> —5 Dr ER ea BRFER! ——— Eh ori —3 03 4 # A Af 6% Released from Library Yorticultural Socieiy of New York, IM. AD FAR V ( —9 = \ N VVV——— (ZU mo) ZT, TFT MM PZN Ve N N 2 Keiuest of Kenneth K. Märkenzie Ze: Pd * — — — — Hambursithes x oder geſammlete Schriften, | zum Unterriht und Vergnügen, aus der Raturforfhung d den BON Beifenfhafen —— — ——— Wa Mir Koͤnigl. Dobln. und Churfürftl. Sachfifcher — — bey Bass Ehrift. Grund, und in Leipzig, u.a am Heine, Holle, 1748. is a AR ni * —9 — NN TRETEN NORA, ‚lern La 6 TER > Pe A; ie Y Bir ( — ae ; KEN laßt ri Dr, . } "; ir —J —— — Vorrede. V Verſtand und Witz find zwo Kräfte, deren Verbeſſerung zu einem glück: ; CE; feligen Leben gleich nöthig ift. Der RU 4 Verſtand erkennet die Sachen, theilet dieſelben in Arten und Geſchlechter ein, urtheilet von ihrer Uebereinſtimmung und Ver⸗ ſchiedenheit, und machet ſich allgemeine Regeln, darnach man ſich bey dem Gebrauche derſelben richten muß wenn fie ung zu unſern Abſichten be: huͤlflich ſeyn ſollen. Der Wis hingegen Hält die Sachen gegen einander, bemerfet ihre Aehnlich- keit und Unaͤhnlichkeit, feget neue Werke aus ei: gener Erfindung zufammen, und wird dadurch gleichfam ein anderer Schöpfer, Berftand ohne Big ift ernfthaft und ftrenge, langfam in Unter: nehmungen, rauh und trocken im Umgange, und, weil er allzu fehr an den Sachen hängt, in Ges fahr , andern verhaßt und anftößig zu werden. Witz ohne Verſtand ift findifch und ſchwaͤrmend; er fuͤget Sachen ohne richtigen Grund zuſam⸗ men, er wird andern durch allzu große Lebhaftig⸗ keit bald beſchwerlich, und machet ſich in allen ſei⸗ nen Handlungen laͤcherlich. Wie noͤthig iſt es nun nicht, beyde Kräfte weislich miteinander zu. verbinden! Der Verſtand, die Grundlegung unſerer Handlungen machen, daß Wahrheit und Pronungi in diefelben — und ſie gegen alle | Vorfälle Vorfaͤlle und Benrtheilung der Vernunft die Probe halten. Der Witz mußt dieſelben ſchmuͤ⸗ cken und beleben, damit ſie ſowol uns ſelbſt ver⸗ gnuͤgen, als auch ſich ben andern beliebt undan ‚genehm machen. Glückfelia iſt derjenige, der bey⸗ des in ſeiner Gewalt hat, und es bey guter Gele⸗ genheit geſchickt anzuwenden weiß! Man muß es unſern Zeiten für einen Borzug anrechnen, daß: beyde Kräfte in derfelben mehr als jemals geuibet worden, Wie ſehr hat man nicht feiteinigen Jahren den Berftand und Witz beluftiget! Kaum hätte manfichs einbilden fol: Ien,daß Deutfchland fo vieleBeluftiger und Bey⸗ träger zum Vergnügen in ſich faßte. Wir find nicht von denen, die dieſes Unternehmen tadeln, oder die verfchiedenen Bemühungen allzufcharf beurtheilen. Wir wiſſen fehr wohl, daß die Volk Fommenheit erft auf unzähligen unvollkomme⸗ nern Stufen von den Menſchen erreichet werde, Uebungen und Bemühungen in einer Sache find allezeit loblich und gut; undesift befler gethan, durch Strenge und Haͤrtigkeit dieſe edlen Kraͤfte zu betaͤuben und unthaͤtig zu machen. Der Wachsthum derſelben und die folgenden Zeiten werden den Grad ihres Werthes ſchon beftimen. Die Menge der witzigen Schriften faͤngt ge⸗ genwaͤrtig an, ſich zu draͤngen und bey nahe einen Ueberdruß zu erregen, Dieſes hat uns auf ein an⸗ deres Unternehmen gebracht, Verſtand und Witz unter unſern Landesleuten zu befoͤrdern. Wir ie | haben haben hauptſaͤchlich die Kenntniß der Natur dabey zu unſerm Gegenſtande erwaͤhlet. Dieſes große Zuſammengeſetzte, deſſen Theile wir ſind, hat uns wuͤrdig geſchienen, das Schoͤne und Nuͤtzliche in demſelben in Deutſchland bekannter zu machen. Wir haben nichts ausdruͤcken koͤn⸗ nen das geſchickter wäre, Die Menſchen ſowol zu unterrichten als zu vergnuͤgen. Die Sinn⸗ fichkeitinden Werfen der Natur gewaͤhret ung die größte Klarheit inihrer Erfenntniß, und, da⸗ fern wir nichts durch ein uͤbereiltes Urtheil er: fehleichen, eine folche unmiedertreibliche Gewiß⸗ heit,daß kein Zweifel etwas dagegen auszurichten vermag. Ihre unwandelbare Ordnung erwecket unſre Aufmerkſamkeit, und gewoͤhnet unſere aus⸗ ſchweifende Dichtungskraft zu einer gewiſſen ſtandhaften Reihe von Gedanken, die der Natur aͤhnlich ift. Diefe unvergleichlicheDrdnung iſt es, die zu der Mathematik Anlaß gegeben hat; einer Wiſſenſchaft, dadurch das menſchliche Geſchlecht mehr als einmal, gegen den ganzlichen Berfall in eine faft viehifche Unwiſſenheit, iſt verwahret worden. Wie fehrreiztnicht das Verſteckte in nas turlichen Dingen die Neugier der Menfchen! und | wie entzůͤckend beluſtiget nicht die Mannichfaltig⸗ eit und Schönheitderfelben! Ja wir getrauen | uns fo gar zu behaupten, Daß Die — der Natur es iſt, die den Menſchen gottſelig, tugend⸗ | haft und gortgefallig machet. Was ift Tebhafter und bewegender inden Begriffen von Gott, ald @ daß Be ber große Urheber Diefes Hunderba⸗ B ren ven Ganzen ift? und was iſt geſchickter, * Ausuͤbung der Pflichten gegen ihn zu ermun⸗ tern ? Das Weſentliche in der Sittenlehre gruͤn⸗ det ſich auf die Natur, und die Tugend iſt nichts anders, als eine Fertigkeit, feine Handlungen | ‚ nach derfelben zu beftimmen, Ä Wie ſehr iſt dieſe Herrliche Wiſenſchaft noch mit willkuͤhrlichen Saͤtzen belaͤſtiget, die in den Dingen ſelbſt keinen Grund haben, und uns nur von dem Eigenſinne anderer aufgebuͤrdet wer⸗ den! Die Natur iſt es, die ſich dieſem tyranniſchen Unternehmen widerſetzet, und je mehr dieſe er⸗ kannt wird, je mehr hat man Hoffnung, daß das menſchliche Geſchlecht endlich von dem Aberglau⸗ ben und der Sclaverey feiner Feinde werde be: freyet werden. Dielinfchuld, diein der ganzen Natur herefiht, hält die Begierden im Zaume, fodaßder Menfch immer heiliger wird, je genau: er ev fich mit Derfelben befannt macht. Man erwartet vergebens, Daß ein einziges Land ung diefe nöthige Srfenntniß gewähren fol: le. Berftand, Wis, Arbeitfamkeit, Muße, Reich⸗ thum und Güter; alles diefes wird zu diefer Ar⸗ beit erfodert, wenn fie cecht von ſtatten gehen foll. Ganz Europa hatvonbeynahe hundert Jahren her nach und nach diefes Werk mit vereinigten Kräftenzu treiben angefangen, Inden Schrif⸗ ten Der Akademie der Wiffenfchaften liegt ein Schag,morand unfereftachfommen noch den Vorrath zu einem vollftändigen Gebäude der Natur nehmen werden. Aus diefem wollen wir | unfern unfern Landesleuten ein Kleinod nach dem an= dern hervorlangen, damit wir fie zu dem großen £ichte , welches die folgenden Zeiten erleuchten wird,vorbereiten,und ihnen inzwifchen einen und den andern Strahl davon mittheilen mögen, Al: les, mas von der Oftfee an, bis an das atlantifche und mittelländifche Meer, inden Schriften der: gelehrtenGeſellſchaften hievon enthalten,und wegen feiner Seltenheit u. der mancherley Spra⸗ chen den Deutſchen größtentheils unbefannt ges blieben ift; das wollen wir ihnen in der gegen: wärtigen Sammlung nach und nach überfegt: oder ineinem Auszuge mittheilen. Wir wellen: aber ihre Einbildungsfraft nicht mit algebrai⸗ fehen Rechnungen und Erummen Linien erfchres cken; fondernnurdasjenige daraus wählen, was am brauchbarften und nüßlichiten ift, und fich oh⸗ ne diefe Tieffinnigkeiten verftehen läßt. Wir neh: men dieNaturlehre in ihrem mweiteften Umfan⸗ gen,und wolle auch die Arztneykunſt nach allen ihren Theilen darunter begreifen. Jedoch ſoll die: felbe nicht unfer einziger Gegenftand feyn. Die Haushaltungskunſt, die fich gutentheils auf die Naturlehre gründet; die — —— wenn ſie eine wichtige Begebenheit in ſich faßt oder eine gewiſſe Schwierigkeit aufloͤſet; die angeneh⸗ men Wiſſenſchaften, wenn wir regelmaͤßige und nuͤtzliche Stuͤcke darinnen antreffen, ſollen gleichfalls von uns mitgenommen werden. Die eigenen Arbeiten unſerer Landesleute wollen wir gar nicht ausſchließen; ſondern wenn jemand | in indiefen Wiffenfchaften etwas Bemerkenswuͤr⸗ diges befiget oder entdecket hat / geſetzt daß es auch nur eine Beobachtung von einem klugen Land⸗ manne waͤre und uns ſolches unter ſeinem Na⸗ men mittheilen will: ſo wollen wir es mit Dank annehmen und bekannt machen. Nur diejenigen werden fich betriegen, die ein herzbrechendes Kied⸗ chen auf ihre Doris gemacht haben, und das An⸗ denken derſelben in unſern Blaͤttern aufbehalten wollen. Dieſe moͤgen ein anderes Behaͤltniß fuͤr ihre Kleinigkeiten und fuͤr ihr Nichts ſuchen. Wir haben feine andere Adficht, als unfern Lan⸗ desleuten Schriften und Berfuchevorzulegen, welche zu einem weitern Nutzen Anlaß geben,und einen Einfluß indie menfchliche Gefellfehaft has ben. Alle Monate wollen wir nicht erfcheinen. Diefes würde ung allzu fehr binden, Wir wollen aber dach höchfteng alle zwey Monate ein Stück liefern, und überhaupt unfere Einrichtung jo mas chen, daß vier Stücke ein Bändchen: werden, Die weitläuftigen Grängen, die wir und vorge feßt, und Der große Vorrath / den wir vor uns fin⸗ den, machen uns Hoffnung, daß unfer Unterneh⸗ men, ſo das erfte von Diefer Art ift, nicht fo bald aufhören werde, und mir ſchmeicheln uns / daß die Wahl der Stuͤcke unſern Leſern nicht iS * einen Ueberdruß erwecken ſoll. —J Hamburg, bh be Febr 1747. — tem 1, &edanfett | u fr a» Ars: 58 1113) ‘nn 4“ u. Wedanken.‘ ACH es 95 NDR. u sale * das wahrhafte Wunderbare in der Naturforſchung. Wire ; ie Begierde zum Wunderbaren iſt ſo ee natürlich, daß fie von ſehr vielen Sa ea gebraucht wird, die Menfchen nach Tem» ihren Abfichten zu lenfen. Homer —— = au Mar . 2 : „bediente fich derfelben, Zuhörer zu feinen Gefaͤngen zu erhalten, und der Paturlehret verſchaffet fih damit — in feinen Lehrſtunden. Gleichwol beiwun- dern nicht alle Menſchen einerley Sachen, und wor über diefer erftaunet , das iſt jenem verächtlich. Es iſt alfo wohl der Mühe werth, den Begriffdes Wunderba⸗ ren einigermaßen feſt zu feßen, und zu zeigen, was ‚eigentlich diefen prächtigen Namen verdient, Meine Abficht foll bloß bey der Maturlehre ftehen bleiben, und man wird alfo nicht von mir zu lernen verlangen, 4. Dund, | A ; ob 2 Gedanken über dag Wunderbare ob Miltons Teufel und Taffos Zau ereyen mund der. "bar find. * * Ich kann meine Abhandlungen nich gen wucher machen, als wenn ich ſie mit allen ehrlichen Dem Wolf. | nern vom Satze des zureichenden Grundes anfangs. Diefer Sag, den die Empfindung alle Menfchen lehrer, deffen Wahrheit nur der einzufchränfen fähig ift, der diegemeine menfchliche Vernunft den Befehlen einer unbegreiflichen Philofophie unterwirft, ift in der That der Duell des Wunderbaren. Wir feßen zum vor- aus, daß alles, was geſchicht, einen gewiffen Grund Habe, warum es gefchicht. Bein wie diefen Grund wiſſen, oder zu wiffen glauben; fofind wir zufrieden: wiſſen wir ihn nicht, fo iſt die Sache deſto munderba- rer, je verborgener ung derfelbe ſcheint. ‘Der Pöbel erflaunet über den Künften eines Tafchenfpielers fo fange, bis man ihn belehret, daß fie auf nichts weiter, als auf eine geſchwinde Hand und fertige Zunge an⸗ kommen. Wunderbar wird alſo eine Sache da⸗ durch werden, wenn wir rinſchen —— iſt, wie ſie Abebt Ich habe mit Bedachte ande: wenn wir dieſes einfehen. Denn ſonſten iſt es ausgemacht, daß wir bey den gemeinften Sachen nicht wiſſen, wie fie zuge- ben, und doc) nichts wunderwuͤrdiges un Ara fine. Auf die ragen: | Waoas iſt das Feur? Was find die Bäfter Was ift das Trockne? Was find — Was iſt ihr Zweck? was ihre Pflicht? koͤnnen wir nichs anders antworten, als: Mo Das weiß ich nicht. —J—— Ze | ‚Die or imder Naturforſchung. 3 heit, eineSache öfters zu fehen, macht, en: einbildet, fie zu begreifen. Ein gemeis ner Mann, und mancher Gelehrter, der feinen Ver: ſtand nicht beffer zu brauchen weiß, alsdas gemeine Volk, hat die Redensarten, mit denen man die Ges heimniſſe unſers allerheiligſten Glaubens ausdruͤckt, auswendig behalten, weil ſie ihm oͤfters ſind vorgeſa worden; der eigentliche Nachdruck derſelben iſt om oft unbekannt, und doch fehmeichelt er ſich feines lau. bens vollfommen gewiß zu fen, wenn er gleich nur Gewehte Worte ſpricht, davon er nichts un Ha er, Eben Höwrrfahren wir mit den gemeinften Wirkungen der Natur. Diegrößten Zergliederer find noch nicht im Stande, vollfommen zu zeigen, wie e8 mit dem Ddembolen zugehe. Vermuthlich würden fich die mei: ften Menfchen weniger darüber wundern, daß fie Odem holen, als daß die Zergliederer die Urfache davon uns terſuchen. Die Verwunderung über ſolche Dinge zu erregen, ift alfo nichts weiter nöthig, als durch genaue⸗ re Aufmerkſamkeit an ihnen zu entdedien, wie wenig wir ſie verſtehen. Mer ‚mit einem Aug, das Kunſt und Weißheit fchärfen, Den ganzen Bau der Welt, dev Wefen Grund, betrarht, Der wird an keinen Ort gelehrte Blicke werfen, | Bo nicht ein Wunderwerf ihn ſtaunend — — In dieſer Abſicht alſo iſt einem Phifofi ophen — wun⸗ derbar, weil er uͤberall bey Unterſuchung der erſten Gruͤnde ſeine Unwiſſenheit erkennet. Doch kann noch ‚eine Art von Verwunderung in ihm entſtehen, die von der rag erwähnten — — und kr der | egen⸗ 4 Gedanken uber dag | underbare Gegenftand meiner Abhandlung iſt. ¶Dieſes voraus geſetzt, daß wir einen Schöpfer verehren — Der durch alles , was wir empfinden, uns lebret, . Ihn zu — — nicht aber ihn u ff. en. ‚fo koͤnnen wir gewiſſe Dinge mehr bewundern, nicht deswegen, als ob wir ihre Gruͤnde wüßten, ſon⸗ dern weil wir uns, wenn ic) fo reden darf, Darüber genug verwundert haben; weil fie uns längft bekannt und gemein find, und wir; die Graͤnzen unſerer Ver⸗ wunderung nicht‘ ſowol aus: der: innern Groͤße der Sachen beftimmen , der wir njemals genug thun fon- nen, als aus der Bergleichung mit andern- Dingen, die unfere Aufmerkfamfeit als was neues. an fid) zie⸗ ben. Das Wunderbare.von biefer Art finde ich alfo niur in neuen Öefegen der Natur, in Regeln, welche der Schöpfer von Anfange der Welt den Körpern vor⸗ geſchrieben, die uns aber bis iho noch unbekannt wa⸗ ren. Sie nehmen ſich bloß dadurch vor den gemei⸗ nen und bekannten aus, daß ſie, nebſt ihrer uns un⸗ begreiflichen Weisheit, auch, zugleich durch das neue, ſo fie an ſich haben, rühren, Daber fönnen die itzo gemeinſten Dinge einmal in dieſen Umſtaͤnden gewe⸗ ſen ſeyn. Wer bewundert bey uns den Wechfel i des Lichts und der Finfternig? Aber in was für Erftau- nen mußte nicht Adam verfeßt werden, da er am fie- benten Tage der Welt, die Sonne wieder erblicfte, die er den Abend zuvor als verloren beflaget hatte ? E⸗ En noch nicht hundert Jahre, daß die Wirfungen der $uftpumpe mit Berwunderungsvollem Vergnuͤgen auch von ſolchen Perſonen betrachtet wurden, Die ſich Fr durch ihre Geburt und durch: ihrem: an darüber >; in der Naturſorſchung. 5 er erhoben hielten ‚ die, Entdeckungen der Na— turforſcher ſorgfaͤltig zu lernen. Die Verſamm lung * der. anfehnlichiien Männer, fo, zu Regenſpurg für Deutfchlands Wohl arbeiteten ‚ faben mit Erftaunen Geriken feine ausgeleerten HalbFugeln mit ‚Pferden von einander. reißen. Welcher Naturforfcher würde, eine Bewunderung und Erſtaunen zu erregen, die erſuche der Luftpumpe wählen? Sie ift von den ehe, Mafchinen vertrieben worden; nicht weif die Wirfungen diefer an fich twunderbarer, fondern weil fie feit. kürzerer Zeit bekannt find, Die Wiſſen⸗ ſchaften Haben ihre Moden wie das Frauenzimmer. Das wird es alfo feyn, was ich in der Naturlehre * beimundernswerth nenne. . Eine neue Einficht in die Handlungen. der Natur. Kräfte der Körper, fo ich ‚noch nicht, gefännt habe, Geſetze ſchon befannter . Kraſte, die mir noch unbekannt geblieben ſind. Die⸗ ſes Wunderbare kann bis zum Unglaublichen ſteigen, wenn es uns Dinge entdeckt, ſo mit den bekannten, und vielleicht aus Irrthum zu allgemein, angenom- menen Gründen nicht uͤbereinſtimmen. Der Jeſuit Scheiner hatte Flecken in der Sonne geſehen. Die⸗ ſes als eine Sache, fo. ihn, und viele andere mit ihm, ihre Empfindung gelehret batte, bekannt zu machen, das ‚erlaubte die Bedachtfamkeit feiner Dbern nicht, ie befahlen, forgfältig und behutfam in einer Sahe zur verfahren, die den bisherigen Meynungen der Phi- loſophen fo fehr. widerftritte, und, ohne die deutlichſte Ueberzeugung und den Benfall anderer , von den ge- —5 een, aueh age ... Sp wunder- — DI — 4 ——— * Rof Vet. Li I. ap ir, a ln al 6 Gedanken uͤ bar kam es diefen $euten vor, * Zerngläfe, ) Flecken, entftehende, veränderliche und untergehende Flecken, auf der Sonne entdetfen: follen,, die man für ein reines, ungeränderliches Weſen gehalten i ale, : | | ! Ich werde alfo zu dem Bunderbaren m nit eben erfordern, daß. es die Sinne ſehr ruͤhret und die Augen des Pöbels und folder Perfo nen, ‚ die an Verſtand dem Pöbel gleichen, auf fir siehe "Die jenigen Sachen, die den pobel am meiſten rühren, ſind öfters: für den Philoſophen am menigften mun- . derbar: denn es find meiftens Dinge, die er aus ihm fchom befannten Grundfäßen voraus geſehen hatte. Eine Handſpritze iſt für mic) mas merkwuͤr⸗ digers, als Gerikens Halbkugeln. Jene entdeckt mir, die Luft druͤcke das Waſſer in die Höhlung, wo ihm Platz gemacht wird, hinein. Sie Iehret mich alfo den Drud der $uft, und wenn ich dieſen weiß, iſt nichts leichter, als den Verſuch mit den Halbkugeln voraus zu fehen. In der That bat Gerike ihn voraus gefehen, da er fie in der Abſicht machen laſſen; aber was nicht neu, was nicht uner wartet iſt, nennet niemand wunderbar; a) | Solche Berfuche, von denen man voraus - kann, mie fie ‚ablaufen merden ;die nur —— dienen, keine neue phnficalifche Wahrheit entdeden, feine alte erläutern oder befräftigen, nenne ich phy⸗ ſikaliſche Spielwerfe. Wer fo genannte. Collegia experimentalia befuchee hat ‚erinnere ſich, ob nicht die meifte Zeit damit ift zugebracht: worden. Man kann fie nicht alle verwerfen, weil die Schwachheit der geht linge fie öfters EAN und fie haben wen \ Nutz gen, imn der Natueforfhung: 7 | PER daß man bey. ihrer Erfindung und Erklaͤrung ſeinen Wis und feine Kenntniß zeigen kann. Aber den größten Theilder Zeit: auf fie verwenden, heißt: die gehrlinge für Rinder anfehen, denen man was vor⸗ ſpielt. Es heißt dem Gefchmad der Lernenden ver- derben, entweder aus Bosheit, oder weil man ſelbſt einen; verdorbenen Gefchmad hat. Der gute. Ge⸗ ſchmack zieht in der Naturlehre, wie in der Dichefunf,; das Einfache und: Natürliche, dem Gekuͤnſtelten vor. Man will die elaftifche Kraft: der Luft bemeifen. Wie; leicht iſt dieſes nicht durch einen Verſuch, zu dem nichts weiter, als ein Spitzglas und ein Gefaͤße mit Waſſer, gehoͤret ? Man ſtuͤrzet das Spitzglas ſenkrecht ine: Wafler, fü daß fein Rand: ringsherum: auf’ einmal; ” ins Waſſer koͤmmt. Man bemerket, daß das: Glas alsdenn nicht auf dem Boden des Öefäßes: Stehen‘ bleibt, fondern ſich in die Höhe: hebt „eine: Suftblafe auf der Seite heraus fahren: laͤßt, und alsdenn erſt ſich feſte ſetzt. Man laͤßt eben dieſes Glas ſchief ins Waſſer, fo. daß ein Theil von ſeinem Rande noch tro⸗ cken iſt, wenn der andere ſchon vom Waſſer bedecket worden, und da ſteht es ohne Wanken. Was iſt leich⸗ ter zu ſehen, als daß in dem erſten Falle die Luft, ſo die ganze Hoͤhlung des Glaſes ausfuͤllte, dem eindringen · den Waſſer in den ſpitzigen itzo oben ſtehenden Theil: des Glaſes gewichen iſt; daß ſie aber dieſes ungerm gethan hat, und: ſo bald: der Druck: der Hand, die: das Glas ins Waſſer geſtuͤrzet hat, nachläßt;.fichalfe: ausbreitet, es in die Hoͤhe ſtoͤßt, und daß ſich die Luft‘ aus: einem mweitern Raume in einen engern zuſam⸗ men treiben läßt, aber wieder aus einander zu gehen. ſuchet, mit einem Wove, vaie Pass eben diefe Wirkung i in Den ML. u nicht erfol⸗ get, weil die Luft dem eindringenden Waſſer⸗ auswei⸗ chen kann, folglich nicht zuſammengedruͤckt wird, ſon⸗ dern ſo viel Luft heraus * ‚als‘ Waſſer eindringt. Aber fo ſchlecht darf kein Verſuch ſeyn, mit dem ein ſpielender Naturforſcher die Federkraft der Luft be: weiſt. Es muß eine Lammsblaſe feyn, die ſich un⸗ ter der ausgepumpten Glocke ausdehnet oder ein Bachus, der durch einen Heber rothen Wein aus IE: Faſſe zieht, ohne darauf zu ſehen, daß die irkungen der Suftpumpe nicht eher: Eönnenebegrife fen werden, bis man die elaftifche Kraft der Luft weiß, und daß. ſich die letztere alſo ſchwerlich durch Verſu⸗ che mit der Luftpumpe darthun läßt, fo fällt gleich in Die Augen, daß man etwas‘ —— durch Schluͤſſe herleitet, ſo man auf eine ſehr leichte Art den Sin⸗ nen empfindlich haͤtte machen koͤnnen. Es iſt aber ein ſchlechter Character von einen Philoſophen, nicht durch die Erkenntniß der Wahrheit; ſelbſt, ſondern durch das Spielwerk, bey deſſen Gelegenheit man die Wahr⸗ heit erfennet, ‚gerühret zu werden. Und: wer fo gefin- net ift, ſteht in Gefahr, feine Zeit mit Spielwerken zuzubringen, da ein Geiſt anderer Art neue Wahr⸗ heiten entdeckt hätte. Ein du Fay, ein neuer Pro⸗ metheus-zeiget: den erſtaunten Sterblichen die Welt: voll Feuer: Ein electriſcher Raritätenmann machet unzaͤhliche Verſuche mit dieſem Feuer, die uns weiter wichts behren als daß man damit auch — od, HRG — * ME 208 Aöteee reist. ihn mehr, weil * che Anni ehe en bſen bleibt star wenn er dere, a eitt % in der Natur forſchumg · Mein fo bald Burlesk ſein Glas electriſch ah = | Bird die verborgne Kraft als Hexerey belacht, * raue hp er Ye fort mit Funk und Stich zu ſpielen, A - Gön im die uf. er ka, des Denkens Sei nicht o fühlen. Mylius. | was ſich aus — —— Kr öften der — begreifen läßt, ſetzet nur Leute in Erftaunen, die entweder aus Unwiſſenheit Feine Kenntniß von. diefen Kräften baben oder deren Verſtand zu schwach: ift, ihre Kenntniß auf den vorkommenden Fall anz zumenden. Der Philofoph findet daben nichts merk⸗ wuͤrdiges, als die Geſchicklichkeit, mit der man die. wahre Urſache der Wirkungen verftectet bat, Ich babe Statuen gefehen, die, durch gewiſe Bewegum J gen willkuͤhrlich ihnen vorgelegte tagen, z. E. wie, viel’ Perſonen in der. Öejellfhaft wären; was man, . für ein. Blatt aus der Karte gezogen, und (welches . Das. wichtigſte mar). ob ‚unfer den Mannsperfonenr noch; Junggefellen mären, und ob fie würden Jung fern zu Ehegattinnen bekommen, beantwort ten. - Man. erftaunte über die Wiffenfchaft dieſer hoͤlzernen Buüder, und wenn man nicht fo ſamojediſch war, ih⸗ ren Meiſter für einen Zauberer zu erflären;, fo fegte man doch zum. wenigſten eine ungemeine. Kunft bey ihnen zum voraus. Die Liebe zum Wüunderbaren - gieng fo weit, daß diejenigen kaum Glauben funden, ‚ Die das ganze Marionettenfpiel einer Perſon zufchrie- ‚ ben, fo neben dem Zimmer verſteckt feyn, und die Bilder durch einen Faden nad) gewiſſen Zeichen ihrer a ° wi Fe ziehen konnte. a5 Nach 16 Gedanken uͤber das Wun erbare ic. Nach zwey bekannten Spruͤchwoͤrtern, iſt die Bewunderung eine Tochter der nwiſſenheit und eine Mutter der Philoſophie. Allein die Unwiſſen⸗ beit würde die Ehre nicht genießen, eine ſolche En⸗ kelinn zu haben, wenn ihre Tochter nicht den Ver⸗ ſtand geheirathet hätte. Ein Geiſt, der Kenntniß und Nachdenken beſitzt, bewundert etwas, weil er es nicht verſteht, und eben Das treibt ihn an, ſich u bemühen, daß er es verflehen lernet. Diefe Mühe würde er fich vielleicht nicht gegeben, und alfo die Wahrheit unentdeckt gelaffen haben, wenn er wenis ger bewundert hätte. "Die Vergnügungen und * Arbeiten des Philoſophen gehoͤren zwar ordent mehr fuͤr den Verſtand als fuͤr die Sinne; a abe meil er noch allezeit ein Menfch bleibt: fo ift,i feinen Pflichten zu. freiben, vielleicht etwas Ahlen das mit den finnlichen Begierden eine Aehnlichkeit | hat, durch die andere Menſchen getrieben werden. Diefes kann die Bewunderung ſeyn. ‚Sie kann ihm für den Sporn bet feinen % hungen dienen, der bey dem Kriegeshelde ‘die Ehre, und bey. dem: Kaufmanne der Reichthum iſt. Mur daß ſie mit Verſtande verbunden wird: Sonſt kann fie den Na⸗ turforſcher zu eben folchen Thorheiten verfi —* wie den jungen Deutſchen, der auf ſeinen Reiſen die Wahrzeichen der — als was met diges N, — —— | ara m — * — = & Er Ä Kur in RR en AR Des P. Abts D. Diego Revillag, Lehrers der Meßkunſt in dem Collegio della Sapienza zu Rom, Mitgliedes der koͤnigl. engliſch Geſellſch imgleichen der Alademien Bononien, Meßina und Tortona, Ahandlung von dem Urſprunge der Steine und Verſteinerungen aus dem Waſſer. In der arcadiſchen Geſellſchaft bey ihrer Wiederaufrich⸗ dung den ı2, Septemb. 1737 vorgelefen *. \ REch befand michin dem langen und engen Thale, WR daß, das alte Hetrurien theilet, und eine große 2 Geſellſchaft nichts angeht, unnuͤtz geweſen waͤre, weg⸗ Des Abts D. Diego Revillas Das Anſehen dieſer Gegend wird durch die Wafler, - fo in ihr ſtehen bleiben, mitleidenswürdig, da es ſchon fonft ſowol wegen des Mangels an Einwohnern, als wegen anderer Urſachen, berrübt iſt. Damals ſollte ich, auf hohern Befehl, Durch die Kunſt der | zu Hülfe kommen, dieſe Waſſer ordentlich und-bes ſtaͤndig auszutheiten, und Dadurch die fumpfigten Fel- der zum Anbaue — ‚die Luft geſund, und den Ein wohnern r Vaterland weniger unangenehm ma ⸗ hen! Voll Verwunderling betrachteto mnes Ta ges, wie in diefem weiten Striche von. vielen Meilen Huͤhel und Berge nichts anders find, als erſtaunliche Sammlungen des: zaͤrteſten Sandes der in einem) gelinden und weichen Tofſtein zuſammengepreßt iſt; nirgends ſcheint unter denſelben etwas von den Felſer —9* verborgen zur fent ſo als die Gebeine uiffeter‘g roßen Mutter ansıfeßen find. Was mir, noch on zer dentlicher dorfam, war, daß ich entdeckte, wie Bf Sandbänfe aus verfehledenen Schi en 9* ſo entweder ganz horizontah oder nicht eg gen; eihige von, ihnen enthielten die z fe Kreide — oder den järteften Leimen; aͤndere waren’ aus ‚groben, andere aus kleinen Sandkdenchen zuſammen gehaͤuft, und in noch andern fanden ſich große — Steine; welche jowol als die Sandſtuͤcken ‚einige ——— mit denen haften, die durch die Fortwaͤl ung in den Fluͤſſen eine runde Geſtalt befommen. "Dies al alles gab klaͤrlich zu erkennen, daß es eine Wirkung vor⸗ maliger Fluͤſſe von ar — I J er * er ie ) — * 4 ii Abhandl. von der Verſteinerung. 13. A Dieſe Bemerkungen fuͤhrten mich auf verſchiedene Betrachtungen uͤber das erſtaunliche Alterthum un⸗ ſerer Erde) und die großen Veränderungen, fo fie in den älreften-Zeiten muß erlitten haben. In dieſen Gedanken färfte mich der Anblick eines Juͤnglings, der ein fremdes, aber munteres und artiges Anfehen hatte. Er war wie ein Schafer gekleidet, ‘und bear- eitete fich emſig und voller Schmei iD „einige Steine * Bf den nahen Felſen zu bewegen. Die Neugier rich⸗ tete meine Schritte zu ihm bin, und ich näherte mich ihm in der Abficht ihn anzureden. Was macht ihr da, artiger Jüngling, fragte ic) ihn, mas bemühet he euch’ hier zu ſammlen? Bielleicht mangeln an dieſem Orte ‚wo nur Sandfleine haͤufig zu finden find, feftere Steine, daß man ſolche von dem Berge holen muß. Der Süngling kehrte ſich zu mir, und sant« wortete mit einer laͤchelnden und wohlanſtaͤndigen Mi⸗ ‚net Was’ ich ſammle, find in der That Steine, aber Steine, die vor diefem gelebet, und noch dazu im Mee- A gelebet haben. Dar auf nahm er einige in die Hand, Eummeber; fegee er Binzu, und beobachtet, ob ihr es erkennen koͤnnt? Ich fand- bey ver Betrachtung, daß es fehr ſchoͤne Schnecken und Seemufcheln von "verfchiedenen Arten waren, fo die Härte, Das Ge— ‘wicht und die Farbe von: Steinen erhalten hat» ten, und die mir ſchon die vorigen Tage an verfchie: ‚denen Orten in großer Menge vorgefommen waren, "Und in der That erblicte ich da, wo der Juͤngling ſammlete, daß unter den verſchiedenen Schichten, da⸗ von ich geredet habe, ſich eine tief in den Berg bin- ‚ein erſtreckte, fo von dergleichen ſchalichten Meertbie- ner ngan, voll war, Damals bildete ich mir ein, es häfte 14. Des Abts D. Diego Revillag Bart Hätte bloß ein Findifches Vergnügen den Züngling zu diefer Sammlung getrieben, welche fih in der That befler für einen Philofophen, als für einen Schäfer £naben, fhiete, Ich fragte ihn daher, woher er wuͤß⸗ te, daß diefes fonft febendige Meertbiere geweſen wären? Ob er bierinn glei von ungefähr recht geredet hätte, fuhr ich fort, fo würde er doc) gewiß den Nusen nicht von ihnen haben, den er vielleicht mitmehrerm Vortheile und Bergnügengenießen fönn- te , wenn er fie am Meerftrande ſammlete. Verzeihet mir, antwortete er alfobald, ich weiß es wohl, daß Berge, wie die gegenwärtigen, nichtslebendiges noch todteshervorbringen. Nur das Meer heger fie leben- dig, und wenn die Berge fie uns, wie itzo geſchicht, darftellen, fo mußmanfagen, daß fie vondem Meere, entweder dahin find gebracht, oder dafelbft verlaffen worden. Wenn ich Jebendige fuchte, fo würde ih _ mich nicht auf diefen Bergen ermübden, die, wo ich nicht irre, fechzig Meilen weit vom Meere entferne‘ find. | RR. 1 Maennd MN B ; Eine Antwort von der Art erregte in mir eine hef⸗ tige Begierde zu wiſſen, wer er wäre. Ich unters _ brach) ihn alfo mit diefen Worten: Ihr redet fehr wohl; aberich bitte euch, faget mir, wer ihr feyd, der ihr in einer fo fehlechten Hirtenkleidung,, bey einem fo. zarten Alter, fo philoſophiſch denket? Es fann eud) wenig helfen es zu miffen, verfeßte er, und mir wür- de es viel fehaden es zu ſagen. Send damit zuftie- Den, daß mein Vaterland fehr weit von bier, und. _ ‚meine Herkunft weder gemein noch verähtlic) iſt, ‚und daß meine Auferziehung , indem fie mir das icht Der Philofophie in meinen Geiſt geſenkt, in mir ein bren⸗ Abhandl. von der Verfleinerung. 15 nd Verlangen erreget hat,die Sachen mit mei- ‚ nen Augen zu fehen, davon mir meine Aeltern und Sehr. meifter ſo viel vorgefaget haben, und diefermegen mein Vaterland zuverlaffen. Andere meines gleichen reifen aufs höchfte die Pracht der berühmteften Städte zu ‚ bervundern. Ich unferfuche mit weniger Neugier die Werke der Menſchen, als der Natur, und ziehe Waͤl⸗ der und Gebirge den Städten vor. Syn diefem fchlech- ten Kleide wandere ich nad) meinem Gefallen herum, wohin mich die weifefte Sorgfalt der Natur mit ihren ſeltenſten Wunderwerken locket. Man kann ſich kaum vorſtellen, wie fehr mic) diefe freye und ruhmwuͤrdige Reden des Juͤnglings entzuͤck⸗ ten. Nachdem ich einige Jeit wie außer mir geweſen war, rufte ich aus: Begluͤckter Juͤngling, wie vielen Wbes, wie vieler Verwunderung, und zugleich auch wie vielen Meides feyd ihr nicht werth! Wie viel beſſer koͤnntet ihr noch, anftatt daß ihr durch die Wälder ſtreicht, den edlen Juͤnglingen in den Städten zum Beyſpiele dienen, und fielehren, wie unterfchiedender Weg der Tugend von demjenigen iſt, den ſie wandeln. Aber weil ein guter Geift euch auf eine beſſere Bahn gebracht hat, die Geheimniſſe der Natur zu erforſchen, iſt es mir wohl erlaubet euch zu begleiten, und euch vielleicht die Mühe in ſolchen Unterſuchungen biswei- | len zu erleichtern? Der lehrbegierige Juͤngling vergnügte ſich außer⸗ ordentlich über meinen Antrag, und da gleich zween von ſeinen Bedienten dazu kamen, gab er ihnen eini⸗ ge geſammlete Muſcheln, und bath mich, unſern Gang laͤngſt des Berges durch einen Weg fortzuſetzen, der — in die Höhe ſtieg. Rn giengen nicht a | ohne f f dl 2% 2 N; Aa Mars 4 u: 16 Des Abts D. Diego Revillas PER * 5 \ . . le 9 PT NG A ohne einen andern eben ſo reichen Vorrath von ſcha- lichten Meerthieren anzutreffen. Sie lagen in einer Schicht von feſter und trockener Kreide, und waren nicht vollfommen verfleinert, fondern ihre natürliche Geftalt Hatte ſich bey einigen in den kleinſten Theilen fo vollfommen erhalten, als wenn fie Durch uns ißo _ erft wären vom Meerfltande meggenommen wurden. Sehet bier, fagte mein Schäfer, voll Jugendhitze, ob ich nicht Recht gehabt habe , daß dieſe muſchelfoͤrmige Steine ihren Urfprung aus dem Meere haben, und nicht, wie einige traͤumen, Spielwerke einer geheimen Zeugungskraft der Berge, oder einer andern unge: fahren Berfammlung Fleiner Körperchen find, . Se ‚bet, ob das Meerufer ſich mit vollfommenern Mu: ſcheln fhmüden kann? Diefe indeffen find nicht wie Die. andern völlig in Stein verhärter, und ih. weiß nicht, ob diefe oder jene mehr unfere Bewunderung "REvDienelk. 716. ar Ihr ſchließt richtig, verſetzte ich; aber koͤnnt ihr mir wohl fagen, ob es nicht der Sage diefes Ortes, da wir faft auf dem Gipfel des Berges find, nicht we⸗ nigftens zum Theil zuzufchreiben ift, daß man bier auch) nicht eine ganz verfteinerte Mufchel antrifft? O daran hatte ichnicht gedacht, war feine Gegenant⸗ wort, ‚Sich fehe aber wohl, daß eine fü Se Ber: änderung in diefen Mufchelfchalen auf Feine Art mög: lich iſt, als daß ein flüßiges Wefen, indem sfih von einer geößern Höhe herunter ſenkt, und nach und nach die Schale und innern Theile diefer Körper durch⸗ dringt, in ihre Deffnung eine Materie hineinführet, Die ich. nicht anders, als eine verfieinernde nennen kann. Aber wer ſieht nicht, Daß ein nz | - / Abhandl. von der Verfeinerung. 17 in den tiefern Gegenden des Berges ſchneller als in den höhern gehen muß. Das iſt es ‚eben, fagte ich; aber was dasjenige ſey, das ihr eine verfieinernde Materie nennt, davon wird fich vielleicht reden laſſen, wenn wir eine andere Bemerkung werden ‘gemacht haben, die es in ein heller Sicht zu fegen fähig ift. Wir wollen indeffen fortgehen, wenn euch unfere Rei- fe nicht misfälle, und, werden heffentlid) ‚neue Gele genheit zu Anterfuchungen finden. Indeſſen glaube ich, es würde zu unfern Abfichten unnuͤtze ſeyn, weis _ ter in die, Höhe zu fteigen, weil ich die legten Tage die ‚Gipfel der. hoͤchſten Berge allhier beftiegen abe, ohne einige ‚Spuren von Mufcheln zu finden. Ein Weg, der aus demjenigen, ‚auf welchem wir uns befunden, abgieng, führte uns fo, daß wir faft im⸗ mer niedriger Famen, um einen. andern. benachbarten ‚Sigel, und ließ. ung bald darauf einen. neuen viel groͤßern Haufen von Mufcheln allerley Art entdecken, die den vorigen vollfommen ähnlich waren. Die Schicht des weichen und feuchten Toffteins, ſo ſie einichloß, war wohl fünf Fuß hoch, und erſtreckte fich ziemlich weit — des Hügels, indem fie faſt der Neigung bes Weges folgte. Wie der Jaͤger auf ein gefangenes Wild ſo eilte mein Begleiter auf eine große Schuͤſ⸗ felmufehel zu, die faft halb hervorragte. Aber was für ein Schmerz war es nicht für ihn, da fie ihm bey der erſten Berührung unter den Händen in Fleine Stückchen zerfiel. Er verfuchte andere we egzuneh= men, und fand fie alle eben: fo zerbrechlich. Mur, die Pofaunenfehneden (Buccinae) waren entweder wegen ihrer conifchen Figur, oder wegen ihrer ſtaͤrkern Scha« ke etwas dauerhafter, Er kehrte fich Darüber erſtaunt I Dand, B zu N Des Abts D. Diego Rievillas zu mir, und weil er mich lachen fabe, unterſtund er ſich nicht, mich um die Urſache dieſer unerwarteten Seltſamkeit zu befragen. Ich redete ihn darauf an: Sagte ich es euch nicht, daß wir bey Fortſetzung unſerer Reiſe neue Gelegenheit zu Unterfuchungen finden wuͤr⸗ x den ? hr forfcher den munderbarften Begebenheiten in der Natur nach. Hier ift eine, die nicht weniger verdient, daß ihr fie in Ueberlegung ziehe, ale was ihr fonft auf diefen Bergen bemerkt habet. Wir has den verfteinerte Mufcheln gefehen ; nachgehends ande: » re, fo in ihrem natürlichen Zuftande geblieben waren ; nun entdecken wir ſolche, die wie in Gips verwandelt, oder gleihfam caleinirer oder verfault find, Scheint es euch nicht eine ergötzende Sache für einen Philoſo⸗ phen, Koͤrper von einerley Natur, die alle ſo viel Jahr⸗ hunderte unter der Erde gelegen haben, von fo ver- ſchiedener Beſchaffenheit zu finden? Was wuͤrdet ‚ihr ſagen, wenn ihr andere ſaͤhet, wie ich euch der⸗ gleichen adersrdo zeigen koͤnnte, die ganz in Metall don verfchiedener Art verwandelt find ? andere, in denen 'man Cryſtalle von den fchönften Bildungen | fieht , und endlich noch, andere, bey denen ſich wieder befondere Seltenheiten finden. Ihr ſehet wohl, daß dieſer Unterſcheid von nichts anders herruͤhren kann, als von der mannichfaltigen Beſchaffen heit der Oerter, wo fie fo lange Zeit gelegen haben. Allein, was eb gentlich' diefes Tür Befchaffenheiten find, inch Teichte zu ſagen. Wir Fönnen mit vieler Mühe’ kaum von den gemeinften Begebenheiten, fo die große Mur- ter vor unfern Augen hervorbringt, den Grund ange- ben; und wer.unterftehr fich alfo Diefes bey dent, was MR bet in den ze. der Verge arbeitet? | Bndeſſen 4 = — Be Abhandl. vonder Verfeinerung. 19 Indeſſen ver zweifle ich nicht ganz und: gar, euch we⸗ nigftens. einen allgemeinen Begriff. geben zu koͤnnen, ‚nachdem mir werden einen gewiiien andern Det bes trachtet haben, an den ich geſtern gleich zu rechter Zeit kam, und durch den wir, wo ich den Weg recht kenne, gehen muͤſſen. | Ä Indem wir unter.dergleichen Gefprächen unfern "Bes forsfeßten, kamen wir faft unvermerft, ob es wohl beynahe zwo Meilen. war, weit von der Ebene des Thals, wo die Waſſer in einem engern Öange nach dem Fluſſe Paglia, und von dar nad) der Tiber laufen, ‚Wir harten die Gedanken fo fehr auf unfere Unter: redung gerichtef, daß wir ohne die Erinnerung de» rer, die ung nachfolgten, gerade den Ort würden vor: bey gegangen feyn, den ich ſuchte. Es war. eine. Schicht, oder beffer zu fagen ,.ein unermeßlicher Haus fen großer und dicker Auſterſchalen, eine dichte auf die andere gelegt, aber. ſo Harte und ſchwer, daß jie lauter Kieſel zu ſeyn ſchienen. Die Materie ſelbſt, ſo fie umgab, war faſt nicht von Kieſel unterſchieden; ſo daß ſie von ihnen nicht konnte abgeſondert werden, ohne dieſelben durch ‚heftige Schläge zu zerbrechen. Die Schicht ſtreckte fich nicht weit längit dem Berge, fie gieng. in ſein Inneres hinein, und ward von einem ‚andern weitläuftigen Steinbette verdeckt. Und. dies fes war das einzige Stüsf fefter Zelfen, ſo ichauf als len dieſen Gebirgen: in dem Raume vieler Meilen. antreffen konnte. Ich nahm Daher Gelegenheit, eine etwas genauere Unterſuchung unſerer Muſchelſchalen anzuſtellen, und ſagte zu meinem jungen Philoſophen: Was meynt ihr von dieſem großen Felſen, unter wel⸗ chem fo viel arme Auſtern gedrückt und begraben lie— * B2 gen? 2 —* END x: PL ı Pi. Imre / ran Mon 8 uYy ZH R Ph va er wohl wis nathigehends enden, “ dA das Meer diefe Unglückfeligen bier verlaſſen hat? Und wenn das nicht ift, wenn er zuvor: ſchon diefe Gegend bedeckt hat, wie konnte fie ſich ſo 9 — I unter ihm hindrängen ? \ hy, 9 ih MNach einigem Pachfinnen ——— —— ling ſolgendergeſtalt: Den Schwierigkeiten zu ent⸗ gehen, die ic) i in beyden ragen, fo ihr an mich thut, bemerfe, wäre ich geneigt zu glauben, daß diefer Steinfelfen mit der Welt gleich altijt, und daß nichts» deftomeniger diefe Schalen koͤnnen vom Waffer hieher gebracht, oder hier verlaflen feyn. Denn fönnte fich diefes Stuͤcke Felfen nicht vom Ganzen abgeriffen ha» ben, und über die ſchon da befindliche Schicht Auftern ‚gefallen feyn, fie zu bedecken? Oder wenn dag Fels ſenſtuͤcke fchon bier lag, konnte nicht eine weite Hoͤh ⸗ lung unter ihm befindlich feyn, in welche das Waſſer die Auftern hineinſchwemmte und brän, e? Eure - Gedanken find finnreich, verfeßte ich. Ich weiß in: deffen nicht, ob man fich das’ zweyte fo gar leichte: vor⸗ ſtellen kann, und ob ſich das erſte mit den Umſtaͤnden dieſes Ortes vergleichen laͤßt, wo ſich kein großer Fel⸗ ſen entdeckt, von dem dieſes Stücke koͤnnte abgeriſſen ſeyn. Dem ſey wie ihm wolle, wenn ihr nicht gerne zugeſtehet, daß dieſer Felfen erft nach Erihaffung der Welt erzeugt worden‘, wie koͤnnt ihr beh daß diefe Materie, in der die Auſterſchalen fiecken, erſt nach Erfhaffung der Wels in einen fo feften Kies ſel vermandeit worden ? Und wie haben ſich vie Yufier- fchalen feibit in einen fo feften Stein verändern fonnen? Betrachtet die Schwier igeeit recht, ihr werdet f La | glei / Abhandl. von der Verfieinerung. ar gleich groß finden. Hoͤret mir indeffen zu, wann ich euch norh einige von meinen Bemerfungen erzählen will. ‚Und zuerft glaube ich, werdet ihr nicht in Zweifel ‚ ziehen, daß die fo mannichfaltigen und feltfamen Stei⸗— ne, fo man Staladtites, oder Tropffteine nennet, mit denen fat alle Höhlen und Grotten innerhalb der Berge geſchmuͤckt find, fich nicht bejtändig aus dem berabtröpfelnden Wafler erzeugen. Euch davon zu - verfihern, und die Natur gleichfam über der That anzutreffen, dürft ihr nur in.eine foldhe Grotte gehen, aus deren Gewoͤlbe itzo Waſſer herabtroͤpfelt. Naͤ⸗ hert euch der noch naſſen Spitze einer ſolchen Pyra- mide, wie fie von dem Gewölbe herunter hängen ; ihr werdet fie zerbrechlicher als das zärtefte Glas, ober wie noch nicht genugſam gehärtetes Eis befinden. Aber an einem Irte, wo das Waſſer nicht mehr herz abtröpfele, werdet ihr alle Spißen, obwol fo zart als die Pyramiden felbft, doch ungemein Bart an» treffen. Sie verhärten fich alfo beftändig mehr und mehr, und wachfen durdy neu herabtröpfelndes Waſ— fer. Aber mas meynet ihr wohl, wenn ich euch fage, daß die Kiefelfteine und Marmor, die Cryſtalle und Edelſteine, und vielleicht auch die Metallen, ja alles, was aus der Erde gegraben wird, ſich noch itzo in den Bergen und unter der Erde nicht anders als die Tropfiteine erzeuge, Ihr follt bald felbit urrheilen koͤnnen, ob ich Grund habe, euch dieſes zu bereden. Ich habe verſchiedene von dieſen Höhlen öfters mit Vergnügen aufs genauefte unterfucht, und daraus einige von dieſen Tropfiteinen mitgenommen, da ih» nen denn die Marmorarbeiter. die Politur und den Ba gegeben, den der Marmor felbſt erhaͤlt. Dieſe B 3 Arbeit * J 22 Des Abts D. Diego Rebillaz Abe hatte den Ausgang, ben“ ih verlar bajter, ein anderes ward dem "hat ana 8 den und Durchfichtigfeit ſo ahnlich, dag es Auc erfahrenſten Kenner nicht ſollten unterfeheiden — bloß daß es ein wenig weicher war, als die — ten ungemein harten Steine. ‚Aber dieſe groͤße kleinere Haͤrte kommt vielleicht auf einige andere Ur· ſachen an, die ſich in unſern Grotten und in unſern Gegenden nicht befinden, und kann uns wenigſtens nicht bereden, daß die emſige Natur unter der Erde muͤßig ſey, Marmor und ſolche Steine zu machen, wenn fie fih ſtets vor unfern Augen Teopfftente | zu verferrigen befhäfiger, die wenig oder gar nicht vom ‚Marmor anterſchieden find. Kounten wir mit unſerm Bf, wiein einige Höhlen, fo in das In nerſte der Erde dringen, mit was für Arbeiten würden wir nicht unſere große Mutter ſtets beſchaͤfftiget finden deren Wirkungen wir ohne genugſamen Grund. mit der Belt für gleich alt erklären. Wollen wir von dem feinften Macmeteß —J— dem ſchlechteſten gehen, fo iſt es niche nörhig in Die Berge zu Dringen , ihre Bergung zu jehen. Ihr habe wol öfters von dem triburtiniſe ben Steine reden hören, der insgemein Travertino genennet wird, aus dem die alten und neuen roͤmiſchen Gebaude aufgeführer find, deren Pracht wir am meijten bewundern. Er erzeus get fich in der Fläche, fo ſich unter dem Berge bey Ti⸗ voli nad) Rom erſtrecket. Hörer zu, wie? a Die Gewaͤſſer, fo unter. dem Namen aquae Albulae bey. den Alten als befonders heilſam gerünymt \ und die Yuguftus zu feinen Bädern am Hebiten ie, 4 Ab yandl. von der Verfleinerung- 23 he ce⸗ “ gießen ſich i in großer Merige in die erwähnte Flä- be, aus einem Eleinen See, der wegen etlicher In— feichen, fo darinnen herumſchwimmen, und wegen des | Schwefelgeftan:s, den er von fich giebt, der See der ſchwimmenden Inſeln / oder des Schwefelwaſſers, heißt. Und anderswo ſieht man fie aus. verſchiedenen Quel- _ len, fo durch das unterfte Campanien zerſtreuet find, mit eben dem Geruche und der milchichten Farbe ent: ſpringen. Diefe Waſſer laſſen überall, wo fie laufen, eine weißliche Materie, fo fich an Helmhen, Stüdf: hen Holz, Steinchen, und andere folche Fleine Kör- perchen, bey Ergiefung der Warfer anlegt, und durch die Wärme der Sonne gewaltig verhärter wird. Dar» aus eiftftehen die artigen gleichfam mit Zucker über: zogenen Koͤrperchen, die man Confect von Tivoli nennet. Aber wenn ſich dieſe Materie mit dem be— nachbarten ſandigen Erdreiche vereiniget, verwandelt ſie ſich eine lange Zeit in den vorerwaͤhnten harten und feſten Marmor. In der That hatte ſich der alte Waſſerbauch, in dem dieſe Waſſer vorzeiten aus der erwaͤhnten See in den ſchnellen Aviene ſich ergoſſen, mit derſelben Materie ausgefuͤllt. Man ſieht itzo nur noch die Spuren von ihm, und die Waſſer breiteten ſich uͤber das benachbarte Feld, und verurfachten weite und ſtinkende Sümpfe, bis die Borficht eines Fuͤrſten, der wegen verſchiedener anderer großen Unternehmun⸗ gen bey uns beruͤhmt iſt, ohngefaͤhr vor zweh hundert Jahren, fuͤr fie einen neuen Canal aushoͤhlen ließ. Aber wie glaubt ihr wohl, daß es jenen unglücfeliz gen Feldern ergangen iſt, auch nachdem | die Waſſer von ihnen waren abaeleitet worden ? Sie blieben gan unter einer Dicken und feſten Rinde begraben, D4 die die das — ab * Mn ie den ic) vorhin genannt, nicht unaͤhnlich war. So find fie nun zum Anbaue völlig ungeſchickt, und ges ben unter der betrübten Seftalt, fo ihnen dieſe Des deckung giebt, eine dauerhafte: Probe von dem Ur⸗ ſprunge der benachbarten tiburtinifchen Steinbrüche: Glaubet nicht, daß andere Erempel und. andere Bes merfungen fehlen. Ich Eönnte euch fagen, 5 febft bisweilen in den Marmorbrüchen, } E bey =. inwendig in Stüden Stein eijerne Meißel ge funden werden, Die vermuthlich fonit find in an ‚Höhlen vergeffen, und nachgehends vom Marmor, ſo darum gewachſen eingeſchloſſen worden. Ich könnte euch von einem Stuͤcke Leinwand ſagen, Das man vor we⸗ nig Jahren in einem großen Stuͤcke Stein (Piperino) ganz eingeſchloſſen gefunden hat. Und endlich, dieſe Gedanken von einer beſtaͤndig fortgeſetzten Erzeugung ſelbſt bis auf die Metalle zu erſtrecken, Fönnte ich euch einige Mufcheln erwähnen, Die ich felbft in mei: ner Fleinen Sammlung befitze, und anderswo gefehen babe, die theils von metallifcher Materie voll find, theils in Stein verwandelt, und in dem Berge, Datz innen fie lagen, von der Natur mit dem seinften Golde | wie geiticht worden, | Dieſe und hundert andere merhioßrbige Beobach ⸗ tungen, die ich euch noch anfuͤhren koͤnnte, zeigen, wo ich nicht ſehr irre, deutlich, daß die vorfichtige Natur zu feiner Zeit, an feinem Oete muͤßig iſt, ſon⸗ dern beſtaͤndig in den verborgenen Kluͤften der Erde und der Berge zu Steinen und Foßilien allerley Ark arbeitet. Wie ihr ganz vernünftig glaubet, daß die⸗ h: Muſcheln vorzeiten SE haben, ob fie gleich en der härtefte. Stein find ; ſo fl. es we * keine Schwierigkeit machen, wenn euch jemand ſaget: daß die ſteinerne Schicht, ſo ſie einſchließt, und der große Felſen, ſo ſie bedeckt, immer von Jahrhundert zu Jahrhundert jünger find, als Diefe Thiere, und da einerley Urſache, vielleicht zu einer Zeit, beydes int ein verwandelt hat. { wir alſo gefehen haben, daß die dem Mar⸗ | mor. ſo nahe kommende Tropfſteine, und andere, ſich aus Waſſer erzeugen; warum koͤnnen wir nicht fa- gen, dasjenige, was ihr ein verfteinerndeg Werfen ‚nennt, ſey nichts weiter, als das Waffer felbft, das, indem es das Innerſte der Erde beftändig durchläuft, bey. diefen verfchiedenen Arbeiten, nad) den mannich- faltigen Kräften dienet, mit dem es an diefen oder jenem Orte begabet iſt. Und fönnen euch die Beobach- fungen, die wir uns heute gemad)t haben, nicht * Beweiſe dienen? —* Die Muſcheln, fo wir ohne einiges Merfmaal einer Beriteinerung fanden, waren, wenn ihr euch erinnerf, nahe an den Gipfeln diefer Berge. Andere fanden mir. wie vermodert, etwas tiefer, und endlich zeigen ſich faft ganz unten ſowol die leßten ganz verfteiner- ‚ten Aufterfchalen, als die Mufcheln, die ihr ſammletet, da ich das Gluͤck hatte, euch anzutreffen. Die trocfer ne Kreide, fo die erften verwahrete, erhielte fie in ihrem natürlichen Zuftande, weil vielleicht das Waſſer in die- fer Höhe nicht die Gewalt hatte, fich einen Weg durch diefe Freidigte und harte Schicht zu öffnen. Den fol: genden gieng esnicht fo , weil fic). das Wafler dahin fenfen, und die Deffnungen des weichen Tofiteins, in dem fie lagen, durchdringen Fonnte; aber da es viel- 35 leicht 6 Des Abts D. Diego Revillas leicht die Theilchen nicht mit ſich führte, die zum Ber fteinern nöthig waren, ſo machte en mürbe, anftatt fie zu verhärten. Bey nt lich Eonnten ſich mit der niedrigen und das Waller | Bee geſchickten Lage alle uͤbrige Umſtande verbinden, ſo noͤthig ſind, dieſe Koͤrper in Steine zu veraͤndern. Aber ich ſehe, daß die Sonne untergehen will, und uns erinnert, unfere- Herberge zu ſuchen. | Mein Iepebegieriger Begleiter ſchien, von diefer un: aufhörlichen Befchäfftigung der Natur, Steine und — hervorzubringen, vollkommen überführet. Indeſſen war er ungeduldig, zu lernen, moher das Waſſer die erſtaunliche Kraft bekaͤme, ſo mannichfal⸗ tige Koͤrper zu erzeugen? Er erſuchte mich um mei⸗ ne Gedanken daruͤber auf eine fo hoͤfliche und verbind⸗ liche Art, daß ich mich nicht enthalten konnte, ſie ihm mitzurheilen, ob ich wohl mehr Luſt zu ruhen als zu ‚philofophiren harte. ch fuhr alfo folgendergeftalt fort, indem mir unfern Weg fortfegten: Das Warfer iſt wie die Leute, deren es nur allzuviel —— giebt, bie ſich mit fremden Gütern groß machen. Da es für ſich ein einfaches und unpermifchtes Weſen ift, - das bloß aus Theilchen von einerley Art beiteher; fo würde es weder Die unzählbaren Gefihlechter der Pflanzen, nody das fait unendliche Heer der Thiere nähren, noch fo vielerley und fo feltfame Wirkungen im mineralichen Keiche-hervorbringen fönnen, wenn es nicht das, was eg diefen giebt, von andern erbielte, oder andern entrüfe, ch fage mir Bedacht, entriſſe, weil, wo es im Inneren ver Berge und der Erde, durch Seifen, Salze, Erze,.oder andere noch fo harte Korper durchfließt, es überall die — Theilchen abſondert, und — de TE ae ee Abhandi von der Berfleinerung. 27 und mie ſch Fortfüet, und zwar deſto leichter, jefehnel- fer es geht. So arm alfo, als es zuvor war, ſo reich wird es nun an unzählichen Theilchen und Materien, ‚die nicht fein Eigenthum find, und nun erſcheinet es mit den großen und unzähfichen Vorzügen begabet, | die wir an den Quellen bewundern. Das Waffer raubet alfo, indem es fchnefl fäufe, und wieder Frengebig, wenn es langſamer zu fließen an ge . Umnichts von denenjenigen Waffern zu fa- gen ‚welche man mineraliſch nennet, weil fie an einem e Erztcheilchen abgeriffenhaben, und anderswo fol- che wieder fallen laſſen, fo weiß ich nicht, ob ihr jez mals die roffteinigten, oder vielmehr marmofartigen Rinden bemerkt haber , die ſich vorzeiten in den alten romiſchen Wafferleitungen angefeßt haben, und durch Die Lange der Zeit recht fefte werden Fontiten. Wenn man dieſe Schalen mir Vergroͤßerungsglaͤſern betrach⸗ tet, befonders, wo fie ſich aus Waſſer geſetzet haben, das durch: Feinen Leimen getruͤbet war, fo Fann man nicht zweifeln, daß die Art ihrer Zufammenfegung diel ähnliches mit dem Marmor habe, durch welchen die Wafler floſſen, ehe fie in die Waflerleitungen aufs ‚genommen wurden. So fließet die Marcia, die bey den Romern fo berühmt it, durch einen weißen und har⸗ ‚ten Marmorfelſen, und hat, wie ich öfters felbft gefun⸗ N en habe, in ihren Canälen einen weißen glänzenden Aabafter angelegt, zur Probe, daß das Waffer nur dasjenige abgelegt, was es anderswo mitgenommen bat, und vor die Natur ſich deſſelben nur bedienet, ihre Reichthuͤmer überall auszubreiten, und an einem ans dern Orte eben die Körper Daraus zu erzeugen, Die es an dem erſten zerftöree hat, Es ift nicht nöchig, ’ 28 Des Abts D. Diego R id) euch ſage, mie die kleinſten unempfi dlic Stein. theilchen, Die von den Bergen Br ‚ wegen. ihrer ungemeinen Kleinigkeit und der Bewegung des Waſſers in ihm koͤnnten getragen werden, ohne es zu trüben, und nach und. nach fich an. den Boden und die Seiten der Canäle anfegen , fich mit. einander ver- binden und in den feiteften Marmor verhaͤrten. Ihr werdet dieſes alles leichte begreifen, wenn. ihr nur uͤberleget, was die Salze thun, die im Waſſer erſtlich aufgeloͤſt herumſchwimmen und — ent⸗ weder gefrieret oder ausduͤnſtet, niederfinfer und ſich in harten Cryſtallen zʒuſammenſetzen. Eben ſo leichte wird es euch zu begreifen fen, daß andere Arten von Körpern ſich auf Diefe oder ein we- nig verfchiedene Arten aus Waffern, fo mit mancher⸗ ley Theilen geſchwaͤngert find, erzeugen. Fönnen. Im⸗ gleichen wie folche Theilchen, wenn fie in die Oeffnun⸗ gen der Koͤrper hineindringen, ſie verſteinern koͤnnen, ‚ohue ihre äußere Geftalt zu verändern, wie es bey der Berwandelung unferer Mufchelfchalen, der Fiſch⸗ zähne und Knochen, der Stämme von Pflanzen, und ſo viel anderer vecſchiebene Koͤrper hergehet, die ſich alle unter der Erde und in den ‘Bergen befinden. Diefe Verwandlung, ift alfo nicht, wie fie von einigen Dafür erfiäret wird, ein unglaubliches a — Maͤhrchen, oder ein dunkeles Geheimniß, das fich nicht anders, als mit Beyhuͤlfe einer verborgenen Kraft, begreifen läßt, die, anſtatt uns. gelte zu machen, ung tiefer in die Unwiſſenheit werfenkt.. Bemerket noch Diefes, fuhr ich weiter fort, Daß die Schalen, die ihr zuerft ſammletet, mit gegenwärtigen Auſiern verglichen nicht vollkommen einerley Ber ſteinerung zeigen. Solltet ihr ſie gegen andere von andern Abhandl. von der Verſteinerung 29 "andern Bergen halten, fo wuͤrdet ihr eine noch groͤße⸗ re Abweichung finden, je mehr die Materien, fo fich an verfchiedenen Orten im Waſſer befinden, verſchie⸗ den ſind. In manchen, wie die eurigen ſind, iſt auch die aͤußere Muſchelſchale vollkommen verſteinert und erhalten, weil ſich zwiſchen allen Fibern die kleinſten Steintheilchen, wie ſo viel Keite; hineingepreßt haben. Bey andern findet ſich die Schale nicht mehr, alsdenn ſchel gedrungen, und haben ſelbſt die Geſtalt derſelben bey ihrer Verhaͤrtung, wie von einem Modell ‚janges nommen; aber ein äßendes. Salz, fo fie begleitet, hat die Schale zerfreilen, ‚oder fie.ift bloß von der Feuch— tigkeit mürbe gemacht und, zermalmet worden. Und endlich werdet ifr einige finden, in. Denen ſch glän- zende und mannichfaltig gebildete Cryſtallen erzeugt haben, andere, in denen gefärbte Steine und Fofibare Edelſteine entitanden find. Meine Eleine Samm⸗ fung, die ich mit eben der Begierde nach natürlichen ‚Seltenheiten, wie ihr, auf meinem $andgütchen ges macht habe, Fann euch die Mannichfaltigkeit diefer und andrer nicht minder artigen Berfteinerungen zeigen. Doch diefe Steine haben ung mit ihren feltfamen Beſchaffenheiten faft gar zu weit geführt. Ihr fend. bey eurer Herberge, wie ich fehe, und ich habe noch ‚einen £leinen Weg bis zu der meinigen. Befriedigt euch, daß ich von euch gehe, ich laffe euch in Gefelfe ſchaft eures philofophifchen Schußgeiftes, der euer Fuͤh. ver bey Entdeckung noch fhönerer Wunderwerke una ferer großen Mutter feyn wird. Mit diefen Worten nahm ich von dem edlen Fremden Abfchied, der ſich taufendmal bey mir bedankte. Ä 2* A. G. KRaͤſtner. II. Gr - | ERrHER Krankheit aus der ——— vortragen. | As * er Bande der — Eat vier Jahren habe. ich dem: berühmten. 5** * ** * * ae rennen * * pbbi 7 IE an —* —* Se iöte — ‚einen filtenen und faft noch nie rauchen {0 ar \ u — IR — ihre Liefprung hate re ee - behgefuͤgten nöthigen Anmerkungen — aus der Arztneykunſt, ang are — eingeſendet vnnnn Peter Anton Michelotti, fen At ad. ‚der Biffenf: 368 rfeget. N af, bey dem —— ana ‚aus der Baͤrmutter mancherley und heftige‘ Rranfhei. 7 ten entſtehen; iſt eine die, 18, Der r⸗ fahrung befannt, und (ch con von dem griee iſch chen Arzte Hippokrates angemerket worden iſt. — fpurg, und hochverdiente Praͤſidenten Faiferlichen Akademie naturae Curioforum, $ucas | Schroͤck, eine Bemerkung von einer ſehr langwierigen und nicht ge⸗ meinen Spannung. der Nerven bey einer i nehmen Frau mitgetheilet. Voritzo will ich den Leſern eine Geſchichte von einer ungewoͤhnlichen faſt unglaubli⸗ «hen, und (es muͤßte mic) ‚dann. Die Siebe zu meiner vorhabenden Sache verblenden) in.allen vorigen Zei: | ten der griechifchen und arabiſchen Aerzte noch nicht Eine | * ehe — von 22 hen die von he ren eltern, Caravalei, den Namen Ricca befommen hatte, fiel vor nunmehr 25 Monaten auseinem ſchwer⸗ mütbigen Zuftande in Die Krankheit, daß ihre monat: liche *7 ausbliebe. Hierauf bekam ſie anfangs die Braͤune; ferner, nach einiger Zeit ein Flußfieber; weiter/ den Winter hindurch, Schmerzen in der linken Seite, daran dieſelbe durch Aderlaſſen, an den Armen und Fuͤßen, und noch andere dienliche Mittel, die der geſchickte Arzt, Moſes Cohen, ihr vorichtieb, wieder geheilet wurde. "Weil aber ie Berftopfung ferien Fluſſes, und die damit verfuüpfte hef⸗ Spannung des Unterleibes, und. Schwermutb; keinem kurzen und ſchweren Arhsm;, geſchwinden — gelinden Zittern der zu dem Armen gehörigen Muskeln noch immer: anhieltens fo wurden ihr die Arztneyen gebraucher, die man den Beibern, die an der Mutterfranfheit ſchon das Leben verloßren zu haben fcheinen;, ‘einzugeben pfleget, und insbeſondere das Mutterelexir, das von Crollen den Namen führe: Bey dem. Gebrauche derfeiben ent⸗ ſtund der Schluckſen, und ein Erbrechen von aller ge⸗ noſſenen Nahrung, ſowol feſten als fluͤßigen Dingen. Nachdem nun der vorhergeruͤhmte Arzt fir Stillung deſſelben die Arztneymittel mit Opium verfeßt,imgleis chen die magenftärfende Sachen vergebens: verfucht hatte; fo nahm er. gar kluͤglich feine Zuflucht „mit Beyſeitſetzung aller andern: Huͤlfsmittel/ zu kalten Traͤnken, darein ein wenig Saft von Weichſeln, Erd⸗ beeren oder Limonien gemifchet war. Durch diefe Dinge, die ich felbft bey Erfchlappung des Magens, — ve ‚ein Erbrechen befand , das weber von war= ⸗ men 32 Michelotti Geſchichte einer Krankheit, men noch ſchmer zſtillenden Mitteln aufhoͤren wollte, mehrmals. mit gutem Fortgange gebrauchet habe, richtete er zwar fo viel aus, daß die Kranke die Spei⸗ ſen bey ſich behalten und verdauen konnte; die uͤbri⸗ gen ſchlimmen Zufaͤlle aber wollten nicht nachlaſſen. Zu dieſen ſchlug im Anfange des Herbſtes 1724. ein heftiger .&fel’vor allen’ Sachen, es mochte Speiſe, Trank oder Arztney feyn; Berhaltung des Harns, und eine unbezwingliche Berftopfung des Leibes. Hierbey wurden derfelben erweichende Oele und andere Arste- neyen , den Leib zu. ermweichen ‚in Geſtalt eines; Eli: ſtirs durch den Hintern beygebracht, Weil aber: die: fe wieder zurück‘ getrieben: worden: fo verfuchte man es, bey fo verzweifelten Umſtaͤnden, auch mit naͤhren - den Brühen von Kapaunen und jungen Hühnern, mit darein gerührten friſchen Eyerdottern, und fprißte ihr diefelben! ein- bis zweymal des Tages in Die Hinterften Gedärme, won denen der. große Zergliederer unferer Zeit, Johann Baptifta Morgagni, gar wohl ange: merfe hat, daß aus ihnen eben ſowol Milchgefäße entſpringen. Allein, es mag nun feyn, daß das leß- te Stuͤck des Grimmdarmes;, und vielleicht auch ein großer Theil desdaran hangenden Maftdarmes, durch die vordringende Gewalt der verfchloffenen: Winde, bie die übrigen Gedärme nebft dem Darmfelle gewal⸗ tig ausdehneten (welches mir in dem gegenwärtigen alle am wahrfcheinlichften vorkoͤmmt,) gegen die lin: fe Seite der unterften Bauchhöhle gedränger, und da⸗ felbft feft zufammen gedrückt wurden ; oder daß eben diefe Theile ver. Gedärme, wegen gemaltfamer Span: ; nung derer Nerven, die zu der Bruſt und. den innere heilen des unterften Bauches gehören, ſich ſehr ftarf . jufammen FigtStellt die A en una IA 2.Die@arten ınne,w. Fi ,5.Dıe Schwarze —* Span die andern. Spinne auf die Jagt- gehi Frg5Derkopf und de. Pg6DieTarantul. Pıg7Erne umgekehrte JS "deren fie e fich zum w „nn Wa ws 'ı'--m- \ — Frg1.Stellt die Augen und dıe Tresfzange der Hausfpinne vor. Zah Tng2.DieGartenfpinne welche Jich in der Mitte ihres Gewebes ın derLuft aufhalt- ‚ 44.Dıe fehwarze Spinne welche ın den Loechern der alten Mauern wohnet Fu Fi,4Die herum 1 Jehwer, ende Spinne ‚welche Jich an keinem genjjen Neft te, wie \ die andern. Ben aufhalt und nach Thegen und andern Infesten. auf die Jagt- ‚geht: Fig sDerkopfund he. Augen der een x 247.Erıne umgekehrte Spinne, welche dıe Warzen an ıhrem Hintern Zeiget, "deren fie fich zum. [pnnnen bedienet Fel, d, Vpinneansgemein der Sehnittergenannt: Teltwcken von Rolffren, Tamb die aus der Baͤrmutter entſprungen. 33 zuſammen zogen und widerſtunden; es mag, ſage ich, dieſes oder jenes die wahre Urſache davon ſeyn: die erquickenden Clyſtire konnten eben ſo wenig Eingang finden. Bey dieſen Zufaͤllen, damit dieſelbe gepias get war hatte fie nicht den mindeſten Trieb, weder zu effen noch zu trinken, ‚weder den Harn zu: laffen noch die Nothdurft zu verrichten; und diefes weder denfelben Winter, noch dasdarauf folgende Frühjahr - hindurch. Weich gefottene Eyer, warme oder lau⸗ lichte Brüben, alle Gattungen Wein, Falte Getränfe; auch ſelbſt die Chofoläte, Mid), ganz kalt, mit zu cker verfüßet ; dieſe, fage ch, und andere dergleichen Sachen, waren ihr entweder gänzlic) zuwider, oder wann ſie diefelben ohne Luft, nur zur Erquickung, zu ſich nahm: fo-mußte fie Diefelben gleich wieder von ſich geben. ; Im folgenden Fruͤhjahre befam fie einen ſehr heftigen Schmerzen: in der linfen Seite, Andere Aerzte, die zu Rathe gezogen wurden, trugen fein Bedenken, zur tinderung defielben, ver Perſon, die duch Krankheit und lange Enthaltung fehr entkraͤftet mar ‚ ungefähr drey Unzen Blut aus dem linfen Fuße zu laſſen; durch welches zweifelhafte Hülfsmittel, dabey die Kräfte ungemein geſchwaͤchet wurden, ber Schmerz vertrieben, und etwas weniges Blut durch den-Huften ausgemworfen wurde, . Mach diefem erfolgs teder Schluckſen, oder vielmehr eine Bemuͤhung zum Erbrechen , dadurd) die Kranfe eine dunfelfarbene Feuchtigkeit, von Geruch wie Harn, der eine lange Zeit in der Harnſtrenge zurück gehalten worden, von ſich gab; diefes aber hörete,, ohne Gebrauch der Arzt- neyen, bald von fich felbit wieder auf! : Im darauf folgenden Sommer fing Die Kranfe an, entweder, A. Band. Be weil — 34 Michelotti Geſchichte einer Krantheit, weil die Krankheit ſich ploͤtzlich einigermaßen in das Gegentheil verwandelte, oder weil ſie ſich endlich durch die liebreichen Ermahnungen und das Anhalten ihrer Mutter, die beſtaͤndig bey ihr ſaß, und ihr ohne Un- terlaß bald dieſes bald jenes zum Eſſen und Trinken anbot ; dann und wann etliche Loͤffel duͤnnes Waſſer mit Citronenſaft, oder von einem Getraͤnke aus Weichſelſaft, der mit Honig und Weingeiſt gejohren hatte, (hierzu Lande nennt man es insgemein Wisna) zu genießen. Bey dieſen Getränken blieb es, bis es ungefähr: inder Mitte des Octobers des vermiche- nen Jahres, Dadie zufammenziehende Bewegung des Magens nach oben zu, mit Yusbrechung einer bey- nahe ſchwarzen Feuchtigkeit, fich wieder einfand, da⸗ binfam, daß fieweder Speife,nod) Trank, noch Arzt- neymittel, zu fich nehmen konnte. Als ich diefelbe nebft ihrem ordentlichen Arzte beſuchte: fo: gab: ich den Rath, man follte verfuchen;, die gedachte Bewe⸗ gung des Magens durch Helmonts flüßiges Lauda- num, fieben bis: acht Tropfen Davon in Citronenſaft einzugeben, zu flillen; und: ganz Faltes Waffer mit Kapaunenbrühe, die einen Citronengeruch an fich ha⸗ ben folle, mit Zucker auf gewiſſe Weiſe vermifcher, ihr zur Speife zu reichen. » "Aber auchdiefes bebielte fieinicht bey ſich. Indeſſen geſchah es doc) inner: halb acht Tagen, in welcher Zeit ihre Sinne verwirrt waren, fo daß fie Arme und Beine unordehtlich herz ummarf, manchmalmit einer Heftigfeie fi bin und ber. wendete, und bald einzufchlafen ,; bald aber, als wenn fie von fuͤrchterlichen Worftellungen erſchreckt würde, zu heulen fchiene,'daß der Magen völlig ru⸗ hig wurde, und diefes fo gar dag er am achten — —X ſowo die aus der Baͤrmutter entſprungen. 35 ſowol Waſſer, als den vorhin gedachten Trank, bey fich behalten konnte. Nach dieſem hörete ‚auch, die Bermirrung der Sinne nebjt dem Erſchrecken auf, und die. Spaunung Des Unterleibes, ‚ungeachtet fie bisher weder. Koth noch Harn von ſich gegeben-hatte, ſchien etwas nachzulaſſen. Hiebey muß ich nicht ver⸗ geſſen, zu erwaͤhnen daß ungefähr ziween Monate zuvor, ehe ich die Geſchichte dieſer wunderbaren Krank⸗ beit aufzuſchreiben anfing, die Kranke von dem Sei⸗ tenſchmerzen, deſſen ich vorhin gedacht habe, aufs neue befallen; aber auch davon nach geſchehener Ader⸗ laſſe zu zwo bis drey Unzen, am Arme der behafte— ten Seite, bald wieder befreyet wurde. Dieſes aber iſt noch hauptſaͤchlich anzumerken, Daß bie Kranke, die von dem Monat September 1724 an, bis auf den heutigen Tag, ihr Leben faſt ohne alles Getraͤnke hin⸗ gebracht hat,an ihrem Leibe weder gänzlich abgemattet, noch merklich mager geworden iſt; ungeachtet eine ziemliche Menge Salzwaſſer mit Blut untermiſcht, ſowol eh nor als ‚Armen, ‚imgleichen Fluß⸗ maffer deſſen Gefäße in der aͤußerſten Haut ben dem Aderlaſſen mit der Lanzette verleger wurden, und die Narben, (davondieam linken Arme in eine tiefe Wun- de ausgeſchlagen iſt,) vielleicht wegen Verdorbenheit der, Säfte im ganzen Leibe, fehr langſam zubeileten, täglich eine lange Zeit hindurch von ihr gingen. Das Angeſicht hat zwar gleichfalls gegenwärtig bey⸗ nahe ſeine natürliche Farbe; daß aber daſſelbe nebft dem uͤbrigen Leibe nicht ‚einmal dem Scheine nad), wie es vor drey Monaten das Anfehen hatte, (indern damals die Luft aus dem Blute fait aller Haarroͤhr⸗ chen der Pulsadern des ns Leibes, weil Aalen 3 durch —————— 36 Michelotti Geſchichte einer Kra durch ſpitzigere Lebensgeiſter als fie bey geſunden Menſchen ſeyn ſollen, angetrieben wurde, alles aus⸗ dehnete, und zwiſchen den Faſern der Muskeln und den unſichtbaren Löchern der Haut eingeſchloſſen war): ernähret werde: das iſt aus. der Haut undden unter⸗ liegenden Muskeln, als die allenthalben, ausgenom⸗ men am Bauche, zufammen gefallen find‘, Deutlich zw erkennen. Alle Sinne, wenn man das’ einzige Ge⸗ fühl, das am rechten Schenkel und Beine ftumpf ift, Ausnimmt, find in gutem Stande ; die Munterfeit des: Gemuͤths hat nicht im mindeften abgenommen; der $eib liegt beftändig auf dem Ruͤcken, weil die Kraͤfte der Muskeln leiden, der Magen, das Zwerchfell,nebft dem größten Theile des Linterleibes, find fehr ſtark gefpannet, und geben bey dem Anfühlen einen gelin- den Laut von ſich. Die Berftopfung des monatlichen Geblüts und des Harns hält zwar noch immer: an; man kann aber doch nicht die mindefte Aufblaͤhung der Blaſe mit der Hand fühlen. "Der Bauch läßt niche einmal einen Wind unferwärts von ſich; fo ift auch noch immer feine Luſt weder zum Effen noch‘ zum Teinfen vorhanden: jedoch ift fo viel gewiß, daß die Kranke vor eilf Monaten angefangen bat ein wenig Mitch von fügen Mandeln mit Eitronenfaft geftoßen, auf Bitten und Anhalten ihrer Mutter, dann und‘ wann bey Tage und bey Nacht zu ſich zunehmen, und noch itzo damit fortfahre. Sie bat zwar feinen Schweiß, weder bey Tage noch bey Nacht, außer in: der flachen Hand und ander Fußſohle; daß aber doch: die Unfchliedrüfen faft der gefpannten Haut eine oͤlich⸗ te Materie von fic) laſſen, iſt ſowol aus dem widri⸗ gen Öeruche beynabe des ganzenseibes, als aus dem — SE NN. ſcchmierigen ya mi: Baͤrmutter entſprungen. 37 Schmutze deutlich abzunehmen, der, wie mir * erzaͤhlet, ſich bisher an ihrem Hemde angehängt bat. Aus der Naſe kommt faſt gar fein Roß, und aus dem Munde eben fo wenig Speichel. Der Schlaf ift fehr fchwer ; manchmal uͤberfaͤllt fie eine Art eines Froftes ; oft hat fie Magenfchmerzen, und noch öfter Kopffehmerzen ; die Musfeln an den - Armen und Händen, fonderlich auf der rechten Sei; te, zittern. unaufbörlich ; ; der Athem iſt furz und ſchwer; vie Pulsadern werden allezeit zugleich mie dem Herzen heftig beweger; die Traurigkeit beunru: biget fie oft, doch ift fie "auch manchmal fuftig. So - wie aber die Clyſtiere, deren ich oben erwaͤhnet habe, wenn man fie in den Maſtdarm ſpritzet, unverzüg- fich wieder zurücfgetrieben werden: fo giebt fie auch ‚alles Eifer, Trinken, und alle Arziney, wenn fie diefelben mit Gewalt hinunter ſchlucket, augenblic: ich wieder von ſich. Jedoch muß man auch hiebey dieſes wiſſen, daß ihr Magen eines und Das andere Glas Sauerwaffer aus dem Brunnen Lelio Recobare, das man ihr ungefähr einen Monat. eher, als ich mit dieſer Gefchichte zu Ende kam, zu trinfen brach: te, bey fich behalten hat; imgleichen daß die Kranfe zu eben der Zeit etwas weniges Harn non dunfeler Farbe (welches aber doch auch im verwichenen Jah⸗ re, da fie feinen Tropfen mineralifches Wafler zu ſich genommen, mehr als einmal geſchehen —— ſich gelaſſen hat. Was nun dieſes für eine Art Krankheit fen , von welcher Natur diefelbe, aus welchen Urfachen fie ent: ftanden fey und fich vermehret habe, das wird einer, der demjenigen, was ich 04 angeführet Habe, eat | 3 & nach⸗ 38 Michelotti Geſchichte einer Krankheit, nochdertet, meines Erachtens gar leichte nen. Die Ausbleibung des Harns, Stublganges, Schmeißes und monatlichen Fluſſes; Die fehr vermin- derte Abfonderung des Koges in der Naſe und des Speichels: dieſes alles, fage ich; giebt deutlich zu er⸗ fennen, daß diefe Krankheit zu den zuſammendruͤcken⸗ den zu zählen ſey; zu folchen nämlich, melche entweder aus dem’ gänzlichen Mangel der flüßigen Theile in unſerm Seibe ‚ oder aus der merflichen abnehmenden Abfonberung derſelben entſtehen. Daß aber dieſelbe mit Schwermuth und Verſtopfung des monatlichen Gebluͤtes angefangen hat; das Zittern der Glieder; die Bewegungen der Pulsadern; der kurze und ſchwe⸗ ve Athem; das Spannen des Unterleibes; daß zu diefen Uebeln eine ungewöhnliche Enthaltung und Ge- muͤthsbewegung gefchlagenäft ; daß die Kranke manch⸗ mal ausbleibt, und wieder zu ſich ſelbſt kommt; daß ſie weder lieblichen noch ſtinkenden agen kann; daß ſie bald uͤber das Herz, bald uͤber den Magen, noch oͤfter aber uͤber das Haupt klaget; daß fie bald traurig, bald luſtig iſtz daß fie manchmal einichlummert , aber meiftentheils wachet; daß ihr rechter Schenkel und rechtes Bein manchmal wie ge: koͤn⸗ laͤhmet ſcheint, und dieſelbe ſich mit Heftigkeit ea h und (infs wendet; daß fie vor fo mancherley ihr vor⸗ gefesten Speifen und Getränken den größten Gfel 'hatz diefe und dergleichen Dinge, fage ich, ‚zeigen nicht undeutlich än, daß unfere Jungfer ſehr heftig an der Baͤrmutter krank fen. Was die werborgenen und naͤchſten Urfachen dieſer Rranfheit anbelanget: fo murhmaße ich, daß die Iheilchen der unfichebaren flüßigen Materie, die von dem Gehirn und. Bun | ‚ 7 | f die aus der Baͤrmutter entſprungen. 39 ab und zu lauft, in eine heftige und umordentliche Bewegung gerathen, und bey dem Anfange der Krankheit durch große Schwermuth nebſt den Ner⸗ ven; die ſowol in die aͤußern als innern Theile des Leibes ſonderlich aber in die Baͤrmutter und die daran liegenben Theile gehen, ſchnell angetrieben worden ſeyn· Bey dem allmaͤhligen Zunehmen der Krank: _ beit, ba die Zuſammenziehungen der nernichten Fas fein indie Bruft und dem Unterleibe anhielten‘, ſeyn bie natürlichen Geſetze der Abfonderung und Ausfuͤh⸗ rung der flüßigen Dinge nach und nach umgeftoßen worden; bis es endlich Dahin gefommen, daß die Ab⸗ fonderung faft aller Feuchtigfeiten, die in unferm Leibe befindlich find, ſich vermindert habe zu gleicher Zeit, nachdem eine große Menge Lufttheilchen Durch die heftige Bewegung der Lebensgeiſter und durch die Schaͤrfe (die allezeit auf eine lange Enthaltung zu folgen pfleget,) aus dem Blute derer Pulsadern, die zu dem Magen, den Gedaͤrmen, Der Leber, Milz) Baͤrmutter und dem Darmfelle gehören‘ „weil dieſe wegen der heftigen Zuſammenziehungen, die fie von | ‚dem Anfange der Krankheit an unaufhoͤrlich leiden, ‚vielleicht fehlaffer , als dieübrigen , warenz nachdem die Lufttheilchen, Tageich, aus dem Blutediefer Puls: abernherausgejaget; und in die, Höhlen und Löcher J dieſer Theile, als die keinen Widerſtand thaten, gez trieben worden: ſo ſey fFaſt der ganze Unterleib ſtark aufgeblaͤhet, und dev Magen fo gewaltig ausgedehnet worden) daß er die Bewegungen , die zur Erregung des Hungebs, und zur Aufbehaltung und Verdauung der Speifen fo ſeht nöthig find, igo nicht mehr ver: —* koͤnnen. Ferner, ſo wie nach meinem Era RIES 64 ten 40 Michelofti Gefchichteeiner Kranffeit, ten aus den Bewegungen der gedachten Sebensgeifter in das Herz, die Pulsadern, Bruſt und andere Theile der Muskeln ,: vie ſchneller waren, als ſie natuͤrli her Weife ſeyn ſollten, geſchwindere Bewegungen - des Herzens und der Pıulsadern, ein kurzer und fehwe: rer Athem, Zittern der Muskeln, und faft eim immer: währendes Wachen erfolgen muͤſſen: ſo glaube ich; fey auch Die unordentliche und. heftige Herummerfung der Glieder, Die, wie ich oben erzähler, nebft abwech⸗ ſelnden Gemüthsbemegungen ‚ ſich bey: der: Perfon während diefer Krankheit mehr als einmal eingefun- den hat, aus den ungleichen und ungeftümen Bewe⸗ gungen eben dieſer Lebensgeifter entitanden. Ich merfe aber, daß meine Leſer vornehmlich Diefes von mir werden. wiffen wollen: wie esdoch geſchehen fön- nen, Daß dieſe junge Weibesperfon nicht nur. fo lange Zeit ohne alle Nahrung gelebet ; fondern auch fo viele - Monate hindurch ihr teben bloß mit dem Trinken, def fen ich vorhin erwaͤhnet, hingebracht habe, und noch i60 erhalte ?: "Hierauf antworte ich nad) meiner we⸗ nigen Einfihtfolgendes: Es iſt fehr wahrſcheinlich, daß fie ihr geben nicht viel anders erhält, als die Nat: tern, dieden Frühling, Sommer: und Herbft hindurch in Öläfern aufbehalten werden; oder vielmehr als die Erdſchnecken, die einen: Theil des Herbftes und den ganzen Winter hindurch in ihren eingemachten Schne⸗ ckenhaͤuſern leben. Denn fie liegt gleichfalls beftän: dig im Bette, und giebt faſt gar nichts. von ſichtba⸗ ren Feuchtigkeiten von fich. Ungeachtet ich aber nicht gänzlich leugnen will, daß kleine Koͤrperchen, ſowol durch die unfichtbaren Löcher ver Haut, als durch den Mund aus der tungen, weggehen: fo halte ich Doch) un a wegen _ x I) — — N 04T. win > Tui N, Ale 5 # N wegen Abwefenheit der äußerften Abzehrung und des Schweißes faſt an der ganzen Haut des Seibes, fehr wahrſcheinlich dafuͤr / daß ſolche Korperchen, welche die Geſtalt der Duͤnſte haben, in dieſer Krankheit eben nicht ſehr viel aus dem Leibe geſondert werden Da nun dieſelbe auf ihrem Lager nicht ſonderlich ab⸗ nimmt / ſich ſehr wenig beweget/ und von ſichtbaren Feuchtigkeiten faſt gar nichts von unſichtbaren aber nur ganz wenig vonfich'giebt: ſo iſt daraus offenbar⸗ Daß weder das Gebluͤt, noch die übrigen Säfte merk⸗ lich verzehret werden; folglich auch die Zotten, Haͤute und Nerven, aus / denen die Gefäße des Blutes und der andern Säfte; imgleichen die Muskelnbeſtehen, nicht durch Wegfilegung der beweglichen Theilchen, _ die in beſtaͤndiger Bemuͤhmg find, durch dieſelben Zotten auszubrechen und ſich durch Die Luft zu zer: trennen; fonderlich ausgeleeret oder in dieſelbe aufge⸗ Löfet werden, Nun ruͤhret aber bey allen und jeden Thieren die Nochiwenbigfeit, Speiſe zu ſich zu neh⸗ men, bee aus der unaufhoͤrlichen Ausleerung der Zot⸗ ten, die die gedachten Theile umgeben , und aus dem merklichen Auswurfe der beſtaͤndig abgehenden Theil⸗ chen, der auf die natürlichen Verrichtungen oder thies riſchen Bewegungen zu folgen pfleget. Man kann daher fügen, daß die jünge Weibesperfon ‚Deren Zur ſtand ich bisher erzaͤhlet habe, bey der vielleicht auch die mehr als natürliche Dicke des ölichten Saftes, nad) der Bemerkung des hochberuͤhmten Morgagni, in den Unſchlitdruͤſen der geſammten Haut) abgefon- dert wird, die unmerkliche Ausduͤnſtung (wie fie die Aerzte nennen,) ſtark verringert, ohne ein zu erdich⸗ tendes Wunderwerk, ein 2 zliches Faſten von mehr 55* — dis 42 Michelotti Geſchichte einer Krankheit, als fieben Monaten ausgeflanden Babe, und noch ige ihr geben mit weniger- flüßigen Nahrung erhalte. Ich glaube auch, daß ſich beynahe auf eben folche Weiſe, aus Urſachen, die den mechaniſchen aͤhnlich find, erkläpen lafle, wie Das vornehme Fraͤulein aus dem edlen Gefchlechte Foscereni zu Padua, das ſich gegenwärtig in dem St, Mareuskloſter daſelbſt befin⸗ det, faſt eine —* Enthaltung (nie mir von ihren Bochanfehnlichen X lnverwandten erzählet worden iſt) ausgeſtanden habe; imgleichen, wie noch andere Jungfern, Die nachdem Berichte Sr. Citeſio und des bochgelehrten. Fortunio Liceto, in vielen Jahren nicht das mindeſte genoſſen haben, ihr Leben haben erhal⸗ fen fönnen ; und Daß man noch vielmehr von Enthal⸗ tungen vieler Tage oder Monate, dergleichen Johann Duercetan, Rembert Dodanäus,"Bälasco: von Ta: , ranta, ‚Heineich Sampfon und. andere apgennenfer haben, ‚Deutliche Gruͤnde angeben koͤnne. Aus der hiererzählten Geſchichte, und * andern verleihen mehr, Die von den itzo angeführten Aerz⸗ ten beſchrieben worden find. erhellet gleich anfangs: es ſey kein Maͤhrlein, daß manchmal Mannsperſonen, ſonderlich aber Weibee erſonen „Die“ lange an der Mutterbeſchwerung krank find ‚im. kraͤnklichen Zu⸗ ſtande ſich von allen Arten der Speiſen und Getraͤnke enthalten, und dabey nicht nur zweene, drey und meh⸗ rere Tage, ſondern auch viele Monate und Jahre lang leben 5 Hernach iſt daraus anzumerken, daß unſere Kranke an ihrem Leibe (welches allerdings wunderſam ift) , nach Der Länge ihrer Enthaltung zu rechnen, feinesmeges verfallen fey; viel anders, als es * denen Daten ‚die Citeſio, uebeeten und Sampfon nutt entforumgen. 43. — geweſen iſt; als bey denen der gelbe Bauch), mit den zufammengefchrumpften ein: gefchloffenen Eingeweiden ‚ nach ſehr langem Faſten eingefallen war und ganz am Ruͤckgrate lag. Je⸗ doch erzaͤhlet der vorhin erwaͤhnte Lieeto, aus der des tes, Alexander Vi —— Sie u du die us HER der Zufaͤlle der. Krank⸗ * See: Sr Antik en uk fehr 6 if daß diefelbe nicht im emönbeften abge; —— 476 ſondern einẽe lebhafte Farbe geh ine ge⸗ ſunde Perſon ausgefehen ae — zu Ber 19 BETA A Paar MR h * J En ; 6 en ——— der — Alad " Narurde Curioforum,, erſtes Zehend, dritt Fort. Piceto im — Ye unge 3 sr use ee 22 2 ER Kennen 1735 syitegst: DEN SIE rg: Ms 3 a re Ta il in jur 2? 4) Man — sh in op | Te le Anmerku ung Ina; 1 Fi über dien verſchiedenen IR N GER Befalcen der: — nach den Gegenden/ ſo ſie auf — — note Erde. bewohnen. . LI or MIO Aus e er Sapitel des zweyten wes Be Vi MR „Phyfique Äberfegt. 1 A ht P vn aͤren bie feimaryen BREHAR 5 zue seft don der Ä ‚weißen in Wildniſſen — en, fo eg hätte man ihnen — | aum den‘) lamen der Menfchen beygelegt. Aber die Schar bie | ai ES Zeit, da faft ‚alle andere Menfch en wie wilde Barbaren (ebeten, i in geoßen Städten fand, die durch) weiſe — —— wurden *, bey denen Wiſſenſchaften blüheten; Diefe ! Zr telleicht meigern, Die ehei oe beyden —2 Menfchen. q um pl und Wolle ftatt der. | Menfchen auszumachen. gi Mitdunkler Schwärze feine: * a: dort — Wo ihn das braune Volk verbrannter Mohren deckt **, Wenn | * Diodor. Sicul. ı. 3. \ | *% Aethiopes maculant orbem ———— — ‘Per fuſcas hominum Gentes. Manil, lib, IV. v. 733. chen nach den Gegenden. 4 Benni von dem FR a dem Sir. | t, fälle die ſchwarze Farbe mehr ins: Helle, aber die Häßlichfeit | bleibt. Man trifft. da Das ver aͤchtliche Volt an, das die Mittagsfpige ven Africa bewohnet *, je ‚Geht — Oſten — ſo wird man Volker finden, deren Geſichtszuͤge wieder angenehmer und orbentlicher werden, aber deren Farbe eben fo ſchwarz als die africanifche ift. Mach dieſen unterfcheidet fü ch ein großes verbrann⸗ tes Volk vom andern, durch lange, enge, und ſchief | "Öndemgroßen Welttheile der von Europa, Aſien und Africa abgeſondert ſcheint, findet man, wie leicht zu erachten, verſchiedene neue Abweichungen Da find feine Weißen; dieſes Land, das mit roͤthlichten und braͤunlichten Voͤlkern erfüller ift, endiget ſich am Süppole durch ein Vorgebirge und Inſeln, die, ie man faget, von Rieſen bewohnet werden. Glaubt man den Erzählungen“ verfchiedener Keifenden, ſo finden ſich daſelbſt Leute, die faſt noch einmal ſo hoch find, als wir. —D——— Ehe wir von anſerm feſten Sande abgegangen find, hätten wir billig ‚von einer andern Art Leute gedert ſollen, die von den letzterwaͤhnten gewaltig unterfchies den finds ‚Die Einwohner. des nordifchen Endes von Europa find die Eleinften Menfchen , fo. wir kennen. Die Lappen auf der Nordfeite, die Patagons auf ber - mittaͤgigen, ſcheinen die beyden aͤußerſten mu des a —— zu ſeyn. * Sie Bottencocten 46 Anmert. uͤber verſchiedene Geſtalten ankommt, füllte die wohl auf etliche Wirbelknochen mehr oder weniger ankommen? Bi Rp. ins In der Erdenge, die das Mar del Nord vom ſtil⸗ Menfchen, was unter den Voͤgeln die Fledermaͤuſe und Eulen find. Wenn das Geftien des Tages durch feinen Abfchied und die Natur in Trauren und Stille verlaffen Bat, wenn alle andere Bewohner der Erde ERRDIDEET TRENNT von “ *Adde fonos totidem vocum, totidem infere linguas Et mores pro forte pares —— locorum. aml IV vol. der Menfchen nach den Gegenden. 47. | vonigier Arbeit oder vom ihren Ergögungen ermuͤdet, des Schlafes genießen ermuntert ſich der Einwohner Dariens, lobt ſeine ‚Götter; erfreuet fich über die Ab: weſenheit eines unerträglichen Lichtes, und: komme Durch feine Berrichtungen deirleeren Raum, der itzt in der Natur iſt, zu erfüllen. Er hoͤret das Geſchrey der Nachteule mit ſo viel Vergnuͤgen, als unſer Schaͤfer den Geſang der Lerche; der Lerche, Die bey der’ erſten Morgendaͤmmerung, außer dem Geſche des ei bers, den Tag in den Wolken zu ſuchen ſcheint, ver noch nicht auf der Erde iſt: fie fchläge mit ihren Fluͤ⸗ geln gleichfam den Tact zu ihrem Öefange, ſie erhebt ſich und verliert ſich in den Wolfen, Man ſieht fie nicht mehr und hoͤret fie noch; ihre Töne, die man nur undeutlich vernimmt, verfeßeh uns in eine'zärtliche Tiefſinnigkeit; diefer Augenblick vereiniget die Ruhe der Nacht mit den Ergoͤtzungen des Tages. Die Son⸗ ne koͤmmt hervor; ſie bringt wieder Leben und Bewe⸗ gung auf die Erde, fie bezeichnet die Stunden, und £heilet den Menfchen ihre Arbeit aus. "Doch untere blöden Völker haben diefen Augenblick nicht erwartet, fie find ſchon alle zue Kühe gegangen. Nureinigebe- ‚finden ſich vielleicht noch bey Tifche, wo fie erſt den Ma⸗ gen mit Speife erfüller haben, und nun ihren Witz mit fpisfindigen Einfällen üben.’ "Der einzige vernünftige Einwohner Dariens, der noch wachet, ift der ‚'demfeis ne Geliebte auf den Mittagieine Yufammenfunft ange⸗ ſetzet hat. In dieſer Zeit, unter dem Schutze des flärf- ſten Lichtes kann er es wagen‘, die Wachſamkeit der Mutter zu bintergeben, und ſich bey ron furchtſamen Schoͤnen einzuſtellen *, Mr —* h —* Die *Wafers Reiſe in der —— der amerik. Erdenge. See Gefese - —— wohne: Ei, daß der. breite Streifen, ee 0 A 0 gen Abend unter dem Namen des heißen Steichs um- giebt , nur. durch ſchwarze oder fehe braune Völker be⸗ wohnet wird. Ungeachtet das, Sand. dafelbft Durch viele — * unterbrochen iſt, ſo findet man nichts als ſchwarze oͤlker, man mag in Africa, Aſien, Ame: rica, auf den Infein oder auf dem feſten ‚gande ſuchen: > denn Die Nachtmenfchen , von Denen wir nur geredet haben, und einige Weiße, Die — * zur Welt kommen verdienen es: ‚nicht j DaB man ihe itwegen eine Ausnahme macht. ee. Weiter vom Aequator verliert Ki bief hwe —— be allmählich. Noch uͤber dem Wendezirkel hinaus iſt ſie ziemlich braun; man findet feinen ganz Weif- fen, als wenn man weit in den gemäßigten Erdſtrich Dineinfömmt«- Am Ende diefes Erdſtrichs findet. man, die weißeften‘ Bölker: - Die dänifche Blonde verblen⸗ det durch ihre weiße Farbe den erſtaunten Reiſenden: Er kann es kaum glauben, ‚daß: fie, die er itzt ſieht, und die Africanerinnen, die er gejeben, Der, J Banken Srauenzimmer ſind. Weiter gegen Norden, Bisi in das —— Theil de8 Erdreichs, in jenen ändern, fo die Sonne im: Winter nicht zu befcheinen würdiger, wo Das Erdreich‘ haͤrter als der Pflug, nichts von den. Früchten anderer Lander trägt, in dieſen widerwaͤrtigen Gegen⸗ den findet man Lilien und Kofenfarben. Erzeuget Gold in euren Kluͤften * reiche Suͤdlaͤnder, Peru: und Potoſi! ich will nicht dahin reifen.es zu holen. ‚Du | magſn EDEN den * Saft begen, aus dem NEE Diamante nfche nach den Gegenden. 49 — und Rubinen entſtehen; deine Weibsbil⸗ der werden durch dieſen eh nicht fhön, und — rn hat ihn nicht noͤthig. Mögen jaͤhrlich das Gewichte und den Werth , der, weil er in dieſer laͤ⸗ —— fit, feine Nager m und — want. ber be befindet fich in biefen äußerfien andern, wo - alles weißt oder alles ſchwarz ift, nicht zu viel Wehr | lichkeit? Wuͤrde mehr Vermiſchung nicht neue Schoͤn⸗ ingen? Es ſind die Ufer der Seine, wo man dieſe glůckliche Abwechſelung findet. In den Gaͤrten des Louvre wird man an einem ſchoͤnen Sommertage alles Wunderbare ſehen, das die a — —— z Eine ſchwar zaͤugigte Brunette ruͤhret mit allem Feut der ſuͤdlichen Schönheiten; blaue Augen geben andern ein zärtlicher, Anfeben, diefe Augen breiten die Keizungen der Blonde überall aus, wo fie find. Caftanienbraune Haare fheinen der Nation maclies lid. Die Franzöfinn hat weder die zu große Sebhaftig« Feit derer, fo die Sonne verbrannt, noch das matte Weſen derer, die fie nicht zulänglich erwärmt, aber fie bat Be, mas beyde gefällig macht, Wie einnehs Si + 6 - ME * Der große Mogul iagt ſich jaͤhrlich waͤgen ‚und zum Gewichte werden Diamanten und Rubinen gebraucht, Er iſt ige durch den Kuli Chan vom Throne geftoßen, _ —— einem Vaſallen der verRiihen Könige gemacht worden. 1 Band, D ihre Haare etwas: zu ſtark gefärb a: ã * :E ee — “ut Ahur gemacht zu fepn.:- Sch verliebe mich. Be auf die — Be den, der wirklich nichts hei Be, * an neue weiße Farbe. Ihr Schoͤ einen Fehler haltet, A tar eure ee mi * Puder, vergoͤnnt den Roſen, die eure faͤrbt haben, auch: eure: Haare lebhaft zu — Unter dieſer Menge von Schoͤnheiten habe ich gruͤne Augen geſehen, und ich erkannte ſie von weiten. Sie gleichen weder den RI, noch den pen Ta een 66 In diefen — Gärten find mehr Schön« Selten: als Blumen, und feine: ift, die nicht in eines gewiſſen ſebhabers Augen alle andere Sammlet dieſe Blumen, ihr Verliebten; aber bindet euch Feine Straͤußer daraus. Slieper herum, dehet fie alle durch; aber kommt allemal zu einer einzigen. wieder, wenn ihr rn empfinden Sa bie eure ni eg — ae — — tee, u ö * 4 14— ———— Zinn vB) ie A, EN PaRR 39 £ 8 * * EL — — * — ran a ar) 4 nt: aa ; V.An- —V— RI TI ut ***3**5*** — * * x: en cn = V. * J 3— * w * — nn tb ir 9304 Anmerkungen RR * ber die Spinnen. ir uö. Dur h Am char: Herrn Homberg Aus ben MNemirer dit pariſiſ. Akad. der Birfenf. 1707, | 5.48. hollaͤndiſchen erſten Ausgabe, uͤberſezgt. > “ außerordentliche Sarbe und Geftalt einer ges >») willen Art-von Spinnen, welche ich ein in dem Garten zu Toulon, unter den Blumen der Tuberofen, welche daſelbſt in großer Menge wa⸗ ven, antraf, machte mich neugierig, diefer Spinne, und hernach auch aller Arten derfelben, welche ich babe antreffen.fönnen, aͤußerliche Geftalt forgfältig zu une terſuchen· Ich habe mic) eines Bergrößerungsglas fes bedienet , gewiſſe Theile zu entdecken, welche | mirbloßen Augen nicht fehen Fann; und ich babe fi größer zeichnen laſſen, als fie in der Narur find, da⸗ mit: ich ‚fie fo vorftellen Fönnte, mie ich fie durch das Be an ud ier nur auptarten iefer ſeeten, welche ich geſehen habe, und zu welchen I ) —— mir bekannt find, . gerechnet wer⸗ den fönnen,, beſchr Die ſechs ——— Arten ſind die Haus⸗ bin, ‚das ift, diejenige Spinne, ‚welche ihr Ger webe an den Mauern — den Winkeln der um sg 52 Herrn Hombergs Anmerkungen cher macht; =) die Gartenfpinne, das ift} diejenige Spinne, welche ein rundliches, nicht gar enges Ge» webe in der frenen Luft macht, und den Tag über in dem Mittelpuncterdiefes Gemebesfißet ; 3) die ſchwar⸗ ze Spinne in den Kelleen, ober welche fich in den $ö- cherg alter Mauren aufhält; 4) die herümfchtbeifen. de Spinne, ober diejenige, welche fich micht ruhig in einem Neſte aufhält, wie die andern; 5) die Feld fpinne, welche fehr lange Füße hat, und welche man gemeiniglich den Schnitte nennet, und. 6) die raſen⸗ de Spinne, oder die berüchtigte Tarantul.o,.3 Ich habe geglaubt, daß es dienlich fey, Anfangs eine Befchreibung zu geben, welche ae nn Arten von Spinnen zufommt , "und hernach bi fondern Kennzeichen einer jeden Art derfelben, welſche ich genennet habe, zu beftimmen. Ich verfpreche hier nicht eine genaue Befchreibung des Baues aller auf ferlichen Theile diefes Inſects zu’geben ; ich werde nur von dem Nachricht geben, was man an ihr durch das bloße Anfehen,, und ohne Hilfe des Bergrößerungs: glafes nicht entdecken Fan. "= 0 Der ganze Körper der Spintie kann in den Bor: dertheil, in den Hinterrheil und in die Füße einge⸗ theiletwerden. Der Bordertheil beſteht aus der Bruft und dem Kopfe, und der Hintertheil iſt der Bauch. Diefe beyden Theile Hängen durch einen Fleinen. Ca: nal, oder dutch einen fehr Fleinen Ring, züfanımen. Bey den meiften Spinnen ift das Bordercheil oder.der Kopf und die Bruft mit einer harten oder ſchuppig⸗ ten Rinde bedeckt, und der Bauch, oder das Hinter⸗ theil, ift ſtets mit einer biegſamen Haut überjogen.- Die Fuͤße haͤngen an der Bruſt an, und ſind hate) 175 a wie ’ oberen. 9. 33 wie der ganze Vordertheil. Dieſe Struckur ift von der Structur der meiften. andern Friechenden und flie- . genden. Inſecten unterfchieden. Zum Epempel, bey den Jungfern, und vielen andern, ſind der Bauch und die Bruſt bloß durch eine Zuſammenfuͤgung, oh⸗ ne Canal; vereiniget, ohngeachtet die Bruſt mit einer harten Rinde, und der Bauch mit einer biegſamen Haut bedeckt iſt; aber ihr Kopf haͤngt mit der Bruſt durch einen ſehr engen Canal zuſammen. Bey den Ameiſen/ Weſpen und /den meiſten Fliegen hängt die Bruſt an dem Bauche durch einen Canal, und der Kopf hängt an der Bruftdurch einen andern Canal. Alle Spinnen find, ſowol auf ihren harten als tie en Theilen, mit Haaren bedeckt. Sie haben auf verſchiedenen Oertern des Kopfes viele wohlgezeichnete Augen von verfchiedener Größe, verfchiedener Anzahl und ‚verfchiedener Sage, - Diefe Augen find: alle ohne Augenlieder, und mit einer harten, glatten und durchfichtigen Rinde bedeckt.‘ Sie haben an dem Bordertheile des Kopfes eine Arc von Klauen, oder Zangen, welche einigermaßen der nen Klauen und Füffen der Krebfe gleich find, und wel⸗ che Zangen mit der Stirne diefes Thieres das ganze Borvertheil des Ropfes ausmacht. (Siehe die ı, 2 und 3 Figur.) Diefe Zangen beftehen aus zwey etwas platz ten’ Theilen, welche mit einer harten Rinde bedeckt find. Sie find vermittelft einer zarten Haut, wel che ihnen zur “Bewegung oder zum Gelenfe dienet, diefe Zangen auf und zu zu machen, fenfrecht an dem untern Theile der Stirne befeftiget. Dieſe beyden Theile Haben an den zweyen Randen, wo fie gegen einander ftehen, fehr Harte Spigen. Sie dienen, den D 3 Raub 54 Herrn Hombergs Anmerkungen Raub anzupafen und ihn an das Maul zu halten, welches hinter der Zange iſt, um dasjenige davon zu nehmen, was der Spinne zur Nahrung dienet. An jedem unterſten Ende der Theile der Zangen iſt eine hakigte Klaue, welche einigermaßen den Klauen der Katzen aͤhnlich iſt. Dieſe Klauen ſind groß, ſehr hart und in Glieder eingetheilet, ſo daß ſie die Spinne von oben nach unten, und von unten nach | oben bewegen Fann, ohne daß fienöthig hat, die Theis le der Zangen felbft zu bemegen.' Es fcheinet , als ob diefe Klauen dienten, die Zangen unten feſt anzufegen, und den Raub zu umfaffen, damit er ihr nicht entkom⸗ me. Denn vermittelft diefer Klauen macht die Jeff nung der Zangen einen auf allen Seiten gefchlöffenen Triangel, welcher außer dem nur zwo Seiten haben würde. (Siehe die 3. Figur). Da die Klauen Ge⸗ lenfe haben, fo koͤnnen fierauch dienen, den Raub, melchen die Spinne mit der Zange hält, hoch und nie» drig zu halten, | Re, | Alle Spinnen haben acht Rüße mit Gelenken, wie die Füße der Krebfe. An dem Ende eines jeden Fufe —* ſie zwo große Klauen mit Hafen und Ges enfe, | } An dem Ende eines jeden Fußes, zwifchen den bey⸗ den Klauen, ift ein Knollen wie ein etwas feuchter Schwamm, welcher demjenigen aͤhnlich ift, den man an den Enden der Füße der Fliegen: wahrnimmt. Dieſer ſchwammigte Knollen dienet wahrfcheinlicher: Weiſe zu eben der Abſicht, wozu das bey den Fliegen dienet, naͤmlich damit ſie, mit den Fuͤßen uͤber ſich gekehrt, an Koͤrpern, welche ſo polirt ſind, wie eine . Spiegelfcheibe, wo fie die Haken an den Enden ihrer um | e uͤber die Spinnen. 55 ſe nicht brauchen koͤnnen, gehen koͤnnen: aber da aus dieſen Schwaͤmmen ein etwas klebichter Saft geht, fo find ſie geſchickt genug, ſie daran anzukleben. Dies ſer klebichte Saft vertrocknet ſowol bey den Spin⸗ nen, als bey den Fliegen, wenn fie alt werden, fo, daß ſie alsdenn nicht lange am Spiegelglaſe hinauf ge⸗ hen koͤnnen; und fo gar, wenn eine alte Spinne oder eine alte Fliege obngefähr in einen etwas tiefen ports eellänenen Mapf gefallen ijt, fo Fann fie nicht wieder heraus, und muß vor Hunger darinne fterben. Faſt eben diefes:begegnet den Spinnen mit der Materie, woraus ihr Gewebe wird, Kine alte Spin» ne hat feine folhe Materie mehr in ihrem Leibe, und wenn ihr Gewebe zerrijlen oder meggerommen wor⸗ den, ſo kann fie es nicht «wieder heritellen; fie muß eine fchwächere Spinne von ihrer Art verjagen, wenn fie ein Neſt wieder finden will, wo fie wohnen kann, welches ich öfters wahrgenommen habe. Vielleicht ift der Saft an den äußerften Saden der Füße mit dem ‚ woraus fie das Gewebe machen, einerley, oder vielleiche ift er ihm ähnlich, weil jede diefer beyden Ar» tem des Saftes beynahe auf einerley Art mic dem Alter vertrocknet. Wir wollen an feinem Orte weitläuftis ger hiervon reden. Die Spinnen haben außer den acht Füßen, von welchen wir ißo geredet haben, und mit welchen fie: gehen, noch zwey andere Füße näher bey dem Kopfe, mit welchen fie nicht gehen, ‚deren fie fich aber. anftars der Armen und der Hände bedienen, ihren Raub, welchen fie mit ihren Freßzangen halten, gehörig zu ftellen und herum zu drehen, damit fie ihn auf alle Arten und nach verfchiedenen Seiten zum Munde | D4 bringen 56 Herren Homberg Anmerkungen bringen fönnen, welcher unmittelbar hinter ihrer Freß⸗ zange iſt. Diefes fünfte Paar Füffe, oder diefe Ar⸗ men find nicht an allen Arten von Spinnen von ei. nerien Art. Bey einigen find fie den andern Füßen vollfommen ähnlich, und bey andern find fie gänzlich von ihnen unterfchieden. Wir wollen ihren Unter⸗ ſchied bemerfen, wenn wir die befondern Kennzeichen einer jeden Art von Spinnen befchreiben werden. ' Es find um den Hintern einer jeden Spinne vier kleine mufculöfe, gegen ihre Grundfläche breite, und gegen ihre äußerften Enden zugefpigte Warzen. (Siehe die 7te Figur). Die Warzen haben eine freye Bewegung nad) allen Seiten. Mitten zwi⸗ fhen diefen Warzen geht ver Flebichte Saft; woraus der Faden wird, und womit fie ihre Gewebe und Me- ſter machen, gleichfam als durch ein Zieheifen, her⸗ aus. Diefestoch, woraus der Saft gehet, hat einen Sphineter, wodurch es geöffnet und gefchloflen wird, damit fie gröbere, oder dünnere Faden fpinnen Fön- nen; und wann die Spinne in der $uft an dieſem Fa⸗ den hängt, fo bleibt fie hängen, wenn fich das Loch fhließt, und fälle, durch ihre’ eigene Schwere, weiter hinunter, wenn ſich das Loch öffnet. er Auf folgende Art machen die Spinnen ohngefaͤhr ihre Gewebe. Wenn eine Spinne diefes Werk: in nen Winkel eines Zimmers macht, und fie mit leich- ter Mühe an alle Derter fommen kann, wo fie ihre . Faden anmachen will, fo thut fie ihre vier Warzen, von welchen wir geredet haben, von einander, und zu eben der Zeit erfcheinet an der Deffnung des Faden- lochs ein fehr Fleiner Tropfen von dem Elebichten Saf⸗ te, welcher die Materie der Faͤden iſt. Sie druͤckt = | en Niübber die Svinnen. 57 ſen kleinen Tropfen ſtark an die Wand welcher, wer gen ſeines ihm natuͤrlichen klebichten Weſens, daran feſt haͤngt. Hierauf geht die Spinne von dieſem Or⸗ fe weg, und laͤßt den erſten Faden des Gewebes, welches fie machen will, Durch das Fadenloch gehen: Wenn ſie an den Dre der Wand, bis wohin die Groͤſ⸗ fe ihres Gewebes reichen ſoll, gekommen ift, fo druͤckt ſie mit ihrem Hintern das andere Ende dieſes Fa— dens an , welches eben fo anfleber, wie ſie das erite Ende angemacht hatte. Alsdenn geht fie ohngefaͤhr eine halbe Linie weit von dem erften gezogenen Faden, Sie klebet daſelbſt einen zweyten Faden an, welchen fie mit dem erften parallel ziehe. Wenn fie an dem ans dern Ende des erften Fadens angelanget ift „fo befes ftiget fie den zweyten an der Wand, welches fie, auf diefe Art, fo lange fortfeger, bis das Gewebe feine ganze Breite hat, welche ſie Ihm geben will. Man koͤnnte alle dieje parallelen Fäden die Kette diefes Ges webes nennen. Hierauf geht fie Freuzweife über dies fe neben einander geordneten parallelen Faͤden, und befeftiger auf gleiche Weife das eine Ende von den beyden Faden an ver Mauer, und das andere perpen« dieular auf den erften Faden, welchen fie gezogen hat« te, und laͤßt alfo die eine Seite ihres Gewebes ganz offen, daß die Fliegen dafelbft frey hinein kommen Fönnen, damit fie fie fangen Fann. Man fönnte dies. fe Faden, welche Freuzweife über die erften parallelen Fäden ‚die wir die Kette genennet haben, weg gehen, den Einfchlag des Gewebes nennen. Da diefe Fa= den, wenn fie nur gefponnen find, an allem anfleben, was fie berühren : fo Eleben fie kreuzweiſe über einanz der an, wodurch diefes Gewebe feine Feſtigkeit erhält; D5 anftatt ss Herrn Hombergd Anmerkungen. anftatt daß die Feſtigkeit derer Gewebe, welche wir zu unſerm Gebrauche machen, in der Einſchiebung und Ineinanderwickelung der Faͤden des Einſchlags und der Faͤden der Kette beſteht; welches ein mehr vernunftmäßiges Werk iſt. Damit die Faͤden, welche ereuptbeile üben —2* gehen, deſto feſter auf einander ankleben, ſo betaſtet die Spinne mit den vier Warzen ihres Hintern alle Oerter, wo ſich die Faͤden kreuzen, und druͤckt ſie von allen Seiten zuſammen, nachdem ſie einen uͤber den andern legt. Sie mache die Fäden, welche den Nand des Gewebes ausmachen, dreyfach oder vierfach, fie feit zu machen, «und iu machen) daß fie nicht leicht jerreißen. Eine Spinne bat * bis dreymal Materie, ein neues Gewebe zu machen, wenn fie nicht das er⸗ ftemal ein allzu großes gemacht bat, welches die Ma« terie zu diefen Fäden erſchoͤpfen koͤnnte. Wenn es ihr hernach an Geweben fehlt, fo muß fie entweder das Gewebe einer andern Spinne mit Gewalt in Be⸗ ſitzt nehmen, oder ein verlaffenes Gewebe aufſuchen. Denn die jungen Spinnen verlaffen ihre erften Ge— webe, neue zu machen, und wenn die alten Spinnen, nämlich die Hausfpinnen ‚Feine finden: fo müffen fie umfommen ; denn ohne Gewebe Fönnen ſie nicht Ie- ben. Aber es giebt einige andere Arten von Spinnen, welche diefelben nicht fo noͤthig haben. Diefes ift nun von den Geweben in ben Winkeln der Gemächer zu merfen. Aber was die Gewebe in den Gärten, welche in freyer Luft find, und bey wel⸗ chen die Derter, welche fie unterftügen , nicht fo gele⸗ gen Pr daß die — leicht dahin kommen koͤn⸗ | nen, uͤber die Spinnen. 59 nen, anlanget, fo ſchicken fie fich auf folgende Art da: zu an, fie zu verfertigen. Die Spinne ſetzt fich bey ftillem Wetter auf die Spiße eines Baumzweiges oder auf einen andern Körper in der freyen Luft. Das ſelbſt Hält fie fib nur mit fechs Süßen feite ‚an, und mit den beyden hinterften.zieher fie aus ihrem Hintern nach und nach einen Faden, zwey oder drey Ellen lang oder noch länger. Diefen Faden läßt fie in dee Aft fchwänfen, bis ihn der Wind an etwas feftes ges trieben hat, wo er fich alsbald durch feinen ihm nas türlichen Leim anflebt. Die Spinne zieht zum öftern dieſen feidenen Faden, zw erfahren, ob das Ende, wel« ches in der Luft ſchwaͤnket, fich wo angehangen hatz welches fie, indem fie. an dem Faden zieht, an dem Widerftande deffelben merfer. Hernach fpannet fie ihn einwenig ; und befeitiger ihn mit den Warzen ih⸗ ves Hintern, an dem Orte, wo fie ift. Diefer Gas den dienet ihr zu einer Bricke oder Leiter, auf welcher fie zu dem Orte gebt, wo fich der Faden von ohnges fähr angehangen bat: Auf diefe Art mache fie diefen erſten Faden doppelt, oder dreyfach, oder vwierfach, und diefes nach ihrem natürlichen Triebe, oder viel mehr nach der fänge des Fadens, nach deren Bes ſchaffenheit fie ihn ftärfer oder ſchwaͤcher macht. Hier auf fest fie fich beynahe auf die Mitte diefes Fadens, und ziehet mit ihren beyden hinterften Füßen aus ih⸗ rem Hintern einen neuen Faden, welchen fie, wie den erften, in der Luft herum ſchwaͤnken läßt ; und wenn fiemerfet, daß diefer neue ſchwaͤnkende Faden an einem Orte angehangen hat, fo fpannet fie ihn ein wenig, und befeftiger mit ihren Warzen das Ende, welches fie hält, fo. perpendiculär, als fie kann, an | die 60 Herrn Hombergs Anmerkungen bie Mitte des erften Fadens ; und machet ihn feſt, in⸗ dem fie ihn doppelt, oder dreyfach macht, fo, wie fie den erften Faden gemacht hatte. Dieſes thut fie fo oft, bis die Mitte des erften Fadens ein Mittels punct wird, von welchem viele Radii ausgehen, welches fie fo lange fortſetzet, bis fie über. den Queer⸗ faden von dem äußerften Ende eines: Radii bis zu den Außerften Ende der andern Radiorum gehen kann. Hernach made fie einen neuen Faden’ in dem -Mittelpuncte an, welchen fie die Laͤnge an einem von den Radiis hinziehf, und. in der Mitteeines Queer⸗ fadens mit ihren Warzen befeftiget. Auf diefe Are macht ſie ſo viel Radios, als fie für gut befinder. Wenn alle Kadii gemacht find, begiebt fie fich in dem Mittelpunet. Daſelbſt macht fie einen neuen Faden, welchen fie in einer Spirallinie auf den Radiis, von dem Mittelpuncte an bis fo weit, alsı fich ihr Geme- be erſtecken ſoll, auflegt und befeftiget. Wenn die: fes gefchehen ift, fo feßt fie ſich in den Mictelpunck ihres Gewebes, und hat ftets den Kopf unter fich ges kehrt; vielleicht, fich vor der'großen Helle bes Him⸗ mels zu verbergen, weil fie Feine Augenlieder hat, fel- bige zu mäßigen; oder vielmehr, — 2 ſich ſtuͤtzen und mit ihrem großen Leibe auf der breiten Grund⸗ fläche ihrer Bruſt ruhen koͤnne, an welcher die Fuͤße befeftiget find, die das ganze Thier tragen, da fonft, wenn fie den Kopf über ſich hielte, der Leib, welcher » fehr groß ift, nur. an einem Fleinen Faden haͤngen wuͤrde, mit welchen er an die Bruſt angehaͤnget iſt; welches ihr beſchwerlich ſeyn koͤnnte. Die Spinne iſt nur bey Tage in dem Mittelpunet Be Gewebes. Syn der Nacht, oder wenn es reg⸗ net, eo nber Die Spinnen. ir 6i net, ‚oder bey großem Winde verftecke fie ſich in ein kleines Behaͤltniß welches ſie ſich außen an ihrem Gewebe/ unter dem Blatte eines Baumes oder ei⸗ ner Pflange, oder an einem andern Drtewoslcher mit etwas dichterem bedeckt iſt, als ihr Gewebe iſt, und in welchem ſie vor dem Regen ſicher ſeyn kann, ge⸗ macht hat. Sie erwaͤhlet hierzu ordentlich einen Dre gegen dasserhabene Theil ihres Gewebes; ohne Zwei⸗ fel deswegen, damit fie im Falle der Nord geſchwind hinein entfliehen koͤnne; denn die meiſten Spinnen koͤnnen ſehr leicht, und viel geſchwinder er lau⸗ fen, als niederwaͤrts. Die Spinnen erwarten Fliegen oder einige andere | Inſecten welche ſich in dieſe Gewebe verwickeln, und welche ihnen zur Nahrung dienen, Wenn die Fliege klein iſt, ſo faſſet ſie die Spinne mit ihrer Freßzange und traͤgt fie in ihr Neſt, ſich davon zu naͤhren. Aber wenn die Fliege in Anſehung der Spinne ein wenig groß it, und ſelbige fie mit ihren Flügeln und Füßen: hindern kann, fo umminder und umhüllet die Spinne diefelbe: mit fehr vielen Fäden, welche ſie aus ihrem Hintern ziehe, die Fliege dadurch zu binden und feſt zu halten, fo lange, bis ſie weder die Flügel, noch die Füße mehr regen Fann, und fo trägt die Spinne die Fliege gerubig in ihr Neft und frißt ſie. Zuwei⸗ len iſt die Fliege ſo groß und ſtark, daß die Spinne nicht mit ihr fertig werden kann. Weit gefehlt, daß ſie alsdenn dieſe Fliege mehr: einwickeln ſollte viel⸗ mehr macht ſie die Spinne los, zerreißt das Gewebe an dem Orte, wo die Fliege haͤngt, und wirft fie her⸗ aus, und beſſert alsbald ihr: ren Be aus, * Ag ein neues. All⸗ 62 Herrn Hombergs Anmerkungen > Ale Männchen bey den Spinnen find-Fleiner, als die Weibchen in ihrer Art. Diefer Unterfchied ift fo groß, daß ich fünf bis fehs Männchen von den Gars tenfpinnen. gegen ein Weibchen von eben dieſer Art babe legen müflen , ehe beyde gleich viel gewogen ha- ben. Dieſes iſt bey: den meiften Inſecten was fehr gemeines; und ganz etwas anders, als bey den vier“ füßigen Thieren, bey welchen die Männchen größer und ftärfer find, als die Weibchen. - Die Spinnen von allen Arten legen Eyer, mit die- ſem Unterfchiede, daß einige’eine große Menge Eyer legen, als die Gartenfpinnen, und diejenigen, welche man insgemein Schnitter nennt, andere, aber ihrer wenig legen, als die. Hausſpinnen, u. am. Sie legen ihre Eyer auf einen Theil ihres Gewebes, wel⸗ chen fie in einen Ball zufammen wickeln und in ihren Neſtern bebrüten. Wenn man fie, indemifie brüten, aus ihren Neſtern jagt, ſo fallen fie Diefen Eyerball mit. ihren Freßzangen, welche wir oben beſchrieben haben, und tragen ihn mit ſich fort. So bald, als die Jungen ausgebrochen find, fangen fie an zu fpins nen, und fie werden gleichfam zuſehends groſt, ohne, daß ich habe entdecken koͤnnen, daß fie Nahrung; zu fic) nehmen, Wenn ihnen ohngefaͤhr eine ſehr Fleine Müde in den Wurf koͤmmt, fo fallen ſie auf diefelbe, und thun, als ob fie etwas davon genöflen. Wenn ihnen aber.einen oder zwey Tage uͤber, oder länger, nichts vorkoͤmmt, fo wachfen fie doch eben ſo gut, als wenn fie Nahrung zu fich genommen haͤtten. Naͤm⸗ lich fie werden im Anfange: ihres‘ Alters: jeden» Tag mehr als zweymal geößerji ohne merklich Mahrung zu ſich zu nehmen. a re Die bubͤber die Spinnen. 63 Die beſondern Kennzeichen einer jeden Art Spin⸗ nen beſtehen in der verſchiedenen Lage ihrer Augen. Wir werden nicht unterlaſſen, auch andere betraͤcht⸗ liche Unterſcheidungszeichen zu bemerken, welche aber nicht ſo gemein ſind. un Die Hausſpinne, welche die erſte Art ift, hat acht auf ihrer Stirne oval herum geſetzte Augen. Dieſe Augen ſind klein und beynahe von einer Größe. (Si dies, Figur). Diefe Spinne: mache ein großes und breites Gewebe in den Winkeln und an den Waͤnden der Gemaͤcher· Ihre Arme find ihren Süßen voll kommen ähnlich‘ ausgenommen , daß fie ein wenig fürzer find, und daß fie fie niemals auf die Erbe ſetzt. Diefe Art hoaͤutet ſich, oder verwechſelt die Haut alle Jahre, auch ſelbſt an den Fuͤßen, wie die Krebſe; welches ich an feiner Art von Spinnen, als an dieſer, beobachtet habe. Sie lebt lange. Ich habe eben dieſelbe Spinne vier Jahre durch geſehen. Ihr Leib wuchs nicht viel, aber ihre Fuͤße wurden viel größer. Diefe Art: von Spinnen bekoͤmmt zuweilen eine Krank⸗ heit, welche. macht, daß fie fcheußlic) ausfehen. Sie werden nämlich voll Schuppen, welche nicht platt über einander liegen, fondern wie Borften in die Höhe fies ben. Zwiſchen diefen Schuppen: hält fich. eine’ große Menge Eleiner Inſecten auf, welche faft die Figur der Fliegenlaͤuſe Haben, aber viel Eleiner find. Wenn diefe Franfe Spinne ein wenig: hurtig läuft; fo ſchuͤt⸗ tele und wirft: fie einen Theil dieſer Schuppen und: Eleinen Inſecten ab. Diefe Krankheit iſt in unſern Falten Ländern ſelten; ich habe fie nirgends, als in’ dem Königreiche Neapolis, wahrgenommen. Die: Spinne bleibt: bey dieſem Zuſtande nicht lange auf eis dad ner 64 Herrn Hombergs Anmerkungen ner Stelle, und wenn fie eingeſpetret iſt ſo ſtirbt fie ar :baldayı na: 95 9m ran X ver Die zweyte Art: ift die Gartenfpinne, welche ein großes rundes Gewebe in der freyen Luft macht, in deſſen Mitten fie fi) ordentlicher Weife fteller Sie bat vier! große Augen, welche in Form eines Quadrats mitten auf der Stirn ſtehen, und zwey Eleinere an jes der ‚Seite des: Kopfs. (Siehe die Figur). Die Weibchen von diefer Arc haben die größten Baͤuche, welche ich an den Spinnen gefehen Habe; Die Maͤnn⸗ chen find viel kleiner, Sie haben verſchiedene Far⸗ ben. Gemeiniglich find fie) von: todter blattgruͤner Sarbe ; und weiß und grau geſprengt. Bisweilen find ſie ganz weiß, wie diejenigen welche Ich zu Tou⸗ fon auf den Blumen der Tuberoſen gefunden habe, Ich habe ihrer auch von verfchiedener grüner Farbe gefunden.! Sie find nicht von einer Größe Die gruͤnen find. die Fleinften, die weißen find größer, und die. grauen: find Die größten unter allen. Ich babe Brandtewein über diefe Art Spinnen gegoffen: ich ha⸗ be aber nicht gemerfet, daß er fie. beunruhiget bat, desgleichen:auc) das Scheidemwafler und das Bitriolöl: aber von. dem Zerpentinöle find fie den. Augenblick ge« ſtorben. Dieſes habe ich oft. vorgenommen, Die Mes fter der. jungen Spinnen von diefer Art zu zerſtoͤren, in. welchen ihrer zumeilen hundert‘, auf einmal find, und welche in wenig Tagen den ganzen Garten ein- nehmen, und viele Pflanzen zufchanden machen. Die dritte Art: iſt die Kellerfpinne, und die Art derjenigen, welche ihre Mefter in: den alten Mauren machen. Ich habe nicht mehr, als fechs Augen an ihnen gefehen, da alle die.übrigen Arten acht — | aben. 4 über Die Spinnen. > 65 haben. Zwey von diefen Yugen ftehen mitten auf der Stirne, und an jeber Seite des Kopfes find ihrer noch zwey, und alle fechfe find bennabe von einer Größe, (Siehe die 3. Figur). Alle Spinnen von diefer Art find ſchwarz und fehr haaricht. Sie haben furze Beine, und find ſtaͤrker und böfer, und leben länger, als die meiften andern Spinnen. Wenn man eine. anfaſſet, fo wehret fie ſich, und beißt in das, womit man fie halt; und wenn man fie durch den Bauch. geftochen bat, fo lebet fie zumeilen noch länger, als. _ zweymal vier und zwanzig Stunden; da alle andere. Spinnen gleich) iterben,, wenn man ihnen den Bauch durchſtochen bat, und niemals ſich wehren und beife fen, wenn man fie angefaffet hat, : Anftatt des Ges mebes, womit die Spinnen fonit Fliegen fangen, zie= ben diefe bloß 7 bis 8 Zoll lange Faden, welche aus ihren Neſtern wie Fäden herausgeben, und welche an „die Mauer , um das $och herum, in welchem fie woh⸗ nen, bejeftiget find. Wenn ein Inſect an Diefer Mauer geht, und an einen von diefen Faͤden antritt, fo erfchüttert es ihn ein wenig, welches die Spinne im Loche merfet, da fie denn den Augenblick mit der größten Öefchwindigfeit heraus gelaufen fommt , und Das Inſect mit fort trägt. Ich habe von einer Spin- ne diefer Art eine fehr muntere Wefpe wegtragen ge» fehen, melche die andern Spinnen nicht anrühren, forool wegen ihrer Stacheln, als wegen der harten Schuppen, mit welchen der ganze Leib der. Weſpen bedeckt ift, Aber da der Vordertheil und die Süße diefer Spinne mit einer überaus harten Rinde bedeckt find, und der Hintertheil oder der ‘Bauch mit einem dicken und fehr dichten Leder verfehen ift, fo feheint es, ..ı Dand, E | daß 66 Herrn Hombergs Anmerkungen daß fie fih vor dem Stachel der Wefpen nicht fuͤrch⸗ ten, und da die Freßzange diefer Spinnen fehr ftarf und fehr hart ift, fo koͤnnen fie damit die Schuppen | der Weſpe zerbrechen. _ Die vierte Art der Spinnen‘ find diejenigen, welche wir die herumfchmweifenden genennet haben, weil fie nicht in ihren Neftern figen bleiben, wie alle übrigen Spinnen, welche ruhig warten, bis ihr Raub koͤmmt und ſie findet, anſtatt daß diefe ihren Raub fuchen, gehen und ihn mit vieler Lift und Verſchlagenheit ja- gen. Sie haben zwey große Augen mitten auf der Stirne, zwey Eleinere an den aͤußerſten Enden der Stirne, zwey eben fo große an dem Hintertheile des Kopfs, und zwey fehr Fleine zwoifchen der Stirne und dem Hintertheile % des Kopfs, (Siehe die 4. Figur). Die Spinnen von diefer Art find von verfchiedener Größeund Zarbe. ch habe weiße, ſchwarze, rotbe, graue und gefprengte gefehen. An einem Theile ih: ves Körpers find fie von allen andern Arten unterfchies den, Diefes ift das äußerfte Ende des fünften Paa- ves der Füße, welche wir ihre Yemen genennet haben, welches ein Zederbüfchel iſt; anftatt daß ſich diefelben bey allen andern Spinnen mit zwo Klauen endigen, - wie die andern Füße. Diefes Zeberbüfchel hat or⸗ dentlich mit dem Leibe der Spinne einerley Farbe, und ift zumeilen fo groß, als der ganze Kopf. Diefe Spinne bedienet fich derfelben , fie auf die Flügel der Fliege zu werfen, welche fie angetroffen hat, damit fie die Bewegung derfelben hindere, welche ihr fehr befchwerlich feyn würde, weil fie nicht die Mittel der Übrigen Spinnen,fie zu verroiceln und mit Faden, wel⸗ | Hefe nicht macht, feſt zu halten, in ihrer Gewalt m Die fimfte Art find. die Feldfpinnen , welche man gemeiniglic Schnitter nennet, Das Bordertheil dies ſer Art, oder der Kopf und die Bruft, find horizon- tal plaft und beynahe durchſichtig, und mit einer ſehr zarten, glatten und weißlichten Rinde bedeckt, Auf dem Kopfe ift ein großer fehwarzer Fleck, welchen ich für das Gehirn halte, und welcher Durch die durch— fichtige Rinde, welche fie bedeckt, durchſchimmert. Diefe Spinne hat acht Augen, welche eine befondere "tage unter einander haben, Zwey fehr Eleine ftehen ‚mitten auf der Stirne fehr nahe beyfammen, fo daß man beyde zufammen genommen für einen Eleinen ova⸗ len Körper anfehen fönnte. An den äußern Enden der Stirne zur Rechten und zur Linken find zwo Eleiz ne Beulen, und auf der Spige einer jeden dieſer Beus len fiehen drey Augen in Form eines Kleeblattes ſehr nahe beyfammen. (Siehe dies. Figur). Diefe Au: gen find größer, als bie mittelften beyden. Sie ha— ben eine fehr erhabene, weiße und durchfichtige Horn: haut, obfchon der Grund derfelben ſchwarz ift, anſtatt daß die beyden Augen in der Mitten ganz und gar ſchwarz find. Es geht aus einem jeden diefer Beu- len ſowol, als aus den beyden Augen in der Mitten, ein. fehr merflicher Canal. Diefe drey Canäle gehen in den ſchwarzen Fleck, welchen ich für das Gehirn halte, Mach dem Maaße, als fich diefe Candle von den Augen entfernen, nähern fie fich einander, fo daß fie fait an einem Orte in das Gehirn hinein geben, Diefe Canaͤle faffen wahrfcheinlicher Weife die Seh— ‚nerven in ſich, und find ihre Scheiden. Die Füße biefer Spinnen find fehr dünne und nach Proportion viel länger, als die Züge anderer Spinnen: aber ihre Ya - E 2 Armen 68 Herrn Hombergs Anmerkungen Armen find überaus kurz und fehr fleifchiche, und find den Füßen im geringften ee bey den meiften andern Spinnen, Ihre Füße find fo voll Haare, daß fie durch das Bergrößerungsglas mie Schreibfedern ausfehen. ir Die fechfte Art der Spinnen ift die fo befannte ZTarantul, Sie hat faft das Anfehen und die Geftalt unferer Hausfpinnen: aber fie ift in allen ihren Thei- len weit größer und ftärfer. Ihre Füße und die Un— terſeite ihres Bauchs find ſchwarz und weiß gefprenge: aber die Oberfeite ihres Bauches und ihr ganzer Bor: dertheil ſind ſchwarz. Ihr Kopf und ihre Bruft find mit einer einzigen ſchwarzen Rinde bedeckt, welche ei- ner fleinen Schnee vollfommen ähnlich fieht. Die - Spinnen von diefer Art haben acht Augen, welche ganz und gar von den Augen der andern Arten von Spinnen unterfchieden find, fowol ihrer Farbe als übrigen Befchaffenheitnach. Alle Augen der andern Spinnen find ſchwarz oder ſchwarzroth, und mit ei- ner harten und durchfichtigen Rinde bedeckt, und blei- ben auch alfo nach) dem’ Tode: aber diefer ihre find mit einer feuchten und zarten Hornhaut bedeckt, wel- che nach dem Tode welf und fchlapp wird. Die Far be verfelben ift etwas goldgelb, weiß, glänzend und funfelnd, wie die Augen der Hunde und der Kagen, wenn man fie im Sinftern fieht. Viere von dieſen Augen ftehen in Form eines Quadrats mitten auf der Stirne, und viere in einer horizontalen Linie. Diefe legtern machen den untern Rand der Stirne unter den vier erftern, und ftehen unmittelbar über der Wurzel ihrer Freßzange. Sie find an Größe unterfchieden. ‚Die vier erftern find faft gleich groß, Haben ungefähr ä eine über die Spinnen. 69 eine &inie im Durchmeffer ‚und find ohne. Bergröße | rungsglas wohl zu ſehen: aber der legtern ihr Durch: mejfer iſt nur halb fo groß, als der erſten ihrer. Die Tarantuln find ſehr böfe und beißen von freyen Stuͤ⸗ den, wenn fie im Zorne find. Ich habe ihrer zu "Kom. ; aber man fürchtet fich daſelbſt nicht vor ihnen, weil man fein Erempel bat, daß fie da- felbft jemanden Ungelegenheit gemacht hätten. Aber in dem Königreiche Neapolis richten fie viel Boͤſes an, vielleicht weil es dafelbft wärmer ift, als in Nom. Die Zufälle, welche diejenigen befommen, welche von ihnen verwundet worden find, ſowol als Die Heilung, find wunderfeltfam. Sie find von vielen italienis fhen und franzöfifchen Schriftſtellern befchrieben worden ; und obfchon Die Gefchichte derfelben etwas fabelhaftes bey fich zu haben ſcheint, fo ift fie indef fen doch wahr und was fehr fonderbares. Herr Geoffroy hat ung eine Bejchreibung davon gegeben, davon in die Gefchichte der Akademie von dem Jah⸗ te 1702 ein Auszug eingerücket worden, welchen man zu Rathe ziehen kann, wenn man weilauftiger da⸗ von unterrichtet ſeyn * 7° . Berfuch, tie alte Fruͤchte *** Ki 4 99 * 3 Krk | | 1 Bea. —— B Verſu ji Me. wie alle Arten der Früchte ‚lange Jahre zu: erhalten, ve opne dag fie von ihren Eigenſchaſten etwas verlieren. Aus einem Schreiben an den Sammler dieſer Aufl, A London, den 6. Decemb, 1746. überfegt. | Wein Herr, ie halten es faſt für unmöglich, Früchte ein gan- zes Jahr hindurch aufzubehalten, ohne daß fie das geringfte an der Farbe, der Figur,dem Ge: vuche, oder Öefchmade verlieren. Ich glaube einen Weg erfunden zu haben, der ziemlich nahe dahin führet, welchen fie verfuchen koͤnnen, wenn es ihnen gefällt. Nehmen fie ein glaͤſernes Gefäß, ; deffen Oeffnung fo weit iſt, daß man die Zrüchte, ohne fie zu befchädigen, hinein thun kann. Trocknen fie es ein wenig beyn⸗ Feuer, ſowol die inwendige Luft dadurch zu verdün- nern, als auch die Feuchtigfeit megzubringen, welche fich etwan an den Seiten bes Ölafes auf Halten möchte. Alsdenn thun fie ihre Frucht hinein, die aber ganz gefund und rein, und weder zu grün, noch gar zu reif feyn muß. Bor allen aber fehen fie zu, daß fie nicht naß ſey. Thun fie einen Stoͤpſel oder Deckel von Glas darüber, und verfiegeln es hermetifch, fo daß ie ben Rand des — und die Lippen des al lange Jahre zu erhalten. zu durch die Flamme eineg Lichts zufammen ſchmelzen, daß fie bende nur einen Körper ausmachen. Segen 1 i fie Diefes Gefäß an einen Ort, der weder zu falt noch zu heiß ift, als zum Erempel i in einen tiefen Keller, ö * Luft mit der aͤußern wenig Gemeinfchaft bat, und alfo das ganze Jahr hindurch faft unverändert bleiben kann. Won dieſen Früchten, fage ich, Daß fie - gefund erhalten werden, ohne Die geringfte merfliche Veränderung zu bekommen. Es ift befannt, daß das Glas aus Afche gemacht wird, und es gehöret nicht zu meinem DBorhaben, nen. IM. H. alldier den ganzen Proceß zu erzählen, welchen fie fo wiſſen müffen. Die kleinen Theilchen da⸗ yon haben eine irregulaͤre Figur, und enthalten viele lockere und ſchwammigte Salztheilchen. Wenn diefel- ben der ftärkften Bewegung des Feuers unterworfen merden: fo werden ihre Schärfen gebrochen, und ihre kleinen Flächen werden fo glatt, daß fie fi) einander faſt an. allen Seiten berühren koͤnnen. Dem unge⸗ „achtet da bie ätherische Materie ſich alfenthalben fins Det, und, in einer beftändigen Bewegung ift, und. weil Die Rlüßigen Theilchen der gefehmolzenen Afche der Bes Avegung dieſer Materie nicht toiberftehen fönnen: ſo ‚erhält fie zwiſchen denſelben einen freyen Durchgang, der aber ſo enge iſt, Daß weder die feinften Luftkoͤrper⸗ chen, noch der kleinſte Atomus von keiner Materie, außer der iötgedachten, durch Diefe Fleine Deffnung ‚Deingen fann. Daher fontmt es, daß das Glas dur fihtig iſt, und von feinen andern Körperh, afg den kleinen sichttheilhen , durchdrungen werden kann. - Daher enefteht. auch die Zerbrechlichkeit des Surs; denn weil es aus feinen rauhen Theilchen € 4 re zuſam⸗ 7a Derfuch, wie alle gericht zufammengefeget ift, die ſich in einander fügen, ſondern die nur bloß, vermittelt ihrer Flächen, an einander verbunden find, und noch dazu nicht einmal fo genau, daß fle den Durchgang der ätherifchen Materie hem. men koͤnnen, fo folger Elärlich daraus, daß dieſelben einer gar leichten Trennung unterworfen find. Hier- aus aber folget gar nicht, daß einige andere Körper außer diefer Materie durch die Fleinen Deffnungen des Glaſes dringen koͤnnen; denn wir wiſſen aus der taͤg⸗ lichen Erfahrung, daß auch die feineften Spiritus in gläfernen Gefäßen ficher aufbehalten werden, wenn fie nur völlig und forgfältig vermacher find. Ja Din- ge, die den durchdringendeften er) von ih geben, als Amberoͤl, Elirir oder Spiritus vom Schwefel, und vom Pferdeharn, dünften, wenn fiein einem her: metiſch verfiegelten Glaſe eingeſchloſſen find, niche merflich aus, wiefehr man das Ölas auc ſchuͤtteln und durch ſolche Bewegung die eingeſchloſſene Mate- vie erbigen mag. , Wenn man in die Rinde eines grünen Cederbaumes ſchneidet; ſo kommt ein ſtarker und durchdringender Spiritus in Geftalt eines Dam- u“ Heraus, der aber dem ungeachtet die fleinen &- . ER fange Jahre zur erhalten. 73 dunkeln Winkel des Zimmers. Hieraufließ er einen Hünerhund in das Zimmer, der lange genug darinn - herum lief, Und dennoch merkte weder der Hund noch das Rebhun das geringfte baben, daß fie ein: | ander. fo nahe wären. Koͤnnen nun die fubtilen riechenden Körperchen nicht durch die Söcherchen des Glaſes dringen, um fo ‚viel weniger werden bie gröbften Theilchen der Luft und des Waffers durch diefelben einen Eingang fin: den. Man hat zum Erempel eine Bouteille heiß ges macht, diefelbe mit getrocknetem und wohl geftoße- nem Salge angefüllet, und bernach hermetifch ver: fiegelt. Man har diefe Bouteille vierzehen Tage in dem Waffer eines Brunnen hängen laffen. Wenn man fie wieder herausgezogen, fohat man das Salz noch eben ſo trocken und unverletzt gefunden, als es geweſen, da es zuerſt in die Bouteille hinein gethan worden. Ich will zwar nicht leugnen, daß es bey verſchiedener Wiederholung dieſes Experiments, ſich zwey oder dreymal zugetragen, daß ſich an der Seite der Bouteille einige Feuchtigkeit gefunden. Daraus folget aber noch nicht, daß diefelbe von außen binein- gedrungen: denn fonft würde alles über und über naß gemef efen ſeyn. Es ift vielmehr daher gekommen, daß Bouteille nicht heiß genug gemacht, und die uuft nicht genugſam verduͤnnet worden, da denn die dar, innen geblie ene Luft durch die Kälte des ee in Di verdicket worden, iefe Erperimente, deren Wahrheit mir nicht ver⸗ bächeig fern Fann, indem fie nicht nur von mir ſelbſt, * auch von andern aufmerkſamen Naturfor⸗ ern gemacht worden, — mich, daß die äußer. lich lich wirkende Dinge, als Luft, Dampf, Ausdinftuns gen, Waſſer, und dergleichen, fo die Berderbung und Auflöfung der Körper haupffächlich verurfachen, . auf Dinge, die fo Dicht in einem Glaſe eingefchloffen find, nicht wirfen Eönnen, * ,. Sie werden aber fagen, Die Berderbung der Feüch- te entſtehe von einer innerlichen Urfache, als von der Gaͤhrung ihrer Säfte, welche zwar durch Die Wirfung der Luft, und die nitroͤſen, waͤſſerichten und heteroges nifchen Körperchen, ſo ihre Theilchen in ihren Höhlun- ‚gen enthalten, vermehret würde; Die aber doch noch nicht. ganz und gar aufbore, wenn man gleich. einen Theil deffen, wodurch fie verurfachet wird, wegnimmt. Weber diefes fey die Gaͤhrung weicher und zarfer Früch- te, als Kirfchen, Erdbeeren, Hindbeeren, Corinthen, Johannisbeeren, Pflaumen, Feigen, Trauben, und dergleichen, außerordentlich geſchwind, und fönne in diefen gläfernen Gefäßen noch), zufälliger Weiſe durch das natürliche Gewicht und. den Druck dieſer Früchte vermehret werden, als welche vermoͤge ihrer Lage ger gen den Boden des Ölafes gerichfet find , und daher nothwendig einander die Haͤute verlegen, fich vermi⸗ ſchen, und. defto heftiger gähren müflen, weil weder Platz noch Deffnung zur Ausduͤnſtung daifl. Dieſe Schwierigfeit feheint alle vorige Betrach— ungen über einen Haufen zu werfen. Ehe ich fie aber verloren gebe, werde ich mich auf folgende Ur: fahen, Erperimente und Muthmaßungen ‚gründen. ) Wenn die Früchte einen gewiffen Grad der Reife erlanget haben ; fo bleiben fie eine Zeitlang in ſolchem Zuftande, wenn fie nicht zu der Zeit abgebrochen, und alfo der Wirfung. der Sonne ERHOB BANN: 2) / Wenn lange Jahre zu erhalten. 75 Wenn fie nachgehends anfangen zu gähren und zu verfaulen: fo kommt diefes entweder von dem Dru- cke, den fie fi) einander geben, oder auch von dem Eindrucke der aerifhen, nitröfen und mäfferichten Koͤrperchen. 3) Wenn diefes nicht fo wäre, fo koͤnn⸗ ten feine Früchte eine Woche lang aufbehalten mer: den. 4) In den füdlichen Theilen Frankreichs hat ‚man eine bequeme Art Weintrauben fo gar bis in den April oder May aufzubehalten. Man fchneidet Sie bey ſchoͤnem Wetter, und nimmt folche, die weiß, nicht gar zu dichte an einander gewachſen, von gehö- riger Reife und. etwas groß von Trauben find. Man haͤnget fie an einen fchattigten Ort, wo fie fo viel als möglich für die Wirkungen der Sonne und des Win- des befchüget werden; und wenn Die Witterung nicht ‚außerordentlich. feucht ift: fo gefchieht es niemals, ‚oder doch ſehr felten, daß fie verfaulen: fie werden bloß allmählig troden, und verlieren mit der Laͤnge der Zeit ihren Gefhmad. a Sa Aus allem diefem ift Flar, daß die Gährung der Früchte entweder vondem Drude, den fie auf einan- der haben, oder. von der Wirfung der $uft und. der Sonne herruͤhre, und daß Früchte, fo in einem her- ‚metifch verfiegelten Ölafe eingefchlofien, und an einem ſchattigten und gemäßigten Orte auf behalten werden, bloß der erften Unbequemlichkeit unterworfen ſind; daß, wenn nur ein Del fönnte ausfindig gemacht werden, welches feinen Geruch noc) Geſchmack hätte, darinn die Früchte ſchwimmen müßten, und wenn alsdenn beydes in ein auf obgedachte Art vermachtes Glas eingefchloffen würde, die Sache dadurch voll: fommen würde ausgerichtet werden Fönnen: denn da 17: ein 76 Verſuch, wie alle Früchte x. ein folches Det Feine fo dünne Theilchen hat, die in Die Löcherchen der Früchte eindringen Fönnen; fo wuͤr⸗ den die groben und fetten Theilchen deffelben , die ge: Dachten Söcherchen verſtopfen, die. Ueberfließung der Säfte und folglich die Gährung verhindern. Indem ich diefes fhreibe, erhalte ich von einem anfehnlichen Marne, der ein großer Siebhaber von der Phyſik iſt, von einem merkwuͤrdi n Experimente Nachricht, vermittelſt welches er Fiſche ein ganzes Jahr fuſch erhalten hat, nachdem er ſie zuvor gerei⸗ niget, und in ein Glas mit Olivenoͤl angefuͤllet Hin- ein gethan, welches hiernächft forgfaltig vermacht wor⸗ den, fo daß weder das Del, noch Die Fiſche das geringe von ihrem Geſchmacke verloren. . Um der Mühe überhoben zu feyn, das Glas ber. metiſch zu verfiegeln, und die Gefahr zu verhuͤten, es beym Zuſchmelzen zu zerbrechen; fo würde es viel⸗ leicht ſchon genug ſeyn, die Fuge des Stoͤpſels und des Glaſes mit verſchiedenen Lagen von Papier und Kitt zu vermachen; denn daß dieſes zureichend ſey, die Luft und Seuchtigkeiten abzuhalten, erhellet aus der fäglichen Erfahrung der Chymiſten, die in lang- ge igten Bouteillen, fo auf folche Art wermacht wor- - den, nicht nur ihre Salze und Dele, fondern auch fogar ihre flüchtigften und — — ‚ten auf behalten n. ſ. w. f Ur rt 3* vl. Un 7 A VII. Unmaßgebliche Betrachtungen uber die Frage: Ob es vortheilhaft ſey, die lateiniſche Sprache unter den Gelehrten abzuſchaffen? enn meine Leſer bey Erblickung der Ueber— ſchrift fragen, wer dieſe Frage aufgeworfen bat: fo geben fie ihre Unwiſſenheit in der Ge— ——— bloß. Es iſt wahr, daß man noch nicht eben das Herz gehabt hat, den Satz oͤffentlich zu be— baupten, über den ich meine Gedanken fagen will; aber wer deswegen fich einbildet, daß niemand ihn glaube, der muß nicht wiflen, daß es ſowol practiſche als theo= retiſche Atheiſten giebt. Und wie die meiſten Athei— ſten aus practiſchen erſtlich theoretiſche werden, ſo iſt zu vermuthen, daß nicht lange Zeit hingehen wird, da man oͤffentlich behaupten wird, es ſey gut, die lateini ſche Sprache abzuſchaffen, wie man itzo nur durch ſeine Schriften zeigt, daß man es fuͤr gut halte. Denn wenn die Gelehrten anfangen in ihrer Mutterfprache zu fchreiben, und die Philofophen nicht mehr in die Kirche geben: fo wird man mit gleichem Rechte den erften wenig Eifer für das Latein, und den legten we— nig Hochachtung für den öffentlichen Gottesdienſt zu⸗ ſchreiben. Ich will alfo nicht hoffen, daß man mich mit jenem Mönche vergleichen wird *, der, nad) des Herrn * Tohannis Seici Apologia quod Theologia non fit funda- ta fuper Poefi. Leibnit. praef.ad Niz. antibarb, 3 Betracht.ob es vortheilhaft fey, Herrn von Leibnitz Berichte, eine Schutzſchrift für die Gottesgelahrrbeit gefhrieben, dar zuthun daß ſich fel- bige nicht auf die Dichtkunſt gruͤnde. Man erinnere ſich nur an den verwegenen Ausſpruch der hollaͤndi⸗ ſchen Buchhaͤndler, die vor einiger Zeit den Entſchluß fund machten, Graveſands Phyſik ins Franzoͤſiſche uͤberſetzen zu laſſen, und zum Grunde angaben, es waͤren viel Leute Liebhaber von der Phyſik, die kein Latein koͤnnten. Ein Satz, den jeder redlich lateiniſch Geſinnter mit Verachtung und Abfcheulas! — . Nachdem ich al o diefen Einwurf vorläufig aus dem Wege geräumer, fo muß ich noch meinen Leſern einen Zweifel benehmen, der ihnen wegen meiner Derfon entftehen fönnte. Sie werden namlich wiffen wollen, ob ich nicht für parteyifch zu halten fen, ob ich genuafa= me Einficht indie Sache habe, und ob eg fich alfo der Mühe verlohne, meine Gedanfen davon durchzulefen: Hierauf fann ihnen folgendes zur Antwort dienen: ‚, Primum ego me illorum dederim quibus eſſe Latinos ; Excerpam numero, nec enim componere verba Dixeris effe fatis, neque fi quis fcribat uti nos Miſniacis propiora putes hunc effe Latinum, Ich muß ihnen ferner geſtehen, daß ich einigen Fleiß die deutſche Sprache und auf die Philoſophie ge⸗ wandt habe, zwo Bemühungen, die insgemein mit feiner großen Stärfe in dem Sateinifchen verfnüpft find. Ich fage insgemein, denn e8 giebf bierinnen auch ex utroque cäefares ungefähr ſo viel als; Thebadum portae vel divitis oſtia Nili. Dieſes alles wuͤrde ihnen wohl keinen vortheilhaſtern Begriff die lateiniſche Sprache abzuſchaffen. 79 Begriff von meiner Ausarbeitung beybringen, wenn ich die aufgeworfene Frage bejahen wollte. Aber da ich ſie leugnen werde, ſo werden ſie mir deſto mehr Unparteylichkeit und deutliche Ueberzeugung zutrau— en, auch wohl Mitleiden mit mir haben, daß ich bey Erblickung der vortrefflichen Muſter unſerer lateini— ſchen Helden meine Schwäche erkennen muß: AR nec tu diuinam Aeneida tenta Sed longe fequere et veftigia pronus adora. Um alfo zu meinem Zwecke zu fommen, fo fönnte ich "wohl den Streit in zwo Reden ausführen, und einen Michael Deurfchlieb wider einen Janus Latinus auf: treten laffen; allein außerdem, daß mir die Berferri- gung der Reden zumühfam wäre, fo würde Doch wohl der tateiner nicht Deutſch reden wollen oder fünnen, und da hätte ich nur das zum Vortheil, daß ich fei- nen Vortrag überfegen müßte. Alſo will ich nur die Gründe erzählen und aus dem Wege zu räumen ſuchen, die für die Abfchaffung der lateinifchen Spra— he vorgebracht werden, oder werden koͤnnten. Wenn ich fage; werden, fo widerfpreche ich dem nicht, was ich im vorhergehenden geſagt, fondern nehme nur das bon der Abfchaffung der Sprache an, was man insge- mein wegen ihrer Iinbequemlichfeiten zu Elagen pflegt. Man fpricht zum Erempel, es werde in den erſten Jahren unfersternene fo viel Zeit auf Diefe Sprache verwandt, in der man füch nüglichere Dinge befannt ‚machen fonnte ; die Art, aufmelche einem dieſe Spra- he beygebracht wird, fen fo befchaffen, daß fie man- chem vor dem Studiren überhaupt einen Ekel erwecke, und man fehe endlich Feine Vortheile in Verbeſſerung unfers Berftandes und Willens davon, mern man 80 Betracht. ob es vortheilhaft fey, „i mit vielem Fleiße fich in dieſer Eu aufs zierlich» ſte ausdrüden lernet, Was den erften von dieſen Einwürfen betrifft, fo begreife ich nicht, von was für michtigern Sefchäften die Knaben abgeh alten wer: den, wenn fie 2ateinifch lernen. In den Jahren, da uns Mena und Amo eingeprägt werden ‚ it unfer Gemuͤthe zu nicht vielmehr faͤhig, als Wörter zu mer- fen; bey reifern Jahren aber wird nicht allezeit mit Dem gateinischen allein, fondern zugleich mit Exlernung anderer Dinge zugebradht. Denn ich halte die Be- fchuldigung für fehr ungegründet, daß man in den meiften Schulen der Erlernung des Sateins fo. viel Zeit zueigne. Die Leute, ſo davon auf Akademien ankom⸗ men, zeigen oͤfters das Gegentheil, zumal da es an⸗ itzo an vielen Orten Mode wird, eher große Philo- fophen als gute tateiner auf die hohen Schulen zu ſenden, die ihre Phraſesbuͤcher mehr ſcheinen mit me- taphnfifchen Nedensarten, als mit Stellen der Alten angefüllt zu haben. Das Luftigite aber ift, daß ein großer Theil von denen, die über die Berhinderungen Elagen, fo uns Das Satein wegen Erlernung nüglicher Dinge in den Weg legt, würden einen Theil diefeg Fleißes auf die deutſche Sprache wenden wollen; als wenn die Zeit mit der leßtern nuͤtzlicher zugebracht würde, als mit der erftern. Der Verdruß, mit welchem wir die lateiniſche ran he lernen, gereicht zu unferm Vortheile. Wir berei- ten ung dadurch vor, in den übrigen Theilen der Ge— lehrfamfeit hundert Dinge zu lernen, die einem zaͤrt⸗ lichen Berftande unangenehm vorkommen. Sich eis nen Haufen dunkler und öfters wider einander laufen- der Geſetze und Meynungen der Rechtslehrer ins Ge⸗ daͤchtniß die lateiniſche Sprache abzuſchaffen. 8ı daͤchtniß zu bringen, iſt, deucht mich, ſo eine liebliche Arbeit, als ſich die Anomala und Defectiua wohl be⸗ kannt zu machen „und Acten zu lefen, muß für einen Mann, der denfen fann, eben das feyn, was den Cis cero zu. lefen für einen Knaben ift, der nicht denken kann. Auch glaube ich, daß es nicht viel größere Luft giebt, Recepte zu verfchreiben, als Erercitia zu mas Wenn uns alfo die Erlernung der lateinifcjen Sprache nicht fhon etwas angemöhnet hat, fo wird ung die Befchäfftigung mit folchen Sachen bey ber Ge⸗ lehrſamt eit unertraͤglich ſeyn. Was drittens die Vortheile betrifft, die wir von ber Fertigkeit im $ateinifchen haben, fo feheinen mir - Diejenigen, die daran zweifeln, gar nicht zu verftehen, was zu einem Gelehrten gehöre. Es ift wider alle Erfahrung , daß die Gelehrſamkeit beſtimmt ſey, uns fern Berftand und Willen zu beſſern. Urtheilen denn die Gelehrten von Dingen, die ins gemeine Leben oder auch zu Wiflenfchaften gehören, auf die fie fich nicht ordentlich) gelegt haben, beſſer als andere Leute? Mich deucht aber, dieſes waͤre ein Kennzeichen eines voll⸗ kommenern Verſtandes; denn daß der Rechtslehrer Leges, der Argeneyverſtandige Aphoriſmos herſagen kann, macht zwiſchen ihnen und dem Kaufmanne, dem Künftler und Handiverker feinen Linterfcheid. Jeder derfelben Fann von gewiſſen beföndern Dingen redeti, ‚ Die andern unbefannt find, und es erfordert, deucht mid), wenig Berftand, von einer gewiſſen Anzahl von Sachen, mit denen ic) mich Zeit Lebens befchäff- tiget Habe, Sachen zu erkennen, die nicht alle Seute fonft erfennen. Bon der Verbefii ferung des Willens HR e8 gar nicht der Mühe werth zu reden, Das ıwar ..19and, 5 R eine j j g2 Betracht. ob es vortheilhaft eine Arbeit fuͤr die alten Philoſophen, die ihre zerſtreu⸗ ten Saͤtze der Sittenlehre fleißig in der Uebung be⸗ halten mußten, damit ſie ſolche nicht vergaßen. Itzo da man die Saͤtze ſyſtematiſch zu verbinden, und fein alle aus einem einzigen Grundſatze herzuleiten weiß, hat es keine Noth, daß man einen davon ver⸗ gißt, oder man kann ihn doch gleich wieder nachſchla⸗ gen. Man darf alſo die Befehle der Natur ſo wenig durch oͤftere Ausuͤbung ſich eindruͤcken, ſo wenig je⸗ mand, der die Rechenkunſt mathematiſch gelernet hat, alle Exempel durchzurechnen braucht, durch die ein anderer ſich die Regeln in den Kopf bringen muß. Wenn nun die angefuͤhrten Abſichten bey der Gelehr⸗ ſamkeit gar nicht ſind, ſo koͤnnen ſie keine tuͤchtige Einwendungen abgeben. Ich werde im Gegentheile bald die wirklichen Vortheile zeigen, die ein Gelehrter hat, wenn er ſich der lateiniſchen Sprache bedienet. Dieſes wird bey Gelegenheit eines andern Einwurfes geſchehen, den man zu machen pflegt. Man ſpricht naͤmlich, die Gelehrten wären verbunden, ihre Wahr⸗ heiten auszubreiten , und auch Leuten, die. nicht ſtudi⸗ ret haben, befannt zu machen, hiezu aber ſey der. Dortrag der Wiſſenſchaften in der Mutterfprache'ges ſchickter, als in der lateinifchen. Bey diefem Schluffe gebe ic) feinen von benden angenommenen Säßen zu.. Ich fehe nicht, warum die Gelehrten ihre Erfennts niß ausbreiten follten, da alle andere $eute mit dem, was fie etwa befonders wiffen,, ‚geheim thun. Mich: deucht, die Gelehrten haben eben das Recht, und eben fo viel Grund dazu, ja vielleichtnody mehr. Man mache doch den Ungelehrten die Fatalia,, die Kechts- - formeln, und die übrigen Geheimniſſe der u. bes a 3 Ar annf, die lateiniſche Sprache abzuſchaffen. 83 kannt, die Cicero in dreyen Tagen zu lernen verſichert, ‚würde nicht der groͤßte Theil, der Sachwalter aͤrmer werden, als fie ihre Elienten gemacht haben? Mar erniedrige die Metaphyſik, Bis fie vem Berftande eis ‚nes ehrlichen Bürgers begreiflich wird; man fage ihm zum Erempel , wenn fein Kleid von Tuche üb koͤnne es nicht von Seide feyn ; die Rinder, die er no befommen folle, ſeyn fo gut möglich, als die, die er ſchon hat; das göttliche Wefen koͤnne nicht aus Stüs en beitehen, ‚denn fonften möchte es einmal aus ein⸗ ‚ander fallen; unfere Seele fey Fein Uhrwerk nicht, ‚denn wir Fönnten kein Uhrwerk machen, das nachzus denken fähig fey, und dergleichen mehr ; ich befürchte ſehr, daß man durch dergleichen Nachrichten ven Leh⸗ xer der Weltweisheit um ein paar Thaler bringen wird; dem er fonft feinen Sohn zugeſchickt hätte, Kurz, e8 iſt ſo nothwendig, daß die Gelehrten ihre Erkenntniß für ſich behalten, ſo nothwendig es für andere Künfte der iſt, daß fie ihre Kunſtgriffe verheelen. Fürs ans ‚dere, fo zweifele ich auch fehr,, ob durch den Vortrag ‚ber gelehrten Säße in der Mutterfprache das Wachs: thum der Wiſſenſchaften ſo fehr befördert werde, Denn ich finde ‚ daß viele Gelehrte fo kuͤnſtlich find, daß ein gemeiner Mann fie eine Stunde kann deurfch reden hören, ohne daß er weiß, was fie gefagt Haben, das beite it, daß er es fich doc) insgemein einbildet. Und Diefes ift noch der einzige Bortheil, ven man durch den beutfchen Vortrag der Willenfchaften erhält: Die eure bilden fich ein, es zu verſtehen, und danken den Gelehrten für die Mitcheilung ihrer Geheimniſſe, in ber That aber verftehen fie ſo viel davon, als von ben Seldzügen und Belagerungen in einer deutſchen Zeitung⸗ 84 Betracht ob eg ſey, Eben daraus laͤßt es fich vertheibigen, daß die Lehrer ‘den mündlichen Unterricht in ihren Lehrſtunden mei- ſtentheils deutfch geben. Denn den Zu wenigſtens die Zeit nicht fo lang, indem fie lauter be⸗ kannte Töne hören, Zu diefem Grunde Eommen noch andere, z. E. daß fich die Schmänfe und Hiftörchen, mit denen der $ehrer die Zuhörer bey der Aufmerffam- keit erhalten muß, nicht allezeit gut ins Lateiniſche wuͤr⸗ den uͤberſetzen laſſen, weil ſie meiſtens nur fuͤr den deut⸗ ſchen Witz ſind. Das aber iſt ein ſehr ungegruͤndeter Vorwurf, daß die Gelehrten, die Deutſch ſchreiben, es deswegen fhäten, weil fie es nicht im Latein thun koͤnnten. Ihre lateinifchen Aufſaͤtze, die fie etwa ges nöthiget find herauszugeben, zeigen das Gegentheil. Die Schreibart darinnen ift öfters nicht viel anders als die Schreibart vor etlichen Hundert Jahren, da nichts gelehrtes in der Murterfprache aufgefeßt wurde. So gut alſo als die damaligen Lehrer der Wiſſenſchaf⸗ ten alles Lateiniſch fehrieben, fo gut koͤnnten es die itzigen auch, wenn fie fonft wollten. Ich bin verfi- chert, was die Schreibart anbetrifft, würde fi) Fon— feca des Herrn *** Metaphufif, und Barfolus des eren *** Compendii Inflitatiogum nicht ſchaͤmen, obgleich wegen des Inhaltes felbft der erfte etwas Bes fefenheit in mehr als einem einzigen Weltweifen, und der legte eine beffere Kenntnig der roͤmiſchen Gefeße verlangen möchte. N 2.5. EEE Die Deutſch · ſchreibenden Gelehrten fehen alfo, wie bilfig ich mit ihnen verfahre, da ich fie wider einen - Borrourf vertheidige, der ihnen jur größten Schan- de von ihren Feinden nachgeſaget wird. Ja ich will noch weiter geben, und zeigen, daß ſie es find, za das * "x > | atein m die lateiniſche Sprache abzuſchaffen. 85 Latein als eine noch: lebende Sprache unter den Ger lehrten erhalten, wenn fie nach vorbefchriebener Art, verfahren. Derin die forgfältigen Verehrer des Al- terthums thun ja nichts zum Vortheile des: Lateiniz‘ ſchen. Sie brauchen nur die Wörter und Redensarz; ‚ten, die fie in alten Schriften finden, und diefe Woͤr⸗ ter und Nedensarten würden auch. ohne: fie nicht, une, tergegangen feyn. Wenigftens zweifele ich, ob man. ihrer Schriften wegen $atein lernen: würde , wenn bie. Schriften der Alten nicht mehr. vorhanden wären, Aber die Lateinifche Sprache mit neuen Wörtern, und Hedensarten zu bereichern, dazu iſt nur derjenige für big, der nicht allzuviel Fleiß auf ſie gewandt hat, und) gleichwol in ihr ſchreibt. Es würde: nicht ſchwer fallen, aus den: Schriften dieſer Männer einen Anis; nizolius zu ſammlen, der zehrimal ftärfer wäre, als des Nizolius ciceronianifches Lexicon, insbeſondere wenn man eine Arbeit unternehmen wollte, wie Rus: dolph Goclenius mit den fcholaftifhen Kunftwörtern. unternommen: hat, nämlich zu zeigen, wie jedes fich im alten $atein ausdrücken ließe. : Denn das iſt noch. das merfwürdigfte, Daß unfere Gelehrten, von denen: ich rede, mit ganz neuerfundenen Wörtern, großen⸗ theils Dinge ſagen, die ſchon lange vor. der fieben Meifen Zeiten befannt waren, und von denen Die Römer reden konnten ‚. ehe noch Cicero die Philoſo⸗ phie lateinifch lehrete. Aber eben dadurch wird die la⸗ teinifhe Sprache ammeiften bereichert und zierlich ge⸗ macht, wenn man einerley Gedanken auf fo verſchie⸗ dene Arc in ihr auszudrücken fähig ift: die Vortheile alſo, die man der lateinifhen Sprache bringen kann, ‚wenn man fie noch im Schreiben beybehält, follen | 53 ung 86 Betracht. ob es vortheilhaft ſey, ung auch verbinden / ſie nicht gang und gar abzu⸗ ſchaffen. Bi © 3 Man roird vielleicht fagen, eben diefe Pflicht verban⸗ de uns aud) für die Verbeſſerung der Deutfehen bemüht \ zu ſeyn, und folglich in felbiger‘ zu: fchreißen. Hierauf antworte ich: daß nicht alles, was in einer Sprache ans geht , ſich auch in der andern hun laͤßt. Boileau bes merft, daß vieles im Franzöfifchen anftößig Flinge, dag: man im Lateiniſchen ohne Bedenken ſagen kann. Le Latin effronte brave pP Honndtete .. Mais un lecteur Frangois veut &tre reſpectẽ. Ehen fo Flinge vieles’ im Lateiniſchen gelehrt und tiefs finnig, mas im Deutſchen gemein und unfinnig feyn würde. Cine exiflibilitas, eine adtio prima infinita, eine eflentia paffiuitätis rationem in‘ fe’ continens; würde alle ihre Pracht und Anſehen verlieren, wenn man fie Deutſch ausdrücen wollte· Wenn man da⸗ von überzeugt. feyn will, fo erinnere man fich nur, was der Herr von $eibnig geſagt: Die deurfche Spra⸗ che ſey gleichfam ein Probierftein, an welchem man erkennen koͤnne, was für Wörter in andern Spra: hen wirkliche Begriffe andeuten, oder bloß leere Tö: ne find, nachdem fie fich nämlich im: Deurfchen as» druͤcken laſſen, oder nicht. Diefer Satz ift ohne Zivei- fel mit. einiger Einſchraͤnkung anzunehmen, und fol eigentlich nur fo viel heißen: Dasjenige, was eigente lich gelehrt fen, und Ungelehrte gar nicht wiſſen duͤr⸗ fen, das laſſe fich nicht Deurfch geben, In der That, wenn wir den Borrath der deusfchen Wörter durchge⸗ ben, fo finden wir nicht nur Benennungen ſolcher Dinge, die zum gemeinen Leben gehören, fonbern auch m ©. En ſolcher, | Li ſolcher, die in Willenfchaften vorfommen ; aber es dielateinifche Spracheabzufchaffen. 87 „find allezeit folche Wiflenfchaften, die Erfahrung und Nachdenken, aber Feine Gelehrfamkeitanzeigen. Man weiß, daß ſich nur aus den Sprüchwörtern und Ge dichten unferer Vorfahren ein Synbegriff der Sitten- eben, Seife ließe, der faſt fo vollftändig ſeyn dürfte, riftoteles Magna moralia. Man weiß, da * ——— griechiſchen Lehrer der Meßkunſt vor hundert und mehr Jahren Deutſch geredet haben; ‘man weiß endlich, daß die deutſche Sprache reich ge⸗ nug iſt, die Erfindungen der Deutſchen in der Me— chanik, der Schmelzkunſt, dem Bergbaue und andern heilen der Naturlehre auszudrücken; und daß die ‚Namen der Winde von den meiften europäifchen Voͤl⸗ tern den niederdentfchen Schiffen abgeborgt werden. Aber dieſes alles find ja Dinge, die aud) Ungelehrte wiſſen/ und darinnen öfters mehr Kenntniß befigen, als große Gelehrte. Sie gehören alfo nicht eigentlich zur Gelehrſamkeit. Man nenne mir aber etwas, das eigentlich gelehrt iſt, fogleich werde ich zeigen, daß es fi im Deutſchen nicht thun läßt. Lateiniſche Verſe madjen ift gelehrt; kann man aber wohl lateinifche Verſe in deutfcher Sprache machen ? Ruͤhren die Ausgaben alter Schriftfteller , die deutſche Noten has ben, wohl von fehr gelehrten Seuten her? Iſt cs vohl eine gelehrte Beſchaͤfftigung im Hagedorn zu les fen? Nein, aber das ift eine im Anafreon zu leſen. Warum? etwa weil Anafreons Scherz artiger iſt, als Hagevorns feiner ? Im geringften nicht. Wels «her Gelehrte würde fi) darum befümmern? Nur _ weil Hagedorn Deutfch fehreibe, und Anafreon Grie: chiſch. Ja daß ſich BE rs; nichts gelebrter fagen | | fagen lafe; Fr ich ish mie ber deugriſe — | ften unter den deutfhen Dichtern beftärfen. - ‚fpricht von denen, die ze — m San ten einmifchen: M Ein Deutſcher ift — der euer Deutſch vaſtche. Folglich kann dasjenige, was im reinen Deutſche ge fchrieben ift, von ungelehrten Deutfchen verjtanden werden. Wie wollte aber fo was gelehrt fyn? Und wie kann man doch fo viel prahlen, daß die deutfche Sprache fo gefchickt fen, Die meiften gelehrten Wahrheiten auszudruͤcken, geht es doch nicht einmal mit den erften Geuͤnden der Weltweisheit an, bey de» nen eg gleichwohl nach vieler Gedanken am leichteften und nothwendigſten iſt. Ich will nur ein Exempel inſtar omnium anführen. Wenn Herr Wolf mit feinen Nachfolgern Das, was er einen Grund nennt, erklären wills fo fpricht er, es fen dasjenige, woraus man ſehen fan, warum eine Sache it, Man fiehe leichte, wie dunkel diefe Erflärung ift, und wie we nig fie ung zeigt, was eigentlich ein Grund fey. Ein gewiffer fharfjinuiger Weltweifer hat es handgreiflich entdect, woher die Dunkelheit komme. Sie ſteckt in der verzweifelten deutfchen Partikel: warum. — Die ſollte erklaͤret werden, und r wer ſie ohne Definition ge⸗ brauchen muß, hat eben verwirrte Begriffe, als wer die Woͤrter: demnach und dieweil, oder die Kreuz und die Queere, ohne Erklaͤrung gebraucht. Aber eben dieſer Philoſoph giebt ſtatt dieſer dunkeln Erklaͤrung eine andere, die, wie man leichte ſieht, ihre große Deutlichkeit nur einigen lateiniſchen Woͤrtern zu danken bat, Ein Grund, ſagt er, iſt ein — — dielateinifche Sprache abzufchaffen. 89 an melches ein pofterius feiner Exiftenz und Beſchaf⸗ fenheit nach verknuͤpfet iſt *. Mich deucht, ich habe das wichtiſte, was meine Gegner anfuͤhren koͤnnen, aufrichtig erzaͤhlt und gruͤnd⸗ lich beantwortet. Man wird es mir alſo zu gute hal⸗ ten, wenn ich nicht eben alle Kleinigkeiten noch bes rühre, Die mir nicht fo gleich nach der Reihe einfallen, Etwas, das man mir noch mit vielem Scheine entges gute Fönnte, möchte vielleicht folgendes feyn x weiß die unverföhnlichen Streitigkeiten ber las reiniſchen Gelehrten mit den Liebhabern der Mutter» fprache ; diefe Fonnten geendiget werden, wenn man. den Gebrauch der lateinifchen Sprache abfchaffere, und: allenfalls die Gelehrten, fo itzo noch ihre Verehrer ſind/ nach und nad) ausſterben ließe ‚ wie man es etwa beym Anfange der Reformation in einigen Kloͤ⸗ ſtern mit den Moͤnchen gemacht. Aber ſo vortheilhaft dieſe Gedanken beym erſten Anblicke ausſehen, ſo we⸗ nig kann man ihnen nach einer reifern Ueberlegung Beyfall geben. Man muß die Gelehrten ſehr wenig feunen, menn man fich einbilden will, ihre Zänfereyen würden aufhören, wenn eine von den Gelegenheiten, dabey fie fich zanfen, megfiele ; als wenn fie niche gleichdafür zehen andere vom Zaune brechen Eönnten ? Und man muß insbefondere in Abfi cht auf das, wo⸗ von itzo die Rede iſt, ungemein wenig berichtet ſeyn, wenn man ſich einbildet, es gehe auf deutſchem Grund und Boden alles ruhig ber, menn nur die Latier Fries be — Wer das glaubt, dem kann man nicht 5 nur EEE Beweisthũmer der Srunbwahrbeiten aller Religionen und Moralität, welche in der Wolf. Phil. nen geleugnet werden wollen, II Abſchnitt, 33 $. 96 Betracht: ob es vortheilhaft fen, nur in den Gefchichten unmiffend nennen, er muß ſogar die Zeitungen nicht einmal leſen. Man fordere eine Vollkommenheit, mas man für eine will, von denen, die man den ‚lateinifchen Kunftrichteen als eigen. bey» gelegt Hat ; dictatorifche Ausfprüche, lange Beweiſe, in: denen fein-vernünftiger Schluß iſt, Auslegungen eis nes Schrifitellers, die ihm. nie in den Sinn gekom⸗ men find, Spöttereyen ohne Wis, und Ausgaben ein nes ſchlechten Dichters mit unmaͤßigen Sobeserhebun« gen deſſelben, von allen werde ich häufige Exempel auch bey den: Deutfchen anführen. Wenn es bey den lateinifchen Kunftrichtern eine Gelehrſamkeit Heiße, die Machtwörter: des römifchen Pöbels veche in feiner Gewalt zu haben; fo ift ja niemanden unbefannt, wie es durch ven Fleiß und Eifer, ihrer deutſchen Zunfes genoffen fo weit gekommen ift, daß die römifche Spra⸗ che gewiß unferer deutſchen Heldenfprache an Reich— thum und NahdrudeinSchimpfiörtern weichen muß. Selbſt Wortfpiele werden unter den Deurfchen ge woͤhnlich, die fo ſinnreich find, als: wenn Pauw und d' Orville einander unter den Namen Orbilius und Pauo herummehmen. Aus diefen allen folgert fich, daß menn die deutſchen Gelehrten, fo langedas Latein Dauert, mit ihren Nachbarn beitändig im Streite lie« gen, die Abfchaffung deffelben nur ihre Bürgerfriege bißiger machen würde. ” Ehe ich noch fchließe, muß ich Die Gedanfen eini« ger Leute erwähnen, Die zwar im Hauptwerke mit mir eins find, aber. doch dabey einen. gewiſſen gefährlichen; Irrthum hegen. Sie bilden ſich nämlich ein, es fey fehr gut, die lateinifche Sprache zum Vortrage gelchr« ter Wahrheiten beyzubehalten, nur müffe man bey ! | dem — Berg 91 eiße, den man auf ſie wendet, ein. Mittel zu miffen, und fo wenig ganz barbarifch fehreiben, als bloß in ihrer Zierlichkeit die Stärke und das We- - fen der Gelehrſamkeit ſuchen. Diefen Leuten fegte ich | Dr —* Lehrſatz, Mediocritas laudem non ha- n.de ganzen Gele ſamkeit, und —* auch len, sr ‚Sid ef eine mittel: ‚gute lateiniſche Schreibart bemühen, heißt de — aus in der Fabel gleichen, und ſich bey den großen Woͤrtergelehrten und bey den großen Sachen⸗ verftändigen zugleich verhaßt machen , wenn. man bey beyden gerade das Gegentheil fucht. Die erften ben immer noch Fehler in unſerer Schreibart ant * fen, und bey den legten wird: es ein Beweis ſeyn, daß wir fchlecht denken, weil wir nicht fchlecht fchreiben. Man ermähle ſich alfo eines von beydenz .: Colifichet macht läteinifche Berfe, die fo fließend; ſo rein, fo gedanfenleer find, als fein Gedichte eines deutſchen ae und fie werden von Gelehrten feiner Art: ges rt era fehreibt eine metaphyſiſche —* putation und fie wird wiederum von andern gelobt; n dieuntur —* fane multi libti, fed ipfi profitentur, ;fe. e diftindte e dis 20 neque ————— ornate —2* * been will jeder von beyden RR mn —* Tabt. l 1 ab ie“ | — * IMS, RE: Boltens Nachricht C a Zi ** * * DE EEE — VII, 2 Ir | 3 F. Bolten; mn 1 der Aeyenevmiftenfpafe Dorn, 7 is J “ Ra ch ri ich t/ von einer in dem rechten Eyerſtock bie | Empfaͤngniß eines Kindes. — | 1: denen rühmlichen Anftalten, ale von de⸗ nen milden und mitleidigen Einwohnern diefed Stadt geftiftet worden find, ift der Pefthof wol eine der fürnehmfte. Denn in denen zu on rigen Gebäuden werben 756 arme, gebrechliche, Frans £e, elende und vafende Menſchen unterhalten und ver⸗ ſorget. Alles, was in einem jammervollen Zuſtande iſt, ſuchet ſich bier zu erquicken, und erhaͤlt durch die unermuͤdete Vorſorge derer Herren Vorſteher, Kleider, Nahrung, Pflege und Arztneyen, feine Bloͤße zu de⸗ cken, ſeinen Hunger zu ſtillen, und ſeine Krankheiten und Wunden zu heilen. Selbſt diejenigen, welche den Gebrauch ihres Berftandes verloren, treffen hier einen bequemen Aufenthalt an, den viele nicht ohne die allerempfindlichfte Ruͤhrung "verlaffen , weil fie in demfelben die Vernunft, alg ein neues Gefchenf ihres. gütigen Schöpfers, empfangen .haben. ı Dahero ift derfelbe ja wohl mit Recht ein Sammelplag der Une glückfeligen zu nennen, der aber aud) ein Flarer Be— weis ift, daß die hamburgi Bürger nicht uns danfbar gegen den höchften Wohlthäter find , der fie mit reichem Segen überfchütter hat. Man Fan leicht erachten, Von der Empfängnißeines Kindes. 93 erachten, daß unter fo vielem Elende und Jammer des menſchlichen Geſchlechts Faͤlle vorkommen, die ſonſt ſehr ſelten zu ſeyn pflegen, und die dahero billig verdienen angemerket und aufgezeichnet zu werden. Ich habe die beſte Gelegenheit beydes ins Werk zu richten, weil mir die Sorge für die Kranken aufgetra⸗ gen,und zugleich auch die Erlaubniß gegeben worden, die: Berftorbenen zu zerglievern. Schon mehr als einmal habe ich die Richtigkeit meiner. Schlüffe nach dem Ableben derer, die icy unter Händen gehabt habe, erfahren: manchmal bin ic) meines Irrthums ges wiß geworden ‚> und oft habe ich. ganz unerwartete Dinge gefehen, denen ich nimmermehr Glauben: bey: fen würde, wenn mich nicht meine eigenen Sinne eines andern belehrec haͤtten. Ich weiß ‚ich erweiſe den Runftverftändigen einen Gefallen, wenn ich ihnen meine gehabre Erfahrungen Fund mache, derowegen will ich mit nachfolgendem “Berichte den Anfang ma- chen, und wird derfelbewohl aufgenommen, fo verfpres he mit göttlicher Hülfe mehrere zusliefeen.: ' Den ıgten yuliusdesißt geendigten 1746ten Jah⸗ res öffnete id) in Gegenwart des Herrn Stollbergs, Wündarztes und Speifemeifters des Peſthofs, der demfelben fchon viele Jahre mit aller Treue, und mit allem Fleiße gediener Hat, eine Frauensperfon von 58 Jahren, die an eben demfelben Tage geftorben wars Der Körper derfelben war fehr ausgedörrer, und fein Unterleib war eingefallen, wie er bey Denen zu feyn pfleget , welche in auszehrenden Krankheiten. ihren Geiſt aufgegeben Haben. Ich machte kaum den Ans fang der Oeffnung, da ich ſchon merkte;,: daß hinter dem Nabel etwas Ungewoͤhnliches vorhanden, dahero | id) ich Die in dem Unterleibe befindlichen Eingeweide zu entdecken die Muskeln defielben um den Nabel herum einfchneiden mußte. Darauf fand id, daß hinter dem Nabel ein, dem Scheine nad) fremder Körper ange: wachſen war, der. die Größe eiries neugebohrnen Kin⸗ derkopfs hatte, und die. Höhledes Unrerleibesgleichfam in zween Theile theilete, nämlich in den rechten und in den linken. In diefem Hielten ſich diediinnen Gedärme auf, in jenem aber ber blinde Darm und das mit ihm verbundene Stüc des Grimmdarms,. Die Leber, der Magen, die Gekrösdrüfe und die Milzwaren an ihrem natürlichen Orte, und fchienen von guter Befchaffenbeit zufeyn. Das Nege fegte ſich an den Hinter dem Nabel befindlichen Körper. Der linfe Eyerſtock und deſſen Zrompete waren in untadelhaften Umſtaͤnden. Die Ge: bärmutter hatte ihre ordentliche Größe, der Grund der felben aber war. nach der rechten Seiten hingezogen, und verband fich mit dem ſchon mehr gedachten fremden Koͤr⸗ ver. Dieferwar der rechte Eyerſtock, wie ſich folches in der genauern Unterfuchung zeigte. Aeußerlich hingen an dernfelben verfchtedene Wafferblafen, deren jede etwa ein Duenechen Waſſer in fih Haben mochte. Der Eyer- ſtock felbft ſchloß eine beträchtliche Menge ftinfenden Eiters ein. Nachdem diefer weggefchafft worden, er⸗ blieteich einen Sad, und indemfelben viele harte, un. formliche und den Knochen gleichende Stuͤcke. Dee Sad felbft war nicht fonderlichfefteandieinnere Wand des Eyerſtocks befeftiger, und ließ fi) aus demſelben fehr leicht Heraus nehmen. Er hat recht viele Aehnlich⸗ keit mit einer Nachgeburt, fo wie die aus Ihm genomme⸗ ne Stücke; welche getrocknet faft ein doch wägen, ſehr viel ähnliches mit den Knochen der Hirnſchale, Doc) * von der Empfähgniß eines Kindes. 95 In Anſehung ihrer Bauart, behalten Haben. Man kann über an denfelben Feine Figur eines einzigen bekannten, Beines erfennen. Es frage fich alfo, ob ſolche wirkliche Knochen find oder nicht ? Was fie meiner Muthmaßung | nach feyn möchten , will id) beybringen ; wenn ich vors o nur noch angezeiget habe, ‚daß die Lunge unbei chädige geweſen, und daß ich in dem Herzen weder rzgewaͤchſe, noch ſonſt in demſelben, oder in der * etwas außerordentliches angetroffen habe. Mich duͤnket, ich kann ohne Gefahr zu irren anneh⸗ men, daß die aus dem in dem rechten Eyerſtocke ehedem eingeſchloſſenen Sacke gekommene harte Koͤrper entwe⸗ der Steine, oder auch wirkliche Knochen ſind. Waͤ⸗ re das erftere der Wahrheit gemäß, fo müßte eine Waſ⸗ ſer ſucht des Eyerſtocks ſolche wohl hervorgebracht haben: wäre aber das letztere anzunehmen, fo wäre die Ems pfängniß eines Kindes in dem Eyerftodt Zweifels ohne geſchehen. Folgende Lebensumſtaͤnde dieſer Perſon wer⸗ den der ſonſt ſehr dunklen Sache einiges Licht geben. Sie hat faſt 30 Jahre auf dem Peſthofe gelebet. Sie hat bis einige Monate vor ihrem Tode einen fehr ftarf ges fchwollenen Unterleib gehabt, dahero fie von jedermann für eine ſchwangere Frau gehalten worden, ja ‚Man hat wohl gar geglaubet, fie würde mit Zwillingen niederkom⸗ men. Sie ſelbſt hat ſolches anfaͤnglich vermuthet, und geſtanden, daß ſie einſt Gemeinſchaft mit einem Knechte gehabt, und daß von der Zeit an ihre monatliche Reini⸗ gung ausgeblieben. Solche hat ſich auch nachdem nie wieder eingefunden ‚die erwartete Geburtsſtunde aber iſt auchnie erſchienen, ſondern die Geſchwulſt des Unter⸗ leibes hat ſich in mehr, als 29 Jahren nicht verändert, Etliche 40 Wochen vor ihrem Ende hat fie angefangen zu Eränfeln, die Geſchwulſt des Unterleibes bat abges | nommen, 96 % 8. Boltens Nachrichtic. nommen, und hat fich endlich gänzlich verlohren, ohne daß etwas Merkliched weder durch den Schweiß, noch mit dem Harne, noch mit dem Stuhlgange von ihr gegangen wäre. Bald nachhero aber ift fie von einem zehrenden Fieber vol» lig ausgezehret geflorben. Hieraus erhellee meinem Be: duͤnken nach mit ziemlicher Gewißheit, daß fie wirklich ge> ſchwaͤngert worden, daß die Empfaͤngniß aber in dem vechten Eyerſtock gefcheben, und daß folglich die Geburt der gebildeten Frucht unmöglich geweſen. Diefe hat dero- wegen fterben müffen, allein fie hat in dem Waffer, welches fie umgeben hatte, der Faͤulung lange widerftehen innen, bis folches endlich wegaedünfter ift. Was konnte daraus nach dem ordentlichen Laufe der Natur anders, als die Zerſtoͤrung des Kindes erfolgen? Diefe meine Meynung wird noch dadurch beffätiget; daß das Vergrößerungs> glas ordentliche Faͤſerchen in den Knochen darftellet: fer⸗ ‚ner dadurch, daß diefelben noch ist einen unangenehmen Geruch an fich haben, und endlich noch dadurch, daß fich diefer Geruch mehrer, wenn fie auf Kohlen geworfen wer: den, dergleichen Stuͤck Knochen wird alödenn ſchwarz, glübet, und wird zulegt in Kalk verwandelt, ohne, daß feine Figur eine Veränderung erlitten hätte. Ich bin ige nicht gefonnen die Möglichkeit der Em: pfängniß außer der Gebärmutter mit der Erzählung aͤhn⸗ Jicher Falle zu beweifen,-fondern überfaffe den Lefern ders leichen Erempel in den Schriften der Arztneygelehrten elbſt nachzuſuchen. Doch Fann ich mit wenigen Worten zu berichten nicht unterlaffen, Daß die beyden hieſigen Gtadtärzte, der Herr D. Müller, und der Herr D. Fries: Derici vor einigen Jahren bey einer gerichtlichen Befichti: gung eine völlig gebildete Frucht von 4 Monaten in dem finten Eyerſtock angetroffen. Erfterer bat folche mit aller Sorgfalt aufgehoben. Vieleicht erhalte ich von der mir fchon längft befannten Güte diefesrechtichaffenen und red⸗ fichen Mannes die Erlaubniß, diefe anmerkenswuͤrdige Begeberibeit genauer aufzuzeichnen, und dieſem Hamburs gifchen Magazin einzuverleiben. Hamburg, den 12ten Jenner 1747. RR | RE 07 RR — J— Muthmaßung, daß die Viehſeuche von Inſecten entſtehe, welch aus der Tartarey durch die Oſt⸗ winde verwehet werden. Aus dem Engliſchen, eines Schreibens unterm 16ten | Jenner 1747, uͤberſetzt. SD ch kann nicht umbin, über die wüthende Seuche W unter dem Hornvieh, und inſonderheit unter den Rüben, welche iso um London herum im Schwange geht, und womit wir auch im Jahre 1714 geplaget worden, meine Öebanfen zu entwerfen. Sie war damals fo heftig und anftecfend, Daß, wenn ein - Stück Vieh diefelbe hatte, alles andere, fo nur den Ge— ruch Davon mwitterte, oder an dem Orte fraß, wo das kranke gegrafer harte, gewiß angeſtecket ward. Dieſe Seuche nahm dem Viehe die Köpfe ein, war mit einem Rinnen der Naſe und einem übel riechenden Arhem verfnüpfet, und tödtete es in drey oder vier Tagen. Die Hirten wollten es für feine anftectende Seuche halten; fie wußten auch Feine Urfache anzugeben, woher fie entftünde, und Fonnten Fein Mittel dawis ‚ber ausfindig machen. Sie fagten nur bloß, der ungewöhnlich trockene Sommer und. bie beftändigen 5 Band. G O 08 Muthmaßung , daß die Biehfeuche Oſtwinde wären Urfache daran. » Diefe Seuche war drey oder vier Jahre, ehe fie zu uns fam, in der Loms bardey, in Jolland und um Hamburg gewefen, woben die Leute faft alles Vieh eingebüßet hatten. Die Staaten von Holland ließen zum Beſten derer, die dergleichen krankes Vieh hatten, eine Arztney be- Eannt machen. Allein. wie Diefelbe hier verſuchet "ward; fo wollte fie nicht anſchlagen. Unter ſieben ward kaum eines geheilet. Die Seuche ward fo gar dadurch vermehret , indem das franfe Vieh dadurch noch einige Tage länger beym Leben erhalten ward, als fonft gefchehen fern würde. Es ift merfwürdig, daß feine Dehfen diefe Krankheit hatten, fondern bloß Milchkuͤhe, als roelche zarter waren Um das Vieh vor der Seuche zu bewahren, ließen Die Hirten ihnen am Schwanze zur Ader, rieben ihnen die Nafen und. Kinnbacken mit Theer, und wenn eines davon flarb: fo ward es verbrannt und tief in die Erde begraben. Es gieng diefe Seuche zu Islington an, breitete fic) über verfchiedene Derter in Middleſex und Eſſex aus, erſtreckte fich aber nicht weiter als 20 Meilen weftwärts von London. Die allgemeine Meynung von der Urfache diefer Krankheit beftand darinn, das Vieh wäre zuerft dadurch angeftecfet worden, daßes von un= gefunden fiehenden Waſſern gefoffen, worinn fich wabrfcheinlicher Weiſe vergiftete Inſecten aufgehals ten und erzeuget hätten. Der Sommer war fo fehr trocken, und faft beftandig mit Offroinden begleitet ge= weſen. Das Gras war mehrentheils verfenget, und die Gartenfräuter waren vom Ungesiefer verderbt ‘worden, welche, weil fie zum Nutzen der Menfchen nicht gebrauchet werben Fonnten, dem Viehe gegeben 44 wur⸗ von Inſecten entfiehe "99 wurden. Es fand fich gleichfalls ein fo großer Man gel am Waſſer, daß manche fich genöthiget fahen, ihre Kühe fünf oder ſechs Meilen darnach zufreiben. Die Aatwerge, fo bey dieſer Gelegenheit von den Staaten von holland befannt gemacht ward, war von den meiften, two nicht von allen denen Materialien zuſam⸗ ‚men geſetzt, die zu den beſten Arztneymitteln gebrauchet werden, deren man ſich wider die Peſt unter den Men⸗ fen bedienet, davon Die meiften, wie wir wiffen, den Inſecten toͤdtlich find, als ſtark riechenden Wurzeln und Kräufern, vor allen aber aus aromatifchem Gum: mi, und Säften von Pflanzen, als Raute, Knoblauch, Pech, Theer; Weihraud) und Olibanum. DiefeSa- chen werden in Kranfreich und Italien haufig ger brauchet, den anftecfenden Seuchen zuvor zu fommen, oder fie zu vertreiben, indem man fie aufs Feuer wirft, und dergleichen Körper, Briefe, oder andere Dinge, fo von angeſteckten Dertern herfommen , damit raͤu⸗ chert, nachdem fie die Quarantaine gehalten, als mel: che man nicht eher ans. Ufer kommen laͤßt, als bis dieſe Dperationgefchehen. Es ftreitet nicht mit der Erſah— rung, daß Inſecten in thieriſchen Körpern leben, und fich darinn vermehren Formen, Wie oft finden wir, daß Männer, Weiber und Kinder mit Würmern ge: plaget werden? : Wie mancherley Arten von ſolchen Inſecten geben ſie nicht oͤfters von ſich? und wie koͤnnte ſolches ſeyn, wenn fie nicht entweder mit dem Athem in den Magen gezogen, oder durch ungefunde Speifen binein gebracht würden? Denn aus Nichts koͤnnen fie fich in dergleichen Körpern niche erzeugen, wenn nicht entweder ihre Eyer oder fie felbft durch ge- wiſſe Zufaͤlle dahin — na Denn würden 2 fie 100 Muthmaßung /daß die Viehſeuche ſie von den thieriſchen Körpern natürlicher Weiſe her⸗ vor gebracht; ſo muͤßte ſolches bey allen gemein ſeyn, 8 wovon wir aber das Gegeatheil wiſſen. Ich bin ver: 4 9 = “ Bu fichert worden, daß im fahre 1714, da das Sterben unter den Kuͤhen am heftigften gemefen, gegen das Ende des Sommers einige Pächter ſich neue Kühe angeſchaffet, und fie auf diefelben Felder getrieben, wo vorhin viele Kühe geftorben waren, Da denn die neuen Kühe gleichfalls angeftecfet wurden und umfie⸗ len. Den folgenden Frühling aber waren eben diefe Felder gar nicht anftecfend mehr, und die Kühe, fo man darauf trieb, hielten fi gut. Die aber, fo in die Kühhäufer gefeget wurden, worinn die Franfen - Kühe das vorige Fahr gewefen waren, wurden von der Seuche angefallen und fturben, welches uns zu lehren fcheint, daß diefes eine Wirfung der Inſecten geweſen, welche durch die Wärme diefer Ställe vor der firengen Kälte des Winters verwahret worden; - dabingegen die, fo auf den offenen Feldern geblieben, von der Kälte umgefommen. Ich babe gehböret, daß eine Frau bey Camberwell fechs oder fieben von ihren Kühen dadurch geholfen, daß fie ihnen einmal in der Woche einen Tranf von Raute und unnegohren Bier gegeben. Man kann aber fragen, warum dieſe anſteckende Seuche, welcher Menſchen, Vieh und Pflanzen un⸗ terworfen ſind, nicht allgemein iſt? Und warum ſich die Seuche nicht ſowol in Indien, China, und in den ſuͤdlichen Gegenden von Africa und America, als in dieſen Theilen der Welt aͤußert? Denn ich habe nicht gefunden, daß fie jemals an dieſen Dertern ge weſen. Diefe Frage giebt mir eine fernere — | eit, 0 von Infeeten entſtehe. 101 beit, zu behaupten, daß die Inſeeten Urfache daran find, und daß diefelben durch die öftfiche Winde herz geführet werden. Erſtlich findet fich, fo.viel ich je— mals erfahren koͤnnen, von Natur in America Feine Art von Creaturen oder Inſecten, die in andern Theilen der Welt gefunden werden, die Pflanzen find” gleichfalls von den Pflanzen anderer Länder unter ſchieden. ine gleiche Beichaffenbeit bat es mit Indien, China, u.f.w. Wenn wir nun feßen, daß dieſe giftigen Inſecten bloß in der Tartarey erzeu- get werden; fo müffen wir erwägen, in was für Theile Der Welt diefelben mit den Dftwinden gebracht wer- den fönnen, und ob nicht Indien, China, die füdli- - chen Gegenden von Africa und America fo weit ent ferner find, daß fie davon nicht Fonnen erreichet und alfo auch nicht angeftecket werden? Wer die Befchaf- fenheit des Sandes und des Waflers auf der Erdfu- gel betrachtet, wird von dem Wege der Inſeeten mit dem Oſtwinde von der Tartarey nach allen Theilen von Europa, klein Afia, Paläftina, der Barbarey und andern füdlichen Küften der mittellandifchen See die Urfache einfehen koͤnnen, als wovon eg fehr wahr« fheinlich ift, daß fie dahin fommen fonnen, ohne eine fonderliche Hinderniß anzutreffen, die ihnen im Wege wäre. Die beften Charten zeigen Feine fon- derliche Gebirge zwifchen ver Tartarey und denen _ Dertern, fo der Seuche unterworfen find. Die Al pen laufen mit den Winden, fo aus der Tartarey fommen, parallel, und hindern ihren Weg alfo im geringften nicht. Die Gebirge von Dalmatien find nicht hoc) genug dazu; und wenn fie es auch wären: fo ift die cafpifche See groß genug dazu, fie nad) | 63 den 102: Muthmaßung, daß die Biehſeuche den ſuͤdlichen Theilen von Europa nach der mittellaͤn⸗ diſchen See und den nordlichen Kuͤſten von Africa, und zwar ziemlich weit nach Weſten hin gehen zu laſſen. Bo, ar Nun koͤnnten ſich vielleicht einige die Vorſtellung machen, dieſe Winde ſetzten ihren Lauf bis nach Ame⸗ vica fort; allein, fo viel ich noch habe erfahren Fön: nen, haben diefe tandwinde, wenn fie am allerhef— tigften geivehet, und am längfien angehalten, fich noch niemals meiter, als dreyhundert Meilen über die weftlichen Küften von Europa erſtrecket, welches in Anfehung des großen Meeres zroifchen uns und Ame⸗ ricanur eine Kleinigkeit iſt. Ueber dieſes glaube ich, daß die Winde, welche über einen fo großen Strich $andes weher, als dieſe rartarifchen Winde thun müffen,, von welchen ich glaube, daß fie die giftigen Inſecten mitbringen und diefelben unterhalten, von den Winden, die aus der See fommen, ihrer Natur nach fo unterfchieden find, daß es wahrfcheinlich, daß diefe Creaturen, fo bey dem einen Winde leben, von dem andern getödtet werden, daß alfo, wo meine Muthmaßung richtig iſt, America der Seuche nicht unterworfen feyn kann. N a ©. Der Berg Atlas, welches eine große Neihe von Gebirgen ift, die fih vom Weltmeere ar faft bis an Aegypten erftrecken, und die Wuͤſten Libyens hinter fih haben, kann wahrfcheinlicher Weife den Weg Die- fer Inſecten nach den füdlichen Gegenden von Africa aufhalten, und vielleicht aus Diefer Urfachediefen Theil der Welt von folhen Seuchen befreyen. So kann auch gleicher Weife das Gebirge Caucafus, oder Ara- vat, welches eine von den höheften Reihen Gebirgen | in: von Inſecten entſtehe. 103 in der Welt iſt, ſo ſich von Oſten nach Weſten durch Perſien und Indien erſtrecket, die ſuͤdlichen Theile dieſer Laͤnder von der Seuche befreyen, indem ſie den Weg dieſer vergifteten Creaturen auf halten, wenn einige Winde von der Tartarey dahin wehen follten. Und weil China der Tartarey gegen Often liege: fo ‚müßten es Weftwinde fenn, welche diefes Sand mit der Seuche anſtecken follten, wenn fie anders aug ‚der Urfache, Die ich mir vorftelle, herruͤhren. Wir finden aber bisher noch nicht, daß Weſtwinde in die: fen Gegenden haufig find, und wenn fie es auch wä- ten, fo konnen wir verfichert ſeyn, daß fie nicht zu tet, und durch die Winde von der Tartarey den ge— jenfeitigen Weg geführet werden. Wir haben achricht, daß die Winde auf den Küften von Chi: na fo. ordentlich find, daß fie vom October bis zum zum October von der gegen über liegenden Seite herwehen. derſelben Zeit wehen, wenn dieſe Inſecten ausgebrei⸗ März aus Nordoſten, und von dieſem Monate bis Suhl 1. Gedanken über das wahrhafte * —2 Naturforſchung. * Im * vn II. Des P. Abts D. Diego Kevillas Abhandlung von. dem Urfprunge der Steine und ſtei E77 dem Waſſer nf. wm. a: 76 II. Gefchichte einer feltenen und faſt niemals erhörten | Krankheit, fo aus der Bärmutter i na ulm ER — ihren Urſprung 1V. Anmerkungen uͤber die verſchiedenen Geſtalten der Menſchen nach den Gegenden ae BERN fo ſe auf der Erde V. Anmerkungen uͤber die Spinnen. — VI. Verſuch, wie alle Arten der Fruͤchte lange Jahre zu erhalten, ohne daß ſie von ihren Ei etwas verlieren. £ ? a NEIBeNIKDaNteR VI. Unmaßgebliche Beantwortung über bie J Ob es vortheiihaft ſey, die lateiniſche — | ter den Gelehrten abzufchaffen? ' VII, Nachricht von einer in dem rechten Eyer 3 fehebenen Empfangniß eines Kindes, veſeg De IX. Murhmaßung, daß die Viehfeuche von Inſecten entftehe, mwelche aus der Tartarey durch eo winde verwehet werben. | | n —— ua OR CN geſammlete Schriften, i zum Unterricht und Vergnügen, | aus der Naturforfchung und den | angenehmen Wiſſenſchaften uͤberhaupt. Des erſten Bandes zweytes Stuͤck. Mit Koͤnigl. Pohln. und Churfuͤrſtl. Saͤchſiſcher Freyheit. Hamburg, ben Georg Chriſt. Grund, und in Leipzig, bey Adam Keine, Holle, 1748, “ * RANG. BRD“ — m R Er * — Bat ei” — —n“ — hd je; © — Aa | zründ, mund, Narren - — —— — v N —* NP * —306 4 « \) r — SA, a Lim Des Heren de Sauvages ii Nachrichten von denen Seidenwuͤrmern sahen "und von der ſiicherſten Art fie aufzuerziehen. Aus dem erften Stücke, der Memoire fopra la Filica e iftoria % naturale di diverfi Valentuomini (Luca 1743) uͤberſetzt. er Seidenwurm, ein fo koſtbares Inſect, das einen großen Theil von den Reichthuͤmern die⸗ fer Sandfchaft ausmadhet, ift von fo aufmerkſa⸗ men und gelehrten Maturforfchern unterfuchet worden, Daß man, dem erften Anfehen nach, glauben follte, es laſſe ſich nichts zu ihrer Bemuͤhung hinzuſetzen. Doch, wie alle Entdeckungen erſt nach und nach muͤſſen ge« macht werden; und wie die Herren Malpigbi und Keaumur bey, ihren Bemühungen mit demfelben, hauprfächlic) das beobachtet haben, was die Neugier des Maturforfchers reizet; fo iſt noch viel von ihm zu ‚entdecken übrig geblieben, das feine Nußbarfeit angeht. In der Abficht, dem gemeinen Wefen größern Bortheil zu verfchaffen, will ich ißo meine Yumerkungen mes —X H2 gen 108 Herrn de Sauvages Nachrichten _ gen des Futters und der $uft mittheilen, fo diefe Thie— ve haben müffen, wenn fie bie größte Menge der Seide geben follen. BR S Die Republik der Raupen, mern ich ſo reden darf, fo ſich, wegen ihrer Verwandelungen, in Tag: und Nachtſchmetterlinge unterfeheider, theilet fich nod) weis fer in verfchtedene Familien ein,deren jedeihre befondere Kennfeichen und Eigenfhaften hat. Der Seiden» wurm, Bombyx, iſt ein ame; ‘der einer von dieſen Familien beygeleget wird, und unter diefer gemeinen Benennung hat man alle feine befonderen Arten zuſam⸗ men begriffen, die noch. von niemanden find unterfchies den worden. Ihre Aehnlichkeit hat dieſe Bermifchung verurſacht. Folgendes Haben fie alle mit einander ges mein. Aus den Eyern der Schmetterlinge fommen, vermittelft eines gerwiffen Grades der Wärme, kriechen⸗ de Inſecten von einer walzenförmigen Geftalt hernus; ihr Körper ift aus neun Ringen zuſammengeſetzt, uiid fie Haben unten vierzehn Füße, Öben aufdem Rüden ſcheint eine Arterie durch die Haut, fo fich von Zeit zu Zeit auffchält, und die Stelle des Herzens ver- friee. Aufjeder Seite haben fie neun Deffnungen, die in fo viel $ungen hineingehen. Diefe Raupe ift wei— ter nichts, als ein vermeynter Schmetterling, den viele Felle oder Häure bedecken. In der That braucht fie nichts weiter, um zum Schmetterlinge zu werden, als daß fie nach und nach diefe Häute ablegt. Sie thut diefes gleich bald nach ihrer Geburt, und nachgehends haͤutet fie fich bis zum viertenmale, ohngefähr von fie- ben zu fieben Tagen, bey jeder Häutung aber fist fie einige Zeit, ohne ſich zu nähren und zu bemegen, Zwifchen von den Seidenwirmern. 109 ‚den Häufungen unterhält fie fi von | in und wächft immer fo, daß ihr die äußere Haut zu enge wird; und das iſt die Urfache, warum fie folche ablegt. Einige Tage nach der viers ten Häutung, nachdem fie ſich genug geſaͤttiget bat, fängt fie an, ihre Arbeit anzutreten; nämlich zu fpin« nen, Der berühmte Herr Reaumur bat gezeiget, mit wie viel Fleiß und Sorgfalt fie das ehue, und ich will es hiernicht wiederholen. Aus folcher Arbeit entfteht ein enförmiges Befpinnite, in demfelben Eriecht das In⸗ fect wieder ein, befreyet fich von feiner Hauf, an der die vierzehn Füge bleiben, und behält nichts, als das legte Häuschen um ſich, unter welcher Geftalt e8 eine Puppe genennt wird, und fchon die Flügel, und den Umzug des Halfes com Schmetterlinge, etwas Durch» fcheinen läßt. | | I. Diefe Duppe tebt, obwohl ohne Speife und Bes wegung, in diefem Eoftbaren Behaͤltniſſe, Davon nach⸗ gehends die Seide abgemwunden wird, die wir fuchen. Indem endlic) die Wärme der Luft fich vermehrt, öffe net fie ſich ihr Gefängniß, und geht unter der Geftale eines Schmetterlings heraus. Die Flügel dienen ihm, um die Weibchen feiner Art aufzufuchen, mit wels cher Befchäfftigung er den Furzen Reſt feines Lebens zubringe. Darauf legen die Weibchen die Eyer, von» denen wir anfänglich geredet haben, und das iſt unges fähr ver gebenslauf Diefes * II. Niemand hat noch, ſo viel ich weiß, ſeine ver⸗ ſchiedenen Arten bemerkt: es ſind aber deren fuͤnfe leicht zu unterſcheiden. 53 ae no Herrn de Sauvages Nachrichten Die erften find weiß; ihre Fuoͤße werden nach der vierten Haͤutung roth, und ſie machen ein Borges Sa fpinnfte. Die zweyte Ark unterſcheidet ſich von be erften Durch weiße Füße, nach der vierten Haͤutung, und macht ein Geſpinnſte von eben der Farbe Die dritte liebe die ſchwarʒfleckichten Maulbeerbläts ter; fie iſt zärtlicher, und macht ein roͤthliches Geſpinn⸗ fie, oft aud) ein weißes, Das in Die Afurfarbe fällt. Die vierte ift Papageygrün, und macht ein gelbes und rauches Gefpinnfte, Die fünfte ift noch nicht durch genugfame Bemer⸗ kungen kenntlich gemacht: ſo viel weiß man ſicher, daß ſie ein ſchoͤn ſeladongruͤn Geſpinnſte verfertiget. Koͤnnte man nach dieſen Entdeckungen nicht das Vergnuͤgen haben, die Geſpinnſte von verſchiedenen Ar⸗ ten beſonders zu ſammlen, wenn man nur die Raupen in der Art beſonders auferzöge ? ? Würde e8 nicht bee fer feyn, folchergeftait in den feidenen Zeugenden Ölanz und die Lebhaftigkeit dieſer natürlichen Farbe zu behal- ten, die nichts koſtet? Das Fochende Wafler, darinnen man die Gefpinnfte aufwickelt, verderbt diefe Farbe nicht; nur die Lauge, deren ſich die Faͤrber bedienen, verwandelt ſie in eine unreine, ins roͤthliche fallende Weiße. II. Damit die Raupen gut fortkommen, muß ‚man gleich anfänglid) für guten Saamen forgen. Man wirft den weg, der im Weine ſchwimmt; denn der gute finfe unter. Man fuche auch folchen zu era halten, der aus warmen $fändern nad) Eältern, 5. E. aus Italien nad) Frankreich frifcy gebracht wird; weil in alten auch der * Saame nach und nach — ie von den Seidenwuͤrmern. ım Die Ausbrütung der Eyer ift ein wichtiges Stücke zu gutem Fortgange der Arbeit. Sie wird aber ent weder von der Natur oder durch die Kunſt verrichtet. Aus den Eyern, ſo der freyen Luft im Fruͤhjahre aus« geſetzt werden, kriechen die Jungen natuͤrlicher Weiſe aus, wenn die Atmoſphaͤre bis auf den 18 Grad des Thermometers vom Herrn Reaumur erwaͤrmet iſt. Sind ſie aber eher gelegt, oder von der Waͤrme des menſchlichen Körpers, oder einer aͤhnlichen, erwaͤrmet worden, ſo kriechen ſie bey einer gelinden Waͤrme aus. Allein dieſe natuͤrliche Ausbruͤtung verzieht ſich zu lan⸗ ge; wenn die Raupen, ſo daraus kommen, erſt gebohren werden, fo find die, fo man durch die Kunſt ausbruͤ⸗ tet, ſchon bey ihrer zweyten Haͤutung. Die legtere Art befteht in folgendem: Man trägt den Saamen etwa in einem Schnupftuche eingefnüpft bey fih, fe dag man ihm von Tage zu Tage näher an den: Leib bringt, und die Wärme alfo nach und nad) vom zehns ten Grade des Thermometers des Herrn Reaumur bis zum 18 wächft, und diefes zwar in Zeit von einer Woche. Diefe Wärme muß beftändig fortdauren, und nie unterbrochen werden; fie muß nach und nad) wachfen, und die höchfte Stufe nicht vor acht bis neun Tagen erreichen. Alsdenn geben die Eyer einen weifs fen Saft von fih; und wenn man fie in Schachteln mit ducchlöchertem Papiere bedeckt verwahret, fo Fries chen die Würmchen ganz ſchwarz heraus, welches ein gutes Zeichen ift. Iſt die Ausbrütung durch allzu große Hiße erzwungen worden, fo befümmt man röth« liche Raͤupchen, fo man aus Urfache, die bald foll ge: fagt werden, wegwirft. Die Zeit zur Ausbrütung foll obngefähr acht Tage zuvor angefangen werden, 54 | ehe i n2 Herrn de RAU. ehe ſich die Knoſpen der Maulbeerbäumeöffnen, Die Kaupen ein weiches, und Er —* Gemäpe | Butter finden. IV. Doch, wir wollen bie —— ei⸗ nen Augenblick verlaſſen, um von ihrer Speiſe zu reden, welche, wie bekannt, aus Maulbeerblaͤttern beſteht. In der That iſt dieſes das einzige Laub, das ihnen anſteht. Einige, die man zum Verſuche mit andern Blaͤttern, 3. E: mit Hagedorn, genährt hat, haben nur ein gerins ges aus lauter Fäschen beftehendes Gewebe verfertis get; doch, vielleicht find noch nicht alle nothige Verſu⸗ che angeftellet worden. | Der Maulbeerbaum träge männliche und meibliche ü Blumen, bald auf einerley, bald auf verfchiedenen Aeſten, beyde aber ohne Blaͤtter. Die maͤnnlichen zeigen vier Faͤden auf einem Kelche, der in vier Theile getheilet iſt. Auf einem aͤhnlichen Reiche, der fihin die Maulbeere verwandelt, zeigen die weiblichen zwey Piftilla*. - Die ‚Kräuterverftändigen benennen die verfehiedenen Arten von ihnen **, Der eigentliche Unterſchied zwiſchen den Arten muß von der reifen Frucht, und nicht von der Geftalt der Blätter, herge⸗ nommen werden, fo fich Durch verfchiedene Zufälle ver ändern. So haben die wilden Maulbeerbäume ein geſchnit⸗ * Man nennet die Saͤulchen, ſo in der Mitte der Blume in die Hoͤhe ragen, und unter denen ſich in der Saame befindet. E #* 1) Morg. fr. nigro maj. Gelfo di DamaM. fr. nigr. C.B.P. 2)M. fr. n, min. Gelfo nero M.fr. n. min. fol. laciniatis : H.Cathol. 3) M. fr. albo min, infulfo H, Cath. Gelſo bianco. 4) M. fr. ex albo purpurafeente, Sacharato, Gelfo infuckerato M. fr. albo C. B. P, : von den Seidenwuͤrmern. 113 ‚gefchnittenes Eleines Laub, das aber fehr häufig und leichte zu ſammlen iſt; derer, die man in Öärten zieht, ihre Blätter find nicht fo ungefchnitten, und breiter ; fiebleiben aber niedriger, find zärter und von geringes rer Dauerhaftigfeit: Gleichwohl foll die Pflanzung und Abwartung wohl die Art einer Pflanze nicht vers ändern. Wenn die Maufbeerbäume ihre Blätter aba geſtoßen haben , bringen fie neue hervor; und daher kann man bey ihnen dag erfte, zweyte, dritte Laub, u: ſ.f. unterſcheiden. Manmuß den Raupen das erſte geben; Das andere macht, daß fie nur fchlechte Öefpinnfte von wenigem Werthe verfertigen %. Dieſes erfte Laub muß noch verfchiedene andere Eirenfaften haben, um ihnen annehmlich zu ſeyn. Vor ihrer erften Haͤutung verlangen fie es zart und friſch, nach derfelben, foll es ftärfer und nahrbafter fenn. Das taub von den drey legten Arten der Maulbeerbäume ift zärter, und verurfacht, daß bes fonders die ſchwarzen Raupen, eine feinere und beſſere Eeide verfertigen. Die Blätter von der erften Art bringen den zarten Raupen den Tod, indem fie folche zu ſtark purgiren, wie man insgemein ſagt; die ftärs fern Raupen machen zwar nach diefer Nahrung ſchwe⸗ rere und dichtere Geſpinnſte, die man aber nicht ſo hoch ſchaͤtzt, weil fie röthlich find. Man vermeidet die er⸗ ſte abaquemlichkeit,; wenn man die Blätter einen 25 | Tag * Sch habe geſehen, daß drey nacheinander folgende Zeus: - gungen von Raupen, von dreyerley nach einander fol⸗ gendem Laube, von einerley Bäumen, ineinem Sabre, unterhalten worden. Die legten machten nur ein Ge⸗ webe von fehlechter Seide, ſtatt des ——— Ge⸗ ſpinnſtes. 14 Herrn de Sauvages Nachrichten | Tag geſammlet liegen tagt, wodurch ſie feuchte * jarter werden. | — Man muß den Raupen nie Blätter ra die vom | Regen oder Thau befeuchtet , oder vom Nebel befchyäs digt find. Die erften verhindern die Ausdünftung, geben einen: wäßrichten Saft, und machen fie aufs ſchwellen; die andern machen fie durch eine zu feharfe Feuchtigkeit mager ; wenn die Blätter beyderley Feh⸗ ler zugteih haben, fo entftehen Krankheiten, deren Urfprung fich aus der Verbindung .. Urſachen | begreiten läßt *. V. Die * Die Geſchwulſt, Bein ae Die Raupen wer⸗ den von dieſer Krankheit leichte bey jeder Hautung an⸗ gegriffen; fie hören auf zu freſſen und geſchwellen; fie werden alanzend, weich, bewegen fich nicht mehr, und bleiben beftändig in einerfey Lage’; Innerhalb 36 Stuns den bauten fie fich, und fangennachgebend8 an wieder gefund zu werden umd zu fveffen. Andere aber, die eben dieſes Uebel befallt, bauten fich nicht, fahren for£ a". freffen, friechen faſt beſtaͤndig, ſchwellen auf, werden glaͤnzend, und wie mit einer oͤlichten Feuchtigkeit ũber⸗ gen; nachgehends hoͤren ſie auf zu freſſen, und ſter⸗ en einen oder zween Tage darnach, da ſich die andert gehaͤutet. Aus ſichern Verſuchen bat man befunden, daß. Diefe Krankheit von dem Meerwinde und der feuchten Luft entftcht, der die Raupen ausgeſetzt werden, wie auch meiftens, wenn fie befeuchtete Blätter gefreffen. Es iff ihnen leicht zu helfen, went fiedergleichen Blatter nicht ween bis drey Tage hinter einander befommen ha⸗ u, fonft fterben fie alle. Die Schwindung, (Atrophia). Diefe Krankheit bes fat fie nicht , als nach der vierten Haͤutung; fie krie⸗ chen ſo ein, daß man meynen ſollte, es ſtuͤnde ihnen erſt die zweyte oder dritte bevor. Sie ergreifen auch mit ihren Füßen fefer, ale fie fonft gewohnt find, * von den Seidenwürmern: 115 V Die nur ausgefrochene Raͤupchen hängen ſich an das Laub, fo man ihnen giebt: und alsdenn bringe man fie aus den Schachteln, Die num für fie zu enge werden, auf Flechten, und einige Tage darauf * N | ‚eben ihnen vorfömmt, und fferben in.drey oder vier Tagen, Man kann die Schuld unreinen oder verbrannten Blaͤt⸗ tern geben. Kein Huͤlfsmittel iff noch nicht befannr. Andere, ſo in eben diefe Krankheit verfallen, unterfiheis den fich von den vorigen dadurch, daß fie durchfichtig find. Sie friechen ein, und werden voll Waſſers. Das Uebel greift fie ebenfalls nach der vierten Haus sung on. ie; | Kine gelbe Sucht mit Geſchwulſt, (icteritia oedematoſa) befallt andere zu der Zeit, da fie zu ſpinnen anfangen. Diefe Inſecten werden mit goldgelben Fles cken bedeckt, die vom Kopfe anfangen, und fich Durch den ganzen Körper ausbreiten. Man bat kein Mittel da- wider, und wirft fie eilig weg, Damit von den Daran Berftorbenen nicht die. andern angefleckt werden. Diefe beyden leßtern Krankheiten Fommen vom Genuſſe befeuchteter Blatter ber; man muß ihnen in dieſem Falle alfobald einige Stunden fpater zu freffen geben, und indeifen die Blätter trocknen laffen. Der feuchte Suͤdwind ift auch eine Irfache dieſes Uebels; um die Luft zu trocknen, muß man in geböriger Weite vor den Raupen Feuer anmachen, und den Rauch von ihnen abhalten. Wenn man die Fenſter, fo nach Mittag zu geben, fleißig verfchließt, verhuter man es ebenfalls, und unreine oder bethanete Blatter darf man ihnen nur nicht zu freffen geben. Einige Raupen Eriechen ein, und werden an ihrer Arbeit verhindert, wenn ein gewaltiges Geraufche ges macht wird, oder, wenn fie Feinen bequemen Ort dazu finden. Gie zerftreuen alddenn ihre Seide in verfchies dene unbrauchbare Fäden. Die Feuchtigkeit der Luft bat diefe üble Wirkung, indem folche fie zuruͤcke gr fi :n6 Herrn de Sauvages Nachrichten ‚eben diefem Grunde auf dazu gemachten Gerüfte von Taͤfelwerk. Man erwaͤhlt dazu große Zimmer, welche gegen Mittag und’ gegen Mitternadye Fenſter haben; jene die Wärme, diefe die fühle Lüft hineinzu⸗ lafjen, und folchergeftale die nörhige Mäßigung zu er⸗ halten. Es iſt auch nüglich, daß man auf Dem öber- ſten Theile des Gerüftes der alizu warmen $uft einen Ausgang läßt, die fonft, indem ſie fich immer hoͤher, als die andere, erhebt, den Raupen, fo zu oberft liegen, | ER RER OA SAD en fich zeitig gentugzum Spinnen anzufeßen. Die, fo we⸗ ‚gen eines heftigen Laͤrmens berunterfallen, fFerben, und weben gar nichts. Jenen kann man noch beffen, wenn — * ſie in papierne Deuten thut, wo ſie ſich anhaͤngen oͤnnee Wet) RE Rn Auch die Menge und Ordnung des Futters verdienet Aufmerkfamfeit. Bon ihrer Geburt an, bis zur zweyten Haͤutung, iſt es am beſten, ihnen des Tages zweymal zu geben: von der zweyten Haͤutung bis zur vierten, drey⸗ mal: und von der vierten, bis ſie anfangen ſich einzu⸗ ſpinnen, viermal. Man rechnet auf jede Unze Eyer obnaefahr 1200 Pfund Blätter. Was fie von den Blaͤttern übrig laffen, dient ihnen zum Bette, und man muß ihnen ihren Wohnplag vor ‚jeder der drey erften Hautungen wenigftens alle fieben | Tage reinigen. Nachgehends bi zur vierten bat man es alle vier Gage, und nach Diefer alle zween Tage noͤthig; ſonſt verurfachen die Blätter, fo von der Waͤrme in Gaͤh⸗ rung und Faͤulniß gerathen, den Raupen eine Krankheit, die unter allen am verdrieglichfien iſt. | ; Die Manlbeerbaume, fo man verpflanzt, nachdem man fie gepfropft hat, kommen nicht fort,mo fie nicht we⸗ nigſtens fech8 Zoll im Umkreiſe haben, und in Gruben gelegt werden, Die fünf Parifer Duadratfuß weit, und zween bis drey tieffind. Man muß gleich zur felbigen Zeit ihre Wurzeln mit verfihiedenen Schichten Erde und Eaflanien: oder Buchsblaͤttern bedecken. - » von den Seidenwirmerm 117 fchaden koͤnnte. Auch ift es ————— das Sim | — Feuer etwas zu erwaͤrmen "u Wi ‚VI Mir ift nicht befanne , daß etwas — Raupen beſchwerlich Fallen fönnee, als die Speifen und die ſchlimme Luft. Da wir von der erften geredet ha⸗ ben, wollen wir nun zu dieſer fommen, Es iſt fo wich den Raupen boftändig eine reine und gemäßig« te Luft zu geben, daß faſt auf diefen einzigen Punkt ‚der glückliche Ausgang ihrer Arbeit ankommt. Und diefe Luft iſt auf eben die Art bey ihrer Ausbrütung noͤthig, und folgends eine von den vornehmſten Um- ſtaͤnden, unter gewiſſen Einſchraͤnkungen, die wir wei⸗ ter unten berichten werden. Und in der That fo vie⸗ lerley Krankheiten die ſchlimme Befchaffenheie des Futters bey ven Raupen verurfachen kann; fo haben dieſe Inſecten doch die Freyheit, ſich deſſen zu enthalten, und man ſieht alſobald, woran es fehler, nämlich, ih—⸗ nen anders zu geben. Weiter find die uͤblen Wirfuns ‚gen vom Futter feltener und weniger gefährlich, als ‚von der $uft, die man deftö mehr fürchten muß, weil ‚man fienidjt eher erfennt, bis es zu fpäte ift, ihnen ab» zuhelfen. Kurz, es ift leichter ben der Luft, als beym ‚Sutter, einen Fehler zu begehen; und fo verurfache ‚die Luft öfters Krankheiten, die alle verhoffte Vor⸗ theile zerſtoͤren. | Betrachter man alfo auf einer. Seite die Zärtliche keit des Öefpinnftes diefer Würmer, und auf der ans ‚dern, wie ihre äußere Fläche, in Vergleichung ihres | Fleinen Körpers, viel größer ift, als bey andern Thieren; ‚fo ift Teiche zu glauben, daß eine ſchwere oder Teich“ tere, trocfenere oder näffere $uft, mit dem ſchwachen Viderſtande, den ſie thun konnen nicht im Gleichge⸗ wichte 13 Herrn de Sauvages Nachrichten wichte bleiben kann , und alſo wenigſtens mit au ſtar⸗ kem oder zu geringem Drucke ihnen beſchwerlich fallen muß. * da es auf der andern Seite ſehr wahrfchein Lich ift, daß die innere Fläche ber £unge bey den Thies ren zu der äußern Fläche ihres Körpers einerley Ver⸗ haͤltniß hat, und man ferner, als befannt, aus der Era fahrung vorausfegen Darf, Daß die, innere Sungenfläche eines Kalbes zehnmal größer ift, als die äußere Fläche feines ganzen Körpers ;; p folget, daß die 18 Lungen gegenwaͤrtiger Raupen eine 180 mal groͤßere Flaͤche haben, als ihr Koͤrper, und daß daher der Druck und die Wirkung einer verderbten Luft uͤber dem Koͤrper dieſer Geſchoͤpfe ſo vielmal maͤchtiger iſt, als Ma “größere Thiere. Auf: dieſe Art: follen Die Inſecten die Beränderung der Luft am ftärfften fühlen, indem fie j ſich zu größern Thieren, wie empfindlichere Rüeemier meter zu fchlechtern verhalten, . | Die genaueſten Bernunftfchlüffe haben keinen — haften Nutzen in der Naturforſchung, wo ſie ſich nicht auf die Erfahrung gruͤnden. Ich glaube, daß ich ebenfalls dazu meine Zuflucht nehmen muß, die Urſa⸗ de zu entdecfen, warum es: öfters Leuten mit d Seidenraupen unglüctlich geht, die weder wegen des Futters, noch der Wartung etwas an ihrer Sorgfalt ermangeln laſſen. Ich bath in diefer Abficht den Herrn von Latiquiere und meinen älteften Bruder, die durch verfchiedene marhematifche und befonders aftronomis fhe Abhandlungen befannt find, dergleichen Unterfus Hung anzuftellen. Sie ließen fi ch Dazu gar leichte, ſowohl wegen ihres eigenen Vergnuͤgens, als wegen * gemeinen Nutzens, bereden, und haben dazu die muͤßigen von den Seidenwuͤrmern. 119 mößigen Stunden viele Fahre lang angewandt, die mir würden gefehlet haben. Alte ihre Erfahrungen zuſammen haben mich verſichert, daß die nothwendig⸗ ſte Vorſorge, die meiſte Seide zu erhalten, darinnen ‚beftehe:: die Luft, fo fie in ſich ziehen, bey dem geringe ſten möglichen Grade der Wärme, und zwar in gleis ‚her Stärfe, von ihrem Aüskriechen an, bis fie ſich eingefponnen haben, zu erhalten; ich fage nicht, daß ‚andere übele Befchaffenbeiten der Luft, als die Feuch⸗ ‚tigkeit, giftige Ausdünftungen, Rauch, und verdorbes ne Blätter, ihnen nicht aud) ſchaden koͤnnten: ich bes haupte nur, daß die tegtern Zufälle ſich leicht und ges meiniglich vermeiden laſſen, und ſich bey ihnen ſtets eine zu kalte oder zu warme suft datei wmenät) wo * Gluͤcke nicht beſonders gut iſt. VII. Der Schade, den eine zu falte Luft verur= ſacht, beftehr darinnen, daß fie eine große Anzahl von Raupen verhindert, fich zu bauten. Der Urheber der Natur dat ihnen ihre Häute fo genau angepaßt, daß man ſich nicht wunderndarf, daß fie ihnen ſo ſchwer abs | zulegen werden , befonders, wenn fie von der Kälte en⸗ ‚ger geworden find. Indeſſen ift es noͤthig, fie abzus ‚legen, und die, fo es nicht thun Fönnen, erſticken dar⸗ unter. Das it der erſte Berluft für ihren Ernaͤhrer, der ſich ihrer Arbeit berauber fieht, da fe am matten ſten waren. Der zweyte Schade iſt, daß die Haupen, fo biefe Gefahe überleben, ſich viel ſpaͤter einfpinnen, und dem ohngeachtet fo viel mehr Futter fodern, als ihre Ver⸗ ſpaͤtung austraͤgt. Ob fie alfo wahl ihre Arbeit noch end⸗ ‚lich ganz guet machen ; fo find doch die Unkoſten, fo dieſe verfungerte Snfesten mehr — lauter 9— u] 120 Herrn de Sauvages Nachrichten luſt; niche zwar für: den, Naturforſcher, der ſie aus Neugier erzieht, aber doc) für, den Hauswirth, der. nur Nutzen fücht. Dieſe Unfoften: find. in der That betraͤchtlich, wenn die Kälte und die Verfpätung ge« gen die vierte Haͤutung kommen, da die Blätter vier⸗ mal theurer find, und biefe-müßigen Thiere nur. ges fräßiger werden. Ihr Hungen, und die Theurung der, Blätter, fteigen ofters ſo Hoch, daß der Hausmirth dieſe Gäfte zum Senfter hinauswerfen, und der geboff- ten Erbſchaft, ihrer Seide, entfagen muß, . Deſto wichtiger ift.es, das kurze Leben dieſer Rau— pen zu verfürzen, und fie zur Arbeit und zum Einſpin⸗ nen anzutveiben, weil fie nicht.eher, als in ihrem letzten Augenblicke nüglid) find. Das Mittel, diefen Raus pen das $eben zu verfürzen „ift, es ihnen angenehmer zu madjen; das ganze Geheimniß koͤmmt darauf an, daß man fie warm haͤlt. Man weiß, daß man durd) dieſes Mittel viel Monate, ja ein Jahr erſparen kann, wie im. Gegentheil die Kaͤlte, nach Herrn Reaumurs Bemerkungen, ihnen das Leben verlängert. VIII. Doc muß man nicht etwa in den entgegen⸗ geſetzten Fehler einer zu großen Hitze verfallen. Es würde dieſes ebenfalls fuͤr die Raupen und ihren Er⸗ naͤhrer ſchlimme Folgen haben. der Ungewißheit, darinn man bisher wegen des eigentlichen Grades der Waͤrme geweſen, wuͤrde es beſſer ſeyn, zu wenig als zu viel zu thun, und die Geruͤſte der Raupen zu luftig zu erhalten, als fie zu ſehr zu verſchließen, und, mit. Feuer die Luft zu ſehr zu verduͤnnen, und mit ſchaͤdli⸗ chen Ausduͤnſtungen anzufuͤllen. Die kleine Raupen⸗ republik wird dadurch ohne Huͤlfe zerſtoͤret. Haben ſie nur ein einzigmal einen u großen Grad der Waͤr⸗ me » von den Seidenwuͤrmern. 21 me empfunden, 3. E. beym 2ı oder 22 beym Aus« brüten, fo leiden fie alle zu großem Schaden ihres Er« halters; fie freffen, als wenn fie völlig gefund wären, ‚und endlich, wenn die Zeit koͤmmt, da fie fid) einfpin« ‚nen follten, fterben fie faft alle, und werden hart, un« biegfam, und rötlich, wie Wein. Die Farbe verän« dert fich einen Tag darauf in eine vollfommene Weiße; wenige. von der Brut Fommen davon, und machen doch nur ein leichtes Gewebe vom geringen Werthe. ‚Diefe werden nach) ihrem Einfpinnen ebenfalls roͤth⸗ lich und Hark, und es ift noch ein Gluͤck für dem Hauswirth, wenn er damit davon koͤmmt, fich von ihnen ‚zu befreyen. Aber, wenn fie die erwähnte Wärme ‚nach der Ausbruͤtung ausgeftanden haben; fo muß man, nad) der vierten Häutung und allen Unfoften, fie alle wegwerfen. IX. Willman alfo, daß jede Raupe ihr Gefpinnfte mache, fo muß man zu große Kälte und zu große Wär« me verhüten. Darinnen befteht das ganze Geheime niß, viel Seide, in weniger Zeit und mit geringen Ko« ‚ften, zuerbalten. Es iſt nicht möglich zu machen, daß ‚eine Raupe zwey Gefpinnfte verfertige, und es würde unnüße feyn, es dahin zu bringen, daß fie das Geſpinn⸗ ſte dichter und ſchwerer machte, weil die Seide nur. ſchlechter werden würde. Alfo muß man machen,daß fie alle arbeiten, aber follen fie arbeiten, ſo muͤſſen fielebenz Folglich muß man fie vor allem, was ihnen fchädlich ſeyn kann, in Acht nehmen. Sich habe gefagt, es fey nöthig, daß die Raupen leben, weil alles umfonft iſt, wenn fie vor ihrem Einfpinnen fterben: Allein, es ift doch nicht noͤthig, daß fie zuviel leben, weil das Zuvie⸗ le in allen Sachen ſchaͤdlich ft, und bier zwar wegen udn, Ss | der 122 Herrn de Sauvages Nachrichten der Unkoften, darauf man bey ihrer Rugung fehen muß. Die ganze Frage ift,einen gewiffen Grad Wärme in ver $uft zu beftimmen,der allein diefen Abfichten genug thut. — Mittel, welches die Weiſen in allen Sachen ſu⸗ chen, ift hier nicht foleichte zufinden, Diejenigen, die fich meiftens darum bemühet, haben es nur vergebens gefucht. Es waren Ungeſchickte, denen die nöthigen Wiſſenſchaften fehlten; die nur nach ihrer eigenen Em⸗ findung, einem Maaße, das in viel andern Fällen be⸗ “trieglich ift, die Wärme und Kälte beurtheilten. Ein Sandmann, der von feiner Arbeit erhißer ift, vermag we⸗ "der bekleidet noch bloß den Grad der Wärme und Kälte, wie er an fich felbft ift, und wie für fo zarte und ruhig lie- gende Inſecten gehört, zubeurtheilen, Man hat daher "zu ficheren und richtigern Erfahrungen und einem ges nauern Maaße kommen müffen. Diefes ift das Ther⸗ mometer, und man muß fid) verwundern, daß fo ſpaͤte daran iſt gedacht worden. | X. Durd) diefe Beyhülfe hat man befunden, daß es noͤthig ift, den Raupen von der Zeit an, da fie aus» gefrochen find, bis zu ihrem Einfpinnen beynahe ei- nerley Grad dei Wärme zu erhalten. Es ift leichte Diefe Abſicht durch verſchiedene Mittel zu erreichen, derer wir Erwaͤhnung gethan haben: Und eben durch Huoͤlfe dieſer Erfahrungen hat man heraus gebracht, daß wenigftens in Franfreich nicht jeder Grad einer beftändigen Wärme den Seivenwürmern annehmlic) ift, und daß derjenige, fo ſich am beften für ſie ſchickt, * der 18 Grad’des Thermometers des Heren Reaumur, oder, welches eben fo vielbeträgf, der 6n Grad des Fah⸗ renheitiſchen, und beynahe der 15Gr. des Delisliſchen ik Des Herrn Reaumur, mic Weingeiſte gefüllt] 4* * "Ar von den Seidenwürmern, 123 Thermometer, find gewiß und ohnſtreitig die genaue⸗ ſten und itzo gewoͤhnlichſten: Sie ſind von unzähligen Fehlern frey, Die man bey denenjenigen findet, die ins gemein fuͤr Florentiniſche verkauft werden; es waͤre alſo am beſten, dergleichen an dem Orte des Zimmers zu feßen, wo die Luft am meiften gemäßigetift. Allein, nicht alle Seute Fönnen fid) damit verforgen, und es ift überdieß fchwer, fie genau zu machen, weil der Wein⸗ geift fich verſchiedentlich ausdehnet, und außerordent« lich aufwaller, wenn man die Roͤhre in fochend Waffer füllet , imgleichen, weil mit der Zeit aus ihm Luftkuͤ— ‚helgen. herausgeben, und feine ausdehnende Kraft abnimmt. Das Queckſilberthermometer, fo Fahren⸗ beit und Delislevorgefchlagen,ijt vielleicht nicht weniger Unbequemlichkeiten unterworfen, Es ift genug, wenn man die Grade dazu feßt, fich nad) des Herrn Reau⸗ mur feinen zu richten, Ich bediene mich dieſes, und man kann ſie leichte gemein machen, weil ſie ſich ohne Schwierigkeit verfertigen und gebrauchen laſſen. Man kann auch die Florentiniſche, oder was man ſonſt fuͤr welche beſitzt, volllommener machen, wenn man nur eines vom Herrn Neaumur bey der Hand hat. Die ‚ganze Sache koͤmmt barauf an, daß man zur Winters« zeit Diefes, und das eigene in gleiche Weite vont Feuer bringt, und die Höhe Des eigenen in dem Aus genblicke bemerfe, da des Herrn Reaumur feines 18 Gr. zeigt, fo wird jenes zu gegenwärtigen Gebrau⸗ che eben fo gue ſeyn. Die Raupen, fo in diefer Wärme auefriechen, wer⸗ den ſehr ſchwarz ſeyn, nur ſieben Tage von einer Haͤu⸗ tung bis zur andern zubringen, und feine von vorer⸗ waͤhnten Kranfheiten Ne Alſo wird der pr i | 2 ei 124 Herrn de Sauvages Nachrichten theil von ihren Gefpinnften fo groß ſeyn, als möglich iſt, und mehr als noch einmal fo groB, als bey der ger wöhnlichen Abwartung feyn. Ordentlich betraͤgt Die Nutzung der Selbwürmer zu Alais, wenn fie am größten ift, hoͤchſtens 45 Pf. Seide auf eine Unze Saamen. Einige fommen bis auf 50 Pf. aber vie meiften erreihen nicht 40 Pf, Jemand bey uns, der im erften Jahre drey Unzen “ Samen nad) der gemeinen Art abgewartet, und nicht mehr als 135 Pf. Gefpinnfte erhalten hatte, befam nach dem Gebrauche des Thermomerers 310 Pf. fo 103 Pf. auf die Unze beträgt. Das zweyte Jahr gaben ihm ſechs Unzen 500 Pf. die ſonſt nur würden 270 gebracht haben. Das dritte Fahr brachten fünf Unzen z15 Pf. ſtatt der fonft zu verheffenden 225 Pf.u.ſ.w. Wenn man endlich allediefe Summen zu⸗ fammen rechnet,und die Einfünftebey der gemeinen Ab⸗ wartung aufs höchfte,namlich 50 Pf, auf jede Unze,feßt, fo findet man, daß die neue Art doppelt fo viel eintraͤgt. Und dabey haben wir noch voraus gefeßt, daß, auch ohne das Thermometer, alles glücklich von ftatten geht, da doch viele Krankheiten ganze Zimmer voll Raupen aufräumen, welches wir in die vorige Rechnung nicht mit gezogen haben, und noch über diefes bey Falter Ssahreszeit, fo unnüße als beträchtliche Koſten auf das Maulbeerlaub gehen, die oft den Bortheil verzehren. Wenn man alfo alles fo gering als möglich rechner und annimmt, daß in der Gegend um Alais ohngefähr eine : Million und 200600 Pf. Seide alle Jahre vertrieben werben; fo ift Elar, daß die neue Are in ſechs Jahren menigftens ı eine Million Vortheil in weniger Zeit und | mit geringern Unkoſten verfpricht, — man, wie von den Seidenwuͤrmern. 125 wie ſich diefes durch die Menge der Gegenden, mo diefe Handthierung getrieben wird, vervielfältiger, fo wird leicht zu begreifen feyn, wie viel Vortheil ein Sand davon haben koͤnne. Will man denn denen, fo bie Wiffenfchaften und freyen Kuͤnſte lieben, immer noch vorwerfen, daß ihr Fleiß fich nur für die Meugier, und nie für den Buben, , —9 — Die Art ie nanneler 31 machen, die mit des Herrn von Resumur Sage uͤbereinſtimmen; von dem Hn. Sauxages, aus benannter S ammlung. Man nimmt ein gläfern enges Haatröhrchen, Das auf einer Seite offen ill, und auf der andern ein Rüs gelchen von drey oder vier Linien im Durchmeffer bat. Man bringt diefes Kügelchen über euer, indem Das Obertheil der Röhre in ein Papier geftecker, oder damit bewickelt iſt, darinnen ſich wohlgereinigtes Queckſil⸗ ber befindet, dieſes wird in die Roͤhre hineindringen, daſelbſt aufwallen, alle Luſtblaͤschen werden davon ges ben, und das Thermometer wird gefuͤllt ſeyn. Algs denn läßt man es faltwerden, fo Daß das Papier noch beftändig voll Queckſilber erhalten wird, und man ſol⸗ ches nicht eher wegnimmt, als wenn die Kugel iſt in kalt Waſſer geſetzet worden, und die voͤllig erkaͤltete Roͤhre ganz voll Queckſilber iſt. Nach dieſem ſetzt man das Thermometer in ein Gefaͤß mit kochendem Waſſer, das Queckſilber wird alsdenn ſich ausbreiten, und zum Theil durch die Deffnung herausgehen: wenn nichts mehr heraus geht, fest man das Thermometer in Schnee oder geſchabtes Eis, ſo wird das Queckſilber bis auf einen gewiſſen Punkt herunter finken, denman - EEE mit 26 Herrn de Sauvages Nachrichten ıc. mie o wie den oberften Punft mit 87 bezeichnet, Alſo wird o der Grad des Gefrierens, und 87 der Grad der Hitze im kochenden Waſſer ſeyn. Alsdenn theilt man den Raum zwiſchen beyden in 87 gleiche Theile, dieman \ mit ihren Zahlen o, 5, 10, 15, u. f. f. über o und bis 15 unter ©, aufdas Täfelchen fchreibt, daran das Ther⸗ mometer gemacht wird, fo iftes fertig. Es wird defto empfindlicher feyn, je enger die Roͤhre und je weiter die Kugel ift. Folgende Grade find daran merfwürdig. 87. Außerordentliche Hige, welche ftets in diefer Stärke beym fiedenden Waffer ift. Fluͤßige Körper, in denen Salze ausgelauger, oder Metalle aufgeloͤſet find, kochen nur bey einer noch viel größern Hiße. 55. Das Wäfferige vom menfchlichen Blute, wenn e8 falt wird, zu gerinnen und ins Waſſer gegoſſen, blaß zu werden anfaͤngt. 36. Waͤrme des Blutes bey gewiſſen Fiebern. Fahrenh. Tranf. Phil. 33. Wärme der Bäder zu Balarve, im Nov. 1709. 32. Wärme, durch die Hühnereyer ausgebruͤtet werden. 28. Natuͤrl. Waͤrme des Gebluͤts, inwendig im Munde. 20. Außerordentliche Waͤrme der $uft in ben ah ren 1706. 1708. 1724, die man aud), aber ſehr unrecht, den Seidenraupen giebt. 18. Wärme dersuft, fo für dieSeibenraupen gehört. 10. Beftändige Wärme der Keller im parifer Ob⸗ ſervatorio. | o, Punft, wo das Gefrieren und er des Eifes anfangen. Ä 14. Rälte im Winter 1709, 37. Winterkaͤlte in Lappland A.G. Röfner. | 11. Kranfs ö NN “ b j . .. 9 EEE Zi — u 12 r ww l % 5 4 Pi RN y $ gr vi — Seen enter Granikfeitögefibichte ‚eines Menſchen, der von einem tollen Hunde ift gebifjen worden, — der engliſchen Geſellſchaft der Wife ſenſchaften mitgerheilet von Herrn Ranbpy, Mitgliede diefer Geſellſchaft, und Unterwundarzte Idhrer koͤnigl. großbittaniſchen Maj. | verfaffet von Cart Peters, | Doctor der Arʒneykunſt, und Mitgliede der Geſell chaft der Aerzte zu London. Aus den philoſoph. Abhandlungen der engl. Geſellſchaft der Wiſſenſchaften, 475 Num. 257©. u. f. uͤberſetzet. Nohann Neale, ein Mann von einem gefunden —J ſtarken Leibe, fünf und vierzig Jahre alt, hatte einige Jahre lang einen Hundearzt abgegeben. Als nun derfelbe am Donnerftage vor Michaelstag 1741 in diefem feinem Berufe befchäfftiget war, und einem Hunde, den man für toll hielte, einen Trank einfchütten nu fo wurde er von demfelben in den Daumen ges iſſen Am folgenden Tage bemerkte man, daß der Hund den Kopf hängen ließ, und nicht freſſen wollte, und in ber Nacht Darauf verreckte derſelbe. — Der . 128 Krankheitsgeſchichte eines vom tollen Der Gebiſſene, der dergleichen Zufaͤllen öfters mie beygewohnet hatte, war wegen der ihm bevorſtehenden Gefahr beſorgt genug. Weil er nun i a vorhergehen⸗ den Jahre, bey einer ihm zugeſtoßenen rankheit, in dem hiefigen Gt. Georgensſpitale aufgenommen wor⸗ den war: fo begab er fic) wieder dahin, um daſelbſt Huͤlfe zu ſuchen. Der Doctor Hoadley, der, — Doctor Baileys Stelle, in der damaligen Woche die Bedienung hatte, ließ demfelben auf der Wunde fchröpfen, zur Ader laſ⸗ fen, das Pulvis antilyflus einnehmen und ein kaltes Bad brauchen, Ungefähr vierzehn Tage nach bem Biſſe da es Vollmond war, wurden die Zufaͤlle bey ihm ſo heftig, daß meine Ymtsbrüder mich erluchen liegen, hinzu⸗ kommen, und meinen Rath in der Sache zu geben. Ich traf den Kranken auf dem Bette fißend an, mit dem einen Fuße an den Bettſtollen angebunden, Als ich ihn fragte, wie er in dieſe Stellung gefom= men fey: fo antwortete er mir, er habe fich ſelbſt mie dem "Bande angebunden, weil er beforge, er möchte Schaden thun. Auf unfere Erinnerung: er follte Doc) fein geftreiftes Brufttuc) anziehen; war er dazu - willig, und that es; ‘bezeugte zugleich eine große Furcht, er möchte raſend und andern ſchaͤdlich werden. Er fagte zu uns: er habe eine Erftartung an dem ver: wundeten Daumen empfunden, und diefe habe fich den Arm hinauf bis an die Achfel gezogen. Er beſin⸗ ne ſich nicht, daß er ſeit der Zeit, da ihm der Zufall begegnet ſey, einen Augenblick Ruhe gehabt habe; und wenn er ſich bemuͤhet in einen Schlaf zu kommen; ſo ſey er in ein ſchreckhaftes — und Bun. iche * Hunde gebiſſenen Menſchen. In uche Vorſtellungen wegen Gefahr von ragen ges rathen. Seine Yugenfahen wild aus, und er Flagte uͤber heimliche Kopfſchmerzen. Schon ‚einige Tage zuvor hatte derſelbe eine Beſchwerlichkeit bey dem Schlunde gefpüret. Ich both ihm ein Eleines Stuͤck⸗ chen Brodt an, daffelbe hinabzuſchlucken; er weigers te ſich aber beffen, und bezeugte einen großen Abſcheu davor. Jedoch, auf mein Zureden: er ſollte es ein⸗ mal nad) feiner Herzhaftigkeit wagen (die derſelbe in außerordentlichem Gradebefaß ); zwang er fich, das Brodt inden Mund zu nehmen. Nachdem er es eis - nige Minuten darinn gehalten hatte: ſo bemuͤhete er fih, es hinabzuſchlucken. Er wurde aber darüber Yon einem heftigen Krampfe befallen, der ganz unten im Unterleibe anfing, und, nach Art Der zuckenden ‘Bes wegungen, fortgieng,, und fich bis in die Bruſt erhob. Bon bier erftrecite fich der Krampf bis an vie foge> nannten Adamsapfel; da Dann der Rranfe gewuͤrget ' wurde, und hierauf feine Sinne verlor. Als er fi) von diefem Anfalte erholee hatte, und wir 'bemerften, daß er, diefer Hinderniffe ungeachfet, dennoch das. Brodt hinunter gefchlucfet hatte: fo bothen wir ihm an, (nachdem wir ihm vorher Zeit zur Ruhe gelaffen hatten) er follte verfuchen, einen Söffel voll Fluͤßiges hinunter zu ſchlucken. Er bezeugte aber einen großen Widerwillen dagegen, und antwortete mit einer Hef⸗ tigkeit: er koͤnne mit dem Trinken unmöglich fortkom⸗ men. Nach einer Erholung aber fagte er: ee wolle es verfuchen, Als er nun einen Söffel voll gemeines Trink⸗ bier in den Mund nahm: ſo wurde er ploͤtzlich von Zus ckungen uͤberfallen, die im unterſten Bauche anfin⸗ gen, und mit großer Heftigfeit gegen den Kopf zu fies S 5 gen; J »30 Kranfheitsgefchichte eines vom tollen Ä % gen; darauf eine Ohnmacht folgte, die länger währete, 5 als die vorhergehende. Inzwiſchen Batte er dennoch das Bier hinunter gefchlucfer; und als er wieder zu feinen Sinnen fam: fo. wieß er mit großer Heftigkeit auf ſeinen Arm, und wollte dadurch anzeigen, daß man ihm zur Aber laſſen ſollte; indem er zuvor, wie er uns hernach fagte, Davon Hüffe verfpüret hätte, Weil der Puls fehr hart war: fo hießen wir den Wundarzt, 16 Anzen Blut wegzulaſſen; darauf eine Ohnmacht erfolgte. Diefe gieng zwar bald vorüber; der Puls aber blieb noch immer hart, das Anfühlen von außen war heiß, und die Klage von einem heimlichen Kopffchmerzen hielt noch an. Als wir diefen Zuſtand mit einander ‚überlegten, und betrachteten, daß der Kranke von der gewöhnlichen, Heilungsart deffelben Feine Erleichterung befommen. hatte, die Zufälle auch nunmehr eine ſehr ſtarke Ent zuͤndung anzeigten (indem das Blut zähe, und der - Harn feuerroth war): fo faffeten wir den Entfchluß, alle Gedanken von einer Vergiftung benfeite zu kegen, und ung bloß allein an die Heilungsart bey. Entzüns dungsfiebern zu halten, Nur diefen Unterſchied beobachteten wir dabey, daß, weil der KranfeeinigeTage her keinen Stuhlgang gehabt hatte, wir demſelben un⸗ verzüglic) ein Elyſtier, und alsdann den folgenden Biſ⸗ fen verordneten: Nimm gelaͤuterten Salpeter, eine halbe Drachme, Mithridatlathwerge, einen Scrupel. Alle ſechs Stunden einzunehmen. Des Abends thue inzu: Extract von Thebaic. ein Gran, und gieb es alle um Stunden ein (wenn Feine andere Bufäile Dazu N Hunde gebiffenen Menfchen. ızı kommen), bis ein’Schlaf darauf erſolget. Auf die Aerme und die inwendige Seite der Waden ſollen blaſenziehende Pflaſter geleget werden. Als ich ihn des Morgens darauf beſuchte: fo fagte mir die Wärterinn: er habe, nach Einnehmung zweener Biſſen, bey einer halben Stunde lang gefchla- fen, und * eine unbeſchreibliche Erquickung ver⸗ fpärer. Die Blafenpflafter zogen fehr ftarf; fein Ges müth war ruhiger, und fein Abfcheu war fo viel gerin. ger worden, daß er ein halbes Möfel Bier auf einen Zug hinunter ſchluckte, ohngeachtet es nicht ohne Wir derivillen gefchabe. Er Flagte noch immer, daß er. wie im Feuer liege; feine Augen ſtunden aus dem Kopfe, als wenn fie heraus fallen wollten, und die Kopfſchmerzen waren noch heftig; noch immer einige Erftarrung in dem kranken Arme; Unruhe, Schwie⸗ | - rigfeit bey dem Schlunde und Athen. Man foll ihm am Arme eine Ader öffnen, und big zwoͤlf Unzen Blut berauslaffen. Mit der vorge⸗ ſchriebenen Arzney ſoll fortgefahren werden. In der folgenden Nacht nahm derſelbe zweene Biſ⸗ ſen ein, und ſchlief faſt drey Stunden lang. Die Zufälle waren des Tages’ darauf nicht mehr fo heftig; jedoch) droheten fie nech immer Gefahr. Man folldemfelben Hinten am Kopfe Schröpfföpfe fegen, bis acht Unzen Blut dadurch) abgezapfer find, An den Seiten des Halfes follen Blafenpflafter ges leget werden, u. ſ. w. Den $eib deffelben hielte man durch Manna und andere Fühlende Laxiermittel offen. Mit diefer Heilungsart hielte man, außer einer ges ringen Veränderung (nämlic, dem —— der lut⸗ 132 Krankheitsgeſchichte eines vom tollen Blutigel, eines Schnupftobacks, ai w.) vierzehen Tage an, und die Blafen wurden diefe ganze Zeit über ei gehalten. ‚Die Unfälle nahmen nach) und nad) Der Kranke fiel in eine Mattigkeit; es wurde er diefelbe durch Den Gebrauch des Teufelsbrede, Baldriang, uf: w. bald vertrieben. . Nachdem nun derfelbe von aller Befchwerung i im Kopfe befrener war, der Puls auch wieder nach feiner natuͤrlichen Gelindigkeit ſchlug; ſo gab ich den Rath, den Gebrauch des kalten Bades und des Pulvers antilyflus wieder anzufangen; jedoch mit der. Erinne⸗ zung, daß er gleich zur Ader laffen, und den Gebrauch jener Mittel einftellen ſollte, fo bald er Hige bey fih SHerfpüren würde, Itzo ift berfelbe wieder an ziemlich aufer Geſund⸗ Heit; außer in dem neuen und vollen Monde (denn ungeachtet er. auch in den Viertheln einige Veraͤnde⸗ rung bey ſich fpüret: fo find diefe Doch nicht fo merf- lich). Alsdann fommen feine: Zufälle in gewiſſem Grade wieder; wiewohl auf ſolche gelinde Weiſe, daß ſie ihn nicht hindern, feinen Beruf abzuwarten. Er bat aber denfelben verändert, und verfauft itzo Küchen Eräuter ; weiler von der Fulcht vor den Kunden noch nicht gänzlich befreyer ift. Ich habe oben vergeffen, noch eines Umftandes zu erwähnen. Er bat während feiner Krankheit eine folche Menge Speichel ausgemworfen, daß feine Zähne, ungeachtet fie von Natur feft waren, davon wackelnd wurden. Und fie blieben aud) fo, bis die rancht gehoben war. Beil häufiges Blutlaſſen barchgehends als ein Hei⸗ lungsmittel gegen dieſe Krankheit vorgeſchrieben en Hunde gebiffenen Menſchen. 133 ſo will ich Feine weirere Anmerkung dabey machen ; fondern nur bloß erwähnen, daß man in dem gegen« wärtigen Falle ſich diefes Mittels öfters bediener, der Kranke auch augenfeheinlich Hülfe davon empfunden Babe, Er genoß auch große Erleichterung nad) dem Gebrauche des Salpeters und Mithridats. Da die Schwierigkeit bey dem Schlucfen in dem ‚gegenwärtigen Zuftande offenbar Främpfig war, und durch die Nuhe ungemein fehr aelindert wurde, und ſollte dieſe auch nur eine Halbe Stunde lang gedauert haben: fo überlaffe ich es dero reiferem ‚Urtheile, wie weit Arztneyen von Opium bey Heilung diefer Krank— Heit dienlich ſeyn möchten ; nicht allein innerlich einge= geben, fondern auch äußerlich eingerieben, in folcher Menge, als man vernünftiger Weife fehliegen kann, daß fie zur Bertreibung der Främpfigen Spannungen hin⸗ länglih feyn. | DRAN Während diefes Zuftandes klagte der Kranke über Kälte der äuferften Glieder, und Uber fein Auſſtei— gen aus dem Magen. Man ließ alfo denſelben, ſo bald man es für ficher erachtete, ein Brechmittel neh⸗ men, und wiederholte diefes öfters mit gufem Erfolge. Wenn man ihm etwas Slüßiges brachte: fo be= merfte ich, daß er daſſelbe mit einer ungewöhnlichen Eilfertigfeit in ven Mund fchürtere.: Als ich ihn nun fragte, warum er diefes thue: fo gab er mir zur Ant-⸗ wort, er habe aus der Erfahrung gelernet, wenn er eine große Menge Slüßiges auf einmal in den Mund göffe, daß es ihm alsdann leichter. werde, es hinunter zu fehlucken. Wenn aber bey dem Schlucken eine Hinderniß dazmwifchen komme: fo habe es hernach Schwierigkeit, bis er ſich wieder erhole. Ali Ich 334 Krankheitsgeſchichte ac, - Ich hoffe, man werde mich keinesweges beſchuldi⸗ gen, daß ich die Wirkung des Pulvers antilyſſus und des falten Bades gering machen wollte; denn ich glaube vielmehr, daß dieſe Mittel mit allgemeinerm Nutzen, als irgend ein anderes, gebraucht werden Fönnen. Jedoch halte ich es sugleich aus dem obigen Falle für Elar, diefelben haben die Befchwerungen des Kranken fo gar nicht erleichtert, daß fie diefe vielmehr offenbar vermehret Haben ; indem der Kranfe niemals ‚das falte Bad gebraucyet hat, daß nicht fein Kopfwe⸗ be zugenommen “*, und feine fiebrifchen Sufälle beftis ‚ger geworden wären, Das Pulver wider die Tollheit, wie es gegenwaͤrtig in unſern Apotheken angetroffen wird, iſt nur aus zweyen Stuͤcken zuſammen geſetzet. Ich habe daher entdecken wollen, was fuͤr eine Wirkung das Leber⸗ kraut dabey thun möchte. Als ic) aber, zum Berfuche, in verfchledenen Fällen die Probe dami tmachte, und es aud) in ziemlicher Menge dazu that; fofonnte ich doch niemals die mindefte Beränderung, weder indemPulfe, noch bey den — davon verſpuren. *Dampiers ſeines, fo wie es von Doctor Mead vasefer worden. ilf. xx Ich habe daher in meiner Doetordiſputaion zu Beiden im Sabreı724 ben Gebrauch der warmen Bader vors geichlagen. Denn durch diefe werden Higeund Durſt . vermindert, und das Geblüt verdünnert; nicht aber durch Schwiten noch mehr verdickert, als darinn die Wirkung der kalten Baͤder beſtehet. (Man fehe dieſe —————— — 1443 Fun 39 und ne 24 5 | | 135 EEE EEE En ZZ —— IIT. u RE Ammerkungen über einen Vorfall, ‚ber in dem legten Bande der medicinifchen Verſuche erzaͤh⸗ let wird, | von einem Menfthen, der dem Anfehen nach todt gemefen, und Durch Ausdehnung der $unge mit Luft wieder zu. Be rechte gebracht worden ift. Gedruckt in Edimburg 1744, und verfaſſet ! von Johann Fothergill, Lie. WMitgliede der Geſellſchaft der Aerzte zu London. Aus den pbilofopbifchen Abhandlungen der englifchen Sefellfchaft der Wiffenfchaften, 475 Num. 275 ©. uf. uberfeger. (Ss fine einige Begebenheiten, die an fich felbit von er folcher Wichtigkeic für das menfchliche Geſchlecht ‚find, ober zu folchen nüglichen Entdeckungen Anlaß geben: können, daß es eines jeden Schuldigfeit ift, ‘dem diefelben bekannt werden, die Nachricht davon fo “weit auszubreiten, als es immer möglid) ift. Der Borfall, der die folgenden Anmerkungen veran« Kaffee hat, ift nach. meinem Erachten von diefer Bes fehaffenheit. Es befteher derſelbe in einer Nachricht „von einem Menfchen , der dem Anfehen nad) tode „geweſen, und durch Ausdehnung der Lunge mit Luft „wieder zurechte gebracht worden ift, von Wilhelm Toſſack, Wundarzte zu Alfoa, „ Gedruckt in dem zweyten Theile des sten ‘Bandes, 605 ©. der medi⸗ nn, cinifchen 136 Anmerb. über einen Menfehen, riniſchen Berfüche, die von einer Gefellfchafe der Aerz⸗ te zu Edimburg herausgegeben worden. Es wird genug feyn, wenn wir an diefem Dete einen Auszug davon geben. Diejenigen, die eine meitläuftigere Nachricht verlangen, koͤnnen die angezogene Schrife felbft nachfchlagen. | | —9 Ein Mann, den der widrige Dampf von angejuͤn⸗ beten Steinfohlen in der Kohlengrube erſticket hatte, fiel alfo ode nieder, Er lag eine halbe bis dreyvier— tel Stunden in der Grube, und wurde alsdann heraus gezogen. „Seine Augen waren offen und flarreten ; „der Mund war weit aufgefperret; der ganze $eib „kalt: nicht der 'geringfte Puls, war weder bey dem „Herzen nod) in den Pulsadern zu fühlen, und man „eonnte auch. nicht den mindeſten Athem bemera „een. „ A Bey dieſen Umftänden legte der Wundarzt, der die Sache erzaͤhlet, „ſeinen Mund dichte auf den Mund „des Kranken, blies, indem er zugleich die Maſenloͤ⸗ „cher zuhielte, ſtark hinein, und brachte die Bruſt „deſſelben durch ſeinen Athem voͤllig in die Hoͤhe. Gleich darauf fuͤhlete der Wundarzt ſechs bis ſieben Fſehr lebhafte Schläge des Herzens; die Bruſt fuhr „fort, ſich auf und nieder zu bewegen, und bald her⸗ „nad fuͤhlete man den Puls in den Pulsadern. „Hierauf öffnete er demſelben eine Ader am Arme, „die nach einem Fleinen Sprunge eine Biertelftunde „lang nur tropfenweife blutete, hernach aber ordent« „lich lief. Während der Zeit ließ er Denfelden ruͤt⸗ „teln, ſchuͤtteln und reiben, fo ſehr er konnte. ns nerhalb einer Stunde hob der Kranke an, wieder zu ſich ſelbſt zu kommen; nach einer Zeit von vier Bi „Stunden der dem Anſehen nach todt geweſen. 137 | Stunden, gieng er nach Hauſe, und in eben ſo vielen „Tagen fing er feine Arbeit wieder an... Es waren vieke hunderte Menfchen, und darunter auch einige vornehme Perfonen, bey diefer Heilung | gegenwärtig. Diefes ift der kurze Begriff der Erzaͤhlung, und man kann daraus'gar deutlich abnehmen, wie gar vies les der Scharffinnigfeit des Wundarztes bey der Ge nefung diefes Mannes zuzufchreiben fey. Die Zer⸗ gliederer haben zwar längft gewußt, daß die Aufbla⸗ fung der &unge von außen, bey einem todten oder.fters benden Thiere, das Herz defjelben wieder in Bewe⸗ gung feßen, und diefe eine Zeitlang fortdauern koͤnne; allein diefes ift das erfte Beyfpiel, das ich meines Wiß fens noch zur Zeit angetroffen habe, da diefer Verſuch in der Abſicht glücklich) angewendet worden ift, das geben eines Menfchen in einer fo nahen Gefahr J retten. Das Aderlaſſen iſt bisher faſt die einzige Zuflucht bey dergleichen Zufaͤllen geweſen. Wenn dieſes nicht half : po dachte man an feine weitere Hülfe für den Kranken. ı Die Abſicht war, durch’ das Aderlaffen dem ftockenden Geblüte in den Blutadern Luft zu machen, und dem Blute in den Pulsadern von hin« ‚sen her Kaum zu verfchaffen, damit der Widerftand gegen das Herz foldyergeftalt verringert, und diefer Muskel dadurd) wieder in Bewegung gebracht werde, Allein, nur allzuviele Beyſpiele Haben uns täglich gelchret, daß diefes Mittel Feine Wirkung thut, wenn gleich die — mit noch ſo vieler Geſchicklichkeit gemacht wird. Es iſt auch nicht glaublich, daß es in dem Falle helfen werde, wenn das Gebluͤt ſeine Fluͤßig⸗ 1 Dand, K keit 138. Anmerk. über einen Menſch keit ziemlicher maßen verlohren hatʒ und wenn die Bewegung des Herzens, und die, zufammenziehende Kraft der feften. Theile'zu wirken aufgehoͤret haben. - Das Wärmen, Reiben, Schütteln, und der Ge- brauch reizender Mictel, ehun allzu oft eben ſoſchlechte Wirkung, als das iderioſſen Da nun das Mittel, die Sunge fofcher Denfchen, welche dem Anſehen nad) todt find, auszudehnen, bey einer. Perfon mit: fo gutem, Erfolge verſucht worden äft: fo hat man Urſache zu Menu daß es auch bey andern helfen werde,» Es wird dienlich feyn, zu — in welchen Faͤllen, und unter welchen Umſtaͤnden man erwarten koͤnne, daß daſſelbe die vorgeſetzte Wirkung thun werde. Man wird ohne Schwierigkeit zugeben: wenn die Säfte verdorben, oder durch Krankheiten zum Umlau⸗ fe untüchtig gemacht worden; wenn diefelben erfchöpfer find, oder wenn die Steife und der Bau der feften Theile verleger oder zernichtet iſt, daß in dieſen Fällen es die groͤßte Thorheit ſeyn werde, auf ein Mittel, das Leben wieder herzuſtellen, zu denken. | Wenn aber die feften Theile noch) ganz, und: bie Seife derfelben durch Krankheiten nicht verringert iſt; wenn die Saͤfte ſonſt von keiner andern Urſache ver⸗ dorben ſind, als nur von einer kurzen Stockung; wenn nur noch der mindeſte Grad einer thieriſchen Waͤrme uͤbrig iſt: ſo wuͤrde es unrecht gethan ſeyn, wenn man einen ſo leichten Verſuch nicht ins Werk richten wollte. Dieſe Beſchreibung faſſet zwar wenige Krankheiten aber eine deſto größere Anzahl Zufaͤlle in ſich. Unter den erſten ſind viele, die man ſchleunige Todesfaͤlle nennet, und von einer gewiſſen unſichtbaren * er⸗ der dem Anfehen nach todt geweſen. 139 herruͤhren: naͤmlich Schlagfluͤſſe, ploͤtzliche Anfaͤlle von mancherley Gattung: als von Mutterzuſtaͤnden, Ohnmachten, und viele andere Krankheiten, da die Leute, ohne vorhergehende Unpaͤßlichkeit, umfallen und ausbleiben. In vielen von dieſen Zufaͤllen kann eg nuͤtzlich ſeyn, dieſes Mittel zu brauchen, ohne jedoch eines von denen Huͤlfsmitteln zu verabfäumen , dazu man ſonſt bey dieſen traurigen Umſtaͤnden feine Zus flucht zu nehmen pfleget. Es iſt ſchwer, alle die unvermutheten Zufaͤlle, zu er» zaͤhlen, dabey dieſes Mittel nicht ohne Hoffnung eines guten Erfolgs verſucht werden koͤnnte. Einige der— ſelben ſind folgende: Erſtickung von ſchweflichten Dünften aus Bergwerken, Steinkohlengruben, u. ſ. w. verdickerte Luft in lange nicht geoͤffneten Brunnen, oder andern unterirdiſchen Höhlen; ſchaͤdliche Daͤm— pfe von gaͤhrenden Feuchtigkeiten, die man aus einem engen Luftloche empfaͤngt; Dampf von brennenden Holzkohlen, einem (chmeflichten mineralifchen Sauren z arfenikalifche Ausdünftungen, u. f. w. Diejenigen, die, dem Anfehennad), von dem Blige, oder von einer heftigen Erfchütterung der Gemüths« ‚bewegungen, als: der Freude, Furcht, dem Schre⸗ ‚den, u. f. w. getödtee worden find, Eönnten vielleicht oft durch dieſes einfache Mittel wieder zum Leben ge⸗ bracht werden, wenn man ihnen ſtark in die Lunge blieſe, und auf dieſe Weiſe den Werkzeugen des Lebens aufs neue die Bewegung mittheilte. Miſſethaͤter, die am Galgen hingerichtet worden, koͤnnten Gelegenheit an die Hand geben, zu entdecken, wie weit dieſes Mittel dienen moͤchte, diejenigen zu retten, die ungluͤcklicher Weiſe ihre eigenen Scharf» 8 3 richter 140 „Anmerf. uͤber einem Menſchen, richter geworben find, und ſich ſebbſt erh nee Haben: Wenigſtens Fünnte man es verfuchen, ob nicht die Berurtheilten, nachdem fie Die gewöhnliche Zeit ge⸗ ‚ bangen wären, durch Aufblafung der Lunge, auf die vorhin gedachte. Weife, manchmal wieder zum Leben gebracht: werden fönnten. Der einzigen ſchlimmen Folge, die dieſe Entdeckung nach ſich ziehen möchte, koͤnnte dadurch leicht vorgebeuget werden, daß man die gegenwaͤrtige geſetzte Zeit des Hangens verlaͤngerte. Es ſcheint aber, daß man ſich von dieſem Mittel ſehr viel verſprechen koͤnne, denjenigen damit Huͤlfe zu leiſten, die im Waſſer *— find, und zwar unter den vorhin ‘gemeldeten Umfländen. Zum mwenigften ift es offenbar noͤthig, daflelbe jedermann. zum Berfuche anzupreifen, nachdem der Leib von dem eingeſchluckten Waffer entledige iſt. Diefes muß al. fo gefchehen, daß man den $eib in die gehörige Stel: lung leget, den Kopf niederwärts gerichtet, und den $eib vorwärts gebeuget; und zwar, wenn es feyn kann, über einem Faſſe, oder einer andern rund erhabenen Stüße, und diefes mit der größten Behendigkeit. Es iſt nichts ungereimtes, wenn man die thierifche Maſchine mit einem Uhrwerke vergleiche. Man ſetze, die Räder deffelben feyn in der beften Drönung, die Einrichtung in allen Theilen vollfommen gut, und fie fen bis zu ihrer völligen Höhe aufgezogen; dennoch, wenn man dem Hanggewichte nicht einigen Anftoß giebet: fo bleiber das ganze Werf ohne Bewegung. Eben auf diefe Art fegen wir bey den angeführten Zufällen, daß die felten Theile ganz und mit ihrer ausdehnenden Kraft verfehen, die Säfte in geböriger — vorhanden, und die Beſchaffenheit — | der dem Anſehen nach todt geweſen. 141 auf keine andere Weiſe verdorben ſey, als von einer kurzen Stockung, die von der Ruhe desjenigen bewe— genden Etwas entſtanden iſt, dadurch die Materie der belebten Koͤrper in den Stand geſetzet wird, den Widerſtand des Mittels, darinn dieſelbe ſich beweget, zu uͤberwinden. Wenn man nun die Lunge aufblaͤſet, und durch die: ſes Mittel dem Herzen die Bewegung mittheilet, eben alſo, wie man einem Hanggewichte den erſten Schwang giebt: ſo kann dadurch moͤglicher Weiſe dieſes Etwas in vielen Faͤllen in den Stand geſetzet werden, ſich der Oberherrſchaft der Werkſtaͤtte wiederum zu bemaͤchti-⸗ gen, und die Werkzeuge derſelben aufs neue in Ber wegung zu feßen: bis eine andere unvermeidliche Er re Diefer Bewegung gänzlich ein Ende machet. Einige von meinen Bekannten haben an die Hand gegeben, daß man in dieſen Faͤllen einen Blaſebalg mit groͤßerem Vortheile brauchen koͤnnte, als den Wind aus dem Munde eines Menſchen. Allein, wenn man aleich jemanden haben kann, der aus Mitleiden den Verſuch mit dem mündlichen Einblafen machen will: forift diefes, aller Wahrfcheinlichkeit nad), jenem vorzus ziehen. 1) Weil ein Blafebalg nicht gleich bey der Hand feyn möchte: 2) meil die Lunge eines Menfchen, ohne ihre Verlegung, eben fo große Gewalt auszuftes ben vermögend iſt, als die Lunge eines andern Mene ſchen gegen fieausüben kann; da diefes nicht jederzeit fid) mit einem Blaſebalge beftimmen läßt: 3) weil die Wärme und Feuchtigkeit des Athems weit wahr- ſcheinlicher den Umlauf * Gebluͤts befördern wird, Em. — als 4* 9 1 en 42 Anmerk. uͤber einen Menſchen, als * kalte Luft, die man aus einem — aus⸗ blaͤſet. Um nun aus dieſem * den Schluß AN machen: ſo bin ich der Meynung, daß die obenbeſchriebene Hei⸗ lungsart dienen koͤnne, vieler Menſchen Leben zu ret⸗ ten; indem dieſelbe ſich von einem jeden, der bey dem Zufalle ungefähr gegenwärtig ift, ausüben läßt, und zwar ohne Zeitverluſt, ohne Koſten, mit weniger Muͤ· he, und mit noch geringerer Geſchicklichkeit; inglei⸗ chen, weil dieſelbe vielleicht das einzige Mittel iſt, da- mit man möglicher Weife einen großen Nutzen ſchaf⸗ fen, und gar feinen Schaden thun kann. Ich habe Daher geglauber, es Fönne diefelbe dem menſchlichen Geſchlechte folche wichtige Vortheile verfchaffen, daß fie verdiene, zu jedermanns Wiflenfchaft bekannt ges macht und angepriefen zu werden. Denn, ungead)s tet Diefelbe bereits in einem Werke gedruckt fteht, das Durchgehends von allen Xerzten gelefen wird: fo Fann es doc) leicht geſchehen, daß fie von einigen überfehen, von andern vergeffen, und bey aller Sorgfalt, die man . anmendet, doch vielleicht nicht einmal dem: zehnten Theile derjenigen bekannt wird, die doch Big davon — haben ſollten. — Johann Fothergill. Nachſchrift. Weil bie Erzählung diefer außer — *— Begebenheit vielleicht einige veranlaſſen möchte, den Verſuch ins Werk zu richten, wenn dere gleichen Gelegenheiten, als in den obigen Anmerkun- gen beſchrieben worden, ſich eräugen: fo hoffee man, daß folche Perfonen , aus Liebe zu’ dem menſchlichen Seſchlechte⸗ geneigt ſeyn werden , eine Nachricht * em der dem Anfehen nach todt geweſen. 143 dem Erfolge deſſen, und den vornehmſten Umftänden, die dabey vorkommen, oͤffentlich bekannt zu machen. Da auch der Verfaſſer dieſer Anmerkungen ſich mit der gan⸗ zen Sache in der Abſicht beſchaͤfftiget hat, dieſe Bege— benheit, ſo viel moͤglich, unter den Menſchen auszubrei. ten: fo würde es ihm zu beſonderm Vergnuͤgen gereis \ chen, wenn er in den Stand gefeger würde, der Welt die Nachricht zu geben, daß viele Erfahrungen dasje« nige beftätigten, was der gegenwärtige Fall an die ‚Hand giebt, nämlich, Daß es möglich fey, vieler Men⸗ ſchen Leben auf dieſe Weiſe zu retten, ohne das geringfie dabey zu wagen. Geſchrieben in dem Gaͤßchen White Harz genannt, an der Gracionsſtraße gelegen, am = = Sept. 1744. K 9 w. Nach⸗ 144 Nachricht der durch 1 Hintern / —— 6 in Rachricht von einem außerordentlichen Vorſale, — da die Se einer Leibesfrucht durch den Hintern abgegangen find, mitgetheilet von. — Still Winthrop, ‚Ritter. Veberfeger aus den philofophifchen Abhandlungen der eng⸗ liſchen Geſellſchaft der Wiſſenſchaften, 475 N. 304 ©. Mr hat verfchiedene Beyſpiele da die Knochen einer Frucht, nachdem. diefe im Mutterleibe geftorben, fich einen unnatürlichen Weg zum Ausgan⸗ ge geöffnet haben ; als einige durch ven Nabel, andere durch die Schamfeiten, und noch andere durd) den Hin⸗ fern, Bon diefer legtern Gattung will ic) ißo ein abermaliges Beyfpiel anführen, dag ſich im Jahre 1737 - zu Meulonden in Neuengland zugetragen hat, Eine Weibsperfon von den Schwarzen glaubte, fie fey fhmanger geworden, Ungefähr drey Monate hernad) hatte fie einige Anzeigen von einem Misfalle; allein, es war fein Abgang einer Frucht zu fpüren. Diefes machte, daß die gute Weibsperfon ihre Gedanfen änderte, und glaubte, fie fey nicht ſchwanger geweſen; fondern babe nur bloß wegen Verfältung ihre mo- natliche Reinigung nicht richtig gehabt. Man gab ihr hier folche a ein, welche in diefem Falle A dienlich abgegang. Knochen einer Leibesfrucht. 145 dienlich ſind; ſie empfand aber keine Erleichterung davon, ſondern klagte beſtaͤndig über heftige Schmer⸗ zen im unterſten Bauche und am Ende des Ruͤckgrats, ſonderlich wenn ſie zu Stuhle gieng. Weil nun dieſelbe dabey am Leibe ungemein ſtark abnahm: ſo ließ man ei⸗ ne erfahrne Frau zu ihr rufen, die Milch in ihren Bruͤ⸗ ften fand, und nod) andere Zeichen der Schwangerfchaft anihrbemerfte. Sie nahm nod) immer mehr ab, und wurde fehr elend; ihr ‘Bauch wurde dünner, und ihre Bruͤſte fielen zufammen, fo daß man fie zulegt für vers loren hielte. Endlich aber, nach Verlauf von unges fähr acht Monaten, gieng vieles Blut bey dem Stuhl⸗ gange von ihr; darauf ihre Schmerzen im Linterleibe fich verminderten : hernach nahmen die Knochen ihren Abgang durch den Hintern, mit Fleifch umgeben, und eine verfaulte Haut umdaflelbe. Mach diefem wurde das Weib wieder wohl, und erholte fid) völlig. Man fand alle Theile der Frucht in demjenigen, was durch den Stublgang weggegangen war; außerden Kopf. Dies fer, glaubet man, müffe durch die Mutterfcheide abges gangen feyn, alsdann, da die vorhingedachten Anzeigen eines Misfalls fich bey ihr eräugeten. Denn man erins nerte ſich itzo, daß fie damals gefagt hatte: es fey ihr et⸗ was, fo groß wie eine ſtarke Muß, mit dem Harne abge- sangen, Man achtete aber damals nicht darauf, Weil dieſes ein fehr merkwuͤrdiger Zufallift: fo hoffeich, vie - Erzählung davon werde den Lefern nicht unangenehm ſeyn; ungeachtet dieſelbe nicht mit folcher genauen Beob⸗ achtung abgefaſſet ft, welche ein Arzt dabey würde | | - angewendet haben. LE Be a 8 5. V. Ber 6 Bereachtungen a ER * Beteadhkungen über das Auffteigen der Diinfte, | L ky habe mir niche vorgeſetzt, weder alle Erfah⸗ rungen zu erzählen, vie bey der Erzeugung: der Dünfte zu bemerken find, noch alles dasjenige auszuführen, was ein Naturlehrer darüber denken Tann. Meine Abfihe ift bloß, die vornehmften Um ftande, und das Wichtigſte, was die Naturforfcher Davon behauptet haben, vorzutragen; wer eine volle ftändige Erfenntniß davon verlangt, wird’ fi) aus Schriften helfen müffen, denen ich gegenwärtige Ar» beit, wegen der Öränzen, fo ihr gefegt find, nicht gleich machen Durfte, 2. Die gemeinfte Erfahrung lehret, Daß von einer gemeflenen Menge Waflers, auch bey einer nur mit⸗ ‚telmäßigen Wärme, in Eurzer Zeit was merfliches ab- gehet; und niemand zweifelt, daß ſolches als Ausduͤn· ſtungen in die Luft verfliegt. 3. Denenjenigen, ſo uͤber dieſe Begebenheit nach⸗ | gedacht haben, hat fich eine ſehr natürliche Erflärung gleich bey dem erften Anblicfe dargeboten, und diefelbe it von großen Naturforſchern befauptet worden. Man ftellet fich mit Kechte vor, daß in dem Waſſer Luft befindlich , in die Eleinften Theilchen zerftreuet, und mit den Waffertheilchen aufs genauefte verbunden ift. Ein foldyes Lufttheilchen, das von einem Waſſer⸗ fröpfchen ringsherum eingefchloffen ift, breitet ſich aus, wenn es erwaͤrmet — SUR zwingt es * Waſſer⸗ fiber das Auffbeisen der Duͤnſte. 147 Waſſertroͤpfchen, fich ebenfalls auszubehnen, welches aber wegen ihrer Zäbigfeit zufammen, und die Luft zwiſchen fich eingeſchloſſen Hält. Daraus entſteht ei= ‚ne Dlafe, von der diejenigen ein Bild, aber vergrößert vorftellen, die von Kindern aus Seifenwaffer gemacht werden, und die man wenigftens als Erinnerungen der menfchlichen Vergaͤnglichkeit wird abgemahlt ges ſehen haben, wenn man ſich auf die Zeit nicht mehr be⸗ finnet, da man ſie ſelbſt gemacht. Ein Dunſttheilchen alſo iſt nach den Gedanken dieſer Naturlehrer ein Waſſerblaͤschen, das aus einer zaͤhen Haut, und einer darinn eingefehloffenen verdünnten Luft beftehr. 4.. Die Geſetze, nad) welchen lüßige Ki oͤrper, ver— möge ihrer Schwere, wirken, zeigen bald, wie ein ſol⸗ ches Blaͤschen in der Luft ſich erheben Fönne; Ein- Stüd dichtes Glas finft in dem Waſſer zu Boden, in dem eine hohle Glasfugel ſchwimmet. Diehohle Glasfugel nämlich nimmt einen großen Raum ein. Wenn man diefen Raum mit Wafler ausfüllte, wuͤr⸗ de folches mehr wiegen, als die dünne Giasfchale, fo die Rugel ausmacht, zufamme der Luft, die in ihr ein» geſchloſſen iſt, an Gewichte betragen. Unter dieſen Umſtaͤnden iſt ausgemacht, daß die Glaskugel von dem Waſſer in die Hoͤhe getrieben wird. Man wende die⸗ ſes auf die Dunſtblaͤschen an. Ihr dünnes Waſſer⸗ haͤutchen iſt das, was vorhin das Glas war. Die verduͤnnte Luft in ihnen ftelle die ordentliche Luft vor, fo fich i in der Glaskugel aufhält, und fe ſchwimmen alſo im der äuferlichen Dichten Luft auf eben die Art, wie das Ölasfügelchen im Waffer fhmimmee. 5. Man begreift auf diefe Weife leichte, wie die Dinfe nur auf eine gewiffe Hoͤhe ſtetgen koͤnnen. Einer⸗ 13 Befrachtungei Einerley Glaskugeln werben ſich coferin Wein, als in Waſſer ſetzen, und in ſehr leichten —— viel⸗ leicht gar zu Boden ſinken. Die Luft aber wird we⸗ gen ihrer efaftifchen Kraft immer dünner, je weiter fie von der Erde wegfümmt. Das Dunftbläschen. alſo, das in der untern Luft, ſeiner Leichtigkeit wegen, in die Hoͤhe ſteigt, wird eine Gegend in der Hoͤhe antreffen, wo die Luft, deren Raum es daſelbſt einnimmt, ihm am Gewichte gleich iſt: Daſelbſt wird es ſtehen bleiben, woferne ſich die Luft da verdicket noch weiter fteigen; 100 fie aber dünner wird, berabfallen, 6. Es ift niche zu verwundern, daß eine ſo wahr⸗ ſcheinliche Meynung bald große Männer eingenom= men. Ich nenne unter diefen nur. den Herrn von- Leibnitz, der im erften Theile der Schriften der Fönigl; preußifchen Societät der Wiffenfchaften * diefelbebes hauptet, und wider einige Einwuͤrfe zu vertheidigen geſucht; und den englifchen —— Derbam**, fo die Dünfte aus einem Becken mit heißem Waſſer, mit dem Bergrößerungsglafe, durch den Sonnenſtrahl in einem verfinfterten Zimmer, als Kügelchen ——— ren ſehen. 7 Wer etwas von einer Luftpumpe auch nur ge höret bat, dem wird gleich ein Berfuch einfallen, der in. Beurtheilung des bisher erklärten Gedanfens von’ befonderer Wichtigkeit ſeyn kann. Wenn das Wafe: fer in einem Raume, woraus durch dieſe Mafchine die: Luft fo weit ift weggefchafft worden, Daß der Keft Feine, empfindliche Wirkungen mehr haben kann; wenn, fage ich, das Waffer in einem. —* Kaume eben fo aus⸗ *Miſe. Ber. A. 1710. 123. ©. ! . Phyficotheolog. 11 B. 5 €. ” über das Aufſteigen der Duͤnſte. 149 ausduͤnſtet/ wie in der freyen Luft, foiftdievorige Erz flärung falfch, oder wenigftens nicht für alle Ausduͤn⸗ lungen allgemein. : Es ift daher Fein Wunder, daß gewiſſe Naturlehrer die Ausdünftung im luftleeren Raume geleugnet haben. . Herr Krüger * gehört unter diefelben, under hat dag Herze gehabt, darinnen Herr Hombergen ** zu widerfprechen. . Der Nusen, den diefer Widerfpruch gehabt hat, ift geweſen, vaß fih Here Araft + dadurd) bewegen laſſen, den Ver⸗ ſuch von neuem mit nöthiger Sorgfäle anzuftellen, Er hat reines Flußwaſſer zuerft von aller Luft gerei⸗ niget, weil es fonft im luftleeren Raume Blaſen wirft, Alsdenn hat er es in einem Gefäße, auf einer genauen Waage und mit andern Gewichten ins Gleichgemwichte gebracht , unter die Glocke geſetzt. Die Luft ift aufs forgfältigfte ausgepumpt, und zu wiederholten malen, weil der Verſuch gewaͤhret, auch diejenige Luft wieder meggenommen worden, Die etwa unterdeffen hineinges drungen. Mac) zmeen Stunden und 16 Minuten hat man an dem Waffer einen Abgang. von zwey und “ einem halben Gran bemerfet. Aus andern Berfuchen aber läßt fich fhließen, daß ohngefähr eben fo viel, in eben der Wärme, in gleicher Zeit würde aus diefem Waſſer in freyer Luft ausgedünfter fern. Woferne - man bey diefem Berfuche nicht Herrn Arafte Gefchick- lichkeit und Aufrichtigkeit in Zweifel ziehen will; fo ſehe ich nicht, wie fich die Ausdünftung im Iuftleeren x Raume, * Naturlehre 482. ©- in x** Mem. de l' Acad. des fciences 1693, 322 ©. + $.19. Difp. cui titul, de Vaporum et Halituum genera« tione ac elevatione experimentaetc, Tubing 1745. — 50... Berrachtun Raume, mit der vorhin gegebenen Erflärung vergleie chen läßt. PN. 8.Manñ ſetzt eben dieſem Gedanken noch andere Einwuͤrfe entgegen. Herr hauſen * giebt den Ver⸗ theidigern deſſelben zu bedenken, ob nicht bey anwach⸗ ſender Hitze die Luft ſich in dieſen Bläschen fo ſtark aus⸗ dehnen muͤſſe, daß fie ſolche zerſprengte, und alſo bey vermehrter Hige die Ausduͤnſtung aufhoͤrte oder ſchwaͤ⸗ cher würde, da doc) die Erfahrung das Gegentbeil lehret, Vielleicht würden fie hierauf antworten, daß der höchfte Grad der Hitze, die auch in Eochend Waſ⸗ - fer kann gebracht werden, nicht zureichend fen, die Luft bis zur Zerfprengung der Gefäße auszudehnen. Es ſteht ihnen allezeit ſowohl frey, Diefes, als, dem Ges gentheile, jenes anzunehmen. Allein ich ſehe nicht, wie fie fo leichte auf andere Einwürfe antworten wer ⸗ den. Wie geht es mit den Ausdünftungen aus Waſ⸗ ſer zu, das von der Luft gereiniget iſt? Sollten wohl die Ausduͤnſtungen ſiedenden Queckſilbers, geſchmol⸗ zener Metalle, auf eben die Art entſtehen? Wodurch bleibt die eingefchloffene Luft fo lange warm? Denn es ift klar, daß fie fic) wieder zufammenziehen muß, wenn ihr Die Wärme entgeht, Und woher erhalten endlich) vie Dünfte eine fo große Kraft? Man bedient fi des Dampfes vom fiedenden Waffer beym Schiff: bau, die härteften Eichenbalken damit dergeftalt zu erweichen, daß man ihnen die verlangte Krümmung geben Fann. In dem papinianifchen Topfe werden durch die Kraft der Dünfte die bärteften Knochen zerfoche; man ficht nidye, wie ‘Bläschen, nr er * Progr. inaugtirale: confiderätiones circa incalefcentiam corporum, praetipue fluidorum, Lipf. 1726, a uͤber das Aufſteigen der Duͤnſte. 151 ber. auf ſchwimmen 2 zu ſolchen Wickungen Mache aben?:! . 9. Mich dveucht,diefe Betrachtungen werden unfern Beyfall von der erwaͤhnten Erklärung zurück zu hal⸗ gen, triftiger feyn, als was ihr Herr Rraͤtzenſtein im 37 und 56. Abfage feiner Abhandlung vom Aufiteis gen der Dünfte unter dem überzeugenden Titel: Lehrſatz und Beweis, entgegen geſetzt. Here Wolf, und andere mitihm, haben fid) die Sache fo vorgea ſtellet: Weil das Wafler etwa achthundertmal ſchwe⸗ rer iſt, als die Luft bey uns; fo darf das Wafferteöpfs chen nur imein Dunftbläschen ausgedehnf werben, das taufendmal mehr Raum einnimmt, um in diefer Luft in die Höhe zu fleigen, weil alsdenn Die Luft, fo in den Raum gienge, den diefes Bläschen einnimmt, ſchon mehr wiegen würde,als das Bläschen, Herr Kragene ftein behauptet, die Luft breite fi) von der Wärme, fo die Ausdünftungen verurſacht, nicht fo weit aus. Wenn es ihm aber gefallen hätte, die Umftände, unter welchen ein ſolches Bläschen in der Luft ſchwimmen Fann, durch eine fehr leichte algebraifche Nechnung zu beftimmen, wie Leibnitz am angeführten Orte der Mifc. Berol. und Herr Kraft im 37 Abf. feiner ſchon erwähnten Difputation, gethan; ſo wuͤrde er ge funden haben, daß eine ſolche Ausbreitung gar niche nöthig ift, und daß man von diefen drey Dingen, von dem Durchmeflen der Luft im Waſſertroͤpfchen, vor der Ausdehnung, und im Bläschen nach) der Ausdehs nung, und von der Dice des Häutchens, zwey auf unzählige Art verändern, und Daraus dag dritte alle⸗ malbeftimmenfann. Wie alfo diefer fein angeblicher Beweis wider einen ſolchen Srundſat der Erklaͤrung zer⸗ 32 9°. Betrachtüngen \ * zernichtet iſt, der bey derſelben —* erfordert wird; ſo ſchließt der andere i im 56 Abf. auch niche ſchaͤrfer. Weil die Luft im Waſſer, aus dem man fie durch Kochen oder durch die Luftpumpe herausge-⸗ trieben hat, ſich wieder hinein zieht: fo folgert er, daß fie aud) durch das Wafferhäutchen des Dunftbläschens dringen, und die innere Höhlung deſſelben ausfüllen werde. Es ift aber wieder Feine Folge, weil die Luft in die Zwiſchenraͤumchen ordentlicher Waſſertheilchen dringt; ſo dringt ſie auch in die Raͤume zwiſchen den Theiichen, die in einer ſolchen Haut ausgefpannt find, Diefe Theilhen find in Bergleichung der größern _ Waffertröpfchen, die fid) in Dünfte verwandeln, was diefe Tröpfchen gegen eine größere Menge Waflers ‚find. Es find die Theilchen der Theilchen, und ſie verhalten ſich alfo gegen das Waffer, fo uns in die Sinne fällt, etwa wie fich die Theilchen des Salpeters gegen einen Haufen Pulver verhalten, Wenn man den Haufen Pulver mit dem Waſſer vergleicht, fo find die Pulverförnchen mit den Waffertröpfchen zu vergleis chen, und die Theile des Pulverförnchens ftellen die Theiledes Waffertröpfchensvor, Wäre es aber wohl erlaubt, von der Befchaffenheit, den Zwifchenräums chen u. . f. der Pulverkoͤrnchen, auf diefe Dinge bey den Theilen der Pulverförnchen zu ſchließen? Und wird alfo wohl die Folge von den Zmwifchenräumchen - der Waſſertroͤpfchen, auf die Theilchen der Waſſer⸗ troͤpfchen beſſer ſeyn? | 10. Unter den Erfahrungen, fo wir von den Duͤn⸗ ften haben, befinden ſich verfchiedene, die eine fortftofe fende Kraft anzeigen. Wenn man ein brennend Wachslicht unter die Glocke einer Luftpumpe feßt, und 1 die über das Aufſteigen der Duͤnſte. 133 die Luft wegnimmt, fo fteige nach feinem Auslöfchen dee . Dampf viel gerader und fihneller indie Höhe, als er in der freyen Luft zu thun pflege. Die florentinifchen Aka⸗ demicihaben bemerfet, daß die Dämpfe aus heißem > MWaffer oder angezuͤndetem Weingeifte, i in der durch die $uftpumpeverdünnten Luft, nach einer eben folchen para⸗ bolifchen krummen Linie geftiegen und wieder gefunfen find, nach welcher ein ſchwerer Körper, fo ineinem lee⸗ ren Raume geworfen wird, fich bewege. Dieſes, und die befannte elaftifche Kraft der Dünfte, die ich auch im 8Abſ. bemerft habe, fcheint darzuthun, daß die Duͤnſte folche Theilchen der Körper find, Die eine Kraft haben, ſich von ihnen und von einander zu entfernen. 15. Man ftelle ſich alfo vor, daß in einem Körper gewiſſe elaftifche Theilchen find, deren Wirkſamkeit durch die Kraft, mit der fie unter ſich und mie andern Theilen zufammenhangen, gehindert wird. Das Feuer kann ſie in Bewegung ſetzen, machen, daß ſie wirken, an die andern Theile anſtoßen, und dadurch ſich von ihnen abſondern. Dadurch wird alſo die Materie eines ſolchen Koͤrpers ſich in einen weiten Raum ausbreiten, und in Dunſt verwandeln. Syn dieſen Saͤtzen wird nichts angenommen, davon man nicht unleugbare Beyſpiele in der Natur haͤtte. Was geſchieht wohl, wenn ein Fuͤnkchen Feuer in einen Haufen Schießpulver fomme? Schwerlich läßt esfih begreifen, daß fo wenig Feuer durch feine eigene Kraft alle die Bewegung erzeugen follte, die alsdenn entfteht, ohne Zweifel ift die Kraft, ſich auszubreiten,, ſchon in den Pulvertheilchen 1 vorhanden gervefen +: Gie war ges bunden, und das Feuer erregte nur eine Bewegung, dadurch ſie die Freyheit zu hie — Auf eben ı Band. X di die Art wird bey einem‘ — das Feuer nur die gebundenen Theile losmachen, und in die Umftände fegen ,' daf ihre Kräfte fich wirkſam zei⸗ genfönnen. Es iſt ja ausgemacht, daß erhitztes Wafı ſer eine ungemeine ſtarke elaſtiſche Kraft zeige. Herr | Saufen bemerfet, daß ein Waffertropfen, den man in einem Haarroͤhrchen andie Flamme einer fampe bringt, mit einem Plaßen zerftreuet werde. Eine eiferne Handgranate, in die man nicht eben allzuviel Wafler ‚gießt, fie alsdenn fefte vermacht, und aufglüende Koh⸗ len legt, zerſpringt mit eben dem Knalle und eben der Gewalt, als ob ſie mit Pulver gefuͤllt waͤre*. 12. Dergleichen Gedanken hat Herr — in feiner vorhin erwähnten Schrift angenommen. Wer dasjenige, was Herr Rragenjtein im 41 Abf. feiner Abhandlung fagt, dargegen hält, wird: leichte fehen, daß die Meynung, die er dafelbft widerlegt, gar nicht die Haufenifheift. Herr Aragenftein will zeigen, daß die Außerften Theile der fluͤßigen Materie, wel- ‚he durch die Bewegung der Feuertheilchen in die klein⸗ *— ſten Theile aufgeloͤſt iſt, nicht mit ſo viel Feuertheilchen umgeben werden, daß ſie, in Verbindung mit dieſen, leichter als die suft würden, , und desmegen in die Höhe fliegen. Niemals har Herr Hauſen diefesbehauptet, and Here Äragenjtein hätte alfodefjelben Meynung ‚recht einfehen follen, ehe er in feinem 42 Abſ. fo reden‘ wollen, als ob er die Haufenifche — widerlegt haͤtte. 13. Rohauit, Pardies, und andere, Hatten fchen «behauptet, Daß d die Feuertheilchen ein ** —— 2— * Stahl in ‚experim, obſerv. et animadvet, —* { phyſicis n. LXXIU. p.123. uber das Aufſteigen der Duͤnſte. 155 in folche heftige Beivegung feßen fönnten, baß die klein⸗ ‚fen Theile deffelben als Dünfte in die Luft davon gien« gen. Herr Kraft giebt diefer Meynung Befall, und mic) deucht allerdings, Daß fi) alles, mas man ‘bey den Dünften bemerft, wenn man Herrn Haufens vorhin erwähnte Gedanken dazu nimmt, daraus wird ‚erklären laffen. Um aber das Richtige darinnen vollz Fommen einzufehen, muß man überlegen, daß nicht die Erhebundg der Dunfttheilchen, fondern bloß ihre Ab⸗ Jonderung, die Trennung ihres Zufammenhangs mit dem übrigen Körper ver Wärme zugefchrieben wird, Dadurch läßt fic) der Einwurf heben, daß die Dämpfe, z. €. aus fiedendem Waffer, fortfahren zu fleigen, wenn fie ſchon ihre Wärme verloren haben. Die Wärme trennete fie nur durch ihre Bewegung vom Waſſer, und übergab fieder Luft, foldye weiter fortzu— führen. Ed kommt auch Hier nicht darauf an, daß dieſe Dunfteheilchen ſchwerer, als die Luft ſind. ars teſius har ſich ſchon darauf berufen, daß der Staub, welcher im Gehen erregt wird, in der Luft Hängen bleibe, ohngeachtet er aus ſchweren Theilchen befteht, Wenn man Bimsitein mit einem Meffer fchabt, fieht man die Staͤubchen in der Luft berumfliegen, und ein Eleia ‚nes Wölfchen machen, bis fie durch ihre weitere Zerz ftreuung wieder unfichtbar werden, Die Luft kann alfofchwerere Körper, als fie ift, mic fortführen ; wel⸗ ches auch aus den gemeinften Erfahrungen heftiger Binde erheller, Wenn aber Dünfte aud) in ruhiger. Luft hängen bleiben, da ißt erzählte Erfahrungen nur ‚bey bewegter Luft ſich zu ereignen fcheinen; fo iſt zu bedenken, daß einmal die Luft, die uns ruhig feheint, fuͤr ſo kleine Theilchen, als Duͤnſte find, noch Bewe⸗ — gung 136° Betrachtungen | "gung genug haben koͤnne; und daß man ſich zwehtens aud) die Erhaltung der Dünjte in der Luft auf eine andere Art vorftellen Fönne, — 14. Es iſt naͤmlich bekannt, daß ſchwere feſte Koͤr⸗ per in leichtern Feuchtigkeiten ſchwimmen, wenn fie von denſelben in die: kleinſten Theilchen find aufgeloͤſt worden, Ein Klumpen Salz fiaft im. Waſſer zu Boden, aber er zertheilt fich bald: durch Das ganze Waſſer: und wie man da feinen Tropfen Eoften kann, der nicht gefalzen iſt; fofolget, Daß überall Salztheil⸗ chen im Waſſer herumſchwimmen. Man kann alſo die Zertheilung der Duͤnſte in ‚die, Luft ſich als eine Art von Auflöfung vorftellen, wo die Luft dasjenige thut, was in vorigem Falle das Wafler. verrichtere. Selbft der Umftand wird damit übereinflimmen, daß das Feuer erftlih ungemein Fleine Theilchen von den Körpern abfondern muß, ſie dieſer Gewalt der Luft zu unterwerfen, Die Erfahrung lehret, daß die Auflo- fung nicht fo gut, off garnicht, von ftatten geht, wenn die aufzulöfenden Körper nicht in Eleine Stücken zer⸗ theilet find. Es iſt mir genug, diefes hier aus der Er» fahrung anzunehmen, weil der Grund davon, wie er ſich aus den Gefegen der. anziehenden Kraft herleiten läßt, zu erklären, mic) zu weit führen würde, ...;, 15. Die Wärme fann, die Ausduͤnſtungen hervor⸗ zubringen, entweder nur mit derjenigen Stärfe wit« fen, wie fie im Sommer von der Sonne entfteht, oder fie kann noch heftiger feyn. Das Maaß, wie weit Körper von der Gonne ermärmer zu’ werden pfle« gen, fest Herr Araft im 50 Abf. auf den 100 Gr. des Fahrenheitiſchen Thermometers, Wenn nun; €. EV hi, | Das. uͤber das Aufſteigen der Duͤnſte. 157 das Seewaſſor, und das Blatt einer Pflanze, von der natürlichen Sonnenwaͤrme ausduͤnſtet, kann dieſes ei⸗ ne natuͤrliche Ausduͤnſtung genennet werden, wie ſie im Gegentheil gewaltſam heißen kann, wenn fies dend Waffer ausdünfter, Es iſt leichte, den Urſprung der gewaltſamen Aus duͤnſtung nachdem: vorhergehen⸗ den zu begreifen. Der ausdünftende Körper iſt bey derſelben allegeit wärmer, als die $uft, die ihn umgiebt. Die Wärme aber geht allemal aus warmen Körpern in fältere: Sie wird allo diefes auch: hier thun, und. die zärteften Theilchen des Körpers mit fich fortreißen. Da aber der erhigte Körper zugleich, die Luft um ſich herum erwärmer;.. und hierdurch verduͤnnert; fo wird die obere dichtere duft diefelbe auf die Geite druͤcken, und dadurch die Ausdünftungen mit ihr ausbreiten, das übrige kann die Bewegung der Luft, und was bora bin bemerfet worden, verrichten, | "3:16. Aber die Hatürliche Ausdünftung feine mehr - Schwierigkeiten zu zeigen, weil das, was ich vorhin von dem Lebergange der Wärme in. die Fältere Luft gefagt, fich hier nicht anbringen läge. Man müffe verfuchen, ob fich nicht eine Art erdenken liege, wie we— nigſtens auf der Oberfläche eines ousdünftenden Körs pers unter diefen Umftänden, eine groͤßere Waͤrme, als in der übrigen Luft, entftehen koͤnne. Die Erfahrung lehret, dag flüßige 2Befen von verſchiedener Art mit eins ander vermifche ‚in ein Ballen gerathen, woraus Wärme, und oͤfters Feuer entſteht. Die Verſuche von diefer Art, die man in Boerhavens Chymie * fins det, find cheilg bekannt, theils zu roeitläuftig, zu gegen= wärtiger Abfiche befehrieben zu werden. Da nun Die %:3 Ä ſft * 1Th. 309, 327 ©. ber leipziger Ausgabe. Betrachtungen uft beſtaͤndig mit Theitchen von allerfey Art erfüllte iftz fo ift es Teiche möglich, daß fie mie dem Wafler oder andern flügigen Wefen , über deffen Oberfläche fie ſich zunächft beftnder, in ein ſolches Aufwallen geraͤth und dadurch Wärme verurfacher, fo die Ausdünftung her» vorzubringen zureichend ift. Diefem Gedanken ſcheint vortheilhaft, daß die natürliche Ausdünftung, eben wie das vorhin erwähnte Aufwallen, ins befondere bey flüf figen Körpern, ſtatt findet. Wenn die Ausdünftung aus andern Eräftigern Urſachen entſteht, fo wird die— jes Auftwallen einen fehr geringen Theil Davon fich zu⸗ ſchreiben Fönnen, hier aber kann es das Hauptwerk ausmachen. Diefes find Herrn Rrafts Gedanken von der natürlichen Ausdünftung *, Wieich ihre Richtige feit zu beftreiten nicht begehre; fo deucht mich, daß man aud), was ich im ır und 14 Abſ. erwähnt, ges brauchen fünne, ſich diefe Begebenheit begreiflich zu machen. Die durch die Wärme gelöften Theile eines Körpers Fönnen von ihm fliehen ; fie fünnen von der uft aufgelöft werden , wenn er gleich mit der Luft um ihn herum gleiche Wärme hat. | 17. Here Rraft har bewiefen, daß dasjenige, was ich vorhin erzaͤhlet, was mehr, als einebloße Erdichtung ift, Die man nur, das Lehrgebaͤude zu unterſtuͤtzen, ans nimmt. Joſeph Acofta berichtet in feiner Geſchich⸗ te von Weſtindien **, daß in einigen Gegenden die-⸗ fes Welstheils die Metalle von der mit Salze ge- ſchwaͤngerten Luft fo angegriffen würden, dag man fie mit Fingern zermalmen könnte: und Varenius er» zaͤhlet T, auf den aforifchen Inſeln fey die Luft * | 2 er 2. $. LIE ** IIIB. OR T Georg. gen. L. L.'c. 19. pr. 41. über dag Aufſteigen der Duͤnſte. 159 der Wind ſo ſcharf, daß eiferne Platten dadurch in kur⸗ ger Zeit verzehret und in Staub verwandelt werden. Selbſt der Umftand, daß die Winde, wie bekannt iſt, die Ausduͤnſtung befoͤrdern, bekraͤftiget dieſen Gedan⸗ ken. Die Wärme, aus der Vermiſchung verſchiede⸗ ner Feuchtigkeiten, dauret nur ſo lange, bis ihre Theil⸗ chen voͤllig unter einander gebracht find.: Wenn das her die &uft mit dem jausdünftenden Waſſer eben fo Was thut; ſo wird es vortheilhaft feyn, Daß immer neue Luft, deren Theilchen von neuem mit. dem Waſſer aufwallen, herzugefuͤhret wird. Rear s.Einige merkwuͤrdige, hieher gehörige Erfahrung Herrn Arafts,üftfolgende*: Das Waſſer, und ande⸗ ve fluͤßige Körper, duͤnſten deſto ſtaͤrker aus, je tiefer ſie ſind. Er hat zwey runde cylindriſche Gefäße, von ‚gleicher Weite, aber ſehr verſchiedener Höhe, mit Waf- fervölligangefüllee, auf eine Waage gebradjt, und dem leichten Gefäße das erforderliche Gewichte zugelegt. Die ganze Zubereitung iſt in ein Zimmer gebracht worden; deffen Waͤrme man beftändig aufdem 56 Gr. des, Fahrenheitiſchen Thermometers erhalten bat. In den erſten fuͤnf oder fechs Tagen ift das tiefere Gefaͤſ⸗ ſe beſtaͤndig leichter geworden, und hat alfo mehr aus» geduͤnſtet. Nach der Zeit aber hat es fich verkehrt, und’ die Ausdünftung aus dem tiefen Gefäße iſt ge ringer gewefen. Zugleich hat er bemerket, daß ſich beyderfeits auf der Dberfläche des Waſſers ein Düne nes etwas zähes Häurchen erzeuget. Der Verſuch üt zu wiederholtenmalen eben fo abgelaufen. - Wer nicht fo lange Geduld hat, kann ftatt des. Waſſers veetificivten Weingeift gebrauchen, wenn er das in | 84 einer * 6. VII, N —V——— = / einer: halben Stunde fehen wird, was beym Waſſer Tage erfordert: Muſchenbroeck hat nach Herrn Krafts Berichte eben das erfahren un 0 19. Heren Krafts Erklaͤrung von Diefer Begeben: heit koͤmmt daraufan **. > Gnfteflerifich'vor, daß auf den beyden Oberflächen dieſer Gefäße, wegen der vor» erwähnten Aufwallung, Wärme erreget werde. Der ‚Kürze wegen , will id) dasjenige, Indem das Wafler hoch ſteht, das erfte, und dag; wo es nicht ſo hoch iſt, Das zweyte nennen. Dieſe erregte Waͤrme breitet ſich in beyden Gefaͤßen durch das darinnen enthaltene Waſſer aus, und da fie auf beyden Oberflaͤchen, weil ſolche von’ einer- Größe find gleich ſtark iſt; ſo wird eben der Grund der Wärme; der dasıviele Wafler im erſten Gefäße nur wenig erwaͤrmet, ‚die geringere Menge in dem zweyten wärmer machen.» Aber, fährt Herr Rrafe fort, in eine kaͤltere Maſſe kann das Feuer nicht fo leichte Deingen, als in eine wärmeres Folglich) werden in das fältere Waſſer im erſten Gefäße weni⸗ ger Feuertheilchen aus feiner Oberflaͤche hinein gehen, ‚als in das wärmere Waſſer des zweyten Gefäßes aus der feinigen: Alfo wird aus dererften Oberfläche mehr Waͤrnie in die Luſt gehen, und folglich auch mehr Dün- fte mie fich foreführen, als aus. der siweyten, Daher wird eine Zeitlang das erfte Gefäß mehr, als das zweyte, ausdünften: Nach und nach aber wird die Wärme in beyden Gefäßen gleich groß werden, alfo beyderfeits gleich viel ausdünften, und wenn eg nod) länger währe, ſich die Sachen verkehren. Beydiefen Betrachtungen ift auch noch zu bedenken, daß etwas — ee i Waͤrme * Exper. de Clim. T. IE p. 62. ** 6. LVIII. tiber Das Auffieigen der Dünfte. 161 Wärme in die Gefaͤhe ſelbſt, und zwar mehoin das erſte, als in das zweyte uͤbergeh rom: 20. Gekochtes Waſſer duͤnſtet Ka fo. flark aug, als ungekochtes. Diefes kann daher rühren, weil Durch dag. Kochen ſowehl die ſubtilſten Theilchen des Waſſers als auch die Luft, einigermaßen fortgetrieben * Denn da die Luft zu Erregung und Erhaltung der Waͤrme beſonders noͤthig iſt; ſo wird da, wo ſich deren weniger befindet: auch bey dem Aufwallen ges zingere Wärme entftehen. Hingegen Salzwaffer wird ‚deswegen weniger, als füßes ausdünften, - weil jedes Tröpfchen davon, durch die anhängenden Salztheilchen fhwerer gemacht, und: alfo für eben den Grad der Wärme, der es fonften forstreiben würde, weniger bes weglichift. Dabey ift das zu bemerken daß, wenn das Meerwafler ausduͤnſtet, die Salztheilchen deſſelben kiegen bleiben, Herr. Kraft vermuthet, daß Diefes daher komme, weil die Sale des Wallers allezeit alt machen , und folglich nur eine mie Wärme begleitete Aufwallung aus den wäffeeichten Iheilen entflehen koͤnnte, die von dem dabey befindlichen Salze noch Br bindere werde *. 2% Ich kann nicht leugnen, daß mir ben. dieſem Gedanken Herrn Krafts, das Salzwaſſer betreffend, ein Zweifel übrig bleibe. Ich bin nock dicht überzeugt, daß es folgt: Die Salze machen das Waſſer fuͤr ſich alt; alfo verhindern fie auch die Wärme, wenn ge= ſalzen Wafler mit andern Dingen vermiſcht wird, "Das Oleum Tartari per deliguium entflebet ja, ins Lem ein Salz von der Feuchtigkeit in der Luft zerfließe: Und doch giebt * Art von Salzwaſſer „unter ſaure 95 Säfte FLESLR, * 162 Betrachtung — eine Waͤrme SEHR Waß fer nicht zu entſtehen pflegt. Die natürlichen Koͤrper wirfen in der Verbindung mit andern oft ganz anders, als man vermurhen follte, wenn man ihre Wirkungen allein betrachtet. Vielleicht ließe fidy der Grund, warum das Salz nicht mit in Dünften fortgeht ‚von feiner zu großen Schwere, oder vielmehr von der zu großen Schwere des irdifchen Wefens, welches: bey ihm befindlich ift, herleiten. Ein Berfuh, den Boer have anführt, ſcheint dieſes zu erläutern * Man nimmt Salz, es mag gegraben, gefotten , oder aus Pflanzen herausgebracht ſeyn, trocknet es unbedeckt ber dem Feuer ftarf aus, und feßt es Flein geitoßen an die freye Luft, in einer afäferten Schale. Bon der Feuchtige Feit der Luft wird es aufgelöfer, und man erhält alfo ein Salzwaſſer, indem fich ein Theil irdiſches Wefen zu Boden feßt, welches zuvor im Salze nicht erfchiene. Man giege das Salzwaffer forgfältig ab, läßt es aus⸗ duͤnſten, und fegt das zuruͤckbleibende Satz wieder auf eben die Art an die Sufe. Es zergehe wieder, und giebt einen neuen Theil Erde, Die vorige Ar- beit öfters wiederholt, läßt endlich nur trdifches Weſen zuruͤcke, das von der Feuchtigkeit der Luft niche zerge⸗ het, und alfo feinen falzichten Theil völlig verloren | bat. Darf ich aus dieſem Verſuche nicht den Schluß machen, daß in dem groben Salze, dem wir dieſen Ramen beylegen, nur etwas weniges ſey, dag eigent⸗ lich Satz iſt: ich will ſagen, das ſich im Waſſer auf- löfen laͤßt, (denn diefegift das Merfmaal, daran ſich " Salze von andern Dingen unterfcheiden) und daß Die: ſes Wenige mit einer großen Menge ſchwerer re heile * Chym. P. I. de Aöre, p. 406, ed. Lipf. uͤber das Aufſteigen der Dünffe. 163 Theile: fo genau verbundenift, daß es.fich nur durch fo oft wiederholte Arbeiten davon abfondern läßt. Und wenn alfo dieſe Laſt der trdifchen Theile zu groß ift, bey. der Ausdünftung mit gehoben zu werden, fonnteman daraus nicht begreifen, warum Salzwaffer, mit Zuruͤck- laſſung feines Sal zes, in die Luft verfliege? 8 222. Ich Fahre fort, noch andere Umſtaͤnde, fo man bey den Dünften bemerfet hat, nach) Herren Rrafts Ans leitung zu erflären. Man hat gefunden, daß das Waſſer, , fo voneiner fehr großen Höhe herunter fälle, beym Auffallen, in die zärteften Dünfte zerftreuet wird, Nach der Erzählung der philofophical Transactions*, fällt in Canada der Fuß Niagara von einer Höhe von 156 Zuß auf einen Felfen herunter, woraus eine Molke entſteht , die auf fünf Meilen ſichtbar iſt. Caßini bat eben dieß bey dem italienifchen Fluſſe Dea lino bemerket, wo folcher einen Wafferfall von mehr als 150 Fuß leidet: die Wärme har dabey nichts zu thun; man ſieht leichte, daß es auf Die Gewalt an- koͤmmt, mit der das Waſſer auf die unten liegenden Steine anftößt. 23. Die gegebene Grfärung von * Ausduͤnſten zeiget Daß ſolches deſto geſchwinder von ſtatten gehe, je größer die Flaͤche ift, fo der Luft ausgefeget wird, Daher dünften trockene Körper, fo weitegwifchenräums chen haben, z. E. Holz, Leinwand, u. d. gl. wenn fie befeuchtet worden, geſchwinde aus, weil das Waffer in ihren Zwifchenräumchen ſich gleich in eine große Fläche ausbreiter. 24. Diejenigen, fo auf die Wirkungen ber Natur aufmerkſam geweſen find, haben gefehen — die Fluͤſſe, wenn An. satz; 164 Boetrachtungen wenn J des Winters gefrieren wollen, eine große Menge Daͤmpfe von ſich laſſen, ſo daß Baͤche und ſumpfichte Oerter um dieſe Zeit wie rauchend erſcheinen. Herr Kraft * har dergleichen Nebel ſelbſt, bey ent» ſtandener jählinger Kälte, auf dem Nevaſtrome beobachtet, und die florentiniſchen Maturforſcher haben befunden, daß dem bon Luft gereinigten Waſſer eben Das wiederfährt, Man kann, dieſes zu erklären, eine Waͤrme annehmen, fo auf die, im 16 Abf. befchriebe ne Art, auf der Oberfläche des) gefrierenden Waflers entſteht. Aber auch, ohne dieſe woraus zu feßen , ift klar, daß, wenn das Waffer gefeiert, ihm Wärme ent. gehen muß, und dieſe Waͤrme — mit ſich fortfuͤhren kann. 25. Die Ausduͤnſtung im hifilseren ah wird Sid) daraus herleiten laffen, daß die Feuertheilchen, die in den Körpern eingepreßt find, wenn’ die Luft von außen darauf druͤckt, ſich losmachen, fe bald dieſer Druc der Luft abgenommen wird, und Dünfte mit fich fortführen. Wie aus diefem Begriffe folgen, daß die Wärme einem Körper im luftleeren Raume viel ‚eher entgehen muß, als wo fie von dem Drucke der Luft in ihm gehalten wird; fo erhellet Auch daraus, warum nad) Muſchenbroecks Erfahrung **; ein ‚Gefäße mit warmen Waſſer unter die Glocke der Luft⸗ pumpe geſetzt, anfänglich ſehr ſtark ausduͤnſtet; nach⸗ gehends aber immer weniger und weniger, je laͤnger man auspumpet. Die Urſache wird ſeyn, weil dem Waſſer die Waͤrme immer ſtaͤrker entgeht. 26, Dies * $. XVI. ** Effäis de Phyf. p. Bra u” uͤder das Aufſteigen dev Duͤnſte. 165 26. Dieſes find die vornehmſten Betrachtungen, die ſich bey den Duͤnſten machen laſſen, und aus de— nen man das übrige, was die Naturforſcher dabey an= gemerfet haben, leicht erklären Eann. : Ich habe dabey meiftens Seren Krafts Ausführung gefolget, und ich würde, diefen Auffag einen Auszug aus feiner erwaͤhn⸗ ten Schrift nennen, wenn ich nicht für diefen Namen zu viel andere Gedanken eingemifcht hätte. Wer Herrn Kratzenſteins Abhandlung von den Dünften damie vergleichen will, wird finden, daß derfelbe im Haupt⸗ werke eben diefe Gedanken hat; obwohl alle Um— ftände bey den Dünften zu erflären, noch einige Betrachtungen dazu muͤſſen gefeger | | Wwerden. | 166 Aohandlung vom Urſprunge DE Eee SE ee Ze en 6** * Abhandlung Urſprunge und den alten Wohnungen ET rn. der Scehthen ei eb, EN Berfaffet von 0000 — Theophilus Siegfried Bayer, FRE ht —————— Aus dem erſten Bande der Schriften der petersburgiſchen Akademie der Wiſſenſchaften 3856; u: f. uͤberſetzet. Demt jedermann gleich im Anfange wiſſen moͤge, was ich von den ſcythiſchen Voͤlkern fuͤr Gedan⸗ ken habe;: fo ſage ich voraus, daß ich von ihrem Stam⸗ me feinesweges die farmatifchen, rußifchen, und ſcla⸗ voniſchen Voͤlker, oder die alten Yunnen und, heutigen Ungarn, oder aud) die tartarifchen Voͤlker, berleite ; fondern die Litthauer und alten Einwohner von Preuf: fen *; ferner die Chur⸗LiefEſt Sinn-und $appländer, Diefes mein rundes Bekenntniß wollen meine Leſer hie⸗ bey vor Augen haben, bis diefelben im Fortgange den Beweis davon finden. Indem ich die Ruſſen nicht unter den untergefchobenen Nachkommen der Schehen | 5 dulde: * Ich habe dasjenige gar nicht übel genommen, was die gelehrten Berfaffer der Nachrichten von Trevoux gegen mich erinnert haben, als fie meine Meynung von Dem Urſprunge der Preußen erzableten; denn ich hoffe, dies ſelben werden, wenn fie meine Gruͤnde überlegen, ihrer SBilligleit nach, näher auf meine Geite treten. N dulde: ſo habe ich gleich den Vortheil davon, daß ich die Staͤmme nicht verwirre, und nicht zugebe, daß man ein fuͤr ſich ſelbſt beruͤhmtes Volk mit fremden Voͤlkern vermenget. Ich achte es auch für keine ge⸗ ringe Belohnung meiner Muͤhe, daß ich die alten Nachrichten von einem Lande, das vor dieſem durch den Namen Scythen berühmt, und nunmehr ein Zus wachs des weitläuftigen rußifchen Reichs geworden ift, durch Nachforſchen ausſchuͤttele und gleichfam aus» „preffe ; ich gefchweige, e8 mag nun diefes wahr feyn, oder nur der Wahrheit fehr nahe Fommen, daß ich da⸗ durch denen zu Hülfe Fomme, die bey Erjählung des Urfprungs der Ungarn, Polen, Tartarn, Türken und anderer Voͤlker, gleichfam durch einen Sturmwind zu den Seythen getrieben werden, und an diefen, wie an einem Felſen, hängen bleiben. * Nämlich) diejenigen, die vor mir von ſcythiſchen Sa⸗ chen geſchrieben haben, ſind hauptſaͤchlich in einen großen Irrthum gerathen; und wenn wir uns nicht vor demſelben in Acht nehmen: ſo wird alle unſere Muͤhe und Arbeit, die alte Geſchichte dieſes Volks herzuſtellen, vergeblich ſeyn; und wir werden den Ur⸗ ſorung vieler anderer Voͤlker, oder was dieſem nahe iſt, verdunkeln. Ich koͤnnte hiebey viele und große Maͤnner anziehen, wenn es nicht vernuͤnftiger waͤre, die Namen ſolcher Perſonen, von welchen wir in an⸗ a ‚dern Stücken vieles lernen Fönnen, bey diefem Ser thum mit Stillfhyweigen zu übergehen : als dieſelben gleichſam zur Schau aufzuführen. Diefenun erſtrecken den feythifchen Namen auf ein fehr großes Stuͤck des Erdkreiſes, das beynahe bey dem Urfprunge der Donau, imgleichen von der Weichfel und der Oftfee, anhebt, 163 Abhandlung vom Uerfprunge anhebt, an dem Eismeere, ſchwarzen Meere und bet kaſpiſchen See fortgehe, und ſich mit dem äußerften Morgenlande endiger, In diefem Irrthume finddie alten Schriftfteller vorgegangen, und haben dieneuern verfuͤhret. Dererfte von denen, die uns befanne find, it Epborus, im vierten Buche feiner Gefchichte, der die ganze Erde in vier Voͤlker eintheilet; nämlich die Scythen, Indier, Aethiopier und Celten. Dasüber gebliebene Stuͤck, das hievon handele, hat Rosmas Indicopleiſtes in feiner hriftlichen Topographie auf: behalten *. Ich weiß zwar wohl, dag Diodor aus Sicilien diefem fehr beredten Ephorus eine Unacht« ſamkeit gegen die Wahrheit, und gleichfam eine gemif- fe Dummheit, ſchuld giebe **r ich wollte aber gerne, daß man auf das gelindefte von ihm redete, weil feine Geſchichte untergangen ift, fo daß man nicht von der⸗ felben urtheilen kann. Ich fehe alfo, dag Ephorus, der ſich vorgenommen hatte, die Sander, nad) den ver- ſchiedenen Begenden, in gewiſſe Haupttheile einzuthei⸗ len und zu erklaͤren, die größten Theile mit den Na⸗ men der vornehmften Völker beleger habe: und die» fes in Feiner böfen Abſicht; aber mit unglücklichen Erfolge Denn Ephorus mochte es auf diefe oder "auf eine andere Weife gemeynet haben: fo hielten es die meiften Griechen und Roͤmer für eine ausgemach⸗ te Sache, und auf diefe Are ſchlich fich der Jiethum * 148. ©. N j ** >66. der Ausgabe Stephanus. dar’ ue' ara wug' Edogw Öuznasısy Eu Farr0s Teoxov Taxpıßes, ga —8 HZ wor eAsywenzora anS ermdaas. Bey Ephorug füchee ‚man eine genaue Richtigkeit vergebens, da man viel mehr fiehe, daß er-in vielen Stuͤcken fich wenig um bie Wahrheit bekuͤmmert habe. und alten Wohnungender Scythen. 169 bey der Nachkommenſchaft ein. Es wurden daher von diefen Schriftftellern fo viele Voͤlker, die von ſo verſchiedenen Staͤmmen entſprungen waren, nicht nur in ein gemeinſchaftliches Land zuſammen gepfropfet, und insgeſammt mit dem Namen der Scythen benen⸗ net; fondern fie, wurden auch durch die Benennung des Sande i in ein Volk jufammen geworfen. Auf dieſe Weiſe werden die Geſchichte der Cimmerier mit den ſcythiſchen, und der Scythen ihre mit den ſar⸗ matifchen , rußifchen , hunniſchen und tartariſchen Ge⸗ ſchichten vermenget. Ferner ſind einige, die nicht nur die $änder, ſondern auch die Zeiten vertvechfeln. Naͤmlich, was für Namen von diefen Yändern und Bölkern diefelben bey den Schriftftellern , fie mögen gelebt haben, wann fie wollen, antreffen, die nehmen fie zu idrer Erdbefchreibung heebey: nicht anders, als wie es die Spieler mit den Würfeln machen, die fie - auf den Tifch hinwerfen, und das blinde Grid ihre La⸗ ge beftimmen taffen, 8 moͤgen nun dreymal fechs, oder nur drey Augen fallen, da fie es doc), wenn fie auf die Wahrheit hätten fehen wollen, vorher ſollten be⸗ dacht und uͤberleget haben. Wir muͤſſen daher Fleiß anwenden, damit man un⸗ ſerer Arbeit nicht mit Recht eben dieſen Vorwurf mas Zeugniß verfäge, , daß wie nichts blinder Weife ange nommen, und unausgemachte Sachen nicht fuͤr gewiß ausgegeben haben. Die meiſten leiten die Scythen von Magog Ja⸗ phets Sohne her, unter denen Samuel Bochart wohl der Vornehmſte iſt. Man hat keinen ältern Schrift⸗ ſteller, der dieſe Meynung heget, und die Schthen mit 1Band. M Namen 170. Abhandlung vom Urſprunge Reit, Namen nennet, als Sofeph*. Er ſcheint — aus Ezechiel genommen zu haben, der das Land Magog an die mitternaͤchtige Seite des Caucaſus, zwiſchen den Don und die Wolga ſetzet . Da aber derſelbe das Volk der Scythen Gog im Sande Magog nennet ; fo giebt ex deutlich genug zu erfennen, daß ein anderes Volk Magog, vor dem Einfalle ver Schthen, in diefee Gegend gewohnet habe, die bey den afiatifchen Bölfern noch den alten Namen führen. Es ift nicht fo wenig, wahr, daß man nad) Ezechiels Zeugniß die Scythen von Magog berleiten koͤnne; daß derfelbe vielmehr diefer Meynung entgegen ift. ‚Andere zählen au) die Türken und Tartarn zu dem magogifchen Stamme, und glauben, Ezechiel habe diefelben von ihrem erften Urfprunge Magog genennet. Ich halte alfo dafür, man fönne von den erften Borältern und Stammvaͤ⸗ tern der Scythen nichts gemwiffes ſagen. So viel aber, duͤnket mich, habe ich aus nicht zu verwerfenden Grün« den durch Murhmaßung herausgebracht, daß die Bor ältern der Schthen aus Armenien nad) Süden gezogen,, und ſich hierauf nach Mordoft gewendet haben, bis dies felben ſich an der mitternächtigen Seite der kaſpiſchen See, weil fie von andern Völkern im Ruͤcken verfol« get worden, niedergelaffen haben. Von diefer Zeit an finde ich, daß fie an der Nordſeite der Eafpifchen, See und an der Wolga gewohnet haben, neben den Maſſageten und Iſſedonen. Die Scythen felbft ge-⸗ ben ar Herodotus vor +, daß ſie ale Jahr vor, yrus Im iten Buche, ?ten Hauptſt. der — ——— —* 38 und 39 Cap. T 4B. 7 Hauptſt. in Gronovs Ausgabe. 1 und alten Wohnungen der Schthen. 171 Cyrus 'Feldzüge entfprungen ſeyn. Hiebey wird von den Scythen eine Fabel eingemifchee: naͤmlich, der Stammovater der Scythen, Targitaus, der vom Jupi⸗ ter mic. der Tochter des Fluffes Dnjeper gezeugt wors den, babedrey Söhne gehabt. . Die Namen derfeiben find: $eipopais, Arporais, und der jüngfte Kolaxais. Kolarais gelangte durch ein Wunderwerf des Him« mels zu der Regierung, und von ihm hat das berühm- teſte Gefchlecht unter den Scythen feinen Urfprung: naͤmlich: & Barı$hnes 0 aeovroy Ilagardrıy die Könige, die Paralaten heißen. Bon $eiporals Eommen Auxaray, Die Auchaten, und von Arporais, Kariagaı nos Teasmıss , die Katiaren und Trafpier, Kolaxais theilte fein Gefchlecht durch feine drey Söhne wieder in drey Linien. Dieſe nennten fich allefamme IroAorss 78 Basınyas eravunimv, Skoloten, wel- ches der Zuname der Könige iſt. Seythen wurden fie allein von den Griechen genennet, wie Herodorus _ ausdrücklich melver. Diefe Benennung kam daher, weil die Griechen, die in den Pflanzftädten am ſchwar⸗ zen Meere unter ihnen wohneten, und ihre unvergleichs liche Geſchicklichkeit und Uebung im Bogenſchießen fa« hen, als ſie hoͤreten, daß die Schuͤtzen bey ihnen Scythen hießen, dieſen Namen dem ganzen Volke bey⸗ legten. Dieſes Wort iſt auch in denen Sprachen, die ſcythiſcher Abkunft ſind, noch heutiges Tages gebraͤuch⸗ lich. Noch itzo heißt Szauti bey den Litthauern, mit dem Bogen ſchießen, und einen Schuͤtzen, davon bey Conſtantin Szyraidus, Szaudu, ich ſchieße mit Bogen und Pfeilen; imgleichen Szaudiki, ein Pfeil, Spieß. Bey den Finn» und Lieflaͤndern heißt ein Schuͤtze Skytta und Kytta oder Kyt, und eben fo auch J — M2 en 172 Ashandrung vorm Urſprunge bey den Eur: Efth- und Sapplänbern. Auch die alten Preußen, wie Prätorius in der gothifchen‘ berich⸗ tet, hatten das Wort Scythi. Von ihnen kam es auch in die Sprachen anderer Voͤlker, die von einem ganz an⸗ dern Stamme find: Bey den Griechen iſt der Name Seythen durch ihre Schriften berühmter geworden, alsder Mame Skoloton, der zwar der wahre Name, aber ganz in die Vergeffenheit gerathen iſt. Knpivie ſchen blieb doc, der Name Efoloren bey den Arhes nienfern als ein Spottname. Denn die Gerichtsvie: ner und Wächt wurden zu Athen Torsre7, Toloten genennet; imgleichen ZxuIa7 und —— Scythen und Xoroten, Toloten ift ein verderbtes Wort von Skoloten. Scythen heißen diefelben, weil ſie Bögen. ſchuͤtzen waren, und mitten auf dem Markte unter Huͤt⸗ ten von Thierhauen wohneten. Eben wie die Roͤmer ihre Sclaven von den Phrygiern * Daciern, Shyrern und Geten benenneten. Igs wollen wir unterſuchen, wie viel inbiefer Er zaͤhlung der Scythen beym Herodotus Wahres erhal⸗ ten ſeyn mag. Ich pflege dergleichen alle Nachrich⸗ ten von Voͤlkern nicht zu verachten. Daß Herodotus die Sache alſo vorgetragen hat: Targitaus ſey vom Jupiter mit der Tochter des Dnjepers gezeuget wor» den, koͤmmt vielleicht daher, weil fein Water einer, Ramens Pappäus, Pappäus aber nenneten die Scy⸗ then ihren oberſten Gott, den Herodotus fuͤr ſeinen Jupiter hielte,) und ſeine Mutter von den Cimmeriern bey dem Dnjeper aus Föniglichem Gebluͤte entſproſſen war. Unter dem Targitaus vereinigten ſich die Schthen in einen Staatsförper ; eheilten ſich aber unter. feinen’ dreyen Söhnen wieder info viele Stämme, Die mei⸗ ften > undalten Wohnungen der Scythen. 173 ften Voͤlker Haben ihren Urfprung, von der erften An- erdnung ihres gemeinen Wefens , oder einer gewiſſen Yichtigen Veränderung hergeleitet. Die Chaldaͤer ga⸗ en dem Kalliſthenes, als er fie um ihr Alterthum be⸗ fragte, die Zahl 1903 an, wie Porphyrius, beym Sim⸗ plicius vondem Himmel, bezeuget. Daraus ift abzu« nehmen, daß die Chaldaͤer den Urfprung ihres Volks 115 Jahre nach der Waflerflurh gefeger haben, nämlich in die Zeit, da fie in ein gemeines Wefen zuſammen ges treten find, Indem alfa die Seythen ihren Urfprung taufend Jahre vor Darius Feldzuge angeben: fo wol⸗ len fie uns Dadurch den Anfang ihres gemeinen Weſens anzeigen. Wenn wirden Feldzug des Darius über das Jahr 4200 des julianiſchen Zeitbegriffs hinaus ſetzen: fo. nimmt die, feythifche Geſchichte ihren Anfang um das Jahr 3200, oder 1514 Jahre vor dem dionyſiſchen Zeitpuncte, gegendas Ende der Dienftbarfeit der Iſra⸗ eliten in Aegypten. Von dem alten Sige der. Seythen hat Herodotus folgende Nachricht eingezogen *: Die Scythen ſeyn Nomaden geweſen, und haben hier und da in Huͤtten gewohnet, am denen Orten jenſeit des Araxes, da gu⸗ te Biehweide geweſen ſey. Von da feyn fie durch die Maflageten vertrieben worden, und habendie Cimme⸗ tier, die oberhalb der Südfee oder des ſchwarzen Mee⸗ res gewohnet, befrieget. Zu diefer Nachricht feget derfelbe folgendes aus Arifteas von Prokonnefus Ges f&ichte der Arimafpen, als fehlecht Damit zufammen» ftimmenb, hinzu: Die Aeimafpen haben bie Iſſedonen verjaget; Die Iſſedonen die Scythen verfolget; Die Seythen, Die nicht anders als durch Weichen fich ihrer M3 feind⸗ * 4B. 13 Hauptſt. ‚4 Abhandfung vom Urſprunge feindfeligen Nachbarn , der Iſſedonenerwehren Fürs nen, haben aus der uͤcſache die Sänder dee Eimmerier angefallen. Hierauf ſaget Herodotus de Eros cuußegery megl ns. xwens Tale — — ſolchergeſtalt koͤmmt Ariſteas auch in Beſtimmung des Landes, das die Scythen im Anfange bewohnet, nicht mit derfelben überein. In welchem Stüde, mein Herodofus, find denn Ariſteas und die Seythen und eins? Die! Scytben behaupten, fie haben anfangs jene feits des Arares gewohnet; Arifteas aber, neben ven Iſedonen, das iſt, an der ‚Sfffeite ver Fafpifchen See. Und fo ift es auch, Herodotus wußte nicht, was die Sceythen für einen Arares mepneten, Und glaubte, Ders felbe ſey in Norden zu ſuchen, ex Mavrinvav *, wel⸗ ches eine Sandfchaft gegen Mittag iſt, an den Graͤn⸗ zen Armeniens. Diefer Arares' aber liegt freylich fehr weit von den Iſſedonen und dem Morgenlande, Allein, Herodotus fahe nicht, daß die Seyhthen von dieſem Fluſſe an nicht in die Sander der Cimmerier einfallen Eonnten, Denn, was wäre doc) diefes fuͤr ein Zug gewefen, wenn die Scyrhen aus den medifchen Laͤndern ausgefallen, über den Araxes gegangen, und in die Länder der Cimmerier eingebrochen wären; her⸗ nach bey dem Nachſetzen der Feinde, da fie diefe auf der Flucht nicht erreichen fönnen , aus Unmiffenbeit des Weges, eben die Straße, durd) Die fie ausgezogen, von ungefähr wieder nach Medien zuruͤckgekommen wäs ren? Hievor, daß man ihm diefes vorwerfen möchte, ſcheint ſich Herodotus gefürchtet zu haben. - Daher nennet er das sand von dem Iſter bis an den Eercis nitis, * 1B. 202 Hauptſt. oder vielmehr Marınar , wie Gronov gar recht hat drucken laſſen. | und alten Wohnungen der Schthen. 175 | nitis, das alte Scythien *; eben als menn die Boräl- ‚tern der Scythen aus dieſem Sande durch die thracie ſche Meerenge, in Klein- und Dberafien, und nachdem fie über den Araxes gegangen, durch die engen Paͤſſe des Caucaſus in die Laͤnder der Cimmerier gekommen waͤren. Herodotus mag nun gleich die Sache ſich auf dieſe, oder auf eine andere Weiſe vorgeſtellt haben: ſo bleibt er dennoch allenthalben ſtecken, und kann nicht förtfonimen, Ich will meine Meynung von der Sache fagen, und nicht ſowohl dem Herodotus, als diejenigen, deren Zeug⸗ niſſe er getrauet hat, gleichfam vor den Richtſtuhl fuͤh⸗ ren, und als Zeugen, wie vor Gerichte gebräuchlich iſt, nad) vorgelegten Fragen fcharf ausforfc;en. Sie fagten mir dem Herodotus: Die Scythen haben jenfeits des Araxes neben den Iſſedonen und Maffageren gewohnet; die Maflageren aber haben, nach Vertreibung der Scy« then, die Gegend an dem Arares weiterhin, an der Dftfeite der Fafpifchen See, den Iſſedonen gegen uͤber, inne gehabt, da das Land ſich in eine ſehr große Eben ne ausbreitet. Diefer Arares, fagten fie, gäbe dem Iſter, was die Größe betrifft, nichts nach, und faſſe bey feinen Xusflüffen viel Eyländer in fi), Die fo groß fein, als Sesbus. Keines von diefen Stuͤcken koͤmmt dem Araxes in Medien zu: weder die Sage der maffa« getifhen Wohnungen; noch die Größe des Fluffes; noch die fo vielen und fo großen Eyländer bey den Auge flüffen, Altes diefes aber trifft bey der Wolga ein. An der Oftfeite derfelben wohneten die alten Maffages ten; der Fluß ift um den dritten Theil länger, als der Iſter, und der Ausflüffe find über acht— M 4 ig, 4B. 99 Haupffl. | zig Idie febr große Eylaͤnder — Daß Herodorus „tagt: Aguens Aeyery. 2%; — — e\xoswv eva. TB "Isgg, Det Arares folt e fomohl groͤßer als Fleiner feyn, als der Iſter: das giebt auch), zu erfennen, Daß er von zween Fluͤſſen gehoͤret habe, deren einer, den wir fuͤr die Wolga halten, größer als der Iſter der andere aber, der gegenwärtig auch Rus heißt, kleiner geweſen iſt. Daß die Wolga allerdings. in den alten Zeiten den Namen Arares, oder Rus, Ros und Rhos, geführet habe, das ift ben, mir. ausge« macht genug. Onomakritus, und ein ungewiffer Ver⸗ faſſer der Schiffahrt auf dem ſchwarzen Meere, ſagen: der Don komme aus dem Fluſſe Araxes, und ergieße ſich in den maͤotiſchen Sumpf. Auch führer Ariſto⸗ teles in feinem Werfe von den Lufterfcheinungen **, Zeugniſſe an, daß ex Ilzgvzes (aus dem Paropami- fus , wollte er fagen ), dem allergrößten Berge gegen Nordofk, die Ströme Baftrius, Choaſpes und Araxes entfprungen A Tara de 5 Tavals amoc Xilergg, uẽ- eos DV, eis. yv, Mauarw. Aluynv. von weldem Arares, der Don, ſich abfondert (denn er ift ein Theil deflelben), und in den mäotifchen Sumpf ergießt: Der Jerthum rühret von. der Naͤhe der Flüffe Don und. Araxes her. Zu diefen koͤmmt noch Agarhemerus +, der. fehreibt: Die Fluͤſſe Karartes, Irus, Rhymnus, Rhos (Der der Araxes in Medien ift), Cyrus (der auch "Kur heiffet, und ſich mit dieſem Araxes vereiniget), und, endlich Arayes, ſtuͤrzen fic) in die Eafpifhe See. Wer. En eV 2) | ſieht | * ic. Witfens nordliche und oͤſtliche Tartarey, 7006. ** 19. 13 Hauptſt. t 235 ©. der Ausgabe Gronovs. ut — der Scythe. 177 eht hie. nicht, daß er von der Oftfeite-an dem kaſpi⸗ Ka eſtade herüber zählee, und gegen Morden mit der Wolga aufhöret ? Claudius Ptolemaͤus aber nen⸗ net die Bol: gabe, Aha, welchen Namen die Ruffen noch) öfters im Munde führen, fo. daß derfelbe auch Durch die feltfamften Biränderungen der Zeiten und Voͤlker nicht vertilget werden konnte. Unter andern redet Ptolomaͤus auf folgende Weiſe: Es} x, ErEg® a8 Pa meraus EuQoNn mAnsıKlarn TH TE Ta- yados , es iſt noch ein anderer Ausfluß der Rha, nicht weit von dem Ausfluffedes Dons. Voß, in feinen Aus⸗ legungen über den Mela, verbeffert hierinnen das Wort . erßorn, und feßer dafür emisgcdn, Wendung. Allein, man muß dem Prolemäus feinen Irrthum laflen; denn er. glaubte, die Wolga und der Don vermifchten fich mit einander, und der. öftliche Arm der Wolga ergoͤſſe ſich in die kaſpiſche See, der weſtliche aber in den Don. Pomponius Mela hat ebenfalls zweene Ausfluͤſſe die⸗ ſes Stromes *, allein, nur in die kaſpiſche See. Es ergießen ſich, faget derfelbe, viele große und Fleine Fluͤſſe in die kafpifche See ; derjenige aber, Der am mei⸗ ften berühmt iſt, heißer Rha. Diefer entipringe aus dem ceraunifchen Gebirge, in einem Strome, und ers gießt fich in zween Ausflüflen in vie Eafpifche See. Ammian Marcellinus fchreibe **: Diefem Don iſt die Rha ſehr nahe; ein Fluß, an deſſen Ufer eine Wurzel gleiches Namens waͤchſet, ls ein Mittel gegen mancherley Zufaͤlle gebraucht wird. Man ſieht, Daß er. damit die Rha⸗barber meynet. Es ſcheint, daß der Rhos und Rha, nebſt andern derglei⸗ chen Namen, aus der alten gemeinſchaftlichen Sprache | | M 5 er MR: * 32. gHauptfl. ** 228, 16 Hauptſt. 3 Abhandlung vom Urſprunge Der Menfchen , die dadurch einen Fluß angedeutet has ben, zu den Scythen und andern Völkern gefommen ſey. Die Araber haben Roha, die Türken und Per⸗ fer Rud, und dieRuffen Reka. Diefe Benennung Der Fuͤſſe, imgleichen der Griechen ihr PEIN, und vielleicht auch Rhein, Rhone, Nabune bey Danzig: Ferner Eridanus oder Rhudon beym Ptolemaͤus und Marcian von Heraflea (iko Duna bey Riga), und Ruſſa in Preußen, find nichts anders, als Ueberbleib» fel der alten Sprache. Eben dahin fe auch zu ziehen der Fluß Ezis, (Eris) beym Lykophron *, da Kaffan- Dra finger: Die Amazonen haben den Eris, Lagmus, Telamus und Thermodon verlaſſen, und die Athenienſer angefallen. Hiebey merket Johann Tjetzes an; Eeic, Adıynos, Tirauos, Oeeundav, woranol ErvFtac, Eris, Sagmus, Telamus, Thermodon, find Flüffe in - Siythien. Aus der Nachbarſchaft Thermodons ift zu erkennen, daß dieſer Eris in Pontus gelegen ſey. Beym Eenophon heißt er Tai ** (Fris) ‚und fo au) beym Plinius, der es vielleicht aus jenem genommen hat. In Mefopotamien waren zween Ströme, die die Araber Roba nenneten, Das nichts anders ift, als Stüffe, Der eine fließt bey Edeffa , und wurde von ‚den macedonifchen Pflanzbürgern Schtus genennet: der andere ift weiter unten, und heißt beym Ptolemaͤus, und ißo noch bey den Xrabern, Chaboras. Hieraus machten die hen Korıgäns (Kallivoes) wie ich in der edeßiſchen Gefthichte gezeiger Habe; und Zeno— phon felbft + machte daraus Araxes, der allerdings ein ganz anderer Fluß iſt, als der Araxes in Medien, als * 1353 v + Eo auußzeeı, I 3.6 Hauptſt. 1B.4 Hauptſt. undalten Wohnungen der Sehthen. 179 ® von welchem Benophon nichts erwaͤhnet. Der ver⸗ derbte Name Araxes iſt nun nach der Zeit geblieben. "Denn derarabifche Erdbefchreiber, den Joſeph Scali⸗ ger eingeſehen hat *, faget: Die Stade Karkeſia liege an dem Fluſſe Al Harias, mit dem Zunamen, Al Cha⸗ bor. Harias iſt von dem Araxes der Griechen in Meſo⸗ potamien, und Araxes von Roha. Die Ohren der Gries chen aber waren ſo ſeltſam verwoͤhnet, daß ſie die auslaͤn⸗ diſchen Klaͤnge der Wörter nicht vertragen konnten. Das her ſchmiedeten ſie entweder neue Woͤrter der Voͤlker, Derter und Menſchen aus ihrer eigenen Sprache; oder fie richteten die ausländifchen Woͤrter dergeftale nach der griechiſchen Mundart und Gehoͤre ein, daß kaum eine geringe Spur übrig bliebe, wo fie ihren Ur⸗ ſprung der hatten. Bon diefer Gewohnheit handele Plato in dem Sefpräche Kratylus. Eben derfeibe ges trauet fich in dem Sefpräche Timäus nicht, die Wörter aus der atlantifchen Sprache anders, als nad) der grie— chiſchen Ausſprache, beyzubehalten. Diefe Sreyheie ‚aber, dergleichen Namen auszufprechen, war ſehr will⸗ kuͤhrlich, und durch Feine gewiſſe Regeln beſtimmt, wie fonderlich aus den perſiſchen, mediſchen und armeniſchen Wörtern zu erſehen if f Die Wolga ift daher derjenige Xrares, an deffen öftlächen Ufer die alten Seythen, neben den Maflages ten und Iſſedonen, gewohner haben. Denn die Maf- fageten werden nicht allein vom Herodotus, fondern auch von dem gefammten Alterthum, an die Nordoſtſei⸗ ce dee Falpifchen See geſetzet. Laonikus Chalkokon- dylas giebt ihnen ihren Platz an der Noroͤſeite der kaſpiſchen = Von Verbeſſerung der Zeitrechnung 3998. 180. Abhandlung vom Urſprunge Fafpifchen See *, und füger hinzu > ſie haben zuvor an dem jenfeitigen Ufer des Arares gewohnet; haben ſich aber itzo, nachdem ſie uͤber dieſen Fluß gegangen, in der diſſeitigen Gegend geſetzet. Wer nicht ſehen kann, daß dieſer Araxes die Wolga iſt, der muß das Licht im Mittage nicht ſehen. Da nun diefer Fluß fich: ſehr meit erſtreckte, und von vielen Voͤlkern bewohnet wurde: fo iſt es fein Wunder, daß er einigen derfela ben feinen Damen gegeben. hat. ‚Sp; wie nun die; Bulgarn, dievon der Wolga: hergefommen find, den - Namen von diefem Fluffe behalten haben x eben fo glau⸗ beich.auch, Daß die Ruſſen von demfelben Fluſſe Roxala⸗ nen,das ift, gleichfam die Alanen, andem Fluſſe Ruſſus, - genennet worden find. Beym Ptolemaͤus (indyBogsonas, gleichſam die Voͤlker an dem Ruſſus. Dieſer Araxes, halte ich dafuͤr, ſey es auch geivefen, bey dem Cyrus gegen die Maflageten unglücklich war, Weil Herodotus hörete, Daß Cyrus, nachdem er über den Araxes geſetzet, auf die Maffageten losgegangen fen, und. zwar von Babylon aus: fo glaubteer ‚der Araxes in Medien werde dadurch. verftanden; in dem Buche, Klio genannt. Diejenigen, die ihn nicht recht verftanden, fuchten einen andern Arares in Dften, über. den Cyrus häfte gehen Eönnen, die Maffageten anzu— greifen. Iſaac Voß wählte fi: dazu den Drus, und diefem iſt Chrifteph Cellarius gefolget. Sie haben. aber nichts, dadurch. fie ihre Meynung unterflügen könnten, und die Maflageten waren auch viel zu weit von dem Oxus abgelegen. Daher fegten einige der Alten, nad) Plinius Zeugniffe**, Cyrus Altäre jenfeit - des Jaxartes, als wenn diefer der Arayes waͤre. Den ’ Jaxartes * 621.67 ©. der pariſer Ausgabe. ** 63. 16 Hauptſt. undalten Wohnungen derSchthen. ıgi Jaxartes aber, wie Plinius eben daſelbſt ſaget, nenneten die Scythen, oder was ſonſt fuͤr Völker an dieſem Fluſſe wohneten, Silyn, oder vielleicht Sihyn, weicher Name noch heutiges Tages uͤ igiſt Allein auch von Jaxar⸗ tes laͤſſet ſich dieſes mit keiner tuͤchti⸗ gen Wahrſcheinlich⸗ keit darthun. Es koͤmmt uns aber vor, Cyrus habe diefen Feldzug nicht gegen die Maſſageten allein, fondern auch. vornehmlich gegen die Scythen vorgenommen: denn es lag den perſiſchen Koͤnigen beſtaͤndig im Sinne, wie übel die Scythen, nad) Bezwingung der Meder, in Oberaſien hausgehalten hatten. Dieſes iſt auch der Anfang fo vieler Kriege, wie ihn Herodotus anfuͤhret, als der die größte Sorgfalt angewendet hat, zu zeigen, von welchen Lrfachen ein Krieg aus dem andern entſtan⸗ denfey. Babylon eröberte Cyrus, nach Uffers Aus— rechnung, im 4176 Jahre des iuliänifehen Zeitpunctes. Ein Jahr hernach und etwas druͤber, wenn Kenophons Erzählung richtig ift, brachte derfelbe die Völker, von Syrien an bis an das röthe Meer, unter feine Both⸗ mäßigkeit, Bon hieran find wentgſtens noch fieben Jahre bis auf Cyrus Tod. In diefer ganzen Zeit konn⸗ teerfowohl in Kleinaſien, als an dem Caucaſus und in Siythien, feine Thaten verrichten ; bis derfelbe, nach⸗ dem er fich durch feine Waffen einen Eingang in die Laͤn⸗ der verfchaffer, mie Schiffen und über eine Brücke, die er fchlagen laffen,über die Wolga gienge, und die Maffas geten angriffe. Zu welcher Zeit aber die Schthen über ven Araxes und Don gegangen find, das will ich kuͤnftig jeigens Nämlich, es ift hauptſaͤchlich und nöd) zuvor zu unterſu⸗ chen was für einen Strich Landes diefelben zu B Herodotus Zeiten beſetzt harten; 192 "Abhandlung von der Erfindung BE RE vn . Ä handlung von der Erfindung‘ und ‚dem —— der Fernglaͤſer, und den großen Vortheilen, den die Neuern vermit⸗ telſt derfelben in ihren aftronomifchen Bemerfun- gen vor den Griechen und Roͤmern haben. Du eigen Gefellfchaft der Bifenköaftn in Bondon vor einiger Zeit bargeleget von, ‚Charles Lamotte, Boa. Theol. und Hofcapellan des Prinzen von eg ... Infuetum miratur Jumen Olympi — Ante oeulosque videt. ftellas et fidera eoelis IE Mer hat dafiir gehalten, das Sernglas waͤre eine b Erfindung des Galilaͤus, und es * Glas des Galilaͤus genennet; obgleich dieſer Sternkundige ſelbſt geſteht, daß er der Erfinder davon nicht ſey. Einige glauben, diefe Ehre komme einem Namens Metius, einem Deutſchen zu, welcher im Jahre 1607 gelebet, und der, als er Brenngläfer ges machet, und von ungefähr durch eines derfelben geſe⸗ ben, gewahr worden, daß es entfernte Sachen ver» größerte. Wenn folches.an dem ift: fo, hat dieſes Innſtrument derfelben Urſache den Urfprung zu danken, ‚als das lag ſelber: naͤmlich einem bloßen Ohngefaͤhr und id Zufalle wie es Plinius erzaͤhlet. Eine naͤhere Unter⸗ und Alterthume der Serngläfer. 183 Unterfuhung diefer merfwürdigen Stelle aus feiner Maturgejchichte, würde zu viel Zeit wegnehmen, und. mic) zu weit von meinem Hauptendzwecke entfernen x Ich will folche daher bis auf eine andere Gelegenheiß ausfegen, und in einer andern Abhandlung zum Grunde legen, | anf s — Eartefius ſchreibt dieſe Erfindung gleichfalls dem Metius zu; allein dieſer gelehrte Mann irret ſich in der That. Denn Peter Borell hat in einer Ab⸗ handlung, die er eigentlich deswegen geſchrieben, dar⸗ gethan, daß Zacharias Janſen*, oder Johannides der wahre Erfinder des Fernglaſes und des Vergroͤße⸗ vungsglafes fen. Er war feines Handwerks ein Bril« Ienmacher zu Middelburg in Seeland, wo er im: Jahre 1590 ein Fernglas verfertiget, fo zwölf Zoll im Durchmeffer gehalten, welches er dem Prinzen vor Oranien, Mauritius, gegeben, der ihm, in Hoffe nung aus diefer Erfindung einigen Vortheil einzu⸗ | J erndten, * Die Entdeckung wird von einigen andern Schriftſtel⸗ ‚lern folgendergeftalt erzaͤhlet: Die Kinder eines ges. wiffen Brillenmachers zu Middelburg in Seeland ſpielten in dem Laden ihres Vaters, und fagten ihm, Daß, wenn fie zwey Brillenglajer zwilchen ihre Finger hielten, und fie im einer Entfernung von einander fetz⸗ “ten, fie alddenn den Werterhahn ihrer Rirchen viel gröf ſer, ald gewöhnlich, und als wenn er ihnen ganz nabe was ‚re,wiewohlumgefehrt, ſaͤhen. Der Vater verwunder⸗ „te fich über dieſe Befonderheit, und gerierh auf den Eins. fall, zwey Glafer an einem Brette zu machen, die er in zween meßingene Ringe einfaffere, und die er nach Gute Duͤnken naher zufammenbringen oder meiter von eins ander entfernen Fonnte, durch welches Mittel er beſſer und weiter fehen konnte. Siehe Spectacle dela Nature „NolLIV. p.236, Be 184 Abhandlung von der Erfindung erndten, ernftlich verboten, dieſelbe der Welt bekannt zu fhadjen. Durch Hürfe Diefes Glaſes entdeckte er fieben Sterne im Bären, und einige Flecken im Mon: de. Zivar gedenket Johann Baptift Porta, ſchon vor dem Janſen, im Jahre 1549 von diefen Gläfern ; er handelt aber nur ſpeculativiſch Davon, und nicht als einer, der es ſchon ausgeuͤbet hätte. inige find in den Gedanken geftanden, es muͤſſen dem Weltreifen Demobkritus diefe Gläfer bekannt geweſen ſeyn, weil man von ihm fagt, er fey der erftegeivefen, der es aus⸗ fündig gemacht, daß die fogenannte Milchſtraße nichts anders, als dicht gehäufte Sterne, ſey. Diefelbige Erfindung ift auch dem ägnbtifehen Könige Pros’ lemaͤus, mit dein Zunamen Evergetes, beygeleget —— der, wie man fast, auf dem Dhatos zu deſn man die Shife fehen Fönnen, fo 65 Meilen weit in der See gewefen. Da über diefes alles nur - bloße Muthmaßungen ſind, und ihren beſten Grund in ungersiffen Nachrichten finden: fo kann man eben nicht ſonderlich darauf bauen. Der ſehr ſinnreiche Herr Redi ſetzt den erſten Gebrauch dieſer Glaͤſer ohngefaͤhr in das vierzehnte Jahrhundert, und ſaget: es erhelle aus einer alten Handſchrift in dem Buͤcher⸗ ſale zu Piſa, daß einer, ſo allda geboren worden, ge⸗ hoͤret, daß ein Kuͤnſtler dieſe Glaͤſer erfunden haͤtte, aber nicht Willens wäre, feine Erfindung bekannt ju inadjen ; daher er feinen eigenen Wig angeſtrecket und daran gearbeitet , bis er endlich durch unermüdeten Fieiß das Geheimniß erfunden, welches er auch, weil feine Gemüchsbefchaffenheit zum Mittheilen geneigter gervefen, der Welt ganz Frey befannt gemacht. _ - Der ater und Alterthume der Fernglaͤſer. 185 Vater Mabillon, der Verfaſſer von den Analeckis, berichtet: er babe in der Diöcefe Trefingben in Deutſchland, inder Abtey Scheir, eine ſcholaſtiſche Hiftorie vom Comeſtor gefunden, die um dag Jahr 1240 gefchrieben, und vor welcher die freyen Künfte gemalet gewefen. Die Aftronomie wird dabey durch eine Abbildung des Prolemäus gezeichner,‘ der durch ein langes Rohr nach) den Sternen ſieht. Er will aber nicht beftimmen, ob das Seherohr zur Zeit diefes Sternfundigen im Gebrauche gewefen, oder vb diefes eine Wirkung der Einbildungskraft des Abs fehreibers fey. Weil aber dabey Feine Meldung ger ſchieht, Daß ein Glas an diefem Inſtrumente befeſti- get gewefen : fo folge noch nicht, daß es ein eigentlis- ches Telefcopiumgewefen. Es Eann ein bloßes Rohr feyn, deffen fie fich zu der Zeit bedienet, das Auge zu erhellen und zu leiten, und andere Dinge abzuhalten, dadurch es Fönnte gehindert werden, Denn die Er« fahrung wird einen jeden leicht überzeugen, daß, wenn er durch feine Finger, oder durch ein Loch, fo in einen Papiere gemacht worden, fieht, die Sachen dadurch viel reiner und deutlicher vorgeftellee werden, als wenn man mit den bloßen Augen allein darnach ſieht. Ich ſoll⸗ ce doch indeſſen faſt glauben, daß es ein wirkliches Fern— glas fey, und daß dieſes Werkzeug zu Diefer Zeit bekannt und im Gebrauche geweſen. Denn der gelehrte D. Moli⸗ neux bat in feinem Tractat von der Dioptrik bemerket, daß Roger Bacon, welcher im Jahre 1292 geleber, nicht nur die Wirfung ausgehöhlter und erhabener Glä- fer, fondern auch die Art ihrer Verbindung gewußt, fo daß dadurch eben ein ſolch Werkzeug zufammen gefeßer worden,als unfer Fernglas ift. Er beweiſet es aus dieſen ı dan, N beyden 186 Abhandlung von der Erfindung beyben Stellen feines Werks. Die erſte findet fi ch in feinem Buche von der Perſpectiv .Diſe. 263. „Noch größere Wunder, als dieſe, ſagt er „werden „durch die Strahlenbrechung hervorgebracht: Denn „daraus läßt ſich augenfcheinlich zeigen, Daß die größe- „ſten Sachen ganz Elein, und hingegen Eleine ſehr „groß Fönnen vorgeftellee werden; daß wir alſo da⸗ „durch Die Sonne, den Mond, und die. Sterne hier’ „unten ins Geficht bringen Eörinen. .» Die andere Stelle ift in feinem Briefe ad Pariſienſem im 5 Cap. „Ölas, heißt es, und durchfichtige Körper Eönnen fo „eingerichtet werden, daß die entfernteiten Sachen. „ganz nahe (deinen, "und umgekehrt, fo daß man die „kleineſte Schrift in einer unglaublichen Weite leſen; „ja eine Menge Dinge, wenn ſie auch noch ſo klein „ſind, ſehen kann, und daß die Sterne uns ſo nahe „erfeheinen ‚as es uns gefällt. ., Dieſes koͤmmt mie der Zeit des Abſchreibers der Handſchrift au Scheir überein, deſſen Mabillon gedenfet, der, wie diefer gelehrte Mann bewiefen bat, um: den Anfang des dreyzehnten Jahrhunderts geftorben. D. Molineux -glaubt ferner : da die Brillen und der Ghebraud) eine: zelner Gläfer in Anfehung des menfchlichen Lebens von unmittelbarem Mugen find ; fohabe die Welt diefelbe : Erfindung alfobald ergriffen, und in Ausübung ges bradjt*; da bingegen Bacons Verbindungt der * 0; ” Sch habe mich oft gewundert, wie bie Alten ohne bie, Erfindung der Brilen mit dem Lefen haben zurecht, kommen, und wie fie ihr Studieren fo weit haben fort⸗ er koͤnnen, daß ſie uns fo fehr große Werke hinter⸗ laſſen. Plinius gedenket einiger warmen Quellen, die ein Jahr nach dem Tode des Tullius * einem ſeiner Land⸗ * und Alterthume der Fernglaͤſer. 197 ſo zwar merkwuͤrdig, aber nicht von fo allgemeinem Muͤtzen geweſen, indeſſen verloren gegangen und ver—⸗ geſſen worden. Dieſes ſtimmet mit dem Zeugniſſe des Moͤnchs Jordan überein, welcher im Jahre 1305 “ gefchrieben, und ſaget: daß die Erfindung der Brillen noch nicht zwanzig Sabre her ſey. Solchergeſtalt ſoll⸗ te man aus dieſer alten Handſchriſt in der Abtey Scheir, und aus den beyden Stellen des Roger Ba⸗ cons, beynahe ſchließen, daß die Erfindung der opti⸗ ſchen Glaͤſer ungefaͤhr um den Anfang des 13 Fahre — N 2 00 Hu Landgurher entſtanden, welche zu Staͤrkung der Augen. - und zur Verlängerung des Geſichts fehr nuͤtzlich gewe⸗ » fen. Hacihparte poft öbitum eius, i.e. Ticeronis, An: tiſtio Verre pofüdente, eripuerunt fontes calidi, peı= quam falubres oculis. Bey welcher Gelegenheit Tullius Baures, einer von den Sreygelaffenen des Cicero ‚ein ſchoͤnes Evigramma gemacht, darim er fagt: die Natur habe dieſes Waſſer recht mit Fleiß bervorbrechen laſſen, . Damit die Welt defto langer das Vergnügen haben koͤnnte, die Werke diefes großen Redners zu leſen. Dieß Hk der Schluß der Verſe; ar Nimirum löcus ipfe ſui Ciceronis honori Hoc dedit, hac föntes cum patefecit ope; Vt quoniam totum legitur fine fine per orbeni, Sint plures oculis, quae medeantur aquae. Be { h F Plin. Nat: Hift. L. 31. c. 2. Ich muß in der That geftchen, wenn ich eine Vers ſtaͤrkung des Geſichts zur Leſung eines alten Schrift: ſtellers verlangen wollte ; fo follte e8 um der Werke des Tullius willen gefcheben, der ung lehret, quid fit pul⸗ ehrum, quid turpe, quid vtile, quid nonete. und zwar beffer, als einer unter den heidnifchen Schriftffellern, und der und, naͤchſt der heiligen Schrift, ein befferes und vollſtandigeres Syſtema vonder Gittenlehre giebt, als ein Schriftſteller in der Welt. 188 Abhandlung vonder Erfindung hunderts geſchehen. Allein Herr du Fresne, der ſorgfaͤltige Unterſucher des Alterthums, haͤlt die Er- findung derſelben noch fuͤr aͤlter, und beweiſet aus der Stelle eines griechiſchen Dichters, ſo in des Koͤnigs von Frankreich Bibliothek befindlich iſt, daß ſie ſchon im Jahre 1150 bekannt und im Gebrauche geweſen. Denn der Dichter Prochodromus machet ſich allda uͤber die Aerzte des Kaiſers Emanuel Comnenus luſtig, und ſaget: Sie fühlten den Puls kranker Leu⸗ te, und beſahen mit Inſtrumenten von Glas ihre Excremente. Arias Montanus, ein ſehr gelehr⸗ ter Mann, der im 16 Jahrhunderte gelebet, hat dieſe Erfindung noch viel weiter, und ſogar in Die Zeiten un. ſers Heilandes hinausgeſetzet. Er hat fid) aus den Worten Matth. IV, v. 8: Da fuͤhrte ihn der Teufel mit ſich auf einen hoben Berg, und zeigte ihm alle Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit, dar: zuthun bemuͤhet, es fey diefes durch Hülfe eines per» ſpectiviſchen Glaſes, oder eines Telefcopii gefchehen, welches der Teufel erfunden, um ihm die Sachen in ihrer völligen Herrlichkeit vorzuftellen. Es ift diefes ‚gleichfalls die Meynung eines nicht Igeringen Schrifte ftellers * in feiner Erflärung über diefen Dre gewefen. „Diefes, fagte er, that der Teufel zum Theil durch) „Huͤlfe der Perfpectiv, oder optifcher Künfte, die ihm „bekannt waren; und vermittelft derer die entferntes „ften Sachen deutlich Fönnen erkannt werden... Sch kann aber nicht glauben, daß der Satan, diefer große Feind Gottes und des Menfchen, der Urheber einer Erfindung fenn fönne, welche dem -menfchlichen Geſchlechte fo nüglich und angenehm iſt, und zu gleis Mae: her *&ucas Brugenſis. — und Alterthume der Fernglaͤſer. 189 cher Zeit weit mehr, als eine einzige mir befannte Ent⸗ deckung, zur Berbreitung der Wunder des Herrn, und zum Zeugniffe der Vortrefflichkeic feiner Hande Werk dienet. Derfelbe Schriftfteller, den ich angeführee babe, und nach ihm der vernünftige Herr L'Enfant, bält dafiir, der Teufel habe diefes auch durch magi« fhe Künfte und Bezauberung thun Fönnen; indem er folhe Bilder und Figuren hervorgebracht, die den Augen unfers Heilandes die Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit hätten vorftellen koͤnnen. Weil ich aber nimmer glauben kann, daß einer von der Erfenntniß und Weisheit des Herrn Ehrifti, die aus der Führung feines ganzen $ebens erhellet, durch vergleichen Blend⸗ werk hätte Fönnen betrogen werden; noch Daß der Teufel eine fo großer Narr geweſen, daß er geglaubet, eine foldye Betruͤgerey würde fidy jemals bey dem Hei⸗ lande anbringen laffen: fo halte ich es für weit na= tuͤrlicher, zu glauben, der Berfucher habe ihm gefag, er follte von diefem hohen Berge feine Augen fo weit herum gehen laffen, als fein Gefiche reichte, welches auch durch die Hülfe des beften Fernglaſes nicht eben ‚viel weiter hätte reichen koͤnnen; und darauf habe er eine lebhafte Befchreibung hinzugefüget, die zu feiner Berführung dienen, und feinen Fall verurfachen follte. Die außerordentlichfte Nachricht aber von diefer Erfindung hat unsein gelehreer Runftrichter gegeben. Diefer hat fie noch) höher, als in die Zeit der Verſu⸗ chung Ehrifti, hinauf gefeger,, und fie von der Zeit her⸗ geleiter, da Julius Cäfar den Zug nad) Britannien hat. Er gründer ſich auf diefe Worte, fo in feinen Commentarüs ftehen: Caelar autem fpeculis pofıtis, und erfläret diefelbe nach einer tiefen Weisheit alfo: — N3 Caͤſar * —* Caſar habe feine Perſpectivglaͤſer, oder Teleſcopia aufs geſtellet, deren er ſich bedienet, den Feind. von ferne auszufundfchaften, und das Sand zu überfehen. Papas quanti eſt fapere! Er hat ſich hierüber was rechtes zu gute gethan, und es fuͤr eine ſehr gluͤckliche Ent— deckung gehalten. Hätte er aber dieſen Schriftſteller mit mehrerer Aufmerkſamkeit angeſehen, wo dieſes Wort ſehr oft vorkoͤmmt, ‚oder nur. das geringſte ges meine Wörterbuch) zu Mathe gezogen: fo würde er gefunden haben, daß Ipecula nichts ‚weiter als einen erhabenen Dit, oder einen Hügel bedeutet, der entwe⸗ der von Natur da geweſen, oder aud) mit Fleiß gen macht worden, um die Bewegungen der Feinde zu ent⸗ Deden, oder Freunden durch Rauch oder Feuer, oder br ein. ander Zeichen , dag fie unter ſich abgereder, arhrichten zu ertheilen. Dergleichen Dexter wurz den Damals Warten genennet *, Es find derglei— chen hier zu Sande zu den Zeiten Der Dänifchen und fäch« fifchen Kriege fehr viele gewefen, und Toothills genen» net worden, von dem fachfifhen Worte Toot, welches ausfpüren oder entdecken heißt. (Das andere Wort Hi iſt Engliſch, und heißt ein Hügel). Von diefer Art iſt der Toothill zu Weftmünfter geweſen, der den benachbarten Seldern den Namen gegeben, welche Toothillfields genennet worden. Ein foldher wird auch nahe bey Deterborougb angetroffen , und wie man mie, - gejagt bat, follen dergleichen bey allen. Cathedralkir⸗ chen in England, und fonft an vielen andern Orten — I5 er ı m» *Livius nennet dergleichen Hügel oder Warten: Ignis e ‚+ fpecula fublatus, Apulejus ſagt: es fey dieſes zu feiner _ Zeit gebrauchlich gemefen, und nennet dieLeute, denen die: Sorge dafür aufgetragen war, fpecularum incenfores, und Alterthume der Fernglaͤſer. 191 | | anzutreffen feyn. Ich ſelbſt Habeerft neulich einen zu Lamport, dem Gurte meines gelehrten und werthen Sreundes, Edmund fbam, und zwar auf einem feiner Felder, welches Tuthill⸗Cloſe heißt, entdecfet; von welchem Drte, ehe die allda ‚herumftehenden Bäume aufgewachfen waren, man ein vortreffliches und wei⸗ tes Geficht über eine‘ der fihönften Landfchaften in England haben Fonnte. Unſer Kunfteichter bat alfo gewiß im Dunkeln gewandelt, und hat in ei * einer Brille noͤthig gehabt. Ich kann aber nicht glauben, daß eine ſo gemein, —* dem menſchlichen Geſchlechte fo nuͤtzliche und zus trägliche Erfindung der Welt bis in das zwoͤlfte Jahr⸗ Hundert verborgen geblieben. Ich glaube vielmehr, Daß Diefes Inſtrument bey unferer Nation ſchon lan« ge vorher, und gar zu der Zeit Aleranders des Großen befannt geweſen, und daß ſich die alten Druiden deffels Den bediener, die, wie Cäfar berichtet, in der Sternfuns de ſehr viele Wiffenfchaften befeffen, und manche wun⸗ derbare Dinge von den Sternen, von deren Des wegung, und von der Größe der Felt und der Erde entdecket. Die Urſache, fo mich zur Ergreifung dies fer Meynung beweget, ift ‚ teil ic) beym Diodorus . Siculus eine merfwürdige Stelle eines alten Ges ſchichtſchreibers habe angeführt gefunden, welcher Hecataͤus heißt, und zu den Zeiten Aleranders gele⸗ bet. Die Stelle iſt etwas lang, und id) werde Daher nur fo viel aus derfelben heraus ziehen, als zu meinem gegenwärtigen Endzwecke dienlich iſt. Die Worte lauten alſo: Hecataͤus und einige andere Schriftſteller „erzählen, es ſey eine gewiſſe Inſel, Die nicht kleiner >19 als Sicilien. Sie liege den Celten oder Gal⸗ Na „liern 192 Abhandlung von der Erfindung „liern gegen über, nahe am Weltmeere, und gegen dem „Nordpol. Sn derfelben werde Apollo mehr als alle „andere Goͤtter angebethet. Die Einwohner diefer In⸗ „fel, heißt es, find Priefter des Apollo, und rühmen „in ihren Liedern und heiligen Gefangen allezeit die „Ehre und den Preis diefes Gottes, - Ueber diefes ha» „ben fie einen großen Wald, und in dvemfelben einen „fehönen runden Tempel, fo diefer Gottheit geweihet „iſt, in welchem fie das tob des Apollo beftändig befin» „gen. Diefe Priefter, welche über die Föniglihe Stadt „regieren, werden Boreaden genennet. Sie fagen, „es Fönne in dieſer Inſel der Mond fehr nahe bey der „Erde gefehen werden, und zwar fodeutlich, daß man „in dern Körper deffelben etwas, fo Hügeln und Erbe; „dungen ähnlich ift, gewahr werde. Giefegen hinzu: „der Gott, d. i. Apollo, oder die Sonne, befuche diefe „Inſel alle neunzehn Jahre einmal, innerhalb welcher „Zeit der verfchiedene LImlauf der Sterne geſchieht, „aus welcher Urſache eine folche Zeit von neunzehn „Jahren bey den Griechen das metoniſche Jahr, ode „das Jahr des Metro genennet wird. . | \ Sch muß geftehen, ich habe diefe Stelle im Diodo-⸗ rus Siculus niemals gelefen, ohne fie für eine Be⸗ fhreibung der alten brittifchen Druiden zu halten, weil die tage des Landes, und alle andere Umſtaͤnde der Er⸗ zählung, auf das genauefte mit den Nachrichten übers einzufommen fcheinen, fo ung die römifchen und gries chiſchen Gefchichefchreiber von diefen altenbrittifchen Prieitern gemacht. Meine Abſicht iſt, diefes zufüre derft, durch einige Anmerkungen, fo ic) über. diefes Stuͤck des Hecatäus machen will, inein fo helles Licht | zu und Alterthume der Serngläfer. 193 zu ſetzen, als mir nur möglic) ift, und biernächft zu bemeifen, oder es wenigftens wahrfcheinlich zu machen, daß diefe Druiden damals den Gebrauch der optifchen Gläfer und Telefcopien gehabt, und ſich derfelben wirk- lich zu ihremaftronomifchen Anmerkungen bedienet. Zuerft bemerke ich, daß der Verfaffer allhier von einer Inſel rede, die ohngefähr fo groß iſt, als Gici« lien, die in den nördlichen Theilen der Welt liegt, und zwar den Celten gegen über, wovon man zugies bet, daß es die alten Gallier gewefen, welches mit der Lage Britanniens auf das genauefte uͤbereinkoͤmmt. Er fage zum andern: fie haben hauptfächlich den Apollo, oder die Sonne angebethet, demfelben in großen Wäldern und Hainen gedienet, und einen prächtigen runden Tempel gehabt, fo diefem Gotte gewidmet ges wein Was ihren Gortesdienft in Wäldern und Hainen anbetrifft: fo haben wir das ausdrückliche Zeugniß des Plinius, der uns die Naturgeſchichte bes fchrieben ; daß fie fich Eichenmwälder erwaͤhlet; daß fie ihre heiligen Gebräuche niemals ohne Zweige von Dies fen Bäumen vollzogen; und daß fie ihren Namen von dedc, welches bey den Griechen eine Eiche heißt, her zuführen fcheinen. Weil fie aber von den ‘Dritten ſelbſt alfo genennet worden; fo kann ich nicht glauben, dag ihr Name von diefem Worte abſtamme, fondern vielmehr von Deru, einem celtifhen Worte, welches in. diefer Sprache gleichfalls eine Eiche bedeutet, Was drittens die Geſtalt ihres Tempels anbetrifft, davon der griechifche Schriftfteller fager, Daß derfelbe rund geweſen: fo muß ich geftehen, daß ich diefen bes fondern Um/tand bey einem von denen Schriftftellern finden Eönnen, die von den Druiden gehandelt haben, N 5 Weil 394 Abhandlung vonder Erfindung Weil aber) die Meynung unferer gelehrteſten und grümdlichften Kenner der Alterthuͤmer darauf Hinaus« geht, daß das berühmte Denkmaal zu Stonehenge ein brittifcher Tempel geweſen, der der Sonne gewid⸗ met worden, weil daſſelbe eine runde Figur hat, und weil die zwoͤlf großen Steine, ſo um daſſelbe herum ſtehen, und noch zu ſehen ſind, die zwoͤlf Monate des Jahres vorſtellen ſollen, welches auf das genauefte mie. der Nachricht übereinftimmet, Die uns Hecaräus von ihrer Anbethung der Sonne, und der Ruͤnde ihres Tem- pels, giebt: fo iſt es fehr wahrſcheinlich, daß er hier- auf gezielet. Man tiefer auch viertens in der gedach⸗ ten Stelle, daß dieſe Prieſter in ihrem Tempel beftän- Dig die Ehre des Apollo beſungen. Caͤſar ſagt: in der Geſellſchaft der Druiden haͤtte man eine große Anzahl Verſe gelernet, die immer auswendig wiederhofeswors den. Wir tefen gleichfalls, daß Die Berfertigung der Sobgefänge ein befonderes Stüc des Amts der Bars den unter den Druiden geweſen, welche Strabo des“ wegen ausdrücklich umvaroy, das. ift Liedermacher, nennet. Sie pflegten zur Ehreder Sonnen, und als ein Sinnbild derfelben,, an einem beſondern Tage des Jahres große Feuer anzuzünden, und mit'tobgefän« gen zur Ehre diefes großen Gottes in Procegion von der rechten zur linken Seite um dieſe Freudenfeuer Gerumpugegen * ö Don dieſem geheiligeen Feuer war ' vo ch * Es iſt wahrfcheintich, daß die Gewohnheit dieſes Fans des, da man nachdem Laufe der Sonnen von Der re zen zur linfen Seite herum trinket, von dieſem a che der alten Druiden feinen Urfprung habe. Es fin den fich zwar im Homer einige Sphten von einer * en und Alterthume der Fernglaͤſer· 195 ein jedweder Hausvater, vermoͤge der Religion, ver⸗ bunden, etwas mit nach Hauſe zu nehmen, und das Feuer ſeines eigenen Hauſes dabey anzuzuͤnden, welches alsdenn das folgende Jahr dadurch gluͤcklich und ges fegnet ward, wie folches aus der merfwürdigen Mach richt erhelfet, die ung der. Here Toland davon in feinen Gefchichteder Druiden, gegeben hat. J. Pelix fi fie onmia ſexripſiſſet Endlich, und zum fuͤnften, beſchließt dieſer alte Schriftſteller damit, daß er ſaget: dieſe Prieſter, ſo der koͤniglichen Stadt und dem Tempel vorgeſtanden, haͤtten dag ganze Landregieret. Dieß iſt dieſelbe Nachricht, die uns Caͤſar in ſeinen Commentariis von den Druiden gegeben; daß ſie naͤmlich nicht allein uͤber alle gottesdienſtliche Handlungen geſetzt geweſen, und alle oͤffentliche und beſondere Opfer beſtimmet und angeordnet haben; ſondern daß ſie auch alle entſtande⸗ ne Streitigkeiten und Uneinigkeiten entſchieden, und daß Diejenigen, fo ſich ihren Urtheilen und Schluͤſſen wis derfeger, von ihrem Dpfer ausgefchloflen worden, wel⸗ ches, wie er fagt, Die größte Strafe gemefen, fo man ih» nenanthunfönnen. Es erhellet folchergeftalt, wie ich hoffe, zur Önüge, daß, wenn die borealifchen Prieſter, fo chen Gewohnheit, als welcher bey den Gaſtmahlen feis ner Götter, und den Keften feiner Helden, den Becher auf eben folche Weile und denfelben Weg herum geben toßt. Allein, weil kein Land ift, in welchen diefe Ge⸗ wohnheit fo genau beobachtet wird, als in dem unſri⸗ gen: ſo iſt es wahrfeheinlicher und natürlicher, diefelbe von den Druiden herzuleiten, deren eigentliches und ur⸗ ze Band, wie Cafar bemerket, Britannien ges weſen. 196 Abhandlung von der Erfindung fo der griechifche Schrifefteller allhier beſchreibt, mit den alten brittifchen Druiden nicht einerley Perfonen gewefen, ſich Doch wenigftens eine große Gleichheit zwi⸗ ſchen beyden finde. Nunmehro will ich mich bemuͤhen, aus dieſerStelle zu zeigen, oder wenigſtens wahrſcheinlich zu machen, daß dieſe Plieſter die optiſchen Glaͤſer und Teleſcopia gekannt, und ſich derſelben zu ihren aſtronomiſchen Bemerkungen auch wirklich bedienet haben. Es iſt unter den Kennern der Alterthuͤmer eine ausgemachte Sache, daß den alten Britten das Glas bekannt ge— weſen, und daß ſie den verſchiedenen Gebrauch deſſel⸗ ben gewußt haben. Strabo, ein Schriftſteller, an deſſen Glaubwuͤrdigkeit nichts auszuſetzen iſt, ſchreibt in die» ſem Falle ſehr deutlich, und ſaget: es ſey zwiſchen den Dritten und den Galliern eine abwechſelnde Gemein. ſchaft gemefen, und es wären Halsbänder, Agtfteine und Ölaswaaren aus Britannien dahin gebracht wor- ‚den. Was aber diefer Sache noch ein helleres Licht giebt, und fie außer allen Zweifel ſetzet, ift diefes, daß Knöpfe und Ringe an folchen Dertern gefunden - worden, mo die Römer niemals den geringften Sitz gehabt. Der Herr Robert Sibbalds, der gelehrte Verfaſſer der Maturgefchichte von Schottland, hat dem forgfältigen Unterfucher der Alterehümer, dem Herrn Loyd gefagt, daß er verfchiedene von den britti- ſchen Druidenknoͤpfen beſaͤße, wie er ſie nennete, die in den hohen Laͤndern von Schottland waͤren gefunden worden, wohin die roͤmiſchen Waffen und das roͤmiſche Gebiet ſich gewiß niemals erſtrecket haben. Wir koͤnnen hier aus ſehr wahrſcheinlich ſchließen, daß dieſes wirk⸗ liche brittiſche, und keine roͤmiſche gi * er x W und Alterthume der Fernglaͤſer. 197 Der Herr Moreton hält zwar dafür, daß einige von diefen Knöpfen und Ringen von den Römern koͤnnten gemacht worden ſeyn, weil einige davon unter Müns zen, Urnen und andern Dingen gefunden worden, wel⸗ che wirklich von römifcher Arbeit find. Ich Eann aber auf Feine Weife glauben, daß mein alter Freund in diefem Stüde recht gehabt. Denn da man der gleichen Knöpfe nicht auch in andern Laͤndern unter denrömifchen Alterthümern gefunden: fo ift eg wahr- _ ſcheinlich, daß fie von einigen £unftliebenden und curiöfen Leuten unter den Römern, als Zauberftüclein, Ange: hänge und andere Merkwürdigkeiten der Druiden, geſammlet worden, fo wie die Sammlungen find, die andere Liebhaber nod), täglich von brittifchen und rös mifchen Münzen, und andern Merkwürdigkeiten, fo in diefem Sande gefunden werden, anftellen, von welchen ſichs niemals jemand hat träumen laffen, daß fie von denen Leuten gemacht worden, welche die Sammler und Beſitzer davon geweſen. Um aber wieder auf unſern griechiſchen Geſchicht⸗ fchreiber zu kommen: fo fagt er, man fünnte in die— ſem Sande den Mond fehr nahe fehen, welches faft diefelben Worte des Roger Bacons find, da er von feinen optifchen Gläfern und Telefcopiis redet; naͤm⸗ lich, er koͤnnte machen, daß der Mond und die Sterne herunter fliegen, und ihm fehr nahe famen. Heca⸗ täusfagtferner : fie fönnten in dem Körper des Mon» des ganz deutlich einige Hügel und Gebirge wahrneh- men, welches, mie ic) glaube, nicht ohne die Berbin« dung diefer Glaͤſer gefcheben Fan, Denn we durch diefe Hügel bloß diejenigen Flecken verftand würden, die man mit den bloßen Augen in diefem Pla⸗ 198 Abhandlung von der Erſindung Planeten wahrnimmt: ſo waͤre ſolches weiter nichts, als was in einem jeden andern Lande eben ſo gut ge⸗ ſchehen kann. Es muß daher nothwendig noch etwas anders dadurch angedeutet werden, und zwar diejeni⸗ gen Hügel und Seen, die man alleine durch die Huͤlfe der Serngläfer entdecket. Daß aber diefe Stelle ei« gentlich von aftronomifchen Bemerfungen rede, erhel⸗ let, meines Bedünfens, Deutlich aus demjenigen, was dieſer Schriftfteller hernach ſaget: daß die Sonne fie alle neunzehn Jahre einmal zu befuchen pflege, wel⸗ ches Den fo bekannten Kreis des Meto deutlich anzeis get, welchen er "Ewendexaregides, den Kreis von neun: zehn Jahren genennet, der den Lauf der Sonne feſt⸗ feget, und machet, daß die Sonnen» und Mondens jahre fi) in einem Puncte begegnen. Es ftimmet Diefes auch auf das genauefte mit der Zeit diefes Stern. fundigen ein, der ohngefaͤhr Hundert Jahre vor der Zeit Aleranders. des Großen gelebet, und diefen Pe: riodum beftimmet, Die dunkle Are, womit diefe Din: ge vorgebracht werden, ift dem, was ich behaupte, im geringften nicht zuwider. Ich halte fie vielmehr für einen guten Beweis meines Sages Denn diefe brittiſchen Priefter hatten die Gewohnheit, ihre Lehren und Geheimniffe in Finfterniß und Dunkelheit einzus huͤllen: Denn fie wollten, wie Cäfar ſaget, nicht has ben, daß fie dem gemeinen Manne befannt würden, welches auch mic der Abbildung übereinftimmer, die uns Diogenes Laertius von ihnen machet, Die Druis den, ſagt er, wickeln ihre Weltweisheit gleich den — in lauter Raͤthſel ein. Wenn ich alſo Aus der Stelle dieſes alten Geſchichtſchreibers, und mei⸗ ner Erlaͤuterung deſſelben einen Schluß machen Pe tl | o | und Alterthume dev: Serngläfer. 199 So halte ich es zum wenigſten fuͤr wahrſcheinlich, daß die Druiden die optiſchen Glaͤſer und Teleſcopia ges kannt, und ſich derſelben zu ihren aſtronomiſchen Be⸗ merkungen bedienet haben, welche, wie ſie von den Roͤmern aus dem Lande getrieben worden, wie ic) da⸗ für Halte, gaͤnzlich verloren gegangen und vergeflen worden, nachhero aber entweder: durch einen Zufall, oder auch durch die Kunft und den Fleiß der folgenden Zeiten wieder ans Licht gebracht find. ‚ Denn von der Erfindung, der Künfte kann in der That eben das ge⸗ fagt werden, mag Horaz von den Wortern faget: .. NMulta renafeentur,.quae iam cecidere etc. Wielange der Gottesdienft der Druiden eigentlich J der Welt gedauret, iſt unter den verſchiedenen Nachrichten und Meynungen der alten Schriſtſteller von dieſer Materie ſchwer zu beſtimmen. Plinius und Strabo behaupten, fie und ihr Gottesdienſt haͤt— ten unter dem Ziberius ihre Endfchaft gefunden, Guetonius fagt: es wäre folches unter dem Claudius gefcheben, Tacitus berichtet *, die Druiden wären zur Zeit des Kaifers Mero in der Inſel Anglefca ges weſen, als fein General Suetonius ſich diefer Inſel bemächtiget. Derſelbe Schriftfteller fagt ung: eben dieſe Priefter hätten ohngefähr zwanzig Jahre hernach vorher gefagt, daß das römifche Reich zu einem jenfeie der Alpen wohnenden Volke kommen würde Endlic) faget Vopiſcus etwa hundert Sabre nach) diefem: der Kaiſer Aurelianus hätte fie feiner Zamis lie wegen um Rath gefrager. Ich Halte aber da= für, diefe anfcheinende Widerfprüche Fünnen gar leicht mit einander vereiniget werden, wenn man animmt, Yu daß, Annal. 1,14. cap. 39, 200 Abhandlung von Erfindung daß, obgleich der öffeneliche Gottesdienft der Druiden von dem gedachten Prinzen abgefchaffet worden , den: noch einige von ihnen fich noch verborgener Weife bey den Britten und Galliern aufgehalten, welche denen, fo ihre Zufluche zu ihnen genommen, heimlich Ant« wort ertheilet; fo wie die Here zu Endor an Saul that; und wie es diefe mit dem Kaifer Aurelianus machten, welcher zu wilfen verlangte, ob feine Nach— kommen noch viele Jahre den kaiſerlichen Thron bes fisen würden. Ich zweifle gar nicht daran, daß es fo fange mit ihnen gewaͤhret, bis die hriftliche Reli- gion die Dberhand gewonnen, wodurch ſowol Diefe, als aud) andere falfche und abergläubifche Gottesdien« fte in der Wele vertrieben worden, PER Um aber nieder auf meinen Zwec zu fommen; fo ift gewiß, daß der Erfinder diefer Gläfer, wer er auch gemwefen feyn mag, mehr Danf von der Welt verdienet, und ſich mehr wahre Ehre erworben habe, als taufend Alerander und Cäfar, und daß er in der That mehr zur Beförderung der Wiffenfchaften und Gelehrfamkeit, und zum Vergnügen des menfchlichen Gefchlechts beygetragen, als die ganze Schaar der als ten Weltweifen, und die ganze Bande der alten Scjo« laſtiker mit ihren unfinnigen Difputationen, und ihrem ungeheuren Sleiße. Denn was Fann wohl nüglicher und zugleidy angenehmer feyn, als folche entfernte Din⸗ gegenau zu betrachten, wovon die Entfernung, die Las ge, und andere Hinderniffe dem Auge den Zugang und die Befchauung verwehren; diefelben durch die Hülfe diefer Werkzeuge Elar und deutlich und in ih» ver völligen und gehörigen Proportion vorgeftelle zu fehen ; und infonderbeit zur See, Sünder und Küften DIE |; und Alterthume der Fernglaͤſer. 207 in einer ſolchen Entfernung zu entdecken, wohin das menſchliche Geſicht nicht reichen kann; Schiffe in der größten Weite auszuſpuͤren; einen Feind dadurch aus- zuforſchen und ihn zu vermeiden, oder ihn auch mie deſto größerem Vorteile anzugreifen? Durch Hülfe derfelben beftimmen wir den unendlichen Raum, der das Firmament von der Erdeabfondert, Eine Kunſt, welche die Natur gezwungen bat, zu verflatten, dag Menfchen in Anfehung der zufünftigen Zeit einen freyen Umgang mit dem Himmel haben, und daß die Mathematikverftändigen um fo viel bequemer eine Art einer Gefellfihafe mie den Sternen aufrichter fönnen, Wenn wir zum Erempel nur das Eleinefte von dies fen wunderbaren Gläfern betrachten, welches die ein« facheften Körper vervielfältiget, und die Eleineften und beynahe gar nicht in die Sinne fallenden vergrößert; was muß es den forgfältigen Bemerkern der Nature nicht für ein Vergnügen erwecken, in dem Eleineften Saamen den Stamm, die Blätter und die Zweige eis nes Baumes zu fehen; in dem Fleineften Fifchrogen ‚alle Theile desjenigen Thieres zu entdecken, welches bervorzubringen er beſtimmet iſt; und endlich in dem Schwanze eines Fifhes das Blut ganz Elar umlau« fen zufehen, welches, wie ich verfichere bin, dem Hara ven die erſte Anleitung gegeben, ven Umlauf des Ge⸗ blütes im menſchlichen Körper ausfündig zu machen. Edle Entdeckungen, die dem menſchlichen Geſchlechte den groͤßten Nutzen zuwege gebracht, die die Arztneywiſſen⸗ ſchaft ſowol in der Theorie, als auch in der Ausuͤbung unfäglich beruͤhret, und fo viel tauſend Menſchen das 1 Band. O geben 202 Abhandlung von der Erfindung Leben gerettet haben, ſeitdem fie von die em großen Man« ne gemacht, und vor aller Welt Augen in ein helles Licht gefeßet worden, Lenken wir aber unſere Gedan⸗ fen von der Erde zum Himmel: fo eröffnet ſich uns. fern Augen eine neue Welt von Wundern, und ftel- let uns allenthalben einen ſolchen Schauplaß dar, den Feine Augen geſehen, nod) ſehen Fönnen, und der, wenn er den Ginnen nicht klar und deutlich geworden wäre, in Eeines Menfchen Herz hätte kommen koͤnnen. Hierdurdy wird der Sternfündiger gleichfam hinauf zum Himmel geführee, und zu den Geheimniffen der Schöpfung binzugelaffen, welche die Vorſicht fo lange Zeit vor unferer Erkenntniß verborgen gehalten. Wenn ich alle Vortheile, ſo aus dieſer merkwuͤrdi⸗ gen Erfindung herfließen, anfuͤhren wollte: ſo wuͤrden dieſelben gar bald zu einem ſtarken Buche anwachſen, und die Graͤnzen einer ſolchen Abhandlung, als dieſe iſt, uͤberſchreiten. Um mich aber voritzo bloß bey dem Planetengebaͤude aufzuhalten: fo kann ein Sternkuͤn⸗ diger, durch Huͤlfe dieſes Werkzeugs, die in gewiſſe Zeiten eingeſchraͤnkte Bewegungen dieſer Lichter deut- lich wahrnehmen. Er kann ſehen, daß die Sonne ih⸗ ren $auf in einem Jahre, oder 365 Tagen und 6 Stunden, volibringt ; der Mond in 29 oder 30 Tagen; Merkur in fechs Monaten; Venus in ana derrhalb Jahren; Marsin drey Jahren; Jupiter in 12, und Saturnus in 30 Jahren. An den ver fehiedenen Flecken in diefen Lichtern, welche bisweilen verfchwinden und wiederum zu Gefichte kommen, kann er ihre —— und Drehung um ihre Achſen 5 wahr und Alterthume der Ferngläfer. 203 wahr werden, welches die Sonne obngefähr in 26, und Mars in 24 Tagen thut, und Jupiter, der größer, alsdie Erde, und in der That der größefte unter allen Planeten ift, drehet fih ohngefähr in 1o Stunden um feine Achſe, welches die Erde felbft in 24 Stunden verrichtet. . Durch Hülfe diefer Glaͤſer kann er auch die Nebenplaneten entdecken, die der Welt fo lange verborgen geivefen, und wovon die Römer und die Griechen nicht die geringſte Rundfchaft gehabt. Fün- fe von diefen warten gleich als Wächter und Trabanten dem Saturn, und viere dem Jupiter auf, von welchen legtern der, fo dem Jupiter am nächften ift, in der Erpbefchreibung feinen großen Nutzen, in Anfehung der Beftimmung ber Longitudinis, hat; wenn man nämlich die genaue Zeit in Acht nimmt, in welcher er von dem Schatten des Jupiters verdunfele wird, Durch Hülfe diefer Gläfer iſt auch noch ein anders wunderbares Phänomenon bemerfet worden, wovon die Alten gleichfalls nichts gewußt; ich meyne den Ring des Hugenius, den erflaunenswürdigen hellen ‚Ring um den Saturn, von welchem diefer gelehrte Mann, der ihn zuerft entdecfet, geglaubet, daß er. be= ſtimmet wäre, diefem Himmelskörper Hige und Wärs ‚me, und wie ic) noch Binzufügen zu koͤnnen glaube,. demfelben noch ein ftärferes Sicht zu verfchaffen, indem er. fo fehr weit von der Sonne entfernet ift, welcher wunderbare Ring alle Schwierigkeiten bey diefem Sterne erfläret, und alle Phaͤnomena deffelben auflö« fet. Diefes find einige Bortheile, die den griechifchen ‚und römifchen Sternkundigen, welche nicht weiter fe. ben Eonnten, als ihr bloßes Auge reichte, gänzlich un- bekannt geblieben; daher aud) ihre Kenntniß diefer 5 —— himm⸗ Wa | Abhandlung von der Erfindung himmliſchen Körper ſehr mangelhaft geweſen, und ſie in ihren aſtronomiſchen ——— zu kurz ge⸗ kommen. TER Der größefteVorrheilaber, fo aus diefer nüglichen Erfindung entftehe, wofür der, fo diefelbe zuerſt ent⸗ decket, ewiges Lob verbienet, wofür er, alg einer von den größten Wohlthätern des menfchlichen Geſchlechts anzufehen ift; und wofür er werth iſt, Apirantesque crocos, et in vraa perpetuum ver zu haben, ift dies jenige Wirkung, fo fie. bat, oder wenigftens haben fol, der menfchlichen Gemürbern eine tiefe Empfin⸗ dung der Religion einzuprägen, ihnen eine gehörige. Ehrfurcht für das höchfte Weſen beyzubringen, zu machen, daß fie die wunderbare Macht und Weisheit des großen Schöpfers bewundern, und mit dem güff« lichen David ausrufen: Die Himmel erzählen die Ehre Gottes, und die Veſte verfündigen feiner Haͤn⸗ de Werk. Wo ift der Menſch, der bloß das Pla⸗ netengebäude ernftiich betrachtet: der Die regelmäßige Ordnung der gedoppelten Bewegung diefer himmli⸗ fhen Körper, ihre Stellungen gegen einander, ihre Vereinigungen, ihre Berfinfterungen, ihre Größe, „ihre Entfernung von der Erde, und von fich felbit unfer einander, betrachtet; wo ift der Menfch, fage ich, der ſich einem folchen Augenfcheine widerfegen, der feine Yugen für einem fo hellen Lichte verfchließen, und in feinem Herzen, fo verberbt und beflecfer es auch immer feyn mag, fo Fühn und unempfindlich —* kann ‚ daß er ſagen ſollte: Es iſt fein ott? — Solche und Alterthume der Serngläfer. 205 Saolche Entdeckungen, als dieſe; folch@®gugtfelige Gedanken und Betrachtungen über dieſelben, müffen in den Herzen der Menfchen eine tiefe Enpfindung der Religion hervorbringen, fie in denfelben erhalten, und alle Gottesleugnung und allen Unglauben auf ewig aus der Welt verbannen. Denn fe einer der geſchick⸗ teſten Weltweiſen, fo unſere, ja einige Nation hervor— gebracht, der große Regiſtrator und Secretaͤr der Na— eur, ford Dacon, mit Necht bemerket bat: fo kann eine Eleine Erkenntniß der Natur wohl machen, daß. Menſchen Gortesleugner werden: Allein ein großes Maag derfelben bringe fie wiederum zu ge⸗ ſunden und gottesfürchtigen Gedanken, 03 VIII. 206 Das Lob der Steentun, gr Vak" DR Lob der Sterntunf, | un Heren A. ©. Käftner, öffentlichen ® Akore Kr Meßkunſt und der Deuweisheite auf er hohen Schule zu Leipzig. a weiß nicht, ob noch eine Wiffenfchaft zugleich fo. ) ünbefannt ift, und fo fehr gerühme wird, als die Ma⸗ thematif, Die tobeserhebung, fo ihr große&elehrte aus Einſicht beylegen, fprechen andere, theils aus Glauben, theils nicht Unwiſſende zu ſcheinen, nach. Und dem ohn⸗ geachtet fälle es ſchwer, Fremdlingen in dieſer Wiſſen⸗ ſchaft das ihr ertheilte Lob begreiflich zu machen. Allein dieſe Schwierigkeit hat verſchiedene Stufen; eine Lob⸗ rede auf die Lehre von den Kegelſchnitten, oder auf die Unterſuchung der groͤßeſten und kleineſten Groͤßen, moͤch⸗ te vielleicht nur denen verſtaͤndlich ſeyn, für die fie, mes gen ihrer Geſchicklichkeit in Diefen Betrachtungen, ges rade überflüßig ift: Indeſſen giebt e8 gewiſſe Theile der Meßkunft, deren Vorzüge fich etwas finnlicher mas chen laſſen. Die Sternwiffenfchaft gehört ohne Zweifel hieher. Ihre Reizungen find fo groß und fo lebhaft, daß man nur menfchliche Empfindungen haben darf, von ih⸗ nen gerührt zu werden, und nur mittelmäßige Gefchid- lich£eit braucht, davon mit Feuer und Anmuth zureben. . Ich will mich itzo bemühen, den Mugen und die Schoͤn⸗ heit diefer Kunſt vorzuftellen. Scheint meine Ausfuͤh⸗ rung doch noch Din und wieder trocken, fo wird man es meiner Schwäche und meinen Umftänden verzeihen. Ein Deurfcher, der ſich bewußt ift, daß er fich in feiner Studierftube — denkt von ſolchen er. vollforn- Das Lob der Sternkunſt. 207 vollkommen fo artig, alsFontenelle, der fich in Gedanken desAbendsi in dem Garten zu einer Marquifinn entzuͤckt. Ich will nicht behaupten, daß die Sternkunſt allen en Theilen ver Marhematif und der Gelehrſamkeit vorzuziehen ſey. Nur die Metaphyſik hat den Titel ei⸗— ner Koͤniginn der Wiſſenſchaften, noch dazu in den bar= bariſchen Jahrhunderten, erhalten. Man lobet einen Helden ſchlecht, wenn man nur andere gegen ihn verach⸗ tet, DieZeit würde vergeblich angewandt ſeyn, die man brauchte, den Vorzug des Gehirns vor dem Magen zu zeigen, da beyde zum Leben gleich noͤthig ſind. Man laſſe den lateiniſchen Sprachrichtern die ſuͤße Einbil⸗ dung, daß eine ſchoͤne Schreibart, und etliche verwegene Muthmaßungen über entbehrliche Sedanken alter Schriftſteller, Berdienfte genug find, nach der Herr⸗ fchaft inder gelehrten Republik zu ftreben. Wenn ic) die Bollfommenhei:en der Sternkunſt gewiefen habe, und eine Rangordnung unter den Wiffenfchaften wird fefte geſetzt ſeyn; fo wird man ihr leicht Den gehörigen Plag anmeifen fönnen, s Die eriten Gründe der Sternkunſt ſind, wie aller andern Wiſſenſchaften Grundſaͤtze, ————— kannt. Sokrates wußte durch Fragen aus einem Knaben geometriſche Saͤtze herauszulocken; und die Regeln der Rechenkunſt gruͤnden ſich auf Begriffe von Zahlen, die uns angebohren ſcheinen. Es iſt mit dem Anfange der Sternkunſt nicht anders. Wir ſehen, wie die Sonne alle Tage auf einer Seite des Himmels zum Vorſcheine koͤmmt, und uͤber unſere Haͤupter weg⸗ geht, um auf der entgegen geſetzten zu verſchwinden. Sie ſchickt uns noch die letzten Strahlen zu, wenn ſchon hier und da ein Stern zu blinken anfaͤngt: je 924 länger 208 Das Lob der Sternkunſt. länger wir die Sonne verloren haben, defto mehr Lichter fehen wir. Ihr Glanz aber weicht endlich der Sonne, melde wieder hervorkoͤmmt, ſich allein auf der unermeßlichen Einöde des Himmels zu zeigen. Wir entdecken ein anderes Licht, welches ißt vor der - Sonne hergeht, ist ihr nachfolger , bald ſich am gan« zen Himmel nicht finden läßt, bald eine Nacht fo belle, wie die Sonne den Tag, macht. RE Diefe und andere Veränderungen am Himmel mußten nothwendig den erften Bewohnern des Erd⸗ Freifes in Die Augen fallen. Ihr Aufenthalt war in einer beitern Luft; Ihre Beſchaͤfftigung beftund größtentheits in dem Ackerbaue und der Viehzucht. Das Feld entdeckte ihnen alfo einen freyen. Himmel, der durch Wolfen und Dünfte trübe gemacht wurde, Wären fie nicht neugierig genug geweſen, ihre Augen in die Höhe zu richten; fo mußten fie ja bey ihren Ar⸗ beiten die Witterung und die Zeit in Acht nehmen. And nichts war natürlicher, als hiedurch auf die Beob⸗ achtung der Geſtirne zu fallen. Die Erfahrung der Väter wurde durch die Aufmerkſamkeit der Kinder vermehret. Man lernte die Sterne, die immer einerley Sage gegen einander behalten, von denen unterfcheiden, deren Sielle fid) beftändig ändert. Man bemerkte ver legtern ihre Bahn, und wagte es, ihre zukünftigen Oer⸗ fer voraus zu fagen. | | Die Rechenkunſt und die Geometriewiffenfchaften, fo Dhönizien und Aegypten zur Eintheilung irdifcher Reichthuͤmer erfunden hat, erheben fich in den Him— mel. Der Zeitvertreib eines müßigen Schäfers, Die Borficht eines forgfältigen Ackermanns, ward der Ge» genſtand der Lieffinnigften Gelehrten. od Ä ) Das Lob der Sternkunſt. 209 Ich habe nicht die Abficht, die Gefchichte der Stern= kunſt vorzutragen: Aber den Urfprung diefer Wiffen- ſchaft zu erwähnen, war zu meinem Zwecke nöthig. Diejenigen, welche die Sternfunft, wie andere mathe« matiſche Wiſſenſchaften, für eine eitle Befchäfftigung, - müßiger Köpfe halten, bedenken nicht, daß der augen« fiheinliche Mugen, ich fage zu wenig, daß die Noth⸗ wendigfeit die Menfchen zuerſt angetrieben habe, auf die Geſtirne Achtung zu geben. Ein unerwarteter Froſt, eine lang anhaltende Naͤſſe, verderbte die Hoff— nung des Landmannes. Er ſahe hieraus, daß es nicht genug ſey, den Saamen auszuſtreuen; ſondern daß eg zu einer Zeit geſchehen muͤſſe, da ihn die Witterung nicht zerſtoͤren koͤnnte. Die Erfahrung beſtimmte die Graͤnzen der Jahrszeiten. Aus dem Laufe der Sonne lernte der Bauer, wenn er ausſaͤen, wenn er das reife Korn einſammlen, wenn er ſich vor der zu⸗ kuͤnftigen Kälte verwahren muͤſſe. Aus den Geftir- nen, Die zugleich mie der Sonne aufgiengen,, ſchloß er in einer Gegend, wo der Zuftand der Luft gleichfürmi- ger ift, als inder unfrigen, wenn feuchte Wetter, wenn Hitze fommen wiirde, Man darf weiter nichts, als Dirgils Bücher vom Ackerbaue gelefen haben, um übers _ führe zu werden, wie unumgaͤnglich die Betrachtung ber Sterne bey diefer Lebensart erfordert werde, Es iſt wahr, daß fie ißo nicht fo nothwendig ſcheint: Als lein, woher fümme dieß? Weil man durch Hülfe der Sternkunſt jährlid Schriften zu verfertigen weiß, aus denen der Hauswirth das Ternet, was er fonft vom Himmel ſelbſt lernen mußte. Und demnach wird der⸗ jenige mit unſern Landleuten ſehr wenig umgegangen ſeyn, der noch nicht weiß, tie viel Vortheil ihnen ge- 5 wiſſe Das Lob der Sternkunſt. wiſſe Beobachtungen der Geſtirne bringen, Doch, ung iſt die Sternkunſt nicht weniger noͤthig, uns, des nen der Rauch unferer Städte auch die Theile des Himmels verdunfelt, die uns von den Dächern der Naläfte nicht verdeckt werden. Ein Advocat glaube, alle Wiſſenſchaften die dem Staate nuͤtzlich find, fte hen in dem roͤmiſchen Geſetzbuche. Ein Kaufmann haͤlt alle Rechnungen fuͤr eitel, die mit was anders, als dem Preiße der Waaren und des Limfaßes des Geldes, umgeben. ine Menge andere, die ſich auf ihre Gelehrfamkeit und auf ihren Verſtand vieles eins bilden, verlachen die unnügen Betrachtungen der Mas ebematifverftändigen. Die unbilligen Urtheile diefer $eute find fo gemein, und werben von ihnen fo hoch getrieben, daß man mir nicht allzuviele Bitterkeit wird fehuld geben koͤnnen, wenn ich ihnen mit einem ſchon alten Gleichniffe antworte. ie find gewiſſen Thieren ähnlich, welche die Eicheln genießen, ohne jemals die Augen nach) dem Baume zu erheben, von dem ſolche herunter gefallen find. Ohne die Stern funft würde weder der Sachwalter willen, wenn er vor Gerichte erfcheinen foll; noch der Gläubiger, wenn fein Schuldmann ihn bezahlen muß; noch ein einziger Bürger, wenn er feine Berrichtungen vornehmen foll ; ja, daß ich noch mehr fage, ohne die Sternfunft wir den unfere jungen Herren nicht mit goldenen Uhren prablen koͤnnen. Mur die Beobachtung des Geſtirns ift es, Die ung zu einer Eintheilung der Zeit verhilft, Die Sternfunft einem Staate für unnuͤtz erflären, beißt fich eine Republik vorftellen, die nichts von Ta» gen, Monaten und Jahren weiß. Selbſt die Ausuͤ— bung des öffentlichen Gortesdienftes ift an Die Zeit und J Das Lob der Sternkunſt. ar und an bie Sternkunft gebunden. Nicht nur den Juͤ— den war anbefohlen, wegen Feyrung ihrer heiligen Tage, auf den Lauf des Mondes Achtung zu geben; nicht nur ‚bey andern Völfern ift das Amt eines Priefters und ei⸗ nes Sternfundigers verbunden gewefen; auch bey ung iſt die Kenntniß der Sternfunft zu Feſtſetzung des Oſter⸗ feſtes noͤthig. Gut, wird man mir biegeinwenden. Wir wiſſen fo viel von der Sternkunſt, As noͤthig iſt, Kalender zu machen, und fo viel brauchen wir in der Republik. Daran aber ift ung nichts gelegen, ob die Kreife der Planeten Zirkel oder Kegelfgnitte find; ob Newton oder Caßini die rechte Geftalt der Erde angeben, und ob wir. die Cometen für Wolfen oder für verbrannte Erdfugeln halten follen. Ich habe dergleichen Ein« faͤlle öfgers von Leuten gehöret, welche fich einbilden, alles Brauchbare in den Wiffenfchaften fey ſchon laͤngſt erfchöpfet,, und alle neue Entdeckungen wären unnüße ' Grillen. Ich geſtehe es, ich gebe Diefen®egnern lieber x recht, als daß ich ihre Begriffe follte zu ändern fuchen. Eine eingebildete Klugheit verleitet fie, von dem Mus gen der Lehre zu ureheilen, ohne daß fie die Lehren felbft verftehen, Sie haben zu wenig Gefälligfeit, mir zu glauben, daß die bloßen Augen unfichtbare, Jupiters⸗ monden, von großem Nutzen im der Erdbefchreibung find, und zu wenig Geduld, fich erklären zu laffen , viels leicht auch zu wenig Faͤhigkeit, zu begreifen, was der Stundenunterfehied zweyer Mittagszirfel fey. Don Leſern aber, bey denen ich mehr Einficht und Geduld fu: che, werde ich mir auch wegen diefes Einwurfs mehr Billigkeit verfprechen dürfen, Man 22 Das Lob der Sternfunfk > Man muß nicht das geringfte von den Streitigkeiten, die über die Einrichtung des Kalenders entftanden find, wiſſen, wenn man fich einbilden will, alles Nuͤtzliche fey in den Wiffenfchaften von unfern Vorfahren angemer- fet worden, und man habe itzo nicht nöthig, ſich um Klei⸗ nigfeiten zu befümmern, . Ein Irrthum in wenigen Minuten, bey Beftimmung des Sonnenjahres, hat von Julius Caͤſars Zeiten, bislauf Pabfr Gregor den XIII, einen Irrthum voyggielen Tagen hervorgebracht. Man würde endlich O im Herbfie, und Weih⸗ nachten im Srühlinge gefeyert haben, wenn diefer Pabft der Unordnung nicht hätte abhelfen laſſen. Dieſe Veränderung war den proteftirenden Neihsftänden anfaͤnglich verhaßt. Auch marhematifhe Wahrheiten . wollten fie fich nicht von Rom lehren laſſen; oder viel» mehr, man wollte diefe Wahrheiten nicht annehmen, mweilfie mehr anbefohlen, als gelehret wurden. # Man gab ihnen Beyfall, fo bald man verfichert war, daß nichts, als die Stärke ihrer Bemweisgründe, ven Beyfall erzwang, und als man diefes gethan hatte, fo übertraf man noc) diejenigen, die man erft nicht hatte wollen zu gehrern annehmen. Man bedient fich in diefen Staa- fen nicht derjenigen mechanifchen Hülfsmittel, die von der aftronomifchen Wahrheit, und von dem Schluffe der nicenifchen Kirchenverfammlung abführen Fönnen. Die Rechnungen, die man nach den rudolph iniſchen Ta⸗ feln anſtellt, ſiimmen genau mit den Lehren der Stern⸗ kunſt, und mit dem Satze der Kirchenvaͤter uͤberein. Ja auch dieſe Tafeln ſollen nun ſo lange gebraucht wer⸗ den, bis man Feine beſſern vorgeſchrieben bekoͤmmt. Wer wird ſich wohl einbilden, daß die Mon- den, welche die Naͤchte des Jupiters helle machen, uns Das Lob der Sternkunſt. J— uns einigen Vortheil bringen koͤnnten ? Aber tie viel Städte haben den Ort, wo fie fi) auf der Erdfugel be⸗ finden, nicht erft ſeit dem gelernet, daß man im Stande iſt geweſen, die Berfinfterungen diefer Weltkugeln zu beobachten? Sogar, dag die Trabanten des Jupiters den Erbbeſchreibern wichtigere Dienſte geteifter haben, als unſer eigener Mond. Ä Glaubt man, es fen wenig daran gelegen, die wah⸗ re Geftalt der Erde zu wiflen? Die Sciffieute wer: den ung hievon das Gegentheilderfühern. Ohne die fe Kenntniß find fie nicht Im Stande, genau zu fagen, wo fie ficy befinden. Ein Eleiner Irrthum hierinnen ift zureichend , das Schiff ins Verderben zu ſtuͤrzen. Sind diejenigen nun unnüge Bürger des Staates, Die fich, Die Geſtalt der Erde zu beſtimmen, weder vor der Hige des Mittelftrichs, noch vor der Kälte des Polarcirkels, gefcheuer haben ? Die Sternfunft führee uns niche nur in fremde Sander, fie erwirbt uns auch dafelbjt Berehrer, Der Erfindgr der neuen Welt war auf einer Inſel, wo ihm Die Einwohner Hülfe und Speife verfagten. Er dros bete ihnen den Untergang, und feßte eine Mondfin— fterniß zum Zeichen, von der er wußte, Daß fie ſich in einigen Tagen begeben würde. Der Ausgang feiner Prophezeihung fchrecfte die Einwohner, und erhielt ihm das Leben. Darf ich eg wohl wagen, zu behau⸗ pten, daß durch die Sternfunft dem heidnifchen Aber glauben Abbruch gefchehen ? Diejenigen, die fid) nach China und andern Morgenländern begeben, dafelbft - das Heidenthum zu beftreiten, mußten ſich als Stern« Fundiger zeigen, ehe man fie als Prediger hörte, Disher FR * 24 Das Lob der Sternkunſt. Bisher Habe ich nur folhe Proben von dem Nutzen ber Sternfunft angeführet, die am leichteften in die Au⸗ genfallen. Andere vorzubringen, zu denen eine riefe Kenntniß oder eine lange Reihe von Schlüffen gehörer, leidet die Abſicht gegenwärtiger Schrift nicht, und ich habe es auch nicht noͤthlg. Man waͤhle, was man will: die Unſchuld des Landlebens, oder die Pracht bluͤhender Staaten; beyden bringt die Sternkunſt die wichtigſten Vortheile. Die arbeitſamen ee des frucht⸗ baren Aegyptens haben ihr ohne Zweifel zuerft die Ge⸗ ftale einer Wiffenfchaft gegeben, und in den neuern Zei⸗ ten erkennen die mächtigften Völker, Brittanien, Frank⸗ reich, Holland, ihren Werth am meiften. Insgemein glaube man, das größte, was fich von einer Sache fagen laßt, fey der Nutzen, den fie dem menfchlichen Gefchlechte bringe, Sind mein Leſer die: fer Meynung, fo werden fie ſchon genug von der Bor« trefflichkeit der Sternfunftüberzeuget feyn. Nur durch die Sternfunft dienen ung die entfernten Weltkörper mehr, als den unvernünftigen Geſchoͤpfen. Auch diefe erwaͤrmet die Sonne ; auch diefen feheint der Vollmond. Aber auf die Geftirne Acht geben, dadurch Die Zeitrech- nung in Drdnung bringen ; die Sage der Städte beitim- men; den Schiffern Sicherheit. geben‘, die uns, die Schäße anderer Welten bringen: das heißt, Die Öe- ftirrte fo brauchen, wie fie nur von vernünftigen Wefen Fönnen gebraucht werben, Bo Es wird alfo vielleicht überflüßig fcheinen, von der Annehmlichkeit der Sternkunſt zu reden, nachdem ic) ihren Mugen gezeiget habe. Doc) diejenigen, die es empfunden haben, was für ein Ergößen uns die Er⸗ kenntniß der Wahrheit giebt, würden es mir nicht ver» zeihen, Ir 4 | zeihen, wenn ich bey der Sternkunſt davon ſchweigen wollte. Vergnuͤgt man ſich an einer ſichern Einſicht Das Lob der Sternkunſt. as ſolcher Säge, die Unwiſſenden unmöglich ſcheinen? Er⸗ goͤtzt man ſich ʒu begreifen, wie aus ſehr geringer Kennt« niß die verborgenſten Wahrheiten ſind hergeleitet wor⸗ den? Will man wiſſen, wie weit die Kräfte des menſch⸗ lichen Berftandesreihen? Man lerne die Sternfunft. Sie ſchreibt dem Geftirne des Tages feine Bahn vor; fiefündige dem Monden feine Berfinfterung an; fie be« fiehlt jedem Planeten, ist fchneller zu laufen, ißt langſa⸗ merzugehen ; fie gebeut dem ganzen Heere von Fixſter⸗ nen, wie viel Secunden es jedes Jahr in unverrückter Drdnung fortfchreiten fol. » > - Mein, fie gebeut nicht: fie unterfucht mit ehrfurchtsvoller Neugier die Befehle, die der Welt von dem Schöpfer find vorgefchrieben wor⸗ den. Der Erddiameter dienet ihr zur Meßrutbe, die nie betretenen Wege nach andern Weltfugeln zu be= ftimmen, und wenn fie nichts ernfthafters zu hun Luſt bat, fo rechner fie zum Zeitvertreibe die Größe der Sonne und der Planeten aus, | Was für eine Menge von Entdeckungen find nicht in diefer Wiflenfchaft gemacht worden, feitdem Hipparch die Sterne den Nachfommen zugezählt; ich nehmeei- ne zu große Zeit, feitdem Copernif der Erde anbefoh- len, fich um die Sonne zu wälzen! Bald fieht man ‚einen Cometen durch. die Kreife unferer Jerſterne durchſtreichen, die crnftallenen Himmel zertrümmern, und die cartefianifchen Wirbel zerftören; bald ſetzt uns die Erfcheinung eines neuen Sirfternes in Ers ftaunen. Zwey Gläfer verwandeln uns bie Planeten in Erdfugeln, und entdecken uns finftere Flecken auf der Quelle des Lichts, Saturn und Jupiter pran- | gen kunſt. gen mit mehr Begleitern, als die Erde), und der Stern, den man von der Goͤttinn der Schönheit genannt, wird durch ungeheurere Berge verftelle, als der Mond ; Die Furcht vor dem Cometen, und der Aberglaube der Sterndeuter find uns nur lächerlich, Aus der Größe des Weltgebaudes wird Die Größe des Schöpfers der Melt deutlicher erkannt; und felbft Die Gründe der Naturlehre find durch die Sternkunft erweitert wor⸗ den. Die meiften Kräfte, die bey Körpern auf un⸗ ſerer Erde in einander wirken, und uns ungewiß ma» chen, was jede für ſich hervorbringe, verfchwinden bey den entfernten Geftirnen, auf diefe müffen wir alfo Achtung geben, wenn wir die Kräfte entdecken wollen, die allen Körpern gemein find, und in alle Wirkung der Natur einen Einflußhaben. So hat man gefun« den, daß eben die Schwere, die. einen Stein gegen bie Erde treibt, aud) die Planeten in ihren Kreifen erhält, Schon die älteften Weltweifen Griechenlands haben hiervon gelallet: Kepler hat fie errathen ; einem Newton aber war es beſtimmt, fie zu erklären und zu beweifen. Diefer Geift (denn Engelland zweifelt, ob esihn einen Menfchen nennen darf) hat ſich die Wahrheiten der Als ten, und die Erfindungskunſt der Neuern eigen gemacht; fein feharfer Blick unterfcheider dag fiebenfache Licht eines Sonnenſtrahls. Die Gränzen unferer Erkennt⸗ niß find zu enge für ihn, er gehe mit fihern Schritten ins Unendliche, die verſchwindenden Größen entziehen fich feinem Auge nicht, und Diejenigen, die fein Maaß erfhöpfet, werden doc) von feinem Verftande gefafler. Er zeiget uns, was die Weltfugeln um die Sonne - treibt; mas das Meer gegen den Mond erhebt, und die Erde um den Mittelſtrich aufſchwellt; ** die Plane⸗ 26 Das Lob der Stern Das Lob der Sternkunſt. Planeten ab, und mißt ihre Wirkungen in einander aus, und offenbarerung die Gefege, welche Gott allen Körpern vorgefchrieben hat. - Seine Beweife find un« widerſprechlich; ‚feine Muthmaßungen find Gewißheit gegen andere Beweiſe; man ſtellt Erfahrungen an, ihn zu widerlegen, und hierdurch) beftärfe man feine Ausſpruͤche. Manmuß ein Bernoulli oder Euler feyn, wenn man feine Fehler bemerken will, und beynahe wird ihm von der Wahrheit die Ehre erwiefen, die Hieron dem Archimedes ertheilt, und uns befohlen, nichts für falfch zu halten, was er ſagt. Vielleicht wird einigen deutfchen Leſern das Lob dieſes Eingelländers bier tadelhaft ſcheinen. Doch da⸗ miit mich dieſelben nicht etwan für einen Berächter mei⸗ nes Baterlandes halten; fo muß ic) fie erinnern, daß Die Deutfchen in der Sternfunft die gehrmeilter dee Auswärtigen find. Hier iſt nicht der Ort, da ich die nen Sa ausführen koͤnnte, an welchem ohnedieß nie⸗ mand zweifelt, Die Beweife Davon werden jedent einfallen; wenn ic) die beyden Wiederherfteller des ‚wahren Weltgebäudes, ven Cardinal von Cuſa und den Copernicus; wenn ich einen Regiomontan, einen Purbach, einen Elavius ‚ einen Sceiner ; einen Mas rius, einen Hevel, Kirch, Wurzelbau, von unzaͤhlba⸗ ren Namen nur wenige nenne, und wenn ich erwaͤhne daß Newton ſelbſt den großen Kepler für feinen Lehr⸗ meifter erfanne. Ach! daß ich Keplers Namen zu unferee Schande nennen muß. Deutſchland, die fruchtbare aber nachläßige Mutter großer Geifter, ließ Keplern mit Armuth und Elend flreiten, da er befchäfftigt war, ven Himmelskoͤrpern Gefeße veorzu⸗ ſchreiben, und er ſtarb auf einer Reiſe, welche er that, 1Sand. P ſeine 23 Das Lob der Sternkunſt. feine verfprochene und laͤngſt ſchuldige Befoldung eins | zuheben. Undankbares Vaterland! waͤreſt du wohl eines Newtons wuͤrdig gewefen? » » » Der Eifer führt mich zu weit. Ya Deutfchland, du waͤreſt eines Newtons nicht unmwerth geweſen, denn Du haft einen Seibniß hervorgebracht. Wenn du bisweilen auf die Sternfundiger unachtſam geweſen bift, fo haft du des⸗ wegen die Sternkunſt nicht ganz verachtet. Sind niche Berlin und Nürnberg wegen ihren Obſervationen, nicht nur in deinen weiten Graͤnzen, ſondern auch bey Fremden, befanne? Und durch den Fleiß und die Gefchicklichkeit eines Marinoni würde ſich Wien, der alte Wohnplag der größten Himmelsfundiger, dem Heide von Paris auf eine neue Ark ausgefetzt fehen, wofern die Groͤße anderer Sternſeher auf eben die Art empfindlich waͤre, wie ſie Monarchen iſt. Moͤchte ſich doch dein Eifer, o Deutſchland! für die Sternkunſt beſtaͤndig ſtaͤrken. Erxinnere dic der Zeiten, da die Fuͤrſtenkinder deiner Bor Jeden von den Druiden den Lauf der Geftirne und die Weltweisheit lernten, da der Stifter deines Kai: fertbums Carl, der als ein Monarch und als ein Ges lebrter groß war, auch die Sternfunft triebe, da ein Dhilipp von Heffencaffel feinen Namen durch Beob» des Himmels verewigte, und da die Gelehrten, die aus Europa an des zweyten Rudolphs Hofe ver⸗ ſammlet waren, daſelbſt einen Tycho und Kepler ver⸗ ehrten. Gedenfe daran, daß alle Fremde vom (os pernifen den wahren Welcbau , vom Kepler die Ges fege der Himmlifchen Bewegungen, von zween Deut fhen die Gründe der ganzen Sternfunft gelernt. Aber ; gedenfe fo daran, wie würdige Nachkoͤmmlinge tapfrer Das Lob der Sternkunſt. 219 capſter Ahnen an die Thaten ihrer Vorfahren ge⸗ denken.· "Wozu dient meine —— 2 Es mangelt in Deurfchland nicht an Beförderern der Wiflenfchaften, und wenn es daran mangelte, fo würden die Wiffen: ſchaften noch eigne Relzungen genug haben, ſich Vereh⸗ ver zu erwerben. Die Sternfunft insbefondere Hat bes ftändig Liebhaber gefunden, Die weder Ehre noch Beloh⸗ nungen brauchten, zum Beweiſe, daß bloß die Ergoͤ⸗ tung dieſer Wiſſaſhaft ſie an ſich gezogen. Umſonſt, hochmuͤthige Weltbezwinger, legt ihr Bölkern ein-tyrannifches Joch auf, vie es längftens bis an euren erfeufzten Tod tragen, : Wolle ihr frey⸗ willigen Unterthanen ewig befehlen? Folget einem Caͤſar nach. Mitten unter den Schlachten beobach⸗ tete er den Lauf des Himmels, Durch ſeine Tapfer⸗ keit ward die Welt ihm unterwuͤrfig, ſo weit ſie der Schauplatz ſeiner Kriege war; durch ſeine Kenntniß in der Sternkunſt ſchreibt er nicht nur dem von ihm nie bezwungenen Deutſchlande, ſondern allen geſitte— ten Voͤlkern noch itzo Geſetze vor. Denn wir beobach⸗ ten die Einrichtung der Zeit, die er gemacht hat, Die Befehle der weifeften Fürften kommen in Bergeffen« heit, oder müffen abgefchaffer werden: Dieſes Geſetze hat man wohl verbeſſert, aber niemals wird man es aufheben. Die Welt wird untergehen, wenn Caͤſar uns nicht mehr befiehlt. Hnenplicher Borzugder Ges lehrſamkeit vor den Waffen ! Arabien, Spanien, Deutfchland und die Theile von Deutſchland zaͤhlen unter ihren Regenten mehr als einen Sternkundiger. Und welches Land iſt fo un— gluͤcklich, daß es unter feinen Beherrſchern nicht we— N 2 nigftens 220 Das Lob der Sternkunſt. nigſtens Befoͤrderer der Sternkunſt haben ſollte?— Frankreichs Ludewig wird durch die Tafeln, die de la Hire nach ſeinem Namen genannt, in denen Laͤndern verehret, die er niemals durch ſeine Siege verwuͤſtet at. Ich habe Gruͤnde vorgetragen, die bey ——— ſern der Sternkunſt eine Hochachtung erwecken koͤn⸗ nen: Auch die Gedanken ihrer Veraͤchter ſind von mir nicht ganz mit Stillſchweigen uͤbergangen worden. Noch) einen Einwurf muß ich ihnen benehmen. Sie Fönnen fich nicht einbilden, mit was für Gewißheit man die Groͤßen, Die Weiten, die Bewegungen fo ent= fernter Körper wahrnehmen fönnte. Sie glauben, un: fere ganze Wiffenfchaft hievon komme auf füge Einbils dungen an; Hören fieetwan gar, daß die alten Sterns fundiger von diefen Sachen etwas anders urtheilen, als die neuern,, Daß der Himmel bey einer Dbfervation nicht ollkortiiiien mit der Rechnung übereinftimme, da’ triumphiren fie, da führen fie dieß zum überzeugenden Beweiſe an, wie eitel die aſttonomiſchen Traͤume find, - Wie werde ich diefe Seutewiderlegen ? Sehr leich⸗ te. Daß ihnen die aſtronomiſchen Wahrheiten unbe⸗ greiflich vorkommen, iſt eine Ehre fuͤr die Sternkunſt. Ein Menſch, der nichts von der Meßkunſt verſteht, ſchließt: ich ſehe nicht, wie man die Größe des Gas eurns beſtimmen kann, alfo ift diefes Unternehmen thöricht. Die Widerlegung diefes Schluffes gehöre nicht für die Sehrer der Sternkunft, fondern für die, Schüler der Logik. Esiftwahr, den Alten mangelte es theils an richtigen Werkzeugen, theils an genug ſamen Dbfervarionen , theils au) an Erkenntniß eini⸗ ger Das Lobder Sternkunſt. 22 ger Wahrheiten, alle Kleinigkeiten genau zu beftims men: Allein wie fie. den Mangel diefer Hülfsmittel einigermaßen dur) ungemein viel Fleiß und Auf merkſamkeit erſetzten: So geben wir ja auch ist auf ihre Umftände Achtung, wenn wir uns ihre Arbeit zu Nutze machen. Haben doch ſchon die Perfer die Größe des Sonnenjabres fo genau als wir zu beftimmen ges wußt. Einige Planeten haben wir ned) nicht genug „beobachtet, andere noch nicht lange entdeckt. Was wäre es Wunder, wenn wir ihre Bewegungen nicht ganz genau Fennten? Der Mond leidet in feinem Lau⸗ ‚fe durch die Wirkungen des Hauptplaneten Berändes rungen, und feine geringe Entfernung von der Erde mache diefe Beränderungen zugleich fehr groß und fehr merflih. Es find nur nod) wenige Sabre, Daß man ihre Urfachen entdeckt Hat, und gleichwohl find ihnen ſchon größtenteils Gefege vorgefchrieben. Endlich, was für ein Eleiner Unterſchied ift niche zwifchen dem Himmel und den aftronomifchen Tafeln, auch) Da, wo fie am meiften vom Himmel abweichen? Iſt es mehr zu fadeln, taß wir fo viel, oder zu bewundern, daB wir fo wenig fehlen? | "las Ich ſchließe mie der Betrachtung, dag unfer Wohn⸗ haus unter allen Planeten die bequemfte Lage bat, die Ordnung des Weltgebäudes und die Verhaͤltniſſe der PM anetenbahnen zu befiimmen, Das ab: und zuneh⸗ mende Licht des Merkurs und der Venus überführee uns, daß es Planeten gebe, die fih um die Sonne drehen. Merkur Fann keinen Schluß von diefer Art machen, twofern er feinen Woltförper unter fid) fiebt. Merkur und Mars haben, fo viel uns wiſſend, Feine P3 Beglei⸗ 2 Das Lob der Sternkunſt. Begleiter, aus deren Berfinfterungen, Flecken und an- dern Erfcheinungen fie etwas von der Natur der himm« liſchen Körper fchliegen Fonnten. Dem’ $upiter und Saturn verſchwinden, allem Anſehen nad), die Fleinen Kugeln, die der Sonne näher find. Nur wir erfen- nen es, daß wir ung in einer Gefellfchaft von vierzehn Welten um die Sonne drehen. Wenige von ihnen mögen etwas von unferm Punfte wiſſen, von dem oft ein Stückchen unter viel Völker mit Feuer und Schwerdt getheilee wird. Mur wir Fönnen von den Bewegungen und Eigenfchaften der WeltfürperWahr- heiten feite feßen. Hätte der Schöpfer nicht haben wollen, daß wir diefes thun follten, er hätteuns fein foldy bequem Dbfervatorium gegeben. OD h n L B SUR 2 — —DS — 2 73 5% iq — RN Ey >= — — —— ENG — n IX € 223 ern rnn Be Einige Nachrichten von einem viefenmaßigen Knaben, zu Willingham bey Cambridge, | VUeberſetzt aus den philofopbifchen Abhandlungen der engli⸗ kben en der Wiffenfchaften, 475 Rum. 249 uf | hs | De erſte Nachricht, die der koͤniglichen Geſellſchaft von dieſem außerordentlichen Kinde gegeben wurde, war ein Brief an den Vorſteher, den Herr Philipp Miller, Mitglied dieſer Geſellſchaft, der— ſelben mittheilte, nebſt einem Einſchluſſe von Herrn Al⸗ mond, Pfarrer des Orts. Dieſes wurde in einer Verſammlung der Geſellſchaft am verwichenen 8 Nov. verleſen. Zu derſelben Zeit wurde auch verleſen ein Brief von Herrn Baily, an Jacob Theobalds, Ritter und Mitglied dieſer Geſellſchaft, von eben dieſer Sa— che und faſt von. einerley Inhalt mit dem Vorherge—⸗ benden. Was hier folget, ift ein Auszug aus einem Briefe Ihro Wohlehrw. des Herrn Almonds. | ish Willingham, am 3 October 1745. Mein Herr, Ich nehme mir die Freyheit, Ihnen von einem Wun—⸗ der der Natur an meinem Orte hier Nachricht zu geben; und ſtelle es Ihrer Ueberlegung anheim, ob Sie die: | » 4 felbe 224 Einige Nachrichten felbe würdig achten, fie der Föniglichen Geſellſchaft mit⸗ zutbeilen. Kine Magd, die aus meinem Haufe heira⸗ thete, kam zum zweytenmale nieder, und brachte einen Sohn zur Welt, der bey ſeiner Geburt etwas ganz außerordentliches an ſich hatte, fonderlich an den Zeus gungsgliedern, nebft einer ungewöhnlichen Größe feines ganzen Leibes. Er wuchs zu jedermanns Verwunde⸗ zung in drey Viertel⸗Jahren fehr ftarf, da er feine an- were Nahrung hatte, als die Bruſt. Zu dieſer Zeit ſtarb ſeine Mutter ploͤtzlich, und wie man glaubte, ſo war er die Urſache davon, indem er ihr die Nahrung entzog. Seit ihrem Tode iſt derſelbe in dieſer Ver⸗ haͤltniß fortgewachſen; und da derſelbe itzo nicht mehr als zwey Jahre und eilf Monate alt iſt; ſo iſt er doch drey Fuß und neun Zoll hoch, und druͤber, und nach dieſer Hoͤhe haben alle ſeine Glieder die gehoͤrige Groͤße. Seine Staͤrke und ſein Muth ſind ſo groß, daß er Knaben von ſechs, ſieben bis acht Jahren zwingen kann. Seine Stimme iſt wie eine Mannsſtimme, ſehr grob. Er wieget uͤber vier Stein (32 Pfund), und zeiget eben fo viel Berftand, als ein Knabe von fünf bis fechs Jahren. Worüber man aber am meiften erftaunen muß, das iftdiefes: Daß feine männliche Ruthe, wenn fie fteif wird, vier Zofllang ift; und die Haare an die— fem Drte find einen Zoll lang, und flehen dichte, Das Gerüchte von demfelben Hat verurſachet, daß die Leute von der Nähe und Ferne fommen, ihn zu fehen. Ich bin | Dero * gehorſamer demuthiger Diener, Edmund Almond. 2. Ein von einem rieſenmaͤßigen Knaben. 225 — ik; 2, Ein Brief von See Thomas Dawobes, Wund⸗ arzte zu Huntington, an den Doctor Mead, Mitglied ⸗ der koͤniglichen Geſellſchaft, und ihrer koͤnigl. —— Leibarzt von eben demſelben Kinde. Hochgelehrter Herr, Ein Wunder der Ratur, das hier unten genau bes ſchrieben ift, hat feit einigen Monaten die Aufmerk. famfeitder Begierigen in diefer Machbarfchaft beſchaͤff⸗ tiget, und ſcheinet auch die Achtung derjenigen gelehr⸗ ten und hochberuͤhmten Geſellſchaft zu erheiſchen, da» von Sie eines der vornehniften Mitglieder find. Aus dieſer Urfache nun vermutbe ich, ungeachtet ic) ihnen von Perfon unbekannt bin, daß die ‚folgenden Yiach- richten Ihnen nicht ganz unangenehm feyn werden. Auf Erfuchen der Hebamme, die bey der Geburt ges holfen hatte, begab ich mich auf ein Dorf, Willingham, fonft Wivelingham genannt, bey fechs Cenglifche) Mei: ‚len nordwärts von Cambridge gelegen, um einen Kna⸗ Den zu feben, der damals ( zu Ende des verwichenen Au⸗ guftmonats ) gerade zwey Jahre und zehen Monate alt war. Bon Diefem nahm ich mit der genaueften Richtig: keit ſohente Maaße. Naͤmlich en J. * ein. — war ns; — 3 Die Dicke um den Hals 1 : 3 =. um den Bauch 1291,42 Bon der Höhe einer Schulter big su der andern Or ST Eee Don der Höhe der Schulter big zu | dem Ellnbogen an 83 P5 Von 2265. Einige Nachrichten - engl. Fuß 3. 1otheilig.Lin. Von dem EnSogen big su dem a _ ‚Gelenke der Hand- 8 Die Dicke um das Belenfeder Hand o 6 ©. Die Lange des Schenkels, von BER 7 dem Kopfe des Schenfelbeineg, J— bis an den Kopf des Schienbeines o 10 8 Die Dicke deſſelben, da ſi an groͤßten iſt ETF € Don dem Kopfe des Schienbeines | bis an den Knorren Die Länge des Fußes Die Breite deffelben Die größte Dicke der Waden Die — der maͤnnlichen Ruthe, 8 ſchlaff hangend Der mine derfelben Die Hoden an beyben Seiten der Ruthe nach ihrer Runde gemeffen ——6 00009 00 w Das Gewicht deſſelben i in feinen Kleidern, ke, vier Steine und zwey Pfund (34 Pfund). Sein Haar auf dem Haupte ift lang, ftarf, dunfelbraun von Farbe, und kruͤmmet ſich von Natur felbft in artige Soden. Er hat die ordentlichen Kennzeichen der Mannbarkeit an ſich; denn die Haare an feinen Zeu— gungsgliedern find fo lang, ſo dick, und fo fraus, als bey einer erwachſenen Perſon. Er hat eine große Stär- fe, Ich fahe, daß er einen Schmiedehammer, der 17 Pfund wog, ſehr leicht aufhob und von fich warf. Und wenn er von andern Kindern gereizet wird, (denn er gehet in die Schule): fo Fämpfet er nicht mit der Sauft, oder mif den Füßen; fondern er packet Diefel« ben bey dem Halfe an, und wirft fie bloß dutch ſeine Staͤrke zu Boden: So machet er es oft, wie — die eute von einem rieſenmaͤßigen Knaben. 227 Leute geſagt haben, mit Knaben von ‚acht bis zehn Sahren. Seine Stimme ift überhaupt: ungemein männlich, fo tief, als Sie fid) eine Baßſtimme nur vor» ſtellen koͤnnen; und er fpriche fehr deutlich... Er bat etwas in feinem Angefichte, Das ein wenig wild aus» fieht; wiewohl man mich verfichert bat, daß er von Natur nicht zankfüchtig ſey. Er iffer und trinket mie großer Mäßigkeit. Sein Verftand ift fo groß, als eines Kindes von fünf bis fechs Sahren. Er iftvon einem hurtigen Begriffe, und hat ein Gedaͤchtniß, das eine Sache fehr wohl behalten kann. Er bat einen etwas ftolgen Gang an fi), und ſcheinet fich feiner ungewöhnlichen Stärfe, damit ihn der Urheber der Natur begaber hat, bewußt zu ſeyn. Er wird nicht zur Schau ausgeftellet oder gezeiget; fondern gehet aus, und fpielet öffentlich mit andern Kindern. Als ic) ihn fahe: fo war die Eichel an feiner männlichen Ruthe ganz bloß und unbedeckt; und feine Muhme und die - Hebamme verficherten mich, fie fey allezeit fo geweſen. Sein Bater ift ein Fleiner Mann, und ein Bauer, und feine Mutter (diefe ftarb, als er erft 9 Monate alt war, und zwar, wiemanglaubte, davon, daß fie ihn ſaͤugete; denn Die Leute fagten mir, daß man fie todt gefunden habe, mit dem Rinde an der Bruft,) war eine Frau von mittlerer Größe. Die Hebamme verficherte mich, daß er, da er gebohren worden, nicht anders beſchaf⸗ fen gemefen fen, als ein anderes Kind, Das man ingges mein einen dicken ftarfen jungen zu nennen pfleget; ausgenommen die Zeugungsglieder, als die größer, denn gewöhnlich, gemwefen feyn. Die Haare an viefen Theilchen haben ſich zuerft gezeiger, als er beynahe ein Jahr alt geweſen, und diefes babe feinen Vater IR» und 228. Einige Nachrichtenae. > 1.0 und feine Verwandten ſehr beunrußiget, ‚ als die ſehr enbächtige Leute ſi nd, Sch b in, ? 9— Hochgelehrter Her, * in: “2 Da“. D Huntington, am 4 Jun. " | 1744. ' Be | gehorfamfter demüchiger A: Dir. Thomas Dawkes. Bey einem ʒweyten Briefe deſſelben befanden ſich beeidigte Beweiſe und Zeugniſſe von der Hebamme, dem Pfarrer, Kuͤſter und andern: daß dieſes Kind, Tho⸗ mas Hale, gebohren ſey am 31 October 1741, | Herr Almond hat ihn auch verſichert, daß biefes Kind ʒwiſchen dem 28 Aug. und 30 Nov. 1744 zween und einen halben Zoll gewachſen ſey; naͤmlich von 3 Fuß/ 8 Zoll, 5 Linien, bis 3 Fuß, 11 Zoll. em. | X. Die RR EL er ae 229 en FE ae Die Macht des Menfhen (is alle ſoll der. Menfch regieren, Sprach einft Prometheus zu den Thieren, Der Menfch, das Werk von meiner Hand, Wie? ließen fie ſich ‚troßig hören, | Befiehl was größers und zu ehren, Der Menſch wird nicht von ung erkannt. Dieß Wefen, ohne Kraft und Waffen, Dieß haft du ung zum Herrn erfchaffen? So fragt der Leue, fihon ergrimmt: Dann will ich feine. Herrfchaft febauen, ° Penn er zerfleifcht von meinen Klauen In feinem Blute vor mir fchwimmt. 8? forach der Adler, fol ihm nüßen® Auf Gemfen nie erftiegnen Spigen Wird ihm mein Wohnhaus wohl entdeckt? Wodurch denn will er mich bezwingen? Der kuͤhne Flug von meinen- Schwingen ; Geht höher, als fein Blick fich ſtreckt. Mir, ſchloß Der Wallfiſch, zu gebieten, Soll er, wo Froſt und Wellen wüten, - Mir mehr, als beydes, furchtbar fepn? Kein, Heerden von dergleichen Thieren Wil ich, mein Schwanz darf fih nur rühren, Zerfchmettert in DaB Meer zerftreun. Wißt, bat fie drauf der Gott belehret, Schwach, unbeflügelt, unbemwehrer, Iſt er doch mächtiger, als ihr. u Was mehr, als Stärke, Flug und Waffen, 7 Wird ihm nur eine Kraft verfchaffen, Und dieſe Kraft befige Fein Thier. Dann 230 Die Macht des Menfchen. Dann trotz jein Pen auf ine Klauen, Va. Wenn er, durch fiharfern Gtahl zerhauen, Bor ihm in feinem Blute liegt. —— Dann wird der Adler ihm enteilen, Wenn durch die Luft auf fehnellern Pfeilen ö En 4 Der Tod unfehlbar nach ihm fliegt. Du wuͤteſt nur), um mehr zu bluten, * Belebtes Eyland Falter Fluthen, 2, Wenn dich fein kuͤhner Schuß verlegt. HERR Bor Menfchen wird dem Stolz entweichen, Die felbft der Reſt von ihres gleichen Veraͤchtlich, faſt zu Thieren fege*. — Die Kraft, durch die ihm wird gelingen, Rufe, Erd und Waffer zu bezwingen, Die bleibt euch. ewig.unbefannt. Zubald nur wird fie euch zum Schreien Durch ihre Wirkung fih.entderfen,.. - Den Namen hört: fie heißt Verſtand. EB. - * Die Islaͤnder und Groͤnlaͤnder. Ka j XI. | Die Zufriedenheit ufriedenheit du Duell von allem Gluͤcke, Die jeder fucht, und die doch jedem fehlt, Entdecke dich, fprich, wo vor. unferm Blicke Dich fern von ung ein felig Land verhehlt? Both dich vielleicht auf unfchiffbaren Meeren Dem Robinfon ein wüftes Eyland dar? Bermurhlich nicht, weil ihm, zurueck zu kehren, Mehr ald das Heich von feiner SSnfel war- , Nein, deine Luft erfüllt auch unfvre Seelen, Doch wirft du nur den Mächtigen zu Theil. - I du erſcheinſt, wenn Fürften dir befehlen ; s u biſt um Gold jo für den Weichen feil. | ſt eichen f Ach! 00 Die Zufriedenheit. - agı EEE ER, oa PR AB! wuͤrdeſt du nicht meine Brufk beglücen, Beſaͤß ich auch gleich andern Ehr und Geld, Was fehlet dem, vor dem fich Sklaven buchen? Der frey von Müp, der Schuldner Fleiß erhalt? Gequaͤlt von Neid und von vergebnem Kummer Berftrich mir fo die Halfte von der Wacht; Der müde Leib verfiel in einen Schlummer Bon jener Urt, Dabey die Seele wacht. Der Schatten weicht, umglanzt mit reinem Lichte Seh ich vor mir ein himmliſch Bildniß ſtehn, Ein holder Ernft erbeitert ihr Gefichte, ie Alter Elug, und wie die Jugend fchöm. Wie? ließ fie fich mit fanfter Strenge hören, Verwegner Menfch! klagſt du die Borficht an ? Wiß, ihren Schluß vernünftig zu verehren, Nur dieſes ift, was mich dir geben Fann. Bey ibm zu feyn kann mir kein Fuͤrſt gebieten, Wenn Ehrfurcht ihn, wie er die Völker, quaͤlt. Man kaufe mich nicht, um einen Schaß zu huͤten, Den blaffer Geiz mit Millionen zahlt. Aus zweyen eins haft du dir zu erwahlen, Den äußern Blanz, die innre Geelenrub : Such jenen erft, fo werd ich ewig fehlen, Zieht du mich vor, koͤmmt er vielleicht dazu; Doch ſey gefaßt, ohn ihn beglückt zu leben, Sonſt wird er felbif dein wahres Elend feyn. Das; mas dir nuͤtzt, will dir die Allmacht geben; In diefen Sag ſchraͤnk Wunſch und Hoffen ein. Ein größer Wohl, als Rang und Goldgemahren, Hat dir die Huld der Borficht zugedacht ; Ein redlich Herz, genügfam im Begehren, Und einen Geiſt, den Denken gluͤcklich macht Anhalt des zweyten u * J Des Herrn von Sauvages Nachrichte von den S Sei denwurmern, und der ſicherſten Art ſeagufuen ziehen. Aus dem erſten Stuͤcke der Memoite fon ra la Filca e Iftoria naturale di diverfi Valentuomini II. Krankheitsgefchichte eines Menſchen, der vom tollen Hunde gebiſſen worden, aus der 475 Nummer d der Philofophical Transadtion’s. III. Anmerkungen über einen Vorfall, in Ben —— giſchen Verſuchen, von einem Menſchen der dem Anſehen nach todt geweſen, und durch Ausbehnung der Lunge mie Luft wieder belebet worden, aus den Philofophical Transact. Num. 475. m. si: IV. Nachricht von einem außerordentlichen Vorfall, iR Die Knochen einer Leibesfrucht durch den Sitsen abgegangen. Aus derfelben Nummer. V. Betrachtungen uber das Aufſteigen der Duͤnſte. VI. Hiſtoriſche Abhandlung von dem Urſprunge und den alten Wohnungen der Scythen. Aus den Schrif⸗ ten der peteräburg. Akad. der Wiſſenſchaften. Wi VII. Hifforifche und moralifche Abhandlung vonder Er: findung der Fernglaͤſer, und den Bortheilen, welche die Neuern Dadurch in ihren aſtronomiſchen Bemer⸗ kungen vor den Alten haben. Von Charles Kamotte aus dem Engliſchen uͤberſetzt. VIII. Das Lob der Sternkunſt, von A. ©. Käfiner. IX. Einige Nachrichten von einem riefenmäßigen Kıras ben bey Cambridge, aus den Philofophical Trans adtion’s Num. 475. X. Die Macht. des Menſchen, eine Ode. 1 XI Die Zufriedenheit. DD, BO oder geſammlete Schriften, Me | zum / Unterricht und Vergnügen, \ aus der Naturforſchung — und den angenehmen Wiſſenſchaften uͤberhaupt. / BC” FR —860—— ee — ‚0 bs zgw)) / WS RIH N N A ! Se 9 — TIET > rd — —— Des erſten Bandes drittes Stuͤck. Mir Königl. Pohln. und Churfuͤrſtl. Sachfifcher Freyheit. Hamburg, bey Georg Chriſt. Grund, und in Leipzig, bey Adam Heinr. Holle, 1748. Sr ! — —— > BR Verſuch * — Urſachen | der verſchiedenen Farben der Renſchen in verſchiedenen Weltgegenden, von Johann Mitchel, Doctor der Arztneykunſt, der koͤnigl. Geſellſchaft | mitgetheilet durch Peter Eollinfon, Mitglied der Eöniglichen Geſellſchaft *. Bey verfchiedenen Zufammenfünften, vom 3 ap bie auf den 14 Junii, vorgeleſen. Aus den P Transact. n, 474. IV Artikel, ie Urfache von der Farbe der Schwarzen iſt fo wenig befannt, fo fehr man folche un: terfucht hat. Sie ift dabey ſo mas Merk⸗ mürdiges und Nuͤtzliches, daß es die Aufs merkſamkteit und Nachforſchung der Gelehrten in Eu⸗ ropa auf ſich gezogen hat, beſonders der Akademie zu Bourdeaux, fo einen Preiß darauf geſetzt, aber wie ich berichtet worden, Feine ‚vergnügliche Antwort erhalten 2 bat, Auszug aus einem Theile von D. Michels Briefe, an P. Eollinfon, Mitglied der Fönigl. Geſellſchaft von Urbanga in Virginien, den 12 2 1743: ea i Verluch ven irsenberaMenfeen hat. Ich wage es, dieferwegen 4 r cite Gedanken darüber mitzutheilen, da ich oͤſtere Gelegenheiten ge⸗ habt habe, die genaueſten und noͤthigſten Verſuche daruͤber a Su kr ng werden diefe meine h 2 009% 9 Bemer« Yıleın Zerr, Seh verſprach einige Wiedervergeltung für ihre = oT tigkeit, durch Ueberfendung wie Gedanken der wunderbaren Begebenheit der Ur fache - 5 Farbe der Schwarzen. Ich Fanın nicht Hr verfprechen , weil tie Verrichtungen mir fo viel Zeit wegnehmen; aber dag bitte ich mir zur Erlaubniß aus, zu ſagen, daß ich inder Abſicht die Wahrheit zu entdecken, mit großer Sorgfalt die Verſuche und Obſervationen angeſtellt habe. Sch ge⸗ ſtehe, daß es mich anfaͤnglich beſtuͤrzte, als ich fand, daß ſie von den Gedanken verſchiedener Gelehrten abs wichen, befonder8 bey einer Eache, fo auf die Erfah: rung ankommt, And die fie gleichwol mehr annehmen als beweifen, nämlich den flüßigten Schleim be8 Ober⸗ haͤutchens (cuticula) oder des netzfoͤrmigen Haͤutchens (corpus reticulare Malpighii) Aus diefem Grunde wie: derholte ich meine Verfuche verfihiedenemal an — — digen Koͤrpern, konnte aber nie einige 3: ſchwarzen Safts entdecken. Ich vermuthe, da die Zergliederer das Nik apincen bey todten Körpern von einem weichen’ lei erichten Weſen gefunden, haben fie mehr gefchloffen, daß es ei: nen flüßigen Schleim enthälten muͤſſe, als folches wirt lich geſehen. Wie ich befürchte, diefe Schrift wird, die Preisauf⸗ gabe der Akademie zu Bourdeaux aufzuloͤſen zu fpate kommen, fo bitte ich nur fie der Eönigl. Gefellfchafe mies sutbeilen, wenn fie fo viel Ehre verdient. Gollte fie derfelben befondere Aufmerkſamkeit auf fich zieben, fo überlaffe ich fie dem Drucke in ihren gelehrten und —— Nachrichten. Sch bin. Euer geborfamfter Diener Johann Mirchel, din verfehiedenen Weltgegenden. 237 Bemerkungen hoffentlich nicht unangenehm feyn, daß einige andere, die zu folchen fubtilen philofophifchen Antetfuchungen Zeit und mehr Geſchicklichkeit haben, richtigere und vollftändigere Folgerungen daraus zie- ben koͤnnen. Diefe Aufgabe feßt die Kenntniß von den Urſachen der Farben überhaupt zum voraus, fo daß, woferne ic) die Farbe der Haut ausihrer Zufam- | menfeßung u. d. gl. auf eben die Art und von eben den Urſachen herleiten Eann, wie der große Newton die Farben anderer Körper erklärt, fo ift alles von mie erfüllt, was man in diefem Theile der Naturforſchung fordern kann. Wie diefe Frage alfo die Farbe der Haut überhaupt in ſich ſchließt, werde ich erſt die Ur» fachen vonder Farbe der Weißen unterfuchen, nebft den Veränderungen diefer Farbe in einigen aufßeror« dentlichen Umftänden, deren Urfachen bisher noch nicht gar zu wohl erkläre zu feyn feheinen. Dieſes will ich in verfchiedenen Säßen thun, daß man deutlicher fehen fann, wie jeder Saß erwiefen wird, und von was für Wichtigkeit er bey der Auflöfung der Hauptfrage von * — der Schwarzen iſt. Ab I. Sas, " Die Farbe der weißen Leute rührt von der Far⸗ be her, fo durch das Oberhaͤutchen (Epider- mis) durchſcheint, das ift, mehr von der ‚Farbe der Theile unter dem Dberhäutchen, als von der Farbe diefes felbft. | Die Wahrheit diefes Saßes wird einem jeden in die Augen fallen, der nur überlegt, daß die Farbe weißer Leute allemal mehr oder weniger lebhaft iſt, — ſie eine zaͤrtere oder dickere, feinere oder groͤ⸗ Q3 | bere 238 Verſuchv. den Farben der Menſchen bere Haut haben, das iſt, nachdem ihre Haut mehr oder weniger geſchickt iſt, Die Farbe der darunter bes findlichen weißen Theile durchzulaflen. Dieſe Theile find; die untere Subſtanz (Parenchyma) der Haut, das nesförmige Weſen, die Nervenwaͤrz⸗ chen, die reinen und klaren Saͤfte, ſo in den Gefaͤßen enthalten ſind, und vielleicht das innere Theil des Hberhäurchens felbft , welches durch feine äußere, mit vielen Deffnungen verfehene, Bedeckung kann gefehen werden. Alle diefe Theile find, wie befannt, weiß, - und geben den weißen Leuten diefe Farbe Solgende Betrachtungen aber werben dieß noch mehr befräftigen ; 1) Dieinnere Fläche der Hände, bie tippen, u.d. gl. - 100 das Oberhaͤurchen fo dünne ift, daß es von allenı, wasdarunterliegt, die Farbe durchfcheinen läßt, ſehen roth aus,und haben alfodie Farbe des rohen Blutes uns ter ihnen, befonderg bey den Leuten, die eine feine und zarte Haut haben. Denn mo die Haut dicke und grob ift, fcheinen diefe Theile meift yon einerley Farbe mit dem übrigen Körper. 2) Die Erröthung der Wangen, und ihre Röthe bey Fiebern, -fcheint eine - neue Probe ‚ daß dieß die wahre Urfache ihrer Farbe fen ; denn in einem Augenblicke befommen fie ftatt der Bl laͤſſe eine fehr ftarfe Nöthe. Miemand wird fid) da einbilden, das Dberhäurchen verändere alsdenn feine Farbe oder fein Vermögen, das Licht zuruͤcke zu werfen; fondern man g! lauber, daß es nur die Farbe des Blutes durchlaͤßt, toelches zu der Zeit heftiger in die zarten Gefäfichen unter der Haut: getrieben wird, und durch das Dberhäucchen durchfcheinet. > Zuvor enthielten die Gefäße nur eine wärferichte Geuchtigteit, und J An verfihiedenen Weltgegenden. 239 und dieſem gemäß fchiene die Haut von berfelben Far⸗ be. Diefes wird ferner erhellen, wenn man folche Theile drückt, da alsdenn das Blut aus ihnen gepreßt wird, und fie weiß ausſehen. Wenn der Drud aufs hoͤret, befommen fie ihre Farbe wieder, wie das Blue feinen Platz. 3) Die gelbe Farbe der Haut bey der gelben Sucht ift ein fernerer Verweis diefes Saßes. Die gelbe Galle ift alsdenn durch die Gefäße der Haut ergoflen, und fcheint durch das Oberhaͤutchen; aber niemand wird fich vorftellen, das Oberhaͤutchen neh⸗ me diefe zähe Galle felbit in feine Gefäße, die fo Flein find, daß viele forgfältigeergliederer, als Horgagni, fie. gar geleugnet haben, und die Scharfjinnigften fie nie haben zeigen koͤnnen. 4) Das blaffe Anfehen derer, die ein zähes oder. ſchwach herumlaufendes Blut ha⸗ ben, zeigt, daß das Oberhaͤutchen alsdenn die Far⸗ be ver Säfte und Fibern unter ihm durchfcheinen läßt, die mit rothem Blute unvermifcht find. 5) Eben das erhellee aus den Krankheiten, dabey das Blut diinne und wäflericht ift, als der Geſchwulſt, (Lemo- phlegmatia) wo das Oberhaͤutchen die Farbe des Waſſers oder der Feuchtigkeit Darunter durchſcheinen läßt. | | Hieraus ift Elar, daß das Oberhaͤutchen ein durch⸗ ſichtiges Häurlein ift, fo die Farbe eines jeden Theils “ unter ihm leichtlich fehen läßt, auf eben die Art, wie das Hornhaͤutchen im Auge die Farben der Iris durchläßt. Diefes wird aus einigen Betrachtungen weiter unfen noch deutlicher werden, wo wir Die Urſa— chen diefer Durchfichtigkeit anzeigen, und wie viel Oeff⸗ nungen in dem Oberhaͤutchen nöthig find, es durch⸗ fiheinend zu machen, beftimmen wollen. Zugleich Q4 wird 240 Berfucho. den Sacbender Menfepen wird ſich darthun laffen, daß es deswegen, weil feine Theilchen, in die es durch die Zwifchenräumchen ab» gefondert wird, fo Elein find, es dadurch unfähig wird, leicht zurücke zumerfen, und eine eigene Farbe zu zeigen. Bielleicht wird man diefem entgegen fegen, daß das ©berbäutchen, wenn man e8 vom Körper wegges nommen bat, weiß ausfieht, und folglich die weißen Lichtſtrahlen zurücke werfen muß. Alsdenn aber ift zu bedenfen, daß feine Zrwifchenräumchen und Fibern fehr zufammen gezogen find, und folglich feine Sub: ſtanz dichter, und Farben zurücde zu werfen, gefchick- ter gemacht wird. Ueberdieß ift e8 alsdenn von den Burchfichtigen Elaren Säften geleert, Die e8 zuvor we⸗ gen der Haurgefäße, fo dadurch gehen, enthielt. Herr Iſaac Newton aber zeiget, daß jeder Körper durch dergleichen durchfcheinend wird *, befonders weil der⸗ gleichen Säfte, wie fie fid) in dem Oberhaͤutchen befinden, mit im beynahe von gleicher Dichte find, da alle Ernährung und Wachsthum von ihm berrührt, Ja wir fehen diefen Gedanken gemäß, daß das Ober⸗ böucchen, befonders feine äußere Schale, durchſchei— nend genug für dag, was wir geſagt haben, ift, wenn man es vom Körper abgenommen bat. Diefes wird man ferner finden, wenn man die Hände gewiſſer Per- ſonen, die dünne und nicht fehr rauhe Haut haben, in einen gemwiffen Grad des Lichts hält. Die Farbe, fo diefes Häuschen zurüce hält, wird filberweiß, wie bey allen durchfichtigen Schalen, feyn, und fich von den - Farben der darunter liegenden Theile, die es durch- fcheinen läßt, fehr unterfcheiden. Die Schuppen des Oberhaͤutchens werden gleichfalls von diefer Farbe ish, erfchein * ©pt. 13, III Theil, III Sag. © in verfchiedenen Weltgegenden, 241 erfcheinen, wenn man ſie an ſchwarzem QTuche abgeries ben hat, oder wenn fie ſich bey Krankheiten abfchälen, wovon Dr. Turner: uns ein merfwürdiges Erempel erzählet *. Indeß Fann nicht geleugnet werden , daß das Häutchen vermögend ift, einiges weniges Licht zuruͤck zu werfen, fo aber doch wenig Theil an der Far» be des Körpers zu haben fcheint, in Vergleichung der Sarben, die es von andern undurchfcheinenden Häuten darunter durchläßt. | —F | I. Satz. „Die Haut der Schwarzen ift von einem dickern Weſen und dichtern Gewebe, als der Weißen, ‚und läßt: Feine Farbe durch. Die Wahrheit des erften Theils von diefem Sage wird fich fogleich unferen Sinnen entdecken. Wenn wir die Haut der Schwarzen vom Körper abgefondert unterfuchen, wird nicht allein die Haut, fondern auch das Oberhaͤutchen viel dicker und ftärfer, alsbeyden Weißen, wenn die Umftände übrigens einerley find, gefunden werden. Aber weil das Weſen und: Ge⸗ webe, befonders des ®berbäurchens bey den anato- mifchen Zubereitungen , durch Abziehen, Einweichen, Kochen, u. f. f. fehr verändert wird, fo. daß vielleicht folches felbft die Verbindung der Theile betreffen kann, auf welche die Farbe ankoͤmmt; fo laſſet uns die Haus te ver Schwarzen an ihren Körpern unterfuchen, Fol⸗ gende Betrachtungen werden zeigen, daß fie alle vor: Bin angegebene Eigenfchaften Haben: 1) Beym Ader: . laffen, oder wenn man auf eine andere Art ihre Haut durchſchneidet, fühle fie fich fefter und dider an, als zes Q | bey * De Morb. Cutan, p. m. IV. . | 242 Verſuch v. deũs | bey Weißen. 2): Wenn NE durch fpanifche Fliegenpflafter, durch Feuer oder auf andere Art ift abgefondert worden, findet man es, die übrigen Umftände einerley gefeßt, viel fefter unddicker, und fehmerer zu heben, als bey Weißen. 3) Die Schwarzen werden nur von der Sonne verbrannt, und ein Grad der Hiße, fo den Weißen die Haut aufs ziehet, thut ihnen dieſes nicht. Wenn man nun bedenkt, daß ein ſchwarzer Koͤrper mehr Hitze, als einer von meißer oder einer andern Farbe, behält; fo folgt noth⸗ wendig, daß ihre Haut dicker und dichter, d. i. knorp⸗ fichter und Härter feyn muß, diefe Gewalt der Son. nenftrahlen auszuhalten. 4) Wenn aud) beyeinigen einzelnen Schwarzen die Haut von nicht fo gardidem Weſen ift ; fo fühler fich dech im Winter ihre Haut rauber, härter und fteifer an, wenn fie nicht mit dem fetten Schweiße bedeckt ift, der daburd) im Sommer durchſchwitzt. Eben dieß bemerft man auc) bey ganz trockener Haut in hißigen Fiebern. 5) Die Dice und Härtigfeit ihrer Haut, welche von ſchwachen Ur: fachen nicht leichte verleßt wird, zeigt fich auch beſon⸗ ders daraus, daß fie von Krankheiten der Haut be: freyet find, fo diejenigen erfahren, die eine dünne und zarte Haut haben, als Kräße, hißiges Jucken oder. Effere *, womit ermachfene Schwarzen nie beſchwert werden. 6) Die Dicke, und zugleich die Undurd)» fihtigfeit ihrer Haut, erhellet aud) daraus, meil fie vor Scham, oder in hißigen Fiebern mit innerlichen Entzündungen, bey den Pocken oder Mafern,nieroth werden. Go heftig bey dergleichen Umftänden das Blut in die Gefäße unter der Haut N ei | eine * Soll vielleicht Efchara bedeuten. ® wi in verfchiedenen Weltgegenden. 243 ſcheint e8 doch nicht durch das Oberhaͤutchen, wel. - che, ob fie wol groß find, doch nidye blau erfcheinen, bis man die Haut durchfchnitten hat. 7) In der gel- ben Sucht, Geſchwulſt (Anafarca) u, d. gl. zeige die Haut der Schwarzen nie die Farbe der darunter lies genden Theile, ob diefelben wohl deutlich in den Au« gen zufehen find. Unlängft habe ich davon eine über: zeugende Probe an etlichen Schwarzen gefehen, die an einem Gallenfieber darnieder lagen, Wenn man ihnen zur Ader ließ, hatte das wäflerichte Wefen des Blutes (Serum) eine dunfele gelbe allenfarbe, aber durch die Haut fehiene Feine gelbe Farbe, ob man wohl ſolche genug in den Augen fahe, NR Ri Zuſatz. Hieraus laͤßt ſich eine ſehr natürliche Urſache von der Farbe der Schwarzen herleiten. Wenn die Far⸗ be der Haut nur von derjenigen herruͤhret, die durch ſie durchſcheinet, und wenn die Haut der Schwarzen fei- ne Farbe durchfcheinen läßt, muß fie aus diefer Urfa- che ſchwarz ausfehen. Die bekannte Lehre von Licht . and Farben zeiget uns, daß Dunfelheit und Schwärze nothwendig vorhanden find, wo Licht und Farben weg» genommen werden. : Da aber die meiften undurd)» ſichtigen feften Körper eine Farbe zurück werfen, fo, mie befannt, die Schwarzen nicht thun, wollen wir nur die befondere Befchaffenheit ihrer Haut unterfus chen, vermöge der fie unfähig gemacht werden, das licht ſowol zurücke zu werfen, als durchzulaffen. RR III, Satz. | Der Theilder Haut, fo bey den Negern ſchwarz erſcheint, iſt das netzfoͤrmige be Ins | aut 244 Verſuch v. den F Haut (corpus reticulare) KIT die —— Schale (lamella) des Dberbaurchens. Alle andere Theile haben’ bey ihnen eben die Farz be, wie bey den Weißen, ausgenommen die Fibern, fo zwiſchen den benannten: zwey Theilen durchgehen. Zum Beweiſe dieſes Satzes muͤſſen wir die Struc⸗ tur der Haut der Schwarzen genauer unterſuchen. Dieſes kann geſchehen, wenn ihnen mit ſpaniſchen Fliegen Blaſen gezogen ſind, oder wenn ſie erhitzt, oder verbrannt iſt. Alsdenn habe ich folgendes bey ihrer Haut gefunden: Das Oberhaͤutchen, ſo ſich abſon⸗ dert, erſcheint auf der Oberſeite noch meiſt von eben der Farbe, wie zuvor; aber innwendig iſt es wie bey Weißen: beym Blaſenziehen mit ſpaniſchen Fliegen theilt ſich dieſes Haͤutchen meiſtens in zwo Schalen, | befonders an den Fingern, wo es fo dide.ift, als bie obere und untere Haut weißer. Leute, zufammen: Die Flächen , an welchen erwähnte.beyde Schalen: des Oberhaͤutchens zufammen hängen, find theils weiß, theils ſchwarz; denn man ſieht verſchiedene ſchwarze Fibern, ſo durch die innere Schale durchgehen, und in die obere hineindringen. Sie erſcheinen wie ſchwarze Flecken, auf beyden Flaͤchen, wenn ſolche von einan⸗ der abgeſondert ſind; aber dieſe ſchwarzen Flecke er⸗ ſcheinen nicht auf der innern Flaͤche der innern Scha⸗ le, ſondern nur auf ihrer aͤußern, weil dieſe Fibern gleichſam zwiſchen beyden Flaͤchen zuſammengezogen find. Von der äußern Schale des Oberhaͤutchens, oder wenigfteng von der äußerften unfer den beyden, bie fich durch fpanifche Fliegen abfondern, ſcheint die innerfte ‘eine weißlichte Membrane, wie Die andern Membras — An verſchiedenen Weltgegenden. 245 Membranen des menſchlichen Koͤrpers zu ſeyn, bis auf vorerwähnte. ſchwarzen Flecke, welche auf'diefer gleichfalls ericheinen / und die Farbe, fo fie von ihrer außerſten ſchwarzen Fläche’ empfängt, deren Fläche: ei= nigermaßen durch die innere durchſcheint, und macht, daß diefer Teßtern Weiße nur fehr ſchwach ausſieht. Diefe äußere Schale ift dicker und fefter, auch nicht ſo durchſichtig, als bey Weißen. Wenn man diefe Schalen: auf vem ©berhäutchen der Schwarzen fehabe, Eönnen fie weißer gemacht, und diefe ſchwarzen Flecke abgeſchabt werden , wodurch die untere Schale beynahe fo weiß werden wird, als ein Häutchen der Europäer. Bon der äußern Schale laſſen fich ver⸗ fehiedene weiße Streifen abfchaben , wodurch ihre bey⸗ den Flächen genauer’ einerley fchwarze Farbe bekom⸗ men werden. Hieraus erhellee, daß das Häutchen aus verfchiedenen Schalen von mancherley Farben zus fammen gefeßt iſt, fo daß allein die äußere davon ſchwarz iſt. Diefe Schwärze läßt ſich durch jede Sache, ſo die Fibern abſchabt, von dem Haͤutchen leichte weg⸗ nehmen; da folches Aber durch Einweichen oder Waſchen in einer jeden gemeinen aufloͤſenden Feuchtigkeit, ſo die darinnen enthaltenen Säfte zertreiben und auszie⸗ ben Fönnte, nicht geſchieht; ſo iſt richtig, daß dieſe Schwaͤrze von den Fäfern und Schuppen, und von fei: nen Säften, herruͤhrt. Wie diefe Eleinen nervichten Faͤ⸗ fern durchdie andern gröbern Haute fich Durch und durch austheilen, fo machen fie diefelben leicht ſchwarz, in⸗ dem fie alle Zwifchenräumchen davon durchöringen *, Wenn man das Öberhäutchen der Schwarzen a B durch *Newt. Öpt. 222. ſiehe der fat. Aufl. IB, IN Th. VIS 246 Verſuch v. den Farben der Menſchen durch Blaſenziehen von Lebendigen abſondert, ſcheint es, als ob gleichſam eine dritte Membrane zwiſchen demſelben und der eigentlichen Haut waͤre. Dieſes iſt das von Malpighius benannte netzfoͤrmige We⸗ ſen, ſo ſich von eben dieſem Theile bey weißen Leuten auf zweyerley Art unterſcheidet. Denn bey den Schwarzen iſt es uͤber den ganzen Koͤrper ſchwarz, wo ſie dieſe Farbe haben, und da es bey den Weißen aus einem weichen ſchleimichten Weſen beſteht, und kaum auf einige andere Art, als in wie breyweichen Stuͤckchen kann abgeſondert werden; ſo wird es bey den Schwarzen durch ziehende Mittel (epiſpatica) oft von Haut und Oberhaͤutchen abgeſondert, und kann oͤfters wie eine Membrane von der Haut abge⸗ ſchaͤlt werden, ſo wie ſich das Oberhaͤutchen von ihm abſchaͤlen laͤßt, wenn es in andern Faͤllen, wo das ziehende Mittel ſchwaͤcher iſt, feſt an der Haut haͤn⸗ gen bleibt, wie das Oberhaͤutchen ebenfalls biswei⸗ len zu thun pflegt. Dieſes haͤutigte ausgeſpannte Weſen iſt von einer dickern Subſtanz, oder einem dich⸗ tern Gewebe, als eben der Theil bey den Weißen, und die ſchwarzen Faſern, ſo durch das Oberhaͤutchen durchgehen, und ſich in deſſen aͤußern Flaͤche endigen, ſcheinen von ihm herzukommen. Ei Die Haut felbft, fo unter diefem ſchwarzen häutig- ten ausgedehnten Wefen liegt, und Damit genau zu» ſammen hängt, ift bey den Schwarzen weiß, einiger maßen wie die Haut etlicher weißen Leute von bräuns lichter Farbe: Allein, wenn das Oberhaͤutchen ab» ‚ gefondert, und doch diefes neßförmige Wefen noch Darauf ift, fheinen fie beyde zufammen von brauner Kupferfarbe, wie etwa die Indianer oder Molat⸗ ten inm verſchiedenen Weltgegenden. 247 ten.* haben, meil durch diefe dünne ſchwarze Haut etwas von der untern weißen. Farbe, durchfcheint, . läßt fich vielleicht die Farbe erwaͤhnter In⸗ ‚Diener und Molatten erklären, wenn manannimmt, daß die Farbe der weißen Membranen unter ihrer Oberhaut eben fo durchfcheinen, wie hier die Farbe der weißen Haut durch das neßförmige Wefen ehur. ‚Hieraus läßt ſich dem Anfehen nad) der Urfprung, des Oberhaͤutchens leichter zeigen, und vollftändiger herleiten, als von allen Zubereitungen, die man daran. bey Weißen machen kann. Denn die äußere Schale deſſelben entſteht offenbar von dem neßförmigen Wer fen, vermittelft der ſchwarzen Faſern, die, wie wir ge= wiefen haben, durch dieinnere Schale des Oberhaͤut⸗ chens durchgehen : Und diefes negförmige Weſen ent: ftehe felbit von den Nerven unter der Haut, die Zus fischius fo fein und genau abgezeichnet hat **, yes de von den Fafern diefes neßförmigen Wefens fcheine fich in eine Eleine Schuppe auszubreiten, wo fie fich in der äußern Fläche des Häutchens endigt, eben wie andere Öefäße des Leibes, die in Feinen gewiſſen Theil deflelben hineingehen, fic) in ein haͤutigtes und nervich- tes Wefen endigen. Aber diefes fcheinen nicht die einzigen Theile des Oberhaͤutchens zu ſeyn, da die weißen Schalen deffelben offenbarlich von den ſchwar⸗ zen unterfchieden find. Wie diefe ſchwarze Schale eine Ausbreitung des nerpichten Gewebes ift, fo von den Nerven der Haut herfömmt ; fo ift es fehr wahr⸗ ſcheinlich, daß jede Art von Gefäßen, durch welche, was ausdem Körper hinaus oder hinein geführee wird, da * Kinder von einem Weißen und ein ‚gen, ang Anat. XXI, —* XXIII, 7 —— | * Pi nn a N Ze JR * 248 Verſuch v. den Farben der Menſchen da fie auf gleiche Art mit ihren Nerven von der Haut ausgehen, bier, wo fie ſich endigen,' in ein haͤutichtes Weſen ausgefpannet werden. Es fdjeinen drey Ar- een diefer Gefäße zu feyn, die mit ven Pulsadern eine Aehnlichkeit Haben und ausführen, die den Blutadern gleich kommen und einziehen, und endlich die Gefäße aus den Drüfen der Haut, fo den Schweiß ausfüh- ven. Jede von -diefen Arten entſteht von dem Ges webe der Gefähe oder Drüfen der Haut, durchbohrt das nesförmige Wefen, und endige ſich in ein dünnes Ausgebreitetes Häutchen, welches aus den verfchiede- nen ſchuppigten Schalen, oder Schichten folcher Haͤut⸗ en, die wie Scyalen über einander liegen, erhellet, aus welchen das Oberhaͤutchen, nach der beyden fcharfjichtigen Zergliederer Cowpers und Ruyſchens Bemerkungen, zuſammen geſetzt iſt. Wie alſo das Gewebe der Nerven, die das netzfoͤrmige Weſen aus⸗ machen, über das Gewebe der Bluf-'und Pulsadern, aus denen die Sat beſteht, ausgefpannet ift, um ih⸗ nen durch ihre große Empfindlichkeit alles Aeußerliche, was fie angreift, zu entdecken; fo wird die häutigte Ausbreitung diefer Nerven‘, wo fie fid) in der äußern Schale des Oberhaͤutchens endigen, über Die offene Muͤndungen diefer Gefäße gelegt, allen Schaden, der ihnen durch eine unmittelbare Berührung der Außern Luft wiederfahren Fönnte, zu verhüten. Ohne eine folche Bedeckung würde fich ihre Deffnung veritopfen, ihre Subftanz trodnen, oder die Feuchtigkeiten, fo fie enthalten, zu geſchwinde ausvünften. Hieraus erhels let, wie weit man fagen mag, daß das !berbäutchen Gefäße enthält over nicht. Es iſt ſehr wahrſcheinlich, daß diefe äußere Bedeckung oder die äußern Schalen Li * davon, in verfehiedenen Weltgegenden. 249 davon, ein Dichte: Weſen von ausgebreiteten Nerven iſt, darinnen ſich keine Art Gefäße befindet, als bey * vn Faͤſern der Nerven ſeibſt etwa feyn möchte, IV. Son, * Farbe der Schwarzen rührt don keinem. ſchwarzen Safte pder fluͤßigen Theile, fo in ihrer Haut enthalten wären, ber. Denn „bey ihnen findet fich nichts dergleichen, dag nicht auch bey den Weißen wäre, | - Seit Malpighis Zeiten iſt die gemeine Meynung geweſen „daß die Urſache der Farbe der Schwarzen auf einen fehwarzen Saft ankaͤme, der zwifchen dem Oberhaͤutchen und der Haut i in einigen Waſſerge⸗ fäßen enthalten wäre, ſo diefe Theile fchlüpfrich zu machen dienten, Ich wollte dieſer Meynung gerne —* nur aus Dom Seunde aus —* es +14 te zeigen Br Worau⸗ ich im —— “ en daß es vielleicht nicht ungereimt fey, für die Urſache der Schwärze der Mohren an⸗ zugeben u. ſ. f.“ Und ich muß gefteben, ich war Bormale diefer Meynung, in den Gedanken, Die ſchwe⸗ felichten * Ex quo tranfeunter deduco haut incongtuam forte Nigrelinis aethiopum nen. —— BE Anat; Ex. Lond. p. 26. 1. Band. | R 250 Verſuch v. den er Menſchen felichten und oͤlichten Theile ihrer fluͤßige Materien ‚wären durch die Sonnenhige meh@berdünnet und er- hoͤhet, und auf die Ars ſchwarz gemächt, wie wir fehen, daß das Del ſchwarz wird, wenn es wohl gekocht hat, oder wie die Zunge bey hitzigen Fiebern ſchwarz wird. "Allein dieſe Meynung ift gleich widerlegt, fobald man ‚fie vollfommen und genau unterfucht hat, Wenn wir ‚die üble Befchaffenheit und verderblichen Wirkungen, die ſolche erhisten fchmefelichten Feuchtigfeiten in un- fern Körper haben, betrachten; fo wird fich niemand einbilden, daß ein Thier unter dergleichen Umftänden ‚gefund leben koͤnne, da alle flüßigen Materien in un- ſerm Körper in beftändigem Umlaufe und Gemeinfchaft ‚mit einander find. Solche ſchwefelichten Säfte ſchei⸗ nen. die Urſache der ſchwarzen Zungen bey etlichen hef- tigen Kranfheiten, und einigermaßen der Schwärze des heißen Brandes zu fen, der, wie befannt , toͤdt⸗ lich wird, wo man ihm nicht bey Zeiten vorfümmt. Ueberdieß müffen diefe Säfte von dem Blute feyn ab- ‚gefondert worden, und daffelbe ift, fo viel wir wiſſen, bey den Mohren nicht geneigter ſchwarz zu werden, als bey den Weißen. Da ſich auch diefe ſchwarzen Säfte in der Haut befinden, fo ift fehr wahrfcheinlich, daß fie oft ausdünften, und befonders beym Schweiße die Haut ihrer ſchwarzen Farbe einiger maßen berau- ben wuͤrden. Diefes aber gefchieht niemals, fondern die Haut ift vielmehr zu folcher Zeit ſchwaͤrzer, als an⸗ deremal. Weil ferner diefer Saft vom Blute müffe abgeſondert, beftandig durch Ausdünften fortgeſchickt und erneuert werden, fo würde vermuthlich feine Ab- fonderung öfters Hinderniffe finden, und er felbft wie andere Säfte Beränderungen feiner Farbe leiden, bes ſonders in verſchiedenen Weltgegenden. asr ſonders in Kranfheiten, oder auch wenn er ausgeduͤn⸗ ſtet waͤre, fo aber gleichwol nie gefunden wird. wWie durchgehends angenommen aber auch diefe Meynung ſeyn, und wiewohl ſie mit den: gemeineit Grundfägen uͤbereinſtimmen mag, fo iſt es doch gar nicht philoſophiſch etwas für eine Urſache anzugeben, von dem man keine Spur hat, daß es wirklich vorbanz den ſey, und ich glaube, niemand wird das Daſeyn eines ſolchen ſchwarzen Saftes in der Haut der Mohr ren zeigen koͤnnen. Ihr Schweiß; und die Feuchtig⸗ keit in der Blaſen ihrer aufgezogenen Haut, iſt fo hel⸗ le und weiß als bey Weißen, und ſollte doch vermuth⸗ lich etwas von dieſem ſchwarzen Safte enthalten; wo dergleichen da waͤre. Ueberdieß wird durch die Zer- gliederer noch nicht voͤllig zugeſtanden, daß vergleichen: Gefaͤße in der Haut vorhanden ſind, die dieſen Saft enthalten ſollen. Herr Cowper ſagt, ‚er haͤtte fie nie finden koͤnnen, ſo ſorgfaͤltig er auch darnach gefuche, und niemand anders hat ſie niemals zu zeigen ver— mocht. Denn die gemeinen Zergliederer haben das netzformige Weſen für. eine ſchleimichte Subſtanz, wie fie es nennen, gehalten, fo die Nervenwaͤrzchen ſchluͤpfrig machen, und dieſe ſchwarze Feuchtigkeit enthalten foll- te.: Aber ob diefelbe gleich bey den Weißen ein gelin- des, dem Breye ähnliches Wefen ift, kann man es doch mit feinem beſſern Rechte einen flüßigen Schleim nennen, als die Subftanz der großen Nerven, ‚oder. des Gehirns, Davon es herkoͤmmt, und die noch wei⸗ her und fchleimichter ift, als daffelbe. Ueberdieß ift es bey den Schwarzen einer ordentlichen Haut noch viel ähnlicher, weil es fich sie das Oberhaͤutchen ab- | ö a: a2. nie * Tab, An. IV. er mehr zaͤrtere und durchſichtigere, mäfferichte Feuchtig⸗ keiten enthalten, als bey den Weißen. ERRE: Noch weiter: Wenn fich ein ſolcher ſchwarzer Saft in ber Haut der Mohren befände , würde man ihn oh- ne Zweifel auf eine oder die andere Art herausziehen koͤnnen. Allein, obich fchon Haut von den Schwar- zen, und befondersdas ®berbäucchen, im warmen Waffer geweicher, welches die Säfte des Leibes leichte — Bag aufloͤſet, Etenim corpora omnium opaciflima, fi partes ipſorum in ſummam usque tenuitatem comminusntur, eva- dunt continuo plane perfe&teque pellueida Newr. ° Opt. L. II. P. III. Pr, IP. vLn | — in verſchiedenen Weltgegenden. 253 aufloͤſet, konnte ich doch nie einigen ſchwarzen Saft daraus ziehen, auch wenn ich fie ſtark ausbrückte, ſo wenig als Herr Litter, wie ich berichtet worden, dies fes durch ftärfere Auflöfungsmittel zu thun vermocht. Es fcheint, nichts follte diefen angenommenen ſchwar⸗ zen Saft eher ausziehen, als die Kraft des Feuers oder der fpanifchen Fliegen, welche die Gefäße und. Faſern der Haut und des nesfürmigen Wefens abfon- dern, aber ſolche fo ſchwarz, als fie gervefen find, laf- fen, ob fie wohl ohne Zweifel alle Säfte, die nur darin- nen enthalten feyn möchten, ausziehen würden, Wir ſehen deutlich, daß diefes gefchieht, wenn Durch derglei: chen Mittel große Blafen entftehen, da die abgefon- derten Gefäße den Saft, fo fie enthielten, von ſich geben, In diefen, Blaſen findet man nicht mehr Merkmale eines ſchwarzen Saftes bey Mobren als bey Weißen, mie. ich oft felbft befunden habe. Wäre ‚in ihrem Gefäße unter der Haut ein ſolcher ſchwarzer Saft enthalten, wuͤrde er ohne Zweifel in dem Waſſer der Blaſen zu merken ſeyn, wie id) dieſes bey verſchie⸗ denen Gelegenheiten bey der Galle, ſo ſich durch das Blut und die Haut ergoſſen hatte, befunden habe. Endlich ſcheint es, daß dieſe — gänglch über den Haufen fällt, da die Schwaͤrze der Mohren von dem netzfoͤrmigen Wefen und der äußern Schale des Oberhaͤutchens herruͤhrt, wie wir im HI.S. bewieſen haben. Denn ich glaube, niemand, der dieſe ‚Meynung behauptet, wird mit einigen Gründen von Schlüffen der von Erfahrungen voraus feßen,daßdie- _ fe nervigten fchuppigten und trockenen Theile verglei- hen Säfte enthalten, wofern fie ja einige enthalten. * Rz. rn 254 Verſuch v. den Farbe under Menfchen Und es iſt wahrfcheinlich , daß nicht einmal das letzte richtig ſey, da es die ausgebreiteten legten Fafern der Nerven find. Und feine andern Theile indeſſen, als die erwaͤhnten beyden, fcheinen ſchwarz, da die, andern Theileund Membranen des Oberhaͤutchens und der Haut allem Anſehen nach geſchickter ſind, ſolche ſchwarze Säfte einzunehmen, und folglich eben⸗ falls ſchwarz ausſehen wuͤrden, wenn die —— davon herruͤhrte. J Aus dem, was geſagt worden, mich ee, wie gegruͤndet bie Meynung derjenigen ifl, Die Die Urſache der Farbe der Schwarzen von einem Zufaße der Galle; oder einer andern ſchwarzgallichten Seuchtigkeit, ‚mie: fie ſich auszudrücken bedienen, herleienmn.. V. Sag. | Das Oberbaͤutchen, beſonders ſeine aͤußere Schale, hat Zwifchem aumchen und Schup⸗ pen, die Hiveyhundert mal Eleiner find, als die. Theilchen der Körper, auf die ihre Farbe “ ankommt, und wird dadurch | in zwey Theile abgefondert. Herr Iſaac Newton berichtet uns ‚daf die Theil⸗ chen der Koͤrper, ſo ihre Farben verurfachen, unge⸗ faͤhr ſechshundert mal kleiner find, als die, ſo man mit dem bloßen Auge entdeckt *,, Aber, Loͤwenhoͤk zeigt, daß ein Stücfchen von dem ‚Oberhäutchen nur fo groß, als’ gleich mit dem bloßen Auge Eann erfannt werden, 125000: Zwiſchenraͤumchen hat. Dieſe Zwiſchen⸗ raͤumchen muͤſſen ein ſolches Stuͤckchen in 125000 Kleines — —— und Ran weil 125000. nr mie 0) im verfehiedenen Weltgegenden. 255 mit 600 dividirt, 208% giebt, muß jedes von diefen Theilchen der Haut zwischen den Zwifchenräumchen ungefähr 200 mal Eleiner feyn, als die Theilchen, auf die die Farbe ber Körper anfommen: nicht zu geden- fen, daß ein ſolches Stuͤckchen bes Oberbäutchens twieber in 250 Schuppen zertheilt wird, welches die Anzahl feiner Theile vermehrt. Cs wird auch nie⸗ manden die Kleinigkeit dieſer Theile und Zwiſchen— raͤumchen unglaublich vorkommen, wer nur bedenkt, daß ſie die kleinſten Theile, in welche die Nahrung un- fers Körpers zertrennet wird, in fich führt, und wären fie auch groß genug, die Theilchen verfchiedener Fluͤßig⸗ keiten in einiger Zeit durch ſie ausduͤnſten wuͤrden. Es verſchlaͤgt auch zu unſerer Abſicht nichts, ob dieſe Zah: len mathematiſch richtig ſind, oder nicht, denn alles, was ich beweiſen wollte, kommt darauf an, daß die Theil— chen, in welche die Haut zertheilt ift, in geroiffer Ver— hältniß Eleiner find, als die Theilchen der Körper, von denen ihre Farben berühren. | VI. Sag, Aufgabe. Aus vorhergehenden Saͤtzen, die naͤchſte Urſa⸗ che von der Farbe der Schwarzen, India⸗ ner, Weißen, u. ſ. fr zu heſtnmen und zu erklaͤren. Wir haben oben im I. Satze gezeigt, daß die Farbe ” der weißen Leute von der Farbe herrührt, fo die Dbers' baut durchläßt, und nicht vonder, fo es zurück wirft, Diefe Durchfichtigfeie der Körper koͤmmt von: der’ Menge der Zwiſchenraͤumchen, und der ungemeinen Kleinigkeit der Theilchen her. Denn damit ein Koͤr⸗ per eine gewiſſe Farbe befomme, oder r Sshefinahler: zu⸗ Ra4— ruͤck⸗ 256 Berfuchv. den Farben der Menfchen ruͤck zu werfen, geſchickt werde, müflen feine Theil: chen und Die Zwiſchenraͤumchen derfelben nicht £leiner, als von einer gewiffen Größe fenn *, fonft werden fie unfähig, von ihrer gemeinen Fläche Licht zurück zu werfen, d. i. Farben zu zeigen. Aber vermöge des V.©. ift das Oberhaͤutchen in viel Fleinere Theile und Zwifchenräumchen zertheilt,als die Fleinften Theil- chen der Körper find, auf welche Die Farben anfom: men, und folglich find diefe Theile zu £lein, Licht zuruͤck von ihren gemeinfchaftlichen Slächen zu merfen, oder durch folche zuruͤckgeworfene Strahlen gefärbt zu er: feheinen. Wie aber folche "Körper voll Zwifchen: raͤumchen allemal durchſichtig find, fo ift auch das Oberbhaͤutchen durchfichtig genug, alle Farben zu zeigen, Die von den Darunter liegenden Theilen zuruͤck gefchickt werden. Alſo muͤſſen wir das Oberhaͤut⸗ chen weißer Leute als ein Durchfichtiges und duͤnnes Weſen anfehen, das in alfzufleine Theilchen zertheilt ift, Licht von feiner Fläche zurück zu werfen, aber eine Menge von Deffnungen hat, fo die Strahlen leicht durchlaffen; dadurch zeigt es die Farbe eines jeden: Theils der unter ihm liege, und darauf koͤmmt die Farbe weißer feutea. | " Da aber in dem Oberhaͤutchen verſchiedene Schuppen,oder Schichten fchuppichterSchalen befind- (ich find,fo konnen die Strahlen von den untern Theilen nicht voͤllig durchgelaſſen werden, fondern einige wer⸗ den beym Durchgange durch dieſe Schalen aufgehal⸗ ten, und je dicker das Oberhaͤutchen iſt, d. i. je mehr dergleichen Schalen ſind, und je dicker ihr Gewebe iſt, deſto mehr Licht wird beym Durchgehen 1 | u *Newr. Opt. IV.©. des 111, Th. im IL.2. in verſchiedenen Weltgegenden. 257 und deſtomehr fällt die Farbe det Haut von der reis nen’ Weiße in die Karbe der Membranen darunter, Die ftimmt mit der Erfahrung überein: denn Here Cowper erzählt ung in feiner Anatomie, daß die Di- cke der Haut von der Anzahl der Schichten, aus denen fie beſteht, herruͤhre. Und wir koͤnnen täglich bemer⸗ Een, wie ſchon Cowper gethan hat *, daß die, fo eine dicke und rauhe Haut haben, nie vollfonmen fo weiß find, als die, deren Haut dünne und fein ift, Die Urfache aber, warum folche diefhäufigen Leute braun: ‚gelb ausfehen, wird aus Newtons Bemerkungen ** Elar feyn, wenn er zeigt, daß eine matte gelbe Farbe aus einem unvollfommenen Dutchfcheinen des weißen Lichts entftehe, Denn niemand kann leugnen, daß die inneren Haute und Seuchtigfeiten bey folchen ſchwaͤrz⸗ lichten Leuten ſowol, als bey den Mohren, wenn beyde gefund find, einerley Farbe, wie bey vollfommenen Weißen, haben. Und diefes ſcheint die Urfache ver blaßgelben Farbe todter Leichname zu ſeyn. Ihre Haut läßt feine Ausdünftungen mehr durch, und ift folglich nicht fo durchfichtig, als bey Lebenden. ; : Die Farbe der Indianer und anderer braungelben Leute wird ſich aus eben folchen Gründen erflären laften. Sie ſcheinen unter einander felbft,und von den Weißen nur in der verfchiedenen Stärfe diefer braun: gelben Farbe unterſchieden zu feyn, welche von dem un: vollkommenen Durchfcheinen des: Weißen in ihrer Farbe herruͤhrt. Wenn wir alfo von dem ſchwaͤrzlich⸗ ften Weißen zudem blaſſeſten Aegypter, und alsdenn von dem ſchoͤnſten Muſter, —* ‚Mobhr;uff: N ‚F Anat. Tab. IV. | * Opt. II.B.J. Th. 9. 10. Obſ. Den 253 Verſuch v. den garben der Menfchen zu dem dunfelften Indianer fortgehen, werden noir deutlich feben,daß fienur nach mehr und weniger ver⸗ fchieden find, nachdem fie mehr oder weniger von dem urfprünglich Weißen in ihrer Farbe haben. Und wie von uns ift gezeigt worden, daß diefe braune Farbe bey weißen Leuten von der Die und Dichte ihrer Haut berrührt, wodurch die Lichtſtrahlen verhindert werden durchzugeben, fo tft esfehr klar, daß eben die⸗ felbe verbrannte Farbe bey andern Leuten, bey denen fie von eben der Art und nur am Grade verfchieden ift, von einer ähnlichen Urfache herrühren muß, und in der That wird man die Hauf aller folcher Leute von einer Dicke und Dichte finden , fo der Dunkelheit oder Weiße ihrer Farbe gemäß if. Herr !Tewron' erflärt uns in feiner Dprik * die befondere Art, wie’ dieſe Dunkelheit oder unvollfommene Ducchfichtigfeit entfteht, wenn er zeigt, daß Die Körper undurchſichtig werden, wofern die Lichtſtrahlen in ihren innern Thei- len fehr viel Reflerionen leiden; es ift aber Flat, daß das Licht dergleichen im Durchgange durch die Haut deftomehr leiden muß, je Dicker folcheift; je mehr nun folche Neflerionen vorgehen, deftomehr wird das Licht geſchwaͤcht, und defto dunfler oder weniger weiß muß die Haut alfo erfcheinen, Wenn alfo gleich, wie es wirflich zu fern feheint, die Theilchen, aus denen die Haut weißer und ſchwarzer Leute befteht, nicht fogar fehr von einander unterfchieden find, fo ift doch nur nöthig, daß fich eine größere Anzahl folcher verbunde- nen Theilchen oder mehr Schichten von ihnen bey Dicken Häuten, und Fleinere Zwifchenräumdjen bey‘ dichten befinden; dadurch gefchieht es, daß das Sicht u En ER = Eben dafelbft IL. B, II. Th. U.Satz. in verſchiedenen Weltgegenden. 259 in den innern Theilen oͤfter reflectirt, und die Farbe dunkler oder weniger weiß wird; weil die Weiße von der Menge der durchgelaſſenen Strahlen herruͤhrt. Wie wir die Farbe der braunen Leute erklaͤrt ha⸗ Be fönnen wir auch die Farbe ver Schwarzen erklaͤ— ven. Wenn die Haut immer dunkler ſcheint, je mehr Lichtſtrahlen von ihr zuruͤck gehalten werden, ſo muß ſie ganz ſchwarz ausfehen, wenn fie gar Fein Licht durch—⸗ * und dieſes ſcheint bey den Mohren ſtatt zu fin⸗ Die Schwaͤrze ruͤhrt allemal von einer voͤlligen — J— des Lchts her, wie denen, ſo die Lehre vom Lichte und den Farben wiſſen, nicht unbefannt ift. Wir haben.aber oben im I. S. erwiefen, daß die . Haut der Schwarzen weder Farbe noch Sich durch⸗ laͤßt. Ihre Subſtanz iſt zu dicke dazu, und ihr Ge— webe zu dichte, und auf eben dieſe Art wird bey einigen weißen oder braunen Leuten das Licht nicht völlig durchgelaffen , deren Haut mit der Haut der Schwar- zen von einerley Art fcheint, und vermuthlich nur am Grade der Dicke und Dichtigkeit, wie am Grade der Farbe werfchieden iſt. Alſo fcheint die Dicke und Dichtigkeit beyder Hautder Schwarzen die wichtigfte Urfache..ihrer Farbe zu feyn, wie fie es bey den — Mohren, u. ff. iſt. Folgende Betrachtungen werden diefeg weiter un Sehnen. 1). Wenn ihre. Gefchwüre mit Narben verheilen, erfcheint Die, zarte und dünne neue Haut weißlicht, jabey einigen vollfommen weiß, befonders auf den. Schienbeinen. oder folchen Pläßen, wo dieſe Narben dünne find. ‚Aber. wo die Haut dicker iſt, oder wenn dieſe Narben ftärfer und härter ‚werden, bekommen fie auch nad) Ren eine ſchwaͤrzere nit „Farbe, 265 Verſuch v. den Farben der Menſchen Farbe, und an dern Sr; wo die Narben dicker wer. den als die uͤbrige — ſi ind ſie —9— waͤrzer. 2) In den Blaſen, die bey weißen Leuten zogen werden, kann man das Waſſer deutlich aueh ihre Oberhaut fehen, befonders wenn eg gelb ift, aber bey den Schwarzen geht Diefes nicht an, zum klaren Bes weiſe, daß ihre Dberhaut nicht wie bey Weißen durch: fihtigift. 3) Kinderder Schwarzen , deren Haut nicht ſo dicke und dichte ift als der Ermachfenen,fehen in Ver⸗ gleihung mit den leßtern weißlicht aus, werden abet immer ſchwaͤrzer, je mehr ſich ihre Haut verändert, Wenn diefe Kinder an der gelben Sucht {Iderus) franf find, fehen fie über dent ganzen Leib gelblicht aus; die Alten aber, roie ich nur unlängft ſelbſt bey Gele⸗ genheit bemerkt habe, nicht weiter, als in den Augen, Diefes beweift wieder, daß die Farbe der Haut von dem herruͤhrt, was durch fie durchſcheint, und dag durch Die Haut erwachfener Schwarzen feine Farbe durchfcheint. 4) Um zu beiveifen, daß die Dide des nesförmigen Wefens,des Theiles,der nachdem IIL.S, bey den Megern ſchwarz erfcheint, ſo dieſe S verurfachen Fann, und wirklich verurfächt ‚ jeiget ung Malpiabi * aneiner Ichfenzunge, auf deren Mitte es dicke ift und ſchwarz erſcheint auf den Eden iindSei- ten aber dünneundmeißift: Was von brauner Haut vorhin ift gefagt worden, wird die Art erklären, wie eine dicke und dichte Haut völlig ſchwarz erfeheinen kann; und es ift ſehr leicht zu begreifen, wie die &ichtftrablen durch die dünne und lockere Haut der Weißen ohne Schrierigfeit durchgehen, in der Schwatzeft ‚digen und dichter Haut aufgefangen HENDR: Ka u "Alle Lingua, p. 15. 16. >» im verfchiedenen Weltgegenden. 261 Wie aber die Haut der Schroarzen dichter ift altz der Weißen, fo wird fie auch die Strahlen des Lichtes mehr brechen, weil ein Körper das Licht deſto mehr bricht, je dichter er ift *; je mehr er aber das Licht bricht, defto gefchickter ifter, es zu verſchlucken. Dir- fes ift eine andere Eigenfchaft dunfler Körper, ver: möge der fie ſchwarz werden, Wenn Rörper duns Bei ſcheinen follen, müffen viele Strahlen aufge:: fangen, verfchluckt, und in ihnen felbft verloren werden *. } | | | | Alle ſchwarze Körper müffen überhaupt dieſe bey- den Eigenfchaften haben, daß fie undurchfichtig und voll Zwifchenräumchen find. Das legte weiß manı mehr als zu wohl von der Haut, und wir haben ge- wieſen, daß fie bey den Schwarzen undurchfichkig iſt. Hiezu können mir einen dritten Umſtand, fo bey ſchwar⸗ zen Körpern erfodert wird, feßen, nämlich, daß ihre heile ungemein Elein ſind. Denn wie Herr Mew⸗ ton + zeigt, daß ein Körper ſchwarz erfcheine, muͤſſen feine Theile noch Eleiner feyn, als die Theile,o Sarbe vonjeder andrer Arc darftellen. Denn alle Theile, fo einige Größe baben,, wer⸗ fen zu viel Licht zuruͤcke, als daß fie ſchwarz aus⸗ ſehen koͤnnten. Wir haben oben im V. S. gewie⸗ ſen, daß die Haut ſolche kleine Theilchen hat, und es iſt wahrſcheinlich, Daß bey den Schwarzen die Theil- chen zwifchen ven Deffnungen der Haut noch kleiner find, als bey den Weißen, wie fich diefes bey den Zwiſchenraͤumchen felbftfo verhält. Wenn nun diefe Theilchen fo klein find, kann die Haut der Megern die | Licht⸗ Mewt Opt. Il Ben Ihex. ß. ** Newt. Opt. VII.S. rt Daſelbſt VII. S. ‚262 Verſuch v. den Farben der Menfchen Achtſtrahlen nicht zuruͤcke werfen. Eine neue Urſache ihrer Schwaͤrze. a 468 Wir koͤnnen alſo aus allem, was bishergeſagt wor⸗ den, ſchließen, daß es dreyerley Urſachen von der Far⸗ be der Schwarzen giebt. Naͤmlich, die Undurchſich⸗ tigkeit ihrer Haut, ſo von derſelben Dicke und Dichte herruͤhret, und das Licht von den darunter liegenden weißen und rothen Theilen nicht durchlaͤßt; das groͤße⸗ re Vermoͤgen, die Strahlen zu brechen, wodurch ſie verſchluckt werden, und die Kleinigkeit der Haupttheil⸗ chen, vermöge der fie Fein Licht zurücke werfen koͤnnen. Welches zu finden war. ar j DEE RAU UOY Anmerkung. 2... ‚Die gemeinfte Art, Die Farben fefter Körper zu er- flären, gründet fich auf die Zuruͤckwerfung der Farbe vonihren Oberflächen. Diejenigen, fo diefe Art bey dichten Subftanzen annehmen, ohne an die Farben durchfichtiger Körper zu gedenfen, leiten bie verſchie⸗ denen Farben der Haut von verfchiedentlich gefärbten Feuchtigkeiten ber, fo durch ihre durchfichtige Gefäße durchſchimmern, wie bey den meiften Kranfheiten ges ſchieht. Vermuthlich werden diefelben mit meiner ge= gebenen Erklärung beym erjten Anfehen nicht allzu= wohl zufrieden ſeyn. Ich gebe ihnen aber zu überles gen: wenn die Weiße der Haut bey weißen Leuten davon herfömmt , daß ihre Subftanz nicht dicke und ihr Gewebe nicht dichte ift, daß fich viel Oeffnun—⸗ ‚gen befinden, und ihre Theilchen ungemein Flein find, wodurch fie zu Durchlaffung des tiches fehr gefchict wird: Wenn, fage ich, dieſes richtig ift, mie aus ge- genwärtigem und dem I, ©. erbellet, ob man nicht mit | Grunde in verſchiedenen Weltgegenden. 263 Grunde annimmt, daß die Farbe der Molatten, In⸗ dianer und Schwarzen von einer aͤhnlichen Urſache, und nicht von einem neuen dazu kommenden Gewebe befteht, wodurch ihre Hauf weniger gefchickt oder gänz« lich unfähig würde , das Licht zurücke zumerfen, Dies fe Farben fcheinen ſich eine von der andern nur im Grade zu unterfiheiden, und die Befchaffenheic der Haut in beyden einerley zu ſeyn, bis auf die verfchies dene Die und Dichte. Und dieſe ift, allem Anfehen nach, vermögender ‚eine Beränderung der Farbe her- vorzubringen, nachdem fie das Licht auf verfchiedene Art durchlaͤßt, als Dadurch, daß fie die Strahlen auf mancherley Art zurüde wuͤrfe. Denn die legten Schichten oder Schalen, aus welchen die Oberhaͤut⸗ chen ſowol weißer als ſchwarzer Leute zufammen ge— fest find, feheinen in beyden einerley ‚oder wenigſtens was ihr Vermögen, die Strablen zuruͤck zu werfen betrifft, nur gering unterfchieden zu feyn, was für eine Undurchfichtigfeit oder Durchfichtigfeit auch übrigens aus ihrer verfchiedenen Berbindung entfpringt. Hie⸗ zu fommt , daß auch die Farben der fchönften Haut matter und nicht fo lebhaft find, alsdie, ſo von zurück gemworfenem Lichte herrübren, und daher. mehr feheinen von durchfchimmernden herzufommen, Zurücdgewor- fenes Licht macht felbft auf dem Oberhaͤutchen ei⸗ nen filberweißen Schimmer, wie wir oben bemerfe haben. Weiter, da diejenigen Körper das meifte Licht zurüc werfen, die am dichteften und dickften find, fo ift auch ihre Farbe, wenn fie davon herrübrt, defto lebe bafter: Allein, wir haben oben gewiefen, daß die Sara be bey dünnerer und lockerer Haut heller und lebhaf— ser ift, und alfo wahrfcheinlicher Weiſe von — 2 Ni te 264 Verſuch v. den Farben der Menſchen Kichte ihren Urſprung nicht hat. Ichweiß wohl, daß die Farbe eines Körpers heller oder dunkeler wird, nachdem feine Fläche glatt oder uneben ift; aber die —5 Hanf, und ſelbſt vie Haut der Schwarzen, fuͤhlt ſich auf ihrer Dberfläche fo fanft und glatt an, als die, fo die fehönfte Farbe hat. Mae Wie die von uns angegebene Urfache, dem Verfah⸗ vonder Natur bey andern Sachen gemäß, die leichtes fte und einfachite zu jeyn ſcheint; fo ſtimmt fie noch in verfchiedenen andern Abfichten mit ver Lehre von der Farbe ambeften zufammen, Kamen die Farben ‘der Haut nicht von ben darunter liegenden Theilen ber, die bey allen Leuten von verfchiedener Natur ei: nerley find, wäredie Haut ein Dichter und durchſich⸗ tiger Körper, der, wie Die meiften andern Körper, fo uns mit Farbe erfcheinen, das Licht von feiner Ober: fläche zurück würfe, würden wir alsdenn aller Wahr: ſcheinlichkeit nach, ineinerley Nation, Leute von allen verfchiedenen Farben des Regenbogens Haben? Denn Here Newton zeigt uns *, daß die Farbe, wenn fie bey den Körpern von zuruͤckgeworfenem bichte herruͤhrt, durch Veraͤnderung ihrer Dicke und Dichte, nicht nur in eben der Art vollkommen oder unvollkommen, ſon⸗ ‚dern gar nur Farbe von andrer Art wird. in din: nes Stuͤckchen Talk erhält feine Farbe von den Licht: ſtrahlen, die feine Oberfläche zurüc wirft, und be- koͤmmt, nachdem ſich feine Diefe verändert, alle Die verfchiedenen urfprünglichen Farben, Ein dergleichen Stuͤckchen, fo blaßgelb ausſieht, auf ein ander blaues‘ gelegt, giebt eine dunkle Purpurfarbe *, Eben fo * F wuͤrde GOpt. 195. S.der erſten lat. Aufl. am Anf. des Il. Th. ** Daſelbſt 196. ©. e | imn verſchiedenen Weltgegenden, 265 würde es ſich ohne Zweifel mit unferer Haut verhal- ten, wenn ihre Farbe von zuruͤckgeworfenem Lichte berrührte, da, wie uns Herr Cowper * berichtet, felbft bey verfchiedenen Perfonen von einerley Nation, Schalen von verfchiedener Anzahl in der Haut über einander liegen. ; Jedweder kann bemerken, daß bey verfchiedenen Perfonen, und noch mehr bey folchen, - die von verfchiedenen Nationen: und eibesbefchaffene heit ſind, Die Haut nicht einerley Dicke und Dichte bat, Ruͤhrt aber die Farbe der Haut bloß von dent ducchfchimmernden Lichte her, fo wird fie in diefent Falle der Arc nach) einerley bleiben, und nur wie mebr.und weniger unterfchieden feyn. Dadurch) allein werden Schwarze, Indianer und weiße 2 eure voneinander ſich unferfcheiden, und folglich ihre verfchiedene Farbe der genauen Drönung der Natyr und den Abwechfelungen anderer Dinge von eben ver Art gemäß‘, von ähnlichen und auf einerley Art wir⸗ kenden Urfachen berrühren. So entgegengeſetzt al. fo die beyven Farben, ſchwarz und weiß, Ungeübten feheinen mögen, wird man doch finden, daß fie bloß im Grade unterfchieden find; da die weiße vom Zuruͤck⸗ werfen oder Durchlaffen aller Strahlen und Farben herruͤhrt; da die Unterdrückung und Verfchlucfung die: fer vermifchten Strahlen die Schwärze verurſacht, die vermuthlich in ganz ſchwarze Körper fehr wenig durchs gelaffen oder zurüce geworfen werden; da dieſes bey den verfchiedenen Graden der Weißen mehr und weni: ger gefchieht **. Dieferwegen fann eine von diefen 3 | Farben ® Anat, Tom. IV. ‘ * Newt. Opt. durch und burch. u Band, | S 266 Verf. v. den Farben der Mei ſchen etc. Farben leichter in die andere, als in eine von den uͤbri⸗ gen verwandelt werden; und wenn ein weißer Körper feine Weiße verliert, wird er fogleich ſchwarz, ohne daß eine andere Urfache, als der bloße Verluſt der weif- fen Farbe dazu fomme *, Hieraus fönnen wir mit Rechte folgern: 7) Daß zwiſchen den Schwarzen und Weißen, in Abficht auf ihre Farbe, nicht einfo großer unnafürlicher und unbegreiflicher Unterfchied ift, daß es unmöglich fey, folche von einerley Urfprunge herzu- leiten, wie einige Leute, fo in der Lehre von den Far: ben unmiffend find, ficher bejahen und ohne einigen Ziveifel behaupten, ob folche gleich der Lehre der heiligen Schrift zuroider feine. 2) Das das Oberhaͤut⸗ chen außer feinem andern Mugen auch dient, die Le: bereinftimmung der Farben durch die ganze Welt zu erhalten. rn ih A ag (Sm vierten Stüde das Uebrige.) 1,5% H. — BELITTTEL TI DI TE RD EI LE 222 — — —* * — Elle N 7 f —— 7 EG I. Aus⸗ | NEBEN Se EIER ME 264 LE EEE EZ Ar, — ll, —J LTR IR IE, N: * — Batıl Rally u, u Geſellſchaft der Wilfenichaft mehle d Kan or den — ſhaften zu toner die Ihro Wohiehrw. Herr —* Bianchini, | Praͤbendar zu Verona — von dem Tode der Graͤfinn Cornelia Zangari und Bandi, zu —5 J dherausgegeben hat. Ye Diefem find‘ Bengjefügets»s. R „ * Nachrichten von dem Tode Joh. Sitcheig, der von einem Blitze au ade verbrannt worden; 3 ki Gratia Bert zu Ipswich, deren Koͤrper ſich ertjinbee bat und zu Kohlen geworden ift. eberfegt aus den philofonhiichen Abhandlungen der en A en * Geſellſchaft der Wiſſenſchaften, 476 N. 447 S.u e ifcen ‚Satius eit de re ee — quam mirari. | SENEC A. Cefena, am 4 April, 16: | F ie Graͤfinn Cornelia Bandi, eine Dame von 62 Jahren, war an einem Tage ſo wohl und geſund, als ſie ſonſt zu ſeyn pflegte; des Nachts aber, bey dem Abenveffen, merkte man, daß fie träge und fhläfrig wurde. Sie ftund daher auf, undbegabfih zu Bette, In demſelben brachte fie noch drey Stun: den und länger in aaa Gefprächen mit ihrem S 2 Kammer: 268. HP. Rolli Auszugeiner Schrift Kammermägdehen, und theils im Gebethe zu; endlich fehlief fie ein, und die Thüre wurde verfchloffen, Des Morgens merfte das Mägdchen, daß = Frau nicht, zu Der gervöhnlichen Zeit aufoachtes ig Daher in die Kammer, und rief, Diefelbe: ., . she feine Antwort von ſich gab: fo beforgte. ve e, e8 möchte ihr ‚etwas, Schlimmes widerfahren ſeyn, und machte das Senfter auf, Da erblidite, esidann den Körper en. in diefem erbarınlichen Zuſtande: et Fuß von dem. Bette lag ein ı Haufen Aſche, nebſt beyden Beinen, vom Fuß bis s auf die Knie un ſchaͤdiget, und noch bi⸗ Strümpfe daran. Zwiſchen diefen lag der Graͤfinn Kopf: das. Gehirn , die Hälfte von dem Hirnſchaͤdel des; Hinterhaupfs, und das. gan⸗ ze Kinn war zu Aſche verbrannt; und unter dieſer fand man drey Finger ſchwarz angelaufen. "Alles das Uebrige war Aſche, und Diefe hatte die fonderbare Eigenschaft, daß fie, wann man fie in die Hand nahm, eine fchmierige ind ftinkende Feuchtigkeit darinn zu⸗ ruͤck ließ. Man bemerkte auch, daß die lufti indem Zimmer dick mit Ruß angefüllet: war, der inderfelben herum flog. Eine fleine Sellampe ı war mit Afche bedeckt; es war aber fein Del darinn. Zween lichter flunden | auf dem Tifche in ihren Leuchtern aufrecht: Der bloße Tocht war übrig geblieben; das Unfchlitt aber war weggeſchmolzen und verſchwunden. Etwas Feuchtig⸗ keit lag um den Fuß der Leuchter herum. Das Bette hatte keinen Schaden bekommen; nur die Decke und das Leilach waren auf einer Seite geworfen, als wenn jemand: aus demfelben aufgeftanden wäre ‚. oder fic) haͤtte bineinlegen wollen. Alles: Goräthe, ſowol als. a . Das vom Tode der Graͤf. Corn. Zangari. 369 das Bette, waren mit einem feuchten undafchfarbigen Ruße überftreuet; diefer war in einen Schubladen: ſchrank eingedrungen, und hatte fogar dag feinen: zeug daſelbſt ſchmutzig gemacht. Ja, der Rus war auch in die anliegende Kuͤche hekommen, und hatte ſich an die Wände, Kücengeräthe und Gefchirre angehängt. Aus der Speifefammer nahm man ein Stuͤck Brodt, das mit diefem Ruße überzogen und ſchwarz geroerden mar, und hielt daffelbe ver- fehiedenen Hunden vor; es wollte es aber feiner fref= fen. In dem. Dimmer: darüber hatte man wahrge· nommen, daß an dem untern Theile der Fenſter eine ſchmierige, ekelhafte, gelblichte Feuchtigkeit herab floß; man roch auch daherum einen Geſtank, man wußte aber nicht, wo er herkam. Man ſah —* den Rus in der Luft herum fliegen. Noch ein befonderer Limftand ift an jumerfen. Der Boden in der Kammer war mit einer Flebrichten: Feuchtigkeit ſo dick uͤberzogen, daß man dieſelbe nicht wegbringen konnte; und es breitete ſich auch der Ge⸗ er mebr und mehr durch die übrigen Zimmer aus. ni Anmerkungen; Es ift unmöglich, daß durch etwann einen Zufall die Sampe einen folchen Brand Bitte verurfachen fonnen.; Man hat Nr feinen Grund, eine übernatürliche Urfache hierbey an nehmen. | Die —— — Urſache iſt daher der Büt Da diefer nach der gemöhnlichiten Meynung anders it, als eine neh ichte und falpetrichte Aus⸗ dünftung aus der Erde: = iſt diefelbe, nachdem fie ——— — 270 Hn. P. Rolli Auszug einer Schrift ſich in der Luft entzuͤndet, durch den Schorſtein oder durch die Ritzen der Fenſter hineingefahren, und hat dieſen Brand angerichtet. Alle oben erwähnte Wirkungen beftätigen diefes; denn die zurückgeblie- benen ſchmutzigen Theilchen find die gröbften Theile des Blitzes, die entweder zu Aſche verbrennet find, oder fich in eine Elebrichte und harzige Materie ver- dicfet haben. Daher ift eg fein Wunder, daß die Hunde das Brodt nicht freflen wollten; nämlich wegen der Bitterfeit des Rußes und des Schwefel: geitanfs, der. fih darinn aufbielte. Die dünne unfühlbare Aſche von dem Körper der Graͤfinn iſt ebenfalls ein Beweis davon; denn nichts, als ein Blitz, konnte eine ſolche Wirkung hervorbringen. Man ſaget, es ſey kein Knall dabey geweſen. Allein, es kann wohl ſeyn, daß einer dabey gewe⸗ ſen iſt, und daß ihn die Leute nicht gehoͤret haben; weil fie in einem tiefen Schlafe lagen. Außerdem bat man auch Blitze gefehben ohne Knall, dergleiz en jedermann fehr oft bemerken wire. Diefſes iſt die ganze Erzaͤhlung. Hierauf halte ich es fuͤr dienlich, dasjenige anzufuͤhren, was in der Vorrede davon geſagt worden iſt. In den kopenhagener mediciniſchen und phitofe, phiſchen Geſchichten *, die der berühmte Thomas Bartholin im Jahre 1673 herausgegeben hat, lieſt man im zweyten Bande, 2ıı, ©. 18, Num. eine andere dergleichen Begebenheit, die derſelbe mit folgenden Worten erzaͤhlet. „Eine * * Ada medica et philofophica Hafnienfa y „seib eine folche verbrennliche Eigenfchaft, daß fie _ vom Zodeder Öraf. Corm Zangari. 271 Eine arıne Frau zu Paris pflegte drey Jahre „hindurch häufig Weingeift zu trinken, fo. daß fie „fonft fein Getränfe genoß. Dadurch befam ihr „einmal in der Nacht, da fie auf einem Strohlager ſchlief, ganz und gar zu Afche und Rauch verbren«. „nete, ausgenommen die Hirnfchale und die äußer- „tern Theile der Finger. K | Johann Heinreich Cohauſen erzählet dieſe Bege⸗ benheit in einem Buche, das im Jahre 1717 zu Amſterdam gedruckt ift, unter dem Titel: Neu an: gezündetes Sicht in der Materie von dem Phospho- rus *; und im erften Theile, 92. S. führet er noch weiter an? „Daß: ein pohlnifcher Edelmann zu den »Zeiten der Koͤniginn Bona Sforza, nachdem er „zwo Schalen mit Branntewein ausgetrunfen, Flam⸗ „men von fich gebrochen: habe, und von denfelben „verbrennet worden ſey. SIRARF "Anmerkungen. Eine folhe Wirkung kann weder durch die Oellam⸗ pe, noch Durch ein. anderes Licht. verurfachet worden feyn; denn das gemeine Feuer, wenn es auch ein. gan: zer Haufen ift, verbrennet einen Leib nicht, in. einem felchen Grade, und es würde daffelbe die Sachen in der Kammer angegriffen haben, die weit verbrennli- cher find, als ein menfchlicher Leib. So ſcheint es auch, daß es nichts dergleichen geweſen fen, was. matt - insgemein für einen Blitz hält; denn es mar andem Orte Eein ſchweflichter noch falperrichter Geruch * er an ſpuͤren; imgleichen waren keine ſchwaͤrzlichten Maͤ I WER | ©#* Lumen nouum-Phosphoris accenfum. / 272 Hn. P. Rolli Auszug einer Schrift: an den Waͤnden zu ſehen, das ſonſt lauter Kennʒei⸗ chen des Blitzes ſind, wie der genaue Beobachter natuͤrlicher Begebenheiten , der beruͤhmte Boyle, dieſelbe angemerket hat. Wenn es aber auch kein rechter Blitz geweſen iſt: ſo iſt er doch ganz gewiß von derſelben Art geweſen. — Einige haben geglaubet, im Grunde unter dem Zimmer könne wohl eine Schtvefelerde gewefen feyn. Wenn man aber auch viefes zugiebt: was folget denndaraus? Ich weiß aus der Erfahrung, daß felbft in den Schwefelgruben einige Rnappen umgefommen find: allein bloß durch Erftifung, die von einem plöglichen häufigen Dampfe entzündeten Schwefels verurfachet wurde; niemalsaber auf die Art, daß fie zu Afche verbrennt worden wären. Die Knappen haben mir an dem Orte felbft gefaget, daß Diejenigen von ihnen, die ums $eben gefommen, bloß durch eine ftarfe falpetrichte und fehmweflichte Ausdünftung er- fickt worden feyn; Feiner aber fo, daß er vom Feuer getödtet worden waͤre. Der vorhin gedachte Schrifcſteler ersählet: alg er einsmals aus Neugier in die Schwefelgrube bey - Montefiafcone gegangen, und nicht weit mehr von der Stelle geweſen fey, da die Knappen den Schwefel gegraben; fo habe ihn einer, der mit feiner Sadung | hinaus gefahren, gewarnet, er follte nicht weiter ge= ben, denn er fönne entweder von dem Geruche, oder | von einem plöslichen Dampfe, großen Schaden neh⸗ men. Und als er wieder heraus in die freye Luft ge- fommen;; fo habe ihm derfelbe geſaget: etliche Tage zuvor ſeyn drey von ſeinen Mitknappen, da ſie in ihrer Arbeit begriffen geweſen, — zur Es gefallen ; en Und vom Tode der Graͤf. Corn Zangari. 273 und zwar von einer gewaltſamen Eeſtickung, die von einer ſtarken Ausduͤnſtung eines harzigen Rauches entſtanden, der an dem Orte, da ſie gegraben, mit Gewalt ausgebrochen ſey. Dergleichen traurige Zu⸗ faͤlle find in ſolchen Gruben nur allzugemein; er ba= be aber niemals gehöret oder geſehen, daß einer von ihnen verbrannt ſey. Hieraus folget: wenn die Blitze eine ſolche Wir kung haben; daß alsdenn der Brand urſpruͤnglich von ihren ſalpetrichten, und nicht von ihren ſchwef⸗ lichten Theilen, herruͤhre. Denn wenn die $uft, die indem Salpeter fehr enge eingefchloffen ift, (nicht aber in dem Schwefel, ) entweder durch ihre eigene | ausdebnende Kraft, oder durch eine andere Lirfache, in Bewegung geſetzet wird; fo verurfachet diefelbe die Flamme des Blitzes, die alles zu * verbren⸗ net und verzehret. Ich habe, faͤhrt derſelbe fort, die ——— Schwe⸗ felquelle geſehen, die eine (italieniſche) Meile von Pozzoli liegt, und ‚deren Petronius Arbiter ‚erwäh- net. "Ganz am Ende des flachen: Standes iſt eine Grube flüßiges Schwefels , deffen Eochende Aufwal⸗ lungen zehen bis zwölf Fuß hoch fteigen. Dieſe flüßige Materie verzehret das Fleifch an allen Leibern, die Knochen aber greift fie nicht im geringften an. In unferm Falle waren fogar die Knochen zu Afche verbrannt, und dennoch war der Rock nicht einmal beſchadigei. Es war auch kein — der Kammer zurück geblieben. Alles diefes führer derfelbe an, um die — eines Studenten zu Ravenna zu widerlegen ‚ der be Bayer , daß unterhalb der Kammer ein Schweiel- SS; grund | 274 Hn. P. Rolli Auszug ei er Schrift grund ſeyn muͤſſe. Er gruͤndete dieſe Meynung darauf. Es fey nämlich in demſelben Haufe, in einem Zimmer, nicht weit von demjenigen, darinn die Graͤfinn verbrannt fen, eine große Menge Hanf in Brand gerathen, ohne daß man ausfindig ma: chen fönnen, wie es zugegangen fey; imgleichen fey ein Stick des Pallaftes plöglich eingefalfen, ohne daß ein Erdbeben verſpuͤret worden. Alles dieſes habe muthmaßlich von einer Schwefelerde unten im Grunde hergeruͤhret. Allein, die en ce um⸗ ſtaͤnde erweiſen dieſes nach nicht. Bielmehr ‚ wenn ein Schwefelgrund dafelbft wäre: ſo muͤßte man den Geſtank davon in denen daͤmpfigen Tagen, da der - verdrießliche Suͤdwind wehet, nothwendig riechen? indem die Schmwefelgruben alsdenn auf eine große Weite ſtinken. Außerdem thut der Schwefel feine ſolche Wirfung, daß er einen Leib i in eine ui une. fühlbare Aſche verwandelte, ‚Die Mepnung des Derfafre. ) LINE Das Feuer wurde in den Eingemweiden des — verurſachet, durch entzuͤndete Ausduͤnſtungen des Blutes derſelben durch Saͤfte und Gaͤhrungen in dem Magen; durch die vielen verbrennlichen Mate: rien, die in lebendigen Leibern zu verfchiedenem Ge- brauche des tebens häufig anzufreffen find: und end» lich durch die feurigen Dämpfe, die aus den Ueber- bleibfeln Des Weingeiftes, Brannteweins, undanderer hitzigen Getränfe in der zoftigen Haut des Magens und andern fetten Häuten auffteigen. In dieſen Häuten (tie die Chymiſten anmerken) zeugen die ge⸗ dachten Geiſter eine Gattung eines Camphers, der bey Nachtzeit im Schlafe, bey vollem a ae | in: ode der Graͤf. Corn. Zangari. 275 Einziehen der Luft, in flärfere: Bewegung gefeßt, und folglich geſchickter gemacht wird in Brand zu en. — | > Das Fett iſt eine oͤlichte Fluͤßigkeit, die — die — der Fetthaut von dem Blute abgeſondert wird. Es iſt von einer leicht verbrennlichen Eigen⸗ ſchaſt⸗ wie die gemeine Erfahrung zeiget. Unſer Blut hat eben dieſe Eigenſchaft; imglei— den auch unfer Flußwaſſer und unfere Galle. Alle diefe Sachen, wenn man fie durch die Kunſt trod- vet, laſſen fich durch Annäherung des mindeften Feuers anzuͤnden, wie Weingeift, und verbrennen zu Aſche. "Man ſehe dier71. Bemerfung des 10 “Jahres, von den Tagebüchern der Deutfchen *. Eine folche Auftrocknung der Materien fann auch in unſermLeibe durch das Trinken abgezogenen Branıt- teweins und ftarfer Weine veranlaſſet werden; wie Herr Litre bey der Zergliederung einer Frau von 45 Jahren angemerfet hat, in der Gefchichte der fönigli- hen parififchen Akademie der Wiflenfchaften, von dem Sahre1706, 23. S. Diefe Wirkung kann noch öfters erfolgen, wenn der Weingeift mit etwas Campher vermifcht ift. Denn diefes Gummi iſt nichts anders, als ein hoch abgezogenes del. Wenn nun die ſchwef. lichten Theilchen deſſelben, nachdem ſie durch die Gaͤh⸗ rung verduͤnnet worden, von den beſtaͤndigen und ſal⸗ zigen Materien abgefondeit werden: fo laffen fie ſich leicht in Bewegung fegen, und verwandeln fich, indem fie durch die Luft hinfahren ‚in Feuer und Flammen. gu; ungeachtet die Salze, die nr in den Thie⸗ ren . Ephemeris of Germany. * ren und Pflanzen befinden, natuͤrlicher Weiſe nicht ge⸗ neigt ſind, ſich zu entzuͤnden: ſo tragen ſie doch oͤfters viel dazu bey, ſonderlich, wenn eine ſtarke kochende Gaͤhrung dazu kommt. Von dieſer Urſache wiſſen wir, wie es zugeht, daß zwey mit einander vermiſchte flüßige Dinge, ungeachtet diefelbendem Anfuͤhlen nach kalt find, ein flammendes, euer hervorbringen. . Becher entdedte diefe wunderbare Erfcheinung zu⸗ erft, indem er Bitriolöl und Terpentinöl mit einander vermifchte. Borrich brachte hierauf eben: dieſes zumege , durch Dermifchung des Terpentinöls mit Scheidewaſſer: endlich auch Here Tournefort, ins dem er Salpetergeiſt und Saffafrasöl zufammen goß; imgleichen Herr Homberg, mit’eben dieſem fauren Geifte, und dem Dele, und den beften Ausziigen* aus allen würzbaften indianifchen Kräutern. ı Ja Herr Homberg bezeuget, daß man mit einem gemwiffen Falten Waſſer Stücke losgefeuret habe; in der vorhin ange: zogenen Gefchichte der Akademie dev Wiffenfchaften, von 1710. 66. S. ein ik Es hat nicht den geringften Zweifel, wie durch eine ſtarke Gaͤhrung ein Pulvervorrarh, Scheunen, Pa— piermühlen und Heufchober ‚öfters in Brand gera= then ſind. a TE RA Die fauren Theilchen in unferm Leibe find fehr ge- nau mit den fetten und ölichten Theilen vereinigetz ja, alle unfere Glieder Haben eine große Menge Del und Saures infid, Was iſt es denn Wunder, daß fie fich entzünden Fonnen ? Wie Herr Homberg wohl anmerfet, in der erwähnten Gefchichte 1712, 1717, von der 13. bis 31. Seite, da derſelbe eg j alle , ® Quinteflences. n.mıs ) % - vom Tode der. Graͤf Corn. Sangari, 277 alleunfere Ölieder fehr vieles finfendes Del und fluͤch⸗ tiges Salz in fich haben, und daher leicht. Benkvennlich eyn. Wir muͤſſen nicht vergeſſen, hiebeh zu erinnern, daß die Zähne aus ſehr vielen kurzen Roͤhren, die Knochen aber aus langen zufammengefeget find; da⸗ her auch diefe leichter verbrennen, Malpigbi bemer» fet auch, daß die Knochen eine fette blichte Malerie in ſich halten. Rach allem dieſem wiſſen wir, daß die Umfehlitedrii fen über den ganzen $eib her zerſtreuet ſind; imglei⸗ chen, daß eine oͤlichte Feuchtigkeit manchmal mit ei⸗ nem fatpetrichten, fehmweflichten Geruche aus unferer Haut ausdünftet. Dieſer fchreibt D. Dlancapd den ganzen Kreislauf der Säfte u. | Eine große Menge verbrennlicher Materie, ‚bieir in einer ftarfen Anzahl Zellen aufbehalten wird, lieget in dem Netze. Man muß ferner die ungemein große Menge Yus- in Betrachtung ziehen, die aus unſerm Leibe gehen. Sanctorius hat angemerkt, daß von acht Pfund Eſſen und Trinfen in einem Tage, unge: fahr fünf unvermerft ausdünften,; wenn man diejeni⸗ gen Duͤnſte dazu rechnet, die bey dem Athem mit aus dem Munde gehen, und an einem Spiegel in Tropfen geſammlet werden koͤnnen (J. Abſchnitt, Aphor.) ; im⸗ gleichen, daß die Nacht hindurch gewoͤhnlicher Weiſe 16 Unzen Harn ausgeworfen werden, 4 Unzen wohl⸗ ausgeſaͤugter Koth durch den Stuhlgang , und noch 40 Unzen und mehr durch die Ausduͤnſtung (59 Aphor.). Ferner lehret derfelbe, daß die Traͤgheit und Schlaͤfrigkeit eine Wirkung der allzugroßen innerli⸗ chen 273 Hn. P. Rolli Auszug einer Schrift: chen Hitze ſey, dadurch die gedachte innerliche Ausduͤn⸗ ſtaung verhindert werde; wie wir⸗ in dem gegenwaͤr⸗ tigen Falle zeigen wollen. a er ‚Diefes vorausgefegt, fage ich, daß die Materie ei- ner ſolchen unmerflichen Ausdünftung eine feuerfan- gende Mine ift, die ſich gar leicht entzünden Fann, fo oft ein Reiben, und follte es auch) noch fo gering feyn, diefelbe in eine heftige Bewegung feet, und ihre Ges fhmwindigfeit vermehret, | sn Wir haben die Entdeckung diefer offenbaren Wahr: heit Heren Haufsbee, Mitgliede der Fonigl, Gefell: ſchaft der Wiffenfchaften, zudanfen, und lernen diefelbe aus feinem fo fehr befannten’Berfuche mit der gläfernen Kugel, 30 S. dahin ic) auch den $efer verweiſe. Ich habe diefen Berfuch zu Rom gefehen; und ungeachtet es das Anfehen hat, daß diefes Licht bloß ein Phos- phorus fen, der von den Yusdünftungen, die aus der Hand und aus dem Ölafe fommen, entftehe: fo kann es doch bey dem gegenwärtigen Falle zu weiterem Nachdenken Gelegenheit geben, NR Durch) das Neiben unferer flachen Hände an ein= ander, oder eines jeden andern Theils. unfers Leibes, fann man folche Feuer hervorbringen, welche insge: mein anhangende Feuer * genennet werden. Wir lernen aus Eufebius Nierenberg, daß alle Gliedmaßen des Baters Iheodorichs diefe Eigenfchaft _ gehabt haben; und eben dergleichen haften auch die Glieder Carl Gonzaga, Herzoas von Mantua, wie der berühmte Bartholin angemerket hat. Nachdem Zeugniffe Johann Fabri, Doctors der Arztneykunſt und befannten Weltweiſen, der es felbft gefeben bat, * Ignes lambentes. vom Tpde der Graf. Corn. Zangari. 279 ſind aus dem Kopfe einer Frau, wenn fie ihre Haare ausfämmete,, helle Zunfen gefahren; Scaliger er: zaͤhlet eben diefes von einer andern Frau. Cardan führer dergleichen von einem Carmelitermönde an, deſſen Kopf 13 Jahre lang Sunfen von ſich gab, fo oft er feine Mönchsfappe aufden Ruͤcken warf. Eze⸗ chiel von Caftro, Doctor der Arztneykunſt, ein beruͤhm⸗ ter Jude, undnachher ein Ehrift, hatein Fleines Büche leingefchrieben , mit der Auffchrift: Ignis lambens % und zwar auf Veranlaffung einer Begebenheit der Gräftun Caffandra Buri von Verona, deren Kauf, wann ſie ihre Arme mit einemSchnupftuche camericher Leinwand rieb uͤber und uͤber ein ſehr helles Licht von ſich gab. Euſebius erzaͤhlet daſſelbe vom Maximus Aqui⸗ lanus. Liceti hat von feinem Vater gehoͤret, daß er eben dieſe Eigenfchaft an Franz Guido, einem Rechts: gelehrten, geſehen habe; und er felbft hat zu Pifa eis nen Buchhändler, Anton Cianfio, gekannt, deſſen Leib, marın er ein frifehes Hemd anzog, über und über ei- uen ſehr hellen Glanz von fich warf. Übauberichtet daſſelbe von einem jungen Menſchen; und Cardan von einem feiner Freunde, von dem er faget: wann er ein friſches Hemde angezogen; fo feyn belle Feuers funfen aus feinem $eibe gefahren, Der Pater Kir: cher, ein Jeſuit, erzäblet: als er zu Rom in Gefell ſchaft mit andern in eine unterirdifche Höhle gegangen ; fo habe er Feuerfunfen aus den Köpfen feiner Gefähr- ten ausdüniten gefehen, nachdem diefe vom Gehen warm geworden fenn. Der. Pater Alphonfus von Dvale war ein gegenwärtiger Zeuge auf den böchften Gebirgen von Peru und Chili, daß Menfchen und | m 0 Wie Das fich anbangende Feuer. 230 HnPRoli Auszugeiner Vieh daſelbſt vom Kopf bis auf die Fuͤße auf das hellſte leuchten und glänzen... nd wm un dann laͤcha *, erzäblet, daß die Frau des Doctor Freilas, geibarztes des Cardinals von Royas, Erzbifchofs zu Toledo, von Natur durch die Ausdünftung eine feuri⸗ ge Materie von fich gegeben, von der Befchaffenheir, Daß, wann man derfelben das Futterhemde, das ſie uͤber ihrem Unterhemde trug, abnahm, und in die falte $uft hängete, daflelbe fogleich ſich entzündete, und eben wie die Körner des Schießpulvers, Blitze von fid) warf **, RE | 377 Tach dieſem allen fage ich, daß in dem Leibe einer Frau eine fiebrifche Gährung oder eine fehr heftige Bewegung verbrennlicher Materie entftehen Fann, und zwar mit einer folchen feurigen Gewalt, die ver⸗ mögend ift, die Knochen in Aſche zu verwandeln, und * De pefte Malagenip. 6. ER] * geter Borelli führer ein Beyfpiel von folchen Aus» dunffungen an, mwelchenicht allein Licht, fondern auch Feuer, von fich gegeben. Man febe feine Bemerkun⸗ gen, zweytes Hundert, 75 Bemerk. 174 ©. da der: felbe erzabler: es fey ein gewiſſer Bauer gemefen, deffen leinenes Zeug, Sachen von banfenem Garne; und dergleichen, wenn man fie in die Lade geleget, oder an eine Stange in die Luft gehaͤnget, ungeachtet fie feucht gemwefen, bald Feuer gefangen, wie dieſes ‚eine große Anzahl Zufchauer gefehen haben. vom Todeder Graͤf· Corn. Zangari, 281 das Fleiſch zu verbrennen, Es find zween dergleichen Fälle befannt: einer ſteht in den copenhagener mes dicinifchen und philofophifchen Geſchichten, von dem Jahre 1673, den Mart. Jacob bemerfet hat, und der andere im Marcellus Donatus, in feinen wunderbaren mebicinifchen Geſchichten, im 4 B. 25 Hauptit. ©. 248, Imgleichen fage ich: von der Öalle, die ein fo nd« thiger Saft zu unferer Berdauung ift, hat Peter Bo— velli angemerfet, daß diefelbe, als jie von einem Mens ſchen ausgebrochen wurde, wie Scheidewaffer gekocht babe. (Zweytes Hundert, ı Bemerf. 109 ©.) Ferner fönnen fehr ftarfe Feuer in unfern Leibern ſowol, als in andern Thieren von hißiger Beſchaffen⸗ beit, angezündet werden, nicht allein durch die Natur, fondern auch durch die Kunſt; und da diefe das Thier _ auch wohl ums Leben bringen koͤnnen: f6 geben fie ei- nen defto ſtaͤrkern Beweis für meinen Saß ab: - Um ein klares Beyſpiel davon zu haben, iſt es noͤthig, daß man. die 77 Bemerkung Joh. Piſano in ven deurfchen Tas _ gebuͤchern lefe,die zu Leipzig im Jahre 1670 gedruckt find, ‚Binder den obern Magenmund eines Thieres feſt zu; binder auch den untern Magenmund zu. Hier auf fehneidet den Magen oberhalb und unterhalb der Binde heraus, und drücfet ihn mit beyden Hanven, fo daß er auf einer Seite auffchwille. Wann dieſes gefcheben ift: fo haltet die linfe Hand feitdarauf, daß der aufgeſchwollene Theil nicht niederfinfen Fann ; und mit der vechsen (vorher muͤſſet ihr einen Zoll weit das von ein Licht hinftellen) öffnet ihn plöglich mit.einem Zergliederungsmefler: fo werdet ihr fehen, daß fich ei- ne Flamme darinne gezeuget bet, die mnerhalb weni⸗ ger Secunden herausfahren wird. ine folche Flam— ı Dans, € me RR . K 282 Hn. P. Rolli Auszug einer Schrift me koͤnnen die Neugierigen nicht allein in dem Magen, ſondern auch in den Gedaͤrmen, wahrnehmen. Der erſte, der dieſes entdecket hat, war Andreas Vulpari, oͤffentlicherßLehrer der Zergliederungskunſt zu Bolog- na in Italien. Hier ſehet ihr alſo, daß eine fchleuni- ge und. heftige Bewegung der Geifter, oder eine Gaͤh— rung der Säfte in dem Magen, eine fichtbare Flamme hervorbringet. Pifano ift ein gegenwärtiger Zeuge ben dem igtgedachten Berfuche geweſen. In den deutfchen Tagebüchern vom zehnten Jahre, 53 ©. der Forrfeßung Johann Chriſtoph Sturms, liefee man, daß in den weit nach Norden gelegenen ändern aus dem Magen derer, die geiftige Getränke haͤufig trinken, öfters Flammen herausfahren. Bor ungefähr 17 Jahren, ſaget der Berfaffer, tranfen drey curländifche Edelleute, deren Namen, ihre Ehre zu ſchonen, ich nicht befannt machen will, geiftige Geträn- fe um die Wette; und zween von ihnen ftarben von Verbrennung und Erftictung einer Flamme, die aus ihrem Magen mit Gewalt herausbrach. Der hochberuͤhmte Borelli erzählet: es fen ihm gefagt worden, daß eine Frau an ihrem Ende Slam. men von fich gebrochen habe. Er faget: Ihr koͤnnet in Bartholins Abhandlung von dem Lichte, und in Eufebius Nierenbergs Gefchichte der fremden Bölfer * tefen, Daß dergleichen Zufälle bey ftarfen Trinfern des Weins und Branntemeing öfters gefehen worden find. Es wird dafelbft auch angefichert, daß aus dem Ge- burtsgliede einer Frau Feuer herausgefahren fey. Der $ord Bacon verfichert uns in feiner allgemei- tien Narurgefchichte **, er habe eine Sean gefrben, | VRR ren. '* Hiftory Nat. peregrin, *® Nat, Univ. Hiſt. vom Todeder Gräf. Corn. Zangari. 283 deren Bauch wie Feuer gefunfelt habe; und in der That würden folche Flammen öfters in uns ausbre« chen, wenn fie nicht durch die natuͤrlichen Feuchtigkei—- ten gedämpfet würden, wie Lueretius anmerfet, in dem 868. u f. Verſen des 4ten Buches, u. 1065 V. des 6 B. Weiter erzähle Marcellus Donatus in fels nen wunderbaren medieinifchen Gefchichten —26 4 Hauptſt. das die Aufſchrift fuͤhret: Von einer neuen Krankheit; aus Albert Kranzes 5 Buche ſaͤchſiſcher Geſchichte: daß zu den Zeiten * chriſtli⸗ chen Kriege Gottfrieds zu Boulogne, in der Land⸗ fchaft Nitters, die Leute von einem unfichtbaren Feuer in ihren inneren Theilen verbrannt feyn; Daher einige fich einen Fuß oder eine Hand, da der Brand ange gangen, abfchneiden lajfen, damit derfelbe nicht weiter um fich greifen möchte. Ejechiel von Caſtro, in feis nem vorhin angeführten Werfchen von dem fid) an« hängenden euer, führet die fehr berufene Erfahrung des Arztes Alerandrinus Megerius an, als ver erzäh« let: daß aus den Ruͤckgrate bey der Hüfte, nach großen Schmerzen, euer heraus gefahren fey, dag bie Augen verbrenner habe, wie dieſes zween gegen- waͤrtige Zufchauer, Simplicius und Philoſeus, ber 59 ar "Was iftesdenn Wunder, nach allen diefen anges führten Beyfpielen, daß unferer alten Gräfint eben diefes begegnet ift ? Die Trägheit derfelben vor dem Schlafengehen war eine Wirfung der allzugroßen Hige, die in ihrer Bruſt eingefchloffen war. Diefe verhinderte die Ausduͤnſtung durch die Schweißlöcher ae Leibes, die des Nachts hindurch auf 40 Unzen 9 DR gerech⸗ % Mirab. Hiſt. Medie. 284 Hn. P. Rolli Auszug einer Schrift" gerechnet wird. Ihre Aſche, die man in einer Weite von vier Fuß von dem Bette angetroffen, iſt ein deut⸗ licher Beweis, daß dieſelbe nach einem natuͤrlichen Trie⸗ be aufgeſtanden iſt, ſich die Hitze abzukuͤhlen. Viel⸗ leicht hat fie bingeben , und ein Fenſter Pupmachen wollen. Der gelehrte Marggraf Scipio Maffei hat von dem Grafen Atimis von Görz erfahren, (der wenige Tage nach diefem Zufalle durch Cefena gekommen ift) daß er dafelbft gehöret: die alte Gräfinn ſey gewohnt ge wefen , warın fie fich nicht wohl befunden, ſich an dem ganzen Leibe mit Weingeift, mit Kampher angemacht, zumachen ; und vielleicht habe fie diefesdiefelbe Nacht gleichfalls gethan. Diefer Umſtand aber ift hiebey von Feiner Wichtigkeit. Die befte Meynung ift die von der innerlichen Hiße und dem innerlichen Feuer. Nachdem diefes ſich in den Eingemweiden entzündet: fo flieg daffelbe natürlicher Weiſe aufwärts, weil es diefen Weg leichter, und die Materie dafelbft fetter und verbrennlicher fand; Daher ließ es die Schienbei⸗ ne unberührt. Wiewohl diefe auch: auf folche Weiſe koͤnnen davon gefommen feyn, daß die Slechfen , mit: denen fie an die Knie gebunden , abgebrennet, und ſie alfo folchergeftalt davon abgefondert worden find, die Scenfel waren allzu nahe an dem Urſprunge des Feuers, und verbrannten daher gleichfalls mit. Dies fes Feuer wurde ohne Zweifel durdy den Harn und: Koth vermehret, weil diefes fehr verbrennliche Mates vien find, wie man aus dem Phofphorus derfelben fe» ben Fann. Galenus fager, (1 Claffe, 3 B. von den Temperamenten,) daß der Taubenmift fähig fey, ein: ganzes Haus in Brand zu ſeben; und der gelehrte Kir Pater vom Todeder Graͤf. Corn. Sangari, 285 Pater Eofati, ein Jeſuit, erzählet, (in feinen phyſiſchen ‘ Abhandlungen, 2 Theil, 48 ©.) er habe von einem X braven Edelmanne gehoͤret: daß von einer großen Menge Miſtes von Tauben, die in großer An— zahl viele Jahre, ja Mannesalter hindurch gewohnt geweſen, unter dem Dache der großen Kirche zu Piſa zu niſten, diejenige Feuersbrunſt urſpruͤnglich entſtan⸗ den, dadurch die gedachte Kirche verzehret worden ſey *. Nach dieſem allem machet der Verfaſſer den Schluß: es ſey gewiß, daß die Graͤfinn ſtehend zu Aſche verbrannt ſey. Dieſes ſchließet er daraus, weil die Hirnſchale bleyrecht zwiſchen ihre Schenkel nieder⸗ gefallen ſey. Daß aber das Hinterhaupt mehr bes fchädiget gefunden worden, als das DBörderhaupt, das fey den Haare zuzufchreiben, und den Nerven, als deren vornehmiter Sig fid) dDafelbit befinde. Es fey auch daher gefommen, weil in dem Angefichte vie- le Stellen offen ſeyn, aus denen die Flammen haben berausfahren fönnen ; wie zu den Zeiten der römi« ſchen Bürgermeifter Titus Grachus und Marcus Juventius gefchehen, Da das Feuer einem Stiere aus dem Maule gefahren, ohne das Thier zu befchädigen ; weil daſſelbe bey feinem Ausgange Feinen Widerftand angetroffen babe. | “ T3 Auszʒug * Dieſe Wirkung bekraͤftiget auch Galenus im 2 B. de Morb. Difl. im 2 Hauptſt. da derſelbe ſaget: er habe gefehen, daß Taubenmiſt fich entzüunde, wann er vers faulet ſey. N 236 Hn. P. Rolli Auszug ein sea * a Val Ka äh q using aus einer Eleinen Schrift, — Titel: e „Feuer vom Himmel, dadurch Der Leib eines Mannes, mit Namen Johann Hitchele, von Holmhurſt, des Kirchſpiels Chriſtchurch in der Grafſchaft Southampton, am 26 Junius 1613, verbrennet worden iſt. Don Jos o⸗ hann Hiliard. Gedruckt zu London, 102 "ses Der Zufall felbit hat fich alfo zugetragen. Nachdem derſelbe (Jjohann Hitchele) am Sonna⸗ bend, namlich am leßtverwichenen 35 Junius in dem | Haufe eines gewiſſen Johann Deane yon Parly Court fein Geſchaffte gehabt, da er in feinem Handmwerfe treu⸗ lid) und mühfam arbeitete, (denn er war ein Zimmer- mann) und fein Tagewerk vollendet hatte, fo gieng er nad) Haufe. Als er nah Haufe Fam, fo begab er fidy zue Ruhe. Im ‘Bette, da er mit feiner Frau und feinem Kinde lag, Fam in der dickſten Macht ein Blitz mit folcher Heftigkeit hineingefahren, daß eine : alte Frau, Namens Agnes Ruſſel, des gedachten os hann Hitchells feiner Frauen Mutter, die einen entſetz⸗ lichen Schlag auf ihren Backen befam, (mie diefes zus gegangen ift, dag weiß ich nicht, ) Davon aufivachte, und Johann Hitgell und feine Frau rief, ihr zu Hüls fe zu fonımen. Weil aber diefe Feine Antwort von fid) gaben, ſo fprang das gute alte Weib aus dem Bette, lief zu dem Bette hin, da ihre Tochter lag, und weckte fie auf. Dieſe mar auf der ganzen einen Sei: te jämmerlich verbrannt, und ihr Mann und Kind lagen todt an ihrer Seite. Die unglückfelige Frau, da fie fahe, daß ihr Mann und Kind auf ſolche unver⸗ | muthete vom dem Tode Johann Hitchele. 287 muthete Weife ihr Leben geendiget hatten, dachte, (wie es fcheinet) nicht fo viel an den Schaden, den fie felbft empfangen hatte ; als beforgt diefelbe war, ihrem Marne, wenn es ihr auf einige Weife möglich wäre, _ noch das Leben zu retten. Sie ſchleppte daher denfel- ben (ungeachtet aller ihrer fehmerzlichen Wunden) aus dem Bette auf die Gaſſe; mar aber genöthiget, wegen der großen Heftigfeit des Feuers, ihn zu ihrem großen Herzeleid dafelbft liegen zu laffen. Er lag allda, und brennete ganze drey Tage lang, oder Doch ungefähr fo lange; zwar nicht alfo,als wenn von außen Feuer an ihm zu fehen gervefen wäre : fondern bloß eine Art ei» nes Nauchg, der von feinem Körper aufftieg, bis der: felbe zu Afche verbrennee war; ausgenommen ein Elei« ner Keit von feinen Knochen. Diefe wurden in eine Grube geworfen, die man nicht weit Davon machte, * * “ Auszug aus den Derzeichniffen der Eöniglichen Ges + fellfchaft der Wiflenfchaften, vom 8 und ı5 Nov. 1744, betreffend die Frau zu Ipswich,. die man am verwichenen 10 April zu Afche ver brannt gefunden hat. Die erfte Nachricht von diefem außerordentlichen - Zufalle war enthalten in einem Briefe des Herru R. Love, an feinen Bruder, Herrn Beorg Love, Apo- thefers zu Weftmünfter , gefihrieben zu Ipswich, am ‚28 Inius 1744, der am 8 Nov. darauf der Gefell« hat von dem Borfteher derfelben vorgeleget wurde. In demfelben ſaget Herr Love: „es erhelle aus der | T4 Alters 233 HP. Reli huszugeiner Schrift Unterfucbung des Beamten 9 wegen des Todes dieſer Frau, (dabey er ſelbſt zugegen gameien, ) daß Diefelbe, nachdem fie mit ihrer Tochten die Treppe hinauf zu ihrem Bette gegangen, ſchon halb aus: gekleidet wieder von ihre herunter gegangen fey. Des andern Morgens frühe habe man ihren Leib gänzlich verbrannt ‚angetroffen, und zwar in der Kuͤche auf dem bacenfteinenen Feuerherde liegend, da Fein Feuer geweſen ſey. Meben ihr babe ein teuch- ter aeftanden, darinn das Licht, damit fie ſich felbft Binunter geleuchter babe, ausgebranne gemefen, Die Tochter wußte feine andere Urfache anzugeben, marum. fie wieder hinunter gegangen fey, als etwan eine Pfeife Toback zu rauchen; fie fagte aber: ihre Mutter fen nicht gewohnt geweſen Branntewein zu trinken. Der gefchworne Richter ſetzte dieſe Bege⸗ benheit unter die zufälligen Todesfaͤlle. Am 15 Nov. theilte der Doctor Lobb der Gefell- fhaft zweene Briefe mit, eben diefe Frau betreffend. Der eine war von Ihro Wohlehrw dem Herrn Not⸗ cutt zu Ipswich, an Ihro Wohlehrw. den Herrn Gibbons, geſchrieben am 25 Julius 17443 und der andere von dem letztgedachten Herrn Gibbons an eis nen guten Freund, vom 2 Sept. deſſelben Jahres. Beyde kommen in allen Hauptumſtaͤnden, die zu der Begebenheit gehören, mit einander überein; bey⸗ de ertheilen au ihre Machrichten aus dem Munde dabey gegenmwärtiger Zeugen, die den Körper felbit be⸗ ſichtiget haben, ats derſelbe erſt brennend gefunden worden The Coroner iſt ein Beamter , der bey gewaltfamen oder plöglichen Zodesfällen, nebft einem der geſchwor⸗ nen Richter, Unterfuchung anftellen muß. von dem Todeder Frau zu Ipswich. 229 | worden war: Herr Gibbons insbefondere, aus dem Munde der Tochter der verbrannten Frau, und noch zwo andere Perfonen, die in demfelben Haufe wohnes ten, und mit Namen Boyden hießen, Die Beger benheit felbft war folgende. Gratia Pett, eines Fis fehers Frau, des Rirchfpiels St. Element zu Ipswich, ungefähr 60 Jahre alt, hatte von vielen Jahren her die Gewohnheit, daß fie alle Nacht, nachdem fie fich Halb ausgefleider hatte, die Treppe hinunter gieng, um eine Pfeife Tobaf zu rauchen, oder gewifler anderer häuslichen Gefchäffte wegen. "Die Tochter, die bey ihr lag, fehlief ein, und vermiſſete ihre Mutter nicht eher, als bis fie des Morgensfrühe (am 10 April 1744.) aufwachte. Als fie ſich anfleivete, und die Treppe binunter gieng: fo fand fie den Körper ihrer Mutter ‘auf der rechten Seite liegen, mit dent Kopfe gegen den Feuerbock gelehnet. Der Leib lag über dem Heer- de ausgeſtrecket, mit den Füßen auf dem breternen Bock rubend, und fahe einem hölzernen Klog ähnlich, der bioß glühete, ohne eine Flamme von ſich zu geben. Als fie das Feuer mit zween Schöpflöffeln voll Waf fer auslöfchte: ſo hätte der Dampf und Geftanf da-> von die Nachbarn, die auf ihr Geſchrey herbey gelau- fen waren, beynahe erftider. Der Rumpf des Leis bes war auf geroiffe Weife zu Afche verbrannt, und fabe aus wie ein Haufen Kohlen mit weißer Aſche be⸗ decket; der Kopf, die Aerme, Schienbeine und — kel — ebenfalls ſehr ſtark verbrannt. Man ſagte, die Frau an demſelben Abend ſehr ſtark Branntewein getrunken, und dieſes bey Gelegen. beit einer angeſtellten Luſtbarkeit, wegen einer ihrer Is Toͤch⸗ 299 Hn. P. Rolli Auszug einer Schrift ic. Töchter, bie Fürzlih von Gibraltar nach Haufe ge: kommen war. Die Schwierigkeit aber ift, das Feuer zu erklären, davon fie verbrannt iſt: denn auf dem Feuerbocke war Feines mehr; und in dem $euchter, ber neben ihr ftund, war das Licht in der Dille aus» gebrannt. : Ein Kinderrod auf der einen, und ein papierner Schirm auf der andern Seite, waren alle beyde unbefchädiget. Ungeachtet auch das gefchmol» zene. Fett dergeſtalt in den Herd eingedrungen war, daß man esdurd) Reiben nicht wieder herausbringen Eonnte: fo beinerfte man doch, daß der breterne Bock weder verfenget war, noch eine andere Farbe befom: men hatte. Die Art und Weile auch, wie diefes Feuer in ihrem: $eibe brannte, wird alfo befährieben, daß es von einer innerlichen Urfache hergeruͤhret feyn muß, und nicht von dem Anbrennen ihrer Kleider, die nur bloß in einem catunen Schlafrock, und einem Weiberrock darüber, befianden. | I. Schrei⸗ ee re Ben IH. a Schreiben an den Ritter Martin Folfes, Vorſteher der Fönigl, Befellfchaft der Miffenfehaften, von Erommell Mortimer, Dr. der Arztneywiſſenſ und Secretaͤr dieſer Sefelfpaft, von der.natürlichen Wärme der Thiere. | Ueberfegt aus den philofoph. Abhandl. der engl. Geſellſ. der Wiſſenſ. 476 Num. 473 S. uff * Am 20 Sum, 1745. Mein Herr, * eitdem der Kreislauf des Gebluͤts in den Thieren von unſerm beruͤhmten Landsmanne, dem groſ⸗ fen Doctor Harvey, voͤllig und ungezweifeit erwieſen worden iſt: ſo haben alle Schriftſteller der Arʒtneywiſſenſchaft durchgehends die natürliche Wär me der Thiere der Bewegung des Blut in den DBlutgefaßen, oder vielmehr dem daher entitehen» den Aneinanderreiben aller flüßigen Theile in dem Thiere, beymeſſen. Don diefen flüßigen Dingen hat man durch die legten Entdeckungen mit Einfpris gung und Bergrößerungsgläfern befunden, daß fie fich in fegelförmigen Röhren bewegen, die gegen ihre auf ferfte Enden, oder da, wo die Pulsadern am engeften find, in einander geben, bald Darauf immer weiter wer⸗ den, 292 Schreibenanden Ritter M.Folfeg, den, da denn dieſelben verlängerten Roͤhren den Na⸗ men der Blutadern bekommen, und ihre enthaltenen Saͤfte wieder zu dem Herzen zurücführen Man fchreibt daher die Wärme eines Thieres den ftarfen und öftern Zufammenziehungen des Herzens und der Pulsadern. Mi und dieſe Warme *, faget man, fey um fo viel größer, je dichter die Säfte feyn, je ftärfer diefelben fortgeftoßen werden, und je größer ihr Wi— derftand gegen bie Enden der Pulsadern ſey. Aus diefem Srundfaße ſchließen Diefelben: Die Wärme ent- ftehe von dem Aneinanderreiben ; nämlid) durch die heftige Bervegung der Theilchen des Blutes und der Säfte gegen einander, fonderlich durch das Reiben derfelben an die Seiten der enthaltenden Blutgefäße muͤſſe nothwendig eine große Friction erreget werben, und aus diefer Friction werde die Wärme erzeuget: - fo wie man diefes leicht zumege bringen Fann, wenn man zwey Stuͤcke Holz, oder ein Stücde Holy und ein Stuͤck Metall, oder zwey Stüde Metall, oder auch harte Steine auf einander reibet. Allein, es iſt aus Ber täglichen Erfahrung befannt, daß ein jedes waͤſſe⸗ rige, flüßige, oder ein ölichtes oder fchmieriges We- fen, wenn man e8 an diefe Körper während des An« einanderreibens bringe, die Erregung der Wärme verhindert ; wie man zum Beyſpiele bey Glaͤttung des Glafes oder Marmors, Waffer zugießer, und alle Bä- dermafchinen mit Fett oder Del ſchmieret, da fonftviele _ berfelben, wegen Unterlaſſung Diefes Mittels, fich er— hitzet und Feuer gefangen haben, auch fo gar von den Slammen, die fie felbft erveget, verzehret worden find. Mir * Boerhaave in feinen Lehrfagen der Arztneywiſſenſchaft (infitutiones) 968 6. — von der natuͤrl. Warme der Thiere. 293 Mir iſt kein Verſuch bekannt, daraus erhellete, daß durch die einfache oder bloß mechaniſche Bewegung oder das Aneinanderreiben der Theilchen eines Fluͤßi⸗ gen, entweder fuͤr ſich ſelbſt, oder mit andern fluͤßigen Dingen vermiſcht, nur der mindeſte Grad der Waͤr⸗ me erzeuger worden wäre, Waſſer, Wein, wein af⸗ te Geiſter, Dele, Queckſilber, man mag ſie entweder einzeln oder vermiſcht ſchuͤtteln, werden durch keiner⸗ ley Heftigkeit noch Geſchwindigkeit der Bewegung, ſo viel ich immer davon gehoͤret habe, eine Waͤrme hervorbringen; ſo kann auch das Blut der Thiere, wenn es einmal aus dem Leibe heraus gelaſſen ift, durch keine, auch der heftigſten Bewegungen weder flüßig, noch warm erhalten werden. Es wird zwar in den flüßigen Dingen unter gewiſſen befondern Umſtaͤnden Wärme erzeuget, darunter die zween ſehr befannten Fälle, die Gährung und das Braufen’*, gehören. Weil nun diefe beyden Dinge von Perforen, die in chymiſchen Sachen nicht allzufehr bewandert find, oft mit einander vermenget werden: fo wird man mir er« lauben, daß ich den Unterfchied hieben erkläre. Die Gaͤhrung iſt eine folche feldft encftandene innerliche Bewegung, die in dem Grade der Wärme, tie die Luft ſich durchgehends in unterirdifchen Höhlen befindet, in wenigen Stunden eine ſolche Veränderung in den Säften der Pflanzen, oder in dem Waſſer, das mie pflanzbaften Theilchen ſtark angefüllee ift, (denn die Gaͤhrung iſt dem Reiche ver Pflanzen ganz allein eigen,) zumege bringet, daß dadurch auseinem ſchalen Mofte oder ungegohrnen Biere, die das Feuer dampfen, et⸗ was wird, das mehr oder weniger brennet und das } a rgeaeeuer %%* Effervefcence. 294 Schreiben an den Ritter M. Zolkes, Feuer naͤhret, nachdem es mit mehrern oder wenigern pflanzhaften Theilchen erfuͤllet it; und dag daſſelbe in dem Brennkolben dasjenige fluͤchtige, zarte, feuer⸗ fangende, flüfiige Wefen von fich giebt, das man ins» gemein weinhafte Geifter nennet. Die Hige, die durch die Gaͤhrung hervorgebracht wird, iſt niemals größer, alg die Wärme des menfchlichen Seibes. Das Braus fen entſtehet von einer innerlichen Bewegung, die in mancherley Gattungen fluͤßiger Dinge erreget werden kann / entweder durch Untereinandermiſchung flüßiger Dinge von verſchiedener Eigenſchaft, oder dadurch, ß man Salze oder Pulver von verſchiedener Eigen⸗ haft in verfchiedene flüßige Dinge tropfen. läßt: ie zwey gemeinften entgegen gefeßten Dinge, das Saure: und das Saugenfalz, wenn man fie mit einander vermifchet „ verurfachen ein großes Braufen oder. ein Schäumen ; aber Feine große Wärme, Hingegen eini⸗ ge in Scheidewafler aufgelöfte Metalle verurfachen eis ne ftarfe Hiße, und geben Flammen von fi. Wenn man wuͤrzhafte Dele mit fauren mineralifchen Geiftern vermifchet: fo zünden diefelben wirklich an, und bren- nen ‚mit einem heftigen Praſſeln und Knallen; und einige Dinge von Pflanzen, die mit einer Feuchtigkeit fäulen, erhigen ſich mandymal fo fehr, daß fie dasjeni⸗ ge anzünden, was über der Gegend des Haufens, da die Faͤulung vorgebet, lieget. Auf diefe Weife erhigen ſich die Miſthaufen, und die Heufchober entzünden ſich oft fo, daf fie in wirkliche Flammen geraspen. Da in diefen Fallen des Braufens feine Wärme noch Feuer von außen dazu fomme: fo muͤſſen die Anfangstheile des Feuers in einem oder dem andern von diefen Körpern bereits ei: ‚, ober J tille vonder natuͤrl Wirmeder Thiere. 295 Etille * liegen. Sp iſt auch aus der Erfahrung genug« fam befannt, daß eine Menge Luft in allen ſowol feften als flüßigen Körpern ſtille lieget: und eben fo gut weiß man, daß das Feuer ſich nicht außern Fann, ohne den ausdehnenden Beyftand der gemeinen $uft ; denn in dem durch die Kunft gemachten leeren Rau⸗ me wird weder das Holz brennen, noch einmal das Pulver losgehen. Weil man daher zugeben muß, daß die Anfangstheile des Feuers und der Luft in allen Körpern als ftille liegend enthalten find x fo ift weiter nichts nöthig, als eine Wirkung, dadurch die Theils chen der Luft und des Feuers in Frenheit gefeßt wer⸗ den Eönnen. Durch dergleichen Wirkung werden die Theilchen ver Luft ihre ausdehnende Kraft wieder er⸗ längen, und, indem fie die Theilchen des Feuers in Bewegung feßen, eine Hiße oder Wärme verurſachen; aber Feine Entzündung und feinen Brand: e8 müßte denn feyn, daß das folchergeftalt bewegte Feuer eine gefchifte Nahrung antraͤfe. Diefe Nahrung ift der einzige Schwefel, ungeachtet derfelbe auf mancherley Weiſe verändert wird, und bald erfcheinet unter der Geftalt des ausgegrabenen Schwefels, bald als Harz, Del, weinhafte Geifter, Dinge von Pflanzen, wenn das Waffer von ihnen gefchieden ift, metallifche Schwe⸗ fel, oder (der ſich am leichteften von allen entzuͤndet) der thierifche Schwefel, der von unfern heutigen Chi miften insgemein Phosphorus genennet wird, | Bey der Gährung alfo bringen das Feuer und bie Luft, nachdem fie losgelaflen find, Wärme hervor; fie ent zuͤnden fich aber nicht, "weil das Waſſer die Ober» band hat: da hingegen ben dem Brauſen, das durch a | * Dermant. 296 Schreiben an den Ritter M. Folkes, die aufgelöften Metalle zumege gebracht wird, das Feuer den metallifchen Schwefel anteifft, denſelben an- zündet, und manchmal Kuallen verurfachen Weil die würzhaften Dele nur weniges Waffer in fich hal- ten, indem fie faſt gänzlid) aus den fchmweflichten Thei- len der Pflanzen zufammen gefeßt find; ſo brennen fie- gleich), und brechen in Flammen aus; und -der Phofphorus, der nichts anders, als der thierifche Schwefel ift, wie aus der genauen Nachricht erheller, die der leßtverftorbene fcharffinnige Chymift, Here Godefroi, ein ruhmwuͤrdiges Mitglied. diefer Gefell- ſchaft, uns davon gegeben bat, (man fehe die gegen: wärtigen Abhandlungen, 428 Num. 69, 70:6.) ift fo fehr geneigt, Feuer zu fangen, daß derſelbe, wenn er nur wenige Minuten in die freye Luft geleget wird, ſich entzündet und in Flammen geräth. r Nun hat man aber bey allen Thieren, mit denen man Berfuche angeftellet hat, befunden, daß diefelben mehr oder weniger von den Anfangstheilen des Phos» phorus in ſich halten. Einiges Gewuͤrme leuchtet in freyer Luft beftandig, oder giebt Licht von ſich; viele Fiſche leuchten, wenn man fie nur eine Furze Zeit in die Luft lege; ja fo gar die Blafen des Seewaſſers fehen im Dunfeln wie Feuer aus, An einigen vier- füßigen Thieren hat man beobachter, daß fie bey ganz gelindem Streichen ihrer Haare, Licht von ſich werfen ; sie der Macken der Pferde, der Rücken der Kagen, und dergleichen. So bat man auch viele Benfpiele von unferm eigenen Gefchlechte, daß viele Theile def felben leuchten ; und fo gar die Ausduͤnſtungen, wenn fie fih an Die Kleider anhängen, Dadurch verurfachen, daß diefe ebenfalls glänzen : wie davon *— vr onders ‚vonder natuͤrl. Waͤrme der Thiere. 2997 fonderbare Bemerkungen diefer Gefellfchaft vorgele⸗ geworben find *. Diefes find, wie ich glaube, uͤber zeu⸗ gende Proben, daß der Phosphorus, wenigſtens in einem ftillen Stande, fid) in den flüßigen Theilen der Thiere befinde. Da es nun gleichfalls gewiß iſt, daß diefelben insgeſammt Luft in ſich halter: fo ift meiter niches noͤthig, als die Theilchen! des Phosphorus und der Luft bis zur Berührung zufammen zu bringe; ſo muß allerdings Wärme erzeuget werden. Wenn es auch nicht die Obermacht der wälerigen Feuchtig« feiten in den Thieren verhinderte: fo zweifle ich nicht, aß öfters traurige Entzündungen entftehen würden, Diefes, wie ich glaube, ift eine deutliche Erklärung von der Urfache der Wärme in den Thieren. Das ers unddiePulsadernfind zwar die Werkzeuge, die die⸗ ſe Waͤrme erregen: allein es geſchiehet nicht durch das Aneinanderreiben, das durch den Umlauf der Saͤfte verurſachet wird; ſondern bloß durch die innerliche Be⸗ wegung, die der Umlauf den mancherleh Theilchen, dar⸗ aus die Maſſe des fluͤßigen Weſens der Thiere beſte⸗ het, beybringt. Jemehr nun die Geſchwindigkeit die⸗ ſes fluͤßigen Weſens zunimmt: je öfter muͤſſen die ver⸗ ſchiedenen Theilchen, die daſſelbe ausmachen, zur Bes ruͤhrung zuſammen gebracht werden; und folglich, je öfter die phosphoriſchen und luftigen Theilchen zuſam⸗ men kommen: je häufiger und größer muͤſſen die Bes mühungen feyn, Wärme hervor zu bringen. Hippofrates (Aphor. I, 14.) gedenket des @egnoy Eu Qurov, der’ angebohrnen Wärme, Galenus haͤlt gr diefelbe * Man fehedie vorbergebende Abhandl ung 280u. 281,6. ı Band, u 298 Schreiben an den Ritter M. Folkes, dieſelbe fuͤr die Seele; und die neuern Schriftſteller haben geglaubet, es ſey der —— Gel, der An chaͤus; andere, es feydiesebenswärme. Alle aber ha⸗ ben davon geredet, als von einem gewiſſen Grade des Feuers, das in den Thieren befindlich fey ; denn dar auf hatten fie Feine Gedanken, daß die Anfangstheile des Feuers von den flüßigen Körpern eingeſchluͤcket werden, oder darinn verborgen, liegen koͤnnten, und fähig wären, wirffam zu werden, fobald dieſelben tuft erreichten; oder auch gar ſich zu entzünden, wenn fie ſchweflichte Theilchen unter. geſchickten Umſtaͤnden anträfen. Hievon, bilde ich mir ein, hatten die Alter fhon in den urälteften, Zeiten der Welt einigen Be⸗ griff, da fie es für.dienlich erachteten,, dem gemeinen Manne nur einige Schatten von der, tiefern. und wah⸗ ven Erfenntniß.unter Bildern und Fabeln. mitzuthels len, fo wie fie uns in den Erdichtungen der Poeten überliefert worden find, Bon diefer Art, und die ſich gerade zu unferm Zwecke ſchicket, halte ich dafür, daß, das Gedichte vom Prometheus eine ift, der das Feuer, vom Himmel geftohlen bat, feine Menfchen damit zu beleben. Ich glaube auch, daß nach dieſem Sage, von dem in allen Thieren fich befindenden Phospho⸗ rus, fich gar leicht die Urfache derjenigen fraurigen Zus fälle erklaͤren läffet, die einigen von dem menſchlichen Gefchlechte begegnet find: als der Gräfinn zu Cefena, in Italien *; dem Zimmermanne in Hampfhire **,, und leßthin der Frau zu ypswich f. Es iſt hoͤchſt⸗ wahrſcheinlich, daß alle diefe Perfonen durch einen, u Blitz »In der vorhergehenden Abhandlung. ** Daſelbſt 286. t Dafelbft 287. NEE tungen nötig iſt. von der natuͤrl. Waͤrme der Thiere 299 Blitz in Brand geſetzet worden ſind. Man kann ſa⸗ gen: viele ſeyn zwar von dem Blitze geruͤhret, aber nicht in Brand geſetzet worden. Allein, es iſt zu mer⸗ ken, daß die Graͤfinn zu Cefena alle ihre Schweißloͤ⸗ cher und einfaugenden Gefäße mit einer großen Men« ge Kampher angefüllet Hatte; und die Frau zu Ips⸗ wich hatte viel Branntewein getrunfen. Was den Zim⸗ mermann betrifft fo wird nicht von ihm gemeldet, ob er .ein ſtarker Trinker geweſen fey, oder nicht. Diefe Umftände müßten die Anzündung des phosphorifchen Feuers in derfelben nothwendig fehr befördern ; und da diefe Nahrung des Feuers in die Fleinften Haarröhrchen gebracht wurde: fo war diefelbe geſchickt, eine faſt aus genblickliche Entzündung und Zertrennung aller feften enthaltenden Theile zu veranlaffen. | Daß die Thiere gefchickter find, ein elecrrifches euer von fich zu geben, als andere Körper, Das bes ftättiget meine Murhmaßung von dem Phosphorus in denfelben ; und ic) glaube feft, wenn man fie in einem hoben Grade electrifh machte, daß dieſes vielleicht ein gefährlicher Verſuch feyn möchte, für Perfonen, die gewohnt find, geiftige Getränke haufig zu fich zu neh⸗ men, oder ſich mit Kamphergeift zu reiben und zu fhmieren. Hingegen fönnte es wohl feyn, daß bey gewiſſen ſchwachen, Falten oder abgemärgelten Seibern, nad) Ausweifung der Fünftigen Berfuche, diefe Electri⸗ -firung als ein Arzeneymictel zu braud)en wäre, eine dienliche Menge gebensfeuer Dadurch zu erneuern und wieder zu zeugen, fo wie daflelbe zur gehörigen Fort feßung und Bewerkſtelligung der thieriſchen Verrich⸗ u⸗ Ich 306 Schreib.anden Ritter iR. Folkes re. ghh hoffe, mein Herr, Sie werben es nach Ihrer 60 entſchuldigen, daß ich dieſe Se folcher Eilfertigkeit niedergefchrieben Habe. Sie find der Inhalt eines Briefes, den ich vor nunmehr zwan⸗ ig Jahren, da ich noch zu Leiden war, an meinen hoch⸗ zuverehrenden $ehrmeifter, den berühmten Herrn Boerhaave *, ſchrieb. Weil ich aber Feine Mei davon finden fonnte, und er nur bloß zu mir'fagre: es fey eine artige Meynung: Go hatte ich feit dieſem Feine Gedanken mehr darauf, bis die electrifchen Ver ſuche, die letzthin vor diefer Geſellſchaft verlefen wor⸗ den find, und die Nachrichten von leuchtenden Auss duͤnſtungen aus den menfchlichen Leibern, mit dieſel⸗ ben wieder ins Gemuͤth brachten; und ich glaube, ich habe fie ißo etwas weiter geführet, als daß fienod) eine bloße Meynung heißen koͤnnten. Ich bin, u Wein Herr, BEN; 1 | Dero verbundenfker:, eifrigfter demuͤ⸗ tthisſter Dienen, 4... Cromwell Mortimer. * Er beehrete mich mit einem vertraulichen gelehrten Briefmwechfel, fo gar bis wenige Tage vor feinem Tode; denn der Brief mit der lleberfchriff; Amico Londinenfi (on einen Freund zu London), darinn er feinen eigenen Zuftand befchreibet, ift an mich gerichtet, fo wie ihn der © Herr Brofeffor Schultens in feiner Rede von Boerhaa⸗ vens Zode, 69 ©. hat drucken laffen. Warum ab: derfelbe meinen Namen nicht dazu gefeget hat, da weiß ich nicht. a KT ——— U RM — IV. Un⸗ a E LE — — RI ORDER Bol rt } BA j PIEFIF AED EL { e ** ig € eek .. u. * ! Unterridt wegen Erhaltung a des gejollerten Korn, fuͤr dem ſchwarzen und weißen Jburme*, 1. Vom ſchwarzen Wurme oder Glander. | er ſchwarze Wurm entfteher nach gründlicher f $ Erforſchung davon : a) Wann die Boden »> dem Regen folchergeftale erponiret find, daß die Früchte und der Boden zumeilen angefeuchtet wor⸗ den: b) Wann zur Sommerszeit genugfame durchſtrei⸗ chende $uft fehlet: c) Das Korn bey nicht genugfamer Umftechung heiß wird: d) Die Böden vom Staube und Unreinigkeiten nicht gehörig gefaubert find: Wor⸗ auf dann im Junio und Syulio e) der ſchwarze Wurm als Eleine Fliegen zubrütet, in fpecie daſelbſt, wo die Sonnenſtrahlen hereinfallen : -£) Solche Eleine Flie⸗ gen freffen fich in die Körner, und werden erſt von Fettigkeit gelb, dann hellroth, zulege aber, wenn die Körnlein hohl gefreſſen, ganz braun : Je weniger alde denn die Umftechung gefchieher, deſtomehr wird das übrige gefunde Korn auch) ausgefreffen: £ — FERNER 3 1 Ir ER: Durch * Die königl. Großbritt. und churfuͤrſtl Rammerin Han⸗ nover, welche auf alles aufmerkfam:ift, was zum Auf⸗ nehmen des Landes gereichen kann, hat dieſen Unterz richt den 22 San. dieſes 1747 Jahres zum Nutzen der Unterthanen bekannt machen laffen. Wir glauben, dem Publice, und indbefondere den Hausvaͤtern einen Dienſt zu leiften, wenn wir denfelben in unferm Maga: zin gemeinnugiger machen. \ zor Unterr. v. Erh des geſollerten Korns Durch die in vielen Jahren angeſtellte genaue Er⸗ | forfhung und gemachte Proben ift völlig Elar gewor⸗ den, daß, info.fern folgende acht Puncte genau obſer⸗ viret und veranftaltet werden, die Inficirung weder vom ſchwarzen noch weißen Burme öl 2 möge: Allermaßen dan y auf denen Böden, wo Fruͤchte beſtaͤnbig ge⸗ ſollert werden, der Fußboden ringsherum ſo dichte und feſte ſeyn muß, daß kein Korn in Winkeln und Loͤchern zerſtreuet werde, und daſelbſt liegen bleibe, als wo⸗ durch, wenn ſonderlich die Sonnenſtrahlen hineintom⸗ men koͤnnen, und bey ſchlechtem Wetter vom Regen und Schnee die Boͤden feuchte gemachet werden, der Wurm zur Bruͤte koͤmmt. 2) Daß die Boͤden allemal beſenrein gehen ' werden, und fein Staub ober — irgendwo lie gen bleibe. | 3) Daß aufdenen Böden beftändige Butchfkreichende Luft dergeftalt zu verfchaffen, damit Fein Regen und Schnee hereinfchlage, noch auch auf denen unterm Das che fituirten Böden feine übermäßige Hiße entftehe,oder - beftändige Sonnenfteahlendas Kornbefcheinen, 4) Bor die in dem Ständerwerfe befindliche Luft⸗ löcher, welche nur einen Fuß hoch von dem Fußboden ab, und dann etwa nur einen Fuß hoch im Sichten, wiſchen denen Staͤndern zu machen find, muͤſſen die hölzerne Klappen dergeftalt vorgebracht werden, daß folche an den oberften Riegel mit Hafpen'und Hafen — MR ‚folglich: mit einer hoͤlzern Ober eifernen Speerftange, welche am Ende mit einer Krampe feſt gemachet, verfehen, und nur in der Form eines ab» hangenden an es auſgeſperret van da dann Yon er für dem ſchwarzen u. weißen Wurme. 303 der Sonnenſtrahlen, noch Regen und Schnee herein. fallen, fondern nur fühle Luft auf den Boden beftän- Dig gelaffen werden mag: 8 Und eben diefes träge ein Großes mie zu, wann der⸗ ‚gleichen $uftlöcher nur ı bis 2 Fuß vom Boden in die Höhe find, damit die Luft das Korn defto beffer überftreichen Fönnes ii Maßen denn das beym Auf» und Abmeffen nörhi« "ge Acht auf ben Boden, entweder durch ordinäre Flei- ne gläferne Fenſter oder Klappen verfchaffet wird; Bor die fleinen Luftlöcher aber nur hölzerne Gitter oder geſtrickte Netze feite gemachet werden, und die “ auffperrende Klappen zu aller Zeit. offen bleiben. 5) Auf denen unterm Dache befindlichen Böden find gar Feine hölzerne Klappen nöthig, fondern es muß nur das Fleine Dach auf die Art, wie es auf hie⸗ figen Hofkornboden gar probat gefunden, wenig» ftens zwey bis drey Dachfteine lang, über das von ob» befchriebener Größe niedrig anzulegende Luftloch her» ab, und gleichfam überhingehen: da denn eben wenig Regen und Schnee, noch die Sonnenftrahlen herein. Fallen Eönnen, und das Gute befchaffet wird, daß an« ſtatt der, auf denen Böden untern Dächern befindli- hen großen Hiße, es beitändig Fühle Darauf bleibet. Zu Abhaltung der Vögel aber find, wie oben ge⸗ meldet, nur ordentlich dazu enge von Bindfaden ges ſtrickte Netze vor die Söcher zu beften. | 6) Wann auf die im vorhergehenden $. befchries bene Art, das Nöthige wirklich veranftaltet und be; ſchaffet worden: fodann it genug, daß im Sommer vom ı April bis ult. Septembr. wöchentlicy zweymal, in denen übrigen Monaten aber nur woͤchentlich ein | 44 mal, 304 Unterr.v. Erh. des gefollerten Ko mal, alles Korn. tüchtig umgeftochen,,. fodann die Böden rein gefeget werden, „mit me e bloße Unmöglichfeit, daß eine Zubrütung vom. ei fhwarzen Wurme ſodann entftehen koͤnne. Damit man auch verſichert ſeyn moͤge, daß die zum Umſtechen gebrauchende Leute alles Korn nach Noth- durft rühren ; fo muß der zur Aufficht beftellte, in jedem Haufen einige gedrechfelte hölzerne Kugeln von einer Hand, groß heimlich verſtecken, daß ſolches ges ſchehen, denen Arbeitern melden, und die Wiederauss lieferung folcher Kugeln verlangen. | 7) Anlangend diejenigen Böden, worauf der ſchwarze Wurm befindlich; ob zwar vorhin jedesmal ſtatuiret worden, daß ſolche anderergeſtalt nicht ge⸗ reiniget werden moͤgen, als wenn entweder gewiſſe Mittel adhibiret, oder aber die Boͤden einige Jahre nicht beſchuͤttet, und ſodann mit Heu und Stroh bes leget würden ; fo ift Dennoch durch die Erfahrung bes funden worden, daß fothane veingemachte Böden, wofern die obermwähnte Praecautiones, Der durchſtrei⸗ chenden Luft, und Reinhaltung dere Boͤden, nicht obferviret,, bey der Wiederbefchüttung mit Korn, bald von neuem inficiret worden, und. alfo die Zubrürung nicht fo. wohl von dem zufällig auf den Boden gebrad)- ten Wurm entfiehet und vermehret wird, als viel» mehr in dem erhißten, in Feiner durchftreichenden Luft gefollerten und nicht nothdürftig umgeftochenen Korne ſich außeer, Es mag auch der bereits völlig angewachfene ſchwar⸗ ze Wurm zu weiterer Ausfreſſung des Korns nicht gelangen, noch laͤnger als ein Jahr leben, wenn nur die BEN morinn felbiger befindlich, um den zwey⸗ ten fur dem ſchwarzen u. weißen Wurme. 305 ag tuͤchtig umgeſtochen werden: maßen auch die Gera ahrung lehret, daß der ſchon ganz braun gemors dene. Wurm, wenn dieſes gefchiehet, fich völlig ver» Eriechet, und zuletzt todt gefunden wird. 1. 8) Um nun, fo bald man, dergleichen Würmer ver⸗ merket, das inficiete Korn vor weiterm Verderb und Ausfreffung zu verwahren; fo ift folgendes durch die Probe am allerzuträglichften gefunden. Man veranftalte, daß alles Korn mit einer foge- nannten Korntolle tüchtig gefaubert, und das zur Geis te herausfallende leichte und ausgefreffene Korn, auch die hinten wegfallende Spreu, mit einem guten Theil der im Korne befindlich geweſenen Würme, vorfichtig zufammen gefeget, folches, bevor man von der Arbeit gehet, gleich vom Boden gebracht, und an einem etwas von Gebäuden entfernten Orte in eine Buͤdde voll Waller gefchürtet, und demnächft den Schweinen an einem freyenPiage vorgeftreuet, der ausgeſichtete reine Rocken aber nur etwa zwey bis drey Wochen, darnach tagtaͤglich umgeſtochen, und allemal eine Stunde nachher obſerviret werde, an welcher Seite in Suͤden oder Oſten der Wurm ſich heraus ziehe, der ſodann öfters zuſammen zu fegen, und an einen Abort ins Waſſer zu fchütten, Dergleichen Herausziehung des Wurms geſchiehet gemeiniglich zur Herbſtzeit im Monat Sept. vornehm⸗ lich bey öfterm Umſtechen, und werden nur an ſolchen Seiten auf zwey Fuß, vom Fußboden in die Höhe, ‚die Seitenwände weiß angeftrichen, damit man den Wurm defto beffer fehen und abfegen koͤnne. Im Frühjahr, und zwar im Ausgangedes Monats ‚Marti oder Anfange —2 iſt wieder zu regar⸗ ae. I5 diren, j 306 Unterr.v.Erh.desgefollerten Korns biren, daß der Wurm, welcher fich zur Herbſtzeit nach Süden und Welten, an denen Orten, wo Mauern find, zwiſchen Kalk und Mauern, oder auch fo gar an den Gebäuden herunter, an die Gründe in der Erde gejogen, fo bald die Sonne nur ein wenig Wärme gie» et, wieder hervorkoͤmmt, und fid) in die Höhe ziehet, folglich in das nicht ordentlidy und oft genug umgeſto⸗ chene Korn fih von neuem begiebt, darinnen zwar, bey nöthiger Umftechung feinen Schaden thut, doch aber bey denen Käufern, wenn felbige ven Wurm fe: ben, den Werth des Korns höchftens decreditivet. I, Vom weißen Wurme, Der weiße Wurm enrftehet hauptſaͤchlich von der Fertigkeit des Korns, und, wenn fodann die Umfte- Hung im Monate Junio, Julio und Augufto nicht ofte genug gefchiehet, auch Feine Durchftreichende Luft und viele Wärme auf denen Böden fich befindet, mit. hin das Korn dur) die Sonnenftrahlen noch mehr erhißee wird. VS ——— "Anfänglich, wenn der gebrütete weiße Wurm ganz klein, verfpüret man vdenfelben zwar nicht leicht. Wenn man aber im Julio darauf genaue Achtung ‚giebet ; fo wird. man bald bemerfen, daß in denen Weis zen= und Rockenhaufen das oben aufliegende Korn ‚glänzend fey, und bey der Ueberziehung mit der Hand —— als wenn das Korn gleichſam an einander kle e. ED So bald diefes verfpüret wird, ift die Brut vom Wurm da, und wofern man nicht gleich dazu thut, mas nöthig ift, wächfet der Wurm gefchwind heran, friſſet die Körner zur Seite am, und haͤnget das niche oh ' - genug _ fuͤr dem ſchwarzen u weiſen Wurme. 307 genug umgeſtochene Korn, nach Verlauf weniger Wo⸗ chen, gleichſam als ein Gewebe, und ausgewachſenes Korn, aneinander, folglich wird man ſchon finden, daß viele Körner angefreffen, und im Septembermonate der ganze Haufedurchhin inficirer fen. Diefe Inficirung ift am meiften denen unerfahr⸗ nen und unfleißigen Haushältern beyzumeffen, und nimme in denen folgenden Jahren dergeſtalt überhand, daß die Seuche bey großen Klumpen, als ausgewach- fen, zufammen gefponnen. Gegen den Herbft ziehet diefer Wurm fich in bie Holz und andere Ritzen, und erſtirbet zwar, hat aber fo viel Saamen gelaffen ‚ daß in folgendem Jahre, wenn man nicht zeitig vorbauer, die Sufteirung über» hand nimmt, Durch) die Probe ift klar gemachet, daß ver he derb des weißen Wurmsgar bald zu heben fey, wenn nur folgendes accurat ausgerichtet wird. ı) Im Srübjahre, fo bald man nämlich — daß der weiße Wurm, vorangezeigtermaßen, ſich a Das Korn feet, und man foldyes vor weiterm Berderb conſerviren will, ift hauptfächlich nöthig, daß ſolches Aacht Tage lang, "tagtäglich umgeftöchen, allemal das Hberfte vom Hafen einer Hand dicke, mit Mollen be» hutfam herunter genommen, allein gefchüttet, und mit kurz abgehackten Beſen tüchtig zerftoßen und zerries ben, mithin der Wurm getödter, und fodann der ganz inficirte Haufe über die Rolle gelaffen werde, wodurch der Weiße Wurm an fernerer Brütung gehindert wird, und fi) bald gänzlich verlieret. 2) Wenn folcher weiße Wurm aber ſich in das Korn fo ſtark eingefponnen, daß folches, als wenn es ausge⸗ sera; aneinander kinge ſodann iſt am ber fen, den ganzen Haufen Dünne aus einander zu ſte⸗ den, darauf mit zwey ſtumpf abgehackten Befen die Klümpe bis dahin zu zerreiben, und aus einander zu Bringen, daß das zuſammen geſponnene Korn, als Wei zen oder Rocken, ſich wieder geloͤſet; folgends bringet man das Korn uͤber die Rolle, laͤſſet es ganz duͤnne überlaufen , und. beym Herabfallen wird es abermal mit kur zen Befen zerrieben. Sobald denn ſolche Frucht zum zwehtenmale RE die Kolle gelaffen wird, fällt alles Unreine hinten, auch ur. Seiten weg, und das Korn iſt der beſten Markts⸗ wieder gleich, der Abgang an der Maaße iſt auch nicht ſo groß, wie man es anfänglich, in dem ins | fichten Stande, billig vermuthen möchte. Man ſtatuiret demnach auch keine Inficirung br | Früchte: vom weißen Wurme, fo. lange es auf die Art, wie oben beym ſchwarzen Wurm erwähnet, nur an kuͤhler durchftreichender Luft auf denen. Boͤden nicht fehlet, und die Umſtechung 8 —— er gefchiehet. et TED RE . Hannover, den 22 Januar. AT | 5534 ii ! } augen ie * 27% a... Aa ‚H r — — ⸗ — I k ; Al 2 Ken y un / 444 —* / Io 7%) J ir 1*8 ——— V [4 En — u" ö — — x Ins — er 7 a —* — ——— ag V. Bir a: a. RER os nüber den Ins naturhchen T rieb der Sekt if fein beſeeltes Geſchoͤpfei in der Welt, — nicht die Faͤhigkeit, ſein Gluͤck, ein jedes nach Wr feiner Art, zu befördern, angeohren waͤre. Denndiegütige Hand des weifen Schöpfers: hat in als les, was lebet, einennatürlichen Trieb gelegt, nicht nur fein Bergnügen zu befördern, fondern auch: die Mittel deſſelben anzuwenden. Alle lebendige Gefchöpfe find mit dieſem zur Erhaltung ihres Lebens und Gefchlechts unentbedrlichen Triebe verfehen: die Menfchen insbes fondere aber Haben außer demfelben noch dieBernunfts _ Diefe macht fie zu dem Genuffe einer höhern Glückfes ligfeir fähig; ob fie gleich, Durch verfehree Anwendung derfelben, nicht felten fich unglückfeliger machen, als die Thierefind, welche bloß nach ihrem natürlichen Triebe leben. Indeſſen iſt es gewiß, daß die Bernunft den na⸗ tuͤrlichen Trieb bey den Menſchen zu Mitteln weit groͤs⸗ ſerer Abſichten geſchickt machen kann, als der bey den Thieren, welchen niemals keine Vernunft regieret, zu erreichen im Stande iſt. Der Vorzug der Vernunft vor dem bloßen natuͤrli⸗ chen Triebe der Menſchen, das Leben und Sefchlecht zu erhalten, ift fo groß, undder letztere gegen die erſtere ſo etwas Unvollfoinmenes, daß das $eben der Thiere kaum ein geben zu nennen feyn würde, wenn ihr natürlicher Trieb fo unvolfommen wäre, als der natürliche Trieb der zı0. Gedanken der Menfchen, „Aber das Reich der unvernünftigen Thiere ift viel zu weitläuftig und mannichfaltig, als daß die Gütigfeit des Schöpfers einen fo großen Theil der Natur, ohne die Fähigkeit, eines etwas hohen Grades der Gluͤckſeligkeit genießen zu fönnen, hätte laſſen fol« en. Vielmehr Hat fieden Mangel der Bernunft bey den Thieren durch eine weit größere Vollk ommenheit des natuͤrlichen Triebes großentheils erſetzt; ſo, daß un⸗ ſtreitig viele Thiere ſich durch den Gebrauch deſſelbe weit gluͤcklicher machen, als Menſchen durch den vers Eehrten Gebrauch ihrer Vernunft, welche mit der voͤlli⸗ gen Freyheit zu fehlen verbunden. iſt. Durch den na» türlichen Trieb verrichten die Thiere Handlungen, wel the feine menſchliche Vernufnt zuwege bringen kann. Wer leugnen wollte, daß alles das Wunderbare, wel⸗ ches die Thiere verrichten, aus einem bloßen natuͤrli⸗ hen Triebe herkoͤmmt, der würde eben dadurch behau⸗ pten, daß die Thiere einen weit höhern Grad der Ver⸗ nunft hätten, als die Menfchen. Die Patrone der Thier- feelen mögen uns noch fo viel von dem Berftande und der Vernunft der Thiere vordemonftriren wollen ; fo werden fie mic) doch, wenn fie auch ihre Beweiſe im oratoriſche Trompeterſtuͤckchen einfleideten, nimmers mehr bereden fönnen, bey den wunderbaren Handluns gen der Thiere etwas anders zu glauben, als daß die Thiere entweder gar Feine, oder eine weit größere Vernunft haben, als die Menfchen. | Wir haben indefien gar nicht Urfache, die Thiere destwegen für unvollkommnere Gefchöpfe, und Die Weis⸗ heit des Schöpfers, die ſich in den Handlungen derfelben zeiget, für geringer zu halten, weit fie alles durch den bloßen natürlichen Trieb verrichten, als wenn fie aud) | ‚einigen über den natuͤrl. Trieb der Inſecten. zu einigen Grad der Bernunft dabey hoͤtten. Muͤſſen wir nicht eben das erwegen, die goͤttliche Weisheit um defto mehr bewundern, da fie.ibre Abfichten bey ben Menfchen und Thieren. auf fo verſchiedene Art errei⸗ chet? Ich finde allemal: in den natürlichen Handluns, gen der Thiere mehr Erftaunenswürdiges, als in den, vollfommenften Werfen der menfchlichen Kunft; und; ich. glaube auch ‚hierzu gegründete Urſache zu haben, .; „Bott gab dem Menſchen gleich.bey feiner Erfchafe fung eine Fähigkeit, allerley Handlungen zu verrichten, welche ihn der natürliche, Trieb. nicht lehrte; und dieſe war die Vernunft. Bey diefer gab er ihm auch die, Freyheit, diefelbe auszuiben, oder ungebau zu laſſen; Wunder damit zu thun, ‚oder. fic) derfelben zu feiner: Schande zu bedienen. . Wenn ich alfo Werfe der. menfchlichen Kunft ſehe; fo. habe ic) allemal Urfache zu zweifeln, daß fie fo vollfommen find, als fie feyn Fönnten und ſollten. Hingegen was ein. Thier aug natürlichem Triebe verrichter, davon bin ich allezeit verfichert, daß es recht und vollfommen ift; denn hier. ift Sort unmittelbar im Spiele. Sollte ich nun nicht billig die Werke Gottes mehr bewundern, als die Wer⸗ ke der Menfchen ? Sollte ver Schöpfer nicht was Voll⸗ kommneres verrichten, als das Gefchöpf? reaſon raife o’er inſtinct, as you can, In this ’tis God directs, in that ’tis Man. | & —— Pope. Es ſind demnach die Handlungen der Thiere einer genauern Aufmerkſamkeit wuͤrdig, als man insgemein aus einem unverantwortlichen Vorurtheile von ihrer Nichtswuͤrdigkeit auf dieſelben wendet. Gegenwaͤr⸗ tiger ss Bee Nor 2 HN Bw’ % 2 en 3 u. * u a 3 ER. N a2 Bedanken- tiger Yuffag hat die Betrachtung diefes würdigen Ge⸗ genftandes zur Abficht. Mein Vorhaben ift aber nicht, i60 auf die Wirfungen des natürlichen Triebes ben allen Thieren Acht zu Haben. Ich will nur bey dem verachteften Theile derfelben, bey den unzählichen und wunderbaren Öefchlechtern der Inſecten, ſtehen bleiben. Ihre Handlungen fcheinen mir meiner gang befondern Bewunderung würdig zu feyn, und ich hof⸗ fe den Beyfall meiner Leſer, wenn fie nicht fchon ißo davon überzeugt find, durch diefe Abhandlung zu erhalten. Ich will hiſtoriſch und phyſikaliſch von dem natürlichen Triebe der Inſecten reden, und erſtlich al⸗ lerley bewundernswuͤrdige Wirkungen deſſelben an⸗ fuͤhren; hernach aber einige Betrachtungen uͤber die phyſikaliſchen Urſachen ſolcher Handlungen anftellen, Ich werde mich, beſonders in dem erſten Theile meiner Abhandlung, durch die Mannichfaltigkeit der Sachen gefaͤllig zu ſeyn, an keine ſyſtematiſche Ordnung bin⸗ den; ſondern bald von Heuſchrecken, bald von Schmet⸗ terlingen, bald von Grillen, bald von Raupen, bald von Kaͤfern, bald von Weſpen u. d. gl. und bald von Handlungen der Inſecten reden, welche die Erhaltung ihres Geſchlechts; bald von ſolchen, welche die Erhal⸗ tung ihres Lebens betreffen, Die Quellen meiner hie ftorifchen Erzählungen werde ich, eine in dergleichen Schriften: efelhafte Weitläuftigfeie zu vermeiden, nicht anführen. Ich kann aber meine Leſer verfichern, daß ich alles, was ich fagen werde, theils aus hierinne glaubwürdigen Schriftftelleen; theils aus eigener zu⸗ verläßiger Erfahrung habe: indem ich mir die Bes frachtung der Inſecten, feit einiger Zeit, mehr, als fonft irgend etwas, angelegen feyn laſſe. Iſt jeman⸗ * den über den natuͤrl. Triebder Inſecten. 313 den daran gelegen, die Schriſtſteller, woraus ich ei« nen Theil meiner Erzählung fhöpfen werde, zu wiſſen, dem bin ich, auf Verlangen, allezeit zu dienen bereit und im Stande, | Ich würde zwar einen großen Theil meiner abſicht * wenn ich mich bey dem wunderbaren Honig⸗ baue der Bienen und ihrer ganzen Haushaltung aufs Halten wollte. Allein, weil hiervon fchon fehr viel. gefchrieben und befannt ft; fo will ich lieber etwas un« befanntere Sachen vornehmen, und zuerft unterſchie— denes von den Raupen anführen, Ich habe das Vers £rauen zu den meiften meiner Leſer, Daß ihnen die Ber wandlungen der Inſecten befannt find: Denen aber, bie hiervon nichts wiffen, will ich itzo nur gefagt ha— ben, daß fich alle Raupen in Schmetterlinge verrans deln. Diefe Eigenfchaft ift fo allgemein bey den Rau⸗ pen, daß ich gegenwärtig nicht nöthig habe, mid) in die Unterfuhung einiger weniger Ausnahmen einzulaflen. Ja ich würde dieſes, ohne alles Bedenken, ganz allge⸗ mein behaupten, wenn mich nicht letzthin eine eigene ganz ſonderbare, aber ſichere Erfahrung gelehret hätte, daß aus einer gewiſſen Art ordentlicher fechzehnfüßiger Raupen, Thiere geworden, welche ich unmöglich Schmetterlinge riennen kann, weil fie Feine Slügelbas ben. Doch biervon werde ich bey anderer Gelegen« beit reden. Die —E der Raupen iſt gewiß eine von den wunderbarſten Wirkungen der Natur. Man ftelle fich vor, als wenn diefelbe noch eine unbefannte Sache wäre, und nur ein einziger Naturforfcher fagte uns, aus feiner Erfahrung, daß aus einem Eriechene Kal ‚blinden , und vielen Menfchen abfeheulichen Un⸗ AI. Band. —— geziefer, EV 13.111 7) geziefer, ein fliegendes, ſehendes und ſchoͤnes Thier wuͤr⸗ de: ſollte er nicht bey Gelehrten und Ungelehrten ſo lange ein Gelächter ſeyn, bis viele andere, duͤrch uns läugbare Erfahrungen, von der Richtigkeit feines Vor⸗ gebens überzeugef worden wären? Doch die Sache ift feit langer Zeit ſchon ausgemacht, daß vielmehr diejenigen ausgelacht zu werden verdienen, welche fie nicht wiffen oder glauben. So etwas Wunderbares Die Verwandlung ber. Raupen in Schmetterlinge ift; eben fo wunderbar, und noch wunderbarer ift die Art, auf welche fie fich zu ihren Berwandlungen vorbereiten. Die Schmet- terlinge werden nicht fogleich unmittelbar aus Raus pen; fondern zwifchen dem Raupen » und Schmetter« lingsitande ift noch ein mittlerer Stand. Machdem ſich namlich eine Raupe, als Raupe, drey bis viermal gehäutet hat, fo wirft fie auch endlich die Haut, wel che ihr die Raupengeftale giebt, ab, und verwandelt fih in ein Ding, welches nichts weniger, als das Anfehen eines lebendigen Gefdyöpfes, hat. Es ift ei- ne harte, artig geftaltete Hülfe, die fie umgiebt , welche man eine Puppe nennet, weil viele derfelben die Geftale eines Windelkindes haben. In dieſem Zuftande blei⸗ ben ſie eine, zwo bis vier Wochen, ja drey, ſechs bis zehen Monate, liegen, bis endlich aus diefer Verwand⸗ tungshülfe ein Papilion herauskoͤmmt. Yv Es find eigentlic) zwo Hauptarten der Schmetter⸗ linge. Ein Theil derfelben hat aufgerichtete, und ein Theil niedergelegte Flügel. Die erftern fliegen alle am Tage, die leßtern gemeiniglich und meiſtens in der Nacht herum. Daher werden die erſtern mit einem Namen, Tas und die Ua genen» net, iiber den natuͤrl. Trieb der Inſecten. 315 net. Die Raupen, aus welchen die leßtern werden, fpinnen fich , wenn die Zeit ihrer Bermandlung in Pups pen heran naher , entweder eins, das heißt, fie machen ein Gewebe um ſich herum, in dem ſie erſtlich als Pup⸗ pen liegen, oder ſie graben ſich in die Erde. Der. er⸗ ſtern ihre Raupen aber haͤngen fat im Freyen an Baͤume, Kraͤuter, Blaͤtter, Pfaͤhle, J Wände u, d.gl. on, Zu dem Ende machen fie mit einem zarten Fa— den, welchen fie in einer, Eleinen Deffnung unter dem; Maule herausfpinnen, ein ganz Eleines Gewebe, feh. ven fich hernach um, und hängen fich, weil es nod) kleb⸗ richt iſt, mit einer Spitze, welche ſie uͤber dem hinter⸗ ſten Paar Fuͤße, oder dem Nachſchieber herausſtecken, und welche ſchon ein Theil der kuͤnftigen Verwand⸗ lungshuͤlſe iſt, mit einwaͤrts in die Hoͤhe gekruͤmmtem Kopfe, an. Einige von dieſer Art, als z. E. alle Ar⸗ ten von Dornraupen, bleiben alsdenn ſenkrecht, mit dem Kopfe unterwaͤrts, haͤngen: andere aber ſpinnen uͤber dieſes noch mitten um den Leib, queer uͤber einen ſehr feſten und ſubtilen Faden, welcher zu beyden Sei⸗ ten gleichfalls, vermittelſt eines kleinen Geſpinnſts, an der Flaͤche, woran ſie haͤngen, befeſtiget iſt; und ſo haͤngen ſie bald ——— paid ae , bald hori zontal. Auf eine von biefen beyden Arten machen ſich alle Tagevoͤgel zu der großen Veraͤnderung geſchickt, wel⸗ che mit ihnen vorgehen ſoll; gleich als ob ſie es wuͤß⸗ ten, daß fie außer Dem diejenigen. Bewegungen nicht: würben machen, fönnen, welche bey ihrer Verwand⸗ lung in Puppen nötbig find, und daß ſie durch Wind, Wetter ‚und. Ungeziefer leicht. in dem Stande, ihrer. a & 2 aͤußer⸗ 216 Gedanken äußerten Schwachheit an ihrer Dean gehin· dert werden koͤnnten. Die Nachtvoͤgelraupen bereiten ſi ch KR eine ganz andere Art zuihrer Verwandlung. Die meiften der⸗ felben bauen ſich felbft ihr Begräbniß, und viele ma» hen ſich ein ordentliches Grab in der Erde, Dede legen fich alfo Tebendig Hin, und erwarten, wie es gaͤnz⸗ kich fcheinet, das Ende ihres Raupenftandes, nicht an« _ —* als ob ſie einen Begriff von der Pracht hätten, mit welcher ſie nach einer Furzen Zeit ihrer Ruhe, gleichfam als neue Gefchöpfe, erfcheinen werden. Ein hriftlicher Redner Fönnte den Tod und die Auferſte⸗ bung der Frommen mit nichts natürlicyerem verglei« chen , als mit der Berwandlung der Raupen in Schmetterlinge, oder auch der Maden in Käfer, Flie⸗ gen, Welpen u. d. g. Der Tod ift den Frommen fein Tod, fondern nur ein Schlaf, eine Ruhe, nad) den Befchmerlichfeiten der Welt, ein Augenblick, in welchem fie nur deswegen ohne Bewegung ohne Em⸗ pfindung und ohne Leben ſind, damit ſie hierauf deſto herrlicher wieder erſcheinen, in ein neues Leben und in eine neue Welt eingehen, und einer weit hoͤhern Gluͤck⸗ ſeligkeit genießen moͤgen. Was iſt eine Raupe? Ein kriechender, blinder, verachteter Wurm, welchen, was ihn ſieht, verfolgt, und mit feinem Gluͤcke und $eben nach Gefallen umgehet ſo, daß eine Raupe unendli« chen widrigen Zufällen ausgefeßt ift, fo fange fie mit furchtfamem Kriechen ihr kaum empfindbares Leben erhalten muß. Hat der Menſch in der Welt ein beſ⸗ feres Schidfal? Eine Raupe bereitet ſich mit der‘ größten Sorgfalt und Aemſigkeit zu dem Stande ihrer BE und erwartet mit Freuden das Ziel, 7 Bis) uͤber den natuͤrl. Trieb der Infecten. 317 ihr Gott und die Natur geſetzet haben. Thut nicht ein Frommer desgleichen? Dieſer Stand ihrer Ohn⸗ macht waͤhret nicht ewig, ſondern verſetzt ſie in den Zuſtand einer weit groͤßern Vollkommenheit. Sie erſcheint nunmehr als eines der ſchoͤnſten Thiere; da fie vorher nur auf und an der Erde ſchwach und lange fam herum gefrochen : fo iſt fie nunmehr mit Flügeln verfehen, vermittelft welcher fie fich hoch in die Luft ſchwingen und im einer Minufe viel weiter kommen Fann, als fie fonft in ganzen Tagen nicht würde gelanget feyn; ba fie vorher Blind geweſen, fo ift fie nunmehr als ein Papilion mic hellen Augen verfehen, und’ hat, durch Huͤlfe derſelben, viel taufend angenehme Ent - pfindungen, von welchen ſie zuvor nicht einer einzigen einmal fähiggewefen; da fie endlich in ihrem Raupen⸗ ande fich mie der geoben Koft der Blätter von den Pflanzen ‚:welcheinoch Feine recht zubereitete und edle Nahrung in fich enthalten, fondern nur zu andern Ab⸗ fihten, zus Erhaltung der Pflanzen und Hervorbrins gung der Blumen und Früchte vorhanden find, gefättia get, fo bedarf fie ißo feiner Nahrung zu ihrem Wachs⸗ shume, fondern genießt nur des vollfommenften Saftes der Pflanzen ‚ des füßen. Mectars der Blumen, aus ‚welchen die Bienen das Honig verfertigen,, in gerin⸗ ger Menge zu ihrem Beranügen , und befindes ſich überhaupt in ihrem neuen geben in fo gluͤckſeligen Um⸗ ftänden, daß fie in ihrem Raupenſtande nicht einmal faͤhig war, fich Diefelbe vorzuftellen.. In aflem diefem erblicke ich das vollfommenfte Bud eines verftorbenen und auferftandenen Srommen. Der Fromme ftirbt, Damit er bald wieder leben möge; fein ſchwacher, irdis ſcher Körper erfcheine in der Auferftehung in einem Kuh 3 ganz 18 0 Gedanken gang andern tel prächtig, KR verklaã⸗ vet. Als ein ſterblicher Menſch vor feinem Tode, war er mit Leib und Geift an die Erde gebunden; er fonnte ſich nicht zu dem unendlichen Heere der himmliſchen Körper erheben, von deren Fleinitem Theile er kaum ei⸗ nen Schatten gewahr wurde; fein Geiſt war: mit lauter bloß finnlihen Gegenftänden und mit, Leidenfchaften; als miteiner dichten Wolfe, umgeben, welche kaum jes mals venfelben fic) zu dem Throne der Wahrheit einert Schritt erheben ließe ißo aber, nach feiner: Auferftes bung, fehmingt ſich ſein Leib durch Millionen IBelten, und überjieht auf einmal mit feinen geſtaͤrkten und ers babenen Blicken die ganze Natur, von welcher er vors ber faum den Namen wußte, fein heilt aber erhebt ſich noch weiter, und dringet bis an der unermeßlichen Höhe einer goͤttlichen Erkenntniß· Bor feinem Tode war er. in Erforfchungder Wahrheit. blind: nun aber dringet die Schärfe feiner Blicke in den; hellften Glanz der Wahrheit. Sein Körper iſt verklaͤrt, geiſtig, und von ganz anderer Natur, als vorher daher empfindet er feine Begierde, durch grobe und ſchwere Speifen und Gerränfe, Hunger und Durft zu ſtillen; die Koft grober und irdifcher Körper ‚ ift Feine Koft für feinen himmliſch zubereiteten Leib; ihn vergnügen itzo ganz andere Empfindungen, und er fpeifet ſich mit unaus⸗ ſprechlichem Vergnügen, an einer unendlichen Reihe erhabener Borftellungen der göttlichen Vollkommen⸗ heiten; eine Koft, welche fein irdifcher Körper weder genießen nod) begehren konnte. Mich dünft, diefe an geftellte Vergleihung Fann zu einem Epempel dienen, zu was für erbaulichen Gedanken die Betrachtung der Natur Gelegenheit geben kann. Man EN. hi E elben über den natuͤrl. Triebder Inſecten. 319 - felben noch mit dem großen Haller, welcher Natur⸗ lehre und Moral, als ein Mufter ſowol eines würdie gen Dichters als Naturfündigers, auf das reizendefte und lehrreichfte verbindet, die wichtige Lehre ziehen: - Mach deinen Raupenſtand, und einen Tropfen Zeit, Den nicht zu deinem Zweck, die nicht zur Ewigfeit. Der Eifer, in welchem ich ißo bin, heiße mic) noch eine Anmerkung machen. Diefe hallerifche Stelle, und ſehr viele andere, zeigen, was für Vortheile ein Dichter in feiner Kunft dadurch erhält, wenn er die Natur eben fo gut, als das menfchliche Gemuͤth, kennet. Ich will wieder zu meinen Nachtvoͤgelraupen zus ruͤck kehren. Eine jede Art von diefem Raupenges ſchlechte, welche jich einfpinner, macht eine andere Ark von Gefpinnfte, alsdie andere. Kinige, als die weißen und ſchwarzfleckigten Johannes und Stachelbefftaus pen, ziehen nur etliche weitläuftige Fäden, von einem Aeſtchen und Blatte zum andern, und hängen fo frey fehwebend darinne. Andere machen ein weitläuftiges, gefchloffenes, enges, oder geraumes Gefpinnft, und liegen mitten inne; als die braunhaarichte Grasraupe, die buntkoͤpfigte, fchädliche Garten» und Waldraupe, und andere. Manche machen ein fo dichtes Gefpinnft, wie das Papier, als z. E. die Ningelraupen. Viele machen ein doppeltes Gefpinnit, nämlich auswendig ein weitläuftiges, und inwendig ein enges, als eben« falls die Ringelraupen. Manche durchwirken und befles ben ihre Gewebe fo fünftlich mit Gras, Holz, Rinde oder aud) mit ihren eigenen Haaren, daß fie ihren Gräbern’ dadurch ſowol eine beſondere Schoͤnheit, als aud) Feftig« keit, verfchaffen, als z. E. diemeergrüne, gelbftreifige, %4 einfame: einſame Raupe auf, den Obſtbaͤumen, die große renraupe, u.a.m, , Die Gefchicti fie diefe ihre Geſpinnſte verfertigen, ift überhaupt an ſich zu bewundern, in einigen aber ift eine ganz befondere Kunft verborgen. Ich weiß eine Raupe, von welcher ein Bir» »aner ſchwoͤren würde, daß fie einen Begriff von der Elafticität haben müßte, wenn ihm der Bau ihres Gefpinnftes befanne wäre, Es ift die große, x Jh Die, grüne Raupe, mit den ftachlicht fcheinenden- Knöpfen und tiefen Einfchnitten. Ihr Gefpinnft iſt Dicht und fehr regulaͤr oval. An dem fpigern Ende: gebt ein cylindriſcher Fortſatz heraus. In Ddiefem iſt das Geſpinnſt ordentlich, als ein Ey, geſchloſſen. Dieſes ſpitze Ende aber beſteht aus lauter am aͤußerſten Ende convergirenden Spannſedern, welche die Rau⸗ pe mit ihren Faͤden, und vielleicht auch mit ihren Haa⸗ ren, ſo kuͤnſtlich gemacht hat. Weil das Geſpinnſt ſehr dicht, und an dieſem Ende, wo die Oeffnung iſt, durch die Spannfedern feſt verſchloſſen iſt; fo iſt die Raupe und hernach Die Puppe vor allen Anfaͤllen von chkeit, mit welcher außen ſicher. Der Papilion aber, welcher aus der Raupe wird, findet ſeinen freyen Ausgang durch die Oeffnung, welche ſehr leicht von einander geht, indem er vor ſich hindurch kriecht. So bald er heraus iſt, ſchließt ſich die Deffnung wieder feſt zu, und wer nicht weiß, wie das Gefpinnft befchaffen ift, Fann leicht auf die Gedanfen gerathen, daß der Papilion ein Geift fen, weil er durch verfchloffene Thüren gehen koͤnne. Diefe Raupe, oder vielmehr diefer Papilion, ift auch über diefes, eines befondern hiſtoriſchen Umſtandes wegen, merfwürdig. Es hat naͤmlich diefer Papilion die Ehre gehabt, ehemals in dem Föniglichen Garten zu > uͤber den natuͤrl Trieb der Inſecten. 31 ‚zu Parts von dem hollaͤndiſchen Geſandten gefangen, und: wegen feiner befondern Größe dem Herrn Goes dark nach Holland überfchicker zu werden. Diejeni⸗ gen, welche fich fehütteln, als ob fie das Falte Fieber hätten ‚fo bald fie ein Inſect fehen, werden vielleicht ſchmaͤlen, daß ich non einem Gefandten mich unters ftehe zu fagen, daß ev Schmetterlinge gefangen habe, Aber ich kann nicht, davor, daß auch vornehme Herren zuweilen. verftehen, was wirklich ſchoͤn ift, und daß die Begebenheit ihre Richtigkeit hat. Man finder die Nachricht davon, nebſt der Abbildung und Beſchrei⸗ bung der Raupe und des Papilions, gleich in dem erſten Jahre der franzoͤſiſchen Memoiresi 144 Die Abſicht der Raupengefpinnfte, woringe fie fich ‚verwandeln, iſt leicht zu erratber. In der Zeit, da fie Puppen find, befinden fie fi) völlig außer Stande; ihren Feinden und dem Wetter zu entgehen.» Alles; was fie zu ihrer Vertheidigung thun koͤnnen, beftehe in einer Bewegung nad) beyden Seiten, oder im Zir⸗ kel herum. Ben dieſem ihrem Unvermoͤgen haben fie nun einer Bedeckung von allen Seiten unumgänglich nöthig, und hierzu verfertigen fie ihre Gefpinnftes In dieſen koͤnnen fie die meiften widrigen Zufälle über: winden. Da fienichts weniger, als Näffe, vertragen Fönnen ; ſo würden fie durch den Regen faft aflezeit in ihrer Verwandlung geftöret werden, wenn fie Richt in ihren feidenen Häufern davor ficher wären. An⸗ dere Inſecten, ja felbft andere Raupen, würden ihnen nachftellen und fie auffreflen, Ein gewiſſer goldgrüs ner , nicht allzugroßer Käfer fraß mir unlängft in eis ner Stunde zwo Ningelraupen auf; und eine Art grüner Lindenraupen mit ſchwarzen Puncten, hat mir, | %5 zu 17 en 4 d * De nd 5 — 9— or He ehren gan danken zu meinem groͤßten Verdruſſe Zst zerfleiſcht. Der Schlupfweſpen will: ich ger | denfen. Sicher Bedeckungen haben bie en | welche ſich alle in freyer Luft anhängen , nicht nötbig ; weil fie zu ihrer Verwandlung lange nicht fo viel Zeit brauchen, alsdie Kaupen der Nacrevögel. Ueberdies fes ſo erfordert es die Natur der Tagevoͤgelraupen, daß ſie in freyer Luft und an der Sonne haͤngen muͤſſen, wenn ihre Verwandlung gluͤcklich von ſtatten gehen ſoll; dahingegen die Nachtvoͤgelraupen zu eben Dies fem: Endzwecke der. Entfernung von Sonne und * me unumgaͤnglich noͤthig Haben, | Ein Theil der Nachtvögelraupen gräbt ſich, wie ib ſchon nn habe, anſtatt ſich einzufpinnen, in die Er de ein. Die Hauptabfiche ift ebenfalls die Beſchuͤ⸗ tzung vor Wetter, Voͤgeln und Ungeziefer; die beſon⸗ dere Endurſache dabey iſt aber ohne Zweifel dieſe: daß fie noch mehr, als jene, vor Luft und Sonne ver wahrer fenn müffen. Das Vermögen zu fpinnen ift dieſen Raupen nicht gegeben; und fie.brauchen es auch nicht. Siehaben aber dod) einer andern Berberaung noͤthig, und diefe lehret ihnen ihr natürlicher Trieb, fich zur Zeit ihrer Verwandlung in die Erde zugraben. Wenn nun die Raupen im Freyen hangend, oder in ihren Gefpinnften oder Höhlen liegend, durch heftiges Bewegen, Rrümmen, Schütteln und Schleudern, die Raupenhaut abgewolfen ; fo umgiebt fie nunmehr ei⸗ ne ganz andere und harte Haut, in welcher ihre ers ftaunenswürdige Verwandlung vor ſich geht. Ich habe mich durch tägliches Auffchneiden folcher Puppen, von der Raupe an bis zum — bemuͤhet, einige über den natuͤrl. Triebder Infecten. 323 einige Wiffenfchaft um diefe fonderbare natürliche Ber geberiheit zu erlangen. Ich bin aber in meinen Un« terfuchungen zur Zeit noch nicht ſo weit gekommen, daß ich: mich igo mit. etwas heraus wagen fünnte, Meine gegenwärtige Abficht erfordert dieſes auch nicht. Denn: was mit.dem Thiere, in welches fid) die Raupe nunmebr verwandelt hat, vorgeht; Dazu frägt es durch feine,thierifche Handlung etwas bey. Wenn nun der Papilion in der Hülfe feine Volle kommenheit erreichet hat, und diefe Durch Auffpringen ihm die Thür aus feinem Sarge öffnet, ſo iſt noch das Grab:verfchloffen. : Ich Habe ſchon angezeiget, wie eine gewiſſe Art von Raupen in diefem Stücke für den Eünftigen Papilion ſorget. Bey denen , welche nur ein weitläuftiges, einfaches Sefpinnft haben, iſt es kei⸗ ne Schwierigkeit , Durch. die weiten Deffnungen ven Ausgang zu finden.) "Diejenigen Papilione aber, die ein enges, dichtes Gefpinnft haben, laffen einen Tro⸗ pfen eines Safts von fi), wodurch das Gefpinnft weich wird, und fehr.leicht nachgiebt. Bey denen Pa- pilionen, deren Raupen ſich in die Erde gegraben ha⸗ ben, ift es: mehr Schwierigkeit, zu begreifen ‚; mie fie herauskommen, da fie als Schmetterlinge mit feinen hierzu geſchickten Gliedmaßen verfehen find. Ich glaube aber, daß fie zu eben dem Wege, als Schmet- terlinge, heraus fteigen , durch welchen fie vorher, als Raupen, hineingefrochen find, und daß fie, zu dem Ende, bey dem Hineinfriechen, die Waͤnde diefes Gan⸗ ‚ges eben fofeft machen, als die Höhle, worinn fie als Puppen liegen. Ta Bey den Papilionen, wie überhaupt bey den In⸗ fecten, ift ein merkwuͤrdiger Umftand bey ihrem Eyer- ER | legen, 324 * ade legen, das Bunberbarfte, t ah Mauer freſſen von allen Bäumen und a ‚ohne Unters fehied. Ja ich wollte faft behaupten, daß außer der großen Bärenraupe Feine Art alles fo friße, was ihr vorkoͤmmt. Viele Arten von Raupen freſſen nur ein einziges Kraut, und viele nur etliche. Da nun die Jungen der.Ynfecten ohne alle unmittelbare Borforge ihrer Xeltern fiir ihr Leben find; fo it es nöthig, daß die Raupen, fo bald fie aus den Eyern hervorkommen, gleich die ihnen eigene Nahrung um ſich haben und gleichſam einen gedeckten Tiſch finden. Wuͤrde aber wohl dieſes ſo ſeyn, wenn die Papilione ihre Eyer ohne Unterſchied überall hinlegten ? Wovon wuͤrden Raupen, die nichts als Neſſeln oder Gras freffen, ih⸗ ren Hunger ſtillen, und ihr Leben erhalten, wenn ihr Papilion die Eyer, woraus ſie herborgetrochen ſind, auf eine Linde, ober Eiche, gelegt hätte? Und wie wuͤr⸗ den diejenigen, mit ihrem Schickſale zufrieden ſeyn, wel⸗ ehe fi) unten auf den Erdboden verbannet-fähen; da fie doch ihr Futter nirgends ‚ialsiauf Fichten oder Bus chen finden Fönnen ? Ehefie ſo entlegene Derter ihrer Nahrung erreichten, würden fie, als kaum fichtbare kleine Würmchen, auf allen Schritten ihren: Unter⸗ gang finden. Der gütige Urheber der Natur hat auch für diefe Würmchen geforgt, und. dem Untergange auch des Fleinften Theils’der Natur, durch die weis ſeſten Anftalten, vorgebauet. Er hat den Schmetter⸗ lingen befohlen, ihre Eyer dahin zu legen, wo die dar⸗ aus kommenden Jungen ſogleich ihre Nahrung finden. Der Pfauenauge, Tagpapilion, und andere Arten von dieſer Gattung, legen ihre Eyer an die großen Neſſeln, gerade, als ob ſie wuͤßten, daß ihre kuͤnftigen gi nichts über den natuͤrl. Trieb der Infecten. 325 nichts anders, als Neffeln, freffen würden. Aus gleichen Urſachen klebt der große Nachtpapilion mit den blauen Pfauenaugen auf den Unterflügeln feine Eyer an die Blätter auf den Gipfel der Linden, und der ſchneeweiße, ſchwarzgeſprengte Nachtpapilion, mit dem citrongelben Ruͤcken, legt feine Eyer an das Gras unten auf der Erde, Der Papilion,in welchen fic) die große Bären« raupe verwandelt, ift faft der einzige , welcher in Aus⸗ — eines Orts für feine Ener Feine Wahl anſtel⸗ let. 4 Er Hat aber auch diefes nicht nöthig, weil feine KRahben mit allen Kräutern zufrieden find, Mer hat nun die Schmetterlinge eine folche unent« behrliche Vorſorge für ihre Jungen gelehret? Woher wiſſen fie, was die Nahrung ihrer kuͤnftigen Jungen fenn wied, ‚da die ihrige davon fo ſehr unterfchieden ift ? Die Menfeben haben, bei) aller ihrer Vernunft, Ur⸗ fache, fich Diefes Verfahren der Inſecten, zum Bey⸗ fpiele der Vorſorge für ihre jungen Kinder , dienen zu laſſen. Sie werden ihren Zweck, die Erhaltung dee Kinder, viel ficherer erreichen, wenn ſie fo ‚wie jene, . der Matur folgen; wenn fie die zarten Körper der neu« gebohrnen Kinder mit dem fpeifen, was die Natur für fie beftimmet und darreichet; : und nicht mit folder Koft füllen, bey welcher fie mit jedem Schlunge das aͤrgſte Gift zu ſich nehmen muͤſſen. Auch in der Wahl ihrer eigenen Koft können erwachfene Mens fhen vonden Raupen lernen. Es iſt gewiß, daß vers - ſchiedenen Menfchen verfchiedene Koft nur zuträglich iſt. Wie wenige aber treffen auch nur die geringfte Wahl inderfelben ? Raupen hingegen, die z. E. nichts, als Neſſeln, vertragen, und zu ihrem eben und Wachs. Kerne anwenden Fönnen, freffen nichts anders, als Neff ein, 326 Gedanken tiber den natuͤrl. Triebe. Neſſeln, und fiefterben eher, als daß ſie auch bey dem Ueberfluffe der feltenften und fhönften Kräuter, etwas anders , als Neſſeln, zu fih nehmen follten, Man hat nicht Urfache, die Handlungen der Thiere, welche zwar ihren Abfichten vollfommen gemäß, und alſo wirklich gut find, doch aber feine Sittlichkeit haben , meil fie aus dem bloßen natürlichen Triebe entftehen, für un süchtige Mufter menſchlicher Tugenden zu erklären, Es iſt wahr, das Gute, das fiethun, iſt eigentlich ale lemal ein unmittelbares Werk: der goͤttlichen Weig« beit. Aber bat uns, die wir fo weit über, die Thiere erhaben feyn wollen, Denn ehne: der allgemeine Schoͤ⸗ - pfer weniger Fähigkeit gegeben, gute Handlungen aus» zuüben, und unſern Abfichten gemäß zu handeln, als den Thieren? Dieſen gab er zu,dem Ende den na= türlichen Trieb in einem vollfommnern Grade, alsung: aber hater uns nicht Dagegen Die Vernunft, worinnen unfer eingebildeter fo großer Vorzug vor den Thieren beftehe, gegeben? Können und: follen wir nicht durch dieſelbe uns zu denjenigen guten Handlungen beſtimmen, welche bey den Thieren bloß der natuͤrliche Trieb her⸗ vorbringt? Der ganze Unterſchied koͤmmt darauf an, daß die Thiere das Gute, das ſie thun, verrichten muͤſ⸗ ſen; wir aber, weil wir vernuͤnftige Geſchoͤpfe ſind, die Freyheit haben, das Gute zu unterlaſſen, was uns die Vernunft zu thun befiehle, Aber eben dieſes iſt der Grund unfrer Sittlichkeit , und wir find, wenn wir der Vorſchrift der Bernunft nicht folgen,um fo viel unglück« feliger, alsdie Thiere, um wie viel fie, wegen des Man⸗ gels der Vernunft, geringer geachtet werden, — — Sortfegung Fünfeig: ) il: V. Ci ernten! 327 EEE TEE SIE TEL ZZ EZ. nes) — —Unterſuchung, woher es komme, daß die Thiere von Natur ſchwimmen koͤnnen, da hingegen der Wenſch ſolches erſt mit Mühe er — lernen muß. Aus einer Schrift, welche der Herr Bazin zu Strasburg 1741, unter dem Titel: Obfervations für les Plantes et y = Analogie avec les Infe&s, hat drucken laffen. S. 29 13 i 53 21,9 " ts 8 EA D alten Weltweiſen wuͤrden unfehlbar in der A Erforſchung natürlicher Dinge einen viel ge ſchwindern und ficherern Fortgang gemacht has ben, wenn fie ſich bemuͤhet hätten, die Natur vielmehr zu unterfuchen, als zu errathen; allein fie wollten eher andere lehren , als fie felbft durch die Erfahrung geleh⸗ ret waren. Aus diefer Uebereilung find alle wunder liche Meynungen, fo viele Worte, die mit feinem Bes griffe verbunden find; Erflärungen,, welche nichts er⸗ klaͤren; und endlich fo viele unverftändliche Lehrgebaͤu⸗ de entftanden, aus welchen fie ihre theoretiſche Philos ſophie zufammen gefeget haben. Gleichwol haben diefe Früchte der allein wirfenden Einbildung, viele Jahrhunderte hindurch, den ganzen Grund ihrer Era Fenntniß ausgemacht, und'die Bermunderung der Böle fer erworben, welche von- einer folchen andächtigen Verehrung derfelben eingenommen waren, die vermds gender geweſen, die Vernunft zu unterdrücden, als zu erleuchten. Daher ift es gefommen, daß der Bere 2 ftand 388 Unterfuchung von dem natuͤrlichen - and der allermeiften einer ſo großen Menge Jerthu— mer immerfort unterworfen bliebe. Es war feine feichte Unternehmung, Die Finſterniſſe Zu zerftreuen, welche die Wahrheit gefangen hielten: wir, fünnen daher diejenigen mit den Bezwingern fremder känber vergleichen ‚welche die erften gewefen find, fo ſich un⸗ terftanden ‚ uͤber dieſe Schranken zu fpringen,, die Bor: urtheile anzutaften, und die Meynungen bon der Mas fur der Dinge einer grümdlicheren Unterfuchung zu unterwerfen , von welchen man bisher geglauber hatte, daß fie nicht dein geringften Zweifel ausgefeger ſeyn. ‚Hat man fich nicht faft einer Verwegenheit bedienen müffen, den Abſcheu des Leeren, die Antipathien und Sympathien und viele andere leere Begriffe mehr ars zugreifen? Hat man nicht eben fo viel Herzhaftigkeie nöthig gehabt, an deren Stelle unwiderfprechliche Wahrheiten einzuführen ? Nicht ohne große Mühe und harten Widerfpruch hat man ‚endlich den Leuten die ungereimte Meynung aus dem Kopfe bringen koͤn⸗ nen, daß die Fäulung der Bater und die Mutter einer unendlichen Menge lebendiger Wefen ſey. Wir has ben es bloß der Gewohnheit zu danfen, ‚die wir: feit einem Jahrhundert erlanget:haben ‚zu fehen, daß die Weltweisheit äglich mit neuen Wahrheiten, durch Hülfe der Erfahrung, bereichert wird, daß wir. ohne Widerſpruch, und gleichfam ohne Beſtuͤrzung wahre genommen: haben , welchergeftalt dasjenige, was un⸗ ter dem Polarzirkel ein Dfund wieget, nicht forfchwer fe unter der Mittagslinie.. Man ſiehet den Soms mer ‚über ‚die Ameifen: mie unglaublicher Aemſigkeit Körner von Getreide, Gerſte oder anderen Saamen, Eleine Holzſplitter und Strohhaͤlmlein nach ... { en > N Schwimmen der Thiere. 329 fen fehleppen ; man hat ſich niemals lange bedacht, die Urfache. diefer Vorrathsſammlung anzugeben ; ſchon feit drey taufend Jahren und länger, hat man fic) ganze lich überredet gehabt, daß fie Das Holz und Stroh her⸗ beybringen, ihr Magazin zu bauen, und die Körner, den Winter uͤber davon zu. leben. Wer Diefes zu der Zeit unſerer Borältern geleugner hätte, würde fich ſchrecklichen Widerfprüchen ausgeſetzet haben. In⸗ deſſen iſt gleichwol wahr, daß die Ameiſen, wie alles andere Ungeziefer, den ganzen Winter in einem tiefen Schlafe zubringen, und daß ſie weder freſſen, noch ſich rühren, ſo lange ſelbiger waͤhret. Dieſes hat einer uns ſerer neuern Weltweiſen ganz neulich auf eine unwi— derſprechliche Art erwieſen. Wir ſtehen nun nicht mehr in Furcht, daß wir nicht Ehrerbiethung genug ge⸗ gen ſolche Fabeln tragen, welche ſich durch ihr Alter— thum ein Anſehen erworben haben. Es war zu dem Aufnehmen der Wahrheit noͤthig, daß von einer Zeit zur andern Männer aufſtunden, welche zweifeln konn⸗ ten, und Herz genug Dazu hatten, Den vernünftigen und vorfichtigen Ziveifeln, welche nicht, zurück gehalz ten worden, weder durch einige Achtung gegen Die ge— > meinen Borurtbeile, noch durch eine dumme Unterwer« fung unter die Entfcheidungen der Alten, folchen Zweiz feln haben wir es zu danfen, daß wir von einer unend« lichen Menge Jrrthuͤmer befrenet worden find, welche auf uns waren fortgepflanzet worden, Alles, was nicht auf die Erfahrung gegründet ift, hat nöthig, zum oͤftern auf Das neue unferfucher zu werden, ' Hat doc) oft die Erfahrung felbft nörhig, Daß man fie durch anz dere Erfahrungen erweife. Wieviel mehr die Mey« ‚ nungen, welche nichts anders zu ihrem ganzen Bea 1 Sand, )] weis —4 30 Unterſuchung von dem natuͤrlichen weis haben, als Wahrſcheinlichteiten die durch die That ſelbſt nicht dargethan werden koͤnnen? Dieſe muß man manchmal wieder auf das neue vornehmen: man kann ſie nicht zuviel hin und her kehren, um ſie auf allen Seiten zu betrachten. Die Wahrheit iſt vielleicht nicht weit von ung entfernet; aber fie gehet der Gleichguͤltigkeit nicht entgegen : fie ergiebt fic) nur denjenigen, die fie ſuchen: fie will, ſo zu reden, verfol- get ſeyn. Die Materie, von welcher zu handeln ich unternommen habe, iftunter der Zahl derjenigen, wel⸗ ehe aufdasneue nachgefehen werden’ mirflen, und über welche man fich bisher nur noch vorräthig erklaͤret hat. Die unterfchiedenen Meynungen darüber, in welche man fi) vertheilee hat, laflen die Freyheit übrig, neue davon anzunehmen; es:ift fogar nüßlid), foldhes zu thun, bis die Wahrheit fi) hervorthue, und in derje⸗ nigen ehrwuͤrdigen Geftale darftelle, welche ven Ver⸗ ftand beruhiget, und fich feines Beyfalls bemächtiger, Ich will es alfo wagen, auch meine Meynung wegen der Frage zu eröffnen, welche fo oft ift vorgeleget wor⸗ den: Woher es komme, daß die Thiere von Natur ſchwimmen koͤnnen, und daß dem Men⸗ ſchen dieſes Vermoͤgen feblet? Die von den meiften angenehme EG, ob ſie ſchon auf keine philoſophiſche Gruͤnde gebauet iſt, gehet dahin, daß die Thiere keines Schreckens faͤhig ſeyn, und daher in der Gefahr die Art von Nachſin⸗ nen behalten, welche die Natur ihnen verliehen hat; folglich) fich nicht durch eine hißige Entſchließung über« eilen, fondern leicht den ficherften Weg finden, der Ges fahr zu entgehen; da hingegen der Menſch durch die Ehere betaͤubet werde, die Beurtheilung verliere, und ESchwimmen der Thiere. | 33x und dasjenige nicht thue, was er thun follte, fich aus der Gefahr zu retten. Alleinman kann nicht leugnen, daß die Thiere eben ſowol des Gchredens fähig find *, als die Menfchen , und daß man fie fehr nft im der Gefahr, in der Beftürzung, einen Entſchluß faffen fiehet, welcher ihnen fchädlich iftz aber in unferm Falle fiehet man nicht, daß ein Thier, von welcher Gattung es jeyn mag, fich betrüge: Diefes Hat vie Naturfor⸗ feher beroeger , Die Urfachen davon in der Natur, und nicht in willführlichen Säßen, zu ſuchen. Sie fchrei« ben, die Schwierigkeit zu ſchwimmen, weldye der Menfch bey fich finder, und deffen UngefchieklichEeic zu demfelben der Schwere feines Kopfes zu. Sie fagen, daß unter allen Thieren der Menfch dasjenige fey, deſſen Kopf am meiften voll befunden werde, und am wenigiten leere Höhlen habe **, folglich als der dich» tefte Theil das ſchwerſte Gewicht befiße, dem ganzen übrigen Leibe die gleiche Waage benehme, denfelben nach fich ziehe, und zum Unterfinfen zwinge: da hingegen ein Thier einen leichteren Kopf habe, wegen der großen leeren Höhlen, die fich in demfelbigen befinden,und deffen Leib fich über dem Waſſer in den vollkommenſten Gleich⸗ gewichte halte, daher es denn komme, daß ihm das Schwimmen ſo leicht falle, wie wir an ihm ſehen. Borelli, welchen feine Abhandlung vonder Bes wegung der Thiere Anleitung hätte geben follen, ung - eine vollſtaͤndige Erklärung diefer Erfcheinung mitzue theilen, und der es auch beſſer, als jemand hätte thun fönnen, redet davon nur-als im Borbeygeben, Cr bat diefes in ziweyen kurzen Capiteln, und auf einefo | — )) 2 RN abe * Borelli von ber Bewegung der Thiere, ICh. 265 6, ** Borelli eben daſelbſt. 332 Unterfuchungvon dem natuͤrlichen abgebrochene Weiſe gethan, daß man die Auflöfung: einer großen Anzahl Schwierigkeiten nicht bey ihm finder, welche fich bervortun, wenn man diefe Materie mit Aufmerffamfeit betrachtet. Da alfo diefe Frage noch nicht mit einer zulänglichen Ausführung abge- handelt worden, fo will ich mich beftreben, der Sache zum Theil ein Genüge zu thun. Ich glaube, daß diefes Bermögen, ohne vorherge⸗ gangene Erlernung zu ſchwimmen, welches die Thiere beſitzen, und dem Menſchen verſaget iſt, herkomme V von der verſchiedenen Zuſammenfuͤgung ihrer Lei—⸗ ber. Dieſes iſt auch die Meynung des Borelli. Das Schimmen koͤmmt den Thieren leicht an, weil ihr Leib horizontalmaͤßig auf vier Füße geſetzet iſt; der Menſch hingegen ift von Natur. zum Schwimmen uns gefchickt, weil fein $eib fenfrecht nur auf zween Füßen ſtehet. 2) Weil die natürlichen Bewegungen, auf welche ſich das Thier nicht erft befinnen darf, zulaͤng⸗ lic) find, zu mac)en, daß es ſchwimmet, da hingegen eben diefe Bewegungen den Denfchen i in den Grund des Waſſers jtürzen. Ich will feßen, daß ein Menſch und ein Pferd zu gleicher Zeit, aber jedes befonbers, i in einen Fluß fal⸗ len. Man weiß, daß ſich bey einem jeden Thiere zwo Arten von Bewegung befinden, eine, welche der Be— ſchaffenheit feiner Mafchine gemäß ift, und die machi⸗ naliſche genennet wird, und eine, welche dem Willen und Nachſinnen untermorfen ift. In einer Gefahr, von welcher es überfallen wird, find die erften Bewe⸗ gungen des Leibes bloße Wirkungen der Mafchine, Ein in das Waffer gefallenes Pferd finder Feine, Schwierigkeit, ſich darinn zu — ſeine erſte Be⸗ wegung Schwimmen der Thiere. 333 wegung, twelchedie Furcht ihm eingiebt, ift diefe, daß es fid) um£ehret, und wieder aufrecht auf die Füße zu fommen trachtet, welches die Fluͤßigkeit des Waſſers ihm leicht zu thun verftattet. In diefer Lage befinder fich.fein Leib in feiner gewöhnlichen Stellung, er ift in einem vollfommenen Gleichgewicht,indem ſich der Mitz telpunct der Schwere in der Mitte des Bauchs befin= det, und es fehlet ihm nichts weiter, als daß er oben gehalten werde. Die andere Bewegung, welche aus eben diefem Grunde der Furcht erfolget, ift diefe, daß es gehet, der Gefahr zu entfliehen, welche es wegen feines Falls empfinder. Es gehet alfo, als wenn es auf dem Sande wäre, in der Hoffnung, oder in dem Vertrauen, Grund zu finden; und diefe Bewegung allein ift Hinlänglich zu machen, daß es ſchwimmet, und es wird auch dadurch über dem Waſſer gehalten, in— dem ein ſchwimmendes und ein gehendes Thier die Füge auf einerley Art rühret * 5 wenn einiger Unfer« fchied darunter ift, fo ift er gering , kommet nicht von dem Willen des Thiers her, fondern iſt gleichfalls eine madinalifhe Wirfung, welche daher entſtehet, weil ſich Waſſer lange ſo leicht nicht zertheilen laͤſſet, als die Luft. | e Wenn ein Menfch ins Wafler fällee, der nicht fhwimmen kann; ſo nimmt er eben fo, als ein Thier, die machinaliſchen Bewegungen vor, deren er gewohnt ift, und welche er gebrauchet, wenn er auf die Erde fället: allein es finder ſich dabey eine große Ungleich- beit; mas das Thier rettet, bringer ihın den Unter- gang, Die erfte Bewegung , welche er vollführer, wenn er auf den Rüden zu fallen koͤmmt, ift diefe, daß irn TeHRan IE Sg rs * Borellivon der Bewegung der Thiere, ebendafeldft. 334 Unterfuching von dem natuͤrlichen er ſich gegen den Grund umkehret, wie er auf dem Satıe de thut; die andere, daß er die Fuͤße in das Waſſer ſtrecket, und den Grund damit fuchet : hierauf greifet er mit den Händen vorwaͤrts, damit er ſich andem er⸗ ften feiten Körper halten möge, den er antreffen kann. Finder er ungefahr in dem Grunde des Waffers einen Körper, an dem er fich feft halten kann, foifter da: durch noch wenig oder nichts gebeffert; denn er weiß nicht, was er hernach thun foll, weil wir porausgefe- Bet haben, daß er die regelmäßige und methodifche Be⸗ wegungen nicht wiſſe, welche die Schwimmeunft aus» machen; wenn er fie auch ſchon nach der Theorie wuͤ⸗ fte, kann er fie Doch nur ſehr ſchlecht vollführen, wo er ſich nicht darinn geuͤbet hat; feine Berwirrung wird nod) vermehret, da er wegen Mangel des Athemho— lens den Tod vor Augen ſiehet. Daher entjtehen alle unordentliche Bewegungen, melche ihn ſtuͤr zen, und denjenigen ganz entgegen gefeßet find, welche er ma⸗ chen ſollte, fich über vom Waffer zu halten. Solcher⸗ geſtalt find die erften bloß machinalifchen Bewegun⸗ gen hinlänglic) zu machen, daß die Thiere ſchwimmen, wegen ihrer zu diefem Werke vortheilhaften Bildung. Aus der entgegengefeßten Urfache find die erften mas chinaliſchen Bewegungen, welche der Menfch xouſtre⸗ cket, die Urſache ſeines Verderbens. Dieſe Gruͤnde vorausgeſetzet, muß ich biefefbige aud) beweifen, indem ic) zeige, warum die Handlung des Pferdes, welche ihm zulänglich ift, zum Gehen, auch zulänglich fen, zum Schwimmen, und warum der Menſch genöthiger ift, andere Mittel zu erlernen. Der Leib des Menfchen, wie der Leib aller vierfüßi- gen Tpiere, ift faſt von einer gleichen Schwere mit ei⸗ nem Schwimmen Der Thiere. 335 - nem eben fo großen Umfange Waflers; ich fage, faft ‚gleicher Schwere ‚ weil die Thiere ein wenig ſchwerer ‚find ;' aber diefes kleine Uebergewicht iſt ihrer Geits eine geringe Hinderniß, zu welchem fie leicht ein Gegen» gewicht finden. Herr Rohault ſaget, daß ein Menſch, ‘der in’der Luft 138 Pfund ſchwer it, in dem Waſſer nur 8 Unzen wage, Borelli gehet noch weiter: er behauptet, daß ein lebendiges Thier weniger waͤge. Juͤdeſſen, bis die Erfahrung dieſen Streit entſcheidet, werde ich nichts zu Wage fegen, wenn ich der Partey beyfalle, welche mir am wenigſten vortheilhaft ſcheint. Wir Fonnen demnach ein Thier auf dem Waſſer, als ein ſchwimmendes Schiff betrachten, welches ein wenig zu ſchwer beladen, und in Gefahr iſt, unterzus finfen, wo es nicht eine geringe Bewegung oben hält, ‘und verhindert, zu Grunde zu gehen. Ich willmeine Bergleihung des Pferdes fortfegen. "Man weiß, Daß es zween Füße zugleich vorausfeßet, wenn es ges het; nämlich einen von den Borderfüßen, und einen von den Hinterfüßen, aber von den beyden unterfchies. denen Seiten , welches ihm fein Gleichgerwiche erhält. Ich habe gefagt , daß es im Waffer gehe, welches es nicht thun kann, ohne das Wafler durch feine Füße mit Mache zu zertheilen: im diefer Sage ift es wie ein Schiff mit Rudern, wenn diefe an den beyden Seiten des Schiffbauches befeftiger wären, und fenfrecht in die Oberfläche des Waffers giengen. Sie liegen freyr lich dafelbft nicht fo vortheilhaft, als diejenigen, welche wir auf den Bord unferer Schiffe feßen, deren Mit telpunct ihrer Macht Außer dem Waſſer ft, und die von oben nach unten in daffelbige gefchlagen werden ; doch liegen fie vortheilhaft genug, das Thier oben zu “ D 4 halten, 336 Unterfüchung vondemmnathrlichen Halten, und zu machen, daß es auf dem Waſſer frei- ‚ bet, und vorwärts kommet. Da die vierfüßigen Thie- re nicht beftimmet find, diefes Element zu bewohnen; fo hatten fie nicht mehr Huͤlfe nöthig, ‚als Die zuläng» lich war, zu verhindern, daß fie nicht Darinn umkom⸗ men, und ihnen das Bermögen zu verfchaffen, über. die En zu feßen. Sie haben alles, was hierzu nöthig at. | | J BR Ya 19) Demnach dienen einem Thiere, welches im Schwim- ‚men begriffen ift, feine vier Fuͤße anſtatt zweyer Paar Ruder, deren ein Paar nach dem andern gezogen wird. In der Abficht diefer Bergleichung Eönnte man mig ‚ben Einwurf machen, daß, wenn unfere Ruder gegen eine Oberfläche des Waffers, welche zur Stüße gedie- net hat, das Schiff vorwärts zu fehieben, ftarf ang drücet haben, wir diefelbige aus dem Waſſer in die Höhe ziehen, um fie weiter vorne wieder in das Waf- fer zu fhlagen, und einen neuen Stüßepunct zu er⸗ ‚greifen; aber die Füße der Thiere, wenn fie als Ru— der betrachtet werden, haben diefen Vortheil nicht: fie Kind ganz und beftändig in das Waller eingetaucher; woraus erhellet, daß fie genoͤthiget find, eben fo viel Waſſer vor fich wegzuſtoßen, wenn ſie ſich fortſetzen wollen, als ſie hinter ſich treiben, wenn ſie ſich wieder zuruͤck ziehen, den Leib fortzuſchieben. Da aber dieſe beyden Kraͤfte gleich ſind, und die eine ſo ſtark hinter ſich, als die andere vor ſich, arbeitet, ſo koͤnnen fie nichts anders, als eine Unbeweglichkeit, wirken. Gleichwol aber fehen wir, daß die Thiere im Waſſer fortrü- den, und im Schwimmen einen Weg hinter fich legen. , Ich antworte, daß man die Auflofung dieſer Schwie⸗ ‚tigkeit bald. finden werde, - wenn man ein gehendes * N Si, hr Schwimmen der Thlere, 337 hier, und noch beſſer, wenn man ein ſchwimmendes Thier nur ein wenig betrachtet; denn fo wird man fe: ben, daß es nicht wahr ſey, Daß dieſe beyden Kräfte gleich ſind. Wenn ein Pferd zween Füße vorwärts ‚feßet, ſo hebet, bieget, und folgtich verkuͤrzet es dieſel⸗ be; demnach ift die Oberfläche des Waffers, welche fie zu zertheilen genoͤthiget find, nur dem Durchmef- fer eines gebogenen Fußes gleich: aber wenn eben dieſe Füße ſich niederlaffen, ‚eine der vorigen widrige Bewegung zumachen, und das Wafler hinter fich weg: ‚zuftoßen, fo ſtrecken fie fih aus, verlängern ſich, und Drücken gegen eine Oberfläche Waſſers an, welche ih» rer ganzen Laͤnge gleich ift; Da alfo diefe leßtere Bes ſtrebung einen viel längern Stüßepunct hat, als die . vorhergehende, fo. muß fie auch diefe überwiegen, und verurfachen,, daß das Pferd einen Weg zurickleger, ‚welcher fic) nach) Dem Liebermaaß ihres Durchmeffers Werhaͤlt mar { | Mich duͤnket, daß ichdie Mechanik deutlich genug ‚auseinander gewickelt habe, durch welche ein Thier - Schwimmer, und fich in dem Waſſer forthilft. Nun muͤſſen wir auch fehen, wie und mwodurd) es fich ein wenig über der Oberfläche vefjelben halten kann. Die Stoͤße der Füße eines ſchwimmenden Thiers fchlagen Das Waſſer in einer fchrägen Nichtung, weil fie es durch einen Stoß fihlagen, der in einem Zirfel gegen ben Baud) des Thieres zuruͤckgehet. Aus einem ‚Stoß, der in diefer Richtung gegeben wird, entſtehet - ‚eine Kraft, die ſich in zwo andere zertheilet; die eine, ‚welche horizontal iſt, dienet zumachen, daß das Thier ‚vorwärts gehet, wie wir eben gefagt haben; die ande: re, fo es unter dem Bauch Ichläger, und fenfrecht iſt, ud | N 5 erhebet 338 Unterſuchung von dem natürlichen erhebet es gegen die Oberfläche des Waſſers. Diefe Größe nun und diefe Erhebung unterftüßen den Leib des Thiers, und verhindern denfelben, daß er nicht in. den Grund des Waſſers ſinke. Das Thier kann nicht umkommen, als indem Salt, wenn die Müdigkeit es verhindert, Waffer genug in Bewegung zufeßen, um demfelben ſolche Stöße zu geben , welche rg find, das: Thier oben zu halten, Aus diefer Mechanik fiehee man, daß die Herzhaf⸗ tigkeit des Thiers keinen Theil an feinem Bermö- gen zu ſchwimmen hat; denn wenn es zum erſtenmal ſchwimmet, ſo iſt ſein Vorhaben nicht, ſolches zu thun; es gedenket alsdenn nur zu laufen, und der Gefahr zu entfliehen, worinn es ſich befindet. Wenn fein Kopf nach dem Berhältniß ſchwerer wäre, als des Men: ſchen, würde er ihm doch Feine Hinderniß verurfachen, wenn nur das Gericht nicht über ein geroiffes Ver⸗ haͤltniß gienge. Man kann leicht eine Erfahrung hie» won anftellen ; es iſt niche ſchwer, den Kopf der Thie⸗ ve mit einiger Laſt zu beſchweren, welche man ſchwim⸗ men läffet. Auf dem Lande fiehet man alle Tage zu- fammen gefpannte Dchfen, deren Kopf mit ihrem Joch beſchweret iſt, über die Fluͤſſe ſetzen. Wenn ein Menſch, welcher nicht ſchwimmen * net hat, in das Waſſer faͤllet; ſo iſt kein Zweifel, daß er eben ſo gut, als die Thiere, von Natur wuͤrde ſchwimmen koͤnnen, wenn er ſeinen Leib in einer ſenk⸗ rechten und feſten Stellung halten, und in derfelben die Füße vorwärts bringen koͤnnte. Geſchickte Schwimmer thun diefes oft zu ihrer Luſt. Wir ken— nen ein ganzes Volk, welches nicht anders ſchwimmet, nämlic) Die Hottentoten. Man fehe, was Herr — e, Schwimmen der Thiere. 339 be, in einer guten Befchreibung , die er ung von dem Borgebirge der guten Hoffnung gegeben, von ihnen faget : „Man muß gefteben, daß fie, (Die Hottento= ten) die beften und fühnften Schwimmer find, die ich jemalen gefehen habe: Ihre Arc zu ſchwimmen hat ſo gar etwas Wunderbares an ſich, und ich weiß kein Volk, welches ſich auf gleiche Weiſe dazu an⸗ ſchicket. Sie ſchwimmen ganz aufrecht; ihr Hals iſt ganz über dem Waſſer, mie auch ihre Aerme, wel« che fie in die Höhe ausfkeecen : ; fie bedienen fich der Füße, vorwärts zu fommen, und ſich in ein Gleich— gewicht zu fegen ;. aber ich Habe niemals willen kön⸗ nen, wie fie felbige rühren. So viel iſt gewiß, daß fie fehe gejchwinde fortfommen, Sie fehen mit den Augen nieder, und haben faft eben die feiz besftellung,, als wenn fie auf dem feften ande gien- gen. Allein dieſe Seibesftellung ift einen Mens. fchen unmöglich, welcher fich nicht geuͤbet hat, fich darein zu fegen, weildie Bewegungen des Waſſers, und die Ungewißheit feines geibes, welcher in einen flüßigen Körper immer hin und her wanfer, ihn alle Augenblicke aus der fenkrechten Richtung bringen, und toider feinen Willen vorwärts oder hinterwärts um- ziehen. Daher ift er genöthiget geweſen, ein anderes Mittel zu fuchen 5 aber diefes andere Mittel beftehee in Eeinem Gefchicke, welchesihm vonder Natur gege- ben worden: es war bey dem erften, der eg ausgeü- bet hat, eine Wirfung des Machdenfens, und eines oft wiederholten finnreichen Hin- und Hertaftens: er ſtellte fid) anfänglich vor, daß er feinen Leib in eben diejenige Stellung bringen wolle, in welcher der Leib der Thiere iſt, dasift, ihm eine horizontaletage geben, und 346 Unterfuchungvond und ihn über dem Waſſer — —— in dieſer Stel⸗ lung har er fein Gleichgewicht viel leichter gefunden, ſeine Fuͤße und Aerme hatten nichts anders zu thun, als Bewegungen zu machen, die dienlich waren, ihn oben zu halten, und bey der Menge und der Mannich⸗ faltigkeit der unterſchiedenen Bewegungen, welche er verſuchte, hat er diejenige kennen gelernet, welche zu feinem Vorhaben die bequemſten waren. Diefem nach ift die Art zu ſchwimmen des Mens ſchen von derjenigen fehr unterſchieden, deren ſich die Thiere bedienen; die Geftalt feines Leibes und die La⸗ ge feiner Glieder erfordern ſolches. Es iſt nicht noͤ⸗ chig, die Bewegungen eines ſchwimmenden Menſchen zu beſchreiben; ſie ſind bekannt genug; eben ſo wenig will ich mich in ausfuͤhrliche Vorſtellung dieſer Me— chanik einlaſſen; ich koͤnnte dabey nichts anders thun, als dasjenige wiederholen, was andere geſagt und ge⸗ ſchrieben haben. Es iſt genug, daß ſie gezeiget haben, daß dieſes eine Kunſt iſt, die man lernen muß, und mit Regeln verſehen iſt, welche mit unſern natürlichen Bewegungen nichts gemeines haben, Es ift fein Wunder, daß dieſe Bervegungen demje⸗ nigen fremd find, welcher niemalen ſchwimmen geler- net hat; dieſes ift der einzige Fall, der. im Leben vor- kommt, in welchem man Gelegenheit hat, felbige aus» zuüben. Daher hat man nöthig, fie zu lernen, und _ ſich durch oft wiederholte Handlungen zu denfelbigen zu gewöhnen. Diefem nach, wenn ein Menſch auch mie dem ftandhafteften Muth in der Gefahr verfehen waͤ⸗ re, wenn man ihm die größte Herzhaftigkeit zugeſte⸗ hen wollte, wenn er der Furcht weniger unterworfen waͤre, als der Weiſe, welchen Horaz beſchreibt, R muß _ Schwimmen der Thiere. 341 FR er * ohnfehlbar er trinken, wenn er die noͤthige lehrzeit i in der Schwimmkunſt nicht ausgehalten hat. Man koͤnnte mir einen Einwurf machen, welcher dem Scheine nad) fehr ſtark ift, und auf welchen ich folglich antworten muß. "Mai fiehet oft, daß gute Schwimmer fih durch ſolche langſame und gelinde Bewegungen uͤber dem Waſſer halten, welche nicht vermoͤgend zu ſeyn ſcheinen, die Wirkung hervor zu bringen, ſo als die einzige Urſache angegeben wird, warum ſie uͤber dem Waſſer bleiben koͤnnen. Die Antwort auf dieſe Schwierigkeit wird nicht al⸗ feih meine Muthmaßungen beftärfen ;: fondern mir auch Gelegenheit geben, zwo Handlungen der Schwim⸗ * zu erklaͤren, welche bemerkt zu werden verdienen. Man ſiehet Schwimmer, welche ſich uͤber dem Waſſe halten, ohne daß ſie ſich zu ruͤhren ſcheinen, zum Exempel diejenigen, welche auf dem Ruͤcken ſchwimmen; aber ihre Unbeweglichkeit iſt nur ſchei⸗ nend, und die wahre Bewegung, welche ſie ſich geben, iſt zwar ſchwach, aber von einem betraͤchtlichen leeren Raume begleitet, welchen ſie auf eine faſt machinalis ſche Weife zuwege bringen, und welcher ihre eigene Leichtigkeit um ein großes vermehret. Ich will damit anfangen, daß ich dieſen fürn Raum zeige, welcher fid) zu allem Gluͤcke an einem fols chen Orte des Leibes befindet, daß er diefen im Gleich— geroichte halten Fann. Wenn fich ein Schwimmer auf den Rüden legen will, fo hält er vor allen Din— gen den Athem an fih. Doch thut er diefes nicht, ohne daß er zuvor die Vorſichtigkeit gebraucher, die Luft an fic) zu ziehen, und fic) damit anzufüllen. Es ift eine befannte Sache, Daß, wenn man die &uft in ; die 345 Unterſuchung von dem natuͤrlichen die Lunge ziehet, welches das Athemholen genennet wird, die Bruſt ſich erhebet, und das Zwerchfell nie⸗ dergedruͤcket wird. Dieſes vermehret den Umfang des Leibes mit einer Hoͤhle, weiche nur mit Luft ange⸗ fuͤllet iſt, und folglich die Leichtigkeit des Leibes ver⸗ mehren muß. | A Man kann ausrechnen, wie weit diefe Bermehrung der Leichtigkeit gehen fann. Wir haben oben gefagt, - daß nad) dem Berichte des Heren Rohault das Ges wichte eines menfchlichen eibes insgemein das Ges wichte eines gleichen Umfangs von Waſſer nicht mehr, als acht Unzen übergehe, Wenn mar demnach das Gewichte gleich machen will, fo Fomme «8 nut darauf an, daß man den Umfang unferes $eibesmit einem ans dern leeren Körper vermehre, welcher fo viel Plaß ein⸗ nehme, als acht Unzen Wafler Nun find acht Uns zen Waſſer ungefähr zwölf Cubiczollen gleich, Wir wollen alſo ſehen, ob die Bruſt durch Athemholen ih: von Umfang miteiner Höhle vermehren könne, Die zwölf Eubiczollen gleich ift. Borelli hält dafür, daß man durch ein mittelmäßiges Athemlaffen 18 bis 20 Cubic⸗ zolle Luft (diefes find römifche Zolle, und den Fönig« lichen beynabe gleich) aus der Bruſt treibe. Wenn man fie ausgetrieben bat, fo müffen fie auch wieder hinein fommen; folglich vermehret man die Bruft bey einem mittelmäßigen Athembolen auf ı8 bis 20 olle. Der Herr Turin treibt dasjenige, fo aus diefer Erfahrung herausfommet, viel weiter. Nach einer Erfahrung, die er an ſich felber gemacht Hat, ſchaͤtzet er Die Menge Luft, welchedurd) ein gelin« des Achemlaffen in einer Zeit von drey Secunden aus feiner $unge Herausgeber , 40 Eubiszollen gleid) ; + — durch £ * Schwimmen der Thiere. 343 durch ein ftärkeres Athemlaſſen, fo in einer Secunde gefchiehet, 125 Zollen ; und endlich durch das ftärffte Achemlaffen, fo.ihm nur möglich war, 220 Cubiczol« len; Da wir aber Feine folche genaue Ausrechnung, noch foftarfe Kräfte noͤthig haben, willich michan die Mey- nung des Borelli halten, welche nicht fo viel Verwunde⸗ rung erwecket, alsdie Meynung des Doctors Yurin, 3» Die Bruft vergrößert fich alfo, dem Borelli zufols ge, durch: ein mittelmäßiges Athemholen auf.ıg bie 20. Zolle; welches mehr. als binlänglich ift, der Schere von acht Unzen Waffer das Gegengewicht zu halten, welche einem Umfange nur von zwölf Zollen gteich iſt. Auf dieſe Weife machet der leere Kaum, welcher in der Bruſt entfteher,, wenn fie fich erweitert, eine größere Höhle aus, als nöthig ift, den Leib über- den Waſſer zu halten. Wenn viefer leere Raum ununterbrochen fortwähren Fönnfe, fo haͤtte ver Menſch Feine Bewegung'nöthig, um über: der Obers fläche des Waflers liegen zu bleiben: da man aber‘ nicht lange aushalten kann, ohne frifche Luft zu fchöpfen, und Athem zu holen; ſo thut der Schwimmer zu der Vergroͤßerung ſeiner Bruſt eine andere Bewegung, welche ihm gleichfalls zu ſtatten kommt, und ſo viel Zeit verſchaffet, daß er frey Athem holen kann. Er ſtrecket ſeine Haͤnde flach uͤber dem Waſſer aus, und drehet ſie in einem kurzen Raume horizontal rund herum; durch dieſes Mittel machen ſich die Haͤnde und der Vorderarm, indem ſie beſtaͤndig ihren Platz veraͤndern, uͤber dem Waſſer einen Stuͤtzepunct, der, wie ſchwach er auch ſcheint, hinlaͤnglich iſt, den Leib ‚oben zu halten, bis ein zweytes Athemſchoͤpfen voll. bracht ift. PER J "an Die 344 Unter ſuchung bon dem natürlichen Die-andere Handlung der Schwimmer; von wel⸗ cher: ich verfprochen habe, Rechenſchaft zugeben, iſt dieſe. Jedermann weiß, daß ein Menſch, wenn er niederfinket, und bis an den Grund des Waſſers ges! kommen ift, nur einen Eleinen Stoß mit dem Fuße ges: gen den feften Grund thun darf; ; fo kommet er ohne andere Huͤlfe alſobald wieder in die Hoͤhe wenn er: aber den feften Grund nicht treffen. kann; fo nimmee ein Schwimmer, der ſich wohl auf feine Kunſt verſte⸗ het, ſeine Zuflucht zu einem andern Mittel, welches ſehr artig, und nicht genug bemerket worden iſt. Ich ſetze, daß er ſich in einer ziemlichen Tiefe des Waſſers befinde, in welcher er merfet ,. daß er die Erde niche erreichen koͤnne. Er leger anfänglich feine: beyden: Hände vor fein Geficht, und an die Höhe feiner Stir- ne, fo, daß die Flächen der Hände auswärts fommenz hernach hält er feine beyden Vorderaͤrme fenkrecht, und: läßt fie zur Rechten und Linken hin und her gehen, nämlich alfo, daß diefe beyden Theile des Arms, indem‘ fie fi) in den Ellenbogen, als in einem Angel, rühren, mit den beyden offenen Händen, und den an einander‘ liegenden Fingern fertig zween Eleine Theile eines Zir⸗ Fels vor der Stirne befchreiben, als wenn er das Waſ⸗ fer wegtreiben wollte, welches er auch wirklich thut, und aus diefen dem Waſſer gegebenen Stoßen entftes het eine fehräge Kraft, deren ein Theil ben —— mer in die Hoͤhe bringet. Man koͤnnte mir noch einen Einwurf ir in Anſehung der Thiere machen, von welchen ich geſetzet habe, daß fie nicht anders, als durch die Furcht zum Schwim⸗ “men unterrichtet werden. Allein die Wölfe, die wil⸗ den Schweine, die Hirfche und viele andere ſchwim⸗ men Schwimmen der Thiere. 345 men über die Slüffe, ohne daß fie von einer andern "Urfache dazu angetrieben werden, als ihre Nahrung und die Nothdurft ihres Lebens zu ſuchen. Die Mas nur die Thiere zu der Mensarı unterrichtet, zu welcher fie felbige beftimmer harte. Denjenigen, wel che gefchaffen find, in den Gehölzen und Ebenen herum zu irren, war es zufräglich, daß fie über die Fluͤſſe und Ströme kommen koͤnnen; dieſe Schran« ken, wenn ſie ſolche nicht haͤtten uͤberſchreiten koͤnnen, würden ihr herumſchweifendes Leben in! einen allzu engen Raum eingefchloffen haben. Die Hinde und die wilde Sau ‚ welchen ihre dum / welches aus Zuſammenlegung dieſer Platten ent⸗ ſtaden "an den beyden Enden mit Eiſen bewaffnet, mit Süber ringsum’ zuſammengefuͤget und mit einem. doppelten Ringe von’eben dieſem Metalle) damit man | es bequem halten koͤnnte, verſehen. 220 Sotlnar * It} up 7 | —* ar‘ r rer he — ee De > 332 Grummerts Beytr. zum Wachsth. EIKE * ** ** KK ** u eg %.% % VIk ‘ Beurtheilung. uber Fi * Gottfried Heinr. Sa aus Biala in Pohlen,, | Beytrage zum Wachsthume der N und Größenlehre, | ! Kıfles Stuͤck. | Von einer ſehr vortheilbaften Verfertigung große Ob⸗ jectivglaͤſer u. d. g. durch den Druck einer hohen a ferfäule. Geftellt an die Erlauchte Fönigt. preußifche Akad. der Wiffenfchaften in Berlin, mit Kupfern, 3weytes Stück." Von der Berfertigung großer: Dbjertive: und der nenn ſpiegel durch den Druck der al 12 Bean: in 4. bach einer Einfeitung, { in —* der Herr‘ Bere faſſer den vortrefflichen Nutzen der Ferngläfer, jo wie fie jedem Lehrlinge der Phyſik und Aſtro- nomie vorgeſaget werden, erzählet hat; fo erinnert er, daß man fehr bemüht gemefen, Dbjective von weiten Brennpuncten zu verfertigen. Nun erinnere er ſich des hydroftatifchen Verſuches, da man den Boden von einem Faſſe, darinn eine ziemlich hohe Roͤhre eingemacht iſt, mit etlichen Zentnern beſchwert, und findet, daß ſol⸗ che durch den Druck des Waſſers, das man in die Röhre gießt, gehoben werden, und der Boden eine Kruͤm⸗ mung bekoͤmmt. Dieſes nun, meynet er, ließe fich alfo auch auf die verlangten Dbjective anwenden, wenn man ftatt des Faßbodens fich ein Glas vorftellet. - Die Hauptfache koͤmmt nur alfo darauf an, ob das Glas biegſam ift. Er beruft fich diefermegen auf die Ers fahrung bey zarten Röhrchen und Glasfäden, nn en We der Natur: und Größenlehre 353 chen auf die Glasperrucken. Und damit man nicht einwenden möge, das Glas fey wol in hohlen Röhren, aber nicht in Dicken Platten biegfam, beruft er fich auf den ſchwarzen Fleck, der ſich zeigt, wenn man gläferne Prismata oder auch Dbiectiv- und flache Glaͤſer auf einander drückt, und fih, wenn man ftärfer drückt, vergrößert, Es iſt, nach Newtons Ermeife, dieſes der Ort, wo die Glaͤſer einander beruͤhren, und daher muͤſſen fie ſich durch ſtaͤrkeres Drücken biegen laſſen. Er macht ſich aber hierbey den Einwurf, ob das Glas ſich nicht nur biegen, ſondern auch, wie zu gegen⸗ waͤrtigen Verſuchen noͤthig iſt, dehnen laſſe. Die⸗ ſes beweiſt er aus dem Begriffe elaſtiſcher Körper, darunter das Glas gehört, aus. der Ausdehnung, die eine gläferne Flaſche in einem bekannten phyſikaliſchen Berfuche von warmen Wafler leidet, und aug einem Berfuche, den er felbft mit kaltem Glaſe angefteller, Er hat nämlich eine gläferne Röhre von 58 $eipziger Zoll lang,und zz eines 3, Dicke, Davon die Breite det Hoͤhlung den dritten Theil der Dicke der Roͤhre betra⸗ gen, an beyden Enden fpigig,zugefchmelzt, alsdenn diefe Spiße in zwo Stuhlſchuhen in dazu gebohrte Söcher ges ſteckt, und mit darum hinein gefriebenen Keilen befeſti⸗ get, Daß fie nicht weichen Fönnen ; darauf die Stühle, von deren Feſtigkeit und Unbiegfamfeit er ſich verfichert hielt, mit ſchweren Sachen belegt, damit weder fie, noch die tehnen bewegt werden Fönnten. Erbemerfte aldı denn die Mitte des Glaſes mit einem Stückchen Wachs, zerrte fie herunter, und fand, daß ſich dag Wachs beynahe um, einen Zoll herunter ziehen ließ, während daß beyde Enden unverrücdt an ihrer Stelle geblieben, Dieſes beweißt nun,feinen Gedanken nad), daß das Glas fid) dehnen läßt.“ "Uns deucht, man 35 wird 354 Grummerts Beytr. zum Wachsth. wird leichte ſehen vie viel bey dieſen Verſuchen zu etinnern iſt. Es iſt unmoͤglich, daß man von der Unbeweglichkeit der Stuͤhle und des Glaſes in ſeinen Loͤchern koͤnnte ver⸗ fichert jeyn. Die Naturforſcher, fo bey andern Umſtaͤn⸗ den unterfucht haben, ob fich gewiſſe Körper dehnen laſ⸗ fen, 3. €. ob ein’erhigtes Stück Eifen größer fey als ein Ealted, haben dazu in gewiffer Weite von einander auf⸗ geführte Mauern und andere folche Umstände gebraucht Wie leichter hatten fie fich8 nicht machen koͤnnen, wenn; ihnen eingefallen waͤre, ein Paar Stühle dazu zu nehmen? Ferner bemerkt der Herr Verfaſſer nicht, ob und wie lan⸗ ge feine Röhre in der angeblichen Krümmung, nachdem’ fie ſolche einmal erhalten, geblieben fey. Daß fich das: Glas biegen und dehnen laͤßt, davon wuͤrde man ihm eher den Beweis geſchenket haben, als daß es die dadurch erhaltene Kruͤmmung behaͤlt, wenn die biegende Kraft weggenommen wird, den wir vermuthen Doch’ nicht, d der Herr Berfaffer feine Dbjective mit famt der darauf drůckenden Wafferfäule gebrauchen will: Nimmferiaber diefe weg , woher weiß er, daß das Glas nicht eben das machen wird, wa eine an beyden Enden befeſtigte Saite hut. Sie kruͤmmt ſich ohne Zweifel, wenn ſie in der Mit⸗ te beſchwert wird, aber nicht laͤnger als die Beſchwerung dauret, wofern die angewandte Kraft nicht gar zu gro geweſen, und ihre-Elafticität vermindert hat. Es koͤnn⸗ te feyn, daß dergleichen was beym Glaſe auch möglie ware, aber da Herr Grummert diejes nicht. ausdrucklic bemerkt, fo bat er einen Hauptumſtand bey ſei ie m Ber: fiiche vergeffen. Doch diefes vorausgefeht ſo iſt num die Methode, große Objective zu haben, feinen Gedanken nach; richtig. Er iſt nur beforgt, daß der Glasboden nicht zer⸗ breche, und raͤth derowegen, das Waſſer Tropfenweiſe, oder durch einen Tocht in die hohe Roͤhre hineinzubringen, und vermittelſt eines zarten Hebers nach Befinden wie⸗ der abzuziehen: Er bemeift alsdenn fehr weitlauftig, wie aus feinem Verſuche mit der Nöhre folge, daß auch ein Glasboden fich biegen und dehnen laſſe. Man hat ihm diefe Folge in Zweifel gezogen , fo. vermuthlich in Bohlen gefchehen iſt. „Seine Yrt nun, dieſe Objective zu Baie — _ ° der Natur⸗ und Größenlehre. 355 chen koͤmmt darauf anı Er macht ein Gefaͤße mit zween en füllt folches mit Waffer, und bringt auf der Seite die erwähnte hohe Röhre an, die vermöge ihres Druckes beyden Böden die Krümmung giebt. Go harer ein Objectiv mit Waffer dazwiſchen, welches ſelbſt nach Newtons Erinnerung viel beſſer ift, als eines von Glaſe; allein, damit das Waſſer nicht ausdinfte, und folglich ſei⸗ ne Hoͤhe in der Röhre, nebſt der Erhabenbeit der gebo⸗ genen Platte verändert werde, befiehlt er, die Röhre oben voͤllig zu verflopfen. Diefed zeiger, daß er felbff die Staͤrke des Einwurfs ſieht, daß das Glas die vorige Figur wieder annehme wenn der Druckimieder wegkoͤmmt. Aber fol denn diefe Roͤhre beffandig daran bleiben Das wäre que fur ein Objectiv ; wenn die Sterne darunter auf dem Erdbodenlägen: Wie er es aber nach denfelben indie Hoͤ⸗ be richeen will, begreife ich nicht. GeineRöhremuß gang - wegfommen; und was wird alddenn aus der Krümmung werde, für die er fehon eine Veraͤnderung befürchter, wenn das Walker im ihr aufdunfter? Er Solchergeſtalt alaubet Hr.Grummert,vortreffliche Ob⸗ jective, wie auch Schüffeln dazu zu erhalten. Er bildet fich ferner ein;die Krümmung diefer Glafer muͤſſe kugelförmig werden; weil Job. Bernoulli erwieſen habe, daß ein flüßi: ger Körper; der aufeine Höhlung gleichförmig druͤckt, einen Zirfelbogen ansbenge: Dieſerwegen beruft er ſich auf Bernoullis Schrift, ide motu muſculorum. Ferner bes fiehlt er,eine blecherne Roͤhre in Seifenwaſſer zu ſtecken, da⸗ mit ſich —— —— überziehen wird wenn man ‚mit der Hand das andere Ende ploͤtzlich verſchließt, fo be⸗ koͤmmt dieſes Hautchen von dent Drucke der eingeſchloſſe⸗ nen Luft eine Erhabenheit, und dag folche ſphaͤriſch fey, er⸗ hellet daraus, weil das Gefichte, auf welcher Seite man ſich auch darinhenbefpiegelt; immer gleich breit bleibt, welches bloß bey ſphaͤriſchen Spiegeln ftatt finder. Dbnedaranzu gedenken, ob der bauchigte Spiegel, der auf folche Art ent: ſteht nicht wiel zu klein ſey als: daß man ausdergleichen Wirkung merken fönnte, ob ervon der kugelrunden Geſtalt abwiche ſo gilt auch der Schluß des Hi: Grummerts hie- ‚von auf die Glasplatte gar nicht. Die kuft dehnt ſich als ein 356 Grummerts Beyer. zum Wachsth. ein elaftifcher Körper ringsherum aus, und dad Waffen drückt bloß vermöge feiner Schwere. Der aus dem Ber⸗ noulli angeführte Beweis fest eine Kraft voraus, die auf bie Höblung , barinn fie eingefchloffen , in allen Puncten ſenkrecht drückt, wie Die elafkifche Luft in einer Wafferblafe wirklich thut. Aber druckt dad Waffer auch fo auf einen Boden, dereshält? Diefer Druck gefchieht vermöge der Schwere des Waffers, nach parallelen Berticallinien, und alfo wird das Waffer feinen Boden in die Geftalt einer Bettenlinie (catenaria ) beugen, wie von den Bernoullien ſchon langft bey Unterfuchung der curuae linteariae, die ein mit Waffer beſchwertes dichtes leinened Tuch bekom⸗ men würde, ift angemerket worden. ‚ Diefen Borfchlag nun ind. Werk zu richten ‚überläßt ber Herr DBerfaffer den Künfklern. Als das Schwerſte fiellet er fich die Befeftigung des Glaſes vor. Weil es aber eben nicht febr Darf gebogen werden, fo meynet er, es wurde ſchon halten, wenn man es in eine Falze ein» Euttete. Wenn dem Herrn Grummert bekannt ware, wie folche Unterfuchungen mit geböriger Richtigkeit an» zuffellen find, fo wuͤrde er erſtlich fich hemuͤhet haben, zu beilimmen, wie groß die Beugung fey, die eine gewiſſe Laſt eym Glaſe verurfachen könne, und das haͤtte mit zu dem Berfuche swifchen zweyen Stüblen gehört, nachgebends würde er auch ausgemacht haben, wieviel Gewichte ange⸗ kuͤttetes Glas unter beſtimmten Umſtaͤnden losreißen koͤn⸗ ne, und fo hatte ſich etwas mehr als eine Muthmaßung ſa⸗ gen laſſen. Er meynt auch, man könne die Platte ohne Kuͤtt durch einen Ring und Schrauben befeftigen. Dieſes iff nun dag Hauptwerk von Here Grummertd Erfindung. Er zeiget, wie man daraus auch Schalen zu Hohlfpiegeln, oder dergleichen ſelbſt bekommen kann, und rechnet es dieſer Methode als einen befondern Vortheil an, daß fich dadurch alle mögliche Arten von Objectiven mie leichter Mühe verfertigen liefen, weil der Diameter des erſten Dbjectivg, wenn man die Sache fo anfängt, des plat- gen Glaſes namlich, unendlich. groß fey. DNEL, Die Erinnerungen, die ſchon bey Erzablung dieſes Wer» kes eingefchaltee worden, werden leichte zeigen, mad — em der Natur» und Größeniehre, 357 dem Borfchlage zu halten iſt. Geſetzt, ed wäre an fich möge Tich,das Glas fo zu biegen, fo fragt ſichs: ob die wirkliche Ausübung diefer Methode nicht mehr Umftände erfodern würde, als die igo gewöhnliche Art. Davon laßt fich am beiten urteilen, wenn man die Sache ſelbſt verfucht,und da ‚Here Grummert fie fich fo leicht vorftelle, hätte er billig ſol⸗ ches erſt thun follen, weil fein Project fonft leicht mit dens Luftſchiffe in eine Elaffe kann gefege werden. Was er von der Eugelrunden Beugung ded Glaſes ſagt, beweiſt, daß er in der böbern Meßkunft nicht einmal fo viel verſtehe, daß er urtheilen könnte, ob die Lehre derfelben in feinen Kram diene oder nicht; Daran hat er auch gar nicht gedacht, daß die un⸗ tere Flache des aljo gedruckten Glaſes weiter muß ausgedeh⸗ ‚net werden, und alfo eine andere Geftalt bekomme, als die obere ; und wenn nach feiner Einbildung das Glas eine Ku⸗ ‚gelründung befäme, fo hatte für den Erfinder. der Methode - gehört zu beſtimmen, was fur einen Diameter folche Kugel bey jeder gegebenen Wafferfäule haben wurde. Er fchlagt dabey vor, wenn ein Paar folche Slafer allzu bauchicht war ren und manfiealfo von einem längern Brennpuncte haben wollte, dürfte man nur etwas Waffer dazwiſchen heraus laffen, daß fie flacher wurde. Dieſes möchte allerdings durch einen Hahn angeben, der in der Seite des Cylinders, von welchem beyde Glaͤſer die Boden abgeben, gienge, und vermittelft eines folchen Hahns möchte fich auch etwa, weni er verfchloffen ware, Die vertical ſtehende hohe Röhre wegnehmen laffen ; aber woher weiß man, ob zu viel oder zu wenig weggelaffen worden, und wie leicht wiirde nicht beym Probiren die ganze Mafchine verdorben ſeyn, daß die Glas fer von neuem müßten gebogen werden? daß das einge: fchloffene Waffer, wenn es auch anfanglich noch fo rein ger ſchienen hätte, mit ber Zeit die Gläfer mit einer Haut ver⸗ dunkeln wird, hat er ebenfalls nicht bedacht. Zwar ſchlaͤgt er das Waffer zu reinigen vor, daß man eg deſtilliren follte; aber die Ehymiften werden ihn lehren, Daß es deswegen dem Eimwurfe, den wir gemacht, vorzubauen noch nicht rein ges nug iſt. Daß das reinſte Regenwaſſer, wenn es einige Zeit ſtehet, Schleim und irdiſches Meſen anſetzet, iſt eine bekann⸗ se Erfahrung, von ber Woodward insbeſondere ein er pie 38 Grummerts Beyer zum Wachsth. fpiel anfuͤhret * und Boerhave verfichereung, daß die Chy⸗ mie das Waffer nicht reiner mache, als die Natur durch ih⸗ re Diffilation das Regenwaſſer nacht *Alſo möchte die Dauer von des Herrn Grummerts Dbieetivefehr gerins «ge ſeyn, und man Dbfervarionen von einerley Art deren Pe⸗ rioden länger als etliche Donate wären, ſchwerlich damit wiederholen Höntten. +"! 23 Inn WR In dem zweyten Stüde feiner Beyträge fchlagt Herr Grummertvor, eben diefe Bergung durch den Druck der Luft äu erhalten. Es ift wieder fo gruͤndlich gefchrieben; wie Das vorige, Er hat fehr ſorgfaͤltig erwieſen was allen An- faͤngern der Phyſik befannt iſt, daß die Luft drücke, im Er⸗ weiſe und Beſtimmung der Hauptumſtande iſt er deſto nach- laͤßiger. Er meynet, auf dieſe Art ließe ſich das ausrichten, was von des Archimedes Brennfpiegel erzaͤhlet wird von Denen man, wie er ſich augdrücket, fo viel hundert Jahre durch, viel geredet und wenig gefagt bat, und man fo Daraus urtheilen; ob die Nachricht vom Archimedes für ein Gedichtesu halten iſt. Was das letztere betrifft, fo giebt fich Herr Grummert bloß, daß ihm unbekannt ift, wie Diefe Nachricht noch aus ganz andern als aus catopticſchen Gründen, z.E aus dem Stillſchweigen des Polybius, Ki- vius, Plutarchus, fo alle Mafchinen des Archimedes fonft befchreiben, da gegenwaͤrtiges nur vom Tseges erwaͤhnt wird, in Zweifel zu ziehen ift t. Der practifchen Möglich: feit an ſich aber, ſteht nicht nur die Schwierigfeit, fo flache Zirfelbogen zu befommen , fondern auch die ungeheure . Größe, fo würde erfordert werden, im Wege. Wollte man den völligen Bogen einestfolchen Spiegels nur von ſechs Grad annehmen, und von ihm verlangen daß er in der Wei⸗ te von 500 Schritten brennen follte,fo wurde fein se | EN . ; * Some Thoughts and exper. concern. Vegetation. In den Phil: Transa&tt. ©. Mifcellaneacuriofa Vol.l, p. 2ıs, ** Chym.P.I.cap.deAquap.s93.edLipff. f Remark’sap. Archim. Setting the Rom.Ships on fire etc. By Charles LamotteD. D.Hift,ofthe W. oftheLeamed - Apr. 1739. Notizie in Tomo dell Archimede ‚opera del ‚Conte Giammaria Mazzuchehli Brefc, 1737. ae der Natur⸗ und Größenlehre. 359 der 1000 Schritte, folglich die Chorde, oder die Höhe des piegels, etwas über 104 Schritte, und die Groͤße des Brennpunctes nur etwas uͤber einen halben Schritt ſeyn. abe man ibm einen Bogen von q Br. auf jeder Seite der xe / alfo zufammen 18. Or. fo müßte er g12 Schr. hoch wer: den. Wäre es wohl moͤglich, ſolche Spiegel zu regieren und Dieſes wird zureichend ſeyn, einen Begriff von dieſem Werke und deſſen Verfaſſer zu geben. Er ſcheint in der That in den Anfangsgruͤnden der Naturlehre und Meßkunſt nicht unerfahren, und von einer Gemuͤthsbeſchaffenheit, die vielleicht den Vortheil diefer Wilfenfchaften zu befördern nicht unfaͤhig iſt. Aber er hatte nicht eher fliegen follen, big ihm die Federn gewachſen waͤren, und keine Erweiterungen der Naturforſchung vornehmen bis er die alten Graͤnzen derſelben recht kennen lernen. Wie tief ſeine theoretiſche Einſicht fey, zeige der Einfall von der ſphaͤriſchen Figur ſei⸗ ner Glaͤſer, und wenn er in practifchen Dingen mehr Hebung hätte, würde er Teicht gefehen haben; daß ſein Gedanfe gar nicht ins Werkzu richten iſt. Er giebt ſich auch hin und wieder wegen einer fehr fehlechten Kenntniß in dergleichen Arbeiten blog> Er meynte z. E. man ſchliffe die Glaͤſer, fo ſehr große Diameter bekommen, erſt in Schuͤſſeln von einem kleinen Diameter, um die andern dadurchyufchonen. Die Erfahrung wuͤrde den Herrn Grummert gelehrt haben, daß die ger auf diefe Art entweder faljch werden, ober der Fehler, fo durch die fehr gebogenen Schuͤſſeln in ſie ge⸗ bracht worden durch das Schleifen der rechten wieder muß gebeffert werden, daher dürfte Dadurch der letztern niche viel Berfihonungmwiederfahren. Der Herr Verfaffer ver: bindet fichin der Borrede mit viel verfprechenden Ausdruͤ⸗ ckungen zu mehr folchen Beytraͤgen. Es wäre zu wünfchen, Daß er ſich nicht zuviel ſchmeichelte, und feine Einfaͤlle ent= weder durch eigene genaue Unterfuchung zur. Reife brächte, oder fie einen derGache fundigen Dann prüfen ließe. Sonſt wird er fich, anſtatt die Wiffenfchaftenzu erweitern, e facherlich machen. A 52] g & nz * Inhalt “ Indhalt des dritten Stuͤckes. Farben = = & La) = O — — 2* en 2 or ba; ) = he * I c ar] nn & D = & =. a = x VI. Ynterfuchung , woher ed komme, daß die Thiere von Natur ſchwimmen können, da hingegen der Menfch priches erſt mit Mühe lernen muß, 0, VI. Nachricht von einigen magnetifchen Berfuchen, wel⸗ ‚che Donnerftags den 15 Nov. 1744 vor ber koͤnigl. aroßbritt. Societät der Wiffenfchaften, durch Herrn Boman Knight gezeiget worden. Aus den Philofoph. Transa&. No. 474, 161 Seite. —* VIII. Beurtheilung uͤber Mag. Gottfr Heinr. Grummerts er Wachsthume der Natur: und Größen Ichre, erſtes und zweytes Stun. are Hamdurgiſches again, oder geſammlete Schriften, zum Unterricht und Vergnügen, aus der Naturforfihung und den ANgEKERNEN. ——— überhaupt, Des erften Bandeg viertes Stuͤck. Mit König. Pohln. und Churfuͤrſtl. Saͤchſiſcher Freyheit. Hamburg, bey Georg Chriſt. Grund, und in Leipzig, bey Adam Heinr. Holle, 1748, Dein Anmerfungen aus der, Makurlchre x über einige zur Muſik gehörige Sachen, — entworfen von Johann Gottlob Kruͤgern, der Arztneygelahrheit Profeſſor zu Halle, und der roͤmiſch⸗ kaiſerlichen, wie auch koͤnigl. preußiſchen Akademie der Wiſſeuſchaften Mitglied. A KR A ederman iſt darinnen mit mir einig, daß wir empfinden, wenn etwas an. unfere. Nerven anftößt, welches nur daraus. er⸗ hellet, daß man fchon längfteng behauptet bat, es ſey fehen, hören, riechen und ſchmecken nichts anders, als eine befondere Art des Gefuͤhls. Schnei— det einen Nerven von einander; fo werden fich feine Haͤute zurüde ziehen. Sie find alfo aefpannte efa« ſtiſche Körper, und deromegen in diefer Abfiche wie die Saiten auf einem muſikaliſchen Inſtrumente zu be= achten. Nun iſt aus den Gründen der Naturlehre und der Erfahrung bekannt, daß ein gefpannter elas ſtiſcher Körper in eine zitternde Bewegung geratbe, wenn etwas an ihn anſtoͤßt. Wer wollte alfo zwei. feln, daß unfere Nervenhaͤute zittern müffen, wenn wir etwas empfinden follen? Nirgends zeige ſich die⸗ — Aa2 ——— 364 Anmerfungen aus der Katurlehre fes deutlicher , als bey dem Gehör. ‚Denn da der Schall in einer zitternden “Bewegung der dufttheilchen . beftebet: fo muß er nothwendig in dem Gehörnerven eine Bewegung hervorbringen, welche von eben der Arc iſt. Warum hat die Natur diefem Nerven die Geoſtalt einer Spirallinie gegeben? Warum hat fie ihn durch eine beinerne Schnee geführee? Iſt es nicht darum gefchehen, damit er Fäferchen von ganz ‚ verfchiedener Länge befommen mödjte, und diefes war wieder darum. nöthig, Damit. fowohl die heben als tiefen Töne vermögend feyn möchten, ein geroiffes Faͤſerchen des Gehörnervens in eine zitternde Bewe— gung zu bringen. Denn ich fege ausder Naturlehre als befanne zum Grunde, daß ein in der Luft her— —J Schall nur eine ſolche Saite in eine zitternde Bewegung zu ſetzen vermag, welche mit dem⸗ ſelben harmoniſch iſt. Ich erklaͤre und erweiſe dieſes nicht, weil ich dieſe Blaͤtter nicht fuͤr ſolche ſchreibe, die von der Naturlehre und Muſik gar keinen Be» griff haben: doch verlange ich auch nicht, daß man ein Newton und Telemann ſeyn ſolle, um Rn ben lefen zu koͤnnen. Alte mufikalifche — gehoͤren be zu dem SPfeiiwerfe, oder es find elaftifche Körper, die durch Anſtoßen in eine zitternde Bewegung gerathen, und da auch die Pfeifen felbft aus einer elaftifchen Materie beftehen müffen: fo folger, daß alle mufifa- liſche Inſtrumente elaftifche Körper find. Es wäre diefes bey den Pfeifen nicht nöthig, wenn die Mey nung eineg großen Mathematikverftändigen gegrüns bet wäre, welcher behauptet ‚daß ſich bie Luft in der Dfeife Pr > 2 über einige zur Mufif gehoͤr Sachen, 365 Pfeife mit ihrer inneren Fläche parallel bewegte. Wie wollte wohl die Pfeife bey dem Schalle zittern koͤn⸗ nen, wenn die Luft nicht beſtaͤndig an ihre innere Flä« che anftiege? fie würde aber unmöglich anftogen Fün« nen, wenn ihre Bewegung mit der Fläche der Pfeife parallel wäre, Damit man aber defto weniger dat an zweifele, daß die Bewegung einer flüßigen Mates vie, welche in eine Pfeife hineingetrieben wird, niche mit ihrer Släche parallel, fondern bin und ber ges ſchehe: fo ftelleman folgenden Berfuhan. Man neh⸗ me eine hölzerne vierecfige Pfeife, fchneide die eine Flaͤche herab, und feße an deren ſtatt eine gläferne Platte von der vorigen Figur und Größe daran, Man nehme ferner eine große gläferne Glocke, ders gleichen man bey der Luftpumpe zu gebrauchen pflegt, erfülle diefelbige mit Waffer, und feße Die aus drey hölzernen und einer gläfernen Fläche beftehende Pfeife dergeſtalt hinein, daß fie ganz mit Waffer erfüllt wer- de, und die Deffnung, dadurch man hinein bläft, oben über das Waffer Bervorragt, Man nehme hierauf einen hölzernen Teller, mache in der Mitten ein Loch hinein, und durch daffelbe ftecfe man bie Eröffnung ‚der Pfeiffe dergeftale, dag fein Waſſer darzwiſchen durchkommen kann. : Wenn diefes gefehehen, fo decke man mit diefem Teller die mit Waffer erfüllte gläfer« ne Glocke zu, und kehre fie um, daß die Deffnung der Pfeife unten zu ftehen kommt. Unten an die Er Öffnung dee Pfeife fchraube man eine meßingene Spritze an, die vorher mit einem gefärbten Waſſer angefülle if. Wenn man nun diefes alles gethan bat: fo drücke man endlich den Stöpfel der Sprige im die Höhe, und freibe folglich das gefärbte Waffer in * Aa 3 | | 366 Anmerkungen ausder Naturlehre die mie durchſichtigem Waffer erfuͤllte, und in eben dem Waſſer ſtehende Pfeife: fo wird man mit Ber» gnügen wahrnehmen, wie ein Theil des gefärbten Waſſers durch das Loch bey dem Labio durchfaͤhrt, und einen ordentlichen Wirbel macht, das uͤbrige gefaͤrbte Waſſer aber wird hin und her von einer Flache der Pfeife gegen die entgegen geſetzte dergeſtalt veflectirt, daß der Einfallswinfel dem Reflectionswinkel gleich verbleibt, und damit man diefeg fehen Fünnte, fo mußte eine gläferne Platte an die Pfeife gemacht werden. Wie iſt es auch anders möglih. Das Waffer ſtoͤßt an das Labium unter einem ſchiefen Winkel an, es muß folglich unter einem ſchiefen Winkel, und zwar gegen die innere Flaͤche der Pfeife, zuruͤcke prallen. Jedermann fieht, daß dieſes auch von der Luft gelten müffe: obgleich bey derfelben die Bewegung viel ges ſchwinder iſt, weil fie neun —— leichter iſt, als das Waſſer. $. Man darf nicht denfen, —* dieſes eine Sache ſey, an welcher einem Naturkuͤndiger nichts gelegen waͤre, und daß es auf eins hinaus liefe, es moͤchte ſich die Luft in einer Pfeife parallel bewegen, oder hin und her reflectiret werden. Denn die ganze Erflärung der Möglichkeit von dem Klingen einer Pfeife, und alfo auch der Stimme der Menfchen und Thiere, berubee auf diefem Grunde, und es ift fehr leicht, folches zu beweifen. Denn geſetzt, die Pfeifen gäben bloß dar« um einen Schall von fi, weil die Luft bey ihrem Ein. gange zuſammengedruckt, und Dadurch in eine sitternde Bewegung geſetzt worden wäre, und daß fie fi) hernach mit der Flaͤche der Dfeife parallel is g) 2 o iiber einige zur Muſik gehoͤr. Sachen. 367 fo würde man folgendergeftalt fhliegen Fönnen: Weil ein Körper nur nach. der Perpendicularlinie in den an- dern wirft, diefe Wirfung aber nur möglid) ift, wenn er fich entweder gerade oder fchief gegen den andern bewegt: fo Eann die Luft in einer Pfeife nicht in die Dfeife, und folglich auch diefe nicht in die Luft zurück wirken, Wenn die Pfeife nicht in die Luft zuruͤck wirken kann: fo ifts gleich viel, aus was für einer Materie die Pfeife beſteht, und deromegen wird eine von naffem Thone eben fo, wie eine andere von geſchla⸗ genem Meßinge, Elingen müflen. Ja, es würde gleich— viel feyn, ob die Natur unfere $uftröhre aus elaftis fhen Häuten und Knorpeln, oder ob fie fie aus muſcu⸗ löfen Fäferchen, wie den Schlund, gemacht hätte. Da ‘aber diefes niche ift, fondern man vielmehr an den Dra . gelpfeifen und dem Halfe des Menſchen das Dehnen fühlen kann: fo muß eine jede Dfeife felbft in einer zitternden Bewegung feyn, wenn fie einen Schall von ſich geben foll, und eben darum muß fie fchlechterdings aus einer elaftifchen Materie beftehen; ja eben darum ift, wenn die übrigen Umftände alle einerley find, der Schall defto ſtaͤrker, je größer die Elafticieät der Ma⸗ terie ift, Daraus eine Pfeife befteht. » Denn Die zitterne de Bewegung der Dfeife erhält das Zittern der Luft⸗ fheilchen und folglih den Schall. Hingegen, weil die Körper, wenn fie an weiche Materien anftoßen, einen | Theil ihrer Bewegung zu Eindruͤckung der Theile anwenden müffen, welcher ihnen, wenn der Körper nicht elaftifch ift, nicht wieder erfege wird: fo muß die Luft durch ihr Anftoßen in einer Pfeife, Die aus einer weichen Materie befteht, ehe fie heraus koͤmmt, alle ihre Bewegung, und folglich auch) Das Vermögen ver« i N Aa 4* loren 368 Anmerkungen aug der Naturfehre - Toren haben , einen Schall hervorzubringen. Warum haben die Waldhörner und Trompeten eine krumlichte Geſtalt, als darum, damit die Luft allentbalben ans ftogen Fönne; freylich aber ift dieſes nicht Die einzige Urfache, warum fie dergleichen Figur haben; fondern man gieb£ fie ihnen auch darum, Damit fie fange und kurze elaftifche Zäferchen befommen , und alfo gefchickt find, Hohe und tiefe Töne von fich zu geben. Bey den Flöten wird diefes durch das Auf / und Zurhun der Loͤcher erhalten. Sind die Loͤcher offen, fo gehe viele Luft heraus, und macht einen Wirbel; daher wird die zurücfgebliebene mit defto größerer Geſchwin⸗ Digfeit bewegt, und giebt folglich einen hoͤhern Ton, Man Fönnte hieraus leichte auf die Gedanken gerathen, als wenn ein hoher Ton einer Flöte nicht fo ſtark, als ein tiefer, Elingen müßte, da doc) die Erfahrung das Gegentheil lehret. Aber der in der Maturlehre fo nüßs liche Sag, daß die Gewalt eines bewegten Körpers dem Quadrate feiner Geſchwindigkeit proportional fen, iſt vollfommen gefchickt, diefe Schwierigkeit zu heben: denn die Stärke eines Schalfes ijt die Gewalt der in eine zitternde Bewegung gefegten $uft. Da es nun bey der Gerflt auf Maße und Geſchwindigkeit ‚ankommt: fo kann wenige, aber fchnell bewegte, Luft einen eben fo ſtarken Schall, als viel und langfam bes wegte, hervorbringen, wenn ſich Die Maße der erften zur Maßeder andern, wie das Quadrat der Geſchwin⸗ digkeit der leßtern zum Quadrate der Geſchwindigkeit der erſtern verhält. Weil aber die Töne denen Sex ſchwindigkeiten, und die Stärfe des Schalles dem Quadrate der Gefchrindigfeit proportional find, mit welcher die Lufttheilchen zittern: fo ift klar, warum ide | ; ordent⸗ über einige zur Muſik gehör. Sachen. 369 | ordentlicher Weife die hohen Töne einer Pfeife ftärfer flingen, als die tiefen, und warum die Eleine Quueers pfeife die majeftärifche Trommer überfchreyt. Wird man alfo ferner behaupten, daß die mathematifchen Säge der Naturlehre Hirngefpinnfte grillenfängeri= ſcher Köpfe find, welche bey Auflöfungen gemeiner Begebenheiten der Matur nicht gebraucht werden fönnten. Diefes mag von dem Schalle der Pfeifen genug ſeyn. Wovon id) nur noch diefes anmerfe, daß fich die Töne der Orgelpfeifen jederzeit wie ihr Eorperlicher Inhalt verhalte, woraus fich, durch Hülfe ‘der Geometrie, Menfuren ausjündig machen laſſen. Der hoͤchſte Ton, welcher von einer Pfeiſe gemacht werden kann, iſt, vermöge der Erfahrung, derjenige, welcher entfteht, wenn eine Pfeife einen Zoll hoch, und eine Linie weit ift. | | | 4 Die übrigen Flingenden Körper werden durch An- ftoßen eines andern Körpers, der von der Luft unters fchieden ift, in eine zitternde Bewegung gefeßt. Das hin gehören die Inſtrumente, welche mit Saiten bes zogen find. Ich Eönnte meinen Leſern von diefen vers _ fchiedenes erzählen, wenn fie fi) mit mir in die Mas thematik und Algebra wagen wollten. Ich würde ihnen fagen, daß man eine richtige Temperatur ber=. ausbringen fönnte, wenn man anfinge, zwifchen einem Tone und feiner Dctave eine mittlere geometrifche Proportionalzahl zu fuchen, und weiter fortführe, mit - dem gefundenen und gegebenen Tone eben dergleichen zu thun. Ich wuͤrde ihnen etwas von einer Parabel - erzählen, welche herausfäme, wenn Saiten von glei» her Die und Spannung immer um einen halben BR. Ton 370 Anmerkungen aus der Naturlehre Ton von einander unterſchieden wären. Aber die Lie⸗ be des Nächften ift bey mir viel zu groß, als daß ich die: ſes thun follte. Denn ich weiß wohl, daß die Mathema- tik wieder weſtphaͤliſche Bonpournickel ift, welcher ftarfe $eute macht; aber nur erft alsdenn, wenn man vorher ſtark genug iſt, um ihn vertragen zu koͤnnen. 9. 5. Wenn ich die Muſik erklaͤren ſollte; ſo wuͤrde ih fagen: daß fie eine Wiſſenſchaft ſey, die Tönezu ver⸗ knuͤpfen. Wer nun nur ein bischen ein Metaphyſikus üt, der weiß, daß A mit B verfnüpfe fey, wenn A den Grund in ſich enthält, warum B ift. B ift entweder mit A zugleich, oder es folgt darauf; das erftere nenne maneine Berfnüpfung dem Raume, und das andere der Zeit nach. Solchergeftale ift die Berfnüpfung der Töne der Zeit nad) die Melodie, und die Berfnüs pfung der Töne dem Raume nach die Harmonie in weit⸗ läuftigerm Berftande, oder der Generalbaß. Dennda es nicht gleich) viel ift, wenn idy eine Melodie machen will, was für ein Ton auf den vorhergehenden folger, und wenn ich den Generalbaß fpiele, was ich für Töne zu dem Baffe hören laffe: fo ift klar, daß bey der Melodic der vorhergehende Ton den Grund in fich haͤlt, warum vielmehr diefer, ale, ein anderer Darauf folgt, und daß bey dem Generalbafle der Baß den Grund in ſich enthalte, warum vielmehr diefe, als an⸗ dere Töne mit ihm gehöret werden, Hier haͤtte ich nun wieder die ſchoͤnſte Gelegenheit, mich in die Me⸗ taphyſik zu vertiefen, und meinen Leſern zu erzaͤhlen, daß nichts geſchickter ſey, den Begriff von der Welt Bee zu erläutern und zu zeigen, daß die Welt eine iiber einige zur Muſik gehör. Sachen. 371 eine Reihe veränderlicher Dinge fey, die mit einander zugleich find, und auf einander folgen, allefammt aber unter einander verfnüpft find, als ein mufifalifches Stuͤck. Aber würde es wohl beſſer gethan feyn, um der Algebra zu entgehen, in die Metaphyſik zu verfals len? So ſchwer iſt es, die Mittelftraße zu halten, und wie viel habe ich nicht gewagt, da ich mich in die Ges feltfchaft folcher gelehrren Männer begeben habe, deren ruͤhmliche Abſicht es ift, den mürvifchen Verſtand zu ermuntern, und dem vafenden Witze die Sefleln anzus legen ? i — §. 6. Laſſet hundert Menſchen zuſammen kommen, greifet auf der Orgel eine Secunde, und fragt ſie, wie es klingt: ſo werden gewiß neun und neunzig ſagen, es klinge uͤbel, und der hundertſte, welcher behauptet, daß es we⸗ Der wohl noch übel klinge, Hat nicht Urſache, der Na⸗ tur fuͤr ſein muſikaliſches Gehoͤr ſonderlich verbunden zu ſeyn. Eben ſo wird es ſich mit den Conſonantien verhalten. Unterſuchen wir den Grund davon, ſo finden wir keinen andern, als daß bey den wohlklin⸗ senden Tönen die zitternden Bewegungen der Luft oft, und bey den übelklingenden felten zufammen kom— men, das heißt, die ganze Sache koͤmmt auf eine Ber- haͤltniß der Bewegungan. Aber warum vergnügen wir uns an diefen Verhältniffen, und nicht an andern? Sn Wahrheit, ich weiß es nicht. Soll man aber mas muthmaßen: fo ift es dieſes, Daß die Seele bey einer allzugroßen Verhaͤltniß, die fie nicht allzuwohl über fehen Fann, in eine Verwirrung gerathe, welche der Grund ihres Misvergnügens ift. Iſt aber dieſes, warum bedient fich der Mufikverfländige ver Diffo: | nantien? 372 Anmerkungen aus der Naturlehre nantien? Ich ſage, er thut es darum, damit nach einem ſolchen Uebelklange der Wohlklang deſto lebhafter em⸗ pfunden werden koͤnne. Denn laſſet es ung nur ge⸗ fiehen, daß wir ein Bergnügen nicht eher recht zu ſchaͤtzen wiſſen, als wenn wir deffelben beraubt geme- fen find, Daher pflegen auch auf einander folgende Eonfonantien nicht fonderfich zu gefallen, und eben darum muß ſich ein Uebelflang in einen Wohlklang refolviren. | RL, ER Dieſe BR Run haben mic) ehemals auf den Einfall gebracht, daß fi) wohl die übrigen Sinne in Beurtheilung der Annehmlichkeit nach eben den Ges fegen richteten, welche das Gehör dabey in Acht nimmt, und id) habe gefunden, daß ich mich zum menigften in Anfehung des Gefichtes nicht betrogen habe, indem die Kegeln der Symmetrie eben die Berbältniffe, wie die Konfonantien in der Mufif, erfordern, und ein großer Theil der Schönheit des menſchlichen Körpers auf eben diefem Grunde beruhet. , Diefes machte mir die Hoff- nung, ein Mittel zu erfinden, die Augen durch die Far- ben auf eben die Art, wie die Ohren, ergögen zu fön- nen. Beym erften Anblicfe follte man meynen, daß diefes fehr leichte fen, weil ſich die Breiten der fieben Regenbogenfarben, welche das Prisma hervorbringt, eben fo wie die fieben Töne in der Muſik verhalten. Aber folgt es wohl, daß ſich die Kräfte oder Geſchwin⸗ digkeiten der Strahlen gerade oder umgekehrt, wie ih⸗ re ‘Breiten verhaltenmüffen? Wenn aber diefes nicht iſt: fo fann man zum menigften fo viel behaupten, daß ein auf dem Farbenclavecnmbel componirtes Aus genftüc anders, als ein aufeinem muſikaliſchen Inſtru⸗ | mente uͤber einige zur Muſib gehoͤr. Sachen. 373 mente gefegtes, componirer werden muͤſſe. Nun aber wird man mid) fragen, wie man die Regeln der Far⸗ bencompofition lernen folle, das ift, wie man finden fönne, ob einige Farben in ihrer Wermifchung oder Folge eine angenehme oder unangenehme Empfindung verurfachen werde; und da iſt meines Erachtens eben das Mittel zu erwaͤhlen, deffen man ſich in der Mu⸗ fit bedienet hat, um zu finden, welche Töne gue zufame men Elingen, und welche auf einander folgen koͤnnen. Wie hat man aber diejes gelernt? Micht anders, als aus der Erfahrung. ch) habe zu dem Ende ein Farbenclavecnmbel erfonnen, welches in den Schrife ten der bevlinifchen Akademie befchrieben, und von ganz anderer Art ift, als dasjenige, welches der Dater Eaftel verfertigen laffen. Dieſes wäre alfo eineneue Art des Vergnuͤgens, und die Ergöglichkeiten haben fich bey denen Menſchen von allen Zeiten her fo bee liebt zu machen geſucht, daß id) mir Die Hoffnung mas chen darf, durch eine kurze DBefchreibung diefer Mae ſchine die Gewogenheit derer Leſer zu erwerben ‚ die. ich durch meine mathematifche und metaphnfifche Einfälle verdrießlich gemacht haben wuͤrde. Man laſſe fich ale fo ein ordentliches Elingendes Elavecnmbel Machen, mit welchem das Farbenclavecymbel verbunden werden kann, und dieſes aus einer doppelten Urſache. 1) Das mit das Ohr nebſt dem Auge zugleich ergoͤtzt werden koͤnne, und 2) damit man den Unterſchied zwiſchen der Verhaͤltniß der Töne und der Farben deſto deut« licher erblicfen möge, und alfo dejto eher eine Compo⸗ ſition erfinden koͤnne, welche denen Augen gerade das vorſtelle, was ein gewilfes mufifalifches Stüct bey dem | Gehöre verrichter, Hinter dieſes Elavecymbel wird noch 374 Anmerkungen aus der Naturlehre noch ein Corpus gemacht, das hinten die Geſtalt ei⸗ nes Cirkelbogens hat, und an dieſen Cirkelbogen aus ſo viel Schiebern beſteht, als Toͤne auf dem Clavechm⸗ bei ſind. Dieſe Schieber muͤſſen mit den Tangenten fo verbunden feyn, daß fie in die Höhe gehen, wenn eine Clavis niedergedrüdt wird, In dem Kaften felber. find fo viel Lichter, Hohlſpiegel, gefärbte, platte und ungefärbee, 'erhabene Gläfer, das heißt mit einem, Worte, fo viel Zauberlaternen, als Claves find, und, Die fieben Töne in der Octave werden durch die fieben: Hegenbogenfarben vorgeftell. Der Rauch von de⸗ nen Kchtern aber wird durch eine blecherne Röhre aus dem Zimmer geleitet. Diefarbigen Eirfel im Baſſe ‚find nicht fo klein, und alſo auch nicht fo lebhaft, als, - im Difcante, Wenn man nun diefes Inſtrument fo weit von einer weißen Wand abrücer, daß die. Ente fernung dem halben Diameter des Cirkels gleid) iſt, davon der Bogen, welchen das Inſtrument machet, ein Theil iftz fo fallen alle farbigte Cirkel auf einen, Ort der Wand, und müffen fich alfo, wenn mehrere Töne zugleich gegriffen werden, nothwendig auf der. Wand miteinander vermifchen, Man koͤmmt ganz natürlich auf den Einfall’daben, daß auch die farbigen. Glaͤſer Hinter einander geſetzt werden Fönnten : allein, da viele Gläfer Hinter einander gefeßt, befonders, wenn fie von verfchiedenen Farben find, das Licht ungemein ſchwaͤchen, wie ſolches die Erfahrung befräftiger , und fich gar leicht aus der. Lehre von dem Lichte und Far⸗ ben erweifen läßt; fo.iftzu beforgen, daß man ftatt ei- ner fehönen Farbe eine aͤgyptiſche Finſterniß erblicken moͤchte. | | at, — J R d r $. 8 uͤber einige zur Muſik gehoͤr Sachen. 375 Mun ſollen meine Leſer hoͤren, wie eine Farbenmu⸗ fie Elinget. Ich bin einmal ihr Drgelbauer geweſen, und nun wird es fich nicht ändern laffen, fie werden mic auch zum Organiften annehmen müffen. Das mit aber alles nach) der Drdnung gehe: fo will ich die Probe ſpielen. Mein Stück gebt aus dem C, und ich mache den Anfang mit dem Accord. Co gleich, erblicfen fie einen großen rothen Eirfel, in demſelben einen Eleinern, welcher zwar ſchwefeigeib iſt, aber we⸗ gen Zermifchung mit dem vorigen eine orange Farbe annimmt, in diefen andern Cirfel fälle ein noch Eleis' nerer, welcher bimmelblau ift, und der durch Bermis fung mit dem vorhergehenden obngefähr eine felas Dongrüne Sarbe vorftellen wird. Diefes ift mei Trias harmonica, meldye ohnfehlbar eben fo ſchoͤn ausfehen wird, wie fie zu Elingen pflege. Aber ih werde es daben nicht —— laſſen; ich werdei Sarbenläufer, Farbentriller, Farbenbarpeggio, Sarbın diffonantien , und noch vielerlen Farbenveränderungen machen, welche ſich beſſer ſehen, als erzählen laſſen, und die Hügen werben daben in Anfehung des Tactes eben das Vergnügen empfinden, welches die Muſik durch diefe ihre Seele hervorzubringen gewohnt iſt. Das fehlimmfte daben ift, daß ich meinen Lefern diefes DBergnügen nur mit Worten vorjtellen, und die rechte Empfindung deffelben ihren Träumen überlaffen muß. Geſetzt aber auch, daß fie nur einen angenehmen Traum von einer fhönen Farbenmuſik hatten, wenn ihnen et⸗ wann über diefer trockenen Erzählung der Schlaf ans Fommen follte: fo würden fie mir dennoch Dafür vera bunden ſeyn müffen,, weil ich ihnen durch meine RR alle 376 Anmerkungen ang der Raturlehre | fälle dazu behütflich gewefen wäre Mer viel $uft, ‚Zeit, Geld und Geſchicklichkeit hat, ber wird gar Teich» te ein noch) viel ſchoͤneres Farbenclavecymbel erfinden koͤnnen, wenn er ſich anftatt der Zauberlaternen pris- matifcher Gläfer bedienet, und durch eine neue Re, fraction die farbigen Strahlen in einen größern Raum ausbreitet. Gleichwie aber nichts in der Welt voll» kommen ift: fo roürde man auf dieſem Farbenclave- cymbel nur bey hellem Sonnenfchein, und auf dem mein nigen nur in einer dunkeln Stube, ſpielen koͤnnen. Wer weiß aber, was die witzigen Koͤpfe unſerer Zeit, da die Erfindungsfunft fo hoc) getrieben iſt, noch thun werden. Ich bin nicht gue dafür ‚daß fie nihe Mus iken für den Geruch, den Gefchmad, das Gefühl, zu - drin anfangen, und ich werde mic) gewiß mit dnen darüber in feinen Streit einlaſſen. Denia fie möchten. es fich font in ven Kopf fegen, Lehrſatz und eis Darüber zu ſchreiben, und meines Erachtens möchte wohl wenig Vergnügen dabey feyn, wenn die Ergöglichfeiten auf einen mathematiſchen Fuß geſetzt würden: denn fie würden hierburd) gar zu ernfthafe gemachte werben, und dadurch würden fie aufhören das zu ſeyn, was fiefind. Iſt es nicht merkwuͤrdig, Die Na⸗ ‚sur hat mehr für unfere Empfindungen, als für unfern Verſtand geforget, und gleichwohl fuchen wir mehr dies fen, als jene, zu vergnügen, Es kann eine Zeit fommen, da die Menfchen glauben, daß fie nicht nöthig haben, verftändiger zu werden; aber fie werden niemals glau⸗ ben, daß es unnörhig ſey, die Anzahl ihrer finnlichen Vergnügungen und ihrer&rgöglichkeiten zu vermehren. Ich fragte einen Bauer, warum träge diefer Baum Pflaumen und Feine Citronen, erfagte: es iſt ſeine Na- eur fo. Ich über einige zur Mufif gehör. Sachen. 377 Ich habe alfo zwar eine Mafchine gefunden, wels che unfer finnliches Vergnügen vermehret ; dieſe ift aber nicht diejenige, welche ich gerne erfinden möchte ‚ darzu ich aber‘ nicht Fähigkeit genug beſitze. Ich werde das ber die gelehrten Berfaffer diefes Buches darum erfs chen; und damit meine Bitte nicht ungereimt heraus⸗ Eomme, fo fol mir fie Guͤnther vorfagen, | — Sr die ihr die Natur verffehr, Und durch die Kunſt ſtets weiter gebt, Ihr koͤnnt mich euch recht ſehr verbinden; Ach fagt mir doch, ich fleb euch an, % Wie fol ich die Mafchine finden, | 2 Die Zeit und Jugend hemmen Fann? £ ‚ | . Ä a7, 5 en. —— —2 % = 3 — 7 Ze Pen 4 > ı Band, Sp . Sorte, 378 Verſuch von den Farben der Menſchen .rr E22 * **** Krk * — — Fortfetzung | der im britten Stücke pag. 266 abgeBrocherien + Betrachtung, üder Die verfchiedenen Farben der Menſchen ꝛc. VIE Gas. Der Einfluß der Sonne, und die Lebensart in heißen Landern , find die entfernten Urſachen von derFarbe der Schwarzen, Indianer u. ſ.f. Und die Lebensart, ſo unter den meiſten weiſ⸗ ſen Voͤlkern gervöhnlich ift, macht ihre Far⸗ be weißer, als fie urſpruͤnglich war, oder Ai tuͤrlicher Weife feyn wuͤrde. Mine Abſicht in diefem Verſuche war, nicht die , Urfachen und Wirfungen der Farben bey den Menfchen vollſtaͤndig abzuhandeln, fondern nur die verfchiedene Beſchaffenheit der Haut zu unterfuchen, vermöge der fie, bey fo vielen Völkern, fo mancherley Farben bekoͤmmt, und aus diefer Befchaffeneit durch Newtons Lehre vom Licht und den Farben zu zeigen, wie dieſe verſchiedene Farben entſtehen. Dieſes iſt, meinen Gedanken nach, die große Frage von der noch un⸗ bekannten Urſache der Schwaͤrze bey den Negern, die man ſchon oft, aber noch mit weniger Genuͤgſamkeit fuͤr die Gelehrten, unterſucht hat. Ich habe meine Ge» danken darüber defto umftandlicher erflärer, weil mir unbekannt iſt, daß jemand fonft dergleichen angegeben in verfchiedenen Weltgegenden. 379 hätte. Was die weitern Urfachen von der Farbe der Schwarzen betrifft, bat man insgemein vorausgefegt, aber noch nicht durchgängig geglaubt, daß die Macht der Sonne in heißen $ändern die vornehmfte, wo nicht die einzige Urfache von diefer Wirkung wäre, Wie es aber nicht fcheint, daß die Erfinder diefer Meys nung verftanden haben, Durch was für Veränderun« gen die Haut ſchwarz wird, fo find fie nicht fähig ge— wefen, einander in Diefem Puncte genug zu thun, und noch viel weniger, ſich wider richtige Einwuͤrfe zu ver« theidigen. Denn es wird gewiß fehr ſchwer, wo niche gar unmöglich fern, zu zeigen, wie die Macht der Sonne allein die Wirfung der Schwärze hervorbringt; aber es ift leichter, zu weifen, wie fie die Haut dicker oder dichter mache. Diefes wollen wir nunmehr thun. Da aber daffelbe leichter und befannter ift, als was. wir zuvor von der Beſchaffenheit der Haut, fo die Schwaͤrze unmittelbar verurfacht, gefager haben; fo will ich mic) dabey nicht lange aufhalten, fondern nur die vornehmften Bemweisgründe, diefen Sag darzuthun, angeben. Diefe Beweisthümer find von zweyerley Art, nämlich philoſophiſche und hiſtoriſche. Ich will beſenders die erſte ausfuͤhren, weil ſolche am wenig⸗ ſten verſtanden, oder doch ſchwerlich anderswo recht ins Licht geſetzt gefunden wird. Der Beweis von dem erſten Theile dieſes Satzes wird hauptſaͤchlich darauf ankommen, mehr, daß man zeiget, was fuͤr eine Wirkung der Sonne die Haut ihrer weißen Farbe beraubet, als was ſie ſchwarz machet; denn die Urſache der Schwaͤrze darthun, heißt einen verneinenden Satz beweiſen, weil die Schwaͤrze eine Verneinung der Farbe iſt. Die Haut verliert nun Bba durch — 580 Verſuch von denFarben der MNenſchen durch die Macht und den Einfluß der Sonne ihre weiße Farbe auf folgende vier Arten; , ı) Weil fie durch die Zerftreuung ihrer waͤſſerich⸗ ten und durchſcheinenden Saͤfte undurchfichtig wird, Das ift die befannte Wirkung der Sonnenhige, welche ‚alle Körper undurdhfichtig macht. Auch die am meiften Öurchfichtigen Rörper Eönnen uns durchſichtig genug werden, wennibre verborz genen Hoͤhlungen leer werden * 2) Indem ſich wegen diefer Zerftreuung der Feuch⸗ tigkeiten, die Gefäße und Drüfen, darinnen fie enthals ten waren, zufammen ziehen, wodurch die Haut dicker ‚oder dichter, fteifer und härter wird, Da die Hauf die unter ihr liegenden Theile, wie die Oberhaut die Haut felbften, beſchirmen ſoll, ſo richten ſie ſich beyde ſelbſt auf eine wunderfame Are nach den Außerlichen Angriffen und derfelben Natur und Stärfe Wir fee ben, daß Schmiede und andere, fo viel mit heißen Sa- chen umgeben, eine fo harte Haut befommen, daß fie endlich auch heiß Eifen halten koͤnnen. Go verhält es fich aud) größfentheils mit der Haut der Indianer, Schwarzen, u.f. ſ. die wegen ihres beftändigen Nakt- gehens der verbrennenden Sonnenhige einem immer⸗ währenden Sommer ftets ausgefegt find. 3) Durch ein neues Anwachfen mehrerer Mem- branen, die fie dicke und undurchſichtig machen. Denn die Wirkung der Sonnenftrahblen ift eben fo befchafs fen, wie eine Kraft, die die Erfchütterungen inden T Theis - Ten erregte, oder wie, wenn die Haut gerieben würde, wodurch fich immer mepr Säfte dahin ziehen, und neue Membranen anfegen, Eben fo wird das zer * Newt. Opt. IIB. III Ih, III 5 er in verfihiedenen Weltgegenden. 381 chen bald und leichte wieder erfegt, wenn es abgefchabt worden. Das ift die Meynung eines großen Philo« ſophen. Die Sonnenwörme färbr die Leutein etz lichen Ländern, als inAerbiopien, Buineau.f. ſchwaͤrzlich. Daß diefes nicht die Wirkung des Feuers an fich ſey, beweifen die Glasbrenner, die ſtets am Seuer find. Vielleicht ift das die Urs ſache, weil das Feuer in das Blut und die Les bensgeifter wirket, daß folche ausdämpfen, und die Leute alſo bla und bräunlich werden, da die gelindere Sonnenwärme das Blur nur in die aͤnßern Theile des Rörpers bringt, undes mehr recht durchkochet, als berausszieher *. Diefes Ableiten und Durchfochen der Säfte, auf der Fläche des Körpers, muß ſowohl ihre Haut, als ihre kippen, und audere fleifchichte Theile, befonders im Gefichte, dicker machen, nr 4) Durd) Vermehrung folcher Theile in dem Ober⸗ häutchen, fo die größte Gewalt in Brechung der Strahlen befißen, wie die irdifchen und falzichten, bes fonders aber vie zähen ſchweflichten find, die das Licht mehr brechen und einfchlucfen, als andere Subſtan⸗ zen **, wenn die durchfichtigern Theile, als die waͤſſerich⸗ ten, geiftigen und flüchtigen Salze, durch die Hige aus« gediinftet find, und dadurch die andern dichter zuſam⸗ mengehäufet werden. Dieſe Theile, fo durch dieſe Sonnenhitze noch Eleiner gemacht werden, werdendar von ſchwarz, wie ftarf gefochtem Dele wiederfäht” Aus dem, was wir oben von den unmittelbaren Uts fachen der Farbe der Haut gefagt haben, wird erbellen, DER | 06:3.) daß * Baco Hiſt. Nat. Cent. IV. 399 ** Newt. Dpt. X ©. 582 Verſuch von den Farben der Menſchen daß dieſe verſchiedenen Wirkungen der Sonnenhitze alle ‚ einzeln was beytragen, ſolche dunkler zu machen ‚und nies mand vermuthlich zweifeln, daß fie vereinigt nur voll: kommne Schwärze bervorbringen koͤnnen. Vielleicht Fönnte hiezu noch eine andere Wirkung der Sonnenhiße, eine befondere Ertödfung (Necrofis) des Oberhaͤutchens, fo Durch allzubeftige Erfchürtes rungen, Zufammenziehbungen und Austrocknungen feiner Faͤſern entfteher, gerechnet werden. Dadurd) werden fie fchwarz, wie eben denfelben und andern heilen von der Hiße oder Entzündung beym Fieber, Drandeu.f.f. wiederfähre. Es werden Davon allein die nervigten Theile der Haut ſchwarz und härter aud) undurchfichtiger, als die übrigen, und die Haut der Schwarzen wird, außer ihrer Härte, auch nod) unem- pfindlicher, als bey den Weißen. Wie aber bey den Farben der Erdbewohner vers fehiedene Grade der Weiße und Schwärze find, fo, wie oben gewiefen worden, von ber verfchiedenen Dicke und Dichte ihrer Hberhaut berrühren; fo wird cs nicht undienlich ſeyn, zweytens Die befondern Lrfachen diefer Verſchiedenheit zu unterfuchen. Wir werden finden, daß ſolches vornehmlid) dergleichen find, fo die Gewalt der Eonnenhige ever ihren Einfluß auf den —E Körper vermehren oder vermindern. Dadurch läßt fi der einzige wichtige Einwurf, der wider diefen Satz kann gemacht werden, beantworten, naͤmlich, Daß die Sonne nicht Die Urſache der Schwarzen ſeyn Fünn: te, weil verſchiedene Bölfer in eben der Weite vom Mittelfkriche, als die Schwarzen in Africa, dadurch nicht geſchwaͤrzet werden. Die in verfchiedenen Weltgegenden. 383 Die Urſachen diefer Verſchiedenheit koͤnnen auf zwo Hauptelaſſen gebracht werden: ) die Natur und Bes ſchaffenheit des Landes; 2) die Lebensart der Leute. Zu dem erſten gehören folgende beſondere Umſtaͤnde. 1) Die Natur des Erdreichs und Lage des Landes, in Betrachtung der Berge, Gewaͤſſer u. ſ. f. Dieſes verändert bie Gewalt der Sonnenhige ungemein; denn die verfchiebenen Grade derfelben fommen größtentheilg aufdie Nachbarſchaft hoher Berge an, fo durch die Binde, dieiber fie wehen, die Erde ungemein abfühs len. Das Erdreich behält auch die Wärme auf vers fehiedene Art zuruͤcke. Dieſes thut befonders das fan- digte, und macht daher in Africa, Arabien und uͤber— haupt, wo folche fandigte Wuͤſten find, eine Hitze, die denen unglaublic) ift, fo fie nicht gefühler heben, mie der gelehrte D. Halley angemerfer hat, , Alfo wird Far feyn, daß die Hige der Sonne in einerley Weite vom Mittelftriche nicht durchgehends einerley ift, wie Diejenigen vorausfeßen, die Diefen Einwurf fo fcharf treiben; fondern daß in Africa, wo die Schwarzen find, das Erdreich, wegen der brennenden Hitze deg Sandes, fo ungemein heiß wird. Lucan bat fchon die Urſache davon richtig angegeben, per ealidas Libyae ſitientis arenas. Die Nachrichten aller Reiſenden und Geſchichtſchrei— ber ſtimmen damit uͤberein, beſonders die von den Ge: genden reden, fo tiefer ins Sand Binein liegen, wo Die geute erft anfangen, ſchwarz zu werben. Diefe Hitze des Bodens muß die Sonnenhige und ihre Gewalt aufdem Körper ungemein vermehren, und die Sonne, wo fie die Urfache ber nn ift, muß die Leute in b 4 ſolchen 284 Verſuch von denFarben der Menſchen ſolchen Gegenden ſchwaͤrzer machen, als andersmo, Wir fehen Diefes an ven Schwarzen in Africa , wel- he viel ſchwaͤrzer ſind, als die aſiatiſchen und ameri⸗ caniſchen Indianer, die in eben dem Erdſtriche, aber gemaͤßigtern Landesarten wohnen. Dieſe Gewalt der Br wird in folchen ſandigten Gegenden ſehr ver ⸗ aͤrket. 2) Durch die Seltenheit oder gänzlichen Mangel großer ausgebreiteter und faftvoller Pflanzen. Die: felben geben in andern ebenfalls heißen Laͤndern, wenn nur der Boden bequemer und fruchtbarer ift, ange- nehmen Fühlen Schatten, oder feuchte Fühle Dünfte, ſo die verbrennende Hige der Sonne ſchwaͤchen. Zus con bemerfet dieß auch von Africa, j Hoc tam fegne folum raras den exferit herbas. 3) Der Mangel des Waſſers muß die Hiße des Leibes vermehren, wenn er auch die Sonnenhiße nicht - verftärfet, und hilfe eben die Wirkungen hervorbrin⸗ gen, die von der unmittelbaren Sonnenhige herrühren Fönnen. Diefes ift von Africa befannt genug, wo fo viel Caravanen, befondersdie, fo Durch die Gegen. den mitten im Lande reifen, aus Mangel des Waffers umfommen, Man lefe des Leo Gefchichte von Aftis ca, wie auch die Nachricht von Catons Zuge da» Durch , und verfchiedene Reifebefchreibungen. Lieber: dieß regnet es in verfchiedenen Gegenden von Africa fo felten, daß man vor Zeiten insgemein geglaubet hat, es vegnefe da gar nicht. Diefes muß den Körper noc) mehr austrocnen, und die Haut ftärfer verbren- nen, da in diefen fandigten Öegenden Fein Regen, als | etwa ein oder zweymal im Jahre, zu gewiſſen A | aͤllt, in verfchtedenen Weltgegenden. 385 fälfe, als in gemäßigten Gegenden, von eben der Breite, \ H, Die schensartt in verfchiedenen heißen — Gefoniiers in Africa, trägt fehr viel dazu bey, Die Wirs kung der Sonne zu verftärfen, oder Die Haut dicker und Dichter zu machen, woraufdie Schwärze ankommt, Die Gewohnheiten, fo Hieher gehören, find: 1) Nackend zu gehen, welches bie meiften africa» niſchen Bölfer, befonders” die Schwarzen, ſowohl vor zeiten gethan, als noch ißo thun. 2) Nicht allein ohne Kleider, fondern auch auf eine wilde Art, ohne Häufer, ein wenig beffer als das Vieh zu leben Dieſes thun die Rafern noch itzo durch ganz Africa, und ſonſt war es der Gebrauch der Nomaden, Troglodyten, Numidianer und viel anderer alten barbarifher Völker * 3) Sin diefen fandigten Wüften, in der brennenden Sonnenhitze nackend, ohne Haus, oder einige fchattichte Zuflucht, noch Waſſer, fich zu erfrifchen, oder den Kor: per abzufühlen, herumzuwandern. | Nulla domus, plauftris habitant, migrare per arua -Mos atque errantes ee penates, 4) Daßdie meiften Völker in dieſen Gegenden ſich mit fettigen und oͤlichten Sachen ſchmieren, ihre Leiber vor der Sonnenhitze zu vertheidigen, vermehret gleich— falls die Dunkelheit ihrer Farbe. Sm Gegentheil trägt die Lebensart der Europäer und anderer weißen Völker viel Dazu bey, ihre Haut weißer zu machen, als fie fonft feyn würde, und ver muthlich vom Anfange war, Die Gewohnheiten, fo Bb5 diefes * ud. Aeth. Hiſt. 1B. 148. Plin. Naturgeſch.ꝛtc. 386 Verſuch von den Farben der Menſchen dieſes wirken, ſcheinen zu ſeyn eine faſt beſtaͤndige Ab⸗ haltung der freyen Luft, warme und gelinde Kleider, warme Betten, beym Feuer zu ſitzen, die vormals ſehr gemeine Gewohnheit zu baden, Speifen, fo viel Saft und Nahrung geben, übermäßiger Gebrauch ftarfer Getränke, öfterer Genuß warmer und dünner Feuch« tigfeiten, und überhaupt ein weichlicher und wollüfti» ger Leben: Diefes alles nebft der Abweſenheit oder ‚Abhaltung der Sonnenhitze, macht die Fäfern des Körpers gelinde, weich und locker, und die flüßigen Theile dünne und waßerig. Folglich müffen die dar: aus zufammengefegten Membranen der Haut helfe und durchfichtig feyn, worauf, wie wir gezeiget haben, die Weiße ankommt. Wir fehen aud) diefem gemäß, Daß Leute von folcher Seibesbefchaffenheit und Lebens⸗ art unter uns allemal am weißeften find. Wir fönn- ten wohl auch in diefen nordlichen ändern, wo die Seute weiß find, die Kälte mic als eine Urfache der weißen Farbe betrachten, wo nicht die Weißeften unter uns ihr am wenigften ausgefegt wären, daß es fcheint, alsrühreihre Farbe mehr daher, daß fie fich wider die Kälte fo verhüllen, als daß fie ihr ausgefeßt wären. Denn wie das Dberhäutchen eine Art von Bekleidung für die andern Membranen des $eibes ift, ihre Weiße erhält, und dadurch) außer feinen vielfältigen andern ° Nutzungen dient, eine einförmige Farbe bey allen Leu⸗ ten zu erhalten, fo bewahren ohne Zweifel die Kleider, mit Denen man fie bedecft, ihre Weiße, oder machen fienod) weißer, wie alle Schönen willen. ° Die ver⸗ ſchiedenen Gewohnheiten mancherley Nationen alfo werden aus Diefer Urfache ‚ außer den andern, eine merkliche Beränderung in ihren Sutag verurſachen. * Und nel in verfehiedenen Weltgegenden. 387 Und alfo fcheint eg Fein allzumwichtiger Einwurf wider dieſen Sag, daß die Einwohner von Canada, einer Falten und nordlichen Gegend, ſchwaͤrzlich ausfehen, wenn andere in eben der Weite vom Mittelftriche in __ Europa weiß ſind. Die $ebengart der Europäer fcheint die Weiße ungemein zu vermehren, wo nicht zu verurfachen; eine harte $ebensart hingegen, und Die wilden Gewohnheiten der Lanadenfer, befonverg . die, daß jie ganz nackend gehen *, feheinen nicht ges neigt, ihnen eine gelinde Haut und feine Farbe zu ver» fchaffen; ihrer Gewohnheit, daß fie ſich mit gefange« nen Weibsperfonen der füblichen Nationen vermifchen, nicht zu gedenken. Wie aber die Canadenfer die nördlichften Indianer find, fo find fie auch die blaͤſ⸗ feiten. | | Hieraus erhellee, daß die Gewalt der Sonnenhige in warmen $ändern, ihre unmittelbare Wirkung auf den Seid, die Berftärfung ihrer Macht durch die Nas tur des Bodens, und die $ebengart der mittelbaren Urfachen der Schmwärze, und ihrer verfehiedenen Gra⸗ de bey den Einwohnern des heißen Erdftriches find; da gegentheils dasmollüftige und weichliche Leben ver» ‚febiedener weißen Bölfer in nördlichern Gegenden die mittelbare Urfache ihrer weißen Sarbeift, W. 2. E. W Ob ich wohl wider meine Abſicht und Vermuthung in dieſem Briefe weiter gegangen bin, als meine Zeit zuzulaſſen oder die Graͤnzen eines Briefes zu ver« ſtatten ſchienen, und ich dieſerwegen andere Gedanken von der Farbe der Schwarzen uͤbergangen, meine eis gene aber fo furz als möglich gefaffer habe: fo muß ih _ 4 doch 5* Aa Hontans Reiſe Id. 16 Br. IB. 1 Cap. 338 Verſuch vondenFarbenderMenfchen Doch noch folgende Betrachtung: hinzufegen: wie die Kenntniß einer Urſache allezeit dienlich ift, andere Wirkungen zu erklären, fo von eben der Urſache herruͤh⸗ ren ; fo wird gegenwärtige Kenntniß von Befchaffenbeit der Haut und Farbe der Schwarzen und anderer ſchwaͤrz⸗ lichen Leute, wenn wir fie gehörig und aufmerffam be» trachten, uns zur Erflärung verfchiedener ſchwerer Be⸗ gebenheiten in der Natur und bey Krankheiten führen, die fonft entweder unbekannt, oder nicht fo leicht zu er⸗ Flären waren, Wle ihre Folgen für uns von größter Wichtigkeit find, fo Fann ich folche nicht ganz vorbey laffen, obwohl: einer jeden befondere Unterfuchung fo viel Raum erfordern würde, daß der Anhang diefer Ab: handlung größer gerierhe, als der Körper. Deromes gen will id) nur in Zufägen das Vornehmſte von dem anzeigen, was fich aus vorhergehenden Gründen ver: nünftig berleiten läßt, und mir eines jeden befondere Uns - terfuchung auf andere Gelegenheit vorbehalten haben, Wie ich diefelbe aus vielen überzeugenden Dbfervatios nen, fo ich hier felbft in Birginien mir gemacht, habe; fo werde ich folche überfenden, wenn dieſe meine gegenwärs tigen Schlüffe und Bemerfungen den Regeln der gefun- den PHilfophie gemäß und dem — Weſen nuͤtzlich befunden werden. 1. Zuſatz. Weiße Flecken auf der Haut der Schwarzen find fo gemein, und fommen von eben den Urſachen ber, als rothe Stecken bey weißen Seuten. Sie zeigen nämlich eine Ausdehnung, und Daher —— Duͤnne an. und Durchſichtigkeit der Gefaͤße des Oberhaͤutchens ** in verſchiedenen Weltgegenden. 389 an. Hieraus läßt ſich erklären, warum teinige Schwar⸗ zen ‚ganz weiß auf die Welt kommen *8. II. Zuſatz. AR Das Haar, der Schwarzen wird kurz, fteif und Fraus, weil feine Subftanz, und die überflüßige Feuch« tigkeit von der Sonnenhitze ausgetrocknet find. Hits zu koͤmmt die Dicke und Dichte der Schwarte (peri- craniuin) , fo verhindert, daß es nicht weiter heraus» NER \ IT. Zuſatz. | Berfehledene Farben des. Körpers bey Krankheiten fommen mehr von einer außernatürlichen Dicke und Dichte der Membranen der Haut ber, als von einigen inihnen befindlichen Säften, wie man insgemein an⸗ nimmt, und ſie koͤnnen eben fo erfläret werden, wie die verfchiedenen Farben gefunden $euten. | Die Körper der Weißen find mehr zur Ausdin- flung geſchickt, als der Schwarzen; dünften aber in beipem Wetter weniger, und in kaltem mehr aus. V. Zufas, Weiße Leute find in kalten, und ſchwarze in heißen $ändern am gefundeften, und jede Art ift widrigen Zus fällen unterworfen, wenn fie ſich aus diefen Laͤndern begeben. Die Urfachen der Kranfheiten weißer Leu⸗ te in hißigen !ändern find oft denen, fo von der blof fen Hitze entftehen koͤnnen, entgegen geſetzt: diefelbe h verduͤnnet * Vid. Hift. Carioleus ap. Heliod. Ich habe ein Ereme pel davon in Birginien geſehen. PN 390 Verſuch von denFarben der Menſchen | verdünnet die flügigen Theile, trocknet die feften aus, und beſchleunigt venlimlauf, Daraus entffehen Heftige hitzige Krankheiten: allein die weißen Leute find, vermöge ih⸗ rer dünnen und lockern Haut, mitweiten Zwiſchenraͤum⸗ chen, zu häufigen Ausduͤnſtungen der fubtilften und wirffamften flüßigen Theile unterworfen , dadurd) wird der Körper geſchwaͤcht, und feine äußern und Innern Flaͤchen fangen an, die Feuchtigkeit aus der $uft und den Speifen ohne genugfame Zubereitung zu ftarf in fich zu ziehen. Daraus entſteht mehr eine falte und feuchte, als eine hitzige und trockne Befchaffenheic des Körpers; und daher fommen heftige und hart. naͤckigt anhaltende Krankheiten, Die befonders unter weißen $euten in hitzigen Laͤndern gewöhnlicher find, als die Krankheiten von jener Art. Die Schwarzen, - fo hart fie fid) auch gewoͤhnet Haben, find bey Falten Wetter dem Zufalle fehr unterworfen, Daß fich ihre un: merkliche Ausdünftung verftopft, und fie Daher Fieber befommen. In heißem Wetter Hingegen diener ihnen ihre dicke Haut für eine Decke, die Gewalt der Sonnen abzuhalten, und ven Leib gegen die Feuchte der Luft zu verwahren, die in allen heißen $ändern fehr ftarf und ſchaͤdlich ift, und befonders zu gewiſſen Jahreszei— ten allemal Krankheiten verurfacher. Daher wärees am beften, wenn die Weißen bey Higigem Wetter, und die Schwarzen bey Falten, befleider giengen. Diefes läßt man aber meiftens in Virginien aus der Acht, ob es wohl die Hälfte von den frühzeitigen Todesfällen der Leute von beyder Art daſelbſt verurfacher, VI. Zuſatz. | 4 Was aus ſchwarzen oder ſchwarzbraunen Leuten ausduͤnſtet, iſt ſubtiler und fluͤchtiger Natur, auch von in verfihiedenen Weltgegenden. 391 von ſchaͤrfern, durchdringendern und fchädlichern Wir kungen, und gefchickter, ſich in ein anfteckendes Gift zu. verwandeln, als die gelindern Ausdünftungen ver Meißen. Das Anfteken peftilenzialifcher Fieber rühret öfters daher, Daß die ausdünftenden Feuchtig⸗ Eeiten durch das vorhergehende Fieber find fubtiler und flüchtiger geworden, wenigftens iſt diefes fo oft, wo nicht öfters der Grund davon, als einige äußerli: che Faͤulung oder mineralifhe Dampfe. Daher find ſchwarze und braune Leute wegen diefer Schärfe der ausdünftenden Feuchtigkeiten bösartigen und peſti— Ienzialifchen Fiebern unterworfen, aus eben den Urs fachen, die nur gufartige faule Fieber unter den Weißen erzeugen; und die Fieber werden bey ihnen leichter anfteckend, wie fie felbft leichte angefteckt wers den, Der erfte Saamen der Mafern und Kinder pocken, nebft der africanifchen Seuche, fcheinen von ihnen herzurühren. Der üble Geruch und be fondere Geſtank fhwärzlichter Leute ruͤhret ebenfalls von ihnen ber. | | VII Zuſatz. Weil die Säfte, fo aus ſchwarzen und ſchwaͤrzlich⸗ ten Leuten ausdünften foliten, fo ſcharf find, und ihre Haut gleichwohl fo die und dichte ift, daß fie Die Ausdünftung verhindert, find fie vielen heftigen Haut⸗ Eranfheiten unterworfen, die zugleich anſteckend find. Weiße Leute empfinden folche niemals, als wenn fie ‚von jenen angefteckt werden, und diefe Rranfheiten ers fcheinen in anderer Geftalt, mit gelindern Zufällen be= gleitet, als bey dem ſchwarzen Bolfe, wo fie ſich erzeu= gen, Man Fann die Krankheiten, die ich unter ide | nen * 392 Verſuch von den Farben der Menſchen — nen bemerket habe, zu der rechnen, ſo Elephantiaſis Graecorum, oder Lepra Arabum genennet wird. Zwo Arten von ihnen heißen, the Yaws; und Die Gelenke— krankheit, mit einigen andern, bie feine befondere Na— men haben, und ſich durch hartnaͤckige Gefchwüre un- ter der Haut zeigen. Aber die Elephantiafıs Arabtım, der die Schwarzen gleichfalls unterworfen find, ift feis ne Krankheit, vie fi) in der Haut befände,, wie man bisher geglaubet hat, fondern eine befondere Art der Cachexie, fo mit einer Berderbniß der Säfte, die von der ſchwarzen Galle herrühret, verbunden ift, wie bey denen, fo mit der güldenen Ader geplagt find; denn jes nes ift eben die Krankheit in den Schenfeln, wie Dies fes in den Heften der güfdenen Ader. Die Krankhei— ten, fo weißen $euten eigen, und diefen Krankheiten der Schwarzen ähnlich find, aber bey den legtern nie angetroffen werden, find die Lepra Graecorumm, nee nigftens mit einem fduppigten Abfchälen der Hauf, die Kraͤtze, Scorbut, Jucken, und einige Eleinere Kranke heiten von eben der Art; die Hautkrankheit der Schwarzen, fo the Yaws die Gelenkekrankheit heißt, legte den erften Grund zu der venerifchen Seuche, welche fich davon allein Durch den angefteckten Theil, und der Arc, wie fie anftecfte, unterfchiede. Mad dem fie in Fältere Länder unter feufe von anderer Be⸗ fchaffenheit war fortgepflanzet worden, ſchwaͤchte der Saamen die giftige Schärfe, die er befommen hatte, durch fein fchleimichtes Wefen , und die fubtilern Thei— le des Giftes dünfteten bey den weißen $euten auß, meil ihre Körper zur Ausdünftung mehr geſchickt find. Die Kälte des Landes trieb die Krankheit mehr nad) den innerlichen Gliedmaßen, und machte ſie alſo einer eigente ‚in verfihiedenen Weltgegenden. 393 eigentlichen Hautkrankheit unähnlicher, nachdem fie fih in Europa fortgepflanze hatte. Es ift alfo ur« fprünglich eine Hautkrankheit, und muß darnach allein geheilet werden. Das Gift, fo bey ihr befindlich ift, und fie verftärft, wird durch Die Schweißlöcher der - Haut am fiherften und Eräftigften ausgetrieben, wie die fcharfen Austünftungen, die durch die Haut eins drang, es erſt erzeugten. Hieraus fann man die Pas fur, den Urfprung, Fortgang, Veränderung und vers fchievenen Ausgang der mancherley Arten, diefe Rranka beit zu heilen, am beften erktären, und auf die vernünfs tigfte Weife herleiten, i ; VIII. Zuſatz. Aus dem, was von der Urſache der Farben ſchwar⸗ zer und weißer Leute geſagt iſt, laͤßt ſich mit Rechte ſchließen, daß fie ſehr natuͤrlich von einem Stammva— ter koͤnne hergekommen ſeyn, wie die Schrift uns ver⸗ ſichert, daß fie wirklich von einem hergekommen find *. Diefes wird den Zweifel einiger fpisfündigen Philofo« phen über diefe Sache heben, die felbft ver Schrife nicht weiter Glauben beymefjen wollen, oder Eönnen, als in fo fern fie ſich mit ihren Grundſaͤtzen vergleis chen läßt. Denn es iſt gezeigt worden, daß die ver. fchiedenen Farben nur Folgen von den Gegenden, fo die Bölfer bewohnen, und ihrer mannichfaltigensebeng« art find, und die Erfahrung lehrt ferner, daß fie in jedem Lande fo beſchaffen find, mie fie fid) für die Bequemlich« keit und Geſundheit der Einwohner am beften ficken. Anſtatt daß nad) einiger Einbildung die ſchwarze Far in * 19, Mof. III, 20. IX, 19. , ı Dand, Ce 7 394 Verſuch von wengertende ON Le be der Africaner ein Fluch wäre, die ihnen ihr Urva⸗ ter Ham auferlegt; fo ift fie vielmehr eine Glückfelig g⸗ keit, dadurch ihr Leben in dieſer hitzigen Gegend ihnen ertraͤglicher und weniger ſchmerzhaft gemacht wird. Die weißen Leute hingegen, die, wegen eines gewiſſen entweder vorausgeſetzten oder angenommenen vorzüg: lihen Werthes, ſich als die urfprüngliche Art von Menfchen anfehen, feheinen nach den Gefchichten, und. der Naturlehre, das wenigfte Recht dazu zu haben. - Denn allem Anſehen nach, haben fie von der erften und urfprünglichen Farbe beym Noah und feinen Soͤh⸗ nen mehr ausgeartet, als die Schwarzen oder India⸗ ner, und zwar auf das ſchlimmſte Theil, auf das zärt- liche und Eränkliche; denn es ift Fein Zweifel, daß Noah und feine Söhne eine Farbe gehabt, die der Gegend, fo fie bewohnten, gemäß war, wie dieſes ben allen übrigen Menfchen angefroffen wird. Diele leicht ift die noch heut zu Tage die Farbe der füdli- chen afistifchen Tartar en, odeP der nevdlichen Chi⸗ nefer. Dieſes aber ift ein dunkles, fehmwärzlichtes, fo Das Mittel zwiſchen ſchwarz und weiß hält. Die Eu⸗ ropaͤer ſind von dieſer urſpruͤnglichen Farbe ſo ſehr auf einer Seite, als die Africaner auf die andere, ab⸗ gewichen, und die Aſiater (ausgenommen, wo ſie viel⸗ leicht mit weißen Europaͤern vermengt ſind) haben mit den meiſten Americanern die urſpruͤngliche Farbe bes halten. Das größte, was uns verhindert, dieſer Ver⸗ wandtfchaft zwifchen Weißen und Schwarzen Glauben beyzumeffen, ift, daß ihre Farben einander gerade ent-. gegen gefege zu ſeyn fcheinen, und es dem Anfehen nach unmöglich iſt, daß die eine von den andern foll« se hergefommen feyn, Einmal ift es falfch, daß ſich | zwifchen in verfchiedenen Weltgegenden. 395 ʒwiſchen beyden Farben fo ein Widerfpruch befinde, wie vorausgefeßt wird; da beyde Farben, mie wir oben gezeigt, nur die Außerften Gränzen auf beyden Sei⸗ ten, von einerley Farbe find. Fürs zweyte ift diefes nicht die eigentliche Befchaffenheit der Frage, Wir. fagen nicht, daß Schwarze und Weiße eines von den andern, fondein beyde von Leuten einer mittleren ſchwarzbraunen Farbe herkommen. Diefe Nach— koͤmmlinge find in den ſuͤdlichen Gegenden fchwärzlich ter oder ganz ſchwarz, und in den nordlichen heller, oder weiß geworden, da die, fo in den mittelften ändern, wo ſich die erften Menfchen aufbielten, wohnen geblie⸗ ben, ihre urfprüngliche ſchwarzbraune Farbe behal- ten haben. Wir fehen, daß die Erfahrung diefes bey allen Völkern in der Welt beftärket, und eben die⸗ fen Grundfägen gemäß, finden wir, daß die Sonnen« hige die [hönfte Haut noch itzt, wie man zu fagen pflegt, verbrennet, und ihr eine ſchwarzbraune Farbe giebt. Diefes zeige fehon einigen Grad der Schwär. ze an, oder man kann wenigftens fagen, daß die Haut natürlich geneigt, ihre urfprüngliche fchwärzlichte Far⸗ be an ſich zu ziehen. Rubefcere cum nigredine quodam incepit, ſagt Sennert * Kann die Hiße der Sonne eine weiße Haut [hmärzlich färben, wie niemand in heißen Gegenden zweifelt; ſo wird fie eine fhwärzliche und braune Haut völlig ſchwaͤrzen koͤnnen. Die Wirkung feheine bey beyden einerley, und koͤmmt daher vermuchlich von einerley Urſache her. Was die ſchwarzen Voͤlker betrifft, die durch Verlaſſung ih» rer allzubeigen Länder einigermaßen die fchmärzlicye Farbe ihrer DVoreltern wieder befommen haben; fo * Prax. Med, V. B. II. Th. 1.8, 396 Berfuch v. den Farben der Menſchen muß man bemerfen, daß bey Veränderung einer Far- be in die andere fich ein: großer Unterſchied ereignet. So machen die Faͤrber leicht jeden weißen Zeug ſchwarz; aber fie konnen das Schwarze nicht fo leicht wieder weg und den Zeug zu der vorigen Weiße bringen. Auf eben diefe Art wird Die Haut weißer, oder auch ſchon fhmwärzlichter Leute durch eine größere Sonnenhitze, als fie gewohnt find, völlig ſchwarz, aber zugleid) fo raub, harte und dide, daß es nicht ſo Teiche für fie iſt, wieder die vorige ſchwaͤrzlichte oder blaſſe Farbe zu er⸗ halten, wenn feine andere Urſache, als bloß die Abwe⸗ fenheit der Sonne, die Kälte des Landftriches, oder: die Lebensart darinnen wirken, welches, wie wir ange⸗ nommen haben, die Urfachen der weißen Farbe der. Europäer find. : Ich glaube indeffen, man hat noch nie verſucht, was diefe Urfache fir Wirkung haben möchte, die Farbe der Megern heller zu machen: fo: viel find wir verfichert, daß ihre Farbe in den Falten. nördlichen Gegenden nicht fo dunkel iſt, als in den heißen füdlichern. Ueberdieß fehle es in den wenigen Geſchichtbuͤchern, Die ich hier nachfchlagen kann, nicht ganz an Erempeln, daß dergleichen Veränderungen‘ bey Menfchengedenfen, und innerhalb der Gränzen, fo weit ſich unfere Nachrichten erftrecken, gefehen find. Denn wir Eönnen nicht annehmen, daß fie ſich alle. auf einmal zugetragen. So erzählt uns Herodo⸗ tus *, daß die Colcher vormals ſchwarz mit krauſen Haaren gewefen; diefes berichtet er mehr als eine. vormals durchgängig befannte Sache, als für eine bloße unfichere Erzählung. Gleichwohl findet ſich bey ihren Nachkommen Feine Spur einiger Schwär« er F ® Enterpe 104. 2 in verfchiedenen Weltgegenden. 397 ze; vielmehr werden fie, befonders die um Cirkaſſen herum, unter die fehönften Leute der Welt gegenwär= tig gezählt. Capitain Smith berichtet ung felbft, in Virginien fey ein Engelländer, der nur drey Jahr un- ter den Indianern gelebt, ihnen an Anfehen und Farbe fo ähnlic) geworden, daß er ihn bloß an der Spra« che erfannt *. Was möchte eine Lebensart, die ihn in dreh Jahren fo verändert, nicht bey feinen Kindern nach verfchiedenen Zeugungen gewirket haben? Als die Mohren und Kybier durch die Siege der Türken aus Africa getrieben wurden, flüchteten fie in Das Sand der Negern*; aber man findet an ihnen da niche mehr ihreurfprüngliche fehmwarzbraune Farbe. Man glaube, daß der König von Gualata von diefen ſchwarz⸗ braunen Mohren herkomme; aber er ift ſchwaͤrzer, als die natürlichen Negern felbft *,%. Die Abißinier, die anfänglich von Arabien gekommen +, haben ihre: fhwärzlichte Farbe nicht mehr; fondern find in Die fhwarze Farbe der Aethiopier gefaflen, deren Land fie befigen ++. Die Moſenlerks von Kanada, welche Kleider fragen, und gefitteter find, als ihre benachbar= ten Wilden, da die letztern nackend gehen, bes fommen dadurch eine fo feine Farbe, daß fie für Spanier, und nicht fuͤr Indianer, angefehen wer ven *. Ja ich habe mit meinen Augen gefehen, daß die Spanier felbft, fo America unter dem Ec 3 beißen * Hifl. Virginia p. 116, ** Leo Hif. Afric. P. I. Sect. IH. * * Moores Reifen 214. ıR. + Rudolf. Aetb. Hiſt. IB. ıR. rr Eben derfelbe 13.14. 8. I# La Hontan neue Reifen, I B. 16 Br. 398 Verfuch von den Farben der ꝛc. heißen Erdftriche bewohnen, nad) einiger. Zeit von fo dunfler Farbe geworden find, als unfere einge: bohrnen "Indianer in Dirginien, Und wenn fie ſich nihe mit den Europaͤern verheiratheten, fon« dern Das rauhe und wilde $eben der Indianer führ- ‚ten; würden fie fehr wahrfcheinlicher Weiſe, nad) ei- nigen Zeugungen , eben fo dunkeler Farbe, wie diefe, A. G. R. III. | Pr % . 399 Peer Eee een Denen IH, von den Entdeckungen Hrn. Nedhams durch Vergroͤßerungsglaͤſer. De Beſchreibung von dem, was Herr Nedham durch ſeine Vergrößerungsgläfer geſehen, ift ung franzöfi iſch unter folgendem Titel geliefert worden: Nouvelles decouvertes faites avec le microfcope par T. Nedham, traduites de l’Anglois avec un me- moire fur * polypes a bouquet, et fur ceux en en- tonnoir par A Trembley. Tiré des Transadtions philofophiques. Leiden 1747. 12. 8 Bogen. VII Kupferplatten. Diefe Ueberfegung hat durch einige Anz merfungen und andere Bermebhrungen des Ueberſetzers, vor der Grundfchrift einen Vorzug; und es wirdLiebha⸗ bern der Naturforſchung nicht unangenehm ſeyn, den In⸗ halt davon fürzlich zu leſen. Der Anfang wird mit einem Fiſche gemacht, der den Namen Calmar führt. Er ift vondem Blackfiſche (Sepia) und Meervielfuße fehr wenig unterfchieden, und gehört, wie fie, mit unter die Fiſche, die ein Behältniß voll ſchwarzen Saft haben. Aber ſtatt des weißen, zerreiblichen und undurchfichti= gen Weſens, fo unter dem Namen des Blackfiſchbeins Cos fepiae) befannt ift, hat er ein elaftifches, zartes, Durchfichtiges Wefen, fodem Talk ähnlich iſt, und eine Höblung für ſeine E ingeiveide abgiebt. Er bat zehn Hörner oder Aerme, fo in gleicher Weite um eine runs de, ftarfe nnd gerunzelte tippe herumſtehen, in wel⸗ der fein Schnabel enthalten if, Dieſe tippe fiebe Cc4 aus, 400 Herrn Nedhams Entdeckungen aus, wie die Geſtalt, die ſich bey einer Erdſchildkroͤte zeigt, wenn ſie den Kopf einzieht. Der Schnabel iſt von einem hornartigen Weſen, aus zween gebogenen Theilen zuſammengeſetzt, die ſich eines in das andere ſchicken, und mit einer Haut eingefaßt, ſo ſie zuſam⸗ men haͤlt, und meiſtens bedeckt. Von ſeinen Aermen find zweene dem ganzen Fiſche an Laͤnge gleich, Die an— bern achte befragen ein wenig mehr als ein Viertel das von. Sie beftehen aus einer Materie, die dem fehs nigten Weſen bey Erdthieren ähnlich ift, und find fo elaſtiſch, daß, wofern man fie quer durchfchneidet, das Aeußerſte des abgefchnittenen Theils ſich fo gleich von felbft zufammenzieht, und mit einer auswaͤrtsgebogenen Krümmung ſchließt, ohne daß einige Feuchtigkeit her ausliefe. An jedem Arme bat er verfchiedene Werf- zeuge zu faugen, derer jedes an einem Stachel haͤngt, und damit er fid) ohngefähr fo anhaͤngt, mie ein naß geder, durch das ein Faden geht, an einem Stein fefte wird, — Herr Nedham hat deren oft an einem kleinen Ar⸗ me mehr als 100, und an dem aͤußerſten eines großen mehr als 120 gezählt; es iſt aber nicht möglich, fie zuu zaͤhlen, weil fie befonders an den fleinen Aermen von der Größe =; eines Zolles immer, bis auf eine un- glaubliche Kleinigkeit, abnehmen. In dem vorbe» fhriebenen Schnabel ift eine Haut mit neun Reihen Zähnen verfehen, womit er feine Nahrung zerfauer. Eine weitläuftigere Befchreibung diefes Fiſches, und der dabey von Hrn. Nedham gemachten Anmerkun» gen, würde, ohne zuviel und große Figuren, unver ftändlich feyn.. Wir erwähnen alfo nur nod) mas be⸗ fonders, das er bey der Milch diefer Fifche Br | | af, durch Vergroͤßerungsglaͤſer. 401 hat. Ihr Saame iſt naͤmlich in gewiſſen elaſtiſchen Roͤhrchen, die, wenn ſie zur Reife kommen, denſelben, nebſt einigen andern in ihnen enthaltenen Theilen, von beſonderer Geſtalt herausſchnellen. Swammer⸗ dam (Biblia Nat. p. 896.) hat zwar nach der Anmer⸗ fung des Ueberfegers diefes fchon bey dem Blackfiſche bemerft; aber es nicht fo vollfommen, wie Hr. Ned⸗ ham, befchrieben. In diefem Saamen hat Herr Nedham mit den Öläfern, fo am meiften vergrößern, nichts als dunkle Kügelchen gefehen, die in einer Feuch⸗ tigkeit geſchwommen, , ohne einiges Zeichen des Lebens zu geben, Ergeräth daher aufdie Gedanken, ob dag, was man für Saamenthierchen hält, (welche er noch nie gefehen zu haben geſteht) nicht auch vielleicht fols che Eleine Mafchinen wären, deren Bewegung, tie beym Calmar geſchieht, eine Furze Zeit lang daurete, ind die man nachgehends für geflorben hielte, wenn fie bloß ihre bewegende Kraft verlohren hätten. Gie Fönnten nur um fo viel Eleiner, als diefe Gefaͤßchen des Calmars, feyn, daß mandie Kennzeichen einer Ma- ſchine an ihnen nicht foleicht entdeckte. Der Leberfe: „ Ber, fo die Saamenthierchen, und gegentheils nicht die Milhröhrchen des Calmars, gefehen hat, verfichert, - Daß es ſchwer fen, die erſten, wegen ihrer fchnellen Be» wegung, der Sorgfalt einander zu vermeiden, u, d. gl. für Maſchinen zu erklären, und überläßt es jemanden, der beydes zugleich gefehen, zu beurtheilen, wie weit fie einander ähnlich fd. Die folgenden Betrachtungen Hrn. Nedhams find mit dem Staube aufden Pflanzen befchäfftigt, der, nach der Neuern Öedanfen, fie fruchtbar zu machen noͤthig ift. Er waͤhlt hauptſaͤchlich die gemeinetitie zum Gegenftan« 2 2% de, 402 Heren Nedhams Entdeckungen de. Die Theile dieſer Blume ſind bekannter, als daß wir ſie zu beſchreiben noͤthig haͤtten. Wir erwaͤhnen hier nur, daß er oben um das Saͤulchen (Piſtillum) ver« ſchiedene Reihen von Fleinen Wärzchen bemerft, die der Größe nad) fich zu den Körnchen des Saamen« ftaubes ſchicken. Diefe Wärzchen verlängern ſich in Roͤhrchen, die das Wefen des Stenipels ausmachen, und die man bey der wilden Pappel ( Malua), wo die Faͤden (Stamina) auf das Säulchen (Piftillum) auffis gen , mie bloßen Augen fehen kann; diefe Roͤhren zei⸗ gen ſich durchs Bergrößerungsglas; denn wenn man den Stempel quer durchfchneider, ſieht man ihn überall mit unzähligen Deffnungen durchloͤchert. Sie endi- gen ſich indem markigen Wefen des Eyerftods, wo fie, durch Eleine Berlängerungen, mit jedem Saamenförn- chen zufammenhängen. Diefes läßt fich ebenfalls bey der Pappel fehr deutlich fehen. Herr Nedham bat befunden, daß diefe Wärzchen die Körnchen des Saa⸗ menftaubes in ihre Hoͤhlung einnehmen, in welcher Ab⸗ ſicht er ein Wärzchen von den andern mit einer Sans zette abgefondert hat, nachdem zuvor die Behältniffe des Saamenftaubes ( Antherae) dem Kopfe des Säuls chens genähert worden, damit fic) dergleichen Pulver anhaͤngt. Da fi) in einem folchen abgefonderten Waͤrzchen die Körnchen des Saamenftaubes , fo weit fie wegen ihrer Größe in deffelben immer fpigiger zus gehenden Höhlung dringen Fönnen, zeigen; foift na= türlich, auf die Gedanken zu gerathen, daß in diefen Höhlungen die Körnchen des Saamenftaubes aufge« Löft werden, und ihr zärteftes Theil durch vorerwehnte Röhrchen zur Befruchtung des Eyerſtocks dringt. Der Gedanke, den einige gehabt haben, als ob der Saamen⸗ durch Vergrößerungsgläfer. 403 Saamenftaub den Weg hiezu durch eine Deffnung nähme, die in den Säulchen von oben längft herunter gehen foll, ift ganz falſch. Es widerfpricht ihm nicht nur, daß das Säulchen bey den Blumen, die aufge⸗ richt fteben, ordentlich länger ift, als die Faͤden, (wie ⸗ es gegentheils bey denen, die niederwaͤrts haͤngen, kuͤr⸗ zer zu ſeyn pflegt) ſondern auch, Daß es in vielen Blu. men wirklich nicht fo durchloͤchert iſt, und bey der Lilie augenfcheinlic) die drey Theile deffelben auf fo eine Are verbunden, und die Wärzchen inwendig bergeftalt mit einander verwachfen find, daß dergleichen Weg nicht offen ift. Dabey hat Herr Nedham an diefen Körns chen des Saamenftaubes, wenn fie mit Wafler be feuchtet werden, eine Wirfung bemerft, die noch von Feinem Maturforfcher gefeben, ja von vielen gar ge- leugnet worden, wenn fie behauptet, das Waſſer bringe in diefem Staube feine Veränderungen vor. Sie find ohne Zweiſel Dadurch verführee worden, weil diefe Wirkung innerhalb weniger Secunden geſchieht, und alfo ſchon vorbey gewefen, ehefie Zeit gehabt, mit dem Auge wieder ans Bergrößerungsglas zu kommen. Der Ueberfeger ſchlaͤgt Deswegen in einer Anmerfung vor, den Staub in einem hohlen Glafe unter das Vers größerungsglas zu bringen, und nachdem folches ges ftellt worden, einen Wafferfropfen auf den Rand des hohlen Glaſes zu bringen, der-bey feinem langfamen Hinabfinfen Zeit genug läßt, nachzufehen. Die Wir- fung, fo Herr Nedham bemerft, ift folgende: Es ges ben durch eine Eleine Deffnung aus jedem Körndyen des Saamenftaubes Fleine Kügelchen heraus, die Durchs Bergrößerungsglas nur wie Pünktchen erfcheinen, und ausſehen, als ob fie in einer Haut, wie die Eyerchen N N Vers 404 Herrn Nedhams Entdeckungen verfchiedener Inſecten, denen fie auch ſonſt ähnlich find, eingewicfelt wären. Er hat diefes das erftemal bey der Art von Lilien bemerkt, die von den Kräuterfen- nern lilium flore reflexo genannt wird, da er auf der- gleichen Pulver davon Waſſer gegoffen. Er hat die» fes nachgebends zu mwiederholtenmalen gefehen, und vergleicht die Art, wie es augfiehr, mit der Wirkung einer Dampffugel (Aeolipila). Wor andern bat er zu diefer Betrachtung die Kürbiffe (Citrouilles) am Gefchicteften befunden. Weil ihr Saamenftaub größe. re Körnchen hat, kann man ihn mit einem Glaſe bes trachten, Das nicht fo vergrößerf, und folglich mehr faßt. Dabey läßt fich ihre innerliche Bewegung, vers mittelſt zweyer oder Dreyer heller Flecken, die währen: der Wirkung beftändig fortrücken, deutlich bemerken, und das Auswerfen gefchieht auch mit größerer Ges walt. Ferner iftdiefe Begebenheit am beften bey den dunkeln Koͤrnchen zu fehen. Was aus den durchfic)- tigen, z. E. der Kreffe (Creflon), heraus geht, ſchwimmt indem Waffer nur wie ein zarter Dampf. Vielleicht kann es fo kleine Körnchen geben, daß diefe Wirkung aud) nicht durchs Bergrößerungsglas fichtbar wird, und daher erfläret Here TIedbam, warum er fie bey dem Saamenftaube der Gtanatäpfel, des Spargels, Hopfens, und einigen andern durchfichtigen, nicht ges fehen. Diefes kann fheils ‚wegen der Kleinigkeit der Körnchen gefchehen, von denen zehne Faum eins von der Pappel ausmachen; theils weil fie länglich rund, und dabey an dem ſpitzigern Ende ſchwerer ſind, fo daß ſich das breite Ende im Waffer allemal’ oben ſetzt. Soflte alfo das Auswerfen am fpißigen Ende geſche⸗ ben, fo müßte es allemal unſichtbar feyn, Es eich au | REN Ä durch Berarößerungsalafer. 405 auch nur wenig Körnchen diefe Wirkung, wo der Staub nie frifch geſammlet ift, und auch alsdenn nicht alle vermuthlich, weil fie nicht alle gleich reif find. _ "inige find fo ſtark, daß, mas aus einem herausfährt, ein. anders, fo im Wege liegt, fechs bis fiebenmaf feines Di» _ meters weit fortfioßt. Vergleicht man mit diefen Beob⸗ achtungen noch, was ſchon andere Maturforfcher ent« deckt haben, daß die Vergrößerungsgläfer uns nur alsdenn einen Entwurf der zukünftigen Pflanze in dem . Eyerftoce entdecken, wenn er vom Saamenftaube ift befruchtet worden, fo wird wahrfiheinlich, daß diefer Entwurf ein ſolches Kügelchen fey, das aus einem Koͤrnchen Saamenftaubes heraus gefchnellet worden, und folglich vielleicht ein einziges Körnchen Saamen» ftaub einen ganzen Eyerftock befruchten koͤnne. Der wahre Schade alfo, den der Regen den Pflanzen und Bäumen, wenn fie in der Blüte ſtehen, thut, wird niche feyn, daß erden Staub wegſchwemmt, fondern daß er ihn auffpringen macht, ehe er in die Waͤrzchen des Säulcens fommt. Vielleicht ift diefes die Abficht Des Schöpfers, warum nicht alle Körnchen zu gleicher Zeit zum Aufipringen reif werden. Die Wärzchen und ihnen zugehörige Röhrchen finden fich nicht bey allen Pflanzen, aber alsdenn vertritt was anders ihre Stelle. Das gemeine Waffer ift zwar, dieſe Wirkungen zu verurfachen, geſchickt; es ſcheint aber, als ob fie von dem Safte, den man aus dem Eyerſtocke ausdrückt, noch beffer erfolgten. Die Urfache, warum das Waſ⸗ fer ſolche Veränderung hervorbringt, ift noch verbor⸗ gen. Die bloße Benegung kann es nicht ausmachen. Denn als Here Nedham ohngefähr Eitronenfaft und Eßig gebraucht, iſt es nicht angegangen, und er vers muthet, 406 Heren Nedhams Entdeckungen muthet, es wuͤrde mit andern ſauren Saͤften auch ſo ſeyn. | ; je den Anmerkungen über ven Saamenftaub, erzähle Here TTedbam, daß er in den Körnern des Weizens, fo vom Mehlthau verderbt worden, Thier⸗ chen gefunden, Die er, weil fie fi im Waffer bewegen, und einige Aehnlichkeit mit den Aalen haben, Aale nennt, Sie fehen an beyden Enden auf einerley Art aus, und man Fann Kopf und Schwanz nicht unters fcheiden. Er bat fie fieben bis acht Wochen hinter einander beobachtet, und Feine Veränderung an ihnen wahrnehmen Fönnen. Cr bat fie nicht nur trocknen . laſſen, (denn bey der Dbfervation werden fie befeuch⸗ tet) fondern auch) vom Brand verdorbene Körner, die vor zwey Jahren in Engelland gefammlet waren, da= felbft einen Sommer, und den folgenden Sommer in Portugall, in einer Büchfe aufbehalten, und immer noch dergleichen gefunden. Man wird fic) einen Bes. griff von ihnen machen, wenn man fid) ein Schlängel- chen vorftellt, daran fid) aber Kopf und Schwanz nicht unterfcheiden, fondern das an benden Enden fpißig iſt. Der Ueberfeger hat dabey einen eigenen Gedanfen, Er hat einigevon den Körnern, wie Herr Nedham ſelbſt betrachtet , befommen, und befunden, daß dieſe Aälchen öfters aufbrechen, und aus ihrem Körper Eleis ne ſchwarze Kügelchen, fo in zarte Haͤutchen eingewi⸗ ckelt find, herausgeben, und aus dergleichen Packeten Kügelchen bat er Fleine Körperchen herausfommen fehen, die im Waffer fehr fchnell herum geſchwommen. Man Eönnte alfo fragen: ob Herrn Nedhams Yale nicht vielleicht nur Behältniffe für kleinere Inſecken wären? denn weil fie durchfichtig find, fiehe man fo gar durch Vergroͤßerungsglaͤſer. | 407 gar die Kügelchen durchſchimmern. Diefe Frage zu . entfcheiden, müßte man fehen, was aus einem ſolchen Aale wuͤrde, wenn die Kuͤgelchen alle heraus waͤren, und wie fich diefe nachgehends veränderten. Der Brand kann alfo in dem Getreide unter andern mit verurfache werden, wenn man folche angeftecfte Kor: ner ausfäet, da diefe Thierchen in der Erde zulängliche Feuchtigkeit finden koͤnnen, ſich zu erhalten und viel⸗ leicht zu vermehren. Dieferwegen befiehle Herr rad» ley, das Korn, fo man ausfüen will, 30 Stunden lang in ftarfes Alaunwaſſer zu weichen, nachgehends mit friſchem Waſſer zu begießen, und die oben ſchwim⸗ menden Körner, als verdorben, wegzunehmen. Wenn das Mittel helfen foll, muß das Aaunmwaffer ſtark genug feyn, und das Korn lange genug Darinnen weis hen. Herr Nedham hat die Thierchen noch lebend gefunden, wenn er die Körner ı2 bis 15 Stunden liegen laffen ; aber fie haben Fein Zeichen des Lebens mehr von fich gegeben, wenn diefes 30 oder mehr Stunden geſchehen. Im IX Kap. berichtet Herr Nedham, daß er bey einem ſehr kleinen Käfer, ven er auf der Narciſſe ge» funden, wo fich folcher von dem Saamenftaube den ganzen Leib mir Schuppen bedeckt, gefehen. Die auf den Fluͤgeldecken find von verfchiedenen Sarben, und bilden allerley Flecken darauf. Er vermuthet, man . würde dergleichen mehr finden, wenn man die Inſe—⸗ cten, die Flecken haben, forgfältig betrachtete. Dieſe Scuppen find ungemein Flein. Das X Rap. ftelle ein Ey des Rochens (Raye) vor, und das XI redet von den Bernaden, oder eingebilderen Entenmufcheln, von welchen der Heberfeger zugleich darthut, daß fie Er | au 408 Herrn NedhamsſEntdeckungen auf Pflanzenart, wie die Polypen thun vermehren *. Das XII Kapitel trägt etwas zur Unterſuchung der Frage bey: ob die Eyer der Schollen (Soles) von ei« ner geriffen Art Eleiner Meerfrebfe, Chevrettes ges nannt, ausgebrütet werden? Man glaube diefes auf den Rüften von Engelland, Frankreich und Portugal, Herr Defiandes berichtet in den Schriften der parifer Akademie der Wiffenfchaften 1722, daß er eine gewiſſe Menge foldyer Krebfe in ein Gefäße mit Seewaffer gethan, darinnen fich Feine Schollen befunden, und nach 12 oder 13 Tagen wären verfchiedene Fleine von diefem Sifche vorhanden gewefen. Diefes ift zu wie. derholtenmalen fo befunden worden. Gegentheils bat er Schollen ohne Krebfe in ein Gefäße gerban, welche vollkommen geleicht, aber es ift aus ihrem Leich feine Scholle gefommen. Er vermurbet daher, daß gewiſſe Bläschen, bie man an den nee findet € die ner * Man fehe die Befchreibung diefer Mufchel in Herrn Kef: ſers Teftaceotheologia $.ı12, die aber aus Herrn Ned⸗ bams Bemerkungen fehr zu verbeffern iſt. Der Stiel, den Herr Leffer für des Thieres Zunge halt, hat mie dem Köper deffelben gar Feinen Bufammenbang, wel cher letztere ganz in feiner Schale — und von Herrn Nedham mit einer kleinen Auſter verglichen wird. Der Buſch Haare, den Herr Leſſer hinten an der Muſchel vorſtellt, iſt eine Zahl von 20 oder mehr Hörner, ungleicher Länge, die auf der hohlen Seite mit verfchiedenen Einfehnitten gertheiles find, und dns ſelbſt Buͤfchgen Haare Haben. Zwiſchen ihnen, gleich über dem Munde des Thiers, befindet fich ein hohler Rüffel, und in demſelben Die Zunge. Es iſt Herr Leſſern nicht fuͤr uͤbel zu halten, daß er ein Thier nicht genau genug beſchrieben, ſo er nicht Gelegenheit gehabt leben⸗ dig zu ſehen und zu unterſuchen. durch Vergroͤßerungsglaͤſer. 409 Eyer der Schollen ſind, in denen ſich der Abriß der Frucht, ſo aͤhnlich, als er dem Fiſche bey dieſem unrei⸗ fen Zuſtande zu ſeyn noͤthig hat, Durchs Vergroͤße⸗ rungsglas entdecken läßt. Herr Deflandes würde etwas beträchtliches zu Entfcheidung der Frage beys getragen haben, wenn er dieſe Bläschen gezähle und gefehen hätte, ob fo viel junge Schollen hervorge⸗ Eommen,als ihrer gefehle*. Herr LTedbam befchreibr, wie-fie durchs Bergrößerungsglas ausfehen; bemerfee aber, was davon Herr Deflandes nicht gefehen. Diefes ift ein Eleines Inſect, ohngefähr von der Größe eines großen Sandkoͤrnchens; es hat 16 Beine, zwey kleine Fuͤhlhoͤrner, zwey Hugen, die wie bey den Kreb» fen hervor jteben, und einen Leib, der wie bey den Holz« flöhen (Poux de bois) eingeferbs ift. Er hat es auf alle Seiten gefehret, ohne etwas wie einen Mund zu finden, und muthmaßer daher, e8 ziehe durch eine Elei« ne Berbindung feine Nahrung aus dem fogenannten Scholleneye. Mit aller angewandten Sorgfalt hat: er nie ein ſolch Thier ohn ein Ey, und nie ein Ey oh⸗ ne fo ein Thier, gefunden, Weil er ſich zu bald vom Meere entfernen müffen, hat er feine Beobachtungen darüber nicht weiter fortfegen koͤnnen. Er macht den Schluß feiner Bemerkungen mit der Zunge der Eydexe. DiefesThier ift inPortugall,und viel⸗ leicht in mehr warmen Laͤndern, ſehr gemein, wo es den | Mugen * Herr P. Zyonner bat in feinen Anmerkungen zu der franzöfifchen Heberfegung von Herrn Keffers Inſecto⸗ theologie, die zu Haag 1742 herausgekommen , ſchon diefe Erinnerung gegen den Herren Deflandes gemacht. Sie⸗ hedie 144 ©. des erffen Theils. : ı Dand, Dd 40 Herrn Nedhams Entdeckungen Nutzen bringt, die Fliegen und anderelingezieferzu ver⸗ mindern. Here Marchaut bemerfetinden Memoires von 1718, nad) dem Plinius undandern, Daß dieſe Thie⸗ re bisweilen zweene Schwänze hätten, und man finder. dieß auch oft in Portugal; da fie von den Kindern auf’ allerley Art geplagt werden, ift vermutblich, daß ihnen’ der Schwanz gefpalten worden, und- fi) nachgehends jedes Theil in einen befondern verwandelt. Es ift nichts gewöhnlicher, als daß ihnen der Schwan; wie- der waͤchſt, wenn fie ſolchen ganz oder zum Theil ver⸗ loren haben. Die Befchreibung der Zunge ſelbſt bezieht fich auf eine Figur, ohne welche fie unnüß feyn würde. Herrn Trembleps angehängte Abhandlung ift aus der 474 Num. der Philoloph. Transadt. ge- nommen, und befchreibt eine Arc von Polypen, die wie ein Blumenftrauß an einander heraus wachfen. Die Art, fie mit dem Vergrößerungsglafe (denn für das bloße Auge find fie zu klein) zu betrachten, ift in den Philofoph. Transadt. nicht deutlich befchrieben,, hier aber durd) eine Figur vorgeftellet. Sie koͤmmt überhaupt daraufan: Herr Trembley bindet ein Aeſt⸗ hen von der Pflanze, daran ein folder Strauß von Polypen fist, an eine Pfauenfeder, ſteckt diefelbe in einem gläfernen Heber, bennahe bis an den Ort, wo das Pflänzchen angebunden ift, und alsdenn diefe gan⸗ ze Zubereitungen in ein Ölas mit Waſſer, fo daß die Spitze des Hebers oben koͤmmt. Die Pfauenfeder ftemmt fid) alsdenn, weil fie in der Glasroͤhre gekruͤm⸗ met, und dabey elaftifch ift, andie Wände des Glaſes an, und man kann fie fo ftellen, daß die Dolypen nahe an die Wand des Glaſes zu ftehen kommen, und fid) von. außen durch ein einfaches Bergrößerungsglas befrach- | | ven \ durch Vergrößerungsgläfer. am | tenlaffen. Herr Trembley befchreibt ebenfalls, wie diefes außen Fönne zum bequemen Gebrauche befeftige werden, welches wir $efern, fo mit folchen Dingen um» . zugehen willen, zu befchreiben für unnoͤthig, und an« dern für unnüße halten. Diefes Werk würde vor vielen andern eine Ueberſetzung verdienen, wenn folche phyſikaliſche Schriften verdienen, bekannter zu werden, die neue Entdecfungen, und nicht neue Spielwerfe, ent⸗ halten. Vielleicht wäre noch zu wünfchen, daß Herr Nedham uns die Befcharfenheit der optifchen Werk— zeuge, Damit er feine Betrachtungen angefteller,befchriee ben hätte. Er redet von einem doppelten reflectiren« den Microfcopio, und von einem Glafe, Num. 3, ohne uns zu ſagen, wie folche vergrößern, welches ſich nur aus einer oder ein Paar Figuren, da die Sachen zus gleich, wie fie bloßen Augen erfcheinen, vorgeftelfer find, ohngefähr beurtheilen läßt, ob man wohl aus diefen Beyſpielen nicht allzuviel Vergrößerung fchließen Fann. Vielleicht ift auch diefe zu geringe Wirfung feiner Ver⸗ größerungsgläfer ſchuld, daß er feine Saamenthierdyen gefehen, wiewohl er nicht meldet, ob er ſich deswegen Mühe gegeben. Sind die Berfuche wegen des Saas menftaubes richtig, fo ift Fein Wunder, daß Herr Ders drieß, von dem wir im Septemb. der Adt. Erud. von 1724 den Saamenftaub von 50 Pflanzen abgezeichnet erhalten,nichts,fo den Pflanzen felbft ähnlich, darinn ent« decken fönnen. Bey Gelegenheit der von Herrn Trem⸗ bley befchriebenen Polnpen melden wir, daß uns von je» manden aus $eipzig, fo dafelbft unlängft ebenfalls Poly: pen durchs Bergrößerungsglas entdecfet, Hoffnung ge: macht worden, Fünftig einige Bemerkungen davon mitzutbeilen. TRUE IR ; | Dd 2 | IV. 412 Des Herrn Nollet Betrachtungen 55 AEE se w. — Efa fur P —— des corps Mr. Abbe Nollet, | del Acad. Roy. des Sciences et de la Soc. Roy. de —— Par. 1746. 12. 218 Seiten 5Kupfertafeln. Le diefem Titel theilet uns Here Nollet Wirkun⸗ gen und Betrachtungen über. die Urſachen der Eleetricitat mit. Er made drey Theile von feinem Werke, Der erfte zeige dienörhigen Vorbereitungen und Mafchinen zu den electrifpen Verfuchen. Der zweyte befchreibe die vornehmften von.diefen Berfuchen, ſelbſt, und der legte ift bemüht, die Urfachen zu erfor⸗ fhen. Wir wollen-aus dem erſten nur einige einzel= ne Anmerkungen mittheilen, die vielleicht nicht von al⸗ len deutſchen Electrifivern, ob fie gleich lange Räder. gedrehet, und Küchen gerieben haben, bemerfet find. Man darf an einer Glaskugel nicht gleich verzweifeln, wenn fie nicht alfobald anfangs gut electrifiren will: Wenn man fic) nicht verdriegen läßt, fie zu wieder⸗ holten malen bey den Berfuchen zu gebrauchen, fo wird fie nach und nad) dazu geſchickter. Etwas ähnliches iſt auch bey den Harzfuchen zu bemerken, darauf man die Derfonen zum Electriſiren treten läßt, Zmifchen den Kugeln und ihren Faſſungen muß nicht gar zu viel, Kite kommen; denn weil er von der Wärme anders ausgedehnet 1wicd als das Ölas, ſich auch nachgehends anders zufammen ziehe; ſo entſteht hieraus eine Art von über Die Urſachen der Electricitaͤt. 413 von Schuͤttern, davon die Kugel oft zerbricht. Die Kuͤßchen haben dem Herrn Nollet allemal zu langwei⸗ lig zum Electrifiven geſchienen, und er zieht ihnen das Reiben einer Glaskugel mit der bloßen Hand vor. Es ift eine ausgemachte, und von Herrn Nollet felbft ofe wahrbefundene Sache, daß eine Glasröhre, diebey dem fchönften Wetter fehr wohl zu electrifiren anges fangen, ihre Kraft vermindert, und oft gar verliert, wenn das Zimmer zu fehr voll Leute iſt: Gleichwohl bemerket Herr L Toller bey dem Electrifiren mit der Ku⸗ gel gerade das Gegentbeil.: Wenn er fich derfelben bedienet, wird die electrifche Kraft nur ftärfer, wenn man foldyes nach den zuerhaltenden Funken beurthei— fen darf, fo daß er, diefes Feuer häufiger und ſchoͤner 'zu haben, allemal mit gutem Fortgange mehr Leute herzufommen läßt. Die Electrifirer alfo, denen ihre Kunft nicht recht angeben will, mögen fuchen, wo ots wa fonft an ihnen oder ihrer Maſchine die Schuld Ife» ge, ehe fie folche auf die Menge der Gegenwärtigen füyieben. Der zweyte Theil enchält verfchiedene Fra- gen, darauf die Antwort Durch Verſuche gegeben wird, Es find folgende: I. Was für Körper durchs Neiben electrifch wer- den, und ob alle, die hieher gehören, die electrifche Kraft in gleichem Grade erhalten. II. Eben diefe Frage von der mitgetheilten Ele⸗ ctricitaͤt. INT. Ob zwiſchen beyden ein Unterſchied ſey? IV. Ob alle leichte Koͤrperchen durch die electriſchen angezogen und zurück geſtoßen werden? V. 96 die einmal erregte Electricität fange daure? | &Dd3 VL, az 414 Des Herrn Roller Betrachtungen VI. Db es eine abftracte Dualirät oder eine un⸗ ſchaͤtzbare Materie ſey? a VI. Ob es nicht etwa die Luft fen? Diefes 9 legt ſich, aus dem Anziehen im luſtleeren Raume, fo wohl, wenn man felbft Glas in dem Iuftleeren Kaume reibt, als wenn man in ſolchem etwas leichtes aufge» hangen hat, und es von außen mit einer geriebenen Roͤhre bewegt. Setzt man ferner ein angezuͤndetes Sicht unweit eines freyhängenden Goldblaͤttchens, und, bringt zwiſchen beyden eine geriebene Röhre; fo wird das Blaͤttchen angezogen, in der Flamme aber nicht die ge« ringfte Veränderung gefpüret, Die doch erfolgen müßte, wenn eine bewegte Luft um das Glas wäre. VII. Ob fi) die electrifche Materie in Wirbeln um den electriſirten Koͤrper bewege? Dieſes wird ge⸗ leugnet; weil die leichteſten Koͤrperchen in geraden Li⸗ ee in ganz ungrdentlichen Ummegen, Daraus ein Stoß einer herumfließenden Materie folgern 1 nachdem Glaſe zufahren. Gewiſſe Berbindun- gen der Schwere mit der anziehenden Kraft Fünnen machen, daß die angezogenen Körperchen folche Wege nehmen, daben man fich gar leicht eine Ellipfe oder Darabole einbilder ; Aber genaue Aufmerkfamfeit wird allezeic lehren, daß die electrifche Kraft für ſich nach geraden Linien ftoße. Wir glauben, man fönne Herrn Nollet hier einvenden, daß von den Mathemarifvers ftändigen längft gezeiget worden, wie einflüßiger Koͤr⸗ per, der in einem Wirbel aeht, etwas nad) dem Mit: telpuncte des Wirbel zuftoßen koͤnne. Bey diefer Gelegenheit führet Herr Nollet einen artigen Berfuch von ii Chat, Profeffor der Erperimentalphilofe- pbie | uͤber die Lirfachen der Electricitaͤt. 415 phie und Oberchirurgus zu Rouen, ans „Unter eine mittelmäßig electrifirte eiferne Stange halte man ein Blättchen fein Gold, etwa 14 Zoll im Duadrate, auf ‚einem Blatte Papier, fo daß feine Schärfe gegen den Stab gefehretift. Wenn man es einige Zeit mit dar« unter gehaltener Hand oder Finger verfolger, wird man nach einiger Bemühung und Hebung es bald dahin bringen, daß es etliche Zoll unter dem Eifenftabe hans genbleibt , und alsdenn Feine andere ‘Bewegung hat, als gleichfam hüpfend längft des Stabes bin und. her zu geben. IX. Gehe die electrifhe Materie vom Körper aus, oder nad) ihm zu, oder geht eben der Strahl weg, und nachgehends wieder zurüce? Die Antwort ift: 1) Die electrifche Materie gehe vom Körper aus, denn fie zerftreuet leichte Körperchen, als Staub u. d. gl. fo auf den electrifirten Eifenftab gelegt werden. 2) Es fomme aber eine andere Materie, der vorigen Stelle wieder zu erſetzen, ſowohl, weil dieelectrifche Kraft nicht erfchöpft wird, als,weil andere Körperchen auf dem Stabe wie angedruck liegen bleiben; X. Ob die Derter, wo die electrifche Materie aus dem Körper ausgeht, in fo großer Anzahl find, als wo fie hineingeht? Ob jedes Zwiſchenraͤumchen des electrifirten Körpers einen Strahl liefert, oder ob fid) diefer Strahl in verſchiedene zerrheilet ? Aus den Er» fcheinungen folgert Herr Nollet, daß die electrifche Ma⸗ terie in Buͤſchchen von Strahlen, naͤmlich eine Menge ausgebreiteter Strahlen aus einem Puncte des Koͤr⸗ pers herausfaͤhrt. Ber or Dd 4 XI. 46 Des Herrn Nollet Betrachtungen XT. Ob die electrifche Materie, die ihre Wirkungen in der Weite vieler Fuß von dem electriſirten Körper zeiget, und unſichtbar bleibt, mit der, fo ſich in den Strahlen entdeckt, einerley iſt? ? Dieſes wird ber hauptet. XI. Ob fie durch Das innere der Körper Being, - oder nur ihreÖberfläche berühret ? Bey diefer Frage toiderfpricht Herr Nollet Herrn Maizen. Der leß« tere hatte in feiner Preisfchrife behauptet: Die feuris ‚gen Strahlen gehen nicht ausdem Stabe heraus, fon« dern nad) ihm hinein. Here Mollet behauptet das Gegentheil fen eben fo fichtlih, als wenn man einen Waſſerſtrahl aus der Deffnung des Springbrunnens heraus fommen fehe. Weil er Fein Deutſch ver fteht, fo verläßt er ſich darinnen, daß er die Meynung Herren Waizens recht gefaßt, auf eine Ueberfegung, und auf Briefe aus Deutſchland, die ihn diefes ver- ſichert. Es ift einem franzöfiichen Naturforfcher eher zu verzeihen, wenn er Fein Deutfch verfteht, ais einem Deurfehen , wenn er von feiner phnfifalifchen Kenntmß großes Laͤrmen macht, ohne die Entdecfuns gen der Franzofen, Italiaͤner und Engellaͤnder leſen zu koͤnnen. XIII. Ob die electriſche Materie alle Körper gleich leichte dvurchdringer, und wenn dieß nicht ift, mo fe bie meifte Schwierigkeit finder ? XIV. Ob fie in.allen Körpern, oder nur in einie gen, befindlich ſey? Er nimmt das erfte auch felbft von der Luft als eine fehr wahrfcheinliche Hypothe⸗ fe an. XV. Ob es zweyerley Arten der Electricitaͤt gebe? Heſes wird geleugnet. a tiber Die Urſachen der Eleetricität. 417 XVI. Ob die electrifche Materie nicht mit dem, was man elementarifches Feuer und Licht nennet, ei« nerley ift? Die Aehnlichkeit ift gar zu groß, als daß ‚Herr Froller ſich enthalten Eönnte, zu Bejahung der Stage geneige zu ſeyn. Wir kommen endlich zum dritten Theile, wo Herr Nollet folgende Gedanken von den Lrfachen der Electricitärhat. Ale Wirkungen der Electricitätlafs fen fich auf zwo Hauptclaffen bringen :' Auf das An- ziehen und Zurückfloßen, und auf dag’ feuchten und damit verfnüpfte Stechen u.d.gl. Denn ob es gleich verfchiedene Erfahrungen giebt, die von einander fehr abzugehen fcheinen ; fo wird man doc) nach reifer Ueber⸗ legung, und wenn die Gewohnheit uns dahin ges bracht hat, daß wir das Blendende, womit diefe Era fheinungen uns anfangs einnehmen, deutlich betrach. tet, bald entdecken, daß fich alle electrifche Begebenhei⸗ ten zu einer von Diefen beyden Hauptclaffen bringen, oder aus den Urfachen derfelben mit herleiten laffen. DieBegebenheiten der erften Elaffe erfläret Herr Nol⸗ let durd) eine aus den vorhergehenden Verſuchen ans genommene Materie, die theils von dem electrifchen Körper heraus, theils aus der Luft in ihn bineindringr. Serner betrachtet er ebenfalls, auf Erfahrungen gegrüns det, jedes Theilchen ver electrifchen Materie, als ein Senertheildyen, Das mit einer fetten, ſchwefelichten oder falzigten Materie umgeben ift, wovon die Wirkungen von der andern Art herrühren. Wenn die ſolcherge— ftalt herausfahrende Materie an die hineinfahrende ftarf genug anftößt; fo wird die Materie, fo das Feuer gingehüllet hatte, abgeftoßen, und es zeigt ſich durch fein Dd5 Sicht, 418 Des Herrn Nollet Betrachtungen ec. Sicht, und fest die umliegende Materie ebenfalls in "Bewegung, wie ein angezuͤndetes Pulverkoͤrnchen mic dem ganzen, Haufen thut, Auf diefe Art erklärt Herr Mollet die vornehmiten Begebenheiten, Die zu den Hauptwirfungen jeder Claffe gehören, darinnen wir ihm aber, ohne zu große Weitläuftigfeit, nicht nach. Folgen koͤnnen. Gegenwaͤrtiges Werk ift nur ein kurzer Entwurf feiner Gedanken und Erfahrungen von der Electricität, den er weitläuftiger auszufuͤh— ven, und Daraus den fechiten Theil feiner Lesons de phyfique zu machen vers ſpricht. | V. An⸗ 419 Rear Anmerkung über das Blinkern der Fiſterne | Aus der Hifforie der parifer Akademie der Wiſſenſchaften, fuͤr das 1743 Jahr, 28 S. der pariſer Ausgabe Werſett! De meiſten der neuern Naturforſcher ſind darinnen eins, das Blinkern der Fixſterne, das zitternde Licht, das fie ung zuſchicken, und das fie von den Pla— neten unterfcheider, fey dem Zittern der Luft oder der Dünfte, fo ſich in der Luſt aufhalten, zuzufchteiben. Je⸗ dermann kann fich ſelbſt überführen, daß eine ähnliche ‚Erfcheinung von nidyts anders, als von diefer Urfache, ch herleiten läßt, wenn man den Horizont über einer weiten Ebene an einem heißen Sommertage betrachten vily Man wird alles da in einer zitternden Bewe⸗ gung ſehen. Eben das wird man einige Zoll über ei⸗ ‚ner Fenerpfanne, oder einem andern ftarf erleuchteten Gegenftande, fehen, wenn man e8 durch ein Senfter ‚betrachtet. Da die Krafteiner verfchiedentlich erhitz⸗ ten oder mit herumfliegenden Dünften vermifchten Luft, die Strahlen zu brechen, nicht einmal fo ftarf wie das andere ift; fo muß das Licht, wenn es durch⸗ geht, nothwendig verfchiedentliche Brechungen leiden, dadurd) die Öegenftände bald erhoben, bald gefenfet, und alſo zitternd vorgeftellee werden. Herr Newton (Prine. 1. 3. pr. 41.) ſetzt zu diefer allgemeinen Erklaͤ⸗ rung nod) einen andern Umftand, der nicht fo befanne ift, und vonihmfcharffinnigbemerfet wird. Die zit- ternde Luft, ſagt er, führer die Lichtſtrahlen, fo in das Auge 220 Anmerkungen Auge fallen follten, beftändig von unferm engen Aug⸗ apfel weg, und laͤßt fie nur ruͤckweiſe hineinkommen. Es iſt ein anders, wenn wir die Fixſterne mit großen Fernglaͤſern bettachten. Diefe Strahlen finden als- denn eine weitere Deffnung durch das Dbjectiv; und weil fie ſich an deffen Brennpuntce ſammlen, kommen ſie allezeit ohngefaͤhr in gleicher Menge in unſer Auge. Daher hat das Blinkern dorten ſtatt, und hier nicht. Man muß zugleich merken, daß dieſe Wirkung bey den himmliſchen Koͤrpern nur an einem ſehr großen und lebhaften Lichte empfindlich ſind, und deswegen gewöhnlich. bey den Planeten nicht gefehen werden. Nur Benus und Merkur zeigen bisweilen einen der- - gleihen Schimmer, weil fie der Sonne fo nahe find, ‚und ung ein fo lebhaftes Licht zufchicken: An der Sonne felbft, wenn man fie durch das Fernrohr und angelaufene Glas betrachtet, fcheint der äußere Nand wellenförmig zu zittern. Es bleibt alfo fein Zweifel übrig, daß das Blinkern der Firfterne nicht von den Dünften in der Luft herruͤhre; aber doch wird es nicht unnüße feyn, fid) davon durch Die unmittelbare Beob⸗ hans an einem Orte, wo keine dergleichen Duͤnſte in der reinen Luft ſind, zu verſichern. Herr Garcin, ein Doctor der Arztneykunſt, Mit: glied der koͤnigl. Iondenfchen Gefellfchaft und Corre⸗ fpondent der Afademie, hat in einem Briefe an Herrn Resumur, daraus hier ein Auszug mitgetheilet wird, - dieſe Beobadytung nebit vielen andern merfwürdigen Umſtaͤnden erzaͤhlet. In Arabien, gerade unter dem Wendezirkel des.Krebfes, wie auch zu Gomrom oder Bander⸗Abaßi, einem berühmten Hafen: des perfi- ſchen Meerbufens, hat Herr Garcin diefen von gr en , uͤber das Blinkern der Fixſterne. 421 ſten reinen Himmel bemerket. Dieſes Sand iſt, wie be⸗ kannt, ſehr heiß, und die Luft daſelbſt faſt das ganze Jahr uͤber vollkommen helle: Der Fruͤhling, Som⸗ mer und Herbſt, ſagt Herr Garcin, gehen vorbey, oh— ne daß man daſelbſt den geringſten Thau ficht*, Zu diefer Zeit fchlafen alle Leute oben aufden flachen Daͤ⸗ chern ihrer Häufer. Das Bette befteht aus einem laͤnglichten vierefigten Stuͤcke Zeug, daffelbe wird mir feinen vier Eden an zwo Kreuze befeftige, die fich fo weit öffnen koͤnnen, als bie Breite des Berttuchs ev: fordert. Auf diefem bloßen Tuche fchläft man ganz nacend, und legt nur ein oder zwey Küffen unter den Kopf, weil die große Hitze nicht zulaßt, mit mehr Bes deckung zu ſchlafen. Wenn man fid) alfo niederges legt hat, und ohngefähr erwacht; fo verfichere Here Garein, esfeynicht möglid), das Vergnügen auszu⸗ drücken, mit weichem fich in der ruhigen Stille der Nacht die Schönheit des Himmels, der Glanz der Sterneund ihre gemeine Bewegung vom Morgen gegen Abend betrachten ließe, Diefes prächtige Schaufpiel errege taufend "Betrachtungen, und rühreeden Gelehreen und Unmiffenden gleich ftarf. Es ift ein reines, beftändis ges und lebhaftes Licht, ohn einiges Blinfern, Nur | mitten * Vermuthlich ift dieß auch von dem Thaue auf den Pflanzen zuverflehen; denn was im folgenden von dem Mangel der Kräuter geſagt wird, iſt wohl nur von ae> willen, der Gonne zu fehr ausgefegten Gegenden, und ven Pflanzen, Die ohne menfchliche Sorgfalt wachfen, anzunehmen. Undin diefem Falle fcheint diefe Obſer— vation Herr Gerflens von verfchiedenen Naturforfchern angenommener Meynung, daß der Thau nicht fomohl ‚aus der Luft falle, als aus den Pflanzen ausſchwitze, eine Schwierigkeit entgegen zu feßen. 1 * 422 Anmerkungen mitten im Winter bemerkt man auch noch dazu ein ſehr ſchwaches Blinkern. Herr Garcin zweifelt alſo nicht, daß man das Blinkern der Sterne einer gerade ent⸗ gegengefegten Befchaffenheit der Luft, den Dünften, fo fid) in feuchten Ländern erheben, und mit der Luft vermengen, zufhreiben müffe, und feine Erklärung dies fer Begebenbeit ift mit dem, was wir anfangs davon gefagt haben, größtentheils einerley. Die Gegenden um den perfifhen Meerbufen find fo trocken, daß man daſelbſt nicht nur niemals einige Duͤnſte aus der Erden aufſteigen ſieht, ſondern auch in freyen, und den Sonnenſtrahlen ausgeſetzten Oer⸗ tern, waͤhrend der drey warmen Jahrszeiten, nicht ein Kraͤutchen erblickt. Die Erde iſt da wie calcinirt, und mehr Aſche als Erde, Nur drey- bis viererley- Arten von Bäumen dauren da in den unbebaueten Gegenden, und find noch: fehr felten. Das König- reih Dengalen, wo Herr Garcin auch Beobachtungen angeſtellt Hat, iſt ſehr unterſchieden. Ob es wohl mit dem perſiſchen Meerbuſen, und dem groͤßten Theile von Arabien, eine Breite, ja noch geringere hat; ſo wach⸗ ſen doch die Pflanzen daſelbſt im Ueberfluſſe, und die Duͤnſte zeugen ſich, beſonders durch den Thau. Man nimmt ſich auch daſelbſt wohl in Acht, ſo oft auf den Daͤchern zu ſchlafen, wie in dem mittaͤgigen Theile von Perſien, und als eine Folge hieraus, iſt das Licht der Sterne allezeit wankend, gleichwohl aber nicht ſo ſehr, wie in Europa. Dieſes erinnert uns an eine aͤhnliche Beobachtung des Herrn de la Condaminein Peru, Diefes Sand ift wegen des befondern Umſtandes berühmt, daß es daſelbſt niemals, oder BUN zu nen j Faft felten regnet, über das Blinkern der Fixſterne. 423 regnet, wenigftens an den Dertern, wo Feine Wälder find , unten an der Coröeliere z. E. zwifchen diefem Gebirge und den Meere, wie auch fängft des Golfo von Gugzaquil, bis nach der Hauptſtadt der Provinz Lima, etwa 17 Gr. füdlicher Breite, Herr Conda⸗ mine, ver alle diefe Gegenden Durchgereifer ift, bat auch angemerfet, Daß das Blinkern der Firfterne dar felbft viel ſchwaͤcher ſey, als bey uns, Herr Garcin iſt uns in einer gewiſſen Betrachtung zuvorgekommen, die ſich hier natuͤrlich über die afiati. ſchen Gegenden, als den Geburtsort der Sternfunft, darſtellet. Man begreift leichte, was ein beftändig reis ner und beiterer Himmel ihnen dießfalls für einen Vorzug vorder übrigen Erdfugel giebt, Herr Gar⸗ cin berichtet gleichfalls, dag die Bequemlichkeit, den Himmel mit feiner prächtigen Begleitung beftändig zu fehen, oder vielmehr die Unmöglichkeit, ihn nicht ohne Unterlaß zu fehen, aus den Einwohnern von Ban⸗ der⸗Abaſſi und den Gegenden da herum, faft fo viel Sternkundige gemacht hat. Das ungefähre Erwa— chen ift bey ihnen eine Gelegenheit zu 1000 Dbfervas tionen, auf die wir uns mit ſchwerer Mühe vorbereis ten, und die ung ein ungünftigee Himmel fo oft ver» derbt. Alle willen, einer gut, der andere ſchlechter, in diefem großen Buche zu lefen, und wenn fie bey Nach⸗ te aufmachen, die Zeit an der großen und prächtigen Ubr, die ihnen vor Augen ſteht, zu erfennen. Wenn die natürliche GefchicklichEeie fich mehr und mehr aus» wickelt, nach dem fie mehr Gelegenheit befümmt , ſich zu zeigen, und wenn diefelbe durch das menſchliche Geſchlechte gleich ausgerbeiler ift, wie viel In er 424 Anm · uͤber das Blinkern derFixſterne. ſcher muͤſſen ſolche Länder, wie Chaldaͤa, Aegypten, Arabien, geliefert haben, beſonders da die Wiſſen⸗ ſchaften in ihnen in Anſehen ſtunden. Einen neuen Grund, ſich in der Hypotheſe der Duͤnſte zu bekraͤftigen, nimmt Herr Garcin daher, daß das Blinkern der Fixſterne mit verſchiedener Stärfe und Geſchwindigkeit, nach den verfchiedenen Jahrszeiten, nach ihrem verſchiedenen Abftande vom Horizont, und einigen andern Umftänden, gefchieht. Er führer diefes, wie das übrige, mit vieler Einficht aus; aber es ift leicht, folches auf Die vorigen Grün de zu bringen, und wir überlafjen unfern Leſern das Vergnügen diefer Ergänzung. | VI. 425 RR BR SON, N, Di Heren de Buffon Abhandlung von den zufälligen Farben, Aus den Schriften der Eönigl. parifer Afademieder Wiffene ſchaften 1743 , 15 Nov. 147 ©. der parifer Ausgabe, Se ſehr man ſich auch in den naͤchſten Zeiten mit Unterſuchung der Natur der Farben befchäffti» get hat; fo feheint es doc) nicht, daß man viel weiter als Newton gekommen: nicht, als ob er die Sache erfchöpfer hätte; fondern weil die Narurforfcher größtene teils fid) mehr bemüher haben, ihn zu beftreiten, als ihn zu verftehen. Obgleich feine Örundfäge deutlich, und feine Erfahrungen unwiderfprechlich find: fo haben fich) Doch) fo wenig Leute Die Mühe genommen, die Ber bältniffe und den Zufammenhang feiner Entdecfungen aus dem Grunde zu unterfuchen, daß ich mich fiir ver« bunden halte, von der Art, wie die Farben überhaupt entftehen, genaue Begriffe zu geben, ehe ich von einer gewiſſen neuen Art von Farben handele, Man bat verfchiedene Wege, Karben hervorzubrin⸗ gen. Der erfteiftdie Brechung der Strahlen. Ein Lichtſtrahl, fo Durch ein dreyeckigtes Glas geht, bricht und ſpaltet ſich dergeftalt, daß er ein Bild, von unzaͤh⸗ lichen Farben zufammen geſetzt, bervorbringe. Die Unterfuchungen, fo man über diefes gefärbte Bild der Sonnen angeftellet, Haben uns belehret, daß das Son. nenliche aus unzähligen, verfchiedentlich gefärbten ı Band. Ce Lichte | 26 Des Herrn de Buffon Anmerkung aichtſtrahlen beſtehe, daß dieſe Strahlen ſich nach ſo mannichfaltigen Graden mehr oder weniger brechen laſſen, ſo vielerley ſie Farben haben, und daß einerley Farbe ſich beſtaͤndig auf einerley Art bricht. Alle durchſichtige Koͤrper, deren aͤußere Flaͤchen nicht mit einander parallel ſind, verurſachen Farben durch die Strahlenbrechung, die Ordnung diefer Farben ift un- veränderlich, und ob fie wohl unzählig find, hat man fie doch auf fieben Hauptbenennungen: Violet, Sins dig, Blau, Gruͤn, Gelb, Drange und Roth, gebracht. Jede von diefen Benennungen begreift einen beſtimm⸗ ten Theil von dem gefärbten Bilde in fich, in dem alle Schattirungen der genannten Farben enthalten find, ſo daß in der rothen Abtheilung alle Schattirungen von Roth, in der gelben alle Schattirungen von Gelb u. f.f; gefehen werden. In den Gränzen ver Abtheilungen zeigen fih Mittelfarben, die weder gelb noch roth ſind u. ſ.f. Newton hat mit gutem Grunde die Zahl diefer Hauptbenennungen auf fieben beſtimmet. Das gefärbreSonnenbild, fo erspectrum Solare nennt, zeige beym erften Anblicke nur fünf Farben: Bioler, Blau, Grün, Gelbund Roth. Die Lichrfirahlen find alsdenn noch nicht vollfommen von einander abgeſon⸗ dert, und die Farben ſtellen ſich noch verwirrt vor. Dieſes Bild beſteht aus unzähligen Zirkeln von ver ſchiedenen Farben, die ſo viel Sonnenteller vorſtellen, und dieſe Zirkel ſchneiden einer tief in den andern ein; daher iſt die Vermiſchung der Farben im Mittel aller diefer Zirfel am größten, und man findet die Farben nur an den geraden Seiten des Bildes rein. Wie aber die Farben daſelbſt ſehr ſchwach find, fo würden - fie auf diefe Art faſt unfennelich feyn, wenn man nicht ein „von den zufälligen Farben. 427 ein ander Mittel hätte, fie rein darzuſtellen. Man macht naͤmlich das Sonnenbild ſchmaͤler, dadurd) wird das Einfchneiden der Farbenzirfel in einander, und folglich die Vermiſchung der Farben vermindert, In diefer lichten Erfcheinung ſieht man die fieben Far⸗ ben ſehr wohl, man ſieht ihrer auch mit ein wenig Geſchicklichkeit noch mehr; denn ich habe oft 18 bis 20 Farben gezaͤhlet, deren Unterſchied meinen Augen empfindlich war, wenn ich nach und nach die verſchie— denen Theile der lichten Erſcheinung mit einem weißen Faden aufgefangen. Mit beflern Werkzeugen oder mehr Aufmerkſamkeit würde man vielleicht noch mehr zählen. Dem ohngeachtet theilet man fie mit Rechte nad) fieben Hauptbenennungen ein, Denn wenn mar von der lichten Erfcheinung fieben Abrheilungen, nach der Verhaͤltniß, die Newton angegeben, madıt; fo enthält jede Abtheilung Farben, die auch fo zufammen genommen, fich weder durd) das Prifma, noch fonft auf eine Art von einander abfondern faffen, und daher den Namen urfprünglicher Sarben enthalten. Wollte man nur ſechs, vier, fünf oder drey Abtheilungen mas hen: ſo wuͤrden fid) die Farben, fo injede davon gehös ten, aufs neue durchs Prisma theilen laffen, und folg= lic niche für vein und urfprünglich anzufehen feyn. Man Fann die urfprünglichen Farben alfo auf nicht wer niger als fieben Benennungen bringen , und man foll ihrer Feine größere Zahl annehmen, weil man ſonſt von den Abteilungen, in denen fich Farben von einerley Natur befinden, unnüglidy zweene oder mehr Theile machen würde, dadurch würde man ohne Grund einer ley Art von Farbe weiter theilen, und ähnlichen Sachen verfchiedene Namen geben. | Ce 2 | ' Es 4235 Des Heren de Buffon Abhandlung Es befindet ſich, durch einen beſondern Zufall, daß der Raum, ſo nach dieſen ſieben Abtheilungen von ur⸗ ſpruͤnglichen Farben eingetheilet wird, ziemlicher maßen mit einem Raume, der nach der Berhältnif der fieben mufifalifhen Töne eingetheilet ift, uͤbereinſtimmt: Aber dieß ift nur ein Zufall, daraus fich Feine Folge rung ziehenläßt. Diefe beyden Begebenheiten fließen eine nicht aus der andern, und man muß der Neigung, glei) Syftemata zu machen, ziemlich blindlings ergeben ſeyn, wenn man, wegen einer fo ungefähren Zufems menftimmung, Auge und Ohr gemeinen Gefegen unier» werfen, und miteinem diefer Werkzeuge nad) den Res geln des andern umgeben will, wenn man behauptet, es laffe fich den Augen ein Concert oder den Ohren eine Landſchaft vorftellen. Diefe fieben Farben wie fie durch die Straßlen. brechung entftehen, find unveränderlic), und erhalten alle Farben, und Schattirungen von Farben, die in der Welt find; die Farben des Priima, der Diaman- te, des Regenbogens, ver Wolfen, ver Höfe, rühren ‘alle von der Strahlenbrechung ber, und richten ſich ger nau nad) ihren Gefegen. Sie iftindeffen niche das einzige Mittel, Farben hervorzubringen. Das !icht hat außer der Eigene fchaft, daß fich feine Strahlen brechen laffen , noch) ans dere, die zwar von eben der allgemeinen Urſache her⸗ rühren, aber doch verfchiedene Wirkungen hervorbrine gen. Auf eben die Art, wie das licht ſich bricht und in Sarben jerfpaltet ; wenn es aus einem durchfichti= gen Körper in den andern geht, beugt es ſich auch an den äußern Flächen eines undurchfichtigen Körpers. Diefe Beugung, dabey das Licht nicht aus einem durch: ' ſichtigen von den zufälligen Farben. 429 fihtigen Wefen in dag andere gehr, heißt die Deus gung der Strahlen, und fie bringe eben die Farben, wie das-ordentliche Brechen der Strahlenvor. Die violetten Strahlen, die fich am meiften brechen, beus gen fi) auch am meiften, und das gefärbte Wölfchen, - fo ſich an dem dunfeln Körper, vermittelft der Beu⸗ gung, zeiget, iſt nur der Geſtalt nach von der lichten Erſcheinung, die aus dem Brechen der Strahlen ent⸗ ſteht, verſchieden. Zwar iſt die Lebhaftigkeit der Farz ben nicht einerley; aber fie haben noch eben die Ord« nung, ähnliche Eigenfchaften, eben die Zahl und das Hauptkennzeihen, wie durch dag Brechen, fo aud) durch das Beugen, das eine Art von jenen ift, unver« änderlich zu bleiben, | Das nmaͤchtigſte Mittel aber, deſſen fich die Natur, bedienet, Farben hervorzubringen, ift das Zurückwerfen der Strahlen. Alle materialifche Farben ruͤhren da- von her. Der Scharlad) ift aus feiner Urfache roth, als weil er die rothen Lichtſtrahlen haufig zurücke ſchickt, und die andern verſchlucket. Das Ultramarin ift blau, weil es Die blauen Strahlen zurücdwirft, und die an« dern ſich in feinen Zwiſchenraͤumchen verlieren. Eben fo verhält e8 ſich mic andern undurchfichfigen und durchfcheinenden Farben * Wenn die Theile, aus denen ein Körper befteht, durchgehende von einerley Dichtigkeit find, wird er durchſcheinend feyn, fie moͤ⸗ gen übrigens für eine Geftalt haben , was fie wollen, Wenn man aus einem durchfichtigen Körper fehr duͤn⸗ ne Scheibchen macht, bringen diefelben Farben hervor, Se DR RR ‚ deren * Herr Euler hat in feiner Theorie von den Zarben, fo in deſſen unlaͤngſt berausgefommenen Opufeulis befindlich iſt, wider diefe Erlaruna wichtige Einwuͤrfe gemacht. 435 8 Des Herrn de Buffo: Abhandlung deren Ordnung und vornehmſte Erſcheinungen von dem lichten Sonnenbilde und dem farbigten Woͤlkchen. Sie entſtehen auch nicht von der Beugung, ſondern Zuruͤckwerfung der Strahlen. Duͤnne Blaͤttchen, durchſichtige Koͤrper, Seifenblaſen, Vogelfedern u. d. gl. ſcheinen gefaͤrbt, weil ſie gewiſſe Strahlen durchlaſſen und andere zuruͤcke ſchicken. Dieſe Farben haben ih» re Geſetze, und kommen auf die Dicke der zarten Schale an; eine gewiſſe Dicke bringt allemal eine gewiſſe Far⸗ be hervor ‚ eine jede andere Dicke erzeuget nicht dieſe Farbe; aber eine andere, und wenn dieſe Dicke ins Unendliche vermindert wird, ſo, daß man ſtatt eines duͤnnen durchſichtigen Blättchens nur die glatte Ober⸗ fläche eines undurchfichtigen Körpers übrig behält; fo bringt diefe Glätte, fo man als den erften Grad der Durchſichtigkeit anfehen kann, wieder durd) das Zus ruͤckwerfen der Strahlen, Farben hervor, die ihre Ge⸗ fege haben, fo wieder verfchieden find. Denn wenn man einensichefkrahl auf einen metallenenSpiegel fallen laͤßt, gebt er nicht ganz unter dem Winfel zurücke, es zerffreuet fich ein Theil davon, und bringt Farben her— ‚dor, deren Erfcheinungen ſowohl, als bey den zarten Blaͤttchen, noch) nicht vollkommen recht find beobadjtet worden. Alle Farben, von denen ich bisher geredet habe, find natürlid), und rühren von den Eigenſchaften des Lichts allein her; aber es giebt andere, die mir zufällig ſchei. nen, und vielleicht mehr von der Befchaffenbeit uns ‚feres Auges, alsdes Lichts, herfommen. Wenn das Auge gefchlagen oder gedrückt woird, fieht man im Fin fern Farben; eben das bemerfet man, wenn es ver derbe oder ermüder iſt. Diefe Are von Farben hat mir von den zufälligen Farben. 431 mir nen, den Namen zufaͤlliger Farben zu ver⸗ dienen, damit man ſie von den natuͤrlichen unterſchei⸗ den, und weil-fie in der That nicht erfcheinen, als wenn Das Auge gezwungen, oder allzu ſtark erreget wird. Bor dem Herrn Turin hat niemand Bemerkungen, dieſer Art von Farben gemacht, gleichwohl haben ſie in verſchiedener Abſicht einen Zuſammenhang mit den natürlichen, und ich habe eine Reihe ſonderbarer Be— gebenheiten hievon entdecket, die ich, fo Eurz als möglich, erzählen will, Wenn man einen rothen Fleck oder eine rothe Fi⸗ gur auf weißem Grunde lange Zeit ſteif anſieht; z. E. ein kleines Viereck von rothem Papier, das auf weißem Papiere liegt, ſieht man um das kleine rothe Viereck eine Art einer Krone von mattem Gruͤn entſtehen. Betrachtet man alsdenn das rothe Viereck nicht mehr, und richtet das Auge auf das weiße Papier, ſo ſieht man auf demſelben ſehr deutlich ein Viereck von zartem Grün, das einwenig ins Blaulichte Fälle, Diefe Era ſcheinung Dauert, länger. oder Eürzer, nachdem die Em— pfindung des Rothen lebhafter oder ſchwaͤcher geweſen iſt. Das eingebildete gruͤne Viereck iſt eben ſo groß als das wirkliche rothe, und die gruͤne Farbe verliert ſich nicht eher, als bis das Auge wieder in Ordnung ges bracht iſt, und fig) nad) verſchiedenen andern Gegenflän« den gelenket hat, deren Bilder den zu ſtarken Eindruck des Rothen wieder meggenommen. Sieht man einen gelben Flecken auf weißem Grun⸗ de lange Zeit ſteif an; ſo entſteht um den Fleck eine Einfaſſung von blaſſem Blau, und wenn man das Aus ge wo anders hin auf den weißen Grund richtet, ſieht man deutlich einen blauen Fleck von eben der Geſtalt u Ce4 und — 432 Des Herrn de Buffon Abhandlung und Größe, mie den gelben, und diefe Erfcheinung dauret wenigftens eben fo lange, als die Erfcheinung des grünen, fo vom rothen entftand. Es hat au) mir und andern, die noch beffere und ftärfere Augen, als ic), hatten, da wir diefen Verſuch wiederholten, gefchienen, als wäre der Eindruck des Braunen ftärfer, als bey dem Kothen geweſen, und als hätte die blaue Farbe, fo davon entftanden, ſchwerlicher verſchwinden wollen, als die grüne, fo vom Nothen berfam. Dies fes fheint eine Muchmaßung Newtons zu beftär- Ten, daß die braune Farbe unter allen das Auge am meiften angreift. — Br k Wenn man einen grünen Fleck auf weißem Grunde lange Zeit fteif anfiehe, entſteht um den grünen Fleck eine weißlichte Farbe, dieeine ſehr matte, faft unmerk⸗. lihe Schattirung von Purpur hat. Wenn man aber das Auge von dem grünen Flecken auf den weißen Boden richte, fieht man deutlich einen blaffen Pur⸗ purfleck, der eine Farbe wie blaffe Amerhyften hat. Diefe Erfcheinung ift ſchwaͤrzer, und dauret bey wei- tem nicht fo lange, als die blauen und grünen Farben, die vom Gelb und Roth entftanden. | Eben fo fiehe man nach fteifer Betrachtung eines blauen Flecks auf weißem Grunde um den blauen Fleck eine weißlichte, etwas roͤthlich gefärbte Einfafs fung entftehen, und wenn man ftatt des blauen Flecks den weißen Grund betrachtet, fieht man einen blaß⸗ rotben led, der noch die Geftalt und Größe des blauen hat. Diefe Erſcheinung dauret nicht länger, als die Purpurfarbe, fo vom Grün entftanden. . Bey aufmerffamer Betrachtung eines ſchwarzen Flecks auf weißem Grunde, zeiger ſich ebenfalls * den war⸗ En ” von den zufälligen Farben. 433 ſchwarzen Fle eine lebhaft weiße Einfaffung; und wenn nachgehends das Auge auf den weißen Boden gerichtet wird, ſieht man den vorigen Fleck dafelbft mit einem viel lebhaftern Weißen, als der Grund ift, genau abgezeichnet. Diefes Weiße ift nicht matt, fondern glänzend, wie das Weiße des erften Grades in den farbigten Ringen, die Newton befchrieben bat. Gegentheils, wenn ein weißer Fleck auf ſchwar⸗ zem Boden betrachtet wird, fieht man den weißen Fleck ſich nach und nad) entfärben, und wenn man das Auge aufeine andere Gegend des ſchwarzen Grundes bringt, ſieht man dafelbft einen lebhafter ſchwarzen Fleck, als der Grund iſt. + Man hat alfo hier eine Reihe zufalliger Farben, die mit den natürlichen einen gewiflen Zufammenhang ha« ber. Das natürlihe Rothe erzeuger das zufällige Grun, das Belbe bringt Blau, das Brüne Pur pur, das Blaue Rorb, das Schwarze Weiß, und das Weiße Schwarz hervor. Diefe zufällige Farben befinden fich nur in dem angegriffenen Auge, denn ein anderes fieht fie nicht. Sie haben aud) et= was an fich, Dadurch man fie von den natürlichen Sara ben unterfcheiden fann. Sie find zart, glänzend, und ſcheinen in verfchiedenen Entfernungen zu ftehen, nach⸗ dem man fie mit weiten oder nahen Gegenftänden ver» gleicht. Alle dieſe Erfahrungen ſind mit matten Farben und gefaͤrbten Stuͤcken Papier oder Zeugen angeſtellet worden; aber ſie gehen noch beſſer von ſtatten, wenn man fie mit glänzenden Farben, als: ſtatt gelben Pas piers oder Zeuges mit glänzenden und polirtem Golde, ſtatt weißen Papiers mit polirtem Silber, ftatt blauen | e5 | mit 434 Des Herrn de Buffon Abhandlung mit Safurftein u.f. w. vornimmt. Der Eindrud dies fer glänzenden Farbe lebhafter, und dauert län. ger. Jedermann weiß, daß man nach Betrachtung der Sonne das farbigte Bild derfelben auf allen Gegen- ftänden fiehe.. hr allzu tebhaftes Licht. wirket das in einem Augenblicke, was ordentliches Licht der Körper, erft nad) einer Aufmerkſamkeit von einer oder ein Paar Minuten auf ihre Farben wirken kann; dieſe gefar« bigten Sonnenbilder, Die das erregte und geblendete Auge überall mit ſich herumfuͤhret, find Farben von dem Geſchlechte, wie ich ißo erfläret habe, und ihre Erflüs rung läßt ſich aus eben der Theorie geben Ich will die Gedanken, die mir hieruͤber eingefallen ſind, nicht hier ausfuͤhren. So verſichert ich von Meinen Erfahrungen bin, fo bin ic) noch nicht wegen der Folgen, die fid) daraus ziehen laffen, gewiß genug, 2 ich darauf eine Theorie diefer Farben wagen dürfe sch will mich begnügen, andere Bemerfungen 5 fo die vorhergehenden Erfahrungen be- Fräftigen, und ohne Zweifel der ganzen Sache mehr Licht geben werden. Bey einer langen und ſteifen Betrachtung eines lebhaften rothen Vierecks auf weißem Grunde ſieht man anfangs die kleine Einfaſſung von zartem Gruͤn, davon ich oben geredet habe, entſtehen. Faͤhrt man fort, das rothe Viereck ſteif zu betrachten, ſo ſieht man, wie ſich das Mittel deſſelben entfaͤrbet, und die Seiten ſtaͤrkere Farben bekommen, daß alſo gleichſam ein Rah⸗ men von einem viel ſtaͤrkern und dunklern Roth, als - . das Mittel iſt, entſteht. Entfernt man ſich pr ends von den zufälligen Farben. 435 hends ein wenig, und fähre beftandig fort, esfteif anzu⸗ fesen, fo fiehe man, daß der dunkelrothe Rahmen in den vier Seiten fich in zween Stücken zertheiler, und ein Kreuz von einem eben fo dunfeln Roth bildet, Das rothe Viereck ſieht alsdenn aus, wie ein Fenſter, durch das mitten quer durch ein farfes Kreuz, und vier weiße Felder hat. Denn der Rahmen diefer Art von Fen⸗ fter ift von einem fo ftarfen Roth, als Das Kreuz. Wenn man immernoch fortfährt, vecht flarr Darauf zu ſehen, verändert fich dieſe Erſcheinung wiederum, und alles verwandelt ſich in ein laͤnglichtes Viereck, das ein ſo dunkeles, ſtarkes und lebhaftes Roth hat, daß die Augen davon ganz verblendet werden. Dieſes laͤnglichte Viereck hat noch die Höhe des Quadrats, aber nicht den ſechſten Theil ſeiner Breite. Das iſt das letzte, wie weit das Auge es ausſtehen kann, fo ans gegriffen zu werden, und wenn man folches endlich da⸗ von reg, und auf eine andere Gegend des weißen Grundesrichtet, fieht man ftatt des wirklichen rothen Duadrats, das Bild des erfcheinendenrothen länglich“ sen Vierecks genau abgezeichnet, aber von einer glän« zenden grimen Farbe, Dieſer Eindruck dauret lange- Zeit, entfärbet fihnur nach und nach, und bleibt noch im Auge, auch nachdem man es zugemacht. Was ic) vom rothen Quadrate gefagt, frifft auch ein, wenn man ein gelbes, ſchwarzes, oder von einer jeden andern Far⸗ be, lange Zeit anfieht. Es erfcheinen ebenfalls der " gelben oder fchwarzen Nähmen, das Kreuz und längs lichte Viereck, und der zurückbleibende Eindrud iftein blaues oderein weißes glänzendes, länglichtes Viereck, nachdem man ein gelbes oder ſchwarzes Quadrat bes trachtet Bat u. ſ. f. | Ich 436 Des Herende Buffon Abhandlung Ich Habe diefe Erfahrungen von verfchiedenen Pers fonen anftellen laffen, fie haben eben die Farben und eben die Erfcheinungen gejehen , wie ih. Einer von meinen Sreunden hat mich bey bieſer Gelegenheit ver⸗ ſichert, daß, als er einſtens eine Sonnenfinſterniß durch ein kleines Loch betrachtet, das farbigte Sonnenbild ihm mehr als drey Wochen lang auf allen Gegenſtaͤn⸗ den erſchienen waͤre, wenn er die Augen auf glaͤnzen⸗ des Gelb, z. E. auf goldene Bordirung richtete, ſaͤhe er einen Purpurfleck, und auf Blau, z. E. auf ein Schieferdach, einen gruͤnen. Ich habe felbft oft die Sonne betrachtet, und ebendie Farben gefehen: Wie ich mir aber durch diefes Anfehen Schaden an den ‚Augen zu thun fürchtete, habe ich lieber meine Ver⸗ fuche an gefärbten Zeugen fortfegen wollen, und ic) habe wirklich gefunden, daß die zufälligen Farben ſich veraͤndern, wenn ſie mit den natuͤrlichen vermiſcht wer⸗ den, und daß ihre Erſcheinungen eben den Regeln fol⸗ gen. Denn wenn die zufaͤllige gruͤne Farbe, die vom natuͤrlichen Rothen entſteht, auf einen rothen glängen« den Boden fällt, verwandelt fie fich aus dem Grünen ins Gelbe. Fällt das zufällige Blau, fo vom natür- lichen lebhaften Gelb entfprungen, auf einen gelben Grund, fo wird es grün, ſo daß die Farben , die aus der Bermifhung der zufälligen Farben mit den na⸗ türlichen entitehen, eben die Regeln beobachten, und eben die Erfcheinungen darftellen, fo die natürlichen Sarben bey ihrer Vermiſchung und Zufammenfegung mit andern natürlichen zeigen. Diefe Beobachtungen koͤnnen von einigem Nugen feyn, die Augenkranfheiten kennen zu lernen, die ver- muthlich von den zufälligen Farben. 437 muthlich von einer durch gar zu lebhaften Eindruck des Lichtes verurfachten großen Erfehürterung herruͤh⸗ ren. Eine von dieſen Unbequemlichkeiten iſt, daß man allezeit vor dem Auge farbigte Flecken, weiße Zirs kel, oder ſchwarze Pünctchen, wie Mücken herumflat⸗ tern ſieht. Ich Habe viel Leute darüber klagen hören, und in einigen medicinifchen Schriften gelefen, daß dergleichen ſchwarze Pünctchen allemal vor dem ſoge⸗ nannten ſchwarzen Staar (gutta Serena) vorberges ben. ch weiß nicht, ob ihr Ausſpruch ſich auf die Erfahrung gründet; denn ich habe diefes ſelbſt em- pfunden, ich habe länger als drey Monate ſchwarze Tüpfelhen, und zwar in folder Menge gefehen, daß ich darüber fehr befümmert wurde. Ich habe ver: mutblich meine Augen durch Anftellung vorerzählter Berfuche, und durch Betrachtung der Sonne, zu fehr angegriffen; denn damals erfchienen mir diefe ſchwar⸗ zen Tüpfelchen, die ich fonft nie gefehen. Cie wur: den mir endlich fo beſchwerlich, befonders wenn ich von . ber Sonne fehr ftarf erleuchtete Sachen betrachtete, daß ich die Augen davon abwenden müffen. Vor als len war mir das Gelbe unerträglich, und ich war ges noͤthiget, in dem Zimmer, dasich bewohnte, ftatt der gelben Borhänge, grüne zu nehmen. Ich habe mid) Darauf gehüret, alle zu ftarfe Farben und glänzende Sachen anzuſehen, dadurch hat fich die Zahl dieſer Puͤnctchen nad) und nach vermindert, und ißo fühle ich Feine Befchwerung mehr davon. Daß diefe ſchwar⸗ zen Tüpfelchen von einem zu ftarfen Eindrucke des Lichte berrühren, bin ich dadurch überzeuget worden, meil ich nad) Betrachtung der Sonne allemal ein farbige Bild, dasich bald viel bald wenig Zeitlang, auf alle Sachen vor 438 Des Herrn de Buffon Abhandlung vor mir brachte, und wie ich die verfchiedenen Schar tirungen dieſes farbigten Bildes mit Aufmerkſamkeit verfolgte, habe id) erkannt, daß es ſich nach und nach entfärbte, und endlich in ein ſchwarz Tüpfelchen ver- änderte, | | | rg Ich will bey diefer Gelegenheit efiwas genugſam merfwürdiges erzählen. Ich bin nie von diefen ſchwar⸗ zen Tüpfelchen mehr beſchwert gemefen, als wenn der Himmel mit weißen Wolken bedeckt geweſen. Diefe Are vom Tagelichte beunrubigte mich mehr, als der heiterfte Tag. In der That ift das Licht, fo ein mic weißen Wolken bedeckter Himmel zurüd wirft, viel häufiger, als das eine reine Luft zurüce ſchickt, und die Sachen, fo unmittelbar von der Sonne erleuchtet ‚werden, ausgenommen, find alle andere, fo im Schatten liegen, viel weniger erleuchtet, als die ein Licht bekom⸗ men, das von einem mit Wolken bedecften Himmel auf fie geworfen wird. | et — * Ehe ich dieſen Aufſatz endige, muß ich noch eine Be⸗ gebenheit anzeigen, die vielleicht außerordentlich ſchei⸗ nen wird, aber nichts deſto weniger gewiß iſt, und da⸗ bey ich mich verwundere, daß fie noch von niemanden bemerfet worden. Die Schatten der Körper, die als eine bloße Beraubung des Lichts allemal ſchwarz ſeyn folfeen, find beym Auf» und Untergange der Sonne allemal gefaͤrbt. Ich habe diefen Sommer mehraals 30 Morgenröthen und eben fovielmaliges Untergehen der Sonne beobachtet; alle Schatten, die auf was Weißes, als aufeinerweiße Mauer fielen, waren bis« weilen grün, und manchmal blau, von einem fo leb⸗ ’ haften bvon den zufälligen Farben. 439 ei Blau, als das fhönfteAfur. Ich habe diefe Begebenheit verfchiedenen Perfonen fehen laffen, die darüber fo erftaun find, alsich. Die Jahrszeit träge nichts dazu ben; denn nur vor acht Tagen habe ic) noch blaue Schatten gefehen, und wer fich nur die Mühe geben will, den Schatten feines Fingers beym Auf» oder Untergehen der Sonne mit einem weißen Papier aufzufangen, wird einen blauen Schatten, wie ich, ſehen. Esift mir nicht bekannt, daß ein Stern» fundiger, ein Naturforſcher, oder jemand anders, von dieſer Begebenheit geredet hätte; und ich Habe geglaubt, der Neuigkeit wegen würde man mir erlauben, fie kurz anzuzeigen, | s' Den legt verwichenen Julius mar ich mit. meinen zufälligen Farben befchäfftiger, und fuchfe die Sonne zu fehen, deren Licht dem Auge erträglicher iſt, wenn fie untergeht, als zu einer andern Zeit des Tages, Ich wollte die Farben zu derfelben Veränderungen, fo durch ihren Eindrurf entftanden, beobachten; da= bey bemerkte ich, daß die Schatten der Bäume, die - auf eine weiße Mauer fielen, grün waren. Ich bes fand mich an einem erhabenen Orte, und die Sonne gieng in einer Deffnung zwifchen zween Bergen unter, fo daß fie mir fehr tief unter meinem Horizone zu ſte⸗ ben ſchiene. Der Himmel war heiter bis auf die Abendfeite, die zwar von Wolken fren, aber mit einem Durchfichtigen Vorhange röthlichgelber Duͤnſte übers zogen war: Die Sonnefelbft ſahe fehr roth, und mes nigftens viermal größer, als um Mittag, aus. Ich fahe daher Schatten von Bäumen, die 20 bis 30 Fuß von der weißen Mauer waren, ſehr Deutlich, wie 4 \ fie 440 Des Herrn de Buffon Abhandlung fie ein zartes Gruͤn, das etwas ins Blaue fiel, zeigten. Der Schatten eines Gebüfches drey Fuß weit von der Mauer war auf derſelben genau abgezeichner, als wenn man ihn ganz frifch mit Srünfpan gemahlet haͤt⸗ ee. Diefe Erfcheinung dauerte faſt fünf Minuten, nachgehends nahm die Farbe mit dem Sonnenlichte ab, und verſchwand erft völlig, wie Die Finfterniß an gieng. Den Tag darauf gieng ich bey aufgehender Sonne, andere Schatten auf einer andern weißen Mauer zu betrachten; aber ſtatt fie, wie ic) vermurhe: te, grün zu finden, fahe id) fie blau, oder vielmehr von der lebhafteſten Indigfarbe. Der Himmel war hei⸗ ter, und es befand ſich nur ein kleiner Vorhang von gelblichten Dünften gegen Morgen. Die Sonne gieng hinter einem Hügel auf, fo, daß fie mir über meinem Horizont erhoben ſchiene; die blauen Schat- ten dauerten nur drey Minuten, und fchienen mit nachgehends ſchwarz; eben Den Tag fahe ich wieder bey untergehender Sonne grüne Schatten, wie den Abend zuvor. Sechs Tage verftrichen nachdem, ohne daß ich die Schatten beym Untergehen der Sonne hätte fehen koͤnnen, weil fieallezeit mit Wolken bedeckt war. Den fiebenten fahe ich die Sonne beym Unterge« ben; die Schatten waren nicht mehr grün, fondern fhön afurblau; ich bemerkte, daß die Dünfte nicht in großer Menge vorhanden waren, und daß die Sonne, weil, fie während diefer fieben Tage fortgeruͤcket, hinter einem Felfen niedergieng, der fie verfchwinden machte, ehe fie tiefer, als mein Horizont war, fommen Fonnte. Von dieſer Zeit an babe ic) die Schatten beym Auf- und Untergange der Sonne, ſehr oft, und allemal blau | geſehen. von den zufälligen Farben. 441 geſehen. Bisweilen waren fie fehr lebhaft blau, manchmal blaß, manchmal dunfelblau , aber bes ftändig und alle Tage blau. Diefe Beobadh- tung bat mic) auf einige Unterfuchungen des Sichtes, der auf» und untergehenden Sonne, im« gleichen auf das Licht, fo durch verfchiedene farbige te Körper gebt, geführee, davon ich der Akade⸗ mie in einer andern Abhandlung Rechenfchafe geben werde, Wr) u ra 442 MNachricht LEE 5 Ze SE E.ZE R* ZE Ze 22 22 2 2 22 22 * * 5 — — Wi | Nachricht von dem Baue des Reißes. Aus der botaniſchen Abtheilung der Geſchichte der pariſi⸗ ſchen Akademie der Wiſſenſchaften 1743 uͤberſetzt. De Reiß erfordert, wie die meiſten andern Pflan⸗ zen, eine beſondere Wartung, und dieſelbe muß deſto umſtaͤndlicher beſchrieben werden, wenn man ſie in einem Lande vornehmen will, wo er natuͤrlicher Weiſe nicht waͤchſt. Dieſe Pflanze treibt Stengel oder Roͤhren von drey bis vier Fuß Hoͤhe, ſo ſtaͤrker und feſter als bey dem Weizen, und mit Knoten ab« getheilet find. Seine Blätter find lang, fleifchicht,und den Blättern des Rohrs oder Lauchs ziemlich ähnlich. Die Blumen kommen an den Spißen des Stengels heraus, und fehen der Gerſte ähnlich; aber die folgen» den Körner machen jtatt einer Aehre einen auggebrei- teten Buſch oder Straus, und find in eine gelblichte Capſel oder Schale eingefchloffen, Die aus zwo Kugeln befteht, fo ſich rauh anfühlen, und von denen eine fich in einen langen Faden endiger. Es ift bekannt, daß dieſe Körner weiß und länglicht fin. WVUeberhaupt wird der Reiß in feuchten moraftigen Gegenden warmer Laͤnder erbauet, wenigftens, wenn man dieſes nad) den Sändern beurtheilen darf, wo er am gebräuchlichften ift, und der Einwohner meifte Nahrung ausmacht. Tin diefen Umftänden befinden ſich die ganze Levante, Aegypten, Indien und China. Die Theile von Europa, wo man das meifte von ihm findet, find Spanien und Stalien, und daher wird faſt =," GRLE . von dem Baue Des Reißes. 443 aller Reiß gebracht, ven man in Frankreich verbraucht. Herr Barrere, der Arztneykunſt Doctor, und koͤnigl. Profeſſor zu Perpignan, Correfpondent der Afabemie, hat die Wartung diefer Pflanze, zu Balentia in Spa« nien, wie auch in Catalonien und Roußillon, aufmerfa fam betrachtet, und uns eine Nachricht davon zugefandf, von der wir hier das merfwürdigfte liefern. Den Reiß mit Nutzen zu ziehen, und zu machen, daß erviel trägt, erwaͤhlt man eine niedrige, feuchte, und et⸗ was fandigte®egend, die ſich leicht austrocknen läßt, Da= bin aber auch leicht Waſſer Fann geleitet werden. Man muß das fand, wohin man ihn faen will, nur einmalim März umarbeiten, Nachgehends macht man darinnen verfchiedene Beete oder Vierecke von gleicher Größe, beren Die eine Seite 15 bis 20 Schritte haft. Diefe Beete werden von einander durch aufgeworfene Ein- faffungen etwa zwo Fuß hoch und einen Fuß breit ab⸗ gefondert, auf daß man aufden Einfaffungen allemal trocken gehen kann, Damit das Waſſer leichter aus ei⸗ nem Reißbeete ins andere läuft, und ſich, ohne weitere Ausbreitung , in jedem aufbehalten läßt, Man ebnee auch das Erdreich, nachdem es umgraben worden, Daß es durch und Durch eine Höhe hat, und das Waſ⸗ fer darauf überall gleich ftehen kann. Wenn das Erdreich fo zubereitet worden, laßt man einen ober einen halben Fuß hoch Wafler Darüber lau⸗ fen. Diefes gefchieht im Anfange des Aprils; nachdem füet man den Reiß folgendergeftale: Die Körner muͤſ⸗ fen feyn in ihrer Kugel oder Hülle aufbehalten wor⸗ den, und drey oder vier Tage in einem Sade im Waf- fer gemweicht haben, bis fie auffchwellen und zu Feimen anfangen. Ein Mann, fo barfuß gebt, wirft diefe | Sf Koͤr⸗ —* 444 Nachricht Koͤrner auf die uͤberſchwemmten "Dec, und folgt ohn⸗ gefähr ſolchen Linien, wie die Surchen beym Ausfaen des Öetreides, Der Reiß, ver alfo aufgefchmellt, und allemal ſchwerer als das Waſſer iſt, fenft fich nieder, hängt jich an die Erde, und dringt felbft, mehroderwe niger hinein, nachdem fie fehr erweicht iſt. In demKoͤnig ⸗· reiche Valentia wird der Reiß v. einem zu Pferde geſaͤet. Auf den beſaͤeten Feldern muß man das Waſſer bis mitten im May erhalten, da man es ablaufen laͤßt. Dies ferlimftand wird zum nörhigen Wachsthume u.vortheils haften Treiben des Reißes für unumgänglich gehalten, Sm Anfange des Junius führet man das Waſſer zum zweytenmale in die Reißbeeten, und man pflegt es gegen Das Ende deffelben abzuziehen, das Unkraut, befonders Kannenfraut (préêle), und eine Art Cyper⸗ graß (une Elpece de Souchet) auszujäten, die unter dem Neiße wachfen, und fein Fortkommen hindern. | ° . Endlich waͤſſert man ihn das drittemal, um die Mits te des Julius, und er muß, bis er blüher, das ift, bis mite ten indenSeptember, gewaͤſſert feyn. Man läßt alsdenn das Waſſer zum leßtenmal ablaufen, u. diefe Trocfnung dient, daß die Soñe unmittelbarer auf die Saͤfte allewir: ken kann, die das Waſſer mit in das Reißbeet gefuͤhrt har, daß der Reiß Koͤrner treibt und reift, und daß man ihn endlich bequem hauen kann. Dieſes geſchieht um die Mitte des Octob. da das Korn vollkommen geworden iſt. Man bauer den Reiß ordentlich mit der Kornfenfe, oder, wie in Catalonien gewöhnlich ift, mit einer Sen: fe, deren Schärfe fehr zarte Sägenzähne bat. Man bringt den Reiß in Garben , läßt ihn trocknen, und fehaffer ihn nachgehends in die — * an von . feiner Einwicelung 102 zu machen. Diefe von dem Baue des Reißes. 445 Dieſe Muͤhlen find den Pulvermuͤhlen ziemlich aͤhn⸗ lich, nur daß die Hoͤhlung fuͤr den Stempel davon unter⸗ ſchieden ift. Ordentlich liegen ſechs große Moͤrſer in ges rader Linie, in deren jeden ein Stempel fällt, Der Kopf von demfelben iftwieein Tannzapfen geftaltet,einen hal⸗ ben Fuß lang,und fünf Zoll im Diameter, mit Eiſen bes fchlagen, und ringsherum wieein Chocolatenquerl aus⸗ geſchnitten. Wir wollen uns nicht aufhalten,die Kraft zu befchreiben, mit der er in ‘Bewegung gefeger wird, fie kann nach verfehiedener Bequemlichkeit der Derter man nichfaltig feyn.: In Spanien und Catalonien bedient er ah Pferdes, fo in ein großes Rad gefpanne 1 U. J. Fa Der Reiß, fo in falzigtes Erdreich) gefüet wird, treibt dafelbft ordentlich ftärfer, als anderswo. Man bekoͤmmt 30 bis 4ofache Frucht. Folglich würden, wenn alles uͤbrige gleich wäre, die Küften und Länder an der See am beften dazu feyn. Es gehöret übrigens nicht hieher, auszumachen, ob manden Bau des Reißes unterftügen,erlauben oder ver- bieten folf. Ein Befehl des obern Raths von Roußillon hat ihn dafelbft vor einigen Jahren unterfagt, weil man geglaubet, die Ausduͤnſtungen der fumpfigtenDerter, wo manden Reiß faet, verurfachten Krankheiten und Ster⸗ ben. Hr. Barrere führet verfchiedene®ründe an,die ung von dieſer Furcht befreyen Eönnen, und ſchlaͤgt zugleich Mittel vor, allen Uinbequemlichfeiten, die man fcheuen koͤnnte, zuvor zu fommen. Diefes mag feyn, wie es will; foift es bey einer Frage, die fich an fich ſelbſt, und in Ab» ficht aufdie Handlung, fo weit ausbreitet, allemal nuͤtz⸗ lich, zu willen, wie man fich verhalten muß, ſich eine fo nüslihe Pflanze zu verschaffen, wenn man ihren Bau für vortheilhaft Halten ſollte. | | ER 446 Nachricht von einer Empfängniß Ian a 8 ak RN VI. —* “ \ Nachricht von einer Empfaͤngniß außerhalb der Baͤrmutter, von }, Starkey Ryddelton, Doctor der Arztneykunſt. ueberſetz aus den philoſophiſchen Abhandlungen der eng⸗ Be lie der —— 475 Rum. 336 Sondon, am 28 März, 1745. a Yes die Empfängniffe außerhalb der Baͤr⸗ mutter fchon öfters Durch ungezweifelte Beyſpie⸗ le beſtaͤtiget worden ſind, dergleichen viele in den Schriften der koͤniglichen Geſellſchaft aufgezeichnet ſte⸗ hen: ſo habe ich dennoch dafuͤr gehalten, ein Satz von ſo außerordentlicher Beſchaffenheit koͤnne nicht ſtark genug unterſtuͤtzet werden, weil derſelbe von der aͤußer⸗ ſten Wichtigkeit iſt; indem er ſowohl die gewoͤhnliche Meynung von der Empfaͤngniß uͤberhaupt bekraͤfti⸗ get, als auch denen zur Belehrung und zur Kegel Dies net, die insbefondere fid) mit der Hebammenkunſt be⸗ ſchaͤfftigen. | Ich willdaher Feine große Entſchuldigung machen, daß ich dieſer gelehrten Geſellſchaſt eine Begebenheit vorlege, die einen fo überzeugenden Beweis von die— fem Sage abgiebf, und zugleich dur) Zeugen * J außerhalb der Baͤrmutter. 447 —— iſt, daß weder die Geſchichte ſelbſt, noch | bie Umſtaͤnde derfelben, den mindeften Zweifel leiden. Am legtverwichenen 28 Detober wurde ich zueiner Frau gerufen, von ungefähr 42 jahren. Als ich zu ihr kam, fo fagte fie mir: fie habe des Tages zuvor einen Blutfluß gehabt, und diefes habe fie ein wenig befremdet, weil ihre monatliche Reinigung feit faft eis nem Jahre her fehr unordentlich geweſen fen. Sie klagte zugleich über große Schmerzen im Baus che und in den Senden; imgleichen über ein beftändis ges Ziehen * ſowohl vorwärts als hinterwärts, und diefes hielte noch immer an, ungeachtet der Dtuuß Damals auf gewiſſe Weiſe geſuler war. Ich verordnete ihr ein gelindes Linderungsmittel ** 5 auf dieſelbe Nacht, und am folgenden Tage traf ich fie in großen Schmerzenan. Damals fagte fie zu mir: ſie habe Urſache zu glauben, daß fie mit einem Kinde ſchwanger gehe, Ich befuͤhlte fie, und fand den innern Muttermund gänzlich verſchloſſen. Ich verfuhr damals bey mei⸗ ner Unterſuchung eben nicht ſehr genau; weil ich we— gen deſſen, was ſie mir geſagt hatte, es fuͤr bekannt annahm, daß die Natur in kurzem die Baͤrmutter in den Stand ſetzen werde, ſich ihrer Laſt zu entledigen; ungeachtet es für itzo nicht das mindeſte Anſehen dazu hatte. Ich verordnete derſelben ein ſchmerzſtillendes Elyſtier, und darauf ein Linderungsmittel zu nehmen. Am folgenden Tage fand ich, daß ihre Schmerzen noch anhielten, und itzo einem Stuhlzwange aͤhnlich waren; wiewohl ſo heftig, daß ſie die ganze Nacht dafuͤr nicht ruhen Fonnte, Ich verordnete das Elyſter und Lin⸗ | Ff 4 Berge * Tercing, ** Paregoric, 448 Rachrichtvoneiner Empfängnif derungsmittel noch einmal zu brauchen. Des Tages darauf (da ich dieſelbe in großen Schmerzenantraf ‚und. daß fie noch immer feine Ruhe hatte, und ein wenig fie« briſch mar), verordnete ich ihr acht Lingen Blut zu laffen, und mit dem $inderungsmittel fortzufahren; imgleis chen, das legtere fo oft zunehmen, als fie es File rathfam finden würde, weil fie nach dem Gebrauche deffelben manchmal ziemlich wohl rubete. So bald aber die Wirfung des Opiums aufhörere : fo kamen die Schmer⸗ zen allezeit wieder. Nachdem hierauf verſchiedene Tage ohne die gering« fteBeränderung vorbey gegangen waren: fo.befühlte ich fie abermals, und befand den Muttermund noch fo feft verfchloffen, als jemals. Bey genauerer Unter ſuchung aber fühlte ich etwas, Das mir vorkam wie der. Kopf ei⸗ nes Kindes, das fich in feinen Häuten beweget. Sch fagte ihr meine Gedanken von ihrem Zuflande, und daß es nicht in meinem Vermögen ftebe, ihr zu helfen. Man müffeder Natur ihren Sauf laffen, oder wenigfteng müffe man von ihr die Anzeigen erwarten, wie man zu verfahren habe. Sie ſchien über meiner Rede ſehr erſtaunt zu ſeyn, und fragte mich: ob mir in meinem Leben dergleichen Fall jemals vorgefommen fey ? Ich antwortete ihr: ich habe bereits gegen 20 Sabre lang die Hebammenfunft getrieben ; es fey mir aber dergleichen Fall, wie diefer, noch niemals unter die Hände gekommen, Denn ich wiffe gewiß, daß ich den Kopf eines Kindes gefühlet habe; könne aber nicht. unfehlbar fagen, ob dafjelbe innerhalb oder außerhalb der Baͤrmutter liege, Hierauf fagte ich zu ihr: ich wolle den Doctor Bamber bitten, fie zu befuchen; und ich that RN auch. außerhalb der Baͤrmutter. 449 | je Am folgenden Tage giengen wir mit einander bin, da er denn bey angeftellter Unterfuchung dasjeni⸗ ge, was ich zuvor behauptet hatte, beftätigte: aber doch zu der Meynung geneigter zu feyn fchien, daß das Kind (deffen Kopf er fühlte) außerhalb ver Bär- mutterliege. Er gieng aud) damals in feiner Untere fuchung allerdings weiter, als ich zuvor gethan hatte; denn nachdem er feinen Finger in den Hintern geſteckt, fofagteer: er koͤnne dafelbft den Kopf deutlicher füh- len. Wir verließen fie hierauf, nachdem wir ihr ver. ordnet hatten, das Linderungsmittel fo oft zu wieberho- len, als die Schmerzen fich vermehreten: imgleichen alle zween bis drey Tage ein gelindes fariermittel zu nehmen, um ihren Leib flüßig zu erhalten, weil der be» ftändige Gebrauch des Opiums denfelben natürlicher Weiſe verftopfen muͤſſe. Auf dieſe Art hatte ſie noch ungefaͤhr drey Wochen hingebracht, als ich den Doctor Nichols beſuchte, und ihn um eben die Gefaͤlligkeit bath, wie ich zuvor bey dem Doctor Bamber gethan hatte, daß ich naͤmlich auch ſeine Meynung von einem Falle, der mir ſo ſehr ſonderbar vorgekommen, gerne wiſſen moͤchte. Am folgenden Tage giengen wir mit einander zu ihr. Als wir hinkamen, ſo erſuchte ich ihn, ſie zu be— fühlen, und dieſes that er auch. Nachdem er nun als le ihre Beſchwerungen von ihr vernommen hatte: ſo ſagte er: er ſey der Meynung, es. habe ſich ein Eiter⸗ geſchwuͤr in oder naͤchſt der Baͤrmuter angeſetzt, und dieſes werde vermuthlich in kurzem von ſich ſelbſt auf brechen und abgehen. Weil aber eben damals durch das Anfuͤhlen nichts von * Kinde bemerket wer⸗ 5 den 450: Nachricht von einer Empfangniß den Eonnte; fo war er genörhiger, Diefes auf meinem Glauben, als der ich es zuvor öfters gefüblet Ban, bes ruhen zu laffen. Nach diefem en giengen ohngefähr —9 — Tage ſolchergeſtalt hin. Hierauf ließ fie mid) an eis nem Tage zu ſich rufen, und fagte mie: fie fplire ißo weit mehrere Erleichterung, als vorhin; und es gehe beftändig etwas Durch den Hintern von ihr , von ſehr wideigem Öeruche, das nad) angeftellter Befichfigung wahrhafter Eiter war. Ich fing itzo an zu glauben, daß des Doctor Nichols Meynung von ihrem Zuſtan⸗ de wohl die wahrfcheinlichfte feyn möchte, zumal, da diefelbe nicht gegen meine Gedanfen flritte , daß fein Kind vorhanden gewefen fey; denn da eg nunmehr todt fey: fo Habe es gar leicht zu einem ſolchen eier geſchwuͤre Anlaß geben Fönnen, Diefer Zuftand heftiger Schmerzen währete bis an ihren Tod. Es erfolgte derfelbe am 28 Januar. vierzehn Wochen nad) ihrer erften empfundenen Un⸗ paͤßlichkeit. Ich öffnete ihren Körper, wie fie es aus⸗ druͤcklich begehret hatte, in Gegenwart der Doctoren Bambers, Nichols und Eatons, des Wundarztes, Herrn Jones, uf. w. Nachdem ich Die Decken des Unterleibes wegge⸗ nommen hatte; fo fehienen alle Theile deffelben bey dem erften Anblicke in gefundem Stande zu feyn. * Nach Wegraͤumung der Gedaͤrme fand ich die Baͤr⸗ mutter ganz geſund und vollkommen, und in der Groͤße, wie ſie bey Weibern, die Kinder gehabt haben, zu ſeyn pfleget. Allein, anſtatt des rechten fallopiſchen Ganges zeigte ſich eine große Geſchwulſt, Die von der Aus⸗ außerhalb der Baͤrmutter. | Ausdehnung defielben entftanden, und fih von dem Darmbeine bis an das Ende des Heiligbeines erſtreckte. Nach gefchehener Derfnung fanden wir eine Menge ftinfendes Eiters, darinnen die Knochen einer Fruche von ungefähr fünf bis ſechs Monaten begraben lagen. Diefe Knochen waren größtenteils von ihrem Fleifche gaͤnzlich entblößer, fo daß die Spitzen der dünnen Bei: ne bey jeder Bewegung des $eibes nothwendig flechen und rigen mußten. Der Eiter hatte fic) einen Weg durch) den Maſtdarm gebahnet, darinnen fich ein Eleiner Durchgang befand, ein wenig über dem Schließmuskel. Die Beſi chtigung der Knochen, , nachdem fie im Waſſer waren abgewafchen worden, gab ung neuen Anlaß zur Berwunderung. Nämlich, der untere Kinn⸗ backe war mit dem Schlafbeine und. dem obern Kinn- baden zufammen gewachfen ; und fechs Ribben, mit ih⸗ ven zugehörigen Ruͤck gradsgelenfen ‚waren zu einem einzigen Beine geworden. Können wir nicht diefes Siena * Dem Mangel der Bewegungen der Frucht zufchreiben, als die Hier dadurch verhindert wurde, daß dieſelbe in ei— ner fo unnatürlichen Stellung enge eingefehloffen war ? RR Wenn nun dieſes feine Richtigkeit hat; fo fehen wir hieraus, weichen großen Bortheil öftere Bewegungen der Feucht i im Mutterleibe fchaffen, und daß die Vor⸗ fehung diefen zarten Theil unferes Gefchlechts nicht oh⸗ ne die Höchfte Nothwendigkeit einer ſolchen beſtaͤndigen Beunruhigung unterworfen hat. A. Iſt * Anchyloſis. 452 Rachricht von einer Empfangniß ec. Mc A. Iſt die Baͤrmutter. B. Der innere Muttermund. ©. Die Mutterfcheide. J D. Der linke fallopiſche Gang. RR. E. Der Anfang des rechten falfopifchen Ganges, in feinem natürlichen Stande. F. Der Saf, der von der Ausdehnung des rech— ten fallopifchen Ganges entftand, darinnen . die Frucht lag. ; | \ G. Das runde Mutterband, linker Seite, Pc — IX. | 453 DEP IEE EEE EZ IX, Schreiben Herrn Heinrih Bakers, Mitglieds der königlichen Befellfchaft der Wiffenfihaften, an den Vorſteher derfelben, von einem in der Erde gelegenen außerordentlich großen Elephantenzahne, Ueberſetzt aus den philofophifchen Abhandlungen ber englifchen Gefelfchaft der Wiffenfchaften, 475 Num. 331 ©. u. f. Mein Kerr, R De gefundene Zahn, den ich gegenwärtig die Eh: re habe ihnen vorzulegen, ift mir letzthin aus Norwich von Herrn Wilhelm Arderon zugeſchicket wors den, Es fcheint ein Backenzahn aus dem linken line terfinnbacfen eines fehr großen Elephanten zu feyn, ” ‚wie man aus deffen fonderbaren Größe und Gewicht erkennen kann. Naͤmlich, der Umfang deflelben, mit einem Saden am obern Rande gemeffen, ift drey Fuß weniger ein Zoll, die Laͤnge ift 15 Zoll, die Breite, da fie am größten, fieben Zoll, die Dicke über drey Zoll, und fein Gericht beträgt gegen 11 Pfund, Auf der einen Seite ift derfelbe rund erhaben, und. auf der andern rund ausgehöhlet, mit 16 Reiben Zur» chen, die an jeder Seite queer über laufen, und mit eben —9— vielen Reihen Graten auf der Oberflaͤche age | ein, 454 Schreibenvon einem außerordentlich ſeln, die wie ein geſchaͤrfter Muͤhlſtein geſtaltet iſt. Uns ten an dem Theile, der in dem Zahnfleiſche geſtecket hat, befinden ſich verſchiedene Hoͤhlen, da die Nerven hin⸗ ein giengen. Der ganze Zahn iſt beynahe völlig, und fcheint fehr wenig, oder vielleicht gar nicht, vers ſteinert zu ſeyn; feitdem er aber an die Luft gefommen, fo zeigen fid) in demfelben verſchiedene kleine Risen, Es find noch andere außerordentlich große Knochen bey demfelben gefunden worden, wie man mir berich« tet hat; insbefondere Schenkelbeine, fehs Fuß lang, und fo dick, als ein Mann um den Schenkel iſt. Dies fes alles hat vermuthlich demfelben Thiere zugehöret, und fann als ein fernerer Beweis von der ungeheuren Größe deffelben-angefehen werden. | Der Dit, und die Weife, wie man diefe Knochen entdedet hat, find Umſtaͤnde, die fo viele Erwägung verdienen, daß, ich wegen Anführung derſelben keine Entſchuldigung machen will. Eine Eleine Stadt, Munsley genannt, lieget hart am Seegeftade, an der nordöftlichen Küfte ver Graf⸗ ſchaft Norfolk, da das Ufer der See mit entſetzlich ho⸗ ben und jähen Felſen befeger ift. Einige find durch das beftändige Anfchlagen der Wellen, zur Zeit der Fluth, untergraben worden, fo daß öfters große Stuͤcke an das lifer hinab rollen. Bey Hinabfkürzung nun eines von denfelben find die vorhin gedachten Knochen und der Backenzahn entdecket worden. | | Man hat hiebey fehr wenig Grund, ſich einzubis den, (wie ich weiß, daß einige gerhan haben, wenn der⸗ gleichen Knochen an andern Drten weiter im Sande gefunden worden find), daß die Roͤmer die Elephan= ten hieher gebracht, und nachdem fie todt — * elben roßen Elephantenzahne: - Ass felben tief in die Erde vergraben hätten, um zu ver» hindern, daß fie die Luft nicht verunreinigen möchten, Denn, fie Eonnten ſich nimmermehr einfallen laſſen, ein folches Aaß in einen abhängigen Felfen zu begra: ben, der hart an der See gelegen war, oder vielleicht gar gegen dieſelbe überhing. Es fiheint vielmehr dieſe Entdeckung ein überzeugender Beweis zu feyn, daß die Erde einige ganz außerordentliche Veränderungen gelitten Habe. Denn Lie Heberbleibfel der Thiere von fehr unterfchiedenen Erdfirichen und Gegenden, und von unterfchiedenen Sattungen, die bey dem gegen- wärtigen Zuftande der Welt unmöglich jemals hieher gekommen feyn koͤnnen, beweiſen entweder, daß die— feiben von der Vorſehung urfprünglich hieher gefeßer worden ſeyn, oder, daß diefe Inſel vor dieſem mit dem feiten Sande zufammen gehangen haben müffe. Da wir aber befinden, daß diefe Thiere fih nur bloß in. fehr heißen Ländern aufhalten; fo iſt es hoͤchſt wahr: fcheinlich , daß diefelben von der Worfehung niemals hieher gefeget worden find, wir müßten denn anneh— men, daß die Luft in unferm Striche, in Anfehung der Wärme und Kälte, fehr ſtark verändert worden fen, Ohne dergleichen angenommenen Sag würde es eben fo unvernünftig ſeyn, wenn man ſich einbilden wollte, Daß fie aus wärmern Gegenden hieher gezogen wären ; gefegt auch, daß alle Theile der Erdfugel einmal zus ſammen geftoßen haͤtten. Was fuͤr Veraͤnderungen unſerer Erde begegnet find, und auf welche Weiſe dieſelben haben zu Stanz - de gebracht werden Fönnen, das Fann eine menſchliche Weisheit unmoͤglich mit Gewißheit ausfündig mas hen, „ Man fee aber nur, daß ihre Pole oder Hi * | ö Achſe ⸗ 456 Schreiben von einem außerordentlich Achſe bloß auf wenige Grade verändert, und der Mit: telpunct der Schwere in derfelben anders beftimmet worden fen, (eine Sache, die von einigen großen Maͤn⸗ nern nicht für unwahrſcheinlich gehalten worden ift): was für Zerrüttungen in der Natur, was für eine all⸗ gemeine Veränderung der Dinge muß nicht Dadurch veranlaffer worden feyn! Was für Ueberſchwemmun— gen oder Wafferfluthen, die alles vor ſich her mit fort» geriffen haben! Was für Einbrüche in die Erde! Was für Stürme und Ungewitter muß nicht eine ſolche Begebenheit nach fich gezogen Haben! Denn das Waffer muß in diefem Falle über. das Sand ges floffen feyn, fo lange, bis dadurch das Gleichgewicht wieder hergeftellet worden if. Mit einem Worte: alle Theile der Welt würden auf dieſe Weife einen an« dern Grad der Hiße und Kälte befonnmen haben, als fie zuvor gehabt hätten. Meere würden da entſtan - den fen, da vorher feftes Sand gewefen wäre; und das erſte Sand würde zerriffen, oder vielleicht in Ins feln zerfpaltet worden feyn. Das alte Berte der See wuͤrde in trockenes Sand verwandelt, und anfangs mit Mufcheln und andern Seeförpern bedeckt gewefen ſeyn: Diefe, auf der Dberfläche, würden Durd) die Wirfung der Luft und das Salpeterfalz derfelben, in wenigen Jahren zermalmet, und in Staub verwandelt wor. den; die andern aber, die tief begraben gelegen, wuͤr⸗ den erhalten, und auf lange Zeiten übrig geblieben eyn. Dieſes waͤre vermuthlich das Schickſal der lebloſen Dinge geweſen. Was die lebendigen Geſchoͤpfe bes trifft: fo müßten diefelben faft allefammt umgefom: men, und unter den Trümmern der Welt begraben | worden großen Elephantenzahne, 457 worden feyn; wie es vielleicht dieſem Elephanten ers gangen iſt. Indeſſen würden doch aller Wahrfcheine lichfeit nad) einige wenige entrunnen feyn; entweder alfo, daß fie auf das hervorragende Land geſchwom⸗ men, oder aufdemfelben liegen geblieben wären, Wenn fienun dafelbft dienliches Futter, und eine angenehme Himmelsluft angetroffen hätten: fo würden fie allda geblieben feyn und fich vermehret haben; fonft würden fie fortgewandert feyn, bis fie ein folches Sand gefun« den hätten, wenn fie nicht durch zwifchenliegende Seen oder.allzutiefe Flüffe daran verhindert worden wären. Diefes alles find zwar nur bloße Muthmaßungen; allein die Knochen und Zähne von Fifchen, die große Menge Seemufcheln (deren einige verfteinert find, an« _ dere nicht,) und die vielen Seegewächfe, die man faft in allen Ländern, fehr weit von der See, und fo gar mitten im Sande, in der Erde begraben, antrifft, geben Beweiſe vonden erftaunlichen Veränderungen ab, die in Anfehung der age der See und des feften Landes vorgegangen ſeyn muͤſſen. Die Hörner von dem großen Mausihiere, die fo oft in dem Sumpfe von Irrland, und manchmal aud) in Eingelland, ausgegra« ben werden; die Knochen und Zähne von Elephanten, die man dafelbft finder, nebft der gegenwärtigen Ent⸗ defung, und einige andere von diefer Art, die in Engela land gemacht worden find, ſcheinen zu beweifen, daß dergleichen Thiere vorzeiten fich in diefen Sändern aufs gehalten haben; ungeachtet bekanntermaßen das Mausthier gegenwärtig bloß in America, und die Elephanten fonft nirgends, als in Africa und Afien, angetroffen werden, — 1Band. Gg Hier 58 Schreiben von einem außerordentlich Hier iſt auch) ein Stück von einem Horne, nebft der Krone eines Thieres, die man in einer Kalkgrube ges funden hat, bey einem Dorfe, Baber genannt, vier Meilen oftwärts von Noroic), in einer Tiefe von 16 Fuß. Es ift fat: gänzlich i in ein kalkichtes Weſen | verwandelt, und ift von einem Thiere, dergleichen, wie manmir gefagt bat, mir auf unferer Inſet keines ha⸗ ben. Ich lege es ihnen hiemit vor, als einen fernern Beweis meines Satzes. "Sch hoffe, fie werden mir dieſe —— verzeihen ‚ und bitte nur noch um Erlaubniß, anzumers fen, daß der gegenwärtige Badenzahn, und die Kno⸗ chen, fie mögen nun bieher aefommen feyn, wie fie wollen , fehr lange Zeiten hindurch in diefem Felfen ge» legen feyn müffen. Der Backenzahn insbefondere iſt um fehr vieles größer und ſchwerer, als einer von des; nen ‚die unfer ruhmwuͤrdiger Vorſteher, Herr Hans Sloane, in der 403 und 404 Nummer der philofo> phifchen Abhandlungen angeführet hat; da derfelbe - von Allen Elepbantenzähnen Nachricht ertbeilee, die ihm befannt geworben find. Ich kann noch binzufegen, daß Feiner von Denen, deren Herr Molineur in feiner Geſchichte von Krrland erwaͤhnet, dem gegenmärti= gen in dem Gewichte und der Größe nahe koͤmmt. Unfere Schenkelbeine von ſechs Fuß lang übertrefs. fen aud) alle die andern, von denen ich jemals gehoͤret babe, um zwey Fuß; und nach) Herrn Blairs Knos chenbefchreibung eines Clephanten von. neun Fuß hoch zu rechnen, der zu Dündee in Schottland farb, und deſſen Schenkelbeine drey Fuß langmwaren, (man ſehe die philofophifche Abhandlung 327 um.) koͤn⸗ nen großen Elephantenzahne. 459 nen wir nach den Kegeln der Verhaͤltniß ſchließen daß der Elephant, dem unſere Knochen und unſer Zahn zugehoͤret haben, achtzehn Fuß hoch geweſen ſeyn muͤſſe. | | Sie erlauben mir, mein Herr, Sie zu erfichern; daß ic) mit der größten Hochachtung und Aufrichtig⸗ keit bin Dero am 26 Marz, 1745. chiger arz, 37 gehorſamſter demüchiger Diener | 9. Baker. A PET AT BR LEITETE PCIFE Fe — „7 — 4 1 HT eiili;zs Ög3 a 460 Eine anatomifche Bemerkung ee ee En —* Eine‘ anatomiſqhe Bemertung den Behältniffen des Bibergeils. Ueberſetzt aus den Schriften der petersburgiſchen Akade— mie der Wiffenfihaften, ater Band, 415 ©. 1 I, (8 ich bey der Zergliederung eines Bibers, weibli⸗ | ches Geſchlechts, die Saͤckchen, die den Biber: | gei in fi) halten, anfichtig murde: fo wuͤnſchte ich, nicht allein dasjenige zu fehben, was gelehrte Männer von dem Baue derfelben bereits befannt gemacht ha⸗ ben; fondern auch, (mo möglich) von demjenigen Er» kenntniß zu erlangen, mas noc) Daran mangelt, und Daraus das Kunftftick der Natur in Berfertigung die⸗ fes vortrefflichen Saftes, ſich erklären ließe. Ungeach—⸗ tet ich nun nicht alles, was dazu gehöret, habe aus - fündig machen Fönnen, (welches freylich bey der erften und einer einzigen Zergliederung fehr ſchwer iſt;) fo hoffe ic) doch, die Bemerfung, die ich hier mittheile, werde von der Beſchaffenheit und Nutzbarkeit feyn, und derfelben den Weg zeigen Fönne, 2, Die beyden Saͤckchen, dieden rechten Bibergeil in fich faffen, Eommen zu Öefichte, wen man das Sell und den breiten Muskel, der fie umgiebt, abgefon- dert bat, (Man findet fie neben zweyen andern, die unter 1 daß fie der Schwäche der Sinne zu flatten fommen, von den Behaͤltniſſen des Bibergeils. 461 unter derſelben liegen, und eine ganz andere — und einen andern Saft in ſich halten). Ihre Laͤnge war drey Zoll, und die Breite 14 Zoll. Dem An« fühlen nad) waren fie hart und ſchwer, und von außen mit länglichten Kerben, deren ich fechs zählete, gezieret. Die Farbe war blaßgelb. Die erfte Haut fhien mus⸗ kelhaft zu ſeyn; Die zweyte nervigt, fie glänzte wie Sils ber, mar zottigt, und beftand aus fehr dünnen Schup⸗ pen, deren jede ein Wärzchen unter ſich liegen hatte, das auf einem ſchwarzbraunen neßförmigen Wefen faß ; Die Dritte war adericht, und fenfte fich, wie das zarte Hirnhäutchen, in alle die Kerben hinein. Diezween Ausgänge, die zu diefen Säfchen gehören, findet man (nebft noch fünf andern) in dem gemeinen Auswurfs« loche, das einen Zoll weit, und runzliche ift. N 3. As ich hierauf das Eingefchloffene diefer Säcke chen betrachtete; fo traf ic) eine Hoͤhle an, die mit ei= nem harzigen gelblichten Safte, der fehr ftarfroch, und den Namen Bibergeil führer, nicht dicht angefüllet, fondern nur bloß angefchmieret und davon ſtark durch⸗ zogen war, imgleichen fand ich Wendungen oder als sen, die mit eben dieſem Safte beneget waren. Ich muß aber geftehen, ich geriech wegen diefes Saftes in eine fehr große Verwunderung, da ich in demfelben Spänchen von Baumrinde und andern Sachen eingekle⸗ bet ſahe, dergleichen ich vorher im Magen und den Ge— därmen in Menge wahrgenommen hatte. Wenn diefels ben, wie ich anfangs muthmaßete, gegen das Lebens—⸗ ende des Thieres, durch Gewalt der Krankheit oder einen gewiſſen Zufall dahin getrieben worden wären; fo müßte man noch andere Unreinigfeiten, oder außer- natürliche Zeichen dabey bemerfet Haben, und andere — | Gg 3 nor / 462 Eineanatormifche Bemerkung ic, vor mir hätten dergleichen ohne Zweifel ſchon laͤngſt gefunden, und derfelben Erwähnung gethan. 4. Eheich aber meine Muthmaßung vorbringe, muß äch zuvor von dem Biber einige Umftandeanführen, vie, Diefelbe wahrfcheinlich zu machen ſcheinen: ) Diejenis gen, Die den Magen derfelben zergliedert, haben nichts anders angetroffen, als Eleine Stückchen von der Kinde and den Wurzeln der Bäume; 2) die innere Fläche des Magens hat nicht anders ausgefeben, als wie ein ge= fchorner Sammer ; der Magenfaft aber hat einen Ge ruch von Bibergeil gehabt; 3) der Biber, fagen fie, pflege, fich eine beffere Luft zum Freſſen zumachen, oder diefelbe zu erwecken, das Saͤckchen mit dem Fuße aus⸗ zudruͤcken, und den Bibergeil zu lecken und hinter zu ſchlucken; und die Indianer pflegen die Stricke, damit ſie die Biber fangen, mit denfelben zu beftreichen. 5. Danun die Nahrung des Biberskeinen Saft hat und fehr ſchwer zu verdauen ift; 2) der Bau des Magens and der Behältniffe des Bibergeils, imgleichen Der Ges ruch beyder Säfte,mit einander übereinfommen; 3) der gedachte Saft dem Magen diefer Thiere angenehm ift, fo daß fie denfelben oft verſchlucken; fo entfteht die Fra⸗ ge: ob ausder neuen Bemerfung,dieich angeführet ha⸗ - be, fich muthmaßen laffe, daß diefe Behältniffe demſel⸗ ben vielleicht zu dem Ende gegeben feyn, damit fie, wie Fleine Mägen, einige Spaͤnchen von der, Speife, die in den Gedärmen übrig geblieben find, durch den Bibergeil auflöfen und zertheilen, und hierauf den Blurgefäßen, die über verfelben herlaufen, unmittelbar mit“ fheilen follen, RAR | — RR 463 — I SER WÖRTERN Dr. Abhandlung von dem Milze, verfaſſet von Johann Georg Duvernoi. Ueberſetzet aus den Schriften der petersburgiſchen Akade⸗ mie der un in ater Band, 156 ©. u. f. G 1. t 36 roill von — was man von dem Milze angemerket hat, und vor allen Dingen von der tage deffelben, den Ynfang machen. ; 1. In der Weiche linker Seite ift eine Höhle oder ein weiter leerer Kaum, davon ein Theil zu dem Sitze des Magens und Milzes beftimmee iſt; der übrige Kaum aber ift leer und frey, fo, daß man eine Hand darinn leicht herumdrehen und bewegen Fann. ms gleichen Fan diefer Kaum in Anfehung ver Ribben und des Zwerchfelles, durch) die Erhebung und das Niederſinken derfelben, eben wie die Bruft, bald größer und bald Fleiner werden. Diefe Umſtaͤnde geben oft die Vermuthung, daß das Milz bey einem lebendigen und gefunden Menfchen den gedachten Kaum mand)» mal vielleicht ganz erfülle, zu anderer Zeit aber denfel: bennichterfülle; fo daß folglic) Die Sage ober der Zu- fiand des. Milzes, wie man ihn bey todten Körpern findet, betrieglic) ift. Uebrigens ift die Geftalt des Milzes alfo befchaffen, daß es fich, wie eine etwas gea kruͤmmte und rundgefpannte Zunge, über dem linfen Ende des Magens, fchief gegen den Kücken, nad) * Gg 4 | 2,6 Zuge Der Ribben anleget. 464 Abhandlung 2. So wie ber Kuchen einer Leibesfrucht an bet Grunde der Bärmutter ; eben fo ift das Milz an der äußern Fläche des Magens angewachfen, fo daß man den Magen nicht herausnehmen kann, ohne das Mil; nebft dem Netze zugleich mit herauszuziehen. Bon diefem letztern habe ich oft. angemerfet, daß ein Blatt. deffelben mit vielen Fingern oder gleichfam fehnichten Anhängen an dem Rande des Netzes angewachfen iſt, daraus eine Hoͤhle zwiſchen dem Netze und dem Milze entſteht, deſſen Nutzen mir unbekannt iſt. 3. Unter den Nerven des Milzes und des Magens, imgleichen unter den Nerven und Gefäßen des Mils 368, und zwar gleich bey dem Anfange deflelben, herr ſchet eine fonderbare Gemeinſchaft und eine wunderns⸗ wuͤrdige Verbindung. Naͤmlich, die Nervenfaͤden ge» — hen keinesweges in den Koͤrper des Milzes hinein; ſondern ſie erſtrecken ſich bey dem gedachten Anfange von einem Ende bis zum andern, und bleiben allda; ihre Aeſte aber ſchicken ſich theils zu dem Milze, und teils zu dem Magen. Eben diefe Ordnung wird ‚von den Blutgefaͤßen beobachtet, Ferner entftehen - aus einer fonderbaren Bermwicfelung der Nerven, fehr viele ring » oder zirkelfürmige Schnüre, darinnen die Milzgefaͤße eingefchloffen und zufammen — werden. 4. Daß unter den gedachten Eingeweiden ein Uebergang des Gebluͤts ſtatt habe, und wo nicht beftän« dig, Doch) zu gewilfen Zeiten gefchehe; das erhellet das her, daß am Anfange, da das Mil; mit dem Magen zufammen hängt, ganz Eurze Röhren, ſowohl von Pulsadern als Blutadern, wechfelsweile aus. einem in ‚das andere übergehen, 5. Die ” T. - Sammlung des Geblücs dafelbft geſchieht. von dem Mike. 465 5. Die Verhältniß der Blutader und der Pulsader des Milzes zu den Gefäßen anderer Theile, wird fehr viel größer befunden; und diefes zeiget vielleicht an, daß zu gemifien Zeiten eine Verweilung oder eine 6. Die Wurzeln und Aeſte der Blutadern, die ine nerhalb des Milzes befindlich find, zeigen eine neue und außerordenelihe Einrichtung, die von allen ans dern abgeht. Mämlich bey den Thieren, 3. E. ven Pferden und Elephanten, haben die Blutabern feine - eigentlich. fo genannten Häute; fondern e8 find $öcher, die die Geftalt einer Röhre vorftellen, wie man eine Roͤhre auf dem Papiere durch Puncte andeutet. Bey dem Milze des Menfchen aber ift zu merken, ungead)« tet Dafelbft die Hefte der Bluradern wahrhafte und un« durchlöcherte Häute zu ſeyn fcheinen, daß fie dennoch in der. That durchloͤchert find, indem man viele Söcher, nad) Art eines Siebes, in derfelben wahrnimmt, wie Highmore gar recht gefchrieben hat. Von diefer Ein» richtung habe ich bisher nur ʒwey Beyſpiele in dem menſchlichen deibe angetroffen, in zweenen Theilen, die eine große Aehnlichkeit unter einander haben, nämlich in der männlichen Ruthe, und in dem Mile. 7. Alle Milze, fo viel ich deren inden beftbefchaf- ! fenen todten Körpern unterfucht habe, find wie ein Schwamm, weich, aufgeblähet, ausgedehnet und ſchwarzroth gemefen. 8. Wenn id) indas Milz eine Wunde mache, und daffelbe zwifchen den Fingern drüde : fo merke ich, daß der Körper und die Maffe deſſelben zufanmenfälle ‚und Eleinee wird, und Daß aus der Deffnung der Wunde das Blut wie ein Strom Herausfließt,. Ä 635 9, Ich | 166. Abhandlung 9. Ich befinde, daß alle Höhlen des Milzes von wabrhaftem Blute gefärber und angefüller fi nd, ehe noch) die Gefäße verleger, oder eine Wunde darein ge: macht wird. 10. Wenn man das Mitzi in lauem Waſſer hin und her beweget, oder nur bloß in daſſelbe eintauchet; fo aͤſſet fi) das Blut gar bald auswafchen, und alsdenn kann man den Bau deffelben deutlicher erkennen, 16 Das Waſſer, die Luft, und ein jedes anderes flüßiges Wefen, dringt fogleich in alle Höhlen des Mil. jes, und dieſes wird davon aufgebläber. iR ' 12. Wenn man nun endlic) den innern Bau des Milzes, oder fein Weſen, mit Fleiß unterfuchet ſo ſieht man, daß es ein (ofes-fehwammichtes Gewebe von Faͤden iſt, die mannichfaltig durch einander gehen gen find. — 7— Aus den angefuͤhrten Erſcheinungen, als die — | und offenbar find, laffen fich nun leicye Begriffe her⸗ ausziehen, 1) von dem wahren Baue deffelben; 2) von der Verrichtung deſſelben; 3) von feinem Ku— tzen, oder wenigſtens kann man die Wahrheit oder Falſchheit der bisher üblichen VBeseiſe daraus beur⸗ een: Was das erfte betrifft: fo fann ii in dem ganzen Baue des Milzes nichts fehen, was die Erfenntniß- deffeiben ſchwer, unuͤberwindlich oder unmoͤglich ma⸗ chen ſollte. Denn, da in dem ganzen Gewebe deſſel⸗ ben ein einfaches, — loͤcherichtes, fadigtes Weſen, das in Dem ganzen Milze die Hperhand bat, gefunden wird, dergleichen in andern Eingeweiden nicht zu ſehen, fondern nur bloß in ſchwam mcen Koͤrpern Br | en von dem Mile: 467 fen iſt; da auch die angeführte Einrichtung der Ge: fäße und die übrigen Erfcheinungen diefem Begriffe nicht im gerinaften zuwider iſt; fo ift es der Vernunft gemäß, ſich an dieſem augenfchein! ichen Baue fo lange zu halten, bis das Gegentheil eriwiefen wird. Die uͤbri⸗ gen einzeln und Eleinern Theilchen find nur bloß Ne— benfachen, die zu der Hauptverrichtung deffelben nichts hauptfächliches beytragen, ; dergleichen die weißlichten Puncte oder Körperchen find, die Malpigbi, Tauvry, Mery und andere beobachtet haben: folglich koͤnnen dieſelben, ſie moͤgen gegenwärtig feyn oder nicht , bey dem Grunde der Sache oder gegen den durcgängigen Bau deſſelben nichts d. Neil es aber doch Dienlich ift, zu wiſſen, ob die, ers wähnten Drüfen oder Körperchen wirklich zugegen ſeyn oder nicht; imgleihen, ob das Milz nah High- more und Malpighi aus lauter Faſern und Zellen bes ſtehe; und endlich, was von den gedachten Faſern eis gentlich zu balten fen: fo ift meine Meynung bievon diefe: 1) Iſt (wie Ruyſch gar recht erinnert hat) weder in dem Milze des Menfchen, noch der Thiere fo viel mir deren worgefommen find, fonderlich des Elephanten, der geringfte Schatten noch Spur von Drüfen zu fehen. 2) Stimme id) auch der Mey« nung diefes Schriftftellers gegen die Faſern des Mile zes bey, was das eigene Weſen des Milzes betrifft: Man fieht zwar ein Bild und einige Geſtalt von Fas fern; es ift aber ein falfches und betriegerifches Bild, weil aus fihern Verſuchen erbellet, daß es wahrhafte hohle Roͤhren find. Die rfache diefes Irrthums iſt, daß dieſelben bier ganz anders, als die —— in wi in⸗ — 468 N Abhandlung Eingemweiden, nicht als ein Kneuel oder eine Verwi⸗ ckelung, ober in der gewoͤhnlichen Geſtalt erſcheinen; ſondern wie blaſſe, duͤnne und einfache Fäden ausfes ben. 3) Was die Loͤcher oder Zwiſchenraͤumchen be⸗ trifft; fo fehe ich. in dem ganzen Gewebe des Milzes, ſowobl bey den Menſchen, als bey den erwaͤhnten Thie⸗ ren, augenſcheinliche Hoͤhlen, die Blut in ſich halten, und in einander gehen, auch ſich durch Einblaſen aus⸗ dehnen und erweitern wi $. | Da ih bier den einfachen und verftändlichen Bau des Milzes angegeben, dergleichen in den übrigen Ein» geweiden nicht anzutreffen ift; fo Elagen im Gegens theile andere beftändig über Schwierigkeiten, Hinder- niffe und Dunfelbeit‘ Sie fallen daher auf die ent« ferntere Begriffe, die fonderlich den Lebergang des Milzgeblütes in die Leber betreffen, und fagen, das Milz habe eben einen folhen Bau, als die abgefon- derten Eingeweide *. Diefes ift heutiges Tages die gemeine Meynung von dem Bauedes Milzes: unges achtet diefelbe fehr ungemiß ift, und mit der Einrich⸗ tung der abfondernden Eingeweide, fo viel fich we- nigftens nad) dem Augenfcheine urtheilen läßt, ſehr ſchlecht uͤbereinkoͤmmt; über dieſes auch mit der Be—⸗ fchaffenheic der Gefäße, der Ergießung des Geblüfes in denfelben, feiner hängenden Sage, und mit andern Umftänden ſich übel zufammen reimet. Was dasja nige betrifft, was man ferner von demllebergang des _ Milzgeblüres anfuͤhret; fo fehen wir, daß das Geblüt auch aus andern Theilen von der Leber aufgenommen _ wird, nämlich das Gebluͤt des — I Ge⸗ kroͤſes, * Parenchymata, von dem Mile 469 kroͤſes, der Gedaͤrme. Wenn nun von dem Baue dieſer Theile und dem zuruͤckfließenden Gebluͤte derſel⸗ ben, nach der vorigen Folgerung, richtig geſchloſſen werden koͤnnte; ſo muͤßte man von ihrem Baue eben ſo, wie von dem Baue des Milzes, urtheilen, welches doch offenbar falſch iſt. Denn man ſetze den Fall, daß der einzige Aſt des Milzes zu der Leber gienge; die übrigen Blutgefäße des Unterleibes aber insgeſammt fih in die Hohlader ergöffen, fo daß das Blur des Miles, mit Ausfhliegung alles Blutes der übrigen Blutadern, ganz allein zur Leber flöffe; alsdenn koͤnn⸗ . te man vielleicht mit Recht eine nicht ungegründere Muthmaßung von einiger ‚gegenfeitigen Berrichrung oder Gemeinfchaft zwifchen der Leber und dem Mile fhöpfen. In diefem Falle aber, duͤnket mich, würde man eine ganz befondere Befchaffenheie an dem Afte, der in das Milz geht, wahrnehmen, dergleichen man doch keinesweges bemerfet. Ich wollte lieber fagen, dergleichen Richtungen der Blutadern und des Ges blütes zeigten nicht eben eine geheime Berrichtung der Theile an; fondern hätten vielmehr ihren Grund in den allgemeinen Gefegen des Kreislaufesu.f.fr se Aus dem igterflärten Baue des Milzes habe ich mir einen neuen Begriff von der Berrichtung deſſel⸗ ben gemacht , für deffen Gewißheit ich jedoch nicht ſte⸗ ben mill, fondern ihn bloß für eine Muchmaßung aus⸗ gebe. Ich fehe das Milz nicht für ein Eingeweide an; fondern für ein Werkzeug, das beftimmer ift, die Ergießungen der flüßigen Theile, die fich in denfelben bewegen, und die Aufmallungen derfelben aufzuneh» men, obne ein anderes verborgenes Gefchäffte, das auf einer 070 Abhandlung einer zartern mechanifchen Einrichtung beruhete, Ders gleichen die fogenannten Carenchymata indem menfch- lichen Leibe leiſten. Ich nenne es ein Werkzeug; weil deffen Berrichtung offenbar und ſichtlich mecha⸗ niſch ift: eben wie die Klappen in Anfehung des Hera zens und der Blutadern ; die Augenlieber in Anfehung des Geſichts; Das äußere Ohr, in Anfehung des Ges hoͤrs; das Peg, in Anfehung der Gedaͤrme; die Ne— bennieren,, vielleiche in Anfehung der Nieren; das ſchwammichte Weſen, in Anſehung der Harnröhreu.f. w. Dieſes zu glauben beweget mich: 1) die allgemeine Eigenſchaft der ſchwammichten Körper, nad) der dieſel⸗ ben von einem in ihnen ftocfenden und aufgebalte: nen flüßigen Wefen, (nachdem ihre Zellen oder Höhlen ausgedehnet und aufgeblafen worden, und wenn Fein Körper von außen auf diefelben druͤcket) ſich garleiche aufblähen; Hingegen, wenn die Stockung der flüßiz gen aufhoͤret, ſich wiederum in den vorigen Stand fegen. 2) Diefes, daß es fo leicht ift, nach dem Tode, wenn $uft oder ein anderes flüßiges Wefen in Das Milz eindringe, ven Körper defjelben zu vergrößern. 3) Iſt aus dem 7, 8 und 9 Berfuche Elar, daß alle Höhlen des Milzes meiftentheils von Blut ausgedeh« net, und Damit angefeuchter find, Endlich 4) febe ich auf den Siß des Milzes in einem fo weiten Raus me, ber zwifchen den falfchen Ribben, dem Zwerch⸗ felfe und Magen leer gelaffen ift, und den man feines» weges als unnüß anfehen Fan. Ich wollte hier ger= ne die Zeugniffe der Aerzte von der Bewegung des Milzes anführen ‚die man bey lebendigen Perfonen, ſowohl mit den Augen, als mit den Ohren, empfuns den bat; imgleichen Die Zeichen bes aufgeblaͤheten Ph Milzes, ara von dem Mile... 47ı Milzes, dergleichen find: die Hervorftehung ber fals fhen Kibben, linfer Seite, gegen den Rüden zu ge: hend; Hise, Schlagen, Aufblaͤhung und Schwere in der Weiche linker Seite, das Fühlen des aufgebläheten . Milzes u. ſ. w. Allein, die oben angeführten anatos mifchen Erfcheinungen koͤnnen uns für Diefesmal ges nung feyn. Hieraus fliege ich wahrſcheinlich, daß das Milz bey einem lebendigen Menfihen, wie ein DBlafebalg, aufgeblafen werde, und die Größe deffel« ben natürlicher Weile ſich manchmal vermehre und manchmal verringere, fo daß der Milzförper den lee» ven Kaum in der Weiche (man fehe die erfte Erfcheis nung) zu einer Zeit ausfüllet, zu anderer Zeit aber nicht ausfuͤllet, ungeachtet wir im gefundern Zuftande von dies fen Beränderungen Feine Empfindung haben. Wir koͤn⸗ nen daher eine ziwiefache Aufblafung oder Aufblaͤhung des Milzes annehmen ; eine gewaltfame und außernas türliche, und eine natürliche, gelinde und nöthige, der ich den Namen der wahren Berrichtung des Milzes beylege. | —6 — —— Die einzige Schwierigkeit beſteht nun noch hierinn, Daß wir die wirkende Urſache ausmachen, oder dags jenige, was die Bewegung des Geblütes indem Milze hemmen, die. Ausgießung deffelben zumege bringen, und folglidy die Aufblähung des Milzes verurfachen. kann. Denn fonft ann die Aufblaͤhung des Milzes nicht erfolgen, ungeachtet die Häute der Blutadern durchlöchert find; weil ſowohl diefe, als die Zellen, dem Drucke des Geblüts widerftehen fönnen, Sollte abber dieſe wirkende Urfache nicht vielleicht der | Magen fenn ? | RU AN \ 472 Nachr. vonHrn. Einſporns Gedanken 5 Ragtiht von Herrn D. Einsorms &edanten | über die Dichtigkeit einer Maſſe, ſo —— v. a Ne Dichtigkeit vermiſcht iſt. | enn wir den Erzählungen der Alten glauben duͤr⸗ fen; fo hat der “Betrug eines Goldfchmiedes zu Erfindung der Hydroſtatik Gelegenheit gegeben. Der König Hieron harte eine Krone von Golde zu machen verordnet. Er befam folche in ihrem gehörigen Ge⸗ wichte wieder ; aber. es entftund ein Verdacht, daß der Goldfchmied einen Theil des Gewichts durch Silber erfüllee, Ob, und wie weit folder Verdacht gegründet fey , verlangte man vom Archimedes zu wifjen: denn was ift, das man nicht Fönnte von einem Mathema⸗ tikverſtaͤndigen zu wiffen verlangen? Archimedes über- legte, daß gleichfchwere Maffen, eine von Silber, Die andere von Golde, verfchiedene Größe hätten; er ſchloß hieraus, die Krone, wo fie vermiſcht wäre, müßte klei— ner feyn, als eben das Gewichte Gold, und größer, als das Gewichte an Silber. Diefes ließ ſich erfor⸗ ſchen, wenn man dieſe Maſſen in Gefäße voll Waſ— fer that, und die Menge des herausgefloffi enen Waſſers genau mit einander verglich. Wenn ein Pfund Gold einen Fleinern Raum einnimmt, als ein Pfund Sil⸗ ber; ſo muß das erſte in ein Gefaͤße voll Waſſer ge⸗ than, nad) eben der Verhaͤltniß weniger Wafler her⸗ austrei⸗ uͤber die Dichtigfeiteiner Maſſe. 473 austreiben, als das letzte, wenn man damit eben das vornimmt. Und es iſt natuͤrlich, hiedurch auf die Gedanken zu gerathen, eine aus Gold und Silber vermiſchte Maſſe werde das Waſſer theils nach der Menge Goldes dar⸗ innen, theils nad) der Menge Silbers heraustreiben, und folglich mehr, als bloßes Gold, weniger als bloßes Silber thun. So erzähle Vitruvius die Sache im, III Cap. feines IX Buchs. Herr D, Einfporn bar über diefe Sache Betrachfungen angeftellet, die zu Erlangen und Leipzig in Beders Verlag unter folgen« dem Titel zu haben find: „D. Gottfried&infporns Me- dici Vratislauienfis Unterfuchung, wie weit durch Waſ⸗ „ferwägen der Metallen Reinigkeit und Vermiſchung „koͤnne beſtimmet werden ; nebfteiner Prüfung. der seh“ „re Ehriftian Gottlieb Krasenfteing von Dünften und »Dämpfen, „ Das ganze Werf macht ing. acht und einen halben Bogen aus, wovon die Unterfuchung vier und & beträgt. Die Gedanfen des Herrn Ein- fporns fommen kurz darauf ans Wenn man eine Berechnung nach vorangeführten Gründen anftellen ſoll; fo muß fich vorausfegen laffen, daß in dem ver- miſchten Metalle, jede Art, aus der es mit vermifche it, 3. &. das Gold und das Silber, eben den Kaum einnehme, den es zuvor, wie jedes rein war, einges nommen: fo daß der Raum, den die Bermifchung einnimme, fo groß iſt, als die Summe von dem Rau⸗ me des reinen Goldes und des reinen Silbers, fo dar⸗ innen ift. Wenn man z. &. eine goldene Rugel und eine filberne zufammenfchmelzte; fo müßte daraus eia ne entſtehen, die fo groß märe, wie die beyden vorigen. Kugeln zufammen; ‚fo wie fie ihrer beyder Gewichte AM Sand. 5 zuſam⸗ 474 Rache, von Hrn. EinſpornsGedanken zuſammen haben wird. Koͤnnte nun beym Zuſam⸗ menſchmelzen ein Metall in die Hoͤhlungen des an=- dern dringen, 5. E. hätte das Silber fo große und häufige Höhlungen, daß fid) das Gold hineinziehen fönnte; fo ift Elar, daß die Mafle von Gold und Sil- ber zufammengefchmelze noch eben den Raum einneh- men fünnte, den zuvor das reine Silber allein ein« nahm, und gleichwohl wegen des Goldes, fo Barinnen ftecke, viel mehr Gewichte haben würde. Aber das Waſſer, fo es heraustreibt, richtet fichnac) dem Raume des ganzen Umfangs von Silber; denn man fegt die. . Zroifchenräumchen des Silbers zu Flein, als daß da» hinein Waffer dringen koͤnnte; folglicd würde unter dieſen Umftänden das zufammengefcehmelzte Gold und Silber noch eben fo viel Raum einnehmen, und da ſich der Abgang, den es im Waſſer an Gewichte leidet, nach diefem Raume richtet, auch noch eben fo viel Ges wichte verlieren, als das reine Silber. Drängedas Gold nicht alles in die Höhlungen des Silbers, aber doc) zum Theil; fo würde der Kaum der vermifchten Maſſe zwar zunehmen, aber nicht umfoviel, als diefe _ Berechnung erfordert. Es ift allerdings leicht und natürlich auf diefe Gedanfen zu gerathen, und man muß daher dem Argwohne des Herrn Berfaflers, Daß die archimedeifche Regelnicht genau genug auf vermifchte Metalle anzumenden fey, Necht geben. Er hat fein Werf damit weitläuftig gemacht, vaß er verfchiedenes fehr weit hergeholet, und bewiefen, fo er hätte als bes - Fannevorausfegen koͤnnen. Er fängt z. E. an, einen Körper durch ein Ganzes zu erklären, das aus vielen heilen befteht, fo jeder mie Kraft begabt find. Er hat den Begriff vom Ganzen niche fo beftimmt, daß | wir über die Dichtigkeit einer Maſſe. 475 wir nicht eine Geſellſchaft von Geiſtern nach dieſer Er⸗ klaͤrung fuͤr einen Koͤrper halten koͤnnten, und ſie iſt alſo fo untuͤchtig, als uͤberfluͤßig. In dem Werke ſelbſt finden ſich verſchiedene von den bekannteſten Saͤtzen der Hydroſtatik weitlaͤuftig erklaͤret, und mit ausgerechneten Exempeln erläutert, 3. E. wenn ein Bild von Kupfer 100 Pfund waͤge, sie viel ein filbernes von eben der Größe wiegen müffe, und andere dergleichen Beyfpiele, die der Herr D. Einfporn nöthig gehabt hätte, wenn er für Drabtzieher und Goldfchmiede gefchrieben. Aber wie er fich die— fen zu gefallen, wofern fie das noch zu lernen noͤthig haben, was er ihnen vortraͤgt, wohl noch viel weiter hätte herunter laffen müflen; fo hätte er gegentheils Gelehrten die Zeit und Mühe erfparen follen, ſolche Dinge, die den größten Theil feines Buchs ausmas chen, durchzugeben, und daraus die Gedanken heraus. zufuchen, die er ihnen als neu mittheilet. Es find vielleicht auch nod) an den Schlüffen des Herrn Ver⸗ faflers einige Nebendinge zu erinnern, Er behauptet, die Theile eines Körpers, leichterer Art, müffen größer feyn, als die Theile eines Körpers, ſchwererer Art, (eine Weile hernadh erfläret er fich, daß er folche Theile vera ftehe,die noch mit dem Ganzen von einerley Art find) wel⸗ ches Fein Beweis ift, weil aus dem bekannten Berfuche vom Falle derPflaumenfeder und des Ducatens im luft⸗ leeren aume folget, daß Körper von gleichem Gewichte gleich viel Theile haben, und folglich die Theile des größern Körpers, der eben das Gewichte mit dem Eleinern hat, größer ſeyn müffen. Mac dem Ber ſtande, in weldyem der Herr Verfaſſer das Wort Theile Bine, heiße dieſes nichts weiter, als daß dag Fleinfte Sb 2 Stüde 26 Sache von Gen EinfpornsBedanfen Stuͤckchen einer Maffe von feichter Art größer fen, als das Eleinfte Stuͤckchen einer ſchweren Maſſe. Wie diefes ohne Beweis in die Augen fällt, wenn man bey: de Stückchen gleich ſchwer ſetzt; foift es noch fehr un: ausgemad)t , wenn die Fleinfien Theiichen der leichtern Maffe lichter feyn Dürfen, als die-fleinften Theilchen der ſchwerern. Man vergleiche Gold und Zinn mit einander, Das Gold ift faft noch einmal fo ſchwer, als das Zinn; mannehme an, es fen vollig fo. Man ftelle fich die Eleinften Goldtheilchen vor, deren weitere Theilung auf ſolche Materien führen würde, die fein Gold mehr find, und eben Die Zinntheildhen, die fi) bey weiterer Theilung in Materien , fo fein Zinn find, auflöfen. Wenn nun jedes von diefen Eleinften Zinn. theilchen halb fo ſchwer wäre, als das Fleinfte Gold. theilchen; fo würde es gleich fo groß, als das Fleinfte Goldeheilhen, feyn. Hundert Zinntheitchen würden alfo fo viel wiegen, als 50 Goldtheilchen, und weil bey⸗ de ihrer Größe nach gleich find, fo dürften die Raum chen zwifchen den Zinntheilchen nicht größer feyn, als die Raͤumchen zwifchen den Goldtheilchen, und Die hundert Zinntheilchen würden doc) zufammen noch ‚einmal fo viel Raum einnehmen, als die 56 Golötheils chen, wie es feyn fol. Der Satz naͤmlich, den der Herr Berfaffer annimmt: Die Körper befigen unter einerley Gewichte eine gleiche Anzahl Tbeile, iſt falſch, wenn Theile das heißt, was er erflärerhat. Er hat wollen fagen : gleichviel Materie; aber diefe Ma⸗ terie kann in große und Fleine Stuͤckchen gerheilt feyn, wie vier Piſtolete das Gewichte von einem Duadrupel Haben koͤnnen. Auf uͤber die Dichkigkeit einer Maſſe. 477 Auf diefe feine unerwiefene Folgerungen gründer er indeß im 23 $. daß Die Höhlungen, fo von Zufammen« ſetzung körperlicher Theile entftehen, bey Körpern leich» terer Art um eben fo viel größer, als dieſe Körper Fleiner find. Man wird aus dem angeführten Exem⸗ pel fehen, wie wenig das nöthig iſt. Er berechnet Darauf im 28 Abf. eine Art folder Höhlungen, die von fehs Kugeln eingefchloffen wird. Viere liegen nämlich in einer Ebene, und berühren einander, und eine deckt diefe viere oben, die andere unten. Er fol :gert aus der $ehre vom Zufammenhange der Körper, (fo er eine Erfindung Heren Hambergers in Jena nennt, worwider die Vertheidiger der anziehenden Kraft viels leicht viel einwenden möchten) daß die flüßigen Koͤr⸗ per fugelrunde Theilchen haben, fieht die Metalle als geftandene flüßige Körper an, wie Eis gefrornes Waſſer ift, und nimme nachgehends im 60 Abfage (denn die dazwifchen befindlichen enthalten die Lehrfäs ge von dem Verluſte des Gewichts, den ſchwere Kür: per im Waffer leiden, wie fie in allen mathematifchen Handbüchern ftehen) und berechnet alsdenn nad) den Srundfägen, die er vorhin angenommen, ob gewiſſer Metalle Theile in der andern ihren Höhlungen flehen koͤnnen. 3.€. Weil fich die Gewichte des Goldes und Bleyes unter gleicher Größe, wie e. g. ıı oder wiers 1 verhalten; fo findet er, daß die Theile eis nes diefer Metalle nicht in den Höhlungen des andern Fonne enthalten feyn, wenn man annimmt, diefe Höhe lungen werden allemal von fechs Fugelrunden Theilchen nach vorbefchriebener Art gemacht, und es find diefe Kugeln beym Bleye um fo viel größer, als beym Gol⸗ de, um mie viel das Bley leichter it, Einen Ahnli- 3. hen 473 Nachr. von 151. Einſporns Gedanken chen Schluß macht er von © und Cund von Ound 2. "Aber von © und J au) von © und 1. giebt er es zu, und folglich wird die archimedeifche Aufgabe fic) bey den legtern Bermifchungen nicht anbringen laffen, weil die Theilchen des einen Metalle indie Höhlungen des andern hineindringen koͤnnen. Er erfennt aber felbft, dag mehr oder weniger Rugeltheile als fechs eine Hoͤh⸗ lung umfchließen fönnen,und daher diefe feine Solgerun« gen nicht vollkommen ficher find. Diebisherigen allge⸗ meinen Betrachtungen erläufert er aus Erfahrungen. D. Becher im chymiſchen Gluͤckshafen, oder der großen chymiſchen Concordanz 109 ©. fuͤhret an: wenn man in einer Forme zwo Kugeln, eine von rothem Kupfer, die andere von Bley gieße, nachgehends beyde zuſam⸗ menſchmelze, und in vorige Kugelforme gieße; ſo wuͤr⸗ den beyde nicht vielmehr als eine Kugel von voriger Groͤße geben, mithin die Kugel aus dem vermiſchten Metalle ſo viel wiegen, als zwo ſolche Kugeln, jede aus reinem Metalle. Glauber ſchreibt ebenfalls im vier« ten Theile feiner philofophifchen Defen ı2 Cap. als einen Beweis, daß die Metalle poros haben, und ein- ander durchdringen. Man fol von rothem Kupfer zwo Kugeln, und von feinem 14 aud) zwo in einer Form gießen, das Gewicht von allen vieren merfen, und fie darauf i in einem Tiegel zuſammenſchmelzen, erſt die kupferne, dann die bleyerne im Fluß zu werfen, da nichts verrauchen werde; wenn man nun dieſe Ku- geln wieder im vorige Som gieße; fo würden nicht vier, ja nicht wohl drey perauskommen; doch würden dieſe drey eben fo viel wiegen, als vorige viere, daß al- fo ein Metall des andern poros ausgefüllt. Die Menge der ehe in den Metallen be: ſtimmt * über die Dichtigkeit einer Maſſe. 479 ſtimmt Glauber fo, daß O am mwenigften darauf, C, 8,5, 2, &, immer mehr und mehr, und Y am ‚meiften habe. Here D. Einfporn Hat felbit Erfah— rungen bievon angeftellet. Er hat in einerley Kugel⸗ form, von Bley, Zinn und Kupfer, Kugeln gegoffen, die nach genannter Drdnung 33 Loth, 2% Loth, 25 Loth, ges wogen, darauf die bieyerne und zinnerne zufammmenges ſchmelzt, und eine Kugel wieder in vorige Form gegofa fen, fo genau fechs Loth, oder halb fo viel, als die ers wähnten beyden Kugeln gervogen. Aus einer Eupfernen und zinnernen zufammtengefchmelst, hat er eine von 28 Loth, alfo 2 Loth weniger, als die Hälfte vom Gewich— te der zinnernen und Eupfernen Kugel zufammen, bes Eommen. Er führet noch) etliche Verſuche an, geitehe aber, daß die Forme nicht recht genau gefchloffen, und er fonft nicht allezeit die vollfommenfte Sorgfalt anges wandt. | Herr D. Einfporn glaube in der Vorrede, es Fünne $eute geben, die diefe feine Entdeckung als eine böfe und fcyädliche Neuerung haſſen würden, und vielleicht giebt es dergleichen unter den Lehrern ver Phyſik, die, ihre Wiffenfchaft alle aus Büchern haben, und weder in der Chymie noch Meßfunft weiter gefommen find, als daß fie mit Mafchinen fpielen koͤnnen, die von an- dern erfunden und verfereiget find, und wenn fie etwa Oleum Tartari per deliquium oder Oleum Vitrioli brauchen, mwiffen, daß es Dinge find, die man unter diefem Namen in der Apotheke fodere, Aber gründs lichere Kenner der Natur werden vielleicht Feine Neuerung in Herrn D. Einfporns Sägen finden, fon dern etwas, das ihnen längft entweder wahrfcheinlich, oder gewiß befannt geweſen. Die Stellen, foer aus 204 dem 480 Nachr. von Hn. Einfporng Gedanken dem Glauber und Becher angeführt, enthalten auch das Hauptwerk feiner Schrift volllommen deutlich, und was er für fich dazu gefeßt, befteht in den unera wiefenen Saͤtzen von der Verhaͤltniß der Theilchen, bey Materien von verfchiedener Schwere, und aus eis ner Berechnung von den Höhlungen, bey der, feinem eigenen Geftändniffe nach, ungemein willkuͤhrliche Dinge angenommen werden. So lobenswürdig es alfo iſt, daß er durch feine Unterfuchung Leute, denen die Sache noch unbekannt feyn fonnte, zu belehren bes muͤhet gewefen; fo wohl hätte er gethan, wenn er mit Weglaffung folcher ganz unfichern, oder auch, wie vor= Din erwähnt worden, gar zu gemeinen Dinge feinen Aufſatz kuͤrzer gefaßt hätte. Sorgfaͤltigere Verſuche wuͤrden ihm dabey mehr Ehre gemacht haben, und man wuͤrde ſie vielleicht von jemand, der eine ſolche Unterſuchung ſchreiben will, mit Recht fordern koͤnnen. So genau er ſich indeſſen bemuͤht, verſchiedene ſehr leichte Sachen zu erklaͤren und darzuthun; ſo hat er doch dabey ein Paar wichtige Anmerkungen, ſo zu ſei⸗ nem Gegenſtande gehoͤren, aus der Acht gelaſſen. Er redet, als ob die Hoͤhlungen der Metalle unveraͤnder⸗ lich wären, da man fid) doch als moͤglich und fehr mahrfcheinlich vorftellen kann, daß beym Zufammen- fehmelzen die Theilchen eines Metalles die Höhluns gen, in die fie hineindringen erweitern und verändern koͤnnen. Zweytens, ift noch eine andere Betrachtung außer der von den Höhlungen übrig, fo die Kichtig- feit der archimedeifchen Aufgabe verdächtig macht. Die Theilchen jedes Metalles fegen fich nothwendig fo zufammen, wie es die Gefege der anziehenden Kraft erfordern, die fie befißen, und-man kann diefe * | ende ‚über die Dichtigfeit einer Maſſe. 481 hende Kraft als eine in der Erfahrung gegründete Sa- he annehmen, ohne ſich um ihren Urfprung zu befüm- mern, Niemals wird dieſe anziehende Kraft bey den Silbertheilchen anders wirken, als bey den Goldtheils chen; eben wie aus der verfchiedenen Geſtalt der Salz» ernftallen erhellet, daß fie bey den Salztheilchen einer Art anders wirfen muß, als bey den andern. Folg« lich wird in der Wermifchung beyder Metalle die ans ziehende Kraft der Goldtheilchen nicht fo wirken koͤn⸗ nen, wie da, da das Gold alleine war, und fo aud) mit dem Silber; es wird daher der Schluß nicht folgen, daß das Gold in der vermifchten Maſſe eben fo dichte fen, als wie eg rein war, und eben fo von Silber; denn wie das Gold rein war, zog es nur andere Goldtheil— chen an ſich, ißo aber ziehen Silber» und Goldtheil- chen einander an. Wenn fid) aber Bon der Dichte des reinen Goldes auf die Dichte des Goldes in der Vermiſchung niche fchließen läßt, fo wird auch die Be- trachtung des Archimedes bier nicht anzubringen ſeyn. Bon der Widerlegung des Herrn Kragenfleins zu reden, würde zu weitläuftig fallen; nur fo viel ift überhaupt davon zu erwähnen, daß bloß das widerlegt wird, mas Herr Rragenftein wider Herr Hambergern erinnert,und der Herr D. Einfporn e8 gar nicht zu verbergen fucht, daß feine Schrift in der Gemürbsverfaffung eines Schülers aufgefege ift, der für feinen Lehrer’ungemein große Verehrung hegt, und daher dem, fo ihn angreift, nicht gewogen feyn fann. BL 77 O öꝛö 955 XII, 482 Schreiben von einigen a ** * BA Aue Schreiben an Herrn*** von einigen natuͤrlichen Brenn. . Mein Herr! b mich gleich ein innerlicher Trieb, die Körper und ihre Eigenfchaften zu betrachten, antreibe ; fo bin ic) doch nie fo aufmerffam aufdie Natur gemes fen, als feic der Zeit, da wir einander die Erfahrungen, die wir in ihrem Reiche machen, mitzuebeilen, und Be⸗ trachtungen darüber anzuftellen gewohnt find. Ein jedes Vergnuͤgen ift größer, wenn es Zeugen hat, und ich zweifle, daß ein Einfidler zu einem großen Natura Fündiger werden wird. Da Sie gleiche Gedanken begen ; fo ijt fein Zmeifel, daß Sie die Miteheilun« ger einiger meiner neueften Erfahrungen wohl aufneh⸗ men, und mich aud) entfehuldigen werden, wenn Dero Einfiht und Erkenntniß nicht alle von der größten Wichtigkeit zu feyn feheinen folleen. Als ich legtverwichenen sten April auf der Reiſe war, und aufdem Poſtwagen faß, ward früh um ı Uhr der Poſtwagen und die Stadt, bey welcher ich war, ja die ganze Gegend ploͤtzlich ſo helle, wie am Tage, oder wie, wenn es ſtark blitzet. Ich ſah mich ſogleich nach der Seite um, wo mir das Licht herzufommen fchien, und da erblickte ich gerade unter dem Bauche des klei⸗ nen Bäres eine helle herabfahrende Flamme, welche eine Elle lang zu feyn ſchien. Diefe feurige Lufter- fheinung — natuͤrlichen Begebenheiten. 483° fcheinung mar zwar ohne Zweifel ein fogenanntes - Sternpußen: dem Anblicke nach aber hatte es gar Feis ne Xehnlichfeit damit, und befonders der Größe und. des hellen Ölanzes wegen, hoffe ich nicht unrecht zu thun, daß ich Ihnen davon, als von etwas befonderem, Nachricht gebe. Ich muß Ihnen noch melden, daß dieſes bey Freyberg im meißnifchen Erzgebirge war, wo vielleicht die ſchwefelichten Dünfte Schuld daran feyn koͤnnen. Ich erfundigte mid) bey den Einwoh⸗ nern: ob man dergleichen daſelbſt öfters ſaͤhe; worauf mir geantwortet ward, daß zwar fehr oft dafelbft dag Sernputzen zu fehen wäre, fo große Flammen aber koͤnnte man fi) nicht erinnern, gefehen zu haben, - Am erften diefes Monats May fah ih Nachmit—⸗ fags um 2 Uhr nach einem Gewitter, welches drey Meilen weftwärts von dem Orte, wo ich war, ben vielem Regen ſehr ftark geweſen war, der Sonne etwas fchief nordwärts gegen uͤber in dichten Wolken etliche hori— zontal parallele regenbogenfarbene Streifen, welche fich mit dem Zuge der Wolfen etwas veränderten, und verzogen. Die Obern fahen in Anſehung der untern ſo aus, wie die fogenannte Waffergalle über dem Res genbogen. Ich habe faft dergleichen fchon fonft eini« gemal gefehen, dennoch bat man fi) noch niche die Mühe genommen, eine Erflärung davon zu geben, od es gleich eine fo gute ehrliche Lufterfcheinung ift, alsder Negenbogen. Im Hauptwerfe hat diefefrey- lic) einerley Urfache zum Grunde: doch muß eine ber fondere Urfache feyn, weswegen die Strahlen fich durch fo viele Tropfen brechen, bis fie unter demjenigen Win⸗ kel in unfer Auge fallen, unter welchem fie ung die Regen⸗ 484 Schreiben von einigen Kegenbogenfarben vorftellen Eönnen, ohne in der =” ſtalt eines Zirkelbogens zu erſcheinen. Als ohnlaͤngſt die Sonne, ohngefaͤhr 1z Stunden vor dem Untergange, nachdem vorher uͤber eine Stunde lang ein bunter Halo um fie gewefen,nach der gemeinen Art zu reden, Waſſer zog, nahm ich wahr, daß die Strahlen mit den Wolken fortzogen. Die Wolken zogen gegen Mor- den,und die Strahlen giengen ebenfalls mit ihnen dahin, fo daß die nordlicyen immer einen Eleinern Winfel mit dem Horizonte machten. Dieſes beſtaͤrkte michinmeie ner Meynung vwelche ich ohnlaͤngſt bey einer Gelegenheit von der Urſache dieſer gar gemeinen Erſcheinung zu he⸗ gen angefangen. Ich ſah in dem auf einemWege erregten dichten Staube, in welchen die Sonne durch einen Baum ſchien, eben das, was man an den Wolfen das Waſſerzie⸗ hen der Sonne nennet. Hier waren die Aeſte des Baumes Schuld daran, daß der erregte Staub von der Sonne nicht ganz erleuchtet ward, ſondern dunkle und helle Streifen zeigte. So entftehen ohnfehlbar aud) die Strahlen inden Wolken bey dem Wafferziehen. Sie müffen ſich uns nothwendig zeigen, wenn dichte und zarte Wolfen, oder Dichte allein, hinter und neben einander, zwiſchen uns und der Sonne, von einander abſtehen. Ich komme nun auf etwas Anatomiſches. Sie wer⸗ den ic, mein Herr, nicht daran ärgern, Daß id) Fein ter- tium comparationis zwifchen dem Waſſerziehen der Sonne und einem neugebohrnen Kinde ausfuͤndig ge⸗ macht habe. Ich habe Junkers Briefſteller nicht bey der Hand, und ohne Regeln kann man doch nichts erfin⸗ den. Sie werden ohnlaͤngſt von einem rieſenmaͤßigen Knaben in England geleſen haben. Dieſer in der That merkwuͤrdige Knabe hat ſeine außerordentliche — erſt — natürlichen Begebenheiten. 485 erft nach der Geburt erlangt. ch kann Ihnen aber - von einem Kinde Nachricht geben, welches in Mutter- leibe zu einer bewundernswürdigen Größe gelanget ift. Es ift diefes Kind männliches Geſchlechts, und gegen das Ende des vorigen Jahres von einer Frau von gu⸗ tem Stande, mit fehr großen Schmerzen, todt zur Welt gebracht worden. Die Mutter befinder fich 180 vollfommen wohl, und ift wieder gefegnetes Leibes. Ein guter Freund von mir hebt diefes Kind in Bran⸗ tewein auf. Es ift reichlich fo groß, als ein Kind von dreyviertel Jahren ordentlicher Weiſe ifl. Der Kopf iſt beſonders groß, und mit vielen beynahe einen ZollTangen Haaren bewachfen. Die männliche Ru— the und die Hoden find fo groß, als bey einem Knaben von acht Jahren. Wenn Sie, mein Herr, diefes Kind fehen follten, fo würden Sie zweifeln, Daß eg ein neugebohrnes Kind wäre: aber die noch daran haͤn— gende Mabelfchnur würde Sie bald davon überzeugen. Daß es um Leipzig mehr verffeinerte Gachen giebt, ald manche gemächliche Narurforfcher daſelbſt glauben möchten, bat Ihnen Ihre eigene Aemſigkeit bereits ent- decket. “Sch habe in einigen daſelbſt gefundenen Mufchel: ffeinen etwas bemerfet, welches einiger, und befonders Leibnitzens Meynung von dem Ürfprunge der Berfkeines- rungen zumiber zu fepn ſcheint. Diefe Meynung beftebt, wie Gie wiffen, darinnen, Daß die Berffeinerungen nur Ein- drücke von Fifchen, Mufcheln, Inſecten, Bflanzen u. d. gl. ſeyn ſollen. Ich müßte dem Augenfcheine zu widerfpres chen mich unterftehen, wenn ich dieſes bey allen Arten der Berfteinerungen leugnen wollte. Aber was fagen Gie dazu, daß ich Steine babe, mo ich ganze Gtürfen von Mufcheln, (welche gemeiniglich Bectiniten find) davon abs loͤſen kann? Sollte diefes nicht eine Ausnahme machen? Daß bey vielen Verfteinerungen aber nur die Abdruͤcke da find, beweifen bie Feuerſteine, in welchen man u „ lemal 486 Schreiben vomeinigen lemal hohle Eindruͤcke von Judenſteinen, niemals aber Judenſteine ſelbſt findet. Ich habe ihrer ohnlaͤngſt viele und ſehr ſchoͤne in der Oberlauſitz gefunden, wobey kein Zweifel, daß es nicht die Eindruͤcke von Judenſteinen ſeyn ſollten. Eben dieſe Erfahrung bringe mich auf die Ge- danken, daß, wie man gemeiniglich glaubt, die Sur denfteine Feine natürlichen Steine, fondern verffeinerte Körper find. Warum ſollten fie denn fonft, da fie viel harter find, als die Feuerfleine, worinnen man ibre Abs — druͤcke findet, in ſelbigen verweſen? Ich glaube vielmehr, daß fie, ehe ſie zu Steinen geworden, in die damals wei⸗ che Maſſe der Feuerſteine gekommen, und, warum? das weiß ich nicht, darinne verſchwunden. Die Corallen, als ſteinharte Koͤrner, verweſen nicht in den Feuerſteinen, ſon⸗ dern erſcheinen ſelbſt in denſelben: wiewol ich auch in oberlauſitziſchen Feuerſteinen ſolche Höhlen gefunden habe, worinnen Corallenaͤſtchen geweſen zu ſeyn ſchienen, wel⸗ ches ich deswegen glaubte, weil ich in andern ſolchen Hoͤh⸗ len die Aeſtchen, welche meiſtens nur wie aus einer einfa⸗ chen oder doppelten Rinde beſtunden, doch zumeilen auch fo die waren, beraugziehen Fonnte. Doch diefe Abwei- hung von dem gewöhnlichen Fann leicht von einer zufaͤlli⸗ gen Befchaffenheit dieſer Aeſtchen berrübren. Sonft muß ich Ihnen von ben leipziger Feuerffeinen berichten, Daß ich im einem derſelben einige aufallen Gei- sen verfhloffene Höhlen gefunden babe, im welchen zu- ſammengeſchrumpte, verdorrte, und mit Sand uberjoge- ne Blätter liegen. Auf einem biefigen Mufchelfteine, den ich befiße, liegt ein drei) viersel3oll langes, und um die Mitte zwey Linien breites verffeinertes Ding. Ich nenne ed ein Ding, damit ich nicht Befahr laufe, Ihnen wad Falfched zu melden. Denn ein Unding ift es nicht, weil ich es feben kann. Es iſt weiß, und ſieht nicht anders aus, ald wie eine Made. Es hat feine Falten, und ich zahleihrer ohn⸗ aefahr 36. Vorne iſt ganz deutlich der Kopf zu fehen, wel= cher von etwas dunklerer Farbe, platt, und vorne ſchmal if. Eine Linie hinter dem Kopfe fängt fich ein blauli— cher, einer halbenLinie breiter und dreykinien langer&treif an, welcher ordentlich den fchwarzen Maſtdarm, u be / natuͤrlichen Begebenheiten. 487 bey einigen Maden durchſchimmert, vorſtellt. Für was Halten Sie diefes Ding? Iſt e8 eine verfteinerte Made? Weil ich auf die Inſecten aefommen bin; fomußich Th: ‚nen doch von einem Burmelteldung thun, welchen unlängiz . ein guter Freund unter feinen ausgekochten grünen Shee: blättern gefunden. Er war fo gewiß verfichert, dag die Theefanne vein war ausgefpuhler geweſen, dag ich Noth hatte, ihm auszureden, daß diefer Wurm die Nacht tiber darinn gewachfen wäre. Es ift ein Wurm von der Are derjenigen, Daraus Mottenfliegen (Phalaenae) werden. Raͤmlich, er hat, außer einem Fleinen Nachfchieber, nur die drey Paar fpigen Borderfüße: Er war anderthalb ZoR lang, da ich ihn aus der Theekanne nahm, und weich: Er iſt aber nunmehr bis auf 1 30N eingefrochen, und ganz dunne worden. Er bataußer dem Kopfe 12 Abfäge, welche mit tiefen Kerben abgetheilt find. Die Haut ſteht auf beyden Seiten unterwärts etwas hervor, fo daß unten in der Mit: ten, der Lange nach, eine Vertiefung ift. Er iffißovornge: . Frümmet, undganz hart worden. Ich kann diefen Wurm billig für ein oftindianifches Inſect halten; u. Dank fey dem nachläßigen Indianer, welcher mir Durch feine Unachtfams keit ein oriental. Inſect in meine Samml. verfchaffet hat. Noch eind. Ich Habe mich fonft fehr vom Poͤbel zu entfernen geglaubt, wenn ich behauptet: daß die Keller im Winter fo frifch waren, aldim Sommer. ch möche- ‚te eö auch noch itzo gern behaupten, wenn ich nicht die= fen Frühling in einem großen Keller, in welchem ganze Gebraͤude liegen, geſehen hatte, Daß etliche aroße Stücken Zonnenpech, welches, wie gewöhnlich, ald Darallefepipe- Da gegoflen und aufbehalten worden, in diefem Keller den Winter über in ein Stück rund herum zerfloffen gez wefen waren. Wie ift dieſes zugegangen, wenn es im Winter in Kellern eben fo kuͤhle ift, ald wie im Sommer ? Iſt etwan das Tonnenpech auch fo verffändig oder fo dumm, mie die Menfchen, daß e8 glaubt, ed fey im Wins ter inden Kellern warmer, als im Sommer, und daß v8 alfo in dieſer Einbildung zerfließet? Sch bin | | Mein Herr, Dero | seborfamfter Diener Chriſtlob Mylius. Inhalt des vierten Sticks I. Anmerkungen aus der Naturlehre, aͤbere einige zur Mu⸗ ſik gehoͤrige Sachen, entworfen von J. G. Kruͤgern, der Arztneygel. Prof. zu Halle, der kaiſerl. und ionigi. preuß. Akademie der Wiſſenſchaften Mitglied, II. Fortſetzung der im zten Stuͤcke pag.266 abgebrochenen Betrachtung uͤber die verſchiedenen Farben der Men⸗ ſchen 2c. und deren Urſache 2c. aus der 474 Rum. der-Phi- lofophical Transadt. überfeßt. III. Nachricht von den Entdeelungen Hrn. Nedhams durch Vergrößerungsgläfer. IV. Des Abt Nollet Verſuch über die@lectricitätderKörper. V. Anmerkungen über dag Blinkern der Sirfterne, aus der Hiſt der parifer Akad. der Wiffenfchaften, fürdas Jahr 1743, ©. 28 ber parifer Ausgabe überfegt. VI Des Heren de Buffon Abhandlung von den sufigen Farben. Aus eben derfelben Ausgabe überfegt, ©. 147. VI. Nachr. von dem Baue des Reißes. Aus der botait. Abtheilung der. Gefihichte der parifer Akad. der Wiffen- fchaften 1743 überfeßt. VIII. Nachricht von einer Empfaͤngniß außerhalb der Baͤr⸗ mutter, von Starfey Myddleton, D. der Arztneyk. aus der 475 Num. der Philofophical Transadt, uͤberſetzt. Nebſt der Abbildung im Kupfer. IX. Schreiben Hrn. Hein. Bakers, Mitgl.der königl. Ge: ſellſchaft dev Wiffenfchaften, an den Vorſteher derfelben, vor einem in der Erde gelegenen außerordentlich großen Elephantenzahne. Aus der befagten Rum. überfegt. X. Eine anatom. Bemerk. von den Behaͤltniſſen des Biber: geils. Aus dem 2ten Bande der Schriften der peters⸗ - burgifchen Akademie ©. 415 überfegt. "EL. Abhandlung von dem Milze, verfaßt von F.B.Duver: noi. Aus dem 4 Bande ©. 15€ der erwähnten Schriften. XI. Nachricht von Hrn. D. Einfporns Gedanfen über die Dichtigfeit einer Maſſe, fo aus Körpern von verſchiede⸗ ner Dichtigkeit vermiſcht iſt. XI. Hrn. Chriſtlob Mylius Schreiben an Hrn. ** von einigen natuͤrlichen Begebenheiten. 346) FETDIER Hamburgiſches —M dgazin, font? Sn, Unterricht und Vergnügen, aus der Naturforſchung | und den ongeneßmen Wiſſenſchaften uͤberhaupt. Des een Bandes fünftes Stud, Hamburg, bey Georg Ehrift, Grund, und in $eipzig | bey Adam Heine, Rolle, 1747. — re — a a ae * * — —* Anmerkungen uͤber die Tuͤrlisgruben in Frankreich, die Natur der Materie, ſo man daſelbſt findet, und die Art, wie man ihr die Farbe giebt, durch den Hn. de Reaumur. As den Schriften der Pariſiſ. Ncademie der Wiſſenſchaf ten für das 1715 Jahr 230 ©, der Hol, Aufl, ! B 7 vanfreich zeugt nicht viel Fofkbark Stei⸗ > ne; Sein vortrefflicher Boden bringt 2 gnug folde Güter hervor, deren Werch F N nicht aufden Wahn der Menſchen an: IN Es koͤmmt. Indeſſen mangelt es ihm nicht ganz an ſolchen ſeltenen Steinen, des nen ein faft einſtimmiger Ausfpruch. ei⸗ nen * hohen Preis ſetzt. Aber wir find nicht aller zeit aufmerffam genung, von unfern Reichthuͤmern Vortheil zu ziehen. a en ift bey uns wie in dir 2 gan 4 Anmerkungen uͤber die ganzen Welt wegen feiner Tuͤrkiſſe berühmt , amd wir beneiden es vieleicht deswegen, da ung indep un: bekannt ift, daß die Tuͤrkisgruben in Perſien feltener, als in Frankreich find , daß die Türfiffe, welche wir uns nicht die Mühe nehmen, aus den unſrigen zu ho» len, denen , die wir aus den Morgenländern befome men, nicht viel nachgeben, um ietzo nichts mehr zu ſa⸗ gen, und daß fie die Aufmerkfamfeit derer, fo die Na⸗ turforfchung lieben, noch mehr verdienen, Wir wer: den diefes ſehen, wenn wir nach) einer allgemeinen Be: trachfung der Türbiffe auf die Sranzöffehe kommen werden. Der Türfiß wird als der erſte unter den Es: | fihtigen Steinen angeſehen. Seine Farbe ift blau. Das Blau derer , die man am höchften hält, darf weder zu tief noch zu helle ſeyn, befonders fol er nicht weißlicht ſeyn, oder wie die Juwelierer reden, es fol . nicht wie Stärfenblau (bleu d’empois), fondern der Farbe des Grünfpang in Klumpen (verd de gris en mafle) nahe fommen ; ohne eine merfliche grüne — zu haben, kann er etwas ins eees allen Es iſt einer von den Edelſteinen, ſo die wenigſte Haͤrte haben. Er gleicht an Haͤrte kaum den Cryſtal⸗ len oder durchſichtigen Kieſelſteinen. Es giebt aber auch welche, die viel weicher als die andern ſind. Wenn alles übrige gleich iſt, fo werden die haͤrteſten vorgezo⸗ gen, weil die Lebhaftigkeit der Politur in allen Stei⸗ nen fich nach ihrer Härte richtet, Die, fo cine [höne Sarbe, einen Ichhaften Glanz und auf ihrer Fläche we⸗ der Safen nod) Adern (filers, rayes, ) noch Ungleich⸗ heiten haben, und viel Karate wiegen, ſind ſehr theuer. Ross Tuͤrkisgruben in Frankreich. Bosnel, cin $uwelierer, fo eine ietzo ziemlich ſeltene Schrift von den Edelſteinen, unter dem Titel: Mer- cure ludien, ohngefaͤhr vor 50 Jahren herausgegeben hat, Bosnel, ſage ich, der in dieſem Werke die Edel ſteine als ein Kenner ſchaͤtzte, vergleicht die Tuͤrkiſſe, ſo die nur erzählten Vollkommenheiten ve reint beſitzen, mit den vollkommenſten Smaragden, das iſt, mit dem Diamante. Indeſſen finder man ſelten dieſe Steine von einer etwas beträchtlichen Größe ohne Fehler , und die Schler vermindern ihren Werth gewaltig. Eben der Kosnel, der die vollkommen ften fo hoc) ſchaͤtzet, ſetzet bey denen, die wenig am Ge⸗ wichre, und vielleicht noch einen andern $ ehler haben, den Karat auf einen Thaler. Vermucthlich haben die Türfiffe ihren Reha da: ber befommen ‚ weil fie zuerſt aus der Türken nach Europa find gebracht worden, Einige Schriftftel- ler gehen unterdeffen in Ableitung des Wortes viel weis ter. Man kann nicht leichte ausmachen, unter was für einer Benennung die Alten von ihnen geredet has ben: Sie haben die meiften Steine auf cine Art bes ſchrieben, daß es oft unmöglic) fällt, fie zu erfennen. Biele neuere forgen nicht beffer für die Nachwelt: Wird diefelbige nicht zweifelhaft ſeyn / zu wiffen, was es für ein Stein iſt, den, wir ietzo Tuͤrkis nennen, wenn fie in den Schriften eines Juwelierers, Ber⸗ quen, der alſo nothwendig viel Tuͤrkiſſe muſte unter Händen gehabt haben, finden wird, daß dieſer Stein ducchfichtig ift, daß feine Unducchfi ichtigfeit nur von dem Kaſten herfömmt , in dem er gefaßt iſt: Der Tür Eis iſt indeſſen ſo undurchſichtig, als cin Stein ſeyn kann; ich habe ihrer viel in kleine Stuͤckchen zerbro⸗ A3— chen, 1 J Anmerkungen uͤber die chen, und welche, die nicht dicker, als eine ‚halbe Unie waren, gegen helles Sonnenlicht gehalten, aber nie» mals einige Ducchficprigfeitbemerft.. Einige glauben , diefer Stein fey derjenige ‚den Plinius Bores (Borea) nennete, und unter die vers _ ſchiedenen Arten des Jaſpis geſetzt hat: Andere halten ihn für den; dem er den Namen Calais beylcgt, ob er wohl ausdeicfich ſagt, dieſer letzte Stein ſey gruͤn. Rosnel erzaͤhlt ſo gar die Art, wie man die Tuͤrkiſſe erhielte, nach der Geſchichte, oder vielmehr nach dem Maͤhrchen des Plinius , von der Art, wie man den Galais gewönne Er behauptet, diefer- Stein finde fih nur auf den Gipfeln erlicher Felfen , denen wer gen des Eiſes nicht beyyufommen wäre , man würfe ihn mit Steinen herunter, und daher fände man fo wenig ganze, Diefe Berge müflen gewiß eine ſehr gute Sage haben, da ohngeachtet des Eiſes, das fie umgiebt, die Steine, fo man von ihren Gipfeln ab: reißt, an Derter fallen, wo man fie auflefen kann. Von dem Lande, wo ſich die Tuͤrkiſſe finden, find eben⸗ falls viel ungewiſſe Sachen geſchrieben worden; ihr Name allein iſt den Schriftſtellern ſchon Maonglich geweſen zu behaupten, daß ſie aus der Tuͤrkey kaͤmen. Man hat vorgegeben die ſchoͤnſten befaͤnden ſich an verſchiedenen Irten Indiens. Doet fest hinzu, Spas nien, Böhmen und Schlefien in Deutſchland brächz ten fieebenfalls hervor. Tavernier, der feiner Hands lung wegen fih von den Steinen Unterricht erwerben mußte, und der fich eben feinen Weg zuerfparen ſuch⸗ te, verſichert, daß im ganzen 9 Morgenlande nur zwo Tuͤrkiegruben bekannt und beyde in Perſien ſind. Eine, ſagt er, welche man die alte Grube — 47 \ Tuͤrkisgruben in Sranfreich. 7 befindet fich drey Tagereifen von Meched nord. weſtwaͤrts bey einein groſſen Flecken, ſo Neca⸗ bourg heißt. Die andere, fo den Namen der neuen Grube fuͤhrt, ift fünf Iagereifen davon. Die Tür: kiſſe aus der. letztern haben eine fchlcchte blaue Farbe, die ins weißlichte fallt, man halt jie nicht bach, und kann für wenig Geld, fo viel man wid, davon bekommen: - Uber in der alten Grube hat der König von Perſien feit vielen Jahren für niemanden, als für fi), arbeiten laf fen, Denn weil fih in feinen Landen feine Gold: ſchmiede, als nur ſolche befinden, die Dratarbeit ma: chen, und als $eute , die feinen Riß und Schnitte nicht verftehen, auf Sol. zu aͤtzen ungefchickt find, fo braucht er zu Auszierung der Saͤbel Dolche, und ‚anderer ſolcher Sachen die Türfife ans der alten Grube ſtatt des geaͤtzten; fie ſchneiden diefelben , und fegen fie in Kaͤſten, Blumen und andere Figuren daraus zu bils den. Es fallt gue in die Augen, zeigt Arbeitſamkeit und Geduld, aber wenig Zeichnung. Vermuthlich iſt die alte Grube in Perficn ausge⸗ leert, oder wenigftens find der Steine daſelbſt noch viel weniger geworden, als zu Taverniers Zeiten, Man crinnert ſich noch gang wohl der Gefandtfchaft, fo der. König von Perfien an Ludwig den XIV geſchickt, und man weiß, daß cin Theil der Geſchencke, die aus ſo entfernten Ländern gebracht worden, aus Tirfiffen beftanden. - Indeſſen find alle diefe Türfiffe e aus der neuen Grube , fie fallen ing weiglichte, wie diejenigen, von denen T —— redet, fie nehmen Feine recht ſchoͤ⸗ ne Politur an, und ſind nicht befonders groß. Kurz, es würde ung vieleicht nicht ſchwer feyn, ſchoͤnere und A 4 J Anmerkungen über die größere Tuͤrkiſſe nach Perſien zu ſchicken, wenn wir in unfern Bergwerfen recht nachfuchen wolten, Die Juwelierer und Steinfehneider theilen die Tuͤr⸗ fiffe, wie alle andere Ebdelfteine in Orientaliſche und Decidentalifche ein; oder, noch öfter in Tuͤrkiſſe von der alten und von der neuen Grube, (de vieille Ro- che, et de nouvelle Roche). Diefe Abtheilung ift eben nicht dienlich geweſen, unfere Steine in groſſes Anfehen zu bringen: Ale vollfommene fehreiben ſie dem Drient, oder der alten Grube zu, und laflen dem Occident, oder der neuen Grube nur diejenigen , die nicht viel wersh find, Bergebeng werden unfere Berge werke die fchönften Türfiffe liefern, man wird fie alle: zeit Tuͤrkiſſe aus der alten Grube , oder orientalifcye nermen. Ich gab einem gewiſſen Steinfchneider verfniedene Tuͤrkiſſe zu arbeiten, die gewiß aus un: fern Bergmwerfen waren. Ich wolte von ihm wiffen, wie groß ihre Härte wäre, wag fie beym Schleifen für cine Politur annähmen , und was fie nach dem Poliren für eine Farbe haben würden. Nach der Drdnung, daß er fie ſchnitte, wiefe er mir die, fo aus der alten, und die, fo aus der neuen Grube waren, - Unter denen , die er zu den crftern zählte, befand fich einer, der Flein war ‚ aber an Härte keinem Steine feiz ner Art wiche, und folglich den Iebhafteften Glanz und die fÄyönfte Sarbe befam, Ich mochte meinem Steinfchneider vorfagen, wieich wolte, daß diefe ver: fehiedene Stuͤcke alle aus einem Bergwerke Famen, er zweifelte daran nicht, aber er behielt deswegen feine Redensarten, weil ein Stein, der in ſeiner Art voll⸗ kommen iſt, und ein Tuͤrkis aus der alten Grube , für. fie gleichguͤltige Yusdrücungen find, Die Folge i J deß, Türfisgruben in$ranfreih. 9 deß, fo daraus koͤmmt, iſt/ daß man glaubt, die Tuͤrkiſſe fo bey ung gegraben werden, ſeyn von Feinem Werth, und verdienen alſo nicht, daß man fie auffuche, 7 Die Bergiverfe von Sranfreich, wo Türfiffe brechen, find im Niederlangvedoc nahe bey der Stadt Simore, und in den Gegenden daherum, als zu Baillabatz und Laymont, man hat ihrer auch ohngefähr in eben der Gegend auf der Seite von Auch, und zu Gimont , und Caſtres. Borel in feinem Buche von den Alterebümern und Sels tenbeiten der.Begenden um Caſtres behauptet, da man deren zu Venes findet, aber der Hr. von Dafville, Intendant von Langvedock, hat vergebens alle Mühe angewandt, dafelhft fuchen zu laſſen, man weiß nicht einmal mehr zu Bones , daß fonft welche dafelbft gefunden worden. Zu Simore iftebenfalls _ unbekannt, zu welcher Zeit, und durch was für einen Zufall Die Türfisgeuben dafelbft find entdeckt worden, Alles was man davon ſagt, ift, daß fie ohngefähr feit achzig Fahren befannt find. Der ältefte Schrift⸗ ſteller meines Wiffens, der einige Erwähnung davon ſcheint gechan zu haben, it But de la Broffe in fei- nem Buche von der Natur, der Kraft und dem Mugen deriPflanzen, fo 1628 gedruckt if. Er redet nicht weitläuftig davon, und die Stelle hätte. eine Erklärung noͤthig. Nachdem er in feinem Terte felbft auf der 421 Seite von dem ausgegrabenen Ein: horne geredet hat, verweift er auf eine Anmerfung auf dem Nande, wo er hinzu ſetzt: Diefes Einhorn ſey ein Stein in Geſtalt eines Horns, (das ſind ſeine Ausdruͤckungen) von der Feſtigkeit eines Steines, der, wenn er nach und nach in ver: As ſchie⸗ 10 Anmerkungen uͤber die ſchiedene Grade des Feuers gebracht KERN den wahren Türkis giebt. Wan nenne ihn ausgegraben Binbown, weil er dem Zorne eines Tbieres ähnlich fey. Er nennet auch , auf ‚der 467 und 521 Seite, dag ausgegrabene Einhorn die Mutter der Luͤrkiſſe. Wie nicht alles ausge⸗ grabene Einhorn im Feuer die Farbe der Tuͤrkiſſe an, nimmt; fo feheinet es, als hätte Bui de la Broſſe von unfern Simorifchen Türfiffen reden wollen. Dem ſey nun wie ihm wolle, alle franzoͤſiſche Schrift: ſteller, die ich gelefen habe, reden nur im Borbeygehen von unfern Türfiffen und einem der ſchoͤnſten Theile unſerer Naturgeſchichte. Sie erwähnen fie als Tuͤr⸗ fiffe von der neuen Grube, Ohne fih von der Na⸗ tur der Materie, daraus fie.beftehen, von der, wie man diefe Materie aus dem Bergwerke zieht, und ihr die ſchoͤ⸗ ne Farbe giebt, in einige Ausführung einzulaffen, Diefes find. die drey vornehmſten Stücke, die wir ung vorgeſetzt haben zu unterfuchen. Degven erzählt in⸗ deſſen, daß ſie in Niederlanguedock in einem weislich⸗ ten Geſtein brechen, welches am Feuer erhitzt wird, und dadurch eine blaue Tuͤrkisfarbe aa Aber das ift aud) alles, wagerfagt, Boccone, ein Siceilianifcher Shhriftſteller, der durch ſeine Sammlungen von phufikalifchen Anmer= Fungen befannt ift, hat davon weitläuftiger als iemand anders gefchrieben. Indeſſen hat er alles, was er uns davon erzaͤhlet, von einem Uhrmacher von Lion gelernet, wie er ſelbſt bekennet. Wir muͤſſen es zu unſerer Schande geftchen , daß öfters die Ausländer uns von dem, was fich ben uns befonders befindet, unterrichten. ZU der Zeit, da ich mich beſchaͤfftigte, | die / ! TTĩuͤͤrkisgruben in Frankreich. m die Kuͤnſte zu beſchreiben, die mit Edelgeſteinen umge⸗ hen, hielte ich fuͤr meine Pflicht, das beſte, was Frankreich in dieſer Art hervorbringet, aufzuſuchen. Weil ich aber gar zu weit von Niederlangvedock entfer⸗ net, und nicht in den Umſtaͤnden war, daß ich daſelbſt die Tuͤrkiſſe in dieſen Bergwerken haͤtte unterſuchen koͤnnen, wurde durch den Herrn Abt Bignon, der alle Gelegenheiten, den Wiſſenſchaften zu dienen, be⸗ gierig ergreifft, vom Herrn d' Imbercourt, Inten⸗ danten von Montauban , erhalten, daß ich die Stei⸗ ne , deren ich köthig hatte , und ſichere Nachrichten wegen der Fragen , die ich thun Fonnte, befommen folte, Here d' Imbercourt har diefes mit fo vieler Sorgfalt ‚als Höflichkeit verrichtet, und ung dadurch den erften Stoff zu gegenwärtiger Abhandlung gege⸗ ben, | | | | „> Uebrigeng war es ietzo die höchfte Zeit, diefe Bergwerke volllommen Eennen zu lernen; Es fehlte nicht viel, daß fie nicht wieder in die Vergeſſenheit verfallen follten, aus der fie Faum gezogen waren; Seit zwanzig Jahren arbeitereman nicht mehr darin: nen. Die Kriege, die Theurung der Lcbensmittel, und über alles dig, der geringe Werth, den wir den Sachen feren, die fich bey ung finden, und die wenige Aufmerkfamfeit, die wir haben, etwas daraus zu ‚machen, hatte verucfacht, daß die Arbeit gar aufge⸗ höret hatte; Aber diefes find Klagen, zu denen fich * feine Gelegenheit mehr finden wird, J. K. 9. der Herzog von Orleans, find auf alles aufmerffam, was zum Beſten des Neichs gehören kann, fiebemühen ſich felbft forafältig, alles Fennen zu lernen , was da: > mit einige Berwandtfchaft hat, und halten nichts in die: = 2 Anmerkungen überdie dieſer Abfiche zu geringe. Bald darnady, als gegen⸗ waͤrtige Abhandlung in der oͤffentlichen Verſammlung den 33 Mer; 1715 vor gelefen war, erhielt Herr le Gendre, in deſſen Aufſicht ietzo die Gegend, wo fi) die Türfisgruben befinden , unterworfen war, ‘Ber. fehl, nachgraben zu laffen, und die Steine, die man finden würde, der Academie zu ſchicken. Durch die Sorafalt, mit welher Herr le Gendre gehorſamct, find ung Entderfungen zu Theil worden, die IR falls hier eingerückt haben, Man finder verfihiedene diefer ee im Umfreife der Gerichtsbarkeit von Simore, und felbft um Simore herum. fa man ift in dem Sande ver fihsrt, dag man nur nachgraben dürfe, um viele neue zu entdecfen. Der ohngefähre Zufall hat alle zeit Theil an Entdeckung der Bergwerke aber er muß über Dieg auch den Gebrauch, zu welchem man das Geſteine gegenwärtiger anwenden kann, gelehrt haben, Es bat nichts, wodurd; eg einige Aufmerk⸗ ſamkeit auf ſich zichen koͤnnte. Es zeigt nichts von den ſchoͤnen Blau, das uns an den duͤrkiſſen gefällt, feine Farbe ift bald weiß, bald der Farbe des Bene; tianiſchen Trippels ähnlich, Die andern Steine werden ſchon mit den Farben ausgegraben , die wir! an ihnen fehen, wenn fie gefchliffen find. Man fann dieſe Farbe nicht ſchoͤner machen, aber man kann ſie bey einigen von ihnen durchs ſchwaͤchen, z. E. die allzu dunkle Farbe eines Saphirs wird dadurch blaͤſſer gemacht, einem blaſſen Saphir wird ſeine Far⸗ be voͤllig benommen, und in das Waſſer des Dias mant verwandelt. Unſere Türkiffe im Gegentheil find natuͤrlicher Weiſe weißlicht oder gelblicht von einer Tuͤrkisgruben in Frankreich. | 13 fo gemeinen Farbe als die Steine, die wir zum Bauen brauchen , aber wenn man fie aufeinige Zeit ing F Feuer bringt, erhalten fie, an ſtatt weiffer zu werden, eine blaue Sarbe, Diefe Begebenheit iſt eine von denen, dieman unmöglich voransfeben kann. Aber ehewir unterfuchen, welcher Grad des Feuers diefe Materie zu färben nöchigift, wollen wir ſie ſelbſt erſtlich genauer betrachten. Es ift was feltfames , daß wir eine Art unferer Edelgefteine den großen Zerflörungen, die ehedem auf der Fläche unferer Erde geſchehen find, ſchuldig ſeyn ſolten, und daß diefer Stein vor Zeiten ein beinigtes Weſen gewefen wäre, Gleihwol ift die M-ynung, die allein vor alen andern wahrfcheinlich, und icgo faft durchgehends angenommen ift, daß die ordentliche Ger ftalt verfchiedener fleinigter Materien weiſet, was fie fonft geworfen find; alle diejenigen, welche dieſe Mey nung annehmen, ich will fagen, alle dicjenigen, welche die Steine , fo genau Mufcheln vorftellen,, für ver: fteinerte Muscheln, die Gloſſopetren und andere ſtei⸗ nigte Körper, fo den Zähnen vollfommen ähnlich find, für verfteinerte Zähne oder Thiere annehmen, fönnen unmöglich zweifeln, daß die Materie unferer Türfiffe nicht verfleinerte Knochen ſeyn. Die meiften Stücke, fo aus den Bergwerfen find gebracht worden, hatten die äufferliche Geftalt davon. Es iſt eine einftimmige Erzählung in den Gegen: I den von Simore, daß einige den Knochen des Fufles, andere Armen, noch andere Zähnen ähnlich wären. Ich weiß, wie weit man ſich auf diefe äufferlich: Achalich- keit der Geſtalt verlaffen Fan, die nicht allemal mit dem gehörigen Mißtrauen iſt unterfucht worden; Sch | wolte Anmerkungen uber die wolte fie dieferwegen nicht fiir ſehr überzeugende Pros be ausgeben: Aber, was man von den Stücken er⸗ zähle , die eine Geſtalt von Zähnen gehabt, ift eine gez wife Sache, und daraus entficht ein vortheilhaftes Borurtheil für diejenigen, denen man die Geftalt anz derer Kochen zuſchreibt. Unter ben Probeftücken, die Hr. Te Bendre und. Hr. v. Bifcaro, ein Simori⸗ feher von Adel, der ebenfalls Befehl harte, mit andiefer Unterſuchung ju arbeiten, uns gefchieft haben , trafen wir welche an, die. eben fo ſichtbarlich Zähne find, als die Gloffopetren. Sie haben fo gar noch das Haͤut⸗ hen, fo den Zahnknochen umgiebt, (email) welches ſich vollkommen erhalten hat: Aber der knochigte Theil, fowohl derjenige , den das Haͤutchen bedeckte, als derjenige, der die Wurzel des Zahns ausmachte, und nie vom Häautchen war überzogen worden, — weiſſer Stein, der im Feuer ſich in einen blauen Tuͤr⸗ kis verwandelt. (©. dies Fig.). Die Geſtalt dies fer Zähne ift indeffen den Gloffoperren nicht ähnlich, Die letztern find fpißig , und die erftern ftumpf , und vermuthlich die Backzaͤhne von einem Thiere geweſen. Man findet ihrer von-einer erftaunlichen Gröffe; ich habe welche geſehen, die einer geballten Fauſt nicht viel wichen: Aber man trifft auch Eleinere , und viel öfter an, öfters haben diefe wenig oder nichts von der Materie der Tuͤrkiſſe; fie find das, was die Marcaſi⸗ ten in andern Bergwerken find , man legt ihnen auch diefen Namen bey, und ficht fie als gute Anzeichen an. Man unterfcheider in den Fleinen Zähnen zweyer⸗ ley Arten, einige haben- vier befonders merefliche Ers hoͤhungen, die ohngefaͤhr die vier Winfel eines Qva⸗ drats ausmachen. (©, die zu. 581g.) na die eite Türkisgruben in Frankreich. - 15 Seite, fo den Erhöhungen gegen über fleht, und an den Kinnbacken gehört, nicht mir Materie überzogen iſt, ſieht man dafelbft vier Höhlen, welche iede in eine- von obigen Erhöhungen geben , und vermuthlich die Merven des Zahnes in fi) halten (4 5.) Die klei⸗ - nen Zähne der zweyten Art, haben ebenfalls vier Hoͤh⸗ lungen an der Seite, welche an den Kinnbacken ge- hört, aber fie Haben nur zwo Erhöhungen, und zwar bende dreyecficht, beym Urſprunge einer ieden befindet ſich eine halbeylindrifche Höhlung (6,75.) Die Geſtalt der groffen Zähne ift nicht fo Teichte zu entder fen, weil man fie fehwerlich ganz bekoͤmmt. Hr, de Jußieu hat ung die Figur eines diefer groffen Zähne geliefert, die er zu yon hat abzeichnen laffen: Der Zahn war aus dem Cabinet des verftorbenen Hr, v— Monconys in des Hr. Peftalopi eines Arztes derfel- bigen Stadt feines gefornmen. Er ift dem, fo wir geſehen haben, nicht vollfommen ähnlich (17,18 8.) Vieleicht giebt es unter den groffen, wie unter den kleinen verfchiedene Arten. Borel hat in feinem von uns ſchon angeführten Buche ein Berzeichniß der feltenen Steine feiner Sammlung beygefügt , unter welche er drey Türkiffe aus der alten und neuen Grube wie Zähne geftalter, fest, Bey den Un: terfuchungen, die Hr. le Bendre zu Gimont und Caſtres anftellen laffen, hat man dafelbft dren groffe Zähne entdeckt , die im Feuer eine fehöne Farbe befommen haben, aber in allzu Fleine Stücke zerfprums gen find. Man trifft auch noh Zähne von einrvon den vorigen unferfchiedenen Seftalt an. Ich habe ein nen, der ineinem Bergwerfe, wo Hr, von Giſcaro hat nachfuchen laſſen, ift gefunden worden: Er hat die 2 Gr 16 Anmerfungenüberdie - Geftalt eines etwas gekruͤmmten Kegels, und iſt denen ähnlich, derer fich die Bergülder und andere Künfiler zum Polieren bedienen. Man findet an ihm nur eine einzige Deffnung für den Nerven, Kurz, man kann nicht zweifeln, daß der knochigte Theil gewiſſer vers feinerten Zähne nicht zur Materie des Tuͤrkis werde, Aber von welpen Thieren find diefe Zähne ? Das ift es, was ich noch nicht weiß , und was man vielleicht init. der Zeit entdecken wird, wie man die Fiſche entde- cket hat, von denen dic Öloffopetren, oder vermeyntli⸗ chen Schlangenzungen, herfommen. Vermuthlich find unfere Zähne auch von einigen Meerthieren, ung find auf der Erde Feine Thiere befannt , die dergleichen hätten. | a, Andere Knochen von eben diefen Thicren geben, allem Anfchen nach, das Geſteine zu dem Türfiffe ab, das anders als Zähne geftalter if. Man verfichert, daß man davon Stuͤcke bis zu hundert Pfunden gefun⸗ den hat, aber das iſt auſſerordentlich. Zwey der letzten, die man entdeckte, wiegen ohngefaͤhr funfzehn Pfund. Man kann fie unmoͤglich ganz an Tag brin⸗ gen, ſie ſind unter der Erde zerbrechlich und gleichſam weich, ſie ſind voller Feuchtigkeit, wie die Steine in den Steinbruͤchen. Aber an dem Orte, wo fie na⸗ türlich Fiegen , bemerft man an ihnen eine länglichte Figurund einen faft runden Umfang, Die gemeinfte Stärfe an ihnen ift wie ein Arm, und ihre Hänge fo groß, als des Knochens aus den dicken Beine, oder des Schienbeines.. Den Nahmen des ausgegrabes nen Einhorns, den ihnen Gui de Ia Broſſe bey⸗ legt, haben fie vermuthlich von diefer langen und run⸗ den Seftalt erhalten, Borel nennt indeſſen die Ma⸗ ; terie Tuͤrkisgruben in Frankreich. 17 terie, die ſich, feinen Berichte nach, zu Denes bei: findet, und die im Feuer die Farbe des Türkis an⸗ nimmt, verfteinerte Knochen. | „ Wenn die auffere Geſtalt nicht zulänglich bewie⸗ fe, daß es verfteinerte Knochen find, fo wiirde die aenaue Unterfuchung diefer Materie, felbft noch mehr Proben geben Bey dem erſten Anblicke ſcheint fie von andern Steinen verfchieden, fie fcheint etwas mit dem Helfenbeine oder knochichten Mate» rien gemein zu haben, Die Politur, die fie an nimmt, fälle zwifchen die dunkeln Kiefelfteine, und die Knochen, oder das Helfenbein. Diefer Politur ohngeachtet hänge fie fich; wie das Holz, an Die Zuns ge an. Day forgfältiger Betrachtung, entdeckt man, daß fir, wie aus verfthicdenen Schichten, oder Schuppen über einander, zufammengefeßt ift: Das iſt eben fein Merfmahl, fo fie von andern unterſchei— det, fie hat es mit vielen Knochen und Steinen ge mein. Aber eine Sache, fo ihr eigenthuͤmlich üft, daß diefe blätterichte Schichten gleihfam nur zur Forme gedienet haben, in die fich die eigentliche Ma; terie eingedruckt hat. Je merklicher diefes blätterichre Weſen iſt, deſto weniger taugt die Materie deg Tuͤr— Fiffes, fie ift alsdenn, fo zu reden, nicht reif genug (8, 98.) Die Arbeiter trafen öfters ganze Adern von folder Materican, die ihnen aus diefer Urfache unnüge waren; wenn fie Stüde davon ins Feuer brachten, theilten ſich diefelbe in zarte Schalen; mar hat hiervon noch ganz friſche Beyſpiele, es war nach ‚nicht genug fleinigte Materie hinein gedrungen, die Blätter waren nicht feſte mit einander verbunden, Aber es zeige ſich noch ein merklicherer Unterſchied 1 Band, B | zwiſchen 18 Anmerkungen uͤber die zwiſchen der Art, wie die Schichten einiger Tuͤrkis⸗ ſtuͤcke, und die Schichten anderer Steine liegen. Zer⸗ bricht man einige, deren Schichten am meiſten in die Augen fallen, ſo ſcheint der Bruch, wo ſich die Raͤnder der Schichten zeigen, als aus einer Menge runder Roͤhrchen zuſammen geſetzt, und zwar des⸗ wegen, weil die Raͤnder ieder Schicht rund bleiben, anſtatt daß die Raͤnder bey den Schichten der wahr: haftig blätterichten Steine, als des Schiefers und des Talks allemal fharf find. Es ſcheint, daß iede Schicht des Türfifes aus Möhren beſteht, die eine neben die andere gelegt find, und daß man alfo zwo- Roͤhren von einander frennt, wenn man jie e zerbricht. (10 F.) Ein neuer Unterfehich, den einige Schich⸗ tenzeigen, iſt, daß ihr Umfang wellenförmig und aus: gezackt ift, anflatt, daß er bey andern Steinen gerade fort, oder in einer. einförmigen Krümmung geht, wel⸗ ches fich allegeit. bey Steinen zutragen muß, die durch die Aneinanderfegung der Theile entſtanden, und - nicht in Formen gebildet worden find. Ich habe uͤberdieß Stüde von Türfisgefteine bemerket, da die Raͤnder ieder Schicht fihienen aus verſchiedenen über einander gefetsten, und durch ziemlich ordentliche Zwiſchenweiten unterfchiedenen Theilen zu beſtehen, welches ſich ſehr wohl zu der Ordnung —* in welcher ſich die kleinen Hoͤhlungen der Knochen befinden, die man in der Zergliederungsfunft Zellen nennt. Ich babe fo gar welche gefehen, da wagrechte Schichten - von ſenkrechten ordentlich ‚durchEceuzt wurden. Die Raͤnder beyder Arten von Schichten befunden aus abgefonderten Theilen, wie groffe Züpfelchen. End: lich teiffe man ‚Adern einer Materie von ge | ——— e⸗ Befchaffenheit an, deren Fehler aber ſehr gefthickt iſt, ihren erſten Urſprung kenntlich zu machen: Sie wird im Feuer von einer Menge kleiner Oeffnungen durchloͤchert: Die Aehnlichkeit zwiſchen dieſen $6> bern, und den Zellen der Knochen, die caleinirt, oder der Luft lange ausgefegt worden, falle gleich) in die Augen, Es find diejenigen Zellen; - die nicht mit einer Materie ausgefüllt worden, foim Feuer beftändig genug ift. RMoſnel beſchuldiget alle unſere Tuͤtkiſſe, daß ihr Sicht voller Adern wäre, das iſt das Kennzeichen, wels ches cr fefte fett, ſie von den perfifchen zu unterfcheis den, anſtatt daß ey Merckmahl nur die unreifen Türkiffe, wenn ich fo reden darf, von den ſchon rei⸗ fen unterſcheidet. Die Streifen und Faſern, die er ihnen zufchreibt, find nur in denenjenigen fihtbar, da der Raum zwiſchen den Blättern noch nicht genug. durch die feinigee Materie erfüllt if, Wenn man diefe Fafern durchs. Bergrößerungsglas betrachtet, fo bezeichnen fie die Dicke der Schichten, und gebinfaft nad) einer beftändigen Richtung, Steine von der Art, wie ietzo find befchrieben worden, wenn man fie bald. unter der Oberfläche der. Erde gefunden hat, haben ordentlich angetrieben, fies fer nachzuſuchen, um auf. Adern einer ähnlichen, aber beſſer beſchaffenen Materie zu kommen. Die, fo man entdeckt hat, befanden fich auf Eleinen Anhoͤhen in ungebaueten und fandigten Gegenden, aber man mußte öfters tief graben, che man zu dem Gange ſelbſt kame. Ordentlich war man genöthiger, cine Schicht gemeine Erde, von zween oder drittehalben‘ Fuß dicke, wegzuſchaffen, unter welchen man wechs ſelsweiſe Lagen Sand =“ verfchivdenen Farben, * 2 a⸗ Tröuͤrkisgruben in Frankreich 19 * A 20 Anmertungen über die Lagen Felſen fand: Oefters traf man erſt den Gang an, wenn man funfzig Fuß tief gekommen war. Die Graͤnze der Tiefe, auf die man graben muß, ſind indeſſen hier nicht beſtimmter, als bey andern Bergwerken. Der Sand, der ſich zuerſt darſtellet, nachdem man die Erde weggenommen hat, welche mit zur Oberflaͤche des Landes gehoͤret, gleicht mittelmaͤßig grobem Flußſande, davon er auch die Farbe hat, Aber nad) diefem gemeinen Sande fönımt ein ande rer, welcher anzeigt, dag man dem Gange nahe fen, er ift feiner als der vorige, und unterfcheidet fich auch durch feine Sarbe, die ins Graue fälle, Man findet auch blaulichten, der ſowohl als der andere, fuͤr ein vortheilhaſtes Anzeichen angenommen wird. Ordent⸗ licher Weiſe iſt der Gang darunter, der zum Grunde eine weiſſe Erde hat, ſo man im Lande Balſam (Beau- me) nennt. Die Stücken find mit einer Rinde fei- nen blaulichtgrauen Sandes umgeben, dadurch vers fchiedene Fleine Steine verbunden werden, Rt Um dem arfundenen Gangezufolgen, trieb man: unter der Erde Stollen fort, welche man mit Pfeilern unterſtuͤtzte, damit das Erdreid) nicht einflürzte, Das » Waſſer, fo eine von den größten Hinderniffen iſt, die den Arbeitern unter der Erde begegnen Fann, hat oft: auch diejenigen aufgehalten, die die Topafen ſuͤchten. Bisweilen hat cs diefelben verhindert, den — zu verfolgen, bisweilen gar daran zu kommen.“ Die Gaͤnge der Tuͤrkisgruben ſind wie ben an⸗ dern Bergwerken, bald breiter, bald ſchmaͤler. Eini⸗ — Man kann aus des Herrn Reaumur Beſchreibung | feben, ob das Geſtein in eigentlichen Gängen, ober auf andere Urs bricht. Tuͤrkisgruben in Frankreich. 21 ge hatten vier bis fuͤnf Zoll Breite, andere weniger, oder mehr. Ihre Materie war reicher oder aͤrmer, deiemehr oder weniger gefchieft, fich in ſchoͤne Tuͤrkiſſe zuverwandeln. Wir haben ſchon erwähnt, daß einige eine zarte Materie enthielten, die fi) leicht in Blätter zertheifen ließ. Das Geſtein verfchiedener Gänge, oder auch verſchiedene Gegenden eines Ganges un: terſcheidet ſich auch oft durch ſene Farbe. Man fin⸗ det welches von einem gelbichten Blau, von einem DBlan, das ein wenig in die Fleiſchfarbe fällt, und von einem, dag ins Graue fällt. Das Geſtein von der leisten Farbe wird allen andern vorgezogen, aber die Farbe des Geſteins, fie mag fegn, wie fie will, ift allezeit von der fehr unterſchieden, die in den Türfif fen gefällt, Das Feuer muß nur diefe hervor brin— genz aber che man das Geftein ins Feuer bringt, laͤßt man es eine Zeitlang an der Luft, bis es troden genug ift, fi) an die Zunge zu hängen, Um dem Gefteine cine fehöne Farbe zu geben, muß man es mit gewiffer Vorſicht erhigen, die einen Dfen von befonderer Art erfordert. Derjenige, fo ſich am beſten ſchickt, ift viel länger als breit, (19,20 3.) man giebt ihm ohngefähr acht Fuß Laͤnge, und nur einen Fuß und2 bis 3 Zoll Breite. Das Mittel ſei— ner Wölbung erhebt ſich durch die Sänge des ganzen Dfens durch einen Fuß und 4 oder 5 Zoll vom Bo den, odervonder Platte, An einem feiner Ende hat er eine Deffnung von der völligen Breite und Höhe des Ofens, (19 $. A.) dadurch bringt man das Ges fteine hinein. Es wird dafelbft mir einem Reverbe⸗ rierfeuer erhitzt. Der Herd, worauf man das Holz legt, iſtam andern Ende Die Höhlung des Ofens von oben herunter gemeffen, bat 20 Zoll mehr als DB 3 anders⸗ — 22 Anmerkungen überdie ' anderswo. Dieſe tiefe Hoͤhlung hat faſt zweene Fuß von der Laͤnge, die wir dem Ofen gegeben haben, ſie hat einerley Breite mit ihm, und iſt durch eben die- Woͤlbung bedeckt. Ganz unten hat fie eine viercdfigte Deffnung, deren iede Seife ohngefaͤhr zehn Zoll haͤlt. Durch diefe Deffnung thut man das Holz hinein, - (9 $D.) Die Slamıne erhebt ſich bis an die Wölbung, von dar fie in den Theil des Ofens/ wo fi das Geſteine befindet, zurück getrieben: wird, Selbft in der Abſicht, damit die Flamme nicht eher dahin komme, als fie ſich über die Bodenplatte des Dfens erhoben hat, befindee fih an diefer ein Nand etliche Zoll hoch. (20 F. U.) Eben diefer Ofen hat auch noch) cine viereckigte Deffnung, eine Net von Fen⸗ ſtern, iede Seite etwa von acht Zoll, (9 F. E.) Man verſchließt fie mit einem Ziegelſteine; nur unter gewifien Umftänden wird fie offen gelaffen. 1; Insbeſondere ift noͤthig, daß das Geſteine nach und nach erhitzt werde. Wenn man ploͤtzlich gar zu heftiges Feier giebt, fo wird dasjenige, ſo von Nas tur ſchon blättericht iſt, ſich in lauter Blaͤttchen zer⸗ theilen, und das, fo ſonſt von guter Beſchaffenheit ift, in Fleine Stückchen zeefpringen. Die Feuchtig⸗ feit, fodie verſchiedenen Schichten unterfcyeidet, muß unmerfli nach) und nach ausdunften. Auch, kann das Geſtein nicht durch und durch einen gleich großen Grad der Wärme aushalten, ein Theil davon wird eher blau, als der andere. Umviedem die gehörige Hitze zu geben, thut man fie in Gefäße von gebrann⸗ tee Erde, die wie Pantoffeln ausfehen, acht Zoll lang, und fo breit find, daß zwey neben einander bequem im n Ofe n ſtehen fönnen, (25) ‚Die za | Tuͤrkisgruben in Frankreich, 23 find eine Are von Muffeln, wie diejenigen, darein die Probirer ihre Capellen ſetzen, deren Oeffnung aber nicht ſo groß iſt. Man ſetzt anfaͤnglich zweene der⸗ gleichen Pantoffeln oder Muffeln vorne in den Ofen. Man laͤßt ſie daſelbſt eine halbe Stunde, in der fol⸗ genden halben Stunde ruͤckt man fie, fo viel ihre Länge beträgt, tiefer hinein, und fest an ihre Stelle ein Paar andere, und fo fährt man alle halbe Stunden fort, angefüllete Muffeln dem Orte, wo die Hitze am größeften iſt, immernäher zu ruͤcken, um neue hinein zu ſetzen. Mir haben nur ietzo bemerkt, daß dag Geſtein nicht alles die Farbe gleich geihwinde annimmt, daz ‚her bemerkt man forgfältig” was. für Veränderungen ſich in ieder Muffel zeigen. Man nimmt Stüde mit einer Fleinen Schaufel (23 F.) heraus, bringt fie an die Deffnung des Ofens, und urtheilt aus dem Zuftande, in dem fie fich befinden, von der Beſchaf⸗ fenheit der übrigen Materie, um fie daſelbſt zu laffen, oder aus dem Feuer zu nehmen, nachdem man es für gut befindet, Einiges Gefteine bekoͤmmt in zwo Stunden, oder noch eher die Farbe, anderes braucht dazu vier bis fuͤnf Stunden. Man bringt bisweilen, das ſo am meiften ı widerſpenſtig iſt, durch Das vorer⸗ waͤhnte viereckigte Fenſter in den Ofen, damit es der groͤßten Hitze am naͤchſten ſey. Diejenigen, die viel Geſteine, und vielleicht von verſchiedener Art auf einmal faͤrben wollen, haben zwar einen Ofen noͤthig aber andere koͤnnen ihn ent⸗ behren, wenn ſie nur Verſuche im kleinen machen, und unterſuchen wollen, ob ein Stein von Tuͤrkisart ſey. Der Herd eines ordentlichen Camins iſt dazu B 4 | zu 24 Anmerkungen Über die zulaͤnglich, ein Tobakspfeifenkopf hat mir bisweilen fuͤr einen bequemen Schmelztiegel gedienet. Ich that die Stuͤcke hinein, denen ich die Farbe geben wollte, Nachdem ich die, Afche vom Herde weggethan hatte, feste ich meinen kleinen Schneelztiegel dahin, ich ums gab ihn von allen Seiten mit gluͤenden Kohlen, dir Abm nicht anrühreen, ich nahm ordentlicher Weiſe Die Dfeife aus dem Feuer, wennfie anfing, roth gluͤend zu werden, undunterfuchte, ob die Furbe des Geſteins einige Veraͤnderungen erlitten haͤtte. Die Erſahrung hat mich gelehrt, darauf auf⸗ merkſam zu ſeyn. Das Feuer, welches dem Stein die blaue Farbe gegeben hat, nimmt ſie ihm wieder, wenn man ihn zu lang darinnen laͤßt. Das Blaue dis Steines vermehrt füch, und bekoͤmmt immer ſtaͤr⸗ kere Farbe bis auf einen gewiſſen Punkt. Won dies fer hoͤchſten Stufe des Wachsthums fängt die Farbe | wieder abzunehmen an, wenn man den Stein länger im Feuer läßt, die Farbe, wie fie zuvor immer ſtaͤr⸗ fer wurde, nimmt nach und nach wieder ab. Wenn man den Stein noch laͤnger erhitzt, verſchwindet das Blaue, bisweilen bekömeg er einen haͤßlichen gruͤn⸗ lichten Glanz, noch oͤfterer wird er gelblicht oder ſchwaͤrzlicht. Kurz, ſeine Farbe iſt dem Be in nichts mehr ähnlich, | Es würde leicht zu vofahhen ſeyn, wenn es Zeit if, einen Stein aus dem Feuer zu nehmen, woferne fir alle einerley blaue Farbe befämen, man dürfte ihn. nur mit einem Steine von einer ſchoͤnen Farbe ver⸗ gleichen, Aber die ſchoͤnſte blaue Farbe des einen Steine ift nicht einerley mit dee ſchoͤnſten blauen Far: be des andern, ‘oder mich eines geometriſchen | drucks Tuͤrlisgruben in Frankreich. 25 drucks zu bedienen, die maxima der blauen Farbe bey verſchiedenen Steinen find nicht einerley. Allee, was man ehun f kann, beſtehet darinnen, die Steine öfters aus dem Feuer zu nehmen, wenn fie anfangen, eine Jeidliche Farbe zu haben. Cs ift fein groſſer Schade, wenn man aucd) die Steine, die eine zu (hwach: Sarbehaben, folche licher verlieren läßt. Das Dlane der perfifchen Tuͤrkiſſe iſt im Feuer nicht beſtaͤndiger als der unſrigen. Ich habe bey den Steinſchneidern verſchiedene kleine Stuͤckchen von ſolchen orientaliſchen Tuͤrkiſſen geſammlet, die im Kaſten des Ringes zerſprungen waren, ich habe ſie in Tobakspfeifenkoͤpfe gethan, die ich mit gluͤenden Kohlen umgab, ſelten iſt eine Viertelſtunde noͤthig geweſen, ihnen ihre Farbe zu benehmen, die oft in viel kuͤrzerer Zeit verſchwunden iſt. Ein Stuͤck Geſtein nimmt nicht durch und durch eine gleiche Farbe an, und alle ſeine Theile ſind nicht fähig, in einerley Zeit die Farbe anzunchmen, die fie befommen fönnenz das ift mit cine Urfache, warum die großen Türfiffe felten find, ob man gleich ziem⸗ ih aroße Stüce Stein in den Gruben befommt. Man muß dergleichen große Stücke länger im Feuer laffen alg die andern, damit fie fich auch gegen ihr Mittel zu, färben, Eine zweyte Urfache ift noch, weil fie von der Hige des Feuers bisweilen an ver: ſchiedenen Orten Riſſe befommen, Man würde der Gefahr, Riffe zu bekommen, ebenfalls die Steine aus: fegen, die im Feuer am beften gerarhen find, wenn man fie zu jahling i in die Falte $uft brachte, es wäre faſt nöchig, fie mit eben der Vorſichtigkeit abfühlen | zu laſſ ſen, mit der man ſie erhitzt hat, indeſſen iſt es 85 ug 26 Anmerkungen über die genug, wenn man, wie zu Simore gewöhntich war, heiffe Aſche in die Muffel wirft, damit die Tuͤrkiſſe zu bedecken, cheman die Muffel aus dem Feuer nimm, und fie unterdiefer Muffelabfühlen läge, Die Stüde diefes Geſteins haben bisweilen ei⸗ nen Fehler, den man ihnen von außen nicht anſieht. Sie werden gleichſam im verfchiedene Theile durch Zwiſchenraͤumchen abaefondert, Die zwar Elein find, in denen aber doch eine ſchwarze Materie einigermaßen erhabene Figuren macht. Diefer Fehlec wird vielz leicht für einen Naturforfcher eine merfliye Seltfam- keit feyn. Die fhwarze Materie nimmt gewiffe or- dentliche Geſtalten an, die ich mit nichts beffer, als mit den Elcinen Sternchen zu vergleichen weiß, von denen man einen gewiffen damit bezeichneten Stein ‚nennt, (13, 14 5.) nur find der Tuͤrkiſſe ihre nicht. fo ordentlich und haben einige Dicke. Ich beſitze Stuͤ⸗ cken Geſtein, wo diefe ſchwarze Materie Fleine Pflan- zen noch nicht von der Laͤnge des zwölften Theils ci» nes Zolles bildet, deren Aeftchen nichts defto weniger alle ordentlich gezeichnet find. (1,12 F.) Unterden Sternen find einige noch Eleinee und einander näher, als die andern, In andern Steinen ift die ſchwarze Schicht zärter, fie nimmt feine ordentliche Figur an, verderbt aber nichts deftoweniger den Türkis. — Es iſt natuͤrlich zu forfhen, warum das Feuer dem Tuͤrkisgeſteine eine blaue Farbe giebt, und man wird ohne Zweifel vermuthen, daß wir nicht erman⸗ geln werden, eine Erklaͤrung davon anzugeben Wir thun dieſes deſto lieber, weil wir nicht noͤthig haben, zu ſehr verſteckten Urſachen unſere Zuflucht zu nehmen, wir Ben raft ——“ die Rechnung un⸗ Tuͤrkisgruben in Sranfreih. 27 unempfindlich Eleiner Theilchen ſchreiben, die öfters die Urſache anzugeben, in der Naturlehre fo noth— wendig find, und die doch der-Einbildungsfraft alle: mal fo fehwer zu begreifen fallen. Als wir die Ma: terie des Tuͤrkiſſes befchricben haben, wie fie aus der Grub? kommt, haben wir nichts vor verfehiedenen Tüpfelchen, Adern, und Fleinen Streifen geſagt, mit welchen man fie durchfäet finder, man mag fie gerbrechen wo man will; wir haften damals nicht nö> shig, dieſes zu erwähnen, Diefe Punkte, diefe Adern, diefe Streifen, haben eine Farbe, fo aufs Schwarze ziehet; Aber die Auflöfung der Schwierigkeit koͤmmt darauf an, daß es ein blaulichtes Schwarze iſt, wie das tiefe Blau, wenn es ſehr dicke aufgetragen wor⸗ den. Die blaue Farbe fälle in die Augen, an den Oertern, wo die Schichten fehr dünne find; wenn man die faft unfichrbaren Fäden mit dem Vergroͤße⸗ rungsglafe betrachtet, fo fehen fie blau aus; Ders gleichen Dunfte und Adern machen, fo zu reden, Zellen aus, die mit der Materie angefült find, fo den Türkis zu färben, geſchickt iſt; ich hielt ſogar einige für Fleine Zellen der Knochen, die an ftatt des zu Steine ‚werdenden Safts, mit der blaulichten Materie erfüllt worden. Was hat man alfo noch zu thun, um den Stein durch und durch blau zu mas chen? Mandarf es nur dahin bringen, dag ihn ei⸗ ne fluͤßige Materie überall durchdringet, die ohne feine Eleineften Theile in Unordnung zu bringen, die blaue Materie, fo ſich in der Zeile befindet, auflöfer,; zertreibet, und durch den ganzen Stein austheilet, Dieſes Auflöfungsmittel ift das Seuer._ Man laſſe es Er nicht befremden, daß ich das Feuer als cin Mittel 28 Anmerkungenüberdie Mittel anfche, die Farben aufzulöfen, da man zu diefer Abſicht ordentlich wäfferichte oder ölichte Feuch⸗ tigkeiten braucht, Die verſchiedenen Farben, fo die Flamme annimmt, beweiſen genugſam, daß fie diefel- ben auflöfet. Wenn man ſieht, daß die Flamme: ven Holze, oder einer andern Materie, ſo mit Grün: fpan gemacht ift, fo grün iſt, als das Waſſer, da’ mit diefe Materie aufgelöft worden, warum wollte man nicht fagen, daß das Feuer fie ebenfalls mit auflöjer. Eine grüne Flamme ficher zu haben, darf man nur ein Stuͤck Papier mit. Grünfpan ber ſtreichen, oder, wenn man lieber will, denſelben zu einen feinen Pulver gerieben, darauf flreuen, und: e8 alsdenn anzinden. Wenn man, nah Hr. Mas riottens Anmerkung, cin Park von dem, was um: die Ränder der Hüte herum abgeſchnitten wird, ins Feuer wirft, wird man anfaͤnglich eine weiße Slam: / ine, und nachgehends verfchiedene fehöne blaue, gruͤ⸗ ne und violettene Farben fehen. Die Flamme hat anfänglih nur die Farbe des Zeuges, daraus die Hüte gemacht werden, dieſes dauert nicht lange, die Flaͤmmen von andern Farben kommen von der Ver⸗ miſchung des Gruͤnſpanes mit den andern Materien, die man braucht, die Huͤte zu faͤrben. | | Wir fönnen alfo ebenfalls begreifen, daß das Heuer, foden Stein bis zum glüen durchdringet, die, Materie, fofichinden Zellen befindet, vertreibet oder auflöfet, es nimmt ſie durd) die verfchiedenen Wege, durch die eg gehet, mit ſich, und läßt überall welche äuriick, fo wird das, was in Eleinen ziemlich dicken Klumpen beyfammen war, durch den ganzen Stein ausgetheilct. Man Ber nicht an, als ob die Menge Tuͤrkisgruben in Frankreich. 29 Menge blauer Materie, die in den Zellen enthalten iſt, nicht zureichen würde, den ganzen Stein zu fär- ben. Es ift erftaunlich, wie fich die Farben aug: breiten laflen, und wie weit fie fönnen zertheilet wer: den, und doch noch empfindlich bleiben. - Boyle in feinee Schrift von der wunderbaren Subtilitoͤt der Ausduͤnſtungen, hat eine finnreiche Rechnung - darüber angeftellt, Er findet, daß ein Gran Kupf⸗ fer acht und zwanzigtaufend finfhundert und drey und vierzig Gran Wafler blau färben kann, oder welches ohngefähr cben darauf hinaus läuft, daß er fich durd) einen Kaum voll Wafjer, der (256806) zwey hundert ſechs und fünfzig taufend, achthundere und- fechs mal größer ift, als der Raum, den der Gran Kupfer einnimmt, ausbreiten fan, Ja vielleicht würde fich der Türfis weniger fär: ben, wenn fic) eine gröffere Menge von Farbenma⸗ terie in dem Geſteine befände, oder wenn fie darin. nen größere Zellen ausfülleee. Wir haben gefagt, daß ein mit einer gewiffen Sarbe beftrichenes oder mit denifelben Farbenpulver befireuetes Papier eine Slamme von diefer Sarbe giebt. Aber wenn man die Farbe zu dicke aufgetragen hat, oder wenn man von dem Pulver einer Erbſe groß in cin Papier zus fammen packt, wird die Flamme nie einige Farbe befommen. Eben fo hat fie ſich nie gefärbt, wenn ich einen großen Klumpen von der Farbe auf bren- nend Hol; geworfen habe, und fie hat fidy allemal gefärbt, wenn ich Pulver darauf geftreuet habe. Das Feuer, weldjes das Pulver auflöfen und mie fortführen fan, ‚vermag nichts gegen einen größern Klumpen, eben fo wie die Flamme einer Kerze ges | | zoge⸗ 30 "Anmerkungen über die zogenen Silberdrat ſchmelzet, aber einem groͤßern Klumpen eben Na Metalls ern chut. | Wir wollen das, was wir von ber. äh Ma⸗ terie geſagt haben, nod) durch einige Anmerfungen unterſtuͤtzen. Ich habe verfchiedene Stuͤcke rohen Zürfisgenommen; einige hatten verſchiedene Tuͤpfel ⸗ ‚chen und Adern, fo mit blaufichter Materie erfuͤllt waren, in andern ſahe man faſt gar keine. Sch has be diefe verfchicdene Stuͤcke ins Feuer gebracht, und allegeit bemerft, daß die, fo die meiften gefärbten Züpfelchen hatten, eine fehönere Farbe befamen 5 fie hatten: einen geößern Vorrath färbender Materie, in ſich. Ich habe auch bemerkt, daß gewiffe Stüde, an denen man fein Züpfelchen fahe, und bie vers _ muthlich auch inwendig wenig hatten, ich babe be merkt, fage ich, daß diefe Stüde Stein auch nicht einmal einen fchwachen blauen Glanz angenommen’ "haben, welches-fih zu den vollfommen wohl fehickt, was man uns von Simore von der verfchiedenen Becſchaffenheit des Geſteines gemeldet hat. Die, ſo man fuͤr die beſten erkannte, hatten eine graulichte Farbe, das Weiße herrfihte in ihnen meniger, als in den andern. Viel dunfelblaue Tüpfelchen, ſo nahe beyfammen ftchen, machten eine graue Farbe aus, dieins Dlaulichte fat, Unſere Tuche, die wir eiſen⸗ gran (gris de fer) nennen, weil fie eine graue Far⸗ be haben, Die ins Blanfichtefält, werden durch eine Bermifhung blauer und weißer Wolle gemacht: ein fehr dunkles Blau koͤnnte fo gar eine Farbe hervor⸗ bringen, die ——— ſo man gris de — nennet, nahe kaͤme. | 36 Tuͤrtisgruben in Frankreich. zu Ich habe niche nur angemerkt, daß unter ver ſchiedenen Stüden, diejenigen die f&önfte blaue Farbe befommen, ſo die meiften dunfelblaue Adern und Tüpfelchen hatten, ich habe über dieß auch be: funden, daß die Derter, fo un die Adern oder blauen ZTüpfelchen nahe herum waren, fich mehr färbten, als die entfernten Gegenden. Man Efonnte dies leichte beobachten, inden man, ehe der Stein ins Feuer gebracht wurde, etliche Adern oder Tüpfelchen merkte, die Eonntlicher als die andern waren. Ich habe indeffen auch Steine angetroffen, an denen nur wenig blaue Tüpfelchen in die Augen fielen, und die doc) eine ziemlich gute Sarbe befamen, aber daraus folgt nur der Schluß, daß die färbende Materie in Eleinere Stückchen zertheilt wäre, | Die Farbe der Adern oder Tüpfelchen bleibt ordentlich tiefer, als an andern Orten, ‚daher kommt es öfters, daß unfere Türkiffe niche dur) und durch einerley Farbe haben, Man trifft verfchicdene, die verarbeitet worden, an, wo ſich die Adern und Tüpfel: chen durch die Verfchiedenheit der Schattirung uns terfcheiden laffen, woraus folgt, daß das befte Ges ftein dasjenige .ift, wo die färbende Materie in ſehr Eleine und nahe beyfammen ftchende Züpfelchen zertheilt if, Man ſieht unterdeffen diefe Adern im ‚den Türfiffen für Eeine Sehler an, wenn ihr Licht dadurch feinen: Schaden leidet, man hat fie fogar gerne in den Türfiffen aus der alten Grube; aber die Steine, fo zu ſtarke Tüpfelchen oder Adern haben, befommen bisweilen ein fihlechtes Sicht, ihre Ober⸗ flaͤche iſt mit: verfchiedenen Ungleichheiten und kleinen Hoͤhlungen erfuͤllt, die Zellen, ſo durch die blaue Farbe * | ein? 32 Arnmerkungen uͤber die eingenommen waren, find leer, wenn man den Stein aus dem Feuer nimmt, fie machen deſto merklichere Hoͤhlungen, je mehr ſie Materie enthielten. — Boccone hatd die Veraͤnderung der Farbe, ſo das Tuͤrkisgeſtein im Feuer leidet, nichts anders, als einer Art von Verglaſung (vitriſication) zufchreiben wollen, aber er hatte cs ohne Zweifel nicht verfücht; daß off eine Wärme, die viel zu ſchwach ift, dieſe Materie in Glas zu verwandeln, ihr eine blaue Schattirung giebt. Seine Gidanfen zu beftätigen, erzahie er, daß in Sicilien einige Kalffteine cine blaue Farbe beym Kalciniren bekommen. Diefe Begebenheit, ob ſie zwar nichts fuͤr ihn beweiſt, iſt doch merkwuͤrdig, man lernt daraus, daß verſchie⸗ dene gemeine Steine, wie unſer Tuͤrkis, von einer blauen Materie koͤnnen durchdrungen ſeyn. Die Materie, ſo unſere Tuͤrkiſſe faͤrbt, befindet ſich allem Anfchen nach in Menge um Simore. Wir haben daher Cryſtalle von einer ſchoͤnen blauen Farbe bekommen, wenn ſie durchſichtiger waͤren, koͤnnte man ſie zu den Saphiren rechnen, vielleicht ſind ſie von der Natur des Steines, den eben der Boccone cin zuſammen gefloſſenes blaues ſteinichtes Weſen aus Tyrol nennet. Er vergleicht feine Geſtalt mit derienigen, fo Stücken Weinfleins has ben, welches fih auch zu unfern Cryſtallen fihieft; Er ſetzt hinzu, einige Kaufleute gaͤben ſie fuͤr Tuͤr⸗ kiſſe aus. Man hat unfere Cryſtalle uns auch dafuͤr verkaufen wollen, aber der muß ein ſehr geringen, Kenner ſeyn, der ſich fo betrügen laͤt. Uebrigens giebt das Feuer dem Tuͤrkisgeſteine nicht nur feine Farbe, ſondern auch mehr Haͤrte, 3 3 ſey Tuͤrkisgruben in Frankreich ſeh nun, daß die faͤrhende Materie verſchiedene zuvor leere Zwiſchenraumchen ausfuͤllt, oder daß dag Feuer eine uͤberfluͤßige Feuchtigkeit tegfreiber, fo die Theilz hen des Steines zuvor von einander entferne hielt, oder endlich, daß das Feuer etwas dazu thut, wie - man weiß , daß es verfihiedenen Materien was dazu thut. Wenigſtens iſt das gewiß, daß das Tuͤrkisge⸗ fteine, fo noch nicht im Feuer geweſen, weicher (plus tendre) ift, als dasjenige, das fchon gefärbt worden. Wenn man zweyerley folche Stücken aneinander reiz bef, macht der gefärbte Stein tiefe Furchen in dem an» dern, welcher dergleichen gegen dem erſten in tun nicht, vermögend iſt. Eine Stelle aus Gui de la Broffe , die wir im Anfange diefer Abhandlung erwähnt haben, hat ung auf die Gedanken gebracht , mit der Materie deg gez grabenen Einhorns, oder wenigſtens mit der Materie, die ordentlich dafuͤr verkauft wird, Verſuche anzu⸗ ſtellen. Diejenige, der wir uns bedienten, war viel weicher, als das Tuͤrkisgeſtein, ſie war auch weißer, hatte faft gar Feine Adern, oder Fleine blaue Tuͤpfel⸗ wen, folchergeftalt hat ihr auc) das Feuer Eeine merk⸗ liche blaue Farbe gegeben , fondern nur ihre Härte vermehren, Die blaue Materie, fo ſich in den Zellen des | Zürfisgefleines befindet , und nachgehends den ganzen Stein faͤrbet, iſt ohne Zweifel eine mineralifche Materie, aber ift es wohl eine einfache mineralifche Materie, wie ,. , (calbot), ederdie Materie, daraus . ‚man Laſurfarbe macht, und Zaffera, damit man dem Porcellane und Delftergute (Fayence) die fhönz ſte blaue Farbe giebt %: oder iſt es cine metalliſche ı Sand, | C Ma⸗ 34 Anmerkungen über die 7 Materie? Mit diefer Unterfuchung habe ich nicht Fönnen zur Nichtigkeit kommen; (Es hat mit indeffen gefchienen ‚als ob die Materie, ſo unſere Tuͤrkiſſe faͤr⸗ bet, von der, ſo die Perfianifyen färbt j' — * waͤre. | Wenn man in unſern Tuͤrkisbergwerken von neuem arbeitete, und auf die Natur des Erdreichs, fo daherum iſt, aufmerkſam waͤre, würde man viel⸗ - Jeicht entdecken, woher die mineralifche Materie kaͤme, die dieſe fchöne blaue Farbe giebt ; und die Unfoften, ſo man darauf wenden müßte , Eönnten leicht durch dieſe Entderfung erfegt werden. Deutfchland weiß aus den Bergwerken Vortheil zu ziehen, die Zaffera und Aſur geben, und die Bergwerfe von cben diefen Materien , jo fich bey Sainte Marir im El: ſaß befinden, fi ind ebenfals ietzo Frankreich nicht un⸗ nuͤtze. Ich muthmaßete anfangs, unſere Tuͤrkiſſe konnten vielleicht ihre Farbe vom Kupfer haben. Dieſes Me⸗ tall kann blau und grün färben, es macht die Solu⸗ tion vom Silber blaulicht,, und farbe vermuchlich die Smaragden, Slaubwürdige Schriftſteller verfi- chern, daß die Smaragden braune Streifen einer Eupferichten Materie zurücklaffen , wenn man fie auf dem Probierfteine ſtreicht. Dieſer Berfud) Hat mir indeffen nie mit den Smaragden gelingen wollen, und ich habe ihn ebenfalls vergebens mit den Türfiffen un⸗ .fernommen, Aber ich habe geſehen, daß man die Farbe unferer Zürfiffe erhöhen kann, wie man die Farbe der Eoral- ‚len erhoͤhet; Won allen auflöfenden Materien , fo ich gebraucht ‚ babe ich diſtillirten Weinepig am fen es Tuͤrkisgruben in Sranfreich. 35 befunden, Wenn man in dergleihen Weineßig ein Stuͤcke Türfis , das etwas dicke iſt, hineinlegt, fo werden ſeine Eden in zwey bis drey Stunden weiß, und in ziveen bis drey Tagen bekommt fein Obertheil, und fat auch das Innere des Steins, eben diefe Far⸗ be. Der Epig greift auch den Stein ein wenig an, indem er Die Farbe wegnimmt , eg bedeckt den Stein allezeit eine Art von weißem Schaume, fo aus den abgelöferen Theilchen beſtehet. Citronenſaft greift cbenfals dergleichen Steine an, aber er ſchwaͤcht nur ihre Farbe; und was ſich unter der Art vom Schaume, davon wir geredet haben, befinder,, iſt blau, wenn der Stein in dergleichen Saft gelegt worden, | - Aquafort und Aquaregis find nicht gefchickt , die Farbe aus unfern Türfiffen zu ziehen, fie Töfen die ganze Subftanz des Steines ſehr geſchwind auf, aber fie geben uns eine Art an die Hand, die Perfifchen Tuͤrkiſſe von den FSranzöfifchen zu unterſcheiden. Aquafort wirft nicht auf die Perfifchen, woraus folgt, daß diefe beyden Steine, fo ähnlich fie dem Ansehen find, gleichwohl eine ganz verfchiedene Natur Haben. Man würde indeffen mit Unrecht eine Folge daraus zichen , die nicht zum Vortheile der unfrigen wäre, und fie für weicher erkläre, Denn wenn das Aquafort gleich fo viel Gewalt über dag Eifen Hat, jo vermag «8 doch nichts gegen dag Wachs. Aquaregis wirkt auch auf verſchiedene Art in bey⸗ derley Steinen; es loͤſet die unſrigen gänzlich auf, und verwandelt die Perſiſchen in eine Maſſe, fo weiß: lichter, als der Türfis, aber deßwegen noch nicht € 2 aller 36 Anmerkungen uͤber die aller blauen Farbe beraubt if, Sollte wohl unter der Farbe der Perſiſchen Gold ſtecken? Wenigſtens folgt daraus, daß ſich eine Materie darunter befindet, die vom Aquaregis angegriffen wird, aber daß daſſelbe nicht anders gegen den Tuͤrkis wirken kann, als gegen eine Maſſe von Metall, ſo aus Gold und Silber ver⸗ miſcht iſt. Ueberhaupt haben dieſe Steine einen beſondern Mangel, naͤmlich, daß ohne ein anders Aufloͤſungs⸗ mittel, bloß durch die Laͤnge der Zeit ihre Farbe ſich vers . ändert, Mac) und nach fängt fie an ins Grüne zu | fallen, fie wird aledenn grünliche, und endlich völlig . grün, an ſtatt daß die Farbe der andern: Edelgeſteine unveränderlich iſt. Wenn die Tuͤrkiſſe gruͤn geworden ſind, haben ſie gar keinen Werth mehr, man hat ſich nicht vereinigt, ſie mit dieſer gruͤnen Farbe zu ſchaͤtzen. Wenn das Blaue unſerer Steine dauerhafter waͤre, als bey den Perſiſchen, wie Berguin behauptet, fo würde ihnen diefes einen Vorzug geben. < Aber man kann davon durdy Erfahrungen ſchwerlich verfichert feyn , eg gehören viel Jahre dazu; indeſſen ſcheint eg, daß die Perſiſchen mehr geneigt find, gruͤn zu werden. Wenn das Blaue von unſern Tuͤrkiſſen im diſtillirten Weineßig weiß wird, fo wird es bey den Perſiſchen gruͤnlicht. Man hat verſchiedene Mittel verſucht, die blaue Farbe denen wieder zu geben, ſo ſie verlohren hatten, aber mit ſchlechtem Fortgange: Das befte Mittel ift eine zarte Schale von dem Steine abzufchleifen, und ihn von neuem zu poliren. Die Veränderung der Sarbe fängt auf der Oberfläche an, die den Wirkun⸗ gen der Luft am meiften ausgeſetzt iſt; oft mo. ar i J * Tuͤrkisgruben in Frankreich. Gruͤne nicht tief hinein, alsdenn kann man dem Stei⸗ ne ſeine erſte Schoͤnheit wiedergeben, indem man ihn nur um was weniges kleiner macht. Die meiſten andern Mittel, ſo von verſchiedenen Schriftſtellern vorgeſchlagen werden, find geſchickter, die gruͤne Far⸗ be des Tuͤrkiſſes in ein blaſſes Blau zu verwandeln, als ihm ſeine erfte Schönheit wieder zu geben, Ich habe z. E. wir einige Ichren , ein Stüde Perſiſchen ZTürfis ‚dag grün geworden war, in Aquafort gethan. In 24 Stunden war das Grüne verfhwunden, aber ſtatt deffen ein fo fo ſchwaches Blau gekommen, daß der Tuͤrkis eben ſe wenig blau , als grün, werth war, Wir wollen den Tuͤrkiſſen wegen der Kräfte, fo man ihnen zufchreibt, feinen Werth beylegen , ob wir wohl viel fehr fehöne Sachen fagen fönnten, wenn wie alles anführen wollen, was fonft fehr anfehnliche Schriftſteller davon erzählen. Sie verfihern, daß der Türfis dag Unglück auf fich ziche, das feinem Des figer begegnen ſollte. Boethius glaubt, einen fehe überzeugenden Beweis davon anzuführen + Sein Pferd fisl von einer Höhe in einen hohlen Weg; fein Zürfis zerfprang: Welch ein Wunder fir einen fo weichen Stein! ihm felbft begegnete Fein Uebels, LDorm behauptet, daß ein Türfig ihm cben dergleis ‚hen Beyſtand geleiftet hat, und daß feine Begebenheif mit des Boethius feiner fo viel Achnliches hat, daß er ſich nicht unterficher, fie zuerzählen,, aus Furcht, man möchte ihm Schuld geben, er habe fie abgefchrieben. Man würde vielleicht lachen , wenn wir hinzu fetten, daß diefer Stein ſich für Verehlichte nicht ſchickt, daß er an ihren Fingern zerfpringt , ja daß er durch | &3 die u Anmerkungen über die die Veränderung feiner Farbe alle — und Bewegungen bemerkt, die in dem Leibe desjenigen vor⸗ ‚gehen, derihnträgt, umd daß cr aus Diefer Urfache kei⸗ nen Platz unter den Edelgefkeinen finder, Die zum Putze des Frauenzimmerg dienen , daß er ſich nur in einem gewiſſen Alter für fie fehickr. Solche Mährgen find ‚genug widerlegt , wenn man fie erzählt , vieleicht ſoll · te man nicht einmal diefe Art von Diderle gung. ger —— Erklaͤrung der Figuren. Die I Sig. ſtellt ein Stück eines großen Zahne vor, fo man feit kurzem aus den Gruben um Gimore - herum gebracht hat. aaa bb, ift dag, was mit dem Häutchen aͤbetzo⸗ gen iſt. ccc bezeichnet den Ort, wo das Hautchen ſi ich en⸗ er und: die fteinigte und mineralifhe Materie ans. aͤngt | ddd, eee, it die Gangart, } worinnen der Zafın bricht, | eee der Ort, wo der Zahn orhrochen if Die Gangart, Die IT Sig. ift eben der Zehn, von der andern Seite betrachtet, gge was mif dem Häuschen bedeckt 9 .... hhyii, wo er gebrochen iſt und was die Gang⸗ art einnimmt. Bey k find Sigucen, die Pflänzhen, äfnfich um: % | Die Ü „-— Wer - ea “ul * —J 140 Anmerkungen über die In der XIH Sig. find zwey — u. p von einander abgeſondert zwiſchen welchen eine ſchwaͤry lichte Materie, wie kleine Sternchen bildete. Die XIIII Fig. iſt das Stuͤcke y nach dem Ver⸗ groͤſſerungsglaſe abgezeichnet, die Sternchen kenntli⸗ cher zu zeigen. Die XV Fig. iſt ein Stuͤck Geſtein, wo die ſchwar⸗ ze Materie ein Pflaͤnzchen vorſtellt. Auf der XVI Fig. wird eben dieſes Pflangchen be⸗ ſonders vorgeſtellt. Die XVII Sig, iſt der Zahn den Herr von Juſſin zu Lion abzeichnen laſſen. Ihift der Zahn, | mm, nn die Materie des Tuͤrkiſſes, ſo Gier: viel⸗ leicht ein Theil von der Kinnlade iſt. Die XVII Fig. Ebenjdiefer Zahn von einer an⸗ dern Seite betrachtet, i pp der fnochigte Theil, Der Maapßſtab gehört zu den xvu und xVIl Fir uren, Die XVII Sig. Der Ofen, morinnen die Türfiffe gefärber werden, perfpectivifch vorgeſtellt. A Die Oeffnung, wodurch man die Materie hin⸗ ein thut. ſ B, B Wo die Platte oder der Boden des Ofens ans aͤngt. CC Die Wölbung, D Die Deffnung, wodurch man Hol hinein u E Eine Art von Fenſter, wodurch man in den | Ofen ſieht, und das allzuwiderſpenſtige Geſtein hinein thut. Die u —— r | ‚ - ER a un > 9° 1 hir ha . # Mana ME RRENNLEN N ua Tuͤrkisgruben in Frankreich. 41 Die XX Sig. Der Duurchſchnitt eben dieſes Ofens. F Seine Oeffnung. GG Die Platte. HH Der Ort, wo fie aufhört. x IL Ein£leiner Sims, der die Flamme noͤthiget, fich zu erheben. up: 1 K Der Ort, wo man das Hol; hinein thut. Die XXI Sig. Der Pantoffel , in den man dag Geftein thut. Die XXI Sig. Die Gabel, fo dienet, die Pantof- feln in den Dfen zu fchieben und heraus zu ziehen. Die XXUI ig. eine Eleine Schaufel, damit man Fleine Stückchen aus den Muffeln nimmt ‚um zu | unterſuchen, ob fie fich gefärber — ha en. 42 Cbhymiſche Theorie 7 ErenHarren ee II. Chymiſche Theorie | Don dem Faͤrben der Zeuge. Grſtes Stůck. BomHerrn Seltet.; Aus dem 1740 Sahre der Ashandfungen der yarien Akademie, ven 25 Jun. 1740. " (Q\ 8 iſt bekannt daß ſich die Kunſt zu färben ü in: SR den Händen verſchiedener Arbeitsleute befinz | det , und daß in den vornehmſten Städten Frankreichs Farben ſind, die nur ſchlecht färben (teindre en petit teint), andere, die gut färben duͤr⸗ fen (teindre en bon teint), und daß von den einen ge⸗ wiſſe Materialien duͤrfen gebraucht werden, die den an⸗ dern nicht erlaubt ſind. Herr Colbert, dem Frank⸗ reich die Einrichtung ſeiner vornehmſten Manufactus | ren fehuldig ift, hat diefe Vorſichtigkeit für noͤthig ges halten, Dies Vorſchrift, fo feinen Namen führt, und 1699 herausgefommen, ift eine lange Zeit beobachtet worden, und während derfelben hat die franzöfifche Handlung mit den Auswärtigen, was die Zeuge bes trifft, nicht das geringfte von ihren Vorzuͤgen verloh- ren, Endlich aber haben ſich fo viel Misbraͤuche, es fey nun bey Verfertigung oder beym Färben der Ze &, — — die Nachbarn Frankreichs ſich | dies von dem Färben der Zeuge. 43 diefer Gelegenheit bedient, und eine vortheilhafte Handlung nach Stalien, nach der Levante, und ander: wärts hin angelegt haben , wohin ihre Waaren fonft wegen deg Anfehens in dem die franzöfifchen ſtunden, nicht fommen durften. Sie würden folchergeftalt un: fer: Handlung mit Fremden völlig niedergerichtet haben, wo die Regierung diefem Berlufte der öffentlichen Ein- fünfte niche zuvor gefommen wäre, : Es ift eine ſchar⸗ fe Beobachtung der vormaligen Vorſchriften anbe⸗ fohlen worden; und man har neue Einrichtungen ge macht , den Ucbeln abzuhelfen, die man nicht voraus gefehen hatte. Einige Artikel der Verordnung von 1669, fo nur die Farben betrafen, ſchienen ſchwer zu beobachten , und die Arbeiter fanden allezeit wahr: fcheinfiche Urfachen, fie bey Seite zu fegen : Man glaubte deswegen‘, es fen nöthig, verſchiedene Verſu⸗ che zu wiederholen, die man dag erftemal zum Grunde derfelben gelegt hatte Man wollte fih auch von - ‚der Dauerhaftigfeit der feit dem neuentdeckten Farben verſichern, und das Mittel finden, fie in wollen , lei⸗ nen, baumwollen und feiden Zeug auf einerley Art zu bringen. | Der Kuͤnſtler, der ordentlich nur mit den Haͤn⸗ den, und wic er es gewohnt iſt, arbeitet, war nicht gefchickt, Diefe Abſicht der Regierung zu erreichen : Man brauchte einen Naturforfiher, der fo wohl ar beiten als überlegen konnte, und hoffte ihn in die fer Geſellſchaft zu finden , deren Bemühung fowohlauf die Verbefferung der Künfte, alsauf die Entdeefungen in a abzielet, Herr du Say ward er⸗ wählt. a Er 1% — Ehymiſche Theorie Er hat acht Jahre zu dieſer Arbeit ar. und feit dem fechften befaß er eine Sammlung ſicherer Erfahrungen ‚'die vollftändig genug war, daraus die vornehmften Artikel einer neuen Verordnung , ſo im Senne 1737 erſchien herzufeiten, Alles, was den Arbeiter zwingt, alles, was. auf eine Zeitlang feinen täglichen Gewinn vermindert, auf den er die Hoffnung, jähling reich zu werden , grüns def, erregt fine Klagen, Entweder er will, oder ee kann es nicht verftehen , daß dasjenige, was diefen Reichthum eine kurze Zeit zuriick haͤlt, ihm folchen nad) einer geringen Anzahl Jahre defto ficherer vers fchafft. Daher hat die neue Verordnung viel Wider feßung und Klagen bey einigen Arbeitern verurfacht, Die Megierung hat nicht für gue befinden, durch ihre Anſehen die Ausübung des Befohlnen , ohne Abfiche auf diefe Widerfprüche zu erhalten. Sie hat ihrer Liebe zur Billigfeit für gemäß gehalten, nochmals zu unterfuchen, wie weit diefe Klagen gegründet find, ob: die Verſuche, über die man ſich beſchwerte, im Großen nicht angiengen, oderwenigftens nicht Unkoſten erfor⸗ derten, die den Preis der Zeuge , fo man nad) der neuen Verordnung gefärbt hätte, ſtark se H ‚ würden. N Wenig Perfonen würden im Stande geweſen feyn des Herrn du Fay Arbeit fortzuſetzen, und ſie zur ungezweifelten Sicherheit zu bringen. Aber der Tod bat ihn an Endigung derſelben gehindert. Man hat ‚ohne Zweifel gar zu vortheilhaft von mir ‚geurtheilt, daß ich unter die Zahl derer, fo man ihm nachzufol⸗ gen verordnete , Fonnte gewählee werden, und wenn ich mic) ensfchloffen habe , zu verfuchen, wie weit — von dem Faͤrben der Zeuge. 45 Die Abſichten der Regierung erfüllen koͤnne fo iſt es nur in der Hoffnung auf die Beyhuͤlfe und den Rath einer Geſellſchaft geſchehen, die mich beſſer, als eine iede an⸗ dere, bey diefer Arbeit anfuͤhren kann. Ich will ihr alſo den Grundriß, den ich mir davon gemacht habe, vorlegen, und eine Probe von der Methode, die ich im meinen Berfuchen beobachtet, zeigen. Die Faͤrbelunſt hat die Abfiche, das Gefichre durch eine Mannigfaltigfeit ſchoͤner Farben zu eraögen. Der Faͤrber ſucht Farben zu haben , fo faft nichts ko⸗ fin, Die Regierung verlangt, daß fie dauerhaft feyn, und die Materialien, fo man dazu nimmt, die Zeuge nicht mürber machen follen. Alſo zieht der Arbeiter die Materialien vor, die das wenigfte koſten, und fich am leichteften verarbeiten laffen, vieleicht auch noch, des ven Zarbe am wenigften dauert, Dicfem hat man durch die Artifel von der Verordnung zuvorkommen wollen , fo die Materialien der guten und ſchlechten Farben beftimmen. | | Ueberhaupt glaube ic), daB das ganze unfichrbare Mechaniſche der Farben auf folgendes Fann gebracht werden! | Die Zwiſchenraͤumchen des Körpers, den man färben will, zu erweitern, dafelbft Theilchen einer frem⸗ den Materie hincin zu bringen, und folche darinnen zu behalten, das wird die gute Farbe ſeyn. | Fremde Marerien nur auf die Oberfläche der Koͤr⸗ per, oder in Zwifchenräumchen , die nicht die erforders liche Weite fie zu. behalten haben , zu legen, wird die ſchlechte oder falſche Farbe feyn , weil der. gerinafte Stoß die Zarbentheilchen, die nicht fefte genug hinein gedrungen find, abfondern wird. Pa HF Durch 46 Chymifihe Theorie Durch nachfolgende Erfahrungen werde. ich zeigen, dag außer der gehörigen Weite der Zwifchenräumchen eines Körpers, den man färben will, auch) noch erfors dert wird, daß diefe Körper mit einer Art Leim überzo: gen find, den das Negenwaffer und die Sonnenftraß- len nicht verändern fönnen, und daß man genöthige iſt, _ zarte und grobe Theile der Farben von verfchiedenen Graden zujugeben, von denen die erflern diegute, und — die letztern die ſchlechte Farbe aebenwerden, Wasich hier voraus fee, wird, meinen Gedanken nach, in ges genwärtiger Abhandlung, und ae fo noch tolam follen, erwiefen werden, Von der blauen Farbe. Das Blaue iſt eine von den fuͤnf Farben, ſo die Faͤrber urſpruͤngliche nennen, weil ſie der Srund von allen denen find, fo man auf die Zeuge bringen kann, fiemögen nn, von wag für einer Art fie wollen. Es ift auch die Farbe, fo am fihwerften zu bereiten ſcheint. Auffer daß fie felbft allein auf Wolle, Seinen, Baumtvolle und Seide gebracht wird, dient fie auch, zufammen gefegte Farben zu machen, wie die verfchies denen Arten von Grün find, wenn man Gelb, oderdie Purpur > und iofeeftrben ; wenn man roth dazu. fegt, die Oliven und andere mäffere Farben, wenn. man fich der Miaterialien bedient, die das Sul und Schwarze madıen, Ä Die umftändliche Erzählung von allent; was die Ausuͤbung hiebey betrifft, gehoͤren fuͤr den Färber, und es wird in diefer Abhandlung nichts davon er⸗ wähnt, Sch behalte fie einem andern Werke vor, das von demFarbenderZeuge., 47 das befanne gemacht werden foll, wenn es wird für dien⸗ lich befunden werden , eine vollftändige Abhandlung der Färbefunft heraus zu geben. Weil das Blaue, fo den Segenſtand gegenwaͤrti⸗ gen Aufſatzes ausmacht, eine Farbe ift, der man beym - Färben nicht enebehren Fann, und viel Aufmerffankeit bey ihrer Zubereitung erfordert, habe ich davon die mir ‚aufgefragene ‚Arbeit anfangen wollen, indem ich ‚glaubte, wenn die Unterfuchung, wie fie zubereitet wird, und was fü ie für Wirfungen hat, einmal wohl ‚ausgearbeitet wäre , fo würde mir diefes viel Licht wegen der andern färbenden Materien geben, deren ‚man fich bisher bedient hat, oder noch bedienen möchte, fowohl was diefe einfache Farbe, als die vier übrigen, die Rothe, Selbe, Salbe und Schwarze ber trifft. — Farbe, die hier nicht weiter als in Abſicht auf ihren Nutzen beym Faͤrben der Zeuge betrachtet wird, iſt bisher nur aus dem Pflanzenreiche genom⸗ men worden, und es ſcheinet nicht, Daß man bey dieſer Kunſt die andern Arten von Blau, deren ſich die Mahler bedienen, gebrauchen koͤnne. Dieſes find als les metalliſche, mineralifche oder glasachtige Materien, "die, ohne ihre Farbe zu verlieren , nicht in ſo kleine Theilgen zertheilet werden fönnen , daß folche in dem falzigten Waſſer Hängen blichen , twelches die Fiebern ‚des Stoffes der Zeuge, er mag aus dem Pflanzenz . oder Xhierreiche genommen ſeyn, durchdringen fol, Uns find zwo Pflanzen befannt , die nach einer Zubereitung die blane Farbe geben. Eine ift das Waidkraut, Iſatis oder Glaftum , fo in Languedock Pa- J ſtel 48 Ehymifihe Theorie = ftel und in der Normandie Voueole genannt wird, an _ welchen Orten man eg bauet und zubereitet, Ich wers de davon in einem andern Auffage reden, weilich noch nicht Öelegenheit gehabt habe, es gehörige maßen zu unterſuchen. Das Andere iſt das Anil*, fo in beyden Indien waͤchſt, und daſelbſt zubereitet und unter dem Namen des Indigo nach Europa geſchickt wird. | Bey Zubereitung diefer legten Pflanze hat man die Abficht, die färbende Theile derfelben von den übrigen. unnuͤtzen abzufondern. Dieſe färbenden Theile find ein wichtiger Gegenftand! der Handlung bey den fran? zöfifchen und fpanifchen Colonienin America, wo man uns den meiften Indigo herbringt, der in Frankreich verbraucht wird. Oſtindien liefert uns nur ſehr wenig. Die, fo das Anil bauen und zubereiten , haben drey gemauerte Tröge, die Stufenweife einer über dem - andernftchen. Sie füllen den erften oderhöchftenmit Waſſer an, und thun die Pflanze ganz , fo wie fie folche eingefammlet haben, hinein, mit ihren Sten⸗ gen, Schalen, Blättern und Blumen. Wie dieſe Pflanze nur in heißen Ländern Fann gezogen werden, fo erregt die Hiße bald eine Gaͤhrung. Das Waffer, darinnen die Pflanze liege, erhigt fich in einigen Stun: den, wallet, verdickt fi), und erhält eine blaue Far— be, ſo ins Violet faͤllt. Wenn man nach diefer ſtar⸗ Een Gaͤhrung bemerkt daß das Waſſer alle ee | Theil⸗ * Herren. Marchants Beſchreibung und Abbildung dieſes Geſtraͤuches ſteht in den — der Akad. von 1718. 114 ©. der holl. Aufl, von dem Faͤrben der Zeuge. 49 Theilchen in ſich genommen bat, und nur der unnuͤtze . Seichnam der Pflanze oben ſchwimmt, öffner man den Hahn diefes erften Troges, den man den Bruͤhtrog (la Trempoire) nennet, und läßt das Waffer, To mit allen färbenden Theilchen geſchwaͤngert ift, in den zweyten naͤchſt darunter laufen. Man heißt dieſen den‘ Ruͤhrtrog ‚, (la Baterie) weil man darein das Waſſer mit einer Maſchine mit Schaufeln durchruͤh⸗ vet, um die alzufchr zerftreueten Theilchen dichter zus ſammen zu bringen, und zu machen, daß fie fich auf den Boden fegen, bis dag oben bleibende Waſſer fo klar ift, wie gemeines, Alsdann öffnet man die Hähne, die faſt unten an den Wänden diefes Troges find, um diefes unnüge Waſſer bis auf 2 oder 3 Zoll über der Fläche der gefesten Sarbentheilchen ablau« fen zu laſſen. Nachgehends werden Die andern Haͤh⸗— ne am Boden dieſes Troges geöffnet, durch welche aller dieſer Farbenſaft, in den dritten Trog, ſo der Auberror (le Repoſoir) beißt, herunter läuft. Auf dieſes Boden fegt fich der Jndig von neuem und trocknet, indem alles Waſſer, das bey ihm befindlich war, abdunftet, Bon da nimmt man ihn, Klumpen ‚oder Tafeln daraus zu machen. Diefer Saft iſt viel reicher an. Farbentheifchen, “als der Paftel oder Vouede, und aus Verſuchen, fo in des Herten Ou Kay Nachrichten erzehlt werden, echeller, daß ein Pfund Indigo mehr blau liefert als 12 bis 13 Pf. des beſten Paſtel. Damit der Indigo, wie man ihn ung aus Ames rica ſchickt, auf die Zeuge oder dr Leinwand die für benden Iheilchen ablege, deren der Färber bey feiner Kunft vonnöchen hat, läßt man ihn auf verſchie— dene Arten, die fich aber anf dreye bringen laffen, ſich 1 Dand, D in 50 Chymiſche Theorie in Waſſer aufloͤſen. Dieſes geſchiehet mit kaltem oder mit warmem Waſſer, und man nennet ſolches Cuves d'Inde, oder Cuves de bleu. Des kalten Waſſers bedient man ſich zu leinenen und baumwollenen Zeu⸗ gen, und des warmen zu wollenen, und anderen Ma⸗ terien, ſo von Thieren genommen ſi ſi nd, Bey dem Aufgicßen falten Waſſers thut man Potaſche, ungeloͤſchten Kalk, Kupfervitriol, Farber⸗ roͤthe und Kleyen dazu. Wenn man warme Feuchtigkeiten gebraucht, fo dient entweder Waſſer oder Urin, Beym Waſſer thut man duͤrre gebrannte Weinhefen (cendres gra- velces) und ein wenig Färberröthe, beym Urin aber Alaun und rohen Weinfkein zum Indigo. Beyde Arten von diefen Infuſionen, die zu wollenen Zeugen be⸗ ftimmet find, haben eine ziemlich ſtarke Wärme nö- thig, wo man verlangt, daß die Wolle eine fefte Far⸗ be bekommen fol, die der $uft und den Proben wider: ficher, fo in einer auf Befehl der Regierung 1733 bee kannt gemachten Verordnung vorgefcprichen find, — Ich habe ſelbſt dieſe drey Infuſionen im Kleinen in eryſtallenen Gefäßen gemacht, die ich ins helle Tagelicht ſetzte, um zu ſehen, was vorgienge, ehe ſich die Infuſion faͤrbte, d. i. ehe ſie unter dem blauen Schaume, der oben ſchwimmt, gruͤn würde, Die ſer Umſtand iſt unumgaͤnglich nothwendig, und ohne ſelbigen wuͤrde der Zeug keine gute Farbe bekommen, ſondern ſeine Farbe bey den geringſten Proben ganz: lic) verlieren. Sch will die kalte Sufufis iön befihreiben, weil bey derfilden die Beränderungen am merflichfien find, und das, was bey den andern gefchicht, im Halprerte nicht unterfchieden iſt. ; Ich ‚von Dem Faͤrben der Zeuge. 5: —Ich habe vier Maaß (pintes) Waſſer in ein glä- feen Gefäß gerban, "das acht Maaß faßte. Darin: ne habe ich 3 Unzen grünen Bitriol aufgelöfer, fo das. Waller gelb gefärbt hat, Drey Unzen Potaſche ha— be ic) in einer zulänglichen Menge Waffer befonz ders auflöfen laffen, und wie ſolches völlig geſchehen war, darinnen drey Unzen wohl Fleingemachten In— digo von St. Domingo, drey Stunden lang über einem ſehr gelinden Feuer digeriren laffen. Er quol— le darinnen auf, und erhob ſich vom Boden dieſes alkalifchen Saftes, mit dem er eine. Art dicken Syrup ausmachte, fo aber noch) blau bfich, zum Merfmahle, daß der Indigo nur zerfheilt, nicht gaͤnz⸗ lich aufgelöft war, Denn weil ale Seuchtigfeit, die von etwas, das aus dem Pflanzenreiche herkommt, blau gefärbet worden, durd Zufag eines trockenen oder aufgelöften, flüchtigen oder beftändigen affali- ſchen Salzes grün wird, fo ſollte diefes vorerwähnter Solution ebenfalls wiederfahren ſeyn. Darum ber greift man, warum der Indigo einem Zeuge Eeine dauerhafte blaue Farbe giebt, wenn feine Jafuſion nicht geiin iſt. Die Auflöfung ift allerdings nicht vollfommen gefchehen, und das Alkali wirft nicht, als jo zu reden, in die erſten elementarifchen Theile chen, wie z. E. bey dem Beilcyenfafte, der eine voll Fommene Auflöfung von den färbenden Theilchen die⸗ fer Blume ift, und vom Alfali bey der erften Beruͤh⸗ rung grün wird, — Yan Ich habe diefen dicken blauen Saft in die Sa - Iution vom Vitriol gegoffen , das Mengfel nachge— hends mit cinem Spatel wohl durch einander gerühe | D 2 | | 32 Ehymifche Theorie ret, und darauf 3 Unzen an der guft geloͤſchten Kalk dazu gethan. Bey warmem Wetter bekommen dieſe kalten Infuſionen ihre Farbe innerhalb drey Stun; den; aber wie ich diefen Verſuch machte, fland das ‚ Xhernaometer 4 Grad unter dem Gefrieren, und es währte aljo 4 Tage, che diefe Infuſion ſich grün — fuͤrbte, daher ich deſtomehr Zeit hatte, alle dabey vorgehende Veraͤnderungen abzuwarten. Die Gaͤh⸗ rung, ſo in jeder vitrioliſchen Feuchtigkeit entſteht, in die man ein Alkali und eine abſorbirende Erde ge⸗ than hat, gieng in meinem Gefaͤße ſo langſam vor, dag nur wenig Schaum oder Luftblaſen auf der Ober: fläche erfchienen, ob ich wohldas Mengſel den Tag ſie⸗ ben bis achtmal unter einander fhüttelte, Bey jedem Schütteln habe id) den andern Tag bemerft, daß dasjenige, was den erften Tag zu Bo den gefallen, das Eifen des Bitriols gewefen, wel: ches das Alkali der Potafche präcipifirt hatte, fidy mit dem fauren Safte zu vereinigen. Bey diefer Falten Infuſion des Indigo alfo, macht man einen Tarta- rum vitriolatum nach des Tachenius Art, anſtatt, daß man bey der gewöhnlichen Are dieſes mittlere Salz zu verfertigen, fauren Bitriolgeift auf. ein Alkali aus den Pflanzenreiche, 3. E. Weinſtein⸗ falz oder Potafche, gießt. Hier folgt noch ein Um⸗ ftand, der unvermerft zur Theorie der guten Far⸗ be führt, icy bitte ihn in Gedanfen zu behalten, weil. ich ihn in der Folge diefer, Abhandlung gebrauchen werde, —— Nachdem das Eiſen praͤcipitirt iſt, ſieht man die Erde des Kalkes ſich ſenken. Man erkennt ſie leicht an ihrer weißen Farbe, welche ſie nur alsdenn BR — verliert, von dem Färben der Zeuge. 53 verliert, und eine unfenntlichere annimmt, wenn die färbenden Theilchen des Indigo genugſam befreyet find. Endlich ſetzt ſich uͤber dieſe weiße Erde der ‚Saft des Indigo, fo ſich nach und nach dergeſtalt verdünnet, daß diefe Materie, fo die erften Tage nur ‚einen oder zweene Zoll hoch über den praͤcipitirten Kalf einnahm, fih unvermerft faft bis auf einen hal⸗ ‚ben Zofl an die Oberfläche des ganzen flüßigen We fens erhebt, welches dadurch fo undurchſichtig wird, daß man nichts mehr darinnten unterfcheiden kann. Diefe Verdünnung des Indigo, die in der Kälte langſam, bey warmen Wetter ſchnell zugeht, und fid) im Winter befchlennigen läßt, wenn man der Feuch- tigkeit eine Wärme von ı5 bis 18 Grad giebt, beweift, daß in dem Mengfel wirklich eine Gaͤhrung vorgeher, fo die Theilchen des Indigo aufſchließet, und fie un: gemein zart zertheilet. Da ihre Oberflächen ſolcher⸗ geftalt faſt unendlich vermehret werden, breiten fie ſich deſto gleichförmiger durd) die Feuchtigkeit aus, und machen foldye dadurch gefihickt , fie auf dag, was man zum Färben hinein funkt, mit der erforderten Linz förmigkeit abzulegen. Vor diefer vollfonmmenen Zereheilung macht die Infuſion des Indigo nur blaue Flecken auf die Zeuge, die ſich oft durch) bloßes kochen⸗ des Waſſer wegnehmen laſſen. Wenn dieſe Praͤcipitation jaͤhlinge und in wenig Stunden geſchieht, es ſey nun, daß die Luft warm genug iſt, oder daß man ein wenig Feuer unter das Gefaͤße bringt, erſcheint auf der Oberflaͤche ſehr viel blauer Schaum, den die Faͤrber Fleurée nennen, und ein meiſt ſehr zartes Haͤutchen, auf dem ſich glaͤn⸗ 3 - gende 54 Ehnmifihe Theorie zende Stellen (reflets) befinden, fo fie Kupfer (evi- vreux) heißen, weil man darauf die Negenbogenfar: ben, befonders gelb und roth ſieht. Dieſes ift indeß dem Indigo nicht eigen, und man. ſieht ſolche glaͤn⸗ zende Stellen auf allen Mengſeln, die im Gaͤhren be⸗ griffen ſind, beſonders in denen, ſo viel fette Theil⸗ chen mit Salz vermiſcht enthalten, Der Urin, die Seife und verfchiedene andere Körper zeigen beym Göhren eben die Erfceheinungen,. Dieſer Schaum von der Jufuſion des Indigo fieht blau aus, weil er von der, obern $uft berührt wird, Wenn man aber etwas weniges von der Feuchtigkeit darunter mit einem Löffel nimmt, wird man folches, nachdem es weniger, oder mehr voll faͤrbender Theilchen, mehr oder weniger grün finden, In der Folge diefer Abhaͤndlung wird ſich der Grund von ſolchem Unterſchiede entdecken, oder wenigſtens eine wahrſcheinliche Urſache von diefer Veränderung geben laffen, die zum glücklichen Fortgange des Vers fahrens, das ich beſchreibe, umumgauglich erfordert wird. Wenn die Infuſion in dieſem Zuſtande iſt kann man die Leinwand, die Baumwolle, daraus gewebte ‚Zeuge, damit färben, und fie erhalten eine dauerhafte Farbe, die ihnen bleibt, wenn fie auch gleich eine ges hörige Zeit in einer Eochenden Solutionvon Seife gez legen haben. Diefe Probe zieht man allen andern vor, weil die baumwollenen und leinenen Zeuge mit Seife gewaſchen werden. | Obgleich der grüne Theil von der Infuſion des Indi⸗ unter dem Schaume, ohne weitern Zufaß eine fefte arbe geben kann, fo thun doch die Faͤrber, die ſi * ch dieſer In⸗ von dem Farben der Zeuge. 55 Infuſi ion bedienen, noch Särberröthe und Kleyen dazu, die ſie in Waſſer ausgeſotten, und daſſelbe durchgeſeigt haben, welches ſie ein Brevet nennen. Giefagen, die Faͤrbherroͤthe würde dazu gethan, die Sarbe des Indigo feſter zu machen, weil dieſe Wurzel eine fo feſte Farz be giebt, daß fie faft allen Proben widerfteht. Die Kleyen kommen dazu, das Waffer gelinder zu ma⸗ chen ; denn folches enthält, ihrer Meynung nad), faft- allejeit Theilchen eines’ fauren Salzes, die man ſchwaͤ⸗ ‚chen muß: Diieſes iſt eine Folge des alten Vorurtheils, das man zu Heren Colberts Zeiten gegen den Indigo hat: fe. Diefer Minifter Fonnte nur nach den Erfahrunz gen fprechen, bey welchen ihm feine große Verrich⸗ tungen nicht vergoͤnneten, gegenwaͤrtig zu ſeyn und er verbot daher in der Verordnung 1669, den Indigo allein zu gebrauchen. Aber ſeit dem hat man durch neue Proben, ſo unter Herrn du Fay Aufſicht ge— macht worden, erkannt, daß die Farbe des Indigo ſo dauerhaft iſt, als man ſolche verlangen kann, und daher hat die neue Verordnung von 1737 den Faͤrbern frey gelaſſen, ſie alleine oder mit dem Paſtel vers menge zu gebrauchen. Wenn man alfo noch fort: fährt, ſich der Faͤrberroͤthe beym Indig zu bedienen, | fo geſchiehet es vornehmlich deswegen, weil diefe Wurjel ein ziemlich dunfeles Noch giebt, fo in der — mit dem Blauen des Indigo eine Far⸗ be erzeugt, die fich dem Violet nähert, und ihm eine- ſchoͤnere Schattirung giebt. Die Kleyen dienen nicht fo ſehr, das vorgegebene faure Salz zu fhwächen, als eine gewiffe Menge Brbricheer Materie durchs Wafler auszubreiten, Die D 4 kleine 6... Ehymifche Theorie Eleine Menge Mehl, fo darinnen bleibe, vermengt ſich mit der Feuchtigkeit der Infuſion, und vermin⸗ dert dadurch ein wenig ihre zu große Fluͤßigkeit daß folglich die darinne haͤngenden färbenden Theilchen ſich nicht ſo geſchwinde ſenken, als ſie in einem fluͤßi⸗ gen Weſen thun wuͤrden, das nicht einen gewiſſen Grad der Verdickung erhalten hätte. Ohngeachtet diefes durch die Seuchtigfeit ausge: eheilten zähen Weſens, welches fowohl von den Kleyen als von der Roͤthe, die auch etwas Flebrichtes hat, herrührer, fo fallen doch die färbenden Theilchen ficher: lich zu Boden, wenn man die Feuchtigfeit einige Tas. ge nicht rührt, Die obere Feuchtigkeit giebt alsdenn den Sachen ſo man hinein tunkt, nur eine ſchwache Farbe; und wenn man ſolche ſtaͤrker haben will, muß man das! Mengfel wieder umrühren, und nachgehends eine oder ein paar Stunden ruhen Jaffen, damit das Ei⸗ fen des Vitriols und die groben Theile des Kalkes fich vom neuen, vermoͤge ihrer Schwere, ſenken. Wenn ſich fonft diefe unnuͤtzen Theile unter die färbenden mengfen, würden fie diefer Farbe verändern, und auf - das, was man färben will, eine Materie ablegen, die nicht feſte anhänge, und nachdem fie trocen ges worden, den Zeug ſtaubicht machte. Auch würde jes der ſolcher Theil einen Plas wegnehmen, wo man einen wirklich färbenden Theil hätte hinbringen, und mif dem Zeuge genau verbinden Finnen, R | Um jeßo nichts in dem Verfahren ‚der Faͤr⸗ ber, und dem, das Herr du Kay beobachtet hat, zu verändern, habe ic) gleiche Theile, Elein geries bene Roͤthe und Kieyen in fo viel Waffer fieden laſſen, als mein Gefäße zu erfüllen noͤthig war, Dieſes von den Farben der Zuge. 57 Dieſes ausgefochte habe ic) durch Leinwand gehrückt, - darauf diefe Seuchtigfeit , fo noch ſehr warm und blut: roth war, in die Infuſion vom Indigo gethan, alles ‚durch einander gerührt, und nach zwo / Stunden die Infuſion grün, und folglich zum Zärben geſchickt, befunden, welche in der That Baumwolle mit einem dauerhaften Blau gefärbt hat, das aber etwas leb⸗ hafter war, als zuvor, che ich das Rothe der Roͤthe dazu gethan, Wir wollen jeßo ee was die befondere Urſache von der Dauerhaftigkeit diefer Farbe feyn mag. DBielleicht wird die Feftigfeit aller übrigen eben darauf ankommen; denn es erhellet im Voraus aus oben befchriebenen Erfahrungen, daß diefe Feſtig⸗ Feit auf die Wahl der Salze, fo man den Decoctio: nen der färbenden Ingredientien beyfigt, ankoͤmmt. Wenn man, nebſt den Folgerungen , die id) aus der. Wahl diefer Salze, ihrer Natur und ihren Eigen: ſchaften ziehen werde, _ zugiebt, daß die farbenden Theilchen zärter oder gröber ſeyn Eönnen, (meldyes man billiger Weife nicht leugnen Fann,) fo ſcheinet es, daß die Theorie diefer Kunſt befannt feyn wird, ohne ungewiffe Urſachen voraus zu fegen, Man begreift leichte, daß die Salze, fo man der Infuſion des Indig zufetzt, fowohl die natürlichen Zwiſchenraͤumchen der Sachen, fo man färben will, auffchließen, als audy die färbenden Theilchen des Saftes frey machen. Bey den andern Zubereitun. gen zu Sarben, die Gelb, Roth, u. ſ. f geben, (ih . ‚nchme die Scharlachfarbe aus, die eine befondere Erklaͤrung erfordert,) bereifet man die Wolle fogleich anfangs in einer Solution von Salzen, fo die Far: a D 5 a 5 Chymiſche Theorie ber den Bouillon nennen, und gebraucht dazu ordent⸗ lich rohen Weinſtein und Alaun. Nach einer gewiſ⸗ ſen Zeit nimmt man die Wolle heraus, druͤckt ſolche nur leicht aus, und wickelt fie in einen Sack ein, fie an cinem Fühlen Orte feuchte zu behalten, damit die falzigte Feuchtigkeit, die darinnen hängen geblieben, darauf wirken, umd fie zur Annehmung der Farbe zu: bereiten koͤnne. Sie nachgehends zu färben, tunft man fie noch naß in eine fiedende Decoction rother oder gelber Ingredientien, ohne diefe Vorbereitung, ohne den Zufag dieſer Salze würden die Farben nicht dauerhaft ſeyn. Die beißenden Salze haben alfo die Zwifcheneäumchen, fo von Natur in den Faſern der Wolle waren, erweitern, und vielleicht neue darin⸗ nen öffnen müflen, die Theilchen der färbenden Mas ferien dafelbit aufzubehalten. Das Sieden der In⸗ fufion treibt diefe Theilchen mit wiederholten Stoͤſ⸗ fen hinein, die Zwifchenräumchen, fo durch die Salze ſchon erweitert worden, - vergrößern fich durch die Wärme des Fochenden Waflers noch mehr, und zie⸗ hen ſich nachgehends durch Die Aufßere Kälte zu⸗ ſammen, wenn man die gefärbte Sadıen vom Keſ⸗ fel wegnimmt, an die Luft bringe, und in kaltes Waſ⸗ fer tunft. So wird alfo Bas färbende Theilchen in, den Zwifchenräumchen-oder Spalten des gefärbten Körpers. durch die Sederfraft feiner Fibern, die fich wieder in ihren erften Zuſtand geſetzt ai er⸗ | ‚halten, | Nimmt man außer diefer Federkraft der Fibern noch an, daß die innern Waͤnde ihrer Hoͤhlungen noch mit dem ſalzigten Safte, in dem man die le er eingeweicht, überzogen —— ſo iſt als von dem Farben der Zeuge. 59 als ein neues Mittel zur Zurückhaltung des fä rbens« den Theilchens anzufehen. Denn diefes färbende F Theilchen drang zu einer Zeit in den Zwifchentaunt, da der ſalzigte Ucberzug der Waͤnde noch flüßig war, und wie folder durch die Kälte erftarrt ift, fo wird nun das färbende Theilchen außer vorerwähnter Fe derfraft, auch von dem verhärteren und erpftallifi r⸗ ten Ueberzuge zuruͤckgehalten, der als eine Art Leim es nicht leichte von ſich laͤßt. Ich nehme es nicht ohne Grund an, daß die Wände des Zwiſchenraͤum⸗ chens einen folchen falzigeen Ueberzugbaben, Er iſt fo nothivendig, daß die zu färbende Sache zwar die Farbe der Infuſion, Aber nicht dauerhaft, erhält, wenn man die Salze, che fie in die Infuſion Fam, mit heißem Waffer abgefpült haf, da Gegentheils die Farbe allen Proben twiderfteher, wenn man die Sadı, po gefärbt werden foll, mit allem Salze, . fo fie hat, in fi ih behalten Fönnen, in die Infuſion bringt. Iſt uͤberdieß das faͤrbende Theilchen fo zarte, daß die Fleine Spiße deffelben, die am Eingange des Zwiſchenraͤumchens fichtbar bleibt, und ohne welche die Sache nicht würde gefärbt feheinen mit "eben dem falzigten Weſen, wie mit einer fehr zarten Schale durchfichtigen Eryftalls kann überzogen werden, fo wird fich fchließen Taffen, daß eine Farbe, die aus derge: ftalt zuruͤckgehaltenen und bedeckten Theilchen entſteht, ungemein fefte Farbe feyn muß, wenn nur der fal- zigte Ueberzug niche durch Faltes Waſſer, als Regen, weggeſchwemmt, oder durch die Sonnenftrahlen cals cinirt und zerpülvere werden Fann, denn diefen beyden Proben muß eine Farbe, fo man für fefte halten fol, wider 60 Chymiſche Theorie... widerſtehen. Schaͤrfere kann man fuͤr Zeuge, die. zu unferer Kleidung und Hausrathe dienen follen, billis ger Weife nicht fordern. In der Chymie aber ſind nur zwey Salze befannt, die, nachdem fie einmal eryftallifiet und gereinigt worz den , mit kaltem Wafler konnen benetzt werden, ohne zu zergehen. Und faft auch diefe beyden Salze allein fönnen etliche Tage der Sonne ausgefegt bleiben, ohne in Staub oder weißes Mehl zuzerfallen. Die: fe Salze find die Weinfteineryftallen, und der Tar- tarus vitriolatus. Den legten aber fann man mas chen, wenn man ein Salz, dag eine vitrioliſche Saͤu⸗ re hat, als Kupferwaſſer und Alaun, und ein ſchon alkaliſirtes Salz, als die Potaſche, ſo in der beſchrie⸗ benen Infuſion vom Indigo koͤmmt, vermiſcht. Man ſieht, ſobald ihre Solutionen ſich vermiſchen, daß das Alkali das Eiſen des Kupferwaſſers in einem faſt ſchwarzen Pulver niederſtuͤtzt. Da nun dieſes vitrioliſche Saure nichts Metalliſches mehr anzu⸗ greifen hat, macht es ſich ans Alkali, und aus ihrer Verbindung entſteht ein Mittelſatz, das man Tarta- rus vitriolatus genannt, als ob es mit dem Wein⸗ ſteinſalze und dem Sauren des Vitriols, fo man ſchon ‚von dem metaflifchen Körper, mit dem es verbunden geweſen, abgefondert, wäre gemacht worden, Allee, was ich in. dieſem Artikel gefagt, hat, meinen Gedanz Fon nach, Feine Schwierigkeit. Pie der Saljlauge, deren man fich vorerwaͤhnter maßen zu den andern gelben und rothen Farben be⸗ dient, serhäle es ſich nicht fo. Man ficht nicht, wie da ein Tartarus vitriolatus enfftehen Fann, da man mit dem Alaune nicht ein witus alkaliſches — on⸗ von dem Farben der Zeuge. 6ı fondern eins, das durch die Calcination erftlich dazu werden kann, auffochen läßt. Wenn man alfo den. Alaun und rohen Weinftein mit einander Fochen laͤßt, fo wirkt das erſte von diefen beyden Salzen, vermöge feiner beizenden Natur, in die Fafern der Wolle, und der Weinftein wird zugleich daben gerei⸗ nigt, und aus eincın groben und unreinen Salze in ein reines und durchfichtigeg verwandelt, folglich wer den die eröffneten Zwifchenräumchen des Alauns mit den Weinſteincryſtallen überzogen, da der MWeinftein fo bald in Eryftallen anfchießt, als er ‚die Kälte em⸗ pfindet, und fich in warmer Suft nicht calcinirt, auch durch das Regenwaſſer nicht zergeht. Und dieſes war alles, was ich in dieſem Abſatze zu beweiſen hatte. Dieſe Theorie erſtreckt ſich auch auf die Infuſion des Indigo, wo man Urin ſtatt des Waſſers, Alaun und rohen Weinſtein, ſtatt des Kupferwaſſers und der Potafche gebraucht, Diefe Infuſion giebt Feine feſte Zarbe, wo fie nicht fehr warm ift, und man muß die Wolle cine oder ein paar Stunden darinnen laffen, wenn man verlangt, daß die Farbe durchgän« gig gleich ſtark feyn fol, Wenn dicfe Infuſion er⸗ kaltet iſt, färbt fie gar nicht mehr, In einem me⸗ tallenen Gefäße follte eg ſchwer fallen, die Urſachen diefer Begebenheiten zu entdecken, aber in einem glaͤ⸗ fernen find fie leicht zu finden, Ich habe die Infu⸗ fion, mit der ich den Berfuch im Kleinen gemacht, kalt werden laffen, und alle grüne Farbe, die, weil fie warm war, dadurch ausgebreitet war, hat fih nah und nach an den Boden gefenft. Denn der Weine flein gieng in Erpftallen zufanmen, und da ſich alfo 62 Chymiſche Theorie alſo groͤßere Stuͤcken von ihm vereinigten, Ei wie er aufgelöft war, ſank er auf den Boden, und zog die färbenden Theilchen an ſich. Wenn ich der Feuch⸗ tigkeit ihre vorige Waͤrme wiedergab, ſie unter einan⸗ der ruͤhrte, und darauf ein wenig ruhen ließe, habe ich ein Stuͤcke Tuch, das ich eine Stunde darinne liegen laſſen, ſo dauerhaft als das erſtemal gefaͤrbt heraus⸗ gezogen. Alſo iſt zum Gebrauch dieſer Infuſion nur noͤthig, den Weinſtein durch zulaͤngliche Waͤrme in gehoͤriger Auflöfung zu erhalten. Das Alkali des Urins macht die Infuſion grün, der Alaun bereitet die Fafern der Wolle-vor, und der Weinſteincryſtall macht die Farbe feſte, indem er die färbenden Theil⸗ chen, ſo in die Zwiſchenraͤumchen der Faſern gelegt oder get teieben worden, gleichfam anleimt. Aber bey der Infuſion, da man weder Vitriol, noch Potaſche, noch Alaun, noch Weinftein, fondern bloß Weinhefenaſche (cendre gravelde) und etwas weniges Nöche gebraucht, bleibt eine Schwierig: keit übrig; wenn man in ihe die Wolle und dar⸗ aus verfertigee Zeuge färben will, muß fie auch fehe, heiß feyn. Ehe ſich der Grund angeben läßt, war: um ihre Farbe cben fo dauerhaft ift, als bey den an» dern Infuſionen, wo die Eurz zuvor benannten Sal: je gebraucht werden, muß man die Weinhefenafche unterſuchen. Man weiß, daß es getrocknete und nach dem calcinirte Weinhefen find. Es iſt alfo ein alfalifches Salz von der Art des Weinfteins, aber . nicht fo rein, weil es von den ſchwerern Theilen der Weinhefen, die Folglich mehr Irdiſches an fich haben, herruͤhret. Ueberdieß iſt das Alkali der Weinher | ſelct nie ſo gleichartig, wie das wohlcaleinırre 4 Wein⸗ —— — von dem Färben Der Zeuge, 63 MWeinfteinfal;, und. «8 giebt, wenig ungereinigte Weinhefenafche, daraus man nicht eine ziemliche ‚Menge Tartarum vitriolatum erhalten koͤnnte. Dar ‚Her zerfließt dieſes calcinirte Weinhefenſalz nie voͤllig von der Feuchtigkeit der Luft, da das Weinſteinſalz faſt voͤllig zergeht und nur einen kleinen kalkichten Theil unter feſter Geſtalt zuruͤcke laͤßt, der aber eine bloße Erde ſcheint. Iſt es aber richtig, wie die Erz fahrung mic mehr als einmal gezeigt hat, daß fich in der Weinhefenaſche auch völlig fertiger Tartarus vi- ‚triolatus befindet, fo begreift man Teiche, daß diefe Infufion des Indigo, die fo heiß jeyn muß, daß man die Hand nicht lange darinnen Taffen Eann, ohne ſich zu verbrennen, die wenig dafelbft befindliche Men⸗ ge vom Tartaro vitriolato auflöfen, und folglich dies ſes Salz. in die Zwifehenräumhen der Wolle drin⸗ gen wird, wo eg folche überzieht, und ſich cryſtalliſirt, ſo bald man die Wolle aus dieſer heißen Bruͤhe her⸗ aus nimmt, und an der Luft erkalten laͤßt. Alſo wird die vorhin gegebene Erklaͤrung fuͤr dieſes Ver⸗ fahren, wie fuͤr das vorige, dienen. Wollte man das Daſeyn dieſes Mittelſalzes in Zweifel ziehen, ſo wuͤrde ich es durch einen Verſuch erweiſen, der in den Monaten Julius und Auguſt 1738 gemacht worden, um das zu pruͤfen, was ich in den letzten Baͤnden der Schriften der Naturae cu- rioſorum gelefen hatte. Ich nahm neucalcinirte Weinhefenaſche, Tieß folche in Fochendem Waffer auflöfen, und feigefe die noch warme Solution durch. Ich ſetzte, wie der deutſche Naturforfcher, diefe Feuch⸗ tigkeit in einem Glaſe mit einem langen engen Halſe, | der nur mit einem darauf geſteckten Loͤſchpapiere er | | fiopft 64 Chymiſche Theorie fiopft war, in den Keller. Mach acht Tagen, fand ich am Boden diefes alfalifhen Saftes, der faft zwo Pintes betrug, aufs höchfte ein Quentchen Tartarus vitriolarus, Sch goß ihn in einander Glas, weichte Lei⸗ nen Zeug, fo mit Lauge gewafchen worden, hinein, und nachdem ich folches den Tag über trocknen laf fen, weichte ich cs wicder den folgenden Morgen fruͤh ein, um es den Tag über von neuem auf einem Seile, das oben im Haufe an einem Fenſter aufge zogen worden, trocknen zu laſſen, und fo fuhr ich acht Tage fort. Endlich goß ich fo viel heißes Waſſer dar- auf, alg zulaͤnglich war, ale Salze, fie mochten ſeyn von wag für einer Ark fie wollten, aufzulöfen, feigere die noch ganz warme Solution durd), fette fie an eis nem fühlen Orte der Luft aus, und fand nad) 14 Taz gen faft 7 Quentchen Tartarum vitriolatum.s-- Diefes. ift zufänglich, mit dem deutſchen Gelehrten zu ſchließ fen, daß, wofern fich ein ſaures Salz in der $uft ber findet, folches vitrioliſch ift, weil nür das vitrioliſche Saure mit einem Alkali aus dem Pflanzenreiche, | einen Tartarum vitriolatum zu machen‘ vermögend ift, Ich habe fhon einen andern Beweis, daß ſich diefes vitriolifhe Saure in der Luft befinde, am Enz de der Abhandlung von dem Funfelifhen Phofphorus gegeben, die man im 1737 Jahre findet. ü Wie alſo der Tartarus vitriolatus wirflic) in der Weinhefenaſche ſtecket, die man gemeiniglich erft ger braucht, wenn fie ſchon vor langer Zeit calcinivt gez wefen, fo kann man zum Theil diefem Salze die Se ftigfeit der guten Farben zuſchreiben, die ſich von der Sonne und dem Negen nicht verändern laflen, | | Es von dem Färben der Zzeuge. 65 Es iſt noch übrig, zu erflären, warum die In— fufion des Indigo unter der oberften Fläche grün if, warum fie gruͤn feyn muß, wenn die Farbe dauerhaft werben fol, und warum dir Zeug blau wird, wenn er in der Luft getrocknet worden. Da alle diefe Um⸗ fände den verfchiedenen Falten und warmen Infuſio⸗ nen des Indigo gemein find, fo wird einerley Erklaͤ⸗ zung für ale zureichen. I + Der Schaum, fo auf der Oberfläche ſchwimmt, iſt blau, und darunter iſt es gruͤn; dieſe beyden Um⸗ ſtaͤnde beweiſen, daß der Indigo vollkommen aufge⸗ loͤſet iſt, und das Alkali fi mie den faͤrbenden Theils ‚chen vereiniget har, weil es fiegrün macht, da fieaußer dem würden blau geblieben ſeyn. 2. Eben diefe Umſtaͤnde beweifen , dag fih im Indigo ſelbſt ein fluͤchtiges urinofifches Alkali befinz det, welches von dem beftändigen Alkali der Pota⸗ ſche oder Weinhefenaſche frey gemacht wird, und Eurz, nachdem der Schaum der freyen Luft ausgefege worden, ausdunftee, Man kann fich von dem Das ſeyn diefes urinoſiſchen flüchtigen Alkali verfichern, wenn man den Geruch der Infuſion während ihrer Gaͤhrung unterfucht, indem man fie rüttelt oder ers hist, Es riecht fo, wie Fleiſch, das zu verderben anfängf, wenn man cs brät, und der Geruch ift etz was beißend, | op 3. Um den färbenden Saft aus dem Anil zu be⸗ fommen, bereitet man ihn durch cine Gährung zu, die bis zur Faͤulung forrgefege wird, In allen vers faulten Pflanzen aber ift etwas urinofifch:s, es mag num diefes fluͤchtige Salz aus der genaueſten Vereini⸗ gung der Salze mit dem Oele der Pflanze entſte⸗ 1Band. Ps hen, 6 Ehomilhe here hen, oder der erftaunlichen Menge Inſekten zuzu⸗ ſchreiben ſeyn, die von allen Gegenden nach den fau⸗ Inden Pflanzen durch den ſtarken Geruch hergezogen werden, dafelbft Ieben, fid) vermehren, fterben, und folglich unzählige Leichname hinterlaſſen. Solcher⸗ geſtalt vereinigt ſich mit dem Indigo eine thieriſche Materie, die allezeit ein flüchtig urinoſiſches Salz at. | N h 4. Endlich zum letzten Beweiſe, deſtillire man den Indig allein, oder noch beffer, mit ein wenig beſtaͤndi⸗ gem Alfali verfegt, fo wird man daraus einen Saft erhalten, der nach allen chymifchen Proben die Wir⸗ fungen des flüchtigen Uringeiftes hat, 5 Vielleicht aber wird man fragen, warum diefes fluͤchtige urinoſiſche, fo ich im Indig gezeigt habe, diefem Safte nicht eine grüne Farbe giebt, da es doch durch und durch gleich ansgerheilt feyn muß? warum der Indigo, felbft in ſiedendem Wafler auf: gelöft, blau bleibt, und nicht grün wird? Ich ante worte: Diefes flächtige Urinfalz ift in dem Safte fo concentrirt, daß ein wirffamerer Körper, als dag fiedende Waffer, von außen dazu: kommen muß, es aug den Theilchen, fo «8 einhüllen, zu treiben, dies fe Theilchen mögen nun zu der Pflanze gehören, oder die Leichname Fleiner Inſekten feyn, Außer dem fo Löft ſich der Indigo nie vollfommen im Waſſer allein auf, man mag es ſo heiß machen, als man will. Dev gleichen Solution macht in der That die Zeuge blau, “aber die Farbe legt fich niche gleichförnig auf, und | wird durch ander Fochendes Waffer faft augenblick- | lich weggewaſchen. Der Salmiak, daraus die Chy⸗ miſten den ſchaͤrfſten, fluͤchtigen urinartigen gi | rt Denim von dem Farben Der genge. 67 den, Hat diefen lebhaften urinartigen Geruch nicht, wenn man ihn fehmelje und in Waſſer Eochen läßt, Man muß Kalk und ein beftändiges Alkali dazu fe- Ben, das flüchtige neinofifche zu befreyen, und es von dem Sauren, fo es gebunden hielt, abzufon« dern. Auf eben diefe Ark erfordert der Indigo, bez fländige oder irdifche Alkali, vollkommen zerlegt zu werden, damit fich fein urinoſiſches fluͤchtige empfind⸗ fich mache, und feine färbenden Theilchen, allem Anfehen fo weit zertheilt find, als fie fich zertheilen laſſen. komme zu dem andern Umſtande. Die Infuſion des Indigo muß gruͤn ſeyn, wenn die Farbe dauerhaft werden ſoll. Dieſes koͤmmt, wie ich ſchon erwaͤhnt, daher, weil der ndigo nicht vollkommen aufgeloͤſt iſt, wenn das lkali, fo in der Feuchtigkeit ausgebreitet, nicht auf folche wirkt; ohne eine fo vollkommene Auflöfung aber, wird er weder gleichförmig, noch feft färs ‚ben. Sobald er Gegentheils für die Wirkung des Alfali genugfam aufgelöft ift, muß alles gruͤn wer; ‚den, weil alles Alkali, das mit dem blauen Safte einer Pflanze vermifcht wird, fie grün macht, fo bald es fich durch alle färbende Theilchen gleich austheilen kann; haben ſich aber chen diefe färbende Theilchen durch die Ausduͤnſtung in harte und dichte Klumpen vereiniget, fo faun das Alkali ihre Farbe nicht ver ändern, bis fie von neuem zertheilt, und zu der vorigen a gebracht worden, Und diefes gefchichet beym ndigo. | Ä Be Wegen des dritten und legten Umftandes? Der. Zeug muß gruͤn aus der nfufion genommen E 2 wer⸗ 6 Ehymifche Theorie werden, undfich, fo bald man ihn indie Luft ges bangen bat, blau farben, fonft wird das Blaue. nicht dauerhaft feyn, laffen ſich, meinen Gedan⸗ fen nach, folgende Urfachen angeben: 1) Der Zeug: koͤmmt grün aus der Infuſion, weil folche felbft gruͤn if. Wenn es nicht grün wäre, würde das Alkali, fo man in die Jnfufion gethan, nicht durch und durch. aleich ausgetheilt, oder der Indigo nicht vollfommen. aufgelöft feyn, wie ich gezeigt habe. Wäre das Als Fali nicht gleich ausgerheile, fo wäre die Infuſion unten falzigter, als oben, ind der’ eingefauchte Zeug, würde nicht zubereitet werden, die Farbe anzuneh> men und zu behalten, Zieht man aber den Zeug, nach gehöriger Zeit der Eintauchung, gruͤn herz aus, fo ift diefes ein Merkmahl, daß er durch und durch mit färbenden Theilchen erfüllte worden, wie auch, daß das Alkali in die Zwifchenräumchen der’ Wolle dringen, fie erweitern, und vielleicht neue, machen fönnen, wie ich ſchon gefagt habe, Daß aber ein Alkali diefe Wirkung bey der Wolle haben: koͤnne, wird außer Zweifel gefeßt werden, wenn man bedenkt, daß eine fehr feharfe alkalifche Lauge, ein Stuͤck Wolle, oder eine Feder, fo man hinein taucht, im Augenblicke verbrennt, oder auflöft. Eine Arbeit, beym Färben, fo man das MWollenfchmelzen (la fonte de bourre) nennf, iſt auch ein Beweis das von. Die Wolle, fo man dabey in einer Solution von, Weinhefenaſche Fochen läßt, wird fo vollfommen aufs, gelöft, daß man nicht die geringfte Fiber davon findet. Kann alfo eine ſehr ſcharfe Lauge die Wolle DE zerflören, fo wird eine Lauge, die nur fo viel Alkali hat, als nöthig ift, in die Wolle, ohne derfelben Zerz | ſtoͤrung von dem Farben der Zeuge. 69 ſtoͤrung zu wirken, die Zwiſchenraͤumchen zuberei⸗ ten, die faͤrbenden Theilchen, von denen ich in dieſem Aufſatze Ama habe, einzunehmen und zu bes halten. Man bringt den Zeutz, ‚der grün aus der Infuſion gezogen worden, an die Luft, und er wird da blau. Was thuf man, indem man ihn an die Luft bringe ? Man fühle ihn ab. Iſt das urinofifche flüchtige, wie es vom Indigo befreyt worden, die Urſache ſeiner gruͤnen Farbe geweſen, ſo dunſtet ſolches, weil es fluͤchtig iſt, aus, und die blaue Farbe koͤmmt wieder. Hat das beſtaͤndige Alkali —* gruͤne Farbe verurſacht, ſo iſt davon der groͤßte Theil, beym Ausdrucken des Zeuges, weggeſchafft wor⸗ den, und was noch übrig bleibt, kann nicht mehr auf die färbenden Theilchen tiefen , weil das Fleine Theilchen Tartarus vitriolatus, das ein noch klei⸗ neres Farbentheilchen in ſich enthält, fich gleich, nachdem es der Falten Luft ausgefegt worden, cryſtal⸗ Yfire hat, und dadurch verhindert, daß dag beftändi- ha das Farbentheilchen nicht unmittelbar be⸗ ruͤhrt Man macht dieſes Blau lebhafter und ſchoͤner, wenn man den Zeug, nachdem er abgekuͤhlt worden, in warmes Waſſer weicht, weil alsdenn der Theil faͤrbender Materie, der nur aͤußerlich an den Faſern der Wolle hieng, weggenommen wird. Es werden auch dabey die vorſtehenden Flaͤchen jedes kleinen Salzeryſtalls, etwas aufgeloͤſt, und dadurch zaͤrter, u das Sarbenrheilchen beffer rn fie durchſcheinen kann. * Die 70 Ehymifche Theorie Die Seffigkeit diefer Farbe zu a, bes dient man fich der Seife, und fie fell derfelben wider⸗ ſtehen, weil die Seife nur ein durch Del gefchwächtes Alkali ift, das auf ein Mittelſalz nicht wirft. Man thut nur wenig Seife in viel, Waffer, und läßt es 5 Minuten lang mit der gefärbten Probe fochen, wel: he Zeit zu diefer Probe beftimmt if. Nimmt die Seife einige Farbentheilchen weg, fo müffen es ſolche ſeyn, die nur an den glatten Oberflächen der wollig« sen Faſern hiengen, © Sonft Fann der Eleine Salzery: fall, der. in denen Zwifchenräumehen ſteckt / und von feinen Wänden befchirmer wird, in fo Furzer * nicht vooͤllig aufgelöft werden, Diefe Abhandlung ift eine Prbe wie ich mich bey Unterſuchung aller Materien verhalten werde, die: man bisher zum Färben gebraucht, oder noch gebrau⸗ chen wird, Glaubt man, daß diefe Methode zu nuͤtz⸗ lichen Entdeckungen felbft in der Naturforſchung Ge⸗ legenheit geben Fönne, fo kann man fie bey den ans dern Unterfuchungen, fo die einfachen Farben betref> fen, ebenfalls beobachten, denn man muß fie unums gänglic) Eennen, ehe man auf die zuſammengeſetzten geht, weil die letztern ordentlich entſtehen, indem eine Sarbe nad) der andern aufgefragen wird, felten, daß man verfchiedene mit einander in einer Infuſion oder Deeoetion vermifchte, Weiß man alfo, was die Fe ftigfeit einer gewiffen einfachen Farbe verurfächer, fo wird man leichter urtheilen koͤnnen, ob die andere Farbe an jener. Seite leere Pläße einnehmen kann, ohne die erfte aug den Dertern, fo fie [don einnimmt, zu vertreiben, Dieſe Vorſtellung habe ich mir von der. von dem Faͤrben der Zeuge. 71 der Art gemacht, wie ſich verſchiedene Farben auf einem Zeuge befinden; Herr du Fay ſcheint eben dieſen Gedanken in der Abhandlung von 1737 allen andern vorzuziehen. Es ſcheint mir zu ſchwer zu be⸗ ‚greifen, wie die Farbentheilchen ſich auf einander ſe⸗ ‚gen, und alfo wie Pyramiden bilden Fönnten, dabey jede ihre Farbe behielte, dag durch aller Bereinigung die zufammengefegte Farbe entfpringe. Man müßte fie zu diefer Abficht allzufehr durchfheinend annehmen. Ueber dag, wenn fich ein gelbes Theilchen gleich ‚über ein blaues, das in den Zwiſchenraͤumchen ſchon feſte ift, feßen, und daran fefte hängen bleiben fol, fo müffen fie einander in zwo ungemein glatten Flaͤ⸗ chen berühren, und ſoll ſich ein roches auf die blaue anhängen, ſo muß man von neuem foldhe Flächen vorausfegen. Die Einbildungsfraft fann fich diefes ſchwerlich vorftellen, und es ift mir wahrfcheinlicher, daß die erfte Farbe nur die Zwifchenräumchen einges nommen, die fie durch die erfte Vorbereitung, in den Fibern der Sache, fo gefärbt wurde, offen gefunden hat, daß ſich an der Seite dieſer erfüllten Zwiſchen⸗ räumchen, Plaͤtze befinden, die noch nicht eingenom: men find, two man neue Raͤumchen öffnen, und der zweyten Farbe ihre Theilchen bineinbringen kann, wenn man dazu Salze gebracht, die von den vorigen wenig unterfchieden, und oft eben diefelben find, und die Eleinen Salzeryſtallen der erften nicht zerflören, Aber alles diefes werde ich weitläuftiger ausführen, wenn ich mich an die hymifche Theorie der zufammen: geſetzten Farben mache, E 4 Meinen \ PN 72 Chymiſche Theorie von dem x. Meinen Gedanken nach erhellee aus vorhergehender Abhandlung folgendes: Ale Materien, deren färben: de Theilchen fein genug find, in die offenen Zwi⸗ fchenräumchen von den Fafern der Sache, die man färben will, hineinzudringen, und dafelbft durch die Federkraft der Fafern fefte gehalten zu werden, wer- den dauerhafte Farben geben, und das Gegentheit wird erfolgen, wenn die Theilchen dazu zu groß find, weil in diefem Falle der geringfte Stoß fie vom Zeuge abfondert. Endlich werden die Arten von Salzen die Zwiſchenraͤumchen zu uͤberziehen, am beſten ſeyn, ‚die ſich nicht in kaltem Waſſer auflöfen laſſen, wie gleichwohl allen Salzen, die Weinſteincryſtallen, und den Tartarum vitriolarum ausgenommen, wiederfährs, wobey fie zugleich durch die Sonnenftrahlen | * in Staub zerfallen muͤſſen. HI. — 73 EEE FF KX * III. Auszug aus dem — einer neuen Lehre, dem Maaße der Stisfpier verfaffet von Daniel Bernoulli. Aus den Schriften der petersburgiſchen Akademie der Wiſſenſchaften, 5 Band, 175 ©. genommen. I, it dem man angefangen Hat, das Maaß der Looſe in Gluͤcksſpielen ausjurechnen: fo hat man durchgehends angenommen; „daß „man den Werth der Hoffnung herausbringe j „wenn man alle einzelne Gewinnfte mit der Anzahl „der Fälle, in denen fie erhalten werden Fünnen, ver: „vielfältige, und die Summe der Producte durch „die Summe aller Fälle heile. Man müffe aber, „heißet es, diejenigen Fälle in Betrachtung ziehen, „die gleich möglich feyn,, Nach Vorausſetzung die- fer Kegel koͤmmt alles Uebrige in diefer Schre darauf an! daß man alle Fälle erzähle, diefelben in gleich mögliche zergliedere, und fie in ihre — gehoͤri⸗ ger maßen eintheile, & 5 2. Wenn 74 | Auszug von dem Maaße TR 2 Wenn man die Beweiſe dieſer Regel unter ſuchet, dergleichen man viele findet; fo kommen fie insgefammt auf diefen angenommenen Saß an; „es „ſey Fein Grund vorhanden, warum man einem Mit⸗ „loofenden mehr beylegen follte, als den andern 5 da⸗ „her muͤſſe man eines jeden Hoffnung gleich groß anneh⸗ „men,“ Der Zuftand der Perfonen wird alfo hiebey in feine Erwägung gezogen; fondern nur bloß dasjes nige betrachtet, was die Bedingungen des Spiels an die Hand geben, Ein ſolcher Ausſpruch gehoͤret für die Nichter, die die, hoͤchſte Gewalt befigen: Hier aber hat man Feinen Rechtsſpruch, fondern einen Math zu ertheilen ; das iſt, man muß Regeln geben, durch die ein jeder fein Loos, nach der verfchiedenen. Beſchaffenheit feiner Umſtaͤnde, zu ſchaͤtzen hat. 3. Damit man nun fehe,daß dieſe Erinnerung nicht vergebens gemacht werde; fo ſetze man den Fall, daß ein Armer ein Loos befommen habe, mit dem derſel⸗ be nach gleicher Wahrfcheinlichkeit entweder nichts, oder 20000 Ducaten erhalten fönne, Sollte diefer wohl fein Loos 10000 Ducaten hoch fchägen,; und ſollte er übel hun, wenn er es für 9000 verkaufte ? Ich halte es nicht dafür ; ungeachtet ich glaube, daß ein fehr Reicher feinem Bortheile zu nahe thäte, wenn er eg nicht für diefen Preis an fich kaufen woll⸗ te. Wenn ich hierinne nicht irre $ fo iſt es klar, daß man nicht allen Menſchen nach einerley Verhaͤltniß den Werth ihres Loofes zumeflen, und folglich bey der obigen Regel $. 1. nicht beruhen fann. Man’ wird aber bey aufmerffamer Erwägung gar leicht einfeben ; es laffe fich der Werth, deffen wir in der obigen Regel gedacht haben, alfo beftimmen, 9 ihn der Gluͤcksſpiele. 73 ihn hernach ein jeder ohne Bedenken annehmen fön- ne. Nämlich, man muß den Werth nicht nad) dem ‚Preife der Sache ; fondern nach dem Bortheile ſchaͤ⸗ sen, den ein jeder daraus haben Ffann. Der Mreis wird aus der Sache ſelbſt beſtimmet, und ift für einen ‚jeden einerley; der Vortheil aber koͤmmt auf die Um⸗ flände der Perfon an, Go iſt ohne Zweifel einem Armen mehr daran gelegen, wenn er 1000 Ducaten gewinnen fann, als einem Reichen, ungeachtet der Preis derfelben fiir beyde groß iſt. 4: Durch diefe Anmerkung haben wir es ſchon dahin gebracht, daB ein ieder durch’ Veränderung ei- nes einzigen Worts fi) felbft varhen fan. Weil ‚aber diefe Lehre nen ift, fo wird diefelbe einige Ers Jänterung vonmöthenhaben, Ich bin daher Willens, zur Probe dasjenige anzuführen, was ich in dieſer Sache durch Nachſi nnen herausgebracht habe. In⸗ deffen wollen wir uns folgender Megel, als eines Grundfaßes bedienen ; „Wenn man alle gehoffte , Bortheile mit der Anzahl der Fälle, in denen man „fie erhalten kann, vervielfältiger, und die Summe „der Producte durch die Anzahl aller Fälle theilet, „fo befömme man den mittlern Vortheil, und der „Gewinnſt, der diefem Vortheile gleich iſt, wird der „gefuchte Werth des Looſes ſeyn. ‚> Mt 5. Hieraus erhellet aber, daß ſich Fein Maaß des $oofes herausbringen löffet, wenn man nicht zugleich den Dortheil weiß, den jeder aus einem jeden Ge⸗ winnſte haben kann; und auch) umgekehrt, wie groß ein Gewinnft erfordert werde, damit ein gewiffer Bortheil daraus komme. Wiewohl ſich hievon ſchwer⸗ ig etwas Gewiffes beftimmen laͤſſet, weil die Sache durch 76 Auszug von dem Maaße durch mancherley Umſtande veraͤndert werden kann. Daher, ungeachtet meiſtentheils einem Armen mit einerley Gewinnſt mehr geholfen ift, ale einem Rei⸗ chen, Fönnte es doch feyn, dag z. E. einem Gefan⸗ genen, der 2000 Ducaten reich waͤre, und gerade noch einmal ſo viel noͤthig hätte, feine Freyheit zu er- Faufen, an einem Gewinnſte von 2000 Ducaten mehr gelegen waͤre, als einem andern von wenigerem Vermoͤgen. Dergleichen Beyſpiele aber, deren man ſich unendlich viele gedenken kann, ſind dennoch ſehr ſelten. Wir wollen daher diejenigen betrachten, bie am meiffen vorfommen, und damit wir die Sache deſto beſſer begreifen: fo wollen wir fegen, daß das Vermögen eines Menfchen nach unendlich kleinen Vermehrungen beftändig zunehme, Solchergeſtalt äft es fehr wahrfcheinkich, „daß ein jeder Eleiner Ge⸗ „winnſt allezeit einen Vortheil bringe, der zu der „ Summe des ganzen Bermögene eine gegenfeitige > Berhältnig bat,“ Um dieſen Satz zu erläutern, muß id) erklären, was ich durch die Summe de8 m Vermoͤgens verſtehe: nämlich alles dasjenige, was Nahrung, Kleidung, Bequemlichkeit, ja au Wolluſt, und die Erfüllung aller Wuͤnſche ver Schaffen und zumege bringen kann, fo daß man von niemanden jagen kann, er habe nichts, außer von demjenigen, der Hungers flirbet. Der größte Theil des Vermögens bey den meiſten Menfchen befteher in ihrern Fleiße, und diefer ſchließet ſelbſt das Betteln in ſich. Wer alle Jahre 10 Ducaten durch Betteln zufammen bringet, der wird nicht leicht so Ducaten | annehmen, unter der Bedingung, daß er nicht | Ber betteln, oder auf andere Weiſe —* zu erlan⸗ der Gluͤcksſpiele. 77 —* trachten ſollte, ſo, daß ihm damit alle an⸗ derweitige Wohlfahrt abgeſchnitten waͤre, ja ich zweifle fo gar, daß diejenigen, die nichts haben, und noch das zu andern ſchuldig find, fich davon losmachen laſſen, und noch ein weit größeres Geſchenk, unter einer fole chen Bedingung, annehmen würden: Im Falle alfo, daß der Bettler den Vergleich nicht eingehen mollte, wenn er nicht wenigftens 100 Ducaten befäme ; und derjenige, der. Schulden hat, nicht cher, als bis man. ihm 1000 Ducaten gäbe: wollen winden erflern 100 and den lestern 1000 Ducaten reic) anfegen ; ungez achtet, nach der gemeinen Art zu veden, jener nichts, dieſer aber. weniger, als nichts bat. 6. Nachdiefen vorausgefegten Erklärungen, kom⸗ me ich wieder auf dasjenige, was ich im vorigen Ab⸗ ſatze erwaͤhnet habe; naͤmlich, wenn kein ungewoͤhn⸗ licher Umſtand darzwiſchen koͤmmt : „ſo koͤnne man „den Vortheil eines ſehr kleinen Gewinnſtes nach „ber gegenſeitigen Verhaͤltniß deſſelben zu dem gan« „den Vermoͤgen ſchaͤtzen.“ Denn, wenn ich recht erwaͤge, wie «8 mit den Menfchen beſchaffen zu ſeyn pfleget: ſo ſehe ich, daß dieſer Satz ſich auf die mei⸗ ſten unter ihnen ſchicket. Es ſind wenige, die nicht ihre jährlichen Einkuͤnfte völlig verzehren. Wenn nun des einen Vermögen 100000 Ducaten, des anz dern aber, fo viele halbe Ducaten groß iſt; und jener 5000 Ducaten, diefer aber eben fo viele halbe Du⸗ caten Einkünfte hat; fo ift Elar, daß in jeder Abſicht dem erftern ein Ducate eben Das if, was dem andern ein halber Ducaten iſt; und folglich gilt dem einen. ‚der Gewinnſt von einem Ducaten nicht mehr, als dem ‚andern der Gewinnſt von einem halben RENT: enn "3 Auszug von dem Maaße Wenn nun ein jeder von ihnen einen Ducaten gewin⸗ net: fo hat der letztere einen doppelten Vortheil da- von; denn er gewinnet zweene halbe Ducaten, Dies ſes Beyfpiel kann anftatt aller dienen, und alfo halte ich es für Überflüßig, mehrere anzuführen. Dieſer Satz ift der Wahrheit um fo vielmehr gemäß, weil der größte Theil der Menfchen faft Fein anderes Vers mögen, als feinen Fleiß, befiget, und von diefem bes ftändig lebet. jedoch find einige, denen ein Ducaten mehr an das Herz gewachſen iſt, als viele Ducaten einem andern, der nicht fo reich, aber edelmüthiger iſt. Weil wir aber in dem folgenden allezeit einen und denfelben Menfchen betrachten werden : fo geht ung diefeg nichts an. Wer fich nicht fo viel aus dem Ge⸗ woinnfte macher : der ift auch bey dem Schaden ges duldiger, Da aber auch manchmal befondere Urſa⸗ chen feyn Fönnen, die die Sache anders machen : fo will ich anfangs eine ganz allgemeine Abhandlung voran ſchicken/ che ich auf unfern Fall insbefondere Eomme, damit allen und jeden Genügegefchehe *. 12. Der vorhergehende Abfag giebt uns folgen: de Regel an die Hand: ,, Einen jeden Gemwinnft, „nachdem er mit der Summe des Bermögens vers mehret worden ift, erhebe man zu der Dignität, die „„der ihm zugehörigen Anzahl Falle gleich iſt; fer „ner vervielfältige man alle diefe Dignitäten mit „einander, und ziche aus dem Producte derfelben „die Wurzel desienigen Grades, der fo groß iſt, | ! 2 a WER Die folgenden Abfäge, darinnen die Sache aus alge- braifchen Rechnungen und der logarithmiſchen Linie beſtimmet wird; haben wir weggelaffen. der Gluͤcksſpiele 79 „als die Anzahl aller Faͤlle; endlich ziehe man von dieſer Wurzel die Summe des ganzen Bermögens „ab: was übrig bleibet, das wird das gefuchte Loos „fen, Diefes ift der Hauptſatz, das Loos in ver⸗ fehiedenen Fällen auszurechnen; und ich fönnte jetzo, eben wie man bisher nach den gemeinen Grundfäsen gethan hat, ein ganzes Lehrgebaͤude auf diefem Grun⸗ de aufführen, das fowohl feines Nutzens, als dee Meuigfeit wegen, ſich beliebte machen würde ; wenn meine andern angefangenen Arbeiten‘ es verſtatten wollten, Ich will hier nur einige ber vornehmſten Sachen Berühren, wie fie mir am erſten einfallen erdes | N 23. Erfilich fichet man hieraus, wenn die Bedins gungen des Spiels auch noch fo billig eingerichter werden, daß dennoch beyden Spielenden ein Nachtheil Dadurch zuwaͤchſet. Eine unvergleichliche Warnung der Natur, dag Spiel zu meiden! *** Ungeach, tet diefes nun den Meßfünftleen für fich ſelbſt klar iſt: fo will ich es doch durch ein Beyſpiel erläutern, das mit es von jedermann verflanden werde. Man nehs ine zweene Spielende an, deren jeder 100 Ducaten im Bermögen habe 5 beyde ſetzen die Hälfte derfels ben auf ein Spiel, das auf beyden Seiten gleiche MWahrfiheinlichkeit har. Nach diefem Gage wird ein jeder von ihnen 50 Ducaten haben, und daben eis ne Hoffnung, 100 Ducatenzu gewinnen; die Sum⸗ me aber von beyden gilt, nad) der Megel des vorher> gehenden Abſatzes, nicht mehr als (so, * 150. !)& oder 7° (50, 150), dag ift, weniger als 87 Ducaten ; fo, daß ein jeder von ihnen felbft bey einem Spiele, das die allerbilligſten Bedingungen hat, mehr als 13 g0 Auszug von den Maaße Ducaten vernachtheiliget wird. Damit man aber: auch die Wahrheit eines Satzes hieraus erkennen möge, den ein jeder nad) einem gewiſſen nafürlichen Sichte einfichtz nämlich, daß die Unbefonnenheit des Spielenden um fo.viel größer ſey, je einen größern Theil feines Vermögens derfelbe dem Gluͤcke anvers trauet: ſo wollen wir eben diefen Fall noch einmal fegen, ‚bloß mit dem Unterſchiede, daß der eine Spies ler vor Einfegung der so Ducaten 200 Ducaten ges habt habe. Auf diefe Weile wird derfelbe ige einen Schaden leiden, der durdy 200 -- 77 150. 250 vorges fiellet wird, das ift, wenig über 6 Ducaten % “.. 14. Da nun derjenige unbebachtfam handelt, der auf gleiche Bedingung nur den mindeften Theil fei« ner Güter dem Glücsfpiele anvertrauer: fo wird es nicht undienlich feyn, hier zu unterfuchen, was für eiz nen Bortheil man bey dem Einfage vor feinem Mit⸗ ſpieler voraus haben muͤſſe, wenn man ohne Nachtheil das Spiel mit ihm eingehen wolle. Wir wollen daher wiederum ein ganz einfaches Spiel annehmen, naͤm⸗ lich * Hie bier ſtehende algebraiſche Formel heißer fo viel! wenn man die Größe des ganzen Vermögens mit dem ‚ gehofften Gewinnffe vervielfältige, und das Product mit der Summe derfelben theile: fo fomme der Eins faß heraus, den man im widrigen Falle verlieret. Diefe gefundene Größe aber iff allezeit kleiner als der gehoff⸗ te Gewinnſt. So würde nach dem Bepfpiel des vor⸗ hergebenden Abfages im erſten Falle der Einfag feony 100. 100 > = — — 50; und im.andern Sales: -. . 100 * 100 N der Gluͤcksſpiele. 81 Tich von zween Fällen, die gleich wahrfeheinlich find; der eine glücklich, und der andere unglüclich,. *** Her aus folget auch, daß derjenige thöricht Handelt, der fein ganzes Bermögen aufſetzet, wenn er auch einen noch fo großen Gemwinnft dagegen hoffen Eönnte. Diefes wird niemanden ſchwer zu begreifen ſeyn, der unfere voraus: gefegten Erklärungen wohl gefaffer hat. Daher ift es auch ein Satz, der im gemeinen Leben durchgehendg angenommen wird: daß einer wohl mit Grunde eine zweifelhafte Sache wagen fönne, was cin anderer nicht thun koͤnne. F 7. Hierbey muͤſſen wir ſonderlich dasjenige in Betrachtung ziehen, was wegen Berficherung der Waaren bey den Kaufleuten üblich iſt. Ich will diefeg _ durch folgendes Beyfpiel erläutern + Cajus, der zu Petersburg wohnet, Fauft zu Amfterdam Waaren ein, die derfelbe, wenn er ſie zu Petersburg Hat, wieder für 10000 Rubeln verfaufen kann. Er Täffer diefelben zur See fommenz ſtehet aber im Zweifel, ob er fie verſichern laffen folle, oder wicht. Indeſſen ift ihm: nicht unbefannt, daß zu derfelben Jahreszeit unter ‚hundert Schiffen, die von Anıfterdam nach Peterse burg gehen, nur fünf zu verungluͤcken pflegen 5 er kann aber doc) Feinen Berficherer finden, unter 800 Rubel Belohnung, und diefer Preis feheinet ihm ‚unmäßig hoc) zu ſeyn. Es fraget ſich daher, wie ‚groß Cajus Vermögen ſeyn müffe, wenn er die Ver: fiherung mit Grund unterlaffen wolle, Man fere fein Bermögen = x: fo wird eben daſſelbe, nebft der Hoff: nung der Waaren, wenn fie glücklich anlangen, fegn h =r@ + 10000) x 35 -r (x + 180C0) 19%. im Falle, daß er fie nicht verfichern Täffer, Wenn 1 Band. 5 | er | 82 Auszug von dem nMaale er aber dieſelben verſichern laͤſſet: fo hat er die gewiſſe Summe x + 9200. Bringet man nun ui fe Größen in eine Gleichung: fo ift (x 4 10000) x —= (X + 9200) ”° , ober aufs naͤchſte x — 5043 Hat nun Cajus, außer der Hoffnung von feinen Waa⸗ ren, noch mehr als 5043 Nubeln im Bermögen ; fo thut er wohl, wenn er die Verficherung unterläffet 5 wo nicht: fo muß er fie verfichern laffen,. Wenn man aber fragef; wie viel derjenige, der fich für 800 Rubeln zur Berficherung erbiefer, aufs mindefte bes. figen müffe, damit er diefelbe mit Grund auf fich neh- men koͤnne: fo feße man in Vermögen —y% Auf diefe Weife wird feyn r (y 4 800). °(y -- 9200) —=y, oder aufs nächfte y — 14243, welche Zahl man auc) aus dem DVorhergehenden ohne neue Rech⸗ nung hätte finden Fönnen. Wer weniger im Ver⸗ mögen hat} der thut unbefonnen, wenn er fid) zum Berfiherer anbietet ; wer aber mehr beſitzet; der thut es nicht ohne Grund, Hieraus erhellee, wie bee. quem dergleichen Berficherungen eingefuͤhret find, inz ‚dem diefelben beyden Theilen großen Bortheil brin- gen fonnen. Kann Eajus für 600 Rubeln einen Verficherer antreffen fo Fann er es nad) der Kluge heit nicht ausfchlagen, wehn er weniger als 20478 Kubeln beſitzet; hingegen handelt er allzufurchtſam; wenn er mehr als 20478 Rubeln reich ift, und feine Waaren fo hoch verfichern laͤſſtt. Eben fo würde derjenige- unbedachtfam handeln, der weniger als 29878 Rubeln befüße, und die Verficherung für 600 Rubeln annehmen wollte: er würde aber feinen Sa⸗ chen wohlrathen, im Salle, daß er mehr beſaͤße, wenn er der Gluͤcksſpiele. 83 er es thaͤte. Indeſſen wuͤrde niemand, er moͤchte ſo reich ſeyn, als er wollte, ſich wohl vorſtehen, wenn er die Verſicherung für soo Rubeln annaͤhme. 16, Aug unſern bisherigen Lehrſaͤtzen folget noch eine andere Regel, die den Menſchen nicht weniger nuͤtzlich iſt: naͤmlich, daß cs rathſamer ſey, diejeni⸗ gen Guͤter, die der Gefahr ausgeſetzet ſind, in meh⸗ rere Theile zu vertheilen, als ſie alle zuſammen die Gefahr laufen zu laſſen. Ich will dieſe Regel aber—⸗ mals erlaͤutern. Sempronius hat überhaupt 4000 Ducaten im Vermögen, und beſitzet noch über dieſes in fremden $ändern für gooo Dusaten Waaren, die er nicht anders, als zur See herbey bringen kann. Nun iſt aber aus der täglichen Erfahrung bekannt, daß von zehen Schiffen eineg zu Örunde gehet. Nach dieſen Umfiänden fage ich: Die Hoffnung Sempro⸗ nius, wenn er alle 8000 Ducaten einem einzigen Schiffe anvertrauet, ſey 6751 Ducaten groß, welches nämlich die Zahl r 12000 ?, 4000 " -- 4000 aus⸗ mache, Wenn er aber die Woeren in zwey Schif⸗ fe zu glechen Theilen laden laͤſſet: ſo gilt ſeine Hoff⸗ nung Tr. 120009, 3000, 4000 -- 4000,.da8 ift. 70, 33, Ducaten, Und fo wird Sempronius Hoffnung immer ſteigen, je kleiner der Theil iſt, den er einem Schiffe anvertrauet; niemals aber wird feine Hoffnung größer, werden fönnen, als 7200 Du⸗ caten. Dieſe Erinnerung wird * denen zu ſtat⸗ gen fommen, ‚die ihr. Vermögen Wechſelbriefen an⸗ ertrauen, Oder, daſſelbe andern — 59 gl fetzen. ING>} a TE , — F 2 17 E⸗ 3° Auszug von dem Maaße 17. Es ſind freylich noch ſehr viele ganz neue Sa⸗ chen zuruͤck, die ihren guten Nutzen haben; ich muß aber dieſelben für diefesmal vorbey laſſen. Der größte Theil derfelben wird zwar von allen Verſtaͤn⸗ digen nach gewiffen natürlichen Begriffen eingefehen und beobachtet; allein niemand hätte wohl geglaubet, daß diefe Sachen ſich fo genau beftimmen ließen, als wir in den angeführten Beyfpielen gethan haben, Da nun alle diefe Lehrſaͤtze fo vortrefflich mit dernjer rigen, was ung die Natur lehret, übereinfommen : fo würde es unbillig ſeyn, wenn wir diefelben, als bloß folche Wahrheiten, die ſich auf vergebens ange nommene Saͤtze gründeten, zu vernathläßigen. Es wird diefes auch folgendes Veyſpiel beftätigen, das zu diefen Betrachtungen Gelegenheit gegeben hat, und deflen Gefchichte diefe iſt: Der berühmte Herr Nicolaus Bernouli, öffentlicher Lehrer der Rechte auf der Univerfität zu Bafel, mein hochgeehrter Here Dheim, Tegte eingmals dem Herm Montmort fünf Aufgaben vor, die man in Montmorts Auflöfang verfchiedener Aufgaben von Glüdefpielen, 402 ©. lefen kann. Unter diefen war folgendes das letzte: „Peter wirft eine Münze in die Höhe, fo lange, bis 3, bey dem Fallen das Bild auf derfelben einmal oben „zu ſtehen kommt. Wenn diefes bey dem erſten „Wurfe geſchiehet: fo muß er Paul einen Ducaten „geben; geſchieht es bey dem zweyten: fo giebt er ihm yzzween Ducaten; bey dem dritten vier ; bey dem „„ Dierten acht; und fo bey jedem Wurfe immer dops „pelt fo viel Ducaten, Nun wird gefeager : wie boch Pauls Hoffnung zu ſchaͤtzen ſeh ? Diefe Aufgabe erwähnte mein lie gedachter Oheim in einem der Gluͤcksſpiele. 8 einem Briefe an mich, und wollte meine Meynung ‚gerne davon wiſſen. Lingeachtet nun nach der Rech⸗ nung Pauls Hoffnung unendlich ift : fo wird den- noch, twie derfelbe fchreibet, Erin vernünftiger Menſch ſeyn, der nicht fein ganzes Loos, in dieſem Falle, fir eine Summe von 20 Ducaten verfaufte., In der That, fo lange wir die Sache nach den gemeinen Grundfägen angreifen : fo müffen wir Pauls Loos als unendlich groß herausbringen ; ungeachtet nie mand daffelbe nur um einen mittelmäßigen Preis an fih Faufen würde. Wenn wir aber die Rechnung nach unfern Grundfägen anftellen, fo bringen wir endlich die Auflöfung diefes Knotens heraus, Es wird aber die Auflöfung, diefer Aufgabe nad), unfern Grundfägen auf folgende Weiſe angeftellet, | 18. Es find zwar unendlich viele Fälle hiebey zu betrachten: Die Hälfte aber derfelben machet, daß das Spiel mit dem erſten Wurfe zu Ende iſt; der. vierte Theil, daß es mit dem zwenten Wurfe aus ift 5 der achte mit dem dritten; der ſechszehnte mit dem vierten; u. ſ.w. Wenn man daher die. Anzahl al: ler Fälle, ungeachtet diefelbe unendlich) ift, N nennet : fo ift klar, daß die Anzahl der Fälle IN find, in de: nen Paul einen Ducaten gewinnetz ZN, da er zwee⸗ ne; ZN, da er vier; „N, da er acht gewinnef, und fo unendlich weiter fort. Wenn nun das ge⸗ fammte Vermögen Bas aif: ße wird das ge ſuchte Loos deſſelben kun r («+ ı) hi (a+ 2) 3 +94 9) 1a &c. — oder GEFV. | aa Y a+s. 7 (+8). &c-« 33 19. Aus | 86 Auszug von dem Maaße 19. Aus dieſer Formel, die Pauls Loos vorſtel⸗ let, folget, daß daſſelbe zugleich mit feinem Vermoͤ⸗ gen anwachſe, und niemals unendlich werde, als wenn ſein Vermoͤgen ebenfalls unendlich iſt. Die hieraus gezogenen beſondern Saͤtze find folgende; Wenn Paul nichts et: ſo wird Loos ſeyn * r J. r 2 r 4. r 8. &c. welches gerade zweene Ducaten find. Hat er zehn Ducaten: fo wird ſei⸗ ne Hoffnung aufs nächte decy Ducaten ausfragen 5 Hingegen 4% ungefähr, wenner 1005 und 6 Ducaten, wenn er 1000 beſitzet. Hieraus ift deutlich zu erken⸗ nen, welch einen unfäglich großen Reichthum nun derjenige befigen müffe, der mit Grunde Pauls Loos um 20 Ducaten Faufen wollte, Ungeachtet nun der Preis, um den man es kaufen fol, von dem $oofe, dag man bereits beſitzet, unterfchieden ift : fo kann man doch, weil der Unterfchied fehr gering ausfället, wenn a eine große Zahl ift, eines fo groß annehmen, alg das andere. Setzet man aber den Preis des Kaufg genau — x: fo wird der Werth deſſelben durch fol⸗ gende eu beſtimmet. r@ 1 - x). r (+! | —x) r (o+4—2). 7 (+ g— x). &c. — a. Diefer, wenn a eine ‚große Zahl iſt, kommt folgende Gleichung ſchr nahe, <= r (+ D: r (a +2). T(o+2. r(a+ 9). &c a. | N achdem ich dieſe Abhandlung vor unſerer Geſell⸗ ſchaft verleſen hatte: ſo ſchickte ich dem vorhin erwaͤhnten Nicolaus Bernoulli eine Abſchrift davon zu, um zu erfahren, was er von meiner — einer der Gluͤcksſpiele. 87 feiner aufgegebenen Schwierigkeit halte, Diefes bes zeugte er. in einem Antwortfchreiben don Jahre 1732: Meine Meynung von dem Maaße der Woſe gefalle ihm nicht übel, wenn ein jeder fein eigenes Loos zu ſchaͤtzen habe; ganz anders aber verhalte fich die Sache, wenn ein Dritter, als Richter, nach Recht und Billigkeit einem jeden Mirfpielenden fein Loos zueignen ſolle. Diefes habe ic) im 2 Abſatze gleich: falls erwaͤhnet. Ferner theilte mir derfelbe die Ge— danfen des Heren Cramers von diefer Schwierigkeit mit, die diefer fchon einige Jahre vorher geheger hat, ehe ich meine Abhandlung ſchrieb. Ich habe dies felben mit den meinigen dergeftalt gleichförmig ges funden, daß es zu verwundern iſt, wie wir beyde in. einer folchen Sache fo genau haben übereinfommen fönnen, Es wird daher der Mühe werth ſeyn, die eigenen Worte Herrn Cramers, aus einem Briefe an meinen Oheim vom Jahre 1728, hier biyzufügen, darinne er feine, Meynung felbft auf folgende Weiſe eröffnet. RER ch weis nicht, ob ich irre ; allein ich glaube, „daß ich die Auflöfung des fonderbaren Falls gefun- „den, den Sie dem Heren von Montmort in ihrem „Driefe vom 9 Sept. 1173, 5 Yufg. 402 ©, vorge: „leget haben, Um den Fall einfacher zu machen, „will id) fegen, daß A eine Münze in die Höhe wer⸗ „fe, und ſich gegen B verpflichte, demfelben ı- Thaler „zu geben, wenn die Seite mit dem Kreuze auf den. „erften Wurf oben zu liegenfömmt; 2 Thaler, wenn „diefes erfi auf den zweyten NN gefchichet; 4, wenn f > 4 „* z 88 Auszug von dem Maaße „es auf den dritten; 8, wenn es auf: den vierfen „Wurf erfolgt, we wm. Das Widerfinnifche „hiebey ift diefes, daß die Nechnung für das Gleich- „» gültige des Looſes, den A dem B geben müßte, eiz „ne unendliche Summe herausbringet : diefes aber „ſcheinet ungereimt zu ſeyn; weil fein vernünftiger „Menſch iſt, der 20 Thaler dafür geben würde, „Man fraget aljo nach der Urfache, warum hier die „mathematifhe Rechnung, und die Schägung im „gemeinen Leben fo fehr von einander abachen. ch „glaube, es komme daher, weil (in der Betrach⸗ „eung) die Mathematikverftändigen dag Geld nach „der Verhaͤltniß feiner Größe ſchaͤtzen; (in der Aus: „uͤbung) hingegen vernünftige Leute diefelbe nach der „DBerhältniß des Gebrauchs achten, den fie davon „machen Fönnen. Das, was die mathematifche „Hoffnung unendlich mache, iſt die ungeheure » Summe, die ich befommen fann, wenn die Seife ss mie dem Kreuze fehr ſpaͤt faͤllet; als auf den hun⸗ dertſten oder faufendften Wurf, Diefe Summe „aber, wenn ich als ein vernünftiger Menfch urtheife, „iſt fire mich nicht mehr, machet mir fein größeres „Vergnuͤgen, und beweget mich nicht mehr, das »» Spiel anzunehmen ; als wenn daffelbe nur 10 oder „20 Millionen Thaler wäre. Wir wollen daher fe= „gen, dag die ganze Summe über 10 Millionen, oder „(um die Rechnung zu erleichtern) über 2°* — »166777216 Thaler, derfelben gleich fen ; oder viel- „mehr, daß ich niemals mehr als 2?* Thaler bes „fommen fönne, die Seite mit dem Kreuze möge „auch fo ſpaͤt fallen, als fie wolle: fo wird meine » Hoff: der Gluͤcksſpiele. 89 „Hoffnung fyn = Zr ı a $ x2 rk $* 44 222 t 24 2 24 1 2 I 2 4 1 2 2* — x * — x x &c. TEPTHL N Ä "26 27 z 2 y j Em tgäm--- bisauf 24 Glieder, a3 F4 „R Fu. ſ. w. — 2 113. Goldergeftalt if, „ſittlicher Weiſe zu reden, meine Hoffnung auf 13 „Thaler beſtimmet, und der Werth meines Looſes „ift eben fo groß; welches weit vernünftiger ſcheinet, „als wenn man bendes unendlich machet. Bis hieher ift diefe Erklärung der Auflöfung uns beſtimmt und widerfprechend. Denn, wenn es wahr ift, daß die Summe 2*° uns nicht größer ſcheinet als 2 ** : ‚fo habe ich auf die Summe, die ich nach dem 24ffen Wurfe befommen fönnte, gar nicht zu achten; woeilich, ehe ich noch den 25ften Wurf chue, bereits 27* — ı beſi⸗ ‚ge, welchesin der gegenwärtigen Betrachtung von 2** nicht unterfchieden ift, Man kann daher mitchen dem Rechte fagen, daß meine Hoffnung 12 Thaler gelte, als 13. Ich fage aber diefeg keinesweges in der Meynung, des Berfaffers Grundſatz zu widerlegen, als den ich gleichfalls annehme; naͤmlich, „daß vernünftige „Leute das Geld nach der Verhaͤltniß des Gebrauchs „fhägen müflen, den fie davon machen fÖnnen : „, fondern vielmehr deswegen, damit nicht jemand daher Gelegenheit nehmen möge, von der Lehre ſelbſt widrig zu urtheilen. Es ermähnet aber diefes Herr Cramer in dem folgenden felbft mit deutlichen Worten, die meiner Meynung völlig gemäß find, Er fähret nam lich) alfo fort: Man kann auch daffelbe (das Gleichgültige des Woſes) noch Eleiner finden, wenn man dem fittlichen 55 Werth 90 Auszug von dem Maaße ic. Werth des Vermögens etwas anders anfeget ; dent ' derjenige, den ich hier angegeben habe, ift nicht nach der größten Strenge richtig, Nämlich, es ift aller: dings wahr, daß 100 Millionen mehr Vergnügen machen, als 10 Millionen 5; ungeachtet jenes Ber: gnügen eben nicht zchenmal fo groß ift. : Zum Bey: fpiel, wenn man annehmen wollte, daß der ſittliche Werth der Güter fi) verhalte, wie die Duadratwurs zel ihrer mathematiſchen Größen; das ift, daß das Bergnügen, das mir 40 Millionen machen, doppelt fo groß fen, als was ich von 10 Millionen habe: fo wuͤrde alsdann meine fiteliche Hoffnung ausmachen - 1 ırı#r24r4+BrI+eE=2—r2 Allein, diefe Größe ift dem Looſe nicht gleichgültig ; denn diefes Gleichgültige muß nicht meiner Hoffnun gleich, fondern alfo befchaffen feyn, daß der Berdruß über den Verluſt deffelben der fittlichen Hoffnung des Vergnügeng ‚gleich fey, das ich. zu erlangen hoffe, wenn ich gewinne, Dieſes Gleichgültige — * z Kae! dem angenoinenich Sat) feyn Yan -r/ = 6—4 r2 2—2, gr das ift, weniger, als 35. welches ſehr mäßig ift: und dennoch glaube ic), daß es der Schaͤtzung im gemeinen Leben naͤher koͤmmt, als 13, uf. w. ac SR <> Zn PS WW. 91 Pa EEE Be. 1 Auszug | aus des Herrn William Goulds Nachricht Engliſchen Ameiſen *. er ehrwuͤrdige Verfaſſer dieſes kleinen Werks hat uns, nach vielen ſorgfaͤltigen Unterſu— chungen der Natur und Policey der Amei⸗ fen, cine viel genauere Nachricht davon ertheilet, als jemals cin Naturforfher vor ihm gethan, wohen er 9 — einige falſche Begriffe ausgebeſſert, die dieſer ache wegen bisher durchgängig ftatt gefunden, Er erinnert feine $efer zum öftern, daß er bloß von engli⸗ ſchen Ameifen rede, und daß daher fremde Schrift: ſteller gar wohl Sachen erzählen koͤnnen, die von; feis nem Berichte in einigen merkwürdigen Borfällen un: melbieben find. ‚ Er macht mit ihren verfehiedenen Arten den Ans fang, deren er fünf bemerfet hat, nämlich, die Huͤ—⸗ gelameife, die große ſchwarze, die rothe, die gelbe, und die kleine ſchwarze Ameife, Die von —9 der * Diefe Schrift hat den Titel: An Account of Englifh Ants. By the Rev. William Gould. A. M. of Exeter- ' College, Oxon. London printed for A. Millar 1747. in ı2 Pages 109 etc. 92 Auszug der erſten Art ſind die groͤßten; die von der andern und dritten Art haben dieſelbe Groͤße, und ſind ohn⸗ gefaͤhr dreymal fo klein, als die erften. Die von der vierten und fünften Art find ohngefähr halb fo groß, als die rothen. Sie Baben verfchiedene Woh⸗ nungen, nachdem ihre unterfchiedliche Einrichtungen folches erfordern. Sie find auch, wiewohl nur ſehr wenig, in Anfehung ihrer Geftalt und ihres Baues unterſchieden. Der Kopf einer Ameife ift mit einer gedoppelten Säge, einem Munde, einem paar Hör: ‚nern, zwey Augen, und einem Halſe verfehen, der ‚mit der Bruſt zufammenhänget, Die Säge beſte⸗ het aus einer Materie, die den Knochen ähnlich ifts Sie figen an beyden Seiten des Mundes, haben vier oder fünf Zähne, und an den Enden feine Haaken, die fich einwärts biegen. Sie fpielen von der rech⸗ ten zur linfen Hand, und koͤnnen an jeder Seite des Mundes ziemlicdy weit ausgebreitet werden, Der Mund lieget zwifchen ihnen, Er beftchet aus einer hohlen Röhre, die ihnen anftate einer Kehle dienet, und aus vier beweglichen und mit Gelenken verfer henen Hörnern, deren fie ſich als Lippen und Finger gebrauchen, ihre Mahrung in die Kehle zu bringen. Die Antennae, oder eigentlicher zu reden, die Fuͤhl⸗ ftangen, ſtecken in fleinen Scheiden zwiſchen dem Munde und den Augen, Sie befichen aus zwey heilen, oder Aeſten, die durch ein Gelenfe mit einander verbunden find, und Eönnen fich an beyden Seiten auswarts lenken. Ihr oberer Theil ift laͤn⸗ ger, als der untere, und, hat eilf oder zwölf Abthei⸗ lungen, die eben fo vielen Eleinen Bechern * en, a | welche von den engliſchen Ameiſen. 93 welche in einander geſtecket ſind, daher ſie dieſelben mit großer Geſchwindigkeit bewegen koͤnnen. Der vornehmſte Gebrauch derſelben beſtehet im Fuͤhlen. Denn ihre Augen ſind unbeweglich, und ſie koͤnnen den Focum derſelben nicht nach den verſchiedenen Entfernungen der Objecte einrichten. Beyde Au⸗ gen ſitzen auch an der Seite des Kopfes ſo weit hinter⸗ waͤrts, daß ſie die Dinge, ſo gerade vor ihnen ſind, nicht ſo gut, als die, ſo ſich uͤber ihnen befinden, ge⸗ wahr werden koͤnnen. Dieſer Mangel wird durch die Fuͤhlſtangen erſetzet, die ſie von allem dem, das ihnen auf ihrem Wege hinderlich fallen koͤnnte, ber nachrichtigen. Die Cornea ihrer Augen befteher aus einem Gitterwerke, das verfchiedene Augapfel hat, und folchergeftalt wird der Mangel ihrer Bes wegung einigermaßen erfeget. Die Bruft hat einen ſtarken Muskel, der diefem und den meilten andern Inſekten das Leben ımd die Bewegung zu geben ſchei⸗ netz denn wenn man denfelben druͤcket, fterben fie den Augenblick; Die Ameife bat ſechs Fuͤſſe. Die beyden vörderften find die Fürzeften, und die hinter: fen find am längften, Ein jedes Bein hat drey Ab⸗ theilungen, und am äußerfien Ende zween Haafen. Ihr Leib beficher aus vier Ringen, und hat, außer dem andern Eingeweide, einen Beutel mit. einem zerfreſſenden fpirituöfen Safte, welchen fie, wenn ‚fie wollen, ziemlich weit wegfprigen Eönnen. Die rothe Art hat einen Stachel; wie eine Biene, wo⸗ ‚mit fie einen Gift einſpritzen/ welches ‚eine ſchmerz⸗ liche Empfindung „verurfachet, die aber nur einen Augenblick währe. Die andern Ameifen haben Feis nen Stachel, und find genöthiger, mit ihren Sägen * | Bun? 94 2 AUT ar Wunden zu machen, ehe fie ihr Gift hinein fprigen Eönnen, So fichet der Bau der Ameifen aus, wel hen unfer Verfaſſer, fo wie er in feinem Werke forts fährer, mit Anmerkungen erläutert, darinn er zeiget, wie bequem und geſchickt derſelbe zu ihren verſchiede⸗ nen Nothwendigkeiten fen. ee | ‚Sie vereinigen ſich in Colonien, und fuchen fich verfchiedene Orte ihres Aufenthaltes aus. Ihre Eos Tonien leben auf einem fehr guten Fuſſe nahe bey ein⸗ ander, Wenn fi) aber eine von: ihnen-in. eine fremde Eolonie waget 5 fo wird fie den Augenblick getoͤdtet und verzehret, oder auch ans der Kolonie getragen. Ihre Städte find in der Falten Jahrszeit bisweilen zween oder drey Fuß tief in der Erde ges bauet, und alsdenn findet man nur fehr wenige in dem obern Theile der Kolonie, Im Sommer kom⸗ men fie mehr in die freye Luft, und an der Sonne, ſo daß fie auch ohngefaͤhr mitten im Sommer ihre Ges baͤude einen halben Fuß höher, als gewöhnlich ma⸗ hen, Ihre Stadt ift in viel Eleine Zellen oder Ber haͤltniſſe abgerheilet, die ale, vermittelſt kleiner un⸗ teriedifchee Canaͤle, die rund und glatt find, Ge⸗ meinſchaft mit einander haben. » Durch diefes Mit⸗ tel koͤnnen fie mit mehrerer Bequemlichkeit ab- und zugehen, das Regenwaſſer fließet Dadurch deſto befe fer ab, und die Straßen werden. nicht fo leicht mie Staub oder andern Hinderniſſen verſtopfet. Ihre Zellen find) Fänglichrund ; unſer Verfaſſer aber hat niemals eine Rinde; oder ein Kitt, oder eine andere Art von Zufammenfegung an denfelben ‚bemerken koͤnnen, (wie der Autor der entdeckten, Ratur der Herr Morgan ſaget), oder daß ſie aqus etwas — — als von dem englifchen Ymeifen. 95 als der Erde, woraus fie gebauet find, beftchen folle sen, Sie’ machen ihre En Bun Straßen mit großer Geſchwindigkeit. Erſtlich zerfehneiden fie die Br mit ihren Sägen in Fleine Stuͤcklein, und her⸗ nach fchaffen fie diefelbe mit ihren Haafen weg, die an den äußerfien Enden ihrer Fuͤſſe figen, und einer Zange ahnlich find. Sie halten ihre Häuschen fehe rein, und fobald, als einer’ von ihrer Bruͤderſchaft flirber, wird er aus der Colonie herausgerragen, Plinius fagt, daß fie in feinem Sande ihre Todten bez graben, dieſe Gefälligfeie aber wird von den unfern in England nicht nachgeahmet. Idhre Regierung it durchgehende für eine Re⸗ publik achalten worden, und man hat fie daher als einen Körper angefehen, der aus Mitgliedern männ« Tiches und weibliches Gefchlechts beftünde, Allein die gemeinen Ameifen find gleich den Bienen von keinem Geſchlecht, fondern bloß zur Verpflegung und Aufersiehung der Jungen beflimmet, die die Königinn in den Zellen ableget. Eine jede vollkom⸗ mene Colonie hat zum menigften eine Königinn, die an ihrer Größe und Farbe gar leicht von den andern zu unferfcheiden ift, und die, nach einiger mäßiger Rechnung, in einer Zeit von fieben oder acht Mor naten, eine Samilie von vier oder fünf taufend ge bieret.. Da ſich die gelben Ameifen am häufigften finden 5 fo ereheilee uns der Herr Verfaſſer eine be= ſondere Beſchreibung ihrer Königinn, und erröähnet verſchiedene Umftände, die fie von andern Königine ‚nen unterfcheiden. Die geibe Königinh'ift fünfmal fo groß, als ihre Unterthanen, Ihre Farbe iſt ein ‚glänzendes gelblichtes Braun, Ihr Kopf iſt chen vr i 1%) 19, 96 Auszug ſo, als der Ropf der gemeinen. Anm FEN Außer den zwey Augen aber hat fie noch drey klei⸗ nere vorne am Kopfe, Die » ein Dreyeck ausma- chen, und ſehr conver find, die ihr. ohne Zweifel das von oben herabfallende Licht verſchaffen, und ihr behuͤlflich ſind, die dunkeln Gaͤnge ihrer Stadt durchzuwandern. Ihr Leib enthält außer dem an⸗ dern Eingeweide einen fruchtbaren Sack mit Eyern. Wenn fie mit denſelben ausgedaͤhnet iſt; fo bemerket man laͤngſt ihren Ruͤcken eine Abtheilung und eine beſtaͤndige Bewegung von dem einen aͤußerſten En⸗ de zum andern, dergleichen man an den Seidenwuͤr⸗ mern findet, ſo zum Athemholen dienet, und den Um⸗ lauf der Saͤfte befoͤrdert. Die andern Koͤniginnen ſind von der gelben nur in einigen kleinen beſondern Umſtaͤnden unterſchieden. In Winterszeiten entzie⸗ het ſich die Koͤniginn in eines von den entlegenſten Behaͤltniſſen, und im Sommer veraͤndert ſie ihre Zellen gar oft. In was fuͤr eine Zelle ſie auch kom⸗ men mag, da empfangen ſie die gemeinen Ameiſen mit der groͤßten Liebe und Freude. Sie ſpringen und tanzen um ſie herum, und leiſten ihr eine ſo pflichtmaͤßige Aufwartung, daß wenn man fie auch von ihnen abſondert, ſie ſich ſo gleich wieder um fie herum verfammlen. Sie vertheilet ihre, Eyer in die Zellen, die fie für die bequemften hält, Sie blei⸗ bet aber felten lange bey ihren Jungen, welche fie der Sorge der Arbeiter überläßt. Es iſt wahrfchein: lich, daß der Gehorfam derfelben ‚gegen ihre Koͤni⸗ ginn nur eine Zeitlang währet, und. nurauf befondere Zellen eingefchränfet ift. ; Denn wenn fie bie Ener geleget hat; fo werden ihre Aufwaͤrter kalt⸗ ſinniger von den engliſchen Ameiſen. 97 ſinniger gegen ſie, und wenn man ſie alsdenn von ih⸗ rer Colonie entfernet; ſo fahren die Arbeiter in ihrer Beſchaͤfftigung die Jungen zu ernaͤhren fort, ohne ſich um die Koͤniginn zu bekuͤmmern. Da hingegen die Bienen, wenn man ihre Koͤniginn wegnimmt, alſobald den Stock verlaſſen, und ſich zerſtreuen. In der Jahrszeit, da fie ihre Eyer leget, vom Gar nuarius bis zum September, gehet fie von einer Zelle in die andere, und leget diefelben ab, da fie - denn in einer icden neuen Zelle von den urbeitenden Ameifen mit einem allgemeinen Bergnügen aufge nommen wird. Wenn fie ihre Eyer geleget har, fo feheinen die Arbeiter ihre Sorgfalt zu theilen , und fie theils auf die Königinn , und theils auf die Jun⸗ gen zu richten. Denn wenn man fie ftark beunruhi⸗ ger; fo laufen gleich einige zum Beyftande ihrer Köniz ginn hinzu, doch bezeugen fie gemeiniglich mehr Liebe zu den Eyern. Die Koͤniginn leget dreyerley Arten - von Eyern , nämlich männliches , weibliches und Feines Geſchlechts, aus welchen letztern die arbeitenz den Ameifen gejeuget werden , Die weder männliches noch weibliches Gefchlechts find. Die beyden erjten Arten werden im Srühlinge geleget. Die letzte aber legetfie im Julius und einem Theile des Augufts , oder, wenn die Jahrszeit bequem ift, noch wohl eher, Sie find alle mit einer Haut bedecket, und haben eine laͤnglichte Figur. Die weiblichen Eyer find ſchwarz, und ohngefähr den ſechszehnten oder ſiebenzehnten Theil eines Zolles: lang. Die maͤnnlichen Eyer find brauner , und die von feinem Geſchlechte find‘, weiß und durchſichtig. Wenn auch noch fo viel Theilchen ! 98 Auszug Salz, Zucker, ober andere Dinge, die einem Ey auch noch fo fehr gleichen , mit denfelben vermifchet find; fo laffen fid) doch die Ameifen niemals dadurch verfühs ven, und fragen bloß dagrechte Eyweg. Ja, wenn man auch ganze Haufen Eyer von verfchiedenen Colo⸗ nien unter daſſelbe Glas leget; fo werden fic doc) oft: ‚bloß ihre — Eyer beruͤhren. In wenig Tagen , nachdem die Eye d der Sorg⸗ falt der Arbeiter überlaffen worden, die ſuͤber diefelben fisen, werden fie weiß, und verlieren ihre Durchfich- tigkeit. Bald darauf erfcheinen fie rauf) , und find mit kleinen Haaren bedecft, breiten fich in verfchiedene Ringe aus, und zeigen fich in der Geſtalt Eleiner Wuͤrm⸗ chen; fie fönnen fi nidyt von einem Orte zum anz dern bewegen , und find in diefem Stücde von den meiften andern Inſecten unterſchieden , von welchen fie in der langen Zeit, in welcher fie als Würmer verharren ‚ noch immer mehr unterſchieden werden. Denn die weiblichen Eyer nehmen die Geftalt der Würmer im Februario an, die männlichen im Merz, und beyde behalten diefelbe big zum April des andern Jahrs. Die Eyer von feinem Gefchlechte werden nicht eher Würmer , als im September, und bleiben bis an den Junius des andern Jahres, oder noch fpä- fer in diefem Juftande. Ohngefaͤhr am Ende des Mays, im andern Fahre , da fie Wirmer gewefen, fangen fie an, Püppchen zu werden, Wenigſtens gefchicher folches bey den männlichen und weiblichen, Wenn die Ameiswürmgen ihren völligen Wachs⸗ thum erreichet haben; ſo bringen die Arbeiter ſie an einen von den englifchen Ameifen. 99 einen bequemen Ort nahe an der Oberflaͤche der Colo⸗ nie, und hören auf, ihnen Speiſe zu verſchaffen. Der Wurm fange darauf an, als ein Seidenwurm, zu fpinnen, und verwickelt fich in wenig Tagen in eine Art eines fanften feidenen Gewebes, und wird ſolcher⸗ ‚geftalt ein Puͤppchen. Die-weiblichen Würmer ges langen zuerjt zu diefer Verwandelung, und die, fo kei⸗ nes Geſchlechts find , am legten, Wenn der Wurm vollkommen mit feiner Seide bedeeft ift; fo wird er in ‚eine flüßige zähe Feuchtigkeit aufgelöfee, in deren Mit— te eine Eleine purpurfarbene oder ſchwarze Subftanz gefunden wird, fo die kuͤnftige Ameiſe enthaͤlt, oder ihre dag Leben giebt, Dieſe Flebrichte Feuchtigkeit ift die Nahrung des Embryo, und nimmt ab, fo wie derfels be an Größe zunimmt, Der dreyfache Unrerfchied des Geſchlechts wird unter den Puͤppchen fo wohl, als unter den Würmchen beybehalten. Die weiblichen ‚Amelfen bleiben ohngefähr fechs Wochen Püppchen, ‚bie männlichen und die von feinem Gefchlechte aber nur einen Monat, = | Der Kopf und die Beine einer vollfommenen Ameife find diejenigen Theile, die zuerft an den Püppchen erfcheinen, In wenig Tagen ift die Amei⸗ fe volfommen gebildet , aber weiß und ohne Bewe⸗ gung, Ohngefaͤhr innerhalb drey Wochen werden fie gelb, oder braun , und nach fieben oder acht Tagen ‚fangen fie an, fich von ihrem Gefängniffe zu befreyen. Ihre Beine und die Eleinen Stangen , damit fie fühlen ‚ find die erften Theile, die fich bewegen, Die Arbeiter eröffnen mit. ihren Sägen das Kopf hi G 2 ſtuͤcke 100 Auszug ſtuͤcke des Gewebes des Puͤppchens/ fo bald fie ſehen, daß es an zu leben faͤnget. Dieſe Oeffnung machen ſie allmaͤhlich groͤſſer und nach einem oder zween Ta⸗ gen nehmen ſie die junge Ameiſe heraus, und legen fie an die Sonnenſtrahlen, die eine Kraft haben, ihre Reife zu befördern. Die weiblichen Püpps chen werden zuerft verwandelt, und erfcheinen in der Geftalt großer Fliegen. Die männlichen ooer kleinen Ameifenfliegen erſcheinen biernächft , und die Puͤppchen von keinem Geſchlecht werden in gr meine Ameifen , oder * „verwandelt. So, wie dieſer Unterſchied des Geſchlechts, und ihre Haushaltung in unſers Verfaſſers Naturgeſchichte gantz neue Entdeckungen ſind: So theilet er uns auch verſchiedene Verſuche und Anmerkungen mit, die ſeine Nachricht beſtaͤtigen. Er zeiget, daß es wahrſcheinlich ſey, daß die großen und weiblichen Ameifen ihre Slügel verlieren , und hernach Koͤnigin⸗ nen werden. Unſer Verfaſſer haͤlt ſi P ſehr weilauftig bey den Beſchaͤfftigungen der gemeinen Ameiſen, oder Arbeiter auf. Es beftehen diefelben theils in der Handhabung der ungen und der Erbauung Fleie ner Hügel von Stroh , allerley Schutt und Theil: ‚hen Erde, woraus gleihfam Fleine Wälle werden, auf welchen fie die Eyer und Püppchen an die Som ne legen. Ihre andere große Befchäfftigung beſte⸗ het darinne, daß ſie Vorrath ſammlen. In der Art, womit ſie ihrer Jungen warten, ſie fuͤttern und verforgen , ‚zeigen j ich erftaunliche Proben —— — von den engliſchen Ameifen. 10x Klugheit fo wohl, als auch. ihres Fleißes und ihrer Sorgfalt. In Anfehung ihres Vorraths, wider ſpricht unfer- Verfaffer zwo fehr gemeinen Meynun⸗ gen, nämlich, daß die Ameiſen Korn effen, und Bor: rathshäufer für den Winter haben, er hat bey allen feiz nen Bemerkungen niemals finden fönnen , daß eine von beyden wahr wäre, Er fehließer mit einigen. Ges danken über die Endurfachen verfchiedener. Stücke ih⸗ res Baues und ihrer Haushaltung :, allein in Anfez hung derfelben und verfchicdener anderer. Befondere. - heiten, müffen wir den Leſer, der Englifch verfteht, auf das Werk felbft verweifen 5 die andern aber. werden, ſich fo lange gedulden, big diefe kleine lefenswür= dige Schrift ins Deurfche erſcheinet, welz ches bald gefchehen. fol, J 162 — J—— RN | | PR Eee ze 2 xr.x% V. * Vermiſchte Anmerkungen in einem Schreiben an den Berfaffer 06 Masıyie Mein Herr! Vs hat ihnen gefallen, in der Vorrede Ihres I Magazins ſich zu erklaͤren, daß fie geneigt waͤ⸗ ren, fremden Abhandlungen und Gedanken einen Platz darinnen zu goͤnnen. Diefes, und die guͤ⸗ tige Aufnahme, die eine Schrift von dieſer Art ſich zu⸗ verlaͤßig verſprechen kann, duͤrfte einen groſſen Theil unſerer Landsleute aufmunsern , fih in Einfendung verfchicdener Beytraͤge ämfig zu erzeigen. Es wird Ihnen demnach nicht befremden, wenn ich Ihnen ge⸗ genwaͤrtiges zuſende. Was den Inhalt betrifft, fo ift meine Abficht lediglich dahin gegangen , dießmal nur einige vermifchte Anmerfungen mitzutheilen, die ich der Ordnung wegen in gewiſſe Saͤtze eingefehränfet, Weil fie auch in Feiner Berfnüpfung mit einander ſte⸗ hen, will ich fie fo mittheilen , wie ich nach und nach darauf verfallen. Hier find fie: ; 1. Es ift zwar fehr wahrſcheinlich, daß eine Vieh⸗ ſeuche von den Inſecten, die ſich auf Kraut und Gras, fo dem Vieh zum Futter dienen, ſetzen, entſtehen fön= ne, Ob aber dieſelbe wirklich davon entſtanden ? iſt eine andere Frage. Man haͤtte vielleicht mehrere Ge⸗ wißheit davon erhalten konnen, wenn es Dem englaͤn⸗ — Vermifchte Anmerkungen. 103 diſchen Berfaffer des Schreibens (No.9.) gefallen, hier eben fo zu verfahren, wie etwan Herr Krüger mit dem Meelthau gethan, Dieſer hatte durch Bergrößer rungsgläfer wahrgenommen ‚daß der Meelthau cine Art kleiner Inſeeten fey , die fic) in verfchiedene Geſtal⸗ ten verwandelten. Dieſes voraus, gefeget, folgte ganz natürlich, daß der Genuß von Srüchten, darauf ſich der Meelthat befindet , alle Wirkungen eines freſſen⸗ den Galjes (Sal acre cauſticum) in den menſchlichen Koͤrper haben fönnte, weil alle Inſecten dergleichen bey fich führen. Hätte man demnach nur in Zeiten mit den Feld⸗und Garten-Früchten, und infonderheif dem Gras auch übrigen Kräutern , die dem Mindvich zur Nahrung dienen, die nöthigen Dbfervationen anz geſtellet, fo würde ſich bald gezeiget Haben , ob etwas darauf von Geſchmeiß befindlich geweſen, fo dem Vieh ſchaͤdlich ſeyn koͤnnen. Ob auch gleich die Ver⸗ wandlung der Inſecten ſehr geſchwind geſchiehet, und dieſelben ihre aͤuſſerliche Geſtalt nach der Beſchaffenheit der Luft und der Nahrung auf mancherley Art veraͤn⸗ dern, ſo haͤtte man doch durch fleißige und ſorgfaͤltige Obſervationen vielleicht in einem oder dem andern eine Spur erlanget, daraus nebft andern Umftänden ihre Ankunft und Heimath ſich etwas gewiſſer beftimmen laſſen. Ich laſſe uͤbrigens dahin geſtellet ſeyn, ob ein gewiſſes Recept, das im vorigen Jahre in Engelland wider die Bichfeuche befannt gemacht worden, fih auf dieſe Urfach gründe, Es wird vielleicht nächftens in den Leipziger Sammlungen erfcheinen, und wäre alfo. uͤberfluͤßig geweſen, es hier mitzurheilen. | 2. Daßunfere Kochkunft faft durchgängig fo ein? „gerichtet fey, daß man dabey mehr auf den Geſchmack, G4 als — 104. DVermifchte Anmerkungen als die Geſundheit zu ſehen pflege , iſt eine allgemeine Klage aller ‚vernünftigen Leute. Es wäre alfo fehr zu wünfchen, daß die Arzneyverftändigen denjenigen zum Beſten, die den Vorſatz gefaßt haben, vernuͤnf⸗ tig und ordentlich zu leben, eine gruͤndliche Anweifung geben möchten, wie ein ieder nach feinen Umſtaͤnden fich nicht allein be Erwählung der Speifen zu verhalten hätte, fondern auch wie diefelben auf eine der —— gemaͤſſe Art zuzubereiten. 3. Hitzige Speiſen und Getraͤnke fi nd den wenig⸗ ften Menfehen vorträglih. Sonderli wird durch unzeitigen und unvorfichtigen Gebrauch der ausländis ſchen Gewürze , mie auch unferer befannten Kuͤchen⸗ Eräuter unfäglicher Schaden angerichtet. Hitze zu Hitze fchicket fich zwar wohl zufammen. Der weife Schöpfer hat auch vielleicht um diefer Urſache willen den warmen Weltgegenden hitzige Naturalien gege ben. Wir follten aber auch diefeg wohl überlegen, und da wir in Falten oder wenigftens efwag temperirten ändern wohnen‘, mit dergleihen Dingen behutſam verfahren. Ja eben diefes, was bishero angetüßuet | worden, gilt auch von den Arzneyen, | 4. Wenn eine Speife oder Trank ſchaͤdlich iſt, und man ſuchet ihn durch ein eben ſo ſchaͤdliches Mittel zu verbeſſern, iſt es allezeit am ſicherſten, ſich deſſen zu enthalten. 3. E. wer viele Säure in dem Ma⸗ gen hat, und trinket deswegen Coffee, er fürchtet - ſich aber für der Aufwallung des Geblüts, die ihm diefes Getränf verurfachet , und gießet Milch) daruns ter, der handelte weit vernünftiger, wenn er beydes, ſowohl das Corrigens, als das Corrigendum aus dem Leibe ließe, Eben fo verhältee ſich mit den Würften, deren Bermifchte Anmerkungen. 105 deren ſchleimigtes und zur Faͤulung geneigtes Weſen man durch vieles Wuͤrzen zu verbeſſern bemuͤhet ift,u.f.w. 3 5. Das Bluteffen ift nicht allein um deswillen un? vernünftig , weil es zur Grauſamkeit neiget, fondern auch, weil es fchädlich ift. Der weifefte Geſetzgeber hatte dahero nicht ohne Urſache folches erftlich dem Noah und feinen Nachkommen, fondern auch nach⸗ hero insbefondere feinem Volk ernftlich verboten (Gen, IX, 4. Lev. III,17. VIL, 26 XVII, 10, ꝛc. XIX,26. Deut. XII,16.23.) und zwar aus diefem Grund, weil de Leibes Leben in feinem Blut, oder welches auf eins hinaus fommt, das Blut die Seele wäre , und cs fid) nicht geziemte , die Seele mit dem Fleisch zu eſſen. Selbſten die Apoftel und erften Ehriften haben davor gehalten, daß es recht gethan ſey, wenn fich die Glaͤubi⸗ gen aus den Heiden des Bluts enthielten. (Act, XV. 20.29.) Ja wir finden fo gar, daß noch im gten Se- eulo die Kayfer in ihren Policeygefegen auf diefes Verbot gehalten. (Nov. Leon. 58.) Man fönnte cs füglich einer moraliſch⸗ mediciniſch/ und öconomifchen . Abhandlung würdigen. —_. 6. Sn langwierigen und hartnäcfigen, wie auch chroniſchen Krankheiten follte man , an flatt die Pa: tienten mit vielen Arzneyen zu beängftigen, fich viel: mehr bemühen, durch einen öftern freundlichen und vertrauten Umgang, die Seidenfchaften und Ausfchwei: fungen derfelben, fowohl in Anfehung der Seele als des Leibes, auszuforſchen. Man würde folcherge: ftalt in Erfenntnig der wahren Urſache der Krankheit ſich am beften feftfegen, und öfters durch geringe Mit: ‚tel, nebſt einer Anweifung zu einer beffern Lebensart mehr ausrichten, als mit den verderblichen Arzneyen. | G5 Die 166 Vermifchte Anmerkur gern, Die Beyſpiele find ja nicht felten, da Leute, die das Gluͤck ‚gehabt, zu der Erkenntniß ihrer ſelbſt zu gelangen, ſich von den befhwerlichfien Krankheiten, die fie lange Jahre gemartert, auch ohne Beyfland eines Arzney⸗ verfiändigen, bloß und allein durch Aenderung ihrer Lebensart, entlediget. * Da der Menſch aus zweyen weſentlichen Stür cken beftehet , zwifchen denen der Schöpfer die genancfte Uebereinftimmung geordnet, Fann unmöglich eine wahr re Ölückfeligfeit erreichet werden, wenn man fich nicht bemühet, nebft der Bollkommenheit! der Seele auch dies - jenigen zu erlangen , die den Leib betreffen. Es ift demnach für einen vernünftigen Menfchen (wie in den Ergegungen der vernünftigen Seele 3B.3 St.p.265 und 4B. 2St. p. 142. gezeiget worden,) unumgaͤnglich noͤthig, mit der Weltweisheit eine Erkenntniß von der Beſchaffenheit und Vollkommenmachung des Körpers zu verfnüpfen. 8. Unter dem Ungeziefer follte man bey Betrach⸗ tung deſſelben, vornehmlich dasjenige einiger Auſmerk⸗ ſamkeit würdigen, das ſich ordentlicher Weiſe in unſern Weltgegenden antreffen laͤſſet, und den Menſchen am meiſten beſchwerlich und ſchaͤdlich iſt. Nach den Erin⸗ nerungen die ſich in den Leipziger Sammlungen finden, wären die Maulwuͤrfe und Wanzen , mie auch die Erd⸗ kroͤten wuͤrdige Gegenſtaͤnde der Betrachtung eines Naturforſchers. Ich wünfchte, daß die Fliegen und Floͤhe, nebſt den Raupen und Mäufen, nicht wären vergeflen worden, | 9. Man Fönnte vielleicht die Werterprophejepts | gen fünftighin auf einen höhern Grad der Wahrfchein- | Mahkeit bringen, wenn man fich nur a 1: — alles Vermiſchte Anmerkungen. 107 alles veraͤnderliche in der Witterung, nebſt den Uufter⸗ ſcheinungen u. f f. fleißig anzumerken. 10. Betrachter man die Witterung von dem Jahr 1740 bis hieher, fo wird man geſtehen müflen, daß die⸗ felbe etwas außerordentliches gewefen. Die Winter waren lange anhaltend und ftreng, die Sommer nicht ſonderlich warm, dev Regen an manchen Orten rar, und die Nordoſtwinde faft beftändig und heftig. Es wäre zu wünfchen , daß die Naturforfcher ihre Gedanken und _ Anmerfungen darüber mittheilen wollten. 1% Der Nugen und die Bortreflichfeit des füffen Waſſers find ganz ausnehmend, in Arzneyverftän- diger würde Feine vergebliche Arbeit unternehmen, wenn er denen zum Beſten, die vonder heilfamen Kunſt nicht Profeßion machen, dasjenige, was andere weitlaͤuftig davon geſchrieben, kurz zuſammen faſſen, und in dieſer Monatſchrift in einer befondern Abhandlung vorfiellen wollte. 12. Daß man ſich bemuͤhet , durch die Chymie neue Medicamente zu erfinden, iſt zwar ſehr gut; iedoch halte davor, man ſollte vor allen Dingen alles dasjeni⸗ ge, was den Menſchen zur Speiſe und Trank dienet, beſſer, als bishero geſchehen, unterſuchen. Eine Sa⸗ che kann an und vor ſich ganz unſchuldig ſeyn, ob fie gleich durch Vermiſchung mit andern eine ſchaͤdliche Ei genfchaft annimmt. Auf gleiche Art könnte man die mancherley Wirkungen der Speifen und des Getraͤnkes bey Perſonen verfchiedenes.Zemperamentes ausfündig zu machen , fich befleißigen. Bey einer gefchicften Wahl der Speifen kommt fehr vieleshierauf an. 13. Man hat in einigen Orten die Gewohnheit, daß man das Zugemuͤſe, ſo uͤber Winter zum Gebrauch ms aufs —* 108 Vermiſchte Anmerkungen, aufbehalten werden, z. E. die Eucumern, Bohnen u.ſ.f. in Füpfernen Tiegeln abbrühet, Es gefchiehet gemei- niglich in der Abſicht, diefen Dingen eine gute Farbe zu geben, und fie defto zärter zu machen, Beydes aber aber ift falfh. Denn erftlich ift eine übernatürs liche Farbe einer Speife für feine Schönheit zu halten, und was das andere berrifft, möchte wohl die Erfah⸗ rung gerade dag Öegentheil Ichren. Das allerſchlimm⸗ fte aber ift diefes, daß diefer Handgriff der Geſundheit zu groſſem Nachtheil gereicher. Die Bohnen, u. ſ. f. haben einen fcharfen Saft, der fogar die Metalle an= friße. Man kann dieſes anden Meffern wahrnehmen, wenn man biefelben ſchneidet. Denn außerdem, daß. fie gar bald ftumpf werden, hält es audy mit ihrer Saͤu⸗ berung fehr hart , der Saft dringet in die Fleinften Zwi⸗ fehenräumlein des Eifens hinein, und feget fich dafelbft feſt, und die röchliche Farbe, die nach Abfcheuerung des gröbften Unrachs erfcheinet , zeuget deutlich von der Gegenwart einer fauren und fcharfen Feuchtigkeit, die die Theile des Eifens oder Stahls aufzulöfen an⸗ gefangen. Dürfen wir uns alfo wundern, went durch Abbrühung dergleichen Sachen in! Füpfernen, und zwar unverzinnten Gefchirren ein Grünfpan her: vorgebracht wird, dann wo wollte fonft die uͤbernatuͤr⸗ liche grüne Farbe anders herfommen, Wen ift aber unbefannt, daß der Grünfpan für den menfchlichen Körper ein Gift ſey? Es iſt zwar wahr, daßeineger ringe Quantität den Menfchen nicht fo gleich um das $eben bringe ; allein deswegen leidet doch die Gefund: beit noth , indem durch den öftern Genuß dergleichen Speifen almählig der Weg zu allerhand Frampfhaften Zufällen, ja gar zu auszehrenden Krankheiten gebahnet wird, 14. Der Bermifchte Anmerkungen. 109 14. Der Gartenbau ift nicht allein ſehr nuͤtzlich, - fondern gewähret auch eines des allerunfchuldigften Vergnuͤgens. "Es herrfchet aber noch fehr große Un- erkenntniß und Ungewißheitdarinnen, Die Liebhaber deffelben wurden demnach ein fehr rühmliches Werk ſtiften, wenn fie ihre Berfuche und Erfahrung zur Ber- | befferung deffelben aufrichtig mitteilen wollten. Denn in den befannten Gartenbüchern iſt noch zur Zeit we⸗ nig Troſt zu finden, und diejenigen, die eigentlich das bey herfommen find, machen aus Furcht , an ihrer Mahrung Abbruch zu leiden, aus allen iten Hande griffen die größten Gcheimniffe. Ä Weil ich nicht verfichert bin, ob und wieferne das bishero angeführte nach ihrem Geſchmack iſt, ſo will ich es fuͤr dieſesmal hierbey bewenden laſſen. Sollte ich das Glück haben, deroſelben Beyfall zu erhalten, fo erbiete mich , Fünftighin mit mehrerem aufzuwarten. Soviel kann ich verfichern, daß alles in der beften Ab⸗ ſicht gefchrieben worden; ja ich fehmeichele mir viel« Teiche nicht zu viel, wenn ich hoffe, daß aufgeweckte Koͤpfe daher Anlaß nehmen werden, einiges, theils gründlicher auszuführen, theils zu weiteren Betrach⸗ tungen ſich leiten zu laſſen. Es ſollte mich anbey ſehr vergnuͤgen, wenn man mir die etwan eingeſchlichene Irrthuͤmer gruͤndlich zeigen, und nach der ne wie derlegen wollte. a. d. W. ben Sun, 1747: N VI. Ehr⸗ 110 —— EEE EER — * Ehrerbietige Gedanken von der Gottheit, aus den Handſchriften des ſeligen Hrn. BI. Brockes. Je des unumſchraͤnkten Raums! Duell des —— und des Lichts! Aller Geiſter, aller le Mefen aller efen ! Herr und Seele der Natur! der die Creatur aus Nichts erden hieß, und fie zum Sormurf Seiner Vater⸗Lieb er⸗ eſen, ER Bloß um ihnen wohl zu hun! ande! ats dieß von Dir zu Unterſagt uns die Vernunft, die do — und lehrt, Daß man durch Bewundrung bloß, am wuͤrdigſten verehrt Und daß ſich, von Creaturen, * nispt kann begreifen Es iſt eine Gottheit anders, Sie ih anders und Sie Anders als das, was kein Gott wirken und gedenken kann. Saͤhen Menſchen einen Thiergeiſt, deſſen Wiſſen einge⸗ chrä net, Wenn er dencken wollt, als wir, nich mit Recht für thoͤ⸗ richt a Wuͤrd, an einem Menſchen⸗ Geiſt Thorheit nicht aͤufen, | Wenn erfich, mad BEER EN unterſtuͤnde zu begreifen | Und wie Gort denkt, denken wollte, Da ja, in weit hoͤherm Grad, als wie wir vor einem Zhier, im Grade der unendlich, Gott erbabener als wir, ie Ehrerb. Gedanfen v. der Gottheit. 12 Die Ertenntni, daß Cote anders wirfen ſeyn und den- Ber ’ en mufle, Als wir wien, find und denken, find ber eblen Demuth 2 = 4% chlufte Die, da fie und Gott, ald Gott, ums, als ung, erkennen { \ ehrt; _ Im erftaunenden Bewundern Gott am wuͤrdigſten verehrt, Und zugleich ung alles Grübeln, alles Zanken unterſaget, Wodurch, in Religionen, man fich, bloß aus Hochmuth, We plaget Sich verketzert, fich verfolget ſich ermordet, fich verjager, Weil der anders, als der. andre, von der Gottheit Wefen denkt, Haͤlt ein ieder ſich befuget, daß er jenen haßt und kraͤnkt. Keine Marter iſt ſo groß, die, der ſich verführnde Wahn Eines beſſern Gotteskenners, nicht dem andern angethan. Kann aus der ſo ſchoͤnen Duelle, * se Gottesdienſt, auf | ? Erden Eine Duelle folcher Laſter, folcher Sreuel-Thaten werden ? Nein, es ift die Duelle nicht , — und Geiz ſind ſchuld aran Daß man Menſchen von den Teufeln kaum nur unterfcheis den fann. ; | Wollte man die Gottheit doch, mie fie fich will faffen laſſen, Und nicht, aus verdammtem Hochmuth, feine Groͤß, als menfchlich, faffen! Wahre Gottheit! ſtaͤrke mir meinen Glauben! laß dag Riche Deiner Weisheit mich beffrablen ! J mich keinen Unter⸗ richt Von dem Witz der Menſchen borgen! Laß mich, bloß aus Bu deinen Werfen, Ta, Deine wahre Wirklichfeie, Allmacht, Lieb und Weisheit - { I — merken! Bin ich gluͤcklich, laß mich danken und, in Widerwaͤre — — tigfeit, Da ia beydes beine Schisfung, fehenfe mir. Gelaſſenheit! I | | Laß 2 Ehrerb. Gedanken v.der Gottheit. Laß mich alle Menfchen lieben, doch am innigſten bie riſten, Die ſich nicht aus Leidenſchaft, mit einander zwi Laß dich, mein Begriff von dir. r (4 e wenigſtens nicht Ewige ſelbſtaͤndge Wahrheit, wahr, und dir. gefaͤllig ſeyn! Raum des unumſchraͤnkten Raums! Duell des Lebens unddesPichts, - Aller Beifter, aller Körper Urſtand! Wefen: aller Wefen, Herr und Geele der Natur! der die Cheatur aus Nichts Werden hieß, und fie zum Vorwurf feiner Vater =Lieb erlefen, Bloß um ihnen wohl zu m! Bio auf deine Lieb Bau ich meinen 1 Ölanben ; daß FT eig werde gtüstlih Inhalt des fünften Stuͤcks : I. Anmerkungen über die Tuͤrkisgruben in Frankreich. U. Chymiſche Theorie von dem Färben der Zeuge. 1. Auszug aus dem Verſuch einer ige Lehre, von dem ante der Glücksfpiele. IV. ns aus des Hrn. Goulds Nachricht von den Engliſchen meiſen. V. Vermiſchte Anmerkungen in einem Schreiben an den Hm, Verfaſſer des Magazins, VI, Ehrerbietige Gedanfen von der ae aus den Dana ten des fel. Hrn, B. 9. Brocke Ä UK AR Hamburgiiches WMagazin, oder geſammlete Schriften zum Unterricht und Vergnuͤgen aus der Naturforſchung nd um den angenehmen Wiffenfchaften überhaupt, Hamburg, Pr» G. €. Grund, und in Leipzig bey A. H. Holle, 1747 | Des erſten Bandes ſechstes Stuͤck rue 3 2 — * NY \r — Ss * N 3 EWMLLN = >) SI) . 1 N — . 4 er En ss — — 2 2 J Academiſche Unterſuchung von den Wurzeln und Blaͤttern der Kichorien, abgefaſſet von Georg Bernhard Buͤlfinger. Ueberſetzt aus den Schriften der Petersburgiſchen Akade⸗ mie der Wiſſenſchaften, 5 Band, 198 ©, Ss 5 820 liefere hiermit eine akademiſche Unterſu— A) chung; allein, ich werfpreche Feine Aus— führung nach der Lehrform. Beweiſe von — dieſer Sache habe ih nicht. Ich babe bloß Verſuche angeſtellt, und meine Muthmaßungen darüber ergehen laſſen. Was die Akademie Der gries chiſchen Weltweifen Hinterlaffen bat, das habe ich da- bey angewendet; nämlich die Sinne, und ein wahr: ſcheinliches Werheil über Die Erfiheinungen. Hier | H 2 ſind 16 Von den Wurzeln ot find alfo erſtlich die ——— und as die Gedanken darüber, Erfeeinungen, EIER $ 2, Diefen Winter über habe ich zum Zeitvertreibe Cichorienwurzeln gepflanzet. Erſtlich will ich erzeh⸗ len, was ich zum haͤuslichen Gebrauche vorgenommen habe; und hierauf meine Bemerkungen aus der Kraͤuterwiſſenſchaft anfuͤhren. Ich ließ in ein Weinfaß etliche hundert Loͤcher bohren, that darein Erde mit hartem Sande vermiſchet, und grub die ge— dachten Wurzeln in abgewechfelter Ordnung in die: felbe, fo daß aus jedem $oche die Spiße einer wage— recht eingelegten Wurzel hervorragete. Hiernaͤchſt gab ich Acht auf die Erſcheinungen, die eine maͤßige Waͤrme eines Zimmers hervorbringen wuͤrde. S 3. Etwas gemeines war es, und mas ich ſchon vorber gemuthmaßet hatte, daß Die Blätter alfo her— vorfamen, daß fie insgefamme oben fich zuruͤckbogen, und das ganze Faß, fo mie fie täglich mehr heran: wuchfen, rings herum bedeckten. Die Hoffnung das zu machte mie dasjenige, mas Dodart gefehen bat, wie Derfelbe in den Schriften der Parififchen Academie der Wiſſenſchaften, 1700 Jahr, 74 ©. erzähler. $ 4. Ein wenig feltfamer kam mir dasjenige vor, was ich wegen der Ordnung und Weife, nach Ber die Wurzeln bervorfamen , bemerfte. Ich mußte von den langen Wurzeln mit dem Meſſer Stüce abfchnei- den, Nach einiger Zeit aber ſahe ich, als ich von ohngefaͤhr einige Wurzeln aus dem Faſſe heraus zog, daß an dem Schnitte neue Wuͤrzelchen hervorſproſſeten; namlich, an demjenigen Theile des Schnittes, der 7 den und Blättern der Eichorien. 117 den Unterſcheid zwifchen der Aufren Haut und dem holzichten Wefen machet, Eamen anfangs Fleine Knols len hervor, und aus diefen, als fie auffprangen, ent ftunden die Wurzeln. Diefes war gleichfam ihre eis gene Stelle. Sehr wenige fahe ich anderwärts aus» brechen, und zwar allerdings an demjenigen Orte, da Knoten * waren, wie man fie insgemein zu nennen eget. kn 5. Auf die abgefchnittenen Stücke hatte ich an— fangs Feine Achtung; auffer daß ich die größten zum häuslichen Gebraud in einen Korb zufammen warf, und damit fie nicht fo gleich welken moͤgten, mit Ers de bedeckte. Mach einiger Zeit fahe ich auch an dies fen bey dem Schnitte Fleine Knollen hervor fommen, und aus denfelben entweder Wurzeln oder Blätter feimen. 8 6. Diefes gab mir Anlaß, daß ich diefe abge: fchnittenen Stücke aufs neue in befjere Erde legte, darinn fie recht gue fortwuchfen, Es waren Diefe Stücke von mandjerley Gattung. Einige waren quer durd) gefchnitten, andere nad) der Laͤnge; einige wa— ven groß, andere klein; einige waren oben und unten abgefihnitten, andere nur an einem Ende. S 7. SH zerfchnitt vor der Berfammlung der Akademie ein Stück einer flarfen Wurzel nach der Quer und nach) der Laͤnge in viele Theile; jaich machte fogar Biertheile vom Zirkel. Allein, alle diefe Zer- _ fehnippelung Binderte nicht, daß nicht alle Stücfgen vecht gut getrieben und gefeimer hätten. S 3. Da ich nun meine Wurzeln fo willig, und im Keimen fo hartnädig befand : fo dachte id), ob 23 | man — Inſertiones. Vom’ den Wurzee man biefelben nicht vielfeicht auf die Art berücken fönne, wie man mit den Bäumen zu thun pfleger. Es ift befannt, daß einige derfelben, 3. B. Die Lin⸗ den, Beiden, u. f. tw. wenn fie gleich umgefehrt ge— pflanzet werden, dennoch ausſchlagen, und die Wur⸗ zen in Vefte, die Aefte hingegen in Wurzeln ver- wandeln. Meine Wurzeln theilten fic) hiebey etwas eigenfinniger ; endlich aber lieſſen ſie ſich doch über- ‚ winden. — Als ich dieſelben umgekehrt öflanigte: em beobachtete ich folgendes an ihnen. Diejenigen, die ich alfo in die Erde legte, daß ſie oben damit bedeckt waren, trieben an beyden Enden Knollen hervor; oben komen Wurzeln, und unten Blätter heraus. Die Wurzein frochen über den Schnitt weg, und bogen fich gleich nach der Erde zu; die Blätter aber, nachdem fie über den Schnitt weg DOREEN wendeten ſich aufwaͤrts. $ 10, Unter dieſen Wurzeln war eine, bie am obern Theile ein wenig von den Würmern angefreffen war. Sch legte diefe, wie die übrigen, umgekehrt in die Erde; doch fo, daß fie am andern Ende etwas aus der Erde hervorragete. Sie trieb nach oben zu Feine Wurzeln; nach) unten zu aber fehr viele Blaͤtker. Diefe krochen an der Flaͤche des Schnittes herum, wuchſen in das Loch hinein, darinn die Würmer haus⸗ gehalten hatten, und ſuchten, durch die Wurzel felbſt in die Hoͤhe zu kommen. Sie dauerten mich. Ich zerſchuitt daher die Wurzel in zweene Theile, und fteckte fie nach eben berfelben Sage wieder in bie Erde. Die Blätter wuchſen fort, und kamen * 13 Tagen, aus der Erde hervor, \ 5 15, und Blättern der Cichorien. 119 S ın. Sch fahe an einem andern abgefchnittenen Stüde, daß es gegen beyde Enden Knollen’ hatte. Ich fteckte es umgekehrt in die Erde; doc) alfo, daß der andere Theil, der fonft der untere gewefen war, aus derfelben hervorragere. Die Knollen wurden alle Tage größer; fie wollten aber doch in vier Wochen nicht aufipringen : bis endlich aus einem bderfelben ein Würzelchen hervorfam, das faum eine Linie lang war. Ich gab nachher immer Acht darauf; Fonnte aber fein weiteres Wachsthum bemerfen. Mad) fer nern 13 Tagen zeigte fich aus einem Knollen aud) eine Sproffe, die eine unbedachtfame Hand abbrach; fie wurde aber von der fruchtbaren Natur durch eine neue erfeget. Von diefer Wurzel haben wir unfern $efern auf der Kupfertafel eine der Natur ähnliche Abbildung zu geben gefucht. | SS ı2. Mod an einem andern Stüde fahe ih eben dergleichen ; die Blätterchen aber waren fehr zart und £lein, fo daß ich ihnen die Ehre nicht ange: than hätte, diefelben auf der Tafel im Kupfer vorzu= ftellen, wenn nicht zugleich nod) andere an der Seite berausgewachfen wären. S 13. Was ic) bisher durch zerfchnittene Stüce zu erhalten ſuchte; das zeigte ſich mir nachgehends von ſich felbft. Ich bemerkte an einer Wurzel, die ‚am obern Theile einen Zoll lang zu faulen anfıng, Daß unterhalb diefes faulen Theiles neue Sproffen und Blätter hervorfamen, die recht gut fortwuchfen, als ich fie von dem faulen Stücke befreyete. 9 14. Manchmal Habe ich diefen Verſuch ges macht: Wann an einer umgekehrt eingelegten Wur⸗ gel ein Sproffen beynahe aus der Erde hervorragete: 24 ſo ww 3 Sonden Wurzeln in fo fehrefe ich die Wurzel abermals um, fo daß fie ih: ve natürliche Sage erhielt. Da fahe ich, daß die Sproffe fich wieder umbog , und nad) der obern Ge: gend wuchs. Das Bild davon fann man auf der folgenden Tafel fehen. * & 15. Ich beobachtete auch dieſes | or kange als die neuen Keimen noch unterhalb der Erde aus— ſchlugen: fo geſchahe es fehr felten, daß fie fich in Blätter ausbreiteten ; fondern fie blieben. gleichfam immer Sproſſen. Wenn, auch) einige Blätterchen vorhanden waren : fo waren Diefelben doch fehr wenig ausgewickelt, und haften gegen diejenigen, Die fich über der Erde befanden, faft gar feine ‘Breite, & 16. Imgleichen fahe ich, daß dergleichen Sprofien, wenn man fie von der Wurzel abbrach, und in die Erde fteckte, in derfelben neue Woͤrzel che⸗ trieben, und Blaͤtter hervorbrachten. 6 17. Ferner ließ ich in einer Art Söcer boh⸗ ren, und ſteckte die Wurzeln alſo hinein daß der obere Theil unten zu ſtehen fam; und darunter. wa- ven einige ohne Blätter, andere hatten fchon große Blätter, alleſammt aber waren fie ihrer. natürlichen Sage nad) umgekehrt gepflanzet. Die Wurzeln be⸗ deckte ich mit Erde; den obern Theil hingegen ließ ich, wie gedacht, unterhalb der Art hervor ſtehen. Hier ſahe ich, daß Blaͤtter hervorwuchſen, deren einige eine Krone um ihr Loch herum machten; andere aber fogar durch das doch ſich zurück bogen, und durch die über ihnen liegende Erde in die obere Luft. Ar zu kehren trachteten. — — 6. * Bon diefen angezogenen Tafeln haben wir in unſerm Exemplar keine finden koͤnnen. J md Blättern der Eichorien, 121 618 Wann id) manchmal ein abgefchnittenes Stüf, das mit ftarfen Wurzeln verfehen war, der- geftalt umkehreie, daß die Wurzeln aus der Erde her⸗ vor ſahen: ſo bemerkte ich, daß ſie nicht im gering— ſten fortwuchſen, noch gegen die Erde ſich zuruͤck bo— gen; vielmehr verwelkten dieſelben in kurzer Zeit. $ 19. Imgleichen, wann ich Wurzeln wage— recht einlegte, fo, Daß nur die Hälfte derfelben mie Erde bedeckt war, und die Enden der Wurzeln aus der Erde hervorrageren: fo fahe ich, daß die Blätter hervorkeimeten und ausfchlugen, Die Enden Der Wur- zeln aber vermelften. S 20, Unter fo vielen Blättern an meinen Pflanzen kamen mir ungefähr fechs vor, die gefpal- sen waren; Das ift, ein Stiel war in zweene Theile getheilet, deren jeder ein Blat hatte, Die Zerthei- dung war nicht überall gleich), und fie waren auch nicht alle an einer Wurzel anzutreffen ; fondern ich bemerfte diefelben an verfchiedenen Wurzeln, näm- lich an einer Wurzel nur eine dergleichen, unter den gewöhnlichen Blättern vermifcht. Ich habe fie nicht abzeichnen laſſen. Wer aber ein Bild davon vers langer, der ftelle fi) vor, daß Die Feder, die in den Schriften der naturae Curioforum, J Zehent, 2 Jahr, 80 Bemerkung, vorgefteller ift, ein Blat fen: fo wird er ſich damit begnügen Fonnen. Gedanfen hierüber, -..$ 2rr Aus dem, was bisher angefuͤhret wor⸗ den iſt, habe ich geurtheilet, daß dieſe Wurzeln eine ungemeine Hartnaͤckigkeit zu Br befigen Ra. Es 122° Don den Wurzeln Es war mir etwas feltfames, daß die abgeſchnittenen Stuͤcke insgefamt keimeten, fo übel man fie auch vor- her Durch das Zerfchneiden zugerichter hatte. Nach: her aber habe ich gefunden, daß diefes auch von an⸗ dern bereits angemerfet worden iſt. Ich habe gefe- ben, daß Marchant eben baffelbe erzäblt, in den Schriften der Darififchen Akademie der Wilfenfchaf: ten, 1709 Yahr, ©. 82,83, jedoch mit einigem Unter» fhiede. Seine Worte find folgende. „Es ift aus der Erfahrung befannt, daß es fleis „ſchichte Wurzeln giebt, die, wenn man jiein Scheib- „hen, drey bis vier Linien Dick, zerfchneider, oder nad) „der Sänge in Viertheile zerfpaltet, fehr gut fortkom⸗ „men, und fi) vermehren, diefe Scheibchen aber und „Stüde find nichts anders , als ganz Fleine abge« „ſchnittene Theile derfelben; und wenn dieſe wieder „gepflanzet werden : fo Feimen an ihren Limfreife „eine Menge anderer fafrichter Wurzeln hervor, und „aus diefen wachſen noch in demfelben Jahre Plan: „zen in die Höhe, die ihre Vollkommenheit erlangen, „und derjenigen ganz aͤhnlich find, davon man fie ge= „nommen hat.“ | —— $ 22. Dieſer fleißige Naturforſcher ſaget: die Wuͤrzelchen kaͤmen an dem Umkreiſe der abgeſchnitte⸗ nen Stuͤcke hervor. Ich zweifle nicht, daß dieſes bey ſehr vielen geſchiehet. Ich habe es an dem wil⸗ den Rettige bemerfet, mit dem ich, nach $efung feiner Anmerkung, den Berfuch angeftellet habe. Ich ha— be aber wahrgenommen, daß eg mit einiger Einſchraͤn⸗ Eung zu verftehen it; fo, daß ich die Würzelchen nur bloß aus den Ruoten,* nicht aber aus | ® Infertionibus, und Blaͤttern der Cichorien. 123 Gegenden des Umkreiſes ohne Unterſcheid hervorkom⸗ men ſahe. Allein, bey unſern gegenwärtigen Ver— ſuchen kommt kaum eines oder das andere Beyſpiel vor, da die Wurzeln aus dem Umkreiſe geſproſſet find: Die übrigen insgefamt find zwifchen der Ninde und dem holzigen Wefen hervorgefommen, gerade aus dem Kreife, da nad) dem Abfchneiden ein milchichter und bitterer Saft heraustritt. Vielleicht waͤre es der Mühe werth, dieſes auch mit andern dergleichen Burzeln, die einen milchichten Saft haben, zu vers ſuchen. 8 23. Sch weiß aber nicht, ob dasjenige der Wahrheit gemäß ift, was derfelbe unmittelbar dar- auf faget. | Es folget hieraus, daß die feuchten Dünfte der „Erde die Samenförner, die in diefen abgeſchnitte— „nen Stückchen enthalten find, ſogleich ausdehnen „müffen, und daß die Materie, die zur Hervorbrin- „gung der Wurzeln diener, dafelbit zufammen kom— „me, um neue Wurzeln zu zeugen, die einige Wo— „hen Darauf ſich zeigen, und endlich dieſen neuen „pflanzen das Wefen geben.“ Warum wird denn nur eine Pflanze daraus, wenn die in demfelben Stücke enthaltenen Samen- koͤrner der zufünftigen Pflanzen ausgewickelt werden? Warum fommen ihrer nicht eine ganze Menge her- vor; wie es gefihiehet, wenn man viele Samen in ihrer Hülfe eingefehloffen in die Erde bringer? Sind die Samen der zufünftigen Pflanzen ſchon in den Wurzeln zeitig; oder erfeger bloß der Dre und der beffer zubereitete Saft den Mangel der Zeitigung ? $ 24 124 Bon den Bune Ver: 5 24. Sollte nicht vielmehr die bloße Gleich⸗ foͤrmigkeit des Gewebes durch die ganze Wurzel, zur Erklaͤrung dieſer Exfcheinung hinlanglich ſeyn; da⸗ durch es geſchiehet, daß ein jedes abgefejnistenes Stüc dem andern, und folglich auch der ganzen Wurzel, ahnlich und —— Wirkung hervorzubringen ge⸗ ſchickt iſt? Kann man nicht vielleicht ſagen, daß der— gleihen Pflanzen ein ganzes. Heer von Pflanzen feyn, Die nad) gewiffen Umſtaͤnden entweder. alle und jede ſich in größere auswickeln; oder zufammen nur eine Pflanze ausmachen ? $ 25. Der hochberuͤhmte Sontenelle hat hievon folgenden finnreichen Ausdruck: man Fönne eben die- fes von den Pflanzen fagen, was man uns. von der menfcplichen Seele gelehret habe; namlich, „daß die „Quellen zuwachſen,“ (man ſetze dafuͤr, wenn man will, die Pflanzenfeele) „ganz in der ganzen Wurzel, „und ganz in jedem Theile derfelben enthalten fey.“ Man fehe-die Gefchichte Der Pariſiſchen Akademie, auf das ı7 709 Sahr, 55 ©, u; S 26. Ich habe aud) Der ande Hartnackigkeit meiner Bun efn nachgedacht, nad) der. Die Sproſſen und Blätter derfeihen ſich in die Höhe drangen, ich mogte ihnen auch Hinderniffe in den Weg legen, wel: che ich wollte. Eben dergleichen Erſcheinungen, als die unſrigen ſind, hat ſchon vor dreyßig Jahren Do⸗ dart erzaͤhlet, in den Schriften der Pariſiſchen Aka- demie der Wiſſenſchaften, 1700 Jahr, 6ru.f. Seite, i Nun fragt es fi), was Die wage [öreinlngde — dieſer Erſcheinung ſey. $ 27: Diejenigen, Die fagen, daß die — nach der Höhe zu ſtiegen, wegen minderer Schwie- vigfeie nn und Blaͤttern der @ichorien. 125 rigfeit zu wachfen; die haben bie eine Hälfte der Er- ſcheinung zu erflären gefucht, zum Schaden der an- dern Hälfte, Denn auf diefe Art müßten auch die Wurzeln nach der Höbe zu, und nicht nach der Tiefe wachſen. Sie haben aud) nicht auf diefe Erfcheinung Acht gehabt, nach der die Samenförner, wenn man fie einweicher, und in die Luft leget, ihre Wurzeln unferwärts, und ihre Sproſſen überwärts treiben. Ingleichen koͤnnen dieſelben nicht das Kriechen er- klaͤren, das ich img und 10 $ erzählt habe; noch aud) das Zurückbiegen der Keime, im ı7$, Jedoch, die- fes war bloß der unvollfommene Anfang von der Er- klaͤrung dieſer Erfiheinung. $ 28. Dodart, den ich vorhin angefuͤhret, hat noch etwas befleres vorgebracht; und die Befcheiden- heit, damit er feine Meynung vorträget, wärees allein werth, Daß man feiner mit Ruhm erwaͤhnete. Er glaubet, das Gewebe der Fafern in den Wurzeln und Sproffen fey verfchieden. Jene, meynet er, feyen alfo befchaffen, daß fie von den auffteigenden Dün- ſten an dem unterften Theile verfürzer, und am obern Theile von der Sonnenhige durch Verdünnung ihres Saftes und der eingefchloffenen Luft ausgedehner würden ; Diefe hingegen feyen von der Art, daß die Sonnenbige diefelben durch Zerftveuung ihres Saf- tes verfürzefe, und die aus der Erde auffteigenden Dünfte fie am untern Theile durch ihr Eintreten ver- längerten, Es ıft nicht nöthig,, diefe Meynung zu widerlegen. Dodart hat felbft erinnert, was daran auszufegen iſt. Er ſaget: Diefe Auflöfung thue ihm keine Genüge; und führe dasjenige an, was noch daran mangelt, Man fehedie angeführten Schriften, 2. $ 29, 126 Von den Wurzeln $ 29. Vom de la Hire haben wir eine ſinnrei⸗ che Aufloͤſung dieſer Frage geſehen, die ſich nicht uͤbel auf die Erſcheinung ſchicket, ſo wie man ihm dieſelbe vorgetragen hat. Naͤmlich, indem der Keim und die Wurzel aus dem Samen hervorkommen; ſo werde dieſe von einem groͤbern und folglich ſchwerern Safte, der ſtaͤrker unterwaͤrts druͤcke; jener aber von Duͤn—⸗ ſten, und einem aufwaͤrts ſteigenden fluͤßigen Weſen ernaͤhret. Solchergeſtalt muͤßte man ſich gleichſam einen gewiſſen Theilungspunkt gedenken, davon die Ernaͤhrung der Wurzel durch einen groͤbern, und des Keimes durch einen geiſtigern Saft anfinge, Die bey: derfeits nach entgegen gefegten Nichtungen getrieben würden, bis fie in diejenige Sage kaͤmen, die ihrem Deftreben gemäß wäre. Man fehe die Schriften der Darififchen Afademie der Wiffenfchaften, 1708 Jahr, 297 m uf. und die Gefchichte deffelben Jahres, 8205, | Ir & 30, Diefes ift ganzartigausgefonnen; allein | ich befenne, daß mir unfere Erfcheinungen im 9 $ einen Zweifel Dagegen erwecken. Sind denn auc) bier die Blätter von den Dünften, und die Wurzeln | von gröberem Safte ernährer worden; da doch jene an der unferften, und diefe an der oberften Stelle her- vorfamen ? So hafte auch hier Fein Iheilungs- | punkt Statt, um welches die Theile, die mit einem zär- fern oder gröbern Safte ernähret werden müßten, als um den Mittelpunkt ihrer Bewegung nad) entge= | gen gefegten Gegenden getrieben oder gedrehef worden | wären. Vielleicht ift es auch müslich, Diefes zu be= | denken. Wenn die Richtung der Keime, nach der fie auch felbit in der Luft gufwaͤrts wachfen, von den! Ä | ! Bellres und Blättern der Cichorien. 127 Beſtreben der Dünfte herrührer : fo werden die Kei- me von ſolchen Dünften ernaͤhret werden müffen, die leichter find, als bie Luft; denn diefe allein fteigen in der $uft in die Höhe, Ob man nun diefes fo leicht zugeben wird; das weiß ich nicht, $ 31. Was auch andere urrheilen mögen, fo ges fälle mir doch Aftrücs Erklärung von der Sache am beiten. Er glauber 1) der Nahrungsfafe flieffe in Köhren, die nad) der Fänge der Pflanze laufen; 2) die Röhren haben mit einander Gemeinfchaft, entives der unmittelbar , oder mittelft magerecht liegender Köhren, die nach Art halber Durchmeffer aus dem Marke ausgehen; 3) in denen Röhren, Die mit den Gefichtsfreife gleichlaufen, oder ſich gegen denfelben neigen, drücken die flüßigen Dinge gegen die untern Wände der Röhren, keinesweges aber gegen die obern 5 daher falle 4) der Nahrungsfaft durch fein eigenes Gewicht in Die untern Röhren der Pflanzen, und ſammle ſich dafelbft in größerer Menge, als in den obern Röhren ; folglid) werden 5) diefe Nöhren weis ter ausgedehnet, und die Dunftlöcher werden größer; 6) der Saft dringe alfo in größerer Menge in dieſel— ben ein, und der untere Theil der Pflanze wachfe ftär- fer. Daher gefihebe es 7) indem der untere Theil größer werde, als der obere, daß das Ende deffeiben ſich in die Höhe biege, fo lange,- bis 8) die Dflanze in diejenige Sage komme, da beyde Iheile gleich ſtark ernaͤhret werden, Das iſt, in Die ſenkrechte Lage. 9) Diefes gefchehe "aber in der biegfamen Theilen der Pflanzen, das ift, an den Enden der Pflanzen, wenn fie noch weich ſeyn; ja 10) in den Samen felbft, die daber, man möge fie binmerfen wie man wolle, den- noch 128° DBonden Wurzeln noch über fi) Eeimeten. 11) Die Wurzeln im Ge: gentheile werden von einer Feuchtigkeit von auffen ernähret : Daher wachſe 12) der obere Theil ftärfer, als der unfere; weil 13) wenn das Uebrige, auch in allen und jeden Stuͤcken, gleich iſt, die Feuchtigkeit durch ihre Schwere den ‚Eingang i in die obern Theile der Wurzel befördere, in die untern nr. bingegen verhindere. S 32. Dieſe Erklaͤrung hat ein ——— an ſich, das den natürlichen Dingen zukommt. Sie ift einfach, und leget der Natur die mindefte Arbeit auf, Wenn wir zugeben, daß der Nahrungsfaft in Roͤh⸗ “ren flieffer, die mit einander Gemeinfchaft haben : fo hat das Uebrige alles ſeine Richtigkeit; auſſer daß dasjenige noch einer Verbefferung bedarf, was No.3 gefaget wird. In den Röhren, Die gegen den Ge- fichtsfreis geneigt find, wird auch die obere Wand von dem darüber ftehenden flüßigen Wefen gedruͤcket. Mit den wagerechten, die mit den daruͤber liegenden Gemeinſchaft haben, hat es eben dieſe Befchaffen- heit. Jedoch werden die uhtern Roͤhren, imglei⸗ chen die untern Waͤnde der Roͤhren, ſtaͤrker gedrückt, als die obern Röhren, oder Die obern Wande diefer Röhren. Diefes ift zu der Abficht diefes Naturfor⸗ ſchers hinlaͤnglich. Es hindert auch nicht, daß ein geringer Unterſchied darzwiſchen iſt: denn der Druck iſt anhaltend; er aͤuſſert ſich an einem weichen Ge— genſtande; und man muß demſelben keine ſchnelle, ſondern allerdings eine gelinde und ——— Wir⸗ kung zuſchreiben. 8 33. Ich habe auch noch andere Erfehehrinigen bey der Hand, Dadurch die vornebmiten diefer ange= nommes und Blättern der Cichorien. 129 nommenen Säße und Schlüffe beftärfet werden. Daß die untern Fafern ftärfer ernähree werden; das babe ich fehr wohl. an demjenigen Rettige erfannt, den Ihro Ercellenz der Herr Graf von Muͤnch der Aka⸗ demie zu ihrer Betrachtung überfhickt hat. Seine Befchaffenheit war folgende. Als man ihn mitten nach der Länge durchfchnitte: fo zeigten fic) in. dem- felben drey Höhlen, die in einänder giengen, und de— ren jede von auffen eine *Beule hatte, In den bey— den obern Höhlen, die zur Seite lagen, und mit der Untern, die nad) der fänge des Rettiges lief, Gemein: fhaft hatten, waren mannichfaltig gefrümmte Blät- ter zu fehen. Eines derfelben war niederwärts ge bogen, und lief Die ganze Länge des Schnittes hinab. Als es bis an das Ende der Höhle gekommen war: fo boges fich wieder etwas aufwärts. Das Blatt war voll Saftes und ftarf; die Farbe aber veffelben war meißlicht gelbꝛ: jedoch, als man es in die freye Luft brachte, fo wurde es recht fhön grün. Diefes vor: nehmfte Blatt war in der Sage des Rettigs, den er in der Erde hatte, gerade unterwärts gewachfen, an der Seite der Höhle hinunter; nachgehends aber, da ich denfelben magerecht auf frifche Erde legte, richtete fi) das Blatt auf, trieb Wurzeln, und brachte neue Dlätter hervor. Diefes alles gehoͤret zwar eigentlich nicht hieher; deswegen ic) auch unterlaffe, eine weit— Täuftigere Befchreibung von diefen und andern Um: ftänden zu geben. Jedoch find zwey Stücke, die das» jenige, mas ich gefagt habe, in ein größeres Licht fez- zen. Eines iſt, daß die Blaͤtter, die in den oberen Höhlen mannichfaltig gebogen waren, allefammt am ntern Theile Runzeln hatten, wenn fie niedermärts 1Band. J— oder oder nach der wagerechten tinie twachfen mußten; am obern Theile aber hatten fie Feine Runzeln, wenn fie fich zurück bogen, und in die Höhe giengen. Das andere ift, daß die geferbten Spigen des Hauptblat- tes oben Feine aufwärts gebogenen Runzeln hatten, ungeachtet diefelben gegen ihre gewoͤhnliche Richtung wuchfen; ja fie befamen auch dergleichen nicht, als man den Nettig umkehrte, und fie ſich nach ihrer na— tuͤrlichen Richtung wieder zurück bogen. Diefes zei- get allerdings an, daß an dem Theile der Pflanze, der von innen feine Nahrung befomme, die ungern Safern ftärfer wuchſen, als die obern; gerade fo, wie man es verlanger. | G 34. Daß aber die Wurzeln ihre Nahrung, Wachsthum und Erhaltung von auffen befommen, das lehren unfere oben erzählten Erfcheinungen, $ 18 und 19. Es ift daher Fein Wunder, daß ihnen Das Gegentheil mwiederfähree, und zwar eben. daffelbe, was unfer vortrefflicher Naturforſcher erfordere 8 31, N. mu.f. ER — S 35. Dieſes war von der zweyten Hartnaͤckig⸗ feit unferer Pflanzen, Es ift noch ein drittes übrig, Davon ich nicht weis, ob ich es eine Berftellung, oder eine ernſtliche Erfcheinung der Natur nennen fol. Ich habe endlich fo viel erhalten, Daß aus dem uns | tern Theile der Wurzel, die über fich gefehre war, | eine Sproffe hervor Fam; es gefchab aber nicht eber, als nachdem der Knoll bereits fehr groß gemorden war, Was foll ich dazu fagen? Iſt bier der Saft, der die Sproffe an einem Orte heraus trieb, da font | #7: die F und Blättern der Cichorien. 131 die Wurzel hervor kommen follte, nach einen verfehr- ten Richtung gegangen ? Es fiheinet niche, weil auch unten Sproffen, und zwar in größerer Anzahl, ausbrachen, Sollman fagen: der Knoll halte gleich- fam eine ganze Pflanze in ſich, aus deſſen obern Theile eine Sproffe bervorgefommen, mweil aus dem unten, wegen Mangel einer äuffern Nahrung, Feine Wur- zen hätten heraus wachfen Fönnen ? $'36. Ich hätte gerne gefehen , die Sache lieſſe fich alfo erflären: Daß eben dasjenige unter der Erde zufammen gepadt, in Öeftalt der Wurzel, hervor fomme, was in der Luft ausgebreitet, in Geftale der Sproffen und ‘Blätter wachſe. Diefes wäre der Er⸗ klaͤrung der umgekehrt gepflanzten Bäume $ 8 nahe gefommen, und die Erfcheinung im ı2 $ hätte fich gut Daraus verftehen laffen. Es gieng aber nicht an; weil wir $ 34 gefehen haben, daß die Wurzeln von auffen ernährt werden. $ 37. Wir wollen es alfo vor der Hand bey die« fer Meynung laffen: daß allenthalben etwas anzu— treffen fey, Das fich zur Erzeugung ſowohl der Wur- zeln, als der Sproffen, ſchicke; das eine aber erfor« dere zu feiner Auswickelung eine innere, und Das ans dere eine auffere Nahrung. $ 38. Den Neugierigen zu gefallen will ich nod) diefes Hinzufegen: An unfern Wurzeln kommt eben in folder Umftand vor," als bey dem Magneten. Wenn man den Magneten quer durch die Achfe fei- er Pole zerſchneidet; fo Defommen die Flächen, Die J2 zuvor 132 Dom den Eichorien. zuvor einander Derührten, entgegengeſetzte Kräfte ; Die eine eine füdlihe, und die andere eine nordliche Kraft. Eben fo gefchieher es bey unfern Wurzeln. Wenn man fie quer zerfchneider: fo befommen die an einander geftandenen Flächen das umgefehrte Schickſal; die eine treibet Wurzeln, und die andere Sproffen und Blätter. Diefes kann man, wenn man will, für. ein Wunder halten. Wem es aber anders beliebet, der ftelle fich vor, die Richtung des innern Saftes und der Bau der Röhren feyen alfo befchaffen, daß jener nur nad) einer Richtung nahre; fo daß dasjenige, mas von innen die Nahrung be= kommt, nach eben derfelben Gegend wachen müffe. X — * I) SO @ &% N SH = SQ W GH) x F —* x 0 el) I? BIT. ® Sr‘ - € — — * II 133 — * * * * ** * ren II. Von dem Wachsthum der Thiere und Pflanzen, und der Urſache, warum derſelbe zu einer gewiſſen Zeit aufhoͤret. Aus dem Franzoͤſiſchen des Hn. Bazin. und folget denſelbigen aus keiner andern Urſa— che, als wegen der Folgen der mechaniſchen Einrichnung welche der Urheber aller Dinge ange⸗ ordnet hat. Was wir einem ungefähren Zufall bey: meflen, entfteher eben fo wenig aus demfelben, als dasjenige, was wir fehen, Daß es fich alle Tage or⸗ dentlich zutraͤget; es ſcheinet nur uns aus einem un— gefähren Zufall herzukommen, weil deſſen Veraͤnde— rung ſo weit her geſchiehet, und ſo weit hingehet, oder weil die Vereinigung der Dinge, die es hervorbrin> gen, fo wunderbar ift, daß unfere Ausrechnung nicht bis zu einem Erweis hinreichen kann. Wenn man von dem Anfang der Wele her nicht mehr, als zweene Cometen geſehen hätte, fo würde man noch) in der veſten Einbildung ftehen, daß fie aus einer Zerruͤt⸗ £ung herfommen , welche in dem Gebäude des Him⸗ mels entftanden; nun aber, da fie oft genug wieder — erſcheinen, I. in der Natur folget beftändigen Geſetzen, 134 Don dem Wachsthum erſcheinen, hat ſich unfer Verftand mir ihnen, fo zu Tagen, befannt gemacht, man fänget an zu glauben, daß fie zu der Drönung der Matur gehören, man be> muͤhet fich fogar, ihren Umlauf auszurechnen. Die erften Sonmnenfinfterniffe haben freylich denjenigen einen Schreden einjagen müffen,, welche fie zuerft gefehen haben. Noch finden fich ganze Völker, wel- che die Furcht vor denfelben noch nicht ablegen koͤn— nen, und erblaffen, wenn fie fich zutragen, da binge- gen wir erblaffen würden, wenn fie nicht zu der Zeit und Stunde erfchienen, in welcher wir fie erwarten. Wir haben Feine rechtmaͤßige Urſache gehabt, der Indianer in der neuen Welt zu fpotten, da fie das erfte Schiff, fo fie gefehen, für einen fliegenden Fiſch gehalten haben. War dieſes nicht ein Urtheil, wel⸗ ches man von einem Indianer erwarten mußte, und iſt dasjenige um ein Haar beſſer, welches viele Satz Hunderte hindurch in unfern Schulen erſchollen ift, Da man gefagt hat, eine lebendige mir Hülfsgliedern verfebene, in feiner Form ſtets beftändige, zu aller Zeit und in allen Theilen der Welt immer einerley bfeibende Sache koͤnne bie Wirkung der Faulung und des ungefaͤhren Zufalls ſeyn? Dieſes iſt ein unwiderſprechlicher, der —— und dem Begriff, den wir von der Weisheit des Schöpfers haben, ganz gemäßer Grundfaß, Daß al: les, was ſich zutraͤget, alles, was hervorgebracht wird, alles, was ſich beweget, eine Folge des kettengleichen Zufammendangs der Urſachen ſey. Die Bemühung eines Weltweiſen muß dieſe ſeyn, daß er dieſer Kette folge, und, fo viel ihm möglich) Mi bis a ‚der erften Urfache hinauf feige, | | uUnend⸗ der Thiere und Pflanzen, 135 Unendlich viele Dinge, welche man. bisher als eine Wirkung des ungefähren Zufalls angefehen hat- te, find nun von den erieuchteten Weltweiſen als eine Solge nothwendiger, und von einander. abhangender Naturkraͤfte erfennet worden. Man fiehet die Din: ge niche mehr mit gleichgültigen Augen an, welche die Aufmerkſamkeit noch nicht auf fi) gezogen hat= ten, weil fie zu gemein waren, Wenn man fiehek, daß ein Baum auf dem abſchuͤßigen Theil eines Ber— ges feine Hefte in einer dem Erdreich parallelen Rich» fung ausbreitet; Daß Die Keime der Saatförner, auf melche Seite derfelben man fie in die Erde werfen mag, ihre Wurzeln in die Tiefe, und ihre Stengel in die Höhe treiben; fo bemerfet man in diefen Sa— chen ein Gefege, nach welchen fie fich richten müffen. Die Veränderungen der Luft, der Nordfchein wer: den nun niche mehr für Wirkungen des ungefähren Zufalls gehaltens man ift verſichert, daß fie Folgen beftändiger Gefege find, welche fich nicht ändern, als weil fie felbft andern Gefegen unterworfen ftehen, „Die Natur iſt felbft in ihren Veränderungen be— „ſtaͤndig, und folget unveränderlihen Regeln,“ ſagt Baglivi. Diefe und viele andere Erfcheinungen, welche die Alten nicht geachter, und vielleicht nicht wahrgenommen haben, find von den Neuern fehr guf erfläret worden, Es giebt noch eine, gleichfalls gemeine, Erfcheinung, deren Erklärung ich nirgends gefunden habe; und dieſes hat mid) beweget, daß ich die Unternehmung gewaget habe, eine davon zu geben. Solde Er- fcheinung beftehet darinn, daß alle Körper, ſo⸗ wohl der Thiere, als der Pflanzen, bis zu einer S 4 gewiſſen 136 Don dem Wachsthum gewiffen Größe wachfen, nach deren Erlan⸗ gung fie ftilfe fteben, obſchon das Tbier, oder die Dflanze, zu leben, und fich auf die bisher vige Weiſe zu nsbren, fortfaͤhret. Wenn der Menſch forträchfe, fo lange er lebet, hätte man jich weniger darüber zu verwundern, als da man fiehet, daß diefes Bermögen zu wachen mit einem gewiſſen Alter auf einmal aufbörer, ohne daß man einige Lirfache deffen gewahr wird, ohne daß in ung einige Veränderung vorgehet, welche die Na— fur zu beſtimmen fcheinet, fi) auf einen gemiffen Punct einzufchränfen. Go lang unfere erfte Lebens⸗ zeit währe, wird ein Theil der Speife und des Tran tes, die wir genieffen, zu unferer Nahrung, und ein anderer zu unferm Wachsthum angewendet ; Dicfes mähret 18 odey 20 Jahre lang, nad) welchen dasje⸗ nige, fo zu unferm Wachsthum dienete, fich abwen- det, und andere Wege nimmt. Unſer Wille hat feinen Theil hieran, diefe Begebenheit gehet in uns vor, ohne daß wir Wiflenfchaft davon haben. Wel- che ift denn diejenige Macht, die der Zeit vorfteher, fo geſetzet ift, diefe Aenderung zu wirken? Wenn es wahr ift, wie man nicht zweifeln kann, daß diefe Wirfung von einer Urfache hervorgebracht wird, die in uns ift, und die wie von unferm Ur- fprung an befigen; fo muß man big zu der Zeit unſe⸗ ver Bildung zurück gehen, dieſe Urſache zu finden. Die Frucht im Murterleibe ift von dem erften Au⸗ genblick der Empfaͤngniß an ein völlig gebildeter Kör- per, welchem nichts fehle, als die Ausdehnung. Die Frucht, ein Kind von einem Tag, ein Menſch von 40 Jahren, haben einerley Anzahl der —— nter⸗ der Thiere und Pflanzen. 137 Unterſchied derfelben befteher nur in der Ausbreitung. Die Urfache, welche diefe Ausbreitung hervorbringer, muß uns zu derjenigen führen, welche diefelbe zu ei- ner gewiflen Zeit hemmet. | Der menſchliche Körper ift aus veften und aus weichen Theilen zufammen geftßet; dieſe Theile find die Knochen, das Fleifch, Die Mauslein, die Nerven, die Zäfern, mit einem Worte, alles dasjenige, was zu der Zufammenfegung der thierifchen Mafchiene koͤmmt, ais nothwendige Stüce zu deren Bau: denn das Blut und die übrigen Slüßigfeiten begreife ich hier nicht Darunter, welche evft nachgehends zu dem Unterhalt und Wachsthum derfelben in folche fommen, Obſchon diefe Theile fich in dem Keime oder Ey nur in einem fehr Eleinen Umfange befinden: fo find ſie nichts defto weniger der ganze und vollfommene Menſch; ; gleichwie ein trockener und platter@chwamm, welcher fo weit zufammen gedruckt ift, daß er nicht mehr als einen Zoll im Durchmeffer einnimmt, nicht weniger eben derjenige Schwamm ift, als wenn er fo mweit ausgebreitet und durch das Waſſer aufge— blaͤhet wird, daß er den Raum eines Eubiffußes ein: nimmt. Alle diefe Theile, melche die Frucht ausmachen, waren nicht allein in dem Augenblick ihrer Bildung vorhanden, fondern fie befanden ſich auch mit ihren wefentlichen Eigenfchaften verfehen, welche nicht erft nachgehends erlanget werden koͤnnen, und welche der ungefähre Zufall nicht geben kann, ich will fagen, mit regelmäßigen und den Verrichtungen gemaͤßen Figuren, zu welchen fie beſtimmet find, mit einer ge- wiffen Anzahl Luftloͤchergen en Zellulen, welche ef sch 138 VWon dem Wachsthum zahl eben diejenige iſt, die ſie noch haben werben, wenn ſie ihre Vollkommenheit, das iſt, Veſtigkeit und Ausdehnung, erianget haben. Weil aber alle diefe Zelfulen fedig, und noch nicht mit den falzichten und irdifchen Theilen angefuͤllet find, die dereinften durch das Blut und die andern Flüßigfeiten, fo in felbigen umlaufen werden, bin: eingebracht werden follen, fo ift das animalifche Ge- bäude ſchlapp und eingedrüder; die leeren Luftloͤcher und Zellulen fiheinen wegen diefer Eindruͤckung gar vergangen zu feyn, und find in gleichem Zuftand mie Den von Luft entledigten Blaſen, welche einen unend- lich kleinern Platz einnehmen, als wenn fie angefüllee find. Mach dem Dlaafle, als die Frucht Nahrung em⸗ pfaͤnget, bringet das Blut, welches beſtaͤndig Nah— rungsſaͤfte mit ſich fuͤhret, dieſe auf ſeinem Weg in alle Orte hinein, welche von der Natur beſtimmet ſind, ſelbige anzunehmen; Die Zellulen fuͤllen ſich damit an, blaͤhen ſich auf, dehnen ſich folglich aus, fie verſtaͤr— ken ſich zu gleicher Zeit, und erlangen eine Feſtigkeit. Auf dieſe Weiſe verlaͤngert ſich das ganze Thier, wie ſich ein Schwamm verlaͤngert, der ſich voll Waſſer geſchlucket hat. Man muß hinzuſetzen, um die Vergleichung vollſtaͤndig zu machen, daß, wenn die— ſer Schwamm ſich mit einem Waſſer anfuͤllete, wel— ches viel Sand bey ſich fuͤhrete, dergleichen das Waſſer iſt, welches Holz oder andere weiche und ſchwammichte Materien verſteinert: ſo wuͤrde dieſer Schwamm zu gleicher Zeit, als er ſich an ſeinem Umfang vergroͤſ⸗ ſſerte, auch feſte werden. ben dieſes gehet auch in uns vor, Gleichwie die Luftloͤcher und — | K ur | der Thiere und Pflangen. 139 durch einen ungefaͤhren Zufall in die mit Huͤlfsglie— dern verſehene Theile der Thiere geſetzet ſind; alſo iſt auch ihre Anzahl beſtimmet, wie wir ſchon geſagt haben; die Haͤutchen, welche dieſe $uftlöcher ausma-= den, koͤnnen nicht mehr, als eine gewifje Ausdeh- 1g erfragen; demnach muß der Wachsthum auf: horen, wenn fie fo weit angefüller, ausgefpanner und verlängert find, als fie es haben leiden fonnen, Dies fes verurfachee nach aller Wahrſcheinlichkeit das Ende des Wachsthums des Menfchen, in Anfehung deſſen die Natur die Verordnung gemacht hat, daß ı8 bis 20 Jahre dazu angewendet werden follen, und zu der andern Thiere weniger oder mehr, nad) dem Verhaͤlt— niß der Währung ihres Lebens. Alsdenn koͤnnen die feften Materien, welche die Nahrung herbey führer, fich nirgends mehr anfegen : alle Zellulen, alle leer gervefene Stellen find angefuͤl⸗ let: die Bemuͤhung der Nahrungsfäfte, ſich in die— ſelbige einzuziehen, wird durch den Widerſtand frucht— los gemacht, welchen die fteifen Zäfern thun, die be— veits fo ftarf ausgedehnet worden, als fie es dulden fonnen. Der Muse diefer Nahrungsfäfte beftehee num allein darinn, daß fie die Theilgen wieder erfegen, welche fid) durch die Husdünftung zerftreuen. Doc erfolget hierauf noch eine Zeit in dem $eben, in wel⸗ cher Der Umfang des Leibes eine neue Vergrößerung erlanget: dieſes ereignet fich gegen das gofte Jahr, da man anfänget in die Dicke zu wachfen. Wenn die Zalern, welche dem Andringen der Nahrungs: fäfte widerftehen, durch die beitändig während einer geroiffen Anzahl Jahre wiederholte Anfchläge etwas von ihrer Steiffe verlohren haben, geben fie — nach, 140° Ban dem Wahsthum nach, und die Säfte häufen fich in viel größerer Menge, als zu der Unterhaltung des Lebens und der Gefundheit noͤthig wäre: alle weiche Theile laffen ſich davon aufblähen, vor allen die Schmeerhäute, und insdefondere diejenige, fo die Eingemweide bedecken, daher denn der Bauch vorwärts heraus — wird. Allein dieſer Wachsthum gehet nur allein in die Dicke, indem die Knochen alsdann allzuviel Fe— ftigfeie Haben, als daß fie einen Wachsthum in die Höhe verktatten follten. | Saft eben dieſes geher inden Pflanzen vor. Die- jenige, welche einigen Begriff von der Aehnlichkeit haben, in der Die Pflanzen und die Thiere mit einan- der ftehen, koͤnnen leicht eine Bergleichung unter bey: den in dieſem Stüce anftellen. Die Häuschen, wel- che die Theile der Hülfsglieder der Pflanzen ausma— chen, waren in dem Keim weich, fhlapp und von einem fer Fleinen Umfang. ar Der Saft, welcher fih zwifchen diefe Hautchen einziehet, leget feine Salze und irdifche Theile an die— felbige an, die er mit fich in die Höhe fuͤhret. Dieſe Theile, welche feit find, dehnen die Haͤute aus, zie- ben fich in deren $uftlöcher ein, zwingen fie, ſich aus einander zu wicfeln, und durch den beftändigen Zu: fluß neuer Theile werden fie gegen alle Seiten aus- gefpanner, doch vielmehr in die Höhe als in Die Breite, indem diefe Häuschen von der Natur dazu eingerichtet find, wie eine lederne Roͤhre, die man mit Waffer anfüller, ſich weit mehr verlängert, als erweitert, So lange alfo die Häuschen fich ausdeh— nen können, geben fie nad), und der Baum mächfet ſowohl in die Höhe, als in die Dicke; wenn fie R | is der Thiereund Pflanzen. 141 bis zu dem Zeitpunft gelangen, da fie Feiner Ausdeh— nung mehr fähig find, fo höret der Baum auf zu wachfen. Aus dem, was ich fage, erfolge, daß die Koͤr⸗ ner und Keime die Modelle enthalten, welche den ver— ſchiedenen Theilen der Pflanze und der Thiere die Ge— ſtalt und die Verhaͤltniſſe gegen einander geben, daß ihnen nichts fehlet, als eine Entwickelung, welche durch das Einziehen der Fluͤßigkeiten und feſten Theile ge— ſchiehet, die ſie aufblaͤhen, und ſie mehr oder weniger anfuͤllen, nachdem ihr entweder ſchlappes oder enges Gewebe vermoͤgend iſt, fie aufzunehmen: Daher es auch koͤmmt, daß man einige derfelben feiter befin- det, als andere, und daß ihre unterfchiedene mie Hülfsgliedern verfehene Theile auch unterfchiedene Stufen der Weiche und Feſtigkeit haben, Sch habe den Urfprung des Wachsthums der Thiere nicht weiter hergeleitet, als von dem Augen= blicke ihrer Empfängniß an; ich habe vorausgefeßt, daß die Thiere und Pflanzen in ihren Keimen ſchon ihre Geftalt haben, was die wefentliche Theile betrifft, als welche nachgehends nicht erft erlanget ‚ fondern nur erweitert werden. Indeſſen find diefe urfprüng- liche Theile, welche eine jede neuempfangene Frucht im Mutterleide ausmachen, von dem Urfprung der Melt an vorhanden gewefen, und hatten auch fihon felbiten einen Wachsthum erlanget: demnach hatte ic) viel weiter zurückgehen koͤnnen; doch diefes war damals nicht noͤthig. Nunmehr will ich wieder Da= bin fommen. Es fällee den meiften Menfchen ſchwer, das Lehr- gebäude von den mit dem Urfprung der Welt u enen 142 Won dem Wachsthum fenen Keimen zu faſſen. In der That iſt es auch ganz nicht leicht zu begreifen, daß alle kuͤnftige Men- ſchen in der erften erfchaffenen Frau einer in dem an dern eingefafjet geweſen feyn follen. Allein ich glau- be, daß alle Schwierigfeit Daher enefteher, weil wir noch nicht fo weit gekommen find, daß wir uns einen richtigen Begriff von der Materie machen, Diefes Wort verführet uns: da wir gewohnet find, ung durch Daffelbige einen fühlbaren Vorwurf vorzuftel- Ien: fo lehnen wir uns gegen alles dasjenige auf, was eine Verwandlung des Fühlbaren in das Unfühlbare vorausſetzet. Die Erfahrung bat uns gezwungen, eine fubtile Materie, eine magnetifche Materie einzu- geftehen; aber fie bat uns noch nicht eriviefen, Daß dasjenige, fo fich fühlen laͤſſet, ſich fo lange zertheilen laſſe, bis es fich auch) felbft dem Gefichte entziehet. Man giebt der Vernunft faft Fein Gehör, wenn fie . allein gehet, und nicht von etwas begleitet wird, wel- ches. uns den Vorwurf unfers Glaubens abbilder. Allein Leute, welche gewohnet find, ihre Vernunft zu üben, und fich von derfelben führen zu laffen, gehen noc) weiter, wenn fchon der Borwurf ihrer Einbils Dung entgangen ift, Die Vernunft beweifer, daß eine unendlihe Menge Zirkel zwiſchen einem Zirkel und einer Tangente durchgehen Fünnen , und man glaubet ihr, ob man ſchon nicht begreifet, wie foiche gefchehen koͤnne. Man zweifelt nicht, daß eine ge- rade Sinie und eine Erumme Linie (die Hyperbole und ihre Aſymptote) ſich einander immer nahen Fönnen, ohne fich jemalen zu berühren. Wer Fann fi) einen, Begriff von der entfeglichen Geſchwindigkeit machen, ie welcher die Erde in ihrer jährlichen Umdrebung in der Thiere und Pflanzen. 143 iner Viertelſtunde 3400 Meilen durchlaufet? Doch bet man es der Vernunft und der Ausrechnung. Durch ein kluges in die Vernunft geſetztes Vertrauen hat die Erdmeßkunſt in dieſen letzten Zeiten die erſtaun⸗ liche Aufnahme erhalten, zu welcher fie gelanget iſt: durch Diefes Mittel ift fie Durch Das Unendfiche gedrun⸗ gen, daß ſie auch ſogar ſich unterſtanden hat, es in Vier⸗ ecke und Wuͤrfel einzutheilen. Weil die Eiſchafung aller Keime in dem erſten Erſchaffenen der Grund mei— ner Muthmaßungen von dem Wachsthum der Thiere ausmachet, ſo will ich einen Verſuch anſtellen, dieſe Ma⸗ terie zu erlaͤutern. Ehe ich dieſes unternehme, muß ich einer Schwierig⸗ keit zuvorkommen, die man mir machen koͤnnte. Ich habe niit einigen Weltweiſen vorausgeſetzt, daß die Bil- dung des Menfchen völligdem Weibe zuzufchreiben ſey. Ich weiß gar wohl, daß eine große Anzahl fehr geſchick— ter Männer der entgegengefegten Meynung zugethan ſind; einige andere haben ſich bemuͤhet, Die widrigen Saͤtze zu vergleichen. Da aber wegen diefer beruͤhm— ten Frage noch nichts entſchieden iſt, und es in Anſehung deſſen, mas ich zu beſtaͤtigen Willens bin, gleichviel gel— ten ann, welche von diefen benden Meynungen die wah⸗ ve feyn mag, indem meine Beweife auf eine jede, die man von denfelben wählen will, gleichmäßig angewen⸗ det werden kann; fo habe ich mich fir diejenige erflärer, zu welcher ich die meifte Neigung frage, — ich fon nicht verlange, felbige zu vertheidigen. Zwo Wahrheiten werde ich zu dem — meiner Beweiſe legen, die aͤußerſte Loͤcherigkeit (p orofite) der Körper, und die Theilbarkeit der Materie * ins Un⸗ endliche hinsi | | h ae 144 Von dem Wachsthun Wenn jemand fid) die Mühe geben will, zu be« denken, zu welchem Grad der Kleinigkeit ein Stuͤck Materie von fehr großem Umfang gebracht werden fann: fo wird er Das Lehrgebaͤude von ben in ein- ander erfihaffenen Keimen nicht mehr fo ungereimt finden. Der berühmte KTevoron, ber. felbiges wohl begriffe, hat den Sag angenommen: Daß vielleicht nicht ein Cubikzoll Materie in der ganzen Welt vor: handen ſey. Wenn man ermäger, wie loͤchericht Die Materie it, wie leicht das Licht und die fubtile Ma- terie felbige durchdringen; mit welcher erftaunlichen Menge Löcher Das Ölas durchdrungen feyn muß, weil es fcheinet, Daß es dem Durchgang des Lichts gar feine Hinderniß machet, und weil es bey aller feiner Härte und Feftigfeie dennoch faft unfichtbar iſt; wie fein die Theilchen feyn müffen, welche die Materie des Lichts ausmachen, da fie fo gar ungehindert durch einen feften Körper dringen; Daß die magnetifche Materie eben fo leicht, als die Luft, durch Die dichte— ften Körper gebet, daß fie an die Körper ftößer, fie unterftüßet, fie aufheber, wenn fie auch) von fehr be- trächtlichem Gewichte find, ohne daß man fie gleid)» wohl mit den Sinnen gemahr werden Fann: indeffen find die magnetifche Materie, die fubtile Materie, das Licht, gleichwohl wirklich Materien, und zwar Materien, die gewaltfame Wirfungen chun koͤnnen. Wenn man, fage ich, dieſe Dinge erwaͤget, welche Durch Die Vernunft und Erfahrung beftätiget werden: fo fann man ſich leicht vorftellen, wiedünne und Fleine lich die elementarifchen Theile der Materie feyn müfs fen, und folglich, wie wenig DAHER! in den Be pe fey. | Die der Thiere und Pflanzen. 145 Die Theilbarkeit der Materie bis in das Unend— liche, ift eine in der gefunden Weltweisheit heutiges Tages angenommene, und der Vernunft fo gemäße Wahrheit, daß man fie für einen ungezweifelten Lehr— fag gelten laffen koͤnnte. Gleichwohl giebt es noch $eute, deren Einbildung Schwierigkeit macher, fich dieſer Wahrheit zu unterwerfen, weil wir uns feinen Begriff von den Werkzeugen machen fönnen, welche geſchickt ſeyn follten, Die Materie fo fange zu theilen, bis fie unfühlbar gemacht würde, Wir wollen einen Berfuch anftellen, wenn man diefe beyden Grundfäse, die Theilbarkeit der Materie bis in das Unendlihe, und die übermäßige Löcherig- feie der Materie zufammen nimmt, ob man alsdenn nicht einen durch den andern beweifen koͤnnte. Die Theilbarfeit der Materie bis in das Unend- liche Fann man nicht begreifen; doch kann man die mögliche größte Bielfältigfeie der Söcher in der Ma— terie begreifen. Man kann ſich leicht vorftellen, daß ein Körper fo häufig mit Löchern durchgefäet fey, dag die feſten Theile, welche übrig bleiben, diefe unzählige Menge Löcher auszumachen, an Feinigkeit der $uft gleich) feyn werden; wenn man fo weit koͤmmt, kann man nod) weiter gehen, und fagen, daß fie den Theis len der fubtilen Materie oder des Lichts gleich feyn werden. Die Theilbarfeit der Materie mache diefen angenommenen Sag fehr möglich. So lange die Materie Materie bleibet, begreifet man, daß fie gefheilet werden fann. Der Umfang der Materie mag fo groß feyn, als er immer will, zum Erempel, wie eines Berges; je mehr Löcher wir. berfelben zufchreiben, je mehr werden wir ihren feften 1Band. K Theilen 146 Bon dem Wachsthum | heilen vermindern: wir Fonnen ihr in Gedanfen eine fo erftaunliche Menge verfelben zufchreiben, und folglich den feften Theil, welcher übrig bleiben wird, ihre Söcher auszumachen, zu einer folchen unmäßigen Seinigfeit bringen, daß dieſer ganze fefte Theil, wenn man ihn in einem dichten Körper vereiniget, kaum dem Umfang eines Nadelknopfs gleich kommen wird. (Diefe angenommene Meynung ift vielleicht nicht von der Wahrheit entferne.) Es ift niemand, der fi) diefes nicht follte vorftellen, und es begreifen koͤnnen. Hat man durch die Gedanken diefe unendliche Menge Loͤcher leicht begreifen fonnen, fo fann man aud) dur) eben diefes Mittel eine Verminderung derfelbigen alt= ftellen. Nun wollen wir fegen, daß alle diefe Söcher bis auf das legte weggenommen feyen, fo werden doch von dieſem legtern noch die Seiten, von welchen es umfaſſet war, noch bleiben, welche nod) eine theil- bare Materie,feyn werden, Wenn unfere Augen, Hände und Werkzeuge allzugrob find, diefe Stuͤck— lein zu tbeilen; fo ift unfer Berftand allein vermögend, uns begreifen zu lehren, daß diefes Feine Urſache der Unmöglichkeit fey. Die $uft ift ganz ficher eine Ma- terie, wir koͤnnen nicht daran zweifeln, daß ihre Thei- le theilbar feyn, weil Das Licht felbige durchdringet; doch werden wir niemalen folche Werkzeuge befom- men, die vermögend find, Das zu thun, was das Licht thut. Hier koͤmmt uns feine Erfahrung zu Hülfe, das Auge und die Hand verfagen uns ihre Dienfte, Nur die Bernunft allein bleibet uns hierinn zur Fuͤh— verinn übrig; fie lehret uns, Daß alles Gränzen bat, was erfchaffen worden, Die Materie ift mit Loͤchern erſchaffen ; alfe muß eine geroiffe Anzahl ii eyn der Thiere und Pflanzen. 147 feyn; die Menge derfelben, wie groß fie feyn mag, ift beſtimmet, fie endiger fih: die Theilbarfeit hin— gegen ift Feine erfchaffene Eigenfchaft; daher Fann unfer Verftand niemalen Gränzen in derfelben be« greifen, und unfere Vernunft ſagt uns, daß wir ders felben Eeine fegen follen. Daher haben die Weltwei— fen gefagt, daß die Theilbarfeit der Materie felbige immer näher zu dem, mas nichts iſt, hinführe, nie— mals aber diefes nichts erreichen koͤnne. Wir haben ein in die Sinnen fallendes und faſt fühlbares Beyſpiel einer andern Art des Unendlichen, welches uns gerade auf die Unendlichfeie der Theilz barfeit der Materie führe. Wenn man bey der Zahl ı anfängek, und zu 2, 3, 4, und fo weiter forks gehet, kann man die Zahlen immerfort ohne Ende häufen, Wenn ein Menfih ein feben von hundert Fahren anmendere , diefes immer fortzufegen , ja wenn man viele taufend Jahrhunderte hindurch ohne Aufbören ftets eine Zahl zu der andern fügte, fo bes greifet, man doch leicht, daß die legte, bey welcher man aufbörte, nicht die legte fey , und dag man noch immer mehrere zu den vorigen fegen fünne, es würde bald an Werkzeugen fehlen, folches zu thun, aber an neuen Zahlen würde niemal ein Mangel ents ftehben. Wenn man anitatt des Beyfegens das Ab« ziehen vornehme, und die Zahl ı in 2, 2 in 4, 4 in 8, u. ſ. w. theilet, fo findet man in dem Niederſtei— gen eben diejenige Arbeit, welche man bey dem Auf: ſteigen getban bat. Was ift aber diefes Abziehen, (welches Feine Gränzen bat, anders, als eine Theilung in das Unendliche, | 8 2 | Die 148 Bon dem Wachsthum Die durch die Theilbarkeit der Materie bis in das Unendliche unterftügte unmäßige Loͤcherigkeit der Körper giebt mir Anleitung, mit gutem Örunde zu fagen, daß die elementarifchen Anfänge, aus welchen wir gebildet find, die in einander eingefaßte Modele in dem Keim oder Ey vielleicht eben fo dünne feyn, als das Licht oder die magnetifche Materie. Weil es fcheinen mögte, daß Diefer Sag in einer _ übermäßigen Vergrößerung beſtehe, fo will ich den- felben durch eine wirkliche und befannte Probe unter- ftügen, deren Wahrheit ein jeder mit feinen eigenen Augen erfehen Fann. Man hat dabey nichts nörhig, als daß man ſich mit einem guten Bergrößerungs- glafe verfehe. Mir Hülfe Diefes Werkzeuges hat der Herr von Malezieux lebendige, in den Fluͤßigkei—⸗ ten ſchwimmende Thiere gefehen, welche 27 Millionen mal Eleiner find, als eine Kafemülbe. Diefe Maß iſt nicht willführlich angenommen; fie ift von dieſem gefchicften Erdmeffer ausgerechnet worden, auf wel: chen man fich deßfalls verlaffen kann. Kin jedes diefer Thiere, welches nur den 27000000ften Theil einer Käfemülbe ausmacher , bat alle wefentliche Theile an fih, aus welchen ein lebendiges Thier be- ftehet, es hat einen Kopf, eine Bruſt, Eingemeide, die Hülfsglieder der Nahrung und der Zeugung, Adern, Maäuslein, Nerven, Blut, ein Herz, und vielleicht auch Augen. Wir wollen das Herz abgefondert bes frachten, und fegen, daß es unnatürlic groß fey, in— dem wir demfelben einen Umfang beylegen, welcher dem zehenten Theil des ganzen Thieres gleich ift, (Es ift ung Feines Thieres Herz befannt, welches eine folche feltfame und große Berhältniß haben en 1 a) der Thiereumd Pflanzen. 140 - Da diefes Herz nur den zehenten Theil des Thieres ausmachet, ſo ift es 270 Millionen mal kleiner, als eine Räfennülbe. Es ift zwar wahr, daß man das Herz in dieſen Ungeziefern nicht fehen kann; allein man fiehet in denfelben den Umlauf des Bluts, und man Fann nicht zweifeln, daß fie nicht einen zu dem geben fo weſentlich nochwendigen Theil haben follten, wie er auch geftaltee feyn mag. Hier fiehee man alfo einen materialifchen Theil, der uns befannt, der belebt ift, der feine Höhlen hat, der das Blut aufs nimmt und wieder zurück fchicfet, und 270 Millionen mal Fleiner ift, als eine Käafemülbe. in Theil, der zu ſolchen Berrichtungen gefchickt ift, muß noth- wendig aus vielen Theilen zufammengefeget feyn, er muß Zäfern haben, die in die Dueere, in die Kun dung und in Die fänge hinlaufen. Da wir gezwun⸗ gen find, wenn wir auch nicht wollten, das Dafeyn diefes Herzens zuzugeben, fo find wir "aud) gezwun⸗ gen, zu glauben, daß es in mehr als 100 Theile ge⸗ theilet werden koͤnnte; von dieſen wollen wir nur ze⸗ hen annehmen, ſo wuͤrde folglich ein jeder dieſer zehn Theile 2700 Millionen mal kleiner feyn, als eine Käfemülbe, und doch noch eine belebte Materie blei- ben. Diefe Rechnung fönnte, wie man fieher, viel höher getrieben werden; aber diefes ift genug für denjenigen, welcher nicht den Sinn darauf gefeget hat, einem augenfiheinlichen Beweis feinen Beyfall zu verfagen. Alle diefe Abtheilungen, welche noth= wendig zu Unterabtheilungen führen, bringen diefe Theile immer mehr und mehr zu der Gleichheit in der Kleinigkeit mit den Theilen der Luft, und viel⸗ leicht endlich zu einer Ueberlegenheit, Allein wer Rz kann soo Don dem Wachsthum kann uns fagen, daß dieſe Thiere die Eleinfken feyn, Die in der Natur gefunden werden ?_ Ein jeder mag fih hüten, diefes zu behaupten, ‚welcher nicht der hoͤchſten Racht Schranken ſetzen will. Wenn man nichts begreifen Fann, fage Cicero, *) als was unter die Sinnen fälle, fo wird man ſich feinen Begriff weder von Gott, noch von der Seele machen fünnen, So ift es demnach) fein mit Gewalt angenom- mener Saß, wenn man fagf, daß Die erſte Materie, aus welcher wir gemacht find, der urfprüngliche Mo— del, der uns die Öeftalt giebt, fubtiler fey, als die Luft. Die Vernunft ift uns gegeben, den Mangel zu erfeßen, der aus der Grobheit unferer Sinnen entftehet,; wenn wir fie hören, werden wir uns leicht überzeugen koͤnnen, daß fehr viel von diefem elemen- tariſchen Urſtof in einem Eleinen Platz enthalten ſeyn kann, und daß alſo der Schoͤpfer in einem einzigen Leib ein Magazin dieſer ſubtilen Materie hat verſamm⸗ len koͤnnen, welches nachgehends durch feine Ausbrei- tung allen Weſen, die daraus gebohren werden foll- ten, zu einem Model dienen füllte, Diefe von An: fang der Welt her erfchaffene Materie ift dasjenige, was ich den Reim nenne Es iſt aber der Ver— nunft, und dem Begriff, welchen wir von der Weis: heit des großen Werfmeifters haben, der ung ge- macht hat, gemäß, daß wir glauben, er habe die Welt fo erfchaffen, wie fie ſeyn ſollte, nicht allein im Anſe⸗ Hung des gegenwaͤrtigen Augenblids, fondern auch an Anfehung der ganzen Zeit ihrer Währung , und daß, als er die erften 3 Geſchoͤpfe gemachet, er ihnen eine gewiſſe Anzahl Keime gegeben habe, welche Quæeſt. Tuſcul, | | der Thiere und Pflanzen. 151 welche zulänglich war, Die Anzahl der Jahrhunderte hindurch zu währen, welche er zu der Dauer diefer Welt beftimmet hat ‚ und daß das Geſchlecht der Thiere und der Pflanzen mie ben legten Keimen auf: hören merde, | Dasjenige, was ich zu Behauptung der erfhaf: fenen Keime gefagt habe, zu beftätigen, will id) noch einen rund binzufegen, der mir von einigem Ges wichte zu feyn fcheinet. Wir wiften, daß die Mütter die Keime der Thiee ve in ihrem Schoß fragen, die von ihnen füllen ge- bohren werden, und daß die Männlein Feine andere Berrichtung dabey haben, als daß fie dieſen Keimen oder Eyern die Fruchtbarkeit geben. Es koͤmmt jeso nur darauf an, daß man die Keime in den Lei— bern der Mieter betrachte. Wenn ein Keim eben jego die Empfängniß erhalten hat, fo ift er ein ent: wicdelter Keim, welcher wachfen und mit der Zeit vermögend werden wird, andere Keime zu der Ge: burt zu bringen. Ich fege zum Grunde, daß diefer Keim, der nun die Empfängniß erhalten, ein Weib: lein ſey. Hatte es, da es noch felbjt ein Keim mar, die Keime in fich, weiche von ihm follten gebehren werden, oder hatte es diefelbige nicht in fih ? Wenn es diefe Keime hatte, fo will ich eben daffelbige von dem Keime fagen, von welchem es gefommen ift, und von allen denjenigen, welche in gerader Linie vor ihm hergegangen find. Denn wenn man eine Muts ter jegen wollte, welche einen Keim in ſich träger, der einen andern in fich enthält, und dieſer andere wieder einen andern; wenn man "aber hier auf hören, und Die Anzahl derfelben z. E. auf eine Million eins 84 ſchraͤnken 152 Von dem Wachsthum ſchraͤnken wollte, ſolches waͤre nichts anders, als der Macht des Schöpfers Graͤnzen ſetzen. Man muß entweder Das erfte leugnen, oder eine fo fange Folge auf einander zugeftehen, welche der Dauer der Welt an Währung gleicher. Wenn dieſe Mutter, da fie hoch felbft nur ein Ey oder ein Keim war, die Fünftige Keime nicht in ſich gehabt hat, fo müffen fie nothwendig nach ihrer Empfängniß in fie gekommen feyn, Welche Mate= vie hat fie denn gebildet? In Wahrheit, diefe muß entweder zuvor in ihr —— gewwefen ſeyn, oder es ift eine neue Materie, welche ihr durch Die Nah⸗ rung verſchaffet worden. Wenn die Materie vorher in ihr vorhanden geweſen iſt, ſo verfallen wir in ei nen Wortftreie, denn eben eine ſolche Materie ver- ftebe ich durch den Keim. Iſt es eine Materie, Die ihr von auffen durch das Mittel der Nahrung zuge: führet worden, was hat denn Diefer Materie Die Ge— ſtalt gegeben? Man kann nicht fagen, daß der uns gefähre Zufall diefes gethan habe; der ungefähre Zu- fall Fann feinen Menfchen bilden: fie hat demnach - einen Model gefunden, welcher verurſacht hat, daß ſie alle verſchiedene ordentliche Bildungen angenom⸗ men, die geſchickt ſind, einen Kopf, eine Bruſt, Beine, Arme, u. ſ. w. in ihre natürliche Geftalt und Ordnung zu bringen. Allein diefer Model leitet uns wieder zu der Frage, wer diefen Model gebilder Habe, wenn folches nicht von einem andern Model gefches ben, von welchem man nad) und nach immer weiter dis zu dem Erſchaffenen wird binauffteigen müffen? Model und Keime find bier Worte von einerley ‘Be: deutung. — man einen Unterſchied unter den⸗ | felben en nn .. — der Thiere und Pflanzen. 153 felben machen will, wird man nichts dadurch gewin— nen; denn wenn man gezwungen ift, zu fagen, daß die Modele alle in einander erfchaffen worden, fo kann man diefes ebenfalls von den Keimen fagen. Ich will mit einer Folge fchlieffen, welche ganz natürlich aus dem entftehet, was ich gefagt habe, und anfänglidy fonderbar ſcheinen mögte: Sie be- ftehet darinn, daß mir alle mit dem erften erfchaffe- nen Menfchen unfern Wachsthum angefangen haben. Wenn wir fegen, daß die Keime mit der Welt er: fehaffen worden, fo hat der erfte, der fich entwickelt hat, ſich nicht ausdehnen und Wachsthum erlangen koͤnnen, ohne daß diefes Wachsthum fich zu gleicher Zeit allem demjenigen, das in ihm war, mitgetheilee hätte. Eine gleiche Befchaffenheit hatte es mit dem andern Keimen, und alfo bis auf uns mit allen auf einander folgenden, II. 154 Nachrichtvon einem Werke: ee er III. Nachricht von einem italiaͤniſchen Werke: Von der Elektricitaͤt. I nter dem Titel: Dell Eletricifimo &c. d. i. Don der Elektricitaͤt oder den elekrrifchen Rröften der Rörper, wie fie burch Ver⸗ füche entdecket worden, nebft einer ausführlis chen Erklaͤrung des elektrifchen Lichtes, deffen Natur und wunderwuürdigen Eigenſchaften, und zwo Abhandlungen, ſo den Gebrauch dieſer Kraͤfte in der Arzneykunſt betreffen; iſt — — ein Werk zu Venedig 1746, auf ı Alph. 2 B. in 8, herausgekommen, davon gegenwaͤrtig einige Nachricht foll ertheilet werden. Auſſer dem Titelkupfer, fo ein elektriſirtes Frauen- zimmer vorſtellt, aus der ein paar junge Herren das eleftrifche Feuer herausziehen, ift die norhmwendigfte eleftrifche Zubehör. nur auf drey Fleinen eingedruckten Platten vorgeſtellt. Die Einteitung dazu befteht in einer philofophi- ſchen und galanten Erzählung, wie fie der Verfaſſer nennt, Es wird berichtet, daß ein paar Defterreichi- fche Sfficier 1739, bey Annäherung der Zeit der Win- ferquartiere, des Carnevals wegen ſich nach Venedig begeben , wo fie in einer Gefellfchaft auf ‚die Elektri⸗ citaͤt Von der Eleftricität. 155 citaͤt zu reden kommen, und bey dieſer Gelegenheit bringt einer von ihnen ein Italiaͤniſches Manuſcript davon vor, fo er von dem Abte D, erhalten, und zu Benedig vom D. S. aufgefeget worden, und diefes ift es, was das Hauptwerk des Buches ausmacht. Die Erzählung ſelbſt ift gar nicht lebrreich, und viel zu trocken, philofophifch und galant zu heiſ⸗ fen. Es find darinnen verfchiedene hiftorifche Nach— richten enthalten, die aber im Innhalte und Ausdrucke theils vollftändiger, theils richtiger feyn Fünnten. Hr. Ludolf wird Feldmedico del Re genennet, und ein Studiofus, der dem Heren Winkler bey eleftri- ſchen Berfuchen behülflich gewefen, hat, als D. Holl⸗ menn, Kratzenſteinen voran und Hollmannen nad) fich. Das Werf felbit begreift nach der Vorrede des Verfaſſers zweene Theile, deren Innhalt fich nach den beyden Arten der eleftrifchen Wirfungen, des Anzie= hens, und des Lichtes, unterfcheidet. Es wird nicht nöthig feyn, Die Berfuche, fo angeführer werden, zu erzehlen, welche durchgehends befannt find, ob fie wohl jemand, Der noch nicht zulänglide Nachricht von ihnen hat, auch bloß aus diefem Werke vollftän- dig und ordentlich genug lexnen fann, Das Befon: bere, welches fich aus demfelben anführen läßt, kann alfo nur in der Theorie des Berfaflers befiehen. Er bemerfet zuerft im 6 Cap. des erſten Theils, daß die $uft dem Ducchgange der eleftrifhen Materie, nicht nur als ein flüßiger Körper von einiger Dichte, fon- dern auch als ein Körper, der fich durd) die Mitthei— lung nicht eleftrifiren laͤſſet, widerſteht. Daher läßt ſich jeigen, warum ein Iuftleeres Glas durchs . nicht 156 Nachricht von einem W nicht stekteifch wird. Die eleftrifche Materie ſamm⸗ let ſich namlich eher in die Hoͤhlung des Glaſes, wo fie feinen Widerſtand finder, als daß fie in die Luft heraus dränge. Diefes wird dadurch befräftiger, weil leicht zu eleferifivende Körper, .die man in Die Hölung eines eleftrifchen Glaſes thut, die elektriſche Kraft gewaltig ſchwaͤchen. Befindet ſich die Materie des Feuers, fo der elektriſchen fehr ähnlich ift, in Körpern, fo widerftedt fie dem Eindringen des efef- erifchen Wirbels, und hält folche fters auswendig ab, woraus die Bewegungen leichter Koͤrperchen entfprin- gen. Die Bergleichung der eleftrifchen Materie mie dem Feuer gründet er darauf: Das Feuer nähre ſich vom Schwefel, Oehle und Harze verbrennlicher Kör- per, Diefe Nahrung befteher in nichts weiter, als daß die Schwefeltheilchen dev Körper, durch Die zar— tefte Auflofung in Theilchen der Flamme verwandelt werden. Aber bey der elektriſchen Materie finder fich ebenfalls, wie bey der Flamme, eine fehr große Be— weglichkeit und erftaunliche ausdehnende Kraft. Die urfprüngliche Elektricitaͤt befindet fih nur bey Koͤr⸗ pern, die Schwefel bey ſich haben, und deren Theil- chen alfo Durch die vom Reiben erregten Erſchuͤtte— rungen zertrennt und zu fernen Wirkungen geſchickt gemacht werden fönnen. Das Waſſer, ſo ſehr es dem Feuer zuwider iſt, laͤſſet ſich doch erwaͤrmen, und eben fo läßt es ſich die Elektricitat mittheilen. Ya ein Glas mit warmen Waffer gefüllt, wird durchs Keiben eben fo gut eleftrifch, als ob es trocfen wäre, da gegentheils bey faltem Waſſer die Wirkung unterbleibt, ohnitreitig weil diefes die Durchs Reiben [osgemachte elekerifche Materie eben fo in fi) nimmt, mie es mit der Wärme _ thun J — Don der Eleftricität. 157 thun würde, und folches gegentheils unterbleibt, wenn das Waffer von der Wärme zulänglich erfüllet ift. Da- bey ift ein feuchter Dampf oder andere Benetzung der urfprünglichen Eleftricität ſchaͤdlich, weil er die Dazu nöthige Erſchuͤtterung der Theilchen hindert, wie aus der 28 Frage in Newtons Optif begreifüch if. Der Verfaſſer glaube nicht, daß aus dem geriebenen Glaſe felbft elektriſche Materie kommt, fondern daß es folche erft von den Körpern, mit denen es gerieben wird, erhält, weil er in dem Ölafe nicht Die geringfte Spur von Schwefeltheilchen finder, die vielmehr durch Das heftige euer bey deffen Berfertigung alle fcheinen fortgegangen zu ſeyn. Da gegentheils die Zwifchenraumgen des Glaſes ihre Geſtalt und Lage von den Feuertheilchen er— halten haben, ſo werden ſie ſehr geſchickt ſeyn, die dieſen ähnliche elektriſche Theilchen in fich zu nehmen. Sie müffen aber biezu noch die vom Reiben erregte Erſchuͤt— terungen etwas ertveitert, und die Theilchen felbft durch die Erfchütterungen, fo in dem reibenden Körper ent- fteben, aus ihm heftiger ins Ölas getrieben werden. Daher läßt ſich Das Glas die Elektricitaͤt nicht mittheis len, weil die eleftrifchen Theilchen alsdenn nicht durch die Gewalt der Erfchütterungen hinein getrieben wer— den. Iſt aber Glas, worauf ein eleftriiirter Körper liegt, benegt, fo dringt Die eleftrifche Materie ins Waſ⸗ fer, und mache fich dadurch weitere Wege ins Glas, Da das Feuer nach) Boerhavens Erweifen faft in allen Körpern zu finden ift, fo läßt fich leicht begreifen, wie die elektriſche Materie ebenfalls überall zu finden fey. Der Verfaſſer nimme ferner an, Daß die elef- trifchen Theilchen fic) beftändig von einander zu ent— fernen ſuchen. Daher laſſen fich harzigte Körper, Die vol 158 Nachricht von einem Werke: voll Feuer, d. i. voll eleftrifcher Materie find, die Elektricitaͤt nicht mittbeilen, weil die Theilchen, fo in fie hinein wollen, durch die häufigen ſchon darinn befindlichen zurück getrieben werden. Wenn man die Eleftricität in den luftleeren Raum fortpflanzer, fo fahren aus dem eleftrifhen Metalle wie Federbuͤſche von Fichtftrahlen heraus. Der Berfaffer verfichert, daß er bemerkt, wie die Linien, nad) welchen dieſe Strahlen herausgegangen, defto weniger gekruͤmmt gewefen, je genauer man die $uft ausgeleert, da fie fi) bey einer geringern Ausleerung der Luft mehr beu- gen, und in Aeſte und Häkchen heilen, welches ein merfmwürdiger ‘Beweis von dem Widerftande ift, den die elektriſche Materie in der Luft finder. Der Ber: faffer ftelle fid) den Zuftand der eleftrifhen Materie um den Körper herum folgender Geftalt vor: Sie fährt aus den Deffnungen deſſelben in Buͤſchelchen auseinander gehender Sinien heraus, die Hr. Nollet, fo eben die Gedanken hat, aigretres nennet, und wird durch den Widerftand der Luft in eine wirbel- förmige Bewegung gebracht, wie Herr Hauſen ge- zeigt. Er hat alfo im Hauptwerke mit In. Nollet vieles gemein, und entfchuldige fich dieſerwegen in der Vorrede damit, daß verfchiedene Perfonen fehr leicht auf einerley Gedanken gerathen koͤnnten. Die Urfa- che, warum eine Glasröhre oder Kugel, in der die $uft verdichtee worden, nicht gut eleftrifch wird, giebe er Daraus, weil die Luft vermuthlich die eleferifchen Theilchen zurück treibe. Diefes ſchließt er Daher, weil die Waͤrme ihre elaftifche Kraft vermehrt, wel— ches nirgends anders herfommen Fann, als Daß ihre Theilchen vor den Theilchen der Wärme fanden. Wenn hr f Bon der Elektricitaͤt. 159 Wenn alſo die Luft dichter und folglich elaſtiſcher iſt, wird auch wegen der Gleichheit zwiſchen Wirkung und Gegenwirkung der Widerſtand der elektriſchen Mate— vie, fo zwiſchen den Lufttheilchen eingeſchloſſen iſt, ſtaͤr— ker, und da ſich derſelbe bald allen Theilchen des Gla— ſes und der in deſſen Zwiſchenraͤumchen enthaltenen elektriſchen Materie empfindlich macht, ſo findet die— ſelbe, wenn ſie durchs Reiben ins Glas gebracht wird, keinen Platz, in deſſen Hoͤhlung hinein zu dringen, und muß ſich alſo, ſo gut ſie kann, in der Flaͤche des Glaſes ausbreiten, *) | In dem zweyten Theile, der die Begebenheiten des Lichtes und Feuers enthält, feheinen die Erklärungen bes Berfaffers niche fo neu und ihm fo eigen, daß ein weitläuftiger Auszug daraus nöthig wäre. Das Hauptwerk koͤmmt auf die Aehnlichkeit der eleftrifchen Materie mit dem Feuer an. Zweene eleftrifche Wir: bel erregen eine $lamme, wenn fie in einander gehen, weil die eleftrifche Materie da Dichter zuſammen kommt. Aus eben dergleichen Grunde erhält der Fin- ger oder ein Stück Metall in einiger Entfernung von dem eleftrifirten Körper nur Licht, und ziehe, wenn er näher fommt, Zunfen heraus, weil der Wirbel näher an dem Körper dichter ift. Aus der Betrachtung des eleftrifchen Lichtes bey Dem geriebenen Glaſe, befräftige der *) Zuvor” ward die eleftrifche Kraft gefchwächt, da die eleffrifche Materie in die luftleere Höhlung des Glaſes drang, wo fie weniger Widerftand fand. Hier foll fie deßwegen geſchwaͤcht werden, weil die Materie nicht in die Hohlung de8 Glaſes eindringen fann, wo ſie zu viel Widerftand findet, Beyde Erklärungen zugleich Fonnen fehmwerlich richtig ſeyn. 160 Nachricht von einem Werke: der Berfaffer von neuem die Folgerung, daß Die elek⸗ triſche Materie nicht im Ölafe eigenthümlich zu finden fey, fondern in folches aus dem Körper, der es reibt, komme. Der Ölanz erfeheine nur auf der Stelle, wo man die herumlaufende Kugel mit der Hand beruͤhrt. Wäre die Materie, fo ihn hervorbringe, im Ölafe, fo würde er an dem Orte, 10 er einmal durchs Reiben erreget worden, fortdauren, bis die Kugel wieder herum Fame, da folches fehr fehnell gefchieher, und die Kugel alfo rings berum glänzen, fo doch nicht gefchieht. Bon den beyden angehängten Anmerkungen von dem Bebrauche der Elektricitaͤt in der Arzneys kunſt, betrachtet die erfte ihren Nutzen in der theo- retifchen Arzneyfunft, und den Urfprung der fubrilen Materie, die diefe Wirkungen hervorbringe, Der Anfang mwird von Hales Berfuche gemacht, der Queckſilber in einem Glaſe ftarf geſchuͤttelt, und als- denn gefunden, daß es einige an dem Ölafe zerſtreut bangende Tropfen Queckſilber angezogen , andere von fich getrieben, woraus er glaubt, dem Duedfil- ber durchs Schütteln die eleftrifche Kraft mitgerhei: let zu haben. Der Berfaffer bemerft aber, daß eben diefes fich ereignet, wenn man umgefchütteltes Queck⸗ ſilber vermittelft eines geneigten Papiers auf zerftreute Kügelchen anlaufen läßt, und alfo diefe Wirfung bloß auf die Art, wie es anftögt, anfomme. Gelbft Waf- fertropfen, die ſich auf einer jtaubigten Fläche mit Staub überzogen haben, werden ſich, wenn fie zuſam⸗ men fommen, vereinigen, oder einander zurücfe trei— ben, nachdem fie wenig oder ſtark mit Staube über: zogen find. Hales hat ebenfalls in einer zarten glä- fernen Bon der Elektricitat. 161 fernen Flaſche 2 Unfen kalt Wafler, und noch eins ‚mal fo viel Vitrioloͤhl zuſammen gethan, imgleichen Scheidewaſſer auf Feilfpane gegoffen, und bey dem ſtaͤrkſten Schäumen nie bemerft, daß leichte Körper: chen, fo er unter den Boden der Flafche gebracht, ans ‚gezogen oder fortgeftogen worden, daß alfo bier Feine elektriſche Kraft entitanden ift. Da das Waſſer die Körper, fo vermittelft anderer eleftrifire werden, ihre Wirkung zu zeigen hindert, fo folgert der Berfafler, das Blut werde in den Adern der Thiere auch nicht eleftrifeh werden, weil es alle- mal mit einer wäflerigten Seuchtigfeit vermenge ſey. Bekaͤme es auch durch die Heftigkeit, mit der es in feinem Gefäße herum getrieben wird, eine eleftrifche Kraft, warum follte es diefelbe nicht den Fibern fei- ner Gefäße, den Muskeln u, f. f. mittheilen, und alfo jeder Menfch Für fich auf der äuffern Flaͤche ſei⸗ nes Körpers elefteifch feyn ? *) Noch einen andern "rs — r ) Der Verfgffer redet nur von der Eleftricitäf, die ang “ der Bewegung des Blutes folgen follte, daß man alfo feine Saͤtze nicht auf die Frage, ob fich die Eleftricis tät dem Blute mittheilen laffe, zu deuten hat... Und da erhellet die Nichtigkeit feiner Meynung aus den Verſuchen, daß flüßige Körper durch die heftigfte Ins nerliche Bewegung nicht elektrifch werden, Gleidy- wohl wäre die Frage, ob des Sales Verfuche diefeg von Hüßigen Körpern überhaupt beweifen. Won dem Waſſer, fo daben gebraucht worden, ift befannt, tote es der. urfprünglichen Electricitaͤt zuwider ift, das Vi⸗ trioloͤhl könnte eben dergleichen Eigenfchaft befigen, und daß bey dem andern Verſuche mit Scheidewaſſer und Seilftaub nichts erfolgt, könnte wohl der Feil- ſttaub, als eine metallifihe Materie, die. ebenfalls zur 1 Band, be 8 urſpruͤng⸗ Los 162 Nachricht von einem Werke: Beweis, daß das Blut nicht eleftrifch fey, giebt Ha⸗ les. Er hat Schweinsblut, wie es aus den Adern gefommen, in ein zartes Glas gegoſſen, und Feine eleftrifche Wirfung auf darunter gelegte leichte Koͤr— perchen gefunden. Man kann nicht einwenden, daß die eleftrifche Kraft gleich verlobren gegangen, denn man weiß, daß harzigte und ſchwefeligte Körper fie fo lange behalten, bis fie völlig erfalten, weldyes man auch, obwohl niche fo merklich, beym Glaſe finder, Daß übrigens Feine flüßige Körper durch ihre inner- Siche Bewegung eleftrifch werden Fönnen, folgert der Berfaffer Daraus, weil fie alle, fie mögen aud) ge- macht werden, wie fie wollen, ihre Zlüßigfeit dem Waffer zu danfen haben. Das Wajler aber wird nach feinen Gedanfen nicht eleferifch, weil es aus run⸗ den Theilchen, die nichts ſchwefligtes und barzigtes an urſpruͤnglichen Elektricitaͤt nicht gefchickt iſt, ſchuld ſeyn. Man follte eine heftige innerliche Bewegung vermittelſt folcher flüßigen Materien pervorzubringen füchen , da fich diefer Einwurf, daß der Mangel der eleftrifchen Kraft von der befondern Natur der Mas gerien herrühtte, nicht machen lieffe. Der befannte Verſuch, da gefehmolzen Harz, dag man in eine co⸗ niſche Höhlung gegoffen, elektriſch ift, fcheint zu zei⸗ gen, daß nur fo eine heftige Bewegung, mie bey der Warme ift, ohne Reiben, die eleftrifche Kraft zu zeu⸗ gen fähig fen. Das Harz erhielt fie im Schmelzen, und folglich als ein Hüßiger Körper, Man müßte verſuchen, ob e8 nicht auch noch geſchmolzen eine elek⸗ trifche Rraft wieſe. Ben dem zweyten Beweiſe des Verfaſſers, daß das Blut nicht eleftrifch fen, lieſſe fich erinnern, die elektriſche Kraft könne bey ihm viel> | leicht zu ſchwach feyn, ſich an der Auffern Flache des Körpers empfindlich zu machen. WVon der Glektrieitä, - 163 an ſich haben, befteher. Um aber fein Lehrgebaͤude völlig zu erklären, nimmt er aus Boerhavens Ver⸗ fuchen an, daß die Materie des Lichts oder der Wär: me durch alle Körper ausgetheilt fey, die feinen Ges danken nach von der Sonne in Bewegung gefege wird. Harze, Schwefel, Dele, find nichts als ein dicht zus ſammen gebrachtes und empfindlich gemachtes Licht. Man wird hieraus das übrige feines Lehrgebaͤudes leicht fchlieffen, welches zu mweitläuftig, und mic dee Eleftvicität nicht fo genau verbunden ift, hier volle ftändig erzehle zu werden. Er widerlegt bey der Ge— legenbeit Die Arzneygelehrte, fo die Wärme des thie— eifchen Körpers nur aus dem Reiben des Blutes her- leiten wollen, das feinem Urtheile nach als ein waͤſſe— vigtes Weſen dazu ganz unfähig ift, weil vefte Körper, fo man durchs Reiben erhitzen oder eleftrifch machen will, nicht naß feyn Dürfen. Dr. Langrish in Enz geland hat aus einem Pfunde oder 16 Englifchen Una zen Blut, 13 Unzen Phlegma, 2 Duentchen, 6 Gr, flüchtig Salz, 3 Quentchen 4 Gr. Del, 2 Unzen, z Duentchen, 10 Ör. Caput mortuum herausgebracht, daß alfo 2 Scrupel der Materie durch die Verbin— dungen der Gefäße verlohren gegangen. Wenn man folhergeftalt das flüchrige Salz und Del als eine ein« zige Maffe, fo man ſchweflicht nennen kann, be= trachtet, wird fich der ſchwefligte Theil des Menfchen- blutes zu der ganzen Maffe wie ı : 23, Das wäflerigre Theil des Blutes aber zu der Maffe wie 13: 16 vers halten. Keil bat das Gewichte von dem Fette eines mittelmäßigen menfchlichen Körpers 270 Unzen oder 17 Pfund ohngefehr befunden, und weil das ganze ewichte eines folchen Körpers etwa 160 Pfund be- 2 traͤgt, 164 Nachricht von einem Werke: träge, fo verhält fich das Gewichte des Ferkes zum Gewichte des ganzen Körpers wie 17:160, oder ohn⸗ gefehr wie 1:9. Er feger ferner hinzu, wenn bie Berhältniß aller Gefäße zu ihren Höhlungen, wie bey ‘der Aorta ift, fo wird fic) der flüßige Theil des Kör- pers zum veften wie 5:8 verhalten, und alfo bey einem Körper von 160 Pf. das flüßige 100, das veſte 60 Pf. wiegen. Zieht man von obigen 100 Pf. das Fett ab, fo bleiben 83 Pf. übrig, wird die Menge rothen Blu— tes von 25 Pf. von diefen übrigen 83 Pf. weggenom- imen, fo bleiben sg Pf. übrig. Zu dieſen das Phlegma des Blutes an 20, 33 Pf. gefegt, giebt für einen menfchlichen Körper von 160 Pf. 78, 33 Pf. waͤſſe⸗ rigte Feuchtigkeit, die Feiner urfprünglichen Eleftrici- tät fähig ift, und die Wärme in fich ſchluckt. Dem Berfaffer ift wahrfcheinlich, der Urheber der Natur habe den Bau des Gehirns folchergeftäle eingerichtet, daß es die ſchwefeligten Theilchen des Bluts in ihre erften Elemente auflöfen koͤnne. Setzt man dieſes bey ihm voraus, fo ift begreiflich, wie dieſe Theilchen durch Die Auflöfung in ein ungemein zartes, elafti- fches, und der elefrrifchen Materi® ähnliches Weſen koͤnnen aufgelöfee werden, Diefes werden alfo Die Le— bensgeifter feyn.. *) Die Art aber, wie ſich Die Le— | bens⸗ Sauſen hat am Ende feiner novorum profectuum in Hift. ele&tricitatis eben die Gedanken. Man hat fich in der Bibliotheque raifonn£e darüber aufgehals ten, weil ein Stück Metall, oder ein todtes Thier, das vol eleftrifcher Materie ift, Feine Lebenggeifter hätte, Hr. Prof. Räftner hat im May der Beluſti⸗ gungen des Verſtandes und Wiges 1745 auf der] 469 ©, diefen Einwurf Dadurch gehoben, Bob die ebens⸗ 1* Son der Elektricität. 165 ‚bensgeifter oder. dieſe elektriſche Materie ausbreiten, wird nach der verfchiedenen Beſchaffenheit der Theile aaa. | des Lebensgeiſter aus einer Materie werden koͤnnen, die zubvor feine nicht ſind, wie niemand zweifelt, daß aus den Speifen, fo wir gu uns nehmen, Lebenggeifter werden, ob man gleich diefen Speiſen Feine zufchreibt. Und diefeg ift In, ſSauſens Meynung, daß die elek £rifche Materie durch gemiffe Arten von Bewegungen und Veränderungen in dag koͤnnte verwandelt wer⸗ den, was man Lebenggeifter nennt, wie aus dem 27 Sage feines Werks erhelet, Gleichwohl hat fich der Journaliſte über diefe Erinnerung fehr beleidigt be— funden, Er meynt im II Stücke des XXXV Theils, S. 381. ber Bibl. raif. fein Widerfpruch gegen Hrn. Saufen gruͤnde ſich auf die Erfahrung. DieNerven empfanden und bewegten allein, folglich wären die Lebensgeiſter in ihnen eingefchloffen, und Famen nicht aus benfelben heraus, da fich die eleftrifche Materie durch den ganzen Körper ausbreitete, und viel zu zart tware, in Haufen enthalten zufeyn. Noch mehr, die Theile der thierifchen Körper, wo man die twenig- fien Nerven muthmaßet, zeigten dag eleftrifche Feuer am flärkften, Die Zähne hätten nur wenig Nerven. Die Butter (wie er vermuthlich als einen wißigen Einfall dazu fest, ) feinen Gedanken nad) gar Feine, und beyde zeigten das eleftrifche Feuer in vollkomme⸗ ner Stärke, Alles dieſes gefagte zeigt nichts weiter, als daß der Journaliſt Haufens Meynung nicht ver: ſtehe. Saufen Fann fo wenig die elektriſche Materie, wie fie in einer eifernen Stange ift, für Lebenggeifter gehalten haben, fo wenig jemand. ein Stück Brodt Chylus nennen kann. Aber wieder Journaliſte gau- fen feinen Gedanfen nach widerlegt hat, fo ift es leicht zu zeigen, daß aus dem Brodfe Fein Chylus werde, Der Chylus ift in den Milchgefäßen und dem ductu thoracico eingefchloffen , daß Brodt liege bey den Brodtbeckern überall herum, es iſt zu. geob, in faft £3 unſicht⸗ 166 Nachricht von einen Werke: des Körpers verfchieden, und anders in den Nerven, anders in dem Fleifche, noch anders in den Knochen ſeyn. Der thierifche Körper wird folchergeftalt über: all eleftrifche Materie enthalten. Esift aber befannr, daß ein Thermometer in der Hand eines Eleftrifirten höher fteigt, als wenn er nicht eleftrifire ift, Ein lebendiger Körper ift alfo, weil er electrifiree wird, wärmer, als aufferdem. Bey tvdten Thieren findet man das nicht, ob fie gleich auch voll eleftrifcher Ma⸗ terie feyn müflen. Der Verfafler glaube, bey dem Iebendigen Thiere werde Die eleftrifche Materie ver— mittelft des Gehirnes beftändig in eine Bewegung geſetzt, und Durch die Gefäße des Körpers getrieben, welches bey den todten nicht gefchehe. Daher ent= fteht bey diefen Feine Wärme. Gegentheils ift die Bewegung der eleftrifchen Materie im lebendigen Körper nicht fo beſchaffen, daß aus ihr allein die Elek— .... fritikät anfichtbaren Gefäßen aufbehalten zu werden, Noch mehr, an den Oertern, mo man am wenigften muth⸗ maßet, daß Chylus ift, findet man oft das meifte Brodt. Man lache über diefe Schlüffe nicht, wenn man fid) nicht ber Ungnade des Journaliſten ausſez⸗ zen will, denn mar muß gewiß zugleich über feine lachen. Daß er die elektriſche Materie noch für zärz ter hält, als die Lebenggeifter, weil er meynt, fie fey zu fein, in Haute eingefchloffen zu werden, mag er mit den Arzneygelehrten ausmachen, die ſich fonft immer die £ebensgeifter als ungemein zart vorſtellen. Der Sournalifte würde alſo wohl gethan haben, wenn er fid) Saufens Meynung genauer befannf gemacht, und nicht vielleicht den Nachrichten folcher Leute ges trauet häfte, die dann und wann mit einem Manne, der fich nicht mehr verantworten kann, dag mortuo leoni infultant Jepores fpielen, ö Don der Elektricitaͤt. 167 tricitaͤt eneftehen Fönnte, wie fich dergleichen Wirkung felbit bey der eleftrifhen Materie, fo unter der Ges ftale des Sonnenlichts erſcheinet, nicht entdeckt. Wenn alfo die eleftrifche Materie, Die Wärme, das Licht, das Feuer, die Lebensgeifter, alles einerley all» gemeines elaftifches und zärteftes Wefen find, und ſich bey dem Lichte fieben, oder wenigftens fünf vers fhiedene Farben befinden, deren Unterſchied in nichts, als in der Größe der Theilcyen beftehen kann, fo feßt der Berfafjer daraus vefte, daß fih ein fünffacher Unterſchied an der Größe unter den Theilchen diefer Materie befinde, worauf es wird anfommen, daß fie bey verfchiedenen Erfahrungen , manchmal das, manchmal was anders ift. Die Sebensgeifter und die Wärme werden vermuthlid auf die gröbften Theileanfommen. Aus Theilchen von anderer Größe fonnen andere Wirkungen entjtehen, und in dem _ Theile von verfchiedener Are in einander wirfen, zus ſammengeſetzte und vermifchte Wirfungen heraus— fommen. So viel Erfahrungen und Berfuche alfo, die von der Eleftricität angeftellt worden, ſtimmen alle überein, einen allgemeinen Aether wie des Cars tefius fubtile Materie vefte zufegen. Diefes Fönnte die Seeleder Welt, das impetum faciens des Hip⸗ pofrstes, Leibnizens lanugo elaftica, und das Gas und Blas des Helmont feyn. Ki In der zweyten Abhandlung, von dem Einfluffe der Eleftricität in Die practifche Medicin, erwaͤhnet der Berfaffer die ſchmerzhafte Empfindungen, die bey den eleftrifchen Funken entftehen. Man fann nicht leugnen, daß Diefelben mie dem Zuſtande des Kör- pers in gewiſſer Berbindung ftehen. Hr. Teske bat 14 einem 168 Nachricht von einem Werke: eanem jungen Studenten beym Elektriſiren die eine Hand beruͤhrt, worauf der Student einen auſſeror⸗ dentlichen Schmerz empfunden, als ob ihm der ganze Arm zerſchmettert wäre. Bey Beruͤhrung der an⸗ dern Hand iſt dieſes nicht erfolgt, und eine genaue Unterſuchung hat entdeckt, daß der Student in ſeiner erſten Kindheit an dem fo ſchmerzlich gerührren Arme einen Salzfluß gehabt, den er zehn Jahre erduldet, aber ſeit zwoͤlf Jahren davon befreyet geweſen. Es iſt alſo leicht geweſen zu begreifen, daß der Schmerz von den beſonderen Bewegungen entſtanden, ſo die elektriſche Materie in den Narben, ſo von voriger Krankheit zurück geblieben, unternommen. Der Student hat allezeit, wenn er elektriſirt worden, die⸗ fen Arm wärmer, als den andern , und mie einem leichten Schweifle bedeckt Hefunden, ) Ob ſich gleich Die Elektricitaͤt durch den ganzen Körper aus- breitet, zeige fie ſich doch in den Nerven am merf- lichſten, und folge derſelben Richtung beſonders Sie muͤſſen daher von einer beſonders leicht zu elek⸗ triſirenden Natur ſeyn, welches dem Bau des gan⸗ zen Koͤrpers überhaupt nicht widerfpricht, da alle feine veften Theile aus den Nerven feheinen entftan: den zu ſeyn. Sie theilt fich aber auch den flüßigen Theilen mit, da das Blut und die waͤſſerigte Feuch⸗ tigkeit ſie ſehr in ſich ſchlucken, das Fett aber, nach Art oͤlichter Koͤrper, ſo ſich durch die Mittheilung ion Es ſind in Deutfchland einige — Erfoh⸗ rungen von den verſchiedenen Wirkungen der Elek tricität ber verfchiedener Befchaffenheit des Körpers angeſtellt worden, die vieleicht zu anderer Zeit oͤn⸗ nen angezeigt werden. Vron der Elektricitat. 169 nicht wohl elektriſiren laſſen, ſie nicht gerne annimmt. Wie ſehr die elektriſche Kraft ins Blut gehe, iſt aus folgendem Verſuche zu ſehen. Man bat einen Mens fhen von 28 Jahren auf feidenen Schnüren elektri— fire, und ihm in diefem Umftande zur Ader gelaffen, Das rothe Blur ift mit einem zinnernen ‘Becken aufs gefangen worden, und hat beym erſten Herausfchief fen viel Funken erregt, welches von neuem gefchehen, fo oft man die zugehaltene Ader wieder eröffnet, Mach dieſem Berfuche erzähle der Verfaſſer den Mu⸗ fchenbrochifchen aus einem Briefe von Leipzig, der Hrn, Prof. Winklers Wiederholung deflelben berichte, Es wird darinnen die Nachricht gegeben, Die man auch damals in den Seipziger Zeitungen las, daß Muſchenbrock den Verfuch, mic einer eifernen Canone angeftellt, ob ſolche wohl denen, die wiffen, was Canon im Franzöfifchen für Bedeufungen bat, und unter dem phyficalifchen Hausrathe eben nicht Canonen zu fuchen gewohnt find, nicht allzuglaublich vorfommt. Sm übrigen ift der Berfaffer nicht In. Krügers Meynung, daß die Eleftricitat Huften oder FSlüffe heben koͤnne. Den Hypochondriſten Fonnte fie, feinen Gedanfen nach, noch eher nügen, da ihre Krankheit in einer zu tragen Bewegung der Säfte und auch größtentheils in der Einbildung befteht. Die eleftrifchen Stiche werden ſehr dienlich feyn, ſolche Träumer aufzuwecken. Bey erftarrten und gelähm- ‚ten Gliedern wird fie Mugen haben, da felbft die Arz- neygelebrte aus einer ähnlichen Urſache bey folchen Zus fallen ven Gebrauch der Neffeln äufferfich angerarben haben. Aber von der Eur, die Hr. Rräsgenftein Damit verrichter haben will, 28 der Verfaſſer, daß RN | 5 fie 170 Nachricht von einem Werk fie allenfalls bey leichten Beſchwerungen mögte an» gegangen ſeyn; bey wichtigen Krankheiten hält er folhe Nachrichten fire Erzählungen aus Lilliput. Eben fo halc er In. Kratzenſteins Sag: Daß die Eleftricität ein befonderes Eapitel von der Mareria Medica ausmachen koͤnne, für zu verwegen. Alles, was man von derfelben weiß, ift, daß fie im Körper viel Beränderungen hervorbringen, und befonders den Lauf des Geblütes befchleunigen koͤnne. Aber aus diefer Urfache müßte fpaßivengehen und reiten auch in Die Materiam Medicam gehören. Es ift nicht. erlaubt, Die Wirkung einer Kraft weiter auszudehnen, als die Erfahrung folches verſtattet. Dieſe hat bis: ber nur fo viel gelehrt, daß die Eleftricität den gan- zen Körper aufs genauefte durchdringet. Der Ver—⸗ foffer und Andere haben bemerkt, daß fie Leute, fo zuvor fräge und verdrüßlich gewefen, aufgeweckt und munter gemacht, Sie wird alfo auf eben die Ark, wie Die Leibesübungen zu gebrauchen feyn. Hn. Rragen: fteins Gedanke, daß fie zu fetten Leuten das Fett benehmen Eönnte, finden bey ihm feinen Beyfall, weil foihe Körper nicht einmal recht eleferifch würden, da das Fett die Eleftricität nicht gut annimmt; wenn man bergleichen Leute, ftati fie aufs Pech’ zu flellen, das Rad drehen lieffe, mögte es mehr helfen. Ohn— mächtige koͤnnten vielleicht Durch die elektriſchen Sti= che, wie duch andere ähnliche Mittel, aufgeweckt roerden, | Zum Befchlufie erklärt der Verfaſſer, warum ein Menſch, der Die Kugel zum eleferifiren mit der Hand reibt, davon matt wird: Da das Glas feine elektriſche Materie in ſich bat, fondern fie theils aus der a4 theils Von der Elektricitäl,. 171 theils aus der Hand erhaͤlt, ſo entgeht dem, der da reibt, elektriſche Materie, ſo von einer oͤhlichten Na— tur zu ſeyn ſcheinet, wie der oͤhlichte Ueberzug, der ſich um die Kugel zeigt, wenn man ſie ſtark reibt, darthut. Daher entgeht dem Reibenden viel Ma— terie, die nicht ſo geſchwinde erſetzt wird. Eben da— her geht das Elektriſiren mit der Hand beſſer, als mit andern Körpern, von ſtatten, weil die Hand Le— bensgeifter, als fehon zulänglich bereitete eleftrifche Materie, nebft vielen gröbern öhlichten Yusdünftuns gen, ins Glas ſchickt. Wer ſich die Elefericitäe mit: theilen läßt, leider feinen fo ftarfen Abfluß, daß er ermüden koͤnnte. Der Berfafler glaubt, es gebe fei- nem Sehrgebäude einen befondern Borzug, daß Diefe Begebenheiten aus vemfelben fo natürlich folgen,» die * aus andern ſchwer, oder wol gar nicht erklaͤren aſſen. eat IV. 172 Zufällige Anmerkungen ůb ion; — * * * JB ae me ae SE ee u or I eo Zufallige Oimmerhungen 3. ADBE IR Berrn Advocaten Juſti Dingen. von den | A Monaden. | 9: Juſti hat die Schrift von Ran — ſo den Preis. von der Königl, Akademie der Wiſſenſchaften zu Berlin. erhalten , in ‚feine ' Exgoͤtzungen der vernuͤnftigen Seele einruͤcken laſſen. Man findet fie daſelbſt im 6ten Stücke des aten Bandes, in Begleitung einer Schrift über vie Schönpfläfterchen, ohne daß der Herr Berfaffer angezeigt, ob er durch eine folche Verbindung die Wide tigkeit feiner Preisſchrift felbft, oder nur ihres Gegen: | fandes anzeigen wollen, Es iſt nicht zu zweifeln, daß ſich Leute finden werden, die den Hn. Juſti umſtaͤnd⸗ lich belehren, wie trefflich er das Lehrgebaͤude der Mo⸗ naden umgeſtoßen. Indeſſen wird. es mir erlaubt feyn, einige Gedanfen aufzufeßen, zu denen mit fein Werk Gelegenheit gegeben hat. eicht Fann man ° daraus urtheilen, ob man die Zeit und Geduld dar⸗ auf wenden will, fich aus demfelben, was von den Monaden zu halten iſt, zu unterrichten, 1 Nach einer Erzählung des Leibni-Wolfifchen Schrgebäudes, fängt er im 2 Abfchnitte im 2ı $ feiner Ren, an, deffelben Gründe zu unterfuchen: —* zu | wider⸗ Preisſchrift von den Monaden. 173 widerlegen. Er meynet die Folgerung, daß, wo zu: ſammengeſetzte Dinge ſind, auch einfache ſeyn muͤß— ten, entſtuͤnde lediglich aus einem geometriſchen Be— griffe, weil der Frhr. von Wolf dieſelbe mit dem Benfpiele der zufammengefesten Zahlen, die aus ein- fachen und Einheiten beftünden, erläutert ; er giebt zu, man fönne in der Geometrie fagen: Wo zufammen- gefegte Zahlen find, da müßten aud) einfache ſeyn, weil man von dern Dafeyn der einfachen Zahlen Bin- laͤnglich überzeugt fey, und wiſſe, daß in diefer Wif: fenfchaft gar niches möglich ift, wo nicht einfache Zah: fen zum Grunde liegen. Aber aufferdem führe uns felbft in der Geometrie die Zufammenfegung der Zah: fen nicht auf die einfachen, fondern auf ihre Werviel: fältigung , und es hätte alfo heiffen follen: Wo ver- vielfältigte Zahlen find, da find Einheiten, | Sch bemerfe biebey, daß der Begriff von den Zah⸗ len und Einheiten gar nicht geometrifch ift, we Herr Juſti nicht Arithmetik und Geometrie für einerley hält. Die Geometrie weiß entweder gar nichts von den Zahlen, oder wenn fie die Berhälmig der Größen durch Zahlen ausdruct, fo nimmt fie ei- nen ganz andern Begriff von der Einheit an. Die srithmetifche Einheit namlich wird vom Euklides in der ı Erflärung des 7 Boeben fo erflärer, wie von Hn. Wolfen, und aus ihr entftehen die ganzen Ra- tionalzahlen. Wenn man aber diefe Einheit ſelbſt als ein continuum anfieht, das fich, in fo viel Thei- fe man will, theilen läßt, fo Fommt ein anderer Ber geiff von der Einheit, der eben, weil er die Eigen. ſchaft des continui vorausfegt, in der Geometrie gebraucht, und 5. E. in Hauſens EI. Ar. Def 4. * | erfläret 174 Zufaͤllige Anmerkungen uͤber die erklaͤret wird. Alſo gibt ſich Herr Juſti durch ſeine Erinnerung nur bloß, daß er den Unterſchied zwiſchen Arichmerit und Geometrie nicht einfehe. Daß die Vervielfältigung der Zahlen, und nicht ihre Zur fammenfesung auf Einheiten führen foll, wird ihm niemand glauben, der die gleich auf obige folgende Erflärung der Zahl beym Euklides gelefen bat: Die Zahl ift eine aus Einheiten zufammenge> feste Menge, Einheiten aber zufammenfegen heiße ohnftreitig fie vervielfältigen, weil eine der andern gleichgültig ift, und es alfo auf eines hinaus laͤuft, ob man fagt: es find etliche sufammen, oder es ijt eine etlichemal vorhanden. Im 23 $ frage Hr. Juſti, wie man in der Mes taphyſik auf den Sag fommen fonne: Wo zuſammen⸗ geſetzte Dinge find, da müffen auch) einfache feyn. In Der ganzen Natur fehe man nichts von einfachen Din- gen, und indem der Metaphuficus das Wefen der Körper unferfüche, dürfe er ſich noch niche um Die Geifter befümmern, und folglich müffe er gleichfam noch nicht wiffen, Daß einfache Dinge wirklich find. Diefes Folglich Fonnte in der That nur von jeman⸗ den gemacht werden, der arithmetifche und geometri⸗ ſche Begriffe für einerley zu halten fähig if. Ein anderer würde überlege haben, daß er wenigftens hierinn, da über die Sache geftritten wird, nicht als ausgemacht annehmen dürfe, daß einfache Werfen und Geifter einerley find, und daß die Betrachtung der Körper den Metaphnficum niche auf Das Einfache führen koͤnne. Im 24 $ will Here Juſti beweiſen, ein Schluß in der Metaphyſik, ſo aus der Verbindung a | er Preisſchrift von den Monaden, 175 ſcher und metaphyſiſcher Begriffe entſpringt, muͤſſe falſch ſeyn. Es iſt ihm dieſes leicht zuzugeben; aber die Anwendung auf gegenwärtigen Schluß iſt ganz ungereimt, Er meynt, der Begriff des Zufammen- gefegten ſey metaphyſiſch, und der vom Einfachen geo— metriſch. Diefeslegtere ift noch feinem Menfchen vor Hn. Tuftieingefallen. Alle Lehrer der Geometrie ha- ben gegentheils angenommen, daß ih» Zufammen- gefesstes aus feinen einfachen Theilen beftehen fön- ne. Der “Begriff des Einfachen, als deffen, woraus das Zufammengefeste entſpringt, ift alfo nicht geo— metrifch. Er Fann arithmetiſch genenner werden, aber alsdenn paßt das nicht auf ihn, was Hr. Juſti den geometrifchen ‘Begriffen beylegt. Die Geome- trie, fagt er, gebe mit eingebildeten Dingen um; vie: fe eingebiideten Dinge koͤnnen nichts, als die ftetige Ausdehnung, (extenfio continua) feyn; aber mit der gehe die Arithmetik nicht um. Diefe, fo lange fie, wie der angeführte ‘Begriff der Einheit voraus« fest, bey ganzen Zablen ftehen bleibt, zähle wirkliche Dinge, z. E. Häufer, Menfchen u. d. gl., wie kann man ihr alfo vorwerfen, daß fie eingebildete zum Ge— genitande habe? Vielmehr ift der Begriff der Ein- beit, den Euklides und Wolf gebrauchen, metca phyſiſch. Ich finde bey einer Sache gemiffe Merk— mable, daran ich fie von andern unterfcheide. Die Sammlung diefer Merfmahle heiße die Kinbeir, und ich habe ſo viel Einheiten, oder fd eine große Zahl, fo viel ich Dinge habe, bey denen fich dieſe Merfmable befinden. Eine platte ſtumpfe Nafe, dicke Lefzen, krauſe Haare, und eine ſchwarze Farbe, ind Die Merkmahle eines Mohren. Mo ich diefe Dinge | 176 Zufällige Anmerfungerrüber die Dinge zufammen antreffe, da werde ich einen Mob: ven haben, und dieſe zufammen für die Einheit an= genommen, werden mir fo viel Mobren zu zählen verftatten, fo viel ich Leute antreffe, Die alle dieſe Merkmahle zufanmen in fi) haben. Was ift mes taphyfifch, wenn diefes es niche ft? Wenigftens ift es nicht geometrifch. Denn man nennet feine Begriffe geometriſch, als die ji) auf die ſtetige Ausdehnung beziehen. Alfo wird der Begriff der Einheit geometrifch, wenn man fie als ein Ganzes an; fieht, das fich in fo viel Theile, als man will, theilen läßt, die gebrochenen und Irrationalzahlen zu erflä« ren. Aber fo wenig, als man ſich 3 oder die Qua— drafmwurzel von einem Mohren vorjtellen kann, fo wenig ift der vorhin angegebene Begriff von der Ein: beit geometriſch. Hr. Juſti hat alfo nicht einmal feine Gegner recht verftanden, wenn er fie damit auf- zieht, daß fie die unrechte Anwendung Der geometri— fchen Begriffetadelten, und doch felbft foldye gebrauch- ten. Er weiß nicht, was geometriſche Begriffe find, Ein guter Anfang. 5 EBEN Hr. Juſti fährt fort im 25 8: Er habe eine rich“ tige Demonftrarion zu bemeilen, wo zufanmen= gefegte Dinge find, da müffen nicht einfache feyn, &ie heißt mit feinen eigenen Worten fo: „Zufame „mengefeßte Dinge find aus Theilen beftehende Din: „ge. Was aus Theilen befteht, kann nicht zugleich „auch aus feinen Theilen beftehen. Diefes Axioma „ift durch den Sag des Widerſpruchs ganz unftreitig, „weil eine Sache nicht zugleich feyn, und auch nicht „fenn kann. Deromegen koͤnnen die zufammengefes- „en Dinge nicht aus. feinen Theilen befteben. * „nicht Preisſchrift von den Monaden, 177 „nicht zugleich auch aus keinen Theilen beſtehen kann kann auch aus feinen Dingen beſtehen, Die gar feie „ne Theile haben, dieſemnach Fönnen die zufammens „gefegten Dinge nicht aus Dingen beſtehen, die gar „feine Theile haben, folglicd) haben ſie gar ‚feine „heile, uff Ich erfpare mir den Berdruß, diefe fo von Schluß zu Schluß duchbuchftabirte De: monftration weiter abzufchreiben, und den Leſern, fie zu lefen. Man wird das Ende leicht felber errathen. Bey der forgfaltig angezeigten Folgerung: Die einz fahen Dinge find Dinge, die Feine. Theile haben, folglich haben fie feine Seile; ift mir aus de 9* raz eingefallen: Aemilium circa ludum —* imus & Yhgtegi Exprimet & molles imitabitur aere capillos lafelix operis ſumma. Ich will durch eine folche richtige Demonſtra⸗ tion darthun, daß ein Regiment nicht aus gemeinen Soldaten beſiehen kann. Ich will nur fuͤr: zuſam⸗ mengeſetzte Dinge, Theile, einfache Weſen, in eben der Ordnung: Begiment, Compagnien, ges meine Soldaten, ſetzen. Ein Regiment beſtehet aus Compagnien, was aus Compagnien beſteht, kann nicht zugleich. aus Feinen Compagnien beftehen ; Diefes Arioma u. ſ. f. wie oben, bis auf die Wortes nicht feyn Fan, Derowegen kann ein Regiment nicht aus feinen Compagnien beftehen, Was nicht zugleich auch aus keinen Compagnien beftehen Fann, kann aus feinen Dingen beitehen, die gar Feine Com: pagnien haben, die gemeinen Soldaten find Dinge, Die feine Tompagnien baben, us f. f. Verdient die: 77 Band. M ſer 178 Zufällige Anmerkungen über die ‚fer Beweis nicht eben fo gut ein W. z. & als der worige ? Was mangelt der Aehnlichkeit mit dent Hriginale? In dieſem zeige ſich der wunderwuͤrdige Grundſatz: Was nicht aus keinen Theilen beſtehen kann, das kann nicht aus Dingen beſtehen, die keine Theile haben. Woher weiß wohl Herr Juſti dieß? Das mag richtig ſeyn: Was nicht aus keinen Theilen beſtehen kann, das kann nicht aus Dingen beſtehen, die keine Theile ſind. Aber ob Dinge, die keine Theile haben, nicht Theile ſeyn koͤnnen? das iſt eben die Frage, die er durch ſeine richtige Demon⸗ ſtration ausmachen wollte, und in dieſer Demonz ftration ſetzt er alfo durch eine offenbare petitionem principii das zum voraus, was er bemeifen will. Denn bemerfet man den Unterfchied zwifchen Theile baben und Theile feyn, fo fälle fein ganzer Be— weis über den Haufen. Wollte er fo fcharf bemei- fen, fo hätte er felbft ven Sag darthun follen: Was nicht aus feinen Theilen beftehen kann, das kann nicht ans Dingen beftehen,, die feine Theile finds Denn das Regiment befteht aus Soldaten, Die feine Eompagnien find, und auch aus Compagnien; Daher ſich von ihm fagen laßt: Es kann nicht aus Feinen Compagnien beftehen. Aber der Linterfchied zwi—⸗ fchen diefen beyden Sägen, und der Grund, warum einer wahr, der andere falfch ift, fällt leicht. in die Augen, Mur dem würde er nötbig feyn zu erklären, bey dem, Dinge, die feine Theile haben, und Dinge, die Feine Theile find, gleichviel heiffen, dag heißt bey dem, der nicht etwa fehon Metaphyſik, fondern erft die Sprache, den Unterfchied zwiſchen haben und feyn, und Theile im Nennfalle * im Klage Preisſchrift von den Monaden. 179 Klagefalle, lernen muß. So ſehen des Hrn. Juſti richtige Demonſtrationen aus. Die Widerlegung von den gegenſeitigen Beweiſen iſt eben ſo vortrefflich. Man ſchließt, daß einfache Weſen ſeyn muͤſſen, weil in ihnen der Grund von den zuſammengeſetzten zu ſuchen waͤre. Aber Herr Juſti erinnere im 32 $, Das Weſen des zufammen- gefegten Dinges beftehe in der Zufammenfegung, Weil alfo das Wefen nothwendig fey, fo fey Die Zu- fanmenfegung nothwendig, und weil das Nothwen—⸗ dige feinen Grund brauche, warum es ift, fo brauche auch die Zufammenfegung - feinen weitern Grund, warum fie ſey. Wer demnach, fagt er, (im 34$) einen zureichenden Grund verlangt, warum in zufams mengefesten Dingen Theile find, und warum dieſe eine Figur, Größe und Ausdehnung haben, der ver- ftehee nicht, was er haben will, es ift eben, als wenn er einen zureichenden Grund verlangte, warum ein Dreyeck drey Winkel hat, warum einfache Dinge einfach find, und warum in den Zahlen Einheiten vorhanden feyn müffen. Nun fehe ich erft, daß ich nicht verftanden, was ich gefraget, Da ich den Grund gefordert, warım die Abhandlung von den Schönpfläfterchen einer meta= phyſiſchen Preisfchrift an die Seite geſetzet worden. Das Wefen von dem fechften Stuͤcke des vierten Bandes der Ergößungen der vernünftigen Seele er- forderte es jo, und davon läßt fih nun weiter fein Grund angeben. Aber im Ernſte zu reden, follte man fich wol jemanden, der fich erfühnt, Leibnizen und Wolfen zu beurtheilen, fo unwiſſend in den er- ften Gruͤnden der Ontologie vorftellen, oder befler: M 2 Eann so Zufällige Anmerkungen ůͤber die kann wohl jemand anders Leibnizen und Wolfen dergeſtalt begegnen, wie ihnen Herr Juſti begegnet, als der ſo unwiſſend in den erſten Gruͤnden der Onto— logie iſt, daß er das Weſen der Dinge, in ſo fern es in einer willkuͤhrlichen Verbindung unſerer Begriffe beſteht, mit dem Weſen der Dinge, ſo ſich wirklich auſſer uns befinden, verwechſelt? Die Frage: War: um iſt ein zufammengefegtes Ding zufammengefegt ? läßt fich freylich nicht weiter beantworten; denn die— fes ift der Begriff eines. zufammengefegten Dinges. Aber die Fragen: Warum ift ein zufammengefegtes Ding wirklich vorhanden? Warum hat es die und die Geſtalt, Größe, Eigenfhaften u. ſ. f. ? find von der vorigen weit unterſchieden. Das Wefen der Dinge ift nur nothwendig, in fo fern es auf Begriffe an koͤmmt, dieman fic) in der Seele davon mache. Wenn man einer gewiffen Sammlung von Begriffen einen Namen beyleget, fo darf niemand fragen, warum { hat die Sache, die fo genennet wird, die wefentlichen Stücke? . Denn es ift will£üßrlich, mit was für ei« nem Namen ich eine ebenfalls willführliche Samm- lung von Begriffen belegen will; aber wenn ich nach dem Wefen einer wirklich auſſer mir befindlichen Sa- che frage, fo will ich eben wiffen, warum es die Sa⸗ che und feine andere ift, warum fie das Wefen und fein anders habe. ch flelle mir in Gedanken eine Mafchine vor, die vermittelft gewiffer Räder, ſo durch herabfinfende Öewichte getrieben werden, die Stun⸗ den zeigt. Dieſes nenne ich eine Wandupt. Wer mich fragte, warum eine Wanduhr Rader haben muͤſſe, dem wuͤrde ich antworten, weil ein Tiſch fa« sein menla heißt. Wie es auf die Willkuͤhr des Lateiners | Preisſchrift von den Monader 181 Lateiners ankam, anzunehmen, daß das Wort Men- fa nie follte gebrauchet werden, als da, wo der ‘Bes griff, an dem wir bey Tiſch gedenken, ftatt findet; fo ftehet es mir frey, zu verbieten, Daß man das Wort Wanduhr mit feinem Begriffe verbinde, wo die Räder mangeln, wenn man meine Sprache verftehen will, Aber wenn mich jemand bey einer Uhr, fo dorten an der Wand hinge, fragte, warum fie die Stunden zeigen Fönnte, fo würde ich ihm nicht ana ders, als aus Betrachtung ihrer Theile, antworten eönnen, und was würde er von mir denfen, wenn ih ihm auf die Frage: Warum die anduhr Räder hätte? anfwortete: Weil es eine duhrift? Mies mand verlange den Grund zu wiſſen, warum in zu⸗ fammengefesten Dingen Theile find? fondern, warum die zufammengefegten Dinge fd, und nicht anders, beſchaffen find? und diefen Grund fucht man in ihren Theilen. Alſo verftehr Hr. Juſti felbit nicht, was feine Gegner haben wollen. Andere Erinnerungen, fo Hr. Juſti macht, find größtentheils vielmal fehon beffer , als von ihm, vorgetragen und auch beantworte. Mur ein paar zu ermähnen, fo fagt er im49$: Ein einfaches Ding foll feinen Raum erfüllen, viele zufammen aber fol- len einenRaum erfüllen. Kann man fi), fragt er, wohl offenbarer widerfprechen. Ich will nicht die uU nunTTTTUT[LUUTTNUUUUUUUUUUUUUUUUU U ———— — bekannte Antwort anfuͤhren, da man fordert, den Unterſchied zwiſchen dieſem Schluſſe und folgenden zu zeigen: Ein Soldate iſt kein Regiment, alſo ſind viele Soldaten kein Regiment. Ich erinnere dieſes: Der Raum in dem Verſtande, wie man ſagt, daß nſache Dinge ihn erfuͤllen, iſt eine bloße Erſchei— M z nung, 19 Zufällige Anmerkungen‘ ber nung, ein eingebilderee Begriff. Diefes Fann ich hier aus 3100 Urſachen annehmen. Einmal fteht es mir frey, folches mic den Vertheidigern der einfa= chen Wefen voraus zu fegen, fo lange die Gegner die Falſchheit davon nicht gezeiget haben, und wenn ich alfo ihre Einwendung aus diefem vorausgefegten be⸗ antworte, ſo iſt meine Antwort wenigſtens ſo gruͤnd⸗ lich als ihr Einwurf, bis ausgemacht worden, wer von uns beyden den richtigen Begriff vom Raume bat. Zweytens betrachtet die Geometrie, und zwar fie allein, und in fo ferne fie Geometrie ift, eben den Raum, deſſen Ausfuͤllung man den einfachen Wefen abfpricht, und Herr Juſti Hat, wie vorhin erwahnt, felbft gefagt, Daß die Geometrie eingebildete Begriffe hätte, alfo muß er zugeftehen, daß der Begriff von Demjenigen Raume, deflen Erfüllung man dem eins fachen Weſen abfpricht, nur eingebildet ſey. Alſo wird, viele einfache Weſen fuͤllen einen Raum aus, fo viel heiſſen, als: viele einfache Weſen erregen in uns die Vorftellung des eingebilde- ten Raums. Die getadelten Säge heiffen; alfo folgendergeftalt: Ein einfaches Wefen erregt die Vor⸗ jtellung des eingebildeten Raums nicht in uns, aber viele zufammen erregen Diefelbe. In diefen Sägen mögfe wohl der Widerfpruch nit fo gar offenbar ſeyn. Wenn jemand die beyden Säge hörte: Keis ner von den fieben Farbenffrahlen ift weißlicht, wie das Sonnenlicht; aber alle fieben zufammen find fie weißlicht; und Dabey mit des Hrn. Juſti befcheide- nen Ausdruͤckungen, von offenbaren und unges heuren Widerfpr jichen vedete, fo verdientser kaum, daß man ihm Die Newtoniſche Theovie von den Farben erklärte, Preisſchrift von den Monaden. 133 erklaͤrte, weil man die eben nicht zu unterrichten ver⸗ bunden ift, die das Lehrgeld im voraus mit Schims pfen abfragen wollen. Gleichwohl hätte er fo viel Grund, als Herr Juſti. Ich muß geitehen, daß diefer mit nicht zugeben wird, der Raum fey nur eine Erfcheinung, und folches in einigen vorhergehenden Stuͤcken feinee Sammlung hat widerlegen wollen. And ob ich zivar aus dem, was er felbft von den geo= metrifchen Begriffen geftanden, eriwiefen, daß er dies ſes zuzugeben genöthiget fey, fo habe ich doc auch erinnert, daß er von geometrifchen Begriffen geredet, ohne nach feinem Ausdrucke: zu verfteben, was er fagte. Doc als ein Rechtsgelehrter wird er wiflen, daß, wer fih in eine Sache menger, die er nicht verfteht, auch das, was er aus Unmiffenheit gethan, vertreten muß. And alfo nehme ich hier an, was aus feinen jegigen Begriffen folge, ohne mich um das Vorige zubefümmern. Es wäre feine Pflicht geweſen, die Natur des Raums, und daß die einfache Weſen einen folhen Raum, deffen wirkliches Das feyn erwiefen haben will, niche ausfüllen koͤnnen, in der Preisfchrift felbjt zu erweiſen, weil ſolche Leu— ten in die Hande kommen wird, Die nichts von feinen Ergößungen wiſſen. Hr. Juſti dringt fehr darauf, daß nad) diefen Bes griffen auch Geifter einen Raum ausfüllen, und eine Ausdehnung machen müffen, und das meynet er, koͤn⸗ ne niemanden auch nur im Traume einfallen, der bedaͤchte, daß die Weſen der Dinge unveraͤnderlich waͤren. Dieſer Sas iſt wieder hoͤchſt übel angebracht. Wil man fich einen Begriff von der Ausdehnung | gm „der niche bloße einfache Wefen, fo Feine | M 4 Geifter 184 Zufältige Anmerfungenüberdi Geiſter find, voraus ſetzt, ſo wird es möglich ſeyn. Aber da man keinen Grund hat, ſolchen Begriff an— zunehmen, ſo iſt auch die Zndebigung ungereimt, daß verbundene Geiſter die Erſcheinung uns darftel- len fünnten, die wir Die Ausdehnung nennen. Herr Juſti ſagt zwar: Alles, was von den einfachen We— fen gefagt werde, fey auch dem innern Zuſtande der Geiſter gemaͤß; "aber mie war es möglich, fo. unver- ſchaͤmt zu ſeyn, und dieß zu behaupten? - Bon den einfachen Weſen wird gefagt, daß fie ſich die Welt Dunkel vorftellen, und ihnen das Bewußtſeyn mangelt. Iſt das den Geiſtern gemäß? Kann alſo wohl ein elenderer Schluß fern, als dieſer? Die Yusdeh- nung kann aus einfachen vorftellenden. Wefen ohne Bewußtſeyn entfpringen, alfo kann fie aus einfachen vorftellenden: Wefen mit Bewußtfeyn entfpringen. Sind Leibnigens fihlafende Monaden nicht wenig- ftens eben fo weit von den Menfchenfeelen unterfchie- den, als diefe von den Engeln? Und würde er den Schluß zugeben: Eine menfhlihe Seele kann einen menfchlichen Leib beleben, alfo aud) ein Engel? Er mag ihn zugeben ‚oder vermwerfen, fo wird fein Ber halten dabey fich. bey feinem Einwurſe men laſſen. Andere Schluͤſſe, durch welche Hr. Juſti zu * weiſen glaubt, daß aus einfachen Weſen feine Ma⸗ terie, Größen, bewegende Kräfte u, ſ. f. entftehen, fallen eben fo gleich, wenn man.erinnert, ‚daß: diefe Dinge Erfcheinungen find... Er glaubt einen Wider⸗ ſpruch darinnen zu finden, daß man die einfachen Elemente behauptet, weil in ihnen der Grund. der Sufammenfegüig der Körper liege, und gleichwohl zuge⸗ Preisſchrift vonden Monaden. 185 zugeſteht, daß fich die finnlichen ‘Begebenheiten der Körper nicht aus denfelben von uns erflären laſſe. Iſt diefe Foderung, Bewegungen, Größe u.fsf. aus den Elementen zu erflären, nicht eben fo ungerecht, als wenn man von dem Newtonianer verlangen wollte, zu zeigen, wie aus fieben Farbenftrahlen die weißliche Farbe des Sonnenlichts enrfteben Fonne? Daß fie Daraus entftehe, ift gewiß; aber zu begreifen, wie fie Daraus entftehe, dazu würde eine größere Theorie von der Are, wie undeutlihe Begriffe in unferer Seele aus dunfeln entfpringen, geboren, als noch in unferer Gewalt iſt. Der Metaphyſicus Fann alfo durd) feine Schlüffe fih von dem Dafeyn der einfachen Elemente eben fo verfichert halten, und doch auf eben die Art fich entfehuldigen, wenn gefodert wird, aus ihnen die finnlichen Erfcheinungen zu erklären. Wenn man auch aus der bloß leidenden Natur der Körper die Veränderungen der finnlichen Welt vollfommen erklären koͤnnte, fo würde noch die Frage übrig blei- ben, ob nicht diefes nur eine Erfcheinung fey, aus der die übrigen Erfcheinungen alle herflieffen. Die— jenigen, welche die anziehende Kraft, als eine befon- dere Kraft, nicht zugeben, geftehen indeß, daß fich unzählige Begebenheiten in der Natur daraus erflä« ven laflen, und brauchen folche felbft bey Berechnuns ‚gen. Aber deßivegen behaupten fie doch, daß wirk« lich etwas anders vorgehe, fo nur die Erfäyeinung einer anziehenden Kraft darftell. Eben fo Fönnte man zugeben, daß aus der bloß leidenden Natur des Körpers alle Erfcheinungen, bie wir von ihm wahr- nehmen, folgten, obgleich dieſelbe felbft aus etwas andern folgt. Ms; Herr \ 186 Zufällige Anmerkungen uͤberd Herr Juſti fage im 67 $: Er habe es nie ohne halbe Erſtaunung lefen Eönnen, daß ein fo großer Weltweifer, wie Here Wolf, den Körper ju einem dreykoͤpfigten Wunderdinge machen koͤnnen, da er ausdrücklich fagt, Daß zu einem Körper ı) Materie, 2) Wefen, 3) bervegende Kraft gehöre. Es fcheinee ihm hoͤchſt ungereimt, daß die Materie und bewe- gende Kraft vom Wefen des Körpers verfchieden feyn follen, da alles, mas einem Dinge zufönımt, in fei- nem Weſen gegründet feyn muͤſſe. Was zeigt aber Herr Juſti Burch feine Erftaunung anders an, als daß er den metaphyfifchen Sag, auf den er unzählige mal dringt, nicht verftehe? Nicht alles, was einer Sache zufömmt, ift fo in ihrem Wefen gegründer, daß cs allein daraus folgte, fondern zufällige Befchaf- fenheiten erfordern noch andere Urfahen. Wenn alfo Here Wolf die bewegende Kraft nicht als noth» wendig beym Körper anfieht, fo ift nicht fie, fondern bloß die Möglichkeit, fie zu haben, im Wefen des Körpers gegründet, eben wie die Wärme eines er- waͤrmten Steines, der wieder kalt werden Fann, nicht in feinem Weſen gegründet ift. Ferner verfte- het Here Wolf bloß die Art der Zufammenfeßung unter dem Wefen des Körpers, und auf Die Art ha= ben eine Uhr, deren Räder von Pappe find, und eine von eben fo abgerbeilten und verbundenen meßingnen Rädern, einerley Weſen; aber Herr Juſti würde vermuchlich nicht eine für die andere annehmen. Er kann alfo daraus lernen, daß Die Materie des Kör- pers mit Recht von feinem Weſen nah) An. Wolfs Begriffen unterſchieden wird. Die a ne 2 Preisfchrift vonden Monaden, 187 Die angeführten Proben werden zureichend feyn, ein Urtheil vor des Heren Juſti Schrift zu fällen, Es zeigt ſich Durchgehends die größte Unwiſſenheit und fo viel unbedachrfamer und grober Stolz, als nur bey der größten Unwiſſenheit kann zu finden feyn, Wäre es erlaube, die Abfichten der erlauchten Aka— demie zu muthmaßen, fo follte man faft auf die Ges danken gerathen: fie fey für das Schrgebäude der Mo: naden, für das Lehrgebäude ihres erften Präfidenten, dem fie ihre Einrichtung zu danken hat, eingenommen; fie habe aber unter denen dafür eingefchickten Schrif- ten Feine gefunden, die daffelbe nach Wuͤrdigkeit und vollkommener, als es von andern ſchon gefchehen, ausführt. Weil fie alfo Feine Davon des Preifes werth erfannfe, fo babe fie folhe dem Heren Tui ertheile, Dadurch anzudeuten, wie elende alles das feyn muß, was wider die Monaden vorgebracht wer— den kann, da das, was fie für das Beſte darunter erklärt, fo elend ift, In »v —— * ẽ RUN N SI m N \ —— mnn m — 188 Aninerk, über den 6 und o Art * * SE * * 2 SE SEE 2 ZZ 2 u 2 2 oz or J Anmerkungen tiber den VI und VIII Artikel des I Stuͤcks des Magazins, etiwas gerechnet werden, das Boerhave 'in feiner Chymie *) anführe.. Der befannte Mepfundige Clavius hat in eine hymifche Retorte Waſſer gefüllet, alsdenn ihren Hals hermetifch zuge: fhmelze, und auffen mit einem Demantftriche be: merft, wie weit das Waffer gegangen. Achtzig Jah— re hernach hat man in Diefem Gefäße, das in dem Rircherifchen Cabinet zu Rom aufbehalten worden, Das Waffer noch bey eben Dem Zeichen ftehend gezeigt. Dieſes beweiſet wenigftens, daß Sachen, fo in der: gleichen Gefäßen eingefchloffen find, von der äußern Luft Feine Veränderung leiden, und es bleibe nur noch die Trage übrig, ob Die mit eingefperrte Luft nicht dergleichen wirken koͤnne? Dahin kann man einigermaßen einen Verſuch ueden, den Sturm *) unter denen, fo fich mit der Täucherglocfe (campana | urinatoria) machen laflen „ anführet, Er hat auf { einen — Teller friſch Brode, Butter, 1 | feif h *) 1. Theil, im Artikel vom Waſſer, 468 ©. der Leip⸗ ziger Ausgabe. 5 Colleg. Cur. P. I. Tent.I. $ X. Phan. XI. 8 dem im VI Artikel erwaͤhnten Verſuche koͤnnte des erſten Stuͤcks des Magazins, 189 friſch ausgefchnittenes Ochſenauge, eine gefüllte gelbe Narciſſe, und etliche blaue Hyacinthen gelegt, dieſes alles auf ein paar Queerhoͤlzer, ſo in der Glocke mit Wachs beveſtigt geweſen, geſetzt, und alsdenn die Glocke vermittelſt eines mit Bleykugeln beſchwehrten Ringes, der unten um ſie herum gelegt wird, in ein Waſſerbehaͤltniß, darinnen man ſonſt Fiſche zu ver⸗ wahren pflegte, geſenkt. Mach acht Tagen iſt dieſe Zubereitung wieder her: aus genommen worden, und man bat alles noch voll» fommen gut befunden. Das Brodt iſt fo friſch als zuvor gewefen, die Häute Des Auges, befonders Die Hornhaut, find etwas weißlicht geworden, haben aber weiter Feine Spur der Faͤulung gezeigt, von den Hyacinthen find einige noch ganz frifch gemefen, an— dere etivas blaß geworden, Die Narciſſe hat noch die vorige Schönheit gezeigt, Doch auch) geringe Spuren des annahenden Verwelkens gemiefen, und die But— ter noch vollkommen gut ausgeſehen. Kurz, nir— gends hat ſich ein merklicher Verderben, als in der mit eingeſchloſſenen Luft gezeigt. Dieſe hat einen ſo heftigen Geſtank bekommen, und denſelben den ein— geſchloſſenen Sachen, und fetbft dem Ölafe fo ftarf eingedruckt, daß folcher kaum nach oft wiederholten Abwaſchen vergangen. Sturm bat anfänglich ges glaubt, Diefer Geftanf rühre von der Faͤulniß des fleifchigten Auges ber, aber durch feinen Geruch ſich des Gegentheils verfichert, und die Schuld unzwei- felhaft bey der Zuft befunden. Als er nachgehends das Auge zerſchnitten, hat er geſehen, daß die ery⸗ ſtallene und glafichte deuchagkei noch duschfichtig und vein 190 Anmerkungen überden sund ⸗Art. rein geblieben, die waͤſſerigte aber ganz verdorben, und ſchwarz, auch in groͤßerer Menge als gewoͤhnlich vorhanden geweſen, daher er vermuthet, daß fie nicht nur aus der glaſichten was in ſich genommen, ſon⸗ dern auch die ſchwarze und traubenfarbige Haut (choroidea & vuea) angegriffen. Eben dergleichen Sachen, wie Sturm unter die Glocke gethan, hat er auch in freyer Luft, doch an einem ſchattigten Orte eines Speiſegewoͤlbes ſtehen laſſen, da fie denn alle trocken und welf geworden find, die ‘Butter auch ſtin⸗ fend gewefen. R Baco de Derulsmio*) hat Sturmen zu diefem Verſuche Gelegenheit gegeben. Derſelbe ift indeſſen mit dem, fo im 6ten Artikel vorgefchlagen wird, noch nicht völlig einerley, weil fich) unter der Täucherglocke eine etwas zufammen gepreßte $uft befunden hat, die Frage auch noch übrig bleibt, ob nicht die Luft durch das Waffer unter die Glocke wirfen, ja auch die aus dem Waffer auffteigende Dünfte was thun koͤnnen. Aber ein anderer großer fandsmann von dem Herrn Verfaſſer diefes Artifels, Robert Boyle, hat derglei- chen ſchon, fo viel ich urteilen kann, gaͤnzlich fo, wie er fie verlangt, angeſtellt. Es wird vielleicht nicht undienlich feyn, ſolche anzuführen, wie fie in deffen fo betitelten Neuen Derfüchen von der Erhaltung der Rörper im Boyliſchen leeren Aaume *) | zu *) Nov. Org. L. I. aph.L. p.408. edit. Francof. in fol. i an. 1694. * Experimenta Nova circa confervat. corp. in Vacuo Boyleano.. Ich bediene mich der —— e ü des erſten Stuͤcks des Magazine. 191 zu finden ſind. Zuerſt muß ich erwähnen, daß ver» ſchiedene Sachen im Iuftleeren Raume von dem Ber: derben frey geblieben find, dem fie in der freyen Luft wären unterworfen geweſen. Gebraten Fleiſch iſt zween Monate und etliche Tage in dem verſchloſſe— nen Recipienten gelaſſen worden, und man hat daran keine Faͤulung, oder einige Veraͤnderung an Farbe und Geſchmack geſpuͤrt. ) Bey Milch, fo drey Mo- nate lang verwahrt geftanden, hat fich theils ein waͤſ⸗ ferichtes Wefen, theils was geronnenes gezeigt, der Geſchmack ift ein wenig fäuerlich, und der Geruch nicht unangenehm, und nur wie etiwas fauerwerdende Milch gewefen. **) Erobeere, fo ven 4 Jun. einge fchloffen worden, haben im Anfange des Novembers, da man fie nur durchs Ölas, ohne foiches zu öffnen, betrachtet, weder eine veränderte Geftalt, noch eini= ges Zeichen der Berderbung durch Moder gemiefen, ob fie wohl ihre frifche Farbe verlohren. Boyle hat fie deßwegen zum fernern Berfuche verfchloffen gelafe fen, meldet aber an diefem Drte nicht, was er nach: gehends daran bemerkt. }) Hindbeeren (Mora rubi ıdaei) find den 2ı Sept. 1670 verwahrt und den 20 Sun. 1673 wieder geöffnet worden, Da man fie von allem Schimmel und mwidrigen Öeruche frey befun- den. Mur wenig fauren Saft hat man bey ihnen angetroffen, ſolchen abgegoffen, und wieder die Luft ihnen benommen, 7°) Als man fie ven ın October | 1674 gabe verfchiedener Werfe von Boylen, fo zu Genf 1680 in Quart herausgefommen., Diefe Schrift s findet fic) an den Sufpieionibus de latentibus qui- busdam qualitatibus aeris. Exp. I. *) Exp. III. ) Exp.X. +") Exp.XIV. 192 Anmerkungen uͤber den sundo Art. 1674 betrachtet, bat ſich ihre Farbe veraͤndert, und ift nicht fo ſchwarz wie zuvor ‚gervefen, doc) hat we: der eine verdorbene Geſtalt, noch einiger Geſtank An: zeigungen der Zäulniß gegeben, auch iſt nicht der ge ringſte Schimmel auf ihnen bemerket worden. Sur" Hier erzehlet Boyle, dag er zu N der Zeit .) eine Anzahl folcher "Beeren forgfältig in ein Glas ver: ſchloſſen, daraus die Luft nicht gezogen worden, um zu fehen, mie fie ſich darinn verhalten würden. Aber da er den u October 1673 wieder darnach gefehen, ift das Glas zerfprenge, und ein dicker Schimmel über den Früchten gemefen. Er berichter, daß ihm Bie Berfuche, Früchte ohne Wegnehmung der Luft in verfchloffenen — zu erhalten, aaa a | Diefe Berfuche feinen der —— Art, die Fruͤchte zu erhalten, nicht vortheilhaft. Ich muß aber auch andere nicht perfehmeigen, die ihr geneigter find, und von Boylen felbft in der Abficht angefüh- rer werden, weil fie Hauswirthen nugen Fönnen, Gutes ungehopftes Dier bat ſich in einem hermetiſch verfiegelten Gefäße, vom 14 Sun. **) bis auf den s Sul, des folgenden, fo erhalten, Daß es bey Der Er: öffnung gut und ohne merflihe Säure befunden worden, Den Tag darauf ift das Gefäß wieder zu: geſchmelzt — und hat 13 Monate ſo geſtanden, | nach Dieſes kann auf den 21 oder 20 Kur, gezogen werden, Es ift aber a er — 21 *) Bermurblich 1070. des erſten Stücfsdes Magazins, 165 nach) deren Verlauf das Bier bey der zweyten Eröff- nung fauer befunden worden. Franzwein, fo den ı Sun. 1670 in ein hermerifch verfiegeltes Gefäß ein- gefchloffen worden, bat den 5 Julius 1671 noch feht klar und wohlgefärbt ausgefehen, und häufige Hefen an den Boden des Gefähes, aber, foviel man bemer- fen Eönnen, feinen Weinftein an die Seiten gefegt. Bey der Eröffnung bemerkten die Zufchauer, daß ek: was eingefchloffener Luft und Dünfte heraus fuhr. Weber der Flaͤche des Weins zeigte fic) in einer ziem= lichen Höhe ein weißlichter Rauch, wie ein Nebel, der nad) und nad) verging. Der Wein hatte noch feinen guten Gefhmad, war etwas ſcharf, aber ohne Säure. Das Gefäß ward den 6 Jul. wieder ver- ſchloſſen, und bis auf den 5 Aug. 1672 hingefege, da der Geſchmack des Weines ſich noch gut befand. Den 26 un. 1673 ward eben Diefes Gefäß, fo zum zwey⸗ tenmal zugeſchmelzt worden, wieder eröffnet, und, weil der Wein'nod) unverdorben war, von neuem zus gemacht. Den ı Det. 1674 wurde .es das leßtemal eröffnet, und noch von guter Farbe und ohne Säu- re,befunden, Er fihien etwas weniger Geift zu ba- ben, als ein anderer guter Wein von eben der Art, ‚fo wohl von der Kälte herruͤhren konnte. Diefe Ber: fuche , welche in Heren Oldenburgs Haufe und Gegenwart angeftelle worden, fönnen vielleicht beftim- men , wie weit ſich das ausuͤben laffe, was im 6fen Art. angegeben worden. Es jcheine nicht, daß man fich einen glücklichen Husgang bey Sachen, die fonft noch zu einer ſtarken Gaͤhrung geneigt find, als bey Früchten, ohne weggenommene Luft, zu verfprechen habe, Boylens Erfahrung zeigt, daß fie bloß mit Band. N Luft 166 Anmerk, über dens und o Arc. Luft einzufchlieffen, ihre Gährung nicht verhindern würde, und ob wohl die Luft zur Gaͤhrung noͤthig ift, fo fieht man doc) nicht, Daß eben eine freye und oft veränderte uft feyn müßte. Sturms Berfuch aber zeige noch eine andere Unbequemlichfeit dabey. Den! Geſtank nämlich, den die mit eingefchloffene $uft ders gleihen Sachen eindrücken würde, wofern man nicht: vielleicht diefen Umftand von den Dünften herleiten: will, die aus dem Waffer fich indie Glocke erhoben. Die Muthmaßung im gten Artikel ‚erhält viel⸗ leicht, was das Herzufuͤhren der Inſecten durch Oſt⸗ winde aus der Tartarey betrifft, dadurch einige Staͤr⸗ ke, weil die Naturforſcher eben dieſes von den Heu— ſchrecken erzehlen. Kanold ) und Srifch **) be- richten uns, daß Heuſchrecken, fo ſich in der Tartarey häufig aufhalten und vermehren, unfern Ländern Br Oſtwinde zugefuͤhrt werden. —8* Su Samml. IX. Verſuch Juͤ— mg, w. Siafe 14 Urt. 2) Bon Inſ in Deuſhland IX 2. se was 167 1 u Pa PT BEE E32 Dar Dre Bee Pa ea a a ES ae —— VI —* Fortſchung der Gedanken uͤber den natürlichen Trieb der Inſecten G ic) weiter gebe, ‚muß ich noch des feltfamen Thieres-, ‚ welches. ein ungeflügelter Papilion war, ‚gebenfen, von welchen: ich in dem erften Theile meiner Gedanfen ermwähner habe. Ich nenne Diefes Thier mit Bedacht einen ungeflügelten Papi⸗ lion, und finde noch nicht für nöthig, den allgemei- nen Ausfpruch, ‚daß aus allen Raupen Schmetter- linge werden, zu widerrufen. Es find nämlich bis- her drey Arten von Raupen befannt, davon nur die Männchen nach. ihrer. Verwandlung Flügel befom« men, die Weibchen aber nicht. Es ift merfwürdig, Daß alle diefe Dreyerley Raupen bürftenförmige Buͤ—⸗ fhel Haare auf dem Rücken, und vorn und hinten Herten von Hörnern und Schwänzen haben, welche aus Haaren beftehen. Kine Raupe von der Ark dieſer Dreyen iſt diejenige, von welcher ich gedacht ha⸗ be; und das aus derſelben entſtandene Thier iſt ein Weibchen von dieſer Art der Schmetterlinge gewe⸗ ſen. Es giebt mehr Arten von Inſecten, davon nur die Maͤnnchen, die Weibchen aber keine Fluͤgel haben; z. E. die Baumlaͤuſe, welche der gemeine Mann den Mehlthau nennet. Da man an diefen Erempeln ehr, wie haushältig die Natur in BONNNE ihrer N 2 Gaben J 168 Gedanken uͤber den Gaben da iſt, wo ſie nicht angewendet werden; ſo moͤgte man ſich beynahe wundern, daß ſie denjenigen gemaͤchlichen und weichlichen Frauenzimmern Glieder und Vermoͤgen, ſich aus ihren Zimmern zu begeben, gegeben hat, welche felbige entweder niemals verlaf- fen, weil ihnen das Efien, das Trinfen und. die Mannsperfonen die Mühe erſparen, oder wenn fie fie verlaffen, ſolches thun, ohne ihrer dazu bejtimm: ten. Gliedmaßen fi) zu bedienen? Ob nun gleich die gedachten ungeflügelten weiblichen Schmetterlinge nicht von ihrem Baume, oder Strauche, wo fie ein- mal find, wegfliegen koͤnnen: ſo haben fie doch wirk— lich fehr Eleine Spuren von Flügeln ; welche man ih— nen daher in der That eigentlich nicht abfprechen kann. Auffer ihrem Unvermögen zu fliegen find fie auch fehr fhmerleibig und ſchwach auf den Füßen, und koͤnnen die Zeit ihres Lebens über Faum von einem Afte zum andern kriechen. Gleichwol haben fie als Schmetter: linge noch einige Nahrung nöthig, melche fie auf den] Eichen und Birken, wo ſich ihre Raupen gemeinig- lich aufhalten, kaum antreffen. ‚Aus dieſer, dem Männchen zwar unbekannten Abſicht aber nimmt die⸗ fes bey der Begattung das Weibchen an ſich hangend mit fich fort, und verrichtee an feiner Geliebten zu⸗ gleich das Amt eines Ehegattens und eines, Saͤnften⸗ frägers. Durch diefes Mittel werden aud) die Eyer diefer.Zhiere von einem Baume auf dem andern gez] bracht; und wenn fie. fic) deffelben: nicht längft bedie = net hätten, fo würden in den erften 200 Jahren ach der Schöpfung dieſe Thiergefehlechter, mie denjenigen | Däumen, auf welchen fich die Weibchen zuerjt ber] funden, untergegangen ſeyn. 7 N } 3 natürlichen Trieb der Inſecten. 169 Ich muß noch einer allgemeinen Eigenfchaft aller Schmetterlinge gedenfen, wodurd) fie die Vermi— hung ihrer Arten und die Entftehung neuer verhüs ten. Soviel hunderterley Schmetterlinge den Soms mer über Tag und Nacht unter einander auch herum: ſchwaͤrmen, fo verirvet fich Doch niemals ein Mann- chen zu einem Weibchen, welches nicht von feiner Art it. Es vermifcht fich nicht nur fein Tagpapilion mit einem Nachtpapilion, fondern auch die fo fehr verfchiedenen und mannichfaltigen Arten diefer beyden Hauptarten vermifchen fich niemals mit einander; und fo wenig von einer Art zuweilen in einer großen Gegend anzutreffen find, fo, daß man oft Faum einen oder zween einen Sommer über fieht, fo finden fie felbft fich) Doch gar bald zufammen, und fliegen bey hundert und abermal hundert andern Schmetterlins gen vorbey, ehe fie das Ihrige antreffen. Man fönn> te es vielleicht für eben fo was natürliches und gemei- nes halten, daß fich verfchiedene Arten der Schmet— terlinge nicht mit einander vermifchen, als diefes, Daß ſich kein Ochſe mit einer Ziege, fein Schöps mit ei- ner Rage, und fein Finke mit einem Sperlinge be— gattet. Aber bier ift noch ein großer Unterfchied,. Ein Ochſe, ein Schöps und ein Finfe find die leßten Ar— ken ihrer Gefchlechter, und haben Feine Arten weiter nter fich. Die Schmetterlinge aber find Arten on Thieren, welche eben fo viel Gefchlechter über. ih, als jene, unter fich aber noch eine fehr große Nenge haben. Eine Ziege ift alfo von einem Ich: en, eine Rage von einem Schöpfe, und ein Sper= ing von einem Sinfen fo fehr unterfchieden, daß es eicht zu begreifen iſt, wie auch diefer Unterfchied den N3 Thieren 8 Bedanken über den * Thieren ſogleich in die Sinne fälle? Wie aͤhnlich ſind aber nicht die meiſten Schmetterlinge einander? Dieſe ſind mit den Hunden in Vergleichung zu ſtel⸗ len. Ein Hund uͤberhaupt iſt ſchon eine ſo beſondere Art von Thieren, wie ein Schmetterling uͤberhaupt. Wie es nunn aber ganz verſchiedene untergeordnete Arten von Schmetterlingen giebt, alſo hat man auch Windhunde, Bullenbeiſſer, Budel, Dachſe, Fuͤchſe, Möpfe, Bologneſer Hunde, Engliſche Doggen, Jagd⸗ hunde, Wachtelhunde, Schooßhuͤndchen, u. a. m. und alles dieſes ſind von einander unterfihiedene Ürten von Hunden, Von einem Paar Windhunde fom- men Windhunde, und feine Bullenbeiffer, von Bu- dein Fommen Feine Dachſe, von Möpfen fommen feine Englifchen Doggen. Die Hunde ‚müffen aber. von viel freyerem Humeur feyn , als die Schmetter- linge. Denn fie binden fich in ihrem Bergnügen nicht fo genau an ihre Art, Ein Windhund begattet ſich mit einem Dachſe, ein Mops mit einem Schooßhuͤnd⸗ chen, und aus dieſen unordentlichen Vermiſchungen entftehen fo vielerley geftaltete und gefärbte Hunde, als fich die wirklich — zwey und zwey genommen, combiniren laſſen. Es ſind aber dieſe zweydeutigen Hunde nur Mannichfaltigkeiten (varietates); und man ſieht hieraus die Urſache, warum es ſo vielerley Hunde giebt, die doch nicht von res natürlichen Trieb der Inſecten. 171 Doch bald werden meine Leſer glauben, es giebt hiches, als Schmetterlinge, unter den Inſecten, weil ich mich fo lange dabey aufgehalten habe, Aber nicht nur die Schmetterlinge, fondern alle Arten von In— fecten, zeigen ung eine Menge wunderbarer Wirfuns gen ihres natürlichen Triebes. Ich will etwas von . den Wefpen gedenken. Ein Theil derfelben hat feis ne Neſter in leimenen Wänden, wo fie fo regelmäßis ge Locher hinein zu graben wiffen, daß ein Menſch fonderbarer Werkzeuge dazu benörbiget feyn mürde, Eine Art derfelben befeftigt an diefe Söcher noch fehr fünftlih von Leim zufammengeflebte vunde hohle, krumme Borfäle, damit ihre Wohnung defto beffer ‚vor andern Inſecten verwahret und verborgen ſey. Bon einigen Arten find die Fünftlihen, dem Ruſſe der Bienen ähnlichen Neſter, welche man inwendig an den Dächern der Heuböden und Scheunen finder, jedermann befannt. Eine gewifle ſchwarze und gelbe Weſpe aber, welche, wegen ihres fafähnlichen Baus ‚es, die Sackweſpe benenner worden, beobachtet ‚bey der Fortpflanzung ihres Sefchlechts ganz befon« dere Regeln. Sie ‚gräbt mit ihren dazu gefdicten vörderiten Füßen eine Höhle in die Erde, wie ein Hund, welcher nach einem Hamfter gräbt. Sie be⸗ obachtet dabey alles dasjenige, was ein Menſch beob- achtet, wenn er mit dazu gehoͤrigen Werkzeugen eine Grube graͤbt. Hierauf ſucht fie eine Raupe von ei— ner gewiflen Are, beißt fie in den Hals, daß fie halb, doch nicht ganz todt da liege, und zwar fic) vegen, aber nicht davon laufen kann, auch noch, etliche Ta⸗ ge lebt. Wenn die Wefpe diefe Raupe in das Loch gelegt hat, lege fie ein Ey J die Raupe, geht als⸗ Na denn ; ee — 1723 Gedanken uͤber en denn ſogleich wieder heraus, und verbaut das Loch auswendig mit Spänchen oder ‚Stückchen Erde. Wo: zu dienen alle Diefe Umftande? Kann die Wefpe niche ihr Ey aud) an einen freyen Dre legen, und es von der Sonne ausbrüten laffen, wie viele andere Inſe— eten tun? Diefes wäre ihrer Matur zumider. Die Husbrütung ihrer Eyer braucht Feiner großen Wärs me, und dieſe wuͤrde fie im Freyen vertrocdnen. Da: wider dient nun das Loch. Die Naupe aber ift die, Speife der Made , welche gar bald darauf aus dem - Eye herausfriecht, und hernach zur Wefpe wird. Diefe Made kriecht allezeit da heraus, wo das Ey an der Raupe anliegt, und in die Raupe hinein, deren Saft, Eingeweide, und, wenn es noͤthig iſt, Haut, ſie nach und nach verzehret. Die Weſpe biß die Rau— pe halb todt, damit ſie ihr nicht davon laafen konnte: ſie machte es aber ſo hoͤflich, daß ſie noch einige Tage leben konnte; und dieſes deswegen, damit die Made bis zu ihrer Verwandlung friſche Nahrung haben moͤge. Die Weſpe nahm nur eine gewiſſe Art von Raupen, und keine andere. Denn nicht alle Arten von Raupen find eine Speiſe für junge Weſpen. Die— fe Raupe, welche fie erwaͤhlet, ift allemal eine Rau- pe, welche fi) vor ihrer Verwandlung weder in Die Erde geäbt, noch im Freyen anhaͤngt, fondern mwel- che fich einfpinner ; und Diefes Deswegen, Damit Die Wefpenmade in der Naupe einen zum Spinnen ab- gefonderten Saft finde, deſſen fie fic) zu ihrer eignen Einfpinnung, wenn fie fich verwandeln foll, bedienen koͤnne. Da die meiften Arten von Spinnen aud) fpin= nen, fo muͤſſen fie auch fo einen Saft in fich haben; und weil fie auch ein tuͤchtiges Futter fir gedachte Weſpen⸗ natürlichen Trieb der Infeeten. 173 Weſpenmaden abgeben, fo findet man auch zuweilen Spinnen in den Höhlen diefer Wefpen, Der Saft, welchen die frinnenden Raupen und Spinnen zu Die: ſem Endzwecke, diefe Hinten, und jene forn unter den Maule abfendern, und in Geſtalt der Faden von fich geben, muß ein Elebichter Saft fenn, aufferdem koͤnn— teerniche gefponnen werden, Man nehme wäfferige flüßige Körper, fo vielerley man wolle, fo wird man feine Faden Daraus fpinnen koͤnnen. Man fauche aber den Finger in aufgelöftes Gummi, fo kann man lange und biegfame Fäden davon ziehen, und fie win: den, wie Zwirn. Damit nun diefe Arten von Rau— pen und Spinnen diefen Flebichten Saft abfondern koͤnnen: fo muß ohne Zweifel der Saft ihrer Nah— rung auch Elebiche feyn, Und nachdem nun eine Spinne oder Raupe, nach den Umftänden ihrer Er- haltung und Fortpflanzung, diefer oder jener Art von Gefpinnften nöthig hat, nachdem muß fie fich dieſes oder jenes Krauts oder Inſects zu feiner Nahrung bedienen. Und dieſes Fann eine von den Eindurfa- chen der verfchiedenen Nahrung der Inſecten ſeyn. Daß fie nun die ihnen und ihren ungen eigene Nah— rung ganz genau kennen, ſieht man auſſer vielen hun- dert Beyfpielen auch an der Wefpe, von welcher itzo die Rede iſt. Man hat es verſucht, und ihr die Raupe, welche ſie in das Loch gethan, herausgenom- men, und ihr eine Kohlraupe hinein gerhban. Weil aber die Kohlraupen ſich nicht einfpinnen , fondern in die Erde graben, fo befand die Weſpe, daß ihr dieſel⸗ be zu ihrer Abfiche nicht dienlich wäre. Sie warf ſie alſo heraus, und holte wieder eine von der vorigen Art hinein. Wer fagt es nun den Weſpen, welche N5 Raupen 174 Gedanken überden *. Raupen klebichten Saft in ſich Bi und welche Feinen haben? Wir Menfchen müffen durch muͤh— fame und langweilige Erfahenng Dahinter kommen, * Raupen ſich einſpinnen, und welche nicht? Die Weſpen aber ſehen es ihnen glei) von auſſen an. Ein gewiſſes Egyptiſches Thier, ——— Ichnev⸗ mon genennet wird, hat die Art, daß es dem Ero- cobil, wenn es fchlaft, durch den Kadıen in den Leib hinein Eriecht, und fich von feinen Eingeweiden naͤh— vet. Verſchiedene Arten von Inſecten nähren fi ebenfalls von andern Inſecten in ihren Leibern, oder inwendig in den Prlanzen, Alle Diefe Arten von In-⸗ fecten werden, von jenem Egyptifchen Thiere, Ichneu- mones genennet. Daher hat man VeipasIchneu- ınones, Muſcas Ichneumones und Scarabzos Ich- neumones; deutſch Schlupktuefpenn: mw. Dies ist weitläuftig erwähnte Weſpe iſt eigentlich eine Schlupfweſpe. — aber werden die Muſcæ Ichneumones Schlupfweſpen genennet, da fie doch Shlupffliegen heiſſen follten. Diefe Inſecten, weiche ich, um des Gebraudjs willen, Schlupfwefpen nennen will, legen ihre Eyer entweber an biejenige Pflanze, ober an dasjenige Inſect, welches ihrenJ Jun⸗ gen zur Speiſe dienet, oder in die Pflanze, und in das Inſect; und biefes zwar vermittelft eines Jege: ſtache els. Eine jede Schlupfweſpe erwaͤhlet hierzu die— jenige Pflanze oder dasjenige Inſect, welches die ih⸗ ren jungen Raben eigenthümliche Nahrung if. Da: 7 ber fieht man, daß aus den braunen Obftraupen an⸗ dere Schlupfiefpen fommen , als aus den grün und. ſchwarzen Krautraupen; und aus den Weydenblättern fommen natürlichen Trieb der Inſecten. 175 kommen ganz andere Schlupfweſpen, als aus den Gallaͤpfeln und anderen Excreſcenzen. Wie ſtark wirket hier nicht bey der Mannichfaltigkeit der Ge— genſtaͤnde der natürliche Trieb! Dieſe aus den Rau— pen und Pflanzen kommende Inſecten haben zu ver- ſchiedenen falſchen Schlüffen von der Erzeugung der Inſecten Gelegenheit gegeben. Bey den Seldgrillen, welche man im Sommer häufig i in den Saaten fchwirren hoͤret, ift viel merf- _ wuͤrdiges zu betrachten; ich will aber nur etwas von ihrem Schwirren gedenken. Sie verrichten Diefes, wie die Heufchrecken, mit ihren Slügeln. Diefe find ihre Zunge, und das Schwirren derfelben ift ihre Sprache. Mit diefer fehelten fie auf ihre Feinde, mit dieſer fehmeicheln fie ihren Schönen. Ihr Schmirren Elingt anders, wenn fie zornig, und an- ders, wenn fie verliebt find. Mann und Weib I ben, mie bey den Spinnen, in einer beftändigen Fei nd. fchaft, in einer Trennung von Tifch und Bette, und fie fommen nur zufanımen, wenn fie den Grund zu ihrer Nachfommenfihaft legen wollen. Wenn dem - Männchen die Luſt hierzu ankoͤmmt, fo fängt es an, in feiner verliebten Sprache zu reden. Das Weib: chen, welches nicht fo ehrbar und ſchamhaftig iſt, als wie die Weibchen der Baumläufe, welche fich von ihrer Pflanze nie entfernen, fondern die Viſiten von den geflügelten Männchen annehmen, hoͤret di⸗ fes in feiner Wohnung, es eilet herzu, und überläßt ſich der ſtolzen Zaͤrtlichkeit feines unbeftändigen Lieb- habers; und fo bald die Wirkung derfeiben vorbey ift, muß es feinen Abfchied nehmen , wenn es nicht mit Zittern Die Warnung feines geweſenen Gattens anhoͤren 176 Bedankenüberden anhören will. Haben dieſes die Feldgrillen von un- fern treuloſen Siebhabern, oder haben eg diefe von je- nen gelernet? Ein andres Inſect, welches mit diefem einige Aehnlichkeit hat, und die Seldgrille mie Maulwurfs⸗ fügen, fonft Schrotwurm, Neutwurm, oder Werle genennet wird, und in den Gärten an den Wurzeln der Pflanzen bielen Schaden thut, baut fein unterir- difches Neſt mit vieler Gefchictlickeit Es macht nämlich diefe Werle, ohngefaͤhr einer Biertelelle ef unter der Erde, einen derben Erdenkloß, als eine Fauſt groß, zufammen. In der Mitte deſſelben hoͤhlt ſie ein rundes glattes Loch aus, worinn ſeine Eyer und Jungen liegen. Aus dieſem soche ‚gebt. ein cy⸗ lindriſcher Gang feitwärts heraus in einen runden Gang, welcher rings um den Kloß herum gehet, wie ein Graben um eine Seftung. ‚Sch habe felbjt ehe- mals viele dergleichen Neſter aufgefucht, und diefe ſchadlichen Thiere dabey gefangen, und ihre Brut zevftöret. Sie lodfen ihre Weibchen mit den Flu- geln eben ſo, wie die gemeinen Feldgrillen. J Bey den Hummeln iſt, in Anſehung der Ernaͤh⸗ rung ihrer Jungen, auch etwas beſondres zu bemer⸗ ken. Sie haben ihre Zellen, worinnen ihr Honig iſt, in Höhlen unter der Erde. In diefelben legen fie ihre Eyer, in jede eins, Einige Arten füllen fie mit Honig, und verfchlieffen fie alsdenn. Sobald nun das Junge auskriecht, findet es um und um Nah— rung, und iſt in ſeine Speiſe begraben. Dieſe iſt ihm von ſeinen Aeltern ſo richtig zugetheilet worden, daß ſie gerade ſo lange reicht, als es derſelben noͤthig hat. Denn ſo bald es mit dem Honige fertig iſt, iſt ſeine natürlichen Trieb der Infecten. 177 feine Berwandlungszeit da, und es friße alfo nicht ‚mehr. Die Hummeln von einer andern Art, naͤm⸗ lich die Eleinen gelbleibichten, thun Fein Honig in die ‚Zellen, fondern laflen es aus ihrem Honigſacke durch den Honigſtachel heraus auf die Runzeln ihrer jun— gen Maden flieſſen. Dieſe erheben alsdenn ihre Runzeln von hinten hervor. nach einander, und ma— chen Durch ihre Bewegung, daß Das Honig von einer Runzel zur andern hervor, und ihnen von ſich ſelbſt in das Maul flieffer. Die Häufer der meilten Arten von Motten find fehr merkwuͤrdig. Diefe Haͤuſer find hohle, an ei- rem Ende verfchloffene Eylinder , woriun die Motte bejtändig wohnet, welche nur ihren Vordertheil mie den 3 Paar, Füßen gemeintiglich herausſteckt, und fo fort gehet, indem fie ihr. Haus, * eine Schnecke, immer mit ſich fort ſchleppt. Die Kammer: und Kleidermorten. bauen ihre Häufer aus Staub und wollenen Härchen, Die Baum⸗ oder Blattmotten aus kleinen duͤrren Grasftengeln. und —5 Baſte der Baͤume, die Waſſermotten von Wurzeln, Stengeln und Blärtern von WBaflerpflanzen, von Eleinen Hoͤlz⸗ chen, Steinhen und Waflerfhnethen: Wenn man dieſe mancherley Hüllen, fonderlich die von der legten Art; betrachtet, fo muß man über den Anblick derfelben, und über die Kunſt der Motten erftaunen, und nothwendig die Weisheit desjenigen bewundern, welcher in dieſe Wuͤrmer ſo einen wunderbaren Trieb gelegt hat. Die Art, wie ſie dieſe ihre Haͤuſer bauen, iſt ſehr natuͤrlich. Das | Werk diefer — alſo um dern wehr zu bewundern. Wie 178 Gecedanken uͤber den Wie nicht nur eine jede Pflanze ihre eignes Ju⸗ fect überhaupt, fondern auch insbefondere ihre eigne $aus, fo, wie auch jedes vierfüßige Thier, ernährer, fo bat auch faft eine jede eine Are von einem gewiſſen Sinfectengefchlechte, deſſen Weibihen über z000 Jah— ve für einen unbelebten Körper, für eine Epcrefcenz, gehalten, und nur feit efiwan 50 Jahren für ein Thier erkannt worden. Weil diefe Inſectenweibchen viel Aehnlichleit mit den verfchiedenen Arten von Gall: äpfeln haben, fo hat man dieſes Inſectengeſchlecht überhaupt GSallinfecten genennet. Wenn das Weib: chen noch nicht zur Hälfte feiner Größe gelanget ift, fo feßt es fich an einen Blatte oder Aeftchen, oder an der Ninde feit, waͤchſt ordentlich an, und koͤmmt die ganze übrige Zeit feines Lebens nicht wieder vom Flecke. Das Männchen ift eine Fliege, und kehrt fich an die lebloſe Geſtalt feiner Liebſten nicht. Es kennt fie, es ſucht fie auf, und pflanzet, durch eine dazu vorhandene Deffnung, fein Geflecht mie ihm fort, aus welcher Begattung in einer Art dieſer In— fecten 4000 Eyer befruchtee werden ; da doch die Fliege kaum wie ein Leinkorn groß iſt. Wie ſehr ift die gemaͤchliche und eingezogene Auffuͤhrung dieſer Weibchen von den unverſchaͤmten und geilen Aus—⸗ fchweifungen der Feldgrillenweibchen unterfchieden ! Die Männchen beyder Arten Eennen den Character ihrer Weiber gar wohl. "Das eine erwartet fein Weibchen mit ruhigem Stolze, und das andere ſucht es in ſeiner Einſamkeit muͤhſam auf. Von den Spinnen, ja von allen Inſecten koͤnn⸗ te ich noch unzaͤhlige Exempel ihres natuͤrlichen Trie⸗ bes erzehlen, wenn nicht zu dieſem Vorhaben ein gan« | zes - natürlichen Trieb der Infeeten. 179 zes Buch erfordert würde. Durch die angeführten boffe ich fehon meine Abficht bey meinen Leſern errei— chee zu haben, Sch will nunmehr einige Betrach— tungen über Die phyficalifchen Urſachen dieſer wunder: baren Eigenfchaft der Inſecten anjtellen, Wenn man Die ist angeführten wunderbaren Handlungen der Inſecten mit anſiehet, oder erzählen höret, fo geräth man, wenn man nicht gareine Schlaf: müse iſt, natürlicher Weife auf die Frage, wie es moͤg⸗ lich tft, daß diefe Thiere, die Feine Bernunft haben, ſo zweckmaͤßig handeln, und die Menfchen darinn weit übertreffen fünnen ? - Man antworterr Das mache ihe natürlicher Trieb. ° Diefe Antwort kann nur des⸗ wegen gut ſeyn, weil fie nichts Falſches in fich bat; ihre Gruͤndlichkeit aber ift nicht einen Heller werth. Ein Naturforſcher kann dabey nicht ſtehen bleiben: er fragt ferner, worinn der natuͤrliche Trieb beſtehet, und was ein Thier für Empfindungen und Regun— gen hat, wenn es demfelben folge. Er kann in fei- nem ganzen Umfange in den Thieren nicht ſtets le— bendig feyn, weil fie niche ſtets alle Handlungen, wo- zu er fie treiber, ausüben." Daß fie freffen, fchlafen, geben und fliegen, gefchieher zwar allezeit aus natürs lichem Triebe; aber viele andere Handlungen, welche einen befondern und oft weit entfernten Endzweck ha= ben, erfordern noch eineganz befondere Thätigfeit des natuͤrlichen Triebes. Wie wirket er, wenn ſich die Raupe einſpinnt, anhaͤngt oder eingraͤbt? Was treibt den Schmetterling an, daß er ſeine Eyer vielmehr an dieſe, als an jene Pflanze, lege? Was empfindet die Schlupfweſpe für Regungen in ſich, wenn ſie ih⸗ re. Eyer in eine Rupe, und zwar in eine gewiſſe be⸗ ſtimmte 80 Gedanken überdan ftinmte Raupe, lege? Wenn die Inſecten Bernunft hätten, wenn fie Menfchen waͤren: fo würden wir diefes alles einer Vorherſehung des Zufünftigen zu⸗ ſchreiben. Ob es nun gleich wirklich um deſſelben willen, auch bey den Inſecten, geſchiehet, ſo kann man doch nicht ſagen, daß ſie ihren und ihrer Nach: kommenſchaft Fünftigen Zuftand vorherſehen und ihre Handlungen darnach einrichten ſollten. Eine Raupe kriecht in die Erde, ohne zu willen, daß fie ſich dar- inn verwandeln wird, Die Hummel bereitet ihren Eünftigen Zungen ihre Nahrung, ohne zu wiſſen, Daß fie Junge befommen wird. Warum: thun aber folches die Inſecten? Sind es bloße Maſchinen, welche, vermoͤge ihres Baues, eine Reihe Bewegun⸗ gen hinter einander machen, bis die Maſchine un⸗ brauchbar wird, oder zerbricht? Auf dieſe Gedanken ſollte man hier beynahe gerathen. Ich aber habe noch nicht Luſt, ſo zu denken. Die Thiere haben Em— pfindungen und Gedanken; die Erfahrung lehret uns dieſes, und das iſt genug, ſie fuͤr keine bloßen Ma- ſchinen zu halten, wenn man nicht auch die Menſchen dafuͤr halten will. Ja eben dieſe Erfahrung, eben ihre Empfindungen und Gedanken, koͤnnen ung ef mas von der Befhaftenbeik: ihres netiichen Triebes entdecken. Wenn wir die Thiere rin konnten * fie in fih empfänden, wenn fie ihrem, natürlichen Triebe folgen, fo würden wir. den Grund und: die Befchaf: fenheit deſſelben erfahren koͤnnen. Aber die Thiere antworten uns auf unſere Fragen nicht. Wir muͤſ⸗ | fen ung alfo zu andern Geſchoͤpfen wenden, welche uns berichten koͤnnen; wir muͤſſen uns felbit Baden. uch J natürlichen Srieb der Inſecten. 181 Auch in uns, die wir die Vernunft zur Selbftbeherr- fherinn unferer Handlungen erhalten haben, wirfee ein natürlicher Trieb, und ift unfer ſtrenger Gebieter, wenn wir der Bernunft unfern Gehorfam verfagen. Wir Menfchen müffen, unfer $eben und unfer Ge— ſchlecht fortzupflanzen, effen, trinken, fchlafen und lieben. Nun follte uns, über die Thiere fo weit er: babenen Gefchöpfen, die bloße Vernunft zu effen, zu trinken, zu fihlafen und zu lieben befehlen. Aber weit gefehlet! Wir effen, wenn uns hungert, weil uns hungert; wir frinfen, wenn uns durſtet, weil uns durſtet; wir fihlafen, wenn uns fchläfere, weil uns ſchlaͤfert; und wir lieben, wenn wir verliebt find, weil mir verliebt find. Wie viele Menfchen find nicht, welche Zeit Lebens nichts thun, als effen, trin- ‚Een, ſchlafen und lieben, und doch Zeit Lebens nicht daran gedenken, daß fie Diefes thun, ihr Leben und ihr Gefihlecht zu erhalten ! Iſt es alfo niche der bloße natürliche Trieb dey ihnen? Wenn fich bey ſolchen ja die Bernunfe mit in das Spiel mengt, fo ‚gefchieht es gemeiniglich, diefe Handlungen den göff- lihen Abfichten zumider zu machen. Schöner Bor: zug der Bernunft vor dem natürlichen Triebe! Sch: ner Borzug der Menfchen vor den Thieren! Indeſ— fen ift es doch der natürliche Trieb, welcher die Men- fchen zum eſſen, trinfen, fchlafen und lieben über: haupt anfreibt. Zu erfahren, wie es damit zugebe, dürfen wir nur Achtung geben, was für Begierden ung antreiben, und was mir bey dieſen Handlungen ſelbſt empfinven. m Alle Handlungen, welche wir ohne Vernunft und Ueberlegung, und bloß aus natürlichem Zriebe 1Band. O unter⸗ 182 Gedanken uͤber den unternehmen, verrichten wir unſers Vergnuͤgens we⸗ gen. Daß ein jeder Menſch in allem fein Vergnuͤ— gen ſuchet, diefes it ausgemacht, und die Urſache davon zu unterfuchen wäre fo lächerlich, als unmög- ich. Wir effen, trinken, fehlafen und lieben zu un- ferm Vergnügen. Man befördert fein Vergnuͤgen entweder, indem man fich ein wirkliches Vergnügen macht, oder indem man ein Misvergnügen abwen⸗ der. Der Hunger und der Durft find ein Misver- gnügen; dieſes wenden wir durch effen und trinfen ab. Indem ung fehläfert, und wenn wir ſchon anı fangen einzufchlummern, empfinden wir den füßen Vorſchmack des Schlafes, und diefes Vergnügen vollfommen zu genieffen, bequemen wir uns, völlig einzufchlafen. Wir wohnen dem weiblichen Ge⸗ ſchlechte bey, weil wir ein Vergnügen dabey empfin= den. Wir laffen den Urin und die Excremente von uns, meil uns die Zurückhaltung derfelben Schmer- zen verurfacher. Die Natur heißt uns alle diefe Handlungen unfers Vergnügens wegen thun; durch die Nachahmung aber und durch die Gewohnheit ler- nen wir fie ausüben. Wir würden fie, wie vieie Thiere, und befonders die Inſecten, von uns ſelbſt ausuͤben, wenn wir die antreibenden Urſachen dazu auf das hoͤchſte kommen lieſſen. Der Saame, der Urin, die Excremente wuͤrden von ſich ſelbſt von uns gehen, wenn mir nicht durch Vernunft und Erfahrung) dem höchften Grade der Nothdurft zuvor zu Fommen! gelernet hätten. “Bey den Thieren wirket hierinn die] Erfahrung durch die Gewohnheit allein; und dieſes fchüßer fie vor den Irrwegen, auf welche die Ver⸗ nunft die Menfchen fuͤhret. 2 | Das natuͤrlichen Trieb der Inſecten. Das Wefentliche des natürlichen Triebes der Men— ſchen und der Thiere ift einerlen. Da alfo die näd)- ſte Abficht des natürlichen Triebes bey den Menfchen ihr Vergnügen iſt: warum follte fie eben daffelbige nicht auch bey den Thieren feyn ? Ich will die na— gürlichen Handlungen, welche die Menſchen mit den Thieren gemein haben , nicht wiederholen , fondern ‚meine Meynung fogleich an den Erempeln Des na⸗ tuͤrlichen Triebes bey den Inſecten prüfen. Ich ‚will wieder bey den Raupen und Schmetterlingen ane fangen. Die Raupen freffen gemeiniglih nur von einigen Kräutern, oder auch von einem einzigen, Ohne Ziveifel find alle andere Kräuter ein Gifte für fie. Diefes wiſſen die Raupen nit, und dennoch vermeiden fie felbige. Es werden alfo vielleicht für fie unangenehme Dünfte aus allen diefen Kräutern ausduften, welches fie beftändig von dem Genuſſe der— felben abhalten wird, Ein Theil der Nachtvögelvau- pen macht ein Gefpinnft um ſch, wenn Die Zeit ihrer Verwandlung heran koͤmmt. Ich ſtelle mir folgende wirfende Urſache in ihnen dav vor, Wenn eine ſolche Raupe zu ihrer völligen Größe gelanger ift, und die Zeit ihrer Verwandlung heran fümmt, fo hat fich in dem dazu beftimmten Eingeweide fo viel kle⸗ bichter Saft, woraus ſie ihre Faden ſpinnet, ge— ſammlet, daß fie die Menge deſſelben druͤckt und ihr: Schmerzen verurſachet. Wenn nun bey diefer Mern- ‚ge des Safts etwas davon unter dem Maule aus der Dazu vorhandenen Deffnung heraus dringt, fo em- pfinder die Raupe einige Linderung ihrer Schmerzen, und fährt fort, diefen Saft in Geftalt eines Fadens heraus zu drücken und heraus zu ziehen. In den * O 2 Tag⸗ 184 Gedankenüberden Tagvoͤgelraupen, welche gleichfalls etwas weniges, ſich anzubängen, fpinnen, muß das ’Behältniß des Safts fehr enge feyn, weil fie, wenn fie noch gar wenig Saft haben, fehon fpinnen, Aber woher ent- ftehet denn die Verſchiedenheit der Raupengefpinn- fie? Warum mache Die eine Raupe ein einfaches, die andere ein Doppeltes, die dritte ein dreyfaches; die eine ein mweitläuftiges, und die andere ein enges Gefpinnft? Warum vermengt die eine Raupe ihr Ge- fpinnft mit Holz oder Rinde und andern Materien, und die andere nicht? Warum fpinnen einige die ih- rigen fo Fünftlich, und die andern nicht? Ueberhaupt glaube ich, daß die rundliche und hohle Figur der Rau- pengefpinnfte daher entftehet, wenn ſich die Raupe bey den Schmerzen, Die ihr das Drücken des Safts verurſachet, nad) allen Seiten frümmer. Da nun zu der Zeit beftändig Faden unter ihrem Maule her: aus geben, fo muß ihr unmwiffend um fie herum ein Gefpinnft von diefen Faden eneftehen. Bey manchen Kaupen kann es feyn, daß der Schmerz nad) und nach und durch Zwifchenräume koͤmmt, und ftuffen- weife zunimmt. Da wird es denn gefchehen, daß fi) die Raupe bey dem erften Parorysmus nur etwas frümmen, und eigentlich) nur mif ganzem Leibe nad) allen Seiten wenden wird; woraus ein weitläuftiges und geraumes Gefpinnft entftehben muß. Komme hierauf ein ftärferer Parorysmus, fo mird fie fich ängitlicher und häufiger kruͤmmen, und fich nicht fo weit ausftrecfen, und alfo ein dichteres und engeres Geſpinnſt machen, und nun in 2 Hüllen eingefchloffen ſeyn. Komme noch ein Parorysmus, fo wird das dritte und legte Gefpinnft Daraus entftehen. Daß das Spinnen 13 natürlichen Zriebder Inſecten. 185 Spinnen der Raupen wohl nichts anders ift, als ein durch) Schmerzen verurfachtes Krümmen, welches entweder durch vermehrten Schmerz, oder, weiles Die Raupen immer eifriger fortfeßen, je mehr fie merfen, daß es ihre Schmerzen lindert, immer ftärfer wird, diefes kann man unmittelbar aus ver Wahrnehmung ihrer Frümmenden Bewegungen fihlieffen, weldye im: mer ftärfer werden, je näher fie zur Verwandlung kommen. Wenn die Raupe ihr Gefpinnft fertig hat, in welchem fie fich verwandeln fol, und ihr Flebichter Saft alle iſt, fo fänge fie doch von neuem an, ſich fehr heftig zu kruͤmmen und zu ſchuͤtteln; wodurch eben die Abiverfung ihrer Raupenhaut, welche durch das vorhergehende Krümmen bereits locker gemacht worden, und die Verwandlung in die Puppe, zuwe— ge gebrad)e wird. Je mehr Saft und Schmerzen eine Raupe hat, je dichter und enger wird ihr Ge- fpinnft werden. Bon den Tagvögelraupen gilt alles diefes ebenfalls mit gehöriger Veränderung in Anſe— bung ihres Gefpinnfts. Wenn die Nachtvögelraupen die Schmerzen empfinden, bey welchen und durch welche fie ihr Gefpinnft verfertigen , fo Fann es feyn, daß manche Arten dabey fo ungeduldig und böfe wer⸗ den, daß fie, was ihnen vorkoͤmmt, zerbeiffen; imo» bey fie denn die abgebiffenen Stückchen Rinde, Holz u.d. g. mit in das Gewebe einfpinnen. Daß Die langbaarigten Raupen ihre Haare mit in das Gewebe einfpinnen , diefes kann nicht anders fommen, weil fich diefelben hinein verwirren, und, da fie bey als— denn fchlapper Haut locker werden, und von fi) felbft beynahe ausfallen, darinnen hängen bleiben muͤſſen. Be. | 23 Die is 7 Gedankenüberden Die Tagvögelraupen haͤngen ſich mit dem Hinter⸗ theile an das gemachte kleine Gewebe an; ohne Zwei⸗ fel, weil ſie an dieſem klebichten Weſen und Geſpinnſte von ſich ſelbſt darinn haͤngen bleiben muͤſſen. Wenn nun ihre Haut immer lockerer wird, und fie den Ge— brauch ihrer Füße nicht mehr haben, fo geben fie von der Flaͤche, worauf fie figen, ab, und die Raupen: hängen nur alfo noch am Nachſchieber. „Sie biegen alsdenn ven Kopf einwaͤrts in die Höhe; vielleicht, weil die ſich zufammenziehende Haut ihn in Höhe zieht, oder fie in diefer Stellung Linderung ihrer Berwand- lungsſchmerzen verfpüren. Diejenigen Tagboͤgelrau⸗ pen, welche quer um den Leib herum einen Faden ziehen, thun dieſes, nach dem, was ich angenommen habe, darum, weil ſie ſolche Schmerzen empfinden, zu deren Linderung ſie ſich, wie die Hypochondriſten und Colikiſten, nach den Seiten kruͤmmen muͤſſen. Ein Theil der Nachtvoͤgelraupen graͤbt ſich vor ihrer Verwandlung in die Erde. Dieſe haben kei— nen Saft zum Spinnen, und dieſer kann ihnen alſo keine Schmerzen verurſachen. Daß ſie aber doch kurz vor ihrer Verwandlung Schmerzen empfinden muͤſſen, das iſt gewiß zu vermuthen, wenn man be= denket, daß die Verwandlung ohne innerliche heftige Bewegungen, welche Schmerz und Hitze verurſachen, nicht vor ſich gehen kann. Man ſiehet auch die Rau— pen, wenn ſie ſich bald in die Erde graben wollen, recht unruhig und aͤngſtlich herum laufen; nicht an= vers, als wie die Menfchen thun, wenn fie heftige Zahnfchmerzen haben. Bey diefer ſchmerzhaften Un- ruhe nun fangen fie an, por Ungeduld den Kopf in die Erde zus ftecfen, und eine Ecke hinein zu Friechen. Wenn 4 Jg u 4 1 natürlichen Trieb der Inſetten. 137 Kenn fie nun in der fühlen Erde, (denn wo fie hin⸗ ein friechen, ift fie allemal feucht, und alfo ſehr kuͤhl,) einige Linderung ihrer Hiße und alfo auch ihrer Schmerzen merfen, fo fahren fie fort, fich tiefer und endlich ganz hinein zugraben. Wenn fie nicht mehr nöthig erachten, fich tiefer zu graben, fo hören fie auf, und vergnügen ſich daran, daß fie mit ihrem Leibe, fo viel möglich, die fühle Erde berühren und ſich ab» fühlen; mobey fie: denn Bewegungen in die Kunde und nad) den Seiten machen, woraus nothwendig eine Höhle entſtehet. Und fo hat fich die Raupe einen für ihren Fünftigen Zuftand unentbehrlichen Aufenthalt zubereitet, indem fie nur ihr gegenmwärtis ges Bergnügen zu befördern befchäfftiget geweſen ift; fo, wie Sürften Seuerwerfe und andere foftbare Luft: barfeiten zwar bloß zu. ihrem Vergnuͤgen anftellen, zugleich aber ihre Unterthanen, welchen fie Geld da= für zahlen, in den Stand fegen, für fie zu neuen Luſt— barfeiten Geld herzugeben. Die Inſecten überhaupt , und befonders die Schmetterlinge, haben auf ihrer Haut eine fehr ftarfe Empfindung, fo, daß fie alle Bewegungen der Luft und alle Husdünftungen auf das deutlichfte empfin- den und unterfcheiden koͤnnen. Eine Raupe merfe es, wenn man ſich ihr mit dem Finger nähert, weil fie ſich zuruͤck und nach der Seite wendet. Und doch ift fie blind.: Sie muß alfo die durch den Finger verurfachte Bewegung der Luft empfinden. Ein Schmetterling fliege nicht fort, wenn ihn der bloße Wind anwehet; er thut es aber, wenn er eine Durch einen ihm nachftellenden Feind verurfachte ‘Bewe- gung in der Luft merke. Diefe und unzählige 24 andere 188 Gedanken über den in andere Erfahrungen haben ſchon längft beftätiger, was ich ißo gefagt habe, Unter den vielen Aus— dünftungen, die die Schmetterlinge empfinden, find wahrfcheinlicher Weiſe einige, welche fie gern leiden koͤnnen. Um Diejenigen Pflanzen alfo, aus welchen Diefelben ausdünften, werden fie ſich gern aufhalten, und fi an fie fegen, wenn fie nicht Saft aus den Blumen faugen und ruhen wollen. So fieher man, daß fich die großen weiſſen ſchwarz gezeichneren Raus pen aus den fchädkichen bunten Garten: und Wald: raupen beftändig um die Linden, Fichten, Obftbäume und einige andere Bäume aufhalten. Eben fo fieher man Die weiflen, gelb: und fehwarsflecfigten Schmetter- linge aus den Sobannsbeerraupen von gleichen Far: ben ſtets an den Johanns⸗ und Stachelbeerjtauden, An folden ihm angenehmen Pflanzen hat ohne Zwei⸗ fel jeder Papition feine ordentliche Wohnung, und legt natürlicher Weife feine Hecke vafelbft an, und Flebe die Eyer an felbige. Da die Raupe und der Schmetterling einerley Thiere find, fo fann es wohl feyn, daß beyde einerley Kraut lieben ; aber zu ver: ſchiedenen Abſichten. Diefer fühle feine Ausdin: ftungen gern, jene aber frißt feine Blätter gern, Wenn man fich die Sache fo vorftelle, fo kann man begreifen, mie die Schmetterlinge und alle Inſecten fo Flug für ihre Fünftigen ungen forgen fönnen, Aus der großen Deutlichfeit des Gefühles der Schmer- terlinge laͤßt ſich auch begreifen, wie ſich bey der Be— gattung ein jeder zu ſeinem Weibchen finden kann. Schon dieſe Empfindung der Ausduͤnſtungen macht ihnen Luſt, ſich ſelbigen zu naͤhern, und das Vergnuͤ⸗ gen riet fich beyderſeits, je näber fie einander ' fom: nattrlichen Trieb der Inſecten. 189 kommen. Sie koͤnnen einander aber nicht näher kommen, als bey der Begattung geſchiehet. Die Sackweſpe ſcheinet beynahe menſchlichen Verſtand zu haben. Doch fie iſt eben auch ein Thier. Sie gräbt vielleicht, ſich abzufühlen,, in die Erde ein Loch. Die Raupe, die fie alsdenn holet, Fann über- haupt eine für fie angenehme Speife feyn; daher fie fie, daran zu faugen, in das Loch trägt. Von der Menge ihres Saftes aber kann fie gar bald fatt wers den, und fie alfo noch mit vielem Safte halb lebend liegen laſſen. Bielleicht hat fie, wie eine ſchwangere Frau, zu einer befondern Speife, nicht eher Appetit nad) diefer Raupe, als bis fie bald Eyer legen foll; daher es fein Wunder ift, wenn fie es gleich darauf an die Kaupe lege. Bon der angeführten Eigenfchaft der Schlupf: wefpen vermuthe ich eben das, was ich vorhin von den Schmetterlinge in Anfehung ihres Eyerlegens gefage habe, Das Schwirren der Feldgrillen mache die zurück und an einander reibende Bewegung ihrer Flügel, Die Feldgrille mag verliebt oder zornig feyn, fü em— pfindee fie eine heftige Bewegung in ſich. Dieſe Fann fo ſtark feyn, daR die Fluͤgelmuskeln dadurch in Bewegung gerathen, und Diefes Zittern der Flügel verurfachen, ine andere Bewegung aber wird die Siebe, und eine andere der Zorn hervorbringen; wel— ches aud) bey uns Menfchen die Erfahrung lehret. Daraus aber wird auch die verfchiedene Sprache des Zorns und der Liebe bey dieſem Inſecte entftehen. Die ordentliche Wohnung der Werle ift unter der Erde, Jeden Schritt alſo, Sy fie thut, muß fie ſich vor⸗ 190 Gedankeniberden vorher bähnen. Alle Wege, die fie fich baͤhnet, bleiben hohle Gange. Einige vondenfelben Fönnen gar leicht in einem Zirkel herum gehen, und durch Das viele Herum= gehen wird die Erde, welche der runde Öang umgiebt, ei⸗ nige Beftigfeit erlangen, und zu einem befondern Erden⸗ kloße werden. Durch denfelben wollen ſie zwar auch eis nen Öang graben, koͤnnen aber, wegen feiner Feftigfeir, nicht durchdringen, drehen ſich alſo nad) allen Seiten in felbigem herum, woraus die runde Höle entſtehet, in welche fieißre Eyer legen. Die Größe ver Honigzellen bey den Hummeln ſchei⸗ net, wie Die Öröße der Spinnengewebe von der Größe der Spinnen,von der Größe derHummelnherzurübren. Sie thun fo viel Honig in diefelben, als darinn Kaum hat. Daß aber die jungen Hummeln, als Maden, ge= vade fo viel bis zu ihrer Verwandelung gebrauchen, die⸗ fes fcheinet von der Einrichtung des Schöpfers unmit= telbar herzurühren. Andere Arten von Hummeln thun ihr Honig auf die Jungen; vielleicht, weil fie ſich bey dem Affecte, welchen fie gegen dieſelben Haben, vergeffen, undihn nicht an fich halten, fo, wie die Bienen, wenn man fie an den Flügeln hält, vor Zorn den Honig von ſich laſſen. Die Hummelmaden waͤlzen ihn alsdenn durch die ihnen natuͤrliche Bewegung zum Maule. Die Motten bauen ihre Haͤuſer ohne Zweifel, indem fie ein Vergnuͤgen daran finden, die Materien, woraus fie beftehen, zu zerbeiffen, und fich darinnen herum zu waͤlzen. Die Maͤnnchen der Gallinſecten treibt ohne Zweifel eben die Urſache, welche ich bey den Schmetterlingen angegeben habe, an, ihre eigene, und nicht andere Weib⸗ Ich chen aufzuſuchen. —— — natürlichen Trieb der Inſecten. 191 Ich will aufhören, Muthmaßungen anzufuͤhren, welche ein jeder, wenn er den Grund davon fuͤr richtig befindet, nunmehro leicht ſelbſt haben kann. Bin ich etwas frey darinn geweſen, ſo bedenke man, daß es Ma⸗ terien betrifft, wo die verwegenſten Einfaͤlle ſo wenig Schaden, als die gluͤcklichſten Entdeckungen Nutzen im gemeinen Weſen verurſachen koͤnnen. Die zu erklaͤren— den Sachen ſind auſſer dem viel zu wunderbar, und dem Anſehen nach viel zu unbegreiflich, als daß ſich der Grund derſelben auf das erſtemal gleich recht deutlich ſollte koͤnnen anzeigen laſſen. Daher ich mic) auch ge⸗ hütet habe, allzumeit zugehen, und lieber furz, als abge: ſchmackt urtheilen wollen. Indeſſen wird man auch fo billig feyn, und nicht alles deswegen verwerfen, weil ic) meine Erklärungen nur Muthmaßungen nenne, In der Naturlehre muß man mit Murhmaßungen den An- fang machen. Die Muthmaßungen zeugen die Wahr fcheinlichfeit, und diefe zeuget die Wahrheit. Die Be— trachtung der natürlichen Körper und Begebenheiten ift zwar für ißo immer noch die nöthigfte Befchäfftigung für einen Naturforſcher; aber ftets empfinden, und nie— mals denken, ftets betrachten, und niemals fehlieffen, iſt fo viel, als beftändig auf der See herumfreuzen, und nies mals ineinen Hafen einlaufen. Man wage da etwas, wo es ohne große Gefahr gefchehen kann, und hüte ſich nur vor gebierherifchen Ausfprüchen; fo wird man bey verftändigen Naturfundigen, wo nicht allemal Beyfall, Doch wenigftens Lob zum Lohne erhalten. Chriſtlob Mylius. VII. 192 Afteonomifihe Anmerkung, De ee ** Kr ur | vn. | — n | | Aſtronomiſche Anmerkung, daß Merkur von dem letzten Kometen feine Veränderung in feinem gaufe gelitten, | chen die anziehende Kraft der Went deper ww angenommen worden , hat’ man fo deutlic) eihgefegen, daß weehe die einander nahe formen, einander dadurch in ihrem Lauf flören koͤn⸗ nen, daß ein wichtiger Theil der Whiftonifchen Theo vie der Erde fich auf Diefe Betrachtung gründen. "Die Kometen würden insbefondere dergleichen Veraͤnde— rungen in EN Kugeln bervorzubringen fähig feyn (nr da fie auf ihrem Wege verfchiedenen fehr nahe men Fonnen, Herr Huler bat von dem legten Kometen von 1744 aus fo einem Grunde gemurhmaf: fet, daß er den Lauf des Merkur merklich koͤnnte ges ſtoͤrt haben. ©. deſſen Theoriam motuum Plane- tarum & Cometarum, 1358. &s wird alfo den Siebhabern der Sternfunft angenehm feyn, zu erfah- ren, mas die Dbfervationen Davon gezeigt, und Die= jenigen, fo es gern bey der einmal gemachten Einrich- tung bemenden laffen, werden mit Vergnügen ver- nehmen, daß felbft, nach) dem Berichte der Engelaͤn— der, von denen fonft eben nicht zu vermuthen ift, daß fie eine Wirfung der anziehenden Kraft nicht würden ſehen wollen, Merkur nichts gelitten hat. In diefer Abſicht wird folgendes aus der 473 Nummer der Phi⸗ loſophical. Transactions mitgetheilt: Johann daß Merkur von dem legten Kom.ꝛc. 193 . Johann BevisM.D. Schreiben an Joh. Machin Eſq. Mitglied der K. G. einige Dbfervationen vom f Merkur enthaltend. Den 4 May 1747 übergeben, n.5 Die Obſervationen, zu welchen beygehende Rechnungen von Hn. Morriß aus etwas richtigern Elementen, al? in D. Halleys Tafeln befindlich find, gemacht worden, babe ich felbft mit einem vortrefilichen Gector von 5 Fuß im Halbmeſſer angeſtellt. Ihr werdet fehen, wie weit ich durch die Bitte meines Freundes eingefchranke bin, daher ich euch erfuche, wenn ihr es der Mühe werth achtet, die Koͤnigl. Geſellſchaft zu berichten, Daß Merkurs Bewegung durch den letzten Kometen im geringften nicht gelitten bar, folches auf Die Art, die euch am beiten fcheint, zu thun. Sch bin | J Euer gehorſamſter Diener, Mittw. den 24 May 1744. J. Bevis. 1744. 17 May die ſcheinbare Rectaſcenſion vom = der LI nach Dr. Bradleys Obſervationen 97° 2’ 20 Declination 25 21 30 May.ſcheinb. Zeit. Laͤnge des Breite. Ber.Rectaſtc. 15. 8St. 3115 II 28° 56’ 51" 19 57'58''n, 88° sol zit 7.8 2681179614445 9 74 8.9 440 15930 135640 92 u3 19, 8 4100 2.51 38 128 7, 08:0.% May. Ber, Del, Obſ. Rect. Obſerv. Decl. Irrth.d. Rechn. Rect. Declin. 15. 25° 26'127 88°4g'20" 25% 26120" az gu 17. 25 13 00 9I 7 4 2512560 37 4 18.2545 92 10 353427 9 nm 19. 2454 43 93 8 20 245450 m 5@ Nu VIII. 194 Das feltfame Betragen h VIII. Das ſeltſame Betragen der Menſchen bey einem Gewitter. Ode. If“ ſchwarzen Wolfen fährt das Schrecken, Sein Arm ergreift der Völker Herz, Kein Thron mag vor dem Innern Schmerz Den wütenden Tyrann bedecken. Die Schwerdter finfen aus der Faufl; Der Kriegsmann ſcheut den Gott der Goͤtter. Kein Schild beſchuͤtzt ihn vor dem Wetter, Das uͤber ſeinem Haupte brauſt. | Umſonſt befchirmen taufend Ranzen Des Menfchenwürgers Näuberfchloß, Erſchuͤttert, aufgethuͤrmte Schangen ! Der Here erfcheine! licht, Mann und Roß! Der Himmel, von der Glut zerriffen, Wirft den verderberifchen Blig | Mit Krachen anf der Frechheit Giß. Eein Donner bruͤllt aus Finſterniſſen. Die Rache ſtuͤrmt. Ihr freyer Fauf Droht mit verwüftenden Gefahren. Die Wolluſt, mit zerfreuten Haareit, Springe fehnell vom weichen Lager auf | Der blaffen Reue froftger Schauer Durchläuft ihr zitterndes Gemuͤth, Daß die Natur mit Nacht und Trauer, Sich ſelbſt mie Glut umringet ſieht. tz der Menſchen beyeinem@ewitter, 195 er Erzuͤrnte Gottheit, laß mich leben! So rufft ſie mit beſtuͤrztem Sinn. O raff mich nicht im Eifer hin! Von nun an bleib ich dir ergeben. Sie ſeufzt und fleht, und kreuzigt ſich. Ahr Jammerton durchſchallt die Luͤfte: Errett, o Herr! Des Todes Gruͤfte Verſchlingen und begraben mich. Sie ſchweigt; die heuchleriſchen Lieder Beſchaͤfftigten bloß Zung und Ohr. Das Wetter weicht; fie ſchlummert wieder, Und ſchwelgt noch fichrer, als zuvor. Wer faltet dort die dürren Hände ?- Hört doch, wie aͤngſtlich Harpax fleht, Daß er die Glut durch fein Gebet Bon Haus und Hof und Gütern ende, Verſchone dech mich armen Mann, Um meiner guten Werfe willen! Gleich foll Gott Wind und Wetter ſtillen, Damit er rubig wuchern kann. Wie Dachfe nach den Gruben eilen; So eilt er mit begiergem Sinn, Noch) eh die Wolfen fich zertheilen, Zu feinem Gore im Kaften hin. D Schiffer auf befchäumten Fluten ! Der Wind und Sturm von ferne kennt; Eich! dag gewölfte Firmament Ducchfreugen rothe Feuerruthen. Dem Abgrund und dem Tode nah, Zieh fehnell das Seegeltuch zufammen ! Sogleich find Hagel, Sturm und Flammen, Blitz, Knall und Schlag auf einmal da, Das Ruder finft dir aus den Händen; Dbgleich dein Fühner Much nicht finkt; Der, dag Verderben abzumenven, Halbtodt noch mit dem Wetter ring, Ehr. IX, 196 2. Er N — — * ** a ee ee ee ze Der Bärtner und der Schmetterling. I9 gönne mir dag Glück, mein Leben frey zu enden; So bat ein Schmetterling in feines Faͤngers Händen, Noch wenig Tage find zu fliegen mir erlaubt, ag Hilft die Graufamkeit, die mir auch diefe raubt? Du weißt, der Blumen Schmuck wird - durch) mich ver⸗ ehret, Ein unvermißter Saft iſt alles, was mich naͤhret. Dein Flehen bringt mich nicht zu unbedachter Huld, Sagt ihm der Gaͤrtner drauf. Stirb itzt fuͤr alte Schuld. Woilt ich der Raupe That dem Schmetterling vergeben, So wird fie Hundertfach *) in deinen Jungen leben, Auch bey der Beſſrung Schein verlangt des Boͤſen Tod Der Srevel, den er that, und mehr noch, den er droht. *) Vielleicht iſt es nicht unnuͤtze / zu erinnern / daß man dieſes keineswe⸗ ges fuͤr eine poetiſche Vergroͤßerung / ſondern gegentheils fuͤr einen Ausdruck / der eher noch zu wenig ſagt / anzunehmen hat. Hr. won⸗ net erzählt eine eigene Erfahrung von einem Schmetterlinge) der ohn⸗ gefähr 350 Eyer gelegt/ aus denen allen junge Raupen gefrochen. S. deflen Ann. auf der ix7 ©. der franzöfifchen Heberfekung von Herrn Leſſers Inſectotheologie. Imnhalt des ſechſten Stuͤcks. I. Unterſuchung von den Wurzeln u. Blättern der Cichorien. II. Bon dem Wachsthum der Thiere und Pflanzen. Ä III. Nachricht von einem tal, Werfe von der Electricität, IV. AnmerE, über Hrn, Juſti Preigfchrift von den Monaden, V. Anmerkungen über den 6fen und Sten Artikel deg erften Stuͤcks des Magazine. aa ur Fortfeßung der Gedanken über den natücl, Trieb der In⸗ ecten. f VII Afteonomifche Anmerfung, daß Merfur von dem legten Kometen feine Beranderung in feinem Laufe gelitten. VII. Dag feltfameBerragen der Menſchẽ bey einem Gewitter. IX. Der Gaͤrtner und der Schmetterling. | * * * * u Regi * * | Regiſter über alte fechs Stücke des erften Bandes des hamburgifchen Magazins, NB. Weil aus Verfehen die Blattziffern im fünften Stüd von forne angefangen worden ; fo ift bey jeder Ziffer, welche fich auf das V und VIte Stück beziehet, dag Dazu gehörige Stuͤck beygeſetzet worden. | A J— Seuche, wo fie herruͤhret 391 Alkaliſche Lauge verbronnt ein Stuͤck Wolle und Federn im Augenblicke V,68 Alkali wirkt in jeder viftiolifchen Feuchtigkeit ein Gähren V.-52 macht den blauen Saft der Pflanzen grün V,67 Allınond, Edmund, fein Schreiben von einem rieſenmaͤßi⸗ gen Knaben 223 Ameiſenkoͤnigin, ihre Befchaffenheit, Eyer V,g97 wenn fie zu Püppchen werden V,98 Ameiſen, Befchaffenheit und Theile ihrer Füße V, 93 wo ſie hinfommen, wenn fie todt find V,95 Stadt derfelben V,94 die fünf Arten derfelben V,gr ihre Regierung V,95 Colonien derfelben V,94_ woraus ihr £eib beftehet V,93 Beſchaffenheit ihrer Augen V, 93 Bauart derfelben V, 95 Englifche, Auszug aus Goulis Nachricht davon V,oI freſſen im Winter nicht 329 ihre Verwandelung aus den Püppchen V,10o ob fie Korn effen, und Vorrathshaͤuſer für den Winter haben V. 101 ?ergliederung ihres Kopfes V, 92 gemeine find von feinem Gefchleht V,95 ihre Königin gebiez ret in wenig Monaten eine a von 4 bis 3000 V, 95 tz Regiſter Beſchreibung der Koͤnigin von der gelben Art derſelben V,95 , werden gegen ihre Königin Faltfinnig V, 96 ihre Königin lege dreyerley Arten von Eyern V,97 Anmerfungen, vermifchte, ein Schreiben au den Heraus: geber V, 102 Aquafort und Aquaregis unterfcheiden die perfifchen und franzöfifchen Türfiffe V, 35 Aqua Albule 22 PH | Araxes, was diefeg vor ein Fluß ſey 180 Archimedes, deffen Brennfpiegel 358 deſſen Verſuch mit der goldnen Krone 472 | Afteuc, deffen botanifche Meynung VL 127 Athemholen, um wie vielmal man durch daffelbe die Bruft vergrößert 343 Arrophia, der Seidenwürmer 114 Aufterfchalen, verfteinerte, mit einem Selfen bedecfte 19 verfteinerfe, Verſchiedenheit derfelben 29 Aviene, ein alter Fluß in Stalien 23 B Bacon, Roger, fol ſchon den Gebrauch der Fernglaͤſer gez mußt haben 185 Baͤrmutter, Empfängniß aufferhalb derfelben 446 ver⸗ urfacht eine unerhörte Krankheit 30 x | Balfam, eine weiffe Erde V,20 Barrere 443 —* Bakter, deſſelben Schreiben von einem Elephantenzahn 453 Bauch einer Frauen funkelt wie Feuer 282 Bayer, Theophilus Siegfried, feine Abhandlung von dem Urfprunge und den alfen Wohnungen der Schthen 106 Bazin, vom Wachsthum der Thiere und Pflanzen VI, 133 | Bengalen, Befchaffenheit diefes Landes 411 Bequen, was er von den feanzöfifchen Zürfiffen fagt V> 10 Bernoden 408 —* Berquene ſchreibt von Tuͤrkiſſen, daß fie durchſichtig find V, , Bibers ä } Regiſter. Bibergeil, von den Behaͤltniſſen deſſelben 460 - Spaͤn⸗ chen und Baumrinde in den Saͤckchen deſſelben 461 Nutzen diefer Säckchen 462 Biandyini, Joſeph, deffen Brief von dem Tode der Graͤ— finn Zangari 26 Blancard , deſſen Meynung vom Kreislauf der Säfte 277 Dlau, Arten davon, derer fic) die Mahler bedienen V,47 Blaue Farbe, Erfahrungen davon V,46 Materie, die 2 Zürkiffe farbet, was fie eigentlich fr eine Materie iſt 7,33 Blut, ob e8 eleftrifch werde VL, 161 Blur effen, warum es verboten V, 10 ſchreibt weitläuftig von den franzoͤſiſchen Tuͤrkiſ⸗ en ‚Io Bolten, D. % 5. deffen Nachricht von einer fonderbaren Empfängniß 92 Borea, des Plining, halten einige für den Türfis V,6 Borel, fein Buch von den Alterthuͤmern und Seltenheiten der Gegenden um Caſtres V, 9 Borelli, was er vom Schwimmen der Thiere ſagt 331 Bouillon der Faͤrber, was es ift V,58 Brand, das Getraide vor ſelbigem zu verwahren 407 Brauſen und Gaͤhrung 295 Bruſtmuskel, dieſer ſcheint den meiſten Inſeceen dag Ler ben und die Bewegung zu geben 93 Buffon, deſſen Abhandlung von den zufälligen Farben 425 Bilfinger, G. B, defien Unterſuchung von den Eichorien „14 € Calais, des Plinius, halten einige für den Tuͤrkis V, 6 Fabel von der Art und Weife, wie er gefunden wird V,6 Calmar, mifrofcopifche Entdeefungen an diefem Fifche 399 Canada, Farbe der dafigen Einwohner 387 ‚Leder, eine befondere Eigenfchaft derfelben 72 P 2 Chat, Regiſter. Chat, deſſen elektriſcher Verſuch 415 Tolcher, ihre ehemalige Farbe z90 CEryſtalle von Simore und aus Tyrol V, 34 Eichorien, Berfüche damif VL 116 D Darien, die Einwohner dafelbft 47 | Davokes, Thomas; fein Brief von dem riefenmäßigen Kna⸗ ben a. | RE RE Demofritus, ihm follten die Fernglafer fehon befannt ges weſen fepn 184 Druidenfnöpfe, brififch, 196 Druiden, wovon fie ihren Iramen haben 193 haben die Telefcopia fehon gebraucht 196 wie lange ihr Gottes» dienft gedauert 199 | Dünfte, Erklärung ihres Auffteigens 146 fie ſteigen auch in einem luftleeren Naume auf 149 Duvernot, vom Milze 463 Mi. Einfache Dinge, ob fie einigen Kaum erfüllen VL 181 Einhorn, ausgegrabeneg, Namen der Türkiffe V, 16 Einſporn, deſſen Gedanken von der Dichtigfeie verfhiedez| ner Maflen 472 j ’R Elektricitaͤt beſteht nichf in der Luft 214 Nollets Ver⸗ fiich davon 412 was fie wirft 417 woher fie fomel me VL 157 od fie fich in Wirbeln bewegt 214 von ihrem Gebrauche in der Medicin VL, 160, 167 . vonl‘ einem ifaliänifchen Werke davon VI, 154 Elektriſche Materie, ob £ebenggeifter daraus entſtehen fönnen VL165 Elektriſiren, wie e8 den fhierifchen Körpern fchaden und nüßen kann 299 Elephantenknochen in der Erde 458 Empfinden, mie dieſes gefchiehet 363 | Enthaltung von Speife, langwierige 42,43" Entzünden, tie es zugeht 295 Ephorus, fein Irrthum von den Scythen 168 Fan Ein Ei 7 } | Regiſter. Erde, Verruͤckung ihres Mittelpunkts 456 - - Europäer, Urfache ihrer weiffen Farbe 305 Eydere, Beobachtung ihrer Zunge 410 Fyderen, ob manche doppelte Schwanze haben 470 F Farbe der Schwarzen, Urſache derſelben 243 braune, greift das Auge am meiſten an 432 gute und ſchlechte wie fie entſteht V,45,72 Proben von ihrer Feſtigkeit V,59,70 der Menfchen, befondere Urfachen ihrer Vers fehiedenheit 382 der weiſſen Leute, wo fie herruͤhret 237 blaue, was fie für zuſammengeſetzte Farben macht V, 46 Sarben, Haupteintheilung derfelben 426 zufällige, Ab⸗ handlung davon 425 verſchiedene der Menfchen, von den Urſachen derfelben in verfchiedenen Weltgegenden 235 wie fich verfchtedene auf einem Zeuge befinden, Meynun⸗ gen davon V,7o einfache, welche es find V, 47° zus fällige, was diefe find 430 Clavechmbel, deffen Wir⸗ fung 375 eine befondere Ark davon wird angegeben 373 Särben der Zeuge, Hellots chymiſche Theorie davon V,42 Farben, urfprüngliche, twelche fo heiffen V, 46 Faͤrberroͤthe, wozu fie beym Indigo dient V, 55 Ei du, unterfucht die franzöfifche Faͤrberey V,43 eldgrillen, einige Eigenfchaften derfelben VE, 175 Serngläfer, die Zeit ihrer Erfindung 187° igkeit der Farbe koͤmmt auf die Wahl der Salze an, ie zu den Singredientien fommen V,57 Feuer löfee die Farben auf V,28 von einem unfichtbas ren, verbrennen innere Theile im Leibe 283 warum e8 dem Türkisgefteine die blaue Farbe giebt V. 20 faͤhrt einem Stiere zum Maule heraus 285 fährt aus dem Geburtsgliede einer Frau 282 Firfterne, Anmerkungen über das Blinfern derfelben 419 Fifche, wie fie lange frifch erhalten werden 76 Flammen hat ein pohlnifcher Edelmann von fich gebros chen 271 erzeuget fich im Magen 2gı und in Ges darmen 282 bricht eine Frau an ihrem Ende von ſich 282 N z Flöten, Kegifter. | Flöten, Nutzen ihrer Löcher 368 —— Fontenelle, deſſen Meynung von der Seele VL 124 Forbergill; Johann, feine Anmerkungen über einen Men fcheh, der dem Anfehen nach todt gewefen 135 Frau, eine in Paris verbrennt im Schlafe zu Afche 271 Frauenzimmer, Franzöfifche, lihre Farbe 49 Frucht, menfchliche, eine fehr große 485 Früchte, wie fie lange zu erhalten 70 G Gaͤhrung, kann Brand verurſachen 276 fiebriſche ver⸗ urſacht Entzündung und Brand im Leibe agı Wir: fung derfelben in den Pflanzen 293° Mi Galenus, deffen Meynung von der natürlichen Wärme der Thiere 298 ‚ 5 Galle ſchaͤumt mit Scheidewafler 281 Gallinfecten VI, 178 — Garcin, deſſen Beobachtung der Fixſterne 420 Geiſter, ob ſie einen Raum erfuͤllen VI, 183 Generalbaß, eine Erklaͤrung deſſelben 370 Gerſtens, deſſen Meynung vom Thaue 421 Geſtalten, von den verſchiedenen der Menſchen in ver⸗ ſchiedenen Weltgegenden a ee geiftige, darauf werben einige durch Flammen erſtickt 282 | ; | | Gewitter, Dde über dag feltfame Betragen der Menfchen dabey VI, 194 EM of Glander, von diefem Wurme 301 — Glas, warum es zerbrechlich iſt 77 ob es ſich biegen laſſe 353 iſt ſehr dicht 72,73 warum es durehſich⸗ tig iſt 71 — Gloſſopetren, verſteinerte Zähne V,13 Gluͤcksſpiel, fo Nikolaus Bernulli zu einer Aufgabe vor⸗ gelegt V, 85 deſſen Auflöfung von Dan. Bernulli V, 86 von Hu. Kramern V, 87 Bernullis Lehre von, dem Maaffe derfelben V,73 a Bodefroi, deffen Meynung vom Phosphornis 296 Gomrom, Beſchaffenheit diefes Landes 42 Gott: Regiſter. Gottheit, B. H. Broces ehrerbiefige Gebanfen davon ‚IIo Grummert, deſſen Benfräge zum Wachsthum der Na: turs und Größenlehre werden beurfheilet 352 s 9 Saar verbrennt zu Afche 280 der Schwarzen, warum es kraus ift 389 Sarmonie, mufifalifche, warum fie ung vergnüget 371 Baufsbee, deffen Erfahrungen von den unmerflichen Aus⸗ dünftungen 278 Bau der Schwarzen ift dicht und undurchfcheinend 241 Saufen VI, 164 SBautfranfheiten der Schwarzen und Weiffen 391 Betrurien, Thal darinn 1 Sippofrates, deffen Meynung von der natürlichen Waͤr⸗ me der Thiere 298 | Bire, de la, deſſen Botanifche Anmerfung VI, 126 | Sirechel, Nachricht wie er von einem Blitze in Afche vers brannt worden 286 Ä ' | - Hottentotten, wie fie ſchwimmen 339 Bummeln, Sorge für ihre Jungen VI, 176 Janſen, Zach. der erſte Erfinder des Fernglafes 183 Ichnevmon VL 174 | Ignislambens 279 Indianer und Molatten, Urfache ihrer Farbe 247,257 Indigo, bat ein fluͤchtiges urinofifches Alfali bey fich Vs 65 deſſen Infuſion muß grün feyn 50 f. 65 f. Falte, . Befchreibung derfelben zo f. 65 f. oder Anil, Zubereiz fung deſſelben V, 48 f. Infekten, ihnen wird das flüchtige Salz in verfaulten Pflanzen zugefchrieben V,66 vom natürlichen Triebe ne VI, 167 derſelben natürlicher Trieb 309 u, + Ir — Inſtrumente, muſikaliſche, Eintheilung derſelben 364 muſikaliſche, ſind alle elaſtiſch 36 E muottanges Bad ale eo 30 —— Regiſter. Be ai Gebanken von dem Eindrücken derfelben u, Anmerkungen über deffen — von den Mona⸗ den VI, 172 K Kafern, ihre Lebensart 384 Käfer, — eines pr kleinen 407 freſſen Rau⸗ pen 321 Balkfteine bekommen in Sicilien beym Galeiniren eine blaue Farbe V,32 Kaͤſtners Lob der Sternkunft 206 Reim der Thiere und Pflanzen, was er Ev VL 150 Keller, ob es im Winter darinn warm tft 487 Kepler, wie er geflorben 218 Rlingen der Pfeifen, wie es möglich iſt 366 — warum man ſich ihrer beym Indigo gebraucht REN Nachricht von einem rieſenmaͤßigen 223 Rnochen find leicht verbrennlich 277 Knight, defjen magnetifche Verfuche 346 uff. Komet, ob der legte den Merkur verrückt VL, 192 Korn, gefollertes, Erhaltung befielben vor den Würmern 301,302 uff Körper, Porofitätderfelben VI, 164 Krankheit, von einer ſeltſamen, die ihren Urfprung aus der Baͤrmutter gehabt 30 Krüger ‚ beffen unufifaliche Inner rungen 363 deſſen Beobachtung vom Melthau V, 203 Rupfer, färbt blan und grün V, 34 glänzende Erfcheiz nungen ben der Infuſion des Indigo % 54 „4 Lamotte, Charles, feine Abhandlung von der Erfindung und dein Alterthume der Fernglaͤſet 182 Heinen Zeug fängt von ſich felbft Feuer 280 Lilie, Beobachtungen ihres Etaubed 402 Kufe, Elaftictät berfelben, ein Werfuch? fie zu betveifent 7 wie Regiſter. wie viel man ihrer aus der Lunge laͤßt 342 ſcharfe auf den aſoriſchen Inſeln 158 Luftleerer Raum, darinn werden Sachen lange gut erhal⸗ ten VL, ıg1 m Magnete, die Kräfte der natürlichen werden durch Kunſt vermehret 348f. Fünftliche aus Stahl 346f, Knighe verändert die Richtung der Pole an natürlichen 349 f, Aehnlichkeit derfelben mit den Wurzeln der Eichorien VL, 131 Magog follte der Stammvater der Schthen ſeyn 169 Marchant, botanifche Anmerfung deffelben VI, 122 Marcis, ein merfwürdiger Fluß 27 Markaſit, diefen Namen befomme eine Art verſteinerter Zähne V, 14 AMarmorbrüche bey Carrara 24 Materie, unendliche Theilbarfeie derfelben VI, 145 Maulbeerbaum, die verfchiedene Arten von ihm 112 AMausthier, Hörner defjelben in der Erde 457 Mieerfrebfe 408, 409: Melodie, eine Erklärung derfelfen 370 Menſch, feine Macht, eine Dde von Prof. Kaͤſtner 229 Merkur, od er durch den legten Cometen verruͤcket wor⸗ den VI, 192 Metius fol dag Fernglas erfunden haben 182 Michelotti, defjen Gefchichte von einer feltfamen Krank heit aus der Baͤrmutter 30 Milz, Duvernoi Abhandlung von derfelben 463 Mitchel, Johann, deffen Abhandlung von den Farben der Menſchen 235 Mogul, der große, mit was für Gewichte er fich jährlich wägen laßt 44 Mohren, Urfache ihrer Schwaͤrze 379 Molatten und Indianer, Urfache ihrer Farbe 247 Monaden, Anmerkungen über Juſti Schrift davon VI, Be .‚172 Muſcheln und Schneden, verfleinerte in Stalien 13, 16 in Metall verwandelte 18 - 2 serbrechliche in os 3 J ien Regifter. lien 17 verſteinerte, deren Urſache 25 mit Golde wor der Natur wie geflichte 24 9 Muſik, eine Erklaͤrung derſelben 370 phyſicaliſche An⸗ merkungen daruͤber 363 Muſchenbroeck, deſſen elektriſcher Verſuch VI, 169 ir Nedham, deſſen mifrofcopifche Entdeckungen 399 Newton, fein Lob 216 Yiomaden, ihre Lebensart 385 Yfumidianer, ihre Lebensart 385 © Oberbäutchen, ob Gefäße darinn find 248 Größe feis ner Zwiſchenraͤumchen und Schuppen 254 ein Nugen defielben 266 Epidermis, darinnen iſt nicht die Farbe der weiffen 238 Urfprung deffelben 247 Objectivgläfer mit weiten Brennpuncken, eine Art felbige zu verfertigen 352,358 Einwuͤrfe darwider 353 f. Orgelpfeifen, Verhaͤltniß ihrer Töne 369 D Dapilione, ungeflügelte VI, 167 Daftel, eine Pflanze, die dag Blau giebt V,47f, Datspons 45 FIIR Derfifche Meerbuſen, Unfruchtbarkeit deffelben 411 Deru, etwas von der Befchaffenheit dieſes Landes 423 Deters, Carl, feine Kranfheitsgefchichte eines Menfchen, der von einem tollen Hunde gebiffen worden 127 Dert, deren Körper entzündet fic) und verbrennt 287 Dferde, wie fie ſchwimmen 335 . } Dflanzen, in allen verfaulten iſt etwas Urinofifches V,65 und Thiere, vom Wachsthume derfelben VI, 133 wie ihre Saamen befruchtet werden 402 Beobachtung des Staubes durch Vergrößerungg-Glafer 401, _ i Phosphorus, was er ſey 296 iſt in den flüßigen Theis len der Thiere 297 99 Polypen, | Regiſter. Polypen, die zuſammen wie ein Blumenſtrauß ausſehen 410 dergleichen in Leipzig entdeckt 411 Prometheus, was die Fabel von ihn bedeutet 298 Drolemäus, Evergereg, fein Inſtrument auf den Pharog 184 Duppen, worein fich die Raupen verwandeln 322 EEE >) Queckfilberehermometer, des Herrn de Sauvages Art folche zu machen 125 K Raupen, warum ſich ein Theil derſelben in die Erde graͤbt, wenn fie ſich verwandeln wollen 322 deren Verwand— lung, womit ſelbige zu vergleichen 316f. Derfchieden: - heit ihrer Gefpinnfte 319 deren Verwandlung 313, 314 f. eine merkwuͤrdige Art derfelben 320 der Zag- vögel, warum fie ſich nur anhängen 322 Raupengefpinnfte, deren Abficht 321 Regen, warum er der Baumblüthe ſchadet 405 Regenbogenfarben in den Wolfen 483 Regenwaffer, ift nicht völlig rein 357 Reiß, Befchreibung deffelben und feines Baues 442f. - Revillas, Abhandlung von Steinen und Verfteinerungen II Rha, was es vor ein Fluß ſey 177 Rha, wo fein Name herzuleiten 178 Roche, Ey deffelben 407 | S SalmisE V,66 Salze, die, wenn fie gereinigt find, mit kaltem Waffer be- netzt, nicht zergehen V, 60 tag fie ben den Zubereiz tungen der Farben thun V,f. eine Eigenfchaft derfel- ben 28 in Thieren und Pflanzen, verurfachen Entzuͤn⸗ dung 276 | Saamentbierchen, ob fie bloße Mafchinen find 401 | Sancto⸗ Regiſter. Sanctorius, deſſen Erfahrung von Ausduͤnſten 277 Sand ſchichten in Italien Sauvages, des Hrn. de, Nachrichten von ben Seiden wůr⸗ an 107 deſſen rt, Queckſilberthermometer zu ma⸗ chen 125 Schall, was er ſey 364 Verhaͤltniß feiner Stärke 368 Schthen, Abhandlung von ihrem Urſprunge und ihren alten Wohnungen 166 was vor Voͤlker von ihnen ab⸗ zuleiten 166 weitlaͤuftige Bedeutung Diefer Benennung bey ven Alten 168 wer ihr Stammpater nach der ges meinen. Meynung fol geweſen ſeyn 169 der Urſprung dieftr Benennung 171 ihr wahrer Name 172 die Zeit ihres Urſprungs 173 ihr alter Siß 173 Schatten, farbigte 438 f. Some VI, 174 Schmetterlinge, eine Art derfilßen, da das Weibchen Fei> ne Flügel hat 313 wie fie aug den Puppen und Ge ſpinnſten herausiommen 323 die Haupfarfen derſel⸗ ben 314 wohin ſie ihre Eyer legen 324 ihre Begatz tung VI,169 Screen J Muſcheln, verſteinerte in Italien 13,16, Sa warze Materie in den Zwiſchenraͤumchen des Tuͤrkis⸗ ſteins V,26 und Weiſſe ſtammen von einem Stainvater her 393. ſchwarzeKoͤrper, wie felbige befchaffen find 261 Urfache ihrer Farbe 243 warum einige ganz weiß ges bohren werden 389 und Weiffe, Urfache ji Be heiten 389, 391 Schwefelgruben, darinn kommen Leute um 272 Schwefelquelle bey Pozzoli 273 / Schwimmen, tie diefesdie Menfhen machen 339 war⸗ um die Thiere dieſes von Natur fünnen 332 f. der ſchwere Kopf hindert die Menfchen darannicht 331 die Herzhaftigkeit dazu haben manche Thiere von Natur 34 auf dem Rücken, wie ed zugeht 343 Schwimmer, wie manche ſchwimmen 347 wie fie aus tiefen Waffer wieder in die Höhe fonmen 344 Skoloten, ber wahre Name der Schthen 172 Spielwerfe, phnficalifche, was diefe find 6 Spinnen, Hombergs Anmerkungen darüber 51 u tel? ö . Kegifter. fchreibung derfelben 52f. Kennzeichen ihrer Arten 63 f. Eintheilung derjelben 5 wie ſie ihre Gewebe machen 56 f. Staar, ſchwarzer 437 Stalalires, deffen Erzeugung 21 Steinbrüche, tiburtinifche 24 Stein, tiburtinifcher, was er iſt, wo und tie er fich ers zeugt 22f. Steine, blätterichte V, 18 weie ſie fich erzeugen 2ı f. vom Urfprunge derſelben 11 | Sternkunſt, ihr Lob von Prof. Kaͤſtner 206 warum ſie in Aſien fo bald gefliegen 423 Sternpugen; aufferordentlic) ſtarkes 482 Stimme, menſchliche, wie fie möglid) iſt 366 T Talk, wie fich die Farben auf ſelbigem verändern 264 Tarantul, Befihreibung derfelben 68 Targitaus, der Scythen Fabel an ihn 171 Tartarus vitriolatus, Verfertigung deſſelben V, 60 befin⸗ det ſich in der Weinhefenaſche V, 65 Taubenmiſt kann ein Haus entzuͤnden 284 ſetzt eine Kirche in Brand 285 Thau, Meynung davon 421 Theile, ob Dinge, die Feine haben, folche ſeyn koͤnnen VI, ‘17 178 Thier, ein ſehr Feineg VL 148 Thiere, von der natürlichen Wärme derfelben agı find de8 Schreckens fähig 331 und Pflanzen, som Wachs⸗ thume derfelben VI, 133 Tofſteine in Stalien 12,17 Töne, ihr Verhältniß 368 Toothills, was fie find 190 \ Toßack, Wilhelm, bringe einen dem Anfehen nach fodten Menfchen durch Ausdehnung der Lunge mit Luft wieder zuvechte 135 Trombley 410 Trieb, natürlicher der Inſecten 309 u. ſ.f. natürlicher, ob er der Vernunft vorzuziehen 310 Troglo⸗ Kegifter, Troglodyren, ihre Rebensart 335° 0.00 Trompeten, warum fie krumm find 368 | Tropfiteine, wie fie fich erzeugen 21 laſſen fich poliven 22 h 2 f Tuͤrkis ift der erfte undurchfichtige Stein V. 4 Reaumur Abhandlung davon V;4 | | u vd ’ Vergrößerungsgläfer, neue Entdecfungen damit 399 Dernunft, ob fie dem natürlichen Triebe vorzuziehen 310 Derficherungen, deren Bequemlichkeit in der Kaufmann fchaft V,52 Derfteinerungen, die ordentliche Meynung davon V,13 Dberlaufigifihe 486 um Leipzig 485,486 aus dem after, vom Urfprunge derfelben 11 Viehſeuche, ob fie von Inſecten entftehen Fann V,ı03 Urbana in Virginien, Auszug aus einem Briefe von da ber 235° Urin macht die Infuſion des Indigo grün V,62 Ww.- Wachsthum der Thiere und Pflanzen VI, 133 Waldhoͤrner, warum fie krumm find 368 Waidkraut, eine Pflanze, die die blaue Farbe giebt V,47 Waͤrme, von der natürlichen ver Thiere 291 wie fie duch) Gährung und Braufen entfiehet 295 in den Thieren, wodurch fieentfichet 297 natürliche der Thie⸗ re, wie fie erfläret wird 292 Waſſer, iſt mit fremden Therlen vermifcht 26 iſt lange frifch erhalten worden VI, 188 Waſſerſaͤule, deren Druck fol das Glas biegen 352 - Woflerzieben der Sonne, Beobachtung und Erklärung Davon 484 Weinhefenaſche, Unterfuchung derfelben V, 62 Weinfteinfryftallen 60 machen die Farben fefte V.62 Weiße Flecken auf der Hauf der Schwarzen 388 Weizen, Thierchen in deffen verborbenen Koͤrnern 406 Werke VI, 176 | Weſpen, Regiiter. | efpen, einige Eigenfchaften derfelben VI, 171 olge, wie fie Prolemaus nennet 177 Wollenſchmelzen (beym Färben) V, 68 Wunderbar, Abhandlung vom Wahrhaften in der Nas turforfchung V, ıf. 2 Wurm, vom weiffen im Korne 360 tie er zu verfreis ben 307 ſchwarzer im Korne, woher er entſtehet 301 Drientalifcher, fo im Thee gefunden worden 487 3 Zaͤhne, verſteinerte zu Simore, ihre Geſtalt V,ı5 ver⸗ ſteinerte, find die Materie der Tuͤrkiſſe V, 14u. f f. Zaffera V,33 | Zeug, warum er blau wird, ungeachtet die Infufion grün it V,65f.69 i Zufriedenheit, ein Gedichte von Prof. Kaͤſtnern 230 Zugemäfe, ob es in Füpfernen Tiegeln abzubrühen V, 108 Zuſammengeſetzte Dinge, Wefen derfelben VL, 179 A” ge vl “ ht 00299 8886 nical Garden Libra New York | | | 5 m