J— A; us ir 2 —* In 2; 1.5 N ArpiR 7 Er 3, * —J ur EEE 74 ti NIS BD, ( a) I Net a YORK Kenneth K. Markenzie NER ION « S\ « 7 FT )) RR & : yo 8 A 4 LKeiquest of October 1934 agazin, oder geſammlet Schriften” - — zum Unterricht und Vergnuͤgen, aus der Naturforſchung und den DER Wiſſenſchaſten aiberhaupt, "Den foenten —— | Mit König. Pohln. und Churfürftl. Sachfifcher Freyheit. | Hamburg, bey Georg Ehrift. Grund, und in geipjig Bi. bey Adam Heinr, — 1747. # NAAR ’ » 2 Sn © — ART. W0 —J NY Y Be N £ ALL A 5 * N —v GT, Pe —— 2 4 EN — a ne > ‚os A DAN UNS % IQ R Bi EN 5 I : k = B —0 9— Su — — Ba, S 7 j Pi — g l- — N I / F PR = | WZZNNSS SY I AL IF KERN SZ f IN] Dame Fr - “ FAN — 1 bin gifehen Magazins anfängt; fo — iſt eben keine beſondere Vorrede zu demſelben noͤthig, weil es bey der ein⸗ ZI malgenommenen Einrichtung, wie fie vor dem erften Theile umftandlich angegeben worden, und welche fchon = IR vielen -Lefern bekannt ift, fein Derbleiben haben wird. ‚ WVielleicht aber machen einige uns den Vorwurf, daß die erſte Einrichtung bereits verlaflen fey, weil m der Vorrede verfprachen worden, ausden Schriften - der gelebrten Geſellſchaften nur folche Stückefir das Magazin zu wählen, welche die Einbildungs kraft der Lefer nicht mit algebraifeden Nechnungen and Erummen-Linien erſchrecken; fondern fid) ohne dieſe Tiefſinnigkeiten verftehen laffen:da doch des Hn. Bernoulli neue Lehre von dem Maaße der Gluͤcks⸗ ſpiele im fuͤnften Stuͤcke eingeruͤcket worden. Wir ger ſtehen, daß dieſes eine Abweichung von unſerm erſten Vorſatze ſey, und daß dieſes Stuͤck eine ziemlich hohe Kenntniß der Mathematik erforderewenn es ſoll ver⸗ - fanden werden. Ein gelehrter Freund hat uns dieſes > a man den zweyten Band des ham⸗ auch > N # Vorbericht, auch bereits vorgeworfen, aber gewiß mehr aus ei⸗ ner kleinen Rache, um ung zu noͤthigen, den ger nommenen Entfchluß zu wiederrufen, alsaus Manz gel einer mathematiſchen Einſicht, indem feine Schriften aus der hobern Mathematik einen allgez ) meinen Beyfall der Kenner haben. Wir Eunnen feinen Vorwurf nicht leichter von uns ablehnen, als wenn wir deftehen, daß wir anfanglich wider die Mathematik zu frenge geweſen find; mantvird uns aber auch-bey dieſem Geftändniffe die Gerech- tigkeit wiederfahren laſſen, daß folches aus Feiner Geringſchaͤtzung gegen diefelbe, fondern aus der Urfache aefchehen, weil uns nicht unbewußt war, daß die Mathematik nicht jedermanns Ding ſey. Da ir aber bemerkt haben, daß das Magazin bey Männern von höherem Geſchmacke einigen Bey⸗ fall gefunden; ſo haben wir den erſten Vorſatz auf⸗ heben, und den Mathematikverſtaͤndigen das Recht einraͤumen muͤſſen, welches den Arzeneygelehrten ſchon beym Anfange dieſer Sammlung zugeftanden iſt. Wir wiffen mehr als zu deutlich, daß die Mathematik einer gruͤndlichen Naturfehre eben fo unentbehrlich , als fie einer gründlichen Arzeney- wiſſenſchaft ift, und daß nur diejenigen Männer in dieſen beyden ABiffenfchaften groß geworden find, welche fich mit jener vorher genau befannt gemacht haben. | Damit aber die meiften von ‚unfern Leſern nicht befürchten mögen, daß ihnen kuͤnftig das Maga⸗ zin unvevftändfich feyn durfte, twenn man der Mas thematiE den Zugang verftatten werde; ſo geben wir ihnen Die SEHON daß folches nicht — * geſche⸗ ae >. en gefchehen fol, und daß die Abwechſelung und der Inhalt der ubrigen Materien diejenigen Blätter, fo fie etwan uͤberſchlagen müßten, wieder erfesen foll. Ueberhaupt aber wird man ſich bemühen, den fehe günftigen Beyfall, womit das Publicum die jechs Stücke des erften Bandes beehret hat, zu un⸗ terhalten, und die fernere Wahl der Auflage ſoll be⸗ weiſen, daß man denfelben als eine Erinnerung, die Bemuͤhung dabey zu verdoppeln, angensmmen ha⸗ be. Nichts aber werden wir ung bereittoilliger zu use machen, als wenn man und entweder üffentz lich oder fehriftlich ‚beurtheilen oder belehren will, wie Diefes Unternehmen Eünne verbeffert werden. Wir verlangen aber billig, daß es mit einer beffern Einficht unternommen werde, als in dem ıxxxu St. der Leipz. Gel. Zeitung S. 733 gefchehen iſt. Es wird uns erlaubt feyn, etwas hiervon zu fagen. Ein, gewiffer, uns nicht gänzlich unbekann⸗ ter Masifter hat fich die Mühe genommen, das erſte Stick des Magazins nach der Leipz. Zeitungs⸗ methode anzuzeigen, da bereits 6 Stücke davon in der Welt waren, Er hat dabey anfänglich nur ei nes auffeinem Herzen. „Nur das einzige, ſchreibt „er, müffen wir erinnern: Zur Naturforfchung „rechnet der Sammler alle Theile der Arzeney⸗ „wiſſenſchaft.“ PBir möchten ung gerne belehren laſſen, zu welchem Theile der Wiſſenſchaften unſer Beurtheiler fie rechnet? Vielleicht zur Mechtsaez lahrheit? Uns deucht, man hat fich inder Vorrede Deutlich gentig erEläret, da es heißt: Wir nehmen die Naturlehre in ihrem weiteften Umfange, und . tollen auch Die Arzneykunſt nach allen ihren 8 3 en Vorbericht. len darunter begreifen ec. Allein, es fcheiner, der Herr Magiſter hat etwas vorbringen wollen; fein Vor⸗ wurf aber verdienet nicht, daß darüber gefteiften werde. Hierauf erzähler er mit aller Gemächlich- Feit den Inhalt des erften Stuͤcks, und faot noch mehr Gutes Dabey, als man fich von feiner Einficht . vermuthen koͤnnen. Nur der fünfte Auffas des Herrn Hombergs von den Spinnen, S. sr. wel⸗ her aus den Schriften der parififehen Akademie der Wiſſenſchaften überfest worden, giebt ihm zu einigen leeren Worten, denn ein Urteil Fann man es nicht nennen, Gelegenheit, ir wollen fie hier zu feiner Beſchaͤmung abdrucken laffen: „Der a Verfaſſer, lauten fte, iſt Willens, nach und nach - „mehrere dergleichen Abhandlungen aus den e „Schriften der Akademien in die deutiche Sprache uͤberſetzt zu liefern, wovon wir aber eben nicht. fer „ben, ob außer ihm und dem Verleger jemanden „einiger Nutze zuwachſen werde.“ Da weder Kenntniß, noch Begriffe, in dieſen Worten liegen, ſo moͤgen wir dieſelben nicht zergliedern. Sie fal⸗ len einem jeden gar zu merklich in die Augen. Viel⸗ leicht geht es dem Herrn Magiſter nach der meiſten Weiber Weiſe, welche einen Ekel fuͤr Spinnen haben, und er befürchtet daher, daß wir mehrere dergleichen Abhandlungen davon uͤberſetzt lies fern mochten. Er darf nur nicht bange ſeyn, wir wollen ihn nicht zu oft mit Spinnen aroſligen. Indeſſen ſehen wir es als keinen Fehler des Ma⸗ gazins an, daß darinnen von Spinnen geredet wird. Die größten Naturforſcher Haben dieſes Inſekt ih⸗ rer Betrachtung und Aufmerkſamkeit gewuͤrdiget. Warum Vorbericht. ——— Warum ſollen die Entdeckungen eines Reau⸗ murs, Leeuwenhoͤks, und anderer, denen ein Ge⸗ heimniß bleiben, welche entweder Feine Muffe, oder Feine: Gelegenheit haben, fich mit ihren Schriften bekannt zu machen? Pur diejenigen, welche die Schriften der Akademien gar. nicht Eennen, wer⸗ den ſagen, daß bloß dem Ueberſetzer und Berleger derfelben ein Muse daraus zumachen Eonne. SIE es Fein Nutze, wenn man bey den Ausländern einen Vorrath von Beariffen ſammlet, welcher fo viele, um Natur und Kahrheittinbekimmerte, Deutfche don der Armuth ihres Verſtandes befreyen, und fie zu einer vernunftigen AufmerFfamteit führen Fann? Ihre Schriften find nicht in vieler Händen, ‚and man hat Erempel, daß fie zumeilen bey oͤffent⸗ lichen Lehrern der Phyfit vergebens geſucht werden. Wie viele andere rechtſchaffene Gelehrte, deren Um⸗ ſtaͤnde es nicht verſtatten, ſich Die großen und koſtba— ren Werke der Akademien anzukaufen, wuͤnſchen, Abhandlungen daraus zu leſen. Auch nicht ein jeder Magifter hat fie einmal gefehen, und wenn er fie noch gefehen hat, fo verſteht er fie nicht ; und went er fie ja verfteht, fo Fann er fie gewiß von ſeinem Maoiſterlohne nicht besahlen. Wenn wir 1 daß unfer Berner fie Fenne und verftehe, fo ift fein Ausipruch fin ihn defto nachrheiliger. Entweder er erklaͤret die Schriften der Akademien uͤberhaupt für umuͤtz oder er will ung auch nur ſagen, daß eine dentfehe Ueberſetzung derſelben für ihm unnuͤtz fey. Das erftere waͤre zu unwiſſend, und das letz⸗ tere wuͤrde einen aelehrten Hochmurh car zu meak lich u erkennen geben, und man müßte daraus - ſchließen, Vorbericht. fchließen, daß ev annoch ein junger Magifterfey. Die Franzofen und Holländer haben Auszuͤge aus den Philofophical’Transacdtions, und die Staliäner die phyſikaliſchen und medicinifchen Abhandlungen aus den Adtis Eruditorum ihren Landesleuten vorgele⸗ get. Man wurde einen gelehrten Zeitungsfchreiber aus diefen Nationen gewiß auslachen, der fagen wollte, daß von einer folchen Bemühung nur bloß der Veberfeger und der Verleger ihren Nutzen gehabt hätten. Hat doch der gelehrte Here von Steinwehr uͤnlaͤngſt bekannt macherrlaffen, daß er die ſaͤmmt⸗ lichen Schriften der pariftichen Akademie der Wiſ⸗ fenichaften ins Deutfche überfegen will. Der ma⸗ gifterliche Vorwurf trifft alfo auch ihn und fein ruhmliches Vorhaben. Wir hoffen aber, daß diefer berühmte Mann fich hiedurch eben fo wenig werde irre machen laſſen, als wir gefonnen find, uns einem folchen nichtigen Außfpruche zu unterwerfen. Eine Lerche macht noch Feinen Fruͤhling, und ein einziger Witzling kann Feine aultige Geſetze in der aelehrten Welt machen. Genug, daßrechtichaffene Gelehrte, welchen es nicht an arundlicher Einficht in die Natur⸗ wiffenfchaft fehlet, ſowohl öffentlich, als fchriftlich die Abficht und die Einrichtung des Magazins ihres Beyfalls gernürdiget, und zur Fortſetzung deffelben ermuntert haben. Unfere einzige Abficht, bey der wir sufrieden ſeyn werden, iſt: wenn die Ungelehrten lernen ihre Mängel erkennen, und die Gelehrten dem, was fie bereits wiflen, weiter nachdenken. Content, ifhence zb’ unlearn’dtheir wants may view, The learn’dreflet on what beforetheyknew. Pope. Hamburg, den 6ten des Chriſtmonats 1747. I. Befchreie Beſchreibung des mechaniſchen Floten ſpielers, den Herren von der —— Akademie der Wſenthaften uͤbergeben von Herrn Vaucanſon, Erfindern deſſelben. Paris, bey Jac. Querin, 1738. in groß Quart. Meine Herren! DM a aid) gegen den allgemeinen Öffentlichen D Beyfall nicht ſo empfindlich bin, als begierig, den ihrigen zu verdienen: ſo nehme ich mir die Freyheit, Ihnen — ‚ daß ich bloß dadurch, daß ich im ihre Fußſtapfen getreten, mich mit einigem Erfolg auf dem 2 Band. 4 Wege 2 Vaucanſons Belchreibung Wege erhalten, den ich zur Ausführung meines Bore habens eingefch/agen. Sie werdın Ihre Kinterweiz fungen in meinem Werke erfennen. Es ſt nur auf dem unwandelbaren Grund der Bewegungskunſt auf: geführet, den ich bey Ihnen geleget habe. Ich habe Ihnen die Betrachtungen zu danken, die ich über den Ton der Inſtrumente, über die mechanifche Einrich⸗ tung und verfihiedene Bewegung Der Theile, fo zum Spielen derfilben gehören, angeſtellet. Diejenigen, fo ich über das Spielen auf der Queerfloͤte gemachet, find in dem etften Theil diefer Schrift enthalten. In dem andern werde ich die Ehre haben, Ihnen die Theile meiner Maſchine, ihre verſchiedene Bewegung und Wirkung vor Augen zu legen. Erfter "Theil, eine erfte Sorgfalt iftgeweien, zuvörderft den Ans L fatz des Mundes bey den Blasinſtrumenten zu unterfuchen, und die Art und Weiſe, wie man den Ton darauf herausbringst, die Theile, fo dazu etwas beytragen, und wie man ihn verändern Fönne, wohl zu verfichen, Sıe wiffen, meine Herren, daß der. Anſatz bey einer Durerflöte von dem bey einer Fleute douce, einem kleinen Floͤtchen und einer Orgelpfeife darinnen unterſchieden ift, daß bey den letztern der Wind, wel cher durch ein enges Loch von einer beftimmten Größe eingelaffen wird, an, den unmittelbar darunter befind⸗ lichen fharfen Rand ſtoͤßet, und durch die Geſchwin⸗ digkeit ſeiner Ruͤckkehr und Gegenwirkung auf die Theile, ſo ihn umgeben, eine gewaltige Erſchuͤtterung ledet. Indem nun derſelbe feine zitternde —— allen des mechaniſchen Floͤtenſpielers. 3 allen Theilen des Holzes der Floͤte mittheilet, von welchen fie wiederum der ganzen aͤußern Luft mitge⸗ theilet wird: fo bringet er in une die Empfindung des Tons zuwege. Aber der Anſatz bey einer Queerfloͤte iſt ———— in fo ferne derſelbe in der Herausblafung des Windes durch eine große oder kleine Eröffnung beficher, die duch die Erweiterung oder Zufammenziebung der Uüppen, die Anſetzung derfelben nahe bey oder in ciner gewiffen Weite von dein Loche der Flöte, oder durch die mehrere oder wenigere Hervorruͤckung derfelben über den Hand diefes Loches gemacht wird, Alle alle Verſchiedenheiten, die ich in dem Anſatz bey der Queerfloͤte auf vier einſchraͤnke, machen die⸗ felbe, wenn fie geſpielet wird, unzähliger Annehm⸗ lichkeiten und Vollkommenheiten faͤhig, welche die andern Blasinſtrumenten, deren Anſatz beſtimmt iſt, nicht haben. Welches ich in der Erflärung diefer verſchiedenen Bewegungen weiter unten zeigen werde. Der Ton, welcher anfänglich durch die Zitterun⸗ ger der Luft und der Theile der Flöte felbft hervorge⸗ bracht ift, wird nur durch die Geſchwindigkeit oder Zangfamfeit dieſer Zitterungen verjchieden beſtimmet. Muͤſſen ſelbige in gleicher Zeit, in einer groͤßern An⸗ zahl Theilchen des erſchuͤtterten Körpers fortgeſetzet werden; fo verlieren fie deſto mehr von ihrer Bewe⸗ gung, folglich auch von ihrer Geſchwindigkeit, und verurſachen alſo einen nicht ſo lebhaften Ton, Wels ches dann die groben oder tiefen Töne find. Diefes geſchiehet, wenn alle Löcher der Flöte zus gemachet find, Die Zitterungen, wenn fie ihren Anfang nehmen, welches ſich eben bey dem Soc) des SET, 42 —— 4VBaucanſons Belkhreibung Anfages ereignet, muͤſſen ſich zu gleicher Zeit allen Theilchen des Holzes mittheilen: fie werden alfo ploͤtz⸗ lich langſamer, weil ihre Kraft unendlich vertheilet wird. Die Flöte wird alfo den tiefſten Ton angeben, Oeffnet man das unterſte Loch der Flöte: fo fin: den die Zitterungen cher einen Ausgang, der ihre Fortſetzung in die übrigen Theile der Flöte unterbricht, Sie haben alfo weniger in Bewegung zu ſetzen; denn die Köhre ift durch die Oeffnung dis Loches Fürzer geworden. Indem fie alfo etwas weniger vor ihrer Stärfe verlieren, werden fie etwas mehr Geſchwin⸗ digkeit haben, mithin in gleicher Zeit ſchneller auf einander folgen; fie werden einen nicht fo groben Ton hervorbringen, und diefes wird ein Ton drüber ſeyn. Die übrigen Töne werden ftufenweife höher fleigen, | nachdeni man die folgenden Loͤcher öffnen wird. » Wenn man bis zu der Eröffnung deejenigen Lo⸗ ches, fo dem Anfaß am nächften, gefommen ift, als⸗ denn werden die Zitferungen, indem diefes Loch den inwendigen Raum der Flöte in zwey gleiche Theile theilet, in der Mitte des Weges, den fie bis zum Ende der Roͤhre durchzulaufen hätten, einen Ausgang finden; fie werden mie gedoppelter Stärke und Ges ſchwindigkeit herauskommen, indem fie ſich nur halb ſo viel Theilchen mittheilen duͤrfen; ſie werden einen gedoppelten Ton hervorbringen, und dieſes wird die Oetave ſeyn. Da aber doch allezeit ein Theil dieſer Zitterungen in die andere Haͤlfte der Floͤte fortgeſetzet wird: fo wird man den Wind in etwas verftärken müffen, um in diefen Zitterungen die Vermehrung der Geſchwindigkeit hervorzubringen, welche durch die vermehrte Bewegung das, was fich in der andern | Halfte des mechaniſchen Flötenfpielers. 5 Hälfte der Floͤte verlieret, erſetzet, und alsdann wird man eine voͤllige Octave haben. Man kann dieſen Ton auch herausbringen, wenn man alle Loͤcher, wie bey der unterſten Octave, verſchloſſen hat: man muß aber alsdann die Staͤrke des Windes verdoppeln, um in der ganzen Floͤte noch einmal ſo viel Zitterungen hervorzubringen; welches dann auf eines hinausläuft. - Dieſes thut man bey der Tönen der zwoten Dcta- ve, allwo die Setzung der Finger und Eröffnung der $öcher eben fo, wie bey der erften, gefebiche, Man muß doppelt fo ftarf blafen, um in derfelben Zeit die Zitterungen zu verdoppeln, und alsdann find alle Töne verdoppelt, das ift, eine Dctave höher, weil die Höhe und Tiefe der Töne in der mehrern oder wenigern Anzahl der Zitterungen in gleicher Zeit bes ehet. Man wird ferner dreymal ſo ſtark blaſen muͤſſen, um die dritte Octave herauszubringen. Weil aber die ſo ſchnell auf einander folgende Zitterungen we⸗ gen ihrer aͤußerſten Geſchwindigkeit, in dem erſten Loc) keinen genugſamen Ausgang finden, um in ihrer Fortpflanzung in das übrige Theil der Flöte unter⸗ brochen zu werden 3 ſo iſt man genoͤthiget, viele der unterften Löcher aufzumachen. Denn alfo wird die- Roͤhre mehr eröffnet; die Zitterungen bekommen einen ' größern Ausgang, und man wird einen völlig reinen . Zon berausbringen, ohne einmal nöthig zu haben, ‚einen völlig dreyfachen Wind zu geben, Und durch diefe Veränderung der Eröffnungen, welche von denen, die man bey den natürlichen Toͤnen machen muß, velſchieden ſind, kann man dem Wind Feen naͤhern oder weitern, einen groͤßern oder klei⸗ 43 nern 6 Baucanſons Beſchreibung nern Ausgang verſchaffen, um die halben Töne her⸗ vorzubringen. Welches denn auch bey den dberſten Toͤnen nötig iſt, wobey man einen nähern und geöf fen Ausgang machen muß, damit die Zitterungen dadurch, daß fie ſich allzuvielen Theilen der Flöte mit⸗ theilen, nicht zu viel von ihrer Geſchwindigkeit ver⸗ lieren. Es iſt noch uͤbrig, zu betrachten, wie der Wind veraͤndert wird, und welches die Theile bey einem Menſchen ſind, die etwas dazu beytragen, um ihm mehr oder weniger Staͤrke zu geben. Der Druck der Bruſtmuskeln auf die Lunge trei⸗ bet die Luft aus den Lungenblaͤslein heraus. Wenn diefelbe durch die Luftröhre bis an den Mund gekom⸗ men: fo gehet etwas davon durc) die Oeffnung, wels ehe die beyden Lippen an dem Loche der Flöte machen, Ihre Stärke oder Schwäche bekommt fie erſtlich von, den flarfen oder ’fchwachen Druck der Muskeln der Druft, welche fie aus ihrem Behaͤltniß treiben; herz nach von dev weiten oder engen Eröffnung der Lippen bey ihrem Ausgang: fo daß, wenn man einen ſchwa⸗ hen Wind geben will, die Muskeln alsdann nur ſchwach wirken, und die Lippen eine weite Deffnung machen, damit der Wind nur langſam fortgehe; mit⸗ hin deſſelben Zuruͤckprallung nur gleichmaͤßig lang⸗ fame Zitterungen verurſache, die durch ihre Mitthei⸗ lung mit allen Theilen des Holzes der Floͤte noch mehr aufgehalten werden, und alſo die tiefen Toͤne hervor⸗ bringen. Aber wenn man bis zur Octave ſteigen, das iſt, noch einmal ſo hohe Töne herausbringen wills fo wirken die Muskeln mit etwas mehr Staͤrke, A m: ur des mechaniſchen Floͤtenſpielers. 7 durch die Annaͤherung der Lippen an einander wird ihre Eröffnung kleiner. Der Wind, welcher ſtaͤrker getrieben wird, und eine Fleinere Oeffnung finder, wird eine gedoppelte Geſchwindigkeit bekommen, und ges doppelte Zitterungen hervorbringen. Man wird als fo gedoppelte Töne, das iſt, die cin Detave höher find, bekommen. | Je höher man in den Tönen fleigen wird, deſto rker werden die Muskeln wirfen, und defto mehr werden fich die Lippen zufammenziehen, damit der Wind, welcher heftiger forrgetrieben, und in eben der Zeit durch einen Fleinern Ausgang zu gehen genoͤthi⸗ gef wird, einen beträchtlichen Zuwachs der Geſchwin⸗ digkeit erhalte, und alfo, vermittelft der vermehrten Geſchwindigkeit der Zitterungen die hohen Töne her⸗ ausbringe. | Aber da die Queerfloͤte, wie ſchon angefuͤhret, hierinn von den andern Blasinftrumenten unterichies den, daß der. Anfat bey ihr unbeftimmer ift : fo bat diefes den Bortheil, daß man durd) die große oder Eleine Eröffnung der $ippen, und Durch den verfcies denen Aufaß derfelben an dag Loch der Flöte, den Wind fparen, imgleichen die Flöte aug- und inwärtg drehen kann. Diefes find die Mittel, wodurch man den Ton . erheben und vermindern, dag Schwache und Starfe, den Wicderhall und alle Annehmlichfeit und Ausdruck in den Melodien bervorbringen kann. Vortheile, die fi bey den Inſtrumenten, wo der Anfag be= ſtimmt ift, nicht finden; welches ich durch Erflärung aller dieſer verfhiedenen ODER auf der Queer⸗ floͤte anjetzo zeigen will. A4 Der 3 Daucanfons Beſchreibung Der Ton befichet in der zitternden Bewegung der Luft, welche durch ihren Eingang in die Flöte, und durch ihre Zurückpraflung auf die nachfolgende Luft verurfachee werden, Wann nun durch einen gewiffen Anfag der Lippen die Luft in der ganzen Weite des Loches, das ift, nach der Jängfien Sehne oder - Diameter deffelben, hineingehet, (welches geſchiehet, indem man die Floͤte auswärts drehet: ) fo ſtoͤßet ſel⸗ bige an mehrere Theile des Holzes; und da fie bey der Zuräcdprallung eine eben fo große Deffnung vor ſich findet 5 fo wird fie einer geögern Menge der äufs ſern Luft mitgetheilet, welches dann die ftarfen Toͤne verurſachet. | Aber, wenn man die Flöte inwaͤrts drehet: : fo bedecken die Sippen mehr als die Hälfte des Loches, und der Wind, welcher nur durdy eine Fleinere Oeff⸗ nung hineingehet, und auch. nur Durch diefelbe zurück fchren kann, um fi) der äußern Luft mitzucheilen, kann auch nur einen Eleinern Theil von diefer in Ber wegung feßen, welches dann einen ſchwachen Ton hers vorbringet. Diefe bepden Berfchiedenheiten koͤnnen unterſchie⸗ dene Grade haben, nachdem man die Lippen auf eine größere oder Elcinere Chorde des Loches anleget, in: dem man die Floͤte mehr oder weniger aus= und inz wärts drehet, Wenn man nun einen Ton angeben will, drehet man die Flöte anfänglich inwärts, damit durch die Hervorrückung der Lippen uͤber dem Rand des Loches nur wenig Wind hinein, und heranegelaffen wird, den man auch nur gelinde einbläfer, um einen ſchwa— chen Ton hervorzubringen. Nachher drehet Me FJloͤte des mechanifchen Floͤtenſpielers. 9 Flote unvermerkt auswaͤrts, damit die Lippen dem Winde einen groͤßern Ein und Ausgang verſtatten, und man blaͤſet ihn zugleich ſtaͤrker, damit er einer groͤßern Menge suft mirgerheiler, und dadurch der Ton vermehref, oder auch wieder vermindert werden kann indem man die Flöte wiederum unvermerkt inwaͤrts Fehret, wie in dem erſtern Fall geſchehen. Alle dieſe Veraͤnderungen des Anſatzes koͤnnen bey einem jeden einzelen hohen oder tiefen Ton gemacht werden, weil der Wind, ob man ihn gleich mit verſchie⸗ denen Graden der Geſchwindigkeit bey demſelben Ton, den man verſtaͤrken oder vermindern will, fortſtoßet doch allezeit fo gemaͤßiget ſeyn muß, daß er die zu folz chem Tone erforderte Zitterungen hervorbringe, Im Anfang, wenn der Zon ſchwach ift, weil er an einen Fleinern Theil der äußern Luft ftößer, werden die Zitterungen doch eben fo geſchwind feyn, als diejeni- gen die in der Mitte des Tons, wenn er wegen der größern Menge der Luft, der er mifgerheilee wird, an Stärke zunimmt : indem die Stärfe und Schwähe - der zitternden Bewegungen nicht von ihrer Geſchwin⸗ digkeit; ſondern von der Menge der Theile, fo fie ein, nehmen und in Bewegung ſetzen, herkommt. Will man einen ſchwachen Ton, nach Art eines Wiederhalls, angeben: ſo legt man die Lippen ganz uͤber den Rand des Loches, indem man die Floͤte tief einwaͤrts drehet; und alsdann wird der Ton, welcher durch eine fo kleine Eröffnung nur fehr wenig von der äußern Luft in Bewegung ſetzet, ung von weitem zu kommen fiheinen, indem er nur gelinde an die Werk; zeuge des Gehoͤres ſchlaͤget. J— Das 10 Baucanſons Beſchreibung Das ſind die Huͤlfsmittel, die bey den Inſtrumen⸗ ten von einem beſtimmten und unveraͤnderlichen Anſatz | nicht ſtatt finden, | Es iſt nichts weiter übrig, als den Stoß der Zun⸗ ge, welcher bey dem Spielen auf allen Blasinſtru⸗ menten unumgänglich nörhig ift, zu erflären, Diefer ift nichts anders, als cine kurze Unterbrechung des Windes, die man, erhält, indem man den Ausgang, fo er zwiſchen den Lippen hat, mit der Spige der Zunge verfiopfet, Diefes, meine Herren, find die Anmerkungen, die ich über den Ton der Blesinfirumente, and. über die Art und Weile felbigen zu verändern gemachet. Auf dieſe phyfifaliiche Gründe habe ich verfuchet, mei⸗ ne Unterſuchungen anzuſtellen, da ich dieſen mechanis fehen Berwegungen in ‚einer Mafchine nachgeahmet, Die Theile, woraus felbige beftcher, die Sage derfelz ben, ihre Verbindung und Wirfung habe ic) in dem zweyten Theile diefer Schrift zu befchreiben mir vors genommen, Anderer Theil, ie Bildſe zule iſt ohngefaͤhr fuͤnf und einen halben Fuß hoch, und ſitzet auf einem Stuͤck vom Fel⸗ fen, mworunfer ein viereckigter Saͤulenſtuhl, welcher eine Hoͤhe von vier und einem halben Fuß und eine Breite von drey und einem halben Fuß hat. An der vordern Seite dieſes · Saͤulenſtuhls, wenn ſolche eroͤffnet iſt, ſiehet man zur Rechten ein Trieb⸗ werk, welches ve riniẽte lſt verſchiedener Raͤder eine baruiter befindliche ſtaͤhlerne Axe herumdrehet. Sel⸗ bige des mechaniſchen Floͤtenſpielers. 11 bige iſt 2X Sup lang, und an fechs verfehiedenen Or: "ten in der $änge gebogen, welche Beugungen gleich weit von einander entfernetz aber nach verfchiedenen. Gegenden gerichtet find, Bon jeder Ausbiegung ges hen Saden bis zum äußerften Ende der oberften Bret⸗ ter von 6 Blaſebaͤlchen, welche 22 Fuß lang, 6 Zoll breit, und mit ihrem unterften Bette am untern Bo: den des Saͤulenſtuhls befefliget find 5 fo daß, indem die Are ſich herum dreher, die 6 Blafebälge ſich nad) einander öffnen und wicder fliegen. An der hinten Wand ift über jedem Blaſebalg cine gedoppelte Tolle befindlich, deren beyde Durch» meſſer ungleich ſind, naͤmlich einer von 3 Zoll, der andere von ıt Zoll, Und dieſes zu dem Ende, damit die Blaſebaͤlge defto mehr eröffnet werden Fönnen, weil die daran befeftigte Faden über der großen Rolle, Diejenigen aber, fo an der Are befeftiger, über der Fleis nen gezogen find, Ueber dein großen Rade der drey Rollen zur rech- ‚ten find noch 3 andere Faden gewidelt, die durch Huͤlfe vieler fleinen Rollen Bis an die oberiten Blätter dreyer auf dern oberften Boden des Kaſtens nad) vornen zu gelegten Blaſebaͤlge gehen ‚ Die Ausdehnung eines jeden Fadens, wenn er das Blatt des Blaſebalgs aufzuziehen anfängt, theilet einem Hebel, der darüber zwiichen der Are und den doppelten Rollen in der mittlern untern Gegend des RKaͤſtens ſich befindet, die Bewegung mit, Diefer Hebel langet durch verfchiedene Gelenke bis zu dem Ventil, fo ſich an dem ımterften Blatt eines jeden | Dlafebalgs befinder, und hält folches in die Höhe, damit die Luft ohne Widerſtand hereingehe⸗ da in⸗ deſſen \ 2 . Daucanfons Belkhreibung deffen die Erhebung! des oberften Blattes den inwens digen Raum vermehret, Hiedurch wird nicht nur eir nige Kraft erfparet, fondern auch das Getoͤſe, fo dieſes Ventil beym Eindringen der Luft gemeiniglich zu mas chen pfleget ‚vermieden, Die neun Blafebälge wer⸗ den alfo ohne Erfchürterung, ohne Geräufch und mit geringer. Kraft bewege. 9 Dieſe neun Blaſebaͤlge bringen den Wind in drey verſchiedene und von einander abgeſonderte Roͤhren. Jede Roͤhre bekommt ihn von dreyen Blaſebaͤlgen. Die drey unterſten zur rechten, nach der vordern Seite zu rechnen, blaſen den Wind in eine Roͤhre, die vorne an der ſelben Seite hinauf gehet; und von dieſen dreyen iſt ein jeder mit einem Gewichte von 4 Pfund beſchwe⸗ ret. Die drey unterſten zur linken ſchicken den Wind in eine aͤhnliche Roͤhre, die an derſelben Seite des Kaftens in die Höhe gehet; und deren jeder ift nur mit zwey Pfund befehweret, Die drey, welche auf dem Deckel des Kaſtens befindlich, bringen denf Wind auch in eine Roͤhre, die unter ihnen nach vornen zu in einer wafferrechten Sage fortgebet 5 und diefe wer⸗ den nur bloß von dem Gewicht ihres oberften Blattes niedergedrücker, Dieſe drey Roͤhren gehen durch verfchiedene Diez aungen bis zu drey Fleinen Behältern, welche in der Bruſt der Figur angebracht find, und durch ihre Bereinigung endlich eine einzige Nöhre ausmachen, die durch den Hals bis in den Mund gehet, fich da; felbft erweitert, und cine Höhle machet, welche fich in’ eine Art von ein Paar $ippen, die auf dem Loch der Flöte liegen, endiget, Dieſe tippen verftatten dem Wind einen geößern oder Fleinern Ausgang, rg j 1 des mechanifchen Floͤtenſpielers. 13 fie fich mehr oder weniger öffnen, und koͤnnen noch durch eine befondere Bewegung vorgerücket und zurück gezogen wre Inwen dig in diefer Höle ift eine Eleine bewegliche Zunge, die durch ihre Bewegung dem Winde dem Ausgang durch die tippen öffnen und verſchließen kann. Man ſiehet bieraus, durch was fiir Mittel der Wind bis zur Flöte geleitet wird, . Nun folgen auch diejenigen, diedadienen, um ihn zu maͤßigen. In der vorderſten Gegend des Kaſtens zur Linken iſt ein anderes Triebwerk, welches vermittelſt ſeines Raͤderwerks eine Walze herumtreibet. Dieſe Walze iſt 24 Fuß lang, und hat 64 Zoll im Umfang, Sie ift in 15 gleiche Theile eingetheilet, die 1! Zoll von ‚einander fichen, ER Hinten zu oberft im Kaſten ift ein Elavier, fo auf der Walze auflieget, und aus ı5 fehr beweglichen Hebeln befteher, deren aͤußerſtes Ende nach der in> wendigen Seite zu mit einem Fleinen ftählernen Schnabel verſchen, und auf eine jede Eintheilung der Walze zutrifft. | / An dem andern Ende diefer Hebeln find ftählerne Faden und Ketten befeſtiget, die zu den verfchicdenen _ Windbehältern, zu den Fingern, Lippen und der Zunge der Figur gehen, Drey davon gehören zu den verſchiedenen Windbchäftern, und ihre Ketten ‚gehen fenfrecht unter dem Ruͤcken der Figur in die Höhe bis in die Bruft, und endigen ſich an dem bez fondern Ventil eines jeden Behälters. Wenn diefeg. Ventil aufgemachee wird: fo läffee es den Wind in die Bereinigungsröhre, welche, wie gefagt, durch den Hals in den Mund gehen, 3, J — u 2 Boaucanſons Befhreibung Zu den Fingern gehoͤren ſieben Hebel, und ihre Ketten ſteigen auch ſenkrecht hinauf bis zu den Schul⸗ ern, wo fie ſich biegen, um in den Vorderarm bis um Ellenbogen zu kommen; da fie wiederum gebo⸗ gen werden, und laͤngſt dem Arme bis an die vordere Hand gehen, und fi) amein Gelenke oder Gewinde endigen, welches mit einem Zapfen, ber das eine Ende von einem in der Haid befindlichen Hebel, vers bunden iſt. Dieſer Hebel ift eine Nachahmung des Knochens, den Die Zergliederer die mittlere Hand ( metacarpus) nennen, und hat, wie diefer, mit dem Knochen des erften Gliedes am Finger ein Gewinde, dergeſtalt, daß, warn die. Kette gezogen wird, der Fin⸗ ger ſich erhebet. Vier von dieſen Ketten gehen in den rechten Arm, gm die vier Finger dieſer Hand zu bewegen, und drey in den linken Arm zu dren Fingern, weil zudiefer Hand nur 3 Loͤcher gehören. ) | Die Spite der Finger ift mit Leder überzogen, um der Weiche der natürlichen Finger nachzuahmen, damit dag Loch genau verflopfet werde. | Bier Hebel des Claviers gehören zu dee Bewer“ gung des Mundes. Die ftählernen Faden, fo daran. befeftiget, gehen über einige Rollen bis mitten in den Selfen, wofelbft fie mit Ketten verbunden, die fenfrecht und mie dem Ruͤckgrad parallel in dem Leibe in die Höhe fteigen, und durch den Hals in den Mund ge hen, wo fie an diejenigen Theile, welche die gippen auf viererley Are bewegen, befeftiget find, Die eine eröffnet die Lippen, um dem Winde einen geößern Ausgang zu verfchaffen ; Die andere * machet dieſen enger, indem ſie jene van | ie — | des mechaniſchen Floͤtenſpielers. 15 die dritte ziehet die Lippen zuruͤcke, und die vierte ma— chet, daß fie uber dem Rande des Loches vorruͤcken. An dem- Elavier.ift nuc noch ein Hebel- übrig, An diefem ift cbenfalls eine Kette befeſtiget, die, wie die andern, in die Höhe gehet, und big zu der Zunge im Munde reicht, um die Oeffnung der Lippen, wie oben gemeldet, zu verftopfen. | Diefe funfjehn Hebel reichen mit ihren Enden, woran die ftählernen Schnäbel find, bis an die ı5 Eintheilungen der Walze, und find 14 Zoll von einans der entferne, Wenn die Walze herumgehet: fo fommen die auf der Eintheilung befindlichen Fupfer- nen Bleche unter die flählernen Schnäbel, und hal—⸗ ten fie eine lange oder Furze Zeit in die Höhe, nach⸗ dem diefe Bleche fang oder kurz find. Und da die Spisen diefer Schnäbel mit einander in einer geraden Linie, die der Are der Walze parallel ift, fich befinden, und alle die Eintheilungslinien rechtwinklicht durch; ſchneiden: fo werden allegeit, wenn man auf jeder Linie ein Blech einfeger, und alle dieſe Bleche fo ein= richtet, daß ihre Enden in einer geraden mit der Linie der Schnäbelfpigen parallel⸗-laufenden Linie fih bez - finden, die Außeriien Ende der Bleche bey Herum⸗ drehung der Walze in demſelben Augenblick die Enz den der Hebel berühren und erheben. Lind wann die andern Ecken der Bleche, wegen der gleichen Laͤnge derfelben, ebenfalls in einer geraden uud mit der era ſtern parallelen Linie fich befinden: fo wird ein jedes Blech auch zu derfelben Zeit feinen Hebel fahren laß fin. Man Fann hieraus gar leicht begreifen, wie alle diefe Hebel wirken, und, wenn es noͤthig ift, ihre Wirfung vereinigen koͤnnen. n / Wenn 6 Vaucanſons Befchreibung Wenn man nur einige Hebel wirken laſſen wills fo fetzee man die Bleche auch nur auf diejenigen Linien, welche zu den Hebeln, die man bewegen will, gehoͤ⸗ ren. Die Zeit beſtimmet man, indem man jie näher oder weiter von der Linie der Schnäbelfpisen einfegerz und durch die Kürze oder Laͤnge der Bleche machet man, daß die Wirkung früher oder fpäter aufhoͤret. Das Ende der Are diefer Walze, welches zur Rechten, hat eine Schraube ohne Ende, mit 12 einfaz » chen Gängen, die anderthalb Linien von einander ab⸗ fiehen, fo daß die ganze Schzaube anderthalb Zoll, mithin eben fo lang, als eines von den Theilen der Walze, if. | Ueber diefer Schraube befindet fich ein unbeweg⸗ liches Stuͤck Kupfer, welches an dem Kaften feft ges machet ift, und einen ftählernen Zapfen hat, der einer Sinie dick ift, und in die Vertiefung der Schrauben? gaͤnge paffet, und ſtatt einer Schraubenmutter dienet; ſo, daß die Walze in ihrer Herumdrehung der Rich⸗ tung der Schraubengaͤnge, welche ſich an dem unbe⸗ weglichen Zapfen bewegen, folgen muß; folglich ein jeder Punkt der Walze beſtaͤndig einen Schnecken⸗ oder Schraubengang beſchreibet, und von der Rechten zur Linken unvermerkt fortruͤckte. Hiedurch geſchiehet es, daß eine jede Eintheilung der Walze, welche zu Anfangs unter dem Ende eines Hebels war, bey jeder Umwaͤlzung ihren Punkt ver⸗ ändert, und ſich um anderthalb Linien, (als welches die Weiteder Schraubengängeift, ) davon entfernet, Da nun die Spigen der Hebel am Klavier unbe weglich verbleiben; die Punkte der Walze aber, auf die fie anfänglich zutrafen, in jedem Augenblick von — der des mechaniſchen Floͤtenſpielers. 17 ‚der jenpenpeAhnie abweichen, indem fie. eine - Schraubenlinie befchreiben, welche durch die fortruͤ⸗ ckende Bewegung der Walze allezcit auf: denfelben Punff; das ift auf die Spitze des Hebels, gerichtet ifts fo folget daraus, daß die Spige-eines jeden.He- 9 alle Augenblicke neue Punkte auf den Blechen der Walze antrifft, als welche nicht wiederholet wer⸗ ‚den, weil fie Sraubengänge machen, die zwölfmal - um die Walze herumgehen, che der erfie Punkt einer | Einteilung unter einen andern Hebel kommt. In diefem Raum von anderthalb Zoll werden alle Bleche nach einer Spirallinie geſetzet, um die Hebel, unter welchen fie bey den 12 Umwälzungen worbengehen, zu bewegen, | So, wie eine Linie ſich gegen ihren Hebel veraͤn⸗ dert? fo thun es die andern gegen die ihrigen. Folg— lich hat ein jeder Hebel ı2 Linien, jede von 64 Zoll, | die unter ihm fortgehen, welche alfo zuſammen eine Sinie von 768 Zoll ausmachen, Und auf diefer finie werden alle Bleche, die zur Wirfung des Hebels während des ganzın Spiels noͤthig find, eingeſetzet. Soll dieſe Maſchine auf ihrer Fuͤte einen Laut hervorbringen, und den erſten Ton, nämlich das un: terſte d, angeben: fo fange ich damif an, daß ich den Anſatz einrichte. Zu dem Ende fegeich auf der Walze ein Blech unter dem Hebel, der zum Munde geher, und die Oeffnung zwilchen den Lppen erweitert, Hernach fee ich ein Blech unter dem Hebel, der die. pen zurüczichee. Drittens füge ich eins unter ' dem Hebel, der dag Ventil desjenigen Behälters, fo den Wind von den vleinen unbefchwerten Blaſebaͤlgen | empfängt, eröffnet, Ich = endlicd) noch ein Blech 2 Dand, unter “ J 1 x Er Vaucanſons Befchreibung unter dem Hebel, der die Zunge beweget, um damit den Stoß zu geben; dergeftalt, daß, wenn diefe vier Bleche die vier Hebel zu gleicher Zeit berühren, die Flöte dag unterfte d angiebt. 4 Durch die Wirfung des Hebels, der die Oeffnung der Lippen erweitert, ahme ich der Handlung eineg Menſchen nach, der folches ebenfalls bey den tiefen Tönen thun muß. | | Durch den Hebel, der die Lippen zuruͤckziehet, ahme ich der Handlung eines Menfchen nad), da ders felbe foldde von dem Loche der- Flöte, indem er diefe auswärts drehet, entfernet. y | Durch den Hebel, welcher den Wind aus den unbefchwerten Blafebälgen hinleitet, mache ich den fhwachen Wind nah, den der Menſch in ſolchem Fall giebet, und der gleichfalls nur durch einen gerin⸗ gen Druck der Bruſimuskeln aus feinem Behaͤltniß getrieben wird, — Die Wirkung des Hebels, wodurch die Zunge beweget wird, iſt eine Nachahmung der Bewegung, welche die Zunge des Menſchen machet, indem ſie ſich von der Oeffnung der Lppen zuruͤckziehet, um den Wind ducchzulaffen, und dadurch eine ſolche Note anzugeben, —— Dieſe vier verſchiedenen Wirkungen machen alſo, daß, da man einen ſchwachen Wind durch eine weite Eröffnung in die ganze Größe dis Mundlochs der Floͤte leitet, die Zurücdprallung deffelben langfame Zitterungen hervorbringet, welche ſich, weil allegöcher verfehloffen find, auch allen Theilcyen der Flöte mite theilen müffen, Mach denen von mir oben feftgefeßs ten Gruͤnden wird alfo die Flöte den tiefften Ton angeben; des mechanifchen Floͤtenſpielers. 19 angeben; welches dann auch die Erfahrung befiä, Kalt, =) | ” Will ich den nächften Ton darüber, nämlich das e angeben laffen: fo füge ich zu den vorigen pier Wir, Eungen für das d noch die fünfte, und fese ein Blech unter dem Hebel, der den dritten Finger der rechten Hand erhebet, um das fechfte Loch der Flöte aufzu⸗ machen. Ich bringe auch die Lippen um ein weniges ‚näher zum Mundlod), indem ich dag Blech, welches ‚den dazu gehörigen Hebel empor hielt, etwas nicdet, druͤcke. Da ich alſo den Zitterungen einen nähern Ausgang gebe, indem das unterfie Loch eröffnet wird x fo muß dem zufolge, was ich oben gefager, die Flöte einen Ton höher angeben; welches dann abermal durch die Erfahrung beftätiget wird. Ale diefe Wirkungen werden beynahe auf eben die Weiſe bey allen Tönen der erſten Octave angebracht, als bey weldyen ein und derfelbe Wind hinreichend ift, fie hervorzubringen, Die verfchicdene Eröffnung der Löcher beftimmer fie, und man darf nur unter den He⸗ bein, welche die zu jedem Ton gehörige Finger erheben, Bleche auf der Walze anfegen. | Um die Töne der zwoten Octave heranszubringen, muß man den Anfaß verändern, und unter dem Hebel, dee die tippen über den Diameter des Loches vorruͤ⸗ det, ein Blech fegen, wodurch man der Handlung des Menfchen, der in diefem Fall die Flöte inwaͤrts drehet, nachahmet. Hernach muß man ein Blech unter dem Hebel, der die Oeffnung zwiſchen den Lip⸗ pen Eleiner machet, ſetzen, weil der Menſch ebenfalls die Lippen enger zufammenzichet, um den Wind ei⸗ nen Fleinern Ausgang zugeben. Drittens feget man N —* a ein >20 ., Baucanfons Belchreibung ein Blech unter dem Hebel, der das Ventil des Be hälters, worinn der Wind aus den mit zwey Pfund befchwerten Blafebälgen geleitet wird, eröffnet, Die fer ftärfere Wind gleicher demjenigen, den cin Menſch in ſolchem Fall durch einen jtärfern Druck der Bruſt⸗ musfeln von fich bläfe. Man feet endlich auch noch Bleche unter die Hebel, die zur Bewegung der Hchörigen Finger dienen, Aus dieſen verfchiedenen Wirkungen folget nun, daß der mit mehrerer Kraft durch eine engere Oeff⸗ nung getriebene Wind eine gedoppelte Geſchwindig⸗ keit uͤberkommt, mithin verdoppelte Zitterungen, das iſt eine Octave, hervorbringet. Je hoͤhere Toͤne man in dieſer Octave heraus⸗ bringen will, deſto mehr muß man die Lippen zuſam⸗ menziehen, damit der Wind in gleicher Zeit eine gröf fere Geſchwindigkeit erhalte. Bey den Zönen der dritten Octave wirken die Hebel, fo nad) dern Munde geben, eben fo, wie bey der zwoten; nur mit dem Unterfchiede, daß die Die: ehe etwas mehr erhöher find, damit die Lippen ganz über das Loch der Slöte geben, und die von ihnen gez machte Ocffnung ungemein Elein werde, Mai feret nur noch ein Blech unter dem Hebel, der das Ventil’ eröffnet, um den Wind der mit 4 Pfund gedrückten Dlafebälge herauszulaffen. Der fodann durch einen noch ftärfern Druck und durch eine noch Eleinere Er: öffnung forfgetriebene Wind wird eine dreyfache Ge: ſchwindigkeit befommen, und alfo die dritte Octave angeben, _ Es giebet einige Töne in den verfehiedenen Octas ven, die —— wie die uͤbrigen, — ind, — des merhanifihen Floͤtenſpielers. 21 find, Man muß felbige alsdann. dadurch zu ihrer Reinigkeit zu bringen ſuchen, daß man die Lippen auf einer geößern oder kleinern Chorde des Loches anleget, auch etwas mehr oder weniger Wind giebet, welches denn der Menſh ebenfalls bey den Toͤnen thut, wo er ſeinen Wind ſparen, und die Floͤte mehr oder weni⸗ ger inwaͤrts oder auswaͤrts kehren muß. Man begreifet leicht, daß die auf der Wale. eine geſetzte Bleche Fänger oder kürzer feyn, nachdem eine Note von langer oder Eurzer Dauer, und die. Finger fich in diefer oder jener sage bey Hervorbringung derfelben befinden müffen. Ich mag diefes hier nicht ſtuͤckweiſe anführen, um nicht die mir vorgefente Grängen einer - furzen Abhandlung zu überfchreiten, Ich bemerke nur, dag man bey Hervorbringung des Tons durchs Blaſen, währender Dauer einer und derfelben Dote, den Wind unvermerkt verftärfen, oder ‚vermindern, auch) zugleich die Bewegung der Lippen verändern, das ift, in die für jeden Wind gehörige La⸗ ge bringen muͤſſen. | Wenn man hat fachte blaſen, das iſt, dem Wie⸗ derhall nachahmen laſſen wollen, hat man die $ippen über dag Loch der Flöte hervorrücken, und einen hin= Tänglichen Wind hineinlaſſen müffen, deffen Wieder— kehre aber durch einen fo Fleinen Ausgang, als wor durch er in die Flöte gegangen, nur wenig von der äußern $uft in Bewegung feßet, welches, wie oben gefaget, den entfernten Ton, oder den Wiederhall, her: vorbringet. Die verſchiedenen Abmeſſungen der Sangfamfeit und Bewegung in den Melodien find auf die Walze, Armaitcift eines Hebilg, getragen, deffen eines Ende Bun”, 3 mit 22 Baucanſons Beſchreibung mit einer Spitze verſehen war, und wenn man dar⸗ auf ſchlug, auf der Walze ein Zeichen eindruͤcken konnte. Am andern Ende dieſes Hebels war eine Feder, welche machte, daß die Spitze ſich ſogleich wie⸗ derum erhob. Man ließ das Triebwerk, welches die Malie her⸗ umdrehete, los, mit einer Gefchwindigkeit, die fuͤr alle Melodien eingerichtet war. Zu gleicher Zeit fpielete jemand auf der Flöte die abzumerfende Melodie ; ein anderer aber ſchlug den Tact auf dem Ende des Hebels, der die Walze zeich- nete; und die Weite dieſer Puncte von einander war das wahre Maaß der Melodie, fo man auftragen wollte; worauf man diefe Zwifchenweiten wiederum in fo viel Theike, als der Tact Wahrungen der Noten enthielt, eintheilete. Die Furcht, Ihnen, meine Herren, verdrießlich zu fallen, machet, daß ich taufend Kleinigkeiten, die nicht fo ſchwer zu gedenken, als langweilig zu verferz tigen find, übergehe. Man darf die Mafchine nur anfehen, um derfelben Nothwendigkeit zu erkennen, eben fo, wie ich folche in der Ausführung empfunden, Da ic) aus Ihren Schriften die Gründe, welche mir den Weg gerviefen, hergenommen: fo würde ich zufrieden ſeyn, meine Herren, wenn id) mir die Hoffe nung machen dürfte, daß Sie in der Ausarbeitung dieſes Werks eine ziemlich glückliche Anwendung ders felben antreffen würden. Der Befall, den Sie derfelben zu geben geruhen werden, wird der beſte gohn für meine Arbeit ſehn. Auszug II] X EN ER ll N NM RUE" 7; * — WwwWwh —BBBBXXX Al FE nl) I 2. TERSETEEEN MINENDTEITN inmmaı N N NN N R \ \ RR RÄT IN MN 6} — — Din —— des mechaniſchen Floͤtenſpielers. 23 Yuszug - — aus den Regiſtern der koͤnigl. Akademie der Wiſſenſchaften, vom 30 April, 1738. Gesten die Akademie die Schrift des Herrn von Daucanfon, enthaltend-die Beſchreibung ei⸗ ner hölzernen nach dem Coyſevauſchen Faunus von Marmor gebildeten Statue, welche zwölf vers fhiedene Stüce auf einer Queerflöte ſpielet, und zwar mit einer Vollkommenheit, die eine allgemeine Bes wunderung verdienef, wie folches viele von der Afa- demie felbjt angehoͤret, fich vorlefen laſſen: ſo hat ſie geurtheilet, daß dieſe Maſchine von einer ganz beſon⸗ dern Erfindung waͤre; daß der Urheber ſich dazu ganz natuͤrlicher und neuer Mittel zu bedienen gewußt, ſo⸗ wohl den Fingern dieſer Figur die noͤthige Bewegung zu geben, als auch den in die Floͤte gehenden Wind zu veraͤndern, indem er deſſen Geſchwindigkeit nach den verſchiedenen Toͤnen vermehret, oder vermindert, den Anſatz der Lippen verändert, auch ein die Zunge vorſtellendes Ventil beweget, und uͤberhaupt allem, was ein Menſch hiebey thun muß, nachgeahmet hat; d daß uͤberdem die Abhandlung des Herrn von aucanſon ſo klar und deutlich, als es die Sache verſtattet, geſchrieben waͤre: welches dann von der Einſicht und großen Erkenntniß des Erfinders von den eeen Theilen der Bewegungskunſt zeu⸗ B4 get. 24 Beſchr. des mechaniſ Floͤtenſpielers. get. Zu Urkund deſſen habe dieſen Schein eigenhaͤn⸗ dig unterſchrieben. Paris, den 3 May, 1738. Fontenelle, beſtaͤndiger Gecretär der Akademie der Wiſſenſchaften. Die der Urfehrift noch beyaefügfe E Einwilligung des koͤniglichen Cenſors, h. Pitots, vom 12 Junius, 1738, enthaͤlt nichts beſonders. ERS, EN? a n, SON F V od FIN i = \ — —*8 Yan. I o © N E DEU u * — * * 25 ** En Kr Kr BE Le u Beeſchreibung \ — 5: : Der nuͤtzlichen Maſchine | | | des | GHerrn Stephen Hales, Doctors der Gottesgelahrrheit und Mitgliedes der koͤ— niglichen großbrittanniſchen Gefellfehaft der Wiſſenſchaften, vermoͤge welcher man aus den Bergwer⸗ ken, Gefaͤngniſſen, Zuchthaͤuſern, Hoſpitaͤlern und Schiffen ꝛc. die ungeſunde Luft pumpen, und mir leichter Muͤhe eine geſunde wieder hineinbringen kann; | imgleichen, wie man alle Arten von Getraide vor Feuchtigkeit, Faͤulniß und dem Kornwurme dadurch | bewahre. err Hales, der ſchon lange ſeine Zeit und ſeine EN Unterſuchungen dem Mugen feines Vater: Rn > landes widmet, und der fehon durch fo viele phyſikaliſche Berfuche bewieſen, daß er etwas mehr als predigen kann, iſt der Erfinder diefer Mafchine, die er Pentilator nennet, und welche ihrer eigentlichen Be ſchaffenheit nach nichts anders als ein höfzerner Blas⸗ balg ift, deffen Zufammenfügung aber anders beſchaf⸗ x 8 5 fen, 26 Beſchreibung einer Luftpumpe fen, als die ledernen, deren man ſich insgemein bez diene. Da die Schiffahrt fowohl die Quelle deg Reichthums ale der Macht von Großbritannien iſt: fo fonnte der Verfaffer für fein Vaterland feine nuͤtz⸗ lichere Arbeit unternehmen, als daß er für die Uebel, welche man bisher von der Schiffahrt für unzerfrenns lich gehalten, Mittel ausfündig zu machen fuchte, Diefer Abfiche zu folge ließ er vor etlichen Jahren ein Fleines Werfchen ausgehen, darinnen er die Art zeigte, pie das Seewaſſer füß und frinfbar zu machen ſey. Und. da ihn feine Erfahrenbeit in der Luft gelehret, wie finädlich diejenige ift, die einige Zeit dauret: fo zweifelte er nicht, daß ein Theil der Krankheiten auf den Schiffen von nichts herrühre, als von der beftän- digen $uft, die zwifchen den Verdecken verfchloffen iſt. Diefe nun zu verbeflern, ſchrieb cr im Anfange des Septembers, #740, dem Doctor Martin, der auf des $ords Cathcart Flotte Medicus war, daß er verfehicdene in Eßig getauchte Tücher in den Ecken der Raͤume befeftigen follte, ohne den Gebrauch der- felben augzubreiten. Er feste hinzu, dag man bey anftecfenden Krankheiten den Geſtank der Luft durdy emeinen Schwefeldampf vertheifen müffe. Da diefe Borfichtigfeit das Mittel nur fo oben: hin heilete: fo glaubte Herr Aules, daß zu deſſen völliger Abhelfung Fein ander Mittel ſey, als ſtatt der frinkenden und verderdten Luft eine neue hinein zu \ bringen, Diefer Gedanfe' brachte ihn im Märzmos nat ı74 rauf die Erfindung des Ventilatore. Er probiete diefe Maſchine mit aller möglichen Wirkung, fegte eine Nachricht davon auf, die er unter feinen Freunden ausıbeilete, und verfertigte endlich eine weit vollſtaͤn⸗ x des Herren Doctor Hales. 27 volftändigere, „die er den darauf folgenden Maymo⸗ nat in der föniglichen Sociefät ablas. Doch dag _ fonderbarefte bey der. Sache ift diefes, daß der fönig- lifche ſchwediſche Jagenieur, Here Triewald, zu gleicher Zeit eben eine ſolche Maſchine erfand. Da er ein Mitglied der föniglichen Societät ift: fo machte er dem Heren Mortimer, Borfiehern derfelben, den 6 November 1741 fiine Erfindung fund. In eben dieſem Sahre bediente man fich dieſer Maſchine auf einem Schiffe der fehwedifchen Flotte, wo auch die ganze Mannfihaft von den Kranfheiten frey blieb, bie auf den andern Schiffen herrſchte. Diefes war Urſache, daß man das Jahr darauf jedes Schiff der Flotte mie folhen Mafchinen verfah. Da auch Herr Triewald eine nad) Frankreich fchickte, welche von der Eöniglichen Afademie der Wiffenfchaften gebilliget ‚ward, befahl der König, dag man diefelbe auf feinen Schiffen nachmachen ſollte. Man darf nicht auf den Argwohn fommen, daß zween Fiuge Köpfe, die ein; ander nicht Fennen und fo weit von einander entfernck find, fih geplündert oder ihre Gedanken mirgerheiler haben ſollten. Kaͤme aber indeffen jemand auf diefen Argwohn: fo Fönnte er gewiß nicht auf den Hales fallen, als deffen Mafchine fihon ſiehen Monate in England bekannt aewefen, da Here Triewald dem Secretaͤr der Eöniglihen Societaͤt feine Erfindung kund gemacht * "Dem fen wie ihm wolle, wir wollen — ſehen, * Biele find der Meynung daß der Herr Triewald, wel⸗ her wor kurzer Zeit in Schweden verftorben ift, ſowohl diefe Erfindung, als auch diefenigeneue Artvon Triebe beiten, melche von unten ihre Wärme Mean * herßen 28 Befchreibung einer Luftpumpe fihen, mas Herr Hales fuͤr eine Beſchreibung von feiner Suftpumpe macht, deren mar fi) bereits auf den Kriegsfhiffen, in einigen Kohlgruben, zur Trock⸗ nung des Hopfens, des Pulvers ꝛc. und in dem Ho⸗ ſpitale zu Wincheſter mit gluͤcklichem Fortgange be⸗ dienet. Es iſt eine Maſchine, mit welcher man in einem verbaueten Orte die Luft verneuern kann, es geſchehe nun, daß man entweder auf eine unvermerkte Art eine neue Luft hineinbringe, oder die alte herauspumpe, an deren ſtatt ſogleich die aͤußere hereinkommt. Man kann daſſelbe in verſchiedener Größe verfertigen, nachdem man es gebrauchen will, Dasjenige, wele ches der Erfinder auf den Capitain, ein Eönigliches Kriegsſchiff von 70 Canenen, gab, hatte 10 Fuß in der Sänge, war auf dem vierten Fuſſe 3 Danmen breit, und feine Höhe beftand in ız Daumen. Diefe Mar ſchine ift aus fichfenen Brettern zuſammengeſetzt, wel⸗ che genau in einander gefuget ſind, und deren Fugen wohl mit Loͤſchpapier verleimet werden muͤſſen ; an beyden Enden aber befeftige man fie bloß mit hoͤl zer⸗ nen Schrauben, damit man fie aufnehmen kann, wenn etwan wag daran zu verbeffern ft. Die Brets fer find anderthalb Daumen dief, An einem Ende dieſes Kaſtens findet man vier Oeffnungen, zwey in dem Obertheile, und eben ſo viel in dem untern; je⸗ der Theil macht 6 Daumen in der Höhe, und 22 in der Breite, Das Drett des andern Endes muß ein — hr wenig - heißen Wafferdampfs empfangen , und die er 1739 im erften Stücke der Schriften der königlichen fehmedifchen Akademie der Wiffenfihaften, S. 25. befannt gemacht, dem Herrn Stepben Hales zu danken babe des Heren D. Haled. 29 wenig ausgeſchnitten ſeyn, damit das Diaphragma, welches ſich von dieſer Seite auf und nieder ziehen muß, eine freyere Bewegung hat. Dasjenige, was Herr Hales das Diaphragma nennet, ift eine Zufammenfügung duͤnner von Fich- tenholge gemachter Klappen, die mitten im gedachten Kaſten angebracht werden; die Känder derfelben be⸗ finden ſich nur den 2often Theil eines Daumens von den Umfängen des Kaſtens; an einem Ende der; ſelben ift es mie den oberſten und unterfien Deffnungen befeftigt. Man brauche zu dem Ende Hafpen, dar von jede aus zwey Stücken Eifen gemacht iſt; eine iſt feitwärts an den Enden des Diaphragma feſt ge⸗ macht, und die andre, welche platt gefchlagen, 6 Dau⸗ men lang, anderthalb Daumen breit und einen hal- ben Daumen dic ift, faſſet das Brett, welches die Seite des Kaſtens ausmacht. Diefe Stuͤcke Eifen ſind beyde mit einem einen halben Daumen dicken Nagel vernietet, und auf dieſem Nagel geſchiehet eben die Bewegung. Das andere Ende dee Dia— phragma, welches auf der gefrümmten Seite des Ka⸗ ftens ift, bat gar Feine Befeftigung, und Fann auf. und nieder gehen. Damit aber diefe Bewegung de fto leichter gefchicher, ohne dag das Diaphragna von ‚einer oder der andern Geite gegen die Wände des Kaftens fößt: fo braucht man einen eifernen Con⸗ ducteur, der nach dem Wirbelpunfte mitten auf dern ausgefehniteenen Ende des Kaftens befeftige if, Diefer Conducteur ift einen Daumen dick und einen halben Daumen breit, und mitten an dem Ende des Diaphragma ift eine Kerbe-oder Falze von gleicher Größe; fo daß daffelbe im Auf⸗ und Niederfalfen * mehr 30 Belchreibung einer Luftpumpe mehr gerieben wird, als was zwiſchen dem Conducteur und der Salze gefchieher, | Um das Diaphragma zu bewegen, fo befeftige man in der Mitten feiner Breite und 6 Daunen von feinem Ende, von der ausgefchnittenen Seite des Ka= fiens gerechnet, eine eiferne Spindel; dieſe iſt vers miteclft einer Schraubenmufter und Schraube feftges macht, und unten und oben mit cifernen Blechen vers ſehen. Ein Bischen über dem Diaphragma muß fie ein Gelenke von 2 Glicdern oder Augen haben, verz mittelft deren die Spindel, durch die von dem Auf und Miederfallen, fowohl des Diaphragma, als des Hebbaums, verurfachte doppelte Bewegung, in diefes Gelenke fuget, Diefe eiferne Spindel, deren $änge der. Höhe des Kaftens gleich ſeyn muß, begreift unge⸗ faͤhr Dreyviertel eines Daumens im Viereck; gegen ihr oberſtes Ende ift fie fo platt geſchlagen, dag fi fie anderthalb Daumen breit und nur einen halben Dau⸗ men dick iſt. An dieſem Orte ſind viele Loͤcher durch⸗ geſchlagen, damit fie auf eine feſte Weiſe in den Zapfe löchern des Hebbaumes, der das Diaphragına bewe⸗ gen kann, und von dem wir bald reden wollen, beit fligt werden kann. | Durch das Auf» und Niedergehen des Diaphra⸗ gma treibet man die Luft, mit welcher der Kaſten durch) die an einem feiner Enden angebrachten 4 Oeff⸗ nungen angefuͤllet iſt. Ueber dieſen Oeffnungen muͤſ⸗ ſen Ventile oder Klappen ſeyn, von weißem und dem leichteſten Fichtenholze, was man finden kann, einen Vierteldaumen dick, und viel größer, als die Oeff⸗ nung. Diefelben find an dem oberften Ende mit le: dernen Bändern feſtgemacht, und damit fie. gur ſchlieſ⸗ en, des Herrn D. Hales. 31 ſen, ſo kann man da, wo ſie den Kaſten beruͤhren, dieſelben mit wollenem Tuche fuͤttern. Zwey von dieſen Klappen gehen von inwendig und zwey von außen des Kaſtens auf; diejenigen, ſo uͤber denſelben find, muͤſſen ſich auf eben dieſe Art öffnen. Wenn alſo das Diaphragma niedergehet, ſo eroͤffnet die Luft, welche es treibet, von den beyden unterſten Klappen diejenige, deren Gelenke auswendig iſt, und ziehet die zu, welche das Band inwendig hat; und zu gleicher ‘Zeit gefchichet das Gegentheil mit den oberften Klap⸗ ‚pen, die, wenn man das Diaphragma aufhebet, fich nach einander fo, wie die erften, öffnen und zuthun. Alſo iſt der einfache Blafibalg oder Ventilator lange fo bequem nicht, alg der. doppelte, Dieſer Icks tere befteher in der Zufammenfügung der beyden ein: fachen, wie man fie ist beſchrieben; fie find ſeitwaͤrts an einander gefügt, und durch ein bloßes Brett von einander getrennet, welches auf der Scite, wo fie zu⸗ fammenftoßen, gleihfam von beyden eine Wand vor ſtellet. Zwiſchen den beyden cifernen Spindeln ( Stäs ben) und auf der Wand, welche beyde Kaͤſten von ein⸗ ander ſcheidet, gehet cine eiſerne Stange in die Höhe, die weit größer ft, als die Spindeln. Auf diefer Stange ruhet ein Hebbaum, der 12 Fuß lang, und alfo 3 Fuß und 6 Daumen länger iſt, als die beyden Windpumpen breit find, Da die eifernen Spindeln nicht lang genug find, den Hebbaum zu etreschen, wenn er geradeaus ſtehet; fo verlängert man ſie mitz telſt einer andern Spindel, welche, nachdem; derfelben Dbertheil an den Queerbaum gefugt ift, mit dem uns terften an die Spindel befcftigt wird, welche an dag Diaphragma gehe, Dieſe Verknüpfung der beyden | — Spindeln 2 Befchreidung einer Luftpumpe Spindeln gefehicher vermittelſt zweener Schhüffel, die alfo machen, daß der Queerbaum mie dem übrigen der Mafihine Feine Berbindung haft. Zween Männer koͤnnen beyde Windpumpen regieren,” Wenn jeder an einem: Ende des Hebbaums ſtehet; fo zichen fie denſelben auf und nieder, und zu gleicher Zeit gehen auch die Diaphragmen der beyden Käften’ auf und nieder. Der Wicderhalt, welchen die Erhöhung des Diaphragma verurfachet, iſt 30 Pfunden gleich; Doc) in der doppelten Windpumpe iftdiefes Gewichte ſchwaͤ⸗ eher, wo jedes Diaphragma dem andern zum Gegen: gewichte dienet. 2 Diefe Mafchine, fo, wie fie befchrieben worden, kann man auf verfehiedene Arten einfchränfen, fowohl nach dem Orte, wohin man fie fiellet, als nad) dem Gebrauche, den man davon haben will, Wenn es nöthig ift, fee man vielmal eine auf die andere, und man läßt fie entweder duch Menfchen, oder auch duch Wafler, Wind oder ein Pferd bewegen, Uer ber alle folche Vorfälle liefert Here Hales eine Ber fchreibung, welche alles begreift, was feine Leſer wuͤn⸗ ſchen koͤnnen. Wir bemerken nur fo viel davon, daß man dadurch die Luft aus einem Orfe pumpen, oder aufs neue hineinbringen Fann. Zu welchem von bey: den Endzwecken man auch diefe Maſchine brauchet: fo muß vor den Deffnungen, deren Klappen auswärts aufgehen, ein Kaͤſtchen feyn, welches, wenn es genau mit dem Körper der Windpumpe verbunden ift, groß ‚genug ſeyn muß, fie alle in feinem Umfange zu faſſen, und ihnen Raum genug zu laffen, daß fie fih frey öffnen und ſchließen koͤnnen. Dieſes Käftchen, in. welchem alle durch die Windpumpe getriebene Luft | zuſammen * des Harn D. Hales. 33 zuſammen koͤmmt, muß an ſeinem vorderſten Ende eine viereckichte Roͤhre haben, deren Oeffnung der Quantitaͤt Luft, welche durch dieſelbe gehen foll, ge— maͤß ſeyn muß. Wenn man die Luft aus einem Orte pumpen will, fo muß der Ventilator fo geftellet wer: den, daß das Ende der Nöhre herausgehet; will man aber neue $uft hineinbringen,, fo muß die Wind: pumpe außer dem Drte ſtehen, den man beluften will, amd alsdann muß die Nöhre Hineingehen. Man kann diefelbe durch Aufftecfung anderer Roͤhren fo lang machen, als es nöthig thut. Sie fünnen von Holz, von fteif Leinewand, oder von einer andern Materie feyn, nachdem man die Maſchine gebraucht. Der doppelte Ventilator, davon jeder 10 Fuß | lang, auf 3 und 4 Daumen breit, und 13 Daumen hoch ift, bringet auf jeden Zug, den man mit dem Hebbaume thut, eine Tonne Luft; in einer Minute macht er 60 Tonnen, in einer Stunde 3600, und 246400 in einem Tage. Dieſe Luft welche durch ‚eine Roͤhre gehet, die einen Fuß im Viereck ausma⸗ het, läuft ſo geſchwinde hindurch, daß man es ſchon in einer Stunde auf 25000 gebracht hat, wie der Herr sales folches ausaerechnet hat, Man darf fi in- deſſen nicht einbilden, daß die neue $uft mit eben fol: cher Gewalt hineingehe; Feinesweges, Der Erfinz | der bemerket, daß fie in die Schiffe auf eine fo unver⸗ merfte Weife gehe, daß weder die Kranken, noch diejenigen, fo da fehlafen, mehr davon empfinden, ‚als wenn das große Segel rochet. Wenn man übriz R gens eine recht reine Luft auf den Schiffen haben will, fo muß die Windpumpe faft beftändig in Bewegung kon; daß alfo jeder a täglich aufs höchfte eine 2 Band. halbe 34 Beſchreibung einer Luftpumpe halbe Stunde dabey zu arbeiten haͤtte, welches dann auch ſehr geſund waͤre. | Man hat aber auch verfchiedene Vorſicht zu ger braun, weni: mar mit dem Ventilator die verdor« ber.e Luft aus einem Schiffe, einem Bergwerfe, einem Er ängsiffe, oder einem Hofpitale pumpen will; vors erſte muß man den heiterfien Tag darzu nehmen, das nic die neue Luft, fo hinein gepumpet wird, fo rein ak: möglich iſt; vors andre muß man ſich vor der. boſen Luft in Acht nehmen, welche die Windpumpe' heraus bringet. EN‘ Es wird niemand an dem Mugen diefer Erfin- dung zweifeln, als diejenigen, welche nicht willen, wie ſchaͤdlich die eingefchloffene und mit Dünften be⸗ ſchwerte Luft iſt. Sie Eönnen diefes ganz leicht in den Gewichtsverſuchen (Statick) des Herrn Ha⸗ les, und in dem obangeführten Werfe finden. Sie werden darinnen fehen, daß die verfchloflene Luft, welche nad) und nad) ihre Elafticität verlieret, zum Athemʒiehen nichts nuͤtze ſey; daß in 24 Stunden, durch das Athemholen über ein Pfund Feuchtigkeit von einem Menſchen gehe, und daß die während 2 bis 3 Minuten eingeſchluckte und ausgehauchte Luft davon fo überladen fen, dag man Mühe haben würde, länger Luft zu fchöpfen, daß in eben fo langer Zeit ungefähr 39 Ungen Materie aus eines Menfchen Körz per duͤnſten; welche, wenn fie zuſammen koͤmmt , die $uft viel oder wenig verdirbt, nachdem die Anzahl der Menſchen groß, und der Ort, indem fie ſich befinden, Elcin ift ; daß in den Schiffen das Waffer, melches ganz unten ift, die Waaren, die Speifen, ıc, die Anz ſteckung vermehren; daß in den Hoſpitaͤlern e ver; ’ chiede⸗ 0 Did Heren D. Hales. 35 ſchiedenen Arten von Krankheiten, die übernatürliche Ausdiünftung der Kranken, die Abführungen, die Arzneyen ꝛc. die Luft noch weit ungefunder machen; daß in den Gefängniffen und Bergwerken fie die ver⸗ gifteten Dünfte aus der Erde verurfache; kurz, daß die Nothwendigkeit, Tange Zeit in einerley Luft zu leben, für alle Thiere fehr gefährlich ſey. Diefes ift es noch nicht alles, Herr Hales beweiſet, daß fie eben die Speifen, das Waſſer, das Getraͤlde ıc. ver: derbe; und diefem abzuhelfen, giebt er den Kath, ſich feines Bentilators zu bedienen, um die Luft in Yuan * Dieſe iſt im Sabre 1744 zu Paris in 8, unter dem Titel: den Zwiebackkammern, Tonnen, Kornboͤden ꝛc. zu verneuern. Bey dieſer Gelegenheit zeige er eine neue Art, fie fo zu bauen, daß die Verneuerung der Luft erleichtere wird, Wenn das Korn ſchwarz oder ſchmutzig ift, fo muß man es wafchen, und damit es in kurzer Zeit feine erfte Geftale wieder erhält, muß man ihm mit der $uft des Ventilators zu Huͤlfe kom⸗ men; man Fann diefes auch in Mühlen thun, die. durch Mäder getrisben werden. Der Erfinder raͤth noch, daß man fich eben dieſes Mittels bedienen Fönne, das in naffen Werter gemaͤhete und aufgeſchuͤttete Korn zu trocknen. Auch giebt er an, dag man auf Schiffen lieber-das Getraide in einen großen Kaſten, als in Tonnen, fihütte, und er beweiſet, daß man hierdurch zugleih mehr Raͤumung gewönne, In einem Auszuge kann man dem Herrn Sales nicht in allen Befchreibungen folgen, welche er giebt; cs ift beſſer, daß wir den Leſer auf das Werk felbfi verwei⸗ fen? da es diejenigen, welche der englifchen Sprache nicht Fundig find, in der franzöfifchen Ueberjegung * | C2 des Defcri- 36 Beſchreibung einer Luftpumpe des Herrn Demours leſen koͤnnen. Wir wollen uns nur bey einigen beſonderen Betrachtungen aufhalten, welche zwar mit der Hauptfache des Herrn Hales Feine Verwandtſchaft zu haben ſcheinen, und doch überaus nuͤtzlich find, Da Herr Hales vom Gebrauche feiner Mafchine in den Minen redet, fuͤhret er dasjenige an, was man wegen der verfiniedenen Arten der Ausdünftungen, die man in denfelben antrifft, in dem Auszuge der Philofophical Transadtions lieſet. Die Bergleute zählen deren viererley, Die erfte ift die gewöhnlich fie, und zeiget ſich an den Sichtern,, deren Flamme rund, wie ein Zeller, und ftufenweife fehwächer wird. Sie erregen in den Menfehen Schwachheiten, Glie⸗ derzucfungen und den Steckfluß. Die zweyte wird der Dunft der Erbſenblume genennet, Die Berge leute bilden fich ein, daß fie von einer Pflanze entſtehe, die unter der Erde wählt, Die dritte ift die aller: gefährlichfte. Dir “Bergleute werden fie in den hoͤhe⸗ fien Grüften, und zwar in den Gängen, die'von dem Hauptſchachte abgefondert find, gewahr. Sie fehen eine Fugelrunde Materie, die an Größe, a alg ein großer Ball, und mit einem Häurlein umgeben iftz wenn letz⸗ teres ungefähr ſpringet, laßt es feinen Dunft fahren, welcher dann ale Werkleute erſticket. Die vierte ift ein ſtaubichter Dunft, der feiner Natur und Wir: Fungen nach dem Scyießpulver, oder der Materie, die den Donner erreget, gleich iſt; wenn fie fich ent⸗ zündet, fo toͤdtet fie durch ihre gewaltfame Berbreitung*, . Der Defeription du Ventilateuretc. beraußgefommen. Der ‚Herr Demours —— nuͤtzliche Anmerkungen Re gemacht. Giehe $ 28. des Herrn D. Hales. 37 Der Grund des unterſten Schiffraums iſt gemei⸗ niglich ſtinkend und unrein wegen des darin verhaltenen Waſſers, welches die Pumpe nicht ganz heraus ziehen kann. Dieſen Geſtank kann der Ventilator vermin- dern, aber nicht gan; wegſchaffen. Das befte Mittel hierzuift, daß man oft frifches Seewaſſer hinein thut, es hernach durch wiederholtes Pumpen heraus pumper * Die Dünfke eines gährenden Weines, Bieres oder Weineßigs rödten ein Thier nicht gleich, welches nahe ‘hinzu koͤmmt, ausgenommen, wenn fie in die unge kom⸗ men, Folgende Erfahrungifteine Probedavon, Man Öffneteeinem lebenden Hunde die Suftröhre, ſtopfte her⸗ nach die Oeffnung der Gurgel mit einem Gorkſtoͤpſel ‚zu, und ſteckte ihn darauf mit dem Halfe in einen großen Kaſten, worein man einrundes och gemacht hatte, und da der Hals noch nicht recht in diefe Deffnung paßts,chat manihmnoc aus Sorgfalt ein Halsband um, Hier⸗ auf zündete man in dem Kaften Schwefel an, und ob⸗ gleich der Dampf fo ftarf war und folange anhielte, daß dem Hunde die Augen aus dem Kopfe fehwollen : fo ſchadete es ihm doch am Leben nichts, weil die Dünfte nicht in die Lunge eindringen fonnten **, Die Luft, welche wir fchöpfen, muß vollkommen ela⸗ ſtiſp und viel kaͤlter ſeyn, als die Duͤnſte, ſo aus der Lun⸗ ge gehen. Die Urfache davon ift, daß die hisigen Dünfte, welche fich in den allerſchlechteſten Bläschen dieſes Eingeweides befinden, fich über die neue Luft ber ben und fleigen, die viel Fälter und reiner ift. Da aber die Luft, welche man fehöpft, oft ihre Elafticität verlie: ret und fich erhigt ; ſo wird ſie dadurch ungeſuͤnder; C3 und Siehe $. 47. #5. 520 33 Beſchreibung einer Luftpumpe | und je mehr Hitze bey den Ausdünftungen der Lunge iſt, je weniger laͤßt ſich dieſes Eingeweide erfriſchen. Er fol⸗ gert aus dieſem Grundſatze, daß die warmen und ver⸗ machten Zimmer, in welche nicht immer neue Luft gez bracht wird, Der Gefundheif garnicht zuträglich find *, Dieſes ift auch eine von den Lirfachen, warum eine tro= ckene Luft mehr ergoͤtzet, als eine feuchte. Da diefelbe ſtrammer iſt: fo muͤſſen, wenn fie in die Lunge gehet, die Iungichten Bläschen mehr auggedehner werden, als «8 eine feuchte Luft thut: denn es wirket eine viel freyere Wallung des Gebluͤtes. Dieſes iſt vielleicht noch die Ur⸗ ſache, warum eine ſehr trockene Lufe ſchwindſuͤchtigen Perſonen ſchaͤdlich iſt. Sie dehnet ihre Lungen zu ſtark aus, deren Gewebe ſehr zart iſt. Sie kann auch zu viel Feuchtigkeiten mit ſich wegziehen. Die ſtaͤrkſten Per⸗ ſonen werden bisweilen durch dieſe fo trockene Luft bes ſchweret. An den orientalifchen Küften des rothen Meeres find die Einwohner bisweilen genöthiget, die. Luft anzufeuchten, indem fie Waffer fprengen, und wenn fie athmen, ein naffes Tuch aufden Mund legen, Wenn man in den mittäglichen Provinzen Franfreichg aus eiz ner warmen Stube in die freye Luft kommt, begehet man die Borfihr, in Schnupftuch vor den Mund zu halten, damit die fehnelle Abwechfelung der Kälte mit der Hitze Feine entzändende Krankheit verurfache. Auf dem Gipfeleiniger Gebirge in Peru fol die Luft ſo kalt feyn, dag einem bey einem einzigen ftarfen Athemzuge das Blut gerinnenfann *. Dem Geftanfe in einem Schiffe zu Hulfe zu kom⸗ men, rät) Herr Hales, daß man mit gemeinem nn eh * 5.58 und 59. * (139. des Herrn D. Hales. 39 fel räuchere, Dieſes thut man auf folgende Artt- Wenn man alle Oeffnungen des Schiffes zugemacht hat, fo fegt man auf dem Ballaſt, der in dem unterfien - Haume liegt, eine oder mehr eiferne Pfannen; in jede von denfelben thut man ein wenig Aſche oder Sand, und 4 ders Pfund Schwefel, den man niit einer gluͤ⸗ henden Kugel anzuͤndet; man darf kelne Entzüryang ‚befürchten, wenn 10 Fuß und 8 Daumen weit „cine fenerfangende Sachen liegen. Diefer Dampf wird alle Icbende Thiere, die fich darinn aufhalten, erftic.en, als Magen, Wanzen und anderestirssjichiv. Hierbey ift leicht abzunehmen, daß ſich alle Derfonen, während der Zeit, daß diefes gefchiehet, auf dem oberften Ver⸗ decke halten muͤſſen. Eben diefe Raͤucherung ift auch gut in Häufern, wo anftecfende Seuchen, als Blattern und dergleichen, herrſchen. Man muß aledann alle Deffnungen wohl verftopfen, und beforgen, daß der Schwefeldampf die Meublen, Betten, Waͤfſche ıc. bes zichen kann, daher man alle Schränfe nd Schappen ‚eröffnet, damit der Spiritus, der von dem brennenden Schwefel in die Höhe ſteigt, die angeftecen Sachen und Dinge reiniget, Es würde vielleicht nicht undien⸗ lich feyn, wenn man auf eben die Art die Waaren raͤu⸗ cherte, die man für angeſteckt hielte; auch koͤnnte mar - noch durch eben diefes Mittel das Lngeziefer und die: Daͤchſe tödten, welche fi) auf dem Sande in die Erde vergraben; man müßte überfchwefelte Hanfbuͤſche an eine lange Stange machen, und diefelbe in das Loch fieden, aber die Oeffnung fogleich forgfältig verftopfen. Man vertreibt aud) nod) mit diefem Schwefeldampfe die Kornwuͤrme, Maulwuͤrfe und Ameifen, die fich in dem Öetraide befinden, indem man den Rauch mit eis \ 0 Vi nem 40 Beſchreibung einer Luftpumpe nem Ventilator in die Kornſchoͤber blaͤſet; doch vor⸗ her muß man alle Feuchtigkeit davon ſchaffen, weil ſonſt der Schwefel an dem Ungeziefer gar Feine Wir- kung thun wuͤrde; uͤbrigens giebt dieſer Dampf dem Korne keinen übeln Geſchmack *. Die verdorbenen Tonnen zu verbeſſern, kann man ſie auf einige Zeit mit faulem Waſſer fuͤllen, weil die Faͤulung eine ſehr feine aufloͤſende Sache iſt **. Wenn man die Kinder zu feſt windelt, kann ſich ihre Bruſt und ihr Unterleib fo frey nicht ausdehnen, als es beym Athemholen wohl noͤthig wäre. Es folget dar- aus, daß nicht nur ihr Athem durch dieſe Zuſammen⸗ preffung viel leiden ſondern daß eg ſelbſt ihre Verdauung empfinden muß, weil die Bewegung des Zwerchfelles auf dem Magen viel zur Verdauung hilft: da es in ei⸗ ner Stunde mehr als zwoͤlfhundertmal dieſes Einge, weide beruͤhret; je mehr ſich die Stärfe und Anzahl feiner Bewegungen durch die Preffung der Windeln vermindern, ielanafamer und geziwungener wird es mit der Berdauung hergehen *"*, Diefes ift nicht dag einzige Ungluͤck, welches die Rinderwärterinnen diefen unſchul⸗ digen Ereaturen zufügen, Sehr wichtiger Urfachen wegen iſt bey junggebohrnen Kindern die Hirnſchale nicht überall Enochicht, Unwiſſende Hebammen fehen dieſes für einen Fehler an, füchen diebeinichten Theile zufammen zu preffen, und wenn fie alfo das Gehirn ders geftalt drücken, verurfachen fieden Kindern Eonvulfios nen, und befchädigen ihnen bisweilen die Köpfe fo, daß fie 28 Zeitlebens empfinden müffen t. Herr Hales endige fein Werf mit einer Ermahnung, - die Mittel ausfündig zu machen, daß die a ei im⸗ 6. 65, 67,70,1, 79, uy. %* 588 *** ſG. 100. + $.1or des Haren D. Hales. a Zimmerhölzeran Schiffen nicht wurmftichicht werden. Er hält diefes Mittel für weit nüglicher, als die Entde= ckung in der longitudine maris, Er fagt, daß «8 auch viel leichter zu finden feyn würde, als diefe, und wuͤnſchet, daß man demjenigen, der eg erfindet, eine Belohnung verſpraͤche. Es iſt kein Zweifel, dag man nicht Zimmerholz finden folte, welches die Würmer nicht durchnagen Fönnenz doch die größte Schwierig⸗ keit ift bisher gewefen, wie man gerhindern wollen, daß es nicht über die Bordage gehe. Unſer Erfinder muthmaßet, daß man vielleicht zu. feinem Zwecke gez langen würde, wenn man Delmit Grünfpan vermifch- fe; damit müßte man die fichtenen Bretter auf. beyden Seiten beftreichen , welche dadurch weit fefter werden, länger dauern, und zur Erhaltung der Bordage weit dienlicher feyn würden, Dem ſey wie ihm wolle, dieſe Ermahnung des Herrn Sales hat den Herrn Dez _ mours, feinen Hcberfeger, betvogen, der Welt die Vers fertigung einer Theerung, die Waffer hält, mitzucheiz len, welche ihm von einem Kaufmann und Kaper aus Marſeille fund gemacht worden, der ihn zugleich verſi⸗ chert, daß er ſich deffelben bey feinen eigenen Schiffen mit gutem Glückebedienet. Hier iftfie; Nehmet 100 Pfund des ſchoͤnſten Schifftheerg, laßt ihn auf einem Kohlenfener langfam und gleich zergehen; wenn er guf zergangen ift, fo thut zo Pfund wohlgeftoßenes Schießpulver hinzu, Saft alles ſo lan⸗ ge kochen, bis alle 30 Pfund verzehret find. Wenn die Materie kocht, muß man fie mit einem Schaumlöffel eben fo handhaben, alsden Zucker, Da er feiner Natur nach fehr aufzufchwellen pfleget : fomuß der Keffel weit größer ſeyn, als zu den dazu gebrauchenden Materialien Es noͤthig 42 Beſchreibung einer Luftpumpe des ꝛc. noͤthig zu ſeyn ſcheinet. Wenn er dieſer Vorſicht unge⸗ achtet noch zu ſtark auflaͤuft, kann man ein Stuͤck Talg hinein werfen und die Glut verringern. Wenn er auf dieſe Art zubereitet iſt, verwahret man ihn in Faͤſſern, die man an einen ſehr trockenen Ort ſtellet. Wenn man ihn brauchen will muß man von neuem 100 Pfund von die⸗ fer Maſſe zergeben laſſen; wenn fie gut fluͤßig ift, thut man nach undnad) 35 Pfund im Dörfer wohl zerftofle- nen Ziegel: oder Marmorgrus darzu, welches vorher guf hei gemacht iſt, damit es gar keine Feuchtigkeit mehr an ſich hat. Diefe beyden Materien nun recht gut mit einander zu vermiſchen, muß man fie ohne Aufhören mit einem Stocke umruͤhren. Bey diefer zweyten Kochung kann man anſtatt der Kohlen Holz brennen. Wenn man nun ein Schiff umziehen will, muß man forgen, daß das Holz huͤbſch trocken und die Materie heiß iſt. Iſt das Schiff neu, ſo kann man es ohne weitere Vor⸗ ſicht gebrauchen; iſt es aber alt, ſo muß man erſt die alte Theerung abmachen. Zudem Ende muß das Obertheil des Bords gebrannt, und hernach abgefragt und gefäubert werden, fo daß Feine Kohle darauf bleibe. Das Ziegelmehl macht diefe Materie hart, und verfteis nert fie gleichfam, daß die Würmer nicht hindurch kom⸗ men fönnen. Dieſe Maſſe iſt fo Leiche, und koſtet fo wenig, daß man ohne Schaden einen Verſuch damit ma⸗ chen kann. Eine Nachricht, wie das Korn durch den Bentila- £or wohl koͤnne bewahret werden, nebft einer Abbildung der Maſchine in Kupfer, erfolget im naͤch⸗ ſten Stüde, | UF A Ul.Nach⸗ \ ‘ \ 43 EEE E KEN U III. Nachricht von demjenigen Briefe, | den der Pater Bartholomäus des Boſſes aus Coͤln, an den Pater Tournemine nach Paris geſchickt, mitgetheilt von J. C. Strodtmann. er Brief, den der Pater des Boſſes an den P. Tournemine gefihrieben, hat in der gelehrten Welt viel Auffehens gemacht. Man beſchul⸗ digte den Hexen Kanzler von Wolf, daß er Leib- nigen zu einem Atheiften mache, damit er feinen Ruhm verkleinern möchte Dieſes war auch dem Tournemine, einem großen Berehrer des Herrn von Leibnitz, zu Ohren gefommen, welcher die Sache zu erfahren, den Pater des Boſſes um Nachricht erfuchte. Der leßtere fepricb an den Tournemine,und fein Brief war für den Hn. Baron von Wolf eben nicht zu vor⸗ theilhaft eingerichrer. Von diefem Schreiben befam Herr Joh. Sriedrich Walther Nachricht. Er ließ, zum Beweiſe, daß die Wolfianer aus dem Beyfall der Jeſuiten mehr Ruͤhmens machten, als ſie Urſache haͤt⸗ | 1% in feiner philofophif, Bigotterie ein Stuͤck dem riefe 44 Nachricht von einem Briefe Driefedes coͤlniſchen Paters abdrucken. Seine Worte lauten alſo: Im uͤbrigen will ich dem Herrn Hofrath Waolf eine Paſſage aus einem Briefe recommendiren, den ein guter Freund aus Paris zu Ende des vorigen Jahres herausgeſchrieben. Ich nehme an deren In⸗ halt nicht weiter Antheil, als nur demſelben zu zeigen, daß die Jeſuiten, die er für feine fo großen Freunde hält, folche vielleicht am weniaften find: Wolfius, Mathematicus Marpurgenfis, tanti non fitale- fuitis Gallis, ac ipfe gloriatur. Vidi egonuper epiftolam a lefuita celebri Colonienfi, P. des Bofles, ad Tourneminium datam , in qua haec {ubiicit verba, poftquam de argumentis, quae Wolfiusreiicit, differuerat: Sicelaneconvain- craMr. Wolf, je lui dirai, qu’il ne ferajamais voir, :qu’il n’eft pas Athee lui meme. Here Walther nennet den Freund nicht, indeffen hat ung- Herr Canz denfelben in feinem Buich: Philofophiae Leibnitianae et Wolfianae Vfus in Theologia, Tom. I. am Endg der Vorrede, Fenntbarer gemacht, ohne doch den Namen deff;lben anzuzeigen. ° Quis Parifiis , f&reibt er, in Germaniam hanc epiſto- lam miferit, equidem praeclare noui, quia eius audtor, nimirum Danicae legationis apud Gal- liae regem praeco, mecum deeare collocutus eft, haud obfcure prae fe ferens, vifam afe epi- ftolam Patris des Bofles in Gallia, communica- tam a Patre Tourneminio: ar perfpedum quo- que et exploratum habeo,. ex teflimoniis authen- ficis, negare Iefuitam Colonien/em, a fe exaratas vmquam tales litteras.. Intereft igitur honoris, vt Dominus Walther oftendat, a fe a / atre / nemine vorhanden feyn muß; fondern er hat auch‘ in Gegenwart des Tournemine einen Auszug darz des P. des Boſſes an den Tournemine. 45 Patre citato criminis falſi poſtulari. Alſo leugnet Herr Canz, daß der Pater des Doſſes den Brief geſchrieben. Der damalige dänifche Legationspredi⸗ ger, deffen Namen Herr Canz verſchweiget, ift der berühmte Goftesgelehrte, Herr D. Magnus Cru; fius, Föniglicher geoßbrittannifcher Generalfuperinten: dent zu Harburg. Diefer hat den Brief des Paters des Boffes nicht nur in Händen gehabt, welcher noch) im Original unter den Schriften des P. Tours aus gemacht... Weil derfelbenoch nirgends abgedruckt iſt: fo will ich ihn allhier mitcheilen, nachdem der hochwürdige Herr Generalfuperintendent mich mit einer Abſchrift beehret hat. Extrait d’une Lettre du R. P. Barthelemi des Boffes, S. J. au R. P. Tournemi- ne, ecrite de Cologne le 29 Aoüt 1725. \ Tous me demandez, mon Reverend Pere, ce de Leibnitz, qui veut faire pafler fon Maitre / que je dis de Wolf, ce cher difeipledeMr. pour Athee. Jerepons, que Mr. Wolfefttant eloigne, de vouloir paffer pour difciple de Mr. de Leibnitz, au contraire, il pretend, dis je, [4 d’avoir trouv& lui-m&me les demonftrations ' des verites, que Mr. Leibnitz a feme&es par ci par ladansfa Theodicee, fans aucune methode, ni arrängement, ni demonftration. Au refte : pour cönvaincre Mr. Wolf, qu’il fait tortäfon 'ami, de le vouloir paſſer pour Athee, il fufh- ‚roit, 16 Nachricht von einem Briefe ‚ roit, ce me femble, de lui remettre devant les yeux le nombre 7 de la premiere partie de la "Theodicee, ot Mr. Leibnitz demontre Pexi- ftence d’une intelligence infiniment fage etin- finiment bonne, conformementä ce, que $. Thomas dit, lib. I. contra Gentiles, cap. 5. Si cela, etlerefte dela Theodicee, laquelle fuppofe partout une fagefle et une bonte infinie, ne con- vaincrontMr. Wolt, je lui dirai, qu’ilne fera ja- mais voir, qu’iln’eit pas Athee luimeme. | Jedoch, was Herr Canz leugnet, das geftehet Herr Ludovici im dritten Theile der Hiſtorie der wolfiſchen Philofophie, $ 3345 und folglich; hat Here Canz eine falſche Nachricht gehabt, und die Ehre des Herrn Generalfuperintendenten ift genugfam gez rettet. Here Ludovici fellet uns den Verlauf der Sache folgender Weife vor: Es haben, fehreibt er, die Gegner Wolfens, ihm infonderheit diejenigen auf den Hals zu hetzen, fich angelegen feyn Laffen, die er in feinen Schriften hin und veicder gelobet hatte, Unter folchen num iftder Pater Derer Tofeph Tourz nemine. Daher die Gegner Wolfens, aud) diefen wider ihm einzunehmen, auf Mittel bedacht geweſen find, damit ihre Schriften wider ihn im den Memoi- res de Trevoux Beyfall finden möchten. Nun wußten fie, daß diefer Pater ein großer Freund des Herrn von Leibnitz ſey. Sie vermeynefen alfo, ihre Abſicht am füglichiten zu erreichen, wenn fie diefem Pater die Meynung beybrächken, als wenn Here Wolf den Heren von Keibnig zu einem Gottes—⸗ leugner machen wolle, Weil nun der Pater des Boſſes des P. des Boſſes. 47 Boſſes ein Renner der leibnitziſchen Weltweisheit war: fo ſchrieb Tournemine an den Pater Eſſer ‚in Coͤlln am ıı April des 1726 * Jahrs unter andern auch dag, was der Pater des Boſſes dazu fage, daß Herr Wolf den Herrn von Leibniz zum Gottes⸗ verkeugner machen wolle. Nämlich, weil diefer Pater - dazumal von Wolfens Schriftennichts gelefen hatte, ‚als deffen vernünftige Gedanken von Gott, der Welt ꝛtc. daraus aber erfannt hatte, daß Wolf verſchiedene Meynungen Herren Leibnigens billige : ſo hatte er an den P. Tournemine gefchricben: Wenn Wolf Leibnitzen zum Gottesverleugner machen wolle, fo wolle er ihn bitten, er möchte deffen Theodicee Iefen, und unfer andern den Beweis, der dafelbft von der Wirklichkeit Gottes wäre gegeben worden; woferne ihn diefes nicht überführen würde, daß Leibniz fein Gottesverleugner ſey: fo würde er felbft niche beweiz fen Eönnen, daß er Feiner wäre, indem er nämlich in ‚feinen angeführten Gedanfen das annehme, was Leibs nis in feiner Theodicee geſchrieben hätte, In einer Note, welche Here Ludovici unter fei, nen Tert geſetzet, fehreibet er gerade heraus, die Geg— ner Wolfens bätten den Tournemine durch den Herrn Generalfuperintendenten Erufius, als dama- ligen dänifchen Legationgprediger, einzumehmen ge ſucht. Er führet den Heren Baron von Wolf als Zeugen an, welcher diefes nicdergefchrieben; Und da Herr Lange dafür hält, daß die Jeſuiten den prineipiis der Arheifterey ergeben find, warum hat er denn durch den dänifchen Legationsprediger den bez rühmten und gelehreen Jeſuiten zu. Parig, den P. | | ‚Tours * fol vielleicht 1725 heißem. | BER i . N» z ip 48 Nachricht voneinem Briefe - Tournemine, = 2 verleiten wollen, daß er mich in den franzoöfifchen Journalen als einen Atheiſten dif⸗ famiren ſollte; alſo wuͤrde er, mich zu unterdruͤcken, auch bey dem Teufel Huͤlfe ſuchen, wenn er ihm bey⸗ ſtehen koͤnnte. Herr Ludovici ſuchet den. Herrn Generalſuperintendenten Cruſius auch im erſten Theile ſeiner Sammlung der ſaͤmmtlichen Streitſchriften we⸗ gen der wolfiſchen Philoſophie, ©. 102, N. 2, ver: daͤchtig zu machen, als ob Herr D. Lange fi ch fine bedienet hätte, Man möchte hier mit dem Heren Canz Eh intereſt honoris, ur probetur. Zu der Zeit, da der Herr Generalfuperintendens in Frankreich war, hatte er D. Zangen nicht gefehen, nicht gefprochen, noch Briefe mit ihn gewechfelt; daß alfo der letztere feine Gelegenheit gehabt, ‚tn zu einer fo unanfländiz gen That zu verleiten, Sa, er ift vielmehr der Meyr nung, daß man lieber zwanzig gelehrte Männer vom Verdacht der Ohngötterey, fo viel möglich, befreyen, als einen einzigen zum Atheiften machen muͤſſe. Was follte iyn bewogen haben, etwas gegen den Herrn Baz von zu unternehmen, da er im geringfien feinen Ans theil an den wolfifchen Streitigkeiten nimmt, und weder Liebe noch Haß ihn wozu anreizen Fönnen? Dem Herren Kanzler muß «8 alfo wohl eben fo gez gangen feyn, als wie dem Heren Tanz, daß ihm jemand eine falfehe Nachricht gegeben, Wir frauen ihm fo viel zu, daß er felbft dent Heren Generalfur- perintendenten diefe Unwahrheit wegen einer Muth: maßung nicht aufgebürdet; denn aus Murhmaßunz gen laͤſſet ſich nichts beweifen, Nichts kann uns mehr des P. Des Boſſes. 49 mehr befriegen, als Muthmaßungen. Wer kann es denn glauben, daß ein großer Philofoph darauf bauen ſollte? Ruͤhret nun die Nachricht, - wie man nicht - anders vermuthen Fan, don einem Läfterer her, wer wollte denn cinem folchen mehr zufrauen, als einem era Gelehrten, deffen Aufrichtigkeit jederz mann kennet, und nod) von niemanden in Zweifel gezogen worden ? Ä So viel habe ich zur Rettung der Wahrheit und Unfchuld berichern Fönnenz der Here Generalfuperinz - tendens aber ift nicht gefonnen, ſich deswegen mif jemanden in einen Streit einzufaffen, der ihn | | nicht angehet. 2 Band. J 1 >17 902 50 3.6. Kruͤgers Verſuch, die Fruͤchte cocoooeναααναιναααÂα dog oc one re Be ee Berfud, wie alle Arten der Fruͤchte lange Jahre zu erhalten, ohne daß fie von ihren Eigenſchaften etwas verlieren *, entworfen von Johann Gottlob Krüger, ' der Arzeneygelahrtheit Prof: zu Halle, und der roͤmiſch⸗ kai ſerlichen, wie auch der koͤnigl. preußiſchen Akademie der Wiſſenſchaften Mitglied. — Zur niedertraͤchtige Gemuͤther find vermoͤgend, einen Naturkundigen zu verſpotten, wenn er nicht fagen kann, was feine Eyperimente in dem gemeinen geben für einen Yugen haben. And da die meiften Menfchen von Diefer Are find: ſo iſt leicht zu erachten, daß nad) einem Narurfundigen, wenn er electriſirt, Fein folches Gedränge feyn werde, als nach einem Chymiften, welcher vermögend wäre, die Leute zu überreden, daß er aus Bley Gold machen fonne, Das macht, es find nicht alle Menfchen fa> big, dag Vergnügen zu empfinden, welches aus der Erkenntniß des Wunderbaren in der Natur feinen Urſprung erhaͤlt. Denn geſetzt, man koͤnne von einer | ſolchen * Der —— Herr Verfaſſer hat dieſen Aufſatz bey Gelegenheit des Briefes aus London, welchen wir im erſten heile, 70 ©. eingeruͤcket haben, geſchrieben. ; lange Jahre zu erhalten. st ſolchen Sache noch zur Zeit keinen Mutzen angeben, wer will gut dafür ſeyn, daß ihn nicht unfere Nach⸗ kommen entdecken werden? Geſetzt aber auch), man faͤnde ihn niemals, fo iſt «8 doch ſchon Vortheil gez nug, wenn man der Natur den Vorhang aus den —8 kann , darhinter fie ihre Heiligthuͤmer verſteckt. So gewiß aber dieſes iſt: fo glaube ich doch), daß man verbunden fey, eine phyſikaliſche Wahr: heit höher zu ſchaͤtzen, wenn fie etwas zu der menſch⸗ lichen Gluͤckſeligkeit beytraͤgt, und follte es auch bloß die Exrgoͤtzlichkeiten betreffen. Die Erhaltung dir Fruͤchte ift won dieſer Art. Denn da die Menſchen einmal die Unart an ſich haben, dag zu verachten, was ihnen die Natur darreicht, und Das zu verlangen, ‚was: fie, ihnen öfters zu ihrem eigenen Beſten verfage hatz ſo darf es ung nicht befremden, wenn ihnen ein Teller, voll Kirſchen im Winter mehr Freude erwecken Tann, als cin ganzen Korb voll im Sommer, Je⸗ doch dienet die Erhaltung der Fruͤchte nicht allein, unſere Eitelkeit zu: befriedigen, und die Zunge zu kuͤheln; ſondern fie kann auch einen noch groͤßern Nutzen ſchaffen. Sie koͤnnen zur Erquickung, ja ſelbſt zur Beförderung der Geſundheit eines Kranken dies nen / und der Schade, welcher bey Kindern aus einem unordentlichen Appetite der ſchwangern Mutter ent⸗ ſpringet, läßt ſich durch dieſes Mittel verhuͤten. Es hat mir daher die Bemuͤhung desjenigen Gelehrten in Engeland ſehr wohl gefallen deſſen Schreiben von dieſer Materie in dem hamburgiſchen Magazin uͤberſetzt worden iſt. Sein Vorſchlag laͤuft dahmaus, daß man die Fruͤchte in zugeſchmelzten oder verſtopf⸗ ten Glaͤſern verwahren ſolle, weil feine Feuchtigkeit SEA D 2 durch J 52 %.G. Kruͤgers Verſuch, die Fruͤchte durch das Glas hindurch dringen koͤnnte. Daß aber Feine Feuchtigkeit durdy das Glas hindurch dringe, hat er, außer der täglichen Erfahrung noch dadurch erwiefen, weil trocfenes Salz in einer trockenen glaͤ⸗ fernen Bouteille nicht zerſchmelzt, wenn mar ſchon die Bouteille unter das Waſſer legt. Denn wenn ſich ſchon einige Waſſertropfen in dem Glaſe zeigen ſollten: ſo ſind ſie doch nicht durch das Glas hindurch gedrungen, ſondern vielmehr von der Feuchtigkeit der Luft herzuleiten, die ſich in der Bouteille befunden, und ſich gegen den kaͤltern Ort geſammlet, nachdem das Glas kalt geworden. Denn daß die Luft durch die Kaͤlte in Waſſer verwandelt werden Fonnte, iſt unmoͤglich. Ohnerachtet ich nun ſelbſt glaube, daß man durch das vorgeſchlagene Mittel die Faͤulniß eine Zeitlang verhindern koͤnne: fo ſcheint es doch viel zu weitlaͤuf⸗ tig zu ſeyn, wenn man eine größere Menge Früchte aufbehalten will, und würde dennoch nicht gar zu wohl von ſtatten gehen, wenn man die Glaͤſer nicht in einen recht tiefen Keller ſetzte. Daher will ich ein anderes vorſchlagen, welches viel bequemer iſt, und dadurch ich in Weihnachten und Oſtern jedermann Kieſchen und Pflaumen in genugſamer Menge ver ſchaffen will, und von deffen Richtigkeit ich durch die - Erfahrung überjengt worden bin, Das ganze Ge: heimniß ift diefes, Man nimmt ein recht trockenes Faß, deffen Fugen fo feft an einander ſchließen, daß von außen Fein Waſſer hineindringen Fann, Wenn man nun z. E Pflaumen aufbehalten will: fo nimmt man des Morgens, ehe der Thau fälle, frifches Laub von dem Baume, und bedeckt damit den Boden des Faſſes. ange Jahre zu erhalten. 53 Faſſes. Hierauf bricht man die fchönften, aber niche übermäßig reifen Pflaumen an dem Stiele ab, damit der Puder, oder Staub, welcher darauf liege, nicht abgewilcht werde, und legt fie Stück vor Stück fachte auf dag Laub neben einander. Ueber diefe Pflaumen lege man wieder Laub, und auf diefes wieder Pflaus men, und fähret fo fort, dergleichen Schichten zu machen, bis das Faß voll ift, doch muß die oberfte - Schichte wieder Laub ſeyn. Hierauf verſchließt man das Faß. Wollte man es mit Peche uͤberziehen: ſo waͤre es noch ſicherer, nur muͤßte es durch das Pech nicht gar zu ſehr erwaͤrmt werden. Allein die Erfah rung Ichret, daß diefe Behutſamkeit nicht einmal noͤ⸗ thig ſey. Wennnundas Faß angefülleift: fonimmt ‚man eine eiferne Kette, befeftiget fie an dem Kaffe, und läßt an derfelben das Faß in einen tiefen Brun nen hinunter, dergeftalt, daß es über und über mit Waſſer bedeckt ift, daher man Steine daran hängen kann, wenn es nicht unterfinfen wollte; fo wird man nach Berlauf eines Jahres die Pflaumen noch friſch mit ihrem Staube bededt, und von fo gutem Ger ſchmacke befinden, alg wenn fie erft denfelbigen Tag vom Baume abgebrochen wären. Mit andern Frücdye ten kann man eben fo verfahren. . Die Urfache von diefer Wirkung ift ſehr Teichtzu begreifen, Denn wenn ein Körper verfaulen fol: fo wird dazu ein folcher Grad der Wärme erfordert, dergleichen dag Waſſer in einem tiefen Brunnen nie⸗ mals anzunehmen pflegef, wie foldyes die boerhavi⸗ fehen mit dem fahrenbeptifchen Thermometer an⸗ geftellten Erperimente beweiſen. Solchergeſtalt ift die Kälte des Waffers die vornehmſte Urfache, war: | $ s D um * 54 Verſuch,/ die Fruͤchte lange Jahre ——— am bier feine Faͤulniß erfolgt. Hierzu koͤmmt noch, daß Die Früchte beym Einlegen nicht gedrückt werden, wo⸗ durch ihre Faͤſerchen zerriffen, und die Früchte alfo weis eher und zur Faͤulniß gefchickter gemacht werden wuͤr⸗ den. Durch die dazwiſchen gelegten Blätter wird vers hindert, daß eine faul gewordene Frucht die unter ihr liegende nicht anſtecken kann. Weil das Faß dichte gemacht ift, und indem Waſſer noch ferner quillt; fo kann weder Waſſer noch Luft hineinkommen, außer der - wenigen, fo zwiſchen den Blättern geblieben iſt. Ja da endlich die Faͤulung durch nichts fo ſehr befördert wird; als durch eine jählinge Abwechfelung der Wärme und Kälte, und das Waffer in einem recht tiefen Bruns nen faſt befländig einerley Grad der Kälte behält, oder doch folchen fehr langſam verändert, vielweniger aber im Winter gefrieret, und alfo auf diefe Art das Obſt verderben Fann x fo kann es freylich nicht anders als nach einer fehr langen Zeit. verfoulen, Denn wer wollte zweifeln, daß eine Wirfung fehr langſam erfols gen muͤſſe, wenn alle Kräfte, die fie hervor⸗ bringen fellen, vintablih klein nd: * * N \ . 5 Ban — — QR rl R ß j 4 * i — ——— 55 ee EEE ee en ne J— von dem — der Kaͤlte, aus dem Plutarch *. Wertheſter Phaborinus: * at die Kälte auch eine Hauptkraft, die ihre mM Datur ausmacht, wie die Waͤrme das Feuer, und durch deren Gegenwart und Mitthei⸗ A lung auch alle andere Dinge kalt werden ; oder iſt fie nichts, als eine Abwefenheit der Wärme: wie man von Der Sinfternif ſagt, daß fie eine Abwefenheit des lichte, und von dem Stilleftande, daß sr eine Abweſenheit der Bewegung fey? Zumal, da die Kalte etwas Stit leſtehendes zu ſeyn, A die Wärme eine Bewegung u haben ſcheinet. Deun wenn warme Sachen Falt werden: fo koͤmmt es nicht von der Gegenwart einer 3 Kraft her, fondern von der Berfchtvindung der Wär: me, Go bald diefe häufig roeggeht, wird das, was zuruͤckbleibt, kalt; indem ſich auch der Dunft, der von heißem Waſſer auffleigt, fo bald verliert, fobald Wärme weg ift, Und daher koͤmmt es, dah die D4 Kaͤlte * Obgleich die Grundſaͤtze welche in dieſer Abhandlung vorkommen, mit den Sägen unſerer neueren Naturfor— feher nicht übereinfommen: fo wird es doch vermutblich nicht unangenehm ſeyn, zu wiſſen wie die Alten von Diefer Beranderung der Natur gedacht haben. ber % * 56 Abhandlung von dem Urſprunge Kälte die Größe (75° mAndos) verringert, weil fie die Wärme heraustreibi, und doc) nichts anders. an der; felden Stelle hineinläßt. Sollte aber einem nicht dieſe Rede gleich im Anfange verdächtig vorfommen, da fie erftlich fo viele anfehnliche Kräfte aufhebt, und fie nicht zu Eigenfchaften (roiornrzs) und Realitäten, (e&eıs) fondern nur zu Abwefenheiten derfelben macht: nämlich die Schwere zu einer Abweſenheit der Leich⸗ tigkeit, die Härte zu einer Abweſenheit der Weiche, die Schwärze zu einer Abweſenheit der Weiße, die Bitterkeit zu einer Abwefenheit der Suͤßigkeit, und alles, was ſich als eine Kraft der andern, und nicht als eine Beraubung (seonris) der Realität entgegen gefegt ift ? Hernach, weil eine jede Beraubung müf fig und unwirkſam iſt; wie z. E. die Blindheit, die Taubheit, dag Stilfäyweigen und der Tod, Denn dieſes find nichts als Beraubungen der Formen (edwv) und Bernichtungen der Subftanzen, nicht aber für ſich ſelbſt beſtehende Naturen und Weſen. Nun aber bringet die Kaͤlte, wenn ſie einen Koͤrper einge⸗ nommen hat, nicht geringere Empfindungen und Ver⸗ aͤnderungen hervor, als die Waͤrme. Es wird vieles durch ſie zuſammen gezogen, in einander gezwungen und dichte gemacht, und ihr Stand und ihre Ruhe iſt nicht muͤßig, ſondern nachdruͤcklich und feſte, weil fie eine: zuſammenziehende und zuſammenhaltende Kraft befist. Da ferner eine Beraubung die Vers ſchwindung und die Abfonderung der enfaegengefeßten Kraft wird: fo werden im Gegentheil viele Dinge Ealt, wenn fie gleich inwendig viel Wärme haben, Ja es giebt unterſchiedene, welche durch die Kälte deftomehr im einander gezwungen und defto dichter Er gemacht der Kälte, aus dem Plutarch. 57 gemacht worden, je waͤrmer ſie vorher geweſen ſind: wie z. E. gluͤhendes Eiſen, wenn man es ins Waſſer taucht. Die Stoiker behaupten ſo gar, daß der Geiſt der Kinder in ihren Körpern durch die Erkaͤltung ge= ſchaͤrft, und, nachdem er feine Natur verändert habe, zu einer Seele werde. Allein, obgleich diefe Mey— nung hoch fehr vielen Zweifeln unterworfen ift: fo ift 8 doch unleugbar, daß die Kälte eine Werfmeifterinn vieler andern Sachen, und es folglich nicht billig ift, daß man fie für nichts anders als für eine Berau⸗ bung Halten will. Weiter, fo Fann man ja von Feiner Beraubung fagen, daß fie größer oder kleiner ſey. Wer fagt denn wohl, daß unter denen, die nicht ſehen, eiz ner mehr oder weniger blind ſey, als derandere ; oder von denen, die nicht reden Fünnen, daß einer mehr oder weniger ſtumm fey, als der andere; oder von denen Berftorbenen, daß einer mehr oder weniger todt fen, als der andere ? Bey der Kälte aber finder _ das Mehrere oder Wenigere ſtatt. Sie ift größer oder geringer, heftig oder nicht heftig, fie iſt ſtrenge ‚oder läßt nach, ſowohl als die Wärme; weil die Mas ferie, nachdem fie von denen fid) einander entgegen: gelegten Kräften mehr oder weniger gelitten hat, eine ‚Sache von ihr felbft wärmer oder Eälter macht, als die andere. Die Anwefenheit einer Eigenſchaft, und die Abwefenheit derfelben, Fönnen nie mit einander vermiſcht werden, und Feine Kraft läßt ſich mit einer, ihr entgegen gefeßsten, feindfeligen Beraubung vereini- gen, fondern fie widerſteht derfelben. Die Wärme hingegen bleibt, wenn fieauch mitetwas Kälte gemäf- ſiget wird; fo wie man das Schwarze mit dem Weife fen, das Stumpfe mie den Scharfen, das Suͤſſe mit | AS dem ee: Abhandlung von dem Urſprunge dem Bittern vermiſcht; und dergleichen Vereinigun⸗ gen und Uebereinſtimmungen der Farben, der Töne, der Arzeneyen und Speiſen oͤfters zu dem Urſprunge der an⸗ genehmſten und ſich wohl mit einander vertragenden Sachen Anlaß geben. Der Streit der Irrealitaͤt und Mealisär ift hoͤchſt feindfelig, und kann nicht auf⸗ gehoben werden; das Dafeyn der einen führt den Un⸗ tergang der andern mit ſich. Des Streits aber, den die ſich einander entgegengefeste Kräfte wider fich führen, ‚bedienen fich öfters fowohl die Künfte, am meiften aber die Dlatur, fowohl zu Herporbringung anderer Dinge, als auch bey denen, Beränderungen, die in der $uft vorgehen. Gott wird Daher, weiber alles diefes einrichtee, ein Gott der Harmonie und der Mufif genannt. Nicht, weil er das Gtumpfe mit dem Scharfen vereiniget, oder eine vollkommene Bereinigung des Weißen mit dom Schwarzen macht; nein, fondern weil er die Vereinigung und die Tren⸗ sung ber Wärme und der Kälte in der Welt einrich- ‚tet, daß fie ſich auf eine gemäßigfe Are vereinigen und wieder ſcheiden; und weil er, indem er beyden, „was zu viel ift, entzieht, jeder dag gehörige Maaß befiimmt. Noch mehr. Die Kälte wird fowohl als die Wärme empfunden. » Wer Fann denn aber wohl eine Beraubung empfinden, es fey nun mit dem Ges ſichte, oder mit, dem Gehöre, oder mit dem Gefühle, oder mit wag für einem Sinne eg wolle ? Nur eine Subſtanz Fann empfunden werden, und wo dieſe nicht ‚angetroffen wird, da gedenfer man fich eine Berau⸗ bung, welche die Berneinung der Subftanz iſt; eben fo, wie die Blindheit eine Verneinung des Gcfichte, das Stillſchweigen eine Berneinung der Rede, und das ⸗ das Leere eine Verneinung des Körpers if, Denn wir empfinden.das Leere nicht durch das Gefühl, fon? ‚dern wir ſtellen uns nur alsdann was Leeres vor, wenn wir Eeinen Körper fühlen. Eben fo twenig.hören wir . auch das Stillſchweigen, wir gedenken ung daffelbe litaͤten hat, das hat Feine Unterfcheidungszeichen, ſon⸗ 8 nur, wenn wir nichts hoͤren. Und fo acht cs auch mit dem Blinden, Nackten und Unbewaffneten, wir haben felbft Eine Empfindung davon, fonderh die Begriffe davon entfichen in unsdurd) die Berneinung Der Empfindungen, » Wenn demnach die Kälte nichts anders, als nut eine Beraubung. der Waͤrme wäre : fo müßte man fie nicht empfinden, fondern fich felbige nur alsdann vorftellen, wo die Wärme zu ſeyn auf: gehört hätte, - Wenn fie aber durch ihren Zuſammen⸗ druck und duch ihr Dichtemachen fowohl empfunden wird, als die Wärme durch die Erhigung und Auf lockerung des. Fleiſches: fo iſt offenbar, daß ſelbige auch fowohl al diefe einen Urſprung und Duelle ha: ben müffe. Ueber diefes ſo iſt auch die Beraubung bey einer jeden Form nicht mehr als einzig und einfach. Die Subſtanzen hingegen haben mancherley Kenn: zeichen, wodurch fie unterſchieden werden koͤnnen, und beſitzen cin vielfaches Vermoͤgen *. So giebt es z. E. nicht mehr als eine Art des Stillſehweigens 5 die Stimme hingegen hat mancherley Veſchaffenheiten, “bald verurfacht fie verdrießliche, bald angenchme Ems pfindungen, : Eben dergleichen Unterſcheidungs zeichen befigen auch die Farben und Figuren, vermöge deren ‚Nie bey dem, deffen Sinne fie. berühren, bald diefe, bald jene Empfindung hervorbringen. Was ſich aber nicht berühren laͤßt, Feine Farben oder gar feine Qua⸗ dern 60 Abhandlung von dem Urſprunge dern iſt ſich ſelbſt gleich. Scheinet denn aber wohl die Kaͤlte unter dieſe Art der Beraubungen zu gho⸗ ren, die kein unterſchiedenes Leiden verurſachen? Die Körper erhalten ja im Gegentheil von der Kälte öfters cin großes und nuͤtzliches Vergnügen; und fie empfinden auch hinwiederum von derfelben heftige Schmerzen, Schaden und Beſchwerlichkeiten, wenn die Waͤrme nicht allemal weichet und vergeht, ſondern ſich in den Schweißloͤchern, die ſie eingenommen hat, widerſetzt und ſtreitet. Welcher Streit der Schauer und das Zittern genannt wird. Wird die Waͤrme überwunden: fo entſteht der Froſt und dag Erſtarren; behält fie aber über die Kälte die Dberhand : fo ver: ſchafft fie dem Körper eine angenehme Mattigkeit und Auflöfung, (dayurıv) welches Homer erquicket werz den (iawedtoy) nennt, Doch diefes find jedermann befaninte Sachen, und es erhellet alfo aug diefen Lei⸗ den zur Gnüge, daß die Kälte der Wärme als eine Subſtanz der andern, oder als ein $eiden dem andern, nicht aber als eine Berneinung und Beraubung ent; gegengeſetzt ſey; und daß fie nicht in dem Untergange und Berderben der Wärme befiche, fondern daß fie ihrer Natur nach eine vernichtende Kraft befige, Oder wenn diefes nicht wäre; fo müßten wir aud) dın Winter aus der Zahl der Jahrzeiten, und den Nordwind aus der Reihe der Winde flogen, und fie nur für Beraubungen des Sommers und des Süd- windes halten, die feinen eigenen Urfprung hätten, Wie cs nun indiefem Ganzen vier Hauptkörper giebf, welche von dem meiften wegen ihrer- Größe, einfachen Natur und Kraft für die Elemente und Quellen der andern angenommen werden; namlich das Feuer, das der Kälte, aus dem Blutarch. 61 das Waffer, die Luft und die Erde: fo ift es auch nothiwendig, daß eben fo viel Hauptz und einfache Dualitäten find. Was follsen es aber wohl für ana dere feyn, als die Wärme, die Kälte, die Duͤrre und die Feuchtigkeit, vermöge deren die Elemente alle ihre Leiden und Handlungen hervorbringen? Wie aber die Kürzen und Sängen der Elemente in der Gram- matif, und die Höhen und Tiefen in der Muſik nicht eins des andern Beraubungen find: fo muͤſſen wir auch bey den phyfifalifchen Körpern, ſtatt der Elemente, annchmen, daß die feuchten den trocenen, und die Falten den warmen entgegenscfigt find, mern wir anders fowohl der Vernunft, als der Erfahrung, bey⸗ pflichten wollen. Es fiy denn, daß wir, nad) der Meynung des alten Anarimenes, weder die Kälte noch die Wärme in einer Subſtanz annehmen, ſon⸗ dern fie nur für gemeinfchaftliche Leiden halten woll ten, welche durch die Veränderung der Materie herz vorgebrachf werden, Denn nach deffen Meynung macht dasjenige, was in der Materie zufammengezo: gen unddichte gewordenift, die Kälte aus; das Dünne und Lockere (mit diefem Worte benennet er aud) ein mal die Wärme) aber die Wärme. Daher ift es nicht abgeſchmackt gefprochen, wenn man fagt, der Menfch Taffe ſowohl Faltes, als warmes, aus feinem Munde gehen, Denn ein durch die Lippen zuſam⸗ mengedrückter und dichte gemachter Hauch wird Falt; faͤhrt er aber aus aufgefperrtem Munde, fo wird er wegen feiner Dimnheit warm, Doc) diefes bat Ariftoteles ſchon für einen Sjerthum gehalten, und gezeigt, dag wir die Wärme aus uns felbft blafen, - wenn wir den Mund aufmachen, und daß, wenn wir mie J 62 Abhandlung von den Urſprunge mit zuſammengezogenen Lippen blaſen, nicht die Luft, die in uns iſt, ſondern die, welche ſich vor unſerm Munde befindet, und ſchon kalt iſt, fortgetrieben wird, und auf die Gegenftaͤnde faͤllet. Be... Wenn wir demnach die Kälte und Wärme als Subfianzen annehmen; fo laßt uns weiter gehen, und unterſuchen, was die Kälte für cine Subftanz; ſey, und was ſie für eine Quelle und Natur habe, Diejenigen, welche behaupten, das Exflarren, das, Zittern, der Schauer, und die übrigen, Leiden, die, mit Diefen verwandt find, kaͤmen von der Rauhigkeit gewiſſer winklichter (rraAnvov) und dreyeckichter Figu⸗ ren her, die in den Koͤrpern liegen ſollen, ſuchen, ob ſie ſchon in gewiſſen Stuͤcken irren, doch die Quelle am gehoͤrigen Orte. Denn man muß bey Unterſuchung dieſer Frage von der Subſtanz des Öanzen, als gleich? ſam von der Veſta, anfangen: Hiedurch feiner ſich der Philoſoph am meiſten von einem Arzte, von einem» Bauer ımd von einem: Slötenfpieler zu unserfiheiden denn dieſem iſt es genug, «die legten Urſachen zu bes, trachten. Wenn ihnen nur die nächfte Urſache eines Leidens befannt iſt: z. E. daß eine heftige Anſtren⸗ gung, oder die Feuchtigkeit, wenn ſie in eine unrechte Roͤhre gekommen, und ſelbige verſtopft hat, die Ur⸗ ſache des Fiebers; eine große Sonnenhitze nach einem Platzregen die Urſache des Mehlthaues ſey; und, wenn man die Loͤcher der Floͤte ganz zuhaͤlt, ein tiefer Ton herauskomme: ſo iſt dieſes dem Kunſtverſtaͤndigen zu ſeiner Sache hinreichend. Ein Naturforſcher aber, der bey den Wahrheiten ſeine Betrachtungen anſtellen will, bleibt bey der Erkenntniß der legten Urſachen nicht ſtehen; fie iſt ihm nur der Anfang, durch wels den | der Kalte, aus den Plutarch. 63 chen er ſich big auf die erſten und aͤußerſten leiten laͤßt. Plato und Democritus haben daher mit Recht, da ſie die Urfache dee Wärme und Schwere unter: fuchten, ihre Abhandlung nicht bey dem Feuer und der Erde befchloffen, fondern find, indem fie dasjeni⸗ ae, was durch die Sinne erfannt werden kann, mit. den Gründen, die fich nur durch Schlüffe herausbrin⸗ gen laffen, verglichen haben, bis zu den kleinſten, als leichſam auf den Samen, fortgegangen. Jedoch es wird beſſer ſeyn, daß wir vorher das Sinnliche abhan⸗ deln, darinn Empedokles, Strato und die Stoiker die Subſtanzen der Kraͤfte ſetzen. Die Stoiker leiten die Quelle der Kaͤlte von der Luft, Empedokles und Straron aber vom Waſſer es Vielleicht giebt e3 au) jemanden, der die Erde; Ki die Subftanz der Kälte annimmt. Wir wollen aber jener ihre Meynungen zuerft befrachzen. Weil das Feuer nicht nur warn ift, fondern auch’ einen Schein von fich giebt: fo muß: Die dem Feuer entgegengeſetzte Natur nothwendig Falt und finfter ſeyn. Denn wie die Finſterniß das. Geſichte ver: wirret: fo verwirret die’ Kälte das Gefühl, und die . Wärme befördert die Empfindung des Gefuͤhls fowohl, als der Glanz die Empfindung des Sehens, Mas, alſo in.der Natur die Quelle der Finfternig ift, dag wird auch die Quelle der Kälte fegn, MNun iſt aber auch fogar denen Poeten nicht unbekannt: geweſen, daß die Luft die Duelle der Finfternig if, Sie nen? nen die Luft Finfterniß: R r Verdickte Luft umgab die Sihiffe, und der Mond Am Himmel glänztenicht, = = = Und 64 Abhandlung von dem Urſprunge Und wiederum: —— Die Luft ward ſchnell zerſtreut, der Nebel weggebracht, Die Sonne glaͤnzte hell, und jeder ſah die Schlacht. $uft, welche Fein Sicht hat, heißen fie zveozs, vermuth⸗ lich weil fie zevos gxss, d. i. leer vom Lichte iſt. Zu⸗ ſammengedruͤckte und dichte Luft wird wegen Mangel des Lichts vegos, eine Wolfe, oder auch axAvs und omıyAn genannt z und alles, was die Durchſichtigkeit des Lichts nicht empfinden läßt, iſt auch ein befonderer Theil der Luft; und was von derfelben ganz und gar dunkel und ohne alle Farbe ift, wird mit dem Zuna> men ans und axegav belegt, Wie num die Luft, wenn der Glanz verſchwindet, finfter iſt; fo iſt die⸗ jenige auch, die nach Abgang der Waͤrme uͤbrig bleibt, nichts anders als kalte Luft. Selbſt das Wort Tar- farus erhält von der Kälte feinen Namen, Heſio⸗ dus giebt dleſes deutlich zu verfichen, wenn er den Tartarus Luftvoll nennet; und für Kaͤlte erftarren, und an allen Gliedern zittern, wird ragragılew genen- net. Dieſes iſt alſo die Bewandniß von dieſem. Weil nun ein jedes Ding, wenn es vernichtet wird, in das ihm entgegengeſetzte verwandelt wird: fo lat ung doc) zufehen, ob man wohl fagen Fönne, der Tod deg Feuers fen der Urfprung der Luft. Denn das Feuer ſtirbt ſowohl als ein Thier, es mag num mit Gewalt ausgelöfcht werden, oder von ſich felbft ausgehen. Wenn es ausgelöfcht wird : fo ift feine . Berwandlung in die Luft merklicher; denn der Rouch ift eine Art der Luft, und, wie Pindarus fagt, Der Blanz der Luft, der fich dem Rauche widerfeßt, Ein Dampf und Ausdunftung, = >: Doch x“ — der Kälte, aus dem Plutarch. 65 Doch kann man auch bey einer Flamme die wegen Mangel der Nahrung, wie etwa auf einem Leuchter, ausgeht, ſehen, daß ſich der oberſte Theil derſelben in ſchwarze und finſtere Luft verwandele. Der Dunſt, der ‚von ung auffteigt, wenn wir nad) dem Bade, £ einer andern Erhitzung, in die Kälte kommen, n eiſet ebenfalls hinlaͤnglich daß die Waͤrme, wenn e ausduftet, in Luft, die ihrer Natur nach dem Feuer 4 ttgegengeſetzt iſt, verwandelt werde: woraus denn folgt, daß die Luft die Quelle beydes der Finſterniß als der Kälte ſey. Ferner, fo ift auch die Heftigfte und gewaltfamfte unter allen Wirkungen, die die ‚Kälte in den Körpern hervorbringt, nämlich der Froſt, ein Leiden des Waſſers, die Wirfung aber der Luft. ‘Denn an fich felbft ift das Waſſer fluͤßig, und weder eines Stillftandes, noch einer: Seftigkeit,, fähig; es wird aber, wenn es die Kälte der Luft beſtreicht, zum Stehen und zur Feftigkeie gebracht. Daher ſagt man? So bald der feuchte Sid den Nordwind ruft, fo ſchueyts Denn der Suͤdwind bereitet gleichſam die Feuchtig⸗ keit, als die Materie, zu, und der Nordwind, der an ſeine Stelle koͤmmt, macht ſie dichte. Man kann dieſes ganz deutlich an dem Schnee wahrnehmen, der, ‘wenn er fällt, eine ſchwache und Ealte Luft vor ſich herblaͤſt. Ariftoteles fagt, die axuves des Bleyes ſchmelzten und flößen für Froſt und Kälte, wenn auch nur bloßes Wafleran fie kaͤme. Die $uft zerbricht, ‚und reißt alfo; wie es Flar ift, die Körper von einan⸗ der, wenn fie felbige durch die Kälte in einander zwingt, F dieſes, wenn man Waſſer aus einem Brunnen 2Dand, sa x heraus, — 66 Abhandlung von dem Urſprunge herauszieht, ſo gefrieret es viel eher, weil die Luft bey wenigern ihre Kraft ſtaͤrker beweiſen kann. Wenn jemand mit einem Gefaͤſſe Waſſer aus einem Brun⸗ nen ſchoͤpft, und ſelbiges gleich wieder hinein gießt, doch fo, daß das Gefaͤße das Waſſer nicht beruͤhret, ſondern in der. Luft hängen bleibt, fo wird das Waffer in kurzer Zeit älter feyn. Woraus denn deutlich er⸗ heller, dag nicht das Waſſer, fondern die Luft die erfte Duelle der Kaͤlte ſey. ES frieret Fein großer Fluß bis auf den Grund zu; denn die Luft kann ihn nicht ganz und gar durchdringen, ſondern ſie haͤlt das Waſſer nur fo weit auf, als ſie zu ihm fommen, und es mit der Kälte berühren Fan « Die Ausländer jagen daher Füchfe vor fi) ber, wenn fie zu Fuſſe über einen Fluß gehen wollen ; denn dieſe Thiere keh⸗ ten wieder um, wenn das Eis nicht ſtark genug iſt, fondern nur die oberſte Fläche bezogen hat, und fie das Geraͤuſch des unten Laufenden Waflers vermer⸗ ken. Daß die Tiefe nichts von der Kälte leide, erz hellet aud) daraus, weil man Fiſche fangen kann, wenn man das Eig mit heißen Waſſer zerſchmelzt, denn darnach läßt das Waller den Hamen niederfal> fen. Der oberſte Theil des Waffers hingegen leidet von dem Froſte eine folche Veränderung, daß das mit Gewalt zuſammengedruckte und in einander ge7 zwungene Waffer fogar die Schiffe zertruͤmmert: wie diejenigen, die mit dem Kaifer diefen Winter - über auf dem Iſter geblieben find, erzählen. Jedoch dasjenige, was uns ſelbſt begegnet, iſt ſchon Zeug⸗ niſſes genug. Denn es frieret uns nach dem Bade und nach einen ſtarken Schweiße weit ſtaͤrker, weil | KR 0 amfere der Küfte, aus dem Plutarch. 67 unſere locker gewordenen und aufgelöften Körper mit der Luft zugleich viel Kälte aufnehmen, Dem Wapg ſer wiederfährt chen das, Es wird, wenn man es vorher warm gemacht hat, viel-cher kalt, weil die Luft hernach defto mehr in felbiges wirken kann; und diejenigen, Die heiß Waſſer ausfchöpfen, und es in — thun nichts anders, als daß ſie es vieler Luft vermiſchen. Dieſes ſind nun, mein wertheſter Phaborinus, die Wahrſcheinlichkeiten, auf die ſich einer gründen kann, der die erſte Kraft der Kälte der Luft zufchreibe, Wer fie aber dem Waſſer beylege, hat eben dergleichen Grunde, . (Die Zortfegung folgt künftig.) | TR M. Agricola. 68 Reaumurs Aufſatz von der Kunſt, eu se 2 2 EZ Ze u Ze — V — VE | Kunſt, durch ganz geringe und | leichte Mittel | J eine neue Art Porcellan zu machen, nn oder das fehlechtefte | Glas in Borcellan zu verwandeln. Eriter Aufſatz — Worinn die Natur und Eigenſchaften des neuen Porcellans unterſuchet, und von der Art, es zu ver⸗ fertigen, überhaupt ein Begriff ge geben wird, von dem Herrn von Reaumur. er deutlichſte Begriff, den man ſich von der Natur des Porcellang, von deffen weſentlichen und unterfcheidenden Kennzeichen machen Fa, ift, daß man daffelbe als eine halbvergläferte Materie betrachte, als eine Materie, deren Belchaf- fenheit * Diefer Auffag,welcher ſchon feit einigen Jahren verferti- get gemefen iſt, wurde erft nach Oſtern 1740 in der Ver⸗ fammlung der Föniglichen Akademie der Wiffenfchaften zu Paris öffentlich verlefen. Man hat fich aber verpflich- tet geglaubt, den Abdruck davon zu befchleunigen, um der Sehnſucht derjenigen zu willfabren, welche ein Berlan: gen bezeuget haben, nach den Gründen, die darinn erklaͤ— vet worden, am Borcellanmachen zu arbeiten. — eine neue Art Borcelan zu machen. 69 fenheit zwifchen derjenigen von der gebrannten Erde unſerer irdenen Geſchirre und des Glafes ihrer in der. Mitte ſteht. Die Abfonderung dieſes Begriffes ift es, was mir Gelegenheit gegeben hat, zu erfennen, welches von der Kunft, Porcellan zu machen, die wahren Gründe wären, und diefelbe in denen in vers ſchiedenen Jahren unter der Akademie ihren im Drud erfchienenen Aufſaͤtzen zur erklären % Ich habe das felbft gezeiget, daß es zwo allgemeine Arten gebe, Porcellan zu machen, Die eine, eine zum Ölag- werden gefchicfte Materie zu nehmen, worinn das euer beym Uebergehen von der Beſchaffenheit ge: brannter Erde zu der Befchaffenheit dee Glaſes ftarf wirfet, diefelbe zu nehmen, wann fie noch nicht voll- Fommen zu Glas geworden ifl, Die andere allge meine Art erheifcher, daß man einen Teig von zwo zu Pulver gemachten Materien zufammenfnete, wo⸗ von die eine dem heftigften Feuer widerſtehen, daſ— felbe aushalten, ohne Glas zu werden, und die an« dere hingegen leichtlich darinn verkehret werden Fönne, Machdem das Feuer über die aus diefem Teige gez machte Werke feine Wirfung bewiefen bat, und die: jenige von den beyden Materien, welche vergläfert ‚werden kann, es geworden ift : fo.hat man daraus ein Zufammengefeßtes, das nur zum Theil Glas, oder der Porcellan ift,. | X Mad) der erſteren dieſer Arten zu verfahren, find - ‚alle Gattungen Porcellan verfertigeet worden, welche, die in Europa errichtete Fabriken hervorgebracht ha⸗ ben, als dievon St, Eloud, die in der Vorſtadt St, aa 3 An; * Auffageder Akademie von 1727, S. 2615 und die Auf: ſaͤtze von 1729, ©. 460. 70 Reaumurs Auffas von Der Kunft, Antoine, die von Chantilly, und die Saͤchſiſche. Ob es nun gleich unter dieſen Porcellanen ſehr ſchoͤne giebt, die an Schönheit mit dem chineſiſchen, welches am meiften gejchäger wird, Fünnen in Bergleichung geſtellet werden: fo ift es dennoch jedesmal leicht zu entdecken, daß ihre Natur von der Natur des legteren unterſchieden iſt. Um dicfelbe in der Befchaffenheit zu haben, worinn man fie uns weiſet, hat man fie einer gar zu langen und ftarfen Wirkung des Feuers entzogen. Wenn man fie einem heftigeren Grade des Feuers ausfget, als-derjenige gewefen iſt, wel- chem fie das, was fie find, zu verdanken haben :. fo macht derfelbe fie vollends zu Glas, und aus ihrer Befchaffenheit von, Porcellan zu der Befchaffenheit des Ölafes übergehen, Der chineſiſche Porcellan aber, deſſen Natur darinn beſteht, daß er zum Theil aus einer Materie zuſammengeſetzt iſt, die ſich nimmer mehr oder ſchwerlich in Glas verwandeln läßt, kann ſich wider ein zum Außerfien heftiges Feuer halten 5 es Fann daffelbe darinn wirfen, ohne ihn dahin zu brin⸗ gen, daß er zu Ölas werden follte, BEE Ber diefer allgemeinen Betrachtung deg Porcel⸗ lang find wir nicht ſtehen geblisben 5 unfere Unterfus chungen haben ung zur Anleitung gedienet, die.beyden weientlihen Materien des chinefifchen Porcellang ken⸗ ‚ nen zulernen 5 fie haben ung gelchret, was das Pe⸗ tuntfe und dag Raolim ift, woraus man denfelben verfertiget. Endlich haben eben diefe Unterſuchun⸗ gen und eine große Menge Verſuche, womit dieſelben find begleitet worden, bewiefen, daß wir in Europa Materien von eben derfelben Natur haben, als dies jenigen find, die in China gebrauchte werden, und daß | dies eine neue Art Borcellan zumachen. 7ı dieſelben fähig find, eben fo fchönen und eben fo voll- kommenen Porcellan zu geben. Dem ungeachtet habe ich die Hinderniffe nicht verheeler, welche uns Male Or machen, Errichtungen im Großen nicht nad) Wunfche ausfchlagen zu fehen. Man müßte ihnen eben fo guten Kaufs geben koͤnnen, alg den chineſiſchen: denn dag wir Werfe, mann fie weiter nichts vorzügliches hätten, als das Berdienft, bey uns gemacht zu feyn, theurer bezahlen follten, würde vieleicht zu viel gefordert feyn. : Es haben „ober die Chineſer, die in der Kunft, Porcellan zu machen, feit langer Zeit geübet find, einen großen Vortheil vor uns voraus, und den fie, dem Anfehen nach, behalten werden, nämlich, einen Arbeiter den ganzen Tag über für einen Schiling Halten zu koͤnnen. Ein Ausländer, welcher viele Erfenntnig und Geſchick-⸗ lichkeit befiget, Hat, nachdem cr bemuͤhet gewefen iſt, nach der Gründen, die ic) gegeben habe, Porcellan zu verfertigen, fich nichts deftoweniger erboten, derz gleichen Einrichtungen in Frankreich zu Stande zu bringen, und geglaubt, daß er verſprechen koͤnnte, denfelben zu einem Preife zu geben, der noch weit ge ringer ſeyn würde, als der Preis des chineſiſchen. Ich wünfche, daß die Proben, welche im Großen zu mas chen, er fich anſchickt, die Furcht vertreiben mögen, die ic) habe, daß feine Berechnungen‘ der Unkoſten nicht fo gar richtig gemacht feyn dürften, als cs wohl zu wuͤnſchen wäre, 2 Es ift eine dritte Are, Porcellan zu machen, übrig, die bisher nicht befannt geweſen, "welche id) mich. bez gnuͤget habe, in den angezogenen Auffägen anzuzeigen, und die ich jetzo zu erfennen geben wil. Ich habe H E 4 | dieſe a 72 Reaumurs Aufſatz von der. Kunſt, diefe neue Methode noch nicht zu einem folchen Grade der Bollfommenheit gebracht, daß fie uns Porcellan geben Fönne, welcher an Schönheit denen alten Por: eellanen den Vorrang flreitig mache ; fie Fann ung aber wirflid) dergleichen: liefern, twelcher i in Feiner der weſentlichen Eigenfehaften geringer, als die beſten, feyn, der ihnen fogar in einigen vorgehen, und ende lich wohlfeiler feyn wird, als der gemeine Porcellan aus China. Ks find nicht ihre Meifterftücfe, ihre feltenfte Hervorbringungen, durch welche ſich uns die Künfte am nutzbarſten machen: es geſchieht durch nicht fo vollfommene Werfe, die fie unferm gewöhns lichen Gebrauche liefern. Der Töpfer, welcher ung nur glafirte Töpfe giebt, die aus der gemeinften und gröbften Erde find zubereitet worden, der fie ung aber faft um nichts giebt, iſt ung nüglicher, als ung ein Künftler feyn würde, der uns Gefäffe, die felbft dem Föftlichften chinefifchen Porcellan an Schönheit gleich kaͤmen, um einen hohen Preis erfaufen ließe. Hätte endlich die neue Art Porcellan für unfern Gebrauch nicht alle diejenigen Nusbarfeiten, die ich davon zu verheißen feheine 3 fo würde fie wenigſtens, vermöge des befondern und Teichten Verfahrens, wodurd) fie hervorgebracht wird, und weil fie von der Natur des Glaſes viele neue, Erfenntniffe giebt, etwas an ſich haben, womit man die Reubegierde der Naturforſcher verpflichten koͤnnte. Eben mit den Glaſe geſchieht es, daß ich die neue Art Poreellan mache. Ich habe ſchon ander; wärts geſagt, daß man zu der Verfertigung der Por⸗ cellane, die den Character des chineſiſchen haben wuͤr⸗ den, das Glas zu Huͤlfe nehmen koͤnnte; daß man daſſelbe, eine neue Art Borcellan zu machen, 73 daffelbe, nachdem man es zu einem feinen Pulver ge⸗ | . macht hätte, mit Fortgange mit einer Materie verein: baren Fönnte, welche die Natur des Glaſes nicht anz nimmt, Was wir jego vorzutragen haben, hängt von einem ganz andern Grunde ab. Wir wollen bloß, mit dem Glaſe Porcellan zu machen, die Anweifung geben; und folches, ohne nöthig zu haben, es zu Pul; ver zu machen, noch die verdrießlichen Handhabungen gebrauchen zu dürfen, zu welchen man feine Zuflucht nehmen müßte, um Werke von dergleichen Pulver zu Stande zu bringen. Unſer Unterricht beſteht darinn, , dag wir dag Mittel anzeigen, Werfe von Glas in Werke von Porcellan zu verkehren, ohne ihre Geſtalt zu verwandeln; oder, um ung an einigen Benfpielen zu halten, Bouteillen von dem allernichtswürdiaften Gla⸗ fe, fo wie fie ung täglich auf unfern Tifchen dienen, in Bouteillen von weißem Porcellan zu verändern; eine Glocke von Ölag, dergleichen wie diejenigen find, wel- che bloßerdings gemachte werden, um die Pflanzen in unſern Gaͤrten zu bedecken, in ein Gefäß zu verwechſeln, das vermoͤge feiner Weiße würdig ſeyn koͤnne, zur Pa: rade ausgeftellet zu werden, Man follte nicht vermuthen, daß eine fo befondere Berwandelung mit fo leichter Mühe und mit fo weni: gen Unkoſten Fönnte bewerkſtelliget werden, als es wirklich gefchehen kann. Man follte fich nicht einbilz den Fönnen, wie es dennoch wahr ift, daß cs, um ‚eine unſerer Weinbouteillen in eine Bouteille von Pors cellan zu verändern, nicht das geringfte mehr Eoften dürfte, als es einen Töpfer koſtet, von der gröbften Erde einen Topf brennen zu laffen, Die Mittelda- zu zu gelangen, find fo —— daß Feiner zu finden ift, 5 | der N 74 Reaumurs Aufſatz von einer Kunſt, der nicht im Stande ſeyn ſollte, alle Bouteillen ſeines Kellers zu Porcellanbouteillen zu machen. Es iſt leicht abzunehmen, daß die Werke von dergleichen Porcellan fehr wohlfeil feyn müffen. Man braucher in den Ölashürten, um das Glas die Geſtalt anneh⸗ men zu laffen, die man ihm geben will, wenigere Zeit und wenigere Zubereitung, als ein Töpfer gebraucht, die allergröbften irdenen Gefchirre zu bilden, Wenn einige Werke von Glas nicht wohlfeil find: fo Fommt . folches daher, daß die Berfertigung ihres Glaſes aus⸗ erlefene Materien erfordert, Man wird aber, gleich) als ob alles beytragen müßte, um den Preis desneuen Porcellans zu erniedrigen, in der Folge fehen, daß dasjenige Glas, weldyes an fi) am wenigften heuer iſt, am allergefchickteften dazu ſey. EN Allein, man wird fragen, und man hat Urfache dazu, ob es weſentlich ſich alfo verhalte, daßdas Glas in Dorcellan fey verfehree worden ; ob es wohl mög. lich ſey? Die Belchaffenheit oder der Zuſtand, da etwas zu Glas wird, ift als dag aͤußerſte Ziel von der Wirkung des Feuers in die Körper angefehen worden, Man wird wiffen wollen, ob ich mir Fein Blendwerk mache; ob ich nicht etwa ein Ölas, worinn feine ans dere Veränderung vorgegangen ift, als undurchſichtig und ein wenig weißlicht gemacht zu feyn, für Porcellan anſehe; denn wir haben milchfaͤrbige Gläfer, die eben fo undurchfichtig find, als der Porcellan. Endlich ift, nach unferer Erflärung, der Porcellan nichts an ders, als eine unvollfommeng, eine halbe Glaswerdung; um aljo das Ölag zu Porcellan zu machen, ift nöthig, dag man es zum Theil in feinen vorigen Zufland zus rücbringe, c8 zum Theil entglöfere, (devitrifier). SE eine neue Art Borcellan zumachen. 75 Iſt ſolches aber wohl möglich ? Wir werden beweis fen, daß diefe Möglichkeit vorhanden if, Allein, um geſchickt zu ſeyn, die Beweiſe anzunehmen, die wir desfalls mitzutheilen haben, müfjen wir zu bemerfen geben, daß die Chymie ung gelehret har, wie wir die Metallen, die uns in Glas verfchret zu feyn geſchie⸗ wieder unter ihrer erften Geftalt koͤnnen erfcheiz nen lofien. Man weis, daß die Gläfer diejenigen Farben, wodurch fie denen Eöftlichfien Steinen nach⸗ ahmen, metalliſchen Materien zu verdanfen. haben, Ich habe unterweilen Vergnuͤgen daran gefunden, das Kupfer wieder lebendig zu machen, unter ſeiner erſteren Geſtalt erſcheinen zu laſſen, von welchem das Glas ſeine rothe Farbe hatte. Es iſt leicht, das Bley wieder aus den Glaͤſern herauszubringen, deren Ge— wicht es fo merklich vermehrer, und welchen cs cine gelbe Farbe giebt. Die Wiederlebendigmachung des Spiesglafes ift ſehr bekannt. Wenn die vollkomme⸗ nen, oder die unvollkommenen Metallen, wie dag An— timonium, nachdem fie zu der Befchaffenheit des Gla— ſes gebracht worden, wieder Fönnen lebendig-gemacht und zu ihrer erfien Beſchaffenheit zuruͤckgefuͤhret wer⸗ den: iſt es wohl glaublich, daß.gepülverter Sand und Kies, nachdem fie zu gemeinem Glafe gediehen, niche folleen zum Theil gegen ihren erften Zuſtand koͤnnen ‚zurücfgebracht werden, vornehmlich wenn zuihrer Zus Sfammenfegung mineralifche Materien zu Hülfe genom⸗ ‚men werden ? Wenigſtens verdiente folches unters ſucht zu werden; und die Berfuche, die ich dieferwegen angeftellet habe, find es, was mir dieneue Art Porcellan entdecket hat, | Br Ehe und bevor ich aber die Mittel, diefelbe zu ver⸗ - 6 Reaumurs Aufſatz von der Kunft, verferfigen, deutlich mache, halte ich mich verpflichter, zu erweifen, daß ihr Feines der wefentlichen Kennzei⸗ chen des guten Porcellans fehlen, Eines der unzwei⸗ felhafteften, wie wir ſolches in andern Auffägen feſt— geferst haben, ift dasjenige, welches uns ihre Zerbres chungen liefern. Die von einem jeden Glafe und je⸗ dem Schmelzwerfe haben etwas glattes und glänzen? des, fo man an den Brüchen der wahrhaften Porcel- lane nicht ſiehet: diefe haben Körner, und durch die Feine der Körner gefihicht es zum Theil, daß die Brüs che des Porcellang von der gebrannten Erdeihren un⸗ terfchieden find; und vermöge der Grobheit und Be⸗ ſchaffenheit ihrer Körner gefchieht es auch, daß die Porcellane unter fich felbft unterſchieden find, und fich dem Glafe mehr oder weniger nähern oder davon ent- fernen, Unfer Porcellan durch Derwardelung, durch Wiederlebendigmachung, unfer Glas⸗ porcellan, denn wir bitten ung die Erlaubnißaus, ihn durch diefe verfchiedene Namen zur bezeichnen, hat Brüche, die man mit denen von irgend einem Glaſe nimmermehr für einerley halten Fann, Selbige find weit davon entfernet, daß fie ſchimmern, daß fie glaͤn⸗ zen follten, fie haben eine Art ohne Glanz gelaffenen Seidenzeuges an ſich. Sonſt haben feine Brüche niche nur das Weiße, das auf der Oberfläche des ganzen Stüces erfcheinet, fie haben eins, das dieſes übertrifft. Go würde auch, was die Schönheit dies ſes Dorcellang betrifft, nichts mehr daran zu wünfchen feyn, wenn man es fo weit gebracht hätte, daß man feiner Rinde die weiße Schattirung geben Fönnte, die fein Inneres hat, | Da die Brüche des Porcellans durch u ung eine neue Art Borcellan zu machen. 77 fung ihn vom Glaſe fo wohl unterſcheiden: fo unter: ſcheiden fie ihn zugleich auch von allen andern Arten Porcellan. Ihr ohne Glanz gelaffenes ift gleichfam feidenweich; es fheinet, daß er aus Faͤſerchen, aus feidenen Fäden von äußerfter eine beftche, die gegen einander liegen. Er ftelet alfo unfern Augen nicht bloße Körner dar, er zeiget Fäferchen, die aus äuferft feinen Körnern beftehen. Der Bau feiner Brüche wird dadurch ganz fonderbar, und reichet ein wohlbe- merftes Kennzeichen dar, das diefen Porcellan von einem jeden andern unterfcheidet. Sollte man nichts deftoweniger diefes Gewebe nicht an ihm leiden mögen, follte man ihn ſchlecht gekoͤrnet haben wollen, wie es der gewöhnliche Dorcellan ift: fo würde es nicht fchwer feyn, in dieſem Stüce feines Wunfches theilhaftig ju werden. Wenn wir die beften Mittel, diefen Por: cellan zu machen, erflären werden, wollen wir auch die Mittel anzeigen, ihn Förnicht zu machen, wenn man ihn alfo haben will; man wird ihn aber vers muthlich lieber mit Säferchen fehen, wenn wir erft von den Borzügen werden geredet haben, die ihm aus dieſem Gewebe zumachfen, N Ein anderes Kennzeichen von gutem Porcellan ift, daß er nicht fo leicht in den Guß kann gebracht wer: den, als das Glas, oder vielmehr, daß er ſchwerlich zu Glas werden kann. Wir haben eben diefes fchon anderwärtsgefagt. Es ift folches der wahre Probier: _ ftein, der den chinefifchen Porcellan von allen euro« päifchen unterfcheiden läßt; wenn derfelbe einem fehr heftigen Grad des Feuers ift ausgeftellee worden, fo ‚bleibt er dennoch Porcellan, anftatt daß ein weit gez ringerer Grad des Feuers die übrigen dahin bringet, daß 78 Reaumurs Aufſatz von der Kunſt, daß ſie zu Glas werden, Unter dieſen letzteren koͤnnen einige leichter oder nicht ſo leicht verglaͤſert werden, nachdem fie mehb oder weniger unvollkommen find; es iſt aber von dieſen letzteren kein einziger, welcher ein gleiches Feuer aushalten könne, als unſer Porcek lan durch Verwandelung. Die Taſſen, welche davon gemacht find, könnten zu Schmelztiegeln dienen, wor⸗ inn man die andern europaͤiſchen Porcellane ſchmelzen dürfte, Kurz, fo bald wir die Gründe werden ent⸗ wickelt haben, von welchen ſeine Zubereitung abhängt, wird es leicht ſeyn, zu uetheilen, daß man ihn wider den Guß fo feft dürfte machen Eönnen, als man es verlangen wird? vieleicht, wenn es noͤthig iſt, noch fefter, als der chinefiiche, iſt. RR, Hier fehen wir alſo das Glas mefentlich in eine Materie verwandelt, welcher man den Namen von Porcellan nicht abfprechen Fann, weil fie alle wefents liche Eigenfchaften deffelben har. Es ift faſt unnuͤtz, daß wir hinzufegen, daß, fo kalt der neue Porcellan auch ift, er dennoch die heißeſten Getränke annehmen kann, ohne zu zerfpringen; es ift dabey nicht zu ber fürchten, daß diefelben Nigen darinn verurfachen, fo wie fie diefelben zum öftern in den übrigen Porcellas nen, und felbft in den indianifchen, hervorbringen. Nichts ift gewöhnlicher, als Taffen zu fehen, welche Kigen haben, . die von der Hige, welche diefelbe gar zu plöglich angegriffen hat, find verurſachet worden. Wenn unfer neuer Porcellan fo vollkommen wird ſeyn gemacht worden, als er es werden kann; fo wird cr nicht nur von den allerheigeften Getränken nichts zu fürchten haben, man wird ihn auf die Probe fiellen, und zu folchen Dienfien gebrauchen Fönnen, bey u a | en eine nenne Art Porcellan zu machen. 79 chen man es nicht wagen moͤchte, den chineſiſchen zu gebrauchen. Man wird ihn dreift, und ohne ſich der mindeften Vorſichtigkeiten bedienen zu dürfen, aufg Feuer fegen Fönnen, Ich habe in Gefäffen von die: ſem neuen Porcelan Waſſer kochen laſſen, ohne be= hutſamer mit ihnen umzugehen, als man es im glei⸗ hen Falle mie den irdenen und blechernen Eaffetaffen macht, Sch füllere das Waffergefäß mit Fleiß nicht ganz voll, ich fette es auf einmal zu den Kohlen, die am meiften glüheten 5 das Waller wurde ganz fehnell heiß, und Eochte in dem Gefäße z ich nahm es herab - vom Feuer, wann das Wahr vol von Blaſen war, und feßte esunterweilen. auf Falten Marmor; Nach allen diefen Proben, weldyen wenige Porcellane ger ‚wachfen feyn wuͤrden, fand ich. das: Gefäß völlig un: verletzt. Einigemale habe ich noch; mehr gethan, ich habe einen Becher von diefem Porcellanin den Schmelz ofen auf glühende Kohlen geſetzt, und deren Hige bey- nahe eine Viertelſtunde durch wiederholtes Zublafen ift vermehret worden; mit einem Worte, ich habe in dieſem Becher Glas fehmelzen laffen, ohne daß feine Geftalt dadurd) gelitten hätte, Ba: Wir koͤnnen alfo verfichern, daß, in Anfehung un: ſers Gebrauches, fein befferer, und vicheicht kein fo ‚guter Porecllan zu finden ift; als diefer, der feinen Urſprung bloß dem Slafe ſchuldig iſt. Er wuͤrde alle vorzuͤgliche Eigenſchaften haben, wenn er nur auch den Vorzug an Schoͤnheit haͤtte; allein ſo muß ich geſtehen, daß die Verſuche, die ich im Großen zu wie⸗ derholen nicht fo oft, als ich wohl gewollt hätte, Ges legenheit gehabt habe, noch nichts davon hervorges bracht haben, welches was die Ausnehmung der Weiße betrifft, — 30 Reaumurs Auffat vonder Kunfl, ‚betrifft, mit den alten Porcellanen um den Rang ſtrei⸗ ten könne, Wird es aber für einen Porcellan, der am einen geringen Preis fol gegeben werden, nicht genug ſeyn, wenn deffen Weiße der gemeinen Porcel- lanen ihres übertrifft, dergleichen diejenigen find, die man in der Vorftadt Si, Antoine verfertiget ? wenn daffelbe eben fo fehön ift, als das von dem Porcellan von St. Eloud, den man fo theuer verfauft, ob er gleich an Güte nur mittelmäßig iſt? wenn endlich deffen Weiße demjenigen von vielen Porcellanen, die aus Indien zu uns fommen, nicht nachzufegen,, und wenn es demfelben ſogar vorzuziehen iſt? Nun ha: ben mir aber die Verſuche dergleichen gegeben; und ich trage fein Bedenken, zu glauben, daß die Glas⸗ porcellane ein vollfommeneres Weiß annehmen mö- gen, als dasjenige iſt, das ich ihnen bis io gegeben habe, Die Weiße ihres Inneren beweifet mir es gar zu überzeugend, felbe übertrifft allemal die von ihrer äußeren Flaͤche; und ob es mir gleich noch nicht gelungen ift, fie auswendig eben fo weiß zu machen, “ als inwendig: fo kann doch Feinesweges mit Glaub: wuͤrdigkeit daraus gefchloffen werden, daß es unmoͤg⸗ lich fey, dahin zu gelangen. Wenn ich mich in eine umftändliche Befchreibung der Anmerfungen über die Wahl der dienlichften Gläfer einlaffen werde, wird man fehen, was, in Anfehung der Farbe, welche die Glaͤſer erlangen, wenn fie fih in Porcellan verwans deln, für ein Unterfchied zwifchen Glas und Glas ift; ollein ungeachtet der großen Menge Verſuche, die ich mit verfihiedenen Arten Glas gemacht habe, ift den⸗ noch nicht zu vermuthen, daß ich diejenige Ark ver: ſucht habe, welche, um in guten $Porcellan verkehret | zu \ eine neue Art Porcellan zu machen. 81 zu werden, von allen die geſchickteſte iſt; unendliche Umſtaͤnde, die mir gefehlet, vornehmlich einen Glas— brennerofen zu meinem Gebot zu haben, haben mich außer Stand geſctzet, die Glaͤſer machen zu laſſen, welche ich zu meinem Gebrauche am gemaͤßeſten zu ſeyn glaubte; ich habe mich alſo derjenigen bedienen muſſen, die taͤglich in einer ganz andern Abſicht ver- fertiget werden. Wenn man mit Öläfern, die man genommen, wie man fie gefunden bet, fo weit gefoms men ift, daß mar Porcellan mache, der mirgehtz fol man denn nicht hoffen, daß man dahin gelangen werde, ihn weit fthöner zu machen, wenn man die Gläfer wird verfertigen laffen, die darzu am gefchicfteften feyn werden? Unzaͤhlbare andere Umſtaͤnde, die nicht eher koͤnnen erfläver werden, als bis man von der Weiſe unterrichtet ſeyn wird, wie die Verwandlung des Gla⸗ ſes in Porcellan geſchieht, machen mir glauben, daß es weit gefehler ſey, daß ich dem neuen Porcellan die Vollkommenheit follte gegeben Haben, wozu cr gelanz gen kann. Die Art und Wii ife ‚Ihn zu verfertigen, iſt eine ganz neue Kunft, und keine Kunſt hat von ihrem Arfprunge an alle Erweiterungen achabt „die. fie habın kann. Der alte hinefifpe Porcellan ift, fo ‚alt er auch ift, vermuchlich fo alt nicht, als die Kunſt, Porcellan zu machen, Um unfere neue Kunft vollfommen zu tachen, muß ‚man über die verfchiedene Gattungen Glas Unterfuche anftellen, gleich denen, welche wegen der alten Porcella⸗ ne über die Erden und Steine find angeftellet worden; und ift esgefchehen, weil ich immer gehoffet habe, Zeit und Gelegenheit zu finden, Dice Unterfüche anzuftellen, daß ich länger, als zwanzig = ggoͤgert habe, dieſe 2 Band. neue 82 Reaumurs Aufſatz von der Kunſt, neue Kunſt oͤffentlich bekannt zu machen. Ich gebe mir itzo ſelbſt desfalls Verweiſe; vielleicht würden andere dieſelbe ganz vollkommen gemacht haben, wenn ich ſie cher hätte angezeiget. Obgleich das Weiße geroöhnlicher Weife die Grundfarbe des Porcellans if: fo verfertiget man dennoch Porcellan, deffen Oberes - von ganz anderer Farbe iſt. Man hat Eaffectoflen, welche braun find, die man Lapurinertaffen nennet; man haf ganz blaue, grünlihe cc Man wird denen Werfen, ohne andere Bearbeitung, und felbft ohne andere Unfoften, als welche die Birfehrung des Glas fes in Porcellan, in Betreffung des Weißen, erfordert, mancherley Farben geben fönnen, als cin verſchiedenes Braun, das mehr oder weniger dunfel ift, und alle annchmliche oder hellere Farben, wie die Agathfarbe; man wird ſie ſogar von einer trefflichen Schwaͤrze mas chen Fönnen. Doch werden diefe Farben nur auf der äußeren Fläche feyn, wie fie auf der Fläche des gewoͤhn⸗ lihen Porcellans find; das Innere wird alle feine Weiße behalten, Endlich ift es unnöthig, zu fagen, daß, wenn man unfere Porcellane durch Bergläferung auszieren, und von fehönerem Ausfehen machen will, diefelbe, gleich) den übrigen Porcellanen, alle. Farben annchmen, die man von außen auf diefelbe wird ſetzen wollen, und daß es ſo gar leicht iſt, ſie ihnen einzu⸗ verleiben. Ueberhaupt ſind es nur zufaͤllige Dinge. Was den Porcellan ſelbſt angehet: fo beſtehet das Weſentliche deſſelben in der Materie, woraus er vers fertiget iſt. Um ung aber beſſer in den Stand zu ſehen, von den Vorzuͤgen der neuen Methode, Porcellan zu ma⸗ chen, Bi urtheilen, und um den Naturforſchern das; jenige eine neue Art Porcellan zu machen. 83 jenige ſehen zu laſſen, was er beſonders hat: ſo wol⸗ In wir einen allgemeinen Begriff von dem Verfahren. ‚geben, welches diefelbe erfordert, und von dem Wege, der uns dahin geführet bat, daffelbe ausfindig zu maz chen. Alle Unterfuchungen der Phyſik und der Me: anik halten dabey Stich, und beffer, als man es fi einbilden follte, Als ich anfing, nach den Mitteln u forfchen, das Eifen in Stahl zu verkehren, und Die. Werke . von gegoffenem Eiſen gefhmeidiger zu machen, hätte ich mir gewiß nicht eingebilser, daß ich auf dem Wege wäre, einen neuen Handgriff zur erfinden, wie man Porcelan machen koͤnne. Den: noch bin ich durch cben diefe Proben, die ich, in Ans fehung des Stahls und des gegoffenen Eifeng, gemacht habe, darauf gekommen; und hatte ich das, was fie mir, in Anſehung des Porcellans, gelehret hatten, zur Mückficht, als ich bey Endigung der Befchreibung von der Kunft, gegoffenes Eifen gefhmeidig zu machen, gejagt habe, daß ich über Materien, die mir denen, > welche ich abgehandelt, im Berhältniffe ftünden, noch feltene und nögliche Dinge mitzutheilen haͤtte. Affe Proben mit dem Eifen, es ſey gegoflen oder geſchmie⸗ det, oder faſt alle Proben, womit man damals zuchun - hatte, waren durch nachmaliges Ölühen gemacht wor⸗ den; das ift, die Werke, fie machten von Eifen oder - von Metall feyn, waren in wohloerleunten Schmelz tiegeln eingefehloffen worden, die mit gewiffen Pulvern, als von Kohlen, von gebranntem Ruß, von caleinire ten Knochen, es ſey allein, oder zufammen vermifcht, ‚oder mit Gaben zufammengenommen, ringsumher umgeben worden. Die Schmelztiegel waren hierz naͤchſt einem. bangen Feuer ausgefeget worden, das 5.2 9 mehr ga Reaumurs Aufſatz vonder Kunſt, mehr oder weniger heftig war, nachdem die Arbeit es erheiſchte. Die Chymie, welche uns ſo viele Pro⸗ ben geliefert hat, die durch den Weg des Guſſes und der Calcination bey offenem Feuer, und durch den . Weg der Diftillationen gemacht worden, hat, wie mich dünft, diejenigen gar zu ſehr verabſaͤumet, wel che durd) den Weg gemacht werden, den fie Cemenz tstion genenner hat, und welcher das ift, was man in gröberen Künften Gluͤhungen heißet. Was die Cementation oder die Gluͤhungen in Betrachtung der Verkehrung des Eiſens in Stahl, und in Anſehung der Weichmachung des gegoſſenen Eiſens, wirken, ſollte uns, duͤnkt mich, hoffen machen, viele andere ſonderbare und nuͤtzliche Dinge hervorgebracht zu fehen, Vielleicht ift die Weife zu arbeiten, welche dem Ver⸗ fahren der Natur am nächften koͤnumt diejenige, die ihre Vermiſchungen nur allgemach und unvermerkt zu Stande bringt, und die imgleichen die Koͤrper nur nach und nach und ſehr langſam zuſammenſetzet. Durch den Guß wird alles gar zu hurtig vermiſcht, und oftmals haben die Materien, ehe fie vermifcht werden, eine gar zu ftarfe Beranderung gelitten; die Hitze aber, die ein fefter Körper während einer Gluͤ⸗ hung von langer Dauer leidet, erweitert deffen Theile, trennet fi ie aus einander, und eröffnet faufend Durch» gänge, in welche fich die flüchtigen Theilchen einſchlei⸗ chen, die unaufhörlich von ven Materien, welche ihre von allen Seiten berühren, abgefondert werden, oder von Theilchen, die ſolchem Körper gemäß find, ent wifchen; die Zuſammenſetzung leider eine Veraͤnde— rung, verwandelt fich unvermerfe, und ift nach der Gluͤhung nicht mehr diefelbe; man has ein neues Zus ſammen⸗ } eine neue Art Borcellanzumachen. 85 ſammengeſetztes; man hat ein Zuſammengeſetztes in einem Stande, der von demjenigen, worinn er war, ehe er in dem Schmelstiegel vermache wurde, fehr ver⸗ ſchieden iſt. Der Begriff, den ich von dieſer Weiſe, das Feuer wirken zu laſſen, hatte, hat mich bewogen, das wirk⸗ ſame Vermoͤgen der GI ühungen über verſchiedene Ar⸗ ten Materien zu erweiſen, dieſelbe mögen metallifch, oder bloß mineraliſch ſeyn. Es ift hier jego der Orf nicht, von allen diefen Verſuchen Kechenfchaft zu ger ben, wovon viele felbft weder genugfam find wieder: holet noch verändert worden. Ich wünfche, daß fich jemand die Mühe geben möchte, diefe Arten Proben weiter zu treiben, als ich gekonnt habe; ich bin über: zeugt, Daß feine Arbeit mie ſolchen Bemerfungen - werde vergolten werden, die ihm Vergnügen ſchaffen müflen. Was aber zu dergleichen Verſuchen billig eine Anreizung feyn fol, find diejenigen, wovon ich gegenwärtig Rechnung zu geben habe, und die ich mit dem Glafe gemacht, Ob man daffelbe gleich als das aͤußerſte Ziel von der Wirkung des Feuers betrach⸗ ‚set bat: fo habe ic) dennoch fehen wollen, ob das Feuer „Eeine merkliche Veränderungen darinn Hervorbringen würde, wann es in wohlvermachten und mit einigen wirkſamen Materien angefülleteen Schmeljtiegeln ein gefchloffen wäre. Die Art der Zufammenfegung des Glaſes Hatte ich genugfam wiederholet, um mir ein Schrgebäude zur machen, dag mir diefelbe mit Wahr; ſcheinlichkeit zu erklären foiene, Diefes Lehrgebaͤude brachte mic) ‚auf Die Gedanfen, das gemeine Glas, das Glas, welches von Sand, von Kies, von Afcye / gemacht wird, Fönnte vielleicht wieder aug einander | 53. gebracht 86 Reaumurs Auffas von der Kunſt, gebracht werden, fo wie es bey den metalliſchen Glaͤ⸗ fern angeht, und zwar, wenn man ſchwefelhafte Ma; ferien, oder felbft Salze von der Natur derjenigen, welche, anftate der Verglaͤſerung beförderlich zu ſeyn, ihre vielmehr zuwider find, in das Glas eindringen machte. Wie auch diefer Begriff befchaffen feyn mag, fo verurfachte er gleichwohl, daß ich mich entfhloß, - Scherben von verfägiedenen Öläfeen in wohlverwahrte Schmeljtiegel einzufchließen, wo die einen von allen . "Seiten mit Pulver von Kohlen, die andern mit einem Gemifhe von Kohlenpulver, Ruß und Meerfalz, dess gleichen ich zum Stahl gebraucht habe, umgeben wa⸗ ven; die übrigen waren es mit Pulver von Knochen, ode mit einem Gemiſche von dieſem Pulver und von Kohlen, wovon ich gelernet hatte, zur Weichmachung der Werke von gegoffenem Eifen Gebrauch zu machen. Das Feuer wurde bey diefen unterfchiedenen Verſuchen mehr oder weniger lange anhaltend gemacht: einige hielten fich einen Tag über, und andere länger Die umfländliche Erzählung diefer erften Proben würde für jeßo fang und unnuͤtz ſeyn. Es ift genug, zu willen, daß viele nur Ölasftücken fehen ließen, die ganz unerfenntlicd waren, Man Fonnte fie bloß an ihrer Außerlichen Geftalt erfennen, die fie behalten haften, Viele hatten das Durchfiheinen, welches uns dem Glafe faft weſentlich zu ſeyn ſcheinet, gänzlich verlohren. Die Brüche eben diefer Stücke ließen mir noch) größere Veränderungen wahrnchmen, als welche ihr Answendiges anzeige; anftatt eines Bruches von hellpolirtem und glaͤnzendem, fand ich Brüche, wie ich fie im Anfange dirfes Auffages beſchrieben habe, Selbe waren von einer fehr hohen Weiße, und eigten hoͤchſt⸗ eine neue Art Porcellan zu machen. 87 hoͤchſtfeine Fäden, welche einander in gerader Linie zur „Site lagen. Mit einem Worte, eg giebt fein Bruch von irgend einer Gattung undurchſichtiger Steine, welcher von den Brüchen des Glafes fo fehr unter: ſchieden ſeyn mag, als die von gegluͤheten Glaͤſern von denjenigen von gleichen aber nicht gegluͤheten Glaͤſern unterſchieden waren. Haͤtte mir jemand dergleichen Materie gewieſen, ohne mir ihren Urſprung zu ſagen, ‚ich wuͤrde fie gewiß nicht Glas genennet haben, und ic) hätte mir nicht einbilden mögen, daß fie cs vorhin geweſen waͤre. | Idhh ſage demnach, daß meine Gluͤhungen in dem Glaſe ein Zufammengefeistes, oder, vielleicht beffer, ein ganz befonderes Wiederauseinandergeſetztes hervorgebracht hätten, Es war natürlich auf die Ge⸗ danken zu kommen, von diefem verwandelten Ölafe * Gefäße zu haben; 8 war zu vermuthen, daß diefelbe vortreffliche Eigenfchaften Haben müßten, daß fie ganz keck und ohne Gefahr Fönnten ans Feuer geſetzet wer⸗ den. Alles verwandelte Glas, das mir meine erſten Verſuche gaben, war auf feiner Flaͤche ſehr ſchwarz; die Pulvern und andere Umſtaͤnde, welche zu erzaͤhlen nicht Zeit iſt, waren davon die Urſache. Uebrigens waren dieſe Glaͤſer durchaus undurchſichtig geworden. Es hatte mir beſtaͤndig ſeltſam geſchienen, ‚cine fo bes ſondere Materie zu haben; allein je länger ich hoffte, je mehr hoffte ich, daß, da man dem Glafe durch die⸗ een rg die Durchſichtigkeit gänzlich nähme, man durch einen gemäßigteren Gebrauch der Müttel, die es undurchſichtig gemacht hatten, ihm einen mittels ! „mäßigen Grad der Durchfichtigkeit, cine Halbdurch⸗ fi chügkeit, ſo wie die vom Porcell an iſt, laſſen koͤnnte. | \ Sa Aud) 74 Reaumurs Aufſatz von der Kunſt, Auch hoffte ich, daß, wann ich mich verſchiedener an⸗ dern Materien bediente, um das Glas glühen zu ma⸗ chen, ich einige darunter finden würde, welche, ob fie - gleich geſchickt waͤren, dieſe Wirfung hervorzubringen, dennoch auf der Oberfläche des geglühenden Glaſes die⸗ jenige Weife erhalten würde, die deffen ganzes innere hatte, Mit einem Worte, e8 duͤnkte mich, daß dag Glas in cine neue Art Porcellan konnte verändert wers ‚den. Hier fieht man, wohin mich meine erſte Unter» ſuche geleitet haben. So wahr es auch ſeyn mag, daß das Ungefaͤhr uns in unſern Entdeckungen große Dienſte thut: ſo iſt es dennoch nicht minder wahr, daß es uns gewoͤhn⸗ licher Weiſe nur in ſo weit Dienſte thut, als wir Ab⸗ ſichten haben, welche uns auf das, was es uns an die Hand giebt, aufmerkſam machet. Es muß ſich hundert und hundertmal zugetragen haben, daß, nach⸗ dem Retorten und andere Diftilliergläfer gefprungen, welche verleimt einem ſtarken Feuer ausgefeger gewe⸗ fen; es muß, fage ich, fich Hundert und hundertmal zugefragen haben, daß man einige gefehen, deren Grund weißlicht und undurchfichtig geworden. Nichts defto weniger weiß ich nicht, daß der Here von Monta⸗ mis, Kammerjunfer des Herrn Herzogs von Char⸗ tres, nachdem er den Grund eines Diftilkierglafes i in dieſem Zuftande bemerket, in Acht genommen habe, daß cs dem Zuſtande des Porcellans genähert zu feyn fiblene, Der Herr von Montamis, welcher einen ‚großen Geſchmack, viele Geſchicklichkeit und Verftand, in Anfchung der Erfahrungen mit vielen Erfenntniffen vereinbarte, war bemuͤht, undurchfichtige und gefärbte Glaͤſer daraus zu machen, als er des Grundes von eis | nem eine neue Art Porcellan zu machen. 39 nem dergleichen Diſtillierglaſe anſichtig ward, das mit Kalk war bedeckt geweſen. Die Anmerkung ſchiene ihm ſonderbar zu ſeyn, und hielte er ſich ver⸗ pflichtet, zu verſuchen, was dergleichen Kalk, womit das Diftillierglas war verleimt gewefen, über Glas vermöchte, das in Schmelztiegeln würde eingefchloffen ſeyn. Dieſer Verſuch lieferte ihm Stücken Glas, die ihm dem Porccilan gleidy zu feyn vorfamen. «Er brachte fie im Winter von 1740 zu mir, um zu wiffen, ob ich fie dafür anſaͤhe. Er wurde fehr vergnügt, als ich ihn nicht nur in dem Gedanken, den cr davon hatte, befeftigte, fondern ihm auch zu erfennen gab, daß diefe Weife, Porcellan zu machen, zu einer nügliz hen Kunſt werden fönnte, die ich in Regeln gebracht hätte, und als ich ihm verfchiedene Werke zeigte, die mir diefe neue Kunſt hervorgebracht hätte, Als ich aber, vor mehr als zwanzig Jahren, mit der Verkeh⸗ rung des Glafes in Porcellan meine erften Berfuche machte, als ich dergleichen machte, wie fie dem Heren von Wiontamis gelungen find: fo fahe ich diejeni- ‚gen bey weitem wicht zum voraus, die mir zu machen annoch übrig waren, Es war nicht genug, zu willen, ‚wie man dern Ölafe feine Natur verändern ließe, es war nöthig, daß man fie ihm, vermittelft Materien, verändern ließe, welche am gefchickteften feyn würden, es nach feiner Verwandelung als ein Porcellan von annehmlicher Weiße erfcheinen zu machen. Mit wie Ki unterfchiedenen Materien habe ich es nach ein- ‚ander umgeben müflen, um zu verfuchen, was diefelbe Fönnen! Die Gläfer felbft haben mir zu einer Ian: gen Reihe Verfuche Materie gereicht; es giebt ders felben einige, deren Eigenfchaften fehr unterſchieden — 5 ſind; * 80 Reaumiws Aufſatz von der Kunſt, ſind; es giebt viele Arten, welche zu Porcellan zu machen man ohne Fortgang verſuchen wuͤrde, und unter den Arten, bey welchen dieſe Veraͤnderung ſtatt hat, giebt es einige, die nur ganz geringen zu geben geſchickt ſind. Endlich gaben die im Kleinen an Scherben von Glas gemachten Verſuche zu der Weiſe im Großen zu arbeiten, zu der Weiſe ganze Werke⸗ von Glas in Werke von Porcellan zu verwerhfeln, feinen genugfamen Unterricht. Es mußten Weiſen ausfindig gemacht werden, die bequem waͤren, gemaͤße Feuersgrade zu geben, Sogar andere Schwierigkei⸗ ten, deren ich mich nicht verfehen haffe, haben ſich bey der Arbeit im Großen hervorgerhan, „Kurz, die Weife, den neuen Porcellan zu verfertigen, hat müf - fen in cine Kunſt gebracht, und alle Borfchriften diefer Kunſt haben müffen erfunden werden, Man begreift wohl, daß diefe Borfchriften in einem einzigen Auf⸗ fage nicht genugfam Fönnen befchrieben und deutlich gemacht werden; ich werde, um die nöthigen Erfläs rungen beyzubringen,, verfchiedene gebrauchen. Ich werde aber diefen Feinesweges endigen, ohne wenig⸗ fieng einen groben Begriff von der Einfalt zu geben, zu welcher diefe neue Weiſe, Porcellan zu machen, iſt gebracht worden, und felbft ohne Diejenigen, welche begierig darnach feyn werden, in den Stand zu feken, diefelbe zu verfuchen. Anfänglich muß die Materie erwaͤhlt werden, die man bearbeiten will. Um den Stand zu fegen , diefe Wahl anzuftellen, theile ich die Gläfer in vier Claſſen ab, Die erſtere befteht aus den Gläfern, die am durchfichtigften, am weißeften und am zarteflen, das iſt, die wenigften hart und am nein ſchmelzbar: der⸗ eine neue Art Porcellan zumachen. 9ı - dergleichen diejenigen find, welche wir Cryſtalle nennen. Die weißen Gläfer, worinn wir allerhand einzuägen pflegen, die Senftergläfer, die Gläfer, woraus wir unſere Spiegel machen, unfere Trinfgläfer, und viele andere Arten Gläfer, unter welchen einige mehr oder weniger weiß und mehr oder weniger zart find, be fommen ihren Rang in der zwoten Elaffe. In die dritte Elaffe ſetzen wir alle diejenigen, welche eine Farbe haben, die man ihnen nicht zu geben ſucht, wie die Glaͤſer unferer Weinbouteillen, wie die von unfern Gartenglocen find ; dergleichen auch oft die Gläfer von den Diftiliergläfern mit engen Hälfen und von den Retorten zu feyn pflegen, Endlich geben, wirder vierten Claſſe alle durch metallifche Materien gefärbte Gläfer, und welche fehr beſchwert damit find, unter welchen die Schmelzwerke den erſten Rang einnehmen, Unſere Proben mic diefen verfchiedenen Gattungen von Glas haben ung in den Stand gefegt, zur Kegel zu geben, daß die härteften Glaͤſer ſich am leichteften glü- hen laffen, Das fogenannte Eryftallglas und alle Schmelzwerke habe ich vergeblidy in Porcelan zu ver⸗ Echren geſucht. Mit Behurfanfeie kann man die Fenſterglaͤſer, die ägbaren und die Spiegelgläfer in- Porcellan verändern. Man wird als was Sonderba: res wahrnehmen, daß die allerfchönften und durchfich- tigſten Gläfer Feinen fo fchönen Porcellan geben, als ‚die von der dritten Elaffe, welche ung wegen ihrer nichtswuͤrdigen Farbe nicht gefallen wollen; cin Stück von dem fhönften Spiegelglafe kann nicht zu der Weiße gelangen, welche das Glas von einer ganz nichtewürs digen Bouteille annimmt, Unter den Gläfern der . dritten Claſſe giebt es einige, welche werth find, denen | N andern 92 Reaumurs Aufſatz von einer Kunſt, andern vorgezogen zu werden, und giebt es auch einige darunter, welche platterdings muͤſſen verworfen wer⸗ den; wir wuͤrden aber feine Anweiſung geben koͤnnen, dieſelbe von einander zu unterſcheiden, ohne uns in weitlaͤuftige Beſchreibungen zu verwickeln. Wir wollen ung jetzo ſelbſt nicht einmal in die Un⸗ terſuchung einlaſſen, welche uns die verſchiedenen Ei⸗ genſchaften derjenigen Materien kann erkennen ma> chen, die zur Arbeit geſchickt ſind. Wir begnuͤgen uns, die Anweiſung zu geben, daß eine der Materien, die am geſchickteſten ſind, das Glas in einen weißen Porcellan zu verändern, der calcinirte Gips, das iſt, diejenige Materie iff, die man insgemein Talfftein oder Frauenglas heißet, und deren uns die Gipsgru—⸗ ben von Montmartre und andere Derfer um Paris die Menge liefern. Der Sand fann diefe erwandlung gleichfalls'verrichten, und ein Gemenge von ganz weißem Sande, wie die in den Abbildungen mit Gips, giebt ein zufammengefgtes Pulver, das vorzüglich allein mit dem Gips, oder allein mie dem Sande muß gebraucht werden. | Wenn man, Werke von einem gemäßen Glaſe ausgelefen, und Vorrath von fein weißem caleinirten und wohlgepülverten Gips hat: fo ift nichts fo ſehr ‚ohne Kunft, als dieſelbe in Werfe von Porcellan zu verkehren, Diejenigen, welche der Handgriffe in den Künften ein wenig Fundig find, wiffen, daß die Glas macher ihre Werfe in großen Gefäßen von gebrannfer Erde machen laffen, die fie Bazetten nennen. Man wird von diefen Gefäßen von gebrannter Erde, oder - andere dergleichen haben, daran liegt nichts, das iſt, Gattungen von fehr großen Schmelztiegeln, In * e⸗ eine neue Art Borcellanzumachen. 93 Gefäße, in diefe fehr große Schmelstiegel muß man die Werfe von Glas einfegen, die man in Porcellan verwandeln will, Die Werfe und alle Raͤume, wel⸗ che diefelbe zwifchen fich laſſen, werden mit dem Pul⸗ ver angefüllet, das von einem Gemenge von weißen und feinem Sand und von Gips iſt gemacht worden, Man wird Acht haben, dergeftalt zu verfahren, daß daflelbe die Werke von allen Seiten berühre und drüdfe, das ift, daß diefe fich nicht unmittelbar, und eben fo wenig die Wändedes Schmelztiegels berühren. Nach- dem das Pulver wohl aufgehäuft, wohl angedrüct worden, muß man die Gazetten, den Schmeh;tiegel, . zumachen, ihn wohl verleimen; und alles, was von dem Künftler abhängt, wird gefchehen ſeyn; das übrige zu vollenden, wird dem Seuer zufommen, Die Gazette, den großen Schmeljtiegel, wird man zum Töpfer bringen, der irdene Geſchirre brennet, um in deflen Ofen gefeßt zu werden, und an einen Ort, wo die Wirkung des Feuers ſtark ift, Wenn der Topf: Drennerofen ausgebrannet hat, wird man auch den . Schmeljtiegel herausnehmen, Bey der Eröffnung deffelben wird man das Vergnügen haben, zu feben, daß die Werfe von Glas zu einem fehönen Porcellan geworden find. Eben daffelbe Pulver, welches zur Verkehrung der erften Werke gedienet hat, kann zur Verkehrung vieler andern dienen; und weiß ich nicht, ob eine Zeit kommt, da man aufhören muß, ſich des gebrauchten weiter zu bedienen. Anſtatt daß wir nur eine Gazette in den Dfen geſetzt haben, ſieht man leicht, daß ihrer fo viele Eönnen hineingeſetzet werden, als die Glasbrenner in die ihrigen ſetzen. Ich 94 Reaumurs Aufſatz vonder Kunfl, Ich bedaure, daß ich mich hier nicht aufhalten kann, alles das zu befchreiben, welches vorgeht, wäh rend der Zeit, daß die Verkehrung des Glaſes in Por⸗ cellan geſchieht; daß ich nicht ausführlid) genug erzaͤh⸗ len kann, wie das Glas, das man glühet, nach und nach verfchiedene Schattierungen von Blau annimmt; in welcher Zeit deffen Oberfläche anfange weiß zu werz den; daß ich nicht ausführlich bemerken kann, wie es darauf mit einem Ueberzuge, mit einer Decke fehr kurzer Faͤſerchen umgeben wird, deren jede mit der Flaͤche, woraus fie kommt, ſenkrecht iſt; wie diefe Faͤ⸗ ſerchen ſich verlaͤngern, und wie die von den beyden gegenuͤberſtehenden Flaͤchen endlich in der Mitte de Stuͤckes zuſammentreffen. * Ich werde aber meinen Aufſatz keinesweges endi⸗ gen, ohne zu bemerken zu geben, daß das wenige, was ich von dieſer Kunſt geſagt habe, zureichend ſey, ſie von nun an der Chymie nutzbar zu machen. Es war billig, daß eine Kunſt, die ihr ihren Urſprung zu ver⸗ danken hat, für fie arbeitete 3 fie kann ihr Geſchirre liefern, die ihr feit langer Zeit gefchlet haben ; Ges. ſchirre, welche, da fie gleich denen von Ölas den Vor⸗ zug haben, Marerien aufjubehalten, die durch die - von Erde durchdunften, nicht den Öefahren werden auggefeget feyn, welche man mit denen von Ölasläuft, Wie viele Zeit, Feuer und unterſchiedene Unkoften würden erfparet, und wie viele Verſuche würden viel⸗ leicht zum glücklichen Ende feyn gebracht worden,wenn die Chymiſten Gefchirre von Porcellan hätten haben koͤnnen, und zwar von Porcellan, das, ohne zu zer: brechen oder zu zerfpringen, der Wirkung eines flar- Fen Feuers widerftanden wäre; jetzo wird es ie bey ihnen ar eine neue Art Borcellan zumachen. 95 ihnen fichen, ihre Retorten, Diftilfierfolben und übrige Diſtilliergeſchirre von les in Gefäße von Porccllan zu verändern. Um im Stande zu ſeyn, es zu thun, haben fie feinen weitläuftigeren Unterricht nöthig, als den ich gegeben habe, Es iſt ihnen mehr Naran gele⸗ gen, diefelbe fähig zu machen, dem Feuer zu wider: ſiehen, als ihnen ein bewundernswürdiges Weiß zu geben 5“ auswendig brauner Porcelan wird ihnen befz - fer feyn, als der allerweißeſte. Allein, um die Künft- ler in den. Stand zu figen, diefe neue Kunft zu üben, und dieſelbe zu gleicher Zeit vollkommener zu machen, "werden viele andere Erflärungen nöthig feyn, Erklaͤ— rungen, die mehr umſtaͤndliches erfordern, Am ſchwerſten wird ſeyn, Glaswerke von gebührender - Eigenſchaft zu befommen. Vielleicht wird auch bey - der neuen Kunſt erfordert, daß diejenigen, welche Glashuͤtten haben, ſich durch) die Ucbung die Fertig⸗ feit zuwege bringen, verfchiedenerley Werke mit Glaͤ⸗ fen zu verfertigen, die zur Arbeit nicht fo geftbickt find, als welche fie gewöhnlich darzu brauchen. Dies 1 Hinderniß, das ich unter denen, die zu uͤberſteigen jeyn würden, als eines der größten angefchen hatte, hat mir nichts deſto minder weniger beträchtlich geſchie⸗ nen, nachdem ich Glasarbeiter anheifchig gemacht ‚habe, mir Gefaͤße von verfchiedenen Geftalten mie. einem Ölafe zu verfertigen, das mir, umin Porcellan verwandelt zu werden, am bequemften ges * ſchienen hat. ; Er VII. Hi⸗ 6 Nachricht von dem Leben i z KAKKKKKKEKE HE EEE ke VII. Hiſtoriſche Nachrich von dem Leben. des D. Alerander Blackwel, welcher wegen einer geheimen Sufammenverfihörung den 9 Auguft 1747 zu Stockholm enthaunler worden, Yus einem Briefe von London mitgetbeileh: $, findet fich eine natürliche Neubegierde bey den Menfchen, von Perfonen, die fich einen großen Namen in der Welt machen, oder von weichen nur vieleg es fey im Guten, oder im Böfen, geredet wird, einen nähern Unterricht zu haben, Der neulich in Schweden enthauptete Doctor Alerander Black⸗ well ift in unfern Tagen ein Beyfpicl davon, Ohn⸗ geachtet die eigentliche Urfache feines Schickſals anno) ein Staatsgeheimniß ift, und vielleicht auch bleiben dürfte: fo wird doc) vermuthlich vielen nicht unanges nehm feyn, etwas von feinem Leben zu leſen, fo bisher unfern Sandesleuten noch unbekannt gewefen if, Diefer unglücliche Mann war der Sohn eines geſchickten Gottesgelehrten in Nordbrittannien oder Schottland, Dostors Alexander Blackwell. Der Vater, —8 des D. Alerander Blackwell. 97 Bater, der ihn fehr liebte, und den fähigen Verſtand fei- nes Sohnes bemerkte, übernahm ſelbſt die Mühe feiner Erziehung und feines erſten Unterrichts. Stine Hoff- nung ſchlug ihm auch richt fehl, und che noch der junge Blackwell das funfzchnte Jahr erreicht hatte, bewicfe er ſchon eine außerordentliche Kenntniß in der griechifchen und latcinifchen Sprache und Sirterarur, Im fechz zehnten Fahre wurde er bereits auf die hohe Schule nach Edemburg gefandt, um allda feine Studien gehörig zu ‚vollenden, Sein Fleiß war unermüder, under erwarb fid) in kurzer Zeit, wegen feiner Gefihicklichkeit in den Sprachen und nöthigen Wiſſenſchaften, einen aligemer * nen Beyfall. Mit der franzöfifchen Sprache, welche da⸗ mals von einem Studierenden erfordert wurde, machte er ſich indeſſen ſehr genau bekannt. Ungeachtet er ſich auf dieſerUniverſitaͤt einen gutenXuhm erworben hatte; ſo war er doch nicht dahin zurbewegen, allda länger zu bleiben, fo bald er ſich felbft für geſchickt hielte,eigene Bez ſchaͤfftigungen anfangen zu koͤnnen, die etwan zum Dien⸗ ſte des gemeinen Weſens und ihm zum ehrlichen Unterz halt gereichenmöchten. Echatte Luſt die Wefr zu fehen, und feine Begierde hierzu war fo ſtark, daß feine Freunde ſich vergeblich bemuͤheten, ihn davon abzuhalten. Gr verlieh alfodie hohe Schule, ohne einen Gradum anger ‚nommen zu haben, und gieng heimlich davon nach Lon⸗ don. ‚Seine Abſicht war, wieer nach feiner Anfunfin dieſer geoffen Stadt feinen bekuͤmmerten Freunden mel dete, die nicht wußten, wo er geblieben war, num mitden Lbendigen umzugehen, und fich mit der Erfahrungder Walt bekannter zumachen. 00°. Der Herr Blackwell war ein junger Menſch von ein und zwanzig Jahren, wie er nach feiner Einbildung zum 2 Sand. 6G erfiene ⸗ x v | i * 98 Nachricht von dem Leben erſtenmal die Schaubuͤhne der großen Welt betrat, Sein Sinn war flüchtig, und cr gab ſich daher wenig Mahe ernſtlich nachzudenken, was für Folgen auseiner fo ſchnellen und unüberlegten Veränderung feiner bisher rigen $ebensart entftehen koͤnnten. Um deutlich zu tes den, ſo dachte er weiter auf nichts, alg alle Tage auszu⸗ fpagieren, und die Merkwürdigkeiten und Galanterien der Stadt zu ſehen. Da «8 aber eine befannte Sache ‚ifl, daß man in London nicht viel ohne große Koften ſehen amd mitmachen kann; unſer Schottlaͤnder aber eben keinen allzugroßen Beutel mitgebracht hatte: ſo merk⸗ te er ben deſſen Abnahme gar bald, daß eine folche Lebens⸗ art von keiner langen Dauer ſeyn, und nicht guf gehen wuͤrde, wenn er die völlige Ausleerung abwarten wollte, Diefe Ueberlegung machte ihm ernfthaft, und war darauf bedacht, wie er fich durch feine Geſchicklichkeit etwas ver⸗ dienen moͤchte; die Gelegenheit fand ſich hierzu bald. Der Hr. Wilkins, ein berühmter Buchdrucker in Lon⸗ don, hatte einen Gelehrten zur Correctur noͤthig, und Gelegenheit machte er ſich mit den Geheimniſſen der ed⸗ fen Buodruckekunſt genau bekannt und faßte dieſelben und tugendhaften Frauengimmer eines hieſigen verdien⸗ ten Kaufmannes bekannt zu werden , welche er heirathete, un des D. Alexanders Blackwell. 9 und mit ihr ein ziemliches Stuͤcke Geld in die Haͤnde be⸗ kam. Er verließ alſo die Dienſte und die Druckerey des Herrn Wilkins, und ſie ſchieden ſich als gute Freunde. So bald der Hr. Blackwell wieder außer Arbeit war, und durch die gluͤckliche Heirath Geld in der Taſche hatte; ſo gab er ſeine alte brennende Begierde, fremde Laͤnder zu ſehen, oder, wie er ſelbſt ſagte, in der Welt herumzu⸗ ſtreichen, indem es ihm nicht moͤglich waͤre, lange an ei⸗ nem Orte zu bleiben, wieder zu erkennen. Er verließ ſein tugendhaftes Weib, deſſen edler Charakter aus der Folge bekannter werden wird, und gieng erſtlich nach Frankreich hinüber, Nachdem er daſelbſt das Merf- wuͤrdigſte beſehen, ſo wanderte er durch Flandern nach Holland, und von da durchgieng er einige Theile von Deutſchland. Er brachte beynahe drey Jahre mit die⸗ ſer Reiſe, oder beſſer Herumſchweifung von einem Orte zum andern, zu und hatte weiter feinen Vortheil davon, als daß er noch zwo Sprachen lernete, die ihm bisher un⸗ hekannt geweſen waren. Endlich ward er dieſer Schwaͤr⸗ merey ſo muͤde, als er zuvor begierig darnach geweſen war / und dieſes gab ihm Gelegenheit, an ſeine Frau wie⸗ der zu gedenken, und nach London zuruͤck zu kehren; all⸗ wo er endlich eintraf und von ihr und ſeinen Freunden mit nicht geringer Freude empfangen wurde. Dieſes war nun vorüber, und er mußte bedacht ſeyn, einmal eine $ebensart anzufangen, wodurch er fid) und Die Scinigen erhalten möchte; denn bey der bisherigen Haushaltung Fonnte er wohl merken, daß feiner Frauen Vermögen bald erſchoͤpft feyn würde, Er enefchloß fich, ein Buchdrucker zu werden, und befprad) fich darüber mit feinen Freunden, welche ſein Vorhaben fehr billigen, Er machte alfo hierzu Anftalt, misthete ein Haus auf Be | ————— dem - ı0o Nachricht von dem Leben. ’ dem Strande, und fing an, zu drucken, Aber hier gab es bald Ungelegenheit, die Buchdrucker Flagten ſaͤmmt⸗ lich wider ihn, daß er die gewöhnlichen tehrjahre nicht ausgeſtanden haͤtte; fie beriefen fich auf die Parlements⸗ acte, daß einer ſi fi «ben Jahre mußte gelernet haben, wenn er ein Geſchaͤffte treiben will, Herr Blackwell verthei- digte fich * ſehr wohl, und das Gericht zu Weſtmuͤn⸗ ſter⸗Hall that einen Spruch zu feinem Bortheil. Es währt: aber nicht lange, fo wurde die Sache von neuem | — gen ſeiner Gegner unterſucht, und darauf ihm das Handwerk geleget. Hierauf folgte ein Unfall dem andern: er gerieth in große Schulden, und machte dar; auf im Septembermonat 1734 Banqucrout, Zu feir nem völligen Ruin Fam noch, daß einer von feinen Glaͤu⸗ bigern ihn beym Kopf nehmen, und über zwey Jahre ge⸗ fangen fegen ließ. | Blackwells Umſtaͤnde waren anjego elend genug An⸗ ſtatt aber, daß dieſes Ungluͤck die Neigung ſeiner Frau, welche er vorſetzlich ungluͤcklich gemacht hatte, — und ſie abſchrecken ſollen, hatte er im Leiden eine Gehuͤ finn, die an ſeinem Schickſale einen getreuen Antheil nahm, und nur bloß darauf bedacht war, wie ſie ihm daſ⸗ ſelbe lindern möchte. Eliſabeth Blackwell befaßvon Natur eine gute Geſchicklichkeit im Zeichnen und Ma⸗ len. Da ſie erfahren, daß viele gerne ein gutes ſo ge⸗ nanntes Herbarium ſehen moͤchten ſo zeichnete und ma⸗ lete ſie verſchiedene medieiniſche Pflanzen und Kraͤuter recht nach der Natur. Dieſe Probſtuͤcke wurden dem beruͤhmten Manne, Hans Sloane, und berühmten Arzt, Dr. Mead,und Dr, Andreg,einem Deutſchen gezeiget; ‚fie gefielen ihnen fo wohl, daß fie diefes Unternehmen mot - billigten und MER auch Bl ack⸗ de Dr, Alexander Blackwell. 101 Blackwell aufmunterten *. Sie fuhr inihrer Bemübung fort, und verdiente ein gutes Stücke Geld, mit welchem fie die Freyheit ihres Mannes wieder erkaufte. Der Herr Rand, ein berühmter und gelehrter Apotheker, Mitglied der koͤniglichen Geſellſchaft der — rar die Auf⸗ ſicht uͤber ihren mediciniſchen Garten hat, befoͤrderte den Fleiß dieſer edlen Frau ſehr. Sie mußte auf ſein Anrathen ihre Wohnung dem Garten der Geſellſchaft zu Chelſea ge⸗ gen uͤber nehmen, damit ſie Gelegenheit hatte, die Pflanzen und Blumen ganz fruͤh zu bekommen und abzuzeichnen. Ih⸗ re Geſchicklichkeit nahm ſo zu, daß ſie nicht bloß die Zeich⸗ nungen verfertigte, ſondern auch ſelbige mit eigener Hand in Kupfer ſtach, und nachher mit lebhaften Farben aus⸗ childerte. Ihr nunmehro befrepter Mann gieng ihr an die On und feste die Namen und den Gebrauch der Krauter in verfchiedenen Sprachen dazu, um das Werk auch aufßers Halb Landes beliebt zumachen. Durch diefes Mittel ver: „Diente fie fo viel,daß fie und ihre Familie fich recht Standes: maͤßig davon unterhielten. Wahrend ihres Aufenthalts gu Chelſea wurde die FrauBlackwell fehr hoch geachter,und ſehr öfters von Perfonen vom erſten Range beſuchet, welche ihrer Arbeit allen Beyfall gaben. Denen berühmteften Herzen, Bundarzten und Apothekern in London gereicht eg nicht minder zum Ruhme, daß fie ihr allen Beyſtand leiſte— ten, und ihr befondere Proben der Hochachtung gaben. Als Der erfte Band ihres Kraͤuterbuchs publiciret wurde, ſo - wurde ihr in Perfon erlaubet, denfelben der Eönizl. Geſell⸗ fehaft zu übergeben,und diefe gelehrteBerfammlung belohi- ge nicht nur ihren Fleiß mit einem anfebnlichen Befchenfe, a gabihr auch ein fehriftliches Zeugniß ihres Bey: aus. Pa | 63 Der * Unfers großen Sallers günftiges Urtheil von diefer Bemis . hung fann man in der Vorrede zu feiner Beſchreibung der ſchweizeriſchen Gewaͤchſe nachfehen, woran Feine Freundfchaft ‚ einigen Theil haben Eönnen. Der gefchichte Maler, Herr Ei— fenberger, in Nürnberg , giebt gegenwärtig dag Kräuterbuch der Frau Elifabern Blackwell verbeffert auf Vorſchuß heraus, y En, * bereits, ſechzehn illuminirte Kupferplatten davon zu- 102 Nachricht von dem Leben Der Herr Blackwell, welchem die Buchdruckerkunſt fo fatal geweſen war, dachte nicht mehr daran; ffeweiter fort⸗ zufegen, Indeſſen haßte er doch den Muͤßiggang. Er widmete die Stunden, worinn erfeiner Frau nicht am die Hand gieng,der Naturlehre und einigermaßen der Arzeney⸗ wiffenfchaft. Er hatte einen aufgeraumten Kopf, und fiel aifo auf viele Anfchlage, abfonderlich aufdie Berbefferung und Anbauung unfruchtbarer Landereyen. Er entwarf da⸗ ber feinen Tractat, von Anbauungunfruchtbaver Selder. Diefe Schrift war noch nicht völlig fertig als er Chelſea verließ. Er wurde aber bereits wegen feiner Geſchicklich⸗ £eit in diefer Sache bekannt, und daher von verſchiedenen Nerionen in wichtigen Puncten zu Rathe gezogen, welche ihm feine Mühe reichlich belohnten. Glücklich würde Hlactwell geweſen feyn, wenn er zu Chelfen geblieben, und dafelbſt vergnügt gelebt haͤtte. Allein fo bald feine Fran mit ihrem Werke völlig fertig, ſo wurde er auchdesDrted überdrüßig, und begab fich nach einer Gegend, wo er ganze fich unbefannt war; welcher Umſtand nicht unter feine ges ringſten Fehler zu rechnen iſt, denn er wuͤrde gewiß wieder in uͤble Umſtaͤnde gerathen feyn, wenn nicht von ungefähr ein Freund ihn dem Herzog von Chandos befannt gemacht hätte. Diefer Herr, welcher alle Projecte, fofür daß ges meine Beſte gemacht zu feyn ſchienen, anhörte und unter- ftißte, bezeugte ein befonderes Wohlgefallen über die Bor- ſchlaͤge des Herrn Blackwells, nachdem er fich zu verſchie⸗ denenntafen mit ihm unterredet. Er nahm ibn in feine Dienfte, und machte ihn zum Oberauffeber über feine Lau: deveyen zu Canons. Hier brachte er fein Buch vollends zu Stande, und gab ed and Licht... Es führte den Zitel ; A New Methode of Improving cold, wet; and barren Lands, particularly clayey Grounds, with the Manner of burning Clay, Turf, and Mole Hills, as pra ifed in * North-Britain, in which is added the Method, of Culti- yating and raifing fruits Trees in fuch feils; mit dev Un⸗ ferfchrift anf dem Titel: -- Sed famam extendere factis, Hoc virtutisOpus. Virg, ing. 1741. London, bey J. Wal- thoe. Es beſtehet dieſe Schrift aus 121 Seiten, ohne Die Zueignungsſchrift und Vorrede, nebſt 8 Kutſec DIE * ** des Dr. Merander Blackwell 103 Sie enthält 14 Kapitel, und iſt in einer netten Schreibart abgefaſſet. Mar liefet Darinn eine angenehme Deifchung after und neuer Gelehrfamkeit, und fie Diener ſowohl zum Vergnügen der Gelehrten, als zum Unterricht der Unge⸗ lehrten, abfenderlich derer, die fich mit Ländereyen befchaff- tigen, indem der Verfaffer Mittel und Wege gewieſen hat, wiefalte, naffe und unfruchtbare Landereyen, abfonderlich der fo genannte Kley⸗ oder Leimengrund anzubauen, und zum Nußen des gemeinen Weſens fruchtbar zu machen ſey ꝛc *. Diefe Schrift hat einen allgemeinen Beyfall er- haften, anbey aber auch die erffe Gelegenheit zufalliger Weiſe zu dem unglücklichen Schickſale des Herrn Black: wells gegeben. — ER - Der fchwedifche Sefandte befam ein Eremplar von die⸗ fer Schrift in die Hande ;fie gefiel ihm fo wohl, daßerfiean feinen Hof nberfandte. Hierauf erhielt er bald den Befehl, den Herrn Blackwell, wenn es angeben wollte, in ſchwedi⸗ fche Dienfte zunehmen. Er nahm, ohne ſich lange zu be: denken, den Antrag an, und verließ fomohl die Dienſte deg ‚Herzogs von Chandos, als auch andere Gelegenheiten zu feiner Beförderung , die ihm im Lande zugedacht warem Kurz, er gieng nach Stockholm über. ' Geine Frau mit ei- nem Rinde blieben in London, unter der Hoffnung und Ver⸗ fprechung, wenn er in feinem Borbaben glücklich ware, er ‚fie fogleich nachfommen laffen wollte. Er wurde in Stock⸗ olm fehr wohl aufgenommen, und der erfte Miniſter war fo gnadig gegen ihn, daß er ihm nicht nur in feinem eigenen Haufe zumohnen erlaubte, fondern ihm auch eine ſtattliche Pefoldung von der Krone zumegebrachte. Hierfam ein Borfall,der den Herrn Blackwell zum Doctor machte. Des Koͤnigs von Schweden Majefkat verfielen, wie man faat, in ine Krankheit, welche fehr gefahrlich gemefen. Der Herr lackwell, welcher felbige erfubr, hielte um die Erlaubnig an, dem Könige einige Arzenepmittel verordnen zu ie 38 ee; * Einen Augng aus diefem Buche liefern wir in einem der Fünf > tigen Stuͤcke des Magazins, und vielleicht tritt es völlig mit Anmerkungen, wenn 08 die Zeit erlauben will, in der Fünftigen Meſſe in einer deutſchen Ueberſetzung ans Kicht. 104 Nachricht von dem Leben ic, Er befam diefelbe, und die Argeneymittel ſchlugen gluͤcklich an, daß der Koͤnig, wie es heißt, ihm feine Genefung bey: legte. Der Herr Blackwell kam bad: in fo guten Ruf, und da Ihro Majeſtat beliebten, ihn unter die Zahl ihrer Leibaͤrzte mit zu nehmen, fo wurde er von diefer Zeit Doctor Blackwell genannt. Er wurde immer berühmter, und verdiente ein anfehnliches Geld. ‚Seine Fran bekam von Zeit zu Zeit einige Wechfelbriefe von ihm zu ihrer und ihres Kindes Unterhaltung. Und fie war eben im Begriff, ihrem Mannes nach Stockholm zu folgen, als die ungluͤckliche Nachricht eingieng, daß er beym Kopf genommen, und kurz darauf entbauptet worden. Sie lebet alfo zum an dernmal in ſehr betruͤbten Umſtaͤnden; allein Die . | Großmuth der —— wird ſie nicht ——— laſſen. Inhalt des erſten Stuͤcks im zweyten Bande. I. Des Herrn von Vaucanſons Beſchreibung ſeines mecha⸗ niſchen Floͤtenſpielers Seite 1. II. Beſchreibung der nuͤtzlichen Mafchine des Heren Gt. | Hales, womit ausden Schiffen, Gefangniffen, Korn⸗ böden ꝛc. die ungefunde Luft gepumpet, und friſche wieder hineingebracht wird 25: II. Nachricht von einem Briefe des P. des Boffeg anden J N die Herren Leibnitz und Wolf en IV. Herrn Prof. J. G. Kruͤgers Verſuch, mie ae ri lange Sabre zu erhalten find V. Abhandlung von dem Urfprunge der Kalte, aus m: | Plutarch 55 VI. Reaumurs Abhandlung, wie das ſchlechteſte Glas in Porcellain zu verwandeln ſey 68 VII. Hiſtoriſche Nachricht von dent Leben des zu Stöc: bolm enthanpteten D. Alexander Ölastwel, 96 AR UNE Hamburgifches Gagasin, : oder geſammlete Schriften zum Unterricht und Vergnuͤgen aus der Naturforſchung d ' un den angenehmen — uͤberhaupt. Des zweyten Bandes zweytes Stuͤck. Hamburg, ‚ey G. C. Grund, und in Leipzig bey A. H. Holle, | 1748. ER 5 * Auszug aus einem Driefe von dem Ehrw. Heinrich Miles, Doctor der Gottesgel. und Mitglied der Koͤnigl. Geſellſchaft, an den Praͤſidenten, einige Verbeſſerungen, ſo bey dem Aepfel—⸗ und Birnen-Weine zu machen ſind, betreffend. Aus der 477 Nummer IV Artikel der Schriften der K Koͤnigl. Engliſchen Geſellſchaft der Wiſſenſhaften überfegt, Der Brief iſt im Nov. 1745 vorgelefen worden. \ Mie Abfiche bey Mittheilung gegenmärs ORTEN, tigen Papiers an die Königl. Geſell⸗ ZINMTE ſchaft ift, die Befiger von Guͤtern, nach dem Beyſpiele eines feit langer Zeit in Gerefordshircheobachteren Gebrauchs zu ermuntern, daß fie eine Nugung ihrer * Laͤndereyen verſuchen, und 108 Auszug ans einen Briefe und die dafelbft erwaͤhnten Arten von fruchtbaren Baͤu⸗ men auf ihre igo mit Hecken bewachfene und un- brauchbare Pläge pflanzen. Es ift zu vermutben, daß felbige in einigen Theilen der meiften Englifchen Graffchaften fo gut, als in der Herefordifchen, fort- fommen würden. Auszug aus einem Manufeript, fo 1657. 8. von dem nachmahligen Doctor Johann Beale und Mit- gliede der K. ©. aufgeſetzt worden, nach Art eines Briefes an Heren Hartlieb Ritter zu feinem und des Herrn Pells Gebrauch, fo damahls Öroßbritan- nifcher Refidene zu Zurch war. Es erheller, daß dieß Manufeript als eineFortfegung zu dem ſeltnen und fhägbaren Stuͤcke: Herefordshire Orchards, fo fich in der legten Ausgabe von Herrn Bradleys neuen Berbefferungen des Pflanzens ıc, befindet, be- ſtimmt geweſen. Nachricht von einem vortreflichen Safte, fo aus ver⸗ — Holz⸗Birnen und Holz⸗Aepfeln gemach wird. „Der Verfaſſer behauptet: Daß Holz-Aepfel un „Holz Birnen, wie fie auf den mwildeften und unfrucht „barften Hügeln wachfen, den reichften, ftärfften „angenehmiten und dauerhafteften Wein geben, de „Engelland hervorbringt, und Fünftig, dem Anfe „ber nad), hervorbringen kann. Ich babe dieß „fagt ev, durch viele hundert Verſuche in Here „fordshire fo richtig befunden, daß vernünftig „geute mich verfichert haben, diefe Gegenden von En „geland wären, nur diefer Kenntniß wegen, etli „100000 Pfund Sterling höber zu ſchaͤtzen. von Verbeſſerung des Eiders, 109 Er erwaͤhnet unter dieſen Arten ſaurer Fruͤchte die Birnen von Bareland und die Aepfel von Bromsbury, von denen auf der 4 Seite des Tractats: Herefordshire Orchards, Erinnerung gethan wird, und zeigt an, daß fie in großes Anfehen gefommen wären, ob die Entdeckung glei) damahls nur un: fängft gefchehen. Mit dem Zufage: Der Holz: Apfel und die weiffe oder rothe Pferde-Birne über- träfen alle andere, Die in andern ändern befannt wären. Von der rothen Pferde Birne in Selten oder Longland bemerkt er, „daß fie eine angeneh- „me männliche Stärfe hat, befonders in trocenen „Gegenden, und eine befondere Kraft gegen alle „Blaͤhungen befist. Bon der DBefchaffenbeit der „Fruͤchte ſagt er: Wenn man fie foftete, griffen „fie den Mund fo fharf an, daß die Bauern fpres „chen, es fey, als wenn der Daumen wegge „febhnitten würde, und weder Menfchen noch Thiere „rührten diefe Früchte an, wenn fie auch noch „fo reif wären. „ Bon der Birne, Namens Imny- winter, fo in diefer Sandfchaft, um Roſſe herum wählt, bemerkt er : „Sie fey zu nichts, als „zum Obſtweine, zu ®ebrauchen. Wenn ein Dieb „fie ftähle, würde er Die Mache augenbliflich em— „pfinden, weil fie auflerordentlich purgirte Wenn „man fie aber mit gut gewählten Holz= Yepfeln „vermengt, und zu gehöriger Neife Fommen läßt, „wird der Saft befler, als ein guter Franzwein. „Trinkt man ihn aber vor der Zeit, macht er den »Öaumen fühlles, greift das Gehirn an, und purs „girt heftiger, als ein Galenifcher Arzt. ,, Ex glaubt, diefe Eigenfchaft würde die Frucht vor dem Dieb- * 23 ſtahle 110 Auszug aus einem Briefe ftahle zulänglich verfichern, ob man fie gleich in bie entfernften Laͤndereyen pflanzte. Von der Beſchaffenheit des Saftes berichtet er: „Nachdem mit ihm verfahren wuͤrde, gäbe er ſtar⸗ „een Rheinwein, Bacharacher, ja annehmlichen Ca— „narienmwein, der von fich felbft durchzuckert iſt. Er „wuͤrde auch ſo hart, als der ſtaͤrkſte griechiſche Wein, „oͤffnete und vaſiooſte und hielte ſich 1, 2, auch 3 „Jahre, daß niemand ſagen koͤnnte, bie ale er feyn „müßte, um am beften zu werden. Diefes (feßt er „hinzu) koͤnnen wir fagen, daß wir ihn fo lange be» „halten haben, bis ev wie Sect gebrennet, die Flam— „me wie Naphta angezogen, und den Magen wie „Aquavit erhitzt. Er ſagt, er habe mit Weine von „Hay, den ein Kaufmann von Briſtol ungemein „erhoben, in feinem Haufe die Drobe gemacht, und „ihn fo weit unter einem aus Holz-Xepfeln und wilden „Birnen gemachten Safte befunden, daß alle Ber: „gleichung. lächerlich gefchienen. Ferner berichtet er: „vaß Herr Heinrich Lingen, ein großer und fehr „erfahrner Renner von Sachen, fo zum Pflanzen „Reiche gehören, verfchiedene Tonnen von einem aus „vergleichen vermengten Fruͤchten gemachten Safte „bey ſich gehabt, den er mit einer geſuchten Zwey— „deutigkeit, Birnen-Wein (Pearmaine Cyder) „genannt, und der aller Zungen Beyfall erhalten, „und daß alle ſeine gemeinen Gebuͤſche ihm Vorrath „von dieſer Frucht geliefert. | Diefe leichte, wohlfeile und vortheilhafte Art des Feldbaues, (wie er fie nennt). anzupreifen, ſagt er: Die beſten von dieſen Birnen wuͤch fen. auf unfruchtbaren und oͤden Huͤgeln oder Thaͤlern, Holz⸗ von Verbeſſerung des Ciders. 111 | Holz Aepfe aber auf allen Ufern und andern Plaͤtzen, ein Birnbaum frage ordentlich 40, 50, 60, 70 Gal⸗ lons öffentlichen Maßes, und manche 5,6 bis 7 mahl mehr, Seitdem ich diefes angefangen habe, (ſetzt er hinzu) machten wir innerhalb 10 Meilen um den Platz herum in einem Sabre 50000 Hogſheads, wie ich nicht aus Muthmaſſung, ſondern nach Re— geln und Unterſuchungen beſtimmt babe. Nun mö- gen unfre edlen Patrioten erwägen, daß dieſes nicht ein Luft-Gebaͤude, ſondern eine ſichere und augen— ſcheinliche Wahrheit iſt, die nichts geringers ſagen „will, als die Kunſt, auf unſern gemeinen Aeckern, auf „unſern Huͤgeln und wuͤſten Plaͤtzen, mit geringen „Koſten und Muͤhe, aber unglaublichem Vortheile, „die koſtbarſten Weine zutziehen. Meine Abfiche „it alfo, den ungemeinen Vortheil zu Gemuͤthe zu „führen, der unferer Nation entftehen würde, wenn „Leute, fo Diefes anfingen, fih, ihre Pachter und „Unterthanen, durch Nachfolge unfers Benfpiels, „glücklich machten. _ sch überlaffe es dem Sefer zu „bedenfen, wie viel Millionen Faͤſſer Weins in „wenig Fahren im Sande würden gemacht werden. „Und wirklich Halte ich dieß fiir Die Urfache, daß bey „allen den legten Kriegen in den ärnıften Bauer: „Hütten Fein Mangel erfchien. Sie hatten in allen „Haushaltungen eben Bie unveraͤnderte Zahl von „Gerichten und eben die Speifen, Unfere Aecker „und unfere Wenden fiheinen nichts geringer, und „der Schatten der Bäume bringe das Gras noch etwa „vierzehn Tage fpäter, als fonft, zum Nutzen der Aammer hervor. | 84 | Dar 112 Auszug aus einem Briefe Der Verfaffer befchließe feine Abhandlung mic den Worten: Wo diefe Abhandlung in gehörige Be— trachtung gezogen wird, haben wir feine Kriege ein- ander zu zerſtoͤren noͤthig, wie wir ißo führen. In kurzem Ffünnen wir Früchte genug für eine andere Welt, die fo groß, als diefe ift, haben, und diefe zu einem wahrhaften Paradiefe machen. ERELLERREIEPEITIT ET 11. | Auszug aus einem Briefe von Herrn Benjamin Coofe, M. D. K. G. an Hrnu. * Collinſon, Wirkung des Bluhmen— Mehls aus den Bluͤhten verſchiedener Arten von Aepfel-Baͤumen, auf die Frucht eines benachbarten Baumes betreffend, Aus den Schriften der Engl. K. Gef. 477. Num. VIIXrE. Die Aepfel find den 14 Nov. 1745 gezeigt worden. Werther Detter ! h habe euch einige Koufferen geſchickt, ſo von’ dem Bluͤhten-Mehle des nächftbenad): barten verändert find. Ich meiß deſſen Namen | | von Wirkung desBlumen-Mehls x. 113 Namen nicht, Fan aber fo viel fagen, daß die Rouf fetten völlig fein Anfehn und feine Farbe erhalten haben. 4 (Here Collinfon brachte zugleich verfchiedene Proben von den Yepfeln vor, als einen ungefärbten Kouffetapfel, einen, deffen Farbe verändert worden, ob er wohl unter einem ganzen Haufen underänderter Brüder gewachfen, und einige Hepfel des andern DBaums, der die Veränderungen in den Rouſſetten verurſacht, und deſſen Frucht gegentbeils von den Rouſſetten eine rauhe Schale erhalten hatte. ) Theophraſt erwähnt diefe Ilxoarrayr, mie er es nennt, und berichtet uns, die alten Geiftlichen hätten viel Werfs davon gemacht, und große Bege— benbeiten daraus verfündige. Plinius berichtee uns, es habe einer ein ganz Buch von dergleichen Veraͤnderungen gefchrieben. Der Mugen, den ich Daraus ziehe, ift vornehmlich, daß es eine Sache von Wichtigkeit für die Siebhaber der fruchtbaren Baume iſt, Ache zu haben, wie ihre Bäume geordnet find, und in was für Öefellfchaft fieftehen. Denn ob diefe Ausartung gleich an Aepfeln, die eine zarte grüne Schale haben, nicht fo merklich ift, als an den Rouſſetten; fo Fan man doch vermuthen, daß fie in einander wirken, und vielleicht ihre Säfte verbefjern oder verfchlimmern. j * x * Euer ꝛc. >. * B. er. nmerfung. Herr Job. in wuͤrdi Mitglied diefer ek, EA EN —— * Bemerkungen von dem ehrwuͤrdigen Herrn Zenchmann Praͤbend. zu Salisbury es fo zeigen, daß Erbfen a 5 1 114 Auszug aus einem Briefe vonr, verfchiedener Farbe einander eben fo anftecfen, wie vorer⸗ waͤhnte Aepfel. Herr Zenchmann beſaͤete im Fruͤhjahre 1729 ein Stuͤck ſeines Gartens mit weiſſen Erbſen, und zwo doppelten Reihen blauer Erbſen, zwiſchen denen ein ganzes vier Fuß weit blieb. Wie er des Saamens wegen im Herbſte wels che einfammlete, und eine von den Schoten öfnete, fahe er mit Bermunderung eine blaue Erbfe zundchft am Ende beym Stengel, nebft ſechs weiſſen. Nach forgfältiger Un⸗ ferfischung verfchiedener anderer Schoten fand er blaue und weile Erbfen in einerley Schoten fehr vermengt, bisweilen eine weiſſe oder blaue nur an einem Ende, bisweilen an beyden, bisweilen zwo weiſſe oder blaue, mit einer von ber andern Farbe dazmwifchen, und fo waren alle, die zum Saamen ausgewählt worden, weiß und blau unfermengt, Weil er dag nächfte Jahr Feine Bette weiffer und blauer Erbſen fo nahe beyfammen gehabt, bat er, feinem Berichte nach, feine dergleichen Vermengung in denen gefunden, die er zum Saamen ausgewählt, Es ift Schade, daß er nicht eine zulängliche Menge von den blauen Farben von den weiſſen abgefondert und gefäet, um zu bemerfen, was diefe vermiſchte Are wieder für Sarben geben wuͤrde. M. Schreiben Dr 115 RER EL TE 2 ZZ SE ze ze II. Schreiben von dem Ehrmw. Hrn. Koger Pirkering, M.d. K. ©, | an den Bräfidenten, das Dingen des Landes mit ausge: grabenen Wuſchelſchalen betrerfend. Aus den Phil. Tranſ. 474. N. 13. Ark, Den 6Dec. 1744, vorgeleſen. Charles Square Hoxton. 22 Nov. 1744 Mein Herr, HGech nehme mir die Freyheit, durch euch Dero RR Gefellfchaft eine Probe ausgegrabener Scha⸗ IF fen zu überreichen, fo mir letztlich uͤberſandt worden, und fehr vollfommen, auch wegen des Plat: zes, von dem fie genommen worden, merfwürdig find. Zu Woodbridge in Suffolf, in eines Pachters Grunde, befinden fich einige Gruben, fo tief, als ein Haus hoc) zu feyn pflege, Die aus ver- fhiedenen Schichten Schalen etwa neun Fuß tief unter der Dberfläche beſtehen, darüber der na— türlihe Boden von Sand und Grieß liege. Es iſt erſtaunlich, was bier für eine Menge Schalen beyfammen liegt, die von mancherley Art find, am haͤufigſten aber findet fich rt 116 Schreiben wegen Düng. desgandes. Art, fo ich vorzeige, und Die, meinen Gedanfen nach, das Buvinum vulgare ift, fo engl. Whilk heißt. Die Mufcheln, fo ich euch vorlege, find von dem Ober- theile der Grube genommen, wo man noch nicht fo tief hinunter ift, als Diefelben reichen. Wood⸗ bridge liegt fieben Meilen N.D. von Ipswich, und ohngefehr in eben der Weite von Drford, auf der See-Kuͤſte, fo gleich Dftwärts von ihm liege. Es feheint mir daher fehwehr, auf eine andere Art, els den Miofaifchen Grundſatz von einer allgemeinen Suͤndfluth, zu begreifen, wie ein folcher Haufen von Schalen fo weit von der See hergefommen, da bie Geſchichte uns feine Nachricht von einer Ueber- ſchwemmung in diefen Gegenden, oder daß fo ein Strich Landes vor der See befreyt worden, ersheilen. Der Fluß Deben, fo etliche Meilen davon bey Der benham entfpringt, läuft zwar bey Woodbridge eine halbe Meile von diefen Gruben vorbey in das Deutfche Meer, worein er fich ergießt. Aber man fan ſchwerlich vorausfegen, daß von ibm ein foldyer Haufen Schalen zufammengeführt, und eine Ober: fläche von Erde neun Fuß tief darüber gefegt wor— den, wo man nicht für diefen Umftand eine Zeit zu— läßt, die den Zeit-:Raum zwifchen uns und der Sünd: flurb faft gleich if. Diefem mag feyn, wie ihm will; fo hat der Pachter, in deffen Boden fie fich be= finden, dadurch den Grund z& großen Einkünften gelest. Der Mann befriedigte fich mit den alten gewohnten Einrichtungen der Pachter, (welches Ber- fahren den Wachsthum der Natur-Wiflenfchaft un— faglichen Schaden thut) bis ihn eiu glüclicher Zu- fall zu einer kuͤhnen Berbefferung noͤthigte. Cr pflegte mit ausgegrabenen Mufchelfehafen. 117 pflegte feine Fahrwege, wenn fie duch die Herbft- Arbeit verdorben, mit diefen Schalen auszubeſſern. Bey Diefer Verrichtung brach einftens fein Karren, und verfchüttere die Schalen aus dem Fahrzeuge auf das befäere Feld. Diefer Fleck brachte das nächfte Fahr fo viel Frucht, daß er einige Wagen aufeinSrüd befonders führte, das Geheimniß ben ſich behielte, und den Ausgang erwartete. Wie derfelbe ihn in feiner Hofnung nicht betroge, pachtete er alfobald ein großes Stuͤck ſchlechtes Sand, etwa 5 Schillinge den Acer, Düngte es gut mit diefen Schalen, und es ward in Drey Jahren fo vortreflih, daß er 15 Schillinge für den Acker zu verpachten befommen fonnte, Ich weiß, Daß es nichts neues ift, das fand mit Schalen, befonders von Auftern, zu duͤngen; erwähne es aber zum Berdruß als ein Beyfpiel, in was für fchlechten Händen, fowohl bey ven Land-Herren, als Pachtern, der Ackerbau, ein weitläuftiger Theil der Natur-⸗Wiſ— ſenſchaft, ſich insgemein befindet, da folcher die ge- naueſte Aufmerkſamkeit eines Philofophen verdiener ur erfordert. *) 6 a2 Ich bin mit gehöriger Hochachtung — Euer gehorſamſter Diener, R. Pickering. *) €8 würde dem gemeinen Wefen fehr vortraͤglich ſeyn, wenn jeder eigenthümliche Befiger von Laͤnderehen einen oder einen halben Acker zu Verfuchen befttinmte, feine Bemerkungen forgfältig auffegte, und der K. G. zum Anmerken oder Bekanntmachen zuſchickte. + IV. Schrei— 118 Schreiben von Aelchen im Sauert. DV. Schreiben von dem Wundarzte, Heren Jacob Sherwood, an den Ritter, Martin Folkes, Prof, der K. G. Kleine Aelchen im Sauerteige betreffend, die ihre Zungen lebendig zur Welt bringen, Yus den Phil, Tranſ. 478. N. 13 Art. D. 13 Horn, 1745246 vorgeſtellet. Mein Herr! bgleich die Gegenftände des Vergrößerungse O Glaſes, von dem ich itzo die Ehre habe, euch einige Nachricht zu ertheilen, von verſchiede— nen ſind betrachtet worden; ſo ſchmeichle ich mir doch, die Bemerkungen, ſo ich davon gemacht, und von denen ihr ein Zeuge geweſen ſeyd, werden der Koͤniglichen Geſellſchaft nicht unangenehm ſeyn, da fie eine auſſerordentliche Begebenheit enthalten, Die Aelchen im Sauerteige find die Thierchen, von denen die Rede ift. Der Zufall, fo ung öfters zu erftaunlichen Entdeckungen führe, bat mir folgendes Schaufpiel eröfnet. Wie ich eine Zahl diefer Aelchen einen Tag bes trachtete, und gerne eins alleine fehen wollte, i die ihre Zungen leb. zur Welt bringen. 119 ich das Kleinfte, fo ich finden Fonnte, in einem Flei- nen Tropfen Waffer unter Das Bergrößerungs-Öfas, Sch fand, daß ich es bey diefer Berrichtung in den Bauch verlegt. Eine lange dünne Röhre ging aus der Wunde, fo nach der Art eines Eingeweides dop« pele zufammengebogen war, und von mir dafür ge— halten wurde. Den Tag darauf theilte ich diefe Entdeckung dem Herrn Turbeville Nedham mit, und weil wir die Eingemeide, woſuͤr wir folche damahls hielten, gerne fehen wollten, zerfchnitt er eins faft in der Mitten. Wir fanden da zu unferm großen Erftaunen, daß diefer Theil von beyden zerfchnittenen Enden heraus: fhoflen war, und eine Menge Körperchen, fo wie Eyer fchienen, aus ihm herausgiengen, von denen wir aber gar bald fanden, daß es lebendige Aelchen waͤ— ven, Die fich in ihren eigenen Häuten eingefchlofien, obwohl von verfchiedener Reife befanden. Einige regten Kopf und Schwanz nur matt, andere wälz- ‚ten fich ſehr fchnell herum, und es war in der That ‚angenehm zu fehen, wie fich die reifſten bemühten, von den Haͤuten, fo fie umhüllsen, fic) los zu machen, wobey fie öfters ihre Stellungen veränderten, bis— weilen wie Schnecken, manchmahl wie eine 8 gewunz= Den waren, bis fie fic) endlich befreye hatten, und wie um ihre Mutter herumfchwammen. Hieraus erheller, daß das, was ich erſt fürein Einz geweide gehalten, die Gebärmutter geweſen, fo in den großen Aelchen voll undurchfichtiger Flecken er- ſcheinet, welches die jungen Aelchen find. Man ſieht 120 Schreiben von Aelchen im Sauert. fiehe dergleichen undurchfichtige Flecken auch in den ungen, fo bald fie von ihrer Mutter abgefondert ſind. Von dieſer Erfahrung verſichert zu ſeyn, wieder— holete ich ſie an verſchiedenen Aelchen in Gegenwart Doctor Parſons und verſchiedener anderer Herren, und fand allemahl Junge. Einige, naͤmlich die, ſo gegen das Mittel der Mutter gelegen hatten, waren fo zeitig, daß fie ſich los gemacht hatten, ehe id) fie unter das Bergrößerungs-Glas bringen konnte. Wie ich diefe Aelchen zerſchnitte, geſchahe es, Daß ih einen Zungen gleich auch mit zertheilte. Aber obgleich eben folhe Kuͤchelchen, wie aus der Mutter, in ihm erſchienen, ging doch aus den verwunde— ten beyden Enden nichts heraus, welches Davon berfommen muß, daß die sungen nicht zeitig ges wegen. | x Hieraus erhellet, daß dieſe Aelchen ihre Jungen lebendig zur Welt bringen, und folglich der gemei— nen Meynung unter den Naturforſchern nicht vor⸗ theilhaft find, daß alle Arten von Thierchen aus klei⸗ nen Eyerchen entſtuͤnden, fo in der Luft herum ſchwe— beten, und in die verſchiedenen Materien hineinfielen, darinn ſie entſtehen und ſich naͤhren. | Einige Kenntniß hievon zu erlangen, habe ich fri- ſchen Sauerteig gemacht, und einigen mit zarten Zeu: ge, andern mit einer Blaſe bedeckt, den übrigen or= dentlich frey gelaffen. Ich babe auch eine Vermi⸗ ſchung von Bluhmen und Waſſer gemacht, ohne ſol⸗ ches zu kochen, und einen Theil zugebunden, den anz dern offen gelaffen, woraus fich ureheilen läßt, wie viel die Luſt zu Fortpflanzung dieſer Thierchen beys fragen die ihre Jungen leb.zur Welt bringen. 12: fragen mag. Denn es läßt fich Feine Arc erdenfen, wie diefe Gefihöpfe in den Sauerteig fommen, wo wir nicht einen von dieſen beyden Wegen zu ihrer Erzeugung annehmen, entweder die Eyerchen aus der Luft, oder die vorbefchriebene Art. Dieß aber, nebjt dem, was fernere Berfuche gegeben, foll Eurer Unter- ſuchung Fünftig gehorfamft vorgelegt werden, *) R Meine Herren, Bon Eurem gehorſamen Diener, 3. Sherwood. t. N) Nach dem Berichte der Geſchichte der Pariſer Akade⸗ mie der Wiſſenſchaften, im 1718 Jahre, auf der 126, der Hol, Ausgabe hat Hr. de Malezieux bey Shieren, fo ohngefehr 27 millionenmahl Heiner, als Kaͤſemil⸗ ben, von ihm gerechnet, und durch Vergroͤßrungs⸗ Glas betrachtet worden, in ihnen die verſchiedene Ein⸗ geweide liegen, dieſelben ſich bewegen, und ſelbſt das Blut oder die Feuchtigkeit, fo deſſen Stelle vertritt, herumflieſſen ſehen. Einige von ihnen haben Eyer gelegt, fo man zuvor alg Fleine Körnchen in ihren Eingeweiden gezählt, und fo bald fie berausgefom- men, zu Thieren geworden, die alle Yugenblicke mehr Aehnlichkeit mit ihrer Mutter erhalten, je mehr fie ſcch ausgemwickelt und gewachſen. Andere haben le— ———— gebohren, die ſchon im Bauche der Mutter „ tenntliche Geftalten und Betvegungen gehabt, Wie * die Nachrichten alle find, die man am andefübes „fen Orte von der Bemerfung deg Deren Malezieux >. findet; fo wird eine genauere Bemerfung von Herrn 2 =; d den Liebhabern der Natur-Wiffenjchaft ni andere, als angenehm, ſeyn. Anm. deslleberſ. 2Band. Dee 122 Anmerkungen über die V. Des Hn. Reaumurs Anmerkungen er die ausgegrabenen Muſchel⸗Schalen einiger Gegenden von Touraine, und den Mugen, den man Daraus zieht. . Aus den Schriften der Parififchen Akademie der Wiffens ſchaften von 1720 uͤberſetzt.) ie Liebhaber der Natur-Geſchichte haben ſich $ feit 30 bis 40 Jahren mit nichts fo fehr, als „ mit Auffuhung der in der Erde liegenden Muſchelſchalen befhäfftige. Haben fie ſolche niche felbft gefunden ; fo haben fie ihre Spuren in den Steinen verfolge, in denen Eindrücke von ihnen erfcheinen. Durch unermüderes Nachforfchen find fie dahin gelangt, die felmmeften Schaͤtze d einem Reaumur, nicht gar zu gedultig anhoͤr ten, ob ihnen gleich auch ein Linnaͤus in den Anme fungen über das Stein⸗Reich, im Manır-Chftema, di Grenzen und den Werth ihrer Bemühungen deutli genug angezeigt hatı - ausgegrabenen Muſchelſchalen. 123 der entfernteften Meere, in_diefer Are, aus der Erde zu holen. Gie haben fo gar gefunden, daß die Erde vor dem Meere was zum voraus bat. Gie haben Abdrücke von Mufcheln entdeckt, deren Originale ung von dem Meere noch nicht gezeiger worden. Bloß das Geſchlecht der Ammonsbörner liefert ung mehr als 40 bis 5o dergleichen Arten. Kurz: die Neus gierigkeit iſt fo weit getrieben worden, als möglich ift, und vielleicht würde fie zu weit getrieben feyn, wenn man ihr nicht etwas, in Betrachtung des grofz ‚fen Lichtes, fo der allgemeinen Natur-Kenneniß dadurch aufgegangen, zugute hielte. Diefe Bemerkungen ha— ben die unumftößlichiten Beweisthuͤmer von den grofs fen Veränderungen, die auf der Oberfläche der Erde vorgegangen, gegeben. Sie haben uns das Geftänd- abgezwungen, daß das Meer voralters eine lange eit durch auf den Sändern geftanden hat, die igo am meiften bewohnt find. Engelland, Welfchland, Deurfchland, die Schweiz haben Baufige Schriftftel» ler vorgebracht, die fih um die Werte bemüber, bie erfmable der groffen Ueberſchwemmungen, fo diefe Länder gelitten, aufzufuchen. Die Geſchichtſchrei— ber brauchen felbft die Zabel, den Urſprung ihrer Länder weit hinaus zu fegen, und die Naturforfcher gegentheils fammlen die Denfmahle, wodurch dieſer rſprung unfern Zeiten genähere wird. Ob die Franzofen wohl aus ihren Mufcheln nicht fo viel gemacht haben, als die Schrififteller anderer Voͤlker; fo find fie doch vielleicht die eriten, fo fich an diefe Unterfüchungen gemacht. Bor mehr als i40 Jah: ven hat ein Schriftfteller, ver ſich eine Ehre daraus machte , weber Griechifch noch Latein zu verfteben, k, 38 ſehr 124° Anmerkungen über die > fehr viele Gegenden von Frankreich angezeigt, wo Mu: ſcheln begraben liegen. Ich meyne den Bernhard DPalifjy, deffen Gedanken ich eben nicht alle annehmen wollte, aber deffen Aufmerffamfeit und naturmäßige Schreibart mir ungemein gefällt. © Ich bedaure wenig, daß ihm die Gelehrfamfeit gefehlt hat, aber ich fan mich nicht ohne Schmerz erinnern, daß er genöthigt ift gewefen, im Tone zu arbeiten, und die Kunft, feine Töpfer-Arbeit zu machen, zu fuchen, da= mit er ſich und feine Familie erhielte. Wir fonnten das Verzeichniß ftarf vermehren, das uns diefer Schriftiteller von den Gegenden hinterlaffen, wo ſich Mufcheln oder Abdrüde derfelben in Steinen befin- den. Sich babederen aus allen Provinzen des Reichs iu meiner Sammlung. Wenn ich glaubte, daß eine fo ausführliche Beſchreibung, die Natur-Gefchichte zu erweitern vermögend wäre; fo wuͤrde es ein leich- tes feyn, nad) den Steinen, die aus unfern Laͤndern gegraben worden Mb viel in Kupfer ftechen zu laffen, als man von den auswärtigen hat. j ° Die Anmerkungen, fo Herr de Tußien zu Chaus mont bey Bifors gemadht,*) werden dazu genug toff + Man findet dafelbft in fchieferartigen und andern. Steinen Abdrücke von Pflanzen, befonders die den Saamen auf dem Rücken der Blätter tragen, (epi- phyllofpermz) als Sarrenfraut und dergleichen. Das merkwuͤrdigſte dabey ift, erftlich, daß e3 lauter auss ländifche Pflanzen find, fo um diefe Gegenden nicht wachſen; zweytens, daß beyde Flächen des Steines einerley Seite der Pflanze vorſtellen, und man alſo nicht annehmen kan, daß ſich ihre untere Seite auf die eine, die obere auf die andere Fläche abgebruͤckt, Dieſes ausgegrabenen Mufchelfehnlen. 125 Stoff gegeben haben, ohne einmahl andere dazu zu nehmen, die. er an vielen andern Oertern angeftellt. Aber was nügen dergleichen “Bilder, die vielleicht ſchon zu ſehr vervieifältige find, der Natur⸗Geſchichte? Das wichtigfte, Das man aus dieſen Bemerfungen lernen fan, ift, Die Oerter zu beftimmen, wo vorzeiten das Meer geweſen. Um davon glaubwürdige Denf- mahle aufzumeifen, find anfehnliche Haufen nöthig, von denen man nicht muthmaſſen Fan, daß fie Ueber— bleibſel einer Stadt, oder Privathaͤuſer ſeyn duͤrften. ER PR, h Wir haben nichts wichtigers in diefer Art von Denfmahlen, als was uns eine Gegend von Touraine darbietet. Esift mir Fein auswärtiges Sand befannt, Das dergleichen hat, und eine fo erftaunliche Menge Mufcheln ohne Beymiſchung fremder Materie zufamniengehäuft zeige. Vielleicht aber ift das fonderbarfte daran, daß unfere Mufcheln niche nur I 33 Koftbar- —6 4 „giens zu erflären, nimme Herr Jußieu an, daß die Blaͤtter auf dem Waſſer geſchwommen, welches mit seinem harzigten Leimen geſchwaͤngert geweſen. Dieſer hat ſich auf die Oberflaͤche der ſchwimmenden Blaͤtter, wegen ihrer haͤufigen Adern und ihres veſten Gewebes ; Lamen angelegt, daß er alle Züge derfelben vollkom⸗ men angenommen, Wie die Blätter verfaule find, und der Leim fich auf den zu Boden liegenden noch) weichen RR geſenket; fo hat fich diefer in die Höhlungen deg ldu ngen ſolcher Steine, ſteht in den Schriften der Akad. Anmerfung des Ueberſetzers. 126 Anmerkungen über die Koftbarkeiten für die Maturforfcher,, fondern ein wahrhafter Schatz für die Einwohner des Landes find, und ihrem Lande, das ohne folhe ungebauet liegen würde , eine erjtaunliche Fruchtbarkeit er— £heilen. Bor etlichen Jahren wurden mir die Nachrich⸗ ten von dieſen Muſcheln uͤbergeben, die Herr Chau⸗ velin, damahliger Intendant der Landſchaft Tou⸗ raine, an die Akademie geſchickt hatte. Wichtigere Geſchaͤffte hatten dem Herrn Chauvelin nicht verſtat⸗ tet, die Richtigkeit der darinnen ſorgfaͤltig befchrie- benen Begebenheiten zu unterfuchen ; daher ich glaubte, es würde alsdenn erft Zeit feyn, fie befannt zu ma⸗ chen, wenn die Afademie fie von neuem unterfuche hätte. Ich habe diefes willig auf mic) genommen, und mich einer Öelegenheit, die mir meine eigenen Berrichtungen verfchaffte, durch dieſe Landſchaft zu reifen, mit Bergnügen bedienet, diefen erftaunlichen Haufen Mufcheln zu betrachten, Ich will befchrei> ben, was mir bey ihnen am merfwiürdigften vorge: fommen ift, wie man fie nußf, wie man fie aus ih» rem Lager befommt, von was für einer Befihaffen- beit die Erde ift, ſo von ihnen fruchtbar wird, und endlich werde ich einige Muthmaſſungen uͤber die Ur: fache, die fo viel Mufcheln zufammengebracht, wagen, Zuvor aber muß ich die vornehmften Mannigfal- tigfeiten * die ſich unter den Muſcheln und den Steinen, ſo man mit Abdruͤcken der Muſcheln ausgräbt, hen: Diefe Mannigfaltigfeiten unserfcheiden fünf Rlaf- fen der Materien, fo man ausgräbt. Die erftebeftchr ans Mufcheln, die man noch ganz vollfommen findet, " Glanz mit einem Theile ihrer Härte verlohren haben, gewiſſermaßen verfaule find, und fi) in ein ordents ansgegrabenen Muſchelſchalen. 127 findet, die ihren völligen Glanz und Glaͤtte zeigen, und, wie es fcheiner, nichts von der Gewalt der Zeit gelitten haben, In die zweyte fege ich die, fo ihren lich weißlichtes Kalkpulver zerreiben laffen. Sch nenne fie ealcinirre Mufcheln. Zur dritten rechne ich die, ſo nur ihre alte Geſtalt behalten, aber ihre Natur völlig verändert Haben, ich meyne die verfteinerten, und bisweilen in ein mineralifch Wefen verwandelten, deren eigentlihe Materie aufgelöft, und nach und nach durch einen fteinigten Saft von der Art der ge= meinen oder Feuerfteine erfege worden, faft wie es mit dem verfteinerten Holze gefchehen. Bisweilen hat ein mefallifcher oder anderer mineralifcher Saft eben das gerhan. Die vierte Klaffe begreift die Steine, auf welche Mufchel- Geftalten eingedrückt worden, die fi) in den Höhlen erzeugt haben, wo Mufchelts begraben lagen, und dadurch) die Geſtalt dieſer Mus ſcheln erhalten haben, wie das weiſſe Siegelwachs die Geſtalt des Perfhafts annimmt. Ich will ihnen dem Namen eingedrückte Steine (pierres imprimees) laffen, und abgeformte Steine, (pierres moulees) befonders die von der 5 Klaffe, nennen, deren noch weiche Materie die Hoblung der Mufcheln ausges füllee bat. Diefe Arten von Steinen, befonders wenn ihre Form eine gewundene Schnecke gemwefen ift, haben mehr die Geftalt des Thieres, fo in dem Gehäufe gewohnt, als des Gehäufes ſelbſt. Die Geſchichtſchreiber der Natur nennen die drey legten Klaffen der verfteinerten Muſcheln, der Steine, ſo fih in Mufcheln *eingedrückt und der abges v 3 formten 128 Anmerkungensüber die" formten Steine oft figurirte Steine. Sie haben zu vielen Streitigfeiten Gelegenheit gegeben, Die, fo gerne überal! Saamen finden, oder formas plafticas wirfen laffen, haben nie geftehen wollen, daß Die Ge- ftalten diefer Steine von Mufcheln herfämen, fo fennt- lih auch die Merfmahle * die ſie von ange an ſich haben. Es mag fich mit diefem Streite verhalten, wie eg will; fo wird der Urfprung der Mufcheln, die ihren völligen Glanz behalten, oder die auch bey deſſen Berluft doch ihre Geftalt nicht verlohren haben, nicht zu erfennen feyn, weil ihre Befchaffenheit und Ge— ftalten andern vollfommen ähnlid) ift, von denen man fiher weiß, daß fie von Thieren bewohnet worden. Die von Touraine, von denen ich jeßo reden will, gehören zu der andern Art, und haben ihren Glanz verlohren., Man findet ihrer fehr felten, die ihn noch erhalten. Man gräbt fie in einer Gegend aus, die ſich auf mehr als drey große Franzöfifche Meilen in der Länge, und nicht fo weit in die Breite erftreckt, davon man die Örenzen noch nicht fo genau weiß. Sie gebt von der kleinen Stadt Sainte Maure bis nach Mantelan, und begreift die benachbarten Kirchfpiele, als St. Catherine de Sierbois, Louan, Boßre in fih. Man bilde ſich nicht ein, als ob diefe Mufcheln bin und wieder zerftreuet lagen. Man hat Urſache zu glauben, daß der Grund von allen Feldern, Staͤd— ten und Waldungen diefer Sandfchaft ein dichter Haufe von Mufcheln oder Mufchelftücken ift, deſſen Dicke man noch nicht genau weiß, aber verfichere ift, daß fie mehr als 20 Fuß befräge. Man bat alfo eine ausgegrabenen Mufchelfehalen. 129 eine Mufchelbanf von etwa 9 Duadratmeilen, und mehr als 20 F. Höhe: Wir wollen nod) nicht uns terfuchen, was in einem ande, fo mehr als 36 Meilen vom Meere entfernet ift, fo erſtaunlich viel Muſcheln zuſammenhaͤufen koͤnnen, ſondern erſt die Beweis— thuͤmer der bewundernswuͤrdige Groͤße dieſes Mu —— erzehlen. Die Bauern geben uns dieſelbe an die Hand. Ihr Nutzen lehrt fie hier fir die Naturforſcher arbeiten. Ihre Felder find natürlicher Weife unftuchtbar. Um fie fruchtbar zu machen, dürfen fie nur in den Mu: fchelgruben arbeiten, und was fie daraus ziehen, auf die Felder, wie fonft den Dünger, ausbreiten. Dieſe Muſchelhaufen beſtehen nicht aus lauter gan⸗ zen Muſcheln. Sie wuͤrden vielleicht dadurch den Naturforſchern ſchaͤtzbarer, aber dem Landmann un— nuͤtzer werden. Sie ſind meiſtens zerbrochen, wie geſtampft, oder vielmehr grob zerquetſcht, aber auch nicht in fo gar zarte Theilchen, daß fie unkenntlich wä= ren. Diefe Stüce, diefe Art von Grieß, fo nur aus Muſcheln befteht, machen den dichten Haufen aus, ‚in welchem man ganze Mufcheln von fehr vielecley verſchiedenen Arten antrifft. Die Bauern graben nur nach dieſem Grieß, der aus zermalmeten Mufcheln entſtanden iſt. Sie laſſen ihren Kindern das Vergnuͤgen, die Muſcheln zu ſamm⸗ len. Sie nennen diefe Mufchelftücen falun, und ‚die Gruben , daraus man fie, erhält, falunieres. Dieſes find gleihfam ihre Kunftwörter bierbey, und wir mollen uns daher eben derfelben bedienen. g ‚130 Anmerkungen über die un Es gehet mit den Mufchel-Gruben, wie mit den Bergwerken. Man arbeitet nur in denen, wo man einigen Bortheil zu erhalten hoffe. Bey den Mus ſchel⸗Gruben, die gar zu tief unter der Erde anfangen, wuͤrde Fein Bortheil feyn. Ehe man anfängt, in ih⸗ en zu arbeiten, unterfuchet man, wie tief es bis auf die Mufcheln (ey. Bisweilen liegen fie gleich unter der Erde, manchmahl liege eine Schicht Erde etliche Fuß hoch über ihnen. Wenn diefes mehr als g bis 8Fuß betraͤgt, unternimmt man ſelten, ſie wegzuſchaf⸗ fen. Es giebt auch einige Merkmahle, durch die man angeführt wird, eher an einem Orte, als an dem andern, nachzufuchen. Die Felder, auf denen wenig Kräuter wachfen, befonders aber niedrige und feuchte Oerter, fcheinen den Muſchelgrieß fehr nahe an der Dberfläche der Erde zu verfprechen. So einfach auch die Arc ift, wie man biefen Mu ſchelgrieß ausgräbt, find doch einige befondere Um— ftände daben zumerfen. Den Tag, da man ein tod) aufmacht, nimmt man alles heraus, was heraus zu nehmen if, Man darf den andern Tag nicht wieder kommen. Die Arbeit muß fehr gefehwinde gehen, um das Waffer auszuſchoͤpfen, das von allen Seiten zu Erfüllung des Loches eindringt, je tiefer man fommt. Gleichwohl find da feine Mafchinen gebräuchlich. Ale Vorbereitung befteht darinnen, daß man eine Menge Menfchen, nach der Größe des Lochs, Das man öffnen, und des Mufchelgriefles, den man mw till, verfammlet. Selten werden unter 80 Arbeitern auf einmahl gebraucht; oft kommen uͤber 120 und 150 zuſam⸗ men. Die Oefnungen der Löcher werden ohne gefehr J ausgegrabenen Muſchelſchalen. 131 gefehr ſchachtfoͤrmig gemacht, und jede von ihren Gei- en iſt 3 oder 4 Toifen lang, nachdem es dem Angeber gefällt. Wenn die erfte Schicht Erde weggenom- men, und fo viel Mufchelgrieß, als man fann, mit der Schaufel auf den Rand des Loches geworfen ift, theilt man die Arbeiter in zwo Klaffen, von denen eine das Waſſer ausfhöpft, die andere den Mufchelgrieß gewinne. Nachdem man immer tiefer und tiefer fommt, läßt man Stufenweife Platz für diefe Ar beiter, Die man vom Rande des Loches bis auf den Grund ftelle, wo einige Die Gefaͤſſe mit Waſſer zu fül- den, andere den Mufchelgrieß zu gewinnen befchäfftige find. Die Gefäfle gehen durch die, fo auf den Stuf⸗ fen befindlich find, aus einer Hand in die andere hin- auf, und auf einer Seite kommen die, fo den Mufchels grieß, auf der andern die, fo das Waffer enthielten, ausgeleeret wieder hinunter. | Man fängt diefe Arbeit bey frübem Morgen an, und ift zufrieden, wenn man fie bis 3 oder 4Uhr Nach: mittags fortfegen fann. Denn oft wird man genös thigt, das tod) eher zu verlaffen. Wir haben fchon erwaͤhnet, daß man nicht wieder zu demfelben koͤmmt; das Waffer füllt es bald aus, Man würde es mit Maſchinen ausfchöpfen koͤnnen; aber man findets be⸗ quemer, und vielleicht iſt es auch nicht fo Foftbar, eine neue Grube zu öfnen, da man verfichert. ift, überall welche anzutreffen, | Ba RN Das Wafler, fo ſich durch diefe Muſchelſchich⸗ ten durchſeigert, iſt hell und von keinem uͤbeln Ge— ſchmack. | ‚dh Ordentlich macht man die Grube 15 bis 16 Fuß tief, Selten geht man bis 20; aber allezeit wird m die 132 Anmerkungen über die. die Arbeit wegen des Waffers, und nie aus Mangel der Mufcheln verlaffen. Hat man fie einmahl ange: ffen, fo findet man nichts anders darunter, weder and, Erde,noch Stein. Es wäre ſchoͤn, zu willen, wie tief diefe Mufcheln hinuntergehen, aber die dazu noͤthige Unterſuchung wuͤrde viel koſten, und der Voctheil der Bauern erfordert es nicht, ſo weit zu gehen. os Ende des Septembers und der Anfang des Hctobers find ordentlid) die Zeiten, fo man erwählt, diefe Gruben zu öffnen, weil man da am menigften befürchtet, vom Waffer gehindert zumwerden. Es ift auch dieß die Zeit, da man die Felder beftellt. Biswei- len gräbt man auch im Frühling nach, aber feltener. Nachdem der Mufchelgrieß herausgebracht worden, und das Wafler, fo ſich in ihn gezogen hatte, abgelau: fen ift, ſchafft man ihn auf die Felder zu deren Ber- befferung. Mach der DBefchaffenheit des Erdreichs wird viel oder wenig hingeführe. Einiges fodert 30 bis 35 Rärne auf den Acker (arpent), bey andern find 15 bis 20 genug. Man bereiter diefe Felder auf keine beſondere Art vor. Man arbeitet ſie, wie ordentlich, und breitet den Muſchelgrieß darauf wie ſonſt den Duͤnger. Wir wollen nun unterſuchen, wie biefe zermalmere Muſcheln das Land fruchtbar machen. Es kan einem zuerſt einfallen, daß ſie eben das thun, was ſonſt die fette Erde verrichtete, die man zum Düngen braucht, daß fie fich mit der Zeit auflöft, und die Erde frucht: bar macht. Ich war fo gar geneigt zu glauben, Daß die Mergelerde vielleicht ihren Urfprung von ähnlichen Mufhelhaufen haben moͤchte, Die vollkommen - loͤ ausgegrabenen Mufchelfehalen. 133 föft worden; aber diefer Gedanfe fälle ganz und gar weg, teil unweit eben der Sünder, wo fich der Mu: fchelgreiß befinder, auc) Mergelerde anzutreffen ift, da man fich aber fehr huͤtet, fie auf die Felder zu füh: ren, fo Mufchelgrieß fodern, und umgekehrt, diefen nicht auf die bringet, die Mergelerde verlangen. Es koͤnnte auch wahrfiheinlich werden, daß die Mufcheln, wie fie fi) nad) und nad) auflöfen, mit ib- ven Salzen das Erdreich fruchtbar machen. Diefe ‚Salze fönnte von der Art der Salze der Meer-Pflan- zen feyn, mit dem an den Dertern, fo am Meere lie— gen, Die Felder vortheilbaft duͤnget. Vielleicht find die Salze des Mufchelgriefes nicht ganz und gar uns nüße; aber die Urfache, warum er den Feldern, die man fonft ungebaut müßte liegen laflen, fo eine er- faunliche Fruchtbarkeit giebt, Fommt auf eine gröbere Kenntniß der Natur an, und entdeckt ſich leichte, wenn man die Beſchaffenheit des Erdreichs, davon die e Rede iſt, ein wenig kennt. Die meiſten von dieſen Feldern bringen von Na— tur nichts, als Gebuͤſche, hervor. Die Kraͤuter wach⸗ fen ſchwer daſelbſt. Man nenne fie in dieſen Öegen= den Bornais, und bezeichnet ihre Eigenfchaften durch die Beywoͤrter terres froides, terres battantes. Um davon einen vollſtaͤndigern Begriff zu geben; fo ift es Erdreich, das gar zu leichte zufammenfälle, das nicht ſchwammigt genug it, vom Waffer durchdruns gen zumerden, Wenn es geregnet hat, ſieht ſeine Ober⸗ fläche aus, wie die Öartengänge, die vom Gärtner find eben geftampft worden. Gefchlagene Erde (Ter- res battues) würde ſich beſſe er zu sh ſchicken, als (terres battantes) wie ſie die Bauern ur Unter 134 Anmerkungen über die Unfer halb calcinirter Muſchelgrieß ift fehr leichte. Wenn er mit dem Erdreiche vermifcht wird, hält er deffen Theilchen von einander, und verurfacht Eleine Zwifchenraumchen, meil die Theilchen der Erde und des Mufchelgriefes nicht fo genau zufammenhafften Fönnen, daß aller Raum erfülle würde. Da über: dieß der Mufchelgrieß das Wafler nicht in ſich zieht, wie die Erde, wird er auch von Regen nicht fo viel ſchwe⸗ rer gemacht. Er ſtuͤtzt die Erdtheilchen, und verhindert fie, ſich zuſammen zu ſetzen. Kurz: es ſcheinet mir, als ob er eben fo ein erdigtes Weſen gäbe, wie der ver- faule Mift, nur daß er dauerhafter iſt. Ein Sand, das mit Mufchelgrieß wohl zugeduͤnget worden, ift auf 30 Jahre verforge. Das Wafler läuft nicht mehr auf feiner Oberfläche ab; es dringt in das Erd» reich; die Wurzeln der Pflanzen finden nicht fo viel harte Materie mehr durchzudringen; der Ackermann felbft empfindet die Wirfung des Mufchelgriefes am Pfluge, und adert ein Feld ohne Mühe, in das er zuvor faft niche Hineindringen Fonnte, Mer diefe Felder unterſucht, Fan nicht zweifeln, daß folches die Wirkungen des Mufchelgriefes find. Wäre man aber geneigt, ſolche den Salzen deffelben zuzufchreiben; fo wird man diefen Irrthum erkennen, wenn man erfährt, daß die Felder, bey denen man den Mufchelgrieß gebraucht, eben wie die andern geduͤngt werden. 8 giebt Felder, wo man Sand unter das Erdreih mengen muß, folhes fruchtbar zu machen. Ohne dag man dergleichen Beyfpiele in den Befchreibun- gen ausgegrabenen Muſchelſchalen. 135 gen der Reiſenden von Egypten ausſuchen darf, findet man fie in Frankreich. In Bretagne find Gegen- den, die fat nichts fragen würden, wenn man fie nicht mit Sande vermengte. Vermuthlich ift diefes Erdreich demjenigen ahnlich, das man mit Mufchels grieß zurichtet; aber der Mufchelgrieß ſchickt fich bef- fer zu verhindern, daß es fich vom Negen nicht zufant= menfegt, als der Sand. Er ift felbft niche fo ſchwer, und ich habe die Probe gemacht, indem ich Mufchel: grieß und Sand mit einerley fehr dichten Erde ver- menge. Man fchafft von den meiften Feldern die Steine, fo viel man kann, weg; gleichwohl haben die Herren Vaillant und Isnard bemerft, daß man in einem Dorfe, Namens Hernamche, fo unter die Diö- ‚ces von Bayenx gehört, fo viele Steine, als man kann, "auf die Felder wirft, Diefe Felder find nahe an den Sandhügeln beym Meere, und fonft vortreflich; aber fie würden bey trocknem Wetter zu viel Riffe be— kommen. Je mehr Steine mit diefem Erdreiche ver: mengt werden, defto meniger reißt es auf, oder, wel—⸗ ches eben fo viel ift, defto Fleiner werden die Niffe, Das Erdreich) wird gewiffermaßen in Fleine Theile durch dieſe Steine abgefondert, und kann daher nicht fo ſtark beriten. Man verpachtet in diefen Gegenden Die fteinigten Felder höher. Die Steine find uͤbri— gens nicht zu groß, daß fie der Pflug naht umwer⸗ fen fonnte, Das erfte und zweyte Jahr thut der Mu⸗ fchelgrieß nicht fo viel Wirfung,als die folgenden, Er ift bis dahin noch nicht genug mie der Erde vermengt; endlich aber vermengt er fich zu fehr, und theilt fich in zu Fleine Stückchen ein, weil er ſich immer mehr und air zertheilet. Man weiß, daß die Gchäufe der 1. Öarten« 136 9 Anmerkungen über dies.» Gartenſchnecken ſich in der Erde caleiniren, und nadh- dem fehr leichte zerreiben lajlen. Eben das wieder- fährt unfern Meermufcheln, wenn fie big auf einen gewiffen Grad zertheilt find. Es wird aus ihneneine Art Staub, die zu fein ift, als daß fie die, Erdtheil- chen zulänglich aus einander halten, und zwifchen ihnen die gehörigen Zwifchenräumchen erhalten koͤnnte. Alsdenn muß man neuen Mufchelgrieß auf diefe Fel- der bringen; aber dies iſt erft nach dreißig Jahren nö- thig, innerhalb welcher Zeit fie an Fruchtbarkeit das beite fand übertroffen haben. Man fan den Bauern meiftens Glauben zuftellen, wenn fie von der Frucht ihrer Arbeit reden. Sch habe von ihnen, wegen der gegenwärtigen, einftimmige Erzehlungen gehöret, Die mir würden zu hoc). getrieben gefchienen haben, wenn ich nicht überlege hatte, Daß die beträchtlichen Unfoften, fo fie auf das Ausgraben des Mufchelgriefes wenden, mehr als alle Reden bemeifen, wie vortheilhaft er ihnen fey. Denn es Fofter febr viel, eine ſolche Grube zu Pre Es ift nicht mit der Bezahlung der Arbei- ter alleine ausgerichtet; dieſer Arbeirs-Tag ift für fie ein Seft, wo der Wein und eine Art gufer Trackamente nicht gefparet werden. Es ift gewiß, daß fich die Mufcheln im Felde aufs löfen, und mid) davon zu verfichern, babe id) Erde unterfucht, worauf fie vor einen, vor zweyen, vor dreyen und auch vor mehr Jahren geführe worden. Ich habe diefes Erdreich geſchwemmt, bis ich durch. wiederholtes Schwemmen alle feine Erde von dem Sande und Mufchelgrieß abgefondert. In der Erbe, worauf der Mufchelgrieß nur voriges Jahr gefuͤhret worden, waren ſehr große Stuͤcken und haͤufig in | der ausgegrabenen Mufchelfehalen. 137 ber, fo ihn vor zwey oder drey Jahren erhalten, habe ich weniger und Fleinere Stückchen gefunden, und in dem Sande der, fo ihn faft vor2o Jahren befommen, Habe ich garnichts antreffen koͤnnen. DerMufchelgries war in folchem in einen eben fo jarten und leichten Staub, alsdie Erde felbft ift, verivandelt, und mit dem Waſſer gleichfalls. fortgeſchwemmt worden. Uebrigens verzehrt fich nicht ein Mufchelgries fo gefhwind, als der andere in der Erde, Wenn alle übrigen Umftände einerley find, dauren die großen Stuͤcken länger, und man findet Stücen von ver: fehiedener Größe Die Urfache aber, warum der Gries von einigen Öruben länger Dauert, als von ans dern, ijt, daß er beffer caleinire if. Ich babe zu Mantelan welchen gefehen, den man bey dem erften Einfchürfen findet, und doch nicht gebraucht, weil er noch) zu vollfommen ift, und ſich allzu wohl erhalten bat. Der Bequemlichkeit, ihn zu finden, ohngeachter, und ob er gleich Fein Waſſer eindringen laßt, wenn man ihn grabt, wird er doch von den Sandleuten den Dflafterern überlaffen, die ihn dem ordentlichen Sande vorziehen. Ich habe Bauern gefunden, die den groͤb⸗ ften Mufchelgries am liebften hatten, und andere, die feinern haben wollten. Der legtere, dienet beffer für die Erden, die eine baldige Hülfe brauchen; jener aber, der von längerer Dauer ift, für die, fo noch nicht fo fehr beſchwert find, Der Gries, den man zuerft herausbringt, fällt etwas in die Farbe des Erdreichs, das ihn bedeckt, Ich habe welchen, der etwas röthlich, und andern, der gelbliche ift, DasWafler,fo von der&rde gefärbet wor: ven, färbt ihn wieder, Aber wenn IR Schichten wegge⸗ 2 Band. K nommen 138 Anmerkungen über die nommen worden, ifter ſehr weiß. Aufs hoͤchſte findet man hin und wieder einige ſchwaͤrzlichte Stuͤcken; bisweilen iſt auch in den oberſten Schichten ein wenig Sand oder Erde eingemengt, dergleichen man aber bey den untern niemahls antrift. Die fremde Ma— terie, fo man daſelbſt am gewoͤhnlichſten finder, iſt we— der ſteinigt noch muſchelartig. Sie bricht ſich leichte, und man fann ihre Bruchſtuͤcken für nichts, als für den Unflat eines Thieres, anfehen. Es ift ſehr wahr- fcheinlich, daß es dergleichen feyn mag, der von einigen Waſſer-Voͤgeln herruͤhrt. Er fiheinet der Gänfe ihrem ſehr ahnlich, und ift mic Muſchelgries auffen ‘bedeckt, aber inwendig hat er nichts daven. Es it leichter, die Urſache anzugeben, warum der Mufchelgries die Felder fruchtbar macht, als wo— her fo erftaunlich viele Muſcheln in einem fo großen Striche Landes zuſammen gefonmmen find. Die gan zen Mufcheln, fo ſich unter Ben Stücken befinden, laf fen Feinen Zweifel übrig, daß fie aus dem Meere find, und die Stüden ſelbſt find oft groß genug, Die Ark Mufcheln, zudenen fie gehört haben, zu erkennen zu geben, Man muß alfo einen Saß zugeben, vor dem man fich auch igo wichtmegr fürchtet, daß nämlich das. Meer vor Zeiten über Öegenden geſtanden ‚hat, von denen feine nachften Ufer itzo 36 Meilen entfer- net find. Die allgemeine Sündflubt bringt es ohne Schwierigkeit dahin. Aber ob das Meer gleich diefe Ebenen bedeckt hat; ob es ſich gleich viel länger daſelbſt aufgehalten hätte, als die Suͤndfluht erfodert ; fo muͤſ⸗ fen wir Doch deswegen hier nich: eine Mufchelbanf von mehr als zwanzig Zuß dick finden. Der Boden des Meeres ift nicht durch und Durch auf Diefe Art mit En ſcheln ausgegrabenen Muſchelſchalen. 139 ſcheln bedeckt; oft findet man nur einige wenige hin und her zerſtreut. Die Gegenden des Meergrundes, wo das Senkbley ſtatt des Sandes nur Mufchelftücken beraufbringer, find vermuthlich das heut zu Tage, was unfere vorbefchriebene Felder fonft gemwefen. Was hat indeß fo viele zerbrochene Mufcheln da zus fammengebracht ? | | ‚Noch eine andere Frage ift, ob diefe Mufchelbane aus ganzen Mufcheln entftanden, die fich zumtheil calcinirt haben, und nachdem von der Saft, fo auf fie drückte, gebrochen find, oder ob fie gleich anfangs aus Stücken, Die wenigitens der Größe nach) mit des nen, fo wir ige finden, einerley geweſen, erzeugf worden? Diefe Trage, ob fie wohl an fich nicht fo wichtig ift, kann gleichwohl der erften einiges Licht geben. Bielleicht würde man anfangs als das wahr- fheinlichite annehmen, daß diefe Mufcheln wenigftens- größtentheils ganz geweſen, wie fie zufammengehäuft worden, und nachdem fie Durch Das Alter ftets muͤr— ber geworden, zerbrochen. Aber nach einer genauen Betrachtung diefer großen Mufchelhaufen bat es mie gefchienen, daß fie aus Stüden ohngefehr von der Größe, wie wir fie ige fehen, entftanden.. Was ich dabey bemerkt habe, und was meinen ftärfften Be— weis ausmacht, befteht darinnen, daß diefe Mufchels ſtuͤcken alle auf der Fläche, und faft alle wagreche lie— gen, wie Körper, fo durchs Wafler hergeſchwemmt worden, fich fegen müflen, Hätten fich die Mufcheln an dem Orte, wo fie liegen, von der Schwere ber ‚über ihnen liegenden Saft, nachdem fie mürber ges worden, zerbröcfelt; fo würden die Stuͤcken ganz unor⸗ dentlich liegen, Man würde alle fchiefe tagen, und fo- RK 2 wohl 140 Anmerkungen über die wohl fenfrechte, als wagrechte, anfreffen, weil fich die Bruchſtuͤcken diefer Eleinen Gebäude ohne Ordnung, und nachdem fie eingebrochen, würden unter einander gefegt haben. Ich habe auch bemerfet, daß dieſe Baͤnke oft aus Schichten von verfehiedenen Zollen dicke beftehen, die man leichte von einander unterfcheiden kann, welches nicht angehen würde, wenn die Muſcheln fich zerbro⸗ chen hätten, nachdem fie fich ſchon dabefunden. Man Eann in diefem Falle darzu feßen, Daß zwiſchen den Bruchſtuͤcken, oder wenigftens zwiſchen ihnen und der Erde, fo fie bedeckt, Höhlungen bleiben müffen ; denn die zerbrochenen Mufcheln nehmen den Raum bey wei: tem nicht ein, den die ganzen erfüllten. Endlich find diefe Bänfe voll ganzer, viel Fleinerer, und folglich viel zerbrechlicher Mufcheln, als die Stücken, mit denen fie vermengf liegen, ob fie wohl eben fo ſehr, als diefe Stuͤcke calcinirt ſcheinen. in Wir machen alfo den Schluß, daß diefe Mufchel- bänfe vom Anfange, wie fie jego find, befchaffen gewe— fen, undausdünnen Mufchelftücken beftanden haben, Man kann auch nicht leugnen, daß fie vom Meere find. erzeuget ivorden. Aber zu erklären, wie eg diefelbe zufammengehäuft hat, ift nicht genug, dag man fegt: Das Sand, mo fich jego Diefe Bänke befinden, habe nebft den benachbarten Gegenden auch viele Jahrhun⸗ derte durch dem Meere zum Boden gedienet. Der Meergrund iſt, wie wir ſchon bemerket haben, nicht mit ſo dicken Muſchelſchichten bedeckt. Es befinden ſich da⸗ ſelbſt nur einige Oerter, von denen das Senkbley Mu⸗ ſchelſtuͤcken heraufbringt. Man wird uͤberdieß an— nehmen müffen, daß ein Strohm im Meere von dem Örunte ausgegrabenen Mufchelfehalen. 141 Grunde der Gegenden, wo er hergeftrichen, beftändig Mufcheln und Stücken von ihnen mitgeführt, und ‚an den Det, wo wir folche ‚heut zu Tage finden, ges ſchwemmt. Damit ſich diefe fortgefchmemmten Mu: ſcheln aufgehalten haben, darf man nur fegen, Daß das Erdreich, auf dem fie ſich zufammengebäuft, eine größere Vertiefung, als das umliegende, gehabt; folg«. lich konnte der Strohm das nicht wieder mit fortſchwem⸗ men, was er dahin gebracht hatte. Diefes, welches ‚man nothmendig vorausfegen muß, ift vielleiche nicht bloß vorausgefest, weil man verfichert ift, daß der Mufchelgries wirklich tiefer, als das übrige Erdreich, in einer Are von Höhlung liege. Denn wo man ihm. nachgräbt, dringt Waffer herein, das fich ohnſtreitig von dem benachbarten Erdreiche herziebt. Wollten wir uns nun Muthmaffungen überlaf fen; fo würde fich ein weites Feld dazu öfnen, wenn wir nämlich finden wollten, wo der Strohm herges ftrichen, fo unfere Mufcheln zuſammengeſchwemmet. Wir Eönnten ihn z. €. von dem Canal (laManche) herfommen laffen, zwifchen Dieppe und Montreuil durchfuͤhren, und bis an die Küften von Rochelle leiten. Wir fönnten fo gar feinen Weg verzeichnen, wie er durch wichtige Haufen Mufcheln, auch folcher, die verfteinert worden, angegeben ſcheint. Bir würden ihn nach Chaumont zwifchen Gournay und Gifors führen, wo wir eine erftaunliche Menge verfteinerter Mufcheln finden. Wir würden uns auch. fein Bedenken nehmen, ihn dur Paris ju leiten, weil man in allen Steinbrüchen da herum ſehr viele verfteinerte Mufcheln von allerley Art finder. Ar mE von Iſſy 0“ 3 fiefern 142 Anmerkungen über die liefern die fonderbarften, und Paliffy hatte deren befonders in den Steinbrüchen geſammlet, die in der Vorſtadt St. Marceau liegen. Aus den Gegenden um St. Maur und Charenton babe ich befonders viel erhalten. Die Hügel, fo Paris umgeben, würden das Wafferbecfen unfers Canals ein- fchlieffen. Alsdenn würden wir ihn bis nad) Char⸗ res verfolgen, wo wir fegen Fünnten, daß er alle Die Mufcheln (Ourfins de mer) gelaffen, fo man da in Feuerftein verwandelt findet. Endlich würden wir ihn feinen Weg nach unferer Gegend um Tours nehmen laflen. Bey Niort und St. Maixant fcheinen Zußtapfen von ihm zu feyn, wo häufige Am= mons Hörner, ourfins de Mer und verfteinerte Schnecken fin. Wollte man dem Meere diefen alten Strohm abfprechen, dem vielleicht andere Obfervationen eine zu große fänge und Breite geben würden ; fo Fönnte man die Zufammenhäufung diefer Mufcheln von der Ebbe und Fluht herleiter, Man fönnte fegen: das Meer-Ufer fen Yorzeiten von unfern Mufchel-Gruben wenig entfernt gewefen, und hätte ihnen, fo oft es fie bedeckt, neue Mufchelftücken zugeführt. - So vers geößern ſich die Ströhme beym Anwachfe ihres MWaflers , erheben Inſeln, oder erzeugen auch neue, indem fie das Erdreic), fo fie anderswo her— geführt , niederſetzen. Nahe bey meinem Haufe zu Charenton habe ich in einer Inſel der Marne eine Mufchelbanf von mehr als einem Fuß Dicke gefunden, fo allem Anfehn nach auf diefe Art ent— ftanden ift. * Sie unterfiheider fi) von den vor— befchrie= 4 Da ausgegrabenen Muſchelſchalen. 143 beſchriebenen Muſchel Gruben nur darinn, daß bie Schalen nicht ſo gebrochen, und von Flußſchnecken, wie jene von Meermuſcheln, ſind. Wir wollen keine Unterſuchung anſtellen, warum Das Meer dieſen Theil feines vorigen Bodens verlaf- fen; ob er von der Erde, fo aus verfchiedenen Gegen— den herzugeführt worden, fi) unvermerft erhoben, und das Meer genöthiget, ſich in andere Sander zu fenfen? So viel ift gewiß, daß man in Frankreich Küften hat, yon denen fic, das Meer täglich entfernt, Um itzo von denen nicht zu reden, die ic) am beften- kenne; fo hat die Abtey St. Michel in Zerme in Hliederpoiton feit weniger als 20 Jahren eine beträchtliche Menge Erdreihs gewonnen, Das Meer hat viel Erdreich von Rochelle bis Loucou verlaffen. Es befinden fich in diefen Laͤndern große Moräfte dafelbft , die man biefer Urfachen wegen verlaffene (aiffes) nennet, In eben ver Landſchaft vergrößert ſich das Erdreich des Dorfes Champa- gne von Jahr zu Jahr merklich. Härte das Meer ſich nach) eben der Berhältniß von den Küften Frank— reichs feit 30 oder 40 Jahrhunderten entfernt; fo ‚würde man vielleicht finden, daß es mehr Zeit gehabt, als ihm noͤthig gewefen, allen Raum, der von bier bis an feine Ufer geht, zu verlaffen. Weil es auf der einen Seite ein Stücd fand verlaffen, nimme es der too ein neues ein. Das Sand iſt unglücklich, 8 fih nähere, Wollte man endlich nicht annehmen , daß das Meer unfere Selder fo lang: ſam verlaffen ; fo Fünnte man genug andere Ver— änderungen adenten ‚ die es aus ſeinem vori— ‚gen Lager vertreiben und in ein neues brin- | 84 gen 144 Anmerkungen über die gen können; als ftarfe Erfhürterungen, Berge, fe zuvor dem Wafler als einen Damm widerſtanden, und nun durchbrochen worden, eine Veränderung des Mittelpunets der Schwere bey der Erdfugel, ver: möge der folcher nicht mehr mit dem Mittelpuncte, deren Größe einerley ift. Jede von dieſen Urfachen kann dergleichen Wirfung, wie wir erklären wollen, hervorbringen; aber man hat keinen Grund, eine der andern mit einigem Scheine vorzuziehen, Es mag ſich mit den Urfachen, die das Meer ge noͤthigt haben, uns fo weite Gegenden zu überlaffen, verhalten, wie es will; fo ift gewiß, daß es ung da— ſelbſt viele Mufcheln Hinterlaffen, die wir nicht mehr an unfern Kiften finden. Ich will igo die nicht um: ftändlich erzehlen, die man in unfern Mufchelgruben anteiffe, welches ich ſchon für fehr unnüge erflärt babe. Es ift genug zu fagen, daß man. auffer denen, fo auf unfern Küften gemein find, als Peloriſche ©ienmufcheln (Palourles) Raviguons und Aus ftern, ſehr viele in unferm Meere unbekannte, als die Perlenmuttern, die CTagelmufcheln, (concha imbricata) Auftern, fo von den unfern unterfchießen find; die meiften gewundenen Schnecken, feltene und gemeine, auch) Steinpflanzen, Madreporen, Netiporen, Meerpilze. Aber faft alle Mufcheln haben ihren Glanz verlohren, und es ift dieß ein Glück für das Erdreich, wo fie gefunden werden, weil fie fonft fol- ches nicht fo gut fruchtbar machen würden. Man wird ſich ohne Zweifel über die Hilfs: Mittel verwun⸗ Bern, fo die Natur unfern Bedürfniffen darbietet, da fie fo viele Mufcheln zum Unterhalte unfers * ens ausgegrabenen Muſchelſchalen. 145 chens verſammlet hat; aber man wird ſich zugleich verwundern muͤſſen, wie die Leute auf den Einfall ge— rathen find, ſich dieſes Huͤlfs-Mittels zu bedienen, und ihre Felder fruchtbar zu machen, Muſcheln aufgeſucht haben, die das Meer in die Erde begraben hatte. Aa Schreiben von Robert Southwell, Efq. an Herrn Heinrich Oldenburg, 4 einige auferordentliche MWiederhalfe betreffend. Der Königl. Englifchen Geſellſchaft von dem Ehrmürdigen Heinrich) Miles, Docct. der Öottesgelahrtheit undMitgl, der K.G. | x mitgetheilet. Aus den Phil, Transact. 480. N. 8. Ark. Den 5 Jun. 1746 geleſen. ch muß mich für fehr glücklich Halten, daß ich R fo beftändige und neue Nachrichten von den Begebenheiten der Welt, und das von einer fo mühfamen Hand, befommen, daß ich nirgends mehr Richtigkeit und Fleiß finde, als bey euch, IR 85 Ich 146 Schreiben von einigen Ich erfreue mich fehr über das glückliche Aufneh- men der Öelehrfamfeit in der Koͤnigl. Gefellfchaft, und daß Ihro Majeſtaͤt diefelbe Durch ihre Gnade aufmun- tern wollen. Was eure Frage vonSchallen und Wie: derhaflen betrifft, erinnere ich mich, daß der Herzog von Florenz befondere Berfuche von der Geſchwin— digkeit der Bewegung des Schalfes gemacht, und ic gab dem Herrn Boyle auf einem Blatte Papier eine Nachricht von diefen Berfuchen und deren Anftellung. Der befte Plas, wo man ein Wifpern laut hörer, war zu Gloceſter. Aber in Welſchland auf dem Wege nad) Neapolis zivo Tagereifen von Rom fabe ich in einem Gafthofe ein Zimmer mit dem vier- ecfigten Gewölbe, wo man den, der in einem Zimmer wiſperte, leicht in der Ecke gegen über hören Fonnte, im geringften aber nicht in dem Winfel, der an der Seite und viel näher war. Ich fahe ein anders auf dem Wege von Paris nad) Lyon in dem Vorhofe eines gemeinen Wirthe+ haufes, fo ein rundes Gewölbe hatte; aber feiner yon Diefen beyden Fam mit dem von Glocefter in Ber: gleihung. Der Unterfchied zwifchen diefen beyden legten mar nur, daß, wenn man den Mund an Die Seite der Mauer hielte, verfchiedene es auf der an- dern Seite hören Fonnten, weil fi) die Stimme mehr ausbreitete. Da aber das erfte viereckige war, und man nur in einem Winfel wiſperte, ward folches nur in den gegenüberftehenden gehört, in einiger Ent⸗ fernung davon, aber nicht deutlich. Diefes Vermoͤ-⸗ gen hatte joder Winkel des Zimmers, und nicht nur einer allein, | Zu aufferordentlichen Wiederhalle, 147 Zu Bruͤſſel ift ein Wiederhall, der ıs mahl ant- wortet. Aber wie ih zu Wieyland war, mierbete ich eine Kutſche, zwo Meilen nach eines Edelmanns $ufthaufe zu reifen, das itzo nicht fonderlich im baulis chen Wefen erhalten wurde, und nur einen Bauer an einem Ende zum Bewohner hatte. Das Gebäude ift von der Morden-Geite etwas lang, und hat zweene vorausgerückte Flügel, ſo daß ihm nur eine Seite zu einem länglichten Bierecke fehle. Etwa 100Schritte vor dem Haufe rinnt ein Fleiner Bach) fehr langſam, über den man aus dem Haufe in den Garten geht. Wir nahmen etliche Piftolen mit, und wie eine los— gebrannt wurde, hörte ich den Knall 56 mahl wieder: holt. Die erjten zwanzig war deutlich; alsdenn aber ſchien der Knall fortzufliehen, und aus einer größern Weite wiederzufommen. Dadurch ward die Wieder: holung fo verdoppelt, dag man faum alles zählen fonnte, und es fihiene, als ob der Hauptfnall bey feinem Forts gange von beyden Seiten zugleid) begrüßt würde, Wie ein ftärkerer Piftolenfhuß gefchahe, zählten einige unferer Gefelffchaft 60 Wiederhalle, und es war in der That fehr ergögend, Aber auf der ats dern Seite des Haufes an dem gegenüberfiehenden Flügel wolkte nichts Flingen, und nur geſchahe etwas in einem Zimmer 2 Stodmwerf vom Boden, Sch halte mich noch zu Rinſale auf, werde aber bald nach Dublin zuruͤckkehren, wo ich die Brüder: haft zu vergrößern hoffe; aber diefe Gegenden find ganz Ode von Merfwürdigfeiten. Ich bin Meines Seren pin * Euer aufrichtiger Freund und Diener, Hlnfale, den 19 Sept. Robert Southwell, I, I VI. Schreiben 148 Schreiben von den VII. Schreiben vom Hrn. Jacob Simon von Dublin an Martin Folfes, Eſq. Prafid. der 8.G. die Verfteinerungen von Lough⸗Neagh in Irrland befreffend. Nebft einem Briefe | von dem Hochw. D. GeorgBerkley, Lordbiſch. v. Cloyne, an Th. Prior, Eſq. Aus den Phil, Tranſ. N. 38. 8 Ark, Geleſen den 9 Hort. 1746747. Kon meinem legten erwähnte ich einige Verſtei— nerungen, fo ich in einer Büchfe an Gera Dovolles, Eſq. Mitgliede der Königl. Gefell haft, gefhieft hatte, ihnen zu überliefern und der Gefelfchaft vorzutragen. Ich erwähnte zugleich, daß ich einige wenige Bemerkungen über dieſe Art von Berfteinerungen, fo gemeiniglich Lough⸗Neagh Steine, gemacht haͤtte. Ich ſetzte hinzu: Wenn es der ſchlechte Zuſtand meiner Geſundheit verſtattete, wollte ich ihnen dieſe Anmerkungen ſenden, die ich, ohn— geachtet meine heftige Beſchwerung fortdauerte, bey einigen vortheilhaften Zwifchenzeiten aufgefegt babe, und um Erlaubniß bitte, fie ihnen vorzulegen, da— mit fie und ihre Freunde folhe genau unterfuchen, | und Berfteinerungen von Lough⸗Reagh. 149 und die auch noch fo häufigen Fehler guͤtigſt verbef- fern mögen. Sch fuche die Wahrheit, lerne gerne und- nehme willig Unterricht an. Zur Sache zu fommen, Die meiften alten Schriftfteller, fo von Irrland gehandelt, haben die befondere Befchaffenheit von Lough⸗Neagh erwaͤhnt, daß es Holz in Stein ver- ändert, Einige von ihnen a) find fo weit gegangen, daß fie gefagt haben, es würde der Theil vom Holze, fo im Schlamme ftedte, Eifen, der Theil im Waffer Stein, und der äuffere Theil bleibe Holz. Einige neuere Schriftfteller, befonders Herr Wil⸗ belm Molyneur, Srancis Nevill und Edw. Smytb,und auffer Diefen der gelehrte Herr D. Wood⸗ ward/ b) der Verfaſſer der Anmerkungen über Das rens Geographie, c) und andere ſcheinen mehr in den Gedanken zuftehen, daß dieſe verſteinernde Eigenſchaft nicht ſowohl im See ſelbſt, als in dem Grunde daherum liegt. Herr Edw. Smyth, d) der von dieſer Sache das meiſte ſagte, und die andern ſcheinen feiner Mey: nung nachgezogen zu haben, berichtet : „Daß noch „rein ihm bekannter Berfuch oder Erfahrung bewei— „fen koͤnnte, daß diefer Dre wirflich die Kraft haͤtte, Holz zu verfteinern, oder daß das Waffer der Ber- „fteinerung behuͤlflich wäre. Er führer ein Beyfpiel „eines anfebnlichen und glaubwürdigen Mannes an, a der a) Baetius Gefchichte der Edelfteine und Steine, b) Berzeichniß der Engl, Soil. IITh. 19, ec) Herr Jac. Mares Alterth. von Walth. Barris 227 ©. Auflage von 1745 in Sole | d) Nachgehends Biſch. von Dowen. S. Phil, Sranf. n. 174. 150 Schreiben von den „oder zweyerley Stuͤcken Jolly *) in zween verfchiede- „nen Drten hineingefteeft, unmeit des Drfes, wo der „obere dann hineingeht, und die Theile derStämme, „fo von dem Waffer wohl 19 Jahre benegt worden, „ohne die geringite Veränderung oder einiges Anfehen „zum Berfteinern zu erhalten. ,, Eine andere Urfache, warum er an diefer Eigen: ſchaft gezweifelt, ift, „weil, dem Berichte nach, das „Waſſer insbefondere diefes Bermönen hat, wo fich „das ſchwarze Waſſer in den See ergießt, da es „doc aus der Beſchaffenheit flüßiger Körper erhellt, „daß eine Kraft, Die ein Theil bar, fich durchs Ganze „wenigftens einigermaßen ergieffen muß. Derentwe—⸗ „gen, fagt er, hat man guten Grund zu glauben, daß „das Waſſer diefe verfteinernde Kraft garnicht befiße, „Etliche Zeilen tiefer aber meldet er**): Er mutb- „maße mit gutem Grunde, daß ander Holz ſowohl, „als Holly, würde hier feyn verfteinert worden, mweil „einige Fifcher, fo eines Herrn, von dem er Diefe „Nachricht erhalten, Unterthanen wären, ihn berich= „tet, daß fie in dem Schlamme des Sumpfes große „Bäume mit allen ibren Aeften und Wurzeln ver- „fteinert gefunden, und einige von der Größe, daß „fie fhwerlich Fönneen von einem Joch Ochfen hin— „geführt feyn. Sie hätten verfchiedene Stuͤcke fo „groß, als ein Mannsfchenfel und noch geößere ab: „gebrochen, aber den ganzen Stamm nicht regen „eönnen, „ Sch ) Man hat dag Englifche Wort beybehalten, fo ſonſt franzoͤſiſch Roux, hollaͤndiſch Hulſt, deutſch Stechpal⸗ men gegeben wird. Der Verfaſſer haͤtte wohl gethau, ben botanifchen Namen beyzufuͤgen. * An oben angemerkten Orte, Kerfteinerungen von Lough⸗Neagh. 151 Ich vermuthe, daß Herr Smyth oder fein Freund diefe Hefte gefehen, und Dadurch von der Berfteine- rung fo verfichert worden , wie ihn die Größe uͤber— zeugte, daß es Eichen und nicht Holly fen, weil, fage er, fein anderer Baum in diefem Sande fo erftaunlich groß wird, wenigſtens der Holly nicht. | Wie fi) aber Here Smyrb überzeugte, daß diefe Bäume Eichen und nicht Holly wären, und wie er fich gleichwohl von der verfteinernden Kraft an eini- gen Orten der See nicht verfichern koͤnnen, da Doch Diefe Baͤume im Schlamme verfeinert gefunden wor— den, ift mir wunderbar. Denn wenn ein Joch Och— ſen ſolche kaum von dannen ziehen koͤnnen; ſo iſt es, meiner Meynung nach, ſchwer, ſie von einer anliegen— den Gegend, wo ſie gelegen haͤtten, und in Stein ver— wandelt waͤren, herzuleiten. Man muß vorausſetzen, daß dieſe Baͤume entweder an den Ufern der See ge— wachſen, und fuͤr Alter oder aus andern Zufaͤllen ins Waffer oder den Schlamm gefallen, und dafelbft verfteinert worden, oder daß man fie nach ihrer Ber: fleinerung von einer benachbarten Gegend mit großer Arbeit und Unfoften bergeführt, welches kaum anzu⸗ nehmen ift, Herr Smyth berichtet ferner, „daß zweene Her: „ren aus dem Nordertheile (von Irrland, wo der „See liegt) ihn berichter hätten, daß fie einen Körper „gefehen, der zumtheil Holz, zumtheil Stein geweſen. „Da fie aber nur wegen der verfchiedenen Farbe fo „geurtheilt, und folches von dem ungleichen Grade under Verfeinerung herrühren fönnte; fo kann man „muthmaffen, daß fie fich geirret. Denn fie has „ben mit dem Theile, den fie für Holz hielten , | “feinen 152 ‚Schreiben von dem „‚Eeinen Verſuch angeftelle. Niemahls hat man vee- „ſteinerte Rinde gefunden, aber wohl etwas verrotte⸗ „tes an dem Steine, das die Rinde vorſtellen „Fünnte, „ Mich deucht, Herr Smycth mwiderfpricht fi) ie der legten Muthmaßung fo fehr, als in der erften. Seine Freunde verfiherten ihn, daß fie einen oder mehrere von diefen Steinen noch zumtheil Holz gefes hen hätten; aber, fagt er, fie irrten fih. Die ver- fehiedenen Farben, derentwegen fie eines für Stein, das andere für Holz hielten, ruͤhrten von den verfchie- denen Graden der Verfeinerung ber. Was follen wir Durch diefe verfchiedene Grade der Berfteinerung verftehen? Was heißt Das verrottete, das man um den Stein findet? War nicht alfo etwas von dem Holze völlig, etwas weniger, und etwas gar nicht verfteinert, wie ihn die Herren verficherten ? Die Berfchiedenheit der Farbe, das Anfehen und Fühlen waren zulänglich, fie zu verfichern und den Grad, zu beftimmen. Den Schluß, daß die verfteinernde Kraft nicht im Waffer feyn Fönne, weil fie nicht überall darinnen iit, halte ich aus folgenden Urfachen für unrichtig: 1. Weil eine Duelle, fo fehr fie auch mit verfteinernden, mineralifchen oder metallifchen Theilchen geſchwaͤngert ift, wenn fie fih an einem Orte in den See ergießt, ihre verfteinernde Kraft dem Waffer im ganzen See nicht weiter mittheilen Fann, als die Themfe das See⸗Waſſer füffe zu machen vermögend if. Zweytens, wenn diefe verfteinernde Kraft durch das ganze Waſſer in fo einem Grade ergoffen wäre, der einen Baum zu verfeinern vermögend iſt; fo müffen \ 7) Berfteinerungen von Lough⸗Reagh. 153 muͤſſen folche auf alle Pflanzen, die überall im Teiche wachfen, und auf alle andere Körper, Sand, Schlamm und $eim, fo täglich Hineinfommen, wirken, und endlich würde fich alles ſammlen und zufammenhän= gen, und der ganze Boden des Teiches, ja der Teich felbft durch die in verfchiedenen Graden zufammen= wachſende Theilhen zu einem veiten Körper werden, mo wir nicht annehmen wollen, daß die Kraft auf nichts, als auf Holz, wirkt, welches der Erfahrung zumider ift,da man an denlifern derSee allerley Pflan« zen verfteinert finder, auch Mufcheln, Leim und Sand in verfchiedenen Geſtalten verfeinert antrifft, wovon ich Proben habe. Die Erde, fagt der große Robert Boyle,*) enthalt verfihiedene Arten verfteinernder Säfte, und viele von folchen mie einem oder dem andern Minerale geſchwaͤngert. Alle Duellen und Waffer find mie ſolchen mineralifchen und falzigten Theilchen ‚mehr oder weniger erfüllt, weil die allerdurchfichtigs ften nach der Ausdünftung allemahl etwas Gal; mit etwas fteinigten und mineralifchen zuruͤcke laffen. Ich babe in der Erfahrung befunden, daß ver- feinernde Quellen überhaupt geſchwaͤngert find, und zwar einige mit Falfartigen und andern Stein-Theil- hen, andere mit eifenfhüßigen und BitriolsTheilchen. Die fteinigeen und falkartigen wirken, wie ich be: merkt babe, wenn fie auf Holz oder andere Dinge aus dem Pflanzen-Keiche troͤpfeln, meiſtens ſo, daß fie Er) —* dem Urſprunge und den Kraͤften der Edels eine. 2 Band, $ 154 Schreiben von den fie eine fteinigte Rinde darüber ziehen, und es giebt verfchiedene Abfäge von dieſen Rinden und ihrem Zuſammenwachſe, die doch alle veſt zufammenbalten, Sie verändern das Holz felten in Stein, fundern, wenn fie ſich an das Holz und dergleichen anhängen, fegen fie fi) da zufammen, und bedecken es nad) und nach mit einer weislichten Rinde von verfchie- dener Dicfe, wodurch das Holz in einem fteinigten Ueberzug eingewickelt wird, wie man an den Ver— fteinerungen in den fumpfichten- Wieſen (Maudlin Meadous) von Gloucefterfhire, der Einfiedelen (Hermitage) bey Dublin und an vielen andern Orten ſieht. Iſt das Holz verrottet; fo findet man eine Hohlung im Steine, fo oft nachgehends durch einen fteinigten Ueberzug erfülle wird, da Die ſteinig— ten Theilchen in die Stelle des verrotteten Holzes treten. In der That gehet das Waſſer bisweilen die Zwi— ſchenraͤumchen des Holzes der Laͤnge oder der Quere nach durch, dringt hinein, und fuͤllt ſie mit ſteinigten Theilchen, ſchwellt ſolche auf, zerſtoͤrt das Holz mit der brennenden oder aͤtzenden Kraft, die es von dem Kalk erhalten hat, und nimmt alsdenn die Geſtalt der Pflanze an, in die es getreten war. Dieſe Arten von Verſteinerungen ſchaͤumen durch— gaͤngig mit faurem Safte und Vitriol-Geiſte, und erden im Feuer zu Kalk. | Eifenhaltige und vitriolifche Wafler wirfen meiſt, indem fie ihre zartefte Theilchen durch die Zwifchen- saumchen und Gefäfte des Holzes hineinbeingen, ohne deffen Größe zu vermehren, oder die Zufam- menfügung zu verändern, ob fie gleich Die eigene Schwere | y Berfteinerungen von Lough⸗Neagh. 155 Schwere des Holzes merflih größer machen. Bon der Art ift das verfteinerte Holz, das man bey den Ufern von Lough⸗Neagh finder. Auſſer an einigen Orten, fo ich nachgehends erwehnen werde, wo ein dünnes fihleimichtes Weſen bemerkt wird, findet man nirgends einen äuffern Zufaß, oder ein äufferes Anhängen einer Materie, fo ſich darauf ge- legt, fondern der Kern, und die Merfmahle des Hol- zes haben fich erhalten, und alle Beränderung fomme auf das Gewichte und die Dichtigfeit an, da die mi: neralifchen Theilchen das Holz durchfloffen und erfülle haben. Diefe Steine, oder vielmehr Holsfteine, fhäumen im geringften nicht mit Bitriolgeifte oder Dele, noch mit Scheidewafler, zum Zeichen, daß fie voll metallifher, oder jteinigter, aber nicht Falf- artiger Theilchen find. Und diefes mag die Urfache ſeyn, warum das verfteinerte Holz, defien CT. Brew*) erwehnt, nicht fehäume, welches ihn in Berwunderung zu ſetzen fcheint.**) sch Fonnte diefe Steine durch das fchärfite Feuer nicht in Kalk verwandeln, auch mie gehörigen Zufägen zu feinem Fluſſe oder Bergläfung Dringen. *,*) 82 Ob *%) Reg. Soc. Muf. 270 Seife. Dieſen twiderfpricht eine Bemerfung von dem Herrn Joh. Beaumont, Phil. Transact, 129 N. 7916, daß meifteng die mineralifchen Steine mit fauren Saͤften ſchaͤumen, melches aber alle Englifche und Irrlaͤndiſche, mit denen ich es verſucht, nicht hun. *,*) Die Falfartigen verwandeln fid) bisweilen in ftarfen Feuer zu Kalf, und fehäumen mit fauren Saͤf— ten; aber andere Arten, als Schiefer, * ltein, 156 Schreiben von den Ob man wohl vielleicht noch Feine Bergwerke bey der See entdeckt hat, habe ich doc) Urfache zu glauben, daß es dergleichen in der Nachbarfchaft giebr, weil man an feinen Ufern und den anliegenden Pläts zen viele Eifenfteine und eine gelbe Defer oder Leim dafelbft antrifft. Ich habe von diefen Eifenfteinen, die ſehr ſchwer, auswendig ocfergelb und inwendig braunroth find, viele calcinirt, und gefunden, daß das Pulver von allen vom Magnet ftarf angezogen wird, Berald Boste*) erwehnt einer Eifengrube in der Graffhaft Tirone, unmeit des Teiches, und andere am Fuße von den Gebirgen Slew Gallen. Allen, fo die geringfte Kenntniß von Bergmwerfs- Sachen haben, ift befannt, daß Erzaänge in dem Innern der Berge und Hügel gefunden werden, und eben fo befannt ift, daß in ihnen Duellen anzutref fen find. Wenn alfo eine Duelle im Berge durch eine Metall-Ader, von was für Art fie auch ift, rinnt, wird er etwas davon abmwafchen und auflöfen, fic) mit den öhlichten, falzigten und metallifchen Theilchen von dergleichen Adern fehmwängern, und fie mit ins Waſſer führen. Trift er unterweges Holz und der: gleichen locfere Körper im Schlamme, Sande u. f. f. an, deſſen Zmwifchenräumchen durch die natürliche Hise der mineralifchen Theilchen geöffnee und ge— hörig zubereitet worden; fo werden diefe metallifhen und GalzTheilchen durchdringen , die Zwifchen« raͤumchen und — des Holzes und fo ferner anfuͤl⸗ ſtein, Mauerſteine (Freeftone) und dergleichen hir nichts, wie die Erfahrung verfichert. R Natur⸗Geſchichte von Irrland. Dubl, 1726, Berfteinerungen von Lough⸗Reagh. 157 anfüllen, und fie nad) und nad) in Stein verwan⸗ dein.*) „Es3 find einige von den verfteinernden „Säften fo zart, und doch von einer fo verfteinern= „den Kraft, daß fie Körper von ganz verfchiedener „Art durchdringen und verfteinern, und gleichwohl „ihre Größe, Geſtalt und Farbe kaum ſichtbarlich „veraͤndern. Daß dergleichen Quellen unter dem Waſſer oder ‚Schlamm diefer See verfteckt befindlich find, wird hoffentlich aus dem, was ic) geſagt habe, wahrſchein⸗ lich, und aus einer Nachricht, fo ich feitdem erhalten habe, überzeugend werden. In der großen Kälte, naͤmlich 1740, war die See fo gefroren, daß fie Mann und Pferde erug; doch blieben verfchiedene zirfelrunde - Plage ungefroren. Warum aber die Bemühungen des Herrn Molynenr, Nevil und Sanyth, er⸗ zehltermaßen vergebens gemwefen, ift, meinen Gedan⸗ fen nach, leicht einzufeben, weil fie das Holz niche im gehörigen Orte, nämlich in dem Striche der verftei- nernden Duelle, geſteckt, wo fie nichts, als ein ohnge⸗ fehrer Zufall, hinführen fann. Man findet diefes ver- ſteinerte Holz oft an verſchiedenen Orten des Ufers von der See; aber uͤberhaupt in großer Menge, wenn das Waſſer durch Stuͤrme gewaltig erregt worden. Dahero man unmoͤglich den Ort beſtimmen kann, wo das verſteinernde Waſſer am kraͤftigſten iſt, wenn man nicht einen Baum, oder ein anderes großes Stuͤck fo vefte ſtecken finder, daß es der Gewalt der Wellen widerſtehen koͤnne. 13 Herr I) Rob. Boyle von Edelgefteinen, 158 Schreiben von den Herr Smytb*) bemerkt ferner : Diefe Kraft fey gewiß, wo nicht einzig in dem Grund oder Bo— den, wozu er folgende Urfachen angiebt. „Es mer: „ven taglich, befonders beym Umarbeiten eines neuen „Bodens, viele Steine herausgebracht, die, allem „Anfehen nach, nicht dahin gefehafft worden. Man „finder fie oft bis Meilen weit von dem See, felten „weiter, in großer Menge, und fehr tief unter der „Erde, und ein Herr, der von dem Herrn Smyth die „Nachricht erhalten, ſahe ein Stüd Baum ummeit „von den See ausgraben, fo er bey deſſen Unterfu- „hung verfteinert befand. Derfelbe verficherte den „Hrn Smyth, Wurzeln und alles waren Stein, „und dem, fo ordentlihh Lough⸗Neaghſtein ge „nennet werde, vollfommen aͤhnlich geweſen. Die— „ſer Herr war der Meynung, erwehnte Steine waͤren „beſondere Steine von einer eigenen Art, bis ihn „dieſe Bemerkung uͤberfuͤhrte. Daß dieſe Steine „einmahl Holz geweſen, iſt wohl ſehr gewiß. Denn „fie zeigen die vollkommene Merkmahle des Holzes. „Sie brennen und fpalten fi) auf diefe Art. Split: „ter von diefem Steine ins Feuer geworfen, geben „einen ftarfen Geruch, und fie laflen fich mit einem „Meffer, obwohl nicht vollfommen fo gut, wie ander „Holz, fhneiden. **) „ Ich habe mich bemüht zu zeigen, daß dieſe ver- fteinernde Kraft in dem See ift, und ich gebe zu, daß °) Phil, Tranſ. a, o. a.0. **), Siehe eine Antwort darauf in der Befchreibung dee Stadt Down. 1626. Der Schluß wird durch die verlangte Probe widerlegt. 9 Berfteinerungen von Lough-⸗Neagh. 159 daß fie fich in verſchiedenen befondern Plägen des anliegenden $andes befinden Fann, ob ich wohl bis- ber nod) feinen von diefen ausgegrabenen Steinen mit Holzevereinigt habe, erhalten Fonnen. Die ich geſe— hen, waren alle von der weiſſen Wesfteine Art, und fchienen alle Holz oder Eichen zu feyn, fo durch fals petrichte und fteinigte Theilchen verfteinert worden. Denn in einer Auflöfung derfelben, in Scheidewaſſer und Vitriol, giebe es Feine Tinctur, fondern das flüßige Wefen wird fchlammigt, wie Roͤhrwaſſer nach großem Negen, und zeigt Dadurch, daß fie nicht fo voll metallifcher Theilchen find, als die Steine in oder an dem See. Sch habe nicht nöthig, weitläuftiger zu zeigen, wie mineralifhe Duellen Holz oder andere Sachen unter der Erde verfteinern koͤnnen. Was aber den ganzen ausgegrabenen Baum betrifft; fo follte ich meynen, der See ſey vormahls breiter geweſen, oder habe auf einer Seite verlohren, was er auf der andern gewonnen, Daher da, wo itzo frocfener Boden ift, vorzeiten Waſſer geweſen, und die andere Seite um: ‚gekehrt. So koͤnnten die Bäume, die man ifo une ter der Erde findet, damahls feyn verfeinert worden, wie auch See geweſen, no ißo trocken Sand ift. Man findet oft, daß mineralifhe Dämpfe eine verfteinernde Kraft haben, wie in dem Bade die grünen Pfeiler zu Ofen in Ungarn zu fehen ift. *) ‚Sollten dergleihen Dämpfe fih durch Sand und Zmwifchenräumchen der Erde einen Weg ma: chen, würden fie in das Holz wirken, das in der t4 Erde Phil. Transact. N. 59. 10. 49 Seife, 160 Schreiben von der Erde liegt, und folches in Stein verwandeln. Diefes iſt meinen Gedanken noch die wahrfcheinlichfte, wo nicht die einzige Erklärung, die ſich von dem verftei- nerten Holze geben läßt, das Boyle und Plot er» wehnen. Es ift zu bemerken, daß je zärfer die verfteinern- den Theilchen find, deſto fhöner und natürlicher erfcheine Die Berfteinerung. Sch Defise eine verftei- nerte Wurzel von der Iris filveftris von dieſer Art, die am äuflerften dichter Stein ift. Das Marf hat ſich in ein weiſſes Srauenglas- artiges Wefen verän- dert, und die wachfenden Knoten der Wurzel behals gen auch verfteinert ihre Haut noch braun und efivas biegfam. Man hat diefe Begebenheit in der Be— ſchreibung von der Graffhaft Down ©. 162, erklärt. Das Spiel der Natur ift eine allgemeine Erflärung, die ſchon fo oft gebraucht, und die fehr wohl zu Nutze fommt, wenn man Fragen beantworten foll, fo die Berfteinerungen, als bey Holz, Mufcheln, Wür- mern und f.f. betreffen. Waren die Mufcheln oder andere verfteinerfe Körper, die man in Marmor und Ralffteine findet, und die die genauefte Achnlichkeit mit dem Fiſche oder Körper, den fie vorftellen, behal- ten, nicht wirkliche Fifche, Mufcheln, Würmer und dergleichen; wie fommt es, daß man ſolche Mufcheln und andere Körper in Marmor, Kalfftein, Felſen, Mergel und dergleichen unverfteinert antrifft? Der Hochwuͤrdige Doctor Robert Elayton, Bifhof von Clogher, hat mir in feiner Sammlung ein Stüd italienifchen Marmor gezeigt, wo man verfteinerte Mufcheln und amdere noch unverfteinerte ſieht, die Berfteinerungen von Lough⸗Reagh. 161 Die man mit den Fingern zu Staube zermalmen kann. Ich habe legtens einen Stein im Fluſſe Liffy bey Chapel Izod gefunden, der von der Wurmftein« Arc ift. Seine Fläche ift auf einer Seite mie ver- fteinerten Würmern oder Pflanzen bedeckt, von dem ein Theil an den fteinigeen hängen, mit ihnen in eis nem Stüde fortgehen, und doch gelinde und biegfam bleiben. Zu den Lough⸗Neagh Berfteinerungen wieder. zu fommen; fo erhielte ich den legten Sommer 1745 von dem Heren Richard Barton etwa 30 foldher ‚Steine, fo an dem Ufer der See, und zumtheil im Schlamme, Waffer und Sande, einige auch in einent gelbichten Seime, gefunden worden. Daß fie in der See zu Steine geworden, ift wahrfcheinlich, und es liegt nichts daran, ob folches im Schlamme, Waf fer und f. f. gefchehen. Denn es ift gewiß, mich Herrn Smyrh eigener Worte zu bedienen, daß fie hieher nicht aus einer großen Weite, als 2, 4,6, gMeilen gebracht worden, nachdem man fie aus dem Grunde ausgegraben, und alsdann auf Das Ufer der See zerftreuer. | Ueberdieß find die Steine, die man in der See und die man in einiger Weite davon in der Erde finder, von fo verfchiedener Farbe, daß man feinen mir dem andern verwechfeln fan. Die man in der &rde fin det, find weiß und locker, und die in der See find ſchwarz, dichter und ſchwerer. Daß die leßtern durch ‚eine mineralifche Duelle verfteinere worden, erhelles aus folgenden Betrachtungen. Sie ſchaͤumen nicht mit fauren Säften, Bitriols Beifte und Bitriol:Dele. R Scheidewaſſer aufge⸗ | 5 loͤſt, 162 Schreiben von den föft, geben fie eine ſchoͤne rothe Tinctur, und laffen in Bitriol-Dele eine braune dunfelrothe Tinctur. Der holzigte Theil diefer Steine giebt in Scheide: waſſer auch eine rothe und etwas bläffere Tinckur, und zeigt in feinen Zwiſchenraͤumchen, wenn es wieder aus dem Scheidewaſſer genommen worden, rothe Flecke, die ich für Eifen und Schmwefel-Theilchen halte. Diefe Flecken werden, wenn das Holz trocnet, chwarz, und das Holz, wenn es trocken iſt, bekoͤmmt die Farbe von dunkelrother Chinachina-Rinde. Es ſind in einigen dieſer Steine artige Adern von rother und blaulichter Farbe mit ſchwarzen und weiſſen Streifen vermengt: Wie ich einige dieſer Steine zerbrach, fand ich in— wendig eine Art weiſſer Cryſtallen, und verſchiedene Klumpen dergleichen kleine, eckichte, weiſſe und ſchwarze, ſo durch das Vergroͤßerungs-Glas durch— ſichtig und von verſchiedenen Farben, aber meiſt ſechseckicht erſcheinen. Ich entdeckte dergleichen Cryſtallen in einigen holzigten Stuͤcken dieſer Steine. | Ein Stuͤck meiffen Stein glühte ih in einem Schmelztiegel 24 Stunden lang, Fonnte es aber we— der zu Kohlen noch Kalf mahen. Der Staub ward ſchwach vom Magnet angezogen, Der Stein war in der Erde in einiger Entfernung von demSee gefunden worden. R Ein Stück ſchwarzen Stein aus der See arbeitete ich eben fo, ohne es zu Kohlen oder Kalkſtein zu bringen. Der Staub ging ftarf zum Magnet. Ein — Berfteinerungen von Lough⸗Reagh. 163 „Ein anderes Stüf Stein, etwa einen Zoll did, gluͤhte ich bey 4 Stunden im heftigen Feuer, bis es ‚fo. roth, als möglich, ward; da ic) es denn aus dem Schmelztiegel nahm. ch bemerkte verfchiedene Adern eines eifenartigen Wefens, fo etwa - eines Zolles dick waren, und die man zuvor nicht bemerft hatte. Der Stein hing gepülvert jtarf am Ma nef. F in andern Steinen fand ich Holz: Adern, zu einem und zween Zoll dicke, gar nicht verfteinert, obgleich ‚der Stein auswendig fo befchaffen war. Ich gluͤhte auch einiges von dem holzigten Theile im Schmelztiegel. Es gab eine blaulichte Flamme ‚von ſich, als ob es ſchwefelicht wäre, und hatte den ſtarken Geruch einer brennenden Steinfohle.. Wie es zu Kohlen gebrannt und gepülvert war, hing es ſchwach am Magnete. Es ift was wunderbares, wie man in diefen Ver— fteinerungen Holz unverändert findet, und läßt fich folches ſchwerlich erflären. Bielleiht fomme es da- her, daß das Gewebe des Holzes nicht durch und durch gleichförmig ift, befonders, wo Aeſte find, ift es härter und Dicfer, als anderswo, und wenn die verfteinernden Theilchen einmal aufgehalten werden, bleiben fie ftocfen, fegen fich zufammen, und gehen nicht weiter. Dadurch wird ein Theil des Holzes von der Berfteinerung frey bleiben, die das übrige betrifft. Es fonnen auch die Zwiſchenraͤumchen des Holzes an einigen Dertern, befonders im Herzen, fo voll harzigtes Weſen feyn, daß die verfteinern- den Säfte abgehalten werden. Diefen fann man den ftarfen Geruch des Holzes, wenn es brennt, zufchrei- 164 Schreiben von den zufcehreiben, und das defto mehr, weil, wie ich ver⸗ muthe, der meifte Theil diefes verfteinerten Holzes Fichten war, von dem eine große Menge täglich in den Torf-Gruben, unweit der See, gefunden wird, deren einige in der Nähe von 20 Ellen liegen. Das legte Stück zufammenhangendes Holz und Stein, das ich erhalten habe, fehiene, dem Kerne nad), darunter zu gehören. Endlich Fann der verfteinernde Saft fo mit Sale zen und Mineralien geſchwaͤngert feyn, daß ſolche alfobald die Fleinften Zwiſchenraͤumchen des Holzes ſchwellen und füllen, und durch eine geſchwinde Er⸗ härtung das fernere Eindringen verhindern. Dies fes erhellet aus einigen Höhlungen in diefen Steinen, die, meinem Urtheile nah, Wurm: Höhlen find, und von dem verfteinernden Safte nicht erfüllt wor: den, teil folder rings um fie herum aufgehalten worden, indem von der Ausdünftung des Wajfers ] alle Seiten der Höhle ſich mit kleinen Kryſtallen über» zogen, die alsdann von dem benachbarten Steine oder Holz zuruͤcke gehalten worden. Das holzigte Theil diefer Steine brennt, wie ich bemerfe habe, zur Kohle, und giebt eine Slamme von | fih. Das mittlere Theil zwifchen Stein und Holz, fo nur zumtheil verfteinert ift, hat mehr Härte, als] das Holz, und weniger, als Stein. Es wird im Feuer roth, giebt eine Art von Flamme, oder vielmehr Feuer-FZunfen, von fich, wird aber nicht verzehrt, und | ift eigentlich des Doctor Grews unverbrennliches | Holz. ) Der fteinigte Theil brennt niche, ob er wohl fo roth, als eine Koble, gluͤht. | Ich ) Muf. Reg.Societ. 269 S. —— > Berkkeinerungen von Lough⸗Reagh. 165 Sch glühre einen andern von diefen Steinen, fo 1 Unze 13 Pfenninggem. 124 Gr. wog. Nah 4Stun- den wog er nurı Unze 10 Pfg. 85 Gr. und hatte 3 Pfg. 4 Gr. verlohren, fo, meinen Gedanken nach, von unver- fteinerten Holz. Adern im Mittel des Steines herruͤhrt, die dasFeuer zerftöhrt hatte; denn es erhub ſich manch⸗ mahl eine blaulichte Flamme, wie brennender Brante- wein, aus dem Schmelztiegel. Wie.diefer Stein aus dem Schmelztiegel genommen und abgefühle war, hatte er die Farbe des Eifens, das im Feuer glühend ‚geworden, und nachgehends wieder verfühlet. Ein andres Stüf Stein, fo durch fichrbarliche Adern zeigt, daß es eine gute Menge Eifen enthält, ward von mir gleichfalls vier Stunden geglüht, und hing gepülvere erftaunlih am Magnet an, fo daß erhellt, daß des KTennius, Hortius und anderer alter Schriftftellee Meynung nicht ganz ohne Grund iſt. Die weiſſen Holzfteine finden fich ordentlich in dee Erde auf 2, 4, 6 und 8 Meilen weit von der See, und bisweilen fehr tief. Die Schwarzen trifft man allemabl im Waffer, oder an den Ufern der See an, bisweilen auch) an der Mündung der Fluͤſſe und Baͤ— che, die fich in fie ergieflen, aber die, bey denen zus gleic) in einem Stücke Holz ift, hat man bisher noch niche über 20 Ellen weit von der See gefunden, fo weit nämlich, als das Waffer im Winter und zu an- berer Zeit reicht. | Einige von den Steinen find auswendig mit ei- nem duͤnnen weiffen Wefen bedeckt, welches durch ie Zwiſchenraͤumchen des Steines gedrungen ift, | . oder 166 Schreiben von den. oder der $uft ausgefegt, und von Wafler, Schlamm oder Leim nicht bedeckt war. Bey einigen andern hat ſich diefes weiſſe Wefen mehr in einer Rinde darüber gelegt, welches ich für die fchleimichten, oͤh— lichten und falzigten Theilchen des verjteinernden Saftes halte, der die Auffern Theile des Steines erfüllt, oder fich an folche zufammengefegt. Ich ſchabte diefen weiffen Theil ab, und that ihn in den Schmelztiegel; Fonnte ihn aber mit beftigem Feuer niche zu Kalk machen, ob er wohl wie eine Kohle roth glühte. Das geglühte Pulver erfchien durchs Bergrößerungs:Ölas vierecfigt, wie Salzförnchen, welches mic) auf die Gedanken bringe, daß dieſe Berfteinerungen auffer den metallifhen Theilchen viel Salz enthalten. Die Seiten der Salz-Theil» chen ziehen einander ftarf an, und hängen genau zu: ammen, welches verhindert, Daß das Feuer des teins die Zwifchenräumchen nicht ausdehnen und ihn in Kalk verwandeln Fann, Ä Wenn diefer fhwarze Stein zerbrochen wird, er- fheint er durch das Bergrößerungs-Ölas fehr ſchoͤn, wie Silberftück, weil die Zwifchenraumchen und Ge— faͤſſe mit Eleinen Cryſtallen gefüllee find, + Ich habe einige folche Steine, mit denen aus— wendig Holz in einem Stüde zufammenhängt, andere mit Holz inmwendig, noch andere, da der Fleinfte Theil Stein, das übrige Holz, und andere, wo e8 umgekehrt, eines, fo ganz Holz ift, und nur auf einer Seite eine dünne Schale von Steine bat, die, dem Anfehen nach, die mahrhafte Rinde ift, einen Stein, der auf einer Seite die Jahre des Holzes deutlich zeigt, einen, der zeigt, wie Das Holz, Berfteinerungen von Lough⸗Reagh. 167 Holz, ehe es verfeinert ward, gebogen, und zum: theil gebrochen morden, da der Bruch mit einem Wefen, wie Frauen: Glas, (Sparry Matter) erfüllt mar, und aus der gegenwärtigen Sage der Fafern des Steins deutlich erhellt. Einige von Diefen Stei- nen fihlagen mit dem Stahle Feuer, und andere ges ben durch ftarfes Anfchlagen einen Strich Sunfen. Einige diefer Steine zeigen das Korn ven Tan: nen und Eichen. Ich habe nur ein Stück Eiche verfteinert, fo anihrem Korne fehr kenntlich iſt. Es zeigt felbit die Hefte an dem Holze, wo junge Zweige abgefchnitten worden, und bat ein Loch befommen, ehe es verfteinert worden. Die [hwarzen Steine find zu hart, Scheermeffer und dergleichen darauf zu wegen, und die weillen zu weich. Die gemeinen Wetzſteine, die man für Lough— Neagh-Steine verkauft, find nicht daher, fondern eine Art weicher Sandfteine, die man bey Drogbeds findet. Wenn man diefe Steine, fo mit Holz in einem Stuͤcke fortgehen, aus dem Waſſ ſer, Schlamm oder Leime nimmt, trocknet und puͤlvert, zerfällt der hol- jigte Theil. Dieß iſt die Urſache, warum man ſo wenig erhalten kann. Ueber dieſes will jedermann das Holz, weil er ſeinen Augen nicht traut, beruͤhren und abſchaben, wodurch das merfwürdigfte Stuͤck des Steins verdorben wird. Der Herr, den ich oben ermehnt habe, hat fchon eine genaue Unterfuchung des Sees angefangen, und ift willens, ſolche bey feiner Gelegenheit fortzu- fegen. Er wird hoffenelich eine zuverläßigere — Nach—⸗ 168 Schreiben von den Nachricht ertheilen. Meine Abfiche iſt nur gewe— fen, den Weg zu bahnen, und andere zu fernerer Unterfuhung, die Wahrheit zu erforfchen, und die Natur⸗Lehre zu erweitern, anzureizen. Meine Ge- fhilichfeie ift nicht fo groß, als mein guter Wille, Deswegen die Fehler in der Ausführung und Sprache einem Fremden hoffentlich werden zu verzeihen feyn. Ich würde mir viel darauf einbilden, wenn diefe Anmerfungen euren und eurer Freunde Befall ver: dienen follten. Mein Herr! Eurer ıc. Dublin, den Io un, 1746. Jacob Simon, NB. Ich hatte diefe Papiere dem Biſchof von Cloyne geliehen, von dem ich ſolche geftern mit einem Briefe an Thom. Prior, Efa, erhielte. Deffen Abfchrife bier folge: | Eloyne, den 10 May | 1746. Mein Herr! Rh fende ihnen hier des Herrn Simon merf- ’S wuͤrdigen Auffag zurück, den ich mit Bergnügen durchgelefen habe. Ob wohl mancherley Berrich- ungen mir zu Anmerfungen über eine Sache, die fo wenig für mich gehört, nicht viel Zeit übrig laffen ; fo will ich) es doch wagen, meine Gedanfen darüber kurz zu entdecken, befonders, da mich der Verfaſſer fHriftlih darum erfucht har. Der Berfteinerungen von Lough Neagh. 169 Der Verſuch ſcheinet es auſſer Zweifel zu ſetzen, daß in dem Waſſer und dem anliegenden Erdreiche eine verſteinernde Kraft iſt. Es iſt merkwuͤrdig, was er von den Stellen auf dem See anfuͤhrt, die nicht gefrieren, und giebt denen zulaͤngliche Antwort, die dem Waſſer die verſteinernde Kraft abſprechen wollen, weil die Verſuche nicht uͤberall darinnen von ſtatten gehen. Nichts als ein bloſſer Zufall konnte fie an die gehörigen Oerter gefuͤhrt haben, welches, allem Anfeben nad), Die ungefrornen Pläge find. Einige haben die Steine für organifche Körper gehalten, die vom Saamen wuͤchſen. Mir feheine es, daß Steine Arten von unorganifchen Pflanzen find. Andere Pflanzen wachfen durch aufgelöfere Salze, die in ihre Röhren und Gefäffe eingezogen werden. Steine nehmen durch das Anmwachfen der Salze zu, die oft in winflichte und ordencliche Ge— ftalten anfchieffen. Dieß erhellet aus der Erzeugung der Kryſtalle auf den Alpen. Daß Steine bloß durch das Anziehen und Anfegen der Salze entftehen, ſieht man aus dem Weinfteine, und am deutlichften aus dem Steine im menſchlichen Körper. Die Luft iſt an vielen Orten voll ſolcher Salze, Ich habe zu Agrigentum in Sieilien gefeben, wie die fteinernen Pfeiter in einem alten Tempel von der £uft zerfreffen worden, da indeffen Mufchelfchalen, .(Shells) fo in dem Steine mit befindlich waren, ganz und unverfehrt geblieben. | Anderswo habe ih Marmor auf eben die Art ver- zehre gefunden, und es ift fehr gemein, daß die Luft, als ein Menftrum , weichere Arten von Steinen 2Band. M zer⸗ 170 Schreiben von den zermalmet und auflöft. Man Fann alfo abnehmen, daß die Luft verfchiedene folche Salze und fteinigre Theilchen enthält.- Die stuft, fo auf eben diefe Ark, als ein auflöfendes Weſen in den Erdhöhlen, wirkt, kann dafelbft ſowol, als über der Erde, mit folchen Salzen erfüllt werden, die in Dünfte auffteigen, und Holz, das entweder im See, oder in dem dabey befindlichen Erdreiche, liegt, verfteinern koͤnnen. Unſers Berfaffers eigene Anmer⸗ fung von dem Bade in Ungarn befräftige diefes. Es fcheint auch diefes durch die Fleinen fechgecfigten Kry— ftalfe in dem holzigten Theile der LougbrfTeagh Berfteinerungen beftärfe zu werden. Es zeige fich eine verfteinernde Kraft in allen Theilen der Erdfugel, in Waffer, Erde und Sand, z. E. in der Tartarey und Africa, in den meiften Thier-Körpern; man weiß fo gar, daß ein Kind im Murterleibe verfteinert worden. Steinbruch (Oftea- colla) wächft im Lande, und Corallen find in der See. Höhlen, Duellen, Seen und Flüffe find an verfchiedenen Orten diefer Eigenfchaften wegen merf: würdig. Daher Fann niemand mehr die Möglich: Feit, daß Holz zu verfleinern fey, in Zweifel ziehen, obwol vielleicht die verfteinernde Eigenſchaft nicht urfprünglich der Erde und dem Waffer, fondern den Dünften, fo mic falzigten und fteinigten Theilchen erfülle find, mag zuzufchreiben feyn. *) Vielleicht ) Man ſieht ſchwerlich, warum der Herr Biſchof ſtei⸗ nigten und ſalzigten Duͤnſten, die, wo nicht uns moͤglich, doch ziemlich ſchwer ſich vorzuſtellen find, — etwa Berfleinerungen von Lough⸗Neagh. 171 Vielleicht kann die Berfteinerung des Holzes aus Betrachtung des Ambra, ver in des Königs von Preuffen Herrfchaften ausgegraben wird, einiges Licht erhalten. Ich habe diefe Zeilen fehr eilfertig gefchrieben, und fende fie nicht in den Gedanken, daß fie was merfiwirdiges enthielten, fondern nur ihrer und Herrn Simons Bitte genug zu thun. ufaß aus einem Briefe an D. nt IE, e —— den 8 Aug. Re — Ehe ich noch ſchlieſſe, muß ich noch eine andere Anmerkung hinzufuͤgen, die zur beſſeren Einſicht in die Natur des Steins nuͤtzlich ſeyn wird. In der gemeinen Erklaͤrung nennt man ihn ein Foßile, das ſich nicht ſchmelzen laͤßt. Gleichwol weiß ich Steine, die geſchmolzen, und, nachdem ſie kalt waren, wieder Steine geworden ſind. Von dieſer Art iſt die Ma— terie, ſo die Einwohner Sciara nennen, die in bren— nenden Stroͤhmen von dem Aetna herabfleußt, und wie ich zu Catania und andern anliegenden Plaͤtzen geſehen habe, wenn es erkaͤltet und hart worden, ge— bauen und gebraucht wird. Vermuthlich enthaͤlt es mineralifche und metallifche Theilchen; denn es ift ein fchwerer, harter, grauer Stein, der meift zum Grunde und zu den Eckſteinen der Gebäude gebraucht wird, M 2 Es etwas zuſchreibt, daß ſich aus Theilchen, ſo im Waſſer fortgefuͤhrt werden, viel leichter begreifen laͤßt. S. die Abhandlung von den Verſteinerungen im ı Stück des 1 Bandes, - Anmerkung des Lleberfegere. 172 Schreiben vondenDBerfteinerungen ꝛc. Es follte hieraus nicht unmöglich fcheinen, daß ein Stein in die Geftalt von Seulen,*) Gefäffen, Bildfeulen und dergleichen fchmelzen Fonnte, Biel» leicht kann einer oder der andere Machforfchende ein= mal diefen Verſuch vornehmen, den Weg, den die Natur gezeigt hat, verfolgen, und vielleicht mit einem Zufage gewiffer Salzeund Mineralien Steine ſchmel⸗ sen und flieffend machen, welches ihm und dem gemei— nen Wefen Vortheil bringen wird. Ich bin Mein Kerr, Ahr gehorfamer Diener, &. Lloyne, ) Des Bifchofs Meynung zu befräftigen, erin- nere ich mi, Daß ich, da ich in Frankreich unter- richtet ward, einen Anverwandten, einen Mönd), zu Sontevraud befuchte, der mir in ihrer Kirche zweene fteinerne Pfeiler, bey 60 Fuß hoch, aus einem Stuͤcke zeigte, die, feinem Borgeben nach, gefcehmelzt waren.**) Man will dadurch die Schwierigkeit heben, wo fo große Stücke Stein hergefommen, Iſt aber die Sache fonft richtig; fo würde man vielleicht mehr Scywierigfeiten dabey finden, wie Menfchen fie fo zufammenfchmelgen Finnen, als wie die Natur fie hervorgebracht hat. Be Anmerfung des Lleberfezere. u VII. Fort⸗ 173 De — * *** * u DE SE Ze Se ze Ze Ze Zee ze ze — Vm. Fortſetzung der Abhandlung dem Urſprunge der Kaͤlte, aus dem Plutarch. er aber das Waſſer fuͤr den Urſprung der Kaͤlte W haͤlt, bedienet ſich gleicher Gruͤnde. Denn Empedocles fagt ebenfalls an einem gewiſſen Irre: Die Sonne werden wir beftändig warm und glangend ; Den Regen aber kalt und durchaus dunfel fehn. Denn da er bier das Warme dem Kalten, wie dem Glaͤnzenden das Schwarze, entgegengefegt; fo läßt er uns daraus fchlieffen, daß die Schwärze und Kälte ‚eben ſowohl von einerley Wefen find, als der Glanz und dieWärme. Daß aber die Schwärze nicht der Luft, fondern dem Waſſer, zufomme, bezeuget die Empfindung. Denn die Luft mache, wenn mir ſchlechtweg reden wollen, nichts, Das Waſſer hinge- gen alles ſchwarz. Man cauche nur auch die aller⸗ weiffefte Wolle, oder ein weiſſes Kleid in das Waffer; fo wird beydes fo lange ſchwarz ausfehen und bleiben, bis die Naͤſſe entweder von der Wärme ausgefrocfnet, oder durch Preſſen und darauf gelegte Laſten herausgedruͤckt iſt. Imgleichen M 3 wenn 74 Fortſetzung der Abhandlung werm man Erde mit Waffer befprengt; fo werden Die Derter derfelben, mo die Tropfen von Wafler bingefallen find, ſchwarz werden, die andern aber wie vorhero auafeßen, Seibft das Waſſer fieht un: ten auf der Tiefe wegen feiner Menge ganz dunkel, oben aber, wo es nahe an der $uft ift, ift es belle und durchſichtig. Unter allen naffen Dingen ift feines ſo durchſichtig, als das Del, weil es unter allen aud) die meifte Luft in fich hat. Dieſes letztere beweifee feine Leichtigkeit, vermöge der es überall oben ſchwimmt, weil es von der Luft in Die Hoͤhe gehoben wird. Ja das Oel verurſacht ſo gar eine Stille auf dem Meere, wenn man es auf die Wellen gießt; nicht, weil die Winde, wie Ariſtoteles ſagt, wegen ſeiner Leichtigkeit in felbiges hineinfalfen, fondern weil ſich die Wellen jederzeit legen, wenn etwas anderes Naffes auf fie gegoffen wird. Das Del bat: auch ferner die befondere Eigenfchaft, daß es auf dem Grunde des Waſſers einen Glanz und Durchfichtigkeit verurfacht, weil die naffen Theile des Waflers von der Luft zer £heilet werden, Denn es läßt denen, die des Nachts die Spongien *) fangen, den Schein, den diefe Thiere aus dem Munde blafen, nicht nur auf der Oberfläche, fondern auch unten aufdem Grunde des Meeres fehen, Die Luft iſt alfo nicht ſchwaͤrzer, als das Waſſer, noch we⸗ niger aber kaͤlter. Denn das Oel, welches unter allen naſſen Dingen die meiſte Luft hat iſt auch unter allen am wenigſten 9 und gefrieret nur ganz — — ſind gewiſſe Thiere in der Ger, ode in dem Waſſer leben, fo bald fie aber aus felbigen gezo⸗ aen werben, fterben, vom Urſprunge der Kälte, 175 weich; meil die Luft, die in demfelben ift, nicht zu« läßt, daß es hart friere. Man tauchet auch eiferne Naͤdeln niche in das Waffer, fondern in das Del, weil man befürchtet, die gar zu große Kalte des Waflers möchte die Spisen ffumpf machen. Hievon müfe fen nun von rechtswegen bie Gründe hergeleitet wer⸗ den, und nicht von den Farben, Denn der Schnee, der Hagel und der Cryſtall find fowol überaus weiß, als Falt, und Pech hinwiederum ſowol wärmer, als fhwärzer, als das Honig. Ich wundere mich aber, daß Diejenigen, welche die Luft desivegen für kalt hal⸗ ten, weil fie finfter iſt, nicht bemerfen, daß fie ana dere Deswegen für warm anfehen, meil fie leichte iſt. Denn die Dunkelheit Bat gewiß mit der Kälte feine fo große Verwandtſchaft, als die Schwere und der Stillftand. Es giebt viele Dinge, die ganz und gar ohne Wärme find, und Deswegen dod) einen Schein von ſich geben. Es giebt aber feine Falte Sachen, die fonderlich Teichte find, und gerne in der Höhe ſchweben. Selbſt die Wolfen fehmeben oben, fo lange fie dem Wefen der $uft am meiften angehös ren. So bald fie aber in das Maffe verwandelt wer= den, fallen fie gleich herab, und verlieren wegen der befommenen Kälte ihre Leichtigkeit nicht weniger, als ihre Waͤrme; ſo wie fie im Gegentheil, wenn fie wies der warm werden, ihre Bewegung auch wieder in die Höhe richten, und durch ihre Verwand⸗ lung in die Luft, ihrer Natur nach, auffteigen. Was aber von dem Unfergange eines Dinges angeführte wird , das ift nicht einmahl wahr. Denn alles, was untergeht, wird nicht in das ihm engegen geſetzte, fondern von dem ihm | M 4 entge⸗ 176 Fortſetzung der Abhandlung entgegengefegten, fo wie das Feuer von dem Waffer in Suft verwandelt. Aeſchylus hat dahero nicht ſowol tragiſch, als wahrhaftig von dem Wafler gefagt: Hemme das Waffer, des Feuers Strafe ! Und Homerus hat den Vulkan dem Fluffe, und den Apollo dem Neptunus mehr im phufifalifchen, als poetifhen Verſtande in der Schlacht entgegen gefeßt. Archilochus aber hat von denen, die der gegenfeitigen Meynung zugethan find, nicht übel gefagt: Sie trug, auf Lift bedacht, in einer Hand 2 Waſſer, Und in der andern Feuer. 2 7 Bey den Perfern war es die allerhöchfte Bitte, * niemand abſchlagen durfte, wenn der Bittende Feuer nahm, und nach einem Fluſſe gieng, und drohete, daß er, wofern er ſeine Bitte nicht erhielte, das Feuer in das Waſſer werfen wollte. Denn er erhielte als— denn ſein Suchen zwar gewiß; allein er wurde auch, wenn er es erhalten hatte, wegen dieſer Drohung beſtraft, weil ſie ſelbige fuͤr unerlaubt und wider die Natur hielten. Auch das jedermann bekannte Sprichwort, Feuer mit Waſſer vermiſchen, welches von unmoͤglichen Dingen gebraucht wird, ſcheint zu bezeugen, daß das Waſſer dem Feuer zu— wider ſey, und daß das letztere von jenem vertilget, und mit dem Ausloͤſchen beſtraft werde; nicht aber von der Luft, als welche fein Wefen, wenn es ver= wandelte wird, auf- und annimmt. Denn wenn dasjenige, in welches etwas nad) feinem Untergange verwandelt wird, ihm zumider ift ; fo feheint das euer der. Luft noch weit mehr zumider zu fon als vom Urſprunge der Kälte, 177 als das Waſſer. Denn fie verwandelt fich in Waf- fer, wern fie zufammengedrückt, in Feuer aber, wenn fie aufgelöfet wird, fo mie ſich das Wafler hinwie- derum durch die Auflöfung in $uft, durch das Ge— rinnen aber in Erde verwandelt; und dieſes, wie ich glaube, wegen der Verwandſchaft und Verbindung, in welcher es mit beyden ſteht, nicht aber, weil es bey: den entgegengefeßt und zumider ift. Die der gegen» feitigen Meynung zugerhan find, mögen es’erflären, auf welche Arc fie wolln ; fo machen fie falfche Schluͤſſe. Es ift ferner fehr ungereimt, wenn man fagt, die Luft mache, daß das Waſſer gefriere, da man doc) die Luft nirgends felber gefroren fiehr. Denn die Wolfen, die Fleinen und großen Nebel, find feine gefrorne, fondern nur zufammengedrückte und dicht gewordene, mäflerigte und mit vielen Dünften erfüllte Luft. Trockene Luft aber, Luft, die ohne alle Feuchtigkeit ift, leider die Kälte auch niche einmal diefer Veränderung nah. Denn es giebt Gebirge, deren Gipfel bis in die reine und von aller Naͤſſe leere Luft reichen, die weder Wolfen, noch Thau, noch Nebel haben, und;daraus deutlich genug erhellet, Daß Die mit der untern Luft vermifchte Näffe und Kälte ihre Verdickung und Zufammendrücfung verurfache. Daß aber große Flüffe in der Tiefe nicht frieren, bat feinen hinreichenden Grund. Denn das oberfte von ihnen, das zugefroren ift, läßt Die Ausdünftung nicht durch, und dieſe einges ſchloſſenen und zurücfgetriebenen Dünfte ertheilen dem Wafler unten in der Tiefe die Wärme. Es bemweifet diefes der große Dampf, welcher aus dem Waſſer in die Höhe ſteigt, wenn das Eis zer- M 5 gan⸗ ı78 Fortſetzung der Abhandlung gangen ift. Aus eben diefer Lrfache find auch die geiber der Thiere im Winter roärıner, weil fie die Wärme, die vonder äufferlichen Kälte in fie hineinges trieben wird, inmendig bey fich haben, Was end: lich das Waffer anbetriffe, wenn es ausgefchöpft und in die Höhe gehalten wird ; fo wird ihm dadurch nicht nur Die Wärme, fondern auch die Rälte benom⸗ men, Daher bewegen diejenigen den Schnee, oder das aus ihm gedrücte Waſſer, fehr wenig, melche beydes fehr kalt brauchen ; dern aus beyden wird Die Kalte von der Bewegung vertrieben. Daß nun diefe Rraft nicht der Luft, fondern dem Waſſer, zu— fomme, fann man folgendermaffen befveifen. Zu⸗ erſt ift es nicht wahrfcheinlich, daß die Luft, Die nahe an dem Aether ftöße, feine Oberfläche berührt, und wieder von einer feurigen und heiffen Gubftanz bes rührt wird, eine ganz entgegengeſetzte Kraft haben follte. Denn es ift weder fonft an fi) möglich, da fie von ihm berühre wird, und an den Grenzen mit ihm zufammenhängt, nod) der Bernunft gemäß, daß die Natur dasjenige, was untergeht, gleich an das angeordnet habe, was ihm den Untergang bringt; gerade, als ob fie eine Urheberinn des Krieges und Streites, nicht aber der Gemeinfchaft und Ueberein⸗ flimmung wäre, Die Matue bedient fi) weder ganz einfacher, noch fich mwiderftreitender Dinge, ſon— bern beobachtet eine abmwechfelnde gefeßte Drdnung, Yermöge welcher fich Die Dinge, wegen der in das Mittel geftellten Gehülfen, nicht einander vertilgen, fondern mit einander Gemeinfchaft haben, und einan- der unterflügen. Eben eine ſolche Befchaffen: heit hat auch die Luft bekommen. Sie ift * ſchen vom Urfprunge der Kaͤlte. 179 ſchen dem Feuer und dem Waſſer geſtellet. Sie thei— let und ſammlet beyde, und iſt an ſich ſelbſt weder kalt noch warm, ſondern eine gewiſſe Maͤßigung und Unterhaͤndlerinn zwiſchen der Waͤrme und Kaͤlte, die eine unſchaͤdliche und geringe Vermiſchung von dem, was beyde einander entgegengeſetzte Weſen zu viel haben, angenommen hat. Hernach ſo iſt die Luft an allen Orten gleich; der Winter aber und die Kaͤlte ſind nicht allenthalben gleich. Denn einige Theile des Erdkreiſes ſind uͤberaus kalt und feuchte, andere aber ſehr trocken und heiß; und dieſes nicht fo von ohngefehr, fondern weil’ die Kälte und Wärme eine Subftanz haben, Der größte Theil von Iybien ift ſowol fehr Heiß, als er ohne Waſſer ift; und diejeni> gen, welche Scythien, Thrazien und den Pontus durchftrichen haben, erzehlen, Daß diefe Länder voller großen Seen und tiefer Flüffe find, Die Länder aber, welche an den großen Seen und Sümpfen liegen, find auch zugleich wegen der Ausduͤnſtungen des Waſſers die Fälteften. Die Meynung des Pofi- donius, welcher die immer frifche und neue Luſt auf den Sümpfen als eine Urſache der Kälte angiebt, hebt die Wahrſcheinlichkeit der unfern nicht auf, fon- bern ——— fie vielmehr. Denn es würde die feifche Luft nicht zugleich immer Falter zu feyn ſchei⸗ nen, wenn Die —— ihren Urſprung nicht aus dem Waſſer gehabt hätte. Homerus hat alfo die Duelle der Kälte beffee angezeigt, wenn er fagt: Doch aus dem Fluſſe gieng die Luft ſehr Falk = == | Aleber: 180 Fortſetzung der Abhandlung Ueberdieß fo betriegen uns auch die Sinne fehr oft. ° Wenn wir z. E. Falte Kleider oder Falte Wolle anfuͤh⸗ fen; fo duͤnkt es uns, als ob fie naß wären: und die— fes kommt bloß daher, meil beyde einerley Wefen und mit einander. verwandte und verbundene Natu— ren haben. In den fehr Falten Laͤndern zerfprenge die Kälte viele eherne und irdene Gefaͤſſe; doc) fein: einziges, Das leer ift, fondern lauter volle, weil das Waller Durch die Kälte mit Gewalt herausgedruͤckt wird. XIheophraftus fagt zwar, die Luft zerbreche die Gefaͤſſe, und bediene ſich des Waffers als eines Nagels dazu. Man fehe aber zu, ob diefes niche: vielmehr artig, als wahr, gefprochen fy. Denn fonft müßten mit Pech) oder Milch angefüllte Gefäffe noch weit eher von der Luft zerfprenger werden. Je⸗ doch es ſcheinet, daß das Waſſer an fich felbft und urſpruͤnglich kalt ſey. Denn es wird der Wärme des Feuers, in Anfehung der Kälte, fo wie der Dürre, in Anſehung der Näffe und der Schwere, in Anfehung der $eichtigfeit, entgegengefegt. Das Feuer zertheilet und zerftreuet alles; das Wafler aber halt und bin- def zuſammen, indem es Durch die Kalte zufammen zieht und in einander zwingt. Eben diefes hat auch Empedocles gemuthmaflet, wenn er das Feuer einen verderblichen Zanf, das Wafler aber eine zufam- menhaltende Sreundfchaft nennt. Denn alles, was: in das Feuer verwandelt werden kann, ift eine Nah— rung des Feuers. Es wird aber in felbiges ver—⸗ wandelt, was mit ihm verwandt und ihm nicht zumider iſt. Alles aber, was fich gegen daſſelbe feindfelig verhält, als das Wafler, kann nicht verwandelte merden. Das Waſſer ift nicht nur, vom Urfprunge der Kälte, 181 nur, daß ich fo fage, an ich felbft unverbrennlich, fondern macht auch, daß grüne Bäume, frifches Gras und nafles Holz fehr ſchwer zu verbrennen find, und eine dunfle und ſchwache Flamme von ſich geben, weil fie grün find, und wegen der Kälte wis der die Wärme von Natur ftreitet und feindfelig han— dell. Diefe Gründe Fannft du nun, mein Phabo- rinue, in Erwägung ziehen und mit einander vers gleichen. Jedoch Chryſippus, welcher die Luft des- wegen für den Urfprung der Kälte annimme, weil er fie zugleich für finfter anfieht, ermehnet nur der— jenigen, welche fagen, daß das Waſſer weiter von dem Aether entfernt fey, als die Luft, und um etwas wider fie verzubringen, fagt er: „Auf folche Are Eönnte man auch bes „baupten, daß die Erde der Urfprung „der Rölte fey, weil fie am allerweiter „ften von dem Aether entfernt ift. „ Er verwirft alfo diefe Meynung als eine ganz abge: ſchmackte und ungereimte, Ich aber bilde mir ein, daß es fo unwahrſcheinlich und unvernünftig nicht fey, die Erde für den eriten Urfprung der Kälte zu halten. ch will den Anfang meines Beweifes von dem machen, welchen Gryſippus als den Hauptbeweis feiner Meynung anfieht. Und was ift Diefes für einer? Weil fie der Urfprung der Sinfterniß ift. Denn wenn er zwo fich einander entgegengefegte Kräfte nimmt, und glaubt, daß ‚eine nothwendig aus Der andern folge ; fo Fann ic) viele Hundert Falle anführen, in denen die Erde der Luft entgegengefegt und zumider iſt, und 182 Fortſetzung der Abhandlung und aus welchen jemand diefe Meynung ebenfalls folgern koͤnnte. Denn die Erde ift der Luft nicht nur darinn enfgegengefegt, Daß fie ſchwer, und dieſe leichte ift; daß fie ſich niederwärts ſenkt, und diefe in die Höhe feige; oder daß fie Dichte, und Diefe dünne; oder daß fie langfam ift und ftille ſteht, diefe aber fich fehr geſchwinde und leichte bewegt: fondern darinn, daß fie am allerfipwerften, und diefe am als lerleichteften; daß fie am allerdickſten, und diefe am allerdünneften; und endlich, daß fie an fich felbft ganz und gar unbemweglich ift, und beftändig die mittlere Gegend einnimmt, diefe aber ſich von fich felbft be— wege, und ohne Unterlaß im Kreife berumgetrieben wird. Es iſt demnach) gar nicht ungereimt, daß fie derfelben auch, in Anfehung der Kälte und der Wärme, eufgegengefegt fey, da fie es ihr in fo vielen und fo wichtigen Fällen ift. Ja noch) mehr, Das Feuer glänzet ; die Erde aber ift dunkel, und zwar das dun— Eelfte und am allerwenigften leuchtendeite unter allen Dingen. Die $uft empfängt das Licht am allererften, fie wird leicht verändert, und wenn fie einmal mit dem Ölanze erfüllet ift, fo theilet fie ihn wieder allent- halben aus; ja fie wird felbft ein glänzender Körper, Denn die aufgehende Sonne, ſagt ein gewiffer dithy— vambifcher Dichter: Erfuͤllet alfobald das große Haus Der Winde, die die Luft durchftreichen. Durch fie befümme die See und das Meer feinen Antheil Glanz, und die Boden der Flüffe geben ei« nen Wiederfchein, in fo weit fie von Der Luft berührt werden, Mur die Erde bleibe unter allen Körpern beftändig finfter, und wird weder von den Stralen der vom Urſprunge der Kälte, 183 der Sonne, noch des Mondes, durchdrungen. Sie wird zwar von beyden erwaͤrmt, und laͤßt einen ge— ringen Theil von fi) Durch die hineinziehende Wärme lauligt werden; allein den Glanz laßt fie ihrer Feſtig— keit wegen nicht in fich hinein, fondern wird nur auf der Oberfläche Herum erleuchtet. She Inwen⸗ diges wird dahero Die Nacht, das Chaos und ver Abgrund genannt; undder Erebus ift nichts anders, als die Finſterniß in dem Körper der Erde. Die Poeten haben deswegen erdichtet, daß Die Nacht von der Erde geboren wäre, und die Mathematiker beweifen, daß fie nichts anders, als der Schatten der dem Lichte der Sonne entgegenftehenden Erde iſt. Denn eben fo, wie die $uft von der Sonne mit Sichte erfüllee wird, fo wird fie von der Erde mit Sinfterniß erfüllee, und der Theil von ihr, der fein Sicht bat, macht, daß es eben fo weit und fo lange Mache ift, fo weit und fo lange ihn der Schatten der Erde bedecket. Daher bedienen ſich die Mens ſchen der Auflerlichen Luft auch bey der Nacht, und viele Thiere gehen bey derfelben auch in der Finfter- niß auf die Weide, weil fie noch von einigen Fuß⸗ ftapfen des Lichts und von einigen Ausfluſſe des Glanzes untermenget ift. Die $uft bingegen, welche fih in den Häufern und unter den Dächern befindet, und allenthalben von der Erde umgeben ift, ift ganz und gar ſtock finfter und ohne Licht. Auch die Häute und Hörner der Thiere laflen, fo lange fie ganz find, wegen ihrer Dichtigfeit, den Schein nicht durch, fo bald fie aber zerfchnieten und glatt gemacht werden, werden fie auch, weil fich als- denn die Luft mit ihmen vermifcher, durchſichtig. nn 134 Faortſetzung der Abhandlung Ich glaube auch, daß die Poeten die Erde deswegen hin und wieder ſchwarz nennen, veil fie fo ſehr finfter und alles Lichtes berauber it. Man fieht alfo, daß der Streit des Finftern gegen das Ölänzende, aus welchem man fo viel Wefens macht, ſich mehr bey der Erde, als bey der Luft, befinde. Jedoch diefes trägt zu der Entfcheidung der gegenwärtigen Trage nichts bey. Denn wir haben gezeigt, daß viele Dinge glänzen, und doch kalt find, fo wie wir im Gegentbeil viele dunkle und finftere Dinge antreffen, die doch dabey warm find. Folgende Kräfte, als die Schwere, der Stilleftand, die Dichtigfeit und die Unbeweglichkeit, haben mehr Verwandſchaft mit der Kälte: und von diefen allen beſitzt die Luft gar feine; die Erde aber fie alle in größerem Grade, als das Waffe. Die Empfindung lehrt es uns auch, daß dasjenige, was fehr kalt ift, zu gleicher. Zeit auch hart fey, hart mache, und einen Widerftand thue. Theophraſtus erzehlet, wenn man erfrorne Fifche auf die Erde fallen lieſſe; fo zerbrachen und zerfielen fie in Stücfe, wie Glas oder irdene Gefäjfe. Du wirſt auch felbft, mein Phaborinus, zu Del: phos gehöret haben, daß derjenigen, die auf den Parnaß geftiegen, um den Ihyadern, welche von einem gewaltigen Winde und Schnee überfallen waren, Hülfe zu leiften, ihre Roͤcke durch den Froſt fo hart, wie Holz, gemwerden, und, wenn fie fie ausbreiten wollen, zerbrochen und in Stuͤcken gegangen find. Die gar zu beftige Kalte mache auch durch ihre Härte die Sehnen unbeweglich und die Zunge ſtumm, indem fie die weichen Theile des Körpers zufammenziehet und ftare machet. Da vom Urfprunge der Kälte, 185 Da nun diefes alles augenfcheinlich ift; fü bemerfe ferner: Eine jede Kraft beſitzt, wenn fie die Oberhand behält, die Eigenſchaft, daß fie dasjenige, was von ihr bezwungen ift, in ſich felbft verwandelt, So wird dasjenige, deffen fich die Waͤrme bemaͤchtiget, angezuͤndet, und dasjenige, deſſen der Wind maͤchtig wird, in Luft verwandelt, und was in das Waſſer faͤllt, durchaus naß, wofern es nicht demſelben ent rinnt. Es iſt demnach nothwendig, daß dasjenige, was recht ſehr kalt wird, in das erſte Kalte veriman- delt werde. Nun flehee aber der größte Grad der Kälte in dem Froſte. Der Froſt aber verſteinert, wenn die Kälte völlig die Oberhand behält, und wenn alle Wärme vertrieben und alle Feuchtigkeit gefroren iſt. Daher ift aud) die Erde in ihrer Tiefe lauter Eis und Kryſtall, wenn ich fo fagen darf. Den die Kälte wohnet dafelbft ohne alle Vermiſchung, ohne von etwas erweicht zu werden, und am ferneften von dem Aether vertrieben. - Empedokles meynet zwar, daß dieſe fichtbare Theile der Erde, die Rlifte, Stein: Klippen und Felfen, von dem Feuer, das in der Tiefe der Erde brennt, unterhalten und geſtuͤtzt wuͤrden. Allein man ſieht vielmehr deutlich, daß ſie von der Kaͤlte zuſammengezwungen und hart gemacht ſind, nachdem die Waͤrme aus ihnen vertrieben und verſchwunden iſt. Daher werden fie auch von den Griechen zuyu genannt, und viele ihrer Spigen, die, wo die Wärme vergan- gen iſt, ſchwarz geworden find, feben bald aus, als wenn fie vom Feuer angebranne wären. Denn Die Kälte mache eines mehr, das andere weniger hart, dasjenige aber am haͤrteſten, 2 Band. N darinn 186 Fortſetzung der Abhandlung Harinn fie zuerft gemefen ift. Wie nun aber, wenn die Wärme leichte und die Feuchtigkeit weich machet, dasjenige, was am waͤrmſten ift, auch am leichteiten, und dasjenige, was am feuchteften ift, auch am weichften ſeyn muß; fo muß aud) nothwendig, wenn die Kälte zufammenbact, dasjenige, was am Fälte: ften ift, auch am meiften zufammengebacden ſeyn. Und was ift diefes anders, als die Erde? Was aber das Fältefte ift, das ift auch gewiß der Urſprung der Kälte; folglich ift die Erde ihrer Natur nach der Urfprung der Kälte. Eben viefes ift auch aus der Empfindung klar. Denn der Korh ift weit Fälter, als das Waller, und das Feuer löfchet man mit darauf gefchütteter Erde aus. Die Schmiede fireuen geriebenen Marmor, oder andern Stein uns ter das glühende und weich gemachte Eifen, wenn fie den gar zu großen Fluß defielben hemmen, oder eg kalt haben wollen. So fühlet auch der Staub der Fechter ihre Körper ab, und vertreibt den Schweiß. Ja was bedeutet die Gewohnheit, da wir jährlich unfere Zimmer und Wohnungen verändern, und den Winter über in die am weiteften von der Erde gebauten oberen Stockwerke fliehen, den Sommer aber uns wieder herunter in die tiefen begeben, in felbigen eine bequeme Zuflucht fuchen, und unfern Aufenthalt ınit Vergnügen in den Armen der Erde auffchlagen ? Thun mir diefes nicht, weil ung die Empfindung lehrer, daß es auf der Erde Falt fey, und weil wir miffen, daß felbige, der Natur nach, der Urfprung der Kalte fey ? Der Auf: enthalt an dem Meere des Winters über ift ebenfalls gemiffermaßen eine Flucht vor der Erde, wi die vom Urfprunge der Kälte, 187 die wir fo viel, als möglich, ihrer Kälte halber ver- laffen, und uns mit der See-Luft, welche warm ift, befleiden, Im Sommer aber fehnen wir uns, der Hige halber, wieder nach der Land-Luft, nicht, weil fie an fich ſelbſt Fale ift, fondern, weil fie von dem, was feiner Natur nad) Falt, und die Duelle der Kälte ift, entfproffen, und gleichfam in die Kraft, die ſich in der Erde befindet, wie Eifen in das Waffer, eins geraucht iſt. Unter allen Flieſſenden ift dasjenige, weiches von den Felfen und Bergen herabrinne, und unterdem Brunnen: Waffer das, welches in den Tiefen ift, das Fältefte, Denn mit dem legtern kann fich der Tiefe wegen Feine äuffere $uft vermifchen, und jenes koͤmmt aus reiner und ungemifchter Erde her: aus, So iſt das Waſſer bey dem Gebirge Tanna— rus, welches der Styr genannt wird, und das ganz fparfam von dem Felfen herabläuft, fo entfeglich Falk, daß es in Feinem andern Gefaͤſſe, auffer in folchen, die aus dem Hufe eines Efels gemacht find, aufbe: halten werden kann, fondern alle andere zerbricht und zerfprenger. Auch von den Aerzten hören wir, daß die Erde ihrer Art nad) zufammenziehe und Fale mache, Sie zählen viele Metalle, denen fie in der Arzeney- Kunft eine dickmachende und zufams ‚menziehende Kraft beylegen. Denn das Element der Erde kann weder zerfchnitten, noch bewege wer den, noch eine Abnahme leiden. Es hatfeine Schärfe, und kann weder weich noch flüßig gemacht werden, fondern iſt, wie ein Würfel, fo vefte und unbemeglich. Daher befißt es ſowol Schwere, als Kälte, indem es, weil es eine Kraft hat, die Feuchtigfeiten gerinnend zu machen, und ae zufammen zu zwingen, la ins 41 ıss Faortſetzung der Abhandlung in den Körpern wegen der Ungleichheit Schauer und Zittern verurſacht. Wenn es aber völlig die Ober— hand behält, und die Wärme ganz und gar vertil- get und ausgelöfcht ift, verurfacht es eine ganz erfrorne und erftorbene Beſchaffenheit. Es kann alfo die Erde entweder ganz und gar nicht, oder doc) fehr langfam und mit vieler Mühe verbrannt werden. Die Luft Hingegen giebt öfters aus fich feldft Slam men, und flieffet und bligt, wenn fie entzündet wird, Die Wärme aber bediener ſich der Näffe zur Nah— rung. Denn nicht die veften, fondern die naffen Theile des Holzes find verbrennlich. Und wenn diefe ausgetrocknet find; fo bleiben die veften und trocknen Theile übrig, und werden zur Aſche. Diejenigen richten nichts aus, welche ſich zu zeigen bemühen, Daß auch Die veften Theile verwandelt und verzehrt werden fonnten, und fie deswegen mit vielem Dele und Fette begieffen und vermiſchen; denn wenn das Fette ausgebranne ift, fo bleiben doch noch allezeit die Erötheile übrig. Die Alten haben die Erde Daher, weil fie nicht nur ihrem Orte nach unbe: weglih, fondern auch ihrem Wefen nach unver: änderlich ift, und jederzeit in der Wohnung der Götter bleibt, Heſtia *) oder Veſta genannt, von ihrem Stillftande und ihrer Dichtigkeit, deren Band die Kälte ift, mie der nafurfün= dige Archelaus fagte, meil fie nichts aufzulöfen | oder *) Sch bin hier dem Xylander gefolget, welcher in feinen Anmerkungen zu diefer Abhandlung anſtatt "Arra, Es zu leſen anraͤth. Weberhaupt fcheinen bier piele Stellen mangelhaft und unrichtig zu feyn. 2 + vom Urfprunge der Kälte, 189 ober weich zu machen im Stande ift, indem fie weder warm, noch lauliche gemacht werden fann, Dieje⸗ nigen, welche fagen, daß fie zwar empfunden hätten, daß die Luft und das Waſſer kalt fey, nicht aber die Erde, ſehen nur auf die nähefte Erde, welche mit Sufe, Waffer, Sonne und Wärme angefüllt, ver— miſcht und zufammengefegt ift. Dergleichen teufe find in nichts von denen unterfchieden, welche be=, haupten, daß nicht der Aether der Urfprung der Wärme fey, fondern heiffes Waſſer und glühendes Eifen; weil fie diefes berühren und fühlen, die Em— pfindung des erfteren, reinen und himmlifchen Feuers aber nicht Durch das Gefühl erhalten: fo wie auch diefe die Befchaffenbeit der Erde in der Tiefe niche empfinden, die man doc) vornehmlich für die rechte Erde zu halten hat , weil fie dafelbft won allen andern abgefondere if. Es dienen hieWaud die Felſen zum Beweife diefer Meynung, welche eine große und beynahe unerträglihe Kälte aus der Tiefe herausbringen. Diejenigen dahero, welche einen Falten Trunf verlangen, werfen Kiefelfteine in das Waſſer; denn dieſes wird Durch die Kälte, die aus den Steinen ganz frifch und fauter heraus— fährt, Dichter und ſchaͤrfer gemacht. Man muß demnach) wifjen, daß, wenn die alten Weifen und Gelehrten glaubten, daß die himmliſchen mit den Erdtheilen nicht vermifche wären, fie nicht ſowol auf die Derter, mas gleichlam auf einer Wage unten oder oben ſchwebte, fahen, als vielmehr auf den Unterfchied der Kräfte. Denn das Warme, das Glänzende, das Gefchwinde und feichte fheilten fie der unfterblichen und ewigen Natur zu; N3 das 190 Fortſttzung der Abhandlung vom ec. das Finftere, Kalte und Träge aber hielten fie für das eben nicht gar zu glückfelige $oos der Verſtorbe— nen und der unterivdifchen Gegenden, Auch die Kör- per der Thiere genieffen nur der Wärme und des gebens fo lange, als fie Athem holen, und, mie der Poet fagt, grünen. So bald fie aber deſſen ver: luſtig gegangen find, bemächtiget fich ihrer die Kälte „und der Froſt völlig, weil die Wärme, der Natur nad, in allen andern Dingen viel eher bleibt, als in den Erdtheilen. Bergleihe nun diefes, mein wehrtſter Phabori- nus, mit dem, was andere davon gefagt haben, Und wenn du fiehft, daß ihm weder alle Wahrfcheinlich- keit fehle,noch auch, daß es derfelben gar zu viel habe; fo gieb allen Meynungen ihren Abfchied, und glaube, daß es einem Weltweifen viel anftändiger fey, bey ungewiſſen Säsen mit feinem Beyfalle an ſich zu halten, als ihnen denſelben gleich blindlings zu ertheilen. | m. Agricola, LI. = — fi N ⸗ d e — x * IE 7} 27 EG Ne A N — ©) I» (f | IX. Be: | | 191 KIA U HE N u E IX. Bemerkungen von einem fliegenden vierfüßigen Thiere | in Rußland, von J. © Dupvermoi. Ueberfeßt aus den Schriften der Petersburgiſchen Alkademie der Wiſſenſchaften. 53 Band. 218 ©. ufler der Fledermaus (die von den Gefchiche: A ſchreibern der Thiere für ein Thier von mitt: lerer Gattung zwifchen der Maus und dem Vogel gehalten, und deswegen eine geflügelte Maus genennet wird, oder ein fliegendes Thier von zwey⸗ erley Art, das mic feinen uns befannten Thieren eine Aehnlichfeie bat) hat man in Europa Feine Gattung ausartender Thiere mehr angemerfer, die von ihrer gemeinfamen Natur fo weit abwichen, daß fie eine zweydeutige Aehnlichkeie, nämlich eines Bogels und vierfüßigen Thieres zugleich, an ſich nahmen, und die eigentlichen $ebens-Berrichtungen von beyderley Gattungen ausübten. Denn folche Sachen, als geflügelte Ziegen, $öwen, Pferde, Och— fen werden bey verftändigen Völfern für Chimären oder Undinge, die in dem Gehirne der Poeten und Mahler erdichtee worden, oder auch für Miß— Na4 geburten 92 Bemerkungen von einem fliegenden geburten gehalten. Man fehe hievon Fort.Liceti und Ambroſ. Paräus. Ob es, auffer der Fledermaus, in dem Welttheile, den wir bewohnen, wegen einer widrigen Defchaffenheit der Luft, Feine folche Thiere gebe, das mögen andere unterfuchen, Daß aber in den übrigen Theilen der Welt, naͤmlich in Afia, Africa und America, auffer einer großen Menge ſehr ſeltener Thiere, die man nach angeftellten Reifen zu Waſſer und zu Sand ausgeforfchet und zufammenge- Drache bat, dergleichen ausartende Gattung, Die, gegen Die Natur ihrer Art, Flügel zum Fliegen haben, ſowol unter den Wafierzals Erd-Thieren angetroffen wer— den, Davon haben wir das Zeugniß fehr anfehnlicher und wuͤrdiger Mönner. Man fehe Nay in der Fur- zen Öefchichte der Thiere; du Hamel in der Öefchichte Der Hfademie zu Paris; die Tagebücher der nature Lurioforum; den D. Souciet in den aftronomifch: geographifch- und phnficalifchen Anmerkungen, Man fehe auch die Befchreibungen der Reifen und Schifs fahrten, Die vor. diefem von den Spaniern, Portugie- fen, Hollandern,, Franzofen und Engländern nad) Neufpanien, Birginien und andern $andern in merica unternommen worden find, Darinnen man fliegende Fifche, geflügelte Eidechfen, geflü: gelte Katzen, und unter andern auch geflügelte Eichhörner antriffe. Aus eben diefer Ausforfchung fo ſehr verſchiedener Thiere laßt fich nun allerdings Der unglaubliche Nutzen und die Nothwendigkeit der Reifen und Schiffahrten erkennen, als da— durch man auffer den gemeinen und befannten zur Gpeife dienenden Thieren und einigen meni- gen andern, Die fih bey uns aufbalten, auch die übrigen vierfüßigen Thiere in Rußland. 193 übrigen, die in andern Welt-Gegenden leben, fehr große und fehr Fleine, folglich Die ganze thierifche Welt Eennen lernen, und folchergeftalt die unermeß- lichen Reichthuͤmer, Majeftät, Weisheit und Er— fenneniß des Urhebers und Werfmeifters, die fich bey der Schöpfung und Erhaltung derfelben zeigen, bewundern kann. Jedoch beftehet die wahre Er— Fenntniß der Thiere und der Mugen Derfelben nicht in bloſſer Anſchauung äufferliher Dinge, dergleichen find: der Urfprung, die Bildung, Mannigfaltigfeit, Natur, Eigenfchaften, Lebens-Art und unendliche andere Befchaffenheiten mehr, die bey einem jeden vechtfchaffenen Menfchen Beluftigung des Gemürbs und Vergnügen erwecken; fondern vornehmlich in der Befchauung und Betrachtung des Baues aller und jeder innern Theile und DVerrichtungen, und in der Bortreflichfeit, Größe, Zärte, Vorſehung und Schärfe des Berftandes, die man an denfelben wahr— nimmt, und aus deren Anblick das Gemuͤth eine weit größere Wolluft und Veränderung empfindet. Ungeachtet aber ic) anfangs geſagt habe, daß es feine dergleichen ausartende Thiere in Europa gebe; fo ift doch merfwürdig, daß eine fehr ſchoͤne Gattung derfelben erftlich zu Moskau, und hernach zu Peterss burg befannt geworden, die in den Wäldern und Bergen nicht ungewöhnlich ift, und dem americani= ſchen fliegenden Eichhorne bey Ray und dem P.Sou= ciet am nächften koͤmmt; von den Einwohnern auch das fliegende Eichhorn genennet wird. Unter diefene Namen ift ein folches Thierchen, deflen Befchreis bung, ungeachtet diefelbe nicht mit genugfamen Er: fahrungen unterftüge ift, ich bier Peyfügen will, N 5 gegen 194 Bemerkungen won einem fliegenden gegen das Ende des verwichenen Jahres der Afade: mie vorgeleget worden. Es iſt zwar daftelbe ſowol in Rußland, als in America, gemein, und beftandig anzutreffen. Man wird ſich aber nicht fehr darüber verwundern, daß es bisher unbekannt geblieben ift, wenn man gewiffe andere Umftände in Erwägung ziehet. Uebrigens (damit ich einigen allgemeinen Begriff von denfelben vorausfege) ift die Bildung feines ganzen Seibes, insbefondere des Kopfes, der Ihren, desRüffels, der Oberlippe, der Zähne, ſowol ihrer Geftalt, als Anzahl nach, auch die fertige Haut alfo befchaffen, daß es mic dem Gefchlechte der Eich: hoͤrner allerdings übereinfomme, der Größe nad) aber denfelben nachftehet, und nach der Farbe der graulichten und fehwärzlichten Haare von ihnen uns terfchieden iit. Ob nun Thiere von diefer Leibes-Be— fhaffenheit ohne andere Huͤlfs-Mittel fich in Die Luft wagen fünnen, das will ich den Verftändigen zu bes uetheilen überlaffen. Ich meines Dres befenne, daß es in der That mehr einem vierfüßigen, als einem flies genden Thiere ahnlich fieht, z Nämlich, ich halte dafür, daß bey einem irdifchen und vierfüßigen Thiere zu Diefer aufferordentlichen Eigenfhaft, darinn die Kunft eines unendlichen Berftandes verborgen lieget, mehrere verfchiedene Verrichtungen und mancherley Werkzeuge, die mit der feinften und größten Kunft zubereitet und einges richtet, folglich von einem unvergleichlichen Werf- meifter ausgedacht worden find, erfordert werden; wie jedermann aus der Erzehlung einiger auserlefenen Demerkungen leicht abnehmen Fann. Das vierfuͤßigen Thiere in Rußland. 195 Das Fell alſo, das ſonſt bey dieſen Thieren den Leib genau umgiebt, iſt hier loſer und weiter, als es noͤthig iſt. Es verlaͤngert ſich an beyden Seiten des Bauchs, und indem es ſich bis an das Ende des Fuſſes beynahe eine Hand breit erſtreckt; ſo ſtellet daſſelbe die ſonderbare Eigenſchaft eines Fluͤgels vor, um welches willen wir dieſes Thierchen bewundern. Eben deswegen wird es von den Einwohnern, die das Fliegen deſſelben mit ihren Augen geſehen haben, unter die ausartenden fliegenden Thiere gerechnet. Naͤmlich: Sie erzehlen, daß daſſelbe, wenn es ihm beliebe, durch Huͤlfe dieſer Anhaͤnge ſich mit ſeinem Leibe in die Hoͤhe zu ſchwingen, und von einem Baume zu dem Adern zu fliegen pflege, Diefes erfte Werfzeug, das in die Augen fällt, ift eine fehr leichte und dünne Ausdehnung der ordent- lichen Haut, oben und unten fertig, und ift nichts an- ders, als eine Berlängerung derjenigen Haut, Die den Rüden und Bauch, imgleichen die vördern und hins tern Füffe umgieber. Sie ift aus zweyen Dlättern zufammengefegt, und erfüller alfo den völligen Seiten— raum, der zroifchen dem vördern und hintern Fuſſe lieget, an dem diefelbe, als an ihren Pfeilern, beveftiget iſt. Es iſt aber daben zu merken, daß ihre Breite bey dem hintern Fuffe bis auf zweene Zoll abnimmt. . Denn indem diefelbe von dem äufferften Ende des Börderfuffes an fehief einwaͤrts gegen den Hinterfuß zu gehet, und einen ausgehölten Nand machet; fo verliere fie auf Diefem Wege etwas von ihrer Breite, fo daß die Geftalt dieſer Ausdehnungen auf bey: den Seiten faft mie ein Dreyer herauskommt. Uebrigens ift das Weſen derfelben, wie bereits * je dacht 196 Bemerkungen von einen fliegenden dacht worden, haufig, aug zroeyen gleichen und fla= chen auf einander beveftigten Blättern zufammen= geſetzt, und, wie ein zartes Haufgen, fehr dünne, ſehr leicht und durchſichtig. Die Haare aber find eben fo, als auf der übrigen Haut, weid), wie eine zarte Seide und von Farbe afchgrau und ſchwaͤrzlicht. So viel von der Auffern Öeftalt dieſer flügelmäßigen Aus⸗ dehnungen. Die Werkzeuge der zweyten Gattung ſind zwiſchen den gedachten Blaͤttern eingeſchloſſen, und kommen nach behutſam geſchehener Trennung derſelben zum Vorſcheine. Zwiſchen dieſer Doppelhaut nun ſind zwo Sachen zu beobachten: 1) Eine pe jarter, weifler und ſchwammichter Fafern, die "bon dem höchften Ruͤcken berabfommen, und gleihfam in krummen Sinien fortlaufen. Sie hängen an den erwehnten Blättern, verlieren ſich aber nach voll brachtem Wege gar bald aus dem Geſichte. Weil diefelben fich ausdehnen und wieder zufammenziehen laffen ; fo Fann ich gar deutlid) begreifen, daß fie Die Doppelhaut ausfpannen und zufammenziehen koͤnnen. 2) Nachdem man vie Blätter völlig bis an den äuffer- ften Rand von einander gefondert hat; fo ſiehet man noch eine andere Reihe Zafern, die von dev vorigen, fowol der Sage, als der Richtſchnur nach), unterfchie= den ift. Es ift ein zarter und langer Büfchel, den die Doppelhaut ganz am Ende des auffern Randes einfhlieffet, und davon das eine Ende an einer lang« fpisigen Slechfe, die neben an dem Knie des Börder- fuffes hervorgehet, angewachfen, das andere aber am Ende des Hinterfuffes beveftiger iſt. Die vierfüßigen Thiere in Rußland, 197 Die Werkzeuge der dritten Gattung find eigentlich die Pfeiler und Ruder der bisher befchriebenen Theile. Nämlich) 1) das gefammte Gebäude der Knochen ; 3) einige befondere Knoͤchlein, die zu der Verrich— tung der erwehnten flügelfürmigen Anhänge unmite telbar gehören. Von den Knochen ift überhaupt zu merfen, daß das ganze Gebäude derſelben, das über hundert Knochen in fich begreifet, Faum fo ſchwer iſt, als das Gerippe eines Fleinen Wögeleins ; fo fehr fommen die Knochen diefes wirklich vierfüßigen Thier⸗ chens an Zärte und fonderbarer Feftigfeit mit den Knochen ver Bögel überein. Es erfordert aber unfer Vorhaben, Daß mir die vördern Glieder etwas ge= nauer betrachten ; denn diefe Glieder, Die mit den Gliedern der Bögel fowol, als der vierfüßigen Thiere, eine Aehnlichkeit haben, find nicht allein zu dem Gange und Fortfchreiten, fondern auch) zu dem Anz ftoffen unvergleichlich wohl eingerichter. In dieſem Gerippe find folgende Knochen befonders anzumer- fen. ı) Das Schlüffelbein ; 2) das Schulterbein; 3) das Achfelbein; 4) und 5) die Dicke und dünne Arm— Roͤhre; 6) die Rnöchlein der Handwurzel, des Dau—⸗ mens und der vier Singer ; 7) drey überflüßige Knoͤchlein. Das Schluͤſſelbein, ein Knochen acht Linien lang, lieget ſchief zwiſchen dem Bruſtbeine und Schulter— blatte, und iſt an jenem durch ein duͤnnes, rundes und ſchlaffes Band; an dieſem aber durch zwey Baͤn⸗ der beveſtiget, Davon Das eine Dicker und etwas brei— ter, wie ein Schälchen ausgehöbler, an der. Seite des obern Fortfaßes; das andere fehr duͤnner und runder am Anfange des rabenfoͤrmigen Fortſatzes haͤn⸗ 198 Bemerkungen von einen fliegenden haͤnget. An der Seite gegen den Hals zu ift es ein wenig hohl, und an der entgegenftehenden Seite etwas erhaben; an beyden Seiten aber platt. Das eine Ende, das gegen das Schulterblart zugehet, wird breiter und etwas krumm, und das andere ziehee fih zufammen, und wird dicker; der mittlere Theil ift eine tinie breit, und hat übrigens eine ganz befon» dere Feftigfeit. Das Schulterbein ift hart, durchfichtig und fehr dünne, am untern Rande hat es Die lange des Schluͤſſelbeins; feine Breire aber ift nicht über vier $inien. Der Öejtalt nach iſt es von anderer Thiere ihrem darinn unterfchieden, daß 1) feine Oberfläche erhaben, und unterwärts gegen die andere Fläche gefrümmet; die Unterfläche hingegen. übermwärts und ausmwärfs nach der Auffern Fläche gebogen, und mit einem hohlgekehlten Rande verfehen ift. Hieraus entftehet ein zweyfaches Gewölbe oder ſchildfoͤrmige Släche: die eine auswärts nach der Länge des obern Randes, und Die andere unferwärts nach der fänge des untern Nandes. 2) Hat es einen zweyfachen - Grad, davon der eine die gewöhnliche Sage hatz der andere aber verfehre, und auf der entgegengefeßren Seite nad) dem Rüden zu ſtehet. Man follte es fir zwey Schulterblätter anfehen, die am Rande zufammengefeget und an einandergefüget wären ; denn an beyden Seiten find zwar Höhlen oberhalb und unterhalb des Grats. Derjenige, den ich den verkehrten Grat nenne, hebet von der Grund— finie an, und wird eine Sinie hoch. Er hat kei— nen obern Fortfaß, und verlieret fich gegen den Nacken zu. Der andere aber, der die — age vierfuͤßigen Thiere in Rußland, 199 Sage hat, wird nicht allein bis zwo Linien hoch, fon: dern hat auch einen ftarfen Sortfag, der über das Achfelbein hervorraget und fehr breit iſt, fo daß er faft die Geftalt eines Vierecks hat. Der Aufferfte Theil des obern Randes, nahe an dem Macken, endi- get fich in einem ftarfen, dichten und dreyhörnigen Fortſatz, insgemein der rabenformige Fortfaß genannt, Die zivey obern Hörnchen (davon eines länger und das andere Fürzer ift ) find ein wenig gekruͤmmet, und durch eine Furche von einander unterfchieden, Sie dienen unvergleichlih wohl zur Verbindung des Achfelbeines mit ver Pfanne am Nacken des Schul- terblatts. Das dritte Hörnchen aber machet, mit: telft eines Bandes, die Kügung mit dem Schulter: “ blatte gegen das Ende deſſelben. Das Achfelbein ift mit dem menſchlichen fehr aͤhn⸗ lich, auffer, daß die Hervorragung an der Seite des Hauptes übermäßig zu feyn fcheinen, Die dicke und dünne Arm-Röhre find eben auf die Art gebildet und geordnet, als bey dem gemeinen Eichhorne, Hafen, Fuͤchſe, Igel und fo weiter. Nämlich: Sie liegen nicht in eben derſelben Fläche, oder an der Seite neben einander, fondern eines über dem andern. Die dünne Arm-Roͤhre ift vorwärts, die dicke aber binterwärts gekehret. Diefe Knochen find im übriz gen eben fo befchaffen, wie bey andern Thieren ; nämlich: fie Flaffen nicht von einem Ende bis zum andern. Machdem die dicke Nöhre an die Mitte der dünnen gefommen ift, und nur bis dahin etwas von ihre abſtehet; fo bänger fie gleich an verfelben an, 200 Bernerfungen von einem fliegenden an, waͤchſet wie ein Fiſchgrat mit ihr zufammen, und verlierer ſich. Man follte es für einen gefpaltenen Knochen halten, der in der Mitte fich in zweene ungleiche Theile theilete, davon der duͤnnere die fonft fogenannte dicke Arm-Roͤhre; der Dickere aber, auf umgefehrtee Weife, Die dünne Röhre ausmachek. Denn (eine Sache, darüber man fich höchftens ver- wündern muß) die Drdnung oder gewöhnliche Ein- richtung diefee Knochen wird hier Dergeftalt veräns dert angetroffen, daß die Dicke Arm-Roͤhre Die dünne; hingegen die dünne Arm-Roͤhre die dicke vorſtellet. Nämlich der kürzere und zärtere Kochen, Der zwölf tinien lang, und einem dünnen von innen zu hohlge— fehlten Fifchgrate ähnlich ſiehet, ift an feinem obern - Ende mit einem doppelten Schnabel und einem C förmigen Ausfihnitte, der in dem ausgeferbten Fort: fag des Achfelbeins pafjet, verfehen. Der längere und dickere Knochen hingegen, 16 Linien lang, der an feinem oben Ende, das rund und ausgehöbler ift, die dünne Arm-Roͤhre vorftellet, faſſet Das untere Ende des Achfelbeins infih. Daher aud) der größte Theil des ausgeferbten Fortſatzes in die duͤnne Röhre gefügt ift, und nur der hintere Theil deffel- ben von dem C fürmigen Ausfchnitte der Dicken Köhre aufgenommen wird, fo daß der eine Schnabel, nämlich der untere, wegen des gedachten Widerſtan— des der duͤnnen Nöhre, bey der Biegung des VBörder« armes die Vörderhöhle des Achfelbeines gar nicht berühren kann; der andere Schnabel hingegen, eben. wie bey den übrigen Thieren, in die binfere Höhle ohne einige Hinderniß eintritt. Bey dem untern Ende eben diefer dünnen Roͤhre iſt auch dieſes vierfuͤßigen Thiere in Rußland. 201 dieſes merkwuͤrdig, daß das gedachte Ende derſelben bloß zur Aufnahme der Handknochen dienet. Die Geſtalt der meiſten Knochen, ſowol der Hinter. band, als der Voͤrderhand, imgleichen des Daumes, der Finger und Klauen, komm mit der gedachten Thiere ihrer überein. “An der äuffern Seite der Handwurzel raget ein Knoͤchlein hervor, das wie ein ſpitziges Horn geftalter; aber doc) von einem beinern und fehr veften Wefen ift. Es iſt etwas weniges gebogen; fein Durchmeffer ift am Anfange 3, und am Ende & Sinie; die Länge aber 16 Linien. Die Grundfläche oder der Anfang deffelben ift zweyhoͤrnig, Das iſt, ſie beſtehet aus ei— nem zwiefachen Schnabel, mit einer Höhle in der Mitte; dieſe ift, wie gedacht, an die äuffere Seite der Handwurzel verfnüpfer. Sonſt ift diefes Knoͤch— fein von aller andern Verbindung frey, liege zwiſchen den vorhin erwehnten flügelförmigen Ausdehnungen, und ift bloß mic feiner Spiße an den oben be efchries benen Büfchelfafern beveſtiget. Um dieſes Knoͤch— leins willen befinden ſich noch zwey andere ſehr kleine Knoͤchlein in der flachen Hand, die zu der Hand— wurzel gehoͤren, und auſſer der Ordnung gelegen ſind. Das eine lieget quer uͤber, und iſt an den Dau— men beveſtiget; das andere iſt mit dem Ende der dünnen Armröhre verbunden, und mit dem vorhergehenden Kuöchlein fchief verfnüpfer. Diefe beyden, Die nach einem ſchiefen Winkel zuſammen gehen, werden in die Hoͤhle des obigen Knoͤchleins aufgenommen, und an ſeinen Schnaͤbeln beveſtiget. Auf dieſe Weiſe machen ſie das wunderſame Gewebe aus, dadurch das obengedachte Knoͤch— 2 Band. >) lein 202 Bemerkungen von einem fliegenden fein zu mancherley Bewegungen fähig und gefchickt gemacht wird. | Wenn man dasjenige mit Aufmerkſamkeit erwaͤget, was bisher Fürzlich erfläret worden iſt, nämlich Die unglaubliche $eichrigkeit dieſes Thierchens, Das faft gänzlich aus Häuten beſtehet; imgleichen den fonder: baren Bau und die Berbindung der ſehr zarten und fehr leichten Ausdehnung der Haut und der dazu ges hörigen Knochen; fo wird einen die Art und Weife nicht ſchwer zu begreifen feyn, wie ein folches Thier— chen ſich in die Höhe erheben, feinen Leib in der Luft. erhalten, und folchergeftalt einige Zeit fliegen koͤnne; ungeachtet man geftehen muß, Daß zwiſchen demſel⸗ den und dem Leibes-Bau der Voͤgel ſich ein großer Unterſchied befindet. Hingegen iſt es gewiß, daß es mit der Fledermaus, den gleichfoͤrmigen Gliedmaſ⸗ ſen nach, eine große Aehnlichkeit hat. Durch die breiten hautigen Fluͤgel alſo, die an beyden Seiten des Bauchs liegen, und eine ganz ungemeine Bieg— ſamkeit und Zaͤrte haben, auch alſo geordnet ſind, daß dieſelben (eben ſo, wie andere Fluͤgel, die an die Bruſt ſchlieſſen, und ſich einziehen, und wieder— um von der Bruſt abgezogen und ausgeſpannet wers den) ſowol zur Zufammenziehung, als zur Ausbreis tung, aufgeleget find; durch die gedachten häutigen Fluͤgel, fage ih, muß das Schweben und Fortfliegen diefes Thieres in der Luft geſchehen. Diefes erfolgt, wenn durch eine fehnelle und gefchwinde Voneinan⸗ derziehung der Schenfel, wie bey dem Springen und Saufen gefchiehet, Diefe Häute zugleih von der Bruſt abgezogen und ausgebreitet werden, indem dadurch die vorige Kraft, Die dieſel— ben vierfuͤßigen Thiere in Rußland. 203 ben zufammenzog und faltete, namlich Die Kraft derjes nigen Safern, die von dem Rücken zu Diefen Häuten ges ben, überwogen wird, Denn wenn das Thier gehee und ruhet; fo werden durch die Kraft Diefer Faſern die Flügelhäute in Die Höhe gezogen, und fehlieffen fih an die Seite des Bauches, fonft würden diefelben, wenn fie hingen und flatterten, entweder felbft Schas den nehmen, oder das Gehen ſchwer machen. Zu gleicher Zeit, da nach gefchehener Ausdehnung der Schenkel durch einen Sprung der Seib in die Höhe gehoben wird, und die Fluͤgel-Haͤute, die an denfelben, als an ihren Pfeilern, beveftiger find, auch in gefchlof- fenem Stande das gedachte Schweben befördern, hilfe das oben befchriebene Rnöchlein oder lange und ſpit— zige Horn, das an der äuffern Seite der Hand hervor- raget, vortrefflich zu diefer Verrichtung. Denn da daffelbe mit einem fehr beweglichen Gewerbe an der Handwurzel beveftige iſt, und Dadurch gefchickt wird, ſich auf- und niederwärts, vor: und hinterwärts zu menden; fo ift feine Berrichtung dem Rudern aͤhn— lich, indem durch die mannigfaltigen und fehr ges ſchwinden Bewegungen und Ziehungen diefes Theils chens die Kräfte und die Stärfe der Flügelhäute (als die daffelbe genau umfaffen ) in die guft zu fchlas gen nicht nur vermehret, fondern auch durch Steuern, Richten und mancherley Wenden das Fortfliegen voll» bracht wird. Das vornehmfte Werkzeug dieſer Be- megung ift, auffer den Muskeln der Handmwurzel, vor« nehmlich der Büfchel Safern, die an der Spige Diefes Theilchens beveftiger iſt. O 2 So 204 Bemerkungen von einem fliegenden So viel für diefesmahl von der Aufferlichen $eibes- Geſtalt des fliegenden vierfüßigen Thieres in Rußland, Es wäre aber freylich werth, daß alles noch gruͤndli— cher erforfchet und ausgearbeitet würde. Denn es ift allerdings fo, wie Seneca faget, wenn er von Er: forfchung der natürlichen Gebeimniffe, und fonderlic) von den Urfachen der Bewegung der Erde redet, und hierauf hinzuſetzet: „Nichts it bey feinem Anfange „vollfommen; und diefes ift nicht allein wahr bey „diefer fehr wichtigen und fehr vermickelten Sache, „darinn, wenn auch gleich noch fo viel gethan wird, „dennoch alle Fünftige Zeiten noch) genug zu thun fin- „den, fondern auch bey allen andern Gefchäfften. „Der Anfang ift allezeit von der Vollkommenheit „weit entfernet. *),, Daher, wenn ich von der Be— fchaffenbeit der innern Theile und der fehr unvollfom- menen ‘Befchreibung derfelben, vie ich bier beyfüge, meine Öedanfen fagen foll; ſo will ich diefelbe keines— weges für eine, ausgearbeifete und mit der Natur richtig übereinfommende defchreibung,dabey viel Fleiß, Erfahrung und Nachfinnen angewendet worden wäre, gehalten wiſſen, fondern meine Abfiche ift itzo bloß, einen allgemeinen und ungefehren Abriß von den in= nern Theilen zu geben. 1. Die äuffern Häute find fo dünne und von allem Fette entbloͤſſet, daß die unterliegenden Theile bey— nahe durchfcheinen. Bon Unterfuchung des weichen und großen Ge— hirnes, des innern Baues deſſelben und der finn- lichen *) 2, Ann. Seneca Fragen aus der Natur-Lehre, 6B. 5 Hauptſtuͤck. vierfußigen Thiere in Rußland. 205 fichen Werkzeuge, habe ich mich mit Fleiß enthalten. An dem untern Theile des Hirnfchäbels habe ich ander dafelbft liegenden Drüfe einen ausführenden Gang bemerft, der bey den Backen-Zähnen des obern Kinnbackens feine Defnung bat, und von dem berühm- fen Muͤck das vierte Daar genennet wird. Der ausführende Gang, der aus der ganz nahe an dem Schlüflelbeine gelegenen Kinnbacken-Drüfe feinen Urſprung nimmt, und fich unter der Zunge endi— get, Fam mit bier gleichfalls zu Gefichte. Das tod) in der Zunge, insgemein das blinde Loch genannt, war bier deutlich zu fehen. So viel von dem Kopfe. 2. Am Halfe babe ich etwas bevbachter, davon fonft Fein Beyſpiel vorbanden ift, und deſſen Be— trachtung Die hoͤchſte Berwunderung erwecket; unge— achtet ic) gerne geftehe, daß ich es nicht mit folchem Fleiffe, als die Sache erfordert, unterfuche babe. Inzwiſchen habe ich es doch nicht mit Stillſchweigen vorbeygehen wollen. Erſtlich war der Deckel auf der. Luft-Roͤhre am Grunde der Zunge dergeftale ſtark zurückgezogen, daß die geroöhnliche Berrichtung diefes Deckels fehwerlid Statt zu haben ſchien. Nämlich, feine Spige erftrecfte fich, ohne die min- defte Verbindung mit dem fhildfürmigen Knorpel, faum über den Rand veflelben, da fonft der Anfang des Deckels zu feyn pfleget ; der übrige Theil des Deckels aber ftellete die C fürmige Klappe, Die von der Haut der Zunge entfteher, ſowol dem Wefen, als der Geftalt nach, vor, und an bepden Seiten der: felben war ein ganz kleiner Muskel zu feben, der ſich von dem becherfürmigen Knorpel bis — | zur 206 Bemerkungen von einen fliegenden zur äufferften Spitze erſtreckte. Ferner habe ich bey Betrachtung diefes Theilchens einen doppelten Weg oder Gang angetroffen, der unter dem gedachten Deckel in den Grund und den Körper der Zunge ge— het. Allein igo gebe man Acht auf den Bau der Luft-Roͤhre. Don diefer ift fehr merfwürdig, daß fie Feinesweges, wie bey andern irdifchen und fliegen- den Thieren, aus Ringen beftehet, fondern aus mans cherley abweichenden, und ich weiß nicht, was für Eharactern, gebildet und zufammengefegt ift. In Der That find fowol die Scharlachfarbe, als die Figu- ren dieſer Charactere, Die man für ein Werk des ges ſchickteſten Kupferſtechers halten follte, ®ergeftalt fhön und niedlich, daß es Fein Künftler vollkomme—⸗ ner machen koͤnnte. jedermann, der es fahe, mußte geftehen, daß es wirklich alfo fey. Ich beforge aber, Daß Diejenigen, die cs bloß hören, es fürein Mährlein halten, oder auch mir oder dem Mahler einen Fehler beymeffen werden; dergleichen Urtheile man heut zu Tage insgemein zu fällen pfleget, wenn andere niche ganz gewöhnliche Erfcheinungen der Natur befannt machen, Es mag nun aber ablaufen, mie es wolle; fo habe ic) doch für gut befunden, die gedachten Cha- ractere von dem Mahler der Afademie treulich ab» mahlen und hier beyfuͤgen zu laffen, bis es Gelegen⸗ heit giebt, die Sache noch beffer zu erläutern. Das Lächerlichite aber hiebey, und was man nicht vorbey- laſſen muß, ift diefes, daß die Figur der neun hier - abgezeichneten Charactere fo viele Buchftaben in der rußiſchen Sprache ganz eigentlich vorftellen, RS — m Sin vierfüßigen Thiere in Rußland. 207 In der $unge habe ich nichts merkwuͤrdiges ange: troffen. Jedoch habe ich unterfuchen wollen, ob die Lungenroͤhren gleichfalls mit foldyen Charactern be= zeichnet feyn oder nicht. Ich babe befunden, daß diefelben fo wenig Ringe, als Charactere, haben, fondern bloffe Röhren find. In dem Herzen, das rund wie eine Haſelnuß, und in einem Beutel eingeſchloſſen war, glaube ich bemerkt zu haben: 1) daß keine muͤtzenfoͤrmige Klappen zugegen waren; 2) daß in der rechten Kammer deſſelben ein ge— wiſſes laͤnglichtes Loch, nach Art des Ovallochs, das in die Lungenblutader gehet, ſich befand. Jedoch be— kenne ich gerne, daß ich fuͤr die Gewißheit beyder Beobachtungen nicht die Gewaͤhre leiſten kann. Endlich iſt zu merken, daß in dem Unterleibe we— der Netz, Milz noch Druͤſen im Gekroͤſe zu ſehen waren. Die Gedaͤrme waren, wie Band, nach der Laͤnge zuſammengelegt, oder wie die Orgelpfeifen geordnet, und unter ihnen hatte der Blinde davon die Geſtalt des Buchſtabens Y. Sowol der Gallen— gang, als der Gekroͤſedruͤſengang, zeigten ſich gleich bloß nach Aufblaſung der Gedaͤrme. Zwey breite Streifen von Faſern umgaben den linken Magen— mund, einer zur Rechten und der andere zur Linken. Die Höhle der Niederdrüfen war fehr groß. Die geber, die mit ihrer Größe beyde Weichen erfüllete, war bunt von rörhlichen Puncten und einem mweiß- lichten Wefen dazwifchen, dergleichen auch Malpichhi in dem gemeinen Eichhorne beobachtet hat. Man ſehe deſſen Unterſuchung von der Leber, Seite un. In den Nieren befand ſich, —— vieler Waͤrzchen, nur 208 D. Pietſchens neuer Entwurf nur eine einzige Warze, die das och des Badens wie ein Stöpfel verftopftee An der Harnblafe war ein fehr langer Hals mit der daran liegenden Drüfe, der Vorfteher genannt, Diefes iſt es, was mir bey Befichtigung der innern Theile Diefes Thierchens, ohne forgfältige Unterfuchune g, nur obenhin in die Augen gefallen ift. D. Johann Gottfried Pietſchens neuer Entwurf, wie man die Lehre von den Krankheiten uͤberhaupt beſſer einrichten ſoll. enn ich oftmahls Betrachtungen uͤber die un— gluͤcklichen Heilungen der Aerzte, beſonders der anfangenden, angeſtellet habe; ſo habe ich richtig befunden, daß nicht ſowol die Schuld an der Unerfahrenheit derſelben ſelbſt allezeit, als viel— mehr an ihren Lehrern und an der unrechten Einlei— tung der Arzeney-⸗Gelehrſamkeit gelegen hat. Denn wer wird es leugnen fonnen, Daß, nach den bis bieher gemachten Cintheilungen, Die Arzeney-Ges lahrtheit offenbar ungewiß erfcheine ? Es ijt in derfelben eine übermäßige Weitläuftigfeit allent— — zu erblicken, und dieſes hat verurſachet, da der Lehre von den Krankheiten. 209 daß die Anfänger fo ſchwer zu deutlichen und gefun- den Begriffen im derfelben gelanget find. Man hat Die nüglichen Bernunft-Öründe großentheils verwor- fen, und im Gegentheil der betrüglichen Erfahrung allzuviel getrauet. Wie ift es aber deshalb anders möglich gewefen, als daß fie in einer ungewiffen Befchaffenheie und beftandig veranderlichen Verwir— rung hat müffen ftecken bleiben? Findet man nicht insgemein in der Heilungs:Wiflenfchaft, wo fie auf die bloffe Erfahrung gebauet ift, eine fehr übele Le: bereinftimmung derfelben ? Einer will diefes bey der, der andere das bey jener Krankheit befonders ange— merfet haben. Und folchergeftalt hat fie nothwendig zweifelhaft verbleiben müffen, und man hat fie öfters von vielen Menfchen eine ungewiſſe Kunft fehelten hören. Warum man aber der Erfahrung, und nicht der gefunden Vernunft fo ftarfes Vertrauen in der: felben beygemeffen, davon find theils die alten Aerzte, theils aber die finftern Begriffe, die man fich aus Mangel zureichender Erkenntniß und Einficht davon gemacht bat, ſchuld. Die geuͤbten alten Aerzte fuchen mehrentheils die neuangebenden zu vernichten, und hierzu muß ihnen Die in dieſem Stücfe ganz unfchuldige Erfahrung eine bequeme Gelegenheit feyn. Sie bemühen fich, bey jedermann für ihre Gunft, durch ruhmrediges Unter: nehmen wider die jungen Aerzte, den Vorzug zu be: halten; und diefes koͤnnen fie freylich zum beften be- werfftelligen, wenn fie vorgeben, es Fünnte niemand die Krankheit recht heilen, daferne er nicht eine vieljährige Erfahrung zum Grunde geleger hät- 5 te. >10 D. Vietfehens neuer Entwurf te. Sie berufen fich hierinnen auf ihr eigenes Bey: fptel, und diefes wird für ihre Worte als der Fraftigfte Beweisthum von der Welt angefehen. Allein wie mag hierdurch dem Wachsthum der Arzeney-Öelehr- famfeit fortgeholfen werden. Und welcher Kluge ver nimmt nicht, Daß foldhe verleumdende Worte den la— fterhaften Ehrgeiz und Eigennug zur augenmerflichen Abſicht haben ?_ Ich habe mir dannenhero vorges fegt, gegenwärtig nach Beſchaffenheit der Umſtaͤnde einen neuen furzverfaßten Entwurf von der Lehre der Krankheiten überhaupt der gelehrten Welt, und infonderheit der Menge der Aerzte vorzufragen. Es ift Diefes in der Arzeney-Gelehrſamkeit ein der mwichtigften Stuͤcke. Und man muß dadurd) einen Vortrag verftehen, worinnen aus mechanifchen Grün- den richtig Dargetban wird, auf wie vielerley Weife in unferm Körper widernatürliche Veränderungen überhaupt möglich find. Bevor ich aber meine eigentliche Befchäfffigung davon anfange; fo will ich die Eintheilungs-Art von diefer Lehre einiger berühmter Aerzte, ſowol alter, als neuerer Zeiten, hier zugleich mit anführen. Damit die befiere und vernünftigere um deſto leichter von ven unrichtigen kann unterfchieden werden, Bon den alten Schriftitellern dieſer Lehre will ich des ehemahligen D. und Prof. Medic. Viteberg. Dan. Sennerti Gedanfen aus feinen Libr. V. Inſtit. Medic. anführen, Geine Worte ftehen im II Buche pag. 12719. Cap. II. edit Vitebergenf. MDCIX. und find folgende: Sunt autem morbi differentie duplices. Eflentiales feu proprie, qua ab * morbi der Lehre von den Krankheiten. 211 morbi eflentia, id eft, conftitutione præternatu- ram, fua cuique; parti peculiari & propria fumun- cur, & ita uni fpeciei competunt, ut alteri com- munes efle non pofhnt: & Accidentales, que a conftitutione ingenere, Iisque, quæ eflentiam morbi infequuntur,aliisque circumftantüis petun- tur, & propterea pluribus communes funt. Die> fes find Die eigentlichen Worte, mworinnen er feine Haupteintheilungen von den Kranfheiten offenbarer. Der gelebrte Leſer mag fie ohne meine Erläuterung beurtheilen, und ſich nach Gefallen Begriffe davon machen, In folgenden Worten eben diefes Kapitels redet er von qualıtatibus occultis, vom humido radıcalı, vom Urſprunge der Kranfheiten aus den vier Elementen, und ich weiß nicht, von was noch mehr mir unbegreiflichen Dingen. Kurz: ich muß es geftehen, feine Gedanfen haben mir eine folche gelehrte Furcht eingejagt, Daß ich mir ganz nicht ge= eraue, weiter von feiner Schrift zu reden, fondern ich gefelle mich unverzäglich zu den neuern Schriften der Aerzte, und zwar zu des berühmten Herm. Boer- haav. Inftitut. Medic. Diefe Schrift ift noch in großem Anfehen. Denn fo viel mir bewußt ift, unterrichten die öffentlichen Lehrer der Arzeney-Gelahrtheit auf Akademien ihre Zuhörer noch daraus. Wir finden diefe Einthei- lungs⸗Art von ihn darinnen beobachtet, 1) Handelt er ab: morborum differentias, da erdenn auch die natürlichfte Eintheilung von diefer Sache mit wenigen Worten anzeiget. Allein in der Folge fehler die wahre Erflärung, auf wie vielerley Weife Krank: heiten unfers Körpers möglich feyn fönnen. 2) 08 212 D. Bietfihens neuer Entwurf bos fimilares; 3) morbos organicos; 4)morbos humorum ; 5) AITIOAOTIAN TIA®OAOTIK; 6) ETMIITRMATOAOTIAN HA®OAOT: In demjenigen Buche, welches 1746 zu Halle ohne Anzeigung des Verfaſſers unter dem Titel : Fundamenta patholog. general. feu pofitiones cl. ex Viri quondam illuftr. Frid.Hoffmanni Medic. rational. fyftematic. depromte herausgefommen, fiehee man folgende Eintheilung: Prolegom. Cap.l. de ver& patholog. medic. natura, definit ac fun- dam. Cap.Il. de hypothefium medicar. ın art. ‚ noftr. damno. Cap. Ill. de Veritatibus pathol. fundamentalib, ex phyfiologia repetend. Sect. prim. Cap.I. de mortis natur. &cauf. Cap.ll.de morbor.& {ymtomat.natur. Cap.IIl. demotuum microcosm. legib. & effedtib. in producend.morb, & ſymptomatibus. Cap.IV.de morborüm & mot. morbosor. caufıs. Cap.V.de caufar. morbificar. fede &operatione. Cap. VI. de different.morbor. ration.caufar. indole arqueeffedtu. Sedt.fecund. Cap.!. dererum infalub.& nocent. natur. & virib. fpeciatim de adfectib.animi. Cap. II. de Venen. eorum virib. &modo agend. Cap.Ill.deVenen. corpor.human. Cap.1V.deVenen.in zre content. epidemicof. morb. caufıs. Cap.V. de medicam venenor. vim habentib. Cap.VI. de virulent.mer- curial. noxa ceu grav.malor.caufa.. Cap.Vil de Venen. foporiferis. Cap.V IILdeCeter.medicam. virulent. natur. referentibus. Cap.IX.derebus venenat.in zre,interque escul.& potul.reperiund. Cap. X. de frigid. pot. vitæ atque fanit. homin. inimicißs. Cap.IX.de.reb.non venenat.fedin corp. human. der Lehre von den Krankheiten, 213 human. inftar. venen.agentib. Sedt. tert. Cap.I. de corpor.imbecilitat.morb.potifl.obnox. Cap.!l. demorb. origin. excop. & vitio ingeftor. Cap III. - dealimentis intemperat. ingentique acidor noxa. Cap.IV. denoxa potuum fpirituof. velnim. pauc. Cap.V. deexcretion. defect. pr&cip. morbor.fun- damentis. Cap.VI. de pernicıal. earum rer. que excret.cohib. indole atqueeflectu. Cap.VIl.de morb. maxim.epidem. origin. zris vit. & tranfpi- rat.impedit. Cap.VIII. de morbor. generat. ex nim.fanguin.& humor. impuritat. Cap.IX.dege- nuin. corp.amorb. prefervantib. præſidiis. Der felige Prof. Schulze in Halle hat nachgefegte Art, die gehre von den Kranfhelten überhaupt einzus theilen, erwaͤhlet: Part. prım. Sect. J. de varııs mod. quib. fluid. corp. hum. vitiantur. Sedt.ll.de vitiiss humor. ın qualitate. Sedt. III. de var. mod. quib. part. folid. vitiantur. Sect. IV. de vitiistem- periei. Sect.V.de morb.different accidental.inde- que defumt.denominationib. Part.fecund Sedt I. de doloribus. Sect. I. deh@morrhagiis. Sect III. decongeftion.humor. Sedt.IV.de inflammation. Sect. V.de febribus. Sect. VI. deaffedtib. catharr. rheumatic. &arthritic. Sect. VII. de morb. fpas- modic.& convulfio ceterisque animal. fund. læ- dentibus. Seet.V III. de cauſ. morb. remotioribus five procatharticıs. Subfect. I. dexre. Subfect.II.de cibo & potu. Subfect. III. de motu & quiete. Subfe&.IV,de fomno & vigiliis. Subfect.V. de excretis& reten- tis. Ä Subfect.VIl.de animi adfeftibus,morborum caufıs. ‘ Zum 214 D. Pietſchens neuer Entwuef Zum Befchluffe will ich noch) des Herrn Hof-und Eonfiftorial-Rarbs Alberti aus Halle feine Hauptein- eheilung von den Krankheiten mit beyfegen. Sie . gebt aus diefem Tone: 1) Handelt er de generalio- ribus morb. cauf. 2)de Hæmorrhy in gener. 3) de moliminib. hemorrhagic. horumque confe- &tar.& connex. affectib. 4) de motib. inflamma- tor.horumque contrarietatibus; 5) de fpasmis; 6) deconvulfivis morbis; 7) de diverfis ſponta- neis excretionib. & moliminibus excretor. falu- tarib. 8) de affectibus forofis; 9) de febribus in genere; 1o)demorbis animi; ı 1) demorbis ex fafcino; 12) de defectivis mot. vital. vitiis. Es wuͤrde mir in der That eine Luſt und keine ſon— derliche Mühe ſeyn, wenn ich alle die Fehler dieſer ange⸗ zogenen Schriftſteller beſonders anzeigen und deutlich widerlegen ſollte. Da aber eine ſolche Unterſuchung vielen Raum erfordert; fo werden meine Leſer leicht eins fehen Fonnen, daß folches zu hun den Schranfen diefer . Blätter ganz und gar zuwider if. Man wird dan: nenhero meine verbefferte Einrichtung von der Lehre der Krankheiten überhaupf vor ißo als eine zureichende Widerlegung aller in diefem Stücke irrigen Schriften annehmen müffen. Ich will alfo den Anfang meines neuen Berfuchs mit dem Entwurf, wie man die Lehre von den Krankheiten überhaupt verbeffern foll, mas chen. ch werde mir hierbey zugleich angelegen feyn laffen, zu zeigen, daß Diefer Theil der Arzeney-Gelahrt⸗ heit nicht ſowol auf der Erfahrung, als vielmehr auf ge⸗ ſunden Vernunfts-Gruͤnden beruhe. Ob fie ſchon ihren Urſprung, gleichwie alle übrige Wiſſenſchaften, der Er— fahrung groͤßtentheils zu verdanken hat; ſo wird man dennoch eingeſtehen muͤſſen, bigfer Haupttheil der Ar⸗ | zeney⸗ Der Lehre von den Krankheiten, 215 zeney-Gelehrfamfeit fen vielmehr eine wahrhafte Wiſ⸗ fenfchaft, als eine Kunft, zu nennen, - Denn meiner Meynung nach koͤmmt es etwas ungereimt heraus, wenn ınan Die ehren der Aerzte unter den viererlen Ge— lehrten allein als Rünfte betrachten will; zumahl, wenn man im Stande ift, einen zureichenden Grund von fei- niengehren anzugeben. Ich fehe nun zwar zum voraus, daß mich viele, und infonderheit Diejenigen, welche an der alten Leier Eleben, fir einen neuen Keger Der Arzeney— Gelehrfamfeit halten werden. Allein dieſerSchelttitel wird nicht abwenden, meinen Entfchluß zu erfüllen, Ich werde deshalb vielmehr beforgt fenn, Der Vernunft auch in den übrigen Theilen der Arzeney Gelehrſam— keit zu einer andern Zeit zu ihrem gebührenden Nechte zu verhelfen, ohne der Erfahrung zu nahe zu treten. Wenn man eine richtige Eintheilung von ben Krankheiten des menfchlichen Körpers überhaupt veft fegen will ; fo ift allerdings nöthig,daß man eine ſattſame Erfenntnig von den Theilen des menfchlichen Jeibes ihrem Wefen nach haben muß. Hat man eine richtige Erfenntniß von den Theilen des menfchlichen Leibes und deren wefentlichen Befchaffenbeit; fo kann man auch ohne Ziveifel deren mögliche Beränderungen ver- nünftig und gruͤndlich erklären. Alle und jede Theile, woraus der menfchliche Leib beftehet, find entweder flüßige oder harte. Diefe find diejenigen, welche niemals durch die von der Natur beftimmteAusfonderungswerfzeuge in ihrer natuͤrlichen Geftalt ausgefondert werden, ſondern bleiben allezeit aus einer elaftifchen Bewegung, welche, wenn fie mit unferer Beſchwerde gefchieher, widernatürtich ift, an ihrem gefeßten Orte. jene aber find fo befihaf- | | R fen, 216 DBietfchens neuer Entwurf fen, daß fie, vermöge einer zureichenden Bewegung, fo in dem Baue des Körpers gegründet ift, und einen al- fen Körpern eigenen Druck durch natürliche und wis dernatürliche Deffnungen in der Oberfläche des Kör- pers aus demfelben koͤnnen ausgeworfen werden. Zu denen harten werden nad) der Zergliederung un— fers Körpers gerechnet: Die Knochen, Knorpel, Naͤ— gel, Haare, Nieren, Slächfen, Drüfen, Häute, Muskeln und Sehnen, wie auch von dem mehreften Theil der Zergliederer das Gehirn, Fett und Marf noch dazu gezählee werden. inige aber fegen nod) einen dritten Umterfchied, und halten das Gehirn, Fett und Mark für Theile, fo zwifchen dem Karten und Flüßigen von mittlerer Befchaffenheit find. Und dieſem pflichtee man nicht unbillig bey. Noch andere zählen die Faſern als eine befondere Gattung der harten Theile. Allein ich halte es für ganz über- flüßig ; denn alle harte Theile unfers Körpers, ja auch felbft die Knochen, find aus lauter Faſern zu= ſammen gewirft, und der Unterfchied beruhet nur allein darinnen, daß einige dichter, einige aber lofer, nach gewiſſen Graden, zufammengefchloffen find. Und überdieß, fo trifft man natürlich in unferm gan= zen Körper nicht eine einzige Faſer für ſich oder bes fonders an, fondern es find allezeit mehrere zufam= men verbunden. Desgleihen muß man auch die Blut -Gefäffe zu den Haͤuten zählen, nicht aber in der Haupttbeilung befonders bemerfen. Denn es fommt bier nicht auf ihre Geſtalt, fondern auf das, woraus fie beftehen, an. Von den flüßigen trifft man folgende Gattungen an : Blue, welches der Hauptſaft im ganzen Körper ift, Nahrungs- . auch ‚der Lehre von den Krankheiten. 217 auch Ruͤckleinſaft, Magenfaft, Därmenfaft, Nerven- faft, Galle, Gliedwaſſer, Fließwaſſer (lympha), Speis el, Thränen, Rotz, Ohrenſchmalz, Auswurf aus der Lunge, Schweiß, Harn und Koth (excrementa anı) und Saamen, wohin zugleich der humor glandula- rum proftatarum gehöret. Das Salzwaffer (ferum) trifft man nafürlich nicht vor fich im menfchlichen Körper an, fondern es ift ein mefentlicher Theil des Blutes, und deshalb darf es hier nicht vor fich be- trachtet werden. Da nunmehro die wefentlichen Theile, woraus der menſchliche $eib beſtehet, angezeigt find; fo ift noth⸗ wendig, wenn ic) meinem Zweck ein Genüge thun will, daß ich zur Unterfuchung, auf wie vielerley Weife diefelben Fünnen mwidernatürlich verändert werden, ſchreite. Allein wenn man eine genaue Erklärung erwartet, wie es eigentlich gefchehe, und welches die befondern Urfachen find, wenn diefe oder jene widerna- tuͤrliche —— Koͤrper vorgeht; ſo betruͤgt man ſich, und Fodert allhier zu viel von mir, Ich mache den Anfang mit den harten Theilen un- fers Leibes, und betrachte überhaupt diejenigen, melche aus biegfamen Fafern gemacht find. Denn mit den Knochen, Nägeln, Knorpeln und Haaren bat die innerliche KHeilungs - Wiffenfchaft wenig oder gar nichts zu fchaffen. Man wird mir ohne Widerfpruch einräumen, daß fie elaftifche Körper find; und wer es auf mein Wort nicht glauben will, dem will ichs erweifen. Ein ela- ftifcher Körper wird aus folgender Eigenfchaft erfannt, wenn man ihm nämlich) durch eine größere Gewalt, als der er widerſtehen kann, aus feiner natürlichen Sage 2Band. P ohne 218 D Pietſchens neuer Entwurf ne Zerreiffung zwinget, und die Urfache von diefer Veraͤnderung wieder aufhebt, daß er ſich von felbft in feinen natürlichen Stand fege. Wer wird aber diefe Kraft den biegfamen Theilen unfers Körpers mit einem einzigen Wabrbeits-Örunde koͤnnen abfprehen ?_ Sie werden dannenhero wohl elaftifche Körper feyn und bleiben, Keine andere Ber: änderungen, wenn ich die Boneinanderfrennung aus— nehme, find in elaftifchen Körpern, in Abficht auf ihre Sage möglich, als die Ausdehnung und Zufammenzies bung. Folglich müffen alle Krankheiten der Diegfa- men Theile unfers eibes entweder in einer widernatuͤr⸗ lichen Yusdehnung (relaxatio preternaturalis) oder Zufammenziehung (conftrictio preternaturalis ) beftehen. Jedoch mein Schluß würde zu enge gera- then feyn, wenn ich die Zerreiffung oder Abfonderung eines biegfamen Theils von dem andern (folutio con- tinui vulgo) als eine dritte Art der widernatürlichen Deränderung ganz und Seas ien wollte. Ja e8 würde zwifchen mir und Ai@lepiades, "Themifon und.allen altenMedicis Methodicis nicht der geringfte Unterfchied feyn, fondern man würde mir mit vollem Recht Schuld geben, daß ich Die Gedanken der alleräl- teften Aerzte nur in einer veränderten Kleidung auf: führete. Diefes find alfo die dreyerley Arten der widernatür- lihen Veränderungen, welche die biegfamen Theite unferer Mafchine zu überfommen fähig, und welche in dem Wefen ihrer Natur gegründet find; weiter aber feine. Cs wird leicht angehen, Daß man mir vorrüden fann, mein Erweis widerftreite der Erfahrung, und koͤnne nur auf die biegfamen Theile unfers Körpers auf- fer der Lehre von den Krankheiten. 219 ſer ihrem Zufammendange angewendet werden. Allein ich laffe mich dadurch nicht überwinden. Ich weiß zivar wohl, daß in unferm Körper öfters eine heftige Bewegung gefihiebt, weiche allerdings von einer ges waltfamen und gefehminden Ausdehnung und Zuſam— menziehung Der biegfamen Theile abhanget, und diefe follte alfo die vierte Klaffe der möglichen Veraͤnderun— gen, welche widernatürlich in den biegfamen Theilen unfers Leibes gefcheben kann, ausmachen, Allein unfere Abfiche muß in diefem Stücke zugleich mit auf die Wirkungs-Art der Arzeneyen gerichtet feyn, und man muß einen vernünftigen Endzweck bey diefer Unterfuchung auf die Heilung diefer Arc Frank: bafter Veränderungen der menfchlichen Mafchine mie haben. Ich vermuthe, daß meine Leſer diefen Ausdruck nicht ſaͤmmtlich verftehen werden, Wohlan! ich will ihn verftändlicher machen, und wenn ich die Art, etwas zu erflären, wo man oben überfegt, Grundfag, Lehrſatz, Erklaͤrung ec. gelernet hätte; fo wollte ich meine Erklaͤ— rung auf diefe Weife den Augenblick einrichten. Allein zum Unglück verftehe ich fie nicht. Denn folche Are zu ſchreiben ift nur alleimeinigen finftern Weltweiſen eigen. Und wenn mirs erlaube ift, zu fagen, fo vergleiche ic) folhe Schriftftelfer mic den alten Mahlern, die über ihre übel gerashene Gemählde allemahl mitBuchftaben beya festen, was fie dadurch für ein Thier andeuten wollten, weil fonft ein Dchfe für eine Katze haͤtte moͤgen angefe= hen werden. | | | Mad) meinem Sinn erkläre ich denn obigen Ausdruck alfo: Wenn eine heftige Bewegung in den biegfamen Theilen vorgehet; fo werden dieſelben ſowol aufferor= Dentlich ausgedehner, als * der Ausdehnung uͤber⸗ 2 ein⸗ 220 DBietichens neuer Entwurf einftimmend wiederum zufammengezogen. Es ift alfo zroeifelhaft, ob dieſe Beranderung eine widernatürliche Ausdehnung oder Zuſammenziehung iſt. Man wuͤrde auch in der That eines ſowol, als das andere, zu be— haupten rechtmaͤßige Urſache haben, daferne nicht die practiſche Erfahrung dieſer Sache den gültigen Aus: ſchlag gäbe. Den menfchlichen biegfamen Theilen werden nach der Bernunft und den Wirfungen aus der Erfahrung zwey Rlaffen Arzeneyen, nad) den Öründen der gene- ral. Therap. gewidmet. Nämlich Roborantia, wel- che der Ausdehnung, und Relaxantıa, welche der Zu— fammenziehung entgegen gefeßer werden. Bender man in folchen heftigen Bewegungen Roborantia an, fo werden die Bewegungen heftiger; wendet man aber Relaxantıa an, fo wird fie offenbar vermindert. Dars aus kann man alfo deutlich erkennen, daß eine folche Art der Veränderungen zum aufferordentlichen Zufanmens ziehen, nicht aber zum Ausdehnen dürfe gerechnet wer- den. Daher muß denn auch aller Berdacht aufhören, als ob eine vierte Sorte der widernatürlichen Berände: rungen in unfern biegfamen Theilen Fonnte Statt fin- den. Daß ich hier aus Mangel des Raums die eigent— liche Art, wie und mwelchergeftalt diefe Beranderungen fonnen hervorgebracht werden, mitStillſchweigen uͤber— gehen muß, iſt ſchon oben geſagt. Allein daß man wiſſe, wie und woraus man dieſe Veraͤnderungen richtig erfennen foll, und wie man eine von der andern unferfcheiden muß ; fo ift haupefächlich nötbig, Daß ich fattfameZeichen hiervon angebe, Bevor aber diefes geſchehen kann, muß ich meinen Leſern noch einen Upteraje vorausfeßen, daß fie fich nicht etwa ein- bilden, der Lehre von den Krankheiten. 221 bilden, wenn eine von den vorbenannten Berände: rungen in unfern biegfamen Theilen entftehe, fie allezeit zugleich auf einmahl das ganze efchlecht diefer Theile ſaͤmmtlich angreife. Dieſes geſchieht nicht allezeit, fon- dern bisweilen werden nur einige von den biegfamen Theilen entweder widernatürlich ausgedehnet, oder zu- fammengezogen. Doc) find die Kennzeichen hiervon nicht unterfchieden, und in der Heilung Darf man einer allgemeinen widernatürlichen Ausdehnung oder Zuſam⸗ menziehung und einer befondern nichts anders machen, Befindet fich eine aufferordentliche Ausdehnung in un: ferm Körper ; fo fiehet Die Dberfläche der Kranfen ganz blaß aus, fie find ganz matt, und faft zu allen Beweguns gen unvermögend, Sie flagen wenig und faft gar nicht, daß fie Schmerzen empfinden. Die Schläge des Her- zens find fchiwach,und verfolgen einander ganz langfam. DasBerlangen nach Effen undTrinfen ift fehr geringe, oder wird wohl gar völlig verabfcheuet. An demSchlafe fpüret man feinen fonderlihen Mangel. Die !uft: ſchoͤpfung gehet gelinde vonftatten, jedoch ohne Be— fchwerde, und die Ausfonderungen find nicht unter- druͤcket. Diefes aber darf man nur von den allgemei= nen widernafurlichen Ausdehnungen unferer biegfamen Theile verftehen. Iſt aber eine befondere widernatürliche Ausdehnung in unferm Körper gegenwärtig; fo finden fich die mehreften obbefagten Zeichen nur an gemiffen Orten und in gewiffen Gegenden unfers $eibes, und ein Arzt, der eine richtige Erkenntniß von der gefunden Be—⸗ fchaffenheit unfers Leibes haf, wird die befondern wider: natürl. Ausdehnungen und ihre gewiſſen Kennzeichen ganzleicht aus den Berrichtungen, welche folchen Theilen natürlich eigen find, vernünftig beurtheilen, und genau pP 3 beftim- 222 D.Bietfchens neuer Entwurf beftimmen fünnen, Denn es ift ſowol möglich, als aud) öfters wirflic), daß (zum Beyſpiel) der Magen aufler- ordentlich ausgedehnet ift ; die übrigen Theile des Leibes aber find teils widernatürlich zufammengezogen, theils aber befinden fie ſich inihrem natürlichen Zuftande. Hier nun gehet es nicht an, Daß man alle vorhin ange- gebene Kennzeichen antreffen follte , fondern es kann ganz wohl der Schlaf, die matten und langfamenSchlä- ge des Herzens, die Auswerfung des Koths ausfallen. Und weil es ein verdeckter Theil unferer Mafchineift; fo koͤnnen wir auch nicht willen, ob er zu der Zeit in feiner Oberflaͤche blaß oder blau ausſieht; auch kann alsdann das Athemholen aͤngſtlich und gefchwinde feyn, zumal, wenn die Winde den Magen nach dem Zwerchfelleund Herzen ſtark zutreiben. Es bleibt dannenhero fein ander Kennzeichen in diefem Falle übrig, als die Verabſcheu— ung derSpeife und des Tranks. Nun aber ift ohne mei; nen Erweis fattfam befannt, daß die Erweckung des Berlangens nad) Eſſen und Trinken eine dem Magen und Magenfafte eigene DBerrichtung iſt; und daher werden wir binlanglich vergewiſſert, daß er alsdann auſ⸗ ferordentlich von einander gedehnet ift, weil fonft feine anderaUrfache die Berabfcheuung der Speife und des Tranks erwecken kann. Diefes muß aber iso zu einer Er⸗ laͤuterung, wie man die widernatüclichen befondern Aus: dehnungen der biegfamen Theile nach Beſchaffenheit ihrer Berrichtungen erfennen und unterfcheiden foll, ge- nugfeyn. Wer natürlichen Wis befigt, dem kann die Art, die befondern aufferordentlichen Ausdehnungen recht nach uſpuͤren, keinesweges ſchwer fallen. Die Zeichen aber einer ungeſunden allgemeinen Zuſammenziehung der biegſamen Theile muͤſſen auf dieſe der Lehre von den Krankheiten. 223 dieſe Weife fennbar machen, Die Bewegung des Her: zens iſt heftig, aber zuweilen geſchwinde, und zuweilen langſam. Die Oberfläche des Körpers ift dergeftalt mie Blut angefüllet, daß man die rothe Farbe deutlich dar= aus wahrnehmen kann. Das tuftfchöpfen gehet alles zeit mit Beſchwerde vor fi ; allein zuweilen gefchie= hets gefchwinde, daß die Kranken recht ſchnappen, und zuweilen langſam. Die Ausfonderungen aufler der Ausdünftung durch die Oberfläche des Körpers find ins⸗ gemein ziemlich erſtickt. Es fehler nicht an ‘Begierde zum Eſſen, viel weniger aber zum Trinken; der Schlaf ift ſehr, auch wohl gar unterdrückt; die Schmerzen find ausnehmend empfindlich ; und furz : folcher Art kranker Leute bezeigt fich überhaupt in allen Stücken fehr uns geduldig. Was ich vorher von den befondern widernatürlichen Ausdehnungen zur Erläuterung beygebracht habe, das kann man auch bier gegenfeitig von den befondern widernatürlichen Zufammenziehungen, nach Erforde= rung der ‘Befchaffenheit der Theile und ihrer natürlie chen Berrichtungen, anwenden. Man Fonnte zwar noch eine Art der Gefundheits- Mängel in den harten Theilen des Menfchen überhaupt beftimmen, ic) meyne die Fehler, weiche von Natur in unfers Körpers harten Theilen erzeugt werden; (vulgo morbi organici) allein meines Erachtens muß man diefe mır bloß der‘ MWundarzeney überlaflen. In den widernatuͤrlichen Ausdehnungen und Zufammenziehungen unferer bieg⸗ famen Theile muß man billig mach ihrer Befchaffenbeit gewiſſe Stuffen beftimmen, weiches aber in die Lehre von den Kranfheiten insbefondere gehöret. Ich verlaffe die harten Theile des menſchl. Leibes, und wende mich mit meiner Unterfuchung zu deffen fluͤßi⸗ P 4 gen. 224 DBietfchens neuer Entwurf gen. Sch betrachte ihrenatürliche Befchaffenheit ohne alles Borurtheil, und zeige vernünftig an, auf wie vie lerley Art fie Fonnen widernatürlich verändert werden. Wir haben zwar eingefehen, daß verfchiedene flüßige Dinge in unferm Körper enthalten find, bey weiten aber nicht beftimmet, worinnen ein jegliches feinem We— fen nad) beftehen müfle. Diefes gehet auch fo allgemein nicht an. Hier ift die Rede allein von den flüßigen Theilen des menfchlichen Leibes, und darum muß ich mich vorige au) nur mit denfelben befchäfftigen. Man nenner fie bey den Menfchen diejenigen Körper, welche in biegfamen Sefäffen enthalten find, ſich au harte Körper, wern fie deren Oberfläche berühren, anz bangen, und Diefelbennaßmachen. Welche Theile in- ſonderheit dahin müffen gezaͤhlet werden, ift vorbin an⸗ gezeiget worden. "Bereits vor vielen Jahren ift fchon bekannt geweſen, daß die Nahrungs- Milch bey den Menfchen nach der Geburt der Grund aller übrigen Säfte im ganzen Körper ſey. Das Blut aber, ohngeachtet es feinen Grund in der Nahrungs: Milch bat, ift ohne Zweifel der Hauptfaft im Menfchen, von welchem alle übrige, auffer denjenigen, fo die Milch-Gefaffe nicht durchlau= fen haben, abftammen, und ohne welchen niemand ein Menfch feyn kann. Der felige Friedrich Hoffmann hat daher auch vollfommen recht gehandelt, da er fols gende Säße (welche bereits wiederum viele andere Schriftſteller von ihm entlehnet haben) behauptet hat: Qualis chylus, talis fanguis, qualis fanguis, talis quoque reliqui humores. Und fo fchlieffet er fort, bis er endlich auf die Ernährung unfers Leibes fommt. Ale und jede vernünftige Aerzte geben jedesmal löfende Mittel (Refolventia) zu dem Ende, daß fie ent: we⸗ ver Lehre von den Krankheiten, 225 weder das Blut, oder dasjenige, fo in dem Zufammen- hange der groben Eingemweide enthalten ift, wollen flüßiger machen. Miemabls aber fegen fie fich fuͤr, die— fes mit der Galle, Speichel, Schweiß zc. zu thun. Wenn fie aber folche Gedanken hegten, würden fie offenbar thoͤ— rigt denken. Da alfo das Blut derjenige Saft ift, von welchem wahrhaftig Das mehrefte, was unfern Leib von innen angebet, abhanget, und folglich das hoͤchſtnoth— wendige Wefentliche in demſelben ausmachet; fo muß alierdings mein größtes Augenmerk allhier auf daffelbe gerichtet werden, he und bevor ic) aber deffen möge liche Beränderungen gründlich erklären kann; fo ift nothwendig, daß ich zuvor veft feße, worinnen es feinem natürlichen Wefen nach, in Abficht auf feine Fluͤßigkeit und Unflüßigfeit, beſtehe. Keine Demonftration aber ift zureichend, dieſes auszurichten, fondern Die chiemi— fehen und mechanifchen Verſuche müffen diefe Sache zum deutlichften entfcheiden. Ich babe das frifche Blut voh einem jungen und fehr gefunden Menfchen genommen, daſſelbe auf einen zinnern Teller fo gleich aus der Ader flieffen laffen, nnd nach) Verlauf zweyer Stunden (als es an einem gelindwarmen Orte geftan= den) hatte es ſich in einen flüßigen und unflüßigen Theil gefchieden. Der unflüßigeTheil fahe ganz dunkel oder braunroth aus, und ftund in der Mitte des Tellers, Man nennet diefen Theil des Blutes, nach dem allges meinen angenommenen Ausdrucke der Arzeney⸗Gelehr⸗ ten, die Inſel. Der flüßige Theil umfchloß diefe In⸗ fel, und fahe ganz helle, auch ziemlic) weiß aus. Sch ſonderte das Flüßige ganz behutfam von der Inſel ab. Ich erforichete ihr Berhältniß gegen einander, in Anfe: hung der Schwere, nach der RN und befand, 5 daß 226 DBietfchens neuer Entwurf daß ein Theil von der Inſel und drey und ein Viertel⸗ theil Fluͤßiges mit einander vermifcht waren. Ich er- innere hiervon zum Leberfluß, daß es Blut oder Gebluͤt geweſen. Durch diefen angeftellten Verſuch kann man alſo gewiß werden, in wie weit das Blut, in Anſehung feiner Slüßigfeit und Unfluͤßigkeit, beſchaffen ſey. Denn oe ma mehr Slüßiges in einem beftimmten Gewichte Bluts antrifft, als nach diefem Berfuche dar- innen feyn fol; fo ift es offenbar, daß es widernatuͤrlich dünne ift. Gleichergeſtalt kann auch hierdurch ent= Decke werden, wenn es widernatürlich unflüßig ift. Ich fehe zum voraus, daß man mir bey diefem Ver⸗ ſuche die Temperamente zur Beftreitung meiner Lehre entgegenfegen will; allein ich verfichere, fo bald man diefes Borurfheil Durch eine genaue Unterfuchung und richtige Xufmerffamfeit von demÖrunde oderlingrunde der Temperamente wird recht geprüfet haben; fo bald wird auch diefer Einwurf gedämpfee feyn. Jedoch eine andere Öelegenheit foll mir bequemer fallen, hievon bündiger zu reden, Aus demjenigen, was ich gegenwärtig von Den flüßigen Theilen unfers Leibes und ihren möglichen Veränderungen gefagt babe, läflee fich leicht folgern, daß das Flüßige unferer Mafchiene auf zweyerley Weiſe soidernatürlich koͤnne verandertwarden. Damit aber diefe Lehre um defto beffer auffer Zweifel gefegt werde; fo will ich meine Unterfuchung hiervon mit einem chemi= fchen Verſuche weiter ausführen. Ich habe Blut genommen, ehe es die geringfte Ver— änderung weder Durch Gaͤhren, noch durch Faͤulniß, er⸗ litten hatte, Ich habe es mit Kohlenfeuer durch eine Retorte aus dem Sande gerieben, bis alles Slüßige in der Lehre von den Krankheiten, 227 in die Vorlage gefommen war. Da ich es unterſuchte, fowar es braun und verbrennt-ftinfendesIBaffer. Das in der Retorte Zurückgebliebene beftund aus einer dun— felbraunen, leichten Erde, welche, da fie durch offenes Feuer zur Afche gebracht war, ein wenig von ordentlis chensaugenfalze zeigte. Der ſtinkende Geruch hat feinen Grund auffer allem Zweifel in einem entzündlich- öhlig- ten Wefen, welches, wenn es befonders gefchieden wor— den, ganz deutlich wahrzunehmen ift. Ich habe mit gefundem oder ungefundem Dlute auf diefe Weife mei: nen Verſuch anftellen mögen; fo Habe ich doch Feine Gewißheit ausmachen fonnen, in welchem Gewichte die wefentlichen Theile des Blutes, nach chemifcher Lin= terfuchung, müffen zufammengefegt feyn. Ja zumeilen hat fich gar ein flüchtiges Laugenſalz in dem Retorten⸗ halfe fichtbarlich angelegt. Warum ift aber dieſes nicht allemal gefchehen? Ich kann davon dreyerley Urfachen angeben. Entweder das flüchtige Salz ift Schon wirf: lich, feinem Wefen nad), in dem Blute gegenwärtig gez weſen, und nad) dem Mangel des Waflers offenbar worden; oder es ift nicht allezeit, feinem Wefen nach, da gemwefen; oder aber die Art des Berfuches ift nicht jedesmahl recht eingerichtet gewefen. Dem ſey nun aber wieihm wolle; itzo ift Feine Zeit, hiervon weitläuftiger zu handeln. Alle Grundtheile der Körper, fo jemahls durch che: mifche Proben befannt worden, find entweder in ihrer Natur erdigt, oder waͤſſerig, oder entzündlich, (wohin zugleich afle WWeingeifter, Reſinaͤ und verfchiedene Dee müffen gezäblet werden) oder harzigt, oder laugenfalzig, oder fauerfalzig, oder mittelſalzig. Nun wird man zwar nicht leugnen koͤnnen, daß dieſe Theile in den | natuͤr⸗ I») Pietſchens neuer Entwurf natuͤrlichen Dingen ſehr verſchiedentlich mit einander angetroffen werden. Allein hier iſt nur die Unterſu— chung anzuſtellen, ob ſich dieſe Theile, oder einige von ihnen dergeſtalt mit unſerm Blute vermengen, es ver- aͤndern und damit auf eine lange Zeit vermiſcht bleiben fönnen; und ob man wider dieſelben die Heilung ei— gentlich einrichten müffe? Was das erftere betrifft; fo kann man zwar nicht in Abrede feyn, daß Die vorher an- gegebene Grundtheile der Dinge ſich mit unferm Blute vermengen, es verändern, und mit demfelben eine Zeitlang vermiſcht bleiben fonnen. Allein, daß man follte zugeben fie Eonnten fammtlic),ohne in den Magen und Gedaͤrmen verändert zu werden, Dahin gelangen, und mit demfelben vermifcht bleiben, gehet nicht an. Alte faure Salze haben die Kraft, unfer Blut, wenn fie mit demſelben vermenget werden, (wenn es aud) nur der Eßig ift) den Augenblick dergeftalt zu verdicken, und die Blutkogelchen von dem wäflerigen zu rennen, Daß es ſogleich zum Kreislaufe untüchtig wird. Wie unzählig viele Menfchen aber haben bereits eine unglaubliche Menge Eßig auf einmahl eingeſchluckt, und dennoch) hat man die tödrliche Wirkung des ge— ſchwinden Blutverdruͤckens davon noch nie wahrgenom- men. Es iftaifo wohl wahr, daß man mit Recht behau⸗ pten darf, der Eßig nehme in dem Magen und Öedär- men ganz andere Eigenfchaften an, bevor er zum Blute koͤmmt. Und überhaupt fteher zu glauben, daß von den obenbenannten Örundtheilen der natürl. Körper Feiner unverändert ins Blue geführet werde, auffer ven Mits telfalzen; oder daß fie wenigftens gefchwinde und ohne Beranderung ihrer Natur wiederum Davon abgefchie- den werden. Denn es ift aus den Grundſaͤtzen } der der Lehre von den Krankheiten. 223 der Ehemig vielfach befannt, daß fie aus ihrer natürlichen Verbindung nicht fönnen zerflöret werden, daferne nicht ent⸗ weder ein ſchaͤrferes Laugen⸗ oder Sauerſalz, als in dem falze befindlich iſt, aufgelöfer dazu koͤmmt. Auch fi man dieſes ertoiefen, wenn man ganz frifch ausge⸗ fonderten Harn gelinde ausdämpfen läßt; da denn bag lurz vorher eingenommene Kuͤchenſalz in feiner natuͤrlichen Bez fehaffenheit zurück bleibe, Was die andere Frage betrifft; fo gehe e8 nicht an, daß wir die Heilung eigentlich wider des Blutes fremde Beftandeheile (indem wir ungewiß fepn, von weldyer Sorte fie find) einrichten fönnen, auffer, wenn wir auf die Flüßigfeit und Unflüßigfeit, wo fie widernaturs lich ift, ſehen. Wenn es wahr twäre, da einige lehren, aus einem Theile Milch (Ladte) oder Nahrungs-Milc) (chylo) und zweyen Theilen Olei Tartari per deliquium Blut zu machen; fo mare es nicht nur leicht, zu beſtimmen, worinnen die weſent⸗ lichen Theile des Blutes beſtuͤnden, ſondern man fönnte auch bald gewiß werden, wenn und was da fremde darzu gefommen ware, Allein es geherdiefen Leuten wahrhaftig, wie dem Dulpius, wenn er das Wetter aufs kuͤnftige in die Eislebifchen Salender macht. Ein vor allemahl iſt es gewiß, daß mir bisher noch nicht genugſam von den natuͤrlich we⸗ fentlichen Sheilen des menſchlichen Blutes, und in welchen Gewicht fie unter einander verbunden ſeyn muͤſſen, unter⸗ richtet ſind. Wir muͤſſen uns dannenhero mit dem me⸗ chaniſchen Verſuche, ſo ich vorher angefuͤhret habe, vors erſte noch genuͤgen laſſen. Hieraus aber koͤnnen wir nichts weiter erkennen, als ob das Blut zu dicke oder zu flßig iſt. Und dieſes ſind zwey widernatuͤrliche Veraͤnderungen unſe⸗ res Blutes, welche ein vernuͤnftiger Arzt mit Grunde der Wahrheit behaupten kann. Hingegen alle Arten der Caco⸗ chymien ſind erdichtet, und beſtehen in weiter nichts, als in bloſſen Worten, Damit man aber dieſe zwey widerna⸗ türliche Veränderungen des Blutes ohne den mechanifchen Verſuch recht erkennen und unterfcheidenfann; ſo will ich die urfprünglichen Kennzeichen hiervon mit bepbringen. Wenn dag Blut aufferordentlich dicke ift; fo find diejeni⸗ gen Leute, bey welchen es angetroffen wird, mehr zur -Ruhe,alg jur Bewegung, geneigt, Ihr Puls iſt hart, * J gehet 230 D. Pietſchens neuer Entwurf gehet langfam; fie ſind oft in der Naſe verffopft; an bringt. fie ſchwerlich in Schweiß; fie werden oft fchwindlich, und ver⸗ fallen oft in Schlag und Stekflüffe; ihre ausmwendigen Gliedmaſſen find derb und vefte anzufühlen, und bef en oft äufferliche Entzündungen und unreine Haut, Iſt e8 widernatuͤrlich waͤſſerigt; fo find die Leute ganz matt, und leiden faft beftändig einen augzehrenden&chweiß, Der Buls ift bey ihnen faft unfühlbar. Gie haben wenig Luft zum Effen und Trinken, und ihre Gliedmaffen find ganz ſchlaff und zerfallen, Nun muß man noch einen Ueberfluß des Blutes einge ftehen, welcher alfo die dritte Art der widernatuͤrlichen Ver⸗ Anderung unferer Flüßigen Theile ausmachee, Iſt dag Blut alsdann natürlich nach feinen Beftandtbeilen; fo ift es nur als ein Fehler deg Ueberfluffes anzufehen, und dieſem Uebel wird durch Verminderung deffelben zum ficherften allemahl abgeholfen. Iſt aber mwidernatürlich zugleich mit; fo iſt es gewiß allegeit dicker und unflüßiger, als es feyn fol. Denn wenn es mehr fluͤßig und dünne ift, als es ſoll; fo ift der Ueberfluß niemahls fein Gefelle, fondern der Mangel. Auch trifft man dag Blue nie gefund an, wenn deffen zuwenig ift, fondern die aufferordentliche Flüp figfeit und der Mangel deffelben befinden fich inggemein beyfammen, Und darum ift die Eintheilung von dem Mangel de8 Blutes für fich als etwas überflüßiges zu bez trachten. Diefes wird auch aus der Heilung offenbar. Denn wenn man daß Bluf verdicfen will; fo reichen in ber That Feine halbe, noch ganze Lothglaͤſer mit Arzeneyen zu, ſon⸗ dern gute und nahrhafte Speifen müffen das befte thun. Wenn nun folchergeftalt da8 Blue verdicket wird, folgek unumgänglich, daß es auch zugleich vermehret werde, Es fehlee dannenhero in diefer Erzehlung von der dritten Ark der widernatürlichen Veränderungen unferer Säfte weiter nichts, ald die Angebung, wie und woraus man ben Neberfluß des Blutes erfennen ſoll? Die mehreften Zeichen, fo ung die Vollblütigfeit vergewiffern, find be- reis unter denjenigen zu finden, welche von dem allzu dicken Dinte find angegeben worden. Damit Dan | aber € der Lehre von den Krankheiten. 231 Rh aber um defto mehr in diefer Sache verfichert werde, woraus Die Gegenwart deg überfläßigen Blutes wahrzunehmen; fo fann man Achtung geben, ob folche Leute über öftern Kopfz Schmerz klagen, ob fie oft verftopft feyn, und oft fich öfters Merkmahle zu Blutflüffen an verfchiedenen Orten anmelden, oder ob fie gar wirklich ausbrechen. Aus dem, was bigher vorgefragen, erhelfet, wie ich die möglichen und wirklichen widernatärlichen Beranderungen unferer harten und Flüßigen Theile ſammt deren Kennzeiz hen, jeder Art befonders, aus gefunden Gründen der Vers nunft und Verſuche habe eingetheilet, Nun fege ich noch dazu, daß mehrentheils im Kranffeyn fomohl die harten, als flüßigen Theile zugleich leiden, Kann man «8 aber nicht begreifen, und will dech gern davon überzeugt wer⸗ den; fo darf man nur die unmittelbare Verbindung der harten Theile mit den flüßigen in Erwegung ziehen. Ich verfichere, man wird weiterhin Feinen Zweifel daran fragen. Es kann folglich feine Krankheit in unſerm Leibe Statt finden, wo fie nicht ihren Sig entweder in deffen flüßigen, oder harten, oder in beyder Art Theilen, zugleich hat. Entz fiehen nun Krankheiten in den harten Theilen; fo muß ihre Förperliche Urfache entweder in einer toidernatürlichen Aus⸗ dehnung, oder Zufammensiehung, oder Trennung eines Theils von dem andern beſtehen. Entftehen fie in unfern Säften; fo find diefelben entweder zu dünne, oder zu dicke, oder find überflüßig da. Entftehen fie aber in harten und flüßigen Theilen zus gleich; fo kann eine midernatürliche Juſammenziehung der biegfamen Theile und eine franfe Verdickung der Säfte recht wohl zufammen beftehen. Desgleichen Fönnen auch eine unrechte Ausdehnung der biegfamen Theile und pers dorbene Leichtfläigigfeie ohne allen Widerfpruch zuſammen erfcheinen, Allein wie foll man die Art Krankheiten, wel⸗ che in harten und flüßigen heilen zugleich find, recht zu heilen, anftelen? Die vernünftigfte Regel hievon ift, daß man ſolche Arten der Krankheiten allemahl auf der ftärfften Seite angreife, wie fehr waͤhrſcheinlich ift, daß das Groͤſ⸗ fere allbier die Urſache des Kleinern zugleich enthalte, Hier 232 DPBietfepeng neuer Entwurf der x. Hier fehe ich vorher,daß mic) einige meiner Lefer Fragen wollen, wie e8 doc) angehe, daß eine folche Menge unzählbar ter befonderer Krankheiten feyn Fönnte, da doch die wider natürlichen Veränderungen unfers Körpers überhaupt in ſechs Klaffen eingefchloffen werden ? ch vermuthe in der That, daß es manchem wohl nicht leicht anfommen wird, diefeg einzufchen, Allein wer nur bedenkt, daß der nienfchliche Leib viele Theile hat, deren einer immer mehr, als der andere, wegen der Lage der Nerven, empfindlich ift, und daß diefe ſechs Hauptveränderungen an fehr verfchiedenen Orten in unfern Leibe ausbrechen Fönnen; dem werden bie Augen gar bald um ein großes geöffnet feyn. Man fieher alſo hieraus, daß es leicht und ohne vieljährige practifche Erfahrung angehe, von ber Arzeney-Gelahrtheit gefunde Begriffe zu befommen, wenn nur in derſelben beffere Haupteintheilungen gemacht werden, Ich verhoffe deshalb von den wahrhaften Bürgern der Gelehrfamfeit, infonder- heit aber der Arzeney-Gelahrtheit für diefe Bemühungen feinen Undanf zu verdienen. Doch die Zeit muß hiervon den Augfchlag bringen, Inhalt des zten Bandes sten Stuͤcks. I. Bon der Verbefferung, fo bey dem Apfel⸗ und Birn⸗ eine zu machen if, 11. Die Wirkung des Bluhmen-Mehls aus den Bluͤhten perfchiedener Aepfe-Baume, 111. Bon dem Düngen des Landes mit ausgegrabenen Mufchelfchaalen. IV. Bon Heinen Aelchen im Sauerfeige, die ihre Jungen lebendig zur Welt bringen, | V. Anmerkungen über die ausgegrabenen Mufihelfchaalen in der Gegend von Touraine, VI. Schreiben von einigen aufferordentlichenWiederhalfen, VI. Schreiben von den Verfteinerungen zu Lough⸗Neagh in Irrland. VII. Abhandlung von dem Urſprunge der Kälte, IX. Bemerfung von einem fliegenden vierfügigen Thiere in Rußland. X. D. Pietſchens neuer Entwurf, wie man die Lehre von den Krankheiten uͤberhaupt beſſer einrichten ſoll. = zu Samburgiſches agazin, oder geſammlete Schriften, zum Unterricht und Vergnuͤgen, aus der Naturforſchung und den angenehmen Wiſſenſchaften uͤberhaupt. Des zweyten Bandes drittes Stuͤck. Mit Koͤnigl. Pohln. und Churfuͤrſtl. Sachſiſcher Freyheit hamburg, bey Georg Chriſt. Grund, und in Leipjig bey Adam Heinr. Holle, 1748. zul, et, ÄNECK Incl). Me —* BEE AN TR N IE re AO ’ ’ . * 9 Mn EA x A * — BE Abhandlung N a A von der 0 Wirkung der Luft auf und in die menfchlichen Körper, — —— von dem Herrn John Arbuthnot, M.D. Mitglied des koͤniglichen Collegii der Aerzte in London und Edimburg, und der koͤniglichen Geſellſchaft a der Wiffenfchaften. | Aus dem Engliſchen uͤberſetzt. Einleitung. zer Herr Arbuthnot hat in der Vorrede —— —4 ſeines Verſuchs von den Eigenſchaf⸗ Eten und der Wahl der Speifen, fo cine gefehickte Feder ins Deutſche über« er Meifezuhandeln. Diefes Berfprechen hat er in der gegenwärtigen Abhandlung, fo im Jahre 1733 3u London ans Licht getreten, erfüllt. Es ift diefe Materie bisher von den Yerzten noch nicht genugfam un- terfucht worden, Die Philofophen, Mathematici/ Chy⸗ mici, u, diejenigen welche den gandzu. Gartenbau unter: ſuchet, haben die Wirkungen der $uft auf die verſchie⸗ NR a denen fegt hat, verfprochen, aud) vonder &uft, 244 Von der Wirkungderfuft > denen Gegenftände ihrer Kuͤnſte weit genauer nach: geforfeht, als die Nerzte, welche ſich gemeiniglich mit der Linterfuchung folcher Dinge befchäfftigen, die lange nicht fo wichtig und fo norhmwendig find. Man fpüz ret den Eigenfchaften einer Arzeney mit der größten Sorgfalt nach, die doch felten genommen wird, und niemand bekuͤmmert fih um die Wirfungen einer Subftanz, die wir. täglich in uns ziehen, und in der wir leben, Die größten Männer , deren Name bey den Aerzten heilig ift, haben mit vielem Fleiße auf die Wirkung der Luft in der Deconomie der Krankhei⸗ ten Acht gegeben. Hippokrates nennet fie dag Oclo in ‚den SKranfheiten, Der berühmte Engländer, D. Sydenham, hat Epidemica Hinterlaffen, die nach dem Mufter des Hippofrates gefihrieben find, und eine Gefchichfe anſteckender Krankheiten enthal— ten, in fo ferne diefelben auf die Beſchaffenheit der Witterung ankommen. Einige berühmte Aerzte in Stalin und Deutfchland find dem Herrn Syden⸗ ham gefolget, und eine Gefelfehaft gefehrter Männer in Edimburg fegten denfelben Vorſatz fort; der aber durch die legte unnatürlidhe Rebellion unterbrochen worden, Der Engländer, Herr D, Elifton PDins teringbam , hat einen Commentarium Nofologi- eum gefchrieben, der die Hiſtorie der epidemiſchen Krankheiten enthält, wobey man ein Tagebuch) des, Wetters in der Stadt Dorf von 1715 bis 1725 antrifft, In einer Dede, die der Herr Arbuthnot vor einigen Sahren vor dem Eollegio der Aerzte gehalten, gab er den Kath, ein Zournal von dem Netter und den herr fehenden Kranfpeiten zu verferfigen, als wodurch man infonderheit der Nachkommenſchaft fehr nutzen wird auf und indie menfchlichen Körper. 245 würde, Der fleißige Herr Profeffor Muſenberg hat diefes in feinen meteorologifchen Tabellen mie folcher Sorgfalt ins Werk gerichtet daß, wenn dieſe Bemuͤhung viele Jahre fortgefegt wird, die Phy⸗ fiologie der Luft dadurch in eine Wiffenfchaft kann ge bracht werden. Die_nachfolgende Abhandlung des Herren Arbuthnot wird cbenfalls ein großes dazu beytragen Fönnen, Es find lauter Erfahrungen, fo . darinnen vorfommen, und worauf er fein Urtheil bloß ‚gründen. Biele Bücher hat ernicht anführen fönnen, weil er wenig Vorgänger in diefer Materie gehabt hat, Wir hoffen, daß die Ueberſetzung diefer Abhandlung, welche nach und nach'wegen ihrer Weitläuftigfeit in die: fem zweyten Bande dest Magazins ſoll geliefert wer: den ſowohl den Aerzten, als auch allen denen, welche fich am die Geſundheit ihres Körpers bekuͤmmern, ange⸗ nehm feyn wird. Wir fönnen im Voraus v: eff chern, daß befonderg nuͤtzliche und merkwürdige Dinge vor⸗ fommen, Um einen Fleinen Grundriß zu machen : fo wird gehandelt, von dem, was in der Luft enthal- ‚ten iſt; von den Eigenfchaften der Luft; von den Zu⸗ fäligkeiten oder Qualitäten derfelben; von ihrer Na: tur in verfchiedenen Gegenden, $ändern und Witte „rungen; von dem Nusen und der Wirkung der Lu 3 bey der Reſpiration, und von ihrem Einfluffe in | Eonftitutionen und Krankheiten der Menfchen Fer: ner enthält diefe Abhandlung Anmerkungen über die Peft und Peftilenzialifchen Fieber, in fo ferne die Luft einen Einfluß in diefelben hat. Es wird von. den natürlichen Erplofionen der Luft auf die me nfchlichen Körper geredet; und endlich giebeder Here Verfaſſer — ——— welche aus den Lehrſaͤ Ken dieſer A3 Abhand⸗ — Von der Wirkung der buſt Abhandlung und aus andern Schriftſtellern ſo von epldemiſchen Krankheiten gehandelt, genommen ſind. Das J Hauptſtuck. Von dem, was in der Luft enthalten if h De Luft iſt dasjenige fluͤßige Weſen, welches die Erde umgiebt, auf welcher wir leben und Athem holen, Sie iſt nicht fichtbar. Denn was wir in ‚einem &ichrfirale fehen, der durch eine Eleine Deffs nung in ein Zimmer gelaflen wird, ift nicht Luft, fon: dern Staub; cs find nur andere in der Luft ſchwim— mende Körper. Die &uft wird von dem Gefühl ems “pfunden , indem fie ſich beweget, und den Körpern, die in ihr beweget werden, widerfichet. 2. Die Luft ift das vornehmfte Werkzeug der Nas fur in allen ihren Wirkungen auf und in der Ober fläche der Erden, ausgenommen die magnetifche Kraft und die Schwere. Kein Gewäcdhs, Fein Ihier, es mag im Waffer oder auf Erden leben, kann ohne Luft hervorgebracht werden, leben, oder wachfen. Sm einem luftleeren Raume fönnen weder Eyer ausge bruͤtet werden, noch Pflanzen wachfen. Waffer, das von der Luft gereiniget ift, Eann den Wachsthum der flanzen nicht befördern, wenigfteng gefchichet es fehr langſam / und noch dazu, vermittelſt einiger &uft, die im Waffer zurücfgeblieben iſt. Die Luft ift das vor nehmſte Werkzeug in der Erzeugung der Foßilien. Ale natürliche ſowohl als kuͤnſtliche Arbeit, ? ſo an denſelben geſchiehet, koͤmmt auf die Luft an. Ohne die Huͤlfe der Luft hoͤret das Feuer und die Hitze auf. Mit einem Worte, die uuft iſt das vornehmſte Werk⸗ * auf und in die menſchlichen Körper. 247 zeug zu Zeugung, zum Wachsthum, zur Aufloͤſung und zur Verderbung aller irdiſchen Koͤrper. Sie vermiſchet ſich mit demjenigen, woraus alle fluͤßige und dichte Koͤrper zuſammengeſetzet werden, in großer Quantitaͤt, welche alle Luft zeugen, oder von ſich ge⸗ ben. Eine Eiche enthaͤlt den dritten Theil ihres Ge⸗ wichtes an Luft, Erbſen enthalten eben fo viel. In⸗ dianifcher Weizen begreift 3. Delichte und Flebrichte Subftanzen geben entweder nicht fo viel, oder laffen die Luft auch nicht fo leicht fahren. Honig, zum - Erempel, welches nicht den neunten Theil giebt, oder Bienenwachs, ans welchen koͤmmt. Mineralien geben fehr viel Luft. Steinfohlen von Neweaſtle geben die Hälfte ihres Gewichtes. Antimonium giebt ungefähr 2gmalfo viel als fein Gewicht. Scharfe Spiritus geben bey Auflöfung der Metalle einegroße Menge, Diejenigen, fo mehr von diefer Materie wiffen wollen, mögen des ſcharfſinnigen und fleißigen Herrn Hales Vegetable Staticks zu Mathe ziehen. Thierifche Körper find ſtaͤrker, als andere, mit Luft er⸗ füllt. Blut giebt 33mal fo viel $uft, als es Raum einnimmt, und dichte thierifche Körper geben mehr Luft, als flüßige. Ein menfchlicher calculus oder | Stein giebt 645mal fo viel Luft, als er groß iſt; wos von aber unten ein mehrers vorfommen wird. Itzt wollen wir nur kuͤrzlich die hauptfächlichften Dinge erzählen, die in diefem wunderbaren flüßigen Wefen enthalten find, Die $uft, fo nahe an der Oberfläche _ der Erde ift, worauf alle Thiere Icben und Athem holen, enthält die Ausdünftungen, Ausflüffe, und alles, was von den Körpern auf der Flächeder Erden abgeriebon wird, weru diefe Dinge fo-Elein und leicht \ I, A find, 248 Von der Wirkung Der Luft find, daß fie in der Luft ſchwimmen fonnen, Hier⸗ aus folget deutlich, daß die in der Luft enthaltene . Dinge an verfchiedenen Oertern der Oberfläche: der Erde auch unterfchicden feyn muͤſſen. | 3. Sch werde mid) hier in feinen Streif wegen der Natur des Feuers einlaffen. Wenn es aber ein Ele— ment ift, fo den Raum des ganzen Weltgebaͤudes durchgehet, wie der gelehrte Boerhave glauberz fo muß die Luft auch) ihren Antheil von diefem Elemente in ſich enthalten. | 4. Die Luft enthält Waffer , welches täglidy aus⸗ dunſtet, und täglich aus der Luft herabfaͤllt. Waffer, welches offen in die Luft geſetzt wird, dunſtet in 13 Tagen einen Zoll aus, Erde dunftef in der Hitze des Sommers innerhalb 40 Tagen gleichfalls einen Zoll aus. Das Wafler, wenn die &uft damit befehweret ift, fällt zurück, und in Regen und Thau auf die Erz de, welches nach einer Bemerkung, die auf dieſem Theile der Erdkugel angeſtellet worden, in einem Jahre ungefähr 22 Zoll Regen und 33 Zoll Thau ausmachet. Der Than fälle Hauptfächlich, wenn die Sonne unter dem Horizonte iſt, und beynahe gedop- pelt fo ſtark im Winter, als in den Sommernächten, Es ift alfo Elar, daß befländig eine große Menge Waſſer in der Luft ſchwimmet. Verſchiedene andere Verſuche bezeugen auch eben daſſelbe. 5. Figirte alkaliſche trockene Salze ziehen die waͤſ⸗ ſerichten Theilchen der Luft an ſich, und werden von denfelben aufgeföfet, fo, daß fie in drey Tagen am Ger wichte von 34 bis 57 zunehmen. Diefe Wirkung fann fo weit fortgeführet werden, daß das Gewicht viermal fo ſchwer wird, Eine Unze falis rartari | kn auf und in die menfchlichen Körper. 249 macht 4 Unzen olei tartari per deliquium, bloß dadurch, daß die Luft das Waſſer an ſich ziehet, Wenn man nun rechnet, daß ein cubiſcher Zoll Luft 3 eines Grans wieget: fo macht das hinzufommende Gewichte der 3 Unzen 5040 Eubiczoll Luft, oder beyz nahe 3 Eubicfuß aus. Es laffen fich viele Folgen, welche parador-fcheinen, aus diefem Verſuche herleis ten. Zum Erempel, das ſchwerſte von allen fluͤßigen Dingen, bloß Merkur ausgenommen, koͤnnte man von Salz und Luft machen. Aus Salz und Waſſer, fo aus der Luft gezogen worden, Fönnte eine Fluͤßig⸗ Feit von einer größern Schwere, als die Vermiſchung der ngredienzien, gemacht werden. Denn das oleum tartari per deliquium verhält fih, in Anſe⸗ hung des Gewichts gegen Wafler, wie 7 gegen 5, und ein Theil falis tartari mit drey Theilen Waſſer macht eine Fluͤßigkeit, die fich zum Waffer, wie 6 zu 5, verhält. Aus dieſem Berfuche folget ganz na- türlich, daß entweder eine große Menge Waffer in der Luft ift, oder daß das Waſſer, fo das Salz an« zichet, aus einer großen Quantität Luft gezogen wird, 6. Die Luft iſt vieleicht am meiſten mit Waffer beladen, wenn fie Flar ift. Denn wenn die $uft am fehwerften iſt: fo fleigen die Dünfte am höchften. Wenn fie aber am höchften find: fo find fie um ſo » viel gereinigter, und werden beffer mit den $ufttheilchen vermiſchet. Sie fleigen wenigftens fo hoch, als die Gipfel der höchften Berge, welches aus den Wolfen und dem Schnee erheller, fo man allda ſiehet, wo die Dünfte öfters Quellen verurfachen, Wenn die waͤſſe⸗ richten Dünfte fich ein wenig ſchwerer, als die duft, bewegen: fo ſammlen fi Po: ſich in Dampf oder Wolfen, - und 250 Bon der Wirkung der Luft und wenn die Schwere derfelben von der Luft nicht länger Fann unterflüget werden: fo fallen fie ineinem duͤnnen Regen herunter. Wenn nun diefe Theilchen von größeren Höhen herab fallen: fo vereinigen ſie ſich, und machen große Regentropfen; und wenn fie durch die äußerfte Kälte der Luft erfrieren: fo machen fie Schnee und Hagel. Wiewohl es hat die Zelte gungsart diefer Früchte der Luft mit meiner gegenz » wärtigen Materie feine Verbindung. Wenn ver mittelſt der Schwere der Luft die Duͤnſte am höchften 1 (eigen, und am genaueften mit der Luft vermifche find; fo kann die niedrigere Gegend, darinn wie Athen holen, in Abſicht auf die menfchlichen Körper, trocken genennet werden. 7. Der Thau iſt gleichfalls ein Theil, den die Luft enthält Der Than ift nicht bloß Waſſer, fondern ein Zuſammenſatz aller waͤſſerichten, flüchtigen, ölichten falzichten Duͤnſte, die von der Erde aufſteigen, welche man, fo lange fie die Sonne beweget, nicht fehen kann, Die aber ‚fo bald die Luft fühle wird, fichtbar werden, Weil die Luft ein dünner Körper iſt: fo wird fie viel eher fühle, als die Erde, weldye auch noch, wenn die Sonne untergegangen, fortfähret, dieſe Subftanz auszuſchwitzen, und durch die Kälte der Nacht fälle ein großer Theil davon in Öcftalt des Waffers wieder herunter, Man kann allezeit, wenn Fein Wind ift, gfeicyfam einen Rod von diefem Dunfte nahe an der Rläche der Erden benerfen. Der Tau ift eine - Sammlung aller der, Subftanzen, die von einem ger - wiſſen Stüde Erde ausdunften, und ift alfo nach dem Unterfihied der Orte fehr verfchieden, welches auch (wie der gelehrte RR bemerfr) die Urfache iſt, auf und indie menſchlichen Körper. 251 iſt, daß die Chymici wegen der Theile, fo der Thau in ſich hält, niemals übereinftimmen, weil ihre Ber: füche mit dem Thau an verfchiedenen Dertern ange: ſtellet worden; daher denn aud) die darinn enthaltene Theile unterfehiedlich find, An einigen Orten enthält er garfehr flücheige und plagende Iheilchen, fo daß auch bey der Diftillation das Glas darüber zerbrochen iſt; an andern Orten ift das Glas dadurch mit den Farben des Regenbogens dergeſtalt bemalet worden, daß man fie nicht wieder hat heraus bringen Fönnen. Wenn man Maythau ſtehen und faulen laͤßt: ſo ſetzt ſich ein fettes Weſen oben auf demſelben, gleich dem Milchrahm, worauf man Pflaͤnzchen und Inſekten von verſchiedener Art gewahr wird; indem der Sa— mien der einen und die Eyer der andern mit ausge: dunfter find, Man hat eine Nachricht, daß an ge: wiffen Orten Than wie Butter oder Schmalz fällt, welcher ſehr ſtinkend wird *. Es kann alſo vielleicht die genauz Unterſuchung des Thaues von einem jeden Orte das beſte Mittel ſeyn, alle die Theile, ſo ein Boden enthaͤlt, ausfuͤndig zu machen, ai die Hi tze der Sonne erreichen kann. 8. Die Luft enthaͤlt gleichfalls die wäffeichten Aus⸗ duͤnſtungen, nebſt dem riechenden und volatiliſchen Geiſte der Pflanzen. Der Geruch vom Gewuͤrze wird ſehr weit von den Laͤndern empfunden, wo es waͤchſet. Dieſe Ausduͤnſtungen der Pflanzen muͤſſen im Sommer ſehr ſtark ſeyn. Nach den Verſuchen des ſianrlchen und fleißigen m Hales ne in J of the Philofophiel Transaftions Vol. pat * 252 Von der Wirkung der Luft Ein Weinſtock in einem Tage rz ir] Eine Sormenblume 15 iin Zolles über bie Ein Koflepf sie! ganze Zläche aus, Ein Apfelbaum „a Diefes machet zgr eines Zolles in einem Tage, oder einen ganzen Zoll in 161 Tagen, fo lange nämlich - der Sonmer waͤhret. Nach einem Berfuche defkl- ben finnreichen Mannes, dunftet ein Hopfengarten auf einem Morgen Landes ſo viel aus, als den ganzen Morgen bedecken Fönnte, einen! Zoll in ı1or Tagen, Ein Zoll diefer ausdünftenden wäffirigten Subftanz, die in der Luft verduͤnnet wird, wuͤrde alfo eine vege⸗ tabilifche Atmofphäre (wie man es nennen möchte) von 71 Fuß hoch ausmachen. Im Sommer ift die Erde ganz mit Pflanzen bedeckt. Go gar dag Gras ſtellet der Sonne eine große Fläche bloß, und es feh⸗ Let demfelben nicht an Ausdünftung. Die Hise, fo von einer Ansdünftung der Pflanzen entſtehet, ift an einem heißen Tage, nahe bey einem Kornfelde, fehr empfindlich. Bloß aus dieſer einzelnen Urfache, naͤm⸗ lich der Ausduͤnſtung der Gewaͤchſe, muß die Luft des Sommers von der Winterluft ganz Anterſchieden ſeyn. Der Geruch einiger Pflanzen hat bey vielen Leuten ganz merkliche Wirkungen, Die Oele, Salze, Sa: men, und was fich unvermerkt von den Gewächfen ‚abreibet, ſchwimmet in der Luft. Daß Pflanzen an einigen Dertern hervorfommen, wo fie nicht eigentlich zu Haufe gehören, hat die Weltweifen fehr beůnruhi⸗ get. Vielleicht kann man aus den beyden Arten der Hervor⸗ auf und in die menſchlichen Körper. 255 Hervorbringung der Pflanzen, naͤmlich aus dem Sa⸗ men und aus dem Stengel, die Urſache davon ange⸗ ben; beyde koͤnnen in der Luft ſchwimmen. Da die Groͤße des Stengels, aus welchem die Pflanze her⸗ vorgebracht wird, nicht eigentlich beſtimmet iſt; ſollte denn dag, was unvermerkt von einer Pflanze abgerie⸗ ben worden, nicht folche Wirkung haben koͤnnen? Doch diefeg erinnere ich nur beyläufig. 9 Erde ift auch ein Theil, ſo die Luft in fich ent; hält. Erde, die zu Aſche gemacht worden, flieget in die Luft. Die Aſche der brennenden Berge wird, wenn fie Feuer ſpeyen, weit weggeführer, - 10. Salz von allerley Art gehörer gleichfalls zu den Theilchen, fo die Luft in fich faſſet. Figirtes aus— gegrabenes Salz kann digerivet, volatiliſch gemacht » werden, und in der $uft ausdunften. Marcafirh oder Bißmuth zichet vitrioliſches Salz von der Luft an. Bitriolfteine müffen an die Luft geleget werden, wenn fie Bitriol hervorbringen ſollen. Wenn man das Sal; vom Alaun abreibet: fo bekommt er in der Luft wieder frifhes. Man kann an den meiften Or ten von alten Wänden nitröfes Salz befommen, Die Luft giebt das Salz entweder als ein Ingrediens her, oder beinget es als ein wirfendes Wefen hervor, An einigen Orten zerfrißt die Luft die Ziegeffteine, An Orten, wo ein Ueberfluß von Marcafich ift, ver breiten fich vitrioliſche Salze durch die Luft, und man hat bemerfer, daß die Tapeten der Stuben davon verfaulet, und dag das Abgefaulte wie weiße Bluͤhte auf der Erde gelegen. Es find gleichergeftalt in der . guft die Theilchen von allen Mineralien. Go, als das ſchwerſte davon, kann flüchtig gemacht werden, | ! | | und 254 Donder Wirkung der Luft ‚und Queckfilber gleichfalls *. Alter Rauch, fo von natürlichem oder Fünftlichem Feuer erreget wird, verz fehwindet in der Luft. Die vergifteten Ausdünftun: gen der Bergwerke haben diefelbe Wirfuna, als beym Diſtilliren. Allee Rauch vom Küchenfeuer und alle Auge dünftung von gährenden Fluͤßigkeiten verfchwinder in der Luft, und gehörstzuden Theilchen, die in demjenigen Weſen enthalten find, darinn wir Athemholen. - 15 Doch eine andere Art von Dingen, fo die Luft füllen, ift die ausdünftende Materie der Thiere. Die Ausdunftung eines Menfchen beträgt ungefähr das Zafte Theil eines Zolles innerhalb 24 Stunden über die ganze Fläche des Körpers, und folglich in 34 Tas gen einen Zoll, Die Oberfläche der Haut eines Men⸗ ſchen von mittelmägiger Größe beläuft ſich ungefähr auf ıs Duadrarfuß, Es würde folglich die Fläche der Häute von 2904 ſolcher Menſchen einen Morgen Landes bedecfen, und die ausgedünftere Materie würde diefen Morgen Sandes in 34 Tagen einen Zoll tief. bedecken, die, wenn fie in der Luft verdünner würde, über dem Morgen eine Atmofphär von den Yusdüns ftungen ihrer Körper, die beynahe 71 Fuß hoch wäre, ausmachen müßte, Die große Drenge von thierifchen Ausdünftungen, die in der Luft find, laͤſſet ſich ferner dDaraug abnehmen, daß alle Excremente und alle Acfer der Thiere in der Luft verfchwinden, welches bey des nen, die verbrannt werden, bald, bey denen, die man ‚ bloß * Doctor Keifter halt dafür, daß der Donner durch die Ausduͤnſtung des Pyrites hervorgebracht werde. Bey ſtarckem Donnern findet fich in der That etwas fehr merkwuͤrdiges, indem dadurch biöweilen die Richtung der Magnetnadel zum Pole verandert wird. auf und in die menſchlichen Körper. 255 bloß hinwirft, etwas fpäfer, und bey denen, die man begraͤbt, erſt mit der Länge der Zeit gefchichet. Alle Theile der Aefer verſchwinden doch endlich in der Luft, und vielleicht wird nur etwas weniges von den Kinos chen zu Erde. Eyer von Inſekten fhwimmen in der Luft *% Fleifh, fo man an einem Faden an ck nem Orte aufgchänget, wo Feine Sliege binfommen fonnte, ift mit Maden angefüllee worden, Raupen und andere Sinfeften die die Bläfter der Bäume fo gefchwinde verzehren, werden vieleicht aus den Eyern folcher Würmer hervorgebrache, die in der Luft ſchwim⸗ men. Zum wenigften fichet man doch nicht leicht ein, wie fie in den Pflanzen felbft ihren Aufenthalt finden fönnen, In Africa fallen Regen, die den Körpern der Menſchen eine fcharfe Empfindung verurfachen, und man findet, daß die Tropfen derſelben Inſekten in ſich halten, Vielleicht find Inſekten in der Luft, die dag 'menfchliche Auge nicht fehen fann, Man kann in den. Xheilen eines Zimmers, die von den Sonnenftralen erleuchtet find, bemerken, daß die Fliegen bisweilen wie Habichte gleichfam als aufeinen Raub ſchießen. | | | . 12, Aus vielen Theilen der Erde fleiget Schwefel in großer Menge in die Höhe. In Bergwerken fin; det fich flinfender, ölichter und entzündbarer Rauch, Wenn diefe ſchwefelichten Ausdünftungen mit einigen Salzen oder metalliſchen Theilchen verfnüpfet find: fo verurfachen fie ein Plagen, und ale Wirfungen des Schießpulvers, durch Erdbeben, durch Donner:c, Man hat Erempel, daß nach dem Donner ſchwefe⸗ lichte brennende Regenguͤſſe gefallen, Einige von F dieſen Boerhave. 256. Don der Wirfung der Luft diefen fehmwefelichten Dünften feheinen durch eine von fi) werfende Bewegung fehr hoch zu fleigen, wie fols ches denn auch) in einem luftleeren Raume mit großer Geſchwindigkeit geſchiehet. Dieß erhellet anden Me⸗ teoren, zum Exempel an den vom Jahre 1718, wo⸗ von Doctor Halley aus angeſtellten Bemerkungen bewiefen, daß cs 60 Meilen hoc) geweſen, eine Meile im Durchmeſſer gehabt, und 300 Meilen in einer Stunde gelaufen. Es muß Luft geweſen feyn, wor durch der Schall des Diagens dieſes Metcori hat koͤn⸗ nen fortge Fang ‘st werden, welchen man an einigen Orten geböret. Obgleich die Luft in derfelben Höhe 30000mal dünner gewefen ſeyn muß, als nahe an - Der Erdflaͤche: ſo ſcheinet ſie doch die Kraft gehabt zu haben, einen Schall zu verurſachen. Die Nord⸗ ſcheine, welche ſich vor einiger Zeit ſehr oft in die⸗ ſem Sande fehen laffen, haben von derfelben Beſchaf⸗ fenheit zu ſeyn geſchienen, beſonders der ſo merkwuͤr⸗ dige des Jahres 1716. Bey dieſen Nordſcheinen konnte man merken, daß die ſchwefelichten Duͤnſte mit einer fortwerfenden Bewegung ſehr hoch von der Erde in die Höhe ſtiegen; und weil fie verzehret worden: fo hat man nicht die geringfte übele Wirkung auf menſchliche Koͤrper davon entdecket. 13. Die Luft, ſo der Oberflaͤche der Erden am naͤchſten, iſt mit allen dergleichen Theilchen von ver⸗ ſchiedener Art, und noch vielen andern, die ſich un- möglich erzählen laffen, angefüllet, und dennoch hat der weile Urheber der Natur diefe fo verfchiedene Ver⸗ miſchung dergeftalt eingerichtet, daß cr fie den Thies ren, fo darinn leben, einige wenige ungefähre Zur fälle ausgenommen, heilfem gemacht. Vielleicht waͤre auf und in die menſchlichen Koͤrper. 257 wäre auch eine reine Luft, ohne dieſe darinn enthalte⸗ nen Theilchen, zur Unterhaltung der Xhiere und Ges wächfe unbequem. Um diefes Element heilfam zu machen, hat es der weife Urheber der Natur fo ge ordner, daß die ganze Maſſe deffelben mit diefen Theil⸗ chen niemals überladen wird, Zum Epempel, da die menſchlichen Korper fo gebauer find, daß fie feine Uebermaaße, von was für Art diefelbe auch feyn mag, als gar zu große Trockenheit, oder gar su große Fluͤſ⸗ ſigkeit, ertragen koͤnnen: fo finder ſich ein beftändiger Umlauf des Waffers in der Luft, und die Luft eines ieden Ortes enthaͤlt beynahe diefelbe Duantirät davon, Die Wirkung der Sonne, oder ihre. äußerfte Kraft auf diefelbe Fläche Landes und Waſſers, und die Hige der Erdfläche innerhalb des Jahres ift einander fehr aleichförmig, und folglich ift die Quantitaͤt der Aus⸗ duͤnſtung einerley Die Luft hat eine Kraft, bloß eine gewiffe Quantität von diefem Waſſer einzufaugeh und zu erhalten, und die Summe diefer Duantitäf, die von der Luft über die ganze Fläche der Erde in Regen, Schnee oder Hagel herabfällt, ift diefelbe, obgleich durch zufällige Urfachen der Winde und Hem- mung der Wolfen, durch große Reihen Gebirge mehr von ſolchen Dünften an einen Det hingefuͤhret werden, und allda herabfallen, als an einen andern, Dieſes Waſſer wird wiederum durch ſeine natuͤrliche Schwere ‚in Steömen in die Gee und andere Waſſerbehaͤltniſſe geführer, von da es wiederum ausdunſtet. Es wird bloß fo viel davon zurückgelaffen, als zur Nahrung der Gervächfe und Thiere zureichend iſt. Die Feuch? tigkeit diefer Körper dunftet wiederum aus, und Diez fer Umlauf wird.beftändig beybehalten, Es’ bleibt 2 Band. R nur 255 Bon der Wirfung Der Luft nur bloß ein Zweifel übrig. Nämlich, * dichten Theile der Thiere, der Gewaͤchſe, und vielleicht auch der Foßilien, meiſtentheils aus waͤſſerichten Fluͤßigkei⸗ ten hervorgebracht werden; eine gewiſſe Quantität aber von dieſen dichten Theilen durch die gemeinen Kraͤfte der Natur ſich nicht wieder in Waſſer verwan⸗ deln laſſen: ob daher nicht die dichten Koͤrper der Erde vor den flüßigen den Vorzug bekommen, indem die erſten zu: die andern aber abnehmen? Eine gleiche _ Einrichtung findet fich bey den andern Dingen, die. in der Luft enthalten find. Die ausdiinftende Ma⸗ terie der Gewächfe und Thiere, die Dele, Salze und Schwefel fallen wieder herab, und kommen wieder zu den Körpern, die auf oder nahe an der Fläche der Erden find. | 5 14. Die Natur bedienet ſich aller möglichen Wege, diefe aus fo. heferogenifchen Iheilen beftehende Fluͤßig⸗ feit in einem heilfamen Zuftande zu erhalten. Ihre Theile werden durch ihre Hitze digeriret und verduͤnnet; fie werden durch die Winde umgefrieben und beftän: dig beweget, als welche die Luft von verfchiedenen Gegenden mit einander vermiſchen; es finden Gaͤh— rungen unter ihnen ſtatt, auf welche heftige Bewer gungen und Zerplakungen vermittelft dcs Bligens und Donnerns folgen, welches ſich duch Bermifchung gleicher Ingredienzien in chymiſchen Berfuchen nach: ahmen läßt. In diefen Stürmen werden die über flüßigen und fhädlichen fehwefelichten Theilchen ver⸗ zehret. Man hat Erempel, daß einige Derter durch Erdbeben und Ueberfhwennmungen bewohnbar ges worden, die es vorhin nicht gemefen, Die Ausdün ſtung der Erde wird wechſelsweiſe gehemmet und wie⸗ 18 - * der auf und in die menſchlichen Körper. 259 der hergeftellet. Das Gefrieren der überflüßigen saffergüffe, und viele andere Birkungen, die der Kunft unbekannt find, verurfachen eine große Ver: ſchiedenheit von Hirfüngen. Die Luft iſt das Werk⸗ zeug zu allen dieſen Operationen, wenn ſie durch die Kunſt verrichtet werden, und dieſe Körper von unter: ſchiedenen Arten wirken in der Luft ſelbſt auf mans cherley unbegreiftiche Weife aufeinander. . Viele Ver⸗ ſuche und Bemerkungen beweiſen die abwechſelnde Wirkung der in der Luft ſchwimmenden Ki vörper auf einander, wenn fie fich einer dem andern nähern, Einige chymiſche Proceſſe gehen in einer Art Luft gut von ſtatten, und werden hingegen in einer andern Art | umſonſt verſucht. Tartarus regeneratus kann nur in einem ſolchen Laboratorio gemacht werden, worinn man Weineßig diſtilliret. Man kann fich ohnmög? lich den Erfolg aller ſolchen Operationen in einer aus fo vielerley Art Theiten befiehenden Bermifchung vorz fehlen. Die Menſchen können ihre Wirkung wohl empfinden, ihre Befchaffenheif aber Fönnen fie nies mals erfahren, i 15. Ob die Natur gleich den ganzen Haufen dieſer Fluͤßigkeit in einem heilſamen Zuſtande erhaͤlt: ſo muß es doc) nothwendig gefchehen, daß die Luft be⸗ ſouderer Gegenden, Jahrszeiten und Oerter in Anſe⸗ hung des Verhaͤltniſſes der Vermiſchung der gedach⸗ ten Theile gar ſehr von einander unterſchieden if. Dergleichen Luft maß nun durch ſolchen Ueberfluß oder Mangel verfchiedene Wirkungen auf die menſch⸗ lichen Körper haben, Gar zu große Feuchtigkeit ver⸗ urſachet denfelben eine Are von Krankheiten, und gar zu große Trockenheit eine anderer denn die Kräfte der Rare mienſch⸗ 260 Bon der Wirkung der Luft menfchlichen Körper find eingefihränft, und koͤnnen nichts, daß die Maße überfäyreitet, ausftehen, Eine . Luft, die mit Ausdünftungen von Thieren, inſonder⸗ heit von folchen, die gefauler, angefüllet gemefen, hat oft pefiilentialifche Fieber erreger, wovon man viele Erempel hat, dahin auch das gehöre, deffen Am⸗ btofins Pareus 1562 gedenfer, da dergleichen Krankheit durch Acfer erregte worden, die man. in eine Grube geworfen. Eben dergleichen find aud) von einer großen Menge todter Heuſchrecken oder von todten Walfifchen verurfachee worden, Die Aus: dünftungen einer großen Menge verdorbener Gewaͤchſe haben in ihrer Nachbarfchaft diefelben Wirkungen hervorgebracht. Die Ausflüffe aus den Körpern le— bendiger Menfchen find fehr verderbiih. Das Waſ⸗ fer, worinn ſich Menfchen baden, ftinfer wie ein Aas, wenn man es aufbehält, Nach dem ırten Abfchnirte diefes Kapitels würden weniger, als 3000 Menfthen, die fih in dem Umfange eines Morgen Landes auf- halten, von ihren eigenen Ausdünftungen eine Atmo⸗ fphär von 71 Fuß hoch ausmachen, die in cinem Au: genblicke eine Peft verurfachen würde, wenn die Win⸗ de fie nicht wegführten, Hieraus läßt fich herleiten, daß bey Erbauung neuer Städte die erfte Abficht da: hin gehen muß, fie fo einzurichten, daß fie offen und Iuftig find, und wohl durchwehet werden Fönnen, . Bor anfteckenden Krankheiten ift öfters ungemein ftilles Wetter vorhergegangen. Aus diefer Urfache erreget die Luft in den Gefängniffen öfters toͤdtliche Krankheiten. Das Schiffsvolf wird in den Häfen franf, das doch auf der offenbaren See gefund blei- ' ben würde, : Diejenigen, fo die Aufficht über — en⸗ a er ‚ N . auf und in die menfchlichen Körper. 261 Genfäufer haben, muͤſſen hauptſaͤchlich dafuͤr ſorgen, daß die Luft in denſelben einen freyen Durchzug haben koͤnne. Da die faulenden Theile der Aeſer, nach dem sıten Abſchnitte, obgleich langſam, in die luft gefuͤhret werden: jo fragt fichs, ob dieſes nicht zu ei⸗ nem Grunde dienen könne, daß in Kirchen Feine Bw gräbniffe feyn follen, und ob es nicht gut wäre, daß alle Begräbnißärter außerhalb der Städte in die freye Luft verleger würden ? Nach dem gten Abſchnitte iſt die Sommerluft von der Luft des Winters gar fehr unterfchieden. Im Sommer ift die $uft oft mie der ausdünftenden Materie der Gewaͤchſe angefüller, die eine Menge flüchriger Spiritus und Dele hat, die „vieleicht die Geifter Fügeln und ermuntern. Die Ausdünftung von gewiffen Pflanzen ifteinigen Leuten gar zu flarf, und fie fönnen den Geruch — nicht leiden. 16, Aus den Anmerkungen des ııten Abſchnittes folget, daß die Luft großer Staͤdte von der Landluft gar ſehr unterſchieden iſt. In den Staͤdten findet ſich mehr von der ausduͤnſtenden Materie der Thiere, die niemals gaͤnzlich weggewehet wird. Es ſind in denſelben mehr Ausduͤnſtungen von dem Kuͤchenfeuer. Die Erde kann darinnen nicht ſo ſtark ausduͤnſten, weil ſie gepflaſtert iſt, und folglich iſt die Wirkung er Ausduͤnſtungen, fie mögen ſchaͤdlich oder heil fam ſeyn, in beyden Fällen geringer. Obgleich die Landluft, vermittelft der Winde, in die Städte gebracht wird: fo find doch niemals fo viele Ausdünftungen der Gewächfe in den Städten, als auf dem Sande, 17. Bon allen Theilchen, die die Luft enthält, find den menfchlichen Körpern feine fchädlicher, als Die R3 ſchwe⸗ 262 Don der Wirkung der Luft ſchwefelichten. Der Dampf von Holzkohlen erſticket in cinem Augenblicke. Wenn nun die ſchwefelichten Aus duͤnſtungen gar zu überflüßig fi nd x fo ſetzet die Natur fie durch den Blitz in Feuer. Einige Leute werden, che ein Donnerwetter oder Sturm komunt, von der $uft empfindlich geruͤhret. In heißen Laͤn⸗ dern wird das Schrecken, ſo die Gewitter mit ſich fuͤhren, durch den Nutzen verringert, den die Ein— wohner davon genießen. Es giebt ſchwefelichte Duͤn⸗ ſte, welche die Gewaͤchſe anzuͤnden, und das Gras dem darauf weidenden Viehe ungeſund machen. *. Bergleute werden oſt von dieſen Duͤnſten befchäbiger, Die Anmerkungen **, fo über einige von den Berg: werfen zu Derbpfebire gemacht worden, beſchreiben vier Arten von diefen Duͤnſten. Die erfte nennen die Bergleute die gemeine Art. Man wird fie zuerſt daran gemahr, daß die Flamme der Lichter rund wird, und abnimmt. Die Wirkungen derſelben in menſch⸗ lichen Körpern find Ohnmachten, Convulſionen und Erftiken. Die andre Art nennen fie Erbfenblüte: dampf. Die Bergleute halten dafür, es ſeyn die Aus duͤnſtungen einer Pflanze, die tiefer waͤchſet, als der Boden iſt. Die dritte ift die fchädlichfte. Die Bergleute fügen, fie fehen ganz oben an dem Boden derjenigen Gänge, die von der Hauptgrube abgehen, ein runded Ding, fo groß als ein gemeiner Ballon, ſo mit einen. Selle oder einer Haut umgeben. ift. Wenn diefelbe durch einen Zufall zerbrochen wird: fo zerfirenet fi) die Materie, und erſticket alle, die zugegen * Eiche Abridgemmehtt of FOR — II Band, 180 ©. —— Edendaſ. 375 ©. auf und indie menfchlichen Körper. 263 zugegen fi nd, Die Bergleute, die eben keine feine Philoſophen find, glauben, es feyn diefes die Aus⸗ dünftungen ihrer eignen $eiber, Es ift folches auch nicht unmöglich, ı ‚ und das Del diefer Ausdinftungen Fann vielleicht das Fell oder die Haut verurfachen, Die vierte Art ift der donnernde Dampf, der, feiner Natur und Wirkung nach, dem Schießpulver, oder der Materie, die den Donner, ‚bervorbringet, gleicher. Wenn diefer Dampf fich entzünder: fo toͤdtet er mit einem Platzen, wie der Donner und das Schießpul⸗ ver, Die Mittel der Bergleufe dawider find diefels ben, deren ſich die Natur in gleichen Fällen bedienet. Sie ſuchen mit der äußern Luft Gemeinſchaft zu er⸗ Gala. Sie machen Löcher in den Bergwerken, | Bringen durch kuͤnſtliche Winde und Blasbälge einen Durchug sumege, und ſetzen dieſe ſchwefelichten Duͤnſte in Feuer. Und wenn ſolches geſchehen; ; fo koͤnnen fie wieder in ihrer Arbeit fortfahren. Es finden ſich gleichfalls i in tiefen Brunnen fehwefclichte Dünfte, die fich von einem Lichte entzuͤnden. m einigen iſt der Schwefel mit fale ammoniaco verbunden, welcher nicht knallet. Der Schwefel felbft ift der Lunge eben‘ niche fhädlich. Die Ausdünftungen eines ſchwefe⸗ lichten Bodens in der freyen Luft wird ale chen fo geſund angepriefen, wie die Luft um der Stadt Nea= polis. Man muß aber dabey ‚bedenken, daß diefe Ausduͤnſtungen, die fich in der freyen und offenen Luft finden, nicht fo überflüßia, und vieleicht mit andern ſchaͤdlichen Salzen unvermifche find, die ſich aber bey den obgedachten häufig finden, Aus dem folgenden Theile dieſer Abhandlung wird erhellen, daß der Schwefel der Luft die Efafticität benimmt, 4. 13, Metalli⸗ J 264 Von der Wirfung der Luft : 3 18. Metalliſche ſcharfe Salze ‚die von gewiſſen Stuͤcken Erde ausdunften, und ihrer Schwere wegen. nur zu einer gewiſſen Höhe hinan ſteigen, find aͤußerſt Hädlich, wenn fie mit dem Athem angezogen werden. Sie ziehen die Bläschen zufammen, oder machen das Blut den Augenblick in den ganz feinen Aederchen gerinnend, die langft den Flächen der $ungenblägchen: hinfviechen, welche fehr duͤnne Häute haben, und von: der ‚außerlichen Luft unmittelbar berührer werden. So ift der tödliche Dampf in der Grotto del Can nahe bey Neapolis, beſchaffen. 19. Einige haben geglaubet, die Peſt kaͤme von unſichtbaren Juſekten. Dieſes koͤmmt mit * Dingen überein, die man in dem Fortgange odder Sortpflanzungsare diefer Krankheit gewahr wird; es kann aber-hergegen mit vielen andern nicht zufanmen gereimet werden, - Diefes. find ‚einige wenige Holger tungen, die mir zuerft eingefallen ‚die: ſich auf die gegenwärtige Materie beziehen, und die aus der De- trachtung von denen inder Luft enthaltenen Theilchen hergeleitet find. Da die $uft ein aug vielen von ein; ander unterfchiedenen Theilchen beſtehender Körperift: fo koͤnnten noch viele andere von gleicher Art gemacht werden, welches aber die Kürze diefes Verſuchs nicht verftatten will... Ich fehreite zur — der Eigenſchaften der Luft. | Das u Hauptftuck. * Von den Eigenſchaften der Luft. I, | * Hi erfte Eigenfchaft der Sufe ift die Fluͤßigkeit, welche durch Feine bisher noch bekannte Kraft | der auf und indiemenfchlichemKörper. 265 der Kunſt oder Natur kann aufgehoben werden. Sie behält ihre Flüßigfeie auch in einer Kälte, die 44 Grade ſtaͤrker ift, als eine natürliche Kälte. Don dem Funfeln, welches Boerhave in der $uft, die von den Sonnenftralen erleuchtet war, bemerfte, glaubte derfelbe zwar anfänglich), daß es von einer Erfrierung in der Luft herrührte; er hat aber nachge⸗ hends entdecket, daß es von wäfferichten Theilchen ent: ftanden, die in der $uft geſchwommen. Keine Ver⸗ dichtung, Gährung, noch Gerinnung von Bermi- fhungen hat jemals da, wo fich Luft befinder, die Fluͤßigkeit derfelben aufgehoben, welche Eigenfehaft einem Elemente fihlechrerdings nöthig ift, worinn Pflanzen und Thiere wachen. Rein Gewaͤchs und fein Ihier kann feine Fäferchen in ihrer natürlichen Geftalt anderswo ausbreiten, als in einer Flüßigfeit, die der . Berlängerung feiner Fäferchen auf gleiche Art wider- ſtehet. Der Druck der Dunftfugel hält die Fäferchen fowohl der Gewächfe, als auch der Ihiere, in gewiſſe Graͤnzen ihres Wachsthums, Da fie allezeit flüßig iſt;: ſo iſt ihr Druck auf jeden Iheil der Flächen derz felben gleichen. Wenn man alfo.cinem menfchlicyen Geſchoͤpfe die gehörige Geftalt geben will, wornad) die Natur fich beftrcber: fo muß es von dem Drucke ‚ aller harten Körper fo frey, als möglich, gehalten werden, Weil menſchliche Gefchöpfe den größten Theil ihres Lebens ſich auf den Füffen befinden, wel⸗ che nur einen Fleinen Iheil der Aufern Fläche des ganzen Körpers ausmachen : fo erhalten fie eine befz fere Geſtalt, und die Süffe, fo den Druck deg ganzen Körpers aushalten, befommen Schwielen. Wenn ein menſchliches Geſchoͤpf allezeit läge: fo wiirde es — R5 ſeine 266 Bon der Wirkung der Luft feine Sedenliche Geſtalt nicht bekommen. Einſchraͤn⸗ kung durch Schnuͤren oder enge Kleider muß die na⸗ tuͤrliche Geſtalt verderben oder verändern Weil das Waſſer eine weit dichtere Fluͤßigkeit iſt, als die Luft: fo- läßt es Körper weit größerer Thiere zu, trägt fie, und hält ſie zuſammen, als die Luft. 2. Die Theilchen der Luft laffen ſich durch fein Vergrößerungsglas erfennen, ob fie gleich größer ſeyn mögen, als die Theilchen des Lichte, Sie reflectiren das Licht nicht in fihtbaren Winkeln. 3. Ohngeachtet der Kleine der Lufttheilchen gehen - doch verfihiedene Fluͤßigkeiten, fo dichter find, als die Luft, da herdurch, wo die Luft nicht durchkommen kann. Oel dringet durch Leder, welches die uft ab⸗ * aͤlt. 4. Eine andere Eigenſchaft der Luft iſt dieſe, daß fie ſchluͤpfrig iſt, oder durch die kleineſte Gewalt kann getheilet werden ; vermittelſt dieſer Eigenſchaft bewe⸗ gen ſich die Thiere in derſelben, ohne fonderlihen Widerſtand. Wenn man Verſuche von der Ge ſchwindigkeit der Bewegung der Vögel und Fiſche hätte: fo Fönnte man das Berhältniß ihrer Kraft beftimmen, Voͤgel und Zifche bewegen fi) durdy ihre beyderfeitige Elemente auf einerley Weiſe. Die. Fiſche ſi ind die Voͤgel des Waſſers. Fiſche gehen durch ein Element, welches goomal dichter iſt, als die Luft. Aus diefer Urfache müffen fie and) eine Kraft anwenden, die dem flärfern Widerſtande des Medii gemäß ift. An der andern Seite wird ein großer Theil der Kraft der Vögel angewandt, ihre Körper in einem weit duͤnnern Medio zu unterſtuͤtzen; dahingegen die Fiſche mit dem Waſſer, darinn ſie | | ſchwim⸗ auf und in die menſchlichen Körper, 267 ſchwimmen, ein gleiches Gewichte haben. Es hat aber auch die Luft einen gewiſſen Grad der Zaͤhigkeit, vermittelſt welcher die Theile einander anziehen, wie ſolches aus der ſphaͤriſchen Figur der Waſſerblaſen erhellet, die ſich einander anziehen, und zuſammen laufen. Zu gleicher Zeit ſcheinen auch die Theilchen der Luft, vermoͤge ihrer Elaſticitaͤt, in andern Um: ſtaͤnden eine Kraft dee Abtreibens oder Voneinander⸗ fliehens zu befigen, Die beyden Eigenfchaften koͤn⸗ nen wohl mit einander beftchen, wie man am Lichte fichet, * * 5 Der Widerſtand der Luft iſt ſehr merklich in Koͤrpern, die geſchwinde durch ſie beweget werden, oder wenn ſie ſich geſchwinde gegen die Koͤrper bewe⸗ get. Der Widerſtand im erſten Falle nimmt in ei⸗ nem gedoppelten Verhaͤltniſſe gegen die Geſchwindig⸗ keit des ſich bewegenden Körpers zu, das iſt, der Widerſtand iſt roomal fo groß, wenn die Geſchwin⸗ digkeit nur omal iſt. Wenn alſo leichte Körper mit großer Geſchwindigkeit beweget werden: fo wirft fie der Widerſtand der Luft in eine andere Richtung wie⸗ der zuruͤck. Wenn die Luft bey gewaltigen Winden - heftig beweget wird: fo hat fie fehr empfindliche Wirz fungen auf die menſchlichen Körper, Wir fehen die mächtigen Wirkungen einer großen Fläche Luft oder Windes an dem, daß fie große Körper beweget, und Mafchinen herum wirft. Ein Strom $uft von 7 Quadratfuß, nahe an der halben äußern Fläche eines menfehlichen Körpers, der mit Gefchwindigfeie von einem ftarfen Winde, oder 22 Fuß innerhalb einer Secunde beweget wird, drücket gegen einen menfch- lichen Körper mit einer Kraft, die dom Waſſer gleich iſt, 268 . Bon der Wirkung der Luft ift, das anderthalb Fuß in einer Minute beweget wird. Wenn man nun die Gefchwindigfeit der fich entgegen bewegenden Perfon hinzuthut: fo ift der Druck ſehr ſtark. Gegen ftarfe Winde angehen oder reiten iſt alfo eine ganze Arbeit, Die Wirfungen davon find Roͤthe und Entzündung der Theile, die der Luft bloß gefielle gewefen. Ale Wirkungen eines fanften Drucks oder einer Berberation find Hige und Schlaͤfrichkeit. SH 6. Die Schwere ift auch eine Eigenfchaft der&uft, vermictelft weicher fie einer Säule von Merkur von 274 bis 302 Zoll das Gegengewicht hält. Die Schwer ve der Atmofphär verändert ſich ı Zehnttheil, welches ihre aͤußerſte Gränze iſt. Es kann alfo die genaue und eigentliche Schwere der $uft nicht beſtimmet wer: den, wenn das Barometrum bey einer mäßigen Hige des Wetters 30 Zoll hält. Die eigentliche Schwere der Luft verhält fich gegen die Schwere des Wafferg ungefähr wie ı gegen 800, und zu der Schwere des Merfurs wie 1 gegen 10800. Die Urfache, die der Herr Doctor Halley von diefen Veränderungen der Schwere der, Luft angiebt, feheinet gan, zureichend zu ſeyn. Denn fie müffen entweder daher fommen, daß die Luft zu einer Zeit und an einem Drte mit einer größern oder geringern Anzahl wägender Dinge, die in ihr enthalten find, beladen iſt; welche fie, wie wir vorhin gezeigt haben, reichlich an fich nimmt ; oder auch daher, daß fie an-einem Orte gehäufter, als an ‚dem andern, if. Daß die Luft an einem Orte gez häufter, als an dem andern, ift, muß von dem Strei⸗ chen der $uft oder der Winde herrühren. Gegenſei⸗ tige Striche der Luft, die nach einerley Ort zugehen, müffen auf und in die menſchlichen Körper. 269 muͤſſen die Luft an dem Orte haͤufen, und folglich den Merkur in dem Barometer erheben, wie ein weſtli⸗ cher Wind in der atlantiſchen, und ein oͤſtlicher in der deutſchen See. Zwey Striche der Luft von einerley Ort muͤſſen die Luft an dem Orte ſinken machen, und folglich auch den Merkur in dem Barometer. Dieß iſt bey fluͤßigen Dingen ſehr moͤglich, und geſchiehet ſogar bey der Bewegung der Ebbe und Fluth. Wenn allezeit eine vollkommene Stille wäre: ſo koͤnnte das Gleichgewichte bloß durch die groͤßere oder kleinere Menge der waͤgenden Dinge, ſo in der Luft enthalten ſind, beladen werden. Zur Bekraͤftigung dieſes Syſtems hat man gefunden, daß, wo die Winde nicht veränderlich find, als unter der Linie, allda Die Veränderung des Baroſcopii fehr geringe befunden werde, Diefe Veränderungen der Schwere der $uft können nicht daher kommen, daß fie die wägende Dinge, fo. in ihr enthalten find, wie in großen Platz⸗ regen, fallen laͤßt. Es ift wahr, ein ſchwerer Koͤr⸗ per, der durch eine Fluͤßigkeit fälle, druͤcket während feines Herabfallens auf diefelbe-nicht anders, als ver, mittelft des Widerftandes der Flüßigfeit gegen die. Bewegung des Körpers im Herabfallen; allein die Abnahme des Gewichts der Atmofphär während des Herabfallens des Regens, Schnees oder Hagels hat mit. diefer Urſache Fein Verhaͤltniß, und kann auch . nicht daraus hergeleitet werden. 7. Da die Luft flüßig und ſchwer iſt: fo druͤcket fi auf die äußere Fläche eines menſchlichen Körpers mit eben demfelben Gewichte, als eine Säule von Merkur, - deren Bafis der äußern Fläche eines menfchlichen Körpers gleich ift, und deren Höhe des Barometers etwa >70 Von der Wirkung der Luft etwa eines mittelmaͤßiggroßen Menſchen, mit einem Gewichte von 32000 Pfund; und da es möglich iſt, daß die Luft ihr Gewicht um ı Zehnttheil verändert; ſo muß ein ſolcher menſchlicher Körper zu verfehiedenen Zeiten mit 32000 Pfund mehr oder weniger gedruͤcket werden; und wenn die Höhe dis Merfurs nur auf einen Zoll verändert wird: fo macht der Unterſchied über 1000 Pfund aus. Dergleichen Veränderungen. haben beydes auf fluͤßige und dichte Körpır ftarfe Wirfungen. Da aber das Gegengewicht zwifchen der Luft inn⸗ und außerhalb des Körpers, durch die -freye Gemeinfchaft, fo zwifchen ihnen ift, gar ger ſchwinde crfegget wird: fo leidet man dergleichen Vers änderungen, ohne einige empfindliche Unbequemlich⸗ feit, Und dich beweiſet in der That die geſchwinde Zulaffung der aͤußerlichen Luft in die Gefäße des Koͤr⸗ pers, und das Dringen der Lufttheilchen in den Körper bey iedem Galle der Beränderung der Schwere der ruft, von einem geringern zum größern, ober von einem größern zum geringern Grade. Denn wenn dieſes Gleihgewichte nicht zwifchen der äußerlichen Luft, und der, fo innerhalb dem Körper befindlich iſt, gehalten würde, indem beydes die Fibern und die Fluͤßigkeiten elaftifch find: fo würden im Falle eines Wachsthums der Schwere der äußerlichen duft, die fluͤßigen und dichten Theile zu fehr zufammen gedruͤ⸗ cket werden, und im Sale einer Abnahme diefer Schwere würden fie ſich mit einer ſchmerzhaften Emz pfindung und einer gebensgefahr eines foldyen Thieres ausbreiten. Mit dem Fallen des Merfurs im Ba; rometer hat es dieſelbe Bewandniß, als mit der Aug: ſaugung eben fo vieler Luft in einer $uftpumpe, in | * welchem auf und in die menſchlichen Körner. 271 welchem Falle wir wahrnehmen, daß die fluͤßigen und dichten Theile ſich ausbreiten, und das Thier aufſchwellet. Ich habe bey ploͤtzlichem Fallen des Merfurs im Barometer an zärtlichen Leuten ſehr mierkliche Wirkungen wahrgenommen, und zwar alle die Zufaͤlle denen ſie bey der Ausſaugung ſo vieler Luft in einer Luftpumpe wuͤrden unterworfen geweſen ſeyn. Thiere i in der kuftpumpe werden von ihren Zufaͤllen in großer Magße erleichtert, ‚wenn $ufe oder Wind, aus ihren Körpern gelaffen wird... Wenn alfo diefe Beränderungen der Luft fehr plößlich und in gar zu großen Graden entſtuͤnden: ſo wuͤrden ſie ſehr ſtarke und beſchwerliche Zufaͤlle i in den menſchlichen Koͤrpern verurſachen. So wie es aber itzo iſt, ſo enthalten die Veraͤnderungen der Schwere der Luft beydes, die dichten und fluͤßigen Theile in einer oſcillirenden Be⸗ wegung, die mit ihren Veraͤnderungen zu gleicher Zeit geſchiehet, und ein gleiches Verhaͤltniß mit ihnen hat, welches, vermittelſt der verſchiedenen Grade der Spannungen der Fibern und der Ausbreitungen der Fluͤßigkeiten nothwendig verſchiedentlich auf die menſchlichen Körper wirken, und ſolche Veraͤnderun⸗ gen hervorbringen muß, welche die Einwohner ſol⸗ cher Länder, wo der Merfur im Barometer einerley Höhe behält, nicht empfinden, Wiewohl hiervon ums ten ein mehreres. | 8. Die Luft ift ein flüßigee Weſen, fo ‚beftändig 9 beweget wird. Man kann in dem Theile einer Stu: "be, fo von einem Sonnenſtrale, der durch cin. Flei- nes Loc) herein koͤmme, ſehen, daß die Körper, fo in der Luft ſchwimmen, in beftändiger Bewegung fi ind. Wenn man durch zelofcopia fi MIR fo bemers ket 272 Von der Wirkung der Luft fet man eine beftändige wellenförmige Bewegung. Diefe Wallungen der Luft wirken auf Eleine und zarte Körper, wiewohl nicht fo fehr, daß ihre Figur dadurch verändert würde. Wenn die $uft in Körper dringet, oder aus denfelben herausgeher: fo theilt fie fich an⸗ faͤnglich nicht in ihre Fleinfte Theilchen, ſondern ſamm⸗ let fich in Blafen. Und die Natur der Luft ift fo be ſchaffen, daß die kleinſte Duantität davon, vermiftelft ihrer Elafticität, die Kraft der ganzen Atmofphär hat; wovon in dem folgenden Artikel, Wenn uft⸗ blaſen in den Hoͤlungen der Gefaͤße menſchlicher Koͤr⸗ per entſtehen: ſo muͤſſen ſie erſtaunliche Birke | hervorbringen, n 9. Die Luft ift ferner von der DB: ſchafferheit doß fie ſich zuſammendruͤcken laͤßt, und iſt elaſtiſch. Sie kann in Raͤume zuſammengedruͤcket werden, die mit den auf ihnen liegenden Gewichten ein abiwechfelndeg Verhaͤltniß haben, und fie breitet fi wiederum aus, nachdem die druͤckende Kraft weggeräumet wird, Haben die druckenden Gewichte ein Verhaͤltniß, als 1,2, 3: fo haben die Räume, darinn die Luft zuſam⸗ mengedrückt ift, ein Verhaͤltniß, alsı, 2, ı Viertel, folglich nimmt die Dichte der Luft in richtigem Ver— hältnifje mit den druckenden Gewichten zu. Je naͤher man alfo bey der Fläche der Erde ift, defto Dichter ift die Luft, wegen der größern Höhe der Säule der darauf liegenden Luft. Koͤmmt man höher: fo drei: tet fich die Luft vermittelſt ihrer elaſtiſchen Kraft aus, und wird dünner, indem allda fo viel von der darauf liegenden Laſt weniger iſt. Wenn die ganze Luft von gleicher Dichte wäre: fo würde die Höhe der At⸗ mofpbär nicht über 5 Meilen ausmachen, und wenn man auf und in die menſchlichen Körper. 273 man 900 Fuß hoch geſtiegen; ſo wuͤrde der Merkur einen Zoll ſinken, u. ſ. w. Da aber, wie id vorhin gefagt, die Ausbreitung der Luft zunimmt, das iſt, da die Luft dünner wird, nachdem die darauf liegende Naſt abnimmt: fo ſinket der Merkur, wenn man giz Fuß fleiger, einen Zoll, Steiget man höher: fo wird ein größerer Raum duͤnnerer $uft erfordert, wenn der Merkur noch einen Zoll ſinken fol, Man hat gefunden, daß hierzu 1862 Fuß gehören, oder noch mehr, als die vorige Höhe gedoppelt genommen. Zu machen, daß der Merkur 3 Zoll faͤllet, dazu gehoͤret eine Höhe von 2844 Fuß, welches mehr ift als 915 dreymal genommen. Es gehöret die Höhe einer Meile dazu, wenn der Merfur 5, 32, das ift ungez faͤhr 5 und ı Drittel Zoll falen fol, Drey Mailen hoch wird der Merkur von. 30 Zoll auf 16, 68, das ift 16 und beynahe 7 Zehntel Zoll herunter gebracht, Die Höhe, fo zu einem Zoll Merkur -gehöret, nimmt nach cinem DBerhältniffe zu, das ſich durch eine geo⸗ metrifche Rechnung gar leicht beftimmen läßt, Ich wuͤrde aber dem Leſer verdrießlich fallen, wenn ich mehr davon ſagte. Es iſt audy denen ſowohl, die die Geometrie verftchen, als die diefelbe nicht wilfen, - gleich unnüge, Ich würde den erftern nur dasjenige wiederholen, was fie ſchon wiffen, und mich vergeb> lich bemühen, die andern dasjenige zu Ichren, was . fie nicht begreifen Ebnnen, | A 10. Aus der verfiniedenen Dichte der Luft in hoͤ⸗ hern oder niedrigern Gegenden entjtehen eben dieſelben Wirkungen auf die Einwohner diefet Laͤnder, als die. aus den obgedachten Veränderungen der Schwere der Luft herrübren, | | e 2 Dand, S u De “ 274 Von der Wirtung der Luft u. Die Elaſticitaͤt der Luft iſt eine Kraft, die ih rer Schwere gleich kommt. Die Eleinfte Luftblaſe hält vermittelt ihrer Elaflicität der ganzen Atmoſphaͤr von gleicher Dichte das Gegengewicht, Vermittelſt diefer benyden Eigenfchaften, der Schwere und der Elafticität, und der Veränderungen derfelben bringet die Luft große Wirkungen auf diemenfchlichen Körper hervor. Hierdurch gefihichet das Athemholen, hier: durch wird das Gleichgewicht zwifchen der äußerlichen Luft, undder, fo ſich innerhalb der Gefäße des Koͤr⸗ pers befindet, erhalten. Doch kann ich nicht umhin, zu bemerken, daß fih in Anfehung der Schwere und Elafticität der Luft etwas. finde, dag ſehr fchwer zu begreifen if. Man fire, daß ſich die Luft in Anſe⸗ hung der Schwere gegen das Waller, wie w gegen 800, verhält. Wenn nun ı Achthunderetheil Waſſer i in der Suftift: fo muß die Luft ſelbſt nichts wägen, weil fo viel Wafler eben fo viel als diefelbe Quantität Wafr fer wieger. Ich habe. einen Sommerregen gefehen, der lanae gemähret, und der einen Zuber 3 perpendi- euläre Zol hoch angefuͤllet. Drey und dreyßig Fuß Waſſer hat mit der ganzen Atmoſphaͤre ein gleiches Gewicht. Drey Zoll Waſſer iſt ı Viertheil von ı Dreyunddreyßigtheil oder ı Einhundertzweyund⸗ dreyßigſttheil des Gewichts der ganzen Atmoſphaͤr, und viel mehr als ı chthunderteheil, Es feheinet, als wenn eine fo große Menge Waſſer nicht auf einz mal in der Zuft des Orts häfte feyn koͤnnen, fondern von einer großen Quantität $uft in Wolfen gefamms let worden. Wafler wird mit der $uft in der Geſtalt eines Rauchs vermiſchet, welches vielleicht eine Samm⸗ fung von Blafen ift, die eine vifcöfe Hauer von Wafler um auf und in diemenfchlichen Körper. 275 um fich haben, und leichter, denn die $uft, find. Den⸗ noch aber ift immer fo viel Waffer in der $uft, was für cine Geftalt cs audy) haben mag. Außer dem Waſſer find noch fehr viele andere Dinge in der Luft enthalten, die ihrer Art nach ſchwerer, als die Luft, find, Wenn das Verbältniß diefer in der Luft ent⸗ haltenen Dinge nicht fehr Elein iſt: fo muß die Luft felbft nichts wägen, Was ferner.die Eigenfchaft der $uft betrifft, vermöge welcher fir kann zuſammenge⸗ drückt werden: fo muß diefelbe gewiffe Graͤnzen has ben, und kann die Quantität des Waſſers oder ande: rer Subſtanzen in der Luft, die nicht zuſammengedruͤckt werden Fönnen, nitmals überfchreiten. Die Dünne und Dichte der Luft hat gleichfalls ihre Gränzen, Denn wenn dag Geſetz der Ausdehnung befiändig Ä ftatt fünde: fo würde cine Luftkugel, die einen Zoli im Durchmeffer hält, in der Entfernung eines halben Durchmeſſers der Erde, den ganzen Raum der pla: netiichin Gegend noch weiter, als die Sphäre des Saturns, anfuͤllen. Was die Dichte der Luft anbe: trifft; fo feße man, daß eine Roͤhre, oder wie die Bergleute es nennen, ein Schacht von der Fläche der Erde big an den Mittelpunkt derſelben innerhalb der Fläche der Erde hineingienge, wie ſich denn die Schwere der Körper nad ihrer Eusfernung von dem. Mittelpunkte verhält; fo wuͤrde, nad) den Gefegen der Verdichtung, vermittelſt einer Rechnung, die gar zu weitläuftig feyn würde, fie herzufegen, die Luft 50 Meilen tief dichter, als Merkur, und nahe bey dem Mittelpunkte der Erde unsähligemal dichter ‚als Sol, ſeyn. Dieß ift aber etwas unmoͤgliches. Wenn ale Luft oberhalb und — der Erde die Dichte des 276 Von der Wirkung der Luft des Merkurs haben follte: fo würde fie um die ganze Erde herum nicht einmal einen Ring ausmachen, der. etwa eine Elle hoch wäre. Es hat daher die Eigen: | ſchaft der Luft, vermoͤge welcher fie zufanmengedrücker werden kann, nebſt ihrer Verdichtung und Verduͤn⸗ nung, Grängen, die nicht Fonnen überfchriften werden. 12. Wahre Luft verlieret ihre Elafticität niemals, ob fie gleich diefelbe bloß alsdann ausläffer, wenn fie durch ihre Elaſticitaͤt in eine Maſſe geſammlet iſt. Sie dringet in die Raͤume der Säfte, die nicht ge⸗ nugfanı mit $uft gefättiger fi fi nd, und da bleibet fie in ihren Fleinften Iheilen, gleichfam als in einem befe⸗ ftigten Zuftande, vertheilet, Wenn fie aber durch Hitze ausgedehnee, oder der darauf. liegende Druck weggenommen wird: fo ſammlet fie ficy in größeren Maffen, und äußert ihre Elafticität nach dem Ver⸗ hältniffe der Verminderung des darauf kegenden Druckes. 13. Die flüßigen und dichten Theile der Tiere enthalten nad) Proportion mehr $uft, als einige ans - dere Subftanzen *. Hirſchhorn giebt ı Siebentheil feiner ganzen Subftany, oder 234 mal fo viel, als feine Größe in der Luft, Ein menſchlicher Stein kann duch Feuer faſt ganz ausdunften, Die flüßigen Theile der Thiere enthalten nicht fo viel Luft, als die dichten; doc) enthalten fie mehr $uft, als alle andere wäfferichte Flüßigfeiten, Blut enthält ı Sieben und zwanzigſttheil feines Gewichts in der Luft, und 33mal fo viel, als fine Größe, da hingegen 54 Zeil Brunnen⸗ waffer nur 1 Zoll &uft giebt, Wenn man zum Grunde legt, daß die eigentliche Schwere des Waſſers fich egen Herr Hales. * auf und in die menſchlichen Körper. 277 gegen die Schwere der Luft, toie 800 gegen ı, vers hält: fo enthaͤlt Waſſer nur a ſeines Gewichts in der Luft. Briſtolliſches und Holtiſches Waſſer giebt eben ſo viel Luft, als gemeines Waſſer; Pyr— | monter Waffer aber gedoppele fo viel, Die Wirkung des Stahlwaffers kommt von einigen Lufttheilchen her, die in demfelben befindlich find. Sind die ausge: dunſtet: ſo wird es unſchmackhaft, und hat nicht die geringſte Wirkung wegen der Quantitaͤt Luft, fo Blue und andere thierifche Süßigkeiten in ſich enthalten, ES dehnen fich diefelben in einem fuftleeren Recipien⸗ ten gar fchr aus, Es muß daher die Veränderung der Schwere und Elafticität der Luft, womit fie nach einem gewiffen Verhaͤltniſſe die Fluͤßigkeiten ausdeh⸗ net und ausbreitet, mit welchen die aͤußerliche Luſt Gemeinſchaft bat, empfindliche Wirfungen auf thies rifche Flüßigfeiten haben, wie denn die Luft ein haupt⸗ ſaͤchliches Werkzeug in der ganzen animaliſchen Oeco⸗ nomie, und daher ein Hauptingrediens zu dem Zu⸗ ſammenſatze thieriſcher Subſtanzen iſt. Sie muß auf eine beſondere Art auf thieriſche Koͤrper wirken, und durch ihre Veraͤnderung einen verſchiedenen Ein⸗ fluß in alle Verrichtungen derſelben haben. Doch dieß wird nur uͤberhaupt geſagt. 14. Eine gedoppelt dichte Luft hat auch eine ge- doppelte Kraft. „Denn wenn Luft von einer gewiſſen Dichte den Merkur in dem Barometer 28 Zoll in die Hoͤhe treiber + fo treibet ein gleicher Naum, der mit gedoppelt Dichter Luft angefüllet wird, den Merkur auf 56 Zoll. Hitze vermehret die Elaſtieitaͤt der Luft. 15. Die Hitze Fochendes Waffers vermehret die - elaftifche Kraft der Luft 1 Drittheil, wenn die Luft S3 ver⸗ 278° Don der Wirkung der Luft —* vaſchloſſ n iſt, oder dehnet fie im einen Raum aus, der um ı Drittheil groͤßer iſt, wenn ſie Freyheit hat. Iſt die Luft noch einmal ſo dicht: ſo wirket derſelbe Grad Hitze mit einer gedoppelten Kraft auf fir Zum Erempel, wern gemeine Luft den Merkur in dem Barometer auf 30 Zoll treibet: fo. verftärfet die Hitze kochendes Waffers ihre Kraft auf.ı Drittheil, und treiber den Merkur auf 40. Wenn aber,die $uft noch einmal fo dicht ift : fo macht die, Vermehrung ihrer Elaoſticitaͤt, vermittelt deffelben Grads Hige, 20 Zoll aus. Eine folche gedoppelt dichte Luft mit demfelben Grad Hise bringt den Merfur auf go Zoll, fo in An- fehung ihrer gedoppelten Dichte, und 20 ift die Ver⸗ mehrung mit ı Drittheil ihrer Kraft durch die Hitze. Es muß alfo dichtere Luft, wenn fie erhiger ift, große Wirkungen haben, wie etwa unteriedifche Luft in gros Ben Tiefen. Zum Erempel, eine 100mal dichtere guft hat, vermittelt der Hitze, kochendes Waffers über 133 mal mehr Kraft, als gemeine Luft. Die Hige des Fochenden Waſſers vermehret die Kraft der Luft um ı Drittheil, oder breitet fie ı Drittheil mehr aus. Größere Hitze aber, als vom geſchmolzenen Eiſen, wie ſolches in unterirdiſchen Oertern geſchehen kann, bringet noch weit groͤßere Wirkungen zuwege. Die groͤßte Veraͤnderung der Dichte der Luft, vermittelſt des Unterſchiedes der Hitze oder Kaͤlte in unſrer Him⸗ melsgegend, gehet nicht über ı Achttheil, welches in der That fhon viel iſt. Dieß weis man durch des Herrn Hauksbees Erperiment. Es find aber an- dere, darinn der Unterfchied größer iſt. Kälte ver: mehret gleichfalls die Elafticität der Luft, indem fie ihre * oder ihr Gewicht vermehret, womit is | ela⸗ \ hr - ; a‘ auf und indie menfchlichen Körper. 279 efaftifche Kraft ein Verhaͤltniß hat. Wir werden in dem folgenden Theile dieſes Verſuches von diefen Ei— genfchaften der $uft, 'von der Hitze, Kälte, Feuchte und Trockenheit derfelben, und zwar wie fofche mit der Schwere und Elaſticitaͤt der Luft verbunden find, imgleichen von ihren Wirkungen auf menſchliche Koͤr⸗ per weitläuftiger handeln, 16. Aus den, was bisher von der Efafticität der Luft geſaget ift, welche auch) die Eleinfte Maſſe ders felben Hat, und zwar fo, daß fie fähig ift, dem Druck der ganzen umbherliegenden Atmofphär zu widerfichen, Fann man die große Kraft der heißen und elaftifchen $ufe in den Höhlungen deg menfchlichen Leibes einfe- hen. Ob aber Suftblafen in den Gefäßen der menſchli⸗ chen Körper koͤnnen erzeugek werden, dag will ich eben nicht gänzlich beſtimmen. Man hat indeffen aroße Wahrfcheinlichfeiten, daß Luftblaſen in Roͤhren dringen koͤnnen, die allerley Flüßigfeiten felbft denen Möhren hubringen, die Waffer führen, und ihre Wir: Fungen find befannt genug. Es ift gleichfalls gewiß, und man weis cs aus häufiger Erfahrung, daß fich ‚an den äußerften Iheilen des Körpers Schmerzen finden, dievon Blähungen herzurühren fcheinen, und ich habe oft wahrgenommen, daß, wenn diefe Theile gerieben worden, eine große Menge Winde aus dem Magen durch den Mund hervorgegeben worden, worz nachder Kranke ſich gebeffert. Die Luft ift nicht an ‚den Geſetzen der Eircnlation gebunden. Gie bricht aus, wo fie cin Suftloch finder. Die Kraft einer $uft- blafe ift ſtark genitg, eine Spannung und einen Schmerz zu erregen, wie foiches.aus dem, wagfchon geſaget wor: den, erheller. * S 4 17. Es 230 Von der Wirkung der Luft 17. Es ift gleichfalls wahrſcheinlich, daß durch eine heiße und elaſtiſche Luft Spasmi und Conpulfionen oder verfchloffene Duͤnſte erreget werden Eönnen, Die Zufälle der Thiere in einem Luftleeren Reeipientenfind Eonvulfionen, Sobald als foldye Thiere, durch alle in ihnen befindliche Deffnungen, die Luft in fo weit von fi) gegeben haben, daß die $uft, fo noch in ihren Gefäßen iſt, der duͤnnern Luft, fo fie umgiebt/ das Gleichgewicht hält, febeinen fie ſich einen Augenblid wieder zu erholen, big fie durch eine neue Ausfaugung der Luft wieder in den vorhin bemerkten Zuftand ger rathen. Einige zärtliche Perfonen pflegen bey einem plöglichen Sallen des Merfurs in dem Barometer ohnmächtig zus werden, welches fie in eben den Zuftand als die Thiere bey der erfien Ausfaugung der Luft» pumpe feßer, — Kr 18, Menfchlihe Ereafuren Fönnen in einer $uft von verfchiedener Dichte leben, Die Luft kann an eis nem Orte ı Sechzchntheil ander Dichte oder Schwere unterfchieden ſeyn, fo viel verändert fich die Höhe des Merkurs. Was aber nody mehr ift, menfchliche Greaturen fönnen fo gar in einer $uft leben, da die Veränderung ihrer Dichte noch einmal fo ftarf: ift. Nämlich unten in den Bergwerfen, wo der Merfur auf 32 Zoll ftehet, und oben auf den Spißen der hö- heften Berge, allıvo, wenn ihre perpendiculaire Höhe 3 Meilen ausmacher, der Merkur nicht viel über 16 Zoll fichen muß. — — 19. Obgleich Menſchen einen ſolchen Unterſchied des Drucks ausſtehen koͤnnen, ind bey der gemei⸗ nen Beränderung der Schwere der $uft an demfelben Orte, der Unterichied des Drucks auf einen Körper von auf und in die menfchlichen Körper. 281 von ordentlicher Größe 3600 Pfund, und der Unter ſchied der Höhe unten in den Bergwerken, und oben auf der Spise der Gebirge 18000 Pfund ausmacher: fo muß dech ein- ſolcher Unterſchied des Druds auch - eine große Veränderung in der Spannung der Fibern, undder Nusdehnung der flüßigen Theile eines menfch- lihen Körpers verurfachen. . Ben einem fchwereren Gewichte der Luft werden die Fibern ſtark gepreffer, und die Slüßigfeiten werden dichter, Und wenn, wie ic) vorhin bemerfet, Feine freye Gemeinfchaft zwiſchen der äußern Luft, und der, fo in den thierifchen Fluͤſ⸗ figfeiten enthalten ift, ware: fo würden diefe Veran: derungen unerträglich feyn. Der Menfih würde in eben denfelben Zuſtand gerathen, als ein Thier in der £uftpumpe, wenn die Luft halb herausgefogen worden, das “Blut würde auffochen, und fich, nachdem fich der Druck der äußerften Luft verminderte, ausdehnen, Allem diefom aber wird durch die geſchwinde Austrei- bung und Zulaffung der $uft aus und in den Körper vorgebeuget, 20. Es iſt wahrfcheinlich, daß die Verminderung der Kraft des Drucks der Außerlichen Luft, wenn die Fibern gefpannet werden, eine Schwäche in der Ber wegung der Musfeln verurfachen muß, weiches die Urſache ift, warum einige $eute geglaubet, fie häften ‚einen kuͤrzern Athem, wenn fie auf die Gipfel der Berge hinaufftiegen 5 die wahre Urfache aber ift die Verminderung des Drucks der Luft aufdie Muskeln, ‚Die einen auch bey einer geringern Bemuͤhung außer Athen ſetzet, und vieleicht Fann auch das Ueberge⸗ wichte der Luft in der Bruſt einige Wirkung haben, Hier kann aber eingeworfen werden, daß Leute, die DE auf 232 Don der Wirfung der Luft auf Gebirgen wohnen, eben fo wirffam und ſtark -find, als die, fo fih auf dem platten Sande aufhalten. Ich antworte darauf, es find zwo Lirfachen, welche diefe Wirkung verhindern, Die erfte ift die Außerfte Kälte der Luft auf den Spitzen der Gebirge, die ſtaͤrker iſt, als die in den niedrigen Gegenden, welche dem ges ringern Gewichte die Gegenwaage hält, und die Fibern ſtaͤrker ſpannet. In Anſehung ſolcher Kälte auf groͤ⸗ Bern Höhen Fomme die Abnahme der Dichte der Luft mit der Rechnung nicht gar zu genau überein. Eine andere Urfache feheinet diefe zu fegn. Diejenigen, fo in einer diinnern Luft chen, find zu Bemühungen ge— wohnet, die eine größere Stärfe der Muskeln erfor- ‚dern. Es gehet ihnen gleichfam wie den Wögeln, Wenn die ihre Bewegung in einem diünnern Medio volbringen: fo müffen fie immer eine ftärfere Bewer gung der Muskeln anwenden, welches, ob ihnen gleich die Natur die Fertigkeit diefes Gebrauchs mitgetheilet hat, ihre Fibern ftärfenmuß. Zahme Bögel fonnen auch nicht fo gut fliegen, als wilde, Ä 25 Der Druck der Luft auf die frfge ift nicht fo ftarf, als er von einigen berechnet worden. Er hat aber doch beftändig einige Stärfe, und die Veraͤnde⸗ rung I Zehnttheil feiner Kraft auf die Lunge muß ei⸗ nigen Unterfchied in der Sauberung des Bluts, wenn es durch die Lunge gehet, verurfachen, als welche das Hauptwerfzeug zu der Hervorbringung des Bluts ift. Die Veränderung des "Drucks der Luft in ihrer Schwere und Elaſticitaͤt muß gleichmäßige ofeiliren- de Bewegungen in den flüßigen und dichten Theilen der menſchlichen Körper hervorbringen. Und wenn , die > auf und indie menfchlichen Körper. 283 die Ausflüffe ftarf und häufig ſind: fo müffer folche große Bewegungen der flüßigen und dichten Theile große Veränderungen in den menfchlichen Körpern ‚wirken, Weswegen man aber gar nicht nöthig hat, zu verborgenen Eigenſchaften der Luft feine Zuflucht zunehmen. Es ift eine Arc von Tortur, deren man ſich ( wo ich mich recht befinne) bey der Inquiſition bediener. Man läffet nämlich den Körper fehr ſtark ſchwitzen, und decket ihn alsdann plöglich auf, wel- ches die heftigften Schmerzen und fieberhafte Zufälle zumege bringet. Weil die Berührung der Luft nur ſanft und gelinde.iftz fo ſchadet folches den animali- ſchen Fibern nur wenig. Wenn aber die Fibern ‚ wechfelsweife ſtark gepreffet und wieder losgelaſſen werden : fo kann ſolches Veränderungen hervorbrin— gen, die diefer Tortur ähnlich find. Und dergleichen Veraͤnderungen Laflen ſich nicht nur durch die Abwech⸗ felungen der Schwere und Elaſticitaͤt der Luft; fon: dern auch durch ihre Hitze, Kaͤlte, Feuchte und Trg- ckene verurfachen, als wovon ich in dem Fol⸗ genden handeln werde, * Bug er) > 234 Nachricht von einer Sammlung PERTEIESTU EEE Dee er en 2, IT: —MNachricht von einer Sammlung phyſikaliſcher Briefe des Marcheſe Maffei. ie beſondere Meynung des Marcheſe Maffei von dem Orte, wo der Blitz eigentlich entſte⸗ het, iſt zwar itzt ſo unbekannt nicht, da ſie Herr Richter in feiner Schrift, de vero loco natali fulminum, Lipz. 1725, vorgetragen haf, aus der fie von einigen andern abgefchricben worden ; da wir ‚ aber nur unlängft eine Sammlung von Briefen diefes Gelehrten erhalten haben, in der diefe Meynung aus ⸗ geführt ift, und zugleich einige andere Betrachtungen aus der Naturlehre vorfommen: fo hoffen wir den Liebhabern der Naturforſchung einen Gefallen zu er; ‚zeigen, wenn wir ihnen davon einige Nachricht erthei⸗ In. Die Sammlung führee den Titel : Della for- mazione de’ Fulmini ,„ .Trattato del Sig. Mar- chefe Scipione 'Maffei , Raccolto, da varie fue lettere, in alcune delle quali ſi tratta anche degl Inſetti rigenerantiſi, e de’ peſci di mare fu i monti e piu a longo dell’ Eletrieiti, Verona 1747. ı Alphaberh in Quart, Herr Lummermanni ift der Herausgeber, und man findet bier ı5 Briefe, In dem erften träge Herr Maffei feine Gedanfen dem Dallifnieri vor. Et hat auf einer Reife die erſte Begebenheit gefehen, die ihn darauf u phyſikal. Briefe des Marchefe Maffei.285 Er reifte in Begleitung des Marchefe Ludovico Malaſpina, und das erſte Nachtlager war zu Fos⸗ dinovo, Wie fie ſich dem Schloffe näberten, vers dunkelte ſich der Himmel, und überficl fie ein heftiger Platzregen. Sie festen fi) in ein Zimmer, fo auf der Erde war, nieder, und unferredeten ſich währen; den Ungeritters mit der Mutter des Marchefe Ma⸗ laſpina. Ploͤtzlich ſahe Maffei in dem Zimmer gegen den Fußboden eine lebhafte, theils weißlichte, theils aſurfarbene Flamme entbrennen. Sie ſchiene in großer innerer Bewegung zu ſeyn, obwohl dee ganze Körper der Flamme, fo einigen Raum einnahm, etliche Augenblicke, ohne fortzuruͤcken, ftchen blieb. Nachgehends näherte fie fich ihnen etwas mit einer fehmälern Zunge, und hielt fich fo einige Zeit auf, . woben fie ſich noch in eine größere Flamme ausbreitete, wie etwa ein Haufen Pulver das Feuer in einen ans dern forepflanzt, Darauf fühlte Maffei, als wenn ihn etwas den Mücken hinauffireifte, fo fich zwerheben ſchiene, und es fielen ihnen Kalfftücfen von dem Ge⸗ woͤlbe des Zimmers auf den Kopf, Sie hörten.ein Getoͤſe in dem obern Zimmer, fo vieleicht von einem großen Felde herrührte, das fich von der Mauer ab» fonderte, und zu gleicher Zeit hörten fie einen Knall _ in der Höhe, der aber doch nicht ſo wie der Donner: knall wiederhallee, Sie waren erft fo erfiaunt, daß. fie nicht wußten, wie ihnen geſchahe, und Maffei gerieth zuerft auf die Gedanken, daß es ein Blig fen, wie ihnen die Kalkſtuͤcken auf den Kopf fielen, Er fiellte fich nachgehends die Erflärung diefer Begeben⸗ heit folgendergeftale vor; _ Es fönnen fih an dem Boden des Zimmers viel ſchwefelichte und ſalpetrichte Dünfte 236 Narhrichtvon einer Sammlung Dünfte, fo in diefer Grgend häufig zu finden find, gefammler haben. "Die Veränderung der $uft kann verurfacht haben daß fie fid) an einander gerieben, oder in eine Art von Gährumg gerathen. Die Feuch— tigkeit der Luft, die aus dem zugleich fallenden Regen erhellt ,. könnte in ihnen eben die Wirfung gehabt ha: ben, fo fie in den Kalk hat, und fie haben ſich alſo, wo fie am dichteften geworfen, entzuͤndet. Die Ent zundung hat fid) durch die hin und her zerfireuten Dünfte weiter fortgepflange, und ift endlich an einem Striche ſolcher Dünfte in die Höhe gegangen. Die⸗ ſes bringt den Herrn Maffei auf die Gedanfen, daß der Donner und Blitz überhaupt fo entfichen fönnten, Dieſes zu beftätigen, führt er an, dag einige Gegen⸗ den vor andern dem Blitz unterworfen ſind; wie ſelbſt aus dieſer Urſache das Schloß zu Fosdinovo von ſeinem Eigenthumsherrn faſt nicht bewohnt wird. Und es iſt hier nur das eigentliche Schloß, ohne das umliegende fand, dieſer Gefahr ausgeſetzt. Es ver⸗ haͤlt ſich hier nicht; wie etwa, wenn man fagt, daß’ ein Strich Landes den Scloffen befonders unterwor⸗ fen ſey: denn dieſes wird alsdenn von einer Gegend,’ ſo ſich ziemlich weit erſtreckt, angenommen, und man hat wenig ſichere Erfahrungen davon, als von Laͤn⸗ dereyen, die an Bergen liegen, Bey dem Blitze aber findet diefes nur von einem Eleinen Plaͤtzchen ſtatt; und es hät jemand aus Calabrien dem Herrn Marcheſe berichtet, daß in felbigen Sande ein Them fey, in den es alle Jahr, und wohl mehr, als einmal, 3 einfchlage, Man Fann in dem schrgebände, dag der Donner aus den Wolken koͤmmt, ſchwerlich eine an⸗ —2 Kraft erdenken, die eine fo heftige und ſo unor⸗ phyſikaliſcher Briefe des Maffei. 297 unordentliche Bewegung nach einem gewiffen Orte lenkte, da es fih, nad) des Berfaffers Sage, aus ‚einer Sammlung mineralifcher Materien, die auf einem Plage beyfammen ift, leicht herleiten läßt. Kaͤme das Einfchlagen aus der Luft: fo würde dag herabfahrende Feuer, wie eine andere Lufterfcheinung, von vielen zugleich geſehen werden, da es oft an einem Orrte einſchlaͤgt, ohne daß die, die fich um denfelben ‚herum befunden haben, etwas wahrgenommen hätz en *. Die flangenförnige Wendungen, und öf- » ters * Man fann überhaupt nicht leugnen, daß die Begeben— heit, fo der Herr Marchefe erzaͤhlt, ſich oft zutragen, und fur ein Einfchlagen gehalten werden Fan. Aber feine Gründe fcheinen den Urfprung mancher Donners wetter in der höheren Luft nicht umzuſtoßen. Bey dem gegenwärtigen laßt fich erinnern, daß Tacitus mit Un— ‚reiht würde Deutfihland die Bergwerke abgefprochen haben, meil die damaligen Einwohner nichts davon wußten. Er fagt aber fehr bedachtig: Quis enim feru- tatus et. Wer giebt denn wohl bey einem Ungewitter Acht, wo das einfchlagende Keuter berfömmt ? And mie kann man darauf Acht geben, da man deswegen feine - Aufmerkſamkeit durch den ganzen Geſichtskreis zerthei— len müßte, zu bemerken, mo ein Stral herunter führe. Den Pöbel wird man zu einer ſolchen Beobachtung fo wenig bringen, als einen feisen Soldaten, Acht zu ges ben, wo die Stückugeln hergeflogen fommen. Philo⸗ ſophen aber kann eine folche Bemerkung bey aller Auf: merkſamkeit entwifchen. Es verhält firhbier, wie mit den Kometen. Ein Bauer oder ein Neifender zeigt fol- che öftersden Dbfervatorenan. Es iſt ein bloßer Gluͤcks⸗ fall, wenn man etwas ſieht, da gegenden Fall, da man. es fieht, unzählige find, da man es nicht würde gefehen haben. Wer kann wiffen, von welcher Gegend es einem Kometen einfallen wird, fich unfrer Welt zu nähern ? ‚oder Schwefeldunften,nach einem Gebäude oder Baume * zuzu⸗ 288 Nachricht von einer Sommlimg ters Zuruͤckkehrungen, Taffen fich auch bey einem von oben berunterfahrenden Feuer nicht wohl erklären, da c8 in des Herrn Marchefe Syſtema daher rührt, weil dag Feuer ſich zuerſt an der Erde entzündet, und nachgehendg nach) den Streichen, nad) welchen leicht zu entzündende Theilchen in der Mauer oder dem Körper, darcin es einſchlaͤgt, Liegen, fich weiter fortpflanze % Der Knall entſteht aljo nicht, ala wenn die entzündbare Materie alle if. So lange fie noch dauref, brennt fie immer in einem forte Am Ende ſucht fie fich, vermöge der eingedruckten. Bewegung, auszubreiten, und trennt die ihr wider? fichende Luft. Der-Knall entficht alfo, wenn Die Gefahr wegen des Blitzes ſchon vorbeyift *, Wenn man dem Heren Maffei entgegen fest, daß hohe | | ODelter zuzufahren? Wer kann alſo unter den unzähligen Oer— tern des Gefichtsfreifes die Augen gleich auf den gehoͤ⸗ rigen richten? | | Sr Be Die Erklärung ift fehr bündig; aber fie geht auch auf das Einfchlagen von oben an. Muß man fich doch nicht eben vorftellen,als wurde das Feuer aus der Wolke, wie aus einer Kanone, nach dem Drte, wo eshinfabren ſoll, losgeſchoſſen, und wirke daſelbſt bloß mitder Kraft des ihm eingedruckten Stoßes. Es giebt Naturforfcher, die ſich die Sache fo vorſtellen; aber dieſe mögen viel- Teiche nicht wilfen, daß man die Kanonen von Met machen muß, und daß die Wolke unter diefen Umſtaͤnden ewiß berften wurde. Können aber die einmal entzuͤn⸗ Befen Duͤnſte ihre Flamme nach Art eine? Lauffeuers fortpflanzen: fo geht dieß eben fo gut von oben herunter, als von unten hinauf, an. ! 2 ** Yuch diefes kann bey Dünften, fo fich in der hoͤhern Rufe entzunden, gefagt werden. Doch geſteht Herr Maffei ſelbſt, daß der Knall, den er geböret, vom Donnerknall verſchieden geweſen. e * * \ „dl Ya ” phyſikaliſcher Briefe des Maffei. 299 Derter dem Einfchlagen am meiften unterworfen find: fo antwortet er, woferne unter hohen Oertern bergichte werftanden würden, Fäme folches daher, weil dafelbft mineralifche Materien ordentlih häufiger, als auf den Ebenen, zu finden wären. Don Thuͤrmen und hoben Gebäuden, fo ift es natürlich, daß ſich die unten erzeugfe Flammen, längft den Mauren, wo fie fenerfangende Theilchen gefunden, in die Höhe ge- - zogen hat*, Diefes ift der Inhalt des erfien Briefeg, ſo zu Verona den 10 September 1713 geſchrieben ift; nur hat der Berfafler denfelben noch mit einer Wider; legung der Gedanken des Eartefius und Bafjendus geſchloſſen. | IJu dem oten an den Apoftolo Zeno, Bench, beſtaͤtigt er feine Meynung durch ähnliche Bemerfuns gen und den Beyfall verſchiedener Philoſophen. Ge verſichert, daß er viele Oerter, wo es eingeſchlagen, ſorgfaͤltig unterſucht, und nie einen Strich, ſo gerade u herunter gegangen wäre, wie von einer herabgeworz fenen Sache **, fondern mannichfaltig hin - und herz fahrende Wege, auch nie kein $och, oder das geringfte zeichen, wo es bineingefahren ***, bemerkt hätte, ER | N Er * Diefes aber erklärt nicht, warum das Einfchlagen befon: ders bey hohen Bebaudengefcbieht. Die fihwefelichten Dauͤnſte konnten fich ja eben fo gut an dem Boden einer Banerhütte, als eines Kirchthurms, entzuͤnden. * Kluge Philoſophen ſtellen fich, wie fchon erinnert wors - den, den Blitz nicht wie eine Kanonfugel, fondern wie ein Feuer, dag fich aus einer engern Einfchranfung auge breitet, vor. Ä Das Feuer koͤnnte ſich wohl in unmerklich kleine Strah⸗ ging len zertheilt haben. Und wo ich mich nicht irre, hat man bisweilen auch in der Erde Spuren, wo der Blitz efchlagen, entdeckt. 2 Band, ' 290 Nachricht von einer Sammlung Er führe alsdenn ein Ungewitter, fo 1713 im Vero⸗ nefifchen gewüter, und durch deutlihe Merfmahle entdeckt, daß es nahe bey der Erde entflanden. Aus dem Ende des Briefes Iernen wir noch, daß Kayſer Carl der Sechfte fich öfters mit danı Heren Apo⸗ ftolo Zeno von gelehrten Sachen unterredet, wobey er gegen Maffeis gegenwärtige Meynung, als ihm ſolche vorgetragen worden, verfchiedene Zweifel erregt. | In dem zten Briefe an Herrn Ludwig Bian⸗ con zeigt Herr Maffei, wie das befondere feiner Meynung nicht darauf ankommt, daß Blitze auf folche Arc entfliehen, denn diefes ſey von verſchiede⸗ nen fehon bemerkt worden 5 fondern, daß Feine auf andere Art entfichen Fönnen, Die Hetrurier, denen eine große Kenntniß von dem Blige zugefchrieben wird, ob fich folche gleich mehr auf geweihte Gebräus che bey demfelben, als auf die Natur, bezieht, nennen unter den verfchiedenen Arten deffelben, wie man beym Senecca und Plinius findet, auch Atterra- . nea und Inferna, die in eingefihloffenen Orten ent: fichen, und aus der Erde herausfahren. Die Py> tbagorser glaubten ebenfalls, daß Blige aus der Erde entſtehen Fönnten, und viele andere alte Schriftz » ſteller befräftigen diefes; mie denn auch neuere dem Herrn Maffei Beyfall geben, aber nur mie dem Geſtaͤndniſſe, daß die Blitze bisweilen auf die vom ibm befchricbene Art entftchen. Der 4te Brief an Herrn Reaumur erklaͤrt für unglaublich, daß die Blise aus den Wolfen Fommen. Der erfte Grund iſt, weil niemand dieſes gefehen, ‚als Leute, die cs ſich etwa eingebilder, da doch andere glänzende auſtbegebenheiten vielen in die Augen fielen; der phyſikaliſcher Briefe des Maffer. 291 der zweyte, weil gewifle Derter dem Einfchlagen befons ders unterworfen find ; der. driffe, weil man, wo 8 einfchlägt, einen Schwefelgeruch wahırnimmf. Es iſt nicht glaublich, dag Schwefeldünfte, die ſich ſehr a von der Erde in die Höhe — ſollten ihren Geruch noch in der Staͤrke beybehalten, daß ſie ihn auch da, wo ſie an einen Ort einfihlagen [zurück ließen, da der Degen und andere Dünfte, fo ſich in der Luft erheben, ‚Feinen Geruch mehr von den Sa⸗ hen, aug denen fie herausgegangen, an ſich haben *. Und da alle Blige diefen Schrorfelgeruch jeugen, Fann man ihrer nicht zwenerley, fondern nur eine Art zugeben, Viertens fihließt ers Wenn das Nordliche fein Feuer ift, fo Fann man auch andere glänzende Suftbegebenheiten für Fein Feuer halten, und alfo be- haupten, daß Dünfte, fo ſich in die höhere Luf je erhe⸗ ben, niche zur entzünden fähig find; iſt es Aust ein Feuer, fo beweifet es zugleich, daß das Feuer aus der Luft nicht herab komme, ung Schaden zu thun. Herr Maffei erkenne ſelbſt/ daß dieſe Schlüffe nichts . gelten, wenn man das Nordlicht aus dem Zodiacal- ſcheine — *. Doch meynt er, die fallenden - | Sterne * Sie Verwiſchung der riechenden Schiwefeltbeilhen mie andern könnte bier wohl den Geruch hindern. Die aus ber Luft herabzundende Schmefelebeilchen könnten wel- che, die andem Drte, wo es einfchläat, ſich mit befinden, auch anſtecken und folchergeffalt durch ihre Mengeeimen ſtarken Geruch verurfachen. * + uch außerdem koͤnnten Duͤnſte ſo leicht eine ſchaͤdliche Flamme verurſachen koͤnnten, durch die Vermiſchung mit andern entkraͤftet werden. Die Natur des Vord⸗ liches iſt ung ziemlich unbekannt. Und die, fo eg fur - ein unreifes Gewitter halten, wuͤrden Herrn Maffei 2 —— / 292 Nachricht von einer Sammlung Sterne zeigten deutlich, was für Aeten von Flammen aus der Luft auf die Erde fallen Fönnten *, Wer habe wohl ie gehört, daß fih Feuer herabftürze? Warum follten die fchmwefelichten Dünfte, die ſich fo weit von der Erde erhoben, wieder nach ihr zurück Echren *? ° Wie fäme der Blitz bey einem heftigen Regen durch) fo viel Waller, ohne abgelöfcht zu wer⸗ den **? Man hat wenig Donner im Winter, weil die Schwefeldünfte durch die von der Kälte verdichtete Erde nicht heraus Fönnen, da gegentheils Regen und Schnee, die aus den in der Luft zurückgeblicbenen Dünften entſtanden find, aud im Winter herabfal- In ſ. Man hat Beyfpiele von Blitzen, fo bey a heiterer Schlüffe fo beantworten, wie fie das Werterabkühlen erklaren. | . ' * Mit gleichem Rechte wurde man von den Jrrmifchen auf Flammen, die fich an der Erde erzeugen; ſchließen. ber Fludd, der, nach Defchales Berichte, einen Irr— wifch gefangen , bat fich nicht verbrannt. Es können Feuertheilchen mit andern vermengt feyn, die ihre Krafe zu brennen hemmen, und nach der Aegyptier und Herrn Soſens Ausdrucke nur ein weibliches Feuer aus ih⸗ nen machen, a * Man kann theils die Richtung, in der ber Strahl aus- fabrt, theils die Reihe von Schmefeldünften, Die er an⸗ trifft, und die Herr Maffei felbft annimmt, vorwen- den. Daß das Feuer aus feiner Natur in die Höhe feige, ift ein Gedanke, der feit des Carteſius Zei⸗ ten aus der Mode gekommen. a *** Nicht alles Feuer verlöfcht von Waſſer. Herr Maffei zeigte felbft bey der von ihm zuerit bemerften Begeben- beit, wie die Seuchtigkeit was zum Entzuͤnden beytragen koͤnne. + Schmwerlich find die Duͤnſte zum Regen und Schnee alle den Sommer. anfgeftiegen. Es folgt auch NO | weil phyſikaliſcher Briefe des Maffei. 293 heiterer $uft entſtanden find *, Der Strahl fähree nicht gerade, (Hlangenförmig, und man hat nie gefehen, daß er die Erde, wo er foll eingefchlagen haben, zerfchmettert *. Man ficht auch, wo es in Thuͤrme eingeſchlagen, daß die Spaltung nicht an der Erde, fordern etwas darüber, ihten Anfang nimmt. Herr Maffei hat eine ſolche Wirkung des Donners in den St. Marcusthurm zu Venedig un⸗ terſucht, und befunden, daß ſie erſt ben einem Drittel dee Höhe von der Erde ſich gezeigt, Die Beſchaͤdi⸗ gung ift zwar bis ganz hinauf gegangen, aber mit zunehmender Möhe immer geringer geworden. Der Knall, fo am Ende des Schlages entſteht, zeigt, daß folches gefchehe, indem fih der Schlag in die Luft ausbreitef, nicht aber, indem er ſich an der Erde ens digt. Es wird bey. den Thuͤrmen nie eine ganze Mauer durch und durch gefpalten, fondern allemal nur die äußere Fläche, Wodurch würden die Wols ken zu einer folchen Berfehonung des innern bewegt 2 Bey fo wiel 1000 vom Donner gerührten Bäumen iſt Fein einziger zu fehen, da der Strahl von oben her⸗ unter mitten durch gegangen wäre. Alle find auf der äußern Fläche verlegt, und die Rinde hat ordentlich das meifte gelitten. Der ste Brief an den Marchefe Giovanni Dos leni träge die ee fo ſich bey den andern Mey⸗ weil dieſe im Winter berebſahn ſo koͤnnen fi ich Schwes feldunfte im Winter entzunden. * Aber warum find dieſe zepipieie fo felten, wenn die Bol: fen gar nichts zum Bliße beytragen ? u ** Vielleicht eben darum, weil er lockere Körper, 5. €. eine ren nicht verletzt, wenn er dag Eifen darinnen chmelzt. —* 294 Nachricht voneiner Sammlung Miynungen finden, vor. Kerr Maffei bemerkt, daß man den Donner ımd den Knall davon (tuono e fulmine) wie auch den Blitz und dag $euchten (fulmine e lampo) im Deutfchen, Engliſchen und Fran zoͤſiſchen mit einander verwechfele. Ein gewiffer Profeffor, der ſich auf einem Berge über den Wolfen befunden, und es aus den Wolfen leuchten fehen, hat Heren Maffei verfichert, daß es unter ihm gebligt, und es auch fo drucken laſſen. Er geht nachgehends verfchiedene Meynungen der Philofophen, als des Demokritus, Epikur, Lucrez, auch der nenern durch, und zeigt die dabey befindlichen Schwierigkei⸗ fen, worinnen er meiftens Recht haben kann, weil vielleicht noch niemand alle Begebenheiten des Don ners vollitändig erklärt; aber wegen des Hauptwerfs finden wir nichts, das nicht ſchon im Borhergehenden vorgefonmen. Der 6te Brief an den — Abt Antonio Conti zeigt, wie ſich in des Herrn Maffei Syſtem alles ſehr wohl erklaͤren läßt, Here Maffei will ſich hier nicht in alle die wunderbaren Begebenheiten einlaſſen, die man vom Donner erzähle, z. E daß er den De⸗ ‚gen in der Scheide fihmeht, welche Begebenheiten er theilg fire zweifelhaft erflärt, theils Widerfprüche darinnen findet, da z. E. Seneca CNQ@.A: 2) fchreibt, die vom Donner Erfehlagenen befämen bald Würmer, und Plutarch (Symp, J. 4. qu. 2.) fagt, fie hielten ſich lange. Er bleibt alfo bey den allgemeinen Erfahrungen. Bon der Bewegung u, d. gl. des Blitzes, wie wir fine Erklaͤrungen ſchon angezeigt, wozu man wegen des Kinfchlagens in | das darzuſetzen kann, daß er Bar | alten phyſitkaliſcher Briefedes Maffei. 295 alten Mauern enthielten viel Salpeter, und alfo das Einfchlagen in. Thuͤrme von ihrem Alterthum und nicht von ihrer Höhe herleitet. | Im tten Briefe an den Herrn Comte Gian⸗ maria Mazzuchelli werden Einwuͤrfe aufgelöft. Es find im vierten Theile dir Bibliocheque ltalique Einwürfe damider gemacht worden, Man hat ihm die Gewalt der Wolken zu zeigen, fih auf die Macht berufen, mit der die Schloſſen aus felbigen herunter fallen. Er ſchreibt aber diefes den Winden zu. Man hat ihm die feurigen Kugeln und Strahlen in der Luft entgegen geſetzt, worauf er antworter, daß cr dergleiz chen nie gefehen. Die größte Schwierigkeit ift, wo die Blige auf dein offenen Meere herfommen ? Da man nicht ficht, was für Ausdünftungen dazu aus dem Meere auffteigen ? Er bemerkt dabey erftlich, daß diefe Schwierigkeit die gemeine Meynung eben fo ſehr drücke, undes einerley fey, ob man die Dünfte nahe über dem Meere oder hoch über demſelben fegen wolle, wenn fie einmal nicht aus dem Meere aufſtei⸗ gen koͤnnen; dazu ſetzt er, daß er mit vielen Seefah⸗ rern geredet, die ihn verfichert, daß fie weit vom ande nie Dlige geſcehen. In diefem: Falle Eönnten die Ausdünftungen vom Sande hergeführt feyn. Aber doc) fagen andere das Öegentheil, Gleichwohl findet man nie, daß der Blig auf dem Meere jumand ers ſchlagen, oder großen Schaden gethan. Alfo hat man vielleicht bloße glänzende Lufterſcheinungen, wie etwa das Feuer St, Telmo, für Blige angejehen. Da fih auch in den Kriegsfchiffen ein Pulverraum befindet; fo giebt es Mgrerie genug zu Ausdinftun: gen, die. den Blitz erzeugen Fönnen, Endlich aber ift —* — zu 296 Nachricht von einer Sammlung zu bedenken, daß ſi ch aus dem ſchwefelichten und ſal⸗ zigten Meerwaſſer eben fo gut, als aus der Erde, die - nöthigen Ausdünftungen erheben können. Es kann auch) aus der Erde unter dent Micer die nöthige Dunft aufftsigen. - In dem See Garda bey der Halbinfel Sarmione heben ſich noch jeßo feit langer Zeit ſchwe⸗ felichte Ausdünftungen in Blafen vom Boden in die Höhe Die Erzeugung dee Inſel Santerini 1707 auf dem Archipelago beftätigt, daß dergleichen Wir: fungen auf dem Meere möglich find. Der gte Brief an den Herrn Johann Mari⸗ noni nah Wien zeige. den Mugen, den man aus dem Erfenntniffe des Zeugungsortes der Blige zichen kann. Ein Theil davon Fomme auf die fehon gegebene Erz Flärung an, warum gewiffe Gegenden dem Einfchla- gen befonders unterworfen find, Der Herr Maffei erwähnt bey dieſer Gelegenheit, daß er in einem Pul⸗ vergewoͤlbe, in das er im Winter gekommen, eine ziemliche Wärme empfunden, welche er den Ausduͤn⸗ fiungen aus dem Pulver zufehreibt. Wenn des Herrn Maffei Gedanken richtig ſind: ſo werden ſie zeigen, wie man Pulvermagazine vor dem Einſchlagen zu verwahren hat. Vergebens wird man ſie mit vieler Erde bedecken, da ſich dieſes Ungluͤck in ihnen erzeu⸗ get. Man muß nicht gar zu viel Pulver an einen Ort zuſammen thun, damit ſich die ſchwefelichten Aus⸗ duͤnſtungen durch die Laͤnge der Zeit nicht ſo ſehr haͤu⸗ fen koͤnnen. dan muß es in Faͤſſern verwahren, die nicht, wie jetzo, gewoͤhnlich, aus duͤnnen, ſondern aus ſtarken Brettern beſtehen, und ſo ſorgfaͤltig uͤber⸗ all zugemacht ſind, als wenn ſie Aquavit enthielten. Man muß oft friſche Luft hmein laſſen, und es wird guf phyſitaliſcher Briefe des Maffei. 297 gut ſeyn, die Pulvermagazine ſo anzulegen, daß man die Luft von einem Ende ans andere kann durchſtrei— chen laſſen, damit die Dünfte weggeführet werden, Man muß nie mit brennenden Lichte hinein gehen, fo groß auch der Play iſt, und bedenken, daß die ganze Luft vol Schwefeldünfte if. Plinius (1 B. 205 Kaps) meldet, daß die montes Hephaeftüi in !ycien brennen , wenn ihnen eine Flamme nahe koͤmmt. Valliſnieri meldet gleiche Gefahr von den Steinöl- gruben im Modenefifchen, und Srancefko Marchi, ein berühmter Schriftfiellee von der Kriegsbaufunft, berichtet, daß, wie ein Menfch mil einem Lichte in ein Pulvermagazin gegangen, der Boden fich fo hef— tig entzündet, als ob Stuͤckpulver losaegangen wäre, daß es wie eine Canone gefnallt, und cin Dach, fo zur Bedeefung vor dem Regen auf Säulen darüber geftanden, weggenemmen, Zur Sicherheifder Mens ſchen fliege aus Herrn Maffei Syſtem, daß man fich zunaͤchſt an der Erde, alfo in den unserften Zimmern halten, und, wo möglich, ausgeftreckt hinlegen fol, weil die Dünfte nahe am Boden nicht fo heftig ent: zündet find *. Der Blig zu Fosdinuovo lich vier zehn Merkmahle zuriick, aber alle in der Decke oder % Ts der * Herr Kulmus (Breßl. Sammlung, 1720, Jun. EI. IV, 2 Art} vermuthet, wenn man zu der Zeit} da die Luft durch den Donnerfchlag gewaltig ausgedehnt ift, aleich Oden holte,drange diefe Luft in die für fie eröffnete Höhle der Zunge, und verurfachte eine Erſtickung. Er raͤth alfo, wenn man aus dem Werterleuchten einen Schlag vermuthet, die Lunge voll Luft zu ziehen, und die Bruſt "ausgedehnt zuerbalten, durch welches Verfahren er nie die geringfte Erſchuͤtterung bemerkt, ob erfich gleich bey ſchweren Gewittern unter freyem Himmel befunden. 298 Nachricht von einer Sammlung der Einfaffung darunfer, Feins auf dem Boden, In höheren Zimmern wird man auf dem Boden ausge: ſtreckt zwar ficherer feyn, als ſtehend, aber doch nicht fo fiher, als ganz auf der Erde, In Kellern oder andern unterirdiſchen Gewölben hat der Blitz nie Schaden getan; man muß ihn aber von den mine raliſchen Dünften unterfchsiden, die ſich bisweilen in Bergwerken oder andern unterirdifchen Gegenden ohne Unordnung in der obern Luft entzuͤnden . Schon beym Seneca (Nat. Qua. 1.6. c. 1.) und Plinius (2 DB. 55 ap.) werden unterirdiſche Gruben für eine firhere Zuflache vor dem Gewitter erflärt., In dem gten Briefe an Heren Johann Bian⸗ chin behauptet der Herr Marchefe, die Alten hätten, - aller falſchen Einbildungen, die fie vom Blitze gehabt," ungeachtet, in gegenwärtiger Unterfuchung weiter geſehen, als wir, - Er führt erſt die irrigen Gedanken der Alten gelehrt an, und erwähnt als Beweisthuͤmer ihrer Einficht in die Wahrheit die Fulmina atterra- nea et inferna, auch daß Feiner von den Alten Don nerfeile geglaubt. Denn fulmen condere heißt bey den Roͤmern nicht etwa einen Donnerfeil, fondern die vom Donner gerührten Sachen vergraben, Sie wußten, daß in unterirdifchen Orten fich Fein Blig entzuͤndet, ob fie gleich davon die falfche Urfache, daß er vom Himmel Fame, angaben, Sie haften be- | un” merft, * Gleichwohl fcheint der Unterfchied zwiſchen folchen Ent⸗ zuͤndungen und Des Heren Marchefe Blige ſchwer einzu⸗ fehen. Und. warum follten aus dem Boden eines Kel- lers nicht eben (9 gut Duͤnſte, fo ſich entzunden, fönnen aufffeinen, als aus der Oberflache der Erde? Laͤßt fich denn wohl beſtimmen, wie tief der Stoffzu folchen Düne’ ften in der Erde unter ihrer Oberfläche liege? phyſikaliſcher Briefe des Maffei. 299 merke, daß der Blitz ſich in verfchiedene Strahlen zertheile, daher das Beywort trifulcum fan, Lu⸗ crez bemerkt, daß der Blitz die Mauern durchdringe, ohne ein och zu machen. * Der iote Brief an den P. D. Hippolytus Ber vilacqua zeigt, wie der bekannte Ungluͤcksfall zit Ce— ſena einer Art vom Blitze zuzuſchreiben iſt *. Der iite Brief an den P. D. Johann Chry⸗ ſoſtomus Trombelli weiſet, daß Herrn Maffei Meynung der heiligen Schrift nicht zuwider iſt. Man hat ihm die Beſchreibung des Untergangs von Sodom und Gomorrha entgegengeſetzt, wie auch Luc. 10, v. 18. Hiob 1, v. 16. Pf. 10, v. 7. Seine erſte Ausflucht iſt, daß ſich die Schrift hier nach der gemeinen Mey⸗ . nung ausdrüde, Dazu fest er, daß Gore ſich bey dieſer Beftrafung eines außerordentlihen Weges Fönnte bedient haben, und wenn der Safan einem vom Himmel herabfallenden Blige verglichen wird, Eönnte ‚in den Örundfprachen wohl jede glänzende gufterfcheiz nung angezeigt werden, | Sm ıpten Briefe an den Herrn Conte Joſeph Zinanni behauptet er, es fen nichts außerordentlicher, daß der Blitz von unten in die Höhe gienae, als daß Inſekten ſich durchs Zerſchneiden vermehrten, Er hat einen artigen Gedanken von der Urſache diefer Vermehrung. Bey den Ihieren und Pflanzen ift meiftens der Same in cinen gewiffen Eleinen Theil eingefchloffen; der Feigenbaum aber beftcht aus lauz ter Samen, und jedes Stück ift fähig, einen ganzen Daum zu erzeugen, Vielleicht ift der Polype auch durch und durch lauter Samen, daß er in allen ſei— > nen * Manfehedas Hamb. Mag.ıB.3&t.2 Art. 300 Nachricht voneiner Sammlung nen Theilen eine Fortpflanzungsfraft beſitzt; wie etwa Malpigbi im Zwirnwurm das Herze durch den gan⸗ zen Körper ausgeſtreckt bemerft, und hinzuſetzt: du- bitari poteft, tot corcula effe mutuam opem fibi ferentia. | Der izte Brief an den Herrn de la Condamine erklärt, wie die verfteinerten Mufcheln und Meerfiſche auf die Berge gekommen. Mach des Herrn Marz cheſe Berichte ifi der veronifche Sandfteich an Vers ſteinerungen reicher, als einige andere Gegenden in Welſchland, und die vortrefflichfien ausländifchen Sammlungen find, mit denen, die fich dafelbft ma— chen laffen, verglichen, arm, wovon er ſelbſt MWoode⸗ wards feine nicht ausnimmt, die er am reichften gefunden hat, und die durch viele Beytraͤge aus Ita⸗ lien vom Auguftin Scilla ift vermehrt worden. Weil er vermuther, daß Herr. Condamine, wegen der Nachlaͤßigkeit der franzöfifchen Buchführer, ita⸗ liaͤniſche Bücher kommen zu laffen, des Anton Laz⸗ 34170 Moro Werk von den verfteinerten fchalichten Meerthieren nicht würde gefehen haben ; fo macht er ihm daraus einen Auszug, giebt ſolchem Beyfall, und führe es in einigen Stücen weiteraus. | Der ızte Brief an Heren Richard Mead han⸗ delt von elektriſchen Verſuchen. Man. finder nichts darinn, dag jeßo noch neu wäre, —* Der ıste Brief theilt dem Herrn Marco Foſca⸗ rini, Cavaliere und Procurator di St. Marco zu Venedig, Muthmaßungen uͤber die Elektricitaͤt mit. „Here Maffei nimmt unſichtbare Materien und unge— mein zarte Ausduͤnſtungen aus den Koͤrpern an, von deren Figur und uͤbrigen Beſchaffenheiten er aber nichts phyſikaliſcher Briefe des Maffei. 301 nichts beſtimmt. Die eleferifihen Wirkungen bringe er auf drey Elaffen, aufs Anziehen und Zurücktreiben, Sicht Ind Feuer geben, und die Körper wirkſam durch» dringen. Er meyne, die eleftrifchen Erfahrungen vermöge einer elektriſchen Materie erklären, hieße nur einen neuen Namen fagen, da man fonft diefe‘ Materie nicht kennte. Er fragt, warum fie ſich anf Feine Art, als vermittelſt geriebenen Glaſes, zeigte? und warum man fie etlicher weniger eleftrifcher Fun⸗ fen wegen annimmt, da man fie fo vieler Feuerfun⸗ ken wegeh, die aus Stahl und Eifen entitanden, nicht angenommen hat? Nennt man fie die Materie deg Lchts, fo hat man doch damit nichts weiter erklärt, Heren Maffei Gedanken kommen darauf an! Aus dem gerichenen Gfafe gehen ohnftreitig Ausduͤnſtun⸗ gen heraus, die Here Maffei dem Glafe eigenthuͤm⸗ lich, und nicht etwa mit der Materie des Lichts oder des Feuers für einerley erkennt. Dieſe haben die Eigenſchaft, fih fehr an die Körper, an die fie kom⸗ men, a und wenn fi e Feine antreffen, vers lieren fie fi in der Luft. In dem erften Sale. bins gegen hängen fie ſich z. E. längft einer Kette an, und machen, daß die fie anzieht, Sie ftoßen beym Aus— fahren aus dem Glafe die Luft fort, da denn dieſe, wenn fie folchergeftalt zufammengepreßt worden, verz möge ihrer elaftifiben Kraft leichte Körperchen ans Glas antreibt, Daß fie leuchten und Feuer geben können, ift nicht zu verwundern, da wir fo viclerley Materlen haben, die Phoſphoros geben, und das Glas ſelbſt im Feuer entſtanden iſt. Die zu aͤußerſt her⸗ ausfahrenden Theilchen breiten ſich in Buͤſchgen aus, wenn ſie keinen feſten Koͤrper finden, ſich daran zu haͤngen. „302 Nachricht von einer Sammlung ꝛc. haͤngen. Daß die elektriſche Kraft aufhoͤrt, enn die Kette z. E. auf der Erde liegt, laͤßt ſich nicht wohl bloß dadurch erklaͤren, daß ſie ſich durch das Erdreich zerſtreuete: denn da ſieht man nicht, warum ſie nicht noch zwiſchen dem Glaſe und dem Orte, wo die Kette aufliegt, an ihr merklich ſeyn ſollte? Heer Maffei glaubt, es ſtiegen aus der Erde kalte Aus— duͤnſtungen auf, die ſich an die Kette anhiengen, hin und her fuͤhren, und jener Wirkungen hinderten. Eben dieſe Ausduͤnſtungen verhindern die Wirkung der Kette, wenn fie ſich an einer Perſon, die auf der Erde feht, hinauf ziehen Eönnen. Im Peche aber ‚ bleiben fie hängen, und Eönnen fich nicht big an eine Perſon erheben, die auf Schnüren etwas ber der Erde erhoben if, Diefes iſt ungefähr der Haupt; inhalt von des Herrn Maffei Iheorie, deren Unters fuchung gegenwärtige Nachricht zu weit⸗ läuftig machen würde, 303 — —— UT III. Bemerkung eines Bruchs am Achſelbeine, durch die bloße Kraft der —— mitgetheilet von dem verſtorbenen Ritter, Claudius Amiand, Ihrer koͤnigl. großbritt. Maj. Unterwundarzte. Ueberſetzt aus den philoſophiſchen Abhandlungen der engli⸗ ſchen Geſellſchaft der Wiſſenſchaften, 475 Num. 293 ©. u. fgg. Zeil die äußerlichen Urfachen der Beinbrüche nicht hinlaͤnglich find, die Knieſcheibe entzwey h zu brechen, oder die gebrochenen Stuͤcke der: felben fo von einander zu zichen, wie wir es bey dem Bruche diefes Beines gewahr werden; fo hat man - die Urfache davon mit Recht der Kraft und Wirkung der Muskeln gegen daflelbe zugefchricben, in dem - Stande, da dieſes Bein fehadhaft if. Nämlich, indem diefe Kraft, wann fie fich mit Macht anleger, das gedachte Bein zum Bruche veranlaffer, una auf ber Enden gleich re wirket: fo Fann fie auch Teiche einen 304 Bernerfung eines Bruchs reihen Bruch in dem gegen über liegenden Beine ver⸗ urſachen, das alsdann durchaus eben ſo geſund aus⸗ ſiehet, als der zerbrochene Theil zuvor geſchienen hatte. Man hat viele Beyſpiele von dem Bruche der Knie⸗ ſcheibe bey vollkommen geſunden Perſonen, da dieſer Theil nirgendsher die mindeſte Gewalt gelitten hatte; daraus alfo nothwendig zu folgen ſcheinet, daß die Urfache davon den Muskeln allein. beyzumeffen fey. Und diefes um fo vielmehr, da ſich viele Benfpiele finden von Brüchen am Halfe des Schenfelbeineg, in der Mitte des Achfelbeines, und am dicken und duͤnnen Schienbeine, die von der bloßen, Kraft der Muskeln, oder von einer folchen Kraft derfelben her⸗ rühreten, welche genugfam zu erfennen gab, daß fie an verfchiedenen Beinbrüchen, die man insgemein äußerlichen Urfachen zufchreibet, eben fo großen Anz eheil habe, als diefelbe der Erfahrung gemäß öfters an dem Reißen der großen Flaͤchſe an, der Ferfe hat. Da aber die Beinbrüche, die durch die Wirkung der Muskeln verurfachet worden, mit cben den Mitteln geheilet werden müffen, als die andern, die von äuf Ferlichen Urfachen berrühren: fo habe ich nicht noͤthig, mehe davon zu gedenfen. ch will dafer vielmeht einige Beyſpiele von folchen Brüchen anführen, in welchen die Beine feldft ſchadhaft gewefen find, Ä Am 15 Julius 1738 wurde ih zu einem vorneh⸗ men Frauenzimmer in meiner Nachbarfchaft von mitt- ferem Alter gerufen, die dem Anfehen nach cine ftarfe Leibesbeſchaffenheit hatte, und mehr fett, als mager, war, Dieſe hatte den rechten Arm in der Mitte entzwey gebrochen, als fie mit beyden Händen bemuͤ⸗ het war, die zwey Enden eines leinenen Bandes zu: ſammen u am Achſelbeine. ——— ſammen zu ziehen. Die Umſtehenden hoͤreten das Dein knacken, und waren wegen der Urſache dieſes Zufalls um fo vielmehr erftaunee, weil die Frau an einem Orte faß, da nichts vorhanden war, was ihren Arm treffen, oder zu dem Bruche deffelben etwas beytragen fonnfe. Das Reiben der beyden Enden des Deines an einander, wann man fie bewegte; der verlorne Gebrauch deffelben, nebft allen den gewoͤhn⸗ lichen Folgen eines Beinbruchs, gaben genugfame Beweiſe davon ab. Es wurde gar leicht wieder eins gerichter, und auf die gewöhnliche Weife verbunden, Sch geftche es, ich zweifelte anfangs an der Heilung deffelben; bis Herr Shipron, deffen Hülfe man fich dabey bedienefe, mich verficherte, daß ihm verfchieder ne Beinbrüche von diefer Art vorgefonmen, da der Kranfe völlig geheilee worden ſey. Wir waren dars inn einig, daß das Bein ungefund, und —— mit dem Beinfraße behaftet geweſen ſeyn muͤſſe; weil ſonſt ſchwerlich zu glauben iſt, daß das Bein von einer ſo geringen Urſache, als dieſe geweſen, haͤtte gebrochen werden koͤnnen. Mir ſind zween Kranke bekannt, die nach einem dergleichen Bruche des Schenkelbeines geſtorben ſind. Bey dem erſtern brach es in der Mitte entzwey, als derſelbe in das Bett ſteigen wollte; und da war der ganze mittelſte Theil des Beines von dem Beinfraße * verdorben: ‚bey dem letztern aber gefchahe der Bruch, als er aus dem Bette ſteigen wollte; und da war nur _ ein geringer Theil deffelben beinfräßig, und über zwey Drittel des Umfreifes fahen völig gefund aus, * caries, a 2 Dand, u Meine 306 Bernerfung eines Bruchs Meine Krauke war die legten zwey Jahre hindurch von Herrn Shipton bedienet worden, und zwar we gen verfihiedener ſcharbockiſchen Beſchwerungen. Ich glaubte anfangs, daß dieſelben von einer Anſteckung der Franzoſenkrankheit herruͤhreten; allein die Kranke betheuerte, und hat ung die ganze zeit her beftändig verfichert, daß fie niemals mit einer: Mannsperfon verliebte Gemeinfchaft gehabt habe. Zwey Jahre zuvor, ehe diefer Zufall fich eraͤugete, hatte ich dieſe kranke Perſon in Geſellſchaft des ver⸗ ſtorbenen Herrn Fiquels bedienet, wegen eines Bein⸗ geſchwuͤres* in der Mitte des Börderhauptbeines * an der rechten Seite. Als man dieſes entbloͤßete: ſo be⸗ fand man, daß der Beinfraß die beyden Blaͤtter deſſel⸗ ben durchgefreſſen hatte. Dieſe ganze Zeit über hatte fie gine harte Geſchwulſt *** am obern Kopfe des duͤn⸗ nen — rechter Seite, dadurch die Bewegung dieſes Beines im Vor⸗ und Hinterwaͤrtsbiegen gehem⸗ met wurde. Behde Zufaͤlle, ſagte fie, haben ſich ge⸗ aͤußert bey dem Zuruͤcktreten oder Verſchwinden gewiſ⸗ ſer breiten gelben Flecken, die nicht ſchuppicht, noch im mindeſten denen in der Sranzofenfeuche ähnlich waren. Mit diefen war ihr ganzer Leib feit einigen Jahen her beſetzt geweſen. In ihrem ganzen Leben war fie mit dem Scharboce behaftet, und war niemals auf fol- chen Wegen, daß fie von einer fihändlichen Krankheit hätte angefteoft werden Fönnen, Die Schmerzen, darüber ſie klagte, waren ihr des Nachts über nicht fo beſchwerlich, als bey Tage. | | Nach * fpina ventof, "E08 bregmatis. *## 4 gummatous Swelling, am Alhſelbeine 307 Nach Herrn Fiquels Tod hatte dieſelbe die zwey leisten Jahre hindurch, auf Heren Shiptons Ber: - ordnung, die Fräftigften ſcharbockswiderſtehenden Din⸗ ge gebraucht ; deſſen ungeachtet aber hatte fich die vorhin gedachte Geſchwulſt am Haupte des dünnen Armbeines ſehr vergroͤßert, und die letztern Monate her hatte ſich eine neue von gleicher Gattung am Ko— pfe des Schulterbeines gezeiget; imgleichen noch eine andere in der Mitte des Beines, da jetzo der Bruch war. Sie erzaͤhlete auch: ſie ſey an dem Beinfraße des Voͤrderhauptbeines, dabey ich fie bedienet hatte, kaum geheilet gewefen : fo babe ſich fehon eine andere Geſchwulſt am Rande des Stirnbeines geäußert » Diefe fen von fich felbft aufgebrochen, und man habe das Bein daſelbſt beinfraͤßig gefunden; ſeitdem ſey das Geſchwuͤr beſtaͤndig gefloſſen. Letzthin haben ſich zwo aufgetriebene Geſchwulſte an der linken Augbraue gezeiget, von eben der Art, als die vorhergehenden, die aufgebrochen ſeyn: ſie beſorge daher, das Bein werde daſelbſt ebenfalls ſchadhaft werden. Sie habe auch noch eine harte Geſchwulſt, die am Kopfe des duͤnnen Armbeines linker Seite ſich erhebe, und ihr nt Schmerzen verurfache, Weil alle bisher gebrauchten Mittel Eeine ‘ Wir: fung gethan hatten : fo. urtheilten Herr Shipton und ich, daß die Spiycur mit Queckſilber vermuth⸗ liäch das befte Mittel ſeyn werde, die boͤſen Saͤfte zu bezwingen, die täglich neue Knochen angriffen. Als lein, wir achteten es nicht für rathfam, die Kranke Diefelbe brauchen zu Laffen, fo lange wir noch den harz ten anörpel ’ noͤthig hatten, der die Stuͤcke des ger M2 broche⸗ * ar 308 Bemerkung eines Bruchs brochenen Beines wieder mit einander verbinden mußte. Innerhalb ſechs Wochen war die Heilung vollbracht, und die Kranke hat ſeitdem den voͤlligen Gebrauch des Beines gehabt. Um dieſe Zeit hatten wir mit einer wäfferigen Hitzgeſchwulſt * über der linken Nugbraue zu thun, -darinn an ziweenen Orten eine Feuchtigkeit ſchwankte; und zu allen dieſen Beſchwerungen kam noch als eine Zugabe hinzu ein Knoten, der am Kopfe des duͤnnen Armbeines linker Seite entſtand, dabey ſich Schmerz zen und eine waͤſſerige Geſchwulſt befand. In die— ſem Zuſtande wurde derſelben die Speycur gebraucht, und zwar durch Einſalben. Dieſe Speycur, ſo ſtark auch dieſelbe wear, | wurde einen ganzen Monat lang fliegend erhalten. In den erfien vierzehn Tagen verfhwand die Materie, die fih in der wäfferigen Hitzgeſchwulſt über der Aug— braue geſammlet hatte, gaͤnzlich; und nachher auch. die beyden Geſchwulſte an dem Beine des Voͤrder⸗ arms, da die Knoten waren. Weil nun auch dieſe in den letzten vierzehn Tagen fich beynahe zertheilt hatte: ſo waren wir in der Hoffnung, daß wir mit der Heilung zu Stande kommen würden, ohne die Geſchwulſt über der Augbraue oͤffnen zu dürfen, dar inn wir die Materie gefühlet Hatten, und daher dag Bein für angefreffen hielten. Allein, unfere Freude währete nicht lange ; denn die Befchiwerungen außer ten fich hernach größtentbeils wieder, ungeachtet wir die aͤußerſte Sorgfalt: anwendeten, die Wirkung der Speycur durch weitern Gebrauch ſcharbockswiderſte⸗ hender Dinge, der Holztraͤnke u. ſ. w. zu befoͤrdern. Maͤm⸗ * an oldemotous Phlegmon. am Achfelbein. 309 Namlich, da bey dem Zuruͤcktreten oder Verſchwin⸗ den der gelben Flecken an der Haut, wie vorhin ge: dacht worden, die Krankheit an der Hienfhale ihren Anfang genommen hatte, und die Ernährung dir Knochen überhaupt dadurch verdorben wurde, wie Diefeg zus erkennen war an den harten Gefchwulften und Knoten der Deine, dem Beingeſchwuͤre an der Hirnfchale und dem Austreten der Materie, die fich durch die waͤſſerige Hitzgeſchwulſt über der Augbraue und an den dünnen Armbeinen äußerte: fo war es nicht weniger offenbar, daß daß Zuruͤcktreten dieſer Ausbruͤche, und der Ruͤckfluß der Materie in das Gebluͤt daſſelbe aufs neue verderbet hatten; wie denn die itztgedachten Zufaͤlle, und zwar noch ſchlimmer, in weniger als dreyen Monaten hernach fich Sn einftelleten, Sie waren fehr bald verfehmwunden, da die Gefäße während der Speycur leer wurden 5; fie kamen aber noch gefchwinder, da diefelben wieder an⸗ gefuͤllet waren. Waͤhrend der Speycur, oder bald darauf, waren die beinfraͤßigen Stellen der Hirnſchale, die entbloͤßet | lagen, nachdem man die Schiefer herausgenommen hatte, völlig aeheilet worden; die Knoten am Schul⸗ terbeine und dünnen Deine desjenigen Armes, der gebrochen gewefen, waren verfchwunden ; und, was eben fo merkwuͤrdig war, die ausgetretene Materie an der rechten Seite des Stirnbeines über der Aus genbraue, da die waͤſſerige Hitzgeſchwulſt wechſels⸗ weiſe entſtanden umd verfchwunden war, hatte fich völlig zertheilet: und dieſe Zuftände, die Geſchwulſt am dünnen ‚Beine des linfen Arms ausgenommen, kamen niemals wieder. | U3 Die J Ä 310 Bemerkung eines Bruchs —— Die neue Krankheit zeigte ſich an den Beinen, die entbloͤßet worden waren, durch einen neuen Bein⸗ fraß, der ſich in den nahe gelegenen Theilen ſehr gez ſchwind ausbreitete. Um dieſe Zeit zeugete eine Ent⸗ zuͤndungsgeſchwulſt, die an dem Stirnbeine uͤber der rechten Augenbraue entſtanden war, (ſehr weit von derjenigen Sammlung der Materie, die vor der Speys cur fich an der linken Seite angeſetzet hatte; diefe hatte fich zertheiler, und blieb noch immer gut,) Eiter, und wurde geöffnet; dabey bemerkte man, daß die Materie ausden Hölen des Stirnbeineg * diefer Seite entfprang, und durch dag Bein, das ducchfreflen war, rann. Weil nun die Geſchwulſt, die ſich letzthin am, dünnen Beine des linken Arms gezeiget, und die Speycur ausgehaiten hatte, iso zunahm, und Schmerz zen verurfachte; dabeh auch an dem Arme, da das Bein geſchwall, eine waͤſſerige Hitzgeſchwulſt befind⸗ lich war: fo wurde beſchloſſen, die Kranke noch eine Speycur brauchen zu laffen, die eben fo ftarf, als die vorige, fließen, aber länger währen folltez im: gleichen alle die Stirn- und Seitenbeine der rechten Seite, die angefreſſen waren, ‚zu entblößen, die an der linken Seite aber unberühret zu laſſen. Diefe nämlic) waren von der erſten Speycur im Verdachte, daß fie ein’ Beingeſchwuͤr in ſich Bares itzo aber zeigten ſich dieſelben geſund. | Die Kranke fieng diefe zweyte Speyeur an gegen das Ende des Mayes 1739, nachdem fie dazu gehörig vorbereitet worden war, Dieſe Eur wurde zehn Wochen lang fortgefeget, und zwar wegen der öftern Unterbrechung, die wir dabey erfuhren ;- indem ſich allezeit * from the frontal Sinus’s. Be: am Achfelbeine. Kg allezeit ein Durchlauf.einftellete, fo oft fie gefchmicrer wurde, und die Hundstage hindurch. hatte fie ſehr ftarfe Schweiße. Hiebey wichen nun, eben wie-in der erften. Speycur, alle Zufälle, fo lang der Ge brauch derfelben währefe, Des Zunehmen des Deinfraßes an den Beinen der Hirnfchale wurde ge hemmet, und nachdem die Ausfchieferung gefehehen war: fo heilste nachgehends die Adunde zu. Man ließ fie Hierauf die Milcheur brauchen, und fchickte dieſelbe auf das Land, daß fie dafelbft wieder am Leibe zunehmen follte; fie brauchte auch nachher noch weiter einen Holjtranf, u. ſ. f. allein der Mugen, den fie davon fpürefe, war von feiner langen Dauer, - Sm Herbite darauf wurde fie von unordentlich kommenden Schauern und Erftatrungen öfters-beun: ruhiget, eben zu der Zeif, da die hitzige Wafferges fehrwulft * bey dem Knoten am linken Arme, der noch immer zugegen war, fich wieder einftellete, Diefe Geſchwulſt wurde iso größer, und verurfachte Schmer⸗ zen; nämlich, fie nahm beftändig in der Verhältniß zu, wie die Gefäße, die in der Spencur ausgeleeret worden waren, fid) wieder anfülleten. Die wäfferige Geſchwulſt bey dem Knoten war auch ißo hißiger, und es zeigte fih Materie an dem Beine, das, wie ‚man beforgte, ein Beingefhwür war, Sch drang daher darauf, daß man dafelbft eine Deffnung machen folte. Indem aber die Kranfe fich anfchickte, wieder nad) der Stadt zurück zu kehren: fo verſchwand dieſe Geſchwulſt gänzlich, und es ftellete ſich dagegen ein Durchlauf ein, dadurch diefelbe dergeſtalt entfräfter wurde, daß fie vorder an-die Nückeeife, noch an Un: J IR 14° ternehmung * phlegmonous Oedema, — 312 Bemerkung eines Bruchs ternehmung einer Eur mehr denken’ konnte. Es hielte auch derfelde bis an ihren Tod an, In den zweenen legten Tagen ihres Lebens war fie beſtaͤndig verwirrt, und hatte am ganzen Leibe Zuckungen. Weil alfo die Kranke am Iegtverwichenen 25ſten September auf dem Sande ftarb: fo erfuhr ich diefe letztern Zufälle nicht eher, als da fie ſchon begraben war, Sch hatte alfo die Gelegenheit nicht, ihren Leich⸗ nam zu öffnen, dadurch diefe Krankheit vieleicht ein ‚größeres Licht haͤtte bekommen fönnen, Aus den aber, was mir davon erzählet worden ift, Laffen ſich meinem Erachten nach, folgende Schlüffe Kerleiten. I, Ungeachtet es feyn Fann, daß diefe Beſchwerun⸗ gen von einer ſcharbockiſchen Feuchtigkeit veranlaffet worden find, wie man nad) der Glaubwürdigkeit und den Eigenfchaften der Franken Perfon zu glauben Ur⸗ fache hat ; auch diejenigen Zufälle nicht daben anzu⸗ treffen waren, die fonft gewöhnlicher Weife ſich bey der Franzoſenſeuche befinden : fo ift doch nicht zu leugnen, daß ein Zuftand an den Knochen, der auf den Gebrauch der Speyeur von Dueckfilber, wie hier gefche: hen, weichet, und die Wiederfehrung der Befchwerun- gen, nachdem die ausgetretene Materie wieder herbey⸗ gefloffen ift, und das Gebluͤt mit einer neuen, oder auch eben derfelben Gährung, wie der erfte Fluß, vers unreiniget und angeftecfet hat, einen ftarfen Ber dacht erreget, daß diefelben beyunferer Kranfen von * gewiſſen Franzoſengifte ihren Urſprung gehabt aben. | 2, Die Trockene und Zerbrechlichkeit in den Kno⸗ chen, die diefelben zu einem Beinbruche fähig machet, Fann auch) ohne einen Beinfraß in denfelben entſtehen. | Denn, % am Achſelbeine. 313 Denn, waͤre das Achſelbein unſerer Kranken zu der Zeit angefreffen gewefen, da-der Bruch deffelben von einer fo geringen Urfache erfolgte, als die Bemühung iſt, die Enden einer Schnur, die fie mit ihren beyden Händen hielte, zufemmen zu ziehen und zu Fnüpfen: fo wäre es firtlicher Weiſe unmöglich geweſen, die Heilung eines folchen Bruch innerhalb fechs Wochen zu Stande zu bringen, Es erhellet alfo daraus, daß die zufällige Trockene eines Beines den Zufluß einer hinlaͤnglichen Menge desjenigen Saftes, oder derjv- nigen verhärtenden Materie, nicht hindern kann, die zur Heilung eines Beinbruchs nothwendig erfordert wird. 3 Die Muskeln häben einen großen Antheil ſowohl an dem Bruche aller Beine überhaupt, als an den Verrenfungen derfelben; mie dann in dem gegenwärs tigen Falle das Achfelbein bloß durch die Kraft und Wirkung der Muskeln gebrochen worden if. Da— her folget, daß es zur Heilung ungemein fehr dienlich ſey, diefelben ruhig zu erhalten, indem man dag ge—⸗ brochene Glied in die natürlichfte und leichtefte Stel lung leget. 4. Das Einfangen oder der Ruͤckfluß eines vers - dorbenen Eiters in das Geblüt, die in der Geftalt einer wäfferigen Hitzgeſchwulſt, oder hitzigen Wafler: geſchwulſt, die Theile aufbläher, ift eben fo gefährlich, als das Einfangen einer eiferigen ausgefretenen Mas - terie durch die Blutgefaͤße. Nämlich, in beyden Faͤllen wird ein ſolcher Ruͤckfluß dag Geblüt wieder mit der Berdorbenheit anſtecken, die durch die Schei⸗ dung ausder Bahn des Kreislaufs weggefchaffer war; und wann diefes geſchiehet: ſo hat man Urfache, einen Us Ruͤck⸗ 314 Bemerkung eines Bruchs Ruͤckfall der Beſchwerungen, und wohl noch ſchlim⸗ mere Zufaͤlle zu beſorgen, wie dergleichen in dem ge⸗ genwaͤrtigen Falle wirklich erfolget ſind. 5. Es befindet ſich ein großer Unterſchied zwiſchen einer waͤſſerigen Hitzgeſchwulſt und einer hitzigen Waſſergeſchwulſt: dergeſtalt, daß bey der erſtern die Geſchwulſt vergehet, nachdem die entzuͤndete Materie ſich geſchieden hat; da es hingegen bey der letztern ſelten zu einer Scheidung kommt, ſondern die Ge ſchwulſt veraͤnderlich iſt, und unaufhoͤrlich bald ver⸗ gehet und bald wieder fommt. Wann die Materie einer Hisgefehwulft die Oberhand hat: fo kann man die Geſchwulſt zertheilen, ohne die mindefte Beſchwe— rung des Kranken, es fey denn, daß der Zuftand auf eine fiebriſche Scheidung ausſchluͤge; und wenn die fes gefchiehet, und ein völliger Auswurf der unreinen Macterie erfolgers fo ift es für denfelben defto beffer. Hingegen bey einer hitzigen Waſſergeſchwulſt, darinn das Salzwaffer die Dberhand hat, und der Zufland mit einer weichen Geſchwulſt anhebet, ift weder die Geſchwulſt, noch die Entzündung derfelben, beſtaͤndig; fondern kommen und verſchwinden wiederum, fo, mie - die eiferige Materie aus dein Gebluͤte ausgeworfen ‚wird, oder wieder in daffelbe zurück eritt, Dieſe ei⸗ terige Materie ift im Stande, die ganze Mafle des Gebluͤts zu verunreinigen, fo oft die Geſchwulſt ver⸗ ſchwindet. Es iſt daher klar, daß man in dieſem leistern Falle, nämlich bey einem hitzigen Waſſerge— ſchwuͤre, der Materie, die ſich in den Theilen aufz hält, Luft machen müffe, fo bald es ſeyn kann, auch noch eher, als die Materie zeitig geworden iſt, oder ſich voͤllig geſammlet hat, wie bey ſcheidenden Eiter— geſchwů⸗ am Achſelbeine. 6 \ geſchwuͤren *; nämlich, fo bald gewiſſe unordentliche Schauer und andere dergleichen Zufälle anzeigen, daß die Materie in das Netzhaͤutchen **, darein die Fcuch» tigkeit fich zuerft feßet, ausgetreten if. Daher, wenn bey einer bigigen Waſſergeſchwulſt oder wäfferigen Hitzgeſchwulſt die Materie veraͤnderlich ift, und fich manchmal mit einer größern, und manchmal mit ciz ner geringern Entzündung äußert, und die Geſchwulſt wechfelsiweife fich vermehrer und vermindert, fo, wie die Materie mehr oder weniger verdorben und eiterig wird, und zu Zeiten in das Gebluͤt zurück tritt: fo müffen wir alsdenn beforgen, ‚daß diefelbe in einem oder dem andern Eingeweide ihren Giß nehmen möge, wenn fie nicht wiederum durch die Scheidung ausgeworfen wird. Bleibet fie.aber in dem Geblüre — zuruͤck: ſo iſt zu befuͤrchten, daß ſie in dem Kreislaufe mit demſelben eben ſolche Zufaͤlle verurſache, als bey unſerer gegenwaͤrtigen Kranken waͤhrend ihrer ganzen Krankheit bis an das Ende derſelben geſchehen iſt, fo oft, als der, itztgedachte Umſtand ſich eraͤugete. Dieſes war in unferm Falle ſo handgreiflich, daß dar: aus offenbar zu erfennen ift, die Wiederfunft. der Zufälle fey eine Folge geweſen von dem Ruͤckfluſſe des verdorbenen Eiters in dag Gchlüt, aus den Iheilen, darinn fie fich bisher aufgehalten hatte. Es war alfo klar, da diefer Ruͤckfluß der Materie hauptſaͤchlich während der Speycur erfolgte, warn die auggeleerten Gefäße diefelbe am beften an fich ziehen konnten; daß es beffer gewefen wäre, diefelbe vorher auszuführen, ehe mandiefe Cur vorgenommen hätte, * critical Abfceffes. ** membrana cellularis. 6. Dir 316 Bemerkung eines Beinbruchg ꝛc. 16. Der Ruͤckfall der Befchwerungen, und daß er von diefer Urfache herrühre, das war zuletzt fehr deutlich zu erfennen; aber nicht fo gut im Anfange. Soflte ung diefes nicht behutfam und vorfichtig ma⸗ chen, wann wir von dem Verfahren anderer ein Ur: theil fällen wollen ? Daß die Miaterie nad) einer jeden Speycur ihren Aufenthalt auf die gedachte , Weiſe veränderte, das ift nicht weniger merfwürdig, dann daß diefelbe vielmehr in neuen heilen ihren. Sitz nahm, als in denen, die ſchon vorher angegriffen waren ; imgleichen, daß die Urfache derfelben, fo giftig fie auch gleich vom Anfange ber war, indem fie die Säfte, die zu den Knochen gehen, auf fo bes fondere Weiſe angriff, e8 nicht verhindert hat, daß die Heilung des oben erwähnten Beinbruches in der , gewöhnlichen Zeit völlig zu Stande gebraht werden Fonnte, Es wäre zu wünfchen, daß Perfonen, die Erfahrung haben, geneigfer feyn möchten, die Irr⸗ thümer, Fehler und Vergehen bey der Ausuͤbung ihe rer Kunft, als die guten Erfolge derfelben, zu entde⸗ den, Dieſes würde dem menschlichen Gefchlechte großen Nusen fchaffen, und dergleihen Warnungen _ würden ein fonderbarer Vortheil fir diejenigen feyn, die folche Gelegenheit nicht gehabt haben ; weil es angenehmer iff, aus anderer Fehltritten und ungluͤck⸗ lichen Begebenheiten Unterricht zu fchöpfen, als aus unfern eigenen, | j IV. Eine Re ER AAE NR FETTE TTERLLIIR EEE TR IV. Sur umſtaͤndliche Erzählung von einem Ameiſenkriege. Trahere vulneratos; vocare integros; deſerere do- mos ; eligere latebras et -- relinquere. Tacitus in vita Agric. Kt eine Gartenameiſen hatten zween Derter, NN einen, der ihre Wohnung, und den ans PR), dern, der ihr Vorrathshaus zu feyn fbien. Dieſe Hatien, vermittelft einer großen Straße, Gemeinfchaft mit einander, wie ſolches gez meiniglich bey allen Ymeifenneftern zu feyn pfleget, die ich bemerket habe. Ich wollte gerne wiſſen, wie Ameifen aus verfchisdenen Geſellſchaften ſich gegen ein⸗ ander bezeigten; ; ich nahm alſo eine Buͤchſe voller Ameiſen aus einem andern Garten, und grub zwo Hoͤh⸗ len, meine neue Colonie darinn anzulegen, und zwar ſo, daß, wenn ſie ihre vorige Gemeinſchaft beybehielten, — fie allemal queer uͤber den großen Weg der vorigen Einz wohner gehen mußten. Meine neue Colonie war ganz gelb, die andern aber ſchwarz; ich konnte alſo bey allen Vorfaͤllen leicht erkennen, zu was fuͤr einer Nation ei⸗ ne jede gehörte, Meine gelben ſchienen, wieman leicht gedene 318 Umſtaͤndliche Erzählung gedenken kann, bey ihrer erften Ankunft in einer all- gemeinen Verwirrung zu feyn. Sie Frochen herum, und freuzten ungefähr in der Weite einer Elle um den Platz, wo id) fie hinquartieret hatte, auf der Erde herum, Einige von ihnen fegten fich, wie ich bemerkte, auf kleine Steinchen und auf die Halmen - des Örafes, und warteten allda einige Zeit, bis fie die ganze umherliegende Gegend nach Bequemlichkeit be= fichtiget hatten. Wenn einige von ihnen fich meiz nen ſchwarzen naͤherten fo fuchten diefe letzteren fie mie der größten Eile zu vermeiden, und in wenig Minuten fah ich, dag ein jedes ihrer Mefter in Be— megung gebracht war. Vorhin hatte ich niemals, auch nicht cin einzigesmal, gefeben, daß fie mitten von der Straße zu ihren Neſtern zuruͤckgekehret wa⸗ ren. Sie brachen zwar öfters, um Fütterung zu holen, zur rechten und zur linfen Hand aus; fie kehr⸗ ten aber niemals, wie es auch gehen mochte, zu ihrer Wohnung, bis fie in ihrer Vorrathskammer gewefen waren, Jetzo aber Eehrten ihrer zwo oder drey mit⸗ ten vom Wege zu einem jeglichen Neſte zurück; al fein in kurzer Zeit darnach vollzogen fie wieder ihren ganzen Weg, wiewohl in größerer Anzahl und mit ziemlicher Surcht und Borfichtigkeit, Den folgenden Morgen fand ich, daß meine Anföümmlinge die : Stellen eingenommen häften, darinn ich fie geſetzet hatte, Die größere Anzahl infonderheit fchien ihre Wohnung in eine ziemliche Ordnung gebracht zu has ben. Es hatte diefelbe drey huͤbſche Oeffnungen, und fie giengen ordentlih genug durch diefelben ab und zu. Die fleinere Anzahl hatte zu ihrem Mefte zwo Deffnungen gemacht, die geheimer waren; fienahmen - auch ’ von einem Ameifenkriege. 319 auch einen ganz andern Weg, und giengen über ein Tulpenbeet gegen Süden, der von der Straße der ſchwarzen ganz entfernet war; die andern aber Freuz- ten beftändig über denfelben gegen Morgen, Bir: weilen begegneten fie fich, und hatten verfchiedene Flei- ne Scharmüßel. Die ſchwarzen ſchienen gemei- niglich den Kürzeen dabey zu ziehen. Ich fahe auch, daß eine von ihnen getödtef, und von dem Feinde weggefragen ward, Um den Mittag herum fand ich eine ziemliche Anzahl von den gelben, die alle in au- ter Ordnung auf der großen Strafe zogen. ° Sie fochten mit allen ſchwarzen, die ihnen begegneten, Und da die Anzahl diefer immer flärfer anwuchs: fo ließ ſich alles zu einer heftigen Schlacht an. Den Nachmittag, der, allem Anſehen nach, recht blutig zu werden ſchien, hatte ich das Ungluͤck, ihre Bewe— gungen nicht beobachten zu koͤnnen. Ich fieng ſchon an, fuͤr die alten Einwohner, und fuͤr das Ungluͤck, ſo ich ihnen zugezogen hatte, beſorgt zu ſeyn. Ich gieng daher den folgenden Tag ſehr fruͤhe hin, um zu ſehen, wie die Sachen ſtuͤnden. Sch wunderte mich, daß ich alleg fo verändert fand. Die fihwar- zen waren alle eben fo befchäfftige, ala fie vor diefem Einfalle zu ſeyn gewohnt waren. Es war aber wahr⸗ ſcheinlich genug, daß fie ſich die Freyheit zu arbeiten durch die Gewalt der Waffen zumege gebracht, Es war, allem Anfehen nach, eine fcharfe Action vorge fallen. Sch zählte ungefähr funfzig von den gelben, die alle auf dem Kampfplage lagen; allein ich fonnte unfer den Erfchlagenen Feine einzige ſchwarze getvahr werden. Ich wunderfe mich gar fehe darüber; doch fand ich gleich darauf, daß die Ameifen in Anfehung i Tape. 4 — ⸗ l 320 Umfändliche Erzählung der todten Körper ihrer Freunde die forgfältigften Ereaturen find. Ohne Zweifel hatten die ſchwarzen, die Meifter vom Kampfplage geblichen waren, alle diejenigen von den Ihrigen weggefragen, die ihr Leben in der DVertheidigung ihres Vaterlandes verloren. Weil ich von den gelben nicht eine einzige fich regen fahe : fo gieng ich zuihrer größern Wohnung, wo ich fie aufgehoben zu finden meynte; allein die ſchwarzen hatten fo gar auch alle ihre Werke in Beſitz genom⸗ men, und es war allda nicht eine einzige gelbe zu ſehen. Allein außerdem, daß verfchiedene von den ſchwarzen von ihrem eigenen Neſt zu der eroberten Wohnung beftändig ab⸗ und zugiengen, bemerkte ich zwo oder.drey von ihnen, die an einer jeden ihrer dren Deffnungen beftändig ale Schilöwachen gehalten wurden, Wenn diefes nicht gewefen wäre: fo hätte ich geglaubet, daß fie die ganze Nation gänzlich aus⸗ gerottee hätten. Da fie aber eine Schildwache hiel⸗ ten: fo ſchloß ich daraus, es müßten noch etliche von der feindlichen Party vorhanden ſeyn. Nachdem ich genauer herumſuchte: fo traf ich auch zwo oder drey Flüchtige an, die entflohen waren, Einer von ihnen folgte ich) fo genau, daß ich durch diefelbe zu der Hauptverfammlung ihres Haufens geleitet ward. Sie hatten ſich in cine Höhlebegeben, Auf einer klei⸗ nen Erhebung, die recht unterihnen war, toͤdtete ein Detachement von den fehmwarzen alle, die fie fangen konnten, und eben den Augenblick, da ic fie entdeckte, waren fie mit der Hinrichtung zwoer oder dreyer recht eifrig befhäfftiger, Nachdem ich alfo den Mittel punct der Flüchtigen angetroffen : fo fahe ich verſchie⸗ dene andere Flüchtige, die eine nach der andern aadin i | eilten. von einem Ameiſenkriege. 321 eilten. Einige von ihnen geriethen unter die ſchwar⸗ zen, die meiften aber langten glücklich bey ihren Freunden an. So ſtunden die Sachen an diefem Tage; der Re gieng gänzlich mit Fleinen Schar; müßeln hin. Die ſchwarzen hielten nach unten zu beſtaͤndig Wache, fo wie die gelben oben immer zahl⸗ reicher wurden, Sie hatten allda cin neues Neft gemacht, und einen Ort zubereitet, da fie alle Körper ihrer. todten Freunde aufhuben, die fie nur. wieder erlangen Eonnten, Es ift unglaublich, was fie des⸗ wegen wagten. Sie fihlichen fich bey einzelnen her: aus, ihre Erfchlagenen davon zu bringen. Sie wag⸗ ten ſich, dicht bey dem Feinde vorbey zu gehen; denn anders konnten fie nicht dazu kommen. Sie fahen ſich genoͤthiget, tauſenderley Lift auszuüben, und vers lohren oͤfters ihr Leben darüber, Dieß ift merfwirdig; Wenn fie einen Feind wegſchleppen, fo geſchieht fol ches an der Erde; einen Freund aber legen fie auf ihre Schultern, und d tragen ihn alfo, daß, wenn. er noch Iebet, ihn Fein Sand oder Kies unterwegeng vers legen kann. Alle, die fie nur wegbtingen konnten, quartierten ſie in daſſelbe Behaͤltniß. Die Feinde ſchleppten auch einige weg. Sie ſind ſo eifrig dar⸗ auf, daß fie ihre Ladung nicht fahren laffen, wenn man fie nicht mit Gewalt davon trennet, Ich habe - _ niemals gefehen, daß fie einige davon aufgefreffen hätten, wenn fie fie davon gebracht, Die Ueber: wundenen hielten ſich hierauf einige Tage lang fehr eingezogen, ausgenommen, daß fie zumeilen zwo, bisweilen auch nur eine Schildwache vor dem Ein; gange zu ihrem neuen Mefte geſtellet hatten. Dieſer Eingang war recht unter einem kleinen duͤnnen Stuͤcke 2 Dand, eines 322 Umſtaͤndliche Erzaͤhlung eines Kieſelſteines ausgehoͤhlet, und zwar alfo, daß derfelbe mitten darüber lag, und die Naͤſſe einiger maßen abhielt, Es war noch eine andere falſche Oeffnung, aber weiter hineinwärts, unter eben ci: nem folhen Stücke Kiefelftein, Einige wenige ſchwarzen wollten fich auf ihre neyen Werfe hinauf wagen; allein die gelben thaten nismals einen Aus⸗ fal auf fi. Und wenn einige von ihnen etwa aus: gegangen waren, fo hütefen fte ſich mit allem Fleiße, ihnen nicht zu begegnen, Ich fahe eine einzige ſchwarze, die eine ganze VBiertelftunde außen um . diefe Werke herum gieng. Sie ſchien hauprfächlich über die falſche Deffnung in Verwirrung zu gerathen, Sie flicg auf den Stein, der darüber lag, und ohn⸗ ‚geachtet derfelbe feinen halben Zoll breit war, fo kroch fie dech an den Ecken deffelben zwo oder dry Minuten lang herum, - Eine Minute ift für eine Ameiſe eine ſehr lange Zeit, die allezeit ſehr gefchäffz tig ift, und niemals eine einzige Minute verſchleu⸗ dert, Der Leſer hat vielleicht der Fleinen Colonie der gelben fihon vergeffen. Ich babe kurz vorhin gemeldet, daß fie eine Straße erwählet, die ganz von dem Wege der fehwarzen entfernet war, Sie hielten fich fehr genau zu ihrer eigenen Wohnung. Sie giengen allezeit mit großer VBorfiht aus, und kamen durch eine Deffnung wieder hinein, die glück lich gemug durch das ungefähre Gewebe einer Spinne bedecket ward, Solchergeſtalt lebten fie ganz einges zogen, und ich glaube, daß fie erſt nach acht oder schn Tagen den Weg zu ihren Cameraden gefunden, Zu der Zeit ſah ich eine von ihnen über die große - NR | Straße — von einem Ameiſenkriege. 323 Straße gehen, und ſich gleich darauf wieder zu ih⸗ rem Neſte begeben. Nicht lange darnach kam ſie wieder zurück, und zwar beynahe in Derfelben Linie, und mit derfelben Vorſicht. Nachgehends fand ich, daß fie es eine nach der andern wagten, hinüber zu gehen, Den folgenden Tag hatten fie alle ihre kleie Hürde verlaffen, und ſich zu ihren Freunden verfuͤget. Sie hielten ſich alle mit einander ſo genau in ih⸗ rem Neſte, daß ich glaubte, fie wären davon geganz gen. Bloß eine einzige Wache ließ ſich beftändig fes hen, und nachdem der Boden des Nefkes in Berwir- zung war gebracht worden, kamen fie in großer Nen⸗ ge heraus. Einige Tage hernach war auch fo gar die Wache weg. Und als ich dag Neſt öffnete: fo fand ich, daß fie alle ihr Quartier Seränderr hatten, wiewohl ich nicht ausfündig machen Fonnte, wohin fie ſich begeben. Vermuthlich find fie fo glücklich, gewe⸗ fen, daß fie den Weg zu ihrem Vaterlaͤnde wieder zu⸗ rück gefunden; wiewohl dieſes ehr wunderlich zuges gangen feyn muß, indem noch ein andrer Garten und zwey Häufer darzwifchen Maren, Gorviel iſt gewiß, daß fie da alle eine olfgemeine Verſchanʒung haben, Auf ſolche Weife endigte fich dieſe große Unruhe in ih⸗ rem kleinen Staat, die urfprünglicy durch eine ſchlech ⸗ te Neugierigkeit verurſachet, aber mit dem größten Elende eines ganzen Volkes fortgeſetzet worden, wel⸗ es zwar viele Wuth in feinen Kriegen bezeuget, den: noch aber überhaupt fo fleißige, fo unſchuldige und ſo geſellige Creaturen zu ſeyn ſcheinen, als nur immer auf der ganzen Welt ſeyn koͤnnen. | . & 2 A. a. Die 324 Erzählung von einem Ameiſenkriege. a. a. Die Linie des Sitzes. b. Die Colonnen an beyden Seiten. c. c. Bier Blumenbeeten. R: * Queerſtraßen. A. Der Wohnplatz der ſchwar— B. Ihr Vorrathshaus. C. C. Ihre Bandffrage, D. Der gedient Sitz der gelben. E. hr Eleinerer Sie. F. Das Neft, wohin fie - ihre Zuflucht genommen. G. Das N für ihre Zodten. RIRKEKEX AA EHKFRS — —2 | HER * va | 325 LEE ZZ DEZE Eu 2 | V. Abhandlungen j zur Hiſtorie | des Hauſes Brandenburg. Aus dem ꝛten Bande der Schriften der Fönigl. Akademie der Wiffenfihaften zu Berlin, 337 ©. überfegt. Vorbericht, ichts ift fahiger, einen € Eel fir dasS Schrei⸗ ben zu erregen, als die Menge Buͤcher, womit Europa uͤberſchwemmet iſt. Der Misbrauch der ſinnreichen Erfindung der Buch⸗ druckerey verewiget unſere Thorheiten, und wird der Nachwelt zu den ſtrengſten üetheilen uͤber die Nichtswuͤrdigkeit unſerer Werke Anlaß geben. Es ſcheinet in der That, als wenn man alle Ma⸗ ferien von den Eedern bis zum Dfop erfchöpfet habe. Dielleicht Haben 300, „vielleicht gar rooo ‚Schriftftelee Memoires und Fragmente von der Geſchichte Frankreichs gefchrieben. Man hat fo - gar den Inſekten die Ehre angethan, ihnen acht große Bande in Duarto zu widmen, die, wenn fie gebunden find, wenigſtens den Bücherfälen neugieriger Leute eine Zierde geben koͤnnen. bie | 3 - den 326. Abhandlungen zur Hiſtorie den aufs höflichfte geſagten Beſchimpfungen an bis: zu den groͤbſten Scheltwoͤrtern hat man weitläuftige Sammlungen, welche von .den- ge lehrten Zaͤnkereyen zuwege gebracht worden, die der Neid unter den Gelehrten erreget, und man muß geſtehen, daß unſer Jahrhundert fehr lobens⸗ wuͤrdig iſt, indem es ſich mit dem Unterricht des menſchlichen Geſchlechts ſo muͤhſam beſchaͤfftiget! Sollte man nicht ſagen, ein Menſch, ſo derglei⸗ chen Betrachtungen anſtellet, wird niemals ſchrei⸗ ben? Und dennoch hat dieſer Eifer, dieſe epide⸗ miſche Seuche ihn dazu gebracht, ein Buch zu verfertigen. Laßt uns taͤglich ein großer Miss frauen in ung felbjt fegen, wir find die Sophiſten unſrer Leidenfihaften. - Ein böfer Genius, oder etwa ein Damon, gab mir ein, Die Sefchichte des Hauſes Brandenburg wäre noch garnicht aefehrier ben. Dieß ift alſo der Enthuftafnus, der fich meiner Einbildungsfraft bemächtiget. Ich bitte um Erlaubniß, in dem Esniglichen Ncchio Unter⸗ richt zu ſuchen, und ich erhalte dieſelbe auch. Mein Suchen ſchaffet mir mehrere Huͤlfe, und itzo bin ich ein Schriftſteller wider meinen Wilen. Das Nachſinnen im Cabinette brachte mich zum beſtaͤn⸗ digen Sitzen. Einer von meinen Freunden fragte mich nach der Urſache meiner Eingezogenheit, und drang ſo ſehr in mich, daß ich mich genoͤthiget ſah, es ihm zu geſtehen. Er las dieſen Verſuch, und zwang mic), denſelben der koͤniglichen Akademie de Wiſſenſchaften zu uͤbergeben. 3 ‚des Hatıfes Brandenburg. - 327 Ich kann fie die Geroißheit der Geſchichte, die in dieſem kleinen Werke erzaͤhlet werden, Buͤrge ſeyn. Die Archiven, Chroniken, und einige Schriftfteller, fo uber die Materien ges fehrieben, find die Quellen, daraus ich geſchoͤ⸗ a pfet. Es wäre ein weit gefehickterer Baumeiſter noͤthig geweſen, dieſe Materiglien gut zu gebrau⸗ ‚hen, uͤnd ein Richter, der weniger, als der Here von Maupertuis, für die Aufmunterung deren forget, fo für die Wiffenſchaften arbeiten. Der Leſer mag mein Werk beurtheilen. Die Eigen⸗ liebe blendet mich nicht fo ſehr, daß ich glauben ollte, ich hatte ibm dadurch. ein anfehnlihes Geſchenk gemacht, | Jas Eon — oder vielmehr das Haus Hohenzollern iſt fo alt, daß ſich seffen Urſprung in den Dunkelheiten des Alterchums verlieret.: Ich wuͤrde von deffen Herfunft nichts als Fabeln oder Murhmaßungen vorbringen koͤnnen; allein den jetzi⸗ gen vernünftigen und erleuchteten Zeiten müffen feine Fabeln vorgeleget werden. Es thut nichts zur Sa⸗ che, daß die Öencalogiften diefes Haus von Eolonz na herrechnen, und daß fie durch cin grobes Verſehen den Zepter, der in dem Stammwapen von Branden⸗ burg iſt, mit der Säule verwechfeln, fo diefeg italie- niſche Haus in feinem Schilde führet. Und cben fo’ wenig it daran gelegen, daß man die Grafen von Hohenzollern von Witikind, den Buelfen, oder X &- einem — 328 Abhandlungen zur Hiſtorie einem andern Stamme, herleitet. Mich deucht, die Menſchen find alle von einem gleich alten Stamme. Ueberhaupt ſind die Unterſuchungen der Genealogiften, oder die Befchäfftiqungen der Gelehrten, die an den Etymologien der Wörter arbeiten, ſolche Kleinigkei⸗ ten, daß fie chen deswegen nicht würdig find, den⸗ kende Köpfe zu befehäfftigen. Es kommt auf merk—⸗ würdige Thaten und auf Sachen an, die faͤhtg find, die Aufmerkſamkeit der Bernünftigen zu reizen, Ich werde mich alfo bey der Unterſuchung folcher fchlechten und unnöthigen Kleinigkeiten nicht auf⸗ halten. Taßillon iſt der erſte Graf von Hohenzollern, der in der Hiſtorie befannt ift. Er lebte ungefähr im Jahre 800. Seine Nachfommen find geweſen: Danco, Rudolph der Erſte, Otho, Wolf gang, Stiederich der Erſte, Friederich der Sweyte, Friederich der Dritte, Burcherdt, Sriederich der Dierte, Rudolph der Zwepte, Deren dunfele Geſchichte gar nicht befannt ift. Conrad, der gegen das Jahr 1200 lebte, ift der erfte Buragraf von Nürnberg, deffen die Hiftorie Meldung thut, Seine Nachkommen waren; Srisdrich der Erſte, 1216; Conrad der zweyte, 12605 Friederich der Zweyte, 1270. Man finder, daß Friederich der Dritte von feinem Schwager, dem Herzoge von. Meram, die Herrſchafften Bareuth und Cadelsburg geerber, Ihm folgte Johann der eıfte, 12985 „und diefem Sriederich der Vierte, 1332, Diefer Burggraf keiftete den Kaifern, Albert, Heinrich dem Siebenten, und Ludwig von Bayern, in dem Kriege, den fie mit Friederich von des Hauſes Brandenburg. 329 von ©efterreich führten, große Dienſte. Der Burggraf fihlug den Erzherzog, nahm ihn gefangen, und lieferte ihn dem Kaiferz und diefer Herr: ſchenkte ihm aus Erkenntlichkeit alle Gefangenen, die er von den Oeſterreichern gemacht hatte. Friederich der Vierte gab ſie unter der Bedingung los, daß ſie ihm wegen ihrer Güter huldigen follten, Und dieß iſt der Ueſprung der Vaſallen, welche die Markgrafen von Franken noch in Defterreich haben. : Die Nachfolger Sriederichs des Dietten wa⸗ ren Conrad der Dierte, 13345 Johann der Zweyte, 1357; Albert der Sechfte, der Schöne genannt, 13615 und der Enkel Alberts, Sriederich der Künfte, welchen Kayfer Carl der Dierte 1363 auf dem Keichstage. zu Nürnberg zum Prinzen des Reiche erflärte,. und ihn fo gar zu feinem Lieutenant. ernannte, Sriederich der Fünfte theilte 1420 die Sänder feines Burggrafthums unter feine beyden Söhne, Johann den Dritten und Sriederich den Sech⸗ jten, Johann der Dritte ftarb ohne Kinder, und alfo Fam die ganze väterliche Erbſchaft auf Sriederich den Sechften, Diefer Prinz gieng 1408 mit feinen Truppen in das Gebiet der Stadt Rotweil, die in der Reichsaht war, und ſchleifte verſchiedene Schlöffer. Im Jahre 1410 traf er die Negierung der Marf an, die ihm der Kaifer Sigismund gegeben hatte, | Da die letzten Ehurfürften von Brandenburg nicht in der Mark refidirten ; fo befam der Adel die Oberhand, Er war unabhängig, rebellifch und aufs ruͤhriſch. Der neue Regent verband fich mit den | 3 Her⸗ 330 Abhandlungen zur Hiſtorie Herzogen von Pommern, und lieferte diefen Rebellen ein? blutige Schlacht bey Zoſſen. Er trug den völs ligen Sieg davon, und fehleifte einige von ihren Fer ftungen, die ihnen zur Zuflucht dienten; er konnte aber die Familie derer von Kuitzow nicht cher baͤndi⸗ gen, als bis er ihnen 24 Schlöffer, die in gutem Ver⸗ sheldigungsftande waren, genommen hatte. Itzo find wir an den glücklichen Zeitpunkt deg Hau ſes J——— gekommen. Da wir es aber in ein neues Land verpflanzet ſehen: fo wird eg gut feyn, von Dem Urſprunge und der Regierung von Brandenburg einen Begriff zu geben, Die Länder, welche damals das Ehurfürftenehum Drandenburg ausmachten, waren die Altemarf, die Mittelmark, die Neuemark, die Ucfermarf, Priegniß, die Graffchaft Rupin, Eroffen, Cottbus, Beſekau und Storkau. Das Wort Markgrafthum bedeutet urſoruͤnglich ſo viel, als eine Regierung der Graͤnzen. Die Roͤmer ſetzten die erſten Gouverneurs in dieſe Laͤnder, welche ſie von den Schwaben erobert hatten. Man bemerket indeſſen, daß ſie niemals uͤber die Elbe gekommen. Es ſcheinet, als wenn der - wilde und friegerifche Charafter diefer Völker, wie Tacitus berichtet, fie abgehalten habe, diefelben zu bändigen. Die Schwaben ſowohl als aud) die Roͤ⸗ mer wurden nachgehends von den Vandalen, den Hunnen, den Sachſen und Franken vertrichben, und Carl dev Broße hatte Mühe genug, fie unter dag Joch zu bringen *. Erſt im Jahre 927ft ste Kaifer ‚ @einvich der Vogler Markgrafen in diefe Sünder ein, um diefe Völker, fo zum Aufruhre geneigt wa> *780. ren, des Hauſes Brandenburg. 331 ren, nebſt den Nachbaren in den Schranfen zu halten, die ihre herumfchweifende Tapferkeit durch Einfälle und Streiferenen übten. Siesfried*, der Schwaz ger des Kaifer Henrichs des Poglers, war, nach Enzelts Berichte, der erfte Markgraf von Branden⸗ burg, Unter feiner Adminifiration wurden die Bi— ſchofthuͤmer Brandenburg, Meißen, Camin und Havel: berg aeftiftet, Das Biſchofthum Magdeburg ift erſt vom Kaiſer Otho errichtet worden. | Man zähler, feit dem Siegfried bis auf unfere Zeiten, fechs verfihiedene Sinien der Markgrafen von Brandenburg, nämlich die &inie der Sachfen, der Gras fen von Stade, vom Haufe Anhalt, von Bayern, von Suremburg , undendiich die von Hohenzollern, welche noch jego waͤhret. —39 Zu den Zeiten der erſten Linien verheerete ein vandaliſcher König, mit Namen Miſtevoyus, die Marken, und jagte die Gouverneurs heraus. Kaiſer Henrich der Sweyte eroberte dieſes Land von neuem, die Barbaren wurden geſchlagen, und Miſtevoyus ward mit 6000 von den Seinigen erleget. Die Markgrafen kamen durch ihre Wiedereinſetzung noch nicht zur Ruhe; fie haften Kriege mit den Bandalen und andern barbarifchen Bölfern zu führen, . ' bald wurden fie gefchlagen, bald ſchlugen fiewieder, und ihre Mache ward nicht cher, als unter Albert den Baͤren beflätiget, der der erſte vom der anhal: tiſchen Linie, und der Dritte von den Markgrafen war, Die Kaifer, Conrad der Dritte, und Kriederich Barbaroſſa, erhoben ihn, und zwar der erfte zum Marfgrafthum, und der andre zur Churfürftlichen J RN Würde 927. 332 Abhandlungen zur Hifforie Würde *. Primislaus, Prinz der Vandalen, der keine Kinder hatte gehn Albert den Bären fo Tieb, daß er ihn in feinem Teftamente ** die Mittels mark vermachte, Diefer Churfürft befaß damals die Alter und Mittelmark, Oberfachfen, das sand Anhalt, und einen Theil von der Lausnitz. In den Archiven und Gefchichten finder fich, in Anfehung der Prinzen von der anhalzifchen Linie die größte Dunfelbeit. Man weis, Daß diefe Linie 1332 durch den Tod Wol⸗ demars des Dritten erlofihen if. Der Kaifer Ludovicus Davarus, fo damals regierte, fahe die Mark als ein sehen an, fo auf das Reich gefallen, und gab fie feinem Sohne Ludwig, der der erfte von der vierten Linie war, Dieſer Ehurfürft hatte drey Krie⸗ ge zu führen; einen mit den Herzogen von Pommern, "die in die Uckermark einfielen; den andern mit den Po⸗ Een, welche die Graffchaft Sternberg verheerten; und den dritten wider einen Betrüger, der den Namen Woldemar, eines Bruders des legten Churfürften aus dem Haufe Anhalt, annahm, fich einen Anhang machte, und einige Städfe eroberte, aber zuletzt geſchla⸗ gen ward. Dieſer falfche Woldemar war eines Muͤllers Sohn von Belitz. Ludwig der Römer *** folgte feinem Bruder, und da er auch ohne Kinder ftarb, fo folgte ihm fein dritter Bender, Otho. Diefer Prinz war fo nieder trächfig, daß er nad) dem Tode des Kaifers, feines Vaters, dag Churfuͤrſtenthum fuͤr 200000 Gold⸗ guͤlden * ungefaͤhr im Jahre 1100. 1142 *** Diefer Zuname ward ihm beygeleget, weil er zu Rom gebohren war, t. 1370. | des Hauſes Brandenburg. 333 ‚gülden an den Kaifer Carl den Dierten, aus dem Haufe Luxemburg, verkaufte, und der ihm diefe mäßige Summe nicht einmal bezahlte. Carl der Pierre gab die Mark feinem Sohne Wenceslaus, der diefelbe Böhmen, worüber er König war; ein, verleiben wollte. a | Sigismundus, der dritte Churfürft aus dem Haufe Luxemburg, hatte Geld noͤthig, und verkaufte daher die neue Marf 1042 au den deurfchen Orden, Der Orden hatte diefe Provinz: ſchon befeffen, cr hatte diefelbe von dem Ehurfürften Johann erobert ; durch Otho den Langen war fie wieder erfauft wor, den, und Sigismund von Luxemburg verkaufte fie aufs neue. Der Ehurfürft Jodocus ausdemfelben Haufe vergiftete feinen Bruder Procopius, Er regierte 24 Sabre; als er aber nach dem Kaiſerthume frachtere, verfaufte er das ganze Churfürftenehum für 400000 Gulden an Herzog Wilhelm von Meißen, Der Herzog befaß die Mark nicht länger, als ein Jahr, da ſie der Kaifer Sigismund wieder Faufte, \ Diefe fonderbare Gewohnheit, die Staaten zu Faufen und zu verkaufen, welche in diefem Jahrhun⸗ derte fo flark in der Mode war, iſt ein gewiffer Ber - reis von der Barbarey der damaligen Zeiten, und von dem elenden Zuftande, darinn ſich diefe Provinz zen befanden, die man um einen fo fchnöden Preis verkaufte, Der Kaifer Sigismundus feste Fries derich den Sechften, Burggrafen von Nürnberg, zum Gouverneur oder Marfgrafenvon Brandenburg; und diefer Prinz it es, deſſen Hiſtorie wir ige bes fehreiben wollen, | | | Frie⸗ 334 Abhändfungen zur Hiffovie — Friederich der Erſte. Em Jahre 1gı5 ertheilte der Kaiſer Friederich dem Sechſten die Churfuͤrſtliche Wuͤrde, und das Amt eines Erzkaͤmmerers des heiligen roͤmiſchen Reichs, und ſchenkte ihm das Land Brandenburg zu eigen. Friederich der Erſte empfing die Inve⸗ ſtitur davon aus der Hand ſeines Wohlthaͤters im Jahre 1417 auf dem Reichstage zu Coſtnitz. Er be⸗ ſaß damals die Alte⸗ und Mittelmark. Die Herzoge von Pommern hatten ſich die Uckermark zugeeignet. Der Churfuͤrſt bekriegte ſie, ſchlug ſie zu Angermuͤnde, und vereinigte eine Provinz mit dee Mark, die der— ſelben ſeit undenklichen Zeiten war einverleibet ge⸗ weſen. — Die Neuemark gehoͤrte noch dem deutſchen Orden, wie oben geſagt iſt; allein der Churfuͤrſt, der die Ab⸗ ſichten ſeiner Vergroͤßerung weit ausbreitete, bemaͤch⸗ tigte ſich Sachſens, deſſen Churfuͤrſtenthum durch den Tod des letzten Churfuͤrſten von der anhaltiſchen Linie ledig war. Der Kaiſer, fo dieſe Eroberung nicht billigte, gab dem Herzoge von Meißen die Inveſtitur davon, und Friederich der Erſte begab ſich gutwil⸗ lig ſeiner Rechte. ng Der Epurfürft theilte feine Staaten in feinem: Teſtamente. Sein ältefter Sohn, mit dem Zune; men der Alchymift, verlohr das Churfürftenehum, : weil er den Stein der Weifen gar zu eifrig ſuchte und befam Vogtland; feinandrer Sohn, Sriederich, erhicht das Ehurfürftenthum; Albert, mit dem Zu⸗ namen Achilles, empfing die Herzogthuͤmer Sranfenz und Stiederich den Dicken fiel er aus 1, ein des Hauſes Brandenburg. 335° allein der Tod Friederichs des Dicken verfnüpfte diefe Provinz wieder mit dem Churfürftenthume Brandenburg. Dieſer natürlichen Billigkeit, welche verlanget, daß ein Vater eine gleiche Theilung unter feinen Kindern mache, folgte man noch in diejen ent: fernten Zeiten. Min merfte aber in der Folge, daß dasjenige, was das Glüd der jüngern Söhne aus? machte, zum Anfange der Abnahme der Häufer ge- reichte. Wir werden indeffen in diefer Hiftorie doch noch einige Exempel von dergleichen Theilungen ſehen. Friederich ftarb 1440, | | Sriederih der Sweyte, mitdem Zunamen Eiſenzahn. Friederich der Zweyte * erhielt den Zunamen Eiſenzahn wegen feiner Stärfe, "Man hätte ihn den Großmütbigen nennen follen, weil er die böhmifche Krone ausfihlug, die ihm der Pabft anbot, um Geortt Podiebrad derfelben zu beranbens; wie auch die Krone, fo ihm die Pohlen antrugen, wobey er fich erklärte, er wollte fie nicht anders anhchmen, als wenn Lafimir, der Bruder des letzten Kö- _ nigs Ladislaus, dicfelbe ausfchlüge, Die Groß⸗ muth diefes Ehurfürften zog ihm das Vertrauen der Voͤlker zu. Die Staaten derNiederlausnig ergabeit ſich ihm bloß aus Zuneigung. Die Lausnitz war ein £chen von Böhmen, Georg Podiebrad vergaß der Erfenntlihfeit, die er Sriederich dem zwey⸗ ten ſchuldig war, und bekriegte die Lausnitz und die 2% Mark, # 1440, 3356 Abhandlungen zur Hifforie - Mark, Diefe beyden Prinzen machten einen Tractat zu Guben *, vermittelft deffen Corbus, Peitz, Sommerz‘ feld, Hobersberg, Storfauu. Veſekau dem Churfürjten von der Krone Böhmen als eigen abgetreten wurden, Der Ehurfürft, fo Feine unrechtmaͤßige Eroberungen verlangfe, wußte feine Anſpruͤche gültig zu machen, wenn fie rechtmäßig waren; er Faufte die Neuemark dem deutſchen Drden wieder ab **, dem fie, wie ich fhon gefaget, zugehöret hatte, Im fahre 1464 ſtarb Otho der Dritte, der legte Herzog von Stet⸗ tin, und der Churfürft gericch in einen Krieg mit dem Herzoge von Wolgaſt. Die Urfache war, weil Ludovicus Bavarus, Churfürft von Branz - denburg, im Jahre. 1338 einen Tractaf mit den Herz zogen von Pommern gemacht hatte, daß, wenn ihre Sinie ausftürbe, Pommern dem Churfürftenchume wieder zufallen ſollte. Diefer Tractat war von dem Kaifer beftätiger worden. Die Streitigfeit endigte ſich durch einen Bergleich **, nach welchem der Herz zog von MWolgaft zwar im Befige des Herzogthums Stettin blieb, allein er mußte es doch vom Churfürs ſten als ein Schen nehmen, und Pommern leiftete demfelben vorgängig ‚die Huldigung. Stiederich der Sweyte vereinigte die Grafſchaft Wernigerode t, als ein ledig ſtehendes Lehen, mit der Mark, und nahm die Titel eines Herzogs von Pommern, von Mecklenburg, Bandalien, Schwerin und Roſtock 0 worauf er die Anwartſchaft hatte. Daſſelbe uneigennuͤtzige Gemuͤth, womit er zwo Kronen ausgeſchlagen, bewegte ihn gleichfalls 1469, | feinem #762, m 1445 für 100000 Goldguͤlden. AAO, t 1469. des Hauſes Brandenburg 337 feinem Bruder Albert, mit dem Zunamen Achilles, zu Gefallen, das Ehurfürftenehum abzuftehen; denn er hatte Feine Kinder, - Diefer Prinz, der in feinem ganzen geben die Mäßigung gelieber hatte, entfernte fi) nicht von feinen Örundfägen, und begnügte fich mit einer mäßigen Penfion von 6800 Gulden, wovon er als ein Philofoph bis 1471 lebte, in welchem Jahre er, von Schwachheiten uͤberhaͤufet, ſtarb. * * Albert, mit dem Zunamen Achilles. [bert * ward wegen feiner Tapferkeit mit dem Zu⸗ > namen Achilles und Ulyſſes beleget. Er war 57 Jahre alt, als ihm fein Bruder die Regierung ab» trat, Beine edelften Thaten hatte er zu der Zeit ver; richtet, da er nichts weiter, als Burggraf von Nuͤrn⸗ ‚berg, war, As Markgraf von Bareuth und Anſpach ‚befriegte ee Ludovicum Barbatum, den Herzog von Bayern, und befam ihn felbft gefangen, Er ge ‚wann acht Schlachten wider die Nürnberger, die einen ' Aufſtand erreger batten, und ihm das Burggrafthum ftreitig machten, Er nahm einem aus der Stadt, Mamens Guido, mit Lebensgefahr eine Standarte, . da er allein gegen 16 Mann flreiten mußte, bis ervon. "den Seinigen Beyftand erhielt, Er bemächtigte ſich der Stadt Greiffenberg, wie Alerander der Haupt ſtadt der Oxidraquen. Er fprang allein oben von den Mauern-in die Stade, wo er fo lange focht, big die Seinen ſich der Thore bemächtigt hatten, und ihm zu Hülfe kamen. Albert regierte faft das ganze Neich, da Kaifır Friedrich der Dritte das größte Ver⸗ 2 Band. Y trauen *1469. h 355 Abhandlungen zur Hiſtorie trauen in ihn ſetzte. Er commandirte die Eaiferlichen Armeen wider Ludwig den Beichen, Herzog von Bayern, und wider Carl den Ruͤhnen, Herzog von Burgund, der Muis * belagert hatte; und Albert brachte diefen Prinzen dahin, Friede zu machen, Er gewann in 17 Toutnieren den Preis, und ward nie— mals ausdem Sattel gehoben, Dieſe Art zu kaͤmpfen feheinet urfprünglich fran⸗ zoͤſiſch zu feyn; vielleicht haben die Mohren, fo Spar nien uͤberſchwemmeten, diefelbe mie ihrer Komanes- quengalanterie alda eingeführet, Man findet in der Gefchichte Frankreich, daß ein gewiffer Gott⸗ fried von Preuilly, der 1060 gelebet, der Wieder: berfteller diefer Tourniere geweſen. Indeſſen hatte doch Carl der Kable, welcher 844 lebte, dergleichen ſchon zu Straßburg gehalten, ‘als fein Bruder Lud⸗ wig von Deutſchland ihn befuchte. Im Jahre 114 Fam diefe Mode nach England hinüber, und Richard, König von Großbrittanien, führte fie 1194 allda ein. Johann Cantecuzenus fagt, daß bey der Vermaͤh⸗ lung Anna von Savoyen mit Andronicus Par 1Kologus, dem griechifchen Kaifer, dergleichen Kaͤm⸗ pfe gehalten worden, deren Gebrauch von den Öalliern hergefommen **, Oft mußten einige dag geben ein⸗ büßen, wenn diefe Kämpfe zu weit getricben wurden. Man lieſet beym Henrich Ringſton, daß zu Cha⸗ Ion ***, beyeiner Zufammenfunft des Königs von England, Eduard, und des Herzogs von Chalons, ein Tournier gehalten worden, wo vicle burgundifche und englifche Ritter auf dem Plate geblieben, Im Jahre ——— Stadt Nuis liegt im Surfüfinpum Coͤlln. 1226 des Hauſes Brandenburg, 339 . Sabre 1136 Famen die Tourniere nach Deutfchland, Man ließ allenthalben Ausforderungsbriefe herumflies gen, Ritter zu dergleichen Kampfe zufammen zu hetzen. Der Inhaltderfelben beftand gemeiniglich darinn, dies fer oder jener Prinz wäredes niedertraͤchtigen Müßig- gangs überdrüßig, und verlangte einen Kampf, um feine Tapferkeit zu üben, und feine Geſchicklichkeit zu zeigen, Sie benannten die Zeit, dieZahl der Ritter, die Art der Waffen, und den Dit, wo der Teurnier follte gehalten werden, und legten den befiegten Ritz tern auf, den fiegenden Rittern einen goldenen, und "ihren Stallmeiftern einen filbernen Armband zu geben, Die Paͤbſte bewegten fi) wider diefe befrübten Ergetz⸗ lichkeiten. Tinnocentius der Zwepte * und hernach Eugenius der Dritte ** donnerten auf dem latera= nifchen Concilie mit dem Anathema los, und thaten diejenigen in Bann, welche diefen Spielen beywohnen würden; allein, ungeachtet des Aberglaubens der das maligen Zeiten Fonnten die Päbfte wider diefe fatale Gewohnheit doch nichts ausrichten. in unglüclis cher Ehrgeiz beförderte ihren Lauf, und die Grobheit der Sitten machte diefelben zu Schaufpielen, Erge⸗ Hungen und Beichäfftigungen, die der Barbaren derer Jahrhunderte, worinn fie entftanden, gemäß waren. Denn auch nach diefem Bannfiral führer die Hiftorie ein Tournier Carls des Sechften, Königs von Frankreich, an, welches zu Cambrai *** gehalten wor⸗ den; noch ein anders von Franciſco dem Erſten, zwiſchen Ardres und Guine +, und endlich das zu Pa; vis tt, bey welchem Heinrich der Zweyte durch einen Splitter der fanze deg Grafen von Montgommery 2 im ao, ER 0559. 340 Abhandlungen zur Hiſtorie im Auge verwundet ward, wovon dieſer Koͤnig eilf Tage hernach ſtarb. —— —— Man ſiehet alſo, daß es ein großer Ruhm fuͤr Al⸗ bert Achylles war, in 17 Tournieren den Preis zu erhalten, und daß man in dieſen rauhen Zeiten eben fo vielen Ruhm in der Geſchicklichkeit des Leibes als zu den Zeiten des Homers, gefucht hat. Unſer weit mehr erleuchtetes Jahrhundert wendet feine Hochach⸗ tung nur den Gaben des Geiftes, und foldyen Tugenden ‚zu, die den Menfchen faft über feinen Stand erheben, . durch die er feine Leidenſchaften überwinder, und die ihm wohlthätig, großmuͤthig und dienftfertig machen, Albert verband alfo feine Güter in Franken, durch die Abfagung feines Bruders, mit dem Churfürften- thum *, Nach angetretener Regierung richtete or 1473 eine Erbverbrüderung mit den Häufern Sachſen und Heffen auf, durch welche fie die Erbfolge ihrer Staa ten unter fich beftimmten, im Fall eine von ihren fi nien ausfterben ſollte. In eben dem Jahre machte er wegen feiner eigenen Succeßion eine Verordnung un, ger feinen Söhnen. Das Ehurfürftenehum fiel Jos bann, mit dem Junamen Cicero, zu; fein andrer Sohn bekam Barcuth, und der jüngfte Anfpach, Als bert frat endlich 1476 feinem Sohne Jobann Eicero zu Gefallen das Churfuͤrſtenthum ab. Seine Tochter Barbara, welche ſich an Heinrich, den Herzog von _ Glogau und Eroffen, vermählte, machte, daß dieß lege: Herzogthum zum Haufe Brandenburg fam. In ihrem Heirathecontract war beftimmet, daß, im Fall der Herjog Heinrich ohne Kinder ftürbe, der Chur⸗ fürft das Recht Haben follte, jährlich soooo Ducaten - — aus *1470. des Hauſes Brandenburg. 341 aus dem Herzogthume Croſſen zu heben. Dieß erfolg⸗ te wirklich. Johann Cicero bemaͤchtigte ſich der Stadt Croſſen, und behauptete dieſe Eroberung. Alberts dritter Sohn, Friederich der Dicke, Mark⸗ graf von Anſpach, war der Großvater des Albert Frie⸗ derichg; der das Herzogthum Jaͤgerndorf vom Könige von Böhmen befam. Es ilt nicht überflüßig,bey dies fer Gelegenheit anzuführen, daß der Herzog Georg von Anfpach und Jaͤgerndorf mit den Herzogen von Dppeln und Ratibor einen Bergleich gemacht, vermöge deflen der, fo am Fängften lebte, von denen andern, welche ohne Kinder ftürben, erben ſollte. Dieſe bey: den Herzoge ließen Feine Erben nad), und Georg ver: Fnüpfte die Nachfolge in beyden Herzogthümern mit einander, Mach der Zeit nahm Serdinand, Carl des Sünften Bruder, und Erbe des Königreichs Böhmen, dem Marfgrafen Georg Oppeln und Nas tibor weg, und verſprach ihm, zur Erſetzung feines Schadens, eine Summe von 130000 Öulden, die aber ‚niemals bezahlt worden, | Johann, der Cicero *, Mn gab ihm den Zunamen Cicero wegen ſeiner natuͤrlichen Beredſamkeit. Er vereinigte drey Koͤnige, die wegen Schleſien mit einander ſiritten, naͤmlich Ladislaus in Boͤhmen, Caſimir in Pohlen, und Matthias in Ungarn. Johann und der Chur⸗ fuͤrſt von Sachſen giengen an der Spitze von 6000 Reutern in Schlefien, und erffärten ſich für Feinde desjenigen Königs , der ihren Friedengvorfchlägen fein Gehör geben würde, Seine Beredſamkeit bewirkte, * Be. Yy3 wie * 1476. | 2." * 342 Abhandlungen zur Hiſtorie wie die Kahrbücher fagen, die Bereinigung diefer Prin⸗ zen, und dadurch wurde Schlefien, und die Lausnitz unter die Könige von Böhmen und Ungarn getheilet, Sch wollte, daß man andre Beyfpiele von der Bered⸗ famfeie dieſes Prinzen angeführet hätte, denn bey die: fen fiheinen die 6000 Reuter der Eräftigfte Bewer gungsgrund gewefen zu ſeyn. Ein Prinz, der die Streitigkeiten durch die Gewalt der Waffen entſchei⸗ den kann iſt allezeie ein großer Dialecticus; er ift ein Herkules, der mit Keulenſchlaͤgen überreden, | Johann Cicero führte mit dem Herzoge von Sagan einen Krieg, welcher Anfprüche auf das Herz zogthum Eroffen machte. Der Churfürft fehlug ihn nahe. beydicfer Stadt, und nahm ihn gefangen. An Tohann, dem Herzoge von Sagan, erfennet man die Sitten der damaligen Zeit, da er fo graufam war, feis nen Bruder, mit welchem er fich entzweyet hatte, Hun⸗ gers fterben zu laffen. Johann Cicero ftarb 1499 Er hinterlich zween Söhne, von welden Joachim ihm im Churfürftenthume folgte, und der andere, mit Namen Albert, ward Ehurfürft zu Mainz und Erz bifchof zu Magdeburg. Ä Joachim der Erfie, mit dem Zunamen Neſtor. r erhielt den Zunamen LTeftor * eben fo, als Ludwig der Dreyzehnte den Namen des Ges rechten, dag ift, ohne, daß man die Urfache davon einfehen fann. Joachim war nur 16 Jahre alt, als er Ehurfürft ward, Die Grafſchaft Rupin war | | durch 1499. des Haufes Brandenburg. 343 durch den Tod Wichmanns, Grafen von Lindau, ledig worden, undder Ehurfürft vereinigfe diefes Lehn mit der Mark. Er ftarb 1532, und hinterließ zween Soͤhne, naͤmlich Joachim, der ihm folgte, und den Markgrafen Johann, welchem er die rn Eroffen, Sternberg und Storfau vermachte. Joachim der Zweyte. 8 ſcheinet, daß man zur Zeit Joachims des Zweyten den Misbrauch abgeſchaffet hat, den Prinzen Zunamen beyzulegen. Seines Vaters Zu⸗ name war fo übel ausgefallen, daß er mehr zur Ver⸗ fpottung als zum Ruhme Anlaß gab. Die Schmeis cheley der Hofleute, welche die Vergfeichungen aus dem Alterthume erfihöpfe hate, verfiel nunmehro ohne Zweifel auf etwas anders, und es ift glaublicy, daß die Eigenliebe der Prinzen nichts dabey verlohren hat. Joachim der äwepte erbte das Churfuͤrſtenthum von feinem Bater, wie wir gefagt haben, Er nahm 1539 Luthers Lehre an, Die Uriftände, welche zu diefer Veränderung Gelegenheit gaben, find unbefannt, So viel iſt gewiß, daß feine Hofleute und der Biſchof von Brandenburg feinem Erempel folgten, Eine neue Religion, welche auf einmal in der Welt erſcheinet, welche Europa theiler, die Ordnung dee Befigungen verändert, und zu neuen politiſchen bindungen Gelegenheit giebt, verdienet wohl, daß wie ums einige Augenblicke dabey aufhalten, ihren Fort⸗ gang zu ‚betrachten, und infonderheit zu bemerken, durch welche Kraft fie die plöglichen Veränderungen der größten Staaten zuwege gebracht, ' 94 Um * 1532, | 344° Abhandlungen zur Hifforie Um das Jahr 1400 fing Johann Huß an, feine neue Lehre in Böhmen zu predigen, Er hielt eg eis gentlic mit den Meynungen der Waldenſer und des MWiclefs. Huß ward auf dem Concilio zu Coftnig verbrannt *, Seine vorgegebene Märtyrerfchaft ver mehrte den Eifer feiner Juͤnger. Die Böhmen, wel- che gar zu grobe Köpfe waren, als daß fie ſich in die ſophiſtiſchen Streitigkeiten der Gottesgelehrten finden fonnfen, crariffen diefe neue Secte bloß aus einem Geifte der Unabhangigfeit und des Aufruhrs; wozu der Character diefer Nation ziemlich geneigt ift. Die fe Neubefchrten fehütfelten das Joch des Pabftes ab, und fie gebrauchten die Gewiflensfreyheit, das Safer ihres Aufruhrs zu bedeefen, So lange ein gewiſſer Ziska ihr Haupt war, blich diefe Partey fürchterlich, Ziska erhielt einine Siege über die Truppen der Boͤh⸗ mifchen Könige Wenceslaus und Ottocarus. Nach ſeinem Tode aber wurden die Hußiten zum Theil aus dem Meiche gejaget, und man findet nicht, daß fich die Lehre des Jobann Huß außerhalb Böhmen verbrei- tee hat, Die Unmiffenheit hatte im vierzehnten und funf- zehnten Jahrhunderte ihren Höchften Gipfel erreiche. - Die Geiftlichen waren nicht einmal genugfam unter richtet, Pedantenzufeyn, Die Nachläßigkeit in den. Eitten, und das liederliche geben der Mönche, verur: fachten, daß ganz Europa einftimmig eine Abfchaffung fo vieler Misbräuche verlangte, Die Päbfte felbft misbrauchten ihre Macht fo fehr, daß es ganz uner⸗ träglid) war, Deo der Zehnte führte in der Chris ſten⸗ *Im Fahr 1415 unter dem Pabſt Jobann dem Drey⸗ undzwanzigſten. | | des Hauſes Brandenburg. 345 ſtenheit einen Ablaßhandel, die Summen zu ſammlen, welche⸗er zur Erbauung der großen Peterskirche in Kom nörhig hatte. Man fagt, der Pabft habe feiner Schweſter Cibo die Einfünfte gefchenfer, welche der Ablaßkram aus Sachſen einbrachte. Dieſe zufällige Einnahme ward verpachtet, und dieſe außerordentli⸗ chen Pächter, die fich bereichern wollten, erwählten ſich Mönche und Bettler, welche fähig waren, die ‚größten Summen zu häufen, und diefe Ablaßcommif farien verſchwendeten einen Theil daven durch ſchand⸗ bare Ausfchweifungen, Kin Inquiſitor, Namens Tetzel, und Dominicanermönche waren diejenigen, welche diefe Commißion fo übel handhabeten, und das durch zur Reformation Gelegenheit gaben, Denn der Generalpicarius der Auguftiner, Namens Stau⸗ pi, deffen Orden diefen Handel im Beſitz gehabt "hatte, befahl einem feiner Mönche, Namens Luther, wider den Ablaß zu predigen. Seit 1516 hatfe Luther die Scholafticos ſchon beſtritten; nunmchro erhob er ſich mit. defto mehrerer Kraft wider diefen Misbrauch. - Er brachte andere zweifelhafte Säge auf die Bahn, und hernach behauptete und unterftüßfeer fie mie neuen Beweiſen. - Endlich ward er vom Pabfte in den Bann gethan * Er hatte das Vergnügen genoffen, feine Meynung ohne Zwang zu ſagen. Nachgehends & aab er fich diefem Vergnügen ohne Mäßigung. Er verließ den Orden, und heirathete Catharina von Bohren **, nachdem cr verfchiedene Prinzen auf feine ‚ Seite gebracht hatte, welchen der Raub der Kirchen: guͤter ein füffer Anbig war. Der Ehurfürftvon Sachs fen war der erſte, der fich zu feiner neuen Secte | dr wandte * 1520, a 346 Abhandlungen zur Hiſtorie wandte, Die Pfalz, Heffen, das fand Hannover, Brandenburg, Schwaben, ein Theil von Defterreich, von Böhmen und von Ungarn, ganz Schlefien und Norden nahmen dieſe neue Religion an. Die Lehrſaͤtze ſind ſo bekannt, daß man von mir nicht verlangen wird, ſie anzufuͤhren. Nicht lange hernach * erſchien Calvinus in Frank⸗ reih,. Ein Deutfcher, Namens Wolmar, welcher ein $utheraner war, hatte dem Calvinus feine Mey; nungen gebrachf, mit dem er zu Bonrges Bekannt; ſchaft machte. Ungeachtet des Schutzes, fo Mar⸗ garetha von Navarra dieſer neuen Lehre wiederfahren lieh, fahe fih Calvinus genöthiger, Frankreich zu verfchiedenenmalen zu verlaffen. Poitiers war der Ort, wo er die meiften Profelyten machte. Diefer Bekehrer, der die Gemuͤther feiner Landsleute Fannte, wußte, daß fie ſich leichter durch Lieder, als durch Be⸗ weife überreden ließen ; er machte daher eine Vaude⸗ ville, oder ein Gaffenlicd, deffen Strophen fih mit den Worten fehloffien; O Moines! O Moines! il faut vous marier! O ihr Wiönche! O ihr Mönche ! ihr muͤſſet euch verbeivarben * ! Diefes hatte einen erftaunlichen Erfolg. Calvinus entwich nach Bafel, allwo er feine Inſtitutiones dru⸗ cken ließ, Er bekehrte nachgehends die Herzoginn von Ferrara, eine Tochter Ludewigs des Zwölften. Im Jahre 1536 brachte er Die Genfer vollends zu ſei⸗ ner Meynung, und ließ den Michael Servetus, der fein Feind war, dafelbft verbrennen. Obgleich _ Die reformirte Religion in Frankreich nicht völlig ger - | — 00, Duldek, 1533. * Sihe Moreri Dictionnaire unter Dem Ti⸗ tel Calvinus. = | de Haufes Brandenburg. 347 duldet ward ; fo fehien es doch, als ob die Kriege, wozu fie Gelegenheit gab, diefes Reich zu Grunde richten wollten, Heinrich dev Achte führte diefen Gortesdienft in England ein. Leo der Zehnte hatte ihm den Titel eines Befchügers des Glaubens beygeleget, weil er wider Luther gefchricben hatte 5 als er fich aber in die Anna von Boulen verlichre, wollte er feine Heirat mie Catharina von Arrago: nien aufheben, welches er auch eigenmächtig that. Elemens der Siebente, der Leo dem Zehnten folgte, that ihn unvorfichtiger Weife in den Bann, weil er Anna von Boulen geheiracher hatte, und im Jahre 1533 ſchuͤttelte Heinrich der Achte das Joch des Pabftes ab, und erklärte fich für das Haupt der ‚englifchen Kirche. Wenn man alfo die Urfachen des Fortganges der Reformation auf einfache Säge brin⸗ gen will: fo wird man finden, daß folche in Deutfch- land das Werf des Eigennuges, in England das Merk der Liebe, und in Frankreich das Werk der Neuigkeit, oder viclleicht eines Liedes gewefen if, Man muß nicht glauben, als wenn Johann Huß, Luther oder Calvin unter die großen Geiſter zu rech⸗ nen find. Es gehet mit den Häuptern einer Secte eben wie mis den Abgeſandten. Mittelmaͤßige Geifter has ' ben dabey oft das beſte Glück, wenn anders die Bez dingungen, welche fie anbieten, nur vortheilhaft find, Die Jahrhunderte der Unwiffenheit waren das Reich der fanatifchen Gemüther und der Reformatoren. Es fcheinet, der menfchliche Verſtand habe fich am Difpu= tiren und an Streitigkeiten endlich gefärtiget. Man läffet die Gottesgelchrten und die Metaphyſiker auf den Schulbänfen argumentiren, und feit dem in den un proter 348 Abhandlungen zur Hiſtorie proteftantifchen Landen die Geiſtlichen nichts mehr zu verlieren haben, find die Häupter neuer Secten gar nicht willkommen. Der Churfuͤrſt Joachim der Zweyte geibatin alfo durch die Communion unter beyderley Geftalt die Biſchofthuͤmer Brandenburg, Havelberg und Lebus, die er der Mark einverleibte. Er trat nicht mit in den ſhumltaldiſchen Bund, den die proteſtantiſchen Fuͤrſten errichteten *, und er - ‚behauptete die Ruhe in dem Churfuͤrſtenthume, da indeſſen der Krieg Sachen und die benachbarten Laͤn⸗ - der verwüftete, Der Religionskrieg nahm 1546 ſei⸗ nen Anfang, und endigte ſich mit den paſſauiſchen und augſpurgiſchen Frieden. Der Kaiſer Carl der Fuͤnfte hatte ſich an die Spitze der Catholiken geſtellet. Der vortreffliche und ungluͤckliche Churfuͤrſt von Sachſen Johann Frie⸗ derich, und Philippus Magnanimus Landgraf von Helfen, waren die Häupter der Proteftanten. Der Kaiſer fhlug die Proteftanten in Sachfen bey Mühl berg. Er und der Gardinal Granvelle bedienten fich einer fchändlichen Kriegsliſt, den Sandgrafen von Heſſen zu hintergehen, Carl der Sünfte hielt fich, vermittelſt eineg zweydeutigen Ausdrucks in einem Sichergeleits⸗Briefe berechtiget, den Landgrafen ins Gefaͤngniß zu ſetzen, worinn er einen großen Theil ſei⸗ nes Lebens zubrachte. Der Churfuͤrſt Joachim, der die Garantie dieſes ſichern Geleits auf ſich genommen hatte, gerieth uͤber dieſe Treuloſigkeit außer ſich ſelbſt, er zog in Eifer den Degen wider den Herzog von Al⸗ ba **, allein man achte fie auseinander, Johann Stier — Ambaſſadeur des Kaiſers su Berlin. . des Hauſes Brandenburg. 349 Friederich von Sachſen ward abgeſetzt, der Kaiſer gab dieſes Churfuͤrſtenthum dem Prinzen Moxitz, von der Albertiniſchen Linie. Indeſſen richtete ſich Joachim nicht nach dem Interim, welches der Kai⸗ fer hatte bekannt machen laſſen. 2 Dem Ehurfürften von Sachfen und Brandenburg ward vom Kaifer aufgetragen, Magdeburg zu ber lagern. Diefe Stadt ergab fich, nachdem fie ſich vier, zehn Monate vertheidigt; die Capitulation war fo ge: linde eingerichtet, daß der Kaifer fie ungerne beſtaͤ⸗ tigte. Als der Biſchof von Magdeburg mit Tode ab⸗ gieng, wählten die Canonici an feiner Stelle Friede⸗ rich, Biſchofen von Havelberg, und zweyten Sohn des Ehurfürften Joachim; und nach deffen Tode hatte der Churfuͤrſt Anfehen genug, die Folge auf feinen drit⸗ ten Sohn, Sigismund, der ein Proteftant war, zu bringen. Diefer Churfürft ließ die Feſtung Span⸗ dau bauen *%. Der ingenieur, welcher fie anlegte, hieß Giromela. Man muß wohl in diefem Lande an allen Arten der Künfte einen fehr großen Mangel ‚gehabt Haben, da man auch bey der geringften Sache feine Zuflucht nady Italien genommen, Der Mark: graf Johann, ein Bruder des Ehurfürften, befeſtigte Küftrin zu gleicher Zeit, Vielleicht war es damals Mode, die Derter zu befeftigen, Hätte man einen deutlichen Begriff von dem Mugen der Feſtungen ge "Habt, fo würde man auf Ingenieurs bedacht gewe⸗ fen ſeyn. j | "Joachim der Zweyte erhielt von feinem Schwa⸗ ger Sigismund Auguft, König von Wohlen, dag Recht **, dem Herzogin Preußen, Albert Sriederich N ? von * 1555, | * 1569. & 350 Abhandlungen zur Hiſtorie von Brandenburg zu folgen, wenn derfelbe ohne Er: ben fterben ſollte; und er verpflichtete fich, Pohlen al— lemal, wenn e8 angegriffen wiirde, mit einer gewiffen Anzahl Truppen zu unterflügen. Die Regierung die: fes Prinzen war ruhig und fricdferfig. Man befchuls digte ihn, daß er die Freygebigkeit bis zur Verſchwen⸗ dung getrieben. Er ſtarb 1571, | Johann Georg”, Nohann Georg erbte‘ in demfelden Jahre das S Ehurfürftenehum von feinem Vater Joachim dem Zweyten, und die Neuemark von feinem Oheim dem Markgrafen Johann. Er regierte in Frieden 5 und wie nennen ihn hier nur bloß wegen der Chrono: fögie. Es ift zu merken, daß cine von feinen Ge— mahlinnen eine Prinzeßinn von Liegnitz geweſen, Mas mens Sopbig. Der Stamm der Marfgrafen von DBareuth und Anſpach flarb aus, Er theilte dieſe Nachfolge unter feine beyden jüngften Söhne. Chris ftian ward der Stammvater von der neuen Bareu⸗ ehifchen, und Ernſt von der anſpachiſchen Linie. Der Churfürft ftarb 1598. £ Joachim Friederih *. Noachim Friederich war 52 Jahre alt, als er zur Regierung fam. Bey feines Vaters Ichzeiten befaß er die Biſchofthuͤmer Magdeburg, Havelberg und Lebus. Da cr dem Johann Georg in der Regierung folgte, begab er ſich zum Beſten eines feiz ner Söhne, Namens Chriftian Wilhelms, des Erz biſchof⸗ *1572. ** 1598. des Haufes Brandenburg. 35 biſchofthums Magdeburg. Er adminiſtrirte Preußen waͤhrend der Wahnſinnigkeit des Hertzogs Albert Friederichs; und erhielt die Folge in dem Herzog⸗ thume ägerndorf, welches er einem feiner Söhne, Namens Johann Georg, überließ, um ihn wegen des Ayaerdumg Straßburg ſchadlos zu halten, wels ches derfelbe hatte abtreten müflen, In diefen Zeiten wurden die Succeßionen gar oft vereiniget, und auch wieder getrennet, Die fchlechte-Staatsflugheit dies fer Fuͤrſten machte die Arbeit, fo das Glück ihrentwes gen that, fruchtlos und unnuͤtze. * Joachim Friederich war der erſte Fuͤrſt dieſes Hauſes, der einen Staatsrath aufrichtete. Man mag urtheilen, was es für eine Beſchaffenheit mit der Megierung, der Gerechtigkeit und der Führung der Fir nanzen in diefen groben und wilden Zeiten müffe ge= habt haben, in welchen es diefen Aemtern an Borges ſetzten gefeblet hat, | Der Churfürft fahe ohne Zweifel die Nothwen⸗ digfeit ein, für die Erziehung der jugend zu forgen, Denn in diefer Abſicht legee er das Collegium zu Joa⸗ himsthal an, Hundert und zwanzig Perfonen werz den, nach) der gemachten Einrichtung, darinn erzogen, gefpeifet und unterrichtet. Der große Ehurfürft ver- legte nachgehends diefes Collegium nach Berlin. Die Armuth des Landes und die wenigen Gelder, fo dar mals im Gange waren, gaben zu den Linfoftengefegen Gelegenheit, die der Churfürft befannt machen ließ, Er farb 1608, im gaften Jahre feines Alters. ⸗ | Johann 352 ¶ Abhandlungen zur Hiſtorie | Joh ann Sigismund *, Ä Mohann Sigismund hatte 1594 zu Königsberg a) Anne, die einzige Prinzeßinn Alberts, Her: zogs von Preußen, gebeirather, die eine Erbinn dies fes Herzogthums und der Succeßion von Eleve war. - Diefe Erbfolge beftand aus den Ländern Juͤlich, Berg, Cleve, Mark, Navensberg und Ravenftein, Diefer Viſſen war fo reizend, daß er nothwendig die Begierde aller derer erregen mußte, welche Hoffnung hatten, Theil daran zu nehmen, fi * Ehe wir von den Rechten der Churfuͤrſten von Brandenburg und der Herzoge von Neuburg reden, wird es gut ſeyn, die Anſpruͤche Sachſens anzuzeigen, damit die Sachen nicht verwirret werden. Der Kaiſer Maximilianus hatte die Anwart⸗ ſchaft auf dieſe Folge an die Prinzen von zwo ſaͤch⸗ ſiſchen Linien gegeben, naͤmlich der Erneſtiniſchen und Albertiniſchen, wenn es den Herzogen von Cleve an maͤnnlichen und weiblichen Erben fehlen ſollte. Denn die Patente, die der Herzog von Juͤlich, Georg Wilhelm, vom Kaiſer erhielt, bekraͤftigen, daß dieſes Lehen auch auf die weibliche Linie fallen follte, Johann Friederich, der letzte Churfuͤrſt von Sach⸗ fen aus der Erneſtiniſchen Linie, heirathete Sis bylla, eine Prinzeßinn Johann des Dritten, Her⸗ zogs von Juͤlich. Der Herzog Wilhelm von Cleve, ein Sohn Johann, Herzogs von Juͤlich, heirathete die Tochter Ferdinands, eine Anverwandtinn Kai⸗ ſer Carls des Fuͤnften. Dieſe Heirath, nebſt dem Misvergnuͤgen, ſo der Kaiſer daruͤber empfand, | WE da # 1608. 4 Des Haufes Brandenburg. 353 daß Friederich von Sachfen ein Mitglied des Schmal⸗ kaldiſchen Bundes war, bewogen ihn, dem Herzoge Jo⸗ pen Kira das Recht zu beflätigen, fo er hatte, die Erbfolge zum Vortheile feiner Prinzeßinnen einzus Ä richten , wenn es an männlichen Erben fehlen ſollte. Der Prinz diefes Herzogs, der gleichfalls Johann Wilhelm hieß, farb ohne Kinder *, Und alfo fiel diefe Erbfolge auf feine Schweſtern zuruͤck. Die äl: teſte, mit Namen Maria Zleonors, war an den Herzog von Preußen, Albert Friederich, vermaͤhlet. Die andre, Anna, hatte den Prinzen von Pfalz⸗Neu⸗ burg zum Gemahle. Die dritte, Magdsiene, war eine Gemahlinn des Pfalzgeafen von Ziweybrück, ‚Die vierte, Sibylla, war dent Prinzen von Oeſterreich, Grafen von Burgau, vermaͤhlet. Dieſe vier Prin⸗ zehinnen und ihre Kinder machten auf diefe Folge An: ſpruͤche. RER IN h N. Das Haus Gachfen fügte zu den Rechten feiner An- wartſchaft noch die Bermählung des Churfuͤrſten Frie⸗ derichs mit der Prinzeßinn Sibylla, einer Anver⸗ wandtinn des Verſtorbenen, hinzu, af Allein Eleonora, die Gemahlinn Alberts von Preußen, gründete ihre Rechte auf ihren Heiraths⸗ contract **, der unter andern ausdrücklich enthielt, daß, wenn ihr Bruder ohne Kinder flürbe, fieundihre Nach⸗ kommenſchaft von ſechs Herzogthuͤmern erben ſollte, und zwar kraft der Fundamentalpacten von 1418 und 1496, vermoͤge deren die aͤlteſten Töchter das Kecht der Erbfolge haben. Der Herzog von Preußen verpflich⸗ tete ſich den Schweſtern feiner Gemahlinn 200000 Goldguͤlden auszubezahlen, um durch dieſe Summe 2 Dand, | 3. > Allen u 1006...“ #* 1575, 354 Abhandlungen zur Hiſtorie allın ihren Anſpruͤchen ein Genuͤge zu thun. Hätte Maria Eleonora bey dem Abfterben ihres Bruders noch gelebt, fo würde allem Vermuthen nach fein Streit entſtanden ſeyn. Allein da fienicht mehr lebte; fo trat ihre Tochter Anna, die Gemahlinn des Chur: fürften Johann Sigismund, in die Rechte ihrer Mutter. Dieſe Nachfolge hätte alfo auffie fallen fol- len, da ſie die Maria Eleonora —2 und das war eben der ſtreitige Punkt. Die Anſpruͤche der Herzoginn von Neuburg, Anna, gründeten fich hierauf, weil ihre Schwefter Maris Eleonora mit Tode abgegangen, fo fielen ihr, als der älteften von ihren andern Schweſtern, dieſelben Rechte zu,indem fie eine weit nähere Anverwandtinn,als Anna von Brandenburg, bie eine Nichte des Verſtorbenen war, Die Samilienpacten und der Heirathscontract der Maria Eleonora flunden diefen Gruͤnden nur entgegen, Die beyden jüngften Schweftern des Her; jogs Johann Wilhelms verlangten nicht die ganze Folge, fondern ſchlugen nur eine Theilung vor. Das Recht diefer drey jüngften Schweftern ward - dadurch völig unfräftig gemacht, daß fie fich in ihrem Heirathscontract aller ihrer Rechte begeben hatten, ſo lange noch Kinder von ihrer alteſten Sandler vor⸗ handen waͤren. Der Churfuͤrſt Johann Sigiemund und der Herzog Wol gang Wilhelm von Neuburg wurden eins, fich in den Beſi itz der ſtreitigen Folge zu ſetzen, wobh ſich jedoch ein jeder von ihnen ſeine Rechte vor⸗ behielte. Der Kaiſer Audolph, der die Herzogthuͤ⸗ mer diefer Erbſchaft in Sequeftro nehmen wollte, bes förderte diefen Vergleich, Der Erzherzog Leopold machte — des Hauſes Brandenburg. 355 machte fich wirklich bereit, ſich derfelben zu bemaͤchti⸗ gen; allein die proteſtantiſchen Prinzen ſetzten fich da⸗ gegen, und machten die beruͤhmte Allianz, die man die Union nannte, und Johann Sigismund trat dır- felben zum alfererften mic bey, Um der Union das Ge— genwichte zu halten, machten die katholiſchen Fuͤrſten einen gleichen Tractat zu Wuͤrzburg, welchen man die Ague nannte. Die Hollaͤnder, welche fi) vor der kaiſerlichen Sequeſtration fuͤrchteten unterſtuͤtzten den Churfuͤrſten, und Heinrich der Vierte, Koͤnig von Frankreich, den Herzog von Neuburg. Als aber diefer König im Begriff war, ihm beyzufichen, ward er von dem Ravillac ermorder *. Der Ehurfürft verſuchte mic dem Herzoge von Neu⸗ burg einen Vergleich zu treffen; allein in einem Ges fpräche, welches fie mit einander bielten, gab Johann Sigismund in der Higedes Difputirens diefem Prinz zen eine Maulſchelle, welche die Sachen von neuem wieder verwirrete. Man kann aus diefer Eleinen Probe die Höflichfeit und die Sitten der damaligen Zeiten bes urtheiln. Es ward noch ein anderer Bergleich zu Juͤ⸗ terbock ** mit dem Ehurfürften von Sachfen wegen die⸗ ſer Succeßion verſuchet, doch ohne, daß die Prinzen zugegen waren; denn die Unterredungen waren gefährz lich geworden. Der Herzog von Neuburg aber pro⸗ teſtirte wider dieſen Tractat, und er iſt auch niemals zur Wirklichkeit gefommen, La di: Johann Sigismund hatte die Adminiftration von Preußen, während der Wahnfinnigkeit des Her; zogs Albert, feines Schwiegervaters, aufdiefelbe Art, wie Joachim Sriederich ſolche gehabt hatte. Der 2 Chur⸗ Siehe Memoites de Sully. ## 1611, 36 Abhandlungen zur Hiſtorie Ehurfürft empfieng au von Sigismund den Drit- ten, Könige in Pohlen, die Inveſtitur von Preußen für fich und feine Machfommen. Dieſes war die dritte Inveſtitur, diedas Churfürftliche Haus erhielt. Da Preußen mit dem Haufe Brandenburg durch Johann Sigismund wieder vereiniget worden; fo wird es nicht undienlich ſeyn, mit wenigen Worten eis nen Begriff von dem Urfprunge und der Regierungs⸗ form diefes Landes zu machen, und zu zeigen, wie es auf den Herzog Albert, den Schwiegervater deg Chur: fürften, gefommen ft. N. — Der Name Pruflia, daraus man Preußen gemacht hat, bedeutet foviel, als bey der Ruſſe. Die Ruffe ift ein Arm des Fluffes Nimen, der gegenwärtig die Memel heißer. Preußen ward anfänglic) von Boͤh⸗ men, Sarmaten, Ruſſen und Wenden Bewohner, Dieſe Völker fteckten in der geöbften Abgöfterey, Sie beteten die Götter der Wälder, der Seen und der Flüffe, jagardie Schlangen und Elendthiere an. Ihrer bäu« rifchen und wilden Andacht war die koſtbare Pracht der Tempel unbsfannt, Ihren Haupfgögen, Potrim⸗ pos, Percunos und Picolos, dienten fie unter den Eichen zu Ramowa und Heiligenbeil. Die Preußen opferten ihren falſchen Goͤtzen auch fogarihregefanges - nen Feinde, St. Adelbert war der erfke, der diefen Völkern dag Chriftenthum predigte *, und er erbiele auch allda die Märtyrerfron, Wie Criſpus ſchrei⸗ bet, haben drey Könige von Pohlen, die alle drey Bo⸗ leslaus hießen, die Preußen befrieget, um fie zu bekeh⸗ ren; allein diefe Völker, welche recht Eriegerifch gewor⸗ den waren, verheereten Mazovienund Eujavien, Cons | rad, *gegen das Jahr 1000. des Haufes Brandenburg. 357 rad, der Herzog von’ Eujavien, rief die deutſchen Or⸗ densrifter zu Hülfe. Herrmann von Salsa war damals Großmeifter *. Er gieng in Preußen, und richtete mie Hülfe der Tiefländifehen Ritter, (welche eine Art von Tempelberren waren) die vier Biſchofthuͤmer Eulm, Pomeſan, Ermeland und Sahmeland aufs Der Krieg des Didens mit den Preußen daurefe 53 Sabre. Nachgehends friegten die Ritter bald mir den Dohlen, und bald mit den Herzogen von Pommern, welche auf ihre Befigungen eiferfüchtig waren, Das mals fingen die Familien der Ritter an,fich in Preußen niederzulaffen, Und von ihnen ſtammet größtentheils der Adel her, welcher daffelbe noch jetzo berühmt macht, Unter dem Großmeifter, Conrad von Erlickhau⸗ fen **, Eündiaten die Städte, Danzig, Thoren und El⸗ Bing ihm den Gehorſam auf, und ergaben ſich Caſimir, dem Sohne Tfagelons, Königs von Pohlen. Der Krieg zwifchen den Rittern und Pohlen, wegen Preuf fen, daurere 13 Jahre, Die fliegenden Pohlen gaben die Geſetze. Das dieffeitige Preußen an der Weichfel ward mit diefem Reiche verknüpft, fund nannte fich Koͤ⸗ niglich- Preußen. Der Drden behielt das jenfeitige Preußen, er fahe fich aber gezwungen,den eberwindern zubuldien | | Im Yahreısıo ward Albert vondrandenburgvon dem Orden zum Öroßmeiftererwählet, Diefrwar der Urenkel vonAlbert Achılles,wie oben erwähnt iſt. Der neue Großmeifter unternahm, die Ehre des Dr: dens zu rächen, einen neuen Krieg wider die Pohlen, der febr glücklich für ihn ausfihlug, indem Sigtemund der Erſte, König von Pohlen, ihn zum Herzog: von Re Preußen 1239 * 14590. Abhandlungen zur Hiſtorie —— ernannte, und dieſe Wuͤrde fuͤr dieſen Prinzen und feine Nachkommen erblich machte. Albert ver Ba fich nur zur Bergeltung Pohlen die Huldigung zu eiften, Der Herzog Albert, Meifter des jenfeitigen Preuß fens, verließ damalg den Habit, das Kreuz und das Wapen des deutfchen Ordens. Die Ritter bezeigten ſich fo, wie es die ſchwaͤchſten zu machen pflegen, fie bes gnuͤgten fich, gegen dasjenige zu proteſtiren, was fie nicht hindern fonnten, Der neue Herzog mußte mit rich, Herzog von Braunſchweig und Commandeur von Memel: F Krieg fuͤhren. Erich trat an der Spitze von 12000 Mann in Preußen, Albert aber hielt ihn am Ufer der Weichfelauf. Weil nichts wichtiges vor⸗ gieng, und weil beyde Ufer des Fluſſes mie Soldaten be deckt waren, welchenur Nuͤſſe pfluͤckten; fonennteman dieſen Feldzug den Nußkrieg. Albert ward ein Pro teffante **, und Preußen ahmte feinem Exempel nach. Sein Sohn Friederich Albert folgte ihm 1568, Er empfing die Inveſtitur vom Könige Sigismund Aus guft, woran der Envoye des Ehurfürften Joachim des Zweyten vielen Theil hatte. Diefer Albert Friederich ift «8, der die Maria Eleonora, eine Zochter Johann Wilhelms, und Schwefter des letz⸗ ten Herzogs von Kleve, heirathete. Johann Sigis⸗ mund ward der Schwiegerfohn und Vormund dieſes Herzʒogs von Preußen. Der Tod feines Schwieger: vaters gab ihm 1618 den völligen Beſitz dieſes Herzog⸗ thums. Johann Sigismund war ſeit 1614 refor⸗ mirt geworden, ſich dadurch den cleviſchen Einwoh—⸗ nern, als ſeinen kuͤnftigen Unterthanen, — weiſen. 1563. 4519 | * des Hauſes Brandenburg. 359 weiſen. Der Kaiſer Rudolph der Zweyte ſtarb waͤhrend der Regierung des Churfuͤrſten. Das Chur⸗ fuͤrſtliche Collegium erwaͤhlte an feine Stelle Mat- thiss, den Bruder des Verſtorbenen. Der Chur⸗ fuͤrſt, toelcer fein herannahendes Alter merkte, und ſich mit Schwachheiten uͤberhaͤuft fahe, übergab die Regie— rung feinem Sohne Georg — und verſtarb gleich darauf. eorg Wilhelm gelangte 1619 sum Chaurfuͤrſten⸗ thume. Seine Regierung war die ungluͤcklichſte von allen. Die Staaten dieſes ſchwachen Prinzen wurden während des dreyßigjährigen Krieges verwuͤ⸗ ſtet, der in Deutfchland ſolche Spuren nachgelaffen, daß man dieſelben noch gegenwärtig, da ich diefes ſchrei⸗ be, wahrnehmen kann. Alle Plagen, die ein Land nur treffen koͤnnen, ſchlugen uͤber das Churfuͤrſtenthum Brandenburg zuſammen: Ein Souverain der nicht faͤhig war zu regieren; ein Miniſter, der ein Verither des Vaterlandes* war; ein Krieg, oder vielmehr eine allgemeine Verwuͤſtung und Berheerung , eine Ueber» fhwenmung von freund: und feindlichen Armeen, welche gleich barbarifh, rauberifih und graufam wa⸗ ren, welche wie die Meeresiwellen Hin und her fchlus gen, welche durch ihren Ab: und Zufluß einerley Proz vinzen uͤberſchwemmten, und ſich nicht cher zurück zo⸗ ‚gen, als bis fie alles verwüfter und das Maag der Truͤb⸗ ſal voll gemacht hatten. Dieſes Schickſal, welches den Churfuͤrſten zu vers folgen fchien, breitete fich über alle feine Verwandte aus. 4 Beorg * Der Graf von Schwarzenberg, ed der Mark. 360 Abhandlungen zur Hiſtorie Beorg Wilhelm heirathete die Tochter Friederich des Vierten, Churfuͤrſtens von der Pfalz, eine Schwe⸗ ſter des unglücklichen Königs von Böhmen, Friederich des Fuͤnften, der zu Wefenberg gefehlagen, der Pfalz beraubet,und indie Reichsacht erkläre worden. Der Kaiſer Serdinand der Zweyte confifeirte dag Her zogthum Jaͤgerndorf, weilder Herzog fich zuder Par- tey Friederich des Fuͤnften geſchlagen hatte. Die ſer Herzog war Georg Wilhelms Oheim. Der Kaiſer gab dieſes Herzogthum denen Prinzen von bich⸗ tenſtein, welche es noch wirklich im Beſitze haben, und der Churfuͤrſt proteſtirte fo vieler wollte, ohne daß dar⸗ auf geachtet ward. Sein Oheim, der Adminiſtrator von Magdeburg ward aus ſeinem Beſit tz getrieben / und indie Neichsacht erklaͤret, weil er der Lique von Lauen⸗ burg beygetreten, und fich mie dem Könige von Daͤnne⸗ marf verbunden hatte, Der Kaifer regierte damals faft defpotifch. Der Stillftand *, den Spanien und Holland auf zwölf Fahr gefehloffen hatten, gieng zu Ende, Der Schauplatz des Krieges wurde in den Ländern der cle pifchen Succeßion aufgefhlagen, Die Spanier ber maͤchtigten fich der Defaßung von Juͤlich, welche die Holländer für den Ehurfürften —* Cleve und Lipſtadt ergaben ſich dem Spinola; Die Holländer, jagten in der That einige Jahre hernach ** die Spanier aus dem clevifchen Lande heraus, und eroberten wie der einige Staͤdte für den Churfürften; Georg Wil⸗ helm und der Herzog von Neuburg erhiekten von den Spaniern ***, daß fie einigermaßen die Succeßions⸗ länder räumen, Die Holländer legten in die 1. ”iö. ; * 1629, »r* 1630, des Hauſes Brandenburg. 361 des Churfürften, und die Spanier in des Herzogs feine, Beſatzungen. Diefe Ruhe daurete nicht lange, und der Krieg fing in diefen Provinzen mit mehrerer Kraft, als jemals wieder an *. ch will hieben nichtg weiter fagen, als daß während der ganzen Regierung des Churfuͤrſten die cleviſchen Sander ein Raub der Spa- nier und Holländer ſeyn müffen, welche fih der Poften bemächtigten, Städte überfielen, bald diefen, bald jenen Vortheil einer über den ande erhielten, und folden ‘auch wieder verlohren,woben aber nicht Merfwürdiges vorfiel. Die Erpreffungen der Officiere, und die Raͤu⸗ bereyen der Soldaten machten in diefen Zeiten den größten Theil der Kriegsfunft aus, Dbgleich der Kaifer eine unabhängige Souverainitäf im Reiche behaupten wollte: fo fegten die Fürften doch feinem Defpotifmus eine Standhaftigkeit, die ihm oft Einhalt that und einige Verbindungen entgegen, welche Wien beunruhigten. Die Churfürften von Branden- burg und Sachſen legten bey dem Kaijer für ihren Col⸗ legen, den Ehurfürften von der Pfalz, eine Fuͤrbitte ein, und wollten denChurfürften Maximilian von Bayern nicht erfennen, welchen Kerdinand der zweyte, zum Nachtheile des pfälzifchen Hauſes, und wider die Reichs⸗ geſetze, zu dieſer Wuͤrde erhoben hatte. Denn nach der guüldenen Bulle, welche zum Grundgeſetze dienet, kann kein Churfuͤrſt, ohne einmuͤthige Bewilligung eines in Corpore verſammleten Reichstages, in die Reichsacht erklaͤret oder abgeſetzet werden. Die Fuͤrſprache dieſer Churfuͤrſten hatte nicht die geringſte Wirkung. Der Fortgang der Reformation, der, da er Deutſch⸗ land theilte, zwo maͤchtige Parteyen verurſachet hatte, 35 gab * 1635, 362. Abhandlungen zur Hiſtorie ‚gab endlich zum Kriege Gelegenheit. Die proteftan: tiſchen Fuͤrſten hatten ſich, die freye Uebung ihrer Reli⸗ gion zu behaupten, zu Lauenburg mit einander verbun⸗ den. In dieſe Allianz traten Chriſtian der Vierte, Koͤnig von Daͤnnemark, die Herzoge von Braun— ſchweig⸗Luͤneburg, von Hollſtein, von Mecklenburg, und Ihriftian Wilhelm, Adminiftrator von Magde⸗ burg. Der Kaiker ward unruhig darüber, und ſchickte feinen General Tilly *) ander Spige einer Armee von 12000 Mann, in den niederfächfi ifchen Kreis, Tilly „zeigte fih yor Halle, und ob ſich die Stadt gleich ohne Widerſetzung ergab, fo ließ er fie doch pluͤndern. Wallenſtein naͤherte ſich mit einem andern Corps von 22000 Mann ven $andern Halberftadt und Magder burg. Die Stände von Niederfachfen hieften um eis nen Vergleich mit dem Kaifer an ; allein diefe Vor⸗ ſchlaͤge verhinderten doch Walfenftein und Tilly nicht, die Sünder Magdeburg und Halberftadt anzufals len. Der Adminiftrator von Magdeburg, Chriftian Wilhelm, ward abgefist **, Das Eapitelerwählte an feine Stelle den Prinzen des Ehurfürften von Sach⸗ fen, mit Namen Auguftus, und gabihm den Titel ei⸗ nes Soadjutors. Der Adininiftrator vereinigte feine Voͤlker mir denen Truppen, welche der König von Daͤn⸗ nemark in Miederfachfen hatte, Chriſtian Wilhelm und Mannsfeld, welche diefe Armee commandirteh, wurden von Wallenſtein gefchlagen, den fie bey der deſſauer Bruͤcke angriffen, Mad) diefer Niederlage flohen fie in die —* Br und plindseten # 1625. ** Der Kaifer hatte die Abficht, Diefeg Beneficium ſei⸗ nem Sohne zu geben. N e \ f FR des Hauſes Brandenburg. 363 diefelbe. Tilly ſchlug zu Lauter cin ander Corps Trup⸗ ‚pen, welches der Rönig von Daͤnnemark in Niederſach⸗ fen hatte, Die Nachbarſchaft und die Siege der Kai⸗ ferlichen nöthigeen Georg Wilhelm, nach dem Bir: langen des Kaifers, den Churfuͤrſten Marimilian von Bayern zu erkennen. Der König von Dännenarf, welcher fich von feinen Niederlagen erholte, erſchien das folgende Jahr * wie⸗ der mit zwo Armeen; diecine commandirkeer, und der Adminiftrator die andere. Er wagte es aber nicht, fich vor Tilly ſehen zu laſſen, welcher in Brandenburg, Ra⸗ thenau, Havelberg und Perleberg Selatungen gelegt afte, . Mannsfeld, der die Ueberbfeibfel feiner Herr wie: der zufammengefucht, unterftand fich, wider den Willen des Ehurfürften, in das Brandenburgifche Sand zuge: ben. Die Kaiferlihen ſchickten 7000 Mann gegen ihn ab, zu denen Georg Wilhelm 800. Goldaren, unter der Anführung des Oberſten Craght , ſtoßen ließ, die uͤber die Werthe giengen, und Mannsfelds flüch- tige Völker zerſtreueten. Man ficher aus diefent ſchwachen Succurs, daß der Churfuͤrſt faſt gar keine Truppen auf den Beinen gehabt. | Die Kaiferlichen, welche fich ihre. Vortheile zu Nutze machten, legten Beſatzung in ganz Pommern, unter dem Vorwande, Deutſchland vor den Unternehmungen der Schweden zu bedecken; aber vielleicht eigentlich nur darum, weil nach dem Tode Bogislaus, des letzten Herzogs von Pommern, feine Folge auf den Churfuͤr⸗ fien von Brandenburg Fam, welcher die Anwartſchaft EM hatte, IV N die Stadt . Strals * 1626, 364 Abhandlungen zur Hiſtorie Stralſund, und hob die Belagerung nach erlittenem Verluſt von 1200 Mann, wieder auf. Stralſund machte mit dem Koͤnige von Schweden ein Buͤndniß, und erhielt eine ſchwediſche Beſatzung von 9000 Mann. — Um dieſe Zeit machte der Kaiſer fein beruͤhmtes Meftitutionsedict. bifannt, welches den proteftantis ſchen Fürften auflegte, der Kirche die Güter wieder zu geben, deren Beſitz die Meformation ihnen feit dem Paſſauer Tractat verfchaffee hatte. Die proteftanz tiſchen Fuͤrſten hätten dabey einen anfehnlichen Ver⸗ luft leiden müffen. Das Haus Brandenburg serlohr daben die Bifchofthümer Brandenburg, Havelberg und Lebus. Dieß war die Loſung, welche die Pros teſtanten und Katholiken aufs neue bewaffnete. Sera dinand der Zweyte wollte im trüben Waſſer fifchen, | er wollte fich das Erzbifhofthum Magdeburg zueignen; allein, nachdem MWallenftein 28 Wochen vor diefer Stadt zugebracht hatte, fah er fich genöthiget, die Be⸗ lagerung aufzubeben, % 3 Der Churfuͤrſt hatte die Inveſtitur von Preußen 1626, in Perſon zu Warſchau empfangen, Es erhoh ſich von dieſer Seite ein neuer Krieg, Sigismun⸗ dus der Dritte, Koͤnig von Pohlen, machte auf das Koͤnigreich Schweden Anſpruͤche, in welchem Guſtay Adolph damals regierte. Guſtav Adolph kam ſeinem Feinde zuvor, gieng in Preußen, nahm die Feſtung Pilaw * weg, und machte große Progreſſen in tiefland und pohlnifch Preußen. Als diefer Prinz fih in Danzig aufhielt **, traf ermitden Pohlen einen Stillfiand von 6 Jahren, in welchem der Churfuͤrſt | auch J ** 1629. des Haufes Brandenburg. 365 auch mit begriffen war, und den man auf 26 Jahre verlängerte, — AR , Der König von Schweden hatte die Abficht, in Deutfchland zu gehen, und fih die Unruhen zu Nuge ' zumachen, welche durch das von dem Kaifer befannt gemachte Keftitutions- Edict zunahmen. Guſtav ließ eine Art eines Dianifefts zum Borfcheine kommen, darinn er die Befchwerungen vorftellete, welche er wi⸗ der den Kaifer hatte, Die Klagen waren diefe: Der Kaifer hätte den König von Pohlen mit 10000 Mann unterftüget; er hätte den Herzon von Mecklenburg, feinen Allirten, abgeſetzet; er haͤtte feinen ſchwedi⸗ fehen Minifter bey dem Tractate zu Luͤbeck mit zulaffen wollen; under hätte Ungercchtigfeiten wider die Stadt Stralfund geuͤbet, mit welcher er in Allianz flünde, Mach diefer Erklärung wurden alle pommerifche Häs fen von der ſchwediſchen Flotte bloquiret. Betrach⸗ tet man diefe Urſachen recht, fo wird man fie nicht bil; liger finden, als diejenigen, welche Carl der zweyte, König von Engeland, vorbrachte, den Holländern den Krieg anzukündigen. Eine der vornehmften Beſchwe⸗ rungen der Engländer lief darauf hinaus, daß die Herren von Witte ein ärgerliches Portrait in ihten Häufern hatten * Sollen denn dergleichen Lirfachen der Urfprung des Unterganges ganzer Provinzen wers den? und fol das menfchliche Gefchlecht fein Leben aufopfern und fein Blut vergieffen, um den thöricheen Einfällen und dem wunderlichen Eigenfinne eines eins zigen Menfchen ein Genüge zu thun ? \ ER: NL, * Diefes Gemaͤhlde ftellte, mie man fagt, eine Geefchlacht vor, welche die Hollander wider die Englander ges wonnen hatten. \ 366 Abhandlungen zur Hiſtorie Im Jahre 1630 brach alles Unglück, welches dem Haufe Brandenburg vorhin gedrohet hatte, auf einz nal los, und die Ungewitter, welche fich in der Nach- barſchaft hören liegen, fliegen alle zuſammen ya auf dieſes Sand zu fallen. Wallenſtein, der fi darinn feftgefegt hatte, zog gang übertriebene Contributionen daraus, und man begreifef nicht, mit was für einem Nechte, umd aus was für Ucfachen die Kaiferlichen Armeen einem freundſchaftlichen Sande mit folcher Härtigkeit begegneen, deffen Fuͤrſt dem Kaifer ans | hieng. Bon dem Zuflande, darinn ſich der Chur, fürft Georg Wilhelm befand, kann man aus der Antwort uetheilen, welche er Ferdinand dem äweyz ten gab, als ihn derfelbe auf den Reichstag zu Re⸗ genfpurg einlud. Er fagte: „Die Erfhöpfung der „Mark feet mich außer Stand, meine gewöhnlichen > Ausgaben , und folglich) noch viel weniger die Unko⸗ „ften einer folchen Neife, zu befireiten.“ Die Regi⸗ menter Pappenheim und St, Julien haften ihr Quarz tier in der Mittelmark, und fie zogen in 16 Monaten 300000 Thaler daraus. Ein Marf Silber betrug damals 9, und iso 12 Thaler. Diefe Summe wäre alfo in unfern Tagen 400000 Thaler, Man ſagt, Wallenſtein habe aus dem ganzen Ehurfürftenehum die Summe von 20000000 Gulden gezogen, welche gegenwärtig 17777777. Thaler ausmachen wuͤrde. Diefe Nechnung koͤmmt mir ausfchweifend vor, und ich glaube, man Fönnte davon, ohne fih zu erh zwey Drittel abziehen. Guſtav Adolph trat inzwiſchen i in Deutſchlam. Er that eine Landung auf der Inſel Ruͤgen, und ver⸗ trieb die Kaiſerlichen daſelbſt durch Huͤlfe der arni⸗ = des Hauſes Brandenburg. 367 Garniſon, welche er zu Stralfund hatte, Bey Ans näherung der Schweden ließ der Kaifer den Ehurs fürften von Sachſen und Brandenburg andeuten, daß fie feine Truppen mit Lebensmitteln und Munition ver- forgen müßten, dafür wollte er zu ihrem Beſten dag ‚ Reftitutionsz Edict mäßigen. In der Zeit, daß der Reichstag zu Negenfpurg gehalten ward, bemächtigte _ fih Buftav Adolph Pommerns, legte eine Befas gung in Stettin, und jagte Torcoato Conti aug diefem Herzogthume, welcher die Kaiferlichen come mandirte. ME a | Dieſer König machte mic den Hergogen von Pom⸗ mern einen Tractat, davinn beftimmee ward, wenn nad) feinem Tode jemand dem Churfürften von Bran⸗ denburg feine Succeßion freitig machen wollte, ober wenn Schweden wegen der Kriegsunkoſten nicht ganze lic) fchadlos gehalten würde, fo follte diefe Provinz in den Händen des Königs in Sequeftro bleiben. Die Kaiferlichen, die von den Schweden aus Pommern gejaget worden, begaben ſich in die Neuemarf, und verfammlefen ſich an der Seite von Frankfurt an der Oder. KR R N: Bey der Annäherung der Schweden ließ der Churs fürft in der Eile einige Werke von Erde vor den Tho⸗ ven zu Berlin aufwerfen, er ließ etliche Canonen hina ⸗ pflanzen, und nöthigte die Bürger, auf die Wache zu ziehen, Dieß beweiſet auf das gewiffefte, daß er Feine Militairwache gehabt, RN: ‚ Die Stadt Magdeburg verband ſich mit den Schweden, und verfprach ihnen, vermittelft ihrer Bruͤcke, fie über. die Elbe gehen zu laffen. Die Truppen dieſer Stadt jagten die Kaiſerlichen aug ihrem 368 Abhandlungen zur Hiſtorie ihrem Lande, Tilly aber kam mit feiner Armee wie- der, unterwarf ſich das ganze fand, und unternahm die berühmte Belagerung diefer Stadt, | Die Proteftanten hielten cine Verſammlung zu geipzig *, wo fie ihren Vortheil in Ueberlegung j0= gen. Die Ehurfürften von Brandenburg und Sach⸗ fen entſchloſſen ſich allda, feft auf des Kaifers Seite zu bleiben, und ihre legte Macht zu verſammeln, um ſich den Schweden zu widerſetten. Guſtav Adolph gieng indeffen durch die Marf, um Mecklenburg zu Hülfe zu eilen. Dieſer Prinz, ‚der eine eben fo große Staatsflugheit, als Tapferkeit, befaß, lich feine Truppen auf ihrem Marfche eine genaue Kricgszucht beobachten. Er war darauf bez dacht, die Proteſtanten auf feine Seite zu ziehen, und ließ allenthalben befannt machen, er wäre bloß deswegen in Deutſchland gegangen , um die Prinzen von dem Joche zu befreyen, welches ihnen der Kaifer auflegen wollte, und ihre Religionsfreyheit zu ver theidigen. Guſtav Adolph machte damals eine Allianz mit dem Könige in Frankreich, Ludewig - dem Dreyzehnten, der mit ihm gleiche Abſicht, naͤmilich die Ernicdrigung des Kaifers, hatte, Diez fer Tractat ward zu Berwalde geſchloſſgenn. Tilly verließ Magdeburg belagert, verfügte ſich zu den Kaiferlicben bey Frankfurt an der Oder, und gieng durch die Mark, um die Schweden anzugreifen, welche in Mecklenburg neue Vortheile erhielten; als lein das Gluͤck Guſtav Adolphs war merklich größ fer, als das Glück dies Generals, Der Konig von Schweden marfihirre von Mecklenburg nad) Schwedt, * 1631, des Hauſes Srandenburg⸗ 369 Schwedt, gieng allda über die Oder, und belagerte Frankfurt, welcher Ort von 7000 Kaiferlichen verthei⸗ diget ward. Er bezwang dieſelben, bemaͤchtigte ſich ei⸗ ner zahlreichen Artillerie, welche man daſelbſi verwahrte, nahm Landsberg und Croſſen ein, und wandte ſich auf einmal nach Berlin, um Magdeburg beyzuſtehen, wel; ches Tilly in Perfon belagerte. Als Guſtav Adolph zu Coͤpenick anlangte, ließ er den Ehurfürften bitten, ihm die Seflungen Spandau und CLuͤſtrin zu überliefern, damit er einen fichern Zu⸗ ruͤckzug hätte, wen ihm etwa cin Ungluͤck begegnen follte, Der Churfuͤrſt wunderte ſich uͤber ein ſo außerordent⸗ liches Verlangen, welches ihm gar nicht gefallen wollte, und konnte ſich zu nichts entſchließen. Es ward. cine Unterredung zwiſchen dieſen beyden Prinzen vorgeſchla⸗ gen. Der Churfuͤrſt gieng dem Koͤnige eine Viertelmeile von Berlin entgegen. Die Unterredung geſchah in ei⸗ nen kleinen Walde. Er fand Guſtav Adolph allda mit 1000 Soldaten und 4 Canonen bedecket. Dieſer Koͤnig that Georg Wilhelm eben dieſelben Vorſchlaͤ⸗ ge, die ſchon vorhin an ihn ergangen waren. Der Chur⸗ fuͤrſt konnte in dieſer außerſten Verwirrung keinen Ent⸗ ſchluß faſſen, und verlangte eine halbe Stunde Bedenk⸗ zeit, um ſich mit ſeinen Miniſtern zu berathſchlagen, und er begab ſich auch mit denſelben ſogleich auf die Seite. Der ſchwediſche Monarch unterredete ſich indeſſen mit den Prinzeßinnen und Hofdamen. Der Churfuͤrſt hatte aber nach dieſer Berathſchlagung noch nichts bes fchloffen, und bar den König, nach Berlin zu kommen. Guſtav Adolph gieng auch mit füiner fremden Bede⸗ Kung hinein, und 200 Schweden zogen im Schloffe zu Derlin auf die Wache, Die andern Truppen wurden 2 Sand, Ya bey 370 Abhandlungen zur Hifforie bey den Bürgern einquartieret. Des folgenden Tages campirte die ganze ſchwediſche Armee rund um diefe Hauptftadt herum, und der Ehurfürft, der nicht mehr Herr in feinem Sande war, that alles, was der ſchwedi⸗ fche Monard) haben wollte, Die fehwedifchen Ber fazungen der Seftungen Spandau und Cuͤſtrin Teifte: ten dem Ehurfürfien einen Eid, und der König ver: Sprach, diefe Derfer den brandenburgifchen Truppen wieder zu überliefern, fo bald er derfelben nicht mehr nöthig haben würde, Buftav Adolph giengnoch weis ter, als Potsdamm. Die Faiferlichen Truppen, welche Brandenburg und Rathenau inne hatten, wichen bey feiner Annägerung, und zogen ſich zus der Armee zurück, welche Magdeburg belagerte. Der König verlangte von dem Ehurfürften zu Sachſen den Uebergang über die wittenbergifche Elbbruͤcke; folches aber. ward ihm abaefchlagen, und dieß hinderte ihn, der Stadt. Magdeburg Beyſtand zu Leiften, Dieſe Stadt, welche Tilly und Däbpenbeim mit Gewalt nicht hatten einnchmen Fönnen, mußte endlich der Lift unterliegen, Die Kaiſerlichen fingen, durch Vermittelung der hanſeatiſchen Staͤdte, eine Unter⸗ handlung mit der Stadt Magdeburg an, und thaten ihr vortheilhafte Vorſchlaͤge. Sie ſtelleten ſich waͤhrend dieſer Unterhandlung, als wenn ie nicht mehr auf die Stadt fchießen wollten, Die Magdeburger verließen fi darauf, ihre Wachfamfeit ward bey diefer erdichte⸗ ten Sicherheit eingefehläfert, und die Bürger, welche des Nachts auf den Wällen die Wache gehabt hatten, giengen gegen den Morgen haufenweifedavon. Pap⸗ penbeim, der mit feinen Artaquen bis an die Contra fcarpe des Grabens gefommen war, merfte folches, und h r machte des Hauſes Brandenburg. 971 ‚machte ſichs zu Nutze. Er ließ die Stadt an vier Orren - zugleich angreifen, und bemächtigte fich der Wälle ohne großen Widerſtand. Die Eroaten fireiften ander Elbe herum, welche damals fehr niedrig war, ſetzten über den Fluß, und nahmen die Werke vonder andern Seite cin, Die Beſatzung und die Bürger Famen bey dieſem Laͤr⸗ men eifigft auf den’ öffentlichen Plägen zufammen ; Tilly aber, der fich der Canonen auf den Wällen (vom bemächtiget hatte, ließ diefelben auf die Straßenrichten, die Anzahlder Kaiſerlichen nahm zu gleicher Zeit ſtark zu, und der Widerfiand der Einwohner war vergeblich). Die Stadt, fo eine von den blühendeften Städten in Deutfchland war, ward der — ——— dieſe Pluͤnderung dauerte drey Tage. Alles, was eine unbaͤndige Frechheit nur immer | erfinden kann, wenn die Menfchen fih ihrer Wurh - . Überlaffen, alles, was das Lafter und die Bosheit nur Abſcheuliches hervorzubringen weis, ward von den Sol dafcn ausgeuͤbet welche man ihrer barbarifchen Grau: ſamkeit gänzlich überlaffen hatte, Diefe authorifirce Straſſenraͤuberey ließ faft alle Einwohner über die Klinge fpringen 5 nur 1400 retteten fi ich, welche ihre Sicherheit in der Domkirche geſuchet, und welche, Tilly begnodigte. Auf das Pluͤndern und Morden folgte der Brand. Die Flammen ſtiegen allenthalben empor, und in wenig Stunden machten die Häufer der. Bürger und die Öffentlichen Gebäude nur einen einzi⸗ gen Achenhaufen und einen Schutt aus, der dem Tro⸗ janifchen ähnbsch war. Kaum waren 140 Hänfer ſtehen geblichen. Man rechnet, daß fich über 1200 Mägdchen in die Elbe geftüirzer, um ihre Keuſchheit der Gefahr zu entziehen, welcher die Gewaltſamkeit der Ueberwinder An 2 dieſelbe 372 el6pandlungen 3 zur —— dieſelbe wuͤrde bloß geſtellet haben. Dieſe Beyſpiele find ſchoͤn, aber ſie ſind ſelten, und wenn ſie uns fabel⸗ haft ſcheinen, ſo koͤmmt ſolches entweder von der Ver⸗ derbniß unſrer Sitten her, oder weil die Sache nicht genug bewieſen worden. Nach der Eroberung von Magdeburg lagerte Guſtav Adolph ſich noch einmal bey Berlin. Er war ganz aufgebracht, weil ihm ſein Streich nicht ge⸗ lungen war, und er ſchrieb den Churfuͤrſten von Bran⸗ denburg und Sachſen die Schuld davon zu. Der Koͤnig ließ ſeine Artillerie gegen die Stadt richten, und verlangte zu gleicher Zeit den Durchzug für feine Truppen. Georg Wilhelm ſchickte die Churfürftinn und alle Prinzeßinz nen feines Hofes ins ſchwediſche Lager, dieſen Monar⸗ chen zu befänftigen, und er folgte ihnen gleich nach. Er bewilligte, wie man leicht glauben kann, alles, was der Königvonikm verlangte. Als der Churfürft wieder zuruͤck kehrte, befahl der Koͤnig, demſelben zu Ehren die Canonen zu loͤſen. Man vergaß, ſolche wieder nach der Feldſeite umzukehren ‚und es wurden daher viele Haͤuſer und Dächer durch die Canonfugeln beſchaͤdiget. Diefe Höflichkeit war ein wenig gothifch und heruliſch. Den andern Tag zog die Armee durch die Stadt, und gieng über die Spree, Der Ehurfürft entfehuldigte feine Aufführung bey dem Kaifer mit der Gewaltſamkeit eines fremden Prin⸗ zen, welcher zu twiderfichen er nicht im Stande gewefen wäre, Ferdinand gab ihm Faltfinnig zur Antwort, die ſchwediſchen Truppen würden der Marken cben fo wenig ſchonen, als die Kaiferlichen gethan hätten, Der Ehurfürft von Sachfen, welcher fahe, daß die ſchwediſchen Waffen guten Fortgang hatten, au des Haufes Brandenburg. 373 ‚auf die Seite, wo das Glück herrfchte und diente da— durch den proteftantifchen Prinzen zum Epempel, Die Schweden gaben den Ehurfürften Spandau und Cuͤſtrin wieder, und uͤberſchwemmten ganz Miederfach- fen. Sie giengen in die Altinarf, und der König las gerte fih bey Werben, welcher Ort durch feine narürs liche $age ſehr feft war, indem er an dem Zufammenfiuß der Havel und der Elbe lieget. Tilly war für Pap⸗ penheim beſorgt, welcher gezwungen worden, ſich in Magdeburg einzuſchließen, er verließ deswegen Thuͤ⸗ ringen, kam zu ſeinem Beyſtande, und ruͤckte gegen das Lager des Koͤnigs von Schweden. Der gluͤckliche Geiſt dieſes Prinzen, der allen ſeinen Unternehmungen vortheilhaft war, brachte ihm auf die Gedanken, cine Avantgarde von drey Regimentern zu überfallen, mit welcher der öfterreichfehe General ſich zu weit gewa⸗ get harte, Er überfiel fie auch wirflich, machte fie nieder, und Fam wieder zu Werben in fein Lager zurück, ‚Tilly, der ſich die Hoffnung machte, diefe Beleidigung zu rächen, wollte die Schweden in ihrem Lager ans greifen, es fihien ihm .aber jo flarf zu ſeyn, und er fand ihre Anftalten fo gut, daß er es nicht wagen durfte, Der Mangel an Lebensmitteln nöthigte ibn, ſich zuruͤck zu ziehen. Er gieng nad) Halle, in der Abſicht, Leipzig zu bezwingen/ und den Churfuͤrſten von Sachſen zu nöthigen, von feinen Berbindungen mit den Schweden abzuteeten. Guſtav Adolph merkte fine Abſicht, verließ ſein Lager zu Werben, gieng bey Wittenberg uͤber die Elbe, fuͤgte ſich zu den Sachſen bey Duͤben, und griff die Kaiſerlichen an, die er bey Leipzig voͤllig ſchiug. Unter der zahlreichen Artillerie, die der Koͤnig bey dieſer Schlacht bekam, funden ſich verſchiedene brandenbur⸗ Aa3 giſche, 374 Abhandlungen zur Hiſtorie giſche, ſaͤchſiſche und braunſchweigiſche Canonen, die ſich die Kaiſerlichen durch das Convenienzrecht juges eignethatten. Tilly ließ 6000 Mann auf dem Platz, fahe fich genöthigek, die Flucht zu ergreifen, und ver- ſammlete den von feiner Niederlage übergebliebenen Reſt in Thuͤringen. Wir wollenden Schweden in dem Saufe ihrer Siege nicht folgen. Es iſt genug, wenn wir fagen, daß Guſtav Adolph Meifter von Deutfchland blieb, indem er bis an die Donau durchdrung ; da indefz fen Banier mit einem andern Corps Truppen fich das plattetand um Magdeburg unterwürfig machte, wo die Kaiferlichen noch eine ftarfe Befagung hatten. Die Schweden, welche Meifter waren, richteten eine Regie⸗ rungim Magdeburgifchen und Halberftädtifchen auf. Im Anfange des Jahres 1632 ftarb Sigismuns’ dus, Königvon Pohlen, Uladislaus ward zu dem ‚ Tedigen Throne wieder erwaͤhlet. Die Schweden, wel; che auf ihren Lorbern nicht einfchliefen, Famen und befa= gerten Magdeburg. Pappenbeim, der im Herzog: thum Braunfchweig war, Fam den Kaiferlichen zu Huͤlfe. Banier hob, bey feiner Herannäherung, die Belager rungauf. Allein der Herzog von güneburg,der mit zur leipziger Allianz gehörte, fügte fich mit einer fehönen Arz mee zu den Schweden. Pappenbeim war nicht ftarf genug, einer folhen Macht zu widerftchen, er räumte daher die Stadt Magdeburg, verließ das platte Sand, und wich nach Weftphalen und Franken, wohin ihm der Krieg folgte, Die Schweden zogen in Magdeburg ein. Die noch übergebliebenen alten Einwohner fingen an, den Schutt ihres Baterlandes wegzuräumen, und ihre Wohnungen wieder aufzurichten. Der —— das Ungluͤck ſeiner Waffen fanfemni thiger des Haufeg Brandenb urg. 375 — gemacht hatte fuͤhrte — eine ſchmeichelnde Sprache, um die Churfuͤrſten von Brandenburg und Sachſen von der ſchwediſchen Partey abwendig zu machen; allein er Fonnte feinen Endzweck nicht erreie chen. Georg Wilhelm f&icte den Sachſen fo gar einigen,wiewohl fhwachen, Succurs,welcher ein Corps kaiſerl. Truppen in Schleſien verfolgte, ſo Balthaſar von Moredas commandirte. Der Kaiſer wurde durch dieſen Einfall in Schleſien ſehr aufgebracht, und da er die abſchlaͤgige Antwort, ſo er von den beyden Churfuͤr⸗ ſten bekommen, rächen wollte, ſchickte er Mallenſtein an der Spitze einer Armee, ſich dieſer beyden Churfuͤr⸗ ſtenthuͤmer zu bemaͤchtigen. Pappenheim verließ Weſtphalen, um zu dem Wallenſtein zu ſtoßen. Sie machten fich die Abweſenheit des Königs von Schweden zu Nutze, der damals in Bayern war, und nahmen Leip⸗ zig, Naumburg, Merfeburg, Halle und Giebichenjtein weg. Miederfachfen wäre von neuem wieder verheeret worden, wenn der König von Schweden demfelben niche zu Hülfe geeilet. Er kam, ftarb, und gewann die berühmte Schlacht bey Luͤtzen. Die fiegenden Schwer den glaubten geſchlagen zu feyn, da fie ihren Held nicht mehr an ihrer Spige fahen, und die überwundenen Kaiferlichen hielten fic) für Sieger, da fie feinen Bus ſtav Adolph mehr zum Feinde harten. Mach dem Tode des Turenne 509 fich die franzöfifche Armee zus vüc, und gieng wieder überden Rhein. Nah Gu⸗ ftav Adolphs Tode jagten die Schweden die Kaiſerli⸗ hen ausMicderfachfen, und alle Städte, die Wallen⸗ fein weggenommen hatte, wurden von dem Ehurfürs ften von Sachfen wieder erobert *. Orenjtirn hatte | j Aa 4 nach⸗ * 1635. | 376 Abhandlungen zur Hiſtorie nachher die Direction über die deutfchen Angelegenhei- ten, und die Schweden ſchloſſen zu Heilbronn mit dem fraͤnkiſchen/ ſchwaͤbiſchen, ober⸗ und niederrheiniſchen ar eine Allianz. Ob der Churfürft gleich nicht mit in der heilbron⸗ niſchen Allianz begriffen war, ſo bemuͤhete er ſich doch gewiſſermaßen fuͤr die gemeine Sache, und ſchickte Arnheim, der die ſaͤchſiſchen Truppen in Schleſien commandirte, einige Huͤlfsvoͤlker zu. Alle Truppen des Churfuͤrſten beſtunden damals aus 3000 Reutern, und sooo Soldaten, Bey der Annäherung deg Wallenſtein und Balas gefchahe eine Art von all gemeinem Aufboth, oder vielmehr eine allgemeine Be⸗ waffnung aller feiner Unterthanen. ; Wallenſtein aieng ander Spitze einer Arnıce von 45000 Mann in Schlefien, und hielte Arnheim mit erdichteten Borfchlägen eines Vergleiches auf, . Seine Stellungendroheten Sachſen. Arnheim ward das durch hintere Licht geführet, und indem er das Churfuͤr⸗ ftenthum bedeckte, wandte fich der Faiferliche General unvermuthet nach Steinau, flug allda 800 Schwer den, nahm Sranffurt wieder weg, und fandte Parteyen aus, welche Pommern unddie Marfverheerten. Er forderte Derlin auf, ihm die Schlüffel zu übergeben zu gleicher Zeit aber vernahm er, daß Bernhard von Weimar Regenſpurg eingenommen, und gooo Dann. fächfifcher und brandenburgifchyer Truppen anruͤck⸗ ten, worauf er alle feine Anfchläge fahren ließ, Arn⸗ beim und Banier bedecften Berlin, Wallenſtein re⸗ tirirte ſich nach Schleſi ien, und ließ in Frankfurt und ei⸗ nigen andern Staͤdten eine ſtarke Beſatzung. Oxenſtirn / der bey der Allianz, die er zu Heilbronn mit von einem Ameifenfriege. 377 mit den vier Kreifen gefchloffen *, feinen Vortheil gefun⸗ den, ſchlug dem ober⸗ und niederſaͤchſiſchen Kreife eine gleiche vor. E3 ward diefelbe auch zu Halberftadt gez troffen, und die Churfürften von Brandenburg und Sachſen waren die Hauptglieder davon, Bey der Berfammlung zu Frankfurt am Mayn zog diefer fhwedifche Minifter die Masfe ab, allwo cr den Ständen gerade heraus vorfehlug, Pommern, nad) dem Ableben des legten Herzogs, an Schweden abzutreten, und zwar unter dem Vorwande, diefe Macht dadurd) von wegen der großen Koften ſchadlos zu halten, die fie zum Beften der proteftantifchen Fuͤrſten aufgewandt hätte. Der Ehurfürft von Brandenburg wurde durch diefen Vorſchlag fehr aufgebracht, Er war auch gar zu übereilt,und Oxenſtirn hätteihn nicht eher vorbringen - follen, bisdie Umftände für ihn fo vortheilhaft geweſen, daß er es wagen Fönnen, den Anfprüchen Georg Wil⸗ helms die Spige zu bieten, ohne das ſchwediſche In⸗ tereſſe hintanzuſetzen. Der Churfürft befand fich in- deffen durch den Benftand der Schweden an der Spi- ge einer Armee von 20000 Mann, wovon ikm kaum der fechfte Iheil zugehörte. Die brandenburgifchen Re⸗ gimenter, die fi) mit dabey befunden, waren: Bors⸗ dorf, Wolfmann, Franz $auenburg, Conrad Borsdorf und Ehrenreich Borgsdorf. Er nahm Frankfurt ein, _ und die Beſatzung von 1000 Mann zog,vermittelft einer Capitulation, aus. DieFfaiferlihe Befagung in Erof- fen mußte mit einem weißen Stabe in der Hand auszie⸗ hen. Allein diefe Fleinen Bortheile wurden bald durch die Zeitung unterbrochen, daß dcr Erzherzog Serdis nand und der Kardinal Infant einen völligen Sieg Yas . über * 1634. 373 Abhandlungen zur Hiſtorie über die Schweden zu Nördlingen erfochten hätten, Der Ehurfürft von Sachfen Eonnte es nicht verdauen, daß Oxenſtirn zu feinem NachtheiledieDirection über die deutfchen Angelegenheiten hatte, und Georg Wil⸗ helm lag der Borfchlag auf dem Herzen,welchen Oxen⸗ ſtirn bey der Berfammlung zu Frankfurt gethan. Die friedfertigen Neigungen hatten gar bald ihre Wirfung, Dir Kaifer, welcher dag wider ihn verbun- dene Deutſchland theilen wollte, machte fich der Gele: genheit mit Eifer zu Nutze, und der Friede ward 1635 den 20 Märzzu Prag gefchloffen. Die Bedingungen waren: Derandere Prinz des Ehurfürftenvon Sach: fen folte Adminiftrator von Magdeburg bleiben, und die vier abgeriffenen Yemter * diefes Erzbifchofthums folte Sachſen behalten. Man verfprach dem Chur: fürften von Brandenburg, feine Rechte auf Pommern zu unferftügen, und der Kaifer machte ſich anheifchig, die Kirchenguͤter, fo die Proteftanten befäßen, ſich nicht wieder zugucianen, und die Erbverbrüderung zwifchen den Häufern Brandenburg, Sachſen und Heffen zu bes ftätigen. | Nach diefem Frieden reinigten die fachfifchen und -Eaiferlihen Truppen die Halberftädtifchen und magde⸗ burgiſchen Lande von den Schweden, welche fie beun« ruhigten, Mur die Hauptftade hielt es noch mit den Schweden, Mecklenburg, die Altmarf und Pom⸗ mern empfanden aufs neue die Unruhen des Krieges, Die Schweden fkreiften bis nad) Oranienburg, und’ die Sachſen und Kaiferlichen hatten alle. Ufer der Elbe und der Havel inne, t | Be | Banier, * Duerfurt, Juͤterbock Bo, Damme. des Hauſes Brandenburg. 379 Banier, der darauf bedacht war, Pommern für die Krone Schweden zu erhalten, lich feine Armee zu Rathenau beyfammen ftoffen, und marfehirte über Wittenberg nach Halle, um den Krieg von den Pom- merfchen Gränzen zu entfernen, und zugleich die ſchwe⸗ difche Befagung, die zu Magdeburg in die Enge getries ben wor, zu befroyen. Der Churfürft von Sachfen eilte nah Meißen, wo er fich mit den Kaiferlichen, welche Morofini commandirte, vereinigte. ° Der Krieg dauerte eine Zeitlang an den Ufern der Saale, Die Sachſen zwungen indeffen Banier, fich zuruͤck zu ‘ziehen, und die Keiferlichen nahmen Magdeburg wie: der ein. Banier gieng in das Luͤneburgiſche, und Fam. wieder indie Mark zuruͤck. Wrangel ftic mit einer Berftärfung von g000 Mann zu ihm, fie überfielen Brandenburg, und bezwungen Nathenau, allwo fich eine Faiferliche Befagung befand. Solchergeſtalt war das arme Churfürftenthum ein Raub des eriten, der es einnahm, e8 ward fowohl von Feinden, als auch von ‚denen, dieden Namen der Freunde führten, auf gleiche Weiſe verbeeret, geplündert und verwüfter, Alle längft der Hanel liegende Städte wurden in nicht völlig ſechs Wochen zweymal von den Schweden, und einmal von den Kaiferlichen geplündert. Diefe Verwuͤſtung war allgemein, das Land war nicht bloß verheerer, fondern eg war gänzlich zu Örundegerichte, | Das Unglück der Mark wollte, daß es fehicne, als ob der Krieg fich mit Fleiß in die Länge zöge, und das Glück ſich niemals gänzlich für eine Partey erflärte, Die Schweden gewannen auf einmaldie Oberhand wieder. — Banier erfochte zu Wirftock einen Sieg über die Kai⸗ ſerlichen und über die Sachfen, Die flüchtigen Trup: | pen- 380 | Abhandlungen zur Hifforie pen machten nicht ‚eher als zu Seipzig Halte, Die Schweden bedienten fich ihres Vortheils; fie über: ſchwemmeten die Marf aufs neue ; Wrangel naͤherte ſich Berlin, legte eine Garniſon von 5 Sompagnien hin: ein, und forderte dem Ehurfürften feine Feſtungen wie⸗ derab. Georg Wilhelm, der zu Peiz war, antwor⸗ tete ihm, er übergäbe fich der Diferstion der Schweden ; allein da die Kaiferlichen Meifter feiner Plaͤtze wären, fo hätte er nicht die Macht, nach feinem Gutdünfen da⸗ mit zu verfahren. Wrangel richtete fein Duartier in der Neumark auf. Kaiſer Ferdinand der Zweyte, dieſer Tyan und Unterdruͤcker Deuffeblands, farb endlich *, und fein Sohn Serdinand der Dritte, der bereite "römifcher König war, folgte ihm, gleich als wenn diefer Thron erb⸗ lich geweſen wäre, Boleslaus,der Herzog von Pom⸗ mern, deſſen Familie dieſes Herzogthum ganzer 700 Jahre lang beſeſſen hatte, endigte waͤhrend dieſer Unru⸗ hen ſein Leben, und mit ihm gieng auch ſein Stamm aus. Die ſchwediſchen Armeen, welche uͤber Pommern und ſo gar uͤber das Churfürftenchum Meifter waren, hin dertenden Ehurfürften, feine Dechte zubehaupten, Er ließ es bloß dabey beenden, daß er einen Trompeter mit dem Befehl an die pommerfchen $andftände fchickte, dir Schweden anzufallen. Diefe ganz fonderbare Ge⸗ ſandtſchaft hatte nicht die gerinafte Wirfung, und ich glaube, daß dieſes das einzige Beyſpiel in der Hiftorie iſt, daß ein Trompeter dergleichen Berrichtung gehabt hat, Die Kaiſerlichen jagten indeffen, unter dem Com⸗ mando Hatzfelds und Moroſini, Banier aus Sach⸗ fen fie trieben ihn bis jenfeit Schwedt, und eroberten Sands» # 1637. des Hauſes Brandenburg. 38: Sandsberg wieder, Der fähfifche General Rlitzing fäuberte zu gleicher Zeit die Mark und die Ufer der Has vel, und vertrieb die Schweden. Der Krieg, fo von einer Seite zur andern wanderte, zog ſich aufg neue in Pommern, Die Kaiferlihen erhielten 3000 Ungarn zu Huͤlfe. Ich glaube, daß diefes die erften von der uns garifchen Nation gewefen, deren fie fich außerhalb ihres Landes bedient, Pommern hatte mit der Marf einer⸗ ley Schickſal; es ward eben den Näubereyen bloß ge- ſtellet; es ward erobert, wieder erobert, verbrannt und verwuͤſtet. Die Schweden erhielten einen Succurs*, der bloß angefommen zu feyn ſchien, um den Krieg mit allen ſei⸗ nen fehrecklichen Begleitern in die $änge zu fpielen, Sie jagten die Raiferlichen und Sachſen aus Pommern wieder heraus, drungen indie Marf, verbrannten Ber: nau, fenlugen 7000 Mann fächfifcher Truppen, die Morofini anführte, und nöthigten Galas, der die Kaiferlichen commandirte, bis in Böhmen die Flucht zu ergreifen. Ungeachtet diefer Widerwärtigkeiten blieben die Churfürften von Brandenburg und Sachen doch beftandig aufder Seitedes Kaifers, | Die Schweden ließen fih nunmehro zum vierfenmal vor den berlinifchen Thoren fehen *, Die Brandens burger machten ihnen eine unvermuthere Diverfion, Sie fielen mit 4000 Mann aus Preußen in Liefland; allein fie verfahen es darinn, daß fie Feine Städte eins nahmen, fich feft zu feßen. Sie verließen ihre Erobe⸗ rungen, und die Unternehmung war alfo ohne Nugen. Die Schweden erholten ſich an der Mark ihres Scha- dens, den fie in Liefland erlitten. Als fie fih Berlin — naͤherten, *1638. ** 1639, 392 Abhandlungen zur Hifforie näherten, zogen 400 Mann heraus. Sie bemächtigten fich der Stadt, und uberfielen.15soo Brandenburger, welche Borsdorf zu Bernau commandirfe. Dewitz nahm den Weg nach Schiefien, und Banier plünderte Gachfen und das balberftadtifche Land aufs neue. ai Axeclille, der zu Berlin commandirte, ſchloß Spandau denau ein *, und bloquirte Euffrin von weitem, wohin der Churfürft feine Zuflucht genommen hatte. Die Plündes rungen und Brandfihagungen der Schweden waren ganz unerhört. Die pommerifchen Landſtande kamen zufam= men, und der Churfuͤrſt fchiekte Abgeordnete dahin. Der Entſchluß diefer Landſtaͤnde war für die Schweden garnicht vortheilhaft. Die Abgefandten des Churfuͤrſten vertraten auch auf dem Reichstage zu Negenfpurg Die Stellen der Herzoge von Wolgaſt und Stettin. Georg MWilbelm that eine Reife nach Preußen, um die Stande in Königsberg zu verſammlen, u. von ihnen noch einige ruͤckſtaͤndige Steuct zufordern. Allein er ftarb daſelbſt den 3 December, und ließ feinem Sohne Friederich Wilhelm ein vermwuftetes Land, und feine Hulfe, weder an Truppen, noch am Belde. Man kann, ohne die Gefege der Billigkeit zu beleidigen, Georg Wilhelm Feinesweges die Schuld des Ungluͤcks beymeffen, fo ibm mwiederfaßven. Man bemerker in feiner Aufführung zween Hauptfehler. Erſtlich, daß er Feine Ar- mee von 20000 Dann angemworben, die er zu unterhalten im Stande geweſen ware, welche ihm hatte dienen können, - feine Rechte auf die clevifche Erbfolge zu behaupten, und die ihm noch beffere Dienfte zur Bertheidigung feines Va⸗ terlandes mwirde geleitet haben, Zumandern, daß er ein ganz uneingeſchraͤnktes Vertrauen auf feinen Minifter, den Brafen von Schwarzenberg, gefeget hatte, der dem £aiferlichen Hofe verfauft war, und deffen ehrgeizige Abſich⸗ ‚ten auf nichts geringers zieltẽ als fich felbft zum Heren über die Mark zu machen. Der Zufammenfluß fo ſeltſamer Um⸗ ſtaͤnde, darinn ſich dieſer Prinz befand;ließ ihm nichts ubrig, als die Wahlder Fehler. Es mußte zwifchen den Kaiſerli⸗ hen und Schweden gewaͤhlet werden, welche man zu Freun⸗ den oder Herren haben wollte. Das Reftitutiongedict, die Abſichten des Eaiferlichen Hofes auf —— — | aubens⸗ — ” 1640, des Hauſes Brandenburg. 393 Glaubensfreyheit mußten Georg Wilhelm natürlicher reife eine Abneigung gegen Ferdinand ven Zweyten ein- flößen. Indem er ſich aber mit dem Könige von Schweden alliirte, deffen Abficht war, Pommern zu erobern, fo * ſelbſt ein Werkzeug in der Hand ſeines Feindes, wodur E die Succeßion entriffen wurde. Bon der einen Seife war er gegen die Harte des Kaiferd aufgebracht, und ließ fich dag fchmeichelnde Bezeigen der Schweden gefallen ; und vor der andern reizte ihn die Uſurpation der Schweden, daß erden Veyſtand des wienerifchen Hofes wieder ſuchte. Diefe Un⸗ gewißheit verurfachte, Daß er füch allezeit zu der ſtaͤrkſten Partey ſchlug; und die Keichtfinnigkeit des Gluͤcks, welches beftandig von der Faiferlichen Arinee zur fehwedifchen, und von der fehmedifchen zur Eaiferlichen ubertrat, ließ feinen Alliirten Feine Zeit, ihn zu befchügen. / - Antwort des Hrn. von Maupertuig *. | Du Befchichte, mein Herr, die Sie uns vorgelefen, laͤßt ung in ihrem ganzen Umfange einfehen, wie vortheils “haft es ifk,in dem igigen Jahrhunderte zu leben. Was für ein MWiderfpruch, wenn man an die Zeiten gedenket, die fie ung abgebifdet haben, u. wenn man fie mit den unfrigen verglei: cher! Hatte man wohl glauben follen,daß fich in einem einzi⸗ gen Jahrhundert dergleichen Veraͤnderungen zutragen wuͤr⸗ den? daß Plage,melche man fo oft geplundert,in ſo ſichere u. ruhige Sreyftadte hatten verwandelt werden koͤnnen? daß man anſtatt der Milig,die bloß aus etlichen 1000 Mann bes fund, die fürchterliche Heere ſehẽ wiirde, welche große Staa⸗ tẽ erobert, u. Europa eine ganz andere Geſtalt gegebe haben 2 daß diefe Lander,fo der Barbarey und der Unwiſſenheit übers geben waren,ein Aufenthalt der Wiffenfchaften,der Gelehr: ſamkeit und der Kuͤnſte hatten werden fönnen? daß ineben diefem Pallafte, worinn man eine fremde Beſatzung, und al- De / ———— les * Vorhergehende Abhandlung iſt den ı Juni 1747 in einer allge; ‚meinen Berfammlung der Akademie, in Gegenwart Shrer Fönigl. Hoheiten, der Brüder des Königs und der Prinzefinn Amalia, von dem Herren Geheimenrath Darget gelefen worden, und der Herr von Maupertuis endigte die Verſammlung durch dieſe Antwort. - 334 Abhandlungen zur Hiſtorie ec. les in Unruhe und Verwirrung geſehen, die Muſen ein fried⸗ fertiges Heiligthum bekommen wuͤrden? Man erinnere ſich der Tage, da man unſere Prinzen, um Guſtav zu bewegen, aus ihrer Hauptſtadt gehen ſahe; oder ehe fie itzo mitten unser den Zurufungen des riumphs ſt einziehen. Man ſtelle ſich unſere Prinzeßinnen in Be ſchwediſchen Kriegslager vor, oder man ſehe ſie itzo un⸗ ſern Verſammlungen durch ihre Gegenwart einen Glanz ge⸗ ben. Dergleichen Veraͤnderungen ſcheinen Fabeln zu ſeyn, wenn man nicht denket, daß Friederich regieret. Wenn die Erzählungen, fo wir angehoͤret haben, Thraͤnen über die vergangenen Jahrhunderte erregen: ſo macht die Art, wie fie gefchrieben find, dem unſrigen Ehre. Mandenfe nureinen Augenblick an das Elend der damaligen Zeiten, und an die Unwiſſenheit, ſo darinn herrſchte; man ſtelle ſich das Gluͤck, das wir gegenwaͤrtig genießen, und den Fortgang der Kuͤnſte und Wiſſenſchaften vor: ſo wird man ſehen, daß ein nothwendiges Verhaͤltniß zwiſchen dieſen Sachen iſt. Derſelbe Geiſt, der die Wiſſenſchaften verbreitet, und zur Volkommenbeit führer, iſt es, der die Völker i glücklich macher. Inhalt des Dritten Stuͤcks im zWweyten Bande. I. Arbuthnots Abhandlung von der Wirkung der Luft auf und in die menſchlichen Koͤrper Seite 243 II. Des Marcheſe Maffei Nachricht von einer Sammlung phyſikaliſcher Briefe 284 IH. Des verſtorbenen Ritters, Claudii Amiandi, Bemer— kung eines Bruchs am Achſelbeine, durch die bloße Kraft der Muskeln 303 IV. Eine umſtändliche Erzaͤhlung von einem Ameiſen⸗ kriege | 317 2 a zur Hiſtorie des 5 Branden 325 EB MEAN Hamburgiſches Wagazin, oder geſammlete Schriften, zum Unterricht und Vergnügen, - aus der Raturforfchung und den angenehmen Wiſſenſchaften überhaupt, Des zweyten Bandes vierted Stud. Mit Königl. Pohln. und Churfürftl. Sachſiſcher Frepheit. Hamburg, bey Georg Chriſt. Grund, und in Leipzig | bey Adam Hein. Holle, 1748. J m — — — Mae * — 7 Kan V — —** RER, dr 4 —* An ap! Das zweyte Sthef 8 der Ä | Aſtronomiſchen Anmerfungen, aus der Geſchichte der koͤniglichen Akademie der Wiſſenſchaften | vom Fahr 1741. von einem Trabanten, den man bey der Venus beobachtet hat, 7 | ie Erde hat einen Trabanten, dieß ift EIEI der Mond. Jupiter, der ohngefaͤhr - fünfmal fo weir als die Erde von der und Saturn, deffen Entfernung faft noch einmal fo groß ift, als des Ju⸗ — piters ſeine, hat deren fuͤnfe, außer dem Ringe, der ihm ſtatt vieler Trabanten dient, ihn des Nachts zu erleuchten. Die Begierde, Lehr⸗ gebaͤude aufzurichten, die Bequemlichkeit der Ana— logie und die Neigung, die wir haben, zu glauben, Aa daß J Ay: 372 Bon einem Trabanten, Daß die Natur unfern Abfichten und Erforderniffen gemäß handle, haben es verurfacht, daß fich einige eltweife überredet haben, die Trabanten wären denen am meiften von der Sonne entfernten Pla» neten zur Erfegung des durch die Entfernung ge fhwächten Lichts gegeben worden : Ihre Anzahl müßte daher defto größer feyn, je weiter die Pfa- neten von der Sonne entfernet find. Allein, Mars unterbricht dieſe Kette der Analogie. Dieſer Pla- ‚net fteht weiter von der Sonne ab, als wir, und bat doc) feinen Trabanten ; wenigftens hat man, aller angewandten Mühe ohngeachtet, noch Feinen wahrnehmen koͤnnen *. Man glaubte nicht, daß die unteren Planeten, Venus und: Mercur, Tra> banten hätten, und man bielte dafür, daß fie, weil fie der Sonne weit näher find, als die Erde, aud) Feine haben müßten. Sie find über diefes größten: theils in den Sonnenftrahlen verfteckt, und diefer Umftand vermehrt die Schwierigfeiten nicht wenig, das, was fie umgiebt, zu entdecken, Inzwiſchen erblickte Caßini doch im Jahr 1686 neben der Sonne etwas, das einem Trabanten ähn- lih war. Die Nachricht davon fteht in feinem Buche vom Zodiacalfcheine. Er beobachtete diefen Schein den 28 Auguft des Morgens um 4 Uhr 15 M. Hierauf betrachtete er die Venus Durd) ein * Die Gleichgultigkeit, mit der die Franzoſen die Vers dienſte der Deutſchen anfehen, bat bier den Gefchicht- fipeeiber der Akademie in der fehandlichen Unwiſſenhei Affen, daß Here Kindermann einen Monden um den ars entdeckt, und aus einer einzigen Obfervation ſei⸗ ne Bahn gemaplt, und im Kupfer ſtechen laffen. den man bey der Venus beobacht. hat. 373 Sernglas von 34, Schub. Er ward neben ihr eines ungeftalten Liches von ganz; anderer Art gemahr, das gegen Oſten ftand, und die Phafes der Venus, deren Körper gegen Welten zu fichelfürmig war, nachzuahmen ſchien, von welcher es 3 ihres Durch» meffers abftund. Der Durchmeffer diefes Eleinen Körpers war ohngefähr 4J von dem Durchmeffer der Benus. Caßini betrachtete ihn eine Viertel ftunde lang, und nad) dieſem fahe er ihn nicht mehr, ohne Zweifel, weil Das Licht des Tages, oder. der Mor- gendämmerung fehon zu groß war, Er hatte fchon, wie er hinzufeßt, den 25 Januar. 1672 etwas der gleichen von 6 Uhr 52 Minut. bis 7 Uhr 2 Minuf. des Morgens wahrgenommen, da es wegen der Morgendämmerung verfchwand. Venus war da- mals, eben wie diefer Körper, im Zunehmen. af fini, der fonft fehr behurfam war, Neuerungen in der Sternfunde anzunehmen, konnte nach diefen zwo Betrachtungen nice umhin, wenigſtens zu muth« maßen, ob diefes nicht etwan ein Venustrabante ſeyn möchte, deſſen Körper nicht fo geſchickt wäre, das Sonnenlicht zurück zu fenden, als fein Haupt« planete, und welcyer faft eben die Verhaͤltniß zu der Venus hätte, als der Mond zur Erde. Gregori ‚redet ‚hiervon in feiner phyſikaliſchen Aftronomie im ‚ten Buch, an dem Ort, wo er von den Himmelg- erfcheinungen redet, wie fie aus der Venus gefehen werden, mit mehr Gewißheit, und hält e8 nach den «beyden: ‚Erfahrungen: des Caßini fir mehr, ‚al wahrſcheinlich daß es in der That ein Trabant die- fes Pianeren fps —* > Haz m Ge ne ® u 374 Don einen Trabanten, nm“ Es ift zu verwundern, daß, fo große Mühe fich auch Caßini nachher gegeben, eine ſo wichtige Ent» deckung zu Stande zu bringen, er doch nie hierinne gluͤcklich geweſen iſt und, fo viel ung wiſſend, Hat nad) ihm Fein Aſtronomus in 54 Jahren diefen Koͤr⸗ per mwieder geſehen. Selbſt Bianchini, der ſich Durch feine Entdeckungen an der Venus fo berühmt gemacht, ift Hierinne nicht glücklicher gewefen, ob er gleich das vortrefflihe Fernglas des Camyani von mehr, als 100 Schuhen dazu gebraucht, So viel wußte man von diefem wahren oder fchein« baren Benustrabanten, als Herr Short, ein Schofts dänder, der fü gefehickt in Verfertigung der Fern: gläfer, als in veren Gebrauch in der Aftronomie ift, diefen Trabanten, wenn es anders einer ift, mit eben den Umſtaͤnden und Phaſen erblickte, ats ihn Caßini befchrieben hat, Ich erfuhr diefes im Anfange des Jenners Durch Herrn Cofte, der fich durch die Ueber⸗ feßung des Lockiſchen Buchs vom menfchlichen Ber« ftande und verfchiedener anderer bekannt gemacht hat, Ich berichtete dieſes der Akademie, und dieſe Geſell⸗ ſchaft trug mir auf, mich genauer nach dieſer Beob⸗ achtung und ihren Folgen zu erkundigen, und ihr davon Nachricht zu ertheilen. Zum Ungluͤck iſt dieſe neue Erſcheinung des Venustrabanten auch in ihrer Unbeſtaͤndigkeit den zwo erſteren nur gar zu aͤhnlich geweſen. Herr Short hat ihn bis in den letztverſtrichenen Junius nicht wieder erblicken koͤnnen. Er hat ihn den 3 Nov, 1740 des Mor⸗ gens zu Londen durch ein reflectirendes Teleſcopium wahrgenommen, welches 165 engl. Zoll lang wat, und 50, bis 60 mal im Durchmeffer — So⸗ den man bey der Venus beobacht. hat. 375 Sobald er einen kleinen Stern neben der Venus erblickte, fo feste er ein größer Augenglas und Mis crometer an fein Teleſcopium, und fand die Entfer« nung diefes Eleinen Sterns von der Benus 10 Min. 20 Sec. Mean fonnte damals die Venus fehr deut lich ſehen, und da der Himmel ſehr klar war, nahm er noch 3 bis 4 mal größere Augenglaͤſer, und ent⸗ deckte mit einer angenehmen Beftürzung, dat diefer Eleine Stern nicht ganz erteuchter war, fondern nur eben fo weit, als die Benus felbft. Sein Durch⸗ meffer war etwas weniger, als 5 von dem Durchmef- fer der Venus. Sein Licht war nicht fo ftarf, aber doch. begränze. Der große Zirkel, der durch den Mirtelpunft der Venus und dieſes Trabantens gieng, denn ich kann ihn niche füglich anders nennen, machte einen Winkel von etwa 18 bis 20 Grad mit dem Yequator, Der Trabant ftund etwas gegen Morden, und gieng vor der Benus in gerader Alcen« fion der. Herr Short betrachtete ihn während eis ner Stunde etlichemaf mit verfchiedenen Telefcopüis, bis das Licht des Tages und der Morgendammerung ihm denfelben gänzlich entzog. ' Diefe Umſtaͤnde find aus einem Briefe genommen, den Herr Turner vom 8 Junii aus tonden an Herrn Cofte gefchrieben. Ein himmlifcher Körper, den man niche anders, als mit fo vieler Mühe von ber Erde fehen Fann, fcheine nicht für uns gemacht zu ſeyn, und man iſt daher faft gezwungen, zu fliegen, daß er beftimmt ift, eine andere Welt und andere Einwohner zu er⸗ leuchten. Siehet man die Aehnlichkeit bierinne übers Baupt an, fer bike * — daran Anett —E Aa We 376 Von einem Trabanten, Wir merken aber hier an, daß dieſe Aehnlichkeit, in Anſehung der Anzahl der Trabanten, nicht wohl gegruͤndet zu feyn fcheint, Man glaubt, ein Pia» net müßte defto mehr Trabanten haben, je weiter er von der Sonne entfernet ift. Wir haben: fhon oben angemerft,. daß dieſer Schluß, in Anfehung des Mars, mangelhaft ſey. Diefer Planet ſteht mweiter von der Sonne ab, als wir, und har doch feinen Trabanten, Wir fehen eben diefes auch bey der Benus : Diefe ift nicht fo weit von der Sonne entfernet, als wir, und: hat doch einen Trabanten, der unferm Mond an Größe nichts nachgiebt, Wir wollen die Sache ſelbſt unterfuchen, ‚ohne ung bey diefen noch zweifelhaften. Ausnahmen aufzuhalten, Sind die übrigen Dinge in den Planeten einander gleich, fo muß auch vie Macht in denenfelben defto dunkler ſeyn, je heller der Tag gemwefen ift, weil die Veränderung: deſto merflicher feyn wird. ' Sind nun die Planeten, Venus und Mercur, bewohnt, und find ihre Einwohner fo befchaffen, mie wir, welches doch die Analogie, Davon bier die Rede ift, vorausfegt; fo haben fie des Nachts einen, oder zween Monden defto nöthiger , je näher fie dee Sonne ſind, und.je mehr fie am Tage find erleuchtet worden. Mit den weiter entferneten Planeten verhält es fich juft umgekehrt. Jupiter ift ohngefähr fünfmal weiter von der Sonne entfernt, als wir; da fich fein Licht, des Tages über, umgefehrt verhält, wie das Auadrat ‚feiner Entfernung ; fo wird es Jupiter ohngefaͤhr 25 mal ſchwaͤcher ſeyn, als das unfrige, Die Nacht wird daher im Jupiter 25 mal weniger dunkel fenn, als bey uns. Denn Tag und Nacht, und den man be der Venus beobacht. hat. 377 und weniger Tag find für einerley Augen bloß relati- viſche Größen. Die vier Monden des Jupiters, und die fünf Monden des Sarurns, und der erleuchtete Theil feines Ringes, werden das ſchwache Licht am Tage nicht verftärfen : denn ihr zurückprallendes Licht ifk, wenn fonft alles gleich ift, dem gerade einfallenden Sonnenlicht proportionell, und wird alfo in Gegen» wart der Sonne von ihr, mie unfer Mond, un— fihtbar gemacht werden, Man mag die angegebe-» nen Gründe der Hebereinftimmung drehen, wie man Se man wird wenig Gruͤndlichkeit darinne finden Die Aehnlichkeit und die Endurſachen machen die Naturforſcher aufmerkſam und neugierig, und dieß iſt auch ihr groͤßter Nutzen, außer dieſem, da wir in den Geheimniſſen und Abſichten der Natur ſo unwiſſend ſind, ſind ſie uͤberfluͤßig und ſelbſt ſchaͤd⸗ lich, wenn fie uns hindern, das anzumerfen, was ih» nen widerſpricht. Iſts alfo nicht beffer, fich an die wirkliche Maturbegebenheiten halten, und von dem Mechanifmo der Natur nicht abgeben, als fich bemühen, die Urfachen seien zu beftimmen und darzuthun ? Wir haben ſchon an einem andern Ort anges merkt, daß die unteren Planeten, Benus und Mer: cur, beftäntig mehr.oder weniger mit der Sonnen» atmofphäre umgeben find. Iſt nun diefe an fich belle, fo wird die Dunkelheit der Nächte diefer Pia: neten dadurch fehr vermindert werden, Haben aber die untern Planeten, noch über diefes, Trabanten, fo wird eben viefe Amofphäre, fie mag nun helle Yas feyn 378 Bon einem Trabanten, c. feyn oder nicht, womit ihre Trabanten nicht weniger umgeben find , als fie felbft, weil fie fich, wie befannt äft, in ihree Dichtigkeit und Ausdehnung ändert, tau⸗ fend Irrthuͤmer und Ungewißheiten in der unvoll« kommenen und unbeftändigen Erfcheinung diefer Tra⸗ banten verurfachen. Ä | | Noch eins müffen wir zum Vortheil des Venus⸗ frabanten nicht vergeflen. Vielleicht hat er was ähnliches mit den fünf Trabanten des Saturns. Man hat fih nad) vielen Erfahrungen genoͤthiget gefehen, ihnen gewiffe Zeiten zuzugeſtehen, darinne ihr Sicht vermehret und vermindert wird, welches fie in ihrer größten weſtlichen Entfernung fichts bar, und in der oftlichen unfichtbar machet. Ari I. Send — 379 RR e chochoc kooloehoctoctoohochochoowodoehpeloco o eie Sendſchreiben Herrn Johann Ellicot, | Mitglied der Königlichen Englifchen Geſellſchaft, an den Praͤſidenten, Die eigene Schwere der Diamante betreffend. Aus den Schriften der Koͤnigl. Engl. — 476 N. 19 Ark, Den 4 Jul. 1745 geleſen. ie es aus einigen Berfuchen, fo ich letztens zu machen Gelegenheit gehabt, fehr wahr- ! fcheinlich wird, daß man fich auf die bis- her betannt gemachte Nachrichten von der eigenthüm- lichen Schwere der Diamante nicht verlaffen darf ; ſo hoffe ich , es wird ihnen eine kurze Nachricht von diefen Berfuchen nicht unangenehm feyn , befonders da id) in einer von den Tafeln, fo in den Trane- ‚actionen befannt gemacht worden, eben nicht die be» ſte Bemerfung von der ——— Schwere der Dinmenie finde, — J— In der Nachricht, fo Here Boyle von den. Die: manten ertheilt, wie folche in dem Auszuge aus fei« ‚men Werken, den Herr Dr. Fir beransgege- en, 380 Sendfchreiben ben, befindlich ift *, erzählt er als die —* ei⸗ nes beruͤhmten und erfahrnen Demantſchneiders, „daß einige rohe Diamante merklich ſchwerer, als. „andere von eben der Größe wären, befonders, wenn „felbige Flecken hätten, oder unrein ** und Herr „Boyle erwähnt einen, der 8 und 2, Gran gewo⸗ „gen, und nad) den bodroſtatiſhen — ſorgfaͤltig „im Waſſer abgewogen, gegen eine gleichgroße Menge „Waſſer ſich am Gewichte wie 233 : 1 verhalten, daß „alſo, fo viel ſich aus diefem Berfuche fhliegen Täßt, „ein Diamant nod) nicht vollig Dreymal fo viel, als „Waſſer wiegt. ,, Und doc) heißt es in dieſer Ta- fel der verglichenen Schwere, der Diamant verhalte fich zum Waſſer mie 3400 : 1000, d. i. wie 3. 4: 1. Al⸗ ſo muͤſſen, vermoͤge dieſer Nachrichten, Diamante ſeyn, deren eigene Schweren beynahe um ein Acht⸗ theil von einander unterſchieden wären, und man foll- te, meinem Erachten nach, doch einen fo Un: terfchied unter Körpern von einerley Are ni muthet haben, wie man ihn denn auch bey — ver Unter ſuchung bey den Diamanten nicht finden wird. Die erſten Diamante, die ich waͤgen ſahe, waren ʒweene ſehr große Braſi ilianifhe, die Herr Char, ein Kaufmann in den Au guftinern‘, ‚lieferte. Man fand ihre eigene Schwere viel größer, als bey Herrn Boylens ſchwerſten. Einer verhielte ſich zu eben fo viel Wafler, wie 3518 und der andere wie 3521 zu 000, daß alſo der Unterſchied zwiſchen ihnen we⸗ niger, als 1005 — | Man wog zu a #83 ©. de8 5 B. der neuen Ausgabe in Zolio von Seren Beopylens erken. von der Schwere der Diamanten. 38: Zeit zween Eleinere brafilianifche Diamante, die nicht fo ſchwer, als die vorigen waren, da ſich der leichtes ſte nur wie 35er und der andere wie 3511 verhielt Weil aber diefe von eben der Art und in Vergleis chung Flein waren, fo bielt ich dafür, man koͤnne fich auf den Unterfchied nicht ſehr verlaffen. Da ich alfo feitdem Gelegenheit befam, eine gute Ans zahl oftindifche Diamante zu erhalten, las ich zehn davon aus, die an Geſtalt, Farbe und allen andern VBefchaffenheiten, fo unterfchieden, als möglich, ‚waren. Sie wurden mit eben der Wage und in eben dem Waffer, wie die vorigen, gemogen, und der leichtefte war wie 3512, der ſchwerſte wie 3515. Da diefe leßten mit einander und mit den erften fo na= be übereinfamen, ob fie ſchon in einer Zeit von acht Monaten von einander gewogen wurden, fo wird fehr wahrfcheinlih, Daß der große Unterſchied an oben angeführtem Orte, und in Herren Boylens Ta- fel, gar nicht bey Diamanten zu finden ift, nod) vielweniger ein Unterfchied, wie der zwifchen feinem leichtejten und meinem fehwerften, der mehr, als 3 des Ganzen beträgt. Ich hatte nie felbft einen Verſuch angeftellt, da— durch ich hätte urtheilen Fünnen, wie ein großer Un» terfchied zwifchen diefen und vorigen Verſuchen aus der verfchiedenen Befchaffenheit des Waflers ent: fpringen fönnte, da warm Waffer leichter, als fal. tes, und Brunnenwaſſer fchwerer, als Flußwaſſer ift. Wenn ic) aber als ausgemacht annehme, daf man fid) bey diefen Verſuchen durchgängig gemeines und nicht mineraliſchen, auch narürlich Ealten und niche gewärmten Waflers bedient; ſo bin ich EURE vor — 38223 Sendſchreiben von einen Freunde, der in dieſer Abſicht viele ſorg⸗ fältige Verſuche angeftellt hat, und ſolche der Kö» nigl. Gefellfchaft vorlegen wird, verfichert werden, daß die eigene Schwere feines Körpers, durch Die verfchiedene Befchaffenheit und Wärme bes Waf- fers zufammen, fi) um mehr, als 3°, verändern wird. Aber der fchwerfte von Herrn Boylens Diamanten, in feinen Tafeln, iſt bon meinem leichteften mehr, als #5 d. i. mebr als „8, unters ſchieden. Und doc Fann ich hiervon Feine. andere Urſache erdenfen, wofern es nicht von der Kleinig- Eeit der Diamante, oder einigem Fehler der Werf- zeuge, mit denen man Die Berfuche angeibelt j Der ruͤhrt. Die Wage , mit der ich dieſe Verſuche angeſtellt, zeigte zI, eines Grans empfindlich an, und da ei— ner von den Diamanten über 92 Gran wog, fö Fonnte alfo weniger, als zziss von ihm gewogen werden. Verſchiedene wurden zweymal in Waffer fowohl, als in $uft gewogen, und man fand ihr Ge: wichte aufs fchärfite übereinftimmend. Setzt mar hiezu die genaue Uebereinftimmung des Gewichts von den verfchiedenen Diamanten, ob fie wohl zu verfchiedenen,, und weit von einahber entfernten Zeis ten gewogen worden ; fo halte ichs für hoͤchſt uns wahrfcheinlich, daß bey diefen Verſuchen ein merk licher Fehler vorgehen koͤnnen, daher man ſich auf ihre eigenen Schweren in folgender Tafel ficher ver⸗ laſſen darf. Ich habe bie, Gewichte verfchiedener RN in Wale und $uft Dingefest , damit ein Fehler, * er⸗ von der Schwere Der Diamanten, 383 dergleichen follte vorgegangen ſeyn, defto verbeffert werden kann. In der | Sr Waf- Luft ſer Gran. Gran, N. „Baer : 1. Ein braf. Diam. ſwon Waßſer, rauhe Oberfl. 92, 425|66, 16 2. Dergleichen 88, 21 63, 16 3 Dergleichen ſchoͤne hel⸗ | le Oberfläche, 10, 025 6 170 4. Dersleichen. 9, 560 |6, 830 5. Ein oftindifcher Diem. blaßblau. 26, 425118, 945 6. | Dergleichen — 23, 33 116, 71 7. Dergl. ſehr ſchoͤn W | fer, belle Dperfläche. 20,66 14,8 Dergl. ſehr fchlech Waſſer, — Oberflaͤche. 0,38 |14, 59 '135 9. 1Dergl.fehr hart, ſpielt ins blaulichte. 22/5:..110, 1 10, |Dergl. fehr weich, gut Waſſer. 22, 615 16, 2 1. }Dergl. mit einem gro fen rothen Flecken 125, 48 118,23- 12. Dergl. weich, fchlecht I Waffer, 29, 525 | 21, 140 3. IDergl. weiche, braune Oberflaͤche. 26,535. 18, 99 14. al ehr tiefe gruͤne leichter Eiaene ION — 3518 3525 3510 3501 3512 352 3525 3514 521 3516 | | 3521. erfläche: 25,25 118, 08 | Die mittlere eigene Eihwere, der brafil. Diem, 3 | Rh, oſtind. 334 Beurers Abhandlung ux% * all: de. ZZ 2 Ze ZU ZU ZU ZZ ZZ 2 2 2; IN. Ambrofius Beurerg von Nürnberg, Abhandlung vom Steinbruch) Ofteocolla, der koͤnigl. Gef. durch Heren Peter Eollinfon, Mitglied der Eönigl. Gefellfchaft mitgetheilt. Aus dem Lateiniſchen uͤberſetzt. Siehe die philoſ. Transact. 476 N. 8 Art. Den 9 May 1745 vorgelefen- er Stein, fo im Sateinifchen Ofteocolla heißt, bat vielerley Namen. Insgemein wird er Oftiocolla ober Ofteocolla. genannt, melches Wort aus cseo» ein Knochen, und zer Leim, zufammen gefeßt it, Er heißt auch lapis Oflites, Ollofteoes, Oſſina, Oflılana, Oflifraga, lapis Afaticus, Pierre de Monti, lapis Morvochius, Flores arenae, foflile arborefcens, la- pis Sabilis, lapis arenofus. Die deutfchen Namen find Steinbruch, Bruchftein, Steinbruch» fein, Rnochenjtein, Handſtein, Beinbeil, Seinbruchftein, Beinquellftein, Beinkno⸗ chenftein, Steinblume. Unfere Vor ſabren haben keine Kenntniß davon gehobt, und einige ihn fuͤr verſteinerte Knochen, A andere vom Steindrud). 385 ‚andere fir eine Are Gyps gehalten. Man findee ihn im fchlefifchen Herzogthume Eroffen, in Pom« mern, Neffen, Sachſen Pohlen, Darmſtadt, Hei— delberg, Speyer, bey Jena, im Meklenburgiſchen, im Bandenburgiſchen bey Beſcow, Sonnebnrg und Driefen. Er wird aflemal im fandigren und unfruchtbaren Erdreiche angetroffen, wo Feine andere Bäume und Pflanzen weit und breit herum, als Pappelbaͤume, wachfen. Hingegen findet man Feine in IThälern, wie einige vorgeben, noch bey Quellen oder auch) in mioraftigen Wegen. Kraͤutermann hat jemanden etwas gezeigt, das die Geftalt eines Hauſes oder Schloffes gehabt, aber mehr ein Zopfitein, als ein Steinbruch ſcheint ge- wegen zu ſeyn. Merkatus hat auc) feinen Begriff _ : davon gehabt, da er die verfteinerfen Sachen und Falfartigen Topfiteine mit eben diefem Namen be: legt, da doch diefe letztern nach Hermanns Urcheile, mehr bolaria oder eifti find. Was feinen Urfprung betrifft, fo entftehe er in erwähnten fandigten Erdreiche, einige Fuß tief und hat die Geftale einer Wurzel, Die größten kann man Faum mit beyden Händen umfpannen, die an- dern find immer Fleiner und kleiner. Co langefer in der Erde liege, ift er nie harte, fondern allezeit ‚ weich und leimigt, Daß er mit den Fingern gerieben” fic) ganz fertige anfühlet, und wenn er trocken wor— den, wie etwas Falfartiges weiß ausfieht. Unter der Erde fiehe er zum Theil grau, gelb oder weiß, ‚und außen haͤngt häufiger Sand anihm. Er ift zu weich, als daß man ihn unter der voͤlligen Geſtalt 2 Band. Bb einer 386 Beurers Abhandlung einer Wurzel ganz herausbringen koͤnnte, wo man die Sache nicht mit beſonderer Geſchicklichkeit an— greift ‚, und wohl etliche Wochen und Monate da— mit zubringe. Denn wenn man den Sand geſchwin— de wegthut, bricht er; Daher folgendes babey zu mers Een iſt, daß er I) Muͤhſam und geduldig geſucht wird; 2) Der Sand gelinde abgeſtrichen, 3) Weit von der Wurzel weggeſchafft, und 4) Achtung gegeben wird, daß nicht Fleine unor» dentlich auslaufende Nebenwourzen abgebrochen werden, 5) Muß man nicht viel auf einmal graben, fon- dern ihnen zum trocknen und hartewerden Zeit verſtatten; 6) Die Grube mit Brettern bedecken, damit nichts hineinfaͤllt, oder der Regen ihn naß macht 7) Nicht wieder anfangen, zu graben, wo das, rvas man entblößf, nicht harte genug ift; 8) Bey warmem, trocknen und gelinden Wetter die Bretter wieder wegnehmen, daß die entblöß- fen Stüde defto eher trofdnen; | 9) Bon weiten zu graben anfangen, weil man meiftens Darunter Waffer finder, | Daß der Steinbruch inwendig hohl fey, bemerfen zwar die meiften Schriftiteller, geben aber darinne von einander ab, ob er zum Pflanzen oder Mines ralveiche gehöre, Die meiften Alten haben ihn un ter vom Steinbruch. 397 ter die verfteinerten Knochen gerechnet, denen andere widerfprechen, weil man nirgends vollfommene Stücke Knochen findet, auch im Feuer der Urſprung aus dem Thierreiche ſich nicht entdeckt, Eraſmus hat ſehr wahrfcheinlich davon gefchrieben. Diejenigen, die ihn nicht für Knochen halten, haben ihn mir Reche für ein Minerale erklärt, das aus Sande entftan- den. Herr Teichmeyer heißt ihn Steinmarf, und Henkel zähle ihn unter die Mineralien, ſagt aber nichts von feinem Urſprunge. Junker aber er: waͤhnt, daß er fich Im Sande erzeuge, ohne zu fagen, ob folches aus den Wurzeln oder.aus den Stämmen der Baͤume geſchehe. Ich halte ihn für eine Wur: zel, um die fih nad) und nad) Sand herum ange: haͤngt. Ob man wohl genug Steinbruch antrifft, findet man doc) nirgends dafelbft Holz oder etwas grünes über der Erde hervorragend. Dbngeachtet ich dem Urſorunge diefes Steinbruchs und des Baus: mes, von dem er herkoͤmmt, lange nachgeforfcht, ift es mir doch nie gelungen, bis ich endlich * einen ſolchen dürren At und noch gruͤnes Laub angetroffen, welches fich an einem Baume befand, der oben noch holzige, unten vollfommener Steinbruch war, und bey genauerer Unterfuchung für eine Are von Pap— peln erkannt ward, Er koͤmmt alfo von der ſchwarzen Pappel her, und hängt fih an die Wurzeln und Nebenfchößlinge derfelben, wenn der Stamm abgehauen, verfault, oder verfteinert ift. | er Man wird auch in allen Theilen des Stein— bruches finden, daß was holzigtes darinnen ver— .i Fr Bby2 0. fanfe, ad Zernium haud procul a Zofena, 3838 Beurers Abhandlung fault, welches herausfaͤllt, und durch die daraus entſtehende Hohlung den Steinbruch einem Knochen ähnlidy mache. Ich habe aber nie an Fichten, Bir« fen u. d. g. fo da herum geftanden, Steinbruch ge: funden, wie doch feyn müßte, wenn die Side daran Urfache wäre, Diefes lehrt, 1) daß faft niemals in falzigeem Boden Stein. bruch zu finden ift; 2) daß man allezeit annehmen müfe, es haben Pappeln da geftanden, wo man Steinbruch findet, 3) Alle, fo Steinbrud) gaben, werden exfennen, daß es eine Wurzel iſt. 4) Man kann noch ein Merkmaal angeben: wo ſich Steinbruch befindet, da ragt ordent⸗ lich etwas von kalkartigen Knochen hervor, das wie eine Blume vorzuſtellen ſcheint; daher viele auf den Einfall gerathen, als ob er wuͤchſe und bluͤhete. Der Steinbruch befindet ſich alſo unter dem Sans de, aber allezeit da, wo die Wurzeln lagen, an die er ſich gehängt hat, und nach und nach verhaͤrtet iſt. So weit er hervorragt, ift er weiß geworden, und wenn man efivas anders Daran findet, fo ift es von ohngefaͤhr dazu gekommen, Wenn man die Wurzel entdccft hat, darf man eine Spanne tiefer graben, fo wird fich ficher Steinbruch finden. Alſo ift er, fo lange er unter der Erde bleibt, weich, und etwa wie durchnetzter KalE mit Sande vermenge, wenn aber die Feuchtigkeit in die Luft verflogen, wird er nach und nad) * Zu vom Steinbruch. 389 Zu feiner Erzeugung gehört alfo a) Pappelbaummurzel. h) Wenn man folche auch gleich nicht fehen Fann, iſt der Urfprung aus dem Pflanzenreiche, vers mittelft der Diftillation, in dem empyrevma« tifchen Dele zu zeigen, e) Ein fauer Salz, das mit dem Sande genau vereiniget ift, träge viel zu feiner Erzeugung bey, d) Imgleichen zarter Sand, da die Chymie zeigt, | daß im Sande allezeit was faures zurücke bleibe, und alſo was verfteinerndes vorhanden ift, daß Daher, vermöge deſſen, was geſagt worden, das faure Salz mit der Feuchtigkeit des Sans des die Materie dazu ausmacht „nur, Daß bier der freye Zugang der Luft fehlt, außer Dem Die Berfteinerung ſchon in der Erde völlig gefches ben feyn wuͤrde. Diefes ift daraus Elar, weil 7) die Maffe, fo bald fie an der Luft trocknet, ver haͤrtet; 2) die Diſtillation ein empyrevmatiſches Petro—⸗ leum, fo aus vitrioliſchen und harzigten Theis len beſteht, zeiget ; | 3) durch Zunießung Vitrioloͤls auf den Steine bruch das Saure des Küchenfalzes ſich Davon ab» fondert. 4) Daß der Steinbruch Fein wahrer Kalk fen, bes weife ich Daraus, weil ich dergleichen auf Feine Art herausbringen koͤnnen. | Bb 3 Ich 399° Benvers Abhandlung Ä Ich habe den Steinbruch mit, verſchiedenen Auf- föfungsmitteln angegriffen, zu fehen, mie viel am Gemichte jedes von denfelben in fih nahme, und da⸗ ber alfezeit ein halb Quentchen Steinbruch und eine halbe Unze des Aufloͤſungsmittels DEREN, und folgendes bemerfe ; a) Bitrivlöl hat 4 Gran aufgelöft, die Solution war gelb, und das Ueberbleibſel weißgelblicht, b) Bitriolgeift hat alles ih Salz verwandelt, ce) Salpetergeift batı Scrupel, 4 Gran, und d) der faure Geift des Kücenfaes 1 Scrupel, 6 Gran; e) Ein Scrupel Aquaregis aber 4 Gr. aufgelöft, und bende Solutionen find gelb, Das Weber: bleibfel aber weißgelblicht geworden, f) Diſtillirter Weineßig hat ız Scrupel aufge: loͤſt, wovon die Solution gelbliche geworden, das Ueberbfeibfel aber hat, mie die andern, durc das Auföfungsmittel feine Farbe nicht verändert, Man muß alfe den Steinbruch, wie er in den Officinen verfauft wird, für ein Minerale halten, befonders, wenn das, was aus dem Pflanzenreiche Dabey war, abgefondert worden; man fann es eine Kalferde nennen, es verändert aber den Beilchens ſaft nicht, Die Diftillation in offenem Feuer giebt einen urinartigen Geiſt. Don Zugießung eines fixen Al⸗ cali wallet es auf, und entdeckt zugleich den urinar⸗ tigen Geift, "Menn das Ueberbleibei mit Waſſer ausgelaugt wird, zeigt ſich nichts ſalzigtes. * abe — vom Steinbruch, 591 babe auch vergebens gefucht, einen Theil des Leber ‚bleibfels in Kalk zu verwandeln, Mit Alcali cal cinirt ſcheint der Steinbruch ein dunfles Glas zu machen, kann aber wieder im Waſſer aufgelöft wer- den, daher foldyes für Fein wahres Glas zu halten, Wenn man ihn in einer retorta tubulata über dag Feuer fegt, und Vitrioloͤl zugießt, fo wird der Salze geift davon befreyt, den man auch, vermittelft der Diftillation, erhalten Fann. Sch Habe diefen Salz: geift mit firem Alcali faturirt, und ein regenerirtes Küchenfalz Daraus gemacht, darauf folches getrock- net und wieder in die Netorte gethan, Vitriolöl zu- gegoffen, und folchergeftaft durch die Diftillation den fauren Geift des Küchenfalzes erhalten. Das Beſtandweſen des Gteinbruchs ift vor: nehmlih Sand, Einige glauben, Moonmild, (lac lunae) Steinmarf * und Steinbruch fey einer: ley, welches falſch iſt. Findet man etwas roͤthliches im Steinbruche, fo zeigt es benachbartes Eifen an, Es abforbire, und wird daher von einigen zu Stillung des weißen Flufies ges braucht, * Der deutfche Meberfeger bat die Kuͤhnheit gehabt, in medulla Saxonum, fo in den Transactionen ſteht, ein n fur ein x.falfchlich geſetzt zu glauben, i — ee Bb 4 IV. Ein 392 Ein Brief an den Brafidenten, a S * *K**** ** IV. * Ein Brief von Gowin Knight, M.B. an den Praͤſidenten der engliſchen Societat der Wiſſenſchaften, die verſchiedentlich veraͤnderten Pole der Magnete betreffend. Aus den engliſchen philoſophiſchen Abhandlungen A. 476 III. uͤberſetzt. vorgeleſen den 4 April, London, den 3 April, 1745: 1745. Hochgeehrter Herr ! ie geneigte Aufnahme meiner magnetifchen Verſuche, welche fie ihrer gelehrten Ges 9 ſellſchaft mitzutheilen, mir die Ehre gethan haben, machet mir Hoffnung, daß die folgenden Er- fahrungen würdig genug feyn werden, ihre Aufmerk. ſamkeit zu verdienen. 1. Ich gab einem Stück eines naieiche Mas: gnets die Geſtalt eines Parallelepipebi ‚!r5 Zoll lang, 5 Zoll breit, und Zoll did, Es wog 3 Drachmen ( Drams und 10 Gran ( — ) J n von den verandert. Bolen der Magn. 393 In diefem Steine veränderte ich Die magnetifche Kraft alfo, daß jedes von den entgegen gefegten Ens den zum Sübpole, und die Mitte, weldye ganz rund war, zum Nordpole ward, 2. Ein anderer Magnetftein war 17! 5, Soll lang, 75 Zoll breit, und um die Mitte ———— 5 Zell Dick; denn er war an einem Ende dicker, als an dem andern, Er wog ı Drachme und 57 Gran. Die beyden entgegengefeßten Enden diefes Steins machte ic) zu Nordpolen, und die beyden entgegen gefeßten Seiten zu Suͤdpolen. 3. Ein irregulärer Magnetftein, welcher ohnge— fahr 54 Unze wog, hatte 2 breite, platte, einander entgegengefegte und 1,5 Zoll von einander abftehen« de Flächen. Ich machte die Hälfte einer jeden von diefen Flächen zum Nordpole, und die andere Hälf- fe zum Südpole; fo, daß der Nordpol der einen Flaͤ⸗ che dem Südpole der andern Fläche gegenüber war, und umgefehrt, 4. Sch nahm einen Magnerftein von einer ziems lich guten Art, welcher ein fehr deutliches, Der Länge nach laufendes Korn hatte, Er war 17% Zoll lang, 155 Zoll breit, und an den Seiten 5 Zell, inder Mitte aber 75 Zoll dick; denn er lief von der Mit- te an gegen die Seiten etwas fpiß zu. Er wog 3 Unzen weniger 4 Gran, Das eine Ende madıte ich zum Nordpole, und umgab es mit dem Suͤd— pole; das andere machte ich zum Güdpole, und gan es mit dem Nordpole, fo, daß die Enden Bb 5: jed⸗ 394 Ein Brief an den Praͤſidenten ec. iedweder Flaͤche einen Pol hatten, welcher einen, dem Pole in der Mitten entgegengeſetzten — hatte. Man kann dieſe Gattung von Veraͤnderungen in ſehr viele Arten eintheilen. Aber dieſe Exempel ſcheinen hinlaͤnglich zu ſeyn, zu zeigen, wie verſchiedent⸗ lich die magnetiſche Kraft in Anſehung ihrer Rich— tung iſt, und wie mangelhaft die meiſten Hypotheſen ſind, welche man erſonnen hat, die er des Magnets zu erFlären, Ders gehorſamſter Diener, Bowin AÄnigbe a Ss V, Chro- Die 395 lee a ee ae oa ee ec af “ | V. Chronicon Rufticum Commerciale, MEMOIRS OF WOOL | Ba) Pen 7 | Nachrichten von Wolle. Eine Sammlung von Begebenheiten und Be— trachtungen, ſo die Wollenmanufacturen, und den Wollhandel uͤberhaupt, und beſonders das Wachsthum, den Fortgang, die Verbeſſerungen, die Abnahme und die Abwechſelungen deſſelben, nebſt den Urſachen davon, und den verſchiedenen Preiſen der Wolle, zu verſchiedenen Zei— ten in England, betreffen, wie ſolches durch eine Folge von Schriftſtellern, von den aͤlteſten Zeiten, bis auf gegen— waͤrtige, aufgezeichnet worden. Auch eine Nachricht von den verſchiedenen Gefe- Ken, die von Zeit zu Zeit gemacht, und von Borfchläs gen, die gethan worden, die Ausfuhre ungearbeiterer Wolle zu verhindern, imgleichen anderer Mitteln, deren man fich bey diefer Waare verarbeitet, bedient hat, den Vortheil des Königreich® zu beobachten. Mit Anmerkungen, Abs bandlungen und Betrachtungen uber alles zufammen. Durch Sob. Smith, L.L.B, London, 1747, 8. 13. 422 ©. 29. 176 ©. er weitläuftige Titel diefes Werks ertheilt von der Hauptabficht und Einrichtung deſſelben zulängliche Nachricht, Wir Fönnen daher fogleich — | von. # > 396 Nachrichten von der Art, wie der Berfafler feinen Vorſatz aus» führe, eine Borstellung zu machen anfangen. Er hat fein Buch J. K. M. in England zugeeigner, und die Wichtigkeit des Wollhandels für Eng: Iand berechtiger ihn genugfam dazu, In der Vor— rede ſucht er die Engländer überhaupf auf Betrach— fungen, wegen des Wollhandels, aufmerffaner zu machen, Er beftreitet zu dem Ende verfchiedene Vorurtheile. Manche bilden fich ein, die Sachen wären bierinne ſchon zu aller Vollkommenheit ge» bracht, die fie erlangen Fonnten ; man Fönne fie den Augenblick überfehen, ohne daß man mit großer Mühe Unterfuchungen darüber anftellte, oder auch Gegentheils, die Sarhe fey auch für die fleißigften Nachforſcher zu hoch, wo fie nicht beym Handel und Manufackuren aufgewachfen, und gehöre Des nen, fo dieien Handel treiben, fo eigenthürmlich zu, daß niemand weiter Urſache habe, fich darum Muͤ⸗ he zugeben. Der Berfaffer leugnet, daß die Ein: richtungen wegen der Wolle keiner Berbefferungen bedürften, daß die Kenntniß davon fo gar leicht, aber auch Gegentheils, daß fie folhen, die nicht ganz und gar beym Mollenhandel hergefommen, uners gründlich fey ; und denen, fo glauben, daß dieſe Unterfuchung gar nicht für fie gehöre, antwortet er mit den Urtheilen verfchiedener Handelsverftändigen, die darauf anfommen, daß Kaufleute felbft, von Handlungsfahen, in Abficht auf Das gemeine Beſte nicht allezeie fo gut riethen, als andere, die bey der ehörigen Kenntniß gleichwohl Feine folche eigennü« Sige Abfihten, wie jene, dabey hatten, Ki Das von der Wolle. 397 Das Work felbft hat feine Abtheilungen, als ver- ſchiedene Eapitel. In den erften wird angeführt, was in der Schrift von Schafen, Wolle, und Wol- lenarbeit zu finden ift. Das zwentesfammiet, was Plinius, Columella, Strabo, Polydor, Virgil von bieber gehörigen Sachen haben, Die erften beyden berichten, (Plin. H. N. ]. VII. c. 47. Col. de Re Ruft. 1. VII) daß die apuliſche Wolle in Euro» pa, die von Saodicaa in Aften, am beften geweſen. Sie erwähnen verfchiedener anderer Sander, wo es vortreffliche Wolle gegeben, aber die Britannifche gar nicht. | Das dritte Capitel liefert einen Auszug aus des Bifhofs Huets Gefchichten der Handlung und Schifffahrt der Alten, wie ſolche aus dem Rranzofis fihen ine Englifche überfest, 1717 zu Sonden heraus» gefommen. Es wird bemerft, daß diefes Buch, der vielen darinne angebrachten Öelehrfamfeit obngead)- tet, gleichwohl von der Handlung und Schifffahrt der Alten, ſchlechte Nachrichten ertheile. Huet ges ftehet, daß verſchiedene Buͤcher der Alten, fo ung bierinne hätten sicht geben Fonnen, z. E. vom Varro, verlohren gegangen, und die alten Gefchicht: fepreiber (eben fo wie die neuern, nach Herrn Smiths Anmerkung, ) fidy mehr beftrebe, Sachen von anderer Art aufzuzeichnen, die fi) beſſer leſen laffen, und deren Kenntniß für eine größere Zierbe gehalten wird. Daher ift diefes Werk vornehmlich eine Gefchichte von Geetreffen und Kriegen zur See. Nur bemerfe Herr Huet fehr vernünftig, daß die Stärfe zur See nothwendig eine wichtige Handlung zum Grunde fest, wo er alfo jene antriffe, fegt er auch 398 Nachrichten auch dieſe zum voraus. Herr Smith hat alles, was zu feinem Gegenftande gehört, forgfältig aus dem Huet ausgezogen, Wir wollen nur das er wähnen, was England betrifft. Die Vaunes, fo Strabo unter die Belgas zählt, übertrafen. zu Caͤ— fars Zeiten andere Voͤlker in den dafigen Gegenden an Zahl und Stärke ihrer Schiffe, fo fie hauptſaͤch— lich wegen des Handels mit Britannien hielten. Die Voͤlker in Belgium liegen nicht gern Fremde auf ihre Küften, aber die brirtifchen Häfen waren fremden Kaufleuten offen. Nach Strabons Be: richte, lieferten die Dritten Korn, großes Bieh, Gold, Silber, Häute und Hunde, als Kaufmanns» waare, und da er diedäran liegenden Inſeln, fo die Al- ten Cafiderites nenneten, Dazu rechnet, fo feßt er noch) Zinn und Bley dazı. Bon Schafen und Wolle wird nichts erwähnt. In Britannien wurde Salz, irdene Waare, Kupfer, Elfenbein und Ambra eingeführt, Die Dhönicier handelten dahin, und mit.fo großem _ Bortheil, daß, als ein phönicifches Schiff ſcharf von einem römifchen verfolgt ward, der footsmann von jenem es mit Fleiß auf die Klippen laufen ließ, damit die Römer folkten abgefchrecft werden, den Weg zu dies ſem großen Handelsplaße von Zinn zu finden, welches die Phönicier billigten, und ihm feinen Schaden er fegten. Strabo berichtet diefes, meldet aber auch), dag die Nömer doch auch endlich nad) ‘Britannien zu handeln angefangen, und Publius Craffus den Weg dahin entdeckt. Vermuthlich meynt er den ältern Craſſus, der in. dem parthifchen Kriege era fhlagen worden, obwohl Huet für wahrfcheinficher halt, daß folches der jüngere gewefen, dev Me | diefer von der Wolle, 399 dieſer Todesart Gefellfchaft geleiftet. Diefer letztere hatte die Franken beſiegt und Fonnte alfo auf dieſen Kuͤſten von dem Handel mit Britannien Nachricht erhalten, und folchen eingerichtet haben, Die Schiffe der Britannier waren zu Cäfars Zeiten vom leichtem bieglamen Holze mit Leder bedeckt, wie ſich Damals andere Nationen bedienten, und. iego die Grönländer gebrauchen. Gleichwohl hält Huet nicht für ganz ungereimt, zu glauben, daß fie aud) Dauerhaftere gehabt, welches ſich aus Cäfars Nach— richt felbft fchließen ließe, obgleich andere das Gegen» teil ausdrüdlich behaupten. Herr Evelyn, in feis nem Buche von der Schiffahrt und Handlung, iſt, vermöge einiger Schriftſteller, ebenfalls geneigt, den Dritanniern beflere Fahrzeuge zuzugeitehen. Das vierte Capitel befüyreibt den Zuſtand der eng⸗ liſchen Handlung von dem eriten Einfalle der Römer, bis auf das 6fte Jahr Eduard des HL 1331. Die Quellen davon find Gefhichtichreiter, andere Nach— richten und Gejesbücher. - Den alten Dritten war vor der Römer Ankunft der Gebrauch der Kleider nicht ſehr bekannt. Nur die Einwohner der füds lichen Küfte bedeckten ihre Bloͤße mit Thierhaͤuten, Fremden, fo der Handlung wegen zu ihnen famen, fein Aergernif zugeben; fie trieben erft mit den PH nicieen, und nachaehends mit den Griechen nur in ‘ * ——— Theilen von Cornwallien Zinnhandel. Wie Oſtorius Scapula Gouverneur von Britans nien war, ward Sonden eine Handelsftadt. In Kir nig. nas Gefesen , fo zwifchen die Jahre Chrifti = und 727 fallen, wird eine Schafmutter mit ihrem Samme auf einen Schiling, bis 13 Nächte nach Oſteru ge: 400 Nachrichten geſchaͤtzt. Im Jahr 925 ſtarb Eduard, der ältere, deſſen erſte Gemahlinn, Egwina, eine Schaͤfers— tochter war. Bielleiht war. es die Tochter eines fehlechten Landedelmanns, der Fein Soldat war, und daher etwa nad) der damaligen Hofſprache ein Schäfer hieß. Es wird von eben diefem Könige Eduard angemerft, daß er feine Söhne zur Schule gehalten, und feine Töchter Wollenarbeit lernen laffen, Edgar, der. Friedfertige, verfiel im Jahr 961 auf das Miteel, wodurch die Wölfe aus England ver- tilge wurden. Im Jahr 1000. ward ein Schaf auf ı Schill. ſaͤchſ. Währung gefhäst, ven. Schill. zu 5 Den. und 48 Schill, auf 6 Pfund gerechnet. 1100 ließ fich der König ftatt des Vorraths, der ihm zu feiner Wirchfchaft mußte gegeben werden, für einen Widder oder Schaf 4 Den. anredynen, In Heinrich des I Gefeßen werden 40 Schafe auf ein - Mund gerechnet, Michard ver I, der 1193 auf der Rückkehr vom Kreuzzuge durch den "Herzog von Des fterreich war gefangen genommen worden, mußte zu feiner Loskaufung die Wolle von einem Jahre, von den Abteyen des Eiftercienferordens, und von den Geiftlichen des Drdens von Sempringham borgen, Diefes ift das erftemal, daß der Wolle in Rapins Gefchichten von England, erwähnt wird. So we— nig find die englifchen Gefchichtfehreiber darauf auf merffan gemefen, und gleichwohl erhellt hieraus, daß die Wolle fchon einige Zeit eine Waare von Wich— tigkeit müffe gemefen feyn, und ißo das nächite nad) dem baaven Gelde war. Ums Jahr 1248 ift frem⸗ den Kaufleuten zuerft verftattet worden, Käufer zu mietben, . 2 vonder Wolle, 301 miethen, und mit ihren Waaren felbft ‘zu bandeln, da fie zuvor nur Wohnungen gemiethet, und ihre als Maͤckler gebrauche. Wir übergehen verfchiedene — „ſo die Wolle betreffen, z. E. Auflegung, Erhoͤhung, und Erlaſſung der Zölle, Verbor die Wolle auszuführen, u.d.g. und — noch, daß dieſes Capitel mit einer Tafel eicha Werthe eines engliſchen Schil⸗ lings u verfchiedenen Zeiten befchloffen wird. Er iſt gewaltig verändert worden. Zu Eduard J. eiten — — Ya 264 Grän fein ( ilber, in —* 43, 86. Das dritte Topite erzaͤhlet die Geſchichte der Wolle von Eduards II, 6, bis auf fein 28 Jahr, Das erwaͤhnte 6 Jahr, oder nach Chrifti Geb. 1331 ift merkwürdig, weil die Kunſt, Wollentuch zu we⸗ ben, in felbigens aus Flandern nach England —* worden. Man findet den Begnadigungsbrief, den der Koͤnig dem Meiſter ertheilet, und zugleich andere Faͤrber und. Tuchbereiter nach England eingeladen beym Rymer. Vielleicht iſt es nicht unangenehm; ein Stück davon bier in der Iateinifchen Grundſprache der damaligen Zeiten zu leſen: "Cum lIoannes Remp ‘de Flandria, Text Pannorum Laneorum infra Regnum noſtrum Angliae caufa Meſterii ſui inibi exercendi etril- los qui inde addifcere voluerint inſtruendi et informandi .acceflerit moraturus, et quosdam Homines et Seruientes ac Appreiticios de * illo Secum adduxerit fulcepimus illum aSand. & loannem 402 Nachrichten ı - Ioanneın etc.‘ Promittimus etiam Nos aliis Ho- minibus de Meftero illo, ac. Tindoribus: et fullo- nibus venire‘ volentibus de, parfibus — conſmile⸗ litteras de Protectione. Se 1% . Herr Smith bemerket J daß man fie) insgemei, Diefes Freyheitsbriefes wegen, einbilde, Die Englän- der hätten gar Fein Tuch bis dahin machen. „eönnen. Aber er hat ſchon im vorhergehenden Capitel ein Sta- vom 9 Jahre Heinv. III. und 1224 . Er Geb. gehörig angeführet, da. die Breite von efärbtem Tuche 2 Ellen innerhalb der Schroten be- fimmet wird, welches den Englandern die a Deo um diefe Zeiten zueignet. ' Ein Parlament, fo um die Mitte des März i im 1337 Jahr gehalten wurde, hatte zum Hauptgeſchaͤffte, den Wollhandel einzurichten. Es wurde beſchloſſen, daß feine engliſche Wolle ſollte uͤber See gefuͤhret werden, und daß man alle fremde: Tuchmacher ‚auf: nehmen und anlocfen wollte ;. auch ‚daß niemand Tür cher, fo über der See gemachet wären, tragen follte, Eine Menge: von Parlamentsfchlüffen, und andere wegen Der Wolle gemachte Berfaffungen muͤſſen wir übergehen , weil fie zwar die Aufmerkfamfeit des Berfaffers in forgfältiger Sammlung alles deſſen, was zu feinem Gegenſtande gehört, zeigen, aber fonften oft ſehr wenig Unterricht ertheilen, z. Ex wenn im Jahr Chriſti 1338 ein Paß auf 2200 Saͤcke Wolle für brabantifche Kaufleute erwaͤhnet wird, Bey außerordentlichen Bedürfniflen, z. E. zu Beſtrei tung der Kriegsunkoſten ſind dem Koͤnige Abgaben in une — * worden. Die er. e von der Wolle. 403 Wolle aber bat man nachgehends bald gegen: einen Zoll wieder verftatter, bald unterfaget ‚und überhaupt. find die damals! gemachten Einrichtungen: ſo unbe— ftändig, daß wir fie wa nicht — finden, en säßlen.. dad 399 FENG Das fechfte Capitel ſtellet eine. Vergleichung vor, Die im 28 Sabre Eduards des IH. zwiſchen den! im England ein- und ausgeführten Waaten: gemacher worden. Beyde werden nebſt ihrem Werthe und den Abgaben davon erzaͤhlet. Die ausgeführten Waa⸗ ren. beſtehen in. Wolle, Filz, Leder, Tuchen, und Worſteden, einer Art Wollenzeuge und betragen an Werth und Zolle 294184 Pf. 77 Schill. 2 Dera; Die eingeführten: Waaren, Tuh, Wachs, Wein; keit newand, und andere Kaufmannsmaaren ‚ machen an —* und Zolle 38970 Pf: 13 SH. 8 Doausz und werden alſo von den ausgefuͤhrten um 25524 Pf. 13 Sch. 8 D. uͤberſtiegen. Dieſe alte Rechnung iſt zuerſt in ee Eduard: Miſſelden 1623 herausgege Circle of: Commerce befannt'ger macher worden... Sie foll aus einem alten: Man 5* eines Kaufmanns, welches damals unter den Kaufleuten in gutem Anſehen geſtanden, genommen fein. Mar findet eben feinen Grund , (fie für, unter⸗ ! oben zu haften, aber ſie iſt offenbar unvollftäns da ihr die beyden wichtigen Stuͤcke, Zinn und Bien), ‚matigeln. Herr Smith feßet zu diefen Anımet- | ungen noch hinzu, daß fie die Sparfamfeit der damd: ligen Zeiten; vielleicht nicht zur. Ehre der gegenwaͤrti ⸗ | — Dieſer Rechnung nach ſind wohlfeilere Tu⸗ aus Englandgeführet, und theutere hinein gebracht — und gleichwohl — der Werth jener zu, ſam. Pi aA Nachrichten * ammen beynahe $ mehr, als der theurern einge —J woraus Herr Smith wieder folgert, daß die Wollenmanufacturen in England älter, als Johann Kemps. find, da ſie nach der gemeinen Meynung 22 Jahr fönnten um diefe Zeit gedauert haben. Die Menge'der ausgeführten Wolle widerleget auch die, fo ſich beredet haben, die Ausführung der Wolle wäre unter diefer Regierung gar verbothen geweſen. Das fiebente Eapitel: geht vollends bis zum Ende diefer Regierung, und die folgenden Capitel reden von dem, was. unter den darauf folgenden Regenten vorgegangen. Heinrich ‘VII. vertrieb 1493 alle Flaͤ⸗ minge aus England, weil er folchen nicht trauete,, ine dem der Erzherzog, Philipp, den Perkin Warbed‘, einen Prätendenten auf England, aufhielt: Dar⸗ auf vertrieb der Erzherzog alle Engländer gleichfalls aus Flandern, oder wie es Lord Baco de Verulamio erzäblee: Diefe Austreibung geſchah nur dem Scheine nah, imder That rufte Heinrich feine Un⸗ terthanen vielmehr zuruͤck, und verlegte den Han: delsplaß zum Schaden der Flaͤminge von Antwerpen nach Ealais. Here Smith bemerfet hierbey, daß, wenn die fremden Kaufleute den Englifchen dahin ge: folget, folches wohl nicht allein, wie Baco die Sa: he vorftellet, des englifchen Tuches wegen gefchehen, fondern weil die Engländer , da fie mit Wolle, Tuch), und andern Stapelwaaren einen ftarfen Handel trie⸗ ben, an jedem Orte den Vortheil hatten, die Waa— ren anderer Volker in böherm Preife und größerer Menge, als andere Kaufleute, zu nehmen. Di Buͤndniſſe, das Heinrich VII. 1527 mit Franfreii geſchloſſen, ward ein befonderer Vergleich beygefuͤget, von der Wolle. 405 indem der König von Franfreich den englifchen Kauf⸗ ; leuten Vorrechte verſprach, uͤber die man ſich nach⸗ gehends vereinigen wollte. Es kam alſo alles auf den Willen Frankreichs an, woruͤber man ſich nicht wundern darf, weil der engliſche Miniſter, der Car: dinal, Wolſey, in franzoͤſiſchem Solde ſtunde. Das Volk war auch damit gar nicht: zufrieden. Da der Handel mit den Niederlanden durch Die Kriegs⸗ erklaͤrung unterbrochen wurde, und: die Kaufleute Fein Tuch mehr nehmen wollten, das fie nicht los wer- ‚ben Fonnten, ſo erhob fich ein Aufſtand unter den Tuchmachern. Der Cardinal befahl bierauf den Kaufleuten, Tuch, wie fonft gewöhnlich, zu nehmen, unter der, Bedrohung, daß er fonft Pie jelbft kau⸗ fen, und an Fremde verlaſſen wollte. Die Kauf— leute aber kehrten fich nichts daran, und mollten ſich feinetwwegen nicht einem gewiſſen Verluſte ausfegen. Hieben bemerkt. Herr Smith. 1) daß aus diefer Er- zaͤhlung erhelle, daß der Tuchhandel nicht nad) dem gemeinen Berichte ver Schriftfteller erft im ı2 Jahre Der Elifaberh ſtark aus England getrieben worden, fondern ſchon damals wichtig gewefen; 2) daß bie duch, weil die Engländer ihr, Tuch nicht los’ wer- den koͤnnen, der Irrthum, Den noch viele ißo hegen, indie Augen falle, als koͤnnten fremde Völker das englifche Tuch nicht entbehren. | Das 17 Capitel ift wegen: den Begebenpeiten deutlicher, beſonders bambıwgifcher Kaufleute in England, mertwürbig. Es betrifft: die Raufleute im Stahlhofe *. Heinrich der. TU. hatte zu fei- nen ———— ie n ben frenen Städten ** in Deurfch: E30 onen 12 «land * — * ph Verf, meynet die age: 406 Nachrichten | fand wichtige Beyhuͤlfe erhalten. Zur Vergeltung ertheilte er ihnen in England große Vorrechte, ſie wurden zu einer beſondern Geſellſchaft gemachet, und lebten im Stahlhofe, (welcher feinen’ Namen von dem Stahle hatte, den fie einführten ) ohnweit der Brüde, benfanmen. Sie hatten ‚bisweilen, be⸗ fonders zu. Edward II Zeiten ‚ihre Vorrechte uͤberſchritten, und waren derfelben deswegen für ver- fuftig erfläret wurden, hatten aber durch große Ge⸗ fehenfe neue erhalten. Weil fie in einer‘ Seflifhaft handelten, war es ihnen leicht, "anderer Handel‘ zu verderben. Die Handlung war nun ſehr hoch ge- fliegen, der Hof ward praͤchtig, und man ve folglich mehr Tuch , als zuvor, Antwerpen und Hamburg hatten: den meiften Theil an diefem Han⸗ del, "und ihre Factore im Stahlhofe, alle englifihe Handlungen i in ihree Gewalt‘, wo fie die Preife nad) Gallen machten‘, und alle) andere‘ Kaufleute ver⸗ derbten. Die englifhen Raufleute beklagten ſich darüber, Es: wurde daher dieſe Gefellfchaft 1552, des Regenten von Flandern, und ber Stadt Ham» — Vorſtellungen ohngeachtet, aufgehoben. Die Koͤniginn Eliſabeth nimmt einen großen Kaum in der Geſchichte des Wollhandels vom 19 Cap. bis aufs 26 ein. Zum Vortheile deſſelben ge: reichte damals, die Aufnahme der Franzofen und Niederländer, fo, det Religion wegen, ihr Vater: land verlaffen mußten „1568, die Eröffnung des freyen Handels nach. der Türfen, 1597, woraus eine tuͤrkiſche Geſellſchaft entftanden, ein nach der Bar baten 1595 angelegeer Handel; im Gegentheil ſcha⸗ U ber — ——— bie —5* Aufhebung des Han⸗ @ brswllin dels von der Wolle. 407 dels zwiſchen England und den - Miederlanden 1564,’ fo:einige Zeit dauerte ; die Zroiftigfeiten zwi⸗ ſchen der. Koͤniginn und dem König von Spanien 1569 , wodurch die Handlung ʒwiſchen beyden Kro⸗ new auf Jahr unterbrochen wurde; ' die Pluͤnde⸗ rung vdon Antwerpen i576, und” Wa: die enalifchen Kaufleůte dabey littenʒ der ruſſiſche Handel; (0.1583 unterbrochen wurde‘, worauf in wenig Jahren der fpanifche Einfall erfolgte, und. die nachherige Feind⸗ ſchaft mit Spanien, wie der Handel uͤberhaupt, ſo insbeſondere dem Wollhandel ſehr⸗ Zuruͤckbrachte, fo gar, daß bey einem:1598- gehaltenen Rathe, nach Camdens Berichte, im Leben der Königinn Eliſa⸗ bed Lord Burleigh beſonders deswegen auf den Frieden - mit Spanien Drunge weil Dadurch der Handel wieder in Aufnehmen kommen würde. "Da er aber darauf bald verſtarb, und Graf Eſſer der ge genfeirigen Meynung war, fo ward der Krieg fort: geſetzet. Aller diefer Berdinderungen aber ohngead)- tet/ fuͤhrten die wagenden Kaufleute *, nad) Nähe: lers Berichte‘, gegen Das Ende-diefer. Regierung, jaͤhrlich eine "Million! Sterlings an Tuchen aus, ohne noch die Handling nach) Rußland, Schweden, Schottland, —— Frankreich einen heimlichen Handel nad) Spanien), ‚reinen wichtigen Handel nach der Tuͤrkey, und einen Wandel nach der Barbara, zu rechnen; die Stahlhoͤfer fegren" ‚ebenfalls ihren Handel als fremde Kaufleute , ohne beſondere Bor: rechte fort. Und dieſes gefchah zur einer Zeit, "da die — der Wolle verſtattet war Denn es Ce 4 or Mi — iſt * Nerchaat Adventüters. — 408 ‚Nachrichten iſt falſch, daß nach einiger neuern Schrift richte, dieſe Vorthelle von dem Verbothe de rung der Wolle hergeruͤhret; ; denn daran iſt damals, fo viel man findet, nicht gedacht worden. Sogar berichtet Herr Wheeler, daß ſchon zu Philipps und Marien Zeiten der —— in England fo ſehr zugenommen, daß die Ausführung der Wolle faſt ganz und gar in Abnahme gerathen. jaͤßt ſich die Betrachtung anſtellen, daß Diefeg- ein befferes Mittel, wenigftens dem Anſehen nad) ſey, die Ausführung, der. Wolle zu — ‚als Straf⸗ geſetze dawider zu machen. Das Mittel, wodurch die Ausfuͤhrung der Wolle ſehr war verhindert und der Tuchhandel in Aufnahme gebracht worden, kam auf einen haben Zoll, mit dem die ausgeführte Wolle heſchweret wurde, ‚eine gehörige Einrichtung der Manufacturen zu Haufe „. umd eine, Sorgfalt für, den auswärtigen Handel, en: Man hatte fürden Tuchhandel beſondere Aufmerkſamkeit ‚und weil es alſo an verſchiedenen Sachen/ die itzo im Lande ver · fertiget werden, damals fehlte, ſo waren — waͤrtigen nicht nur willig, ſondern auch fö ihre Waaren mit den engliſchen Tuchen * ſchen. Man will indeſſen zwar nicht behaupten, daß England dadurch Verluſt gelitten, daß es itzo Sachen ſelbſt verfertiget, die es ſonſt von Fremden erhalten: ſo viel aber iſt gewiß, daß die Landleute, fo von dem Wollhandel ihre meiſten Einkuͤnfte ‚has ben, ‚Darunter fehr leiden, wenn alle andere Manus facturen, auch won; fremden Materialien aufgemuns tert werden, und nur den Preis ihrer Wolle fo ge nau eingefchränfet wird. Herr Smith glaube übri- gens, ’ von Der Wolle. 409 gens, weil die Engländer der Königinn Eliſabeth fo viel fhuldig find, weil unter ihre Die englifche Schiffahrt "und Handlung ausgebreitet , die verbefs ſerte Religion befeſtiget, und unzählig anderes Gu⸗ tes geſtiftet worden, ſo haͤtten die Englaͤnder aus einer überflüßigen Dankbarkeit ihr auch den fo wich» tigen Tuchhandel: zugefchrieben, gefegt, daß folcher unter ihrer Regierung eben nicht fo viel höher gefties gen, als unter der vorhergehenden. | Wie Herr Smith alles, mas zu feinem Gegen⸗ ftaride gehöret,, forgfaltig aufgefuchet , fo liefert er auch ‚aus verfchiedenen alten und feltenen Werfen Yuss züge. Man finder im 23 Cap. auf diefe Art ein Werkchen angezeigt, welches 1581 herausgefommen ; trägt im Geftalt eines Gefpräches zwifchen einem Kitter, Doctor , Barethmacher, Kaufmann und Hauswirthe die Klagen über die damalige Theurung vor, da die übrigen die Urfachen davon nicht erras then Fonnen ‚fo erflärer ihnen der Doctor folche aus dem Wahsthum der Handlung, und daraus erfolg« ter größerer Menge von Gelde , wodurch nothwen⸗ dig die Waaren mehr gelten müffen, das Korn müffe dabey fallen, und die Wolle fteigen, weil man die leßtere ausführen dürfte, welches bey jenem ver⸗ bothen war. : : Eine gleiche Freyheit bey beyden wuͤr⸗ de das Gleichgewichte wieder hergeftelter haben, Ein anderes merkwuͤrdiges Werk, woraus im 25 Capifel ein Auszug geliefert wird, iſt Johann Wheelers, Secretairs der. Gefellfchaft der wagenden Kaufleute in England, Teactat von der Handlung, worinne bie aus einer wohleingesichteten Handlung entfprins gende Vortheile angezeiget werden. Er ift 1601 zu Erz Mita 410. Nachrichten Mittelburg herausgekommen, und das aͤlteſte engliſche Buch, das fo genau mit der Handlung verbunden iſt. Es enthält eine ganz gute Gefchichte der Hand⸗ lung von der Königin — Zeiten,;'und etwas höher hinauf. a Bien a In dem 28 Cap. wiib ‚ebenfalls ein Auszug aus einem Werfe Johann Mans, verordneten Meſſers*, von dem Zuſtande des Tuchmachens in“ England, fo 1613 herausgefommen, geliefert." Diefe Schrift entdeckt viele Misbrauche ben den: Wollenmanu- facturen, die zu verſchiedenen Geſetzen Gelegenheit gegeben, und noch itzo Klagen verurfachen, derglei— chen find, daß verfchiedene Arten von Wolle unter einander gemengef werden, Die einander zumider find, und das Tuch uneben machen, daß feiner Flache mit Wolle verinenger wird, der fich zwar mit ſpinnen und arbeiten läßt, aber im Tragen ſehr betrügf. Ferner nehmen fie Stuͤcken Wollenenden‘, »die fie zerfchneiden und in Wafler oder Hefen legen) ’ das durch öffnen fich die Faden in der Wolle wieder, und alsdenn weben fie es mit. anderer: Wolle zuſammen, welches im Spinnen noch unebener toird., als der Flachs. ‚Diefer Misbrauch ift fo weit getrieben worden, daß Tuche aus zwey Theilen Flachs und Wollenenden, und einem Theile ordentlicher Wolle gemachet worden, die gut ausgeſehen, aber nicht den vierten Theil der Zeit von gehoͤrigem Tuche ausgehal⸗ ten. Der Einwurf gilt nichts, daß man ſolche Ma⸗ terialien doch nicht wegwerfen koͤnne, denn es giebt Wacgaren, ben denen es verſtattet iſt, ſie zu gebrau⸗ Ri. > Eine unge von a a * — von der Wolle. | 41 werden hier weiter erzaͤhlet, die wir der Weitlaͤuftig⸗ * wegen übergeben muͤſſen. Das 29 Cap. handelt von der Buch die Koͤni⸗ * Eliſabeth um das Jahr 1600 aufgerichteten oſtindiſchen Geſellſchaft. Man hat ihr vorgew fen, daß ſie wegen der Menge Volks und ſo fie jährlic) ausſchickte die engliſche Seemacht ſchwaͤchte, dagegen aber ihre Vercheidiger gezeiget haben, daß fie-nur im Jahre 1614 auf 14000 Pf. werth gefärbte Tuche, zum Vortheile des Landes, nad) Dftindien geführet, und dem Sande über 69666 Pf. an Spezereyen erſparet. Wie der Raum es uns gar nicht zulaͤßt, aus den Auszügen, die in den folgenden Hauptſtuͤcken, von verfchiedenen andern merfwürdigen Schriften, nebft fortgefegter Gefchichte des Wollhandels gegeben wer- den, neue Xuszüge zu machen, fo wollen wir nur des Herren Joſiah Child Gedanken von der Hand» fung , fo unter dem Titel: A new difcourfe ‚of "Trade , ohngefaͤhr 1667 herausgefommen, und. im 47 und: 48 Cap. erzähle werden, vortragen., Uns ter die Handlungen‘, , fo die Engländer verlohren, jählet er die vuffifche;. groͤnlaͤndiſche, portugiefifche Salzdandlung, mid. g.n14 an der Zahl. Dagegen die noch erhaltenen Handlungen, 1) der Handel mit rochen Heringen zu Parmoutd, 2) ein großer Theil im türfifchen, italieniſchen, fpanifchen und portugies fifchen Handel, 3) den Handel nach den: englifchen Pflanzftären. | Die Wolle machet ohnſtreitig den größten Theil der englifchen Reichthuͤmer aus. Diefen Ausfpruch erläutert Here Smith durch. eine Amertung darinnen gr den Thei ‚von den Eine fünften 412 "Nachrichten : fünften Englands, der von der Wolle ‚herrüßer, mit andern Einuaßrhen zu vergleichen ſucht. Die: jenigen, fo die Rechenkunſt auf die FREE an- gervandt, machen davon folgenden — Das jährliche Einfommen von — — " . England, von welchem alle ————— Lute leben, und.alle Arten von | Abgaben entrichtet werden,fi ws nicht über ©. 43 Million, Syäprfiche Renten son Landguͤ⸗ En tern 1 ee, hi jährlich geſchornen a. A ne au — inlaͤndiſchen Mol: — lenmanufacturen | Su ar, a... =... D6B Wollenmanuf. ſo Ve. ausgeführet werden Be Ob fich gleich die: Größen dieſer Summen: fie = Zeit, daß die Rechnung gemachet worden, mögen - verändert haben, fo ift doch die Verhältniß geblie- ben. Es erhellet alfo daraus, 1) daß Die Renten von Sandantern, ohngefähr den vierten Theil der jährli- chen Ausgaben des ganzen. Königreichs befragen, 2) daß die Wolle etwa ben fünften: Theil, der. Land⸗ renten ausmachet, d. i. daß ein Fuͤnftheil von den Landrenten in Wolle bezahle wird, 3) daß die engli⸗ ſche Wolle, nebſt der Verarbeitung , beynahe der Einkünfte des ganzen $andes, und 4) daß davon. 2 wa 4 ausgeführet wird, welches auch größten 't nad) den engliſchen Pflanzftäten gefchieht.. 2 had * der ‚gearbeiteten Wolle machet noch) nicht 25 der von der Wolle. 413 der ganzen Einkünfte des Sandes, und gleichwohl res den viele Leute, alg ob 23 der Ausgaben des ganzen Landes von den ausgeführten Wollenmanufacturen herfamen. Herr Smith hat ſelbſt von einem Kaufz manne vernommen, daß folcher ſich eingebilder ‚die Engländer führten menigftens dreyßigmal mehr aus, als fie felbften brauchten, und die überfriebenen Aus— druͤckungen, deren ſich viele Schriftfteller von dem englifchen Tuchhandel bediener , geben allerdings zu folchen Gedanken ‚Anlaß, da fie die, Engländer im Ernſte als die Tuchmacher der ganzes Welt ans fehen,, wie. fie einmal ein fcherzbafter Schriftfteller genannt hat, und folglic diejenigen, fo mit den Wollenmanufacturen zu thun haben, als den wich— tigften Theil der Nation betrachten. _ Gegenmwärtige Bergleichung zeiget, daß Diefelben ‚fo nuͤtzlich fie auch England find, nicht mehr Hochachtung fodern koͤn⸗ nen, als andere ihrer Mitbürger von andern Pros feffionen. Wenn alfo Herr Child die Ausführung der Wolle als etwas höchft fchadliches und ſtrafba— ves anſieht, fo leget er dabey Säge von der Noth— wendigkeit des englifchen Tuches zum Grunde, die nicht vollfommen richtig find. Es ift wahr, die Wolle und Wollenmanufacturen machen nach vor: ftehender Rechnung einen Theil von g Millionen am englifchen Keichtbume aus, und da die Manus factur 6 Mill. beträgt, fo erhält fie 4 Millionen oder mehr im Sande, die fonft für auswärtige Arbeit ger geben werden, und der Werth von 2 Mill, die aus dem Sande gehen, ift ftatt fo viel Geldes, das ing Königreich gebracht, oder für ausländifche Waaren ausgeführet wird, Da man aber doch nach 5 enz | Kegel, 414 Nachrichten: Kegel, die der brittifche Kaufmann gegeben, den Markt zu Haufe, als den erſten und beften, bauptfächlich beobachten foll, fo wird die Aus: führung der Wolle ganz und gar zu verbiethen, befon- ders, wenn Dadurch ihr Preis geringert wird, eben fei- ne nothwendige Kegel der engl. Staatsklugheit feyn. Als die Urfachen, warum fo viel Wolle ausgeführet werde, nennet Herr Child, das hohe Intereſſe von geborgtem Gelde,den Mangel an Arbeitern, welchem durch Naturalifation koͤnnte abgeholfen werden, und den Religions zwang. Herr Smith bemerket daben, daß, ohngeachtet dieſes alles jetzo verändert wäre, die Wolle gleichwohl fo ftarf, als vor Zeiten, ja, nad) den Klagen einiger Schriftfteller, die er aber niche für gegründer hält, ftärfer ausgeführe würde, Der Grundfaß aber, den Herr Child in der Folge ängiebt, ift von Wichtigkeit: Wer den beften Dreis für eine Waare zahlen Eann, der wird fie, vermöge der Lift, Stärke und Gewalt des Handels, allemal haben, was auch für Geſetʒe dagegen gemachet find. Diefes ficht Herr Smith als eine fichere Negel an, nach der man die Projecte, die Ausführung der Wolle zu verhin- dern , prüfen muß. Saft alle dawider gemachte Strafgefege Fönnen nichts weiter thun, als den Preis der Wolle unter ihrem natürlichen Werth ſetzen. Ob diefes num gleich für den, der verarbeitete Wolle ausführt, ein Vortheil ift, fo ift es doch auch zugleich einer für den, der Die rohe ausfuͤtht. Herr Child billiger die englifchen Gefege nicht, in denen Breite, Stärfe u. d. g. vom Tuche vorge ſchrieben ift, weil fih die Moden Ändern, gr i u von der Wolle. ‚Aus Tuch von anderer Befchaffenheit nach Gelegenheit mehr auswärtige Liebhaber finden würde, "Man müffe darinnen den Niederländern nachahmen, Die das ſchlechteſte ſowohl, als das bejte machten, damit fie für alles Arten von Seuten was hätten. ‘Eben fo wenig glaubet er, daß die Geſetze, fo die Zahl der Arbeitsleute, ihre Zeit u.d. g-einfchränfen, jemanden anders, als den wenigen Perfonen ‚die ſolche erſt aus- geivirket, Vortheil bringen, welches er aud) von de- ‚nen behauptet, die z. E. einem Färber nich zugleich veritarten, Tuch zu machen, oder einen Tuchmacher zu halten. Das Tuch durch Auseinanderfpannen zu — haͤlt er fuͤr den engliſchen Handel hoͤchſt nothwendig, ob es gleich dem Tuche bisweilen ſcha⸗ den: moͤge. Man koͤnne auch, wie weit es ſoll aus: gedehnet werden, durch keine Geſetze beſtimmen, ſondern muͤſſe ſolches dem Verfertiger uͤberlaſſen, der am beſten wiſſe, was feine Abnehmer jenſeits der See verlangten. Wollte man dieſes nicht thun, fo würden die Holländer das englifche Tuch: Faufen, folches bey fich erft das Stüdfe 6, bis 7 Ellen aus- dehnen, und dadurch machen, daf es etwas befier in die Augen fiele, worauf fie ſolches nach der Tür: fen und andern Handelspläßen führen, und der Engländer Handlung mit ihren eigenen Waaren vers derben würden. Herr Ehild ift der Meynung, man follte jedem, derda wollte, verjtatten, Tuch‘, wie e8 ihm gefiele, zu machen, etliche wenige Arten’ ausges nommen, die man mit dem öffentlichen Siegel be—⸗ zeichnen koͤnnte, und die alsdenn, weil ſie gleichſam das Anſehen des’ Staats für fich haben, ‚beftändig | en einerk Güte bleiben mrüßten. Wenn auch je⸗ mand _ 416 Nachrichten mand dergleichen Zeuge fchlechter machte, als die Einrichtung vorſchriebe, follte feine Strafe darauf geſetzt, fondern ihm nur die Beſiegelung verfager wer: den. Die andern Tuchmacher follten ferner durch) Strafgefege angehalten werden, daß jeder fein Tuch mit einem ihm eigenen Zeichen bemerfte, und dabey die Sänge und Breite deſſelben richtig anzeigte, Endlich fheint es auch gut gethan, daß man die Tuche, von denen das Stuͤck feit langen Zeiten her eine geroiffe beſtimmte Länge gehabt, jeßo nicht für: zer machte. Da der Zoll in fremden Handelsplägen vielmal nach den Stüden gerichtet ift, fo giebt man fonft von einem Fürzern Stüde Tuch eben fo viel Zoll, als vor Zeiten von einem längern. Gegen—⸗ theils koͤnnte freygelaffen werden, die Tuche länger zu machen. Einige andere Werfchen, die Herr Smith in den folgenden Capiteln erzählet, erhalten bey ihm nicht fo viel Beyfall. Das eine, fo zum zweytenmal zu $ondon 1671 herausgefommen, und den Titel führer : Englands Intereft by Trade afferted etc. ift wider die Ausführung der Wolle, nimmt aber dabey an, daß die Franzofen ihre Tuche groͤßtentheils aus englis ſcher Wolle verfertigen müßten, davon Herr Smith die hiftorifche Nichtigkeit fehr in Zweifel zieht, und diefem Schriftfteller verfchiedene Fehler in Schlüffen zeiget, z. E. wenn er den Verfall der englifchen Handlung der Ausfuhre der Wolle zufchreibt, da fol cher vielmehr von der Einfuhre franzöfifcher Güter, ols Weine, Brannteweine, leinener und feidener Zeu⸗ ge herrührte, dabey man auf ſolche Waaren feinen folchen ſtarken Zoll legte, wie die Franzoſen auf > engli⸗ von der Wolle. 417 englifchen Wollenmanufacturen, der faft einem Ver—⸗ bothe gleich Annas sl Das 68 Eapitel enthält Einwürfe, die 1680 wi der den oftindifchen Handel gemacher worden. Man bat ihm entgegen gefegt, daß durch die Einfuhre der oftindifchen Zeuge der Vertrieb der engliſchen Manu faeturen, ſowohl im Reiche, als auswärts gehindert würde, Die Indianer arbeiteten: als Sklaven für was fehr geringes, und hätten alle Materialien um fehr fchlechten Preis, daber ihre Waaren viel wohl feier fünnten gegeben. werden, als die englifchen. Dabey würde diefe Handlung bloß durch Zahlung mit Stangengold gefuͤhret. Wie hiedurch die In— dianer muͤßten bereichert, und die Englaͤnder arm gemachet werden, ſo wuͤrden zugleich andere Hand⸗ lungen zu Grunde gerichtet. Dieſes waͤre der flan⸗ driſchen und italieniſchen Handlung durch die india⸗ niſchen ſeidenen Zeuge und Calicoes ſchon wiederfah⸗ ren, und es wuͤrde der tuͤrkiſchen eben ſo geher. Wenn man der tuͤrkiſchen Seide nicht mehr wuͤrde noͤthig haben, weil man ſie aus Indien braͤchte, ſo wuͤrde man Gegentheils auch keine engliſche Tuͤcher und andere Manufacturen nach der Tuͤrkey ſenden dürfen. Die Indianer hätten, vor, Zeiten nicht fürs ben koͤnnen, und die oftindifche Gefeltfchaft hätte: ih⸗ nen folches zum fünftigen Schaden ver Nation durch dahin geſchickte Englaͤnder lehren laſſen. Herr Smith bemerket, daß dieſe Streitigfeiten von einer Eiferſucht wiſchen der tuͤrkiſchen und oſtindi⸗ ſchen Geſellſchaft erreget worden, und erzaͤhlet in den beyden folgenden Capiteln eine Schrift, fo 1681 herr ausgefommen ‚und den Titel — a Treatiſe whei-, 2 Band. ein 418 Nachrichten ein is demonftrated that the Eaf-India Trade is the moft national of all Trades, darinn die oſtindi⸗ ſche Gefellfchaft vertheidiget worden. Der Verfaſſer bat ſich unter dem Namen PıXomargıs , ya man hält ihn aber für den Herrn Joſiah Child. fängt von gemiflen allgemeinen Grundfägen = Dergleichen find, daß Kaufleute, die noch handeln, nicht allemal die beiten Richter in Handelsfachen find, weil fie zu fehr auf ihren eigenen Bortheil fehen, das ber zu Entjcheidung folcher Fragen eine vermifchte Geſellſchaft von Adelichen, Bürgern und Kaufleuten am tüchtigften jey. Kaufleute koͤnnten nur alsdenn erjt von Handelsfachen am beiten urtheilen, wenn fie die Handlung niedergeleget. Daher gefteht der Berfaffer ohne Widerfpruch gegen diefen feinen Sag zu, Daß die Holländer ihren Handel am beften zum allgemeinen Vortheil der Nation treiben, obgleich in ihren Raͤthen meift Kaufleute fißen. Dem: wie Herr Temple ſchon bemerfer hat, find folches Kauf⸗ feute, die nicht mehr handeln, und nur noch in den Dft.- und NBeftindifchen Gefellfchaften und andern öffentlichen Fonds Capitale haben. Ferner fegt der Berfafler zum voraus, daß aller inländifcher: und ausländifcher Handel, wenn er dem Sande Bortheil bringen folle, den Werth der englifchen Ländereyen erhöhen müffe, daß alle Monopolien dem Handel und dem Werthe der Ländereyen nachtbeilig find, daß die allzuenge Einfchränfung, daß Die or der tuͤrkiſchen Gefellfhaft u. d. g. Handlungen, das londenſche Bürgerrecht haben müffeniu fe f. der Na⸗ tion überhaupt nachtbeilig find, ob fie wohl von einigen einzeln Handelsleuten zu ihrem Vortheile einge⸗ von der Wolle, 419 eingefuͤhret worden, daß die Herrſchaft der See ʒwar durch Waffen kann erlanget, aber nur durch eine ftarfe auswärtige Handlung erhalten werben, daß der einheimifche und auswärtige Handel zugleich mitein: ander wachfen müflen, daß Silber und Gold ges münze und ungemünzt, fo gut eine Waare find, als Zeuge, Wein u. d. g. und in verfchiedenen Fällen mit Vortheil ausgeführet werde, daß feine Nation, die ftarfen Handel treibt, die Ausführung ungemuͤnz⸗ ten Silbers verbiethet, und Daß es gewiſſer maßen vortheilhafter ift, ſolches gemünzt auszuführen, weil man auf Diefe Art die Unfoften des Münzens mit daran gewinnt, und es aud) eine Art von Ehre für das and ift, daß fein Gepräge Durch die ganze Welt geht. —* Beweis ſelbſt von dem Vortheile des oſtindi⸗ | ſchen Handels führet der Verfaſſer folgendergeftalt: Was Holland, Franfreih, Dännemarf, Portugafl, Schweden und Brandenburg für fo nichtig angeſe⸗ ben, und es mit Gefegen verwahret, ift ohnfkreitig was fehr nüßliches für ein Sand. Diefer Handel braucht allein mehr Kriegsfchiffe, als alle andere, nur er verforger England mit Salpeter, und über $ der Waare, fo er einbringt, werden wieder anders» wohin ausgeführet, wodurch mehr, als dreymal fo viel Gold wieder ins Königreich zurücffömmt, als erſt dafür ausgienge. Die meiften oftindifchen Waaren find von fo geringer Größe, daß fie auch ohne diefen a würden, wie Die rigen — d 2 muͤſſen. 420 ‚Nachrichten... müffen, Dadurch) erfpart die Öefellichaft allein dem Königreiche 500000 Pf. *. Ferner. bezieht ſich aller Reichthum und ale Macht auf die Bergleichung mit andern, Was die benachbarten Nationen, Sranf- reich, Holland u. ſe f. ſchwaͤcht, bereichert und ftärfet die Engländer **, Es hat aber ficherlic) Fein aus— ländifcher Handel fo viel Wirkung auf die Manu: facturen der benachbarten Nationen, als der oſtindi— ſche, wegen der feidenen und feinen leinenen Zeuge, - die aus England fo gar in die Länder, wo fie fonft verfertiget werden, als Italien, Sranfreic) , Holland, u. ſ.f. gehen, und dadurch Die dortigen Manufactus ren fhmwächen. Wie ferner England, fchon das Hauptwerk von Wollenmanufacturen in Händen hat, fo ift eine ausgemachte Wahrheit, daß überhaupf mehr Menfchen bey feidenen Zeugen, als bey wolle nen gebrauchet werden. England hat feit der Zeit, Da es gegen das Ende von Jacobs J. und den Anfang von Carls I. Regierung Seidenmanufaeturen angele= get, ſchon fo viel Fortgang daben gehabt, daß nad) glaubwuͤrdigen Nachrichten Die. Zahl der dabey ges brauchten Familien 40000 überfteigt. Diefe Menge könnte wohl dreymal größer werben, da die oſtin— difche Gefellfhaft den Weg gefunden, rohe Seide, wohlfeiler, als man fie aus der Türfey, Italien, | * Frank⸗ * Den Gebrauch ber oſtindiſchen Würze als noͤthig vor⸗ ausgeſetzet. REN ** Diefer Grundfag klingt etwas hobbefianifh. Soll⸗ ten zwey Laͤnder nicht beyde von einem Handel Vor⸗ theil haben können, wenn jedes feinen Ueberfluß an “natürlichen Gütern gegen Sachen, Daran es Mangel leidet, vertaufchte ? | a Shah | von der Tolle. 421 Sranfreich und Spanien, oder wo fie fonft gezogen vird, haben kann, aus Indien zu bringen, fo, daß man Holland, Flandern, und andere Handelspläge mit oftindifcher Seide verforger. FE | "Der oftindifche Handel bezahle ohngefähr 600 : Pf. jährlichen Zoll, und führer 60 bis Too00 PET an Bley, Zinn, Tuh, Zeugen u.d. 9. aus. Die ſes iſt nicht ſowohl wegen der Menge an fich zu bee. — merken, als weil es ohne die oſtindiſche Handlung gar nicht aus England gefuͤhret werden wuͤrde, denn die Franzofen und Holländer würden die Indiane gewiß nicht zu den englifchen Manufacfuren gewoͤh nen. Man ſieht eine Probe davon in Japan, wo die Holländer wie Einführung des engliichen Tuchs aufs forgfältigfte verhindern, und die englifche oft- indifche Geſellſchaft ſchon über 30000 Pf. Stel. fur durch vergebene Verfuche eine Handlung dahin aufzurichten, verfohren hat, dagegen fie aber doc) den Handel nah Cochinchina und China erlanger. Auf den Einwurf, daß die oftindifche Geſellſchaft die Seide fü mohlfeil einführte, wird geantwortet, es ſey was wunderbares, daß es einem Sande Scha- den bringen folle, wenn man durch wohlfeile Ein- führung der Materialien mache, daß ſolche daſelbſt koͤnnen verarbeiter werden: Die Mitglieder der türfi- fehen Handlung fhilften mehr Tuch aus dem Jans de, ſeitdem die oftindifche Gefellfchaft aufgefommen, fo, daß die Erfahrung das Gegentheil von der vor⸗ getragenen Beſchwerde zeige. Die Frage ſey auch nicht, wer die meiſten Wollenmanufacturen ausfüh- ve, ſondern wer dem Lande am meiſten nuͤtze. Die Waaren, ſo die oftindifche Gefellfehaft aus Eng: Bin Dvd 3 (and 422 Nachrichten land führet, würden außerdem garnicht nach Oſtin⸗ dien fommen, weil der Handel dahin von geſchloſſe⸗ nen Gefellfchaften geführt würde, Aber fo lange in er Türkey ein Handelsplag für englifch Tuch. feyn in ‚ würden es die Holländer dahin ſchicken, enn auch die Engländer es nicht thaͤten, weil in Holland Feine gefchloffene tuͤrkiſche Geſellſchaft waͤ⸗ re, und alſo Kaufleute, wie ſie wollten, nach der N handeln koͤnnten, die alfo nothwendig die aaren dahin führen würden, an denen fie das mei- gewoͤnnen. Die Ausführung des Goldes fey wirklicher Vortheil, weil durch den. Verfehr der oftindifchen Waaren nachgebends drenmal fo viel an Golde wieder nad) England kaͤme, die türfifchen Kaufleute führten felbft viel Gold aus. Wenn fer- ner auch feidne Zeuge eingeführet würden , fo thue folhes den englifchen Seidenmanufacturen nicht fo viel Schaden, meil es meiftens Zeuge wären , Die nicht in England gemacht, fondern aus andern andern dahin eingeführet, würden, und, vermöge der Kegifter des Zollhauſes, würde auch ein großer Theil dieſer oftindifchen Zeuge wieder in andere — verfuͤhret. | Die Klagen der Tuchmacher hießen ebenfali N der Preis der Wolle fey ſeit der oftindifchen Gefell: fchafe nicht gefallen , fondern geftiegen, die, ſo ſich beflagten , wären gerade Diejenigen, die ißo * Vertrieb haͤtten, und wuͤßten nicht, warum ſie kl ten, weil die Regiſter des Zollhauſes darthaͤten, je: die oftindifche Geſellſchaft, als eine Geſellſchaft, über zehnmal mehr Tuch in einem Jahre nad) Oſtindien | ges von der Wolle. A23, geſchickt, als zur Zeit der freyen Handlung dahin gegangen, Alle Nationen ; fo. nach, Sflindien handeln, feinen 4 dem Vortheile, den er ihnen bringt, auch etwas Schaden, weil ſie groͤßtentheils ſelbſt Seide ziehen und verarbeiten. Holland arbeitete feine leinene Zeuge u. d. g. denen das Calico Schaden thaͤte. Aber. weder die Seiden- noch Leinenmanufacturen der Englaͤnder waͤren ſo betraͤchtlich oder von der Art, daß ſie durch die oſtindiſchen Zeuge Schaden litten, und alſo haͤtte England allein von dieſem Handel Vortheil ohne Verluſt. Die Hollaͤnder waͤren vermittelſt eines Vergleiches genoͤthiget, dem Könige von Perfien jährlich alle ſeine Seide, fo ſich etwa auf 600: Ballen beliefe, abzunehmen... . ‚Weil man nun Die Seide aus Bengalen wohlfeiler⸗ haben | koͤnnte, thaͤten fie ſich nothwendig durch Einführung der: letztern Schaden, und unterließen ſolche gleich: wohl nicht. Wie vieh größer muͤſſe alfo der Eng» kander Vortheil ſeyn, die an teinen * Ver⸗ ut gebunden waͤren. Dieſes Werk iſt nicht das einige, zu dem die — wegen‘. der oftindifchen. Geſellſchaft Gelegenheit gegeben. Es iſt 1697 ein Werk heraus⸗ gekommen, in welchem ſoll gezeiget werden, daß die oſtindiſche Geſellſchaft durch Einfuͤhrung der Zeuge den engliſchen Manufacturen Schaden thue. t Davenants Verſuch von dem Oſtindiſchen, ſo 1697 herausgekommen, wird darinne widerlegt. Davenant hatte allerdings Dinge vorausgeſetzt, ſchwerlich ihre völlige Richtigkeit hatten. Er erg i“ E. zu, daß die dan: > ana dem Reiche | vor: 424 Nachrichten vortheilhaft wären, aber es wäre die Ausführung der Wolle und nich ihr einheimiſcher Vertrieb, was diefen Vortheil brächte. Herr Smith bemerfet da- bey, daß diefes eben fo herausfomme, als wenn je⸗ mand, dev eine ſtatke Familie hätte, fin vortheilhaf- ter halten. ſollte, ſein Brodt und Bier zu kaufen, als ſelbſt zu baden. und zu brauen. Der einheis- mifche Berfauf erfpare dem Sande fo viel Geld, als fonft für dergleichen Waaren müffe fremden: gegeben werden; nur einige Kaufleute, durch deren Hände die fremde Handlung gienge, litten darunter, das Sand aber würde nicht wohl thun, wenn es ſich bey der gewitfen Husgabe für fremde Waaren, der Un—⸗ gewißheit, ob es die feinigen anderswo los werden fönnte, ausfegen wollte, befonders, da die Weisheit ber meijten Mationen den BBertrieb. ihrer natuͤrli⸗ chen Güter und Manufacturen zu befördern., ‘und Deswegen die Einführung ausländifcher Sachen von eben der Art zu hindern fuchte, Bey einer andern ähnlichen Gelegenheit: ‚erinnert Herr Smith, wenn man leugne, daß der einheimifche Vertrieb der Wolle das Land nicht bereichere, fo habe man feinen vollkommenen Begriff vom Beichthum. ) Diefer beftehe in allem,; was einen Staat in den Stand fest, wohl zu leben, und zu Unterflüßung der Mes sierung reichlich benzütragen. Das aber thue ein ftarfer einheimifcher Vertrieb natürlicher Güter, und beſonders einheimifcher Manufacturen gewiß. Bermehre er gleich an fidy nicht das Geld, ſo thue er etwas nüglichers , indem er deffen Umlauf befoͤr⸗ dere. Denn Geld ſey für fid) nicht Reichthum, "als in fo fern es Bi Die Manufacturen aber; fo von der Wolle, 425 ſo im Lande verkauft wuͤrden, giengen durch mehr Haͤnde, und braͤchten folglich mehr Leuten Geld ein, als die man ausfuͤhrte. Solchergeſtalt ſey ein ein— heimiſcher Vertrieb, ein ſicherer Vortheil, dagegen wenn man den auswaͤrtigen Vertrieb zu befoͤrdern, mehr fremde Waaren einfuͤhrte, als die dagegen ausgeführten. einheimifchen betruͤgen, die Kaufleute zwaͤr dabey “gewonnen, das Sand‘ aber wirklichen Schaden hätte. Wir ſchließen mit diefen vernünftigen Betrach: kungen Herrn Smiths , unfern Auszug aus dem erften Theile feiner Sammlung. Wir glauben, dag man anf die Art, wie wir verfahren , ‚einen beſſern Begriff von der Menge wichtiger Sachen und Nachrichten die fie enthält , befommen wird, als wenn mir ein trocknes Verzeichniß der in den si Kapiteln des erften Theils erzählten Bücher und anderer Begebenheiten geliefert hätten. Bon dem . andern Theile wollen wir künftig ©. veden, 426 Erlaͤuter der Halleyiſch Methode, LE 22 Ze Zu 22 Ze Ze ee 22 ee ze 3 errkee * Sb ee ob I erlanterung: * der Halleyiſchen Methode,/ die Waͤrme zu berechnen, | in fofern folche bloß als eine Wirkung der Sonne —— en, Bon Abraham Gotthelf — Math. P. P. E. zu Leipzig. 15 J aß die Sonne der Quell der Wärme auf un uns ferm Erdboden iſt, ‚zweifelt niemand, Man weiß auch, daß fich diefe Wärme nad) der verjchiedenen Sage der Sonne gegen uns verändert, Wenn wir im Sommer lange Tage und eine große ‚ Sonnenhöbe haben, fo ſehen wir dieſes als die Urſa— che der Waͤrme, ſo, wie die gegenfeitige Beſchaffen⸗ beit als den Urſprung des Winters an. = Denn die Nähe oder Weite der Sonne dürfen wir "dahin nicht rechnen, daxmwir imunferer Halbfugel die Sonne im Winter am näheften haben, Jenſeit des Aequators fönnten die Leute in diefen Irrthum gerathen feyn, wenn es ihnen zum Gluͤcke nicht an Aſtronomen ge- fehle hätte, fie zu benachrichtigen, daß ihnen die Sonne im Sommer näher ift. Wir ſetzen alfe dieſes beydes zum voraus, Daß die der Sonnenſtrahlen defto DO IV | > ſtaͤrker die Warme zu berechnen. 427 - flärfer fen, je gerader fie auffallen, und daß die Hige deſto größer werde, je länger die Wirkung der Sonne dauert, Die fie verurfacher. "Auf diefen beyden Gruͤn⸗ den. beruhet eine Art, die Wärme zu berechnen, bie Hallen * gegeben bat. Sein Beweis davon ift voll⸗ fommen gründlich), und bringt die Auflöfung auf eine finnzeiche Art auf die Duadratur der Flächen ges wiſſer Abfchnitte eines Enlinders. Wie indeß die Differentialrechnung den Bortheil hat, daß fie Fra- gen auf eine kurze und leichte Art auflöft, die fonft mweitläuftigere und. ſchwerere geometrifche Betrach⸗ tungen erfordern. ** 5; fo bat es mir gefchienen, daß fie. mie Nugen bier, fünnte angewandt werden... Es ift ſchon lange, Daß ich Diefe Lebung vorgenommen, denn ich gebe es für weiter nichts, als für eine Uebung, aus, ob ich wohl weiß, daß. viel leichtere Sachen, von Leuten, Die: bey fich und bey andern indem. Anz feben ‚großer Mathematikverſtaͤndiger ftehen , als wichtige Erfindungen der gelehrten Welt mitgerheilee werden, Wie Halleys Schriften ſelbſt, eben bey ung nicht gar zu viel Leſer haben, und, die Gründe, die er, zum voraus feßet , nicht allzugeläuftig feyn dürften, fo. wird. Die Art des Vortrages, die ich bier erroähler, noch verfchiedenen, die ſich um die mathematifche 76 ‚ag Kennt⸗ CR ? *A difcourfe concerning the proportional heat of the Sun. Phil. Tranf. n, 203. Mifcellanea Curioß T. 1. p 258. Act. Er. Suppl. T. II. S. VII. ** Depuis que le calcul de differences eft en vogue on ne fe charge plus l’imagination d’autres folides ni d’autres figures que de ceux ou celles, qui font donnees dans la queftion. Iacqu. Bern, Memeires Nie Ac. des Sc.1705. 423 Erläuter.der Halfeyifch. Methode, Kenntniß der Natur befümmern , angenehm" ſeym Ein gewiſſer Schriftſteller hat unlaͤngſt den Satz daß die Sonnenhitze dem Sinui der Sonnenhöhe proportionirt fe, ſehr fehlecht angebracht, wenn et gealaubet, Daß diefes ſich nach dem Sinu der Mittags⸗ böde jeden Tages richte, und diefem die Sonnenhiße gemäß ſey. Man mirde ihm mehr Kenneniß in der Mathematik zugetvauet haben, wenn er hier‘ feine zeigen wollen. Zu dem Nutzen, den ich davon ge habt, rechne ich insbefondere, daß es mich auf die erfte der nachgehenden benden Aufgaben gebracht. Ich brauchte zu der Aufloͤſumg einen algebraifchen Ausdruck der Sonnenhoͤhe auf eine gegebene’ Zeit, und man darf nur ein wenig in ber nicht allzulange gebrauchten Anwendung der Allgebra auf die Aſtrot nomie geuͤbt ſeyn, ſo wird man leicht ſehen, von was für einem meitläuftigen Nutzen dieſer Ausdrücke iſt Ohngeachtet ich zu meiner Hauptabficht das Azimuth niche brauche, fo floß es Doch aus den angeſtellten Betrachtungen ſo leicht, daß ich mich nicht uͤber⸗ winden konnte, es wegzulaſſen. Wie viel Die erſte Aufgabe folchergeftält in fich begreife, wird Daraus zulänglich erhellen, wenn ic) erwaͤhne, daß aus der- felben alles herfließt, was Herr Maupertuis in ſeit ner Aftronomie Nautique gezeiget, wie er fie denn unter dem. Titel: Preparation BE: tout le ‚liyre, voran gefeßet. So richtig im übrigen diefe mathematifche Be trachtung der Sonnenwärme unter den borausges festen beyden Säßen, die ich vorhin erwaͤhnet, iſt, ß wenig darf man fie als eine Sache, fo mir der Er- ahrung übereinftimmt , anſehen. Ich bitte mir aus, Adie Waͤrme zu berechnen. 429 aus, daß Unwiſſende in der Mathematik die Aufrich⸗ | tigkeit, mit der. ic) ihnen Diefes entdede, nicht etwa zu einer Anmerkung über die Eitelkeit dergleichen Be⸗ muͤhungen misbrauchen. Ich werde ſie ſonſt beleh— ren, daß man um bey Unterſuchung der Natur glück lich. fortzufommen, . die Sache erft unter leichten AUmftänden anfehen, und das zu mannigfaltige,, fo Die Betrachtung zu fehmer machen würde, davon ab= fondern muß. Es iſt alfo Fein Wunder, daß Schlüffe, bey denen man nicht alle Umftände, die in der Natur wirflid vorhanden find, betrachtet, fich nicht fo gleich auf Die wirtuichen Begebenheiten an⸗ wenden laſſen. Es iſt leicht zu ſehen, was hier fuͤr Umſtaͤnde weggelaſſ en werden. Man bat nicht darauf geſe— ben, was für Arten vorhanden find, wodurch die Luft wieder abgefühlet wird. Daher folger aus die⸗ fer Berechnung, daß die Wärme vom Aufgange bis zum Untergange beftändig wachſe, da fie doch um eine gewiſſe Zeit nad) Mittage am größten ift. Herr Haufen: bat diefe Erinnerung ſchon gemacher *. Ferner ift ausgemacht, daß bey einerley Sonnenhö- he und ‘Länge des. Tages) die Warme ſehr unter ſchieden feyn kann. An einerley Orte find fühle und heiße Sommer, heftige und gelinde Winter, und an. verfehiedenen Orten, Die gleichweit vom Yequaz tor abſtehen, und folglich einerley Wärme. ha⸗ ben Kar iſt darinnen eine große Mannigfaltig- J keit. * Bon inaug. füb aditum Prof. ord,' Mathef. Lipf: 1726. emifl. Confiderationes eirca incalefcentiam cor- porum praecipue fluidorum. |; | al nu. * 430 Erläuter.der Halleyifch- Methode, keit. Ptolemäus *nimme als einen Grundfag an, daß die Theile der Erdfugel in gleichen Entfernungen vom Aequator ähnliche Befchaffenheiten haben. Ei= ne Sandfchaft, in der Mohren, Nashörner und Ele: — ſeyn ſollen, kann nicht unter dem ſuͤdlichen Wendezirkel liegen, ſchließt er, weil bey uns unter dem nordlichen folche Gefchöpfe noch nicht anzutreffen find. Magin ** tadelt ihn deswegen mit Rechte, und erinnert, daß felbit auf einer Seite des Aequa⸗ £ors fo viel Einfdrmigkeie nicht ftaft finde, Die In— fel Zeilan genießt zwifchen dem 5 und 10 Gr, füdlicher Breite einer gemäßigten Witterung, wenn die Alten diefen Erdftrich durch und durch der Hiße wegen für unmohnbar bielten, wie er an einigen Orten wirflich ift. Gegentheils ward Francifeus Drafe aus Neu: albion, fo im 42 Gr. N. Br. liegt, im Junius, dureh unerträgliche Kälte vertrieben. Nach $udolphs Fr Berichte, ift die Hige in den Ebenen von Abyſſinien zwar unerträglich, aber in den bergigten Gegenden gemäßigter, als in Portugal, das fo viel weiter nad) Norden zu liege. Doch es ift nicht nöchig, daß wir fo weit veifen, dergleichen Anmerkungen zu machen: Man findet in geringern Entfernungen empfindliche Abwechfelungen der Wärme und Kälte ‚ befonders in gebirgigen Gegenden. Li Den nahen Gegenftand von unterſchiednen Zonen, Treunt nur ein enges Thal, wo kuͤhle Schatten wohnen. Haller. * Geogn c. IX. — * Comm. et er in Prol, Geogt, ad h. c. ‚*** Hift. Aethiop, L. ı. die Waͤrme zu berechnen. 431 Es dieſes von verſchiedenen Urſachen herruͤhren. In Africa wird die Hitze durch den Sand, und bey dem Pole der Froſt durch des ewigen Eiſe⸗ Atmoſphaͤre von Kaͤlte, wie Boyle ſich ausdruͤckt, unertraͤglich. Die weite Ebene, ſo in America im 10 = 15 Gr. ſuͤdl. Breite, von den Moren bewohnet wird, ift, wie man fich ſo vorſtellen wird, außeror⸗ denich heiß, aber bisweilen erreget der Südwind, fo von ſchneebedeckten Gebirgen herfommt, eine un- ertraͤgliche Kälte *. So läßt ſich nicht alles Erd- reich gleich willig erwärmen, oder eine Gegend ift vor Erwärmung oder Kälte durch Gebirge, Wäls der, u. d. g. mehr bedeckt, als die andere. Die Winde, deren Abwechfelungen nur unter den allerge- meinften und einfachiten Umjtänden, von einer er⸗ lauchten Akademie zu beftimmen verlanger, und von einem d’ Alembert, beftimme worden, haben bier auch viel’ Einfluß. Diefes alles verurfacher, daß die Hals leniiche Berechnung unmöglich mit der Erfahrung übereintreffen fann. Aber ift es nicht allezeit wich- tig, ven Theil zu wiflen, den die Wirfung der Sons ne allein betrachtet an der Wärme haben fann, und wird man nicht dieſes mit Betrachtung der andern Umftände verbinden müflen, wenn man eine wichti- —* und vollſtaͤndigere Kenntniß der Waͤrme haben w In einer Sammlung phyſikaliſcher Abhandlun⸗ gen, die Herr Camerarius heraus gegeben, : — * Relation de la Miſſion des Moxes, Am Ende de II Th. der 1722 zu Anıfterd. in, gvo — menen Voyages de Frangois Coreal. 432 Erläuter. der Halleyifch. Methode, Die neunte von den Urfachen, warum Die Sonne im Winter nicht fo mächtig fey *, oder vielmehr, war- um. ihre im Winter fehiefer anfallende Strahlen weni: ger vermögen, Herr Camerarius erinnert dabey, daß die Wirkungen der Brenngläfer und Brennfpies gel um diefe Zeit geringer werden, morinnen ihm Tſchirnhauſen ** benftimmt. Denn obwohl Boer- have bemerfee ***, daß ver vilfetifche Brennfpiegel an einem heitern und Falten Wintertage mehr wirfer, alsan einem beitern Sommertage; fo leitet er dad ſolches felbft von einer durch die Wärme verurfach- ten DBeranderung im Gpiegel ber, und vielleicht koͤnnte man auch binzufegen, daß in heißen Gom- mertagen die Luft mit Dünften erfüller feyn kann, ohne daß der Himmel deswegen frübe ſchiene. Aus welchem Grunde fich auch mit erflären läßt, warum die "Brennfpiegel in der größten Hiße nicht fo viel Wirkung hun, als nach einem Regen tr. Wenn man indeß nac) der Urfache fragt, warum die fo ſchief auffallenden Strahlen geſchwaͤchet werden, will Herr Camerarius die bekannte Vergleichung, die man zwifchen den Lichtſtrahlen und einer fehief auftref⸗ fenden Kugel angeftellee, nicht gelten laffen, weil die Eröfläche nicht glatt, fondern rauch und uneben fe. Sch glaube indeß, daß diefer Einwurf die. erwaͤhn⸗ * Eliae De ecle&icae medicinae ac phyficae fpe- cimina diff, 9, de minore hyberni ac perigaei folis eſfſicacia. * De infignibus noui cuiusdam Speculi cauſtici effe- &ıbus. A, Erud, Ian. 1687. * Chym. Tr. I. de Igne exp. XV. + Hift. de I’ Ac, des Sc. 1705. phyf. gen. — 10. die Wärme zu berechnen. 433 erwähnte Erflärung nicht umſtoße. Wenn ich einen Ball ſchief gegen die Erde werfe, fo erweiſt die Me— chanik, daß der Stoß, den diefe Fläche von dem Bälle empfängt, geringer ift, als wenn ich * mit eben der Gewalt ſenkrecht aufgeworfen haͤtte, und zwar daß er nach der Verhaͤltniß geringer iſt, nach der der Sinus des Einfallwinkels kleiner iſt als der Sinus totus. Sollten ein Lichtftraly der ſchief auf die Erde faͤllt, und einer der gerader auftrifft, nicht eben ſo verſchiedene Wirkung Haben?! Der Einwsirf üt fcheinbar, daß in dem mechaniſchen Schluſſe eine glatte ebene Fläche vorausgefeger wird, die ſich beh der Erde niche befindet: Aber: vieleicht läßt ſich noch was darauf“ antworten. ch will etwas‘, dag hiermit eine Aehnlichkeit hat), zur Erläuterung anfuͤh⸗ ren. Das Lich: wird, wie befarint, eben ſo wie eine elaſtiſche Kugel unter dem Winfel - zurück - geworfen‘, unter dem es auffälle.» Ich mache igo nicht aus, ob es aus eben dem: Grunde gefchieht : Ehe’ man den mechanifchen ‘Beweis indie Katoptrik bringe, muß man erſt Dinge von der Natur des Lichtes fefler fe Ken), uͤber die Newton und Euler noch ftreieig find: Dem fen wie ihm wolle, ſo iſt doch fo viel vich⸗ tig, daß das Licht nach: einerley Gefeßen mit einer elaſtiſchen Kugel, obwohl pe aus andern Ur⸗ ſachen, reflectirt wird. ¶ Aber die Flaͤche eines polir⸗ ten Spiegels iſt fuͤt ein Lichttheilchen nicht ebener als fuͤr uns die Schweiz. Die rauhen Pulver ‚mit denen mir Spiegel poliren, koͤnnen zwar ſehr fichtbate Erhöhungen wegnehmen, allein es ift-unmöglich,daß fie nicht Thäler ausarbeiten, Berge ufanmen trei⸗ "2 Sand, Ce ben 434 Exläuter. der Halleyiich. Methode, ben folleen. Wie fönnen alfo die Gefeße der Refle—⸗ rion fo richtig. mit, der Erfahrung auͤbereintreffen ? Diefe Gefege die ſo glatte. Spiegel erfodern, als Blurftein und Zinnaſche gewiß nicht machen? Die Antwort: ift leicht. Sie treffen in der That nicht mit völliger Schärfe, fondern nur beynahe ein. » Wäre ein Spiegel völlig eben , fo fönnten wir ihn nur ſehen, wenn er gerade zwöifchen uns und der Sonnez ober dem Lichte, fo. ihn befcheint, ‚liegt. Denn alsdenn würde er bloß mach der Gegend, die Der Sonne ge⸗ genüber liegt, Stralen zurück merfen. , Weil’ wir ihn, aber von allen Seiten fehen koͤnnen, ſo muͤſſen feine rauhen und: ungleichen Theilchen nach allen Geis ten zu Stralen berumftreuen. Mur werben (bie Stralen, weil er. fo viel als: möglich geebnet ft, auch in der groͤßten Menge nad) der Gegend zur rücfgeworfen werden, ‚nach der ſie allein zuruͤck ge⸗ ben würden, wenn er-völlig eben wäre, "Desmer gen wird; er uns: unter einer einzigen Lage blenden, aber unter allen ſichtbar ſernn.... Man wende eben dieſe Betrachtungen auf das gegenwaͤrtige an. Die Wirkung der: Sonnenſtra⸗ len, die ſich Völlig nach der Schiefe, unter der ſie einfallen, vichten ‚würde, wenn ber Horizont eine volllommene ‚ebene Fläche: wäre ;' richtet: fich, ſo viel wir empfinden fünnen, beynabe darnach, in ſofern der Horizont für unfere Empfindung eine ebene Fläche if. Man muß bier wie bey dem Spies gel bevenfen, daß nicht die Frage iſt, was die Licht⸗ firafen bey ihrem Auffallen , fondern: was wir, für Unebenheiten empfinden. Sieht man doch aus bien G: g u os "die Warme zu e berechnen. 435 ſem Grunde, daß ben ſehr merflichen Unebenheiten ber Erdfugel, nämlich bey gebirgigen Gegenven, ‚die Wirkung der Sonnenſtralen aud) ganz anders wi, * ſie —* bichs: Theorie feyn — Bi Be ‚Gaimerarius führer: einen andern —— noch wider. den: Gedanken an, daß ſich die Erwaͤr— mung von den Sonnenſtralen nach ihrer Schiefe rich⸗ tete. Er beruft ſich auf eine metallene Platte, die, wenn man ſie im Sommer der Sonne auch ſchief entgegen ſetzet, gewaltig heiß, und im Winter auch von ſenkrecht auffallenden Stralen nicht einmal warm wird. Do ich nicht Gelegenheit gehabt habe, dieſen Verfuch: ſelbſt anzuſtellen, fo weis ich nicht, wie weit alles iſt beobachtet worden, das zu feiner Nichtigkeit erfodert wird. Spiviel iſt mir aus eigener Erfah⸗ rung bekannt daß man ſich im December um Mit⸗ tag herum bey hellem Wetter an der Sonne waͤrmen kann, wenn man ſich überwinden will, den Rauch der ‚Städte: zu verlaſſen. Doc) gefegt die Erfahrung hätte ihre Richtigkeit, fo würde fie weiter nichts dar⸗ thun / als daß Dietättge des Sommertages die Schär« fe der auffallenden Stralen erſetzen Fann: und Diefes iſt Halleys: Theorie vollfommen gemäß, wie man aus dem 4 Zufaße der folgenden zweyten Aufgabe fr ben fann, und dabey müffen wir noch bedenfen, daß diefe Theorie, wie ſchon erinuert worden, die Urſa⸗ chen der Abkühlung gar nicht in Betrachtung sieht. wi EEE Te LT WITZ 86 hoffe alfes-Bie gewöhnliche. Meynung, war— um die Sonne im Winter in ‚wird. fich Ce mider Sal 436 Erlaͤuter. der Halleyiſch. Methode, | wider des Herrn Camerarius Einwürfe noch verthei: digen laffen, ob man wohl nicht leugnen kann, daß zu der Winterfälte die Eistheilchen, von’ denen die uft erfüllee ift, fehr vieles beytrage. Aber wenn man dem Heren Camerarius diefes zugefteht, fo wird man ihm nicht zugleich einräumen, daß fie die Haupt⸗ urſache des Winters find. Man muß die Yahrszeis gen, in fofern fie von dem Laufe der Sonne abhän- gen, mit der veränderlichen Wirterung, die in ihnen bald fo bald anders herrſchen Fann, nicht verwechfeln- Endlich ift auch noch die Erinnerung beyzufügen, daß im folgenden nur die Wärme eines einzigen Tas ges betrachtet wird, ohne Darauf zu ſehen, was von ihr von den vorigen Tagen übrig geblieben: So ne nig aber die Luft unter dem Aequator, von einer zwölfitündigen Abmefenheit der Sonne völlig abges Fühler worden, eben fo wenig fann die Sonne, wenn fie der vor Froft gleichfam ftarrenden Luft unter dem Pole die erſten Stralen nach einer fechsmonatlichen Nacht zufchickt, gleich durchdringen , bis fie diefelbe nach und nad) beiebet bat. Man fann vielleicht noch dazu fegen, was Halley mit gutem Grunde bes haupter, daß die Kälte was meh ift, als eine bloße Abmwefenbeit der Wärme. aan rd Asp uf | Im WONG 9 IR on @E Aufgabe. SER * AT . ame Dar mie th Aus der gegebenen Declination eines Sternes und der Polhöhe,; die’ Höhe des Sternes; imgleichen fein Yzimuch aufeine gegebene Stunde zu finden. sul 8 Auf⸗ die Waͤrme zu berechnen. 437 u I ® —— * m — — J \ = J 70 — — Lie ale . . Kr * en su ’ - 144 u Aufloͤſun sıie2) Js Pr id — J — ® “7 g Es ſey PM ZA R VM der Mittaaszirkel, P dev eine Pol,) F der andere, PCF die Weltare, C der Mittelpunct dev; Weltfugef , A V der ‚Yes quator , U Ra der Horizont, beyder Durchfchnitt in'n,. und ihre: Diameter die geraden Linien. A V, HR. Der Stern befinde ſich in S, und es fey ferner ZSI fein Berticl—PSE fein Declinationss MSK fein Tagezirkel. ie Inne? | Man laſſe von S auf die Fläche des. Horizonts die Linie SO fenfrecht herunter‘: nehme. CP den Halbmefler der Weltkugel für den Sinum 'totum an, fo iſt SO der Sinus der Höhe des Geftirnes, und CO der Eofinus. Auf den Durchſchnitt des Ta— gezivfels mit dem. Horizont KT, merde S Q_fenf- vecht gefäller, ſo iſt CO auch fenfrecht auf KT, —E * | Ee3 und 438 Erläuter. der Halleyiſch · Methode, und mit HR parallel, ferner S.Q\O bie Neigung des Tagezivfels gegen den Horizont, oder das Com- plement der. Polhöhe, und wenn N der Punct it, mo die Weltare P F den Tagezirfel durch» fhneidet, wird ſolcher der Mittelpunet deg Tagezir⸗ kels ſeyn. Der ſphaͤriſche Winfel_ZPS Aber wird durch Die Stunde des Tages beftimmt 3 = der Bogen HI das Azimuth fenn. Man ſetze abo CP =r Den Sin.derDeclinat.= Sin. MA= An — Epfin. .„=6EinM?P=r Den Sin. der Polhohe — e, und den Coſ. = ⸗ Den Sin. der Hoͤhe — k, und den Coſ = x Den Sin. des Stundenwinfels ZPEF=t, und ” Cof = — Den Sin. des Azimuths H I, — m, und ed | Cof. = u So iſt NT=&CT':r, ferner CN = Sit, AM=s. Alſo CT: — 2=(NTqu. an ei CT M) woraus man erhaͤlt CT rs: eund foͤlglich NT es: el Da der Bogen MS dein Bogen AE ähnlich ift, fo ſey SD auf MT ſenkrecht ‚woraus folgt Sin. MPS oder u=r:DS: NS Daher weil N = MN = Ein ’MP, ift DI=üs:r=QT==NB. Dar aus befümmt man SB=r(NS®—NB* —=r (ve tes: n)=er:r und SQ SBB+NT= er:rrete' Nunift SQ: SO r: e und folgl. kr =or+ es oder ko re + res Sir die — — er rm E ni der Hohe | —— Ferner wird TOC "eine —* anie ſeyn, weil die Puncte I, ©, ©, zugleich im Horizont - und Verti⸗ To die Waͤrme zu berechnen. Berticalzirkel find. Und weil O Q_ mit H R par allel geht, ſo iſt ein Perpendifel vonıOrauf HR ges laſſen ſorꝛgroß als QT. Dieſer Perpendikel aber wird = CO. 716 boder mx: valfo iſt ma: == QOF=DS—u. r.bder m =): * ur Findung des Azimuths. Wenn man —J die Zeichen ine Sof inum weg⸗ (haft. ‚erhält man folgende beyde- Sleihungen: ee Lkr ss.) der — tt, nl me Aallyr irn . ANER a ae ET J =: I u - ‚KK... —— = Man fieht, leicht, „aus den. ‚m dglichen — Kung und Berbindungen, dafs, beyde Gleichun⸗ zuſammen genommen, zehn ‚Aufgaben auflö- De davon den fünf Größen s, .t,. ©, k, m, allezeit = gegeben he Bu Base ‚ende Sa da⸗ tiv werden. — $ ar der 55 M wenn Mauf die andere Seite des u. fällt, EAN I ba | Ee 4 I. Zus 440 Sotäuter:der Saltepih Methede, ninLZuſatz. Nodiyn —— in der erſten Steihung bie —— dei wenn eim gegebener Stern eine" gegebene * ei. fo wird man finden nr (rk es) und tn. Kılır rr (s+ ech kk)karkds) Hals) 7 9% Setzet man ko ‚ fo ift der Sinus des Bogens vom Aequator, der Die Zeit vom Aufgange des: Steri (188 bis zu feinem Eintritte in den Mittagsziefel mißt, das ift feines halben Tagebogens, t=ı.(or—ee):oe, für welchen Werth id) fünftig b gebrauchen will, Der Cofinus des halben Tagebogens ift — — fest Feind ‚zeiget b dadurch, „daß er negativ ift, an, der hal. be Tagebogen yn jrößer, 96° wenn e, s, und o, pofitio find, das ifl ‚wenn das Geſtirne mit dem über den Horizont echabenen Pole auf einer Seite des Aequators, ‚ginn Erempel bey uns nordlich, liegt. Sest man den Abſtand vom Pole P über 90°, ſo wird der Coſmus davon s, negativ, der Sims — aber bleibt’ poſttiv und der Coſinus des halben Tas gebogens wird + res : ve, weil ya im Tagebogert alsdenn Fleiner als 90° | Be die Tangente der Polhohe und u die ae de Declination beveuiter, fo ift reregunst —u?rr, * der Eofinus‘ des halben —— m Be Zuſatz — ——— u Well, a e das ift, wenn der Abſtand * Wi größer iſt als die Polhoͤhe, fo wird b un: möglich das iſt, der Stern koͤmmt nicht in den Ho⸗ u rizont, die Waͤrme zu berechne. 441 rizont, oder er geht nicht auf noch unter. In Dies fem alle geht der Stern zweymal ſichtbarlich durch den Mittagszirkel, da fonft fein anderer Durchgang unter dem Horizont geſchah. Man fann alfo die Zeit feines Umlaufs von da an redjnen , da er von der niedrigften Mittagshoͤhe zu ſteigen beginnt, In diefem Falle muß man ftatt An, den halben Ae— quator AV, und ftatt ko den Sinus der niedrige ſten Mittagshoͤhe nehmen. Weil diefe der Unter: fhied zwiſchen dem Abftande vom Pole und der Polhoͤhe ift, ſo wird nad) den Formeln, mie man aus den Sinibus zwener Bogen den Sinum ihres Unterfchiedes findet, diefer Sinus (es ve) :r. Der Sinus der Mittagshöhe wird, wenn t — o gefunden (se t+es):r. Gebet man eines|Sterns füdliche Breite fo groß als hier die nordliche, fo wird ihr Sinus — — s und diefes Sterns Mittags- höhe = (se — es):r. Die Summe beyder Mit: tagshöhen alfo ift 2re:r und. der Unterfchied zes:r. — IV, Zuſatz. Wenn die Polhoͤhe waͤchſt, hingegen die Decli⸗ ation unverändert bleibt, ſo wird qu : r größer. 8 wächft alfo der Cofinus des’ halben Tagebogens, und daher dieſer Tagebogen felbft , wenn fein Cofie nus negativ oder er über 90° ift. Bedeutet daher s den Sinus der größten Declination der Sonne, fo erheller hieraus, daß der laͤngſte Tag mit der Pol: höhe zunimmt, wie gegentheils der Fürzefte Tag ab- nimmt. Denn die.beyden halben Tagebogen der Sonne, wenn fie auf beyden Seiten des Aequatoris | Erg gleiche 442 Erläuter.der Halteyifch. Methode, | gleichviel abfteht, machen: zuſammen 180, ‘weil des erften fein Eofinus — qu:r und des zweyten feiner + quirift. Auf dieſe ‚Betrachtung gründet fich die be⸗ Fannte Eintheilung der Erde in Climata, * dem Wachsthum des laͤngſten Tages. R — ** Anmerkung.. Von der Anwendung gegenwaͤrtiger Aufgabe, auf. andere hieher nicht gehörige, Unterfuchungen, will ich nur die, Beftimmung des. Tages anführen, wenn ‚die Abenddämmerung im ganzen Jahre am Fürzeften iſt. Es iſt naͤmlich bekannt, daß die Sonne eine gewiſſe Tiefe haben muß, wenn es voͤl⸗ lig dunkel werden foll,-und daß fie dieſe Tiefe, bie man ordentlich aufıg Gr. ſetzet, nicht einmal fo bald als das andremal nach ihrem Untergange erreicht. Es fraget ſich alfo, an welchem Tage des Jahres die Zeit;welchedie Sonne nach ihrem Untergange braucht, 18 Gr. tief unter den Horizont zu fommen, am für zeften if. Diefe Aufgabe hat die beyden aͤltern Bernoullis über fünf Jahre befchäfftige, und Johann DBernoulli hat eine, Auflöfung Davon ohne “Beweis im Journal des Say. 1693 gegeben (*), welche auch Jacob, Bernoulli, ebenfalls. ohne ihren Grund an— zuzeigen, 1692 bekann gemachet (**).. Wiewohl nach oem Cramers Amerſs an dem aa ans IA | * 6. ob. Bern. Werke, 13H. x Rum ’ Jar, Bern. Werke, 136. LII N. die nat finder fi fich in feinem UI Th. CM N. 10 Art. in der Ana- Iyfe ‘des infinim, petits und an verfchiedenen andern Hrten auch in dem Aftr. Cal. der Königl. Ba zu * vom jetzigen Jahre. ten Site in — Bernoullis Werken, Monnius dieſe Regel ſchon 1542 gelehret. Gegenwaͤrtige Auf⸗ gabe leitet uns nicht nur zu einer natuͤrlichen Aufloͤſung der Frage, ſondern ſie zeiget auch eine doppelte Beant⸗ wortung derſelben, und weiſet, warum man nur die eine annimmt, und die andere-benfeite ſetzet, wel ches aus den Auflöfungen, die andere gegeben, nicht fo erhellet, und daher ihre Unvollſtaͤndigkeit zeiget. Man findet ſolches in der 15 Aufgabe von des Herrn Maupertuis Aſtronomie Nautique ausgefuͤhret. II. Aufgabe. Die Verhaͤltniß der Sonnenwaͤrme auf einen —* * zu finden. | Auflöfung. Die ingenblicffiche Größe einer Wirkung j * ſich beſtaͤndig veraͤndert, laͤßt ſich als ein Product aus der Staͤrke der —— Kraft in das Zeittheilchen, waͤhrend welches die wirkende Kraft dieſe Staͤrke bat, ausdrücken; In gegenwaͤrtigem Falle iſt die Stärfe der Sonne dem Sinui des Winkels, unter welchem’ ihre Stralen auffallen, das ift dem Sinui ihrer Hoͤhe, das Zeittheilchen aber, dem Elemente des Bogens AE, der die Zeit mißt, proportionirt. Man bat alfo, wenn die unendliche Fleine Wärme, f durch Wirkungder Sonne in der Höhe SO entſteht, de genannt wird, de = k, — dAE-wer.k.+d En, weil die Wärme wächlt, indem AE abnimmt, und AE+Ey 90 Gr. Es iftaberdEy = —rdt er: Wen alſo dee Werth von k aus vorhergehender Aufgabe genommen wird, fo erhält man de. = — cedt — es. dAE alſo cs oedt—esAE+D, wo D x r r 8 eine 444 Erlaͤuter. der Halleyifch. Methode, ‚eine beftändige Größe bedeutet, die aus bem Orte, wo die Wärme anfangen oder c— 0 fern fol, zu be- flimmen ift. Man rechne die Wärme vom Auf- gange, und feße alfo c—0, mot—b (1 Zufaß 1 Aufg.) fo wird AE der halbe Tagebogen. * — * n, bit o— — ach — 8.n2+D Alſo wenn der hieraus gefundene u von J brauchet wird * rn (a7r— ee) —eet-hes, (nAE)..) Diefes ift Die Wärme vom Aufgange bie zur H8- be SI. Will man alfo ſolche bis zu Mittage haben, fo feget man t=0,AE==o, fo wird die —— Waͤrme | inleme)te es, 2 Sn Man ſollte dieſe von Kechtsivegen ——— * Waͤrme des ganzen Tages zu bekommen. Da man aber hier nur die Verhaͤltniß der Waͤrme eines Tages zum andern odet verſchiedener Oerter an einem Ta⸗ ge verlanget, ſo kann man den Ausdruck der Haͤlfte behalten, der dem Ganzen proportionirt iſt. Ja man kann noch kleinere Zahlen zu erhalten, noch einmal mitr Dividiven , fo. verhält ſich die Waͤrme eines gegebenen Tages, wie | "T(os—ee) te.n:rr. Und da dieſes die Warme eines Sommerfages ift, fo wird die Wär: me des Wintertages fenn (so — ee) — esn:rr. In dem —*— Erdſtriche kann man dieſe Formel fuͤr die Tage, da ihm die Sonne nicht untergeht, richt brauchen... Weile Se, fo würde fie alsdenn 219 was ade die Warme zu berechnen. 445 was ungereimtes geben; denn fie gründet ſich Darauf, daß die Sonnenhöhe 0 gewefen, d. i. die Sonne aus dem Horizonte aufgegangen ift. Man muß alfo bier nach dem II Zufaße der I Aufgabe verfahren, und D fo beftimmen , daß c bey der niedrigften Mits tagshöhe anfängt. Es ift aber alsdenn t — Sin AV == o und o— — es. AV:r+D. Aus dem biedurch gefundenen Werthe vonD fommt e—— eet:ttes(AV—AE): r, und wenn man die halb⸗ taͤgige Wärme vom unterften Durchgange durch den Mittagsʒirkel bis zum oberften verlanget, alfo to, AE==0 feget, ces, AV: r. Weim die Berhält- niß des Radii zur halben Peripherie I: m ift, fo wird alfo c—es, x, vder wenn man noch einmal mit r dividirt, fo ift die Warme eines Tages in dem Falten Erdſtriche, wenn die Sonne nicht untergeht, wie es.m. Wenn man aber in der IYufgabe den Si: —— der Hoͤhe von der ſehſten Stunde zu finden, tt feßt, weil alsdenn AE— 90 Gr. ift ‚fo erhält man k es: r. Alſo ift die Wärme. in dem falten Erdſtriche wie der Sinus der fechften — mit der ED Peripherie multipliciret. — — 4 L. Zufat. end so alor—r giebe die Wärme vs Aequmoctialtages unter dem Aequator — r, welche man! zum Maafe-der übrigen annehmen fünnte: Wenn aber nicht so ift, fo verhält fi ich. bie Waͤr⸗ me unter dem Aequator allezeit wie « * wie der Co⸗ ſinus der Declination. 2. Wenn 446 Erläufer.der Halleyiſch. Methode, +2. Wenn s—o,.fo ift die Wärme des’ Aequino- ctialtages an jedem Orte wie 7° (rr=—ee) oder wie der — der Polhoͤhe oder der Breiee.. — 1. Zuſatz. 4266 an Es bedeute C:die Wärme eines Wintertagen, wenn die Sonne nad) Süden zu die Declination hat, deren Sinus s iſt. Ihr halber Tagebogen fey N, fo. iſt n+ N==180 Gr. —rr (4 Zuſatz ı Aufgabe) alfo c— Co esaı rrtes N: reset, dh die Differenz der Wärme zmwifchen den: beyden Tagen, da die Sonne gleich große und: enfgegengefeßte Decli⸗ nationen hat, verhält ſich wie der Sinus der Decli- nation mit dem Sinu der Breite — ji — wie der Sinus der Hhbeum& m | i II. Zuſatz. : 2 er ( 7° —ee) durch eine etwas wihſen⸗ Rechnung muͤßte gefunden werden, ſo druͤcke man daſſelbe durch b vermöge des ı Zuſc hes der ı Aufga- be aus. Der Werth davon wird ſehn bee: rr, und man wird alfo für den Ausdruck der Wärme erhalten beetrr—esn:rr. Es fen die Summe der Sinuum von den beyden Mittagshöhen der Sonne in zweyen Parallelen, die auf beyden Seiten des Aequators gleich weit von ihm abftehen, —K, der Unterfchied diefer Sinuum L=, fo ift K = 208: r und; L⸗ zesar (3 au —— die Wärme = 2 — In): Is Ö ns an x die Waͤrme zu berechnen. 447 Dieſe Formel iſt zum Gebrauche am bequemften, und laßt fich-mit Worten folgendergeftalt ausdrücken: Man made ein Product aus der Summe der Sinus um der beyden Mittagshöhen, welche die Sonne an dem gegebenen Drte hat, wenn ‘fie zmo gleichgroße Declinationen eine ſuͤdlich die andere nordlich hat, im den Sinum des halben Tagebogens, zu diefem Pros ducte addire man ein anderes aus den erwähnten bey= den Mittagshöhen in die Sänge des halben Tagebo— gens. Bender "roducte Summe, durch den dop— pelten Radium dividirer, drück bie balbsägige ABör- meaus. Exempel. Man verlanget die Waͤrme des laͤngſten Tages in Hamburg mit der Waͤrme des fürgeften zu verglei- chen. Hier ift s— fin, 23° 30°, e—=fin, 53° ar. Man findet alfo aus den Grundfägen der Sphärik. Complement der Breite 360 19° Declination | * 30 Mittagshoͤhe bey 16 rdl. Dec. 59° 49 Mirtagshöhe bey füdl. Dec, 12° 49%. Wenn man den rad. 1 feßet, fo, ift der Sinus der M. 9. bey n. Do, 8644211 S. d. M. 9. b. ſ. D. —o.2ag2ı RD —— Summe i.os b2532K Unterſchied 0. She. log. Ur 9. 6383019 - th log. q == 10. 1337003 gr; lg: r ER bb) 9. 7720022, Daraus finder man 248 Erläuter. der Halleyiſch. Methode, man den halben Tagebogen 126°16° und feinen Sr nus — Gin. 53%44'==0, 8062726 —=b, Wenn man was unter 1000 Theilchen des Radü ift, weglaͤßt, fo erhalt man den halben Tagebognen ben nördlichen Declin. — 2. 2037 — n, und diefer laßt, von der halben Peripherie abgezogen, den hal— ee bey füdlicher Declin. — 0, 9368 2: > K: bo. 8757 I. n== ı. 4161 Summe — 2, 2918 — Wärme des. —*— Sommertages. K. b== 0.8757 .L.N.==o. 6026 — — 0. 2729 — Wärme des ganzen Wintertages. Es verhaͤlt ſich alſo bie Wärme des. Sommerioges zur Waͤrme des Wintertages ohngefaͤhr wie 2.291: 0: 273, oder die Wärme würde im Sommer etwa 8 mal größer feyn als im Winter, U. Erempel. Auf diefe Art har Halley eine Tafel fir die Wirs me der Aequinoctialtage, imgleichen des längften und des fürzeften Tages von 10 zu 10 Gr, der Polhöhe gerechnet. Der Radius Er 10000, und die Tafel Bun: 7 Be wall au RRoaett I (ie ‚ a; u die Waͤrme zu berechnen. 449 2 ah >. Oin | Om. | ä Se 18341 18341 20290 | 15834 21737 13166 22651 10124 49, 23048 6044 B *5Q 22991 3798 60 2273.41 5 70 23543 000 80 24673 000 90 2565 |. 000 Es wird fih z. E. die Wärme ves langiten Tages in der Breite von 60 Gr. zu dieſer Wärme in der Breite von 30 Ör. verhalten = 22773: 22651. 1— IV. Zuſatz. Aus der Tafel erhellet, daß die Sonne in den Wendezirkeln unter dem Aequator die wenigſte Ge— walt hat, Ueberhaupt wird dieſelbe dienen, das Vor— theil der Alten von der unertraͤglichen Hitze des heißen Erdſtriches, zu widerlegen, ſo wie man hieraus ſehen wird, daß die Kälte der Gegenden um den Pol here um bloß deswegen, daß ihnen die Sonne fo nledrig it, eben nicht fo groß ſeyn darf, da fie gegentheils diefe niedrige Sonne fehr lange genießen. Eben diefe Betrachtung hat Hallenen zu dieſer Unterfuchung Gelegenheit gegeben, Er hat in einer Gefellfchaft behauptet , wenn man. die Hiße,. in fofern fie von der Sonne allein herruͤhret, betrachtete, ſaͤhe er keinen Grund, warum der Solftitialtag unter dem Pole 2 Band. ER nicht 450 Erlaͤuter. der Halteyifch- Methode, nicht eben fo heiß ſeyn follte, als unter dem Aequas tor, weil Die 24 Stunden lang dieſes Tages, die Sonnenftralen unter dem Pole in einem Winfel von 23 Grade auffallen, dargegen die Sonne unter dem Aequator zwar vertical koͤmmt, aber nicht länger, als ı2 Stunden lang fcheint, und wieder 12 Stunden abmefend ift, und felbft von diefen 12 Stunden, 3 St. 8 Min. nicht fo hoch fteht, als unter dem Pole, da« ber fie von diefen 24 Stunden, nur 9 höher ift, als unter dem Pole, und 15 tiefer ſteht. Es ift alfo die Möglichkeit leicht zu überfehen, daß die Gonnen- ftralen, die 24 Stunden lang unter einem Winfel von 23 Gr. auffallen, mächtiger feyn koͤnnen, als wenn fie unter dem Aequator noch nicht neun Stun- den lang, unter größern, und etwas über 3 Stun: den unter geringern Winfeln auffallen. Ya es laßt fih aus dieſer Ueberlegung leicht fchließen, daß, wenn die Sonne beftandig unter den Wendezirkeln wäre, der Pol mwenigftens fo warm feyn würde, als ißo der Yequator it, in fofern man auf nichts, als auf die Sonnenhige ſieht. Diefes ift nicht wi— der alle Erfahrung. Man weis, daß in nordlichen Gegenden die längften Tage ungemein warm find, und daß man dafelbft alle Gartengemächfe bat, die fich) durch eine heftige, aber nicht lange an- baltende Sonnenhiße zwingen laſſen. Bielleicht ift diefe ftarfe, obwohl Furze Hige der Sommerta« ge in nordlichen $ändern, mit eine Urfache, warum Herr kinnäus dem Herrn Reaumur fo ein ftarf Ver⸗ zeichniß fehmedifcher Inſecten fenden — ® Vid, Linnaei Catalogus Animalium Sueciae. | — die Wärme zu bereuen. > -a5ı J Wienohl, es im Vorbeygehen zu fagen, ein Be⸗ kannter von mir, den ich eben noch nicht für den größe ten Schmetterlingsjaͤger halte, aus einem Bezirk von ‚einigen Stunden um Seipzig berum, mehr Schmer- ‚terlinge will zufammen gebracht Ieien ‚ als Herr &in- ‚näus in Schweden zaͤhlet. Anmerkung. “ Außer dem, daß die Lichtſtralen weniger Macht ‚haben, indem ſie ſchiefer auffallen, fo fallen ihrer auch zugleich auf eben die Fläche: weniger ſchiefe anf, auf welche fenfrecht mehr würden aufgefallen ſeyn. Man ſtelle ſich einen Strom parallel mit einander fließender Lichtſtralen vor, und ſetze quer durch den⸗ felben eine Linie ſenkrecht. Setzet man eine andere $inie ſchief durch eben dieſen Strom, die ihn ebenfalls wie die vorige ganz auffangen ſoll, fo wird die andere um fo viel länger ſeyn müffen ‚ als die erfte, um fo viel der Sinus kotus länger iff, als der Sinus des Winfels, unter welchen die andere $inie den Strom durchfchneider. Der Raum.alfo, den die Lichtſtra⸗ len auf der ‚fenfrechten $inie einnehmen, verhält fid) zu dem Raume, in dein fie fich auf) der fchiefen aus⸗ breiten , wie der Sinus des Einfallswinfels —* Si⸗ nu toto, und ihre Dichtigkeit, die ſich umgek wie en verhält , wird alſo in’ dieſer Vi E niß verkehrt ftehen: Wenn mar daher die ir | feit D nennet, ſo wird vermöge des vorhergehenden ſeyn D=k: r. Dieſe Betrachtung, daß Parallel⸗ linien auf eine ihnen ſenkrechte Fläche dichter auf⸗ fallen, als auf eine ſchiefe, iſt nichts anders, als der Grund, warum in der Fotnſtcain eine defendi⸗ rreerde — 252 Erläuter.der Halleyiſch. Methode, vende Linie auf ihre Defenslinie perpendicular ftehen muß, und ein Berg nicht mehr Früchte träge, als die Grundfläche, die er auf der Ebene bedecket, tra- ‘gen würde, wovon man die Demenftrariom in Schwenters Geometria pradtica *, und eine faubere Zeichnung in Here Penthers Praxi Geometriae **, findet. Es ergiebt ſich alfo noch eine andere Bered). nung der Wärme, die man aud) in des Freyherrn von Wolf Abhandlung von dem kalten Winter 1709 erwaͤhnet, obwohl nicht ausgegeben finden wird ***, Ich will ſie daher noch beyfuͤgen. um IT. Aufgabe ©: 00 © i Die II Aufgabe unter der Bedingung aufzulöfen, daß die Dichtigfeit zugleich mit in — gezo⸗ gen wird. Auflöfung. Io In dieſem Sale it dc — D. k. dEn = —kk Ak toeo r*2eeso dt xꝛ — eess dAE: 1% Wenn man: in dem erften Gliede * der 5 35 für + feinen Werth feßer,; fo koͤmmt alfo. die Integration deſſelben auf fdt "(re —tt) an. Dieſe Formel iſt aber, wie in die Augen faͤllt, das Element einer Zirkelflaͤche, davon der Halbmeſſer r, und die Abſciſſe aus dem Mittelpuncte des Zirkels Bere t Mh Wenn man ben Bogen⸗ zu dem | er * UTr. 18. IIY. ı €. ** F.9. T. XXIV. 2 #”* Confideratio phyfico-mathem, hiemis 1709. Hal, - 1709, in Thümmigii Meletematibus 8. Sect. U. $. 13 die Waͤrme zur berechnen. 453 dieſe Abſciſſe als ein Sinus gehört, Afın. t bezeich- net, fo ift afde M° (er — tt): = Afın. t wo Die Integration fogefchehen muß, daß die Summe null wird, wenn to. Alſo wird man erhalten ce Conft. —cree, Afın. t : ar? — (2esest:1?) — eess. AE:r? d. i. weil AE==Afın. t. ce = Conft. — (geesst + (2eess + esor) Afın. t.) Re | Das übrige wird auf eben die Art, wie vorhin, verrichtet , und ich finde daher nicht nöthig,, es ferner auszuführen, am allerivenigften habe ich Luſt, darnach Tafeln zu rechnen. Der leichtefte Fall ift für den Aequinoctialtag, wenn s = 0, und o —=r alfo c=Conft, — se. AE: ar alsdenn wird b (1 Zuf. 1 Aufg.) = r und wenn alfo a = o für AE—= Ay oder im Aufgange, fo ift Conft. = ze. Ay: 2r aber An =ırn:2alfoc—=Hieer — ze, AE:zr, folglich die halbtägige Wärme Zee weil AE= 0, Die Wärme verhält fich alfo bier, wie das Duadrat des Coſinus der Breite, da fie ſich vorhin, (1 Zuſ. 1 Xufg.) wie diefer Cofinus felbft verhielt. Für die Derter, denen die Sonne nicht untergeht, darf man feine befondere Negel am YAequinoctialtage fuchen, weil ſie alsdenn bloß dem Pole nicht unter= aber auch nicht aufgeht „daher die Wärme unter ihm diefen Tag — 0 feyn muß, wie aud) die Formel der ı Aufgabe für dergleichen Derter anzeiget, wenn so gefeßef web. AR | a rel Anmerfung. In beyder Berechnungen wird alfo die Wärme ‚gefunden, indem man die Producte aus gemwiffen Li: “ öf3 nien, 454 Ged. von dem Staubeder Pflanzen nien, die fich entweder wie die Sinus der u | De felbft, oder wie ihre Quadrate, verhalten, in ie ihnen zugehörigen Elemente des Tagezirkels ſum⸗ mirt. Stellt man ſich alſo dieſe Linien um die Pe— ripherie des Tagezirkels auf ſeine Flaͤche ſenkrecht aufgeſtellet vor, fo iſt die Summe dieſer Producke, die Dberfläche eines gewiſſen cylindrifchen huffoͤrmi⸗ gen Abſchnittes, der auf diefe Art entftehe, und "daher bat Halley die Aufloͤſung auf die Qua⸗ dratur einer folchen Oberfläche ger 5 gründet. Bo RER nn A Muthmaßliche Gedanten von dem . Staube der Manzen während der Bluͤthe. h en aß es unter den Pflanzen zweyerley Se. Rn schlecht gebe, naͤmlich Männlein und Weib: fein, ift eine Meynung, die unter den Gaͤrt⸗ nern und Kräuterverftändigen ſchon ſelt langer Zeit geheget worden. Hierzu hat man ſon der Zweifel Daher Anlaß genommen, weil es gewiſſe Arten von Pflanzen giebt, deren einige bloß blühen ohne Saamen zu fragen, andere aber Saamen tragen, ohne eine kenntliche Blume an ſich wahrnehmen zu laſſen, dergleichen find der Hanf, der Spar gel, der während der Blüuthe. 455 der Spinat, und andere mehr. Man hat geglau—⸗ bet, daß dieſe zweyerley Geſchlechter einen Einfluß in einander haben, ſo, daß ohne ſolchen eins ohne das andere nicht fortkommen, wenigſtens keinen tuͤch— tigen Saamen zeugen koͤnne. Um dieſes zu erklaͤren, haben die Naturkuͤndiger angenommen, daß der gel: be Staub, den an vorbemeldeten Gewaͤchſen die Blumen, wenn fie völlig aufgeblühet find, in großer Menge fallen laflen, an die Saamenbehältniffe der andern ſich anhaͤnge, und durch einige verborgene Gänge nicht nur in dieſe Behältniffe, fondern auch in das Saamenforn felbft eindringe, und folches frucht: bar mache. Da man nun aber bey den allermeiften | Gewaͤchſen dieſen Unterſchied nicht antrifft, indem ſie beydes ſelbſt verrichten, naͤmlich erſt bluͤhen, hernach aber Saamen anſetzen, ſo wuͤrde, wenn voriges richtig waͤre, folgen, daß die meiſten Gewaͤchſe, wider die allgemeine Regel der Fortpflanzung durch zweyerley Geſchlecht, Zwitter ſeyn muͤßten, die ſich ſelbſt ſchwaͤngern koͤnnen, und folglich würde dag, was nach dem ordentlichen Laufe der Natur eine Ausnahme waͤre, bey den Gewaͤchſen zur Regel an— genommen werden muͤſſen. Man glaubet inzwiſchen dieſe Art der Befruchtung, weil in allen Blumen um das Saamenbehältniß herum einige Stiele fte- ben, an deren Spigen Kölbchen oder Flittern fich finden, die ebenfalls einen gelben Staub. in fich ent halten, und folchen endlich von fich lieben. Ich kann aber nicht leugnen, daß dieſer ‚angenommene Unterfchied zwifchen Maännlein und Weiblein, wenn er fo weit, und alfo,rveiter ;, als auf die bloße Be: nennung gehf, um einige einander ähnliche Gewaͤchſe 9 5f4 zu 456 Ged.von dem Staubeder Pflanzen zu unferfeheiien, mir aus obigem Grunde ſchon eis nigermaßen verdächtig wird. Ich laffe zwar ven Schluß gelten, daß der gelbe Staub der Pflanzen bloß um des Saamens willen da fey; denn man fins det auch an ſolchen Gemwächfen, die feine ordentliche Blumen, aber doch Saamen tragen, eigene Behält- niffe an denen Spigen der Zweige, aus welchen er im Srühjahre in Menge herausftiebt, als z. E. an Fichten, Birken, Ellern , Hafen, Nußbaͤumen, und andern mehr. a man findet diefe ftäubende Behaͤltniſſe an folhen Gewaͤchſen nicht eher, als bis fie von dem Alter find, da fie anfangen Saamen zu fragen, wodurch diefer Schluß allerdings eine große Wahrſcheinlichkeit erhält, zumal, da man nicht ſieht, was er den übrigen Theilen diefer Ge: wächle, die nicht mit ihm zugleich da find, fo wie man die fleinen Saamenbehältniffe mit ihm zu gleis cher Zeit anteiffte, fondern, die ohne ihn den ganzen Sommer wachfen, und von neuem herborfommen, vor Nutzen fhaffen fönne. Daß aber diefer Staub durch das Saamenbehältnig durch bis in das Saas menforn dringe, und es fruchtbar mache, halte ich vor einen bloßen Einfall, der noch bis ißo durch feine gewiffe Gründe, darauf man ficher fußen fönnte, unterflüger wird. Das Zuverläßigfte, woraus man diefes fchließen wollen, ift, daß man das Saamen⸗ behältniß, oder das an einigen oben darauf ftehen- de Säulchen damit beftaubt gefunden , melches jes doc) ein Zufall iſt, der Feiner befondern Betrach: fung würdig, indem ſich der in die Uuft ausgeſchuͤt⸗ telte Staub an alles en was ‚er in den ne antrifft. Es “0 während der Blüthe: ” 457 Es ift indeffen diefe Meynung unter den Gelehr⸗ ten gänge und gabe geworden, und es find nach. der Hand gar artige Sachen von der maͤnn⸗ und weibli- chen Befchaffenheit, auch der Ziitterfchaft der Ce: mächfe dadurch erfunden. morben , davon etwas in Steph. Hales Static der Gewaͤchſe in dem Vorbe— viche zu der deutfchen Ueberſetzung S. 38 nachzulefen. Ich habe es alfo der Mühe werth geachtet, deshalben eigene Berfuche anzuftellen, um zu erfahren, ob es wirflich an dem ſey, daß der gelbe Staub den Saa- men fruchtbar mache, Zu dem Ende habe ich fchon vor vielen Jahren ein Fleckchen im Garten mit Hanf befüet, und hernach alle die Stengel, die bloße Blumen bringen, und insgemein. Hänfinne genennet werden, die man aber leicht erfenner, lange vor der Zeit, ehe die Blumen fich öffnen, und zu ftäuben anfangen, ausgezogen, und bloß die, welche Saa— men fragen, ftehen und reif werden laflen, ich habe aber gefunden, daß diefer Saame eben fo fruchtbar war, als andre. Mit dem Spinat habe ich es ‘auch verfucht, und ebenfalls guten rüchtigen Saamen befommen, der fowohl Blumen, als Saamentragende Stöcke hervorgebracht. Weil aber doch, Zweifel entftehen Fönnten, ob bey diefen Berfuchen alfe ge: hoͤrige Borficht angewendet worden, fo muß ich noch eine Erfahrung anführen , die ich im verwichenen Sommer ungefuche erlanget, und die feinen weite ven Zweifel übrig läßt. Ich hatte im Frühjahre Paſtinack gefäet , von fremden Saamen, den ich erft kommen laflen, unter folchen gieng ein einzig Korn von rundblätterigen Spinat mit auf, den ich noch gar nicht habe, welches von ungefähr unter den | öf5 Saamen 458 Ged von dem Staubeder Pflanzen - Saamen gefommen feyn muß. Alsdiefes ins Wach- fen fam, ſah ih, daß es eine Staude ward , die bloß Saamen träge, aber nicht blüher. Die Saa- menförner find an folchen in der Gegend, mo die Blätter angewachfen find, fo gleich zu Fennen , fo bald fie hervor fommen , und haben ganz und gar. feine Blume um fich , außer daß bin und wieder zroifchen ihnen (denn fie fisen Klumpenmeife beyſam⸗ men) einige weiße Faden hervorwachſen, welches ihre ganze Blüthe ift, Dagegen andere Stauden von Spinat, die gar feinen Saamen anfegen, anftatt der Saamenförner an bemeldeten Dre eben fo Klumpen- mweife ordentliche Fleine Blumen bringen , die viel Staub fallen laflen. Wäre es nun an dem, daß diefe ftaubende Blumen zur Fruchtbarkeit des Saa— mens etwas beytrügen, fo müßte diefe einzelne Pflanze, die ihres gleichen gar nicht um fich hatte , fondern in dem hoben Paftinadfraute wie begraben ftand, feinen fruchtbaren Saamen haben tragen fönnen, zu⸗ mal, da in dem ganzen Garten diefesmal gar fein. Spinat vorhanden war, der ihn durd) feinen Staub auch nur vom weiten hätte ſchwaͤngern fönnen. Ich fieß diefen Stod unter dem Paftinadlaube unge— hindert ftehen, um ihn deſto befjer vor allem frem- den Einfluß zu verfichern, und verurfachte zwar da— durch, daß der meiſte Saame nicht zue Reife Fam, indeffen fand ich doch im September einige reife Körner daran, melche ich, weil das Gewächs wegen Mangel der Luft an zu faulen fieng, abnahbm. Ich ſteckte einige Körner Davon in einen Topf mit Er de, umd fie giengen in wenig Tagen ordentlic) auf, muchfen auch) fort, und blieben: bey der Art, indem ' PT» —2 214 ſie 3 wihrend der Blüthe. 459 fie eben folche runde Blätter, rwie die Mutter, be» kamen, welches denn ein ohnfehlbarer Beweis von der Fruchtbarkeit dieſer Saamenförner war. Man nennet nämlich ein Korn fruchtbar, wenn ein Auge mie feinem Würzelchen darinn befindlih , und an beyde Hälften des Korns angewachfen it, wenn diefes Auge fehler, fo ift nichts im Korne vorban= den, was aufgehen und wachſen koͤnnte. Die, welche behaupten, daß der Staub die Körner frucht- bar mache, müffen alfo glauben, daß in dem Stau: be die Augen befindlich find, und mie ihm von außen in die Saamenhülfe , und ferner in das Korn ges bracht werden ; da nun aber aus obiger Erfahrung klar ift , daß ein Korn ohne diefen Staub frucht- bar werden fann , fo folge, daß er dazu nichts wirfendes beyfrage, fondern, daß die Augen dur) einen- andern Weg in die Saamenförner fommen muͤſſen. Ohngeachtet ich nun deſſen mehr als zu gewiß bin, fo fehe ich doch, daß man deswegen feine einmal ans genommene Meynung nicht aufgeben würde, weil man im Voraus noch eine dazu angenommen, nam . lich, daß ein Gewaͤchs durch den Staub eines ans dern, wenn es auch nicht von derfelben Art ift, ge ſchwaͤngert werden fünne, wie folches im Schauplatz der Natur, fo zu Mürnberg A. 1746 deutfch über feßet herausgefommen , Part. 2, p. 36 zu finden. Es wird dafelbjt angefuͤhret, "daß ein Engländer diefen Verſuch angeftellet, und den Staub von an- dern Gewächfen in eine Blume, welcher er den ih» rigen genommen, geftreuet, da er denn von ihrem Saamen Gemächfe befommen, die von beyden etwas ah an 460 Ged. von dein Staube der Bflanzen an fich gehabt. Wie weit diefem Berichte zu trauen fen, muß ich zwar dahin geftellet ſeyn laſſen, bin aber fonft durch viele Erfahrungen überzeuget, daß zum öftern etwas vor ganz gewiß gefchrieben wird, welches man hernach, mern man es felbft verfuchet, gar nicht fo findet. Wäre indeffen der Verſuch richtig, fo wuͤrde daraus erhellen, daß der Saamerüchtig werden Fönne, wenn er auch gleicd) nicht Durch den Staub , der. fich in feiner Blume befindet, gefchwängert worden, und er dienete alfo zur Beſtaͤtigung der vorhin von mir angeführten Verfuche. Daß aber der Staub einer andern Blume, den man hinein geftreuet, die Frucht- barkeit folfe verurfachet haben, wird ohne allen Be—⸗ weis angenommen. Es würde daraus folgen, daß die Gänge, dadurch diefer Staub in die Saamenförner kommt, in verfchiedenen Gewächfen von einerley Art feyn müßten, da man vielmehr Grund hat, zu glaus ben, daß die Theile, Gänge, Pori, Faſern, Saft: röhren ꝛc. in einer jeden Art von Gewächfen von einander unterfchieden find, wie der Geruch und Ge— ſchmack ihrer Säfte unter andern Flaranzeigen. Und wenn auch die Säfte verfcehiedener Gewaͤchſe einander mitgetheilet werden koͤnnen, wie beym Pfropfen und Deuliven gefhieht , fo gebt doch fogleich eine neue Abfonderung und Weränderung in ſolchem Safte vor, fo, daß ernunnicht nach der Natur des Stammes, von dem er kommt, fondern vielmehr nad) der Natur des Reiſes, fo ihn angenommen, wirket. Es will zwar obiges daraus geſchloſſen werden , weil das aus dergleichen Saamen aufgefommene Gewaͤchs von dem, durdy veffen Staub es geſchwaͤngert wor den ‚etwas angenommen ‚habe 5 es wäre aber fehr 10 gut un während der Blathe. 461 gut geweſen wenn dabey gemeldet waͤre, was bey: ‚des vor Gemwächfe gervefen, und was das junge vor eine befondere Befchafjenheit gehabt, damit man da» von auch urtheilen fönne, und dergleichen rn Dinge nicht auf guten Glauben annehmen dürfe, befannt genug, was manchmal die Einbildung in folchen Fällen, da man von einer Mennung einge nommen ift, vor einen ftarfen Einfluß hat, und da auch zum öftern einige andere Umftände unerwartete Veraͤnderungen an Gewächfen hervorbringen koͤn⸗ nen. Das furz zuvor angeführte Erempel von den Pfropfreiſern zeiget klar, daß das Reis von der Nas ‚tie des Stammes nichts annimmt, da doch viel un: ſtreitiger ift, daß es deflen Saft genieße, als daß, in dem Verſuche des Engländers, das Saamkorn ‚von dem Staube eines andern Gewachſes wirklich ‚etwas empfangen habe. Meines Erachtens müßte fi dergleichen Vermiſchung ohne alle menfchliche Beyhülfe gar öfters zutragen. Denn in einem Gar— sen ftehen vielerley Gewaͤchſe oft ganz nahe beyſam⸗ ‚men ‚und blühen zu gleicher Zeit, es fehler auch niche 'am Winde, der gar leicht den Staub von einem weg⸗ ‚nehmen, und von einem andern ihm zuführen Ffann, - Wenn nun diefer Staub in die Saambehaͤltniſſe an⸗ derer Gewaͤchſe eben ſowohl, mie der eigene, eindrins gen, und darinn Veränderungen verurfachen fönnte, fo würde man dergleichen Gewächfe, die von Hole ſchiedenen Arten zufammengefeget wären, häufiger antreffen ‚ welches gleichwohl nicht geſchieht, vielmehr bleibt ein jedes bey ſeiner Art, es mag auch unter noch ſo viel andern ſtehen, die mit ihm zugleich bluͤ— den, es wären denn folche Gemächfe, die vor ſich dem \ 462 Ged. von dem Staube der Pflanzen dem Ausarten fehr unterworfen find, welches Ausar- ten jedoch ganz andere Urſachen hat), als die Vermi⸗ ſchung des Blumenftaubes. Ich muß alfo nur frey heraus befennen, daß ich vor mein Theil diefes u ‚geben als ganz ungegründer anſehe. Es irret mich auch darinn im geringſten niet * im 2ten Bande des hamburgiſchen Magazins p: 120 ‚angeführte Auszug aus einem: Briefe des: Herrn Cooke, Mitgliedes der englifchen Fönigl. Geſellſchaft, ‚welcher will, daß auf zwey einander nahe fehenden Yepfelbäumen einige Aepfel gefunden worden, die durch das Bluͤthenmehl ihres Nachbarn fo verandert ‚worden, daß fie völlig das Anfehen und Farbe des andern erhalten haben, da die übrigen auf dem Bau: me unverändert geblieben. Man hat bisher nur ‚behaupten wollen, daß das Staubmehl der Blüthen in das Saamforn eine Wirfung habe, und ift nad) ‚nicht darauf gefallen, daß fogar das Scamenbehält: ni dadurch verändert werde, welches aber ‚Herr Eoofe auf die Bahn bringtz denn die Frucht der Obſtbaͤume ift das Saamenbehaͤltniß der Kerne: es iſt alfo diefes was ganz neues, Allein, da das erfte nur als eine bloße Muthmaßung unter den Gelehr⸗ ten aufgefommen, und in vielen Jahren noch, feinen geößern Grad der Wahrfcheinlichfeit erhalten bat ſo iſt es noch wohl zu zeitig, auf diefen Grund. wei ter zu bauen. Eine bloße Muthmaßung. bat- eben fo leicht einen. Irrthum, als eine Wahrheit zum Grunde; will man auf dieſem Wege weiter gehen, ſo ſetzet man ſich in Gefahr, das Reich der Irr⸗ thuͤmer zu vermehren. Meines Erachtens waͤre alſo Herr Cooke ſicherer gegangen, wenn er es bey dem während der Bluͤthe. 463 dem alten gelaffen ‚und die Veränderung feiner Aepfel ‚andern fchon befannten Urfachen , nämlich) dem Stan- de gegen die Sonne, dem befondern Anfall der Luft, hau und Regen, dem fie etwa ausgefeßet, oder nicht ausgeſetzet geweſen, einer Krankheit, oder andern Be⸗ ſchaffenheit des Zweiges, darauf fie gewachfen ıc. zu⸗ gefehrieben hätte, wie folhes Herr de la Quintinie aus langer Erfahrung gethan, welcher an mehr, als an einem Drte anführet, daß er zum öftern Früchte von verfchiedener DBefchaffenheit, davon; andere be= fondere Arten gemachet, und fie durch eigene Mamen von einander unterfchieden,, auf einem Baume bey- fammen angetroffen, wie 3. E. deſſen Inftrudtion pour les jardins fruitiers et potagers, Tom. I, p. 224 und 227 mit mehrerem zu erkennen giebt. Ich glau- be auch, daß man im gegenwärtigen Fall diefes ohne Irrthum vor die wahre Urfache annehmen Fann, da ohnedem Herr Cooke bloß von einer Beränderung rer det, die das Anfehen und Farbe folglich etwas aͤußer⸗ liches betroffen. ine folhe Veränderung fann gar füglich ebenfalls von etwas aͤußerlichem berrühren, da wir noch jährlich finden, daß die Früchte, wel- che Sonne und Luft wohl treffen kann, ein ganz an⸗ der Anfehen und Farbe, ja fo gar eine andere Figur erhalten, als die, fo beftändig im Schatten fich bes finden, wie man denn auch durch Kunft, und zwar durch öftere Benegung der Früchte mit frifchem Waf- fer, eine andere Farbe zuwege bringen will, nad) der Anmeifung, die fih im Schauplag der Natur p. 224 befindet, Im Gegentheil ift nicht abzufehen, wie durch eine Beftreuung mit dem Bluͤthenmehle diefes follte zumege gebracht werden Fönnen > denn äußerlich 7 dieſes 464 Bed. von dem Staubeder Pflanzen Diefes nichts wirken; die Frucht ift zur Bluͤthzeit noch fo klein und zart, daß die Veränderung, fo eine fol " e Bettaubung an ihrer Schale verurfacher, einige onate nachher, da die Frucht erwachfen, und ihre Schale nun um 100 mal vergrößert hat, daran uns möglich zu fpüren fenn würde. Wie nun aber eine ſolche Veränderung der ganzen Structur durch diefen Staub, dem man auf foldye Arc gleichfam eine Eir genfehaft des Steines der Werfen beylegen wiirde, möglich ſey, überfteigt allen vernünftigen Begriff: und mich deucht ‚ daß Herr Cooke diefes als etwas haupt» fachliches mit angeführet Haben müßte, wenn fich eine , ſolche innerliche Veränderung bey feinen Aepfeln ber funden hätte. Da er aber hiervon gänzlich ſchweigt, fo meyne ich allerdings, daß er den Grund von fol: cher Veränderung viel zu weit hergeholet, da er ihn aus andern ſchon befannten und feftgefesten Wahı* beiten näher hätte haben fünnen. Es befindet ſich unter diefem Auszuge noch eine Anmerkung von einer Verwandelung, die mit Erbſen vorgegangen, und die, wie es ſcheint, aus eben dies fen Grunde hergeleiter wird, Es find mir zwar die blauen Erbfen, von denen dafelbit die Rede iſt, nicht befannt, aber ganz gruͤne habe ich einige Jahre gez zogen, und eben das Schickſal damit erfahren , was von den blauen dafelbft angeführee wird, Ich fand nämlich gleich im erften Jahre die Hälfte ganz weißen darunter, und waren in einer Schote immer grüne und weiße untereinander, Daß fie aber deshalb von andern in der Blüche angeſtecket worden, kann ich mich niche überreden, weil id) nachher gefunden, daß fie dieſes nur in gewiſſen Jahren thun, da fie ein mahrend der Bluͤthe465 ein andermal bey ihrer Farbe vollkommen verbleiben, wie ſie denn im verwichenen Sommer ſolche voͤllig wieder erhalten haben, ohngeachtet ſie mitten unter ter weißen ſtanden. Es ſind unter andern die Erbſen ein ſolch Gewaͤchs, das ſehr leicht ausartet, und hat Heſſe in ſeinem Deutſchen Gaͤrtner p. 505 dieſes bereits angemerket, und dawider kein beſſer Mittel gefunden, als wenn er fie unter ein ander Cli⸗ ma verſchicket, da fie ſich denn nieder ihrer Art nach ordentlich verhalten, und fodann in feinem Garten von neuem gut gethan. Es ift alfo klar, daß die Witterung und der Grund an diefem Ausarten ſchuld bat, und daß die Meynung von der Wirfung des Blumenftaubes hierdurch nicht den allergeringften ſcheinbaren Vorſchub erhaͤlt. Aber wieder auf die Befruchtung des Sa den Bluͤthenſtaub zu kommen, ſo ſtimmet nicht nur die Erfahrung, wie bereits gezeiget iſt, damit nicht uͤberein, ſondern es ſcheint auch uͤberdem dieſes der ſonſt bekannten Haushaltung der Natur nicht ge⸗ maͤß zu ſeyn. Die Erzeugung des Saamkorns iſt der Hauptendzweck, worauf endlich aller Wachss thum abzielet. Wenn das Saamkorn nicht frucht⸗ bar iſt, ſo geht die Abſicht, warum es gewachſen, verlohren. Sollte eine ſo wichtige Sache wohl auf ein bloßes Gerathewohl geſtellet ſeyn? Sollte das, worauf der Grund der Fruchtbarkeit beruhet, von der Natur ſo angeordnet ſeyn, daß es erſt in die Luft verftieben muß, ehe es an den gehörigen Ort kommt? Wie vielen Unfaͤllen waͤre es da nicht unterworfen? Der Wind kann den Staub wegfuͤhren, und der Regen ihn abſpuͤlen, daß er das Saambehaͤlt niß Band. Gg nicht * 466 Ged. von Dein Staubeder Bilanzen nicht erreichen Fan. Sind denn feine Gänge inner - halb dem Gewächfe anzubringen gemefen, dadurch es weit ficherer dem Saamenforne zugefüget werden. önnen? Die Liebhaber diefer Meynung ftimmen darinn überein, daß es endlich in das Saamenkorn herein muß, und erfinden Dazu eigene Gänge an dem - Saambebältniffe, dadurch es von außen herein kom⸗ men ſoll: ich glaube aber fhwerlich , daß einer von ihnen fich ſelbſt überreden wird, diefes vor leichter und bequemer. zu halten, als wenn diefe Gänge ine nerhalb angeordnet wären. Geht denn die Natur nicht fonft immer den fürzeften Weg, wie hätte fie fich bier fo verfehen (daß ich fo reden mag) und bey einer. Hauptfache einen fo gefährlichen Umfchmeif beliebet : da fie die Haupttheile der Fruchtbarkeit erft aus dem Gemwächfe herausgebracht, und es her- nach einem glücklichen Fall überlaffen, dadurch fie wieder Fonnen herein. fommen? Nein diefes ſcheint einer allezeit weifen Einrichtung nicht gemäß, und wir finden niemals, daß die Natur in wichtigen Dins gen fo verfaͤhrt, vielmehr hat fie überall die Theile, worauf fehr viel anfommt, auf das forgfältigfte wis der. allerhand "Unfälle verwahret, und es; ift Fein Zweifel, daß es auch bey dem Haupttheile des Saam⸗ korns geſchehen. Dieſer Haupttheil, der das Korn fruchtbar machet, daß es aufgehen, und ein aͤhnli⸗ ches Gewaͤchs hervor bringen kann, iſt ein Auge mit ſeinem Wuͤrzelchen, und dieſes Auge iſt in nichts un⸗ terſchieden von andern, die ſich in großer Meng an den Gewaͤchſen befinden. Nun bringt Erempel der Baum lange vorher, ehe er blühet, dergleichen Augen: in Menge bervor, ohne —— nn. während der Blüthe, > 467 Staub der Bluͤthe, der ja noch nicht vorhanden ift, Dazu etwas beyträgt, und Deren bey jedem Blatte, mo es angewachſen iſt, eines fteht, das zu feiner Zeit auswaͤchſt, und alſo fruchtbar ift, es find auch dazu eigene ‚Eenntlihe Gänge vorhanden, wo die Augen durchgefommen ſind, warum follte. denn nicht ein fole ches Auge aud) in das Saamkorn von innen kommen koͤnnen, ohne daß der, Staub der Blüche dazu mas „Aber, nun ‚heißt es ferner, wozu ** denn alſo dieſer Staub, der doch nicht umſonſt geſchaffen ſeyn kann? Es iſt wahr, die Natur thut nichts. vor Die lange Weile, aber folget daraus, daß alle Materie, die ſich im Gewaͤchſe befindet, ihm nothwendig nuͤtz⸗ lich ſeyn muͤſſe? Kann denn nicht einige darunter ſeyn, Die, bloß abgeſondert wird, um fie fortzufchaf- fen, und von dem Gewaͤchſe zu entfernen ?.. Wir ‚finden e8 bey den Leibern der Menfchen und Thiere, daß die Natur, zu Zeiten was heraus ſchafft, das ih- nen, entweder nicht. nuͤtzlich, oder bey geroiflen Um⸗ Händen uͤberfluͤſſig iſt. Sollte nicht bey den Kör- ‚pern der. Gewaͤchſe etwas ähnliches ſtatt finden? Es zieht ja niemand in Zweifel, daß. die Pflanzen ftarf ‚ansdunften, und dadurch viel von ihrer Materie täg- did) verlieren, Es it auch befannt, daß wenn dieſe Ausdünftung gehemmet wird, das Gewächs in eine Krankheit verfällt, folglich muß man zugeben, di darinn, eben wie injden Leibern der Menſchen r Thiere, Materie ift, Die ihm nichts nuße wird, fon- dern fortgefchaffet werden muß. Da nun der gel- ‚be ‚Staub. in. der Bluͤthe eine Materie ift, die aus ‚dem Gewaͤchſe ſichtbarlich abgeſondert, und ‚in viſſe ſiebfoͤrmige Behaͤltniſſe geſammlet wird, — Gg2 durch * J— «Sun? 468 Ged. von dem Staube der Pflanzen durch deren Oeffnungen fi fie, wenn fie trocken genug geworden, durchfalfen, und in die Luft verftieben fann, fo fehe ich nicht, was daran hinderlich ift, daß man ihn vor etwas halten koͤnne, das als uͤberfluͤſſig aus dem Gewaͤchſe fortgeſchaffet, und dem Winde und Wetter uͤberlaſſen wird. Weil die Behaͤltniſſe auf Stielen ſtehen, die zunaͤchſt um und bey den Saam- behältniffe fich finden, fo feheint es, daß dadurch et— was abgefondert wird, was dem Saamkern anfangs nicht dienlich feyn muß, da es noch allzu zart ift, eine überflüffige Nahrung anzunehmen. Da fie aber her- nad) mit der Blume abfallen, wenn das Saambe- haͤltniß mit dem Saamen in ftärfern Wachsehum kommt, fo muß die Abfonderung weiter nicht nörhig feyn, fondern diefes hernach zum Wachsrhum des Saamens angervendet werden. Es ift eine ftaubige oder mehlichte Materie, und Daraus befteht auch Die Subftanz des Saamforns, als mweldyes fid) in ein Mehl zerreiben läßt. Diefes ift zwar gewöhnlicher maßen weiß, da der Staub der Bluͤthe mebrentheils gelb iſt, aber diefe Veränderung Fann bloß daher entfteben, meil fie an die freye Luft fommt, welche auch andere Theile der Gewaͤchſe farbe. ei Mit diefet Muthmaßung ftimmen einige vorfal⸗ Umſtaͤnde viel beſſer uͤberein, als mit jener Meynung, womit ſie ſich im Gegentheil gar nicht zuſammen reimen wollen. Zum Exempel, bey vie⸗ len Gewaͤchſen ſtehen die ſtaubende Kolbchen oben auf dem Saamforn ſelbſt, wie an der Sonnenblu—⸗ “me, und an allen Arten von After, es muß alfo der "Staub erft durch das Saamforn durch, ehe er in die Kölbehen fommen kann, wäre er nun im Saam⸗ Porn nöthig, warum fehaffte ihn denn die Natur erſt | beraus? 0 während der Blüthe- 469 raus? Wer den Kicinum betrachtet, wird augen⸗ ſcheinlich ſehen, daß der Staub dem Saamen nicht zu gute kommen koͤnnen; denn er ſitzet ganz unten unter. den Saamen: Knöpfen in beſondern Fugelrun- den Behaͤltniſſen, und diefe haben ſich manchmal an denen. fpätgewachfenen noch nicht aufgethan und geftiebet, wenn der Saame ſchon feine gehörige Größe hat, und dem Reiffen nabe iſt. Wenn ver Staub dem Saamen fo nötbig wäre, fo müßten diefe Theile, die ihn in, ſich ſchließen, auch, vielmehr über als unter den. Saamenfnöpfen angeordnet feynz denn wenn er fie bey iiger Einrichtung er- reichen. ſollte, müßte er. nicht fallen, ſondern manch: mal. wohl einen Fuß hoch ſteigen, welches nicht wohl zu begreifen iſt. Und an dem ——— ſiehtſ man augenſcheinlich, daß der Saame ganz ohne alle Bey— huͤlfe des gelben Staubes waͤchſet obwohl deſſen Blume „eben wie andere, welchen in ſich hat. Denn die Blume koͤmmt im Herbft ganz allein aus der Er: de hervor, endlich fallt fie um, und faulet im Wins fer. weg. Im folgenden Frühling fommt erft das taub nad) „ und zwiſchen folchem endlich im Som- mer ein Saamenbehältnif worinne ordentlicher Saa- me ſitzet, ohne fernere vorhergehende Blüche, Hier Eann der Saame von dem Staube, der vor Wins ers. länger als ein halb Jahr vorher i in der Luft vers ſtiebet iſt, nicht das geringſte empfangen haben. Man möchte einwenden, wenn auch dieſe Er⸗ £lärung bey denen Gewächfen, die zugleich Blüchen und Saamen fragen, gültig wäre, fo Fönnte fie doc) nicht Statt finden bey folchen, von denen eine Stau- de bloß bluͤhet, Die andere aber bloß | aamen anfe« ‚at: ‚denn wenn der Staub als eine Materie anzu 93 ſehen a70 Ged. den nie 8 bey denen — tragen, antre fen, als bey denen andern, die bloß blühen, und feinen! amen anſetzen; da aber gerade das Gegentheil geſchehe ſo widerlege ſich dieſe Meynung daraus von felber,. Solchemnach finde ich nörhig ‚ fie wider diefen Einwurf in Sicherheit zu feßen. Anfänglich) babe ich freplich meine Gedanken bloß auf die Gewaͤchſe, die ſowohl Blumen als Saamen tragen, gerichtet, weil diefes die meiften find, und gleichfam die Regel ausmachen: ich will aber nunmehr auch auf die andern kommen, die fo zu fagen zur Ausnahme, ges hören ' vielleicht zeiget es fih am Ende, daß aus jener Erklärung ſich auch Gründe von diefer ihrem Verhalten herleiten laffen : Ich finde aber nöthig, erſt fürzlich anzuzeigen, woher es vermuthlich fom= | me, daß einige Stöde bloß blühen ‚ andere aber bloß Saamen fragen. Nach meiner Meynung bat es mit biefer Art von Gewächfen eben die Bewand⸗ niß, als mit denen die aus einerley Saamen theils gefüllte theils einfache Blumen bringen, wie zum Erempel die Levcojen. Die Stöde die gefülle find, fesen feine Saamenfchoten, fondern blühen nur, die _ einfachen aber bringen Saamen, und haben dagegen eine fchlechte Blume. Die Urfache meyne ic) indem verfchiedenen Trieb des Safts, der in einem Stod mehr nach Diefen, in einem andern aber nad) andern Theilen hingeht / zu finden. Das Saamenbehaͤltniß fißt in dem Stengel der Blume an der Spige, un ter ihm finden ſich die Blätter der Blume, unter diefen won während der Bluͤthe. 471 dieſen aber die Theile, daraus die Blumenfnofpe befteht, ‚die alles anfangs in ſich verſchloſſen hält. Wenn nun der Saft einen Gang ſich oͤffnen kann, der nach der Spitze geht, ſo bringt er das Saa— menbehaͤltniß zum Wachsthum, und alsdenn drin⸗ get er miche ſo ſtark auf demiunter jenen befindlichen wo die Blätter heraus wachfen: daher Fommt nur eine Reihe Blätter zum Vorſchein, und die Blume wird einfach; findet er hingegen den Gang nach der Spitze ſo feſte verſchloſſen, daß er nicht durch kann, fo hält er fich bey dem unter ihm befind- lichen Theile auf, und treibe defto mehr Blätter ber vor, daher die Blume gefüllee wird. Es beſtaͤrket mich hierinne ein fonderbarer Wachsthum, den ich dor einiger Zeit an 'einem Nelkenſtock, der aus un. von gefüllten Nelken gezogen war, bemer- ket habe , deſſen Knoſpen insgeſammt waren . ganz anbeis als gewöhnlich beſchaffen; denn fie beftanden bis indie Spige aus lauter Schuppen, roelches gruͤ⸗ ne härtliche Schalen waren, wie fonft die Blumen⸗ bülfe zu feyn pfleger. Sie waren oben ſpitzig und unten etiwas breiter, es lag eine über die andere rings herum in richtiger Ordnung, fo daß eine von denen aͤußeren immer zwey von denen innern bedeckte, daß alfo nur die Spigen herans ftunden, und die Kno— fpe einem Eleinen Tannzapfen ähnlich fah, Sie ließen fich mit leichter Mühe von einander abziehen, und ſaßen bis in die Spitze etliche dreyßig bey und übereinander. Als ich fie ſammtlich abgelöfet hatte, fand ich" in der Mitte das Saamenbehaͤltniß mit feinen gewöhnlichen zwey Hörnern oben darauf, aber von Blumenblättern ward ich nicht das getingfte ge: Gg4 wahr. 472 Ged. von dem Staube der Bflanzen wahr. Sie famen auch zu feiner Bluͤthe, und zwar nicht eine einzige am ganzen Stock, ſondern blieben fo wie fie waren, noch weniger feßten ſie Saamen an. Das folgende Jahr verhielt ſich dieſer Stock volle kommen eben fo, und ich habe feitvem mehrere der⸗ gleichen unter denen:aus Saamen gezogenen Stoͤ⸗ Ken angetroffen. Man finder diefe fehupichte Scha- len an allen Pelkenfnofpen unten an der Blumen: huͤlſe fisen , aber fie bleiben Flein , und find deren auch nur einige wenige, Anfangs wenn der Sten- gel anzufchießen fängt, halten fie die ganze Knofpe in ſich verfchloffen, ‚aber endlich erhebt ſich zwiſchen ihnen die Dlumenbülfe,, und fängt an zu wachſen, diefe fchupichten Theile aber gerathen ins Stecken. "An biefem Stode hingegen feheint es, daß der Trieb bauptfächlic zu dieſen Theilen der Knofpe geganz gen, und folche in ungewöhnlichen Wachsthum ge: bracht, daruͤber denn die Blumenhülfe mit denen Blättern der Bluͤthe zurück geblieben. - Man fieht hieraus fo viel, daß einige Theile vor andern manch: mal zum Wachschum fommen, und fich vermehren koͤnnen, darüber andere in der Nähe ftecken bleiben, und daraus fchließe ich, daß es diefe Bewandniß mit denen gefüllten Blumen haben müffe, in wel- chen der Trieb hauprfächlich in den Theil gebt, we die Blätter der Blume ſich befinden , die daher in größerer Anzahl als fonft erfcheinen. Weil aber doc) nichts hervor wachfen, und fich vergrößern Fann, was nicht fehon vorher im Kleinen vorhanden geweſen, fo folget, daß in jedem Gewaͤchſe viele ähıt- liche Theile, von einer Art, bey einander feyn müffen, davon viele oder menige, nachdem es Die Umſtaͤnde er fügen, or während der Blüthe, 473 fügen, in Trieb und Wachsthum fommen fönnen. Und hierinne ift denn auch wohl die Urfache zu ſuchen, warum manchmal eine Blume aus der andern waͤchſt, mie an gefüllten Levcojen faſt insgemein gefchieht, wenn es ihnen an Nahrung nicht fehlet. Zus weilen aber nimmt man es auch an andern Gewaͤch⸗ fen wahr, als z. E. an den Kornähten, an wel« chen man öfters an ſtatt einzelner Körner ganze Aeh⸗ ven aus der Hauptähre zur Seite hervorkommen ſieht. Da alfo klar ift, daß der Antrieb des Nah— rungsſafts Feine unveränderliche Richtung hat, fon: dern nach den Kegeln der Bewegung dahin geht, wo er. am wenigſten Widerftand finder , welches durch viele andere Fälle aus der Gärtnerey noch weiter ers läutert werden koͤnnte, fo muß er auch nach der ver⸗ fehiedenen Richtung die er erhält, verfchiedene Wirz kungen hervor bringen , und folglich in einigen auf den Saamen, in andern aber auf die Blume ftärfer wirfen, und fann diefes an der befondern Structur derer Theile liegen, die den Saft zubereiten, welcher vielleicht in allen Pflanzen nicht fo fubtil gemacher wird, daß er in die gar Fleinen Gefäße der Außern —* wo der Saame hingeordnet iſt, eindringen ann. * Dieſes was ich bisher von der Beſchaffenheit einfacher und gefüllter Blumen angefuͤhret, läßt ſich nun mit leichter Mühe auch auf die andern Gewaͤch⸗ fe anwenden, welche Blumen und Saamen an vers fehiedenen Stöden bringen. Es find von diefen ebenfalls alle Stöcke, wie ich gewiß davor halte, im Stande ſowohl Blumen als Saamen zu fragen; daß aber nicht beydes zugleich gefchieht , zeiget weiter Gg5 nichts 474 Ged. von dem Staubeder Pflanzen nichts an, als daß der Saft auf beyde Theile nicht zugleich wirken kann. In denen Stöcden, darinne ſich der Saft einen Gang zu denen Saamenbe: hältniffen öffnen kann, kommen diefe ins Wachſen, und die Blumen bleiben ftefen , folglich kommen fie hierinne mit den einfachen Blumenftöcen: über: ein. Daß fie. eben wie,die andern blühen koͤnnen, zeiget fich klar daraus, weil wirklich einige "Theile der Blume ſich dabey finden; nämlich einige meiße Faden , wie ich oben vom Spinat bereits ange: führer habe, durch welche. denn vermuthlich einiger überflüßiger Saft anfangs abgeführer wird, und wegdunften kann. Daß fich aber Feine Blätter von Blumen dabey zeigen, rühret obnfehlbar daher, weil in diefen gar kleinen Blumen die Blärter dem Saamenbehältniß jo fehr nahe ftehen , daß indem der Saft nach diefem gehet, und der Gang alſo da= Bin fich erweitert, die Mebengänge nach den: Blaͤt⸗ teen zufammien gepreflet werden, und vor der Zeit ver⸗ wachfen , daß fein Saft mehr dürch kann. In den andern Stoͤcken hingegen, in welchen der Haupt⸗ gang verſchloſſen bleibt, geht aller Trieb in dieſe Nebengaͤnge, und briagt eine ordentliche Blume mit allen ihren Theilen hervor, daher ſich denn auch die Koͤlbchen, welche den gelben Staub ausſchuͤtten, darinne befinden. Da nun, wie ich bereits gezeiget, Durch dieſe Koͤlbchen eine dem Saamen annoch uͤber⸗ fluͤßige Nahrung ausgefuͤhret wird, hier aber kein Saame zum Wachsthume kommt, fo folget, daß alle Nahrung, die vor den Saamen zubereitet wor⸗ den ‚in —* Gefäße eindringe, und verfchüttet | wird, waͤhrend der Bluͤthe. 475 wird, daher man denn die Urſache ſieht, warum dieſe "Blumen überaus fehr ftauben, und vielmehr als älfe andere, die ordentlicher Weiſe Blumen und Saamen zugleich tragen. Man kann leicht erachten, daß hierdurch dem Gewaͤchſe die Kraͤfte ſehr entge⸗ hen muͤſſen, weil durch ſo viel 100 ja 1000 Blu⸗ men am Stocke, in deren jeder verſchiedene ſolche Abfuͤhren dienliche Gliedmaßen befindlich ſind, eine größe Menge nahrhafter Theile verlohren ges bet; daher ift fein Wunder, . daß diefe Stoͤcke gleich nach der Bluͤthe vergehen. Die Blume an ſich iſt an Gewaͤchſen was vergaͤngliches, was nach ihr fortdauert und waͤchſt, iſt der Saame, der aber hier zuruͤck geblieben. Da nun alſo nichts vorhan⸗ den iſt, was nach der Blume weiter fortwachſen kann, und vielmehr die nahrhafteſten Theile, die in allen Gewaͤchſen vor den Saamen abgeſondert und demſelben zugefuͤhret werden, hier verlohren gegangen, ſo muß der Wachsthum aufhoͤren, und das Gewaͤchs abſterben. Man finder alſo nach die» fer Erklärung überall mechanifche Arfachen , die auch mit einander zufammen hängen, die man aber nad) der vorhin angenommenen Meynung rl ſchwerlich ausfuͤndig machen moͤchte. Ich mit dieſe Gedanken eben nicht ſelber gelobet * ich gebe ſie nur noch vor eine bloße Muthmaßung aus, und unterwerfe fie vielmehr der Beurtheilung der Nalurkuͤndiger , wuͤnſche aber dabey, Daß die Gelehrten, ſo die Natur der Gewaͤchſe unterſuchen wollen, hauptſaͤchlich um die Gaͤrtnerey ſich bekuͤm⸗ mern moͤchten, um von — 0 der Pflan⸗ zen 476 Anmerkungen von dem zen erft eine genaue Erfenntniß aus mehrer Erfah: rung zu erlangen, als welches die Handleitung feyn muß, ihre Natur zu entdecken, und-die anz | genommenen Meynungen zu... , beuetheilen. RE. Sauen den 24 Fehr. — * 1748 il inne " a Georg Friedrich Möller, KIKKKKKKKKKKNKK VIII. Peter Collinſons Anmerkungen von dem Seetrebs ( Cancer maior). ‚ Menport in der Inſel den rJulii Wigbt ne 1745. | (8 ih in ** angenehmen Inſel herum ritte, die Merkwuͤrdigkeiten derſelben und das, was eines Reiſenden Aufmerffam- feit verdienet, zu befeben, kam ic) in ein kleines Kicchfpiel Crabnighton genannt, welches ohne ! Zweifel diefen Zunamen von der Menge der Krebfe bat, melche man auf diefer Küfte findet, Ich erde die Machrichten von der Matur und Bermögen diefes Thieres, melche ich fheils von denen Fifchern erhalten, cheils aus eigener Erfahrung gelernet babe, forgfältig erzählen. Der Seekrebs. 477 "Der Cancer maior , die größte Art der Krebſe, * ſeine Wohnung an Orten, wo 20 bis 30 Faden Waſſer iſt. Sie liegen in verfehiebenen Stämmen beyfammen, jeder Stamm hat feinen beftimmten Ort das Futter zu fuchen, und die ungen auszubrüten, und hat mit feinen Nachbarn feine DBerbindung. Man hat diefes forgfältig probiret. Man hat die Schale eines Krebfes bezeichnet, und ihn zwey bis drey Meilen fortgebracht, und dafelbft unter eben das Geſchlecht geſetzet. Diefer. Krebs hat den Weg nach feiner alten Heymat wieder zurück gefunden, und iſt von eben dem Fiſcher, der ihn weggetragen hatte, wie⸗ der gefangen worden, Die Eleinften Krebfe die man ‚finder, find ohnge⸗ fahr in der Größe einer Kaftanien. Die ganz gros- fen wiegen 7 Pfund, man hat aber auch einen zwölf. pfündigen gefangen. Der Köder womit man fie ans locket, ift Fleiſch, Stücken von Nochen oder See hunden, wovon fie nur fehr wenig freffen. Die is fcher bezeugen einhellig, daß die Krebfe in einem Topf oder Flafche einige Monate lang ohne Abgang des Ge⸗ mwichtes leben fünnen, da fie doch nichts anders ges nießen, als was fi) vom Seewaſſer gefammlet hat. Der Unterfchied des Gefchlechtes ift bey ihnen merk⸗ lich genug und fie find fehr fruchtbar: Ich habe aber von der Art ihrer Begattung und von der Zeit darinn fie ihre völlige Größe erlangen, noch feine gewiſſe Nachricht. ‚Sie legen ihre Schalen wie die Auſtern PM im Jahre ab. Sie fachen ſich, wenn die Zeit dies fer außerordentlichen Veränderung herannahet, einen er ah und wohlverwahrten Dre in denen Hoͤlen der 478 Anmerkungen von dem der Felfen oder unter großen Steinen aus; fie Fries chen dahinein und bleiben fo lange drinnen, bis die Theile nach gerade auseinander geleget ſind: Dieſes gefchieht, indem fie die Beine aus ihren alten Scha= len ziehen, und diefelbe, nebft dem Dbertheile der Schale ihres Leibes zurüc laffen. | In dieſem nackten Zuftand feben fie Fläglich aus. Sie beftehen alsdenn nur aus einem einer. Öallerte ähnlichen Klumpen , diefe Gallerte verhärter ſich nach und nach zu einer Schale ‚die etwas größer ift als die alte. So wählt dieß Thier, und. eben fo wachen alle andere die mit Schalen umgeben find, Diefe Nachricht befam ich von verftändigen Leuten, die al lezeit mit ihnen umgiengen, | Ich werde aber diefer Gefellfhaft nun etwas noch wunderbarers vorlegen, das ich aus’ eigener Erfah⸗ rung weis, und hoffe, daß es ihrer Aufmerffamfeie wird würdig fenn, da es eine der erftaunlichften Bes gebenheiten in der Natur iſt. Es befißt namlich die: fe Art der großen Krebſe ein Vermögen, ihre Beine und Scheren freywillig abzubrechen und von ſich zu werfen, We | In der Gefchichte der Föniglihen Akademie der Wiffenfchaften wird erzähler, daß der Krobfifch fei- ne Füße wieder hervor bringt, und es werden Diefer Erzählung noch einige Anmerkungen von dem Wachsthum der Schale diefes Gefihöpfes zugefügerz ich weis aber nicht, daß ein Schriftfteller eben diefe Begebenheiten bey denen Krebfen angemerfer hat, Here Benjamin Coot, in Neuport auf der Inſel Wight, ein wuͤrdiges Mitglied diefer Gefellfchaft, er» zählte mir dieſe wunderbare, Eigenfchaft des u es, 4 Seekrebs. 479 ſes, ich konnte mir ſie aber nicht eher recht vorſtellen, bis ich den Verſuch davon an zwey Krebſen ſahe: ich ward dadurch geſchwind von der Gewißheit der Sache uͤberzeuget, denn in wenig Minuten fielen die Beine alle eins nach dem andern ab | Die Krebfe koͤnnen diefes in jeder Stellung thun, am leichteften aber geſchieht es folgendermaßen : Man legt den Krebs auf den Nücden, zerbricht die Schalen und zerdrüct das Fleiſch am dritten oder ‚vierten Gelenk feines Fleinen Beines mit einer ftar= fen eifernen Zange. So bald als der Krebs verwun⸗ Det worden, fängt er an zu bluten und giebt feinen Schmerz zu erfennen, indem er das Bein von einer Seite zur andern bewegt: nachgehends hält er eg ganz ftille in einer geraden und natürlichen Stellung, ohne es mit einem Theil feines Leibes oder feiner an- dern Beine zu berühren. Hierauf fpringe der ver wundete Theil des Beines auf einmal mit einem mäs- ſigen Geräufch an dem zweyten Gelenf oder interno- dio von dem Körper ab, auf eben die Art, wie der Hals einer Retorte abfpringt, wenn der Theil, wor— an man. vorher einen glüenden eifernen Ring gehalten, mit Wafler berühret wird. Sie brechen die Scheren ‚eben fo ab, nur fann man diefe nicht fo leiche faffen als die Fleinen “Beine. a Wer diefe wunderbare Handlung nicht gefehen bat, Fann leicht auf die Gedanfen gerathen, daß das Bein aus feinem. Gelenke oder aus der Nöhre gezogen wird; es verhält ſich aber ganz anders: es bricht in dem weichiten Theil des Gelenkes, und der Rand der Schale des Leibes trägt nichts dazu by.) Um 480 Anmerkungen von dem Um zu verfüchen , was die Vermehrung ‚des Schmerzens vor-eine Wirfung bierbey haben würde, ward ein flein Loch in das große Bein geftochen, und durch diefes Loch ward ein ſcharf Eifen geftecker ‚die eingefchloffenen Muskeln zu verlegen. Es erfolgte, was wir. vermufhet, er gab Zeichen eines größern Schmerzens, und warf das Bein mit größerer Ge- walt von ſich. Es iſt in der That erſtaunend und unbegteifli { wie der Krebs eine fo wunderbare Sache verrichten, eine fo harte Schale nebft der Musfel abbrechen, und das Bein von fich werfen kann. Vielleicht träge der Fleine Durchmeſſer des Gelenfes, die Lage der Fibern und eine kleine runde Vertiefung nicht wenig zur Beförderung diefes Werkes bey. Inzwiſchen fcheine doch die Hauptiache diefer Handlung allen menfihlichen Verſtand zu überfteigen. Die ganze Sache iſt eine ſo artige und ſonderbare Begebenheit in der Naturgeſchichte, daß ſie wohl verdient von Maͤnnern, die mehr Geſchicklichkeit und Zeit darzu bar ben, unterfuchet zu werden. So bald als das Bein abgebrochen iſt, ſetzet ſich ein Mucus oder eine Gallerte an den uͤbrig gebliebenen Theil des Gelenfes naͤchſt am Leibe, welche als eine natlkefiche Blutſtillung das Bluten gleich aufhält, fich nach und nad) verhärtet,, und in ein Fleines Bein ver⸗ ‚wandelt, welches mit der Zeit feine gehörige Größe erlanget, die Stelle des vorigen zu erfeßen. —* Man ſtellte noch einen Verſuch an, um zu erfah⸗ ren, wozu dieſe Gallerte dem Krebs nuͤtzte. Als er alle ſeine Beine verlohren, durchbohrte man zwey oder Seekrebs. 481 oder drey derer Stumpen mit einem ſpitzigen Eiſen, und nahm die Gallerte weg, er gab hierauf Zeichen eines vergroͤßerten Schmerzes von ſich, es erfolgte ein ſtarker Blutſtrom, und das Thier ſtarb gleich mit großen Schmerzen, welches man an dem Zit— tern des Maules und dem Schäumen, das mit der Epilepfie vergefellfchafter zu feyn pfleget, merfen fonnte, Man Fan vernünftig fehließen, daß dieß Ver. mögen dem Krebs aus weifen Abfichten und Uefa: chen ift gegeben worden ; und Diefe werden wir er, Fennen, wenn uns die Natur diefes Ihieres beffer wird bekannt fern. Die Krebfe find ſehr zanffüchtig , fie ſtreiten und erwürgen fich einander mit ihren Scheren, Sie faffen damit die Beine ihrer Feinde an, und was fie ergreifen, halten fie fehr lange feft. Sie fönnen fi) nicht anders von ihren graufamen Feinden los machen, als indem fie ein Theil ihres Beines zum Zeichen des Gieges zurüclaffen, Die Haupturfache, warum diefes gefchieht, ift das geben des Ueberwun- denen zu retten ; denn find fie gebiffen und verlegt, fo müßten fie zu Tode bluten, wenn fie das Bein nicht abbrechen fönnten, | Die Fifcher zeigten ung einen Berfuch, um uns einen Begriff von der Hartnäcfigfeit diefes Thieres zu machen. Sie zivungen den Krebs, mit feiner Schere eins feiner Beine feft zu halten, Das dum⸗ me Thier merfte nicht, daß es fich felbjt angriff, es gebrauchte feine Gewalt und zerbrach die Scha— le feines Beines, welches hierauf an zu bluren fieng. As er aber fühlte, daß er verwundet war, ge⸗ 2 Band. Hhe brauchte 152 Wilhelm Arderons Schreiben, brauchte er fich feines Vermögens, das Bein an dem gewöhnlichen Dre abzubrechen. Er ſetzte die- fes fo fort ins Werk, und hielt das abgebrochene Stuͤck noch lange in der Schere fell. Man fiehe hieraus, daß diefes Thier alles das feſt hält, was es einmal angepacft, und wenn es von feinem Feinde überwunden wird, erfauft es feinteben mit dem Berluft des Deines, EEE * EILELELTEEE IX. | Wilhelm Arderons Mitglieds der Fönigl. Societaͤt der Wiffenfchaften, Schreiben — an Herrn Baker, Mitglied der Fönigl. Societatder Wilfenfchnften, | von Erhaltung kleiner Fiſche | in glaͤſernen Flaſchen. | und einer leichten Are, Fifche zu fangen. | | ee m Anfange des Septembers 1744 befam id} G ‚einen kleinen Gründling, obngefähr einen Zoll lang, welchen ich in eine glaferne Flaſche fegte, die faft ein Quartier groß war. ch erhielt ihn darinne bis an das Ende des folgenden Mays monatsj, in welcher ‚Zeit er wirklich, um einen bal- | ' ben von Erhaltung Heiner Fiſche. 483 ben Zoll in die Länge, fehr wenig aber in die Breite wuchs. Bat | Ich hatte ſchon vorher einige wenige dergleichen Verſuche angeftellet, und fing meine iegige Unter: fuchungen deswegen mit dieſer Art von Fiſchen an, weil ich diefe vor die fchwerfte hielt, und glaubte, wenn es mir bierinne einigermaßen gelingen ſollte, meine übrigen Verſuche noch glücklicher ſeyn wuͤr den. Dieſer Fiſch fraß Die ganze Zeit über ſelten, oder gar nichts, außer denen Fleinen Thierchen, welche in dem Waller waren, das ich ihm gab, und dieſes mußte ic) ihm nothwendig des Winters täglich) ein« mal, im Frühling aber, da das Wetter wärmer ward, zwey⸗ bis Dreymal geben. Wenn das Warler friſch war, Fam er etwa in eis ner Stunde einmal in die Höhe, und blies einige Eleine Luftbläschen aus ; hierauf hielt er die Naſe nahe an die Dberfläche, und zog frifche Luft in ſich, und fo bald, als er deren genug hatte, ließ er ſich wieder auf den Grund nieder, Ward aber das Waſſer durch den Gebrauch un- reiner, fo Fam er öfterer in die Höhe, ja er blieb zu- legt gar beftändig an der Oberfläche, bis ich ihm wie⸗ der frifches gab. ' Ich glaube, daß ich diefen Fiſch alfo erliche Jahr hätte erhalten fonnen. Da mich aber an einem ge- willen Tage die Menge der Gefchäffte verhinderte, ihm zur vechten Zeit frisch Wafler zu geben , ward das Leben meines Fleinen Cameraden unglüdlicher Weife dadurch geendigt, J | 952 In⸗ 454 Wilhelm Arderons Schreiben, Inzwiſchen hatte ich Doch vorber fo vor diefes are tige Thierchen geforget, daß es bis zu dem Augen: blick, da es ftarb, nicht eine einzige Schuppe verlohren. Im Anfange, da ich dieſen filberfarbenen Fiſch erft gefangen hatte, wollte er nicht zugeben, daß ich mich dem Glaſe, welches ihn einfchleß, näherte, und wenn ic) es that, war er aͤußerſt verwirrt und bes ſtuͤrzt. Ein bißchen Kunſt und fäuberlich Verfah— ren machten ihn aber zulest fo zahm, daß er, fo bald er mich erblickte, auf die-Seite des Ölafes Fam, wo ich war, dafelbft lag er fo lange ſtille, und gafte mich an, bis ichs müde ward, ihn zu betrachten. Ich fahe oft mit einem Licht nad) diefem Fiſch, und bemerfte allezeit, daß er darüber ein groß Ver— gnügen hatte. In eben dem September des 1744 Jahres ſetzte ich auch einen andern Fifch *, ohngefähr 3 Zoll lang, in ein ander Glas, das etwa Drey Quartier bielte, Diefer Fiſch ſchien anfangs fehr furchtſam, er wollte in etlichen Tagen nichts effen, auch nicht zugeben, daß ich mich ihm näherte ; allein, in Eurzer Zeit machte ich ihn, durch den alleszwingenden Hunger, fo zahm, als man ſichs Faum vorftelfen Fann. ni Mein Gründling fand zwar an den Fleinen Eins wohnern unfers Flußwaſſers genug, wovon er ſich nähren fonnte. Diefer Fiſch ** aber fand nichts, den Trieb ver Natur zu ftillen, und war alfo ge zwungen, mit dem, was ich ihm gab, und mie der Art, wie ich es ihm darreichte, zufrieden zu feyn. Ich machte ihn in der That fo zahm, daß er nicht nur Fleine Würmer fraß, welche ich ihm ins Glas warf, * Ruff. ei; Ruff, von Erhaltung kleiner Fifche. 485 warf, fondern fie fo gar aus der Hand, oder von ei- nem Federfiel nahm, fo, wie es mir que deuchte, fie ihm zugeben. Ja, er erhob fich fo gar, feinen Raub zu hafchen, aus dem Waller, welches doc) der Art, wie dieier Fifch fein Futter empfängt, ganz zuwider it. Zuleßt Fam er fo gar zumeiner Hand, wenn ich fie indas Glas hielt, und ließ mich mic fich han. thieren. Nachdem ic) nun alles, was mir nöthig fchien, angemerket, fchenfte ich ihm, theils mich der fernern Mühe zu überheben, theils aus Mitleiden über feine Gefangenfhaft, welche ſchon 7 bis 8 Monate ges Dauert, die Freyheit. Unter allen Fifchen, womit ich die Probe gemacht, Fonnte ich Feinen fo zahm machen, als diefen obbes nannten, Ich ſchließe hieraus, daß Raubfiſche, als Hechte, Perſchen und = » = die gefchickteften zu Diefer Art von Zeitvertreib find. Wuͤßten unfere enalifchen Birtuofen beffer, wie leicht dieſe Art von Fiſchen zahm gemacht, und in Gläfern aufbehalten wird, fo möchte ihre Hochachtung vor die aus China gebrachten um ein großes verringert werden, fie müßte denn daher entftehen, weil fie 4 bis sooo Meilen weit hergebracht werden. Bey Feiner Art von Fiſchen habeich den LImfauf des Bluts befler beobachten Fönnen, als bey diefem Ruff, deflen Sloßfedern ungem ein durchfichtig find. Zudem hat diefer Fiſch ein fehr hartes Leben, und kann 20 bis 30 Minuten außer dem Waffer feyn, ohne großen Schaden zu leiden, Das, was dem Menfchen nüslich feyn kann, wird edlen und Flugen Seelen nie unangenehm ſeyn, Hh 3 wenn 486 Wilhelm Arderong Schreiben van ꝛc. wenn es gleich einigermaßen Findifch fcheinen folfte, Ich will daher bier eine Furze Erzählung beyfügen, - wie man die Fleinen Fiſche an einigen Orten von Nordfolk zu fangen pflegt, “ In einem Flecken, der 5 bis 6 Meilen von Nor« wich) liege, fängt das arme Volk die Eleinen Fifche, als Gründlinge ꝛc. auf eine gemeine und gefchwinde Art in einem Bach, der nabe bey dem Flecken vor bey fliege, Sie fangen fie aber alfo: Sie nehmen einen Aft von Weißdorn, der eine Menge von Stacheln hat, wovon fie einen abſchnei— den, an dieſen binden fie einen Fwirnsfaden; dann / j , ’ r nehmen fie einen Warm, und binden ihn fomohl an den Dorn, als Zwirnsfaden : das andere Ende des Fadens befeftigen fie an einen Eleinen Zweig, Der über dem Bad) haͤnget. Dergleichen machen fie etliche hundert auf einmal, und es fehle ihnen felten, daß fie nicht eine große Menge Fifche fangen follten, Denn kaum nimmt der Fifch den Wurm ins Maul, und will davon, fo wird ihm das Maul ganz aufgefperrt, und er muß erfaufen, | Den 16 Jenner, 17456 x. Aus SO Erg 417 * & 467 ü— EEE ER Se "u GE. SE SE SE SE SE SE Ze Ze Ze i E X. Auszug aus einem Briefe 2 von Heren Heinrich Baker, Mitgl.der Koͤn. Geſ. an Martin Folkes, Eſq. Pr. der Kon. Gef. das alte Gebäude Bridewell in Norwich betreffend, Aus den Phil. Transact, 474 N. 5 Artikel, Den 7Rov. 1745 gelefen. ‚Mein Herr, 1% Bitte um Exlaubniß, ihnen Nachricht von einem Briefe zu ertheilen, den id) legthin von Herrn Wilhelm Arderon, von Norwich erhalten, der ein merkwuͤrdiges Ueberbfeibfel des Als terthums und der Kunft in diefer Stade enthält. — Man kann zugeftehen, fagt er, daß das letzte und das gegenwärtige Jahrhundert mebr nügliche Ent⸗ deckungen gemacht, als 5 andere feit der Schöpfung. Aber wir armen Sterblichen haben fo eingefchränfte $ebenszeiten und Geſchicklichkeiten, daß wir bey Er- findung neuer Künfte, andere, vielleicht eben fo nuͤtz⸗ N Sa liche, * 488 Auszug eines Briefes, liche, verlohren gehen laffen. Wer eine alte Kunſt wieder auffuchen Fann, verdient vielleicht eben fo viel Hochachtung, als der Erfinder einer neuen. Hiezu dient nicht wenig, , wenn man nur weis, Daß folche Künfte gewefen find, damit fie aufgefuche, und vielleicht wieder hergeftelle werden. Die Stadt Norwich giebt. ein merfwürdiges Beyſpiel einer verlohrnen Kunft, ich meyne die wun- derbare Gefchicklichfeit, die unfere Vorfahren befef- fen, Feuerfteine in ahnliche und gleiche Stücken zu Bauen, oder vielmehr zu brechen, und ihre äußere Släche glatt und eben zu erhalten. Man fiehe in unfern alten Gebäuden viele alte Ueberbleibſel diefer Art, Eeins aber. Eünftlicher und ordentlicher, als die nordliche Mauer unferes Bridewell, fo hundert und vierzehn Fuß lang, und dreyßig hoch iſt. Alle Fremden geftehen,. daß diefes.alte Gebäude die größte Seltenheit in ihrer Are, ſowohl in unfe- rer Stadt, als in unferer Grafſchaft ift, und viel- leicht feines gleichen noch nirgends in der befannten Welt dat *. Wilhelm Appleyard, der erſte Major von Norwich, hat es erbaut, und als Ma— jer * Das Auguſtinerthor zu Canterbury, dag Thor an der ‚Sohannisabtey zu olchefter, und bas Thor bey White- all in Weſtmuͤnſter find von eben der Art. Aber der Altan auf dem Dbferpatorio zu Paris, fo anftatt mit Dley belegt zu feyn, mit Feuerſteinen gepflaftert iff, 'beweift, daß die Franzoſen diefe Kunſt gewiſſermaßen wieder erfunden; | Cranwell Mortimer. \ von dem alten Gebaͤude Bridewell, 489 jor- vor 342 Jahren, nämlich 1493 bewohnt. Das wunderbarfte ift, daß diefes Werf von Feuerfteinen fo vollfommen evfcheint, als ob es nur geftern fertig geworden, da die Ziegel, fo auf gewiſſe Art unten in der Mauer, als Grundwerk eingelegt find, faft ganz weggefallen. Die Senfter und Zierrathen, die eben damals von gehauenen Bausteinen gemacht wor= den, find faft in eben den Umftänden. ber dieſe Feuerfteine haben bisher die Zeit getroßet, und wer— den vermuthlich noch bis auf die fpäteften Zeiten un— verlegt bleiben, Vielleicht ift das die Dauerhaftefte Bauart, fo jemals erfunden worden, Diefe ſchoͤnen Feuerfteine find fo genau vierecficht gehauen, daß die Schärfe eines Meflers nicht ohne große Mühe zwifchen eine Fuge gebt, und es it nichts leichtes auszumachen, daß fie mit Kalf ver: bunden find, Die meiften halten etwa 3 Zoll ing Gevierte, und find fo glatt und eben, als ob fie ge- fchtiffen wären. Sie find auch) fo genau verbunden, daß Ziegelfteine und gehauene Steine nicht ordent licher ausfehen koͤnnen. Ich bin ıc. London, den 30Oct. 1745. %, Baker. U RAU 5 KU Brief 499 PETE ELEEELLET En TG u. Brief Herrn Jacob Simon an den Praͤſidenten, * die Knochen einer Frucht | betreffend, ku fo durch den Hintern fortgegangen, auch von einigen Foßilien in Irrland. Aus den philoſophiſchen Transact. 477 N. 9 Ak. Den 14 Nov. 1745 gelefen. Si aufmerffamer und wohlverdienter Geift« licher aus der Graffchaft Armagh fchickte > mir vor einiger Zeit etliche Knochen, mit folgender Nachricht „Rofe, die Frau Mortagh Mac Cornwalls, „aus dem Kirchfpiele Tullikiſch, in der Baroney „Elsre, empfieng im Jahr 1741, gegen das Ende „des Mays, oder den Anfang des Junius, mie ges „wehnlich, Sie hatte ſchon verfchiedene Kinder ges „habt, und war im 37 Jahre ihres Alters, | „Zmweene oder drey Tage darnach fühlte fie einen „außerordentlichen unnatürlichen. Schmerz in ber „Mutter, der mit öftern Ohnmachten, ver Appe⸗ J von abgegang. Knochen einer Frucht. 491 Appetite und außerordentlicher Schwachheit, bis „ſich ihr Kind regte, fortdauerte. Darauf gieng „es mit ihrer Schwangerſchaft ziemlich gut fort, „bis ans Ende der 9 Monate, worauf ſie mit der „Gebure zu arbeiten anfteng. Ahr Kind war les „bendig, und alles recht, wie die Hebamme glaubte, „Diefes dauerte mit den ordentlichen Geburts» ſchmerzen 24 Stunden, ohne daß ſie waͤre entbun— „den worden. Die Schmerzen hörten auf, und „man bemerfte Feine Bewegung mehr vom Kinde, „Einen Monat darauf hoben ſich die Geburts: „ſchmerzen wieder an, und währten mit ordentlichen „Abfägen 24 Stunden, aber vergebens, außer daß „verfchiedene Stücken fchwer verdorbenes Geblüte „fortgiengen , dergleichen fie auch auswarf. Damit | „börten die Kindeswehen gänzlich auf, und fie em- „pfand bald darauf, daß das Fleiſch von ihrem „Kinde abgieng, und ſowohl aus der Mutter, als „dem Hintern mit einem aashaften Geftanfe, der „ihr und andern Efel machte, fortgieng. So lebte „fie noch gegen 12 Monate, worauf ihre Quaal „außerordentlich zunahm, und die Knochen anfien- „gen, von ihr zu gehen, welcher fie über go, alle „durch den Stuhlgang, entledige ward, Den „erften Tag giengen 14, und alsdenn ı2 Monate „durch täglic) 2, 3, 4 fort. Bey dem Forfgange „jeden Knochens, befonders eines breiten Stuͤcks „von der Hirnfchale, hatte fie unfägliche Schmerzen. „Sie war alfo, ſeitdem fie geſchwaͤngert worden, „bis an ihren Todestag, ven legten April, faſt »4 Jahre lang die efendefte Creatur von der Welt. „Denn 3 Sabre vergieng Faum ein Tag, da fie niche „ent⸗ 492 Brief Herrn Jacob Simon, „entfegliche Schmerzen ausſtand, wozu oͤftere Ohn— „machten, beſtaͤndig Feine Luſt zum Eſſen, und faft „immerwährende Durchfälle Famen, fo, daß es wun⸗ „berbar iſt, wie fie leben Fonnen, da fie in diefer „langen Zeit nicht fo viel zu fich genommen, als „ein fäugend Kind hätte erhalten Fonnen. Selbſt „flüßige Sachen blieben endlidy nicht mehr einen „Augenblid im Magen. Sie ward dadurd) ganz „ausgezehrt, und entſetzlich anzuſehen, konnte fid) „auch nicht aus einer Lage in eine andere bringen, „oder bewegt werden, daß fie nicht bey der gering- „sten Berührung in Ohnmacht gefallen wäre. Ich „verfichere die Wahrheit hievon, mie ich folches „tbeils von dem armen Weibe felbft, theils auch von „meiner $rau, die fie in diefem Elende oft befucht, „erfahren. „, Sch hielte dafür, daß dieſe Nachricht Ihnen, mein Herr, und der koͤniglichen Öefellfehaft angenehm feyn möchte, Bey den Eleinen Auffuchungen von Foßilien. in diefer Grafſchaft, fo ich angeitellt, fand ich die von den Paturforfchern fo genannte Moonmilch, (lac lunae) halte aber dafür, daß ſich Here Plot irret, wenn er es als eine Andeutung quten Kalffteins anfieht, denn die beyden Gegenden, wo ich es fand, hatten Baur ftein, der aber nicht zu Kalke brennt, Diefe Materie, oder Erde ſchaͤumt mit Weineßig, oder Vitriolgeiſt ftarf auf. Einiges war fo aelinde, wie Käfe, wie ich e8 aus der Spalte des Felfens nahm, anderes hart, von abgegang. Knochen einer Frucht. 493 hart, einiges in dünnen Schalen, anderes in ftarfen Stufen. Mean hat fonft nichts in diefem König» reiche davon gewußt. Sch fand auch vor etwa fechs Wochen weißen gewachfenen Vitriol, den ich für die Art halte, die Eapillaris heißt; mie wir aber bier feinen Naturverftändigen, noch eine Sammlung von Foßilien oder andern natürlichen Seltenheiten ha— ben, ob folche gleich bier haufig find, fo fälle es mir ſchwer, den Sachen, deren ic) ſchon über g00 habe, und noch) täglich entdecke, Namen zu geben, Dublin, den 17 Sept. 1745. Jacob Simon, XI. Die J 204° Br SKKEKKEMKKEKMER 2 IH. Die Eulen, eine Fabel. 5 4 inft da der Thiere Heer den Zevs wie Menfchen bat, ind auch manch toll Gebet, fo wie die Menfchen, | that, Gleich nach der Ziegenfehnar, die bartig von ihm giengen, Sah man fich einen Flug von Eulen vor ihm ſchwin⸗ gen. | Noch ware dieß Geſchlecht der Voͤgel Abſcheu nicht, Es flog noch andern gleich, und ſah das Sonnen— licht. OVater! wenn wir dir den edlen Trieb erklaͤren, Wirſt du ung, baten fie, wohl unſern Wunſch ge— währen ? Verzeih den Eigenſinn, daß wir ‚den Tag ver- ſchmaͤhn, Was jeder Vogel ſieht, das iſt fuͤr uns nicht ſchoͤn. Ein andrer Gegenſtand, der uns Vergnuͤgen braͤchte, Iſt heilge Dunkelheit geheimnißvoller Naͤchte, Wo nie ein bloͤdes Aug gemeiner Voͤgel ſieht, Und wo ihr bloͤder Witz ſich nie zu ſehn bemuͤht. O moͤchten wir dahin, nach neuen Wunderdingen, Die ſelbſt Fein Adler weis, mit kuͤhnen Blicken drin— gen ! ! | So Die Eulen, eine Fabel. 495 So billig iff Fein Wunfch , den ich verfagen darf, Sprach Zevs, im Finſterniß ſey euer Auge ſcharf. Ihr ſollt bey truͤber Nacht die Weſpen richtig finden, Doch wo die Sonne ſcheint, da werdet ihr erblinden. Der Grillenfaͤnger Schwarm, von eigner Weis⸗ heit voll, Lernt, was ſonſt niemand lernt, und niemand lernen ſoll; Wo man nur menſchlich denkt, da mag es nichts ver; ſtehen, Und denke ſich adaquat abſtracte Grundideen. R, Anhalt \ | — Inhalt des vierten Stuͤcks im zweyten Bande, I. Bon einem Trabanten, den man bey der Venus beob- achtet bat Seite 371 _ II. Sendfchreiben von der Schwere der Diamanten 379 MI. Beurer Abhandlung von dem Gteinbruch Olteo- colla 334 IV. Ein Brief von den veränderlichen Polen der Mag- nete 392 V. Nachrichten von dem englischen Wollbandel 395 VI. Erlauterung der Halleyiſchen Methode, die Waͤrme zu berechnen 426 VII. Gedanken von dem Staube der PR wahrend der Bluͤthe n 454 VIII. Anmerlungen von dem Seetrebs 476 IX. Schreiben von Erhaltung kleiner F ifche | 482 X, Auszug eines Briefes von dem alten Gebäude Bri⸗ dewell | 487 XI. Brief des Herren Simon, von den abgegangenen Knochen einer Frucht 499 XU. Die Eulen, eine Fabel 494 U R Hamburgijches Wagazin, oder geſammlete Schriften zum Unterricht und Vergnuͤgen aus der Naturforſchung und den angenehmen Wiſſenſchaften uͤberhaupt Des zweyten Bandes fuͤnftes Stuͤck. Hamburg, bey G. C. Grund, und in Leipzig bey A. H. Holle. | 1748: Mn ar. Ssolländifche Gorgrube, welche den Hochloͤbl. Schwediſch. Reichsſtaͤnden bey dem im Jahre 1746 und 1747 zu Stockholm gehaltenen allgemeinen Reichstage entdecket jporden von einem Schwedischen Tydelekur. Aus dem Schwediſchen uͤberſetzt. 8 find nicht mehr als zweyhundert Jahre verfloflen, feitdem ein Engelländer, Tas mens William Belkinſon, die Hollänz der zuerft gelehret, mie fie den Hering reinigen, einfalzen und in Tonnen einpacen follten ; imgleichen, wie fie auf den Bänfen des Meers den Kabeljau fangen und einfalzen müßten, Dadurch ward der erfie Grund zu dem Reichthum, zur Mache und Stärke der Nepublif Holland geleget. Eben zu der Zeit ward auch ihre Goldgrube zuerſt eröffner, welche ſich jo unvergleichlich verbefferte, dag nicht län« ger als 50 Jahre nachher, namlich 1601, von Holland 900 Schiffe und 1500 Beuſen zum Kabeljau- und Heringsfang ausgiengen. Fe jeglihe von dieſen Me Ji 1500 soo Eines Schwediſchen Tydelekurs 1500 Beuſen beſchaͤfftigte 3 andere Schiffe, um den⸗ ſelben ſowol Salz und ledige Tonnen zuzufuͤhren, als auch den gefangenen Fiſch wegzubringen, fo daß bie ganze Anzahl der Fahrzeuge, welche einzig und allein zum A gebraucht wurden, ſich auf 6000 belief. Sir Wolter Aaleigb, der fih auf das höchfte bemühete, die eigentliche Stärfe der Holländer bey diefer mächtigen Handthierung zu erforfchen, betheuerte feinem König, Jacob dem Brften, in Engelland, daß die Holländer auf den Englifhen Küften mit nicht weniger als 3000 Schiffen und 50000 Mann fifcheten, ohne die Schiffe zu rechnen, welche fie ge- brauchten und ausrüfteten, um die gefangenen und zu Haufe gebrachten Fifche nach andern Ländern zu verführen, deren Anzahl fi) auf gooo Schiffe und 150000 Mann belief. Er fügte hinzu, daß 20 Ne: ringsbeufen 8000 Menfchen, Weib und Kinder mit einberechnet, unterhielten, und daß die Holländer nicht minder als 20000 Schiffe jährlich in der See hätten, welche einzig und allein zu Sifchereyen ges braucht würden. Deiven ven Aitzma, wie auch Molines in deffen lege mercatoria, befräftigen, daß die Hollan- der jährlich über 300000 Saft an Heringen und andern gefalzenen Fiſchen aus dem Meere zögen. Diefe Holländifche Fiſcherey oder große Goldgrube hat ſich von der Regierung des Königs, Jacob des Erſten, bis zu Königs, Carl des Zweeten, Zeiten über ein Drittheil vermehret. Doctor Benjamin Worſtley, welcher im Jahre 1667 des legtbenannten Königs, Carl des Zweeten, Staats entdeckte Hollaͤndiſche Goldgrube. soı Staatsfecretär in Handels⸗ und Cofonie-Affairen war, ward nach) Holland gefandt, um fich nach den Fifche- reyen der Holländer in der Nord:See genau zu erfuns digen. Da nun derfelbe zurück Fam, berichtete er unter andern feinem Könige: Daß der geringfte Preis, welcher zu der Zeit auf den Holländifchen Herings— fang wäre gefeget worden, ſich auf 3000000, oder 3 Millionen Pfund Sterling beliefe. Er erwies die Richtigkeit diefes Preifes; 1) Aus der Anzahl der Beufen oder Fiſcherfahrzeuge, welche zu der Zeit wenigftens aus 1600 beftunden. 2) Aus der Menge der Fifche, welche von einer jeglichen Beufe gefangen würden. 3) Aus den Zoll:ournalen in Hols fand, Seeland und Friesland. Imgleichen 4) aus den Preifen, welche auf die Fiſche an allen Orten, wohin fie gefandt würden, gefegt wären. Auf folche Art bewies er: Daß fi) der Werth der Heringe und Kabeljaue, welche die Holländer jaͤhrlich fifchen, weit höher be— fiefe, als derjenige, welcher auf die Engelländifchen und Sranzöfifhen Manufacturen und Producte, wanıe jegliche fiir fich gerechnet werden, Fönnte gelegt wers den, und folglich eine größere Sumlme ausmadhte, als Spanien in Friedens-Zeiten jährlich aus America erhält. | | Daß die Einfünfte von der Fifcherey, wann die Hollandifhen Manufacturen von Wolle und Leinwand, benebit dem Dftindifchen Handel, dazu gerechnet werben, ‘der Nepublif Holland ein weit größeres Uebergewicht im Handel, als alle Staaten in Europa haben fönnten, und folglich auch eine darnach einges 08 richtete 502 Eines Schwedischen Tydelekurs richtete Größe an Capital, und Menge an Schiffen und Seeleuten zuwege bringen müßten. Daß Hslland feine Fifchereyen in der Mordfee zu allen Zeiten als einen Grundpfeiler der Macht, des Reichthums und der Stärfeangefehen. Man finder auch, Daß eben deswegen über 30 gute Verordnun— gen gemacht find, um die Unterthanen zu Fifchereyen zu ermuntern, und folche gehörig einzurichten und zu befördern. | Daß 10000 Pfund Sterling, warn fie zum He- ringsfang angewandt werden, das Volk mehr befchäff- tigen, als 50000 Pfund Sterling in irgend einer an- dern Manufactur oder Handthierung thun; wie aud), Daß man fagen Fönne, daß eine jegliche Beuſe zum wenigften jährlich ro Seeleute, und folglid 16000 brave Bootsleute erziehe. Er machet hiebey die An- merfung, daß die größten Admirale in Holland und beiten See⸗Officiere Fiſcher geweſen wären, Der namkuͤndige Herr de Witt hat im Jahre 1662 ein Buch von den politiſchen Grundmaxi⸗ men der Kepublit Holland herausgegeben. Da dieſer große Staatsmann die Anzahl der Untertha— nen, welde dazumal auf 2400000 Seelen gevechnet wurden, anführer, und befchreibet, womit diefelben fih in Holland ernähren; fo fagt er, Daß 750000 Menfchen allein von den Fifchereyen lebten, welche alle ihre reichliche Nahrung, unzahlich viele aber große Capitalien gewonnen hätten. Mag alfo diefes nicht eine reiche Grube genannt werden, welche Holland jahrlih größern Reichtum, als Peru und Mepico den Spaniern, zuwege bringt, welche von allem ihrem Silber feinen andern ugen baben,als daß — aͤnde entdeckte Hollandiſche Goldgrube. 503 Haͤnde bekommen. Dahingegen hat Hollands Fiſch⸗ fang in der Nord⸗See den Grund zu einer großen See⸗ fahrt und einem über die ganze weite Welt ausges ſtreckten Handel gelegt. Denn von den füdlichen Theilen in Europa, nämlich von Sranfreih, Spanien und Portugal, holen die Holländer für ihren Hering und eingefalzes nen Fifh Wein, Del, Pflaumen, Honig, Wolle, $eder, Salz, Eiteonen, Pomeranzen, Eajtanien x. und eine große Menge gemünztes und. ungemünztes Gold und Silber, Aus dem mittelländifchen Meere bekomms Holland für feinen Hering rohe Seide, Sammer, Sattinen und allerhand reiche Seidenzeuge, Alaun, Eorinthen, Del, Roſinen u. ſ. w. nebft einem guten Theile baaren Geldes. ' Aus der Oſt⸗See erhält.es für feinen Hering und Kabeljau, wie auch) für die Franzöfifche und Staliäs niſche Waaren, welcheres felbft nicht gebraucher, Ges treyde, Wachs, Flachs, Hanf, Pech, Theer, Pottaſche, Kupfer, Bretter, Planken und Holz; und, wel⸗ ches eine bejammernswuͤrdige Schande iſt, ſo bekommt es von uns zwey Schiffpfund Stangeneiſen für eine Tonne Hering, wovon es in einem Netzezug sehn Laft oder hundert Tonnen erhalten kann. Yus Deutfchland ziehet der Holländer für feinen Hering und gefalzenen Fiſch Eifen, Mühlfteine, Rhein« mein, allerhand Gewehr und Ammunition , nebft Frankfurter, Nürnberger und Schmalfalder Waaren, wie auch eine gar große Menge baaren Geldes, > Aus Brabant und Slandern befommt der Hol⸗ „u Ji4 laͤnder 504 Eines Schwedifhen Tydelekurs länder für feinen Hering mehrentheils baares Geld, einige Tapezereyen und andere Waaren ausgenom- men. Kurz: fie fenden ihren gefalzenen Fiſch durch die ganze Welt herum, und befommen entweder an- dere Waaren , oder auch baares Gold und Silber wieder zurüd. Hieraus folget auf eine unmiderfprechliche Art, daß die Fifchereyen den Öeneral:Staaten viele Millionen an Zoll einbringen, auffer der Acciſe von allen gefal- zenen Fifchen, welche im Sande verzehret werden. Deswegen nennen aud) die Holländifchen Seribenten ihren Heringsfang die Seele und Spannader der gan= zen Republik. In dem legten Kriege, welchen Holland mit Sranfreich führte, gaben die Heringsfifchereyen den General-:Staaten, als eine freymwillige Gabe, von jeder $aft Hering einen Reichsthaler, um die Kriegs: Schiffe, welche ihre Fifcherbeufen vor den Duͤnkerkiſchen Kaper beſchuͤtzen follten, zu unterhalten. Solchergeftalt ward ein Ueberfchlag gemacht, mie viele Laft fie jährlich fingen; melche, nachdem man ein Medium davon genommen hatte, fi) auf250000 beliefen. Wenn man nur eine jegliche Laſt von 10 Tonnen zu 20 Pfund Sterling rechnen will; ſo kommt eine Summe von 5000000 Pfund Sterling heraus, Bill man nun 5 Millionen Pfund Sterling, jedes zu 36 Thaler Kupfermuͤnze, rechnen ; fo find ſolche 60 Millionen Thaler Silbermuͤnze. Wann nun 15 Thas ler Silbermünze für ein Schiffpfund Stangeneifen bezahle werden; fo bekommt ja der Holländer von feiner Fifcheren eben fo viel, als wenn Schweden jährlich 4 Millionen Schiffpfund Stangeneifen fabri⸗ tirte und verfaufte, und ziebet alfo in einem Jahre | en entdeckte Hollaͤndiſche Goldgrube. 505 ein größeres Capital aus dem Meere, als alle Schwe— difche Bergwerke in ı2 Jahren zumege bringen Fön: nen; zumal,dadas in fo hohem Preife gehaltene Eifen uns auf dem Halfe liegt, wie die zu jeglicher Winter: zeit angefüllte Eifenwage fattfam bezeuger. Betrachtet man ferner, was für Einkünfte das Publicum durch die Fifhereyen, in Anfehung der Acciſe, von der unzähligen Menge der Handwerker und Arbeitsleute hat, auffer daß die Seeleute und Sifher ihre Nahrung haben; fo muß man wohl in - Verwunderung gerathen. {ch will nur einige we— nige anführen, als Spinnerinnen des Neggaras und der diinnen Stricke; Seiler, welche Ankertaue, Ka: beltaue und laufende Taumerfe machen; Segeltuch— macher, Pader, Wrafers, Tonnenbinder, Bloc macher, Schmiede, Zimmerleute, Mahler, Fuhrleute, Ruderleute, Brauer, Beer, Schlachter, Drechsler und fo foeiter, unter welchen viele Lahme find, welche fich fonften nicht ernähren koͤnnten. Auffer dem koͤn— nen alle arme Knechte und Mägde, welche fich einige Heller erworben, diefelben bey den Intereſſenten der Sifchereyen anbringen, da fie dann mehrentheils einen guten Gewinn haben, und denfelben von demjenigen, was jegliche Reife abwirft, richtig erhalten. Man koͤnnte hievon zwar nod) fehr vieles anfüh- ven; allein es fcheinet genug zu feyn, einen jeglichert redlihen Schweden aufzumuntern, und folgende Fra⸗ gen zu thun: 1) Wesmwegen hat Schweden fi) nicht ſchon vor 26 Jahren init reifem Rath, Eifer und Fleiß bemuͤ— bet, an einem fo großen Schage Theil zu nehmen, und eine ſo unentbehrliche Waare fich felbft zu ſchaffen, = is welche 506 Eines Schwedifchen Tydelekurs welche doch feit der Zeit dem Reiche unzählige Mile lionen gefoftee? Kann jemand leugnen, daß niche jährlic) 6 Tonnen Goldes allein für Hollandifchen, Schottifchen und Mordifchen Hering, Kabeljau, Dorfch und Klippfifch, aufler dem Stockfifch und an— dern trockenen Fiſchwaartn, jährlich) aus dem Reiche gezogen werden ? Streicher nicht mittlerweile der Hering um alle unfere Küften ſowohl in der Oft- als Mord-See, von dem Sınu Bothnico an bis nach Deregrund, die Inſel Deland vorbey, um ganz Scho— nen, und gleichfalls unter fand Rügen? Allein wie laffen ihn laufen, und erfaufen denfelben durch etwas, was wie mit weit größerer Sclaverey uns fchaffen müflen. 2) Hat Schweden nicht folche $änder, welche fo nahe an der Nord-⸗See und an Doggersbanf liegen,als der Holländer? ja den weitläuftigften Strand, wel⸗ chen nur irgend ein Reich hat, indem derfelbe an zwoen großen Seen grenzet, welche der Hering vorbeyſtrei⸗ her? Haben nicht ſowohl die Schotten, als Dänen, in alten Zeiten in unfern Scheeren Hering gefangen ? wie ſolches mit mehrerm aus des Herrn Ralms juͤngſthin gedruckten Reiſe⸗Beſchreibung des Lehns von Bahus erhellet. Beſißet Schweden in ſeinen Örenzen nicht alles Dasjenige, was zu einer Fifcherey in der Morb-Gee, wenn man ven Hanf ausnimme, erfodere wird? Der Holländer hat dahingegen felbft nichts anders, als Butter und Käfe. 4) Kann man in Schweden und Finnland nicht für weit befiern Kauf Buyſen und Schiffe bauen, als in Holland gefchieher ? d} | 5) Könnten entdeckte Hollaͤndiſtche Goldgrube. 507 5) Könnten nicht viele tauſend eingebohrne Schwe⸗ den, welche nun aus Mangel der Nahrung jaͤhrlich aus ihrem Vaterlande nach Holland ziehen, um ſich mit dem Herings- und Kabeljausfang zu ernähren, wieder zurückgelocee werden, um ihr Vaterland zu bereichern ? ) 6) Was fiir ein Reich in der Welt hat den Vor— theil von einer fo großen Anzahl einrollirter Kron— bootsleute, welche zu einer wohleingerichteten Fiſcherey zu Friedens⸗Zeiten koͤnnen gebraucht, und dadurch gute und nügliche Seeleute werden ? Eine folche Seevolks⸗ Schule wäre gewiß fomohl für die Flotte, als für den Handel, nuͤtzlich. 7) Wenn wir nicht bald an die Einrichtung einer folhen Sesvolfs-Schule gedenken, was würde es Schweden nüßen, wenn es auch alle Kriegs-Schiffe der Welt befäfle? Wer weiß nicht, daß wir nun mehrere Kaufahrteyfchiffe haben, als wir zur Beftreitung unfers eigenen Handels gebrauchen, fo bald der Friede in dem mitteländifhen Meere wieder hergeſtellet wird ? Sollten fodann nicht die meiften am Lande zu liegen fommen und vermodern, wann nicht eine wohlange⸗ legte Fifcherey in der Nord- und Oft-See diefelbe mit Salz, Hanf, Klapholz und f. w. befrachtere ? 8) Kann wohl bey Schwedens dermaligenZuftande, da Das, was unfer fand hervorbringt, zu dem, was wir zu unferer Mochdurft gebrauchen, auf viele Mil: lionen niche zureichet, (denn überflüßige Sachen will ich nicht einmal nennen) ein ficherer Mittel zur Ne« ducirung des Wechfel-Courfes gefunden werden, als Schäge aus dem Meere zu nehmen, da unfere Berg: weyrksgruben nicht hinveichen wollen? | 9) Sa sog Eines Schwedifchen Tydelekurs 9) Können wir, die wir ißo leben, wohl für Elü- ger, als unfere Vorfahren, gehalten werden, welche ungefchmiedetes Eifen nach Lübeck fandten, und Sübifch Bier, Knoblauch, Wurzeln und Rüben wieder zuruͤck befamen, fo lange wir den Holländern oder Schotten 2 Schiffpfund von unferm Stangen-Eifen für eine Tonne Hering geben ? | 10) Kann mir jemand ein einziges Mittel fagen, wodurch der Handels» Balance leichter Fonne geholfen erden, ale durch eine in der Nord: und Dft-See wohl» angelegte Fiſcherey und durch die Berbeflerung des Sand Wefens? Wenn wir binlängliches Brodt und Zugemüfe im ande haben, alsdenn fünnen die Manu- facturen erft recht fortfommen. Wenn aber dasGeld für Brodt und gefalzenen Fiſch, oder für Sammer und Seiden aus dem Lande gehet; fo ift folches einerley. Wir haben die Probe davon in Händen. Kaͤme un— ferer Ausfohiffung die Fiſcherey zu Hilfe, fo follte der MWechfel-Evurs bald fallen. Würde die Fifcherey von den KReichs-Ständen mit eben einem folchen Eifer, als die Manufacturen, befördert ; fo würde diefelbe nebft der Schiffahrt mehr zunehmen, und die Anzahl von wohlhabenden und fleißigen Leuten würde anfehn- lich vermehree werden. Denn in einem jeglichen Sande, darinnen viele Leute gefunden werden, da giebt es auc) viele Nahrung, und wo viele Nahrung ift, da und nirgend anderswo werden die Einfünfte der Krone groß, und die Schatzkammer wird reich. 11) Sollte Holland, welches wenig oder gar nichts fäet und erndtet, wohl einzig und allein durch den Handel und durch die Manufackuren , wie viele fich einbilden, für 2400000 Seelen Brodt fchaffen koͤnnen, wenn entdeckte Holländifche Goldgrube, 509 wenn es nicht aus dem Meere jährlich einen fo großen Schatz zoͤge? 12) a wohl eine größere und wichtigere Reichs⸗ Angelegenheit gefunden werden, als eben diefe? und wenn man daran gedachte, daß Marſtrand zu einem freyen Haven gemacht wuͤrde? Es moͤgte aber jemand hiebey fragen: Woher kommt es, daß Engelland, welches dieſer Goldgrube am naͤchſten liegt, und dieſelbe an ihren Rüften bet, fic) davon nicht fowol, als der Hollaͤnder, bereichert?! Dazu finde folgende Urfachen:: 1) Verbraucht Großbrittannien gar wenig vom gefalzenen Fiſch. Der Allerelendefte in dem Sande will nicht einmal einen Pöcelhering eſſen; der Hol: länder hingegen hält denfelben für feine leckerſte Speife, dahero dann von ihnen felbft eine gar anfehnliche Menge von Heringen und Kabeljau verzehret wird. Da nun Engelland feinen Abfag davon in feinem eis genen Sande hat, ſondern denfelben in andern Ländern fuhen muß; fo hat auch die Noth, welche mehren theils die Mutter des Wiges und des Fleiſſes ift, die Engelländer nicht veranlaffer, ſich fo fonderlich um die Fifcherey des gefalzenen Fifhes, welchen fie in ihrem eigenen Sande gar nicht veräuffern Fönnen, zu bemühen; fondern fie haben fich begnügen laffen, an dem Strande mit offenen Boͤten zu fiſchen; da dann diejenigen Fifche, welche fie nicht gleich frifch veräuf- fern Fönnen, einige Tage über haufenweife zufammen liegen, ehe und bevor fie gereiniget, eingefalzen und eingepacfet werden. Und eben diefes macht den Unter: ſchied zwifchen dem Schortifchen und Holländifchen Hering. 2) Der 510 Die entdeckte Holländifche Goldgrube 2) Der Holländer Hingegen, welcher nach den Engelländifchen Küften den Hering zu fangen fahren muß, reiniget ihn gleich, wann er gefangen worden, faljet und packet ihn in Öefäffeein, Daher er aud) den Preis in den meiften Laͤndern gewonnen hat, fo daß der Schotte feinen Hering nur einzig und allein in der Oſt⸗See, in unfern Bergwerks-Gegenden und bey fül- hen Leuten, welche nicht fo eckelhaft, alsdiejenigen find, fo in den füdlichen Laͤndern feben, abfeßen Fann. Hiezu fommt auch noch, daß die Holländifche Sifcherey in der offenen See eher, als die Schottifche, geſchie— het, daher dann auch jene eher zu allen Märkten fommt, als die legtere, 3) Iſt zwar oft auf dem Tapet geivefen, als wenn Engelland mit Gewalt verhindern fönnte, daß Hol— land nicht an feinen Küften fifchen dürfte, Wenn aber Engelland feinen wahren Bortheil betrachtet; fo bat daffelbe für vachfamer gefunden, wiewohl nicht ohne gar große Mißgunſt, durch) Die Finger zu feben. Denn wenn Holland den Heringsfang verlieren follte, fo würde es Franfreich bald genug zu einem Raube, oder auch ein Fraftlofer Alliirter von Engelland werden. Eben diefes beftätige ſattſam, daß die Fifcherey in der Nord-See der ftärfefte Grundpfeiler und eine uner> ſchoͤpfliche Goldgrube von Holland fen, welche aud) alle Holländifche Schriftftelfer deswegen die Spannsder des Staats und die Seele ihrer eye: nennen. Sat fapıenti. a i 511 Kr 11. Marten Typdelefurfons Anmerkungen über die den Hochlöblichen Schwedifchen Neichsftänden im Jahre 1746 und 1747 entdeckte Holländifche Goldgrube. Aus, dem Schwedifchen überfeger, 8 ift merfwürdig, daß der größte und allererfte E Europaͤiſche Heringsfang in der Weſt- und Nord-See nicht won den Hollaͤndern, ſondern vielmehr von den Normaͤnnern, und vornehmlich in der Norwegiſchen Wike, (welche zu der Zeit, da dag sehn von Bohus zu Norwegen gehörte, Diige genannf wurde, und fih von dem Fluß Goͤtha⸗Elf bis an Sminefund erftredfte ) fen angeftellee worden. Diefes kann erwiefen werden aus der wahrhaften Defchreibung von Norwegen und der da hers um liegenden "Infeln, welche im Jahre 1599 von Deter Elauffen, ehemaligen Pfarrheren zu Undal, Canonico der Domfirche zu Stafanger und Probft über Liftelehn in Norwegen, verfaffet, und von dem Doctor und Profeffor der Medicin, Olao Wormio, im Jahre * zu Copenhagen zum Druck befoͤrdert worden. Dieſer Verfaſſer, nachdem er die itztge— —* Wike oder Bahuslehn S,19:24 gar genau befchrieben 512 Tydelekurſons Anmerkungen befchrieben hat, fänge von der Fifcherey des Hayfiſches, der ehedeſſen an den dafigen Küften gefunden worden, alfo an zureden: „Bor ohngefehr 60 Jahren ( folg: „lich im Jahre 1639.) gefchahe eine merfwürdige Fi: „fcherey unter der Wiffeite, oder an den Küften von „Bohuslehn, des Fifches, den man bier Haa, der „Deutſche aber Hundfifch nenner. Derfelbe ward „allda in Heberfluß an Angeln gefangen, und nad): „bero nad) Nylöfe in Schweden in angefülltenSchou- „ten gebracht. Die Schweden fauften ihn dafelbft, „führten ihn in Schweden herum, und verfauften ihn „allenthalben im Sande; denn die Schweden hielten „dieſen Fiſch für fo lecker und ſchoͤn, Daß fie ihn Haa- „lachs nannten. Sie fauften ihn heuer ein, und „die Einwohner hier zu Sande hatten von Diefer Fi: „feherey gar großen Mugen, weil ihn die Schweden „mit Silber, Kupfer, Eifen, Tuch), Leinwand und „andern guten Waaren bezahlten. Zulegt kamen „jährlich die Einwohner von Schweden und Holland „felbft, und fifcheten dafelbit viele Syahre über. ,, Und Seite 25 faget er: „In diefer Wife ift, vem Berichte „nach, auch ver diefem ein gar überflüßiger Herings- „fang gewefen. Im Jahre 1556 ift er fo häufig ge- „weſen, daß einige 1000 Schiffe, Schouten, achten „und Boͤte, ſowol von Dännemarf und dem Hollftei- „nifchen Lande, als aud) von den meftlichen und „norblichen Gegenden in Norwegen, jährlich dahin „zum Fiſchen gefegelt, Diejenigen, welche in dem „Lehne wohnen, ohngerechnet. Ueberdem find einige „1000 Menfchen von diefen nächftliegenden Landſchaf⸗ „ten dahin gezogen, und haben, nachdem fie Haufer „erbauet, mit Weib und Kindern in den Wien und „an über die Hollaͤndiſche Goldgrube sr; „an der Seite des Strandes gemohner, um Ihre Nah: „rung von jetztgedachter Fiſcherey zu haben. Es haben „auch ſowol Edelleute, als Bürger und Bauern, ale „lenthalben fehöne und große Buden und Käufer, „welche zwey bis drey Stockwerke hoch gemwefen, zu „eben demfelben Gebrauche erbauen laffen. Einige „Duden find fo groß, daß man ohngefehr 14 Saft Hering „auf einmal in einem Haufe aufhängen und trocnen „eonnte. Es find auf folche Are auf ade Bis neun „Meilen Weges an der äufferften Strandſeite viele „taufend Häufer und Wohnungen erbauer ‚und eg „wohnen unzaͤhlige Leute an allen Lifern, fie ſeyn Elein „oder groß, in allen Wiken, auf den Inſeln und auf „dem veften Sande, fo weit als man befagten He= „ringsfang fich zu Nuse machen kann. Desmegen „fegelten auch jährlich viele tauſend Schiffe von Daͤnne⸗ „mark, Deutfchland, Friesland, Holland, Engel: „land, Schottland und Frankreich dahin, um den „Hering zu kaufen und wegzufuͤhren. Sie bekamen „auch alle uͤberfluͤßig genug, und fuͤhrten ihn nachher, „zum Unterhalt und zur Nahrung anderer Menſchen, „nach gar weit entlegenen Sändern. 5 Diefer Heringsfang bat bis 1587 gewaͤhret, da er nach der Hand abgenommen. Lind obzwar diefer Verfaſſer den Untergang dieſes Fifches einem wun⸗ derbaren Heringe, welcher in ermeldtem Fahre da⸗ felbft gefangen, und von ihm als ein Zeichen der goͤtt⸗ lihen Strafe, welche die Einwohner mit ihrem gott⸗ loſen Leben verurſachten, ſo fie an dieſen Fiſch⸗Oertern in Voͤllerey, Hurerey, Mord, Schlägerey und andern groben Laſtern führten, angefehen worden, zufchreis bet ; fo dürfte Dennoch zur Berminderung und 2Dand, Kk zu 4 Tyhdelekurſons Anmerkungen zu dem nachher erfolgten Untergang diefer Fifcheren viel bengefragen haben, daß der Holländer im Fahre 1548 von dem Engelländer William Delkinfon zuerft gelernet hat, Den Hering, welchen er unter den Engelländifchen Ufern angetroffen, zu reinigen, ein⸗ zufalzen und in Tonnen einzupacken; bie Normänner aber verftunden folches richt, fondern machten nur Bycklinge von ihren Heringen, und trockneten fie in Häufern, Es fiheinet auch, Daß der Engelländer diefe Haudthierung von den Normännern gelernet habe; denn Diefefbe wird heut zu Tage nirgends mehr als zu Narmouth getrieben, von wannen im December und Januar jährlich viele Schiffsladungen mit Byck⸗ lingen nach dem mittellaͤndiſchen Meere abgehen. Es beſtehet auch darinn die vornehmſte Nahrung und Handlung dieſer Stadt, welche weit groͤßer und volk⸗ reicher iſt, als Gothenburg. So iſt auch nicht weniger merkwuͤrdig, daß der große Landesvater, Koͤnig Carl Guſtav, zu feiner Zeit ſich bemuͤhet, an diefer Hollaͤndiſchen Goldgrube Theil zu nehmen. Denn da hoͤchſtgedachter glerwürs diger Rönig zu Zeiten des Protectors Cromwells im Jahre 1656 ein Buͤndniß mit Engelland ſchloß; fo ward wegen der Fifchereyen der Schwedifchen Unter: thanen auf den Engelländifchen Küften ein Fräftiges Refervatum gemacht, Davon des Baron Samuel von Dufendorfs Ihaten Carl Guſtavs, Königs in Schweden, im dritten Buch ©. 248 fonnen nad)= gelefen werden. Da wir num feit Der Zeit nie einen declarirten Krieg mit Engelland gehabt haben ; fo muß auch dieſes Buͤndniß unabbruͤchig —* $ über die Hollaͤndiſche Goldgrube sız Es lautet aber deffen roter Dunct alfot* ‚Ferner ſoll „den Unterthanen Sr. Koͤnigl. Majeſtaͤt in Schweden „frey ſtehen, auf den der Bothmaͤßigkeit dieſer Res „publik unterworfenen Seen und Kuͤſten Fiſchereyen „anzuſtellen, um Heringe und andere Fiſche zu fangen; „nur daß die Fiſcher nicht mehr als tauſend „Schiffe bey fi) haben, Cs ſoll ihnen auch „währender Fifcherey weder von den Convoyſchiffen „dieſer Republik, noch von den beſonderen Commiß« „fahrern einige Hinderniß gemac)t werden, Mie „dann aud) von denenjenigen, welche an den nordlis „chen Gegenden von Engelland fifchen ‚ Feine Abgif: „een follen gefordert werden; ſondern es ſoll ihnen „frey ſtehen, die nothduͤrftigen Lebensmittei von der „an den Orten lebenden Einwohnern fuͤr einen billi— „gen Preis zu erhandeln, „ N Mag man nun nicht billig fragen, woran Schwea den gedacht, daß es, anſtatt 25 Fahren, feit ganzer go „Jahren Diefes Vortheils, welchen ein ſo großer König feinem Lande und Reiche erworben, ſich niche zu Nuge gemacht? Sollen denn noch go Jahre vor= bengehen, ehe Schweden mit Ernſt daran gedenfer, Diefe Öoldgrube fich zu Nutze zu machen? Mein, eg ſcheinet, als wenn das Schieffal es befchlöffen Härte, daß unfer Buldreiher König einen Anfang dazu mas hen, und Se, Konigl. Hoheit, unfer eheurer Erdfürft, ein dem Reiche fo hoch angelegeneg Gefchäffte zur Stande *) Der Ueberſetzer iſt bey der Schwediſchen Dollmetſchung geblieben, obgleich derſelbe das angeführte Bufendors fifche Werk in lateinifcher Sprache zur Hand gehabt, woſelbſt man dieſes Buͤndniß indem Appendice inter Tradtatus precipuos ar anttifft. 516 Tydelekurſons Anmerkungen Stande bringen, wie auch ſolchergeſtalt die Hoffnung und den Wunſch aller redlichen Schweden erfüllen, und ſeinen Namen bey der Nachwelt unfterblih mahen fol. Se. Königl. Hoheit haben zu dem Ende, ver- mittelft einer bereits unter dem 3 October 1745 auß- gefertigten gnaͤdigen Nefolution , diefe von Sr. Ronigl. Wajeſtaͤt privilegirte Fiſcher ⸗ Com⸗ pagnie in Hochderoſelben beſonderen Schutz, wider alle eigennuͤtzige und mißgunſtvolle Un⸗ ternehmungen, welche von Uebelgeſinneten, wider die Erreichung des von der Compagnie angezielten Zwecks, auf mancherley Art Fünf tigbin mögten gemacht und auf die Bahn ge bracht werden, genommen. Es fehlet alfo hiebey richt an herrlichen Privilegiis, oder an einem mächtigen Schuss. Wenn aber Diele Fiſcherey unferer Ausſchiffung bald zu Hülfe fommen, und unfere Linterbalanz im Kandel zum wenigften zu einem Gleichgewicht bringen ſoll; fo befürchte ich, daß ung noch der nervus rerum gerendarum, das ift, ein hinlängliches Capital fehlen werde, um im naͤchſtkuͤnftigen Sommer 10 Fifcherbunfen und 30 Gallioten, zur Zufuhr des Salzes und ber ledigen Tonnen, wie auch zur Abholung des gefangenen Hes ringe, auszurüften. Hiezu würde eine Landeshuͤlfe erfordert; allein folche koͤnnen unfere zarte Manufactus ven noch nicht entbehren. Was für ein Kath bleibe alfo übrig? Ja der einzige, den ic) weiß, märe dieſer: Wenn Str. König. Majeftät von den hochlöblichen Keichsftänden gerarhen würde, alle diejenigen, fie mögen gebohrne Schweden ober Ausländer ſeyn, wenn fie bemeifen koͤnnen, baß fie 6000 Thaler ne et: über die Hollandifche Goldgrube. sı7 bermünge oder mehr in dieſer Fifcher-Compagnie ein: gefeset haben, in den adelichen Stand zu verſetzen. Es würde dieſes nicht eben etwas feltfames, oder ein fo gar befonderer neuer Aufzug in Europa fern. (+) Ich glaube, dag in ſolchem Falle die Schwetifche Fi- ſcherey (a) Die beruͤhmte und ——— hat, wenn es noͤthig geweſen, gegen eine gewiſſe beſtimmte Summe von 100000 Ducaten, Edelleute, wes Standes oder welcher Nation fie auch geweſen, für Geld gemacht, Solches aber hat keinesweges den Werth des Wenetianifihen Adels, welchen derfelbe ſich feit laͤngſt verfloffenen Zeiten durch Verdienſte ertworben, verringert, vielmeniger Könige, regierende Fuͤrſten und die größten Staatsininifter abgehalten, mit vielem Eifer zu fuchen, daß fie zu dem ißtgedachten Adel mitgerechnet werben mögten. Vieler Erempel u gefchtweigen, kann man dieſes mit dem Könige in | ranfreich, Seinrih dem Dritten, welcher alg ein Venetianifcher Edelmann den Berathfchlagungen Des Senats in Venedig beygemohnet,beweifen. geins ridy der Dierte, mit dem Zunamen der Große; verachtere diefen Vortheil nicht, ob er gleich einige Stimmen wider fic) gehabt hat. Joyeuſe, Riche⸗ lieu und Mazarin haben diefe Ehre, fowohl wegen ihrer Werbienfte, ald auch durch Geld, gefucht. Sol- ches erhellet mit mehreren aus des Franzöfifchen Ges ſandſchafts⸗Secretairs, Hiren ©. Disdiers, De- feription de la Ville & Republique de Venife, ©. 121 und 126, imgleichen aug der Befchreibung des Franoͤſiſchen Ambaffadbeurg, Herren Amelors. In SZrankreich find diejenigen, welche die erften Glashuͤt⸗ ten angelegt, geadelt worden. Durch befondere Privi- legien erniedriget Feiner feinen adelichen Stand, wenn ec auch zehnmal ein Glasblafer ift; wie davon Herr Saudiquer de Blancourts, in feinem Tractat de Vart de laVerrerie, Paris 1697. mit mehrerm handelt. 83 sı8 Thydelekurſons Anmerkungen fcherey geſchwind genug eine Goldgrube für Schwe⸗ den, die Spannader des Staats und die Seele von deſſen Wohlſtande werden wuͤrde. Es duͤrfte zwar einer oder der andere vermeynen, daß es zu viel waͤre, ein Edelmann zu werden, wenn man Geld in eine Compagnie geſtecket, davon er ſo— wohl, als das P m, den groͤßten Gewinn zu erwar⸗ ten hat. Allei dienet zur Antwort: Sollte ein ſolcher dem Reiche damit nicht einen ſo großen, wo nicht groͤßern Dienſt thun, als wenn zu den Zeiten unferer Vorfahren der Bauer, welcher für feine eigene Hufen einen Reuter zu Pferde ftellen Fonnte, ein Edel⸗ mann ward? Sollte wohl Schweden durch irgend einen Krieg ein ſicherer und augenſcheinlicherer Unter⸗ gang fönnen angedrohet werden, als durch unfern hoben Wechſelcours gefchiehet, welcher jährlich fo viele Ton- nen Goldes aus dem Reiche zieher, und es in kurzem zum allerelendeften und. armfeligften Lande von Der Welt machen muß ? (b) Gleich: (b) Wenn in Schweden, fd wie in andern wohlbefellten Reichen gefchiehet, und vor diefem hiefelbft gleichfalls üblich geweſen, eine perfönliche Nobilitirung aufges zichtet würde, und wenn man die Ehrenfluffen der Bärfar, Farlar und Ritter, oder andere dergleichen mit einem damit perfnüpften und reigenden Bortheile verſehene Ehrenmittel wieder erneuerte, und Feine ans dere, als nur diejenigen, welche durch Wiffenfchaften, Witz, Fleiß und Einführung neuer hier applicablen Nahrungs-Mittel dem Publica chen ſowol, als durch den Degen, einen anfehnliehen Nugen und Bortheil, and zwar in getoiffen Graden, ja fo gar, daß die Größe feiner Berdienfte einen erblichen Adel erforderte, erwor⸗ ben, mit dergleichen Titeln belohnet würden ; fo fünnte man daher pisl Gutes erwarten. Wenn aber der jr un über die Hollaͤndiſche Goldgrube. 519 Gleichwie nun die Fiſchereyen, der Ackerbau, nebſt den Manufacturen, und einem, ſowohl innerhalb des eichs in den Provinzen unter einander, als auch auſſerhalb des Reichs, wohleingerichteten Handel, auf eine unleugbare Art die einzigen Mittel ſind, wodurch wir uns und unſere Nachkommen retten koͤnnen; ſo koͤnnen und die Pforte zur adelichen Wuͤrde, oder zu einem aͤuſſerlichen Ehren-Unterſcheid, welchen doch Gott in die Natur des Menſchen gelegt hat, und anigo nicht anders ift, als er in vorigen Zeiten gemefen, ganzlich verfchloffen, und folchergeftalt die einzige Belohnung, welche in einem arınen Lande die Ehre ift, abges fihnitten wird; ſo werden wenige in einem folchen Reiz che gefunden werden, welche fich um etwas Edles, Hohes und recht Rüsliches mit Fleig bemühen wer- ben: bevorab da die Kinder des dermaligen Adels nicht nöthia haben, dasjenige mit vieler Muͤhe und großen Unfoften zu füchen und fich zu erwerben, wozu fie geboren find; bahingegen werden die Kinder des perfönlichen Adels genöthiget, durch eigene Verdienfte nach den von ihren Eltern und Großelteen geführten Ehrennamen zu ſtreben. Es iſt gar gut, wenn durch Ehre und Belohnung bey einer Nation ein kriegeriſches Gemüthaufgemuntert, und dabey erhalten wird; alleine e8 muß deswegen ein haushalterifches Gemuͤth nicht erfiicket, verunehret, oder gar verachtet werden. Dag letzte verdienet zum twenigften eine gleich große Er— munterung, indem es einen Friegerifchen Gemüthe nicht nur Mirtel und Auswege an die Hand giebt, dadurch es feine wichtigen Gefchäffte ausführen Fann, fondern es aud) fo gar gefchicht macht, feine Kräfte zit Vernunft zu wagen. Das legte muß beſchuͤtzen, was daß erfte ertworben hat. Beyde befisen Tugens den, welche einen Staat bey Macht und Anfehen er: Halten; fie müffen daher auch beyde gleichen Schuß, ja gleiche Ehe —9 zu geneſſen haben, 'E4 520 Tydelekurſons Anmerkungen koͤnnen uns auch die Heyden ebenmäßige Anleitung geben, wie der Ackerbau koͤnne verbeffert werden. In China wird derfelbe in fo großer Achtung halten, daß fo gar der Kanfer ſelbſt mit feinen Hof: leuten jährlich ein gewiſſes Stück Landes pflügen und daflelbe mit Reis befäen muß ; da denn die Früchte ven demjenigen, mas gefäet und eingeerndfet worden, mit eigner Hand dem Schöpfer des Himmels und der Erde in einem goldenen Räftlein geopfert werden. Ja wenn in irgend einem Jahre der gemeinfte Bauer eine Berbeflerung in Anfehung des dafigen Aderwerfs ausfündig machen kann; fo wird er fo fort zu einem Mandarin (c) gemacht ; wie folches mit mehrerem in des P. du Haldes Beſchreibung von China kann gelefen werden. Wenn nun diefes alles, welches Die Vermehrung des Volks und die Berbefferung des Landes verhindert, wäre geändert worden, wäre es fo Dann nicht quf, die— jenigen, welche erweiſen koͤnnen, daß fie für Aecker und Wiefen eine gewiffe Summe Geldes ausgelegt, und Moräfte und Wüfteneyen brauch: und fruchtbar gemacht, mit Ehrentiteln zu verfehen ? Wenn Maritrand (d) ein freyer Haven für bie Fifcherey und dafelbft dag Hauptlager ver Fiſche an- geleget (c) Mandarin ift nicht nur der arößefte Adelſtand in China, fondern es ift auch dieſe Würde mit dei Beftallung eines Landhauptmanns oder Statthalters in den Pro; vinzen verfnüpfer, (d) Marfttand har ben vortrefflichften Haven in Europa. Er ift an der offenen See gelegen, und wird von allen Seiten und Ecken, wie auch in Anfehung des doppel⸗ ten Einlaufs, durch eine unuͤberwindliche edecket. über die Holländifche Soldgrube. 521 geleget wiirde; fo follte Gothenburg und andere übrige an der Weſt-⸗See belegene Stapelftädte einen gar grof fen Nutzen davon haben. Denn da diefe nun, meil fie jeßtgedachter Stadt fonahe liegen, die eingebrach- te und ausgeführte Waaren theilen müffen; fo wuͤrde Gothenburg fie allein behalten. Maßen alle Stapel: ftädte in Bohuslehn und in Halland benebft Mar: ftrand genug mit den zu Fifchereyen gehörenden Sa« hen würden zu fhaffen haben; indem fie Schiffe bauen, Salz, Hanf, Klappholz und alles, was zur Nahrung und Kleidung für mehr denn taufendmal mehrere Einwohner, als nun dafelbft gefunden wer— den, vonnöthen wäre, anfchaffen Fonnten ; fo daß allem bedecket. Es kann diefer Haven, twelcher fo viele tau— fend Echiffe vom Schiffbruche befreyet, und unzählige Menfchen bey einem weftlichen Sturm und dem aus dem Kattegat fommenden Triebeife beym Leben erhält, auf einmal die größte Kriegsflotte und viele hundert Kauffahrtenfchiffe beherbergen und befchügen. Sa, was noch mehr ift, fo iſt diefer Haven noch niema= len zur Wintergzeit über 8 oder 14 Tage durch Eis geſchloſſen geweſen. Was fuͤr eine Unehre iſt es nicht für das Reich, daß dieſe fo vortreffliche Stapelſtadt anigo aus nicht mehr als 20 blutarmen Bürgern, und, zufolge derKopfſteuer-Regiſter vom vorigen Jahre, nur aus 65 Perſonen beſtehet, welche dieſe Steuer entrichten, wohl aber 200 unbebauete wuͤſte Stellen aufweiſen kann. Sie konnte daher bey dem letztgehal⸗ tenen Reichstage keinen Bevollmaͤchtigten aufbringen, Kann dieſe Stadt von ihrem gaͤnzlichen und betruͤb— ten Untergange wohl anders geretter werden, als durch die Kifcherey in der Nord⸗See, und wenn fie zu einem freyen Haven und zu einer Niederlage der Waaren, ſowohl für alle Nationen, als auch für unz jere eigene Nation, — vi * 5 522 Tydelekurſons Anmerkungen allem Anfehen nach fein Neid und Eigennug eine ſo angelegene Sache hindern würde, Sch will nicht vermuthen, daß jemand ſo teufeliſch geſinnet, oder ein ſo ſchaͤdlicher Reichsfeind ſey, daß er dasjenige heimlich untergraben ſollte, welches ein ſo ſicheres Mittel ſeyn wuͤrde, obgedachte Staͤdte mit unzaͤhligen fleißigen Einwohnern, welche gleichfalls von auswaͤrtigen Oertern ſtromweiſe ſich dahin begeben wuͤrden, anzufuͤllen. Denn der Satz ſtehet veft : Wo viele Naͤhrung iſt, dahin ziehen auch viele fleißige Leute. Dahingegen fliehen ſie von nahrungsloſen Oertern, wie ſolches von vielen Tau— ſenden aus dem mehrbemeldten Lande geſchehen, in— dem ſie nun in Holland wohnen. Es moͤgen aber dieſe guten Vorſchlaͤge ſo hand— greiflich ſeyn, als ſie nur immer wollen; ſo kann doch Neid und Mißgunſt, ſo jaͤmmerlich auch unfer Ju: ftand num ift, alles ermorden, in betrübtes Zeug: niß Davon ift, Daß Leute unter uns dürften gefunden werden, die fich nicht entblöden, die gröbften Unwahr: beiten auszufireuen, um dadurch den Leuten einzubils den, als wenn die von Sr. Königl. Majeſtaͤt nun neulich privilegirte Herings- und Derfhfifcherey in der Dit: und Nord-See das bisher am Strande und an unfern Uſern gefchehene Fiſchen hindern wuͤrde; da Doch der Fiſcher-Gefellſchaft nie in den Sinn ge— kommen ift, folches zu begehren, vielmeniger aber yon Sr. Koͤnigl. Majeftär bewilliget worden. Nach allem menfhlichen Anfehen dürfte bey fol her Bewandniß der Sachen dasjenige, welches von jeher das Aufnehmen und den Wachsthum des Schwer difchen Reiches gehindert, ich meyne bie Siebe use us: über die Hollandifche Goldgrube. 523 Ausländer, und Haß, Neid und Mißgunft gegen feine eigene Landsleute, und was fonften Gutes bier gefunden wird, defjelben gänzlichen Untergang mit der Zeitbefördern. Sollte nicht ein jeglicher redlicher Schmwedifcher Tydelekur, der zu diefen unfern böfen Zeiten und unter einem folchen Bolfe lebet, ſich der Worte aus dem neunten Kapitel des Propheten Je— remias, vom-erften bis zum fechften Verſe, bedienen koͤnnen? U. 524 Auszug der Nachrichten Re* * ***** *2****** HK FF III. Auszug aus dem zweyten Theile von Herrn SmithsSammlung der Nachrichten ſo die Wolfe in Engelland betreffen. ”) ie Rapitel diefes Theiles gehen mit dem vorigen $ in einem fort. Er fängt fidy mit dem gaften an, und endige ſich mitdem ıgoften. Zuerſt koͤmmt verfihiedenes, das die Ausfuhre der Irrlaͤndi⸗ Ehen Wolle und derfelben Verhältniß gegen den EnglifchenHandel und dergleichen betrifft. Eben der- gleichen folge bald darauf von Schottland. "Johann Spruel bat zu Edinburg 1705 eine Nachricht von der Schottiſchen Handlung, in Verleihung mit der Engli⸗ ſchen,**) herausgegeben, welche hier im goften Kapitel erzehlt wird. Der Verfaffer ift befonders dawider, daß man fo viele Waaren aus Engelland in Schort- land für baares Geld fühere, die man in Schottland felbft verfertigen, ja wohl an Fremde verlaſſen Fönnte, Seiner Erzehlung nad) find die natüclichen Güter, wogegen Schottland von Fremden die ihm nöthigen Sachen erhalten fonnte, folgende: 1) 100000 ftreit: bare Männer. 2) Silber und Gold, nebft Erz und Kupfer, wo folches aufgefucht wuͤrde. 3) Bleyberg⸗ werke. 4) Kohlen in Oſt und Weſt, zum einheimi⸗ ſchen Gebrauch und zur Ausfuhre, auch Torf. )Al— lerley Siehe das ate Stuͤck dieſes Bandes ©. 395. **) An Aecompt current between deottland andEngland. von der Wolle in Engelland. 525 lerley Arten Zeldfrüchte, als Korn, Weizen, Gerften, Rocken, Erbſen und Bohnen, zum einheimiſchen Ge: brauche und einige zur Ausfuhre. 7) Großes Vieh, von welhem Milch, Butter, Käfe, Talg, Unſchlitt, Son der, geräuchert Fleiſch und Hörner zu erhalten find, 8) Schaafe, nebft dem, mas fie geben, befonders Wolle und verfchiedene daraus verfertigte Waaren. 9) Flachs. 10) Wildhäute. 11) Bögel. 12) Weiß fer und grauer Marmor. 13) Seiner Stein.*) 14) Schiefer. 15) Feine blaue Amerhuften. 16) Hanf, große Wälder voll Eichen, Fichten und Nußbaͤume. 17) Salme, kleine Fiſche, Perlen. 18) Heringe, Stoffifhe, Auftern, Krebfe, Wallfiſche, grauer Ambra, weiſſe Corallen. In dem Haften Kapitel führet Herr Smith die Wichtigkeit des Feldbaues wider diejenigen aus, die ihn in Bergleichung mit dem Handel verachten. Cine Stelle in der Sondenfchen General-Evening:Poft, vom 20 September 1746 giebt ihm dazu Gelegenheit. Die Engelländer beißt es dafelbft, find lange genug aufibre 2 ändereyen ftolz geweſen; aber der Werth derfelben fällt durch das Wachs thum des Handels nach und nach, ſo daß viels leicht ein reicher Tjude mit der Zeit wichtiger feyn wird, als ein halb Dugend Beſitzer von Grafſchaften. Herr Smith erinnere dabey, wenn fih das fo verhielte, fo mögten wohl mit der Zeit ein halb Dugend Juden mehr gelten, als das ganze Königreich. Er behauptet gegentheils mit dem Herrn Jaſiah Child, daß aller einheimiſcher und auswaͤrtiger Handel, wodurch der Werth der Engli— ſchen ”) Fine Greek Stone, 526 Auszug der Nachrichten, fchen Laͤndereyen nicht erhoͤhet wird, ganz und gar müffe verworfen werden, Diefes zu erweifen, führt er eine Art von Erdichtung aus des Heren Daniel de Soe Plan von der Handlung an. Kerr Foe feget, Daß einige Sandherren eine gewiſſe Strecke nod) ungebaueten Sandes an 50 Landpachter vergeben. Herr Foe zeiger alsdenn, wie diefe Leute bald erftlicd) die nothwendigften Handwerker, als Sleifcher, (denn eis ner allein wird nicht für alle zureichen, Becker, Schmiede und dergl. binziehen würde. Diefen wir: den bald Schufter, Sattler, Töpfer, Barbierer, auch) vielleicht eine Kindermutter, nachfolgen, Zu Diefen merden fich bald Darauf Zimmerleute, Gaftwirthe, Kraͤmer u. ſ. f. fügen. Es wird in der alfo angelegten Stadt ein Jahrmarkt entftehen. Die Weiber werden einem Mollenfpinner, einem Leinweber, Flachsarbei- tern und Hanfbereitern zu thun geben. Auf diefe Betrahtungen gründet Herr Foe folgende Rechnung : Funfzig Pachter, jeder mit feiner Frau und 2 Kindern ⸗ 200 Perſonen. Bey jedem 2 Knechte und » Magd 150 Die verſchiedenen Familien der Profef- fionsverwandten, fo bey Diefer Ge— legenheit nothwendig zuſammenkom— men, 143 Familien, wenigſtens 5 in einem Hauſe > - 715 Dieſer Bediente, Lehrjungen u. dergl. 335 1400 Die so Pachter alſo, die mic ihrem Geſinde nur 350 $eute ausmachen, ziehen über sooo nach ſich, Die von ihnen leben. | Dieſe von der Wolle in Engelland. 527 Diefe VBorftellung, fährt Herr Smich fort, jeiger, wie ſehr der Handel von den Sändereyen abhänge, Geste man, daß diefe Pächter vertrieben und ihre Felder vermüfter mürden; fo würden alle übrigen Handtbierungen wegfallen. Wollte man auch an- nehmen, daß eine Colonie von Handwerfsleuten und Kaufleuten die Stadt wieder anbauere ; fo würde folches ‚ohne den Feldbau feinen Beftand haben, weil die Arbei— ‚ter nicht lange leben koͤnnen, ohne zueffen. (a) Folglich fönnen feine Fabricanten, und noch vielmeniger die Kaufleute, die ohne die Fabricanten nicht ſeyn koͤnnen, ohne Sandleute fern. Den Befisern der Sandgürer ‚gehöre alfo im Staate die erfte Stelle, den Fabri— eanfen Die zwote, und den Kaufleuten die dritte. Der Handel ift als ein vortrefliches Gebäude anzufehen, das aber auf Die Landwirthſchaft, als auf den Grund, aufgeführt werden muß. Es ift wahr, der Feldbau erfordert Werkzeuge, und folglih Manufacturen z aber Diefes beweifer nur defto mehr, daß beyde wechſels⸗ weife einander noͤthig haben, Es ift ein Ruhm der Manufacturen, daß viele Arme dadurch erhalten wer: ben; aber in Diefer Betrachtung ift der Feldbau fo gut eine Manufactur , als Spinnen und Weben. Wie aber die Sandwirchfchaft der Grund der Manu- facturen iſt; fo ift klar, daß fie fich gegen diefelben, wieder Ton zudem Töpfer, verhält, und man daher in fo weit allerdings fagen kann, daß fie der Hand- dung (2) Nicht nur diefes, fonderh die Fabricanten haben auch nichts zu verarbeiten, Die meiften Materialien kom⸗ ‚men vom $eldbau, von der Viehzucht, von Walduns ‚gen und anderen jur Landwirthfchaft gehörigen Sar chen her, menigfteng wo keine Bergmwerfe find. 528 Ausug der Nachrichten fung unterworfen fey, mern diefes nur nicht auf bloß eigennügige Unternehmungen, dem gemeinen Beften zuwider, gezogen wird. Weil alfo Privatperfonen ihre befondere Abfichten als das gemeine Beſte einzu« kleiden pflegen; fo wird die Probe, ob ein ausländi- fher Handel vortheilhaft fey, oder nicht, meiftens darauf ankommen, ob er im Hauptwerk nicht einen einheimifchen ſchwaͤcht, und folchergeftalt die Einkünfte und auch die Ausgaben des ganzen Landes verringert. Dabey müflen die Manufacturen, als die Gelegen- heiten, wie Arme gebraucht und erhalten werden, wachfen, und nicht etwa abnehmen. Beyde Regeln erläutert Herr Smith durd) Erempel. Das Parla- ment hat den Gebrauch der Oftindifchen Seidenzeuge und Calicos weislich unterfagt, mweil etwas wichti— gers, namlich der einheimifche Vertrieb innländifcher Zeuge, dadurch gehindert worden. Ein Berbor, die Wolle auszuführen, wurde einft als vortheilhaft angefehen, weil Diefelbe dadurch mehr, als 25 auf 100 gefallen war. Aber die DVertheidiger des Berbors Eonnten nicht zeigen, daß dadurch mehr Wollein En: gelland verarbeitet,oder mehrTuche ausgeführt worden. Die Befiser von Schäfereyen hatten fo viel weniger fie Kleidung und andere Nothdurft auszugeben. Dergleihen Verminderung deffen, was die Landwirth— ſchaft einbringt, das ift, die Verminderung der Einnab- me und Yusgabe der ganzen Nation, vermehrt alfo die Manufactur nicht, fo daß mehr Arme dabey ihr Brodt fänden. Und wer alfo, unter dem Scheine, die Hand: lung zu erheben, den Sandwirthen nach ihrem Gemwinn= ſte ſteht, wuͤnſcht entweder den Vortheil feines fan- des nicht, oder verſteht ihn nicht, * Die von der Wolle in Engelland. 529 Die bisher angeführte Abhandlung iſt in einen Auszug eingefchoben, den das g2fte und einige fol- gende Kapitel aus Nachrichten von der Hollaͤn⸗ difchen Handlung liefert, die, aus dem Sranzöfifchen überfegt, zu $ondon herausgefommen. Der Bifchof von Auranches, huet/ ift, vie aus dem Werfe erhefler, Berfaffer davon. Wir wollen nur noch einer An- merfung erwehnen, die Herr Smith am Ende die: fes Auszuges made. Man weiß, mie eiferfüchtig die Holländer über den Specerey-Handel find. Ihr Verfahren ift vielmal den Engelländern wegen des Woll- Handels zur Nachahmung vorgeftellet worden ; aber zwifchen beyden Fällen finder ſich nicht die ge- eingfte Aehnlichkeit. Die Holländer haben wirklich die Specereyen allein in ihrer Gewalt. Engelland bat verfahren, als ob es fich bey ihm mit dem Woll- Handel auch fo verhielte. Daraus ift aber nichts, als ein Monopolium wider die erften Eigenthümer der Wolle, denen fie als Befißern der Schäferenen zu— waͤchſt, entſtanden. In der That bat man diefes geſucht. ie weit ſolches Dem Sande vortheilhaft fey, ift eine andere Frage. | In dem orten und folgenden Kapiteln wird von einem nüglichen Werke Nachricht ertheile, das unter dem Titel: Der Brittifche Kaufmann oder die Erhaltung des Handels, zuerft 1773 und 1714 in einzelen Blättern, jede Woche zweymal, herausgefom- men, und nachgehends 1721 in 3 Bänden gedruckt morden. Die Gefchichte des Werfs zu verftehen muß man folgende Englifche Begebenheiten voraus wiſſen. Wie Engelland mit feinen Bundesgenoffen, unter der Anführung des Herzogs von Marlebo⸗ ‚2 Dand, 21 rough 530 Auszug der Nachrichten rough, Frankreich zum Frieden nöthigte, fo wurde zugleich ein Commercien-Tractat gefehloffen, der aber, weil die Minifter die Handlung nicht verftanden, fo abgefaßt war, Daß er in wenigen Jahren das Berderben von Engelland nah ſich gezogen hatte. Zu allem Stücke konnte er zu feiner Wirkfamfeit kommen, wo nicht das Parlament bie hohen Abgaben und die Vers bote wegen Der Sranzöfifchen Waaren aufheben wollte, Diefes aber würde vielen 100000 Arbeitern ihres Unter⸗ halts beraubt haben, und erregte alſo einen Aufſtand. Die Friedensſtifter ſuchten den Tractat durch Liſt zu erhalten. Sie hatten die mehrern Stimmen im Un⸗ terhauſe zu ihrem Gehorſam. Wie ſie wußten, daß der Franzoͤſiſche Wein dem Geſchmacke angenehm iſt; ſo brachten ſie in Vorſchlag, den Zoll darauf aufzu⸗ heben, welcher aber zwar nur aus einer ohngefehren Urfache, aber zu großem Vortheile, Widerftand fand. Der Särmen vergrößerte fih dadurch; aber der Han: dels-Tractat Fam doch gewiſſermaßen zu Kräften. Es nem Wochenblatte, unter dem Titel: the Review, den Sranzöfifchen Handel oft ale verderblich für da: Konigreich verdammt hatte. Diefer gab jetzo woͤ chentlich dreymal ein Blatt, unter der Aufſchrift: "Thu Mercator, or Commerce rethrieved, heraus, in dem er, aller Erfahrung zuwider, darthun wollte, da! der Franzöfifche Handel Engelland beftändig vorthei haft geweſen. Dieſer Verfaſſer hatte die Gabe, ziem lich einnebmend zu fchreiben, und die, fo ihn braud ten, hatten die Nachrichten des Zollhaufes in ihre Gewalt ; alſo konnte er bey Denen viel Uebel von der Wolle in Engelland. 531 ftiften, die im Handel unmwiffend, und vom Franzwein Liebhaber waren: denn Diefen zu haſſen, ward damals als ein großes Verbrechen angeſehen. Verſchiedene Kaufleute, die mehr Nachfinnen und Erfahrungen hatten, vereinigten fih, feinen Berrügereyen zu wi- derfprechen, und in Diefer Abſicht ward ihm das Blatt: The Britif h Merchant, or Commerce preferved, feiner wiederhergeftellten Jandlung entgegen ge- fegt, in dem fo viele Kenneniß der Handlung enchal- ten iſt, als niemahls in der Welt würde erfchienen ſeyn, wenn e8 nicht auf fo eine Art Diefen vedlichen Leuten wäre abgedrungen worden. Die Namen der- felden werden angezeigt, und es befinden fich darun- ter einige Großen, welches in der glückfeligen Inſel weniger zu beivundern ift, wo Die Großen fo fehr dag Wohl des Sandes zu kennen und zu befördern bemühe find. Diefe Gefihichte des Werfs wird zureichend ſeyn, deſſen Vortrefflichkeit zu zeigen. Es fängt von einigen allgemeinen Handelsmaximen an, als: Daß der Handel einem Kaufmanne vostheifgaft und dent Staate ſchaͤdlich feyn koͤnne; dag die Ausfubre der Manufacturen dem Staate Mugen btinge, und wenn 5 Ueberfluß ift, was man ausführt, fo viel offenba- rer Gewinnſt fey; daß die Einfuhre fremder bey ung‘ u verarbeitender Materialien vorcheilhafter fey, als venn flatt deflen fremde Manufacturen eingeführt pürden; daß Waaren für Waaren zu verfaufchen,. md eingeführte Waaren wieder wo andershin auszu- führen, wirflichen Gewinnft bringe; daß eben diefes von der Ueberlaſſung der Schiffe zur Befrachtung an andere Nationen gelte; daß Dinge von unumgängli- her Nothwendigkeit einzuführen, niche ftrafbar ſey, N 112 hingegen 532 Auszug der Nachrichten hingegen Sachen, die bloß zur Verſchwendung dien⸗ ten, das Sand in fo viel Schaden brächten, als ihr Werth betrüge, und Die Einfuhre folcher Güter, Die den Vertrieb der einheimifchen Waaren hindern, ficht- Barlicher Schaden ſey. Es wird nachgehends als die ficherfte Kegel, den Englifhen Handel zu erhalten, angegeben, Daß man fid) die beften Gelegenheiten für die natürlichen und verarbeiteten Waaren von Engel- fand vorbehielte. Die erſte und michtigfte Gelegen⸗ heit, diefe Waaren zu verhandeln, geben hier die Leute von Engelland, die diefe Waaren felbft brauchen. Man rechnet 7 Millionen Menſchen in Engelland, und Große und Kleine, Reihe und Arme koͤnnen, einer dem andern zu Hilfe gerechnet, Feiner umter Pf. Kleidung, Nahrung und Wohnung erhalten, daß alfo die Ausgaben des ganzen Volks fih auf 49° oder 50000 Pf. jaͤhrlich belaufen. Herr Smith befräftige dieſe Rechnung mit ber Anmerkung, daß bald nad) der wiederhergeftellten Königlichen Regie: rung etwa 1230000 Häufer in Engelland und Wallis gervefen. Rechnet man nun in jedem 6Perfonen durch die Bank, fo koͤmmt eine Zahl von 7330000 heraus. Diefe ganze Summe, fahrt der Brittiſche Kauf⸗ mann fort, wird fuͤr das, was in Großbrittannien waͤchſt und verarbeitet wird, ausgegeben, nur die fremde Einfuhre und den Hauszins ausgenommen. Alles aber, was eingefuͤhrt wird, betraͤgt nicht uͤber s Millionen, wovon vieles wieder ausgeht; daß man gar Feine Urſache hat, zu glauben, es beliefen fich die jährlichen Ausgaben für fremde Waaren auf 4 Mil- lionen. Eben fo darf man den jährlichen Hauszins siner Perfon duch die Bank nicht höher als 10 Schil- linge von der Wolle in Engellamd. 533 linge fesen, welches den Hauszins des ganzen Volks auf 35 Millionen bringe. Folglich, wenn man diefe beyden Artikel abrechner, werden über 42 Millionen für die natürlichen Güter und Manufacturen von En—⸗ gelland gegeben. Es ift alfo falfih, Daß der Edel: mann von feinem Dachter, der Tuchmacher von dem Tuchhaͤndler, für den er arbeiter, bezahlt werde, Alle bezahle der Käufer, der die Waaren verbraucht. Altes, was jährlich an Englifchen und fremden Waa— ven ausgeführt wird, beläuft fich noch nicht auf 7 Mil« lionen. Solchergeſtalt macht die fremde Handlung nicht z der innlaͤndiſchen aus, und wenn man beden- ee, daß von dem Borcheile , den fie bringt, noch der Preis der fremden Waaren, was er Engelland Eofter, und der Schaden, den fie durd) Verhinderung der innländifchen Manufacturen bringen, abzuziehen find; fo wird ſich dieſes Sechstheil bis auf zz verringern. Wie alfo der einheimifche Handel der wichtigfte it; fo Darf man nie hoffen, daß Die Engelländer einheiz miſche Waaren Faufen werden, wenn fie folche wohl« feiler von Fremden haben eönnen. Man muß alfo Die fremden Güter mit Zöllen beſchweren, damit En« gelland wentgftens nicht mehr zu den Einfünften und dem Berdienfte fremder Nationen beytrage, als diefe zum Berdienfte der Engelländer, Auf diefe Art ver- ſtattet man, Holländifche, Deutfche, Portugiefifche und Italieniſche Waaren einzuführen, weil diefe Laͤn— der viel mehr am Werthe von Englifchen nehmen. Gegentheils halt man die Sranzöfifchen, fo viel mög: _ ih, zuruͤcke, weil ihr Vertrieb den Vertrieb der Englifhen hindern wiirde, Sranfreich bediente fich Biefes Kunftgriffs, hohe ee ” die Englifchen Wol⸗ len 534 Auszug der Nachrichten len⸗Manufacturen zulegen, wodurch die Einfuhre der- felben in Frankreich unterblieb, und die Franzoſen fegten fid) in den Stand, mwollene Zeuge, davon noch einige Abgabe bey der Ausfuhre entrichtet wurde, wohl: feiler in Italien zu verfaufen, ais die Engelländer die ihrigen, die ganz ohne Abgaben ausgeführt werden dürfen, Die Sranzofen führen ebenfalls viel mehr wollene Zeuge nach) der Türfey, als die Engelländer, Frankreich hat and) für fich weder an Wolle, noch an Wollen⸗Arbeitern Mangel, und kann ohne Engellands Beyhülfe Wolle aus Spanien und Portugall erhalten, Die vielleicht beſſer ift, als die befte Englifhe, Was alfo die Engelländer zum Bortheile ihrer Wollen: Ma: nufacturen thun fonnen, koͤmmt darauf an, daß fie ſich nit, wie manche Die Sache vorgeftellt, als Die einzigen Befiser der Wolle und die beiten Arbeiter derfelben anfehen, fondern ducch Fluge Handels-Tracta- te, wodurch verhüter wird, daß die Englifchen Waaren ; nicht mit ausnehmendgn Zoͤllen belegt, oder gar verbo: ten werden. Diefe und andere Borfchriften derKlug⸗ heit werden von dem Brittifchen Kaufmanne ange: fuͤhrt, und mit den Geſchichten erläutert. Im ııı Kapitel liefert ung Herr Smith einen Brief von dem Handel von Neu-Engelland im Jahre 1715. Es ward bis dahin noch mehr in Neu-Engelland einge- führe, als ausgeführt. Diefes wird uns nöthigen, fagt der Berfaffer des Briefes, ſelbſt Manufacturen anzulegen, und Dadurd) diefen Theil des Handels zu unterbrechen, und Daraus wird noch ein ander Uebel entfpringen, daß in den Manufacturen Leute werden befchäfftigt werben, die man fonft. bey den Schiffen würde gebrausht haben, wodurch die Nation era oͤnnte von der Wolle in Engelland, 535 koͤnnte genöthiger werden, der Nuffen, Dänen oder Schweden Berginftigung erft noͤthig zu haben, wenn fie eine Flotte in See ſchicken wollten. Es iſt wirf: lih etwa 9 Jahre vor Abfaffung des Briefes eine Wollen-Manufactur in Neu-Engeland angelegt wor⸗ den, wodurch die Einfuhre dahin jährlich um etwa 50000 Pf. abgenommen, Herr Joſhua Gee, einer von denen, die mit an dem Brittiſchen Kaufmanne Theil hatten, hat um das Jahr 1728 Betrachtungen uber die Schif⸗ fahrt und den Handel von Großbritannien herausgegeben, aus welchen wir Die Urſachen erzehlen wollen, warum die Englifchen Wollen-Manufacturen Damals nicht zugenommen. Seit Edward des Dritten und der Königin El faberh Zeiten führte Engelland einen wichtigen Handel mir Wollen-Manu- facturen, und das übrige Europa brachte den Engel: ländern leinene und andere Manufacturen zu, folche gegen die Englifchen umzufegen. Die Sranzofen aber ‚fanden Mittel, die Einfuhre der Englifchen Wollen: Manufacturen bey fic) zu verhindern, und Schweden und einige deutſche Fürften folgten ihuennah, Man kann den Bortheil, den Frankreich Davon gehabt, dar: aus fchlieffen, weil zu einer Zeit, da die Peft in Frank: veic) wütete, und Dadurch die Handlung mit Fremden unterbrochen wurde, fo viel Wollen-Manufacturen aus Engelland gingen, als zuvor nie geſchehen, welches nach und nach, wie die Peft wieder aufbörte, abnahm. Wie aber Tranfreich die Englifchen Wollen-Manu- factuven von fich abhaͤlt; fo führt es doc) gegen Hanf, Flachs, Potaſche, Zimmerholz jährlich viel Geld aus Engelland, Herr Gee hält daher für nöthig, neue 14 Manz 536 Auszug der Nachrichten, Manufacturen anzulegen. Engelland fönnte in Sei— den- und leinen-Manufacturen allen Nationen in Eu- vopa gleich) Fommen, wenn befonders in den Engli— fhen Pflanzftädten die gehörige Einrichtung gemacht würde. Es ift aud) nörbig, aus diefen Pflanzitädten Engelland mit Pech und Eifen zu verforgen, wofür ißo noch Fremde viel Geld bekommen. Im 144 Kapitel wird ein Entwurf zu einem Handel durch Rußland nach) Perfien vorftellig gemacht, wie folder 1740 dem Herrn Sinch in Petersburg vom Capitain Eiton angegeben worden. Die nordlichen Provinzen von Perfien bringen die meifte und befte rohe Seide hervor, Die Perfianer aber ſchaͤtzen wollene Zeuge fo hoch, Daß fie Feine andere als wolleneStrümpfe fragen, und es würden alfo die Englifchen Kaufleute defto mehr Bortheil bey der Berforgung mit wollenen Manufacturen haben, weil niemand anders leicht bergleichen dahin führen würde, fo lange ihnen der Weg durch Rußland und auf der Cafpifchen See fvey bliebe. Dagegen wiirde man Gold, rohe Seide, Baumwolle, feine Wolle, Garn und andere ver- arbeitete Waaren erhalten. Man würde dergleichen Waaren, wie ißo die Türfifche Gefellfchafe liefert, 50 auf 100 wohlfeiler, als fie, ſchaffen Fonnen, und den Englifchen Handel nach Laͤndern ausbreiten, wo— hin er auf Feine andere Art fommen Fonnte, Es er: folgte auf diefes Vorftellen eine Parlaments-Acte zur Eröffnung des Perfifchen Handels. Capitain iron, der Erfinder des Vorfchlages,erhielte von einigenKaufe leuten ein oder etliche Schiffe mic reichen fadungen nad) Perſien; er ward aber mit allem unfichebar. Indeſſen bemeifer diefes nur, Daß die Kaufleute mit dem von der Wolle inEngelland. 537 dem Erfinder und nicht mit der Erfindung felbft be: trogen worden, und vielleicht harten andere, Denen dieſer Handel hätte Schaden thun koͤnnen, den Capi⸗ tain zu dieſem Verfahren verleitet. Das 146 Kapitel'enthält verfchiedene Borfchläge zur Beförderung des Handels, Die 1740 getban worden, : Der erfte glaubt, ein geringer Zofl auf die Wolle würde die Ausfuhre derfelben am fräftigften verhin- dern, und man Fönnte die Einkünfte diefes Zolles zu Vortheilen für diejenigen anwenden, die an Handels— Plaͤtze, wo die Franzoſen mit den Engelländern um den Vorzug flreiten, ihre Waaren binführten. Der zweete Borfchlag bemerft, daß man die Berfuchung, die Wolle auszuführen, durd) ftärkern Gebrauch der- felben bey einheimifhen Manufacturen,. und folglich durch Abhaltung fremder Manufacturen, Bindern müffe. Und der dritee fchlägt ebenfalls eine Accife auf die Wolle, nebft einigen andern Mitteln, vor, ihre Aus⸗ führe zu hemmen. Herrn Smiths Erinnerungen gegen die erzählten Borfchläge kommen im 147 Kapitel darauf an. We: gen des erften fey es grundfalfch,, daß ein Zoll von etwa ı Schilling auf 2Stein* Wolle fie im geringften theurer machen würde, in fo fern er nicht dadurch), daß man nicht fo viel Wolle zöge, fie feltener machte. Zugleich müßte man bedenfen, daß, wenn diefer Zoll den Preis der ausgeführten Wolle fteigerte, der Preis der im Sande verarbeiteten eben fo wachfen mürde. Denen, fo an Derter, wo die Franzofen binhandelten, Tuche führten, einen Vortheil wiederfahren zu laffen, haͤlt er für nüglic,. Bon dem andern Borfchlage —915 urtheilt PRa Tod. Das Tod ift 28 Pf, oder 2 Steine, 538 Auszug der Nachrichten urtheile Herr Smith, der Örundfag, Daß die Aus- fuhre der Wolle am beften gehindert würde, wenn man die Berfuhung dazu wegnähme, wäre an fich richtig, aber Die dazu hier angegebenen Mittel theils ungegründet, theifs unmöglich. Wegen des Dritten verfehiebt er feine Gedanfen in das folgende Kapitel, In demſelben wird eine Schrift des Heren Gee unter dem Titel: Linparteyifche Unterſuchung u. ſ. f. erzehle. Herr Bee nimmt als die Urfache von Aus— führung der Wolle an, daß die Sranzofen fie fo theuer bezahlten, weil fie damit ihre Wolle gut machen, und ein Pad Englifcher oder Irrlaͤndiſcher Wolle 3 oder 4 ordentliche Dad ver beften Franzoͤſiſchen verbefferten, daher fie die Englifhe Wolle theuer bezahlen, und gleichtoohl nachgehends ihre Tuche und Zeuge wohl: feil geben Fonnten. Here Smith erflart dieſes Vor— geben, das Herr (Bee mit vielen andern gemein habe, für unbegreifli, wei! gleich in die Augen falle, daß etwas weniges gute Wolle viele ſchlechte ohnmoͤglich verbeſſern konne, wenn auch die Franzoͤſiſche Wolle fo ſchlecht wäre, welches fie doch nicht R: undda es auch auffer Engelland feinere Wolle giebt, fo müßten ja die Srangofen nicht eben Englifche haben. Das 150 Kapitel liefert den Artikel von der Wolle aus Chambers Dietionario mit Anmerfungen, dar- inn Here Smich verfchiedene Vergehungen Cham⸗ berg zeigt, welche jeden bey dem Gebrauche folcher allgemeinen Regifter, darauf man ſich insgemein blind» lings zu verlaffen pflegt, bedachtfam machen muͤſſen. Chamber merft an, daß die Englifhe Wolle aus: märts in größerem Anfehen fey, als in Engelland. Herr Smith gefteher zu, daß fie auswarts mehr, als | in von der Wolle in Engelland. 539 in Engelland gelte, erinnert aber dabey, daß die Ur— fache darauf anfomme, weil vorzeiten Die auszufuͤh— vende Wolle mit fehr hohen Zöllen beſchwert gewefen, und itzo, da alle Ausfuhre verboten ift, unter einer Art eines Monopolii liege, dadurch fie unter ihren gehörigen Werth gefegt werde, und alfo Fein Wunder fey, wenn fie bey dem heimlichen auswärtigen Der: Faufe mehr gelte. Im übrigen irret fih Chamber, wenn er behauptet, daß das beite fogenannte Spa⸗ nifebe Tuch in Engelland aus Englifcher Wolle ge: macht werde. Herr Smith erinnert, daß zu dent alierbeften, fo füperfein heißt, gar feine Englifche Wolle komme. Aus Savarys Didltionaire du Commerce liefert Here Smith ebenfalls das, was zu feinem Gegenftande gehört. Savary nennet die Englifche Wolle erft nach der Spanifchen und Portugieſiſchen, und Here Smith gibt ihm Recht, daß der Englifchen Wolle, ihrer innerlichen Güte nach, diefer dritte Plag gehöre. Eine große Menge von Artikeln, fo die Tu= che und Zeuge, die Handlung von verfchiedenen Dera tern und dergl. betreffen, ift vom Herrn Smith aus dem Dictionaire univerfel du Commerce hier eingerückt worden. Das 171 Kapitel aber liefert aus einer gefchriebenen Nachricht, von deren Aufrichtigkeit Herr Smith verfiert ift, Rechnungen vom Einkauf und Verkauf Englifcher Wolle 40 Jahre hinter ein- ander, Das 177, 178 und 179 Kapitel enthalten Betrad)= tungen und Folgerungen, wozu die bisher erzeblten Vorfälle dem Herrn Smith Anlaß geben. Der Raum verflaster uns nicht mehr, als einige, anzufuͤh— ren. 540 Muszug der Nachrichten. von. Derfchiedenes davon, z. E. was die Ausfuhre und den zu geringen innländifchen Preis der Engliſchen Wolle betrifft, ift von uns ſchon aus dem Vorherge— henden erwehnt worden. Gewiſſe eufe, die eine tiefe Staats-Einſicht zu befigen glauben, behaupten, die Holländer müßten den Engelländern zum Mufter die— nen, den auswärtigen Handel mit befonderer Auf: merflamfeit zu treiben. Aber Herr Smith bemerft, daß Hollands Umſtaͤnde ganz anders find, als Engel: lands. Bey jenem iſt der meifte Grund der Hand» fung Geld. Es bringe felbft nicht Nahrung genug für den achten Theil feiner Einwohner hervor, ges ſchweige daß es zu Manufacturen und ausiwärtigem Handel was erzeugte, da Engelland viel fand und mehr Manufacturen hat, als es felbft brauchen Fann. Engelland ift alfo von Holland mie ein Zandpachter von einem Stadtframer unterfchieden. In dem 178 Kap. zeige Herr Smith insbefondere fehr weitläuftig, Daß das Verbot, die Wolle auszuführen, ihre Ausfuhre garnicht hindere, fondern daß man diefer durd) mehrere innländifchesBerarbeitung und hoͤhern Preis derfelben vorbauen müffe. Das ryoſte trägt zum Beſchluß eine Einrichtung wegen der Wollen-Manufactur überhaupt, der Ausfuhre derfelben und ihrem innläns difchen Doeife vor. Daß diefer nicht gar zu niedrig ſeyn foll, wird bier als ein Umſtand von befonderer MWichtigfeit angegeben, da fonft die Laͤndereyen am Werthe fallen müffen, die Taren Davon nicht Fönnen bezahle werden, die Doch fo ein großes Theil der öf- fentlihen Einkünfte ausmachen, und die Wolle, die in deffen Händen, dem fie zuerft zugewachfen, liegen bleibe, ein PR Schade für die ganze Nation * von der Wolle in Engelland. 541 Aufdiefe und dergleichen Betrachtungen gründet Herr Smith feine Einrichtung, Deren Hauptwerk dara anfommt: Man müßte einen Bortheil von 10 4 100 auf alle wollene Engliſche oder Irrlaͤndiſche Ma⸗ nufacturen, ſo ausgefuͤhret wuͤrden, ſetzen, imglei— chen einen auf alle Irrlaͤndiſche Wolle, ſo in Engel— land eingefuͤhrt wuͤrde. Irrlaͤndiſch wollen Garn und andere Manufacturen muͤßten von daraus allein nach Großbrittannien und zollfrey, auch das Irrlaͤn— difche große fehmarze Vieh nach Engelland geführt werden. Auf Wolle, fo ausginge, müßte ein gewif- fer Zoll gelege, ihre Menge eidlich angegeben, und dazu die Erlaubniß beftellter Beamten erhalten wer: den. Mit wollen Garne müßte man es eben fo halten. Keine Wolle follte laͤngſt den Küften oder auf Fluͤſ— fen anders, als vermittelft der ordentlichen Fähren, fortgefchafft werden. Auf die Wollen-XBaaren, des ren man fich als contraband auf der See bemächtigte, müßte ein Preis gefegt werden, Herr Smith gibt endlich in dem legten 180 Kapitel die Gründe Ddiefer Einrichtung, von denen wir glauben, daß die mei- ften leicht jedem in die Augen fallen, in fo fern nicht die genaue Beftimmung der Einrichtung und folg- lich auch ihre Gründe fich auf fehr befondere und auswärts nicht allzubefannte Umftände von Großbrit— tannien beziehen. Insbeſondere hält er fich ſehr lange auf, den Nutzen der aufjufegenden Bortheile zu zeigen, und, weiches letztere er ſelbſt für eine große Schmwierigfeit erkennt, zumeifen, woher fiezubezablen find. Er verweifer folche an den finfenden Fond, "und glaubt, daß die Nation Dadurch) nichts verlöbre, weil diefer aufgefeste Vortheil auch gegentbeils die Aus- 542 Auszug der Nachrichten Ausfuhre ver Wolle vermehrte. Alles, was dieſem Wire koͤnnte entgegengefegt werden, koͤmmt Darauf an, daß die bisher in Engelland verbotene Ausfuhre ver Wolle wieder eröffnet wird. HerrSmith bemerfe dabey, daß Diefelbe zu der Königinn Eliſa⸗ beth Zeiten, wie Die Wollen-Manufacturen in dem größten Aufnehmen gemwefen, ebenfalls verftattet wor- den. Alle andere Sänder erlaubten die Waaren, die ihnen eigenthümlich zumachfen, unverarbeitet auszu- führen, nur zwey verhielten ſich bierinn anders, namlich Holland mit den Spezereyen und Piemont mit der Seide, Aber hier wären Die Umftände ganz anders; und wenn ſich aud) eine Bergleichung machen lieffe, fo würde fih aus den Beyfpielen vieler anderer Laͤn— der, die mit Großbritannien in diefem Stuͤcke viel mehr Aehnlichkeit hätten, das Öegentheil zeigen laſſen. Rußland Hätte an Hanf, China an Seide, Schwer: den an Kupfer, einen befondern Zuwachs, und doch wuͤrden diefe Materialien aus den erwehnten Jandern ausgeführt, weil dergleichen auch anderswo zu finden waren, Denn die Haupturfache, warum einige bie Ausfuhre der Englifchen Wolle mit fo vielem Rechte für verboten halten, koöͤmmt, wie gefagt, auf den falfchen Grundfas an, daß alle andere Länder fie nöthig häften, Wir glauben, die Wichtigkeit und Vortrefflichkeit Diefes Werks verdienen, daß wir davon eine etwas ausführliche Machriche ertheilt haben, Da fo viele nüglihe Sachen, den Handel überhaupt und den Wollhandel nebit den dahin gehörigen Manufacturen insbefondere, betreffend, Darinnen anzutreffen find. Der bon der Wolle in Engelland. 543 Der Weg, den Harr Smith erwählt, nebft dem, was in Gefchichten und andern Nachrichten von der Wolle zu finden ift, Auszüge ausallen darüber heraus⸗ gefommenen Schriften zu liefern, ift Deswegen fehr gut, weil in den letztern vielleicht zwar nicht allemal richtige Grundfäge und Erfahrungen angenommen, aber doch zu genauerer Unterfuhung der Sache Ge- legenheit gegeben worden, und man alfo nicht leicht eine Betrachtung von Wichtigfeie überfehen kann, wenn man fo verfährt. Indeß iſt nicht zu leugnen, daß dadurch einerley Sache ſehr oft wiederholt, oder, ‚was zufammengehört,, an verfchiedenen Orten zer fireuf vorgetragen wird, Es wäre alfo zu wünfchen, daß Herr Smith die Betrachtungen, fo bey der Wolle anzuftellen find, in einem Zuſammenhange vorgetragen hätte, woben alsdenn die Auszüge und andere Nach: Kichten würden gedient haben, wie man Urkunden zum Beweisthbum einer ſyſtematiſch vorgetragenen Gefchichte oder bey Ausführung rechtlicher Streitig« feiten braucht. Seins legten Kapitel haben zwar einigermaßen diefe Abficht; aber auffer dem, daß fie nicht ausführlich genug find, fo hat fich der Leſer als— denn beym Durchgehen des Buches. diefes Syftema felbft gemacht, das er am Ende wiederholt finder. Endlich fcheint uns noch ein Stuͤck an An, Smitbs Werke zu fehlen, welches wenigftens, wenn eg Daben waͤre, unfern Gedanken nah, daflelbe noch um ein großes wichtiger machen würde, Es wäre folches die Pratur-Gefhichte der Wolle und Die Befchreibung der Manufacturen, bey welchen fie gebraucht wird. Herr Smith trauet vielleicht feinen Leſern zu viel zu, wenn er folhes bey allen als bekannt vorausſetzt, und auf ſerdem ns 544 Auszug der Nachrichten ꝛc. ferdem fehlet es feinen Lehrfägen oft an den nöthigen Gründen. 3.€. die Frage: Ob die Sranzofen, durch Untermifchung der guten Englifhen Wolle unter ihre fchlehte, gute Zeuge machten ?, entfcheidet er, nebft dem Geftändniffe, daß er Fein Woll-Arbeiter fey, bloß mit der Antwort: Die Ungereimtheit eines folchen Borgebens falls jedem aus der gefunden Bernunfe in die Augen. Gleichwohl find in allen Arten von Kuͤn— ften viele Sachen, die einem, der Die Kunft nicht ver- ftehet, ungereimt vorfommen mögten, und Doch ihren guten Grund haben Fönnen; alfo läßt ſich von ſolchen Sachen ohne eine Theorie Davon bloß aus den allge- meinen Grundſaͤtzen der gefunden Vernunft nicht ur= theilen.. Herr Smith alfo hatte die Wolle und ihre Manufackuren nicht nur als ein Gefchichtfchreiber und Handelsverftändiger, fondern auch als ein Naturfor- fcher und Kunftverftändiger betrachten follen. IV. 545 PETE u Ge GG ee X M M IV. Sortfeßung von des Herrn Hellots Chymiſcher Theorie vom Faͤrben der Zeuge. Aus den Schriften der Pariſer Akademie von 1741, den 20 May, auf der 49 Seite der Holl. Auflage. *) HGen der Abhandlung, fo id im Julius des letztver⸗ wichenen Jahres über die Farbekunſt vorgeles fen, hatte ich mir vorgefegt, zu erweiſen, daß der Unterfchied der Farben, fo man gut und fchleche nennt, zum Theil auf die Zubereitung der Sache, fo man färben will, und zum Theil auf die Wahl der Materien, mit denen man nachgehends färbt, anfä« me. Um beffererDeutlichfeit willen bin ich genöthiget, hier das, mas ic) fchon gefagt babe, zu wiederholen, Man Fann felbiges, meinen Gedanken nach, als die allgemeinen Örundfäge des Faͤrbens anfehen, daß das ganze unfichtbare Mechaniſche davon darinnen bes eht, daß die Zwifchenräumchen des Körpers, den an färben will, erweitert werden, daß man darein | Theilchen *) Siehe des erfien Bandes fuͤnftes Stuͤck. 2Dand, Mm sa6 KHellots Chymiſche Theorie Theilchen einer fremden Materie bringen, und folche darinnen zurücke behalten kann, damit fie weder dur) das Regenwaſſer, noch) durch die Sonnenftrablen wieder weggenommen werden; daß man ferner fo ! zarte faͤrbende Theilchen ausſucht, Daß ſolche zulaͤng⸗ lich in den Zwiſchenraͤumchen des gefaͤrbten Zeuges eingefaßt und zuruͤckbehalten werden, wenn ſolche Zwiſchenraͤumchen durch das kochende Waſſer erwei⸗ gert, nachgehends von der Kälte zufammengezogen und inwendig mit einer Art Leime, vermitteljt der Salze, fo man bey ber Zubereitung gebraucht, über- zogen worden, ch habe hinzugefest, die Farben würden nur Daducd) ſchlecht, weil man ben Zeug nicht zulänglich vorbereitet hätte, daß die färbenden Theilchen nur auf die Auffere platte Fläche des Zeuges zu liegen kaͤmen, ober in Zwiſchenraͤumchen, die nicht weit genug wären, fie zurück zu halten, und wo der ſchwaͤchſte Stoß fie abfondern müßte, Es gibt zwar einige Materien, als: Braſilien⸗ holz, deſſen faͤrbende Theilchen einem gar nicht vor— bereiteten Zeuge eine ziemlich fchöne rothe Farbe ges ben; aber diefes dauert nur Die erften Tage, denn diefe rorhe Farbe verſchießt in der uft vergeftalt, daß man nach einigen Monaten nicht mehr muthmaffen ſollte, daß diefe Zeuge fo wären gefärbt geweſen. Aus diefer oft wiederholten Erfahrung bat man ges ſchloſſen, daß diefes Holz und überhaupt alle Hölzer Schlechte Farbe gaben, und man hat eotgtich den Far: bern, ſo gut färben follen, verboten, ſich deſſen zu be: dienen. Es würde fi) aber vielleicht zeigen, daf der Fehler, den man dieſen Hölzern vorwirft, dir fonft zum Faͤrben wohlfeiler Zeuge ſehr dienlich find nu vom Färben der Zeuge 547 nur Darauf ankoͤmmt, daß man die rechte Art, fich ihrer zu bedienen, noch nicht weiß, und daß man ſel— bige wohl eben ſo gut zur veſten Farbe gebrauchen Fönnte, weil man aus dem Fernambuckholze eine viel fehönere rothe Farbe, als aus der Särberröche, ziehe, und weil diefe Farbe, die ich drey Monate Hinter ein= ander den legten Winter der Luft und dem Regen ausgefeßt gelaflen habe, dabey nichts von ihrer Körbe verloren hat, und nur unfdeinbar, und diefes viela leicht viel weniger geworden ift, als der aufs befte gefärbte Scharlach würde geworden ſeyn. | Insgemein nimme man für gute Farben ſolche an, die fich zwölf Tage hinter einander an der Sonne und freyen heitern Luft nicht verändern, oder Die auch ins Dunfleve fallen, ohne ihre Hauptſchattirung zu; verlieren. Jede Farbe gegentheils, fo unter dieſen Umftänden zu beile wird und fich verändert, haͤlt man für ſchlecht. Diefe Probe aber, die Die einzige wahr« hafte ift, und die man allein für binfänglich Halten. follee, kann nich£ gebraucht werden, wenn man fo gleich theilen foll, ob ein Zeug, der bey einer Meffe und dergl« zum Verkauf ausgefege wird, vefte gefärbt fey, im, Fall der Preis deſſelben folches erfodert. Daher bat nauf Mitte! finnen müffen, dem Zeuge in wenig Minuten das alles zu nehmen, was er in ı2 oder 14 Tagen an der Sonne verlieren würde, In der Borz hrife des Heren Kolbert wegen der Farben finden ich einige Methoden für dergleichen Proben. Da aber die Unzulänglichkeiten derfeiben für gewiſſe Farben us der Erfahrung bekannt worden, bat der verftor- ene Herr Du Say lange Zeit ſich bemüht, allgemeis Inere und fichere Merfmahle zu finden, Nach einer Ai N ma großen sag Hellots Chymiſche Theorie großen Menge forgfältig angeftellter Berfuche hat man die neue VBerfchrift, wegen der Proben, fo man Ueberwallungen (debouillis) nennt, und die an die Verordnung von 1737 wegen der Farben ange: hänge ift, eingerichtet. Einige diefer Proben ftellet man mit Seife, ans dere mit Alaun, andere mit rothem Weinftein, und noch andere mit einer Bermifchung von Alaun und vothem Weinftein an. Wie aber allgemeine Regeln für dergleichen Proben vielen Ausnahmen unterworfen feyn müffen, die man entweder nicht hat voraus ſehen koͤnnen, oder die man, obfie gleich bekannt gewefen find, nicht ausführlich hat erzehlen Fönnen, weil dar aus Unordnung und Gelegenheit zu unzähligen Streis tigkeiten wuͤrde entftanden ſeyn; fo ift klar, daß dieſe Regeln, als allzugemein, auch in vielen Faͤllen zu ſcharf ſind, wo helle Farben ſchwaͤchere Salze wuͤrden erfodert haben, als dunklere, die eine groͤßere Menge faͤrbender Theilchen verlieren koͤnnen, ohne ſich merk— lich zu veraͤndern. Man hätte alſo faſt für jede Schat- tirung eine befondere Probe vorfchreiben müffen, wel. „ches ihrer Mannichfaltigfeit wegen unmöglich war, Die Luft und die Sonne geben alfo allein die wahre Probe, Und eine jede Farbe, die ihnen eine gewiſſe Zeitlang widerfteht, oder in ihnen die Beſchaffenheit erlangt, fo die Färber du fond nennen, muß für gut gehalten werden, follte fie auch gleic) bey den Pro- ben durchs Aufwallen, die in der neuen Borfchrift angegeben find, fich gewaltig ändern, Die Schar: lachfarbe mag zum Erempel dienen. Weil felbige von der Seife ganzlid) weggenommen wird, hat man fie der Probe mie Roͤmiſchen Alaun unterworfen, und vom Farben der Zeuge. 549 und fie foll darinnen fi) in Purpur verändern, wenn fie von reiner Eochenille ift. Wenn man indeß die Scharlachfarbe der Sonne ausfegt, verliert fie in der That ihre Lebhaftigkeit und wird dunkler, aber diefe dunkle Schattirung ift nicht die, fo fie vom Alaun erhält. Die Uebermallungen thun alfo in dieſen und vielen andern Fällen nicht einerley Wirkung mit dev $uft und Sonne. cd) habe fürnörbig gehalten, von diefem anzufangen, ehe ich das Verfahren erflärte, vermictelft welches man den Zeugen die rothe Farbe giebt, Damit man wüßte, was bey den Faͤrbern eine gute Farbe beißt. Da die rothe Farbe eine von den fünf urfprüngliz chen in der Färbefunft ift, und eine von den dreyen, mit welchen man faft alle Farben, die ſchwarze aus» genommen, zumegebringen kann; fo muß fie auf Die blaue, von der ich im vorigen Auffage gehandelt habe, felgen, und nach ihr die gelbe fommen, mit welcher ich gegenwärtige Abhandlung fchlieffen, und verdrieß- liche Weitläuftigkeiten, fo viel möglich, vermeiden werde, Die Materien, fo man gewöhnlichermaßen zur guten rothen Farbe anwendet, find die Wurzel der Färberrörhe und der Kermes. Zu dem Feuerrofhe oder fogenannten Scharlady und zum Purpur und Cramoiſyn bedienet man fich der färbenden Theilhen des Gummi Lacci, der gepflanzten, und bisweilen der wilden Cochenille, die aber nicht fo fehon färbt, und wenigftens viermal fo haufig genommen werben muß, als die andere, daher man fie nicht fehe braucht. Man befommt aud) ziemlich fchöne rothe Farbe aus den Polnifhen Coccus, einer andern Art Fleiner Mm 3 Inſecten, 550 Hellots Chymiſche Theorie Inſecten, mit dem man ſonſt einen großen Handel in Polen trieb, Das aber mir der Kochenille in feine Vergleichung koͤnmt. Was die Färber-Erde aus Auvergne, (perelle) die Canariſche Farbe, (orfeille) Das Brafilien:z St. Martha- und Sernambucbol; betrifft; fo geben fie ein oft fehr fehönes, aber niche dauerhaftes Roth, entweder weil ihre Theilchen zu bald in die Luft verfliegen, oder weil, wie ich fehon geſagt habe, Das Mittel, fie auf den Zeugen zu beve- ſtigen, noch unbekannt ift. Der Koucon und der falſche Saffran geben auch fehr fehöne rothe Farbe, aber nicht dauerhafter, als die vorigen; daher man folthe Materialien zur” guten Sarbe- zu gebrauchen | verboten hat, Die Wurzel der Färberröthe (rubiæ tindtorum) | äft der einzige Theil diefer Pflanze, der zum Färben dient. Die rothe Farbe, fo fie giebt, haft unter allem andern Roth am vefteften, wenn man fie auf eine Wolle bringe, fo von der Fettigfeit wohl gereinigt, | "und durch Salze, mit denen man fie zwo bis drey Stunden Fochen laſſen, gehörig zubereitet worden, Dieſes Roth, welches nach einer folchen Vorbereitung des Zeuges: faſt unveranderlich ift, miderfteht ohne Diefelbe den Proben nicht mehr, als alle andere ſchlechte Farben. Diefes bemeift, was ich aefagt habe, daß die Zwifchenräumchen der Wolle Ben nur von dem Fette oder der Ausduͤnſtung des Thieres wohl gerei⸗ nigt ſeyn müffen, die fichder gewoͤhnlichen Reinigung in 3 Theilen Waſſer und einem Theile Urin ohngeach⸗ tet darinn haben enthalten koͤnnen, fondern daß Die "innern Wände Diefer Zwiſchenraͤumchen auch mit einer Schicht ſolcher Sale, die ic) in meinem —* | Aufſatz x] vom Färben der Zeuge, 551 Aufſatz harte genennt babe, überzogen feyn müffen, welche Salze fo muͤſſen beſchaffen fiyn, daß fie ſich an der Sonne nicht caleiniven, und von dem Kegens wafler und der Feuchtigkeit der Luft nicht auflofen laſſen. Der weiffe cder rothe Weinftein oder Weins fteinfenftall ift von Diefer Het, von dem man ordents lich in die Brühe zur Zubereitung oder zu2 oder 3 Alaun thut. Die ſchoͤnſte Wurzel der Faͤrberroͤthe koͤmmt or— dentlich aus Seeland, wo man dieſe Pflanze in den Inſeln Tergoes, Zirikzee, Sommerdyk und Thoolen bauet. Die, ſo aus der erſten erwehnter Inſeln koͤmmt, wird für die beſte gehalten. Der Boden dieſer Inſeln iſt tonicht, fett und ein wenig ſalzicht. Die Aecker, ſo man uͤberhaupt bey dieſer Pflanze andern vorzieht, ſind die, ſo von neuem erſt gebauet werden, und zuvor Wieſen geweſen. Die Seelaͤnder haben den Bau dieſer Pflanze und den großen Han— dei, fo fie damit treiben, den Flüchtlingen aus Flan— dern zu danken. In der Handlung führet fie die Namen Grapp, ges ſchaͤlte und ungefchälte Faͤrberroͤthe. (Garance grappe robée und non robée) Es iſt indeſſen einerley Wurzel, nur daß die garance grappe robee aus der geſchaͤlten Wurzel gemacht wird, und daß bey der non robee die Schale nebft den Fleinen Wurs zeichen, fo aus der Hauptwurzel noch herausdringen, befindlich it. Beyde werben Durch. eine einzige Are son Arbeit verfertigt, mit deren Beſchreibung ich die: fen Aufſatz nicht unnüglich verlängern will. Man. tiefere Die ſchoͤnſten Wurzeln zu der erſten Art aus, laͤßt ſie mit gewiſſen le trocknen, mahlt Mm 4 fie, 552 Hellots Chymiſche Sheorie ſie, ſondert die Schale auf der Muͤhle davon ab, und behaͤlt das Mittel der gemahlenen Wurzel in Tonnen zwey bis drey Jahre auf, nach welcher Zeit fie beſſer zum Faͤrben taugt, als wenn ſie friſch aus der Muͤhle Fame. Wenn man fie nicht auf dieſe Art verwahrte, wuͤrde fie in die Luft verfliegen, und eine nicht fo lebhafte Farbe geben. Anfänglich ift fie in der Tonne gelb, aber mit der Zeit wird fie vorb und braun, Man muß zum Färben die nehmen, ſo eine Safran-Farbe hat, aus veften Klumpen bejteht, und einen ftarfen, aber gleichwohl nicht unangenehmen Gerud) von fich giebt. Anden Gegenden um Ryſſel in Flandern, und an einigen Orten des Königreichs, wo man fie hat wildewachſend gefunden, wird fie gleichfalls gebauer. Die Färberröthen, fo man in Oſt-Indien und der $evante zu den baummollenen Zeugen braucht, find von denen, fo in hiefigen Laͤndern gebraucht werden, etwas unterfchieden. Man nennet fie auf der Küfte von Coromandel, wo diefe Wurzel aus den Wäldern der Küfte von Malabar hingebracht wird, Chat, es ift das wilde Char, das, fo ordentlich gebaut wird, koͤmmt von Vaour und Tuccorin, aber das, fo man am höchften ſchaͤtzt, iſt das Perfianifche, foman Dus mas heißt. Man ſammlet auf der Küfte von Coro— mandel auch die Wurzel einer andern Pflanze, fo Raye de Chaye oder Sarbewurzel genannewird. Es ift eine lange und dünne NBurzel, die der Baumes wolle eine fehöne rothe Farbe giebt, wenn das Färben mit den gehörigen Umſtaͤnden gefchehen ift. Zu KRusder, in der Nachbarfchaft von Smyrna, und in den Seldern von Ak⸗Hiſſar und a. tn | leine von Färben der Zeuge 553 Eleine Tagereifen von eben der Stadt, bauet man auch eine Färberröthe, fo dafelbit Chioc Hoya, Ekmc, Hazala genannt wird. Nach den Proben, fo da- mit angeftelle worden, ift diefes unter allen Färber« wurzeln die befte zur vorhen Farbe. Sie wird auch) in der Levante viel höher gefchägt, als die Seelaͤndi— fche, fo die Holländer dahin führen. Die neuen Grie— chen heiffen fie Lizari, und die Araber Fouoy. Eine andere Farberröthe wächit wilde in Canada, wo jie unter dem Namen Tyffaroyana befanntift. Es ift eine ungemein zarte Wurzel, die ohngefehr einer: ley Wirfung mit unferer Europäifchen hat. Ein weiffes Tuch, das zuvor wohl vom Fette gerei- niget worden, mit Särberröthe zu färben, läßt man es wenigftens drey Stunden in einem Keffel brüben, morein man das nöthige Waſſer mit 4 bis 5 Unzen Roͤmiſchen Alaun, ı oder 2 Unzen Weinftein, und etwa ſauer Waſſer, das ift, Waſſer, das mit Wei— zenkleyen, fo man ſauer werden laſſen, abgekocht wor— den, (eau ſure) thut. Nachdem man es aus dem Keſſel gezogen, druckt man es gelinde aus, und bringt es noch ganz feuchte an einen fühlen Ort, wo es 7 bis 8 Tage bleibe, damit die Salze darein zu wirken, und die Ziwifchenräumchen der Wolle zur Annehmung der Farbe vorzubereiten, Zeit haben. Nachgehends wird das Tuch gewaſchen, die Unreinigkeiten, fo der Weinftein etiwa auf der Oberfläche gelaſſen hätte, wegzunehmen; denn man braucht nie die allerreinften Salze zum Färben, weil die Färber aus Geiz die mobhlfeilften wählen. Diefes Tuch, fo folchergeitalc mit Salzen durchzogen worden, zu färben, bereitet man eine neue Brübung von veinem Waffer, und M m5 wenn 554 Hellots Chymiſche Theorie wenn folches nur lauficht iſt, daß man die Hand dar: innen leiden kann, wirft man auf jedes Dfund Tuch : ein halbes Pfund der fhönften gefchälten Faͤrberroͤthe hinein, fomanim Keffel wohl umruͤhrt. Wenn man bemerft, daß fich das Waffer davon gefärbt bat, fo alfezeit zwifchen der Taulichten und Fochenden Wärme bleiben muß, tunft man das Tuch hinein, und vollet es ohne Aufhoͤren vermittelft eines über dem Keffel hängenden Rades herum, Damit ſich die Farbe durch: gehends gleichformig auflege. Ohne diefes würde fich der Zeug nicht durch und Durch auf einerley Are färben, und man würde Pläge von mancherley Far: ben fehen. Wenn das Waffer nicht mehr gefärbt fcheint, oder wenn esnur blaßgelb ausfieht, fo ift folches ein Zeichen, daß die ganze Farbe der Färberröthe fich auf den Zeug gelegt bat, nachgehends vermehrt man das Feuer, Diefes Waller einige Minuten Fochend zu machen, wodurch die Farbe auf dem Zeuge vefte ge: macht wird, meil- die gelinde Wärme nur faulichten Waffers nicht würde zugereicht haben, den rohen MWeinftein, fo an den Fäfern der Wolle hängen ges blieben, vollfommen aufzulöfen. Die rothe Farbe von der Faͤrberroͤthe ift nie fo fhon, wie vom Kermes, auch nicht wie die vom Öummi- af und der Cochenille, aber fie Foflee wenig, und Deswegen bedient man fich ibrer für Die gemeinen und mohlfeilen Zeuge. Das Rothe, fo bey der Reuterey und dem Fußvolke getragen wird, iſt ordentlich alles von ber Faͤrberroͤthe. Man erhöhet es bismeilen, des Verbots ungeachtet, durch) eine Verfaͤlſchung mit Materien zur ſchlechten Farbe. 12" 2 vom Farben der Zeuge. 555 Ich habe fehon geſagt, daß die Farberröthe, wenn ‚man fie auf die Zeuge bringt, ohne folche mit Alaun und Weinftein vorbereitet zu haben, ihnen Die rothe Farbe läßt, die aber alsdenn weder beftändig, noch durch und durch einformig ift. Die Salze alfo ma» chen die Farbe vefte. Es entfteht alfo die Trage, ob fie diefes hun, nur indem fie die Zrifchenräumchen der Wolle von Den Leberbleibfeln der ölichten Aus— duͤnſtungen befreyen, daß fich die faͤrbenden Theilchen der Wurzel mehr unmittelbar darein legen koͤnnen, oder ob ein Theil dieſer Salze, beſonders desjenigen, das auch durch das lauchlichte Waſſer nicht weggenom⸗ men wird, daſelbſt bleibt, das faͤrbende Theilchen in den Zwiſchenraͤumchen zu faſſen und gleichſam einzu⸗ leimen, nachdem ſelbige durch das warme Waſſer zu deſſen Einnahme vorbereitet worden, und durch die Kaͤlte zu der Behaltung zuſammengezogen werden. Diejenigen, ſo etwa von der erſten Meynung ſeyn moͤgten, eines andern zu uͤberfuͤhren, darf man nur ſtatt des Alaunes und rohen Weinſteins ein anderes Lugenſalz, als Potaſche, geklaͤrte Lauge von gemeiner Aſche, oder ein anderes reines ausgelaugtes Salz brauchen, welches man in der gehörigen Verhaͤltniß, die Wolle nicht zu fehmelzen, nehmen muß, wenn man alsdenn das Tuch in die Infuſion der Färberrö- the thut, wird es gefärbt herauskommen, aber diefe Barbe wird von Feiner Dauerhaftigfeit feyn, bloß das fochende Wafler wird 3 davon wegnehmen. Man Fann aber nicht fagen, daß ein fires alfalifches Sal; Die Zwiſchenraͤumchen von der Fertigkeit zu reinigen untüchtig fey, da man die ausgelaugten Salze mit einem bekannten Erfolge in allen Hallen braucht, mo | man, 556 Hellots Ehymifche Theorie man, von was für einem Zeuge es fey, die Fertigkeit, fo ihn verunreiniget hat, wegnehmen will, wenn das Waſſer allein dazu nicht zureichte, weil aus Diefer Fettigkeit mit dem Salze eine Art Seife entfteht, die nachgebends vom Waſſer leichte weggenommen wird. Noch mehr: Man. nehme ein mit Farberröthe, nad) der ordentlichen Art des guten Faͤrbens, gefärbtes Tuch; man laſſe es einige Zeit in einer Solution von nur wenigen firen Alkali Eochen, ſo wird die Farbe fo gleich vergehen, weil das fire Alkali die Eleinen Theil- chen der Weinſteinkryſtallen oder desrohen Weinſteins angreift, die das Innere von den Zwifchenraumehen der Wollenfäfern überzogen hatten, und Daraus ein Weinſtein ensfteht, der fich im Waſſer auflöfen läßt, wie befannt ift, da alfo das färbende Theilchen aus bem Zwiſchenraͤumchen, das durch die Wärme er- weitere worden, mit dem Galztheilchen, das es an« leimte, herausgegangen iſt. Wenn man diefen Zeug in Faltem Waſſer wäfcht, geht das noch übrige Der Farbe darinnen vollends fort, und eg bleibe eine halb- gelbe ſchmutzige Farbe zurüd. Bedient man fich ftatt des fchlechten Alkali der Seife als eines Alkali, fo durch Del gelinde gemacht morden, und läßt man ein anderes, nie das vorige gefärbtes Stuͤck Tuch einige Minuten Fochen, fo wird das Rothe fchöner, weil das-Alfali, fo vom Dele ein- gewickelt worden, Das vegetabilifche Saure des rohen Weinfteins nicht angreifen fönnen, und das Aufmallen nur die Farben-Theilchen, fo nicht veite hingen, weg- genommen hat. Da ſich ihre Zahl folchergeftalt ver- ringert, fo bat der Reft eine 1 und — angenommen. | Zum | vom Färben der Zeuge. 557 Zum Ueberfluffe führe ic) als einen Beweis, daß ſich in den Zwifchenräumehen einer mit Färberrörhe gefärbten Wolle wirklid) Salze befinden, an, daß die verfchiedene Menge, in ver man Weinfteinfry- falle nimmt, unzählige Mannigfaltigkeiten giebt, die, ohngeachtet man eben diefe Wurzel behält, nicht nur auf Schattirungen, fondern auf Farben anfommens Denn wenn man weniger Alaun und mehr ZBeinftein nimmt, hat man ein Zimmetroth, ja wenn man nur den Weinftein in die Brühe thut, verliert man Die rothe Farbe, und bekommt eine — Zimmetfarbe, oder eine falbe Wurzelfarbe, die aber ſehr veſte haͤlt, weil der rohe Weinſtein als ein ſaures Sal; den Theil, der roth würde gefärbt haben, fo aufgelöft hat, daß nur eine geringe Menge davon mit den holzichten Faͤ— fern der Wurzel zurückgebiieben ift, die dadurch wieder in die Klaffe der gemeinen Wurzeln gebracht wird, aus denen man ordentlich eine mehr oder weniger dunfele falbe Farbe erhält, nachdem man viel oder ‚wenig genommen hat. In der Folge diefer Abhand— fung wird erwiefen werden, daß das Saure, fo die rothen Farben lebhafter macht, wenn es zu häufig ge— nommen wird, fie in zu Fleine unfichtbare Theilchen aufloͤſet. Bedient man ſich ſtatt des Weinſteins, der ein hartes Salz iſt, eines andern, ſo ſich leicht aufloͤſt, z. E. des Salpeters, nebſt dem Alaune, den Zeug zur Annehmung der Farbe zuzubereiten; ſo wird der groͤßte Theil der Roͤthe unnuͤtze. Es verſchwindet, oder legt ſich nicht auf, und man hat eine Zimmetfarbe, die zwar ſehr lebhaft, aber nicht beſtaͤndig iſt, weil der Salpeter ſich zu leichte im Waſſer wieder aufloͤſt, in dem 558 Hellots Ehymifche Theorie bem man das Tuch), nachdem es gefarbt worden, wieder einweicht. Braucht man ſtatt dieſer beyden Salze das Glau— beriſche Salz; ſo entſteht eine garſtige falbe Farbe, die weder in der Luft, noch bey andern Proben aushaͤlt, weil ſich dieſes Salz zu leichte aufloͤſt und calcinirt. Die flüchtigen alkaliſchen oder urinoſiſchen Salze, die aus einigen Pflanzen, als des Canariſchen Faͤrber⸗ moofjes, (Orfeille des Canaries) und andern, ein fehönes Roth berausbringen, das man zuvor nicht würde darinn gefucht haben, entwickeln auch das Rothe der Färberröthe, aber zu gleicher Zeit theilen fie ihm ihre Slüchtigfeit mit, dergeftalt, daß, wenn ich habe Färberröthe gebrauchen wollen, die ich, wie man bey der Farber-Erde (Orfeille) thut, mit Urin, fo gegaͤhrt hatte, und mit ungelöfchten Kalk zubereiter, babe ich nur Nußfchalenfarben, manche heller, man= che dunkler, aber alle ſehr dauerhaft erhalten, weil nichts als der Fleine Theil des urinofifchen flüchtigen Weſens, der die Farberrörhe benegt hatte, in Die Infuſion gekommen war; das Aufwallen war zuläng- lich, zu verurfachen, daß felbiger ausdünftere, und das Tuch war auch aufferdem genugſam mit Salzen verfehen, da es zuvor gewöhnlichermaffen gebruͤht worden, daß es alfo das, mas von den färbenden Theilchen der Wurzel zurückgeblieben war, behalten Eonnte. | Wenn man ein reines Roth, z. E. von der Coche— niffe, auf ein Tuch bringt, fo zuvor blau gefärbt, und nachgehends zur Annehmung der vothen Farbe durd) die Brühe mit Weinftein und Alaun vorbereitet wor- den, erhält man Purpur oder Violet, nachdem man vom Färben der Zeuge, 559 man zuvor viel Blaues, oder i80 viel von dem reinen Korhe genommen. Das Rothe der Färberröthe thut dieſe Wirfung nicht, weil es nicht rein ift, wie das von der Cochenille, und weil es, wie ich oben gefagt habe, durch die falbe Farbe, fo vie Holzfäfer Diefer Wurzel, wie faft aller gemeinen Wurzeln ihre, haben, verändert ift. Diefes Rothe alfo, das mit dem Salben vermiſcht ift, bringt auf dem Blauen eine Caffee⸗ oder Maronenfarbe hervor, die, nachdem das zuvor aufgetragene Blau ſtark gewefen, mehr oder weniger dunkel ift, Will man, daß diefe Caffees oder Maronenfarbe einen purpurfarbenen Wieder: fehein habe, muß man zur dauerhaften Farbe noth— wendig ein wenig Cochenille, und zur unbeftändigern etwas Faͤrbermooß (Orfeille) oder Braſilienholz nehmen. —T | Diefes Falbe der holzigten Wurzelfüfern zu verhuͤ— ten, find die Färber, jo das fchönfte Roth mit der Särberröthe machen, fehr forgfältig die Infuſion nur lauliche zu brauchen, und ven Zeug 3 bis 4 Minuten, nachdem es angefangen hat zu Fochen, daraus zu zie— ben, denn wenn das Waffer ein wenig länger kocht, gibt die Farberröthe eine merklich mattere Farbe, weil alsdenn die Wärme des Waſſers ftarf genug ift, daß die falb faͤrbenden Theilchen fic) abfondern, und zus gleich mit den rothen auflegen. Man wuͤrde diefe Befchwerlichfeit vermeiden, wenn man ein Mittel erfande, zu der Zeit, da die Wurzel der Färberröthe noch feifch ift, den rothen Zirfel, der unter ihrer brau- nen Haut liegt, und das Mark im Mittel umgiebt, leichte abzufondern, aber diefe Arbeit wuͤrde den Preis folcher Waare zu ſehr erhöhen, und es fiheiner unnüge, Ders 560 Hellots Ehymifche Theorie dergleichen im Großen zu verfuchen, da Das, was man fo abfonderte, doch nie die ſchoͤne rothe Farbe der Co- chenille geben würde. Aufs böchfte koͤnnte man es thun, die baummollenen Zeuge zu färben, deren Preis diefe Koften noch fragen mögte. Man bedient fich der Färberrörhe zugleich mit der Eochenille halb ſchar— lach zu machen, und ic) werde davon reden, wenn ich den Gebrauch diefes Inſectes befchreiben werde. 60 will ic einen Verſuch anführen, der mir eine ziemlich ſchoͤne Purpurfarbe gegeben bat, ohne daß ich die Cochenille dazu genommen, und das Tuch zu- vor blau gefärbt. Ich habe ein Stück weiffes Tuch von einer halben Unze fehwer, mit 10 Graͤn Roͤmi— - [hen Alaum und 6 Br. Weinfteinkryftallen Fochen lafe fen. Nach einer Biertelftunde habe ic) es herausge- zogen, ausgedruckt und Falt werdengaffen, nachgehends in eben diefe Infuſion 24 Gr. ungefchälte Färberröthe gethan; wie folche diefem Waſſer, Das nod) mit den Salzen geſchwaͤngert war, ihre Farbe mitgerheilt hatte, habe ich zo Tropfen einer Solution von Wis: muth hineinfalfen laffen, die in Waffer und Salpe— tergeift zu gleichen Theilen genommen, gefhehen war, und alsdenn das Tuch wieder hineingetaucht. Mad) Verlauf einer halben Stunde habe ich es wieder her— ausgenommen, ausgedruckt und gewafchen. Es war von einem faft fo fehönen Cramoiſy, als ob folches wäre mit Cochenille gemad)t worden, und hatte auch einen zulänglichen Grund, oder genug einfürmige Sarbe, in diefem Zuftande zu bleiben. Weil ich in defien fehen wollte, was jich ereignen würde, wenn ic es ftärfer färben lieffe; fo ließ ich es noch eine Biertelftunde Eochen, und bekam eine fehr lebhafte Purpur= ® vom Färben der Zunge. 561 Purpurfarbe Diefer Purpur, der eine neue Ent— deckung in der Faͤrbekunſt ift, und in der Chhmie zu Folgerungen Anlaß giebt, von denen ich in einem ans dern Abſatze diefer Abhandlung reden werde, erhöht und verfchönert ſich, wenn er mie Alaun durchs Auf- wallen geprüft wird, und wenn diefe Probe mit Seife gejchieht, bleibt ein viel fehöneres Roth, als das von der Färberröthe, zuruͤck. Wenn ich das Tuch mit der Brühe vom Weinftein und Alaun verfchiedene Tage feuchte erhalte, nachges hends es in der Infuſion von Färberröthe, die nur ſchlecht und ohne Salze gemacht worden, gewöhnlia chermaſſen färbe, bis es eine lebhafte Zimmerfarbe erhalten, und wenn ich nachgehends zu diefer Infu— fion eben die Solution von Wismurhe ehue, bekomme ich nur eine Maronen- und feine Purpurfarbe, wor— aus erhellet, wie forgfältig man feyn muß, das Vers fahren beym Färben genau zu befchreiben,, und wie aus Mangel diefer Sorgfalt alle Bücher, fo bisher davon herausgekommen, unnige find, weil man Um— ftände ausgelaffen Hat, die, wenn die Farbe dent Verlangen gemäß ausfallen foll, hoͤchſt nothwendig ſind. In dieſem letzten Verſuche hatte der Zeug zu viel Salze angenommen, und ſolche waren vielleiche zu lange Darauf geblieben, in der färbenden Infuſion hingegen befanden ſich gar keine, beſonders kein Alaun, der feine Erde mit dem Wißmuth, vermoͤge der ad⸗ firingirenden Eigenfchaft der Faͤrberroͤthe, härte in die Farbe derfelben präcipitiven Fonnen, Ich habe mich vielleiche über der Art, die Färberröthe zum Faͤrben zu gebrauchen, etwas lange aufgehalten, aber ich habe geglaubt, folches mir Recht zu hun, damit 2 Band, Rn ich 562 Hellots Chymiſche Theorie ich in den folgenden Abtheilungen deſto kuͤrzer ſeyn fünnte: Der Kermes ift ein Sallinfect, der auf einer Art Steineihen, fo beym Lafpar Bauhin alex acu- leata cocci glandifera heißt, wächlt, lebt und fich vermehrt, Man finder diefen Baum in denGegenden um Dauvert, Dendemain und Narbonne, aber "noch häufiger in Spanien auf der Küfte von Ali cante und Dalencia. Die Bauern von Langue⸗ Dock bringen ihn alle jahre, fo bald fie ihn einge: fammlet haben, nah Wontpellier und Narbonne zu verfaufen. Die, fo ihn faufen, um ihn rem: den zuzuſchicken, breiten ihn auf Tüchern aus, und benegen ihn mit Eßig, die Würmer zu tödten, die bisweilen darinnen find, undeinen rothen Staub ver- urfachen, den man, befonders in Spanien, von der Schale, nachdem folche getrocfnet worden, durch ein Sieb abfondert. Nachgehends macht man große Ballen, und mitten in jeden thut man einen Sad voll diefes Pulvers, nach) der Menge, fo die ganze Partie gegeben hat, damit von den verfchiedenen Käufern einzelner Ballen jeder feinen Antheil von fels bigem befomme. ch habe diefes Pulver vergebens zu Paris bey den Kaufleuten gefucht. Man fchicke diefe Ballen gewoͤhnlich nach Marfeille, und von da gehen fie nach der tevante, befonders nad) Algier und Qunis, mo, dem Berichte nach, der Kermes fehr zum Zärben gebraucht wird. Einige Faͤrber, die ſich dieſes Inſects noch bedienen, heiſſen es Rörner, weil es drrgleichen.Geftalt bat. Vorzeiten ward es gebraucht, die rothe Farbe, ſo man Franzoͤſiſchen Schatlach heißt, * en vom Färben der Zeuge, 563 hen. Man finder alte Tapezereyen damit gefärbt, und ihre Sarbe hat bey manchen feir 200 jahren nichts von ihrer Lebhaftigkeit verloren. Gegenwärtig ift fie unter dem Namen Denetianifcher Schar: lach) bekannt, weil fie daſelbſt fehr ſtark gebraucht, und häufiger, als an einem andern Orte in Europa, vorferrige wird. Sie hat weniger Feuer, und ift brau- ner, als der neue Scharlach, an den man es gewohnt iſt, aber fie hat gegentheils den Vorzug, daß fie län- ger dauert, und von dem Korhe und fcharfen Säften nicht fleckt. Die Art, diefen Scharlach zu machen, den man i80 nur bey wollenen Zeugen zu Tapeten braucht, iſt folgende: Man fängt damit an,da& man die gefponnene Wolle bruͤhet. Auf 20 Pfund Wolle wird ein hal⸗ ber Scheffel Kleyen in einem Sacke, nebſt ſo vielem Waſſer, als die Wolle zulaͤnglich durchnetzt, in den Keſſel gethan, worauf man es eine halbe Stunde ko— chen laͤßt, nachgehends aus dem Keſſel nimmt, die Wolle ausdruͤckt und austroͤpfeln läßt. Während diefer Zeit macht man £ fauer VOaffer mit + $luß- mwafler, darein man 4 Pfund KRömifchen Alaun und 2Pf. rothen Weinftein ehut, kochend. Wenn dieſes geſchehen iſt, thut man die Gebuͤnde Wolle hinein, wendet die Staͤbe, an welche ſie beveſtigt ſind, von Zeit zu Zeit um, und nimmt fie nach) zwo Stunden heraus. Nachdem man fie gelinde ausgedruckt, ſteckt man fie in einen leinenen Saf, darinnen man fie 5 bis 6 Tage, wie den Zeug, fo zur Färberröthe zube- reitet worden, in einem Keller läßt. Den fechiten Tag macht mar von neuem Das helleſte Flußwaffer laulicht, darein man alsdenn 12 Unzen gepulverten & R.n.2 Kermes 564 Hellots Ehymifche Theorie Kermes auf jedes Pfund Wolle wirft, mern man ei- nen ftarf gefärbten Scharlach verlangt. Wenn der Kermes zu alt ift, muß man wenigfiens ein Pfund davon auf ein Pfund Wolle nehmen. Wenn die In— fufion zu kochen anfängt, thut man die Wolle hinein, die noch feuchte feyn muß; denn wenn fie trocken ge« worden wäre, müßte man fie von neuem in lauchlichtem Waſſer anfeuchten. Diefes iſt eine allgemeine Regel für alle Farben. Brächte man die Wolle oder den Zeug trocken in die färbende Infuſion; fo würde fich die Sarbe niemals durch und durch gleichförmig durchzie⸗ hen. Wenn die Wolle eine gute Stunde in der In— fufion geblieben, in der man die Wollenbündel oft mit ihren Stöcen herumgewaͤlzt bat, laßt man fie auströpfeln, drückt fie aus, und waͤſcht fie in flieffen= dem Waffe, Der Färber kann den Reſt feiner noch gefärbten Infuſion noch nutzen. Gienennen Diefes die Folge (ſuite). Es wird andere Wolle, die in Salze brühen, wie die vorige, vorbereitet worden, ebenfalls darinnen gefärbt, und erhält nur ſchwaͤchere Schatti⸗ rungen, als die vorige. Man Fann diefer Harbe, die blutroth iſt, etwas mehr Ölanz geben, wenn man die Wolle in Waffer bringt, das etwas mehr als lau- liche iſt, und ein wenig Seife aufgelöft hat. Die Seife macht, daß fie ein wenig ins Cramoify fälle, aber fie wird davon ſchoͤner. Wenn man in die In— fufion vom Kermes ein wenig Aquafort thut; fo wird die Farbe etwas angenehmer, aber vom Kothe fleckigt. Eben diefes erfolge noch beffer, wenn Aquafort zu der Compofition zum Scharlache gefban wird, von ber ich hernach veden werde, \ Das vom Faͤrben der Zeige. 565 Das Rothe des Kermes wird Deswegen fo vefte als von der Färberröthe, weil es auf eine Wolle ge- bracht wird, die auf eben die Art Durch Salze zube- reitet worden, fo der Wirkung der Luft und Sonne twiderfichen. Vielleicht koͤmmt es auch mit daher, weil diefes Inſect fih) von dem Safte eines Straus ches, der adſtringirt, nähret, und diefe Eigenfchaft behalten hat, den Bänden der Zwifchenräumchen der Wolle mehr elaftifye Kraft zu geben, damit fich ſolche eher und flärker zufammenzieben, wenn man fie aus dem Fochenden Waſſer in die Faite $uft bringe. Es mag aus diefer Urſache, oder Daher rühren, meit fi adſtringirende Materien mit der Alaun-Erde prä- cipitiven; fo habe ich allezeit bemerkt, Daß alle Wurs zeln, Ninden, Gerichte und andere Marerien, fo eine adftringivende Kraft haben, lauter vefte Farben geben, _ wenn man fie mit Alaun und rohem Weinſtein brau— het, Man wird in dem Artikel won der Kochenille noch weiter von Diefer Dräcipitation reden. Es läßt fich ein Scharlach verfertigen, der nicht fo glänzend ift, als der von der reinen Cochenille, wenn man die Hälfte Kermes und die Hälfte Coche— nilfe in die Infuſion thut, und ein wenig Compoſi⸗ tion hinzuſetzt. Diefe Farbe ift dauerhafter, als von der Cocher nilfe allein, aber nicht fo fhön. Man heißt fie Schar- lach von halber Cochenille, (ecarlate demi graine) da die meilten Gärber den Kermes nicht mehr gebrau- hen, nehmen fie ftatt deffen Die wohlfeilere Faͤrber— vöthe, wenn fie halbe Scharlache färben wollen. fi Bedient man fich des Kermes allein, mit Cremse Tartari und der Eompofition, ohne Alaun dazu zu 566 Hellots Ehymifche Theorie thun, fo hat man vermittelft einer einzigen Infuſion eine lebhafte Zimmetfarbe ftatt Des rothen, weil, wie ich ſchon zuvor erinnert habe, die fauren Säfte dag rothe in fo zarte Theilchen auflöfen, daß felbige mei: ftens unfichtbar werden. Bringt man aber diefe Zim— metfarbe in eine Infuſion von Alaun, fo erfcheine ein Theil des Rothen wieder, Mit dem Cremor Tartari, der Compofition und dem Alaun, wenn man von dem legtern mehr, als von vorigen beyden, nimmt, gibt der Kermes eine Fliederfarbe. (couleur de Iılas ) Wird ftatt des Mauns und Weinfteins Tartarus vitriolatus gebraucht, und Compofition dazu gethan; fo erhält man ein Agathengrau, in dem faum etwas roth merklich ift, weil das Rothe demfärbenden Ma: terie durch Das Saure der Compofition allzufehr zer: eheilt worden, und der T’artarus vitriolatus die rothen Theilchen nicht zulänglid) hat fammlen fönnen, da ihm die Alaun-Erde fehlt. Aber diefes Agathengrau hält die Proben aus, weil der Tartarus vitriolatus ein hartes Salz ift, und wie der rohe Weinftein ſich weder an den Sonnenftrahlen calcinirt, nod) im Re—⸗ genwaſſer auflöft. Das Slauberifhe Salz, mit dem Kermes gebraucht, zerftört Die Roͤthe völlig, und giebt eine graue Erd⸗ Sarbe, die feine Probe aushält, weil diefes Salz vom Waſſer fehr gefhwinde aufgelöft, und von den Son« nenftrahlen bald zerpulvert wird. Der grüne und blaue Bitriol, wenn man einen von beyden allein ftatt des Alauns aber mitden Wein⸗ fteinfryitalfen gebraucht, zerftören oder verhüllen gleich: falls das Rothe des Kermes durch ihre metallifchen Theilchen. vom Färben der Zeuge, 567 Theilchen. In diefen beyden Berfuchen thut der Kermes eben das, was die Galläpfel oder der Gärs berbaum (fumach) thun würden, und präcipitirt alfo das Eifen des grünen Bitriols, welches das Tuch braungrau färbt, oder das Kupfer des blauen, wovon das Tuch eine Dlivenfarbe erhalt. Wenn ic) ftatt des blauen Vitriols Kupfer in Aquafore aufgelöft nehme; fo erhalte ic) auch eine Dlivenfarbe, woraus alfo die Präcipitation des Metalls zulänglich erhellet. Der meiffe Goßlarifche Vitriol, deffen Grundftoff noch nicht völlig bekannt ift, mit den Weinfteinfry- ftallen gebraucht, verändert Das Rothe des Kermes in Violet, und wenn ich ftatt dieſes weiſſen Bitriols die röthlichte Tinctur nehme, die aus dem Wismuhterz, vermitteljt des Aquaforts und nachgehends hineinge- thanen Küchenfalzes, ausgezogen wird, welches bie befondere fpmpathetifche Dinte giebt, von der ich 1737 eine Abhandlung gegeben habe, befomme id) ein ähnliches, nur etwas tieferes Violet. Diefe Ues bereinftimmung der Farben bringt uns auf den Weg, den Grundftoff des weiſſen Vitriols zu finden. Denn wie die Tinctur des Wismuhterzes nur Deswegen die blaue fompatbetifche Dinte giebt, weil fie die blaue Materie ver Schmalte und ein wenig Wismuth ents hält; fo ift es fehr wahrfcheinlich, daß der weiſſe Vi— triol, fo mie dem Kermes beynahe faft eben derglei« chen Violet giebt, dem Nothen des Kermes auch nur - Deswegen dieſe blaue Farbe mittheilt, weil er eben» falls etwas von diefer Schmalte und vom Wismuch enthält, den das in den Eingeweiden der Erde her— umſchwebende Schwefelfaure aus Diefem Erze gezogen Nng bat, Mi Hellots Chymiſche Theorie Q t, und man hat defto mehr Urfache, dieſes zu glau: ben, weil aller Öoßlarifche weiffe Bitriol aus einer Grube fommt, die Bley, Arſenik, Wißmuth und verfchiedene andere Materien liefert, deren Abgang mit Sand und einem Alkali geſchmolzen, fich in ein Blaues Glas, fo man Zaffer nennt, verwandeln. Die Wahrſcheinlichkeit diefer Folgerungen zu vergröffern, habe ich einen Berfuch mit Alaun, Cremor Tartari und Rermesgemadt. Ich habe zur Infuſion eine ge— wiſſe Menge Wißmuthſolution gethan, und ein noch lebhafter Violet erhalten, "als das, fo die ſympatheti— ſche Dinte giebt. So oft man mit dem Kermen zu häufige faure Saͤfte, es fey vom Vitriol, Salpeter oder Küchen: ſalze, Eitronenfafte, Eßig, ja aud) nur das faure Waſſer gebraucht, verſchwindet, wie ich ſchon gefage Babe, das Rothe der färbenden Theilchen, und man erhält nur lebhafte Zimmetfarben, oder auch Zimmet= farben, die in Auror fallen. Die firen Alkali zerftö- ren dieſes Rothe nicht fo fehr, aber fie freflen es an, und befhmugen es dergeftalt, daß das Tuch eine matte Sliederfarbe erhält. | Sch würde Diefen Auffag zu weit ausdehnen, wenn ich den Husgang von so Berfuchen erzehlen wollte, bey denen ich diefe Materie mit verfchiedenen Salzen und metallifhen Solutionen verändert habe. Sie wuͤrden nicht einmahl der Farbefunft vielBortheil brin= gen, weil man eine große Menge von Farben, die ic) aus ihnen erhalten, viel leichter aus gemeinen. oder wohlfeilern Materien, als der Kermes iſt, ziehen kann. Ich komme nun zur Gochenille, Die vom Färben der Zeuge, 569 Die feine Cochenille, fo man Mefteque oder Te: fteque oder Tefcale nennt, iſt ein Inſect, das in Me- xico häufig gefammlet wird. Die im Sande Gebohr— nen und Die Spanier, fo.nur Fleine Güter Haben, find befchäfftige, es von der Pflanze, darauf es fi) nah: vet, ehe Die Negenzeit einfällt, zu fammien. Sie laffen diejenigen Thiere, fo fie verkaufen wollen, fter- ben und trocknen, und erhalten die übrigen mit grof- fer Sorgfalt, um folche, wenn das übele Wetter vorbey ift, vermehren zu laffen. Es erhält fih auf einer Art von der Oxuntia, die man Copal heißt. Un einem trocknen Orte Dauert es ganze Jahrhunderte, ohne zu verderben, und ich habe eine Fleine Menge, die man von Amſterdam mit allen Beweisthuͤmern eines ızojährigen Alters geſchickt hat, und die noch fo ganz ift, als ob fie aus America fame, auch beym Färben mit einer neuen Eochenille eineriey Wirfung thut. Die Wald: oder Feld⸗Cochenille erhalten wir auch von Veracruz. Die Indianer fuchen fie in den Ge— bölzen von Neumexico auf® Das Inſect befindet ſich auf den dafigen häufigen wilden Opuntien. Es iſt der völligen Feuchtigkeit der fe zur Regenzeit ausgefegt, und ftirbenatürlih. Sie ift allezeit Fleiner, als die feine oder abgewartete Cochenille. Ihre Farbe ift dauerhafter, hat aber nicht fo viel Glanz, und es ift aufferdem nicht viel Bortheil bey ihrem Gebrauche, weil man wohl mehr als viermal fo viel, als von der feinen Cochenille, nehmen muß. | Man findet auch bisweilen zu Cadir geborgene Co— chenilfe. (Cochenille avariee) Diefes ijt feine Cochenille, Die vom Meerwaffer, bey Golegenheit eis | nz nes 570 Hellots Chymiſthe Theorie nes Schiffbrucdjes, wie der Flotte von Neu-Spanien im Canal von Bahama 1734 wiederfuhr, beneget worden. Dergleichen Zufälle vermindern den Preis ftarf, denn das Meerfalz greift die Farbe der Coche— nille an, Daß man folche zu nichts, als zum Purpur, brauchen kann, und auc) diefer wird eben nicht der fhönfte. Indeſſen hat fich einer 1735 gefunden, der das Geheimniß wußte, fie faft mit fo vielem Bortheile, als die ganz unbefchädigte, zum Scharlach zu brauchen. Das Geheimniß ift nicht ſchwer zu entdecken, aber man muß es dem Erfinder laffen, und ihm den Bor- theil nicht entziehen, den er davon erhalten kann, wenn man es nöthig hat. Der feuerbarbene Scharlach, fo fonft unter dem Dramen des Hollaͤndiſchen befannt war, und jego ber Gobelins⸗Scharlach heißt, ift die fehönfte Sarbe unter allen, fo die Farbefunft machen fann, und hat den meiften Glanz. Runkel ſchreibt die Entdeckung einem Ehymiften, Namens Küfter, zu. Diefe Farbe ift auch die eheuerfte, und am ſchwerſten zur Vollkommenheit zu bringen. Man Fann nicht einmal den Punct ihrer Vollkommenheit beftimmen ; denn auffer dem mannichfaltigen beſondern Geſchmack, dadurch die Meynungen einzelner Menſchen von den Farben getheilt ſind; ſo giebt es auch, ſo zu reden, gewiſſe allgemeine Arten vom Geſchmacke, vermoͤge deren zu gewiſſen Zeiten gewiſſe Farben mehr als zu andern Mode ſind. Die Modefarben ſind alsdenn die vollkommenen. Sonſt verlangte man ſtark ge— faͤrbte dunkle Scharlache, die das Geſichte leicht er— tragen konnte, itzo will man ſie orangenfaͤrbig und feurig haben, ohne daß ihr Glanz dem Auge uner— | träglich vom Färben der Zeuge. 571 teaglih wird. Ohne zu entſcheiden, welcher Ge: fhmad den Borzug verdient, will ich befchreiben, wie man beyde Arten macht, und wie alle Schattirungen, fo zwifchen diefe beyden Grenzen fallen, verfertigt wer: den. Es koͤmmt nur auf die Menge des Sauren, oder deflen, was man Compoſition nennt, an. Jeder Färber bat ein befonderes Recept zum Schar: lad), und hält daffelbe für das beite,. Gleichwohl koͤmmt der Ausgang nur auf die Wahl der Cochenikte, des Waflers, Das zur Tinctur dienen foll, und auf die Urt, das Zinn zur Compofition aufzulöfen, an. Denn wenn diefes Metall übel gewählt, oder nicht gehörig aufgelöft wird; fo verurfacht es oft, daß ein Scharlach, bey dem fonft alle Sorgfalt angewandt worden, wenig Ölanz befümmt. Da man vermittelft diefer Solution der Tinctur der Cochenille die lebhafte Seuerfarbe giebt, die ohne diefen fauren Saft natürs licher Weife Cramoifin feyn würde ; fo will ich die Art, die Compofition zu machen, befihreiben, die mir am beften gelungen ift. Sch nehme 8 Unzen Salpetergeift, der allezeit reiner ift, als Das gemeine und mwohlfeile Aquafort, deffen fic) die Särber bedienen. Vermittelſt dverMerhoden, die den Chymiſten befannt find, verfichere ich mich erſtlich, daß er nichts vom Bitriolfauren enthalt. Sch ſchwaͤche diefes Salpeter-Saure mit 8 Unzen filtrirtem Flußwaſſer, und löfe nach und nad) darin- nen z Unze recht weiffen Salmiaf auf, um ein Aqua— regis Daraus zu machen, weil der Salpetergeift, wie befannt, das Zinn nicht auflöft. Endlich thue ich dazu nur 2 Drachmen gereinigten Galpeter. (de la troiſieme guite) Man koͤnnte felbigen ——— aber >72 Hellots Ehymifche Theorie aber ich bed: bemerkt, daß er hilft, daß fich die Farbe n durch und durch einfoͤrmiger auflegt. In dieſem geſchwaͤchten Aquaregis laſſe ich 1Unze Engliſches Zinn aufloͤſen, das id) zuvor koͤrne; ich laſſe aber dieſe Körner eines nach Dem andern hineinfallen, und marte, bis die erften aufgelöft find, ehe ic) die andern hinein- thue. Wenn fi das Metall gar zu fehnell auflöfte, würden fich eine große Menge rother Dämpfe auf: em und in Die Luft zerfireuen. Man muß dieſe Daͤmpfe nothwendig erhalten, und ſie tragen, wie ſchon Kunkel bemerkt hat, ſehe vieles zur LAbhaftig keit der Farbe bey; es ſey nun, daß es ſaure Theilchen ſind, die ſonſt vergebens wegfliegen wuͤrden, oder daß es was ſchwefelichtes iſt, das der Farbe Glanz giebt. Dieſe Methode iſt zwar viel weitlaͤuftiger, als der Faͤrber ihre, die ſo gleich Aquafort auf gekoͤrntes Zinn gieſſen, und warten, bis ein ſtarkes Aufwallen ent— ſteht, und ſich viele Duͤnſte erheben, worauf fie ſol— ches erſt durch ſchlechtes Waſſer ſchwaͤchen. Wenn ſich mein Zinn ſo nach und nach aufgeloͤſt hat; ſo iſt die Compoſition zum Scharlach fertig, und der Liquor hat eine ſchoͤne Farbe, wie Goldſolution, ohne daß ſich Unreinigkeit praͤcipitirt, oder ein ſchwarzer Bo— denſatz zeigt. Die Urfache iſt, weil ich mic) dazu des reinften Zinns ohne einigen Zufaß bediene, wie e8 aus feinem Steine in Cornwallien gekhmeljt wird, da man fonft felten Zinn findet, das nicht einen Boden— ſatz zurüclieffe. Diefe Solution vom Zinne, Die erſt— lich fehr durchſichtig ift, votrd in der großen Sommer= hitze dicke, milchigt und undurchſichtig. Die meiſten Faͤrber glauben , fie fen alsdann verdorben und zu nichts mehr wüße, Indeſſen habe ich — da vom Faͤrben der Zeuge, 573 daß die meinige, diefes Fehlers ohngeachtet, ven Schar: lach fo lebhaft farbe, als ob fie vollfommen helfe ge: blieben wäre. Ueberdieß erhält fie in der Kälte ihre vorige Durchfichtigfeit wieder, welches, die Wahrheit zu befennen, ihr nicht wiederfährt, als wenn fie mit der befehriebenen Vorfichtigfeit gemacht worden. Man muß fie in einer großen Flaſche mit eingeriebes nem Stöpfel verwahren. Wenn man die Compofition fchon- zubereitet hat, fo muß man, um ein weifles Tuch gut Scharlach zu fär- ben, folches anfänglic) eine gute Biertelftunde in Fluß— wafler, das etwas mehr als warm ift, anfeuchten, darauf es herausnehmen, gelinde ausdrücken, und feuchte erhalten, damit fich die Farbe durch und durch gleich auflege. Man muß ebenfalls das reinfte Fluß⸗ wafjer, die Farbe aus der Cochenilfe zu ziehen, haben. Drunnenwaffer oder jedes andere rohe und gupfichte Waſſer würde nicht fo gut thun. Iſt das Flußwaſſer nur etwas verdächtig; fo thut man wohl, es dadurch vorzubereiten, daß man einen weiſſen Leinwandſack mit Weizenklee oder einer andern ſuͤſſen und ſchleimich— "ten Wurzel, z. E. Heilmurz, (guimauve) die gefchabe und in Scheiben geſchnitten ift, in den Keffel hängt. Man braucht ohngefehr anderthalbe feine gepuls verte und gefiebte Cochenille, eine Elle weiffes Tuch, fo nach) vorbefchriebener Art befeuchtee worden, zu fürs ben, welche trocen etwa = Pfund wiegt. Man nimmt dieſe Dofin Cochenille auf zweymahl, namlich = zu der Bruͤhe, damit das Tuch vorbereitet wird, und zugleich eine lebhafte Nofenfarbe erhält, und 52 —* die andere Infuſion, ſo die votommene oe arbe 574 Hellots Chymiſche Theorie Tarbe ertheilt. Man koͤnnte den Scharlach wohl auf ein einzigmahl färben; aber ich habe befunden, daß er alsdenn nicht fo vollfommen wird. Zu der Bruͤhung thut man 30 bis 40 Maaß Flußwaffer in einen Keffel, wenn es etwas mehr als lauliche ift, thut man 3 Unzen mwohlgepulverten Eremor Tartari und 4 Duentchen feine gepulverte Cochenille dazu, man ruͤhrt alles wohl unter einander, und fo bald es anfangen will zu kochen, fegt man 2 Unzen oder weniger Com- pofition dazu. Die Farbe der Infuſion verändert fich dadurch augenblicktih aus einer Cramoiſy-brau⸗ nen in die Roͤthe, fo das Blut in den Puls-Adern hat. So bald die Infuſion angefangen zu fochen, tunkt man das Tuch hinein, und fehrt es während amberthalber Stunde wohl herum, worauf man e8 berausnimmt, ausdrückt und in Falten Waffer wäfcht. Bon diefer erften Zubereitung an hat es eine lebhafte Kofenfarbe, und das Waſſer der Infuſion faſt gar feine mehr, daß man eg weggieſſen muß. Die rothe Farbe völlig zu geben, thut man eben fo viel Waffer, als das erftemal, eine Unze gepülverter Cochenille, die man wohl rührt, bis die Infuſion fehr warın ift, worauf man eine oder anderthalbe Unzen Compofition, und gewöhnlichermaßen Feine lBeinftein-Kryftallen da- zu thut, weil das Tuch noch von dem erftenmale ge: nug übrig hat, die Farbe zubeveftigen. Wenn das Waſſer zu Fochen anfangs, tunkt man das Tuch wieder hinein, und läßt es kochen, bis es die ganze Farbe der Cochenille angenommen hat, und das Waffer nur noch blaßgelb ausſieht. Dieſes braucht eine halbe Stunden oder 3 Stunden. Alsdenn nimmt man es weg, breitet es an der Luft aus, daß es gählinge er- fühle, + vom Färben der Zeuge. 575 fühle, und die Salze ſich dichte zufammenfegen, worauf man es im Fluffe waͤſcht. Einige Faͤrber ſetzen, wenn fie die völlige Roͤthe geben, noch Z Unze weiſſe Stärfe dazu, die man zuvor im warmen Wafjer wohl hat zergeben laſſen; aber diefes leimichte Werfen legt jich bisweilen ungleichförmig auf das Tuch, und ver» hindert, daß die Farbe der Cochenille ſich nicht durch und durch gleich auflegt, daher die Farbe an einem Orte lebhafter, als am andern, erfcheint; man läßt daher diefen Zufag mit beſſerm Bortbeile weg. Ein Tuch, fo auf die Art, mie ich befchrieben, gefärbt worden, hateinen guten Grund, fcheint vollfommen gefärbt, und das Gefichte wird davon nicht angegrife fen. Nimmt man mehr Compofition, als ich) ange: geben; fo erhält man einen Scharlach, der gelber, oder mehr feuerfarben ijt, der ermütet, wenn man ihn lange anſieht, an der Luft ziemlich geſchwinde braun wird, und noch den großen Fehler hat, daß das Tuch bey der geringſten Gewalt zerreißt, weil die Wolle von dem Sauren zu ſtark angegriffen worden. Man macht die Halbſcharlache auf eben die Art. Sie ſind nicht ſo ſchoͤn, aber dauerhafter, weil man einen Theil ſchoͤne Faͤrberroͤthe zu zweyen Theilen Co— chenille thut. Damit man aber die Farbe fo lebhaſt erhält, ‚als wenn manz Theile Cochenille allein genom- men härte; fo nimmt man etwas mehr Compoſition, als gewöhnlich, wodurch die Güte des Zeuges ver- tingert, und verurfacht wird, daß er fih raub an⸗ fühle. Es märe daher beffer, in den Modefcharla- chen, bie die gelbe Farbe haben, fo feit einigen Jah— ven gefällt, ein wenig Terra merita zu dulden, die mit der Cochenille eine fehr Iebhafte Feuerfarbe giebt, ob 576 Hellots Ehymifche Theorie ob folche wohl nicht beftandig iſt, anſtatt daß man das Tuch) durch zu viel Saures verderben laßt. Die Theorie diefer Farbe kann man fich, meinen Ge- danken nach, folgendergeftalt vorftellen: Die Coche— nille, die in reinem Waffer Focht, gibt eine Cramoiſy— farbe, foin Purpur fallt, das ift ihre natürliche Sarbe. Man thue diefe Infufion in ein Glas, und gieffe ſehr reinen Salpetergeift tropfenweiſe darauf, fo wird Diefe Barbe fo helle werden, daß fie Durch verfchiedene Schattirungen endlic) ins Braune koͤmmt. Thut man noch mehr dazu , fo wird man endlich Faum merfen, daß was Nothes im Ölafe geweſen iſt; da— her habe ich geglaubt, mit Rechte zu fagen, daß das Rothe vom Sauren zerftört und in unfichtbare Theil« chen aufgelöft werde, Bedient man fich bey dem Berfuche des Bitriolfauren, fo werden die erften Ders änderungen Purpurfchattirungen geben, darauf wer—⸗ den helfe Sliederfarben, und endlich blaffe Fleiſchfar— ben folgen. Das DBlaulichte, fo fich mit dem Rothen vermifcht, Purpur zu machen, Fann von einer Fleinen Menge Eifen herrühren, Davon das Vitrioloͤhl felten ganz frey iſt. In der Infuſion zum Scharlache thut man Fein Sal;, als Cremor Tartari. Den Alaun, der bey andern Farben gebraucht wird, läßt man weg, weil felbiger die Farbe anfreffen würde. Gleichwohl hat man eine weiſſe irdifche Materie, einen Kalk, nöthig, der mit den rothen Cochenill-Theilchen eine Art von Lack machen koͤnne, das fich vermitteift der Weinſteinkry— ftallen in die Zwiſchenraͤumchen der Wolle veſte ein ſetzt. Man mache den Verſuch mit Diefer Farbe in einem kleinen irdenen glaſirten Oefäffe, und * = oche⸗ vom Faͤrben der Zeuge, 577 Eochenille ihre Farbe ganz dem warmen Waffer mifges heile hat, gieffe man die Compofition tropfenweife bin- ein, und betrachte mit einem mittelmäßigen Bergröfs ferungsglafe, was bey jeder Hineintröpfelung vorgehr; fo wird man ſehen, daß ein kleiner weißlichter Zirfef entſteht, in welchem eine ziemliche heftige Sermen- tation gefhicht. Man wird bemerfen, daß der Zinn. Falf, der ſich anfangs weiß abfondert, faft augenblick. lich die lebhafte Farbe annimmt, die das Tuch in der Folge des Verfahrens erhalten wird. Zum Beweiſe, daß dieſer weiſſe Zinnkalk zur Farbe nothwendig iſt, darf man nur die Cochenille mit dem Galpetergeift und Weinfteinfryftallen allein brauchen; fo wird man ein fehr fehlechtes Cramoify erhalten, . Bediente man ſich der Solution eines andern Metalles, z. E, des Eifens oder Queckſilbers, in eben dem fauren Gafte; fo würde das erfte ein dunfeles Aſchengrau, und das andere eine jafpisartige Maronenfarbe geben, ohne daß man in einem oder dem andern Spuren von dem Rothen der Cochenille entdecken würde, Wie es aber nach dem, was ich gefagt habe, ſehr mahrfcheintich ft, anzunehmen, daß der weiſſe Zinnfalf von den Sarbentheilchen der Cochenille gefärbt worden ‚ die a8 Saure des auflöfenden Saftes lebhafter gemachr, ınd daß Daraus eine Art irdifcher Sack entftanden ift, effen Theilchen fih in die Zwiſchenraͤumchen der Wolle, fo die Wärme des Fochenden Waffers erwei- ert hatten, begeben; fo kann man aud) glauben, daß ie Durch den alsdenn aufgelöften Weinfteinfryftall ‚ngeleime find, und indem fich diefe Zwiſchenraͤumchen urch die gaͤhlinge Erkaͤltung des Tuchs ‚ da man an der Luft ausgebreitet, plöglich zuſammengezo⸗ 2Band. Do gen, 578 Hellots Chymiſche Theorie gen, find die färbenden Theilchen darinnen genugſam vefte eingefaßt worden, eine Dauerhafte Farbe zu ges ben, Benimmt ihmen die Suft nachgehends ihre erſte Ebhaftigkeit, ſo geſchieht dieſes nicht allemal an einem Orte, wie an dem andern, ſondern richtet ſich nach den fremden Materien, die ſich in der Luft befinden. Man weiß aus der Erfahrung, daß ein Scharlad)- tuch auf dem Sande, und befonders an hoben Dertern, feinen lebhaften Glanz viel länger behält, als in den großen Städten, wo Die alkaliſchen urinoſiſchen Dam: pfe häufiger find. Eben fü fleckt der Scharlach von dem Kothe auf dem Sande, der ordentlich auffer dem großen Heerftraffen nur mit Regenwaſſer durchweichte Erde iſt, nicht ſo ſehr, als von dem Kothe der Staͤdte, wo es viel urinoſiſche Materien, und oft, wie in dem Rothe von Paris, aufgelöftes Eifen giebt. Man weiß aber, Daß die Wirfung des Sauren Durd) jede alfalifhe Materie zerftöret wird, Daher koͤmmt eg, wenn ein Stuͤck Scharlachtuch mie einer auge vor Aſche oder Potafche gekocht wird, dieſe Farbe fich fi gleih in Purpur verwandelt, und bey fernerer Fort feßung des Kochens ganz vergeht, weil, wie gefagt, aus dem Alkali und Weinſteinkryſtallen ein Weinſtei wird, der ſich im Waſſer leicht auflöft, und vom Tuch) abfondert, Alsdenn ift aller Leim der färbender Theilchen zerftört, und fie begeben fich wieder in di Salzlauge: Ich will von den 30 Verfuchen, fo ih. mit de Cochenille angeſtellt, nur die ſonderbarſten anfuͤhren Der Zink z. E. im Salpetergeiſt aufgeloͤſt, von delt das Rothe in graulicht Violet. Das Bleyfalz ſtatt der ———— ich Sliederfarbe, De 1 om Faͤrben der Zeuge, 579 > Der Tartarus Vitriolatus mit Porafche gemacht, zerſtoͤrt das Rothe der Cochenille, und giebt ein Aga— thengrau. J | Der Wißmuth im Salpetergeiſt aufgelöft, und nachgehends in einem Öefäffe von uͤberzinntem Eifens blech mit der Infuſion von der Cochenille aufgeloͤſt, ‚giebt eine matte Sliederfarbe, in einem Eupfernen Ge« fäffe aber ein fehr fhönes und Iebhaftes Turteltaua ET — ER Die Kupferfolution im Salpetergeift giebt ein ſchmutziges Cramoiſy. Die Solution von Kapellenſilber eine etwas falbe Mit dem Arſenik giebt die Cochenille eine etwas lebhaftere Zimmetfarbe, als vorige. Gold in Aquaregis aufgeloͤſt, giebt eine ſtreifigte Maronenfarbe, davon das Tuch ausſieht, als ob es aus Wolle von verſchiedener Farbe wäre gemacht worden, A n — N k E — Queckſilber in Salpetergeiſt aufgelöft, thut faſt eben die Wirkung. Das corroſiviſche Sublimat verbrennt und ver⸗ derbt das Tuch, das Glauberiſche Salz allein zerftöre ‚das Rothe der Cochenilfe, wie auc) der Tarrarus Via triolatus, und giebt, wie er, ein Agathengrau, fo aber nicht Dauerhaft ift. ! ’ | Endlich verwandelt die rothe Tinctur des Wißmuth⸗ erzes das Rothe bey der Cochenille, wie beym Kermes, in. ein Violetpurpur, das faft fo ſchoͤn iſt, als härte man dieſes Rothe auf ein Tuch) gebracht; dag zuvor bimmelblau gefaͤrbt geweſen. se Sa Jede \ 580 Hellots Chymiſche Theorie Jede von dieſen beſondern Wirkungen wuͤrde eine große Menge von Verſuchen zur Entdeckung der Urſa⸗ chen erfordern; ich bitte aber, daß man mic) igo von der Ausführung aller dieſer Umftände freyfpricht, weil ich Eein Ende finden würde, wenn ic) in diefem Auffage alles anführen wollte, was bey diefer Gelegenheit gethan worden. | Gummilad. | Man Eann das Roche des Gummilack auch 3 Scharlachen gebrauchen, die davon nicht fo viel Glanz, als von der Cochenille allein, erhalten, aber dauerhafter werden. Das Gummilad, fo man zum Färben am beften hält, Eommt aus Siam. - Es gibt diefes die meifte Farbe. Es muß anfleinen Baumaͤſtchen hans gen. Man muß dasmählen, dasinnwendig am röthes ften ift, und auffen am meiften ins Schwarze fällt. Aus der befondern Unterfuchung, die Herr Beoffroy damit angeftelle bat, erhellet, Daß es nichts weiter, als eine Art von Zellen feyn Fann, wie der Bienen ihre find, oder anderer Inſecten, die dergleichen bauen. Einige brauchen es gepulvert und in einen Lein— wandſack getban, die Zeuge zu färben ; aber diefes saugt nichts, denn es geht allezeit etwas von dem Harzgummi, das ſich in dem kochenden Waſſer des Keffels auflöft, durch die Mafchen der Leinwand, amd haͤngt fich fo vefteans Tuch, wenn es erfaltet, daß man es mic einem Meffer abfhaben muß. — Andere pulvern es, und laffen es in Waffer Fochen, nachdem es alle feine Farbe darein gehen laffen, laffen fie die Infufion Falt werden, das harzigte Weſen ſetzt ſich auf den Boden, man gießt das gefärbte | Waller / vom Färben der Zeuge, 581 Waſſer ab, und laͤßt es an der Luſt ausdunſten, wo es ordentlicher Weiſe ſtinkend wird, und wenn es etwa ſo dicke, wie eingemachter Quittenſaft, geworden, thut man es in Gefaͤſſe, es aufzubehalten. Aber unter dieſer Geſtalt faͤllt es ſchwer, genau zu beſtimmen, wie viel man nimmt. Ich habe mich deswegen bemuͤht, dieſe Tinerur von ihrem Harzgummi abgeſondert zu erhalten, ohne daß man fo viel Waller müßte abdun» ften laſſen, fie trocfen zu befommen und zu pulvern. Ich will nicht alle Berfuche ausführlich erzehlen, die ich mit geſchwaͤchtem Kalkwaſſer, mit der Decoction des Herzen vom Lerchenſchwamm, mit der Decoction der Wurzel von der Ariftolochia rotunda, fo dazu in einem alten gefchriebenen Eoder der medicinifchen Facultaͤt zu Paris vorgefchlagen wird, unternommen habe. Das Wafler läßt in der That einen Theil feiner Farbe in dem Filtro, dadurch id) es gefeigee habe, aber es geht noch zu fehr gefärbt durh. Man müßte es abdunften laſſen, die Farbe völlig zu era halten, und das wollte ic) eben vermeiden. Ich bin alfo auf eine andere fchleimichte Wurzel gefallen, die dem Waſſer Feine Farbe gäbe, aber durch ihren Schleim die färbeuden Theilchen zurücfbehielte, und mit ſolchen im Filtro bliebe. Bisher ift es mir mit der Wurzel der Confolide majoris am beften ge» lungen. Ich brauche fie trocken und grob gepulvert, ein halbes Duentchen davon auf jede Pinte Waffer gerechnet, laffe ſolches eine gute Viertelftunde kochen, worauf ich es durch Leinwand feige, und noch gang heiß auf gepülvertes und durch ein Haarſieb gefiebtes Bummilak gieffe. Es zieht fo gleich eine fchöne Cramoifyfarbe heraus. Ich lafle es 12 bis 15 | 203 Stunden 582 Hellots Chymiſche Theorie Stunden digeriren, und ruͤhre unterdeſſen das Gummi, fo ſich zu Boden ſetzt, ſieben bis achtmal auf. Nach— gehends gieffe ich das Waffer, fo die Farbe in fich gezogen bat, in ein Gefäfle, das groß genug ift, daß 3 davon leer bleiben, und fülle es vollends mit Fals tem Waſſer. ch giefle darauf einige Tropfen einer Starken Solution Roͤmiſchen Alauns, die Farbe, fü ı Durch die vorige Zubereitung fehleimicht geworden, praͤcipitirt fich, und wenn das darüber ftehende Waſſer noch gefärbt ausfieht, thue ich etliche Tropfen von der Hlaunfolution nody hinzu, die Präcipifation zu voll- enden, Damit fahre ich fort, bis das Waffer fo unge» färbt, als das ordentliche, erfcheine. Wenn das fchlei- michte cramoifpfarbene Wefen fich auf ven Boden zulänglic) gefest hat, nehme ic) das helle Waſſer mit einem Heber weg, und laffe das übrige Durch Loͤſch⸗ papier durchtröpfeln, und nachgehends an der Sonne trocknen. Hätte das erfte fchleimichte Waffer nicht alle Farbe aus dem Gummi gezogen, welches man { erfennet, wenn diefes Gummi noch nicht ftrohgelb gervorden, fo müßfe man von neuem fochende Deco- tion der Schwarzwurzel darauf gieffen, und was va07 erftemal gethan worden, wiederholen, Auf diefe Art ziehe ich alle fürbende Theilchen aus dem Gummilac heraus, und laſſe nachgehends diefe ausgezogene Farbe trocknen, ſie zu pulbern. Ich weiß alſo, was mir dieſes Gummi gegeben hat, und bin daher auch wegen der Menge, die ich zum Faͤrben der Zeuge nehmen muß, ficherer, als diejenigen, die | Das gefärbte Wafler nur zur Dicke eines Extractes abduniten laffen, weil daffelbe alsdenn, je mehr Feuch⸗ sigfeit zuruͤckgeblieben iſt, deſto weniger faͤrbt. von 1 von Färben der Zeuge, 483 wohl ausgelefenes und von feinen Aeſtchen abgefon: dertes Gummilack giebt am Gewichte nur etwas we— niges mehr als +, und etwas weniges minder als £ trockner und gepuͤlverter Farbe. Der Vortheil ift alſo, wenn man es ſtatt der Cochenille braucht, nicht ſo groß, als ſich manche Leute einbilden. Man kann es aber in der erſten Brühe gebrauchen, Die Scharlach— farbe veſter zumachen, als fie meiſtens zu feyn pflegt, und das zweytemal zum Rothfarben Die Kochenille nehmen, | Wenn man mit der Farbe bes Lacks nach meiner Are ausgezogen und gepüfvert einen Scharlach machen will; fo muß man zur Yuflöfung deffelben eine Vor— ſichtigkeit beobachten, die bey der Cochenille unnöthig iſt. Wenn man es, wie diefe, in das Waſſer, fo zu kochen anfangen will, thäte, würden + Stunden völlig für ben Sarber verlohren geben, ehe es fich recht aufgelöft haͤtte. Ich thue alfo, gefchwinder davon zu Fome men, fo viel von diefer trocknen Farbe, als ic) brau« chen wilf, in ein irdenes oder von feinem Zinn vers fertigtes Gefäffe, darauf gieffe ich etwas warm Waf- fer, und wenn es wohl durchfeuchtet ift, thue ich Die nöthige Menge ver Kompofition zum Scharlach dazu, und ruͤhre es wohl mit einer gläfernen Mörfelfeule. Diefes Pulver, fo ſchmutzig und dunkel purpurfarben ſchien, nimme bey der Huflöfung eine aufferordentlich lebhafte feuercorhe Farbe an. Ich gieffe die Solu— tion in das warme Waſſer, indem ich anfänglich habe Weinſteinkryſtallen zergehen laffen, und fo bald das Waſſer Focht, tauche ich das Tuch hinein, und wene de es darinnen hin und her, bis es gefärbt ift. Das ganze übrige Berfahren iſt von der Art, vermite | 204 telſt 584 Hellots Chymiſche Theorie telſt der Cochenille Scharlach zu faͤrben, nicht unter⸗ ſchieden. Ich glaube indeß bemerkt zu haben, daß der Extract von Gummilack nach meiner Art etwa 5 mehr Farbe liefert, als die Cochenille, wenigftens als die, fo ich zu dieſer Bergleichung gebraucht habe. Nimmt man ftatt der Weinsteinfeyftallen und der Compofition fires Alkali oder Kalfwafler, fo veranz- dert fich das lebhafte Kothe des Gummilad in Weins hefenfarbe. Braucht man ſtatt diefer verändernden Sachen den Salmiaf allein, fo hat man belle Zimmet: oder Maronenfarbe, nachdem man viel oder wenig von diefem Salze genommen. Alte diefe Berfuche aber führen auf nichts nüßliches für die Färberey, meil fie, ftatt die rothe Farbe des Gummilack zu verfchönern, fie dergeftalt verändern, dag man aus diefer Foftbaren Waare nur gemeine und mafte Karben erhält, die man aus den gemeinz ften Sachen mwohlfeiler "haben Fünnte. Eben diefe Erinnerung ift bey den vorerzählten Berfuchen mit der Cochenille zu machen. Gleichwohl wird man leicht fehen, daß, fo unnüge diefe Verfuche für den Faͤrber find, der Naturforfcher fie doch nicht wegwerfen darf, wenn er die Urfachen Der Beränderungen in dies fen materiellen Farben auffucht, und das wenige, fo id) davon gefagt habe, zeigt, daß diefe Materie eine von den reichften ift, die man unterſuchen kann. Coccus Polonicus. Der Coccus Polonicus ift ein fleines rundes Inſect, etwas größer, als ein Korianderforn. Man finder ihn an den Wurzeln bes Krautes Polygonum cocch- vom Faͤrben der Zeuge, 585 cocciferum hängen, welches die Polen Kosmaczeck heiſſen. Esift das Polygonum germanicum inca- num flore majore perenni des Ray und Tourne⸗ forts Alchimillo gramineo folio majore flore. Nah An. Breys Berichte findet man diefes Inſect häufig indem Palatinat von Kiovien, fo an die Ukraine grenzt, um die Staͤdte Ludnow, Piarfa, Stobönfeze, und in andern wüften und fandigten Gegenden von der Ukraine, Pobolien, Bolbinien, Litthauen, und felbft in Preuſſen von der Seite nach Thoren zu. Die Sammler wiffen,, daß der Coccus gleich nach dem längften Tage reif und von femem Purpurfafte voll ift. Sie brauchen ein Fleines hohles Grabſcheid mit einem kurzen Griffe, fie halten die Pflanze mit der einen Hand, und heben fie, vermöge diefes Werkzeu⸗ ges, mit der andern aus der &rde. Sie nehmen die Fleinen runden Beeren oder Inſecten ab, und ſetzen die Pflanze mit großer Geſchicklichkeit wieder in eben das Loch, fie nicht zu verderben. Wenn fie den Coc» cus, vermittelft eines befonders dazu verfertigten Sie: bes, von feiner Erde gereinigt haben, geben fie Acht, daß erfich nicht in einen Wurm verwandelt. Diefes zu verhindern, benegen fie ihn mit Wein-EBig, und auch bisweilen mic fehr kaltem Waffer, worauf fie ihn mit gewiſſen DVorfichtigfeiten in einen warmen Ort bringen, oder zu einer gelinden Austrocknung in die Sonne feßen, weil er feine fchöne Farbe verliehre, wenn er zu geſchwinde austrocknet. Bisweilen fon« dern fie diefe Fleine Inſecten von ihren Häutchen durch ein gelindes Drücken mit dem äufferften des Fingers ab, und machen Eleine runde Klumpen daraus. Diefes Yusdrüsfen muß mis vieler Gefchicklichkeis und Auf O5 merke 586 Hellots Chymiſche Theorie merkſamkeit geſchehen, ſonſten wuͤrde der faͤrbende Saft durch einen zu ſtarken Druck ſich aufloͤſen, und die Durpurfarbe verlohren gehen. Die Faͤrber Faufen diefe Farbe in Klumpen viel theurer, als in Körnern. Bernard de Bernig, aus deffen Abhandlung ich einen Theil von dem, was ich gefagt, genommen habe, fest hinzu, daß die Polnifhen Edelleute, fo in der Ufraine Laͤndereyen befeffen, die Einfammlung des Coccus vorzeiten mit vielem Vortheile den Juden verpachtet, und Durch ihre Bafallen verrichten laſſen; die Türken und Armenier Fauften fie den Juden ab, und färbten Leinewand, Seide, die Haare und Schweife ihrer Pferde damit; die Türfifchen Weibs- bilder färbten ſich das Aeufferfte der Finger dadurch fchön incarnat ; die Holländer häften den Coceus | fonft fehr theuer gefauft, und halb mit der Cochenille gebraucht; die Farbe dieſes Inſects gäbe mit gewa⸗ ſchener Kreide ein Lack, das faft fo ſchoͤn wäre, als das Florentinifche, und man machte daraus ein ſchoͤ— nes Roth für das Frauenzimmer in Frankreich und | Spanien. Es mögen entweder alfe diefe Nachrichten uͤbertrie⸗ ben, oder der Coccus, den man mie aus Danzig gefchickt, mag zu alt geweſen feyn ; fo habeich, wenn ich mit ihm, mie mit Dem Kermes oder der Cochenille, ver= fahren, nichts weiter, als Fliederfarben, Sleichfarben, weniger oder mehr lebhafte Cramoiſyfarben, und niemals Scharlach erhalten. Sonſten iſt der, den ich gebraucht, fait fo hoch gefommen, als die gufe Cochenille, und giebt auch den fünften Theil der Farbe diefes Mericanifchen Inſects. Vermuthlich aus Diefer Urſache it die Handlung mit dieſem =. ecte vom Färben der Zeuge, 587 fecte ungemein gefallen, und man kennt es in den meiften des Faͤrbens wegen berühmten Europäifchen Städten nur noch dem Namen nach. Die Eochenille hat den Plag erhalten, und alle andere Waaren, die ſchlechter, als fie, find, vertrieben. Ich will die 24 Verſuche, fo ich angefteffe, nicht ausführlich erzehlen, weil id) ohngefehr eben derglei- hen, tie in den vorhergehenden Artikeln befchrieben worden, vorgenommen habe, und ich glaube, es wird genug feyn, der Gefellfhaft die Probencharte zu zeigen. Ehe ich diefe Abhandlung endige, muß ich noch etwas von den Verſuchen fagen, Die ich angeftellt, das Rothe der Färber, die mit verfihiedenen unter dem gemeinen Namen des Brafilienbolzes befann- ten Hölzern fchlecht färben, fo dauerhaft, als möglich, zu machen, da ſolches nach ihrer Art allemal unbe: ſtaͤndig iſt. Ich fege zum voraus, daß diefer Fehler Darauf anfommt, daß fie die Salze fparen, indem fie fih begnügen, die Zeuge einzumeichen, und fie nicht, ehe fie in den Keſſel mit der Brafilienfarbe gethan werden, mit Weinftein und Alaun Fochen laſſen. Deswegen habe ich mit diefen Hoͤlzern es eben fo ge» macht, tie man es bey den guten Farbenlzu machen pflegt, und kann mir faft ſchmeichein, dafles mir ge⸗ glückt, wenigftens hat eine Probe von Roth, die ich mit Fernambuck gemacht, während drey Monate gar- fligen Wetters im legtern Winter in der freyen duft nichts von ihrer Farbe verlohren, Wenn noch eine andere auf eben die Art verfertigte Probe künftigen Sommer die Wirfungen der Sonne aushält; fo wird ſolches ohnftreitig eine fehr nügliche Entderfung | 18 588 Hellots Ehnmifche Theorie die Farbefunft fenn, und ich will alsdenn die Ark des Verfahrens bekannt machen; denn es ift fehr wahr- ſcheinlich, daß, was mit einem diefer Hölzer gelungen ift, mit allen übrigen gelingen wird. ch kann noch hinzufegen, daß man mit dem Cana- rifchen Faͤrbermooſſe (Orfeille des Canaries) rothe Farben machen kann, die in der Luft aushalten, und fajt fo fchön find, als die Halbſcharlache. Diefe beyden Stüde behalte ich einem andern Auffage vor, der gegenwärtigen zur Ergenzung dienen foll. | Vom Gelben, Sch babe wenig von diefer Farbe zu fagen. Die Materien, die fie geben, find nicht felten. Faft aus allen Dflanzen mit gelben Bluhmen erhält man fie, und ordentlich fo gar als eine Dauerhafte Farbe, wobey aber ber Zeug mit Maun und Weinſtein muß vorbereitet ſeyn. Die Pflanzen, foman dazu am gewöhnlichften braucht, und ihre Farbe als die veftefte anfieht, find die Weide, (gaude) Scharte, (farrerte) Genfter, (geneftrolle) Fönumgräcum, und gelb Hol. Die Weide wird unter allen am meijten zu einem wahr: haften Gelben gebraucht. Scharte und Genfter find beffer zu der Wolle oder Zeuge, fo man grün haben will, weil ihre natürliche Farbe etwas ins Grünlichte falle. Das Fönumgräcum und gelbe Holz geben et= was verfchiedene Schattirungen. Wenn man aber Die Menge der Salze des fürbenden Ingredients und die Zeit des Kochens verändert, kann man aus jeder von dieſen beyden Pflanzen unzählig mannic) faltige Schattirungen erhalten. Ich babe eine Probe vom Färben der Zeuge. 589 Probe davon inden Verfuchen gefehen, fo ich mit der Virga aurea Canadenfı gemacht; diefelbe würde der Faͤrbekunſt nügli werden, wenn ſich jemand darauf legte, fie zuvermehren. ch glaube fo gar, daß Vortheil von Wichrigfeit dabey ſeyn würde, Man verführt mit dem Gelben, wieben der Färber: roͤthe; daher iſt es nicht noͤthig, umftändliche Erzeh- lungen zu machen, die auf bloſſe Wiederholungen hin⸗ auslaufen würden. Aus allen in diefen Abhandlungen erzehlten Ver ſuchen folgt, welches ic) nochmals wiederhole, daß es ohne die Salze, fo beym Färben gebraucht werden, feine dauerhafte und anhaltende Farbe gibt; daß die Zwiſchenraͤumchen der Wolle, Daraus man die Zeuge gemacht oder machen will, müffen gereinigt, erweitert, überzogen und nachgehends zuſammengezogen werden, damit das färbende TIheilchen darinnen gleichfam wie ein Diamant im Kaften eingefchloffen fer. Wenn man mit dem Bergröfferungsglafe zween Fäden Wolle, einen gefärbt, den andern ungefärbt, betrachtet, wird man einen merflichen Unterfchied entdecken, der nur diefer Mechanif kann zugefchrieben werden. Keine färbende Materie von der Klaſſe, die dauerhafte Farben geben, ift, die nicht eine Eleine oder ſtarke adftringirende Kraft bat. Man kann hieraus mit genugfamer Wahrſcheinlichkeit fehlieffen, daß fich etwas von der Alaun⸗Erde präcipitirt, und daß diefe Erde mit den färbenden Säften eine Art Sack machet, das von dem Mahlerlack wenig unterſchieden, aber ungemein viel feiner ift; daß die Ingredientien zur fehlechten Farbe anhaltender werden Fonnen, wenn man ihnen die ad⸗ ſtringirende Kraft, Die ihnen fehlt, durch eine Mas terie, 590 Hellots Chymifche Theorie terie, fo fie überflüßig hat, mittheilet, und daß als- denn das Kochen mit dem Alaun und Weinftein Diefe Farben dauerhafter macht; daß man bey den Farben, wo fich der Alaun nicht brauchen läßt, etwas anders an feine Stelle fegen muß, das dem färbenden Safte eine‘ eben fo weiſſe Bafin gebe, als der Alaun; Daß das reine Zinn diefe Baſin beym Scharlach giebt; daß, wenn fic die kleinen Theilchen des farbicheen irdiſchen $acks ale, vermittelft des Kochens, in Die ermeiterten Zwiſchenraͤumchen des Zeuges hineingezogen haben, der aus dem Weinſtein entjtandene Heberzug, fo jie innwendig ausfürtert, dieſe färbende Theilchen darinn anleimt, und daß endlich, wenn die Zwiſchenraͤumchen fih von der Kälte zufammenziehen, alles vollendet iſt, und ſie dadurch ſo veſte gehalten werden, daß ſie nichts wieder wegbringen kann. | V. Nachricht. mr je Verleger dieſes Magazins haben unter ber S) Preffe: Abhandlungen der Königlichen Schhmedifchen Akademie der. Wifjen- fchaften vom Jahre 1739 und 1740. Ausdem Schwedifchen uͤberſetzet. Erſter Theil, In groß Octav. Mit Kupfern. — Eine Siebe für das Vaterland hat die geſchickteſten Männer in Schweden, welchen Geburt und Gelehr- ſamkeit ein Anfehen geben, ermuntert, fich mit Derg- werksyerſtaͤndigen und andern Kennern, ke nfte Nachricht, 591 Kuͤnſte in eine Gefellfehaft einzulaffen, um mit ihnen in Vertraulichkeit und Fleiß zum allgemeinen Nutzen ihrer Mitbürger und ihrer Nachfommenfchaft zu ara beiten, Sie haben zu dem Ende hbauptfächlich die Naturlehre, die Haushaltungskunſt und die Mechanik zu ihren Abhandlungen gewaͤhlet, weil diefes vornehmlich die Wiſſenſchaften find, welche ven wichtigften Einfluß in die Beduͤrfniſſe der Menfchen "haben, und denjenigen Staat glücklich machen, worin⸗ nen fie auf eine brauchbare Art in Ausuͤbung gebracht werden. Seitdem Julius 1739 hat uns diefe Koͤnigl. Gefellfhaft alle drey Monate ein Stüc von 5 bis 6 Bogen mit verfchiedenen Kupferftichen geliefert, wo— von vier allemal ein Jahr in fich begreifen, und niche über ein Alppabeth ausmachen, Mit dem Schluffe des abgemwichenen Jahres ift der achte Band geendet, und feitdem bereits das erfte und zweyte Stüf zum neunten ans Licht gefreten. Da man das Vertangen unferer fandesleute nach dem Innhalte dieſer phyſika⸗ tifchen und oeconomiſchen Abhandlungen, welche in einer nur wenigen in Deutfehland befannten Sprache aufgefegt find, bemerfer hat; fo haben die Verleger diefes Magazins Die deutſche Ueberſetzung davon einer beyder Sprachen Fundigen und geſchickten Feder aufge fragen, und der erſte Band wird mie dem Ausgange des Auguftmonats, in groß Octav ſauber gedruckt, die Drefle verlaflen; | Innhalt Innhalt des fuͤnften Stuͤcks: 1. Die Hollaͤndiſche Goldgrube, welche den hochloͤblichen Schwediſchen Reichsſtaͤnden bey dem im Jahre 1746 und 1747 gu Stockholm gehaltenen allgemeinen Reichstage entdecfet worden von einem Schwedi⸗ (ben Tydelefur. Aus dem Schwedifchen überfeßt. 1I. Marten Cydelefurfons Anmerkungen über die den bochlöblichen Schwedifchen Neichgftänden entdeckte Holländifche Soldgrube, Aus dem Schwediſ. überfeßt. - III. Auszug aus dem II Theile von Hn. Smiths Samm⸗ lung der Nachrichten, fo die Bearbeitung und den Handel der Wolle in Engelland betreffen. (2 Band, 4 Stu S. 395.) IV. Forsfeßung von des Hn. gelloes Chymifcher Theorie vom Färben wollener und feidener Zeuge. Aus den Schriften der Parifer Akademie von 174 1,den — ©. 49 der Hollaͤndiſchen Auflage, (ſ. Band, 5Stuͤck.) V. Nachricht von der vorhabenden deutſchen Ueberſetzung der Abhandlungen der Koͤnigl. Schwedifchen Alade⸗ mie der Wiffenfchaften, Hamburgifches Wagazin, oder geſammlete Schriften, zum Unterricht und Vergnuͤgen, aus der Naturforſchung und den angenehmen Wiſſenſchaften uͤberhaupt. WERT: A n — => Pr: EHE EeRTT ) 9 u, 1 U I 5 — S_ A = x©) l 477 I Be a RN: IR NER — SF Rz E — NEL NE Des zweyten Bandes ſechſtes Stät. EEE RETTET EFT Tg an ‚Mit Königl. Pohln. und Churfuͤrſtl. Sachfifcher Treybeit, Hamburg, bey Georg Chriſt. Grund, und in Seipzig bey Adam Heinr. Holle, 1748, | RE — er * Phi: ‚& Fr I 3 * — is —J——— —7* io Br sr r” 282 ( =, N % \ - 14 ⁊ 4 2 PA — aa S& 3 N IN , N n 7] 2* N — — D \ IN 5»? x pr & —8 —V (SIT 00T — EFTN 2. A =» * u F Traité des Renoncules etc. ER RTERER Tractat von den Ranunkeln in denen man, außer dem, was dieſe Blumen boſonders baufe, phoſitkaliſche Anmerkungen und nuͤtzliche Erinnerungen wegen der Gaͤrtnerey und des Feldbaues findet. Paris 1746, 8. 258 Seiten ; 6 Kupfer. ieſes Buch ift fo voll gelehtter und phyſikali⸗ ſcher Anmerkungen, daß es den Liebhabern der nuͤtzlichen Naturforſchung nicht anders N höchftangenehm ſeyn kann, davon einige Mach» richt zu erhalten. Das Vergnügen; fo der Berfaffer, d'Ardene, P. des Orat. wie er ſich in der Zueignungs- D rift an den Hrn,de Bruni Baron dela TourdAigues, * des Parlaments von Provence, zu erkennen Pp2 gege: 596 Tractat gegeben, an den Blumen, beſonders den Ranunkeln, ‚gefunden, hat ihn zu der letztern Abzeichnung angereizt, und Diefe auf die Ausarbeitung feines ganzen Werks gebracht. Es beſteht aus drey Theilen. Die erften benden werden ietzo geliefert, und erzählen die Gefchichte diefer Blume, und die Wartung, fo fie erfordert: Der dritte foll Abzeichnungen aller befanntenRanunfeln. enthalten, und ieder ihre verfchiedene Namen und Merf- male, daran fie fih von andern unterfcheidet, darftellen. Der Berfaffer ift nicht bey feinem Hauptgegenftande allein ftehen geblieben, fondern hat auch: von verfchie- denen andern Blumen, ja von dem ganzen Feldbaue hin und wieder Anmerkungen eingeftveuer, und den Unterricht, den er ertheilt, fo umftändlich und deutlich zu machen gefucht, daß er aud) Anfängern in der Gaͤrt⸗ nerey dienen kann. Die Ranunkeln find erft um die Zeiten Mohammed IV berühmt worden. Sein Öroßvezier, Cara Muftapba, den fein Haß gegen die Ehriften, und befonders die Be— fagerung von Wien 1683 befannt gemacht, fuchte ihm eine gemäßigtere Befchäftigung, als die Jagd, die feine Hauptneigung war, zu verfchaffen. Er brachte ihn deswegen auf die Blumen, und wie er merfte, daß der Sultan die Ranunfeln den andern Blumen vorzog, fhrieb er. an alle Bashas des ganzen Reichs, ihm die Saamen und Wurzeln der fhönften zu ſchicken. Die von Eanvdien, Enpern, Aleppo, Rhodis und Damas erfüllten diefes Verlangen am beften. Diefe ſchoͤnen Blumen waren eine Zeitlang im Serail fo eingefchloffen, als die unglüclichen Opfer der Wolluſt des Sultans. - Durch Geld wurden ſie endlich aus dem al; befreyet. Marfeille erhielt fie zuerjt, und man bat | | “ihre | von den Ranunkeln. 597 ihre Ausbreitung befonders dem Herrn Malaval da: ‚felbft zu danken. - - Man darf diefe Erzählung nicht fo auslegen, als waͤren zubor die Nanunfeln ganz unbefanne geweſen. Man finder ihre Abzeichnung und Befchreibung ben den älteften Kräuterfennern, bey dem Bauhin, beym Elufius, Tabernämontan, Lobel sc, Die europäifchen Fuͤrſten haben fie fchon mit aus Syrien unter den fchlech- ren Siegeszeichen ihrer unglücklichen Kreuzzuͤge mitge- bracht: Aber die vormaligen fehöniten, 3. E. die pivoine, find ießo die fchlechteften: Daher haben verfchiedene, fo vorzeiten vonden Blumen gefchrieben, wenig oder gar nichts von den Nanunfeln gefagt, weil fie folche nicht befonders ſchoͤn gefunden. Der lateinifche Name, Ranunculus, fommt von Rana her, weil viele wilde Ranunfeln an fumpfigten Oertern wachfen, wo ſich Fröfche haufig aufhalten. Der Berfaffer erflärt fi) darauf, daß er von den Kanunfeln nicht in der Weitläuftigkeit handeln wollte, in welcher Tournefore mit andern Botanicis dieſes Wort nimmt. Er bleibe nur bey der Art ftehen, die man ordentlich unter diefem Namen fennt, und be- trachtet fie, nachdem fie einfach, balbgefüllt, oder völliggefüllt ift. 3. | Die einfachen haben nur z'oder 6 Blätter, die halb: gefüllten etwas mehr, aber nicht fo viel, als die vollig: . gefüllten * Man zieht die Saamen der halbgefüllten, Fe weil * Der Herr Verfaſſer haͤtte, um ſeinen Leſern, ſo noch keine Kraͤuterkenner find, keine falſchen Begriffe beyzu⸗ bringen, nicht unerinnert laſſen ſollen, daß die gefüllte Blume eigentlich aug AT ae aka p e⸗ sg 77actat weil fie angenehme Veränderungen hervorzubringen pflegen, den Saamen der einfachen vor... Der Berfaffer haudelt zuerſt von den einfachen, und betrachtet ihre Wurzeln, Blätter, vofenföngige Blu men und Saamen. Man nennt die WBurzeln der Kanunfeln ordentlich Tagen * oder Klauen **, aber ein eritifcher Blumen- kenner muß ihnen nur den legten Namen belegen, und den erften den Anemonen uͤberlaſſen. Die Aehnlichkeit, von der ſie hergenommen ſind, erfodert dieſes. Der Herr Verfaſſer ſtellt die verſchiedenen Geſtalten dieſer Wurzeln auf einer Kupferplatte vor. Die Blaͤtter veraͤndern zwar ihre Geſtalt. Man hat Ranunkeln mit Coriander⸗ und andern Blaͤttern, aber fo fehr fich diejelben in ihren Geftalten unterſcheiden, fo behalten doch alle Ranunkeln gewiffe gemeine Merkmale, daran auch mittelmaßige Kenner fie unterfcheiden, Zur gehörigen Zeit dringt eine Eleine Knoſpe mit ihrer Spitze durch das, Gebüfche der Blätter. Dieſes ift Die Blume. Der Stengel, fo fie trägt, verlängert ſich unmerflich, und erreicht nicht allemal einerley Höhe, Er iſt mit einem zarten wollichten Wefen, bey einem mehr als ben dem andern, überzogen, fo entweder dient, den zarten Stengel vor der Witterung zu befhügen, oder eine Menge von Röhrchen, ausmacht, wodurch Die Pflanze Thau und Regen in ſich fauge. (Hill. de PAc. des Sc, 1688 T.I. p. 60.) Die Stengehfind bisweilen bloß, manchmal auch mit Elsinen Blättern, manchmal mie beſteht, beruhen eine, in andern ſteckt, und iede ſo viel Blätter hat als die einfache. Die letztere hat naͤmlich nur eine 2. die gefüllte mehrere. Pates. * »Gfiffes. von den Ranunkeln. 599 mit einem einzigen umgeben, das. die Hälfte des Stengels umfchlingt, manchmal mit zweyen entgegen gefesten, die fich vereinigen, ihn ganz zu umringen. Wo fie am Stengel fißen, wachfen neue Knofpen ber: aus, die aber dem vornehmften nie an Schoͤnheit noch Größe gleichen. Der Kelch hat ordentlich fünf zugeſpitzte Abtheilun⸗ gen, wiewohl der Herr Berfaffer auch 6 und 7 gefunden. DieBlumenblätter* dienen obnftreitig,dasSäulchen**, fo lange es noch zarte ift, einzuwickeln, denn wenn das leßgtere genugfames Wachsthum erhalten, Frümmen fie fich nicht mehr, wie anfänglich, darüber zufammen , fondern breiten fich als, und fallen ab. Die fünf oder fehs Blumenblätter der einfachen Ranunfel haben bey den verfchiedenen Arten befondere Größen, Farben und Geftalten. Wenn die Blume aufgebluͤht ift, entdecken fich eine Menge Staubfäferchen ***, die ſich um das Saͤulchen herum, ohngefaͤhr aufeben die Höhe, erheben. Das Säulchen wird aus einem Fleinen Punkte, etwa 6 Linien + lang und zwo Dicke ; es ift rund, wie eine Walze, ‚hohl, und endige fic) in eine Spige. Die Saamen- Förnerchen bangen daran, und bededen es ringsherum. Sie haben Feine befondere Drdnung, ob fie wohl über: haupt fenfrecht in einer geraden Linie dichte an einander ftehen, von einer Größe find, und an den Orten, wo fie hervorragen, dem wo fie am Saͤulchen hängen, gegenüber mit Spigen bewaffnet find, die das Saͤulchen über und über fachliche machen, Sie haben Feine Be— deckung, die fie zufammen umfleidete. {jedes Saamen- Fornchen ift flach, ohngefaͤhr wie ein Stüf Geld, und Pp4 bat * Petala. ** Piftillum. | *#* Stamina. + Sechs Zmölftheile eines Zolls. 600 Tractat hat einen, beynahe runden, Umkreis, im Mittel ſeiner Flaͤche aber eine kleine Erhebung, weil namlich der ei— gentliche Saamen unter einer befondern Schale liegt, deren Nänder fich in einen faft runden Umfreis zufam- menfügen, ob folder wohl verfchiedene Ungleichheiten, und befonders die porerwähnte Spike hat; Die halbgefüllte Ranunkel unterſcheidet ſich nur in der Menge der Blaͤtter von der einfachen. Die gefuͤllte wird, fo lange fie nicht blüht, mit jenen beyden leicht perivechfel £, nachgebends aber ift ſie von ihnen fehr leichte zu Fennen, weil fie nicht fo wenig Blätter, als die einfache, und Fein Säulchen, wie die halbgefüllte, hat. Ihre häufigen Blätter fallen weder vom Alter noch von der Kälte ab, und füllen alles, ſelbſt die Stelle des Säulchens, aus. Herr Pluche in feinem Schau- plaße der Natur erzähle, wenn sine gefüllte Ranunkel aus Mangel der Wartung u.d, gl. ausartete, und wex niger Blätter befame, wicelte fich das Herz der Blume Durch den Einfluß der Waͤrme und Luft aus, und fie würde fruchtbar, welches aber der Herr Verfaſſer nie weder felbft erfahren, noch von andern gelernt, Keine Blume übertrifft die Ranunkel antebhaftig- feit der Farben, und alle weichen ihr an Menge der Arten, Unter den drey erzählten Claſſen giebt der Derfafler der gefüllten den Vorzug. Mur die halbge- füllte koͤnnte ihr folchen ftreitig machen, aber wenn man in diefer Abſicht fich auf ihre Fruchtbarkeit berufen wollte, fo müßte ſie noch der einfachen weichen, die noch beftän- diger fruchtbar ift. Der Verfaſſer widerſpricht hierinn dem Herrn Pluche, der im Schauplatze der Natur den halbgefuͤllten den Rang geben wollen. Er ergreift dieſe ae ihn ve wegen eines andern Sages au von den) Ranunkeln. 61 zu widerlegen. Dieſer Schriftitefler hat die indiani- fchen Caſtanienbaͤume verschter, und ihnen den Ulmen— baum vorgezogen, - Aber unfer Derfaffer erklaͤrt den Vorwurf fir ungegründet, daß diefer Baum Feine ſchoͤnen Gaͤnge gebe, daß er faft jährlich von einer Raupe feiner Blätter mitten im Sommer beraubt werde, Herr d' Ardene hat über-200 indianiſche Ca— ftanienbaume vor feinen Augen, die ſehr ſchoͤne Gänge machen. Er hat nie gefehen, Daßgginer von diefen Bäumen feine Blätter vor der ge n Jahrszeit verlohren, wohl aber, daß der ihnen vorgezogene Ul— menbaum durch) häufige Inſecten feines Laubes bey der ſchoͤnſten Jahrszeit beraubt worden. Er beſchreibt hierauf ſehr lebhaft, wie der indianiſche Caſtanienbaum unter den erſten iſt, die zu gruͤnen anfangen, wie er mit der Schoͤnheit, Menge und dem Anſehen ſeiner bluͤhenden Pyramiden den angenehmſten Schmuck des Fruͤhlings abgiebt, wie eilfertig er waͤchſt, um zu ge— fallen, und waͤhrend des ganzen Sommers in ſeinem weit ausgebreiteten und dichten Schatten eine ſichere Zuflucht vor der Hitze des Sommers anbietet. Zu dieſen Vorzuͤgen koͤmmt noch fein gerader Stand, ſeine gleiche Schale, ſeine ordentliche Krone, wo— mit er die Mühe wohl bezahlt, die allenfalls wegen fei- ner abfallenden Früchte in den Gängen, die man rein halten will, evfordert wird, und die fehon die Frucht allein zulänglich vergilt, da der Herr Präfident, Bon, (f. ven Merc. de France 1724) den Werth derfelben dadurch gezeigt, daß er fic) die Mühe gegeben, ihren Gebrauch) zu erleichtern, da fie im Nothfalle zu Arzney- mitteln dient, (ſ. Abrege de |’ Hiftoire des plantes | uſluelles etc. par I. B, Chomel im Artikel Maronier) | Pp5 und 602 AuDrac tat und da ſie ohne weitere Zurichtung dient, die en und Shörfe zu maͤſten. Hiermit endigt ſich der erſte Theil. Wir erinnern noch uͤberhaupt, daß des Herrn Verfaſſers Schreibart ungemein lebhaft, ja oft poetiſch iſt. Die Kürze nö- thigt uns, faft alle die dahin gehörigen Schönheiten zu unterdrüden. Er madıt auch, tie aus nur ange- führten erbellen wird, oft Ausfchmweifungen, die aber auf eine gef ve mit dem Hauptwerfe verbunden, angenehm zu MER, und meift in der Abficht, feine Be— lefenheit zu zeigen, von ihm angebracht find, Wir Fommen nun auf den zweyten Theil, von der Wartung diefer Blumen, Die erfte Sorgfalt muß auf das Erdreich gehn: Will man fie in die ordent- liche Erde pflanzen, fo muß man einen Dre ermäblen, 100 fie gut in die Hugen fallen und vor andern Blu: men abgefondert find; weit fie allein befler fortfommen und fehöner in die Augen fallen, befonders wann ihre mannigfaltige- Arten geſchickt vermengt ſind. Mei: ftens aber zieht man die fehönften Arten in Blumen: fherbeln, mit Denen man fie leicht, nachdem es Die Sonne und Witterung erfordern , ftelfen kann: Doc) ift gewiß, daß fie im freyen Erdreiche beffer fortfom: men, motern ihr Plaß wohlgelegen iſt, und fie vor den Befchädigungen der Wirterungen nicht genommen werden. » Die Luft hat über das, mas in der Erde fteht, nicht fo viel Gewalt, da fie die Gefäße von ale len Seiten umgiebt, und durchdeingt. Ueberdieß drin⸗ gen die Ausduͤnſtungen, welche Die Sonne erhebt, beſon— ders aber der warme Dampf, den die unterivdifchen Feuer erregen, nicht in Die Blumentoͤpfe, und kom— men von den Ranunkeln. 603 men alfo. den Pflanzen darinne nicht zu Nutzen, in der frenen ‚Erde verläuft fi) die überflüßige Feuchtigkeit leichter, und die Näffe erhaͤlt ſich länger, Daher: die Pflanze darinne weder won Ueberſchwemmungen, noch von der Nachläßigfeit des Gaͤrtners fo viel Fu befürch- ten. » Man fann die Bortheile der freyen Erde und der Blumentöpfe verbinden, und die Pflanzen erft in Scherben wachfen laffen, alsdenn mit den Scherbeln in die Erde graben. Zu einem guten Erdreich erfordert der Verfaſſer, daß ſeine Theilchen nicht ſo ſteif und trocken ſind, wie bey der leichten Erde, wo der Sand zu häufig iſt, aber auch nicht. fo genau zufammen bangen, fo Dichte und zaͤhe find, ‚wie bey den thonichten und Freidichten. Sie muß aus weichen und lockern Theilchen beſtehen, die fich leichte Durcharbeiten-Taffen, Damit auch Die zarz ten Fafern der Wurzeln leicht in fie hinein dringen und das. Waſſer ſich lange genug darinne aufhält, den Pflanzen zur Nahrung zu dienen. Man nenne eine Erde mit diefen Eigenichaften terre meuble. Sie muß ferner fett, d. i. mit Salze, Schwefel und Ode verfehen feyn, wovon man verfchiedene Proben hat, die. befte aber auf die Pflanzen, fo fie hervorbringt, an: koͤmmt. Auf die Farbe fomme zwar fo gar viel niche an, doch zieht man die ſchwaͤrzlichte vor. Die Mars quife Chatelet giebe in ihrer Abhandlung vom Feuer den Grund an, weil fih ſchwarze Körper leichter, als andere, erhigen laſſen. Zu diefen allgemeinen Vorſchriften müflen noch befondere Anmerkungen - fommen, wenn man gewiſſe Pflanzen, z. €. bier die Ranunkeln, haben will. Weil man'diefelben im Herbſte pflanzt, weil fie den Winter über dauern, und noch 604 Tractat noch, ehe die größte Sonnenhitze angeht, vorbey find, fo verlangen fie eine leichte Erde, da die un diefe Zeit noch ſchwache Sonnenwärme bald durchdringen’ kann; doch noͤthigt bisweilen die Wärme eines Landes, oder die Gegend, in welche man die Ranunfeln gepflanzt bat, fie vor der zu ſchaͤdlichen Sonnenhige mit Dichte: rer Erde zu verwahren. Um ſie noch leichter zumachen, vermengt man fie mit Erdreich von abgenußten Mifts beeten, wo der Mift nichts mehr von feiner vorigen Geftalt behalten hat, man braucht auch dazu eine fehr leichte und lockere Erde, die ſich in alten hohlen Bäu- men, befonders Weiden, findet. Der Berfaffer des Scyauplaßes der Natur hat dieß in feinem ziveyten Theile nicht wohl ausgedruckt, wenn er gefagt, Die Ra⸗ nunfeln verfangeten etwas Erde und verfaultes Holz. Ein Liebhaber derſelben, glaubte ihnen mit verfaulten Sägefpänen einen großen Dienft zu ermeifen, aber alle feine Pflanzen vertrockneten, als ob fie verbrannt wären... Herr D’ Ardene bat felbft oft bemerfet, daß der Platz, wo Sägefpäne liegen geblieben, unfrucht: bar geworden, bis man folche weggenommen. Die Vorſicht wegen der Afche brauche auch Erläuterungen. Man würde den Pflanzen mit Afche, welche aus Lauge gemacht worden, wenig nußen, weil ihr die Lauge ih⸗ ven beften Theil, die Salze, genommen bat, Als ein Beyſpiel, wig viel die Salze zur Fruchtbarfeit bey: tragen, führe der Herr Berfafler eine noch von niemand fonft gegebene Erflärung an, wie der Mil Aegypten fruchtbar macht. Sie ſteht in der 1735 zu Paris in 4 berausgefommenen Befchreibung von Aegypten, ſo durch den Herrn Abt le Macrier, aus den Nachrichten des Herrn de Maillet, alten franzöfif, Confuls zu Cairo gemacht von den Ranunkeln. 605 gemacht worden. Derfelbe berichter, daß ihn alle Abnf- finier, die er gefprochen, einftimmig verfichert, bey dem erftaunlichen Regen, der zu gewiſſen Zeiten Aethiopien uͤberſchwemmt, und die weiten Ebenen, fo diefes Kö- nigreich von Nubien unterfcheiden , voller Moräfte macht, wüchfe in diefen Moräften fo häufiger Schilf zu einer ſolchen Hohe, daß er Die Wege, auch nachdem die Regen aufgehört, und Die Sonne alles wieder aus— getrocknet, unbrauchbar machte. Man verbrennte als fo diefes Rohr, ſich den Weg frey und zugleid) die Selder fruchtbar zu machen. Hiedurch würden ganze Striche mit Aſche bedeckt, fo bis zu den nächft folgen- den Degen liegen bliebe. Der Nil, der fie mit fort: führte , ‚Fonnte vermuthlich Dadurch die Fruchtbarkeit in Aegypten verurfachen. Was der Berfaffer aus eigener Erfahrung bey der Erde für die Ranunfeln beobachtet, beſteht in folgen- den: Am liebiten nimmt er die befte Gartenerde, oder läßt. neue, d. i. folche, die vermuthlich nie, oder doch lange Zeit nicht Pflanzen genähret bat, auffuchen. Zu fechs Theilen derfelben nimmt er. zweene Theile Mift, der durch den langen Gebraud) in eine ſchwarze leichte und fette Erde zerfallen ift, daß er von feinem erſten Anfehen nichts Fenntliches mehr übrig. behält. Dadurch wird fie lockerer. Ihr Kraft zu geben, ſetzt er einen Theil zubereiteten Mift dazu. Die Zubereiz tung beftehe darinne, Daß man Pferde-Ichfen-Schwein- und Schaafmift ohngefaͤhr gleich viel von jeden, doch von dem le&tern etwas weniger, als vom den andern, vermengt, an einen Dre feßt, mo der, Regen nicht darauf fallen und die. Kraft wegſchwemmen, es. als- denn nur fo viel.befeuchtet, als, die Gaͤhrung zu erre⸗ ER | gen, 606 Tractat gen, erfordert wird, und auf dieſe Art wenigſtens ein Jahr wohl faulen (age, Dergleihen Mift bat alle dem Erdreiche nügliche Saͤfte behalten, und ift nicht im Stande, es zu verbrennen, Kann man Lauge ha- ben, ſo ift es ſehr gut, fie ſtatt ſchlechten Waſſers zum Vegieſſen zu brauchen, weil fie die in ſich schen mene Salze in der Erde läßt, Sammelt man Re genwafler zum DBegieften, fo verfchafft man dadurch der Erde allen Vortheil, ſo fie vom Regenwaſſer has Ben kann, ohne fie der üeber hwemnmun des Regens Auszufeßen. Man bar alfo fo wenig dieferwegen nd- thig, Die Ranunkeln in der freyen $uft zulaflen, als we— gen des Salpeters, fo fich in der Luft aufhält." Wenn auch derfelbe den Pflanzen fo vortheilhaft ift, fo findet man ja mehr in alten Gebäuden und. verfchloffenen Orten, wo die $ufteingefperrt ift, als wo fie frey durch— ftreichen kann. Menfchenmift und Taubenmift find den Ranunkeln und Anemonen ſchaͤdlich. Zu alle dem erwähnten ſetzt der Verfaſſer noch zwey Theile Unreinigfeit aus einer Pfüge, wo die Blätter, die von den Bäumen daherum bineinfallen, der Untath aus den Besten und dem Küchengarten, nebft dem, was die Regen hineinſchwemmen, einen Bodenſah oder Leim fallen laſſen, der ſchon allein eine gute Verz befferung abgeben würde, Man muß nur Diefe Ma- terie ihr gehöriges Alter erreichen, überwintern, und in. Staub zerfallen laſſen. | OR diefe vier Stuͤcke * wohl Seifen find, vermengt man fie durchein Sieb. ft alles ſchon in gehörigen Stande geweſen / fo kann man ſolches gleich chun, wenn man es Brauchen will, ordentlich aber iſt es befler, von den Ranunkeln. 607 beſſer/ das Mengfel einige Zeit beyſammen liegen zu laffen, weil es fich genauer vereiniger. Wenn die Erde zu mager ift, vermehrt der Herr Berfaffer die Düngung, iſt fie zu dichte, ‚fo thut er Aſche und Bohnenfchalen und Stengel dazu, oder an⸗ dern Unrath aus den Deeten. Wir übergehen ver— fehiedene ‘andere Recepte von Erde, die der Verfaſſer giebt, und erinnern nur noch, daß man den Ranun—⸗ feln nicht zu ferte Erde geben muß, weil fie fonft zu ſtark in die Blätter treiben, und Fleine, oder wohl gar Feine Blumen bringen. Der Mitt, der nicht auf vor= befchriebene Art zubereitet worden, macht; wie die Era fahrung gelehret hat, daß die Wurzeln verfaulen. Man pflanzt die Ranunkeln ordenelich im Septem: ber, deſto eber, je wärmer das Erdreich ift. Es ift beſſer, folches zu zeitig, als zu fpäte zu thun, damit eine früßzeitige Kälte ihnen weniger fihade. In dem Winter 1740, der eher, als gewöhnlich, harte zu wer: den anfing, find die Ranunkeln, fo erft nach der Mie: te des Sept. gepflanzt worden, faft alle erfroren. Ei: nige, als die Pivoine, Aurore, Mofcovite, Chaflicoife koͤnnen aud) bald nach) angegangenen Auguſt gepflanzt werden Geſchieht folches ohngefaͤhr um den zehnten Auguft, und man wartet fie fleißig, fo kann nıan fie gegen das Ende des Octobers, oder im November blü- bend haben, und weil alsdenn die Sonnenhitze ihre Kraft nicht ſo zerſtreuet, Dauert fie defto langer: Die Wurzeln aber verderben, oder zertheilen ſich in unnü- tze Faſern. Die erzaͤhlten Arten kommen bey ſo fruͤh— zeitiger Pflanzung nicht allemahl fort, und andere gar nicht. Spaͤter gepflanzt, verſtocken die Ranunkeln in der ſchon vom Froſt ſtarren Erde, oder wiaz vom 608 Tractat Regen. Nie iſt es dem Verfaſſer gut abgelaufen, wenn er fie im Fruͤhjahr gepflanzt; bloß mit der Chaf- ficoife ift es ihm noch gelungen. Den Einfluß des Mondes derwirft er aus eigenen forgfältig angeftellten Erfahrungen und mit — der * Gar⸗ tenverſtaͤndigen. Damit das Waſſer aus den —— fen koͤnne, thut man ein wenig Grießſand auf den Bo- - den, fülle fie alsdenn bis auf 3 Zoll vom Rande mit der guten Erde, die man mit der Hand etwas dichte macht, damit fienachgehends nicht fo berfter, worauf man, nach der Größe des Gefäßes, drey, vier ‚oder fünf Ranunkelklauen, wenigftens 4 Zoll von einander pflanzt, damit der Raum, den die Wurzelmmit allen ihren Zaſern in der Erde einnehmen, für jede groß ge nug fen. ° Die Klauen müffen fo geſteckt werden, daß das Auge oben, und die Zacken unten find. Darauf: bedeckt man fie, indem man das Gefchire mit einer lo⸗ ckern Erde füllt, Die fein genug iſt, ſich dergeftale um die Wurzeln herum zu legen, daß fie feinen leeren: Kaum läßt, fonft treiben zwar an dem Orte, mo fei- ne Erde liegt, Würzelchen heraus, weil aber ihre Fa= fern nichts finden, fich fefte zu feßen, fo verderben ſie, und die Pflanze leider darunter. Spft die Erde: zu feuchte, und legt ſich um die Wurzeln wie Thon herz um, wenn man fie etwas um diefelben zufammen drück, fo verhindert fienachgehends die Würzelchen, durchzu⸗ dringen, went fie harte geworden ift. Der Berfäf- ſer hat dieſes zu verhindern, folgenden Kunſtgriff von einem Gaͤrtner gelernet : Man füllt vie Gefäße. bis: dahin, wo man die Ranunkeln hinein pflanzen will, rn Mache man eine Schicht von. — aren von den Ranunkeln. 609 Flaren Sande, lege die Klauen darauf, und um jede fo viel von eben dem Sande, als fie zu bedecken noͤthig ift, und füllt darauf gemöhnlichermaffen mic der. be⸗ reiteten Erde zu. Auf diefe Art durchdringt das Waſ— fer alle Zwifchenräumchen des Saudes, und Fann doc) durch denfelben frey ablaufen, daß vie Wurzeln nicht faulen." Die Würmer fommen aud an viefelben niche fo leichte durch den Sand duch. Man muß ſich fehr hüten, die Wurzeln nicht verkehrt in die Erde zu ſtecken, daß die Spige oben und das Herze unten koͤmmt. Sieftehen die Gewalt fchwerlich aus, die dazu noͤthig ift, daß fich das alsdenn unten berauswachfende Pflänzchen in die Höbe biegen muß. Die Wur: zeln, ehe man fie pflanze, in Waſſer einzuweichen, findet der Verfaſſer nicht noͤthig, und zu muͤhſam, wenn man es ben jeder Are von der andern abgefonvert, verrichten foll. Es ift beffer, fie gleich, nachdem man fie gepflanzt, ftarf zu begießen, und alsdenn in eine Glascaſſe zu fegen, davon man 7 bis 8 Tage Thüren und Fenfter offen läßt, und diefe Zeit über die Feuch— tigkeit mit leichten Benetzungen unterhält. Das Waf ſer dringt auf diefe Art gemäßigter in die Wurzelroͤhr— chen, als wenn man fie hinein wirft. Wir laſſen eine weitläuftige gelehrte Ausſchweifung weg, Die der Berfafler von den Urfachen des Wachs» thums der Pflanzen u. d. g. macht, und erwähnen weiter, daß man fich nicht übereilen muß, die Erde durchzumühlen, wenn die Ranunkeln nicht gleich zu diefer Zeit, da man fie gepflanzt bat, zum Borfchein kommen wollen. Bleiben fie aber noch) zurücke, wenn andere, Die mit ihnen zu gleicher Zeit gepflanzt wor: den, ſchon groß ſind, ſo muß man allerdings nachſu⸗ 2 Dand, Qq chen, 610 Tractat chen, wo man fie völlig in gutem Stande findet, fie wieder zudecken; wo fie etwa einigermaßen ſchadhaft find, folches abfondern, und fie vor der Fäulung, nach vorbefchriebener Ark, mit Sande verwahren, wo fie - aber völlig verdorben find, herausnehmen, und ihre Stelle aus der Pflanzfcehule mit andern füllen. Im Begießen ift die gehörige Maaße zu halten. Zu viel Trockenheit würde, mo die Sache nur nicht gar zu weit gienge, bloß den Schaden thun, daß das Wachs» thum der Ranunfeln etwas aufgehalten würde, Al zuviel Naͤſſe aber ſchadet ungleic) mehr, und fie fo lan- ge zu begießen, bisdas Waffer unten zu den Deffnuns gen des Scherbels wieder herausläuft, verräth die Un— wiſſenheit, daß das Waffer niche für fih die Pflanzen naͤhrt, fondern in fo fern es Theile von der Erde in fie führt, die aber folchergeftalt mit fortgeſchwemmt werden. Die rechte Art zu begießen ift, daß man die Scherbel gleich ſetzt, wo die Erde aufgeborften ift, die Defnune gen ausfüllt, und alsdenn fo viel Waffer nad) und nach darauf gießt, daß fie befeuchter wird, ohne zu Kotbe zu werdens Mur bey großer Dürre kann man es fo ſtark machen, daß es nur anfängt, unten durchzulaufen, Der Verfaſſer ergreift diefe Gelegenbeit, feine Collecta⸗ neen anzubringen, Die Brunnen, die zu weinen und zu lachen machen, die Seen, die nicht leiden, daß man etwas hineinwirft u. ſ. f. find nicht vergeflen. Das ficherfte Merkmal eines guten Waffers ift, daß es den Thieren, fo es trinfen, wohl befümmt. Der Berfaffer lobt befonders den Schnee, und zieht ihn noch dem Regenwaſſer vor. Das Brunnenwafler ift das fchlech- tejte unter allen. Es ſchadet den Pflanzen durch fein rohes Wefen, und vurd) die Kälte, wenn es nur friſch geſchoͤpft von den Ranunkeln. Su gefchöpft worden z daher man es, wenn es ja, muß ge: braucht werden, eine Zeitlang in Fäffern foll an der Sonne ſtehen laſſen. Man thut wohl, beym Begießen die Blätter zu benegen. -Diefes vermindert Die Aus: dünftung , und bringe Dadurch der Pflanze den Theil Saft zu Nugen, der fonft fortgegangen wäre. Die befte Zeit, zu begießen, ift des Abends, wo nach) Hales Anmerfung (Veget. Stat. ch.4 exp.42) die Pflanzen, befonders die Macht über, ftart des Ausdünftens ftarf in fich faugen. Fruͤh zu begießen ſchadet ordentlich allen Pflanzen. Wenn das Waffer von der Sonne erhißt wird, erregt esin der Erde eine Hitze, die fo gleich in die Wurzel dringt, und die Pflanze vollig hinrichtet. Es iſt gut, bey trüben Wetter zu begießen, wo bie Feuchtigkeit in der Luft die Fibern biegfam macht, und. den Durchgang der Säfte erleichtert. Wenn aber die Mächte lang und die Morgen fühle werden, ift bey dem Abendsbegießen zu befürchten, daß das Waſſer Die Pflanzen erfältere. Daher muß man folches des Mor— gens verrichten, und wenn man es. des Abends thur, nicht gern die Blätter benegen. Sie werden dadurch erweicht, und für die Kälte dev Mache empfindlicher gemacht. Man ehut wohl, die Erde immer ein we⸗ nig auf der Oberfläche aufzurübren, daß Wafler, Sonne und $uft befler hineinwirfen fönnen. - Die Ranunfeln find vor der Kälte in Acht zu nehmen. Der Berfafler ftellt die Scherbel auf drey über einander etwas erhöhete Bänke, die ſich nach Art eines Amphi— theaters herumbiegen, mit einer Wand hinten verwahrt find, und ‚vorne mit Herunterlaffung eines Teppichs fönnen zugedeckt werden. Er fegt auf foldhe hin und wieder Die Nacht über Schälchen mis Warfer, ‚und Jam 9 2 urtheilt J 612 Tractat urtheilt aus der Beſchaffenheit deſſelben den Morgen darauf, ob alles vor der Koͤlte recht verwahrt, oder ſolche vielleicht die Nacht über ſtrenge geworden fen. Ein Thermometer kann auch gebraucht werden. Will man die Pflanzen im Winter im Gewaͤchshauſe erhalten, fo muß man fie nicht nur vor der Kälte, fondern vor- nehmlich vor der Näffe verwahren, von der fie gleich zu fehimmeln und faulen anfangen. Zeigen die Mauern Feuchtigkeit, fo muß man fie mit einer Matte bedecken, Die Feuchtigkeit, die aus der Erde fommt, kann man verhüren, wenn man das Gewächshaus nicht tiefer legt, als die Erde herum, den ‘Boden mit Steinen ausfüllf, oder diehlen läßt. Man muß, fo oft es die Witterung zuläßt, die Luft in das Gewächshaus laffen, ober die Pflanzen gar herausſchaffen. Die erfrornen Pflanzen Fönnen wieder zurechte gebracht werden, wenn man fie mie mittelmäßig fühlem Waffer befprengt , wie die ge— frornen Früchte in dergleichen Waffer aufthauen. Der Berfaffer hat auch mit Bortheil in diefer Abfiche ver» fucht, fie mit Schnee zu bedecken. Er ift darauf ge fallen, weil man in den nordlishen Laͤndern erfrorne Gliedmaffen mit Schnee reibt, und glaube, diefes Mittel würde vielen feiner Landesleute in Böhmen haben nügen fönnen, wo es bekannt geweſen wäre, Die Ra— nunfeln werden von Laufen und Raupen befchädigt. Die erften Fann man haufig zu ihrer Bertilgung auf ein naffes Tuch, welches man ihnen nabe legt, verſammlen. Aus Herrnseflers Inſectotheologie nach der franz.Ueberf. führe ver Berfaffer noch andere Mittel an, undermähne diefes Buch hin und wieder. Eine graue Raupe be= nagt die Ranunfeln in der Erde. Man muß fie mit Bedachtſamkeit auffuchen, weil fie fich) fonft wegen der | ähnlichen von den Ranunkeln. 613° ähnlichen Farbe leicht in der Erde verliert. Das Ber- welfen der Blätter verräth ihre DBerlegungen. ine andere grüne macht fich befonders an die Blumenfnofpen. Sie feige ordentlich bey Nachte. Woman die Knofpen verlegt, oder einen weißen Schaum auf einigen ‘Blät: gern findet, muß man fie darinnen fuchen. Gie hält fich gern nahe am Stengel auf. Ihre Farbe macht, daß man fie oft nicht findet. Hat fie ihren Wohnplatz niche im Scherbel felbjt, fo Fann es helfen, daß man ihn auf einige Entfernung forttraͤgt. Auch die Ameifen bat der Berfaffer, obwohl felten, unten an Ranunfel: ftöcfen arbeiten fehen. Die Wegfchnede ohne Haut * zerdrückt die Pflanzen mit ihrer Schwere, verderbt fie mit ihrem Schleime, und benaget fi. Man muß fie bey Machte auffuchen, weil fie fich bey Tage verbirgt. Bey regnichtem Wetter macht fie fich zeitiger aus ihren Söchern heraus, als fonft. Die Spinne ſchadet den , Pflanzen, indem fie die Blätter zufammenwebt. Der Berfafler will, man foll fienur durch Zerjtörung ihres Gewebes vertreiben. hr Verbrechen verdient Feine härtere Strafe. Die Ranunkel hat noch einen Todfeind an einem elenden faft unfichtbaren weißen Wurme, der fo dünne, wie eine Nadel, und faum etliche Linien lang ift. Er wird im Mifte und in der Faͤulniß groß. Sie häufen fic) zufammen, die erhabenen Theile ** und die Wurzeln zu zerfreffen, davon die Blätter gelb werden, und die Pflanze verdirbt. Man muß die Erde an den Pflanzen losweichen, die Würmer aufden Wur: zen auffuchen, und mit was fcharfen abftreichen. Man kann die Würmer, fie zu vertreiben, mit einer Ber: miſchung von Afche und Seife, oder zarfgepülverten ’ D2g 3 Taback *lLimax. ** Colst. 614 Tractat Taback beſtreuen. Wenn man Taback, Wermuth, weiße Nießwurz ıc: abkocht, und in dieſes Waſſer ent- weder die Scherbel mit den Pflanzen nach und nach hineinſenkt, oder ſie mit der Wurzel und daran haͤngenden Erde hineinthut, toͤdtet es die Wuͤrmer. Die Erde vor dem Pflanzen mit ſtarker Lauge durchnetzt, oder im Ofen durchhitzet, zerſtoͤrt ihre Eyer. Weitere Feinde find die Ratten und der Reitwurm *, der beſonders in neuge— arbeiteten Ländereyen oft ganze Mengen von Zwiebeln hinrichtet, und daher auch in ven franzoͤſiſchen Pro- vinzen Taille cebe, der Swiebelfihneider genannt wird. Man fucht, wo fich diefes Thier einen Weg unter der Erden mag gemacht haben, darein gießt man etwas Dliven - Muß: Sein» oder Terpentinöl, und dar: auf eine zulängliche Menge Waffer, die das Del hin- führt, wo das Ihier fi) aufhält, und es toͤdtet. Wenn die Ranunfeln verblüht haben, muß man die Wurzeln nicht gleich herausnehmen, fondern warten, bis die Blätter verwelfe find, fonft befomme man rung: lichere, magere und zur Faulniß geneigte Wurzeln. Weil man ihnen nämlich nicht die Zeit gelaffen hat, neue Theilchen zur Nahrung der Pflanzen, fo fie Fünftig treiben follen, wieder in fich zu ziehen, bleiben die Raͤumchen in ihnen, fo diefe Theile aufnehmen follten, leer, und die $uft, fo ſich hineinzieht, verurfacht aller= ley Unordnungen, Die Wurzeln reinigeman von der Erde, und wo etwa was fchabhaft an ihnen ift, laͤßt man fie im Schatten trocknen, und hebt fie an einem nicht allzufeuchten noch allzuerocfnen Orte auf, wo fie vor der Kälte ficher, und vor öfterer Störung ruhig find. Man darf fie janicht inder Erde laffen, Kälte, 9 Hitze * Courtilliere ou Taupegrillon. von den Ranunkeln. 615 Hitze w d. g. mürden ihnen wenigſtens fehaden, wo fie felbige nicht zerftörten. Die Ranunfeln vermehren fih am erften und ge= ſchwindeſten durch die Wurzeln. Die fleinen Nebenwur⸗ zeln treiben oft das Jahr darauf, da man fie von ihrer Mutter abgefondert bat, wieder ‘Blumen, und bringen ficher eben diefelben mit eben der Schönheit hervor. Man Fann fie auch faen, aber die Saamen bringen felten das erfte Jahr Blumen, und nie haben fie dem Verfaſſer das erfte Jahr fehöne Blumen gebracht. Erft nach dem zwey⸗ ten und meiftens nach dem dritten Jahre treiben die Mebenwürzelchen Blumen, fo was taugen. Der Ber: fafler erinnert dabey, daß man nicht fo genau beftim- men fönne, wie lange aufgehobene Saamen noch zum Säen tauglich bleiben. Er hat mit dem Semine Mofchi oder Kermmia aegyptiaca femine mofchato Tournef. inft. rei herb. einen Berfuch gemacht, melchen er aus den Ueberbleibfeln der Sammlung eines Medici bekom⸗ men, der fchon 15 Jahr todtgemwefen. Der Berfafler hat diefe Saamen aud) 10 Jahre be fich behalten. Nachdem er ſolche alfo in einem Alter von wenigftens 26 Jahren ‚gefäet, find doch von mehr als go Körnern zwey aufs gegangen. Der Verfaſſer befchreibt die Sorgfalt, mit der man die Ranunkeln faen undabwarten muß, aus: Ib und fchließe fein Werf an fic) felbft mit einer Lobſchrift auf das unfchuldige Ergögen an den Blumen. Der dritte Theil feines Werks ſoll die europäifchen und morgenländifchen Ranunkeln, die ihm bekannt worden find, in Kupfer geftochen und illuminirt, aud) voll» ftändig befchrieben enthalten. a4 I. Ei: 616 Einige Anmerkungen a u ee 2 EU SE SE zu 22 Zu ZZ 2 2 2 II. Einige Anmerfungen über den x . Tuͤrkis, von Cromwell Mortimer, Sekretaͤr der Koͤn. Engl. Geſellſchaft. Aus der 482 Numer der Transactionen, XVITL | Artikel *. Den 26 Hort. 1746 = = 47 gelefen. ie Stein hat feinen itzo gebräuchlichen Nah— men von Turchefia empfangen, weil er meis ftens aus der Türken in Die verfchtedenen Gegenden von Europa gebracht wird. De Boot ** faget, feine Farbe wäre eine Bermifchung von Grün, Weiß und Blau, und es gäbe zwo Arten davon, die Drientalifchen aus Aftindien und Perfien, und die Decidentalifchen aus Spanien, Deurfchläho, Böhmen, Schlefin uff In Perfien, wo man ihn in der größten Menge finde, hänge er an ſchwarzen Steinen, als ob es ein Auswurf derfelben Man bat diefen Auffag als eine Erganzung zu dem, was im vorigen Bande des Magazind aus den Memoi⸗ res der franz. Akademie von den Zurfiffen angefub- ret worden, mittbeilen wollen. » *%% Gemm. & Lap. Hift. % über den Tuͤrkis. 617 derfelben wäre, Man findet dergleichen Steine fel- ten größer. als eine welfche Nuß, und er erwähnt, als eine ‚große Seltenheit, einen, in des Großherzogs Sammlung, darauf Julii Cäfars Haupt gegraben iſt. Er babe nie einen geößern gefehen, als eine Ha— ſelnuß. Einige orientafifche behielten ihre Farbe be- ftändig, die man Steine von der alten Grube nennte, andere, fo nach und nad) ihre Farbe verlieren, heißen von der neuen Grube, Er erwähnt alsdenn einen Türkis, der einige Zeit nad) feines vorigen Beſitzers To- de benfeite gelegt worden, und feine Farbe verlohren gehabt, aber mit völliger Schönheit wieder befommen, wie ihn der Berfafler in einem Ringe getragen. Caͤſius fage in feiner Schrift, de Mineralibus, 6018, Mylius inderBahlicachymica, Albertus Ma- gnus in feinem Werfe de mineralibus, und Rueius in feinem Tractate von Edelfteinen, nennten dieſen Stein Turcois, aber Cauflinus de Lapillis Symbolicis heißt ihn Turca, de Boot und Woodward *, nebſt andern neuern, halten ihn für den Callais des Plinius. Sal- mafius, Ex. Plin. 142 ©. fagt, es hätten viele den heu- tigen Türfis fälfchlich für den Eyanus angenommen, der Cyanus aber fey wie Saphir ducchfichtig, und der Tuͤrkis gegentheils eine Art Jaſpis. Dr, Woodward fage in feinem Briefe an Herr Jo— hann Hosfyns **, der Türfis oder Callais des Pli- nius, fey nichts anders, als gegrabenes Einhorn mit ‚Kupfer durchzogen. Ich läugne nicht, daß bey eint- gen Steinen, fo man für Türfiffe verfauft, und viel- leicht bey allen, die der Doctor gefeben, diefes richtig ſeyn | 245 mag, * Methode der Foßilien Briefe, 17 Seite. F Een 16 Eee POLEN 63 Einige Anmerkungen mag, aber ich bilde mir ein, die beftändig ihre Farbe behalten, und von der alten Grube genennet werden, find eigentliche mineralifche Steine. Das Erempel, das ich zugleich der Gefellfchafe vorlege ‚ feheinet dieß darzuthun. Seine Geftalt zeige nichts von einem Ihierfnochen, fondern feine traubenmäßige Figur ift für mic) ein Beweis, daß es im Feuer gefehmolzen, und dieMaffe fich bey der Erfältung in ſolche Kugeln zufammen gefegt, wie der fraubenförmige Blutſtein, Haematites botryoides, deffen Oberfläche aus Knöp- fen, mie eine Traube befteht. Ich ziweifele gar nicht, daß der Elephas eguxris, oder das gegrabene Elfenbein Theophrafts *, fo mans cherley Farben haben foll,mit Kupfer durchfärber, und das ift, was Woodward den Türkis nennt. Ich ver: muthe in der That, es fey das, was Boot Türfiffe aus der neuen Grube nennt, und fagt, fie verlöhren ihre Farbe gerne, und erhielten folche von den Aug» dünftungen deffen, der fie erüge, wieder. Ich wünfch- te daher, daß man alle diefe Steine, fo urfprünglid) Elfenbein gewefen, Baſtard Türkifje nennte, und die andere Art, von der wir einen vor uns haben, den wahren Türkis hieße. Durch chymiſche Unterfu- chungen finde ich, daß fie fehr Fupferreich find, Eini⸗ ge von ihnen geben geftoßen und in Hirfchhorngeifte aufgelöft, ein tiefes Blau, in Aquafort ein fchönes Grün, und ein Eifendraf, den ic) hinein legte, war in einer Stunde mit Kupfer überzogen. Einige flofr fen, ohne Beyſetzung eines Fluſſes, im Schmeljtie= gel zu einer halbglafichten Schlade, da eine Hitze von | diefer * Theophrafts Gefchichte der Steine überfeßt ꝛc. Johann Hill, Lond. 1746, 8. 94 ©: uͤber den Tri 619 dieſer Stärfe wiirde Elfenbein oder Knochen in weiße Deinafche verwandelt haben, denn ich gab ihnen fo ein heftig Feuer, daß der Tiegel, der fie bedeckte, zu Glas ward. Es fihien, mit einem Grabftichel — ſo viel Haͤrte und Feſiakel zu haben, als gemeiner weiſſer Marmor. Die Farbe wird von der Hitze niche befier, und der Stein wird bruͤchig, wenn er jr geworden. Die Probe, fo ich der Gefellfchaft vorgelegt, war etwa 12 Zoll lang, 53 breit und hie und da faft 23 di⸗ de, unten vaub, als ob es von dem Felfen, an dem es gehangen, abgebrochen wäre, die obere Seite be- fand aus glatten Knoten, wie das traubenfoͤrmige Eiſenerz. Herr Hans Sloane hat in feiner ſchoͤnen Samm⸗ lung verfchiedene Proben diefer orientaliſchen Tuͤrkiſſe, die alle traubenfoͤrmig ſind, beſonders ein Stuͤck aus China, etwa 3 Zoll lang, 23 breit und faſt 13 dicke. Alle fcheinen kupferhaltig. Er befise auch Türfiffe aus Spanien und dem füdlichen Theile von Frankreich, die Elein find, und wirklich Eifenbein mit Kupfer | gefärbt ſcheinen. III. Ana⸗ 620 Anatomifche Betrachtungen AEEESEZZEZERSZE ZEIT ZEN IH. | Anatomie Betrachtungen über Beſchwerungen, Krankheiten u. d. gl. die man ſich durch gewiſſe Kleidungen und Stel- lungen des Leibes zuzieht. Vom Herrn Winslow den 20 Jul. 1740 in der Pariſer Akademie der Bif- fenfchaften vorgelefen. Aus den Schriften der Afademie auf das Jahr | 1740 überfegt. s ift mehr als zu befannt, daß gewiſſe e Stellungen, bey denen man nicht forgfältig genug auffich Acht gehabt, eine Menge Befchwerungen, und fo gar wich- tige Krankheiten verurfacht haben , und daß man aus Unachtfamfeie auf die Urfache des Uebels verfchiedene Mittel nicht nur vergebens, fondern wohl mit Ver⸗ größerung deſſelben gebraucht. Eine große und wohlgewachfene Dame, die ich ver- ſchiedene Jahre gekannt habe, gewoͤhnte ſich ſehr zu ſitzen, dabey ſich ſehr nachlaͤßig anzukleiden, und ſtark bald nach einer, bald nach der andern Seite zu kruͤmmen. Einige Monate darauf fing es an, ihr ſchwer zu fallen, wenn ſie gerade Re ftehen pollte, und fie bemerkte darauf eine Art von ra eit tiber Beſchwerung Kranfheik:ind.gl, 621 heit am Ruͤckgrade. Wie fie mich darüber zurathe 309, ſchlug ich ihr vor, wenigſtens, damit die Ver— mehrung diefes Uebels verhindert würde, ein $eibchen, das dazu gemacht wäre, zu fragen, und an ihrem or⸗ dentlichen Stuble eine gehörige Nücklehne zu gebrau- chen, "Sie verabfaumte meinen Kath, und der Rück grad ward ihr nach und nad) immer mehr und mehr nach benden Seiten, wie etwa ein lateinifches S, gebo: gen, Wie fie alfo immer den Gebrauch, der ihr von mir vorgefchlagenen Mittel, aufgefchoben Hatte, ver lohr fie endlich ein Viertheil von ihrer Höhe, und blieb nicht nur auf beyden Seiten, von der rechten gegen die linfe, und von der linken gegen die vechte gebogen, fondern fie ward auch fo Frumm, daß die erften fal- fhen Kibben der einen Seite fich dem Kamme * des Hüftbeines * auf eben der Seite ungemein näherten, und die Gedärme dadurch unordentlich nach der ans dern Seite gedrückt wurden. Ihr Magen felbiten ward dadurch) fo zufammengedrüct, daß ihr deutlich vorfam, als ob die Speifen, fo fie verfchluckte, in zwo verſchiedene Holen fielen. | Ich habe verfchiedene junge Studierende gefehen, die durch den Zwang, fic) wegen des Schreibens auf dem Knie, in den Elaffen gefrümme ju Balten, durch die Zufammenpreffung ſehr find beſchwert worden, die Diefe gezwungene und beftändig wiederholte Stellung im Untertbeile der Bruft und den Eingemeiden des Un- terleibes verurfacht, dieß mwiederfuhr befonders denen, die ihres Furzen Gefichtes wegen, hiezu mehr als ande- ve waren genöthigt gewefen, und verfchiedene Kranf- heiten der *Bruft und des Unterleibes waren die Fols | | J gen *Crete. * Os des Lies. 622 Anatomifche Betrachtungen gen davon. Die beften Mittel, die ihnen waren vor⸗ gefcehlagen worden, wenn fie um. Rath gefrager ha— ben, ohne die gezwungene Stellung, fo das Uebel ver- urfacht, zuerwähnen, waren einige unnüß gewefen, und andere ihnen, als ob fie es nur vermehrten, vorgefom- men, Mit vielen Fragen habe ich endlich diefe Urſa— che entdeckt. Ich verordnete diefe gezwungene Stel: lung zu unterlafien, und dadurch find einige, ohne Arz— nepmittel, andere durch) eben die Mittel gefumd wor— den, deren Wirfung zwar diefe fortgefegte Stellung verhindert hatte. Ich babe aud) junge Studierende gefunden, die dem Kopfweh, Augenfranfheiten, böfen Hälfen u. f. f. unterworfen waren, Weder Aderlaf- fen, nod) andere fonft tüchtige Mittel, Eonnten verbin- dern, daß diefe Krankheiten feltener oder öfter wieder— famen. Endlich meldete mir ihr Kranfenmwärter, daß dieſe junge Leute meift die Gewohnheit hätten, die Nacht mit umgekehrten Kopfe binter-dem Kopfküflen zu ſchlafen. Ich war fogleich beſorgt, fie dieſes aͤn— dern, und die, ſo auf fie Acht hatten, darauf aufmer⸗ fen zu laffen. Dieſes hatte felbft bey den Kranfhei- ten,.die Durch eine lange Fortfegung diefes Gebrauchs wie zur Gewohnheit worden waren, gute Wirkung. Wie oft hat nicht eine Unachtſamkeit von diefer Art, bey Abwartung gewiſſer Krankheiten verdruͤßliche und ſo gar unheilbare Zufaͤlle verurſacht, ohne daß man die Urſache davon entdecken koͤnnen, und oft nach den Merkmalen einer vollkommenen Heilung? Hier iſt ein merkwuͤrdiges Exempel: Vor langer als 20 ah: ren. erforderte ıman mid), zu unterfuchen, wie der Bruch vom Schenkel einer Frau geheiler worden, die hinkte; ob man.wohl die ordentlichen Proben hatte, a daß ’ f Aber Befchwerung.Kranfheit.u.d.gl. 623 daß der Bruch vollfommen wohl zufammengefüge wor: den, und das zufammengewachfene ‘Bein völlig feine Ausmeffungen wie das andere habe, Ich ließ fie der $änge Tang binlegen ; wie man alsdenn die beyden Knieſcheiben, die Knöchel, die Ferfen und die beyden großen Zahen gar leicht in vollfommene Gleichheit ge= bracht hatte, glaubte man mir, dadurch zu beweiſen, daß der gebrochene und geheilte Schenfel mit dem an- dern vollfonnmen gleich ware, Mir fchien es felbft. anfänglich fo: aber ich fahe, wie einen Augenblick dar- auf der befchädigte Fuß gleichfam von felbft über die natürliche Höbe hinauf gerückt war, und zugleich kuͤr— zer, alsder andere, fehien. Ich unterfuchte alfobald die Hüften, und fand, daß fie fich alsdenn in ihrer natürli- chen Lage befanden, da fie hingegen, wenn man die Füffe gleich richtete, fehief wurden. Ich begrif alfo, daß das Schenfelbein durch das unordentliche Zufammeniwvach: fen des Bruches, feine natürliche Länge verlohren, und daß man fich mit der gewoͤhnlichen Art die Kniefcheibe, Knoͤchel, Zähen u. f.f. mit einander zu vergleichen, be= trogen, weil man fich nur darauf verlaffen, ohne auf die Hüften zu merfen. Diefes gefchieht defto leichter, weil der Befchädigte, wie man das gebrochene Bein zieht, es mit dem andern zu vergleichen, aus Furcht vor den Schmerzen felbft fein Bein nach der Handthierung des Wundarztes richtet, aber weil er folches ohne Ueber« legen thut, nicht erinnert, daß er zu gleicher Zeit die Hüfte auf diefer Seite herunter zieht. Seitdem ich diefes beobachtet, habe ich folches bey verfchiedenen Gelegenheiten erinnert, und auch) ſchon anderswo exe waͤhnet. | | Ges 624 Anatomifche Betrachtungen Geriffe Kleidungen verdienen nicht weniger Auf: merkſamkeit. Unſere Borfahren haben fehon ihre Be⸗ merkungen uͤber die uͤbelen Wirkungen, der mit Fiſch— bein ausgeſteiften Laͤtze bey dem Frauenzimmer, und uͤber die vielmals betruͤbten Folgen, ſo dieſes außeror— dentliche Einzwaͤngen bey den Eingeweiden des Unter: - leibes hat, mitgerheilt. Es geben felbige oft fo weit, daß die Frucht ſchwangerer Frauen dadurch leidet. Seit verfibiedenen Jahren Habe ich beobachtet, daß ein allzufejtes Zubinden der Halsbinde, der Hemden u. f. f. die einzige und unmittelbare Urfache von Kopf- wehen, Augenfranfheiten, böfen Halfen, Beraubun- gen, Schwindel, Anwandlungen von Ohnmachten , Nafenbluten u. ſ. w. gewefen. _ Weil man diefe Urfa- che nicht bemerkt, hatte man oft verfchiedene Mittel ohne guten Erfolg angewandt, und ic) habe derglei- chen Zufällen oft und manchmal, wie in einem Augen— blicke abgeholfen. Ich habe nur diefe Feſſeln auf: machen: laffen, die das Blut, fo von den Halspuls- adern, ohne Verhinderung aͤußerlich und innerlich in den Kopf war ausgetheilt worden, aufgehalten hatte, durch die Blutadern zuruͤcke zu komnmen Herr Cruger, Generaldirector der Wundarzney in Daͤnemark und Norwegen, erzaͤhlte mir, wie er mich zu Paris von dieſem Umſtande reden hoͤrte, ein Capi— tain in dieſem Lande waͤre auf den Einfall gerathen, daß ſeine Soldaten alle die Halsbinden, und die Knie— baͤnder uͤber dem Knie ſehr feſt binden muͤſſen, damit ſie roth und von ſtarken Waden ausſaͤhen, und ſie ſtar— kes und geſundes Anſehen bekaͤmen. Sie waͤren aber nach einer gewiſſen Zeit faſt alle in eine — J eit uber Befchwmerung.Kranfheit.u.d.gl. 625 beit gefallen, und verfchiedene, des Gebrauchs von al: lerley innerlichen und Außerlichen Mitteln ohngeachtet, wie an einer fforbutifchen Faͤulung geftorben, davon man auch derer, die man nach dem Tode geöffnet, ihre innerlichen Gliedmaßen angeſteckt gefunden, Diefes gab mir Gelegenheit, eine Art von Fieber zu bemerken, die von dem ſchmerzhaſten Zuſammen— prefien eines äußerlichen Theiles des Leibes felbft des allerkleinften verurfacht wird, es mag nun folches durch Binden, Falten, Ungleichheiten, Härte und Stöße ıc, gefchehen. Ich bin darneben auf Dieedanfen gera⸗ then, daß eben diefes den Thieren, . Schaafen, Laͤmmern u. ff. durch die beftändigen Erſchuͤtterungen und Stößeder Karren, auf denen man fie führe, über: haupt und ins befondere Durch das fehr fcharfe Binden ihrer Züffe wiederfahren Fann. Man fieht daher die Füffe nach) ihrem Tode noch fehr aufgefchwollen, und bisweilen blau. Man fönnte fo gar auf die Gedan— fen gerathen, dieſes beftändige Erſchuͤttern und heftige Binden veränderte die Maffe des Blutes in diefen Thieren, und machte ihre Fleifch ungefunder, als an: derer ihres, die nicht fo gemartert worden. In meiner Abhandlung der Anatomie habe ich ges zeiget *, Daß Die Knochen des Fuffes von Natur ver ſchiedene ſehr freye Bewegungen haben, die fich durch die üblen Arten von Schuhen ordentlich verlieren. Die hohen Schuhe des Frauenzimmers verändern die natürliche Befchaffenbeit diefer Knochen ganz und gar, uud machen Die Züffe außerordentlich gebogen, und wie | gemölbr, * Man fehe Hrn. Winslows Anat. ITh. 888 $. 3218. - der beutfchen Ueberfegung. | 2 Dand, Kr 626 Anatomifche Betrachtungen gewoͤlbt, fo gar, Daß fie ſich nicht wieder flad) aus: ſtrecken koͤnnen, weil dadurch eine ſolche widernatuͤrli— 34 he Unordnung , wie in den Wirbelfnochen der Buck- lichten verurſacht wird. Dieſe hohen Schuhe maden; daß das Ferſenbein, an welches die große Sehne, fo vom Achilles genennt wird, fi) mit feinem hinterſten Ende beftändig erhöbeter, und der Vordertheil vom Fuſſe ſich viel tiefer, als natürlicher Weiſe, befindet, Die Muskeln alfo, die den Hintern Fuß bedecken, und das Untertbeil des Fufles, vermittelft der Sehne, fo dahinein gebtggansftreden, befinden fich beftandig in einer widern Miichen Verfürzung, und Die vordern Muskeln, die ven Fuß nach) vorne zu beugen follen, werz den geziwungener Weiſe verlängert, teufe, die der= gleichen Schuhe fragen, Fonnen nur mit großer / Schwierigkeit einen Berg herabfteigen, im Hinauf- fteigen aber dienen ihnen die hohen Schuhe gemwiffer- maßen als flache Stufen, meil der Hintertheildes Auf fes alsdenn mehr erhoben iſt. Es wird ihnen ferner ö befehverlich, lange Zeit auch auf einem ebenen Wege zu geben, befonders geſchwinde, da fie alsdenn wie die Enten wanfen, oder die Knie etwas gebogen und erho— ben halten müffen, mit ihren Abfägen nicht gegen Die Erde zu ftoßen. Aus eben dem Grunde fönnen fie nicht fo feen, wie andere, mit niedrigen Abfägen fprin- gen, denn wie man weiß, fo geſchieht der Sprung bey den Menfchen, wie bey den Thieren und Vögeln auf die Art, daß das hinterfte hervorragende Ende des Ferfenknochens ſich, vermittelt der Muskeln, deren ſiarke Sehne daran befeftige ift, jaͤhling erhebt. Die niedrigen Schube verurfachen dergleichen nicht, fon- dern erleichtern Gegentheils alle Arten und Bewegun⸗ gen, | über Befehwerung. Krankheit, und.gl. 627 en, wie die Laufer, Sänftenträger, Feldarbeiter u. ff. zulaͤnglich erweiſen. Die gemeinften Pantoffeln ver- Hindern „ihrer Schwere und Unbiegfamfeie ohngeach— tet, die Muskeln, fo zur Bewegung der Fuͤſſe dienen, in ihrer freyen Wirkung nicht fo fehr, weil außer dem, daß fie niedrige Abſaͤtze haben, ihr Vordertheil oben rund gemacht it, welches gewiffermaßen den Mangel der. abgewechfelten Biegung erfegt, wenn ein Fuß auf den. Zähen ruht, ‚Da der andere beym Gehen in der sufe iſt. Die Sohlen der Barfüffer erſetzen diefen Fehler noch beffer, weil fie, außer dem Abſatze, auch vorne einen eben ſo hohen Unterſatz haben, der gleich unter dem Gelenke des Mittel-Fuſſes mit den Zaͤhen liegt: Der Vordertheil der Sohle, ſo auf dieſe Art in der Luft iſt, verſtattet ſolchergeſtalt der Spitze des Fuſſes, ſich der Erhöhung der Ferſe gemäß zu ernie⸗ drigen. Die Schuhe des gemeinen Volkes mit Holz⸗ fohlen, haben nicht ſo viel Bequemlichkeit, und find noch den Musfeln des Achills ſehr nachrheilig : Denn weil fie weder biegfam, noch auf vorerwaͤhnte Manier gemacht find, machen K den Bordertheil des natuͤrli⸗ chen Hebels, den der Fuß vorſtellt, länger, als na⸗ türlich, und daher muͤſſen diefe Muskeln mehr Kraft anwenden, den ganzen Koͤrper auf der Spitze viefer unbiegfamen Schuhe zu erheben. Denn es ift befannt, daß bey Erhebung des Leibes auf der Spitze des Fußes, der Fuß einen Hebel von der andern Are vorftelle, weil die Saft des ganzen Körpers zwiſchen der Wirfung dies fer keln und der Erde, fo ihn traͤgt, ft, uff. Die hohen Abfäge thun noch einen andern Schaden. Nichte nur die Muskeln der Achillesfehnen, die zur Ausdehnung des Fußes ur ng find, fondern auch) pi ie v2 die ⸗ N 623 Anatomifche Betrachtungen ic. die VBordermusfeln, die die Zähen ausdehnen füllen, befinden fich alsdenn in einer gezimungenen Berfürzung, und nebft ven Borderbeugern des Fußes werden auch die Hintermusfeln, die zur Beugung der Zähen dienen, widernatürlich verlängert. Dieſe beftändige Zufam- menpreflung der einen und Ausfpannung der andern muß nothmendig bald oder fpac ihren Gefäßen, die Blut und Fließwaſſer führen, und ihren Nerven Beſchwe⸗ rungen von verfchiedener Wichtigkeit verurfachen, wel ches fich, vermittelft der Verbindung diefer Gefäße und Nerven mit andern, auf entfernte Theile, felbft auf Eingereide des Unterleibes erſtrecken kann. Wenn man die hieraus entfpringenden Zufälle alfo ganz andern Urfachen zufchreibt, kann man Mittel dabey anwenden, die nicht nur unnuͤtze, fondern auch zufälliger Weiſe gefährlich und fchädlich find, wie es den porermähnten Soldaten ergangen. Es ift wahr, diefe gezwungene Berkürzung von einer Seite und Ausfpannung von der andern wird mit der Zeit wie natürlich, daß die, fo ſich daran gewoͤhnt haben, faft nicht ohne Unbequemlichkeit in niedrigen Schuhen gehen koͤnnen: aber dem ohnge⸗ achtet fünnen hieraus gemiffe übele Zufälle entſtehen, die Damit nichts gemein zu haben fiheinen. Am Ende meiner Anmerkungen über Borells Werf von der Bewegung der Thiere werde ich weirläuftiger | davon reden. wom" II. Auszug 629 KERN —— 111. Auszug aus einem Briefe von Herrn Johann Browning von Briſtol an Herrn Heinrich Baker, M. d. k. Gef. vom 11 Der. 1746. Die Wirkung der Elektricitaͤt auf Pflanzen betreffend. Den 22 Jenner 1746 vorgelefen. N ich einen Arbeitsmann mit einer guten elektri— ſchen Mafchine zu Briftol hatte, fiel mir ein, einen Baum zu eleftrifiren, und deswegen fandfe ich ihm folgende Arten: Lauruftinus, Leucoium wmaius flore pleno ferrugineo, und Stoechas citrina Cretica. Ich wählte fie in Feiner andern Abficht, als nur, weil es die Fleinften Pflanzen waren, die ich hatte. Ich verfprach mir das Vergnügen, ihre Blätter beym Elektriſiren erhoben zu fehen, und die Blätter flatterten auch nicht, wenn fie berührt wurden. Ich weiß nicht, ob es eine Hinderung mitbrachte, weil die Jahrszeit war, da alle Pflanzen ruhen. Gleichwohl erſetzte mir diefen Abgang ein angenehmer Strom fchö- nes purpurblaulichten Lichtes, fo einem Amethyſten ſehr Rr 5 aͤhn⸗ 630 Auszug aus einem Briefe aͤhnlich fiel, und einen Zoll lang von dem Außerniebes Blattes aufwärts giena, wenn der Finger oder was anders uneleftrifches genähert ward, Ich fihreibe diefe Farbe den wäflerichten Theilchen in der Erde zu, weil ich dergleichen Farbe oft aus dem langen Schenkel eines Hebers gehen fehen. Wenn ich meinen Finger an den Flintenlauf hielt, die Eleftricität aufzuhalten, befamen die Plätteriedes Baumes eine zitternde Be— megung, fo einige Zeit dauerte, und fobald aufhörte, als ich den Finger wegnahm, und die Elektricitaͤt fort- ließ. Dieſes gefchabe beftändig, nachdem ic) meinen Finger an den Slintenlauf anhielt oder wegthat. Die Stoͤchas hat ein fehr langes rauches Laub, und trägt ihre Bluͤte auf einem fehr Fleinen, ſchwachen und fat nackten Stengel, der ſich bennahe einen Fuß über den Körper der Dflanze erhebt. Wenn andiefem Sten⸗ gel etwas Unelefrrifches etwa auf 2 Zoll von feinem Obertheil genaͤhert ward, hatte er eine hin und ber ſchvankende Bewegung, wie ein PDerpendifel, und dieſe Bewegung gieng mit der Mündung des Laufes parallel, und war alfo einer andern ſonſt Ähnlichen ‘Bes wegung ganz zuwider, die ich an einer Madel bemerkt hatte, foam Ende des faufes fenfrecht an einem Faden gehangen, und allemal nach der Richtung des Laufs bin und ber geſchwankt hatte. Die Bewegung Der Pflanje und der Nadel dauerten allemal fo lange, als die Glasfugel gerieben ward. N Ich verlangte aud) zu fehen, ob fich die Elektricitaͤt ohne beyderfeitige Berührung fortpflanzen ließe, wenn man einen andern $auf, etwa 2 Zoll weit von der Be: rührung, in Seidenfaͤden aufhinge. Die Kraft war in diefem faft fo ftarf, als in dem erſten. In 2 — roll ey⸗ v.der Wirkung der Elektrieitat auf Pfl.631 beyderſeitigen Entfernung aber von 3 bis 4 Zoll ward ſie ſehr geſchwaͤcht, und nahm ſo nach und nach ab, bis die Laͤufe 6 Zoll von einander kamen, da ſie kaum einen Faden anzog. Ich beredete einen Mann, daß er ſich eine Ader öffnen ließ, und ſetzte ihn alsdenn auf ein Gefäße mit Pech, Eonnte aber nicht merken, daß das Blut beym Elektriſiren geſchwinder lief, wie man behaupten wollen, Ich hatte faft vergeſſen, zu melden, daß die Stiche, fo ich von den elektriſirten Pflanzen erhalten, meinem Zinger heftiger und ſchmerzhafter vorgefommen, als ich ie von andern gefühler. Seit Herr Baker diefe Nachricht erhalten, bat er einen Myrtenbaum zwifchen 2 und 3 Fuß in einem Blumentopfe auf dem Landſitze des Herzogs von Montague zu Ditton in Gegenwart Ihro Gnas den, auc) des Präfidenten der Fönigl. Gefell- haft und verfchiedener andern eleftrifirt. Man fand, dafs bey Annäherung eines uneleftrifchen Körpers aus den Blättern Ströme fchönes Pur: purfadens mit einem merflich Falten Winde her- _ ausgiengen, und die Blätter auf einige Entfer- nung von einem uneleftrifchen Körper angezogen, und merklich gegen ihn bewegt wurden. * 63 Kaͤſtners Anweifung werk rc M F V. Anweiſung, die Sturmiſchen Regeln | von der | Einrichtung der Balkenkoͤpfe zu finden. Von Abraham GotthelfKaͤſtner, Matth. P. P. E. zu Leipzig. J. Ooꝛꝛngachtet man die Baukunſt zur Mathematik rechnet, ſo bereden ſich doch die meiſten, mit ei— ner mittelmaͤßigen Kenntniß der gemeinen ausuͤbenden Rechenkunſt und Geometrie ſey alles gethan, was man von der Mathematik zur Baukunſt brauche. Das Vorurtheil iſt nicht ſchwer zu widerlegen. Man kann gar bald wichtige Aufgaben in der Baukunſt antreffen, die mehr Einſicht erfodern, als gedruckte Bogen zu zeichnen und zu berechnen, wie viel Ziegelſteine auf einen Cubikfuß Mauerwerk gehen. Die Verfertigung der Gewoͤlber z. &; iſt von großen Mathematikverſtaͤn⸗ digen als ein wichtiger Gegenſtand ihrer Betrachtungen angeſehen worden, wie aus dem erhellet, was Couplet von dem Treiben der Gewoͤlber“, Jacob Bernoulli ** Bir und * Men. de Pac. des Sc. 1729. ”* ‚Op. T. 2 n. 103 art. 29. von der Einrichtung der Balkenföpfe.633 und Stirling * von der Figur eines Gewoͤlbes, das ſich vollkommen felbft durch die Schwere feiner Steine erhält, gefunden haben. Meine Abſicht iſt ietzo nicht, eine architectonifche Aufgabe vorzutvagen ; die ſo tiefe Einficht erfodert. Ich willnur bey einer leichtern ftehen bleiben, die fich durch die Anfangsgründe der Buch— ftabenvechenfunft auflöfen läßt, und gleichwohl von den Baumeiſtern als ungemein ſchwer ift angefehen worden. 2. Es würde bier zu weitläuftig fallen, zuerflären, was Balkenkoͤpfe find, und wie fie in der Baufunft angebracht werden. Ich feße diefes aus ihren Anfangs- gründen voraus**, Man bat es alseine Schwierigkeit angefehen, diefelben bey verfchiedenen Säulenweiten fo anzubringen, daß fie ihre gehörigen Entfernungen von einander befommen, und aud) mitten über iede Säule ein Balfenfopf zu ftehen koͤmmt. Leonhard Ehriftoph Sturm hat in feinen Schriften Balfenföpfe für verfehiedene Säulenweiten berechnet, ohne die Art anzugeben, wie ihre Größen gefunden, und glaubt, fchon dadurch der Baukunſt einen genugfamen großen Dienft getan zu haben. Wie ieder vie Wiffenfchaften nach feinem Geſchmacke treibt, fo bekuͤmmerte ich mich, da ich mir einige Kenntniß von der Baufunft erwarb, mehr darum, den allgemeinen Grund von Sturms Rechnung zu entdecken, alsdie Triglopphen und Zapfen fauber zu zeichnen. Eine leichte Buchftabenrechnung verrieth mir gar bald das ganze Geheimniß, und ich halte dafür, es wird tiebhabern der Baufunft nicht un- angenehm feyn, folches hier mitgetheilt zu finden. Ars Biel * App. ad En. lin. tert. Ord. ** Vitruu. J. 4 © 2. 634°. Kaftmers Anmweifung Vielleicht hat folches noch weiter. die Wirkung, von der ich fchon einen Anfang gefeben habe, daß fie den Nutzen einer Art von Rechnung einfehen, die fie viel- leicht als etwas zu ihrer Abfiche ganz undienliches ver- achtet haben. 3. Die allgemeinen Regeln der Balkenföpfe, ze wie folhe Sturm * angiebt, find folgende: ı) Der Balkenkopf foll nicht niedriger als ein Dei theil, und nicht höher, als die Hälfte feines Gebälfes, feyn. 2) Der Unterbalfen den Balkenfopf nie an Höhe übertreffen. 3) Die Breite des Balkenkopfs iſt Z von feiner Hoͤhe, „obwohl ſich auch Goldmanns Eintheilung, der fie 3 der Hoͤhe macht, vertheidigen laͤßt. 4) Die Zmmifchentiefe zroifchen — Balken⸗ koͤpfe muß ein Quadrat feyn. I E G 4 Man * L. C. —— vollſtaͤndige Anweiſung, alle Arten von regulären Prachtgebaͤuden nach gewiffen Regeln zu er⸗ finden, auszutheilen und auszuzieren, benebſt einer dop⸗ pelten Vorſtellung der ſechs Ordnungen der Baukunſt, in ſolcher Vollkommenheit und Geſchicklichkeit auf alle gebräuchliche Saͤulenweiten, als vorher nie geſehen worden. Augſp. 1717, Fol. 7 Cap: am Ende vonder Einrichtung der Balkenkoͤpfe. 635 4. Man fege alfo, Aaund Bb find ein paar Säulen achfen, ACEe die rechte Hälfte des Balfenfopfs über Aa, alfo eine halbe Breite AC, und feine Höhe CE. Der nächitfolgende Balfenkopf fey FGIH, daß alſo CEGF die Zwifchentiefe ift, vo CE==CE., Die halbe Breitedes Balkenfopfs überder nächften Säule fen BD. Num feße man die Höhe eines Balkenkopfs CE— GE=HI==x, die Berhältniß feiner Hohe zur “Breite ==ı: m, fo ift die Breite — mx. Ferner wechfeln, von der erften Zwifchentiefre CEGF am Balfenfopfe und Zwiſchentiefen mit einander ab, fo daß zulegt, naͤchſt vor dem Balfenfopje, deſſen halbe ‘Breite BD ift, noch eine Zwifchentiefe fommt. Es ftehen alfo auf der Li— nie Cd, von C. bis D, eine Zwifchentiefe mehr, als Balkenkoͤpfe find, und wenn alfo die Zahl der Balfen- koͤpfe y heißt, fo ift die Zahl der Zwifchentiefen ytı. Aber weil noch die beyden halben Balfenföpfe, Ac, Bd, dazu fommen, fo find, diefe beyden halben für einen ganzen gerechnet, zwifchen A und B fo viel Balfen- koͤpfe, als Zwifchentiefen, und folglich N die Zehl der Balkenkoͤpfe auch y + 1. Die Breite einer Zoiſthenciefe iſt ihrer Höfe d. der Höhe des Balkenkopfs gleich, und folglich — x, alfo find alle Breiten der Zwiſchentiefen zufammen — (y+tı.) x, und eben fo, weil die Breite eines Balkentopfs— mx, fo befragen die Breitender ganzen Balkenkoͤpfe und der beyden halben zuſammen (y + 1. mx. Diefe beyden Producte müjfen die Säufenmeite AB ausmachen, die aus den Breiten aller Balkenköpfe und dazwifchen abwechfelnden Zwifchentiefen zufammen | — Wenn man —* dieſe Saͤulenweite AB—c ſetzt, ⸗ 636 Kaͤſtners Anweiſung ſetzt, fit (ytı.)x+ (ytı) mc oder (y+ 1.) (m+1.) x=e, alox—c: (ytı)(m+ı) 5. Die Balfenmeite, oder der Abftand des Mittels von einem Balfenkopfe von dem Mittel des nächftfol- genden, befteht aus einer Zwieſchentiefe und zwo halben Balfenbreiten. Denn von A, alsder Mitte des erften Balfenkopfs, bis zu des nächitfolgenden FH Mitte, ift, die halbe Balfenbreite AC,die ganze Zwifchentiefe CF, und die Hälfte der Balfenbreite FH. Alſo ift die Zmifchentiefe eine Summe aus einer Balfenbreite und einer Zmwifchentiefe, und wenn man fie z beißt, fo ift mx+x oder (m+1ı)x=z, und die Gleichung (y+tr) (m+ 1.) x=c ($. 4.) verwandelt ſich in (ytı) z=c, ud ytı=c: z, di. die Auf- gabe des 2 $ ift aufgelöft, wenn c: z eine ganze Zahl iſt, oder wenn fic) die Säulenweite mit der Balfen- weite dividiren läßt. 6. In dieſen beyden Gleichungen am Ende des 4 und 5 Abfaßes ſtecken alſo zwo Aufloͤſungen der Aufgabe: Die Balkenkoͤpfe fo einzurichten, daß die Zwi⸗ ſchentiefen gehoͤrigermaßen Qusdrate wer⸗ den, und mitten uͤber iede Saͤule ein Balken⸗ kopf koͤmmt. Die Gleichung des 4 9 nimmt hiezu die Zahl der Balkenkoͤpfe, und die Gleichung des 5 Abf. die Balfenmweite nach Gefallen an. Um beyde auf wirkliche Zahlen zu bringen, wollen wir für m den Werth ſetzen, den es ordentlich haben fol. Es foll nämlich die Balfenbreice zwey Drittheile von der Höhe oder 4x ſeyn, und da fie vorhin mx gefeßt worden, fo fEm 3 und mt 17. Alle wird die Öleichung des 4 Abs fages ec: (ytı.) 3, oder l,x==3c:5 (y —*. ie vonder Einrichtung der Balkenkoͤpfe. 637 Die Gleichung des 5 Abſatzes bleibe I. y+ 1 ==c: z. Es ift aber z=5 x: 3. 7. Die Höhe des Gebälfes ift, den Modul durch« gehends für die Einheit angenommen, in den niedrigen Ordnungen 4, in den mittlern 48, in den höhern 5 *, alfo muß x in den niedrigen Drönungen nicht unter 4, niche über 2 (3 Abf. ı Reg.) folglich 3 x oder z nicht unter 3% oder 25 und nicht über 33 oder 34 ges nommen werden. Sturm ** fegt diefe Graͤnzen auf 2 Mod. undz Mod. mit Weglaffung der Brüche, Wenn aber die Balfenweite z = 2 gefegt wird, fo koͤmmt die Balfenhöhe +28 fo Fleiner ift, als Fder Höhe des Gebälfes; Gegentheils giebt die Balfenweite 33 erſt die Hälfte des Gebälfes zur Balfenhöhe, Ich fehe nicht, wie ich diefes vereinigen foll? Ich kann nicht ſagen, daß er vielleicht die Brüche der Model weglaf- fen wollen, denn er hat folche bey andern Ordnungen mit angegeben, und doc) friffe er auch’ hier mit Der nach feinen eigenen Grundfägen angeftellten Rechnung nicht überein. Wenn in den mittlern Drdnungen das Gebälfe 42M. hoch ift, fo darf die Höhe des Balken— kopfs oder x nicht unter rt M. als 3 von vorigen ſeyn. Daher folgt 3 x oder z, nicht unfer 24 M. dafür Sturm nicht unter zwey und ein Drittheilfegt. Wie diefes mit feinen Kegeln übereinftimnit, begreife ich nicht, und doch foll man diefe, feiner Vorfchrift nach, nicht ohne hohe Urſache verlaflen. Ich wünfchte, daß er fich erflärt hätte, was er hier bey folchen allgemei- nen Säßen, die fich auf Ordnungen überhaupr bezie- ben, für hohe Urfachen gehabt. Warum er bey einem befondern Gebälfe von feinen Borfchriften ar | | en*,, * 3 Cap. ı Tafel. ** 2 Cap. am Ende. 633° Käftners Anweifung Hm” , und. den Balkenfopf 35 Min: alfo niedriger, als # der Höhe des Gebaͤlkes, fo 4 Mod. hat, auch niedriger, als der Unterbalfen, fo 40 Min. hält, ge: macht, wollte ich alsdenn noch eher ungefragt laflen, Ich uͤberlaſſe es größern Kennern der Baufunft, als ich bin, zu. urtbeilen, wie richtige Gründe Sturm bier gehabt habe, fich felbft zu widerfprechen, ob ich gleich faft auf die Gedanken gerathe, diefelben mögen: fo wichtig feyn, als wenn er die Höhen, in guten Ver— hältniffen, nicht mit Goldmann zu den Anwachſungen, fondern zu den Auslaufungen fuche **, da das Auge, doch ohnftreitig die Höhen eher mit: den FRNOAERRIE gen als Auslaufungen vergleicht. 8. Man nehme alfo für c, die Fleinfte Säufenneke: an, auf die man Balkenkönfe berechnen wills, Manı beftimme alsdenn z fo, daß c: zeine ganzeZahl, mit Beobachtung deffen, was wegen der Höhedes Balken» kopfs zu merken iſt (7. Hmird, ſo wirde: 2 die Zahl der, Zwiſchentiefen, ſo snsifchen beyde Säulen fommen, oder: auch die Zahl der Balfenföpfe, ‚wenn die beyden hal⸗ ben für einen ganzen gerechnet werden, andeuten: Die Höhe des Balkenkopfs felbft aber. wird 3 z fern. Will man nun fehen, auf was fir Säulenmeiten-mehr diefe Balkenkoͤpfe fich ſchicken, fo fuche man eine Größe e von der Befchaffenbeit, daß c+ ne eine ganje iſt, wenn c: z , und n ganze zhen find, d. i. daß * Zoſt. Ordn. Oberth. Tab. VI. imgleichen vI Fon. Geb. T. XX, wo der Unterbalfen - höher ift, als der Balkenkopf. | *r III Cap. ı Tafel. vonder Einrichtung der Balkenkoͤpfe. 639 daß nie: z eine ganze Zahl giebt. Denn auf dieſe Art wird, wenn die Fleinfte Säulenweite c ſich mit der Balkenweite dividiren läßt, auch die größere c+ me diefes zulaſſen, und folglich werden fich die folcherges ſtalt fürdie Fleinfte Saͤulenweite c gefundene Balken: föpfe auch auf Diegrößere'c + ne ſchicken. (5.$.) die Zahl a aber muß unbeftimme bleiben, fo wird fich Die Balkenweite auf die Säulenwweitee, cte,.c+2e, c+3e,c+4e,wf.r. fhiden, nachdem nm alle ganze Zahlen 1, 2, * nach der Reihe bedeutet. Nun kann n auch die erſte ganze, Zahl tıbedenten, Damit alfo ne: z eine ganze Zahl werde, in mag feyn, was für eine ganze Zahl es will, fo muß auch’ n==ı feyn Fonnen, und folglich e: z eine ganze Zahl ſeyn. Daher muß man für e entweder z felber, oder zdurch eine ganze Zahl multiplicirenehmen. Das letzte würde, wie leichte in die Augen fallt, eben das geben, als ob man für e nur einmal z genommen, aber. n die Zahl waͤre, Durch die man z multipliciven ſollte. Alfo thut man das erfte und feßt e—z. Es wird nämlich, wenn ce: z eine ganze Zahl ift, auch (c + nz): 2.derglei⸗ chen feyn, und die Balfenköpfe alſo, die fich zur Saͤu⸗ lenmweite c ſchicken ſchicken ſich auch zur Saͤulenweite eAnz,d.i. zuallen folgenden Saͤulenweiten: c + 2, e+22,c+3z, c+42,... Wan betömmt alfo die Söulenweite, auf welche fich die berech⸗ neten Balkenkoͤpfe ſchicken, wenn man zu der erſten Saͤulenweite, fuͤr die ſie berechnet wor⸗ den, die Saltenweiten 1,2, 3 mal u. ſ. f. addirt. 9. Hierbey iſt noch dieſer Umftand zu bemerken: Weil e die kleinſte Saͤulenweite ſeyn ſoll, auf welche die geſuchten Balkenkoͤpfe paſſen, ſo kann man anneh⸗ men, 640Kaͤſtners Anweiſung nen, daß zwiſchen beyden Säulen in der Mitten ein ganzer Balkenfopf ift, der auf jeder Seite eine Zwi— fhentiefe, bis zum nächften Balfenfopfe hat, der mit- ten über jeder Säule fteht, wie die Figur folches vor- ftelle, wenn AC, DB die halben Breiten der beyden Balkenköpfe auf den Säulen, und FH die “Breite des mittelften, CF, HD, aber der Zwifchentiefen find. Auf diefe Art muß y + ı== 2 werden, oder e: 2*2 und folglich #c. Die Balfenbreite iſt alſo die Hälfte der Eleinften Säulenweite , auf welche man Die Balkenkoͤpfe ſucht, und dieſe Balfenköpfe ſchicken fich auf alle Saͤulenweiten, die in einer arithmetiſchen Pro⸗ greßion wachſen, deren erſtes Glied c, die Differenz Zzoder Ec, di. deren erſtes Glied die kleinſte Saͤu— lenweite, und die Differenz ihre Hälfte, als die Balr fenmeite if. 10, Willman nicht die Balkenweite, fondern gleich die Höhe fuchen, fo fege man in der Gleichung I (9. 6.) y+ı=2, fo wird xx30: 10, und alfo ‚aus der angenommenen Säulenmweite, die Balfenhöhe gefun den, die alsdenn die Balfenweite z > 5x: 3, oder Ic, wie vorhin, giebt. ! ır. Zrempel: 1. Man nehme den Modul’ für die Einheit, fo in 30° getheilt wird, an, und fuche die Balkenköpfe auf 4 Mod, Eleinfte Saͤulenweite. So ift c=4 z==2 (96) x—=$ 2%, und bie Bal⸗ kenkoͤpfe ſchicken ſich auf alle Saͤulenweiten von 4 an, deren Differenz 2 ift, alſo auf 4, 6, 8, % Mod. * Man muß bier die Erinnerungen des 7 $. in Betrach⸗ tung ziehen, 2. Es * Sturms 1. Tofe. Geb. Tab. VI. I. Dor. Geb. T. XI. 11. Son. Geb. T. XVIIL vonder Einrichtung der Balkenkoͤpfe. Gar 2. &@&@yce=4="%, ſo wird nach dem 106 == 3.14: 10. —— und z 3. 223 auf Saͤulen⸗ weite von 43, 7,95 u. ſ. f. * 3. Wenn ce 5, ſo iſtx rs 5 5==1z und z==2E auf Säulenmweiten von 5, 74, 10, uff. * 12. Ben gefuppelten Säulen ift klar, daß Fein Bal- £enfopf zwifchen beyde in die Mitte fommen kann. Nun koͤmmt über jede von beyden Säulen ein Bal- £enfopf, und diefer beyden Balkenkoͤpfe Weite alfo iſt fo groß, als die Entfernung von beyder gefuppelter Säulen ihrer Achfen. Daher kann man hier die For- meln des 9 $. nicht brauchen, i in welcher yFı==2, zwo Zwifchentiefen auf beyden Seiten des mittelften Balkenkopfs zwifchen ein Paar Säulen andeutet, fon- dern weil eben diefes y + ı die Zahl der Balfenföpfe beftimmt, fo von A bis B reichen, die benden halben über AC und BD für einen ganzen gerechnet, fo iſt bie ytı= 1, denn es ift weiter fein Balkenkopf dazwifchen, alfo y = o, und wird aus der Gleichung 1(6$9.)x=3c:5 "und aus IT, 1=c:z oder c=z, benn die Dalfenweite muß allerdings der Eäulenweite gleich werden. 13. Exempel 1) = 27 —zgiebt 4.3 il, und dieß ſchickt ficd) zu allen Säulenweiten, fo c etli— er genommen, ausmacht, als zu 5%, 8, x* 2) * St. U. Toſc. G. T. VII. Ebendaf: III. Dor. G. Tab. XI. III. Son. G. Tab. XVII. VI. $on.®. Tab. XX. * Gt, II. Toft. G. Tab. VII. II. Dor. G. Tab, XU. Il. Dor. G. Tab. XIII. IIII. Son. G. Tab. XVII. *** St, IIII. Soft. G. Tab. XIII. UM. Dor. G. Tab- XIII. IIII. 9,8, Tab. XIIII. 2 Baͤnd. Se— 642 Kaͤſtners Anmweifung 2)c=3 = 7, giebt x—}. >= 1% für Saͤu⸗ len veiten von 6, 9, 12, 1. * OK TRIER Pr 14. Säulen über einander zu fteffen , ſey der unter: ſten Model =a, der oberften na=—=b, die beyden ge- meinen Säulenweiten —=c == pa pb:n, die Höhe des unterften Balkenkopfs — x, des oberften — u, wenn y noch die Zahl der Zwiſchentiefen oder Balken⸗ föpfe bedeuter, fo in der Sänlenweite c vorbefchriebe= nermaßen enthalten find, fo ift für beyde Saͤulenſtel⸗ lungen y von einerley Groͤße. Folglich "x=3c = zpund uı=3c = 3.pb s.(yt1) s(yt) St sur) Prempel: Wenn a=ı, p=3, oder die Säulen 3 Movdel des unterften von einander find, y —0, fo wird x — N:S \ “15 Man kann auf eben die Art die Sparrenförfe berechnen. Wenn ACE einen halben Sparrenfopf ohne Die Ölieder, fo ihn kroͤnen, und FGIH ven nächfts folgenden vorftelfe, fo fol die Zwifchenweite CF fo gruß als 2 FH, als die doppelte Breite des Sparrenfopfs feyn**. Hieraus ergiebt ſich die Weite von der Mitte eines Sparrenkopfs bis zumnächftfolgenden, fo aus der Zwiſchenweite und zwo halben Sparrenbreiten beſteht AC+CF+:FH=FH CF=FH+2FH=3FH. Wenn alfo die Breite eines Sparrenfopfsq, die Spar: venweite z, die Zwiſchenweite 2q heißt, fo ift 234: Und da hier Sparrenfüpfe und Zwiſchenweiten eben ſo abwechſeln, wie vorhin Balkenkoͤpfe und Zwiſchentie⸗ * | | fen, "= V.$.@, Tab. XVIHL, * Sturm am Ende des VIIII Capı von der Einrichtung der Balkenkoͤpfe. 643 fen, ſo iſt klar, daß wenn eben, wie vorhin, die Zahl son Sparrenkoͤpfen oder Zwiſchenweiten, fo: im dew Säulenweite ce enthalten find, iyr tr heiß, ci G) 29 c. (yrı). 9 =3gilyH V) und alfo) g==c: 39 oder e: z=y+1, welche Spartenföpfe: ſich denn wieder auf alle Saͤulenweiten ficken, ſo ini der arichmetifhen Progreßion ct m zubegriffen find 16. Prempel 1) c=3 Mod. IM. gi ho fhieten ſich Sparrenföpfe vom 10° breit nıMod. Sparrenmeite auf Säuleniveiten von 3 und —*6 ganzen Modeln *. 2) = FM. cı 23 1 all zı: M. we 912 auf Säulen. von 34, 25 5 un 3) HAM, e: ee; DE gi gg für Säulen, von 32, AL, SE u. ER Fe nt A er m. bene; zu Saͤulenw. von 34, 44, 5%, * HH) EC—HM. c: z=ı M. 9 15ʒu Saãnenw 'von 3, RT * ge Mc: zer2 M.ı9=7'4 ʒu 3 SE, FAR Säufembeite fff. 17. Eine weitere Ausſuͤ ührung und — Exem⸗ pel beyzubringen, leidet meine Abſicht nicht, Was ich, von den leßtern angeführet, iſt nur gefchehen, zu weifen, daß hiefe Berechnungen eben das geben, was Sturm Ss 2 vor⸗ St. I deutſche Geb. Tab. XXIIII. ** 11. deutfche Geb. Tab. XXV. *#* III. deutſche Geb, Tab. XXV. f IIII. deutfche Geb. Tab. XXVI. ++ Erſtes Geb. zu unv. Pfeil der nenen D, Tab. XXVIIL, ttr II. Geb. der N. D. zu uno, Pf. Tab. XXVIII. 624 RKaͤſtners Anweiſung ꝛc. vorgeſchrieben, ohne deutlich zu zeigen, wie er es her— aus gebracht. Man wird uͤbrigens leichte ſehen, daß ich dieſe Abhandlung ſo wenig in Abſicht auf die Alge— bra, als auf die Baukunſt, als was ſehr ſchweres und wichtiges betrachte. Wegen des erſten habe ich ſchon im Anfange meine Meynung entdeckt. Wenn Sturm in der Vorrede zu ſeinem von mir oft angefuͤhrten Werke erwaͤhnt, daß er eine Aufgabe aufgeloͤſt, welche die franzoͤſiſchen Baumeiſter für unaufloslich gehalten, und oͤffentlich erklaͤrt haben, naͤmlich die doriſchen Säulen zu kuppeln, oder Balkenkoͤpfe auf z M. Säu- lenweite zu vechnen, (mie im 13 $ gewieſen worden, ) fo fagt er damit nicht, daß er eine fehr ſchwere Auf⸗ gabe aufgeloͤſt, ſondern daß den franzoͤſiſchen Baumei⸗ ftern eine ſehr leichte unaufloͤslich geweſen. Die Wich⸗ tigkeit dieſer Erfindung in der Baukunſt will ich bloß nach dem, was Sturm davon geſagt, ſchaͤtzen laſſen, ob ich wohl im übrigen gerne zugeftehe, Daß Die ganze Lehre von Den Drdnungen noch Feinen praftifchen Bau⸗ meifter macht, und ein großer Unterſchied unter Hau: fer malen und bauen iſt. Diefes bedenken Diejenigen nicht, „die oft die Unverfehämtheit haben, zu jagen, fie Iehrten oder fie lernten Die Mathemarif, anftatt daß fie fagen follten, fe lehrten oder lernten tufchen und ilfuminieen. So ein Eleiner Theil das Mathemati— fehe in der Baukunſt von der Marhematif ift, fo ift doc) die Wiffenfchaft diefer Leute noch ein Fieinerer Theil von der Baufunft, und Boileau hat alle ihre architectoniſchen Künfte in einem Verſe im eigentlis chen und verbluͤmten Berftande erzählt: Ce ne font que feftons, ce ne font qu’Aftragales. — x N — Nach⸗ sr 645 Pe ee TE Ze Ze Ze Ze zu Zu zu 2 zz 2 * Jracherinnerung. We dieſer Aufſatz voͤllig ausgearbeitet war, kam mir des beruͤhmten Herrn Prof. Krafts in Tuͤbingen Abhandlung von den Triglyphen?* in die Hände, und es würde ungerecht fenn, folche hier mit Stillſchweigen zu übergehen. Der Here Berfaffer erweiſt nicht nur die von den Baumeliftern wegen der Balfenföpfe ange— nommenen Regeln fo gründlich, als ſich bey dergleichen Gegenftande thun läßt, fondern er vechtfertigt auch Die Verhaͤltniß der Höhe zur Breite durch eine befondere Betrachtung, die verdient, Daß fie hier angeführt wird. Es ift allerdings fragenswerth, warum die Alten die Balkenkoͤpfe nicht fohlechterdings geviert, oder die Ver— hältniß ihrer Seiten wie 1: 2 gemachte? Der Balfen- - Fopf ftelft einen hervorragenden Balfen vor. Herr Kraft nimmt die Berhältniß an, nad) welcher fich die Feſtig— feit eines vierecfichten Balkens richtet; ich will fo viel fagen, wie fih dag Gewichte, das man einem vier- edichten Balfen von gemwiffer Lange und Breite abzu= brechen nötbig hat, zu dem Gewichte verhält, das ein anderer Balfen von anderer Laͤnge und Breite erfordert, wenn er übrigens eben fo weit als jener ausder Mauer bervorragt. Die Naturforfcher haben durch Berfuche und Schlüffe gefunden **, daß diefes Gewichte, und alfo die ihm gemäße Feitigfeie des Balfens, einem Ss53 Pro⸗ * Differtatio mathematica de triglyphis. Tub. 1747, 348. ı Kupfertafel. ** Petr. Mufchenbroeck El. Phyf. $ 566 ſeqq. * 646 Nacherinnerung. Produkte aus der Breite des Balkens in das Quadrat der Linie, die an ihm, wie er ſo aus der Mauer hervor— ragt, ſenkrecht in die Hoͤhe geht, proportionirt iſt, d. i. wie GEqu. mit FH multiplicirt. Es verſteht ſich von ſich ſelber, daß der wagrecht in der Mauer gelegte Ballen auf der ſchmalen Seiteliegen, oder feine Höhe größer, ‚als feine Breite, ſeyn muß, meil er alsdenn alezeit ein größer Gewicht tra gen Cann, alg in einer andern Sage. Nun Fönnen aus einem Baume von ge- gebener Dicke, oder von gegebenen Durchmeſſer ver- fehiedene Balken gefpnitten werden, deren vordere, hier Durch die Balkenkoͤpfe vorgefkcllce Flaͤchen afle die Die des Baumes zur Diegonallinie behalten, aber an länge und Breite fer unterfchieden find. Es ift leicht zu begreifen, daß nicht alle dieſe Figuren für den Bal- ken gleich vortheilhaft find. Cs koͤmmt alfo bier auf die Fläche GIFH ‚an, welche der aus ver Mauer her- vorragende Balken den Augen darftellt, und die der Bal- kenkopf abbilden fol, Man kann fragen, was Die Li— nien GF und FH, die an dieſer Flaͤche ſenkrecht und wagrecht gehen, d. i. die Hoͤhe des Balkenkopfs und feine Sreite fir ein Berhältniß zufammen haben müf fen, damit der Balken das größte Gewicht tragen Fann, daß er bey der gegebenen Dicke des Stammes, daraus er gefchnitten worden, zu fragen vermag. Die Dice des Stammes giebt die Diagonallinie FI der vorbe= fchriebenen Flaͤche, oder des Balkenkopfs, ab. Die Merhode der größten und kleinſten Groͤßen läßt ſich mit vielem Bortbeile anwenden, die vortheilhaftefte Defchaffenbeit verfchiedener Werke der Kunft zu finden, und die Derbi der ann — © Gril⸗ Nacherinnerung. 647 "Griffen find damit ſchon genug beſtraft, wenn fie etwas zu gewiſſen Abfichten verfertigen wollen, daß ſie nach der bequemften Einrichtung defielben blindlings herum tap- pen da der Mathematikverſtaͤndige folche nach ſichern Re⸗ geln finder, Gegenwärtig laſſen fich dieſe Kegeln folgen- der Geſtalt anbringen. Die Diagonallinie FI des Bal- Fenfopfs ift gegeben : Man nenne diefelbe'— a, die Breite des Balfenfopfs HF = u,feine Hoͤhe — GF (aa — uu), fo ift die Laft,die ein Balken von diefer Figur fragen kann, wie GFqu. FH, d. i. wie (aa — uu.) u, oder ‚wie aau-unu , weil fie namlich dem Produfte aus dem Quadrate der Höhe des Balkenkopfs in feiner Breite proportionirt iſt. Dieſe Laft ſoll die größte fenn, die unter eben der Größe von a möglich ift. Alſo ift ihr Diffe— rential=0, oder aadu — zuudu=o. Daraus giebt ſich u = a: 7 3, und folgli GEN (aa—uu) —a72: 73. Es verhaͤlt fihdaher FH: GEF: r2=ı:1,414. Ein Balkenkopf alſo, deſſen Hoͤhe und Breite dieſe Verhaͤltniß haͤtte, würde die Flaͤche eines Balkens vorſtellen, die unter allen, die man mit ihm aus einerley St amme ſchneiden koͤnnte, am meiſten truͤge. Es iſt aber dieſe Verhaͤltniß wie 2: 2, 828, d. i. beynahe wie 2: 3, imgleichen wie 3: 4, 242, d. i. beynahe wie 3:4. Die Balkenkoͤpfe alfo, deren Breite fid) zur Höhe wie.2: 3, oder wie 3:4 verhält, gehören zu Balfen, die den ſtaͤrkſten Balken fehr nabe Fommen. Das Anfehen der Feſtigkeit befiehlet alfo, ven ‘Balfen- koͤpfen diefe Verhaͤltniß zu geben, und die Negel, daß Berhältniffe zwifchen Fleinern Zahlen beffer find, als zwifchen größern, beftimmt uns für die 2,3. Herr ‚ Kraft vermuchet mit gutem Grunde, die Alten hatten ne yr7 Ss 4 diefe Br 648 Narherinnerung. diefe Berhältniß als die beften zu den Balken aus der Erfahrung wahrgenommen. Iſtt dieſes nicht, fo find fie gewiß fehr glücklich gewefen, von ohngefaͤhr auf Berhältniffe zu gerathen, die iego Durch eine Theorie, die unter die wichtigften Erfindungen der neuern Zei- ten gehört, gerechtfertigt werden. Die Eintheilung der Balfenföpfe lehrt Herr Kraft vermittelft eben vergleichen Formel, wie ich gegeben; nur ſetzt er die Balkenbreite dem Model gleich, daß alfo in der Gleichung des6 Abf, 3x 1, undalfo y+ı = 2c, woraus fic) das übrige leicht giebt... Wie er behauptet, daß bierinn alle Baumeifter dem Vitruv folgten, fo ift ihm vielleicht unbefannt geweſen, wie weit Sturm, vorangeführtermaßen, davon abgeht. VI. Schrei⸗ | 649 Keks v1. Schreiben an den Herausgeber von Der Misgeburt einer Henne. ein Herr! | We ich glaube, daß die Nachricht, die ich Ih— nen geben will, einen Platz in Ihrer Samm— lung verdienet: So nehme ich mir die Freyheit, eine hiſtoriſche Beſchreibung von den Umſtaͤnden der Mis— geburt eines Thieres zu entwerfen, welche unter die Merkwuͤrdigkeiten der natuͤrlichen Geſchichte gehoͤret: Als ich im vergangenen Fruͤhlinge einen meiner An⸗ verwandten, der ein junger Wirthſchaftsverſtaͤndiger iſt, befuchte: So traf ich ihn gleic) Darüber an, daß er fo viel Eyer, als er einer. Henne zum Brüten — legen wollte, gegen die Sonne hielt, und auf dieſe Art die Probe machte, ob ſie auch dazu tuͤchtig waͤren. Diejenigen naͤmlich, worinn er inwendig ein ſchwarzes Puͤnktchen, ungefaͤhr ſo groß, als ein Nadelkopf, be— merkte, waren zu ſeinen Abſichten dienlich, die andern aber unbrauchbar. Unter andern fiel ihm eines in die Haͤnde, welches er, weil es noch einmal ſo groß war, als ein ordentliches, fuͤr ein Enteney hielt, aber als er es bey dem Lichte genau betrachtete, eindoppeltes Dotter und zwey dicht an einander ſchwebende ſchwarze Puͤnkt⸗ | fi Ss 5 chen ‚650 Schreiben von der ꝛc. chen in demfelben bemerkte: "Auf mein Verlanigen legte er dalfelbe der Bruͤthenne, nebft 20 andern, un: fer, und nad) drey Wochen fand er, Daß ein Doppel- tes Küchlein heraus Fam, welche Misgeburt ohngefähr nachfolgende Geftalt führte: | Der Leib beftand in zween zuſammen snahfnen Körperchen; der Kopf war, mie ein gedoppelter Ad» - ler, mit zween Köpfen und Schnäbeln ; der Hals aber, der zufammenhieng, mar noch) einrnal Rp, | als ein ordentlicher; die Bruft noch) einmal fo breit; der Schwanz ebenfalls zweyfah, und, außer den zween Flügeln auf ieder Seite, waren in der Mit ziveen ganz unfenntliche Flügelchen, mie ein be * ter Klump, zuſammen gewachſen. Es hatte zwe Fuͤße, in der Mitten aber noch einen dritten, A fo Dicke, mie ein Doppelt zufammen gewachfener, und ° auch mit doppelten Krallen verfehen war. Diefe Mig- geburt, weil fie nichts genießen Fonnte, ftarb noch denfelben Abend, und ich. bedauerte in zween Stüden ſowohl meine Unwiſſenheit, als meine Ungeſchicklich⸗ feit. Entweder ich wuͤnſchete, daſſelbe ausftopfen, und es in ein NMaturaliencabinet feßen zu koͤnnen, oder ich wollte, daß ich es wenigftens hätte ab;zeichnen, und Ihnen die eigentliche Abbildung davon, mehrerer Deut⸗ lichfeit wegen, übermachen koͤnnen. Ich bin ꝛc. ꝛc. Hoͤttſtaͤdt, den 20 Sept. 1747. * C. RU AN cold eyeız Oa vm Ab⸗ 2 J 651 ù* *M **6 VII. | Abhandlung von unverbrennlichen lachte, — welche der Herr Mahudel* in der koͤniglichen Akademie der Aufſchriften und ſchoͤnen Wiſſenſchaften am 21 Jenner 1715 abgeleſen. Aus dem 6 Theil der, Schriften dieſer Akademie | uberfegt. s feheinet, als wenn die Unterſuchung, welche mar von dem Urfprunge des unverbrennlichen Flach— fes, und von der Art und Weife, felbigen zu fpinnen, anftellen Fann, eher eine Beichäfftigung vor die Aka— demie der Wiflenfchaften, als für die unferige zu ſeyn ſcheinen dürfte; weil fie zur Naturlehre und unter die Künfte * So gerne mir auch unfern Leſern einige Nachricht von der Perfon des Herrn Nicolaus Mahudel ertbeilet hat: ten; fo haben wir doch aus Mangel der Nachrichten nichts weiter von ihm finden können, als daß er ein Doctor der Arzneywiſſenſchaft und affociirres Mit: glied der Föniglichen franzöfifchen Akademie der Auf- fohriften und fehönen Wiſſenſchaften geweſen ſey. Siehe das Berzeichniß der Mitglieder im I Theile der Geſchichte diefer Akademie. ; 652 Abhandlung Künfte gehoͤret; da aber dasjenige, was die Alten von dem Gebrauche des unverbrennlichen Flachſes vorge— ben, mit der Geſchichte ihrer Zeiten ganz genau ver— bunden iſt, ſo glaube ich, daß die Akademie der Auf— ſchriften vor allen andern berechtiget ſey, die Unterſu— chung von dieſer Materie ſich zuzueignen. Die Umſtaͤnde, welche Plinius * davon beybringt, haben zu vielen Abhandlımgen Gelegenheit gegeben, welche, an flatt daß fie die Sache gründlich unterfu- den, und in ein heller Licht hätte fegen follen, zu nichts weiter gedienet haben, als felbige zu verdunfeln und zweifelhafter zu machen, j ja bisweilen ganz falfche Din- ge davon vorzubringen, und dadurch die Muthmas- fungen zu — Unter den verſchiedenen Arten von Flachſe, welche zu den Zeiten dieſes Naturforſchers bekannt geweſen, hat man eine, wie er ſchreibt *, gefunden, die unver⸗ brennlich gewefen. Wan nennt fie lebendigen Slache. * Im XIX B. Hif. nat. im I Cap. ** Meil Herr Mahudel von den orten der Urſchrift zu verfchiedenenmalen ſtark abgegangen, fo bat man fel- bige bier beyzufegen vor gut befunden; Inuentum iam eſt etiam, (fc. linum), quod ignibus non abfumeretur. Viuum id vocant, ardentesque in focis conuiuiorum ex eo vidimus mappas, fordibus exuftis fplendefcentes igni magis, quam poflent aquis. Regum inde fune- bres tunicae, corporis fauillam ab reliquo feparant ci- nere. Nafeitur in defertis aduftisque folae Indiae, vbi non cadunt imbres, inter diras ferpentes: afluefeit- que, rarum inuentu, difhcile textu, propter breuita- tem. Rufus de cetero colos, fplendefeit igni. Cum inuentum eft aequat pretia excellentium margaritarum. Vocatur autem a Graecis asbeilinum x argumento na- turae, von unverbrennlichen Flachſe. 653 Flachs. Wir haben hiervon Tifehrücher ges feben , welche, nachdem fie bey Gaſtereyen ge- braucht, ins Feuer geworfen worden, damit fie durch) die Flaͤmmen wieder gereiniget wuͤr⸗ den, aus welchen man fie vielfehöner und weifz fer befommen, als wenn fie in Waſſer wären gereiniget worden. Ans diefem Flachſe wur⸗ den auch die Sterbekleider der Koͤnige verfer⸗ tiget, in welchen man ihren Rörper, wenn er follte verbrennet werden, zu dein Ende einwi⸗ ckelte, damit man die Aſche dev Körper, von der Aſche anderer Dinge, fo zugleich mit verz brenner worden, defto beffer abfondern konnte. Es wächft diefer Slachs in den Wuͤſten ns diens, wo man Schlangen in großer Menge antrifft, und weil an diefen Orten es niemals regnet, fondern durch die große Sonnenbige alles verbrennt wird, fo ift es wabrfcheinlich, daß diefer Klachs dadurch * die Rraft befom> me, der Gewalt des Keuers zu widerfteben. Dan finder ihn ſehr felten, und es erfordert viel MWübe, ibn zu verarbeiten, weil er febr kurz ift. Seine roͤthliche Sarbemacher, daß erim Seuer * Daß diefe Murhmaßung des Pinius feine Ausnahme finde, lehret die Erfahrung, weil auch in den unter bem Nordpol gelegenen Laͤndern der Amiant gefun: . den wird. Denn wie einige berichten, fo wachft er . in Moſcau und Giberien in einem Berg, in gewiffen Adern , zwifchen einem harten und dunfelgrünen Steine, welcher mit Bulver zerfprengt wird. Die Einwohner jollen ihn Rammeni-Schelf, oder den Geis benftein nennen, Anmerk. des Ueberſetzers. 654 Abhandlung Seuer * glaͤnzet. Wenn man ibn finden wird er denen koſtbarſten Perlen gleich geachtet, Die (Briechen nennen ihn Asbeft. / Es ift nörhig geweſen die Worte des Geſchicht⸗ ſchreibers in ihren Zuſammenhange anzufuͤhren, damit man ſehen koͤnne, was den Alten von dieſem Flachſe dazumal bekannt heweſen Man wird auch hieraus die Fehler einer Beſchreibung erkennen, welche zwar viel Wunderbares anfuͤhret, uns aber von der wahren Befchaffenbeit der Sache feinen rechten Begriff bey⸗ bringe. Man wird auch alsdenn durch’ einen deutli⸗ chen Begriff und durch eine umftändliche Geſchichte des Minerals, aus welchen diefer Flachs gemacht wird, die Erzählung dieſes Geſchichtſchreibers ergaͤn⸗ zen, und durch verfchiedene auf Erfahrungen, niche aber auf ein bloßes Hörenfagen , gegründete Anmer- fungen deffen Natur beftimmen, und die Art und Weife, wie er am beften gefponnen, und zum Ges brauch bereitet werden kann, beybeingen fünnen, Die Stelle des Buchs, in 'weldyen Plinius vom Pflanzen rede, und in welcher er diefen Flachs be? ſchreibet; das Stillſchweigen, mit welchen er. ihn an demjenigen Drte **, wo er den Stein Amiant beſchrei⸗ bet, * Die Heberfegung ded Herren Mahudel durch fa cou- leur rouflatre lerend brillant au feu, fcheinet die Mey: nung des Plinius gar nicht erreichet zu Haben. Piz nius will vielmehr, meiner Meynung nach, durch die Worte: Rufus colos fplendefeit igni, dieſes jagen: Seine rörbliche Sarbe glänser wie Seuer, comme un feu. Denn daß er im Feuer glanget, iſt nicht in der roͤthlichen Farbe zu fuchen, fondern weil er * wird, und nicht anbrennet. ENT XXXVI 3, 19 Cap. von unverbrennlichen Slachfe. 655 ber, uͤbergehet, und endlic) diejenige Stelle des Diu- tarchs *,nin welcher gemeldet wird, daß dieſer Flache auf einen Felſen wachfe, find deutliche, Merkmale, daß einige von denen Alten in den Gedanken geſtan— den , als wenn diefer Flachs von einer ‚Pflanze feinen Urſprung habe. Ja ſo gar einige unter den neuern, unter welchen auch ein Schriftiteller *hieſiger Lande befindlich iſt, der ein Buch von Specerenen gefchrie: ben, find diefer Mennung zugetban; und Diefer leß- tere ift fo weit gegangen , daß ev vorgiebt, er befiße felbft Flachs von diefer Planze, welche auf den Mar- morfelfen in Campanien fey gefunden werden. Allein, da unter allen Kräuterfennern , welche die pnrenäifchen Gebirge beſuchet, nicht ein,einziger eine ſolche Pflanze will gefehen haben, und es auch felbft der Natur der Pflanzen zuwider läuft, Daß einige fol: tem gefunden werden, die unverbrennlic) wären, fo muß diefe Meynung billig verworfen werden. + Man darf bier Feinesweges zu Unterftüßung diefer Meynung, diejenige Art von Lerchenbaum (Melefe) | zum * In dem Buch vom Stillfehweigen der Orakel. ** Pomet Hittoire generale des drogues fimples et com- poiees, renfermant dans les trois clafles des Vegetaux, des animaux, et des mineraux tout ce qu’il eft Objet de la phyfique, de la Chymie, de la Pharmacie et des arts kes plus utiles à la Societ€ des hommes. Ou- vrage enrichi de plus de 400 figures en taille douce, tirdes d’apres nature, avec un difcours, leur diffe- rents noms, les pays, d’oü elles viennent, la maniere de connoitre les veritables d’avec les falfifides , .et leurs proprietes, où Pon decouvre les erreurs , et des anciens, et des modernes. Die neuefte Ausgabe bat der jüngere Pomer zu Paris 1736 in II Banten in 4. beforger. 656 9 Abhandlung x zum Beyſpiel anführen, von welchen, wie Vitruv * erzähler, dasjenige Schloß foll fenn erbauet geweſen, welches den erzuͤrnten Cäfar und den Flammen gleich- ſam troßte, als-eres umund um anfteckenlaffen. Man darf auch hier nicht: diejenigen Erfahrungen beybrin« gen, welche man ſſeit einigen Jahren an verfchiedenen Dingen gemacht hät, fo vor Holz ausgegeben worden, Denn wenn man fiemit Fleiß unterfucher, fo hat man befunden, daß fie aus Feiner andern Urfache ihre Ge— ftalt und ihre Schwere behalten haben, als weil fie wirklich aus der Erden gearaben worden, (foſſiles) oder Stücken von folhen Holze waren, welches die mineralifchen Waſſer verfteinert, indem deren zärtefte Theifchen durch die Zwifchenraumchen und Gefäße des Holzes eingedrungen find, Man bat nicht mehr Urfache zu zweifeln, daß dieſe Flachs nicht von einer mineralifchen Subftanz, Die fehr dichte und wollicht (cottoneufe) ift, herfomme, Deren *Vitruv erzahlet diefe Geſchichte im Buch im Cap. Das Schloß foll hinter den Alpen, und alfo vermutb- lich in der Schweiz gelegen, und von der lateinifchen - Benennung des Lerchenbaums (larix) den Namen Lari- gnum gefuͤhret haben. Er ftehet in den Gedanken, dag Holz von diefem Baume fey derentwegen unverbrenn- lich, weil e3 ungemein dichte, und alfo dag Feuer in deſſen Zwifchenraumchen nicht eindringen fönne. Ob nun wohl Plinius im XVI B. im ıo Cap. Palladius im XL 9. im ı5 Cap. eben diefer Meynung find, und dieſes Holz vor unverbrennlich halten; fo hat docy : Wilhelm Philander, ein Ausleger des Vitruvs, alser zu Rom in Gegenwart des Cardinals Armagnafeinen Berfuch damit gemacht, das Gegentheil erfahren, und befunden, daß es, mie alles andere Holz, ob wohl et— was langfamer, und nicht fo gleich verbrannt iſt. von unverbrennlichen Flachſe. 657 deren Theilchen aus glänzenden filberfarbigten und fehr zarten Faͤſerchen befteben, die perpendifular neben ein- ander liegen, und durch eine terreftrifche (terreufe) Materie vereiniget werden, welche verurfacht, daß fie fi) im Waffer von einander abfondern, der Gewalt des Feuers aber widerſtehen Eönnen. Die Griechen baben diefes Mineral, weil es im euer unveranderlich ift, bisweilen Amiant, bisweilen auch wegen der Aebnlichkeit, die es mit dem Kaltſtei⸗ ne hat, welcher, wenn er geloͤſchet worden, ſich nicht wei⸗ ter verzehren kann, Asbeftgenennt *. Und dieſes Mi— neral hat auch bey uns dieſe benben Damen behalten, unter welchen es ohne Unterjchied bekannt ift, Die Benennung des Sederalaun (Alun de Plume) welche einige von den Franzofen ** und aud) andere ihm bengeleget haben, ift fehr übel angebracht. ‘Denn obgleich diefe benden Minerale, wegen des Baues ih— ver Faden, einige Aehnlichfeit mit einander zu haben fcheinen, fo findet man doch bey genauerer Unterſu— hung, daß fie fehr weit von einander unterfchieden find, Denn leßteres hat nicht nur einen ſtrengen und anzie— benden Geſchmack, löfer fih, mie alle andere Salze im Waſſer auf, fondern verfliegt auch), und verändert | fih im Feuer, welches alles Eigenfchaften, die bey ‚dem Amiant nicht anzutreffen find, Man *Die verſchiedenen Namen, unter welchen dieſes Mine: ral, in den Schriften fowohl alter, als neuer Schrift fteller,, befindlich ift, * Kircher L. VIII. mund, dubterran. Sedt. III. p.67 an. ** Pomet Traite des Drogues. 2 Band. Te 658 Abhandlung Man darf fich über die Seltfamfeir und Koftbarfeie diefes Minerals zu den Zeiten des Plinius * eben nicht vermundern, weil man es damals nirgends, als in den Wüften Indiens, in Euboea, bey der Stadf Corinth, in der Inſel Candia, welches alles Länder find, von welchen der Flachs den Namen ** befommen hats te, fofl gefunden haben. Zu unfern Zeiten ift es defto gemeiner worden, da man nicht mehr nöthig bat, fol- ches in Indien, in Japan, in China, noc) in Aegy- pten ***, wo man es vor Zeiten herbringen ließ, zu fiichen ; man findet es ießund in den meiften Inſeln des Archipelagus, in Enpern +, in Negroponte und Eorfica. Es ift auch an verfchiedenen Orten in Ita⸗ lien, und infonderbeit auf den Gebürgen von Bol: terratt, ben Seftri in tigurien, in Bayern, in Eng» land, in Spanien auf den pyrenäifchen Gebürgen, in Frankreich +rF in der Graffchaft Foix, und bey Montauban anzutreffen, Die Berfchiedenheit der Derter, an welchen der Amiant gefunden wird, ift Die Urfache, daß wir an felbigen einen berrächelichen Unterfchied bemerfen, Ei- nige Arten von Amiant find in Anfehung der Farbe, welche man an der Oberfläche diefes Steins gewahr wird, grün, oder ſchwaͤrzlicht, oder dem Eifen gleich, oder dunkelgrün. Denn was die fage und Farbeder Fäfer- 1 * Sm XIX. im ı Cap. Cum inuentum eft, aequat pre- tium excellentium margaritarum. *S. den Pauſanius, BIER — im X Buch. *+* Serman. und Ygrit ola. +Diofcorideg im V 3. Cap. 1. 13. +} Kiampini de lino incombuttibili. ‚tr Agrifolg de natura foflilium. Dale Pharmacolog. von unverbrennlichen Slachfe. 659, Säferchen anbelangt, fo ift felbige meiftentbeils weiß— grau, wiewohl fie auch bisweilen in das rötblichte fällt, Andere find, nachdem die Faden ftarf oder ſchwach find, von einander unterfchicden. Der Amiant, welchen man an einigen Dertern in Italien, in Enpern und in Eng— land findet, bat fehr Eurze Faden. Derjenige aber, den man aus den Inſeln Corfica und Candia bringer, bat fehr lange und zarte Faden, Da hingegen derjenige, fo auf den pyrenäifchen Gebürgen gefunden wird, aus viel ftarfern Faden beſtehet. Wenn man den Unterfchied diefes Minerals, welches man in den Eabinetern unter andern Steinen aufbehalten fiehet, betrachtet, fo wird man einige Stuͤcken von der Höhe eines Fußes * fin- den, deren Faden von gleicher fänge find, und man Darf garnicht zweifeln, daß man nicht noch viel längere finden follte, welche, weil fie fehr dichte neben einan— der liegen, den Holztheilchen fehr ähnlich zu fenn ſchei— nen. Und daher iſt esauch gefommen, daß einige fich haben betriegen laffen, die dergleichen Stücfen von Amiant vor unverbrennliches Holz gehalten haben. Und diefer vollkommenen Achnlichfeit Haben fich eher mals betrügeriihe Mönche ** gar wohl zu bedienen gewußt, da fie die Seichtglaubigfeit einiger andächtigen Derfonen gemisbraucher, und ihnen einige Stücden dieſes Minerals, welche fie vor Holz von dem beiligen | Tt2 °» Kreuze — Rupert Beslers Gazophylacium rerum natu- ralıum. * Anton. Mufa Brafavolug in Examine fimplic. et ter- rarum. Diefe Gefchichte führer auch Athanafius Kir: cher amangegogenen Drte aus einem Buche des Hieron. Merfurialid an, aus welchem fie vieleicht auch Herr Mahndel, wie vieles anders, mag entlehner haben. 660 Abhandlung Kreuze ausgegeben, als eine große Koftbarfeit verehree haben, Sie gaben ihrer Betrügerey Durch das vorge gebene Wunder des Feuers ein großes Anfehen, wenn fie diefen Seichtgläubigen zeigten, Daß dieſes Element über das vorgegebene heilige Holz feine Gewalt habe, Und eben diefe UnverbrennlichFeie iſt das Weſentliche, welches den Amiant von allen andern mineralifchenStei« nen unterfcheidet. Wenn nundas Feuer, welches doch unter den auflofenden Dingen das allerftärfite ift, ihm feinen Schaden zufügen Fann, mas werden wir denn für ein Mittel ausfündig machen, von der Natur des Amiants eine genaue Erfenntniß zu überfommen ? Ich habe die Probe gemacht, undein Stücke Amiant, welches, genau gewogen, eine halbe Unze ſchwer war, in eine Pfanne mit glüenden Kohlen geworfen, da es denn eben fo glüend, wie die Kohlen, wurde, unter denen es lag. Mach diefem babe ich folches er einer fleinen fehr richtigen Waage gewogen, und gefunden, daß es nicht das geringfte von feiner Schwehre ver> Iohren hatte. Zu einer andern Zeit habe ich eben diefes Stücke in Del getaucht, oder mit einer andern fetten Materiebe- fehmieret, und alsdenn in die Koblpfanne geworfen, da es denn fo lange Flammen von fich gegeben, bis die fette Materie verzehret war; undals ich es hierauf ges wogen, hattẽ es nicht mehr von feinem Gewichte ver- lohren, als was diejenige Materie ausgefragen, in melche es war eingetauchet worden, Man bat ein bald Pfund von diefem Steine mit dem Hammer zerfchlagen, die Stücken in einem Fleinen gläfernen Diftillierfolben gethan, ihn wohl verlötet, und in ein Feuer gefeßer, fo * und nach vermehret wor⸗ von unverbrennlichen Flachſe. 661 worden, dadenn nichts davon verflogen, als einige wäf- ferichte Theilchen (parties deegme). Und eben diefes hat man auch bey einer abermaligen Operation, mit einer andern Art von Amiant, wahrgenommen, Wenn er in ein Reverberir-und Schmelsfeuer ges bracht worden, ift weiter nichts, als eine Veränderung der Silberfarbe in eine röthliche, und zwar nur an den Fäden, welche beyfammen geblieben, erfolget; da hin— gegen diejenigen, welche an der äußern Fläche des Stüdes ſich von einander abgefondert, zufammen ges laufen (grefillez) find, ohne daß dag Ganze etwas von feinee Schwere verlohren gehabt. Nur allein das Feuer von einem aläfernen Brenn» fpiegel bat ein Stüf von diefem Steine bezwingen koͤnnen. Seine Faden haben fich in einem Augen: blicke yon einander geſondert, gleichfam in ein Kraul zufammen gebogen, und find endlich in kleine glafer- ne Kugeln zufammen gefchmolzen. Wenn die Probe der Unverbrennlichfeit auf diefe de: nen Alten unbefanne gerefene Erfahrung anfommen follte, fo würde ihr Fein natürlicher Körper widerſtehen koͤnnen; da aber der Amiant durch Fein ander Feuer zu einiger Beränderung kann gebracht werden, fo Fann er jederzeit, wie man nach gemeiner Weiſe davon zu reden pflegt, vor unverbrennlich gehalten werden. Ob fchon die Art und Weife, felbigen zu fpinnen, bey den alten vrientalifchen Völkern fehr gebräuchlich gewefen, fo ift doch felbige den Römern ziemlich unbes Fannt geblieben, ja felbft die Griechen fheinen wenig davon gewußt zu haben, weil feiner von ihren Schrift: ftelleen, außer dem Strabo, der ihrer doch nur mit zwey Worten gedenfer, feige befehrieben bat. 662 Abhandlung Es hat das Anſehen, daß fie ſelbſt dem Plinius un- befannt gewefen. Und diefes ift eg, mas diejenigen, die fich mit Unterfuchung der Alterthuͤmer befchäffiigen, fchon fo geraume Zeit geplaget, und ihnen Anlaß geges ben bat, diefe Kunſt unter die verlornen Dinge * zu zählen. Was mich anbetrifft, fo glaube ich felbft, Daß wenn man fich jemals eingebildee hätte, daß fie, ohne ein ander Mittel dabey anzuwenden, zu ihrem Zwecke hätten gelangen koͤnnen, man ihnen eine un⸗ möalihe Sache zufchreibe, Da ich nun aber nichts deftsweniger einige Dinge anführen fünnte, die aus folchen Faden gewebet, und von Zeit zu Zeit mit vieler Verwunderung find be- trachter worden, fo folget hieraus, daß nothwendig zu allen Zeiten fich jemand müfje gefunden haben, dem Das Geheimniß den Amiant zu fpinnen und zu verar- beiten, auf diefe Art, wie ich glaube, daß es möglich feyn mag, befannt gemefen feyn muß, ‚Sodann Baptifta Porta ** fieher es vor eine Sa— che von fehlechter Wichtigkeit an, nachdem er zu Be: nedig, nie er ſchreibt, felbft gefehen, daß fich eine Frau aus der Inſel Enpern damit befchäfftiger ; und dieſes ift auch vermuthlich die Urfache, warum er fich nicht Die Mühe genommen, uns darinne zu unterrich- ten. Ciampini *** hat uns feit einigen Jahrg die Sache * Pancirollus im 4 Tit. de rebus de perditis. *Im IV D. mag. natural. ##* De incombutftibili lino, fiue lapide amianto, Rom, 1691, in 4. Es war diefer Johann Juſtin Ciampini ein gebohr⸗ ner Römer, der in allen Arten der Wiſſenſchaften unge⸗ mein | / } von unverbrennlichen Flachſe. 663 Sache genauer befannt gemacht, welche, wie ich nun- mehr erzehlen will, auf folgende Art von mir zu einiger Vollkommenheit ift gebracht worden. Man nimme diejenige Art von Amiant, deſſen Fa— den am längften und feidenartigiten (loyeux) find, zerfchlägetihn mit einem Hammer in verfchiedene Stü- en, doch in feinen Mörfer, damit er nicht zu Staub gemacht werde. Dieſe Stuͤcken werden hierauf fo lan⸗ ge in warmes Waffer * getaucht, bis ihre terreſtri— ſchen Theilchen fih gänzlich aufgelöfet haben. Er muß im Waſſer ofte umgewendet, und in fo viel Faden als nur möglich ift, mit den Fingern zertheilet werden, Damit derjenige Kalf davon abgefondert werde, wel- — —— cher mein geuͤbt war. Inſonderheit ließ er ſich die Aufnah— me und Unterſuchung der Naturlehre und Mathematik ſehr angelegen ſeyn, ſtiftete auch zu dem Ende im Jahr 1677, unter dem Schutze und Aufſicht der vortrefflichen Koͤnigin Chriſtina von Schweden, eine phyſikaliſche und mathematiſche Akademie, in welche er die groͤßten Na⸗ turkuͤndiger feiner Zeit, und unter andern, den beruͤhm⸗ sen Borellus zu Deitgliedern aufnahm. Es ftarb die: fer große Gelehrte den 12 Sul. 1698, im 65 Jahre feiz nes Alterd.. Sein Reben befchreibet der Abt Vin: cent. Leonio von Spoleto im andern Theil derer Vi’ te degli Arcadi, und aus felbigem Niceron im IV Theil derer Memoir. pour ferv. & Phiftoir. des homm. illuftr. auf der 193 u. f. ©. Es iſt felbiges aus der Samm: lung feiner Schriften vorgefeget worden, welche vor kurzen zu Rom bey Carl Siannini in 3 Banden in Fo⸗ lio ans der Preffe gekommen. * YUmman will, man foll fie in Lauge aus Afche von ver- faulten Eichenholge und gedörrten u tauchen und nach diefem einen Monat lang in füffen Warfer liegen laffen. Giehe deffelben Manududt. ad mate- riaın medicam, 664 - Abhandlung cher die Faden zufammen hält, und von welchen das Waſſer ganz dicke gemacht, und wie eine Milch weiß gefärbt wird. Dieſe Arbeit muß 5 bis 6 mal und fo ofte wiederholet werden, bis das Waffer feine nafürli- che Klarheit behält, und die Faden genugfam geröftet find. _ Wenn diefes Wafchen oder Siefe Röftung vorben, fo werden die Faden auf einem Korbe oder Giebe von Dinfen ausgebreitet, damit das Waſſer vollends ablau- fen möge, und fo lange in die Sonne gefeßt, bis fie vollkommen trocken find. Alsdenn werden zween Kaͤm⸗ me mit ſehr zarten und engen Zähnen, wie diejenigen find, welche die Wollkaͤmmer brauchen, genommen, und Damit die Faden, indem fie gelinde gekaͤmmt werden, vollends auseinander getheilt. Man nimmt hierauf den auf folche Art zubereireten Flachs zufammen, und behaͤlt foichen zwifchen den benden über einander geleg: ten Kammen, daß nur die Außerften Spitzen hervor: ragen. Die Kaͤmme werden alsdenn auf einem Ti- ſche befeftiget, und dienen auf folche Weife zu einen Spinnrocken, von welchen der Faden gar füglich kann abgeiponnen werden. . Man muß auch auf eben diefem Tifche eine Spule (bobine) mit fehr fein gefponnenen Garne von gemei« nen Slachfe bey der Hand haben. Von diefen wird ein Faden, und zugleich zwey oder drey Faden von Amiant genommen, und durdy das Umdrehen einer Spindel, welche mit einem Wirtel (pefon) verfehen iſt, dergeſtalt mit einander vereiniget, daß der Saden | von.gemeinem Flachfe mit denenjenigen von Aebeft überzogen wird, und ſie durch dieſes Mittel nur einen einzigen Körper oder Faden ausmachen, = d: von unverbrennlichen Flachſe. 665 Damit aber dieſes Spinnen deſto bequemer von ſtat⸗ ten gehen moͤge, ſo muß man ein Gefaͤß mit Baumoͤl dabey haben, mit welchen man von Zeit zu Zeit die Fin⸗ ger benetzen kann, dadurch theils zu verhuͤten, daß der Amiant die Haut nicht angreife, und wund mache, theils die Faden deſto weicher und gelinder zu machen. Wenn man nun auf dieſe Art einen langen an einan⸗ der hangenden Faden bekommen hat, ſo iſt es leichte, wenn deren viele zuſammen genommen und unterwir— ket werden, ein Gewebe daraus zu verfertigen, mel ches nach der Anzahl und Stärke der Faden, die man darzu nimmt, grob oder Klar kann gemacht werden. Und weil der eingefponnene Slachsfaden und das Del noch Darinne befindlich ift, fo brennet man daffelbige, ohne daß es der $einewand etwas fihaden follte, im Feuer aus. Man verfertiget wirklich auf den pyrenaͤiſchen Ge— bürgen Schnuren, Kniebaͤnder und Gürtel aus der— gleichen Faden, welche deutliche Proben find von der Moglichkeit, fie zu verarbeiten, und es ift gewiß, daß, wenn man mehr Mühe und Sorgfalt, als die Ein: wohner diefer Gebürge zu thun gewohnt find, darauf wenden wollte, man recht artige Dinge Davon verfer- tigen fönnte, | Unterdeffen wenn man auch die von den Alten fo fehr gerühmte Leinewand daraus verfertigen, ja felbige noch) feiner, als die ihrige, und in größerer Menge machen Fünnte, fo wiirde man doc) allezeit zugeben müffen, daß fiewegen der Zerbrechlichfeit des Steines, von welchen fie ihren Urſprung nimmt, ‚bey Dein Ge— brauch von Feiner langen Dauer feyn, auch feinen an= dern Nutzen, als die bloße Euriofirät haben würde, | 05 Alles, 666 Abhandlung Alles, was die alten Schriftfteller, melche vor und nach dem Plinius von diefer Leinewand in ihren Schrif: ten Meldung gethan, davon beybrinaen, beftehet dar—⸗ inne, Daß fie erzählen, wie felbige beſchmutzet und ver: unveiniget * worden, damit man das Vergnügen ha— ben fonne, fie gereiniget und unverlege wieder aus dem Feuer zu ziehen, Carl der Fünfte ** bat viele daraus verferfigte Gervietten gehabt, mit welchen er den Prinzen feines Hofes, wenn er fie bewirtbete, dergleichen Bergnügen machte; Und man bat nachhero zu Rom ***, zu Bes nedig, in Sachfen, zu Löwen und in andern Städten verfchiedene große Herren, ja ſelbſt Perfonen von ge: ringerm Stande gefeben, welche ſich mit wenigern Koften, als diefer Kuifer, daran beluftiget haben, Wenn man bey dem Hierofles findet +, daß die Brachmanen fich in folche Leinewand gekleidet gehabt, fo beweiſet folches, daß der Amiant bey den Indianern vielgemeiner, als an andern Orten, gewefen feyn muß; es wird aber Feinesmeiges Daraus der Schluß zumachen feyn, daß fich diefe Weltweifen dergleichen Kleider zu ihrem täglichen Gebrauch bedient gehabt. Dieunver- Drenn- * Plinius im XIX 3. im ı Cap. Ardentes in focis con. uiulorum ex eo vidimus mappas, fordibus inuftis fplendefcentes igni, magis quam poflunt aquis. Langius im 66 Briefe, Agricola im V 3. de natur, foſſilium. *Siehe den Podocattarus, de rebus cypriis. 4 ”** Simon Dajolus im I Th. Dier. canicular. im 2offen Gefprach. Es führer folches Coͤlius Rhodiginus im XVIll * Lect. antiquar. im 31 Cap. an. von unverbrennlichen Flachſe. 667 brennlichkeit, welche ſie, wie dieſer Schriftſteller ſagt, vor etwas goͤttliches hielten, und die Vergaͤnglichkeit, welcher diefe Kleider, weil fie fich leichte zerfaferen, un— terworfen waren, erlaubte ihnen, feinen soeitern Ge brauch davon zu machen, als felbige bey heiligen und fenerlichen Handlungen zur Pracht zu fragen. Der Gebrauch der Hemden oder der Säce von Lei⸗ newand, deren man fich bey Berbrennufig der Todeen bedienet hat, damit darinnen die Afche Des Körpers mit der übrigen verbrennlichen Materie unvermengef möchte erhalten werden, würde in der römifchen Ge— fhichte von größerem Nutzen feyn, wenn man davon mehrere Zeugniffe benbringen fünnte. Mit was für Grund kann man fich aber auf die Murhmaßungen dererjenigen, die fih mit Auslegungen alter Schrift- fteller befchäftiget, verlaflen, wenn fie vorgeben, daß ‚eine teichenceremonie, von welcher Plinius ſagt, Daß -man fie nur bey den Körpern der Könige* in Acht ge= nommen, auch bey den Körpern der vornehmften Per— fonen unter den Römern fey gebräuchlich gemwefen ? Es ift nicht zuleugnen, daß die Ehrerbierung, welche diefe Bölfer gegen die Alche der Todten, die ihnen im geben lieb gewefen, blicfen laffen, eine große Sorgfalt voraus gefege, mit welcher fie die Afche des Körpers von der Aſche des Holzbaufens abzufondern fuchten. Denn es ift nicht glaublich, daß Artemifia** die Afche ihres * Im XIX B. im ı Cap. Regum inde funebres tunicæ corporis fauillam ab reliquo feparant cinere. ** Siehe den Plinius im XXXVI DB. im 5 Cap. Gellius im X 9. Nodt. atticar. im 18 Cap. | Beyde Stellen beweifen nicht, mag fie bemeifen follen, denn zu geſchweigen, dag Plinius am angeführten * 9 668 Abhandlung ihres Gemahls Mauſolus, welchen ſie nach ſeinem Tode ungemein bedauerte, ſo leichte wuͤrde haben verſchlucken koͤnnen, wenn ſie nicht uͤberzeugt geweſen waͤre, daß ſelbige von der Aſche derjenigen Spezereyen, welche zu Verbrennung des Koͤrpers waren gebraucht worden, unvermengt geblieben wäre. Nicht viel wahrfchein: licher ift es, daß Agrippina”* die Afche ihres Gemahls Germanifus mit folher Zartlichfeit in ihrem Buſen würde aufgehoben haben, wenn fie geglaubt hätte, daß fie mit anderer Afche wäre vermengt worden, Die Sorgfalt, welche die Anverwandten der Ber: banneten **, die an Orten, wohin fie verwieſen wor: den, verftorben waren, anwendeten, damit ihre Afche wieder in ihr Baterland möchte zurück gebracht werden; die Pracht, mit welcher die Afche der Helden und obrig- feitlichen Perſonen, welche in ihren Amtsverrichtungen, Die fie von Rom entfernet hatten, geftorben waren, bes gleitet *** wurde ; die Ehrenbezeigungen +, welche man gar nichts vondiefer Befchichte beybringet, fondern mur Diejenigen Baumeiſter erzehlet, welche an dem prachti- gen Grabmal des Mauſolus gearbeitet haben ; fo fa: get Gellius ausdrücklich, daß fie die Afche mit Speze— reyen und Dlitaten vermenget, ehe fie felbige verfchlu: cket: Artemifia luctu, atque defiderio mariti flagrans, uxor, ofla cineremque eius mixta odoribus contufa- que in faciem pulueris aquae indidit, ebibitque. *Tacit. Annal. 113. Cap. 75. *Dvid. imIIIB.Trift. *** Tacit. im II und IIIB. Annal. + Eutrop. im VII B. im ıo Cap. Ziphil 76. Amian. Marcel. XIX. 2. Herodianus II. 15. In diefer Stelle des Eutropius wird zwar von dem Tode des Auguſtus geredet, daß felbiger zu J in am⸗ von unverbrennlichen Slachfe. 669 man unferwegens in allen Städten, bis nach Nom, de= nen Uenen, in welchen die Afche verfchloffen war, er: wiefe; ja felbjt der Preis und die Koftbarfeir der Lienen, welche ſowohl in der Materie, woraus fie verfertiget worden, als auch in der Arbeit des Künftlers zu fuchen ift, find hinlängliche Merkmale * von der Sorgfalt und Bemübung, welche man anmwendete, die Afche der verbrannten Körper von der Afche des Holzbaufens ab⸗ zufondern und aufzuheben. Esiftaber hieraus keines— weges der Schluß zu machen, daß man bey den Kör- pern vornehmer Perfonen diefen Vorzug beobachter, und fie. bey der Berbrennung in Leinewand aus Asbeit eingehüllet habe. Und ob man gleich vor Furzem ein Grab entdecket, und felbiges in der vaticanifchen Bibliothek aufgeftel= let bat, in welchen man ein Schweißtuc) von diefer Leinewand zeiget, welches neun römifche Ellen (palmes) lang, und fieben breit, und annoc) voller Afche und balbverbrannter Knochen ift, fo würde ich doch nod) verfchiedene Urfachen anführen Fonnen, weswegen man noch an den Gebrauch diefer Leinewand bey Verbren— nungen zweifeln muß. Ich koͤnnte mich auch hier der- jenigen Campanien geftorben, und zu Rom begraben worden fey, da aber nicht das geringſte von den dabey vorge: gangenen Ceremonien und von Ehrenbezeigungen, von welchen Hr. Mahudel hier redet, gedacht wird, ſo wun⸗ dert mich, daß er fich auf diefe Stelle beruft, und nicht des Svetonius Nachricht davon anführet. X.d. Ueb. *Ob diefe beygebrachten Gründe dasjenige bemeifen, was ſie nach der Meynung des Hrn. Mahudel bemeifen follen, wird ein jeder, der dieſen $ mit einiger Aufmerk— famfeit liefer,leichte ſelbſt entfcheiden Fönnen. A. d. Ueb. 670 Abhandlung jenigen Anmerkungen bedienen, welche man faſt in allen Laͤndern gemacht hat, bey Entdeckungen einer unzehlichen Menge De, eäbnii irnen und bedecfter Gräber, die man mit Heberbleibfein von Holz und balbverbrannter Knochen angefüllee, und mit der Aſche vermengt befunden bat, welches gewiß nicht würde gefcheben feyn, wenn man die Körper vor ihrer Berbrennung in vergleichen Leinewand hätte eingebülle gehabt, Ich Fonnte auch) beweifen, daß ich nicht nur felbft Diefe Bermifchung in mehr denn drey hundert Urnen von Thon wahrgenommen habe, welche vor ungefähr funfzehn Jahren, in Provence auf einem Felde find entdecke worden, als der Fluß Argens felbiges über- ſchwemmet, und mehr denn zween Fuß von der Dber- fläche der Erde mweägefpüler hatte ; fondern ich habe auch bemerfet, daß in jeder von dieſen Urnen, wie aud) in vielen andern, welche man an verfchiedenen Dertern gefunden, wohl zwey oder dreymal mehr Afche befind- lich) gemefen, als ordentlicher Weiſe von einem ver- brannten Körper des allergrößten Menfchen gefamm: let werden Fann. Die Aſche eines Menfchen trägt obngefähr, dem Maaße nach, fo viel aus, als man mit beyden Händen faffen fann, und wenn man nach dem Eleinen Umfange und dem Gewichte urtheilen dürfte, welches ihr Pro— pertius * beyleget, fo wuͤrde man nur eine Hand dar- zu nöthighaben. Es fagt nämlich diefer Poete, wenn er von feinem Schickſale nach) dem Tode redet: e - t *Propertius im IV B. in der XII Eleg. im 14 V. von unverbrenmlichen Flachſe. 671 Et ſim* quod digitis quinque leuatur onus. Ich bin fo leichte, daß man mich mic fünf Fingern aufheben kann. Man ſiehet, daß die Meynung der Alten, von die ſem Maaß und Gerichte, fich auf die Erfahrungen gründet, welche wir, vermictelft der chymifchen Auflö- fung eines menfchlichen Körpers, Davon bekommen ha— ben; da alfo die Afche, welche man in denen Begraͤb— nißurnen findet, gar ofte dieſes Maaß überfchreicer, fo kann man leichte daraus abnehmen, daß fie Eeineswe- ges in Leinewand von Amiant fen gefammlet worden, und daß fie mit der Afche des Holzbaufens niche unter= mengt geblieben fey. Man wird mir hier vielleicht entgegen fegen, daß diefe Gräber und diefe Urnen nur Perfonen von gerin- geren Stande zugehöref, oder folchen, die in Eil und ohne viele Zubereitungen verbrannt worden, wie man zu Kriegs» oder Peftzeiten zu thun gewohnt war; oder folchen Derfonen, deren Vermoͤgen kaum zureichend gewefen, *Dieſe Stelle des Propertius ift von dem Herrn Mahus del, oder auch vielleicht von Dem Drucker fehr verderbt worden. Man finder in keiner Ausgabe Et fim, fon= dern die gemöhnlichite Lesart ift Et fum, obwohl auch Bruckhuſius felbige verwirft, und dafür En fun ans nimmt. Er bat felbige in einer pergamentnen Hand: fchrift, welche auf der gröningifchen Univerfitatsbis bliothef aufbehalten wird, gefunden. Er hält fie vor fo vortreflih, daß er binzufeßt : Auro contra non cara eft illa lectio. Hierinne aber hat fich Herr Mas hudel geirret, wenn er dem Propertius die angeführten Worte in den Mund leget, weil in der ganzen Elegie die Cornelia redend eingeführet wird, und alfp auch dies ſes von fich fagt ; En fum &c. A. d. Ueb. 672 Abhandlung geroefen, zu denen Koften, welche das Holz erforderte, vielweniger zu Anfchaffung einer Leinewand von Ag: beft, welche doch zu forgfältiger Abfonderung der Aſche nörhig gewefen wäre. Aber gefegt auch, daß man die Afchenfrüge der Kaifer ſelbſt gefunden hätte, welche ſowohl wegen Koftbarfeit der darzu genommenen Materie, als auch wegen der darauf befindlichen Aufſchriften vor andern Fennelich find, und daß die darinne befindliche Afche ganz rein, und ohne alle Vermiſchung geweſen fen; fo behaupte ich dennoch, daß foiches ohne die Huülfe der unverbrennlichen Leinewand, und durch die einzige Beobachtung des Platzes, wo der Heerd geftanden, auf welchen der Körper verbrannt worden, babe ge= fchehen Eönnen, wenn nämlich felbiger nad) der tage des Körpers auf der Höhe des Scheiterhaufens ein- gerichtet geweſen. Marlianus * will behaupten, daß diefer Platz das— jenige fey, welches die Kömer Uftrinum oder Uftrina nennten, Gervius ** unterfcheidet ihn, unter eben diefen Namen, ganz befonders von den übrigen Theilen des Scheiterhaufens, und Feftus fagt bey der Erflä- rung diefes Worts: Es wäre diefes ein gewiſſes Ge— fäße gewefen, welches man bey Verbrennung der Kör- per gebraucht, die Aſche Darinne zu fammlen, Diefe legtere Meynung feheinet mir um fo viel wahr: fcheinliher, da in zwey alten Auffchriften, welche Meurfius anführer, von diefen Ufteinum Meldung ges he fehiehet, * In Topograph. urbis Rome im IV. im 14 Cap. ** In Schol. ad Virgil. Aen. III dici folet .... crema⸗ tio cadaueris buſtum, locus Uftrina, von unverbrennlichen Slachfe. 673 ſchiehet, und daraus erheller, daß ſolches ein Stein gemwefen fey, den man leichte von einem Orte zum an⸗ dern fehaffen koͤnnen. Es wird aber in diefen Auf fhriften, entweder durch einige Öefege, welche die Be. gräbnißeeremonien beftimmeen, ‚oder auch durch den legten Willen der Verſtorbenen verboten, daß man diefes Uſtrinum nicht bey Erbauung des Grabes vor diejenigen anwenden follte, bey deren Verbrennung cs gebraucher worden : HVIC MONVMENTO VSTRINVM SBEPLICHKE NON- LTGOBT, Und in der andern * > Du B:QG MONVMENTVM VSTRINVM A. P LI CARL ON: u. 1.0 84 Hieraus laßt fic) leichte begreifen, daß diefer Stein ausgehölt, und auf Dem Heerde befindlich gemefen, das mit mandie Afche, welche von dem verbrannten Kör: per fiel, ſammlen, und aufheben koͤnnen, wie denn aud) der Rand, welcher an diefem Steine befindlih gewefen, verhinderte, daß der Wind die Afche nicht zerſtreuen Fonnte, | Das Meurſius de funerib. im 14 Cap. 2 Dand. u 674 Abhandlung: Das Holz, aus welchen der Scheiterhaufen aufges — eh wurde, war in der Runde herum, ein oder zwey Fuß von diefem Steine entferne, und fo gebauet *, daß es ein Viereck vorftellt, welches lariger als breit war. Inwendig war es mit Enpreffen umgeben, das mit manden üblen Geruch von dem verbrannten Koͤr⸗ pern nicht ſo ſehr empfinden moͤchte. Die Knechte, ſo bey dem Scheiterhaufen die Auf⸗ ſicht hatten, und Uſtores ** oder Buſtuarii genennet wurden, mußten Achtung geben, damit von dem Win de fein Cypreſſenzweig auf deu Körper gefuͤhret, und Die Afche damit vermifchet wurde, Sie fließen mit ihren Gabeln das Holz, wenn es auseinander fiel, zus ruͤcke, Damit es nicht, auf den Heerd fallen möchte, Servius iſt nicht dereinzige, welcher uns den Gebrauch diefer Borfichtigfeit befannt gemacht hat, Homer bat ihn fhon angemerfet, wenn er ung die Lage von dem Körper des Patroklus auf dem Scheiterhaufen be: ſchreibet. So bald der Holzhaufen von dem Feuer verzehret war, ließen die Prieſter dieſes ihre erſte Bemuͤhung ſeyn, daß ſie ſich auf den Heerd, und an den Platz, welchen wir Uſtrinum genennet, begaben, den Ueber— reſt des Koͤrpers von der uͤbrigen verbrennloſen Mate⸗ vie abſonderten, und ſolchen in ein Gefaͤß thaten, wel: ches, nachdem mehr Afche, oder mehr halbverbrannte Knochen, von dem Körper übrig geblieben waren, ent= weder Cinerartum (ein Afchentopf) oder Oſſuarium (ein Rnochenbehältniß) genennet wurde. — En Er Die * Varro bey dem Servius in Schol. ad Aeneid, VI. 216, ** Ehendaf. Varro. von unverbrennlichen Slachfe. 675 Die Ceremonie*, mit welcher fie dieſen Ueberreſt auslafen, nennten fie in ihrer Sprache reliquias lege- re (die Weberbleibfel ſammlen) und war nach ihrer Religion, ein fo wefentliches Stüde ihrer Schuldig- feit, daß, je größer das Anſehen Des Verftorbenen ge— wefen, deſto forgfältiger wurde diefe Ceremonie van ihnen in Acht genommen, welches nicht nöthig würde gewefen fenn, wenn fie in Leinewand von Amiant wä- ren eingewickele worden, weil alsdenn fehon die Aſche von den übrigen würde fern abgefondere geblieben, Ueber Diefes würden auch nicht fo viel Knochen übrig geblieben feyn, weil man den Körper defto beffer der vollen Glut der Flammen hatte überlaffen fonnen, indem feine Ber: mifchung zu befürchten gewefen ; da hingegen bey allen Verbrennungen, und felbft von den Körpern der Kaifer iederzeit viel Knochen übrig geblieben und geſammlet worden fin®, Suetonius** lehrer uns, daß auf diefe von mir be— fehriebene Are der Ueberreft von dem Körper des Au— guftus geſammlet worden, er gedenfee aber in der Er- zaͤhlung von diefer Werbrennung nicht das geringfte von der Leinewand aus Amiant; Eutropius *** berichtet eben diefes von dem Trajan, deſſen Knochen in einer aus Gold verfertigten Urne aufgehoben, und unter die Säulet gefeger worden find, welche von ihm den Na— Ve Mu2 . men * Virgil. Aen. VI. 216. | *6 In dem Leben des Augufts im 100 Cap. *** m VIII B. im 5 Cap. | +Diefes überaus prächtige und koſtbare Denkmal des Alterthumg, mit welchen Rom noch heutiges Tages pranget, iſt von dem Pabſt Sixtus Y dem beiligen I 676 Abhandlung men führe. Wie Eiphilinus * erzählet, fo find die Knochen des Septinius Severus in einem Gefäße aus“ Porphyr verwahret worden. | Wenn alfo die Griechen fich diefer Leinewand beftän- dig. bedienet hätten, fo würden Strabo * und Die: f£orides *, ihre Landesleute, folchesunter den Eigen« ſchaften, welche fie dem unverbrennlichen Slachfe bey- fegen, anzuführen nicht vergeffen haben, und da vor den Zeiten des Plinius, welcher nad) ihnen gefchrieben, Kaifer genug gelebet haben, fo würde ihm diefer Um— ftand bey ihren Leichenbegängniffen nicht unbekannt ge= blieben feyn, wenn er anders bey den Römern gebräuch- lich geivefen wäre, Es fcheinet vielmehr, daß diefer Gefchichtfchreiber uns das Gegentheil lehren will, wenn er vonder Gelt- ſamkeit diefes Flachfes ſaget, Paß er dem Werthe nad, den allerfoftbarften Perlen gleich geachtet worden, und | daß zuden Zeiten des Nero eine Serviette, welche diefer Kaifer von dergleichen Leinewand gehabt, als ein be- wundernewürdiger Schatz wäre angefehen worden, Was wird nun alfo vonder Entdeckung des Schweiß⸗ tuches zu halten feyn, welches in der Vatikaniſchen Bi- bliothef aufbehalten wird? Wenn man es als ein Al ‚ter« trus gewiedmet, und auf deffen Gipfel, anffatt der Ur⸗ ne mit Trojans Afche, die von vergoldeten Metall ver: fertigte Statue dieſes Apoſtels aufgefeget worden. Cia— conius, Fabrettus, und Bellvrius haben dieſe Gaule in befondern Abhandlungen befchrieben, und in Kupfer ftechen laſſen. * Ziphil. 76. ** Strabo im XB. Geograph. *** Im VB. Hifl. natural. im 113 Cap. re re # | N eg von umverbrennlichen Slachfe. 677 terthum betrachten will, ſo muß es einem Prinzen ge: böret haben, der es als einen befondern Schaß ange- fehen, den er feinem andern gönnen wollen. Es ift aber hieraus Feinesweges auf einen gemeinen Gebrauch der Schluß zu machen, weil folches das einzige von dieſer Art ift, das gefehen worden, und man niemals in der fo großen Anzahl Gräber, die man zu allen Zei: ten entdecfer, ja auch nicht einmal in den Gräbern der Kaifer ein dergleichen Schweißtuch angetroffen hat. Man bediente fich auc) des Flachfes von Asbeft zu Tochten, welche die Eigenfchaft hatten, daß fie unauf: hörlich leuchteten, ohne etwas von ihrem Wefen zu ver: lieren*, und ohne daß man nöthig gehabt hätte, fel- ‚ bige zu pußen, fo lange nämlich das Darzu gegoffene Del zu Unterhaltung der Flamme zureichte. Die Heiden bedienten fic) dieſer Tochte in ihren Tempeln in denen Sampen, welche den Gößenbildern geheiliget waren. Nichts ift wohl unter denen übrigen Eigenfchaften, welche man dem unverbrennlichen Flachfe beyleger, be— rühmter, alsderjenige Tocht **, welcher, ohne daß man ihn berühre, (ein Umftand, auf welchem das Wunder: bare beruhet) ein ganzes Jahr hindurch in der goldnen Lampe leuchtete, welche Callimachus in den Tempel der Minerva zu Athen verehrer hatte, Bee So⸗ *Kircher erzehlet im VIII B. mund, Subterran. auf der 67 ©. daß er eine Lampe mit einem folchen Tochte ge: habt, deffen er fich ganzer zwey Jahre bedienet ge- habt, und er würde ihn, wieer fchreibt, noch länger ba= ben brauchen koͤnnen, wenn er nicht verlohren gegangen ware. * Pauſanias in Atticis. 3 Abhandlung Solinus * macht viel Wefens von einerfoldjen Lam— pe, die in England faft eben fo lange vor der Statue biefer Göttin in einem ihr gewidmeten Tempel brannte, Undmwenn man dem Pabft Damafüus in einer Sache, welche die Naturlehre angeher, mehr Glauben beymef fen darf, als in denjenigen, fo zur Kirchengefchichte ge— hören, fo ift zu Nom, wie er in den Gefchichten des heil. Sylveſtersſchreibet, bey einem Tauffteine eine folche fortbrennende Lampe ** gewefen, in welcher ein der= gleichen Tocht gebrannt haben fol. Ob dieſe Lampe von der Stifftung Conſtantins hergeruͤhret, oder von einem andern dahin gefeget worden, ſolches Diener niche zu unferer Sache. —* Dieſe von den Geſchichtſchreibern fo ſehr erhobene Sache zeiget genugfam, wie felten diefer Flachs muß dazumal geweſen fern. Es iſt aber nachgehends fo ges mein worden, daß Ludewig Vives "F, ein Spanier, da er fic) zu Anfang des funfzebenden Jahrhunderts in Paris aufgehalten, dergleichen Tochte gefehen haben will, * In Polyhift. im 12 Cap. Mehrere Beyfpiele von Lampen, die large Zeit ges leuchtet, führee Kivcher in mundo. Subterran. im II Th. VIII B. auf der 69 ©. an. “* Kircher bringet am angeführten Orte nicht allein Diefes Erempel, fondern auch noch eın anders von einer bes frandig fortbrennenden Lampe bey. Gie foll nach dem Zeugniß des Nicephorus, über der Kirchthüre zu Ans tiochien in u feyn aufgebangt geweſen. Er will fich aber mit Unterſuchung der Möglichkeit nicht auf- halten, weil er glaubet, man muffe folches als ein Wun— derwerf, fo von Gott feinen Urſprung habe, betrach— ten. *x* In Schol. ad Auguftin, lib. de ciuitat, Dei XXI. PETE Sf, — * Dh —— von unverbrennlichen Flachſe. 679 will, deren man ſich an verſchiedenen Orten dieſer Stadt bedienet gehabt. Ich weiß nicht, warum man ſich nicht noch heut zu Tage dieſer Tochte gebraucht, da doch ihre Bequemlichkeit, wie ich gewiß davon verſichert bin, auf die Erfahrung gegruͤndet iſt. Ich habe bemerkt, daß, wenn die Faden des Amiants, ohne daß ſie erſt von den kalkichten Theilen, welche ſie zuſammen halten, durch das Waſſer duͤrfen gereinigt werden, in ein Gefaͤß mit Oel oder Fett gethan, und angezuͤndet werden, ſelbige fo lange leuchten, als die ferte Materie Dauert. Sicetus, Ferrarius und einige andere, die fich mit Unterfuchung der Alterthuͤmer befchäftiger, und ung Nachricht von den Lampen der Alten gegeben haben, glauben, daß das beftändige Feuer der Begraͤbnißlam— pen, von welchen fie vorgeben, daß es nicht eher ver- loſchen fen, als bis dieſe Lampen in die Luft gebracht worden, durch Hülfe dieſer Tochte fey unterhalten wor: den. Da fie aber zweyerley Dabey voraus gefeßer has ben, erftlich, daß man in einer von dergleichen Lampen einen folchen Tocht gefunden habe, vor dasandere, Daß fie auch nach verzehrter Materie, die zu ihrer Unterhal- fung gedienet, hätten forebrennen koͤnnen; fo verwandelt in diefes Lehrgebäude in eine wunderbare LUnmöglich- eic *, | 114 Man * Was Kircher auf der 73 und f. S, von ber Möglich- keit, eine folche beffandige Lampe in unterivdifchen Der- tern und Srabern zu verfertigen, anfuͤhret, ſcheinet leichter auf dem Papier zu feyn, als es in der That wohl feyn würde, wenn jemand an einem darzu geſchick⸗ ten Orte diefe Mühe und Arbeit unternehmen wollte. Und ob er ung gleich bereden will, daß folches — alten 680 s Abhandlung Man hat auch, damit nichts von dem Asbeft verloh- ren gehen möge, ein Mittel erfunden, diejenige Art, Die etwas Fürzere Faden hat, zu nutzen. Man verferti- get Papier daraus, weldjes man auch vor unverbrennlich und beftändig halten kann, weil man dasjenige, fo darauf geichrieben worden, wieder auslöfchen Fann, fo oft man es in das Feuer wirft, aus welchem es eben fo unver: ſehrt, wie die Leinewand, wieder heraus gezogen wird, Man hat ſchon vor vielen Jahren in verfchiedenen Ca: Dinetern in Deutfchland vergleichen Papier gefehen. ‚Sn dem Cabinet des Königs von Dännemarf wird ein Bogen von einer beträchtlichen Größe aufbehalten, und Charlton* verfihert uns, daß man folches noch jeßund fehr gut nicht weit von Drfort in England verfertige, Wenn man die vorgegebene Eigenfchaft, daß alle Koͤrper, welche in unverbrennliche Leinewand eingewickelt werden, vom Feuer nicht beſchaͤdiget werden koͤnnten, in genauere Betrachtung ziehet, ſo wird man finden, daß ſolche nur in der Einbildung beſtehet. Denn da alle Theilchen dieſes mineraliſchen Weſens ſo beſchaffen ſind, daß ſie Feuer fangen, ſo muͤſſen ſie ſolches auch nothwendig dem Koͤrper, den ſie umgeben, mittheilen koͤnnen. Man kann ſolches leichte an einer Ruthe er⸗ fah⸗ FR alten Aegyptiern eine fehr gewöhnliche Sache gemefen, fich auch dieferwegen auf dag Zeugniß des Geiangia eis nes arabifchen Schriftftellers bezieber, fo ff doch folches noch lange nicht hinlanglich, ung von der Wahrheit diefer Sache zu überzeugen, zumal, da bey den alten Schriftftellern, nicht die geringfte Spur Davon an- utreffen iſt. *In den Transadt. Philof. fo zu Oxford herausgefoms ! men, a De WO a a von unverbrennlichen Slachfe. 631 fahren, wenn man folche in diefe Materie einwickelt, und in das Feuer wirft, Denn man wird finden, daß fie in £urzer Zeit in Kohlen wird verwandelt werden, obgleich das vorgegebene Mittel, daß fie wider diefe Berivandlung beichügen follen, unverſehrt bleiber. Und in dieſer Meynung bat fic) jener fromme König der Tartaren betrogen, von welchen $ange * in einem feiner Briefe erzaͤhlet, daß er ein Schweißtuch,in welches das Angeficht des Heilandes abgedruckt gewefen, vor dem Feuer bewahren wollen, und folches in ein Stuͤcke Leinewand von Amiant eingewickelt hat. Man fonnte hier noch viele andere Eigenfchaften, welche man diefem mineralifchen Steine bengeleget hat, unterfuchen: Daich mir aber ein Gewiſſen mache, mich bey Sachen aufzuhalten, die nur auf Fabeln und Erdich- fungen beruben, und ich aud) befürchte, daß ich ſchon die Örenzen der Zeit, welche einer Vorleſung beftim- met ift, uͤberſchritten haben möchte, fo babe ich nichts weiter beybringen wollen, als was man mit Gewißbeit Davon fagen, und mas bey der Gefchichte des unver- brennlichen Flachfes einigen Nutzen haben kann. G. Freytag. *Im 66 Briefe, S Srey s Uu x VIII. Er: 682 Erzählung, BRIEF II EI I I I U I I VII. | Erzaͤ hlung, wie zornig der Herr M. Grummert geworden. an hat im dritten St. des erſten — vom Hamburg. Magazin des Herrn M. Gr. Bey— traͤge zum Wachsthum der Natur-und Groͤßenlehre beurtheilet. Wer ſich die Muͤhe nehmen will, dieſe Beurtheilung aufs genaueſte anzuſehen, wird nichts weiter darinnen finden, als daß man Herrn M. Gr. gezeiget, wie die Ausfuͤhrung ſeines Entwurfs noch vielen Schwürigfeiten unterworfen fey, wie er fi in gewiſſen ebeoretifchen Dingen verftoßen, und in manchen praftifchen auch Eeine Einficht gezeigt. Jetzo bat Herr M, Gr. eine Schrift unter dem Titel her- ausgegeben : M. Gottfr. Heinrich Grummerts Be— frachtungen über die Mondenluft, bey Gelegenheit der großen Sonnenfinfternig am 25 des Heumon. 1748. Nebſt etlichen wichtigen Bortheilen, die Sonne zu be: trachten, 628. ı Kupf. 4. Man will iego von allen übrigen, was Herr M. Gr. in diefer Schrift vor- getragen, nichts erwähnen, dazu fich vielleicht ein an= dermal Gelegenheit geben wird : Nur einige Pro= ben, in was für eine Gemuͤthsverfaſſung er fich bey der : DBeurtheilung im H. M. verfegt, follen gegeben wer— den. Doch damit man die Art, wie er feine Gemuͤths— EREN verfaffung anfängt an den Tag zu legen, febe, ift nur sera 4* das wie zornig Hr. MGrummert geword. 68; Das zu erwähnen, daß der erfte von feine. wichtigen Bo.ıheilen in einer Verlängerung des Brennpunftes von einem Dbjectivglafe beſteht. Er befeftigt hinter demfelben eine Glasplatte und fülle den Eleinen Raum, ter zwiſchen ihr und dem Objective bleibt, mit Waffer. Auf die Art hat er den Brennpunft eines zweyſchuhig⸗ ten Dbjectivens auf 12 Schuhe gebracht und Das Bild größer erhalten. Ehe er nun diefen wichtigen Vor— heil feinen Sefern entdeckt, hält er fich ſehr lange auf, damit fie den Werth der Erfindung, wie er ſelbſt fagt, gehörig zu fchägen willen, Dieſes gefchiehet, vermit= telft einer Strafpredigt, wie er fie felbft nennt, auf die neidifchen Deurfchen, befonders Leipziger Kunftrichter, die, wie man aus der Folge fieht, beuptfächlich den Berfaffer ver Beurtheilung über Herrn M. Gr. Deyträge zum Wachsthune der Natur- und Größen: ledre im 3 St. des Bandes vom Hamb. Magazine be: trifft. Gr giebt diefen deutſchen Runftrichtern einen Geſchmack von lauter Kleinigkeiten fchuld, die eine ges ſchickte Comediantin-eben fo que zu Wege bringen koͤnnte. „Wenn ich, ſagt er, einen Vorfchlag gethan „hätte, die Haarlocfen des Frauenzimmers mit der Co— „ cardeim Packen, in die Corinthifche Säulenordnung „zwiſchen den Schnoͤrkeln anzubringen, wenn ich mir „es in den Sinn haͤtte kommen laſſen, des Blankſcheids „Journal über die Empörungen feiner Nachbarfchaft „zu Schreiben, wenn ich eine Unterfuchung angeftellt „bätte, ob Eva eine Brunette oder Blondine gewe— „fen, fo würde ich ein gelanfgelehrrer Kopf auf den „leipziger Fuß fern, alsdenn würde ich Polen Ehre „machen, und Kopernif wäre nichts gegen mid). » Wenn ich aber Mittel ausfinne, hinter die fo weit , „ent⸗ 654 Erzählung, „entfernte Geheimniſſe des geftirnten Himmels, fo weit „es nur möglich ift, zu fommen, wenn ich verlohrne „ Erfindungen, diedas Altertum bewundert hat, wie- „der berzuftellen fuche, wenn ich die Lehren der Phy— „fie und Mathematif, zum Mugen der menfchlichen „Geſellſchaft, anzumenden fuche, wenn ich diefes alz- „les ohne Eigennuß thue, Dafür ein anderer große » Summen Geldes gefordert haben würde, fo verdient „meine Denfart kaum die Aufmerkſamkeit diefer Leu— „te; fo muß ihnen auch mein Vaterland gut genug „fen, auf eine anzügliche Weiſe deſſelben zu er- „, mähnen, Diefes ift nur der Eingang von der Strafpredigt. Denn in der Folge kommt es noch beffer. Herr Grum⸗ mert redet daſelbſt von Würmern unter den Deutfchen Sournaliften, welche die Armuth ihres niederträchti: gen Geiftes mit feinen Einfällen von Wichtigkeit ber | reichen Fann 5 „Dieſe kruͤmmet der Neid, wenn fie „Wahrheiten erblicken, die andern, alg ihnen, aufbes „halten waren. Verwirrt von einer fo unanfländigen „Leidenſchaft fuchen fie alles, was ber Achten Kennern „Aufſehen macht, bey Zeiten zu unterdrücken, und mit „den niederfrächtigften Luͤgen der Welt in ihren alber- „nen Befchuldigungen vorzuftellen, Alles diefes thun „dieſe unbefugte Richter bloß darum, damit fie ven ih- „rer Friechenden Niedrigkeit nicht Dermaleinft nad) „derjenigen Höhe fehen dürfen, zu der fich ein gluͤck⸗ „licher Kopf über fie geſchwungen bat. Diefe Probe wird genug feyn, zu zeigen, wie vor— | trefflich Herr M. Gr. in der deutfchen Heldenfprahe fhimpfen kann. Nun wird man auc) etwas antwor⸗ ten müjlen: Wenn Herr M. Gr, für ein bloßes Project, wie zornig Hr. MGrummert geword. 685 Project, wider deſſen Möglichfeit ſich noch vieles ein⸗ wenden läßt, wirfliche Obfervationen mit feinen Obje⸗ ctivglaͤſern, und Berfuche mit den Brennfpiegeln gelie- fert hätte, wenn er feinen Einfall als ein Project, wie es ift,und nicht als eine wichtige Vermehrung der Natur⸗ u, Größenlehre vorgetragen hätte, wenn er den Einwurf aus dem Wege geräumt hätte, daß es eben fo ſchwer fen, ein fo vollkommenes Planglas zu erhalten, wie feine Me— thode zum Voraus feßt, als ein großes Objectiv zu fchleifen, wenn er anftatt die befannteften Sachen, die ‚man in allen phyſikaliſchen Büchern finder, hinzuſchrei⸗ ben, nut die Theorie der Biegung des Glafes durch den Druck des Waflers beftimmt, und gezeiger hätte, wie dasjenige,was Bernoulli von dem Drucke einer nad) allen Seiten ſich ausbreitenden elaftifchen Materie er wiefen hat, von dem fenfrechten Drucke einer bloß ſchwe⸗ ven Wafferfäule folge, oder, wenn er zu erinnern gewußt haͤtte, die Kettenlinie,die feine Glaͤſer nothwendig befom- men muͤſſen, ſey in einem ſo kleinen Stuͤcke vom Zirkel nicht merklich unterſchieden, alsdenn würde er ſolche Kla⸗ gen mit Recht anheben: Wenn er aber ſeine unreifen Ein⸗ fälle als große Erfindungen angiebt, fo kann er es an⸗ dern Leuten gar nicht für übel alten, daß fie nicht eben Das glauben wollen, Die Sachen, die Hr. M. Grum— mert feinen Gedanfen nach hätte thun müffen, Polen Ehre zu machen, würden ihm bey dem Berfafler der DBeurtheilung über fein Werf gerade fo viel geholfen ha— ben, als gut Lomber zu fpielen. Aber, wenn Hr. M. Grummert wichtige Erfindungen eines Harriots, News tons und Coteſius mit neuen und deutlichen Bemeifen verfehen hat, da man fie bisher in Deutſchland mehr geglaubt, als erwiefen hatte ; wenn er falfche Schlüffe die 686 Erzählung, die von großen Mathematikverſtaͤndigen fürDemonftra» tionen angefehen worden, zu entdecken, und die Wahr- beit an ihre Stelle zu feßen gemuft bat ; wenn er Auf gaben, die ein Euler für ſchwer hält, aufgelöft, und in pbilofopbifchen Unterfuchen eines Barons von Wolf Sob erhalten hat, alsdenn wird er erft dahin fern, wohin der Wurm, fein Beurtheiler, zum Theil fehon lange geweſen ift, der fich noch gar nicht für einen glücklichen Kopf hält, der fich auf eine große Höhe geſchwungen hätte, aber doch Herrn M. Grummerts Stärke inden Wiſſenſchaften viel zu Elein findet, daß er fie beneiden follte, und gefteht, einen großen Fehler begangen zu haben, daß erfih, Herrn M. Grummerts Erfindung zu beurtheilen, erniedriger. Man darf nichts weiter hun, alsdie Beurtheilung über Heren M, Grummerts Erfindung im Hamb. Magazin lefen, fo wird man fe ben, daß ein ſolcher Grimm darüber nur in einem Schriftſteller entſtehen kann, dem ben feiner erften Aus⸗ flucht in die gelehrte Welt die Flügel noch niche recht gewachſen find, und der es mit jugendlicher Unleidlich- feit, hoͤchſt übel nimmt, daß man ihn daran erinnert, Man bar ihm im Schluffe der Beurtbeilung gerathen, feine Gedanken künftig befjer reifen, oder von jemanden uncerfuchen zu laffen, fonft würde er fich lächerlich machen, Für diefe wohlgemeynte Warnung, Diezur gleich die Erklärung i in fich fchliege, daß er fich Damals noch nicht lächerlich gemacht, fübre er ſich ſo un⸗ gezogen auf. Die Beurtheilung zeigt, daß ihr Ber: · faffer den Herin M. Grummert für einen Kopfgebal- ten, der etwas, und vielleicht auch was befonders, zu hun tüchtig fey, aber der feine Einfälle bis dahin noch nicht genugfam unterfuche, und fich noch nicht zulängliche Kenntniß dr ware sc wie zornig Hr. M.Grummert geword, 637 Kenntniß von andern Erfindungen erworben hat, ehe er felbft weiche machen will. Alfo hat man Herrn M, Grummerts Eifer gar nicht getadelt, auch ihm bey wei⸗ ter nicht alle Gefchieflichfeit abgefprochen, aber eine beffere Anwendung und Gebrauch derfelben gewuͤnſcht. Endlich auch das, was Herr M. Grummert wegen feines Vaterlandes erwähnt, zu beantworten, fo ſteht nichts hieher geböriges in der Beurtbeilung, als, „daß „ihm eine gewiſſe fehr deutlich in die Augen fallende „Folge, vermuthlich in Dolen, in Zweifel gezogen „worden, Dieſes verdrieße den Herin M. Grums mertfo, Daß er auch noch ganz am Ende feiner Schrift es wiederholt, und fagt, Der Zweifel fen ihm in Polen gemacht wurden, aber von einem Leipziger. Der Ber- faffer der Beurtheilung findet alfo nöthig,feinen Ausdruck vondes Hrn. M. Grummerts Berdrebung folgenderges ſtalt zuretten. Er erklärt ſich erftlich, daß er alle Hochach⸗ fung für eine Nation hat, die ihr Glück gemeinfchaftlich mit Sachfen unter der Negierung des theuerſten Au⸗ guſts blühen fieht : Er weiß, daß Polen beftandig große Gelehrte und erlauchte Befchüser der Wiſſenſchaften ges habt und noch verehret ; und wie er überhaupt allge meiner Mationenverurtbeilungen für hoͤchſt ungereime hält, fo ift es inm nie in ven Sinn gefommen, Polen die Wiſſenſchaften abzufprechen. Aber daß ihm Die: fer Ausdruck gleich eingefallen, daran ift Herr M. Gr. jelbft fehuld. Dem Berfaffer ift von dem Schickfale, das der Herr M. Gr. in Polen gehabt, verfihiedenes erzaͤhlet worden, deſſentwegen er ihn bedauert hat, ob wohl zugleich, wie die Sachen erzehlet worden, Herr M. Gr, dergleichen Schickſal fi) zum Theil damit zugezogen, daß er der Warnung und Vorſchrift feiner erlauchten 638 Erzählung, erlauchten Beförderer zuwider, Dinge vorgenommen, dazu er feinen Beruf gehabt. Der Verfaſſer ver Be— urtbeilung bat alfo genlauber , wo fih Hr. M. Gr. dadurch, daß er feine Weisheit am unrechten Orte zeis gen wollen, Verdrießlichkeit zugezogen, da fönnten ihm auch wohl folche Einwürfe feyn gemacht worden, und hält fich daher des Ausdruds, von Polen wegen, ben niemand, als ein bos hafter Verlaͤumder, für eine Beſchinpfung der polniſchen Nation ausgeben kann, zulaͤnglich gerechtfertiget, es mag im uͤbrigen auch an der Erzählung ſeyn, was da will, weil es bier nur dar⸗ auf anfümmt, ob fie koͤnne dem Verfaſſer zu dieſem Einfalle Gelegenheit gegeben haben. Uebrigens wird Herr M. Gr. hieraus ſehen, wie ſehr man ihn ſchont, und wie weit man von dem nie⸗ derfrächtigen Berfahren kleiner Geifterchen entfernt ift, Die in Streitigfeiten über Wiſſenſchaften Perſoͤnlichkei⸗ ten, auch wohl niedertraͤchtige Luͤgen und alberne Beſchuldigungen einmiſchen. Dieſes hat gewiß der Verfaſſer der Beurtheilung nicht gethan, des Hrn. M Gr. Perſon gar nicht angegriffen, und was er von feiner Schrift gefagt, entweder aus feiner Schrift felbft, in fo fern esdeflen Säße, oder aus vernünftigen Gründen, wenn es Einwuͤrfe betrift, dargerhan bat. Doc, vielleicht bat Here M. Gr. den Ungrund der ihm gemachten Einwürfe gezeigt, fo wie er mit einem fer finnreichen Worrfpiele den Grund nennet, derihn zu dem Entfchlugfe das Hamburg. Magazin zu züchtie gen bewogen hat. Das erfte, deſſentwegen er fich ver= theidiget, ift die Erinnerung, die ihm wider feine Brennfpiegel, mit einem veränderlichen Brennpunftge abftande, der fo groß werden kann, als man will, ges k mache wie zornig H. M.Grummert geword. 699 mache worden. Er verſetzt, feine Meynung fen nicht geweſen, daß ein einziger ſolcher Spiegel brennen ſolle, ſondern er habe ſich ſchon in feinen Beytraͤgen erklaͤret, daß man viele vereinigen koͤnne. Man kann nicht ei— gentlich ſehen, ob Herr M. Gr. hier wider das Ham— burgiſche Magazin, oder wider Einwuͤrfe, die ihm von jemand anders gemacht worden, ſchreibt; im Ham— burgiſchen Magazin aber iſt auf der 358 ©, aus der ungeheuren Größe, die foein Brennfpiegel haben müfs fe, gefolgert worden, daß er nicht wohl zu gebrauchen fey; will man aber mehrere verbinden, fo Fann dieſes mit flachen Spiegeln bequemer erhalten werden, wie auf diefe Art Herr Buffon in Paris von einen Brenn fpiegel, der fehr weit brennt, nicht nur ein Project ges macht, fondeen wirkliche Berfuche damit angeftellt hat, von denen man in der 483 N. der Philofophical Trans- adtions eine Nachricht finder. Die andere Bertheidigung Herrn M. Gr. auf der 27 ©. feiner Schrift, betrifft die Einwendung, daß fei- ne Dbjectivgläfer von dem darinnen befindlichen Waf- fer bald trübe werden würden. Er antwortet zuerft: man foll das Ölas ausleeren und Elares Waffer hinein— bringen.» Der Herr M, Gr. wird den Berfaffern des Hamb. Mag. verzeiben, daß fie aufdiefen Einfallniche _ gerathen find. Sie haben nicht geglauber, daß ein Dbjectivglas lange fortgebrauchen beißen dürfe: es immer vonneuen wiedermachen. Nach dem Zuftande, in der fich die Dioptrif vor der glücklichen Epocha von Herrn M. Gr. Erfindung befunden, war man froh, einmal ein Dbjectivglas von einem guten Meifter zu haben, man nahm es forgfältig in Acht, ohne fi) auf den Troft zu verlaffen, daß man allemal 2 Dand, Sr ein 690 Erzählung, ein anderes befommen koͤnnte. Aber damals gehörte auch noch, gufe Objectivgläfer zu haben, eine richtige . Schale und eine geſchickte Hand : ietzo gehören nur etliche Eimer Wafler dazu. Ferner macht fih Herr M. Gr. luſtig darüber, daß man Ehymiften, Engländer und Holländer wider ihn aufgeboten, und wozu? zu erhörten, daß such deſtillirtes Waſſer nicht recht rein ıft. Es ift wahr, man würde nicht für alle Leute die Schriftfteller anführen, wo fie diefes erwieſen finden, Aber man wollte Hrn. M. Gr, nachahmen, der in feinen Beytraͤ⸗ gen viel leichtere und befanntere Dinge aufs gründlid) ſte und weitläuftigfte ausgeführet, wie ihm folches ſchon in der Beurtheilung angemerft worden. Allein Hr. M. Grummert beantwortet diefen Zwei⸗ fel wegen Truͤbung ſeines Objectivglaſes noch artiger. „Wenn das Waſſer ſich auch nur ein Viertehahr rein „erhaͤlt, ſagt er, ſo iſt ein ſolches recht großes Objectiv aufs „„ gelegt,einem philofoph.Berftande mit den himmlifchen „» Betrachtungen mehr Bergnügen zu fchaffen, als wenn alle Hamburgiſche Magazins mit Einfällen von folcher „» Wichtigkeit voll gepfropft wären, als die Original: „abhandlungen der eigentlichen Berfaffer des H. M. „find., Man wird den Herrn M. Grummert nicht noͤthigen, fich an den Originalabhandlungen des H. M. zu vergnuͤgen, von denen man aber ihm ſo viel melden kann, daß ſie das Gluͤck genoſſen haben, bey Leuten Beyfall zu finden, die mehr und ſtaͤrkere Proben ihres philoſophiſchen Verſtandes abgelegt haben, als die Pro⸗ ben einer ſehr unphiloſophiſchen Gemuͤthsart ſind, die Herr M. Grummert durch ſein Schimpfen und burch ſeine a. abgelegt hat, Uebrigens giebt man ihm — wie zornig Hr. M. Grummert gemord. 691 ihm zu, daß auch ein ſolches vergaͤngliches Objectivglas einiges Vergnuͤgen geben koͤnnte, wenn Herr M. Gr. nur erſt gezeigt hat, daß dieſes Vergnuͤgen groͤßer iſt, und nicht mehr Muͤhe koſtet, als das dauerhafte Ver— gnuͤgen, das uns die gewoͤhnlichen Objective geben. Herr M. Grummert erinnert ferner, er habe auch ſtatt des Waſſers hochabgezogenen Brandtewein vor— geſchlagen. Wenn er ſolches ins Werk richtet, werden ihn die Brandteweinbrenner ungemein viel Dank wifs fen, Endlich behauptet er, wenn auch ein Objectiv aus Waſſer und Glaſe recht fehr trübe würde, fo märe es doch, die Sonne zu betrachten, dienlich, weil die Dunkelheit der beym Rauche angelaufenen Gläfer noch viel größer wäre, Nun hat fih Herr M. Grummert nicht beſon⸗ nen, daß man nicht die Dbjectivgläfer, fondern die Deus largläfer, oder Gläfer, die man hinter dieſelben ſetzt, anlaufen läßt. Und ob man wohl bey Betrachtung der Sonne die Objectivgläfer mit einem zarten love über: ziehen, ja, wie ein großer Sternfundiger mand;mal gethan, hinter eine Spinnewebe ftellen kann, fo läßt fich Doch von diefer Berdunfelung auf die, fo von trü- bem Waffe herruͤhrt, nicht fchließen, bis die Erfahrung den Schluß rechtfertigt. In dem 2aften Abfage feiner Schrift fertige Hr. M. Grummert wieder die ungeſchickten Kunſtrichter ab, die ihm vorgeworfen, feine Dbjectivgläfer wären nur diente lich, Dinge zu betrachten, die auf der Erde Darunter lägen. Er ſagt: ob es ihnen denn nicht zu ihren hoben Ohren (welchen Wig er aus Furcht, die Leſer moͤch⸗ ten ihn nicht erfennen, bat mit Schwabacher drucken laffen) gelangt wäre, daß es Dinge gebe, die im Deutfchen Spiegel genannt werden, und von denen er, %f:2 ver⸗ 692 Erzählung, vermuthlich feine Stärfe in Sprachen zu zeigen, auch die polnifche und franzöfifche Benennung hinſetzt. Da. ſchimpft er nun aufdie Unwiſſenden, daß fie nicht gleich errathen, daß er im Sinne gehabt, durch feine Dbjective die Sachen in Spiegeln zu feben, ohngeachtet er auch Stellen aus feinen Beyträgen anfuͤhrt, wo er folches will angezeigt haben. Indeſſen glauben feine Gegner, es fey eine fehlechte Unmwiflenheit, Hrn. M. Grummerts Gedanken nicht vollfommen zu wiffen. Den Gegen- ftand aber durchs Dbjectivglas in einem Spiegel zu betrachten, ift ihnen insbefondere deswegen nicht ein— gefallen, weil fie von $euten, die in der Optik vielleicht beffere Erfindungen weggeworfen haben, als Hr. M. Gr, nera moRNs Pavrzrias ausbreitet, gehört ha⸗ ben, daß Suchen, die man durch Objectivgläfer- in Spiegeln fähe, nicht fharf und deutlich genug zu er: fennen wären, Zwiſchen den Polemoffopien und englifchen Teleffopien, und Hrn, M, Grummerts Er: findung ift der Unterfchied, daß dorten Die Spiegel felbft die Stelle der Objective vertreten, Und das ift alle Antwort, die Hr. M. Gr, den Berf. des H.M. entgegen fegt. Wenn man die Beurthei— lung damit vergleichen will, fo wird man leicht ſehen, wie vieler noch zurücke gelaffen. Aber er erflärt fich, daß er Feine Beurtbeilung beantworten will, als wenn fich der Berfaffer nennt, und der Wiſſenſchaft und guten Gemuͤthsart wegen bekannt iſt, denn er beſchwert ſich daruͤber, daß ſeine Gegner ſich nicht, aber ihn genannt; als wenn ſie ihn haͤtten ungenannt laſſen koͤnnen, da er ſich ſelbſt genannt hatte: Dabey ſchimpft er auf ſeine Kunſtrichter, auf die gewiſſenloſe Verleger ſolcher Schrif⸗ ten, wie die ſind, darinnen ſeine Beytraͤge ſind beur⸗ theilt wie zornig Hr. M. Grummert geword. 693 theilt worden, und drohet mit einer Kritif über das H. M. die feinen unbefugten Richtern den Kigel ein wenig vertreiben fol. Er will ihnen aus ihren Poflelchen, den deutſchen Driginalftücken des H. M. oͤffentlich zei- gen, daß fie fic) in Sachen, die in die Phyſik, Ma- thematif, Beredfamfeit, Poefie und Kritik laufen, recht ſchlecht aufgeführet haben. Wie man dieſes erwarten muß, fo hat man von Hrn. M. Gr. Proben, wie er ſich in der Phyſik und Mathematik aufgeführt, gefeben, Die wirklich nicht unter die beften gehören. Sein Stuhls Iehnenverfuch, feine Einbildung, daß feine Glaͤſer jpba- riſch würden, find in der Beurtheilung angeführt wor- den, und er bat ſich noch nicht Dawider vertheidige. Seine vortrefflich wigigen Wortfpiele aber,die er überall anbringe, und der Einfall vom Journal des Blank— fcheides, gehören zu fehr in den Antilongin, als daß man fich von feiner Einficht in die Kritik fehr viel verfprechen follte. — Doch die Richter, die Hr. M. Grummert uͤber ſein Werk erkennt, ſind bloß die berliniſche Akademie der Wiſſenſchaften, der er es zugeeignet. Weis denn aber Herr M. Grummert nicht, daß, ſobald man etwas drucken laͤßt, daſſelbe der Beurtheilung aller, die es zu verſtehen glauben, unterworfen wird ? Waͤre etwa ſein Aufſatz in den Schriften der berliniſchen Akademie eingeruͤckt geweſen, ſo wuͤrde man allenfalls mit der Hochachtung davon geredet, oder geſchwiegen haben, die man der erlauchten Akademie ſchuldig iſt: Aber wie ſoll die bloße Zueignung den Hrn. M. Gr. von andern Richtern befreyen ? Sievers that was ähnliches mit dem, was Herr M. Grummert gethan bat, und Liſkow lachte doch überihn. Die vortheilhaften Urtheile, deren Er 3 er 694 Erzählung, er fi) von Heren Maupertuis und Euler ruͤhmt, recht: fertigen ihn eben fo wenig. Die Sranzofen find höflich, und Herrn Eulers ungemeine Leutfeligfeit, wodurch er alle, die auch nur etwas in Wiffenfchaften thun wollen, aufzumuntern fucht, gehört mit zu dem laͤngſt befann« ten Charakter diefes aroßen Mannes. Vielleicht lieffen fih auch von diefen Uctheilen ganz andere Nachrichten geben, wenn man für.diefe Männer nicht zu viel Ehr⸗ furcht hätte, als ihre Namen ben Gelegenheiten zu nen⸗ nen, wo eg der Mühe fo wenig werth iſt. Aberfihauf | ſolche Urtheile zu berufen, zu ſchmaͤhen und zu laͤſtern, nie Kritiken zu drohen, und folche wirflich, oder viel- mehr Schmähfhriften aufzufegen, das alles wird Hrn. M. Grummerts Einfallvon Dbjeetiogläfern und Spie: geln vor den Augen der vernünftigen Welt nicht recht» | fertigen, Vielmehr werden alle Unpartheyifche glau> ben, ein Mann, der über Kritifen, dieihm gelaffenund im Scherze gefagt Mhd, fo vor Gift ſchaͤumt; der die Derfonen feiner Gegner angreift, werın man bloß von feinen Schriften geredet hat ; der feine Gegner, wider die er fich Doch noch gar nicht vollfommen vertheidiget Dat, und die ihm garnicht alle GefchicklichFeit abgefpro- chen, fondern nur eine genauere Prüfung feiner Einfälle und Erlangung größerer Kenntniß angepriefen haben, wie die ärgften Dummkoͤpfe ſchilt, und alles, was fie miffen und machen, für elend und thöricht erflärt ; ein Mann, der fich für einen glücklichen Kopf preifet, nad) deffen Höhe andere hinauffehen müffen, ob diefelben mohl zu einer Zeit die Wiffenfchaften lehrten, wie ernoch ein Student, der von feinem Fleiße und Eifer viel hoffen ließ, war ; ein folcher Mann müffe ungemein eingenommen für fich feyn. Der nn wie zornig Hr. M.Grummert geword. 695 Der fürzefte und ficherfte Weg,den Hr. M. Gr, geben kann, und den er gehen muß, wenn er nicht vor den Augen der vernünftigen Belt, die ſich die Mühe neh— mein will, auf ihn zu feben, ein optifcher Proj: ctmacher bleiben wilt, ift, die Richtigkeit feiner Einfälfe in der That zu zeigen. Er giebt einen fehr leichten Weg an große Dbjectivglafer zumachen. Man hat welche nach der ge- meinen Art, die in der That ſchwer ift, laͤngſt gemacht. Was hindert ihn, feine leichte Art ins Werk zurichten ? Er fagt zwar, man folle warten, denn er müffe in Dres: den auch warten: Aber wenn 9 Methode ſo leichte, und leichter, als das ‚gewöhnliche Glasſchleifen iſt, das man laͤngſt, auch mit großen Objectiven ins Werk ge— richtet hat, ſo heißt dieſe Entſchuldigung nichts. Und wenigſtens haͤtte er auch mit ſeinen Schimpfen warten ſollen, bis er feine Gegner in der That widerlegt hätte, Hat er fein Vorgeben erfülfe, alsdenn kann er Beloh⸗ nungen dafuͤr verlangen, mit welcher Forderung er fi ießo lächerlich machen würde, ehe man Urſache hat zu glauben, daß er was zu ehun vermögend ift, und man wird ihm folches gerne gönnen, ob es gleich fonft eben nicht gewöhnlich ift, für mathematifhe Erfindungen groß Geld zu erhalten. Newton wenigftens forderte folches für feine Teleffopien nicht, und er machte fo viel Aufhebens nicht davon. Confpicilla tubulata in bre- uitatem contrahere ; das ift der. ganze Titel, unter dem er feine Erfindung am Ende des I Theils feines 18. der Optik vortraͤgt; aber Die Erfahrung lehrt, daß ſich der Werth einer Erfindung ordentlich umgefehrr, wie das Weſen, das der Erfinder davon gemacht, wo nicht gar wie das Quadrat oder eine hoͤhere Porn; deflelben verhält. E14 Und 696 Erzählung, "Und diefes mag zu Herrn M. ©. Abfertigung ge: nug ſeyn. Es ift ihm in der Beurtheilnng nichts ges fagt worden, das die Graͤnzen erlaubter Erinnerungen überfhritte, Herr M. Gr. aber hat fich mit feinem Schimpfen dem niedrigften Pobel ähnlich aufge: führe, Sein Stolz gebt fo weit, daß er feine Gegner lieber anreden wollte, wieder Amtmann in Herrn Gel- lerts Fabeln die Bauern. Das Sicherfte möchte wohl feyn, daß die Bauern (Die, es im Vorbeygehen zu jagen, wohl dem Heren Amtmann den Borrang nicht laſſen würden) lachen würden, aber ebe fie Gehorſam lei- fteten, wuͤrden fie des felbftwachsnen Deren Amtmanns DBeftallung zu fehen verlangen. Auf Herrn M. Gr. der in feinen Schriften überall fein eigen Lob, auch im fremden Namen ausbreiter, fchickt fich Die Fabel vom Kukuk aus Herrn Gellerts I Theile beſſer. Man laf fe ihn, weil die Leute, ihn nicht fo fer, wie er fordert, verehren wollen : Eich an dem Undanf rächen, Und ewig von fich felber fprechen. Er vergleicht feine Gegner mit einem Mopfe, der ihn anmeldet, wenn ihn fonft niemand fehen will, weil die Bedienten voll Aufinerffamfeit in der vollftändigen Aſtronomie oder im Eulenfpiegel lefen, Das ift nun freylich fhlimm, daß Hear M. Grummert bat durch feine Beurtheilung bekannt werden muͤſſen, und koͤnnte, wenn man mit ihm ſo umgehen wollte, wie er pflegt, leichte Gelegenheit geben, Boileaus Vers auf ihn anzumenden : au La Satire ne fert qu’a rendre un fat illuftre. Herr wiezornig Hr M.Grummmert gemord.697 Here M. Gr. wird vielen Leſern noch mehr ein Ver— gnügen machen, wenn er feine Stärfe in der groben Schreibart, und feine aufgeblafene Eigenliebe noch weiter zeigen wird, und das Hamb. Magazin wird glück lich feyn, wenn es Feine wichtigern Feinde bekoͤmmt, als Herrn M. Gr. und wenn feine Erinnerungen nicht bündiger ausfallen, als da er auf der 42 ©. als einen Beweis, es werde beym Ueberfegen fremder Abhand⸗ lungen nicht gehöriger Fleiß angewandt, anſuͤhrt; es fey ein Kupfer mit der Entſchuldigung weggelaffen worden, daß fich folches in des Heberfeßers Eremplar nicht befunden, Er made fich darüber fehr luſtig, aber ohne alle Urfache. Die Erinnerung ift einem Auffage von Herrn Bilfingern im ı Art. des VI St. des ı Bands bengefüget worden, die Figur aber hat nicht nur in dem Epemplar des Hamburgifchen Ueber— feßers gefehlt, fondern fie fehle in allen Eremplaren von den Schriften der Eaiferl. petersburgifcyen Afa- demie, die fich in Leipzig in öffentlichen und Privat: bibliothefen befinden, und die Kupfertafeln gehen un: unterbrochen fort, daß alfo vermurhlich die angeführte Figur nie mie befanne gemacht worden. Herr M. Gr. beliebe alfo erſtlich gehörigen Fleiß zu Rechtferti- gung feiner Kritik anzuwenden, ehe er Fritifiren will. Ohngeachtet nun feine Laͤſterungen, denen, die fie angehen, ficherlich bey DBernünftigen Feine Schande bringen koͤnnen, weil ein jeder, auch wenn er das Ge— genfeitige nicht gelefen hätte, bloß aus Herrn M. Gr. Schrift fieht, was von ihnen zu halten ift, fo bebalten fich diefelben doch vor, Er wo fie es noch der Mühe werth halten, empfinden zu laflen, was feine Schmaͤ— %r5 Dungen 698 Erzählung, ıc. hungen verdienen; denn er ift vonder Aufführung, die Gelehrte in ihren Steeitfchriften beobachten müffen, fo ſchlecht unterrichter, daß man ihm zu viel Ehre anthun würde, ihm ferner in Schriften zu anfroprfen „, weil Dis für ihn zu fein, und wie er, zu ffhimpfen, zu ſchmaͤhen und zu laͤſtern gefitteten Gelehrten nicht gegeben ift. Uebrigens aber verlohut es fich gar nicht der Mühe, über ihn bofe zu werden, fo lange er den gu— ten Eigenfchaften, die er wirklich an ſich hat, durch fo viel Stolz, Eigenliebe und Grobheit allen Werth bez nimmt, und man ba£ vielleicht in langer Zeit fein folch lebendig Driginal zu der Befchreibung gefehen, die Boileau von ergrimmten Autoren macht: Vous les verres bientöt feconds en Impoftures Amafler contre vous des Volumes d'injures Traiter en vos ecrits chaque Vers d’atentat Et d’un mot innocent faire un crime d’etat. eraignes tout d’un auteur en courroux, | 699 KERKKKER 34 IX Rachricht von Robert Hooks Methode, den Brennpunkt eines gegebenen Objectivgla⸗ ſes weiter von demſelben zu bringen. Keim IV Artikel der IV Numer von den philofopbi= fhen Transactionen, die im Brachmonat 1665 herausgefommen, beantwortet Hoof einige Zweifel, die Auzout einer gewiffen von ihm angegebenen Mafchine zum Ölasfchleifen entgegengefegt. In diefer Antwort erinnerf er unter andern: „Er fünne ein Planconver: „glas dergeftale zurichten, daß es, ohne feine Krüms „mung zu verändern, als ein Dbjectivglas von 150, ja „von 300 und mehr oder weniger Fuß gebraucht wer⸗ „den fünne, ob es gleich zu einer viel fleinern Kugel „gehöre, als fonft für einen Brennpunfe von diefem „ Abftande gewöhnlich iſt. Solchergeftale verfpricht „er, aus einem Planconverglafe von 20 oder 40 » Fuß im Diameter, wenn es ohne Ader und gehörig „ gearbeitet ift, ein Fernglas zu machen, Das mit einem „Deulare auf 1000 Fuß lang würde, Auzout ift begierig geworden, diefe Erfindung zu erfahren, und diefelbe defto eher herauszulocken, theilt er Hoofen in der VII Num. eben dieſer Transactionen im 700 Nachricht im II Art, ein ander Geheimniß mit, naͤmlich die Ent: fernung einer Sache von uns bloß „ vermittelft.eines . Sernglafes, zu erfahren, Die Sache ift iego befannt genug, und koͤmmt darauf an, Daß man das Fernglas . fo lange verfchiebt, bis fich das Bild der entfernten Sache hinter ihm recht deutlich abmalt: Aus den gege- benen Brennpunften und Entfernungender Gläfer, im- gleichen ver Weite des Bildes hinter dem Fernglafe, laͤßt fich der Abftand des Dbjects, vermöge des halleit- ſchen dioptrifchen Sehrfaßes Teichte finden : aber wie der eigentliche Grad der vollkommenſten Deutlichkeit, nicht recht genau zu beftimmen ift, fo Fann ein fleiner Irrthum bierinne, und in der Weite der Gläfer vdn einander, einen großen Fehler in der Entfernung des Objects hervorbringen, und die ange des ganzen Tubi wird bald, auch für mittelmäßige Entfernungen, fo ges ringe, daß ihre Beränderung nichts mehr angiebt; da— ber Auzout felbft geftehet, daß die Ausübung diefer Auf: gabe mit der Thenrie nicht vollig übereinftimme. Hook eheilt endlich feine Erfindung felbft im III Art. der XII Numer der philof. Transact, mit. „Man „nehme, fagt er, zwey Glaͤſer, von denen eines auf beyden Seiten vollfommen eben, das andere aufeiner „, Seite eben, auf der andern bauchicht, aus was für „einer Kugel man will, und daß dasebene Ölas etwas „breiter als das. andere fen. Nachgehends befeftige „man in einem vollfommenen runden fupfernen Ringe „beyde Gläfer mit Kuͤtt dergeftalt, daß ihre ebenen > Flächen genau mit einander parallel find, und Die „ebene Fläche des auf einer Seite bauchichten Glaſes ſich nach dem andern Glaſe zukehret, aber doch ſol⸗ „ches nicht voͤllig beruͤhrt. Wenn von Hrn. Robert Hooks Methode, 701 „ Wenn alsdenn alles am Umfange des Ringes wohl „iſt verfürter worden, erfülle man durch ein Eleines tod), das im Ringe bleiben muß, den Raum zwiſchen beyden „Glaͤſern mit Waſſer, Terpentinöl, Weingeifte, gefalz zenen oder ſauren Saͤften, ꝛtc. und verſchließe das Loch „mit einer Schraube, ſo wird, nachdem die eingefuͤllten „Saͤfte die Strahlen derfehiedentlich brechen,derBrenna „ punfe weiter vom Glaſe ab, oder näher hinzu ruͤcken. Hook meldet noch, er hätte unter vielen Berfuchen, Die fich anftellen ließen, auch unterfüchen wollen, ob manein Ölas machen fönnte, das zu einer Fleinen Ku— gelgehörte, unddoch in einem längern Teleffope zu ges brauchen wäre : Damit er aber nicht zu viel verfpräs che, feßt er hinzu, die fphärifchen Dbjectivgläfer waͤ⸗ ren deſto beſſer, ie groͤßer die Kugeln waͤren, zu denen ſie gehoͤrten, und ie mehr die Materie, aus der ſie be— ſtuͤnden, das Licht braͤchte. Das Erzaͤhlte iſt eben die Erfnbung; die Herr M. Grummert in feinen Betrachtungen über die Mondenz luft im 17 Abf. vorgetragen dat. Es iſt leicht zu fehen, worauf fie anfomme. Strahlen, die aus Waſſer ins Glas fahren, werden nicht fo fehr gebrochen, als wenn fie aus der Luft ins Glas fommen, weil Ölas und Waſſer an ihrer Dichtigkeit niche fo fehr unterfchieden find, als Glas und Luft. Man Eann aud) leicht be= - flimmen, wie viel der ‘Brennpunkt eines Glafes auf diefe Art koͤnne verlängert werden. Wenn der Sinus des Meigungsminfels zum Sinu des gebrochenen ſich beym Durchgange aus Waſſer ins Glas verhaͤlt, wie m: nundR der Semidiameter des Panconverglafes ift, fo werden die Parallelftrahlen, die durch das Waffer, meil fie auf ſolches fenfrecht fallen, ungebrochen durch⸗ geben, 702 Nachricht gehen, in der Kugelflaͤche des Glaſes ſo gebrochen, daß fie hinter ſelbiger in der Weite mR: (im-n) hin⸗ ter ihr zuſammen kommen wuͤrden, wofern ſie nicht in der ebenen Flaͤche des Glaſes beym Ausgange in die Luft eine neue Brechung litten, die fie in der Weite 2. — R vereinigt, Iſt nach Hugens Dioptrik Prop. 33 m: n9:8 ſo werden alſo in dieſem zuſammen geſetzten Glaſe die Parallelſtrahlen in der Weite von 3 9 Roder 6R vereinigt, da der ordentliche Brennpunkt 2-R wäre, Und mic diefer Rechnung ſtimmt Hrn. M. Gr. Erfah⸗ rung überein, der auf diefe Art von einem zweyſchuhigten Dbjectivglafe den Brennpunft auf 6 Fuß gebracht. Solchergeftalt würde Hoof ein Objectivglas von 40 5. im Diameter auf 6. 20= 120%, mit Wafferbringen, Here M. Gr. fchlägt vor, auch auf ver andern Seite des Dbjectivglafes Waſſer anzubringen, und meynt da> Durch den Brennpunfe noch weiter zuentfernen. Wenit man fo glücklich ift, ihn zu verftehen, fo kann man ihm zeis gen,daß er fich irrt, Das Waffer, fo hinter dem Objectiv⸗ glafe an deffen ebener Fläche angebracht würde, thut das, daß esdem Strahl weniger bricht, als wenn er aus dem Glaſe gleich. in die Luft führe ; aber Dagegen wird der Strahl noch einmal beym Ausgange in die Luft gebro⸗ chen, und dieſe beyden Brechungen zuſammen betragen fo viel, als die allein, Die ihm aus dem Glaſe indie Luft wie⸗ derfahren wäre. Wenn die Berhältniß der Refraction aus der Luft ins Wafferp:q, wie aus Waſſer ins Glas m: nift,fo ift die Verhaͤltniß der Refraction aus Luft ing Ölas=mp:ngq, und der Strahl wird beym Ausgange ausdem Dbjectivglafe ins Waſſer fo gebrochen, daß er in a ini ber eite — —"R=nR: (m-n) Hinter he “ von Hrn. Robert Hooks Methode. 703 Glaſe, in die Are kommen würde, wenn er beftändig im Waffer bliebe ; da er aber durch eine ebene Fläche aus dem Waſſer in die Luft fährt, fo verändert er feis ne Richtung dergeftalt, daß er in der Weite hi — nqR: (m-n) p in die Are koͤmmt. Aber wenn er gleich von der ebenen Fläche des Obje- ctivglaſes in die Luft führe, würde er fich in der Weite ng, m RN. n amRzngR: (m-n)pd. 1. in eben der vorigen mit der Are vereinigen, in der er fich nach der Refraction im Wafler ebenfalls mit ihr vereinigt, Die Beweiſe von diefen Rechnungen laffen fich ausden Anfangsgründen der Dioptrik leicht machen. Wie man übrigens den Werth von Hoofs Erfindung hier nicht ausmachen will, fo ift zu verwundern, daß man nicht findet, wie dem Auzout diefe Erfindung, die er fobegierig verlangt, und mit einem andern Geheimniffe ſchon im Voraus bezahle batte, gefallen, imgleichen, warum die Engländer eine fo leichte Sache, die ihnen von einem Manne von fo viel Anfehen, wie Hoof, angegeben worden, nicht mehr ge= braucht haben. Vielleicht fallen die Unvollfommen- beiten, die fich etwa bey wirklichen Gebrauche zeigen möchten, nicht allen in die Augen, die nur von großen Dbjectivgläfern reden, ohne zu bedenken, daß Deut: lichkeit, Lebhaftigfeie und Bequemlichkeit bisweilen ei- nem fürzern Tubo den Vorzug vor einem längern er: theilen, und die wahre Geftalt Saturns nicht von He— veln mit feinen erftaunlichen Tubis, fondern vom Hugen mit mittelmäßigen Serngläfern entdeckt worden. Sl Inhalt Inyalt des zweyten Bandes ſechſtes | Stück, T. Tractat von den Ranhikeln, in dem man, aufer dent, was die Blumen befonders betrifft, phyfifalifche Ynz merfungen, wegen der — und des Feldbaues findet Pag. 595 II. Einige Anmerkungen iber den Zürfig 616 III. Anatomiſche Betrachtungen, über Beſchwerungen Krankheiten u. d. gl. die man ſich durch gewiſſe Klei— dungen und Stellungen des Leibes zuzieht 620 IV. Auszug aus einem Briefe, die Wirkung Der pe citat auf Pflanzen betreffend 629 V. Kaͤſtners Anweifung die Sturmifchen Regeln von der Einrichtung der Balkenkoͤpfe zu finden _ 632 VI. Schreiben an den Herausgeber, von der ——— einer Henne 649 VI. Abhandlung vom unverbrennlichen Flachſe 651 VII. Erzahlung, wie gornig der Herr M. Grummert ges worden 682 IX. Nachricht von Robert Hooks Methode, den Brenn- punkt eines gegebenen Dbjectivglafes weiter * 99 demſelben zu bringen RK NR Regie | Regiſter uͤber alle ſechs Stuͤcke des andern Bandes des Hamburgiſchen Magazins. A. chſelbein, an demſelben bemerkter Bruch, durch die bloße Kraft der Muskeln 303 Ackerbau, deffen Beförderung den Schweden ange« rathen 520. ſ. auch Feldbau. Aehlchen im Sauerteige bringen ihre Jungen leben— dig zur Welt 126 Albert, Churfuͤrſt zu Brandenburg 337 Alberti , wie er die Krankheit eintheilet 222 Ameifenfrieg, Erzählung von einem 317 Amisnt, f. Slachs, Ammonshörner | Apfelbäume, einiger Blumenmehl wirket in * barte Baͤume 120 Apfelweine, wie ſie zu verbeſſern 115 Arbuthnot, Abhandlung von der Wirkung auf und in die menfchlichen Körper 243 Ardene, Tractat von den Ranunfeln 505 Arderon ‚ von Erhaltung Eleiner Fiſche in gläfernen Flaſchen, und eine leichte Art, Fifche zu fangen 482 Arzneykunſt, Urfachen * Ungewißheit 217 Asbeſt, ſ. Flachs. Aſche, Maaß der Aſche eines verbrannten Men: fehenförpers 670 Ausdünftungen, derfelben von den Bergleuten * merkte Arten 36 2 Band. V y D, Da: Regiſter. ’ 5, u Hafer, von einem alten Gebäude Bridewell 487 Balkenkoͤpfe, ordentliche Einrichtung derfelben zu finden 632 Begießen der Pflanzen, wie es gefchehen foll 611 Berkley, Brief wegen Simons Schreiben von den. Berfteinerungen von Lough⸗Neagh 176 Defihwerungen, ſ. Rrsnkbeiten. | Beurer, ihm zugefchricbene Abhandlung vom Stein bruch Olteocolla * Birnweine, deren Verbeſſerung Blaͤckwell, Nachricht von feinem geben und &urhan. pfung 96 Blasinftrumente, Stoß der Zunge bey denfelben 10 Slitz, Maffei Anmerkungen von dvemfelben _ 285 Blumenmehl von Bluͤthen gewiſſer Apfelbaͤume, wir⸗ ket in benachbarte Baͤume 120 Doffes, P.des, Nachricht von einem feiner Briefe an den Herrn Tournemine | 4 Indhalt deffelben | Brandenburg, Abhandlungen zur Hiftorie des 9* ſes Brandenburg 325 der erſte Churfuͤrſt aus dem Haufe Hohenzol⸗ lern 329 e Länder dieſes Churfuͤrſtenthums 330 = wenn es zum Marggrafthum gemacht worden 331 Braſilienholz, deſſen Befchaffenbeit im Färben ‚540.587 Brennpunkt eines Objectivglafes, wie er weiter das - von zu bringen 699 Free aamegten, daß ſie nicht wurmſichche wer⸗ ar DBri- f | Regiſter. Bridewell, ein alt Gebäude, Nachricht davon 487 Britten, der alten ihr Handel 398.399 — ihre Schiffe 399 Browning, von der Wirfung der Eleftricitär auf Pflanzen 629 Sydlinge, woher fie kommen 519 | €. Callsis des Plinius, ob er der Tuͤrkis 617 Cancer maior, f. Seefrebs, Caftanienbäume, indianifche, wie fie befchaffen 601 Ebild, Gedanken vom englifchen Handel gır China, da wird der Ackerbau fleißig getrieben 520 Ciampini, Befchreibung von ihm | Coccus Polonicus Cochenille, Dr ihrer Erzeugung und ihr Unter —* 569 ne Art, damit zu farben 571 Collinfon, Anmerkungen von dem Seekrebs 476 Cooke, Auszug aus einem. Briefe deffelben, von der Wirkung des Blumenmehls von den Blüthen ge— wiſſer Apfelbaume auf die Frucht eines benachbar⸗ ‚ten Baums 120 Cruſius entdeckt den Autor des Briefs an den P. Tour nemine 45 Cyanus, ob er der Tuͤrkis 617 ae D. Davenant, ſeine Gedanken von der Handlung un⸗ terſucht 423 Diamanten, von ihrer eigenen Schwere379 Donner, Maffei Anmerkungen von demfelben 385 ya Dün: Regiſter. \ Düngen des Landes mit ausgegrabenen Mufchel- fchalen 123 Duvernoi, Bemerkungen von einem fliegenden vier füßigen Thiere in Rußland 199 E. x Eichhorn, fliegendes 201 Elektricitaͤt, Maffei Gedanken davon 300 = deren Wirkung auf Pflanzen - 629 Ellicot, Schreiben von der eigenen Schwere der Dia- manten 379 England, deſſen Handel ſonderlich mit Wolle 397 400 = . Beranderung des engliſchen Schillings 401 -Weberey des Wollentuchs allda eingefuͤhret BEP: «= Gedanken von der englifchen Handlung au. 417 Englaͤnder, aus Slandern vertrieben 404 =. warum fieden Heringsfang nicht ftarf treiben sog Erbſen von verſchiedener Farbe ſtecken einander an 121 Erde, warum ſie Heſtia oder Veſta genannt 106 Eulen, eine Fabel 494 F. Särben der Zeuge, Chymifche Theorie davon 545 Sörberröche, Dre ihrer Zeugung und Art ihrer Zube- reitung 55 = Are damit zu färben | 553 Serben, ſchlechte 546 Se. Ole 547 Sarr | Regiſter. Farben, ihre Probe 548 = rothe 549 = gelbe ' 588 Sarbewurzel 552 Seldbau, deſſen Wichtigfeit 525. ſ. auch Ackerbau. Sernsmbuc, deſſen Befchaffenbeit im Färben 587 Seuer, ob defien Tod ver Urfprung der Luft 64 Seuerfteine, Gebäude davon 488 Sifche, kleine in gläfernen Flaſchen zu erhalten, und leichte Art, Fifche zu fangen 482° Sifchereyen, der Holländer Golögrube 499 » die Schweden werden darzu ermunterf 505 Slachs, Abhandlungen vom unverbrennlichen 651 = Plinius Gedanken davon 652 = feine Arten, und wo er erzeuget wird We:s ‘=. Art, denfelben zu fpinnen 661 = teinewand davon 665 = Diefer Gebrauch bey den Brachmanen und in Ber- brennung der Todten 666, 667 Släminge, aus England vertrieben und zurück geru- fen 404 Sledermaus 199 Slötenfpieler, des muficalifhen Befhreibung x — mechaniſche Abbildung deſſelben 10 « wie die Töne in verſchiedenen Octaven la bracht werden 18 = Anmerkung der Föniglichen Afademie der Wil: fenfchaften über diefe Mafchine 23 Soßilien, in Seeland gefundene 492 ——— zer : — zu Brandenburg 334 Eiſenzahn 335 My 3 Fruͤch⸗ Regiſter. Fruͤchte, Verſuch, wie alle Arten derſelbe lange zu eerhalten 50 derſelben Nutz G. —* Gelb, wie zu faͤrben 588 Georg Wilhelm, Churfuͤrſt zu Brandenburg 359 Glas, wie damit Porcellan zu machen 72 deſſen Moͤglichkeit erwieſen R yigg — ses welches hierzu geſchickt 99 was vor Materie hierbey zu gebrauchen 92 = Mugen von diefer Kunft 94 ne: bolländifche 499 Anmerkungen uͤber dieſelbe Su p, fiebe Sörberröthe, Gründling, in einer gläfernen Flaſche erhalten 482 Grummert, Erzählung, wie jornig er geworden 682 Gummilsc, um Scharlachfaͤrben zu gebrauchen 580 Guſtav Adolph, König in Schweden; feine Kriegs- verrichtungen in Deurfchland 366 Hales Befchreibung der Mafchine, aus Bergwerken Die ungefunde $uft zu pumpen, und gefunde wieder bineinzubringen, auch alle Arten von Feuchtigkeit, Faͤulniß und dem Kornwurme dadurch zu bewah— ren 25 Halley, * Methode, die Waͤrme zu berechnen, er= läutert 426 Handlung, Grund derfelben der Feldbau s27 = Marimen von derfelben 531 Hauch, ausgelaſſener, wie er kalt und warm wird 61 Hel⸗ i | Resifter, Sellot/ Chymiſche Theorie vom Faͤrben der Zeuge 55 Henne, Misgeburt von einer 649 Hering, deren ang und Handelder Holländer Gold⸗ grube 499 SHeringsfang, ehemaliger der Normaͤnner und Schweden 511 Hohenzollern, Grafen 328 gg Holländifche Goldgrube entdeft 499 ⸗ Anmerkungen uͤber dieſelbe 5u upfei und Holzbirnen geben gute Weine 116 Hook, Methode, den Brennpunft eines ri ſes weiter zu bringen HZuet, Urtbeil von feinen Gefchichten der Sarbtung und Schiffarth der Alten ‚397 Jeſuiten find nicht die beften Freunde von Herrn Wolfen 43 Be hi der 5 — zu Brandenburg 342 343 — Churfuͤrſt —— 350 Johann, Churfuͤrſt zu Brandenburg 341 Georg, Churfuͤrſt zu Brandenburg 350 Sigismund, Churfuͤrſt zu Brandenburg 352 Irrwiſch, von Fludd gefangen 292 JZuͤlichiſche Succeßionsſache 352 R. ren, Handel damit, der Hollaͤnder Goldgru— 499 Kaͤlte, Abhandlung von derſelben 55. 181 Ny4 Kälte Regiſter. Rölte, was fie ift | ss ihre Wirfung ‚56 « ift nicht eine bloße Beraubung 57 = . ihre Subftanz, Natur und Quelle 62. 181 = ihre gewaltfamfte Wirfung 65 ‚Aöftner, Erläuterung der Halleyifchen Methode, bie Wärme zu berechnen ıc. 426 s Anmeifung, die Sturmifchen Regeln vonder Ein. richtung der Balkenkoͤpfe zu finden 632 Rermes, wo erwächlt und wie er zubereitet wird 562 = . Art, Damit zu farben eat Rinder, wie zu windeln 40 Kleidung durch gewiffe, zugezogene Krankheiten 624 Knight, Brief von den verfchiedentlid) veränderten Polen der Magnete 392 Anochen einer Frucht, fo durch den Hintern — gangen 490 Krankheiten, neuer Entwurf von Verbeſſerung der Lehre von Krankheiten 216. 223 = ihre unterſchiedene Arten und Quellen 218 h " in ee ee —— pr = die man fich durch gewiſſe Kleivungen und Stel: lungen des Leibes zuziehet 620 Krebfe find zanffi ichtig 481. f.Seekrebs. Kruͤger, Verſuch, wie alle Arten der Früchte Iange zu erhalten | "50 2. Lampe, beftändig brennende 678 Leib, durch gewiſſe Stellungen deffelben zugezogene Krankheiten Leine⸗ Resifter. Leinewand, von unverbrennlichen Flachfe, und deren Gebrauch. 665 Lerchenbsum, Schloß davon unerbrennlich 655 656 * Lough⸗ Neagh, dafige Verfteinerungen - 156 Luft, Mittel fie zu verbeflern 26 P welche der menfchlichen Natur am zuträglichften 37 ob deren Urfprung aus dem Tode Des Feuers fey 64 ift die erfte Duelle der Kälte 65 ‚ihre Wirfung auf und in die menfchlichen Körper 243 e mas in derfelben enthalten 246 e ihre Eigenfchaften 264 m. Maffei, Nachricht von einer Sammlung feiner phyſi⸗ kaliſchen Briefe 284 — dererſelben verſchiedentlich veraͤnderte J Mahusel, Abhandlung vom unverbrennlichen Sach. fe | 651 Mandarin, wer? 520. Anm. c. Merggrafen zu Srandenburg, ihr erfler Ur— fprung 330 arftrand, ein trefflicher Hafen 520. Anm. d. Maſchine, die Luft zu reinigen 25 = Befchreibung derſelben 28 = deren Gebrauc) — 32 « Daben anzumendende Vorſicht 34 >» deren Nuß | 34 Ny5 Maus Regiſter. Maupertuis, ſeine Antwort auf die vorgeleſene Ab— handlung zur Hiſtorie des Hauſes Brandenburg 383 Meerfiſche, wie fie auf die Berge gefommen 300 Miles, Auszug aus einem Briefe deffelben, wie die Apfel- und Birnweine zu verbejlern 115 Misgeburt einer Henne 649 Möller, Gedanken von dem Staube der Pflanzen, während der Bluͤthe 454 Moonmilch, eine Art von Foßilien 492 Mortimer, Anmerkungen über den Türfis 616 Muſcheln, verfieinerce, von den Franzofen zuerft auf- gefucht 131 = ihre mannigfaltige Arten 134 = ihre Gruben und wie fie gegraben werden 138 = Art mit denfelben zu Düngen 140 > JFöfen fi) in der Erde auf 145 = woher ihre große Menge entftehet 146 = wie fie auf die Berge gefommen 300 —— deſſen Beſchaffenheit 145 Mufchelfihaalen, mit ausgegrabenen das Land ge⸗ duͤnget 123 = Anmerfungen von ausgegrabenen, und dem Na⸗ Ben Davon 786 Muskeln, durch deren bloße Kraft bemerfter Bruch am Achelbeine 303 N. Nil, wie er Acbpi ſoll fruchtbar machen 604 Objectivglas, von Grummert angegebenes 683.685 = mie der Brennpunkt Davon weiter zu bringen 699 Obi Regiſter. Obſt lange friſch zu erhalten horn "50 ——— „Steinbruch 384 ſein Urſprung, Beſchaffenheit, und wie er zu er» langen | 385 ‘= feine Aufloſung | ' 390 P. Papier, unverbrennliches 680 Pflanzen, von deren Staube während der Bluͤthe 454 = MWirfung der Eleftricität auf Pflanzen ' 629 Pflaumen über ein Jahr frifch zu erhalten 52 Pickering, Schreiben von dem Düngen des Lan— des mit ausgegrabenen Mufchelfchalen 123 Pitſch, Entwurf, wiedie Lehre vondenen Krankheiten beffer einzurichten 216 Plutarch, Abhandlung aus demfelben, von dem Ur— fprung der Kälte 55.181 Pol, von verfchiedentlich veränderten Polen der Ma- gnete 392 Porcellan, Kunft, folches auf eine neue Art zu ma- chen, und Glas in Porcellan zu verwandeln 68 = des Porcellans Befchaffenheit 68 = zwey Arten, folches zu mahen + = Dritte Ark = der europäifchen und chinefifchen Serben | beit ⸗ Uvfache des mwohtfeilen Preifes des Sinhi = wie es aus Glaſe zu machen er «des guten Kennzeichen | 76 | Porcels Regiſter. Porcellan, von Glaſe gemachtes, vertraͤgt die 9— Hitze = wie weit es in der Schoͤnheit deſſelben ie 1,79 = nimmt alle Farben an ; 82 Preußen, wie es an das Haus Brandenburg gefom- men Ka 356 ©. Querflöte, wie in ihr die Empfindung des Tons ge: ſchieht 2.8 = ihr Anſatz "3.8 « mie die Octaven berauszubringen 4 R. Ranunkeln, Abhandlung davon 595 = wenn fie berühmt worden 596 s woher fie benennet 597 s ihre Arten 7 = ihre Geſtalt und Beſchaffenheit 598 = ihre Wartung | 602 = = nachdem fie verblüher 614 = tas fie vor Erdreich erfordern 614 = ihre Pflanzung 607 = mie fie zu begießen 610 e ihre Berwahrung vor Kälte 6rı und Lingeziefer 632 Wwie fie zu vermehren 615 Resumur, Kunft, auf eine neue Art Porcellan zu ma- chen und das Ölas in Porcellan zu verwandeln 68 « Anmerkungen von ausgegrabenen Mufchelfchalen und deren Mugen 130 Reliquias legere 675 * Ruff, Regiſter. Ruff, ein Fiſch Außland, von einem fliegenden vierfügigen Tiere daſelbſt 199 S. Sauerteig, darinnen bringen Eleine Yehlchen ihre Jungen lebendig zur Welt 126 Scharlachfarbe, wie fie gefchicht 563.570 Schottland, Waaren, fo daffelbe giebt 524 Schuhe, verfchiedene Arten derfelben verurfachen Bes ſchwerungen 625 Schulze, ſein Vortrag von Krankheiten 221 Schweden zum Fiſchfang ermahnet 505 = Machricht von Ueberſetzung der Abhandlungen der koͤniglichen ſchwediſchen Akademie ver * ſenſchaften Schwefel, damit raͤuchern, iſt gut an mancherley Sr. ten und in vielen Fällen 39 Seekrebs, Anmerkungen von demfelben 476 Sennert, feine Gedanken von den Kranfheiten 218 Sheerwood, „Schreiben von Aehlchen im Sauertei⸗ ge, die ihre Jungen lebendig zur Welt bringen 126 Simon, Schreiben von den Verſteinerungen * Lough⸗Neagh - Brief, von den Knochen einer Frucht, ſo den Hintern fortgegangen, auch von einigen Foſ⸗ L filien in Irrland 490 Smith, Nachrichten von Wolle 395.524 ‘> Uerbeil von diefer Schrift 543 Sonne wirfer die Wärme 426 » ihre Wärme auf einen gegebenen Tag zu finden 443 Regiſter. Soutbwell, Schreiben von _ einigen auferordentli chen: Wiederhallen 13 Epongien, 182. Anm. Staub der pflanzen waͤhrend der Bluͤthe, Gedanken davon 454 Steinbr uch, Oſteocolla | un Steine, in welchen Mufcheln = ingleichen Abdruͤcke von Pflanzen befnden * 132. Anm. Stern, eines feine Höhe und Azimuth zu finden 436 Strodtmann, Nachricht von einem Briefdes P. des Dorfes an den P. Tournemine — T. Taſſillon, der erſte Graf von Hohenzollern 328 Thau, was er iſt 250 Theerung, die Waſſer haͤlt, zu verfertigen 42 Thier, vierfuͤßiges fliegendes in Bub 199 = deflen Bildung 202 = fein Sell, ‚203 deſſen Knochen und Knöchlein 205 ⸗ An und Weiſe ſeines Fliegens ee = Abriß feiner innerlichen Theile 212 | =. ‚geflügelte Waffer- und Erdthiere in Aſia, — und America 200 =. Betrachtung der Thiere, wie fie anzuſtellen 201 Thierchen, außerordentlich. Eleine, die ihre jungen bald durch Ener, fo alsbald lebendig werden, zur 7 Welt bringen 129. Anm. Tilly. tyrannifirt Magdeburg. _ 370 | Tochte von Asbeft 677 Ton Regiſter. Ton, worinnen er beſtehet | 8 Tonnen, verdorbene zu verbeffern 40 Touraine, daſige Gegend reich an Mufcheln 133 Tournemine, P.de, vertheidiget Leibnitzen wider Hrn. Wolfens Beſchuldigung 47 Tourniere, derſelben Urſprung und ihre Art und Weiſe ‚ou, 3a Trabente, bey der Benus-beobachteter 37E Trajans Säule 675t Triebbetten, von Triewald erfunden 27 not. Triewald, Erfinder einer Mafchine, die Luft zu ver- beflern 27 Tuch handel der Engländer 405 Tuchmachen, wenn es in England eingeführeet 401 Tuͤrkis, Anmerkungen über denfelben - 616 Tydelekur, eine hulländifche Goldgrube, den u difchen Reichsftanden entdeckt 499 Tydelukurfon, Anmerkung über die entdeckte hol⸗ laͤndiſche Goldgrube sr | v. u. Vaucanſon, Beſchreibung des mechaniſchen — ſpielers Denedig, venetianifcher Adel vor Geld, auch Dekan: | ten Häupfern und berühmten Miniftern, ertheilet N, 517, Anm. Ventilator, eine geroiffe Mafchine 25 - feine Befchreibung > 28 = der einfache und doppelfe 31 = Ddeflen Gebrauch 32 = Ddabey anzumendende Vorſicht 34 = dbeffen Nutz X 34.37 Regiſter. Venus, bey dieſem Stern beobachteter Trabante g7ı Verbrennung der Todten, wie fie gefchehen 674 Derfteinerungen von Lough⸗ Neagh 156 Berkleys Anmerkungen davon 176 Ungefaͤhr (das) in wie fern es Dienſte thut in —* deckungen 88 Ufrinum, Uſtrina — — Waͤrme, Halleyiſche Methode, dieſelbe zu berech— nen, erlaͤutert 426 Waſſer, welches gut zum Begießen ...... 610 Wiederhaͤlle, einige außerordentliche 153 Winslow, Betrachtungen über Befchwerungen, Krankheiten u. d. gl. die man fich durch gewiſſe Kleidungen und Stellungen des Leibes zuziehet 620. dolle, Nachrichten von der Wolle in England 395. F 524 = welche die befte in Europa und Afien _ 397 Wollhandel in England, Nachrichtendavon 402 . 406.537 3 BR Zeuge, Chymifche Theorie, vom Färben — * Zimmerholz zuzurichten, daß es nicht ——— werde ECAIELICTEI * / k ’ ei» * 1 M — — 1 J J * \ \ . \ z / 4 — \ i h ' J — — F . J un ‘ \ # 4 * - 9— N - 3 N a ” n IM] | Il] || 5 00299 8860 — — Pe je ar Ar. *