vuı2 1753/5l ⸗ (IM >= LIBRARY x une Anna En Ran * Ken + — Hamburgiſches Wagaßin, oder geſammlete Schriften, Aus der aturforſchung und den angenehmen ———— RR J en und reg WR ” 2) Georg. Chriſt. Grund und Adam Heinr. Holle. M nf ar N Bin PR y — — —— —— RT en Er Fe t x — * — ke 7 4 5 ’ d , RN RN — —31 er EM ik # 2 —— nr. Pen et ar aa — * — — LE N je Ba rue fü BEN Ze er. ee Dr Mad — Sms at 12 a 2 aaa ge ER ee ne der — — und der Philoſophie; uch) nein Folge von Entdedcungen Sulfe des —— aus dem Engliſchen % des Herrn John Hill’s, M.Dr. a Sonden, und der Koͤnigl. Akademie der af | RER Bourdeaut Mirglied. _ Guſſter Saſuo —* | x on der 5 — und den ———— 9— ten eines Inſekts ſo auf Staͤmmen von rchthaumen 5 worden. bi - * ’. 2 ö . " ö ern En‘! N 8 er in dem ganzen Aimfange w Bil | Ja I Tenfchaften keine einzige, die mic ſo vie— = PP „ler Keizungen pranget, als die Natur. eeſchichte. Keine einzige iſt, welcher > fie om, den früßeften Zeiten an mehrere gewiedmet haben; ober die ac Tg 0: - geachtet: und 0 getrie⸗ 4 Verſuche von Entdeckungen durch, getrieben wird. Indeſſen iſt es doc) etwas hartes, zu ſagen, daß feine ſo wenig verbeſſert worden, wiewoh es eben ſo wahr, als hart iſt. Sehen wir in die Schriften des Theophraſts und der andern aͤlteſten Schriftſteller der Griechen, fo finden: mir einen ‚ers ftaunlichen Vorrath von wirklicher Wiſſenſchaft, und eine Kenntniß der natürlichen Körper, welche die ge« genwaͤrtige Unmiffenheit beſchaͤmet. Und um biefe Nachricht in ihr gehoͤriges Licht zu fegen, fo ſieht man nicht, daß die, Verbefferungen und Entdeckungen, die | zu unfter Zeit darinn gemachee worden, den nat ‘aller der Wiſſenſchaft erfegt, die zu ihren Zeiteh: fo gemein gemwefen, wovon: wir aber, weil fie folche nicht | umftändlich befchrieben, Feine Keyntniß haben. Man muß geftehen, daß die Kenntniß dieſer ehr« würdigen. Väter der Naturgefchichte in Anfehung der | Hberflächen der Körper geringer, als die unfrige ges weſen; allein ſie kannten viele von ihren Eigenfchafe es wuͤrde ein Glück für-die Welt feyn, wenn wir dieſe Kenntniß wieder herftellen koͤnnten. Unfere | Buͤcher enthalten eine Erzählung von erftaunfich mehr -Dingen, als die ihrigen; allein von den wenigen, ‚Die | fie zum Ziele ihrer Unterfuchung macheten, war ihnen | auch der Mugen bekannt. Das wär in der That die | Abfihe alles ihres Forfchens. Die Naturgeſchichte mar bloß eine Handleiterinn zu nüglichern Willene | ſchaften; und es ward einem fir Feine, ſo große Ehre angerechnet, wenn er zwanzig vorhin unbekannte oder unbemerkte Pflanzen enrdeckte, als wenn er eine neue | Kraft in’ der: Heilungswiſſenſchaft, oder einen neuen | "Nugen in einigen’ von den gemeinen Künften des | menfchlichen Lebens an einer vorhin wohl — | ve | - erfunden hatte, © © Huͤlfe des Vergrößerimgsalafes. 3 Die meiſten von unfern Naturkundigern find Geifter don einer: folchen Art, die fich nicht fo weit erniedrigen wollen, fich mit dergleichen Dingen einzulaflen, die der Welt etwa nüslich koͤnnen gemacht werben. Sie legen ſich auf die Wiffenfchaften, um ihrer eignen Rei⸗ zungen willen,: und wuͤrden fich für erniedriger halten, wenn man ihnen einen folchen Character beylegere, daß fie das menfchliche Gefchleche mie nüßlichen Dingen verſorget hätten, Diefe halten die Wiflenfchaften, gleichwie rechtfchaffene Leute die Tugend, für ihre eigene Belohnung, und es würde für eine Verlegung der Würde derfelben angefehen werden, wenn fie ſichs ge⸗ fallen laſſen follten, ‚eine andere Belohnung anzuneh⸗ men. Wenn wir unfere Augen durdy die Anzahl der Dinge der fichtbaren Schöpfung in Erftaunung fegen - wollen, fo müffen wir die gegenwärtigen Schriftfteller leſen: wollen-wir aber den Nutzen derfelben wiſſen, fo muͤſſen wir uns in den weniger erleuchteten Zeiten dar⸗ nach umfehen. | i | Icch will aber hiedurch nicht das Anfehen haben, als wenn ich die bloße Wiffenfchaft der natürlichen Ers kenntniß lächerlich machen wollte. So nadet und fo - unnüge dieſelbe auch für die Welt ifk, fo finden doch Diejenigen Beyfall, die fich darauf legen, es läßt ſich auch bloß mic der Unterfuchung der Formen und aus⸗ wendigen Seiten der Dinge ſchon eine ganze Lebens⸗ zeit zubringen, Wenn fich indeffen einige folcherges ſtalt mit Unterfcheidung der Körper befchäfftigen; ſo mögen ſich andere auf die Erforſchung des Nugens de felben legen. - Wenn unfere Naturkundiger bloße Philoſophen find; fo mögen unfere Aerzte die Erfor⸗ ſher des Nugens ihrer ——— ſeyn. an > VE BEE So : , 3 6 DBerfuchevon Entdeckungen durch ich die, Wiſſenſchaft der alten gegen bie Wiflenfchaft der gegenwaͤrtigen Zeit halte, ſo werde ich der Maͤngel der letztern gewahr, und das, was ich angezeiget habe. iſt das Huͤlfsmittel darwider. Die Schriſtſteller der vorigen Zeiten waren mit der Unterſuchung des nuͤtz⸗ lichen Theils der Wiſſenſchaft ſo beſchaͤfftigt, daß ii dan euriöfen Darüber hintan ſetzten. Da fie in Erforſchung ver Kraͤfte der Dinge uner⸗ waren, ſo vergaßen ſie der Formen derſelben; und folglich, ungeachtet fie uns Nachrichten von Pflan⸗ zen und Xhieren geliefert haben, wovon ihre eigene Er⸗ fabrung; gefunden hat, daß fie Huͤlfemittel für Kranfe beiten. waren, woran alle unfere gegenwärtige Bemuͤ⸗ hungen vergeblich find, haben wir keinen Bortheil von ihren Entdeckungen, indern wir nicht-im Stande find, mit Gewißheit zu. fagen, was fie mit ihren Benennuns gen der, Dinge. meynen, da fie uns dieſelben nicht dur Länglich beſchrieben haben, So lieb mir auch die Paturgefehichte if, fo fehe id ſie doch bloß als eine Dienerinn der nüglichen Künfte, als’ der Arzeneyroiffenfchafe, und der übrigen, an; und der falfche Geſchmack, deffen ich die Welt igo be⸗ ſchuldigen will, beſteht darinn, daß fie ſich auf das eine legen, ohne dabey auf das andere zu fehen, Ein jedes: erfordert ein ganzes Leben. Die Dinge, fo darzu ers fordere werden, find unterſchiedlich. Es Fünnen fish: daher verfchiedene Leute damit befchäfftigen. Mir find anißo zu einem folchen Grabe der Richtigkeit. in Beſtimmung der Charactere der Körper gekommen, daß, fo lange unfere Werfe dauern, in Anſehung deſſen, was durch einen Namen verſtanden wird, kein Zweifel arg bleiben kann, Wenn wir nur ef — eben, | Hilfe des Vergroͤßerungsglaſes. 7 fehen, die mit eben ſolchem Fleiße die Eigenfchaften ‚entdecken, die zu einem jeden Dinge gehören; fo mer: den wir.es den Alten darinn gleich thun Fönnen, und eher glaube ich auch nicht, Daß ſolches möglich: ſeyn So lange bis die Menfchen diefe Gewißheit von den natürlichen Eigenfchaften und Arten der Dinge gehabt haben, muß es unmöglich geweſen ſeyn, die nüglichen Theile der Wiffenfchaften zu einigem Grade der Vollkommenheit zu bringen. Und obgleich jeder Verſuch darinn lobenswuͤrdig, jede einzelne Entdeckung nuͤtzlich geweſen, ſo hat doc) die dahinter befindliche Ungewißheit die Leute abgehalten, weiter darinn zu ge⸗ ben. Wie ſpaͤt dieſe Wahrheit und die wirkliche ine ‚terfcheidung unter uns gefommen, folches wird: fic) zeigen, wenn man die Werke geſchickter Leute der letz⸗ tem zwanzig oder dreyßig Jahre nachſieht. Wir fine den, in den Schriften der beruͤhmteſten Leute aus dem letzten Jahrhunderte, nicht nur ſolche Fehler, daß ſie Koͤrper von einerley Art fuͤr verſchiedene gehalten, ſon⸗ dern auch, daß ſie Dinge und Eigenſchaften aus den dreyen verſchiedenen Reichen mit einander verwechſelt haben. Wir ſehen, daß thieriſche Subſtanzen mit Pſflanzen und Mineralien vermiſchet werden, und daß felbft dem Golde die-Eigenfchaft einer Pflanze beyges leget, und daß es als in Stauden unter dem Kor wachfend befihrieben wird. Biullyle Es iſt eine verhaßte Sache, die Urheber von ‘ders gleichen Ungereimtheiten anzuzeigen; es find aber fehr "toenige, Denen die Wiflenfihaft bekannt ift, die fich ih rer nicht: bey der Erwähnung erinnern werden, Es find nur noch wenige Jahre, daß man gewußt Hat, 8 Verſuche von Entdeckungen durch daß unſere Cochenille, deren. Gebrauch doch ſchon lange gemein geweſen iſt, ein Thier ſey. Die ange⸗ nommene Meynung der. Welt war, daß fie der Saas me einer Pflanze wäre“ Von unſerm Kermes, einem andern nüglichen um foftbaren Inſekte, gl aubte man, daß es ein Ausmuchs des Baumes wäre, von deſſen Säften es fich nähret; und noch) fpäter, als alles diefes, ward der Polypus, felbft da er fich bewegte, fühlte und. vor unſern Augen aß, noch von manchen für eine Pflanze erklaͤret, Die Inſekten, welche ſich von den Saͤften unferer Drangenbaume nähren, wur⸗ den fuͤr Schuppen auf ihren Blaͤttern gehalten, und eine ganze Claſſe von Thieren, von deren einem un⸗ mittelbar und inſonderheit in dieſem Verſuche gehan⸗ delt wird, wurden durchgehends Warzen und Faulig⸗ keiten von Baͤumen und Pflanzen genennet. Das Vergroͤßerungsglas hat zur Entdeckung vieler unferer größten Berbeflerungen Gelegenheit gegeben, und wir haben den Naturkundigen der alten Zeit die Unwiſſenheit derſelben nicht ſo ſehr, als denenjenigen zuzuſchreiben, deren Studien zu der Erfindung dieſer Erkundigungsinſtrumente Anlaß gegeben — und ungeachtet alles Eifers, womit ich fuͤr die Verbindung des Nuͤtzlichen mit dem Ergoͤtzlichen in dieſen Studien geredet habe; wird dennoch ſowohl aus dieſem inſon⸗ derheit, als auch allen übrigen folgenden Verſuchen erhellen, daß ich Augen habe, die fuͤr alle Ergoͤtzlich⸗ keiten, und fuͤr alle Vortheile dieſes bloß ſpeculativen Theils der Wiſſenſchaft offen ſtehenDas bean größerungsglas;, welches mir fo angenehm iſt / und deflen Entdeckungen einen fo großen Theil zu dieſem ka beytragen neh, bienet nur ſehr felten zur Nfs aife des Vergroͤßerungsglaſes 9 as der Eigenfchaften i in den Körpern. Es hat mit den Formen derſelben zu hun; indem es aber diefe in Gewißheit ſetzt, leiſtet es der nuͤtzlichen Er⸗ kenntniß Beyſtand, und indem es zu der Entdeckung von tauſend Wundern in den Werken der Hand des» jenigen leitet, der uns ſelbſt ſowohl, als die Dinge, die wir bewundern, erfchaffen hat, verbeſſert es zugleich die Faͤhigkeiten, und erhoͤhet unſere Einſicht. Es giebt tauſend neue Quellen zum Lobe deſſen, dem wir bey weitem nicht fo viel entrichten koͤnnen, als wir ihm fihuldig find, und indem es die Einbildungskraft mit den unbegraͤnzten Schägen ergößer, ſo es dein Geſichte darſtellet, machet es das ganze geben: zu euer beftäns digen Handlung der Anbethung. Dieſes iſt, wenn wir uns zu den — Suͤden des gegenwaͤrtigen kleinen Zuwachſes des Vorraths der“ Naturwiſſenſchaft herunter laſſen, alles, worauf es einen Anſpruch machen kann; allein ein Gemürb; das von den Vortheilen, die aus dem Ganzen einer Wife anfchait zumachfen, überzeugr, und in feiner wahren. Ehre eifrig ift, kann die entfeinteften Gegenden ihrer Gebiete nicht betreten, ohne die ‚Aaherdes Ganzen 14 zufehen, Ü "Bi | Außer dem Rermes, und den Snfeften der Pfian⸗ zen unferer Gewaͤchshaͤuſer ‚ welche beyde den. größe ‚ten Theil ihres Lebens in einem Stande der Nube'zus bringen, und dem Baume, oder der Pflanze ſeſt an⸗ hängen, durch deren Säfte ſie ernaͤhret werden, fins jet fich noch eine Menge anderer, die Durch denſelben Zufall daſſelbe Schickſal gehabt "haben, daß man ſie für Theile, oder für einen Auswuchs der Baͤume ge⸗ alten Bo aha fe gefunden werben, ‚Bon einem m 45 der⸗ 10 Verſuche von Entdeckungen Di daſelben wird unmittelbar in dieſem Verſuche gehan⸗ delt. Es iſt von derſelben Claſſe, als eine ganze Reis be derer, die vom Sedileau, de la Hire, Reaumur und andern unter den Stansofen find befehrieben worden; denn die. Maturkundigen aus unferer eigen "nen Nation haben bisher ſtille davon geſchwiegen, wiewohl es eine Art iſt, die von allen denen, ſo dieſe Schrift ſteller gekannt haben, abgeht Es ſind nunmehro ſechs Jahre, als ich im: ame⸗ eicanifchen Walde zu Goodwood, mit dem nie genug zu ehrenden und nie genug‘ zu beklagenden Herrn diefes Paradiefes fpagierte, "und bemerfte,: daß der ganze Stamm eines jungen‘ Tulpenbaumes, von . dberfelben Art, als der, welcher fo. oft bey uns zü Ful⸗ ham gebluͤhet hat, mit Eleinen Erhebungen, in Geftale gemeiner Schuppen, ober erhabener Blattern, die eine runzlichte Haut hatten, bedecfet war, Der Gärtner, der uns fagen mußte, was er Davon wüßte; nannte fie Schuppen und Fäulungen der Rinde; und als ich ihn fragte, wie lange diefelben darauf geweſen wären, und was er zu jeder Zeit davon bemerfer haͤt⸗ te; fo antwortete er, fie kaͤmen alle Jahre im: Frühe linge, und fauften um Michaelis ab ; er hätte es al⸗ lezeit als ein Zeichen befunden, daß bet Daum krank. lich waͤre Die Anmerkungen der frangöfifen Schriftfieer über Die Inſekten von diefer Claſſe brachten mich den Augenblick auf die Meynung, daß es Thiere wären; Ich erwähnte: foldyes gegen Se, Gnaden, und ich konnte mit leichter Mühe verſchiedene von ihnen ab« Pondern ; und damit wir fie in aflen Sagen deſts befe er unterfüdhen — fo nahm ich ein "Sri Huͤlfe des Vergroͤßerungsglaſes. u Stuͤck der Rinde won einem Theiſe des Stammes ab, wo derſelbe am volleſten war, worauf ſich eine bes traͤchtliche Anzahl befand,” Der Gaͤrtner, ungeach⸗ tet er eben keiner von den unwiſſendeſten war, ſchuͤt⸗ telte, nachdem er diejenigen, die ich ih meiner Hand hielte, ſorgfaͤltig betrachtet hatte, dennoch den Kopf, daß ich Schuppen fuͤr lebendige Creaturen hielte. Der Herzog: war eifrig auf die Unterſuchung, und da er alle zeit mit einem Vorrathe won Vergroͤßerungs⸗ gläfern von allerley Arc verfehen warız; ſo wurden wir gar bald fähig; gemacht, * ————— —— * Ich brachte ein: eingelnes — von ‚einer kleinen Wirkung, mit dem ordentlichen Zubehör zur Unterſuchung "dunkler Diage an einem Stuͤcke der Rinde am, ſo ich von dem uͤbrigen Theile abge⸗ ſchnitten, und juſt ſo groß gemacht hattedaß es in die Area des Glaſes konnte hineingenommen werden. Es war eine von den kleinen Schuppen darauf bes Findlichh ¶Die Erfcheinung war zwar fonderbarz fie überzeugte mic) aber noch lange nicht von dem, was ic) vermuthet hatte Es zeigte fich eine Fleine Her vorragung an einem ebenen Theile der Rinde, die ine ten an allen Ecken ſo befeſtiget are wenn fie aus der Rinde: heraus gewachſen waͤre. Sie gab gain Fein Zeichen eines thierifchen »$ebens, auch nicht das geringſte Merfmaal, daß fie jemals: einen andern Org;; als ‚ven, worauf: fie itzo ſtand, eingenommen: hatte Die Figur mar dreyeckigt, mit drey ſcharfen Ecken, und einer erhabenen Reihe auf dem Rüden, Alles, was ſich ferner entdecken ließ, war dieſes daß ſie aus einer haͤutigten Subſtanz zuſammengeſetzt war, die um — * Punct. Sie waren größer gegen Das: breite Ende, und nahmen gegen das andere Ende ſtufenweiſe abs | * ſeche Fuͤße entdecken, und einer Kane den ich mit || 12 Berfuche von Entdeckungen durch um die Efen und: längft der Reihe des Ruͤckens eine Art eines Randes ſtaͤrkte, der geruͤndet, dicker und dichter: als das übrige war, Die ganze Oberflaͤche beſtand uͤber dieſes aus einer Art von Schuppen, die nach Art der Ziegel eines Hauſes uͤber einander her lagen. Der Grund derſelben war gegen eine der Seiten des Dreyecks gekehret, und die loſen Ecken derſelben richteten: ſich gegen den entgegen geſetzten Eigentlich waren ſie nicht einzeln quer uͤber die ganze Figur verbreitet, ſondern in zwo Reihen geordnet, in⸗ dem eine davon jede Seite bedeckte; oder wenigſtens verlor ſich ihre Fortſetzung in der Mitte bey der er⸗ habenen Reihe. Gegen das ſcharfe Ende war eine kleine laͤnglichte Spalte in der Mitte der Erhebung des Ruͤckens. Dieſes ſchien anfaͤnglich an dieſem be⸗ ſondern Stuͤcke, das wir nunmehro betrachteten, et⸗ was Zufmliges zu ſeyn, aber bey der fernern Unterſu⸗ Hung fanden wir es bey allen Geh an — Stelle. | »Bisher hatte fich *. keine Spur: gezeiget, dieſes Ding ein Thier wäre, "Die gemeinen Aus— wüchfe an einer Eiche haben eben: fo -befondere und eben fo regelmäßige Figuren. Indeſſen harte ich es doch nicht fo bald mit der Spige einer Madel von feis ner bisherigen Stelle auf der Rinde gebracht ; fo | entdeckte daffelbe Glas, da es nach dem untern Theile des Körpers gerichtet ward, daß es ein Thier wäre, | wiernohl ein nod) unbefehriebenes und gänzlich unbes kanntes. Nunmehro fonnten wir beym erften Anblis | ber Hulfe des Vergroͤßerungsglaſes. 13 dir Nadel verwundet hatte, / war in Bewegung. Der and, wovon wir bemerket hatten, daß er den Koͤr⸗ “per umgab, und wovon wir glaubten, dag er rund "wäre, zeigte ſich nunmehre flach) an dem Theile, der "nach der Rinde zugieng, an welche derfelbe durch eine ‚Reihe von unzähligen Fibern befeftiget gewefen war, die aus den Ecken deflelben, einigermaßen aber auch “aus jeden Theile der Oberflaͤche entſprungen. Zwi⸗ ‚fen diefem Rande und den Seiten des Körpers des iers, fehien beym erſten Anblicke ein leerer Kaum zu ſeyn, und die äußerfte Huͤlſe oder Schale hatte da» De viel eher das Anfehen einer kuͤnſtlichen Bedeckung, fo dieſe Creatur gemacht hatte, als eines wirklichen Theiles feines Körpers. Der Gebrauch eines’ ftär. teen Vergoͤßerungs » Glaſes jeigte indeffen gar batd den Ungrund diefer Meynung, und tote funden‘ ’ daß die Haut des Bauches forrgefeger ward, und mit der Haut des Ruͤckens recht an der Ecke zuſammen traf, wiewohl ſie bloß in der Mitte fo weit ausgedehnet ‚war, daß ſich die Eineamenten eines Körpers zeigen onnten. Es war alſo benklich, daß das —*— ein einzelnes hfeft war. Was ſich an der aͤußerſten Fläche zeige fe, war die natürliche Bedeckung ſeines Ruͤckens, und das wir nunmehr, fahen, war die Bederfung feines Bauches; und das Zuſammentreffen am Rande machte burch die Verdoppelungen eine Art eines Ban· des aus, um dieſe Creatur deſto ſtaͤrker an die Rinde Des Baumes zu befeftigen. Durch Huͤlfe dieſes ſtaͤr⸗ | ‚fern Vergrößerungsglales waren wir auch im Stan ⸗ ‚de, die ganze Forme, die Theile und Werkzeuge die⸗ ſe Zbietchens zu enidecken. Ich Habe bemerkec, dab 34 Verſuche von Entdeck der Rand unten durch eine große, Menge feine Fir ſerchen befeſtiget war. „Die ‚ganze, Unter äche, bes Körpers, die wir nunmehro zu ſehen Gelegenheit hate ten, war mit derfelben Materie, uͤberzogen ; denn da die, verſchiedenen Fäferchen ganz dicht ‚an einander faßen, fo, machten fie,eine, ſanfte Bedeckung defielben aus, und als, wir den. Theil der, Rinde unterfuchten, don welchem ich Das, Thierchen weggebracht hatte, fo fanden wir. eine große, Menge ‚von denſelben feinen Faͤſerchen darauf, ‚Die gleichſam eine Nrt eines Bettes ausmachten, worauf.das. Thierchen ruhen konnte. Was fuͤr eine wunderbare Vorſicht des Urhebers der Natur zeigte ſich bier! denn wie koͤmmt einem beym erſten Anhlick ‚ein fo, veraͤchtliches und elendes Thier wohl vor... Wie elend ſollten wir es wohl nicht beym erſten Anſchauen halten, indem, es noch unten, fefte figer,.ohne.das geringſte Vermoͤgen, die große Frey- helt des Sebens, die Bewegung zu außern, Da es auf einem. Flecke bleiben muß, taufenderien Unbequem⸗ lichkeiten bloß geftellet, und nicht. fähig äft, fich zu ner theidigen, oder zu entfliehen. Allein laßt uns bie Sache ein wenig tiefer «unterfuchen, „fo, werben; ‚wie vielleicht Urſache haben, diefe Creatur für eine-folche zu halten, fuͤr weiche ſelbſt in ihrem eingefchränften Zuftande, auf das beſte geſorget iſt. Die, äußerliche Geſtalt diefer Creatur ift einem Theile des Bauıned, von welchem es unterhalten wird, ſo gleich ‚und hat fo, wenig Aebnlichkeit, mit ‚einem; tbierifchen Weſen, Daß fie durch ihre Berborgenheit wider taufehd We 4 derber der Juſekten weit. beſſer befchüger wird, alß ſolches durch Deine ‚ober fo aa Br) Se geſche⸗ ben koͤnnte; und dag Millionen derſelben auf ee „ RER N U —⸗ einer Gefahr entgehen, da alle Werkzeuge des Flie- ns unter hunderten faum ein einziges Thierchen von derfelben Größe erhalten koͤnnen. Daß es auf els nem Flecke feit fißer, Fan ihm kaum beſchwerlich feyn, indem ibm diefer Fleck alles dasjenige, verfihaffer,. wor von es wahrfcheinlicher Weiſe Empfindungen: bar; Der. Baum verfchaffee ibm zu ſeinem Unterhalte Säfte, die allezeit neu und, uͤberfluͤßig ſind. Die harte Dede des: Ruͤckens hält allerley Fleine Verle⸗ Sungen ab, und unter dieſer Dichten und undurch⸗ dringlichen Decke liegt es nach feiner Bequemlichkeie in Wärme und Sicherheit auf einem Bette von den fchönften Pflaumfedern ausgeſtrecket. ‚Ruhe und Fülle, der Nahruung ſcheint dag meifte zu feyn, mas die unvernänftigen Geſchoͤpfe erfordern, das Vergnüs gen der Zortpflanzung.des Geſchlechts ausgenommen, welches auch dieſem Inſekt nicht verfager ift, und defa fen genießet es augenfcheinlich in einem faft größern Grade, als die andern.alle, sr va Es, war nothwendig, mit der Spiße eines feinen Pinſels einige von den Fäferchen des untern Theilg des Körpers wegzuftreichen, um die verfchiedenen Theile deflelben ins Geficht zu befommen ; dieß war aber nicht fo bald geſchehen, welches durch Hülfe eines fein nen Pinfels und eines Fleinen Vergroͤßerungsglaſes ganz leicht ift, als wir einen jeden Theil der Bildung des Inſekts deurlich fehen Fonnten. Der Kopf zeigte ſch in einer. Eleinen Entfernung. innerhalb des aͤußer⸗ ſten Kandes der Schale rund. und hervorragend, , An ‚jeder Seite ift ein Fleiner ſchwarzer Fleck, oder,ein Auge, zwiſchen demfelben befindet fich das Werkzeug zur Nah⸗ "rung des Thiershens, Dieß ift aber Fein Mund, mar wie | i | 6 Verſuche von Entderfungen durch ‚wie ẽ die meiſten Ereaturen haben, ſondern ein Lande Rußel, der ſcharf an der Sopite⸗ und fo eingerichtet iſt, daß fie damit in den Baum baden Fönnen, um guiden Säften deſſelben zu gelangen. Hinter dem Dite, wo diefer Ruͤßel befeftiget war, ſtunden zwo Fürke‘ und feine Stangen, die den Hörnern einiger Arten von Käfern nicht" ungleich waren. Eine jede Ba beſteht aus dreyzehn laͤnglicht runden Gelem ken) nd fie Haben das Anſehen einer Halsſchnur von Eolollen. Das aͤußerſte een iA Bet denn * andern, und am Ende ſpitzig. —* Die Abtheilung der Bruſt vom blbe war ſehr Bew nu Die Bruſt war 5 ‚glatt anf der * Ehe waren, Der ganze 9 war von einer keqelformigen Figur, und an der kleinern Spitze dep ſelben, nahe bey dem aͤußerſten Rande der Schale, zeigte fich eine Deffnung, die nach dem Verhaͤltniſſe dor Größe des Thiers ziemlich groß war. Leber dies ſes fah ae wir ganz deutlich die Glieder und ſchuppig ng der fechs Füße, die diefelbe Stellung als bey ii meiften anderh Inſekten haften, "Ein jeder derfelbe war an dem oberfteii Gelenke eingezacket, und endie ſich in einer zweygeſpaltenen Klaue. Wir konnten außer dem verlegten Fuße an keinem Theile Des Sei bes dieſes Thieres eine Bewegung gewahr werden/ ausgenommen an dem Ruͤßel; dieſer bewegte ſich in vielen Richtungen, als wenn das be um Napeut verlet en wäre, — wir netto Meuheglecde in fe bung der ka diefer Creatur, und ihrer Art, fi 5 Suͤlfe des Vergroͤßerungsglaſes. 17 R En, ein Genüge geleiſtet hatten, ſo blieb noch übrig, wenn es moͤglich waͤre, auch nach der Art ihrer Fortpflanzung uns zu erkundigen. Von denen vera fhiedenen, die ich nachgehends von andern Stuͤcken ber Rinde los machte, waren einige lahm, ‚und einis "gen war der. Bauch nicht ſo weit ausgedehne, An ‚allen denen, die am meiften ausgedehnt waren, faben | wie die Deffuung am Schwanze größer. Es war leicht ſich die Borftellung zu machen, daß die Aus⸗ "Dehnung des Leibes Eyern zuzufchreiben, und daß dien ſes die. Deffnung wäre, wodurch fie hervorgebracht ‚würden. Es gluͤckte uns dergeſtalt in unferer Be⸗ muͤhung, dieſes zu entdecken, daß wir aus verſchiede⸗ nen eine ziemliche Anzahl: derſelben heraus zwungen. Sie hatten eine ovale Figur, waren ſehr klein, hat⸗ ten eine blaſſe Farbe, und hiengen, vermittelſt einer klebrichten Materie, an einander, die beym Drucke mit ihnen heraus kam, wodurch ſie in langen Reihen | an einander hiengen, wie Vogeleyer, wenn Kinder | diefelben an Faͤden aufgezogen haben. So viel hatten wir durch die Unterfuchung mit den. | Bergrößerungsgläfeen herausgebracht, es blieb aber | | Aafebung der Natyr und der Hause | Haltung eines Thieres übrig, das in feiner Art zu les I ben, fo fonderbar. war. Das forfchensbegierige Ges muͤth konnte fich mie einer folchen Erkenntniß eines Dinges noch nicht beruhigen, das noch in ſo vieler Dunkelheit verhuͤllet war, Die Gläfer Fonnten nichts ‚mehr ausrichten, das übrige blich ein Werk ver Zeit und wiederholter Beobachtungen diefer Creatur in ih⸗ ren verfchiedenen Zeitpuncten. Alle Diejenigen, die wir bisher unterſucht harten, waren ohne Ausnahme 12 200, B Weib⸗ * 13 Verſuche von Entdeckungen durch Weibchen geweſen; aus allen, die wir druckten, hat- ten wir eine Menge Eyer herausgepreſſet. Der Gaͤrtner hatte bemerket, daß fie im Herbſte alle vom: Baume herunter —* die Frage war alſo, was als» denn aus ihnen würde ? Der Zeitpunct des Lebens diefer Thiere in nefdhern unfere Betrachtung derfelben den Anfang genommen hatte, mar derjenige, da fie voller Eyer waren, die noch nicht den Zuftand der Reife zu ihrer Hervorbrin: gung erreichet hatten. Wir feßten die Betrachtung und Unferfuhung immer mit frifchen Thierchen forr, die wir verfchiedene Wochen nad) einander alle zween Tage von verfihiedenen Theilen der Bäume nahmen, | Wir fahen ihre Seiber immer mehr und mehr ausges dehner, wir fahen endlich, daß fie faft die ganze Bitte der Schale ausfülleren, und bald darauf ſahen wir, daß die Eyer anfiengen geleget zu werden. Bi Wir erftaunten gar fehr, da wir funden, daß dies fes Inſekt in diefem befondern Stuͤcke von allen ans dern Creaturen in der Welt unterfchieden war, Denn da andere Ihiere, wenn fie ihre Eyer legen, fich mit. ihren Leibern von denfelben entfielen, folche aber, wenn es ihnen gefällt, fie auszubeiten, wieder damit bedecken; fo hat die Natur in diefem m Stüce für den unbeweglichen Zuftand diefer Thiere dadurch geforget, da fie die Eyer die ganze Zeit unter ihnen balt,. Wenn die Eyer aus der hinterſten Deffnung bervorge- - bracht wurden, fo wurden fie nicht unter der Schale herausgeftoßen, ‚, fondern in dem Umfange derfelben behalten, und auf eine fehr regelmäßige Weiſe unter dem Leibe des Thieres in Ordnung geleger. Der N Raum, der wiederum unter der vorhin voll geweſenen | IE ap ik, - h ® Huͤlfe des ¶Vergrößerungglaſes 19 Shnte gemacht war, ward von Zeit zu Zeit | duch die darinn gelegten Eyer angefüllet, und allmählich)‘ N ard die ganze Menge, die in unzählicher und une’ glaublicher Maaße von einem jeden Inſekte koͤmmt, in diefe Höhle gelegt, deren Haufe den Bauch immer - mehr und mehr aufwärts drängte, bis wir endlich, als’ fie alfe gelegt waren, fünden, daß die Haut des Baus ches in allen Theilen dichte an den Rücken gedrücket wars: Die Creatur, die nunmebro allen Endzwecken, wozu fie erfchaffen morden, ein Genuͤge geleifter hatte, ‚mar todt, und ihr ganzer Körper machte bloß eine trockene Schale oder Bedeckung für die Ener , aus’ welchen eine neue "Brut follte gehecfer werden, ' Dieß war. der Zuftand der Creatur gegen das En— de des Auguſts. Im September fielen fie, wie der Gärtner geſagt hatte, alle von felbften ab ; und ehe dieſes gefchahe, funden wir, daß die Eyer ee ausge⸗ hecket waren. Es geht damit alſo zu. Nachdem die Eyer die nothwendige Zeit unter der Berrkung: des Fufterals oder der Schale gewefen find, die aus‘ der ganzen Haut des mücterlichen Thieres entftanden, deffen Bauch und Ruͤcken an einander gedruͤcket wor⸗ den, fo werden Junge daraus, die dem alten Thiere vollkommen gleich und ehr elein find. Dieſe finden gar bald ein Mittel, fih einen Durchgang dürch die Schale zu freffen, und da dieſes wegen der unzählie then Menge der jungen Brut an verfchiedenen Orten zugleich gefchieht, fo wird die ganze Befeſtigung all- eu und die Schale fallt von fich ab. Dieſes war ein Vorfall, ‚der dem Gärtner von Jahr zu Jam war befannt,gervorden, wiewohl cr die B2 gas 20 DBerfuche von Entdeckungen durch Urſachen davon gar nicht wußte, auch gar nicht ver⸗ muthete, daß die Grundlage zu. einem neuen Haufen von der Schäbigfeit des Baumes, wie er. es nennete, ſchon damals auf demfelben lebete. Wir unterfuchten dieſe Eleinen Creaturen von Zeit zu Zeit. Sie wur⸗ den allezeit in. Menge auf: jedem Theile der Rinde, oder nad) wenigen Tagen fo.gar auf den. Blättern ge funden; denn fie Frochen gar bald. dahin, und der gan - ze Umfang des Baumes war damit bedecket. Wir, sourden gleichfalls täglich mit dem Anblicke einer ſehr fonderbaren Art eines länglichten Wurmes voller Rin⸗ ge unterhalten, der. unter ihnen herum fpielte, es aber‘ nicht zu verfuchen fchien, ihnen einigen. Schaden zu. ehun. Dieſer Wurm war viel größer, als fie. Sein Leib war blau, fein Kopf hatte eine glänzende Schwaͤr⸗ 36, und. die verfchiedenen Ringe feines $eibes waren zacfigt, als wenn fie mit Dornen befegt wären. Dieß war ein eben fo unbekanntes Inſekt, als die andern, und es fam uns fonderbar vor, daß wir es niemals auf einem andern Baume, oder einer andern Pflanze, als auf diefem Tulpenbaume fahen, ingleichen auf kei⸗ nen andern Theilen dieſes Baumes, zu denen Zeiten, wenn er noch nicht ganz bedeckt war, als auf denen, mo; die andern Eleinen Thierchen fich befunden. u. Meine Berrichtungen. riefen mich im October zur Stadt, und der Herzog, der die Naturwiſſenſchaft fo ſehr liebet,als ein Menfch,den ich noch. gefannt habe, hielt fich auch nicht lange nach mir auf dem Sande auf. Die Sor⸗ ge,den Fortgang diefer zahlreichen Familie zu beobad)» ten, ward in guten Händen gelaffen, und es zeigetefich aus der fortgefeßten Bemerkung, daß dieſe Ereaturen den ganzen Winter hindurch auf dem Baume herum liefen, N and Sie des Vergedherungegiſer 2X und daß fie i in der ganzen Zeit ſehr wenig an Groͤße unaͤhmen, im Fruͤhlinge aber ſich alle auf einmal auf der Rinde feſt ſetzten, und von der Zeit an groͤßer zu erden anfiengen; daß fie ungefähr in ſechs Wochen - ihre völlige Größe erreicheten, und von der Zeit an unbeweglich blieben. Das Keifwerden der Ever gieng eben fo fort, wie wir es bemerfet haften, bis endlich das alte Thier ftarb, und da die Schale, die aus den Leberbleibfeln des $eibes enrftanden war, aba fiel, ein neues Gefchleche erfchien. Da alle diefe Ereafuren dem Augenfcherne ua Weibchen waren, indem fie alle auf einerley Art Eyer hervor brachten, ſo blieb uns in Anfehung ihrer Schwaͤngerung und-der Fortpflanzung! des Geſchlech⸗ tes noch immer etwas unergruͤndliches übrig, Alle Verſuche, diefes zu erfahten, die zu Goodwood an⸗ geftellet wurden, waren vergeblich, und es mußte fich auch fo fügen, daß die Beobachtung während des letzten Befuchs angeftellet ward, den ich da abzuftats ten Gelegenheit harte. Ich hatte vergeblich mehrere Mittel zur Unterfuchung diefes Wunders gewuͤnſchet, | als ich nad) fünf Fahren, fo langſam geht es mit dem Forfgange in diefen Studien zu, in dem Garten des - $ord Burlingtons zu Chiswich eine Anzahl derſel⸗ ben Thiere auf der Rinde des Stammes und der Zweige eines Baumes von Derfelben Art, auf welchem - ich fie zuerft bemerfet hatte, fah. Sch nahm einen ‚ziemlichen Theil davon‘ zur Unterfuchung in einer Schachtel mie nah Haufe, As ich nun dafelbft dar⸗ nach ſah, ſo fand ich, daß ich auch zugleich mit ihnen verſchiedene kleine Fliegen von einer mir ganz unbe⸗ kannten m" mitgebracht hatte. Ich werde mic) von 9.3 meiner 22 Verſuche von Entdeckungen durch meiner Materie nicht entfernen, wenn ich mich * Gelegenheit bebiene, dieß Inſekt zu befchreiben, wovon nirgends eine Abbildung oder Beſchreibung zu finden iſt, und welches allen Naturkundigen i in der Welt eben ſo unbekannt zu ſeyn ſcheint, als die Creatur, welche die zufällige Veranlaſſung meiner Bemerkung deffel. ben geweſen iſt. Es war eine von den kleinſten Flie— gen, die ich jemals geſehen habe, Wenn fie viel klei⸗ ner gewefen wäre, fo würde das bloße Auge nicht faͤ⸗ big geweſen feyn, etwas von ihren Theilen zu unters ſcheiden. Man kann fie auch ohne Hülfe eines. Ber- groͤßerungsglaſes nur fehr unvoflfommen erkennen. Wenn man diefe Fliege vermittelſt des Zubehörs bes. frachtet, wodurch man dunfele Dinge unterfücher, fo Hat fie ein fehr ſchoͤnes Anſehen. Ihr Kopf ift groß, ihre Augen find fehr gut zu erfennen und belle, Ihre Schultern ſind ſtark. Ihr Koͤrper hat eine laͤnglichte Geſtalt, und endiget ſich in eine Spitze, die einiger⸗ maßen das Anfehen eines Stachels bat, . Sie bat nur zween Flügel, die aber fo groß find, daß ſie den ganzen Körper bedecken. Eie find nicht durchſichtig, tie fic) folches gemeiniglich bey den Fliegen findet, ſondern dunfel und fehön gefärber, wie an den Arten der Schmetterlinge. An dem Kopfe ftehen ein Paar Stangen, oder Hörner, die fehr dünne, aber an Länge dem Körper gleich find, und an den Seiten des Leibes naͤchſt dem Schwanze wachfen zwey große Haare, an ‚jeder Seite eines, Dieſe find beynabe ʒweymal 7 lang, als der $eib, und fo fein, daß das bloße Auge fie gar nicht ſieht. Der Leib dieſer kleinen Creatur iſt von einer fiber» ‚Aarbenen Weiße, die Fuͤße ſind gleichfalls weiß, und 22 7 Huͤlfe des Vergroͤßerungsglaſes. 23 die Fluͤgel haben einen perlfarbenen Grund, mit ſcho⸗ nen gelben und braunen Flecken. — Als ic) meine andern Inſekten ausgebreitet. hatte, ſah ich eine ziemliche Anzahl dieſer kleinen Fliegen un⸗ ‚ker. denfelben. Sie ſchienen fehr gern um Diefelben zu seyn, und in der Zeit von drey Tagen, die fie. bey mir lebten, fah ic) niemals, daß fie es verfuchten, ſich zu ‚erheben, Sie fpaßierten auf den Körpern der andern Jyſekten herum, und bisweilen blieben ſie eine Zeitlang an den hinterſten Theilen derſelben feſt ſizen. Ihre Beſchaͤfftigung dafelbft ward gar bald entdecket; en die Spige an dem äußerften Ende des Leibes der Fliege ‚enthielt das Zeugungsglied. Diefes ward in denen Augenblicken, da fie ſull ſaßen, "in die Spalte ‚oder Oeffnung geſteckt, die ſich, wie ich bereits bemerket babe; in dem Ruͤcken einer. jeden, von den andern Crea⸗ turen fand; und hieraus zeigte ſichs gar deutlich, daß das gefluͤgelte Inſekt, fo ungleich es den andern auch an Größe mar, in der That das Männchen von der Art wäre, wovon die ‚größere und feft figende Creatur das Weibchen war. Hier war alfo das ganze Ge- heimniß der Zeugung dieſer Fleinen Creaturen entdes cket. Ich habe durch.nachher angeftellte Bemerfune gen gefunden, daß dieſe Fliegen mit den andern In⸗ ſekten aus einerley Eyern hervorgebracht werden, daß Das erſte Anfehen beyder einerley fen, und daß fü ch der Unterſcheid alsdenn erft zeige, wenn das Weibchen auf der Rinde befeftiget wird. Saoobald diejenigen, welche die männliche Fliege here | vorbringen follen, ihre gehörige Größe erreicher haben, "welche ven andern nicht vollig gleich koͤmmt, fo wird, an ſtatt einer Anzahl Eyer, ein’Püppgen, wie von arte BUT Ba dern 2 5 A ER 2 1 Sana St BEE Zee 24 Verfüche von Entdeckungen durch dern Fliegen hervorgebracht, und bald darauf erſcheint aus demfelben die Fliege, die fich in ihrer völligen Ges ſtalt und Groͤße aus der Schale herausärbeiter. So bald fie in Freyheit ift, ſchwaͤngert fie alle Weibchen, die um’ fie herum find; "und da fie in ihrem neuen Zuftande kein Werkzeug zum Effen hat, indem die ganze Befchäfftigung ihres Lebens in der. Forfpflans zung ihres Gefchlechts befteht, fo ftirbt fie alsdenn. Die Weibchen bleiben darauf an ihren Stellen, Tegen ‚hre Eyer und fterben, und aus der Brut eines jeden diefer Inſekten wird eine große Menge Weibchen, doc) ſehr wenige Männchen hervorgebracht, die auf Feine. Weiſe zu unterfcheiden find, als zu der Zeit, wenn das Maͤnnchen die Beſchaffenheit der Fliege annimmt. Die blauen Würmer, wovon ich in dieſem Verſu⸗ che gelegentlich gemeldet habe, "daß fie allejeit unter diefen Inſekten gefunden werden, werden aus Eyern hervorgebracht, die felbft in den Leibern der Weibchen von einer Fliege einer ganz andern Gattung, ' und zwar von der Ichnevmonart gelegek werden, und na einer gehörigen Veränderung die" Geſtale ihrer Alten annehmen: Sie leben von den Säften, die durch das Stechen diefer Inſekten hervorgebracht werden, fie thun ihnen aber feinen Schaden, auch’ leidet das Weibchen im geringften nicht dadurch, daß fie fie it | ihrem Leibe rhägret, ra ET Pal aa Sm ; HN Y ‚Site dorVerhe eruncalaſen = 7 - Sweyter Derfuch. | Kor dr r Einrichtung dem: Fe thume und dem Fruchttragen einer. beſondern Art von Corallen modße und gelegentlich auch von dem Fruchttragen anderer ae Ihe J Pfanʒen. * Se — * Eig wenige můßige Tage, und. eine vertraute eat mie einem wuͤrdigen nnd geſchickten Manne, nicht weit von der Juſel Sheppey, gab mir vorigen Sommer Gelegenheit, die Küften dieſes kleinen Fleckes, und die Seen, die nur einige Meilen davon entfernet find, zu befuchen. Wir mietheten ein Fahrzeug, verſorgten uns mit allem dem, was noͤthic war, um, wenn uns etwa Dinge aufſtoßen follten, die Der Aufmerkſamkeit eines Naturforſchers wuͤrdig waͤ⸗ ren, ſolche zu uns nehmen und ſie aufbehalten zu koͤn⸗ nen, und brachten den groͤßten Theil eines ſehr ange— ‚nehmen Tages zwar nicht gänzlich außer dem. Ges ſichte des Landes doch ziemlich weit entfernt von dem⸗ —9— zu. Unfere Begleiter waren mit Werkzeugen —5 — die zur Aufnehmung der Auſtern von dem Grunde bequem waren, und fo oft dieſelben hinab ge: Jaffen wurden, brachten fie ung eine erjtaunliche Man= nigfaltigfeie beydes von dieſen Thieren, als auch von Pflanzeneinwohnern der Tiefe herauf, Die Schalen unferer gemeinen Auftern find geniele niglic) mit: beyden Arten von diefem Ueberftuffe der Burthätigkeit des Schöpfers bedecket. Wer aber 5 einige | 26 Verſuche von Entdeckungen du einige bequeme Gelegenheit haben will, ihre Eineiche | tung, Bildung und Eigenfchaften zu erforfchen, muß fie nicht i in dieſem unvollkommenen Zuſtande unterſu⸗ chen, in welchem ſie durch Zufälle m Hervorbrin⸗ gen find verleger worden, und ihre Kraft bloß aus den Umftande verloren. haben, weil fie außer ihrem - gehörigen Elemente gehalten. werden. — Bey diefer Gelegenheit gaben wir uns fehr viele Mühe, die voll» Eommenften Stüde von jeder Art auszufuchen, und fie von dem Augenblicfe an, da fie aus der See ger nommen wurden, in ihren eigenen Klemente, und in Gefäßen von einer folchen Form aufzubehalten, daß ſie nicht leicht konnten verletzet werden. Von dieſer einzigen Reiſe brachte ich nicht weniger als ſechzig Ar⸗ ten aus dem thieriſchen und hundert und zwoͤlfe aus dem Pflanzenreiche mit nad) London. Mit was für einer-erftaunlichen Anzahl hat die Guͤtigkeit des Schöpfers, die eben fo uneingefchränfe ift, als feine andern Eigenfchaften, den Boden der Tiefe bevölkert und bepflanzet, mo kein menſchliches Auge die Wunder feiner Güte ſieht, mo feine ver» nuͤnftige Creatur, Fein Herz, das fähig ift, ihn für ſei⸗ ne Werke zu preiſen, Bekanntſchaft mit denſelben hat! Wir koͤnnen hieraus erkennen, daß ob wir uns gleidy den Stolz bereden laflen, daß alle Dinge um unfert willen und zu unferm Vergnügen gemache find, die Vernunft dennoch folches widerlege. Wir find | bloß eine Art eines Wefens, fo von derjenigen Hand gebilder ift, die Millionen andere gemacht hat, und Haben unfer Dafeyn derjenigen Güte zu danfen, wel⸗ che, indem die Eigenfchaft der Weisheit ,.fo diefelbe begleitet, ein jedes Ding fo einrichtet, * es auch zu den. Y # 3 KHuͤlfe des Vergroͤßerungsglaſes. 27 A den Endzwecken der andern dienet, dennoch das Ver⸗ gnuͤgen des Schoͤpfers an ſeinem eigenen Daſeyn zum einzigen großen Endzweck der ganzen Schöpfung ge» macht hat. Bon der Zahl derer, die in diefem Suchen vorka⸗ men, und die ficher zur Stadt. waren gebracht wor- den, haben mehr als eines oder zwey, Materie zu dies ſen Berfuchen hergegeben. Der größte, Theil davon. gieng allmählig faft unbemerkt, während der Unterfüs chung der andern verloren ; wiewohl auch dieſe waren nicht ohne Erreichung trieirien Endzweds hergebrache worden, die Erinnerung ihrer. blieb doch in meinem Gemüthe lebendig, und id) wußte, wo ich mehr wieder koͤnnte herholen laſſen. | Unter den erften und beträchtlichften Dingen, die ſich mir unter den Pflanzen darftellten, war eine Art von Corallenmooße, eine Seepflanze von befonderer Schoͤnheit, und deren Zuftand ungemein vollfommen war. Die Pflanzen, welche die Naturforfcher durch die⸗ ſen Namen unterſchieden haben, ſind alle mit einan⸗ der ſehr zierlich und von ſonderbarer Einrichtung Sie haben weder Wurzeln, noch Blätter, ſondern bes ftehen aus Stämmen und Zweigen, die fehr zierlic) wetheilet und eingezackt, oder fonft auf andere Art auf der äußern Släche ungleich) find. Einige derfelben bes stehen aus Gliedern, die an ihren Enden mit einander ‚als die Knöpfe an einer Halsfchnur befeftiget find. Andere Haben auch unterfcyiedene Glieder, aber von einer andern Art, po daß Das eine Ende derſelben groͤßer iſt, und ſie alſo in einander ſtecken. Noch an⸗ — deren die groͤßte Anzahl iſt, gehen in eins 9* ind — a She von Eulde kungen darch ſind aber an jeder. Seite ſowohl des Stammes, als der Zweige, wie die Schärfe einer Säge tief eingeza- der. "Älter diefen haben einige die Zühne an den benden Seiten gerade gegen einander über, und das durch) haben ſie eine Aehnlichkeit mit denen die aus WBliedern beſtehen, wodurch ein unachtſames Auge leicht kann betrogen werden. Bey andern aber fies bet man diefelben eins ums andere, fo daß die Pflans 38, zumal menn fie von der tiefen Are find, ben einer jeden Zacke in Gefahr’ zu brechen ſcheinet. Bon den Pflanzen, die folchergeftalt ein Recht zu dem Namen Coraltenmooß haben, find einige von eis ner ſandigten oder ſteinigten Befchaffenheit, und kom⸗ men der Natur der Corallen nahe. Bon diefer Arc Bat vielleicht das ganze Gefchlecht feinen Namen; der ‚größte Theil derfelben aber ift von einer ſanftern Mas terie, die ea sähe und mehr oder weniger durch⸗ ſichtig ift. | Diieſe Erklaͤrung des botaniſchen Termini kann dienen, einem jeden, fo wenig ihm dieſe Wiſſenſchaft auch bekannt if, einen deutlichen Begriff von den, ‚ %as unter dem Coraflenmooße überhaupt verftanden wird, zu geben. - Die befondere Pflanze, welche die Materie zu dieſem Verſuche hergiebt, ift eine von den fhönften und fonderbarften der ganzen Art. Kaum wird fie eine an Größe, Feine aber an Zierlichfeit übers treffen. Die Schrifefteller, fo die Pflanzen unterfü« het, müßten fie nothwendig angetroffen haben, wie⸗ wohl vielleicht in einem unvollkommenen Zuſtande, wie ſie denn ſelten in der Schoͤnheit erfeheint, wor⸗ inn ſich dieſes befondere Stuͤck, davon in dieſem Ver⸗ ſuche ſoll gehandelt werden, zeigte; ; und daher kommt es | Huͤlfe des Vergroͤßerungsglaſes * 29 esvielleiht , daß ſich niche eine einzige gute, ja nicht einmal eine erträgliche Befchreibung davon: findet, Einige von den legten Schriftftelleen haben unter der Sammlung der Namen der Arten eine, dadurch diefe ſcheinet angedeutet zu ſeyn, ‚allein es fehlet an einer Beſchreibung. Auch ich bin nicht im Stande gemes fen, eine Befchreibung davon zu geben, als ich meine Gefchichte der Pflanzen heraus gab, indem ich damals bloß. die unvollfommenen Stüde davon gefehen hat- te, die bisweilen auf unfern Aufterfchalen ‘gefunden werden, Sie iſt dafelbft bloß unter den verfchiedes nen Arten, unter dem Namen des breiten zacfigten Corallenmooßes angeführer. | Ein Fleiner runder Stein diente zum Orte ihres Wachſens. Auf dieſem war eine duͤnne Platte von einer braunen halb durchſichtigen Subſtanz verbrei⸗ tet, Die eine rauhe Oberfläche, und die Breite eines ſilbernen Pfenninges hatte. Aus dem Mittelpuncte dieſer verbreiteten Grundlage (denn die Seepflanzen | haben feine Wurzeln) erhob fich ein einzelner Stanım, der ohngefähr von der Mitte an mit Zweigen gezie⸗ ret war, und ſich an der Spitze in zwey Theile abſon⸗ derte. Die ganze Pflanze war 9% Zoll hoch, und die, Lngſten Zweige hatten nicht mehr, als 4 Zoll in der, Laͤnge. Keiner von denſelben war an der Spitze ge⸗ theilet, ſondern ſie waren an dem aͤußerſten Ende alle einfach und ſtumpf. Sie ſtunden ganz unregelmaͤſ⸗ fig, nicht paarweiſe, und ihre Richtung, ſo lange die Pflanze noch ihre Kraft hatte, war. nicht horizontal, ſondern fie fliegen faft parallel mit dem Stamme in ‚die Höhe, und waren — uͤber einen 1 Bol davon —52 | | "Die > — J 30 Verſuche von Entdeckungen durch Die ganze Pflanze war von einer klaren, durchſich⸗ tigen, einförmigen Subſtanz, von der Farbe eines dunkeln Ambers, fhön braun, mit einem Anfage von gelbe. Sie war allenthalben von der Spitze der Zweige an bis zur Grundlage des Stammes fo durch⸗ fihtig, daß Dinge, fo dahinter geftellee wurden, das durch Eonnten gefehen werden. Sie war von Natur ſo glatt polivet, als gedrechfelte Dinge durch die Kunſt werden. Alle diefe Schönheit wird indeffen nur an ihr gefunden, wenn fie in ihrer Kraft, und in ihrem natürlichen Elemente iſt. Ich wundere mich auch gar nicht darüber, wenn Leute, die zerbrochene Stüde davon in ihrem verfallenen Zuftande fehen, es ſchwer finden, fie nach der Befchreibung zu erfennen. Viele - yon den Seefiſchen haben, wenn fie eben gefangen. werden, und noch leben, eine erftaunlich hohe Farbe, die aber, wenn fie fterben, faft ganz davon geht. Es ift auch diefe Veränderung von der Gefundheit zum Verfalle nicht bloß den ehierifchen Einwohnern der Waſſerwelt eigen. Diefe und taufend andere Pflan» zen zeigen esin einem eben fo hoben Grade, wiewohl ſolches feltener bemerfet wird. Die pollrte Dberfläs che diefer Pflanze gehet verloren, wenn fie verfällt, und wenn fie lange am Ufer geivefen ift, fo wird fie, wie eg gemeiniglich mit dergleichen Dingen gebt, die gefunden werden, weiß und ganz undurchfichti., - Der Stamm und die Zweige diefer zierlichen Pflan⸗ je find vollfommen von einerley Geftait, Bildung und Farbe. Sie find nicht rund, fondern gedruckt, und ihre Breite ift wenigftens dreymal fo groß, als ihre Die. Sie find fehr tief eingezackt, und die. Zar ‚en figen nicht gegen einander über, fondern haben War? —99— eine gif d des 5 Dergeöferungögtafet Be eine abwechfelnde Ordnung. Ein jeder davon iſt beynahe halb fo tief, als der Durchmeſſer des Stam⸗ ‚mes eingefchnitten, und folglich fcheine der Körper des Schuffes oder gar der Stamm felbft nur fehleche geſchickt zu ſeyn, die Hoͤhe und die Laſt der Zweige zu fragen. Dieſe Bemerkung hat zwar in fo fern ihre Richtigkeit, Daß die Pflanze in der Luft fich nicht aufs ‚recht erhalten kann, allein in dem dichtern Elemente, worin fie wachfend gefunden wird, hält fie ſich voll⸗ ‚fommen i in die Höhe, Es ift bey einigen Arten des Corallenmooßes bes mertet worden, daß ſie eine Art von ovalen hohlen Koͤrpern haben, die in den Vertiefungen ſtehen, oder ſich aus dem Grunde einiger der tiefſten Einzackun⸗ gen erheben. Dieſe ſind von vielen fuͤr Luftblaſen gehalten worden, welche dienen, die Pflanze vom Sin- fen zurück zu Halten, indem man entdecet hat, daß fie hohl find; allein dieſes iſt ein Irrthum, der aus ‚dem Mangel einer fortgefegten Bemerfung entſtanden if. Diefe hohlen Körper bleiben nicht das ganze Jahr an denen Pflanzen, von welchen es bekannt iſt, daß fie diefelben haben, und viele, von denen man ‚glaubt, daß fie nicht damit verfehen find, haben zu der Meynung von diefem ihrem Mangel dadurch Geles genheit gegeben, weil man fie zur unrechten Zeit bes ‚merfer hat. Diefe Bläsgen find nur drey oder vier- Monate des Jahres an den Pflanzen, und dieſe zier. liche Art, wiewohl die Schriftfteller fie nicht gefanne haben, ift eine von denen, die damit verfehen find. Das Stüd, welches ich für dießmal zu finden das 9 J | * anderer, von den vorigen Sahren, Tohnten gar liche | ſchon Verwunderung verurſachen, wie ſehr haͤtte ſich denn nicht ein Naturforſcher, der eifrig in der Erf ſor⸗ ſchung der Werke ſeines Schoͤpfers, und begierig in der Erweiterung ſeiner Wiſſenſchaft geweſen waͤre, vergnuͤgen muͤſſen, wenn er mir in der Unterſuchuug ten, woruͤber ſie ihr Forſchen konnten ergehen laſſen, ſendmal vergroͤßert wurden, und Wunder entdeckten, die kaum von den groͤßten Leuten in dieſer Wiſſenſcha Verſuche von Eotdecungen durch leicht an andern Theilen ihrer Zweige entdecket wer⸗ den... Sp viel konnte das bloge Auge an der Pflanze entdecken, Die in einem Glaſe mit fileeietem Seewaſſer Fi aufbehalten ward; und diefem unvollkommenen, oder. ‚vielmehr eingefehränften Werkzeuge, zeigte fie fo viele Schönheit, daß viele Leute, Die nichts von der Bota⸗ nie verftunden, oder eben Feine befondere Sache hate verschiedene Minuten mit Bewunderung derfelben zu⸗ gebracht haben. Konnte aber eine fo unvollkommene Unterfuchung diefer Pflanze durch das Vergroͤßerungsalas Geſell⸗ ſchaft geleiſtet, und wenn er mit mir Die Geſtalt ver ſchiedener Theile derſelben erforſchet hätte, die viel tau⸗ fönnen vermuthet, und die von einigen ganz. ‚und gar nicht eingefeben werdem Die erſte Entdeckung, ſo hierdurch geſchah, beſtand darinn, daß ein jeder Theil dieſer Pflanze hohl war, und daß jede Einzafung eine länglichte Höhle aus⸗ machete, die in der Mitte am weiteften, an jeden Ende aber verfchloffen war, und zwar an dem öberfter Ende der Zacken durch ihre Spitze, und an dem um terſten Durch eine quer über gehende Haut, Dieſe verhinderte, daß die ganze Pflanze nicht e einzi lange — oder eine KERN Hoͤhlung vorſtelen un uͤlfe des Vergeößerungsalafed. 3 und theilte jeden Zweig derfelben in eine große Anzahl unterſchiedener und 'abgefonderter Zellen; EEE Die Bläschen oder höhlen ovalen Körper, die in "den Eden einiger der Zacken ſtunden, zeigten fich ganz geſchloſſen an allen Theilen, ftumpf an ihren Enden, und glatt von Sberfläche; fie hatten aber das Anfes hen, als werin eine gewundene Linie in ihnen gezogen wäre, die in ihrer intimendigen Flaͤche viele Kruͤm⸗ mungen machere, An vielen andern Zacken wurden ‚Grundlagen fünftiger Bläschen, oder die Lieberbleib» fel verfallener entdecket, und in dem Mittelpuncte jedes Zackens, wo derfelbe nicht von einem ſolchen Bläs- hen bedeckt war, konnte man gar leicht eine Eleine Oeffnung entdecken, die mit der innmendigen Höhluig eine Gerneinfchaft hattee. —— So viel verſchaffete dieſe Pflanze dem curioͤſen Auge, da ſie ganz in ihrem Elemente, durch Huͤlfe eines Vergroͤßerungsglaſes geſehen ward, deſſen Focus nicht ſo nahe war, daß er nicht an der auswendigen Seite des Glaſes, worinn die Pflanze enthalten war, haͤtte koͤnnen angebracht werden. Es war leicht an⸗ uſehen, daß die Bläschen noch einen weit wichtigern Nuzzen, als denjenigen haben konnten, der Ähneit von denen war beygeleget worden, die bisher ihre Muth maßungen darüber an den Tag geleget hatten, und ich nahm mir vor, die aͤußerſten Kräfte des Vergrößen rungsglaſes zu verfuchen, um ihre wahre Natur zu eriedecfen, Dieſem Entſchluſſe babe ich die Endes - ung des Fruchttragens des Corallenmooßes zu dan · ken, fo bisher noch eines von den Defideratis in der = otanik geweſen iſt. Eine Sache, die man bisher ſo wenig eingefehen bat, daß die franzöfifchen Natur nd C forſcher * 12 Band. — — der Zahl der Pflanzen weggewieſen, deren Fruchttra⸗ dasjenige verliebt, was ſich durch feine Neuigkeit an⸗ Die Sranzofen haben dieſes Syſtem durchgehends angenommen, und Linnaͤus, der ſich der Unwiſſen⸗ * zu beweiſen, daß die Schwaͤmme ws anders “ 34 Verſuche von Entdeckungen durch forſcher dieſer Zeit, und unter ihnen der beruͤhmte und. geſchickte Juſſieu, gefager, daß das ganze Geſchlecht derſelben ganz und gar keine Pflanze waͤre; ſondern, weil fie Thiere in: verſchiedenen Theilen derſelben ges funden, erklaͤret haben, daß die Koͤrper ſelbſt bloße Gehaꝛul⸗ waͤren, die von ſolchen Inſekten zu ihrer Wohnung gemacht worden, Dieſes ift ein Jerthum von der erſten Groͤße in der Naturlehre, und hat einen ſtarken Grund gewonnen. Die Welt iſt in alles preiſet, und nur einen Vorwand der Vernunft hat. heit, die unter ſeiner Einrichting der Cryptogamie verborgen liegt, geſchaͤmet, hat es gleichfalls ange⸗ nommen, und auf einmal mehr als fuͤnfhundert aus gen er nicht verſtanden. Es iſt was ſeltſames, daß Leute, die der Unterſuchungen der Werke der Natu gewohnt ſind, nicht einſehen koͤnnen, daß alle die Ver⸗ anſtaltungen, die ſich bey fo manchen Seepflanzen zei—⸗ gen, zur Wohnung eines Thieres nicht nothwendig find! Es iſt aber ein Gluͤck, daß dieſe Bemerkung dem Fortgange eines ſo unumfchräneter Schadens Einhalt thun Fann, wovon, allem Anfehen nach, Die erften Wirkungen gewefen feyn würden, daß ma hätte beweifen mollen, daß viele von den $andpflanzen deren Fruchttragen noch weniger merklich iſt, gleic falls nur Gehäufe wären, die von Thieren gemacht worden, die man von ungefaͤhr lebendig darinn gefurt den, und vielleicht wäre man endlich ſo weit gekom⸗ ale * guͤtfe des Vergrößerungsalafes. 35 ale Arbeiten von Schneden und Käfern wären, die per Schuß und Nahrung ben denſelben finden. Da ich mir feſt vorgenommen hatte, wenigſtens die Einrichtung der Bläschen auf dieſer Pflanze zu uns terfuchen, fo ſonderte ich: eine davon mic der Spiße einer Lancette von derfelben ab. Ich fage eben nicht, daß mir der erfte Berfuch geglücket, allein nad) einie ger Bemühung brachte ic) Doch eine davon‘ unverlege und ganz herunter, Als ich diefelbe-vor ein einzelnes Bergrößerungsglas brachte, welches dieſelbe, da es von Natur größer war, als der Kopf‘ einer Eleinen Nadel, fo groß als eine Mufcatennuß vorſtellete, fo — ich entdecken, daß es eine Art einer Blaſe waͤ⸗ re, die aus einer nicht gar zu dünnen, aber Doch durch)» fihtigen Membran beftünde, und daß fie zwar hohl, aber doch nicht vollfommen Teer wäre,- Die Ober: _ fläche derfelben war. glatt und glänzend, mit einer mierichten Feuchtigkeit bedecket, und von einer weiß⸗ lichten Farbe, Die. Figur war elliptiſch, oder wie wir es etwas — — oval, ſtumpf, | KIELER) bey dem a Theile ihrer Tiefe endigte.. iR dieſem Ende der Linie an, war ein kleiner leerer und unbeſetzter Platz; allein von dem Ende deſſelben, bis zum Grunde der Blaſe, fand ſich nicht nur wiederum eine krumme Linie, ſondern es zeigten ſich auch. ver⸗ Ba geoeſenderte —— * —* — ee So F v + 1 35 Verfuche von Entdefungen dur So viel ward entdecket, fo lange der Körper noch- ganz war. As ich aber viele von ihnen auffchnitte, ſowohl das doppelte als einfache Bergrößerungsglas gebrauchte, fie von allen Seiten, in allen Richtungen, in Stücden von verfchiedener Größe, fomohl in ihrem ‚Elemente, als auch trocken unterfuchte; fo ward dag Sruchttragen der Pflanze vollfommen entdecket, und gefunden, daß diefe Blafen alle Werkzeuge dazu enteo ielten. | ER ß Das Fruchttragen aller Pflanzen, von den Cedern bis zum Mooße, oder wie es in unferer Ueberfegung jegeben ift, von den Cedern bis zum Mfop an der Ban, gefchieht durch verfihiedene Werkzeuge, wovon einige die Grundlage der Frucht auf die Art einer Mutter, andere aber die fruchtbarmachende Materie enthalten, welches in allen ein leichter und fehr ſubti⸗ ler Staub ift, ver in Blaſen enthalten wird, die An- ‚therz genennet werden, Dieſe letztern werben mes gen ihres Dienftes die männlichen, die erftern aber wegen des ihrigen die weiblichen Theile der Blume genennet. Aus den groͤßern, und mie fie aufs Gera⸗ chewohl genennet werden, aus ben vollfommenern Pflanzen, werden wir in den Stand gefeßt, von diefen Theilen an den kleinern zu urtheilen. Sa den mei⸗ ſten der größern Pflanzen find die männlichen und - weiblichen Theile in derfelben Blume enthalten, In andern find fie von einander abgefondert, und wachfen auf verſchiedenen Theilen derfelben Pflanze, wie fich ſolches an den Erlen, Birken, und vielen andern Bäus men, imgleichen an allen Melonen»und Gurkenarten finder. In den Iegtern von Diefen find die abgefon« derten Blumen, welche einen von den Tpeilen des Zuͤlfe des Vergroͤßerungsglaſes. 37 } en enthalten, in ihren andern Theilen volle kommen; in den erften ift es nicht fo, und viele von den kleinern Pflanzen haben weiter nichts, als die bloßen - Werkzeuge des Fruchttragens, und es findee fi in denſelben fein Kelch oder gefärbte Blätter ber Blur z men, %.: Die Seepflanze, die wir itzo Bitrachten, ift von dieſer legten Art, Die Natur bat derfelben unter ſchiedliche männliche und weibliche Theile zum Frucht: tragen beſtimmet. Sie find nicht bey einander, ſon ⸗ dern in abgefonderten Drönungen von einander ent⸗ fernt geftellet, Sie haben nichts von einem Kelche, oder gefärbten Blättern für jeden Theil, fondern fie find bloß. Sie find zureichend für Verletzungen bee decket, und werben bis zur Reife in der Blaſe aufe behaften, welche die allgemeine Bedeckung für fie alle | ausmachet. Die krumme Linie in dieſer Blaſe, welche unge -· faͤhr ʒwey Drittheile der Hoͤhlung derfelben einnimmt, ift ber Ort, wo die männlichen Blumen fefte figen, und. die sirkelförmigen tinien an dem Grunde enthale ten die weiblichen, Der Kaum zwifchen diefen ver · ſchiedenen Linien fondert fie gnugſam von einander ab, wenn aber auch das| nicht wäre, fo würden ihre Ges falten fie doch) leicht unterfcheiden. Als ich ein Stüd von der Blafe, woran der obere Theil ganz war, abe ſchnitt, fo entdeckte ich, daß an der innwendigen Fläche der Blaſe Feine krumme Linie duch einen Ritz in der⸗ ſelben bemerket war, ſondern oben an der Blaſe war ein Stengel, der drey ſehr kleine ovale Körper unter⸗ Nuͤtzte, die ohne beſondere Stengel an dem oberſten aa befeftiget waren, Dieß war der — C3 ER — | 38 Verſuche v von Entdeckungen j punct einer Reihe anderer. von derſelben Geflaft, die Darauf folgeten, und in Form einer krummen $inie, bie durch verfchiedene Windungen fortgefegt ward, hin: | geftellet waren, : Sie ftunden ſehr dicht an einander, und au Fonnte ſich Die fortgefegte Reihe von außen nicht anders, als in Form einer folchen Linie zeigen. Ein jeder von diefen Körpern iſt an und vor ſich ſelbſt eine befondere männliche Blume. Cs finder fich fen Kelch, noch gefärbte Blätter, noch. einige andere Theile des gewoͤhnlichen Zubehoͤrs, ſondern der Stengel, s . welcher ‘mit dem Stamine ober Filamento in dem Mittelpuncte einer gemeinen’ Blume uͤbereinkoͤmmt, waͤchſt unmittelbar aus der bloßen Membran, ſo die Capſel ausmacht, und traͤgt an ſeiner Spitze dry Antheras. Dieſes find die vorhin erwaͤhnten drey ovalen Körper. Sie ſind ſehr klein, ihre Laͤnge be⸗ traͤgt kaum die Haͤlfte des Diameters des Stengels, der ſie traͤgt, und ſie haͤngen ſo wenig feſt, daß fie faft ‚in beftändiger Bewegung find. Die weiblichen Blumen, welche die Rötper find, die den untern Theil der Eapfel ausmachen, und die ‚ziefelförmigen Linien daſelbſt vorſtellen, find: in ihrer Einrichtung faſt eben fo einfaͤltig, als die männlichen, In diefem Theile find eben ſo wenig erhabene oder eingedruckte Linien, als eine krumme in dem obern iſt; ſondern die weiblichen Blumen, die dicht an einander in einer zirkelfoͤrmigen Reihe ſtehen, bringen die Er⸗ ſcheinung ſolcher Linien zuwege, wie die männlichen in ihrer Stellung eine gewundene Linie vorſtellen. Dieſe Blumen haben keinen Zierrath von gefärbten Blät- rn ſonſt etwas von en a 44 un H eG sr de Dr A rau R — 2 | Be, | BIS, _ Hüfe des Dergeöferungsgtafe. 39 ei bie Grundlage zu einer Frucht,n und ein Behaͤltniß für dieſelbe. Aus wiederholten Bemerkungen erhellet ‚daß in dieſem Theile der Blaſe eine Anzahl kleiner Hoͤhlun⸗ gen befindlich iſt, die ſo zuſammengeſtellet ſind, daß ſie verſchiedene concentriſche Zirkel ausmachen, und eine jede von dieſen Hoͤhlungen verrichtet den Dienſt einer weiblichen Blume, und: gereicht der Frucht der Pflan⸗ ‚de zu einem Behäleniffe, Eine jede Hoͤhlung hat "gan; genau einerley Figur und Abmeffung. Sie find nicht tief, von einer zirkelfoͤrmigen Geſtalt, und mit drey pyramidenaͤhnlichen Spitzen bewaffnet, die in gleichen Entfernungen am Rande ſtehen. Es fiheie net zwar, als wenn eine jede Höhlung der Blafe mit einem halbzirkelförmigen Becher, der drey Zacken an ‚feinem Rande hat, gefüttert fen, und als wenn dieſe es wären, welchedie pyramidenahnliche Körper ausma⸗ chen ; ich will aber nicht behaupten, daß alle meine Sorgfalt das Mittel’ gefunden: ‚habe, ſolches ganz ges wiß zu beweiſen, denn es hat mir Fein Verſuch gluͤcken ‚wollen, einen ſolchen Becher ganz heraus zu nehmen, Wenn es alſo iſt, fo iſt die weibliche Blume den voll⸗ kommenen Blumen aͤhnlicher, als die männliche, in» dem ſie dieſen Theil des Zubehörs der Blumen übers haupt noch dazu hat. In der Mitte einer jeden dies ſer Höhlungen liege eine von den: Früchten, und in den verſchiedenen Graden der Reifungen haben dieſel· ben auch ein verſchiedenes Anſehen. Wenn die ins’ wendige Frucht ſehr klein iſt, fo ſchließen die drey py⸗ ramidenaͤhnliche Koͤrper gewiſſermaßen die Mündung der Hoffnung, indem ihre ganzen Körner einwaͤrts gen‘. aßree fu, und ihre — Mittelpuncte an ein⸗ FR C4 ander r 4 & 40 Verſuche von. Entdeckungen durch ander ſtoßen. Waͤhrend dieſes Zuſtandes der weib⸗ lichen Blumen find die männlichen weiter nichts, als kleine Erhebungen, ; von Feiner beftimmten Figur. Wenn diefe zu ihrer Reife gelangen, fo. fondern die pyramidenaͤhnlichen Körper fich pon einander, richten ſich auf, und beugen fich endlich zuruͤck. Die inwen- dige Frucht wächft diefe ganze Zeit an Groͤße, und. wenn fie reif iſt, iſt fie von einer runden, aber etwas "platten Figur, — So iſt das Anſehen der inwendigen Seite einen, dieſer Blaſen zur Zeit ihrer Reife, und der Proceß des Fruchtbringens iſt gar leicht zu verſtehen. Der ganze Zubehoͤr wird durch die denſelben umgebende Membran beym Reifwerden trocken gehalten; und endlich berſten die Antheraͤ der maͤnnlichen Blumen, und ſchuͤtten ihr Mehl aus, deſſen natuͤrliche Schwere, fo geringe dieſelbe auch ift, eg zu den weiblichen Blu- men binunterbringen muß, wo es feine Dienfte des Fruchtbarmachens verrichtet, Wenn dieſes geſchehen it, bricht die Blaſe, die Frucht fälle aus ihren klei-⸗ nen Zellen, und ihre Schwere bringt fie zum Boden Faͤllt fie dafelbft auf Sand, fo vergehet fie, fällt fie aber auf einen Stein, oder eine Schale, oder auf ei ⸗ ber andern Dichten Körper; fo bringe fie ihre, Art Hier hätte ich natürlicher. Weife mit der Unterfus Hung aufhören können, allein die KRügelchen in den weiblichen Blumen ſchienen mir, gegen die übrigen gerechnet, viel zu groß zu ſeyn, als daß fie einzelne, Saamenförner ſeyn koͤnnten. Ich unterſuchte vers. ſchiedene von ihnen mit den größten Glaͤſern des dop · pelten Microfcopii, nachdem ich fie mit der Spige ei ⸗ Pr a: * ner — Er Huͤlfe des Vergroͤßerungsglaſes. 4 natuͤrlichen Elemente zerdrückt hatte, Die allgemei- ne Gewalt hatte piele von ihnen verletzet, und ich ent⸗ deckte in der That, daß fie wirkliche Fruͤchte an ſtatt ‚einzelner Saamenkörner wären. Kin jedes war eine Capſel, die mit einer Menge eines fehr feinen Puls vers angefüllet war, wovon jedes Korn unfehlbar ein als die äußerfte Wirkung des Wergrößerungsglafes Nachfpüren fonnte, von gleicher Größe und Figur. Der Boden der Blafe, wo fich die weiblichen Blu⸗ men befinden, iſt allegeig mit. einer Flebrichten Feuch⸗ figfeit verfehen, und der obere Theil ift immer. tro⸗ Ken. Auch die Früchte felbft fand ich, wenn fie abe bedecket, und alg fie durch die Gewalt der Lanzette zer⸗ brochen waren, kamen die Saamenförner nicht trocken richten Feuchtigfeit umgeben, sen, wenn fie-aus ihren Zellen in der Blaſe herausges bracht find, im Waffer, anſtatt zu finfen, in die Höhe ‚getrieben werben, oder. yan den wenigen, Die dem alle gemeinen Verderben entgehen, auf ein unbequemes Bette zu fallen, koͤnnte dergrößte Theil von den Steie men oder Schalen berabrollen, die fie angenommen hatten, ehe fie von einander brachen, oder ehe fie ſich an einem: bequemen Orte geöffnet hätten, und ihre gefpühlet werden. Alles diefes härte ſich zutragen So ſorget die Natur für bie geringſten ihrer Were. fe. Körper, die fo leicht find, als diefe Früchte, koͤnn⸗ mer Lanzette, auf einer. gläfernen Platte, und in ihrem Saamenkorn war. Ein jedes Theilchen war fo weit gefondert waren, allezeif mit einer Arc eines Schleims heraus, fondern waren von derfelben Art einer. klebe Saamenförner koͤnnten, ehe fie auffchöffen, davon abe Onnen und müflen, wenn MX Fruͤchte oder Saamen- _ N 42 Verſuche von Entdeckungen durch koͤrner trocken wären gelaſſen worden. Hier iſt aber eine Elebrichte Feuchtigkeit gleich dem Schleime auf einem Aale, die fi) von dem Seewaſſer nicht abſpuͤh⸗ len laͤßt, über die ganze äußere Flächeder Frucht ger zogen, die derſelben im Sinken hilft, und wenn ſie auf einen bequemen Grund zu ihrem kuͤnftigen Wachs⸗ thume gefallen iſt, ſie darauf befeſtiget. Es werden auch, wenn ſie geborſten ſind, die Saamenkoͤrner, die noch kleiner und leichter, und folglich dem Verderben noch mehr unterworfen ſi nd, dieſem Schickſale, durch eine Vertreibung, die jede Bervegung einer Welle ver⸗ urſachen Fönnte, nicht unterworfen. : Diefelbe kleb⸗ vichte Feuchtigkeit bedecket fie, dieſelben Mittel , die die Frucht an. ihrem Orte in Sicherheit erhält, beſe⸗ ſtiget auch ein jedes abgeſondertes Saamenkoͤrnchen ſo lange daſelbſt, daß wenigſtens einige Platz nehmen, und eine Pflanze hervorbringen. Daher kommt e8, dag wir allezeit eine Anzahl junger Pflanzen von die⸗ ‚fer Art nahe an dem Grundplatze der alten ſehen, wenn ſie an einem Orte ſteht, wo Platz iſt und daß, da Millionen von den Saamenförnern, die auf den Sand fällen, verloren gehen, doch noch eine zureichene be Anzahl derfelben zur Fortpflanzung der Art’ bieis bet, die von Schalen, Steinen und andern een Körpern aufgenommen werden. in | So wunderbar auch Das — bieſe fi ze denen vorkommen mag, welchen das Verfahren der Natur in gleichen Fällen nicht bekannt iſt ſo wird boch ein Naturforſcher indem er ſich vergnüget, Die Entdeckungen in diefer Wiſſenſchaft ſo vermeh | fehen, fich befinnen, daß in der Deconoinleiper.andern Pflahgen andere‘ Dinge — ——— geichen, life des Vergroͤßerungsglaſes. — en, und das unter AUmftänden, mo die Noth- wendigkeiten niche fo augenfcheinlich find, daß die klei⸗ nen und zarten Blumen, und die Anlagen der Frucht in einer Pflanze, die mit Waſſer umgeben, und einer beftändigen Bewegung unterworfen iſt, dieſem Ele⸗ mente nicht fo, als die Früchte der gemeinen Pflan⸗ zen der Luft müffen bloß geftellet werden, feheinet ſehr dernünftig, und eine leichte Bedeckung, wie dag Ges haͤuſe oder diefe Capſel des Corallenmooßes, ſcheint ganz nothwendig zu fenn ;uind doch find eg Die Sees pflanzen nicht alleine, für welche Die Natur zur Erhal⸗ tung der Theile, bie zur Fortpflanzung ihrer Art ges hören, ſo ſorgfaͤltig zugefehen hat. Zwar ſehen wir in den groͤßern und ſtaͤrkern Pflanzen, die Gründfa= gen der Fruͤchte und das fruchtbar machende Mehl, bloß unter der ſchlechten Beſchuͤtzung der Blaͤtter den kleinern iſt es nicht ſo beſchaffen. Jene koͤn⸗ nen die Anfälle des: Windes ausftehen, "andere aber find viel zu zärtlich: dazu, wiewohl fie auch ‚zugleich viel zu Elein find, als daß ſolches ſo Teicht koͤnnte wahrgenommen werden. Beh den kleinern Schwaͤmmen, die mit Huͤlfe der Vergroͤßerungsglaͤ⸗ ſer muͤſſen unterſuchet werden, iſt das fruchtbarma- chende Mehl, wie auch die Anlage zur. folgenden Frucht fo zärtlich, daß es nicht die geringfte Berl Kung von der $ufe. ausſtehen kann. Beddes iſt das r auch eben fo forgfältig wider die Bewegungen die⸗ Elements verwahret/ als wir bey der Pflanze, ‚welche dieſen Verſuch veranlaſſet has, in Anſehung des Waſſers gefehen haben: Micheli Bat dieſes an Bogen ‚ und “ a habe es — viel meh⸗ rern j der Blume), der Luft bloß geſtellet, allein mit 44 Derfuche von Entdeckungen durch ren bemerket. Es ſind viele ganze Geſchlechter I in dem erften Theile meiner Pflanzenhiftorie: befchrieben, | deren Fruchttragen während der Schmängerung in einem Gehäufe ober einer Bedeckung, fo diefer Capfel des Corallenmooßes einigermaßen ahnlich ift, enthale ten wird, und bie Seamenkörner werden, eben wie bey diefer Pflanze, nicht eher herausgelaſſen, als bis, nach» dem die Srüchte vollfommen reif geworden, das Ge⸗ haͤuſe bricht, um fie heraus zu laſſen. | Bezeugen wir nun unfere Verwunderung über die⸗ ſe geheime Art der Schwaͤngerung an den Pflanzen, bie entiveder weil fie fo Elein find, oder wegen des Ortes, wo fie wachfen, fich vor unferer Erforfchung verbirgt ; was mollen wir denn Dazu fagen, daß wir bloß deswegen, weil wir felbft die größere und mehr vorkommenden Pflanzen, ja felbft diejenigen, die ung faft täglich vor Augen find, nicht genug fennen, abge⸗ halten werden, daflelbe wunderbare Verfahren und diefelbe Mühe, die ſich die Natur zur Sicherheit ihr rer Fortpflanzung giebt, zu fehen. Wer hat jemals die Blumen ‚des gemeinen Seigenbaumes, der Frucht, die wir in allen Gärten vor Augen haben, ‚gefehen ? Der Herr derfelben bat fie ‚vielleicht niemals vermife fet, aber der Bediente, der fh mit den Bäumen bes fhäfftiget, Hat viele Jahrhunderte vergebens darnach geſuchet. Endlich hat ung eine beffere Kenntniß der Natur, und die Huͤlfe der Vergrößerungsgläfer zu der Entdeckung geleitet, Und was iſt wohl in diefer fo wunderbar ſcheinenden Einrichtung des Corallen⸗ mooßes, das ſich nicht eben ſo deutlich an dieſem ge⸗ meinen Gewaͤchſe zeiget, — die A nicht fo * zu finden iſt. nl Hilfe des Vergroͤßerungsglaſes. as Der Feigenbaum trägt Eleine Blumen, worauf die ‚Früchte folgen, wie Aepfel⸗Birn · und andere Gartens - baume, fondern ihre fruchtbringende Kraft ift in einer Capſel oder einem dichten Gehaͤuſe enthalten, fo, wie in diefee Seepflanze, und diefes Gehäufe ift die Zeige, die Frucht felbft, Die Aehnlichkeit geht noch weiter, Es find in dem Körper diefer Frucht, fo wie in ber Capſel unferer Meerpflanze, die unvollfommenen " männlichen und weiblichen Blumen befohders enchale ‚ten. Sie find in beyden auf gleiche Arc geordnet. Die männlichen Blumen finden fich oben und, die "weiblichen unten in der Frucht; und die Capfel der . Geepflange ſowohl als die Frucht der Feige, find, wenn fie bey ihrem gehörigen Namen foller generinet wer—⸗ den, nichts anders, ald das gemeine Gehäufe der fruchte bringenden Werkzeuge. In beyden find die Grunde lagen mancher Früchte in den weiblichen Blumen, und in andern Theilen beyder die Atitherz oder maͤnn⸗ fihen Werkzeuge enthalten, die erftern fruchebar zu machen. Beyde werden in der Bedeckung des all. gemeinen Gehäufes in Sicherheit gehalten, bis dag - Werk der Schwängerung vorbey ift, und nachgehends, wenn die Saamenförner reif geworden, machet das Berſten ihrer Bedeckungen, daß fie herausfallen und ‚von gehörigen Dertern aufgenommen werden fönnen, um wiederum ſolche Bäume und Pflanzen, als die, von welchen fie herſtammen, hervor zu bringen, Der Herr Hill hat noch 26 Verſuche ind Beobachtun⸗ gen von diefer Art angeſtellet, wovon die vornehm: ſten inden folgenden Stuͤcken des zamb, Magazins nach und nach erſcheinen werden. N ; | | | | U. Dr, Von Beſchaffenheit der Luſt — u. BUN Sr. Hales Art die fchädliche e Berafendeit der. = verſchloſſenen Dertern, mit Lichtern zu unterſuchen. — Aus been eigenen. englifchen Manuſeripte überfegt. ie Aufmerkſamkeit d der Menſchen in einer fuͤr Tauſender Leben und Geſundheit hoͤchſt · wichtigen Sache, ſtaͤrker zu erregen, und ſie davon vollfommen zu überzeugen, habe ic) folgende Verſuche mit angezündeten Lichtern in verfchiebenen Dertern, wo die eingefchloffene $uft dumpficht gewor⸗ den war, angeſtellt, da es bekannt iſt, daß. dag Leben der Thiere auf Die Beſchaffenheit der Luft, die Du in ſich ziehen, ankoͤmmt. Nach mancherley Berfuchen mit $ichtern von dere fehledener Größe, habe ich gefunden, daß die größern $ichter, deren etwa fechfe auf ein Pfund gehen, fich am beften dazu ſchicken, und fie zu diefem Berfuche zu bes reiten, ift es am beften, ein Drittheil oder Viertheil ‚von hnen abzuſchneiden, oder zuvor zu verbrennen, weil fie gegen das Ende zu ordentlich dünner zuge: ben; zu gegenmärtiger Abfiche behält man a bie ar die — gleich ih 1m Be an / Fe: in ı verfefofenen Oertern —— Man waͤge alsdenn das Licht, zuͤnde es an, und taffe es gleich eine halbe Stunde in gufer Luft bren⸗ nen: alsdenn löfche- man es mit einem Huͤtchen aus, es eine gute Schnuppe, mit ihrem ſchwarzen Theile. twa einen halben Zoll fang bleibt, 2... Wenn u lang ift, puße man fie ab, wie fie fich zu fernerm Berfuche ſchicket, den man in dumpfichter Luft anftele len will, weil viel daran gelegen iſt, daß jeder Ber« ſuch mit einer guten Schnuppe angefangen wird, Wenn man das Licht roieder in der verdorbenen Luft "hat eine halbe Stunde brennen laflen, wäge man es ‚von neuem, „ . . Will man die Schnuppe gut erhals ten, wenn man dag Licht auf einige Entfernung in eis ne Grube, u. f.w. verfenfer ‚, fo fann man das Licht ? ‚in ein fteifes Papier mit. einem Stabe wickeln. - Hat man auf diefe Art verfchiedene Lichter zugleich, ef in guter Luft brennen laffen, fo kann man fie mit 1, 2,3 u. ſ. f. Loͤchern unten am Boden bezeich⸗ nen, die. man mit einer Stecknadel flicht, und vermit⸗ teift einer Feder mir Dinte füllt, | des Morgens, ehe die Thüre und Fenſterladen geoͤff⸗ net wurden. Das Licht hatte 88 Gran in einer hal⸗ ben Stunde in guter Luft abgenommen; im Kerker berlor es in eben der Zeit nur 664 Gran, faltein | kyward) verlor ein Talglicht, deren ſechs aufs Pfund er Kerker wohl war durchluͤftet worden, wozu man RK. Venti⸗ Dr. Languiſh hat auf mein Angeben einen Ver⸗ ſuch mit einem Wachslichte, deren fechfe auf ein Pfund gehen, gleich) vor dem Faftengerichte (Lent Aflızes) im Kerker des Gefängniffes zu Winchefter angeftelle, ben, auch $ weniger als in guter $uft. Nachdem Biertheil weniger. Lind in einer Krankenftube, (Poc-. - > 438 Don Belchaffenheit derQuft Ventilators eine halbe Stunde lang gebraucht, bie - Gefangenen aber diefe Zeit über darinnen gelaffen hatte, fo verbrannten von dieſem Lichte in eben ſo lan⸗ ger Zeit 87% Gr: faſt fo viel, als anfangs in guter Luft, welches den geößen Nutzen der Bewegung der Luft in Gefaͤngniſſen, Spitälern, Schiffen ic, zulaͤng⸗ lich. weiſet. u nu - Dr. Sangroifh bemerkte, da er zuierft in den Kerker (Dungeon) gegangen ſey, ſey ihm die übele Luft mit einer mer£lichen Empfindung eines falzichten Geſchmacks auf den Mund und die Kehle gefallen, aber als er, "nachdem die $uft bewegt worden war, wieder hinun- ter gekommen, habe er nichts dergleichen bemerket. Im St: Georgens Hofpital, bey Hydepark, im Winkel Sonden, verbrannte ein Talglicht nur 24 es niger als ir guter Luft, und Doch zeiget ſich auch) diefe nicht fo ſehr verdorbene Luft ſchaͤdlich, und zwar niche nur Perfonen , die an verzehrenden Krankheiten lies gen, föndern auch ait folchen,die zerbrochene Gliedmaßen haben ; diefe finden folche ſo nachthellig, daß es nör tig ift, die Stuben manchmal eine Zeitlang ledig ſtehen zu laſſen, fie zu einigen, und mic brennendem Schwefel zu raͤuchern. a Br Da es verfchiedeine Grade des böfen Wetters in Bergwerken giebt, fo ift es unftreitig von Wichtig: keit, einen Weg zu haben, wie man diefe Grade, in verfchiedenen Gruben und Teufen zu verſchiedenen Zeis ten beftimmen kann. Dieſes läßt fid) mit zulaͤngli⸗ cher Richtigkeit durch brennende Lichter bewerkſtelli- gen, in welcher Abficht ich Verſuche in verſchiedenen Gruben und verfihiedenen Theilen einer Grube habe) anftellen laffen, RER Br Sn F einem lichte nur 493 Gr; davon in guter $uft 101 Gr, verbrannt waren, beydes in einer halben Stunde; alfo war ie Luft da ſehr ungefund.n mn u In einem Zinnbergwerke in Cornwallien, verloren in derſchiedenen Theilen derſelben drey Fichter, von des ren jeden 100 Gr, in guter Luft verbrannte, eines 61 Sr. das andere 35, Das drifte 51. > Beim fie ‚in folchen Gruben machen: konnen daß die Meteor ziehen oder wenn in eine ein Waſſerſtrom faͤllt, ſind ſie nicht ſo ungeſund. —* nde Ventilators mie Röhren, bie Luft an bie: entfernteſten Theile der Grube zu bringen, wuͤrden ſolchem Uebel großentheils abhelfen; es koͤnnte ſie entweder Aufſchiagewaſſer in der Grube oder tiber Tas ge, oder die Feuermaſchine, die das Waſſer aus eini⸗ gu einer Kohlengrube in Wales verbronnten von 2 in verſchloſenen Deren. 40° ‚gen Gruben hebet, oder eine Winbinihle, oder bey Windſtille, die etwa den vierten Theil des Jahres einnehmen möchte, ein Pferd treiben. dir * y y x ed DD. 11. Jo» . ; » » de wine ... . f 113 _ _ - “ ⸗ 3 9 Machricht WEITERE LEE Euer een OT IN. i DL Johann Eonrad Fueßlins Nachricht von unverweslichen Kotpein ie Ordnung der Natur erfodert, daß die ent⸗ ſeelten Leiber der Menſchen in Staub und Erde verwandelt werden. Dieſe Ord⸗ nung haben die Menſchen etwan durch Kunſt zu hin⸗ tertreiben getrachtet, etwan hat die Natur ſelbſt Aus» nahmen gemachet. Die Mittel, welche die Menſchen gebrauchen, die Verweslichkeit zu hintertreiben, ſind bekannt. Aber was die Natur fuͤr Abwege gebrau⸗ che, ihre eigene Ordnung zu verhindern, ift bis daher verborgen geblieben. Was die Gelehrten hierüber hervorgebracht haben, beruhet auf Muthmaßungen, und zwar folhen Murhmaßungen, welche durch Er⸗ fahrungen allemal wieder befteitten worden find. So bald ich Herrn Krügers Schreiben von unverreslis chen Körpern gelefen hatte, Fam mit wieder in Sinn, was ich in meinem Baterlande von folchen gehoͤret hatte. Ich entfchloffe mich demnach, felbiges befanne zu machen, damit es den Maturforfchern Gelegenheit gäbe, dieſer Sache weiter nachzudenken, In der Schwei; ift ein Seichnam anzutreffen, dem bie Ver- — nun 148 Jahre nichts hat angewinnen koͤn⸗ nen, / E von unverweslichen Körpern. 51 nen, obmohl feine Kunft gebraucht worden, diefels bige zu vertreiben. Mebft diefem ift eine Gruft, dar— innen hochfuͤrſtliche Leichname aufbehalten werden, die zum Theil die Verweslichkeit erfahren, zum Theil ſel⸗ biger widerſtanden find. Indem ich dieſelbigen in Betrachtung gezogen, bin ich nicht allein auf fie, fon« dern auch die mit ihnen verfnüpfte Sachen, als Tod⸗ tenkleider, Särge, Stroh, Heu und dergleichen Din- "ge, zugleich aufmerffam geweſen. Wenn vdiefelbigen unverweslich bleiben, ift es eben fowohl zu bewundern, ‚als wenn menfchlihe Körper unverweslich angetrofz fen werden, Ich will weiter Feine Umſchweife ges brauchen, fondern die Sachen felbft erzählen, Inm Jahre 1738 war ich zu Königsfelden, da kurz zuvor auf inftändiges Anfuchen des Herrn Margaras fen von Brie, damaligen Eaiferlichen Borbfchafters in der Eidsgenoflenfchaft, diejenige Gruft war. eröffnee ‚worden, in welcher einige: Perfonen aus dem durch» lauchtigften Haufe Defterreich begraben liegen. Ich befam eine ‘Befchreibung von der Gruft, und deflen, ‚was man darinnen gefunden hatte, zu Geficht, aus ‚welcher ich folgendes aufgezeichnet habe. Die Gruft iſt faft mitten in der Kirche, Diefelbige ift etwas über neun Schuhe lang, und fieben Schuhe und neun Zoll breit. ihre Höbe ift fechs Schuhe und zehn. Zoll. Sie ift von Duftfteinen aufgemauert und ges woͤlbet. Der Boden hat ein Pflafter von Kalk. Außenher ift folgende Aufſchriſt zu leſen: „In dien. „tem Grabe liegen von unferer Hochgebornen Herrs „ſchaft von Defterreich, Die edle Frauen und Herren, SUR > Be # re Nahriht k „die hernach gefchrieben ftand, Zum erften, Sram „Eliſabeth, gebohrne von Kernten, König Alberts „von Rom Gemahl, der auf der Hofftatt verlor fein „geben: demnach Frau Agnes feine Tochter, weiland „Koͤniginn zu Ungarn ; Ferner auch unfer gnädiger „Herr, Herzog Lüpold, der zu Sempad) verlor 1336. „Herzog Luͤpold der ale und Frau Katharina fein Ges „mahl, gebohrne von Savoyen, und Frau Katarina „ihr Tochter, Herzoginn von Coußin : Herzog Heins „tich und Frau Elifaberb fein Gemahl, gebohrene von „Birnburg : Herzog Friedrich, König Friedrichs „von Rom Sohn: Frau Eliſabeth, Herzoginn vo „Lothringen: Frau Gurte, Graͤſinn von Dettingen, „deren gedenken fhuet, » Die Gärge find vo ſchlechtem fännen Holz mit, rothbraunem Kalblede überzogen. Dreye fönnten eben recht neben einander fte ben, aber fie find in zweyen Reihen über einander ge ſetzet. Die unterften Särge find noch ganz, die übris gen find meiftens verfallen, Von den $eichnamen find die Scelere übrig, und nebft einigen derfelbig das, worinnen fie eingewickelt geweſen find. Bier haben ihre Haare noch, welche roth find, 1. Der eine von den beyden unterfien Särgen hat⸗ te eine Auffchrift in. Bley gegoflen. Diefelbige hieß LEOPOLDUS DUX AUSTRIA, Diefet Leichnam lag uf Str. 2.0... un II. Ueber dieſem lag ein Sceleton, deflen Sarg verfallen mar, Es lag auf Riedheu. Darbey war keine Aufſchrift. Hi Bl — re * m, von unverweslichen Körpern. 53. |; an Ueber diefem lag wieder eines, deflen Sarg 9 a verfallen war, Es lag auch auf en — EN SOROR DUCUM ISTORUM. J IV. Ueber diefem lag noch ein Sceleton, deſſen Sarg wiederum verfallen war. Es war in grobes leinenes Zeug eingewickelt, und mit Kalk uͤberſchuͤttet. Das Bley von der Auffchrift war in Stuͤcke verfal⸗ Ten. Man brachte felbiae zuſammen, und las fol⸗ CATHARINA RELICTA QUON- "DAM DNI LUPOLDI DUCIS AU- STRIE. ß. V. Hierauf ſah man wieder eines zu — deſſen Sarg mar noch ganz mit Jeder uͤberzogen, und hatte zur Auffcheife in Bley; HENRICUS DUX AU- STRIE.: As man den Sarg öffnete, war das Sceleton mit Kalk uͤberſchuͤttet, der aber alfobald ver⸗ fiel und fid) in Staub verwandelte, 1 Ueber dieſem Sarge lag ein Sceleton, bey welchem man keine Aufſchrift fand. Unter dem Kopfe lag eine halbe nt wie fie Das weibliche Ges br ſchlecht brauchet. 3 RVM. Ueber diefem mar ein ER, Sara. Das eleton darinnen war mit Sand überfchüttet.. — dieſem ward keine Aufſchrift gefunden. | — VII Ueber diefem war noch ein Sarg, der meis - fens N war. Der — deſſelbigen war 4 | D 3 mit 5 Nachxticht | mit einem Weiberfleide- von: feidenem J umge⸗ ben, das noch ganz gut ausſah. Der Grund des Zeuges war gelb, war ſchwarz geftrichelt, und hatte laue Blumen. Darbey ward diefe Auffchrift ges funden: ANNO DMI MCCCKLEI. OBLT DNA ELISABETHA RELICTA QUONDAM DNI HEINRIEI BVoH AUSTRIE ET SER ' RUE, IX. Unter dem Gewoͤlbe war noch ein Serg defr fon Sceleton auf Kälberhaaren lag, . Darbey war die Aufſchrift: FRIDERICUS FILIUS FRIBERICI REGIS ROMANORUM. Nebſt diefen find noch vier Dreter von einem Sarge gefunden worden. Desgleichen hat man verfchiedene mürbe und halb verroefere Beine gefehen. So waren auch noch mo Auffchriften zum Vorſchein gefommen. Eine hieß? ELISABETHA REGINA ROMANORUM. Die andere war nicht mehr ganz Ieferlih. Man Fonnte nichts zufammen bringen, als die Worte: ELISA- BETHA . ... UNGARIE ET STYRIE ET MISS ..; »» ©o ei von der ‚Gruft zu — felden. Im Jahre 1742 kam —*— in die Zurcheriſche Her ſchaft Sar, welche dazumal der Kerr $andvoge Ulrich. beherrſchete. Derfelbige ließ mir das Begraͤbniß des Freyherrn Johann Philipps von Sar, welches in der Kirche zu Sennwald ift, eröffnen, damit ich deffelbigen unverweſeten Leichnam fehen möchte, Dies fes Begräbniß iſt Elein, liegt auf der rechten Geite der Kirche gegen Aufgang, : und hat. kein * sen | jr le 2.) von unverweslichen Koͤrpern. 55 Daher hat man ein Licht vonnoͤthen, daſſelbige zu be⸗ en Die Kirche liegt um etwas hoch, und das egräbniß ift ſchlechthin aufgemauert. Darinnen befindet fich der Leichnam des obgedachten Freyherrn, welcher im Fahre 1596 von feinem Brudersfohne ums gebracht worden ift. Derfelbigaäft ganz unvermefer, und fieht einem alten abgelebten Körper gleich, dee nichts mehr als Haut. und Dein an fih bat. Sarg und Kleider find vermodert, und liegt der bloße Leich⸗ nam da. Das Geficht iſt ganz kenntlich. Die Aus gen find zugefchloffen. Die Wunde, welche er mie einem Hiebe über den linken Schlaf befonimen, ift ganz wohl zu unterſcheiden. Die umftebende Haut ift mit verfchoffenem Blute gezeichner. Das Glied, welches das männliche Geſchlecht anzeiger, liege in ‚ feiner natürlichen Geftalt da, nur daß es ausgetrock⸗ ‚net ift. Neben diefem Freyherrn find einige Kinder beygeſetzet worden, aber von denſelbigen it nichts mehr übrig, als die Kuchen, | Hier de ſich nun vieles. Warum ſind in der Gruft zu Koͤnigsfelden einige Saͤrge ganz geblieben, andere nicht? Warum ſind einiger Ueberzuͤge ganz, andere halb, andere gar nicht verweſet? Warum iſt Stroh und Heu übrig geblieben? Warum haben ei» nige Leichname die Haupthaare noch? Zwey Todten⸗ kleider haben ſich erhalten, ein leinenes und ein feides nes. Warum haben ſich diefe erhalten, und die an= ‚dern nicht? Das Bley war bey den meiften Auffchrife ‚ten unverfehrt. Bey einer einigen waren die Buch» gen zum Theil — 85: einer andern u 1‘ } das «6 Nachricht von underwesl Körpern. das Bley in Stücke: verfallen, Warum und; wie iſt dieſes geſchehen? Was hat den Leichnam des Frey⸗ herrn von Sax erhalten? Will man die Urſache def fen der. Luft, den Ausdünftungen, der Lage des. Ortes, oder etwas anderm zufchreiben ? Warum hat die glei» che Urfache nicht die übrigen $eichname erhalten? Iſt nicht. vielleicht In dem Innern dieſes Koͤrpers et⸗ was geweſen, das zu ſeiner Erhaltung beygetragen hat? Hat etwan ſein Blut einen Balſam enthalten, der den Leib vor der Faͤulniß bewahret hat? Ich mache es wie der Verfaſſer obgeruͤhmten Schreibens, und uͤberlaſſe die Erforſchung dieſer Sad einem. ge ſchickten — WEL? BERN“ _ Wi Er m. Elet — [2 * — J u — * u. sine were, I a A 1 | f —X Wr — * 1 BE RC AFTER N EREREEEE Eee Kr —* J— Elektriſche Verſuche, Gewitter und Kegen j * betreffend. | J Aus einem Schreiben des B Andr. Bina vom Benedictinerorden, Secret. der Acad. Auguſtae, N: Profeſſor Kaͤſtnern. ch habe Franklins Verſuch auf eine ganz an ⸗ dere und leichtere Art angeſtellet. Statt eine eiferne Stange auf dem Gipfel eines Thurmes aufzurichten, babe ich duͤnne eiferne Faden ‚von unſerm Kirchthurme in meine Kammer geleitet, _ die an den Enden mit feidenen Faden angebunden ‚waren. : Das Ende des Fadens, das an den Thurm ‚gebunden war, reichte nicht viel über das Dad) des Kiofters empor. Denn der Balken des Glocken⸗ ſtuhls, an dem es befeftiget war, befand fich Eaum 18 pariſer Fuß von der Erde. Den ıı Brachmonats und die folgenden 5 Tage fieng ſich der Himmel Faum an mit Wolfen zu überziehen, fo zeigten fich gewaltige elektriſche Funken, ob es gleich nicht blitzte, noch don⸗ nerte. Auch den 30 —— etwa um 2 Uhr Nach⸗ . Ds mitta⸗ 7 | | 58 El. Verſ Gewitter u. Regen betr. | $ mittage, da der Himmel mit Regen drohete, habe ich die ſtaͤrkſte Elektricitaͤt gfunden, und damit das Ans ſtoßen und Zuruͤckſtoßen leichter Körper, den leiden- hends ließ fie nad) und nach nah. Aber da es oft ohne Gefahr eines Gewitters geregnet hat, habe ic) diefe Tage, da das Eifen der Luft ausgefeße war, kei⸗ nen einzigen gefunden, da die Elefteicität nicht vor dem Regen hergienge. Sie fhien auch durch die ‚auf die Draͤther fallende Tropfen gar nicht vermin⸗ dert, und hörere nicht eher. gänzlich auf, bis fich die Wolken zertheiler hatten, und der Himmel wieder hei⸗ ter war | | Perugio im St. Peterdflofter * den 30 Jun. 1753. EEE TR NERTERST 59 EEE EEE een | Johann Conrad Fueßlins A h NENNE TU13T: 1° aRnRlann von einem merkwürdigen $: Donnerfeuer. 3 J ht habe die Nachricht von Herrn Anton Lud⸗ wig Carſtens Betradjtungen über die Wor⸗ te des 29 Pfalmens: Der Gott der Eh⸗ ren donnert, gelefen. Herr Carftens hat gewün« ſchet, daß fünftighin Die Derter, wo der Blig hinges troffen, alsbald in Augenfchein genommen würden, _ - um binter die wahren Urſachen des Feuerſtrahls zu kommen. Diefes hat mich veranlaffer, unter meinen Papieren ein Verzeichniß hervor zu ſuchen, das ich bey einem ganz außerordentlichen alle ehemals auf: gefeßet hatte, und nunmehr, bekannt machen will. Diele Leute wiflen noch, daß das Jahr 1731 ein er: * ſchreckliches Donnerjahr geweſen iſt. Zu der Erndte⸗ zeit deſſelben brach auf dem Taffzerfeld i in der Herr⸗ ſchaft Ealifau um den Mittag ein ftarfes Ungemirter b aus, Eine fechszisjährige Frau von Wiel befand - ſich nebſt ihrem Tochtermanne und andern Schnits tern auf dem Felde, Rocken zu fhneiden. Alle andere 2 Leute begaben fich megen des heftigen Regens in den na⸗ > begelegenen Wald. Die alte Frau @ ihr Tochtermann blieben allein bey der Arbeit, in der Meynung, fie waͤ⸗ [" ven auf dem Felde für. dem Strafe ſicherer, als uns ter a —J 60 Nachricht von einem ter den Bäumen, Die Frau hatte dem Tochfermanne die Eichel zu meßen gegeben A und beyde ſtunden hart nes ben einander aufrecht. - Im ——— ſchoß ein Strahl auf ſie zu. und ſchlug fie 2 Die Leute aus dem Walde liefen erben, und ai ihrer Mey⸗ nung nach, beyde todt. Sie legten fie auf einen Karren, und brachten fie nad) Haufe, Als ſie felbige abpackten, ſpuͤrten ſie noch Leben bey der alten Frauen. Nach einer Stunde kam ich herzu, und traf ſie bey gutem Verſtande an. Nachdem fie mir das wenige, das fie von ihrer traurigen Begegniß gewußt, erzaͤh⸗ let hatte, unterfuchte ich beyde befchädigte $eiber. Der Tochtermann, welcher todt geblieben, war auf Der rech⸗ ten Hüfte ein wenig verleget, eben als wenn er da ges quetichet worden ware, "Die Frau hingegen war am ganzen Leibe fehr befchädiger, An ihrem Kleide war unter der linfen Bruft ein Loͤchelchen in der Art und Größe, als wenn man mit Feuer aus einer Tabafss pfeife ein Loch einbrennet. Da binein war ihr das Donnerfeuer auf den $eid gekommen. Von dannen war er nieberwärts gefahren, und ‚hatte fich über den ganzen Baud) ausgebreitet. ° Es hatte Haare und ‚Haut verbrannt, und der $eib fahe hier aus, wie ein gebratenes Spanferkel, wenn 68 gar ift, Das Feuer war überdieß in den $eib Hineingedrungen, und hate das Os vulvae übel zugerichter. Hierbey war es noch nicht genug. Es hatte ſich gegen das rechte Bein gezogen, und den obern Theil deſſelbigen verbrannt, bis unter das Knie, an dem Orte, da die Frau ihren Strumpf gebunden hatte. Hier war leicht zu ſehen, daß das Feuer einen Gegenſtand gehabt. Jedoch war es ar und innerhalb dem Bande dem MY i - ' S Rt: merkwuͤrdigen Donnerfeuer. 61 dem Strumpfe nad) heruntergefahren, daß man ſei⸗ nen Weg leicht beobachten konnte, ſintemal der Strumpf der Laͤnge nach herunter in der: Breite von zwey Fäden gebranntmalt war. Auf der Fußſohle hatte ſich das euer wieder ausgebreitet, und war endlich auf der rechten Seite ausgebrochen, nachdem es den Strumpf ımd den Schu ein Flein wenig in den Naͤ⸗ then aufgeriffen hatte; ' Die Frau wurde gleich-mit guten Brandfalben geſchmieret, und. ‚obwohl fie ſechs Wochen lang die größten Schmerzen ausgeſtan⸗ ‘den hatte, ward fie dennoch durch Gottes Güte wien derum hergeſtellt, Damit fie andern. Leuten fagen koͤnn⸗ te, wie erfchrecklich es fey, wenn der. Gott der Ehren Baunnertj.eR. 4 | 7 2: Hch Habe hierbey diefe Betrachtungen. über den Donner: gemachet. Aus diefem Borfalle: ift Elar zu fehen, daß weit von der Wahrheit entfernet ſey, was Descartes. ſaget: > wenn die Wolfen auf einander fallen, donnere es, und die unterfte Wolfe: fpeize den Strahl aus. Hernach erhellet auch daraus, daß un mahrfcheinlich ſey, mas Baffendi gefagt hat: Die Wolken wenden und drehen ſich fo lange, bis fie gleichs ſam ein Stüd formiten, und den Strahl ausſchießen. Ferner ift daraus abzunehmen, daß ungegrlinder ſey, was Waffe wills Donner und Strahl formiren ſich allemal nahe bey der Erden, und fahren über fichs Inzʒwiſchen verwerfe ich das legte nicht gänzlich. Die - Bewohner unferer hohen Berge haben mich verfis chert, Daß fie öfters auf die Ungewitter in den Thaͤ⸗ lern herab fehen und Strahlen beobachten, welche wie die Raqueten über ſich fahren. Auch habe id) mich von verjihiedenen Thurmmärtern berichten laffen, * 2 ki h Br * 62 Nachr. vomeinem merkw. Donnerf, - die Ungewitter manchmal niedriger feyn, als ihre Thuͤrme, und über fich ſchießen. Dbgevadjte Frau hat mir; fagen. önnen ‚daß fie Bliß, Donner und. Strahl gleichſam in einem Augenblick empfunden hätte, Ich bin Dadurch in meiner Meynung geſtaͤrket wors den, Daß, wenn der Donner gleich auf den Blitz fol ge, das Ungemitter nahe: über uns fiehe, und ung gefährlich fen... Wenn ſich hingegen einige Momente nach dem Blitze verziehen, bis. es donnert, Das Unges witter weit uͤber uns ftehe, und hiermit nicht ſo ſehr su fürchten: ſey. Der Strahl, welcher zu der Zeit ſchießt, vertheilt ſich in der Luft, oder fälle ohne Wir⸗ kung auf die Erde. Der Strahl muß ſehr ungleich ſeyn, weil er das einemal die ſtaͤrkſten Koͤrper zer⸗ ſchmettert, ein andermal die feuerfangenden Dinge anzuͤndet, oft aber keines von beyden thut. Ein an⸗ dermal muß er aus einer ganz ſubtilen Materie beſte⸗ hen. Wäre obgedachte Strahl etwas feſtes gewefen,; wuͤrde er’ den armen Leuten Yerme und Beine zerfchlas gen haben, Oft werden Leute und Bieh vom Strahle getödset, ohne daß fie am Leibe befchädiger find, Er hat fie nur erſtickt, entweder Durch den Dampf, den er mit fich führer, oder weil er die Luft von ihnen ge⸗ trieben, Daß fie nicht mehr athmen Fonnten;; ‚ Ent weder beſteht derfelbige in häufiger Materie, und man hat Erempel, daß das Feuer die Dächer heruns ter gelaufen, als wenn man einen Keffel mie brennen» der Materie ausgefchürtet hatte. Etwan beſtehet er aus fehr weniger Materie, wie aus angeregtem Exem⸗ pel abzunehmen ift. Mehrere Betrachtungen zu mas chen, will ich andern uͤberlaſſen. ER VI Aus- BELLEETEZEETEEEETT IE 2 Auszug — einer goßen Menge von Verſuchen, über Die * ‚m Weife, bi Verdauung in den Vboeln | BON, Gattungen bewerkſtelliget wird, „welche zur Entfcheidung der ſtreitigen Fragen der Naturforfcher, von den Urfachen der Verdauung. in den verfchiedenen Arten anderer Thiere, ein vieles beyzutragen ſcheinen; vom Herrn von Reaumuͤr *, Aus dem Journal des fcavans Juin & — 1753. | uͤberſetzt OR 3,9, 1, Joll man die Berdauung der Nahrungsmittel, diefe Operation, die fo verfchiedene Subftanz 7 SL zen ineine Art eines Milchfaftes verwandelt, welche zum ——— des Thieres und zur Erſe⸗ gung Dieſer Auszug ift von dem Herrn von Reaumur in der öffentlichen Verſammlung der koͤniglichen Akade⸗ mie der Wiſſenſchaften, im Ießtvermichenen Aprilmo⸗ nate, vorgelefen worden. Er ift aus vielen Schriften all berubmten: Naturforfchers gezogen worden, alle — — —* ur ee > Fa — 64 Won der Verdauung tzung deſſen/ was Ihm abgeht / nothwendig iſt; der Wirkung gewiſſer Aufloͤſungsmittel zuſchreiben? Oder iſt fie vielmehr eine bloße Wirkung des Zerreibens? Oder muͤſſen endlich Das Reiben und die Auflöfungs- mittel — wirken, um fie, zu bewerkſtelli⸗ gen? Diefes find die Fragen, ben welchen man in uns fern Tagen, in Abficht einer fo wichtigen Sache ſtehen ‚geblieben ift, und über welcher beruͤhmte Naturforſcher und. Aerzte ET 11 Sie N einer großen Menge ſehr gelehrter Werke Anlaß gegeben, und find nichts’ deſto wehiger noch immer Ka ges blieben. Nichts als Erfahrungen wären vermögend, uns aus der Ungewißheit zu helfen, worinn man ung gelaſſen Haste, und es hat mir geſchienen, daß man ‚Die, hierzu’ geſchickteſten Erfahrungen am allerleichteſten mit den Boͤgeln anſtellen kͤnnte Ss offenbar der Unterſchied iſt, den uns die aͤußer⸗ liche Geftalt der Vögel verſchiedener Gattungen zei⸗ get eben: fo merkwürdig. iſt die Verſchiedenheit ber Structur ihres Magens. Bey einigen ift er ſehr fleiſchicht, di, und von einem ungemein dichten und feiten Gewebe. Dieſes wird eigentlich ein Magen - genennet; Bey andern iſt er, nach der Größe des‘ Vogels, ungemein weit und duͤnne, und gleichet einem haͤutigen Schlauche. Dieſes kann man einen Rropf De a os mennennen.‘ / f alle der Lange nach in den Schriften der Akademie gedruckt erfcheinem werben. Damit aber dag Publi- um bis dahin den Nugen nicht entbehren möge, den man aus diefen nenen Erfahrungen ziehen kann fobat tan, mit Einwilligung de Herrn von Reaumuͤr die> —* ſen Auszug zuvor mittheilen wollen. — er 21° ı—i\ dee 65 ‚nenneh. Es giebt auch Vögel, die, fo zufagen, einen halbgetheilten Magen haben. Die eine Hälfte defa ‚felben ift dick und fleiſchicht, die andere aber duͤnn und haͤuticht. An dem einen Ende ift es ein Magen, und ‚an dem andern ein Kropf. Endlich giebt es auch Bögel „deren Magen von mittlerer Confiftenz und Dicke ift, Io Daß er weder ein eigentlicher Magen, noch ‚ein Kropf genennet werden Fann. Sch babe Erfahe rungen angeftellet, um zu entdecken, wie vielen Theil das Zerreiben, und wie vielen Die Auflöfungsmitte! an der Verdauung der Nahrungsmittel in dieſen verfchies ‚denen Magen hätten. Sie find in zween Auffägen ‚befchrieben worden. Im erſten ift nur von denen die Rede, die mit folchen Vögeln angeftellet worden find, die einen dicken Magen haben: hingegen im andern ‚find die Erfahrungen mir den häutichten Magen der Vögel befihrieben worden, Die unfern öffentlichen Sitzungen vorgefchriebene kurze Zeit erlaubee mir bier nur, einen Yuszug derfelben, und das, mas ſowohl aus dem einen als andern folger, mitzutheilen, Die dichen Magen fcheinen, unter allen Arten, das Spitem, von dem Zerreiben.der Speifen am mei— ſten zu betätigen. . Ihre Dicke, ihre Feftigfeit, und ihr dichtes Gewebe haben nothwendig die Vermuthung veranlaſſen muͤſſen, daß fie beſtimmet waͤren, mit eis ner ſehr großen Gewalt zu wirken. Zudem verſchlin⸗ "gen die Voͤgel, welche dergleichen Magen haben, gern Sand und allerhand Fleine Steinchen, dergleichen fie immer etwas im Magen bey fich führen.. Daher ſcheint es diefen Magen an nichts zu mangeln, um die \ Körner und Fafern der Kräuter zu zerreiben, die ih⸗ nen am: meiften dargebothen werden, und Die Berriche 1 San, u fung 66 Don der Verdauunng tung der Müplfteine über fich zu nehmen, Die von der floventinifchen Akademie angeftellten, und vom Redi und Borelli wiederholten Verfuche, haben diefe ohnedem fchon fo wahrfcheinliche Idee noch mehr befräftiget. Sie gaben Huͤnern, Unten und Ra- leEucen, hohle gläferne Kugeln zu freffen, und fie find von ihnen in einen fehr feinen Staub zermalmet wor den. Dallisnieri, den eine Menge fchöner Beob: achtungen in der natürlichen Gefchichte berühmt ges macht haben, und der jederzeit bereit war, aud) die ‚allerbeglaubteften Vorurteile zu beftreiten, bat ſich indeffen doch an diefe Beweife nicht Fehren wollen; fondern hat die Aehnlichfeit der Wirfung eines Ma- gens mit einer Mühle für chimaͤriſch erfläret. Er hat, mit vielen andern Naturlehrern, geurtheilet, daß ein Magen, wekher auf Diefe Art Körner zerriebe, ſich ſelbſt zerreiben müßte, und hat die Verwandelung der - gläfernen Kugeln in einen Staub für die Wirfung eines ftarfen Auflöfungsmittels gehalten, von deffen wirklichem Dafeyn er in dent Magen eines Strauß ‚fen Berveife gefunden, die er unwiderfprechlich zu ſeyn geglauber hat. Ich will nur einen davon anführen. Er hat in dem Magen eines folchen Bogels Stuͤcken Glas gefunden, worinn er ſehr viele kleine Loͤcher, die durch und durch gegangen waren, angetroffen, und die ‚viel kleiner geweſen, als die in den Dratbziehereifen, womit die allerfeinften Silber - und Goldfaden gezo- gen werden. | u - Man mußte demnach mit den dicken Magen an⸗ dere Proben, als die mit hohlen und viel zu dünnen Glaskoͤrnchen, anftellen, um zu entfcheiden, ob fie die \ empfangenen Sachen entweder durchs Reiben, ir | iR in den Voͤgeln. & * eine Aufloͤſung in unzaͤhlbare Theilchen aufloͤſe⸗ ten. Machdem ich ſelbſt gefehen hatte, wie leicht ſich Kugeln von verfchiedener Größe , die man zu Hals» baͤndern zu gebrauchen pflegt, imgleichen. andere zu Ohrengehaͤngen von allerhand Formen, in dem dicken Magen der Bögel in ein. Pulver verwandelten, ohne ' daß eine einzige angefreffen gemwefen wäre; fo gab id) den Magen der Huͤner, Enten und Ralekuren | furze Glasröhren zu: verdauen, die eines ganz andern Widerſtandes fähig waren. Sie waren alle insges ſammt ungefähr fünf Linien lang, und viere im Durch meſſer, wovon hoͤchſtens zwo auf den Durchmeſſer ihrer Hoͤhlung gerechnet werden mußten. Wenn ich fie, nach dem Tode des Vogels, in dem Magen wies derſuchte, worinn fiehöchftens vier und zwanzig Stun» den gelegen hatten ;. fo fand ich fie nicht mebr in ih⸗ ‚rer vorigen Geſtalt. Sie waren jederzeit in zween beynahe gleiche Theile, wie zwo Dachrinnen, getheilt. Sie hatten dem Drucke widerſtanden, welcher von außen nad) innen, auf fie gewirket hatte, und der uͤber⸗ natürlich gewefen ſeyn mußte, um fie zu zerdrücfen 2 allein fie hatten dem Drude, welcher von innen nach außen in fie gewirfet hatte, weichen muͤſſen. Denn es ift gewiß, daß ibre Spaltung die Folge des Drucks ‚einiger Fleinen Steinchen geweſen war, die an ihren -, | Oeffnungen, wie Keile, gewirkt hatten. Es ift fon» nenklar, daß ein Auflöfungsmittel, welches in jede Röhre gewirkt hätte, diefelbe nicht würde in zween gleiche Theile gefpalter haben. : Was hätte wohl ein ſolches Mittel nörhigen fönnen, die Röhren nur: in zwoen einander — entgegen geſebten Linien anzu⸗ E⸗ J—— Von der Verdauung Ich will mich bey der Beſchreibung — —— nicht aufhalten, woraus erhellete, daß die⸗ ſe Roͤhren einen ſtarken Druck und heftiges Reiben ausgehalten haben mußten. Ich will vielmehr zu andern Verſuchen fortgehen, die viel geſchickter ſind, uns einen Begriff von der Kraft zu geben, den dieſe Dicken Magen in die ihnen widerſtehenden Körper aͤuſ⸗ fern fönnen. Ich ließ Röhren von überzinntem Eiſenble⸗ che machen, deren kleiner Durchmeffer fieinden Stand fegte, eine große Gewalt, ohne zu weichen, auszuhalten. Der Durchmeffer; ihrer Höhlung war höchftens nur eine und drey Viertheil Linien. Ihre Kraft war noch durch eine angeloͤthete Platte, von ungefaͤhr andert⸗ halb Linien dick, vermehret, die jede Oeffuung ver Roͤhre verfihloffen. Sie waren ungefähr fieben %is nien lang. Ich ließ einen Ralekuten nur eine ſol⸗ che Röhre verfhlingen ; einen andern. aber zwo auf einmal, und noch einem andern brachte ich Dintereins ander fechs folche harte Pillen bey. Wenn id) nun. nad) dem Tode des Vogels den Magen eröffnete, toorinn eine oder mehr Röhren menigftens vier und zwanzig Stunden lang ober auch noch einmal fo lange gelegen hatten; fo habe id) Feinen einzigen gefunden, der mich nicht überzeugt härte, daß ihn die ihm von mir gegebene Feſtigkeit dennoch niche vermögend gemacht habe, der Kraft, die auf ihn wirfte, zu mis derftehen. Laͤngſt an den Geiten derjenigen Röhre, die am wenigſten gelitten hatte, war eine Rinne an den beyden einander gerade gegen über ftehenden Sei⸗ ten zu fehen. Die meiften übrigen waren ganz platt gedrückt. Einige waren fo gar zum Theil aus: eins ‚ander gerolle, Die Platten, die an die Deffnungen ganz genau angelörhet worden —— hatten ſich los⸗ | Mh gege⸗ | "gegeben. Einige waren indie Röhre hinein gedrückt ; andere waren auswärts abgefallens a7: u Wie groß war nun aber wohl der Widerftand, den der Magen überwinden mußte, um dieſe Röhren platt zu drücken, ‚und andere. fo beträchtliche Veraͤn⸗ derungen in ihrer Figur zu: machen? Man wird da⸗ von einen. fo richtigen Begriff bekommen, als es nö« thig ift, ihn zu haben, wenn man die Folgerungen ‚überlegt, Die aus den Berfuchen, hergeleitet werden Fönnen, die ich mit andern, den erften,ganz, ähnlichen Roͤhren, angeftellt habe. Ich babe unterfhiedlihe ‚Davon nad) einander zwifchen Die Kneipen einer Zan⸗ ge gelegt, deren einer Arm in einer Schraube feft ger macht war, damit man den andern beweglichen nah und nach mit Gewichten befchiveren konnte. Die Roͤhre ift gemeiniglich. nicht einmal ſo fehr platt ge= drücke worden, als der. Magen die andern gedrüce hatte, wenn man ein Gewicht von vier hundert fieben und dreyßig ımd einem halben Pfunde aufleate, Wenn einige durch ein etwas Fleineres Gewicht fo weit gebracht worden find ; fo haben doch noch viel» mehr ein-größeres noͤthig gehabt. Wenn alfo zwo entgegengeſetzte Seiten des Magens eines Kalefuten ‚eine Roͤhre dergeftalt drücken, daß fie Davon platt wird ; ſo muß jede von ihnen eine Kraft anwenden, ‚die dem Gewichte von vier hundert und fieben und dreyßig und einem halben Pfunde gleich iſt. Borel⸗ lus hatte, als ex fein fhönes und das einzige Werk in ‚feiner Art : De Motu Animalium, ſchrieb, fo viel Gelegenheit gehabt, zu fehen, daß in den Thieren fehr ‚große Kräfte zur Erhaltung fehr Fleiner Wirkungen "angewendet worden find, daß er Daher die Neigung bes R a kom ⸗ ‘ ⁊ a N ie ee ee 70Won der Derdanung kommen zu haben fcheint, die Kräfte derſelben ein we⸗ nig gar zu hoch anzuſetzen. Cr verrieth dieſe Nei⸗ gung, als er die Kraft des Magens eines Kalekuten ausrechnete, Er ſetzte zum Voraus, daß er einen Widerſtand von 150 Pfund überivinden Eönntes Hier: aus fehloß'er,vermittelft gewiffer Ausrechnungen von der Bewegung des menſchlichen Kinnbackens, daß der Magen mit einer Kraft leid) 1350,wirken muͤſſe, um dieſen Widerſtand zu überwinden, Wäre ihm befannt gewveferi, iwie viel diefes Eingeweide auf eine unſerer Roͤhren vermag; ſo wuͤrde er, nach ſeiner Art zu rechnen, den zu uͤberwindenden Widerſtand auf 875, und die Kraft des Magens, um fie zu uͤberwin⸗ ‚den, auf 78083 Pfund gefegt haben, Allein die Art und Weife, wie die Mäuslein eines Magens wirfen, ift uns nicht befanne genug, um zu beftimmen, wie viel feine Kraft größer feyn muß, als der Wider: ftand, den er zu überwinden hat. Es ift uns genug zu wiffen, daß jede von den entgegenftehenden Waͤn⸗ — den des Magens eines Kalekuten einen zwiſchen ih— nen befindlichen Körper eben fo fehr, ja noch ſtaͤrker druͤcket, als gefhehen würde, wenn man diefen Koͤr⸗ per auf einem Tifche mit einem Gewichte von 4373 Pfund befchwerete. | Ich würde mich ohne Nutzen mit der Etzahlung vieler Verſuche aufhalten, die nur dazu dienen wuͤr⸗ den, das zu beſtaͤtigen, was ſchon die vorigen darge ⸗ than haben; daß nämlich der dicke Magen eine Kraft zu zerreiben befißt, wowider fehr harte Körper nicht aushalten koͤnnen. Ich will nur das anmerfen, daß. es für den Magen eines Kalefuten ein bloßes[Rinder- | ſpiel ſey/ ei eine große — mit ja > zu zermal⸗ men. J | inmn den Voͤgeln. 71 zo denen zu verfchlingen: zu geben, die man fett ma» chen will, wie auch den Gänfen, wenn fie außerors dentlich guoße und faftige Lebern befommen follen, in der That nicht fo lächerlich, als es wohl anfangs ſchei· ‚nen. möchte. .. Sch. habe den Verſuch geadmeife fo hoch getrieben, daß ich einem Kalekuten nad) und nach vier. und zwanzig große Nuͤſſe in den Kropf ges ftopfet, als wenn es Nudeln gemefen wären. Es war luftig, ihn. eine fo voll gefüllte Taſche am Halfe tra⸗ gen zu fehen, die ein Geklapper machte, wenn man fie anrührte. Den folgenden Tag war Feine einzige da— von mehr übrig. Sie waren eine nad) der andern “in den dicken Magen übergegangen, und von demſel⸗ ben zermalmet werden. So gewiß und fo groß indeffen die Kraft ift, wo⸗ mit.der dicke Magen der Vögel, die ihm zugeführten Mahrungsmirtel zerreibt und zermalmet; follte fie dem ohnerachtet nicht von einem Auflöfungsmittel uns terftüße werden ? Sollte fich nicht eines in demfelben befinden, das fchon felbft ſtark genug wäre, die-feiner Wirkung ausgefesten Körper zu zertbeilen ? Man wirde von dem Dafeyn, oder der Abwefenheit eines ſolchen Auflöfungsmittels überzeugt werden, wenn man vermitteln koͤnnte, daß in einem dicken Magen Sa⸗ ‚hen behalten würden, die feinem Druck und Reiben nicht ausgefeßt wären, gleichwohl aber von den dar⸗ inn befindlichen flüßigen Materien benetzt werden fönnten. Das Mittel, Sachen eine folche Lage zu ‚geben, um dergleichen entfcheidende Verſuche anzuftels en, iſt fo ungefünftelt, daß es ſich uns ungefucht an⸗ bietet. Die Kraft des Magens hat ihre Gränzen, | E 4 Man 7 men. Auch ift das Recept ‚ deren täglich eine oder | e 2 Bon der Verdauung "Man muß ſich demnach hohle Roͤhren von ſolcher Feſtigkeit anſchaffen, daß dieſe Kraft ſie nicht zermal⸗ men kann. Ich habe Bley i in folche Formen ‚gießen laffen, und nachdem fie ein oder zween Tage in dem Magen eines Kalekuten gelegen, iſt ihre Figur noch) ganz unverändert gewefen, in in eine folche Roͤhre geſtecktes Korn Getreide kann alfo Feine Gefahr kaufen, in dem Magen, der dieſe Köhre ben fich truͤge, zer» ‚ malmer zu werden. Wenn hingegen die Röhre an beyden Enden offen bleibt, fo Fann das Korn von den ' Seuchtigfeiten im Magen benegt werden, und wird alfo von einem Auflöfungsmittel angegriffen werden muͤſſen, wenn anders eines vorhanden ift. Ich will die Berfuche, Die ich mit dieſen ‚offenen Röhren ange geftelle habe, mit noch weniger Umftändlichfeit erzaͤh⸗ len, als die, mit den auf beyden Seiten verfchloffenen Köhren. In eine von denen, deren beyde Endungen offen waren, habe ich ein Gerſtenkorn mit ſeiner Huͤl⸗ ſe, und in eine andere ein abgehuͤlſetes Gerſtenkorn geſteckt. In noch ein anderes chat ich ein Gerſten⸗ korn, dag bis zum Zerplatzen gekocht war, das iſt, deſ⸗ fen Hilfe von der Ausdehnung der mehlichten Sub: ſtanz zerpfaßt war, Dieſe Röhren find wenigftens vier und zwanzig Stunden, zumeilen auch noch ein- ‘ mal fo lange in dem Magen eines Kalefuten geblies ben. Der Berfuch ift einigemal wiederholt worden, und fomohl das rohe mit feiner, Hülfe verfehene, als auch das rohe abgehülfere, wie nicht weniger das ge- Fochte Gerftenforn haben ihre Figur und Feftigfeie volltommen behalten. Es ift nicht die geringfte merfliche Beränderung mit ihnen vorgegangen. Kaum waren fie ein wenig aufgequollen, wie jedes en | than er: in den Vögeln. va | an haben würde, wenn es fo lange an einem fo euchten Orte gelegene Hätte, Gie find: nicht einmal nerflich weicher geworden, " Achnliche ‚aber noch viel, geſchicktere Verſuche, die Ke aft eines Aufloͤſungsmittels zu entdecken, wenn eis nes vorhanden wäre; find mit. Fieifch angeſtellt wor: ‚den. Man hat gefeben, mi welcher erftaunlichen Ge⸗ es in den Magen einer ‘Ehre verdauet ird, indem man von woͤlf Enten eilfe nach einander in Scucken zerſchnitten, und ſie der zwoͤlften zu freſſen gegeben, die in ſehr kurzer Zeit von dem Magen der⸗ ſelben verzehrt worden ſind. Ich habe in den Ma: gen einer großen Ente viele ftarfe bleyerne Röhren gebracht, in deren jeder eiwifehr Fleines Stuͤck Ochſen⸗ oder Kalbfleifch ſteckte, das nicht größer als ein Ger⸗ ftenforn war, Nachdem die Röhren aus dem Mas gen genommen waren, worinn fie viel Stunden geles gen hatten ; fo hat man das darinn geweſene Stuͤck Fleiſch wieder herausgenommen, ohne daß es an fei- nem Gewichte, oder an'der Größe, an feiner Conſi— ftenz oder Farbe die geringfte Veränderung gelit⸗ ten, oder nur einen üblen Geruch von fich gegeben haͤtte. Es iſt alſo genug —— daß die Nahrungsmit⸗ tel in dem dicken Magen nimmermehr verdauet wer: ‚Den würden, wenn er diefelben nicht zermalmete; daß fein Auflöfungsmittel darinn vorhanden ift, das fie zertheilen koͤnnte; und daß ihre Theilung, die wenig: ſtens eben fo hoch gerieben ift, als die unter den Muͤhlſteinen unferer Getreidemuͤhlen, einzig und al er der Kraft zuzufchreiben fen, womit Diefes Einger J Es wei⸗ 74 Von der Verdauung weide in ſie wirket. Ich glaube indeſſen nicht, daß bloß zerriebene Nahrungsmittel, wie gemahlen Korn, deswegen ſchon verdauete Koͤrner wären. Sc glaube vielmehr, daß ſie hierzu erſt mit gewiſſen Feuchtigkeiten vermiſcht werden muͤſſen ; ‚allein, Die Zeit erlaubt mir nicht, meinen Begriff bier weiter zu erklären, und noch weniger die Verſuche zu erzaͤhlen, worauf er ſich gruͤndet. Eben ſo wenig will es die Zeit leiden, mich mit. der; Widerlegung der. vornehm⸗ ften Schwierigkeit wider das Zermalmen. aufzuhalten, daß namlich ein Magen, der ſehr harte. Körper zer« | malmte, fich felbft zermalmen müßte ; noch auch die | Natur der gleichfam Fnorplichten Haut zu beſchreiben, die diefe Art von Magen bekleidet ; oder von. dem | Magen einer gewiflen Are indianifcber Tauben zu | reden, Die mit zween wahrhaftigen Müblfteinen, Die | man für Stein gehalten bat, Die aber.nur aus einem | fehr harten Horne:beftehen, werfehen find. Jh muß | eilen, um auch die Berfuche zu erzählen, Die ich mit | den Magen’ der WBögel’angeftellt babe, die.ganz an» | ders als die dicken Magen jeingerichtet, und eigentlid) nichts anders als ein haͤutigter Schlauch find. Diejenigen, fo die Zerreibung behaupfeten, und | fih aus der Structure der diden Magen für über» ) zeugt hielten, daß die Verdauung in denfelben ihr | Weork wäre, haben die Sache fo gar bis dahin getrie⸗ ben, daß fie behaupteten, die Berdauung würde in | allen, ſowohl dicken, fleiſchigten, als häufigen Ma- gen, durch eben dieſes Mitel bewerkſtelliget. Andere hingegen, die die haͤutigten Magen fuͤr unvermoͤgend | zum Ei in den Voͤgeln. m: jun ER hielten und angenommen haben, daß die Verdauung in ihnen, vermittelſt eines Auflöfungs« mittels bewerkſtelliget wuͤrde, haben ſie auch in den allerfleiſchigſten Magen einem ſolchen Aufloͤſungsmit⸗ gel zugeſchrieben. Man iſt nur allzu geneigt, allge⸗ meine Saͤtze zu machen, weil es bequem iſt, ſich viel Unterfuchungen zu erſparen. Ueberdem glaubt man, wegen der Analogien, welche man oͤfters zu weit treibt, und weil man die Geſetze der Natur fuͤr viel über: eihftimmiger hält, alsıfie es in der That ſind, befons ders Dazu berechtiger zu ſeyn. Der Urheber der Nas tur zeiget uns aber überall, daß es ihm gefallen habe, eine erftaunliche Abwechfelung in feinen ABerfen anzus bringen, Wie verfchieden hat er nicht die Außerliche Geſtalt der Thiere eingerichtet ? Und wie viel Ver: aͤnderliches findet fich nicht in ihrer innerlichen Stru> ctur ? Scheint er alfo nicht einerley Wirkungen durch verſchiedene Mittel hervorgebracht wollen zu haben ? Er hat feſtgeſetzt, daß die Voͤgel, Die vier» füßigen Thiere und der Menfch ihren Wachsthum und ihre Dauer einem Mitchfafte, welcher zum Theil im Magen verfertiget wird, zu danken baben ſollen. Hat er aber wohl beftimmt, daß diefer Saft in allen Thieren durch einerley Mictel aus den Nahrungsmitteln ſollte herausgebracht werden ? Man muß diefes wenigftens darum in Zweifel ziehen, weil er Magen von ganz verſchiedener Structur dazu ‚genommen bat. Db es alfo gleich gewiß genuy ift, daß die Verdauung in den dicken Magen durch das Zerreiben bewerfftelligee werde ; fo find doch wie— derum ganz andere Br vonnoͤthen, um zu ers pe fahren, — 6Won der Verdauung fahren; ob fie auch in den haͤutigten Wagen nach eben ‚berfelben Mechanik von ſtatten gehe. | Die Magen der Raubvögel gehören ie unter die geſchickteſten, uns in dieſer zwoten Aufgabe eini- ‚ges Licht mitzutheilen, und fie haben mir den unfrigen Die meifte Uebereinftimmung. Es iſt nicht zu leug⸗ ‚nen, daß ihnen die Kraft zu zerreiben noch nörbiger zu ſeyn fcheine, als demmmenfchlichen Magen. , Sie verfchlingen öfters fehr große Stuͤcken Fleiſch, die fie mit ihrem Schnabel abgeriffen haben, ' Sie haben Feine Zähne, um fie zu zertheilen. Andern Bügeln, Die auch Feine Zaͤhne haben, Diener der dicke Magen zur | Erſetzung, indem er eben daffelbe verrichtet. Indeſ⸗ fen habe ic) es doch fürnörbig gehalten, mich von der | Verdauung der fleiſchfreſſenden Voͤgel näher zu uns | terrichten, und man Fann leichte vorher fehen, daß fie | vielerley Arten von Röhren werden: haben verfchlingen - müffen. © Ob man gleich Feine Bauernhöfe voll ſol⸗ cher Vögel halten Fan, wie wohl mit den Hünern, | Enten und Kalefuten angeht, fo babe ich doch mit Vergnuͤgen gedacht, daß ich die Verſuche an ihnen nach meinem Belieben vervielfaͤltigen könnte. Man | muß mit Vögeln fein Mitleiden haben, Die allen de» | nen, die ſchwocher als ſie ſind, unbarmherziger Weiſe das Leben nehmen, und von nichts als Mordthaten leben. Es hat mich aber dennoch nicht wenig ver« gnuͤget, zu fehen, daß ich von ihnen fo viel Erlaͤute⸗ rungen, als id) verlangte, befommen konnte, ohne an ihnen der Rächer der andern Vögel zu werden, und ‚ohne gezwungen geweſen zu feyn, einem einzigen dies fer Mörder das Leben zu cauden. | EN Han | in den Voͤgeln. 77 —* Man darf nur irgend ein Buch von der Falke⸗ nierkunſt geleſen haben, um vorher zu ſehen, daß ich ‚gar nicht noͤthig haben würde, einen Raubvogel ums ‚zubringen, um zu erfahren, was. mit ber Nöhre vors ‚gegangen fen, die vier und zwanzig Stunden in feis nem Magen gelegen hatte. + Man darf fich nur era innern, und ich, erinnerte mich felbft glücklicher Weiſe, daß die fleifchfreffenden Bögel alles wieder durd den Schnabel von ſich geben, was ihr Magen nicht hat verbauen können, Es traͤgt fich fehr oft zu, daß fie einige Federn von dem unglücklichen Vogel mit hin« unter ſchlingen, von deſſen Fleiſche fie fich ‚allein ſaͤt⸗ tigen wollten, » Diefe Federn, die niemals verdauet werden, geben nicht durch die Gedaͤrme wieder aus. dem $eibe heraus ; fondeen fie: Fehren vielmehr des Weges wieder zurück, auf dem fie in den Magen ges kommen find. Dieſe Sache, welche die Falkenierer zur rechten Zeit anmerkten, lehrete fie, daß ihre Voͤ⸗ gel dem Erbrechen unterworfen wären, und daß fie ſich mit leichter Mühe erbrächen. Daher fielen fie Darauf, daß es zu gewiſſen Zeiten dienlich wäre, dee Natur hierinn duch Srechpillen zu Hilfe zu kom⸗ ‚men, die man: in der Salkenierfunft mit einem beſon⸗ dern Worte Eures (Salkenpillen) nemes E find dicke Kugeln von verſchiedenen Materien, gemeis niglich aber von feſt zuſammengedruͤckten und an eins ‚ander gekleibten Federn. Sie brechen dieſelben ges woͤhnlichermaßen nach 24 Stunden wieder aus. In meiner Kindheit hatte ich die Falfenpillen bey den Sperbern und andern Stoßvögeln nicht gefparek, bie ich, mir zum Zeitvertreibe aufzog, und meines Er= innerns hatten fie füch niche uͤbel darnach —— 3 Won der Verdauung Ich hoffete, wenn ich einem Raubvogel auch welche ' von einer ganz andern Natur gäbe, daß er fie ebens | falls ohne befchmwerliche Folgen annehmen würde. | Die Pillen, die ich ihm werfertigen ließ, waren vor- | nehmlich Röhren von Eifenbleche, die eine ziemliche | Größe hatten. Sie waren zehen Linien lang, und | der Durchmeffer der Höhlung betrug fieben, | Ein im Königreiche. gemeiner Naubvogel (Bufe) | von einer großen Art, dem ich nur einige Federn aus | den Flügeln gezogen hatte, um ihn in meinem arten | in —— leben zu laſſen, ward zu den Verſu—⸗ chen auserfehen, wozu jeder fleifchfreffende Vogel, ven | ich fonft zu meinem Gebrauche gehabt hätte, eben fo | que würde geweſen ſeyn. Die erfte Probe, die mir fein Magen machen follte, beftand darinn, daßichihm | eine von den eifenblechernen Röhren vorlegte, die an | an beyden Enden offen, geben Sinien lang, und im | Durchmeffer von fieben Sinien waren, Ihre Größe | erlaubte ihnen nicht, einen großen Wiverftand zu | leiften. Sie fonnten nicht einmal den Druck zwee⸗ ner Finger einer mäßig: ftarfen Hand: aushalten, | Der dicke Magen eines Kalefuten wirde eine folche | Röhre mit der allergeringften Mübe nicht allein zu= | . fammengedrückt, fondern fogar in Stürfen zermalmer | haben. Der Raubvogel, den man, nachdem er fie eingenommen, unter einen großen Huͤnerkorb feste, | der feine beftändige Wohnung werden follte, gab die» | felbe nach) ohngefähr vier und zwanzig Stumben, durch | ven Schnabel, ohne die allergeringfte. Veränderung, | ‚ohne alle Spur eines erlittenen Reibens von außen, juft eben fo, wie er fie eingenommen hatte, wieder von fih. Dieſer Verſuch lebrere mich, er 96 * au * | } | in den Voͤgeln. 79 auch dieſer Magen eine Kraft zum Zerveiben haben ſollte, fie doch, in Vergleichung mit den dicken Ma- gen, ungemein Flein feyn ‘müßte, und machete mir $uft, alfobald zu unterfüchen, ob in ihm nicht vielleicht ‚ ein Auflöfungsmittel die Stelle der Kraft von den andern erfeßte. Ich übergehe viele Verſuche mit Stillſchweigen, wo Sleifch, das man in die großen Roͤhren gefteckt hatte, verdauet worden ift: denn diefe Verſuche möchten ein wenig zweydeutig ſcheinen. Man koͤnnte muthmaßen, das Fleiſch waͤre etwan bewegt, und in den Roͤhren ſelbſt herumgeſchoben und ſolchergeſtalt zerrieben worden. Daher will ich lies ber die Vorſicht befchreiben, Die ich in Acht genom⸗ men habe, um unwiderfprechlich darzuthun, daß, wenn das in einer Nöhre enthaltene Fleifch verdauet wor: den, dieſes nothwendig vermittelft eines Auflöfungs- mittels gefchehen feyn müffe, weil es auf Feine Weife darinn hat beweger werden koͤnnen. — Die Behutſamkeiten, wovon ich reden will, haben darinn beſtanden, daß ich jedes Ende der Roͤhre mit einem Gitter verſah, damit das darinn verſchloſſene Fleiſch ſchlechterdings von keiner Bewegung des Ma⸗ gens konnte geſchoben werden, und ſolchergeſtalt mußte es hier ein Aufloͤſungsmittel ſeyn, das in daſſelbe wir⸗ ‚fen ſollte. Alles, mas man noch fürchten konnte, war, daß etwa das Auflöfungsmittel, wenn eins vorhans den wäre, doch nicht in genugfamer Menge vorhane den feyn möchte, um in folcher Menge in die Roͤhre hinein zu treten, daß es hinlaͤnglich in das Fleiſch wirken Fönnte, | | Dieſer an fi) ganz ungefünftelte Berfuch ward es. noch mehr, durch die Art des Gitterwerks, die ich ’ — | dazu J 80 Von der Verdauung dazu erwaͤhlete. Der ſchlechte Begriff; den mir der Maägen des Raubvogels von feiner Kraft zu drüden beygebracht hatte, uͤberredete mich, daß ein gemeiner, ſchwacher Zwirnfaden dazu hinreichend ſeyn würde, Ich vergitterte demnach jede Deffnung der Röhre, worinn ein Stuͤck Rindfleiſch ſteckte, mit einem ſol⸗ chen Faden, und dieſes zwar ſolchergeſtalt, daß ich den Faden um die Roͤhre herum wand, wie man ihn um ‚einen Knaͤuel herum windet, fo daß der Faden, nach der Laͤnge der Röhre, in. zwoen einander enfgegenges . festen Sinien, um, fie herumgeführee wurde, . Jeder Band gieng alfo durch den Mittelpunce jeder Oeff⸗ nung. Indem ich alfo den Faden oft um die Röhre herum wand, fo daß ein jeder rings berumgehender Faden auf der Oberfläche der Röhre ganz Dicht neben. dem andern zu liegen Fam, fo vergitterfe ich ſolcher⸗ geftalt die beyden Deffnungen mit einem Gitter, deffen Mafchen lauter Ausfchnitte eines Zirfels, (ſectores Circuli) waren, da fie fonft in den gemeinen Netzen Vierecke find, Dieſe Art von Gitter war weitläufe tiger, und am Umfange nicht fo enge, als in der Mit⸗ te: allein die größten. Zwifchenräume ließen Feine Körper hindurch, deren Durchmeſſer über eine halbe, oder drey Biertellinien.groß war. Alle Umzuͤge des Fadens, um die beyden Bitter zu formiren, und wel⸗ che man in die Länge gezogene Umzüge (longitudina- | les) nennen kann, waren mit Querzuͤgen (transuerla- les) befeftigee, welche zufammen einen Ring in der Mitte der tänge der Nöhre ausmachten. ,, Der Raubvogel, den ich die erfte mit Fleiſch an⸗ gefüllte vergieterte Röhre hatte verfchlingen laflen, gab ſie nad) vier und zwanzig Stunden wieder von 9 | | J ohne inmn den Bögen gr ohne daß sein einziger Faden des Girters zerriſſen, oder nur aus feiner Lage verſchoben worden wäre, und ohne daß ſich eine einzige Maſche erweitert hätte, Weil ich begierig war, zu wiſſen, was innwendig vor« gegangen waͤre, ſo zerſchnitt ich die Zwirnfaden ges ſchwind, und hob fie indie Höhe, daß alle beyde Deffa nungen unbedeckt waren, Der erfte Blick, denih / auf jede Deffnung warf, ließ mir fchon nicht. den ge⸗ ringſten Zweifel mehr übrig, daß in dem Magen biefes Bogels ein Auflöfungsmittel vorhanden ſey, ‚welches allein die Verdauung bewerfftelligen Fönnte, Ich fah alfobald, ob ich gleich fehr ‚genau nachfah, nichts, ‚als einen weißgrauen fehr weichen Brey. Als ich ein wenig davon mit der Spiße eines Federmef ſers aufnahm, und zwifchen den Daumen und. Zeiges finger legte; fo fand.ich, daß es wie ein ſehr weicher Brey anzufühlen war, als wenn es ein ganz reiner, ſehr feinerrweichgemachter Thon wäre. Man fonne te gar Feine groben Stuͤcken, und nichts wahrneh⸗ men, das feiner Farbe, Conſiſtenz und Figur nad), mit S wäre ı | Als ich fortfuhr, diefen grauen Brey aus der einen | und andern Oeffnung heraus zu ziehen, fo bemerkte ich, daß er von jeder Seite den vierten Theil ber Sänge tücken von Fäferchen zu vergleichen geweſen ausfüllere,oder daß deſſen fo viel war als man gebrauch ⸗ te, eine Hälfte dev Nöhre damit anzufüllen. Machs dem aber diefer graue Brey ganz hinweggenommen war; ſo kam eine etwas roͤthliche Materie zum Vor⸗ ſcheine. Dieſe war etwas feſter, als die erſte, und dieſe * Materie umgab das, was von dem Stüde i ndfleiſch übrig — und welches ſeine 2 Band, Feſtig· 4 * > 4 - * den, und ich mußte vermuthen daß ſie beſſer von ſtat⸗ grauer Teig ein, der noch vielweniger Conſiſtenz hats ſcheinlich, daß er zum Theil ſo fluͤßig geweſen, daß Von der Verdauung a und bermaße feine natürliche Farbe behalten: zu haben ſchien. Dieſer Reſt des Sleifches ward leiſe abgewaſchen, um ben rörhlichen Brey, der fich daran befeflge haben konnte, loszumachen , und es ſchien mir noch nicht einmal der achte Theil von. dem im | feyn, was ich in die Roͤhre gefteckt hatte. Bey einem andern Verſuche hielt ich es fuͤr 4J das Stuͤck Rindfleiſch zu wiegen, das ii in die Röhe, re hineinchat. : Es mar etwas weniger, als 48, und: mehr, als 47 Öran ſchwer. Dieſe vergitterte Röhre blieb faft noch einmal fo lange, als die erfte, in *— Magen des Raubvogels; denn ſie kam erſt nach 4 bis 45 Stunden wieder zum Borfehein. Soihergefia | war mehr Zeit zur Berdauung des Fleifches —* ten gegangen ſeyn wuͤrde. Nachdem ich die Faden zerſchntten, und die Netze in die Höhe. gehoben hatte; fo fahe ich durch die eine Deffnung hindurch, wie man durch die Deffnung eines Fernglaſes ſiehet. Ich ſahe, daß die Roͤhre in ihrer ganzen Laͤnge auf mehr als die Haͤlfte ledig war, und alſo fehlte ein gu⸗ tes Theil von der Materie in der Röhre, die ich hin⸗ ein gethan harte, Den meiften Platz nahm ein weiße te, als der ‘Brey im vorhergehenden Verſuche. Dies fer legte Brey war flüßig, und es. ift ſehr wahre er — die Maſchen des Netzes hindurch gefloſ⸗ ſen iſt | Inzwiſchen hatte See * kleines Stuͤck Kinde ſteiſch feine erſte Geſtalt behalten, ob es gleich viel blaffer und weicher geworben war, Es — ſich in SW | — in den Voͤgeln. 83 rey ſo kleine Sala zertheilet, daß, nachdem diefele ben leife gewafchen und abgewiſcht worden waren, alle drey zuſammen genommen, nur ſechs Gran, das iſt, ur den achten Theil ſo viel wogen, als das Stuͤcke tie zu.dem fie gehört harten, ſchwer geweſen war. Sie waren fo weich geworden, daß nicht vielmehr an ihrer gänzlichen Auflöfung fehlen Fonnte, Als ic) fie die flache Hand legte, und mit der Spige eines ‚Singers nur ein: wenigrieb, wie man mit einem Reib⸗ fteine die Farben reibt, fo wurden fie ben Augenblid zu Brey. Uebrigens hatten in * Verſuchen weder die Zeige, noch dag wenige Fleiſch, das ſich erſt angefan - gen hatte aufzulöfen, nicht den geringften übeln Ges ruch vom Sleifche, das zu verfaulen anfängt; fie ros hen vielmehr nur ganz ſchwach, und gar nicht em ‚pfindlich, oder durchdringend. Ich trug natürlicher Weife ein Berlangkii zu if fen, wie welt ſich die Kraft diefes Auflöfungsmittelg erſtreckte, deſſen Daſeyn genugſam bewieſen war, und zu erfahren, ob es mit Nachdruck in die Knochen wir⸗ ken koͤnnte. Die erften Knochen, die ich hierzu ges brauchte, waren ganz zart, und von einem Küchlein, das nur einen Monat alt, und nicht größer, als eine r Wachtel war. Ich ſteckte fechs Stuͤckchen Knochen die Roͤhre, davon viere die Stoͤße, die in zween heile zerſchnitten worden, und die andern beyden die ——— waren, die ich in der Laͤnge fo weit abſchnitte, daß fie in der Röhre Platz hatten. Alles zuſammen wog nur ſechs und zwanzig Gran. Der Raubvogel verſchlang die, wie gewoͤhnlich, vergitterte Roͤhre, und behielt ſie nur ap ‚und zwanzig agree, 7 2 f 84. Don der Verdauung bey fihh. Als ich nach hinweggenommenen Netzen die Knochen in der Röhre wieder: fuchte; fo fand ich davon nicht den Fleinften Splitter mehr. Es fhien, als wären fie noch gefchwinder und leichter verdauet worden, als Das Fleifch, und es war nur.ein wenig Gallerte in der Röhre übrig geblieben, davon das meifte an der inwendigen Seite des einen Ne: Bee faß. SR ER In der That waren die Knochen zum vorigen Ver⸗ ſuche außerordentlic) zart, ja bey nahe fo zart: als Fleiſch. Allein in einem andern Berfuche waren die — Knochen in der verſchlungenen Roͤhre, zwey Stuͤcke von einem der allerhaͤrteſten. Sie waren von einer Hchfenribbe abgemacht, und der ganze zellenförmige Theil war davon abgefondert, fo daß die Stuͤcken fo feſt als Elfenbein waren, mit welchen fie auch zu ei⸗ nerley Abfichten gebraucht werden. Sie wogen zur - fammen vierzig Oran. Sie thaten dem Aufloͤſungs⸗ mittel mehr Widerftand, als die zarten Knochen : denn es Eonnte ihnen binnen vier und zwanzig Stun« den nur achtzehn Gran, das ift etwas weniger als die Hälfte, von ihrem Gerichte abgewinnen. Jeder Knochen hatte an feinen Spigen einen Fleinen Tro- pfen Gallerte, die ohne Zweifel von einem Theile ih. rer aufgelöfeten Subftanz herrührte. Was Fnöchern geblieben tar, war auch noch hart. Mach dem dieſe Knochen noch) zweymal in. dem Magen des Raub⸗ vogels geweſen waren, baten fie ſich kaum ganz, näme lich fo weit aufgelöfet, daß fie nur nod) vier Gran wogen. | — —— ie wirklich fleiſchfreſſenden Vögel, zu welchen un⸗ fer Raubvogel gehörte, ernähren de >= ee) e 5. in den Bögen © 85° E- — Voͤgel und vierfuͤßiger und kriechender Thiere. Der aͤrgſte Hunger kann ſie nicht vermoͤ⸗ gen, Getreide von irgend einer Art zu freſſen. Sie würden ben einem. Getreidehaufen, ja bey den beſten Fruͤchten Hungers ſterben. Sollte dieſes wohl viel⸗ leicht davon herruͤhren, weil das Aufloͤſungsmittel ihres Magens nur Fleich und Knochen, nicht aber Sachen aus dem Gewaͤchsreiche verdanen kann? Handeln fie alfo hierinn, als ob fie wuͤßten, daß fie doch Hungers fterben würden, wenn fie gleich. ihren Magen mid Kon anfülleten,, das doch darinn unver⸗ dauet liegen bleiben würde? Die Natur ſchreibt den Thieren ſichere Geſetze vor, die ſie beobachten muͤſſen und die ſie auch jederzeit beobachten. Es war alſo zu vermuthen, und der Muͤhe werth, ſich davon zu verſichern, daß dieſes Aufloͤſungsmittel im Magen des Raubvogels, ſo kraͤftig es auch in Fleiſch und Knochen wirken konnte, Doch nichts gegen die Materien aus, dem Gewächsreiche vermöchte, Wir haben ſchon eis nen: oft wiederholten Verſuch angeführt, der dieſes zu bemeifen fcheine. Die zwirnenen Gitter an unfern. Röhren waren allemal unverfehre geblieben, ohne daß ‚ein Säfergen davon zerriffen worden wäre, Das Aufloͤ⸗ fungsmittel, das doch Knochen in Gallerte verwandeln fonnte, vermochte nicht einmal diefe Faden zu ſchwaͤ⸗ chen, und konnte ihnen nichts abhaben. Unſere Roͤhren gaben uns ſehr leichte Mittel an die Hand, um zu verfuchen,, was das Yuflöfungsmits tel im Magen des Kaubvo gels wider vegetabilifche Materien vermoͤchte, die ihm noch weniger, als ſtarke und ausgetrocknete Faden von Pflanzen, widerftehen ” Fönnen — Demnach habe ich dem Kaubs 33 vogel A 86 Don der Verdauumg — vogel zur veeſchiedenen Tagen Roͤhren ——— worinn bald Weizen, bald Gerſtenkoͤrner enthalten waren, und zwar von den legten, ſowohl rohe, mit und ohne Hülfe, als auch gekochte. In andern Roͤhren ſteckte ein Stuͤckchen Brodtrinde, in die ich verſchie⸗ dene Koͤrner geſteckt hatte, und die ſo lang, als die Roͤhre war. Endlich fuͤllte ich eine Roͤhre zur Haͤlfte mit Fleiſch die andere Hälfte aber mit Getreide an, Keiner von allen diefen fo mannigfaltigen Verſuchen bat mir ein Korn geliefert, das von dem Aufloͤſungs⸗ mittel angegriffen worden wäre, : Ich habe fie alle fo wieder herausgenommen, wie fie hineingethan wor · den waren, außer daß ſie etwa ein wenig aufgequollen geweſen ſind, wie ebenfalls geſchehen ſeyn wuͤrde, wenn ſie ſo viel Stunden an jedem andern feuchten Orte gelegen haͤtten. Die Brodtrinde ſchien ein wenig mehr durchgearbeitet zu ſeyn, und gleich beynahe ge⸗ kaͤuetem Brodte: allein ſie war ganz und gar nicht in einen ſolchen Brey verwandelt, als das Fleiſch j je⸗ derzeit verwandelt worden iſt, wenn man es mit Fruchtte oͤrnern in die Roͤhre geſteckt hat. Ich glaube mit Grunde, Daß das Auflöfungemit. tel mit nicht mehr Kraft indie Früchte, als in dag Getreide wirken kann. Ein Stuͤck von einer fehr teifen Drangenbirne, das 29 ran wog, fam, nach eis nem vier und ziwanzigftünbigen Aufenthalte im Mas gen des Raubvogels, in feiner vorigen Geſtalt wieder zum Vorſcheine. Das Fleiſch war ein wenig weich geworden, wie etwan an einer gekochten Birne, und ſchien zergangen zu ſeyn, wozu aber die Waͤrme des Orts, wo ſie gelegen, eben fo viel, als das Auflöfungs« · mittel kann beygetragen haben. Sie hatte einen OÖ ſaͤuer⸗ | \ in den Vögeln. Bi ſauerlichen Geſchmack bekommen, und vier Gran von ‚ihrem Gewichte verloren. Wenn man alſo auch in allen diefen Fallen dem Auflöfungsmittel etwas zuſchreiben wollte; foift doch feine Wirkung in die Srüchte, gegen dieyindas Fleiſch und die Knochen, ungemein ſchwach. Von welcher Natur mag nun aber wehl diefer Saft feyn, der in das Fleiſch und die Knochen chen die Wirkung äußert, als das Aqus Regie aufs Gold, und der in die vegerabilifhen Materien eben ſo wenig, als Aqua Regis ins Silber zu wirken vermag, Diefes' ift ein Gegenftand fo befonderer, als: nüglicher Unterfüchungen, die ich noch nicht genug ausgearbeitet habe. Sie fünnen indeflen doch mit leichterer Mühe angeftelle werden, als man wohl glaus ben ſollte. Man hätte wohl nicht geglaubet, daß es angienge, von dem Magenfafte, der in die Nahrungs⸗ ‚mittel wirket, etwas heraus zu fehaffen, um damit nad) Belieben die noͤthigen Berfuche anzuftellen, wie man mit den Säften von allen Arten thut, deren Eigen ſchaften man entdecken will, Unſere Röhren aber, die ung fo viel gewiſſes Lichte von den Arten der Ver⸗ dauung in verfchiedenen Magen gegeben haben, Fön nen uns auch von diefem Safte fo viel verfchaffen, - ‚als wir zu den DBerfuchen noͤthig haben, die ung ' feine Natur verrathenggfollen. Wir laden jeder mann zu diefen Berfuchen ein, wer es für wichtig hält, dieſen ſo nüglichen und befondern Saft genau ken⸗ nen zu lernen, und wollen zu dem Ende lehren, wie man ſich folchen Saft verfchaffen kann. Die Menge, welche davon binnen: vier und zwan⸗ zig Stunden, da eine Röhre im Magen eines Raub⸗ A * ‚in —— Kr" tritt, iſt aeg * | Von der Verdauung Es ift beſſen genug da, um die ganze äußere Oberflä« che der Stücken Fleiſches zu benegen, und um ſie ganz zu durchdringen. ı Dieſe Stuͤckchen Fleiſch ſind es nicht, die den auflöfenden Saft indie Roͤhre hinein⸗ - ziehen, und wenn ſie leer wäre, fo würde derſelbe eben ſo haufig hineindringen. Es kaͤme alſo nur —* an, wie man ihn darinn behalten koͤnnte und dieſes wird geſchehen, wenn man die Roͤhre mit etwas an⸗ fuͤllete, wohinein ſich der Saft ziehen kann, und das doch demſelben ſeine Kraft nicht benaͤhme „das iſt, das ſich nicht von ihm aufloͤſen ließe. Die allerge⸗ ſchickteſte Materie hierzu braucht nicht weit geſucht zu werden. Ein Schwamm iſt das erſte, was ſich darbiefer, Da er nicht unter ‚die Sachen: gehört, welche die Naubvögel freffen, fo. haben mir oben: geſe⸗ hen, daß er alfo auch nicht amfer diejenigen gehören Fonne, die in ihrem Magen verbauet werden. Da ich nun folchergeftalt an dem Fortgange des vorha⸗ benden Berfuchs: nicht zweifelte; > fo ſteckte ich viel kleine Stuͤckchen Schwamm in die Roͤhre. Ich fuͤllte ſie damit an, ohne ſie ſehr zu druͤcken. Die Roͤhre ward vergittert, von dem Raubvogel derſchlun⸗ gen, und wie gewoͤhnlich, wieder herausgebrochen. Als ich die Stuͤckchen Schwamm hineingethan hatte, wogen fie dreyzehn Gran, AAllein als ich ſie * heraus zog, waren fie drey und ſechzig ſchwer. Sie + hatten ſich alſo mit funfzig Gran Saft vollgeſo⸗ gen, die ich mit leichter Mühe häufig in ein Dazu bes ſtiwmtes Gefäß ausdrücken Fonnte, Diefer einzige Verſuch reicht: alleine hin, um zu jeigen, daß man ſich eine nicht geringe Menge von dieſem Safte verſchaf⸗ fen kann. Zwo oder drey mit —⸗ * ene 2 . A Pr Be: L * en) ne inden Bögen 90" 89 Eu Nöfeen, die man einen Roeubbogel in einem Tage verſchlingen ließe, würden ohngefaͤhr eine dop⸗ pelte oder dreyfache Menge, von hundert bis hundert und funfzig Gran ſchwer, geben. Wenn man aber ſtatt eines fo kleinen Raubvogels (Bufe) einen der größten, z. E. einen Beyer, oder Adler dazu gebraus hen koͤnnte, und ihn viel größere Röhren in einem Tage häufiger verfchlingen ließe; ſo wuͤrden die aus: gedrückten Schwaͤmme hinlaͤnglich viel Saft ci um ein Eleines Glas damit REN, a e 36 verpflichte mich hier von — Biſn chen Rechenschaft zu geben, die ich mic diefem Safte angeftellt habe. Man mürde davon urtheilen, daß fie verdienten vervielfältiget zu werden, und, man wird wünfchen, Daß fie es wären, weil man unmöglich um= bin kann, die vielleicht allzu fehmeichelhaften Hoffnuns gen zu unterhalten, zu denen fie uns zu berechtigen ſcheinen. Es iſt uͤberdem hohe Zeit, eine Vorleſung zu endigen, die ich nicht ſo kurz habe faſſen ae als In wohl gerne gewollt hätte, 99 Don einem Ohrwurme / der feinen EEE EEE i ea | Von einem Oorwurne, | der feinen °.° ‚Unterleib aufgefveffen hat. — a 5 ch ſahe son ungefähr einen Ohrwurm auf dem Tifche kriechen, und weil ich eben ein Meſſer in der Hand. hatte, ‘fo zerfchhitte ich denſelben, gleich unter der Bruft, quer durch und mit⸗ ten von ‚einander, fo daß ich nur die Spigen feiner Hinterfüße, i im Saufen, mit abgefchnitten hatte. Nim⸗ mermehr hätte ich geglaubet, daß mein Schnitt dies ſem Thiere fo gelegen fäme. Er war ohne Zweifel fehr hungrig geweſen. Kaum hatte ic) feinen Unters leib auf erwähnte Art von feiner Bruſt abgefondert ; fü rennete er. mie der größten Geſchwindigkeit einiger mal um feinen Bauch herum, entſchloß ſich kurz, und. fieng an, an dem abgeſchnittenen Ende zu freſſen. Der Bauch, der ſich dieſer Gewaltthaͤtigkeit von ſeinem eigenen Kopfe auch nicht verſahe, und in dieſen Aus genblicken feine Empfindlichkeit noch nicht verloren hatte, gab die Kennzeichen feines Schmerzens ‚gar deutlich zu erfentten, Er wand fich ein wenig, und drückte bald die hintern Zangen eft zufammen, bald dehnte er biefelben wieder aus, wie ein Ohrwurm zu thun pflegt, wenn man ihn mit einer Nadel in den - Bauch fticht. Dem halben Ohrwurme mar wenig an — ————— ". Bauches gelegen. Er | 109 J— unterleib auſgefreſſen hat. lag. ‚mit einer fo Bundifchen "Begierde Daran, und Ar ſich mie ſolcher Behendigkeit in das Eingeweide hin; ‚ein, daß öfters der ganze Kopf indem Bauche fteckte, ‚bis er nicht tiefer mehr hinein fommen konnte. Als denn fam er wieder ſheraus, fieng an einem andern. Ende an, und fraß fid) eben fo tief hinein. ‚Auf diefe Weiſe bekam er den größten Theildes Bauches ſammt feiner Schale hinunter, Doc) zulegt ward fein Ges ſchmack Lüfterner , nachdem der aͤrgſte Hunger geftilfe war, fo daß er den unterften Theil’des Bauches, bis ‚an die: Zangen, nur inwendig ausfraß) den Balg aber nebſt den Zangen liegen ließ. Das übriggebliebene Stückchen vom Balge hatte ungefähr die Geftalt, und Faum. die Größe eines in der “Breite halb durch» geſchnittenen und ausgebrückten Kernleins einer Fleis nen Bine ; ſo dag man mit vollfommener Wahrheit den ganzen Bauch auf die Mahlzeit des halben Ohr: wurms rechnen konnte. Beym Zerfchneiden hatte dieſes Thier nicht die geringfte Feuchtigkeit von fü ch gegeben. Nachdem er aber einige Minuten gefref- fen hatte, trat ihm.ein Tropfen bräunlicher Saft aus ber Bruſt heraus, der auch niederfiel.- Gegen das ‚Ende der Mahlzeit geſchahe diefes zum andernmale, und nad) Tifche, als er ein wenig herum gieng, zoger auch eine folhe Feuchtigkeit binter ſich der, welche vermuthlich dem Bauche, der nun in der Bruſt vers dauet wurde, Plag machen mußte. | Ich brauche meinen Leſern nicht erſt zu fagen, was an diefer Beobachtung, die vielleicht nicht einmal ‚ganz neu ift, bewundert werden muß. Einige wer gen die Dat des en bewundern, bie Sie | | ier Ber 92 Bor einem Ohrwurme⸗ der — ER Thier verhinderte, feinen Unterleib zu vermiffen $ andere, die Gleichauͤltigkeit oder vielmehr die Bes gierde, womit er ihn auffraß; andere, die ſchein⸗ bare Ave der Empfindung des abgeſchnittenen Baus . ches, der fich eben fo an den Zany gen bewegte, als ob er empfände, was mir ihm vorgienge ; noch andere werden fich foundern;, wie ſich dieſes hier alfo ins Fleine bringen koͤnnen, daß ev nur halb fo groß war, als zuvor, ohnerachtet er alle feine Gliedmaßen bey ſich trug, ‚außer daß er den Bauch. in den Magen gefchafft batte, * Alles dieſes zuſammen genommen; hat mich bewogen, diefe Gefchichte anzumerken, und ich Hoffe, daß fie unter ben vielen phyſiologiſchen Wera füchen mit zerfchnittenen Thieren einen n wütbigen Plag einnehmen werde, Johann Auguft Unzer, — J > I“ * vm. Aus⸗ * m —* — y, % RI, Berne er" 3 ee — J——— rg # der neueſten phyſikaliſchen Merkwuͤrdigkeiten. der — err Bosford hat in ſeiner Metallur — Wverſchiedene Beweisgruͤnde für das Wachs⸗ ’ tbum der Metalle zufammen ‚gefamm!et, davon die vornehmften angeführt zu werden verdies nen. Schon Granger, deſſen Schrift Kerr. Gos⸗ ‚ford in feinem zweyten Theile, unter dem vierten Ar⸗ tikel liefert, hat fich zu bemeifen bemüher, Daß die Mes talle wachen, und nah Ihrer Art ein Leben haben **, wiewohl er dieſes felbft für ein Paradoron erklärek; a habe dir, Ei er, geneigter Leſer, dieſes Pa— „ra⸗ —* “De itel des er — ke ‘ou PArt de tires et de purifier les métaux, traduite de PE- —— dꝰAlphonſe Barba, avec les Diſſertations les lus rares furjles Mines et les Operations metalliques, Zywey Theile. In Duodez. Hang, oder vielmehr Pa is, bey P. de Sonde. 1752. we Paradoxe, que les Metaux ont vie, compofe par Guillaume Granger, Dijonnois, — du Roi et , de Monfieur. Paris. 1640. — 1 94 Auszug der neueflen - „radoxon, vom $eben der Metalle, mittheilen wollen, „weil es meines Wiffens noch von niemanden anders „als nur im Borbengehen, berührt worden iſt. Es. giebt indeffen Umftände, welche dieſer Meynung ein großes Gewicht geben. Seit wie vielen Jahrhun⸗ derten wird nicht in demusande Sofals „auf ber öftlichen Küfte von Africa Gold gewonnen, ohne daß die Goldminern dafelbit jemals erfchöpft werden ſoll⸗ ten. Welche unglaubliche Menge Gold und Silber iſt nicht von Peru anhergebracht worden, und gleiche wohl find die Duellen diefer Metalle noch nicht vers trocknet; ja es it eher ein Mangel an Arbeitern, als anden Metallen. Es ſcheint alfo, als ob fie ſich aus ih⸗ rer eigenen Aſche, oder durch eine eigene fortpflanzen⸗ de Kraft immer wieder herſtelleten. Der erſte Haupt⸗ grund fuͤr ihr Wachsthum, iſt aus den Beobachtun⸗ gen des Herrn Chambon, erſten Arztes des pohl⸗ niſchen Koͤnigs, Johann Sobieski, genommen, und lautet alſo: „Man erzählte mir in einem Gold⸗ „und Silberbergwerfe eine. Sache, die die Bergleute Jaus einer alten Sage haben, und woran. niemand Zweifelt. Man hätte nämlich in eben diefem Berg⸗ „merke drey menfchliche Figuren von eben der Natur, „als der Erzgaͤnge, gefunden; und obgleich diefe Ge« „ſtalten zum Theil von: der Gewalt der Werfzeuge „zerbrochen geweſen wären, ſo hätten ſich doc) die ges „fundenen Stücke fo genau zu einander geſchickt daß „man nicht hätte zweifeln fönnen, es müßten Mens „fehen geweſen ſeyn. Ich fragte fie, warum man fol« sche Wunderſtuͤcken nicht aufbehalten hätte, und . „man,fagte mir, daß der Kopf und die Gebeine ie» „fer Siguren inwendig von lauterm Golde gewe A ’ 9 Er)‘ 2 E; phyſikaliſchen Merkwuͤrdigkeiten. 05 wären: daher man ſie denn nothwendig ohne alle „Barmherzigkeit Härte in Stüden ſchmeißen müf 5 Weil ich leicht erachten kann, was die meiften Le⸗ fer bey diefer Erzählung denfen werden ; fo will ich nicht zu den übrigen Beweisgruͤnden für das Wachs⸗ thum der Metalle fortgehen, ohne vorher die Ermah⸗ nung des Perfius an fie zwrihtn: 7° © Afpice et haec, fi forte aliquid. decodtius audis. Chriſtoph Merret erzählet in den Philoſo⸗ phicaltransactionen vom Jahre 1678, folgendesy _ Man pflegt die Erde, welche man von den Metallen abgefondere bat, in verfchiedene Haufen über einander & ſchuͤtten, und nad) ſechs oder ſieben Jahren bes Ö mme man wieder Metall daraus, woraus die Berg- leute viel Vortheil zieben. Man bat angemerfet, daß eine Zeit von fo viel Jahren dazu erfodert werde, ehe inan in diefer Erbe wieder mit DBortheile arbeiten ‚Tann. BEN — Herr Gosford ſelbſt hat im Jahre 1722 zu Wien ‚ein Stuͤck weißen Marmor geſehen, den man in Boͤh⸗ men, ohnweit dem Carlsbade, gefunden hat, Es ivar etwas über einen Fuß lang, und anderthalb Fuß breit, und in feinen Rißen wuchs ein Baum von fehr ‚keinem Silber „mit vielen Aeſten, der ungefähr drey bis vier Marf am. Gewicht hatte. Diefer Baum ‚war bey nahe zwey Fuß hoch, und der Stamm war ungefähr vier Linien dick, und anderthalb Zoll breik, ‚Es waren verfchiedene ausgehöhlte Streifen daran zu ſehen, die von dem Widerftande des Marmors vers 1X urſacht | 96 Auszug der neweften a —T worden waren, Durch. den ſich die — in ir rem Wachsthume mit Gewalt hindurch gezwungen hatten, Als der Chevalier Barelit, erfter $eib- arzt des Kuifers, Carls des fechften, dem Herrn Bostord diefeg Stück: zeigte; fo überredete es ihn damals, daß die Metalle einen gewiffen Saamen in | ſich enthalten müßten, welcher, vermittelft des ihnen eigenen Ferments, durch Benbülfe der innerlichen Hige, die von dem Mittelpuncte der Erde, bis zu ih» rer Oberfläche: herauf wirket, und den verfchiedenen Subftanzen, welche fie antrifft, ein befonderes Weſen giebt, den Pflanzen eine wachſendmachende und des getasioifihe Kraft mittheilen müßte - 7 Der ugendhafte aber * unglückfiche Hert Macca⸗ nas, ein beruͤhmter Spanier, hat dem Herrn Gosford erzäbler, daß einer von den Bergwerks⸗ commilfarien, als fie in Peru unterwegens ein vers. fallenes Goldbergwerk angetroffen, das ungefähr feit zwanig Jahren nicht mehr bearbeitet worden mar, bi Anſchauung des Schurtes geurtheifet habe, daß dieſe Erde Gold in ſich enthalten muͤßte. Ob nun gleich ein anderer, aus dem Regiſter derjenigen Berge merfe, die man, weil fie an Metall erſchoͤpft geivefen, hatte eingehen laſſen, die Zeit beftimmen konnte, da man in dieſem Bergwerke gearbeitet hatte ; fo untere . ließ man doch nicht, den Verſuch anzuff fen, und man gewann daraus nieder fo viel Gold „als e bot Zeiten zur Ausbeute gegeben hatte, Diejenigen, ſo fuͤr das Wachsthum d ber Metalle eingenommen ſind, werden hieraus zu vielen Betrach⸗ * Gelegenheit nehmen, und es iſt zu — daß pyhyſikaliſchen Merkwuͤrdigkeiten. 97 daß unter allen diejenige am meiſten erwogen wer⸗ den möchte, wozu der Herr von Aaller ſo ſchoͤne Anleitung giebt: ⸗ a Geh durchs weite Reich, das Gottes Hand gebauet, Bo bier in holder Pracht, vom Morgenroth ber J x thauet, Beier Die junge Rofe glüht, und dort im Bauch der Welt, - Ein unreif Gold ſich färbt, und wächft zu kuͤnftgem | Geld: | Du wirft im Raum der Luft, und in des Meeres . Grunde Bott überall gebildt, und nichts als Wunder finden. 1. Bon der Structur des Grundeg im Meere So ſchwer es feheint, in diefer Materie viel Enke taliano Donati nicht unmöglic) gemwefen, im Grun- de des Meeres die allervortrefflichften Entdeckungen - zu machen, und dadurch den Gag des Herrn vor. Hallers vom neuen zu beftätigen. i Was die Natur verdeckt, kann Dienfchen Wiß entz a bloͤßen. Er hat in ſeiner ſehr ſchoͤnen natuͤrlichen Geſchich⸗ te des adriatiſchen Meeres, vermittelſt ganz beſon⸗ derer Maſchinen, dem Meere einen Theil feiner Schaͤ⸗ ge entwendet, und uns von der Structur diefes Meeres DBefonderheiten entdeckt, welche verdie> nen, daß mir einige davon, auszugsmweife, hier mit« 12 Dand, G tthei⸗ — deckungen zu machen; fo iſt es doch dem Herrn Dis cheilen 9— — bemerfet gleich anfänglich, dag unfer der Structur des Grundes diefes, Meeres und der Oberfläche der Erde fein Unterſchied ſey, weil man darinn eben ſowohl, als hier, Berge, Flaͤchen, Thäler, Höhlen, Quellen und Flüffe antrifft, und weil ev größe tentheils aus horizontalen Erdlagen befteht, die mit denen in den Inſeln und dem feften Sande parallel laufen. 6 Man findet darinn verſchiedene Arcen von Marmor, Steine, Metalle und andere Sachen, die aus der Er⸗ de gegraben werden. Es giebt Gegenden, die ganz kiefeligt, grieſigt, ober auch ſandigt find, eimge, "Die fette, andere, die magere Erde haben, und hiervon koͤmmt es her, daß einige Gegenden im Grunde bes Meeres fruchtbar oder unfruchtbar find. Aus diefen und andern ähnlichen Beobachtungen wird gefchloffen, daß die Erde, mwelche wir bewohnen, ehedem unter den Waſſern des Meeres verborgen gelegen babe, Hiſterreich, die Wallachey, Dalmstien, Als banien und einige andere benachbarte Länder, ferner die Meeresklippen, die Inſeln und der Grund des Meeres ſcheinen dem Herrn Donati aus einer einzi⸗ gen Maſſe undurchſichtigen Marmors zu beſtehen, deſſen Theile einander an Geſtalt, Haͤrte und weiß⸗ lichter Farbe. faſt durchgängig. gleichen. Dieſer Strich wird indeſſen von verſchiedenen andern Arten Marmor unterbrochen, die allerhand Farben haben, und beſchrieben werden. Herr Donati erzaͤhlt auch, was er von — Sachen in Rn Provinzen gefun« * Der Titel des Werks heißt: Della ſtorxia naturale marina dell’ Adriatico. ete. Venedig, 1750. in Folio, mit Kupfern. | —— ua pbpyſikaliſchen Merkwuͤr digkeiten. 9 PER hat. Im Meere hat er gefunden: den Stein, welchen man Razenaugenemer, die Sma⸗ ragdmutter, den Chbalcedonich, den Carneol und Topfiteine woraus er beweiſet, daß. es im Meere Waſſer geben müffe, Die Weinftein und Kalk bey ſich ; führen... Was ihm aber im Grunde dieſes Meerbu⸗ ſens am merkwuͤrdigſten geſchienen, iſt eine Art von Rinde, die aus allerhand Muſchelſchalen und derglei⸗ “chen, die im Sande und der Erde ſtecken, und gleich— ſam darinn find verfteinert worden, beftehe, Dieſe Rin⸗ de, welche von Zeit zu Zeit zunimmt, erhebt ben Grund des Meeres nach und nach, ind macht ibn feichter. Die Dicke diefer Rinde ift ſchwer zu beſtimmen, allein Herr Donati hat bemerket/ daß zu Sebenico eine Bank wenigſtens von ſechs hundert Fuß tief geweſen, welche vermuthlich noch viel tiefer hinunter gegangen ift, Diefe Meernaturalien, die alle durch einander liegen, - find zumeilen fihon in der Tiefe eines Fußes verftei- nert und in Marmor verwandelt anzutreffen. Hinge⸗ gen nahe bey der Dberfläche haben fie noch ihre erfte Natur unverändert, welche fie nur defto mehr verlie⸗ ven, je tiefer ſie hinunter kommen, Man ſieht hiers aus, daß der Grund des Meeres unmerklich an. wählt, und daß ſich alfb die Waffer nach und nach N erheben ‚ und das fefte Sand uͤberſchwemmen müffen, So wird dad Meer verdrängt, fein aftes Ziel ent⸗ | fernt, * Und, wo manch Schiff vergieng, dann Laſten Korn | geerndt, \ i | — Donati hat viele Beweiſe hiervon aus der es ——— 3. E. daß ein Gebäude, er 62 es 4 100 Auszug der neueſten ches der Herzog Alphonſus der ander, 1581, ‘in das Meer bauen laflen, anjeßo fechs bis. ſieben Meilen davon entfernet ſey; daß Aquileſa und Ra» venna, jur Römer Zeiten, Seehafen geweſen find, u. ſ. w. Dieſes find ungefähr die allgemeinen Bes merfungen des Herrn Donati, welche hinreichen werden, die Liebhaber der Naturgeſchichte zu teen, ſich diefes fehöne Werk felbft — | Ul. Bon des Heren Palucci Methode | den Staar zu ſtechen *. 4 Ceiſus hat dieſe Operation fuͤr eine der afferfubtils ften in der Wundarztneyfunft gehalten, und verlanger Dazu eine fpigige und nicht allzu kleine Madel. Der arabiſche Arzt, Albucsfis, feheine der erſte gewe⸗ ſen zu feyn, der den Gebrauch der ftumpfen Nadel angerathen, welche Briſſeau verbeflert hat, Diefer _ Wundarzt bat an der einen flumpfen Seite dieſer Nadel eine Fleine Erhöhung angebrad)t, um die cry» ftallene Feuchtigkeit damit defto bequemer niederzus . drücken, und diefer Madel giebt der berühmte Here Heiſter den Borzug. Weil aber mic ven fehr feinen und u Nadeln der Staar leichtlich zerriffen. * wird, * Aus der Methode d’abattre la Cataracte, par M. Paluc- ei. Chirurg. de l’Acad. de — — etc. 1752. in Duodez. Paris, bey Dboury, dem Sohne. Schon im vorigen Jahre haben die lankifchen Erben in Zeip- zig eine überfeste Befchreibung dieſes IHRER), ; in Ditav ee, —J——— [ f pphyſikaliſchen Merkwuͤrdigkeiten. 101 wird, mit den platten und ſtumpfen aber ſchwer durch | aenbänte hindurch zu kommen iſt; - fo haben einige verfucht, zwey Nadeln einzuführen : eine, um die Häute dDurchzuftechen ; die. andere, den Staar nies derzudruͤcken: allein hier ift die Unbequemlichfeit, daß 16 die mit der erften Nadel gemachte Deffuung, beym Herausziehen, gleich wieder verfchließe. Es ‚war alfo zu wuͤnſchen, daß man ein Inſtrument häfte, welches die Bortheile diefer beyden Nadeln gemein ſchaftlich befäße, und diefes fcheint Herr Palucci auf ‚eine fehr finnreiche Art herausgebracht zu haben. So bald die fleine Nadel die Augenhäute durchgeftochen ; fo zieht fie fi) in eine Röhre, oder vielmehr in den Stiel des Inſtruments zurück, und diefes vermittelſt einer Feder, welche man mit dem Daumen losdrüs cket: da dann augenbliflih, an ihre Stelle, ein fiumpfer Stift, oder. eine Arc einer Eleinen Sonde zum Borfcheine koͤmmt, womit man den Staar nies derdruͤcken kann. Diefes Inſtrument ift fo fauber, daß es nur die Uhrmacher mit gehöriger Sauberfeit machen koͤnnen. Wenn nun diefer Stift oder die ‚Sonde zum Borfchein gekommen ift ; fo befchreibt ‚Herr Palucci feine Operation, wie er fie weiter vor» nimmt, mit folgenden Worten: Ich erhebe hierauf . das Ende diefes Griffels, und führe es nach) der obe⸗ ren Seite des Umfanges der cruftallenen Feuchtigfeie hin. Ich durchfchneide mit der einen Seite des In— ftruments das Meg, oder die gläferne Haut, welche die Capful formirer. Ich fahre in die Capful hinein, “und bernach mit dem Ende der ftumpfen Nadel zwi: - (chen der gemeinen Haut und der cruftallenen Feuch⸗ eigfeit herunter. Wenn ich finde, daß dieſe Theite | or | nicht Sonde dahinter in die: Höhe führe, -bis ich nieder. tal in den unterften Theil der-gläfernen Feuchtigkeit) Auszug der neueſten iu u — hängen, ſo faßte ich fort bie zum un⸗ teiften Rande der. Capful, den ich eröffne, und die durch die erſt gemachte Oeffnung hinein komme, und den Staar niederdruͤcke Wofern er nach dieſem Verfahren noch feſte Hängen follee ;" fo kehre ich ihn um, um ihn beſſer los zumachen, und lege ihn horizon⸗ wobey ich. die aͤußerſte Behutſamkeit anwende, daß er feine von den Augenhaͤuten beruͤhre. ‚Hefters öffe net fich, ohne mein Bemühen ‚uder unfere Nand dee Capful oder Einfaffung, bloß durch das Niederdru⸗ den des Staares von felbft, und dieſes gefchieht deſto leichter, wenn ich die Borficht gebrauche,, vermittelft des Hrumfahtens, den Widerftand der gläfernen: Feuchtigkeit ein wenig zu vermindern, ohne fie doch heftig zu bewegen. Wenn der Staar niedergedrücfe ; worden iſt; erhebe ich die Hand, und fuche mein In⸗ ſtrument dergeſtalt zu führen, daß das Ende der klei⸗ nen Sonde fanft auf den Staat aufdruͤcket, um ihn > defto beffer niederzubalten. In diefer Stellung blei⸗ be ich einige Seeunden, welches ich mich mit einer fpisigen Nadel nicht unterftehen würde, aus Furcht, den Staar zu durchbohren, Alsdann laſſe ich ein wenig mit Drücken nach, um zu fehen, ob der Staar unfen bleibt. Steigt er wieder auf; ſo wiederhole ich eben Diefelben Bewegungen, um ihn wieder nie» derzudruͤcken, und diefes fo lange, big er nicht mehr wieder in die Höhe ſteiget. Hierauf ziehe ic) das en auf einmal zurück, und verbinde das Au: . Zumeilen finde ich, daß der Staar an der gemeis | an Haas welche die cryſtallene Feuchtigkeit — phoſi kaliſchen Mertwuͤrdigteiten. 103 i une, und wenn es nicht allzu ſtark iſt, ſo kann ihn abſondern, ohne dieſe Haut zu zerreißen, und dieſes wuͤrde wiederum mit Der Nadel nicht an⸗ vn. N w. Bon der — Geburt din | lebendigen Kindes, in einem tiefen # Sthlafe der Mutter. | Dieſes if der Titel einer Streitfhrift, z welche der berühmte Here Profeffor Heifter in Helmſtaͤdt, mit dem Heren Doctor Behrends, vertheidiget hat *. Der Fall iſt fo fonderbar und außerordentlic), daß er mit dem vollfommenften Rechte bier erzähle zu wer⸗ Den verdienet, obnerachtet fonft das gemeine Schick⸗ fal der. afademifchen Streitſchriften bloß darinn be⸗ ſteht, gefehrieben., bezahlt, vertheidige und vergeflen zu werden. Eine junge vollblütige Ehefrau von zwanzig Jahren, hatte in ihrer erften Schwangers fchaft, gegen die Zeit ihrer Entbindung, eines Tages; - bey Zurichtung eines Gaftgebors, viel Arbeit und viel⸗ leicht auch allerhand Verdruß. Sie Flagte des Abends über Kopffehmerzen, ſchlief aber doc) ruhig ein, Gegen Morgen befam fie, unter gewaltigen Zudungen, einen heftigen Anfall von der Epilepſie. Der Ehemann, der Dadurch aufgeweckt ward, erhielt, auf Befragen, was ihr. wäre 2 Feine Antwort. Er: —* ihre Niederkunft, und ließ die Hebamme _ —6 Bu ‚rufen. | * Differt. inaus. de — — — viui in ſomno matris profundo. ae in ae 5 an " R% 104. Augzugdermeueflen rufen. -- Die Zufälle der Krankheit erneuerten ſich nach kurzen Stillſtaͤnden, mit gleicher Heftigkeit. Die Kranke konnte weder in den Anfällen, noch während. der Ruhe, das geringfte reden, hören und fehen. Es äußerte ſich Fein. Zeichen des Verſtandes, und mie die. Zuckungen nachließen, verfiel fie in den tiefſten Schlaf, Man hat dabey angemerfe, daß fie fich die Zunge zerbiffen. Um fieben Uhr ward der Herr. Hofrath Heiſter geholet. x verfahe ſich mie den A Fräftigften Arztneyen, und fand die Rranfe in dem äußerften Elende, da ihr ein neuer Zufall zufegte, der alle äußere und innere Hülfsmittel unfräftig machte. Man öffnete ihr endlich am Arme die Ader, worauf fie eine halbe Stunde ruhete, hernach aber die Wurh der Krankheit deſto fchärfer wieder empfand. Die Wehmurter mußte hiernächft das ihrige thun. Die Kranke ward in ein bequemes Lager gebracht, und es ergab fich, daß die Anfälle der Epilepfie von den Ge burtsſchmerzen herruͤhrten. Die Gebaͤhrmutter oͤff⸗ nete ſich weiter, und die Frucht naͤherte ſich der Deff⸗ nung, ungeachtet die ſchlaͤfrige und unempfindliche Mutter nichts freywillig dazu beyzutragen vermochte. Weil ſichs aber in ſolchen Umſtaͤnden bis Nachmit⸗ tags um drey Uhr verzog, indem der Gebaͤhrerinn keine innere Staͤrkungen beygebracht werden konnten, und man nicht haben wollte, daß der Herr Hofrath ſelbſt Hand anlegen ſollte: fo ward die Kranke einer ſtar ⸗ ken Frau auf den Schooß geſetzet, von den uͤbrigen in der Höhe erhalten, und alſo um vier Uhr das Kind zur Welt gebracht, doch. ohne Stimme und Regung, fo, daß man es für tode hielt. Auf wiederholtes Er⸗ | mabnen des Heren Hofrath Heiſters aber, Da, n a ie phyſikaliſchen Merkwürdigkeiten. 105; " Wehmutter demfelben Athem einhauchen, man wuſch es zugleich auch mit Wein, und hielt ihm erquickende Säfte vor Die Naſe, worauf es fich nach und nad) be- wegte, Die Augen öffnete, und ein wenig wimmerte, Bey der Mutter aber hielten die epileptifchen Bewe⸗ gungen nach wie vor an, ie fhlief dabey in einem fort, und weil ihr, wegen dick gefchroollener Zunge, ‚feine Arztneyen eingeflößee werben Eonnten, fing fie ‚um fieben Uhr ftarf an zu röcheln, und ftarb eine "Stunde darauf im härteften Schlafe, ohne den gan- zen Tag ein Wort geredet zu haben. Das Söhn: ‚chen, welches, aller Wahrfcheinlichfeit nach, zu früh. zeitig gefommen ift, ward beym Leben erhalten. Die Zergliederung der Berftorbenen ward nicht erlauber. V. Anmerkung von dem breiten Wurme Es iſt ſehr vieles von der Natur der breiten Wuͤr⸗ mer gefchrieben worden, und man hat lange geſtritten, ob diefes Gefchöpfe ein einziges Thier fen, oder ob eg aus einer Menge anderer Fleinerer Thiere beftünde, die ‚einzeln von dem Kranken abgehen, und Vermes cu- ‚curbitini genennt werben. Des Heren Trembley Entdeckung der Polypen im füßen Waffer, hat ung endlich gelehret, daß der breite Wurm nichts anders, ‚als eine Polype fey ‚der fich felbft wieder hervorbrin. ‚get. Solchergeſtalt darf es uns nicht wundern, daß dieſer Wurm nicht Fürzer wird, wenn er gleich viele AR G5 von *Aus dem Journal des Scavans, Aoũt 1752, G. 194. 196. rag * Ausʒug der neueſten von feinen Gliedern verloren hat, und daß auch, diefe abgeſonderten Glieder Leben und Bewegung haben. Herr Linnaͤus bat hierüber, 1748, zu Upſal, eine merkwuͤrdige Abhandlung herausgegeben, worinn er vier Arten des breiten Wurms von einander unter» ſcheidet. Bey denen, von der erften Art, welche am wenigſten breit ſind, endiget ſich jedes Glied an feiner | Baſis mit. einem hautigten Rande, wodurch fie mit. dem vorhergehenden zufammenhänge. Diefe Würs mer haben: an. dem oben und uhterften Nande eine Eleine Oeffnung, aber Eeine an den breiten Seien. Die andere Art hingegen hat lauter folche Glieder, die ander breiten Seite mit zwey Löchern verfeben. - find, deren eines unten nach der Baſis zu, das andere aber gegen die Miete befindlich if, Das erftere en» diget fich nach Art einer walzenförmigen Röhre, Dies ſe Wuͤrmer find viel platter, als die vorhergehenden, und zugleic) die gemeinften. Die-dritte Art beſtehet aus fo kurzen Ringen oder Gliedern, daß fie zehnmal breiter als lang find, und diefe haben an der Baſis nur ein Sach, " Man findet fie nicht leicht anderswo, als bey Hunden. Die vierte Art hat außerordentlich feine und duͤnne Glieder, die aber uͤber einen Zoll lang find, und an ihren Rändern zwey gegen einan⸗ ; der überftehende föcher haben, Diefe legte Art wird zumeilen ‘bey den En, am meiften aber bey . Hunden angetroffen. Herr Raulin baf einen brei= ten Wurm don —— 9 lang ———— * den er in * In dem — ſeiner nügfichen Schrift: Des — ſadies occafionnees par les promptes et frequentes v. ar in. £ - 2 Be h +46 phyſikaliſchen Merkwuͤrdigkeiten. 107 in dem Leichname eines Menſchen gefunden / welcher fünf und zwanzig Jahre lang öfters mir heftigen Ko« likſchmerzen behaftet geweſen, und es erhellet aus ſei⸗ ‚ner Beſchreibung, daß er von der zweyten Art dieſer Würmer geweſen ſey. Er bat auch einen, von vier Fuß lang, einem Kinde abgetrieben, deffen Glieder. . immer deſto kürzer waren, je näher fie an die fleinfte Endung. kamen, welche er den Kopf des Thieres nen⸗ net. Einige Glieder haben ihm zwey Löcher, andere drey, ja viere, mit einem-Zigen, ober einer. walzenför= migen Roͤhre an jedem Loche, zu haben: gefchienen. Er glaubt mit dem Herrn Andry, daß dieſe Thiere einen Kopf und Schwanz ‚haben : allein nach den Beobachtungen des Herrn Linnaͤus, haben fie feis nen andern Kopf, als diefe Zizen, womit fie die Nahr zung an fich zu faugen ſcheinen. Sie wachſen an beyden Endungen ‚ deren eine jederzeit kleiner, als die andere ift, wie Dolypen, gleich que wieder aus. Herr Dionis erzähle in einer 1749 gedruckten Abhandlung, daß er einen breiten Wurm beobachtet: habe, welcher in einer Haut eingefchloffen war, und daher fait eine , ‚walzenförmige Figur zu haben fhien, Er befanr “aber feine natürliche Geftalt, nachdem man ihn aus dieſer Haut heraus gezogen hatte. Man könnte den. ‚weitläufigen Streit von den breiten Würmern leicht ‚endigen, wenn man es nur mit den Wörtern niche fo - genau nehmen wollte. Go viel ift gewiß, daß diefe — aus vielen Glieder EICH welche, wenn fie ) von | "ration de Pair, confidere comine — terre. - Paris, bey Buart und Moreau 1752. In Duode RR ek a la TR # > 108. Auszug Der neneften von einander abgeriffen werden, nichts deſtoweniger leben und fich bewegen. Es ift auch gewiß, daß geute, von denen breite Würmer abgehen, zuweilen aud) nur einzelne Glieder. von eben der Ark von ſich geben, welche ebenfalls leben und fich bewegen. Darf man nun mohl ein folches einzelnes Glied mit dem Namen eines befondern Thieres belegen ? Wenn diefes angeht; fo beftehe der breite Wurm aus vie⸗ len andern, die fih an einander feft gemacht haben. Wo nicht; fo iſt der. breite Wurm ein einzelnes Thier, wie die Polypen, deffen Theile für fich befter ben tönnen, VO, Anmerfungen vom Steindl, u. befon- ders von Dem zu Gabian *. Das Steindl, (Petroleum) iſt ein fehr entzuͤndbares mi⸗ neralifches Del, von einem ſtarken, barzigen Geruche, und Es fließt gemeinig: lich mit dem Waffer, auf dem es ſchwimmet, zwiſchen dem’ weißer, gelber und fchwarzer Farbe. Felſen hervor, daher man es auch im Griechifchen Flerp’e- Asıov, genennet hat. Man findet viele Duellen von diefer Art in Italien, und die beruͤhmteſte unter allen in Frank⸗ reich quillt in dem Dorfe Gabian, nahe bey Beſiers, all⸗ mp die Duelle, Die eine Zeitlangnicht mehr geneifen, anjetzo wieder hergeſtellet iſt. Der Arzt zu Montpellier, Herr Riviere, gab Ao. 1717 eine Abhandlung vom Steinoͤle im Druck, worinn er aus ſeinen Erfahrungen urtheilte, daß dieſes Del Fein anderes als dasjenige ſey, welches man durch Deffilation ausdem Bernſteine bekoͤmmt. Er fand aus der chimifchen Zergliederung Diefer Dele, daß * | 4 v * Aus folgender Schrift des Hrn Dr. Bouillet, Secret. der Akad. zu Beſiers, und Correſpondent. der parif. Akad. Memoire fur Huĩle de Petrole en general et particuliere- · ment fur celle de Gabian. Beſiers, 1752. In 4. 206. 4 ' y $ phyſitaliſchen Merkwuͤrdigkeiten. 169 von Babian, und vom Bernfieine Spuren eines flüchti- ‚gen ſauren Salzes von fich gäbe, und daß fie auch ein Hüch- ‚tiges Falifches Salz in fich hielten , welches mit dem uri- noͤſen Theile des Ammoniakſalzes überein komme Hieraus ſchließt ex, dag dad Steinoͤl von Babian eine Art Birn⸗ fein ift, welcher flüßig geblieben, weil er Feine Feuchtig⸗ keit angetroffen, welche gefchickt gewefen wäre, ihn zufam> men zu ziehen und zu verhärten, oder der erſt vermittelſt ber fiharfen Salze, welche das mineralifche Waffer von ‚feiner Dberfläche losgeriſſen, aufgelöfee und flüßig ges ‚macht worden. Er geſteht indeffen, daß noch mehr Ein- fichten dazu erfodert würden, um auszumachen, ob dag Gteinöl ein wahrer Bernftein fey. Herr Riviere, und fchon vor ihm, Herr Marius, ein Mitglied der Eönigl. Soc. der Wiffenf. zu Montpellier, haben beobachter,dag ein mit gleichen Theilen von Harz und diefem Steinöle ge⸗ machtes Licht im Waſſer fort, und ganz ansbrennes daß der Dunſt von diefem erhigten Dele fich in einer Ent- fernung von drey Schuhen noch entzünder; daß diefeg Oel von der ftärkften Kälte nicht gerinner; daß es noch leichter als Dlivenöl feys daß es im Waffer geſchwinde zu Boden falle, aber den Augenblick wieder in die Hoͤhe ſteige und ſchwimme; und daß ein einziger Tropfen, den man auf ein files Waffer fallen laͤßt, fich dergeſtalt dar: über ausbreite, daß er infurzer Zeit einen Raum von ei- ner Toife im Durchmeffer einnimmt. Uebrigens verdirbt das Gteinöl nicht, wie bie Dele von Gewächfen, und went man es nur in wohlbewahrten Flafchen aufbehält, fo ver- dirbt es niemals. Mattbiolus, Ruland, Errmüller und Herr Geoffroi, der Arzt, haben bewiefen, Daß das Stein⸗ oͤl nichts anders fey, als die Naphta der Alten, das iſt eine Art flußigen Harzes, welches aus verfchiedenen Duel- len bey Babylon floß, und das Dioftorides und Plinius - ſehr geruͤhmt haben, Herr Bouillet merket zur Befkätis ‚gung diefes Gedanfend an, daß fih das Naphta unter ‚allen Körpern am leichteften entzunde, und daß eg hier⸗ inne mit dem Steinoͤle zu Gabian eben dieſelbe Bein ‚fenheit habe. Herr Boerhaave faget, Daß Körper, — ⸗ ER heilete, und wider Die Duͤnſte und Schwäche der. Mutter 19 0, Miszug derneneffen che mit Naphta gerieben, und, in vollen Flammen, ind Waſſer geworfen werden, darinn fortbrennen , welches, - wie oben erwähnt worden , auch von dem Steinoͤle gilt. Daher zweifelt Herr Bouillet nicht , daß das mineralis ſche Del zu Babylon, welches die Griechen Naphta nenn⸗ zen, eben daſſelbe ſey, mas die Anteiner Petroleum nen⸗ ‚nen, weil es aus den Rigen der Felfen fließt, und weil ſich eines wie das andere ſehr leicht entzündet. = ; «= u. Was die Natur dieſes Oels betrifft; fo bat Herr Ri⸗ viere durch chimiſche — des Oels von Ga⸗ bian gewieſen, daß man es als eine natuͤrliche ausgegra⸗ bene Seife anzuſehen habe, gleichwie die Balſame, oder die Harze der Baͤume und die Saͤfte der Pflanzen natuͤr⸗ liche Geifen aus dem Gewaͤchsreiche ſind. Ja Herr Ki⸗ viere erzaͤhlt, daß man in den Gegenden von Gabian viele Klumpen Harz findet, welche mit vollkommenem Rechte für. eine noturliche „Seife gehalten werden. koͤn⸗ sen, da ſich ihrer die Weiber ſtatt der Seife bedienen,da8 Reinenzeug damit: weiß zu machen, In ihrer Miner rien chen diefe Klumpen faſt wie das Steinoͤl, und find fo - hart, wie Stein. Daher urtheilt Herr. Sowiller, daß diefer Seifenftein nichts anders als Steinoͤl gemwefen, das. unferwegendieine Kalferde, oder eine Art von Kalkwaſſer angetroffen, dergleichen man fich zur Verfertigung derges meinen: Seife zu. bedienen pflegete TER, Denn man num; die ölichten und falzigten Theile, wor: aus das Steinöl beſtehet, betrachtet, fo wird man finden, daß diefes Mineral ſehr geſchickt ſey, die Zahigkeit des Frließwaſſers und der andern Gäfte zu verbunnen, auf zuloͤfen und zu fchmelgen, und ihnen ihre ſcharfe Saure, \ zu benehmen, indem fie ihre vorige, Flußigkeit und Ber wegung wieder erhalten. Eben diefes hat auch Dioſco⸗ rides von — zu Babylon angemerker: Er far ger, daß diefed Harz den Staar und die Zelle der Augen vortrefflich wäre; daß es die Reinigung beförbere; da es in langwierigem Huften und bey ſchwereim Athem im Geitenftichen, im Lenden⸗ und Magenweh Bopseeiiikie J | | ER ZN a. NEN 5 — pyhyſlkaliſchen Merkwuͤrdigkeiten. mm Bi: Er —— PR Dienſte leiſte und daß es auf die ib gelegt, die Schmers — derſelben beſaͤnftige. Plinius ſetzt zu dem allen noch binzu; daß es den Ausſatz die Flechten, das Jucken cu⸗ rirte, das Blut ſtillte, und die Winden wieder zuſam⸗ nen heilete. Im Herzogtbume Modena hat Fran⸗ eifeus Arioſt in feinem Briefe, den er 1460 geſchrieben, Der aber erſt 1690 gedruckt worden, viefe Wundercuren von den Steinoͤle angemerket. Fallopius, Fernelius Kamassini verſichert aber, daß das Steinoͤl vom Serge GSibbius im Herzogthume Modena anjetzo nicht mehr, wie zu Zeiten des Arioſts, ſolche Wunder thun wolle, und daher, daß es ſeine erſte Guͤte verloren habe, wel⸗ terirdifchen Winden und Entzuͤndungen zuſchreibt/ welche die Eingeweide der Erde umgekehrt haben. Allein keine von allen dieſen Urſachen findet bey dem Steinoͤle zu Ga—⸗ bian ſtatt, und ſeit 1608, da dieſes Oel zuerſt entdeckt nichts von ſeiner erſten Kraft verloren. Herr Riviere ruͤhmet es, wider den Brand, die Geſchwulſten die vom Erfrieren herruͤhren, wider die Wunden, die Colik, die Wuͤrmer bey Kindern, und ſo gar wider das Miſerere. ON igungen, und. den unterdruͤckten natürlichen Blutfluͤſſen ver Weiber. Er halt es auch für fehr gut, die Wurmer eifter faget, daß man fich deffelßen in Deutſchland be⸗ ene, die Feuchtigkeiten in den Kroͤpfen damit aufzulöfer. Herrn Bouillets eigene Meynungen vom Nutzen und efen. Ne J Er worden, hat ed auch, nach Herrn Bouillets Meynung, err Geoffroy preifer es ſehr in den hyſteriſchen Beängs- u toͤdten, und die gelahmten; wie auch andere Theile dar ⸗ mit zu reiben, worinn ein Falter Schmerz ſitzet Herr und Ettmuͤller haben ihm ‚große Lobſpruͤche beygelegt. es er den großen Ueberſchwemmungen, Erdbeben, un⸗ X Zebrauche dieſes Oels kann man im Werke ſelbſt nach⸗ 40 — 3 . v = g AR I U. Inhalte. — Imen Er des erſten Stuͤckes im zwoiften Sande 2 Sohn Hills Berfüche i in ber Noatuchiſtorie und Philoſophie in einer Folge von Entdeckungen durch Huͤlfe des Vergroͤßerungsglaſe: a) Erſter Verſuch. Don der Natur und den Eigenſchaften eines Inſekts, fo auf Staͤmmen von Beuchchamen gefunden worden © 3 b) Zweyter Verfü. Von ber Einrichtung, dem Wachsthume und den Fruchttragen eis ner beſondern Art von Corällenmooße 25 2) Dr. Hales Art, die ſchaͤdliche Beſchaffenheit der Luft in verſchloſſenen 5 mit Lichtern zu un⸗ terſuchen 46 3) Zueßlins Nachricht von unverwesl. Körpern so » Bina Schreiben an Prof, Käftnern von eleftrifchen Verfüchen, Gewitter und Negen betreffend? 57 5) Fueßlins Nachricht: von einem n merkwuͤrdigen Don⸗ nerfeuer 59 © Keaumürs Berfüche, ‚ wie die Vadanug in den Voͤgeln ———— Gattungen —— wird RTL RM 63 N Unger von einem Ohewurme, der — Unterleib aufgefreſſen hat 99 8) Auszug aus den neueften phyſtaliſchen Merkwuͤr⸗ digkeiten —J 93 — z 2 re 7 Hamburgifhes agazıı, oder. Schriften, 1% Ausde® . } aturforſchung und den angenehmen IM Wiffenfepaften überhaupt, — 1753. PTR 5 re KW 7 Un: vor — j A ö abe N J Er u Er A N ne er 4 | Sortfekung der microfcopifchen und phyſikaliſchen * anf Berjuder des Herrn Doct. Hille, ber E INBI: Akademie der Wiffenfch. zu Bourdeaux Mitglied. RER TREND) 419244 Berfinch, — Von der Natur und den Eigenſchaf⸗ ten eines bisher noch unbekannt geweſenen Inſekts, welches die hohlen Theile der in dem - zweyten Verſuche befehriebenen Sees * pflanze bewohnet. KB My en dem oßllsfspbifchen ee iſt es etwas gewoͤhnliches, daß eine und dieſelbe Unterſuchung verſchiedene Ent⸗ — deckungen hervorbringt. Die Auf— metfate, DW auf das —— Ziel des Nach⸗ | fore vi Siehe be 12, Bandes enfles Stu, | 16. . Verſuche von Entdeckungen Ä forſchens gewendet wird verſchließt das Auge des” - Bemerfers nicht gegen das, was fich fonft noc) etwa” dabey zeiget, und der Zuftand , worein die Sache, die man unterfuchet , gefeßet wird, um einen uner- - warteten. Vorfall zu befördern, giebt öfters einem andern nicht weniger wichtigen den Urfprung, unge achtet er die Einbildungskraft des Bemerkers über- ſchreitet. So gieng.es mir auch bey Gelegenheit der — in dem vorigen Verſuche beſchriebenen Seepflanʒe je Ich erhielt diefelbe mit großer Sorgfalt in aller mög. lichen Kraft durd) erneuerte Quantitäten ihres gehoͤ⸗ vigen Elements, und nahm fie für aller Bewegung und Zerrüttung wohl in Acht, Damit ich den ordent⸗ lichen auf der Natur beym Keifen ihrer Früchte fe- hen möchte, Diefes beförderte eine Entdeckung, die ganz neu und unerwartet war. Es mährete nicht lange, als ſich die Spuren davon beym Saufe der er- ften Unterfuchung zeigten. Da die Sache aber ihrer 7 Natur nad) ganz von der andern abgefondere war, wiewohl ſich beyde an einem und demſelben Dinge zeigten; ſo nahm ich mir vor, eine Nachricht, die an und vor ſich ſelbſt ſchon alle Aufmerkſamkeit erfor derte,. durch die Erwähnung einer Sache, die von derfelben ganz verfchieden war, nicht zu verwirren, fondern die zufällige Entdeckung derfelben in einem . befondern Capitel anzuzeigen. Bey der Unterfuchung der Pflanze Durch das Ber, größerungsglas bemerfte ich, daß ein jeder befonde- vor Zacke derfelben hohl und oval war, und daß i in der Mitte eines jeden fid) eine kleine Oeffnung zeigte, die mit der inwendigen Hoͤhlung eine Gemeinfhaft hatte, Ih b bemertte — daß ein jeder von * dleſen je ⸗ — % AED: durch Hilfe des Vergroͤßerungsgl. 117 dieſen Zacken eine Art eines befondern Gehäufes war, deſſen Höhle mit feinem andern Theile der Pflanze einige Gemeinfchaft hatte, fondern an der Spige durch das.von Natur gefchloffene äußerfte Ende des. Zackens, und unten durch eine quer liegende Haut zugeſchloſſen war. Es würde ſchwer geweſen feym, zu erklaͤren, wenn dieſe Pflanze bloß als eine Pflanze haͤtte ſollen angeſehen werden, warum die Natur ‚wider den gewöhnlichen Lauf fo vorſichtig geweſen, ‚Die verfchiedenen Höhlungen derfelben fo von einan« ‚der abzufondern; und aus Urtheilen von diefer Ark, da die Grundfäge denenjenigen nicht befannt find, die von Sachen difputiren wollen, rühret es her, daß die Weisheit der Vorſehung getadelt wird. Wir erfchrecken bey Nennung des Menfchen, der ‚da ihm Das Weltſyſtem auf eine unrichtige Art erfläret wird, faget, wenn er des Schöpfers Rathgeber gemefen wäre, fo würde er ihn gelehret haben, es beffer zu machen. Wir müfjen aber wiffen, daß wir ung feis ner geringern Gottlofigfeit fhuldig machen, wenn wir die Einrichtung der geringften Werke des Schoͤ— pfers tadeln. Wie bey einer vollftändigern Erfläs rung des Weltgebäudes der Tadel nicht auf den All. mächtigen, der daffelbe hervorgebracht, fondern auf das unwiſſende Gemüch desjenigen fälle, der fich une terſtand, daſſelbe zu befchreiben und zu erklaͤren, oh⸗ ne es zu verftehen; fo ift es ſowohl in den geringften als auch in den größten Dingen , die unfere Aufmerk- ſamkeit befchäfftigen, unfere Unmwiffenheit affein, die uns zum Tadel der Einrichtung der Theile verleitet, und eine. vollfommene Erfenntnig wird uns gewiß Bela 930. reheen, "4 .n8 Verſuche von Entdedungen 7 58 lehren, den Urheber der Natur, ſowohl im Großen ‚als im Kleinen, zu verehren und anzubethen, So unnöthig auch die Abfonderung der verfchiedes nen Höblungen in diefer ſchoͤnen Pflanze demjenigen feheinen mag, der fie bloß als eine Pflanze betrach⸗ tet; fo wird Doch das Mistrauen bald in Verwunde— ‚zung verwandelt werden, wenn wir fehen, daß eine jede von ihnen die Wohnung eines Thieres ſey. Ich wundere mich nicht, daß diefes nicht eher entdecket ‚ worden. Man findet nicht, daß die Pflanze felbft jemals gehörig unterfuchee iſt; und felbft unter allen Vortheilen, morinn ich dieſelbe betrachtete, hätte der erſte Anfchein, der den Weg zur Entdeckung ‚ bäbnete, mich natürlicher Weife zu einem Irrthume ‚verleiten Fönnen, als ich die verfchiedenen Theile der Pflanze von Zeit zu Zeit betrachtete. Es zeigte ſich zuerſt, ungefähr eine Stunde nachdem ich der Pflan« ze friſches Waſſer gegeben, und ihr völlige Ruhe ges laſſen harte, daß die Deffnungen, die ich in den Mike telpuncten der Zacken bemerket hatte, nicht. in. allen offen wären, Sie zeigten ſich in einigen, unter der Geſtalt von Flefen, die eine blaulichte Farbe hats ‚ten, und fo, mie ich mit der Bemerkung fortfuhr, ‘wurden dieſe Flecken je länger je zahlreicher, und der offenen Löcher immer weniger. Ich begab mich von der Bemerkung voller Ziveifel wegen diefer Veraͤn⸗ derung des Anfehens zuruͤck, und vermuthete die fort« gefegte Aufmerfiamfeit hätte mich einigermaßen zum | genauen Unterfcheiden ungeſchickt gemacht. Nach= | dem ich mic) fo Tange zurückgehalten hatte, als nö» thig war, meine Augen durch eine Erleichterung zu einem neuen Forſchen zu bereiten, fo gieng ich mit | | | ‚großer | N. durch Huͤlfe des Vergroͤßerungsgl. ug großer Behutfamkeit.wieder bin, um meine Pflanze nicht zu beunruhigen. Das Anfehen der Dinge war nunmehr gar fehe verändert. Anſtatt eines bloßen Fleckes, oder einer flachen Bedeckung, wie es bey ‚den meiften Loͤchern das Anfehen: hatte, erhoben. fich „von allen gewiſſe aufgerichtete und hervorragende Faͤ⸗ ſerchen; zwey davon erhoben fich mit großer. Regel» ‚mößigfeit, aus jeder Deffnung. Sie. waren unge faͤhr Halb fo lang, als die Zacken, und von ‚einer blaßen blauen Farbe. Als ich fie mit einem mittel mäßigen Bergrößerungsglafe unterfuchte, fehienen fie von einer glänzenden Oberfläche, und einer zärtlichen Einrichtung zu feyn. Sie waren nicht allenthalben von gleicher Dicke, .fondern am dickſten oben an der Spiße, und das auf eine fo regelmäßige Weife, daß ‚der größere Theil, ihrer Lange bloß ein Stengel zu ſeyn ſchien, dev einen ovalen Kopf unterſtuͤtzte, der oben rund. und glatt, unten aber platt und Fürnige war. —— * er In dem Eifer, der gemeiniglich eine Entdeckung ‚von dieſer Art begleitet, ‚beredete ich mich, bey dem serften, Anblicke dieſer Dinge, daß ich den ganzen Proceß des. Sruchttragens dieſer Pflanze fchon auf einmal ‚ausfündig gemacht hätte. Die Fleinen Ges haͤuſe, die ic) damals noch nicht unterfuchet, hatten das größte Anfehen von Früchten, oder von Theilen weiblicher Blumen; und nichts konnte glaublicher - ſcheinen, als daß dieſe länglichten Körper die maͤnn⸗ lichen » Blumen. „wären, deren Figur felbft: denen Stengeln fo ‚ahnlich fah, welche die antheras in eis ner vollkommenen Blume unterftügen, N wo Verſuche von Entdeckung Indem ich mie über den qufen Erfolg. ae fat die ich getragen hatte, die Pflanze in Kraft zu: erhalten, und über das Hervorſchießen einer ſo er⸗ ftaunlichen Menge von den antheris Gluͤck wuͤnſchte; fo zeigten fich an dem unterften Theile von zweyen, gegen welche das Glas unmittelbar gerichtet: war, noch zwey andere, Die unter meinem Auge , wie ich fie unterſuchte, hervorſchoſſen und ſich verlaͤngerten. Nunmehr fieng ich an, mir von’ dem Ausgange Dies - fer Unterfuchungen neue Hoffnung zu machen. Es war augenſcheinlich, daß diefe Fleinen Dinger feinen pflanzemmäßigen Urfprung haben fonnten, und nurs mehr glaubre ich auch nicht länger, daß die andern einen ſolchen hätten. "Diefe waren in ‘ihrer völligen. Ausdehnung nicht den dritten Theil fo lang als die ' andern, fie hatten auch nicht diefelbe Form. Da jene, t bis an ihre Spige von gleicher Dicke waren, wo ein ovaler Kopf fa, fo waren dieſe unten am diekeften, und wurden bis zum oberften Theile im. mer dünner, mo fie ſich in eine Spige endigten ; und A gleichwie jene auf der ganzen äußern Fläche, ausge | nommen an dem innern Theile des Kopfes, glatt - waren, fo waren dieſe vonder Spige an, bis zum = Boden an ihrer äußern Fläche, die erhaben war, glatt; laͤngſt der innern Fläche aber, ‚die nicht erha⸗ ben war, waren fie förnige. Ä Diefe Fleinern Dinge waren noch niche lange in ihrer völligen Größe ausgebreitet gemefen, als fe durch ihre Bewegungen bereits einen Beweis ihres thieriſchen Urfprunges an den Tag legfen. Die kur · zen ſchwungen ſich beftändig rück > und vorwärts, und das längere Paar a; ſich in verſchiedenen Kiche wi | tungen” durch Huͤlfe des Vergroͤßerungsgl. 1ar eigen herum, bald legten.fie ihre platten: ' -auf die Pflanzen, und bald, fügten fie diefelben gegen ‚einander, Es zeigte ſich, Daß fie nach. einigen we⸗ nigen von diefen Bewegungen länger wurden ; allein, als ich meine Augen zu dem Grunde derfelben herun⸗ ter richtete, ſo fand ſich ſolches ganz anders. Es zeigte ſich daſelbſt ein runder Körper, der ſich aus der ‚Deffnung zu einiger kleinen Hoͤhe hinauf ſtieß, und ſich, wie es ſchien an der Oberflaͤche um das lLoch herum durch eine Menge kleiner Faͤſerchen befe- ſtigte. Die Bewegung der vier laͤnglichten Koͤrper wurde nunmehr je laͤnger je freyer, und es war kein Zweifel mehr uͤbrig, daß dasjenige, was ſich anitzo ‚zeigte, der Kopf eines Thieres waͤre, das von der Natur mit dieſen vier Theilen verſehen worden, um —— ich, vermittelſt derſelben, ſeine Beute zu verſchaffen. Nachdem ich nunmehro von der Natur deſſen, was ich geſehen hatte, uͤberzeuget war; ſo war der naͤchſte Schritt, den ich that, Mittel zu finden, eine fo außerordentliche Creatur auf. eine vortheilhaftere Art zu fehen. Die Gläfer, die gebrauchet wurden, die Erfcheinungen der Körper, die ich im Waffer in ‚einem gläfernen Gefaͤße auf behielt, von außen zu unterſuchen, konnten, in Anſehung des Vergr oͤßerns, keine ſonderliche Wüutun haben; wiewohl ſie, in Vergleichung mit den Kraͤften des Auges, faͤhig wa⸗ ren, ſehr große Dienſte zu leiten. Es foftere mir ‚einige Mühe, nachdem ic) einen Fleinen Zweig von ‚meiner Pflanze abgefonbert hatte, verfchiedene von den Gliedern derfelben zu zerſchneiden, da fie auf eis ‚ner gläfernen Schüffel in einigem Salzivaffer lag,um die — Einwohner a beraus zu brin⸗ v R gen, — — 12 Verſuche von rEntdeckungen gen. Behy der Bewegung, die das Waſſer in — Gefaͤße bekommen hatte, als ich die Scheere hinein⸗ brachte, womit das Stuͤck abgeſchnitten ward, hat⸗ ten ſich die Thiere alle mit einander wieder in ihre Cellen hinein gezogen, fo daß ich nunmehr Fein Mie- ‚ tel wußte, wie ich eines finden follte. ' Da idy aber vermuthete, daß in einer jeden Celle eines beſindlich wäre, fo eröffnete ich eine große Anzahl: derfelben mit einer fleinen Lancette, und hielt den daran ftoß fenden Theil der Pflanze mit der Spiße einer Nadel fefte nieder, die von einem, der bey mir fland, ge⸗ halten ward. In verfchiedenen Fand ich Feines; im den meiſten Fonnte ich die Creatur zwar unterfchjeis‘ den, doch geſchah folches nicht eher, als bis ich ver⸗ ſchiedene Davon abgefondert hatte, wovon id) eines ganz fand, Dieſes ſetzte ich in ein wenig Waſſer vor dem reflectirenden Bergrößerungsglafe, und da es voller eben, und auf einige Zeitlang: auch voller Bewegung war', fo hatte ich Gelegenheit ‚die Sera und Bildung def elben fehr vortheilhaft zu ſehen. Der Koͤrper war von einer laͤnglichten — Die Länge deſſelben war viermal fo lang, als fein Diameter. Er war nicht Flach, fondern geruͤndet, auf die Art des Körpers eines Wurmes. Die Far⸗ be ke war blaß Der Kopf war don einer eh nahen zwar flein, vlt doc) merklich, Rt und? der Leib war mit Haaren bedecket. Dieß ward alles zus | erſt entdecket; als es ſich aber mehr in Bewegung | fegte, und nad) einiger Zeit wegen der Ausdünftung | des Waflers ftarb: fo gab mir die Fortfegung der Bemerkung zu verfhiebenen befonbern ‚Zeiten ‚Gele Sen | durch Hilfe des Vergroͤßerungsgl. 123 genheit, die ganze Geſtalt und Bildung beſſelben zu ſehen. y Nachdem die Verwirrung, darein es dadurch | war gefeßet worden, Daß. idy es vor ein: Vergroͤße⸗ rungsglas geftellet hatte, welches fo viel Licht auf ‚ daffelbe geworfen, als es vorhin nicht gewohnt ge» weſen, vorüber war; fo gab es die erften Zeichen des ALebens durch die Bewegung feines Schwanzes. Dies ſen drehete es in verfchiedenen Richtungen herum, ſchlug damit an das Glas, worauf e8 lag, hob ihn wieder auf, und bewegte ihn nach allen Seiten bin. In den verfchiedenen Stellungen, worinn das aͤußer⸗ fte Ende deflelben fich dem Gefichte zeigte, hatte ih bey den mancherley Berdrehungen häufige Gelegens heit zu fehen, daß er hohl war. Er hat eine runde Hoͤhlung, die aber nicht fonderlich tief ift, Fann fich an der Mündung zufammen ziehen und erweitern, und ift mit einer Menge fleifchichter Säume, oder flacher Fäfergen umgeben. Der ganze Leib ift, wie bereits bemerfer, mit Haaren bedecket; diefe aber, ob ſie gleich fo dünne find, als Haare, haben doch ein ganz anderes Anſehen, und zeigen augenſchein⸗ lich, daß fie fleifchicht find. Mach einer Menge von Kruͤmmungen ſchlug die Creatur das ftumpfe Ende des Schwanzes dicht an die aͤußere Fläche des Gla⸗ ſes, heffete den ganzen Rand der Höhlung nach uns ‚ten zu glatt an, und befeftigte fih dadurch auf eben die Art „wie wir fehen, daß Kinder im Spielen ein Stuͤck naſſes !eder an einen Stein befeftigen, um denſelben vermiktelft eines in ver Mitte des Leders befindlichen Fadens aufzuheben. Der Gebrauch der Faͤſergen, welche den Rand der Hoͤhlung umgaben, war — 124 Verſuche vom Entdeckungen war nunmehro auch augenſcheinlich. Es waren dies ſelben allenthalben in ihrer voͤlligen Laͤnge ausgedehnet, und dienten als fo viele Stricke, um den Körper an feiner Stelle zu befeftigen , indem ein jedes von ihnen feiner ganzen Länge nad) unten an dem gläfernen Schuͤſſelgen feft fapen. EL. Aus diefen Werkzeugen fcheint es eine Nothwen⸗ digfeit zu feyn, daß das Thier das Vermögen haben - müffe, fich vermittelft feines Schwanzes auf den Din« ‚gen, worauf es fich befindet, recht feite zu machen. Die Sicherheit der Wohnung, die e8 in. dem Gliede der Pflanze hat, macht eine folche Sorgfalt der Na⸗ tur unnöthig, und ich fonnte mid) in das, was id) ſah, quf feine Weiſe finden, bis ich die Oberfläche der Pflanze in dem andern Gfaferbetrachtere, und nachdem ich die Fleinen Steine, Schalen und andere Dinge, fo aus demfelben Orte mit der Pflanze wa⸗ ren hervor gebracht, und zugleich mitdemfelben Sees waſſer aufbehalten worden, eine große Menge ders felben kleinen Thiere lebendig darauf fand. Nun: mehro war der Gebrauch der gedachten Werkzeuge deutlich genug. : Diefe Ereatur ift außerordentlich zart, und wenn fie nicht fähig wäre, ſich auf eine fo fichere Weife zu befeftigen, wenn fie ſich auf einer Pflanze oder auf einem andern Körper befinder,, fo würde fie dem Untergange unterworfen feyn, ‚und durch eine jede Bewegung des Waſſers koͤnnen weg⸗ ‚gefpühlet werden. Da fie ſich ihrer eigenen Schwaͤ⸗ che bewußt ift; fo fucher fie Schuß, wo fie denſel⸗ ben finden fan, und wenn ſie eine fichere Wohnung bat, fo möchte diefes Geräthe des Schwanzes wohl unnötbig feun; in einem andern Zuftande aber Diener — 1* es durch Huͤlfe des Vergroͤßerungsgl. 125 es zu ihrer unmittelbaren Erhaltung. Ich fand viele davon in den Eleinen Hoͤhlungen von: Steinen, ‚in den alten und der fchuppichten Bedeckung von Schalen, und in den krummen Windungen der ge meinen Meerfchnede. Sie fcheinen allenthalben mit großer Aufmerffamfeie einen fihern Dre geſuchet zu haben, den fie aber nirgends fo glücklich, als in den. Gliedern diefer Pflanze.gefunden. | Als fich das Thier während meiner Beobachtung vermittelft des Schwanzes feſt gemacht hatte, fo fieng es an feinen Leib mitgroßer Bequemlichkeit und Hurtigkeit zu bewegen, die Yugen wurden deutlicher, ‚als vorhin, indem das Thier eine Haut zurück zog, die fie zum Theil bedecket hatte. Nahe an denſel⸗ ben, aber ein wenig höher, oder mehr nach dem äußerften Ende des Kopfes zu, zeigten fich zween ovale Körper, an deren Geftalt ic) es erfannte, daß - es die Köpfe der beyden längern Arme wären, die ihre runde und glatte Zläche aufwärts gerichtet hat⸗ ten. Ich fand, daß diefe beftändig zur Zeit der Ruhe des Thieres mit ihren flachen Seiten dicht an dem Kopfe lagen, und ihre Stengel, die fie frugen, wenn fie ausgebreitet waren, find gleich den Hör- nern der Schnedfen, wie fie. genennet werden, und fönnen nach Gefallen eingezogen und wieder heraus ‚geftoßen werden. Ich erhielt gar bald einen über: zeugenden Beweis, daß diefe Meynung richtig mä- re. Sch fah, daß die beyden Köpfe, anſtatt platt - anliegen zu bleiben, ſich an einem Ende in einer ges raden Stellung aufrichteten, und gleich darauf wur—⸗ den fie höher gefrieben, da fich denn die Stengel jeigten. Ar Ba: | Die 126. Verſuche von Entdeckungen Die ganze Flaͤche der Stengel und die aͤußere Släche der Köpfe derfelben waren glatt, glänzend, von einer» blauliche weißen Farbe, und mit einer ſchleimichten Materie , als der Leib einer. bloßen Schnecke bedecket; allein Die. innere Seite des Ko: pfes, welche, flach. it, und wovon ich vorhin entdecket ‚hatte, daß fie förnicht wäre, befam nunmehro ein bewwunbernstoitrbiges Anfehen.: Ein jedes von dem Körngen fchien einem hohlen Becher gleidy zu feyn, der unfen enge, und am Rande viel weiter: war, weichen leßtern eine Reihe Fleiner und kaum merfli- her Haare umgaben. Ich fand nachgehends, daß diefe ver ſchiedenen Bechergen, entweder. alle mit ein⸗ ander, oder einige davon inſonderheit, nah dem Gefallen des Thieres, einer Zufammenziehung und Erweiterung: fähig waren, und daß fie fo dicht an einander flünden, daß, wenn ihre Mündungen vols lig geöffnet. waren , fie. einander an den Ecken beruͤhr⸗ ten, und.bloß einige irregulaͤr gebildete Deffinungen zroifchen fich ließen. Sn diefem Zuftande ſchien die u ganze Fläche faft eben zu ſeyn; bey der, Zufammen« ziehung aber, da ein jedes Berherchen faſt den drit- ton Theit feines vorigen Diameters verlor, zeigte fie ſich fo fehr koͤrnicht. Bald nach der Yerlängerang, der. Stenael oder Stiele diefer Köpfe fiengen auch die beyden kuͤrzern Arme, wo ſie fo mögen genennet werden, ‚an, ber vor zu kommen. Dieſe waren vorhin. „ganz unſicht · bar geweſen, und nicht einmal ihre Spitzen hatten ſich auf der Flaͤche der Haut des Kopfes gezeiget. Die ganze innere Flaͤche derſelben war, ‚wie ich, vor · bin bemerket batte mit Koͤrnchen bedecket, und dieſe zeigten durch Hilfe des Vergroͤßerungsgl. 127 ‚zeigten fich nunmehro in. derſelben Geſtalt und Ein— richtung, als die andern! "Sie waren hohl, und konnten fih nach dem Gefallen des Shleps zufaunte ‚men ziehen, und erweitern .· Dieſe vier Arme waren nicht ſo bald; in. ihre gehoͤ⸗ rige Laͤnge ausgeſtrecket, als ſie in Bewegung geſe⸗ tzet wurden, und das auf verſchiedene Weiſe. Bis—⸗ weilen bewegten ſich die beyden langen, bisweilen nur die beyden kurzen, und zu gewiſſen Zeiten, wie— wohl ſolches viel ſeltener geſchah, beyde Paare zus fammen: Die Bewegung des langen Paares ber ftand im Hervorftoßen und Zuruͤckziehen, im Aufheben und Piederdrücen, und im Herummälzen von einer ‚Seite zur andern, welches alles mit großer Bequemlich« keit u. Geſchwindigkeit geſchah. Bisweilen ſchlugen ſie die beyden äußerften Seiten mit ihren Flaͤchen an ein» · ander, und in einem Augenblicke fonderten fie fich wien der ab, und fuhren fo weit zuruͤck, als fie nur kom— men konmen, zu andern Zeiten aber ſchlugen ſie mit Gewalt an die glaͤſerne Schuͤſſel. Die Bewegumg des kuͤrzern pyramidenfoͤrmigen Paares war nicht fo geſchwind noch fo mannigfaltig. Bisweilen wurden . ‚fie erhoben, bisweilen nieder gebrüder, und zu ges willen Zeiten beugten fie fich in mancherley Windun⸗ gen, und ſtießen ihre Enden bald in groͤßern bald in kleinern Entfernungen von einander. Waͤhrend dieſer Bewegungen hatte ich Gelegen⸗ beit, ihre Geftalt mit großer Yufmerffamfeit zu um terfuchen; und wie fie gelegentlich einen jeden Theil des Kopfes des Thieres zur Bemerkung frey ließen; fo fuchte ich mit allem Fleiße nach dem Munde, fonn» te en an feinem Theile des Kopfes eine, Afuns den, - felben an die Flaͤche des Ölafes, um fie nimmer wies Pe Verſuche von Entdeckungen finden. ' Nach fehr vielen: iteroungen lie bie, . fer Bewegungen ward das Thierchen, als das Waſſer, worinn es lag, anfieng wegzutrocknen, und. als das Licht, welches der Spiegel des Vergroͤße⸗ rungsglaſes zurück "warf, demſelben je länger, je fchädlicher ward, matt und ſchwach. Endlich ſtreck⸗ te es das laͤngſte Paar Arme fo weit aus, als. es nur konnte und ſchlug die platten Flächen der Köpfe der⸗ der zu beivegen. Das kürzere Paar’ Arme folgte ihrem Erempel. Sie ſtreckten fich gleichfallsifo weit aus, als fie nur fommen fonnten, und ſchlugen ihre flachen Seiten dicht an das Glas. In einer Mix nute darauf war alles ie weg, und bie *9 tur todt. | Als ich das Glas mit der andern Seite i in die Pre, be hielt, hatte ich Gelegenheit, die wirkliche Geſtalt der Koͤrnchen auf der Flaͤche der Theile, die nun⸗ mehro an dem Glaſe ſaßen, zu ſehen. Das Thier⸗ chen hatte dieſelben in ihre voͤllige Weite ausgedeh⸗ net, und in dieſem zur Bemerkung ſo gluͤcklichen Zu⸗ ftande faßen fie fefte. Cie glichen fo vielen Unter⸗ ſchuͤſſelchen, worein wir unfere Theefchälchen fegen. Ihre Hoͤhlung war nicht tief, und ihr Rand war von einer Art eines Strickes umgeben. Der Theil deſſelben, der nunmehro an dem Glaſe ſaß, mar I durch die Kraft der Mufkeln des Thieres’ platt gen | Drücker, und war von einer fehleimichten Materie am | das Glas befeftiger, die fi) nunmehro in’ eine Are eines Leimes verhärter hatte. Die Säume, die ich "vorhin um die Ecke eines jeden Koͤrnchens entdecket hatte, und die damals als Haare anzuſehen waren/ etann | durch Huͤlfe des Vergroͤßerungsgl 129. erkannte ich nunmehro. fürn fleifhichte Faͤſerchen, ‚denen, die den Schwanz umgaben, und fie ihren Urfprung von dem Rücken des Strickes, oder des erhabenen Randes der Höhlung, und dienten, Diefelbe mit defto größerer Stärfe an die Tläche des Ölafes zu befeſtigen. Sie haben bey Gelegenheit auch noch ein anderes Vermögen, und dienen, fih über ein jedes Inſekt zuzufchließen, das in ihre Hoͤh— le hinein kommen kann, wenn das Thierchen feine Deute ſuchet, die es als in einem Netze darinn Fänge, Sch gab mir die Mühe, diejenigen zu zählen, die meiner Muthmaßung nach, ungefähr "den achten Theil des Umfanges eines .der Körper ausmachten, und ic) zählte fieben und zwanzig, daß alfo ein jedes hatten auch eben: denſelben Endzweck. Sie hatten von diefen Körnchen mehr als zwey hundert von. die ⸗ fen Saferchen bat, die um fie herum’ fpielen, um eine jedefleine Creatur, die zum Raube diefes Zn. ſekts beſtimmt ift, zu verſtricken, und die Flucht derſelben zu verhindern, wenn ſie einmal drinnen iſt. Als ich nun einen jeden Zweifel in Anſehung der Einrichtung dieſer kleinen Theile des gedachten Zu: 'behöres gehoben hatte, fo blieb mir noch das zu un- terfuchen übrig, wornach ich noch nicht gefehen hatte, nämlid) den völligen Körper des Thieres, Zu dies fem Ende fehrte ic) das Glas wieder um, und goß frifches Waſſer auf die Stelle, wo das Thier lag. Nach einigen Minuten fah ich es zu feiner vorigen Größe wieder auffchwellen, und den Glanz wieder annehmen, den es bey der Ausdünftung des Waſſers, wodurch es trocken ward, verloren hatte, Der Koͤr⸗ per fehien beym erften Anblicke mit Haaren bedeckt 12 Dand, a zu e nicht eingeln vertheilet, und diefe Büfchel ſtehen auf ſchen fich haben. Es läßt fich nicht beſtimmen, wel⸗ 130 Verſuche von Entdeckungen zu allein bey einer genauen Unterſuchung fen nen dieſelben nicht ohne Unterfchied über die ganze Flaͤche zerſtreuet, ſondern mit großer Regelmäßige keit angebracht zu ſeyn. Die bloße Flaͤche des Koͤr⸗ pers war zwiſchen den Haufen der Haare gar leicht zu ſehen. Dieſe war von einer; blauen Farbe, und hatte das glänzende und Elebrichte Anfehen der ges meinen bloßen Schnee, fie. war aber nieht runzlicht, wie bey diefer Creatur, fondern vollfommen glatt, Die Farbe war eben ſo, wie: die inwendige Seite verfchiedener Seemuſcheln, ein ſchoͤnes glaͤnzendes ſtrahlendes Weiß, mit einem merluͤchen Anſatze von einem perlfarbichten Blau, das nicht regelmaͤßig al⸗ lenthalben verbreitet war, -fondern eine: Dean Farbe: zu feyn ſchien. In Eleinen Entfernungen erhuben ſich auf me Körper Zirfel von kleinen fleifchichten Puckeln, die Warzen ähnlich waren. : Sie waren niedrig, ges druckt, und.von einer blauen Farbe, als die uͤbri⸗ gen Theile des Thieres. Von den oberften Theilen derfelben erhuben fich die. Haare in ziemlichen Buͤ⸗ ſchen, woson ein jeder eine Art eines Pinfels aus⸗ machte. Die Zahl der einzelnen Haare eines jeden muß über. fünf hundert ſeyn. Auf dieſe ot find die Haare des. Thieres auf dem Leibe. in. Büfchel und fleifchichten Puckeln, die. den $eib in einer: zirkelfoͤr⸗ migen Figur umgeben, und kleine bloße Plaͤtze zwi— ches eigentlich die Farbe dieſes Haares ſey, und die, Schoͤnheit deſſelben kann in der That nicht beſchrie⸗ ben werden. Sie haben alle Farben des Regenbo⸗ — gens, A * Huͤlfe des Vergroͤßerungsgl. 137. Gold, Purpur und Feuerroth in großem und vor allen dag reich gefchattete und ver. änderte Grün und Blau ,-das wir auf dem Halfe einer Ente, oder eines Dfaues fehen. Welche von Diefen Farben, oder ob gar eine Davon die Grund: ‚farbe des Haares fey, das läßt fich nicht beſtimmen. Sie zeigen fich nach einander auf die Art der Far: "ben einer veränderlichen Seide, oder um eine noch bequemere Bergleihung zu gebrauchen , wie die hel⸗ len Zarben des Opals, deren Feine die Grundfarbe dieſes Edelgefteins: iſt, als welche in einem blaffen ‚Grau beiteht. Bey der Befchreibung deſſen, was ich zuerſt bey 5 Inſekt ſah, als es ſeinen Kopf und einen Theil ſeines Leibes aus der natuͤrlichen Oeffnung in dem Gliede der Pflanze, die es bewohnet, hervor ſtreckte, gedachte ich einer Reihe Faͤſergen, die es an allen Seiten ausſtreckte, um ſich dadurch an feiz ner Stelle zu befeftigen. Diefe Beobachtung des Körpers des Thieres unter den Vortheilen einer volle fommenen Ruhe, und einer ftärfern Bergrößerungss kraft erfläree die Sache vollfommen, Diefe Faͤſer— ‚gen find die Haarbuͤſchel. Dieſe Creatur erhebt nach Gefallen eines oder mehr Gelenke ihres Koͤr⸗ pers, wenn fie fo koͤnnen genennet werden, aus ih» ‚ven Zellen, und wenn es darauf ftille fißen will, fo wird eine von diefen zirfelförmigen Reihen ver Pus felgen auf den Rand der Deffnung in ver Pflanze geleget, und die verfehiedenen Büfchel Haare, die ‚Durch das Waſſ⸗ ev abgeſondert und ausgebreitet wer⸗ den , gleichen einer zirfelförmigen Reihe von Fibern, oder Wurzeln, Eine andere von dieſen Reihtn fin | a7 det | %* bet: es inwendig dicht an der Oeffnung indem. i entweder ſteif oder. fehlaff werden, es dem Thiere gänzlich beraubet werden. Allein, wo die. Natur Verſuche von Entdeckungen Dr B Heiden auf dem Körper nicht weit von einander ben, und folglich wird das Thier in feiner Stellun— feſt erhalten, und kann nicht durch Gewalt ga aus ſeinem Gehaͤuſe getrieben werden, wiewohl ſein eigene Kraft der Muſkeln ſeinen Leib zuſammen ziehen oder zu erweitern, wodurch dieſe Puckelgen leicht machet, ſich nach Gefallen hinein oder heraus zu begeben. Da mir nun die Geſtalt dieſes ——— und bisher unbekannten Inſekts vollkommen bekannt war, ſo blieb noch uͤbrig, mich nach der Art zu erkundigen, wie es ſich naͤhrete. Ein Umſtand, in Anſehung deſſen mich alle bisher noch angeſtellte Unterſuchun⸗ gen im Dunfeln gelaſſen hatten. Es find Feine. Ars ten von Thieren fo ſehr raͤuberiſch, als dieſe kleine Creaturen, welches aber nicht anders, als durch Huͤl⸗ fe des Bergrößerungsglafes zu ſehen iſt. Wenn die größern Raubthiere nur den hundertften Theil fo viel = Xhiere verzehreren, als diefe aflerfleinften Thierchen zum Schlachtopfer ihres Hungers machen, fo würde die Erde, nach der gegenwartigen Einrichtung der Dinge, in wenig Jahren ihrer thierifchen Einwohner deraleichen Triebe eingepflanzer hat, da hat fie auch fuͤr den dazu nöthigen Vorrath geſorget. Es finden. fich in der That Feine Bemerkungen, wobey ſich die unendliche Weisheit des Schöpfers fo deutlich: zeus ‚get, als be den allerffeinften feiner Werfez und es: ft Feine geringe Demuͤthigung unſerer hoben Einbil⸗ band) von unſerer eigenen Würde und — da durch Hilfe des Vergroͤßerungsgl. 133 daß er fo viele Bezengungen feiner Eigenſchaften vor ‚den natürlichen Werkzeugen unferer Sinne, - und folglich vor der Wiffenfchaft des groͤßern Theils der Welt verborgen hat., | — Ich konnte mir leicht vorſtellen, daß alle Bewe⸗ gungen, die ich bisher an den Tierchen ‚gefehen, diente, in gefalgenem Waffer gehalten hatte, Bemühuns gen nad) ihrer Nahrung geweſen waren. Allein, auf was für Art diefelbe von einer Creatur Fonnte verzehret werden, an welcher ich Feinen Mund hatte entdecken Fönnen, war eine Schwierigkeit, die ic) nicht. auflöfen Fonnte, Zu glauben , wie gemiffe neuere Maturforfcher in der Eile zu thun fähig gewe ⸗ fen ſeyn möchten, daß eine jede von den Deffnungen in den Armen ein Mund wäre, folches tvar von. dem Laufe ver Natur gar zu weit entferne. Es war fein Wunder, daß id) noch feine Gelegenheit gehabt hat: ce, fie freffen zu fehenz; denn das Waffer, worinn welche ic) mit der Pflanze, fo ihnen zur Wohnung = id) die Pflanze, welche fie bewohnten, hielt, war nur ein gefünfteltes Seewaffer, indem ih Salz in gemeinem. Waſſer aufgelöfee hatte, Die See bat ‚einen Ueberfluß an Inſekten von den Fleinften ſowohl, als an Thieren don der größten Art. Das Bergröf ferungsglas entdecket in jedem Eleinften Tropfen ders felben Millionen Thierchen vor allerley Geftalten amd Größen, und die größern unter denfelben naͤh⸗ ren fich von den Eleinern, ‚und fo geht es auch dem gegenwaͤrtigen Inſekte. Unſer frifches Waſſer aus Teichen, Gräben, oder ſtehenden Seen, iſt eben fo ſtark mit kleinen Creaturen aus dem Thierreiche ‘bes Br Es findet 1 fein Tropfen deſſelben, der | —5 nicht 134 Verſuche von Entdeckungen "nicht eine Million enthaͤlt. Das Waſſer, we ich wegen feiner Klarheit gewaͤhlet hatte, wer; nicht von diefer Arc, und wenn noch das Salz dazu ges kommen wäre, p würde folches den Augenblick al⸗ Einwohner zu Grunde gerichtet haben. Die Art und Weiſe, dieſe kleinen Seeinfeften zu fuͤttern ‚ift, nachdem fie eine Zeitlang in ſalzigtem Waſ— fer gehalten worden, fo von Feinen andern lebenden Creaturen, als diefen Inſekten, bewohnet wird, fris ſches Waſſer aus einem ſtehenden Behaͤltniſſe an die Geile des falzigten zu thun, und ungeachtet fie durch die Beränderung krank werden, indem: fie mit ihren gewöhnlichen Nahrung nicht verforger ſind; fo were den fie dennoch ‚ein jedes lebendiges Ding, das fie darinn finden, anfallen. So bald die Pflanze ihrem Platz wieder bekommen hatte, und das friſch hinein gethane Waſſer ftille ward, fah ic) Mengen von Köpfen und Armen auf einmal hervorfommen, und die Inſekten auffuchen, die in einem jeden Theile des friſchen Waſſers haufentseife zu finden waren. Ich fand, daß es fhwer feyn würde, fo genau, als es | nötig war, durch das Vergrößerungsglas, fo außen: an dem ‚andern Glaſe angebracht war, ſehen zw. koͤnnen. Ich ſchnitt daher einen kleinen Zweig, wel⸗ chen ich wohl bewohnt ſah, von der Spitze der Pflan« ze ab, und that ihn, mit etwas von dem friſchen Waſſer in eines von den hohlen Glaͤſern, die ge⸗ meiniglich zu dieſem Ende, als ein Theil des, Zube⸗ hoͤrs des gedoppelten Vergrößerungsglafes verkaufet werden. Kaum war dieſes in. den focum des Vergroͤße⸗ rungeglaſes SE worden, I ward. * durch einen Anblick durch Huͤlfe des Vergroͤßerungsgl. 135 Anblick vergnuͤget, wobey ich gewuͤnſchet haͤtte, tau⸗ ſend Zeugen gehabt zu haben. Das Waſſer war aus einem großen Teiche auf den Feldern hinter Dem Haufe Montague genommen worden, und war voͤller von Thierchen , und etwas größern Inſekten, als ich jemals geſehen habe. Dieſe ſpielten in einem Veraͤnderung ihres Platzes, und die Stoͤße der Be— wegung, fo das Zubereiten verurſachte, beunruhig⸗ ‚ten ‚fie im geringften nicht. Ich fah fie mit Ver— gnuͤgen hinter einander anjagen, und indem ein gröfs feres hinter einem Eleineren an war, die vielleicht beyde nicht anders, ‚als durch ein Bergrößerungsglas konn⸗ ten gefehben werden; fo Fam eines von einer nod) größern Art, verfolgte den Verfolger, und war eben fo begierig, ihn zu verfchlingen, als er das an dere kleinere Inſekt. Die Einwohner des Zweiges meines Meermooßes waren etwas furchtſamer. Es ‚jeden Theile des Waſſers ungeſtoͤret heum. Die mährete wohl einige Minuten, ehe fie erfchienen, - endlich aber fiengen die Spitzen der größern Arme an, fich zu zeigen, darauf kamen die fürzern, und zulegt fam der Kopf felbft, Die Entdeckung, fo fie durch ihre Augen von einem ſolchen Ueberfluſſe von Beute machten, gab ihnen allen eine augenblickliche Kraft. Die Köpfe erſchienen nicht ſo bald, als ein Theil der Leiber folgte, und einige waren 6 eifrig, ‚daß fie aus ihren Zellen heraus fielen, und auf den ‚Boden des Glafes kamen. Die Arten des, Todes find mancherley, und fie rühren nicht nur von den fchädlichen Erfindungen der Menfchen, fondern auch von der Fürforge der Na: tur für «werfchiedene ihrer Werke ber. Ein ſolches RE Ray. ME Megeln s 136° Verſuche von Entdeckungen — Metzeln, das fo allgemein, fo mancherley und “— N lenthalben mit ſolchem Eifer ausgeuͤbet ward, hat die menſchliche Grauſamkeit niemals: verurfachet. Es wuͤrde dieſen Einwohnern des, Waſſers vielleicht ſo ſchon nicht leicht geworden ſeyn, dieſen Verzehrern durch alle ihre Kuͤnſte zu entgehen; allein die Natur, die doch einem jeden Thiere einen Trieb zu unterſchei⸗ ‚den, oder eines und das andere Mittel giebt, ſich denen Creaturen zu widerfegen,, oder fie zu vermeiden, die am defchickteften find, es zu verderben, hatte wider einen fo feltenen Zufall feine Borfichtigkeit angewendet, der diefen ihren: Eleinen Legionen das Berverben zus 300. Diefe Raubrhiere, 100 es mir erlaubet it, diefe Thierchen in Bergleichung der andern fo zu nen? nen, waren folche Feinde, die natürlicher Weife Dies jenigen Creafuren nicht angreifen fonnten, die nun⸗ mebro ihre Schlachtopfer wurden. Sie waren Bere ſchlinger, die gleichſam aus einer andern Welt waren bergeführee worden , und‘ folche Angreifer ‚wider welche Feine Art der Vertheidigung vorher war. auge ‚gemacht worden. | .. Da die Ereaturen, welche zum Ziele biefer Bere ftörung dienen mußten, von verfchievener-Geftält und Größe waren; fo wurden auch verfchiedene Todes · arten wider ſie gebrauchet, und ein jeder von den hungerigen Einwohnern meiner Pflanze fchien einem ' Briareus gleich, der in einem Augenblicke verfchies dene Thiergen in feinen verfchiedenen Armen zerdrückte, und nach unterfchiedlichen Drten auf einmal das Ber- derben hinfuͤhrte. War das Thierchen nur flein, ſo mard es nur von einem einzelnen Körnchen an dem Kopfe des längern Armes, oder an font einem nn | darch guͤlfe des Vergröͤterungssl. 137 | der innern Släche des kleinern ergriffen , und nah dem Köpfe zugebraht, War es größer, fo griffen ‚ Uinterfchiedliche davon zugleich darnach Wannes fo ſtark war, daß es auf diefe Arc nicht bequem Eonnte gehalten werden, fo ward die platte Fläche des ana dern Armes mit zu Hülfe genommen, beyde wurden mit folcher Heftigfeit an einander oefehlagen ‚daß die unglückliche Creatur dadurch zerfchmettert ward, und anmelchem von diefen Armen fie behängen blieb, der ward den Augenblick nach dem Kopfe des Thie res gerichtet. Kam ihnen ein laͤngeres Thierchen in - den Wurf , fo ergriffen es die Fürzern Arme, die an einer Seite voller Körngen waren, und zerriffen es durch ihre Drehungen in Stuͤcken. Trafen ſie aber ‚eine noch ſtaͤrkere und beſchwerlichere Creatur an, denn der Hunger machte, daß ſie nunmehro alles an⸗ griffen, ſo wurden alle vier Arme auf einmal zum Berberben derfelben angewendet. Mit einer Mifchung von Schmerz und Tberscinder rung ſah ic), Daß zwanzig oder mehr von diefen meir . nen Corallenmooß-Thierchen an fo vielen Dertern auf einmal unter einem fo unfchuldigen und bülflofen Ges ſchlechte das Verderben verbreiteten, um aber zu begreifen, wie diefe Creaturen dasjenige effen fonnten, was fie folchergeftalt umbrachteit, ſah ich mich gend thiget, meine aream einzufchränfen , und ftärfere Gläfer anzuwenden, um nur ein einiges Thierchen ‚auf einmal zu betrachten. Zum Gluͤcke befam ich ein ſehr lebhaftes Thier bey dieſer neuen Einrichtung un⸗ mittelbar, in den focum des Bergrößerungsglafes. Es war in fo weit von dem Morden ermüder, daß pie — RR und folglich defto Teich» a $ | ter 138. Verfuche von Entdeckungen ter zu beobachten waren; und da es feine Naubbes gierde, wiewohl noc) nicht das aͤußerſte Verlangen feines Hungers bereits gefattiget hatte, fo ließ fich das ganze Verfahren defto leichter bemerken. ‚Zum. Gluͤcke war es ein folches Thier, welches bey dem eriten Angriffe feinen Leib ziemlic weit aus der Celle hervorgebracht hatte, und, es hatte Denfelben noch nicht zurück. gezogen ‚oder: Fonnte es vielleiche nicht thun, da e8 durch fein Freſſen fo dick geworden wars Sch fah es noch immer. morden. Das erſte, das ihm zu verfchlingen vorfam, war ein rundes Thiere chen, durchſichtig, wie eine leere Blafe, und ſchien ihm zu feiner Nahrung nicht viel zu-verfprechen. Es ward von einem der Körnchen an dem unterften Theis ‚le eines der kuͤrzern Arme ergriffen... Ich Fonnte fes ben, daß fich der ‘Becher den Augenblick‘, da es ge« faffet war, Darüber zufammenzog, und daß ſich Die Fiberchen, womit der Rand des Bechers gezieret war, daruͤber fchlugen, ‚Nachdem ein Augenblick. folcher- geſtalt zugebracht war, in welcher. Zeit. Die Fleine Creatur , wie ich glaube, zu Tode gedruͤcket ward, öffnete fich der Rand des ‘Bechers wieder, und. in» dem bie Fiberchen des oberften Theiles deſſelben ſich zuruͤck zogen, fo zogen fie. die Creatur zugleich mit, und-brachten fie an den Rand des naͤchſt Darüber be findlihen Bebers. In einem Augenblide ward fie über Die Höhle diefes Bechers gewälzet, ohne daß fich der Rand deffelben darüber zufammen zog, oder daß die Fibern fid) darüber fchlugen, und won den, - Fibern des oberften Randes ward es wieder zu den untern Fibern des naͤchſten Bechers gebracht. . Auf dieſe Art fah ich das Thierchen über die Br durch Hllfe des Vergroͤßerungsgl. 139 re: Armes bis zu der Spiße deffelben mit einer er: einst Geſchwindigkeit und Nichtigkeit wegwaͤl⸗ zen. Als es an den oberften Theil des Armes ger kommen war, ward es von einem größern und tier | Dre Becher angenommen, ‚den ich vorhin noch nicht erket hatte, wovon ich aber ißo fand, daß der« ſelbige einen jeglichen von dieſen Armen endigfe, Durch diefen ward es nun wieder irgendwo hinge⸗ bracht, allein wo, das war mir unmoͤglich zu ſehen. Der Dem verlängerte fi an der Spitze, ſo bald die Beute daran faß, drehete fid) über den Kopf weg, und fam in einem Augenblice ohne das Thierchen wieder zuruͤck. Hieraus konnte ich gar leicht ſchließen, daß der Mund irgendwo in dem untern Theile des Kopfes ſeyn muͤßte. Mit vieler Muͤhe drehete ich endlich auch mein Inſekt auf eine ſolche Art, daß ich einen Theil davon in den focum des Vergroͤßerungsglaſes brachte, In dieſer Stellung war es, daß eine von den Einwohnern des Waflers, welcher duch das Vergrößerungsglas einer Raupe. ähnlich: zu fern ſchien, zu feinem Unglüce an die Pflanze recht unter . der Deffnung des) Gliedes derfelben Fam, wo der Koͤrper des Inſekts herausſtund. Es hatte feinen Raub fobald nicht entdecket, als es die äußerften En- den feiner längern Arme hervorbrachte, die Fleine ' Raupe damit zu faſſen, und fie durch ein: plögliches Zuſammenſchlagen derfelben, todt drückte. Bisher hatte ich an dem Thiere noch keinen Mund entdecken koͤnnen, nunmehro aber zog ſich eine Haut von dem mictlern Theile des Halfes diefer Creatur zurücd, und entdeckte eine Oeffnung i in Geſtalt eines halben Mon⸗ des, x 140.) Verfuche vom Entdeckungen des / die die Beute zu verſchlingen offen und. De 9 Am an deſſen aͤußerſtem Ende das todte Thierchen hieng, richtete ſich mit einer leichten Bewegung zum Munde, das Thierchen ward in einem Augenblicke von demfelben angenommen, und bie. Haut flog fos gleich wieder an ihren Dre zurück, als wenn fie die gandze Zeit vorhin durch eine gewiffe Gewalt wäre ge- — # halten worden, bedeckte die ganze Deffnung, und. ließ an dem Hete, to fie mit dem übrigen Theile der Bedeckung des Halſes zuſammenſtieß, weiter nichts, als eine zirkelfoͤrmige Falte, oder einen Ring fehen;, dergleichen wir faft an den meiften Körpern ‚der Inſekten finden. Dieß ift alfo die Hiftorie eines hieres, das bis: h her der Welt ganz unbekannt geweſen, des Einwoh⸗ ners einer Pflanze, die nur durch ihre aͤußerliche Geſtalt, und auch dadurch noch fo unvollkommen befannt gemwefen, daß aus allem dem, was die bo, taniſchen Schriftfteller davon geſaget haben, es nicht ‚ feiche zu finden iſt, ob einer-von ihnen fie jemals in einigem Grade der Vollkommenheit gefehen habe. Da beydes, die Pflanze und das Thier, ben. diefer Gelegenheit fo genau unterfuchet worden, und zum Gluͤcke in einem ſolchen Zuſtande geweſen find, der bey einer folchen Unterfuchung die beften Beweiſe von ihrer Natur geben fonnte: fo wird es fich allhier nicht übel ſchicken überhaupt von der neuen Lehre zu reden, die in Anfehung der Seepflanzen von einigen Perfonen eingeführet ift, "die von demjenigen, "mas ſich bey diefer Unterfuchung geseiger, nur nn } men etwas gefeden haben. — [7 x KR durch He des Vergroͤßerungsgl 141 + Däßeine jede Höhlung in einem jeden dichten Kör- ve, der unter dem Wafler liegt, einen Aufenthalt für eines, oder; das andere Thier ausmachen, ift gewiß. Biele von ihnen dienen taufend verfchiedenen Thies ven, und viele verfchiedene Höhlungen Thieren von einerley Art zum Aufenthalte, Die. verfchledenen Falten der Aufterfchalen, die krummen Höhlungen. der Meerfchnecen, und andere gewundene Schalen, "die länglidyren Furchen der: cochlearum, und felbft die Arten der Murieis, welche blätteriche und hohl find, werden, wenn die. verfchiedenen Schalen in der See find, von einer Menge Thierchen bewohnet. Die Seepflanzen haben ebenmäßige Höhlungen, wel che eben-fo ſtark bewohnen find als diefe, Die Fortpflanzung und die Mittel des Ausachr fens der Seepflanzen überhaupt, zumal, da fie Feine Wurzeln, wie die Sandpflanzen haben, hat: viele Naturforfcher in Verwirrung gefeget, und es foll in - einem der folgenden Verſuche umftänblich davon ges handelt werden. Die Kranzofen, welche in den legten Jahren ziemlich in der Naturwiſſenſchaft her⸗ umgetaͤndelt, wiewohl ſie, die Entdeckungen ihres unſterblichen und unermuͤdeten Reaumuͤrs ausge⸗ nommen, dieſe Wiſſenſchaft in kein ſonderliches Licht geſetzet, haben dieſe Einwohner dann und wann in den Corallen und andern Seepflanzen gefunden. Jußieu inſonderheit hat in dem Tractate, den er von den Corallen der Oſtſee herausgegeben, weil er dieſe Thiere fehr häufig darinn angetroffen, ein fol» - ches Urtheil davon gefaͤllet, dieſe Fruͤchte der See waͤren keine Pflanzen, wie man bisher durchgehends geglaubet haͤtte, ie die Eorallen, der Corallen | Moos’ —N 142. DVerfuche von Entdeckungen Moos und dergleichen, wären in der That nichts an- ders, als Hütten oder Eellen, fo von Diefen verfchie ‚denen Creaturen zu ihrer Wohnung wären verfertigee worden. Was fir ein Syftem! Die regelmaͤßi · gen Sträuche der rothen, die aͤſtigen und zierlichen Stauden der weißen" Eoralfen, die zarte und’ feine Bildung des Corallenmooßes, fo fehöner iſt, als ir- gend eine Landpflanze, "zu einem Gebäude Eleiner und fehr fhlechter Inſekten zu machen ‚die von ungefähr einen Plag darinn- finden, wo fie ſich verbergen föonnen! / N WER Die gluͤckliche Entdeckung des Fruchktragens an diefem Corallenmooße iſt allein zureichend, dieſes ganze unnatürlihe Syſtem über einen Haufen zu werfen , wiewohl noch taufend andere Dingemehr, und, - zwar von gleicher Gültigkeit, find, die es beweifen. Es hat mir fehr leid gethan, zu fehen, daß Lin, naͤus, ein Schriftſteller, der in neue Dinge, es mögen Früchte feines eigenen Gehirns oder anderer $eute feyn, ſehr verliebt ift, diefes Syſtem angenom⸗ ‚men hat ; ich weiß aber, er beſitzt dem allen ungeach ⸗ tet, fo viel Wahrheit und Aufrichtigkeit, und Die Beförderung der Naturwiſſenſchaft Tiege ihm ders maßen am Herzen, daß er, ungeachtet feines Mis- faflens an Bergrößerungsgläfern ; diefes mein Expe⸗ riment wiederholen wird; und wenn er in. den Blaͤs— gen diefer Pflanze dasjenige wird gefehen haben, was _ er fo wohl verftehen wird: fo bin ich überzeuget, er ‚werde von dem Urheber diefes unvernünftigen Sy: ftems abgehen, und den Geefrüchten den Plag wie- der einräumen, den fie bisher unter den wirklichen Pflanzen gehabt haben. Ey RER I RT | Den — A Süffe de8 Vergrögerungegt ⸗ Der vierte Verſuch. Von einer beſondern Art von Sat. de, ſo an den Ufern von Minorca gefunden wird. Unter den natürlichen Werfen der entlegenen Theile der Welt, fie mögen zum Thier⸗ Pflanzen oder Mineralreiche gehören, find viele von den unfes rigen dermaßen unterfchieden, daß, wenn wir nad) demjenigen urtheilen wollen, was mir in den engen Gränzen dieſer kleinen Inſel, und noch dazu gemei— niglich nur in einem ſehr kleinen Theile derſelben, ſe⸗ ben, wir fähig feyn'mwerden, die Nachrichten, fo ung diejenigen bringen, die anderwärts geweſen fi nd, in Zweifel zu ziehen. Ich will indeffen nicht fhrci- sen, Daß. nicht teure geweſen find, die, da fie von Natur gern Bewunderung haben erregen mögen, uns glaubliche Hiftorien erfunden, und feft verfichert ha- ben, ‚daß fie ſelbſt in einem entfernten "Theile der Melt Zeugen davon geweſen find; allein, wenn wir auch alle ſowohl ernſt⸗ als (cherzbafte uͤlliputtiſe he und brobdingaggifche Hiſtorien fahren laſſen; fo bleiben doch noch taufend Dinge uͤbrig, die uns im hoͤchſten Grade wunderbar fcheinen, die doch denen, fo ſich weiter in der Welt umgefehen haben, ganz ' gemein find. Es ift eine niederträchtige und einges ſchraͤnkte Parteylichkeit für unfer "Vaterland, zu glaus ben, daß die Nachrichten von Dingen , fo in andern Ländern hervorgebracht werden, falfch find, meil fie ung zierlicher, größer und Eoftbarer , als unfere eigene | befchrieben werden. Wir haben Bortheile in dem fr morae 144 Verſuche von Entdeckungen moraliſchen Sach der Dinge, die ung u ftarten fommen fonnen, unſerer Inſel den Vorzug vor der ganzen Welt zu geben. England ift das ‚Land der Gelehrſamkeit und Freyheit Moͤchte es doch dieſen Titel auf führen, und möchten feine Söhne ſtolz darauf. ſeyn Allein was die natürliche Welt anbetrifft, fo kann uns nichts, als eine: lächer- liche Parteylichkeit bewegen, zu glauben ; daß mir die. orientalifcben, die. americanifchen‘, oder felbft unfere benachbarten Länder: übertreffen, oder ihnen nur ‚einmal nahe Fommen. Woher fommen doch Gold und Edelfteine ‚ als aus den entfernteften ändern ? Weil wir die Herrfchaft darüber Haben, fo müffen wir doch nicht leugnen, daß andere, nicht: fo gluͤckliche Ständer als das. unferige, fie —— bringen. Wir muͤſſen feine Peeleglichtei fuͤr die Dinge, fo die Natur bey uns hervorbringt, unterhalten, um. dadurd) Die Unwiſſenheit, in: Anfehung derer Dinge, - die an andern, Dertern hervor kommen, zu befördern, noch den engen Begriffen nachhängen , unfer welche ‚die fchlechte Kennenig der Welt uns einfchränfen will, Wir müffen den Eifer und die Dffenherzigkeit, uns dasjenige zu entdecken und mifzutheilen, was gefehen tworden ‚» Dadurch nicht enffräften, daß wir Dingen unfern Beyfall verfagen, weil fie neu, oder felten find, noch demjenigen, der ung unterrichten will, ſeine Müherdurdy einen Zweifel an feiner Slaubroür: : digkeit bezahlen. Alles, was neu iſt, ift minder bar, Bloß unfere Bekanntſchaft mit Dingen kann ‚machen, daß uns der Begriff derfeiben leicht wird, ade wohl jemand bie Wirkungen. des. Magnerg a Y\ durch Luͤlfe des Bergrößerungsgl. 145 } — haben, wenn er ſie nicht vorhin ſchon geſe⸗ Ben oder Davon gehöret Hatte! And doch muß eine Zeit gewefen ſeyn, da fie allen, außer dem Erfinder, neu gervefen find, da die Entdecfung eben fo vielem Unglauben, und der, der davon geredet, eben fo vieler Verachtung muß unterworfen gemefen ſeyn, als“ es ißo denen geht, die etwas behaupten, das ung neu iſt. Hätte wohl vor zwanzig Fahren jemand ‚glauben Fonnen, daß einer, wenn er wollte, diefe erftaunlicye Eigenſchaft dem Eiſen mittheilen fönnte! Der wenn auch ein Gelehrter die, dem Anſehen nah, unmöglichen Mittel gehörer härte ‚wödurh folches gefchehen follte, würde er nichr feinen Glau« ben gemegert, und darüber gelacher haben? Und doc) haben: wir die Sache felbit von Savary und ‚feine erften Bemühungen darinn gefehen, "wodurch. alles dasjenige ausgerichtet: worden, was man von: der Arbeit des Doctor Anigbts erwarten Fonnte, Die Electricität kann ale eine andere Sache bierbey angeführet werden. Die Wirfungen derfelben glaus ben wir, weil uns unfere Sinne davon überzeugen, Hätten wir aber nur bloß davon gehörer,-fo. halte ich dafür, wir wuͤrden fehr unglaͤubig gewefen ſeyn. Es koͤnnten noch viele von den neuern gluͤcklichen Ver⸗ beſſerungen der Wiſſenſchaften angefuͤhret werden, um dadurch wenigſtens die Verachtung zu verringern, womit wir nur gar zu haͤufig Nachrichten von neuen Entdeckungen ſolcher Dinge zu begegnen pflegen, die von denen unterſchieden ſind, die uns zu allen Zeiten bekannt geweſen. Der große Endzweck dieſer Ver— a ift durch neue und nahe Entdeckungen, die 2 Dand, K bekann⸗ 6 Verſuche von Entdeckungen Mn & 9 bekanntern Theile der Naturhiſtorie * vielen von, 'benenjenigen , ‚die noch nichts. davon wiffen, auf eine leichte und verftändliche Art befannt zu machen; und ein großer Theil-diefer Unternehmung darinn befteht, einem jeden, ſowohl in Anfehung der Grundfäge, als auch der: befondern Dinge, womit diefe Unterfuchuns, ‚gen fi) befchäfftigen, richtige Begriffe beyzubrinz gen; fo muß man dasjenige, was wir von den allges meinen Sachen fagen, nicht für Ausfchweifungen von. den befondern. Dingen anfehen, welche der Endzweck dieſer Unterfuchungen find; denn. die legfern find, ger wißer maßen deswegen ausgefuchee worden, um die, ae anbringen zu. Fönnen.. — Um uns alſo in dieſer Abſicht von den dantlem Birfenfchaften su denen herab: zu laffen, die dem Inhalte dieſer Unterſuchungen näher fommen: Ber - hätte es denn wohl beym erſten Berichte glauben koͤnnen, wenn er nicht von einer ſolchen allgemeinen Meberzeugung von der ungemeinen Mannichfaltigkeit der Natur, und dem wenigen, fo unſer £leiner Fleck uns davon zeigen kann, dazu waͤre geleitet worden, daß ein, Vogel wäre, der gewiſſer maßen keine Fe⸗ dern hat, als der Coſſowary? oder ein anderer mit einem ſolchen Schnabel, als die braſilianiſche Elſter, der groͤßer iſt, als der ‚ganze Leib? oder, daß ein Thier, wie der Polypus, eine Kraft in ſich habe, die ee ‚den. Kopf, und. die Werkzeuge der Sinne und, der Verdauung wieder hervor zu bringen, und daß Fein Theil, fo.Elein er. auch immer ſeyn mag, Davon. fünne "abgefchnitten, werden, der. Bin alle — verſchiedenen wie⸗ x ‚Der RE 2 RE | durch Hilfe des Vergroͤßerungsgl. 147 Bei hervor bringen, und ein ganzes. und. vollfommes nes Thier werden follte?, Ueberiteigen die brafilia« nifeben: Fiſche nicht alle Begriffe , die fich bloß auf dasjenige gründen, was wir täglich um uns fehen ? Und würde wohl einer, «der unter den Voͤgeln keinen groͤßern, als den Schwan, und keinen kleinern, als den Jauinfönig, geſehen hätte, überhaupt glauben, daß die Natur mehr thun Fönnte, als was. er gefer ben? Würde er wohl die Nachrichten von einem Strauße glauben, der größer ift, als ein Pferd und fein Reuter; oder von dem Brummvogel, der klei⸗ ner ift, als eine Biene, und der von den americaz niſchen Schönheiten als ein Ohrgehenke getragen ‚wird, Als Marggrave die brafilianifihen Crea- turen befchrieb, fo gerieth er in den Verdacht, als wenn folches Creaturen feiner eigenen Einbildungss kraft wären; allein obgleich das eine Yahrhundert dieſelben für Erdichtungen hielt, ſo hatte doch das naͤchſt darauf folgende die Beweiſe von ihrer Wirk—⸗ lichkeit, Die Natur zeiger nicht bloß an ihren groͤßern iR vorzůglichern Werfen in andern Laͤndern mehrere Bortrefflichfeit, als’ in unſerm; es laͤßt ſich dieſes auch von denen bemerken, die wir fuͤr die unbetraͤcht⸗ lichſten halten. Der S Sand, reicher unſere Füße in dieſem Sande unrein macher, ift an der Küfte von; _ Africa von ‚Gold ſchwanger, und in einigen Thei⸗ len von — von Stuͤckgen koͤſtlicher Stei⸗ ne. Eine Sache von dieſer Art iſt der Endzweck des —— Verſuches. Ehe ich aber die Ber ı | Ireibung davon anfange, wid nicht undienlich fenn, | * 18. Verſuche von Entdeckungen NW zu Beftimmen, was gemeiniglich unter er Worte — veritanden werde, indem der Begriff davon ſo richtig ift, wie er wohl eigentlich ſeyn ollte. Unter dem Worte Sand, pflegen wir eine jede: harte fteinigte Materie zu verftehen, die wir in Ge⸗ —9— eines Pulvers oder Staubes finden, die Theile chen, woraus dieſes Pulver befteht, mögen groͤber oder feiner feyn. Wir müßten indeffen doc) wiflen, daß zwey fehr unterfchiedene Dinge find, die ung un. ter diefer Geftale vorfommen. Das eine ift ein gro= ‚bes Pulver, das urfprünglich und von Natur fo ift. Das andere ift eine unzufammenbängenbe Quantität kleiner Stücgen Marerie, die in ‚ihrem gegenmärti« gen Zuftande gleichfalls ein. Pulver ift, welches aber ehemals fo mit einander verfnüpfe geweſen, daß es eine Art eines Steines ausgemachet hat. Wir ba» ben in England Steine, die in der Erde ziemlid) feft find, die aber ganz anders, als gewiſſe Arten, wel che härter werden, wenn man fie an die Luft bringt, nicht fo_bald der Wirkung derfelben bloß gefteller werden, da ſie ſchon anfangen, in kleine Stuͤckgen zu zerfallen, und eine Art Sand auszumachen, Die Gelegenheiten, daß fie folchergeftalt mitten im Sande aus einander gehen, find nur felten, allein . wenn folche Steine, deren es viele von verfchiedenen Arten giebt, auf den Klippen an der Seefüfte der ruft bloß geftellee werden, fo fallen fie allmählich aus einander, und Pas Pulver, fo von ‚ihnen herab fälle, läuft zum Ufer hinab, umd zeiget fich in einem langen Laufe fü weit, als bis * — Wir has ben —— y-% X Bund Sie des Deegrößerumgsgl. 149 . « ‚ber an den fchottifchen Küften einige davon, Die aber nicht befonders find. Im Örtente entſtehi dies | ſer Sand aus Steinen von groͤßerer Schoͤnheit, und 3 bat derfelbe auch ein fehöneres Anfeden. Es ehlet doch aber auch nicht an Proben Davon in fan be, die ung näher find, | { Cs war mir häufig. von denenjenigen gefaget wor⸗ ‘den, die zroifhen England und Minorca bin und „wieder reifen, daß an den Alfern aus den Klippen diefer Inſel Sand herab liefe, der alle Schönheit des feinften Marmors, und allen Glanz der Edelger ‚fteine hätte, und wenn die Sonne darauf fchiene, fo wäre er fo helle, daß das Auge es nicht ausftehen koͤnnte. Ich war immer fehr begierig geweſen, et» ‚was von diefem fchönen Pulver zu befommen; und ‚ungefähr vor zwey Jahren gluͤckte es mir auch dar⸗ inn. Aus dem tiefen Stillſchweigen eines jeden von dieſer Sache ſchloß ich, daß dieſe meine Probe die erſte waͤre, die jemals nach England gekommen. Ich machte dem Vater der Naturdiftorie unter ung, dem. Ritter Jans Sloane, meine Aufwartung, ‚und nahm eine Duantität von diefem fehönen Sande ‚als ein Gefchenf mit, ich fand aber, daß er bereits ‚vor vielen Fahren von demfelben Orte etwas erhalten hatte, ' Es fam mir wunderbar vor, daß eine fo be» ſondere Sache jo lange unter uns. bekannt geweſen waͤre, und doch in der ganzen Zeit nicht beſchrieben ‚und unterfuchet worden. Ich vermehrte den Bor» rath meines geehrteften Freundes mit dem Zufage, . den ich gebracht hatte, und widmete mich zu Kaufe 83 | ‚einer “ « # ’ 4 — 1 NEN ’ ‚ r ö = rt \ ‘ f r Hi N 10° | Berfuchen von 1 eg 4 einer ſorgfaͤltigen und durchgãngigen Unerfuhung des übrigen. | Dem bloßen Auge ſchien es fo, wie mir war befchrieben worden, eine hoͤchſt ſchoͤne mannichfäts bigte Materie; die vollfommen rein war, "und sen Glanz eines volftben Edelſteins hatte, Es war kein fo feines Pulver, daß man die Theilchen deffelben nicht Teiche hätte unferfcheiden und bemerken koͤnnen, daß eg dreyerley Farben haͤtte. Etwas davon war von einer hellen ſchneeweißen Farbe, etwas war von einer blaffen Fleiſchfarbe, "und einiges von einem ſtarken und fehönen Grün, alles hell und glänzend, und das, Grüne und Weiße war einigermaßen durch⸗ ſichtig. Das Vergroͤßerungsglas zeiget, daß gemeiner Sand, und andere Dinge, die eigentlich fo genennet werben, aus Theilchen von einerley Art beftehen, die alle von einer fteinigren Beſchaffenheit, und alle mit einander wirflich vorher Eryftall find, der, nachdem er mit Erde vermifchet worden, mehr oder weniger. dunkel ift, und verſchiedene Farben hat, wovon die EN: vornehmften die verfchiedenen Schattirungen des Gelben find, fo von der Farbe der befondern Erde herruͤhret, die Der Sand angenommen hat. Alle dieſe Theilchen Haben dem Anſehen nach eckigte Figu⸗ ren, und alle auf einerley Art, Sie find alſo in fo fern regulaͤr; und es iſt augenſchein lich daß dieſe eckigte Figur diejenige iſt, welche fie in mehrerer Bollfommenheit und Regelmaͤßigkeit würden anges nommen haben, wenn fie die Freyheit gehabt Härten, in ihrer eigenen Form hervor zu N ‚ohne von der- durchHůlfe des ¶Vorheittetungeg 151 er Laſt der unreinen Ede gehindert zu werden. | Dieß iſt die Beſchaffenheit alles eigentlich fo genamt. ten Sandes, von dem reinften an, den wir über Schriften fireiien, bis zum geöbften -Das Pulver hingegen, ‚welches, "ungeachtet es itzo die Form des Sandes angenommen hat, die weſentliche Materie einer Art eines Steines geweſen iſt, beſteht Aug irre⸗ gulaͤren und umbeſtimmten Theilcheit. Das Ber: groͤßerungsglas entdecket folches,, da das ‚bloße Auge es nicht gewahr wird. "Bon dieſe Art war das Pul- | “ver, das mit dem Namen Sand beleget ward, ünd das nunmehro fol befchtieben werben." Das gedoppelte Bergrößerungsglas ift zur unter⸗ ſuchung der Körper von dieſer Art gar nicht geſchickt. Ich nahm aus einem einfachen das Glas, welches in die Mitte eines verſilberten Hohlſpiegels geſetzet ft. ‚Als ich zwilchen den Spitzen der "Zange 'diefes Zube⸗ hoͤrs ein Stuͤck weißes Papier befeſtigte, das an "Größe unge) fähr der area gleich war, fo von dem Glaſe eingenommen wird, und als ich es in meinem Munde etwas naß gemacht, und in das Pulver | ge _ tunket hatte; fo nahm es eine ſolche Duantität von den Tpeilchen deffelben auf,’ die zur Unterſuchung zureichend war. Die natürliche Klebrigkeit des Speichels dienet in diefem Falle zu einer Befeſti⸗ gung, die ſtark genug iſt, die Theilchen auf dem . ‚ Papiere feft zu halten. "Als nun Das. ‚Sicht des Spies gels völlig darauf fiel, fo hatte es eine ſolche Wir fung, ‘die kaum zu beſchre ben iſt. Die Vergroͤße⸗ rung, ſo durch ein einfaches Glas in dieſer Art der BE gericht, — weit geringer, als | Ka die, — x ’ 4 2... Berfuche vom Entdeckungen ; pa > das doppelte hervor , ‚Deine, fie. iſt aber zu diefem Vorfalle zureichend, und nimmt einen groͤſ⸗ x ‚fern Raum. ein. Die. einzelnen Stuͤckgen waren viel größer, als.die Thierchen, die durch das andere Glas unterfuchet werden, es war. aber. ‚nicht einmal ‚nörhig, fie zu Diefer Uncerfuchung fo. weit zu ver⸗ groͤßern. Unter dieſem Vortheile ſah das Auge nunmehro | nicht etwa ein Fleines Stuͤckgen Papier von der Gr öfie eines. Gerſtenkorns ‚das mit Staub bedecket war, fondern es zeigte eine weiße Ebene voll großer Stei- | ne, bie eine eben fo irreguläre Figur; hatten, als wor ‚mit unfere Straßen. gepflaftert- find ‚aber von einer foichen Schönheit. waren, ‚die alles dasjenige tiber ‚traf, was die Natur von einer ſolchen Größe zeiget. Die weißen waren ſo viele Stuͤcke von dem helleſten Cryſtall, die mit einer Milchfarbe uͤberzogen waren, die an und für. ſich ſelbſt ſo ſchoͤn war, daß fie gar feine Urfache uͤberließ, ſich über den Mangel der Durchſichtigkeit zu. beklagen, die einigermaßen da⸗ . durch weggenommen ward, Die rothen Stuͤcke wa⸗ ven etwas ganz 'Unvergleichliches. _ Man kann: fich feinen, fhönern Carniezftein von der wahr en Fleiſchfar⸗ be, und von einem ſchoͤnen, blaſſen, „oder blühenden ‚Roth, vorftellen,. Sie waren nicht fo durchſichtig, als die weißen, aber gaͤnzender und durch und durch ‚gleich gefärbet. Die grünen waren noch fehöner, als alle: beyde. Sie ſchienen eben fo viele Stüde des reinften Jaſpis zu ſeyn, bloß klaͤrer als Steine von dieſer Art, doch etwas zu woͤlkigt und zu dunkel, als daß fie Smaagoen bänen beißen Re + durch Huͤlfe des Vergroͤßerungsgl. 133 Das Auge konnte ſich an einem, Haufen von Edel⸗ ſteinen nicht. ſatt ſehen, die ſolchergeſtalt gleichſam von dem Vergroͤßerungsglaſe waren hervor gebracht worden, und die an ihrer ſcheinbaren Groͤße ſowohl, als an Schoͤnheit, alles uͤbertrafen, was die Natur jemals gebildet hat. Ihre Figuren waren nicht, wie ‚die Figuren des eigentlichen Sandes, regulaͤr, ſon⸗ dern taub, uneben, und: ob fie gleich Ecken hatten, ‚fo waren diefelben Doch nicht, von einerlen Arc, die Spigen’ derfelben waren auch faft durchgehende ſtumpf, als wenn folches won zufälligen Verlegun« gen herruͤhrete. Dieß war ihnen, ohne Zweifel da: ber widerfabren, daß fie firh durch Die Bewegung des Waſſers an einander gerieben haften. Es ift auch gar Fein Zweifel, daß fie nicht. abgefonderte Stuͤckchen eines ſchoͤnen Steines feyn follten ‚dein zen den Erdfchichten dieſer Sinfeh 0". NR. enthalten iſt —F — Fr: > 2 MA I oh) N SS ——— IT, J gr N — ES, Vi N % By — x . ILS fi RN 7 . | | A . E53 . 12.50 u rt a 14 Feen Rechte EEE LE LS SL E ZZ 2 Reale „4 BEE N et ‚61 en 7 j Dan - Johan Conmad Furpfis Hiftorifch > eritiſche Erörterung Ob der. Meyer zu Mauer, in der Herrſchaft Greifenfee, das Recht gehabt Habe, mit ſeiner Hofjünger Bräuten Die erſte Nacht zu Bette zugehen? ⸗ | en dem ‚Hofrodel oder Gefegbuche der Meyers 9 > ämter zu Mauer befindee fih neben andern 9 Gefegen eines, darüber ſchon vieles ift gere⸗ | det worden, aber mehr im Scherze, als mit Gründlichfeit. Ich halte auch dafür , daß daffelbige insgemein unrecht verftanden werde, Und Daß dieje— nigen, welche es in rechtem Verſtande nehmen, den⸗ noch feinen wahren Grund darum haben. Diefes hat mich bewogen, daffelbige zu unferfüchen. Cs feine dem Meyer zu Mauer das Recht einzuräus men, die erſte Nacht mit-den Braͤuten feiner Hofe jünger zu Bette zu geben, Daſſelbige lautet von Wort zu Wort alfo: Mehr fprechent die Hof⸗ jünger, woeller bie zu der belligen Ekummt, der fol einen Meyer laden und ouch fin Frow⸗ en, da fol der Meyer lien dem Bruͤtgum N | ei N ik an ' — sein Haffen, da er wol mag ein Schaf in ge fieden, such fol er. Meyer bringen ein Fuder ol an das Hochzit, ouch ſol ein Meyer und fin Srow bringen ein Viertenteil eines. Swinbachens und ſo das Hochzit zergot, P fol der Bruͤtgum den Meyer by ſi nem Dip Taffen ligen die erfte Nacht oder er fol ſy Iör fen mit s. ß. 4. Pfen. Diefes Gefesbud) ward dm Jahre 1543. von den Pflegern der Abten zum ‚Frauenmünfter in Zürich erneuert und“ beftätiget. Solchemnach hat es das Anfehen, daß die Glaubens⸗ — ee zu Pac. 15 verbeſſerung in Zürich diefes Gefeg nicht aufgehoben | habe. Einer, der. den Glaubensverbeſſerern nicht "gar guͤnſtig iſt, kann allerley zu ihrem Nachtheil dar⸗ aus ſchluͤßen. Ich rede nicht ohne Grund. Ich habe verſchiedenes gehoͤret, das qus dleſem Vorur⸗ theile hergefloſſen ift. $. 2. Gemeldetes Geſetzbuch begreift dreyßig Geſetze, darunter das angeführte das vierte iſt. Die übrigen betreffen entweder die Dorfpolicey zu Mauer, oder die Civilrechte daſelbſt „oder die Pflichten der Einwohner gegen den Heren von Greifenfee, als "ihren Oberen. Che ich weiter fchreite, duͤnket mid) norhtvendig } zu ſeyn, daß ich etwas von dem Urſprun⸗ ge und der Arc folcher Geſetze vermelde. Man fin⸗ det dergleichen nicht allein in dem Schweizerlande, ſondern fie find in einem großen Theile. von Italien, Frankreich, und Deutſchland, allgemein. a Saft eine jede Herrfchaft, ein jedes Gericht und _ Gemeinde hat folhe alte Gefege, die einander in nichts mehr ähnlich find, als daß fie insgemein Din» ge Sa) „die uns ganz ſeltſam vorkommen. In andern 16 Fuedlin — einem rechte ‚andern find fie oft ſehr von eingnber anterſchieden. Ein angeſehener Schriftſteller aus dem Drenzehenten Jahrhunderte * faget: Eine jede Herr ſchaft haͤt⸗ „te ihre eigenen Civilrechte, und.er Se ‚nicht, daß wo Herrſchaften wären, welche nach gleichen. Ge: ſetzen vegieret würben.„ Der Urfprung diefer Ge— ſetze wird in die Zeiten geſetzet, da die Lehnherrſchaf⸗ ‚sen erblich worden find, Dadurch find die Fleinen x ‚Herren groß, und die großen klein gemachet worden. Die Herzoge, Grafen, und Edelleute verftärften fih. Die, Könige hingegen wurden geſchwaͤchet. Die allgemeinen Geſetze giengen ab, und die befon- ‚dern Famen auf. Faſt ein jeder Edelmann errichtete Geſetze, darnach ſich ſeine Untergebenen halten mußten. $ 3. Die Völker, welche Das — Reich im Occidente zerriſſen haben, lebten nad) keinen Ges ſetzen, aber nach Gewohnheiten, die ihnen an ſtatt der Geſetze waren. Nachdem ſich ein jedes an dem Orte feſt geſetzet hatte, da es wohnen wollte, lerne⸗ ten fie aus Dem Umgange mit denenjenigen, die fie unterrichtet hatten, daß die Gefeße einem Stante zu ſeiner Erhaltung ſehr erſprieslich waͤren. Darum errichteten ſie auch Geſetze. Als ſie das Chriſten⸗ thum annahmen, ſatzten ſie ein großes Vertrauen auf der Geiſtlichen Wiſſenſchaft und Srömmigfeit, Die Könige beriefen diefelbigen oft in Mationalfynoden zufammen , denen fie enttveder in Perfon oder durch ihre Abgeordnete vorftunden, und alles halfen beras then und anordnen. Bey joichen Gelegenpeir wur⸗ | den * Beaumanoir, ©. L Efprie des Leix. p- De a der Meyer zu Hauer. 157 den neue Geſetze gemachet, welche ſowohl den Staat, als die Kirche, auch manchmal buͤrgerliche Sachen regulirten. Alle dieſe Geſetze gruͤndeten ſich in vie⸗ lem auf die alten Gebräuche und Gewohnheiten. Ein berühmter Schriftfteller * fager hiervon! „Es „finden fich viele alte Urfunden ‚daraus ficher ſcheint, „daß ſchon zur Zeit der fränfifchen Könige. vom ers „ften und andern Stamme die befondern Gebräuche Platz gehabt ‚denn; man hat ſchon zur felbigen Zeit _ „von den alten Gebräuchen und den Gewohnheiten „eines jeden Örtes geredet, Einige haben gemeynet, „menn von Den Gebräuchen und Gewohnheiten - geres „det würde, müßten die Geſetze der fremden Völker. „verſtanden merden; hingegen, wenn von den Ge« ‚„feßen geredet würde, fo wäre das vom römifchen „Rechte zu verftehen. Allein diefes kann nicht feyn, „dann Pipin hat angeordnet, daß man allenthalben, wo fein Gefeg wäre, der Gewohnheit folgen follte, : „aber die Gewohnheit follte dem Geſetze nicht vorge „zogen werden. in Schriftfteller aus dem Als terthume ** berichter, daß zwo Arten gewefen feyn, Gericht zu halten. Entweder wären die benachbar- ten Edelleute zu Gerichte geſeſſen, oder ein Voigt haͤtte Gericht gehalten. Im erſten Falle haͤtten die Richter nach deren Gewohnheiten des Ortes geſpro— chen, und in dem andern haͤtte ſich ein Voigt durch die meifen oder die älteften Leute von ben Gebräuchen des Ortes berichten laffen. Ein anderer, *** meldet, ‚daß nr 6. gebachten P Efprit — pi 454: 405: - edachter Beaumanoi. h i ”+s Bonsillier. | 138, Fueßlin von einen Rechte daß ſich alle Vortraͤge bey dieſer Gelegenheit ange⸗ fangen hätten: „Herr Richter ! es iR. der Brauch sin diefem Gerichtsbann „, x. | 6. 4. Herr Montesquiou befepret * uns auch, daß ben der großen Verwirrung, die ſich bey dem carolingiſchen Stamme ereignet, und in den Krie gen, die daraus erfolget, Die Geſche aͤberall in Ab⸗ gang, die Gebräuche und Gemohnbeiten aber wieder _ in Aufnehmen gekommen wären. Die wenigen Wiſ⸗ fenfihaften, welche das Chriſtenthum unter dieſe Voͤlker ausgeſtreuet hatte, waren fo weit untergegan gen, daß man nicht einmal mehr lefen und fhreiben gelernet, Alles Thun der Edelleute bezog ſich auf. Das Kriegsweſen. Man uͤbte ſich allein in denen Dingen, die einen Kriegsmann machten, Erſt im der Mitte des zwölften Jahrhunderts gieng der Rechtsgelahrtheit ein Licht in Italien auf, da die al⸗ ten Sammlungen ber roͤmiſchen Geſetze wieder her⸗ vorgebracht, und oͤffentliche Lehrer beſtellet wurden, "welche diefelbige erklärten. Allein diefes Licht mochte - nicht fo hoch ſteigen, Daß es über die Schweizerberge geleuchtet hätte. Die Schweiz ift von undenklichen Zeiten her von Friegerifchen Seuten bewohnet worden. Der Adel, der ſich von den Franken und Burgune dern drinnen ausgebreitet, hatte die rauhe Gemuͤths⸗ art, die zum Kriegen erfordert wurde, ‚erhalten, und fie aud) dem gemeinen Manne angewoͤhnet. Die ganze Nation ward Eriegerifch. Künfte und Wiſſen⸗ fehaften haben bis in das ſechzehnte Jahrhundert bey detſelbigen nicht — Da außer einigen ie on Reichs⸗ S. — ————— p- — BR der Meyer zu Mauer: 159 Reichslaͤndern noch alles. daſelbſt unter. der Bothmaͤſ⸗ figfeit der Grafen und, Ehelfeure hund , find-die Ge- ſetze aufgerichtet worden, dergleichen das Geſetzbuch von Mauer begreift, Die, Lehnherren gaben ihren Lehnmaͤnnern Geſetze. Dieſe verbanden. hinwieder— um ihre Unterthanen auf eben dieſe Weiſe, beſonders zu der Zeit, da die Sclaverey anfing zu weichen, und die Freyheit ſich wieder empor bob, Ich rede nicht von der Freyheit, zu welcher ſich die helvetiſche Na⸗ tion vom Anfange der Eidsgenoſſenſchaft hinaufge— ſchwungen hat, ſondern von ſolcher Freyheit, welche der Sclaverey, in eigentlichem Verſtande genommen, oder der Leibeigenſchaft entgegen geſetzet wird. Der⸗ jenige Theil Helvetiens, welcher der allemanniſche genennet wird, war mit Leibeigenſchaft betruͤbet, wie die uͤbrigen allemanniſchen Voͤlker, denen Clovis auf den Hals getreten war. Der. Abt Du Bos * hat dieſen Helden von der Schmach der Grauſamkeit, welche ihm die Geſchichtſchreiber aufgeleget haben, befreyen wollen. Allein ſein Syſtem gruͤndet ſich mehrentheils auf die Lobreden der Geiſtlichen, die Clovis erhoben, nachdem er ein Chriſt worden war, Da nun leicht zu erachten, daß dieſelbigen feine Feh⸗ ler ganz verkleiftere haben, bleibe ich bey der gemeis nen Meynung, daß er den Ueberwundenen ein ſchwe⸗ res Joch aufgeleger habe... In Helvetien waren die ; E: meiftens Leibeigene. Dieſe Seibeigenfchaft wurs _ de ihnen endlich nachgelaſſen. ‚Vielleicht haben die einheimiſchen Kriege, darinnen Die Herren und Edel ie has Vet at leute ® In dem Buche Zrablifemens de laMonarchie fram- ER nn Teoife, 160 Zueßin von einem Rechte leute geiftlichen und weltlichen Standes beſtaͤndig ge⸗ gen einander verwickelt waren, vieles bengetragen, daß dem gemeinen Maine die Freyheit nach und nach wieder gefchenfet ward. Leute, die Ihrem Her: ‚ten treue Dienfte wider feine Feinde. leifteten,, oder die um feinetwillen vieles ausgeftanden haften, ver⸗ dienten, daß fie mit befondern. Gnaden angeſehen fourden. Die Freyheit zog Geſetze nach ſich. Leib⸗ eigene werden willkuͤhrlich regieret; Leute Hingegen, die mit Freyheit begabet find, Durch Geſetze. In⸗ zwiſchen iſt zu bemerken, daß auch den Sclaven ge⸗ wiſſe Dinge zugelaſſen worden, daraus Gewohnhei⸗ ten und Gebraͤuche entſtanden find. - Aus diefer Urs fache ift es gefchehen, daß die Gefeßbücher , ‚ davon ich rede, ſich geößtenrheils auf ſolche Gewohnheiten und Gebraͤuche gruͤnden. Es heißt in denſelbigen von den Leuten hier oder da: fie haben die Ge⸗ wohnbeit oder die Gerechtigkeit. Das Geſetz⸗ buch des Meneramtes zu Mauer fcheint gänzlich nad) dem mimblichen Angeben der Hofjünger von ihren Gebraͤuchen abgefaſſet worden zu ſeyn. Es heiſt in demſelbigen von einem Geſetze zu dem andern: Mer ſprechent die Hofjuͤnger das fie das Recht habend x. Diefes iſt nicht zu verftehen von der Zeit, da diefes Geſetzbuch wieder erneuert, fondern von der Zeit, da daffelbige zum erften aufgerichtet worden ift, denn das neue it von dem alten von Wort zu Wort abgefchrieben worden, "Das bezeu- gen die Pfleger der Abtey zum Srauenmünfter : daſ⸗ ſelbige iſt geſtellt, fagen fie, wie — ——— fiat | und von.altem ber glauben ang m * 5 Ben der Meyer zu Mauer 161 ig Wann das Hriginal aufgerichtee worden, iſt er zu beftimmen, Das Menerame zu Mauer war der Aebtißinn beym Frauenmuͤnſter in Zuͤrich uſtaͤndig. Sie beſaß daſſelbige als ein Lehen der Herren von Greifenſee. Dieſe waren anfaͤnglich eis ‚gene Edelleute. Ihre Güter kamen hernach erb» weiſe an die von Sandenberg, und von, dieſen an Die Grafen von Toggenburg. Friedrich der. legte Graf verkaufte’ fie im Jahre 1402 der Stadt: Zürich, wel⸗ «che von derfelben Zeit an einen Landvogt dahin ges ſetzet hat. Nun wird in diefem Gefegbuche zu ver» fchiedenen malen des Boots von Greifenfee gedacht. Hieraus fönnte man fchliegen, das Driginal diefes Gefesbuches, nach welchem die Abfchrife von 1543 ‚gemacht worden, wäre zu der Zeit aufgefeget worden, als die Herefchaft Greifenfee an die von Zürich ge— kommen. Denn dergleichen Beränderungen waren mehrmals der Anlaß, daß gewiſſe Frepheitsbriefe - und Gefesbücher geftellet- worden find, Allein die darinnen enthaltenen Gebräuche find älter, Es ift Darinnen verfehen: „Wenn ein Herr von Greifenfee „komme, das Zahrgericht zu halten, folle ihm der „Meyer bis an den Tertenbach entgegen geben, und ſolle demfelben bringen einen Becher. mit rothem Weine, und vor fein Pferd einen Viertel Haber, darnadı foll er ihn an das Gericht laden. Ein anderes Gefes vermag: „Die Kinder deren von „Mauer möchten fit) mit fieben anderer benimmter „Gottshäuferteuten Kinder verbeiratben. „ Mies derum vermag ein-anderest „Die von Mauer müs „ten nicht ſchuldig, mit einem Herrn von Greifenſee pie zu Felde zu gehen, als daß fie, an gleichem and, g „Tage 162 Fueßlin, von einem Rechte „Tage wieder heim fommen -Fönnten,,, "Das letzte war nicht ohne Ausnahme. Es heilt: Waͤr aber, das er fiefürbashaben wil, dasfol erinfeinem Roften tbun, und fo In des Roften: ver; druͤſſet/ fol fie verdriefen zu reifen. "Diefe Ges fege haben das Anfehen eines grauen Alters. Ein— mal’fchließe ih, daß fie nicht zu der Zeit; gemacht worden, da Greifenfee an die Zürcher gefommen iſt. Das erfte enehält eine Art der Disnftbarfeie, welche man einem Meyer nimmermehr zu einer Zeit würde 'aufgebürder haben, da fich die goldene Freyheit über alle Einwohner Helvetiens ausbreitete, Das ars dere hatte zu derfelbigen Zeit auch nicht mehr ſtatt. Zur Zeit der Freyheit, die fich Die Eidsgenoffen er» ‚worben haben, ließ man der Leibeigenſchaft nirgend "mehr fo viel Gewalt, daß einer nicht an einem Orte haͤtte heirathen Fönnen, wo ihn feine Luft und Ver⸗ hängniß hinleitete. Das dritte ſchmecket überall nach ‚der Art zu Friegen in dem zwölften und dreyzehnten Jahrhunderte, da die Grafen und Edelleute den Raͤubern gleich waren, die bald hier, bald dort eis "nem andern am Morgen einen Einfall in-fein Sand thaten, alles ausplünderten, und fi) am Abend mit dem Raube wieder in ihre Mefter begaben. Ich ‚will zwar nicht läugnen, daß gedachte Formel: herr > "nach gemeiner worden fey. Inzwiſchen fehe ich noch "als ein Zeichen des Alterthums an, dal in diefen Geſetzen des Zweykampfes gedacht wird, als eines Mittels, eine gewiſſe Streitigkeit zu entfcheiden. Das letzte Geſetz lautet: „Mer ſprechent die Hofa „iuͤnger, das ſy das recht habent, wer das In „Jeman in das Hofrecht ſprechen woͤlte, moͤgent ſy | „ven \ der Meyer zu Mauer 163 „ben zwey Bidermann ‚haben der Jungen, die es - „mit-der Hand mugent,. beheben, das es fol alfo be „ftan., Das Fauftrecht war ein altes Herfommen ber Deurfchen, welches, ‚fie.auch in den Ländern aus⸗ gebreitet haben, in denen ſie ihre Königreiche aufa gerichtet, Hatten. Obwohl ſich Die Geiftlichen dem— felbigen miderfegten, fo wurde es doch. zu. der, Zeit, . da man noch von Feiner ordentlichen Rechtsform et⸗ was wußte, als ein ſicheres Mittel gebrauchet einer andern Schwierigkeit, naͤmlich dem Meineide, vors zubauen. Die Völker, welche die Römer im Decie dente uͤberwaͤltiget hatten, mußten ihren Streitigkeiten fein anderes Ende zu machen, als durch den Eid, oder. den. Zweykampf, oder die Feuerprobe, Der Zweykampf Dünfete-fie hier der mittlere , folglich. der ficherjte Weg zu feyn. Zu der Setonen Zeiten war er noch im böchiten Flore. Endlich wurden. die abendländifchen Seute ‚gelitteter. Durch die heiligen Züge, ‚die ihnen fonft großes Ungemad) zugezogen hatten, erlangten fie diefen Vortheil, daß fie mit den Griechen in Bekanntſchaft Famen, und durch dieſelbigen zu den. Wiſſenſchaften und beflern Vera faſſungen gereizet wurden, Nach und nach wurden in.den Abendländern Gerichte angeordnet, welche die Streitfahen erwägen, und darüber fpredyen mußren, ennoch ward obgedachter Gebrauch Damit nicht überall geftöret.. Es ift aus angeführten Gefege abzunehmen, daß er noch lange Zeit feinen Werth ‚gehabt, und in gemiffen ‚Fällen die Oberhand behal⸗ £en habe. - Dem fen, mie ihm wolle. Ich ſchließe aus diefem allen, daß diefe Gefege deren von Mauer ihnen ſchon lange zuvor gegeben worden ſeyn ‚ehe die x L.0 Herr⸗ — 164 Sueßtin, von einen Rechte Herrſchaft Greifenſee an die Stadt Zürich aefonis | men, obwohl in denfelbigen nicht nur des Herrn, fondern auch des Vogtes gedacht wird. In den Geſetzen deren von Beltheim wird auch bald von dem Herrn von Kyburg, bald von feinem Vogte ge⸗ redet. Die Urſache iſt, weil der Graf oft_einen Vogt ſchickte, in feinem Namen Gericht zu halten, Weil ſolche Pögre bier und da refidirten, allmo zus vor eigene Herren . gefeflen gemefen, fo wurde der Titel vermenge. Wan nannte die Voͤgte Herren, und die Herren Voͤgte. An einigen Orten wurden beyde mit einander verfnüpfet, und man fagfe, der WVogtherr. G6. Ich habe oben gemeldet, daß das Geſetzbuch von Mauer Geſetze von —— Art enthalte. So ſind die alten Geſetzbuͤcher, deren ich viele geſe⸗ hen habe, alle eingerichtet. Wie die Freyheit zus ‚genommen, fo find auch die Gefege gemachfen. Ei: sige betveffen Wege, Stege, Brunnen, Gräben, MWeidgänge und dergleichen Dinge mehr; andere - begreifen Gnaden, die ein Herr diefen oder jenen er theilte. Die von Veltheim haben ein Gefeg: „Wenn einem eine Tochter gebohren würde, möchte „er in einem beftimmten Walde ein Fuder Ho ho» „fen, wenn ihm aber ein Sohn gebohren mürde, „ey. Der Gefeggeber hat ohne Zweifel den Holzmangel der Bürger dafelbft betrachtet, zugleich aber auch auf die Bevölkerung feines Landes gefeben, darum hat er biefe Gnade mit dem Fleiße und Eifer fein Gefchlecht zu vermehren, verbunden, Eine andere Art der Gefege ift Daher entitanden, weildie Herrfchafz . ten den Untertanen serie Beſchwerden aufgeladen hatten. — ‚der Meyer zu Mauer. 16 — hatten. Da fie diefelbigen der ESelaverey entließen, raumeten fie ihnen zugleich einige Güter ein. Sie thaten dieſes mit Bedingniſſen. Indem ſie ihnen eine Laſt abnahmen, luden fie ihnen eine andere auf, Mit der Anordnung der Richter wurden - zugleich derſelbigen Gerichtszwang‘, desgleihen die Strafen, und andere dergleichen. Dinge beftimmt, Hieraus entſtund miederum eine andere Art der Gefege. Das Gefesbuch von Mauer begreift im vier und zwanzigften Gefege: „Wenn Nachtbaren mit einanz „der Händel hätten, und einander fchlügen, oder „ftächen, fo hätte der Herr von Greifenſee nicht „daruͤber zu richten, es waͤre denn Sache, daß ein „Todtſchlag geſchaͤhe, oder daß er ſonſt um das Recht angerufen würde... Eben daſſelbige be» ſtimmet im ein und zwanzigften Geſetze, einem Herrn von Greifenfee fünf Pfund Pfenning , wenn er koͤmmt, Gericht zu halten, Er füger bey: Dis ift ein Ungnad und nicht ein Recht, Die Hof jünger wollen ohne Zweifel damit fagen, diefe Ge wohnbeit wäre. wider ihren Willen eingefchlichen. Defters ift eine Guͤtigkeit zu einer Gerechtigkeit wors ‚den. Ein Meyer zu Mauer erwies feinen Hof: jüngern die Ehre, daß er famme feiner Frau, den Hochzeitsfhmäufen beypohnte. Zum Beweisthum ‚feiner Erkenntlichkeit ſchenkte er den Hochzʒeitsleuten ein Fuder Holz und den vierten Theil einer Speckſei⸗ te! Imgleichen gab er einiges Geſchirr — zum 3 Kochen. * Bachen iſt eine Wildeſchweinsmutter. Swins: bache iſt eine Speckfeite. Dieſes Wort wird noch _ an einigen Orten unſers Bandes gebraucht. 166 Fueßlin, von einem Rechte Kochen. Diefes ward eine Gewohnheit, und aus der Gewohnheit erwuchs ein Geſetz Er ward vera bunden, dieſes alles zu erfüllen. Itzt komme ih auf das Geleß, darum hauptfächlich die Frage. ift, und welches mit den vorgehenden verfnüpfer worden, Der Bruͤtgum fol den Wieyer bey finem Wip laſſen ligen die erſte Nacht, oder er fol ſy 187 2 . « fen mit 3p.2.Dfene. 1 02.0 7. Diejenigen , welche diefes Gefeg dem Buchſta— ben nach) verftehen, Fönnten zur Befeftigung ihrer Meynung anführen: man. hätte mehrere Benfpiele, daß dergleichen Benfchläfe bey den Alten in Uebung geweſen wären. Sie fönnten zum Exempel anfübs ren: die Volskier * hörten eines dergleichen Geſetze gehabt, Kraft deffen ein Herr berechtiger geweſen, die erfte Nacht der Braut ‚beyzumohnen, wenn eine. ihrer Sclapinnen ſich an einen freyen Menfihen ver: heirathet hätte. So berichtete auch Polidor Vergil in feiner englifchen Hiftsrie im X. B. daß die ſchot⸗ - tifchen Edelleute das Recht gehabt, die erfte Nacht bey den Bräuten ihrer Untergebenen zu fchlafen. Desgleichen gaͤbe Camill Borell ** ein Kechtsges lehrter aus dem vierzehnten Jahrhunderte, vor ges wiß aus, daß nicht allein die Edelleute in Savoyen und Burgund, fondern auch die Chorherren bey der Hauptkicche in Lion, lange dieſes Mecht gehabt und ausgeuͤbet hätten. Ihnen dienete auch, was Hans Friedrich von Flemming in dem’ Anhange zu feinem. deutſchen Soldaten c. XI. $. 1. anbringe: „Man Mi he) fände, * ©. Freinsheimii [upplementa ad. Linium 2: Dec, 1, 5e ** ©, Bibliotheque germanique T. I. p- 188. - | der Meyer zuMauer. >» 167. „fände. ——— wohl. gar,. daß einigen Bafallen „vergünftiger worden, die erfte Macht zur Lehenser— enntlichkeit mit der Braut ihres Sehenherrn zu Bette zu geben.,, Wenn ich mir die Mühe nehmen wollte , nachzudenken wuͤrden ſich noch ‚andere | Exempel hervor thun. Noch eines ſolchen erinnere ich mich aus einer Heifebefchreibung, Die ich gelefen habe, welche meldet, es fey bey gewillen Indianern der Brauch ,. daß der Priefter die erfte Macht bey Braͤuten fchlafe. Allein, worzu würde e8 Dies nen, folche Erempel aufzuhäufen ? ? Wenn der Schluß bündig ijt: man bat Erempel, daß Priefter oder Landesherren das Recht gehabt haben, die erſte Nacht mit den Braͤuten zu Bette zu gehen, deswegen muß das Geſetz von Mauer auch dem Buchflaben nad) verftanden werden, ſo ſind dieſe Erempel genug. Allein ich halte die Folgerung für unrichtig, weil ich einen andern Verſtand des Geſetzes mit ſattſamen Gruͤnden anzeigen kann. 8. Damit die Sache deſto klaͤrer werde; und ich meine Auslegung gegen angefuͤhrte Einroürfe ſicherer ſtelle, will ich die angezogenen Exempel ein wenig prüfen. Ich fage dann zum erſten, daß ich es. für unbillig-balte, wenn man von beidnifchen Gebräus chen. auf die Sitten der Chrijten (ließen will. Es iſt gewiß, daß verfchiedene Heiden in dem Ehewe⸗ fen, und denen Dingen, die eine Verwandtſchaft da- ‚mit haben, allerley Gebräuche gehabt, die von ans dern gefittetern Heiden, ich geſchweige von Chriften, verabſcheuet worden find. Der Heifebefchreibung, deren ich gedacht habe, weiß ich mich nicht mehr zu beſinnen. Mein RAN Aal mir auch die BEN Unmſſtaͤnde werden, Geſetzt aber, daß alles feine Richtigkeit ‚berechtigen, hieraus zu ſchließen, daß viefelbige Ge⸗ «x daß diefes Gefeß bey ihnen aufgerichtet worden mare, haben Fönnen. Bon den Volskiern berichtet eben 168 Fueßlin, von einem Rechte Umftändenicht mehr bey; die in derfelben angefuͤhret hätte, und daß Indianer wären, welche eine folche Gewohnheit hätten, fo würde uns doc) das nice wohnheit auch bey chriſtlichen Nationen hätte Pla derfelbige Schriftfteller, der ihr Exempel anführer,- nachdem fte allzu viel Sclaven frey gelaflen, und diefelbigen bey ihren Gefeggebungen die Oberhand behalten hätten. Es ift befannt, daß die arınen Sclaven viele Unbilligfeiten haben ausftehen müffen. . Nicht weniger ift befanne, daß die Sclavinnen ihren Herren in viel Wegen zur Wolluft haben dienen müffen. Was ift fich dann zu verwundern, wenn Leute, die ehemals Sclaven gemefen waren, ein Ges feß gemacht hatten, das ihre Freyheit zu erheben ſchien, und ihre Wolluft kuͤtzelte? Haben die Scyots ten ein foiches Gefeg gehabt, fo hatten fie es eben« mäßig aus dem Heidenthume. Vergil berichtet fer« ter von ihnen, daß die Vielweiberey bey ihnen in Uebung geweſen, und daß die Edelleute die Weiber des gemeinen Volks gemisbraucher hätten, daß aber diefe Unordnungen durch Das Chriſtenthum gleich ab» | geſtellet worden, und obwohl fi die Gewohnheit, die erſte Mache bey den Bräuten zu fehlafen, länger bey ihnen erhalten hätte, fo wäre diejelbige dennoch durch den ehrlichen König Maleolmus, der im zehn» ten Jahrhundert gelebee, auf Anhalten feiner from - men Gemahlinn, auch abgefehaffee worden, Hier⸗ aus iſt abzunehmen, daß das Ehriftenebum den Aus⸗ ſchwei⸗ —ñi der Meyer zu Mauer. 169 ſchweifungen der füfte,. wo fich auch diefelbigen durch Geſetze gerechtfertiget ‘hatten, ein Ende gemachet re Borells Nachricht verdienet meines Beduͤn⸗ kens gaͤnzlich keinen Beyfall. Die Gefege der Frans fen , der Songobarden und Burgunder * ſtreiten dawider. "Die Kirchengefege noch vielmehr. Die Kicche fodert von den Geiftlichen eine beſtaͤndige Keuſchheit. Wie follte fie dann denfelbigen ein ſol⸗ ches Geſetz haben geftatten können, das nicht nur wie der die Keuſchheit, fondern auch wider die Billigfeie ftritte? Hat ſchon das Fleiſch der Geiftlichen wider das Gefeg der Keufchheit rebelliret, fo ift doch nicht zu glauben, daß fie es irgendwo dazu gebracht haben, daß ihnen eine ſolche Freyheit zugeftanden worden, welche nothwendig die Eiferfucht fo vieler Leute hätte _ erwecken müffen. Hiernächft hat die Kirche ernftlis che Strafen auf allerley Gattungen der Unzucht, bes voraus den Ehebruch geſetzet. Mac) ihrem Deere« ten wurde auc) eine Berlobte für eine Ehebrecherinn - gehalten, und als eine ſolche abgeftrafer, wenn fie fit einer fremden Mannsperſon fich vermifchee hatte. Des Heren von Flemmings Nachricht ift ganz uns richtig. Wer will vermuthen, daß ein Herr feinem Vaſall erlauber habe, -bey feiner Braut zu fchlafen, und zwar aus Betrachtung der tehenserfenntlichkeit ? Wenn der Fall alfo gefeget wäre: der Vaſall hätte den Lehensherrn die erfte Macht bey feiner Braut aus Erkenntlichkeit müffen fehlafen laffen, fo hätte es — u u mehrere *Wenn ein Herr feines Leibeigenen Fran beſchlief, mußte er beyde frey laſſen. Lex Lembard, L. I. vn 170: Fueßlin, von einem Rechte mehrere: Wahrſcheinlichkeit. Ich will aber bald zei⸗ gen, daß ein ſolches Geſetz den Lehentgebraͤuchen zu⸗ wider geweſen wäre... BE Solchemnach dienen die "angeführten Exempel nicht zu beweiſen, daß das Geſetz von Mauer dem Buchſtaben nach muͤſſe verſtanden werden. Ich habe aber noch andere Gruͤnde, welche dawider ſtrei⸗ ten. Wenn ich in den heivetifchen. Geſchichten bis in die Zeiten des Heidenthums hinauf feige, koͤnnte ich, feinen Grund für: ein ſolches Geſetz, wohl aber darwider finden. Die Germanier , Allemannier und Franken, welche wechſelsweiſe Helvetien bevoͤlkert haben, haben bey, den Geſchichtſchreibern ein großes $ob wegen ihrer Mäßigkeitsin. Eheſachen. Chriſtenthum iſt ſtracks wider; die Luͤſte des —— eingerichtet. Die Einwohner Helvetiens ließen fi) ‚bie Strengigkeit deſſelbigen wohlgefallen. Ihre Ge⸗ ſchichte geben uns verſchiedene Exempel an die Hand, daß ſie fuͤr die Tugend und Ehrbarkeit geeifert haben. Lange vor der basliſchen Kirchenverſammlung woll⸗ ten ‚fies den Geiſtlichen keine Beyſchlaͤferinnen ver⸗ —— * meonden; ‚die chriſtliche hellen wuͤr⸗ war rei re der — 5 zum —————— Die von Mauer waren derſelbigen Gottshausleute. Kann man denn mit Grunde glauben daß Die Aebtißinn ein folches Gefeg würde eingewilliget has ben, Das dem Chriſtenhume gerade zumider liefe * Ich habe auc) zu den frommen Leuten, vornehmlich den Goftesgelahrten , welche glei nach der Refor⸗ mation in Zürich geleber haben, das Vertraͤuen, Da der Meyer zu Maier.” 7 | daß fie ein ſolches Geſetz nicht würden haben erneuern und beſtaͤtigen laſſen / wenn der Verſtand deſſelbigen geweſen waͤre, wie der Buchſtabe lautet. Hiernaͤchſt beſtaͤrken mich die alten Lehnrechte in dieſer meiner Mey⸗ nung. Dieſelbigen verwahreten Die Vaſallen, da⸗ „mit ihnen Feine Unbilligkeiten von ihren Lehenherren konnten zugefüget werden, wenn dieſelbigen nicht die keuſcheſten waren. Diefelbigen wollen: „Ein Lehen⸗ „Herr ſolle feines tehenmannes Ehre und guten Nas „men allwegen erhalten und nicht geſtatten, Daß | sth eine Schmach zugefüget würde, noch viel wer „niger dergleichen -felbft thun. Er folle mit deffen Frau, Tochter, Sohnesfrau, Mutter, Schwe⸗ „ſter, u. ſ. m. Feine Unzucht verüben *,, ' Smgleis chen ſtellen fie auch den $ehenherren ficher vor den Ausſchweifungen ſeiner Vaſallen. Sie wollen: „ein Lhenmann wäre feines Lehens verluſtig, wenn er „die Frau, Tochter, oder nächfte Anvermandtinn „feines Lehenherrens auf eine unzuͤchtige Art be⸗ „rührere **,,, 10. So fraget ſichs Bari was hat das Gefeß von Mauer fir einen Berftand ? Ehe ich meine Meymung fage, muß ich noch diefes erinnern, daß man die Sefehe von Diefem Alter zu verftehen, auf die Redensart wohl Achtung zu geben’ habe, welche die Gefeggeber derfelbigen Zeiten gebrauchee haben, | Ich geſtehe denſelbigen das Lob zu, das Mon⸗ tesquiou den Geſetzen der Franken und Allemannier a: „Sie find, ſaget er, von einer verwunde⸗ „runge» + Slemming im Anbange e. x 2 ** Ebendaſelbſt $ 3. 172 Fueßlin, von einem Rechte „rungswuͤrdigen Einfalt,:und Ben na „liche Härtigkeit von ſich blicken; ſie haben einen ' „Geift,, der noch nicht durch einen: andern Geift ver⸗ „derbet war. Aber ich füge bey, daß fie meiſtens im einer gefchwülftigen und feltfamen Redensart abs gefaffet feyn. Die Verfaſſer bedienten ſich insges mein der Hnperbolen und wunderbaren Figuren, Ihren Gefegen eine Kraft zu geben , verknüpften fie oft Pflichten mit Gegenfägen,, Die entweder ſchwer ober gar unmöglich waren, damit die Untergebenen | Dadurch angefenert würden, ihre Pflichten defto fer- tiger und eifriger zu erftatten. Go iſt gedachtes Ge⸗ feg von Mauer auch. geftellet. Der. Bräutigam mußfe, zum Zeichen der $eibeigenfchaft, damit die von Mauer der Aebtißinn in Züric) zugethan waren, dem Meyer 5 B. 4 Pfen. bezahlen. Damit er das ungefäumet entrichtete, faget das Gefeg: er follte ihn - die erfte Mache bey feinem Weibe fchlafen laffen, oder gedachte Summe bezahlen. Es würde deutlie cher in die Augen fallen, wenn es hieße: er follte dem Meyer 5 ß. 4 Pfen. geben, ober wenn er dag nicht thun wollte, follte er ihn Die erfte Mache bey feinem Weibe ſchlafen laſſen. Der Gefeßgeber feger zum voraus: er würde den Meyer nicht bey feiner Braut wollen fchlafen laffen, hiermit würde er feine _ Pflicht willig gegen den Meyer erftarten. Dem zu Folge waren die Hofjünger zu Mauer der Yung» frauenfchaft ihrer Bräute des Meyers halber wohl gefichert , wenn diefelbigen zuvor nicht Noth gelitten hatte, , Damit meine Erklärung defto begreiflicher merde, mill ich diefelbigen mit einem Exempel aus | | | Fe eimenT A i der Meyer zu Mauer" 173 einem gleich alten Gefesbuche * beftätigen. Daffel: bige begreift neben andern: „Wenn ein Bieh einem „auf feinen Gütern Schaden zufügete, follte er das— „felbige auf den Kehlhof führen, und ihm dafelbft „Steine in einem Viertel und Waſſer in einem Rei⸗ „tern vorftellen, bis ihm der Schaden bezahlee „wäre **,, Was wollte der Gefeggeber danrit far gen? Das: Man follte einem ſolchen Viehe nichts zu frefien und zu faufen geben, bis der Schaden, den es gethan, von dem Eigenthumsheren abgetras gen wäre, Damit derfelbige feine Schuldigfeit hurs tig erfüllete, verband der Gefeßgeber etwas mit fel. biger,, das ihm unmöglich zu ertragen war. | * Dorfoffnung oder Gefeßbuch deren von Feldheim. ** Das Gefeg lautet: ouch ift des Hofs Gerechtigs keit, wenn das Däch Schaden tät in dem Sinen, der mag es in und uff Den Kehlhof treiben und tun, der Pur uff dem Hoffe fol und mag demfel> bigen Vaͤch fürftellen Stein in eim Dirtel und ° Waſſer in einer Rytern und damit es uffenthal⸗ ten, bis. dem dem Schaden gefcheben ift, fin Schaden abgetragen und bezahlt ift, | Be ME Bhofe 174 Von Baͤdern und Gefimdbrunmen * * * a Phyſikaliſche Nachrich N E e Baͤdern und Geſundbrunnen Inder Staroſtey Zind. - | Aufgefegt — ni von C.G. Schober. c nn man auf die Wirkungen denkt, welche 1 den Sauerbrunnen und Bädern von vie "U len zugefchtieben werden; fo fcheint es, als. ob die ‚Natur an: gewiſſen Orten gleichſam vers ſchwenderiſch damit geweſen wäre... Es hat deren in der Staroſtey Zips ‚und in dem Diſtricte der 13 . . Stäöte fo viele, daß idy nicht weiß, wo ich anzu⸗ fangen hätte, wenn ich fie. alle her erzählen ſollte. Ganz Ungarn ift überall voll davon; und es ift ges wiß, fie find fehrmerfwürdig. Sch kann zwar, wie ich gleich zum Voraus erin« nern will; weil eg eine Sache ift, die für den Arzt gehörer, von den Wirkungen, die fie im menfchlis chen Körper thun mögen, um fo weniger urtheilen, da ich mit den Mitteln, die man fonft hat, derglei- chen Waſſer zu probiren, um zu erfahren, was für Mineralia fie bey fich führen , niche verfeben sm: 3 — allein, Ve ai u Mn der Staroſten Bis. allein, was ſonſt dabey zu beobachten iſt, a werbe ich dochreine Nachricht geben — die man vielleicht noch nicht hat. Der erſte, den ich davon geſehen, war der fo —3* — Neu Laͤbiaue⸗ Sauerbrunnen ; „und wie ich diefen „gefunden, eben ſo habe ich auch im Hanpf werke die andern Sauerwaſſer ‚angetroffen. Der Ort; wo er quillt, ift in einem engen Thale, zwiſchen viemlich hoben ‘Bergen; ſeitwaͤrts Jaſiubia⸗ nie, nicht weit von dem ungarifchen Dorfe Plains. Bey heiterem und trockenem Wetter ift der Brunnen ziemlich «ftarf,, ſonderlich, wenn. er gleich. an Ort und Stelle getrunken wird; fo dag er. mir, gar zumis der. gewefen , wenn es aber. regnet, fo will man ge⸗ merket haben, daß er nach dem Regen nicht ſo ſtark iſt, und wenn er weit weggeſchaffet wird, es ſey auch in was für Gefäßen es will, fo gehe ihm gleich» ‚falls viel von feiner. Kraft ab; Der Geſchmack da⸗ von iſt ziemlich nach Vitriol ſauer, und wenn er friſch bey dem Duell getrunfen wird, fo ſtoͤßt nach einer kurzen Zeit die Luft, die er beh ſich ch hat, mit Macht aus dem Magen wieder auf. In währen». dem Quellen wirft er beftändig große: Biaſen; und wenn man ein Glas voll fhöpfer, und es ſieht etli⸗ he Minuten, ſo hangen ſich auch dergleichen Bla⸗ ſen in der Größe wie Wicken überall an. das Glas an In und zunächft um den Brunn herum, auch wo der Abflug deffelben hingeht, iſt alles voller gel⸗ ben Ocker, ſonſt aber ſieht man in der Gegend nichts, als ſchwaͤrzliche Dammerde. | Sben auf der Hoͤhe des Berges gehen ſandigte Floͤzen zu Tage aus, und andere Geſteine wird man da Nr N 176 Bon Badern und Geſundbrunnen da herum nicht gewahr. Man ſindet auch weiter herunter am Berge nichts, weil alles von der Damm⸗ erde verdecket, und uͤberall, bis nieder ins Thal, der ſchoͤnſte Wieſewachs iſt. N Sc) habe, wie bey diefen, fo auch) ‚bey andern ' dergleichen Duellen, Achtung gegeben, ob das Ges birge nicht etwa auf was befonders anwieſe; ich Habe aber nichts angetroffen, was fonderlich ange⸗ merfet zu werben verdienet haͤtte. Bey den Baͤ⸗ dern hingegen Fann ich ſagen, daß ic) da defto mehr merkwuͤrdiges gefunden habe; ne Das vornehmfte darunter ‚das dermalen gebraus ‚het wird, ift das in Trufchbach, oder Rauſchen⸗ bach, ungefähr zmo Meilen. vom Schloffe Luͤblau. Es wird jährlich von verfchiedenen Badegäften aus Ungarn und Pohlen befuchet, es rühmen auch wel che, daß es ihnen gut gethan; und es würden deren gewiß noch) mehr dahin kommen, wenn fie mehr Be» quemlichkeit haben fünnten, als dermalen dafelbft zu . haben ift. Es ift zwar. ein Gebäude dabey, wel⸗ ches Se. Durchl. der Fürft Lubomirski errichten laſſen, dem es an Raume nicht fehler: allein, weil die Anftalten dabey ſchlecht; das Gebäude nicht que und dauerhaft angeleget; auch die Einrichtung das bey fo. gemacht ift, daß von den Babegäften nichts einkoͤmmt, wovon es etwa im baulichen Wefen un⸗ terhalten werden Fönnte, indem fie für Bad und $ogis nicht fo viel bezahlen, als das Holz zuzuführen und Elein zu machen foftet, was verbrannt wird, das Badewafler zu fochen, fo kann es fi) nicht lange mehr erhalten; fondern muß, woferne nicht ein an · rüsten RB om he derer i ‚in der Staroſtey Sind. 17 derer Fond zu Conſervation defjelben ausfündig ges ° lacht wird, in wenig Jahren ganz und gar eina El en. se Winter, fagen fie, fey das Waffer im Quell 2 liermol fo warm, daß man faſt Darinnen baden konnte; im Sommer aber iſt es friſch, und ich kann nicht ſagen, daß ich, da ich es geſehen, naͤmlich im Monat Junio 1753, In dem Stuͤcke vor andern Quels len was daran gefpüree hätte. Die Zeit, da das Bad gebraucht wird, find ofdenclic) die Sommers monate, denn außer feibigen koͤmmt nicht leicht je⸗ mand dahin, fich deffen zu bedienen. Das Waffer, -wie 65 aus dem Duelle Fümme, wird in einem Fupfernen Keffel gekocht, und wenn der Badegaft ſich deffen bedienen will, fo wird ihm, fo viel ee . zum ade braucher } entiweber pur kochend Wafler, (melches fie ein Doppelbad nennen, und es für kraͤf⸗ tiger halten‘) oder nur die Hälfte kochend und die andere Haͤlfte kalt in die Badewanne getragen, und ſolche mit einem Tuche zugedeckt, daß es unter ſelbi⸗ gen fo weit ausfühlen muß, als es jemand zum Bas den leiden kann. Man bader fich des Tages zweymal, einmal vor und das anderemal nach Mittage; nachdem fich je— mand einbildee Fran zu ſeyn, oder wirklich Frank ift, nach Dem continuiree man ‚vierzehn Tage, ‚oder drey, auch wohl gar vier Wochen; ‚der Trunf iſt währender Zeit Sayerbrunnen , wie er eine halbe Stunde weit vom Bade quille,, und ungaria ſcher Wein, wer ihn bat, und wenn es hilft, fo wird es gewiß befler! Bd M Die "Die Hauprguelle, aus welcher das Waffer zum Baden genommen wird, liegt in einem. Thale an einer Anhöhe. Das Badehaus fteht, vom Thale aus gerechnet, unmittelbar davor, es ift aber Schade, daß durc) felbiges Die Ausficht von der 178 Bon Badern und Geſundbrunnen Ebene uͤber den Brunnen * dem Gebirge zu un⸗ terbrochen iſt. Die ganze Anhöhe, wie man ‚ fo weit fie nicht beraſet ift, fieht, befteht aus einem Steine, den diefe Baͤder bey fich führen, und von eben derglei- chen Steine hat auch die Natur um den Duell herum ein fol prächtig Baſſin aufgeführet, daß die Kunſt es niche.nachmachen wird. Es ift felbiges ringsum , wenn ich fo reden darf, ganz von gewachſenem Steine; dem Augenmaaße nach meift rund, und bat fajt die Geſtalt, wie ein abgekürzter Kegel, nur daß es nad) der Baſis zu, jahlinger aus einander geht, und ſich in dem Terrein nach und nad) gleichfam verläuft. | Oben in der Mündung ift es im Diameter unge fähr funfzehn dregdner Ellen, die Höhe über dem Terrein ift beynahe drey Ellen; die ganze Dicke des Steines, welcher das Baffın macht , fo. weit man ihn vor dem Waſſer fehen kann, ift noch nicht eine halbe Elle; und der Waſſerſtand wird ſeyn unter dem aͤußerſten Rande ungefähr eine und eine Vier— telelfe tief, weil der Stein an drey Orten, wo das Waſſer ausfließt, mit Fleiß ſo weit durchgehauen iſt. Der Ausflüß aber an allen dreyen Orten zu⸗ fümmen genommen, — etwann eine Oeffnung acht in der Staroſtey Fine." 179 | acht Zoll breit drey Zoll tief, von der Släche eines Be Waſſer⸗ angerechnet. Gegen Abend hat dieſer Brunn di: Berg Kitſiura; gegen Mitternacht liege der Berg Gzerwona Gora genannt, mo oben eine Eleine Ca— pelle Darauf erbauet ift, und gegen Mittag im Thale bat es die ſchoͤnſten Wieſen, aus weichen vorerwahn⸗ ter Sauerbrunn quillt. An der Anhöhe des Czerwona Gora, ober ro⸗ then Berges, find erliche ebenfalls ſteinerne Ba» fins, faſt von eben der Größe, wie der ißo beſchrie— bene. Haupıbrunnen , fie find, aber ausgetrodner, doc) höret man, wenn man hinein geht, Daß das Wafjer nod) io darunter quillt, oder unten weg— fliege , von einem derfelben wird vorgegeben, Daß zumeilen ein erftickender giftiger Dunft daraus auffteige, der. fo ftarf, daß, wann Die Bögel daruͤ⸗ ber hinfliegen, felbige foot Davon zur Erde nieder fielen. Allein, ich bin felbjt darinnne gewefen, und kann nicht ſagen, daß. ich was davon. empfund⸗ den haͤtte. Das Geſtein, was an — Berge zu Tage ausgeht , iſt zum Theil weißquarzig, das mehres fte aber iſt rorbfchiefrig, wovon Der Berg auch ‚wohl den Namen erhalten haben mag. Nach dem koͤmmt weiter hinten im Thale ein weißer Kalkſtein, davon nur große Felsjtücten hin und wieder unors dentlich herum liegen, nicht anders, als ob fie von andern Orten dahin geworfen mären, und fodann * noch weiter hinten im Thale ein ſchlechter Ma grauer 180 Den Bädern und Geſundbrunnen grauer Marmor, der durchaus Elüftig iſt, wevon fie da herum den mehreſten Kalk brennen. Gegen über aber am Fuße des Berges Kiefiura find verfchiedene dergleichen Eleinere Brunnen, das von etliche ganz und gar zugewachfen , da. fie wie eine halbe Kugel, oder vielmehr paraboli« feher Kegel anzufehen, und in der Mitte ift in einl⸗ gen nod) ein Loch nur einer Fauft groß, dadurch man fehen kann, daß noch wirklich Waſſer darin⸗ nen ſteht. Sonſt aber hat es auch auf der Seite, und langſt dem Berge hin, bis den halben Weg nach NiederTruſchbach, große Stuͤcken, wie zer— riſſene und verſtuͤrzte Felſen von Kalkſtein, die un⸗ ordentlich hin und wieder am Fuße des Berges Fahl da ftehen. Das übrige Gefteine, was an dem⸗ felben Berge zu Tage ausgeht, ift alles ſchwarz⸗ grauer Marmor , und oben, faft am Gipfel des Berges, ift in dergleichen Stein eine Höhle, Die, wie man daherum vorgiebt, eine Biertelmeile im Felſe fortgeht, und worinnen, ich weiß nicht was vor Schaͤtze und Reichthuͤmer, befindlich ſeyn ſol⸗ len, in der That aber nichts anders iſt, als eine leere Kluft. Ein Theil von ſolchem ſchwarzgrauen Gefteis ne ift wie etwa der fo genannte Roggenſtein, ‘voller fleinen Körner, Davon ich noch nicht fagen will, ob es eine Art Mufcheln ift, oder was man daraus machen foll; die meiften find von der Form und Größe wie Linſen, einige aber find auch fo groß, als wie ein Pflaumenkfern; und wenn fie nach der breiten Seite abseſchliffen worden, ſo iſt der et | chnitt 1 in der Staroſtey Zips. 181 ſchnitt eine Schneckenlinie, geſchieht es aber nach der ſchmalen, ſo ſind es parallel laufende geſpitzte Ovallinien. Das Waſſer, wie es aus der Quelle geſchoͤpfet wird, iſt ziemlich klar, und ohne Farbe; und hat den Sefchmad faft wie die da herum befindlichen Sauerbrunnen, nur Daß es.nicht vonder Stärke, aud) ‚nicht fo rein ift, wie jene; fondern wie die Schwefel» waſſer etwas faul ſchmeckt: wenn: es aber gekochet wird, fo wird es trübe, feget in dem Keffel häufigen Stein an; und wenn an c8 nach dem wieder Falt werden läßt, fo fälle währender Zeit, da es erfalter, ein zarter Mergel, wie Mehl, in ziemlicher Menge zu Boden, Der Stein, welcher das Baſſin formiret , ift durd)- aus weiß, fomme im Bruche, wo er derb ift, dem Anſehen nach , dem Carlsbader einigermaßen gleich), und giebt im übrigen einen trefflihen Kalk, (welches “ich von dem Carlsbader nicht erhalten fünnen,) will - aber, wenn er zu Kalk brennen foll, zum wenigften eben fo viel Feuer haben, als das Kupfer zum | Schmelzen nörbig hat. | Die ganze Gegend um folhe Bäder herum if, nad) dem Theile zu überall von dergleichen angefülle. Abfonderlich aber Hat es gegen Nieder Truſchbach zu eine feltfame Lage von dergleichen Steine, die um fo mehr curids, weil fie mit zween Fahrwegen durch: ſchnitten ift, ſo daß zwiſchen beyden Wegen nur ein Ruͤcken etwa vier Ellen hoch ſtehen blieben, daß man die Lage deſſelben von verſchiedenen Seiten, als im Duurchſchnitte befehen kann; indem er biefelbft fo vie, je wunderliche Wendungen macht, daß nicht leicht M 3 jemand, / | \ — iz PR 0 | 182° Bon Baͤdern und Geſundbrunnen jemand, der Augen bat zu fehen, Verwunde⸗ rung vorben gehen wird, Der Stein ift, wie ſchon gedacht, ein fhöner ige Kalkſtein ‚ leicht und mehrentheils pords, ‚ daher er in Menge dafelbft ausgebrochen , und in ven. herum Tiegenden Orten‘ zum Wölben verbrauchet wird; ein Theil davon beicht in unformlichen Stüs cken, der mehrefte aber hat parallele Jagen von einem halben bis zu drey auch vier Zoll ſtark, nach welchen er fich ohne fonderliche Mühe von einander ablöfer. Einige folcher Sagen find nur auf einer, andere aber auf beyden Seiten poroͤs, wie etwa die Wachsfuchen im Bienenſtocke, nur daß die Hohlungen rund und in manchen Stücfen über einen halben Zoll tief find. Man finder darinnen, und fonderlich gegen Nieder⸗ Truſchbach zu, viele Abdrücke von Laub, Kräutern, und dergleichen; und bin und wieder hat es runde $öcher von ein paar Zollen, bis einen Fuß und drüber im Diameter , die meift horizontal in den Stein hin» ein gehen, und wovon man aus dem Abdrucfe von der Schale, die fic) im Steine noch erhalten, deutlich fehen fann, daß es Aefte und ganze Stämme Holz von vorfcehiedener Stärke gemwefen, um welche fich der Stein angeleget, und welche durch die Laͤnge der Zeit verwefer find ; aus dem Thierreiche hingegen habe ich, fo viel ich auch darinnen geſuchet, nicht das geringfte angetroffen, Nahe bey dem Duell , oder in dem Brunnen felbft, merfet man dermalen nicht, Daß fich von dem Steine noch was anfege, wie man es etwa im Carlsbade fin. bet: allein wenn man weiter davon Achtung giebt, fo wird man gewahr, daß ernod) beftandig anwächft, nur daß es hier wieder anders Damit zugeht, alsdorten, Das in der Staroſtey Zips. 18 Das Waſſer breitet ſich an einigen Orten, wo das — das ſchon mit lauter dergleichen Steine bedeckt iſt, den Hang bin hat, weit aus; es befümme daher ‚größere Dberfläche, daß die Luft mehr darauf wirken kann; und fo geſchieht es, daß es unvermerkt verraus het, und den Stein liegen läßt; daß man nicht ges wahr wird, wo das Waffer alles bleibe, was auf der» felben Seite aus den Brunnen wegfließ, Die ganze Fläche, mo das Waffer alfo darauf weg: geht, iſt deswegen voller Eleinen Wellen, faft auf die Art, wie der Sinter in den Erztaruben,, oder der Alabafter bey Salzwerfen an lothrecht ftehenden Waͤn⸗ den ſich anzulegen pflege. Und wo esauf der andern Seite des Duells in engen Canälen fortläuft daß es uͤbergeht, ſo hat es ſich ſo zu ſagen ſelbſt einen Damm gemacht, der noch immer unvermerkt an Höhe zus nimmt. Man Fann ſich daraus vorftellen,, auf was Art die vorhin gedachten kuppelfoͤrmigen Behälter fertig wor · den; und wie es mit dem Baſſin, mo noch) ißo der Haupebrunn hervor quillt,. geben, würde, wenn die Natur nicht dadurd) in ihrer Arbeit geftöret worden wäre, daß man felbige Einfaffung bis: auf eine ges wife Tiefe durchgehauen, und damit dem Wafler _ einen Weg zum Abfluffe gemacht haͤtte. Der ganze Rand deffelben Baſſins ift, fo weit als er er noch unverſehrt ift, horinzontal; das Waſſer iſt vor dem ohne Zweifel nach allen Seiten über felbigen weggegangen; es hat, weil es in einer großen Fläche ausgedunſtet, von Zeit zu Zeit immer etwas, Stein fallen laſſen; dadurch der Fuß des Baſſins immer Ben, das ganze Soon felbft nach und nach höher; MA und _ 134 Bon Baͤdern und Geſundbrunnen und der Rand oder die Mündung: bingegen immer \ enger worden; und es iſt ganz gewiß, es würde, wenn es länger ungeftört fortgedauert hätte, Das ganze Baſ⸗ fin fi) oben noch immer mehr zuſammen gezogen has ben, und mit der Zeit, wie man die kleinen Brune nen anitzo voirklich fo anteiffe, nach Geſtalt einer Kuppel vielleicht ſich gar zuwoͤlben. Ich habe vorhin gefaget, daß ein Theil von dem Steine, der in der Fläche um folche Brunnen herum ausgebrochen wird, voller runden Löcher ift, und ich Fann fagen, ich Habe gefehen, wieesdamitzugegangen, Die Natur ift in ihren Werken zwar geheim, fie ift aber doch zumeiten fo verborgen nicht, daß fie uns gar nichts follce wiffen laſſen; fie will nur, daß wir auf das Achtung geben follen was noch ißo gefchiehr, wenn wir wiſſen wollen, was zuvor gefchehen it. Dergleichen Waſſer und ſonderlich die Sauerbruns nen, fuͤhren, wie ich zuvor ſchon geſaget habe, viele * bey ſich, die Luft haͤngt ſich an ſolchen Orten, wo as Waffer ı nicht fogleich abfließt, fondern eine Zeits u in der. Wage ftehen bleibt , an dem Boden oder. Grunde, der ſchon nichts als dergleichen Stein:ift, in Fleinen Blaſen an; der: Stein, den das Waſſer noch allezeit bey jich fuͤhret, leget fic) vorerft nur mie ein. Mehl um folche Blafen herum, der Raum zwiſchen denfelben Blafen wird endlich auch von dergleichen ausgefülfet; daher gefchieht es, daß der Stein, der itzo ſich aus dergleichen Waffern anfeget , voller Löcher und Höblungen wird; und man bat "garnicht zu zweifeln, daß es mit dem, was itzo an andern Orten herausgebrochen wird, und was fchon vor: Sr sah ven fertig — een ſo zugegangen. —* ei 8 in der Staroſtey Zips. nt j 185 Es iſt nämlich nicht der Truſchbacher Brunn allein, 100 dergleichen Waſſer hervor quellen, fondern es hat deren in der Staroſtey Zips, und. in. dem Diſtriete der dreyzehn Städte überall noch mehrere, nur daß bey feinem eine Anſtalt zum’ Baden gemacht: ift,“ außer bey dem Baldocer auf dem graͤflichen Ezaki- fhen Territorio , ungefährseine Stunde von Kirch» dorf; und * den andern, die nicht gebrauchet werden, iſt ſonderlich einer, auf einem mitten in. der Ebene gelegenen Berge, welcher unter allen am merfwürdigften iſt, weil fie Davon: vorgeben, daß ſo gar das Waſſer allda zu Stein wuͤrde. Der ganze Berg iſt zwar von keiner ſonderlichen Höhe, allein, wenn man erweget, daß, da er rings⸗ um frey ſteht, auf eine ziemliche Hoͤhe, vom Fuße des Berges an zu rechnen, Waſſer hervor quillt; ſo iſt er doch hoch genung, einem Verwunderung zu erwecken, und wenn man aus der Figur deſſelben und aus dem Steine, der an verſchiedenen Orten bloß liegt, ur⸗ theilen ſoll; fo ſcheint es, ungeachtet Daß er gegen⸗ waͤrtig guten Theils beraſet it, als ob er’ vor. dem ebenfalls ein folch Bafın geweſen feyn muͤſſe. ser Auf der. einen Seite deſſelben iſt nicht nicht weit vom Gipfel der Hauptquell, dem ſie vornehmlich die erwähnte Eigenſchaft zuſchreiben; auf ‚der. andern aber hat er am Fuße des Berges noch verſchiedene dergleichen Quellen und Sauerbrunnen; und bey dieſen eben war es, wo ich die Obſervation von den runden Höhlungen, die fih im Gteine finden, ‚ges macht. habe. Alle aber kommen aus eben einem fol hen Steine hervor, wie der Trufchbacher, nur daß er abi feine ſolche Bafins formiver bat, ale dorten; M 5 - fondern 386 Bon Bidernund Gefundbrunnen ſondern mit der Fläche des Berges meift in einem fortgeht, fo. daß es daher das Anfehen hat, als ob, folche Duellen, fo wie man fie ito ſieht noch nicht ſehr alt waͤren. Wenn man den Quell, oder vielmehr Sprubel, wovon fie fagen, daß das Waſer zu Stein werde, anfieht, fo ſollte man meynen, es müßte ein Waſſer heraus gehen, daß es ein Mühlrad treiben koͤnnte. Allein, wenn man auf den Abflug Achtung giebt, fo wird man gewahr, daß nur wenig Waller heraus fommt ‚und daß der ganze Abflug * eines Stroh⸗ halmes ſtark iſt. Der Keſſel, oder das Behaͤltniß, worinnen das Waſſer ſteht, iſt ſo ſonderlich groß nicht, und hat uͤber drey oder vier Fuß nicht im Diameter. Es iſt aber das Waſſer beſtaͤndig in einer ſolchen vehe— menten Bewegung, als wenn es aufs aͤußerſte koch— te, dergeſtalt, daß es immer auf einen halben Fuß hoch in die Hoͤhe geworfen wird, eben als wenn man durch eine Roͤhre Luft ins Waſſer hinein blaͤſt; und gleich uͤber demſelben Behaͤltniſſe, etwas weiter den Berg hinauf, iſt wieder ein dergleichen kleineres, wo es fich ‚eben fo macht, nur mit weniger Gewalt, Aus beyden aber koͤmmt meift nur Luft heraus, und wenn ja nod) was Waffer mit zu quille, fo verrauche es, indem es fi) am Hange des Berges ausbreiter, und läßt den Stein, den es bey ſich bat, auf der Fläche liegen, der denn dafelbft fich wellenförmig an leget, und erhärter,, fo daß daher die Sage entftans den, als ob das Waſſer ſelbſt zu Stein würde. Sch babe vordem ſchon, in dem hamb. Magaz. eine Veſchreibung von ben Toffſteine bey Langenſalze ind inmn der Staroftey Zips. 187 in Thuͤringen gegeben, ich habe aber dabey nichts ‚mehr geſaget, als wie man wirklich die Sache fin— ‚der, und id) habe mich mit Fleiß Davon enthalten, daß ich nichts erwaͤhnet habe, wie man vermuthen fönne, daß derfelbe Stein entitanden feyn müffe, une geachtet ich damals eben die Gedanken davon gehabt wie itzo. Nachdem ich mich aber hier mit Fleiß um, und der Natur, ſo zu ſagen, zugeſehen habe: ſo trage ich fein Bedenken, zu behaupten, Daß es dorten ehes dem eben fo zugegangen feyn müffe, als es ißo bier zugeht. Sich habe damals angemerfer, daß man Kräufer, Gartenſchnecken, und dergleichen, die Menge, von Marinis aber nichts darinn antreffe, und es ift auch befannt, was Herr Cenzel erzähler, daß bey Tonna, nicht weit von Sangenfalze, ein Gerippe von einem: Elephanten unter demfelben Steine gefunden worden. Allein, was mid) am meiften in der Meys nung beftärfer, ift, daß es ben Langenſalze, Tenns ftadt, Greißen, und der Orten, wo folcher Stein ift, noch ißo große Hauptquellen bt, Ich kann zwar nicht fagen, daß die Wafler, die aus foldhen Quellen kommen, dermalen dergleichen Stein, oder font was Mineralifches bey fich führen; ic) Habe fie, wenn ich die Wahrheit ſagen foll, dar auf nicht probiret, Allein, gefeßt auch, daß fie io folchen nicht hätten , fo kann es deswegen wohl feyn, daß fie vordem dergleichen geführet haben. ya ich wollte wohl fagen, es quellen auch.die biefigen Wafe fer dermalen nicht mehr fo ftarf zu, oder führen niche fo viel Stein bey fich ‚als vordem ; und es wird viel» PANNE leicht 188 Don Badern und Gefundbrunnen:e. leicht die Zeit kommen, da fie dergleichen gar nicht mehr führen werden. Die Flächen, die hier. von folhem Steine bedecket find, find zu groß, und die Steinlagen an teils Drten zu ftarf und zu rein, daß fie-fid) fehwerlich fo würden erhalten haben, ohne mit was fremden vermifcht zu werden, wenn es damals fo lange Zeit gebrauchet hätte, als itzt. Das Waf fer löfer den Stein eben fo auf, als es fonft das Salz auflöfet, es wäfcht die Wege, wo es durchgeht, nad) und nach immer weiter aus, und warum foll e8 nicht angehen, Daß es endlich eine Gattung Stein an einis gen Orten gar durchwüfche, Daß es hernach entwe— der gar nichts, oder doc) nicht ſo viel Davon auflöfer, als: zuvor. | Wenn man in dem fo genannten Salzthale bey Arthern, in der Graffchaft Mannzfeld, wo die da⸗ ſige Salzquelle aus: dem. Alabafter ‚heraus koͤmmt, Achtung giebt, fo fieht man, daß. die Sohle wunder. liche Wege und weite Höhlungen darinn ausgearbeitet bat ; fie löfet ihn in folchen Höhlen noch beftändig auf. Er geht mit der Sohle auf die Gradierhaͤu— fer; und indem die Waffer dafelbft währender &ra- dirung der Sohlen ausdunften: fo leget fich ein Theil davon in. den Dornen wieder an, ein Theil aber gehe gar bis mit in die Pfannen, und, fällt allererſt als« denn in felbiaen zu Boden, wenn das Waffer kochend wird, . Allein, foll man wohl glauben, daß es be ſtaͤndig fo fortdauern werde, oder foll man niche viel« mehr dafür halten, daß es auch hier gelte: NMinimis momentis maximae inclinationes — | 'rerum fiunt, | j IV. Untere —V 189 —— | IV. —* Unterſuchung des Lebens und der Schriften des Homerus, Aus dem — über fege. 5 von M. Chriftian Wilhelm Agricola, Paſtoren zu lee 1 der Grafſchaft = | Dem Hochgebohrnen Herrn, ” Heren A** Grafen von **. Erſter Abſchnitt. Mein Lord, s giebt uns einer von den Alten, den wir ſehr bewundern, den wohlgemeynten Rath, man folle, wenn man Luft hätte, ſich erwas zu gute zu thun, und aufgeräumt zu feyn, die verfchier denen * Die Auffchrift diefer fehr prächtig gedruckten und mit vielen ſchoͤnen Rupfern gezierten Schrift ‚lautet im Engliichen: An Enquiry into the Life and Weitings of Homer, The fecond Edition. London. Printed in the Year. MDCCXXXVL Bir find Willens, diefe Unterſuchung dee: und nach mit zutbeifen. 190 Unterfuchung des Lebens denen Tugenden und Vorzüge feiner Freunde überdens fen. Die Freunde diefes Mannes waren allem Ans fehen nach aufrichtig und beftändig, oder fanden ihs ren Vortheil darinn, ſo zu feheinen: fonft hätte die Erinnerung ihrer guten oder großen Eigenfchaften, welche niemals zu feinem Dienfte angewendet wor⸗ Den, einen fo erg Zeitvertreib nicht verſchaf⸗ fen Eönnen: > Sgedoch, dem fen wie ihm wolle, fo ift fo viel ge⸗ wiß ‚dag Meufchen von allen Cparactern dem Ver⸗ gnuͤgen der Freundſchaft und der gegenfeitigen Ber« | traulichkeit unter einer oder der andern Geftalt nach» gejaget haben. Weder Gefchäffte, noch Ergöglich- Eeiten,, noch Gelebrfamfeit, Fonnen uns von der Ge⸗ walt diefer angenehmen $eidenfchaft Frey machen. So gar eine eingebildete Gegenwart rühret unfere Gemuͤther, und muntert unfere Geifter beydes zu Gedanken als zu Handlungen auf, Die Anweifung des Sittenlehrers erſtreckt ihren Einfluß auf einen jeden Theil des Lebens, und ich bringe diefes diefen - Augenblick in Uebung, da ich mich bemühe, einige wenige Gedanken über eben Feine fehlechte Materie zu befeelen, indem ich diefelben an Ew. Hoch⸗ gebohrnen richte. Homer iſt es, mein Lord, und eine Frage, die ihn angeht, und die bisher als unaufgelöft angeſe⸗ ben worden iſt: „Durch was für ein Schick⸗ „fel, oder durch was fuͤr eine Anordnung der „Dinge es fich zugetragen but, daß ihm feit „zweytaufend fieben hundert Tabren ‚ als der „zeit, da er ſchrieb, Feiner in der epifchen Dicht« „kunſt gleich gekommen iſt; noch) — ſo viel | „Wir und der Schriften des Homerus. 191 „woir wiſſen, ſemand vorher übertroffen hat.,, Denn dieß iſt der Mann, deſſen Werke vor vielen Zeiten eben ſowohl das Verauagen der Prinzen * und die Stüge ver Priefter, als die Bewunderung der Gelehrten geweſen ſind, welches * auch noch ist is bleiben. So unficher es indeffen vieleicht —*— fon möchte, wenn man diefes vor Alters zu Smyrna** wo Homer vergöftert worden, oder zu Chios une ter feinen Nachkommen ** Härte fagen wollen, ſo glaube ich doch, daß es ſchwer halten würde, Kun Zochrebobrnen zu überreden: Es foy ein Wuns der ben der ganzen Sache im Spiele geweſen. Es ift wahr, diefes würde der Frage gar bald ein Ende machen. Denn wenn mir wirflich eben der Meys nung wären, als die Alten, daß Homer eine Ein— gebung vom Simmel gehabt, und als ein Prophet und ® —— o Birowarwpz vardexsuncds Ounzo Nesay, avrov mev naAms exabıre, wurd de Tas words wegsesnos TB are: 0704 AVTIWOBSITy TE Ounge. "Arıar. —* Sirabo ſaget, wenn er von — redet Esı ds xy Bıörs0Inen, xy To Oumpesov* SoX TEeTeayovos &x8“ e4 Newv Ounes xy Zouvev' arrımasırey yap xy ET0L dia Qegovrus 7#. Doms. Koy du xy Nonisux Tu xæ ax u⸗ = avross Oungew Asyerıy. Sreal. ß. —* Dieſes Gebaͤude wurde von dem Lyfimacus, einem von Aleranders Nachfolgern, aufgefuͤhret Br AudicCurscs de xc4 Ounes XIOI, uaprvew us 7% OMHPIAAZ xaAsusIaH, @m0 de 78 erews Yeyıs weoye eröopmer. Zrgab. Bis, Pr} Unterſuchung des Lebens und RB der Götter * gefungen und ge⸗ ſchrieben habe, ſo wuͤrden wir uns ſchwerlich wun⸗ dern. Es würde uns auch gar nicht fremde vorkom— nıen, ein Bud) vom himmliſchen Urſprunge ohne feis nes Gleichen unter menfchlichen Werfen: den In— halt deſſelben eben fo nuͤtzlich als: vortrefflich, Die: Schreibart richtig und doch erhaben, die Drdnung bendes einfaltig als ausgefucht ; die Gedanfen darinn natürlich und. doch ohne Niedertraͤchtigkeit, und die Sitten, fo wie fie wirklich find, und zugleich fich fo ‚weit. erftrecfend, zu finden, daß fie fogar die Vers fehiedenHeit der vornehnmften menſchlichen Character in fih.faffen, Wir dürften nichts fchlechteres erwar« ten, wenn wir betrachteten, woher es kaͤme: und dag iſt, glaube ich, die Urfache geweſen, warum feiner von den Alten: es. verfuchet bat, einen ‚Grund. von diefem Wunder anzugeben, Sie waren, aller Wahr⸗ feheinlichkeit nach, mit den Anfprüchen zufrieden, wel che der Dichter beftändig auf. die himmlifche Einge— bung macher, und feheinen der Meynung des Taci⸗ tus geweſen zu feyn, „daß es weit gottesfürchtiger „und .ehrerbiethiger fen, die Werke der Götter zu „glauben, als zu unterfuchen * | Jedoch die gluͤckliche Veränderung ‚ die nach der. Zeit mit dem Zuftande der gottesdienftlichen Sachen vorgenommen ift, läßt uns nunmehr die Freyheit, die gegenfeitige Meynung anzunehmen. Und ob es ung gleich i in den alten Zeiten wohl die Verbannung. - aus Smyrna oder rei dürfte zugezogen ha⸗ | | en, Fas Onou o @EOZ; rn Oeay HPO®HTHE. —— Aruıbuad. PR ** Demoribus höre, und der Schriften des Homerus. 193 ben, ſo iſt es doch itzt vollkommen unſchaͤdlich gewor— den, und wir koͤnnen immerhin behaupten: „daß Homers Gedichte ein menſchlicher Aufſatz „ſind; daß ſie von keiner andern Kraft als von ſei— „nen eigenen Faͤhigkeiten eingefloͤßet worden; daß „die zufaͤlligen Umſtaͤnde bey ſeiner Erziehung, dazu ;behulflih gewefen; mit einem Worte, daß viele „uſammen fommende natürliche Urſachen fich vereins „baret haben, diefen großen Geift hervor zu bringen und vollfommen zu machen, und daß fie ihm das „edelfte Feld, das nur jemals einem Dichter zu Theil „worden, dargereichet, fich darauf zu zeigen. s Hier, mein Lord, fcheint eine Gelegenheit, für eine Fleine Weltweisheit zu feyn, uns, wo möglich, auf die Spur diefer fonderbaren Erfcheinung zu fuͤh⸗ ren. Es hat ſich dieſelbe zweytauſend Jahre in der poetiſchen Welt ſehen laſſen, und die Augen der Menſchen fo geblendet, daß fie fich bisher mehr da— mit befchäfftiget haben, daſſelbe anzufchauen, als zu unterfuchen: was es gebildet bat, oder woher es gekommen ift? Und zum großen Glück hat der Berfaffer alles Alterthums, der den Hofmann und Schulgelehrren auf das alücklichfte verbunden zu haben fcheint, einen Punct beſtimmt, welcher ung vielleicht einige Unruhe gemacht haben würde. Er hat e8 als einen Hauptfag zum Grunde geleger, „daß Fein großer Geift ohne Ausbefferung vortreff- „lich werden, noch aud) die feinfte Erziehung etwas Edles ohne natürliche Gaben hervor bringen „koͤnne *.. Wenn wir diefes als ausgemacht ans | nehmen, * Horat. de Arte Poet. 2 Band. | N ‚194 Unterfuchung des Leben "nehmen, fo fönnen wir uns verfichern, daß Homer in beyden glücklich gewefen ift; und müflen nunmehr ‚dem dunfeln Winfe folgen, den uns das Alterthum giebt, wenn wir ausfindig machen wollen: Wie eın blinder berumfchweifender Barde durch diefelben bat werden Eönnen, Ich bin nicht willens, Ew. Hochgebobrnen mit den Zufällen zu unterhalten, die fich ben feiner Geburt zugerragen haben *, obgleich einige Matura Ffündiger diefelben als den Anfang feines guten Glüs ces anfehen würden. Ich will lieber bemerfen, daß man ihn gemeiniglich für aus klein Aſien gebürtig hält, einem Striche Landes, der, was die Maͤßi⸗ gung der Himmelsgegend und die Beſchaffenheit des Erdbodens anbelanget, keinem in Europa ‚ etwwas nachgeben dürfte *. Es ift nicht fo fett und fruchtbar, als die Ebenen bey Babylon, vder die Ufer des Nils, daß es die Einwohner weibifch machen, und Trägeit und Verdroſſenheit zeugen follte; allein die Reinigkeit und Güte der Luft, die Verſchiedenheit der Früchte und-Felder, die Schön» . beit und Menge der Fluͤſe, und die beſtaͤndigen kuͤh⸗ len — any zunde (unreen — —R&& ae. — ws, 39 yaspı Ya. Heoder. Bios Oumps. ** Mimnermus, ein Mann von einem zärtlichen Ges fchmacke, der das Land wohl kannte, nennet es, userm Acınv, das niedliche Afien. Und Berodot, der mit dieſem fowohl, als mit den andern feinften Landern befannt war, verfichert ,. os mev Iovas ur0, TAv xıy Tlavmav esı, 78 mer Ovenıs xy Toy [leewv ev Tw KaÄdIS@ ETYUYXarey evoamevss TONINS, WAT ArIEn- Fur Tor yueis iömm. R Heodor. Kiem. und der Schriften des Homerus. 195. fen Luͤfte von der Weftfee, vereinigen fich alle, alle Arten der Früchte diefes Landes zu der größten Boll fommenheit zu bringen. Sie flößen dieſe angeneh— me Gemuͤthsbeſchaffenheit, und dieſe reiche Einbil- Dungsfraft ein, welche den allerweiteſten Ausfichten | ri. find, und die feinften Borftellungen der atur und Wahrheit verfchaffen. Man hat bey der Eintheilung, die man gemei⸗ niglich von den Himmelsgegenden machet, bemerket, daß die rauhen und kalten die ſtaͤrkſten $eiber und Friegerifchen Gemuͤther hervorbringen; die heigern, fräge Körper mit liſtigen und hartnäckigen Leiden⸗ ſchaften; die gemaͤßi igten Gegenden hingegen ‚die unter dem gürigen Einfluffe eines anmutbigen Luft⸗ ftriches liegen, haben das befte Glück zu einer feinen Empfindung und einer derfelben gemäßen Beredt⸗ famfeit *, * iſt wahr — ſaget, ein geſunder Ver⸗ Damit man nicht glaube, als ob Diefe Folgerun⸗ gen erzwungen waͤren, ſo wird es der Muͤhe werth ſeyn, die Meynung des großen Bippocrates, in feiner Abhandlung von der Luft, dem Waffer und der Page, der Länge nach hieber zu fegen: —R ſpricht er: d& zoy weßı ans Acıns xce Tyę Evgwans — ox* oc oil ‚a Degsew arıydar 85 Ta mayrdı — ur AEIHN mAcısov Öradegew Du ns EYPONHE ss ru; udiæs var Zunwzırav , Toy TE ER Yns Qvouswr xy Toy MEILE So yap ward wey werlove Favsa yıeroy &v an Acıy? ads xwea ns xwpns yuspwreey, nıy ra Hiız zw avdgw= Kwv NrIWTeg® noy eVepyorere. To dr ausay-zuren, 9 70 apx01s Tu Dpsav, OT TE HAIR 89 MECW@ TA) arTıAwy up Tag agos Tny mw; Tu ve Duxgw wöpgorigew: Tar de aufge FIV u NMESOTATE magaXE WIEN ARAVTOV, OKT) un« ? der n swirgarsı Pistws, aA FmT0Ss WwoRrspn dvvassun: Rx j 196 Unterſuchung des Lebens Berftand wird in einem jeden Sande hervorgebracht, und ich glaube, daß dem fo iſt; aber der befte Wachsthum und die ſchoͤnſten Sproͤßlinge deſſelben gerathen, wie bey andern Pflanzen, nur in der gluͤck⸗ N —* und auf dem beſten aaa z 8 Hunde u xara sus Arıny 8 zaırayy ouams' AA 00% mir TNS Zwgas 89 mesw xeitoy TE Drgus xıy TE Puyes,ausm mer svxapRoTarn eg4, 204 suösosarn, x4 sudevdkoratn; 2.4 voaci MarISE KEXEnTag; Foids TEOVEANIOIEE EY TOITHERn INS Vns - Ovre yap sn Tu Fepus annenauroy Atos. Ovre vmo avxgumvacy arvogıns avrad mn panvsry. 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Zu eben dem Ende faget der Weltweife: MH @ecs, ( Alva ) ZIEOTEERS nuas KATWRICE enrsZanem Toy Towoy exy 3") yeysnde, sry Eunpassar Tor (pay u AuTw xaries- es, ex DPONIMOTATOTZ auohas vice. | Tlxrwvos Timouog. * Ingenia Hominum vbique locorum Atus format. Q. Curtins. Lib. VIII. Der ordentliche Beweis diefer Meynung ift von dem Galenus verſuchet wor: den in der Abhandlung, daß die Sitten der Mfen- fben von der Kinrichtung ihrer Koͤrper ab⸗ hängen, ' und der Schriften des Homerus. 197 - Es it Ew. Hochgebobrnen fo gewöhnlich, ei: nen Gedanfen bis durch feine entfernteften Folgerun— gen fort zu feßen, daß ich kaum noͤthig habe, der ſpaͤteren Gefchichte diefes Striches Landes Erwaͤh⸗ nung zu thun. Es bat niemals ermangelt, feine Kraft zu zeigen, wenn nicht gewifle Außerliche Zufäalle im Wege geftanden haben. In ven | frühen Zeiten dee Freyheit, war die erſte und größte Anzahl der ER, *, Gefchichtfehrei« N 3 ber Thales war von Miletus, ber zu den Zeiten des Eyrus lebte: Anarimander und Anarimenes, feis ne Schuler, waren von eben dem Drte. Pytba— goras aus Samos. Heraclitus von Epheſus; und »ermagoras, welcher megen feiner gar zu großen Maäßigkeit aus diefer Stadt verbannet wur: de. CEbryfippus war aus Solis; Zeno auß Ey: . pern; Anaxagoras aus Elasomene. Xenopbanes, der Naturfündiger, war aus Colopbon. lcan: tbes der Stoifer, von Affus, wo fi) auch Ariz ſtoteles einige Fahre aufbielt. Metrodorus, der große Freund des Epikurus, war von Pampfaz Zus: allıvo auch fich diefer Heltweife eine fo lange Zeit aufgehalten, dag man ihn beynahe für einen Einaehoßtnen anfehen kann. Theopbraft, und fein Gefelle Pbanias, waren von Ereſſus, und fein Nachfolger Neleus, der Erbe von dem Bucher: vorrathe des Ariffoteles war von SEepfis. Die. fe und Xenofrates, der Platoniker; Arceſilas, der Academiker; Protarchus, der Epifurer; und Ku— doxus, Der Mathematiker und Freund des Plato, (lauter große Namen in der Ibeltweisheit,, )/ zogen ihre erſte Luft auf RN Kuͤſte ein: welches auch »ippocrates, Simus, Eraſiſtratus, Afklepie= | a Apollonius, die größten Meier in g beil: | amen 198 Unterſuchung des Lebens ber * , und Dichter **, von der aſiatiſchen Küfte und aus den — Inſeln gebuͤrtig. Und nach ſamen Kunſt, ebenfalls thaten. ES iſt auch merk— wuͤrdig, daß von jenen ſieben erſten Weiſen, die ges meiniglich die Weiſen von Griechenland genannt werden, viere dieſer Himmelsgegend zukommen. Nämlich Pittacus von Mitylene; Bias von Prie⸗ ne; Rleobulus der Kindier; und der. obengedach- te Milefier Thal:s. vSHekataͤus und Pberesydes, die beyden aͤlteſten Gefchichtfehreiber , Die Die Beiechen haben, waren der eine von Miletus, und der andere aus der Heinen Inſel Syros. »ellanifus mar aus Les⸗ bus; Theopompus Ben Chios ‚und der alte Sky⸗ lar aus Berganda. Ephorus der große Ges fehichtfehreiber, war von Kumaͤ; Etefias, ber Leibarzt des Köniaes von Perfien Artaxerxes, und ein aroßer Schreiber von Wundern, war von Gni— Ous. Wenn man num diefen den unnachahmlichen Herodotus beyfuͤget, ſo hat man die Namen der vornehmſten griechiſchen Geſchichtſchreiber, die beyden Athenienſer, den Thucydides und Xeno⸗ phon ausgenommen. ** Heſiodus, welcher den Zeiten BSomers naher iſt, war aus Cuma Mimnermus aus Colopbon ; Archilochus von Paros; Tyrtaͤus von Miletus; Thales, der Dichter und Gefeßgeber, und Epime⸗ nides, der Bezauberer, waren aus Kreta. Ana creon war ein Tejer; Simonides ein Ceenſer; . Arion und Terpander waren Kesbier, Und der befonderen Geburtsoͤrter eines jeden nicht zu gedens - fen, fo waren die bewunderte Sappbo, ihr Lieb» haber Alcaͤus, Bachyllides, Chaͤrylus, (nicht aber der, ſo zu Alexanders des Großen Zeiten ge⸗ lebet bat, ) Pbocylides, Bion, Simmias, Pbiles tas, Jon, der a PR, i Menan⸗ und der Schriften des Homerus. m nad Verfließung einer in der Sclaverey zugebrach⸗ ten Zeit, da der Einfluß der roͤmiſchen Freyheit und ihrer gelinden Regierung auch dieſes gluͤckliche Land betrat, bezahlte es die Roͤmer nicht nur mit den miedlichiten Früchten feiner Felder und Gärten, ſon⸗ dern auch mit der noch weit fhäßbarern Hervorbrin. ‚gung tugenöhafter und gelehrter. Seure *; und zwar | Na4 in Menanders Nebenbuhler, Hegemon, der Lobred⸗ ner des Epaminondas, und der affronomifche Dichter Aratus; alle in diefer poetifchen Gegend gebohren. Er hatte auch die Ehre, die erytbräiz ſche Sibylle, und ein ander begeiſtertes Frauens zimmer, die Athenais, zu den Zeiten Alexanders, hervor zu bringen. Was aber bey diefem Artikel am merkwuͤrdigſten iſt iſt dieſes, daß die beruhm- ten fuͤnfe, die ſich in der epiſchen Dichtkunſt her⸗ vor gethan haben, alle ebenfalls aus dieſer Him—⸗ melsgegend gebuͤrtig geweſen, und die zween größ- ten im den zwo benachbarten Staͤdten, Cumä und Smyrna, gebobren find. Man höre dad Zeugniß des gelehrten Tzezes: Teyorzcı da Turwv Tas Moıyrov (Exrıxwr) avdees OVeuagos Were. Oumpos o marusıs, Ayrı= paxss 0 Kurudevis, Ilawasıs, Ilescavdeos 0 Kumeigevs, xuy sros o Hriwdos. Iwar. Tlerkns eis Hrindev. Pifeanz der war von Rhodes , und in fehr großem Anfebert. Hleasardos 6 æcnuoræreos Iloınrns, Kauepsusp. Zre* bar. weeı wor. Antimachus befchrieb den the— banifcben Krieg, und Panyafıis die Thaten des »erkules. Er war von Saliksrneffus, und Svi⸗ Das faget von ihm: zirterav nv Tlomrıunv sray- yayı. Kr fiellte Die beynabe gänslich — ne Dichtkunſt wieder her. panaͤtius, Stratokles, Andronikus, der Peripa⸗ tetiker; Leonidas, der Stoiker; und vor dieſen eberes Endemus und Dieronymus wa⸗ ren — 200 Unterfüchuig des Lebens in fo großer Anzahl, daß fie ihre Schulen, und die. Haͤuſer der Großen damit anfüllen fonnten: da fie * Geſellſchafter fuͤr u Prinjen " faren, 2 au ren alle von Rhodes. Pofidonins mar aus Apa⸗ mea in Syrien, allein er lebte, lehrete, und hielt ſeine Schule auf eben dieſer Sufel, Charon, der Geſchichtſchreiber, Adrimantus und Anaximenes, der Redner, waren von Lampſakus. Agathar— chides der Ariſtoteliker, von Gnidus; Eraſtus und Earysfas, aus ber ſokratiſchen Schule, mas ren aus Skepſis bey Troja gebürtig. Diefer Fleis ne Drt war ehedem wegen dev Geburt des Deme⸗ srius, des beruͤhmten Kunſtrichters, welcher zu den Seiten des Ariſtarchus lebte, und des Metro⸗ dorus, berühmt, eined Mannes von einem hoben Geiſte und erbabener Beredtfamkeir, und ungluͤck— lichen Lieblinges des großen Mithridates. Hege⸗ fias, Xenokles ‚und Menippus, waren die Stif: ter und größten Zierden der aſiatiſchen Wohlre: denheit. Und überhaupt kamen die Lehrer der Ne defunft und Weltweisheit von diefer Küfte: Dio- pbanes, Potamon, und Kesbokles, große Man: ner und Nebenbuhler von Mitylene; Erinagoras, Dionyfius Attikus, Diodorus Sardianus Dio⸗ trephes, Alexander, mit dem Zunamen Aychnus, Dionyfökles, und Damafus SEanbrus genannt ; Apollonius Nyſaus, Menekrates, Apollonius Malokus, Nicias yon Cos, der zu einem ehrgei⸗ zigen und ganz veränderten Tyrannen murde; Theodorus Kronus, der Dialektifer, Archida= mus, Antipater Neſtor, Stoiker; nebft vielen andern, Die man bey dem Seneka, dem Bater, finden kann, in feinen Controuerf, et Suafor, Lib. mo Ei die Denkfpruche der griechifihen Lehrmeifter erzaͤhlet. * Theopbanes der, Geſchichtſchreiber, ein. großer Freund und Rath des Pompeins, war von Au ‚ dene und der Schriften des Homerus. acı auch einige edle Denkmaale fuͤr die Nachkommen hinterließen. N5 Man lene. Sein Sohn wurde nachgehends über Afien als Landesvermefer gefegt. Ariſtodemus von Nyſa ift Pompejus Lehrmeifter geweſen, und ſei⸗ nem leiblichen Vetter eben diefed Namens wurde die Erziehung der Kinder dieſes großen Mannes anvertrauet. Pompejus juͤngſter Sohn, Sextus, hatte, da er Herr von der See war, den Dionyz fins Salikarnaffeus, den berühmten Befchicht: fchreiber und Kunſtrichter unter feinen Freunden. Theopompus von Gnidus, und fein Sohn ſtun⸗ den alle.beyde bey dem Julius Caͤſar in befondern Gnaden; und der Bater hatte, wahrend der kurzen Regierung deſſelben, ſehr viel zu ſagen: Apollonius Molo mar der Lehrmeiſter des Cicero. Pompez jus legte, da er feinen Feldzug in die Morgenlaͤn⸗ der vorab, bey dem Pofidenius, in deffen Schu⸗ le zu Rhodes, einen Befuch ab, und beugte,an der Thüre feine Palees. welches man gegen einen. Hoͤ⸗ bern zu tbun pflegte. Als er im Begriffe war, Abſchied von ihm zu nehmen, fragte er ihn nach feinen Befehlen, und diefer höfliche Weltweife be⸗ | fabl ihm in einer Zeile aus dem Homer: Ausy agıssveiv noy varesgogor zumavey am. Stets der bravfte zu feyn, und über die ans dern zu berrfchen. Eine Sache, die er zu thun hoͤchſt vonnoͤthen hatte. Bybreas, der feineſte Redner zu ſeiner Zeit, war bey dem Marcus Antonius in großen Gnaden; und die Sorgfalt für die Aufführung des Auguſtus, wurde von dem Dheime deffelben, Caͤſar, Apollos doren von Peraamus anverfrauet. Athenodorus der ältere hat Feines andern Beweiſes von feiner Tugend und Verdienften nöthig, ald daß er bey dem Marxcus Eato geiede bat und BIN: Der 202 | unterſuchung des Lebens Man wird es vermuthlich für. etwas gar zu geklüs geltes halten, wenn wir bemerken, daß Homer von dem eriten oder anderm&efchlechte nad) der Berpflans zung, ‚ober vielmehr endlichen Niederlaſſung diefer Colonie aus dem felfigten Morea in diefe glücklichen Lander, geweſen ſeyn muß: Ein Umftand der Zeit, in welchen die Natur, wie man bemerfet, ihre mun⸗ terften Wirfungen thut, und mit ihren anmuthigſten Schaͤtzen am freygebigſten iſt. Diejenigen, die ſich auf die Pferde verſtehen, ſind ſehr betruͤbt, daß ſie nach der erſten oder andern Hecke von fremden Aeltern, eine vermiſchte Zucht erhalten, was aber dieſes fuͤr einen Einfluß hier haben koͤnne, das koͤmmt denen zu beſtimmen zu, die das menſchliche Sand mit 9 rerm Fleiße unterfuchen. Wenn Homer demnach in fo einem Sande, und unter fo günftigen Afpecten der Natur, auf die Welt kam / fo müffen wir nun zunächft unterfuchen: „Wie er ben feiner Ankunft aufgenommen worden; in was ° fuͤr einem Zuftande er. die Sachen antraf, und * Der jüngere beſaß einen großen Theil von der Ge⸗ wogenheit des Auguſtus, und ward demſelben, je länger er lebete, je lieber. Er uͤberkam große ‚Ehre, und da er, des efes uͤberdruͤßig, wieder im ſeine Vaterſtadt zuruͤck kehrete, that er es mit einer von dem Prinzen erhaltenen unumſchraͤnkten Gewalt, in derſelben nach feinem Gefallen beſſere Einrichtungen zu machen, und zu regieren, Te ſtor, der Akademiker, welchem die Erziehung des braven Marcellus, der Octavia ihres Sohnes und vermuthlichen Erbens des Reiches, anvertrauet er war ‚ver Nachfolger in der Gnade und ve, und der Schriften des Homerus. 203 „für eine Gemüchsbefchaffenheit diefes bey einem ers „babenen Geifte und nachdenkenden Kopfe hervor „bringen mußte,,, Dieſes iſt eine ſchwere Unterſu⸗ chung, und ich wuͤrde einigermaßen bekuͤmmert ſeyn, wie ich durch dieſelbe hindurch kommen wollte, wenn ich nicht wüßte, daß Männer, die, wie Ew. och gebohrnen, in den hähern Sphären des — wallen, mit den Wirkungen der Zucht und hung wog befannt find. Sie kennen die Beränden rungen, welche diefelben hervor zu bringen fähig find, und es befremder fie nicht, wenn fie fehen, daß fie menfchliche Gefchöpfe gleichfam i in neue Formen gieſ⸗ fen, und mehr verwandeln, ‚ale Urganda oder Circe. Der Einfluß des Erempels, und der Zucht erſtrecket fich in Wahrheit fo weit, daß einige ſehr fcharffinnige Schriftſteller * denfelben „wiewohl faͤſchlich, für die einzige Quelle unſerer Sittenlehre gehalten haben: denn ihre Wurzeln liegen: tiefer, und: find mit unferer urfprünglichen Form mehr mit: unterweber. , Dochdem fen, wie ihm fey, wir braus en, da wir voritzt mit dem Aomer nur in fo fern zu thun haben, als es feine poetiſche Fähigkeit ans betrifft, uns nicht weiter mit: der Betrachtung der Weiſe feiner $ebensart zu beunruhigen ; als in fo fern dieſelbe dazu gedienet hat, ihn zw dem Fürsten in je ner Kunſt zu erheben. Bey diefer Unterfuchung müffen‘ wir uns erinnern, daß junge Bemürtber im Stande find, ſolche ſtar⸗ ke Eindruͤcke von den Umſtaͤnden des Sandes ‚indem fie ehren und erzogen worden, zu bekommen, daß ſie * Monf. Mathe le Vayer &. 204 Unterfuchung des Lebens Rai = fie ſich eine gegenfeitige Art’ von Aehnlichkeit von die fen Umftänden zuziehen, und die Zeichen von der Art des Lebens an ſich fragen, durch die fie gegangen find. Ein Mann, der große Unglücsfälle gehabt hat, kann gar leicht von einem unterfchieden werden, der alle feine Tage in lauter Gtückfeligfeit zugebracht: und eine Perfon, die zu Gefchäfften angehalten und’ | ———— „hat eine ganz andere Auffuͤhrung als ein Menſch, der unter Faulheiten und Ergoͤtzlich⸗ keiten aufgewachfen ift.: Beydes unfer Verſtand als unfer Betragen befümmt einen Eindruck von unferm Stande und Glücsfällen; und gleichwie eine wohl⸗ anftändige Erziehung einen höflichen und erbaren Mann, eine entgegengefeßte aber einen groben Bauer bildet, fo erhalten auch auf eben die Weile, wenn wir die Sache ein wenig tiefer erwägen, unfere Ge müther und Sitten einen Einfluß von der Beſchaf⸗ fenheit unferer Lebensart. In diefer Abficht koͤnnen die Umſtaͤnde, von welchen man mit Grunde glauben kann, daß fie die ftärkften Wirkungen auf uns thun, vielleicht unter folgende gebracht werden, Erſtlich, der Zuftand des Lebens, darinn eine Perfon erzogen und gebohren iſt; darunter ich. die gemeinen Sitten der Einwohner mit begreife, wie auch ihre bürgerliche und gortesdienftliche Verfaſ⸗ fung, nebft den Urfachen und Folgen derfelben. Ihre Sitten find aus der ordentlichen Befchaffene heit ihrer $ebensart zu erkennen, nachdem es ſich fü- get, daß diefelbe geſittet oder barbariſch, prächtig oder einfältig ift. Ä | —* Nach dieſem, die Sitten der Zeiten, oder die uͤberwiegende Gemuͤthsbeſchaffenheit, und die Kuͤnſte, | x die h 1 und der Schriften des Homerus. 205 die am .meiften im Schwange gehen: — Diefe bey. den Stüce find öffentlich , und haben: eine gemeine Wirkung auf das ganze Gefchlechk. Von einer ein geſchraͤnktern Matur ift, erftlih die Privaterzie bung, und nach diefem die befondere Art des Lebens, die wir. erwählen und treiben, nebſt den GlücEsfällen bey derfelben, Bon diefen Zufällen kann man mit Recht fagen, daß alle Menfchen in einem jeden Sande ihren Cha» vacter erhalten, und ihre Sitten befommen. Sie machen uns zu dem, was wir. find, in fo fern fie ſich auf unfere Gefinnungen erfirecken , und: geben uns eine befondere Art und Aufführung. Eine Vers änderung in einem oder dem andern derfelben wirket auch eine Beränderung bey uns; und wir müffen fie, zufammen genommen, als die Formen anfehen , wel che diefe Neigungen und Gemuͤthsbeſchaffenheit in uns bilden , die unfere Aufführung lenken, und ı uns fere Handlungen unterfcheiden. Zweyter Abſchnitt. E⸗ giebt gewiſſe Dinge, mein Lord, die, ob ſie ſich gleich zu allen Zeiten zutragen, "dennoch fehr. ſchwer zu befchreiben find. Wenig Leute find fähig, diefelben zu beinerfen, und es find dahero auch Feine Wörter erfonnen, um gewiſſe Empfindungen auszus druͤcken, die von den meiteiten Betrachtungen der menfchlichen Angelegenheiten bergenommen worden, Don diefer Arc ift ein Umftand, der das Schickfal einer jeden Dation angeht, Man Fann denfelben den Fortgang der Sitten nennen, und er hänge größten Unterſuchung des Lebens er von unſern Gluͤcksumſtuͤnden ab. Nach⸗ dem dieſelben bluͤhen oder. fallen, nach dem leben wir, und ſind wir geſinnet; und ſehr große Abwechſe⸗ lungen in dieſen bringen auch Die merklichſten Beräns _ derungen in jenen hervor: denn die Sitten eines Volkes ſtehen felten beſtaͤndig ftille, ſondern werden entweder, artiger oder verderbfer! Bey Nationen, ‚wo fich in vielen’ Jahren Feine fonderliche Veraͤnde⸗ rungen ihrer Gluͤcksumſtaͤnde zutragen, mird man das Steigen oder Fallen ihres moraliſchen Charas ters weniger bemerken: wo aber die. Geſtait der Dinge, durch: einen Einfall: oder durch eine Erobes rung ganzlic) verändert worden; oder wenn Die: era ſten Bepflanzer eines Landes ; aus einem Stande der Unwiſſenheit und Barbaren, zu. einer: guten bürgers lichen Ordnung und Berfaffung,, zu Reichthum und Macht gelangen, da werden die Schritte. des Fort ganges merklich: da kann man fehen, wie alles waͤchſt und zunimmt, und wie die Seele und der Geiſt des Volkes zu hoͤhern Unternehmungen, und zu einer wohlanſtaͤndigern Lebensart empor eigt. Aus den Nachrichten, die uns von dem Zuſtande des alten Griechenlandes von dem richtigſten fei« ner Gefchichtfchreiber * binterlaffen find, bemerken wir drey Perioden ihrer Umflände Die erfte geht von den finftern Jahrhunderten, von welchen fie wenig gr gar Feine Wiſſenſchaft hatten *, bis zu * Thucydides Lib. 1. | ** Cur fupera bellım Thebanum et funera Troiae, Non alias alii gr res cecinere Poetae ? 1 Que Pe und der Schriften des Homerus. 207 au den Zeiten des trojanifchen Krieges, Die ans dere von der Eroberung Troja bis zu dem perfiz ſchen Zinfalle unter dem Zerres. Die dritte von diefer Zeit an bis zu dem Verluſte ihrer Frens heit, erftlich unter den YIacedoniern, und hernach unter den Römern. . In der erffern ward Grie⸗ chenland bevölfert; in der andern feine bürgertiche Verfaſſung eingerichtet; und im der dritten genoß es derjelben , und befand es fich in aller feiner ‚Herrlichkeit. Bon den beyden erften Perioden nahm. Homer den Abriß zu feinen Bildern und Sitten, lernete er ſeine Sprache, und entlehnete er ſeinen Inhalt, und dieſes macht es nothwondig daß! wir fie näher betrachten. Dasjenige, was eigentlih Griechenland ges nannt wied, it nur ein rauhes Land. Es iſt wahr, es pranget, wie es bey einem ſolchen Umfange gar wohl möglich iſt, mit manchem fchönen Thale und anmuthigem Gefilde; allein wenn man es zufammen betrachtet, fo iſt der Boden weder fruchtbar noch an- lockend. In den älteften Zeiten war es fehr dünne bewohnet, und diefe Einwohner waren den größten. Ungemächlichfeiten ausgefeget. Sie harten Eeine bes ftändigen oder feften Sige: fondern e8 gab da öfters Vertreibungen, indem eine Nation oder Stamm den andern verjagte ‚ und von jenes feinen Sitzen Beſitz n . Man ſah dieſes auch damals für einen — tot facta Virum toties cecidere? Nec vsquam, Aeternis famae Monumentis infita forent? T. Lucret. * HEitas u aaiıy Peßauws oixamsyn , aA MITWaSEr es Tu - MRoTsen. Ouxvo — — 208 ¶ Unterſuchung des Lebens einen ungluͤcklichen Zufall an, allein bey weitem nicht fuͤr einen ſo verdruͤßlichen, als wir uns itzt einbilden, oder als fie ihn in der That nach der Zeit ſelbſt hiel— ten. Denn da fein Handel und Wandel, oder ficheres Gewerbe unter ihnen war, fo hatten fie nichts, als die bloßen Nothwendigkeiten des Lebens. Sie bepflanzten feine Laͤndereyen, erwarben fich kei⸗— nen Ueberfluß, und, baueten nichts, als fhlechte Hütten, in welchen fie für dem Wetter ficher feyn konnten *. Die Erfahrung lehrete fie die. Ungewiß- heit ihres Eigenthums, und fo, wie fie nicht wußten, wie bald fie eine ftärfere Macht ihres Landes berau⸗ ben möchte, fo waren fie auch verfichert, daß. fie, eis nen fo Enappen Unterhalt, als fie damals genoffen, in einem jeden andern Lande finden koͤnnten, in wel⸗ ches fie am erſten kommen wuͤrden; und dahero ver ließen ſie ihre armſeligen Wohnungen, ohne viel Widerſtand zu thun, und machten denen Platz, die ſich derſelben bemaͤchtigen wollten, | Von gleichem Schlage mit Piier Lebensart zu Sans dewar ihre Aufführung zur See, fo bald, als fie Schiffe zu bauen anfiengen, und es wagten, die ent fernten Küften zu befuchen. Sie legten fich gänzlic) auf die Seeräuberey, und waren fo weit Davon ent» | ferne, * Nec robuftus erat curui moderator Aratri Quisquam; nee fcibat ferro mollirier Arua; Nec noua defodere in terram virgulta; nec altis Arboribus, veteres decidere faleibu' ramos. i -Quod Sol atque Imbres dederant, quod Terra crearat Sponte fua, fatis id placabat Pe&tora donum: Glandiferas inter curabant Corpora quercus. T. Laeret. Lib. V. ” und der Schriften des Homerus. 209 fernet , diefes fir niederträchtig zu halten, daß dieje⸗ nigen vielmehr wegen ihres Verſtandes und wegen ihrer Tapferkeit berühmt wurden, welche vom Pluͤn⸗ dern lebten. Dieſe Gewohnheit dauerte lange in Griechenland ‚Nicht nur. unter der geringern Art des Volkes allein; fondern Die mächtigften aus dem Stamme fegelten, mit den geringeren unter ihren Be: fehlen, aus; nahmen Schiffe weg, was fie vor wels che antrafen, und wenn ſie ihre Anzahl für. zulangs lic hielten , fo überfielen fie öfters die Flecken längft an den Küften, tödteten die. Mannsperfonen , und trugen die Weiber und Güter auf ihre Schiffe *. Thucydides faget, daß es ſo gar zu feiner Zeit noch verfchiedene ungefittete Länder in Öriechenland gegeben, deren Einwohner bende zu Wafler als zu Sande nach der alten barbarifchen Art lebten **, So waren alfo die Sitten in den Tagen” des Somerus beſchaffen, und ſo finden wir ſie in ſeinen Schriften. Ulyſſes ward, da er in verſtellter Tracht wieder in ſein Vaterland zur fam, von feinem Knechte, dem Eumaͤus, als ein armer alter Mann, in feiner Bauerhüete aufdenömmen; und da er von ihm befraget wurde, wer und von wannen er wäre, erzählte er ihm folgende wabrfcheinliche Mache richt: „Er fey von Evers, ein natürlicher Sohn des „berühme fi © Hogduroy yag ncav 1 ERmvec, za ewıduunsey ans adden Teras nara oma ync, Strabo Geograph. Lib. XVII. ** Thucydides, Lib. I. K uexes rude mon“ Tu Eαα dos Tw warm Teomm vemeron, mepı ve Noxens us OloAus, xoy Avroäss xoy Axdpyavas; xy ınv vauın Hacıeon Man fehe auch den Plutarch in dem Leben des T. Q. Flammins. 12 Band, 59) Unterſuchung des Lebens „berühmten Caſtor, und von feinem Vater, ſo lan⸗ ge als er gelebet, ſehr geliebet worden; nach deſſen „Tode aber haͤtten ihn feine Brüder aus dem Haufe „getrieben, und um feinen Theil an den väterlichen „Erbgütern betrogen: Seine Berdienfte und Tapfer: „keit aber hätten ihm nichts. deftoweniger eine reiche „und anfehnliche Heirath verfchafft.,, Darauf heißt er ihn nad) demjenigen, was er noch ist bey feinem Alter an ihm gewahr würde, felbit davon urtheilen; und nachdem er ein wenig ausgefehrveifer und feinen friegerifchen Character beichrieben,, ſetzet er hinzn: Tors € ev ‚ Torepm. Eeysv de por 8 Qikoy ETHEV, EC. So war ich in dem Streit. Sch hatte Fein Ver: | gnügen An ſtiller Haushaltung, die edle Kinder zieht. Nur Schiffe, die ſich — und ſchnelle rudern ließen Nur Krieg, und Pfeil ‚und Shut, nebſt wohl- gebrannten Spießen; Kurz, was ein andrer ſcheut, mit a und Bes ben flebtz Nur das war meine Luft, daran fand ich Bergmügen. Bomerus Odyß. 5. 14. Hier fehen wir einen Mann, der ein offenbares Handwerk mit der Seeräuberen treibt, und dem zu folge erzählet er, daß er auf neun verfchiedenen Fahr: ten fo viel Reichrpum gewonnen, daß er unter feinen Sandesleufen in großer Hochachtung geftanden habe. — Ana de omoc oDeiero, etc, tein Haus nahm fehleunig zu, * ich ward bald ernach In Creta angeſehn, und ein —— Han Ebendaſelbſt. Und und der Schriften des Homerus. an Und wenn Ulyſſes fich wieder auf feiner Seife nah ben Begebenheiten des Eumaͤus erfundiger, fo feßet er diefes, als das natuͤrlichſte, das er thun koͤnnte, voraus: A | | Wohlan erzähle nun, und fage mir die Wahrheit: Hat man die Stadt verbeert, die groß und volk— A — ä reich war, — Darinn dein Vater ſonſt und werthe Mutter wohnte? Wie, oder wareſt du bey Ochſen oder Schafen Allein zur Huth beſtellt, und wardſt du da entfuͤhrt? Nahm dich ein Feind am Bord, und bracht er dich J F ie P \ rE r u , r Zu dieſes Mannes Haus? — VOdyſſ. B.i5. Da die Sitten zu dieſen Zeiten ſo beſchaffen waren, ſo darf man ſich nicht wundern, wenn Homer den ehrlichen Neſtor vorſtellet, wie er den Telemach und ſeine Gefaͤhrten mit vieler Ehre bewirthet, und nach der Mahlzeit fraget: ob fie Kaufleute wären? = H babıdas aAdAnde Qu Fe Nine ee — — — Die oder fehweift ihr bin und bee Als Räuber? Gdyſſ 2. 2; Homerus Vaterland trieb Feine andere Nahrung als die übrigen Briechen: Wir erfehen aus dem Herodotus, Daß das Drafel der Latona zu Boutoo den Pfämmetichus , einen von den zwölf Königen, da Aegypten in Fleine Regierungen zer theilet war, verfichere Habe, daß ihm ebernie Maͤn⸗ ner zu Hülfe fommen würden. Diefes waren Feine andern, faget der Geſchichtſchreiber, als IMNEX rs no KAPEZ ovöges nur Adınv eunAwravres , "104 2 2 niſche 5; Unterfuchung des Lebens ? nifche und Rarifche Haufen, die auf Seeräuberey ausgefegelt, und durd) einen Sturm geaaumgen wa⸗ ren, in Aegypten zu landen. Alein, gleichwie ein jeder ungfücklicher Zufall die Menfchen noͤthiget, auf Mittel dawider zu denken, fo Iehreten auch die Widerwärtigkeiten, Denen dieſe barbarifche Art zu leben ausgefeget war, die Grie— chen, in den folgenden Zeiten , die Nothwendigkeit, ihre Städte mit Mauern zu umgeben; welches ib: nen binwiederum Sicherheit und Vermögen vers ſchaffte, und die Städte, die an der See lagen, am eriten bereicherte, Diejenigen, die fich vorhero den Anfällen,am meiften ausgefeßet fahen, ftunden nun⸗ mehro am meiften dem Handel offen; und die phoͤ⸗ niziſchen und aͤgyptiſchen Kaufleute lehreten ſie in kurzer Zeit, wie man es anſtellen muͤßte, wenn man Gewinnt haben will. Auf dieſe Weile waren Chalcis, Rorinth, und Myzenaͤ die erften reis chen Stäbte nad) den Inſeln. Der Reichthum brachte gar bald die LUnterwürfigkeit hervor. Die weniger mächtigen waren mit dem Schutze der Rei— chen und Tapfern zufrieden, und diefe auf der andern Seite waren froh , eine Menge zu haben , mit der fie ihre Angelegenheiten ausführen fonnten *. Die Armuth hatte noch beftändig in dem Sande die Oberhand, als Delops aus Afien fam, mit ei- nem unbefchreiblihen Keichthume , von welchem Griechen» *Condere coeperunt tum Vrbeis, Arcemque locare Praefidium reges ipfi fibi, perfugiumque; ‚Et pecudes et agros diuifere; atque dedere Pro facie cuiusque; et viribus, ingenioque. und der Schriften des Homerug, 213 Griechenland bis dahin noch nichts wußte; "und diefes, nebft feiner Erfahrenheit in allen, zu dem Le⸗ ben nothwendigen Kuͤnſten, erwarb ihm eine fo aroße Gewalt unter den rohen Einwohnern, daß er einem großen Theile dieſes Landes feinen Namen gab *. Seine Abföommlinge, Atreus und Chyeſtes ers weiterten ihre angeerbten Herrſchaften; und das Gluͤck ſchenkte dem älteren Bruder ein neues Königs reich. Euryſtheus, ſeiner Schweſter Sohn und König von Mycenaͤ, von der Linie des Perſeus, vertrauete ihm, da er wider die Heraklider, oder Nachkommen des Herkules, zu Felde gieng,, waͤh⸗ rend ſeiner Abweſenheit die Regierung an. Dieſer Feldzug lief fuͤr den Euryſtheus ungluͤcklich ab, und die Einwohner von Mycenaͤ, welche ſich für dem fiegreichen Stamme fürchteten, und von der Ges fchiklichfeit ihres Statthalters, des Artreus Pros ben hatten, bothen vemfelben einmuͤthig das König: reidy an. Auf dieſe art gelangte das Haus des Pelops zu dem Beſitze zweyer Königreiche, und übertraf die Derfeiden, ihre Nebenbuhler, beydes an Reichthum als an Macht. Dieſer Atreus ſcheint der erſte geweſen zu ſeyn, der nach den Tagen des Minos eine Flotte ausge ruͤſtet hat. Denn er hinterließ dem Agamemnon außer einem weitlaͤuftigen und blühenden Königreis che auf dem feſten Lande, Die Oberherrſchaft über viele Inſeln, welche ohne eine Seemacht gewiß nicht im Gehorfame erhalten werden Fonnten: denn fie wa⸗ ren, wie wir oben bemerket haben, fehr zeitig durch den Handel mit Syrien, Phoͤnizien und Aegy—⸗ 3 pten, * Peloponnefus oder Biene Eiland. 214 Unterfuchung des Lebens pten, den erften gefittefen ändern, zu großem Reich, thume gelanget, | Agamemnon, der fi) in dem Befige dieſes weitlaͤuftigen Reiches und großen Reichthumes fah, befand ſich, nach der Befchaffenheit der damaligen Zeiten, dadurch weit eher im Stande, als vermo: ge.desdem Cyndarus geſchwornen Eides, das ſei⸗ nem Bruder erwieſene Unrecht uͤbel zu empfinden, und fich bey dem erſten Feldzuge, den Griechen» land gemeinfehaftlich wider einen auswärtigen Feind. unternahm *, zum 5* auf zuwerfen. Allein die Laͤnge des Kri ieges, ehe Troja eingenommen wurde, und Die Unglücsfälle ‚ welche die Briechen auf ihrer Ruͤckreiſe erlitten, ffürzte die fiegreiche Nation in neue Unordnungen. Da viele Fürften theils vor Troja geblieben **, theils auf dem Wege verloren waren, flunden in den Städten Parteyen auf; und bie Griechen fielen wieder in ihre alte Weife, und vertrieben, wie ehedem, ein Stamm den andern. Aber nunmehro waren die Streitigkeiten länger und bartnädigter, und es ward mehr Blut vers fprüßet, ehe fich ein Theil bequemen wollte, fich zu unterwerfen. Ihre Städte verdienten es mehr, daß man um: fie fochte, und wurden nicht ſo Teiche von einem Bolfe übergeben, das des Krieges kundig ge worden, Es wanderte aud) nicht der- Stamm , der überwunden war, wie vordem, auf) und nieder, um ſich * Nęe Yae ro⸗ ————— acer ans zen zog ae yacae rm n Eras. Osxul. @. * Tan Hysuoay 0 Buwrag £$5 Tgoiar nyanyov Movos avagpt- Ber eınada o Anıros, . - Mavs. Boiwr, Bıß. @. und der Schriften des Homerus. —9— ſich neue entlegene Wohnungen zu ſuchen: ſondern ſie befeſtigten ihre neuen Staͤdte, um ſich und ihre Nachkommen wider dergleichen Ungelegenbeuen in Sicherheit zu ſetzen. Und ſo nahm Griechen⸗ land einige Alter nad) der Eroberung von Troja zwar in der That an Reichthum und Menge der Einwohner zu; allein es war beftändig in Krieg verwickelt. roberungen der Städte, Scharmügel der Stämme, Seeräuberey, und Einfalle ‚waren gewöhnliche Begebenheiten *, = „Sn dem andern oder dritten Alter diefes Zeitlaue fes ward Homer geboren: Das iſt u einer Zeit, „da er, als er erwachfen war, einen. Zufchauer non „allen verfchiedenen Umftänden Des menfchlichen Ge— „schlechtes abgeben konnte; er Fonnte fie in großen „Widerwaͤrtigkeiten, und in hoher Gluͤckſeligkeit Sbetrachten, vornehmlich aber doch, wie: fie an „Reichthume und guter Einrichtung zunahmen Denn id) kann nicht umhin zu bemerken, daß die Griechen durd) diefen ſchweren Anfang, und im: mer ſtreitig gemachte Vortheile, ſehr zeitig Mei ſter in der Kriegskunſt, und nach und nach in allen andern Kuͤnſten geworden ſind, die dazu die⸗ u 4 nen, #* Marsa mer ev vara ve Tewina, xey usre TaUrE, YE- vet Tas 2Godss xy Tas’ merwvasaces auveßn Tav Te Bagßagur au zu zuv EMyvay, ogun zıvs Zonranerav wgos FuV Tn: adborgias narasmen.. Ada xy Rgorav Tewıxwv nv raura" Tors yap Tleracsymv my Duvrov, xy zw Kuvzwav, xoy Ardeyan' Een X arı moans TuS Evugumns eruyyaVe To Mar FINmHEBVE, AZap Kor Fois Tores avumäxsıra 0 Mointus su cu TuS megads. Zreaban. Murid. Biß. I. DB. 216 Unterfüchung des Lebens nen, ‘eine Stadt zu bereichern, "ober auszuzieren, und ein gemeines Wefen empor zu bringen. Schiff fahrt und Handlung, gute Ordnung zu Haufe, und der Einfluß von auswärts, nebft allen Künften, die. zur bürgerlichen Einrichtung und Regierung etiwas beytragen Fonnten,, wurden erfunden, oder verbeſſert; ja einige von denfelben‘ zu einen ſehr großen ment der Vollkommenheit gebracht, ei Und in Wahrheit, dieſes Fonnte auch nicht an— ders feyn: weil eine jede Stadt von feiner andern abhieng , von ihrer Nachbarinn eine» Mebenbuhs lerinn war, und zur Friedenszeit ihren Berftand, im Kriege aber ihre Stärfe verfudyte * Die Bürs ger, welche alle Antheil an ver Regierung tab» men, ſtellten, nach einem glücklichen oder fchlec)- ten Ausgange einer Sache, eine genaue Unterfus hung der Urfäche deffelben an: was vor ein Ver» ſehen bey ihrer Auffuͤhrung den einen, oder was vor eine vortreffliche Sache bey ihrer Einrichtung den andern zuwege gebracht habe? ? Dieſe Freyheit ges bahr Herzhaftigkeit, und eine gute Zucht; welche zuletzt zu einer ſo großen Hoͤhe ſtieg, daß zehn tau⸗ ſend Griechen dem perfifchen Monarchen mit der ganzen Made der aſiatiſchen Ebenen , überles gen waren, Es ift wahr, dieſes trug, fich erft fange, nachher -zuz allein der Eifer war zu den ‚Zeiten Homers noch friſch. Die ia waren in dns , und die *Nacæ yapa ERas ——— a Tas apeanres FE 0ı.n® reis x 8% wrpareıs zue aRınAzs 2Dodks. Ouxvölds sure & umd der Schriften dei Homerus. 217 die Mache entſchied das Eigenthum *. Erfah Städte eingenommen und gepluͤndert, die Manns perfonen über die Klinge ſpringen, und die Weibes⸗ bilder zu Sclavinnen gemacht. Er ſah ihre: ver: zweifelnden Gefichter , und demuͤthigen Stellungen; und er hörte ihr Seufzen über ihre ermordeten Eher gatten, und das Beben für ige, Kinder an den Sieger. | Auf der andern Seite foren er Städte — die durch den Frieden begluͤckt, durch die Freyheit muthig, durch den Handel bluͤhend wurden, und an Reichthum zunahmen. Er ſelbſt war in keine Ange⸗ legenheiten verwickelt, die feine Aufmerkſamkeit da— von haͤtten abziehen kdnnen, ſondern er wanderte durch die verſchiedenen Hufritte; und bemerfte fie nach feiner Bequemlichkeit. Es war auch nicht ein am mindeften lehrreicher Anblick ‚zu ſehen, wie eine Colonie ausgefchickt , eine Stadt erbauer, und der Grund zu einer guten Ordnung und bürgerlichen Eins richtung, mit’ aller nur möglichen Vorſicht für die Sicherheit des Volkes, geleget würde, Solche Aufs tritte geben, fich fehr weit erſtreckende, und zualeich auch natürliche Ausfichten,, weil fie die unmittelbaren — \ Wirkungen der großen Murter der Erfindung, der _ Nothwendigkeit, find, in ihren hingen und. noch) ungelehrten Berfuchen. —A Die *Homer ſaget von der Antiope: Kay e' erausy dvo wol Aupiova vs Zufor re* O0: mparcı Onßns sdos BuTicay srrramuAe, . IIveyurar 7’ eve » um yaleyarov yi edware Naweuey evguxspov Ornv, xgurepw arsgevyre. Oduss. Palas. ı. in der Nexvousyteid. 218 Unterſuchung des Lebens Die Wichtigkeit dieſes guten Gluͤckes wird am ei erhellen , wenn wir das Vergnügen erwägen, welches durch die Borftellung natbrlicher und eins fältiger Sitten erwecket wird. Es iſt unwider— ſtehlich und bezaubernd. Sie zeigen die menſchli⸗ chen Gebrechen und Maͤngel am beſten. Sie ſtellen uns die Bewegungen eines ungekuͤnſtelten Gemuͤ⸗ thes und die einfaͤltige Art wieder vor, auf die wir fallen, derſelben nachzuhaͤngen. Die Guͤtigkeit und Ehrlichkeit haben ihren Theil an dem Vergnuͤgen: denn wir fangen die Menſchen an zu lieben, und wollten weit lieber mit ſolchen zu thun haben, als mit den allergeſcheiteſten aber falſchen Charactern. So verſchaffen uns die verſchiedenen Stuͤcke, die zur Erbauung eines Hauſes, oder Schiffes, zur Be— pflanzung eines. Feldes, zur Schmiedung eines Ges wehrs, nöthig find, wenn fie mit einer Achtfamkeit auf die Empfindungen und Aufmerffamfeit eines alfo befchäfftigten Mannes befchrieben: werden ‚ein großes Bergnügen , weil: wir eben: das füblen. Die Unſchuld, ſagen wir, ift ſchoͤn, und der Eleinfte Ab- riß derfelben wird, tofern er nur treulich entworfen iſt, niemals zu reigen ermangeln : welches die weni. gen Züge von Ddiefer Art in Wir, Drydens Zrobes rung von Mexico, und der. bezauberten In⸗ ſel, bezeugen. Diefemnad) finden wir, daß Homer die Häufer, Tiſche „, und Lebensarten der Alten, nach den klein— ſten Umſtaͤnden beſchreibt; und wvie leſen dieſe Be— ſchreibungen mit Vergnuͤgen. Wenn wir aber im Gegentheile unſere eigene Gewohnheit betrachten, ſo ſehen wir, daß es, wenn wir uns niederſeten, hoͤ⸗ eren und der Schriften des Homerus. 219 heren Tönen zu dichten, unſere erſte Verrichtung iſt, unſere täglicye Weife zu leben zu verlernen, und die Arten unfers Schlafens, Eſſens, und Zeitvertreibes zu vergeſſen. Wir find genötbiger, eine Reihe von noch natuͤrlichern Sitten anzunehmen, die ung dem ungeachter fremde find; und wir. müffen den Pflanzen gleich ſeyn, Die in Treib» und Gewaͤchshaͤu⸗ fern gezogen werden, wenn man fie mit denen ver⸗ gleiht, die auf einem Erdboden wachfen, welchen die Matur zu dergleichen Fwüchten bequem gemachet bat. Sa, wir find fo weit entfernet, die Dichtfunft mit neuen, von der Natur hergenommenen Bildern, zu bereichern , daß es uns ſchwer wird, die Alten zu verſtehen. Wir leben‘ in Häufern, die gleichſam vor dem Angefichte der Natur verdecket find, und bringen unfere Tage in Trägbeit zu,ohne ihre Schön« - heiten zu Eennen. Wir find im Stande, Gleichniffe, die man von ihr hergenommen, für niederträchtig,. und die alten Sitten für verächtlich oder abges fchmadt zu halten. Allein, laſſen fie uns aufrichtig feyn, mein Lord, und befeinen, daß die Neuern, da fie nichts, als was prächtig ift, bewundern, und nichts für groß und fchon halten koͤnnen, als was eis ne Frucht des Reichthums ift, daß fie fich ſelbſt der fchönften und natürlichften Bilder berauben, welche die alte Dichtkunſt fo fehr fehmückten. Staat und Gepränge verftellen die Menfchen; und Reichthum und Pracht verftellen Die Natur. Ihre Wirfungen in Schriften find diefem gemäß, Das Gepränge eis nes Lord Mayors, oder irgend, ein anderer großer Aufzug, läßt fich eben fo ſehr anmuthig nicht lefen, wenn er nach den Fleinften Umſtaͤnden und ber Laͤnge | nad) ‚220 Unterfuchung des Lebeng nach befchrieben wird; ‚und große Ceremonien find in - einem Gedichte zum mindeften eben: ſo langweilig,als in dem gemeinen Umgange.. Es iſt fchon eine alte Klage, daß wir alle Dinge, sornehmlic) aber uns: felbft, gar zu gern verftellen. Alte unfere Titel und Unterfcheidungszeichen find als Decken und Zuſaͤtze der Größe vorgeftellet worden, die uns die Natur verliehen hat. *riund die zwar zu dem beften Endzwecke, ich meyne die öffentliche Rus he und gute Drönung , erſprießlich allein: auch zus gleich unfähig ſind, in einem Gedichte oder in * Poefie Vergnuͤgen zu erwecken. Ew. Hochgebohrnen fehen, daß ich ie * einem beruͤhmten Geſchichtſchreiber einerley Meynung bin, welcher, nachdem er die Oberherrſchaft erzaͤhlet hatte, die von feinen Griechen beftändig über die Einwohner der aſſyriſchen Thäler behauptet war, alfo beſchließt: „Daß es die Götter nicht einem und „eben demfelben Lande verliehen hätten, zu gleicher Zeit veiche Kornfelder und friegerifche Leute hervor zu bringen * Und eben ſo wenig ſcheint es auch einem und eben demſelben Koͤnigreiche gegeben zu er daß es ** und duch gefittee feyn, und | zugleich * Quel 4 faftofo e vano, Cliel inutil fogetto Di Lufinghe, di Titole e d’ Inganno; Ch’ Honor dal volgo infano Indegnamente e detto, Non era’ancor? degli Animi Tiranno. Paſtor Fido, Choro Dell’ Atto 4to. ** Herodotus. und der Schriften des Homerug. zaı zugleich. ſich zur Dichtkunſt ſchickende Gegenſtaͤnde darreichen ſollte. Das Erftaunliche und Wunderbare iſt die Spannader des Epiſchen Geſanges: allein, was koͤnnen ſich wohl vor erſtaunliche Dinge i in einem auf eingerichteten Staate zutragen? Raum fonnen wir in Berwunderung gefeger werden. Wir Fennen die ZTriebfedern und die Einrichtung der Handlungen. Alle Dinge gefheben nad) der Ordnung, und nad) den Gewohnheiten oder Geſetzen. In einem weiten und ungebaueten Lande aber das unter Feiner ordent» lichen Regierung ſteht, oder in viele zertheilet iſt, deſſen Einwohner serftreuet leben, und weder von Gefegen nod) von einer guten Zucht etwas willen; in fo einem Sande find die Sitten einfältig, und tragen ſich alle Tage fonderbare Begebenheiten zu: Auffes tzungen und Berluft der Kinder; ungefähre Zuſam⸗ menfünfte, Entweichungen; Errettungen; und ‚alle andere Dinge, welche die menſchlichen Seidenfchaften entzünden, indem fie geſchehen, oder erwecken, wenn fie befchrieben, und durch die Nachahmung wieder vorgeſtellet werden. Dergleichen werden in einem wohl eingerichteten Staate nicht gefunden, es muͤßte denn waͤhrender Zeit eines buͤrgerlichen Krieges geſchehen, da er dieſes zu ſeyn aufhoͤret; und doch iſt dieſer Zeitpunct, mit aller Unordnung und Elende, welche dieſes aͤußerſte Uebel begleiten, ſo lange es raſet, ein bequemerer Ge— genſtand fuͤr ein epiſches Gedichte, als der glorreichſte Feldzug, der jemals in Flandern unternommen wor den. Ja, es wollen fogar diejenigen Dinge, die in einer adeenen Regierung den groͤßten Glanz von ſche en, 2Unterſuchung des Lebeng ben, die groͤßten Ehrenaͤmter und hoͤchſten Bedienungen, kaum die Dichtkunſt leiden. Die Muſe wegert ſich, ihre Auszierungen auf das Patent eines Herzoges, oder auf den einem Generale aufgetragenen Befehl zu verwenden. Dergleichen Dinge koͤnnen weder un- fere Bewunderung erwecken, noch unfer Herz gewin⸗ nen. Denn $riede, Harmonie, und gute Drönung, - welche die Gfückfeligfeie eines Volkes ausmachen, find ein Gife für ein Gedichte , das aus Wundern und ers ftaunlichen Begebenheiten beftehen muß, h Um hiervon uͤberzeuget zu werden, dürfen wir nut fegen, daß die Griechen zur Zeit des trojanifchen Krieges eine, wegen ihrer fchönen Gefeße und guten Zucht, berühmte Nation gewefen wären, daß die Be: fehle in gehöriger Form ausgefertiget, Negimenter aufgerichtee, Waffen und Pferde aufgefaufer, und eine vollftändige Aemee auf die Beine gebracht wor» ven. Laſſet ung feßen ‚daß fie aller nur zu wünfchen: de gluͤckliche Fortgang auf ihrem Feldzuge begleitet; daß fich ein jeder Kriegebedienter um die Wette be: mühet habe, es dem andern an Tapferfeit wider den Feind, und an Geborfam gegen feinen General, her— vor zu thun: daß fie, zu Felge diefer Zurüftungen und diefer guten Ordnung, die Trojaner bey dem erften Angriffe gefchlagen, und bis in die Stadt ges trieben hätten: Laſſet uns dieſes fegen und einbilden - --. Mas wird aus der berühmten Iliade wer⸗ den? Der Grimm des Achilles, die Weisheit des Neſtor, die Tapferkeit des Diomedes, und die Verſchlagenheit des Ulyſſes, wird in einem nen | 9— — licke und der Schriften des Homerus. 223 hlicke verſchwinden. So aber —* nd die Sachen ganz andere ‚gegangen : Seditione, Dolis, Scelere atqtie Libidine et Ira, ILliacos intra Muros peccatur FR: ; extra, Die Gluͤckſeligkeit eines Volkes beſchneidet dem⸗ Boch ihrer Poefie die Flügel, und giebt wenig Stoff zur Bewunderung oder zum Mitleiden. Allein, ob. ung gleich das Vergnügen, welches durch die höhern Arten der Schriften erwecket wird, das Stillſchwei⸗— gen der Mufen bedauren läßt, fo bin id) doch übers zeuger, Ew. &ochgebobtnen werden zugleich mit mir wünfhen:: Daß wir niemals ein. Gegen ftand feyn mögen, der fich für ein beroifches Gedichte ſchicket. Jedoch, ich fange nunmehr, da ich mich fo weit gewaget habe, an, zu befürchten, ich möchte verlaffen werden, Die Fertigkeit, die außerfien Dinge mit einander zu vergleichen, wenn ein öffentlicher Mugen Aufmerkſamkeit erfordert, it Zw. Hochgebohr⸗ nen fo natürlich gerorden,daß fie Diefelben geneigt machen muß, zu wünfchen, daß unfere epiſche Sa⸗ chen niche fo verzweifelte wären, und Dero Einſicht in die poetifchen Vorrechte toird fogleich einmwenden: „Es fönne möglich fern, daß unſere befondern „Sitten dergleichen Borftellungen nicht zulaffen; und daß unfere um Gold geführte Kriege, und „heimliche Anfchläge des Staats, den Stempel ver . „Einfalt und des Heldenmurhs niche annehmen: föts „nen; „ Allein, warum kann ein Poere nicht dich⸗ ten? kann er Abi Sitten — ‚und er “heiten 24 Unterfüchung des Lebens heiten erfinnen ‚wie er ‚fie nur fuͤr gut Hat er nicht ein Recht, nach ſeinem Gefallen, die Auf⸗ tritte zu veraͤndern, und Perſonen und Charactere ein⸗ zuſuͤhren? Laſſet ihn nur fic) feines Vorrechts gebrau⸗ chen, ſo wird alles gut gehen. Unſere Sitten duͤrfen ihm Feine: Hinderniß ſeyn; er kann ja ſeinem neu er⸗ weckten Geſchlechte eine Wendung und — * was ihm für eine gefallt. | | Ob — dieſes gleich etwas ſchoͤnes zu ——— fo beſorge ich Doch, daß es nicht Stich hal⸗ ten moͤchte. Ew. Kochgebobrnen mögen ſelbſt urtheilen, ob meine Furcht gegründet ft, wenn: ic) mich auf: die tiefe Einſicht, die Dero Mennungen begleitet, ſtuͤtze, und es wage, zu behaupten: „Daß „ein Dichter nichts ſo gluͤcklich beſchreibt, als was „er geſehen bat; daß er nicht anders, als in feiner „angebohrnen Sprache und eigenen Mundart „als „ein Meifter redet; und Daß er endlich Feine andere „Sitten treulich nachahmet, als diejenigen , deren Originale er ſelbſt ausgeuͤbet und gekannt hat * Dieſer Lehrſatz wird fonder Zweifel ſtrenge zu ſeyn ſcheinen; allein dem ungeachtet wird er doch, nach einer genauen Unterſuchung, in der That ſelbſt wahr befunden werden. Wenn wir einen Blick auf das Alterthum zuruͤck werfen, ſo werden wir finden, daß keiner von den großen urſpruͤnglichen Schriftſtellern vortrefflich geweſen iſt, als wenn er von Dingen, mit denen er am meiften zu thun gehabt, und in der Sprache und Mundart gerehet hat „deren er ſich be⸗ vor fländig - 1 Don febe bie folgende dritte Anmerkung. und der Schriften Des Homerus. 225 ftändig bediente *. Die ſethriſch ſcherzhafte Ge⸗ muͤthsart des Archilochus iſt bekannt; und es iſt auch kein Geheimniß, daß er ſeinen Leidenſchaften nachhieng, die weder ſchwach noch wenig waren. Die lehrreichen Schriften des Euripides und Menanders artige Abſchilderungen des Lebens ftell- ten ihren taͤglichen Umgang vor. Die bewunder⸗ ten Geſpraͤche des Plato find nichte, als ausgebeflerte Abfchriften von demjenigen, was in der Akademie vorgegangen war: und Lucilius, der von einigen Römern allen, die nur jemals gefehrieben, vorge⸗ zogen worden 7— ſchrieb gerade ſo, als er ſprach. Die Geſchichte des Herodotus entdecket den Keiſenden, des Thucydides den Staatskundigen, des Dio⸗ nyſius den Schulgelehtten, des Renophon den Feldherrn und Weltweiſen, ſo treulich, als ſie dieſe Characters in ihrem Leben wirklich beſaßen; es wuͤrde aber keiner von dieſen Helden in ſeinem verſchiedenen Wege vortrefflich geweſen ſeyn, wenn ſie anders verfahren waͤren. Jedoch die Wahrheit dieſes Lehrſatzes wird am beſten erhellen, wenn wir auf den Einfluß Achtung geben, den er in den Umgang und die Auffuͤhrung hat. *Was die Dichter insbeſondere betrifft, fo ſaget Cervantes: En reſolucion, todos los Poetas an- tiguos eſcrivieron en la Lengua que mamaron en la Leche; y no fueron a bufcar las eftrangeras pora declarar la alteza de fus conceptos. Don Quixote. Parte II. Lib. V. c. 16. ** Lucilius quosdam ita deditos fibi habet amatores, ve eum omnibus Poetis praeferre non dubitent. Yuinkil, de Satyrı ı2 Band, 226 Ainteefuchig des —— 03 hat. Derjenige, welcher feine andere ‚als feine Nas türliche Weiſe auf eine gezwungene Art annimmt, hat ein beſſeres Glück ſich hervor zu thun, als wenn er eg verſuchen ſollte, die Abſchrift von dem Bezei— gen eines andern zu nehmen, ob daſſelbe gleich viel⸗ leicht ſeinem eigenen beydes in der Sprache als Stel⸗ lung vorzuziehen iſt. Es muͤßte eine ſehr kleine Be⸗ kanntſchaft ſeyn, die uns nicht einige luſtige Beweiſe von dieſem gemeinen Irrthume an die Hand geben koͤnnte; und es waͤre leicht, viele Exempel von eben dergleichen Vergehungen in Schriften anzufuͤhren, wofern es nicht eine unangenehme Beſchaͤfftigung waͤre, zu tadeln, und Fehler zu finden. Ich will Ew. ochgebohrnen nur an zween große Maͤn⸗ ner erinnern, welche, bey alle dem Lobenswuͤrdigen, das ſie ſonſt an ſich hatten, an dieſer einzigen Klippe geſcheitert find: und aus dieſem Grunde ſowohl, als weil ſie ſchon ſeit zweyhundert Jahren verſtorben ſind, kann ihrer ohne den geringſten Widerwillen gedacht werden. Die Perſonen, die ich meyne, ſind beyde Italiener, welche das Glack hatten, das guͤldene Alter der Geleheſamtei in dieſem Lande, das Pon⸗ AN $eo des X. zu fehen. Dierro Bembo war von einem edlen Gefchlechte in Denedig. . Seine frübzeitigen Berdienfte em: pfahlen ihn, dem Leo, welcher fich ein Vergnügen Daraus machte, feinen Hof mit gelebrten Leuten ans zufüllen, und von dergleichen Dingen felbft vichtig urtheilen Eonnte, Bembo ward zum Sefretair bey dem apoftolifchen Ausfchreiben gemacher, und,nad) zwo Folgen auf dem päbftlichen Stuhle, zu der Wuͤrde des Purpurs erhoben, hauptſaͤchlich % | "um. DR und der Schriften des Homerus. 227 um feines Ruhmes willen, den er wegen feiner Ge: lehrſamkeit hatte: und es war auch feine Geſchicklich— feit und Wiſenſchaft i in der That unftreitig. Allein - diefer große Mann, der nichts als die roͤmiſche Ben redtfamteit und Sitten bewunderte, fehrieb zu glei: her Zeit die Gefchichte feines Baterlandes fo fehr nad) dem Mufter eines lateinifchen TJabrbuches, daß nicht nur dee allgemeine Schwung und die Ein> richtung des Werfes auf eine knechtiſche Weife abge ſchrieben iſt, ſondern es find auch die beſondern Ei- genfchaften der roͤmiſchen Schreibart, ihre Berech⸗ nung der Meilen und Zeiten, und die Geſtalt ihres Gottesdienſtes und Regierung mit unendlicher Arbeit in eine venetianiſche Geſchichte hineingebracht. Die Wirkung davon iſt, daß er ſeinem Werke Kraft und * geben genommen, welches ein Schriftſteller, der nur halb fo viel Wiſſenſchaft und Bollfonmenbeiten, als er, gehabt hätte, ohne feinem geswungenen De fen befier erzaͤhlet haben wuͤrde. Ein wenig juͤnger, als der Cardinal, war Bio vani Giorgio Crißino, aus Dicenss gebürtig. Er ward für einen der größten Meifter in der alten, ſowohl ariechifchen als roͤmiſchen, Gelehrfamfeit, feiner Zeit ‚ angefehen ; und er war, melches fich ſel⸗ fen zuträge, zu gleicher Zeit mit einem Reichthume von tuskaniſcher Beredtfamfeit begaber, Ein, mit ſolchen Eigenfehaften begabter, Mann fah die Fehler der, zu feiner Zeit lebenden Schriftfteller,, gar leicht ein; und hielt es für nicht unmöglich, mit feinen Ga» ben und Berftande, ſo ein «Gedichte in italientz feher Sprache zu verfertigen, als Homer in der grieshifchen getban. hatte, u P2 Er Unterſuchung des Lebens Er legte Hand an das Werf, und fteflte fich die ſes große Mufter vor Augen. Er ließ ven Gebrauch des Reimes fahren, folgte in’ feinen Berfen dem na: türlichen Laufe der Nede, und bemühete ſich, feine E:ifindungen nach dem Zuftande und der Gemuͤths⸗ art feiner Zeit und Nation einzurichten. Er ermäh» lete Italien zu dem Gegenftande feines Gedichtes, wie Homer Griechenland dazu genommen hatte; Er hatte Ritter aus eben diefem Lande, wie Homer griechiſche Helden. Er bediente ſich der Engel ſtatt feiner Gottheiten, und erfegte die Stelle der alten Furien mit den neuern Teufeln. Er beſchreibt in feiner Erdbefchreibung Italien, und bleibe vornehm: ⸗ dich bey der Lombardey ftehen, wie homer Grie⸗ chenland/ und hauptſaͤchlich Theſſalien beſchreibt. Er hat fogdt die Kabel verfucher, und in das Haupt⸗ ftü feiner - Erzählung allegorifche Befchreibungen von geben und Sitten hinein gewebet. Allein nad) alten diefen, find die natuͤrlichen Sitten der Ita⸗ liener verloren; und der erhabene Geift'und die ges heime Gewalt, welche einen Leſer bezaubert, und feis ne Augen verbfendet, daß er Feine Fehler an dem Dantes und Arisfio wahrnehmen Fann, ift bier durch die Nachahmung verderbt, Sein: Schicfal iſt diefem gemäß gewefen. Das Italia Kiberata, denn fo nennet er fein Gedichte, wird nicht mehr ge- lefen, und ift nicht befannter, als Chapelains Pu- celle, ohne den Boileau, oder Sir R**"s A'**d ohne den D*** feyn würde, Trißino bat feinen Ruhm feiner Sopbonisbe, einem Trauerfpiele, und feinen ver mifebten Schriften zu danfen; und der Cardinal ift durch ſeine Briefe und Uabegedichie der 4 ; x ö w \ und der Schriften des Homerus. 229 der Vergeſſenheit entriffen worden; doc) auch da bat eben diefe Neigung nachzufchreiben, ihn fein na» türliches Feuer zu dämpfen bewogen, damit:er nur die Zierlichfeit des Cicero in dem einen, und bie Reinigkeit und Zärtlichkeit des Petrarche in dem andern erreichen möchte. | | — Die Wahrheit zu ſagen, ſo werden wir, mein Lord, mit gar zu geringen Faͤhigkeiten gebohren. Unfere Gemüther find nicht im Stande, zwo Gats tungen von Sitten zu behaupten, oder verfchiedene Weiſen zu leben, leichte zu begreifen *.. Unſere Ge ſellſchaft Erziehung und Umftände machen tiefe Eindruͤcke, und bilden einen Character in uns, den wir hernach fehr ſchwer wieder los werden fön- nen. Die Sitten, nicht nur. der Zeit und Nation, in der wir leben, fondern auch unferer Stadt und Familie , hängen uns auf dag genauefte an, und betrügen ung allemal, wenn wir es, fie zu verftels fen, oder für uns fremde. auszugeben , verfuchen. Diefe verftehen wir, und diefe Fonnen wir bis zue Bollfommenheit malen; und es ift niemand fo me nig geſcheid, daß er nicht fehen follte, wie glücklich mir in der Befchreibung diefer Stüce der heutigen Lebensart geweſen find, die wir unfernommen ha« ben, War wohl jemals ein natürlicher Gemälde, . ‚als die Weiſe der Welt (the Way of the World.) | P 3 Oder *era Ye dur, Gaserey mo, 86 Hıxporsen xarz- xeneguanidey 9 TE avIgwrs Qusis, wos advvarag evey RN“ waiws Kineitey „nn Avra snea mearTen, a du zo TA KIUNMATE E54 ADonmwuarz. | L IMaray, aeg Ilodır. y. J 230 Unterſuchung des —— Oder kann wohl etwas den Raub der Zarlo⸗ cken* (the Rape ofthe Lock) in feiner Art übers trerfen? Die Verfaffer Fannten, fonder Zweifel, die ‚Lebensart und die Sitten, die fie maleten, vollfom: men wohl, und dahero ift es ihnen auch ebenfo glück; lich von ftatten gegangen, > 0 Diefes war demnach das erfte Glück bes Home⸗ zus. Er ſchilderte feine einfaͤltigen natürlichen Bil⸗ der nad) dem Leben. Er ſah die Krieger, Schaͤ⸗ fer und Bauern, ſo wie er ſie abmalete, und gieng taͤglich mit ſolchen Leuten um, als er vorzuſtellen willens war. Die in den trojanſchen Zeiten uͤbli⸗ chen Sitten waren zu ſeiner Zeit noch nicht unge— woͤhnlich geworden. Es behielt eben die Art vor ſich zu Hauſe zu leben, und eben das Beſtreben bey oͤffentlichen Verrichtungen noch beſtaͤndig die Ober⸗ band, und gab ihm ein Mufter zu feinem Grund» riffe, welches ihm nicht erlaubte, ‘bey feinen: Zügen ‚über die Wahrheit zu fehreiten. Durch die; öftere und freye Leberfehung deffelben Fonnte er unterfcheis den, was vor. Theile davon auf eine gſchickte Ark vorgeſtellet werden fönnten, und welche beiben zu gehen wären *. Denn die Sitten der damaligen Zeigen waren fo ungezwungen und fo einfälfig, Daß die Falten und frummen Gänge der menfchlihen Bruft dem Auge ‘offen lagen, Die Leute hatten noch nicht gelernet, ſich Von Alexander Popen. — Etquse Pa tradtata nirefeer — relinquit. Horat. und der Schriften des Homerus. ar fich ihrer felbft, und ihrer natürlichen Begierden zu fchämen , und folglich auch nicht fie zu verftellen. Sie machten fi) Fein Bedenken, die Neigungen ihres Herzens zu befennen, und ihren Seidenfchaften, welche gänzlich ungefünftele und ohne Abfichten was ‘ren, öffentlich nachzuhaͤngen *, Diefes war Ho⸗ mers Glück in Abficht auf die Yiienfchen, und den lebendigen Theil feiner Gedichte. Was die ans dern Theile anbelanger, fo fonnte .er für den Neuern wenig Bortbeil haben: denn wir koͤnnen uns nicht einbilden , daß er die angenehmen Ausfichten , oder feltenen Srüchte eines Landes befler habe entdecken fönnen, als. wir, Dieß ift ein Gegenftand , der beftändig für uns übrig bleibe, wenn wir nur unfere ‚Städte verlaflen, und denfelben anfchauen wollen. Wir finden diefes auch von vielen Neuern auf eine edle Art ausgeführer, und wir haben, ſeit wenigen Sahren,das allervortrefflichfte Erempel davon, welches der brittiſchen Dichtkunſt Ehre macht *. | 17 * Bold Homer durft not fo great Vertue feign In his beft Pattern: Of Parroclus ſlain, With fuch Amazement as weak Mothers ufe, And frantick Gefture, he, receives the News. 2 Weller. . Das iſt: | ? Der kuͤhne Zomer durfte bey feinen beften Mu: ftern eine fo große Tugend nicht erdichten: Kr erfuhr die KTachricht von der Erſchlagung des Patroklus mit eben fo einer Beſtuͤrzung und fo unſinnigen Gebehrden, als fhwache Muͤtter zu thun pflegen. ea - ** Mr. Tbomfons vier Sahrszeiten , welche der bes ruͤhmte Brodes in. das Deusfche überfeget hat. AUnterſuchung des Lebens ie. J man kann von dem Homer, und von. ei» nem jeden Dichter, der fehön gefchrieben hat, fagen: ‚daß er dasjenige befchrieben habe, was er gefuͤhlet „und gefehen, und daß Homer das gute Glück ger „habe hat, die Sitten der Griechen zu ſehen und zu „lernen, da fie in ihrer wahren Größe und in ber | \glücklichften Beſchaffenheit für die Dichtkunſt ftune „den, Wäre er viel eher gebohren, fo. hätte er nichts als. Blöße und Barbarey erblicen hir: und wäre er viel fpäfer gefommen, fo würde er ent weder in die Zeiten des Sriedens gefallen ſeyn, da eine weitläuftige und feftgefeßte bürgerliche Einviche fung über Briechenland herrfchte, oder in die all⸗ gemeinen Äriege, die von gu£ eingerichteten und gefitteten Staaten ordentlich geführet wurden, da die privat Seidenfchaften in der gemeinen Hrönung und eingeführten Kriegeszucht begraben waren. Inhalt des zweyten Stuͤcks im zwoͤlften Bande. 1. Fortſetzung der a eh und phyfifalifchen Ver: fuche des Heren-D, Hills Geite 115 2. Fueßlins Erörterung der Frage, ob der Meyer zu Mauer, in der Herrfihaft Greifenſee, das Recht ge⸗ habt habe, ‚mit. feiner Hofiünger Brauten die erfte Nacht zu Bette zu geben 3. Schobers phyſikaliſche Nachricht von den dire | und Gefundbrunnen in der Staroſtey Zipg 17 4. Unterſuchung des Lebens und der — des * merus | 189 Hamburgifches oder | % geſammlete Schriften, —1* * Aus der RS daturforſchung und den angenehmen Wiſſenſchaften überhaupt, | Des zwölften Bandes dritte? Stuͤck. Dit Königl. Pohln. und Churfürftl. Sächfifcher Freyheit. Hamburg und Leipzig, bey Georg Chriſt. Grund und Adam Heinr. Holle, 1753 A u NR ER Br. ar J ne pa Asia exah * ne — er 40 Mu —J —— PR tr 2 * —599—— 48 Pe * * LEE er LA Re Von der Bandluns der Republik Genua. Aus dem Journal Oeconom. Mai, I 7 5 L >< ir fehen uns bey dieſem Auffaße von der Handlung der Genuefer gend» PP tiger, den neuern Schriftftellern eis, F nen Verweis zu geben, daß fie fi) | 5 wider die Vorſchrift des Horaz, alle zu ſehr bemuͤhen, dem großen Haufen ihrer Leſer zu gefallen. Am dieſe Abſicht deſto unfehlbarer zu era reichen, ſammlen ſie alles zuſammen, was die Ge— ſchichte eines Volkes merkwuͤrdiges in ſich enthaͤlt. Dieſe Begebenheiten bringen ſie obenhin in einigen Zuſammenhang, und liefern ſolchergeſtalt ihren $e- ſern unter dem Titel von Revolutionen, eine 2) 2 Samm⸗ 244 & Don der Handlung, Sammlung rührender Begebenheiten, "welche volle kommen geſchickt find, fie auf den erften Anblick eins 2 zunehmen.) Geſetzt aber, daß fich unter diefen $efern einer. findet, der. mit mehr Aufmerffamfeit und $ehrz begierde liefet, und von der Wahrheit überzeuget ift, daß es feinen Körper gebe, der nicht durch heftige Bewegungen erfchöpfee und defto fehneller zer: fiöree werden follte; fo wird derſelbe nothwendig un= terrichtee feyn wollen, wodurch "ein von beftändigen innerlichen Unruhen erfchürterter Staat’ fich habe er: halten koͤnnen, wie er die Mittel feiner Erhaltung gefunden habe, wie fie in feiner Gewalt geblieben, wie fie endlich nach und nach unbrauchbar, gemacht, und neue an ihre, Stelle erfunden worden find ? Alles diefes wird er aber vergeblich fuchen ; "das Licht, welches ihm die Nacht der Gefchichte erhellete, ver: löfchee im Augenblicke, und der. Gefchichtfchreiber ſelbſt verfchwinder in diefer Finfterniß aus feinen Au- gen. Golchergeftalt ift ein Schriftftellee von diefer Art einem Gaufelfpieler ähnlich, der hinter der Ta= pete feine Puppen eine Zeitlang in ‘Bewegung feßet, ‚und wenn er das Vergnügen gehabt, hat, feine Zus fhauer ein Paar Stunden zu beluftigen, feine Ma— fehine aufpadet , und wieder feine Straße zieht. Bas hier von allen Bölfern überhaupt gefaget wird, ift von defto größerer Wichtigkeit, wenn man es auf eine Kepublif anwendet , deren vor: nehmftes Gefchäffte die Handlung iſt. Staaten von, diefer Arc entftehen faft nirgends, als in duͤrftigen Sändern, die ihre eigne Einwohner nicht. haben er- nähren fönnen, und daher wird die Handlung, die fie aus Noth haben ergreifen müffen, die Schatz⸗ fammer # der Republik Genun. 245 kammer des Staates, der Grund ſeiner Groͤße, und der Urſprung feiner Macht. Iſt es alſo wohl zu, be⸗ wundern, daß fie die Einwohner als ihr einziges Augenmerk anfehen , worauf alle ihre Einfünfte bes ruhen, und das,der geheime Bewegungsgrund aller, ihren Unternehmungen iſt? Der Fortgang oder Ber: fall ihrer Handlung, zieht die Bollfommenheit ihrer Macht, oder ihre Schwäche nad) ſich, und wenn fie entweder ungeftöret bleibt, oder unterbrochen wird ; fo ift ihnen diefes eben fo viel, als wenn ein Fürft in feinem Sande entweder einer: vollfommenen Ruhe genießt, oder daſſelbe von den Feinden verheeret: fe: ben muß. 99 RR Es iſt alfo in der Geſchichte einer handelnden Re⸗ publik fehlechterdings nothiwendig, dem Fortgange ihres. Handels Schritt vor Schritt zu- folgen, und immer dabey den Leſern den gegenwärtigen Zuftand deffelben vor Augen zu ſtellen. Hierdurch allein wird der Leſer in den Stand gefeßet, von der Weis: heit derer zu urtheilen, Die fie entweder in Frieden, oder unter den Unruhen, die fie betreffen, regieren; und hierdurch allein entdecdet er die großen Mittel, wodurch man dergleichen Nepublifen auf einmal aus. den Gefahren heraus reißt, die ihnen den völligen Untergang dräueten. Wie fchlecht beobachten aber diefes unfere Gefchichtfchreiber! Die Handlung der Pris vatperfonen feheint ihnen eine viel zu Eleine Sache zu ſeyn, als daß fie in ihren Schriften angemerfer zu werden verdiente. Ja geſetzt, daß fie die Umſtaͤn— de zwingen, ihrer, bey Gelegenheit einer Zwieſpalt mit andern Mächten, Erwähnung zu thun; fo neh» men fie ſich kaum Zeit, ein paar Worte davon zu 21:3 fagen, 246 | Von der Handlung ſagen; um nur bald auf die Erzaͤhlung der Kriege: begebenheiten zu kommen, die alle ihre Aufmerf: famfeit allein an fich ziehen. Der gefer, den die Erzählung mit fortreißt, erftaunee, ‘wenn er ang Ende fommt, über die Menge von Sachen und Begebenheiten, davon er nicht. die geringſte Urfache erfahren bat, und wenn er einen Staat oft genug empor kommen, und wieder verfallen gefehen, ohne den geheimen Grund diefer Veränderung zu wiſſen; fo fann es ihm unmöglich anders vorkommen, als wenn er im fände der Heren herum gereifet wäre. Hätten fich die roͤmiſchen Geſchichtſchreiber nach dieſer Methode gerichtet; ſo wuͤrden wir keine von allen den gruͤndlichen Betrachtungen erhalten ha⸗ ben, die man feit einem Jahrhunderte darüber an— geftellee hat. Es ift umfonft, wenn man einwen⸗ det, daß hierinn unter einer Eriegerifchen und hats delnden Nepublif ein großer LUnterfchied zu machen räre, Mein. Man muß fie alle beyde mit einer: ley Augen betrachten. Denn was ift wohl ein Sand, mit dem eine bandelnde Republik in Handlung tritt, anders, als ein neueroberter Staat, den fie zu ih» rer Provinz und fich zinsbar machet? Bereichere ſie fi) nicht aus ihm mit eben fo wahrhaften Kraͤf⸗ ten, als die Friegerifche Republik durch die neuen Völker erhält, Die fie fih unterwürfig macht? Nichts Fann diefes unmwiderfprechlicher darthun, als die ausbrechende Eiferfucht und Unruhe, menn eine. andere Macht ihre Handlung erweitert, und fie an den Dertern einführer, ıoo jene eheden die ihrige allein getrieben hat, Nimmermehr Fann die Eifer: ſucht und Unruhe eines Eriegerifchen Staates leb⸗ i bafter der Republik Genua. 247 hafter und nagender ſeyn, der die Domainen ſeines Nachbars mit aller Macht anwachſen ſieht. Iſt es alſo nicht augenſcheinlich, daß die Geſchichte von beyden in eben der Ordnung und nach einerley Grund⸗ ſaͤtzen beſchrieben werden müffen? 2 Mit dem allen wollen mir nicht behaupten, daß die gegenwärtige Abhandlung in allen Stücen dies ſem Plane gemäß eingerichtet ſey. Die in einem Journale nothwendige Kürze, ja feine ganze Eins richtung erlauber diefes nicht.’ Nichts defto weniger aber Hoffen wir doch die erften zu ſeyn, Die eine Ge— ſchichte von der Art, nach einem’ foldjen neuen Plane _ befchreiben , der ung dereinſt gruͤndliche Geſchichte handelnder Staaten zumege bringen -Fann, ment ihm gefchicktere Federn, als die unftige, folgen, und ihn noch weiter ausbeſſern follen. "Man bat von dem älteften Zuftande der Stadt Genua nidits, als fabelhafte Nachrichten. Das erſtemal, da ihrer in der römifchen Gefchichte ges dacht wird, ift bey; Gelegenheit des zweyten puni⸗ fehen Krieges, da fie von Wiagon, einem cats tbaginenfifihen Generale verheerer wurde. Gie ‚war alfo Damals nicht allein fchon vorhanden, fondern auch anfehnlih, Wofern es erlauber it, unfere Murhmaßungen zu entdecken, fo werden wir ihren Urſprung irgend einer griechifeben Kolonie bey⸗ meflen, deren Andenken aber verloren gegangen. Man weiß, daß Winrfeille, welches auf eben der Küfte liege, von den Phocenſern geftiftet worden, und vermuthlic) ift fie entweder nicht der einzige Ort, wo fich Diefe Voͤlker niedergelaffen, oder viefe find nicht die einzigen aus Griechenland gewefen, die _ 55) RN diefe w Von der Handlung dieſe Gegenden in Beſitz genommen haben. Die griechiſchen Republiken waren allzu ſtolz auf ihre Freyheit, und konnten ſich einander nicht gaͤnzlich unterwerfen. Daher bemuͤheten ſie ſich bloß, ſich viele Bundesgenoffen anzuſchaffen, und viel Pflanz⸗ ſtaͤdte anzubauen. Dieſe Pflanzſtaͤdte ſtelleten eine Art von Lehnguͤtern vor, die fie unter ihrer Abhaͤng⸗ lichkeit, in Laͤndern ſtifteten, worinn fie fich frey aus⸗ breiten konnten, und oͤfters erhielten ſie von ihnen bey; ſchlechten Zeitlaͤuften anfehnliche, Vortheile. Das Land um Genua hat Ueberfluß an Weine u 75 und Oele: allein, es iſt an allen andern Fruͤchten unfruchtbar. Weil, eg gegen Mittag vom Meere, und... gegen Norden von Gebirgen eingeſchraͤnket iſt; ſo hat es wenig Breite. Hingegen werden diefe Gebirge, gegen Genuag zu, etwas, niedriger, wel⸗ ches diefe Stadt mit dem piemonteſiſchen Mont⸗ ferrat, und Meyland eine freye Gemeinfchatt zus wege bringt. Diefe Lage und eine ungünftige Nas tur des Landes nörhigten.die Genueſer, fich auf die Handlung zu legen, und gaben ihnen die Mittel an die Hand, alle Waaren, die fie von allen Küs ften des mittelländifchen Meeres befamen, bis in. das innerfte von Italien, und bis in Deutfchland zu verführen, | Genua ift indeffen doch nicht unter den Roͤ—⸗ mern zu einer Handelsſtadt geworden. Denn nad): dem fie die Nepublif wieder in beffern Stand ges feßet hatte; machte fie eine Municipalftadt daraus, Das macht, es war ihr an fonft nichts viel gele: gen, als ihre Herrſchaft auszubreiten, und Länder anbauen zu laſſen, am allerwenigften aber, den Handel der Republik Genua. 249 Handel zu einem Staatsgeſchaͤffte zu machen. Ih⸗ ——— „groß zu ſeyn, erfuͤllete fie mit einem: aͤhrenden Ekel für Handlungstraetaten, darin fie : ‚verbunden geweſen waͤre, Prinzen; oder. Volker fuͤr ihres Gleichen zu halten, denen ſie doch nur gebieten wolle: » Dergeftalt breitere auch ihre Hand⸗ lung ſich nicht weiter aus, als nach Maaßgebung des gluͤcklichen Fortganges ihrer Waffen. Genua blieb, unter der Herrſchaft der Kö bis die Gothen nach Italien kamen, welche es ſich unterwarfen, und es ward Rom wieder unter⸗ than, ſo bald dieſe Voͤlker daraus vertrieben waren. Als hiernaͤchſt die Lombaroen ſich darinn feſtge⸗ ſetzet harten, fo verſtoͤreten ſie die Stadt von Grund aus. Dec erholete fie ſich wieder, und; Fam una ter, die Herrſchaft Carls des Großen, nachdem dieſer Prinz, im Jahre 774, dem Königreiche. der. Lombarden ein, Ende gemacht, hatte, Dieſer neue Oberherr gab ihnen einen Grafen zum Be⸗ fehlshaber; und nach. der Zeit wurde Genua dem Königreiche Italiens einverfeibet., welches „ fo lange Nachkommen Larls des Greßen übrig waren, ein Erbe des älteften Prinzen, und mit der Faiferlichen Würde verbunden blieb, Das Reich der Saracenen war eben zu Zeiten des großen Carls in feinem größten Flore. Diefe Ungläubigen hatten fich der Inſeln Sardinien und Corfica bemeiftert, Der erfte Graf von Genua, Audemar, hatte Befehl, fie aus Corfica zu vers jagen. Er rüftete eine Flotte aus, und gieng in Die Inſel über, Ob er nun gleich ben diefer Unterneh» — das Leben einbuͤßete ſo fuͤhrete doc) fein Dach» “ 25. folger | z 2305 BE Handlung folger in’ der Befehlshaberſtelle über die Atmee das Unternehmen glucklich aus, und das,’ durch die! Macht der Grafſchaft Benua eroberte Eyland, wur· de von der Zeit an, ein Theil‘ —— J und ieh) beftändig damit verbunden.‘ © Als die Nachkommenſchaft Eile des Großen ‘in’ ftalien und. in Oeutſchland verloſch, fo entſtan ⸗ den in Italien große Unruhen. Ihre langwierige Dauer ‚und die matmichfaltigen Veränderungen, die fie vernfacheten) 'gaben verſchiedenen Voͤlkern den’ Vorſatz ein ſich von dem Ungluͤcke frey zu machen,‘ welches damit) vergefellfchaftet ift indem fie fih"in’ Frehheit zu ſetzen ſuchten. Die Genueſer waren nicht Die‘ letzten dieſen Entſchluß zu faſſen: ſie ver⸗ trieben ihre Grafen)‘ und erwaͤhleten fi) Bürgermeis fter, fie zu regieren. Da fteinun folchergeftalt: dere’ jenigen Hülfe berauber: waren‘; ‚welche Unterthanen von unumfchränftem‘ Dberherren zu rerhalton pflegen,‘ ſo nörbigte fie‘ die Nothwendigkeit/ ſich durch ſich ſelbſt zu erhalten, ſich auf das Seeweſen und die Handlung zu legeii. Ihr Land war ſehr eingeſchraͤnkt und unfruchtbar; daher konnte die neue Republik ſich durch nichts anders erhalten, als durch den Ge— winnft, den ihr das Meer zu geben vermochte. Dies fes trieb fie, fich mit allem Eifer der Schifffahrt an— zunehmen, und obgleic) in den: Zeiten, die man die Zeiten der Unwiſſenheit genennet hat, die Seewiſſen⸗ ſchaft fehr unvollfommen war, fo verfchaffte doch die beftändige Hebung und Sorgfalt den Benuefern eis ne folhe Stärke zur See, daß, wofern fie ihres Gleichen gefunden, fie doc) Wei au von niemand worden find. | ” Da Q | ver Republik Genua. ⸗251 Da fich die Stadt Genua alfo felbft in Freyheit gefeßer , fo beunruhigte fie es doch, daß fie ihre Uns abhaͤnglichkeit nicht hinreichend zu beweiſen im Stan⸗ de war, und ſie befuͤrchtete ohne Unterlaß, daß die Kaiſer nicht einmal ihre alte Gerechtſame wieder an Das Sicht braͤchten, deren Nechtmäßigkeit ſelbſt durch dieſe Furcht beffäriget wurde. Sie glaubte ein gtoßes Werk zu ihrer Sicherheit zu thun, als fie, im Jahre 958. von dem Kaifer und Rönigei in Ita⸗ lien, Berengar dem Zweyren, die Befräftigung ihrer Nechte, Güter und Freyheiten, erhielt. Wir wollen nicht unterſuchen, ob dieſer Weg ber befte ges wefen, ihre uneingefchränfte Sreyheit zu behaupten, Es wird uns genug ſeyn, anzumerfen, daß, da’ fie, lange nad) dieſem Seitpuncte ſich nicht unterflanden, eigene Münze zu fehlagen, fie, als fie anfteng, dies fes zu thun, für nörhig hielt, im Jahre 7139. ven Kaiſer Conrad den L um Beftärigung Diefes Rech⸗ tes zu erfuchen. Gewiß! ein. offenbares Zeichen ih⸗ rer unumfchränften Unabhaͤnglichkeit! Da die Benuefer zur See mächtig geworben, ſo wurden fie von den Piſanern, die damals die vor. nehmfte Kepublif vorftellten, eingeladen, die Sas | racenen aus Sardinien zu vertreiben. Die Ges nuefer willigten darein. Die Unternehmung gluͤck— te; und diefer Fortgang, von welchem man glaubte, n daß er zwifchen beyden Völkern eine genaue Freund⸗ ſchaft ſtiften wuͤrde, ward die Quelle einer Eifer⸗ ſucht, wodurch ihre Geſchichtſchreiber ſich wechſels⸗ weiſe die groͤßten Schandflecke angebracht haben, ı und : - zugleich der Urſprung einer langen Reihe von Kries gen, welche fich nicht eher geendiget , als bis die Ge: nuefer \ 22 Bender Handlung nuefer Livorno erobert, und die Republik Piſa ganzlic) geſchwaͤchet welche kurz hernach fich unter florentinifiben Schuß begeben mußte. Unterdeſ⸗ fen breiteten die Benuefer ihre Handlung von Spar nien bis nah) Syrien ‚und von Aegypten bis nad) Conftantinopel aus. Ihre Fahrzeuge maren,nac) der bamaligen Zeiten Gebrauche, ſowohl zum Kriege, als zum Handel, ausgerüfter, und. jeder Zeit im Stande, ihre Vortheile Durch die. Waffen zu unter» ftügen, welches ihnen einen Weg zu großem Ruhme eröffnete. Was ſie aber auf den hoͤchſten Sipfel ih- ver Größe feßte, waren. die Kreuzzüge, dabey man ihrer Huͤlfe von Möthen hatte. Sie zogen daher von den Kreuzbrüdern, Die durch ihre Länder zogen, nicht allein unzählige Summen, bededten das Meer mit ihren Flotten, .befeftigten fic in der Schifffahrt und in den Waffen; ſondern ſie drangen auch mit ihrer Handlung in Derler „wohin ſie nie gekommen waren; und faſſeten in vielen Laͤndern fo feſte Wur- zel, daß es fic) niemand leicht unterftehen Fonnte, fie Daraus zu vertreiben. Die Dienfte, welche die Genuefer den Kreuzfah⸗ rern erzeigeten, beftanden nicht nur darinn, daß fie diefelben nach den Morgenländern überführeten ; fons dern ihre Flotten trugen auch Die ebensmittel, und zumeilen die Reiſezeuge, und begleiteten die auf den Küften befindlichen Armeen: oft leifteten ihre Makros fen , ihre Soldaten, ihre Kriegsbaumeiſter, die wich» tigſten Dienfte. Sie belagerten zur See die Sees pläge, welche man mittlerweile zu Sande feindlich ans gefallen hatte. Zumeilen festen fie Völker aus, die ſich mic den Kreuzbrüdern verbanden. Kurz, man war der Republik Genug. 253 war ihnen oͤfters fuͤr den guten Fortgang allen Dank ſchuldig, weil man ſelbigen, ohne ſie, vergebens ge— hoffet haben wuͤrde. Sie verrichteten aber alles die⸗ ſes, ohne das Kreuz zu tragen, das iſt, nach der Sprache der damaligen Zeiten, ohne zu dem Dienſte Gottes in dem heiligen Lande, verpflichtet zu ſeyn; welches wohl zu bemerken ift. Bloß die Gelegenr beit, eine wichtige Handlung zu treiben, indem fie Sebensmittel, Waffen, Zeuge, und alles verſchaffe⸗ ten, was die Chriften, in diefen entferneten Sändern, . 100 fie jederzeit den Helm auf dem Haupte und die $anze in den Händen führeten, nöthig haben fonna ten. Die Gelegenheit, diefen Handel bis in das Innerſte der Sünder zu treiben, zu welchen ihnen als ler Zugang verfchloffen gewefen, und neue Bündniffe in Abficht ihres Handels zu fchließen, oder die alten mit den Prinzen noch vortheilhafter zu machen, die ‚die Chriften anzugreifen bereit waren; diefes allein mar hinreichend, fie zu verbinden, fich der Kreuze - fahrenden anzunehmen, fo mie auch diefe Bortbeile ftarf genug waren, fie, in gewiflen Zeiten, dahin zu verführen, den Sultanen von Aegypten beilfa= me Nachrichten zu ertheilen, und ihnen fo wefentliche Dienfte zu leiften, daß man die größte Urfache ge— habt, fich darüber zu beflagen. | ‚ Unterdefien waren doch die Könige von "Terufas lem, wegen der großen Dienfte, die ihnen die Re— publik leiftete, gänzlich auf ihrer Seite. Diefes wußte fie fi) gefchickt zu Muse zu machen, und erhiele, unter dem Vorwande der Sicherheit ih- res Handels, und des Verluftes, den ihnen die ges fährlichen Seereifen zumege brachten, von Balduin ! dem 234 Don der Handlung dem Erſten zwo Straßen zu Jeruſalem, und eben fo.viel in Jaffa, nebft der Hälfte des Zolles von Caͤſarea, Aleppo und Ptolemais. Doc waren es. die Genueſer nicht allein, Denen die chriftlichen Prinzen im Morgenlande dergleichen Bortheile zuge ftunden. Die Denetianer, welche eben fo mächtig, nothwendig, und für gleichen Gewinnſt dienftfertig waren, fheileten mit. ihnen dieſe unüberlegten Vor— theile. Man Fann es in den Gefchichten finden, mie vortheilhaft dergleichen privilegirte „Gegenden der Städte dem Handel beyder Nationen geweſen, und wie ſchrecklich fie den Chriften geworden. . Die Genueſer, die.bey dem glücklichen Fortgan— ge ihres Handels in diefen erwünfchten Zeiten, uners meßliche Reichthuͤmer fammleten, fiengen endlid) an, ihre Gränzen für allzu Flein zu halten, Sie bemäd)- tigten fich der Gegend von Lavagna im Jahre 1113, verficherten fic) des Meerbufens de Is Specie, auf deſſen weftlicher Küfte fie das Fort Porto; Denere anlegeten. Sie, machten ſich die Grafen von Dins timille unterthänig, eroberten Montalte im Jah⸗ ve. 1128 ; und zwey Sabre hernad) baueten fie die Ei» tabelle zu Sen Nemo, Diefes waren die Früchte ihres Heberfluffes, den ihnen ihre Freyheit erwarb, Jedoch es dauerte nicht allzu lange; fo erfuhren fie zugleich die Uebel, welche . Ueberfluß und Freyheit in einem Staate zu verurfachen pflegen, worinn die Reichen Feine Furcht für einer Obermacht, die ſich Hochachtung zumege bringen fann, empfinden, und, wo auch der Pobel aus Mangel diefer Furcht, eine ungezwungene Freyheit genießt. Gleich anfänglich. war die Republik in Edle und Bürger ——— | | dieſe der Republik Genua. 255 ihn liche Uneinigkeiten, die fich jederzeit mit Blutvergief- fen. entdeckten. Nie hat ein Volk feine Freyheit theurer erfaufet, als die Beilhiefer. DBergebens verfügten es die Parteyen, die unter ihnen entitan« den, daß die hochite Gewalt bald von dem Poͤbel in die Hände des Adels, und. von diefem wieder in Die Hände des Volkes gerieth ; vergebens feßten fie ihre Bürgermeifter ab, und ermähleten einen fremden Podeſtaten; vergebens unterwarfen fie fich wieder den Bürgermeiftern, feßten wieder Podeſtaten ein, überließen die hoͤchſte Gewalt unter verfchiedenen Vorwaͤnden, einem oder mehr Feldherren, ergaben fih den Kaifern, den Königen von Stankreich, von Lreapolis, den Herzogen von Meyland, und den Marcheſen von Wiontferrar; und vergebens mähleten fie ſich endlih Dogen, bald auf tebenszeit, bald nur auf ein Jahr: fie konnten weder mit einer Regierungsform zufrieden fen, noch auch die Ger fhenfe des Ueberfluſſes, die ihnen die Handlung haus - fig mittheilete, ruhig genießen.. Der Adel dichtete nur auf Mittel, das Volk zu unterdrücken ; diefes Dingegen wendere alle Kräfte an, die Geſchlechter J DER Der 6 Bon der Handlung der Edlen zu Boden zu werfen; die Adornen, die Fregoſen, die Spinolen, und die aus dem Haufe) Doris, verwüfteten nach einander und gleichfam um die Werte ihr Vaterland, und oft fahe ſich die Repu— blik der Gefahr gänzlich zu verderben ausgefegt. Die! auswärtigen Kriege, theils mit den Pifanern, theils "mit den Venetianern, machten ihr Ungluͤck vollkom⸗ men, zumal da fie, wie ehedem in Rom, der innetli⸗ chen Wuth der Uneinigfeit Feine Graͤnzen fegren. "| "Man begreift nicht, wenn man in den Gefchichten | diefe Menge von Begebenheiten lieſt, tie ein Staat, der faft beſtaͤndig außen in Kriege verwickelt, von! innen aber immer effchüctert und oft umgefehret wors den, fich hat erhalten koͤnnen; allein man findet die Urſache leicht, wenn man bedenkt, daß die Benuefer, | die fich durch die Handlung ſtets bereicherten, dadurch zugleich tapfer und zur See geübt wurden, fait allezeit| ihren Feinden überlegen waren, die Pifaner gaͤnzlich demuͤthigten, und die Denetianer dergeftalt in die! Enge trieben, daß, wenn ihr Anführer es nicht darinn | verfehen hätte, daß er ihnen gar zu harte Bedinguns gen vorgefehrieben, fie einen völligen Triumph über fie erlanget haben würden. Ihre Siege zur See ſetzten die Handlung in Sicherheit, und fie blühere um deito mehr, da ihre Mitbuhler gedemüchiger waren?’ denn damals befam ganz Europa die indianiſchen Waaren, die über Alerandrien famen, und die mor⸗ genländifchen, die man in den Häfen von Pbönis' cien und Elein Afien erhandelte, von den Genue⸗ fern, Pifanern und Venetianern: fie aber allein | verführeren die Waaren Briechenlandes und von den Küften des fihwarzen Meeres. Ueber ie | | 0 gaben! J a RER —— der Republik Genua. 257 gaben ihnen die Unruhen des griechiſchen Reiches und die Schwäche der chriftlichen Prinzen im Mors ‚genlande, mehr als eine Gelegenheit, ihre Hülfe, des ven fie mehr als jemals bedürftig waren, theuer zu verfaufen und neue Handelspläße anzulegen. - Gexwiß iſt es, daß, als im Jahre 1204 die Fran: 3ofen und Denetianer mit vereinbarten Kräften das conſtantinopolitaniſche Reich erobert baten, die Genueſer, welche eine aus der Handlung ftammende Eiferfucht, den Venetianern fters feindfelig erhielt, es mitden griechifchen Kaifern bieleen. Michael Palsoioaus, ver mit Hülfe derfelben den juͤngern Dalduin, den legten franzöfifchen Kaifer in Grie— chenland, endlich verjagete, und in feine Hauptftade zurück Fam, gab ihnen zur Erfenntlichfeit die Bor ftade von Conftantinopel, Pera, und die Stadt Smirns ein. Saft um eben die Zeit befaßen fie Caffa und verfchiedene andere Derter in dem ſchwar—⸗ zen Meere: Der Kaifer Calojan gab ihnen die Inſel Lesbos; fie waren ſchon Herren auf Scio und einia gen andern Inſeln im Archipelaqus, und endlich genoflen fie Durch das ganze griechifche Reich die aller vortbeilhaftigften Borrechte. Andern Teils, da die Uneinigkeit der chriftlichen Prinzen in Sprien, und ihre wenige Gefchicklichkeie in der Staatsfunft, fie unvermögend gemacht hatte, den Saracenen zu widerftehen, fo macheten die Ba nueſer fih ihres Zuftandes zu Nuße, ihren Handel defto wichtiger zu machen. Allein dem ungeachtet nahmen jie fic) derfelben in fo fern nicht an, daß fie, bey der Hülfe, die fie ihnen leiſteten, ihren eigenen . Bortbeilen zuwider etwas hätten thun follen, aus ı2 Sand, MR Furcht, 258 Von der Handlung‘ Furcht, die aͤgyptiſchen Sultane zu beleidigen, mit welchen fie nothwendiger Weife in Friede leben muß— ten, mofern. fie ihren Handel nach Alerandrien leicht und ficher führen wollten. Als hernach in diefen Gegen⸗ den alle Fürftenthümer auf dem feften Sande zertrennee . waren, und den Ehriften nichts als Cypern übrig blieb, darinn das Haus Luſignan regierete, fo brach» ten es die Genueſer fo weit, daß fie darauf einen feften Fuß faffeten, und fich die Stadt Famagnſta eigen macheten, ja: es fehlete wenig, fo härten fie fich des ganzen Königreichs bemächtiger. Loredan, ein ges bobrner Denetianer, erzaͤhlet in feiner fchönen Ges fehichte dev Könige in Cypern, aus dem Haufe Lu: fignen, auf eine den Genuefern gar nicht. vortheil: hafte Weiſe, und befchuldiger fie, daß fie.Urfache ges mwefen, daß die Sultane diefes Eyland erobert haben. ‘ Dem fey nun wie ihm wolle, (denn es lag den Genueſern wenig daran, ob er diefes Sand befaß, wenn fie nur die Vortheile der Handlung genoffen) fo ift dennoch aus dem blühenden Zuſtande der aus: mwärtigen Angelegenheiten der Republik leicht zu erfe» hen, daß die Kräfte, fo felbige in den Beunruhigun⸗ gen, wodurch fie beftändig erfchürtere wurde, verlor, immer durch die Vortheile, fo ihr von außen ber zu- floſſen, wieder erfegt wurden. Die Kriege, Die in dem Herzen der Nepublif entftanden, mochten noch fo blu- tig, ihre Flotten mochten noch fo zahlreich und mit Bölkern belaftet feyn, fo fehlete ihr es doch niche an Untertbanen, mdem die Menfchen in folchen Staaten unerfchöpflic) find, wo das Glück der Waffen und ver Fortgang der Handlung ihnen den Reichthum in der Naͤhe zeigen und verfichern, N | GR Unter f} der Republik Genua. 259 Unter Johann von Morta, dem Dogen von 1346, war die Nepublif eben mit dem catalonifchen Kriege fertig; und fand es für nötbig, zu Erhaltung der Inſel Scio, mit den Denetisnern anzubinden; zugleich bedrohere fie der Ueberreft einer verſchwornen Parken, die fie vor Furzem aus einander gejaget hatte, niit einer Belagerung Dieſe Ueberbliebenen, die man aus Genua vertrieb, hatten fic) nach Monaco geflüchtet; mo fie ihre legten Kräfte anwendeten, und eine Flotte von neunzehen Galeeren ausrüfteten, wo⸗ mit fie Genug zu überfallen, mit gewaffneter Fauft hinein zu brechen und hernach die Negierungsart nach) eigenem Gefallen zu verändern gedachten, Dieſe Gefahr fehien defto größer zu feyn, da die gemeine Schatzkammer ſchon erfchöpft war. Die Kepublif hatte gegen diefes Uebel Fein wirkſameres Mittel, als daß fie einen Theil ihrer Einkünfte an diejenigen Bürs ger verkaufte, die ihn Faufen wollten. Die Summe, die ihnen diefer Berfauf zumege brachte, feßte fie in den Stand, fieben und. zwanzig Galeeren auszurüften, Ben Erblicfung diefer Flotte begaben fich die Vertrie— benen von Monaco hinweg und giengen nad) Stanfreich in die Dienfte des Königes Philipp des Fuͤnften. Da folchergeftalt die Republif von der Unruhe, die fie ihr verurfachee hatten, befreyet war, fo fendete fie ihre Schiffe in den Archipelagus, Scio gegen die Unternehmungen der Denetianer zu vertheidigen. —— Die ſicherſten Einkuͤnfte des Staats waren feine Zölle, dazu die Kammern in einem großen Gebäude angelegt waren, welches das Asus zum &. George hieß. Bon den Geldern diefes Zolles wurde hun ein | N 2 I heil 60 DBonder Handlung: Theil veräußert, und ein jeder, der eine gewiſſe Sum: . me vorgefchoffen hatte, zog dafür gefegte Renten, wel⸗ che ab-und zunahmen, nachdem die allgemeinen Ein- Fünfte fliegen oder fielen. Diefe erſte Beräußerung zog mit der Zeit viele andere nach fich, und noch heut zu Tage machen die Theilhaber bey der Bank zum . Beorge eine anfehnliche Gefellfchaft aus. Wir werden unten noch etwas mehveres von dieſer Sache zu reden Anlaß nehmen. Doc) obgleich die Kepublif, wie wir eben gelefen [ haben, fich mehr als einmal genoͤthiget ſah, verfchie- dene Theile ihres Zolles zu veräußern; fo gefchah die: fes doch nicht fowohl wegen der Unruhen, Die nicht aufhöreten fie zu erregen, als vielmehr wegen. der Spörrung ihres Handels, als die Mache der Türken entftand, und mit einer erftaunlichen Geſchwindigkeit zunahm. Die Wurh diefer Eroberer und der unver föhnliche Haß, den fie gegen die Ehriften begeten, machte fie gegen die Bequemlichfeiten und das Ber- gnügen, fo ihnen die-Handlung geben konnte, unem» pfindlih. Solchergeftalt verloren die Benuefer überall, ro diefe ihre Gewalt ausbreiteren, ihre Hans delspläße; und fo groß auch ihre Geſchicklichkeit war, ſo koſtete es doch nothwendig einige Zeit, bevor ſie wieder in diejenigen Oerter zuruͤck kehren konnten, wor⸗ aus man ſie vertrieben hatte. Ob ſie aber gleich mit ihrem Handel im Morgenlande wieder neue Hoffnung: gewannen, obgleich auf einen weit ſchwaͤchern Fuß als ehedem; fo bekamen duch ihre Sachen in den tweftlie chen Gegenden ein hoͤchſtbetruͤbtes Anfehen. Da die Stanzofen indem atlantifchen Meere einige afri⸗ caniſche Küften entdeckt hatten, fo. waren doch. die Porz J der Republik Genua. 261 Portugiefen ihnen fchon weit zuvor gekommen, wel⸗ che dieſe Küften bis an das Dorgebirge der guten Hoffnung ſchon Fannten. Diefe giengen bald dar« auf mit den Spaniern um die Werte über-das Vor⸗ gebirge, die fich auch anderer Seits in America feſt fegten, und entdeckten nebſt dem großen Indien auch alle Eylande, die ſich in dem indianiſchen Meere be— finden. : Die Gewürze und andere Waaren, die fie daher brachten, Fofteten ihnen viel weniger als die, da= mit man fi) von Benus und Denedig aus verfah; daher hörete man auf, fie aus diefen zwo Städten ber: zu holen, und die beften Zweige ihres Handels gien= gen plöglih zu Grunde, Zum größten Unglück der Republik Genua erfuhe der Großfultan, daß fich. einige der genuefifchen Galeeren bey der Schlacht von Lepanto befunden haften, wo er feine Flotte einge: büßet, und verbot alfo, daß ferner Feinem Fahrzeuge der Genueſer erlaubt wuͤrde, in feine Häfen einzu⸗ laufen, '» Niemand fah diefe Republif fat zu gleicher Zeie alle ihre Handlung vom Aufgange bis zum Mieder- gange verlieren, und an deren Statt nichts als inner» liche Uneinigkeiten und ihre gewöhnliche Unbeftändig. · keit in der Negimentsform behalten, der nicht ihren Untergang für eben ſo nahe als unvermeidlich gehals ten haͤtte. Und gewiß, fie hätte ihn nicht vermieden, wofern nicht alle Tugenden, die nur ein Sterblicher befigen Fann, fih in einem ihrer Buͤrger vereiniget und zu ſeinem Ruhme öffentlich gegeiget hätten. Dies fes war. Andreas Doria, Die Republif Genus hatte fih nun zum fechften male‘ unter den Schuß des — Zepters be⸗ geben, | 262 Vonder Handlung‘ geben, da Kaifer Earl der, Fünfte den Vorſatz faſ⸗ fete, fie Franz dem Erſten zu entreißen. Deta» vianus Fregoſa war damals Doge und des Koͤni⸗ ges Statthalter, Er widerſetzte ſich lange dem Fair ferlichen Heere, das vom Profper Colonna und dem WMarchefen Pefcaro angeführet ‚wurde, mit dem fih Hieronymus und Anton Adorno ver- Bunden hatten. Kurz, zuleße wurde die Stade ero⸗ bert und geplündert, und das ‚ganze Land dem Kaifer — unterwuͤrfig gemacht. Franz der Erſte ſendete Voͤlker ab, ſie wieder zu erobern: ſeine Armee bemaͤch⸗ tigte ſich der weſtlichen Kuͤſte, allein ſie war zu ſchwach, die Belagerung von Benua zu. unfernehmen, weil diefer Prinz damals feine ganze Macht in Das Her: zogthbum Meyland zog. Unterdeſſen, um die Mes publik zu ſchwaͤchen, ſo befeſtigte er von neuem Sa⸗ vona, mit dem Vorſatze, darinn eine Handlung an⸗ zulegen, die der Hauptſtadt wenigſtens die Haͤlfte koſten ſollte. Der Connetabel Montmoranci, dem er die Zoͤlle davon einraͤumete, unterſtuͤtzte mit aller ſeiner Macht einen Anſchlag, der ihm! ſo viele Vor— theile verfprach, und, zum Unglüd vor Frankreich, hatte er fo viel Anfeben, daß er verhindern konnte, daß dieſer Platz i in der Zukunft den Genueſern nicht wie⸗ der eingeraͤumet wurde. Denn als Franz der Erſte vor Davis gefangen genommen ward, fo geriethen ſelbſt die Bundesgenoſſen Carls des Sünften: ‚über fein großes Gluͤck in Unruhe: fie ergriffen die, fran⸗ zöfifche Parken, verbanden: mic der franzöfifchen Flotte ihre Schiffe, und giengen auf Genua los, felbiges zu belagern.., Andreas Doris, der bis: damals in franzöfifchen Dienſten geweſen war. und ſich noch dar⸗ Bi inn ver. Republif Genug, 263 inn befand, führete bey diefer Belagerung die päbft: lichen Galeeren an, nahm die bedecfenden Krieges: ſchiffe weg, und frug nicht wenig zur Uebergabe der ‚Stadt ben, welche Lautrek zu Sande belagerte. Er war der größte Seeheld feiner Zeit. Als die Stadt ſich ergeben hatte, fo boffeten die Genueſer, der Kos nig würde ihnen Savona wiedergeben, deſſen Hand» Jung fie ungemein beunrubigte; allein die Bortheile des Connetabels waren ein allzumichtiger Widerfpruch, und fie konnten diefen Wunfch nicht erreichen, fo leb⸗ haft auch ihre Bitte und fo ernftlich die Vorſtellun— gen des Doris waren, Miche ohne Misvergnügen fahen fie ſich in ihrer Hoffnung Bintergangen, und Doris war ein allzu vedlicher Miebürger, als daß er - nicht hätte hieran Theil nehmen follen, Er war Frankreich jederzeit aufrichtig ergeben gewefen, weil man in Genus durch die Erfahrung überzeuget war, daß die Republik nierubiger gemefen,als zu eben dergeit, da die Franzofen die Dberhand gehabt hatten. Allein die Aufführung diefer Krone änderte fich gegen fie, da fie Savona behielt, welches die genueſiſche Hand: lung mit dem nahen Unfergange bedrohete, Daher Ans derten ſich ihre Maaßregeln auf beyden Seiten. Ei nige Privatverdrießlichfeiten beftärfeten das Misver> gnügen in dem Gemüthe des Doris, wegen der Ge⸗ fahr, der er fein Vaterland ausgefegt fahe, und er ent⸗ ſchloß ſich, auf eine andere Art an dem Gluͤcke, welches er ihm beftimmer hatte, zu arbeiten. In dieſem Vorhaben wendete Doria ſein Augen⸗ merk auf Carln den Fuͤnften. Er fand in dieſem Prinzen allen Beyſtand und allen Schuß, den er vers _ — Der Kaiſer hingegen war hoͤchſtvergnuͤgt, R 4 feinem "264 - Bon der Handlung feinem Nacheiferer einen fo wichtigen Mann zu raus ben, und den Frauzofen das Anfehen, weldyes fie in Italien hatten, durch den Verluſt von Genua völlig zu vernichten; verfprach alfo nicht allein, ihn zu unters Flügen, und half ihm auch wirklich mit feinen Schäs Sen, fondern er: verficherte ihn auch, ihn zum unum⸗ ſchraͤnkten Dberhaupte feiner $änder zu machen, An- dreas Doris war würdig, einen fo hohen Nang zu befisen, wenn ihn die einftimmige Wahl feiner Mit: bürger dazu erhoben hätte; allein er befaß allzuviel Tugend, ihn eigenmächtig und gemaltehätiger Weife einzunehmen, und fein Herz war allzuedel, als daß er ihn von der Hand eines fremden Prinzen hätte an= nehmen follen, Dergeſtalt nahm er den Benftand des KRaifers willig an, fein Vaterland in Freyheit zu fegen, und er bevienete fich der Macht, die er in Hätts den hatte, zu feinem andern Ende, als die innerlichen Unruhen mit der Wurzel auszurotten und der Negies ‚rung eine vechtfchaffene Geſtalt zu geben. Ein Umftand war es, der feinem Unternehmen zu Hülfe kam, Die Peft verheerete Genua. Die Furcht für derfelben harte den oberften Befehlshaber ‚Theodor Trevulz genöthiger, fich in das Schloß zu begeben, und feine Befaßung harte fich, nach feinem Beyſpiele, hin und wieder zerftreuet, Zu derfelben Zeit war Doris in See, und näherte fih Genua mit drenzehen Galeeren, deren Anblict den Darbe- - fieup, der die franzöfifche Flotte anführete, welche vor dem Hafen Ereuzete, dergeſtalt erfchrecfete, daß er fo- gleich nach) Zavona flüchtere, Nun fegte Doris fuͤnfhundert Minn an Land, und nahm, da’ er faft gar teinen Widerſtand fand, die iR \ 5 1 der Republikß Genua. 265 Als hiervon das Geruͤcht erſchallete, eileten die Vornehmſten des Staats mit vielem Eifer von ihren Landguͤtern, wohin fie ſich begeben hatten, herben, um ſich mit ihm zu verbinden, Da auch Die Peft von den Tage an aufhörere, fo eilete man,-ein fo gluͤcklich angefangenes Werk zu endigen. Bald hernach ward Savona belagert und mweggenommen ; Trivulz mußte das Schloß einräumen, welches man nieder= riß, und man befam Gavi, Novi, und alle Pläge, die die Franzoſen befaßen, wieder, ohne daß fie im Stande gemefen wären, fich zu mwiderfegen, weil der Mangel richtiger Bezahlung die Truppen zum Ueber laufen gezwungen batte. Als er auf diefe Weiſe fein Vaterland durch feine Klugheit und durch feine Thaten in eine völlige Frey⸗ heit gefegt hatte; fo blieb dem Andreas Doria nichts - übrig, als, durch neue Geſetze demfelben einen ruhigen Genuß davon zu verfchaffen Wir haben anfänglich gefager, daß die genuefifchen Bürger in Edle und Uns edle eingetheilet waren. Da diefe beyden Orden durch Die Handlung große Reichthuͤmer erwarben, und, da man aus der niedern Abrheilung nicht in die obere treten Fonnte, ſo war es außer allen Zweifel, es mußte eine ewige Eiferfucht beyde einander entgegen ſetzen. Dieſes mar die Urſache von allen den Unru⸗ ben gervefen, die fo oft das ganze Gebäude des Regi⸗ ments zerrürtee hatten, Die Edlen wurden mächtig und unferdrückten die Unedlen, diefe hingegen, fo bald fie Reichthuͤmer erworben, erhuben fich gleichfalls, und eiffen den Edlen das Anſehen aus den Händen, Era muͤdet durch fo oft wiederholere Veränderungen, Dabey fie ſi ich bedrohet ſahen, fremden Prinzen unterthan zu | R 5 wer⸗ — Von der Handlung werden, deren Macht von Tage zu Tage heran wuchs; dachten die Genueſer endlich auf ein Mittel, ſo ge— faͤhrliche Zwiſtigkeiten auf ewig zu erſticken. Allein ſie hatten noch keines gefunden, und nur erſt zu der Zeit, davon wir reden, verpflichtete ſie der großmuͤthi⸗ ge Doria durch das groͤßeſte aller Guͤter, da er ſie lehrete, ſelbiges auch zu erhalten. Auf ſeinen Rath wurde, ohne weder Adornen und Fregoſen, noch Guelfen und Gibellinen, noch Edle oder Unedle in Betracht zu ziehen, von allen Einwohnern ein allgemeines Ver eichnß errichtet, darunter diejenigen bemerket wurden, die in Genua ſechs Haͤuſer beſaßen, nachdem man die Adorniſchen und Fregoſiſchen Haͤuſer ausdruͤcklich ausgenom· men. Man fand deren nur acht und zwanzig. Ans ter Diefe acht und zwanzig Familien vertheilere man die andern Bürger, Edle und Unedle, Die einige Ach⸗ fung verdienefen, und welche folglich in den Adelſtand erhoben wurden, und e8 ward befchloffen, jaͤhrlich zu dieſer Anzahl oder zu den acht und zwanzig hoͤhern Abrheilungen zehen Haͤuſer hinzu zujfügen, Die man aus der niedern Abtheilung. des Volks nehmen würde. Solchergeſtalt blieb damals das Volk ſchwach und von reichen Familien, woraus Parteyen entſtehen konnten, entbloͤßet, und iſt es auch allezeit geblieben, und der Adel, in deſſen Haͤnde die Regierungsſorgen geriethen, wurde ſo maͤchtig, daß er nun nichts mehr Vvon dem niedern Poͤbel zu fuͤrchten hatte. So iſt Zuch diefer Zeitpunct das Ende der. innerlichen Unru— hen geweſen; die Verſchwoͤrungen, die nachmals ents ſtanden, konnten keinen Fortgang gewinnen, und muͤſſen nur als Ueberbleibſel einer eng angefeben: wer⸗ — en, der Republik Genua. 267 «den, die vormals die Gemüther in Bewegung fegte, Zugleich) wurde befchloffen, alle zwey Jahre einen ‚Dogen zu erwählen, und man fchrieb felbft die Eins richtung der Wahl: vor, welche man für die bequemfte hielt, den Meutereyen zuvor zu fommen. Man ers - waͤhlete auch einen Rath von fünf Lenforen, deren Pflicht es war, die Aufführung derjenigen zu unterfu= chen, welche öffentliche Aemter niederlegten, mit der ‚Gewalt, fie zu beftrafen, wenn fie frafbar erfunden würden. Diefe Eenforen follten vier Jahre ihr Amt verwalten, und hernach von neuen Linterthanen, mie ‚man fie dazu erwählen mürde, abgelöfee werden. Allein da man glaubte, daß das allgemeine Wohl er⸗ beifchete, daß Andreas Doria einer von ihnen wäre, ‚fo machten feine Berdienfte, die man mit Recht einer folchen Unterfcheidung würdig achtete, daß man ihm dieſes Amt auf febenslang einräumere. Die Danfı barkeit aber der Republik begnügete ſich niche mit die— fer Gunftbezeugung ; fie errichtete diefem unvergleich- lichen Staatsgliede, deffen Eifer und Herzhaftigkeit ihr die Freyheit wiedergegeben hatte, und deſſen Weiss «beit ihr, Geſetze eingeflößer, welche bis auf diefen Tag ihr Gluͤck und ihre Ruhe erzeuger haben, eine Ehren. faule, Gegen felbiger über errichtete man noch eine ‚zu Ehren dem Andrietto Doris, feinem Better, der mit Ruhme die Fußtapfen feines Verwandten betraf, und dem Staate wichtige Dienfte leiſtete. Endlich, ‚um das Andenken diefer glücklihen Wiederherftellung, welche im 1528ſten Jahre gefchab, auf ewig zu beili« gen, fo fegte man eine jährliche Feyer an, welche das Feſt der Vereinigung genennet murde, die auch die a di nd Genuss 268 Bon der Handlung . Benuefer mit aller möglichen, Luſt und Pracht zu „begeben pflegen. 2 Nachdem man alle nöthige Verfügungen gemacht, die Drdnung von innen wieder herzuftellen und zu er⸗ halten, ſo dachte man auf Mittel, die Handlung wie⸗ der empor zu bringen, ohne welche der Staat nicht beſtehen konnte. Die Zeiten waren ‚gar ſehr veraͤn— dert. Die Handlung nach den Morgenlaͤndern war den Genueſern unterſaget, die von ganz Europa war faſt ganz verfallen; ſie konnten ſich nicht anders erhalten, als wenn ſie, in ihrer Geſchicklichkeit und in ihrer Sorgfalt, eben ſo ſtarke Huͤlfsmittel faͤnden, wie der Verluſt geweſen war. Und dieſes bewerkſtellig⸗ ten ſie, indem ſie anfiengen, durch die Anlage einer großen Menge von Manufacturen die Kuͤnſte in Gang zu bringen. RR Das Mittel); deflen fie fich bedieneten, um wieder von neuem nad) den Morgenländern handeln zu Füns nen, war die Flagge von Jeruſalem, die fie auf ih⸗ ren Schiffen fuͤhreten. Diefe Flagge ift die Fahne der Brüder von Jeruſalem, welche noch heut zu Tage in der Kirche der Srancifcaner zu Paris bes findlieh if. Nach dem legten Zuge des 4. Ludes wigs in Africa, rüftere man fich zu noch einem Kreuze zuge, deraber nicht ausgeführet wurde. "Die Herren, fo in großer Menge das Kreuz genommen harten, das Königreich Jeruſalem wieder zu erobern, fonnten diefen Vorſaß nicht fahren laſſen, unerachtet der Hinder« niffe, welche die damaligen Kriege ihrer Reife enrgegen ſetzten; fie Hielcen fich jederzeit in "einer Bruͤderſchaft, verbunden unter dem Namen der Bruͤderſchaft von Jeruſalem, und bemuͤheten fich, neue Mitbrüs se * der - der Republik Genua. 269 ber zur Erſetzung derjenigen zu machen, welche der Tod ihnen entriß. Solchergeſtalt geſchah es, daß diefe Geſellſchaft ſich bis auf diefen Tag erhielt. Da aber die Hoffnung, den Krieg im heiligen Lande wieder anzufangen immer ſchwaͤcher wurde, fo hoͤreten die Standesperfonen endlich auf, fich mit ihnen zu verbin= den, und auf Diefe Weiſe ift dieſe Geſellſchaft fehr aus der Art gefchlagen. Noch waren die Öenuefer unter den Flaggen diefer DBrüpderfchaft bey ihrem Handel in den Staaten des Großfultans glücklich, als Frankreich anfieng, ihnen hinderlich zu werden. Die Neigung zur Handlung fieng nun an, die Friegerifchen Völker von Europa einzunehmen, und die Raͤthe des Königes wurden ges wahr, daß der Handel der Benuefer dem franzöfie fchen im Wege ftünde. Alfobald ftellete der franzöfis ſche Gefandte zu Conftantinopel der ottomanni- ſchen Dforte vor, daß die Benuefer, die mit Frank⸗ reich fein Bündniß hätten, die Borrechte einer Flagge nicht genießen dürften, die unter feinem Schuge ſtuͤn⸗ de. Dem zu Folge wurde die Verordnung gegeben, daß Feine genuefifche Schiffe, die diefe Flagge führe» ten, in die Haͤfen eingelaffen werden follten, wofern fie nicht damit zugleich die von Frankreich verbänden. Solchergeftalt fahen fie fich genötbiget, diefen Bors theilen zu entfagen, da es ihnen unmöglich war, zus gleich mit Frankreich und dem Haufe Defterreich in Sreundfchaft zu leben, die fich beftändig entgegen gefegt blieben. Außerdem glaubten fie, daß es ihnen vortheilhaftig waͤre, wenn fie damals mit dieſer letztern Macht in Verbindung blieben, welche das größte Ans fehen in Deutfchland und in Italien hatte, Spa= nien 270 Von der Handlung nien und die reichſten Theile von America beſaß, und die Handlung gänzlich verabfäumere, und daher ihnen alle Bequemlichfeiten verſchaffete, die fie nur wünfchen fonnten, . | | — In der That erhielten fie auch über Meyland Leinewand und andere deutſche Waaren, und verkauf ten fie wieder vornehmlich in Spanien, fowohl das Königreich Damit zu verfehen, als auch zu weiterer‘ Berführung nach dem weftlichen "Indien. Auch treiben fie noch heut zu Tage diefen Handel mit glei chem Fortgange. Das Geld, welches er ihnen et wirbt, dienet ihnen, ‚den Handel nach den Morgenlän« dern zu unterhalten; denn fo groß auch die Hinder- niſſe ſeyn mögen, die man ihnen entgegen gefeßet, fo haben fie doch diefe reichen Länder nicht gänzlich koͤn⸗ nen aus den Augen laſſen. Ohnerachtet ſie feine Waaren dahin führen, fo Faufen fie doch dafelbft mie Baarem Gelde allerhand ein, welches macher, daß fie von den dortigen Völkern mit vieler Begierde gefu- cher werden. Es fehler ihnen nicht an dem Schutze der Confuln verfchiedener Bölfer Europens, um uns gehindert in die Häfen einzulaufen, | Durch diefes Mittel verfehen fih die Genueſer mit unbearbeiteten Waaren des Morgenlandes, wels che fie mit nad) Haufe nehmen und verarbeiten, Die Aufmerffamfeit, wodurch fie ihre Manufacturen in den Gang gebracht haben, hat ihrem Handel in Europa in einer andern Are empor geholfen. Ihre feidene, Zeuge, vornehmlich der Damaſt und der Sammer, find ausnehmend gefuchee worden ; und Spanien holet fein Papier nirgends, als bey ihnen. Sie ver handeln davon eine gewaltige Menge; und damit es | ihren A der Republik Genum. - - 371 ihren Papiermüblen, deren auf 150 find, nicht an Ma= terialien fehle, fo holen fie diefelben aus Spanien, Italien, und kurz, aus allen Drten, wo fie welche be« fommen fonnen, Da auch die Früchte des Landes nicht den vierten Theil Desjenigen geben, was fie an Zehrung brauchen, fo Faufen fie Korn, Wein, Del, welches fie im Morgenlande befommen, und allerley Arten Lebensmittel, damit fie ihre Borrathshäufer ers füllen, und öfters verkaufen fie, bey dürren Jahren, felbige wieder dahin, wo fie fie eingefauft haben. Nur allein diejenigen Waaren, welche fürdie Stade Benua beftimme find, bezahlen Einfuhre; die andern find frey, man führer fie in Borrathshäufer, welche der freye Hafen genennet werden, die die Republik in der Stadt, gegen über dem Haufe zum H. George, hat erbauen laffen, und die fie den Handelsleuten ver— mierher, Bey fo bewandten Sachen geht mancher Betrug vor, wogegen man noch bis auf diefen Tag feine Anftale gemacht bat, Da die Republik zu Gavi öffentliche Rechenfammern und Beamten hält, welche über alle Waaren, die aus dem Sande gehen, Regifter halten, und dadurch befcheinigen müffen, daß die Kaufleute nicht in dem Sande handeln, fo erfaufen dieſe leichtlich den Beamten, laffen ſich von ihm einen ‚Schein geben, daß diefe oder jene Waare in beliebi- ger Menge ausgeführet worden, und verhandeln nach» hero in Geheim eben diefelben Waaren in dem Vor⸗ rathshauſe den Perfonen, die fie verlangen. Wenn fie über dergleichen Mishandlung ergriffen werden, fo iſt Die Strafe fo gelinde, daß fie dadurch nicht abge— halten werden, es von neuem zu wagen, Die Ein» fuhre für die Stade Genus ift zehen gegen hundert, AL na 22 Von der Handlung nach dem von denen daſelbſt Wache habenden zween Beamten angegebenen Werthe; hieruͤber noch zwey für Hundert Geleitsgelder, wegen der Schiffe, die vor: mals zur Bedeckung mitgegeben wurden: deren Ge: brauch zwar. abgefommen, die Bezahlung aber beybes halten if. yet pen Die Schiffe, fo von Livorno fommen, bezahlen 10 für 100 mehr, als die andern, wegen eines gewiſſen Misvergnügens der Republik, welches wir etwas naͤ⸗ her betrachten muͤſſen. Die Genueſer waren ſeit langen Jahren im Beſitze dieſer Stadt, Die fie den Pifanern abgenommen. hatten, alsıder Herzog von Slorenz ihnen den Tauſch mit Sarzana anbor. Biele Senatoren haften in dem Gebiete von Sar⸗ zana große Sandgüter, und fie ſahen mit Misvergnü- gen diefen Theil ihres Bermögens unter dem “Befehle eines fremden Prinzen: Als dergeſtalt diefe Sache dem Rathe vorgetragen wurde, fo wurde das Wohl. der Privatperfonen dem Beſten des Staats vorgezo⸗ gen, und der Tauſch wurde angenommen. Nachdem. aber der Großherzog Livorno zu einem freyen Hafen erfläret hatte, und die Kaufleute dafelbft ihre Waa— renlager in Menge errichteten; fo erfannte die Res publik die ganze Größe des Fehlers, den fie begangen "hatte. Das einzige Mittel, welches fie hierbey ans wenden Eonnte,beftand darinn, daß fie die Einfahrts- gelder Dererjenigen Schiffe verdoppelte, welche von diefem Hafen Famen, Damit fie Die Kaufleute, welche ‚in Genua ihren ordentlichen Handel hatten, abfchres ckete, jemals wiederum dafelbft anzulegen. Die Anzahl der Kaufleute, fo nad) Genus zu hans deln pflegen, ift weit größer, alsin irgend einem Hafen i von - der Repudlif Gent, 273 von Italien, ja fogar von} Venedig ſelbſt. Ver⸗ gebens haben die verfchiedenen Prinzen, die dieſes ſchoͤne Theil von Europa befigen, alle Mühe anges wendet, dieſen großen Zulauf zu hemmen; weder die Freyheiten, die fie ertheilten, noch auch fogar der Vor⸗ theil, den fie Durch häufige Abfesung der Waaren und Erfparung der Srachtgelder erhalten konnten, find jemals im Stande gemefen, die Kaufleute von Benus zuruͤck zu halten. Sie kommen dahin nicht nur von Frankreich, Spanien, Zingelland und Holland, fondern fogar von Dänemark, Schweden und Peblen, Genus ift die vornehmfte Vorrathskam⸗ mer von Italien, die Römer; die Neapolitaner, Venedig und Er ziehen einen Theil ihrer Noth⸗ wendigkeiten daher, und finden aud) alles dafelbft; was fie verlangen: Was aber die Kaufleute fo fehr vera bindet, dahin zu gehen, ift die leichte Are, womitman dafelbft, gegen ein mäßiges Intereſſe, Geld befommen fann, ſo oft man es bedarf, ohne daß die Kaufleute genöthiget find, ihre Waaren zur Unzeit zu verhan⸗ deln. Der Reichthum und die Haushaltung der Genueſer, und die Reizung eines gewiſſen Vortheils, machen, daß die Handelsleute jederzeit dieſe Hülfsmite —— ſich finden, die ſie anderwaͤrts nicht zu hoffen aben. Die Sorgfalt und der unermuͤdete Fleiß der Ge: nueſer, die fich faft nach allen Gegenden ausbreisen, wo fich Einmohner befinden, und wo ein Gewinnſt zu erlangen ift, gab ihrem Handel bald einen neuen Glanz. Die Capitale, welche die Privatperfonen bey den Zöllen des Haufes zum &. George erworben hatten, wurden nach und nach fo belicht, daß fie vor: — 274 Von der Handlung dem letzten Kriege zwanzig gegen hundert ziehen konn⸗ ten, das iſt, diejenigen, welche ihre Capitale veraͤußern wollten, bekamen gegen ein Capital von hundert Pfund, hundert und fuͤnf und zwanzig von denen, die ſie an ſich kauften, obgleich die Republik ſie nur auf hundert und funfzehen angeſetzt hatte. In eben dem Hauſe zum . George hat fie eine Bank errichtet, wohin die Privatperſonen ihre Gelder gleichſam als Depoſi⸗ £engelder in Berwahrang bringen, und erhalten dar⸗ über entweder von Genua 'felbit, oder. von einem. _ andern Lande das ihnen beliebt, WBechfelbviefe, welche. richtig: "bezahle werden. © Der Vortheil den der Staat dabey finder, iſt, außer der Beförderung ihres Handels, daß er Summen a nl man nicht wieder fodert, wenn ihre Eigenthuͤmer durch einen Zufall umfommen, der. ihnen nicht erlauber, Nachricht davon zu geben. Die Unglücsfälle, welche Genus zulegt erfahren, haben die Quellen ihrer Bank ver: trocknet, und auch dem Haufe zum 5. George fü ſehr gefchadet, daß, an ſtatt wie vordem, zwanzig zu geröinnen, fie ißo fünf und zwanzig verlieren. Allein man hat völligen Grund zu hoffen, daß ein fo verſtaͤn⸗ diges und haushältiges Volk nicht ermangeln wird, a. Angelegenheiten bald wieder in beſſern Flor zu etzen. —J So hat auch wirklich der Senat, nach vielen Be⸗ rathſchlagungen, die Maaßregeln ergriffen, die ihm die beſten geſchienen, den guten Ruf der Bank wieder herzuſtellen, welche ſich ungefähr auf dreyzjehen Mil: lionen fchtwächer befinder. Die Junta der Intereſ⸗ ſenten ift auf denfelben Fuß gefegt worden, wie fie _ vor dem Kriege war, Sie befteht aus drey Sena- | | toren, der Republik Gera. 275 - teren, fünf Edlen, und: fünf Abgeördneren der Hans - Belfchaft, Man hat auf die liegenden: Guter und die Kaufwaaren Taren gefegt, welche gemäßige oder gar aufgehoben werben ‚füllen, wenn die Angelegenbeiteri ber. Bank ihre vorige Stärke. wieder erreichet haben werden. Die Republik hat von, dem Könige erhals ten, daß die franzoͤſiſche Poſt kein eigenes Poſthaus mehr haͤlt, ind daß die “Boten vor dem allgemeinen Poſthauſe abſteigen muͤſſen, welches einem geheimen Contrebandehandel entgegen geht, den verſchiedene Perſonen trieben, indem fie Stoffe und vornehmlich lyoniſche Galonen kommen ließen. Endlich hat ſie auch ein Haus geſtif tet, welches man das Haus der Erhaltung nennet, darinn die Billette der Dane und: George ohhe Aufgeld angenommen werden ohne ſie vorher an der Boͤrſe vorzuzeigen, und wel⸗ ches ‚einem ‚jeden offen ſteht, fein Geld anzulegen, Jede Actie auf dieſem Hauſe der Erhaltung, ſie ſey ſo — g als ſie wolle, traͤgt eine jährkiche Zinſe von drey gegen hundert, bis zu Ihrem Ruͤckfalle. Durch dieſe Einrichtung hoffet die Republik den Credit der Bank zu erhalten, und ihrem Handel ſeine gewoͤhn⸗ liche Staͤrke wieder zu geben. Unterdeſſen wollen wir doch auch niche berſchwel⸗ gen, daß es wieklich Hinderniſſe giebt, die ſich ihrem Vorhaben, den ehemaligen und wahrhaftigen Glanz wieder herzuſtellen, zu widerſetzen ſcheinen. Dieſe Hinderniſſe ſind eine allzuheftige Gewinnſucht der Reichen, und die Strenge der Geſetze gegen die Schuld» ter zum Nutzen der Gläubiger, Die Genueſer ſind von Natur gute Haushaͤlter, und verzehren nie den beissen Birdei ihrer aa Dergeſtalt fammien fie 6 Bon der Handlung | fie Teicht große Summen Geldes zuſammen, die ſie nur bemuͤhet ſind, ſicher anzulegen, damit ſie dieſelben nutzen moͤgen. Die heftige Begierde, ſo ſie darnach hegen, hat ihnen bis auf den heutigen Tag oft ihre wahren Vortheile vernichtet. An ſtatt daß ſie dieſes Geld im Lande erhalten ſollten, ſo ſchicken ſie es in fremde Laͤnder, als nach Rom, Venedig, Wien und ‚andere Orte, wo es manchen Zufaͤllen unterworfen iſt. So geben fie den Fremden wieder, was fie bey ihnen gewonnen haben, und, da fie ſich allen Beränderuns gen, welche in den Staaten, da fie ihre Capitale ans legen, vorfallen fünnen, unterwerfen, fo follte man beynahe glauben, als wollten fie fich mit dem Ungluͤck von ganz Europa beladen. Es iſt daher ungemein | ſchwer zu hoffen, daß diefe Republik jemals die Kräfte wieder erlangen werde, die fie in den vorigen Jahr⸗ hunderten befeffen, da fie fich felbft desjenigen berau⸗ bet, was ſie ihnen wiedergeben koͤnnte. | Eben biefelbe Begierde) nach dem Gavin; die jederzeit mie der Furcht zu verlieren vergeſellſchaftet iſt, erlaubt ihnen nicht, ihren eigenen Kaufleuten zu leiden, wofern fie nicht ein großes Intereſſe zu. hoffen haben ; und fo bald der Zahlungstermin erfchienen, felcher allezeie derjenige Tag ift, da das Schiff an Dre und Stelle koͤmmt, fo nötbigen fie den Kaufmann derges ftale um das Capital und die Intereſſen, daß er faum vierzehen Tage zu feiner eigenen Erfundigung übrig behält. Da demnad) ein Kaufmann die Frey» heit haf, eine günftige Zeit zum Verkaufe feiner Güter abzuwarten, fo iſt er oft gezwungen, feine Waaren um einen geringen Preis bin zu geben, und leider öfters Schaden, nachdem er den unerbittlichen Glaͤubiger ver⸗ der Republif Genua. 277 vergnügee hat, der feinen ganzen Gewinnſt ent« fuͤhret. — ——— | Andern Theils giebe es auch in Genua gewiſſe privilegirte Notarien, die den Auf haben, daß fie kei⸗ ne Lingerechtigkeie erlauben. Diefe Unfehlbarkeit er» langen fie, indem fie der Doge berühret, und went dieſe Eeremonie einmal vollzogen ift, fo haben Die Schriften, die fie ohne einen andern öffentlichen Schrei⸗ ber, ohne Zeugen, ohne Unterfchrift der Parteyen, vers fertigen, eben diefelbe Gewalt, als wenn dabey alle diefe wefentlichen Umftände beobachtet wären. Das hero träge es fich zu, daß, wenn ein Reicher, der einen andern, der weniger Reichthum befist, feiner Güter berauben will, einen folchen Notarius gewinnet, diefer fein Schuldner wird, ohne jemals etwas geborgt zu haben, und leiden muß, daß man ihm das Geinige für eine noch) geringere Summe entführet, als diejes nige, die man ihm unrechtmäßiger Weife abfordert. Denn fo lautet das allgemeine Geſetz, daß der Gläu- biger dem Schuldner Haabe und Gut nehmen kann, wenn er ihm zwey Drittheile deffelben ſchuldig ift; diefes nennet man das Gefeß von drey gegen zwey. Da man nun fein Geld ohne Zinfen auszuleihen pflegt, und da diefe Zinfen erlaubt find, fo rechnet der Gläus biger beftändig die Zinfen zu dem Stamme, und läßt fih, im Fall, da die Summe fechs taufend Pfund be: früge, ein Gut zufchreiben, welches neun hundert gilt. Es ift wahr, der Schuldner kann gerichtlich einfom- men und um Aufſchub bieten; allein man fieht leicht, daß, wenn die Schuld erwiefen ift, er felten fein Gut u 63 erhals 28 Bon der Handlung erhalten werde. Denn wenn fein Vermögen erlau⸗ bet, daß er ihn vergnüger, fo wartet er nicht, daß ihn der Öläubiger dazu zwinge, und ift alfo ein Beweis, daß er diefes zu ehun nicht im Stande if, Kraft dieſes Geſetzes ift es gefchehen, daß faft alles; Were mögen der Einwohner der Thäler von Polſevera in bie Hände des Adels gerathen, und die ehemaligen Eigenthuͤmer find nunmehro nur die Pachter davon, Die Republik kann aus einer ganz neuen Erfahrung erfehen, was für Früchte fie von dem Wucher, den fie zugefteher, und von einem Geſetze, welches ſie nicht abzubringen geſonnen iſt, zu hoffen habe. Unterdeſſen hat ſie doch in ihrem eigenen Sande ein ſehr rührendes Benfpiel vor Augen, daraus fie lernen Fönnte, wie heilfam ihr ein ensgegengefeßtes Verfah— ten feyn würde. Wir wollen unfere Erzählung mit dieſer fo merkwuͤrdigen Begebenheit beſchließen. | Nabe an dem Vorgebirge von Melle, am Ufer des Maeeres, ift ein Dorf, Namens Lenguella. Diefes Dorf war vor fünfzig Jahren noch’ nicht vorhanden, Ein einziger Fiſcher, der fich in diefer Gegend nieder: ließ, hat den erften Grund dazu gelegets Mach der Zeit begaben fich einige von feinen Gefährten auch dahin, und fie trieben eine Zeitlang insgeſammt einen Handel mit Fischen, die fie auf der einen Seite bis Öenua,und auf der.andern bis Marſeille verführeten, Ihre Eintracht und die gemeinfchaftliche Hülfe, die fie ſich unter einander leiſteten, feßte fie‘ bald in den Stand, etwas größeres zu unternehmen, * auf⸗ der Republit Genum 279 Kaufwaaren von einem Orte zu dem andern zu brin⸗ gen. Ob nun gleich die Lage ihrer neuen Wohnſtadt, welche, wie wir erinnert haben, ein Strich Landes iſt, das gegen Suͤdweſt von dem Vorgebirge Melle be—⸗ decket wird, wie auch ihr geringes Vermoͤgen, ihnen nicht zuließen, groͤßere Fahrzeuge, als Pinken, zu fuͤhren, ſo lehrete ſie doch ihre Herzhaftigkeit, ihr Fleiß, der Fortgang ihres Handels, und die beſtaͤndige Uebung, ſich deſſelben mit ſo großem Vortheile zu bedienen, daß nunmehro keine muthigere und geſchicktere Sees fahrer find, als die von Lenguella. Sie durch— ſchiffen nicht nur die mittellaͤndiſche See, ohne ein Ungluͤck auf dem Ocean zu fuͤrchten; ſondern das ſchwarze Meer ſogar, welches andern ſo gefaͤhrlich iſt, hat fuͤr ſie keine Schrecken. Sie ſtreichen durch⸗ bin ohne Furcht, fie finden. überall Wege vermittelſt ihrer kleinen Fahrzeuge, fie, landen; an allen Orten, und mo es auch ſey, an, fie finden überall einen. Han⸗ Del, den nichts zu ftöhren: vermag; denn da ſie ein Mittel gefunden, ihre Seegel zu verfappen, fo fcheinen fie auf den Waſſern zu fliegen, ‚und entgehen den beften Seegeln der Corſaren, die-ihnen nachjagen: man hat nie gehöret, daß man: ihnen jemals eines von ihren Fahrzeugen entfuͤhret hätte, "Diefes Gluͤck von außen, wird durch die Jöbliche Gewohnheit, die fie unter ſich eingeführet haben, und vermöge welcher fie ſowohl Verluſt als Gewinn unter. fich rheilen, un: terhalten. Da fie Feinde des; Wuchers find, fo find «bey ihren Verbindungen alle Bedingungen, und auch die Unbequemlichkeiten, gleich ausgetheilet, und, ver: möge einer zwiefachen Wirfung des natürlichen Ges art S 4 | feßes, # 230: Bonn der Handlung ſetzes, davon fie ſich zu entfernen befuͤrchten, ſo iſt ihr Verluſt nie ohne Huͤlfe, weil der Gewinn allezeit mit Gefahr verbunden iſt. Allein da ihre Geſchicklich— feit im Seeweſen, ihre Gefchäfftigkeit und ihre Ein» ſicht in die Handlung fie gegen die meiften Berdrieß- lichkeiten in Sicherheit feßt, fo bevechet auch das Gluͤck ‚ihrer meiften Unternehmungen leicht den Verdruß, einige nicht wohl ausgeführet zu fehen, und ihre Hand» ‚fung ift jederzeit in bluͤhendem Zuftande, Auf diefe Weiſe hat das Dorf Lenguella immer zugenommen, und ift heut zu Tage ein beträchtlichen Dre; welches er weder den Borzügen feiner Lage, noch dem benach⸗ barten San Remo, nod) irgend einem Vorrechte, das feinen Einwohnern zugeftanden worden wäre, ſondern ganz allein ihrem meislichen Verfahren und ihrer Bifligkeit zu danfen hat. Sie haben fehon auf fechzig Fahrzeuge; es finden ſich fehon viele Einwoh⸗ ner unter ihnen, die nicht mehr in See gehen, fondern Die nur an den Ladungen Theil nehmen, und daraus ein fo gewiſſes Einfommen haben, daß fie dagegen gern die Bortheile der Landguͤter vergeflen. Gemei— niglid) nimmt man zu Lenguella nicht weniger als für ſechs hundert Pfund Intereſſe auf ein Schiff, und diefes Intereſſe ift, eigentlich zu fagen, eine Actie, die man bey Ankunft eines Schiffes mie Gewinn oder Verluſt ziehet, nachdem die Reife glücklich von ſtatten gegangen ; die Bootsleute haben die ganze Neife über ‚nichts geroiffes, als ihre Speife, aber fie haben die Freyheit, ein Eleines Pak Waaren mit ſich zu neh⸗ men; und bey dem Schluffe der Ladung werden fie mit auf 600 Pfund für Intereſſenten gerechnet, und heilen der Republik Genug. 281 theilen mit den übrigen auf denſelben Fuß. Wenn fie eine unglücliche Reife haben, fo brauchen fie weis ter feinen Zufchuß, als ihre verlorne Zeit und Mühe, Dahero Fann man urtbeilen, mit. wie viel Eifer fie ‚begeiftert find, und was für Muth, Stärke und Ge. ſchicklichkeit ihnen die Furcht, ohne Nugen zu arbei- ten, und die Hoffnung, zu gewinnen, ohne ein Capital Daran zu wagen, einflöße. | Wenn diefes neue Bolf einen Hafen hätte, fo wuͤrbe es den Staatserfahrnen leicht feyn, ihnen eine defto herrlichere Prophezeihung zumachen, je größer die Siebe zu ihrem Vaterlande üft, die fie beleber, Man hat ſich vergebens bemüher, einige junge $eute von Den» _ guella zu nöthigen, fi in San Remo niederzulaf | fen, ob man ihnen gleich dafelbft die anfehnlichften Berbindungen verfprochen hat, a Berechnung | ne / Rn artolsas DR — "he" ng der Länge von Danzig, durch Le Francois de la Lande, DE Mitglied der K. Franz. Ak. d. W.undder K. Pr. Af.d. * ee Franz. Kg und beyder Rechte iz einem Schreiben deſſelben an Pr, —* | (a\ überfeßt. —* neulich ben Gelegenheit der Parallare des N. ER deren’ Beftimmung ich auf koͤnig⸗ -ITY lichen Befehl’. in Deutfiland. unter dem Mitragskreife, des Vorgebirges der guten Hoffnung unternommen hatte, die Frage vom Unterſchiede des Danziger Mitrageftriches vom Parifer, und von dem Mittagsftriche des Worgebirges, entftanden, fiel mir ein, Heveln hierinne zu Rathe zu ziehen, und die Gruͤnde der Rechnumg deſſelben zugleich ſelbſt derges ftale zur Richtigkeit zu bringen, daß man zuverläßiger als bisher jemals, von der $änge der Stadt Danzig urtbeilen koͤnnte. | Sn der fehr feltenen Sammlung von Hevels Wer« en ſchien mir ag“ fü ig dazu, als die Son: * nen⸗ + =) i der Lange vom Danzig. 283 nenfinfterniß 1666, die zu Paris’ von vielen Aftrono- - men zugleich ift beobachtet worden, Ich ſtellete alfo die Berechnung bender Beobachfungen, ihrer verdrieß« lichen Weitläuftigfeit ungeachtet, forgfältig an, und halte e8 für nüßlich, die Folgerungen derfelben, Br mitzutheilen. | ; Den 2 — * — 1666 iſt der Ynfata der — zu Paris she 43 M. 20 ©. wahrer bürgerlicher Zeit gewefen, das Ende 7 Uhr 42 M. 206, Auf 2 Zeiten geben Halleys Tafeln Sänge des Mondes, Suͤdl. Weise des Mondes, 3 Zeich. 9 Gr. EM. 18 S. 06 20 M58 ©. 3 10 22 14 o ‘27 SR! ; Halbm.des . $änge der Sonne, Mondes, Halbm. ders. 33.10 6r. 21M. 2236. 15M. 39 S. 3. ©. 3 10 20 5 Stuͤndl. Bew. des Mondes. Horizontal parallare, . 3 33 M. 16S. 66M Hlkkang folgert man für den Anfang der Phrallare der Laͤnge 40 M. 19 S. die Parallaxe der Breite 37M. 33 S. des Mondes Abſtand von der ſcheinba⸗ ren Conjunction 20 M. 2. Und für das Ende eben diefer —— 36 M. 36 ©. und 30 M. 23 ©. und 31 M. 255 ©. alfo die wahre Zeit der wahren Zuſam⸗ menkunft des Mondes und der Sonne 7 Uhr 5 M. 22S. zu Paris; und der Ueberſchuß des Ortes, den die ara angeben, über den Ort des Mondes der yi * 284 oBerehnung! aus ber Beobachtung folger ı M. 16 S. im Anfange, und ıM, 19% ©. am Ende ber Finfterniß. | Hevel aber hat eben die Finfterniß zu Danzig ber’ obachtet, und giebt dieſe beyden Phaſes von ihr 6 U. 57M. 39 © ud 9 U. EM. 536. an, Damit ich - aber feine Berbefferungen der Penduluhr zur Richtig: keit brächte, habe ich die von ihm beobachtete Sonnen: höhe angenommen, die.er vor dem Anfange und nach dem Ende ber Finfterniß, aber nicht unter gleichem Abftande der Sonne vom Horizonte, wie die Parifer Sternfundige, fondern auf einer Seite des Mittags: kreiſes bemerfer Hat, Ich habe daraus die Abwei— - Hungen, die Höhen, und die Entfernungen der Sonne von der Miteagsfläche, berechnet, und die Fehler der Uhr von denen, welche Hevel angiebt, fehr me den gefunden, Zeit der Uhr. He Henele Zeit, . U. 5. M.u S. 17 Gr. 451 M. 5u. 533 M. 2S. A —53 5 99 28 6 © 0 18 55 Br. .387 g. 710 1 ST. 33 em. 98 9 24 16 47.4 9.264 9. 23 30 07,0%. 10 9.30 40 Wahre Zeit. Fehler der Uhr nach ber .. SU 53M. 538. 2M. 42S. — 0 | 2 55. rg 2 8 26 Et 9 3 5 — 2 51 Bien "eswoao -30 56 | ‚ Die der Lange von Damig. 285 Die Fehler der Uhr, welche die Nechnung giebt, find von den hevelifchen ſtark unferfchieden, fo dag man fie ftatt feiner fegen muß, aber zugleich laſſen fie ſo viel Ungleichheit zu, daß ich Hevels Uhr für fehr ſchlecht Halten wuͤrde, wenn dieſer berühmte Beob⸗ achter nicht die Dauer der Finſterniß in wahrer Zeit genau Jo lang als in Zeit der Uhr angemerket haͤtte, woraus ich fehließe, daß die Bewegung der Uhr dieſe Zeit über vollfommen nach der Bewegung der Sonne iſt eingerichtet gewvefen, und mir daher Fein Bedenken mache, die Ungleichheit der Berbefferungen ver Uhr im Fortgange, den Fehlern und der Ungemißheit der Beobachtungen: zuzufchreiben. Ich nehme alfo ein arichmetifches Mittel, und ſchaͤtze dieſen Irrthum oder diefe Abweichung von der wahren Zeit, die ganze Dauer der FZinfterniß durch 2M. yı S. Da nun Hevel den Anfang 6 Uhr 55 M. 30 S. und das Ende qu.6 M. 535, fchäßer, fo wird Die wahre Zeit 6U. EM. U S. udgU.9M:34 S. alfo i Laͤnge d. Monded. Br.d. M ſuͤdl. Laͤnge der Sonne 383. 9 2 2 26 33. 100 2144 3 1034 4 28 3 010 26.50 Vat der Länge. Par. der Breite. Abſt. von ber Conj 34 M.53 8. 36M. 438. EMS. EI BET | SEE TER ZI 2a. TER 4 Alſo die wahre Zeit der wahren Zuſammenkunft zu Danʒig 8U. 57 M. 48 ©. Sie war zu Paris — 22 ‚Und daher endlich der Unter. · ·) fhied der Mittagsftriche or 5 M. 266, | N: | Härte BJ 286 Nachrichten von dem Haͤtte ich die Beſtimmung der wahren Zeit von Heveln angenommen, ſo waͤre der Unterſchied der Mittagskreiſe ungefaͤhr 40 ©; kleiner herausgekom⸗ men man ſieht all. wie noͤthig eine f große S beſſerung iſt nd | Die Polhoͤhe habe ich aus a a TR öhen des, Polarfternes, in. den Jahren er 4053 — Sie iſt 54Ör,, DEM. —— RR PEN 3 al 180° Hs im ube zurR —— are * SER HT | Nachrichten, * | * par en von. dem,fähfifhen., ——— —— W von 806— — —D keine von den berũhm⸗ er) doc) gewiß, daß ſich dieſer Hit. von vielen andern Dadurch untetfeheidet, daß die Natht vielerley und zum Theil beſondere Sachen in einem kleinen Be- sirf daſelbſt geſammlet hat, davon eine Furze Nach— richt den Liebhabern der Naturgeſchichte nicht unan⸗ genehm ſehn wird. Es liegt eine Meile von der Elbe im anfteigenden Gebirge, in "einer angenehmen Ges gend, an der Gottlaͤube, von Pirna aus gerade gegen * Ich uͤbergehe das daſelbſt befindliche Jo⸗ hann⸗ 2 teften Bergſtaͤdten in Sachſen iſt: ſo iſt es — | hanngeorgenbad und den Sauerbrunnen, fo der Fries | befjer benennt werden. kann) beſtehet. Bergſtaͤdtgen Berggieshuͤbel. 297 drichsbrunnen benennet iſt, von welchem der ſel. Herr BergrathHenkel eine beſondere Beſchreibung herausge⸗ geben hat, und werde mich nur mit den Foßilien beſchaͤff⸗ tigen, Da ſich das pirnifche Sandfteingebirge (S. mei⸗ ne Befhreibung davon im Hamb. M. 6 8. 213 ©, ingleichen. im 4 B.1535,©.) bis dahin erſtrecket: fo werden Liebhaber der Berfteinerungen: dafelbft nicht vergeblich fuchen, und die einzelen hoben Pfeiler von Sandſtein, fo auf der Spitze eines hohen; Berges das felbft ſtehen, koͤnnen einen jeden Anfchauer vergnügen. —3 Die daſelbſt befindlichen Gaͤnge ſind von Tage * der Eiſenſtein, oder haben, bergmaͤnniſch zu. reden, ei⸗ nen eiſernen Huth, und werden in der Teufe immer kupfriger und ſilberhaltig. Der daſige Eiſenſtein ges hoͤrt unter die beſten, und ehe man dem Holzmangel durch Eingehung der vielen Haͤmmer vorgebeuget hat, iſt mit dem daſigen Eiſen, unter dem Namen des pir · niſchen Eiſens, ein ſtarkes Gewerbe getrieben worden. Gegenwaͤrtig aber hat ſich nur ein einziger Hammer davon, naͤmlich zu Markersbach, eine Stunde davon, erhalten. Indeſſen iſt die Gegend voller, Eifengrus ben, Auf einer: von den Halten im Walde habe ich eine Menge Ocher, auf, einer. andern, die, ſogenannte richterifche terram miraculofam Saxoniae oder einen, weiß, blau und rörhlich ‚geäderten unreifen Marmor, und noch auf einer andern die ‚weiße Erde mit gelben. Flecken und Adern angetroffen; aus: welcher. der. be- nachbarte Sand und Mehlſtein, (wie. eine Art davon Da 28 Nachrichten von dem "Da matt in vorigen Zeicen faſt bloß auf Eifen daſelbſt gebauet hat: fo iſt man nach nicht ſehr i in die Teufe gekommen. —* hat man, ehe im Jahre 1728 durch Einbrechen des alten Stollens die vor— nehmften Gebäude erfoffen find, auf dem Segen Goͤttes fo ſchoͤnes reiches und derbes Kupferglas erbro⸗ ‚chen ‚als vielleicht anderswo nur felten gefunden wird, Ingleichen wird auch Kobald daſelbſt gebrochen. 2 Der Muttergottesgang dem man enn hat beykommen koͤnnen, muß allem Vermuthen nach bey drey Lachter maͤchtig ſeyn. Der mit Kupfererzt ver⸗ mengte Eiſenſtein iſt mit vielen ſchwarzbraunen Eiſen⸗ graupen angefuͤllet, welche auch Keiner betruͤgen koͤn⸗ nen, ſie fuͤr Zengeawen zu halten. —J Die zwey ſonderbarſten Dine ge, ſo ich daſelbſt an⸗ getroffen. habe, find der * ge Bandſtein und der grüne Schitl. Nachdem im Jehee — * er alte Stoffen: einges brochen war, fleng die dafige Commun einen’ neuen Stollen durch das Quergeftein zu treiben an, theils weil die Auffauberung des alten Stöllen und Unter⸗ haltung deffelben in Zimmerung viel wuͤrde gekoſtet - haben, und felbiger dem ungeachter die Teufe nicht einbrachte, welche das Gebirge daſelbſt verftattet. Da diefer Communftollen, der Friedrichsftöllen genannt, ' gegen hundert Lachter durch verſchiedene abmwechfelnde Floͤtze getrieben war, Fam mar an eine Befte, fo die: Arbeit fehr aufhielt. Diefe — aus einem Floͤtze von Bergfiüdtgen Berggieshuͤbel. 289 von Bandftein, ‚fo. das bengefügte -Küpfer zeiget. Es machet mit dem Horizonte einen Winkel von dreyßig und etlichen Graden, und ift bey drey Lachter mächtig. . Diefer Bandftein ift der fehönfte in feiner Art, den ich jemals gefehen habe, zumal da die weißen und ſchwarzen Streifen einförmig beftändig und vielmal mit einander abmwechfeln, welche Regu⸗ lorität und Einformigfeit dem ftreifigten Agath und Carlsbader Sinter, fo gleichfalls bisweilen eine Art von DBandftein machen, abgeht, Die mweißlichten Streifen find Hornftein, die ſchwarzen aber Schie— fer, mithin der Politur unfähig, und nicht feft genug, dag man Dofen und andere Geſchirre daraus verfer- eigen Fünnte, daß fein Werth nur von denjenigen gefchäßt werden wird, welche ein Vergnügen in der Erfenntniß deffen finden, was die Natur verfchiedes nes und fonderbares hervor gebracht hat. Doc) Fönnte er zum Auslegen wohl gebrauchet werden, da die fehöne Politur des Hornfteins in den ‚abwechfeln: den todten Streifen des Schiefers eine gute Wir« fung thun. Die Streifen diefes Bandfteins gehen nicht beftändig in gerader Linie fort, fondern werden mit vielen Ritzen durchkreuzet, welche die Streifen auch manchmal in etwas verrücen,, welche Querli⸗ nien jedoch eben auch aus Hornftein beftehen, daß ſich der Stein felten durch diefe Linien trennen läßt. Bisweilen machen die Streifen auch felbft gekruͤmm— te Abſaͤtze. Alles dieſes wird beygehende Figur erläutern, »2 Dand, | z | Bey I 290 nn von dem EN Mi aaa mann gr —— —— —— — ——— 1— B——— — irre —— hl SET Sean m Ar Keen we N IR HTENTIEN RG I TER —XX —— (1 WARNT in v N RER IN NN —— — — W ammrt! N J \\ * * —— —— En en — — —* v — T Ui * F — —— — — — — 1.8 — A Te — — Ana ul INK aka! ud? Bey diefem Flöge von Bandftein habe ich noch diefes angemerfet, daß es zu beyden Seiten mit Eis fenmann vermenge, und von viel geringerer Feftig- keit und ganz mürbe ift, daß es faft feheint, daß die Gegenwart des Eifens die Feftigkeit deffeiben vers mindert habe, zumal da die feiten Eifenerzte eben nicht die häufigiten find. Nachdem man im vorigen Jahre in diefem Glöge durchſchlaͤgig geworden: fo ſollten die Bergleute und Gewer⸗ Bergſtaͤdtgen Berggieshuͤbel. 291 Sepetn wohl wuͤnſchen, daß es das einzige waͤre, ſo ſich in dieſem Gebirge, wenigſtens auf dem We: ge, fo fie auffahren müffen, feyn möchte. Das Ger gentheil davon aber ift gewiß ‚ indem niche nur der ‚vorliegende PoftHäufer Gang, fo in dafigem hohlen Wege als der Poftitraße zu Tage ausſtreicht, wirf: lich in einem folchen Flöge niedergeht, fondern man auch bey Auffäuberung eines Theils des alten Stoß len, in welchem man durchfchlägig geworden iſt, auf ein Dre gekommen, welches die Alten nach den vor. liegenden Gängen getrieben , felbiges aber verlaflen - haben, da fie an ein fold)es feſtes Bandſteinfloͤtz ge fommen find. | Im Gegengebirae ſtreicht an der Fahrſtraße eben ein ſolches Floͤtz, über welchem Sandfteingebirge liege, zu Tage aus, daß man daraus fehen Fann, wie das Gebirge dDafelbit eingebrochen, und den Floͤtzen dadurch eine größere Neigung gegeben ha. be. Auch ſtreicht an einigen Orten der bloße Schies fer zu Tage aus, woraus zu erfennen ift, daß die Bandfteinflöge im Anfange bloßer Schiefer geme« fen, in. deflen Zwiſchenraum das durchdringende Waſſer den Hornſtein, wie die Quarzadern im Marmor, erzeuget. Doch wird man dieſe Erzeus. gung in diejenige Zeit zurück ſetzen müffen, da noch das Meer unfere Gegenden bedeckte. Hierbey ters den nur diejenigen im Leſen inne halten, fo fich mit “der Unterfuchung der Ninde unfers Erdbodens ‚nicht befchäfftiget haben, Für diefe muß ich beyfügen, daß felbige nicht nur faft überall mit Ueberbleibfeln bes Meeres und fichern Spuren der ehemaligen Ge 2 genwart 292 Nachrichten von dem genwart deſſelben angefuͤllet iſt, ſondern auch ins be⸗ ſondere unter der Menge der verſteinerten Muſcheln im pirnaiſchen Sandſteinfelſen die Seeſterne und Pinnen, welche nirgends als im Meere ihren Auf— enthalt haben, ungezmweifele darthun, daß diefe Ge- gend ehemals der Grund des Meeres gemefen ift. Mich deucht auch, daß die Hornftreifen in dieſem Bandfteine etwas ähnliches mit den Gängen haben, und daß diefer Stein vielleiht auch bey Erklärung des Urfprunges derfelben einigermaßen dienen Fünne, worüber ich vielleicht bey anderer Gelegenheit meine Gedanfen mittheilen werde, wenn nicht andere, fo mehr Einfiht und Erfahrung haben, ſich gefallen laffen, ihre Betrachtungen darüber wiſſen zu laffen. . Der Pofthäufer Gang befteht aus reichhaltigen gelben, grünem, halbdurchſichtigem Eifenfteine , fo meiftentheils aus lauter Graupen, fo den Schein der Zinngraupen haben, zufammen gefeger ift. In den Klüften find die fehönften Druſen, von dunkel: grünem ftrahligen Schirl, dem man aber nichts ab» gewinnen kann. Die Geftalt diefes grünen Schirls kann füglich mit einem ftumpfen Beſen verglichen werden, -fowohl was fein oberes Anfehen, als aud) die Geſtalt feiner Strahlen auf dem Bruche anlan- get. Diefer grüne halbdurchfichtige graupigte Ei- fenitein, und befonders der grüne Schirl , find eine Seltenheit, fo meines Wiffens noch fonft nirgendss wo gefunden worden, und welche mir würdig ge fehienen, den Liebhabern der Geltenheiten der Natur befannt gemacht zu werden, Diefer gelbgrine Ei» | fenftein Bergſtaͤdtgen Berggieshuͤbel. 293 $ fenftein bat dabey viele Adern oder Truͤmgen von ſchoͤnem Kupferglaſe. Eine halbe Stunde von Berggieshuͤbel iſt ein Berg, an deſſen Mitte das Dorf Cotta liegt; da— her er der Cottener Berg genennet wird. Er iſt der hoͤchſte in daſiger Gegend, und beſteht aus Bafals tes. Der groͤßte Theil feiner Fläche ift mit Stücken davon beſaͤet, und feine Spige ift nichts anders, als eine Steinrücke von unordentlich uͤber öfhlander lie: genden Trümmern diefes Säulenfteins, fo aber we— niger hart, als der tiefere ift; es fey nun, daß er verwittert, oder, welches mir wahrfcheinlicher fcheint, bey feiner Erzeugung oder Urſprunge in der Höhe die Härte nicht erhalten, fo er in der Tiefe befommen bat. Auf dem Gipfel habe ich Stücke gefunden, fo aus lauter runden Kügelchen beitehen, und dem Carls- bader Erbfenfteine ähnlich find, ausgenommen, daß ihre Farbe ſchwarzgrau ift, Bielleicht habe ich ein andermal Gelegenheit, von dem ſachſiſchen Baſaltes insbeſondere zu handeln. H. M. 6. Bandes 214. ©, lies Koͤnigſtein ſtatt Sonnenſtein. —— 23 um, Eine 294 Don Merkurs Durchgange RR * * ******* | III. Eine Anmerkung % beym Durchgange Merkurs durch die Sonne, am 6. May 1753. - i eil Merkurius den 6. May in den Morgen ſtunden durch die Sonne gehen, und nad) einigen Rechnungen den Abend vorber in felbige eintreten follte, fo hatte der Herr Profeffor Käftner fich vorgenommen, diefe feltfame Degebenheit zu betrachten, zu dem Ende fid) hier zu in der Vorſtadt einen bequemen Dre in einem Garten ermähler ; und ich hatte die Ehre, ihm, nebft andern Siebhabern des Himmels, dabey Gefellfchaft zu leiften. Wir waren mit Tubis von 4, 8, 10, bis 26 Fuß in der Sänge, verſehen; und verfügten uns Abends zuvor an befagten Dre, um frühe bey Aufgang der Sonnen zugegen zu feyn. Allein wie hatten die Macht über, wegen fehr trüben Himmels, zu der bevorftehenden Begebenheit ſchlechte Hoff: nung, zumal, da es gegen den Morgen gar zu rege nen anfteng ; doch, da nunmehr die Sonne aufgehen ‚wollte, fiengen die Wolfen an fich in etwas zu zer- teilen. Wir Eonnten fie aber nicht eher zu Gefichte befommen, als etwa eine Stunde nad) ihrem Auf: gange, durch die Sonne; 295 gange, welches ungefähr um halb ſechs Uhr geſchah, da fie völlig durch die Wolken durchbrach. Wir \ richteten unfere Tubos nad) felbiger, und erblicten den Merkur als einen runden fchwarzen Flecken auf der Sonnenfcheibe: er hatte aber erit ungefähr den, dritten Theil des Durchmeffers der Sonnen auf der oftlichen Seite zurück geleget. Da ich ihn durch den fehs und zwanzig ſchuhigen Tubum betrachtete, ward: ich etwas befonderes an ihm gewahr: denn ich be⸗ merfte, daß er an feiner Peripherie mit einem dun⸗ Eelrorhen Rande umgeben war, welche Farbe von der Sonne unterfchieden war, und ſich nad) und nad): verlor. Sein Abftand vom Kande des Merkurii, ſo weit ich ihn bemerken konnte, betrug ungefaͤhr, wie ich ihn dem Augemaaße nach (chäste, den neunfen oder zehnten Theil des Durchmeffers des Merkurii, es fah folches dem Abendhorizonte gleich, wenn bey heißen Sommertagen der Himmel zwar ohne Wol⸗ fen, jedoch die Luft mit vielen Dünften erfüllet, und die Sonne nur unfergegangen ift, da denn der Him- mel am Horizonte ebenfalls roth erfcheint, welches fih) in einiger Höhe nad) und nach verliert. Ans fangs meynte ich, daß folches von der Refraction der Glaͤſer hertüßrete, oder daß die Gläfer nicht in gehöriger Diltanz ſtuͤnden, derhalben ftellte ich fol- che nach meinem Gefichte, bis ich den Sonnen Rand aufs fchärffte abgefchnitten fand: es blieb aber Die Erfcheinung am Merkur wie zuvor, und veränderte fih nice, id) mochte ihn an den Rand des Dcular- glafes, oder in die Are des Tubi bringen, es mußte alfo diefer rörhliche Schein beym Reh — —4 nd* 296 Merkurs Durchg. durch die Sonne. findlich feyn. Durch die ührigen Tubos konnte ich folches nicht wahrnehmen, meil es bey folchen an ges nugfamer Vergrößerung dazu mangelte; Einige an⸗ dere der Zufchauer, die ich befragte, wie ihnen die Sache vorfäme, ohne ihnen zu fagen, mas ich fähe, befchrieben es mir eben fo, wie ich es fah. Es wa« ren auch zu gleicher Zeit zmo Mafeln in der Sonne befindlich, eine am öftlichen Rande, die andere aber nahe Deym Centro, wir fonnten ihn die meifte Zeit feines Durchganges fehen, obgleich der Himmel oͤf⸗ ters mie Wolfen bedecfet ward: fo zertbeilten fie fich doch immer roieder, ja man fonnte ihn vielmals durch die Wolfen deutlich fehen, bis gegen 11 Uhr, da der Himmel gänzlich mit Wolfen bedecket ward, und der Merkur nahe am meftlichen Sonnenrande austreten wollte, bis ein Viertel auf zwölf Uhr vie Sonne wieder zum Vorſchein Fam; allein Merkur. war bereits ausgetreten, und man fonnte ihn niche mehr fehen. Die erzählte Bemerkung ſcheint mit dem Ringe um den Mond, den man bey gänzlichen Sonnenfinfternifien beobachtet, einerley Urfache zu haben. —J | | Joh. Ehriftian Baumann Se > B 231,2 Ve r | V. Herren —— 297 ü— — * * nn | N Herrn Michael Chriſtoph Hanows, Prof. der Weltw. und Biblioth. des akademiſchen Gymnaſii zu Danzig. Abhandlung —* vom griechiſchen Feuer. Aus deſſen Diſquiſition. argument. potifl. ei Ged, 1750. in to p. * 84. $ 1 E iſt überaus ſchwer, von einigen Stücken aus dem Alterthume, die man mit Fleiß verbor- “ gen gehalten hat, richtige Begriffe zu geben, und fie, fo viel möglich, in ein folches Licht zu fegen, daß man von ihnen weder zu viel noch zu wenig fage. Dahin gehöret unter andern auch das fo genannte griechifche Feuer, welches feine Benennung daher befommen hat, weil die morgenländifchen Griechen ſich deſſelben lange Zeit follen bedienet, und nad) ih» rer Art vorgegeben haben, als wenn ihnen von Con⸗ ftantin dem Großen, dem Erfinder deſſelben, wäre verboten worden, die Zubereitung diefes Feuers befannt zu machen. Es iftdaher nicht deswegen das griechifche Feuer genennet worden, teil es, wie T 5 Pan⸗ 298 Hanows Ashandiung Pancirollus * vorgiebt, einen Griechen zum Er. finder gehabt hat; denn das erfte lehret uns Con⸗ ftantinus Porpbyrogennera **. | | RR. $. 2 NM Der wahre Erfinder diefes Feuers foll Kallini- kus von Heliopolis gewefen feyn, der unter dem Kaiſer Lonftantinus Pogonatus gelebet hat. Denn Zonaras ſchreibt in feinen Jahrbuͤchern ***: Man fager, daß zu diefer Zeit das griechifche Seuer von dem Rallinifus, einem Baumei- fter, der aus Sprien nach der Eöniglichen Hauptſtadt gekommen fep, erfunden worden, Er hatte ſchon vorher erzählet, daß die meiften feindlichen Schiffe durch diefe Erfindung des Kalli» nikus wären verloren gegangen, und daß die übris gen deswegen mit Schande und Schrecken hätten abziehen muͤſſen. Scylitza + und Cedrenus führen ‚dem Theopbanes zu Folge ganz ähnliche Stüde an, und nennen den Kallinifus einen Heliopolitaner. Nimmt man nun diefe zwey Zeugnifle zufammen, fo beweifen fie, daß das eigentliche Waterland des Kallinitus die Stadt Heliopolis in Eölefyrien, bie nachhero Balbec genennet worden, gewefen fen, deren auch Prtolemäus, Plinius und Zujebius ‚Erwähnung thun. Sie ift folglich von andern — Stoͤdten * Nonor. Repert. Tit. XIX. ** De Admir. Imp.c. 48. *** Annal. Tom, IH. fol. 240. Tore yag zuy vo vygor arıysvogro TVp , KaRırizs TiVas AEXITERTOVGS AMO Zugias ardovros mpos To Baeıdeiov af, xy TETO RRÄUFKWACANTOG, + Fol. 437. vom griechifchen Feuer. 299 Städten gleiches Namens in Aegypten unterſchieden, dahin fie Cedrenus * aus — geſetzet hat. Die Zeit, wenn das griechifche: Feuer erfunden worden, wird fo genau nicht angegeben. Jedoch foll es der Erfinder bey der Belagerung von Eonftans tinopel, der Refidenzftadt, gebraucher Haben. Denn Cedrenus * und Scylitza berichten nur, daß Ral⸗ linikus, aus Syrien, in die Fönigliche Stadt (weos ro Barıraov asu) zu der Zeit gekommen fey, - da fie von der Schiffsflotte der Araber belagert ges wefen, und daß er fie durch dieſes Feuer genöthie - get habe ***, zurück zu ziehen, nachdem. er die Schiffe bey Eyzicum, nebft der darauf befindlichen Mannfchafe verbrannt und verfenker hatte, Diefes - aber ijt gefchehen, als ſchon die Stadt von der Flotte der Araber fieben Sommer nach einander war geängftiget worden. Der Anfang diefer Belage- rung fällt in das fünfte Jahr der Megierung des Conftantinus Poyonatus, wie eben dafelbft an- gezeiget wird. Mache man nun aus dem, was bey diefem Schriftfteller kurz vorbergeht } une nachfols get +r, die Rechnung, fo fommt das Jahr 678 der chriftlichen Zeitrechnung heraus. Dech Pancirol⸗ Ius ff feßer das Jahr 670, Führet aber gleichwohl feinen glaubwuͤrdigen Gefchichtfchreiber an, aus dem er feine gemachte Rechnung beweifen Eönnte. §. 4. * Ibidem. * Bad ci. ** Cedrenus 1. c, '+ Ibid, fol. 437. ++ Ibid. fol. 440. ttt Nowor. Repertor. Tit. XIX. 300 Hanows Abhandlung | Das griechifche Feuer ift Fein anderes, als ein fol. ches, welches durch Kunft ift erfunden und zubereis tet worden. Denn es beißt, man babe es erdacht (emwevoyro). Waͤre es nur ein natürliches Feuer ges - weſen, fo würde man e8 nicht allererft haben aus fündig machen dürfen, indem eine gemeine Sache jeder hätte erfinden und gebrauchen, auch die Art, Damit umzugehen, niemanden vorher hätte verbor» gen feyn koͤnnen. Rallinicus muß ſich alfo in der Erfindung diefes Feuers anderer natürlicher Mittel bedienet , und dadurch das griechifche Feuer zubereis tet haben. Denn es wird ausdrüdlich gefaget, er habe es gemacht (zuracnevaras); welches Wort man unmöglidy von einer bloßen Zertheilung deſſel⸗ ben in die Gefäße verftehen kann, weil diefes ein jeder anderer, eben fo wohl als er, häfte verrichten koͤnnen. §. 5. * Es iſt ferner ein fluͤßiges Feuer geweſen, daher es arg voᷣyeor oder ; mit der innalomnena *zurebden, evurygov genennet wird. Daß das Wort vrygor nicht eine bloß feuchte Materie anzeige, kann man aus der ‚Erzählung des Nicetas Choniatas ** erfehen,. welcher meldet, daß ſolches Feuer in Gefäßen vers fehloffen , und verborgen gehalten worden fy. Die Arc der Gefäße, worinn man das Wurffeuer aufge: hoben hat, wird nah Heſychius Zeugniffe, von den * Alexiad. Lib. XVI, fol. 385. ** Annal. imperante. Haaco. Lib. I, fol, 243. edit. Parif. 1647. © reis seyzen eduwer sreuen. vom griechifchen Feuer. 301 den Griechen asıoxog genennef. Andere haben es in gewiffen Flafchen und Töpfen aufbehalten, und un- ter die Feinde geworfen, wodurch das oberwähnte beftätiget wird. Die Materie, aus welcher diefes Feuer beftanden, muß daher von dem Schießpulder ganz unterfchieden gemefen feyn, als welches legtere nicht aus flüßigen fondern trockenen Materien bes fteht. Ob es aber ganz, oder nur zum Theil, flüßig gewefen ift, Fann man aus der bloßen. Benennung nicht füglich beftimmen. Cedren nennet es ein Seefeuer *, mug YaAac- ıov, vermuthlich weil es auf der See zu Anzün- dung der Schiffe ift gebrauchee worden. Eben die. fes Namens hat ſich auch Theopbanes in feiner Chronographie bedienet. Ihm folget Siegebere **, ber es gleichfalls ein Meerfeuer nenner. Denn man bat es auf Schiffen herbey gefuͤhret, und in andere Sander gebracht, und Luitprand *** meldet das von, daß Augo Gefandte, unter denen fich zugleich Luitprands Stiefvater befand, nad) Conſtantino⸗ pel an den römifchen Kaifer abgefchicket, und ihn er« ſuchet habe, ihm Schiffe mit griechiſchem Feuer zu fenden , die Chelandria (‘Brandfchiffe) genennee wurden. Der Kaifer hat ihm folche wirklich ges fande, nachdem vorhero eine Vermaͤhlung zwifchen ‚feinem Enfel und Hugons Prinzeßinn ift gefchlof fen worden }. . | | 9.7 * Loc, cit. ** De Rebus Germ. an, 67%. *** De Reb. Imperatt. et Rege. L. V. c. 4 Luitpraundus loc. antea citato c. 5. | 302 Hanows Abhandlung $. 7 Man will aus der Erzähfung des Albertus —— * abnehmen , daß dieſes Feuer durch Waſſer nicht hat Fönnen gelöfchet werden. Er be: eichtet auch, daß man in der Stadt mit allechand Küftungen, Mauerbrechern und Pfeilen, dem An- falle der Feinde tapfer widerftanden, und die Sol: Daten Des Herzogs, welche die Stadt mit Mafchi- nen beftürmten, zurück getrieben habe. Denn man warf eiferne und ſpitzige Pfaͤhle, die in Oel oder Pech getaucht, und mit Werg oder dergleichen zuͤndbaren, durch Waſſer nicht auszulöfchenden Materien uͤberzo⸗ gen gemwefen, von den Mauern durch die Häute, womit die geflochtenen Schanzförbe, das Feuer ab- zubalten, bedecket waren. Hierdurch ift endlich die Flamme allmählich ausgebrochen, und bat in dem Holzwerke dermaßen überhand genommen, daß die ganze Mafchine , nebft den drey Verdecken, und mehr als funfzig Soldaten, ohne Officier und die übrigen Vornehmen, von der Flamme ergriffen, und durch) die Gluth verzehret worden, Hierbey ift - Franco, von Mecheln an der Mofel, auf welchen ein brennender Balke gefchlagen, von dieſem unaus- löfchlichen Feuer vor aller Augen ganz unerfchrocken mit verbrannt. $. 8 Der angeführte Gefgjichefehreiber * ſetzet noch bin» zus Nachher hat man die andere Maſchine zurechte gemacht ‚ und an die Mauern geführet, Aber die Saraces ® Hifloria Expedition. Hierofolym. fub Godofredo Bul- lioneo Lib. VII c.3. ®* Ibid. cap. 5. vom griechifchen Feuer. 303 Saracenen haben vom neuen Brände auf viefelbe geworfen, wodurch die Körbe, Balken und Pfoften von der Flamme ergriffen und verbrannt find, Zwar famen aus der ganzen Armee alle Männer und Weis ber mit Waffereymern und andern Gefäßen herzu, den Brand in der Mafchine zu löfchen. Allein, alles Waſſer half nichts. Denn es fonnte diefe Arc Feuer nicht gelöfchee werden, fondern die Flamme ward immer größer und heftiger, bis endlich die Maſchine ganzlih verbrannte, und niederftärzte, wobey viele Männer und Weiber in der Nähe zu nichte kamen. $. 9. ” Einige haben dafiir gehalten, die Prinzeginn Anna Lomnens * habe eben diefes anzeigen wol⸗ len, wenn fie berichtee, daß das Faiferliche Schiff, welches der Graf Eleemon führte, an ein großes pifanifches Schiff geentert gehabt, und von dem- felben unfehlbar wäre erobert worden , wenn nicht der Graf währender Gefahr augenblicklich die feuers fpeyende Mafchine gebrauchet, und dadurch fo wohl diefes, als noch drey andere große pifanifche Schiffe, ver: brannte hätte**. Die pifanifchen Schiffe find alfo durch dieß Feuer zu Grunde gerichtee worden, da ihnen die Befchaffenheit deffelben, und der Mafchine ganz ‚unbekannt geweſen. "Man will daher aus diefer | Erzählung * Alexiadis fuae L. XI. fol. 336. Edit. Parif. Fr Kareyesn u, 0 mn Yoeyws æęos TnV arsunv aredı. Kay æ vę xar' avray ade 5x asox® eBarsy" era Tas vauy a8 Jarıga yopyws maraßspav, xıy Erapas magayen- HR Toms Heyısas amUpReAn Toy Bapßapar vaus., 304 Hanows Abhandlung Erzaͤhlung ſchließen: Wenn die piſaniſchen Schiffe, welche doch mitten auf der See geweſen ſind, wider das griechiſche Feuer nicht haben koͤnnen gerettet wer: den, fo. folget, daß es mit Waffer nicht zu loͤſchen fey. Aber Das faget die Anna nicht. _ Denn es iſt bekannt, daß auch Schiffe auf Strömen, in Häfen‘ und in der offenen See ebenfalls durch ein Feuer, welches noch wohl zu löfchen gemwefen, im Rauche aufgegangen find. Me fehr davon den Birgil *. ; 1 A | Man bat demnad) Urfache, denen Beyfall zu ger ben, welche allerhand Mittel zeigen, Diefes Feuer auszulöfchen. Co berichtet Luitprand **, daß, als einer von dem römifchen Heere, der die Sarace- nen ausfundfchaften wollen, einmal des Morgens im Schilfe einen Löwen gemahr geworden, hat er in daffelbe griechifches Feuer werfen laffen, welches allein mie Eßig gedämpfer werden kann. Ein glei- ches melden auch Ditmar Wierfeburgenfis *** und Cinnanus }. Matthaͤus Paris + geden⸗ ket in feiner Gefchichte, im Jahre 1219, daß die» ſes Feuer, durch Sand und raus gelöfchet werden fönnen, worinnen ihm "Jacob de Ditriaco tt und Gobelinus Perfons * beypflichten. Allein Bal⸗ | a dricus * Aeneid.L. V. v. 660 - 684. ** Hiftor. L. IIL c. ©. *%# Lib. III | t In reb. gefl. a Io. et Manuele, Commenis. +} Hifl. ad ann. 1219. | RR +tt Hifl. Oriental. Lib. II. c. 84. fol. 1133. * Cosmodrom. actatı 6. Cı 49 ; vom griechiſchen Feuer. 305 dricus Dolenſis giebt: vor, es ſey auch mit Urin und Oel zu daͤmpfen. Diefes faffet der florentinifche Mönch ** welcher die Belagerung von Ancona befuns gen hat, int diefen Worten zuſammen? O! daß doch die Ader diefes Feuers ver ſtopft werden moͤch⸗ re; denn es wird nicht mit Waſſer, ſondern mit Sande geloͤſchet, und ſeine Sluth kann kaum mit Eßig gefnllet wer rden. Si Die gemeldete Anna bezeuget es deutlich, daß die⸗ ſes Feuer hat koͤnnen geworfen und umher geſpritzt werden. Denn ſie nennet es ein Wurffeuer (70 Freu: röwevev mug), und führer zugleic) an, durch. was für Mafchinen es ſey geworfen worden. Denn der Kaiſer Alexius bat, wie Anna } melder, an den Voͤrder⸗ theilen der Schiffe eiſerne oder metallene Köpfe von Hwen und andern Thieren, mit aufgeſperretem Ra—⸗ hen, anbringen laſſen. Und damit dieſer fuͤrchter⸗ liche Anblick um ſo viel erſchrecklicher werden möchte; hat er ſie von außen vergoͤlden, innwendig aber mit verborgenen gedreheten Gaͤngen verſehen laſſen, damit die Soldaten, vermittelſt derſelben, das brennende Feuer durch den offenen Rachen haben unter die Fein: de fprügen Fönnen, welches denn nicht anders anzufes ben gervefen, als wenn die Thiere dafjelbe ausfpien: Die * if. ——— ** de expugnat. Acconenſi etc; Pereat, o! vtinam ignis huius vena Non enim extinguitur aqua fed arena Vixque vinum acidum ardtat eius fraene: + fol. 335. ı2 Band; 4 36 Hanows Abhandlung: Die eignen Worte Iebren e8, daß * die een ‚der Prinzepinn ul 7 “012% Inʒwiſchen hat es das Anſehen, als hätte man diefes. Feuer; nicht fehr weit werfen Fünnen. Denn als Lantulph ſolches zuerft brauchete, und nahe ge nug an den pifanifchen Schiffen zu feyn glaubte, hat er fie gleichwohl nicht, Damit erveichet , fondern das Feuer ohne Wirfung verſchwendet. Denn Anna ** berichtet ausführlich, Zleemon fey durd) Lantulphs Denfpiel Flüiger geworden, und fo nahe an die pifani» ſchen Schiffe gefahren, daß er fich an das erfte hat anle⸗ gen fönnen +. Was die Zubereitung diefes Feuers: anlanger, jo werden mir davon in der Folge reden. A 3 Uebrigens darf fich — daß dieſe Art zu kriegen den Piſanern Furcht und Schrecken eingejaget hat. Denn ſie konnten nicht begreifen, wie es zugehe, daß, da das Feuer ſonſten gerade aufwaͤrts in die Luft ſteigt, dieſes geworfene nach Gut⸗ befin⸗ * Er ixasn vpuea Tuy RAmV Oro KRARUV 04 sıöngav —R Toy xy aMomı Xeeemmr lwav nedaras usra Souaray AVYEWYUEIHV KATATHEUATRS, KEVC@ TE RENISEIAE aUTa, ag au moyns Isa Doßegar Boney To din var seaalay ara Tav wolsuin mo adıEdty mV, dia Tav Fouaray AUTWv HALECHEULTE Odsevoy , wss bone 85 AEOyTas, Xu v ara rar rosrav law Turs sbeuyeteg. ”* fol.336. 0 ds AuvrsiDdos —— weoswerdTds Tols Tio- "raus Yavas, asuya Ta wvp eBais, xy son Ti aA00y eApyasdıra 74 =UEos ErEdad euro. T Kara puma weorßarav, Toig andarıoıs TETH WIgImE“ var, xy um UXagws exm suedter bamimirate: vom griechifchen Feuer. 307 befinden und der Abficht desjenigen, der es wirft, ſowohl in gerader Linie, als auch feitwärts mie voller Flamme forrgefprüger wurde, wie ſolches die Prin— zeßinn Anna * sag —— 14. | Es iſt zwar diefes Feuer insgemein das griechifche genannt worden, weil fic) Die griechifchen Kaifer defs felben bediener haben. Doch ift es auch hin und . wieder unter dem Namen des vömifchen befannt, wie ihm denn Cheophanes diefe Benennung (mug Pop- xov) beylegt. Selbft die Anna Romnena** nenner die Seeflotte des Alexius die roͤmiſche (FoAov gununov), die neun hundert Schiffe ſtark wider die Pifaner in See gelaufen ift, und unter ſich dergleichen Brand- fhiffe gehabt hat. Daß aber: dag ſogenannte gries chiſche oder flüßige Feuer ein Wurffeuer muͤſſe gewe⸗ fen feyn, beweifer ſowohl die Erzählung diefer Ge: fhichte, als auch) die den Pifanern unbefannte Wir: fung deffelben. Man hätte es auch billig das ſyri⸗ ſche, das beliopolitanifche, oder auch das Fallinifche nennen Fönnen. | a | ‚ - Meber diefes hat man es nicht nur bey Seetreffen, fondern auch in Feldfchlachten mit gutem Vortheile gebrauchet. Denn die Anna Romnena + berich» tet, die Gallier hätten in dem untern Theile der Mauer zu Dyrrhachium durch heftige Stöße eine Deffnung | | "42 zumege “os yup edudıs ya Taste ans n wVEos. arm mer Qusa Tuv Dopav 8x,0VT0S , FEMTOHEVS de ed’ & Purery ö FIHRa v, ATE TE To MpAVIS FolAanis, noy ED EraTeen. ** fol. 336. + Alexiad.Lib. XII. fol. 383. 3708 Hanows Abhandlung zumwege gebracht. Hiedurch nun fey ihnen von innen her⸗ aus mit folder Heftigkeit Feuer in die Gefichter und Augen geworfen worden, daß dadurch. ihre Bärre, Wangen, Augenbraunen, und die Köpfe felbft wären | ergriffen, und fie, weil es feſt daran geflebt hätte, un- jeachtet: aller. ihrer Tapferfeit, verzehret worden. iefeg hat die Gallier gezwungen, unverrichteter Sa— che, wie die Bienen, die man durch Rauch vertreibt, abzuziehen. % 0 Ye u ‚Ein gleiches, wo nicht ärgeres Schikfal, haben diejenigen durch Diefes Feuer erfahren, welche unter den Kaifer Iſaac zu dem Brana übergegangen find. Es ift etwas befonderes, daß der Kaifer allen Bürgern und Fremden verftattete, aus der Stade zu fallen, und die Anhänger des Brana in den Bor- ftädten, auf dem flachen Sande, und an der Meerenge auf die graufamfte Weife zu mishandeln. Dieſe wurfen daher das in Gefäßen aufbehaltene griechifche. Feuer in die an der Seefeite gelegenen Wohnungen, welches alles, was es von außen und innen erreichere, . wie ein Bliß verzehrete. And weil diefes Unglück die Einwohner unvermurhet überfiel, fo giengen ſowohl die Privat» als öffentlichen Gebäude, nebit den Tem: peln und aller Habfeligkeit der Einwohner im Feuer auf, wie ſolches Nicetas Choniatas * ausführlich befchreibr. —— Auch iſt zu merken, daß man das griechiſche Feuer ehedem an dem conſtantinopolitaniſchen Hofe * ein. a eſon⸗ ® in Annal. von griechifchen Feuer. 309° befonderes und ganz eigenes Geheimniß gehabt hat. Denn der Erfinder deffelben bat gar leicht die Frey» heit erlangen koͤnnen, es nebjt feinen Nachkommen allein machen zu dürfen, damit es. nicht gemein und befannt würde. Scylitza und Cedven * melden, daß Lamprus, einer von den Nachkommen des Rallınitus dazumal biefes euer durch Kunft zubes veitet habe, Nachher mögen auch die Saracenen einige Nachricht davon bekommen haben, wie oben ($. 7.8.) iſt erwieſen worden, Weil es auch von den Saracenen in der Belagerung von Ancona ift gebraucht worden, fo beget der floventinifche Mönch die irrigen Gedanten, als würde es von den Barba= ven nur deswegen zubereitet, damit fie die Chriften dadurch ausrotteren *. 6. 18, Aus dem angeführten erheller, daß zwar das gries chifche Feuer nicht von einerley Art geweſen ift, daß es aber gleichwohl ein Feuer muͤſſe geweſen feyn, wel: ches, wenn es von weiten unter die Feinde geworfen worden, an einem Körper feft figen geblieben und den⸗ felben angezündet habe ($$.2.7.9.15.). Diefes ift demnach der allgemeine Begriff von dem griechifchen Feuer, das man fürzer eine megzufprügende Flamme neitnen Fönnte (F. 13). Das Fallinifche Feuer ift vornehmlicd) von einer flüßigen Materie geweſen, Und man koͤnnte es ganz — eine jortgefprüigte und heftig ” Tol, 437. 2x vurE 7 Yarsa 78 x Aaurge >78 vo [2 zus EVTEXVwE xaracneunlovreg, ** Ignis hie conficitur tantum per paganos Ignis hic exterminat tantum Chriftianos, 30 Hanows Abhandlung heftig brennende Feuchtigkeit nennen, oder eine Feuch— tigkeit, die alles in Brand feßt, und mit Waffer nicht gelöfchet werden Fann. Sowohl diefes, als der Sa- racenen ihres (H. 7.8.), die es einigermaßen nachge- macht, ift aus trockenen ‚und. zündenden — zu⸗ — geweſen. $. 19. Wollte man fragen, wie die Zertgerflärung diefeg Feuers zu beftimmen fey, fo mufj man daben noth⸗ wendig ſein Augenmerk auf andere Nebenumſtaͤnde richten, und da uns hier faſt alle Nachrichten fehlen, fo iſt dieſes um fo viel glaublicher, was ung die Prin- zeßinn Anna aufbehalten bat, die, dem Anfehen nach, von diefem Geheimniſſe unterrichtet, gemwefen ift, und der Nachwelt dasjenige, was fie davon gewußt, niche verfchwiegen hat, Es ift aus dem vorhergehenden ($,9.11.) bekannt, daß fie diefes Feuer, feiner Eigen» ſchaft nach, lieber ein fortzuſpruͤtzendes als griechifches Feuer nenne. Denn es muß einftarfes und dauer baftes Feuer fenn, welches. Bere Heulen nicht. ausge: löfcher werden foll, Hier find ihre eigenen Worte *: Ich will, ſpricht ſie, kuͤrzlich anfuͤhren, woraus dieſes —— Feuer beſteht, auf was Weiſe und durch welche Werkzeuge es fortgeſpruͤtzt wird. Die Fichten und andere harzig⸗ ten Baͤume geben Pech und Harz von ſich. Wenn nun ſolches zu Pulver gemacht und mit pulveriſirtem Schwefel vermiſcht iſt, ſo wird es in eine hohle Roͤhre gethan, an dem einen Eu angezündet, und von dem andern * Hifl. L.21. 6» 8 vonm griechiſchen Feuer. 311 andern Ende unter die Feinde fortgeblaſen. Aber von dem fluͤßigen Feuer druͤckt ſie ſich ſo aus, daß es fuͤr nichts anders als fuͤr ein angezuͤndetes Oel zu hal⸗ ten ſey, wie fie ſolches mie deutlichen Worten * ans zeiget. — Jedoch wenn mir das beſondere zuerſt beyſeite ſe⸗ gen, fo ſehen wir, daß dieſes griechiſche Feuer, welches man in den ältern Zeiten unter die Feinde geworfen hat, aus einer fenerhaltenden, ungemein zündbaren und brennenden Materie muͤſſe beftanden haben. . Denn diefes ift fomohl dadurch deutlich, daß man dutch der- gleichen hineingeworfene fette Materien ganze Käufer weit und breit in Brand feßen, als auch nachgebends, da man durch fiedendes Del einen Brand verurfachen kann. Es bat daher ein in der Mechanik geübrer Mann ausdiefen Materien leicht etwas ermählen, und es der Natur zu Folge, um Schaden der Feinde ans menden Fönnen. Denn, wie berichtet wird, fo bat man bald eine Mirtur von pulveriſirtem Calfonium und angezuͤndetem Schwefel, bald ein mit Ped), mit Werg, oder mit Del beftrichenes Holz oder eine Ders gleichen Fackel gebraucht, fie in Thuͤrme oder andere fenerfangende Gebäude zu werfen; bald aber hat man Durch fiedendes Del einen großen Brand erreger. 14 ; §. 22. os Ilaygscı Tor uerafu Toro = - - EUNATARNSSE TAYTOIAE vAns, no EAouUS WOAAH KAT TMOTAUSE KEVOUEE =" - - ererh es zscıdarn Dioya dixe9 ev vuveniAzußavousvov zu Tay Amo TE Mugos TE. Uyos apnsupwv, amay amye To Sgıwlor m. 7.2. Man fehe auch den 7 9. 32 Hanows Abhandlung Vielleicht kann auch ein anderer Zufall den Erſin⸗ der auf dieſe Entdeckung gebracht haben. Einem Bauverſtaͤndigen kann aus der Geſchichte bekannt ſeyn, daß man ehedem verſchiedene Gattungen von feurigen Pfeilen oder mancherley Wurfpfeile geführet babe, Livius meldet *, „daß die Saguntiner ehedem eine „Art ſolcher Wurfſpieße mit einem ſichtenen Hefte ge⸗ „fuͤhret hätten, die in der Mitten rund, forn aber mit „einer eifernen viereckichten Spiße verfehen gewefen find. Diefe wurden nun mit Werg ummunden, und „mit Pech überzogen, Die eiferne Spige mar. drey. „Schuh lang, daß fie, durch den Schild in den Leih „dringen fonnte, Geſetzt aber auch, daß der. Pfeil „nicht in den Leib drang, fondern im Schilde ſtecken „lieb, fo verurſachete er Doch ein großes Schreden, „weil er in der Mitten angezuͤndet fortgeworfen wurz „de. Und weil er Durch die Bewegung noch ftärfer zu „brennen anfieng, fo mußte der Soldat die, Waffen „fallen laſſen, und ſich alfo den folgenden Würfen „bloß ftelfen.,, Man Fann hiebey dasjenige nachles fen, was er ** von den Spaniern erzaͤhlet. Veges tius gedenkt ebenfalls diefer Sache. Er fehreibt ; Der feurige Pfeil iſt wie ein Spieß mit ſtarkem Eifen befchlagen, In der Mitten wird er mit Schwefel, Harz, Pech und Werg umzogen, darauf mit brennen= _ dem Dele begoffen, und durch eine Mafchine abge: hoffen. Silius +} meldet von den Carthaginen- Ä | “fern, * Hiflor. XXL. 69% ib XXIV, cn „„T:de re militari L. IV. e. 17. at ae a H de bello Punico,L. I; vom gricchifchen Feuer. 313 fern, daß ſie feurige Pfeile mic fluͤßigem Peche, mit —— * Schwefel a gefuͤhret — beſe haben ſie fi ih —— Braͤnde von ‚Kien, von Lerchenbäumen, Tannen, Werge, und mit Pech bezogenen Holzes bedienet, wie folches He⸗ ſychius bezeuget * Sie haben fich ‚auch einer Arc vom Brandpfeilen ( malleoli) bedienet. Denn Lis vius ** fager,von den Aetoliern: Einige erfcheinen mit brennenden Fackeln, andere tragen Werk, Pech, und Brandpfeile, fo: daß Die ganze Armee von den Flammen erleuchtet war. Ammianus befchreibt + diefes Gewehr folgendermaßen: „Die Brandpfei« „te, eine Art von Wurfpfeilen, find fo befchaffen : Der Pfeil ift !von Rohr, bat zwiſchen der Spige „und dem Rohre eiferne Zacken, iſt rund, wie ein „Spinnrocken, dabey hohl, und, inmendig mit unters „ſchiedenen Deffnungen verſehen, in welche man Feu⸗ „er und brennende Materien leget. Er wird fodann „bon einem etwas ſchlaffen Bogen langſam 198 ges „hoffen, weil ihn ein gar zu fehneller Wurf aus⸗ „löfcher, Wo er nun binfalle, ‚da brennt er ſehr heftig. Suchet man ihn mit Waffer zu loͤſchen, fo „fange er noch ftärfer an zu brennen, und man kann „ihn nicht anders löfchen, als wenn man Erde und „Staub darauf wirft. Dieſe unlöfchbar brennende „Materie foll aus’ Calfonium; Schwefel, und Sal: „peter beftanden haben, und mit Sorberöt flüßig ge» | „un „machet Rossi de noy yeros Aus * * — — ————— ** Tib. XXXVIII. c. + Lib, XXIII. 314 Hanoms Abhandlung machet worden feyn., Andere: wollen ‚ fie fey aus Unſchlitt, Calfonium, Campfer, Harz, Werg und Hel zufammengefeßt gewefen *. Degerius berichtet **, daß fie wie feurige Pfeile geflogen fommen, und, wo fie figen bleiben, alles in Brand ſtecken. Und Herodianus melder ***, daß man in der Belage- rung von Aquileja, mit Pech und Harz überzogene Brände durch die Mafchinen in: die Stade geworfen habe. Eben fo erzähle auch Appianus + daß man zwo Ellen lange Pfähle, die mit Pech, Schwefel und Werg angezündet gewefen, durch. Armbrüfte in die Stadt Demna geworfen, die alsdenn, weil fie durch die Bewegung noch mehr i in Flamme gerathen, alles, was fie nur angetroffen, in Brand geſetzt haͤtten. Zum - Ueberfluffe wollen wir noch) —— tr hieher gehoͤ⸗ rige Gedanken mittheilen: ſi Doch hat in dieſem Meer kein andre Plag * So — Niederlag, als die dem Waſſer ſelbſt Zuwi⸗ Porta in Maske natur. Lib. X.c.1ı2 * F re militari Lib. ı 2 CoIR, Ä Er das EweßaAAor eMeLUs WITEN — — rim ddsonnas. Ub VIH. in ee Alien + in IIlyricis. 044 Pharfal. I. IM. Nulla tamen plures hoc edidit aequore clades . Quam pelago diuerfa Jues. Nam pinguibus ignis Affıxus taedis et tecto fulphure viuax Spargit ac faciles praebere alimenta carinae Nuneoe pice nunc liquida rapuere incendia cera. Nec flammas fuperant vndae fparfisque per aequor _ Iam ratibus fragmenta ferus fibi vindicat ignis. Hi ne mergantur tabulis ardentibus haerent, vom griechiſchen Feuer. 315 Zuwider iſt, das Feur. Das wurd durch fette Fackeln Mit Schwefel uͤberdeckt, lebhaft und ſtark geworfen: Die Schiffe konnten leicht dem Feuer Nahrung geben, Den Brand empfiengen ſie geſchwind mit Pech und | Wachs, | Das Waſſer Eonnte nicht die Flammen überwinden, Und da die Schiffe ſchon im Meer verfkümmele | ſchwebten, | So griff das grimme Feur die Stück noch einzeln an. - Der nimmt in Wellen Plas, das Feur durch See zu | dampfen, Der, daß er nicht erföff, haͤngt an entbranntem Bret. | Sedendorf, Tacitus behauptet ein gleiches *, daß man brennende Spieße von den Maſchinen abgefchoffen habe. : Da- Hin zielet auch der Apoftel Paulus, wenn er Epheſ. 6, 16. der feurigen Pfeile gedenket. — 5—— } Wenn man-über das bereits erwähnte noch an merkt, wie ſchwer es ift, brennendes Del auszulöfchen, ſo wird man gar. bald. die Urſache angeben fönnen, welche ven Kallinikus auf diefe Erfindung hat brins gen, oder ihn wenigſtens veranlaffen Fönnen, die Sa: che in etwas zu verändern, und ihr eine bejfere Geſtalt zu geben. Ohne Zweifel ift fchon vor Rallinikus Zeiten bekannt geweſen, daß ein fehr heißes Pech fchon eine Art von flüßigem Feuer if. Man wird auch vor feiner Zeit geroußt haben, daß ein fiedendes Del ein wirklich flüßiges Feuer abgebe, Es find auch) | die * Hifloriar. Lib. IV. c. 23, es 36° Hanows Abhandlung die Mafchinen und Werkzeuge, wodurch man die feus rigen Dfeile unter die Feinde warf, langft vor ihm ‚gebräuchlich geweſen. Was iſt es daher Wunder, daß er, als ein in der Kriegskunſt und dem Seeweſen ſehr erfahrner Mann, dieſe Sache auf eine leichtere Art anwenden, und fie zur See brauchbarer und allge: meiner bat machen fönnen. N Wofern ſi etwas muthmaßen läßt, fo ſcheint es, daß man der Geſchicklichkeit des Kallinikus bey dem Gebraͤuche dieſes fluͤßigen Feuers wider die Feinde zwey beſondere Stuͤcke zuſchreiben muͤſſe. Erſtlich hat er es dahin gebracht, daß dieſes Feuer durch Waſſer nicht ſo leicht zu loͤſchen geweſen. Denn dieſe Eigen⸗ ſchaft ſieht man bey dem griechiſchen Feuer als etwas ganz befonderes an ($.7-10.), und man bat fie da« durch erlangen Fönnen, wenn man das Del fiedend ge= macht, ehe man es unter die Feinde "geworfen har. Die Erfahrung hat ihn dieſes lehren Fönnen ($. 23.), daß das heftig fiedende Del eben fo ſchwer als dag angezimdere nedäampfet werde, Hat er nun die Sache bergeftale eingerichtet gehabt, Daß das Del, ehe es. uns ter die Seinde gefprüßet worden, entroeder toitklich fie: dend, ober doch dem Sieden fehr nahe gemwefen ift, fo hat er den Feinden dadurch allerdings mehr Schaden zufügen fönnen, als wenn er Werg, Pech, Fackeln, oder auch in Def getauchtes Werg angezündet und. uns ter fie geivorfen haͤtte. Vielleicht hat er auch dadurch ſeine Kunſt verborgen, daß er hiezu — etwas —* | gefest, 6. 26. vom geiechifihen Feuer. 317 ’ a | Diefes läßt ſich noch aus dem entfeglihen Echtes cken abnehmen, welches die faracenifchen Schiffe von Byzanz abgetrieben ($. 3.), und den pifanifchen Schiffen ebenfalls eine fo große Furcht eingejager hat ($.9.). Mod) mehr aber wird es durch Luit— prands * Nachricht beftätiger, in welcher es heißt: „daß Inger, König der. Ruſſen, mit einer Slotte „von faufend und mehr Schiffen nad) Conftantinopel „gefeegelt, und alles an der Küfte vermüfter habe, als „der römifche Kaifer dem Hugo einige Brandſchiffe „zu. Hülfe gefandt hätte ($.6.). Denn als der Kai⸗ „ſer erfahren, daß noch funfjehen halb zerbrochene „Brandſchiffe übrig wären, hat er fogleich Befehl ges „geben, fie dermaßen wieder. herzuftellen, daß Die Ma: „ſchinen zum Feuerwerfen ſowohl an den Border » und „Hintertheilen, als: auch an den Seiten angebracht „würden. ‚Nachdem fie feegelfertig geweſen, licß er „‚fte mit erfahrnen Soldaten befegen, und wider den. „Inger auslaufen. Inger, der eine fo Eleine Flotte. „vor fich ſah, befahl feinen $euten, fie einzufchlieken. „und alles Volk darauf gefangen zu nehmen, Es „ftellete fich aber eine den Griechen fehr ermünfchte „Windſtille ein, denn ein Sturm würde fie bey. dem „Feuerwerfen gehindert haben. Wie fie nun von „allen Drten eingefchloffen waren, warfen fie das brens „nende Feuer allenthalben unter die Feinde, wodurch „die Ruffen in ein folches Schrecken geriethen, daß „fie fich über Bord in die See ftürzten, und lieber im „Waſſer, als im Feuer umkommen wollten. Einige, | ' sstwelche * de Reb. Impp. et Regg. L.V. cı 6. | ag, Hanows Abhandlung „welche Helme und Hatnifche hatten, fanfen fogleich „in den Abgrund; andere, die ſich mit Schwimmen „zu.veften fuchten, verbrannten miften auf dem Waf „fer, und e8 Fam niemand davon, als wer nicht etwa „durch die Flucht das Sand gewann, Denn die ruf | „ſiſchen Schiffe fonnten, weil fie Elein waren, bey nie» „drigem Waller gut fortfommen, welches hergegen „Die geiechlichen, weil fie tief giengen, nicht ehun konn⸗ „een., So weit ——— $. ' Das andere Stüc Beftehe darin, daß er die Ma⸗ ſchine, das brennende Del fortzufprüßen, geſchickt hat anbringen koͤnnen. Denn vorhero hat man von nichts dergleichen gewußt, auch kein Werkzeug dazu gehabt. Man bat daher zu einem ganz neuen Ges ‚ brauche des brennenden Deles nothwendig eine neue Are von Mafchinen erfinden müffen, zumal wenn man das Del nicht vergebens hat verſchwenden, fondern da⸗ durch vielmehr ein weit um ſich greifendes Feuer erre⸗ ‚gen wollen, Zwar ift das Del in irdene Gefäße ge than, oder auch, wie Tacitus fihreibr, mit großen Kriegsmafchinen (Toormentis) und Gefchügen (Bali- ftis) weggeworfen worden ($. 3.); allein, da bier ges fagt wird, man habe es durch gedrehefe Gänge und eherne Thierköpfe aus den Schiffen gefprüßer ($. ır,), fo iſt fehlechterdings nöthig gewefen, zu diefem Ende auf eine neue Maſchine zu Beet §. 28 Doc, da e8 viel zu mühfam und beſchwerlich wuͤr⸗ de geweſen ſeyn, wenn man das Oel jedesmal in einer ehernen Maſchine haͤtte kochen wollen; ſo laͤßt ſich vermuthen, daß es alle zufammen auf einem einzigen | Heerde vom griechifchen Feuer. 319 Heerde in einem Keffel fen gekocht und nachmals aus demfelben in folcher Menge gefchöpft worden, als man nämlich auf einmal nöthig gehabr hat. Die Ftefibia- nische Mafchine fcheine nad) einer geringen Verändes eung hierzu infonderheit geſchickt geweſen zu ſeyn. Denn wenn man aus derfelben den Stempel heraus» gezogen, und durch diefe, oder durch eine andere Sei- tenöffnung, das fiedende Del hineingethan, und als— denn den Stempel,der die Hitze ausftehr, mit Gewalt ‚wieder hineingeftoßen hat, fo ift das Del nothwendig mit deſto größerer Geſchwindigkeit fortgefchoffen. Man hat auch in den ehernen Rachen, an dem Schlunde des Kopfes eine Lampe anbringen fünnen, wodurch das herausdringende Del in beftändiger Ent⸗ zuͤndung bat Eönnen gehalten werden. Uebrigens weiß man auch, daß dergleichen Köpfe vor Alters zur Zierde und zu beiferer- Regierung des Ruders an die Schiffe find gemacht worden. NM . 29. Hieraus laͤßt fich zugleich ſchließen, das ausgefprüßfe Del habe nicht weiter reichen koͤnnen, als es die Ftefi- bianiſche Sprüße hat treiben können. Damit aberdas hineingegoſſene Del aus den Röhren der Mafchine, wohin der Stempel nicht gefommen ift, hat heraus: gebracht werden koͤnnen, fo hätte zroifchen daffelbe und dem Stempel eine Menge Luft müffen gelaffen wer: den, Es fällt uns zwar bier nicht fogleich ein Be— weis aus der Gefchichte bey, daß man fich. der $uft bey dem griechifchen Feuer. bedienet hätte, jedoch be: weifet auch das Stillſchweigen der Gefchichtichreiber Feinesweges das Gegentheil. Wie weit man aber folches Feuer in die Ferne hat treiben können, läßt | RR ſich * = | feindlichen Thurme nun ſetzte Alexius einen andern am nel abnehmen. nen, das Holzwerf vom Fener ergriffen wurde ($. 30.), Denn gefegt auch, daß eine oder mehr Haͤute in Brand geriethen, fo war doc) die Gluth ohne ganzlichen Verderb der Maſchi⸗ ne bald wieder zu löfchen. Der Kaifer änderte das ber fein Vorhaben , ließ die Mauer zwifchen beyden Thürmen mit zündbaren Materien bedecken, viefe noch mit haͤufigem Dele begießen, damit die Gluth überall hintreffen, und nad) verzehrtem Dache felbft das Holzwerf und den Thurm angreifen möchte [3 ($. 20.). Diefer Anſchlag iſt gluͤcklich von ftatten gegangen, und die ungeheure Mafchine ift nebft als len Soldaten, wie die Anna ** here in Afche verwandelt worden, Ueberdiefes hat ——— des Feuers noch auf zwo Arten koͤnnen vermehret werden. Einmal, wenn man es auf eine Stelle in großer Menge hingenvor- fen hat. Denn das heiße Del wird um fo viel eher alt, je größer die Oberflache ver Falten Körper ift, und je mehr es die Außere Luft beruͤhret. Sie: wird | aha) daher * Le. fol, 381. mr res 81168. 05; S I2 Dand, Z \ zar Kane Abhandlung daher mit dieſen in ein Gleichgewicht gebracht, wel⸗ ches in der bleyrechten Lage, indem es an die Seiten des Thurmes geſpruͤtzet worden, Durch das Herab- fliegen fehr geſchwinde gefehehen iſt. Daher bat man das Del lieber auf das Holzwerk, welches hori⸗ zontal gelegen, oder auf die Verdecke der Schiffe und Häufer geworfen ; und bierbey hat es einen des fto größern Schaden gethan, je mehr es die Ober ‚fläche hat erhigen und Durch Dörren zum Brennen geſchickt machen koͤnnen, und je fchwerer es durd) Waſſer ift zu löfchen gewefen. Die Erfahrung be; ſtatiget diefes zur Gnüge, wenn man recht fiedendes Del in großer Menge : —* Ort — Die Kraft des — * auch nachgehends burch die Hitze des ausgegoffenen Oels koͤnnen vermehret werden. Die fluͤßigen und brennbaren Koͤrper ko— chen nicht alle bey einerley Grad der Hitze. Zum Exempel der Weingeiſt ſiedet in einer gemaͤßigten Himmelsgegend beym 175. Grade der Hitze, daher er auch nebſt dem Branntweine, der nicht viel mehr Hitze erfordert, zu dieſem Gebrauche nicht geſchickt if. Das Steinoͤl ſteigt im Aufſieden an die 200 Grade, daher es, weil es im Ausfprüßen einen großen Theil der Hiße verlieren muß ($. 28.), bier: zu ebenfalls niche gefchicke ift, menigftens nicht fo gefchickt, als die Dele, welche eine größere Hige ans nehmen, Unter diefe kann man befonders das abges zogene Dliven» Terpentin- und das $einöl vechnen, wenn es nur recht zubereitet iſt. Denn jene fochen allererft, wenn fie infpißire find, , ungefähr beym 560, dieſes aber er 6ooten Grabe ‚ wie ſolches 0. Börs / ‚vom griechifchen Feuer. 323 Börbasve * beweift. Es kann feyn, daß Kallinie Fus dergleichen Del ‚gebrauchet bat, . Karat: 17 5,34 Ferner führer Boͤrhaave ** auch diefen Verſuch an: „Nehmet ein Pfund Leinoͤl, thut es in ein „ehernes Gefäß, laſſet es kochen, und recht brennend „werden; es wird alsdenn, wenn es gleich ftille „ſteht, auf die 600. Grade heiß ſeyn, und’ wenn es „gleichförmig gerühret wird, in volle Slammen aus» „brechen. Sieger man nun eine Unze Waſſer auf „einmal in biefes fiedende und brennende Del, fo „entfteht ein Knall, ein großes Geräufche, Gepraf« „tel, eine plögliche Trennung der Theile von einan- „der, und eine durchgängig. ungleiche Bewegung. „Denn, wenn das Waffer in das fochende Del ges „goffen wird, und durd) feine Schwere in die zarten „zwifchenräume eindringt, fo findet es dafelbft eine „Hitze, die dreymal ftärfer iſt, als die Hitze des fie» „denden Waſſers. Es muͤſſen fich daher die Eles „mente des Waflers, Durch eine ganz unglaubliche „Gewalt ausbreiten, und durch eine heftige Bewe— „gung an die fubtileften Oeltheilchen ftoßen, fie zer» „treuen, in Bewegung feßen, und. mit fic). in die s„euft fortreißen. » Ich babe diefen Verſuch nachs gemacht, und befunden, daß die Flamme, nach eins gegoffenem Wafler, faft zehnmal höher, als zuerſt, flieg, fi weit mehr ausbreitete, und ‚überall belle Strahlen, wie Eleine Knallfügelchen , um fich warf, Wie ſehr alfo eine ſolche Gluth dem Menfchen fihas 40, E 2 N den, # * Chemiae T. 1. p. 622. fegg. edit Lip ** Elem, Chem. % J. P. 249. ſeq⸗ 324 Hanows Abhandlung den, und ihn zur Flucht bringen koͤnne, werden die jenigen leicht einſehen koͤnnen, denen die Wirkungen des kochenden Waſſers, das doch dreymal weniger Hitze hat, bekannt ſind. —2 $. 35. | Es ift daher fein Wunder, wenn das Del, ſo lange es noch kochend geweſen, mit wenig Waffer niicht hat fönnen ausgelöfchetwerden. Ja es würde auch ſolche Gluth weder Urin, noch) Eßig, noch Wein haben | — dämpfen koͤnnen, wenn fie nicht in einer viel größern Menge, als das Wafler, dazu wären gebrauchet worden. Doc) hat man die Flamme allerdings er- ficken fönnen, wenn man Sand, Aſche, Breter, und andere trockene Materien in großer Menge dar: auf gervorfen hat, weil Dadurch der Luft der Zugang ift benommen' worden. Gleichergeſtalt hat man es durch Ealtes Del dämpfen fönnen, wenn man häufig darauf gegoffen hat. Denn dadurch ift das kochen⸗ de Del abgefühler, und die Flamme durch das hin- zu kommende Hel gleichlam verfchlungen worden. Es ift alfo fehlechterdings nöthig geiwwefen, dem Feuer die Luft auf diefe Art zu benehmen, und es aus uloͤ⸗ fhen. Solchergeftalt hätte auch ein heftiger Sturm⸗ wind die Gluth des Dels dämpfen koͤnnen, ehe noch das Holzwerf in völlige Flammen gerathen ift, Denn die trockenen und flüßigen Körper find von ganz unterfchiedener Natur. Ben jenen wird die Flamme durch den Wind ftärker, weil unter ihr das Holz angebrannt iſt. Bey diefem aber kann er, aus Mangel einer dauerhaften el die Slamme gar leicht gondſhen rt DIE aa a) ei 7 | E * vom ariechifchen Feuer. 325 9. 36. Man wiirde vergebens einsenden, daß Diefes | Feuer ganz und gar nicht mit Waſſer habe koͤnnen gelöfchet werden. Denn wenn nur fo viel WBafler, als das Del ausmacht, mit. Heftigkeit, und zwar auf die ganze brennende Fläche gegoffen würde, fo wäre der Flamme dadurch die Luft benommen , und fie müßte von felbft verlöfchen. Diefes totirde noch beffer von ftatten gehen, wenn man ftets mehr Waf- fer darauf göße, jo, daß die Menge des Waflers das Del überträfe. Denn auf folhe Weife wird: nicht allein Das Del abgefühlet, und das Holz anges feuchter, daß es wider die Flamme ficher feyn fünn» te; fondern auch die Flamme felbft wird durch fo vieles Wafler, wenn fie gleich noch etwas anbielte, doc) ohne Schaden, verlöfchen. Auf gleiche Weife kann das Feuer gelöfchet werden, wenn man durch einen Schlaud) oder Sprige vieles Waſſer mit grof fer Heftigkeit hinein gießt. Man hat auch wahr: fcheinliher Weiſe in dergleichen Fällen Urin und Eßig mit fehr gutem Erfolge gebrauchet ‚doch haben diefe flüßigen Körper nicht ſowohl ihrer Natur nad), als durch ihre Menge, die Flammen des kalt wer- denden Deles gedämpfet. $. 37. Ueberhaupt muß man anmerken, daß die Flamme des brennenden Oeles durch eine andere hinzu gegof- fene Feuchtigkeit um fo viel leichter zu loͤſchen iſt, je weniger das Del warm ift, oder um fo viel fälter es geworden (9. 25.). Es irren Daher Diejenigen, wels che dem griechifchen Feuer diefe befondere Eigenfchaft zufchreiben,, daß es gar nicht mit Waſſer habe koͤn⸗ Si % 9 nen 326 Hanows Abyandlung nen ausgelöfchee werden, und e8 deswegen, als eine verlorne Kunft, bedauren. Es ift aber bekannt, daß, wenn diefes Feuer ins Waſſer gefallen, wie ſich bey dem Lantulf zugetragen hat ($. 12.), die Schiffe davon nicht im geringften find befchädigee worden, fondern daß es vielmehr, fo bald es ing ‚Meer gekommen, ausgelöfchee ift. . 38. | Cardanus gedenfer * einiger Kunftfeuer, die _ im Waffer angezündet werden, oder die darinn nicht verlöjhen, Sie beftehen, fpricht er, aus Schiff: pech und griechifchem Peche, aus Schwefel, Tartar, Fleiſchleim, Salpeter, Steinöl, alles zu gleichen Theilen genommen, nebft doppelt fo vielem unge: löfhtem Kalke, welches alles mit Eyerweiß vermi: fchet in Pferdemift verfcharret wird. Andere Com. pofitionen beftehen, feiner Erzählung nach, aus flüf figem Fürniffe, aus Schwefel: Wacholder» Stein» und $einöl, und aus Serchenbaumbarz ; hierzu nimme man nod) fiedenden Aquavit drey und einen halben Theil, Salpeter und pulverifirtes Sorbeerbolz fo viel erforderlic) ift, daß Die Maffe fo dicke als ein Leim wird. Diefes thue man zufammen in ein Glas und laffe es drey Monate im Pferdemiſte ftehen, N PS); Ale Scaliger *merket bey diefen Fünftlichenund ber wundernswürdigen Feuern an, daß fie in manchen - Schriften die griechifchen genennet werden, Aus ende | dieſen * De Subtilitarb IL. p. 67. Edit. Bald, ** In. exot. Exercisat. ad Cardanum de Subtilit, Ex 13. N 3 Ä vom geiechifchen Feuer. 327 diefen hat er, folgende Art; fie zufammen zu fegen, hergenommen. Man nehme, das Uureine vom ers chenbaumharze, welches ſich im Diftilliven des Deles zu. Boden feet, Serhenbaumol (oder ‚Terpertin ), flüßiges Pech, Cedernharz, Campher, Gummi, Mumien, friſches Wachs, Entenfett, Taubenmiſt, Del von lebendigem Schwefel, Wachholder: torbeer- - ol, Leinoͤl, Steinoͤl, philofophifeh Del, Weinftein, von jedem ein halbes Pfund, Salpeter 10 Pfunde, Salmiaf 7 Unzen. Hierauf gieße man fochendes Wafler, und rühre es fo lange um, bis alles recht unter- einander gemifchet iſt; man feße e8 nachher in Pferdemiſt, rühre es alle drey Tage wieder um, und gebe ihm eine, andere Stelle. Nachgehends nehme man. Serapingeift, verfege ihn mit pulverifirtem Kubmifte, Dis, er dicke wird. Scaliger gedenkt zugleich, daß Gemimaurus von dieſer Materie Die wunderbare Eigenfchaft angegeben habe, daß fie fich durd) die bloßen Sonnenftrahlen entzünde, und allein mit Urin und Eßig gelöfchet oder mit Erde erfticket werde, im Waſſer aber. unausloͤſchlich brenne — . Er fuͤhret noch an, daß man dieſe Feuer in Gefäße gethan, und unter. die Feinde: geworfen habe, | a | — 9 40. Johann Baptift. Porta giebt eine Nachricht *, wie man die Schiffe ganz leicht: und gefchwinde er. obern koͤnne. Man nimmt Weidenfohlen, Salz, Aquavit, Schwefel, Peh, Weihrauch, weiche aͤthiopiſche Wollfaden, und Campher, kochet diefe | E4 Ma: * Mag, Natur. L. XII. c.2 328 Hanows Abhandlung | Materien mit einander; die wunderbarer Weife bloß im Waffer brenner und alles anzündet. Er füget ohne Grund hinzu, daß Rallimachus, ein ge fchickter Baumeifter, ſolches Feuer zuerſt die Römer geledret, babe. : Er bringe auch an angezeigtem Hrte * noch vieles von den Haaren bey, welche unter dem Waſſer brennen, nicht aber von demfelben ange» zündet werden. - Doch Salmurh hat bereits ans gemerfet, daß das erfte aus dem Robert Valtu⸗ rius ** genommen ſey. | $. 41. J— Wenn ich aber alle dieſe Eompofti tionen betrachte, fo Fann ich nicht einfehen, wie dadurch ein größerer Grad des Feuers und der Hiße Fonne erhalten wer: den , als diefer iſt, den man bey dem fiedenden Leinoͤle finder. Vielmehr ift es ganz offenbar, daß durch die Mifhung folder Materien , welche feinen fo hohen Grad des Feuers annehmen ($. 33.), Die Eompofition felbit einen . weit geringern Grad des Feuers hat bekommen müffen. Ich glaube daher, dag die Wirfung folcher vermifchter Maäterien und die Kraft zu zünden viel geringer fen imüffe, als diefe, welche fich in dem inſpißirten, und nicht mit Waſſer vermifchten fiedenden Leinöle äußert. Man hätte alfo inDingen, die man näher und von größe» rer Wirfung haben Fann, dergleichen Lmfchweife nicht gebraucht. Und wenn ja noch eine Urfache vor» banden iſt, warum man ſich dergleichen Mirturen bedienet * Ibid. c. 6. ”* Ad Pancirollum L. II, Tit. 19, in Ane. v** Dere militari Lib. IL, vonm griechiſchen Feuer. 329 bedienet hat, fo waͤre es wohl diefe, weil ſie ſchwer nachzuahmen und zu bekommen geweſen ſeyn moͤchten, und daß andere dadurch abgeſchreckt wuͤrden, das Ge⸗ re des griechiſchen a * zu erſorſchen. Wir wollen noch den Zipbilinge anführen, der alfo fchreibt *: „Das Naphtha iſt eine Art von: fo „heftig brennendem Harze, daß. es alles, mas +8 „ergreift, verzehret, ‚und nicht leicht Durch eine nafle „Materie ausgelöfchet wird.,, Zu unſern Zeiten hat man gefunden, daß das Naphtha von dem Stein öle'nicht anders unterfchieden fen, als daß jenes ſub⸗ tilee und reiner ift, und daher zwar: heftiger brem net, aber aud) eben dadurch einen weit geringern Grad der Hiße hat. Wenn man aber gleichwohl faget, daß es durch Feine feuchte Materie fo leicht hat koͤnnen gelöfcher werden, fo hat dieſes nur info weit ſtatt, weil es, vermöge feiner Leichtigkeit, auf dem Waſſer und andern flüßigen Körpern ſchwimmet, und folglich auch auf dem Waſſer dürch andere aus gegoffene naffe Materien nicht fo gleich erſticket wer⸗ den kann. Hieraus läßt ſich urtheilen, daß das brennende Naphtha an und für ſich leicht zu löfchen fey, und dem Waſſer Feinesiweges ſo, als brennendes Leinoͤl, widerftehe. Es pflege daher nicht leicht an⸗ ' dere Körper, als ſolche, anzuftecken, die leicht in Brand gerathen und ſchwer zu A find, Pancirollus hat die, Schriftteter nicht recht verftanden, wenn’ er fchreibe **: „Unter der Regie⸗ 5 „rung * In Epifl. Dionis L. 35. ** Nowor. Repert. Tit. 19. zo Hanows Abhandlung „rung Conftantins des bärtigen ift eine Kunſt er» „sfunden worden, unter dem Waſſer ein Feuer zu „machen, und viefes fey das griechifche Feuer ge: „nenhet worden.,, Kein einziger Geſchichtſchreiber hat jemals gefaget, daß diefes Feuer unterm Waffer gebrannt habe, fondern es iſt ein ganz anderes Feuer, welches im Waſſer, nicht aber unterm Waffer ans gezündet wird. Daher gejteht auch Salmuth, daß diefes Feuer, welches durch einen Platzregen zum Brennen koͤmmt, wohl ein griechifches, aber im ganz uneigentlihem Verſtande genennet worden. Denn er bat bey Johann Langen ** gelefen, dag Marcus Brachus ein Feuer erfunden habe, welches durch ftarfen Regen zu brennen anfange, auch zugleich eg in Strömen brenne, und Bruͤcken und Schiffe anftecfe, weil es aus griechiſchem Schiff: peche, Schwefel, Tartar, Gummi, Salpeter, Harz, Steinöl, Mumie und einer doppelten Portion unge» loͤſchten Kalk befteht, und nachgehends in Kugeln gebracht ift. Man fieht aber leicht, daß diefe Ku: geln nur darum das griechifche Feuer genennet wor⸗ den, weil fie im Waſſer angezündet werden fünnen, ob ihnen ſchon die andern Eigenſchaften des griechi⸗ ſchen Feuers gefehlet haben, und fie auch: gar leicht mit Waſſer ne wären. Ya — Ah | sl . 44 ala nnd Salmuth behauptet im Folgenden, Daß das eis geneliche griechifche Feuer, welches Rallinikus er funden hat, von ganz anderer Beſchaffenheit müffe * —J— — geweſen AIu Comment. ad hunc loeum. | ** Medicinal, Epiſt. P. IL.Ep 32... : Ä vom griechifchen Feuer. 331 geweſen feyn *. Nur darinnen irret er ſich, wenn er ſaget, daß derſelbe ein unter dem Waſſer bren⸗ nendes Feuer erfunden habe, durch welches der groͤßte Theil der ſaraceniſchen Schiffe verbrannt, die uͤbrigen aber zur Flucht genoͤthiget worden waͤren. Es giebt kein Feuer, das unter dem Waſſer Flammen halten, und anzuͤnden kann. Denn die Flamme er⸗ fordert nothwendig Luft, ſie kann ohne dieſe nicht beſtehen, ſondern wird erſtickt, ſo bald es ihr daran fehlet. So ſieht man auch, daß die Koͤrper unterm Waſſer ihre gluͤende Geſtalt verlieren; ſelbſt der Zunder verloͤſchet, ſo bald er keine Luft hat, wie es die taͤgliche Erfahrung augenſcheinlich lehret. §. 45. — Sch finde in den angezogenen Stellen *, daß Lange und Salmurb an dem griechifchen Feuer diefes befonders loben, daß dadurch Kaifer Leo die feindlichen Kriegsfchiffe an der Zahl 1800 mit feis nen Brandfchiffen alle auf einmal zu Grunde, gerich» | N tet * Hauptſaͤchlich gehoͤret hieher der Beweis daß das griechiſche Feuer von allen den vorher angezeigten Compoſitionen muͤſſe verſchieden geweſen ſeyn, den der berühmte Herr Rlingenſtierna in. feiner im Sabre 1752 zu Upfal gehaltenen Difputation, de igne graeco, $. 10. anführet, Es iff namlich in der Compoſition des Kallinikus fein Salpeter oder doch wenigftend von ganz anderer Art vorhanden gewefen , als der. heutige im Schießpulver iſt. Hergegen die neuern Mirturem des griechifchen Feuers nehmen allen den Salpeter mit zu Hulfe, deffen doch die Anna mit feinem Worte gedenfet, Anmerkung des Weberfetzers, AN Lt; cit, BR 332 Hanows Abhandlung Ä tet hat, welches kurz hernach abermals mit 400 und noch mit 350 andern: feindlichen Schiffen gefchehen ift, “Allein bey dem Scyliga, zonaras und Ce⸗ drenus finde ich nur dieſes, daß im Jahre 704, nach Chriſti Geburt, unter der Regierung Kaiſers Deo," eine ſtarke Flotte aus Aegypten unter Su⸗ pyhians Anfuͤhrung „ und eine andere aus Africa, un ter dem Tees, Conftantinopel belagert haben , der» geſtalt, daß von Hiera, bis an die Stadt, die ganze See mit Schiffen bedecket gewefen , daß aber viefe ganze Flotte eheils durch Sturm, theils durch Feuer zu Grunde gerichtet worden ſey. Ob nun gleich all: bier des griechifchen Feuers nicht ausdrüdliche Mel dung gefchieht , fo Fann man doc) leicht zugeben, daß einige von ihr durch daffelbe angeftecke geworden, die alsdenn Die nächft anliegenden Schiffe — in Brand geſetzet haben. 46. Wir muͤſſen nunmehr auf die Urſachen kommen, warum der Gebrauch des griechiſchen Feuers aufge⸗ hoͤret hat. Unter den Urſachen, welche wir anzu— fuͤhren im Stande ſind, kann dieſe vorzuͤglich die erſte ſeyn, daß die Wirkung deffelben nicht allezeit nah Wunfche ausgefchlagen if. Man kann aber. ʒwo andere angeben, warum es nicht allezeit feine MWirfung gethan hat. Die erfte iſt, weil das Del, wenn es hat Flammen halten follen, nicht allzumeit hat können gefprüßet werden, daher die, feindlichen - Schiffe, die von den Brandfchiffen auf einen Bo» genfhuß, und noch etwas weiter entferner geweſen, mit dem Feuer nicht haben koͤnnen erreichet wer: den ($, 29. 30.). Auf diefe Weiſe hat Luntulpb das x vom griechifihen Feuer. 333 das griechifcehe Feuer umfonft geworfen, da ihm die ‚rechte Weite unbekannt gewefen ift ($.12.),. Denn wenn dieß Feuer mit Gewalt weit fortgefprüger wor, den ift, fo ift es gänzlich verlofchen ($. 23.). Wo— bin alfo das brennende Feuer, wenn es in einer Pa: rabel fortgefprüger worden, nicht hat kommen koͤn— nen, da bat es auch Feinen Brand verurfacher ‚fon dern ift vergebens gebrauchet worden. Die andere Urfache ift die große Schwache diefes weit fortgewor; fenen Feuers. Denn das Del ift durd) die Luft, mo es hat durchftreichen müffen, und durch den falten Körper, auf den eg gefallen, um fo viel Eälter ge— worden, je länger es auf demfelben bat liegen müß fen, ehe es ihn zum brennen bringen koͤnnen. Denn wenn diefer erft zum brennen gefommen, fo befam dadurch das Feuer neue Kraft, der Auslöfchung zu widerftehen, Je kaͤlter alfo das Del geworden, des fto leichter wurde es ausgelöfchet, und, ohne zu _ ſchaden, ausgeſpruͤtzet, folglich ift der Mugen deffelben nicht fo gar groß gemefen. Mr GR ai | Die andere Urfahe, warum es nicht mehr ges braͤuchlich ift, feheine diefe zu feyn, weil das Ge heimniß, dieſes Feuer zu machen und zu gebraus hen, auch den Feinden ift befanne geworden. Ich will bier nicht unterfuchen , auf was für Art es zu den Feinden der griechifchen Kaifer gekommen iſt. Es fann feyn, daß einer von den Nachkommen des Erfinders diefer Kunft, oder aud) einer ihrer Bes dienten, oder auch wohl ein Schiffsfoldate zu den Feinden gegangen, und es ihnen, in Hoffnung, Ehre und Nugen zu erhalten, verrathen hat, ‚Viel leich 334 Hanows Abhandlung leicht kann es ihnen auch ein Gefangener, oder ein ihnen von ungefaͤhr in die Haͤnde gefallenes Buch entdecket haben; wie wir denn ſelbſt aus der offen⸗ herzigen Erzählung der Anna Romnena ($. 18.20.) die Befchaffenheit deſſelben angezeiget haben. Es koͤnnte auch diefes Feuer, deffen fi) Kallinifus be» dienet, nachher von einem andern mwißigen Kopfe auf eine oder die andere Weife feyn erfunden worden. Allein, am allerwahrfcheinlichften ift diefes, daß, wenn auch niemand das Geheimniß zu den Feinden gebracht hat, fie doch durch die bloße Wirfung def felben darauf haben fommen fünnen. Denn fie has ben geſehen, daß diefes ins’ Waſſer geworfene flüf- fige Feuer ein fehrwimmendes Del fey; was es aber für eines fey, haben fie dadurch fehen fonnen, wenn es auf den Schiffen gebrannt bat, und ausgelöfchee worden if. Die Heftigfeit deffelben ift aus der Slamme, und aus dem Schmerze defien, der es bat auslöfchen mollen , oder den es etwa getroffen hat, abzunehmen geweſen. Es bar alfo nur die Art, es auszufprüßen, duͤrfen erfunden werden. Und auch diefe ift nicht ſehr ſchwer geweſen. Denn wie man ſieht, ſo hat in Friedenszeiten die Brand⸗ ſchiffe jedermann in Augenſchein nehmen koͤnnen. Jedoch der Gebrauch der Waffen, und anderer fhädlicher Werkzeuge, wird alsdenn geringſchaͤtzig, wenn fich beyde Parteyen derſelben bedienen, und mern fie wider geſchickte Leute gebrauchet werden , die durch finnreiche Erfindungen dem daraus zu ent⸗ ftehenden Schaden vorbauen und — * | koͤnnen. — #. — vom geiechifchen Feuer, 335 BR 2. 48. Hiezu kommt noch, daß es bey flürmifcher See nicht vecht hat koͤnnen gebrauchet werden ($. 26.),” Denn zu einer folchen Zeit Fann das Eochende Del gar leicht in den Brandſchiffen verſchuͤttet, und da durch das Schiff felbit von der Flamme ergriffen ‚werden, wo man nicht die bereiteften Mittel Darges gen zur Hand hat, Allein, eben diefe Mittel, mo: durch ein großer Brand Fonnte.verhindert werden, waren weit zulänglicher, denjenigen Fleinern abzur wenden, den etwa das fortgefprüßte Del auf andern Schiffen verurfachete. Eine geringe Menge Sand, daran es auf den Schiffen eben nicht mangelt, konn⸗ te die von dem Oele zu beforgende Feuersbrünfte gar leicht. dämpfen, und fie im erften Ausbruche erfti- den, Und geſetzt, man hätte aud) feinen Sand ges habt, fo hat.eine mäßige Menge Waffer eben diefe Dienfte thun koͤnnen, wenn man es nur anders recht angebracht hat. Auf ſolche Art haben zuletzt die Er: finder aus ihrem Kunftftücke ‚nicht fonderlichen Nur gen gezogen, es hat Faum der Mühe und der Unfo» ften werth gefchienen, und ift, befonders bey fo zwei⸗ felhaftem Erfolge mit der Zeit gar bey Seite gefeget worden. | L 2 39‘ §. 49. Unterdeſſen hat die Erfindung des Schießpulvers wohl das meiſte dazu beygetragen, daß dieſes Feuer ganz aus der Gewohnheit gekommen iſt. Denn das Schießpulver iſt zu Waſſer und zu Lande unſtreitig beſſer zu gebrauchen, als das griechiſche Feuer. Denn man kann damit ſehr weite Oerter erreichen, und es thut daher in der Ferne weit mehr Dienſte. 336 Hanows Abhandlung Man hat dabey nicht die Gefahr, welche mit jenen verbunden iſt, und eg breitet ſich auch viel gefchwin. "der und weiter-aus. Es Fann aber noch weit mehr ausrichten, Es ift dem griechifchen Feuer vorzu- ziehen, es hindert feine Wirfung und zernichter es. Es iſt ihm vorzuziehen, weil man das grobe Gefchüg weit eher damit laden und losbrennen, als man je: nes zubereiten und fortfprüßen Fann. Es bindert die Wirkung deffelben, weil das grobe Gefchüß den Feind abhält, und ihm nicht verftattet, ſich fo weit zu nähern, daß er griechifches Feuer werfen koͤnnte. Es zernichtet es öfters, wenn eine von weitem ab» gefchoffene Kugel in den Keffel fällt, in dem man es kochet, daß dadurch das Del auf den Heerd laufen, und das Schiff felbft in Brand ſtecken muß. Ich übergehe andere Zufälle, als wenn z. E. Schiffe durch Schießen leck werden, und endlich) gar ver: finfen müflen. | §. 50. eg Es fällt mir auch Feine Stelle aus den Geſchicht⸗ fehreibern bey ($. 10.), daß man ſich diefes ‚Feuers nach der Belagerung von Ancona jemals bedienet hätte. Da nun diefe im Jahre Chrifti 1297 gefche: ben ift, fo fann man mit Grunde behaupten, daß e8 von diefer Zeit an weiter nicht gebraucher worden iſt. Ueberdieß finde ic) auch , daß die Gefchicht- fehreiber , welche die Art, wie Ancona von den Sa. vacenen erobert worden, erzählen, nicht alle darin- nen überein ſtimmen, daß es durch das griehifhe Feuer gefchehen ſey. Man kann daher noch zwei» feln, ob dafielbige zu diefer Belagerung fo: viel, ‘als einige glauben, ‚beygerragen babe: ı Wir halten mit x | beflerm vom griechifchen Feuer. 337 beſſerm Grunde dafür, daß die andern Mittel bey derfelben weit mehr ausgerichtet Haben. Und hierin: ‚nen fällt uns Peter von Düsburg * bey, wenn eram Ende feiner preußifchen Jahrbuͤcher fchreibt: Es find zwo Urfachen der Belagerung diefer Stadt. „Die erfte ift die Verſchiedenheit ihrer Herren, wels che bey Vertheidigung derfelben fehr uneins waren. „Die andere ift, weil die Kreuzherren, welche der „Pabſt zu Hülfe fandte, ohne Anführer, und Rebel „ten und die Treugefinnten aller Orten drückte, Die Erläuterung diefer Gründe Fann man beym Merin Sanut *" ausführlicher nachlefen. Nase LE Sch will aber gleichwohl nicht in Abrede fenn, dag man das griechifche Teuer auch nach diefer Zeit, zuweilen, aber vielleicht felten, und zwar nur als denn, wo ihm das Schießpulver nicht ift hinderlich gewefen, babe gebrauchen Fonnen, und vielleicht wirklich gebraucher Habe. Diemweil ich es aber aus Mangel der Zeit und des Raumes nicht unterfuchen kann, fo will ich andern diefe Ausführung überlaffen, oder fie mir bis auf eine bequemere Gelegenheit vors behalten. Genug, daß das Schießpulver, mie Roger Baco *** und Morhof + bezeugen, fchon zu diefen Zeiten befannt gemefen if. Bacons Stelle hat vor Kurzem der in England berühmte Benjamin Robins aufs neue angezogen, und ii man * Chronicon Prufiiae P. III. in parallelis Cap. 231. *# In Secretis fidel. erucis L. IV. P. XII. c. a1. *xx In Epiflol, de Secretis natur. et artis, 1 Polyhift. Tom. II. L, II. c. 38. 12 Band. ) 338 Hanows Abhandlung man kann ſie in der Ueberfegung ‚bie der große Marhematifverftändige in Berlin, Herr Euler, - von Kobins Buche gemad)t bat *, nachlefen: Seine Gedanken find diefe: „Man Tann einen fünft- „lichen Blis und Donner machen, der Armeen und „Städte aufreibt. Ein Vorſpiel diefes Werfuches „machen die Kinder, wenn fie ein mittelmäßiges „Pergament durch Pulver zerfprengen, das alsdenn „einen entfeglihen Knall giebt. Hiezu koͤmmt noch, daß die Saracenen gegen die Mitte des drey= zehnten Jahrhunderts allbereits Das Schießpulver geführet haben, davon Johann von Joinville ** ein augenfcheinlicher Zeuge geweſen iſt. $. 52. wo Wollte man fragen, ob nicht dns — Feuer, in gewiſſen Faͤllen, bey unſern Kriegen und Belagerungen zu gebrauchen wäre: fo kann man anf». morten, daß es auf den Verſuch eines feharffinnigen Kopfes ankaͤme, welcher anzeigte, in welchen Faͤl— len und auf ons für Are man fich deffelben zu bes dienen hätte, oder wie der Gebrauch davon etwan zu ändern und zu verbeffern wäre. Denn es giebt faft feine Sache, die nicht ihren mannichfaltigen Nutzen hätte, und zur Erhaltung manchertey Ab⸗ fichten angewendet werden Fönnte, wenn nur ein Verftändiger weder Fleiß noch Verſuche fparer, Doc) da diefe Unterfuhung nicht zu unferer gegenz —— gehoret, ſo uͤbergehen wir der— gleichen Neue Grundſaͤtze der Artillerie S. 29. j ** Hiſt. de Louis Saint. vom griechiſchen Feuer. 339 ' gleichen Betrachtungen, damit tie nicht das Anſe— hen haben, als wenn wir andern ins Handwerk greis fen wollten, i —* Nexuer Zuſatz des Verfaſſers titan a. Den fan a, J vorhergehenden Abhandlung. Son dem Regiſter der Abhandlungen der koͤnigl. Pas as riſer Geſellſchaft der Wiffenfchaften fand ich das griechiſche Feuer angeführee, und fchlug deswegen. begierig nach, was -darinn etwan angeführet feyn, und ob folches mit, meinen Gedanken uͤbereinſtim⸗ men, oder mir etwas beffers an die Hand geben moͤchte. Ich fand aber dafelbft * nur folgende we⸗ nige Worte: Die ſchwefelichten Materien ver miſchen ſich, ihrer. Natur nach, nicht mit dem Waſſer, ja wenn fie ſehr erhöher find, brennen fie darinn, welches das griechiſche Seuer beweift, | : Da diefe Erzählung aus dem Auffaße des Herrn Lemery genommen ift, wie der Rand dafelbft ans zeiget, ſo hoffte ich in demfelben von dem griech ſchen Feuer ein mehrers zu finden, und blaͤtterte ihn alsbald durch. Aber meine Hoffnung war ver⸗ 9a geben, * Hif. de l’Acad. Royale des Sc. Atınee 1750. ©. 52, der Parifer Ausgabe. Les matieres fulfureufes ne fe melent point avec Peau, et fi elles font fort eXaltees, elles y brulent, temein le feu gregeois. * 340 Hanows Abhandlung gebens, und ich konnte darinnen nicht eine Sylbe davon antreffen. Herr Lemery hatte alſo von dem griechiſchen Feuer nichts gewußt, oder doch deſſen nicht gedacht, ſondern der Herr Geſchichtſchreiber hatte dieſes aus ſeiner Beleſenheit hinzu geſetzet. Indeſſen enthielt doch dieſe Ausſage etwas, ſo von einem Gedanken abhieng, daß wirklich ein Feuer im Waſſer brennen koͤnnte. Dieſes reizte mich, al⸗ les genauer durchzuſehen, ob ich davon genugſamen Grund finden moͤchte. Herr Lemery ſuchet zu behaupten, daß die ſchwe— felhaften Winde die heftigſten Stuͤrme machten, oft von der Erde bis in die Wolken ſtiegen, und da Blitz und Donner verurſacheten. Naͤmlich, wenn ſie daſelbſt ringsum ſo ſtark gedruͤcket wuͤrden, daß ſie in ganz heftige Bewegung geriethen, ſich ent⸗ zuͤndeten, und ploͤtzlich durch die Wolken braͤchen; ſo entſtuͤnde der Donner, der die Luft ſo gewaltig zer⸗ trenne, und, wie der Knall einer losgebrannten Carthaune, dadurch rolle. Im folgenden ſuchet er die Schwierigkeit zu heben, wie dieſe Materie ſich in den waͤſſerigen Wolken und Duͤnſten entzuͤnden koͤnne. Seine Erklaͤrung iſt dieſe: Der Schwefel * eine fette Materie, die ſich mit dem Waſſer nicht vermiſche, und wenn er ſehr erhoͤhet ſey, koͤnne ‚er ſich im Waſſer entzuͤnden und brennen, wie Kampfer und dergleichen. flüchtige Dinge. Ja im | Waſſer koͤnne eine Verpuffung und Krachen entſtehen, wie wenn ein gluͤender Koͤrper hinein geworfen wird. Dieſes beſtaͤtiget er durch einen Verſuch, da er in einen vom griechifchen Feuer. 341 einen Kolben drey Unzen gut Birviolöl, und zwölf Uns zen fehlechtes Waſſer getban, es ein wenig erwär- met, nach und nad) eine bis anderthalbe Unzen Seile ftaub hinein gethan, wodurch ein Kochen und eine Menge weißer Dünfte entftanden ift. Als er. oben an die Mündung des Kolbens einen brennenden Wachsſtock gebracht, hat fich der Dampf entzündet, und gleichfam einen hellen Blitz und Knall verur- fachee. Als er folches öfters wiederholet, bat er bemerfer, daß ſich die Flamme bey ftark gehaͤuften Dinften bis an den Boden des Kolbens durchgedrun, gen, und zuweilen eine gute Weile im Halfe gedauret. Er meynet, im Wafler finde die Flamme mehr MWiderftand, als in der $uft, und müffe das Waf fer mit Gewalt von einander trennen, daß fie ins Freye fommen koͤnne. Solcher in Dunft erhöhete Schwefel, der ſich augenblicklich entzünde, komme von dem aufgelöferen Feilftaube her, da folcher we: der im Waffer, noch im Vitrioloͤle zu finden fey; daher der fauere Salzgeiſt, Alaun und Schwefel eben dergleichen Wirkung thäten, aber Galpergeift und Scyeidewaffer machten feinen entzindenden oder bligenden Dampf.” Das übrige laffen wir weg, weil es nicht hieher gehoͤret. | | Weil der Haupfgeund des Herrn: Lemery auf der ungemeinen Erhöhung des Schwefels beruher, fo wollen wir diefe ein wenig in Betrachtung ziehen. Seine Erhöhung erkläret er ſelbſt durch eine Zer⸗ theilung deffelben in. Dünfte, die noch dazu flüch» tig ſind. In feinem Cours de Chymie nennet er die Schwefelblume einen. eraltivten (erhoͤheten) Schwefel, weil fie vom Schwefel als Dünfte in die ) 3 Höhe I 2 Hanows Abhandlung Hoͤhe EN werden, und fich dehn in den Vor: lagen anfegen, Dadurch wird alſo der Schwefel von den groben Erdtheilen ꝛc. gereiniget, daß er mit Recht ein ſehr feiner und geläuferter Schwefel heißen kann. Es iſt wahr, wenn ein ſolcher Schwefel in heiße Duͤnſte aufgeloͤſet wird, und die Flamme eines Lich» tes koͤmmt heran, fo entzündet fih der Dunſt, und mas vom Schwefel darinn iſt, Das. verbrennet. Die Dinfte aber, oder die Theilchen des Schwe- fels, müffen alsdenn häufig und fo. dicht feyn, daß die Flamme des einen; fo angezündet iſt, das ans dere erreichen, und gleichfalls anzünden kann. Weil ſich in der Natur gleiches mit. gleichem vereiniger, fo ftellen alsdenn ſolche Schwefelduͤnſte gleichfam eine Ader vor, die, wie eine mineralifche Ader in Bergwerken, oder tie ein. aufgelöfetes Zuckerfaͤd⸗ lein in Theewaſſer, unter andern wäfferichten Düns ‚fen bin und, wieder verbreitet iſt. Die Entzüns dung folgee fchnell auf einander, ob ſchon dasje—⸗ nige, was bloß Wafler ift, nicht entzuͤndet werden kann, fondern der Flamme entweicht, oder zer⸗ ſtreuet wird. Aber dieſes alles geſchieht in freyer Luft, welche zu der Entzündung und zur Flamme fo noͤthig ift, Daß, wenn man bloß die tuft wegnimmt, keine Ent⸗ zuͤndung noch Flamme entfteht, oder, : wenn > fie vorher gefchehen ift, gar bald aufhoͤret. Gelbit ver reinefte Schwefel, oder die beftn Schwefelblu—⸗ men, brennen weder in einem luftleeren — a ah noch | vom gricchifchen Feuer. 343 noch im Waſſer. Schmelzen kann man fie wohl durch vielerley Mittel, aber zur Flamme bringt ‚ man es nit. So gar das verbrennlichfte und duͤr⸗ refte Hol; kann man im Waffer zu Feiner Entflam- mung bringen, wenn man auch die größeften Brenn⸗ glaͤſer darzu braudyet. Es wird innwendig zur Kohle, aber auswendig fieht man ihm feinen Brand an. &s BR auch Fein Rauch) davon durch das Waſſer auf. Daher muß man die Eryäßfung von dem Durch ſchlage der Flammen bis an den Boden ſo, wie der Herr Baron von Wolf * verſtehen. Naͤmlich, menn fich nicht viele Dünfte geſammlet haften, fo ift die Entzündung derfelben nur allein über dem Waffer geblieben ; wenn aber ihrer viele waren, iſt fie bis an den Boden durch das Waffer gegan: gen. Sie erhiget die Luft, und die Dünfte über dem Waller gewaltig, und meil der Hals enge ist, fo kann fie nicht fo geſchwinde zur Mündung heraus fommen, dringt alfo gegen ihr über mitten. in das Waffer, theilet es, oder treibt es nad) den Seiten, und reicht bis an den Boden. Da nun dieſe Dinfte entflammet find, fo reicht mit ihnen die Flamme bis an den Boden, aber nicht im Waſſer, fondern in und mit der Dunjtluft. Eis gentlich ift es alfo die erhitzte Luft, welche das Wafe fer von einander fchlägt, und die Flamme ift in der uf Sa als einmal durch Zubalten des Halfes | > 4: | allzu: Nouͤtzliche Verſuche 3. IL. $. 141. ©. garf, 344 Hanows Abhandlung allzuviel Dünfte verfammlet geweſen ‚it das Glas ſelbſt mic großem Krachen zerfprungen *. - Was von dem Brennen des Kampfers im Waf fer angeführet wird, ift auch nur von dem zu vers ftehen, der über dem Waffer ſchwimmt, und das Waſſer nicht berübrer, wie folches ein jeder finden wird , der es verfuchen will. Zwar ſaget Herr Boͤrhaave **, wenn zu gefehmolzenem Kampfer die äußere Luft einen Zugang befommen, fo fange er eine Flamme, die auf (in) dem Waffer bren- ne ***, auch dicken und ſchwarzen Rauch gebe, der einen ſchwarzen Ruß anfege. Allein, wie im Waſſer felbft weder Dünfte noch Rauch ftatt fin⸗ den: fo.muß diefes von dergleichen Bertheilung des Waſſers durch die Luft mit den entflammten Kam» pferdünften zu verftehen feyn, davon naͤchſt vor diefem des Herrn Lemery Ausfage erkläret ift, wie denn befannt ift, daß eine jede Flamme wäfferige und andere Dünfte in ſich halte und mit vertheile. So wohl Kampfer ale Schwefel, fo rein fie auch immer find, brennen doch in der $uft nicht mit ein« mal durch und durch, fondern nur an der die Luft beruͤhrenden Oberfläche, i | Sollte jemals ein Schmwefelregen gefallen ſeyn, der mit einem Wetterftrahle gefommen, und mit Waſſer nicht zu loͤſchen geweſen, wie einige gemel» det * * Daſelbſt ©. 423. ** Elem, Chemiae P. I. p, 454. e*** Flainmam facit et in aqua ardentem.- * vom griechiſchen Feuer. 345 ‚bet haben *, fo koͤnnte ſolcher eher eine in viele kleine Theile zerfprengte Feuerfugel gewefen feyn, Die, fo weit ihre Stücfe gereichet, gleichfam einen Feuers regen vorgeftellet hat, dergleichen auch fonft wohl bemerfer it. Daß aber das Feuer eines Donner» ftrahles auch’ oft folche Hitze, als jiedendes Del. ent« halte, und fich folglich von wenigem Waſſer aud) niche leicht löfchen laffe, bat die Erfahrung längft gelehret, aber nicht diefes, daß der Strahl auch im Waſſer brennen, und darinn nicht verlöfchen. follte, Soichergeftalt fündeman in dem allen feinen Grund, das griechifche Feuer für fo etrwas auszugeben, dag felbft in Waffer brenne. Das übrige, was Here Lemery daraus herleiten will, laffen wir darum unberuͤhret, meil es ung nichts angeht, auch von ‚ihm auf das griechifche Feuer, mit melchem wir bier allein zu thun haben, nicht gedeutet iſt. * Nous literaria Ann. 1684. p. 683. % 346° Auszug der neueſten — x * ** ** ** — * * u * * w% e Auspug der neueſten phyſtkaliſchen Merkwuͤrdigkeiten. Gruͤnde fuͤr das Inoculiren der Blattern. er Lord Biſchof von Worceſter hielt, $ 1752 , in. London eine Rede *, von den Rp Blattern und dem Inoculiren, morinn feine Hauptabficht war, die Inoculation ana zupreifen, welches feit ungefähr dreyßig Jahren, in England eingeführet worden, und defto ficherer und heilfamer befunden worden ift, je öfter man fie verfucher hat. In eben der Kirche St. Andreas, wo die befagte Rede gehalten worden, ift 1724 wider eben diefe Methode von einem Redner geftritten woe⸗ +1 -,h den, der die Gläubigen aus der Urfache Davon abzu⸗ mahnen fuchte, weil Hiob vom Teufel zuerft inocus liret worden wäre, und eine Erfindung unmöglich was taugen Fönnte, Die vom Teufel herrübrete. Der | Herr * Gie iſt unter dem Titel: A fermon preached before his Grace Charles Duke of Mar!borough Prefident,etc. of the Hofpital for the fmall-pox and for Inocula- tion, etc. by Ifaac Lord Bishop of Worcefter, in Zondon, 1752. in 4. gedruckt worden. | x \; phyſikaliſchen Merkwürdigkeiten. * Herr Biſchof aber eignet dieſe Rede fuͤr die Inocula⸗ tion mit Rechte den Monarchen des Landes zu, da diefer in feiner eigenen Familie die beilfamen Wirfun« gen diefer Merhode mit zuerft wahrgenommen bat. Wenn die Beherricher der Nationen dergleichen Beys fpiele geben ‚fo haben fie einen Einfluß auf diefelben, und die heilſamen Methoden geminnen nicht weniger, als die Moden , dadurch, dal fie bey Hofe eingefüh« vet werden, Wären die Wirkungen diefer Methode allgemein heilſam, fo würden fie bald, wie andere chie rurgifche Operationen, einen allgemeinen Beyfall fins den. Allein, ob wir gleich in fh vielen Fällen ih» rentwegen noch ungewiß bleiben, fo müffen wir doch ‚ Deshalb ein Arztneymittel nicht verachten, welches mit allen andern diefes gemein hat, daß es ein Hebel ver treibt ‚indem es ein minder gefährliches wirfet. Man bat zwar gefaget, Daß das unendlich Fleine Gifttheils chen, welches man mittheilet, entweder der Saame felbft, oder doch das Saamenbehältniß anderer Uebel ſeyn koͤnnte; allein man hat diefes mit defto fehlechtes rem Grunde gefaget, da die Gefahr der natürlichen, obgleich unmerflichen Vergiftung , die, wie die Deftis Tenz im Finftern ſchleicht, weniaftens eben fo groß iſt. ‚Hier hingegen fuchet man fich das Gift ſelbſt aus,und giebt e8 niemanden ohne vorhergängige genauellnterfus Hung und Zubereitung. Eine dreyßigjährige Erfah» rung hat auch ſchon die Furcht widerleget, welche noch am wahrfcheinlichiten hätte ſeyn mögen, daß das Uebel ſich vom neuen wieder einfinden dürfte. Die Jahres⸗ zeit, das Lebensalter, der vortheilhaftefte Umftand, ‚die nügliche Vorbereitung, die Kenntniß des Fein des, mit dem man zu thun hat, und die Lichtigkeit, Lee | | RN feine \ * ar x — % | 348: Auszug der neueflen feine erften Anfälle zuruͤck zu freiben, zeugen ingges famt für eine Methode, die in Europa, Aſien und America mit gleichem Gluͤcke ift ausgeüibet worden, Die Bortbeile, welche fie in England geleifter hat, erzählet der Bifchof, nach den eignen Erfahrungen dreyer der beruͤhmteſten Wundärzte, in England, der Herren Hawkins, Middleton und Ramby, welcher leßtere ein mweitläuftig Werk unter Händen hat, worinn er die Bortheile der Inoculation ausfuͤhr⸗ lich befchreiben wird; gleichwie ein gewifjer fehr gen ſchickter Arzt in England eine vollftändige lateiniſche Gefchichte diefer Methode zu liefern verfpricht. Die Erfahrungen befagter Wundärzte find folgende: 1) Die kuͤnſtliche Miteheilung der Blattern, durch die Inoculation, beuget faft ohne Ausnahme dem gefähr- lichen Zufalle des zweyten Fiebers vor, welcher die mei⸗ ſten dahin reißt, die an den natürlichen Blattern ſter— ben. 2) Waͤhrender Krankheit hat man weder ſchwe⸗ ren Athem, noch Bruſtkrankheit, zween Zufaͤlle, welche in den natuͤrlichen Blattern die gefaͤhrlichſten Folgen zu haben pflegen. 3) Vornehmlich aber iſt die Ges fahr unendlich aeringer. Won 1500 $euten, die diefe Herren inoculiree haben, find nur drey geftorben , und diefe wichtige Erfahrungen find mit einer Menge an- derer beftätiget tworden. Won 2000, binnen zehen Jahren, inoculirten Perfonen, zu Portsmouth, Chi- chefter, Builford, Petersfield, und Wincheſter, find, nad) dem Berichte des D. Langrifch , nur zwo ſchwangere Frauen geftorben , die ohne Bormiffen ver Aerzte find inoculiret worden. Aus dem londoni« ſchen Todtenregifter erhellet, daß, von 1731 bis 1750, an den Blattern geftorben, 39115 Perfonen,und wenn | man 2 phyſikaliſchen Merkwürdigkeiten. 349 man bedenkt, wie vielenicht mit in diefen Liſten ftehen, fo kann man leicht binnen zwanzig Jahren vierzig tau⸗ ſend, oder jedes Jahr zwo tauſend Perſonen rechnen, die ein Opfer dieſer toͤdtlichen Krankheit werden muͤſſen. Nach einer fehr mäßigen Schaͤtzung ſtirbt, von ſieben Derfonen, die die natürlichen Blattern haben, eine, und alfo haben , binnen zwanzig Jahren, 280000 Perfonen . die Blattern gehabt, und 40000 find daran geftorben, Jetzo feße man nun voraus, daß von zwey hunderten, die inoculiret werden, einer fterbe, obgleich, nad) den vorigen Zeugniffen, diefes nur dem finfhunderften wi⸗ derfährt ; fo folget, wenn die Inoculation an obbefag: ten 280000 Perfonen gefchehen wäre, daß, anſtatt 4oocoin zwanzig Jahren, nur 1400; und ſtatt 2000 in jedem Jahre, nur fiebenzig würden geftorben fen. Man hätte alfo jährlid) das Leben von 1930, und bin» nen ziwanzig Jahren, nur in einer einzigen Stadt, das geben von 36800 Menfchen gerettet. Sollte dieſe Sa⸗ che niche die Aufmerffamkeit aller Menfchen verdienen, die ihr Gefchlecht, ihr Vaterland, die Ihrigen, und fich felbft lieben ? Man bemerfer mit Bergnügen, daß die Berheerungen der Blattern, feit der Inoculation, um ein Sünftheil verringert worden find, und diefes be weiſt vielleicht, daß, wenigftens in einer Sache, der fünfte Theit der Einwohner einer großen Stadt ver« nünftig geworden fey, Die Zeit, diefer große Meifter unferer Einfichten , und Vertilger unferer Borurtbeile, gewinnt der Vernunft nad) und nach immermehr An« haͤnger. Vielleicht werden, nach einem Jahrhunderte, die Bölfer Europens erftaunen, daß ihre Vorfahren fo zweifelhaft haben feyn Fonnen, Ja, vielleicht | kennet er Auszug der neueſten kennet man, nach einem Jahrhundaue ‚die Blat⸗ fern und ihre Gefahren nicht mehr Dooch wir koͤnnen auch Zeugniffe aus America ba- ben, die eben fo wichtig und im folgenden Auszuge ent» halten find: Die Blattern find im Jahre 1752 in America ſehr gemein und toͤdtlich geweſen. Das Schrecken iſt dieſer Peſt auf dem Fuße nachgefolget, und es haben 1843 Einwohner zu Boſton die Flucht ergriffen, um das Anftecken und den Tod zu vermeiden, Bey dieſer Gefahr hat man für gut befunden, die Eünftlihe Methode der TInoculation zu Hülfe zu neh⸗ men. Sie bat eben die Birfung gehabt, als Das Schießpulver in Feuersbruͤnſten. Das Feuer ift er« fickt worden ‚und. des Sterben hat aufgehöret. Von 5059 Meißen, die die Blattern erwartet haben, find 452, und von 485 Schwarzen, 62 geftorben. Hin⸗ gegen find von 1974 Weißen, die der Gefahr durch die Inoculation getrotzet haben, nur 24, und von 139 Schwarzen, nur fieben geſtorben. Hieraus erhellet, daß, vor ber Snoeulation von ii Meißen, einer, und, von 8 Schwarzen, einer. dag Le⸗ ben hat einbüßen müffen; dahingegen durch diefe Ope⸗ ration von 20 Schwarzen 19, und von 82 Weißen $1, mit dem Leben davon gekommen ſind. Haͤtte man al» fo, ſtatt der Flucht, die Inoculation erwaͤhlet, fo würs den nach diefer chin von den 1843 Flüchtlingen, 22 geftorben feyn, da ihrer itzo we 165 ſeyn moͤgen, die, * Dieſer Artikel m big hieher aus des Herrn Maty Journal britannique, Mois de Mai.et Juin, 1752. genommen. Der folgende Auszug ift aus eben dem Kournale, vom November und December eben deffelben Jahres. | pphyſikaliſchen Merkwürdigkeiten. 351 die, nach faufend.überftandenen Unruhen, doc) noch) ganz natürlicher Weiſe an den Blattern werden ſter— ben müfjen. ar | Hr Wenn nun voraus gefeget werben kann, daß dieſe Krankheit den 1974 Weißen, und 139 Schwarzen, die, ſie durch die Inoculation gehabt haben, weniger fatal gewefenfen, als den 5059 Weißen, und 485 Schwarzen; fo muß man zugeftehen, daß diefe Operation 150 Weiſ⸗ fen, und 10 Schwarzen das Leben gerettet habe. Nach diefer Verhaͤltniß follte ich glauben, daß, wenn gleich Anfangs-die Kunſt der Natur zu Hülfe gefommen waͤ⸗ re, in allem nicht mehr. als 86 Weiße, und 32 Schwarze geftorben feyn würden; die Erhaltung von 600 Mens fchen in einer Stadt, wie Boſton iſt, im einem einzi⸗ gen Jahre, frheint mir in der That einige Aufmerk— ſamkeit zu verdienen. dena SR Der Unterfhied in den Proportionen zwifchen den Weißen und Schwarzen, hat mich gar nicht in Vera wunderung gefeßet, Denn obgleich an den natürlis chen Blattern ein Dritcheil mehr von den einen, als von den andern geftorben ift, und obgleich nach) der In— oculation, viermal mehr Schwarze ‚als Weiße,darauf gegangen find ; fo erflärer fich doch dieſes ganz natürs lich von fich felbfl. Muß man denn nicht auch et⸗ was für feine Farbe bezahlen? Ich weiß, daß dieſe Sache unter diejenigen gehöref, worüber man nicht gern viel urteilen will. Eng⸗ länder in America! Was für Beyſpiele fönnen wohl ‚diefe den Zuropäern geben? Die Tage der weißen Menfchen find gezählet, und die Anzahl der Todten vermindern wollen, heißt Sort verfuchen. Allein,find . die Schwarzen wohl Menfchen ? Werden Die Berfuche | niche # 352 Auszugder neueſten phyſikaliſchen ıc. nicht von andern Nationen, wie von der unferigen, in anima vili, gemacht werden fönnen? Die Herr: fchaften ‚welche durch ihre Zucht beweifen, daß fie das $eben der Sclaven nicht höher fchägen, als was eg ih: nen koſtet, würden fich ja wohl vermuchlich nicht belei- diget finden, wenn man ihnen, zum: Bortheile ihres Beutels, eine Operation anpriefe, die zwey Drittheilen der Schwarzen, oder lieber, desjenigen Theilg ihres Viehes, das Leben erhalten würde, den ihnen die Blattern entwenden? Inhalt | des dritten Stückes im zwölften Bande, 1. Von der Handlung der Republif Genua ©. 243 2. De la Lande Berechnung der Länge von Danzig 282 3. Helds — — von dem ſaͤchſiſchen Bergſtaͤdtgen Berggieshuͤbel 286 4. Baumanns Anmerkung beym Durchoange Merkurs durch die Sonne 294 5. Hanows Abhandlung vom geiechifchen Feuer 297 6. Auszug der neueften — Merkwuͤrdigkei⸗ sen Wert | 346 LERERNe — N Hamburgiſches agazun, geſammlete Schriften, Aus der daturforſchuns und den angenehmen Wiſſ euſchaften uͤberhaupt. — | u Des zmoötften Bandes viertes Stuͤck. — Koͤnigl. Pohln. und Churfürftl. Saͤchſiſcher Freyheit. Hamburg und Leipzig, 2 Peg Georg Chriſt. Grund und Adam Heinr, Hoffe, | 1754 N mn aphn Arae PR * — nn Re. * ach Sa Da — — my r Erf) * Er | fe deemierofeopiihen und phpfi£aliiien oo Berfuher des Herrn Doch Hille, - | der re Sr ber’ elle zu —— Mit itg lied. ge Verſuch Von der wunderbaren * einer Art einer an | j N \s > ein ſtiller Sommerabend mich gerei- zet Hatte, länger als gewöhnlich, uns ter den Pflanzen und Stauden zu : bleiben, die aus fremden Laͤndern her. gefommen find, und welche die Kunft und der e Steiß einer Perſon, fo am beften von der | Welt 32 ® Siehe des 12. Bandes zweytes Stuͤck. 356 Verſuche von Entdedungen | Melt mit ihnen umzugehen weiß, zu gefunden Ein. wohnern des Npothefergartens zu Chelſea gemacht hat; fo ward ich in eine von ihren Gegenden aus ei⸗ nem etwas davon entfernten Spatz ergange, durch ein ſeltenes Flattern von Fluͤgeln bingelocet ‚welches von einer in der Mitte diefer Gegend befindlichen Staude zu meinen Ohren kam. Als ich mich dem fleinen Baume näherte, fo fand: ich, daß es ein fehr gut auffchießendes Gewaͤchſe war, fo aus Lord; america bergefommen, und Wopon man afatibet, - daß eg eben daffelbe fey, was in heißern Laͤndern ein heilſames Harz hervor bringt, welches den Damen Taccamabacca führe. Ich hatte die Elebrichte und wohlriechende Materie, womit die Knofpen die. fes Baumes ſelbſt in unferer nicht foovortheilbaften Gegend bedecket ſind, oͤfters unterſuchet, und Urfa- che gefunden, zu glauben, die Meynung, daß es an andern Oertern dieſe Arztney hervorbraͤchte, waͤre nicht ungegruͤndet. Dieß war eine alte Bemerkung, | ‚aber die. gegenwaͤrtige Gelegenheit, dieſe Staude zu betrachten, eine ganz neues, , Es war noch eben fo viel Licht von dem Leber bleibfel des Tages, daß ic) fehen Fonnte, daß das Geräufche, fo ich geböret hatte, von einer Anzahl großer Schmetterlinge berrübrete, die um die Blaͤt⸗ ter diefer Staude gar ſehr befchäfftiget waren. Ich ‚fieng einen davon, ohne die andern in ihrer Befchärf: tigung fonderlic) zu ftören. Bey der Unterfuchung fand ich, daß es einer der Art wäre, die nur des Nachts fliegen. Es war einer der größten und ſchoͤnſten ven der europäifchen Art. Die Farben - deffelben waren, ſchoͤn und mannichfaltig ‚ feine An- | tennae, Br; i j ee * durch Huͤlfe des Bergroͤßerungsgl. 357 tennase, oder Hoͤrnerchen ſchoͤn aſtig, und ſeine kleine Federn groß und deutlich. Ich nahm ihn nad) Haufe, es that mir leid, daß ich feine Flügel durch die Harte und unvorfichtige Art, womit ich ihn ge fangen, nerleget hatte, und ich wartete mit ‘De: gierde auf eine Gelegenheit, einen zu befommen, der nicht fo befchädiget wäre. | ‚Den andern Abend gieng ich wieder zu der Staus de, aber umfonft;, nicht ein einziger näherte fich der: felben. Einige wenige Tage darauf, ſah ich indefjen auf einmal ein, womit fie fi allda befchäfftigten, und hatte Hoffnung, mas ich wünfchte, zu erlangen. As ich von ungefähr eines der fehönften Blätter der Staude aufhob, fo fand ich Die unterfte Fläche der— felben gewiſſer maßen mit Eleinen, durchfichtigen, run» den und gruͤnen Körperchen bedeckt. Mach fernes rem Suchen fand ich auf vielen von den andern Blät« tern eben diefe Körper, wovon, ohne die vorherges bende Bemerkung, daß die Schmetterlinge um den Baum herum geflogen, ein jeder, der nur einiger» maßen mit den Werfen der Matur bekannt ift, würs de gewußt haben, daß es Eyer von einer Art von Scmetterlingen wären. Es zeigte fich indeffen doch ein Umftand daben, der mid) gan. fehr in Verwunderung feste. Die Na-⸗ tur hat fuͤr alle dieſe hülflofe Thiere fo geſorget, daß die Mutter unter den Schmetterlingen, als wenn fie es vorher fehen koͤnnte, daß aus ihrem Ey ein frefs ſender Wurm, eine,Creatur, die ihr felbft ganz uns gleich ift, heraus fommen würde, zu deffen Unter: hatte Anftalten macht. Es iſt fonderbar, daß es befondere Arten von Bäumen und Pflanzen giebt, 3-3 von 358 DVerfuche von Entdeckungen von welchen, und Eeinen andern, die Raupen freffen. ‚Die Art, welche das Lindenlanb frißt, wird auf dem KHolunderbaume fterben; und die auf dem Fenchel ih ⸗ re Nahrung finden, freffen von feinem Rofenbufche, Eine jede Art bat ihre eigene Wahrung; und ob» gleich Die Alten von diefen Thieren felbft nicht freſſen, und auch wohl gar, wie fich ſolches bey vielen findet, . Feine Werkzeuge zum Freffen haben; ſo werden fie doch durch einen natürlichen Trieb geleitet, ihre Eyer bloß auf die Staude oder Pflanze zu legen, deren Blaͤtter die gehörige Speife ihrer $ungen find. - Man muß jich gar fehr wundern zu fehen, daß fie dieſes Verfahren genau und unveränderlich beobach: ten, und daß man niemals eine einzige von diefen Ereaturen anderswo, als an dem eigentlih für fie beftimmten Drte antreffe. Hier war indeffen eine noch wunderbarere Sache. Wir wiſſen wohl, daß an den befondern Arten eines Gefchlechts, die ein an: _ der faſt in allen Stücen gleichen, die Blätter von einer fo gleichen Befchaffenheit find, daß es einerley ift, auf melden von ihnen die Eyer geleget worden. Da alfo die Raupen, die fi) von den Weidenbäu- men nähren, von allen Arten derfelben frefien, fo fe» ben wir die Eyer: derfelben Art von Schmetterlinge ſowohl auf ven Weiden mit fehmalen, als mit brei: ten Blättern geleget, wiewohl man fie niemals auf den Pappel: Ahorn «oder Ulmbaͤumen antrifft. Hier. war aber eine Staude, deren Gefchlecht uns bisher felbft noch unbekannt war, die uns in. Sproffen und Zweigen war herüber gebracht worden, die, ob fie zwar wachſen, doc) niemals bey ung geblüher haben, ‚indem fie in’ einer entfernten Gegend — * | el |; | durch Hulfedes Vergroͤßerungsgl. 359 ſelbſt ihrer aͤußerlichen Geſtalt nach, erſt ſeit wenigen Jahren bey uns bekannt geworden ſind. Wie geht es denn nun zu, daß das erzeugende Thier dieſe Staude zum Aufenthalte feiner Eyer ausgefondere bat? Wie ift es möglich, daß es willen Fann, zu was für einem Gefchlechte fie gehörer, und ob die Blätter auch eine dienliche Nahrung für feine Jun— gen feyn werden? Ich hatte eine gar zu hohe Mey nung von dem natürlichen Triebe, als daß ich die ‚Folgen -in Zweifel ziehen follte, wiewohl der Beweis fo wunderbar zu feyn fehien. Die Weide ift bey uns die natürliche und gehörige Nahrung für diefe Art Haupen , fie finden fid) aber auch in America, und nähren fich daſelbſt von den Blättern-diefes Gewaͤch— fes. Diefer natürliche Trieb alfo , weicher die Vögel von derfelben Arc in den entfernteften Drten leitet, zur Erbauung, ihrer Mefter. diefelben Materialien zu waͤhlen, und ſolche nad) derfelben Art und Weife ein. zurichten, diefer Trieb, der diefen geringern Creatu: ren an ftatt der Vernunft Diener, Feines Irrthumes fähig, und in allem einerley ift, reiste auch diefen Schmetterling, ungeachtet er ein Abkoͤmmling einer. Raupe war, die fich auf einer Weide genähret hatte, ‚und da erzeuget war, wo fich ein Heberfluß an Wei: den fand, feine Eyer auf die neue Staude zu legen, a voller Sicherheit zu verlaffen. - De Kegel, welche diefe Ereaturen leiter, fchläge niemals fehl. Die Ever liegen: ihre beftimmte Zeit auf Dem Blatte, und bringen alsdenn ihre Kungen hervor. Ich beobachtete Diefe Zungen vom Anfange an, da fie ungefähr fo groß als der Diameter eines Nadelknopfes waren, bis fie beynahe einem Eleinen 2} | 34 Singer + 360 Verſuche von Entdeckungen Finger an Größe und Dicke glichen. Die Sorge für die Staude hatte den Gärtner angetrieben, die meiften zu tödten; auf mein Begehren aber wurden einige geſchonet damit fie ‘ihre völlige Zeit erreichen, und ihre gervöhnlichen —— durchgehen koͤnnten. Als ich an einem Nachmittage auf ihre Art zu freffen Acht gab, fo war ich ein Zeuge von einem auf ferordentlichen Anariffe,der auf eine derfelben gefchah, und zwar von einem Inſecte, Das gegen die Raupe nur von fehlechtem Anfeben war. Die Kaupe hatte damals ihren völligen Wuchs erreichet. Ihr Kopf ſah ſehr — aus, und ihr Schwanz war mit einer großen und fpißigen Erhöhung bewaffnet, die das Anfeben eines Stachels hatte. Die Raupe kroch auf. der oberften Seite eines Blattes, und ſchien fich auszufonnen, als der Feind heran fam. Es war derfelbe nur eine Eleine liege, von der Art, die bey denen, fo von Inſecten gefchrieben haben, ich weiß eben nicht, aus was, für einer Urſache, Ichnevmon genennet wird. Ihr Leib war nicht halb fo Dick als eine gemeine blaue Schmeißfliege, ungefähr zweymal fo lang, und überhaupt von einer wundernswuͤrdigen zarten und feinen Geſtalt. Sie machte ein fleines Geſumſe mit ihren Fluͤgeln, als ſie ſich naͤherte, und ich ſah, daß die Raupe bey dieſem Schalle ih⸗ rem Hintertheile manche Bewegungen ma als wenn ſie eine herannahende Gefahr bemerkte. Es geſchahen zwar viele Bemuͤhungen, dieſelbe abzuwen⸗ den; allein, als die Fliege ſich einen bequemen Ort ausgefehen hatte ſpr ang ſie der Raupe auf den Leib, hob —4 hintern aan in die Höhe, ſenkte re erfte durch Huͤlfe des Bergroͤßerungsgl. zor ſerſte Spitze deſſelben, die mit einem Stachel dewaff- “net zu ſeyn ſchien, herab, und ſtach ſolchen mit Hef—⸗ tigkeit in den Mücken der Raupe. Te Icch konnte fehen, daß diefer Stachel, fo lang er war ‚in das Fleiſch diefer Ereatur hinein gieng. Die Fliege ließ ihn einige Augenblicke darinnen, und fo bald fie ihn wieder heraus gezogen hatte, ſtach fie da> mit auf diefelbe Art in einen andern Theil des Körs pers der Raupe. Ich fah, daß diefes mehr als funf» zig mal twiederholet, und daß aflezeit zu jeder Wunde ein neuer Dre ausgefuchet ward. Endlich ſchlug die Fliege gleichfam, als im Triumph, ihre Flügel ver- _ ſchiedene mal zufammen, und flog unbeichädigt da⸗ von. Hatte die Raupe bey der Herannaberung des Feindes einen Schreden an ſich fpühren laffen ; fo fehien die Angft, die fie bey den mwicderholten Wun⸗ den bezeugte, unerträglich. Bey jedem Gtiche kruͤmmte und wand fie ſich heftig , bisweilen bemübete - fie ſich durch Abfchütteln des Feindes fih zu helfen, und bisweilen fuhr fie mie ihrem Munde, oder aud) mit ihrem ftumpfen Stachel auf den Dre zu, wo ber Feind ſaß. Alles war aber umfonft. Der kleine, doch graufame Tyrann, behielt feinen Platz, und fchien allen Bemühungen der Kaupe, ihn abzufehlitteln oder zu beſchaͤdigen, Trog zu biethen. Ich eritaunte über dieſen Anblick, der mir ganz wunderbar vorfam. Ich fonnte weder Urfache noch Endzweck von diefer Öraus famfeit begreifen. Sch wußte, daß Feines unter ben unvernünftigen Thieren einander verleget oder. toͤdtet, wenn es nicht von einem Bortheile, den es. davon bat, dazu angereizet wird. Ich hatte bisher geglaus bet, daß unter allen lebendigen Thieren, nur der 35 Menſch — 362 Verſuche von Entdeckungen Menſch allein aus bloßem Muthwillen ſeinen Neben⸗ geſchoͤpfen zu ſchaden faͤhig waͤre. Hier gedachte ich alfo, eine Ausnahme zu finden; doch da mir die man nichfaltigen Abfichten der Matur befannt waren, und da ich wußte, daß der Endzwed vieler ihrer Wir | kungen fehr verborgen wäre, fo beichloß ich , mein. Urtheil fo lange aufzufhieben ; bis ich mehr gefehen aͤtte. As ich noch etwa eine Stunde länger Acht gege- ben hatte, fo Fam eine Menge Fliegen von derfelben Art an diefen Ort der Graufamfeit, wohin fie durch den gerühmten glücklichen Erfolg der erftern hinge⸗ bracht zu feyn fehienen. Ich hatte die Verlegung einer von diefen Creaturen zugelaffen, damit ich Ge: legenheit haben möchte, den Ausgang davon abzufes ben. Das Mitleidven wollte mir nicht erlauben, ein Zeuge von noch mehrerer Öraufamfeit zu feyn. Ich toͤdtete daher verſchiedene * den Fliegen in ihren Bemuͤhungen, und nahm die Raupe, an welcher die Grauſamkeit war ausgeuͤbet worden, nebft einer Men: ge von Blättern zu ihrem Unterhalte, bis zur Zeit ihrer Berwandelung mit mir. Ich nagım auch zu» gleich die Schlachtopfer meiner Rache mit. Es er- forderte eine ziemliche Zeit, ehe ich Die Wirkung des graufamen Angriffes, fo der Raupe widerfahren war, fehen fonnte. Ich ließ mir immer friſche Blaͤtter bringen. Die Raupe ſchien ſich in wenig Stunden von ihren vielen Wunden wieder zu erholen, und | lebte vier bis fünf Tage in der Schachtel, worinn ich fie hatte, ziemlich gerubig, fraß auch von den Blättern, die ic ihr gab, begieriger, als vorhin, Ich | durch Huͤlfe des Vergroͤßerungsgl. 363 AIch unterſuchte während der Zeit den ſcharfen Koͤr⸗ per an der Fliege, welcher das Anfehen eines Sta» hels hatte, und den ich mit fo vielen Schmerzen in das Fleifh der Raupe hatte hinein stecken fehen. Als ich verſchiedene von den Fliegen, Die ich mitge— nommen hatte, eröffnete, fo fand ich, daß fie alle Weibchen wären. Sie waren alle voll Ener, und das Werfzeug an dem äußerften Ende ihres Leibes, fo das Anfehen eines Stachels hatte, war hohl, Hat te eine Gemeinfchaft mit den Eyerſtoͤcken, und war in der That der Theil, wodurch die Eyer gelegen wurden. Als ich den Leib der Fliege druͤckte, brachte ich verfchiedene Eyer dadurch heraus, Dasjenige, mas mir anfänglich eine Handlung einer muthrwilligen Graufamfeit gefchienen hatte, zeigte fid) mir nunmehro in einem ganz; neuen !ichte. Die Graufamfeit ward zwar nicht verringert, allein die Abfiche der Handlung mar augenfcheinlih. Es - mar deutlich, daß die Wunden nicht aus Muthiwil: len gegeben waren, fondern daß fie zur Legung der Eyer dienliche Mittel mären, und nichts Fonnte deut⸗ licher feyn, als daß in einer jeden Wunde ein Ey zus rück gelaſſen wäre. Es ſchien eine wunderbare Graufamfeit in diefer Eineichtung der Matur zu feyn, daß die Ener eines Thieres in dem Fleifche des andern follten ausgehe— cket werden, doch fehien Cie Sache an und für. fich ſelbſt richtig zu feyn, und die folgende Bemerfung beftätigte fie auch auf das vollfommenfte. Ich bes obachtete die Raupe von einer Zeit zur andern gang genau, und Fonnte nunmehro merken, daß die Ruhe, worinn fie die erften beyden Tage nach den Wunden, die 364 Verſuche von Endanngen, die ſie von der Fliege bekommen, zugebracht Batte,, nicht länger, als den dritten Tag währte. Sie mars ‚von diefer Zeit an, bis zu der Zeit, da fie aufhoͤrte zu freſſen, in. der beftigften Bewegung. Taufend. Kruͤmmungen des Leibes in einem Augenblice zeigten. ihre Unruhe und Angft, und als ich fie Durch Ver⸗ groͤßerungsglaͤſer genau betrachtete ‚fo Fonnte id) während der legten anderthalb Tage, eine Bewe⸗ gung lebendiger Thiere unter ihrer Haut fehen. Am Abend des fünften Tages hörte die Raupe auf zu freffen, und am Morgen des fechften fehien fie zur Spinnung ihres Gewebes die Beranftaltungen zu machen, unter welchen fie fi) in ein Püppgen und alsdenn in einen Schmetterling verwandeln follte ;- die Natur verurfachte ihr aber nicht die Mühe zu den Mitteln, deren Endzweck doch nicht konnte er— halten werden. Sie ftarb in ihren erften Des muͤhungen. - Bor dem Tode * Kaupe zeigten fich eine Menge DBeweife von der Mahrbeit meiner Wermuthung, Daß die Fliege ihre Ener in den Körper derfelben geles ger. Am Abende des fünften, und am Morgen des fechften Tages, machten fi) eine Menge von den; Creaturen, die aus den Fliegeneyern entſtanden ivas ven, und bisher i in dem Körper der Raupe gelebet hatten, einen Weg durch denfelben, vwermittelft: eis ner noch ſchmerzhaftern Ope ration, als wodurch fie binein gefommen waren. Sie nagten fid) einen Weg; durch verfchiedene Theile des Nüdfens und der Seis ten der Raupe herdurd), und mächten oͤſters Wun— den, die größer waren, als fie zu ihrem herausfoms men brauchten. Bald nach dem Tode dieſer nr gluͤck⸗ durch Huͤlfe des Vergroͤßerungsgl. 355 gluͤcklichen Creatur kamen auch alle uͤbrige auf die: —* Art heraus. Odb ich mir gleich) einige Mibe gegeben hatte, Fut⸗ ter fuͤr die Raupe zu bekommen, ſo hatte ich ſolches doc) zu dieſen "Thieren nicht nörhig." "Sie hatten don genuafanı gefreffen , und waren bereits an vie Zeit ihrer Verwandlung gelanget. Die geflügelten et werden niemals aus dem Eyein ihrer eignen Geſtalt hervorgebracht, ſie werden alle in einem krie⸗ een Zuftande ,' als Würmer, Maden oder Nas pen gehecket; und nachdem fie" in’ ſolchem Zuftande genugfam gefteffei, fo werden fieiunter der. Bedes "Kung, oder dem Schutze eines Gewebes , oder einer Schale’, oder eines Gehäufes’ht eine: Yurelia oder ein Puͤppgen verwandelt und’von da kommen ſie auf einmal in Ihrer völligen Groͤße und in aller ‚Shönpei ihrer geflügeleen Geftaltiheraus? | | Die Würmer ‚die aus den Eyern diefer Fliege hewor gekommen , waren weiß, längticht , und ihr ‚Körper voller Ringe oder Gelenke. Sie harten’ an dem Tage des Todes der Raupe ihre völlige Größe erreicher. Der Körper diefer Creatur war zwar ein bequemer Ort zu ihrer Nahrung; da derfelbe ihnen. aber zu Der ihrien bevorftehenden Veränderung nicht bequem genug,war;, fo hatten fie fi) in ihrer nun⸗ mehrigen völligen Größe durch denſelben herdurch gefreſſen, und bereiteten ſich zu ihrer Berwandelung. Sie waren nicht fobald aus ihrem Gefängniffe heraus, ſo firigen fie fhon an, die Gewebe zu ſpinnen, worinn ſie die Zeit ihrer Ruhe zubringen ſollten. Ein jedes Thiergen bedeckte fich in einem ſchoͤnen Gchäufe von BR Seide, ‚ und es war weiter: nichts merkwuͤrdi⸗ ges J 366 Verſuche von Entdeclungen Ri ges bey ihnen zu ſehen „als bis ſie in der Geſtalt der alten Thiere heraus kamen, deren Eyern, die in den Koͤrper der Raupe waren hinein geleget worden, fie‘ ihren Urfprung zu Danfen ‚hatten. , Ich machte ver« fchiedene von ihnen,mit kleinen, Nadeln an den Sei ten und dem Boden meiner Schachtel feite, da fie in ihrer größten Vollkommenheit waren, damit ich ihre Beſchaffenheit deſto ‚genauer unterſuchen koͤnnte, und gleichwie eine. Beobachtung von dieſer Art niemals ſehlet, die darauf gewandte Muͤhe durch Entdeckung von Schönheiten zu belohnenʒ ſo haste ich auch nun, mehro, da ich dieſe kleine Creaturen in ihrem. voll, kommenſten Zuſtande und ihrer unbefleckten Sc beit betrachtete, Gelegenheit, etwas zu Veen wich in die größte, Verwunderung ſetzte. | Wir pflegen die kleinen Dinge ‚bie ung. a Ta men, gemeiniglichientweder mit der Außerften. Nach⸗ laͤßigkeit vorbey gehen zu laſſen, oder. hoͤchſtens wuͤr⸗ digen wir fie nur einer zufälligen Achtung, die nicht zureichend ift, zu entdecken, daß ſie Befonderheiten an fid) ‚haben, ; Die ‚eine genauere Beobachtung. er⸗ fordern, Der Kopf diefer ſchoͤnen Creatur iſt rund, hervorragend, und nach dem Maaße des Leibes ziemlich groß. Ihre Hauptfarbe iſt weiß; aber recht auf dem Mittelpuncte des vorderſten Theils des Kopies iſt ein großer und fchöner ſchneeweißer Fleck in der. Figur eines genauen; Dreyecks. Es fcheint berfelbe über die, übrige Fläche erhaben zu feyn, er iſt es aber inder That nicht. Bloß. der Glanz der Sarbe, und die Schattirung um dieſelbe herum ver» urſachet dieſen Betrug auf eben dieſelbe Art, wie ſol⸗ Bes in Schildereyen bey denen Theilen des Gemaͤldes serien | durch Huͤlfe des Vergroͤßerungsgl. 367 geſchieht, die ſich von dem gemalten Tuche zu erhe. ben ſcheinen. An jeder Seite des Kopfes zeiget ſich etwas hervorragendes in der Geſtalt einer Halbku— gel. Es find diefes, ob gleich ihre‘ Größe fo un» förmlich zu feyn ſcheint, die Augen der Creatur. Beyde zufammen find größer, als der übrige Kopf, und durch das Vergrößerungsglas fehen fie unver- gleichlich aus. Ihre Fläche ift nicht eben, ſondern in eine Menge fleiner Flächen, geſchnitten, wie. eine gefchliffene Diamantrofe, wie denn auch: ihr Glanz dieſem Edelgefteine wenig nachgiebt. Die Grund» farbe diefer Augen ſcheint ſchwarzbraun zu feyn ‚allein es ift eine Scyattirung von einer fehr fehönen veraͤn⸗ derlichen Farbe darüber gezogen. Dieſe iſt theils Purpur, theils Grün, und theils von der Metalle farbe, die fich auf dem Rücken einiger unferer: Flie⸗ gen und Kaͤfer zeiget, und: fann mit fonft nichts aus der Natur oder Runft verglichen werden. mn m) ‚Ein jedes von diefen Flächen oder Fächern hat den | Gebrauch, die. Kräfte und Eigenfihaften eines Aus ges an fih, und At an und für ſich felbft ‚ein voll fommenes Werfzeug des Gefichtes; fo daß dasjeni⸗ ge, was an dem Kopfe diefer Creatur, und» verfchies bener anderer Arten von Sliegen nur zwey Augen zu ſeyn ſcheint, ‚in der That eine große Menge verfchiee dener einzelner Augen ift. An den E fen des dreyeckigten weißen Flecks, der den Mittelpunct des Börderfopfes zieret, ftehen drey kleine erhabene runde Körper von einer. außerordente lichen Schwaͤrze. Ihr Glanz ‚den fie vor der übrigen Fläche haben, unterfcheidet fie, ob fie gleich an und —— ſich ſelbſt * klein dan Diefe find auch Yugen, 368 Verſuche und Entderfungen Augen, aber von einer ganz ‚andern Art, wie fie denn auch zu ganz andern Endzweden, als die ano dern, dienen. Da die vielen Augen in der That: eben ſo viele kleine Lentes ſind, die nur in die kleinſte Entfernung ſehen, und dienen, der Creatur ihre Nah⸗ rung anzuzeigen, und zu ändern ſolchen Endzwe—⸗ cken, die auf Dinge gerichtet ſind, die ſie beynahe berühren koͤnnen ; fo ſehen die andern drey, wovon ein. jedes ein befonderes Auge, und viel größer iſt, als eines von den andern beſondern Augen, viel wei⸗ tur, und zeigen der Creatur die Herannaͤherung der Gefahr, oder die Erſcheinung ihres Gatten an. Mir find geneigt, Dafür zu halten, daß die Na ar alle ihre Güte an die größern Gefchöpfe vers ſchwendet, und die Fleinften unvollendet, und kaum halb ausgearbeitet gelaffen habe. Mit welcher Ver⸗ wunderung müffen denn nicht diejenigen, die fo den⸗ Een, gerühret werden, wenn fie fehen, daß ein Werk⸗ zeug des Öefichtes, welches fo unendlich vollkomme⸗ ner und fo wohl in Anfehung feiner. Einrichtung und Endzwecke fo augenfcheinlich vorzüglicher ift, als bag, ‚welches die Herren der Gefchöpfe haben, einer Fleis nen Fliege ift mirgetheilet worden. ‚Allein, das Ges. ſicht ift es noch nicht alles, worinn fie ung ſo er⸗ fraimlich übertrifft. Zwifchen den Augen ſtehen zween Tange und. dünne Körper von einer-fchönen Ges ſtalt, Die gemeiniglich Hörner, bey den Schriftſtel⸗ lern, Die von diefen Materien handeln, aber An- tennae genennet werden. Wir wiſſen noch eben nicht , zu was für Endzwecken dieſelben beftimmer find; ihre Einrichtung aber zeiget, daß fie ihnen 7 ment koͤnnen gegeben ſeyn. reg find fie durch huͤtfe des Vergroͤßerungsgl. 369, fie die Werkzeuge des Gehoͤres, vielleicht des Ges euches, und vielleicht einesnbefondern Gefühles, fo viel. zärtlicher iſt, als unfer eigenes, und das Die geringften Bewegungen oder Beunruhigungen in der fie. umgebenden Fluͤßigkeit empfindet. Vielleicht dienen ſie gar zu einem Sinne, der ſelbſt den groben Werkzeugen unſerer ſo geruͤhmten Bildung unbekannt iſt. Ihr Gebrauch mag nun auch beſtehen, worinn er wolle, fo iſt wenigſtens ihre Geſtalt unſerer höch- ften Aufmerkſamkeit würdig. Ein jedes von ihnen ift fo aroß, als zwey Drittheile der. Länge des Koͤr⸗ pers, und nicht ſo dick, als das feinfte Haar. Dem bloßen Auge feheinen fie nur Fäferchen zu ſeyn, durch das Vergrößerungsglas aber zeiget fihs, Daß ein jedes eine aus Gelenken bejtehende Einrichtung babe. Ein jedes iſt aus funfzehn Gliedern zufammen geſetzet, die alle von gleicher Laͤnge, gleichem Durch⸗ meſſer und gleicher Geſtalt ſind. Ein jedes von die⸗ fen Gliedern hat die Geſtalt des Abſchnittes eines Cylinders, und ihre Laͤnge iſt ungefähr drittehalbmal ſo groß, als ihr Durchmeſſer. Sie find alle an je— dem Ende, wo ſie mit den andern Gelenken zuſam— men gefuͤget werden, geſtutzet, und ihre aͤußerſte Flaͤche iſt nicht glatt oder eben, wie es dem bloßen Auge vorkoͤmmt, ſondern fie hat eine Menge läng- lichter Furchen auf die Art der Säulen in der. Baus: kunſt, in welchen lange ausgehöhlte Streifen befind« lich find. Die Einrichtung diefer Theile der Sins feftenart (denn fie gehören insgeſammt zu. dieſer Claſſe von Thieren ) ift noch nicht zureichend befannf geworden. Was ich ben der Unterfuchung diefer durch Hülfe von Vergroͤßerungsglaͤſern, die mehr 12 Dan, Ya als 370 DBerfuche von Entdefungen _ als gewöhnlich ausrichten, bemerfer: habe, fann als ein Schritt zu der Entdeckung ihres Gebrauches an- gefehen werden. Ich fand in einer jeden Furche drey unterfchiedene Reihen Eleiner Loͤcher. Eine da» von lief gerade in der Mitte der Furche, und: die andern nicht weit davon, an jeder Seite derſelben. Sie waren nicht alle von gleichem Diameter, denn die oberften waren die größten, und ſo nahmen fie allmählich bis unten an jeder Reihe ab. Die allgemeine Farbe. diefer Hörner ift ein dus, feles Schwarz: allein, gleichwie in dem Mittel- puncte des Vörderfopfes ein weißer Fleck befindlic) iftz fo zeiget jich auch ein Zirkel oder Ring von ders felben Farbe, der um die Mitte eines jeden diefer Hörner geht. Diefes giebt ein fehr artiges Anfehen, wenn e8 aber genau unterfuchet wird, fo iſt es Fein bloßer Fleck, wie es zu feyn ſcheint, fondern es ift das mittelfte Glied einer jeden Antenna, die von diefer fehneeweißen Farbe ift, und fieben: ſchwarze über und unter fid) hat. TEEN Die Bruft hat eine fehr ſchoͤne Farbe, und würs de perlenmweiß feyn, mie fie denn augenfcheinlich et⸗ was blaulichtes an fich hat, wenn fie nicht auch einen Anfag von einer ausnehmend fehönen bleichen Roͤthe hätte, fo daß fie einigermaßen fleifchfarbicht ift; oder um es mit der einzigen Bergleichung auszudrücen, die eigentlich allhier Fann gemacht werden; fo hat fie‘ genau die Zarbe, die wir an dem Milchfapphier fes ben, wenn er mit einer dazu gefommenen Naͤgelein⸗ farbe beftrichen ift. Der obere Theil derfelben ft etwas weiter, und die Geiten haben mehr von dem blaulicht vorhen, als das übrige; es find aber auch Aue: an ar. durch Huͤlfe des Vergroͤßerungsgl. 371 an jeder Seite drey kleine runde Flecke, die von einer Perlen ähnlichern und blaulichtern Farbe find, als die übrigen Theile. ud, Der Leib ift von einer vortrefflichen Farbe, von einem hellen Grün, mit einem Meßing ähnlichen gel» ben Glanze, der auf die Art der zwo Farben in dem veraͤnderlichen Seidenzeuge herdurch ſcheint. Er iſt durchgehends ſehr hell und glänzend. Der Leib iſt fo wohl bey diefem, als allen andern Inſekten, durch zirkelformige Ringe-in eine gewiffe Anzahl von Glie⸗ dern abgetheilet. Und was die Schönheit dieſer Creatur noch gar fehr vergrößert, ift, daß alle dieſe Ringe von einer hoben Scharlachfarbe find, Das feste Glied des Leibes, oder, wie es gemeiniglich genennet wird, der Schwan; , ift gleichfalls von der: jelben hohen und fchönen Scharlachfarbe., Laͤngſt einer jeden Seite des Leibes ift auch eine Reihe von Eleinen runden und zierlichen Flecken von verfelben hellen Farbe, wiewohl etwas blaffer, als der Schwanz, oder die Ringe. Der Bauch hat mehr von der grünen, aber weniger von der Meßing aͤhn⸗ lichen ‚Farbe, | ‚Die Beine find lang und dünne, und geben über: haupt feinem Theile des Inſekts an Schönheit und Zierlichfeit ihrer Bildung etwas nad. Ihre Farbe iſt Scharlach, aber nicht fo Hoch und rein, als der Schwanz oder das legte Glied des Leibes. Gie has ben eine Mifchung von Drangefarbe nebft dem Ro⸗ then; die: Schönheit der Farbe ift aber deswegen nichts geringer. Man kann ſich nicht leicht eine hel⸗ lere Farbe vorſtellen, als die Farbe des legten Glie- des des geibes dieſes Inſekts; die über demfelben JzE Yaa befindlis J 372 Verſuche von Entdeckungen befindlichen zirkelformigen Ringe an dem $eibe find lange nicht. fo belle, und die Farbe der Beine ift Durch die Mifhung mit dem Gelben von beyden un» terſchieden. Das oberſte Gelenk eines jeden Beines iſt dick, und von einer eckigten Figur. Es gehen laͤngſt dems felben verfchiedene eckigte Erhebungen: bin, wovon eine jede mic einer Reihe einer Art von Borften, oder fteifen Haare befeget find. ‚Die Ebenen oder Höh len zwiſchen denfelben find glatt, da aber. Die obges dachten Haare ziemlic) in. die Augen fallen ‚fo bat es das Anfehen, als wenn diefe Gelenke ganz haa⸗ rigt wären, und es verurfachee folches eine fehr ſchoͤ— ne Schattirung i in ihrer Farbe. Die untern Gelen⸗ £e find viel dünner, haben gleichfalls eine ecfigte Ge- ftalt, und find auf eben die Art haarigt. Ein jedes Bein endiget fich in einem Fuße von einer fonderbaren Bildung. Es beſteht derfelbe aus drey Zehen, wos von zwo vorne und eine hinten ſitzet. Zwiſchen den⸗ ſelben ift ein. eundlichter Körper von einer ſchwam⸗ migten Beſchaffenheit, der ihnen ftatt einer Sole dienet. Die Klauen find alle drey fehr dünne, und. von einer Eohlfchwarzen Farbe. Die beyden voͤrder⸗ ften find lang , und die hintere it kurz. Die ſchwam⸗ migte Materie in. ihrer Mitte iſt von einer. Dunkeln - oder braunen. Drangenfarbe, und. feheint, wenn ſich die Klauen , nad) dem Gutduͤnken des Thieres zus hun, einer. "Zufammenziehung fähig zu ſeyn. J In ſo ferne kamen alle einzele Thiergen ‚die ich unterſuchet hatte, in jedem Stuͤcke mit einander uͤberein; es war aber beſonders, daß ſich an dem Anpange des letzten Gliedes des Körpers unter. ihnen ein daurch HüfedesDergeößerumgögl. 373 ein großer Unterſchied zeigte. Man wird erinnern, daß ich bey der Befchreibung: des alten Thieres, deffen Enern diefe ganze Nachkommenſchaft ihr Das: ſeyn zu danken hatte, ein gewiffes Ding an dem äußeriten Ende des; Körpers bemerfet habe, daß feiner Geftalt nach einem Stachel aͤhnlich zu ſeyn ſchien, welches das Inſekt tief in das Fleiſch der Raupe hinein ſteckte. Viele von denen Thiergen, die ich itzt unterſuchte, hatten eben daſſelbe Ding in gleicher Geſtalt und Groͤße; andere aber, deren faſt eben ſo viel an der Zahl war, hatten zwar auch eines, aber ſo kurz, daß man es kaum ſehen konnte. Es hatte abẽr auch ein jedes von ihnen drey lange ſtarre und dünne Haare, die auf dem Theile, fo die Grund: lage des gedachten Stachels zu feyn fchien, gewach— fen, und dem ganzen Körper an Länge gleich waren. Diefe waren mit. den Antennis von gleicher Farbe, und dunkelſchwarz, doch waren fie nicht bunt, wie die erften. Wenn man fie durch das Bergrößerungs- glas unterfucher, fo findet man, daß fie daffelbe Ans fehen haben, als jene dem bloßen Auge worfommen, namlich wie fehlechte Faͤſergen, daß fie Feine Glieder haben, nicht hohl, und auch nicht fo zierlich und re: gelmäßig , als jene befchaffen find. Eine Eleine Bemerkung zeigte mir, daß diefer Unterſchied der Bildung des hintern Theils des Koͤr⸗ pers den Unterſchied des Gefchlechts ausmachte, Die, fo diedrey Haare am Schwanze hatten, mas ven ale Männchen, und die mit dem langen Stachel, ‚an welchem Feine Haare hiengen , waren Weibchen. - Die Flügel waren ver einzige Theil der Creatur, | der non zu unterfuchen Geis, blieb; und ob fie gleich SCH Ada 3 einem, 374. Verſuche von Entdeckungen ‚einem, der fie nur obenhin betrachtete, von Feiner befondern Bildung zu feyn fcheinen mochten , fo ſchie⸗ nen fie mir Doc) etwas zu verfprechen, welches vie Mühe, fie zu unterſuchen, genuafam erfeßen fonnte, Das unbewaffnete Auge Eonnte entdecken, daß fie nicht bloße Membranen wären, wiewohl fie, wenn man fie nur ſo ſchlechtweg beſah, nicht viel mehr zu feyn ſchienen. | | | Es waren der Flügel: vier an der Zahl, und fie ‚waren in zwey Paar, nämlich ein ausmwendiges und ein innwendiges, gerheilet, fie waren aber faft ‘von gleicher Größe, und, dem äußerlichen Aufehen nach, Faum von einander unterſchieden. Das äußere Paar iſt ein wenig größer, als’ das innmendige, und das Fleinere Paar ift ein wenig dunkler von Farbe, ‘als das größere. Sie find. alle helle, Elar und durch» fihtig. Sie fcheinen ein jeder von einer einfachen Membran, die befonders zart und dünne ift, gebil⸗ det zu ſeyn, und ihre Farbe ift ein bloßes Braun. ‚Ein jeder aber ift mit einem rund herum gehenden Saume von einem dunfeln Braun eingefafler, und hat nahe an dem außerften Rande runde und ziemlich große Flecken von derfelben Art. Die Huͤlſe eines fehr mäßigen Bergrößerungsglas fes zeigte, daß fie an dem äußerften Rande mit einer Art von Haar befeget waren, und daß fie von Ribben unterjtügef wurden, längft deren Erhebungen fich ein ebenmäßig haarigtes Wefen zeigte. Als ich ein Vergrößerungsglas von Der erforder» lichen Stärfe gebrauchte, fo zeigte ſichs, daß ein je⸗ der Flügel nicht aus einer, ſondern zwo Häuten zus ſammen gefeget war, zwiſchen welchen die gedachten Kibben durch Huͤlfe des Vergroͤßerungsgl. 375 Ribben oder Nerven ſich befunden. Die Membra⸗ nen ſelbſt ſchienen von der Farbe eines beſchmutzten Pergaments zu ſeyn, und waren auch kaum durd)- ſichtiger. Sie waren über und über mit kleinen run- den Klumpen beflecket, die etwas dunkler ausfaheit, als ihr Grund, und die $inie am Rande zeigte ſich bloß aus einer dichten Reihe derfelben Flecke zu beſte⸗ ben, die aber größer waren, und die einfachen runs den Kiumpen, die man auch mit dem bloßen Auge fehen konnte, waren mit denfelben einerley, Die Ribben waren in verfchiedene Zweige vers theilee, und ihre Erhebung ließ ſich zwifchen den Häuten gar leicht bemerfen. . Nunmehro fand ſichs, daß das haarigte Weſen, welches ſich durch das ge⸗ ringere Vergroͤßerungsglas gezeiget hatte „aus re gelmaͤßigen Koͤrpern beſtand, die wie Pyramiden ausſahen, und mit ihrem unterffen Ende an der Ede und an den andern Theilen der Häute befeftiget was ren, ſich aud) ohne Huͤlfe des übrigen Theils der Flügel bewegen Fonnten. So lange die Fliege, de ven Flügel folchergeftale unterfucher ward, leben blieb, hatte ich Gelegenheit zu fehen, daß fie ihre Stellung verfchiedenemal veränderten, ungeachter die Fliege felbit zwifchen der Zange feft gehalten ward. Sie richteten ſich öfters alle mit einander in die Höhe und drüdten fich bisweilen fo platt nieder „daß fie mit dem übrigen Theile des Flügels faft von gleicher Flaͤche waren, — ihre natuͤrliche Stellung, wenn ſie in Ruhe ſind, das Mittel zwiſchen dieſen beyden zu halten ſcheint. Ich bemerkte noch ferner, daß fie ſich nicht anders, als alle zugleich bewegen | Aa4 konnten, 376. Verfuche von Entdeefungen konnten , und ich fah niemals, daß einerdavon, ohne die andern, die natuͤrliche Stellung veränderte, Bon dieſen Fliegen, die aus den Puͤppgen der Würmer heraus gekommen waren, die ſich durch den Leib der Raupe herdurch gefreſſen hatten, ſtarben einige ſo gleich auf det Stelle, wo fie heraus kamen, andere flogen in der Stube herum, und Die Männ chen fuchten faft den Augenblick, Da fie ihren voll fommenen Zuftand erreicher hatten, die Weibgen auf, und ſchwaͤngerten biefelben , worauf. fie matt zu feyn fchienen, und nur eine fehr kürze Zeit lebten, Bon den Weibgen, die folchergeftalt in ‚den Stand geſetzet waren, . ihr Geſchlecht förtzupflangen ,, ver⸗ ſuchte es nicht eine, bey mir Eyer zu legen, indem ihnen das gehörige Neſt fehlte, fo von der. Natur befonders zur Erhaltung und Ernährung der Jun⸗ gen beſtimmt iſt. Es iſt etwas wunderbares 9— dieſer Berfor. gung eines Thieres vermittelt: eines. andern, daß die Würmer, ob fie fich gleich 'augenfcheinlih von den Saͤften nähren, sdie.die Raupe aus ihrer Nah⸗ rung befümmt ‚ dennoch) niemals die Lebenstheilchen der Raupe anfreffen, fondern fo behutſam find, die Creatur nicht zu toͤdten, em den — ie er⸗ naͤhret werden. | aa RR — Mn — Der durch Hilfe des Vergroͤßerungsgl. 377 Der ſechſte Verſuch. Von einem beſondern, noch unbe⸗ ſchriebenen, und durch ein Vergroͤßerungs⸗ glas geſehenen Inſekte, ſo in der eben er ner r Pflanzenſubſtanz hervor urn sn ‚worden, 5 109 Vor einigen nn unferrebete ich * mie Beförderer. und der Zierde. der Wiſſenſchaften, dem verſtorbenen Lord Detre etwa eine Stunde lang von der Eſcheinung der. Thiere von mancherley Arten in verfaulten thieriſchen und Pflanzenſubſtanzen, im⸗ gleichen von der Hervorbringung der kleinern Thier⸗ chen, aus Infuſionen von beyderley Arten im Waſſer, welche letztere nur bloß durch ein Vergroͤßerungsglas, zu entdecken ſind. Die Bemerkung des Medi, daß die Maden, ſo in ſtinkendem Fleiſche gefunden wers den, dahin. gelegten Fliegeneyern zuzufchreiben wär ven, ingleichen, wenn auch Diefelben dadurch abges halten würden, Daß man feines feinen über das Ges faß buͤnde, worinn das Fleiſch hinein gethan wäre, ſolches dennoch ohne einige, Stiegen würde. ſtinkend werden ;, ward. bey dieſer Gelegenheit erwaͤhnet. And da der Lord eben einige fo wohl franzöfifhe als englifche Nachrichten von den Fleinen microfcopiihen Thieren gelefen hatte, die in folchem Wafler waren hervor gebracht worden, in welches Pflanzen infuns Diret ‚gewelen, da er auch gleichfalls geleſen, daß ‚eine jede Pflanze in folcher Infuſion ein verfchiedenes Inſekt hervorbrächte; fo war er auf die. Gedanfen geraten , was auch) immer die Beranlaffung der Aa5 groͤßern 378. Verſuche von Entdeckungen größern Art ih verdorbenen thieriſchen Subftanzen ſeyn möchte; „fo, müßten die kleinern, da fie fic) be— ftändig bey allen zeigten, und bey einer jeden unter fchieden wären, fehlechterdings aus der Auflöfung dee Pflanze ſelbſt entitehen, und ihren Urfprung feinen thierifchen Aeltern von 'derfelben Art zu danken haben, Ich muß dem Andenken digfes wahrhaftig großen Mannes die Gerechtigkeit widerfahren laffen, daß diefes die erfte Nachricht geweſen ſeh, die ich jemals von einem Syſtem gehöret habe, das nachgehends fo fehr von den Sranzofen, und von einem fehr ge ſchickten Engländer ‚ der zu den curiöfen, aber gar zu übereilten Naturforſchern gehöret, erweitert wor» den. So finnreich, auch diefes Syſtem fcheint, und alles deffen ungeachtet, wodurch es das Anfehen bat, unterftüßet zu werden; fo halte ic) doch dafür, es werde nicht ſchwer ſeyn, bey einer bequemen Gele: denheit zu beweiſen, daß die Schluͤſſe deffelben irrig find. Dem fey indeffen, wie ihm wolle, fo hat mir doch diefer Gedanfe Gelegenheit zu Verſuchen gege- ben, wodurch mir die Mühe, fo mir die Anftellung derfelben gefoftet hat, reichlich erfeget worden. Wir "waren im Gatten, als wir auf diefe Materie zu re⸗ . den famen, und da es befchleffen ward, mie mögli- her Richtigkeit die zu dem Ende nöthigen Verſuche anzuſtellen, fo fammlete ich, indem mir durch ver- ſchiedene Spagiergänge giengen, die Saamen von einer ziemlichen Anzahl von Pflanzen‘, nebſt den Blättern einiger andern , und id) fammlete diefelben von ſolchen Pflanzen, von welchen es am wenigſten wahrſcheinlich war, daß fie überhaupt Thieren die EURER BELLE Pr i durch Huͤlfe des Vergroͤßerungsgl. 379 Geburt geben Fönnten, oder die vielmehr am gefhid- ‚teften waren, diefelben zu vertilgen. "Da indeffen die Werkzeuge und der Geſchmack der "Snfeeten ganz anders als.bey den größern Thieren find, fo machte ich hieraus feinen Schluß. Ich be⸗ ‚merkte, in meiner Unterredung mit dem Lord, daß Würmer von Galangal und Pyrethrum, und andere dergleichen Dinge, in den Apothefen fräßen,, deren Geſchmack ſo hitzig und ſcharf wäre, daß wir. denfel- ben in unferm Munde nicht ausftehen Fonnten , und daß die Kalappa, die für uns ein fo heftiges Cathar— ticum ift, Mengen von ihnen ohne «ine folhe Wir- “fung ernährer. Aus diefen und vielen gleichen Faͤl— len fchloß ih, daß die Saamen der giftigften Pflan- zen ganz gewiß eben eine folhe Menge von Inſekten, als die aller unſchaͤdlichſten hervor bringen wuͤrden, und der Ausgang ſtimmte auch mit meiner 33 lung uͤberein. Die verſchiedenen Materialien wurden befenbers | Jerſtoßen, und jede, nad) diefer Operation ‚in zween ‚Haufen getheilet. Diefe wurden in zween "befondere weiße erdene Töpfe gethan, und auf jeden Theil ward eine zureichende Quantität Waſſer, die unges fähr zwölf mal fo viel am Gewichte hiele, gegoffen. Bon den beyden Töpfen, welche einerley Materie ‚enthielten ‚ward einer immer offen gehalten, der an» dere ward mit einer naffen Blaſe feft zugebunden, Nachdem fie mit den Namen der Pflanzen, die’ fie enthielten, bemerfet waren, fo ward der ganze Haufe derfelben in ein Fenfter eines großen Zimmers gefeget, mo die Sonne zu feiner Zeit des Tages — und wo kein Feuer war. Die 380 Verſuche von Entdeckungen Die Anmerkung, daß eine jede Pflanze ein befon« deres Thierchen hervor bringe, befunden wir falfch, Es ftunden mehr als drenig Infuſionen von vere ſchiedenen Pflanzen paarweife in Diefem Fenfter. Als wir fie aber zu der Zeit, da fie ihre völliges Leben ‚harten, unterfuchten,, fo Giniben fich darinn nicht mehr, als acht Arten von Thierchen. Es war auch merf- wirdig, Daß unter dieſer Verfchiedenheif diejenigen Pflanzen, welche zu derfelben Art gehörten, oder die ſich, in Anfehung ihres Geſchmackes und ihrer Eigen» fehaften, mebrentheils gleich waren, dieſelbe Art; Diejenigen aber, die. in diefen Stücen ungleich wa= ren, verfchiedene Arten hervor brachten. Die Blät- ter det Anemone und der Ranunkel brachten einerley Inſekt hervor; diefes aber war gänzlich von demjeni- gen unterfihieden „fo von, vem Saamen der Peterfilie und. der rothen Rüben hervor gebradht ward. In den Infuſionen des Afters und Chryfanthemummers erfchien diefelbe Art, fie war aber von derjenigen ganz anferfchieden, diein dem Wafler gefunden ward, in welches die Blätter vom Burzelkraut waren hinein gethan worden, Wir fahen mit geoßer Sorgfalt darnach, diejenige Creatur zu finden, wovon ein ges wiſſer franzoͤſiſcher Schriftfteller ſaget, daß ſich auf dem Ruͤcken derſelben das Geſicht eines Satyrs zeige, und wovon er erklaͤret, daß er dieſelbe i in der Jnfuſion der Anemone gefunden; allein: wir funden nichts ſo außerordentliches darinn. Da ich unter denen Pflanzen, welche nur die Materien zu dieſen Bemerkungen hergegeben, noch verſchiedene andere ausgeſondert hatte, welches dieſelben waren, woruͤber * Autor ſeine ———— gemecht, und von den durch Huͤlfe des Vergroͤßerungsgl. 381 den Creaturen, die er in den Infuſionen derſelben gefunden zu haben vorgegeben, er ein Kupfer hatte ſtechen laſſen; ſo hatten wir Gelegenheit, zu ſehen, daß dieſes ſatyriſche Thier nicht Das einzige wäre, wo⸗ mit er ſich ſelbſt und die Welt betrogen, und daß er Thiere erdichtet und beſchrieben haͤtte, die nirgends anders, als in ſeiner eigenen Einbildungskraft Platz ‚finden. Dergleichen Schriftſteller geben der Natur⸗ geſchichte die ungluͤcklichſten Wunden, und man ſollte fie billig nicht fo ungetadelt hingehen laſſen. Wenn curioͤſe Leute angetrieben werden, die Verſuche derer jenigen zu wiederholen, die von diefer merfwürdigen und wichtigen Materie geichrieben haben, und als« ‚benn finden, daß die zwey oder drey erjten niche fo ausfallen, wie fie. befchrieben worden, fo verwerfen fie alles mit einander, als ein Werk der Einbildüngs« fraft, und nicht einer wirklichen Bemerfung , und verwandeln dasjenige in eine Beleidigung des Schoͤ⸗ pfers, mas doch eine Handlung feines $obes iſt. Um die Leute won dem Gebrauche der Vergrößerungsglä- fer abzufchrecfen, würde es genug fenn, die falfchen Dinge anzufübren, die von Schriftftellern behauptet worden, fo. von dieſer Materie gehandelt haben, Selbſt Leeuwenhoek, der gar recht der Water dies fer Art von Bemerfungen mag genennet werden, ift niche ohne Irrthuͤmer, wiewohl ſich deren ungleich mehrere bey feinen Nachfolgern finden. Ueberhaupt haben die Sranzofen mehr Irrthuͤmer, als die Englaͤnder. Was unfere eigene Schriftſteller in befierem Anfehen erhält, iſt dieſes, daß die Irrthuͤ⸗ mer ihrer Bemerkungen aus falſchen Beſchauungen, aus einem fchlechten Lichte ‚oder aus der Unvollfoms BAU. ‚mens. 382 Verſuche von Entdeckungen menheit ihres Geraͤthes herruͤhret, und daß ſie faſt durchgehends ihre beſten Kräfte zur Wahrheit zu ge⸗ langen, angewendet haben. Da es hingegen von den meiſten falſchen Nachrichten der franzoͤſiſchen Schriftſteller bekannt iſt, daß ſie ihren Urſprung mehr in einer Begierde finden, etwas Wunderbares und Erſtaunliches zu ſagen, als in einem wirklichen Jerthume in der Bemerkung ſelbſt. | So viel mag: in Anfehung der microfcopifchen Bes trachtungen von einem, der diefelben faft mit gar zu großer Geduld durchgegangen ift, dienen, die Sa: che felbft in ein wahres Licht zu fegen, dem philofos phiſchen Geifte unferer eigenen Nation die gebühren- de Ehre zu geben, wider einen gar zu unbedachrfa- men Glauben zu warnen, fo denen-Machrichten aus einem Sande, das in dem NBunderbaren verliebt ift, Eönnte bengeleget werden, und Diejenigen, die auch felbft einen unglücflichen Anfang in diefen Studien machen, zu ermuntern. Diefelben, wenn fie ihnen gleich einige wenige mal fehl fchlagen, dennoch fore zu fegen. Die verfchiedenen Theile des einzelnen Zus ‚ behörs zu diefer Bemerkung, die im Anfange diefes Verſuches erwaͤhnet worden, gaben fo viel Verſchie⸗ denes. und Merkwürdiges an bie Hand, modurd) ein jeder, der es gefehen, genugfam hätte Fonnen er⸗ muntert werden, mit den Verſuchen nad) feinen eige⸗ nen Gründen fortzufabren, went gleich alle Autores in der Welt falſch davon gefhrieben hätten. Der größte Theil der Thierchen, fo in dieſen ver- fchiedenen Infuſionen hervor gebracht ward, mar zwar bemundernswürdig genug ; dach waren es ſol⸗ che, die bereits bey andern Gelegenheiten won denen⸗ } | jene durch Huͤlfe des Vergroͤßerungsgl. 583 jenigen befchrieben worden, bie ſchon vorhin von die, fen Materien gehandelt haben. Da aber die Abſicht diefer Berfuche nicht ift, alte Sachen für diejenigen ‚neu einzufleiden, Denen diefelben noch eben nicht bes kannt find, fondern vielmehr als eigene Bemerkun- gen dergleichen Dinge vorzubringen, die auch felbft Denenjenigen, die am meiſten damit umgehen, neu feyn müffen, fo will ich von denfelben nichts geben: fen. Die Veranlaffung dieſes Berfuches war ein unbefanntes Thierchen, oder wenn es ja obenhin war. geſehen worden, fo. waren doch feihe Werkzeuge, feis. ne Theile, und feine Eigenſchaften nicht bekannt; Es hat Befonderheiten genug, an fich , um die Auf. merkſamkeit eines jeden an fich zu ziehen, und zwar, folhe, daß, wenn es geſehen worden, es ein großes; Wunder iſt, daß man.es noch nicht befchrieben bat. :.. „Unter den Saamen, welche.bey Diefer Gelegen- beit ins Waffer gethan worden „war auch der Saar, me. vom: Strammonium , oder Dornapfel, vom Taback, und vom &pcoperficon mit befindlich, : Wie. unterfuchten fie von. einem Tage zum ‚andern, ‚und: an den beyden erften funden wir nichts. Das Wafı, fee war. unrein, und- es fehien eine innerliche Bewe⸗ gung, als eine Fermentation darinn zu feyn. Am Morgen des dritten Tages waren, die abgefonderten, Theilchen der Saamen, die, da fie noch in dem Wafs fer ſchwebeten, dafjelbe trübe gemacht hatten, zu Bo⸗ den gefunfen. Das Waffer war. flar, und als ein Tropfen davon durd) das Vergrößerungsglas unter: fuchet ward, fo funden wir es voller Thierchen, Als mir die Töpfe öffneten, Die mit Blaſen zugebunden waren, ſo funden wir alles in denſelben Umſtaͤnden, ohne 334 Verſuche von Entdeckungen ohne den.geringften Unterſchied. Das Waſſer war eben ſo klar. Die ganze Materie der zerſtoßenen Saamen war eben ſo ordentlich zu Boden gefallen, und ein jeder Tropfen war eben ſo ſehr mit lebendigen Creaturen bevoͤlkert. Wir bunden fie wieder zu, und fuhren fort, die offenen Toͤpfe zu unterſuchen. Bey der ſorgfaͤltigſten Unterſuchung funden wir, daß die Thierchen in den nfufionen’diefer drey Saas’ men diefeibigen waren, Sie waren überhaupt ſehr zahlreich, infonderheit aber "waren fie in der Infu— fion vom Strammonium fo gehäufer, daß fie kaum Daß zu ihren Bewegungen zu haben fehienen, und beftändig über einander wegliefen, Es mar north» wendig, fie durch Hinzuthuung frifches Waſſers zu dem Tropfen von: einander abzufondern , der auf der gläfernen Schüffel vor dem Beraröferungsglafe lag, um ihre Bildung deutlich fehen zu Fonnen, ° Sie was ren fehr gefchwinde in ihren Bewegungen, und fchie- nen alle von aleicher Geftalt'und Größe zu feyn,und: ob fie fich gleich beftändig über einander wegwälzeten,; ſo fehienen fie einander doch Feinen Schaden zu * oder ſolches Willens zu feyn. — Das gedoppelte Vergroͤßerungsglas gehöret eigent« lich fuͤr diefe Bemerkungen, und: die Zeit diefelben auf das vortheilhaftefte anzuftellen, ift, wenn der Tropfen Waller, in welchem nur wenige von ihnen find, beynahe ausgedunfter iſt. In ihrem gewoͤhn⸗ lichen Zuftande in dem Waſſer, worinn fie entſtan— den find, machet ihre Ar , den, der fie betrach« ten will, verwirrt, und wenn fie’ durch die Hinzus thuung des klaren Waſſers von einander geſondert ſind, fo find ihre Bewegungen anfaͤnglich fo geſchwin⸗ ut. de, durch Hülfedes Vergrößerunggal. 385 de, daß man gar Fein ordentliches und richtiges Ur: eheil don ihnen fällen Fann, "Mach fehr vielen Ber, ſuchen gluͤckte mirs fo weit, daß ic) nur etwa ein hal- bes Dußend in einem viel größern Tropfen vor Dem Vergroͤßerungs glaſe hatte, und da ſie anfiengen von dem ſtarken Lichte matt zu werden, das von dem re⸗ flectinenden Glaſe auf ſie fiel, und als das Wafler wegtrocknete, fo wurden ihte Bervegungen langfamer, und man fonnte ihre Geftalten beffer erfennen. Ich bediente mich der. Gelegenheit, da fich eines davon in einem Winkel von den übrigen abgefondert hatte, und. richtete meine Bemerkung bloß allein auf daſ⸗ ſelbige. Es war eines von den groͤßern microfeopifchen Thierchen, wiewohl viel zu flein, als daß es mit. dem bloßen Auge hätte koͤnnen gefehen werden, Geis ne Figur war ellipeifch, wiewohl einigermaßen oval, denn beyde Enden waren zwar geründer und ſtumpf, doch war eines etwas kleiner, als das andere. Der Körper war gedrückt, oder flach, und zwar überall gleich. Er war fo durchfichtig, daß die Geſtalt des Eingeweides und fogar die ‘Bewegung deflelben, da« durch fonnte gefeben werden. Er war tingsherum am Rande mit einer Art von Fäfergen umgeben, die ‚Haaren ähnlich waren. Diefe wurden faft beftändig in einer wellenfürmigen Bewegung unterhalten. Sie fehienen dem Körper der Creatur eher zum Gleichge- wichte, als zum Rortgehen zu dienen; denn Das leßte ſchien, wenn es geſchwinde war, durch die Beugung Des Körpers verrichtet zu werden, wenn es aber lang» nr war, durch geſchwinde unten befindliche Werk⸗ 2 Sand, Bb zeuge, 336 Verſuche von Entdeckungen zeuge, die in diefer Stellung der Creatur nicht zu entdecken waren. Re; Die Gläfer, welche bisher gedienet hatten, das ganze Thier zu zeigen, waren niche gefchict, die kleinern Theile deffelben zu unterfuchen. Ich bediens te mich daher eines ftärfern Glaſes, und da die arca deſſelben nicht den fünften Theil des Diamerers des Körpers diefer Creatur ausmachte, fo hatte ic) Ges | Iegenheit, das kleine Theilgen des Thieres, fo ſich darinn zeigte, ganz genau zu befehen. Nunmehr zeigte fihs, daß Die Hau Diefer Fleinen Ereatur nicht glatt und glänzend war, wie bey vielen | andern dergleichen Eleinen Thieren, fondern Förnicht, wie das Chagrinleder, oder die Haut einiger Gees fiſche, mit einer ſcharfen Spiße auf jedem Körngen, Diefe hervorragende Theilchen, oder fpigige Koͤrn⸗ chen, waren blaffer von Farbe, als der übrige Theil | des Körpers. Sie fihienen halb durchſichtig und weißlicht, das übrige aber war nicht fo durchſichtig und olivenbraun. Welch eine Bewaffnung mar Dies fes für die Haut einer fo Fleinen Creafur, und wie | unnötbig ſchien diefelbe zu feyn, fo weit wir in unfes | rer Bemerfung ſehen fonnten? Die Stacheln des | Igels, und diefe Spigen waren nad) Proporrion von | einerley Urt, und die erftern dienen dem “gel zur | Beſchuͤtzung gegen Thiere, die ihn fonft verfchlingen | würden. Wir würden in der That den Nutzen ders | felben nicht einfehen fünnen, wenn wir den Igel in | einem Sande fänden, fo von feinen andern Thieren | bewohnet würde; und wiewohl unfer gegenmärtiges | Inſect an diefem Drte Feine Feinde zu fürchten j* | i 90 durch Hilfe des Vergroͤßerungsgl. 387 ſo iſt es doch nicht bloß fuͤr dieſe einzige Fluͤßigkeit beſtimmet, und kann in andern verzehrende Beglei⸗ ‚ter haben, wider welche dieſe Ruͤſtung noͤthig ſeyn mag. Von der Unterſuchung der Hau⸗ ſchritten wir zu i den Fäfergen an. dem Rande des Körpers. Ich hat⸗ te nicht ohne Grund vermuthet, daß fie der Creatur | geroiffermaßen als Floßfedern dienten; denn ob fie . gleich durch ein ſchwaͤcheres Glas nur bloße Faͤſergen von Haar zu ſeyn ſchienen, ſo funden wir doc) nun« mehro, daß es Floßfedern waren, wovon eine jede aus einem flachen Körper beſtand, der gegen das äußerfte Ende immer fpigiger ward, wo er in zween Theile geſpalten war, und an jeher Seite Reihen von kuͤrzern Faͤſergen hatte, weiche wie die Federn an den Voͤgeln ausſahen. An dem kleineren Theile des Thiergens, ‚welcher, weil er. allezeit in det. Des wegung voran getrieben ward, der, Kopf zu fepn fchien, waren ſie ziemlich kurs: gegen Das andere Ende aber wurden fie allmaͤhlig länger, und in dem - Mittelpuncte des breiteften Endes ſtunden drey, wel— ‚che viel länger als die übrigen waren, Die mittelfte davon war die laͤngſte. Sie uͤbertrafen indefien alte drey die übrigen, ‚fowohl an Breite als $änge, und „waren fo gefteller, daß ihre Seitenfäfergen an einans „ber fliegen. Sie fchienen alle drey zufammen eine ordentliche Floßfeder auszumachen, und dienten, als „Tem, ae nach, dem Thiere zu einem Schwauze. PR Waſſer frocfnete ganz weg, und das Thiet Mar ai diefer Bemerkung, Ich bediente mich der gewöhnlichen Merhode, das Ölas umzufehren, „um den untern Theil der Creatur zu —— ich fand HR Sb 2 aber, 398 Verſuche von Entdeckungen aber, daß eine dünnere Subftanz erfordert wuͤrde, “wenn ich dasjenige genau fehen wollte, nad) deffi en Gewißheit mich fo fehr verlangte, Anden mir der ui tere Theil diefer Creatur weit mehr als der obere zu verſprechen ſchien. Ich erwaͤhlte nunmehro ein ſehr duͤnnes Marien⸗ glas, um das Thier bey der naͤchſten Bemerkung darauf zu ſehen. Ich gab mir die groͤßte Muͤhe, wiederum eines von den Thierchen von feiner Geſell⸗ Schaft abzufondern, wiewohl vergeblih. Zum Gli. cke zeigte mir ein einzelner Tropfe Waſſer, worein ein ſehr geringer Theil von der impraͤgnirten Feuch⸗ tigkeit aus der Spitze eines Pinfels von Kameelhaa- ren gefallen war, nicht weniger als drey von ihnen zufammen. Hunmehro hatten wir, ehe das Wafler wegtrocknete, gute Gelegenheit, fie, vermittelft ei» nes nicht gar zu ftärfen Bergrößerungsglafes , wel« ches folglich eine groͤßere a aream einnahm, in Bewe— gung zu ſehen. Wir konnten deutlich fen daß ihre ganze Ber wegung nicht i im Schwimmen befkände,, ſondern daß auch einige auf dem’ Grunde Hiengen, welches wir vorhin für eine andere Bewegung gehalten hatten, Man konnte aus den wellenformigen Waljungen des Koͤrpers waͤhrend dieſer langſamern Bewegung leicht merken, daß ſolche, vermittelſt ſehr vieler Fuͤße ge⸗ ſchaͤhe, und ein fehr glücklicher Zufall gab uns Gele⸗ genheit, noch einen dritten Gebrauch ber Glieder dies ſes Thieres zu, ſehen, welcher im. Klettern brftand. Es war ein kleines Härchen von. dem Pinfef zugleich mit ‚den — in das Waſſe er gekommen, und ſtund in der Quere, fe daß das eine Ende dadon an | dem durch Huͤlfe des Vergroͤßerungsgl. 389 dem Marienglafe feſt ſtund, und das andere ‚nahe an die Oberflaͤche des Waſſers hinan reichte. Wir ſahen eines von den Thieren, als es da hinan kam, ſich mit dem Bauche der fänge nac) daran fügen, und fogleich bis zur, Spige deſſelben hinan und aud) wieder herunter. klettern. Diefes that es verfchiedene mal, ‚und zwar. fehr Teiche: nach einander, es war auch“ fo Elein, daß. es.das Haar.nicht einmal in Bes wegung bradıte, ‚welches doc) fehr wenig hatte, da» . Durch es in feiner Stellung erhalten. ward. Die, Bewegung, ‚welche Diefe Creaturen in der Mitte des Waſſers hatten, und die zum Unterfchiebe | von ihrem Kriechen und. Klettern, obgleich nicht in einem gar zu, eigentlichen Berfkande ‚ Schwimmen genennet werden mußte, ward viel geſchwinder, als die andern verrichtet, und die Creatur wälzte fich auf eine erftaunliche Weife herum, ſtuͤrzte ſich oft über und uͤber, und lief in dem Tropfen die Laͤnge und die Quere, gleichfam als wenn fie fpielte , mit. ‚einer er⸗ ſtaunlichen Schnelligkeit herum. Als wir unfere Yufmerkfamfeit eine Zeitlang ber mit befchäfftiger hatten, ‚fo ‚vertrocfnete. der Tropfen Waſſer, in welchem alle dieſe Bewegungen geſchehen waren; und nunmehro hielten wir. dafür ‚daß. es Zeit wäre, ftärfere Gläfer zu gebrauchen, um die Theile, fo das Thier an feinem Bauche hatte, oder Die une terfte Seite feines Körpers zu unterfuchen. Als dies fes gefchehen war, fo hatten wir das Glück, alles in . einer bequemen Stellung zu unferfuchen, und Die Thierchen noch nicht, völlig todt zu finden. Die klei⸗ nen —— des — (a fie noch) leben⸗ | T J D 396. Verſuche von Entdeckungen dig, und ihre Glieder in Bervegung , ohne fie von der Der uͤhrung des Marienglafes zu entfernen. - 5 Die erfte Entdeckung die wir machten, war, daß die Creatur in der That und zwar ſehr viele Fuͤße hatte. Es waren ihrer nicht weniger, als acht Reiz ben. Sie faßen in der Sänge vom Kopfe bis zum Schmwanze, in regelmäßigen Entfernungen von eins ander. Die mittelfte Reihe war nahe an dem Mit« felpuncte des’ Thieres, und die äußerften waren niche meit von den Floßfedern entferner, mit welchen die - Seiten eingefaße waren, Cine: jede Reihe enthielt faft eine unzaͤhl ihe Menge Füße. Dieſe waren fehr Elein und kurz, ein jeder aber war am Ende in zween Zähen oder Stücke gerheilet. Die Creatur bewegte - nad) Gelegenheit alle mit einander. Bisweilen fas hen wir eine ganze Reihe, oder mehr, auf einmal in Bewegung bisweilen nur wenige von verſchiedenen Reihen. Die gewoͤhnlichſte Art war, daß ſich uns gefaͤhr ein halbes Dutzend von jeder Reihe quer uͤber den Koͤrper in derſelben Linie bewegte. Dieß iſt oh⸗ ne Zweifel die Art, wie dieſe Creatur geht, und da ihr Schwimmen, oder ihre Bewegung mitten im Waſſer durch die Bewegung des hintern Theiles des Koͤrpers und die Huͤlfe der Floßfedern an den Seiten geſchieht, ſo muß das Klettern, welches wir, vermits teift des Härgens, zu ſehen Gelegenheit hatten , den beyden mittelften Reihen zuzufchreiben feyn, womit das Thier gewiß bey ſolchen Gelegenheiten dünne Körper von dergleichen Art umfaſſet. An den Beinen war weiter nichts zu bemerken; allein aegen das vörderfte Außere Ende fahen wir zween länglid)te a ‚ die aus einigen eh: beitun- durch Hülfedes Vergroͤßerungsgl. 397 beftunden , und ſowohl von den Floßfedern, als auch von den Füßen diefer Creatur ganz unterfchieden wa- ren, welche fehr häufig in Bewegung waren, ihre eingekerbten und zackichten Seiten an einander rieben, und ſich, vermittelft der verfchiedenen Gelenfe, fo zufammen legten, daß fie mit ihren Außerften Enden an den Körper reichten. Diefe Waffen fehienen bey einer genauen Betrachtung den größern Klauen der Krebfe ziemlich ahnlich zu feyn. - Das vierte oder äußerfte Gelenfe war am allergrößten, und ob wir gleih anfänglich dafür hielten, daß diefes Außerfte Gelenke dicht und gleichfam wie eine Keule wäre, fo zeigten doch die zucfenden Bewegungen eines davon, als das Thier aus Mangel des Waffers ftarb, daß fie die Figur einer Gabel hätten, und dazu gemacht wären, etwas, das ihnen vorfäme, anzugreifen. In dem nächften Gelenke unter diefem igtgedachten, ‚zeige ſich die fagenformige Einzafung. Es ift die ſes andere Gelenfe vom Ende, oder das drifte von dem Körper an zu rechnen, flach, und an beyden Geiten zafigt, wie eine Sage. Bey einer genauern ‚Unterfuchung Eonnten wir deutlich fehen, daß die in nere Fläche defjelben rauh, auf die Art einer Zeile, und mit Spigen gleich denen auf dem Ruͤcken befege war, wiewohl mir dieſe Fürzer und nicht fo ſcharf funden. Die andern beyden Gelenfe nächft am Sei: be, waren ſchlechtweg, einformig und glatt. Sie „dienten zu weiter nichts, als Die andern zu regieren ‚und zu bewegen, | Etwas weiter hinunter, als wo dieſe itzt befchrie- benen Glieder mit dem Körper zufammen hiengen, ‚zeigte fich eine Are eines Zeichens in der Figur eines ee Bb au halben Verſuche von Entdeckungen u Mondes, deffen Spitzen aufwaͤrts und der tunde Theil gegen den. Schwanz des Thieres gerich⸗ tet war. Dieſes hatten wir bisher nur für einen Fleck angefehen, der durch feine Farbe von dem uͤbri⸗ gen Körper unferfchieben war; ‚allein derſelbe Um: ftand, der uns gezeiget hatte, daß die Klauen, wenn ſie ſo moͤgen genennet erben, ‚am "äußerften Ende wie Gabeln ausfahen, entdeckte uns, daß Diefes der Mund wäre, Wir jahen ihn zu verfchiedenen malen offen, als. das. Thier in feiner legten Todesangft fhnappete, und bemerkten Dabey, daß fein Durch: meſſer nach dem Verhaͤltniſſe der Sröpe des, Thieres ungemein groß. war. Wir haben alfo in einem ſo leihen’ und fo wenig beträchtlichen Thiere einen Vorrath von Gliedern entdecket, ſo weit muͤhſamer, als die Glieder der groͤßeſten Thiere gebildet worden. Man konnte ſich es leicht vorſtellen, daß die beyden Arme, oder Klauen, ſo vor dem Munde ſaßen, dem Thiere zum Freſſen behuͤlflich ſeyn mußten; allein die beſondere Art, wie ſie gebrauchet wuͤrden; imgleichen was die beſondere Nahrung des Zhier⸗ wäre, bides mußten wir noch erſt a machen. Taft alle kleine Thiere, die man vermittelſt des Vergroͤße⸗ —26 ſieht, freſſen Fleiſch, und wo ſich eine | Art derſelben findet, da findet ſich gemeiniglich auch eine andere, indem ſie, wie die groͤßern Thiere, einan⸗ der freſſen. Ob man fie gleich mit bloßen Augen nicht fehen Fann , fo find fie doch an Größe eben fo von einander unterfchieben, wie Habichte von Sper- lingen, oder biefe von Würmern, und fie freffen einander in eben der Ordnung, wie Die Eleinen Sifhe die durch Hülfedes Vergroͤßerungsgl. 393 die Waſſerinſekten die Hechte die” kleinen Fiſche, und ſo weiter. Allein hier war ein Thier, welches allein zu leben, und in Seen herum zu ſchwimmen, beftimmet ſchien, wo feine'andere Einwohner , als von ‚feiner eigenen Art lebeten. Es tft Eein Zmeifel, daß nich Creaturen, Die noch Fleiner find, als die Fleie neften , die wir in den gemeinen ; Sidßigfeiten fehen, fih . darinn befinden“ koͤnnen "und daß unendliche Stufen zwiſchen diefen Atomis der Epiftenz und dem bloßen Nichts Start finden. Ich habe öfters ge⸗ dacht, daß es mit unſern Vergroͤßerungsglaͤſern in dieſen kleinen Unterſuchungsplaͤtzen eben ſo, als mit den Fernglaͤſern in dem großen Raume des Him— mels beſchaffen ſey· Nachdem das bloße Auge alle Sterne gezaͤhlet bat, die es durch feine Werkzeuge nur entdecken kann, fo zeiget das fchlechrefte Fernglas ſchon mehrere, und felbft in einem folchen Raume, wo ein ſolches Glas nicht mehr zeiget, werden vers mittelft eines beſſern Glaſes noch andere entdecket, und ſo geht es immer fort, je weiter wir unſere Ver⸗ beſſerungen treiben, und, allem Anſehen nach, un⸗ endlich uͤber diefelben hinaus. So glaube ic) auch, iſt es mit diefen Stüßigfeiten befchaffen. Wo’ das bloße Auge nichts, als einen Flaren unbewohnten Kaum zeiget, da zeiget ein Eleines Vergroͤßerungs⸗ glas eine Reihe von Thieren; ein groͤßeres noch eine andere; ein noch groͤßeres eine dritte Art, Die noch Fleiner ift, und fo weiter, über alle Kräfte, wodurch) wir unfere Fähigkeit zum Bemerken vergrößern fon. nen. Eine Vorſtellung, gleich wie diefe, gründer fih auf augenſcheinliche Grundfäge, und die Werfe der Schöpfung werden dadurch in ein folches Sicht DB b5 gefeßer, 394 Verſuche von Entdeckungen gefeßet, fo unfern eigenen Borftellungen Ehre — Wenn wir aber gleich alles dieſes zugeben und anneh · men, daß Thiergen von mancherley Art ſich in der⸗ ſelben Fluͤßigkeit befinden, ob wir ſie gleich durch alle unſere Bemuͤhungen nicht entdecken koͤnnen, ſo kann uns doch alles dieſes zu unſerm gegenwaͤrtigen Endzwecke nicht dienen. Die Werkzeuge, die zum Freſſen dienen, find bey alfen Creaturen nach der Be: ſchaffenheit ihrer Nahrung eingerichtet, und die Na⸗ £ur würde feine fo große Werfzeuge ‚als dieſe Klauen, Dazu beftimmet haben, daß damit Greaturen follten gefaſſet werden , Die fo £lein find, daß fie auch ver mittelſt der Gläfer nicht Fönnen geſehen werden, die doch die gedachten Klauen ſo deutlich zeigen. Den Zubehoͤr zum Freſſen kannten wir nunmehro vollkommen, es blieb nur noch uͤbrig, die Art, wie derſelbe geblauchet wuͤrde, und die Beſchaffenheit der Nahrung dieſer Creatur kennen zu lernen. Wir verſuchten zu dieſem Ende viele Dinge umſonſt. Wenn die Thiere von einander geſondert wurden, wie ſolches gemeiniglich, um ſie bemerken zu koͤnnen, geſchah, und zwar durch Hinzuthuung einiges Waf ſers; ſo zeigte ſich niemals der geringſte Verſuch, dieſe Werkzeuge zu ‚gebrauchen, und wenn wir. fie ſchlechtweg in ihrer eigenen Flüßigkeie fahen, fo war es, wegen ihrer Menge und beftändigen Bewegung, unmöglich ‚ etwas. zu unterfcheiden. , Ein Zufall | brachte ung endlich, zu dem, was wir ſo lange um⸗ ſonſt verſuchet hatten. Ein großes Stü von den zerftogenen Saamen mar in einem Tropfen des Waf fers mit befindlich, und wir fahen dieſe Thierchen in — um daſſelbe beſchaͤfftiget. Wir goſſen zu DRM “ — durch Huͤlfe des Vergroͤßerungsgl. 395 diefem Tropfen noch etwas Wafler, und es glückte ung endlic) fo weit, daß wir alle Thiergen wegſpuͤhl⸗ ten ‚außer zwey oder drey, die am: allergefchäfftige ften waren. Nunmehro währte uns die Zeit recht fange , das ganze Verfahren des Freffens dieſer Thiere;, und den Gebrauch der Werkzeuge zu fehen, die ung in Anfehung ihrer Geſtalt ſchon vorhin wa⸗ ton befannt geworden. au an MNMunmehro beobachteten wir eines der befchäfftig« ften diefer Thiere fo lange, bis es in eine folche Stel fe an der Seite des Stüfes des Saamens kam, welches weit größer, als das Thier war, daß mie alles, was vorgieng, deutlich ſehen konnten, und das reflectirende Glas warf auch zum guten Gluͤcke ſein Licht vollkommen auf den Koͤrper des Thieres, und das Stuͤck des Saamens. Durch dieſen gluͤck⸗ lichen Zufall wurden wir faͤhig gemacht, jede Ber wegung und jeden Umftand des Ganzen zu fehen. Die‘ Ereatur brachte einige Zeit damit zu, ihren Körper in eine neue Stellung zu bringen. » Sie brachte allmählich immer mehr und mehr von ihren Füßen in Bewegung, bis endlich, nachdem fich die nothwendigen Theile des Körpers nach der Form Der Dberfläche: des. Saamenftücleing gebeuget hatten, ein jeder Fuß in jeder Reihe, fo weit als wir es ent been konnten, die Oberfläche beruͤhrte. An denen, Die uns am nächiten waren, Fonnten wir den Ges brauch des gefpaltenen Endes ſehen; denn die beyden Zähen eines jeglichen dieſer Füße, die durch dieſe Theilung gebildet waren, wurden Dicht angedrücfet, und ihre Spigen fehienen felbft in Die Dberfläche des Saamenftückleins hinein zu dringen. Es waͤhrte Be . | nicht | 396° Verſuche von Entdeckungen | nicht lange, fo ward die Bemerkung — Die Sioßfedern an den. Seiten des Körpers wurden: gleichfalls an der Dberfläche des Saamens anges bracht, und’ die drey beſondern Sloßfedern „wovon ich vorhin bemerfet habe, daß fie eine, Art eines Schwanzes ausmachten, wurden fo: feft Darauf ges Deinfet , daß aller Durchgang des Lichtes zu dem Platze zwifchen dem Bauche des Thieres und dem Saamenftüclein unterbrochen ward , und allmählich geſchah eben diefes,längft den Seiten , indem ſich die daſelbſt befindlichen Stopfedech eben wo dicht und fit anſchloſſen. 2. Als der ganze: hintere Theil des Xhieres vollkom, men befeftiget war , fo fieng: es an, das voͤrderſte Ende zu bewegen. "Nach verfehiedenem Schwingen böfeftigteres daſſelbe in einer folchen Stellung, daß der Winkel, der dadurch mit der Dberfläche des Saamens gemacht ward, fo weit offen ſtund, daß man den Mund veffelben: ſehen konnte, und. die Klauen oder Zangen , oder, wie wir ſie fonft nennen wollen, denn fie dienten zu fo mancherley Endzwecken, daß folche nicht leicht durd) ein Wort RO | find, fiengen an zu arbeiten. Das erſte, was wir entdeckten, war der Se brauch der zackigten Seite des andern Gelenkes. Wir fahen eg mit großer Ordnung auf die: Art einer Eäge gebrauchen. Das ThHierchen arbeitete. gar bald etwas von: dem Saamenftücichen mit: diefer Ecke einer der Klauen herunter ‚und als es herunter ‚fiel, ergriff es Die Zange, oder der-offene Theil der andern Klaue, ehe es den Boden erreichte, Dieſe Zange (OBEN es Do Augenblick‘, nicht, wie ich mie vorgeſtel durch Huͤlfe des Dergrößerungsgt. 197 vorgeſtellet hatte, zum Munde, welcher groß genug war, daß er es leichtlich hatt⸗ annehmen koͤnnen, ſondern zu der flachen Seite des andern Gliedes der Klaue, die es abgeſaget hatte. Diefe Fläche iſt, wie vorhin bemerket worden, an beyven Klauen, dls eine Feile eingerichtet. ‚Das Stuͤck ſaß gar leicht feſt darauf, und den Augenblick ward die glatte Flaͤche des andern Gliedes der andern Klaue daruͤber geleget, da wir denn ſahen, daß fie fich in einer ge⸗ ſchwinden Bervegung an einander rieben, wovon die Folge, ob wir es gleich nicht deutlich fehen Fonnten, diefe feyn mußte, daß das Stüdgen klein gemacht, und gleichfam gemahlen ward. Einige wenige Wiederholungen dieſer Bervegung fehienen zu dieſem Endzwecke zureichend zu feyn. Die Gelenke der Klauen fhlugen fich darauf gleich zufam« men, um er ihren entfernten Theil zum Munde zu bringen. Die Deffnung deſſelben nahm eine ganze Flaͤche eines- Diefer Gelenke auf einmal hinein, nach einer Fleinen Zeit ward folches wieder heraus gezogen, und das andere nahm feine Stelle ein. Die Bewegungen, wodurch alles diefes ausgerichtet ward, ‚waren fo geſchwinde, daß wir es nicht eigentlich fehjen konnten, daß fie mit den Flein gemachten Saamen "beladen in den Mund hinein gingen‘, und leer wies | der heraus Famen; allein, eg mußte ganz gewiß fo fenn , und der Mugen des weiten Umfanges des Mundes mußte darinn beftehen, dieſe Gelenfe, die folchergeftale mie Nahrung beladen waren, hinein⸗ zu nehmen , Damit diefelbe von ‚einem gewilfen Werke zeuge, wiewohl wir folches nicht fehen Eonnten, ab» gelecket würden, | ROLLEN £ J Die 398 DVerfuche von Entdeckungen ꝛc. ‚Die andere Klaue ward gleich darauf, auf eben! Die Are gebraucher, ein Stuͤck vom Saamen abzu⸗ fügen. Diefes ward von der Zange der. andern Klaue gleichfalls ergriffen, ehe es völlig zu Boden fiel, zu dem mablenden Theile hingebracht, und eben‘ fo bearbeitet, wie vorhin. Wir fahen dieſes vers! sfchiedenemale wiederholen, und endlich, als das Thier feinen Appetit gefättiget hatte, fo machte es feinen Körper mit weniger Mühe von dem Saamen⸗ ftücflein wieder los, als es angewendet harte, ſich darauf feft zu fegen. Diefes geſchah faft in einem Aus’ genblicke, und das Thier ſchwamm, wie es ſchien, mit ziemlicher Zufriedenheit davon. r Was fih auch übrigens für eine Gleichheit zwi⸗ fchen der Hervorbringung der Maden in verfaulten! thieriſchen Subftanzen, und diefen Thierchen in’ N flanzeninfufionen finden mag; ſo zeiget fich doch wenigftens fo viel, daß die Materie, worinn wir fie finden , Nahrung für beyde verfchaffer ; und es Scheine eine Vorfiche der Natur zu, ſeyn, durch was) für verfehiedene Mittel diefelbe auch immer mag ausgerichtet werden, daß, 100 fich eine gehörige Nahrung für diefe verfehiedene Arten von Thieren findet, dafelbft auch Thiere anzutreffen find, Die folche verzehren, und alfo ihres Aufenthalts in der⸗ ‚felben genießen. —— : 399 EEK FT FR FE * I. Diflertation, ‚qui a remport& le prix propofe par "P Acad. Roy. des Sc. et de belles lettres de Pruffe für le principe de !’adtion des mufcles, avec les pieces qui ont Concouru. Abhandlung, welche bey der Fönigl, Preuß, Akademie. ber Wiſſenſch. den Preiß wegen der Frage von dem Quelle der Bewegung | der Muſkeln ee erhalten, Nebſt einigen andern. Berlin bey Haude und Spener, 1753. 410 1, Alphabet 4. Bogen 4. Kupfertafeln, ON ie Schrift des Herrn fe Cat, Doctors der | Arʒtneykunſt und oberften Wundarztes des — Hotel : Dieu zu Rouen, * Demonftra- tors in der Anatomie und Chirurgie, Mitglied der Akademien zu Paris, $ondon, Madrid, und bes ftändigen Sekretaͤrs der zu Nouen . mache den Ans fang, als die, welche den Preis erhalten. Sie ift in franzöfifcher Sprache sgerefl et, und in verfchiedene Artikel getheilet. 1J Im 400 Preißſchrift, Im erſten zeiget Herr le Cat, da die Bewegung der Muffeln und der muſkelartigen Theile vornehms lich auf die Verbindung des Gehirnes mit den Mus f£eln vermittelft der Nerven anfomme. Eine befannte Erfahrung beftätiger dieſes: Man darf nur den Aſt des Nerven zerſtoͤren, der in die Fafern eines Mus ſkels geht, fo hoͤret dieſer auf, ſich zu bewegen ; ja «eben die Laͤhmung erfolget, wenn man den Nerven nur unterbindet. Verrenkungen der Wirbel, die ſtark ge: nug ſind, das Ruͤckenmark zufammmen zu drücken, Berlegungen, die ven Ruͤckgrad quer durchfchneiden, haben fogleic) entweder, eine Lähmung. aller muffels artigen Theile'unter den Wirbeln, oder einen plögli» ‚hen Tod zu Folgen’ gehabt; und eben das ift die Wirkung ähnlicher Zufälle bey dem inneren Weſen des Gehirnes geweſen. Doch hat dieſe Verbindung ihre Graͤnzen. Man kann das Herz aus verſchiedenen lebenden Thieren heraus nehmen, folglich alle Nerven, die es mit dem Gehirne verbanden, zerſchneiden, und doch ſchlaͤgt es noch lange Zeit. Woodward hat ſolcher⸗ geſtalt das Herz eines Aales noch ſiebentehalbe Stun- de ſchlagen ſehen. Man nimmt Thieren das Ge— ‚bien; man ſchneidet ihnen den Kopf ab, und fie zei⸗ ‚gen noch den Gebrauch ihrer Sinne und Bemweguns „gen fechs bis zwoͤlf Stunden. darnad). Dergleichen 3erfuche find mit. Sröfben, Tauben, Hunden. von i Verney und. Chirac angeftellet werden. Siehe Phi) lof.. Tranf. abridg’d T. I. c. 2. Da aber doch ‚endlich der. Tod erfolger, fo jeiget, Diefes, daß ber Zuſammenhang der Nerven mit. den Muffeln, nicht nochiwendig zu eben der Seit noch vorhanden * darf, vonder Bewegung der Muffeln. 401 darf, da in ihnen Bewegung erfolget. Hierbey entſteht die Frage, ob aud) die Schlagadern, die in einen Muffel geben, zu feiner Bewegung nöthig find. Steno, Bieuffens, u. a. haben ſolches bes haupter, weil auf die Unterbindung derfelben, die Lähmung des Muffels erfolget: andere aber haben es eben deswegen geläugnet, weil ihnen dieſer Ders ſuch nicht fo gelingen wollen, Herr le Cat nahm fich alfo vor, dieſes felbit zu prüfen. Er unterband eis nem Hunde die Aorta über ver Stelle, wo fie fich in die Tiacas theilet, und fegte den Hund auf die Füße. Die Börderfüße Fonnten fih que bewegen; aber die bintern waren fteif, und mie erfroren. Er er wärmte den Hund beym Feuer, und fegte ihn wieder auf die Füße, fand aber die Hinterfüße nod) fteifer, und diefes nod) vermehrt, als er ihn das zweytemal erwärmet hatte. Mad) dem Tode des Hundes ward. die Unterbindung unterfuchee, und gefunden, daß fie die Hohlader und die Aorta über ven Iliacis, nebft einem kleinen Theile vom Melocolo umfaßte, aber keinen merflichen Nerven mit einſchloß. Er wiederholte diefen Verſuch an einem andern Hunde, ‚der fich feiner Hinterfüße Darauf noch bedienen fonnte, aber Herr le Cat fühlete, daß die Schenkelader (arteria cruralis) bey ihm ſchlug, mwiederholete alfo die Unterbindung, und es erfolgte bey diefem Hunde eben das, was bey dem erften. Seine Bewegun« gen dauerten mit einiger Schwierigfeit bey zwanzig Minuten, darauf waren die Hinterfüße völlig ges . laͤhmet, und fchienen fogar unempfindlich, denn man ſtach ihn mit einer Nadel, ohne daß er den gering. ſten Schmerz entdeckte. Dieſes Zeichen der Em 12 Dand, ‚Er pfin⸗ 402 Preißſchrift, ren zweifelhaft, denn eben der Hund gab eben fo we⸗ nig einiges Zeichen der Empfindung von fich, als man ihm die Haut auf dem Bauche öffnete, und wieder zunaͤhete. Don den Unterbindungen bey dies ſem Hunde hatte die erfte einen. Theil des Meſocoli und meiter nichts umfaffet ; die zweyte aber enchielt die Yorta, die Hohlader, einen Eleinen Theil des Mefocoli, und einen großen Aft des plexus polle-, rioris mefaraici, fonft feine andere Merven; von diefem aber weiß man, daß er mit den Muffeln der äußern Gliedmaßen Feine Gemeinfchaft bat. Alfo —3 { pfindung aber iſt, wie Herr le Cat will, bey Thies urtheilet Herr le Cat, wenn andere Zergliederer bey dergleichen Berfuchen die Bewegung der Muſkeln ungehemmt gefunden, fo haben fie die Adern nicht vorfichtig genug unterbunden, Man begreift aber leicht, daß die Bewegung der Mufkeln noch einige Zeit dauern kann, nachdem ihnen der Zufluß des Blutes abgefchnitten worden , da fie folche aud), wenn ihre Verbindung mit den Nerven unterbrochen | wird, noch einige Zeit fortfeßen, Froͤſche, denen man das Herz ausgefihnitten, und folglich den Un lauf des Blutes unterbrochen, büpfen doch noch. Der zweyte Artikel behauptet, daß die Verbindung der Muffeln und des Gehirnes vermittelft eines flüß figen Wefens gefchehe. Sie muß. entweder. vermit- telſt eines folchen,, Das durch die Nerven geht, oder vermittelft des eigenen Wefens der Merven gefcheben, Das leßtere haben einige Naturforfcher deswegen ge glaubet, weil vorerwähntermaßen fich die Bewegung aud) einige Zeit nad) Abfonderung der Theile von den Merven und dem Gebirne fortfegen. Sie find | Ä / alfo von der Bewegungder Muffeln. 403 elfo darauf gefallen, ‘die Nerven mit Saiten zu vergleichen , die verfchiedener Töne nad) ihrer ver fehiedenen Spannung fähig wären, und folcherge- ftalt ihre Erſchuͤtterungen bis ins Gehirn in den Sammelplag der Empfindungen (Senforium com- mune) fortführten., Sie haben aber nicht bedacht, daß die Erfahrungen, die fie den Vertheidigern des Mervenfattes entgegen fegen, auch ihnen miderfpres hen. Wenn man das Gehirn aus einem Froſche nimmt, was wird alsdenn aus dem Sammelplatze diefer Erfchütterungen der Saiten? Wollte man den Mittelpunct dieſer elaftifhen ‘Bewegungen in. Die Hirnhaͤute ſetzen, fo gehen auch dieſe bey Abſchnei⸗ dung des Kopfes weg, und doch) dauern Die Bewe— gungen noch, Auch wird, diefe Meynung nicht dur) die, geringfte anatomifche Erfahrung unterſtuͤtzet. Der Nerve gleicht nichts weniger als einer. gejpannten Saite. In feinem Uefprunge ift er weich , im, Sort gange bekoͤmmt er mehr Feſtigkeit, aber er iſt alle— zeit noch ſchlaff; man begreift leicht, wie ſchlaff die innern Nerven eines gekruͤmmten Armes ſeyn muͤſſen. Ueber dieſes liegen die Nerven in weichen Theilen, in Fett. Was wird eine Saite in ſolchen für Wir— kung thun? Auch kann man nicht ſagen, daß ein Nervenfaden in einem Stuͤcke fortgehe. Aus einem Nervenknochen (ganglion) entfpringen hundert Faͤ⸗ den, jeder fo ſtark als der, welcher den Knoten machte, und von dieſen zweyten Faͤden wieder tau⸗ ſend andere. Dergleichen ereignet ſich an ſehr vielen Stellen des Koͤrpers, aber ein einziger ſolcher Kno— ten, ein einziges Gewebe (plexus ) würde ſchon ‚die Fortſetzung der Erſchuͤtterung unterbrechen, - Die Ems | Ba pfindung 404 Preißſchrift pfindung, welche dadurch figefüße — ſollte, wuͤrde da aufhoͤn. Man kann ſich alſo die Sache nicht * als vermittelſt eines fluͤßigen Weſens vorſtellen: und dieſes laͤßt ſich noch durch andere Beweiſe darthun. Herr le Eat hat nach Bellini den Nerven des Zwerg: fells ( neruus diaphragmaticus ) unterbunderr, und fein Muffel hat die Bewegung verloren: aber eine Saite wird dadurch nicht zu fchlagen gehindert, daß man fie bindet. Gegentheils iſt die ordentliche Fol—⸗ ge, der Unterbindung von Gefäßen in denen flüßige Weſen laufen, diefen Gang zu hemmen. Nun bat Here le Cat den Nerven unter der Bindung zwifchen zween Finger gefaffet, und fo nach dem Zwergfelle zugeſtrichen, welches fich alsdenn beweget hat; dar» aus follte man fchließen, das flüßige Wefen fen, in den Mufkel getrieben worden; aber eben die Be: wegung erfolgte auch, wenn man den Merven vom Zwergfelle abwärts. nad) der Unterbindung zu ftrid) ; ja wenn man ihn gar niche ſtrich, fondern nur mit einer Nadel ftach. Alſo ruͤhrte fie nicht von einem bineingetriebenen fluͤßigen Weſen, fondern’von einer Bewegung , Die der — darinnen er⸗ regte, her. Der dritte Artikel handelt von der Natur und den Eigenſchaften des Nervenſaftes. Das Gehirn iſt fein Abfonderungsmerfzeug. und fein Behältnig. Der Bau deffelben zeige folches deutlih an; da es wie die Nieren am Umfange eine afchfarbige Rinde hat, \ welche aus unzählichen Körnchen befteht, die man bey allen Abfonderungen findet, und der marfichte Theil aus Röhrchen beſteht, deren Richtungen geh bar von der Bewegung der Muſkeln. 405 bar-find, ob ſich wohl die Enge ihrer Höhlungen aller Kunſt unferer Bergrößerungswerfzeuge entzieht. Darauf erkläree Herr le Eat verfchiedene im unferm Körper befindlihe flüßige Dinge für untüchtig, dem Gehirne die Materie zu diefen Abfonderungen zu geben. Der rothe Theil des Blutes Fann es nicht feyn, da alles im Gehirne weiß ift. (Sein wäf- ferichter ſcheint einen fo Fünftlichen Bau zu feiner Ab» fonderuug nicht zu erſodern. Oelichte, ſchweflichte, falzigte Theite find es nicht, man darf nur an die Wirkung dieſer Dinge in unfere Empfindungsnerven denken, um einzufehen, was fie im Gehirne fliften würden. Feuer iſt es auch nicht, denn dieſe Theil» chen find groß genug, an die Kuͤgelchen unferer Säfte zu ftoßen, fie zu zertheilen, zu verduͤnnen; eleftri- fhe Materie unterfcheider fi) vom Feuer nur durd) Schwefel, durch phofphorartige Materien, die noch gröber als das Feuer find; Die Unterbindung einer Schnur hält den Fortgang der eleftrifhen Materie an ihr nicht auf, mie des Nerven Unterbindung Des felben Wirkung. Das Licht feheint feiner Zärte we⸗ gen noch am gefchicfteften dazu. Aber follte wohl. eben die Materie, die das Auge ruͤhret, auch im Herven die Empfindung annehmen? Mariotte bat gewiefen, daß der Ort, mo der Gefichtsnerve ing Auge geht, unempfindlich if. Der Theil des Bil des, der darauf fällt, wird nicht mit empfunden, und die Sachen fehen wie durchlöchert aus *. Wäre im Nerven eine Materie, die des Lichtes feiner aͤhn⸗ lich wäre, fo follte ja wohl die Empfindung des Lich⸗ — c3 | tes * Dan ſehe hiervon Dan. Bernoullis Unterſuchung. 406 Preißſchrift tes am vollkommenſten ſeyn, mo ſich dieſe Materie unmittelbar im Auge befindet. Man muß alſo nach Herrn le Cats Gedanken dieſes Weſen gar nicht uns ter den Marerien fuchen, die unfere Sinne rühren. Hierauf redet er von bem Gefege der Stetigkeit, nn welchem alle Dinge in der Natur durch unmerf» liche Aenderungen ftufenmweife auf einander folgen. Zwiſchen das Vieh und den Menfchen ſetzet er den Waldmann (homine des bois) den Affen Orang Outang. Man hat ſolchen 1740 in Frankreich ges fehen. Die ihn zeigten, nennten ihn Kimpeze. Er lachte, weinte, und gab vieleriey Merfmaale Er Vorzuges vor den andern Thieren von ſich *. Solcher- . Die klin beweifen nichts, als daß er Ver: gnuͤgen und Schmerz entdecke. Wenn fich num Dabey die Muffeln feines Gefichtes fo gezogen, wie ſie es bey Menfchen thun, fo bat diefes daher ge: ruͤhret, weil fein Gefiche dem menfchlichen ahnlich ift, und außerdem kann bey ihm vielleicht nichts vorgegangen ſeyn, daß nicht auch beym Pferde oder Hunde in dergleichen IUmfkänden vorgegangen wäre. Man Fanır nicht laugnen, daß die Affen dem Menfihen naher fommen, als andere Thiere. Aber meinen Gedanken nach, beweift der Menfch, der zunachit über den Affen gehöret, fein Lands— mann, der duͤmmſte Schwarze, felbft durch eine feiner dimmfken Handlungen, dusch die Anbethung eines Lumpen, eber maß ihm das Glück. fonft für eine Fetiſh jugeführer bat, feinen Vorzug vor den Shieren, und zwar einen Vorzug, der nicht auf Stufen, fondern auf das Mefen anfommt. Er bat einen Begriff von Gott, fo falfch, fo unvoll⸗ kommen derſelbe iſt, fo ift kein Thier faͤhig, der: gleichen zu erhalten. Man betrachte die ich e von der Bewegung der Muffeln, de. | Solchergeftalt giebt es überall mittlere Wefen , wel: che die. äußerften Gränzen zwoer verfchiedenen Claſſen vereinigen, und nach diefer Borftellung ift auch des Herrn le Cat Mervenfaft ein Mittelding, das, wie Materie undurchdringlich ift und ſtoͤßt, aber in diefer Elaffe der Weſen das oberfte ift, und von feinem Schöpfer zugleich eine höhere Eigenſchaft erhalten bat, die es mit dem uns masterislifchen Weſen verbinder, dadurch ver: edelt, und zu diefer mittlern Natur erhebt, die fein Merkmaal ausmacht, und die Quelle aller feiner Eigenſchaften iſt. Wie habe ihe nicht geivret, große Naturforfcher, daß ihre ein ſol⸗ ches Wefen unter den Materien gefucher, die unter * unfere Sinne fallen *, Cc 4 Den che Natur bey den Voͤlkern wo ihre Unterricht Die wenigſte Hulfe gebracht hat, aufmerffan, man wird uberall, in Guinea und in Grönland, Bes geiffe bey den Menfchen antreffen ; die Fein Thier zu erlangen fahig if. Alſo lage fich ein Mirtelding zwifchen Menſchen und Thieren nicht anders, als in einem poetiichen Ausdrucke ſagen. Fur den ernſten Philoſophen iſt dieſes Mittelding zwifchen Vernunft und Unvernunft eben das, was fuͤr den Geometer die mittlere Proportionale zwiſchen was Poſitiven und Negativen iſt, ein Unm oͤgliches Dieſe Stelle iſt von Wort zu Wort uͤberſetzet, die hoͤhere Eigenſchaft heißt im Franz. nuance fupe- rieure. Ich wollte es nicht wagen, eine hoͤhere Schattirung zu fetzen. Die deutſche Sprache, welche bis auf des grundabſtracten — — gedankenlos tiefſinnige Zeiten ſich immer noch in dem Beſitz erhalten bat, nur deutliche und bes ſtimmte Begriffe verſtaͤndlich PEN | “Fr | ſolche * Den Quell dieſes erhabenen Wefens zu finden, fuͤhret Herr le Eat die Naturforfcher auf alle Wefen, und befonders auf diejenigen, welche eine Art von — | ‚geben folche Redensarten ungerne zu, bey denen man uns gewiß bleiben muß, was man denken fol. Ich weiß wohl, was Schattirungen bey Farben find Wo ihre Granze ſchwimmt und in einander fließt. v. Baller. Aber durch mas für Schattirungen fich nach und nach Materie zum Beifte erheben könnte, oder wie Dadurch begreiflich werden Eönnte: | Wie Wefen fremder Art ° Der Seele Werkzeug find. - . | — v. Baller. das einzuſehen, reicht, wie ich geſtehen muß, mei— ne Faͤhigkeit nicht zu. Wer mir ein mittleres Wes fen zwiſchen Geiſt und Körper glaublich machen will, der muß mir zeigen, was es von jedem fur Eigenfchaften gemeinfhaftlich befigen fol, und mie aus diefen Eigenfchafren feine Faͤhigkeit, die Geele und den Leib zu vereinigen, folget. Aber bey dem Dinge oder Undinge, von dem Herr le Cat redet, fehe ich Feine Eigenfchaft , die ed mit der Geele ges | mein bat, als eben diefed Vermögen, fie mit dem Leibe zu vereinigen. Er redet mir von einem We: fen, durch das er die Herrfchaft der Seele über den Leib erklären will, und faget mir weiter nichts von demfelben, ald es fey fo beichaffen, daß die Seele vermittelft deffelben über den Leib herrſchen koͤnne. Das heißt, auf eine dunkele Frage die . Srage felbfE zur Antwort geben. Als ein bloßer “Raturforfiher hatte Herr le Eat, dieſes Weſens zu erwahnen, gar nicht nöthig: Er braucht es nur zu zeigen, warum die Bewegung der a h - re: £ glei vonder Bewegung der Muſteln. 409 geben haben. Der fruchtbare Geiſt, der ganze Jahre in einer Eichel eingefihloffen, wenn fie in die Erde koͤmmt, ſich austwicelt, und diefem großen Daume Wachsthum und Leben giebt, das was im Eye oder dem Saamen verborgen liege, und wenn e3 bey der Zeugung erwedet wird, das Thier her: vor bringe, und beleber, das alles ift nach Herrn fe Cat Gedanken nichts anders, als diefes fluͤßige We- fen durch die mannichfaltigen Schattirungen verſchie— den gemacht, die ihm die verfchiedenen Werkzeuge geben , mit denen es fich verbindet, Sein Quell ift in allen flüßigen Wefen, in allem Zeuge der Welt, 100 es feinem Urheber Diener, ‚wie es bey uns, dem Woeſen, das uns befeelet, Dienfte teifter. Das Thier, das Odem holet, macht uns nicht viel Mühe, das Werkzeug zu errathen, Durch welches es vornehmlich diefen Foftbaren Einfluß erhält. Es ift unftreitig dasjenige Werkzeug, welches auf einer: Seite mit der Luft und allen flüßigen Wefen der Welt,’ auf der andern mit der größten Sammlung der Gefäße. un: fers Körpers Gemeinfchaft hat. Diefes ift das Werkzeug des Ddembolens. Aus Muffhenbroeds Berfuchen,die Herr leCat viel. fältig wiederholer hat, erheller, Daß die Luft, welche in vie | Ec5 gungen gleich auf den Willen der Geele folge, und da die - Akademie wohl die Vereiniaung des Leibes und der Geele nicht mit zu erklären verlanget bat, fondern nur nach dem Körperlichen, das bey der Bewegung der Muffeln vorgeht, fragte, fo wird Hrn. le Cat Unterfuchung übrigens im Hauptwerke ihren Werth behalten, wenn auch gleich diefes Werfen Feine Ver- theidiger finden follte. Pd 410 Preißſchrift, Lungen geſchoͤpfet wird, zu grob iſt, in das Blut zu gehen, das die große Lungenſchlagader dahin bringt; dieſe Luft dienet nur, das Blut abzukuͤhlen, aber das fluͤßige Weſen der Nerven von dem Herr le Cat — redet, geht mit groͤßerer Freyheit durch die Haͤute und Gefaͤße der Lunge, in unſere Saͤfte, wird mit dem Blute vermenget, und vom Herzen durch die Schlag adern des Kopfes und des Nackens nad) dem Gehirne geführer, in deſſen grauen Theile ( Subltantia corti- ealis *) dieſes flüßige Wefen vonder Mafle des Blutes abgefondert, und von dar in die marfigen Faſern, die es aufbehalten, und wieder von fi) ge» ben, gebracht wird, um fich durch die Merven nad) allen Theilen auszubreiten. Kein Gefchöpf Fann die» fes flüßige Wefen entbehren, alle ſchoͤpfen es, afle holen, jedes nad) feiner Art, Odem, eines in der Luft, das andere im Waffer ; das dritte im Schlam⸗ me ꝛc. Bey lebenden Gefchöpfen iſt es in größerer Menge nöthig, und in defto größerer, je mehr fie le ben, und wirffame Kraft befisen. Dieſes Gefeg erhelfet, wenn man unter den Wafferthieren den Pos Iypus und die Aufter mit dem Störe und den Wall: fifche, unter den Landehieren, die Schildfröte und die Eydere (Mouron) mit den vierfüßigen Thieren und dem Menfchen vergleiche. Die großen und be» ſtaͤndig wirffamen Werkzeuge des Odemholens, durch welche ſich die legtern mit dieſem flüßigen Weſen ver forgen, find ihrem Vorzuge an Leben und Thätigfeit über die erftern gemäß. Diefes zu beftätigen, bes | | ctrachtet at! Der le Cat Schrift iſt gedruckt Subllance ver- ticale. age ‚von der Bewegung der Muffeln. au - trachtet Herr le Cat die Frucht im Murterleibe. Man glauber, fie lebe ohne Odemholen, und die Nabelgefaͤße, nebft dem von Erwachfenen verfchiebe- nen Bau feines Herzens, ıc. diene ihm folches zu entbehren: aber die Mutter holet für das Kind Odem; fie fender ihm fehon zubereitefes und mit die. ſem Wefen verfehenes Blut zu, febald es von ir abgefondert ift, muß es folches ſelbſt verrichten, oder umkommen. Man verbindere ein neunebohrnes Kind daran, durch Zubindung der Iuftröhre; alle der Fünftliche Bau, der ihm das Ddembolen in Mut» terleibe follte erfparet haben, wird es nicht vom Tode retten. Umgekehrt, wenn man das Kind auf eine foiche Art hingerichtee Hätte, würde man nur duft in die Lungen blafen dürfen, und fogleich Leben und Ber wegungen fich wieder anfangen fehen. Nicht, weil man den Umlauf des Geblütes dadurch erneuerte, denn ohne das Ddemholen lief das Geblüte in ihm vorbin im Mufterleibe um, fondern weil man diefen flüßigen gebensgeift mit der Luft hinein treibt. ° Die Folge, welche der Urheber der Natur in den Geſchoͤpfen geordnet, erfordert nach Heren le Lat | Gedanken wieder ein mittleres Weſen, das fein nur befehriebenes Mittelding zwifchen Seele und Körper mie den groͤbern Materien verbindet. Dieſes neue ' mittlere Wefen mußte aus der Claſſe der flüßigen, und das erfte, das flüßigfte unter allen feyn, wie der Lebensgeiſt (Spiritus animalis) das zärtefte uns ter allen Eörperlichen Dingen ift. Es ift ſchon unter dem Namen Nervenſaft bekannt. Malpighi hat ſelbiges aus einem Nerven heraus troͤpfeln ſehen. Niemand zwar weiter nach ihm, aber dieſer vernei⸗ | nende 412 A Preißſchriftft nende Beweis gilt nichts gegen einen bejahenden Zeu⸗ gen, wie Malpighi, da unzaͤhliche Umſtaͤnde dieſe Erfahrung haben. hindern koͤnnen. Herr le Cat fuͤhret darauf eine Menge Erfahrungen an, welche diefen Saft entdecken. Bey Gehirnwunden dringt er aus denſelben heraus. Bey dem Ruͤckgradbruche (hernia ſpinalis, ſpina bifida) fehlet die Roͤhre des Ruͤckgrades und des Markes ſelbſt um die Gegend der Lenden; der Nervenſaft wird alsdenn nicht in ſeinen gehoͤrigen Gefaͤßen enthalten; er tritt aus, und machet die Geſchwulſt, aus der er, wenn fie geoͤff⸗ net wird, auf einmal heraus läuft, und dadurch eie | nen plöglichen Tod, oder wenn er nach und nady ausdunfter, eine Auszehrung verurfacher. Ein Schufter befam von einem ftarfen Schlage eine um | - fich freffende Geſchwulſt am untern Theile der Len- den. Sie zeritörte ihm die fpigigen Fortfäße der | vier legten Lendenwirbel, und einen Theil der Schei« de des Ruͤckgradmarkes. Die Ausdehnung aller | diefer nervichten Theile machte die Gefhwullt. Man ſchnitt fie ab. Der Menfch war jung, beherzt, und voller Kräfte; aber es entftand ein fo erftaunliches: | Ausſpruͤtzen des Mervenfaites von dem Nückgrade | marfe, daß alle, auch die dichteften Verbindungen | felbft, die darüber gelegten Tücher davon dDurchdruns gen wurden, und der Kranfe in zween Tagen ent» kraͤftet ſtarb. Eben dergleichen Zufälfe hat Here fe Cat bey einer Hirnwunde gefehen, Ein Kind von fünf bis fechs Jahren hatte am Ruͤckgrade über. dem Nacken eine Gefchroukit, die eine Stecknadel verurſachet hatte, welche ihm bis in Das Ruͤckgrad⸗ mark gedrungen war. Es fchwißte ein Saft heraus, | wie IE. — Le nn“ von der Bewegung der Muffeln. 413 wie bey einem Ruͤckgradbruche, und das Kind zehrte fih ab. | Nun entdecket Herr le Cat ven Mervenfufe auch ‚außer feinen Gefäßen. Der Saame zeigt alle Merk maale diefes flüßigen Weſens. Ein Thier, das ihn ‚in Menge hat, unterfcheider fi) vor andern durch ‚feine Stärfe und feinen Muth. Gein Berluft ent: kraͤftet und fchläge nieder ; dreyßig ‚mal fo viel des reinften Blutes aus den Gefäßen gelaſſen, würde nicht fo matt machen. Der Zergliederer entdeckt in ihm gewiffermaßen das Mark des Gehirnes in dem erwähnten Safte zerlaffen. Die unzählichen Ner— venwärzchen, mit denen die Werkzeuge der Empfins dungen und Abfonderungen befeger find, die Drüfen, welche auch von den Nerven herruͤhren, zeigen bes Zergliederers Augen allezeit, und oft ſelbſt gemeine einen fchleimichten wahren Nervenſaft, der fih von dem vorhin erwähnten nur durch Die Gefäße unter: ſcheidet, die ihn ausgiegen. Alſo beſteht, was ſich in den Merven befindet, aus zweyerley Dingen, aus dem Lebensgeiſte und dem Nervenſafte. | Wie nun das flügige Weſen der Nerven in den Muffeln die Wirkung hervor zu bringen vermögend ift, daß Bewegung und Ruhe unmittelbar auf ein— ander folgen, lehret der vierte Artikel, Zuerſt ift der Bau des Muffels zu betrachten. Außer den Haupttheilen, die an ihm fogleich in die Augen fal« len, bejteht ev aus Fafern. Loeuwenhoek hat dergleia chen Faſern bald aus einer Reihe Biäschen zufams men gefeget, bald unfer der Geftalt eines gedrehten Geiles gefehen, Herr le Cat erzählet noch andere Erfahrungen, und bringe zuletzt feine eigenen bey.. | « Er a4 Preißſchrift, Er nahm eineMuffulfafer von einer lebendigen Rat⸗ te, ihr Durchmeffer betrug ungefähr die Hälfte eines Haares. Er betrachtete fie durch ein farfes Bere größerungsglas, und fie Fam ihm vor, wie eine Thers momeferröhre, darinnen die Feuchtigkeit in Unord- nung gerathen iſt, und fid) wechfelsweife Weingeift und $uft befinden, oder wie Stückchen Schilf mit ihren Knoten ausfehen. Die Theile waren wechfels: weiſe durchfichtig und undurchfichtig. Cine halbe Stunde darnach verfhwanden diefe Knoten, vers muthlich, weil fi) die Feuchtigfeiten jeufkreueen N oder zufammen geronnen, und es ſah alles wie eine einige Höhlung aus, die mit einem marfigen oder zellenförmigen Weſen angefuͤllet waͤre, das hier or⸗ dentlicher, dort unordentlicher war. Eben dieſe Faſer ward den folgenden Tag beym Fichte einer ſtar⸗ fen Kerze und auch beym Sonnenlichte unterfücher: Ihr inneres Gewebe ſchien aus Fafern oder Blättern zu beftehen, die beffer mit einander parallel giengen, als ven Tag zuvor, vielleicht, weil fie mehr ausges Ieeret waren: befonders fahen fie bey einer fchwächern Bergrößerung fo aus; jede Parallele war mit ihrer benachbarten durch Duerfafern verbunden; dieſe Pa⸗ rallefen waren aber nicht völlig gerade, fondern ein wenig fchlangenmweife gekruͤmmet. Herr Te Cat ftels ter alle .diefe Geftalten in Zeichnungen vor, . die er nac) der Natur gemacht hat. Er bat dergleichen Berfuche verfehiedene mal’ angeftelfer, und allemal eben das gefehen. Da fich ein ähnlicher Bau bey den Haaren findet, und feibit die bloßen Augen etz was dergleichen an denen Möhren. der Federn entde- er, welche Theile alle Herr le Cat für Sersfegungen der von der Bewegung der Mufkeln. a5 der Nerven hält, fo fieht man bier eine Uebereinftim- mung mit der Muffelfafer. Schnitte, die von Mufkeln der Laͤnge nad) mit einem Scheermeffer ges macht werden, und ihrer Dinne wegen durchfichtig . waren, wurden von ihm mit einem Vergrößerungs» mwerfzeuge von zwey oder drey Gläfern betrachtet; denn für das einfache find folche Gegenftände zu groß. Hier zeigten fi die Bündel von Fafern, aus einer großen Menge der parallelen Fafern zufammengefegt, die aber noch fehlangenweife gekruͤmmt waren, und durch unzähliche Fäden wie ein Netze zufammenhiens gen; auch vereinigten ſich dDiefe Fafern durch Anaftos, mofes mit einander, und vermwickelten fich an verfchies denen Orten auf eben die Art, wie die Faͤden oder zellenförmigen Pläge,des Innern von einer Safer, nach vorbin angeführter Erfahrung, fich in einander verlieren. Herr le Cat hat die Schlagadern der Mufkeln mit verfchiedenen zarten Feuchtigkeiten eins gefprüger, folche aber nie durch das Bergrößerungss glas in den Muffelfafern entdecken koͤnnen. ‚Die häufigen Netze, welche die Muffelfafern verbinden, fcheinen von den Aeften der Nerven, der Schlagadern, und der Blutadern, die in den Muffel geben, her— zurühren. Man Fann muthmaßen, Daß die nervich— ten Zweige insbefondere bey ihrem Eingange in den Muffel einen Theil ihrer äußern Haͤute abgeben, ‚bie fie von der äußern Hirnhaut (dura mater) has ben. Die Bereinigung der Häute von den erften Ueften mit den benachbarten häufigen Zellen, und- befonders mit ven Knochenhaͤuten, von denen fo ficht- bare Bänder zwifchen ven Muffeln abgeben ‚madyen alsdenn die allgemeine Umhuͤllung des Muffels aus, | das Du; 416.. Plreißſchrift, das was die zweyten Aeſte abgeben, umhuͤllet die Buͤndel der Faſern von der erſten Ordnung; das was die dritten Aeſte abgeben, die Faſern von der zweyten Ordnung; der letzte Zweig, oder der Ner⸗ venfaden, der nichts weiter als die Roͤhre iſt, die von der innern Hirnhaut (pia mater) gemacht wird, anaſtomoſirt fih, nad) Art eines Netzes mit den Muffelfafern,, die er um fo viel vermehrer, fie ver: | binder, und zu gleicher Zeit fein flüßiges Wefen in | ihre Hoͤhlungen ergießt. Die Blutgefäße umgeben, | wie die Einfprügungen ‚lehren, die Wände der Fa⸗ fern ihrer Aeſte, und fihicken wenigftens den Muffele | fafern einen ‚geiftigen, ‚dem Nervenſaſte ähnlichen | Saft zu, der vielleicht nicht fo fein, und dadurch defto gefchickter ift, bey der Entſtehung dieſes bewes genden flüßigen Weſens mit zu wirken. Die Aehns lichkeit fcheint Diefes zu beftätigen. Das Haar, mit dem man die Mufkelfafern ſchon verglichen hat, näs | hert fih, waͤchſt durch Einnehmung eines nährenden Sagftes, und erweitert fih beym Wichtelzopfe ( plica | polonica), fo, daß es Blur in fi nimmt. Da | nun, wie Herr le Cat bald zeigen wird, die Muffel fafer eine ebenfalls erweiterte Mervenfafer iſt, ſo wäre e8 nicht unmahrfcheinlich, daß fie felbit den | rothen Theil des Blutes. einnehmen Fönnte: noch viel eher alfo Fann was feineres in fiegehen. Den | Urfprung der Mufkelfafern aber genauer zu erfläs | ven, führet Herr le Cat folgendes ans Man beob- achtet, daß die Mufkelfafern, die fich einer: Sehne | nähern, fih dahin wie nach einem Mittelpuncte rich» ten, und eg fcheint, daß der weiße Theil, ‚welcher | fih ordentlich am Aeußern dev Muffeln befinder, aus | WE) der | A von der Bewegung der Muffeln, 417 J Fortſetzung der Fleiſchfaſern des Bauches des Muffels, oder wenigſtens ihrer, größten Menge ge— macht ift, Die nur deswegen - einen ſo harten und weißen Körper ausmachen ‚ weil fie dichte beyſammen find. Die Sehnen, die Aponeurofes, oder andere Faſern am Aeußern der Muffeln, ‚febeinen bey Er⸗ wachfenen in die Knochen eingepflanzet; aber der Zergliederer,, der. Einſicht und viele Uebung beſitzt, erkennet deutlich, daß die Muſkeln feine Knochen ‚zum Urſprunge haben koͤnnen, er entdecket ihren Ur. ſprung leicht in den Häuten diefer „harten Theile, Die Zergliederung ungebobrner Früchte hat ihn vers ſichert, daß die Enden der Muffeln mit den Kno— chenhaͤuten zuſammen hängen, und fih mit ihnen leicht abnehmen | laſſen. Selbſt bey Erwachſenen erhaͤlt man dieſes, wie Winslow lehret, durch Ko— chen. Und Verney (Jraité des maladies des os, T.II. p. 210.) hat ſchon bemerfet, daß; Die Faſern Der Malen Muffeln fih mit der Knochenhaut abhes ‚ben laffen.. Daß die Knochenhaut unter der Sehne ‘des Ermwachfenen zu verſchwinden fcheint, rübret da⸗ ber, weil das Wachsthum ber Knochen zum Theil durch Anfegung äußerer Schichten geſchieht, welche bie zu Knochen gewordenen Knochenhaͤute daſelbſt anlegen; daher denn die Haut, die ſich unter der ° Sehne befindet, beym Erwachfenen eine fehnichte Härte bekommt, indem fie an der nahen Verwan— delung in Knochen Theil nimmt, wozu noch die hefa tigen. Bewegungen und, Das: gewaltfame, Ziehen fom« men, ‚welches dieſe äußerften Enden ver Muffeln ausftehen müffen;, da ſolches die Knochenhaut in 12 Band. D d zahl: 28 Breißfeheif, ,/ zahlreichere und weiter vorgerückte Schichten ver— wandelt, als ſich unter den fleifhichten Theilen be— finden: fo entftehen daher die Hügel und Ungleich⸗ beiten der Knochen, wo die Muffeln an ſie gehefs tet find. RN Clopton Havers hat gewieſen, und nach ihm ha» ben es andere beftätiget, daß die Knochenhaͤute von der äußern Hirnhaut entftehen. Wer auc) nicht Ges Iegenheit oder Geduld bat, ſich von diefer Wahrheit an Früchten zu verfichern, Fann an Erwachfenen Be: weife von ihr anfreffen. Syedermann weiß, daß die harte Hirnhaut, wo der Sehnerve ins Auge geht, ſich in zwo Schalen theilet, deren eine dieſem Nerven zur Scheide, oder vielmehr zur äußern Bedeckung dienet, die andere, die Augenhöhle inwendig befleir det, oder ihre Knochenhaut wird, Diefe legtere Schale theilet fich augenfcheinlich in zwo, von deren innern die Muffeln des Auges entftehen, die äußere aber diejenige wirklich iſt, welche die Augenhöhle be- Fleidet,, welches aber von einer fehr dünnen Schale verrichtet wird, indem von vorermähnter Schale mehr als die Hälfte, ift die Muffeln zu machen an- gewandt worden. Man begreift fehr leicht, wie Mufkeln aus diefen nervichten Schalen entftehen, Ihre Fafern machen ein fehr dichtes Gewebe, das nur das flüßige Wefen in fich läßt, auf weiches die Empfindung ankoͤmmt. (Denn Herr le Cat behau⸗ ptet, daß die äußere Hirnhaut, die Knochenhaͤute, sc, empfindfich find.) Werden nun die Zwifchenräume diefes Gewebes dergeftale erweitert, daß Blutgefaͤße ſich hinein wicheln Fönnen; vergrößert fich der Durch« | | meſſer von der Bewegung der Mufkeln. 419- meffer der Nervenfaſern, daß er eine große Menge ‚Mervenfaftes einläßt, und koͤmmt das Netze von Nerven und Adern dazu, das fie bekleidet und zu— ſammen hänge, fo hat man die Muffelfafern, Die» fe. Berwandelungen zeigen ſich dem Zergliederer ſehr merflich bey den Muffeln der Stirn und des Hin- terhauptes, des äußern Obres, des ganzen Gefich- tes, u.f.w. „Alſo ift, ißt Herr le Cat, der „Muf fel urfprünglich ein ganz nervichter Theil, der „unmittelbar und mittelbar aus der äußern Hirnhaut „entfpringe , . welche erweiterte und durch Zweige „don Nerven und Blurgefäßen verbundene Faſern „das ausmachen , was man einen fleiſchichten Theil, „und ein Bewegungswerkzeug nennet, » Die vornehmften Umftände, in denen ſich der Muffel befinder, find: 1) Eine große Schlaffheit, eine Art Todes, da der Muffel ſich nur leidend ver halt, oder bloß nach feinem Baue ſich zieht. So verhält fich der Mufkel eines $eichnams, deſſen Faſern, wenn man fie abfchneider, doc) fic) nach ih» ren feften Puncten zurüc ziehen. 2) Eine mittel« mäßige Erfchlaffung, die ſich ereignet, indem die Zufammenziehung des Muskels aufhböret, und diefer entgegen feßer, überhaupt Erſchlaffung reläche- ment) genannt wird. Der Muffe behält ben ihr doc) noch eine gemifle lebendige Spannkraft. Der entgegengeſetzte Muſkel hemmt dieſe Spannkraft, wenn er abgeſchnitten wird, fo zieht fie, was an ih⸗ vem Mufkel feſte ift ‚nach deffen ubeneglichen Puns ee zu, 3) Die Bufammeriepung oder Berfürzung des 420 Preißſchrift, des uf eis, * welcher der Muft ei zugleich. etwas breiter und härter wird, ohne daß ſich außerdem der ganze von ihm eingenommene Raum vergroͤßerte | Vielmehr verringert fich dieſer Kaum, wie die Zus | fammenziehung des Herzens erweiſt, und Gliſſons Verſuch darthut, daß ein ſtarker Arm, der ſich im Waſſer befindet, die Flaͤche des Waſſers höher treibt, wenn feine Muffeln ſchlaff find, und fie finfen laßt, wenn fie ſich zufammen ziehen. Endlich zeigt fid) felbft den Augen, daß der zufammengezogene Muffel etwas erblaßt. | Diefes nun zu erffären bat man verſchiedene Lehrgebaͤude erdacht, von denen Herr le Cat die vor- nehmften erzählet und miderleget. Dem, welches die Muffeln als Blafenmafchinen anfieht, feget er entgegen, daß die Geſchwindigkeit, mit welcher die Muffeln wirken, nicht zu erhalten (ey, wenn man auch jede Fiber aus noch fo viel an einander hängen: den Blaſen zufammenfegte, Herrn le Cats Erklaͤ⸗ rung koͤmmt auf folgende Umſtaͤnde an, Man feße, . der innere Raum des. Muf kels fey Durch Flächen, die quer über fchief von einer Wand zur: andern ge» ben, in verfchiedene rautenförmige Höhlen getheiler; in ihnen allen befindee fich Nervenfaft und Lebens— ‚geift niit einander. vermengt; wenn die Kügelchen des Mervenfaftes auffehwellen , müffen ſich die er» waͤhnten rautenformigen, Hoͤhlungen „mehr in die Breite ziehen; alfo verfürzen fie fih, und mit ihnen die Muffelfafern, Daß die Aufſchwellung der Kuͤ⸗ gelchen nach dem Willen der Seele geſchieht, verur⸗ ſechet der PERS Eben. das wird auch erfol« gen, von der Bervegung der Huf fein. 42 gen, wenn’ man fich die Muf felfafern wie Fäden ei. nes Geiles um einander gedrehet vorſtellet. Der Zufluß des Blutes’ Fann als eine Mebenurfache was mit beytragen. Außerdem, daß vorermwähnter maßen die Schlagaͤderchen, die ſich unter ihre Faſern aus: breiten, ein geiftiges Wefen, das dem Mervenfafte ähnlich, obaleich etwas gröber ift, dahin bringen fönnen: fo Fann auch wohl das Blut der Schlag: ader durch feine Wärme den Mervenfaft flüßig zu er halten, nörhig feyn. Daß Daher bey deffen Mangel dem Hunde die Hinterfüße fteif wurden, wie uns. die Hände in der Kälte fteif werden. Das Feuer. konn⸗ te dorten vielleicht deswegen nicht des Blutes Stelle vertreten, weil das Blut eine feuchte, jertheilende, geiltige Wärme hat, das Feuer aber den Nerven ſaft vielmehr rrocfnet und gerinnen mache. Do der vornehmite Mugen des Schlagaderbluteg befteht nach Herrn le Cats Gedanfen darinnen, daß es Feuch» tigfeit enthalt, die den Nervenſaft zu verftärfen diens lich feyn Ffann. Daraus erfläret er, warum der Efel, und uͤberhaupt alle wierfüßige Thiere, , die fo wenig Gehirn ‚ fo wenig $ebensgeifter in Berglei- hung mit uns haben, uns doch an Stärke fo weit übertreffen. Sie haben viel Blut, große‘ Lungen, und daher einen häufigen Vorrath diefer"geiftigen | Beyhuͤlfe. Andere Thiere, bey denen faft alle Säf te aus dieſer fehleimichten Feuchtigkeit beftehen, ha⸗ ben dieſe Beyhuͤlfe des Blutes nicht noͤthig, fie find felbft Tauter Gehirn, und darum hat ihnen die. Ma» tur Fein Blur gegeben. Dergleichen find Die Wege» ſchnecken die Erdwurmer⸗ die Polypen, ꝛc. Chi⸗ Dd 3 rac 422 Prreißſchrift, vac (Philof Transad. abridg. T. II. p. 25.) hat Hunden das Gehirn, das Gehirnchen, und das. verlängerte Marf genommen; einige feßten einige. Zeitlang ihre Bewegungen fort, endlich aber ftarben fie alle, Darauf trieb er ihnen &uft in die Lungen, und ftellte dadurch ihre Bewegungen nicht nur im Herzen, fondern auch im übrigen Körper wieder her. Da der Mervenfaft bier nicht mehr wirken fonnte, ſo iſt zu fhlüßen, daß das Blur von der, $uft getries ben, die Bewegungen hervorgebracht hat. Da ſich alfo der Muffel deswegen zufammen zieht, weil feine Nervenfafern auffchmwellen, fo wird dadurch) das Blut aus ihren Zwifchenräumen und nach dem Herzen zurück getrieben, wie man beym, Saufen felbft empfindet, und deswegen nimmt fein Kaum: nicht zu, fondern vielmehr ab. Da auch überall in den Fa: fern fehon Mervenfaft iſt, und folcher zu diefer Abfiche mır aufſchwellen, d. i. eine unmerflich Eleine Ber: ruͤckung feiner Theilchen machen darf, fo begreift man daraus die Schnelligkeit, mit welcher ſolche Ber _ wegungen erfolgen und abwechfeln fonnen. Den Mervenfaft nämlich, der einmal in die Faſern ges bracht iſt, folget dafelbft den ordentlichen Gefegen des Umlaufes, außer, daß er die Bewegungen, wel» che die Geele verlanget, hervor zu bringen an dem Arte, wo er ift, auffchwille, Aus dieſer allgemeis nen Borftellung von Herrn le Cats Gedanken , wird man leicht fehen, wie er die übrigen. Begebenheiten bey den Mufkeln und bey der Bewegung erfläret, Daß z. E. Bewegungen in Muffeln, die vom Ges hirne getrennet find, noch vorgehen. koͤnnen, fol get von der Bewegung der Muffeln. 423 get daraus, ‚weil fich, der Nervenfaft SR in den Fa⸗ fern ‚befindet, und nicht vom Gehirne ‚allemal erft hin gefchicft werden muß. Die Ermüdung und alt» dere Folgen der Bewegung entſtehen daher, daß bey den oͤftern Zufammenziehungen ‚der. Muffeln, der $auf des Geblütes beſchleuniget, die Ausdünftungen vermehret, eine Menge zuckende Bewegungen i in den Muſ keln erreget wird. Hierauf folgen die andern Schriften, welche die koͤnigl. Akademie mit bekannt zu machen, für gut befunden. Es wird genug fern, ihrer Verfaſſer Hauptabſicht nur Fürzlich anzuzeigen, Eine franzöfifche, deren Wahlſpruch ift: Rien n’eft beau que le vrai; fieht Vie Materie, welche ſich in den Muffeln befindet, als electriſch, und die Ver⸗ fürszung des Muffels als eine» Electrifirung an. Der Muhſchenbroekiſche Verſuch, die Hülfe, welche gelähmte Perfonen von der Electrieität empfangen, u. d. gl. ſcheinen ihm Die beftändige Gegenwart einer - electriſchen Materie in den Merven darzuthun, und die Art, wie fie durch Electriſiren erreget werden kann, zu erläutern. Nun erſcheint eine Schrift, die Herr le Gate ein⸗ gefandt hat , nachdem er die Nachricht erhalten, daß Der Preiß ihm zu Theil morden.. Sie foll wider den Herrn von Haller darthun, daß die Hirnhäute, die Kuochenhäute, und die Sehnen empfindlich find. Gegen deſſelben Verſuche erinnert er beſonders, die Reh gaben Feine una, Zeichen von fh, ob ſie 24. Breißfeheife, fi e Schtrierjen empfaͤnden oder nicht; und ſetzet ihm hier eine Menge fremder und eigener en an Menſchen entgegen. Die naͤchſt folgende Schrift —* in Tateitifcher Sprache von der Nerven Wirkung in die Muffeln. Ihr Wahlſpruch iſt: Audendum eft et veritas in- veltiganda cet. Der Berfaffer behauptet, es muͤß⸗ ten Merven (melche er. als Gefäße anfieht ) ſeyn, die den Nervenſaft zum Gehirn uruͤck fuͤhrten, und dieſe befinden ſich in den Een Andere führen ihn theils vom Gehirne ab, theils wieder zuruͤck, und die find in den Muskeln. Der Berfaffer zieht alfo feine Theorie vergeftalt ins Kurze zufammen: „Wenn die Geifter (er nennet es Spi- „ritus, verſteht aber darunter wohl nicht des Herrn „le Cats Lebensgeiſt,) zu einer gewiſſen Zeit in „größerer Menge durch die zufuͤhrenden Roͤhren der „Nerven in den Muſkel kommen, es mag ſolches „nun von einen Reize im Nerven ſelbſt, oder von seiner im Gehirn ventftandenen Urfache, oder. auf „den Befehl der Seele gefchehen, fo wird der »Muffel zufammengezogen. Wenn aber diefe Ges „ſchwindigkeit bey der Bewegung der Geifter nad). „läßt, und der Nerve oder die Nerven mur ſo viel „zuführen, als mit dem Muſkel im’ Gteichgewichte „it, fo ruber der Muffel wiederum. Ruhe und Zuſammenziehung wechſeln deswegen aufs ſchnelle⸗ „ſte mit einander ab, weil die Geiſter aus electri- „eher Materie beftehen, die fi) im Blute befindet, „und von ihm im Gehirne abgefondert rird. * ie von der Bewegung der Muffeln. 425 Die legte Schrift ift deutfch, und hat zum Wahl. fpruche: Non videmus id quod videt. Non au- dimus id quod audit. Sie nimmt einen ungemein fubtilen Nervenfaft an. Diefe, ſchluͤßt der Berfaffer, müffe andere Fluͤßigkeiten, die ſich in den Gefäßen des Muffels befinden, ausdehnen, wenn fie fich mir ihnen vermifchen ; weil fie als fubtiler, von. leichterer Art fen, und eine Materie von leichterer Art die von ſchwererer allezeit ausdehne, wenn fie ſich mit ihre vermifche, wie das Feuer in unfern Blutgefaͤßen, die Luft im, Wafler, ꝛc. thue. Alfo blähe fich der Muffel auf, indem fich der NMervenfaft "mit ven übrigen Feuchtigkeiten, die fich in des Muſkels Ges fäßen befinden, vermiſche; eben der Mervenfaft veize die Bewegungsfafern der Muffeln, und verurfache dadurch), daß fie ſich verkuͤrzen, und wenn er! nicht mehr in der Menge und Gefchwindigfeit einfliege, mie zuvor, oder des Muffels Wirkung Durch entges gengefeßte unterbrochen werde, fo komme der Muffel zur Ruhe. | 426 ‚Don eifer ernem —— EEE Eee ee | III. Sendſhreiben ⸗ gerri v. Arimay, von 1 Paris, | von dem —— des Sücpengerättre von kalt gefehlagenem und verzin- netem Eifenbleche, zur Zubereitung der Speiſen und Arztneymittel. Mylord a5 babe, feit meiner Abreife von London, fo viele Gefchäffte zu verrichten. gehabt, daß ich nicht im Stande gemwefen bin, mic) gleich anfangs genau nach demjenigen zu erkundi- \ gen, was Sie in Abficht des Rüchengeräthes von kalt geſchmiedetem und verzinntem Kifenble- che, von ntir zu. miflen begehret. Ich habe fogar Mühe gehabt, den Verfertiger davon zu finden, den Sie mir mit einem unrechten Namen genennet, und der weit von dem Orte wohnet, den Sie mir befchries ben Ban Es ift ” 2 de Hremery und ſeine Manu: | Von eiſernem Küchengeräthe. 427 Manufactur iſt in der Straße Dasfroid in der Borftade St. Antoine: Ich habe mich bey ihm nach allem erfundiget , und erftaune, über die Saums feligfeit der parififchen Einwohner, Die bisher eine der beften Erfindungen vernachläßiget, und nicht ere kannt haben. Denn wenn man die eiſernen Mörfer und Stößel nur. ausnimmt; fo bat dieſer Mann das Geheimniß erfunden , Helme ‚und. alle andere Ges faͤße, zur Zubereitung der Arztneyen, von Eiſen zu machen, und verfertiget alle in Kuͤchen und Officinen noͤthige Gefäße zur Zubereitung. der Speiſen voll— fommen wohl... Er hat hierüber feit vielen Jahren | einen Freyheitsbrief, wiewohl beynahe vergeblich. Anfangs fam jedermann, und befonders die If» ficierer, bey Haufen in fein Magazin, Der Abgang Diefer Gefäße war fehr groß, und die Leichtigkeit dee Zeller, Schüffeln, Mäpfe, Cafferolen und Töpfe, war der erfte Bewegungsgrund, warum fie gefaufee wurden. Diefes Magazin ward: 1741 eröffnet. Der Damals nahe bevorftehende Feldzug erinnerte die Of⸗ ficierer, daß bey der Leichtigkeit dieſes Eifenfchlages Vortheil ſeyn würde, indem die Sachen leichter; fort: gebracht werden koͤnnten. Es bewog fie auch) der geringere Preiß vor den Fupfernen Gefäßen, diefe zu Faufen, zumat da ſie auf folche Weife, in den Fäls len, wo ihnen die Bagage gerommen werden Forne te, ober, wo fieifie mußten im Stiche laſſen, weni . ger. zu verlieren. hatten. Endlich kam dazu, daß diefe Sachen damals was Neues waren, und diefes brachte das Magazin des Herrn de Dremeiy eini⸗ ge Monate in Slorn MAN weiten ce er es Ne bringen. Arte | 17 Die 228 Von eiſernem Küůchengeruthe Die Handlungsgefellfchafter des Herrn de Pre mery glaubten; weil er fein ausſchließendes Privi- legium hatte, daß fie ſelbſt arbeiten laſſen/ und ihn ausſchließen Fonnten. "Da ſeit der Eröffnung des Magazine der Handel fo' beträchtlich geweſen war, fo Hofften fie, vermittelſt derjenigen Fonds, ‚welche fie ausfeßeten, um ihre Handling weiter auszubreis ten, die Vortheile davon allein zů ziehen. Ihre er- higte Eindildungskraft wies ihnen unermeßliche Schäge, und da Herr de Premery doc) einmal ohne Gefellfchaft und ohne Fonds ivar, fo waren fie verfichere, daß er ihnen nie überlegen fen wuͤrde. Indeſſen mußten ſie doch eben die Erlaubniß haben, als er, um arbeiten zu laſſen, und vermittelſt des beftändigen Berdruffes, den fie dem Erfinder ver⸗ urſachten, war auch nichts Teichter zu erhalten, als dieſes. Sie fhlugen ihm alfo unter der Bedin⸗ gung die Theilung der Waaren vor, daß er ihnen die Erlaubniß geben ſollte, diejenigen, ſo auf ihr Theil kämen, ſelbſt verkaufen zu laſſen, und auch ihrer Seits dergleichen zu verfertigen. Zugleich gas - ben fie ihm zu verftehen, wenn er diefes ausfchlagen wollte, daß fie die Fonds unterdrücken, und unter dem Namen eines Meiſters von einer gewiſſen 1577 fellkhaft eine. andere Manufactur anfangen würden. Was konnte Herr de Premery bey ſo bewandten Uimfänden thin? Er ließ fich alles gefallen, was man ihm vorfchlug, der Vergleich, wegen der Trens nung und Theilung ward gemacht und diefe wur⸗ den’ zugleich der Untergang | dieſer Manufaetur. Denn dieſe wuͤrdige Mitgenbſſen ſahen bald, wider Vermuthen, ihre Quellen verſtopfet, und der fehle), 2.6 te Don eiſernem Küchengeräthe. 429 te: Zuſtand ihrer Sachen noͤthigte fie, ihre Glaͤubi— ger mit den Waaren diefer Manufactur zu bezahlen, die auf dem Damme verkaufet wurden. Sie ver: darben dafelbft, weil niemand Acht darauf gab, fie befamen Flecke vom Nofte, und diefe gaben unter den ausgeworfenen Stuͤcken, deren man ftets in als len Manufacturen einige findet, dem Publico, das gemeiniglich nach dem Anſehen urtheilet, einen ſchlech⸗ ten Anblick, der ihm die Sachen veraͤchtlich machte, Hierzu kamen, die parteyifchen Urtheile von taufend ungegruͤndeten Fehlern, Die dieſe eifernen Gefäße haben follten, welche , nebſt dem undenklichen Ges brauche der kupfernen, bey euch das Erftaunen min dern werden, Das ihr ‚in eurem Ießten Schreiben. darüber bezeuget, daß: diefe Manufactur, nur ent ftanden fey, um wieder in Fall zu: fommen. Der Herr de, Premery, der wegen des öffentlis hen Ausframs feiner Waaren befchrien iſt, hat feit der Zeit, den auf ihn gefallenen Theil feiner Waa— ren vergeblich aufgehoben. Hat er ja einwenig was - arbeiten laffen, fo ift.es doch'nur fie Kenner gewe—⸗ fen, und der fchleche unterrichtete große Haufe ift in der, Unmwiflenheit,, iin dem. Schaden, und, ben dem gefährlichen Gebrauche der Eupfernen Gefäße geblie: ben, die, wie fie wißen, eine Menge von Zutällen, langwierigen Krankheiten, ja einen fchleunigen Ted nach ſich ziehen. Anitzo, Mylord, will ich Ihnen, — viel, als ich vom Sehen und Hören gelernet habe, in Abficht der Einmürfe, die eingenommene Küche für die füpfernen Gefäße machen, ein Genüge zu thun ſuchen. Obgleich RE Ami Em Bortheile Be % * 430 Don eifernem Kuͤchengeraͤthe. dieſer Eifenfehmiede, in feinen Büchern uͤber bie neuen Wafferbehälter in den Häufern *, die eben diefelbe Abſicht, nämlich die Verhütung des Grin: fpans im Waſſer, und bey der Zubereitung der Speifen, zum Grunde haben, etwas gefchrieben hat ; fo hat er fich doch mehr dabey aufgehalten, das, was hierbey die Gefundheic betrifft zu erläufern, als die Schwierigkeiten der Köche in Abficht des Ges brauchs der eifernen Caſſerolen aus dem Wege zu räumen. Diefe Schwierigkeiten find es, welche Sie mir anführen, oder es find vielmehr diejenigen, die man Ihnen von hieraus gemelder hat, Sie haben mich daher ‚öfters genoͤthiget, mit dem Herrn de Premery zu fprehen, und mic) in verfchiedenen Häufern, wo man fic) feines Eifenfchlages bediener, ‚aufs meitläuftigfte unterrichten zu laſſen, und dieſes ift-die Urfache der Verzögerung meiner Antwort, Itzo will ih zur Sache felbft ſchreiten. „art Einwurf. Dieeifernen Cafjerolen find ſehr dünnes fie koͤnnen die große Size der Oefen nicht vertragen. Wenn ein Roch acht oder zehn folcher Eafferolen aufs Seuer fezer , fo bat die erfte nicht fo viel Zeit, bis man mit. der lersten fertig iſt, ſondern die Speifen bren⸗ nen darinn an, und werden fihwarz; Hin⸗ gegen hat es mit den Eüpfernen Lafferolen eine ganz andere Hefchaffenbeir, weil fie dicker und ftärker find, folglich auch in den Städ- ten fo wohl, als bey den Armeen und auf den Schiffen länger genutzet werden können. | | Beant⸗ *S. des Hamb Magaz. 8. B. 4 St. Auszug dee pphyſ. Merkw. N, I — Bon eiſernem Küchengeräthe. "431 Beantwortung. Die Abficht, warum die ei. fernen Cafferofen fo dünne gemacht worden, mar, wie ich fehon ermwähnet habe, damit fie, dem Der langen der Dfficierer gemäß, bey dem legten Kriege, defto leichter ſeyn ſollten. Selbſt unter den Garkoͤ— chen, die mit zu Felde zogen, haben fie einige aus» drücklich fo dünne beftellet, weil fie öfters Mangel an Holz und Kohlen litten: denn je dünner ein Caſ— ferol, oder ein metalfener Topf ift, defto eher dringe die Hige durch, und defto weniger Kohlen erfordern die Speifen, und diefes ift die wahre und erfte Ur— fahe, warum man diefe eifernen Gefäße fo dünne gemacht hat. Ich glaube, Wiylord, daß man noch beffer gedacht haben würde, wenn man außer der Leichtigkeit dieſer Gefäße, und der Bequemlich- feit, mit wenig Holz und Kohlen zu arbeiten, dieſes als den Hauptvortbeil dabey betrachtee hätte, daß dabey fo wohl die Dfficierer, als Soldaten, wegen des Grünfpans, nichts zu befürchten haben. Kann man dießfalls gleich in den Gaft: und Wohnhäufern durd) nöthige Sorgfalt vieles verhüten, fo ift es doch mit denen wandelnden Küchen der Armeen ganz anders befchaffen. Hier iftes viel fehmerer,, Die Ger fäße vom neuen verzinnen zu laſſen. Es giebt aller» hand Werfmeilter, die, wenn man es nur haben will, mit der Armee ziehen, allein auch diefes find nur herum wandernde Werkſtaͤtte, worinn die Sas hen nie fo gut gemacht werden, als in den bleiben» den Werfftätten der Städte. Ja jene find nicht einmal für jedermanns Gebrauch, und man ift alfo öfters gezwungen, fich folcher Caſſerole oder Töpfe zu bedienen, die einer neuen Berzinnung wohl be. dürftig 432 Don eifernem Küchengeräthe. dürftig wären. Auch das Aufwaſchen gefchieht hier nicht fo, wie es ſeyn ſollte. Der Waffermangel, der fich hin und wieder äußert, erlaubet öfters nicht, es dazu zu verſchwenden, und man muß ſich begnuͤ⸗ gen laſſen, die Gefäße mit einem Tuche rein auszus wifchen,, oder wenigftens nimmt. man nur fo. wenig Waſſer dazu, daß in den Gefäßen doch immer etwas von dem angefegten Grünfpane zurück bleibt, woraus eine Menge, fo wohl befannter als unbefannter Krankheiten ihren Urfprung nehmen, Die dem Kö» nige Feinesiweges Vortheil ftiften, | Sie fehen hieraus, Wiylord, was es für Nutzen haben würde, die Fupfernen Gefäße aus den Koch⸗ buden der Armeen zu verbannen. Die Akademie der Wiſſenſchaften und die medicinifche Facul⸗ taͤt zu Paris tadeln ſie oͤffentlich. Der Schade der kuͤpfernen Gefäße ift niemals beffer gezeiget wor: den, als in einer Thefi des Herrn Falconet, me. dicinifchen Raths des Königs, und beftellten Sehrers | der Arztney bey. der medicinifeben Facultaͤt zu Paris. Der nunmehrige Arzt, Herr Thierry, bat fie. vertheidiget *. Herr Falconet ** hat in dieſer Schrift viele alke und neue traurige Beyſpiele angeführet. Inzwiſchen thut alles diefes noch Feine. nachdrücliche Wirkung bey dem Publico, und der Gebrauch), der Füpfernen Gefäße. herrſchet überall, Herr Solcone ſaget ſehr rail in. feiner Schrift, daß + n — derſelben * worden, im hamb. Mag. 4. St. Ausz. der phyſ. Merkw. Num. IL BF he Sin Salconer, fordern Herr Thierry felbft iſt der Verfaſſer dieſer Schrift: S. den angef. Ort. Yon eiſernem Kuͤchengeraͤthe. 433 daß man nicht hoffen duͤrfte, daß das Frauenzimmer, die Koͤche, und das ſchlecht unterrichtete, und in der Naturlehre unwiſſende Publicum dieſen Gebrauch abſchaffen würde.) Ja ſelbſt die meiſten Herren Aerzte muͤſſen, weil ſie doch ihre Speifen nicht ſelbſt zurichten koͤnnen, den Koͤchen nachgeben, die keine andere, als kuͤpferne Gefaͤße, haben wollen. Was iſt aber: diefer letztern ihr Vorwand ? Es ift der, Den man Ihnen beygebracht hat, daß die fehr dünnen eiſernen Gefäße alles verbrennen und ſchwarz machen, was darinn zubereitet wird. | Wenn run aber diefe Diinne, die doch zur Seichtig» keit dieſer Gefäße, und wenn fie bequem fortgebrachr, auch mit wenig Holz und Kohlen follen erhitzt wer- den ‚Fönven, nothwendig iſt, wenn dieſe, ſage ich, ein: Fehler waͤre: koͤnnte man denn wohl daraus ſchließen, daß ſie der Herr de Premery nicht (tan Fer zu verfertigen.im Stande ‚wäre? | Bemerken Sie hier, Mylord, zweene andere Bar | theile bey den eifernen Caſſerolen. Der eine gebt die Bequemlichfeie der Köche, der andere ‚aber die Herten an. Wenn fich ein Koch neuer — — die noch) ihre erſte Staͤrke haben, bedienet, und. deren viele bey dem Feuer hat, wie beſchwerlich wird es nicht der Fauſt, dieſe ſchweren Caſſerole zu heben. Ganz anders iſt es mit den eiſernen, die viel leichter ſind, und alſo auch der Fauſt nicht fo beſchwerlich fallen, Diefes war der Bortheil der Köche. Nun koͤmmt der_für die Herren. Die üpfernen Cafferole müffen fehlechterdings-wie- der verzinnet werden, wenigftens ift es fo Gebrauch, 12 Sand, Ce > well 434 Von eiſernem Küchengeräthe. weil man glaubet, dadurch den’ Grünfpan zu verhuͤ⸗ ten, ob ich gleich fürchte, daß das Verzinnen hierzu wenig helfen möchte. Denn man ſey auch noch fo vorfichtig, fo dringt dennoch der Grünfpan durch; die Zwiſchenraͤume des Zinnes, und wenn man ein Ragout in einer ſolchen Caſſerole, die nicht auf dem Feuer ſteht, ja auch, die darauf ſteht, "aber nur nicht kochet, lange aufbehäle, fo merfet man, nach dem es lange darinn geftanden hat, beftändig mehr oder weniger Spuren des Grünfpans darinn. Welche befremdliche Thorheit! Man verbierher ven Apothekern und Specereyfrämern ausdruͤcklich, Per: fonen, die fie nicht kennen, Zubereitungen, worinn ein Gift iſt, auszuliefern, da fid) doch in allen Kü- chen das Eräftigfte und völlig zubereitete Gift zum Gebrauche aller nichterürdigen $eufe, in allen Lan- den finder. Der Borfag zu vergiften ift in Wahr- heit fehr felten : allein um eben diefelben Wirkungen hervor zu bringen, ift nichts, als die Nachlaͤßigkeit eines Koches vonnoͤthen. Ich will indeſſen, wider meine Ueberzeugung, Alte nehmen, daß das Berzinnen den Grünfpan gleic)- fam wie eingefperree hält, und man muß alfo, wenn die Berzinnung abgenugt ift, diefelbe erneuern laffen.. Zu dem Ende müflen die Cafferole und alle andere füpferne Gefäße aefrager werden, und wenn dieſes von einer Verzinnung zur andern mwiederholet wird, fo werden diefelben dadurch endlich viel Dinner, als die eifernen Eaflerole, des Herrn de Premery. Es iſt niche zu zweifeln „ daß fo dünne füpferne Caſſerole, wenn fie über dem Feuer ftehen, und die Köche nicht genug Acht geben, die Ragouts nicht verbrennen fell: | ten, Von eiſernem Kuͤchengeraͤthe. 435 ten, und. daher brauchen fie bey fo lang gebrauchten kuͤpfernen, ind felbft bey den noch viel duͤnnern fil bernen Caſſerolen, die Vorſicht, daß fie entweder weniger euer darunter machen, oder fie dann und wann abheben, und fie auf die heiße Mauer, neben den Eafferollöchern ficher legen, wobey es fich aber öfters zutraͤgt, indem fie von einer Cafferofe zur an— dern fortgehen, daß die, fo abgehoben worden, aus dem Kochen gefommen« find, fo, daß währender Zeit das Ragout eine Dofe von Grünfpan aus dem Kupfer gezogen hat, welches gewiß geſchicht, jo bald es aus dem Kochen fommt. Wenn man nun über: leget, daß man, ehe ein Ragout fertig wird, die dimne kupferne Cafferole öfters abheben und beyfegen muß, ſo iſt Teiche zu fchlieken , daß es immer neue Dofen von Grünfpan an ſich nimmt, die zwar. mei⸗ ftentheils unmerflich “Elein, oder unter den Gewür: zen verſtecket find ‚aber doch immer in die Jänge ihre Wirfung hun, und endlich einen: fchleunigen Tod verurfachen, Es fheint mir alfo vernünftig, zu be haupten, daß ein Koch, der bey den abgenüßten kuͤpfernen Cafferolen das Feuer zu mäßigen weiß, diefelbe Maͤßigung auch bey den Eafferolen des Herrn de Premery beobachten müffe ; und die Herren wer⸗ den dabey nicht mehr ver Gerahr. ausgefeget ſeyn, die davon herruͤhret, wenn die Speifen aus dem Ko» chen kommen. Aber noch mehr! die eifernien Gafferole, fo, wie fie Here de Premery anißo verfertigen kann, dürs fen, ihrer Dünne wegen, nicht fo oft vom Feuer abgenommen werden. Und wenn dieſes auch geſche⸗ hen niße ‚, weil das — ein wenig ſtaͤrker Bet e2. 36 Von eiſernem Kuͤchengeraͤthe. als das Kupfer, fo hat man doch ‚den: ‚großen: Bor: theil, nichts von der Unterbrechung. des Kochens fuͤrchten zu duͤrfen, welche man durch eine propor⸗ tionirte Maͤßigung des Feuers doch auch gar wohl verhuͤten konnte. Woher iſt es denn nothwendig, einen Ofen mit vier Zoll hoch Kohlen zu uͤberſchuͤt⸗ ten? Was iſt leichter, als den bewegenden Kraͤften ihr Gleichgewicht zu geben? Man ſetze einer Laſt von funfzig Pfunden eine eben fo große Kraft ent⸗ gegen, ſo iſt das Gleichgewicht vorhanden. Geſetzt, Daß man vier Grad Hitze noͤthig hätte, eine Kaffe: role im Kochen ‚zu erhalten, ſo iſt es nothwendig, dieſe Hitze zu unkerhalten, aber es iſt unnuͤtz, ſie zu vermehren. Aus dem Grade des Kochens, wird ein Rod) den Grad feines; Feuers abnehmen Buben ) und denn fo verhalte er ſich mit diefen eifernen Caſſe⸗ rolen, wie mit den duͤnnen kupfernen und: filbernen, fo wird ihm die Arbeit leichter, und. die Gefundheit feiner Herren ſo wohl, als Pine eigene; ——— geſetzet werden. | Sch kann Ihnen uͤbrigens von dem Vorurtheiled der Röche feinen andern Grund, als. die Gewohnheit, anführen. Die Leute haben. Zeit Lebens in ihren Küchen Feine andere, als Füpferne Gefäße geſe⸗ ben. » Diefer, Gebrauch: ift wie ein Buch,’ das mit den Buchſtaben unfers Alphabets gedruckt iſt, worinn ſie leſen koͤnnen. Man ſchlaͤgt ihnen den Gebrauch eiſerner Gefaͤße vor: allein das iſt fuͤr ſie ein Buch, das mit arabiſchen Buchſtaben gedruckt iſt. Sie verſtehen nichts davon, und wollen auch nichts davon verſtehen, und ſo wagen ſie geruhig und taͤglich ihre —— die ſie oͤſters verlieren, Er ohne er eiſerneim Kuͤchengeraͤthe 437 ohne zu wiſſen, wie? Sie bringen ihr Leben in einer beſtaͤndigen Gefahr dahin, und ſterben oͤfters eines gewaltſamen, frühen Todes: und warum? Weil fie in einem Buche nicht haben wollen leſen lernen, deſſen Buchftaben fie für arabıfche gehalten, ob fie gleich viel leichter, als die unfrigen wären; denn es find feine andere, als der gefunden‘ Bernunft und des gemeinen Verſtandes der auf allen Straßen angetroffen wird. Ja, Mylord, itzo behaupte ich, daß, mas den — in dieſer Sache betrifft, Eeine allgemeine Vernunft mehr in Srsnfreich ans. getroffen wird. Viele andere Nationen find in eben diefem Zuftande, und wenn die unfriae weifer ift, ſo iſt ſie es doch noch nicht genug. Wir haben die füpfernen Wafferbehälter abgefchafft ; wir haben ge: glauber, daß wir unfer Waſſer nur in bleyernen, oder irdenen Gefäßen aufbehalten müßten, weil wir mit Grunde‘ befürchten , das Wafler möchte durch feine Ruhe und Kälte, nachdem es lange fteht, mehr. oder weniger Grünfpantheilchen an fi) nehmen: allein, ſetzen uns unfere füpferne Cafferole und Toͤ— pfe nicht eben dem fchleunigen Tode, nicht eben den Krankheiten aus, dergleichen das: Podagra, die, gahmflüfle, die Schwindfucht, Bleichſucht unrei⸗ nes Gebluͤt, Milzſucht, Waſſerſucht, Tollheit, Blindheit, u. few. find, und unter welchen Larven ſich dieſer Protbeus verbirgt. Wenn das Cueck⸗ filber,, indem es die Fäfergen des Gehirns zerreiße und veiser, die Narrheit hervor bringe, fo (heine mir, daß der im Blute verſteckt herum irrende Gruͤn⸗ ſpan wohl noch viel gewiſſer in dieſe Faͤſergen wir⸗ fen koͤnne. Eine ſolche Doſe von Gruͤnſpan durch⸗ ai Ee3 ſchluͤpfet 433 Don eiferrtein Kuͤchengeraͤthe. fehlüpfet das ganze Gewebe dieſes und jenes Einge⸗ meides, und vermeilet in einem andern. Go flein. fie auch, feyn mag, ſo ift Doch nothwendig, daß fie ihre Wirkung bald. oder fpat aͤußere. Wenn fie die Lunge nur ein wenig anfrißt „und wenn es auch nur einer, Nadelfpige groß wäre, ſo iſt Diefes ein Oelfleck, der ‚fich uͤher einen foftbaren Zeug ausbreitet; es: ift ein freſſendes Weſen, das Wurzeln fahr. Anfäng: lich ift es ein SJuften, den man ein Rhevma nen» net, und er würde nichts zu bedeuten haben, wenn man gleich anfangs zu den ‚gehörigen Argeneyen wie der den Huften - feine Zuflucht naͤhme. Aber wer weiß das, was in den $ungen vorgeht? Man folger der wahrfcheinlichften Kegel, ohne ſelbſt einen Arzt um Rath zu fragen. Man geht mit dem Huſten, als mit einem gemeinen Rhevma um, und unter⸗ deſſen nimmt der: Grünfpan, den man im Getränfe: und in denen in Füpfernen Gefäßen zubereiteten Spei⸗ fen, zu genießen fortfaͤhrt, feinen "Weg immer weis ter, bis man endlich merfet, da aß man wahrhaftig, und oͤfters unbeilbar ſchwindſuͤchtig ſey. Eben ſo iſt es mit allen andern Eingeweiden, und wo die Bombe hinfaͤllt, da zerplatzt ſie. | Ich weiß wohl, daß man fich öfters an den Grüns« fpan gewoͤhnet. Die fleinern Dofen machen nad) und, nad) eine Art von Knorpel in dem Magen und den Gedärmen. Die verfchiedenen Feuchrigfeiten der. Häute, die zähen, ſchleimigten Materien und raus: ben Fäferchen widerſetzen fich den Wirkungen des Giftes, und machen gleichſam eine Bruͤcke, woruͤber er. aus dem Munde in die untern Gegenden ſchleicht. Seine gemeinften Wirkungen, ‚die man — als Von eiſernem Küchengeräche. 439 als eine Wohlthat der Natur: anzufehen hat, befte: hen in den Durchlaͤufen: allein, was bat man nicht zu befürchten, wenn eime ſtaͤrkere Dofe wohl gerei⸗ nigte Eingeweide antrifft? Es gefchieht öfters, je beifer man fich nach den natürlichen Ausführungen befindet, daß man hernach den Wirfungen des Grün: fpans defto mehr: ausgefeger ift. Alfo geht man fehleunig von dem Vergnügen, das eine vollfomme- ne Gefundheit giebt, zum Schmerzen über. Wir winden dahero weit beffer hun, wenn wir, nach der Verbannung der’ Fupfernen Wafferbehälter aus uns: fern Küd,en, uns den Entfcheidungen der medici⸗ nifchen: Saenltät zu Paris, gemäß, bequemten, alle aus diefem Metalle verferrigte Gefäße zur Zus bereitung der Speifen und Arztneymittel für- untuͤch— tig und ſchaͤdlich zu erflären ‚und uns an ihrer Stelle,‘ der verzinnten eifernen Dazu zu bedienen. Ich will anigo die Vorzüge diefer leßtern bier anführen, und, fie mit den füpfernen Gefäßen in Bergleichung ſtel⸗ fen. Damit aber diefe Bergleichung defto beffer in die Augen falle, fo will ich die Verhaͤltniſſe beyder | in zwo Reihen neben einander feßen, Eafjerole und alle ans Lafjerole und alle an⸗ “dere Gefäße von dere Befäße von ver⸗ * DR sinntern Eiſen. 1. Die — Caſſero⸗ Die eiſernen Caſſerole Athen ein — Giſt heſtehen aus einer Mater ben ſich. — —— 7 — ——— dienet. Die Füpfernen ———— Die 3 Caſſerole fo legen ihren giftigen. legen ihren gefunden Roſt — FE Grüne - - 440 Von eifernem Kichengeräthe. Grünfpan an, wenn fie bloß abends oder morgens in der: —— * Wenn Wiſſe Det und Fett in kuͤpfernen Caſſero⸗ len und Toͤpfen kalt ſtehen bleiben, ſo ziehen ſie Brünfpan aus dem Ku⸗ pfer, machen die Spei— fen unangenehm von Ge: ſchmack, und fehr gefahr: lich,befonders bey Armeen, wo der Soldat fein Effen oft von Mittage bis zum Abendeffen, und wohl gar vom Abend an-bis den fols genden Tag zur Mittags er Die —— Caffe role. theilen den; Speifen beſtaͤndig, aud) ‚wenn fie kochen, etwas won ihrem Gifte mit. mahlzeit darinn ſtehen | — zwar auch in der Feuch⸗ tigkeit an, aber doch nicht ſo haͤufig⸗ ur Wale und Bri⸗ | hen ziehen aus den eifer» nen Caſſerolen und Toͤ⸗ pfen den heilſamen Roſt heraus, der ihnen, wenn ſie kalt darinn ſtehen blei— ben, nicht allein keinen Ge⸗ ſchmack macht, ſondern der auch keinen Schaden thut. 4. — Die eiſernen Caſſerole theilen den Speiſen, wenn ſie darinn kochen, nichts ‚nit, als was der Geſund⸗ heit zutraͤglich iſt. Ich aläube , daß Herr Amy dieſes in ſeiner ʒwoten Nachricht, Die er von den Waſſerbehaͤltern in den Häufern gefthrieben, und die ic) a BR mitfende, Ge bewieſen habe. w 5 Die Bon eiſernem Kuͤchengeraͤthe. 441 a u 5 Die durch; den Ge— brauch, durch. das Abfra: gen und neues’ Verzinnen abgenußte Füpferne Caſſe⸗ role, verzehren'die Feuch⸗ tigkeiten, und verbrennen Die Ragouts, do nicht der Koch das Feuer‘ mäßigen: 6, Die abgenusten Eüpfer- nen Caſſerole verbrennen die Brühen und Ragouts aud) bey gemeinem Feuer - nüht, wenn fie die Köche P 5*. Die eiſernen Caſſerole, die Herr de Premery im Anfange der letzten Kriege: ſehr leicht hatte machen laſſen, hatten eben dieſelbe Unbequemlichkeit, aber es koͤnnte ihnen auch auf ‚eben die Art geholfen werden. | 6. Die, eifernen Cafferofe haben eben den. Vortheil. Ihre Dinne erfodert die⸗ ſelbige Aufmerkſamkeit. nur,wiegewöhnlich, dann! und warn vom Feuer abs nehmen, ' und «auf die: Brandmauer fegen „wie fie mit den dünnen filber« ⸗ nen afferolen zu thun — * | zo Wenn man, bamit vom: allzu ftarfen Kochen die Brühe nicht verkocht, die abgenutzten Füpfernen Ste } \ T ‘ 6 7 Wenn die eiſernen Caf⸗ ſerole vom Feuer genom⸗ men werden, ſo theilen ſie, beym Aufhoͤren des Caſſerole öfters vom Feu- Kochens den S peiſen eine er nimmt, ſo laſſen ſie ihr heilſame Eienſchaft mit. Gift achen, fo bald das Kochen aufhoͤret, in der Zeit, da der Koch von einer zur andern geht Ee5 Die 442 Bon eiſernem Kuͤchengeraͤthe. ‚Die nicht * aufge⸗ waſchenen wiſchten, unreinen Caſſero⸗ le von Kupfer, worinn der unmerfliche Grünfpan fißt, der zwiſchen denen, durch das Scheuren und den Gebrauch ermeiterten Zwiſchenraͤumen des Zins nes, heraus Fommt, Fön» nen ein fehnelles Gift’ er: nie — Die —— Caſſero le muͤſſen alſo bey Lebens⸗ gefahr desjenigen, der es verabſaͤumet, nothwendig mit vieler Vorſicht und Aufmerkſamkeit gebraucht werden. 10. Die neuen kuͤpfernen Caſſerole, die noch ſtark ſind, verbrennen zwar bey gemeinem Feuer die Bruͤ⸗ hen und Ragouts nicht: allein bey ſtaͤrkerm wuͤrde alles verbrennen. oder ausge⸗ 4 u Die nicht wohl aufge waſchenen, oder gereinige ten eifernen Eafferole, wors inn noch’ etwas Roſt ſitzt, fönnen ineben den Fallen nichts fchaden , weil dieſer Roſt der Gefundpeit dus traͤglich iſt. 9. Die eiſernen Caſſorole haben, um des Lebens Ge⸗ fahr willen, feiner Vor⸗ ſicht, noch Aufmerffam- keit noͤthig; ſondern bloß der Reinlichkeit wegen. 10, urmuhke Die eifernen Cafferole von der Dide, die ihnen Herr de Premery geben Farin, verbrennen und vers. zehren nichts "bey gehoͤri⸗ gem Feuer; voraus gefez get, daß das Eiſen ein mes » nig mehr zieht, — van * 9% % * —6 {BR v Don eiſernem — 443 II, Die füpfemen Caſſero⸗ le ſind ſehr obenhin ver⸗ zinnt, mit einem Wiſche von Werg, oder Flachs, deſſen man ſich bedienet, um das Zinn auf dem Feuer darinn herum zu führen, da denn das Ku⸗ pfer nicht mehr‘ davon an fich nehmen kann, als es aan: fol. 12, Die £üpfernen Gaffero fe find fhwer , und mat—⸗ ten die ze ab. Die — —— Caſſero⸗ le verlieren am Gewicht, durch das Kratzen und oͤf⸗ tere verzinnen, und dieſes verurſacht viel Unkoſten, weil man neue anſchaffen muß. 14. WVon den kuͤpfernen Caſſerolen geht das Zinn ab, und ſchmelzt in Tro⸗ pfen, oder Körnlein, wenn man darinn bratet. Man findet zumeilen ſogar in den Ragouts folche Körs IL werden ganz anders ver> zinnt, indem man fie ganz in ein Zinnbad hinein taucher, daß fie folcdherges ftale mehr davon an ſich nehmen; als die füpfernen Eaflı erole und andere Ge fäße. ——— — | Die eifernen Caſſerole find viel leichter und we— niger befchwerlich. 13, Die eifernen Caſſerole Die elecnen Gafferofe | we. * koͤnnen verzinnet werden, ohne ſie zu kratzen, und be— halten ihre erſte Staͤrke beſtaͤndig. 14. Die eiſernen Caſſerole ſind dieſem Fehler noch mehr unterworfen, weil die Verzinnung daran ftärfer ift, als an den fü- pfernen. Allein manfann ineiner ungerginneen Cafı nee 444 Von eiſernem KRüchengerdthe: ner, welches ſchr unan⸗ — — ſerole braten, wenn ſie nur vorher wohl gepüse und oft mit: Sande aus- gefcheuret worden; und fo kann man die verzinnten 5 15. | Die Gafferole alle. andere Gefäße von Kupfer find ziemlich eheuer. | 16, Die kuͤpfernen Caſſero⸗ le und Töpfe haben ‚wenn fie von außen forgfältig gefcheurer, von innen wohl ausgemafchen , und echt rein. übgetrodinet find, ein gutes Anfehen. Allein die gewöhnliche Feuchtigkeit der Küchen, die in den unterften der Haͤuſer angelegt zu werden pflegen, die Duͤn⸗ und | - würde. _Abtheilungen Caſſerolen ſchonen. Age tıis Die .eifernen Cafferole und. andere Gefäße koſten viel weniger. Inzwiſchen iſt zu ‚merken, daß wenn man ihnen eben die Staͤr⸗ fe als den füpfernen geben wollte, .diefes den Preiß derfelben in etwas erhöhen Die Arbeit wuͤr⸗ de in diefem Falle beynahe um den Preiß des Kupfers zu —9— kommen. | u TE Die, — Caſſero⸗ le und Toͤpfe haben ein eben ſo gutes Anſehen, wenn man ſich nur die Muͤhe geben will, ſie nach dem Gebrauche wohl auszumafchen;, ebzutrock · nen, und am Feuer oder an der Sonne voͤllig trade nen zu laffen. ©... Um ſie recht glatt zu — darf man ſie J X e Von eiſernem Kuͤchengeraͤthe. 4 443 fte der Speifen und Sup: pen die der Luft beftän- dig eine Feuchtigkeit mit- theilen, bringen ‚unver: merft einen Gruͤnſpan zum Vorſcheine, der ſich als; bald im Waſſer, oder in den Bruͤhen auflöfet, und mit den Bear vermi eh monatlich ‚einmal Sande; bder —— oder mit Waſſer verduͤn netem Eßige ſcheuren, den man in dieſem Falle, ſo lange als das Scheuren währt, beſtaͤndig auf dem Feuer heiß erhalten muß. Uebrigens hat der unmerk⸗ liche Roſt, der ſich nur allein von der Feuchtig⸗ keit anſetzet, wie geſagt, eine qute@igenfchaft: als lein, wenn fie wohl. ver: zinnet find, fo voften die . Gefäße: nicht einmal. Wenn fie durch den Ge⸗ braud) einmal die Berzins vuung verlieren folften, fo kann man fich! ihrer doch ohne Gefahr bedienen, und jie durch Sorgfalt und Scheuren immer hell und rein erhalten. Hier, inn haben fie einen neuen Vorzug vor den Füpfernen Caſſerolen und Toͤpfen, die, wenn das Zinn ab» geht, viel gefährlicher zu gebrauchen find. 17. Die — 446 Von eiſernem Kuͤchengerathe. dm Jr Die ſtarken Füpfernen Caſſerole erfordern ſehr viel Kohlen, welches koſt⸗ bar iſt: denn das Kupfer iſt ohnedem theurer „und der Verluſt der Kohlen ame: dazu. 18. Da die — Cap he ferole und Töpfe : nur feicht verzinne werden, fo entſtehen nur felten Zinns tropfen oder Kuͤgelchen an den Gegenden, mo fein Waſſer ift,es müßte denn . in den Caſſerolen gefche- hen, wenn darinn gebra= ten wird. Sie zerreißen alfo das Linnen nicht, womit man fie austroc net. Die. eifernen Cafe fe erfordern Rum — | Er n 1’: J Die eiſernen Caſſero⸗ le und Toͤpfe koͤnnen, da ſie viel ſtaͤrker verzinnt find, leicht ſolche Koͤrn⸗ chen anſetzen, und das Linnen zerreißen. Allein was ift dieſe Unbequem- lichfeit gegen die Siche— rung der Gefundheit zu rechnen? Sonſt ift ihr auch Teiche abzubelfen, wenn man nur mit einem heißen Eifen, wie die Klempner gebrauchen,die: fe Tropfen oder Kugeln ſchmelzen will, daß fie herab laufen; "ober man fann fie auch mit einem guten Meffer leicht glatt abfchneiden. Wenn dies fes gefchehen ift, fo kom— men bernachmals dergleiz 19. Wenn Von eiſernem Kuͤchengeraͤthe. 447 Cem —* 176 °112 nö it * gr it and AR N Wenn man in den fü: pfernen Eafferofen Sau: erampfer und andere fau- re Kräuter, die Das Ku- pfer angreifen , kochen ra läßt , fo kommt der Gruͤn⸗ fpan in noch: größerer Menge zum Vorſchein. In der That find aud) diefe: Arten von Zuberei- tungen im Kupfer allemal mat 3310 chen: Koene hicht wieder zum Rnorinr: 23 anını ml Die eifernen Gafferole haben: nicht ‚allein » Feine ‚der Geſundheit ſchaͤdliche Eigenfchaften ; ;.. ‚fondern ‚der Sauerampfer und. ans dere. ‚faure - Kräuter: ver⸗ hindern auch nicht, daß nicht.die Suppen fo gelb wie Gold Roſeden — ten. Kirn, grün, und demnach viel gefährlicher , welches eine befannte Sache iſt. Mit einem Worte, j Miylord ‚ich ſehe anitzo klaͤrlich, daß nach der geſunden, ich will nicht ſagen, ſelbſt nach der allgemeinen Vernunft, zwiſchen den kuͤpfernen, und den Gefäßen von kalt geſchmiedetem und verzinntem Eifen, gar Eein Vergleich zu machen fey. Der einzige Punct, welcher fchlechterdings alle Schwierigkeit heben, und die Hausherren zum Ente fchlufle bringen muß, ift der, daß fie ruhig fchlafen und fpeifen fünnen, ohne fich wegen der Nachlaͤßig⸗ keit der Koͤche zu fuͤrchten, die wir in London ſo viel toͤdtliche Zufaͤlle haben verurſachen ſehen, und die ſie noch taͤglich in allen Laͤndern verurfarhen, Keine Unbequemlichkeit Fann einem vernünftigen Menfchen entfeglicher vorfommen,, als die anbals tende ‚Gegenwart eines Eräftigen. Giftes, Die { — 348 Don eifernem auͤchengeraͤthe. Leichrigke ſich mit den Speifen zu vermiſchen, und feine ſtets ſieghafte Macht über das menſchliche Ge⸗ ſchlecht, wofern man es aus ſeinen —— heraus Jap SE mad in an. hoffe ich‘ alle Ihre Simwirfe —J— zu haben, oͤder vielmehr diejenigen; welche man Ihnen gernadhe hat.Inzwiſchen will ich Ihnen von verſchie⸗ denen weſentlichen Stuͤcken Nachricht geben, die ich erfahten habe ‚indem ich michi nach alle dem erfuns Ä | Miet, weshalb Sie mich befragen: haben. · nuui 1. Der Herr de Premery hat mir öconomifihe Toͤpfe gezeiget, worinn man, mit einem oder zween Sols Kohlen, eine gute ‚Suppe‘ (Potage) zubereiten kann. Dieſe Töpfe ſcheinen mir beſonders im Fel⸗ de, oder auf Schiffen, ſehr nuͤtzlich zu ſeyn. Bey mandjen Gelegenheiten Fünnen die Officierer, Sol» daten, oder andere Bediente, einen Mangel an Koh ⸗ fen Haben , und ‚alsdenn find dieſe Töpfe ungemein nuͤtzlich. Noch mehr aber: find’fie es, in dem: Zim⸗ mer eines Kranfen, oder nur fränklichen Menfchen; der feine Brüben feioß beſorgen, oder doch ʒurichten | feben ‚ und dabey im Winter das Heerdfeuer erſpa⸗ ren will. Es iſt noch ein anderer Vortheil mit dem Gebrauche diefer Töpfe, die, wie die Theeröpfe, eine Röhre haben, die fich unten am Boden endiget , vers geſellſchaftet: denn auf dieſe Weiſe kann man die Brühe durch eine Beugung ausſchuͤtten ohne daß ſich das Fett, welches oben auffchreittmt‘, und oben am Topfe hängen bleibe, Damit vermiſchet, und ob ne daß Eleine Stüechen Knochen oder Fleiſch mit durchgehen ſollten, wie durch die Schnepfen der ge⸗ meinen — Endlich dienen ſie auch in.allen. den — | S Sällen, Von eiſernem Küchengeräthe. 449 Fällen ‚woman entweder in Abficht ber Koſten oder des Ortes, wo man ſich — * — zu ‚u ren gezwungen Hau nd au 2. Ich habe bemerket, daß ſich in den gemieinen Töpfen (Marmites) nad einigen Gebrauche we⸗ gen unzulänglichen Waſchens und Scheurens, unten am Boden ein Talg anſetzet welches ſich aber auch mit, den Füpfernen. Tdpfen nur mit dem Unterſchiede zuträgt, daß. dieſe, um fo viel. als. möglich, den runfpan zu vermeiden. wieder verzinnt werden müffen, und daß die eifernen dieſes nur des Anſehens und der Keinlichkeit wegen erſordern. ße Ich habe vernommen, daß die, von der Aka⸗ demie der Wiſſenſe haften zur‘ ‚Zeit ernannten Commiſſarien, die die Nuͤtzlichkeit und die Feſtigkeit dieſes verzinnten Eiſenſchlages unterſuchen ſollten, in verſchiedenen eiſernen Stücken unterſchiedliche Ge— richte haben zubereiten laſſen, und eben dieſelben zu⸗ gleich auch: in: eben ſo viel kuͤpfernen verſuchet Haben, Ale dieſe Füpferne und eiſerne Gefthirre waren'neu, und gleichwohl fanden dieſe Herren; daß die in den kuͤpfernen zugerichtete Speifen insgefammt einen fehr übeln, die in den eifernen hingegen , einen fehr guten Geſchmack hatten. Die Suppen und Brühen aus biefen leßtern hatten eine fchöne Farbe, und diefe Sperren urtheilten, daß nichts darinn ſchwarz werden Fönnte, als mas man darinn ſchwarz machen will. Sch fchlüge hieraus, daß die Vernachläßigung des Grades des Feuers, oder des Waſchens und Scheus rens nie eine andere Farbe, oder einen andern Roſt 12 Band. Sf... hervor 450 Von eiſernem uͤchengeraͤthe. hervor bringen kann als deny) * sers:gleich: tee für das: Geſicht noch; für den Geſchmack angenehm äft, doch menigftens der Geſundheit nicht ſchaden kann. nn Be die Seftiäfeie betrifft ſo ließen Diefe Herren einen Topf gluͤend "machen ; hernach warfen fie ihn auf einmal in ein Faß voll Waſſer und ließen ihn urn - fanden, und die $örhungen hatten feinen Schaden gelit ten. Bemerken Sie, daß diefe $öthungen mit denen, Die man an den Slintenläuften machet, einerlen find: . denn Sie muͤſſen willen, daß die eifernen Töpfe aus einer hohlen Walze und einem Boden beftehen, die man. in den Gelenken: nothwendig loͤthen muß, und daß nur die runden Caſſerole mit Stielen aus einem Stuͤcke gemacht ſind. Es war mir ein wenig ſchwer, dieſe Feuerprobe zu glauben, und ich; gieng: alfo ſelbſt zum Heren de: Premery, um: mid) davon beſſer zu unterrichten. Er hat mir aber alſobald meine Zweis fel gehoben, indem er eine Caſſerole in meiner Ge⸗ genwart gluͤhen laſſen, die, ob fie-gleich ; als fie is dem: Feuer kam, ſchwarz war, dennoch: wieder fo weiß, als zuvor wurde, indem er ſie alfobald mit einem Wiſche Flachs abrieb. Wegen der Loͤthun⸗ gen werden Sie mir das Kupfer entgegen ſetzen, das hinein fommt allein ‚diefes laßt ſich unmöglich, aͤn⸗ dern, es iſt auch deſſen ſo wenig, daß es gegen die kupfernen Caſſerole, die ganz und gar Kupfer find; ins unendlich kleine faͤllt. Als eine Frucht aller dies ſer gruͤndlichen Proben erhielt der Herr de Premery vom Könige die —— ‚ überall im ganzen Kös sn £ \ „7 on ‚nig» h j Von eiſernem Kuͤchengeraͤthe. ası nigreiche arbeiten zu laſſen: allein das Koͤnigreich hat ſich des Vortheils noch nicht, oder doch, wie Sie ſehen, ſehr wenig bedienet, weil Paris, wornach ſch alles richtet, ſich ſelbſt deſſelben noch nicht bevies ‚net hat. Indeſſen fangen itzo viele Herren an, ders gleichen Gefäße arbeiten zu laſſgfen. Um deſto beſſer im Stande zu-feyn, Ihnen, wegen des. Gebrauches dieſes Eifenfchlageg, der endlich ans fängt eingeführet zu werden, zu antworten, habe ich mir noch, mancherley Mühe gegeben. Ich habe in einigen der größten Haͤuſer in Paris, und felbft bey Prinzen und Pringeginnen vom Gebluͤte, alles Rus pfer verwiefen, die Küchen und Officinen mit allen eifernen Gefäßen von des Herrn de Dremery Arbeit, wohl verfehen, und alle fette und magere Gerichte von fehr ſchoͤner Farbe und trefflichem Geſchmacke gefunden. Ich habe felbft an fehr guten Tafeln da— von gefpeifet, und ich hoffe, es noch weiter fortzufes Ben, Gehen Sie, hiervon kann id) Sie verſichern, und diefer fo wichtige Punct für die Geſundheit hängt nurnoch von der Gelehrigkeit der meiften Köche ab, bie. für den alten Gebrauch außerordentlich ftarf eins ‚genommen find, Doch habe ich einige aefunden ‚die mir aufrichtig. verfichere haben, daß es von: ihren Miebrüdern nur Eigenfinn ſey. Sie haben mir ges ſagt, daß eine eben fo ftarfe ſilberne als fupferne Gafferole, die durch langen Gebrauch dünne gemors den ‚ einerley Sorgfalt von ihnen erforderte, fie von Zeit zu Zeit vom Feuer wegzunehmen, um die Brühe nicht. fo fehr;,abrauchen zu rn ; ober: den Grad des fa Feu⸗ 452 Bon eiſernem Kuͤchengeraͤthe. Feuers wohl in Acht zu nehmen. Wenn dieſer Vor⸗ eheil nur erſt zu Paris fo bekannt und im Gange ſeyn wird, als zu London, und überall, fo gtaube ich, daß wir ihn unfern Köchen wohl werden bey» bringen, und bey den eifernen Cafferolen wieder. ans bringen lehren koͤnnen. Muͤßte man ihnen auch gleich den Sold erhoͤhen, ſo wuͤrde doch dieſes alle— zeit hundertfach wieder erſetzet werden, wie Sie deut⸗ lich aus: dem Beſchluſſe dieſer Antwort erſehen werden. | 3% | Einer diefer Köche hat mich auch verſichert, dag er in den Eafferolen des Herrn de Premery gemiffe feine Ragouts, als von Trüffen, Morgeln und Schwaͤmmen, (miouflerons) beſſer zuzubereiten ge» dachte, als in den filbernen, weil darinn öfters viel Kupfer wäre, wovon er mir eine Gefchidhte erzählte, die fich bey dem bolländifchen Gefandten zuge tragen hat, | Der Hofmeifter Hatte ſich den Abend ein Stüd Schoͤpskeule aufgehoben, um es den andern Tag mit drey Freunden kalt zu fpeifen. Gluͤcklicher Weis fe entdeckte ein kleiner Aufwaͤſcher, wie er es auftrug, daß diefe Brühe nichts als Grünfpan wäre, Er fagte diefes dem Hofmeifter und feinen Sreunden, die es, ohne diefes wahrzunehmen, würden gegeflen ha» ben, weil es da, wo Die Tafel gedeckt war, dunfel war. In der That, ſagte diefer Koch, war dies fe Schöpsteule, die roth bärte ausfeben fols len, unten fo grün, wie ein Eppich. Sie lag in einer filbernen Schüffel,, aus Deutfihland, 5 Von eiſernem Küchengeräthe. 453 ich glaube, daß ſich dieſes in einer filbernen Schüfe fel, von Paris, nicht fo Teiche zutragen follte, meil Paris niche fo mit Kupfer überhäuft iſt, als Deutſchland. Eben dieſer Koch ſagte mir auch noch ganz aufrichtig, was er mit den eiſernen Caſſerolen und andern Gefaͤßen, davon die Verzinnung abgenutzt geweſen, fuͤr Erfahrungen gehabt haͤtte. Er ſagte, er wüßte wohl, daß man ſich ihrer dem uns geachtet ohne: Gefahr bedienen. könnte; im Gegen⸗ cheile, fuhr er fort, weiß ich und: ‚jedermann, daß der Eiſenroſt vielmehr. gut, als ſchaͤdlich fey, und ich ſehe dabey Feine Ungelegenbeit, als daf die Ragouts von Rebbünern mit Lin⸗ fen und einer Rraftbrübe von Schinken ein wenig ſchwarz darinn werden: wenn fie aber wohl verzinnt find, fo baben dieſe Ragouts allemal eben die Farbe ‚vote. in. Silber und Rupfer, die niemals die Sarbe zu verändern bflegen ‚ die beftändig ein wenig ins Braune [Ic Ich will Ahnen anigo noch eine andere Erfahrung miccheilen, die Herr Hellot, einer von denen von der Akademie ernannten Commiffarien , deren ic) oben gedacht habe, wie man mir geſaget hat, angeftellet haben fol. Er ließ, ehe er feinen Bericht abftatte: te, 'eiferne, unverzinnte Cafferofe machen, worinn ihm fein Koch Fricaffeen von-jungen Huͤnern und an⸗ dern fchönfarbigten und wohlſchmeckenden Gerichten zubereitete. Er hat davon ſogar in feinem Berichte Meldung gethan, wenigſtens hat man mir es verſi⸗ FR wollen. Uebrigens va ‚jedermann, ” die 3 Leute * 454 Von eiſernem Küchengeräthe. Leute vom Lande in wohl ausgefcheuerten eifernen Pfannen Fricaffeen von Huͤnern nach ihrer Art, und sin Töpfen von: gefhmolzenem Eifen, die beften goldgelben Potagen machen. Solchergeſtalt, My⸗ lord, beſitzen die Bauern, Handwerksleute, und öfters, nur. kaum die Bürger, das ‚glückliche Unver: - mögen ſich felbft zu: ſchaden, und: in Gefahr zu fe: gen. Dieſe Leute thun was ſie wollen; fie find Her: ren in ihren Haͤuſern, und ‚haben — mit den — en ‚Mm ſchaffen. —J Ich komme endlich auf die Einige, ie ei, wegen des wiederholten Derzinneng,. einwen · den. Viel Lete in den Provitgen ,, die von dieſem Eiſenſchlage gekaufet haben, fi ind in gleicher Verle⸗ genheit. Viel andere unterſtehen ſich nicht, fo gern fie ‚tonft auch wollten, ſich mit Kuchengeraͤthe von —— nicht, was wir an fangen ſollen wenn die Dersinnung abgegangen if, Air In Abſicht diefes Punctes Habe ich die Ehre, Ih ˖ nen dasjenige zu antworten, was ich. aus dem Mer nen, Munde des Herru de: Premery: habe. will, ‚nämlich. ‚zum, gemeinen Beſten, fein Be niß einem Meiſter in jeder Stadt des Koͤnigreiches anvertrauen, folglich auch den Kupferſchmieden in Paris, damit; ‚einer, Seits, ‚alle die, etwas von feis ner Arbeit beſitzen, es im Fall. der Noth koͤnnen auss beſſern laſſen, andern. Theils aber,, daß, wenn die Kupferfchmiebe, ihre, Rupferardeit an Küchen und ne ale —* fich durch die a ung Von eiſernem Kuͤchengeraͤthe. 455 ckung einer andern eben ſo heilſamen Materie, als ſchaͤdlich das Kupfer iſt, ſchadlos halten koͤnnen. Sie ſelbſt find öfterh Krankheiten ausgeſetzt, die ih— nen bloß die Kupferarbeit zuwege bringt. Wie vie⸗ de $ungenfüchtige, wie viele andere Kranke find nicht unter ihnen! Man kann es in’ London fehen. Sie ‚werden fich alſo -beffer daben befinden, wenn das eis ferne KRüchengerathe die Oberhand behält, und: ihre tägliche Arbeit wird , ohne Verminderung des Vor⸗ theils, fortgehen. Ein Schneider mit. feiner Sche⸗ ve zieht gleichen Vortheil von allen Tüchern ; fo wer⸗ den’ auch die Kupferſchmiede mie ihren Haͤmmern den ‚gleichen Vortheil vom Eiſen ziehen, Das ſich eben fo gut, als Kupfer, und die andern Metalle, haͤm⸗ mern laͤßfßt. nd, J Endlich glaube ich auch ohne auf die Geſund⸗ heit zu fehen, daß diefes ein Vortheil fuͤr den Staat fenn würde: denn einer Seits würde alles Geld, was wir aus dem Königreiche ſchicken, um in’Deutfch- land und Schweden Kupfer zu holen, im Sande bleiben, und diefe ganz aͤte Rummeley von Kupfer, die hernach/ wenn die Rupfergefäße abgefchaffer wä- ren, in den Küchen unnuͤtze feyn würde, koͤnnte als« denn, nach Belieben des Dberherrn, zu ganz ans dern Gebräuchen, als. für den Mund, angewandt werden. RTL, Hieraus, Mylord, ziehen Sie nun, forohl als ih, den Vortheil für die Mühe, die Sie mir auf dem parififchen Pflafter verurfachee Haben, und geftehen Sie, daß die Leichtigkeit des Trans⸗ MAR UV Sf 4 ports, 456 Von eiſernem Küchengeräthe. ports, die Erſparung der oͤftern Verzinnun⸗ gen, die Verminderung des Rohlenaufwan⸗ des, die Unſtraͤflichkeit der Nachlaͤßigkeit des Volkes in den Küchen, die Sicherung der Geſlundheit und des Lebens, die gänzliche Ver⸗ bannung des Brünfpans, die Schonung der filbernen Cafferole, die man: öfters gebraucher, und mit dem Scheuren, ohne und wider Willen der - Herrfchaft abnuger, daß mit. einem Worte, alle diefe. Sachen weit beffer find, als. die Venus der Chymiſten, die nur eine fo ſchoͤne Farbe zu haben ſcheint, um die Menfchen zu verführen, und ihnen alle die Uebel beyzubringen, die ſie in ihrem Bufen führer; und endlich, daß ich Grund gehabe habe, Sshnen zu ſagen, daß wir bey der Abfchaffung eines Misbrauches, der der gefunden. Vernunft Schande machet, hundertfachen Vortheil haben . „werden. EA ⸗ 457 0. ve IV. Nachricht von einer vorhabenden Sammlung der Schriften aller Akademien Dee Wiffenfch. Unter der Auffchrift: Profpedtus d’une Soufeription pour‘ un recueil des Memoires de toutes les Academies. m ein Kalber Bogen erfehienen, aus dem hier das nothwendigſte fol angezeiget werden, inige Perfonen, denen die Ausbreitung der Wiflenfchaften am Herzen liegt, wollen den giebhabern der verfchiedenen Wiflenfchaften, die Hülfsmittel dazu erleichtern, und was von jeder Wiflenfhaft in fo vielen Sammlungen der Afade- mien zerſtreuet ift, in einen oder mehrere Bände befonders vereinigen, damit man fi) ſolches anfchaf- fen Eönne, ohne das Uebrige mit zu bezahlen. Die einzelnen Sammlungen alſo, die fie ie machen wollen, follen folgende Titel haben: | | 1. Afarbau. 2. Anatomie, 3. Architectur. | A4. Allerley Kinfe * 5. Aſtronomie, geometriſche ver f, ——— des Himmels. 8 pi” ss) 6, Bo 458 Von einer Sammlung #6. Botanik « en 7. Chymie, Pharmacie. 8. Chirurgie. 9. Geographie und Chronologie. 10. Hiſtorie der Thiere, Ir, Hydrographie uͤnd ae EIERN 12, Reine Mathematik. BEN 15} 1 I 13. Mechanik. a 14. Medicin. I IT UN NG Si 15. Minerologie. ih 16. Miſcellanea. Man darunter Sei ten , die.verfchiedenen Gelehrten zugleich dienen, ; E vom Wachsthume der Pflanzen, welches a „pen Naturforſcher ‚ den ‚Keäuterfenner,. den * — ——— „angeht, a I inet / 17. Muſik. ah. „8, Dptik, Gnomonik. mie g N en 7) BE (78 Donfik,.. we aan in. 4 — * Wr — Seit" vn wird, Die Sen * zu fair aha gehören, wird man nach der — ſeten Diefes iſt bey den ſchon vorhanden er Fortgang. der Wiffenfhaften zu. eben, und. ben. den Fünftigen ohne dieß nothwendig. Sranzöfifche, oͤder lateiniſche Schriften bleiben in ihren Sprachen, „die andern werden franzofifch überfegt. Aber von jeder Wiſſenſchaft follen die Franzöfifchen Schriften befon- ders, und die lateinifchen aud), befünders. gefammlet * und ib dieſe oder jene ‚Sammlung ein, oder be zugleich nehmen, nur daß man folcheg Deutlich meldet, „, Alle — und Corre⸗ ſponden⸗ der Schriften aller Akadentien. 459 fpondenten der Akademien, und überhaupt alle Ge lehrten von Anfehen werden erfucher, Die Auffüge, Erfahrungen, 'Unterfuhungen, u. ſ. f. die fie ent- ‚weder an Akademien überfchicker, oder noch bey fich “haben, wofern ſolche noch ungedruct ‘find, den Ver— legern mitzutheilen, die folhe am Ende desjeirigen Bandes liefern werden, der zu der Zeit, da fie dies felben empfangen, unter der Preſſe iſt. Die Addreſſe iſt: A Meflieurs les freres Cramer, ' Libraires'& Geneve, die fie dem Herausgeber D.C. der Samm- fung der Schriften der Afademien zuzuftellen Haben. Sie follen ihre Titel, und die Afademien, denen-fie angehören , nebft ihrer Addreffe nicht vergeffen : Man wird. folche mit befannt machen, und‘ bietet ihnen zur Erfenntlichkeie einen Ducaten fir den Bogen an. Zum Anfange follen alle Schriften der "allgemeinen Phyſik gedruckt werden ‚welche Wiffen- ſchaft faft allen verſtaͤndlich iſt, und Feine Mathe; matik braucht... Man verftehedarünter die allgemeinen Eigenfchaften der Körper ; als Raum, Zeit, Schwere, Federkraft ꝛc. und die Betrachtung gewiſſer Körper, die man uͤberall in der Welt findet, Luft, Waſſer, Feuer ꝛc. Das Format iſt in Quart Jeder Theil - foll 400 Seiten oder 50 Bogen enthalten. Eine Kupfertafel wird fuͤr einen Bogen gerechnet. Wer auf die allgemeine Phyſik unterzeichnen will, bezahlet 4 Pf. Schweizeriſch, welches 6 Livres franz. 2 Gul⸗ den 24 Kreuzer deutſch Geld, 3 Gulden hollaͤndiſch find, indem er: unterzeichnet, und eben ſo viel bey dem Empfang jeden Bandes. Die Unterzeichnungen werden bis ans Ende des Brachmonats 1754 ange⸗ nommen, da der erſte Band, ſo wohl der lateiniſchen als der franzoͤſiſchen Aufſaͤtze, zu erſcheinen bereit ſeyn J Fi — noen —* ſoll. 460 Bon einer Sammlung ıc. ſoll. Mach dem Ablaufe wird man 6 Pf. ſchweiz. oder 9Liv. franz. oder 3 Gulden 12 Kr. fürden erften Band, und nur 4Pf. für jeden der folgenden bezahlen. Waͤh⸗ rend der Zeit des Druckes kann man auf eben die Be: dingungen unferzeichnen,daß man nämlich allezeit 6 Pf. ſchweiz. für die Bände bezahlet, die zu der Zeit, da man unterzeichnet, heraus find, mweil die Buchhaͤnd⸗ ler die Sammlung, die zu einer Wiſſenſchaft gehörer, nicht vereinzeln wollen. | Findet dieſer Verſuch Beyfall, fo hoffen die Buch» - händler jährlich drey Bände von der allgemeinen Phyſik, und eben fo viel von einer der genannten Wiſ⸗ fenfchaften mitzutheilen. Man Fann allemal bey eben den: Buchhändlern unterzeichnen, aber wenn eineneue Wiſſenſchaft angefangen wird, wird man folche nebft den Bedingungen der Unterzeichnung melden. > Das Regiſter derer, welche die Unterzeichnungen annehmen, würde hier ohne: Nutzen einen: großen Kaum ausfüllen. In Berlin thun folhes Haude und - Spener, zu Görtingen die Witwe Vandenhoek, zu Leipzig Hr. Hofe. Menke, zu Wittenberg Zimmer- mann. Mehr Deurfche Städte find nicht genannt. Daß dergleichen Ausführung den Gelehrten vor» theilhaft feyn muß, iſt leicht zu fehen, obwohl die Akademien vielleicht: nicht volllommen damit zufrieden feyn dürften, insbefondere was die Einladung an ih» re Mitglieder. betrifft, Abhandlungen einzufenden, uns ter denen vielleicht weiche einlaufen möchten, die von ben Herausgebern eben nicht der Bogen einen Ducaten gefchäger werden dürften. Nun iſt nichts mehr übrig, als daß ein deutſcher Buchhändler die gehörigen Maaß⸗ regeln faßt, diefe Sammlungen ya br V. Don 461 ae zz See ee ee ** | — —— Bon - üpfernen Küchengeßen. Be der, Hrn. Joh. Gottfr. Sonnenkalb, aus Hamburg, den 21. Dec. 1753 ertheilten me⸗ dieciniſchen Doctorwuͤrde, bat der damalige Procancellarius, Herr D. Samuel Theodor Quellmalz, Prof. der Pathologie, Vala aenea coquinae famu⸗ läntia, in einer Einladungsfhrift von 2 Bogen ab» gehandelt, die fi) bey der unter Hn. Dr. Anton Wilhelm Plagens Bot. P. P. O. Vorſitze vertheidig. ten Inauguraldiſputation de Sanitatis publicae ob- ftaculis finder. | er Herr Duellmalz gefteht, daß Kupfer innerlic) ge nommen, ſchaͤdlich fey, deswegen die vormals beruͤhm⸗ ten, aus Kupfer zubereiteren Arztneyen, Feinen Bey: fall verdienen, und man fich allerdings zu wundern bat, wenn die Meufohler Einwohner, nach dem Be: richte der breßlauifchen Sammlungen, ihr Kupferwaſ⸗ fer als ein Brechmittel brauchen follen, Wie leicht ſich auch), ſowohl Kupfer als Eifen von dem reinften Waſſer, jenes in Grünfpan, diefes in Roſt auflöfen laſſe, ift befannt, und das farbichte Haͤutchen, das ſich wie ein Pfauenfhmwanz auf der Oberfläche des Theers zeiget, wenn ſolcher in fupfernen verzinnten Ge⸗ fügen ift gefocht worden und einige Zeit geſtanden hat, beweiſet die Auflöfung des Kupfers vom Waffer. Man mürde alfo die Gewohnheit, das Bier in Füpfernen } Dfannen 462 Bon kuͤpfernen Kuͤchengefaͤßen. Pfannen zu brauen, nicht billigen koͤnnen, wenn nicht bey der erfolgenden Gaͤhrung, die Kupfertheilgen ihrer Schwere wegen zu Boden ſaͤnken. Der ekelhafte Ru: pfergeſchmack ift noch ſtaͤrker, wenn es in neuen Keſſeln gebrauet worden: denn viele Waſſer fegen Die häufige Erde die ſie enthalten, an den Baden’ und die innern Wände der Gefäße an, und geben ihnen damit einen Ueberzug, Der. nachgebends das Kupfer vor. fernerer Berzehrung ſchuͤtzet. Don den leipziger Wafferibes meifen folches die Theefeffel, die dadurch fo bedeckt werden, daß die Verzinnung, wenn folche gleich voͤl— lig abgegangen iſt, nicht vermißt wird. hut Wenn aber bey Zubereitung der. Speifen, Salze, oder Pflanzenfäure gebraucht werden, fo fann folches, indem es Das Kupfer aͤtzend angreift, unmöglich gute Wirkungen thun. Alſo wäre zu wünfchen , daß Die Apotheker, wofern fie es der erfoderlichen Menge mes gen bewerkſtelligen koͤnnten, den Weineßig nicht aus fupfernen, fondern aus irdenen oder gläfernen Ges faͤßen abziehen möchten. . Wenigftens follten fie for« gen, einen gläfernen Helm zu gebrauchen, damit die Kupfertheilchen, die bey der Arbeit abgehen, zurüce bleiben, und den. Eßig nicht verderben. Daß fi die Menfchen oft an der fehonen Farbe, welche die Speifen von dergleichen Gefäßen zum Nachtheile der Gefundheit befommen , ergößen, beweifen die Öurfen, die in Eupfernen Gefäßen mit Salz und Eßig einges macht, eine fhöne grüne Farbe erhalten. Ob das gemeine Salz , befonders beym Sieden der Fifche mit dem Kupfer bier auch eine ſchaͤdliche Wirfung hervor: bringe, oder.ob folche von dem fchleimichten Weſen der Fiſche gehindert werde, laßt er in Zweifel, Ka⸗ A —— Alſche X). 2 z Bon kuͤpfernen Kichengefäßen. 463 liſche Salze werden wohl kaum zu den Speiſen ge⸗ braucht, wenn man ſich nicht auf einige Fiſche here fe oil, ‚die in der Luft getrocknet und vor der Zus —J in ungeloſchtem Kalke, der: nach Art eines Lugen ſalzes wirket, gebeizet werden die allerdings in ſolchen Gefäßen gefotten, ſchaͤdlich feyn koͤnnten Daß ſich auch) in einigen Speifen etwas flüchriges Fali- (bes. Sal, „ob es gleich duch) gemeines Salz gebuns den; und. alfo.ein. ammoniakaliſches Mittelſalz iſt, hat man nicht zu zweifeln. Denn in alles geraͤucherte Fleiſch und Fiſchwerk ſetzet ſich weil es eingepoͤkelt liegt, vieles Kuͤchenſalz, das flüchtige Salz des Raus ches ducehdringe es .alsdenn, und vereiniget ſich ge⸗ nau Damit in ein ammoniafalfalj. Wendn alſo folches Fleiſch, beſonders Schinken, in eigentlich dazu bei ſtimmten Keffeln , lange genug muͤſſen gekocht erden, fo loͤſet ſich nothwendig ſolches Salz im Waſſer auf, und greift das Gefäße an. Da Salmiak aus X Their len Menfchenbarne, MH. Th. Küchenfalze und J. Theil des: beiten glänzenden Rußes gemacht. wird, ſo erhel⸗ fet das Angeführte deutlich. Denn Ruß allein mie ‚ Rüchenfalze'vermenger, ja Ruß ohne einigen Zufag deſtilliret, nach Boͤrhaavens Berichte Chem. Proc. LXXXVI. giebt Salmiak. Aus dieſem allen erhellet, wie die Speiſen von Kupfer koͤnnen veraͤndert werden, und eben das gilt vom Meßing; noch ſchaͤdlicher iſt mit Arſenik weiß gemachtes Kupfer, ob es gleich (deinen möchte, der reguliniſche Theil des arfenif fey mit. dem Fupfer fo feft verbunden; daß er fich davon nicht abfondern faffe,, denn Das: lange Kochen des Waſſers kann ihn doch angreifen. Der mineraliſche ka ben die daraus eeen nu ben Bruͤ⸗ hen 464 Bon kuͤpfernen Kichengefäßen. ben geben , die man damit ſchoͤpfet, beweiſet ſolches. Die Berzinnung, die fo,leicht abgeht, hilft der Schadlichkeit der. küpfernen Gefäße nicht ab. Bey alle dem iff die rage, wie man ſich fo lange’ der Füpfernen Gefäße, ohne hr merkliches Nachtheil babe bedienen können? Die Antwort wird ſich zum Theil aus der gelinden Beſchaf⸗ ende der Speiſen geben laffen, Die, wenn Feine Salze, aure Sachen 2c. dabey find, das Auple; nicht leicht an⸗ greifen. Auch Furzes Kochen des Waſſers wird in kuͤ— pfernen Gefäßen zu verſtatten feyn, wenn man fie nur nicht. mie Sande ausſcheuert, welche uͤberfluͤßige Rein⸗ lichkeit bloß dienet, das Zinn "und die ſtatt deffelben | dienende Bedeckung von Erde abzuſondern; man Fannfie nur mit warmem Wafler reinigen... 1.0 u. 3050] _ Die eifernen verzinnten Gefaͤße können füglich ohne Bedenken ſtatt der kuͤpfernen gebrauchet werden, da das Eifen dem Körper nicht fchadlich,, Tondern vielmehr ein Arzenepmittel iſt. Doch werden fie faure Gathen nicht vertragen , ‚fonbern, von- ‚folchen viel eher angegriffen werden, und ſeinen widerwartigen vitrivlifchen Gefchmad geben. Wenn fie auch nur aus Bleche und nicht aus dicken gegoffenem Eifen beftehen, werden fie nicht fo bau: erbaft in Feuer und fo beftändig feun, als die küpfernen, da Fein Metall fo leicht, ald das Eifen von jeder Saure, und jedem Salze angegriffen wird. Alſo werden die ir: denen Gefäße wohl allezeit wegen ihrer Unſchaͤdlichkeit den Vorzug behalten. Wh ihr Inhalt deg vierten Studg im u ymölften Bande... | 1. Fortfegung der microfcopifchen und phyfifalifchen Vers fuche Herrn Doc. Hil Seieite 355 2. Abhandlung von dem Duelle der Bewegung der Mus ſteln. Eine Preißfchr: bep der Fön. Preuß. Afad. -399 3. Arimay Sendfehr.vondem®VBorzuge des Kuchengeraͤthes von kalt geſchlagenem und verzinntem Eiſenbleche 426 4. Vachricht von einer vorhabenden Sammlung der Schriften aller Akademien der Wiſſenſchaften 457 5. Bon Füpfernen Kuchengefaßen R | 491 | | Hamburgiſches dgazun, geſammlei Schriften, Aus der Naturforſchung und den angenehmen Wiſſenſchaften uͤberhaupt. Des zwoͤlften Bandes fuͤnftes Stud, inc Königl. Hohn. und Churfürftl. Sächft ſcher Freyheit. Hamburg und Leipzig, Er Georg Ehrift, Grund und Adam Heine, Holle, 1754 x ! I J Bu If —— Inte 91 ni | IN! mul) 90 . N 1. —* Nachricht von dem J frangulatorio, dem Herrn C. Mortimer, ber Arztneyk. D. und Sekret. der K. G. u.fiw, in einem Briefe mitgetheilee sh ok Starr, der Arztneyf. Doctor, Wrorgeleſen den: 24. May 1750, in Aus den philoſ. Zranegct 495. N. 7. Mi? \ Liskart den 10. Senn. 1749. Wein Mer, nV ie koͤnnen verſichert feyn, daß mich > feine bloße Begierde etwas zu ſchrei⸗ ben, fondern.vielmehr der Eifer für —— die Gluͤckſeligkeit und. Geſundheit meines 5 Nächften, welchen ich in meiner Bruſt fühle, ai 6932 Ahnen 468 Vom Mose‘ ö — — Ä Könen. diefe Blätter zuzufenden, veranlaflet. €. bat zu gewiſſen Syahreszeiten eine Krankheit ‚bie an fich ſelbſt fehrelich, und deren Folgen tödelich, eint-, ‚ge mal unter ung gewuͤthet: ic) meyne eine verborge ⸗ ne Bräune (Angina), welche man mit Rechte Mor- bus frangulatorius nennen fann, Des D. Fother⸗ gil böfer Hals mit Gefchwüren; des D. Torten Scharlachfieber; des H. Alban, u. d. gl. find, meines Erachtens, nur ein Schatten deffelben. Nie: mand von den Yerzten, welche die Heilungskunft in diefen Gegenden reiben, Fann ſich rühmen, daß er die. Hebung deffelben mit glücklichen Fortgange verſuchet habe. Der ordentliche Weg, Krankheiten zu heilen, iſt dieſer, daß man ſolche erſt kennen lernet. Wo die Abweichungen der Natur verborgen ſind, wo man nicht erkennen kann, wo, und auf was Art und Weiſe die gehemmten Kräfte leiden, da muß Die Heilungsfunft allerdings. große ‚Schwierigkeiten fin. den. . Der plögliche und gar unvermuthete Tod eini- ger Patienten, hat mich über die maßen erſchreckt. Ich Habe gefunden „ daß die Urfache verborgener ift, als ic) mir anfänglidy eingebilder. Der Borfall, welchen ich hier anführe, und zugleich mit überfende, beftätiget meine Muthmaßung. Cr ift außerordenf. fidy und ungemein. Kann wohl die medicinifche Hiftorie dergleichen aufweifen. Es kann wohl mög» lich ſeyn: jedoch ift mir folches unbefanne, und ich habe weder etwas davon gehört noch gelefen,. Des Tulpius Bemerkung Diese, im HI. B. bin € ift überaus Ki Kat Saar Die u. Vom Morbo ſtrangulatorio. 469 Die Figuren (Fig. x. 2.), welche ich mit bey— . ‚ um ihnen einen klaren und richtigen Begriff von diefem Borfalle zu geben, find fehr na. tuͤrlich und genau gezeichnet, Wenn zu Bekräfti- gung der Wahrheit deffen, mas ich hier erzähle, Zeugnifle erfordert: werden follten, fo kann ich ihnen viele ſchicken. Allein ich bin verfichert, der ‚Here - D. Mortimer wird mich nicht ‚in dem Verdachte ha- ben, daß ich in einer dem: menfchlichen Geſchlechte fo wichtigen Sache etwas wider die Wahrheit: ge: ſchrieben. Kg bin etwas weitläuftig geweſen, ich geſtehe Wenn Sie meine ganze Nachricht, oder auch nur einen Theil davon, werth achten, befannt ge: macht zu werden: fo laffe ich Ihnen die Freyheit, es damit ſo zu machen, wie Dieſelben meynen, daß es am beſten iſt. Sch würde erfreuet feyn, eine vernünftige Merhode, wornach man befagte Krank: heit curiren Fonnte, aus den angezeigten Gründen gefolgert zu fehen. Ich glaube, Sie werden‘ mic) nicht gänzlich vergeffen haben, und mache mir ein Vergnügen, wenn ich mich mie vieler Sodachrung nennen darf Mein — Ihr ergebenſter Diener John Starr. Der 470 Vom Morbo ftrangulatorio. ) bus ftrangulatorius‘ hat innerhalb wenig Jah⸗ ren in. verfchiedenen Theilen von Cornwall mit großer Heftigkeit gewuͤthet. Viele Kiechfpiele haben | deffen Wuth gefühler, und ganze Häufer von Kin | dern, find (moraus mehr als zu offenbar, daß er | von anfteckender Natur ift,) durch. feine: auf einans | der folgenden Anfälle aufgerieben worden. ra ja, fehr wenige, find’ davon gefommen. Meine Abfiche ift inicht gemwefen, Ihnen eine ge. naue Hiftorie diefer Krankheit zu uͤberſchicken. Die fes 'überlaffe ich ganz gern’ folhen Männern, welche in dee Praxi mehr geübet find, und deren Einficht undıletheilskraft unftreitig die. meinige übertrifft. Indeſſen glaube ich, daß die Bemerfungen, welche diefe Blätter enthalten ; da. fie richtig, aufrichtig, und £reulich, wiewohl ganz einfältig und ohne Zier. lichfeit erzaͤhlet find, dennoch. vielleicht befanne ges macht, und fogar von dem Größten in unferer Kunſt in Betrachtung gezogen ju werden verdienen. Es iſt genug, wenn ich fage, daß die Zufälle diefer Krankheit bey werfchiedenen Patienten nicht eis nerley find, und daß gegentheils ein fehr großer Uns terfhied darinnen zu bemerken iſt. Allein die Zus. faͤlle mögen ſeyn, wie fie wollen, und fo mancherley als fie wollen, fo ift bey allen ein gewiffer Grad von böfer Art (Malignität) vorhanden; oder (welches meine Meynung iſt) eg find Anzeichen einer angeben- den Faͤulniß der Säfte da. Einige haben, wie mir berichtet worden , freffen« de Blattern an der Schaam und an dem Hinterften. gehabt, welche fchnell und tief um fich gegriffen, | und. WR Der mit gutem Fug und Rechte ſogenannte Mor- | | | | | Vom Morbo ftrangulatorio. 471 und ſogar gleich im Anfange den Tod gedrohet. Bey ‚andern find, wenige Tage darauf, da fie die Krankheit befallen, eine große Menge der fchlimm- ſten und tiefſten Petechen in verſchiedenen Theilen ih— ‚res Körpers ausgebrochen. Dieſes —* ich aber nicht ſelbſt geſehen. Viele haben bey dem erſten Anfalle über Ge: ſchwulſt der Drüfen, als der Mandeln, der Ohren: drüfen, Rinnbacfendeüfen, und “der Drüfen unter der Zunge: —3 oftmals hat es nicht viel zu be⸗ deuten gehabt. Wenige haben von einer innern Beule eine ſtarke aͤußerliche Waſſergeſchwulſt (Oe— dema) in der celluloͤſen Haut von dem Kinne an Die Glandulam Thyroideam herunter, und auf dem Gefichte an der Seite gehabt. Ich hatte einen fol- chen Patienten in der Eur, welchen die Beule in dem Halfe (Fauces) aufbrach; allein, anftart eines ‚guten Eiters warf er etliche Unzen Caffee farbichter und überaus ftinfender Materie aus. : Der Mann wurde wieder aefund. Weil hier das Athembolen bloß von einer Beflemmung gelitten, wollte ich die⸗ fes lieber eine bösartige Bräune, als den eigentlichen Morbum ftrangulatorium nennen, Nicht wenige haben gleich zu Anfange der Kranke | heit brandichten Grind (Efcharam gangraenofam ) in ihrem Munde befommen, und vielleicht einige fo zeitig, daß fie, ehe der Grind da war, kaum noch einmal über die Krankheit geflaget hatten: fo ſchnell ift ihr Fortgang gemefen. ‚Andere Flagten wiederum ohne einige vorher ges gangene Zufälle einzig und allein über einen geringen Schmerz „ wenn fie ſchluckten, worauf eine Hitze, Gg4 1 GER 472 Vonm Morbo frangulatorio, ein fieberhafter Puls, (niemals matt und gefchwind, fondern die Schläge waren geſchwind, und völlig und ftarf genug,) ein kurzer, tiefer, fehwindfüchtiger, beifcher Huften folgten. Der Patiente wurde insges mein fo heiſch, daß man ihm nad) einen oder zween Tagen der Krankheit fehwerlic) etwas verftehen fonn- te, welche eher oder ſpaͤter (denn ich habe niemals eine gewiſſe Zeit bemerken koͤnnen) ein ſchweres,pfei⸗ fendes, töchelndes Athembolen verurfachete, und es war immer als wenn fie erfticken wollten. Diefe legten Zufaͤlle, abfenderlich die gleich) vor« her gegangenen, halte ich für pathognomonifche von dem wirklichen Morbo firangulatorio. Die oben gedachten find mehr Symptomata caufae, quam morbi. Ich habe eines Geftanfes aus dem Munde noch nicht gedacht. Diefer ift, wenn ihn die Patienten befommen, aemeiniglich ein fruͤhzeitiger Zufall: wiewohl einige folchen gehabt haben, andere binges gen nicht, 9— DER, Dieſes Athemholen, fo beängftigend deſſelbe auch zu ſeyn ſcheint, hat, beſonders im Anfange, feine Nach— laſſungen und verſtaͤrkten Anfaͤlle. Die Urſache da— von kann natuͤrlicher Weiſe nicht beſtaͤndig ſeyn. Ich halte dafuͤr, daß es eine Materie iſt, welche in der Oeffnung der Luftroͤhre, und dem Larynge, durch welche die eingezogene $uft gehen muß, oder um Dies felben herum, ihren Gig hat: weil diefe Materie ausgeworfen werden kann, und weil, wenn fie los gehufter wird, das Athemholen auf eine gewiffe Zeit frey, und der Patient von der aͤußerſt feheinenven Angft befreyer wird, Allein, wenn ſich diefe Mate- ; | rie Vom Morbo ftrangulatorio. 473 vie wieder fammlet, welches allezeit gefchieht, wenn inan den Fortgang der Krankheit nicht hemmen kann, fo koͤmmt diefer Zufall wieder, und der Patient ſtirbt entweder plöglich, oder weil er alle Kräfte ver⸗ doren hat, werzehret er ſich nach und nad), oder er falle in krampfichte Zuckungen (Convulſionen) und ſtirbt darinnen. Ich wurde zu einem Maͤgdchen von fuͤnf Jahren geholet. Ihre Zunge war vollkommen rein; ſie konnte ſolche wie ein Geſundes allerwegen herum be⸗ wegen. In ihrem Munde, oder in ihrem Halſe (Fauces) war "nichts von "einer Krankheit zu fehen. Eie hatte einen geringen Schmerz, welcher gar nicht: zu achte zu feyn fchien, wenn fie ſchluckte, (fie em» pfand felbigen,, wenn der Kehldeckel durch das dar⸗ über weg gehende Getränke niedergedruckt wurde, ) woben fie aber Brodt und Butter, Zwieback, Fei- gen, ungehindert eſſen konnte. Den vierten Tag ihrer Krankheit befam fie das erftickende Athemho— len mit einem über die maßen heiſchen Huften. Auf den Gebrauch eines ftimulivenden Gurgelwaffers, u. f. f. murde ihr Huften ftärfer, und fie warf eine große Menge weißes und faules, mit einer fchleimich» ten und Flebenden Materie vermifchtes Fleiſch, oder Haut, aus. hr Athemholen wurde dadurch fo leicht, daß es ſchien, als wenn ihr nichts fehlte, In drey Stunden wurde felbiges wieder beſchwerlich, und nad) und nach wuchs diefer Zufall fo, daß er wieder fo heftig als zuvor wurde. Es war dem Kinde als wenn ihm etwas in dem Halfe ſtaͤcke, wel: ches nicht herauf wollte, Es fieng fih an zu gur⸗ geln, und erregte ihren Huſten, ſo viel als ſie konnte; G55 allein, 474 Dom Morbo ftrangulatorio.. allein, es war vergebens... Ihre Angft nahm zu, fie ſagte „ſo viel als fie konnte, ich erſticke, und in wenig Minuten war ſie todt. Ich gerieth über Dies fen Zufall in Beftürzung, und wurde verfichert ‚daß etwas fehr außerorbentliches, und ungewöhnliches, einen fo plöglichen ‚und. dem Anfehen nad) fo gemalt famen Tod verurfachen mußte, Sch habe die Materie, welche diefe Patienten zu Zeiten ausgemorfen hatten , öfters unterfucher. Ob⸗ ſchon in verſchiedenen Perſonen einiger Unterſchied darinnen war, ſo habe ich doch nicht ein einzigmal ein wohl digerirtes oder gekochtes Phlegma oder Schleim geſehen: hingegen war der meiſte Theil wie eine Gallerte, helle, etwas durchſichtig, mit einer weißen undurchlichtigen-und zaferichten Materie, rvels che einem. verfaulten haͤutichten Körper, oder Grin« de, ähnlich war, manchmal mehr, manchmal weni» ger. vermifchet. Sch habe gefehen, daß dergleichen Grind auf der Haut eines folhen Patienten, an dem Haife und Ar⸗ me, wo vorher waren Dlafen gezogen worden, enfe ftanden. Die Dlafen ziehenden Pflaſter waren mit Kohlblaͤttern zugerichtet geweſen, hatten. aber wenig Materie, gezogen. : Allein, an ven. daran gelegenen Theilen fuhren Fleine rothe Blattern auf, welche eben nicht außerordentlich brennend waren, aber einen haͤu⸗ figen Schweiß von fich gaben, und in wenig Stun⸗ den ganz weiß wurden. - Ihr Grind wurde ftünd» lic) breiter , fie ftießen zuſammen, und bedecken eine große Fläche: hernach entftunden.auf den Daran lies genden Theilen neue Blattern. Dieſe weiße Flaͤche fah wie eine eingebeizte Haut ‚aus, welche, nachdem eig | Dom Morbo ſtrangulatorio. 475 dieſelbe lange geweichet, ganz verfaulet iſt. Derje⸗ nige Theil, auf welchem die Blaſen waren gezogen worden, war, obgleich nicht gaͤnzlich, doch wirklich trocken, und der“ Ausfluß aus dem Grinde war ums glaublich groß. 2 Esswaren, wo ich mid) nicht irre, zehnfache Kleider, y.des Kindes Hemde, ein boppel tes Bettuch, durchaus naß, und in dem Bette war ein großer Fleck einige Haͤnde breit: und dieſes alles war in ſehr wenig Stunden geſchehen. Ich kratzte mit dem Nagel am Grinde; er ließ ſich ſehr leicht und ohne daß das Kind etwas davon fühlte, abſon⸗ dern. Was ich mit meinem Nagel aufgehoben, ſah eben ſo aus, wie Die Materie des vorgedachten Aus— wurfes. Nunmehr: glanbre ich binlänglichen Grund zu haben, mich zu überzeugen, daß die Krankheit h vem Larynge und in der Luftroͤhre Diefer aͤhnlich war, daß fie auf eben diefelbe Art erzeuget worden, und von einerley innern Urſache entftanden. Und wenn ich diefe Muthmaßung ats wahr voraus ſetzte, fo ſchien fich leicht erklären zu laffen, wie jeder Zufall Berne gebracht wurde. Im Chriſtmonat 1748, da der Morbus Strang Jatorius unter uns zu Liskart war, ‚hatte ein Kind bier und da rothe Blattern, die den obigen nicht ungleich waren. Ste brachen in. dem Nacken aus, und gaben eine eritaunende Menge dünner , Durch. fichtiger , bbsartiger Materie ( Ichor), welche, wenn fie trocken, überaus klebericht war, von ſich. Diefe waren in Anfange ‚ wenn —— verfuhr, leicht zu curiren. Wenn fie aber mit Kohlblaͤttern gezo— gen, oder unter der Aufſicht unſerer alten Weiberchen verderbt 476 Dom Morbo ftangulatorio. * verderbt wurden, (mie nur allzuoft geſchehen) ſo mar obengedachter Grind gar hald da. Ich wurde erſuchet, ein Paar Kinder in dieſem ungluͤcklichen Zuſtande anzuſehen, welche, ohne ſonderliches Auf hoͤren, wie ich glaube, ſaſt zween Tage haͤufig aus der Naſe geblutet. Der Puls ſchlug ziemlich ſchlecht Das Blut wurde mit großer Muͤhe geſtillet: allein da fie ſich in ungefähr 6 Stunden ganz verblutet, fanfen fie in Ohnmacht. Dee Grind. erſtreckte ſich von einer Schuͤlter bis zur andern, gieng bis in den Ruͤcken hinunter, nahm ein ganzes Drittheil deſſel⸗ ben ein, und fhien fehr dick zufeyn. Alle diejenigen, mit welchen man auf obige: Art verfahren, ſtarben Das Scarifieiren wollte nichts helfen, Ob dieſe Krankheit gleich nicht eigentlich der Mor- bus ftrangislatorius war, fo konnte ich doch nunmeh⸗ vo begreifen, daß fie demfelben ähnlich war, und eis nerley Urfache mit ihm hatte: und es iſt wahrſchein⸗ lich, daß man," wenn eine anatomiſche Unterfus chung angeſtellet worden, das, was man auf dem Ruͤcken des einen geſehen, in der Luſtroͤhre des andern würde gefunden haben. Es iſt noch ein Um⸗ ſtand, welcher die Wahrſcheinlichkeit dieſer Meynung vermehret, nämlich: in einem oder mehrern Exem— peln zeigen fich diefe verſchiedenen Krankheiten bey verſchiedenen Perſonen, in einer Familie, zu eben derſelben Zeit. Was ich bisher geſaget, erklaͤret zwar den vorge⸗ ſtellten Vorfall nicht, ich geftehe e8; allein, folgens de Hiftorie niebt dieſer dunkeln und "geheimnißvollen Sache das ſtaͤrkſte Licht, macht die Krankheit, deren erſchreck⸗ 4 N Vom NMorbo ftrangulatorio. 477 erſchreckliche Folgen ſie entdecket, fo gar der Einbil- dungskraft entfeglich, und muß jeden überzeugen, wie hoͤchſtmißlich und ſchwer die Eur derfelben if, wenn fie ja an fich ſelbſt noch möglich, wo man fel» bige nicht gleich, im Anfange mit Verftande unter» nimmt. | | Den ır, Chriftmon. 1749 wurde ich zu dem Soh⸗ ne des Herrn Kitto, eines redlichen und verdienten Pachters in dein Kirchjpiele vun St. Eve geholet. Der Knabe war zehn und ein halb Jahr, und es war der fiebente Tag feiner Krankheit. Er Elagre erftlich über einen Eleinen Schmerz im Schlucken, hatte einen heiſchen, befchwerlichen Hu« fien , wie ein Anfall von einem Catharr, und ems pfand einen ftehenden Schmerz in den Ohren wenn er huſtete. Diefes fühlte er immer. zu Zeiten. Es lief ihm eine große Menge dünner bösarriger Mares vie aus dem Munde , welche man täglich auf ein Quart, oder drey Pinten fchägen Eonnte. Gein Schmerz war gegenwärtig fo geringe, daß ich ihn einen ziemlichen Trunf thun fah, ohne daß er das Gefäß abſetzte. Er war gegenwärtig fo heiſch, daß ‚man ihn kaum verftehen konnte. Sein Huften war rauh, tief, Fury und ohne Auswurf. Der Athem war ſehr kurz und roͤchelnd, hauptſaͤchlich das Ein- athmen. Das Pfeifen oder Roͤcheln, welches man auf eine große Weite hören konnte, war unter waͤh—⸗ rendem Huſten, “oder Furze Zeit darauf, allezeit ärger Was erbey dem Huften auswarf, war belle, aber Elebricht. "Manchmal warfier eine ia en En. ;' faule gen. Vorne her war ſie rein; aber hinten ein we⸗ nig überzogen. Als ich fie mit dem Spatel nieders druͤckte, zeigte fich ein weißer ‚Körper an dem, Velo ge fühlen, ob dieſer Körper feſt an dem Velo hienge, herum liegenden Theile waren etwas roͤther als na⸗ aber ziemlich ſtark; er ſchlief nur wenig, und der er im Bette lag: bier war er, allezeit in Geiapı, zu — und fuͤrchtete ſich Davor. —* | ‚ Mirtur, vermittelſt einer mit Baumwolle verfeher nen ſilbernen Sonde: wohl abzureiben, hernach ei 478 Vom Morbö frangulatorid. re zugleich mit — Aedoch niemals in großer Menge. * Als ich ſeinen Mund —— konnte er — Zunge ohne den geringſten Schmerz überall hinbewe pendulo palatino und an den Manvdeln, Sch, er⸗ ſuchte den Herrn Scotchburn, einen Wundarzt, welcher zugegen war, er möchte doch mit ſeiner Zans oder ob er locker wäre, Er fand, da er es verfuchte, daß er ftarf anhieng. Der Ktiabe Flagte über Feiten Schmerz, da diefer Körper angefaßt wurde, Die fürlih. Sein Athem ſtank, und mar bochſt widerlich. Er hatte wenig Durſt; der Puls war geſchwind, Schlaf, den er hatte, war unruhig. Er konnte viel beſſer Athem holen, wenn er auf war, als wenn Ich prophezeihete mir hieraus ſelbſt nichts gutes, und wurde ganz. Fleinmüchia.. Ich verordnete alge denn, wie ich für dienlich hielt, den Grind alle drey Stunden mit einer mit, Spir dal. Mmarin. geſchaͤrften odſtzingirend⸗ eenh antiſeptiſch |. fe Dom Morbo ftrangulatorio. 479 4 er öfters zu gebrauchen; und dem Knaben eine Herz. nixtur zu gehörigen malen einzugeben, » Nachdem man das Reiben mit der Sonde u.d.g, weymal verrichtet, und ihn öfters gurgeln laffen, purde in einem heftigen Anfalle von Huften, mit ei» rem Theile zäher, garftiger Materie aus der Luft— öhre, die Haut (Fig. 2.) von dem Velo palatino Ibgefondert. | | | Es war wirklich die Außerliche und ſchleimichte Haut diefes Theils. Sie war nicht verfaule: wie in Grind, fondern hatte noch, ob fie gleich abges torben, ihre häutichte Structur behalten, war feſt, and ließ fich zerren und dehnen, ohne zu zerreißen. Sie war erft di, (fo viel als ich aus einem übrig ' jebliebenen Stücke, welches an der rechten Seite des Zaͤpfchens aus der Höhle (a) in der Figur, heraus ieng, und ungefähr den dritten Theil eines Gerſten- eng in der Sänge hatte, urtheilen Fonnte) und ihre Säferchen und Zwiſchenraͤumchen waren mit einer fehr leimichten und zaͤhen Materie dDurchdrungen ; fie wurde aber hernach, da diefe Materie, als ich fie m Waſſer abfpühlte, heraus gieng, merklich dünne, Der Knabe fonnte, wie man mir berichtete, uns mittelbar darauf beffer Athem holen: man hörte das Röcheln und Pfeifen nicht mehr, wie vorher , und er war auch nicht mehr fo heiſch. Nicht, wie ich verfichert bin, meil die Haut abgefondert worden; fondern, roeil er zu gleicher Zeit von der Saft eines Unraths, welcher die Wege zum Athemholen ver« derbt hat, befrenet worden. Allein - 480 Vom Morbo frangulatorio. Allein, diefe Erleichterung hatte, wie gewöhnlich, nicht lange Beſtand. In anderthalber Stunde fand ſich das roͤchelnde Athemholen wieder von neuem ein; ſeine Heiſcherkeit wurde wieder ſtaͤrker, und er mußte fi) bey dem Huften, ob er gleich Fur, und nicht laut war, fehr martern und ‚quälen, Bald war e8, als wenn er ganz und gar erwürget würde, bald Eam er aus der äußerften Todesangſt wieder zu Ih felbft. - Endlich) wurde fein Vater etwas in def» ſen Munde gewahr, welches er für ein dickes Phleg- ma hielt. Er faßte es mit feinem Finger und. Dau⸗ men, und zog es heraus. Es war, feiner Meys nung nach, ein hohler Sad, der mit einer faulen und zerftörten Materie angefüflet war, Davon eine anfehnliche Menge heraus floß. Er war, als er noch voll, wie. er fagte, fo Dick, als fein Daumen, und haste viele Zolle in: der fänge, Die Angft des Kindes, melche es diefe Augenblicke über ausftund, war unausfprechlid. Er wurde in feinem Gefichte braun und blau, oder vielmehr ſchwarz: allein, als er von diefer Saft befreyet war, Fam er bald mieder zu fich felbft, lächelte, und fagte, nun bin ich ge= fund, Als er ſich hierauf ins Bette geleget, fchlief er bald ein, und lag zwo Stunden in einem kurzen und fanften. Schlummer. Ich Fam in das Haus, weil man, Da es mit * Knaben aufs Aeußerſte gekommen zu ſeyn ſchien, wenig Minuten, ehe ſich die Sache ſo endigte, nach mir geſchicket Harte. Ich gerieth über dieſe Mach» richt uͤber die maßen in Erſtaunen: allein, ic) er» Bene noch mehr, als ich, da ich den vermeynten { Sack + Vom Morbo frangulatorio. 481 Sack befahe, fand, daß es bie Schleimhaut eines Theils des Läryngis, der ganzen Luftroͤhre, mit der großen Theilung der Aeſte derjelben, war. Ich breitete ſolche auf Papier aus, um ſie, weil ich ei— nige Meilen von Hauſe war, bequem fortbringen zu koͤnnen; zeichnete ſie hernach mit großem Fleiße ab, und uͤberſchicke Ihnen bier die Zeichnung daden (Fig. 2.). Ungefahr in der Mitte derſelben zeig te fich etwas blutiges. Sie war mehr verfaulek, und zaͤrter, als die vorige, auch etwas Dicker, das Stück von den Zweigen der Luftröhre ausgenommen, Was aus derfelben ſchwitzte, Elebte wie Vogelleim. Es war wahrſcheinlich, daß dieſe Materie der Krank heit die ganze Luftroͤhre durchdrungen harte, weil das Yeußerfte eine Zerreißung offenbar zeigte: und daß folglich noch mehr abzufondern und auszumerfen zurück war. Er klagte nunmehro über einen Schmerz in der Luftroͤhre, und wies auf den Dre, wo fich der Schmerz endigte, welches die erfte und andere Ribbe war, Gein chem war nunmehro frey, ohne Ge» räufeh, -aber kurz. Sein Puls ſchlug ein wenig oͤfterer und ſchwaͤcher. Ich ſah ihm in den Mund, bemerkte aber an demjenigen Theile der Gaumenhaut (Velum) uff, - von welchem das Erüce Fig. 1. losgegangen, me: ber Gefchwür noch Wunde, Er war glatt, rein, und fahe bloß, mie eine neue Haut aus, welche noch nicht ganz zu ihrer gehörigen Feſtigkeit ges fommen. Weil ich in dem Haufe war, warf er eine Ana dere Haut aus, Sie harte feine regelmäßige Fi⸗ 12 Sand, Hh gur, 482 Vom Morbo ftrangulatorio. gur, mar dünner, als eine: der vorigen; allein, mehr als hinlänglich, ein Stück Geld, von der Größe einer Krone, zu bedecken. Sie war aus dem Halſe (Fauces). a Nach diefem meldete man mir, daß er mit großer Mühe eine andere röhrenförmige Haut von einiger $änge heraus gebracht; und daß allemal, wenn er auszumerfen vermögend gewefen, kleine Stuͤckchen von eben dergleichen Haut, mit einem fehr zähen Schleime vermiſchet, in dem Auswurfe wahrgenom⸗ men worden. Er lebte 21. Stunden, nachdem die zwote Haut won ihm gegangen, und farb endlich etwas plöß- li), wiewohl bey völligem DBerftande. Ich muß noch binzufügen, daß ich niemals bemerfet, daß „ jemand bey diefer Krankheit irre geredet. Veberfeßt von - D. I. E. Zeiber, 433 ee Zn 2 2 2 2 2 22 22 22 2 ‚Il | — eines Briefes von Herrn Williom Arderon, Mitgl. der Königl. Geſellſchaft, | an Herrn Heinrich Baker, Mitgl. der Koͤn. Geſ- welcher eine Nachricht von einen Zwerge enthaͤlt. NRebſt einer Vergleichung feiner Groͤße | mit der Grüße eines Kindes unter vier Jahren. = Von David Erskine Baker. Vorgeleſen den 14. Bram, 1750. Aus den Philoſoph. Transact. 495. N. X. Art. Norwich, den 12. Ma 1750; sn Coan, ein Zwerg, ward orberen zu as „Lwitfchall in Norfolk, im Jahre 1728, „und ließ ſich vor einigen Wochen in diefer „Stadt fehen. Ich wog ihn den 3. April 1750, und „fand, daß er mit allen ſeinen Kleidern am Gewichte „nicht mehr als 34 Pfund hatte. Desgleichen maß sich ihn forgfältig, und fand feine Höhe mit Huf, „Peruque und Schuhen 38 Zoll. Seine Glieder 552 „fing 434 Bon einem Zwerge. find nicht größer, als eines Kindes*feine von drey | „oder: vier Jahren. Sein Körper iſt vollkommen „gerade. Die Geſichtszuͤge find feinem Alter gemäß, | „und ſeine Stirn befümmt, einige Runzeln, wenn er | „etwas mit Aufmerffamfeit anſieht. Er iſt von gu⸗ „ter Leibesbeſchaffenheit hat einen aufgeweckten Kopf, | „redet hurtig, "und in. Betrachtung feiner Erziehung | „nicht ungeſchickt und lieſt und ſchreibt gut King: | „lich. Seine Sprade ift erwas hohl: jedoch nicht | „unangenehm. Er fann ganz erträglich fingen, und | „beluftiger..die Gefellfhaft , welche ihn zu fehen. | koͤmmt, mit Nachahmung des Hahnkrehens, wel· „ches er febr natürlich nachmachen kann. Im Jah: | „te 1744 War er 36 Zoll hoch, und wog 27 Pfund, „und’ein halbes. Sein Vater fagte, er wäre als „ein Kind von einem Sabre fo groß. gewefen, als. | „Rinder von diefem Alter gemeiniglich zu feyn pfles gen; „bernachmais aber fehr wenig und langſam ge⸗ „woachfen.,, Auf Erhaltung der Nachricht von diefem Eleinen | Männchen wurde ein Kind, welches noch nicht vol» | fig 3 Jahr und 9 Monate alt, gemeffen und gemo> gen Es war einSohn des verftorbenen hochver. dienten William "ones Efq. Mitglied der. Fönigl. | Geſellſchaft. Diefes Knäbchen war, ob es gleich | friſch und wohl geftaltet, gar von feiner befondern | Größe: und deswegen Fann fein Maaß und Gewicht, | mit des Zwerges feinem verglichen, einen ziemli» chen Begriff von der wahren Kleinheit des Zwers‘ | ' ges geben. Das Gewicht des Ziverges , mit allen feinen Kleidern, beteug nicht mehr als 34 Pfund. 1 4 es Von einem Iwerge, 485 Des Kindes Gewicht, ebenfalls mit deffen Klei⸗ dern machte 3 36 Pfund aus *. Si des Zwerges mit Schuhen, > er und or Peruque 38* Hoͤhe des Kindes, ohne Ba es etwas auf dem a gehabt | ‚37, and an | Zwerg Kind Hrmehsn | 02 Zell Zoll Umfarg bes FERNE an den genden arin. na | Umfang des Halfes Dir 9? n0 EZ, Umfang des Schenfels BR Fe Umfang an den Kuorren , 6,70. Urnfang der. Handwarzel +. 4.321. Ar6 Umfang des, Daumens. ERTL - Sänge des Armes, nämlich von dee Schulz. 3 1.9. fer bis zur Handiwurzel 15 13. Bon dem Ellbogen bis ans Ende des | Mittelfingers 10,4; 10 ‚Bon der Handwurzel bis sum Ende des Mittelfingers 4 Vom Knie bis ans Ende der — oro Laͤnge des Fußes mit den Schuhen Bro Laͤnge des —— — ee | 93 - Breite * Die Kleider, welche nachmals gewogen worden, waren 2Pf. 14 Unzen ſchwer; folglich war Die wah⸗ ve Schwere des Kindes 33 Pf. 2 Lingen: und alfo nur 14 Unger weriger, als des Zwerges Schwere „mit allen ſeinen Kleidern. 486 Von einem Zwerge. | =. * Zwerg Kind Zoll Zoll Breite des Gefichtes Bi fange der Mae vB 5 Weite des Mundes | I 5 Breite der Hand u 25 25, Es wird nicht undienlih feyn, hier mit anzu⸗ merken, daß, als geſaget worden, daß man das Maaß des Zwerges in ſeinen Kleidern genommen, - das Kind auch uͤber feine Kleider gemeſſen worden. Und da des Kindes Kleider (meil es ein Schnürs leib. und eine Kappe geweſen) vermutblich dichter. an den Leib gefchloffen, als der fchlaffe Rod, oder die Weſte des Zwerges „ſo wird dieſes einen Fleinen Unterfchied in Ausmeffung des $eibes an den Senden, (welches die einzige ift, worein dieſes einigen einfnE haben fönnen), gemacht haben. | überfeßt von D. I. E. Seiber. 1. Bon J 487 ù**X a RE | II. | Bon der Natur und den Eigenfchaften des gemeinen Waflers, | in fo fern es als ein Auflöfungsmittel Betrachtet wird. Bon Herrn Eller. Aus den Memoires de l’Acad. de Berlin a Annee 1750. 67 uff. ©. IL Waſſer befommt, nachdem es feine Fluͤſ— figfeit von der Wärme, oder vielmehr von | der Vermiſchung mit einer .gewilfen Menge _ Feuertheilchen, erhalten, durch dieſe Vereinigung eine innere und beftandige Bewegung in feinen Elein: ften Beftandtheilchen: eben fo, mie jedmweder ande: ver gefchmolzener Körper , der ſich vermittelft des Feuers beweget, und nad) allen Seiten wirft. Ver— möge diefer Eigenfchaft nun äußert auch das Waſſer feine auflöfende Kraft, oder weniaftens wird es durch dieſe Bewegung in den Stand gefegef, die meiften ‚in der Natur bekannten Körper durchdringen und aufloſen zu koͤnnen. Das Wafler hat daher, mie gedacht feine Flüßigkeit einzig und allein dem euer zu danken. Diefe Feuermaterie durchdringt als ein ‚allgemeines Yuflöfungsmittel (welches ich hernach ha zeigen _ 488 Bon den Eigenfehaften zeigen rverde) das Waffer , und: macht, daß deſſen kleinſte Theilchen über einander hinrollen, welche) ohne diefe Bermifhung, deren Wirkung die Wärme) verurfachet, einander anziehen, und zu einem feften Körper werden, der unter dem Namen des Eifes bekannt iſt: ieben. fo, wie die Verminderung der Waͤrme Fett, Wachs, Pech, Schwefel und ges | ſchmolzene Metalle faſt in einem Augenblicke zu feiten Körpern macht. j Ich will gegenwaͤrtig — unterſuchen, oder er⸗ gruͤnden, was mit den erſten Elementen des Waffers | vorgeht, wenn e8 auf die Körper wirket, um fie | aufgulöfen ‚ noch was ſich an den fleinen aufgelöften Ä und in dem Innern des Waffers verborgenen Theis | fen ereignet. Denn da die ausnehmende, und viel- | leicht unbeftimmliche Kleinigkeit diefer Theilchen zu unfern finnlichen Werkzeugen Feine Verhaͤltniß hat, worzu noch ihre Durchfichtigkeit koͤmmt: fo fönnen | wir bloß aus den daraus entfpringenden Wirfungen | davon urtheilen. Der Widerftand ‚welchen fein | Druck überwinden kann, und der Birch: fo viele von | den Marurforfchern der Akademie del Cimento zu | Florenz angeftellte Werfuche bemwiefen worden, hat | den verftorbenen Herrn Doerbaave auf die Gedans | fen gebracht, feine legten Beſtandtheilchen müßten | über die maßen feft und unveränderlich feyn: weil fie | Feine äußerliche Kraft zu verändern vermögend wäre. | Denn wir fehen z. E. daß ein Bret fpaltet und zer bricht, wenn man es ftarf aufs Waſſer ſchlaͤgt; daß eine Dleykugel,, wenn fie unter einem ſehr ſpitzigen Winkel auf die Flache eines Fluſſes oder ‚eines Tei- ches auigefepoffen wird, fo * wird, als wenn ſie wider | des gemeinen Waſſers. 489 wider einen Stein, oder einen andern feſten Koͤrper angeſchlagen waͤre. Be Dem fen wie ihm molle, f — ſich durch das Sie, oder durch Hinzukunfe der Wärme, an dem Mailer eben das, was wir bey andern, feſten Koͤr⸗ pern ſehen: nämlich eine Verlängerung, oder. eine Ausdehnung in den Eleinften Theilchen feiner «Sub. ſtanz. Wir find von Ddiefer Wahrheit durch die Verſuche uͤberzeuget, welche mit dem Feuermeſſer (Eyrometre) an Platten von Eiſen oder einigen an⸗ dern Metallen angeſtellet worden. Einige neuere Naturforſcher, vornehmlich die Hollaͤnder, welche dieſes fluͤßige Element in Anſehung der Handlung ſo nutzbar, als wegen der ihnen fo oft drohenden Ueber⸗ ſchwemmung gefaͤhrlich iſt, haben mehr als andere das innere Weſen des gemeinen Waſſers durch viele Verſuche zu ergruͤnden geſucht. Sie haben nicht un⸗ terlaſſen, die Ausdehnung, welche es durch die ver⸗ ſchiedenen Grade des Feuers leider, zu meſſen/ und haben gefunden, daß es ſich umein Zwanzigtheil aus⸗ dehner, von dem Grade feines Gefrierens an, bis zu dem Grade, mo es zu Fochen anfängt, gerechnet. Herr Muſchenbroeck feget die Ausdehnung #5 Ich habe die Neugier gehabt, felbft einen Verſuch darüber anzuftellen, und zu diefer Abficht eine cylin⸗ deriſche Glasroͤhre, die ungefähr drey Linien im Durchmeſſer hatte, und an dem einen Ende herme— tiſch verſchloſſen war, genommen. Nachdem ich ſie bis auf zwey Drittel ihrer tänge mit gemeinem Waſ⸗ fer gefuͤllet, ſtellte ich fie in ein Mengfel aus Schnee und Salze, bis ich merfte, daß das Waffer zu ge⸗ frieren anfieng. Ich nahm alsdeun die. Roͤhre, 285 nach, \ ben verändern, die verfchiedenen nur gedachten Gra⸗ 490 { Von den Eigenſchaften nachdem ich den Ort bemerket, wo das auf ſolche Art gefrorne Waſſer ſtund, wieder weg, ſteckte fie | hierauf in ein Frauenbad, machte Feuer darunter, und ließ die Roͤhre darinnen, bis das Bad zu for chen anfieng. Worauf id) fand, daß das Waffer in ber Röhre geftiegen war, und feinen Raum uns | ‚gefähr nur vermehret hatte, Aus diefer Zuſam⸗ wmienziehung und Ausdehnung, welche das Waffen leidet, wenn man es in verfchiedene Grade ver Wär | me bringe, läßt fich auch die Urfache begreifen, mo» | ber es koͤmmt, daß ſich die eigenehümlithe Schwere | deffelben fo oft veränderte. Denn: Here Muſchen⸗ broeck hat fehr forgfältig bemerfet, daß, außer den | verfchiedenen Körpern, die fich in den Quellen mit dem Wafler vermifchen, oder welche der fallehde Regen umwickelt, und welche das Gewichte defiel« de der Wärme, die. eigenthümliche Schwere des Waflers um ein 65 Theil vermehren oder vermindern können: denn er hat gefunden, daf ein rheinläandis | fcher Cubikſchuh Wafler im Winter 64 Pfund, im! Sommer aber 65 Pfund gewogen. | Außer dem euer, oder der Wärme, vermittelft | deren fich. diefer Körper ung unfer der Geftalt des Waſſers zeiget, erkennen wir in demfelben noch) eine dritte Materie, welche allenthalben darinnen gleich! vertheilet und vielleicht in Abficht auf feinen koͤrperli⸗ hen Kaum zu der Menge des Waſſers, worinnen fie fich befindet, eine beftinmte Verhältniß hat. Es iſt eine luftige Materie, melde nur zu der Zeit die Natur einer elaftifchen Luft an fich nimmt, wenn fie ſich gezwungen ſieht, ihre Wohnung zu ver⸗ | — ih torte des gemeinen Waſſers. 409 laſſen. Denn die Erfahrung hat gezeiget, daß die Oberflaͤche des Waſſers, welches man ans Feuer zum Kochen geſetzet hat, bey einem gewiſſen Grade der Waͤrme ſich ein wenig zu bewegen und kleine Punete auszuwerfen anfängt, welche an einander glitſchen, ſich unter der Geſtalt Eleiner Blafen vereis nigen , die nachmals zerſpringen, und eine elaftifche Luft mit einem Geräufche von fich ftoßen, welches einer zufammen gepreßten und durch die Bewegung in Freyheit gefesten Luft fo eigen iſt. Diefe Luft reißt fich nicht eher von dem Waffer los, als bis es den 150. Grad der Wärme nad) dem fahrenheuti- ſchen Wärmemaaße erlanger hat. Wenn aber alle diefe Iuftige Materie auf diefe Arc heraus gejagt worden, und die Wärme in dem Waffer ſich bis auf den 212. Grad vermehret hat: fo fängt es an zu ko⸗— den, das heißt, die Neuertheilchen dringen und ges ben, nachdem fie die ganze Maſſe des Waflers er> füllee, mit Ungeftüm durch daffelbe heraus, und nehmen deffen oberfte Sagen in efaftifchen Dünften, die denenjenigen Ahnlicy find, welche man aus der Dampffugel heraus fahren fieht, mit fih in bie ‚Höhe. Damit man fich aber nicht berrüge, und die eriten nur befagten Eleinen NWaflerbläschen für eine vermennte Luft halte, indem man fie etwa auc) für waͤſſerichte Dünfte, die das Feuer in die Höbe füh- ret, und woraus es eine elaftifche Luft formirer Hals ten fönntes fo darf man nur die Luftpumpe zu Hülfe nehmen, welche ung zeiget, daß das gemeine Waf- fer, auch fo gar, wenn es ganz Falk ift, fo bald als man durd) die $uftpumpe das Gleichgewichte der At: mofphäre und den Druck derfelben auf die ar SRH e 492 Von den Eigenfchaften 1 che ‚des unter der Glocke der Maſchine befindlichen Waſſers weggenommen, eben‘; dergleichen *9 Bläschen auszuwerfen anfaͤngt. Außerdem iſt es ſehr merkwuͤrdig, und verdienet einige Aufmerkſam⸗ keit, daß die Luft, welche man aus der. Subſtanz des Waſſers heraus zu gehen veranlaſſet hat, ſeiner elaſtiſchen Natur keinen Platz darinnen einge» nommen: wovon, man fi, wenn: man nur. einige Aufmerkſamkeit darauf wenden will, durch viele Er⸗ fahrungen und Erſcheinungen yerfichern kann. Es iſt offenbar daß der Raum. des Waſſers, woraus man unter der Glocke die Luft ziehe, nicht vermin⸗ dert wird. Eben fo Elar ift es auch, daß die, von Natur in dem ABaffer eingefchloffene Luft, darinnen die ihr ſo eigene Federkraft nicht äußere, weil Diefes Waſſer ſich nicht im ıgeringften - zuſammen ‚preffen - laͤßt. Außerdem kehret die Luft nicht: anders als ſehr langſam wieder in ein Waſſer zuruͤck, welches von dieſem Elemente gehoͤrig gereiniget worden. Es gehoͤren viele Tage oder Wochen dazu, ehe es ſich in gehörige Proportion wieder hinein begiebt: und man richtet nichts aus, wenn man-gleic) das Wap fer Durch heftiges Kütteln zwingen: will, reine elaſti⸗ ſche Luft wieder in fich zu nehmen, wie. der berühmte Here Mariotte folches durch folgenden Verſuch bes wieſen. Er ließ Waſſer einige Stunden hinter ein ander kochen, um die $uft gänzlich heraus zu treiben. Mir diefem alſo zubereiteten Waſſer füllere- er eine Phiole oder: glaͤſer nen Kolben, bis an die Oeffnung des Halſes an, hielt den Dom. vor die Oeffnung, kehrte den Kolben um, ließ eine: kleine Portion Luft fo groß wie eine Haſelnuß hinein treten; ſteckte nach⸗ gehends des gemeinen Waſſers. 12093 yehends den Hals der Phiole i in ein. Gefaͤß voll Waſ⸗ er, welches ebenfalls: von der Luft gereiniget war: nd nachdem er ſofort den Daumen von der Oeffnung veg gethan; bemerkte er, daß fich diefe Luft, welche ſich an dem Boden der umgekehrten Phiole Afhiein In nach und nach verminderte, bis fie nach vielen | kunden ganz und gar von demWaſſer eingefogenwar. achdem er eine qleiche Portion Luft von neuem’in diefes. gereinigte Waſſer hatte gehen gelaffen, und sben 'diefe Borfichtigfeiten dabey gebraucher, nahm we wahr, daß dieſe neue Luft weit mehr Zeit als die erſtere brauchte/ um ſich in dem Waſſer zu verber⸗ gen. Er ließ noch mehr Luft in dieſes Waſſer ges den, bis er wahrnahm, daß ſich die Portion der kufeinach vielen Tagen oder Wochen nicht mehr ver minderte. Dieſe außerordentliche Erſcheinung hat den Herrn Mariotte, und nach ihm“ den Herrn Boerhaave, welcher dieſen Verſuch mit noch meh⸗ rerer Genauigkeit wiederholet hat, zu fagen veran⸗ aſſet es müffe hier vielmehr eine Auflöfung' als eine bloße Vermiſchung der Lufttheilchen in bem Baffer vorgehen; weil die Luft durch dieſe Aufloͤſung ſeiner elaſtiſchen Narr fo ange beraubee wäre, als fie-von dem Waffer gefangen gehalten würde, Allein, da weder Herr Mariotte, noch die an⸗ dern meuerern Mafurforfcher, als die berühmten Herren Boerhaave, Muſchenbroek, Toller, Hamberger, u.a, m. welche dieſen Verſuch an— fuͤhren und békraͤfugen, weder die Menge des Waſ⸗ ſers, welches ſie zu itztgedachtem Berfuche genoms men, nod) die Menge der Luft, die fie von neuem in diefes gereinigte Waſſer Haben eindringen laſſt g fg — 494 Von den Eigenfhaften fo wenig als der. erftere beftimmts fo habe ich die Sache einer. weitern Unterſuchung werth geachtet, um zu ſehen, ob es moͤglich waͤre, ‚die Menge der &uft, welche eine gemiffe Portion Waſſer von Natur in ſeinem Innern enthalten und beherbergen kann, etwas genauer zu beſtimmen. Ich habe zu dem Ende das Waſſer, ſo viel als mir moͤglich geweſen, ſowohl durch ein genugſames Kochen, als vermittelft der $uftpumpe, von aller $uft gereiniget; und nach⸗ dem ich die Phiole gemeffen, um das Gewicht. des darinn enthaltenen Waſſers zu. bemerken, habe ic) ein Eleines cylindrifches Glas, welches einen Cubik⸗ zoll Luft rheinlaͤndiſch Maaß in ſeiner mit Oblate, oder mit Mehlteige genau verſchloſſenen Hoͤhlung enthielt. Nachdem ich nun das nur erſt gereinigte und noch laulichte Waſſer in die Phiole gegoſſen, bis ſie, wie bey des Herrn Mariotte Verſuche gaͤnz⸗ lich voll war: fo bemerkte ich, nathdem ich ſie umges kehret, und in ein Gefäß geſteckt, das ebenfalls. mie gereinigtem Waſſer erfüllet war, ‚gar bald, daß der Dedel vom Zeige des Eleinen cplindeifchen Glaſes von dem Waſſer zerweichet und geoͤffnet wurde: wo⸗ durch die in dieſem Glaſe enthaltene Luſt heraus ge— ben, und fi) ans Ende der umgefebrten Phiole bes geben konnte. Und damit die Außerliche Luft den Verſuch nicht ungewiß und zweifelhaft machte, fo verwahrte ich Den Hals der Phiole in dem Gefäße, worein er geſteckt worden, fehr genau, um zu ver» Bindern, daß fic) ganz und. gar. Feine Außerliche Luft mit einmifchen konnte. Diefes vorfichtige Verfah _ ven bat mich endlich gelehret, daß die Portion der von des gemeinen Waſſers. 495 von Natur im Waſſer enthaltenen Luft nicht über 785 betrug. J pr Dieſes Vermögen des Waflers, die Luft durch eine Art der Auflöfung zu verſchlucken, bat mich auf die Gedanken gebraht, daß diefe in dem Waſſer ftecfende Luft die Urfache von dem Kalle des Dons ners ſeyn müffe: melchesich mir fo vorſtelle. Wenn die in einer Wolfe über die maßen verdickten waͤſſe— - richten Dünfte in Tropfen zufammen fließen, welche in einen Regen herab zu fallen bereit find; und wenn dieſe mit einer folchen in fich geſchluckten Luft ange⸗ fuͤllten Dünfte, nachdem fie einige Stunden den durchdringenden Strahlen einer brennenden Sonne ausgefegt gewefen, welche ihnen das Feuer mittheis len und zur Sommerszeit undufhörlicy brennbare Dünfte mit den wäfferichten. Dünften, die alsdenn mit diefer entzündlichen Materie. beladen werden, zus gleich binauf ziehen: fo gefchieht es, daß wenn ſich befagte brennbare Materie durch ein fchnelles Reiben ihrer Theilchen entzündet, und den Blitz verurfacher, dieſes Durchdringende Feuer und zu gleicher Zeit die Federkraft diefer in dem Wafler der Wolken befindli« chen Luft in Freyheit gefeger wird , und der Richtung des Blißes folge. Nun weiß: jedweder die Stärke ber Ausdehnung einer elaftifchen Luft in einem Grade der Wärme, dergleichen der Blitz verurſachet, und niemand wird folglich ber das flarfe Krachen des Donners erftaunen, wenn ſich diefe ausgedehnte Luft einen Weg nach taufend einander entgegen gelegten Richtungen machet, und die Luft und das Waffer der benachbarten Atmoſphaͤre, wodurch fie gebt, aus einane 496 Von den Eigenfchaften einander treibt. Dieſes habe ich! ‚aber nur im Vor⸗ beygehen ſagen wollen. Das gemeine Waſſer beſteht alſo 7) aus fäher urfprünglichen Eismaterie; 2) aus der Luft; >=) aus dem Feuer: von welchem legtern ‚Elemente es hauptſaͤchlich feine Fluͤßigkeit und Wirkfamkeit bat. Bey Dem allen aber fcheint es etwas Außerordentlis ches zu feyn ,. daß weder die Menge des Feuers, oder: der Wärme, welche das Waffer in fich zu nehmen fähig. iſt, deſſen Gewicht, noch die Luft, deſſen För- perlichen Raum vermehret: da doch dieſes letztere Element, wie bekannt, feine ausdehnende Kraft zwanzig mal ftärfer widerſtehend, als. das Wafler: —— und was das: Feuer anlanget, ſo iſt jeder Theil Waſſer 180 Grad Wärme auszuhalten fähig, ohne daß feine Schwere geändert wird, und ehe er in Dünften fort geht, Denn man hat erwiefen, daß ‚das Waffer von. dem 33. Grade Wärme; nach dem fahrenheitifchen Waͤrmemaaße, die‘ Feuertheilchen bis auf den 212, da’ es zu Eochen und zu verrauchen anfaͤngt, in fi nehmen fann, ohne daß weder die flüßige Natur noch das Gewicht beffeiben die geringe fte Veränderung leider | So weit habe ich die Beſtandtheile des Waſſers zw unferfuchen fir dienlich erachtet ‚ um die Kraft, welche es anwendet, die Körper zw durchdringen, _ und: aufzulöfen,, deſto beffer begreifen ‘zu koͤnnen. Da aber diefes Wirfen hauptfächlich von der Klei⸗ nigkeit feiner Theilchen berrührer, fo müffen wir fer: hen, was die Naturforscher bisher davon haben entz. decken koͤnnen. Die Alten, welche ſehr wenig Achte ſamkeit des gemeinen Waflerd. 497 ſamkeit darauf gehabt, begnügten ſich, das Waſſer J als ein einſaches und erſtes Element zu betrachten. Es war ihnen genug, wenn fie es durch einen feuch« ten und Falten Körper erflärten, welcher wegen feiner Fluͤßigkeit den Thieren fowoh! als den Pflanzen und Mineralien, die zu ihrem Wachsthume erforderlichen Materien zuführet. Die Neuern haben ein wenig mehr Eifer blicken laffen, die Kleinigfeit der legten Beſtandtheilchen dieſes bemundernswürdigen Kör« pers ausfündig machen zu wollen: allein fie haben ſich gezwungen geſehen, auf dem Wege ftehen zu bleiben, und fich zu. begnügen, durch ihre unzaͤhli⸗ chen Erfahrungen bemerfer zu haben, daß die Thei- fung diefer legten Theilchen, welche Feine Gränzen hat, weder ihren finnlichen Werkzeugen, noch. den Inſtrumenten, vermittelft Deren fie diefelben unter: fuchet, auf einige Weife proportionirt ift. Ihre erftaunliche Theilbarfeit, welche fich mit feinem Maaße beftimmen läßt, offenbarer ſich auf vielerley Art. Die Deffnungen derjenigen Gefäße oder Adern unter dem Dberhäufchen unferer Haut, z. E. wodurd das Wafler ‚aus der Maſſe unferes Blutes entwiſchet, find fo. flein, daß, wie Leuwenhoek berechnet hat, ein Sandforn 24000 derfelben bede⸗ den kann. | | Der Grad der Wärme, welchen man dem Waf fer beybringt, wenn man es focyen läßt, verurfacher eine folche fortgefegte Theilung feiner Eleinen in Düne fte aufgelöften Partikelchen, daß e8 einen Raum ein« nimmt, Der 13000 mal größer als derjenige ift, den es einnahm, als es noch unter. der Geftalt des Waf fers war; wie folches mit einem einzigen Tropfen 12 Bund. ET Waſſer 7 498 Won den Eigenfhaften Waſſer zu beweiſen iſt, welchen man in eine glaͤſerne Roͤhre mit einer Kugel, dergleichen man ſich zu den Thermometern bedienet, fallen läßt. Wenn mar diefe Kugel über einen Kohlfeuer erwaͤrmet, bis dieſer Tropfen Waſſer ſich in Duͤnſte verwandelt, fe erfüllet er die ganze Höhlung der Kugel und ver | Röhre: weil er die Luft ganz und gar heraus treibt, ‚und einen vollfommenen leeren Kaum machet, wel: cher mit Waffer oder mit Queckſilber erfüllet wird, wenn man den Augenblick die Roͤhre in die eine oder die andere von diefen Flüßigfeiten hinein ſteckt. Wer den Durchmeffer des Waffertropfens mit dem Durch⸗ mefler der gläfernen Kugel, deren er ſich bedienet hat, vergleichen wollte, würde, indem er die Cubos ihrer Durchmeffer mit einander vergliche, beynahe die oben angegebene ausdehnende Kraft des Waflers finden, Ich würde mich allzuweit von meinem Endzwecke entfernen, wenn ich hier unterfuchen wollte, ob alles MWaffer, welches auf ſolche Weife in elaftifehe Din: fte, die vielleicht noch elaftifcher als die Luft ſelbſt find, ausgebreitet wird, feinen erften flüßigen Zu: fand unter der Geftalt des Waſſers völlig wieder an fi) nimmt; oder ob nicht vielmehr das Wirken des Seuers eine Berwandelung in den legten Fugelförmis gen Elementen des Waſſers verurfacher, und fie zu fehr dünnen ſchneckenfoͤrmigen gewundenen und elaſti⸗ ſchen Cylindern von einer luftigen Natur gemacht hat. Fuͤrwahr einige mit der Dampfkugel, mit Papins Kochmaſchine, mit einer an die Luftpumpe - angebrachten Dampffugel , angeftellte Berfuche, und vornehmlich der Handgriffe, da man einen großen glaͤſer⸗ des gemeinen Waſſers. 499 gläfernen Ballen, oder chymiſche Vorlage, mit Huͤl⸗ fe eines durch ein ſtaͤhlern Rohr in einen großen run. den und dichten Klumpen von geſchmolzenem Glafe getriebenen Mundes voll Waffer bläft, ohne dag man im geringften bemerfer, daß diefer Dunft die Geſtalt des Waffers wieder an fich nimmt, machen mich fo kuͤhn, dieſe Hypotheſe ſo lange anzunehmen, bis man mir durch ünfaabaue Berfuche das Gegen» theil zeiget. Ich habe das gemeine Waſſer bisher, ſowohli in Abſicht auf feine Beftandtheile, als der Eigenfchafe ten ‚ unterfüchet,, welche aus der Bereinigung der verfchiedenen Theile entfpringen, die von außen in daffelbe fommen, und welche alle zufammen, ob fie gleich unbegreiflich Elein find, ihre, ausnehmende Dichtigfeit, die allem Zufammendrucde widerfteht, dennoch nicht verhindern.‘ Ich habe, ſowohl ven Grad ihrer Ausbreitung , als ihre erftaunfiche Aus- Dehnung, wodurch fie fich in die Natur der Luft ver⸗ wandeln und verlieren, gezeiget. Das erfte, wel ches mir zu thun übrig, und mich meinem Zwecke nach und nach mehr zu nähern, iſt die Unterſuchung der durchdringenden Figenfchaft des Waſſers. Da aber dieſe Eigenfchaft allzuviel Aehnlichkeit mir der auflöfenden Kraft deſſelben hat: ſo werde ich mich bey diefer Eigenfchaft des Waſſers ein wenig auf halten, um fie gehörig zu unterſuchen. Jedermann gefteht ihm diefes Bermögen überhaupt zu, und e8 fehlet wenig, Daß einige große Männer nicht bewie⸗ fen haben, daß es ein allgemeines Auflöfinasmittel fey. ‚Die Durchdringlichkeit deſſelben in die klein⸗ ſten Winkel vieler Körper, ar die duft ſelbſt nicht Ji 2 dringen 7 so” Von den Eigenfchaften dringen kann, ſcheint für diefe Hypotheſe zu ſeyn. Die Art und Weife, wie das gemeine Waffer die Auflöfung der Körper bewerkſtelliget, fcheint nad) den verfchiedenen von vielen Weltweiſen ausgefonnenen Grundfägen auch fehr unterfchieden zu feyn. Einige rollen beweifen, das Waſſer gehe durch feine eigen: thümliche Schwere und durd) Die ausnehmende Kiei- nigfeie feiner Theilchen in die Körper, welche man es auflofen läßt; es treibe die Eleinften Theilchen aus einander, und durchdringe ſie ſo weit, daß es dieſelben allenthalben gleich vertheile und dahin brin⸗ ge, daß fie zwiſchen feinen Theilchen ſchwaͤmmen, Und um dieſes begreiflicher zu machen, beſtimmen fie die Eigenſchaft der Zwiſchenraͤume und: der klei— nen Oeffnungen der Koͤrper; fie betrachten ihre Fi— guren, die Ungleichartigkeit ihrer Materien, ihr na: tuͤrliches Zuſammenhaͤngen, u. d. gl. Wollte man hierwider etwas einzuwenden * den, ſo muͤßte man die letzten Elemente und die Atomen aller Materien noch beſſer ſehen und fuͤhlen, als ſie dieſe Herren geſehen und gefuͤhlet haben, ſich einbilden. Andere haben die ‚Körper, welche. fich. durch das Waſſer auflöfen laſſen, mit mehrerer. Gründlichfeit und: Vorfichtigfeit als einen Zufammenfluß Eleiner Theilchen von einerlen: Art betrachtet, welche unfere auch mit den beften Bergrößerungsgläfern. verſehene Augen nicht von einander unterfcheiden Fönnten. Es iſt fehr wahrſcheinlich, ſagen ſie, daß dieſe Theilchen, wenn ſie vereiniget und in einer Maſſe beyſammen ſind, kleine Raͤumchen zwiſchen ſich laſſen in wel⸗ che ſich das Waſſer Bine ſchleichen, und in die won or⸗ des gemeinen Waſſers. son borgenſten Winkel, wo dieſe Theilchen zuſammen haͤngen, dringen kann: und dieſes allem Vermuthen nach, durch eben die Urſache, welche das Waſſer zu ſteigen und in die Haarroͤhrchen hinein zu gehen vers anlaſſet. Sie feßen daher voraus, daß diefe Urſa— che und diefe Kraft in die Körper einzudringen, fo, wie fie feyn kann, ftärfer als das Zufammenhängen, oder die Kraft fen, mit welcher die Theilchen eines auflösbaren Körpers mit einander vereiniget find: fo daß das Waffer nicht nur zwifchen fie hinein fchlu- pfen Eann, fondern aud) diefelben, wie es fcheint, von einander treibt und von einander fondert; wor auf die von einander getrennten Theilchen diefer Mas terie in der auflöfenden Feuchtigkeit ſchweben, und allem Anfehen nad) nichts anders als ein Zufammen- gefeßtes mit derfelben ausmachen. Und obgleich die Theilchen eines im Waſſer aufgelöften Körpers ges meiniglich ſchwerer als diefes flüßige Wefen find, fo begeben fie ſich Doch aud) hinwiederum in die Zwi⸗ fhenräumchen des Waſſers hinein, und theilen fich gleichförmig in der ganzen Maffe deſſelben aus, in welcher fie, ungeachtet ihrer groͤßern Schwere ‚durch das Keiben oder durch eben die Urfache, welche fie zu fteigen veranlafiet hat, ſchwebend erhalten werden: welches die Erfahrung bemeift, wenn man eine ge« wiſſe Menge Salz in reinem Waſſer auflöfer, ohne daß fein Förperlicher Raum dadurd) größer, oder das Gefäß, in welchem daffelbe enthalten ift, Davon völler wird. | Noch andere haben, um die auflöfende Wirkſam⸗ feit des Waſſers zu erklären ihre Zufluche zu dem großen Grundfage der anziehenden Kraft genommen, | 3 deflen 502 Bon den Eigenfchaften: deſſen Anwendung auf unſere Materie ſehr finnreich ausgeſonnen zu ſeyn ſcheint. Sie erklaͤren ſich un⸗ gefaͤhr hieruͤber auf dieſe Art. Die Theilchen eines im Waſſer aufloͤslichen Koͤrpers werden, wenn fie: fid) in einer großen Menge dieſer Slüßigkeit befinden, mit mehrerer Kraft angezogen, als fie wegen ihrer Entfernung von einander fich felbft anziehen koͤnnten. Wenn man dieſes Waffer durch mwiederholtes Ruͤt⸗ teln in Bewegung ſetzt, fo zieht es einen: auflösbaren - Körper mehr an, oder löfet ihn ftärfer auf, als wenn es in Ruhe bleibt. Eben dieſes ereignet ſich, wenn man dieſes fluͤßige Element durch das Feuer in Bes wegung feßt: denn die. Erfahrung zeiget uns, daß das warme Waſſer mehr als das Falte auflöft,, und diefes nach den verfchiedenen Graden der Wärme, Diefe Hypotheſe erhält-durd) die bey der Eryftallifie rung der Salze fid) ereignenden Erfcheinungen eine große Wahrſcheinlichkeit. Ein gemifler Gelehrter, welcher fie behauptet, druͤckt fich hierüber ungefähr auf folgende Art aus: „Wenn man die Menge „des Waſſers einer Salzauflöfung durch das Abrau⸗ „chen auf einen gewiſſen Grad vermindert, fo vers „mindert man folglid) auch das Anziehen zwiſchen „den Waller und dem Salze. Denn man bemer« „ket fogleich, daß fich die Theilchen des Salzes alss „denn allzu ftarf berühren, und einander verimittelft „ihrer eigenehümlichen Schwere, worinnen fie die „heilen des Waffers übertreffen ‚ mwechfelsweife „anziehen, und ſich genau an einander fügen: wel⸗ sches man in der Chymie Lrpftallifation der „Salze nennet. Allein es ift bey dem allen zu mer» „een, daß diefe Operation durch eine jedwede Be⸗ „we⸗ des gemeinen Waſſers. 503 / wegu ſie mag nun. durch Schuͤtteln ober durch „die ärme verurfachet werden, verhindert wird, „Daher geht diefe Cryftallifation auch nur in einem „gewiffen Grade der Kälte, und in einem unbeweg · „lich ftehenden Gefäße von ftatten, „, Ich will zwar. über die Meynungen derjenigen Gelehrten, welche ‚fih ‚viel Mühe gegeben ‚haben, diefe Operation begreiflich zu machen , eben nicht kri⸗ tiſiren, noch ein entſcheidend Urtheil daruͤber fällen : ich hoffe aber, es wird mir erlaubet ſeyn, dasjenige hier bey zu fügen, was mir Erfahrungen, und Ber: aunfefchlüfle von Dielen Sache gezeiget, haben. Um mic) ‚deutlicher zu erklären, fo. werde ich mich bier nicht bey Unterſuchung der aufloͤſenden Kraft des ge⸗ meinen Waſſers allein aufhalten; ſondern auch im Vorbeygehen die andern Koͤrper beruͤhren, welchen man eine aufloöſende Kraft zuſchreibt, und die manch⸗ mal. von unſerm fluͤßigen Elemente ſehr verſchieden ſind weil man auch trockene Körper findet, bey wel⸗ chen fo. gar dieſe Kraft groß iſt. Wenn man die Verſuche prüfet, welche die auflöfende Kraft des gemeinen Waſſers beweifen, fo bemerfet man, daß diefe Kraft dev Menge der Wärme oder des „Feuers, welche es in ſich haͤlt, allezeit proportioniret iſt. ir ſehen, daß durch einen kleinen Grad Waͤrme, welcher dem Waſſer mitgetheilet wird, zuweilen nichts mehr geſchieht, als daß ein Koͤrper weich wird: dahingegen eben dieſer Koͤrper, wenn man die Waͤrme des Waſſers bis zum Kochen vermehret, in kurzer Zeit voͤllig aufgeloͤſet wird. Die Salze, welche das Waſſer unter allen Körpern. am leichtes ſten aufloͤſet, fcheinen mir das, mas ich itzt behaupter, ee 2 AU 504 Don den Eigenfchaften — zu beſtaͤtigen. Acht Unzen reines Waſſer z. E. wel⸗ ches nur den erſten Grad der Waͤrme hat, der es bloß fluͤßig erhaͤlt, naͤmlich den 33, nach dem fah— renheitiſchen Waͤrmemaaße, loͤſen kaum den 64, Theil ihres Gewichtes von dem Kuͤchenſalze auf: und nach dem Maaße als ſich die aͤußere Kaͤlte auf einen ſolchen Punct vermehret, daß dieſer kleine Grad der Wärme verſchwindet, und dem Waſſer verſtattet, daß es zu gefrieren anfängt, fcheider ſich Diefes weni⸗ ge Salz auch wiederum , und fammlet ſich auf dem Boden des Gefaͤßes. Wenn man aber hingegen die Wärme in dem Waffer nur bis auf 10 oder ı2 Grad vermehret, fo wird manfehen, daß es bis auf zwo Unzen Salz auflöfen wird; und wenn man ihm noch fo viel Wärme beybringt, als es aushalten Eann, nämlich bis es zu kochen anfängt: fo wird es faft fo viel aufgelöft haben, als es wiegt. Nimmt man, alsdenn das Waffer wieder vom Feuer, fo wird man leicht wahrnehmen, daß fid) Das Sal; nach dem Maafe als die Wärme wieder vergeht, oder ſich aus dem Waffer begiebt, ſcheidet, und auf dem Bo» den des Gefäßes nieder fehläge., Und wenn man dem Waffer nach und nad) alle Grade der Wärme benehmen fann, bis es dem Gefrieren am naͤchſten iſt, fo wird man alles Salz auf dem Boden des Ge fäßes niedergefihlagen, und von dem Waſſer, wel ches in dem Augenblicke, da es feine Fluͤßigkeit durch das Gefrieren verliert, gefchieden finden. Diefe Erfahrung hat mich gelehret: daß das aller feiner Wärme beraubte Waſſer nichts auflöft. 2) Daß das gemeine Wafler der Wärme und den Feuertheilchen, welche ſich darinn einwickeln, bloß | zum des gemeinen Waſſers. 605 zum Vehikel dienet. 3)’ Daß das gemeine Wäffer ih durch die ftärkfte Kraft des Feuers nicht mehr als 212 Grad Wärme annehmen kann: die’ übrige Wärme geht dur) das Waſſer Hindurch, und ver- liert fich in der $uft, oder in den in der Nähe bes findfichen Körpern.‘ 4) Daß ſich wenn man dag Waſſer von außen zu erwärmen aufböret, alle Waͤr— me nad) und nad) verliert‘, und nichts darinnen übrig bleibe, als derjenige Grad, welchen Die das Waffer umgebende Luft in demfelben unterhält: und'alsdenn ift die auflöfende Kraft: des Waflers diefem Grade der Wärme proportionivet. Allein, wenn die Luft im Winter ihre Wärme auch bis unter: den 33. Grad verliert, fo verliert das Waffer alle fein Vermoͤgen aufzulöfen , nach) dem Maaße als es ſich dieſem Gra⸗ de naͤhert. Die aufloͤſende Kraft des Waſſers iſt alſo den Graden der Wärme, welche ihm mitgetheilet wer⸗ den, allezeit proportionirt, und die Körper, welche fich bey diefen Graden auflöfen laffen, ftammen ge« meiniglich von den Pflanzen oder Thieren ber, Wenn man aber dem Waſſer nur eine etwas größere Wärme beybringe, und fie darinnen erhält, fo kann es die Graͤnzen feiner natürlichen Aufloͤſungskraft uͤberſchreiten: wie ſolches aus den mit Pappins Kochmaſchine angeſtellten Verſuchen erhellet, wo die ausgedehnte Luft, welche uͤber dem Waſſer ſteht, mit einer ausnehmenden Kraft verhindert, daß ſich das Feuer, welches man dem kochenden Waſſer mit zu theilen fortfaͤhrt, nicht ſo geſchwind zerſtreuet, und bloß durchweg geht; ſondern durch das Waſſer, welches ihm zum Vehikel dienet, getrieben wird, 315 und 56 Von den Eigenſchaften und in Horn, Naͤgel, und Knochen der Thiere mit einer ſolchen Gewalt dringt daß man ſie in, wenig Minuten bis auf die erdichten Theile, welche in eis, nen Staub ‚zerfallen, aufgelöfet findet: fo gar das Bley und das Zinn. fangen in diefem dem Waffer auf folche Art mitgerpeilten ‘Grade der, Wärme zu fließen an. * Alles dieſes zeiget meineg. Erachtens genugfam, daß nicht Das Waſſer, fondern. einzig; und allein bag Feuer die Auflöfung der Körper bewerkſtelliget, und daß das Waſſer bloß dienet, die aufgelöften Theils den in fich zu ſchlucken, und fie durch feinen ganzen £örperlichen Kaum, welcher der Menge der Theile chen, die es in fic) behalten foll, proportionive feyn muß, allenthalben gleihförmig zu vertheilen. Bisher habe ich die erſte Claſſe Aufloͤſungsmittel, welches die einfachſte iſt, betrachtet, wo das Feuer die Auflöfung der Körper, deren Theilchen nicht ſtark zufanımen hängen, vermictelft des Waffers, in welchen. es-fich befindet, bewerfftelliget, - Syn diefer. Claſſe ift das dem. Waſſer von außen mitgetheilte Feuer einfach und einfoͤrmig, ohne daß einige andere Materie Antheil an demfelben hat, oder fich damit vermifihet. Allein es giehr eine zwote Claſſe der Aufloͤſungsmittel, wo das Feuer in einer oͤlichten, vegetabiliſchen und brennbaren Materie, welche die Gaͤhrung dem gemeinen Waſſer beygefuͤget, concen⸗ triret, und ſo genau mit derſelben verbunden iſt, daß fie nur die Flamme von einander trennen, ver⸗ nichten, und in die $uft zerftreuen ann. Der Weins geift, der Kornbranntwein, und viele andere Pflan- zengeiſter, geben — * RANK Das a Waſſer Des gemeinen Waſſers. ? 507 Waſſer iſt abermals der Grundſtoff, in welchem ſich dieſe ‚brennbare Materie eingewicele befindet , die, nachdem, fie Durch Beybringung des außerlichen Feu⸗ ers die. Körper, welche fich fonft durch die. Auflö« fungsmittel: der erſten Claſſe nicht durchdringen laſſen, wo nur das bloße Feuer, welches in ebenfalls bloßem Waſſer zuruͤck gehalten wird, ſtatt hat, durchdringt, von, einander ſondert und aufloͤſet. Obgleich die Wirkſamkeit dieſer zwoten Claſſe ſich auch nur auf die Auftoͤſung der Pflanzen erſtrecket, woraus dieſes Aufloͤſungsmittel entſpringt, ſo iſt ſie doch allezeit maͤchtiger, als die erſte; weil ſie die oͤlichten und harzichten Koͤrper durchdringt und aufloͤſt, welche die erſte nicht anzugreifen vermoͤgend war. Außer⸗ dem dienet das Waſſer der Materie des Feuers hier ebenfalls zum Vehikel, jedoch) mit dieſem Unterſchiede, daß fie durch Die Gaͤhrung innigſt mit dem Waſſer ver⸗ bunden wird, und die insgemein ſo genannten weinich⸗ ten Beifter hervor bringt, deren fubtilfter und durch. die Deftillation gereiniater, Theil, welcher unter dem Namen AlEobol befannt ift, brennt, und. die veinfte Flamme unterhält „ bis er gänzlich verzehret if. Wenn man aber die Dünfte, welche der Alkohol im Brennen von fich giebt, unterfuchet, fo wird. man finden, daß fie nichts anders, als das lautere und, ganz veine Waſſer find, und daß die brennbare Materie nur die Fleinfte Portion des Alkohol geweſen. Die weinichten Saͤfte, welche man itzt gedachter⸗ maßen durch die Gaͤhrung erhaͤlt, verwandeln ſich, wenn man ſie zum zweytenmale der Gaͤhrung ausſe⸗ | Set, in ein. ſaures Weſen, welches „wenn es durd) die Deflilarion concentriret wird einen ſauern Geiſt sic \ 508 Bon den Eigenſchaften giebt, welcher von ganz anderer Natur ‚als der Alkohol iſt, weil er- die meiften Metalle und Mineras | lien, welche fich in dem: Altohol völlig” an: durch · dringt und auflöfee. > | Wenn aber die Gährung: in ven Pflanzen ven Al⸗ | kohol und das Saure hervor bringe , ſo zeiger hinge# gen die Faͤulniß eine ähnliche" Hervorbringung bey | den Thieren, wenn fie in dieſen zerfkörten "Körpern das flüchtige Kati aufſchließt/ welches in dem gemei⸗ nen Waſſer eingewickelt, die flüchtigen Geiſter aus dem Urine, dem Blute u. digll herver'bringe. "Die | Faͤulniß ift nicht einmal noͤthig zu Hervorbringung | Ealifcher Geifter, die genaue ‚Bereinigung der Sale | mit den ferten und lichten Theilen, welche der Kreis⸗ lauf der Säfte in einem Iebendigen Thiere bewerk· ſtelliget, iſt ſchon hinlaͤnglich, dieſe Dinge zu einer Alkaliſation fähig zu machen, welches ung der fluͤch⸗ tige Geiſt aus dem Duſchborne „der Hirnſchale, der Seide u. d. gl. zeiget, die wir bloß durch die Deftillation, ohne Beyhülfe der Faulniß, aus dieſen Koͤrpern erhalten. | Außer diefer zwoten Claffe der Aufloͤſungsmittel dient auch das gemeine Waſſer noch einer dritten Art von Aufloͤſungsmitteln, deren Kraft ungleich ſtaͤrker, als der erſtern ihre iſt; weil die Feuertheilchen auf eine ganz unbegreifliche Art in einer fauern Materie | concentriret find, welche, indem fie entftehe, und in der Folge ihres Dafeyns gleichfam verfchiedene Scha= | len (Matrices) befommt, die den Chpmiften Aufe | loͤſungsmittel geben, welchen die härteften in der | ratur befannten Körper nachgeben müflen. Der | einfältige Urſprung diefes fauern Weſens ſcheint < 0° des gemeinen Waſſers. 509 ſo viel wunderbarer zu feyn, als wir daffelbe unter der. bloßen Hülle wäfferichter Dünfte in der Luft zer» ſtreuet antreffen. Diejenigen, welche an feinem Das ſeyn in dieſem Orte zweifeln, duͤrfen nur ein recht reines kaliſches Salz in ein Zimmer ſetzen, wo die $ufe einige Zeit leicht durchſtreichen kann: fo werden fie ihr Kali fo gut in ein Mittelfalz verwandelt fins den, als wenn fie fi) eines Vitriolſauren bedienet, und das Alkali in-ein vitrioliſirtes Weinfteinfalz vers wandelt hätten. . Werder -die Zeit, und noch viel we⸗ niger mein Endzweck, verftarten mir, gegenwärtig das Mittel, deſſen ſich die Natur zu Hervorbrins gung diefes allgemeinen fauren Weſens bedienet, zu unterfuchen. Es ift gar Fein Zweifel, daß es nicht unter der unendlichen Menge Ausdünftungen, welche von der unzähligen Menge Dinge, die unfere Erde hervor bringe , fich indie Luft erheben, nicht einige geben follte, welche diejenige Feuermaterie, die ‚die Sonne, die Duelle des Feuers: und aller Wärme, ohne Unterlaß durch ihre, Strahlen in eine ihr zum Vehikel dienliche Materie ſchießt, in ihre Fleinften Theilchen einzunehmen und darinnen zu concentriren geſchickt ſeyn ſollten: welches ich gegenwärtig nur beyläufig, berührer haben will: Weil: wir uns aber diefer, Dinge unter diefer unfühlbaren und unfichtba« ven Hülle nicht: würden bedienen fönnen, fo hat die milde Natur noch, andere Behältniffe ( Matrices,) era waͤhlet, welche wir. beſſer handthieren koͤnnen, und wo ſie dieſe ſubtile Art des Sonnenfeuers mit den Meteoren nach unſerer Erdkugel ſchickt, um meiſten⸗ theils in. dem: Weltmeere, oder in einigen kalkichten, kaliſchen, metalliſchen oder harzichten Erden ver— er | ſchlungen, 2 — br au . so Von den Eigenſchaften ſchlungen zu werden: wo ſich alsdenn dieſes in einer Art der Aufloͤſung eingehuͤllete Feuer einniſtet und darinnen ſein Lager oder ſeinen Wohnplatz formiret, und wo es ſich alsdenn uns bald unter der Geftalt des Meerfalzes, oder der Alaune, oder des Salpe⸗ ters, oder des Vitriols, und bald unter der Geftalt des gemeinen Schwefels zeiget. Und wem iſt nicht bekannt, mit was fuͤr Kraft dieſes concentrirte: Feuer die feſteſten Koͤrper, welche uns das Innere der Erde giebt, aufloͤſet, wenn dieſes Sonnenfeuer durch die ausnehmende Gewalt eines‘ chymiſchen Feuers aus: ſeinen verſchiedenen Schalen getrieben wird, und wenn es ſich uns unter dem Namen des fauren Mi: neralgeiftes zeige; da es, ich geftehe es, gewiſſer maßen ganz anders ausfieht: welches aber von der ‚Veränderung, Die es in feinen verfchiedenen Scha⸗ len gelitten, herruͤhret. Es’ würde fehr 'überflüßig feyn, bier die feurige Natur diefes fauern Weſens zu zeigen. Wer daran zweifelt, darf nur eine Pro» be damit machen, fo wird er gar bald finden, daß es fo ſtark, ja zuweilen noch ftärfer ‚als infer Kuͤ⸗ chenfeuer brennet. Das gemeine Waſſer dienet wie⸗ derum dieſem ſauern Feuer zum Vehikel, und be⸗ fördert deſſen mächtiges Wirken.) Um ſich von biefer Wahrheit zu überzeugen, darf man nur einen’ van diefen fauern Geiftern, er fey nun aus dem Seeſalze oder aus dem Vitriole, auf einige abſorbirende er⸗ Dichte Körper gießen, als zou Er auf geſtoßene Krei⸗ de: fo wird man die Menge gemeines unſchmackhaf⸗ tes Waffer, welches über der Kreide ftehr wenn‘ diefes Feuer nach der Zerſtoͤrung des Sauren "ver: — mit Verwunderung Im uͤbrigen beweiſt des gemeinen Waflerg. sı beweiſt alles das, was ic) hier gefager, genugfam, daß das Feuer das einzige allgemeine Auflöfungse mittel in dev Natur iſt, und daß ihm die ausneh. mend Fleinen und unveränderlichen Theilchen des ges meinen Waſſers nur zum Vehikel und zum’ Leber zuge dienen, um feine auflöfende Kraft allen zur ‚ Veränderung fähigen Körpern. mittheilen zu können, Daher Haben die alten hermetiſchen Philofophen Urs fache zu verfichern gehabt, daß ihr verborgenftes Geheimniß in der vollfommenften und unzerfrenn« lichen Verbindung diefes Feuers mit. der zu bervors bringung eines allgemeinen Auflöfungsmittels und zur Bollfommenheit des Steines der Weifen veinften und gleichartigften metallifchen merkurialifhen Sub⸗ ftanz beftünde. Ich werde in einer andern Abhand⸗ fung die Erfcheinungen zeigen, welche aus. der Auf. föfung verfchiedener Arten Salze in gemeinem Waſ⸗ fer entfpringen. | A | überfeßt von Dr. Zeiher. 52 Von Auflöfung der Sale a e re — ee —* — — wæelche ſich ereignen, wenn man alle Arten der Salze, jedwede beſonders, in gemeinem vr Waſſer auflöfet. Von Herrn Eifer. Aus den Memoires de P Acad. de‘ Pruffe | Annee 1750. 83 u. ff. —J—— Ms habe in der legtern Abhandlung ‚die ich as vor einigen Wochen in diefer Berfammlung vorzulefen, die Ehre gehabt, die Natur und Eigenſchaften des gemeinen Waflers zu erflären ge- ſucht: und alles, was ich darinnen behauptef , wird vollfommen durch die Berfuche beftätiger: Ich habe unter andern bewieſen, daß ſich Das gemeine Waſſer unter der fluͤßigen und laufenden Geſtalt, worinnen wir daſſelbe ſehen, nicht anders, als vermittelſt ei» ner gewiſſen Portion Teuer oder Wärme, welche ihm diefe Slüßigfeit giebt, zeigen kann: daß aber auch das Waſſer, wenn es diefe Eigenſchaft von dem Feuer erhalten, ihm wiederum zum Vehikel —— damit es ſeine aufloͤſende Kraft aͤußern kann. habe die verſchiedenen Mittel gezeiget, wodurch di Ay; in das Waſſer gebracht werden. ä : im gemeinen Walter 513 Das erſte iſt das einfachſte, da ſich das: Feuer von außen nad) den verſchiedenen Graden der aͤußerlichen Waͤrme mittheilet. Die andern Mittel, wodurch ſich das Feuer, mit dem Waſſer vereiniger,, ſind ein wenig verborgener; ſo daß man faſt den Begriff von dem gemeinen Waſſer verlieret, wenn man eine fchard ee: freffende Feuchtigkeit, welche nichts mehr von der, gelinden und. unfhmadhaften: Natur;des Waſſers bat, wenn man die Fluͤßigkeit ausnimme, unfer dieſer Geſtalt antrifft. Allein das Waſſer leidet dieſe außerordentliche Veraͤnderung auf ſehr verſchledene Weile; denn: hald vereiniget ſich dieſe Materie des Feuers durch die Gaͤhrung, bald durch die, Faͤulniß mit dem Waller z> ein: andermal trifft man daſſelbe durch die Zerſtoͤrung ‚einiger; minerali⸗ ſchen Salze unter der Geſtalt eines freſſenden ſauern Weſens an, ob gleich alle dieſe aufloſende Feuchtig⸗ keiten nichts anders, als eine brennbare, ſchweflichte, und feurige Materie ſind, welche in dem gemeinen Waſſer, das ihm zum Ueberzuge und zum Vehikel dienet, verduͤnnet iſt. ———— —V — — Dieſe Betrachtung iſt zu meinem, Zwecke um fo —— als man, Daraus den, Grund von den Erfheinungen , „welche ſich offenbaren-, , wenn, mar verſchiedene Arten von, Salzen. in gemeinem Waſſer auflöfet,, geroifjermaßen einſieht. Die neuern Ilas turforſcher haben, bereits wahrgenommen, daß diefes Wafler, fo rein und ‚einfach. es auch ‚feyn mag in Abſicht auf feinen Grad der Temperatur eine Be —66 Veraͤnderung leidet, ſo bald als man Salz zum Auflöfen hinein thut. Denn fo ‚bald. als es zu wüfen anfange „um die Auflöfung: zu vollbrin⸗ 42 Dand, RE den, gen, fo nimmt ER Wärme faſt ua ab, und es wird’ mehr oder weniger kalt nachdem die Eigene ſchaft oder! die verſchiedene Zuſammenſetzung eines jeder Salzes iſt. Durch eben diefes Mittel kann man au) in der größten Sonnenhitze Eis hervor bringen. Ich weiß, daß Herr Geoffroy zu Paris ſchon einige Verfuche darüber gemacht, welche er im Sabre 1700 der Fonigl. Akademie der Wiffenfchaften mitgetheilet ; und die Herr Amontons, nah ‚dem Berichte , den er gleichfalls der Akademie im Jahre 1705 ertheilet hat‘, in dem Keller der Parifer Stern- warie wiederholet hat; und daß außerdem Herr von | Mufchenbroek in- feinem unvergleichlichen Com«- mientario über die Verſuche der Akademie del’ Ci- | mento, dieſe Unterfirchung vom neuen angeſtellet, uam die Grade der Kälte zu beftimmen, welche eini» | geiSalje im Waffer hervor bringen, wenn man fie zum Auflöfen hinein thut. Da aber diefe Herren in ihrem Berichte, den fie davon geben, fehr von ein- : änder abgehen, weil fie nicht alle Arten ber Salze unterſucht, und die kuͤnſtlichen Mittelſalʒe faſt ganz und gar vernachläßiget, fo babe ich geglaubet, es - würde in Abficht auf die Theorie vom Feuer, fo wohl als auf die Kenntniß der verfchiedenen Structur die⸗ fer Salze, nicht ohne einigen Nutzen feyn, wenn ich dieſe Umterfuchung vom neuen unfernähme. Ach habe zudem Ende alle nöthige Vorſichtigkeiten äebraucher, um diejenige Genauheit zu beobachten, welche phyſikaliſche Berfuche erfordern. Ich babe mi vorher befleißiger, vecht reine und trockene zu einem \ unfühlbaren Pulver gemachte Satze dazu zu nehmen: und d da die Menge des Waͤſſers welche dieſe oder E jene im gemeinen Waſſer. 55 jene Art zur Aufloͤſung des Galzes erfordert, ſehr unterfchieden ift, fo hatte ich ſchon dieſe verſchiedene Menge, wovon ich hernach einen kurzen Bericht ers ftatten werde, ausfindig gemacht und beftimmer, Die auf istgedachte Art zubereitete und in mohl ver. En Phiolen eingefchloff ene Salze wurden mit dem affer, welches fie aufzulöfen dienen follte, einige Stunden vorher in ein Zimmer gefeßt, wo mir das Waͤrmemaaß, Thermometer, die Temperatur der Luft dieſen Tag anzeigte: und da ic) mich eines Wärme. maaßes von der Structur des Herrn Resumür bes diente, fo fteckte ich es einige Minuten in diefes zum Verſuchen beftimmte Waſſer, um feine Temperatur ausfündig zu machen. “Als ich es wieder Heraus 309, bemerfte ih, daß es 6 Grad Wärme zeigte, Ich nahm Hierauf 8 Lingen von diefem Waffer zu jeder Berfuche, und von jedwedem Salze fo viel, als es auftöfen konnte. Der gene Vitriol zeigte nur einen und einen halben Grad Erfältung in dem Waſſer; der blaue Vitriof aber drey und einen halben Grad. Die Maune Fältete das Wafler auf zween und einen halben Grad; die calciniere Alaune aber zeigte richt die geringfte Veränderung. Das Salmiaf hinge⸗ ‘gen zeigte die größte, weil das Waͤrmemaaß voh ſechs Grad Wärme Dis etwas unter fünf Grad Kälte fiel : folglich Fälrere diefes Salz das Waſſer faft auf zwölf Grad. Der geläuterte Safpeter verurfachte eine Erfältung von acht Graden, und * minerali⸗ ſche Cryſtall * von ſieben Graden. Das Kochſalz und Vo Der kaͤlteten das nur auf zween RE ‚Grad, * Lapis Hunelfae oder Safpetetächätgen Anmerk des Ueberſ. 56 ° Don Auflöfung. der € Salze Grad. Das vitrioliſirte Weinſteinſalz und das Ar- | ‚canum duplicatum thaten es auf drey Grad: der | Cremor Tartari aber zeigte nicht die geringfte Ver⸗ änderung. ‚Das Ebshamifche Salz verurfachte zween | ‚Grad, und das Sel de Seignette fieben Grad Kälte. | ‚Bey dem Sedliger Salze aber, ftieg das Wärme: | maaß von ſechs Grad bis zum neunten: und folglich) | ‚vermehrte diefes Salz die Wärme auf drey Grad. | Glaubers Wunderfalz zeigte faft eben Die Erſchei⸗ | nung, weil es das Waſſer auf vier Grad erwaͤrmte. | ‚Allein dieſes war nichts gegen den zur Weiße calcis | nirten, oder ausgetrockneten Vitriol, welcher. die Wärme im Waffer auf fechszehn Grad vermehrte der weiße Vitriol vermehrte ſie auf fieben, und das feus erbeftändige Ealifche Salz auf vier Grad., Das flüchtige kaliſche Hirſchhornſalz hingegen Eältete das Waſſer auf fechs Grad; das flüchtige Urinſalz, und das Polychreſtſalz nur zween Grad u. ſef. Man ſieht aus dieſen Verſuchen genugſam, deß die Grade der Kaͤlte, welche die Salze dem Waſſer waͤhrend ihrer Auflöfung mittheilen, faſt fo verfchie» ‚den, als ihre Anzahl find, Es giebt fo gar welche darunter, die, anſtatt das Waffer zu kaͤlten, ihm noch dazu ziemlich beträchtliche Grade der Wärme mittheilen. Alles , was man daraus gewiſſes fchliefe fen kann, ift diefes, daß die Salze bey welchen das fluͤchtige Kali mit dem ‚mineralifchen Sauern ver⸗ bunden, dergleichen. das Salmiak, ‚der Salpeter, Ä der.mineralifche Cryſtall find, das Waſer am mei⸗ ſten kaͤlten: und, ſogar das flchuge Hirſchhornſalz | zeiget uns ganz allein dieſe Wirkung. Ich weiß ſehr wohl, daß man ſich e eben nicht viel Muͤhe giebt, * ſi 350 | | | | | | im germeinen Waſſer· sı7 ſich ſehr wenig befünmert, die Aufgabe der Aufloͤ⸗ fung zu finden, warum die Salze das Waſſer Fäls ten: denn ich habe gefehen, daß viele neuere Natur⸗ forſcher zu ſagen ſich begnuͤgen, alle Waͤrme beſtehe in der Bewegung, und die Kaͤlte ſey nichts anders, als eine Verminderung dieſer Bewegung. Die Kaͤlte alſo, welche das Salz im Waſſer verurſachet, kaͤme daher, daß die Salztheilchen, weil ſie ohne Bewegung waͤren, und die Theilchen des Waſſers theilten, dieſe Bewegung folglich verminderten, wel⸗ ches eine groͤßere oder kleinere Kaͤlte in dieſem fußi gen Elemente hervor braͤchte u,.f.f. Allein, mid) deucht, es ereignet fich Hier gerade das Gegentheil: denn während, daß dieſes Auflöfungsmittel wirket, um in die Zwifchenräumchen des Salzes einzudrinz. gen, und diefes Salz wegen feiner Dichtigfeit hine wiederum diefem Wirfen widerfteht, fo ereignet ſich unſtreitig ein wechſelsweiſes Wirken, oder ein wech⸗ ſelsweiſes Eindringen des Waſſers in das Salz, oder des Salzes i in die Zwiſchenraͤumchen des Waſ⸗ ſers, welches die Bewegung, wovon hier die Frage iſt, viel eher vermehren, als verzoͤgern muß. — Andere haben, nachdem fie die Unzulaͤnglichkeit dieſer Schluͤſſe eingeſehen, dieſe Erſcheinungen auf eine ganz andere Manier zu erklaͤren geſucht. Sie nehmen an, daß die anziehende Kraft, oder das Zuſammenhaͤngen der Fluͤßigkeiten mit einigen an⸗ dern Körpern den Beruͤhrungspuncten, oder der Dichtigkeit diefer Körper proportionirt ſey. Da alſo das Feuer als der fluͤßigſte Körper, der in der Nas eur befannt iſt, angezogen wird, und ſich folglich in größerer Menge an bie Körper hängt, die unter ei⸗ Kk 3 nerley 538 Don Auflöfung der Salze nerley Förperlichem Umfange mehr Maffe haben, als an alle diejenigen, die nicht fo dicht find: welches: ſich, fagen fie, bey der Luft offenbaret, die nicht fo ftark als das Waffer, das ungefähr acht hundertmal ſchwerer ift, erwaͤrmet werden kann; und die-Mer | talle, welche von fieben bis zwanzigmal mehr Maffe unter einerley Inhalte, als das Waſſer beſitzen, zier ben auch das Feuer ftärfer an, und behalten es un. gleich länger als diefes fluͤßige Weſen bey ſich. Nun haben die Salze, fügen fie hinzu, mehr Dichtigfeit als das Waller, und ziehen folglich, wenn man fie hinein wirft, die in dem Waſſer befindlichen Feu⸗ ertheilchen an ſich, wovon es nothwendig Fälter wer⸗ den muß u. ff. Ich würde diefe Hnporhefe, mels che außer dem ziemlich wohl ausgefonnen ift, gen annehmen, wenn fie nur die Berfuche unterftügten. Denn woher fommt eg}. E. daß der weiße Vitriof, das fedliger Salz und das alauberifche Wunder: fal; das Waffer nicht Eälten, fondern noch dazu die Wärme deſſelben vermehren? Haben dieſe Salze nicht auch dichte Körper, wie die andern, melde das Waffer Falter machen? Sind die Beftandtheile diefer Salze nicht mit denen einerley, welche wir bey vielen andern Salzen antreffen, die gleichwohl eine ganz entgegen gefegte Wirfung äußern, Da über- dieß die Grade der Erfältung, welche die Salze in dem Wafler hervor bringen, fo verſchieden find, fo ftelle ich mir vor, man müffe die Auflöfung. dieſer Frage in der Unterfuchung "der Natur und den Eis genfchaften diefer Salze felbft zu finden fuchen. Eine kleine Anmerkung wird vielleicht bier einiges Licht - geben koͤnnen. Ich habe in der — 44 | and⸗ im gemeinen Waſſer. 519 handlung gezeiget, daß dieſe Salze etwas von dem allgemeinen Sauren bey fid) führen, welches nicht anders, als. ein, in dem ihm zum. Vehikel und zur Hülle dienenden Waſſer concentrivtes Feuer ift, wel⸗ ches fich vermittelt deſſen verfchiedene Körper ver ſchafft, indem es verfchiedene erdichte oder metalliſche Materien, die e8 in dem’ Innerſten der Erde ans trifft, aufloͤſet. Diefes Porentialfeuer nun: ziehe alfo, wenn es fih durch die Auflöfung in gemeinem Waſſer entwickelt befindet, -wabrfcheinlicher Weife die Seuertheilchen an fi), mwelche.es in dem Waſſer anteifft, und macht es folglich auf einige Minuten kaͤlter. Der folgende Berfuch ſcheint mir diefe Hy⸗ pothefe zu beitätigen. Ich goß ungefähr einen hal⸗ ben Eimer Waffer in einen großen töpfernen Aſch, und fand, daß dieſes Wafler damals nach dem Waͤrmemaaße des Herren Resumür fünf Grad Wärme hielt, Ich feßte das, Wärmemaaß wieder hinein, und als ich eine eiferne Stange glüend mer: den laſſen, ftecfte ich diefelbe der andern Seite des Randes der Schüffel, woran das Wärmemaaß lähnte, gegenüber in das Waſſer. Ich bemerfte ſogleich, daß es in der erften Minute nach Eintaus hung der Stange drey Grad fiel, Dieſer Verſuch bewege mich zu glauben, daß das dem Waſſer mike getheilte Feuer der Stange den Augenblick eine Are der. Anziehung, der in: dem Waſſer enthaltenen Zeus ertheilchen. verurfacher , wodurch daflelbe auf einige Augenblicke Fälter gemacht wird. Denn einige; Aus genblicke darauf befam alles Waffer in dem Afche den Grad der Wärme, welche ihm die heiße Stange natürlicher Weife mitsheilen muß. | | re Kk 4 Die so Von Yufldfung der Satze Die zwote Erfcheinung, welche man bey Auflö« * der Salze wahrnimmt, iſt die verfchiedene Men⸗ ge Waffer , welche jedwede Art erfordert, um völlig aufgelöfee zu werden. Da dieſe Menge nach der verſchiedenen Zuſammenſetzung imgleichen auch nach der beſondern Eigenſchaft eines jedweden Salzes, fehr verſchieden iſt, fo Babe ich wiederum allen erforder- lichen Fleiß angewendet, "um diefe Verſchiedenheit gehörig zu beftimmen. Sch Habe zu dem Ende recht reines Duellmaffer genommen, und um mich mehr | von diefer letztern Qualituͤt zu verfichern , ‚ babe ich es vorher deftilliven laſſen. Ich ' habe zit jedwedem wohlgereinigten und gepuͤlverten Sal⸗ ze acht Unzen Waſſer genommen, "Die Tempe⸗ ratur der Luft mar Damals nach dem‘ fahrenheiti⸗ ſchen Waͤrmemaaße zwiſchen vierzig und zwey und vierzig Graden, und nach des Herrn von Reaumuͤr ſeinem ʒwiſchen acht und zehn Graden. Das Queck⸗ filber in dem Barometer ftund damals auf 27 Zoll 16 Linien nach parifer Maaß. Nachdem ich alfe alles, itzt gebachtermaßen beftimme, fo Fand ih, daß acht Unzen von dieſem deſtillirten Waſſer neun und eine halbe Unze gruͤnen oder Cifenbiteof, neun Unzen blauen:oder Kupfervitriol, drey Unzen und fechs Drachmen goßlarifchen bis zur Weiße ausges trockneten Bitriol;, vier und eine halbe Unze weißen Bitriol, zwo und eine halbe Unze Alaun, anderthal- be Ange calcinirte Alaun, vier Unzen ' gefäuferten Salpeter, drey Unzen und vier Serupel Kuͤchenſalz aus der haͤlliſchen Sohle, drey und eine halbe Unze gegrabenes Salz, und beynahe eben ſo viel Meer⸗ ra, eine halbe Unze — tartari, anderthalbe vitri· im gemeinen Waſſer. 521 bitififeten Weinſtein, eine Unze umd- fünf Drach⸗ men Arcanum dnplicatum , drey und eine halbe Unze Nitrum antimoniatum, drey Unzen: wineraliſchen ryſtall, drey und eine halbe Unze ‚glauberifches underfats, vier Unzen Tartarus folubilis, vier Unzen E58 äer Salz, fünf und eine halbe Unze ſedlitzer Salz, drey Unzen Sel’de Seignette, zwo und eine halbe Unze gereinigtes Salmigk anderthalbe Unze fluͤchtiges Hirfchhornfalz , vier uni eine halbe Drach. me zehn Gran Borax, eine Unge und zwo Drach. men Bleyzucker u. ſ. f aufloͤſten. U Nach diefer genauen Unterfuchung glaubte ich ein Mittel gefunden zu haben, den Grund von der vers fehiedenen Menge Waſſer, welche dieſe Salze zu ih» rer Auflöfung erfordern, angeben zu koͤnnen. Allein, da mir die Sache ſehr verwirrt ſchien, fiel ich auf die Gedanken, daß dieſer Unterſcheid biellelch von der verfchiedenen Dichrigkeit diefer Salje herruͤhrte; nämlich daß diejenigen, welche in einerley Raume mehr Mäffe enthielten, und folglich) mehr Zwiſchen⸗ räumchen hatten *, eine geringere "Menge Wafler, als die andern, welche dichter wären, noͤthig hätten. Um mir diefe Sache gehörig ins Sicht zu feßen, habe ich vermittelft vieler Verſuche die eigenthuͤmliche Schwere einer jedweden Art Salzes in Anſehung des Waſſers ausfuͤndig zumachen geſuchet. Um fie aufs genaueſte zu beſtimmen, habe ich mich eines glaͤſer⸗ nen Cylinders von vier bis fünf Linien im Durchmeſ⸗ fer ‚ welchen ich an dem einen Ende zugemacht hatte, Kk5 bedienet, * Qui avoꝛent plus de maſſe ſous le meine volume et qui par confequeut erolent plus poreux; ſteht im Driginale, 522 Dom Auflöfung der Salze | bedienet. Dieſen füllete ich ungefähr bis auf die Hälfte mit gemeinen Waffer, an, und bemerfte.den Ort genau, wo das Waſſer in,dem Eplinder ftund. Ich goß noch ‚eine Unze von. eben dem Waſſer, wel⸗ ches ich genau abgemogen hatte,: darauf, und bee merfte den Dre, welchen diefe Unze Wafler- in dem Eplinder erreichet hatte, wiederum aufs genauefte, fo, daß ich damals das richtige Maaf einer Unze Waſſer zwifchen den benden Merfmaalen des Cylin⸗ ders hatte. Nachdem dieſes gefchehen, that ich dieſe Ießtere Unze Waffer wieder weg, und warf an beren Stelle Salze in großen Stücden hinein, wor von ich fo viel auf den Boden des Eylinders fallen ließ, bis das darinnen befindliche Wafler von dem erſten Merfmaale bis zum zwenten flieg. Nachdem ich zu jedweder Art des Salzes ander Wafler genom⸗ men, war es mir nicht ſchwer, auf diefe Art die eie genthuͤmliche Schwere desjenigen zu finden, welches den Raum einer Unze Waffer in diefem cylindrifchen Gefäße einnahm. Alfo nahmen die Stelle einer Un« ze Wafler zwo und eine Viertel Unze grüner Bitriol, 2 Unzen blauer Bitriol, viertehalb Unzen bis zur Weiße ausgetrocfnerer Vitriol, 3 Unzen weißer Bis triol, 2 Unzen und Drachme Bergalaun (Alumen rochae ), drittehalb Unzen calcinirter Alaun, 2 Un« zen fechitehatb Drachmen geläuterter. Salpeter, zwo und drey Biertel Unzen Küchenfalz, 3 Unzen gegra⸗ benes Salz, 6 Drachmen Cremor Tartari, 3 Une’ zen vitriolifirtes NWBeinfteinfal;, 3. Unzen Arcanum duplicatum, 2 Unzen 6 Drachmen Nitrum antimo- niatum, 3 Unzen mineralifcher Cryſtall, viertehalb Unzen glauberifches Wunderfalz, viertehalb nen f ‚alta- im gemeinen Waflen 523 Tärtarus folubilis, 3 Unzen ebshamer Salz, vier- tehalb Unzen fedliger Salz, eine Unze und fünf Drahmen Salmiaf, drey Unzen flüchtiges Hirfch» hornfalz, zwo Unzen Borax, vier Unzen Bleyzucker, anderthalb Unzen rafinirter Zucker, u.f.f. ein, Odb ich gleich das Vergnuͤgen gehabt, durch alle diefe verdrießliche und mühfame Berfuche Die eigen. thuͤmliche Schwere eines jedweden Salzes, in Abs licht auf das Wafler, zu finden: ſo habe ich doch nicht zu dem Endzwecke gelangen koͤnnen, weswegen ich fie unternommen hatte. Denn ich habe bemer- fet, daß der weiße Vitriol, das gegrabene Salz, das vitriolifirte Weinfteinfal;, Das Arcanım dupli- catum, das ebshamer Salz, und das flüchtige Hirfhhornfalz von einerley Schwere waren, indem fie einerley Maſſe unter einerley förperlichen Raume enthielten, und daß diefe Salze demnach) eine fehr verſchiedene Menge Wafler zu ihrer Auflöfung er» fordern: fo erfordert 3. E. das flüchtige Hirſchhorn— falz dreymal fo viel Wafler, als der weiße Vitriol, und die andern nach Proportion. | Da ſich nun aus diefer Unterfuchung nichts ente ſcheiden Tieß, und die eigenthümliche Schwere der Salze hier in feine Proportion mit der Menge des auflöfenden Waffers Fam, fo glaubte ich einiges sicht zu finden, wenn ich auf den Urſprung, oder auf die Erzeugung diefer Salze, naͤmlich auf ihre verfchiedene Entftehung, zurück gienge: weil es of⸗ fenbar ift, daß nicht nur die fauren Auflöfungsmittel unter fich verfchieden find ; fondern daß auch unter den Materien, welche die fauren Säfte auflöfen, um ſich mit ihnen in einen feften Körper zu verwandeln, —* | | und 524 Don Auflöfüng dr Sue und unfer der falinifchen' Geſtalt zu erſcheinen, nicht weniger Berfchiedenheit ift. Denn wir fehen, daß, wenn diefes oder jenes Saure. den oder jenen Körper, es fen nun ein erdener oder metallifcher, auflöf, um ‚ Salze mit demfelben zu formiren, dieſe Salzprodu- ctionen natürlicher Weife verfchieden werden müffen, nachdem die Natur der Ingredienzen, welche fie her: vor gebracht haben, verfchieden iſt. Hierdurch ges ſchieht es, daß ihre Verbindung, ungeachtet der uns. eerfchiedlichen Schwere der Körper, welche aufgelöft und in Salze verwandelt worden find, mehr oder weniger ftarf feyn Fann. Die Miteelfalze, welche gemeiniglich ihren Urfprung aus einer Zerflörung, oder vielmehr aus einem Streite zwifchen dem Kali und dem Sauren nehmen, erfordern vornehmlic) zwey bis dreymal mehr Waffer zu ihrer Auflöfung, als diefe beyden Salze vor ihrer Bereinigung , jedes beſonders aufgelöft, erfordert hätten.: Um diefe Materie gänzlich aus einander zu ſetzen, babe ich eis niger maßen weiter darinnen zu gehen gefucher; ich babe aber das Feld allzu weit, die Verfuche allzu zweifelhaft, und den Mugen, welcher daraus ent» fpringen koͤnnte, allzu gering gefunden, daß id) eine weitere Unterſuchung, welche ohnedem fehr muͤhſam "und verdrießlich feyn würde, unferlaffen. | Ich komme, nad) Diefer Eleinen Ausſchweifung, wieder auf meine Hauptfache, um die andern Er; fcheinungen zu unterſuchen, welche fich bey Bereinis - gung der Salze mit dem gemeinen Wafler zeigen. Eine der merfwirdigften von dieſen Erfcheinungen iſt, dag man eine 'geroiffe Menge Salz in dem Waf- fer auflöfen Fann, ohne daß ſich fein — —* | Raum im gemeinen Wafler. 525 Raum dadurch vermehret, ober das Gefäß, worin: nen man die Operation madjet, Davon voller wird, Um die Menge einer jedweden Art Salzes, welches, ſich auf diefe Art in dem Waſſer verbirgt, aufs ger nauefte zu beftimmen: fo habe ich fehr genaue Bere ſuche auf folgende Manier damit angefteller. Ich Babe ein wie eine Kugel geftalteres glafernes Gefaͤß ‚mit einer 10 bis 12 Zoll langen Röhre, Deren innes ver Durchmeffer nur ungefähr drey Linien hatte, dar- zu erwählet. Der Inhalt diefes Glaſes war ſo groß, daß 8 Unzen Waſſer die Kugel und ungefähr die Hälfte: der Roͤhre anfülleten, Ich ‚bemerfte den Ort, wo das Wafler in der Röhre fund, genau, und aͤnderte bey jedweder Art des Salzes, welches ich wohl. gereiniget und gepülvert hinein that, das Waſſer. Alſo verſchluckten 8 Unzen deſtillirtes Waſſer, ohne ihren koͤrperlichen Raum zu vermeh⸗ ren’, oder ‚ohne über das an der Roͤhre gemachte Merkmaal zu fleigen. ı Drahme und 10 Gran grünen. Bitriol, 40 Gran blauen Bitriol, 2 Dracs men zur Weiße ausgetrockneten Bitriol, anderthalb Drachmen meißen Bitriol, 40 Gran Alaun, 50 Gran .calcinirten Ylaun, anderthalb Dradımen ges läuterten Salpeter, ı Drachme und 40 Gran. Koch: falz, ‚eine gleiche Menge gegraben Salz, so Gran Cremor Tartari, 2 Dramen vitriolifirten Wein. ftein, eben fo.viel Arcanum duplicatum, 1.Drach- me Nitrum antimoniatum „ ı Drachme und 40 Gr, mineralifchen. Ernftall, anderthalb Drachmen glau⸗ berifches Wunderfalz, eben fo viel ebshamifches Salz, ı Drachme Sedlitzer Salz, und Sel de Sei- guette, drittehalb Dradymen Tartarus . folubilis‘, . | eine ⸗ 526Von Aufloͤſung der Salze | eine halbe Drachme Borar, 40 Gran Bleyzucker, 30 Gran rafinirten Zucker, ı Drachme und 20 Gran gereinigtes Salmiaf, 2 Drachmen feuerbeftändiges kaliſches Salz, 40 Gran flüchtiges Hirfhhornfalz, anderthalb Drachmen arabifdyes Gummi, uff / Obgleich diefe Verfuche zu Erklärung der genauen Verbindung des Galzes mit feinen Auflöfungsmit- tel, ohne daß fein Eörperlicher Naum dadurch ver mehret wird, eben fo unzulänglich wie die vorherge: henden find, und ob fie gleid) auch eben ſo wenig den Grund anzeigen, warum dieſe Art Salz in größerer Menge in das Wafler dringt, ohne die Theilchen deſſelben aus einander zu treiben, als eine andere Art: fo führen fie uns doch bey dem allen auf eine unleugbare Wahrheit, naͤmlich daß die kleinſten Beftandrheilchen mit Hoͤhlchen oder Zwiſchenraͤum⸗ chen verfehen find, in welche fich die Salzeheilchen hinein begeben Fönnen, ohne den förperlichen Raum derfelben zu vermehren. - ch war bereits durch die in der vorhergehenden Abhandlung angeführte Er: fahrung, wo ich gezeiget, daß man durch die Luft: pumpe eine Menge elaftifcher Luft aus dem Waſſer treiben Eönne, ohne daß fich weder fein förperlicher Kaum, noch fein Gewicht davon vermindert, von. diefee Wahrheit überzeuger. Außerdem ift die Pos rofität der Körper eine offenbare und befannte Sa⸗ che, weil man feinen einzigen vollfommen dichten Körper in der Natur antrifft. Von dem Golde felbft, von dem dichteften Körper unter allen, find die größten neuern Weltweiſen überzeuget, daß es . eben fo viel Zmifchenräumchen als Materie hat. ‚Allein wern man fremde Materie in bie Zwiſchen⸗ raͤum⸗ * — . wi m #5 —J im gemeinen Wafler. 527 raͤumchen eines jeden andern Körpers hinein bringen wollte, fo würde man fogleidy mabrnehmen , daß ihr ‚ förperlicher Raum. vermehret werden würde, das \ Dueckfilber ausgenommen , welches darinnen die Ei. gende des gemeinen Waffers nachahmet. Denn id) habe bemerfer, daß das Queckſilber gewiſſe me tallifche Körper unter der Geſtalt eines Amalgama velſchluckt, ohne daß fich feine Maffe dadurch ver- ‚ mehrer hätte. ° Um nun den Grund von diefer Er. ſcheinung anzugeben, muß man, meines Erachteng, feine Zuflucht ‚zu einer genauen Betrachtung der letz ⸗ ten Theilung der Beſtandtheilchen diefer Flüßigkeis rn ee ee ee hr . Das W fer und das Queckſilber haben dieſes mit einander gemein, daß beyde über die maßen bes deglich find, und daß ihre Theile, fobald als man der Oberfläche, worinnen fie in Ruhe find, Die ges ringfte Neigung. giebt, über‘ einander hinrollen. Nun weiß aber jedermann, daß die Fugelförmige Geſtalt der Körper ‘die einzige iſt, welche einer’ jo ſchnellen Bewegung zu ſtatten fommt: und hieraus koͤnnte man, meines Erachtens, gar wohl ſchluͤßen, } oder gewiffer maßen’entfcheiden, daß die legten Ele mente des Waſſers Feine andere als eine kugelfoͤrmige oder enförmige Geſtalt haben koͤnnen, weil eine jed» wede andere diefer großen Beweglichkeit widerftehen würde. Es ift wahr, daß die beften bisher bekann⸗ ten Bergrößerungsgläfer uns ihre Huͤlfe hierinnen verfagen, welches nicht zu vermundern it, da wegen der Durchfichtigfeit diefer legten Theilchen, wozu noch ihre unbegveifliche Kleinigkeit Fommt, Fein Bid von ihnen in unſere Yugen geworfen werden Fanıı. * Indeſ⸗ 528 Bon Aufſloͤſung der Salze Indeſſen ſcheint die Aehnlichkeit des Waſſers mit dem Queckſilber dieſe Hnpothefe wiederum zu unterſtuͤtzen. Denn wir willen aus der Erfahrun dab Diefe me⸗ talliſche Fluͤßigkeit, wenn fie dur) gewiſſe hymifche,, Operationen. faft ins. Unendliche,getheilet wird, ſich dennoch in. diefer-Außerften Theilung durch ein gutes Vergroͤßerungsglas in kugelfoͤrmigen Atomen zeiget. heiß werden laf-, eng „welcher. in. und zwar auch mit» Queckſilber Be welches erungsglas,eben, müige, Gefkat ‚der BL Ni ſtumpf werben, und folglich diejenige runde Figur, x k i i Lan bekommen, welche fie, fo.fchnell BDA RE: N im gemeinen Waſſer. 529 glitſchen geſchickt mache. Wir wollen itzo den Fall feßen, daß die mit den Fleinen Eugelförmigen Waß ferrheilchen verbundene Materie des Feuers ein bins ein geworfenes Salz, es fey was für eines e8 wolle, antraͤfe, fo würden die Zwifchenräumchen diefes Sak zes befagten unendlich kleinen karl alfer Wahrſcheinlichkeit nach einen freyen Eingang vers ftatten, um ſich durch die ganze Salzmafle einzudrin. gen, und die Theilchen derſelben aus einander zu treiben, welche, da fie ohnedem nicht ftarf zufammen hängen, folcyergeftalt aus einander geſetzet werden, daß fie durch ihre Kleinigkeit unfern Augen ver» ſchwinden, und in der ganzen Maffe des Aufloͤſungs⸗ mittels allenthalben gleich ausgebreitet ſchweben wer⸗ den. Uebrigens getraue ich mir bier nicht zu ent— fcheiden, ob diefes Eindringen des Waflers in die Mafie des Salzes durch eben die Urfache geſchieht, wodurch es in die Haarroͤhrchen zugehen veranlaffet wird, oder ob dieſes vielmehr durch ein wechfelsweis fes Anziehen diefes flüßigen Wefens, und dem, in dem Sauern eingewidelten Waffer oder Feuer, wel— ches die wefentlichen Theile find, woraus alle Salze beſtehen, gefchieht. Ich habe diefe Fleine Ausſchwei- fung gemacht, um nur die Möglichfeit zu beweifen, daß die legten Elemente des Waſſers, da fie kugel— förmig find, die oben beitimmte Menge der Salze in den Zwifchenräumchen,, welche diefe Eugelfürmige Körper bey ihrer Bereinigung zwifchen ſich laſſen, beherbergen Formen, ohne daß ihr Forperlicher Raum oder die Maſſe Davon größer wird. Es ift hier wie mit einem Faffe, oder einem Kaften, der mit Cano-⸗ nenfugeln ganzlich voll gefüller ift, worein man aber 12 Dand, gı den» - 530 Bon Auflöfung der Salze dennoch noch eine große Menge Flintenfugeln brin- gen kann, und diefe werden wiederum einer beträcht- lichen Menge Schroot einen Eingang verftatten, wel. che nicht verhindern werden, daß man nicht von neus em eine ungemeine Menge Sand und endlid) eine nicht weniger beträchtliche Menge Waſſer, oder eine andere Flüßiafeit von eben der Natur, hinein brin. gen koͤnne. | | Es ift noch eine andere Erſcheinung übrig, welche wir bey Auflöfung der Salze antreffen, und die nicht weniger felten, als die vorhergehende ift: man bemer- ket nämlich, daß das Wafler, wenn es mit einer Art Salze vollfommen gefättiger iſt, nod) eine zwote oder dritte Art auflöfen Fann, ohne Daß es deswegen einige Portion des erftern fahren zu laſſen gezmuns gen iſt. Einige neuere Schriftfteller, als die Her. ven Muſchenbroek, der Abe Nolet, und Clare, reden zwar davon: allein, da fie Diefe ungewöhnliche Erfcheinung nur im Borbeygehen berühren, ohne eine genaue Nachricht davon zu geben, fo bat mic) meine Neugier verleitet, auch Durch genaue Berfuche diejenige DBerbindung und Verträglichkeit, welche. wir zwifchen vielen Arten der Salze in ihrem gemein» fchaftlichen Auflöfungsmittel wahrnehmen zu beftim- men. Um mic) in dieſen Berfuchen nicht zu betrü- gen: fo habe ich die nörhigen Vorſichtigkeiten gebrau- cher. Das Wärmemaaß des Herrn Resumür, welches zwifchen dem 11. und 12. Örad Wärme ftund, zeigte mir die Temperatur der Luft an. Ich nahm recht trocfene, wohl gereinigte und gepülverte Salze, und das Waffer zum Auflöfen war rein und über den Helm getrieben. Ich beſtimmte, wie in den vorher· im gemeinen Waſſer. 531 — Verſuchen, zu jedwedem Verſuche acht Unzen Waſſer. Und auf ſolche Art bemerkte ich, daß dieſe Portion Waſſer, nachdem ſie mit neun und einer halben Unze gruͤnem Vitriol voͤllig geſaͤtti⸗ get worden, noch ein und eine halbe Unze ſedlitzer Salz, zween Drachmen gelaͤuterten finirten Salpe— ter, drey Unzen rafinirten Zucker aufloͤſete. Die Aufloͤſungen von Neun Unzen blauen Vitriol loͤſeten noch auf Drey und drey Vlertel Ungen bis zur Weiße aus: getrocknetem Bitriol + Bier und eine halbe Unze weißen Vitriol = Zwo und eine halbe Unze Alaun = » Bier Unzen gelaͤuter⸗ ten Salpeter ⸗ Drey Unzen eine Drach⸗ me und zwanzig Gran Kochſalz ⸗ Drey und eine halbe Unze gegraben Salz - Eine halbe Unze Cre- mor Tartai = = Ein und eine halbe Unze vitriolifirten Wein: fleinfalge > » - eine Ange Salpeter, drey Drachmen Kochſalz, und eine Unze Zucker. zwo und eine Viertel Unze Kochſalz und eine halbe Drachme Salpeter. - eine Ange — Zucher. - fechs Drachmen Koch⸗ * und ein Dracm⸗e ebshamer Salz. eine Unze fuͤnf Drach men feuerbeſtaͤndiges kali⸗ ſches Salz und eine halbe Unze Kochſalz. - drey Drachmen Sal. * und fuͤnf Drachmen feuerbeftändiges Ralii - eine halbe Linze geläus terten Salpeter. 9 - eine halbe Unze ſed⸗ (iger und falifches Salz. - ‚eine halbe Linze Feuers zT kaliſches * 53% Eine Unze fünf Drach— men von Arcano dupli- eato löferen noch auf · Drey und eine halbe Unze Nitrum antimonia- tum .- Drey eb, eine e’Galbe Unze glauberifh Wun— derſalz a Vier Unzen ebshami⸗ fches Sal * Fünf * eine halbe Unze ſedlitzer Salz =» Vier Unzen Tartari Solubilis - . Zwo und * halbe Unze Salmiaf + - Ein: und eine halbe Unze flüchtiges — hornſe als 3 Eine halbe Une und vierzig Gran Borar = Don Auflöfung der Satze - eine Unze rafmirten Zucker. zween und * halbe Drachme vom Tartaro Solubili. - zween Drachmen Sal⸗ peter und Zucker. | - ein und eine halbe un— ze rafinirten Zucker. - eine halbe Unze Zucker und feuerbeftändiges Kali. - eine halbe Unze rafi⸗ nirten Salpeter. * Salz. eine Unze Salpeter u. eine halbe Unze Zucker. - eine halbe Unze feuer« beſtaͤndiges Falifches Salz | uff - fünf Drachmen aegra« Am dieſe Erſcheinungen zu erklaͤren, haben die neuern Naturforſcher ihre Zuflucht zu den Zwiſchen⸗ raͤumchen und Hoͤhlchen genommen, welche fie ſowohl in dem auflöfenden Waffer, als in den aufzulöfenden Salzen finden. Niemand zweifelt mehr an der Po- roſitaͤt der Koͤrper; die vorige Erſcheinung beweiſt meines Beduͤnkens die Zwiſchenraͤumchen genugſam, ern En zwifden * — die die letzten Elemen⸗ | im gemeinen Waſſer. 533 Elemente des Waflers ausmachten , befinden. Es iſt fogar wahrfcheinlich, daß dieſe Fleinen Kügelchen, fo dicht fie. auch feyn, und fo wenig. fie ſich nad) den von den Mitgliedern der: Afademie del Cimento, und den Herren Zoerbasve und Muſchenbroek ‚angeftellten Berfuche zufammen drucken laflen mögen, nichts deſtoweniger Höblchen haben koͤnnen: und da dieſe Eleinen fugelförmigen Wajlermaffen auch von ‚verfchiedener Größe feyn Eönnen, fo fönnen folglid) auch die Zwiſchenraͤumchen, fo zu reden, einen. vere fchiedenen Ealiber haben. Da ſich aber meine Ber fuche auf diefes alles nicht erſtrecken, fo getraue ic). mich nicht zu entfcheiden, ob diefe Zwiſchenraͤumchen dreyeckicht, viereckicht, fuͤnfeckicht, oder. vieleicht ‚find, um den auf verſchiedene Arc geſtalteten Theile chen, welche die Salze befommen, wenn ſie in die feinften Theile, die man ſich nur. vorftellen kann, aufgelöfet werden, den Eingang entweder zu: verftate ten oder zu vermehren. . R— Uebrigens iſt das Wahrſcheinlichſte, daß das Waſſer durch ſeine beſondere Eigenſchaft, welche ich vorhin bewieſen, nicht allein zwiſchen die zuſammen⸗ haͤngenden Salztheilchen eindringt, ſondern auch durch ſeine innere, durch die Materie des Feuers ver⸗ urſachte Bewegung, dieſelben von einander ſondert, und ſie in unſichtbare Atomen, die vielleicht ſo klein als des Waſſers ſeine ſelbſt ſind, zertheilet: ſo, daß ſie geſchickt werden, ihrer Seits hinwiederum in die Hoͤhlchen des Waſſers einzudringen, und ſich in der ganzen Maſſe, welche ſie durch ihre innere Bewe— gung, ungeachtet derſelben groͤßern Schwere, ſchwe⸗ bend erhaͤlt, allenthalben gleich ausbreiten. So wie 13 aber 334 Don Aufloͤſung der Salze im x. aber die Höhlchen des Waſſers itztgedachter maßen wahrſcheinlicher Weiſe unter ſich verſchieden ſind, eben ſowohl find es auch die Salztheilchen. Daher koͤmmt es, daß die gleichartigen Theilchen einer ge- wiſſen Urt Salzes die Höhlchen des Waſſers nur diefer Art proportionirt ausfüllen koͤnnen; dahinge: gen eben diefes Wafler noch andere in fich nehmen kann, deren Geftalten von der eritern unterfchieden find. Diefes wird auch durd) die mit dem DBergröf- ferungsglafe angeftellten Beobachtungen bemiefen. Ich habe zu diefer Unterfuchung von allen Arten der Salze wohl gefästigte Auflöfungen genommen, und von jedweder fo viel, als ich mit der Gpiße einer Nadel faſſen Foren‘ zwiſchen zwey durchfichtige Plättchen von moskowitiſchem Frauenglafe ausgebrei= tet, und vor ein gutes Vergroͤßerungsglas gebracht. Auf ſolche Art nun habe ich, in Anſehung der Figur aller dieſer Arten von Salzen, eine erſtaunliche Man- nichfaltigfeit gefunden, wovon id) hier gern eine Be⸗ fhreibung beyfuͤgen wollte ‚ wenn ich nicht überzeu« ‚get wäre, Daß die Vorftelfung aller diefer Figuren die Augen, wenn man nur einen Blick darauf wirft, beffer, als eine dunfele Befchreibung, die Shreu unterrichten kann. Ich will daher beſorget ſeyn, fie abzeichnen zu laſſen, und hiermit dieſe Ab⸗ batung beſchließen. Ueberſetzt von D. J. E. Zeiher. a a V. Un: rare. y * Me fg V. Unterſuchung der Theile, woraus diejenige Art von Steinen beſteht, welche, nachdem fie vermit: teift der Kohlen calciniret worden, die Eigen: ſchaft zu leuchten bekommen, wenn man ſie an das Licht legt, nebſt der Beſchreibung einer Fünftlichen Zufammenfeßung der Steine | von dieſer Art, Von Herrn Marggraf. Aus den Memoires de l Academie de Berlin, Annee 1750. 144 u. ff. ©. * J. | | ch habe bereits einmal der Afademie * von S gewiſſen Steinarten, welche in Deurfchland gefunden,und wenn man fie mit Kohlen calcini» vet hat, geſchickt werden, das Licht von den leuchtenden Gegenftänden zu erborgen, und nachgehends im Fins ftern zu leuchten, etwas vorgeleger. Ich Habe da mals verfprochen **, ben einer andern Gelegenheit wen nur von den Zeilen, woraus diefe Art der 14 Steine 2Beſ den vorhergehenden Band ss 2. ff. ©. * Ebendaſ. $. X 536 Maragraf, ‚Steine befteht, fondern auch von einer Manier , fie durch Kunft zu verfertigen, zu handeln. Diefes Verſprechens will ich mich anißo, fo viel als in meis nem Bermögen ſteht, eneledigen. + ; 11. Ich habe bereits der verfchiedenen Arten der» jenigen Steine, welche in verfchiedenen Bergwerken Deutfehlands brechen, Meldung gethan: eigentlich zu reden aber," laffen fich alle diefe Steine’ unter zwo Hauptartembringen , die erite machen die wahr ren, ſchweren und fchmel;baren, Spathe *, die zweyte die Spiegelfteine oder das Marienglas, aus, Die erfte von diefen Arten gleicht, zu Folge der von mir bereits angeführten Beobachtungen, in Anfehung des Vermögens das Licht an fid) zu ziehen, dem bononifhen Steine. Die zweyte hat eine ſchwaͤchere Klarheit, und giebt anſtatt eines rorhen Lichtes nur ein weißes nicht fo merklicyes Licht von fih. Was die Bermifchung ihrer Beftandtheile anlan- get , fo haben fie größtentheils eine vollige Gleichheit unter fich, mie ſolches aus der Folge meiner eigenen Berfuche , welche ich ißo erzählen will, erhellen wird. "I. Die befondere Schwere , fo wohl unſers ſchmelzbaren Spathes, als des Bononienferfteins, wie aud) derjenige merkwürdige Umſtand, deffen ich in meiner erften Abhandlung $. IX. gedacht, namlich, daß diefd Arten von Steinen nach ihrer Calcinirung mit den Kohlen einen ſchwefelhaften Geruch: haben, und ’fo gar mit den ſauren Säften merflih aufbraus fen, welches fich mit ihnen nicht ereignet, wenn ſie roh oder ohne Kohlen calciniret find; dieſe Umſtaͤnde, fage ich haben mich auf die. Meynung geführet, | RO id VO % * Ehenbafelbff $. XX. und XV von leuchtenden Steinen. 537 diefe Körper aus einem Vitriolfauern und einer alien Erde beſtehen. Der Schwefelgeruch ent deckt ein darinnen verborgenes Bitriolfaures, und das Aufbraufen mit den fauren Säften zeige vonder Gegenwart der Falifchen Erde, Um mic dev Wahr: eit dieſer Meynung zu verſichern, habe ih folgende Bert angefteller. IV. Nachdem ich recht faubere bononifche Steine dnväßler; zerbrach ich fie in kleine wie eine gemeine, Erbſe große Stuͤcken. Ich that zwo Unzen davon in eine hierzu dienliche erdene und wohlbeſchlagene Retorte, und fo, daß ein Drittel von der Retorte feer blieb, Ich Tegte fie nachgehends in einen Dfen, wo ich das Feuer bis auf den heftigften Grad ver ſtaͤrken konnte, und nachdem ic) eine recht reine gläs ferne Vorlage angeleget, und die Fugen genau ver lutirt hatte, fieng ich zu deftilliven an; ich fuhr grad: weiſe fort, trieb zuletzt das Teuer auf den heftigften Grad, und hielt mit. der Deftillation zwifchen drey und vier Stunden an. Mit allem dieſem Fonnte ich nichts von einer Fluͤßigkeit übertreiben, und alles, was fich offenbarte, war ein gewiſſer trockner kaum wahrzunehmender Dampf, welcher ſich an die: Bora lage angehängt hatte. Als ich die Retorte zerſchla⸗ gen, bemerkte ich nicht nur, daß ſich die Farbe mei⸗ nes Bologneſerſteins nicht viel geändert, fondern auch ‚ daß fein Gewicht nicht Die geringſte Vermin⸗ derung gelicten hatte. Er war auch nicht fähiger geworden, mit einem fauren Safte in Aufbraufen zu gerathen. Mit vier Unzen ſchwerem Ichmelzbarem Spathe, mwelhen ih N. 1. des 16. $. meiner vor⸗ ——““ Abhandlung und welcher dem in N. 2. 5 volle 3z3 Marggrß vollkommen gleicht, verfuhr ich auf eben dieſe Weiſe. Allein, ich konnte nach der Deſtillation weder etwas fluͤßiges in der Vorlage, noch etwas ſublimirtes fin⸗ den; und der in der Retorte gebliebene Stein hatte fein voriges Gewicht an vier Unzen vollkommen be⸗ halten. Ich machte eben dieſen Verſuch mit vier Unzen ausgeleſenem und recht durchſichtigem Marien⸗ glaſe Hier fand ich nun in der Vorlage eine waͤſ—⸗ ferichte: Feuchtigkeit, welche weder Gerudy noch merflichen Geſchmack hatte, und in der Retorte blies ben drey Unzen und anderthalb Drachmen von einem fehr weißen und Teiche zerreiblichen Weberbleibfel. Al⸗ fo Hatte befagte Menge. des Marienglafes fehs und eine halbe Drachme feines Gewichts in der De ftillation verloren: welches zeiget, daß diefe Art von Steinen nod) eine mittelmäßige Menge Waffer in ſich halt. | | V. Ich mar daher, wie ich voraus fehen Fonnte, “ nichts aus meinen verfchieden Steinarten, außer der Portion Waffer, welche der legtere gab, heraus zu zie⸗ ben im Stande : und ich wußte, wie hartnäckig das Bi» triolfaure an der Kalkerde hängt. : Um alfo dasjenie ge abzufondern, was ich in meinen Steinen zu fin den muthmaßte, fo feßte ich etwas brennbares hinzu, weit diefes, wegen. ber Verſchwefelung das Vitriol- faure alfezeit mie ſich fortführee: In diefer Abficht vermifchte ich forgfaltig zwo Unzen recht Elein geſtoße⸗ nen Bononienferftein mit zwo Dramen Holzfohlen, die auch. wohl geftoßen waren. Dieſes Mengfel that ich in eine Dazu dienliche erdene und wohl befchlagene . Retorte : und nachdem ich eine gläferne Vorlage vorger | leget,und bie Fugen verlutiret hatte, deftilliete ich vier | funden von leuchtenden Steinen. 539 Stunden gradmweife, und gab zuletzt das heftigſte Feuer. Als die Gefaͤße erfälter waren, fand ich etrvas flüchtigen Schiwefeigeift in der Vorlage, und ungefähr zwey Gran wahren Schwefel in dem Halfe der Retorte. Das Ueberbleibſel in der Retorte war braunroth, und gieng ſowohl mit dem Salpeterfaw ern, als mit dem Kochfalzfauern in ein ftarfes Auf braufen. Es ftieg ein ziemlich durchdringender Schwe⸗ felgeruch davon in die Naſe; es zog aber Fein Licht an ſich: welches doch gefchieht, wenn diefer Stein bey einem offenen Feuer mit Hülfe der Kohlen calci⸗ niret wird. | 10 | Ich vermifchte auf eben diefe Weife zwo Unzen von unferm ſchmelzbaren Spathe von der Halsbruͤ⸗ che mit zwölf Drachmen Flar geftoßenen Kohlen und ftellte damit eine dem vorigen ähnliche Deftillation an, nach welcher ich ebenfalls flüchtigen Schwefel geift und ein wenig mehr wahren Schwefel fand. Das Weberbleibfel in der Retorte glich dem vorigen, indem es, wie diefes, die Eigenfchaften des Schwe— felgeruchs, und des Aufbraufens mit dem Salpeter⸗ fauren hatte, auch eben fo wenig wie das vorige das Sicht an fih og. Endlich vermifchte ih auch zwo Unzen calcinirtes Marienglas mit zwo Drachmen Kohlengeftübe, und verfuhr mit diefem Mengfel auf die voriae Art. Da diefes gefchehen, fo befam ich eben viefes heraus, nämlich den Schwefelgeift und den wahren Schwefel. Allein das, was in der Retorte übrig blieb, war von den vorigen Ueberbleibfeln fehr unterfchieden: Denn es war weißlicht, und hatte bier und da einige ins Gelbe fallende Flecke. Als man es an das Licht legte, 540 — E— legte, zog es die — *— deſſelben in ſich; Gehtee da man es nachgehends in einen dunkeln It brachte, und gab einen weißblaulichten Schein von fih. Das Marienglas ift alfo in diefem Stüde von den beyden andern Steinarten, welche fehlechterdings eine offene Calcinirung erfordern, unterfehieden, Außerdem jeräth er, wie die vorigen, mit dem Salpeterfauern in ein Aufbraufen, und giebe ‚einen NEROBERNGANRER Schwefelgeruch von ſich. VI. Nachdem ich dieſe erſten — ae fuhr ich mit Unterfuchung meiner verfchiedenen Arten von Steinen fort, und fegte ein kaliſches Pflanzen« falz hinzu. Ich bereitete zu. dem Ende ein. fehr rei⸗ nes falifches Weinfteinfalz nach. der gewoͤhnlichen Art. Von dieſem Salze vermiſchte ich eine Unze mit ʒwo Unzen bononiſchem Steine, that dieſes Mengſel in eis nen heßiſchen Schmelztiegel, worauf ich einen andern deckte; und nachdem ich die Fugen verlutiret, ſetzte ich ihn ins Feuer, calcinirte.eine Stunde. lang, und vermehrte zuletzt das Feuer: worauf ich eine. Maffe in einem mittelmäßigen Fluſſe fand. Nachdem ic) die Maffe, da fie Falt geworden, von dem Schmelz» tiegel los gemacht, und alsdenn 'geftoßen hatte, zog ich alles Salz mit. fochendem Waffer aus, ließ die filtrirte Lauge abrauchen, und fegte fie zur Cryſtalli⸗ ſirung hin. Hierdurch bekam ich; nun ein Gal;, welches, nachdem es vom neuen aufgelöfet und cry⸗ fallificet worden, dem beften vitrioliſirten Weinftein in allen Stüden, und unter. allen Umftänden, ohne | einige Ausnahme, gleich Fam. 1: Es made wirklich einen Geſchmack auf der Zunge, der efivas. bitteres an m hat; es loͤſet ſich ſchwer im Waffer auf: und | wenn | von leuchtenden Steinen. 41 wenn man es mit einer: fleinen Portion Kohlengeftübe ins Feuer ſetzet ſo wird es zu einer Schwefelleber. Laͤßt man es nachgehends im Waſſer auflöfen, ſo kann man den erzeugten Schwefel mit deſtillirtem Weineßige vom neuen niederſchlagen. Dieſes in Waſſer aufgeloͤſte Salz ſchlaͤgt auch das in Scheider waſſer aufgeloͤſte Queckſilber nieder, und formiret mit ihm ein mineraliſches Turbith. Mit einem Worte, ich hatte hinlaͤngliche Proben, um mich zu uͤberzeugen, daß dieſes Salz ein wahres und reines vitrioliſirtes Weinſteinſalz ſey, das aus dem mit un⸗ ferm Steine vermiſchten Vitriolſauern und dem feuer« beftändigen kaliſchen Salze des Weinfteins beſteht. Was übrigens die unauflösbare erdichte Materie an« beerifft,, welche nach dem Durchſeigen zurück geblie- ben. war, fo füßte-ich fie volllommen mit Waffer ab, ließ fie trocknen, und bepielt fie zum fünftigen Ge. brauche auf. Mit meinem fhtweren und (chmelzbaren Spathe von der Halsbruͤcke, imgleichen mit einer gleichen Portion Narienglaſe/ machte ich, fo wohl in Anfe- hung der Proportion des Gewichts, als der andern Umftände, genau eben diefe Berfuche, und zog aus diefen beyden Steinarten eben diefe Salgproduction, das heift ein vitriolifictes Weinfteinfalz, und eben dergleichen unauflösbare Erden heraus, die ich zu fernerm Gebrauche aufbehielt. "VII. Ich verfeßte, ferner dieſe drey Steinarten? jedwede befonders, mit gereinigtem Salpeter. Ich nahm von jedweder Art diefer Steine zwo Unzen Elar geſtoßen, vermifchte fie mit einer Unze gereinigtem — that Dre Mengfel in einen Schmelzties gel, 542 i Marggraf/ gel, und fie mit Hinzuthuung keliſchen Salzes nach der in dem vorhergehenden $. beſchriebenen Manier in meiner Arbeit fort. Alsdenn gab mir jedwede Steinart eine gefloffene Maſſe, welche ich von dem Tiegel losmachte, ſtieß, und durch Auf ⸗ gießung warmen Waſſers auslaugte: worauf ich die Lauge abrauchen ließ, fie durchſeigete, und zur Cry-⸗ ſtalliſirung hinſetzte, wodurch ich von allen drey Ar | ten von Steinen ein dem vorigen ähnliches Salz, welches vermitcelft: des Falifchen Salzes vorbereitet | worden war, befam. Daß ich es furz fage, dieſes Salz war wahrhaftig das fo genannte Arcanuin dw | plicatum, welches aus dem falinifchfalifchen Theile ' des Salpeters, und dem in diefen Arten des Seins verborgenen Bitriolfauern beſtund, und das, mas von allen drey Arten nach dem Durchfeigen übrig | geblieben war, anlangend, ſo habe ich dieſe Erden abgefüßt, feocEnen laffen, und nachmals aufgehoben; | Ich Habe auch wieberum mit einem aus zwo Unzen Pulver von unfern drey Arten Steinen und einer Unze Küchenfalze beftehenden Mengfel eben fo verfahren, aber nicht die geringfte merfliche Beränderung, we⸗ der in dem Salze noch im den Steinen, entdecken Fonnen. Das Salz blieb, nahdem es ausgelaugee und cryſtalliſiret worden, Küchenfalz, und verwan⸗ befte ſich Feinesweges in das Wunderfalz : und ich | fonnte ebenfalls nicht bemerfen , ‘daß die in den Durchfeigern gebliebene Erden die geringſte Veraͤn⸗ derung gelitten hätten, J VIII. Ich wollte aachgehends verſuchen, 06 ſich | das Bitriolfaure aus unfern drey Steinarten, mit | Huͤlfe eines feuerbeftändigen kaliſchen Salzes, duch * das von leuchtenden ( Steinen. 543. das Kochen im Waſſer ausziehen ließe: worauf mich folgendes führte. Ich hatte wahrgenommen, daß, ‚als ich diefe drey Arten von Steinen zu einem ſubti⸗ len Pulver machte, indem ic) ſie lange Zeit im rei⸗ ‚nem deftillivren Waffer Fochen ließ, und aledenn ei. ‚nige Tropfen: Falifche Lauge in diefe klare Decoction goß, fic) etwas niederfchlug: woraus man ſchluͤßen fonnte, daß ſich etwas von den Steinen aufgelöfet ; und es fehien, daß es bey dem Marienglafe' mehr als bey den andern gefchehen koͤnnte. Um mid) nun von diefer Sache zu verfichern, vermifchte ich zwo Unzen geſtoßenen bononiſchen Stein aufs genaueſte mit einer Unze reinem Weinſteinſalze in einem fau« ‚bern Mörfel: und nachdem ich vier Maaß deſtillir⸗ tes Waſſer darauf gegoffen,, ließ id) alles zwo Stuns den ‘lang Fochen, rührte es dabey öfters mit einer hölzernen Spatel um, und erfegte allezeit mit anderem affer , mas fich Durch das Kochen vermindert hatre. Endlich fegte ich diefe Feuchtigkeit, nachdem ich fie dDurchgefeiger und abrauchen laffen ‚zur Erpftallifivung hin, und-befam, wie vorhin, ein ſchoͤnes vitrioliſir⸗ tes Weinſteinſaig Die in dem Durchſeiger geblie— bene Erde ri ich mohl ab, ließ fie trocknen, und. hob fie auf. | Hierauf nahın ich mit zwo Unzen von unferm oft gedachten fehmelzbaren Spathe, und mit eben fo viel Marienglafe, jedwede Materie befonders, eben der⸗ gleichen vor, und bemerkte zwifchen den durch diefe Dperation hervorgebrachten Salzen ‚ und denen ‚von welchen ich im VI. $. geredet, eine vollfommene GREEK und die — Erden waren denen 54 Marggvafı ) von denen völlig gleich, welche auf die vorhergehende Manier abgefondert worden waren. eg IX. Mac) allen diefen Berfuchen konnte mir we⸗ gen des Dafeyns eines mit unfern Steinarten vers mifchten Bitriolfauren nicht der geringfte Zweifel übrig bleiben: und ich war nunmehr. Darauf bedacht, noch die Lnterfuchung mit den’ in den Durchfeigerm zurückgebliebenen Erden anzuftellen. Ich bare ſchon Urfache zu glauben, und a priori zu ſchluͤßen, daß diefe Erden eine Veränderung leiden würden; und ich wurde durch die Erfahrung hiervon vollends‘ überzeuget: denn ich fand die vorigen Eigenfchaften der Steine darinnen nicht mehr. ı Diefe Steine, nämlich der fächfifche fehmelzbare und fchwere Spath, der rohe Bononienferftein, und das Marienglas, brauften mit feinem einzigen Sauren auf: dahinge⸗ gen diefe Erden mit denfelben in ein Aufbraufen ger riechen, und vornehmlich von dem Sauren des Sal: peters und des Kochfalzes aufgelöfer worden. Dieſe Erden, vornehmlich, wenn fie vorher einigermaßen‘ gebrennt worden, be'renen fogleich das flüchtige Salz des gemeinen Salmiafs, wenn man dieſe beyden "Dinge mit einander ftößf, und fie mit ein wenig Waſſer anfeuchter. Sie löfen auch, wenn man fie mie Waffer kocht, nach Art des gemeinen lebendigen Kalkes, den gemeinen Schwefel häufig auf, und: zeigen im Uebrigen alle Eigenfchaften der Kalkſteine. Diefe Erden koͤnnen auch wieder in ihren erften Zus ſtand verfeßet werden, das. heilt, die Kunſt kann davon Steine wieder von der Art machen, zu wels cher fie gehöret haben, indem fie ihnen: dasjenige wieder x % / von feuchtenden Steinen. 545 wieber giebt, was fie in den vorhergehenden Opera⸗ tionen verloren haben. X. Ich nahm die Erden meiner drey Steinarten, von welchen man im VI. VH. und VII. $. geſehen, daß fie in den Durchfeigern geblieben, getrocknet worden, und Die ich ißo im IX. $. unter die Kalfer den gerechnet, nieder vor die Hand. Ich loͤſte jede davon in derjenigen Portion Salpeterfauren, melche zur Auflöfung eigentlich. in aller Strenge genommen, nöthig war, befonders auf, und goß nach und nad) fo lange Salpeterfaures Hinzu, als mic dieſen Erden ein Aufbraufen entſtund. Hierauf feigere ich eine von Diefen Auflöfungen durch, nachdem ich fie vor: her mir einer mittelmäßigen Portion Waffer verduͤn⸗ net hatte, und goß noch ein wenig Waffer in den Durchfeiger felbft, um die ganze Auflöfung völlig auszuwafchen. Hierauf fchlug ich jede von meinen Auflöfungen , vermittelft eines von einem Theile des weißeſten Vitriolöles, und drey Theilen reinen Wafe fer zubereiteten Bitriolgeifte befonders nieder, und goß fo lange Vitriolgeiſt hinein, bis nichts mehr zu Boden ſank. Ich that hierauf diefen Niederfchlag in einen Durchfeiger, goß zwey oder dreymal kalt Waſſer darauf, und nachaehends noch erlichemal warmes: und da. das Waſſer abgelaufen, trocknete ic) meinen Niederſchlag. Durd) diefen Weg nun‘ habe ich) aus jedweder von meinen Erden eine felenis tische Production gezogen, die fo weiß wie Schnee, glänzend, in Eleinen Cryſtallen gebitder ift, und ſich ſchwer im Waſſer auflöft. Nachdem ich diefe Eon. eretiönen zuvor einigermaßen gebrannt, ftieß ich und vieb fie, jedwede befonders; und als ich fie vermit— 12 Band. Mm telſt 54160 Muarggraf⸗ telſt eines Tragantbreyes in eine = RR trocknete ich diefe Maffe, verfegte fie ſchichtweiſe mit Kohlen ‚und taleinirte fie. bey offenem Feuer: wor- auf jedwede von diefen Materien, nachdem fie erkals tet waren, fich gefchickt befand, das Licht von einem andern leuchtenden Körper anzunehmen und im Sin ſtern zu leuchten. Dieſe Producte waren alſo wie die vorhergehenden: und das Merkwürdigfte daben ift, daß das Licht unter diefen wieder. hervorgebrach- ten Steinen .bey denen, welche von dem ——— Steine waren, ſchwaͤcher, als das Licht der von der von unſerm fhmetzbaren deutſchen Spathe abgefon« derten Erde hervor gebrachten Steine war. Das Licht des Spiegelſteins war auch bleich, wie ich be— reits vorhin und auch hier geſaget. Mit einem Worte, das Licht hatte eine merkliche Verhaͤltniß mit dem Steine, wovon es entſprang: der ſchmelz⸗ bare Spath gab. ein über die maßen lebhaftes, der bononifhe Stein ein etwas geringeres, und der Spiegelſtein das ſchwaͤchſte unter allen von fich. XI. Indeſſen hatte ich bemerket, daß die Propor- | tion des aus dem Weinſteine zubereiteten feuerbejtän- digen kaliſchen Salzes, welche ich in dem VI. und VIM. $. .angezeiget, zur vollfommenen Scheidung der Kalkerde unferer Steinarten ‚ nicht hinlänglic) war. Sch unternahm alfo noch einige Berfuche, wo» durch ich verfichert wurde, daß eine größere Menge diefes Falifchen Salzes nöthig wäre: und ich will das ‚ber folgende Proportion und folgende Manier anges ‚priefen haben. Man vermifche- vier Ungen unfereg. ſchmelzbaren Spathes aufs genaueſte mit ſechs Unzen reinem Weinſteinſalze, laſſe fie im — ſchmel⸗ von leuchtenden Steinen. 547 ſchmelzen, mache ſie zu Pulver, laſſe ſie in Waſſer kochen, feige die, Lauge durch, ſetze fie in Cryſtalliſi— rung, und gieße endlich die in dem Durchſeiger ges bliebene Erde wohl ab, und: laffe fie trocknen, Wenn dieſes alles gefchehen, fo wird man zwo und eine halbe Unze und drey Drachmen aus unferm ſchmelz⸗ baren Spathe befommen. Man kann nachgehends auf diefe Erde fo lange Salpeterfoures gießen, als beyde Dinge mit einander aufbraufen. Allein, Hier nahm ich wahr, Daß bey dieſer Auflöfung eine mit⸗ telmaßige Portion. unauflösbarer Erde übrig blieb, welche nicht, mit durch den Durchfeiger gieng, und nachdem fie wohl abgefüßt und getrocknet war, unge: fahr fünf Dradmen hatte, und in allen Stücken einer Thonerde glich, Denn ſie wird ſowohl als der Thon, mit dem Waſſer zu einer zaͤhen Maſſe, und wenn man fie getrocknet hat, ſie verdeckt calcinirt, — und ein maͤßiges Feuer dabey giebt, kann man ſie kochen bis ſie hart wird. Vermiſchet man zween Theile von dieſer abgeſonderten Erde mit einem Theile recht klar geſtoßenen Kieſelſteinen, machet ſie, mit Hülfe einer mittelmaͤßigen Portion Waſſer, zu einer Maſſe, laͤßt ſie trocknen: ſo wird dieſes Mengſel nachgehends, wenn man ihm ein heftiges Feuer giebt, zu einer halb durchſichtigen Maſſe, wie Por: cellain, und giebt mit dem Feuerftahle häufige Fun« fen. Machet man diefe Erde mit einem Tragante breye allein zu einer Mafle, läßt dieſelbe trocknen, und calcinivet fie unmittelbar, vermittelft der Kohlen, fo wird fie nicht mehr gefchicht das Licht an fich zu nehmen. Eben fo ift es mit dem Bononienferfteine, Hingegen läßt die Erde, welche man von befagter | Mm 2 Ma: 548 Marggraf / Materie aus vier Unzen Marienglaſe, vermittelſt eines kaliſchen Salzes, abſondert, nur eine Unze ein und eine halbe Drachme Kalkerde in dem Durch⸗ ſeiger, welche ſich ſowohl in dem Salpeterſauren, als in dem Salzſauren, ohne den geringſten Theil Thon⸗ erde in der Aufloͤſung zurück zu laſſen, völlig auflöft. Es ift faft nicht zu zweifeln, daß dieſe Thonerde, wenn fie in dem Mengfel fehr genau vermifchet ift, nicht den Unterfchied. der mehrern oder wenigern Auf: lösbarfeit zwifchen dem bononifchen Steine und dem fchmelzbaren fächfifchen Spathe verurfachen koͤnnte. Das Marienglas hingegen loͤſet ſich weit leichter in dem Waſſer auf, und ich zweifele auch nicht, daß eine gaͤnzliche Auflöfung deſſelben geſchehen wiirde, wenn man es in einer großen Menge Waſſer ſtart kochen ließe. er Ich muß bier beyfuůgen, daß unſer ſperembergi⸗ ſcher Gypsſtein, und einige andere, ohne Zweifel von eben der Claſſe, aus eben den Theuen wie das Marienglas, uſammnen geſetzet find, und daß man nach der oben befchriebenen Manier eben die Proben damit machen kann. Mur glaube id) beobachtet zu haben, daß der Gipsſtein eine etwas geringere Men» ge des Vitriolſauren in fich haͤlt: und Diefes ift die Urfache, oder vielleicht auch einige: zarte Eifentheil- chen, welche fich zugleich Darunter gemifcht befinden ;; diefes ift, fage ich, die Urfache, warum fich diefer Stein, wenn man ihn mit Kohlen calciniret, von den vorigen darinnen unterſcheidet, daß er die Ei» genfchaft, das vr an fich zu Me , nicht bes fommt. " XI. Rad von leuchtenden Steinen. 549 XII. Nachdem ich alfo verhöffentlich deutlich ge mug gezeiget, was die, wefentlichen Theile unferer Steinarten ſind, ſo fehreite ich nunmehr zu der Ma: ‚nier,, fie durch die Kunſt zufammen zu ſetzen, indem an ſich anderer Kalferden dazu bedienet, und. dies elben, mit Huͤlfe eines Vitriolſauren, zubereitet. Ich erinnere mid) ‚in dev That ſehr wohl, daß id in meiner vorhergehenden Abhandlung: und. zwar init gutem Rechte, geleugnet, daß die Sache mit der Kreide, die ich mit Salpetergeiſte geſaͤttiget hatte; gelingen fonne, und daß ich mich ausdruͤcklich erklaͤ⸗ tet, daß fie durch Caleinirung mit Kohlen keineswe⸗ ges eine Kraft; das Licht an ſich zu ziehen, erhalte: Und diefe Sadıe wird leicht zu. begreifen feyn, wenn man erwaͤget, daß das Vitriolſaure mit den Kalk— erden eine ſelenitiſche Concretion formiret, deren Aufloͤſung ſchwer iſt. Hieraus folget nun, Daß, wenn man Vitriolgeiſt auf Kreide gießt, dieſelbe nicht vollkommen aufgeloͤſet wird, weil ihre Ober ⸗ flaͤche ſich den Augenblick mit einer ſelenitiſchen Rin⸗ de uͤberzieht, welche verhindert, daß man ſie nicht vollkommen ſaͤttigen kann: und ob man gleich, ver⸗ mittelſt gewiſſer Kunſtgriffe, vielleicht zu ſeinem Zwecke gelangen koͤnnte: ſo wird es doch nach dieſer Manier niemals, oder wenigſtens nicht anders, als ſehr ſchwer, gelingen. je): Xill. Sch habe daher mit lebendigem Kalke voll⸗ kommen geſaͤttigtes Waſſer genommen, weil ſich wirklich aufgeloͤſte Kalktheilchen darinnen befinden ; von diefem Waſſer babe ich zwölf Maaß in eine Fer gläferne Retorte gegoffen, ungefähr eine Unze itriolöl dazu gethan, und alles wohl unter einan⸗ Mm 3 der 1,5 AG | Marggraf — OT der geruͤhret. Dieſe Retorte habe ich in’ eine Sands Fapelle: gelegef, eine Vorlage daran gefüger, und Gradweiſe veftillirer: "wodurch ich ungefähr drey Viertel Maaß von einer mwäfferichten Feuchtigkeit heraus getrieben. Als nachgehends die Gefäße er Faltet waren, fand ich auf dem Boden der’ Retorte kleine und dünne ſelenitiſche Cryſtallen. Dieſe Cry⸗ ſtallen ſonderte ich durch das Durchſeigen ab, wuſch ſie, und ließ ſie trocknen; und nachgehends Laleini⸗ te ich ſie auf gewiſſe Art, ſtieß ſie zu Pulver, mach⸗ te mit Tragantbrey eine Mafle daraus, verfeßte fie ſchichtweiſe mit Kohlen, nad) der off angezeigten Manier, und brachte die Calcinätion zu Stande, Ich fegte alsdenn das calcinirte Produet an das Tas geslicht, und betrachtete es alsdenn m einem finftern Orte, wo ich mit vielem Vergnügen ſah, daß es das $iche auf eben die Weife an ſich genommen, wie es das Marienglas thut: denn es gab einen weißen Schein von ſich, roch nad) Schwefel‘, und hatte mit dem, nach eben der Manier‘ calcinirten Maris englafe, eine vollfommene Gleichheit, , Eben die: ſes ereignete ſich, nachdem’ ich eine Menge: von dem’ meißeften Marmor caleinirte, denfelben im Waſſer abgeloͤſcht, und, wie vorbefagter maßen, bey dent. Waſſer des (ebendigen Kalkes gefchehen war, Bis £riolöl in diefes Waſſer gethan hatte: denn’ ic) be⸗ - fan hierdurch eben dergleichen felenitifche Concretio⸗ nen, und mit eben den Eigenſchaften wie oben. XIV. Allein die Arbeit gieng. weit’ hurtiger von ſtatten, als ich in andern ſauren Saͤften, als in dem Salpeter⸗ oder Salzſauren aufgelöften Kalke erde nahm, und das Vitriolſaure dazu that. ia nahm . von leuchtenden Steinen. 551 nahm erſtlich den ruͤdersdorfiſchen Kalkſtein vor die Hand, wovon ich eine gewiſſe Portion in gemei⸗ nem Salpetergeifte, den man Scheidervaffer zu nen nen pflege, auflöfere, und in dieſes Salpeterfaure ‚warf id) Eleine Stüden Kalkſtein, ſo viel als es das von auflöfen wollte: wodurd) ih mir eine vollfom- men gefättigte Auflöfung zuwege brachte, welche ich alsdenn. wohl durchſeigete. Dieſe geſattigte Aufloͤ⸗ ſung verduͤnnte ich mit ungefaͤhr vier Theilen Waſ⸗ fer, und goß alsdenn beſagten Vitriolgeiſt hinein, der aus drey Theilen deſtillirtem Waſſer, und einem Theile Vitrioloͤle gemachet war; ich goß, fage ich, noch einmal ſo viel dazu, als ich Kalkaufloͤſung ge⸗ nommen hatte, vermiſchte alles genau mit einander, 5 und ließ diefes Mengfel ungefähr. vier. und zwanzig Stunden ruhen: nady Verlauf welcher Zeit ich ei nen ſchoͤnen weißen eryſtallenen Niederſchlag fand, der alle Eigenſchaften der felenitifchen Production, die ich vorher, wermitteift des Waffers, vom lebens digen: Kalfe zubereitet Hatte, befaß. Wenn man eine größere Menge Waller zu Verduͤnnung der Kalfauflöfung nimmt, Bitriolgeift dazu thut, alles wohl unter einander rühret und vermifchet: fo vers mifchet ſich alsdenn der Bitriolgeift im Anfange mit . der Auflöfung der Kalferde, ohne daß er ſich rübe machet; zuletzt aber fänge dieſes Mengfel an truͤbe zu werden, und wird es immer ſtaͤrker, worauf man nach vier und zwanzig Stunden und daruͤber, einen dem vorigen ähnlichen Niederſchlag finder, der aber noch. ernftallifcher ift. Diefer Miederfchlag hat mir, nahdem id) ihn mit Wafler abgefüße, gewiſſer maßen calcinivet, mit dem Tragantbrey zu einer Mm 4 Maſſe 52 ar Maſſe gemacht, und vermittelft der Kohlen calcis niret, eine fchöne Concretion gegeben, Die das Licht | vollfommen an ſich nahm. Eben dergleichen befam ich , als ic) eine Aufloͤſung des feuerbejtändigen Sals miaks, welche nichts anders ‚ als eine Auflöfunig eis ner. Kalferde in dem Salzſauren ift, auf: befagte Manier mit dem Bitriolfauren niederſchlug. Fol⸗ gendes Verzeichniß wird den Unterſchied dieſer Pros Ductionen „in Anfehung der Eigenſchaft das dLicht an ſich zu nehmen, zeigen. XV. 1. Derjenige fetenitifche: Körper, von wel⸗ chem ich im vorhergehenden $.; gefaget, daß er ‚ber Niederfchlag ‚einer Auflöfung des ruͤdersdorfi⸗ ſchen Kalkſteines waͤre, die in dem Salpeterſauren, vermittelſt des Zirriolgeiftes gemachet worden, wird, wenn man ihn auf oft angezeigte Art mit Den: Robien calciniret/ ein weißes Licht von [ih geben. 2. Das Siche des felenitifchen. Be — auf obgedachte Art, von der Aufloͤſung des feuerbe⸗ ſtaͤndigen Salmiaks bereitet den; wird roͤth⸗ licht ſeyn. 3. Der Riederſchlag der Kreide im Salpetegei fle wird einen weißen Schein. geben. 4. Ein dergleichen Körper, der von der. Auflöe fung des Kalkſpathes im Salpetergeifte zubereitet worden, wird ein roͤthlichtes Licht von fich werfen. 5. Derjenige, welcher. von der Auflöfung eines Steines aus den Waffern des, Carisbades im Sal ‚petergeifte entfpringt, wird ein blaffes ins Rothe | — Licht BR Ar * * Die von leuchtenden Steinen. 353 6. Die Auflöfung der Aufterfchalen ,: welche im Salpetergeifte gemacht „ mit Bitriolgeifte niederges ſchlagen, und mit den Kohlen calciniret —— wird * rothes Licht von ſich geben. 7 Die Auflöfung des Marmors im Satyetergeb fe, welche mit dem Vitriolgeiſte niedergeſchlagen und calciniret worden, wird ein weißlichtes a von fich werfen. - 8. Der Tropfitein aus der Batikaenneböhie, welcher im Salpetergeifte. aufgeloͤſet mit dem Vitri⸗ olfauern niedergefchlagen, und auf eben die Manier | handthieret worden, wird. ebenfalls ein weißes. 2 ‚ von fich geben. a Alle dieſe Niederſchlaͤge ſind wahrhafte Yrten —* Seleniten. Denn ob man fie gleich in einer großen Menge Waſſer einigermaßen vom neuen ‚auflöfen kann: ſo hat es doch mit beſagten drey Steinarcen, nämlich dem Bononienſerſteine/ dem ſchmelzbaren ſchwe⸗ ren Spathe, und vornehmlich dem Spiegelſteine, eben die Bewandtniß. Uebrigens haben alle dieſe Arten, ſowohl als die folgenden, in dieſem Stuͤcke auch eine ſehr große Aehnlichkeit mit dem Marienglaſe; naͤm⸗ lich daß ſie, wenn ſie durch Calcinirung mit den Kohlen das Licht an ſich zu nehmen geſchickt gemacht worden, bey dem allen nur ein fehr ſchwaches und lange nicht fo lebhaftes, als der. Bononienferftein und der ſchmelzbare Spath, von ſich werfen: wozu mod) dieſes koͤmmt, daß fie nach diefer Zubereitung ſich an der Luft viel eher abblättern und. zerfallen, welches bey den andern Steinarten nicht geſchieht. Die Urſache iſt vielleicht darinn zu ſuchen, daß in Mm 5 den 554 Margaraf, den Arten bes Marine feine Thonerde miefum termiſchet ft, XVI. Es war nunmehro nothig, beſagte Aufld⸗ füngen der Kalferden vermittelft anderer Salze, wel⸗ che, viel, Bitriolfaures enthalten, zu prüfen, Ich nahm daher eine. in Salpetergeifte gemachte Auflös fung ‚des Kalkſteins, die mit Waſſer verduͤnnet war, imgleichen auch eine andere Aufloͤſung eben dieſes Steines, die in Salzgeifte gemacht war, und vers mifchte fie mit einer in Wafler gemachten Auftöfung des Eiſenvitriols, und feigete fie durch. Hierbey bemerkte ich, daß das Vitriolſaure der Aufloͤſung des Eiſenvittiols die Kalkerde in kurzer Zeit angeiff, und fie in Form eines felenitifchen Niederſchlages zu Bo— den ſchlug. Eben dieſes ereignete fich mit einer Auf- löfung des Rupfervitriols, wie auch mit einer Aufa loͤſung des meißen Vitriols. Won diefen Niederz fchlägen habe id), nachdem fi e vorher wohl abgefüße | und auf oft angezeigte Art mit Kohlen calciniret wor: den, nicht bemerfee, daß fie das Licht an fich gezo— gen: welchesman obrie Zweifel den mietallifchen Theils chen, die der Kraft, das Licht an ſich zu nehmen, Binderfich find, aufchreiben muß. Die befagten Auflöfungen der Kalferden, welche fo wohl in dem. Galpeterfauren , als. in dem Saljfauren gemacht worden, find auch unter einer ſehr ſchoͤnen felenitiz ſchen Form ‚ vermittelft der in kaltem Waſſer aufge⸗ köften Alaun niedergefchlagen worden: denn ich habe Auflöfungen der Kreide, des Kalkſteins, des Tropfs fteins , der Auſieſchalen ‚ bes Steines aus den Carlsbader Waffern, und anderer dergleichen Falfich- ten Coneretionen, — in den obbeſagten ſauren 0 | | en von leuchtenden Steinen, 555 Säften'gemacht torden , vermittelſt in kaltem Waſſer aufgelöfter Alaun in‘ fehr fhönen felenitifchen Pro⸗ ductionen niedergefchlagen: und dieſe Niederſchlaͤge haben, nachdem fie vorher wohl abgeſuͤßt, getrocknet und nachgehends mit den Kohlen calciniret worden; das Licht mit vieler Kraft, , und wie die im XV. $ angeführten Zubereitungen an fich gezogen. Es ift auch’ zu merken, daß, wenn das sich, welches ſich An der Dberfläche diefer Arten von kuͤnſtlichen Stei⸗ nen zeiget, nicht fehön genug ſcheint, man diefelben nur zerbrechen, und den gerbröchenen Ort an das Licht halten oder legen darf, worauf man ihn leuch⸗ gend genug finden wird. Damit id) aud) eine ge⸗ wiſſe Proportion der Alaun und der Auftöfung der Falifchen Erde vorſchreibe, ſo kann man ſich der fol⸗ genden bedienen. "Man laſſe drey bis vier Unzen Alaun in einem Maaße kaltem oder laulichten Waſ⸗ ſer aufloͤſen; ſeige dieſe Aufloſung durch; nehme nachgehends 6 Unzen von einer geſaͤttigten Kalkſolu⸗ tion, und verduͤnne ‚fie mit ungefähr. einem halben Maaße Waffen, Auf diefe Auflöfung giege ‚man die vorhergehende Afaunenauflöfung , rühre beyde wohl unter einander, damit fie ſich genau vermifchen, und laſſe fie nachgehends vier und zwanzig oder acht und vierzig Stunden ruhen: fo wird man, nachdem man die Fluͤßigkeit ablaufen gelaffen, einen ſeleniti⸗ ſchen ckyſtalliſchen Niederſchlag finden, welchen man anfangs mit kaltem Waſſer, zuletzt ein oder zweymal mit warmem Waſſer abſuͤßen, und endlich gelinde trocknen laſſen muß. XVII. Unſere in dem Salpeterſauren oder in dem Kochſalzſauren gemachte ... der Kalkerden, find — ſind auf eben die Art mit den Aufldſungen der genug · ſalze, welche ein Vitriolſaures bey ſich fuͤhren, in zeiget, wie begierig die Kalkerde das Vitriolſaure or. tiſcher Geſtalt niedergeſchlagen worden : und dieſer Niederſchlag, welcher erſtlich abgeſuͤßt, und nach⸗ die Aufloͤſungen des Wunderſalzes nieberfins: verurfacht hat) durch die in kaltem Waſſer gemachte 6 Marggraf Bine fam befannten Brunnenfalze, ‚welcheein Bitriolfaureg! bey fich führen, niedergeſchlagen worden, und. dieſer Niederſchlag hat eine ſelenitiſche Concretion formi⸗ ret. Die Aufloͤſung jedweder Kalkerde z. E. kann durch die Aufloͤſung des ebshamiſchen, des ſedli⸗ tzer, des carlsbader und aller andern Brunnen⸗ einen Seleniten niedergeſchlagen werden: welches in ſich ſchlucket, und ſich mit demſelben vereiniget. Allein das ſonderbarſte hierbey iſt, daß, anſtatt das feuerbeſtaͤndige kaliſche Salz, zu Folge des VI. VII. VIII. und IX: G. dieſe Bereinigung der Kalkerde mit dem Vitriolſauren, wovon es: diefelbe losmacht, und fich felbft mit diefem Sauren; wereiniger, zu zertren⸗ nen, das Vitriolſaure vielmehr,’ welches mit dem vitriolifirten Weinfteinfalze vermifcher iſt, fein. kali— fches Sal; , an welchem es doch ſonſt fo feſt hängt, nicht weniger geſchwind verläßt, ‚und in. die Kalkerde geht, fo bald als es diefelbe beruͤhret. Die Auf—⸗ löfung einer jedweden wahrhaften Kalferde ift in der That (welches mir ein ausnehmendes ‚Vergnügen | Auflöfung des pitriolifieren Weinfteinfalzes in ſeleni⸗ hero mit den Kohlen calciniret worden, hat mir ei⸗ nen fchönen leuchtenden Körper gegeben, welcher ein | weißes Licht von fich gab. . Eben dieſes bewerkſtellig | te ich, als ich die Auflöfungen der Kalkerde durch | enn \ Dr | von leuchtenden Steinen. 557 denn nach gehöriger Zubereitung befam ich ebenfalls. einen Körper, der ein weißes Sicht von fich gab. Ich ließ die auf der mit virriolifirtem Weinfteinfalze niedergefchlagenen Auflöfung der Kalferde ftchende Flaͤßigkeit abrauchen, wodurch ich aus der im Sal⸗ peterfauren gemachten Auflöfung der Kalferde fchöne prismatifche Ernftallen befam, welche in allen Stüs en dem ordentlichen gereinigten Salpeter gleich Fa= ‚men: zum fichern Zeichen, daß fich das Salpeter— faure, welches vorher mit der Kalferde vereinigee ‚war, bier mit dem Falifhen Salze des vitriolifirten Weinſteines verbunden hatte. Was diejenige Feuch⸗ tigkeit anbetrifft, welche ich von der durch das glaus beriſche Wunderſalz niedergefchlagenen Auflöfung der Kalferde Hatte ablaufen laflen, jo gab es mir wahr: haften würflichten Salpeter , welches‘ abermals zeigte, daß das Galpeterfaure, ‘welches ſich losmacht, wenn fih das Vitriolſaure mit der Kalferde vereiniger, die Erde des Kochfalges angegriffen, und fich mit derfelben vereiniger harte. Und als ich Das Kochſalz⸗ faure zur Auflöfung der Kalferde nahm, hatte id) nad) beyderley Manier ein wieder erzeugtes Kochfalz. XVIII. Nachdem ich alfo, wie ich hoffe, die Be— ftandtheife unferer drey Steinarten klar genug gezeis get, fo wird man weit leichter begreifen, wie dere gleichen Steine häufig in der Erde entftehen koͤnnen. Es befinden ſich in der That darinnen Waffer genug, welche eine Menge Tropfftein ablegen , der meiftens — nichts anders als ein Kalfftein it: und man darf alfo diefe Waſſer nicht anders, als Auflöfungen won Kalferden betrachten, Desgleichen giebt es auch unter der Erde viele vitriolifche, alaunifche, und | über» 171 2 überhaupt mit: denjeni gen Mittelfalzen medicinifcher "Brunnen welche ein Bitriolfaures enthalten, anges füllte Waffer. Begreift man alfo nicht ohne Mühe, daß dergleichen Auflöfungen, wenn fie auf einander | £reffen, und. ſich mit einander vermifchen, eine große Menge von unfern Steinarten bilden fönnen ; wel che, da fie in dem Waffer aufzulöfen find (welches | man fo wohl von den natürlichen als Fünftlichen Con» eretionen verftehen muß), mit der Zeit, und durch die Cryſtalliſirung alle dieſe verfihiedenen Figuren,- Die wir an ihnen wahrnehmen, da zumal die Natur durch Länge der Zeit in Hervorbringung dieſer Wir Fungen weiter , als die Arbeiten der Kunft gehen kann, ſehr leicht erhalten Fönnen? Diejenigen Leute, welche natürliche. Hiftorie treiben, und in Den ber= gichten Sändern wohnen, Eönufen in dieſer Sade ſehr nuͤtzliche Beobachtungen anſtellen. XXIX. Sch glaube, daß ich noch einen beſondern Umſtand bey unfern calcinirten und zu Annehmung bes Lichtes gefchickten Producren beyzubringen noͤ⸗ thig habe: und dieſes wird mir zu einer DVerbeffe rung des leßfen F. meiner vorigen Abhandlung die⸗ nen, Ich habe an dieſem Orte als eine merkwuͤrdi— ge Sache angezeiger, daß die Fünftlichen Steine, bavon Die Rede ift, wenn fie, ohne "vorher dent. Sichte ausgeſetzt geweſen zu ſeyn, in ein finfteres Zimmer auf einen warmen Ofen geleget würden, | nachdem fie warın geworden, zu leuchten anfiengen : -und ich babe in der Meynung geftanden, daß die Wärme des Dfens diejenige Wirkung hervor brächte, - welche fich. ſonſt an diefen Körpern vermittelſt des —— oder eines N Lichtes offenba⸗ ret. von leuchtenden Steinen. 559 ret. Allein, eine weitere Erfahrung hat mich auf eine andere Meynung gebracht. Denn weder unfere ‚zubereiteten und zu Annehmung des Lichtes geſchickt gemachten Steinarten, noch der balduiniſche Phos: phorus, werden, wenn man fie in das Finftere auf einen warmen Dfen leget, wieder zu leuchten anfans gen, wenn fie vorher acht oder vierzehn Tage im Dunfeln gelegen haben, Da hingegen fie diefes alles zeit thun, wenn fie einen, zween oder drey Tage vorher ein wenig an dem Lichte gemwefen find, und dafjelbe an fich gezogen haben, und ınan hat fie als= denn in das Finftere geleget. Denn alsdenn werden fie, ob man gleich nicht das getingfte Leuchtende an ihnen beobachten Fann, wenn man fie ins Dunkle bringe, ein ſehr fchönes Licht von fich geben, fo bald als fie etwas von der Wärme des Dfens befommen werden. Es iſt daher wahrfcheinlich, daß Die vor her angezogenen und darinnen gebliebenen Lichteheils chen bloß durch Die Wärme des Dfens heraus gejas get worden: weil diefer zubereitete Stein, wenn. er lange auf dem Dfen liegen bleibe, endlich alle fein Licht verlieree. Indeſſen ift es für mich eine wahre Freude, Daß id) aus meinem Irrthume fommen Fönnen ; weil mir hierdurch nicht der geringſte Zwei— fel von der wahrhaften Kraft, das Licht an ſich zu ziehen, welche unfere zubereiteten Steinarten befigen, übrig bleibe. | * XX. Endlich werde ich mit wenig Worten, und als in einem Zuſatze ſagen, daß unſere Steinarten, nämlich der Bononienſerſtein, wie auch der ſchmelz⸗ bare Spath, wenn man fie mit den Kohlen caleini« vet, endlich) völlig in Waffer aufgelöfet werden koͤn⸗ nen, 560 WMarggraf nen, ohne daß ſonſt etwas, als eine ſehr kleine Portion Erde, welches ohne Zweifel Thonerde iſt, uͤbrig bleibt. Es wird hinlaͤnglich ſeyn, wenn wir unſern ſchmelzbaren Spath zum Exempel anführen. Zwo Unzen von dieſem Spathe, die vorher calciniret und geſtoßen, nachgehends mit Tragantbreye zu einer Maſſe gemacht, getrocknet, und endlich mit Kohlen calciniret wurden, verloren in dieſer Calcination jwo und eine halbe Drachme und funfzehn ran von ihrem Gewichte, fo, daß eine Unze fünf Drachmen und funfzehn Gran übrig blieben:, wovon, nachdem man ſie mit. deftillierem Fochendem Waſſer ausgezo⸗ gen, ein weißes und: wie verbranntes Ueberbleibſel entſtund, welches, nachdem es wohl getrocknet wor» den, ſechs und eine halbe Drachme und funfzehn Gran wog, und alſo bey der Extraction fechs und | ‚eine halbe Drachme, die fi) mit dem Waffer, ver» mifchet , verloren hatte. ch machte dieſe fechs und eine halbe Drachme und funfzehn Gran, wovon ich zuerft geredet, vom neuen zu einer, Maſſe, ließ die: felße trocknen, und calcinirte fie mit den Kohlen, worauf ich eine Mafle fand, die anderthalbe Drach— men von ihrem Gewichte verloren hatte, und folglich noch fünf Drachmen und funfzehn Gran wog. Diefe Maſſe gab auch das Licht fehr gut von ſich. Mache dem ich fie vom neuen geftoßen, z0g ich fie mit ko. chendem Waſſer aufs forgfältigfte aus, und goß diefe ansgezögene helle und durchgeſeigte Fluͤßigkeit zu ber vorigen. Alſo waren bier zwey Dramen und dreyßig Gran Ueberreft. Diefen ftieß ich vom neuen; und nachdem ich ihn wiederum mit Kohlen calciniret hatte, befam ich zwo Drachmen ‚einer Maſſe davon, vr welche von leuchtenden Steinen. 97 561 ' welche das Licht beſſer an ſich nahm; obgleich-diefe Bermehrung wenig beträchtlich und mittelmäßig dicht war. Machdem: ich diefe Mafle geftoßen , zog ich ſie vom neuen mit fochendem Waffer aufs genauſte aus, und that diefes Waſſer zu Dem vorigen: wor⸗ auf: ich ‚einen Lleberreft von einer. Drachme und zwan⸗ zig Gran bekam. Ich calcinirte ihn mit, Kohlen und fand alsdenn eine Drachme und einen halben Serupel, welche nicht das mindeſte Licht an ſich zog, und feinen Schwefelgeruch mehr von ſich gab. Diefe Maſſe ſchien der gekochten Thonerde voͤllig aͤhnlich: fie konnte nicht mehr im Waſſer aufgeloͤſet werden; brauſete nicht mehr mit dem Scheidewaſſer auf, und ließ ſich weiter ‚nicht auf dieſe Art zerſtoͤren. Nach⸗ dem ich die Fluͤßigkeit, die ich von meinen verſchie⸗ denen mit deſtillirten Waſſern gemachten Extractio⸗ nen zuſammen gegoſſen, durchgeſeiget, und fie end» lic) durch) das Abrauchen zur Erpftallifirung geſchickt gemacht hatte, befam ich nach Schwefel riechende Ernftallen, die ich nachmals mit einer nicht zu ery⸗ ftallifivenden Feuchtigkeit, die einer vermittelt des lebendigen Kalkes- gemachten Schmwefelauflöfung glich, trocknete. Nachgehends deftillirte ich fie in einer gläfernen Retorte, am welche ich eine Vorlage legte, und hielt mit dem Feuer an, bis fie glühere, Als dieß gefchehen war, fand ich, außer ein wenig nad Schwefel riechender Feuchtigkeit, eine Portion fehönen Schwefel, der fich an den Hals der Retorte angeleget hatte. Was übrig blieb, war eine Ark eines Staubes oder eines weißlichten Körpers, wel⸗ cher, da er ang Licht geleget wurde, nicht das ges ringſte an fich 309. Sch that diefe Materie in einen 12 Sand, In Schmelz⸗ 562 Marggraf /von leuchtenden Steinen. Schmelztiegel, und brannte fie wohl, Tegte fie hier; auf, nachdem fie erfaltet war, an das Licht, wel⸗ ches ſowohl, als unfere vorigen Zubereitungen ‚;ob: gleich ſchwaͤcher, an ſich z0g, und im Finſtern leuch⸗ tete‘ Dieſes war es, was ich. gegenwärtig von unfern Steinarten zu fagen gehabt.a Es iſt genug: für uns, daß wir mit Gewißheit wiſſen, daß ihre wefentlichen Theile in’einer mic einem Bitriolfauren innigſt verbundenen Kalferde beftehen; und daß über | haupt alle Niederfchläge der in dem Salz: oder Sal⸗ peterfauren aufgelöften Kalkerden , welche vermittelft des Vitriolgeiſtes geſchehen, ſelenitiſchen Concretio: nen aͤhnlich ſind, worunter man die gewoͤhnlichen Arztneyen, welche man epileptiſche, herzſtaͤrkende und andere dergleichen Magiſteria nennet, rechnen kann — —V— | Ueberſetzt von Ih RN: VI.Friedr. | TER 563 EEE LEZ EI ET R a vr | > Seiede Chriſtian Leſſers Nachricht, bon dem een koͤnigl. preußifchen Artille⸗ rieinſpector und Kunſtgießer, Seren SH "Jacobi, \ »achdem ich i in dem anburge Magazin. das geben. des, dreßdnifchen Kupferftechers Herrn Stuͤcke Num. IV. p. 648.1: f. einfließen laſſen, ſo haben verſchiedene Goͤnner und Freunde, mit welchen ich Briefe zu wechſeln die Ehre habe, ſolches gebilli— get, und. gemünfcher, daß mehrere Sebensbefchreis bungen ſolcher Leute, die ihre Kunft vör andern Men: fhen vorzüglich ‚gemacht, zum Vorſcheine kommen möchten. Da ic) nun die Ehre gehabt. habe, vor etliche 30 Jahren mit dem Fönigl. preußifchen Hof gießer Herrn ob, Jacobi, den man mit Recht wegen feiner außerordentlihen Gefchicklichfeie im Rothgießen einen Thubalfain, wo nicht ganz Deutfche landes, doch des ganzen Königreichs Preußen, und der hurbrandenburgifchen $ande nennen Fönnte ‚bes kannt geweſen, und deſſen Höflichkeit erfahren, fo will ich durch gegenwärtige Nachricht fein Gedächtniß der Faͤulniß der Bergeffenheit zu entreißen fuchen. Denn obwohl die Kunftwerke feiner Hände ven Namen die- Sin 2 i ſes Morißz Bodenehrs im des VI. Bandes VL. 564 Leſſers Nachricht fes lobwuͤrdigen Mannes nicht werden flerben laſſen, fo würden doch die Lebensumſtaͤnde defielben, melche ein deutliches Zeugniß der göttlichen Vorſorge, Die fuͤr bas Wohl eines jeglichen Menfchen’ ‚insbefondere wachet, im Grabe der Bergeffenheit liegen bleiben, wenn ihnen die Feder auf die Nachkommen nicht das Gedaͤchtniß erhielt, Es war unfer „Herr Jacobi zu Homburg vor der Höhe in der Wetterau im Jahre 1664 den 16 Sept. der Zahl der Sterblichen beyge- fellet worden, und weil ebendamals fein Better, Herr Doctor Burke aus Frankfurt, dafelbjt zugegen war, trug derfelbe ihn zur heiligen Taufe, und gab⸗ ihm feinen Vornamen, Johann. Der Vater unfers Ja⸗ cobi war Schöppe und Rathsverwandter zu befagtem Homburg, und feine Mutter war Frau Anna, ge bohrne Rederinn, eine Tochter des damaligen Stadt ſchultheißen daſelbſt Seine beyden Aeltern nahmen ihn als ein Geſchenk des Himmels an, und wie ſie beyde ein thaͤtiges Chriſtenthum in der Furcht Got⸗ tes aufrichtig zu fuͤhren ſichs angelegen ſeyn ließen, alſo ſuchten ſie auch ihn ſamt ſeinen zwoͤlf andern Ge⸗ ſchwiſtern in der Furcht und Vermahnung zum Herrn aufzuerziehen,, wie ſie denn alle wohl gerathen. Wenn die goͤttliche Vorſorge aus einem Kinde was Großes machen will, fo ſchenket fie ihm nicht nur gehoͤrige Gemuͤths⸗ und $eibesgaben zu derjenigen Sache, die ihm eine Stufe der Ehren werden foll, fondern fie erwecket auch andere Menfchen, die, als ihre Werk: zeuge, fich folher Kinder annehmen müffen. Ein fotcher war Herr Bernhard Hagenbruch, der damals Pfarrherr zu Fchzel war, endlich aber landgraͤfl. heßiſcher darmſtaͤdtiſcher Metropolitan in | der von dem Kunffgießer Jacobi. 565 der fuldifhen Mark worden, ein Mann, der dag Grimdliche und Erbauliche feiner Lehre durch‘ ein chriſtliches und erbauliches $eben zierete. Wie nun ein Kind Gottes das andere'wegen ihres allgemeinen bimmlifchen Vaters lieber, alfo hatte auch der Herr Hagenbruch zu dem Vater unfers Herrn Jacobi eine herzliche Zuneigung , und nahm ihm zu Gefallen diefen feinen älteften Sohn zu fi. Gleichwie aber diefer rechtichaffene Prediger feinen Kindern eine gute Auferziedung gab, damit fie niche nur gute Welt⸗ bürger, fondern auch liebe Kinder Gottes werden möchten, fo ließ er auch diefelbe unferm jungen Jacob angedeyen, und liebte ihn als fein eigen Kind. Als er nun aus feinen Kinderjahren traf, wies ihn ort zu einer Handthierung , da er bey den Klappern des Hammers und Öeruche der Kohlen fich den Weg zur Ehreiund Reichthum bahnen folle. Er brauchte zum Werkzeuge feiner. Abfichten eben den Herrn Pfarrherrn Hagenbruch. Dieſer Eluge Mann be, merfte aus den Handlungen unfers Jacobi bey- feiner frühen Jugend, daß ihn die goͤttliche Güte mit ei: nem wißigen Kopfe, unermüderen Händen, folgfa- men Herzen ‚und behäglichen einfchleichendem Wefen ausgeruͤſtet, und ſchloß nicht unreche daraus, daß, Gore ihn zu einer anftändigen: Lebensart beitinmmee” habe. Als daher unſer Jacobi fo weit erwachſen war, daß man ihn. füglich auf ein Handwerk brin⸗ gen konnte, ſein Vater aber geſtorben war, ſo that Herr Hagenbruch die mehr als vaͤterliche Siebe an ihm, und ließ ihn ungefaͤhr tauſend ſechshundet und etliche neunzig zu Homburg vor der Höhe das Schmiede⸗ — lernen, beſage des auf landgraͤflichen Be⸗ nz fehl 566 Leſſers Nachricht fehl im Jahre 1700 ausgefertigten Lehrbriefes. Nach⸗ dem er nun die Lehrjahre uͤberſtanden, und durch Wandern noch mehrere Vortheile, die hie und da unter Meiſtern vertheilet ſind, in ſeinem Handwerke erlernen wollte, rieth ihm Herr Hagenbruch nach Frankreich zu gehen, und ſich zugleich in der fran— zoͤſiſchen Sprache zu uͤben. Er gieng alſo, als ein anderer Jacob, aus ſeinem Vaterlande, und aus ſeiner — Der Gehorſam, welchen Herr Jacobi dieſem feinem Pflegevater leiſtete, wurde von dem Geſetzgeber des vierten Gebots: mit Segen ges. frönet. Seine Hand leitete ihn nach Paris, welches der Ort zum Anfange feines Gluͤckes feyn follte. Kaum war er dafelbft in die Schmiedeherberge gekom⸗ men, als der Fönigl. franzöfifche Kunftgießer Keller, noch den Tag fich erfundigen ließ, ob etwa ein deut» fcher Schmiedegefelle vorhanden wäre, welcher in der. Gießerey arbeiten wollte. Jacobi nahm mit Freuden die Arbeit hieſelbſt an, und feine ſcharfſin⸗ nige Beurtheilung der vorzunehmenben Sachen, fein unermüdeter Fleiß, fein einfchmeichelndes Weſen, brachte ihm bey dem koͤnigl. Gießer anfaͤnglich eine Liebe, hernach aber eine Vertraulichkeit zuwege, die „endlich zu ſolcher Größe wuchs, daß er ihn feinem leiblichen Sohne vorzog, und ihm alle Heimlichkei- - ten feiner Kunſt treulich zu entdecken verfprach , wenn er. ihm Zeit feines Lebens treulic) dienen, und die luthe⸗ > rifche Religion mit dev roͤmiſchkatholiſchen verwechfeln . wollte. Das legte fchlug er freymüthig und fand. haft aus; das erſte aber verfprach er, und wie er fein Berfprechen hielt ‚fo hielt auch fein. ‚Herr: fein Berfprechen BR und machte ihn zu, einem Mite genoſſen von dem Kunſtgießer Jacobi. 567 ‚genoffen und Erben feiner Kunſt. Als aber fein Prints cipalsgegen das Enderdes vorigen Jahrhunderts den Weg aller Welt gieng, und alfo feine Zufage, fo er demfelben gethan hatte). erloſchen war, gieng er wie⸗ der zuruͤck in ſein Vaterland, in der Abſicht, nieman⸗ den als ſeinem gnaͤdigſten $andgrafen zu dienen. Eine Zeitlang hielt er fich Hier. auf, endlich aber gieng er nad) » Berlin, wohin der Churfuͤrſt Friedrich, der zuerft die föniglihe Würde auf das Churhaus Brandenburg gebracht ‚als. ein großer Liebhaber und Belohner der Künite, viele Gelehrte und Künftler zog, und es zu einem Schauplaße foldyer nutzbaren Mäns ner machte. Als hieſelbſt befagte: Königl. Majeftät, Das Andenken Dero glormwürdigften Herrn Vaters, Sriedrich Wilhelms desgroßen, Churfürften zu Brans denburg, durch eine große aus Metall gegoffene Sta⸗ tue zu Pferde auf die fpäte Nachwelt erhalten wollte, die 15 Fuß hoch und über 100 Eentner ſchwer ſeyn follte , der damalige Fönigl. Gießer aber nicht meynete, daß man eine fo große Form, die von fo viel Centnern heißem Erzte nicht fpringen follte, machen fönnte, fuchte Hr. Jacobi Gelegenheit, ihn am dritten Orte zu ſpre⸗ chen. Sie famen mit einander in eine Unterredung, in welcher Hr. Jacobi der Meynung des Gießers nicht beyftimmte, fondern zu erfennen gab, Daß er fich der - gleichen zu. bewerfftelligen getrauete. Jener hielt das Gegentheil, und da endlich ein jeglicher Recht zu ha⸗ ben vermeynete, und ſich vertheidigte, geriethen fie in eine ſolche Hitze, die fie in einen Streit verwickelte, welcher auf des Gießers Seite ſchlecht ablief. Dieſes aber mußte ihm eine Gelegenheit werden, hoͤchſt be⸗ ſegtem Könige bekannt zu werden, Denn als Hoͤchſt⸗ Nn4 Die, 568. Leer Nachricht Diefelben die Urfache des Streites höreten , fo ließen Sie ihn befragen, ob er ſolchen Guß glücklich: auszu⸗ führen gedächte , fo follte er alsdenn koͤnigl. Gnade ſich zu geteöften haben. Hr. Jacobi verficherte unter thaͤnigſt, das wichtig Werk mit Gottes Huͤlfe auszu⸗ führen. Der koͤnigl. Baumeiſter, Hr: Andreas von Schluͤtter, hatte durch die Kunſt ſeiner Haͤnde das Mufter darzu gebildet. Hr. Jacobi ſah es, formete es ab, und goß es zur Zufriedenheit ſeines Koniges und Erftaunen vieler Berwunderer glücklich, wodurch er Ihro Majeſtaͤt Gnade und Dienſte mit einem an · ſehnlichen Gehalte erhielt. Die Statue des in roͤmi⸗ ſcher Kleidung reutenden Churfuͤrſtens iſt ı5 Fuß hoch, und hat 128 Centner gewogen. An dem Pferde ſieht man auch die Gänge der. Adern, An dem Piedeftal liegen an allen vier Ecken nackende Sclaven ‚mit Ket- ten gefeffele, welchen Furcht und Traurigkeit aus den Augen zu ſehen fcheint, und an deren $eibern find die Stellungen der Mäuslein fehr-Eünftlich nach der Na: _ tur ausgedruckt. "Korn fieht man in der Mitte: defiels ben, in einem vierecfigten Felde ein Basrelief,, wor⸗ unter mit lateinifchen Buchftaben fieht: Erklährung obftehenden Basreliefs, fo auf dieſes — —8 genden und Thaten gerichtet. Eine Dame von Heroifchen Anfehen Bi, einem Throne-fitzend, hatt aufihrem Schoosſ nebft Sce- pter und Schlüffel:einen bekrönten Cuhrhuthz; Zu ihren Seiten findet fich die Religion ‚.nebft der Lie» be zum Vaterlande durch den Mutius’Scaevola vor- geftellet; ingleichen die Tapferkeit. in der ‚Figur des fiegenden Herculis mit den güldenen Aepffeln, welchem die Liebe zur A Kränzer veichet, Zu von dem Kunſtgießer Jacobi. 569 Zu oberſt bringt die Fortuna ein Cornu copiae mit Rleinodien. Hierbey an Fuſs des Throns find einige Feldſchlachten abgebildet/ auch liegen dabey unterfchiedliche Armaturen. Inder Ferne erfchei- net das alte Berlinifche Schloß, ' Die Unterſchrift lautet alfo: IMAGO. STA- TVE. EQVESTRIS. DIVO.. FRIDERICO. WIL- HELMO. MAGNO. MARGGRAVIO, - ET. OCTOVIRO. S.R.I.BRANDENBVRGENSLETC. ETC. ETC. HEROI, FORTISSIMO, PRINCI- PI. AC. 'PARENTI. OPTIMO.' FRIDERIEVS, AVGVSTVS. BORVSSIE. REX. PRINCEPS, PIVS.: FORTIS. FELIX. P. P. IN, PONTE. LAPIDEO. :MAGNO, :BEROLINENSI, ‚L. M, POSVIT. :ET.: SOLENNI. RITV, PLAVDEMN- TIBVS. OMNIBVS. DEDICAVIT. VT SVE; IN. COLENDA, PATERNA. MEMORIA. PIE- TATIS, -MONVMENTVM. PERENNE; EXIL STERET,: 'FVSA. EST... EX... AERE. ALT, PED. XV. POND. LIBRAR. CXXVIN9. SVM- MA. CVRA. ET. VNICO. EOQVE. FELICISSI- MO, IACTV, A. IOHANNE, IACOBI, FVSO- RE, REGIS, ' BORVSS. » AD. EXEMPLAR. 4A; SLVTERO, EIVSD. REG. ARCHITECT. ET. STATVARIO, PERFECTISSIME, ELABO- RATVM, Auf der ande Seite ſteht unter dem brandenbur⸗ gifchen W apen: DIVO. FRIDERICO. WILHELMO. MAG, S. R.I. ARCHIT, ET. ELECT. BRANDENB, SVO.PATRIE. EXERCITVVM. PATRI. OPT. MAX, INCLYEO. QVVM. INCQMPARABILIS. Mn 5 HEROS8. sro Leſſers Nachricht 0 HEROS. DVM, VIXIT. AMOR. ORBIS. — AC. TERROR. HOSTIVM. EXTITISSET. HOC.:PIETATIS: ET. GLOR. ETERNE. — NVM:L:M.Q.P: . FRIDERICVS. | PRIMVS. E. SVA STIRPE.: REX. BORVSS. AN. Ar CHR..NAT. cl> DCE HI. | Ym Piedeſtal lieft man folgendes: Erklährung 'diefes 'Basreliefs am . Piedestal der —— Equeftris,. - Friderici Wilhelmi M. fo auf des Königs-in Preuflen Maj. Thaten und Tugen- den gericht. "Eine gekrönte j junge —2 ñ tzet Re einem erhahiet nen T'hron, Einen Palınzweig haltend, übergiebt (aus Trieb der Liebe zuden Eltern , fo neben ihr) dem Ruhm und dem Gedächtnis dis Abbildung der lan- gen Brücke: welche von dem hierbey liegendem Spree Flufs admiriret wird. In der Ferne fiehet mann: das königliche Schlofs , wie es jetzo gebauet, eh it kibrüiber die Unvergnüglichkeit durch die Schlange bemercket. , Es ſtehet diefe Statue in einem — Br fer auf der großen Bruͤcke, welche Berlin und Cöln an der Spree zufammen verbindet, Man hat mic) in Berlin verfihern wollen, als follte der damalige Profeſſor dafelbft, Herr Joh. Georg Wachter, Ber faffer der Bildniffe und Auffchriften feyn, gleichwie auch ſolgendes Heren Jacobi zu a drucken ahen: - N "In Colsffadam Stätude Eauefiris, Molem i "FRIDERIC N WILHELMT | OMAN: NI etc. etc. ! * ex von dem gauſtgießer Jacobi. 57 ex aere fuliiii ⸗ — pariter ae — *8 29.0 tantarum operum Artiſice 33 Et: San DOMINO:; "pad ce lIOHANNE IACOBI In metropoli Elecdtorali Brandenburgica d. 22. Ochobr. anni 1700. conflatam- - hanc BISHER ton bigam proluſit I manus. tt Quem fecit Pietas, et Belli Gloria Magnum Reddidit hunc: — IACOBI.Dextra ſtu- — | 3 Senlpfi t rn Qnidam, depinztt 0 Laus MAGNI ſummos eſt habuiſſe Viros. — fundens MAGNE FRIDRICE WILHELME, Dexteen TACORL dic mihi quanta alien ' Dieß brachte dem Herrn Jacobi zuwege, daß pro Majeftär ihn zum Dberartillerieinfpector mach⸗ ten, und ihm eine: große goldene Gnadenkette ſchenk⸗ ten, die er Lebenslang getragen hat. Es ift aber zu merfen, daß diefe Epigrammata gemacht worden im Jahre 1700, da. die Geſchicklich⸗ feit des Herrn Jacobi foldye Statue gegoſſen, daß ‚ aber diefelbererft Anno: 1703. auf die Bruͤcke gefeger worden, worauf: in obiger Inſcription geſehen wird. Es hat auch hernach Herr Jacobi ein ſehr großes Stuͤck gegoſſen, welches eine Kugel auf zwo Meilen —— haben ſoll, nebſt vielen andern SE in se Leſſers Nachricht Einſt beſuchte er ir Daterland, und Fam unvermu: thet mit Kutſche und Pferden zu feinem andern Ba« | cer, oft gedachtem Heren Paftor Hagenbruch, denfel- | ben befragend, ob er ihn‘ nicht kenne? Als nun | derfelbe mit nein’ antwortete, ſprach er ſcherzend zu ihm: Kennen Sie ihren alten Aufwaͤrter nicht mehr! fiel darauf ſeinem Wohlthaͤter kuͤſſend um den Hals, dankte ihm tauſendmal, und beſchenkte ihn nebſt an⸗ dern mit feinem wohl gemalten Bildniſſe, und zeiges te, daß in wohlgearteten Seelen die löbliche Dank» | barkeit wohne. "Anno 1726. den 29. Aug. ift er geftorben ‚und | fein geib der Erde in der Friedrichs: WerderiKiche | einverfeibet worden. Inzwiſchen hat feine Kunft fein Gedächtniß bey den Nachkommen nicht fterben | laſſen. Der geſchickte Griffel des koͤnigl. preuß. Hofkupferſtechers, Herrn Joh. Georg Wolfgang, hat Anno 1709. unfers Herrn Jacobi Gefichtsbildung | in Kupfer geftohen, und fo hat ein Künftler ven | andern im Andenken zu erhalten geſuchet. Darun | ter fteht: Iohannes Iacobi/ Homburgo Hafliae | fuperioris oppido oriundus, ab Auguſtiſſim Boruſſ. Rege officinis fuforiis ‚cum»ad ftatuaria opera, tum . | ad tormenta bellica ex aere ; conflanda , ‚ob inf; gnem artis peritiam Praefe&tus. Zu loben ift es an unferm. Heren acobi, deß er, wie fein löblicher parififcher $ehrmeifter, mit den Ges heimniffen feiner Kunſt nicht neidifch geweſen. Ges ; wife Künftler Taffen fih vom magern Neide derge ſtalt beherrſchen, daß fie Eeinem einzigen: ‚Menfchen ihre Kunitgriffe entbeden, ſondern dieſelben mit ſich erben laffen. Dadurch’ gefchieht. «8, daß and) Geheim⸗ von dem Kunfigießer Jacobi. 373 Geheimniß derfelben mit ihnen begraben wird, und verloren geht, oder daß andere wißige Köpfe erft mit ſchwitzendem Nachfinnen diefelben erforfchen, und durch Schaden manches Lehrgeld geben müffen, ehe die langwierige Erfahrung ihnen dieſelben nach und nach entdecket. Unſer Herr Jacobi war von edlerer Gemürbsgefinnung. "Er war zwar’ fein Verſchwen⸗ der feiner Kunft, aber auc) Fein gänzlicher Verheh. ler, der fie mit’fterben laſſen wollte, : Daher ahmte feinem, ehemaligen Gutthaͤter dem; Fonigl. Gießer er ig, € in Paris nad), und verfchrieb Peter Muͤllern, auch einen Hufſchmidt von Echzeln aus der Wetterau, ſei⸗ ner Schweſter Sophia Sohn, nad; Berlin, ent. deckte ihm getreufich die’ Handgriffe feiner Kunft, und - machte ihn darinnen zu einem fo vollfommenen Mei ſter, daß’ er auch nach" ihm An der koͤnigl. Gießerey gertanden. Von ſeinen häuslichen Umftänden hat Mir jemand aus Berlin gemeldet: Er habe Anno #717. ven 16. Jan. ſich an des koͤnigl. Hofſilberdie⸗ ners, Herrn Damerau, "Tochter ehelich verbinden laſſen, und ſeine mit ihr erzeugten Kinder waͤren fol⸗ gende: ) Herr Heinrich Julius, der feines ſeligen Herrn Vaters Titulatur habe. 2) Frau Henriette Sophie, welche an den verftorbenen Regimentsquar⸗ tiermeiſter, Herrn Pruͤwert, verheyrathet gemwefen, und noch als Witwe lebe; und: 3) Frau Dorothea bouiſe, welche an den Herrn Hauptmann von Holzmann verehelicher iſt. = © w Vu. Sogno \ 4 Wom Urſprunge — ——— a ac 2” —— Bes A ‚ns —38 J PR 9 Be an Drang intornd alle caufe della Poggi m din moderno. ;Autore, Ran — ——— Kran”) von den Urſachen des —2* 121 Von einem neuen Derfafler een u = 7,5 122. 8 a Runfetgfl. ” mm & ‚em n Berfaffer hat gefränmet er, uf mi; einen J guten Freunde auf einer, fliegenden Maſchine in den Mond gereiſet. Daſelbſt treffen ſie unter andern Einwohnern einen Naturforfcher an, der die Gelehrten der Erde aus ihren Schriften alle ſehr wohl Fennet ; denn die Leufe im Monde ſchicken Poſt⸗ reuter nach der Erde, die ihnen alle Neuigkeiten zu⸗ bringen. Nun moͤgen in Italien Philoſophen ſeyn, die das Aufſteigen der Duͤnſte zu erklaͤren, ſprechen: die Sonne zieht ſie an ſich. (Bey uns ſprechen die Bau⸗ ern auch, die Sonne zieht Waffe) Diefe zu wider⸗ legen, bemeilt der Mondphilofophe erſtlich, daß die Sonnenftrahlen: fehwer find, Denn wenn man eine Goldivage frey aufhängt, daß der Wind fie nicht bes wegen Fann, und auf eine Schale den ‘Brennpunct - eines Brennglaſes fallen laͤßt, fo geht fie nieder, und die Me ſteigt. Daraus meynet der Ver⸗ faſſe Kersnant des Regens. 375 faſſer, koͤnne man das Gewicht der Strahlen berech nen, die auf eine Stadt, Provinz, Oder ganzes Reich fielen, wenn man fi) dazu ein, größeres Werk. zeug in Gedanken voritellte, feines babe nuw fünf. Zoll im Umfange. ( So mißt man audy die Brenngtäfer,) Daß aber das Feuer feuchte Dünfte mehr von ſich ſtoße als anziehe,, beweiſt er mit der gewöhnlichen Art durch Lriederjteigen zu diſtilliren. Wen man Hofenblätter in. ein Gefäß mit durchloͤchertem Boden leget, folche mit‘ einer Pappe, auf die man Sand ges ftreuet hat , bevecfet, und darauf ein Kohlieuer ſetzet, | ſo geht die Feuchtigkeit der Nofenblätter durch die Lö⸗ cher des Bodens in ein unter gefeßtes. Gefäße. ‚Züge nun die Wärme fie an fi), fo müßte,ja der Sand naß werden, (aber auch wegen der Hitze gleich wieder trocknen ) 5 daß-aber die Sonne ſolches thue, beweiſt folgender Verſuch: Man fpanne sein feuchtes Tuch - in einen Rahmen ‚feße es ſchief gegen die Sonne, und hinter felbiges ein frocenes auch eingefpanntes, das von jenem befchattet wird; fo wird dieſes feuchte wer den, zum Beweiſe, daß die Sonnenſtrahlen die Dün- fte nicht an fich gezogen, fondern von fic). fort geſtoßen haben. Wenn man zwo Phiolen von gleicher Größe jede mit gleich viel Waſſer, ungefähr bis: zur: Hälfte: fuͤllet, eine in Schatten feßet, die andere dergeſtalt ftellet, Daß die Sonne gleich oben auf die Deffnung ih: res Halfes fcheinen Fann: fo wird man nach einiger | ‚Zeit durch Abwägung hefinden, daß jene mehr ausge» dunſtet hat als dieſe; alfo haben die Sonnenftrahlen die Dünfte, die heraus wollten, wieder zurück geſtoßen. ("Bey diefem Verſuche muß man wohl die Sonnenftrad. len nur durch ein enges Loch auf die Mündung des | ö Glaſes * ke —— Be Bine um, und der Berrafer Mn in a Bere, wo zu wünfchen wäre, Daß er feft gefchlafen, und nie. getraͤumet hätte. Er. bittet in feiner Borrede gar fehr „ diefen Berfuch micht gar zu ſcharf zu beurtheilen, nd verſpricht ein Werk von ber Luft, wo er die Luft chibar machen will. Hoffentlich werden die italieni: ſchenSchriftrichter eben die Erfüllung dieſes Verſprechens Dusch Berfagung feiner Bitte zuverhindern fuchet. Denn Vn auteur äigenoux dans une humble ‚preface Nas, > lecteur qu’il ennuie a beau demander grace. ete. Boileau. "Ina ur Kinfeen — im zwoͤlften Bande. 15 Neheicht vom Morbo fhrangulatorio N Seite 467 9) Bakers Nachricht von einem Zwerge 483 3) Eller, von der Natur und den Eigenfehaften des ge meinen Waſſers 8 J 4) Eller , von. den Benebenheiten, melche fich Rail wenn män alle Arten der Sal, jedwede — im gemeinen Waſſer aufloͤſet 9 Marggrafs Unterſuch. von leuchtenden Steinen | 6) Leſſers Nachricht von dem-berühntten Eönigl. preuß Artillerieinfpestor , Herrn Joh. Sacobi 563 N Philofoph. Traum von den trfachen des Regens 574 am @ am - HSambursifhes Magazin, oder geſammlete Schriften, J———— angenehmen Wiſſenſchaften uͤberhaupt. Des zwoͤlften Bandes ſechſtes Stuͤck. „Die Koͤnigl. Pohln. und Ehurfürfil, Saͤchſiſcher Freyheit. Hamburg und Leipzig, bey Georg Chriſt. Grund und Adam Hein, Holle, 1754 | he re ” PER. OR —— Ye ki En Nr a — Bee aan — Gun. Hua: irn u re ‚ne Br 5 = er re DON TH RE: Lt — / 0 Wie — — FE BR — * BR h) 2 — — — Be — * - N - 4 ——— OR — — | we 5 m — m 2.07 — * — KENT En I no ryD —8 I): Sy BR —* Game * * — T, VVRNSE (Haze +13 [3 Pr v u .r# PEyz i% J —F Dun 3 17 "5 A ae 3% wie i R . f 46 "Befreiung * N sn ste des Magnete— und deren s der Natur gezeichnete asbidungen, ie | ne | einigen Anmerkungen über den Magnet, | Ausgegeben von einem Mitgliede der Akademie der fchönen Wiſſen⸗ ſchaften zu Rochelle, und Correſpondenten der koͤnigl. Akademie zu Varis. Straßburg 17535. cl Seiner Eminen; dem Heren Cardinal von Rohan Soubife, Bischof und Fürften zu Straßburg, Großallmoſe⸗ 9 nier von Frankr. Landgrafen zu Elfaß ec. Bnädigfter Herr! iefes Werk, welches Ewr. hochfuͤrſtl. Emi⸗ nen; zu üiberceichen ich die Ehre habe, ift ein Tribut, den ic) vor die Gnade, damit — Sie mich —— geruhen, darzubringen mis unterfiehe, Die Sache, davon gehandelt wird, 202 iſt Velen 2... onen: nicht berbörgen.. Ev. Eminenz wiffen, deß died ynungen der. Gelehtten über die Kraft. des Mas gnetes nicht überein kommen. Defien bisher wenig. erkannte Ströme find: allhier nach der Natur abge⸗ ſtochen, und ſehen viel anders aus, als man es ver⸗ muthet gehabt. Noch iſt uͤbrig, baß die vorigen Sy⸗ ſteme mit meinen Zeichnungen verglichen werden, als welche nach der Natur ſelbſt aufgetragen ſind; man kann aber nicht irre gehen, wenn man ihren Spu en Iget. Wer kann — von dem daraus entſte⸗ 9— Nutzen und Bortheil e beſſer urtheilen, als En. hfürftl. Eminenz, die es in göttlichen und menſch⸗ lichen Wiſſenſchaften fo Hoch gebracht haben, daß wir es bewundern, und ſehen, wie Dero Weisheit zu rar eben ,, Sie vor’ den, Thron fuͤhret. Ewr. Eminenz Ausfpruch hierüber ſoll mein Geſetz werden, und Dero Genebmbaltung der föftlichfte Preiß ſeyn, den ich, für meine Mühe erwarten AM; Hab “ bie An ale Refpect are bei aa # - er WW En. Sefiticn ine 2 A indie: ae ie ER dm der Fluͤſſe des Magnete, 581 WVorbericht zur hen — abhand lung von der magnetiſchen Materie; nebſt 9... Erklärung der erwaͤhlten Kupfer. | G Ausgabe hat wegen der Unkoſten, die auf funfzehn Kupfertafeln des Originals zu verwenden geweſen waͤren, einigen Anſtand leiden muͤſſen; weil man voraus geſehen, daß; manchen Kaͤu⸗ fer der Preiß abſchrecken würde: Mehrere Figuren aber, als hier geſchiehet, beyzufuͤgen/ hat auch eben nicht noͤthig geſchienen; weil ein jeder, der nur fuͤrs erſte die allhier ab gebildeten nachmachet, und dabey die Vorſchrift des Verfaſſers beobachtet, auch mit den uͤbrigen nach ſeiner Auweiſung verfahren darf, und dadurch. den Erfola, welchen er verfpricht, ſelbſt finden muß. Ein: ſorgfaͤltiger Profeſſor der Mathematik hat fuͤr ſich einige von des Herrn Verfaſſers Eiſen⸗ und Stahlblechen nachmachen laſſen, die etwa 8 Zoll lang, $ Zoll breit, und einen ſtarken Meſſerruͤcken dicke waren ; und hat die Bleche: ſowohl nach der Ans leitung des Hen. Berfaflers, als auch nad) eigenem Gutbefinden, beftrichen;, um verfchiedentliche Verſu⸗ che zu machen. Mit dergleichen kann ſich ein jeder helfen, der dieſe Bleche auf ziemlich glattes Papier, oder auf ein ſauberes Bret leget, und umber- Feil⸗ ſtaub, je ferner, je beſſer, ſtreuet, und hernach ein we⸗ nig unter dem Tiſche klopfet; da denn die Bleche, i nachdem fie anders befteichen find‘, oder anders gegen einander geleget werden, immer andere Erſcheinungen geben, und der Eiſenfeilſtaub ſich von ſelbſt in eigene Stralen leget, ſo, daß von den hierbey befindlichen‘ 03 Aue J 90 BEL, —* REDET RR CU 532 on Belchreibung Auszügen der Kupfer Tab. 1.’Fig. 1, zween ungleich“ ngmige Pole einander anziehen, di leichnamigen her⸗ gegen Tab. IH. Fig. 2, einander mir den Enden vor- _ und feitwärts ſtoßen. Ein einzelnes Blech wirft mie beyden Polen gerade Stralen aus den Polen Tab. VI. Fig. 13. mittelmeges auf den Blechen Tab. I. Fig 1. leget ſich ein Wirbel am, den der Here Verfaffer ‚ für den Ort, mo die magnetifhe Materie ihren Eins gang finde, anzunehmen, und auf der Erdkugel den Yequator dafür anzufehen faft geneigt iſt. Wie dieſe Wirbel vervielfältiget werden Fönnen, zeiget Tab. VI. Big. 3. mit ihrer Erflärung. . Er ift aber auch mit dem Anhaͤngen eines Bleches an beyde Pole des be⸗ waffneten Magnetes zuwege gebracht worden. Die XIIIte Tafel ſtellet ein gebogenes Blech vor, davon dieſer Wirbel nicht in die Mitte koͤmmt. Derglei⸗ hen ift auch an dem Triangel der VIIIten Tafel. F. 1. und deren Erflärung an des Berfaflers geraden Grund» blleche zu erfehen, nachdem daſſelbe zubereitet geweſen iſt. Die XIVte Tafel: druͤcket die zwiſchen den Polen entſtehende Mittelwirbel der erſten Tafel ähnlich, aus; Endlich beſtreitet der Herr Verfaſſer die vierte Figur auf der Xten Tafel, und will im feiner XVlten Anmer⸗ kung nicht zugeben, daß die aͤußerſten aus den Polen unmittelbar auslaufenden Seitenlinien zu Bogenli⸗ nien werden, und ſich mit dem Gegenpole vereinigen ſollen. Aber feine dritte Figur dieſer Xten Tafel ſiel⸗ let zu deſſen Beweiſe ebenfalls nicht ein einzelnes Blech, fondern ein doppeltes vor, dadurch zween Pos le zweyer Blätter. nur einander nahe: kommen, da man e8 nachgemachet, und nur, wie es erforderlich ſcheinet, ein einziges Blech gebrauchet hat, I RR HRS * | nicht ‚der Fluͤſſe des Magnetes. 583 nicht allein, daß der Mittelwirbel ſich uͤberaus weit ausbreitete, wie es auch allhier Tab. J. Fig. 1. ſchon ziemlich wahrzunehmen iſt, und ſich gar nicht wider⸗ ſpricht, daß die magnetiſche Materie die Wirbel, wel⸗ che ſie an der Mitte anfaͤnget, noch weiter ausbreiten koͤnne; daß aber auch die dem Anſcheine nach von bey⸗ den Seiten jeden Poles wieder auslaufenden krummen oder Wirbellinien einander wieder begegnen koͤnnen, deren Auslauf doch. Tab. J. Fig. 1. Tab, VI. Fig. 3. abgebildet wird: fondern es. wird auch wirklich an dem feinen Eifenftaube ‚gefunden; daß die Seitenftralen: beyder Pole gegen einander neigeten, eben wie au ei⸗ nigen Streichen Diefer erften.und fechften Tafel ſchon wahrzunehmen iſt. Zum. Weberfluffe nahm vorbe⸗ melderer Marhematicus eine überaus leichte Magnete, nadel. Dieſe, nachdem fie fich mie der ‚einen, Spitza auf, den. Pol gerichtet hatte, fieug fid) zu. menden: am, ſobald fie an. der Seite ſowohl gerade herab, als in ei⸗ nem nicht ‚allzu, weiten Bogen niederwaͤrts gezogen ward. Nun klaget der Herr Verfaſſer ſelbſt, daß ex, den Feilſtaub nicht allezeit habe fein genug haben koͤu⸗ nen; und daher wird ſich ſinden, wie er in der verſpro⸗ chenen Fortſetzung feiner, Verſuche ſich weiter erklaͤe ren wird. Unterdeſſen geben ſeine Erfahrungen, und feine. ſchon Darüber angeſtellten Betrachtungen, denen, die Zeit und. Fähigkeit zu Erfindungen haben, und zugleich wiſſen, was in Unterſuchung ber magnes tiſchen Materie vorhin gefchehen iſt, Gelegenheit:ges mung, ohne Unkoſten, und-obne daß ihnen; Zeit und Mühe reuen kann, ſich um ‚die Gelehrſamkeit hierin ⸗ nien mit noch mancherley Entdeckuugen verdient zu machen. ad — Pi Beſchreibung Is TER —34 ** Li The > Befchreibung ©’ "v nern LIT, Rh Tall IDuD An rRlahn der magnetiſchen Ströme"; Oub der Magnet eine von den bekannteſten Sachen iſt, damit die Naturforſchung zu thun hat ungeachtet er auch durch ſo eigene Wirkungen ſchon ſeit vielen hundert Jahren die ’gröften Welt» weiſen befchäfftiget Hat, fo ift doch‘ nicht weniger 'ge« wiß, daB er noch immer eine won den Naturbege ⸗ benheiten bleibe, deren Urfachen in der" größten Dun⸗ kelheit ſtecken. Mir erkennen von ihm noch nicht jehr, als die Blinden von der Sonnenwaͤrme Man’ glaubet zwar gemeiniglich, die Natur habe Geheim. niſſe/ welche wir nimmermehr erfahren werden; es giebt auch) bergleichen, deren ſo große Tiefe uns alle Hofftiung, auf den Grund zu Eommen‘, zu verfügen Cheint. Aber wer kann Diejenigen ausmachen, wel⸗ che uns unergründlich bleiben werden? Kurz zu ſa⸗ gen wie find doch nicht verſichett/ daß diefe Mares vie, davon ich reden will, unter Diejenigen gehöre, zu deren einiger Unwiſſenheit die Natur uns verdam⸗ met hai) Cs ſcheinet nur, weil ſo viel Gelehrte dar⸗ ‚af ſchon fo viele Muͤhe gewandt haben, und den⸗ noch gat wenig Schritte thun koͤnnen: daß man nicht anders Aals vom Laufe der Zeit und fleißiger Fort⸗ ſehing ihrer Arbeit Hoffen fönne‘, die gin ſeruiß wen de nach und nach: vergehen und‘ man ſehr langſam % zum Zwecke gelangen. Die Natutlehre werde dem nach geefit werden, ıoein man A blfer inf Laufbahne einen Schritt weiter kommen / und ein Licht -engppen Pönace pen Weg zu erleuchten, ‚Sa — ie e J der Sthffe des Magnetes. 585 be diefes durch , die: entdeckten richtigen Geſtalten der magnetiſchen Fluͤſſe geleiſtet zu'haben;, die ich hierbey vorftelle und abbilde , wie ſich diefe Ströme: den Aus ; gen fichtbar vorftellen, die man bisher: * — eingebildet, als recht geſehen hat, iin Es iſt fhon lange: Zeit aus tielmals; tniederholß ter Erfahrung ‘bekannt, daß wenn: Feilftaub von Eifer; auf ein Blat Pappier geworfen wird, und man untef dem Papiere einen Magnetſtein fortzieht, verfchiedene Wirbel oder Kreiſe erfcheinen, welche die magnetifche Materie an den Eifen Seilfpänen zuwe⸗ ge bringt. Man muß ſich daher verwundern, daß dieſe Erfahrung noch nicht ſo weit getrieben iſt/ als fie gehen koͤnnte/ wenn‘ fie immer. beſſer angeſtellet waͤre, als es insgemein zu geſchehen pflegt. Dieſes wird gar nicht ſchwer ſeyn, mie ich bald zeigen will, dadurch aber ein ſchoͤner Weg eröffnee werden, den Strom der "magnerifchen Materie beſſer kennen zu: fernen, als ohne welche Kenntniß, Feine wahre Theo⸗ rie der magnetifchen: Begebenheiten feyn kann. Der: große und wichtige Nutzen, den man ſchon | eäglich von dieſem zu bermundernden "Steine genieße; die Pole der Erdfugel, auch’ in aller. nächtlichen Zins Ä ſterniß zu "finden; ſcheint vielen Leuten fehon zureis chend zu ſeyn/ daß man Damit alles Verlangen ſtil⸗ fen koͤnnte. Es iſt auch genug vor Kaufleute und | Schiffer, „die keine weitere Ehre füchen, als Schiffe aus: Indien zu holen: "Ein Philofoph Hingegen ‚der feine Ehre in Betrachtung der Natur, und der, Er⸗ kenntniß der Mittel findet, wodurch fie ihre wunder⸗ ſame Wirkungen zuwege bringt, überläßt: das Weg Pre Steuermanne * erforſchet die Nadel, m⸗⸗ Yo wor⸗ 586Beſchreibung wornach dieſer ſich richtet, noch weiter, weil er an ihr ſchon eine ſichtbare Kraft bemerket, die ſie allemal von Norden nach Suͤden kehret, wenn ihre Freyheit nicht: gehindert wird. Er will wiſſen, worinn dieſe geheime Kraft beſteht, woher ſie kommt, was für, Wege fie in ihrem Laufe nimmt, woher: fie-die er» ſtaunliche Kraft hat, ziemlich ſchwere Gewichte zu halten. Er hoffet die Quelle davon zu entdecken, und dabey vielleicht noch andern Gebrauch auszufinden, der bisher unbekannt iſt. Denn die in ihren Wir⸗ kungen ſo fruchtbare Natur, iſt doch in · Anwendung ihrer Mittel darzu, ſehr twirchfchaftlich ; ein einziges, Mittel, ift ihr oft zu viel und mancheriey wunderſa⸗ men Wirkungen, von ganz verfchiedenen Arten, ger nug und zureichend. Eben die Luft, die uns zu dem Athemholen dienet, treibt auch die Seefahrer, über das Meer fort, und unter den Gelehrten iſt es nun⸗ mehro ausgemacht, daß alles, was zur Natur Hiſto⸗ vie gehoͤret, fo unnüglich es: auch den meiſten Menſchen feheint , dennoch. einer: Unterfuchung der Philofophen werth iſt, ſo wohl weil die: Weltweisheit uns zu der Erkenntniß ‚des hoͤchſten Weſens eben durch Er⸗ kenntniß ſeiner Werke leitet, als weil dem Weltwei⸗ ſen oblieget, dasjenige, was zu Unterhaltung und Ges brauche des Lebens dienet, darum zu unterſuchen, in⸗ dem bie Natur fich niemanden entdeckt, als denen, die fie durch Nachdenken und Erfahrungen fragen.“ Alle Künfte , Haben nicht anders, als durch dergleichen Vers fuche , Da seineen Vollkommenheit ‚gebracht, werben Er Ai RE 1 ira) Nachdem ich mic, aug dem, mas bis.Sieher vom Magnet und feinen Bun gefihrieben iſt / ſo an | wind der Fluͤſſe des Magnete. 587 ſehen hatte, als ich gekonnt, iſt mir eben das wieder⸗ fahren, wie es andern ergehet. Ich wollte naͤmlich ſo fort ein neues Syſtem erbauen, ich brachte auch, wie jederman pfleget, das, was uns die Natur ſehen laͤßt, in eine Ordnung zuſammen, und erſetzte was noch mangelte, durch meine Einbildungen von der Sache. Ich übergab es aber einer wohl bekannten Perſon, die in dieſen Sachen ſehr erfahren iſt, und dieſelbe hatte ſo viel einzuwenden, daß der mehreſte Theil der Vorſtellungen, die ich mir gemacht hatte, wegfiel. Sie waren doch auf den Fluß der magneti⸗ ſchen Materie gegruͤndet, wie er ungefaͤhr in unſern Buͤchern, die von der Phyſik handeln, vorgetragen wird, ich erkannte aber bald, daß dieſe Theorie des Magneten noch ſehr unvollkommen ſey, und durch mehr als eine fortzuſetzende Erfahrung, aufgeklaͤret werden muͤſſe, ich nahm auch wahr, daß die beſte Er⸗ fahrung darinn beſtehen wuͤrde, wenn ſelbſt dieſe ſub⸗ tile Materie ſichtbar gemacht werden koͤnnte, Die, ohne daß ſie ſelbſt geſehen werden kann, das Eiſen und den Magnet, nach gewiſſen Geſetzen in Bewegung ſetzet; oder was eben ſo viel iſt, es dahin zu bringen, daß ſie ih⸗ ren Lauf und alle ihre Biegungen, in gewiſſen Zeichen, die kenntlich und zu unterſcheiden waͤren, vor unſern Au⸗ gen abbilden muͤßte. Das alte bekannte und vorge⸗ dachte Mittel, Eiſen Feilſpaͤne auf einem Papiere, durch einen darunter gezogenen Magnet in Bewe⸗ gungen zu bringen, zeigte mir ſchon, daß es moͤglich ſeyn wuͤrde, und man erſiehet aus den Memoires der Afademie, daß ber Herr de la Hire ſich deſſen gar ſehr bedienet hat, die Wirkungen des Magnets zu erken⸗ nen. Er hat uns aber nur wenige Figuren age 2 ge Als / ) ws N 2 R R u 588 Beſchreibung gelaſſen, ſo er noch vielerley unterblieben iſt. Der Herr Mufchenbroeek ift darinn weiter gekommen. Wir finden in ſeiner diſſertatione phyſica & ‚experimenta} } li über den Magnet, fechs oder fieben Figuren, die im Kleinen, und nur ungefähr, den Lauf des magnetis ſchen Fluſſes nach einigen Umſtaͤnden vorſtellen. Ueberhaupt aber haben alle dieſe Erfahrungen, weil fie nicht fo angeſtellet worden, wie es ſeyn ſollte, mir Anlaß gegeben/ auf die Gedanten zu kommen, daß wenn dieſe Methode verbeſſert, auch erweitert und un ſtaͤndlicher würde, ſie ſich ſehr vielfältig verändern laffen, und den magnetiſchen Fluß, in ſo mancherley Geitalten vorfteflen möchte), dadurch vielleicht ſo weit zu kommen waͤre, daß mit mehr Gewißheit, der Lauf und die Natur dieſes flüffigen: Weſens, erkannt werden Fönnte oder daß allenfalls, ich Doch mit auf⸗ richtigen Abbildungen eben: fo großer magnetiſchen Blätter ‚ alsiich gebraucht, die Ströme vorftellen koͤnn⸗ ce, —* das Urtheil mit mehr Zuverlaͤſſigkeit zu und was vorhin die Begierde, Ausſpruͤche zu thun / fich vor leere Einbildungen gema qht, zu ER waͤre. Die — Geiger dh hiermit, dore | nahm, geriethen feichter als ich; gedacht: hatte. Die | Perfonen, denen ich fie wies, ſahen mit Vergnügen, | wie das magnetiſche flüffige Weſen von felbft, und ohne daß mit der‘ Hand geholfen werden durfte, dem Eifenftaub auf zwanzig unterfchiedene "Arten, ;darnad) legte , als ich viele Magneten näher-an einander brach» te, oder einander entgegen ſtellte. Wenn ich, wie | ich zu thun pflegte, Feilſtaub von "Stahl, der durch ein * Sieb gegangen war, nahm, ſo Sehne — der Fluͤſſe des Magnetes. 589 er auf dem Papier alle die Wege des magnetiſchen Fluſſes, mit einer zu bewundernden Ordnung und Zier⸗ lchkeit/ auch Haar genau ab. Bisweilen gebrauchte ich den Staub von Stahl, wie er in Apotheken ver: kauft, und zur Arztney vieler Krankheiten gebraucht wird, und ließ ihn vorher am Feuer trocken werden, Diefes ward nicht anders; als der fauberfte Kupfer ſtich. Endlich wiefen mir die Erfahrungen ſolche Winkel der magnetiſchen Materie, die noch wenig be⸗ kannt find, fie zeigten an, was dieſem flüffigen Weſen wiederfuͤhre, wenn enftweder. zwey ungleich. namige, oder zwey gleich namige Pole einander nahe: kom⸗ men, wie devidas Eifen das man ihm vorhaͤlt ergreift und ſich deffen bemaͤchtiget/ warum er bey gewiffen Umftänden an ſich ziehet, bey andern aber zurück ſtoͤßet, wie er gleichfam einen: Theil der Erdkugel, als auf einer: Landkarte in der XIV: Figur, mit’einem Nordpol, einem Süderpol,'und einem Aequator oder Mittelſten Durchfchniee abbilden, Es: ift ange nehm, mit feinen Augen die Züge einer Kraft wahr⸗ zunehmen, von welchen man: geglauber hatte / daß fie mit dieſen Anterfuchungen nicht zu erreichen wäre; ' Weil meine Berfuche fo gut vonftatten gegangen, . als ich es verhoffet hatte, fo'glaubte ich nunmehro, den Liebhabern dieſes Theils: der Maturlehre einen Dienft zu erweifen, wenn ich es bekannt machte, Dies fes habe ich mir in gegenwärtiger Schrift vorgefeger, und will demnach vorerſt melden, wie ich es allemal mit den Erfahrungen angeftellet babe, bernach mie der Erfolg von jeder gerathen if. Man wird diefes ehr leicht aus den Kupfertafeln wahrnehmen, dieih hierbey ftechen laffen, und. die afles getreu vorftellen, | und s9 ..nnBelkhreibung‘; ©” und aus den Erklärungen, die jedesmal vorhergehen. Endlich will: ic) dieſes fleine Werk ‚mit einigen! Anis merkungen uͤber die magnetiſche Materie befchließen, Ein bewaffneter Magnetſtein, wie man fie ins⸗ gemein hat, iſt dazu gar nicht eingerichtet, daß er al⸗ le die unterſchiedenen Stellungen annehmen koͤnnte, wie ich viele Magneten einander entgegen ſtellen woll⸗ te. Dieſe Unbequemlichkeit zu vermeiden, habe ich eine Anzahl von ſtaͤhlernen Plaͤttgen in fo regelmaͤſſi⸗ gen Figuren machen laſſen, als fie in den Kupferſti⸗ ‚hen vorgeſtellet werden. Ich ließ ihnen wenig Die cke, einigen von einer halben Linie, andern von einer oder zwey Linien“. > Nachdem ich dieſe Blaͤttgen magnetiſch gemacht hatte, legte ich ſie auf den Tiſch, und gab ihnen eine Lage wie ich wollte, legte daruͤber ein Stuͤck weiß Pappier, auf daſſelbe ſaͤete ich feine Feilſpaͤne von Stahl oder Eiſen, und damit ſie deſto ordentlicher geſtreuet wurden, ließ ich ſie durch ein kleines Sieb von Seide fallen. Sobald dieſer Staub faͤllt, ſiehet man ſchon, wie er ſich von ſelbſt in eine gewiſ⸗ fe Ordnung leget. Damit man aber machen koͤnne, daß: er das Bild recht vollfommen annehme, das der magnetiſche Fluß ihm geben kann, ſo ſchlaͤgt man unter den Tiſch, ſachte mit einem Schluͤſſel oder klei⸗ nen Hammer. Dieſe kleine Schläge, verurſachen, daß die leichten Eiſentheilchen aufſpringen, befreyen 9 ln N F ai his! fie, Eee den Abdruͤcken zu gegenwaͤrtiger Ausgabe iſt, 2 "um ſolche wohlfeiler zu liefern, jede Figur um die Haͤlfte verkleinert, und alſo das vierte Theil von der. Abbildung des Originals geworben, um un WBVerminderung der Platten, es mohlfeiler liefern u EEE EN fie don den Runzeln die das: Pappier hat, und erhe⸗ ‚ben ſie in die Luft, in welcher ‚fie vom magnetiſchen Fluſſe, leichter; Eindruck annehmen können ‚da er. fie dann ſtoͤßt, und dahin leget ‚imo: fie feiner Wirkung gemäß liegen follen. —J—— Was ich hier beſchrieben habe iſt noͤthig zw wiſ⸗ ſen, wenn man die Erfahrungen nachmachen will, davon ich allhier Rechenſchaft gebe, und die in fol⸗ ‚genden Tafeln enthalten ſind. Da ſie die Abbildung der magnetiſchen Wirbel genau vorſtellen, fo glaube füch „: dieſes ſey das beſte Mittel geweſen, von der Sa⸗ che wahrhafte Vorſtellungen zu geben, daran weder die Einbildungskraft, die uns ſonſten fo ſehr betrieget noch eine bloſſe Wahrſcheinlichkeit, die noch nicht al⸗ emal Wahrheit iſt, nicht den geringſten Antheil ng rt or ad ad du 07 | € ’ aa SI Erklärung der Figuren, ranthn Die erfie Platte \ | Stellet in der erften Figur zwey ſtaͤhlerne Bleche vor, ‚Die magnetifch gemacht find, und: fich mit den un gleich namigen Polen N. und 8. berühren, mit den ‚andern beyden Enden: S. und: N. aber von einander ‚entfernen. Weil die beyde Pole N. und S. diejenigen ſind, wodurch diefe Stahlblätter am einander hans ‚gen und einander. anziehen, fo zeigen fie. damit, 100» xinn diefe Anziehung beſtehet, und wie die magnetis ſche Fluͤſſigkeit, ſie durch krumme Linien, über und unter dem Beruͤhrungspuncte ergreift. Der innere Winkel iſt voͤller von Feilſtaub als der obere. In der Mitte einer jeden von dieſen Arten Stahlblaͤtter, — AA 592 Beſchreibimg zu AA die in die gerichtet find): EN | bel, welcher der Aequator des Magnets genannt wird. Beyde wor "Pole Ssund N bezeigen keinen Mil: terſchied, im 2 Abfluffe des magnceiſchen ‚flüfigen Befens, $ allch man org | + Werben vorftehende — Blatter, N — weiter ans eittandergeftvecfer, daß fie nach der zwey⸗ ‚sen Figur, in gleicher: Linie liegen, und beyde Pole | zufammen ſtoßen/ ſo iſt der zirkelformige Sreom des ſio beſſer zu erkennen/ wie er beyde verbinder / und ei⸗ e en bie andere Drücker, Man moͤchte denken, daß die ſchwarze und Dicke Linie ‚welche zwiſchen dieſen beyden Blaͤttern zu ſehen iſt/ eine Abſonderung oder Entfernung beyder von einander zu bedeuten haͤtte, ich. muß daher berichten, daß die Feilſpaͤne daran Schuld find, Die En und er Derüßrangeli nie begen % ? eh bes 9 5 J Platte € | bat in der erſten ur, zwey maqnetiſch gemach⸗ te. Bleche, die ſich mit ihren beyden Polen ——— mit gleich namigen Polen berüßren,’. Man weiß nun, daß fie in dieſer Stellung nicht: aneinander Hangen, noch fich anziehen. fönnen, hiervon werden bie Stri⸗ ehe, oder die Ordnung, in welchedie Feilſtaͤubgen ſich legen, allhier Die Urſache anzeigen. Wenn dieſe Tas fel mit der vorhergehenden verglichen wird; ſo iſt an dieſer wahrzunehmen, daß die magnerifehe Fi | feie ‚indem: ſie von den Polen’W. und N, außgedet, | einen geraden. Weg inimme,mnd daß dieſe ed Ausfluͤſſe fich floßen ; nicht übervernich nt. wendige Winkel, welcher in orgeigeenber Sig, ‚ganz der Fluͤſſe des Magnetes. 593 ganz voll von Feilſtaub FR ift in diefer Figur davon dedig, ich wollte zwar Feilftaub darein bringen, er ward aber allema geſtoßen. Ein wenig unter dieſen ledigen innern Raͤumgen, drehen ſich die ma⸗ gnetiſchen Fluͤſſe, welche aus benden Blättern geben, niederwärts, und lauffen jede befonders fort, obne _ ſich mit jenfeitigen zu vermifchen, vereinigen fich end» lich mit den Kreifen oder Wirbeln, die um die Mitte jedes von den Stahlblechen geben, das if mit den beyden Aequatorn AA. Leget man dieſe beyde Bleche mit dem EndeNN. an einander in gerade Linie, wie die zweyte Figur vor⸗ ſtellet, ſo gehet ebenfalls die magnetiſche Materie von den Seiten gerade fort, ohne ſich zu vereinigen. Eben dieſes erfolget, wenn die Pole 88. gerade an einander geleget werden, Aufderdritten Blatte liegen in der erften Figur zwey magnetifche Bleche von einander in gerader Linie dergeſtalt, daß ihre une gleihnamigen Pole auf einander in folher Ferne wirken, wie fie allhier vorgeftellet wird. Wie bie magnetifche Materie ihrer Beſchaffenheit nach aus die⸗ ſen beyden Polen gehe, die ſich zu vereinigen ſuchen, iſt allhier ſehr deutlich zu erkennen. Wuͤrden beyde Blaͤtter einander ſo nahe geleget, daß die Enden ſich beruͤhreten, ſo wuͤrden fie ſich anftatt der auslaufenden großen Rreife, durch) Fürzere ober engere, wie auf bet erften Tabelle Fig. 2. zu erfehen ift, vereinigen. Die zweyte Figur der dritten Platte, leget zwey gleichnamige Pole in einer Linie von einander. Die Widerwaͤrtigkeit ihrer beyder Ausfluͤſſe ſtoͤßet ns, und 12 Band. Pp fie - 504 Beſchreibung ſie treiben einander zurück. Auch cs, fünnte ei beſſer vorgeſtellet werden, we magnetiſche terie ſelbſt hörbar wären; als FON, den Sci nen — fin, plus u9 11 nach Der vierten platte ® erfte Sign enthält ein magnetiſches Blatt, ö an Beffe jedem Ende ein Fleines lang viereckichtes weiches Eiſen üleget. | Ich habe dadurch zeigen wollen, daß da Ma⸗ terie aus beyden Polen AA auf einerley Weiſe aus⸗ laͤuft, und daß die Feilſpaͤne auf den. Oberflaͤchen der Pole nicht liegen wollen. Auch ift die Meynung ger wefen, den Wirbel BB in der Mittedes Blattes noch» mals vorzuftellen , den: ich vor den Berfammlungs« und gleichſam Brennpunct der magnetiſchen Materie halte. Diejenigen, welche vermeynen, das Fluͤßige im Magnete gehe zu einem Pole ein, zum andern wie⸗ der aus, würden bey dieſer Beſchaffenheit verlegen feyn, anzugeben, welches der Ort des, Eingangs anf des Ausgangs ſeyn RN RER Die zweyte Figur bildet viele unterfchiebene Wire kungen ab, die auf einem magnetiſchen Plage erfolget find, als. ih daran zwey andere Bund A mit ihren Polen S-geleget habe. Das erſte horizontale Blech B, welches an den Pol N feitwärts anftößer, thut eben das, was fonft die-magnetifche Materie wirfer, — wenn zwey ungleichnamige Pole einander treffen. ‚Das Blech A, hat eine ganz beſondere Wirkung. Denn der Wirbel 9 welcher vorher in der Mitte des,aufe recht vorgebildeten: Bleches war, iſt dadurch von fein | ner Stelle vertgieben worden, und dem obern DlecheB | - aäßer gefogumann —— hat. auch das Pak ’ ’ " ni er an ! der Fluͤſſe des Magnetes. 595 in den Winkeln, da es ſich mit dem ſenkrechten ver⸗ bindet, ben widrige Fluͤſſe; der oberſte ziehet fo wie er wird, wenn zwey ungleiche Pole fich nähern, ver unterfte ftößet „wie es ft, wenn zwey Pole: einericy Namens zufammen fommen, Daß aber diefes feine Erfolge von ungefähr gemwefen find, erhellet daraus, "Daß, fo oft ich das. Blech A mit feinem Pole N: oder Sanbrachte, diefe Fluͤſſe darnach anders: wurden, ihre Stellen veränderten, und mit den Wirbeln auf oder niederwaͤrts, auf dem ſenkrechten Blatte giengen. DIE fünfte Platte hat in der erften Figur zwey magnetifche an einander liegende Bleche, deren ungleich namige Pole einander von der: Seite berühren, Auch bier wird gut ausges druͤckt, wie das magnetiſche flüßige Wefen ſich kruͤm⸗ met, dieſe Pole zu verbinden; allein, der Wirbel, wel⸗ her ſich in ver Mitte der beyden Bleche bilden follen, iſt beynahe ausgelöfhe.. nn un Die zweyte Figur enthält zwey magnetifche Ble⸗ che, wie fie Herr Knigt verbindet, nämlich daß ein Holz dazwifchen, und vor jedem Ende ein Stuͤckchen weich Eifen indie Queere lieget, welche Eifen er Träs ger nenne. Die weißen Pläge an den Enden aa. bezeichnen die Stellen, wo diefe kleine Eifen oder parallelepipeda liegen. Als ich unter den Tifch kle⸗ pfete, daß der Seilftaub feine rechte Stellen, (durch die Ausflüffe der magnetifchen Kraft) finden follte, fiel ber Eifenfeilftaub von dem weichen Eifen vor den Pos len herunter; eben fo flog auch der Feilſtaub, der auf die ftählernen Bleche: geleget war, auf das zwiſchen liegende Holz, und ward zu fo dicken und Dichten Li⸗ a Pp2. nien, 596 Beſchreibung J— nien, als ſie * abgebildet ſind. die Mitte jedes Bleches, werden = * Was hier als etwas beſonderes vorkommet, beſtehet darinnen, daß der magnetifche Fluß die beyden Paral⸗ lelepipeden nur allein auf einer Seite umfaͤnget, und | zwar auf der Seite, da das Blech AA lieget, mit | deffen beyden Polen es: gefchieher ; "dagegen an dem | andern ihm parallel liegenden Bleche BB. die magne | eifchen Ausflüffe ſowohl oben, als unten, in ‘gerader | $inie auslaufen , und: gleichwohl werden bayde vorge ‚| nannte Träger an jeder Seite mit, enſcheinender gleis | Re. angezogen. 10 2 BR ua hhft - Inder fechften Biatte Reiter d die er Figur zwey Bleche neben ——— | dieſer Weite, und deren. gleichnamige Pole an beyden Enden der’ Bieche neben einander vor; an jedes. En: - de ftößet ein lang viereckicht Stüde meich'Eifen, Bey⸗ de Wirbel in der Mitte von der Laͤnge ſind deutlich ausgedrückt, und wohl getroffen. Vornehmlich aber iſt zu bemerken, was die magnetiſche Materie allda mitten zmifchen den zwey Blechen vor artige Geſtal⸗ ten annimmt, oder verurſachet. Dieſe Geſtalten kommen von nichts anders her, als weil zwey Pole gleiches Namens einander widerſtehen. Es ſind eben die Bleche, die auf der zweyten Platte unten neben einander lagen, welche allhier ſenkrecht neben einander ſtehen. Die beyden Stuͤckchen Eiſen, die an den En⸗ den liegen, waͤren hier nicht noͤthig, ſie werden weder angezogen, noch weggeſtoßen, und wenn fe an da lägen, ſo würde es ee fo. gefheben. : Be f ı ach B . * der Stüffe des Magnetes. 597 Die zweyte Figur iſt ein einfaches Blech, mit zweny Wirbeln, und die dritte Figur ein ſolches mit | vier, Wirbeln anihren Seiten. Diefes kommt dar⸗ | er wie ich. fie.magnetifch gemacht habe. Ich nahm naͤmlich, um ʒwey Wirbel zu machen, ein ma⸗ gnetiſches Blech, fo, wie es dazu. gewöhnlich zugerich⸗ tet wird, daß es nur einen Wirbel machet, und be⸗ ſtrich daſſelbe von neuen mit zwey eingefaßten Mas gnetſteinen, ſtellete gleichnamige Pole dieſer beyden Steine an beyde Enden des Bleches, einen an dieſes, den. andern an jenes Ende, fuͤhrete ſie mit Reiben weiter fort, bis ſie mitten auf dem Bleche einander begegneten, und wiederholete dieſes ſieben oder acht al, ‚(vom Ende. nad) der Mitte zu.) | Damit Die vier Wirbel auf, dem dritten Bleche werben. fonnten, 308 ich eben- diefe-gleichartige Pole mit einander. aus der Mitte bis an die Enden kat diefes eben. ſo viele mal, Auf der ſi ebenten Platte beſtehet die erſte und die zweyte Figur aus weyn mas gnetiſch gemathten Blechen, die nur zum Theil einan⸗ der ſeitwaͤrts beruͤhren. Wer Acht giebt, wie die ‚Pos le geftellet find, der findet, wie in der erften Figur auf den Stellen A A ‚der, magnetifche Fluß: fortgeftoßen, und fo zu ſagen vom Ende jedes Bleches weggeblaſen * auch wie jedes Blech einen wem ehet BB t. In der zweyten Figur hingegen, 3 wo bag untere Blech umgefehret-fteher, drehet die magnetiſche Ma- terie, welche aus den beyden Enden oder Polen einer⸗ * Namens gehet, ſich a dem, andern Bleche zu, p 3 | und 598. eſhrebung 3.09 und macher PN die dem. beyden Die meine ſchaftliche Wirbel CC. A, ® Die dritte Figur ift ein durch Kun —— Magnet wie ihn der Herr Brackenhofer zugericheet Bat, walchen er aber nad) und nach gar fehr verbefs Ä fert. i Dieſer hat mir zu einem Perpetuo mobili gedier ‚net, Davon in den Sernachfolgenden ee gehandelt werden ſoll. Die achte Platte —* beſtehet i in einem Dreyeck aus drey Hehe, 6 die alle auf einerlen Weife mit dem Magnete beſtrichen wor⸗ den. Beyde Bleche, welche die oberfte Spige ges ben, werfen ihre MWirbel’der magnetiſchen Materiejt| wie gewöhnlich, "Dasjenige Blech aber, das den Fuß des Triangels ausmacht, ziehet den Mittelwirbel weist fer nach N. Die magnetiſche Materie vereiniger die ungleichnamigen Pole durch krumme Sinieh,: und ver⸗ bindet auf-fehr ſichtbare ‚Art. die drey el diefes | Zriangels. a —— In der zweyten Figur habe ich nur das unterſte⸗ Beh umgefehret, u die gleichnamigen Pole an ein⸗ äfider”'g geleget; der Be gegen die Mitte, nahm’ alsbald feine N der erften Figur! verrückt geweſene) Stelle mie aller feiner Groͤße wieder ein, und der stiagnerifche, tuß gieng Aus beyden innwendigen Wins keln durch Fey Ströme‘, die wieder einander * und Lie zu ftoßen ſchienen. | | me: Auf der neunten Blatte. «= if die te Figur ein eingefaßter oder —— 2 ae Man er daran, wie die —— der Fluͤſſe des Magnetes 399 ſche Materie zwiſchen beyden Polen fortfließet, und aus den Füßen der Bewaffnung haͤufigen Zufluß Hat. Die zweyte Figur iſt ein ſolcher ¶ umgekehrter netſtein, daran die Unterflaͤchen der Füße zu er« ſehen find, mit welchen Unterflaͤchen das Eifen aufge⸗ hoben —* Hieraus erſcheinet, auf welche Weiſe das Ausblaſen des Magnetes den Feilſtaub aus ein⸗ anderitrieb, mit welchen ich das Papier beſtreuete, das auf den benden Füßen des Magnetes ftund. Der Die beyder Füße war oben auf dem Papiere in den Eleinen ledigen Vierecken, die mit Eifenftaub umgeben find, wohl zu erkennen, indem an deren Seiten die Stäubchen gleichfam aufrecht ftehen blieben, an ſtatt der übrige Staub’ fid) an feinen Stellen nieberlegste, Die’ dritte Figur iſt eine Magnetnadel, wie fie züm Compafi gebrauchet wird, An ſolcher find dreiy Wirbel zu erfehen; wie auch, daß die magnetiſche Materie viel häufiger aus ihrem De N, der Nero pole, als aus dein Pole S ausgehet. Auf der zehnten satte find in der erften Figur zweh magnetiſche Bleche mit gleichnamigen Polen, und daruͤber ein lang viereckicht weiches Eiſen, alles etwas von einander entfernek, | um daran zu ſehen welchergeſtalt der magnetiſche Fluß das Eiſen zuruͤck ſtoͤßet. Die andere Figur leget dieſes breite Eifen unfer üngleichnamige Pole. Daran erſcheinet, wie der magnetiſche Fluß auf das weiche Eifen tosgehet ‚und est en will. a! —— Haͤlf⸗ laſſen, weil an vergangen‘ ange p — ** nicht zu ſehen ſeyn wuͤrde. Ppa Die 600 Beſchreibung Die * 4 vierte Figuren often alikier eine i Dazu feyn, Daß. eine Davon ‚gegen Die ‚andere; ‚gehalten werden koͤnne. Denn bie: vierte wird von.einem un⸗ ſerer groͤßten Phloſophen vorgeſtellet, der den Gang des Ausfluſſes vom Magnete ſo entworfen hat, als er ſich ſolchen in dem Zuſtande, wenn der agnet A | das Fifen:B an ſich ziehet ,; ‚eingebildet. Pag ‚Eben foihe Meynung- haben Eartefius, und die meiften, Nas | turlehrer gehabt; in der dritten Figur, aber wird abe | gebildet, wie es fidy mit diefem Anziehen in der That | verhalte, Diefelbe iſt nach der. Natur gezeichnet | | worden , und zeiget, was vor ein. entfeßlicher. Unter⸗ | ſchied wiſhen Wahrheit und Erdichtung ſey, und daß man einen ſehr unrechten Begriff vom magnetiſchen | Fluſſe um ‚den Magrtet gehabt habe, Die Lehrer, welche der. Verfaſſer widerlegen will, machen große Wirbel von einem entfernten Pole zum andern, al | etwa vom Nordpole der Erdkugel zu ihrem u. | welches er aber in der. dritten Figur ‚anders — Die eilfte Platte hat ein —— Stahlblech, in Geſtalt eines Hufe eiſens. Die um daſſelbe gehende Strichlein zeigen, wie die der kleine Eiſenfeilſtaub von dem magnetiſchen Ausfluſſe abgetheilet und gelagert werden. Man muß nicht denken, daß er nur einmal von ohngefaͤhr alſo ge⸗ worden ſey, es ward vielmehr allezeit wieder eben daſ⸗ ſelbe, ſo oft ich dieſen Verſuch wiederholete, So war es auch mit allen andern Proben, die auf den uͤbrigen Kupferplatten ſtehen. Es findet ſich allhier, wie bey allen andern, daß der Feilſtaub an die aͤußerſten (Enden und in die ee. des — und des —— or⸗ der Stüffe ded Magnetes. 6oı | Körpers getrieben. wird, von ‚den Oberflächen. aber erne weggehet. Die andere Betrachtung, welche erben vorkommet, beftehet darinn, da der, erhabens te ‚Theil diefer Kundung, A mehr; entblößer. von‘ der magnetifchen Materie ſcheinet, als die übrigen Theile, MWogegen, wenn ich diefes Blech in gerader. Linie ge⸗ laffen, und zu feinem runden Kreife gemacht hätte, ber mirtelfte Theil einer folchen Platte einen Fenntlis chern Wirbel von: magnetifcher Materie. gemacht, bar ben würde, der hingegen allbier gar ſchwach, und an geraden Blechen viel beſſer erſcheinet. Ferner find die gekruͤmmeten Linien einer. ‚befondern Aufmerffams keit werth, die. den Fortgang ‚des flüßigen Weſens aus dem Magnete ſo genau zeigen, wie ſie aus den Polen N und S einander begegnen ‚ und beyde Pole mit einander verbinden wollen. Diefe Platte iſt nach) einer Sigur gezeichnet , wo die Seilfpäne etwas zu grob waren, und hat Daher nicht fo fehön, noch fo genau werden. — als die andern, wozu feinerer Staub von Stahl — it Auf der zwölften Platte ift die erſte Figur. abermals das —J— ma⸗ gnetiſche Stahlblech, in Form des Hufeiſens, an wel⸗ chem ein gerades Blech dergeſtalt lieget, daß die un⸗ gleichnamigen Pole zuſammen kommen. Hier ſind die beyden Wirbel wahrzunehmen, die aus den Polen des Hufeiſens durch das daran liegende gerade Blech zudringen und daſſelbe anzuziehen ſcheinen. In der andern Figur Babe ich nur: die Pole des geraden Bleches wieder umgefehret, und jeden an den ihm gleichnamigen im Hufeifen gebracht. Allda ift Pp5 nun ee erg 2% — nun RT mehr), ; Een nur ein Wirbel in der Mitte ent⸗ fanden. ° Hingegen ſtoͤßet fid) der magnetifche Fluß, welcher aus den obern und außern Winkeln BB ae und ſo wohl. aus dem Hufeifen, als ‚aus dem: ara fiegenden geraben Bleche koͤmmt, deiceſiat, daß = | HR, das andere zuruͤck treibt, ER Die dreyzehnte Platte iſt ein hmegnenſh ‚Blech mit der Figur von 8. De Ausfluß des’ Magners, hat mir hieran fo’fonderbar And. bemerklich gefehienen, daß ich nicht zweifeln kann, er werde auch andern angenehm vorfommen. Das Blech)‘ magnetifch zu machen war der Mordpol des Magneten vom N. Pol der Figur, nach dem S. Pol deffelben gezogen ; und ruͤckwaͤrts dee Suͤdpol des Magneten, vom ke 5. der Figur nen m an ‚Pot a — fe sig Die vierzehhte Plaite — ai * einen — * magnetiſchen Ring. Die beyde gleichſam neblichte Stellen auf ſeiner Oberfläche, wo der Feilſtaub liegen geblieben iſt, fe ſchelnen die Pole dieſes Ringes vorzuftellen, um fo mehr, da die ſich darnach ziehende Linien, den Zirkeln einer’ platten Erd⸗ kugel ſehr wohl nachahmen. Es iſt als ob man hier einen Rordpol, einen Suͤderpol, und einen Aequa⸗ tor erkennete. Meine erſten Gedanken Darüber, was ven (chen, dag die’ magnetifche Materie, auf gleiche | Weiſe in-der Erdfugel, und um diefefbe fi i in eis nem Reife drehete, auch daß fie um ihre beyden Po⸗ ley eben dergleichen Wirbel machte? Man möchte ſich vindein, gleichwie mir 2 — iſt, * A gluſſe des TE 603 PICS wo Die Wirbel ſind/ der Aeauaton) die ‚Pole hingegen da ſtehen ſollen/ wohin ich fie ge et babe, weil die Magnetnadel dieſe Pole ans sie. Der de la Hire hat dieſes auch ſchon vorhin —— aber keine Urſache davon ‚angegeben. Der Urſprung dieſer Wirbel, kommt demnach von dem Verfahren her, wie biefer Ring iſt magnetiſch gemacht worden. Im Anfange iſt der Nordpol, mit einem bewaffneten Magneifteine, bis an die größte Weite des Rreifes, oder feiner Durchſchnittslinie, hernach von dieſem Süderpol an, mit eben diefem Magnet, auf der andern Hälfte des Zirfels, bis wieder 'zu dem Mordpole gezogen, wo deſſen Anfangsſtrich aufhöreres Dieſe legte Punere der Pole find Urfache Daran , daß‘ in den mittelſten Theilen beyder Haͤlften, auf gleiche Weife , mie ‘ben’ einigen vorhergehenden en Birbel entftehen, wohin man fie haben wollen. Bey der fuͤnfzehenten Platte mir an aus meinten: hernach folgenden Anmerfuns gen über die magnetifche Materie: befinden, daß ich zu erforfchen geſucht Habe, Durch: welchen Ort des Ein«, gangs das magnetifche flüffige Weſen, in den Ma« gnet ſelbſt und in die magnetiſch gemachten Bleche komme. Weil ich auf die daſelbſt gemeldete Erfah⸗ rung mich gegruͤndet Habe, bin ich zu glauben bewo⸗ gen worden, daß daſſelbe durch den Aequator eindrin« ge, das iſt durch den Wirbel in der Mitte, der: alles; mal den Aequator andeuter ‚und daß diefe Fluͤſſigkeit wiederum von beyden Polen’, gleichwie von den Füfe fen des bewaffneten Magners ausgehe. Als ich auch: - mit ‚dem Drucke gegenwaͤrtiger ee >: fertig RER Beſchreibung fertig war, RR ich noch „einen. en ‚But der diefe meine, Murhmaflung . ‚viel, Deutlich Eräftigen feheinet. - Und das iſt eben, was er ‚aufger genmärtiger Platte. vorftelle. . ‚Es ftehen darauf zwey umgebogene Bleche A B. Das oberſte A iſt ſtaͤrker an Materie und an magnetiſcher Kraft, als das unfere BlEs ftehen die gleichnamigen ‚Pole beyderfeits ges ‚gen einander, aber etwas entfernt von einander, das mit man fehen fönne, wie ihre Fluͤſſe einander begeg« nen. An diefer Einrichtung iſt zu erkennen ‚.baß Die magnetifche Materie, mit mehr Kraft und. häufiger, aus dem obern Bleche hervor gehet, daß fie.den Seile ftaub , von dem Ende des untern Bleche, megtreibet, der allda gelegen hatte, wohin.die Linien CC. wei⸗ fen, ferner daß fie den magnetifchen Ausfluß, der. aus den Geiten des untern Blechs, in.D D hervor ‚ges bet, kruͤmmet und wegtreibet es ſcheinet, fie druͤcke ſol⸗ chen mit der Schwere, oder ſie blaſe ihn fort, Die fes Druͤcken gefchiehet eben ſo ſtark gegen einen als gegen den andern Pol. Wenn nun aber der magne⸗ eifhe Fluß, zu gleicher Zeit durch; beyde Pole: des. großen Blehs. eindränge ‚fo. ‚müßte. der Ausfluß vom Fleinern Bleche, weil er ſchwaͤcher iſt, aufwaͤrts ziehen, wir ſehen aber, daß er niederwaͤrts geſtoßen wird. Wenn er auch, wie man insgemein glauben will, zu einem Ende des Bleches eindringen, und zum "andern Ende wieber heraus ziehen ſollte, ſo wuͤr⸗ de der Ausfluß aus einem Ende anders ſeyn als aus dem andern. Wird aber die Figur nur angefeben, fo Eann man fich ſchwerlich bereden, daß der mague- tiſche Fluß, nicht zu gleicher, Zeit aus beyden Enden des groben ana gehen und blaſen ſollte. A Ki ab er au der Fluͤſſe des Magnetes. 605 aber doch fo vielen Zufluß haben muß ‚als et wieder ausftreuet, fo ſcheinet der Zufluß koͤnne nirgends ans derswo berfommen, als aus dem Wirbel, der den Aequator anweiſet, und mitten in diefen Blechen, wo EE gezeichnet iſt, fich erhebt, wenn er nicht (wie auf we fechften ‘Platte, ) von feiner Stelle gebracht wird, Was werden nicht ſchon aus allen diefen unters fhiedenen magnetifchen Fluͤſſen, die Theils krumm, Theils gerade ausgehen, fi ch Theils vermifchen, Theils rück ſtoßen, wie ſie allhier zu fehen find, vor gute ‚ölgen gezogen werden koͤnnen Weil aber eben ders gleichen Erfahrungen‘, als ich bier auf gewiſſe Art an⸗ geftelle habe, noch ſehr zu vervielfältigen find, und daraus immer mehr Licht eneftehen kann, ſo enthalte ich mic allhier Schluͤſſe ſe zu machen, als damit es noch zu fruͤhe ſeyn moͤchte. Ich glaube genug gethan zu haben, wenn ‚ich bey denjenigen Aufmerkſamkeit er⸗ tee, die gegenwaͤttige magnetiſche Ausflüffe zu ſe⸗ hen — — damit ſie ſehen, was vor ein unbe» kannter Weg noch übrig, und der Mühe werth ſey, ſolchen beſſer kennen zu lernen. Ich Habe doch ganz neue Erfahrungen‘ vorftellig gemacht, aus denen zu erfennen ift, daß wenn fie vermehret und erweitert werden, noch andere Begebenheiten mit dem Mas gnet entdeckt, und neue Erfenntniffe erworben werden fönnen, Es bedarf auch zur Ermunterung der Phis loſophen nichts mehr, als daß fie die Hoffnung vor 9 ſehen, etwas entdecken zu koͤnnen: denn ſo wer⸗ den ſie von ſelbſt fortfahren. — Woferne meine Erfahrungen, die Materie des fifigen Wefens im Magnete, noch nicht ſo helle auf ⸗ —9— als es verlanget werden kann, und wenn ſie auch J 66 Beſchreibung auch) die inf cht in diefe Sache, PER n_ ſoll⸗ ten, weil darinn Umſtaͤnde vorkommen, die vorhin ganz unbekannt geweſen ſind, ſo wird doch. ihre Gute darinn beſtehen, daß fie eine -getrene und genaue, Abs bildung, von den mancherley Bewegungen einer Trieb⸗ feder geben koͤnnen, die vor unſern Augen ſo viel wun⸗ derſame Wirkungen, und ohne Zweifel noch viel meh⸗ rere ausuͤbet, die wir nicht wiſſen. Denn wie ſollte mon glauben Eönnen, Daß. der. Schöpfer ein ſoiches Weſen hervor gebracht hätte, das um die ganze Er⸗ de als etwas fluͤſſiges läuft, das ſie von einem Pol zum andern durchdringet, das uns allenthalben um⸗ giebt, und ung ſelbſt durchdringet, wenn daſſelbe zu nichtg mehr ſeyn follte, als ung mit dem Anblick ei⸗ nes Steins zu beluſtigen, der auf unſichtbare Weiſe, ein viel ſchwerer und plumper Gewicht als er ſelbſt hat, aufheben kann, oder daß er hoͤchſtens nur eine kleine Nadel regieren ſollte, Die uns zur See, an die aͤußerſten Ende des Erdbodens leitet unſere ers ſchwendung, Geiz und. Neugier zu erſaͤttigen, das wuͤrde ſich uͤbel zu der Vorſtellung ſchicken, die wir von einem fo weiſen Werkmeiſter haben ſollen, wenn man ihm ſo ſehr ungemaͤſſe Abſichten beylegte. Ich halte vor viel vernuͤnftiger, die magnetiſche Materie davor anzuſehen, daß fie noch andern, viel ernſtli⸗ chern und wichtigern Nutzen babe, „als was uns da⸗ von in, die. Augen fällt; daß fie in den ganzen Welt ⸗ bau. dringe, und darinn Verwaltungen babe „die wie noch nicht Fennen, daß aber vielleicht eine Zeit kom⸗ men wird, Die. eg entdecket. Sollte dieſe Entdefung ung weniger gluͤcklich machen, als die electriſche Mas | Urin die aus ihrer vorigen ne fo hell Rn bricht, —* — * der Fluͤſſe des Magnetes. 607 bricht in. welcher fie. fo. viele, hundert⸗ Jahre gelegen hat, 6. davon weiter nichts, als eine einzige. und die, allergeringfte; Wirfung bekannt geweſen iſt, die nunmehro ſo vielfach und ſo erſtaunlich geworden find; Nach dieſer Erklaͤrung meiner magnetiſchen Ta⸗ kin , fann ich. mir. das Vergnügen, nicht verfagen ‚eis nige Anmerkungen, die mir uͤber dieſen Erfahrungen bengefallen find ‚zu berichten: Weilich aber noch Fein, Syſtem erbaug, fo. will ich ſie nut ohne Ordnung, und wie ſie mir beyfallen werden, erzaͤhlen. Einigedavon werden manche Begebenheiten beſſer erläutern, die noch gar nicht, oder unrecht. erklaͤret ſind. Andere werden annoch die Schwigrigfeicen vorſtellen, die ich einem jeden der ſich Daran machen. will, aufzuföfen; Are und BAR einge: — — ti wa m ” Anmerkungen er * J—— die magnetiſche Materien llte die magnetiſche Materie etwas anders jr als das ticht ? als dasjenige, was die Electrie eität hervor bringt? als die. ‚fubtile Materie, und. als: viele andere Materien, die nicht. in unfere Sinne fals, len, und uns nicht anders, als durch ihre Wirkungen Eennelich werden ? Ich voill e8 nicht entfcheiden ‚: weil mir aber keine Hoffnung haben, dieſe Materien je⸗ mals auf andere Weiſe, als durch ihre Wirkungen - ennen zu lernen, fo feines, wenn wir diefem, Wege n, daß bie magnetifche Materie, ein unterfchie« denes Wefen von dem übrigen babe, indem wir von keiner unter ihren Erſcheinungen wahrnehmen die | ‚ Denen ar ses ¶ Beſchreibung denen chelch wären, j welche‘ an den | Magneen dor“ kommen — Die Meynung ware am meiieh gile,, und ik. der Erfahrung beſtaͤtiget wird, befteher t darinne ‚daß die magnetiſche Materie ein flüffiges Wefen fey, das von Norden nach‘ Süden, über die ‚Oberfläche der | Erde wegläuft, Der Compaß, der von dieſer Mas terie regieret wird, zeiget diefen ihren Zug auf gleiche | Weiſe, als die Fahne’ auf dem Majte * Schiffes | ‚den Zug des Windes. Es iſt aber glaublich, daß diefes flüffige Weſen, nicht nur oben über die Erdflaͤ⸗ che wegftreiche, ſondern auch in ihr Inwendiges drinte ge, ‘weil eg feine Eigenfchaften auch den Steinen die in tiefen Erztgruben liegen , mittheilet, Die Ges fhwindigfeie, mit welcher diefe Fluͤſſigkeit wirket, ift daran zu erkennen, Daß fie das Eiſen fo ſchnell an ſich ziehet, ihre Stärfe aber, ift an be, Gewichte wahr« zunehmen, das fie tragen Fann. ' Man kann, ohne daran zu; zweifeln, und ohne alle Schwierigkeit be» greifen, daß die Wele von folder Materie voll fen, alle Körper wie fie Namen haben, auch die allerdich» teſten ‚find doch faſt unendfich voll; und davon iſt un⸗ ter andern. Zwiſchenraͤumchen, der magnetifche Fluß einer von den ſtaͤrkſten Beweifen, weil auch Gold, Sil⸗ ber, Dueeffilber, und alles was noch fo dicht iſt, feinen Durchgang niche hemmen kann. Er dringet durch - alle Metalle, durch Feuer und Flamme fo leicht, als | das Licht durch Glas, er zeiget ſich alenthalben i in der Welt gegenwärtig, wohin wir kommen. Man kann demnach die Erdkugel als einen Koͤrper anſehen, der von magnetiſcher Materie ganz durchdrungen, und in ide als in einem Meer a liege: .. at der Fluͤſſe des Magnetes. 609 hat fie einen Fluß, der ihr ganz eigen iff, und ba: von der größte Theil der Wirkungen, womit ſie fich am Magnete , abhängt. Wie will man nun diefe Wirkung verfiehen lernen, wo man ihre Ur⸗ fache niche weiß? | Die Erfahrungen, die ich davon vorftehend auf: | ni habe, bezeugen mir, daß er anderer ſey, als Wafler, Wind und andere flüffige een. Er bat-einen beynahe geraden und niemals unterbrochenen Lauf von Norden nad) Sünden, der ihm von Feiner fremden Kraft oder Triebe beyge⸗ bracht wird; wir fehen nicht, daß er fid) fo, wie diefe, duch Ruͤckfallswinkel bricht, die dem Ein⸗ fallswinkel gemaͤß waͤren. Zween Stroͤme Waſſer, zween Winde, die einander entgegen fließen, wir: den einander durchdringen, und fich vermengen. Mit dem magnetifchen Fluffe aber gefchieht es nicht. Auf der dritten Tafek Fig. 2. begegnen einander ziveen magnetifche Flüffe, flogen ſich, und -einer machet den andern gleichfam breit oder platt, eben wie folchen feiten Körpern wiederfährt, die etwas biegfam find, und einem leichten Drucke nicht wie: derftehen fönnen, Zween auslaufende Strahlen, die einander auf der erften Figur diefer Platte bes gegnen, fehiegen nicht in einem folchen Wege fort; wie die Lichtſtrahlen; fie gehen nicht, wie das Licht, den nächften Weg , in der wenigſten Zeit, u. * Auf die Frage: Warum keine andern — mehr, als der Magnetſtein und das Eiſen den Ein— druck dieſes flüßigen Wefens annehmen? glaube ich, die Urſache ſey im Eifen und im Magnerfteine zu für. 12 Band. 2 chen, { 6% Sm Beſchreibung —— chen. Weil nur allzugewiß iſt, daß alle Materie Vin ſtdcher oder Zwifchenräumchen Hat,; und daß der magnetiſche Fluß ſolche alle durchdringt: fo folget daraus ganz natuͤrlich, daß, wenn der Fluß eine Materie antrifft, durch welche er nicht dringen kann, er in dieſelbe mit aller Macht arbeiten werde. Nun iſt uns nichts anders als Eiſen und Magnet bekannt, die dem magnetiſchen Fluſſe widerſtehen muͤſſen, weil er ſie doch ſtoͤßt und von ihrem Orte vertreibt: ſo muß demnach der Widerſtand des Eiſens und des Magnetes, auch die Bemuͤhung des magnetiſchen Fluſſes, dieſe Hinderniß zu überwinden , die Erſchei⸗ nungen verurſachen, die wir von ihm ſehen fönnen: Wenn ich gefager habe, Magnet und Eifen fey un: durchdringlich: fo will ich dieſen Ausdruck nicht nach der Strenge verftanden willen; ich glaube nur, daß ihre Zwifchenräumchen zu. enge, oder. eine ganz be: ſondere Figur, als alle andere feſte Körper haben muͤſſen; und daher fomme, daß die fo häufig: zuflieſ⸗ fende magnetifche Materie , die nicht auf einmal durch diefe Raͤumchen fommen kann, fo. zu fagen mit dünnen Faͤdenchen hinein dringen; will, und daß ie, wenn die Fafern Außerft enge, und. gefrümmet ‚ dadurch einen Zug nehme, der einen viel ftärs fern Eindruck machen muß. | erg Br SE IH. Bee are - Bisher hat man davor gehalten, daß die magne: tifche Materie viel leichter. durch. die Zwiſchenraͤum⸗ chen des Stahls, ‚als des Eifens gehe, und aus die- ſem angenommenen Grunde, der doc) in Feine Wege bewiefen , fondern nur ein ungefährer Einfall ift, haben viele Wirfungen des Magnetes erklaͤret wer⸗ | | \ ben u j der Slüffe des Magneted, 61 > Alle Erfahrungen Hingegen, die ic) ‚ zeigen mir garnichts, wodurch ich Gedanken fallen. Fönnte; ſelbſt die | t feheint zu miderfprechen. Denn wenn das Eifen erfi aus der Grube koͤmmt: fo hat es noch wenig Tüchtigkeit, die magnetifche Kraft zu erlan- gen; diefe Lunge vielmehr fo leichte durch weg, als durch andere Metalle Wenn es aber in Ham⸗ metiverfen gefchlagen wird, und Dadurch feine Theil- chen näher zufammen kommen, fo wird es immer gefchickter, den Magnet anzunehmen; und wenn eg lange gefchlagen wird, bis es Stahl werden Fann, "wird es leicht magnetifh. Endlich nimmt es auch alles von Magnet an, was ihm davon werden kann fo bald es der feinſte Stahl, das ift aufs -allerdic)- tefte, und feine Theilchen in den allerfleinften mög: tihen Raum gebracht worden. Man würde demnach) die Drönnng der Natur umkehren wollen, wenn man behauptete, daß, je Dichter ein Körper fey, er defto leichter die Materien durchlaffe, die ‚durchdringen wollen. Unterdeſſen fagen es Doch die: - jenigen, welche vorgeben, der Magnet gehe Teichter durch den Stahl, als durch das Eifen. Meines Ermefjens würde man mehr befugt feyn, zu glau⸗ ben, daß alle magnetiſche Begebenheiten davon ber: *fommen , weil die magnetifhe Materie ſchwerer durch Magnet und Eifen fommen fönne; und daß darnach, als deren Zwifchenräumchen find, verfelbe ftärfer oder fchwächer werde. Eben diefes fager der Herr von Reaumür, welcher den Fehler der alten Lehre in diefem Stuͤcke am erften wahrgenommen, a Si Wal: pe BARS HR") und vielen heutigen Philofophen Anlaß | f davon abzuftehen, Ä a IV. A Ich fehe Feine Nothwendigkeit, dar e Weltweiſe gethan haben, zu fallen, daß in den Käumchen des Eifens Schrauben, Schraubenmut- ter, oder Haare wären; und darnach die Wirfun- gen des Magnetes. erfläret werben müßten. Mei- nes Grachtens find die Haare am. allerwenigften in dem Eifen zu ſuchen. Was vor Scheinbarfeit Fann doch feyn, daß das Eifen als ein Metall, das fo vielmal verdichtet, mit dem Hammer; gequetfchet, mit fo viel Gewalt bearbeitet, auf hunderterley Art geben bat, ’ unter folhen Haͤmmern hin und her gewendet wird, die eine unmäßige Echwere haben, bey allen der⸗ gleichen Umjtänden ein fo feltfames , ordentlic)es, weiches und nachgebendes Fell oder Pellzwerf behals ten follte, damit man feine Kaumchen: ausfüttern will? Wenn man ja unbemweisliche Dinge voraus ſetzen wollte: fo fieht mir Fürzer und wahrſcheinlicher aus, eine große Diegfamkeit in den Fafern- diefer _ Tanäle anzunehmen. Die Faſern find doch etwas . befanntes, auch wirklich vorhandene Dinge in der Natur; das Eifen felbft beſteht aus Faſern. Dages gen find Haare, Schrauben und Schaubenmuttern nur Dinge, deren Schöpfer die Einbildung ift, um die Lücken in ihrem Syitem auszufüllen. n fönn« te die bloße Biegfamfeit der Fafern das fchon aus: richten, wozu man jenes alles haben will. Wenn Faſern von der Befchaffenheit fepn, daß, indem fie ſich Fräufeln, fie fich verlängern oder, verfürzen koͤn⸗ nen: fo find fie auch im Stande, die magnetiſche Materie _ 2 ber Slüfle des Magnetes. 613 Materie leichter oder ſchwerlicher durchweg zu laſſen; darf nichts mehr, deren Fluß, und die Davon ngende Wirkungen zu verändern. Die Herren Bernoulli ‚fehen fhon in ihrer Preißfchrift den Ma- gnet für einen Körper an, der aus gefpannten, efa= ftifchen und parallel oder gerade neben einander lie- genden Fafern befteht, die beftändig von einer fehr reißenden Bewegung und Gegenbewegung, als wel⸗ lenfoͤrmig getrieben werde; fie wollen annoch Balvuln, oder Fallehücchen zulegen, Ein beftändiger Durchfluß der magnetifchen Ma— terie kann fodann leichtlich die Geſtalt, welche er ven Faſern gegeben hat, feit oder fteif machen. Der: geftalt werden die Feuerfchippen und Feuerzangen, wenn fie im Camin ftehen, dahin man fie zum Ge= brauch ftellet, von felbft magnetiſch, weil fie vom Feuer genug erhiget werden. Wir felbit Fünnen die Geſtalt ver Faſern im Eifen verändern. Man faſſe nur eine nicht magnetiſche Ruthe oder Stange mit dem Schraubeſtocke oder Schloͤſſerzange, und beuge von einer Seite zur andern, fo kann dieſes nicht an-⸗ ders geſchehen, als daß die Faſern gezogen werden, und in eben folche Einrihtung fommen, als der ma: gnetiſche Fluß an ihnen erfordert, wenn er in bie Sinne fallen foll; daher koͤmmt auch, daß diefe Ruthe in dem Augenblife magnetifch wird, da fie zerbrochen ift. Wäre fie demnach magnetiſch gewe⸗ fen, ehe fie dergeftalt gebeugee worden, fo müßte fie aus gleicher Urfache die magnetifchen Kräfte wieder verlieren. Die Meißel, damit man. Faltes Eifen zerfchläge, befommen, aus faft gleicher Urſache eine magnetifche Kraft; denndie ſtarken Schläge, welche 203 auf Ga WBeſhrewung auf die Su gefehehen , BAR dieſe es dringende Kraft in das Eifen.. Der Zwang, | hen. man dem Meißel beybringt, das Eifen zu je ' theilen , ift allen beyden gemein, dem Meißel und dem Eiſen, das gefchlagen wird. Der Meißel | Fann die Theile des Eiſens, in welches er einfchnei= | def, anders nicht fortfchieben, ohne daß feine Theile, | näher an einander fommen, und die Faſern feiner: | Kanälchen mehr zufammen gedruͤcket werden, daher: | von dem magnetifchen Fluffe fehmwerlicher durchge: | drungen werden koͤnnen. Die Eifenftangen , von | denen der Herr duͤ Fay fprichf, Daß fie, wenn fie | glüend aufrecht geftellet, und dergeftalt wieder kalt werden , magnetifche Kraft ‚befommen ; andere | Stangen, die dadurch magnetifch werden, wenn | man fie nur auf einem Boden, auf einem Tifche, ' oder auf den Knien fchläge, und dergleichen mehr | ‚Erfahrungen , welche dem Eifen nur eine kurz dau- rende und fehr ſchwache magnetifche Kraft geben, be⸗ weiſen klar, daß die Faſern des Eiſens ſehr leicht in Bewegung gebracht werden, ihre Figur veraͤndern, hernach ſich wieder als kleine Spannfedern i in vorigen Stand herſtellen konnen, wofern nicht eine ie | Kraft oder längere Zeit fie feft machet. Bey allen diefen Mitteln, eiferne Stangen ma» gnetifch zu machen, bemerket. man, daß fie aufrecht . geftellet werden müffen, und widrigenfalls die ma⸗ gnetiſche Kraft augenbliclich verlieren; auch wenn fie Horizontal liegen, gar feine ſolche Kraft bekom⸗ men. Noch ſcheint etwas beſonders, daß allezeit nur der untere Theil ſolcher Stangen magnetiſch wird, und darinnen den Ba machet. Bi kleine der Fluͤſſe des Magnetes. 6 kleine Naturgeheimniſſe will ich hier nicht ſuchen zu er- klaͤren; fie folgen ohne Zweifel aus der Art und Weiſe, wie der magnetifche Fluß die Canaͤlchen des Eifens durchftveicht , welches wir noch zur Zeit nicht wiſſen. Das Kreuz aufdem Glockenthurme zu Chartres und zu Aachen, der eiferne Balken an den Glocken zu Marfeille , und alle andere Erempel von eifernen ‚Stangen‘, die davon magnetifch geworden find, ‚daß fie lange Jahre in einer beftandigen Lage und einge- mauert geweſen, haben ihre magnetifche Kraft von einer andern Urfache. In allen diefen Fällen ift ein Theil Eifen in freyer $uft, der andere Theil aber im "Steine verborgen ; nun wird Diefer verborgene Theil allezeit Magnet; denn der Roſt, den er anleget, be- ſteht darinnen, daß das Eifen in die allerfeinften Theile aufgelöfet wird, welche fich losmachen, aber wie— derum in die Canälchen des Eifens fallen, und dem magnetifchen Fluffe den Durchgang ſchwerer, Daher das Eifen zu den mancherley magıretifchen Wirfun- gen, die es hernach leiften kann, geſchickter machen. Man will bier etwas einmenden, und fraget, warum gleichtoopt i im Schutt, wo Häufer geftanden haben, oder in der Erde fein folches roftiges Eifen gefunden wird, das magnetifch wäre? Nach meinen Gedan- fen Fan man antworten: Es fomme daher, daß anftate die Winde, und der Schall von Glocken ſolche Erzitterungen am Eifen verurfachen, davon die Koftftäubchen erſchuͤttert werden, dieſes dem eins gegrabenen oder eingemauerten Eiſen nicht wieder⸗ fahren koͤnne, weil es keiner Bewegung noch Erſchuͤt⸗ terung a be er; Milk: 244 V. An 06 Beſchreibung u V. | An — 5— Blechen ober Klingen | waͤchſt dieſe Kraft durch vielen Gebrauch mehr, als man denken ſollte. Ich habe davon oft Proben ger | macht. Inſonderheit habe ich es auch mit Magne- ten, die durch Kunft gemacht waren, verfuchet,, und ‚fie viele Tage nad) einander immer altmählich mehr und mehr beſchweret, viele folgende Tage ihnen wies der Ruhe gelaffen, hernach fie von neuem befchtweret. . Meine legte Erfahrung , mit weldyer ic) feit dem November vorigen Jahres den Anfang machte, geht ‚noch itzo fort. Ich gebrauche dazu einen Magnet, der nach der Art oder Vorſchrift des Heren Braden- hofer gemacht ift. Er fteht auf ver. fiebenten Tafel Big. 3. iſt nur drittehalb Pfund ſchwer, und. ward mit einem Magnete beftrichen, der nur drey Pfund trägt. Im Anfange wollte der Kunftmagnet Faum acht Pfund fragen, und ein mehreres niche anneh⸗ men. Nachdem ich ihm aber etliche Tage Ruhe ließ, beſchwerte ich ihn aufs neue, und legete bald eine Unze noch zu, bald eine halbe Unze, bald et⸗ was weniger bis er anitzo ſchon zehn und ein halb Pfund traͤgt; vielleicht iſt auch dieſes noch nicht alles, was er tragen kann. - Diefe Erfahrung zeiget, wie fer. bie Kraft bes - Magnetes nur allein Durch den Gebrauch vermehret werden Fann; fie entdecfer aber dadurch klar genug den inwendigen Mechaniſmum des Magnetes. Denn wenn die Faſern des Eiſens nachgebende und biegſame Koͤrper ſind, weil man voraus ſetzet, 2 . ber magnetifche Fluß fie zwinge, eine gewiſſe Ei richung anzinehmen; ſo iſt begrefich . — —* > 4 afern, | | — — — — der Fluͤſſe des Magnetes. 617 Faſern, die nichts als Spannfedern fi ind, wenn ſie in Acht genommen ‚und nach und nach geleitet wer⸗ den, ein groͤßer Gewicht tragen koͤnnen, als wenn fie zuerſt mit allem, was man ihnen zu fragen anmu⸗ ben will, uͤberladen würden. Wir erfahren eben diefes an "unfern Rörpern, weil wir uns erſt nad) und nad) gewöhnen, immer ſchwerere Laſten zu tra- gen; und hätten dasjenige, mas wir zulegt fortzu- bringen lernen, im Anfange nicht aushalten fönnen, Ferner kann durd) diefe Erfahrung bewieſen wer- den, warum die magnetifche Kraft fich gar verliert, wenn nicht der Magnet immer etwas zu thun bes koͤnunt. Es laͤßt ſich daraus fchließen, daß dieſer Abgang davon herkomme, weil die kleinen Spannfe⸗ dern, wenn fie, fo zu ſagen, ihrem Willen uͤberlaß fen werben ſich wieder in ihren Stand ſetzen. Ich zweifele, daß ein Magnetſtein ſelbſt feine Kraft fo fehr vermehren koͤnne, als magnetifche Bleche oder Klingen, wenn beyde auf einerley Art beladen wer— den. Es hat mir an Zeit gemangelt, die Erfahruns gen damit oft genug zu wiederholen. "Mein Zweifel aber gründet fich darauf, daß ich glaube, der Ma: gnetftein ‚habe, weil er zum: Theil metalliſch, zum Theil mineralifch ift, viel ſtrengere Faſern als das Eiſen, die folglich nicht fo Teichtlich den magnetiſchen Fluß, und das Gewicht, damit man P beladen will, — konnen. VI. Weil wir fehen, daß alle Koͤrper alsbenn i in eine Art yon Ruhe fommen, wenn der Magnet‘ fie feit Hält, oder auch wenn ev. fie. drehet., und nad) feiner Diresnanslipe ; bie eben das, was der: magnetifche 245 Zug ‚618 SBeſchreihung Zug iſt, — ſo habe ich einen a ‚gemacht, wie es mit einem Körper werden möchte, der ange zogen ober. zurück geftoßen würde, ob er ganz frey mitten im magnetifchen Fluſſe hangen bleiben koͤnnte, a ‚ben: Körper des Magnets zu berühren. - Die Erfahrung, davon ich Rechenſchaft geben will, hat mir hierauf gezeiget, daß in diefen beyden Fällen ein folher Körper in beftändiger Bewegung ſey. Iſt das vorgedachte perpetuum mobile. Der Kunft- magnet, deſſen ſchon Erwähnung gefchehen ift, und der Tab, VII. Fig. 3 vorgeftellee‘ wird, hat zween Scenfel AA. jeden aus drey magnetifejen Stahl- ‚blechen. Beyde Schenkel ftehen in gleicher Weite ‚von einander, oder in paralleler Entfernung , fie find oben vermittelſt eines weichen Eiſens B' verbunden, das eine gewölbte Figur bat, und hier dazu dienen fol, daß die magnetifche Materie dadurch aus: einem Schenfel in den «andern über‘ gehen fünne. Das untere Band D’ift von Kupfer. Diefer Magnet ift am Balfen einer getäfelten Stube aufgehängt, „wo es mit C angedeutet wird. Oben an der Seite hängt ein ſeidener Faden E, und unten daran ein Flein Stahlblättchen F in einem Triangel gefchnitten; $ es ift nicht ſchwerer, als zween Gran: An ftart, daß diefes Eleine Blech ſenkrecht ſeitwaͤrts der magne⸗ tifchen Mafchine niederfallen follen, wird es durch den Strom des magnetifchen Fluſſes, der ſich feiner be: mächtige, aus feiner Linie geruͤcket. Diefer Strom geht aus: feinen Blechen dergeftalt , daß er fich, eben * fo, wie in der erften Figur der fünften Tabelledit.'A wirbelt, welches daher koͤmmt, daß das Fleine drey⸗ eckige Blatchen und jr Kunſtmagnet ſich einander re mit der Fluͤſſe des Magnetes. 619 mit den ungleichnamigen Polen naͤhern, auf wel⸗ chen Fall eine Anziehung erfolgen muß. Die ganze Zeit hindurch, "da ich diefe Erfahrung fortgefeßet ba: be, welches viele Wochen gedauert, ift das Dreyerfig- te Blättchen nicht aus diefem magnetiſchen Kreiſe ge: wichen. Es ift auch alezeit mit einer folchen Bewe: gung getrieben worden, als ein ebener Körper, welcher hängend auf der Rpeafläche eines Mießenben Stromes ſchwebet. Auf gleiche Weiſe habe ich am — Ende in G einen feidenen Faden angebunden, daran am unter: ſten Ende eine Fleine Naͤhenadel H bieng, und an ‚ber Spiße diefer Nadel ein ganz Fleines Wachskuͤ— gelchen feſt war, Dieſer Faden ſank etwas tiefer, als jener Faden, der ein Blaͤttchen hat. Die Spitze dieſer Nadel und das Ende dieſer Seite des Kunſt⸗ magnets, kamen einander mit ihren gleichnamigen Polen nahe, (weil die Linie des Fadens auf den Pol fiel,) daher ward die Nadel weggeſtoßen; das Bla⸗ ſen aus dem Magnete hielt ſie gleichfalls ſo lange, als vorhin gedacht iſt, in beſtaͤndiger Entfernung von ſich ab, und in einer ſteten “Bewegung, die einem fihlagenden Perpendicul ähnlich) war. Weil wir fer ben, daß alle diefe Bewegungen, die fo merklich er- ſcheinen, dennoch ſchwach, unordentlich und ſtoßweiſe geſchehen, wie die Winde gehen: ſo wuͤrde es ſehr annehmlich feyn, wenn man willen fönnte, ob diefer magnetifche Fuß: etwa gleichfalls fleinen Stürmen unterworfen wäre. Denn follte nicht zum Exempel etwas dergleichen getvefen feyn, das die Seelampe des Ritters Ellis in der Hudfonsbay fo fehr geäns dert m wie am Ende diefer Obferwationen zu erſe⸗ Ä ben 60 Beſchreibung ben ſeyn wird. Uebrigens halte ich gewiß davor, daß diefe Erfahrungen, wenn fie wiederholet wer: den, und man in richtiger Bahn immer weiter gehf, ‚zu manchen neuen Entdefungen und zu nüglichen Anmerkungen Anlaß geben werben, wodurd wir zur Erkenntniß diefer verborgenen Kraft, an welcher uns fo viel gelegen iſt, gelangen koͤnnten. h Ich muß aber einem Zweifel begegnen, der über diefe Erfahrung erreget werden möchte. Man koͤnnte gar leicht vermuthen, daß die Bewegungen - eines ſchwebenden fo fehr leichten Körpers, als unfer DBlätechenift, welches nur ziween Gran wiegt, nichts) mehr als eine Wirkung der $uft twäre, die ſich in den Zimmern gleichfam in einem. Kreislaufe bemeget, wenn fie gleich noch fo gut verfchloffen find. Allein, man wird Dadurch von der wahren Befchaffenheit Leiche verſichert, wenn man mit einem ſolchen Fleinen Ge- mwichte, das an einem Faden hängt, fich weiter vom Magnete und außer diefen Atmofpähren: entfernen will. Auch der Unterfchied der Bewegung an dieſen beyden Eleinen Gewichten zeige fofort, was von einer Blaſe des Magnets, und hingegen von einer. fid) ummälzenden $uft herkommen könn. Bey Aufnehmung igegemeldeter Erfahrungen bin ich auch noch auf eine Entdeckung geleitet worden, was das Licht, in Anfehung des magnetifchen Fluffes, für Eigenfchaft Habe; indem ich befunden, daß ein fehr Helles Licht den Strom: diefes Fluſſes beſtreite und ftöre. Ich habe es auf folgende —— | Als ich eines Abends. mit dem Wachslichte dem klei⸗ nen dreyecfigten Plättchen, das über F ſchwebet, zu. nabe Fam, und feine Bewegungen — | { wo \ nu | der Fluͤſſe des Magnetes. 62 wollte, kamen ſolche mir ſtaͤrker und lebhafter vor, als ich ſie den Tag uͤber geſehen hatte. Ich kehrete daher einige Augenblicke mein Licht ab, und brachte es ſodann wieder heran; da ich denn ſah, daß die Lebhaftigkeit der Bewegung dieſes Blaͤttchens ſich hiernach aͤnderte. Ich fiel erſt auf die Waͤrme, daß fie daran Schuld ſeyn möchte; und den Grund zu er: fahren, hielt ich ein groß Linfenglas zwifchen das Sicht und das Blaͤttchen, 309 auch das Licht fo weit zurück, bis der Strahlenpunct vom Glafe das Blätt: chen traf, der doc) vom Lichte Feine merflihe Wäre me annehmen kann * Und da ward das Blättchen mit einer Heftigkeit zur Nechten, zur Linken, und nachdem ich den Punct nur richtete ,. geftoßen; bisweilen drehete es ſich gar herum, mie ein leichtes Körperchen,, damit der Wind fpielet: Der Herr Bradfenhofer, welcher ſchon lange ges dacht hatte, daß das Licht mit der magneti- ſchen Materie ftritte, hat diefes mit Vergnuͤgen ans geſehen. — 9 | VIL * Das meiſte, wornach man gemeiniglich bey dem Magnete fraget, betrifft feine Kraft anzuziehen. FA, ; Wie "® Der Herr Eanzler, Freyherr von Wolff, führet dagegen in feinen Anfangsgründen der Catoptrik ©. 98.1008 Zahns Erperiment an, dag in Wien mit einem Brennfpiegel von 6 Schuhen Diameter and davon bis 24 Schuhe entferneten. Eleineren Hohlſpiegel Zunder oder Schwamm durch zwey⸗ “mal veflettirten Focum glüender Kohlen angesün- | det worden. Der Autor: felbft nefteht in feiner fol⸗ - genden XV Betrachtung der Wärme zu daß fie bie | Magnetnadel wieder in Ordnung bringen könne, \ eu Wie en num bie eeftaninliche Kraft zu begreifen und, zu erflären, damit diefe Materie, die doch nur une ſichtbarer Weiſ⸗ von ſich bläft ‚fo anſehnliche Gewich te an ſich ziehen und tragen fönnte? 3. €, Durch was vor einen Mechanismum tragen geriffe Ma- gnete vierzig bis funfzig Pfund ? Hat denn ein fo zu nennender Strahl fubtiler Materie in ſich felbft fo viele Kraft, als ein ftarfer Arm voll Nerven; und kann er fie an fehmeren Körpern von felbft ausüben, ohne daß ihm. eine fremde Hülfe dazu gefchieht ? Diefe Schivierigkeiten aufzulöfen, muß man vorerft einig werben, was durch Anziehung zu verftehen fey. Man hat diefes Wort, das von den Griechen koͤmmt, erneuert, es faget aber nichts deutliches, wenn es nicht erfläree wird. Wenn demnach durch das An: ziehen eine unbekannte und. verborgene Kraft, melche ohne daß ‚man weiß, wie e8 zugeht, verurfachete, daß ein Körper fich einem andern nähert; oder eine Sympathie verſtanden wird, die zwey Körper zwin⸗ ge, ſich zu vereinigen: ſo iſt das nicht, was ich durch Anziehung verſtehe; denn Durch ſolche Woͤrter wuͤrde ich eine Finſterniß mit der andern vertreiben wollen. Wenn man aber das Anziehen fuͤr ein Vermoͤgen haͤlt, einen Koͤrper thaͤtlich an zufaſſen, und zu zwingen, daß er ſich einem andern Körper nähern muß ſo iſt es dusjenige, was meine Augen zu fehen ſchon ge- wohne find, und mein Berftand vorhin kennet; und diefe Kraft fuche ich im magnetifchen Fluffe, und in den verfchiedenen Weifen, wie er die Eifenftäubchen, die ihm. vorgeleget werden, ordnet und richtet. Wird nun ein Schiff durch den Strom des Waſſers gegen. die — en? j rn pflege nice Yu“ | | der Fluͤſſe des Magnetes. 623 nicht zu ſagen, das Schiff werde von der Bruͤcke an⸗ ʒ weil ich die Kraft, die es ſtoͤßt, mit Aus gen ſehe. Eben ſo iſt es hier. Man giebt zu, die magnetiſche Materie ſey ein Fluß, der beſtaͤndig | a Sch fehe nun, das Eifen wird durch: diefes flüffige Wefen geleitet, und an eine gewiſſe Stelle geleget; hierbey aber Fann ich nichts mehr fehen,, als daß ein Koͤrper mit einem Wirbel von Materie ums. geben wird , die ihn mit fich fortfchleppet , "und wer⸗ de alfo nichts fcheinbares von dem, mas man gemei- niglich Anfic)ziehen nennet, in dieſem eigentlichen Verſtande gewahr. Wuͤrde der bewegte Körper al⸗ lein an feiner. Oberflaͤche ſo weit er mit derſelben vor den Magnet koͤmmt, hingeriſſen, ſo koͤnnte man ſa⸗ gen, er werde angezogen. Weil aber der Koͤrper von dem magnetiſchen Ausfluſſe, wie mir auf den Kupferplatten. deutlich fehen, ganz umgeben wird, und diefe Materie ven Eifenftaub wegreißet und feft hält: fo würde der rechte Ausdruck feyn, zu fagen, der Staub werde weggetragen und gehalten. Wer es ein Anziehen und eine anziehende Kraft: nennen will, der kann feine Meynung doch nicht anders, als itzt gemeldet ift, erklären. Wenn ich felbft die: fes unbequeme Wort gebrauche, fo gefehieht es nur nad) des Herrn Newtons Erempel, und nur allein ‚durch einen Ausdruck, der zur Gemohnheit gewor⸗ den ift, eine Naturbegebenheit mit dem Magnet, nicht aber ihre wirfende Urfache darunter zu ver: ftehen. N as die erftaunliche Kraft betrifft, damit der Magnet alles —— der Schwere uͤberwindet, ſo ſcheint mir, die Bewunderung daruͤber ſey noch ER | nicht 624 nicht —* genug. Wir bilden uns eine große Keaſt der Luſt ein, wenn fie auf einem Schiffe von achtzig Canonen alle Segel dermaßen treibt, daß das Schiff eine ungemeine Menge Waſſer gleichſam im Augen: | blicke durchfchheidet, weil die Segel etliche hundert | Fuß und alſo eine überaus große Oberfläche dem | Winde entgegen ftellen, welche er treiben Fann. | Allein, was für Kraft würde der Wind erft-haben muͤſſen, wenn er einen eiſernen Würfel, der vierzig | Pfund ſchwer ift, von der Erde wegſtoßen mollte, | - welchen zu treffen er, fo zu fagen, nicht mehr von feiner Oberfläche anwenden kann, als ihm der Wuͤr⸗ fel Oberfläche entgegen ſtellet. Hieran haben wir etwas zu bewundern, und finden darinnen, was ung. von der erftaunlichen Kraft des magnetifchen Fluſſes uͤberzeuget, die er an den Koͤrpern, welche ihm wi⸗ derſtehen wollen, ausuͤbet. Allein, wir haben auch ſelbſt in uns ein viel nachdruͤcklicher und noch bewun⸗ derns wertheres Exempel, was eine unſichtbare Mate⸗ rie ausrichten kann, die vielleicht eben ſo duͤnne iſt, als der magnetiſche Fluß. Es iſt der leichte Dunſt, der den Namen der Lebensgeiſter hat. Dieſer treibt unſere Mufculn auf, und machet fie geſchickt, viel ſchwerere Laſten zu erheben, als irgends der Magnet halten kann. Dasjenige aber, was dieſe Kraft treibt, ift bloß unfer Wille, wenn hingegen die ma⸗ gnetifche Materie von ihrem Fluſſe getrieben wird. | Nun wiſſen die Naturforfcher, was für großes Ver⸗ — ſchon ein Strom ſuaſiger Dinge habe. Bet. vu | Ueber die Abweichung * Magnetnadel habe ich nur ein Wort zu Jagen. Da ich bie — } der Fluͤſſe des Magnetes. 625 Materie für! ein fluſſiges Weſen halte, das um die ättze Erde läuft: fo ſtelle ich mir zugleich vor, daß eſes flüffige Weſen eben ſowohl als unfere. Meere feine Ebbe und Fluch von der Morgen: gegen bie Abendſeite haben fönne; und diefes eben die Abmei- hung verurfache, welche ſonſt von ſo vielen Urſachen, die ſi ſich die Philoſophen einbilden, herkommen ſoll. will nicht, wie viele von ihnen; den Schluß Baden daß felbft die magnerifchen Pole der Erdku— ‘gel ihre Stelle verändern follten: denn wir find den Dolen noch nicht fo nahe gefommen, und ‚werden, den Anfeben nach , wohl niemals fo weit uns wagen, daß wir aus Erfahrung behaupten koͤnnten, alle Diefe verfchiedene magnetifche Ströme, die von ihren ge= raden Wegen nad) den Polen abweichen , fämen da- bin nicht wieder zuſammen, oder flößen nicht immer ‚fort von einem beftändigen Pole aus, Es ift eine zu weit getriebene philoſophiſche Freyheit, in meinen Augen aber eine unnuͤtze Verwegenheit, die Quellen eines Fluſſes, deſſen Urſprung man nicht * 9* — hin und her zu ra Marum aber: muß = Stahl erft DT ge | mache werden, wenn mein obiges Vorgeben beſte⸗ hen ſoll, daß die bloße Dichtigfeit zur anziehenden ‚Kraft genug ſey? Ich antworte, dem Stahl, wel⸗ ‚cher noch: nicht mit dem Magnet beftrichen ift, hat nichts mehr als eine Fähigkeit, daß er magnetifh werden kann; es fehlet aber noch den magnetifchen Faͤdchen, die ſchon in die Canaͤlchen des Stahls ge⸗ kommen find , die Kräfte, wodurch fie die Hinderun⸗ —* überwältigen koͤnnen, welche ihnen von der 12 Dand, Kr aͤußerſt * 626 Beſcſchreibung außerſt dünnen oder ungeraden Linie der Faſern ent: gegen ſtehen; dieſe Kraͤfte aber bekommen ſie durch einen angebrachten Magnet, oder durch einen Stahl, J — — ES 7 den wuͤrde. Die Erfahrung lehrete dadurch, daß das, was fuͤr unmoͤglich gehalten war, das einzige ſeyn wuͤrde, zum Zwecke zu gelangen. Man ſah, daß Eiſenbleche, die nicht magnetiſch waren, wenn ſie an die Pole eines Magnets gebracht wurden, ſeine Kraft, und zwar betraͤchtlich genug, vermehreten. Die Weiſe, einen Magnetſtein zu waffnen, kann der Fluͤſſe des Magnetes. 627 Daß man hernach zu unterſuchen anfing, woher die: ſes kaͤme, gefchah damals, als man fich einbildete, die: magnerifhe Materie ziehe leichter und häufiger inden Magnet, als in ein Eifen, das mie dem Ma: gnet wohl beftrichen ſey. Es iſt ſchon oben gezeiget, wie ſehr eine folche Meynung der Vernunft zuwider kaufe. Wollen wir aber etwas. Wahrfcheinliches vorbringen: fo will ich fagen, was ich, jedoch ganz unmaßgeblich,, denke, weil ich dazu mur allein durch die erfte Figur der. neunten Matte vermocht werde, . welche zeiget, daß alle magnetifche Kraft aus den beyden Füßen der Einfaffung des Magnets hervor fomme. Ich ftelle mir demnach vor, daß wenn diefe Waffen des Magnets aus einen Stahle gema: chet wären, der mit dem Magnet ganz gleiche Kräfte hätte, alle diefe mie einander vereinigte Stücke nicht mehr Wirkung‘ chun würden, als ein unbewaffneter Magnet, der mit allen feinen Oberflächen auf gleiche Weiſe wirkete. Damit aber gehindert werde, daß diefe Materie nicht allzu heftig aus den Seiten ver- fliege: fo faſſet man den Stein an den Seiten mit Blechen ein von weichem Eifen, die feine Waffen beißen, und ein wenig länger find, als der Steht. Weil nun diefes Eifen viel lockerer ift, als der Ma- gnet und der Stahl: fo nimmt es alle Kraft des ma- gnetifchen Fluffes in fich, die aus dem Magnet zieht, und diefe wird durch die Röhrchen des Eifens in den Zuß der Bewaffnung geleitet. J He RL, % Eine gar fonderbare Eigenfchaft des magnetifchen Fluſſes erſcheint annoch im vielen von meinen Ku- pfern, inſonderheit auf der dritten Platte in der er⸗ | Arz ften 628 Beſchreibung ſten und zweyten Figur: daß nämlich zween Strahlen der flüffigen magnetifchen Materie, die aus zween Magneten durch ungleichnamige Pole geben, wie fie einander begegnen, fich vermifchen, verbinden, und ihre Kräfte zu gemeinfchaftlicher Wirfung vereis nigen; eben wie zween gleichartige Theile eines Kör« pers, z. E. die beyden Arme, thun würden. Da - hingegen , wenn fich zween Magnete mit ihren gleich⸗ namigen Polen begegnen, feiner den andern ken⸗ nen will, die an einander laufende Strahlen fich vers breiten, und jeder Pol den andern zurück ſtoͤßt, als wären es Körper, die in feiner Berhältniß mit ein⸗ ander ftünden; da man doch denken follte, fie wuͤr⸗ den ihre Natur darum nicht ändern, wenn einer von beyden umgefehret wird. Wir fehen nun, ausak len Erfahrungen, daß die magnetifche Materie aus einem magnetifhen Bleche, das mehr lang als breit ift, durch) das Aeußerſte der langen Are AA ausgeht, und daß hingegen die Wirbel diefer Materie an den Seiten der Fürzeften Axe BB entftehen. Ferner ift auf diefer vierten Platte zu erfehen, daß die Eifen- feilfpane, welche fi) in ven Winfeln anlegen, an den beyden Enden des Stahlbleches am häufigften. werden, gegen die Mitte des Bleches aber immer mehr abnehmen, und wo die Wirbel —* ‚gar fein Seilftaub mehr an den Seiten des Bleches ver- bleibt. Dieſes beweget mich, zu glauben, daß diefe Wirbel der Berfammlungspunct oder focus der mar gnetifchen Materie feyn, und daß fie allda mit Ge⸗ walt eindringe, und fich hernach im Körper des Mas gnets ausbreite, durch deffen Enden aber wieder aus« gebe, Ich weiß wohl, daß diefe meine Gedanken h ber / der Fluͤſſe des Magnetes. der faſt faſt allenthalben angenommenen Meynung ʒuwi⸗ der laufen, welche behaupten will, daß die magneti. She Materie zu einem Ende ein- und. zum andern wieder ausgehe: aber ich weiß auch, daß diefe Mey- nung nicht von allem Widerfpruche frey iſt; daß fie auch nicht durch foldye Erfahrungen beftärket roerden Fann, die allen und jeden Zweifel aufhübe. Unſere Mittenwirbel bingegen koͤnnen gewißlich nicht von ungefähr fo entftehen, fondern müffen etwas zu be⸗ deuten und eine Wirfung der Natur auszurichten haben; und ich vermuthe, fie haben das zu thun, was ic) ihnen bier zufchreibe. Es mag aber nad) meiner oder nach der gegenfeitigen Meynung erklaͤret werden, wie iſt ſodann moͤglich, daß ein fluͤſſiges Weſen, welches ohne Zweifel homogeniſch oder gleich- artig ift, und durch folche Canaͤlchen läuft, die ein- (ander gleich oder aͤhnlich find, ſich ſelbſt fo ungleich ‘wird, daß es mit einem Ende die Nadel anzieht, mit ‚dem andern aber fie zuruͤck ſtoͤßt? Dieſes bleibe noch unausgemacht. Noch eine Schwierigkeit ereignet ſich: Wenn der Nordpol eines Magnetſteines auf eine ſtaͤhlerne Klin- ‚ge geftrichen wird, ihr die magnetiſche Kraft beyzu⸗ bringen, das iſt, damit diefe Kraft in vie Canälchen des Stähls eingehen foll: fo befümmt das Ende die- ſer Platte, wo man zu ftreichen anfängt, den Pol, der dem gleichnamig ift, womit geftrichen wird; und eben fo mit dem Suͤderpole. Wird mm von den Enden hergeftrichen , wie fann man fagen, daß die magnetifche Kraft nicht von den see ber, ” dern in der Inc angehe? | | | Krz = Sch 630 Beſchreibung yo Ich 4J Is wahrſcheinlich behauptet, daß die Wirbel im Seitenumfange des Magnets den Ort bezeichnen, wo die magnetiſche Materie hinein geht: die folgende Erfahrung beſtaͤrket mich auch darinnen. Wenn eine von unſern Klingen, Blechen oder Blät- ‚tern, wie wir fie heißen, auf den Tifch geleget, mit einem Papiere bedecket, und auf das Papier Eifen- feilftaub geftreuet, hernady das; Papier -fachte von der Rechten zur Linken, und wieder won der: Linken zur Rechten gezogen wird: fo ſiehet man, daß, fo ‚wie das Papier über die Raͤnder des Bleches "geht, der Eifenftaub fich wie die Härchen im Sammet auf richten , die aber über den Wirbel liegen , Fein Zei⸗— hen Hin Empfindung von ſich geben. Daraus mir eine gewiſſe Folge zu ſeyn ſcheint, daß die ma⸗— gnetiſche Materie durch dieſen Ort ( wo: die Spaͤne ſtill liegen,) keinesweges ausduͤnſte, und folglich ſolches der Ort ihres Einganges ſeyn muͤſſe. In dieſer Meynung bin ich durch noch eine Erfahrung verſichert worden, die ich bey der XVTafel erklaͤret habe, Es iſt auch ‚eine allgemeine Regel : daß Die Magnete mit dieſen Mittelwirbeln wenig anziehen, und, damit faft gar nichts fragen koͤnnen. Ob ich nun glei) meine Gedanken vom Eingan- ge des magnetifchen flüffigen Wefens durch die Mit- telwirbel auf folche Proben gründe, dadurch: ‚ich ge⸗ wonnen bin: fo muß ich. doch geftehen ‚; daß sfolche einigen andern noch nicht überzeugend genug vorge⸗ kommen find; ich will auch nicht: leugnen, „daß Ein: _ wendungen ſtatt finden, und man noch ‚dahin ſtellen fönne, ob die magnetiſche Fluͤſſigkeit zu einem Ende Bi Magnets em - —9 zum andern wieder ausgehe; oder der Fluͤſſe des Magnetes. 653 ober ob ſig zu beyden Enden ein⸗ und in. der Mitte wieder aus er zur Mitte ein- und zu beyden En- den wieder heraus dringe; oder endlic) , ob die Fluͤſſe wieder. zum Eifen ; aus, oder in daffelbe eingehen. Das, legte: hiervon kann ich gar. nicht glauben, weil dieſe Flüffigkeit nicht anderer Geſtalt wieder aus dem Eifen gehen kann, als daß fie. fofort wieder erſetzet wirds dieſes aber erforderte beſtaͤndig einen Ein- und Ausgang. In Anſehen der it gemeldeten andern Hypotheſen, fo geben davon unfere Kupfertafeln feine fo völlige Nachricht, daran man genug hätte; und dd muß: geſtehen F daß ſo viele Ver ſuche ich auch daruͤber gemacht habe, dennoch keine mir beſſere Beweiſe an die Hand gegeben hat, als ich angefuͤh— vet habe, Ich wollte ‚gern; Elare und entſcheidende Erfahrungen: entdecket haben, muß aber. diefe Ehre denen überlaflen, die darinnen glücklicher. als ich feyn werden ; und glaube, Daß wenn fie.gefunden werden, alle Exrfcheinungen ‚des Magnets ſich leicht erflären dafien. Part ; AA Einige Philoſophen, welche Diefe Wirbel wahrge⸗ nommen haben ‚. glaubten, fie entftünden' von Kno- ten, die entweder, im Magnete, oder im Eifen auf eben die Weiſe, als die Hefte im Holze wären: dieſe verftopfeten folche- Stellen , und kehreten den magne⸗ sifchen Einfluß ab, Unfere Erfahrungen aber geben bierinn den Ausſchlag, und inſonderheit die zweyte Figur auf der vierten Platte, Ehe ich noch dasun terſte Blech A an das ſenkrecht liegende anlegete: fo nahm an biefender Mittelwirbel feine gehörige Stelle ein; fo. bald aber das Blech A daran kam, ftieg die: fer Wirbel hoͤher wo © ſteht. Wenn demnach dieſer Rr 4 Wir⸗ 632 Beſchreibung u) "Wirbel von feiner Stelle getrieben w dem Triebe eines’ andern Magnetes a m Wege ‚geht: fo Fann er von feinen Knoten herkommen, ‚die im Eifen oder im Magnet wären, Eben bieſe Ber, feßung der Wirbel aber, von denen auf meinen Ta- . bellen mehr Erempel vorfommen, iſt noch eine ſehr bemerkliche Wirkung, die mit zum Beweiſe dienen. fönnte, daß diefe Wirbel die Verſammlung ber ein: gehenden magnetifchen Materie waͤren. I nr Ka | 7 Auf der fünften Kupfertafel giebt die weyte Figur * zu einer Betrachtung Anlaß. Man ſieht dar- auf zwey gleichformige Bleche), zwiſchen denen ein hoͤlzernes Bretchen liege, welche Figur von dem Herrn Reigt kommt. Beyde Bleche tragen an ih: ven benderfeitigen Enden ein Eleines weiches Eifen wann, und von lang viereckigter Geſtalt. Da geht nun die ma⸗ gnetiſche Materie aus den beyden Polen des Bleches AA gekruͤmmt, hingegen aus beyden Polen des Bla ches BB mit geraden Linien oder Strahlen aus, unge: achtet auch hier ungleichnamige Pole gegen einander ſtehen. Man ſollte glauben, daß auch dieſe Mate⸗ rie oder Ausfluͤſſe von beyden Polen ſich mit einander vereinigen wuͤrden, ſo wie ſie es in der erſten Figur dieſer Kupferplarte: ehun, Diefer Unterſchied aber hindert nicht, daß beyde Pole mit gleicher Kraft das Eiſen anziehen, welches fie halten. Das. hölgerne - 4 Bretchen zwiſchen dieſen Blechen hat⸗ in dieſer Er⸗ fahrung nichts zu bedeuten: denn wenn es gar nicht vorhanden wäre, ſo wuͤrde un alles m bergepen, | KIT. tie es hier vorgeſtellet iſt. * der Stüffe des magnetes 633 IR zit mis an XI. ‚ Die brfte Plarte siehe mie ihrer * ab zwey⸗ e ten Figur Anlaß zu fragen, mas das vor eine Kraft ey, Die den magnetifhen Fluß zwingt, eine Bo- Zengeſtalt anzunehmen, damit beyde Bleche ver: bunden werden. Man wird nicht meiter vorgeben, es komme von der Luft; weil man weiß, daß eben diefes i im luftleeren Raume erfolge. Auch ſchuͤtzet man heut zu Tage eine Sympathie, Antipathie, oder Anziehungskraft, wie diefe im gemeinen Gebrauche ‚verftanden wird, nicht mehr vor. Sollte nun etwa diefes die fübtite Materie verurfachen ? Allein , wenn Tie es wäre, fo müßte fie auf alle Seiten de8 Ma: ggnetes ‚mit Gleichfoͤrmigkeit wirken. Noch eine Frage iſt: Ob dieſes fluͤßige Weſen auf einmal aus | beyden Blechen ftoße, oder ob es aus einem Bleche in das andere übergehe, Unſere Figur kann uns dar innen noch nicht belehren: wir muͤſſen auf mehr k Erfahrungen hoffen. XII. Noch waͤren * andere Erfahrungen adlen, und die Materie, —* wir allhier abhandeln, waͤ⸗ ‚ve es werth genug. Zum Exempel, man koͤnnte einen Magnetſtein auf den Gipfel eines Berges tra« gen, und unterſuche ob ‚die magnetiſche Materie Dafelbft mehr oder weniger Kraft hatte, als an nie- 'drigen Orten, "Man fönnte verfuchen,, wie hoch die _ Atmoſphaͤre des Magnetes fey, das: it ‚eben das . Mit dem Magnet’ vornehmen, was mit dem Baro- — am die Schwere: der Luft zu erfahren, ge⸗— Rr5 ſchehen “ :9G 634 Seſchreibung ſchehen di Noh eines, das in der he ein n Sicht geben £önnte wuͤrde darinnen beftehen, daß man mit einem Magnete vom Aequator zu dem. Polar irkel reiſete, und beobachtete, ob er an allen Orten glei⸗ ches Gewicht trüge. Daraus würde aud) zu erfer 1: nen feyn, ob. die magnetifche Materie den n, Geiger de Schwere — J Jen, aa Ren "Der Herr Heinrich RR , - ein Engländer von Abel, ‚welchem wir eine merkwuͤrdige Reife nach der Hudfonsbay, zu verdanken haben, berichtet, daß. am Ende dieſer Bay, und zwiſchen den Snfeln, Die der - Schanze Nelfon gegen Mitternacht liegen, alle Na⸗ deln der Seecompaſſe unordentlich würden, und eine ſich dahin, die andere dorthin richtete, jede aber auch nicht lange einerley wieſe, wodurch die Schiffer in ‚große. Verlegenheit gerathen wären. Hätte, dieſer Herr damals unſere Erfahrungen gewußt, und an feinen ſchwaͤrmeriſchen Nadeln „wie fie von den Seeleuten genannt werden, any gewandt, fo hätte: er fehen fönnen, wie bey diefer- Berwirrung der Eiſen⸗ feilſtaub zu liegen gefommen wäre, und ob die Un— “ordnung in der That vom magnetifchen Fluſſe, ‚oder ‚von eineriandern Uxfache.entftünde ; ob die. ‚Warme, welche: die Magnetnadeln wieder in Ordnung 8 bracht; an der Lage des Feilſtaubes etwas veraͤndert? Diefer Zufall aber iſt nicht bloß einmal geſchehen, fondern hat fich öfter zugetragen. Gleichwie daran den Schiffleuten, zur Verſicherung ihres Lebens ge⸗ legen iſt: ſo iſt auch ſolches eine von den Begeben⸗ Bien; ‚deren Be forſchenswerth ſind. * | der SHE den guagnetes. — u A XVI. nt var In Feinen von: allen. * * ih ER Ma- gnete gegeben habe, ift ein ſolcher Wirbel anzutref- N „als ſich nach, bisheriger Meynung vings um den ne legen. ſollte, und in der vierten Figur der zehnten Tafel von mir. vorgebildet iſt, welches auch noch) letzthin ſehr große Philoſophen, als Gilbert, Hartſoecker, Muſchenbroeck ꝛc. annehmen. Unter uns ſelbſt haben die Herren, Euler, Bernoulli und du Tour, gelehrte Abhandlungen über den Magnet teſchrieben/ darinnen die Mechanik‘, Geonikeri trie, und eine große Erkenntniß der Natur angebracht worden, verſchiedene Syſteme zu erbauen, die ſo "zuverläfiig ausfehen ſollen, als man fic) von mathe⸗ matiſchen Lehren vorſtellet. Unterdeffen: ift hierun- ter jedes Syſtem etwas anders, und von’ andern un: terſchieden; und wenn meine von der Natur ſelbſt ge⸗ zeichnete Kupfer mit den Kupfern dieſer gelehrten Maͤnner, auf welche einer dieſe, der andere jene Meynung gründet, verglichen werden: fowird-fich in den Vorellmmgen gar oft ein febr ‚großer Unter: ſchied, und unter den meinigen ſich auch folche finden, die ihnen noch gar nicht bekannt geweſen ſind. Sehen aber die Gruͤnde, auf welche dieſe ge: lehrte Männer ihre Syſteme bauen, noch ſo zweifel⸗ haft aus; und wird hingegen auf unſern magneti⸗ ſchen Tabellen die Wahrheit felbft fichtbar, ſo glau— “be ich , man werde feinem Syſtem trauen‘, das keine “bündige Urfache anzeigen Fann, warum der magneti- ſche Fluß fo mancherler Biegungen machet, als wir wvorgeſtellet haben, und worinne die Kraft beſtehe, XR welche 62 . 53 * az s AD I) a “ > . ia er’34 f “ \ . f u KR ZU EeZ ZE 14 re 5 . 4 en welche im gemeinen geben Antipathie und Sympathie ‚diefes Fluſſes nach den verfchiedenen ihm gegebenen ‚Stellungen genannt wird. — Sollte es nunmehro eine Verwegenheit ſeyn, zu behaupten, daß man von vorne anfangen muͤſſe, die Theorie des Magnetes zu erlernen? Ich muß beken⸗ ‚nen, daß ich fo denke, unterwerfe aber mein Urtheil ‘den Gelehrten. REST use nl ni er | | Ungeachtet aber. der in vorftehenden Anmerfun- gen angezeigten Schwierigkeiten, die den Fortgang -unferer Erfenntniß von den Kräften des Magnetes, - zu hemmen fcheinen, habe.ic doc) Urfache zu glau— ‚ben, die Zeit ſey nicht mehr ferne, da wir den Vor⸗ “Hang weggegogen fehen werben , der fo viele hundert Jahre die Geheimniffe dieſes wunderfanen Steines verſtecket hat. Man fann ſchon das Jahrhundert, sin welchem wir leben, vor die Zeit erkennen, da die. Erfahrungen. in: der Maturlehre die Oberhand ha- ben. Denn niemals vorhin hat man fich darauf fo ſehr geleget, und: niemals mit fo glüdlichem Erfolge an diefem Theile der Weltweisheit gearbeitet. Die »Erkenntniß der. Natur iſt zur reizenden Mode ge: worden; man ſaget, der Gefchmad, welchen das 'Srauenzimmer daran gefunden, habe Dazu nicht - wenig bengefragen. Seit dem in der Electricitaͤt ſo viel’ heraus gebracht ift, daß ‚fo wohl die Philo- ſophen, als ſelbſt der gemeine Mann ſich damit be- ſchaͤfftiget haben; find wir auch durch Die Engländer ermuntert worden, Berfuche mit dem Magnete zu Hand machen. der gluͤſſe des Magnetes. 637 machen: Man erfährt von vielen Orten, wie weit verſchiedene Gelehrte damit ſo wohl in dortiger Syn ſel ais auch bey uns kommen. Einer von meinen Freunden, der Herr Brackenhofer, Profeſſor der Mathematik auf der Univerſitaͤt zu Straßburg, und bey der Artillerieſchule, welcher ſich ſo ſehr durch ſei⸗ nie Tuͤchtigkeit beliebt machet, als ſich mit einer fel« tenen Gelaſſenheit Hochachtung erwirbt, arbeitet mit ſehr gluͤcklichem Exfolge an Kunftmagneten. Ich befitje einen, den er verfertiget hat; er ift nur ane derthalb Pfund ſchwer, und träge zwölf Pfund. Diefer gelehrte Mann: fieht zugleich, daß die Kraft des Magnetes fich weiter treiben laffe; denn er vers fucher nichts durch bloßes Wagen, ohne Grund zu haben, fondern er geht mit guter Einficht in vie Sache, und nad) Grundlchren, die er aus weite läuftiger Erkenntniß des magnetifchen Fluffes gezos gen hat. Er mill ſelbſt befanne gemacht wiſſen, daß mein Unternehmen ihm einiges Licht gegeben habe, durch diefen finftern Weg zu fommen, ift auch vorhabens, feine Entdeckungen in der Theorie des Magnetes unverzüglich befannt zu machen, und Untermeifung zu geben, wie ohne viele Mühe und Unfoften die beften Kunfimagnete verfertiger were den fönnen. — les Rachferift > Seit dem diefes Buch gedrucfet worden, habe ich nöch mehrere Zeichnungen machen. laffen, damit ich die Zahl dieſer Kupfer haͤtte vermehren koͤnnen. Darunter Darunter, find einige, welche zeigen, wie wunder⸗ ſam und veränderlich die magnetifche Materie fpieler; wenn fie um viele) Ringe geht; was: ferner von ei: nem ausgeſchnittenen oder ausgehoͤhlten Magnet: feine erfolge, als wodurch er vier an einander. ſtoßen⸗ de Pole; bekoͤmmt, da ev vorhin nur zween hatte; auch was Kunſtmagnete und andere Umſtaͤnde noch gezeiget Haben. ch habe aber vor beſſer angeſe⸗ hen, die Unkoſten vor dieſe fernern Stiche ſo lange zu ſparen, bis ich ſehe, wie meine gegenwärtige Ar: beit aufgenommen wird. Sollte ſie darinn glücklich ſeyn, und vor nüßlich zur Verbeſſerung unſerer Er: Eenntniffe geachtet werden, fo werden die neuen Ab⸗ bildungen bald. erfolgen, die fchon vor dem Kupfer: J 3} pr. #5 ’. —* X * 7 3 ⸗ 9— A 71 ”% 0 ” r- or e “ 4— PR ud - . J — J 4 „ * * fr vr 7 sed d .: “ ) J 2 N of V De M J 3 ne 639 — RR ek a Ach Brit ro 9 r ıL N —* ga | IL ER et von einem im ntienbergifchen Gebierhe entdeckten on Mufdelfande als ein Auszug aus einem Briefe * des Herrn ie: Friedrich a | Bürgermeifterd zu Altdorf bey Nürnberg, | an mich Bros Ehriftian Leſſern in Drau — vom gten Auguſt 1753. 3 if ern Stein. (hen vor — Jahren in der Altdorfiſchen Gegend entdecket worden, von beſagtem Herrn Buͤrgermeiſter: vor ei⸗ nem halben fahre aber hat derfelbe den Bruch) deffelben aufgenommen, und dafelbit feit dem Hor⸗ nung dieſes Jahres eine Fabrik entrichtet, in wel- her er allerhand Tifchplatten von allerley Gattungen verfertigen läßt, Die fehr fchön ausfallen, und den Augen ein fchmeichelndes Vergnügen verurfachen. Beſagter hochgeehreefter Herr Erfinder fchreibe da- von alfo: Ich muß. Em. Hochwuͤrden von dieſem noch nicht in ſo großen Stuͤcken in der Welt feyen- ben Agernoe eine kurze ' Befchreibung machen. ” Diefer 640 Don einem Mufchelfande / Diefer Stein liegt in’ unſern benachbarten Gegenden; welcher bis dahero fehr. ſchlecht beobachter wor⸗ den; obgleich aud) unfere gelehrte Phyſici felbigen oft und vielmals gefehen Haben, und mit Füßen hierauf herum gegangen, und viele Haͤuſer damit gebauer find. Ich jtehe aber in procinto, daß fel- bigen von der Obrigkeit als. ein Lehen erfaufte, und jährlich ein gewiffes Duantum bezahle, damit diefer edle Marmor nicht allzu gemein werden möge, oder ich großen Schaden dadurch leide. . Indem ich feit bemeldter. Zeit über zwey taufend Gulden baares Geld darauf verwendet. Diefer, Stein fälle denn nun ins Große, und geht eine einige Lage elben in der Erde faft bey zwo Stunden fort, und zwar von folder Größe, daß ich wirflich einen Stein be- fige, welcher fieben und einen halben Schuh lang, and fünf Schuh breit if. Solcher ift der größte, den ich bis Dahero gefunden. Es ift alfo folcher fein Fels, wovon man Stücke herunter hauen kann, fon dern wie gemeldet, es ift ein Stein, welcher in Stür cken bricht, und ordentliche Reifen und cine. einige Sage hat, folcher ift in feiner Dicke achtzehn Zoll Fark, und hat in feiner. Compofition fünferley Sor: ten Steine, als oben auf demfelben, wenn die Erde abgenommen wird, fo findet ſich auf dem Steine eine leimichte Erde, mit einer reichen Menge derer Bellminiten oder Teufelsfinger (oder, wie ich aus dem Tractate von Ew. Hochwuͤrden urtheilen kann, welche Sie Meerroͤhrlein nennen) und dieſe Haut iſt zween Zoll ſtark, (nach dieſer) NB. ſolche Haut iſt mit vielem Schwefel - Kieß, und auch oft mit ganz metallen Amoniten verfehen; alsdann fans. | gen! bey Ruͤrnberg. 641 h ſich an, die Amonitenfteine, gleich als ein Mu- —32 — folget, welche oft weiß, manchmal braͤunlicht, zuweilen 'röthlicht gelb, die mehreften aber Silberfarb Hell, und dunkelblau, und bis fechs Couloren in diefer legten Farbe machen, welche fo zart adricht marmoriret find, als wie es Diefelben in dem Fleinen beyliegenden Stüclein erfehen wer— den, daß man auch faſt nichts fchöners malen Fann, folches dauret bis fünf Zoll; alsdann finden fich die Amoniten dunfel, da man faft urtheilen Fönnte, daß die Schnecke hierauf gelegen wäre, folches dauert zween Zoll, und wird beftandig ſchwaͤcher; alsdann fangen ſich an die Bellminiten, und folche Dauren bis vier Zoll, und ift der Stein in der Mitte derer vier Zolle am ſchoͤnſten, nachhero koͤmmt ein Stein, wel · cher auch noch mit allerley Zeugs hier und da, beſon - ders mit vielem Metall oder Schwefelfieß verfehen ift, welches im Polieren gleich als dem noch andern darinnen befindlidyen Gezeugs glanzet; der Grund aber des Steines zu weich ift, daß er ſich nicht polie» ren läßt, folcher dauret bis fechs Zoll, alsdann koͤmmt das leßte Theil, worauf folcher auf der Erde ruhet, und in ſolchem befinden fich fchieferhafte Stücken oder ' Brocken von unterfchiedlicher Größe, mit untermeng⸗ ‚ter Erde, woran ein Eindruck von Schneden unter fehiedlichee Größe zu fehen ift, nebft vielen anhan— genden Meerröhrlein, und alle dieſe Steine befinden fi) in einem Stuͤcke; Ich habe zu diefem Ende von den fünferley Arten des Steines etwas weniges bey: gelegt, damit Diefelben den ganzen Stein betrachten Fönnen. Kein Urtbeil will ich nicht fällen, ob diefer Stein gewachſen, oder ob diefes, als ein Weberbleibfel, 12 Dand. Ss _ der \ Sn 642 Von einem Mufchelfande ic. der allgemeinen Ueberſchwemmung zuzuſchreiben iſt, o. a. m. Wenn ich ſtudiret haͤtte, und ordentliche Schluͤſſe, Satz auf Satz deutlich — fönnte, foi getrauete mir vor der ganzen ? Welt zu behaupten, daß, diefer Stein gewachfen. Ins beſondere muß, mit, anfügen, daß ich in drey Steinen, und zwar in einem. Amoniten im dritten Zoll des Steins einen Stern. gefunden, welcher die Größe als ein. Zweydreyer· ſtuͤck gehabt, wo juft an dem’ Untertheil des. Sterns; und zwar im ganzen Steine Finger: an: demfelbis: gen Drte von drey Zoll lang juft anftunde, daß: alfo derfelbe einen veritabeln. Cometen vorgeſtellet, der Stern aber beftunde nicht: hierinnen, daß man mit einer Einbildungsfraft zu Hülfe kommen mußfe, fondern es war folcher. fo. deutlich und ſo ſchoͤn gezeichnet, und ſo accurat, als hier die Schne⸗ cke iſt. Der Preiß derſelben iſt folgender: Ein Werkſchuh ins Quadrat vor 2 Thaler, von 2 Schu⸗ ben 6 Thaler, von 3 Schuhen 12 Thaler, von 4 Schu⸗ ben ı8 Thaler, von 6 Schuhen 24 Thaler, von 8. Schuhen 30 Thaler, von 10 Schuhen. zo Thaler, von 12 Schuhen 75 Thaler, von ı6 Schuhen 100: Thaler, von 16 bis 24 Schuhen bis 200 Thaler, und iſt ein egaler Preiß von Bellminiten und Amoniten, _ Daß in großen Stuͤcken der Preiß fehr hoch gebet, ift die Urfache, weil dergleichen ‚große Stücken felten gefunden werden, auch nicht Sfr balten, — ent⸗ zwey geben. A OU 3* oh! 4* 4 —— 9 * Auszug eines Schreibens aus Italien an Prof. Kaͤſtnern, Das ewige Li cht betreffend x, 9: Prinz en von St. Sees Verſuch gar alle in Italien in niche geringe Berwunderung ge: ſetzet, Aber die Verwunderung ift nachdem zum Theil vermindert worden, ‚da er in folgenden . Briefen in den florentiniſchen Zeitungen die Materie einigermaßen. anzeiget, aus welcher die beftändig brens nende Feuchtigkeit: gezogen wird, und geſteht, daß fie, wie ein —*— Weſen, einen Theil nach und nach verliere, ob ſicher wohl nicht in die Sinne falle. Die Materie iſt, wie er ſagt, aus der menſchlichen Hirn⸗ ſchale bereitet worden; aber die Zubereitung Hält er geheim, daß die Erfindung nicht gemein werden foll. Ich follte nicht oßne Grund glauben, er habe fich bey Abwägender Materie nach Berlöfchung der Flamme, einer Waage, dienicht-richrig genug gervefen, bedienet, daß er alfo den Abgang nicht bemierfet, den wir. doch bey riechenden Körpern empfinden. Die Liebhaber der Alterthuͤmer nehmen dieſe Entdeckung ungemein be— gierig an, die ewigen Grablampen zu rechtfertigen, Die, wie einige der berühmteften Florentiner urtheilen, unter die Mährchen gehören ıc, *Hamb. Mag. XIB. Ss a nil Ge⸗ J 644 Erhebung Carls des Fünfte Me re BEE nn . 17.. ‚Serbiäte- Erhebung Caus de Bun auf den kaiſerlichen 3 durch den — Seren Abt Raynat = Tr der Geſchihee der konigl. Akademie der Wiſſenſheften TR Berlin — 143S. uaͤberſetzet. aximilian der Erſte, welcher on. ehren: Herrſchſucht und feinen Hofleuten beſtaͤndig angetrieben wurde, zur Verſicherung der Größe feines Haufes dienliche Mittel zu ergreifen, dachte im Ernfte darauf, mie er die Eaiferliche Krone auf das Haupt feines jüngften Enfels bringen möchte, Er wollte feine Staaten und feine ‘hohe Würde lieber Serdinanden, als Carln, welcher fchon Herr ‚über die ſpaniſchen Koͤnigreiche war, uͤberlaſſen, damit er der Stammvater zwoer Linien werden möchte, Davon mes nigftens die eine die Zeit befiegen und feinen Namen bis auf die ſpaͤteſte Nachkommenſchaft fortpflanzen koͤnnte. Der AN auf den Eaiferlichen Throm 645 Der Cardinal von Sion, welcher einen Theil von Europa in Zerruͤttung geſetzt, und ſeinen unruhigen Geiſt an den Hof Maximilians gebracht hatte, ent» deckte dieſes Vorhaben, oder man mochte es ihm of⸗ fenbaret haben. Die Abſichten einer Leidenſchaft, welche ihn ehemals in die Hoͤhe geſchwungen hatte, und die noch wirklich ſeine Groͤße ausmachte, wurden durch dieſen Entwurf viel zu ſehr verhindert, daß er ſich nicht haͤtte alle Muͤhe geben ſollen, denſelben zu vernichten... Dieſer Praͤlat hatte Frankreich einen toͤdtlichen und unverſoͤhnlichen Haß geſchworen. Dieſe Krone an allen Seiten anzugreifen, ſchien unumgaͤng⸗ lich. noͤthig zu feyn, daß man die ganze Macht des Haufes Oeſterreich zuſammen braͤchte; und. damit ‚gieng dieſer Prälat um. Die Geſchicklichkeit, welche dieſer Staatsmann befaß, die meiſten Leute auf feine ‚Seite zu bringen, beftärfte feine: Gründe; und die natürliche -Umbeftändigfeit des Prinzen, mit dem er zu thun hatte, hätte fie, ihm beynahe erfparen Eönnen. Maximilian ließ fich die Abfichten, die man ihm vor» ſtellete, gefallen; und. es ift ſehr wahrfcheinlich, daß es ihm würde gelungen feyn, den König von Spanien \ zur, Würde eines römifchen Königes zu erheben, wenn der Hof zu Rom nicht allerley Hinderniffe inden Weg see häͤittgtgg Der Tod Marimilians machte, feinesweges die Hoffnung, Carls zw Schanden. «Aber Francifus der Exfte nahm daher: Gelegenheit, fich Hoffnung zu machen. Dieſe zween Monarchen bewarben fih söffentlich um den Faiferlichen Thron; und beyde- bei ‚faßen alles, was zu dieſer Erhebung,erforderlid war: heimliche Verftändniffe, Reichthum, weitläuftige ich SS: 3 Staa ⸗ 646 Erhebung Carls desginften Staaten, geſchickte Staatsbedienten wohlgeübte Krie- gesheere, Da allem Anſehen nach derjenige den Vorzug vor dem andern befommen müßte, welcher ſich diefe Vortheile am beften würde zu Nutze zu machen wiſſen, fo fchienen die zmeen Nebenbuhler nichts anders vor Yugen zu haben, als diefe großen | Abſichten auszuführen, Sie gaben ſich anfangs viel vergebliche Mühe, die verfchiedenen Maͤchte von Eu⸗ ropa auf ihre Seite zu bringen. Dieſe bezeigten Aber alle, mehr geneigt zu ſeyn * u, sp zu di | den, als zu befördern, | Der Pabft, toehhem in ——— Bee nicht * zu —* mar, daß er die kaiſerliche Krone in zweh Haͤuſern fehen follte, davon das’ eine das Königreich Meapolis, und das andere das, Mayländifche befaß, trauete ihnen fo viel Ehrgeiz zu, daß ſie die über’ die Grundftüce der Kirche erhaltenen Rechte geltend machen würden, oder zum wenigften doch fo viel Ein- ſicht, daß fie ihn nothwendig hindern würden, noch mehr widerrechtlicher Weiſe an ſich zu ziehen. Weil! es aber gleichwohl nicht rathſam geweſen ſeyn würde, dieſe geheimen Geſinnungen ausbrechen zu laſſen, wußte der kluge Pabſt dieſelben auf das genaueſte zu verbergen, indem er ſich ſtellete, als wenn er das Vor⸗ haben Franciſcus des Erſten unterſtuͤtzen wollte. Leo muthmaßte ganz vernünftig, daß dieſer Herr unuͤber⸗ windliche Hinderniffe finden würde, und dag man) ihn vielleicht durch folche nichts bedeutende Gefaͤllig. keit darzu bringen koͤnnte, kuͤnrftig die Anſpruͤche des Pringen welchen der Hof zu hie en würde, unterſtuͤtzen zu helfen. | | Die j > | auf den Faiferlichen Throm. 647 Die Republik Venedig, welche überzeugt war, daß die Wahl nothwendig auf einen von den beyden Koͤ⸗ nigen fallen müßte, wünfchte die Erhebung Francifci des Erften, und wagte in diefer Abficht einige Unter nehmungen. Sie fürchtete ſich nicht fomohl vor dem Ehrgeize diefes Herrn, als vor den uralten Anfprü« ‚hen des Haufes Oeſterreich auf verfchiedene Land« ſchaften, die fie im Beſitz hatte. Die Schweizer, welche Damals in die öffentlichen Angelegenheiten mehr Einfluß als in den folgenden Zeiten machten, waren ungemein unruhig bierben. Die anfcheinende Gleichgüftigkeit ihrer alten Herren, und die allzu lebhaften Schmeicheleyen ihrer neuen Bundsgenoffen kamen ihnen überaus gefährlich vor. Sie gaben fich alle Mühe, unter dem Vorwande die deutſche Frenheit aufrecht zu erhalten, Feinen von bey den auf den Faiferlichen Thron gelangen zu laffen; -fie erffäreten fich aber mehr wider Sranfreich, deſſen Mache fie weit fehüchterner machte, und von deffen — fie ſich vielweniger Gutes verfpra- " HER - Der König von England, der vergebens verfucht hatte, ſich eine Partey zu verfchaffen, fahe ſich endlich genöthiget, in diefem großen Auftritte Feine fonderlich - wichtige Perfon vorzuftellen. Seine eigene Neigung | hätte ihn vielleicht auf die Seite Franciſci des Erſten gezogen, aber aus Staatsabficht mußte er die Partey Carls ergreifen. Weil nun feine perfönliche Neigung mit feiner Staatsklugheit ftriete, fo befchloß er das Gleichgewichte unter den zween Mebenbuhlern zu er- halten: Er ſuchte weiter Feine andere Ehre, als daß man ihn nicht möchte vor "einen müßiaen Zufchauer Saal | Ss 4 anfe- 648 Erhebung Carls des Fuͤnften anſehen, ſondern glauben, daß er — er an der Wahl genommen hätte, Binnen der: Zeit, da bie Könige von, yanien und Frankreich ganz Europa mit ihren Staatshändela befchäfftigten, fuchten ihre Gefandten in Deutfchland | unter allen Gemüthern Mistrauen und Eiferfucht zu erwecken. Der Koͤnig in Boͤhmen, ein Schwager Carls des Fuͤnften, erklaͤrete ſich öffentlich vor ihn; ob er ſchon wegen des von Maximilian erlittenen Unrechts e einen perfönlichen Haß gegen das Haus Defterreich gehegt - hatte, fo Eonnte er doch ohne feine Staaten in Ungarn in augenſcheinliche Gefahr zu ſetzen, ben einer. fo wich. tigen Gelegenbeit nicht unterlaffen, einem: Prinzen, bey» zuftehen, der einzig und allein im Stande —7 dieſel⸗ ben zu beſchuͤtzen. Der Cardinal Albrecht, Erbiſhof; zu Mayn ſchmeichelte ſich einige Zeit, daß es ihm gelingen folls te, den Churfürft von Brandenburg, feinen ‘Bruder, auf den kaiſerlichen Thron zu feßen., So bald. man ihm diefe leere Einbildung benommen hatte, richtete er fich bloß nach folgendem Grundſatze: Es wäre fein deutſcher Prinz mächtig genug, den Einfall der Tuͤrken zu vermehren ;..ver König in Frankreich waͤre im Stande, Deutſchland zu bezwingen; der König in Spanien allein beſaͤße fo. viel Macht „daß er es beſchuͤtzen koͤnnte, und dieſe waͤre doch zu ſehr zer⸗ ſtreuet, oder zu weit entlegen, daß die Freyheit Deutſchlands dadurch Gefahr leiden ſollte. | Der Churfürft in Sachſen trug eine geheime Nei⸗ gung gegen Das Haus. Defterreich, die er nicht merken Mr und die er I: Ba felbft nicht bewußt In | wollte. „auf den kaiſerlichen Thron; 649° ‚wollte, - Dieſe Gefinnung, verbingerte ihn, die Ge. fahr zu fehen, mit welcher das deurfche Reich bedro⸗ het wurde, durch. die Erhebung, Carls des Fünften erblich zu. werden. Er fhien überzeugt zu ſeyn, und „allem Anſehen nad) war er es in der That, daß Fran» riſcus der. Erfte niemals würde. feinen Mebenbubler laſſen Deutſchland indie Sclaverey ftürzen, und daß dieſer Prinz allezeit mächtig genug ‚wäre, ſolches zu verhuͤten. Rn rg ». Der. Erzbifhof zu Trier fand in dem edlen und ‚großmüthigen freyen Wefen Francifci des Erſten fo „viel Reizungen, fo fehr ihm die geheinmißvolle, fals ſche und. mistrauifche Gemuͤthsart zuwider war, die ‚er in der. Perfon Carls anzutreffen glaubte. Auf dieſer wahren oder falfchen Vorftellung beruhete feine ‚ganze Staatsfunft: Er bielt nicht einmal für nöthig, ‚feine Neigung zu dem: erftern ‚ und feine widrige Ge— ſinnung gegen den andern geheim zu halten. Der Marggraf von Brandenburg hatte fih von feinem Bruder, dem Churfürften zu Maynz, geroifle Vorftellungen von einem Ehrgeiz beybringen laſſen, ‚welche von furzer Dauer waren. Seine Bertrauten zeigten ihm, daß ihn die, Spanier bloß, deswegen durch Wahlſtimmen, die in ihree Gewalt flünden, zu verblenden fuchten, Damit fie fich der feinigen verfi- hern koͤnnten. „Man kann nicht fagen, ob ihm diefe Liſt nicht anftund, oder ob er durch einen andern Be⸗ ‚wegungsgrund auf Die Gegenpartey gezogen wurde 5 fo viel ift aber gewiß, daß er fich durch den päbftlie hen Bothſchafter „Robert Urſini, gar leicht überres _ den ließ, welcher die Abfichten des frangöfifchen Ho: 4 * fes mit weit mehr Lebhaftigkeit, Nachdruck und Par- a 655 teylich- 650 Erhebung Ca 1018 des günſten | —— unteefüßte, als “ feine Vollmacht ver ſtattete. (f Der Pfalzgref am Rhein ſchien ſich ide — | lich um alles das, was das ganze Reich beunruhigte, zu befümmern. Nichts als die anfehnlichen Sum- ‚men, die an ihn übermache wurden, konnte ihm diefe -&leichgültigkeit benehmen. Anton allen Wahlftim- men, die fi) der franzöfifche Hof werfchaffte, ift Feine einzige theurer gefauft und gutwilliger verfauft worden. - Der Churfürft zu Cölln konnte denen meiften ges ‚meinen $euten überaus geheimnißvoll zu ſeyn fehei- nen; und fharffichtige Augen befanden bloß, daß er ſich zu nichts entfchliegen konnte. Ueberhaupt wünfch- te er die Wohlfahrt und die Ehre des deutſchen Reichs, aber die Mittel, ſolches zu bewerkſtelligen, ‚waren ihm unbekannt. Weil ex von der Zeit und "den Umftänden eine Entwickelung, wie fie auch aut. fallen möchte, abwarten wollte, fo ließ er es dabey bewenden, daß er die Drangfale,, mit welchen fein. Vuaterland bedrohet wurde, befeufzete, und die Et» ‘haltung de deutſchen Freyheit eifrigſt wünfchete. Die Aofchilderung ‚die wir jego gemacht haben, ruͤhrte die churfürftlihe Verſammlung ungemein, wiewohl etwas fpät. Die Glieder derfelben fahen keine andere Möglichkeit, denen Trenningen , welche der Ehrgeiz der zween Rebenbuhler veriefächt hatte, ‚ein Ende zu machen, als wenn man fich nad) einem "andern Prinzen umfehen wuͤrde Man ſuchte * "lange Zeit vergebens, | | Ludwig, Koͤnig von Ken * Boͤhmen, war noch ein Kind, und ſchien eg zu bleiben. Sigismund, König in Pohfen, Hatte aufgehöret, ‚ein großer Mann | zu auf den Faiferlichen Thron. 651 zu feı und fehnte fi) weiter nach nichts, als nad) der‘ * Chriftiern, König in: Dänemark und Schweden, ‚war ein Ungeheuer, welches fein Vergnuͤ⸗ 'gen im Blure ‚in der Graufamfeit und allen Miffe- thaten ſuchte. Heinrich, Koͤnig in England, konnte ſich weder in Deutſchland feſt ſetzen, ohne ſeine erbli⸗ che Krone in Gefahr zu bringen, noch auch ſich bes ſtaͤndig in feinen Staaten aufhalten, ohne der kaiſer⸗ lichen Würde etwas zu benehmen, Ein gewiſſes Mitglied erwaͤhnte des Churfuͤrſten in Sachſen: fo gleich fielen alle Stimmen auf feine Seite: Es ſchien als wenn man geroünfche hätte, mehr als eine Stim« me zu haben, die man ihm hätte anbiethen fönnen, um ihn vor die Art des Schimpfes ſchadlos zu halten, wel⸗ chen man ihm glaubte, dadurch) angethan zu ‚haben, daß .man über die‘ — Wahl einige Zeit unſchlßig geblieben war. Friedrich ſchien zu der Perfon ‚ die er vorſtellen —* gebohren zu ſeyn. Er erwarb ſich einen bes fondern Vorzug durch fein edles Anſehen, ben feyer- lichen Begebenheiten, durch feine befondere Einficht bey den Keichsverfammlungen , durch eine helden⸗ maͤßige Tapferkeit in den Schlachten, durch eine Red· lichkeit, die durch nichts in Verſuchung gefuͤhrt wer - den konne, bey Verwaltung der Staatsgeſchaͤffte, und allenthalben Durch eine patriotiſche Aufrichtigkeit, welche ihm den Zunamen des Weiſen erworben hat⸗ te. Diefe vortrefflichen Eigenſchaften erhielten einen neuen Glanz durch dag verpflichtende äußerfiche Be⸗ zeigen, wodurch er die Herzen gewann, und durch eine ungeheuchelte Mäßigung, welche von allem Ehr- geize fo weit entfernt war, daß auch nicht der geringſte ein und Verdacht möglich war. Eben 6 Erhebung Carls des guͤnften Eben diejenigen Tugenden; welche die deutſchen Prinzen bewogen hatten ‚ den Ehurfürften zu Sache. fen auf den: Faiferlichen Throm zu'rufen, gaben ihm die Stärke, ſolches abzuſchlagen; und da dieſes Be⸗ zeigen keinesweges aus einem uͤbertriebenen Stolze, ſondern vielmehr von einer tiefen Einſicht herruͤhrete, fo dienten. die Mittel, Die man anwendete, ihn auf andere Gedanken: zu beingen, zu nichts weiter als feis nen gefaßten Entſchluß defto mehr zu beſtaͤrken. Eine ſo großmuͤthige Uneigennuͤtzigkeit wurde ſo gleich mit einer Unterwerfung beehret, welche diejenigen, ſo die Krone angeboten hatten, dem Weiſen ſehr aͤhn⸗ lich machte, welcher ſie nicht hatte wollen annehmen. Man trieb das Vertrauen zu dieſen Prinzen ſo weit, daß man ſich ſo gar von ihm ausbath, einen Prinzen vorzuſchlagen, den er fuͤr wuͤrdig hielte, das RR des deutſchen Reichs zu ſeypyp Friedrich nennte ohne Bedenken den König in. Spanien, und feine Stimme: zog die-andern alle nach fih. Der Erzbiſchof zu Coͤlln ſchlug ſich auf feine Seite, um den Schimpf und den Vorwurf einer unglücklichen Wahl zu vermeiden; der Erzbi ſchof zu Maynj, vermöge feiner Grundfäge , die er fid) von der Regimentsform und Staatskunft gen ·⸗ macht hatte; der König in Böhmen, um in. der Pers “ fon Carls einen Beſchuͤtzer wider Solymann zu fin ⸗ den; der Pfalzgraf‘ am Rhein, aus Furcht vor den fpanifchen. Voͤlkern, die fid) in feiner Nachbarſchaft gelagert hatten; der Markgraf zu Brandenburg, um ſich nicht bey feinen Landsleuten verhaßt zu ma⸗ chen; und endlich der Churfuͤrſt zu Trier, — — in dem — ** zu verurſachen. —200* ss ME auf den kaiſerlichen Thron. 653 Die Erhebung Carls des Fuͤnften ſetzte die allge⸗ meine Freyheit in eine allzu große Gefahr, daß man nicht haͤtte auf Mittel ſinnen ſollen, wie man ſich vor der unumſchraͤnkten Herrſchaft und Grauſamkeit vers wahren moͤchte. Bisher hatten die Kaiſer nur ge⸗ ſchworen, dag fie ihre Gewalt wohl gebrauchen wolle ten. Diefe Vorſichtigkeit konnte bey deurfchen Prinzen, die die Verfaffung des Reichs wußten, und an die eingeführte Kegierungsart gewohnt waren, allenfalls . binlänglich feyn. Bey einem Nusländer aber hatte man mehr Urfache, fich vorzufehen. Man mußte beforgen, er möchte ſich entweder ſtellen, als wüßte er die Gefege nicht, um fie defto verwegener übertreten zu fönnen, oder er möchte ſich unterfangen, ungeſcheut eine Gewalt zu vergrößern, die ihm zu eingefchränfe feinen würde. Dieſen zwey Uebeln allzubelfen, verfertigte man einen Yuffag, worinnen die Rechte des Haupts und der Glieder des deutſchen Staatsförpers ausgemacht wurden. Dieſe fo genannte Capitulas ‚tion hat man hernach bey allen denenjenigen zum Grunde geleget, welche die Kaifer in den folgenden Zeiten beſchworen haben. Sie wird noch heutiges Tages eben fo als ein Grundgefeg des — be⸗ trachtet, als die goͤlddene Bulle. Wenn man die geheimen Bewegungen, welche diefer greßen Begebenheit wegen find gemacht wor« den, etwas aufmerffam befrachter, fo finder man, daß die Klugheit Carls des Zünften niche fo viel hierzu beygetragen, als die wenige Ueberlegung feines Mitbuhlers, Francifei des Exften, welcher einen Lieb— ling einem gefchicften Unterthanen vorzog, und die allerwichtigſte Unterhandlung, die binnen ſeiner Re— 654 Erhebung Carls des günſten gierung gepflogen worden, einem Manne anvertrauete, dem. man, ohne Unbedachtſamkeit ‚nicht einmal Die, allerleichteſte würde haben: auftragen koͤnnen. Bons, nivet befaß viel Wis, aber wenig. Ueberlegung; er war beredt, ‚aber er urtheilete ſchlecht; er: wuͤnſchte die Ehre ſeines Herrn mit großem Eifer, aber er hatte zu wenig Einſicht, daß er haͤtte im Stande ſeyn ſollen, dieſelbe zu vergroͤßern. Seine Unbedachtſamkeit war ſchuld, daß er diejenigen Freunde verlor, welche er ſich durch ſein gutes aͤußerliches Bezeigen erworben hatte. Ob er ſich gleich auf die liſtigen Streiche des Hofes verſtund, ſo waren ihm doch die geheimen Ab⸗ wege der Staatskunſt ganz und gar unbekannt. Er wurde durch ſeinen Hochmuth gehindert, um Rath zu fragen, und wegen ſeiner Einbildung von ſich ſelbſt, konnte er ſich die Vermahnungen nicht zu Mutze mas chen, die man ihm freywillig gab. Damit er das Vergnuͤgen haben moͤchte, uͤberall freygebig ſeyn zu koͤnnen, fo beraubte er ſich des Vortheils, zu rechter Zeit nur da zu verſchwenden, wo es denen Regeln der Staatskunſt nach erforderlich war. Seine allzuleb⸗ hafte und ungeſtuͤme Gemuͤthsart konnte vor der Lang ⸗ ſamkeit der Deutſchen und dem ſchlaͤfrigen Weſen der Spanier in Staatsgeſchaͤfften nichts ausrichten. Es fehlete ihm ganz und gar an der Erkenntniß der Ges mücher, die er follte nach; feinem Vortheile willen zu lenken, derer verfchiedenen Abfichten der Höfe, die er folfte vereinigen, und derer geheimen Anfchläge, die ‚er follte zuſchanden machen, Bonnivet war bloß ein gefcehmeidiger Hofmann, und zu feiner vorhabenden Unterbandlung gebörete ein vollfommener Staats mann, . — Wenn auf den kaiſerlichen Thron. > 655 Wenn man die Wahrheit fagen ſoll, ſo verſprach man ſich von dieſem Herrn mehr in Anſehung deſſen, wie ſeine Geſandtſchaft in die, Augen: fallen wuͤrde, als in Anfehung des glücklichen Erfolgs feiner, Vers richtung. Zween Männer, die ſehr geſchickt waren,. Kobert de la Mark, Herzog von Bouillon, und ber, Biſchof zu Lüttich, fein Bruder, welche: zuerft Fran⸗ cifco. dem Erften Anlaß gegeben hatten, an die kaiſer⸗ liche, Krone zu gedenken, hatten die Mühe auf ſich ommen, ihm den Weg Dazu zu erleichtern. , Dev, Sims, den man dem erftern anthat, indem man. ‚feine Compagnie von 100 Mann abdanfte, und dem ietztern, indem man einem andern zum Cardinalshute: verhalf, den er verdient, und den manihm verfprochen hatte, zog fie alle beyde von der franzöfifchen Seite ab. Es gelung ihnen, wie fie es wünfchten, daß die; Partey, die fie verlaffen hatten, das geſchehene bes, reuen mußte, und daß man.ihnen den Eifer-nicht ver⸗ denfen fonnte, mit: welchem fie die nunmehro ange nommene Partey.zu unterflüßen fuchten. - Der Vers luft, den Srancifeus erlitte, und die Erhebung Carls, konnten ihnen faſt einzig und allein zugeſchrieben werden. Frankreich hatte noch ein einziges faft untruͤgli· ches Mittel uͤbrig, ihren fernern Unternehmungen zu widerſtehen; dieſes beſtund darinne, daß man die ſchwaͤbiſchen Kreisvoͤlker haͤtte ſollen in Sold neh⸗ men. Dieſer Kreis hatte ſich genoͤthiget geſehen, Ulrichen, Herzogen von Wuͤrtenberg, einer wahrhaf· tigen Geiſel ſeiner Unterthanen, deren Vater er ſeyn ſollte, den Krieg anzukuͤndigen. So bald als man dieſen Wuͤterich außer Stand gefegt hatte, weitere Grau — 656 Erhebung Carls des Fimften Grauſamkeiten und Unrecht zu begehen, ſo haͤtten dieſe Volker ſollen abgedanket werden. Aber die oberſten Haͤupter /derſelben ſeteten ſich wegen · ihres eigenen Nutzens darwider: Sie ſuchten einen Herten, der veich genüg mäte,ähte Dienſte zu‘ Bezahlen, und dies felben gegenwärtig ‘ brauchen“ Föhtite. * Enfibeber möchte Francifeus der Erſte glauben, daß er ihrer‘ nicht benoͤthiget wäre, oder beforgen, das —* "beleidigen, er-fchlug ihr Anerbiethen aus. Sein - Gegner, der weiter fahe, und nicht fo bedenklich war, wie er, nahm ſolches an; und die Waffen diefer Sof- daten gaben denen Bewegungsgründen feiner Geſand⸗ gen nicht wenig Nahdruk, Es iſt noch eine Frage unter den Staatsverftän? digen: ob die Erhebung Carls des Fünften auf den Eaiferlichen Thron diefem Prinzen mehr geholfen als’ gefchadet habe? Es ift nicht zu Täugnen, daß diefe höhe Würde feine Regierung berühmter gemacht hat, als fie außer dem geweſen feyn würde: und diefer Vorzug ift allezeit etwas großes vor einen regieren⸗ den Prinzen, eine ‘gemeine Perfon mag nun davon halten, wag fie will. Es Eann aber doch fenn, wie $eute gemuthmaßer haben, welche eine tiefe Einſicht in die Verbindung des Eigennutzes der europäifchen Höfe befigen, daß diefe hohen Ehrenzeichen mögen zu theuer gefauft worden ſeyn: Sie fagen, daß die - Händel des deutfchen Reichs Carln öfters abgehal- ten haben, vor das Beſte feines Erbreiches zu forgen, und daß ihm die innerlichen Kriege, wodurch Deutſch⸗ land binnen feiner Regierung beunruhiget worden, viel Zeit und Anftalten weggenommen baben, welche ÿ RES: ae a a a 17 auf den kaiſerlichen Thron.” 65 weit nuͤtzlicher hätten koͤnnen angewendet werden, die Unternehmungen wider die Tuͤrken oder Frankreich deſto nachdruͤcklicher fortzuſetzen. Man mag nun von dieſen Betrachtungen halten was man will, ſo iſt doch ſo viel gewiß; ſo viel Mühe ſich auch Carl um den kaiſerlichen Titel gege⸗ ‚ben hatte, fo wenig Reizung fand er in dem Bes fige deſſelben. In allen Schreiben, die er ergehen ließ, es haͤtte dern müffen in Deurfchland feyn, una terfchrieb er fich allezeit mit diefen Worten: yo el zey, um vermufblich.zu zeigen, daß er feine fpanifche Krone höher ſchaͤtzte, als Die Würde eines Haupts des deutſchen Staatsförpers, . E 2 Band, 2:7) V. Von | 658 Bon der Wirkung des Magnets | EEE EEE EEE En En ern Bon Ber nn Birfung des Vagnets auf ungeröfte Eifenergt, ON Herr von Juſti hat im erften Stücke 89 7 feiner neuen Wahrheiten zum Dortbeil lichen Lebens der Menfchen 4 Art. erweiſen mol len, daß das Eifen nicht im Eifenerzte vorhanden fen, fondern erft mährendem Ausfchmelzen entftebe. Unter andern Gründen, die er diefes zu behaupten anfuͤhret, verſichert er 41 Seite, Mman werde nie⸗ „mals in einem Eiſenerzte oder Steine, vor deſſelben „Roͤſtung, durch den Magnet das 'geringfte Eiſen „finden koͤnnen, man moͤge daſſelbe auch noch ſo zart „zerreiben. „ Dieſer Satz ſcheint mir der Erfah⸗ rung ſo offenbar zuwiderſprechen, daß ich glaube der Herr von Juſti hat ihn etwa nur in einer gewiſſen Bedeutung behaupten wollen, die er nicht dabey an· gezeiget hat ; oder wenn er uneingefchränft von ihm behauptet wird, fich verfchiedenen Einwuͤrfen ausge ſetzt, Die er billig hätte aus dem Wege räumen ſollen. Ihm fan ja wohl nicht unwiſſend ſeyn, was sie Eiſenſcheiben ſi nD, J 5 ſich die —— deswe · J der Naturkunde und des geſellſchaft⸗ | | auf ungeröftetes Eifenerzt. 659 deswegen in Bergmwerfen, wo Eifenftein briche, und mo auch nur der Gang und das Gebirge fehr eifen. ſchuͤßig ift, bedienen, weil dafelbft die Magnernadein irre gemacht werden. Wenn nun der Herr von Ju— ‚fi vom Magnete gezogen zu werden, als ein Kenn- zeichen des Eifens, wie es fheint, annimmt, fo muß wohl auch: den Magnet, oder die Damit beftrichene Nadel ziehen, dafuͤr gelten. Aber die Eifenerzte, welche der Magnet felbft zie, bet, find auch nicht fo felten, Daß dergleichen Herr von Juſti nicht müßten vorgefommen ſeyn. Der Magnet felbit wird unter die Eifenerzte gerechner, und ein Magnet zieht Doch den andern. In Walz lerius Mineralogie werden verfchiedene Eiſenerzte genannt, welche der Magnet zieht, und von andern dadurch unterſchieden, die ihm nicht gehorchen. Ohne aber weiter Buͤcher daruͤber nachzuſchlagen, kann ich meinen Widerſpruch gegen den Herrn von Juſti auf meine eignen Erfahrungen gründen, da mir ver: fehiedemale rohe Eifenerzte in kleine Stückchen zerrie- ben, von einem ftarfen Magnete angezogen worden find. Es ift ein Berfuch, der fich bey den Eiſenerz— ten, die es zulaffen, fo leichte nachmachen läßt, daß es nicht der Mühe werth ift, ihn bier ausführlicher zu erzählen, und davon ich nur, um zu zeigen, daß ich dabey nicht unvorfichtig zu Werfe gegangen bin, erwähnen will, daß ich mich gehuͤtet habe, das Erst mit einem eifern Werkzeuge klein zu machen, damit ich nicht Dadurch Eifentheilchen darunter brächte, Man Fann die Stufe unbefchädiger laffen, und - Doc) ſich verfichern, daß etwas in ihr ift, welches vom Magnere gezogen wird. Ihre Geftalt muß zu die: — Tt 2 ſer 660 Don der WirfungdesMagnetsir. fer Abfiche nur. fo befchaffen ſeyn, daß fie auf irgend eine ſcharfe Seite von ihr, wie in eine Art von Gleich. gewichte kann geleget werden, aus dem ſie durch eine geringe Kraft zu bringen iſt. Naͤhert man ihr als⸗ denn den Magnet, fo lenket fie fih nad) ihm zu, noch ehe er fie beruͤhret. Dieſes lehrreiche Spiel. werk macht mir nebſt einigen andern Stuͤcken Eiſen⸗ erze als einem Schraubenſteine von Huͤttenrode ꝛtc. beſonders eine norwegiſche Eiſenſtufe drey Meilen oſtlich vor Friedrichshall von einem Berge bey Boudalen her. Ich habe ſie von einem Daͤnen, Herrn Holm, bekommen, der ſich 1753 einige Zeit meines Unterrichtes Ahier bedienete, und bey den Graͤnzmeſſungen zwiſchen Daͤnemark und Schwe⸗ den gebraucht wird. Die Unordnung, in welche die Magnetnadeln bey dieſem Berge gekommen waren, hatten veranlaflet, der Urfache nachzuforfhen, und man hatte gefunden, Daß auf der ſchwediſchen Seite dafelbft ein Eifenbergwerf, oder nad) dem Stile un. ferer Zeitungsfchreiber und Ueberfeger, die weder Wiſſenſchaften noch Deutſch verſtehen, eine Eiſen⸗ mine fen. Ich wuͤrde ohne große Muͤhe mehr Erfahrungen häufen koͤnnen. Aber eine oder zwo fichere Beja- hungen find ſchon zulänglid), eine allgemeine Berneis mung zu widerlegen. A. ©. Baſtner VI. Trat· “ 661 EEE ** | v1. Trattato della origine delle Sorgenti e de fiumi, | \ del "Conte Lodovico Barbieri Vicentino. Vicenza 1750. Des Grafen Ludwig Barbieri von Vicenz Abhandlung vom Urſprunge der Quellen und Fluͤſſe. Vicenz 1750. 8. 52 Bogen, .S\ er-Berfaffer will Hauptfächlich drey Meynun⸗ gen pruͤfen, davon die erſten beyden ſich auf die an den Bergen anhaͤngenden und zuſam⸗ menfließenden Duͤnſte, und auf den Regen gruͤnden, die dritte das Waſſer zu den Quellen aus dem Meere durch unterirdiſche Gänge leitet, und feinem Urtheile nad) die richtigfte ft. Er bemühet fich alfo anfang. lich, die beyden erften zu widerlegen, und führer Hal: leys Meynung an,'die fic), wie er fager, auf die eins zige Erfahrung von der Menge der Dünfte gründet, ' 3 die 06 Vom Urſprunge die Halley * der Inſel St. Helena —— aber dieſe Inſel liegt mitten im Meere, in einer hitzic gen Gegend, wo alfo mehr Dünfte als anderswo auffteis gen: Die Gipfel der Berge gegentheils find, nad) einer durchgängigen’ Erfahrung, von Dünften freyer als niedrige Gegenden, und man Eann daher wohl nicht fagen, - daß fich an ihnen die Dünfte famnıleten, die man auch nie an ihnen herabfließen, fondern viels | mehr fie oft mit Schnee beveder findet. Daß nun diefe Dünfte fo tief, als die meilten Berge hoch find, ins Erdreich dringen, Wege durchzufließen und Be fen fie aufzufangen und in Bächen ausftrömen zu laſſen antreffen, das ift alles wenigſtens ganz ohne “Beweis angenommen, ob der Berfaffer wohl, daß ein Theil der Bäche nach Halleys Gedanken mit Feuch⸗ tigfeit verforget werde, nicht gänzlich läugnen will, - Daß die Quellen hauptſaͤchlich vom Regen entftehen, har vornehmlich. Valiſnieri ausgeführer, und diefe Meynung in Ktalien aufgebracht; Mariotte und an- dere haben fie durch Berechnung des Negens und — Vergleichung deſſelben mit dem Waſſer in den Fluͤſſen zu unterſtuͤtzen geſucht. Gegen dieſe Berechnungen erinnert der Verfaſſer, daß bey denſelben die Flaͤche, auf welche der Regen fällt, nur die Flaͤche der Berge ſeyn ſollte, weil von dieſen eigentlich die Stüffe ent⸗ ſpringen; Man nimmt aber fuͤr dieſe Flaͤche die Ebene an, in der ſich ſelbſt Fluͤſſe und Seen befinden, deren Flaͤche man hiebey mit rechnet, obwohl der Regen, der auf die Ebenen fällt, die Fluͤſſe wenig vergrößert, ja gegentheils die Fluͤſſe den Ebenen, durch die fie gehen, Feuchtigkeit mittheilen. Nach jener Rechnung follten ‚alle Ebenen mit Fluͤſſen glei) viel verforger feyn, we _ RN 4 RR der Ouellen und Fluͤſe. 663 es gleich viel regnet: Aber in Italien hat nur die Lom⸗ bardey nebſt den angraͤnzenden Laͤndern, die Etſch, den Po, und die andern kleinen ins Meer fallenden Fluͤſſe mit begriffen, nebſt ihren großen und tiefen Seen, mehr Waſſer als der uͤbrige Theil von Italien, der wohl ſieben bis achtmal groͤßer iſt, und in den ſuͤdlichen Theilen Italiens, wo es am meiſten regnet, ſind die wenigſten Fluͤſſe. Der Verfaſſer bemerket hiebey, daß es im obern Theile Italiens weniger regnet, weil es daſelbſt kaͤlter und das Land vom Meere ent- fernter iſt; in Frankreich regne es, nach den Beob⸗ achtungen, die das Regenwaſſer in Zollen angeben, ungefaͤhr halb ſo viel, als im Mittel Italiens. Machte das Gebirge den fünften oder ſechſten Theil Italiens aus, ſo duͤrfte man nur den ſovielten Theil des Regens fuͤr die Unterhaltung der Fluͤſſe rechnen. Ob alſo der Verfaſſer gleich zugeſteht, daß die Berge durch den Regen, der von ihnen herabfließt, etwas zu Ders größerung der Flüffe beytragen, fo gefchieht doch dier ſes nur durch unbeftändige Regenbäche, und nicht durch Quellen, und der Regen hat ohne diefe Abſicht ſchon genug andere Mugen, 3. E. das Erdreich zu benegen, Dflanzen zu tränfen ıc. Darauf fuche der Berfaffer die andere Berechnung zu widerlegen, vermittelt deren Hallen zeigen wollen, mie fo viel Waffer durch die Fluͤſſe ins Meer’ zurück fomme, als das Meer dur) Ausdünftung verliere, und weifer, daß fie der vorigen widerfpricht. Nachdem er folchergejtale die gegenfeis tige Meynung dus dem Wege geräumet, nimmt er zu Beftätigung der feinigen, daß nicht alle Quellen, auch bie beſtaͤndig Waffer haben, auf Bergen, fondern viele in Ebenen entfpringen, auch unter gehen Seen neune a Tt 4 nicht 66 Vom Urſprunge nicht von Fluͤſſen gemacht werden, daß ſich auf kleinen und hohen Inſeln beſtaͤndige Quellen, die bey der trockenſten Jahreszeit nicht aufhören, befinden, welche alſo vom Meere herkommen muͤſſeeen. Um nun feine Meynung zu unterſtuͤtzen, erinnert der Herr Verfaſſer zuerſt, daß man ſicher vorausſetzen koͤnne, das Erdreich um die Meere herum habe die noͤthige Beſchaffenheit, das Waſſer durchſeigen zu laſſen, da ja ſelbſt die Gegner dieſe Beſchaffenheit bey. den ‘Bergen und Ebenen um die: Flüffe herum anneh⸗ men, Damit der Regen und die Dünfte durchgehen fonnen. Daß e8 aber mit der Erde wirklich diefe Beſchaffenheit habe, daß fie voll Löcher, unterirdifcher Gänge, Höhlen, großer Waſſerſammlungen zc. fey, und“ in ihrem Mittel ein unterirdifches Feuer habe, glauber der Verfaſſer aus der Geſchichte der Simöfluch und andern Schriftftellern zu erweifen. Da vergleichen bey denen, die von der Beſchaffenheit der Erde hans deln, fo gewöhnlich ift,daß es faft zum Efel wird, und jeder die Schrift, wie es, ihm am bequemften fällt, aus⸗ leget, fo ift es wohl kaum nöthig, Des gegenwärtigen Verfaſſers Gedanfen hiervon anzuführen: Als eine Probe mag fein Beweis dienen, daß die Inſeln, Halb⸗ infeln u. d. g. Ueberbleibfale von der Wuch der Sünd: fluth find. Wären fie nad) einer Abſicht hervorge- bracht, fage er, fo würden: fie ‚anders liegen, nämlich fo, wie e8 zur Schiffahrt am bequemfien wäre. Alſo feßt er zum Boraus, daß es außer der Bequemlichkeit der Schiffahrt Feine Abficht von der Lage der Inſeln giebt, und daß die Wirkungen der Suͤndfluth von einem bloßen Ungefähr regieret worden. Indem alfo der Berfaffer eine lockere und dem Durchgehen des . — ſers der Quellen und Fluͤſſe. 665 ſers bequeme Beſchaffenheit der Erde annimmt, ſo bemerket er, daß der Einwurf, die Quellen laͤgen hoͤher als das Meer, nichts gelte, weil man offenbar ſieht, daß ſich das Wafer in die Höhe zieht. Die Fluͤſſe benegen das Erdreich, durch) das fie gehen, vermittelſt ährer unterirdifchen Armofpbäre, höher als fie fließen, Man findet am Meere Quellen, die, weil fie falzigt find, und Ebbe und Fluth haben, mit dem Meere zufammenhängen müffen, und doch gewiß.höher als Das Meer find. Wenn von zwo zuſammenhaͤngenden Rohren, ſagt er, die eine fehr weit, die andere enge und innwendig fehr rauh wäre, daß ihre Unebenheiten fo zu reden Klappen vörftelleten, wenn man fid) als⸗ denn einbildet, das Waller ftehe in beyden Röhren ans fänglich gleich hoch, merde aber rucfweife in der mei« ‚tern gedruckt und geftoßen, fo glaubet der Verfaffer, es werde fich in der.engern Nöhre erheben, und wegen der Klappe auf einer. größern Höhe hängen bleiben. Dieſe enge Röhre ift Das Unterirdifche einer Gegend, wo Quellen entfpringen, Das Meer ift in der meiten, welches von Ebbe und Fiuth, dem veränderlichen Dru⸗ de der Atmofphäre ıc. verfihiedene Stöße befümmt. Diefe Erflärung zeiger zugleich, warum die Quellen mehr auf’ den Bergen entfpringen, In Ebenen müffen fie nur von dem Drucke des Meerwaſſers in feiner obern Fläche unterhalten werden: Die Berge beftehen auch meiſtens aus Gefteine, deffen innerer Bau dem Erhe⸗ ben des Waffers bequem iſt. Der Verfaſſer gerärh dabey auf die Gedanfen, die Flußfifche hätten ihren Urfprung aus dem Meere, und wären Durch Die Ber- änderung des Aufenthaltes fo verändert worden. Den Einwurf, daß fich die unterivdifchen Gänge mit Salze 5 anfüls .. 666 Beobachtung anfuͤllen muͤßten, beantwortet er mit ihrer Menge, und daß das Meerwaſſer ſein meiſtes Salz an ſeinem Strande ſitzen laſſe. Wo aber das harzige bittere Weſen hinkomme, dag das Seewaſſer uͤntrinkbar mas chen wuͤrde, wenn es auch ungeſalzen waͤre, und ſich durch Deſtilliren (eine kuͤnſtliche Ausduͤnſtung) ab⸗ ſondern laͤßt, findet man bey dem Verfaſſer nicht er⸗ klaͤret. U: ®. R. DER EITIET Inn | a RL ae Tall Herrn Guettards, Leibarzted des Herzogs von Orleans und Neun der fönigl. Akademie der ee fhaften, Beobachtung von den braſilianiſchen Sopafen. Aus dem Journ. Oeconom. Oktobr. e 1a 1751. an kann öfters von Leuten, die bie natürlie e chen Körper , bloß weil e& ihr Handwerk ift, bearbeiten, -befondere Umſtaͤnde von — erfahren, die den Naturaliſten in der Un⸗ terſuchung ihrer — una, ein-großes * | geben I | pr von den brafi lianiſchen Topafen. 667 geben Fönnen, Einer folhen Perfon habe ich die Beobachtung zu danken, die ic, hier erzählen will, Herr Dumelle, ein Golbfchmied und Steinfaffer, der mit feiner Geſchicklichkeit eine löbliche philofophis ſche Neugier verbindet, alles befondere, was ihm bey feiner Arbeit borfönme: zu unterfuchen, erzählte mir, daß die brafilisnifchen Lopafe im Feuer ihre gel⸗ be Farbe verlören, und dagegen eine bald. hellere, bald dunflere Rofenrörbe erhielten, die fie den blaſ⸗ fen Rubinen (rubis-balais) ähnlich machte. Diefe Veränderung, die wir allein zu wiflen glaubten, war fhon vielen Juwelirern befannt, die fie aber bisher _ mit Fleiß verichwiegen gehalten und noch verfchweis gen, weil ihnen wohl unflreitig an dem Bortheile, den - fie Hieraus ziehen Fonnten, und wirklich ſchon öfters gezogen haben, mehr als an einer Fleinen philofophis ſchen Seltenheit liegen mußte. Sie bedieneten fich ihrer Entdefung, um manchen im Feuer gemachten Aubin für einen natürlichen zu verfaufen, und wenn man jemals von Kaufleuten auf eine unfchuldige Are betrogen worden ift, fo ift es gewiß auf diefe Art ges ſchehen. Denn man bekoͤmmt in der That für fein Geld einen Rubin, und was liegt daran, daß er feine Vollkommenheit nicht der Natur zu danken hat, da ihm die Eleine Hülfe der Kunſt eine eben fo dauer⸗ bafte und defto fchönere Farbe der beften Rubinen giebt, je dunkler und a der Topas vor ber geweſen iſt. So gewiß wir die Sache ſelbſt wußten, ſo hatten wir fie doch nur vom Hoͤrenſagen. Ein Steinfchnei- der, der einen fochen Stein von ungefähr in glühende | 4, Alche 668 Beobahtng Aſche hatte fallen laſſen, gab uns die erſte Nachricht Davon, die hernach einige Juwelirer bekraͤftigten. Ei» ner von diefen erzählte uns, daß ein Steinfchneider in Lifjabon die erfte Entdekung hiervon 9 eben einen ſolchen Zufall gemacht haͤtte. Dieſer verſchiedenen und ſo glaubwürbigen Zeugs niffe ungeachtet, wollte ich) mic) doch felbft durch die Erfahrung von diefer Seltenheit. überführen, und Herr Dumelle beliebte den Schaden zu fragen, den etwan ein Zufall bey einem fo ungemiffen Berfuche verurfachen koͤnnte. Wir thaten alfo einen kleinen braſilianiſchen Topas in einen Probetiegel und fehütteten Afche darauf. Es wurden glühende Koh—⸗ len um den Tiegel herumgelegt, und. fo lange ange⸗ blaſen, bis er gluͤhete. Der Schmelztiegel blieb ſte⸗ ben, bis er ſelbſt kalt wurde. Der Stein war, big auf einen kleinen Punct, der nicht genug urchhisr, | ‚und vonder gelben Farbe zu ftarf durchdrungen ges weſen war, als daß er fie hätte verlieren follen, in ei⸗ nen Rubin verwandelt worden. Eben ſolche Flecke, die aber wie zarte Striche ausfahen, und nur bey ge. wiſſen Wendungen des Steins wahrgenommen mwer- den fonnten, hatte der Rubin des Steinfchneiders behalten, den er als einen Topas von ungefähr i in die Aſche hatte fallen laffen. Es war ganz natürlich, bey diefen Berfuchen zu fragen, ob die orientalifchen und die fogenann. ten indianifchen Topafe wohl eben vergleichen Berwandelung leiden follten ? Die Farbe Dies fer Steine wird fiir unmandelbar gehalten, man müßte fie denn lange Zeit in einem heftigen Feuer halten, von den brafilianifchen Topafen. 669 alter, „und. bierauf beruhet eben ein Theil ihrer Schaͤtzbarkeit. Herr Dumelle that mir auch bier. in Borfhub. Er nahm zum Verſuche zweene Tor pafen, einen orientslifchen und einen indiani⸗ fchen, und außerdem nod) einen böhmifchen Gra⸗ nat, einen achten Granat, einen Sapphir und orientslifchen Hyacinthen. Alle diefe Steine ‚blieben in eben dem Feuer und bey eben dem Ber fahren, als bey dem ‚brafilianifchen Topafe gewe⸗ fen war, vollfommen unverändert.. Sie wurden, ehe fie völlig erfaltet waren, der freyen Luft ausge fest, und erlitten Davon nichts, bis auf den Granat, ‚welcher zerfprang, weil er vielleicht irgend einen Fehl oder Glas hatte, ‚oder weil er vielleicht die Wärme länger, als die ‚übrigen Steine gehalten, und alfo mehr von der Luft gelitten hatte. Ein Amethyſt, der. zugleich in den Schmelztiegel gelegt worden war, wurde weiß und verglafte fih. Ein unreifer Sma> ragd, den ich in die Afche hinein geſteckt hatte, ver— lor feine ſchwache Farbe, und befam einen Glanz, mie der fchönfte Cryſtall. Eben Diefes wiederfuhr den Steinen von Alencon, und denen, aus Nieder⸗ Poitou, die von der Gegend, wo. man fie findet, Steine von Camberdesu genennt werden. Ale dieſe Steine find durchſichtig. Ein undurchſichtiger, der unter den andern im Tiegel lag, ein Carneol, wurde auf drey vierthel Theile weiß, und wuͤrde wahrſcheinlicherweiſe ganz weiß geworden ſehn, wenn er länger im Feuer geblieben waͤͤeeeee. ri 4388 Zu der Zeit, als ich diefe Verſuche anſtellte befann ich mich, daß der Stein, den die Kaufleute —— | | er . PA s 4+ *ſe 670 — Beobachtung * fen brafilianifeben Topas zu nennen pflegen, im Feuer eine gelbe Farbe annähme. Die Urſache dien fer vermeyntlichen Erfahrung‘ fchien mir nicht ſchwer zu feyn :. allein ein Verſuch, den ich mit einem ſol⸗ chen Steine machte, — ſo wohl meine Ein⸗ bildung, als die Erzaͤhlung, die ich davon gehoͤret hatte. Der Stein blieb weiß, ob ich ihn gleich mit eben der Sorgfalt, die ich bey den andern Berfuchen angewendet, in einem noch laͤngern und Feuer gehalten hatte, ‘, Man kann alfo diefe Steine gef in Yeah en Gattungen eintheilen, deren Unterfchied auf den Veränderungen beruhet, die eine mäßige Hitze des Feuers in ihnen hervorbringt. "Die erften behalten in dergleichen Hise ihre Farbe, und diefes find ge⸗ meiniglich die orientaliſchen. Die andern ver⸗ wandein ihre Farbe in eine andere beftändige Farbe, WR ai und diefes find die gelben brafilisnifehen Topafe. Die dritten verlieren ihre "Farbe und behalten bloß die — — der Bergeryftaflen. Diefes find H emeiniglich die Ba , Oder fie werden, ie.der obige Catneol, ud Berg . "Die Verwandlungen der A dritten | Sat Ä rüng fi find bisher fchon befannt geweſen: allein ich jlaube nicht; daß man ſchon die Befonderheit der woren Gattlrg ‚angemerkt habe :” wenigſtens ſind mir Feine Schriftſteller davon bekannt. Ich habe den Boot und Berquen deshalb vergebens nah» defchlagen. Beyde ſagen ʒwar, ‚daß man vermitk: ft * AWO N die Gewait des Feuers’ zu ver⸗ | mehren, ” 1 von den brafilianifchen Topafen. 67 mehren, denEdelfteinen die Farbe benehmen fönne,und Bergen berichtet fogar, daß man einen recht reinen „und hellen orientalifchen Topas eben fo wohl, „wie den Sapphir, weiß machen koͤnne, nur daß „jener, nach einiger Zeit, feine erfte Farbe wieder be „fäme, welches von den Sappbiren nicht gilt: „ allein Feiner von diefen beyden Schriftftellern ſagt, daß ein mäßiges Feuer die Farbe diefer Steine ganz. lich in eine andere eben fo glänzende und dauerhafte Farbe verwandeln koͤnne. Ueberdem konnten ſie auch nichts von den braſilianiſchen Topaſen fagen ; da fie fange vor der Entdeckung diefer Steine, die wir erft feit ungefähr zwölf oder funfzehn Jahren kennen, geſchrieben haben. Anuno Es waͤre in der That ſonderbar und merkwuͤrdig genug, wenn die übrigen braſtlianiſchen Steine auf dieſe Art das Mittel zwiſchen den orientalifchen und occidentaliſchen hielten. ‘Die Steinſchneider behaupten, daß die brafilisnifchen Demante keine folhe Härte, als die orientaliſchen beſitzen follen, Man Eann fich indeffen: leicht einbilden, daß hierbey Ausnahmen oder Abmwechfelungen vorfallen; und es würde gewiß zu bemundern feyh, wenn es dergleichen nicht gäbe, da: man ſchon aus: den wenigen hier er⸗ zählten Verſuchen fieht,- daß der occidentaliſche Hyacinth feine Farbe behalten habe. ham Der vornehmſte Mugen diefer Beobachtung be: ſteht darinn/ daß man dadurch auf den Nutzen aufs merffamer gemacht wird, den uns gewiffe Steinerges waͤhren fönnen, die wegen: ihrer unvolllommenen rin und 672: nr Beobachtung und RE Farbe, durch einige BE eine-ganz andere und; vollfommenere Farbe erhalten, und folchergeftalt dem Handelsmanne einen größern Nutzen bringen Eönnen, ohne dem Käufer, den ger ringiten Schaden zu thun. Von dieſer Art find die Topafe, ‚wovon wir ‚bier reden. Se dunkler und unreiner ihre Farbe ift, defto geſchickter iſt, wie oben geſagt worden, der Stein, zu einer recht hellen und lebhaften ofenfarbe, Dieſes war eben der Bora theil, den die Juwelirer, die dieſe Entdeckung zuerſt gemacht hatten, daraus zogen. Die geringſchaͤtzig⸗ ſten Steine wurden die koſtbarſten, ſo bald ſie durchs Feuer gegangen waren, und kein einziger von allen bekommt, wie Berquen von den orientaliſchen Topaſen erzaͤhlt, ſeine erſte Farbe wieder. Wenige ſtens habe ich dergleichen nie beobachtet, und, nach der Menge der Steine zu urtheilen, die man für brafitisnifehe Rubinen verfauft hat, koͤnnte man unmöglich lange in dem: Irrthume | geblieben feyn, und würde die Veränderung bald: wahrgenommen haben, wenn man nicht etwan vorausſetzen wollte, daß eine ſehr lange Zeit zu dieſer Veraͤnderung erfor⸗ dert wuͤrde. Dieſes wird durch das Vorgeben der Juwelirer, daß keine andere Rubinen aus dieſen Laͤndern kommen ſollen, als die im Feuer dazu ge⸗ macht worden hub, um * wabtſcheinticher 30 macht. ‚un! | „au inte Es würde — * aus OR Erfah. rungen, als ich habe anitellen Fönnen, eine Erklaͤrung von: dieſer Sache zu geben. Man muͤßte, wenn es | möglich, märe, a: feßen, oder ein ‚nen ‘ un | von den brafifianifehen Topaſen. 673 nen verfertigen koͤnnen, der den Glanz der brafilig: nifchen Topafe befäße, und im Feuer eben fo eine Farbe, als er, annähme, und dennoch würde man noch nicht alle Schwierigkeiten auflöfen Fönnen, In—⸗ deſſen hoffe ich doc), ohne erheblichen Irrthum, bes haupten zu Eönnen, daß die Materie der gelben Farı be in diefem Steine wahrfcheinlicherweife nur eines etwas höhern Grades der Hiße vonnöthen habe, um roth zu werden, und daß für diefen Stein das Feuer eben das fey, was die Sonne bey denen Zeugen ift, ‚Die mit dem Safte der Stachelfchnecke, (murex) gefärbt find, und die nicht eher Scharlach werden, als bis fie den Sonnenftrahlen ausgefegt worden *, u Man kann hiervon des Herrn v. Reaumuͤr Beob⸗ —aachtungen in der Hiſt. de PAc. roy. 1711. ©. ıt. und die Meinoires ©. 168, wie auch des P. Plus . mier,Brief,,in den Memoires de Trevouxgg7o?: Seprembr. ©. 167 und viele andere nachlefeme RR & A. d. Ub. ee u. Eee Znhalt — des ſechſten Stuͤckes im zwoͤlften Bande. | 1). Bazin, Befchreibung der Flͤſe des Magnets 579 2) Bauders Nachricht von einem im nuͤrnbergiſchen Gebiethe entdeckten ſchoͤnen Mufchelfande 639 | | ;) Auszug eines Schreibens aus Italien an Prof. ; Käftnern, das ewige Licht betreffend 643 4) Raynal, Geſchichte der Erhebung Carls des Fuͤnf⸗ ten, auf den kaiſerlichen Thron 644 5) Von der Wirkung des Magnetes auf ungeroͤſtetes Eiſenerzt | 658 6) Barbieri Abhandlung vom Urfprunge der Quellen und Flüffe 661 7) Guttards PO von den — —— | | 666 17 = EEE + Regiſter der merkwuͤrdigſten Sachen in dieſem zwoͤlſten Bande. kademien, Nachricht von ‚einer Sammlung A Schriften aller Akademien . Alabafter, aus demſelben koͤmmt bep Arthern „neh Ball 188 quuelle hervor Alkohol, mas man fo nennet 3 Antberae, was die Kräuterfenner fo nennen | a auf diefelbe hielten die Alten viel? 4 Audemar, Graf von Genus, bleibt im greifen wider die 0 | AR 284g Regiſter. — vermoͤge deſſen die Voͤgel verdauen 6 5. 78.73.75. 81 83. Beſchaffenheit deſſelben g3. wie: nan ſich daſſelbe verſchaffen koͤnne, um Verſuche damit geh en 87 * achen, heißt eine Wilbeſchweinsmutter Baͤder, Nachricht von denen in der Staroſtey F 174 Win Befhreibung deffelben 288 Bembus, Petrus, lebte indem, güldenen Alter der Fr ſamkeit in Italien 226. Eurze Nachricht von ihm 220. 227 DBerggieshäbel, zur Naturgefchichte gehörige Hai ten von diefem Bergſtaͤdtgen 293 Blaͤsgen am Corallenmooße, was diefelben find a: 33: genaue Unterfuchung derſelben 35 Blattern, Gruͤnde für das Inoculiren derfelben 346. Dor- theife, welche die Englanderdavon gehabt 348-349 Blumen, männliche und weibliche an den Pflanzen 38.45 Bonnivet, Charakter deffelben 654 Bradenbofee verfertiget Kunſtmagnete REN: Brandpfeile, wie diefelben befchaffen gemefen 313 Bräute der Hofjünger zu Mauer, ob der Meyer daſeloſt - das Recht habe, mit denfelben Die erffe Nacht zu Bette zu gehen 154 ff. wo dieſes Recht ſonſt noch uͤblich ge⸗ weſen ſeyn ſoll 166 : 170 Bruͤderſchaft von Jerufalem, Nachricht von — 268 "*apitulation, Urfprung der kaiſerlichen Os Carl der Fünfte, Befchichte feiner Erhebung auf * — — Thron 644ff. ob ihm feige mehr ar — det oder genutzet Caſſerole, Vortheile bey den eiſernen ‚a —* Cenſoren in Genua, deren Pflicht 267 Cochenille, iſt nicht der Saame einer Pflanze, ſondern ein hier Corallen, was fie nach des Jußieu Meynung find 141 Eorallenmooß, eine ganz befondere Art deffelben 25. wie es waͤchſt 26. . befondere Einrichtung diefer Pflanze 27. 117. ihre Schönheit und Zierlichfeit 28. 30. wo fie FOR 29. was die a Fa Luftblaſen an der: Yu felben * Regiſter. ſelben ſind zu. 23. jeder Theil dieſer lange iſt hohl 32. wie fie Frucht trägt 36. 37. 40.119. 142. vonmasfur einem Infekte fie bewohnet wird 116 ff. Meynung en Jußieu davon Talfewary, ein Vogel, der gewiſſermaßen keine Federn hat 146 Cryſtalliſation chymiſche der Salze, was man ſo nennet 502 n3ig,Berechnung der Ränge von dieſer Stadt 282:286 n / Dichter, was diefelben am gluͤcklichſten Feren nnen 224 Doge zu Genua, wird alle zwey Jahre erwaͤhlet 267 Donnerfeuer, ein beſonders merkwuͤrdiges 59. a. dene Muthmaßungen, wie es entfiebe Donnerficabl, ob er fich bey der Erde entzünde und iber fich fahre 61. woraus er beftebe _ 62 Doria, Andreas, befreyet die Republik Genua von ihren Untergange 261. 263. 265. ‚ihm wird eine Era errichtet - 267 Duͤnſte, ob fie von der Sonne angezogen werden 576.577 rigenföafeen der Körper, verfchiedene, mußten die Al- ten, die ung igo unbekannt find 4. was derſelben gruͤndliche Unterſuchung gehindert 7 Eiſen, in wiefern daffelbe undurchdringlich zu nennen 610. ob die magnetiſche Materie leichter durch den Stahl als durch das Eiſen gehe 610. 611. ob in den Zwiſchen⸗ raͤumchen deſſelben Schrauben, Schraubenmuͤttere oder Haare ſind 612. Beſchaffenheit ſeiner Faſern 612. wie eiſerne Stangen magnetiſch zu machen 614. 615. war⸗ um Eiſen in der Erde nicht magnetiſch wird 615 Eiſenblech kalt geſchlagenes und verzinnteß, deffen Bor: zug vor dem Kupfer zum Küchengerathbe - 426 ff. Bifenerst, Wirfung des Magnete auf dDaffelbe 658 Elektriſche Verfuche, Gewitter und Regen betreffende 57. Elſier, die brafilianifche, hat, einen Schnabel, der groͤßer als ihr ganzer Leib iſt 146 England, worauf es fich am meiften einbilden kann 9 Erde, innere Beſchaffenheit derſelben u 664 Saite Regifter. 5 n, geben das, was fienicht verbauen koͤnnen, un den Schnabel wieder von fich alEenpillen, mas man fo nennet, und woraus fie befle- ben 77 Saufirecht, war unter ben Deutfchen üblich * Federn können die Raubvoͤgel nicht verdauen | Seigenbaum, ob derfelbe blühet,che er Früchte trägt 44. A Seilffeub, wieman mit demfelben magnetifche * * vorbringen koͤnne Seuer, wirket die Aufloͤſungen, welche * * Kar gefchehen 489. 500. 504. 506. 311 Seuer, geiechifebes, warum es alfo —* worden 297. 307.. wahrer Erfinder deſſelben 298. worinn dieſes Füge Feuer aufbehalten worden 300. warum es ein Seefeuer genannt worden 301.316. konnte durch Waſ⸗ fer nicht gelöfcht werden 302. 325. fondern mit Efig 304. beißt fonft auch das römifche Feuer 307. wie weit es lich hat fprüßen laffen 320. 321. es giebt Fein Feuer; das unter dem Wafler brennet 331. warum der Gebrauch des griechifchen Feuers aufgeböret bat 332 f. Seuerkbippen und Seuersangen, wenn fie von felbft ma- anetifch werden 613 Slamme wird erftickt, fo bald ihr die Luft fehle 331 Sliegen, ſehr feine, von einer ganz befondern Art 21.22. —— die Ihre Eyer in den Ruͤcken gewiger — 300.303 If. sim a Quellen, Bebanken über deren Urſprung 66rff. Slüffe des Magnets, Abbildung derfelben 579 ff. diefels ben durchdringen einander nicht, vermengen fich auch nicht miteinander 609. Verſuche, obein Körper, ohne . ben Magnet zu berühren, ganz frey mitten im magneti- fchen Fluffe —— bleiben koͤnne 618. 619. mas das Licht für Wirkungen in die magnetiſchen Fluͤſſe habe 620. 621. erſtaunliche Kraft derſelben 624. ſonder⸗ bare —“ bey derſelben in Anſehung der * gunetpole Franciſcus der Erſte, Koͤnig in Frankreich, ſtrebet a der Faiferlichen Krone 645: warum es ihm nicht ge: gluͤcket 653 ff. uus Frau, Minus: u 552 a denen das Ser audgefiniten m morden, „Büren no abian. Anmerkungen über das Steindl; melde | daſelbſt quillt "OB: iio Bänfe, zu — 2 — daß ſie außerordentuich große Lebern bekommen Zu "Gedicht, heroifches, was der Gegenſtand deſſelben ſey 223 Geheimniſſe der Natur, davon ſind bis itzo noch viele uner⸗ gruͤndlich 584 Gehirn, wie eg mit den Muſkeln verbunden 662 Benus, Nachricht von der Handlung dieſer Repubfik 244: von ihrem alteften Zuffande find die — en unge⸗ wiß 247. Beſchaffenheit der Gegend um Genua 248. mie lange fie unter den Römern geſtanden 249: Zer⸗ ſtoͤrung der Stadt durch die Longabarden 249. die Ge⸗ nueſer legen ſich ſtark auf das Seeweſen 250: ſetzen ſich in Freyheit, und vertreiben nebſt den Piſanern die Sara⸗ cenen 251. breiten ihre Handlung ſehr aus 252, wie und was für Nutzen fie von den Kreuzziigen gehabt 2 252. 253. breiten ihre Herrſchaft weit auß 254. 257: Eintheilung der Genueſer in Edle und Bürger 2 4. 265: Factionen unter ihnen, und eheuer erfaufte Freyheit 255. 259. ihre Siege zur See ſetzen ihre vortbeilbafte Hand: lung in Sicherheit 256. woher ihre Feindfeligkeit mit den Venetianern entſtanden 256. 257.259. Einkuͤnfte ihres Staates und Errichtung der & Gevrgen Banf 259. Sperrung ihres Handels mit den Türken 261. 269. Einnahme der Stadt Genua durch die kaiſerli⸗ chen Voͤlker und Plünderung derfelben 262. Urſache der vielen Unruhen in Genua 265. wie der Adel fo mächtig geworben 266. Gelegenheit zum Feſte der Vereinigung 267. wie ſie die Handlung nach den Mor: genländern wieder unternommen 268.270. Vortheile ibrer Handlung mit Spanien 270. wie fie e8 mit den Abgaben der Waaren halten 271. neuer Glanz ihres Handels 273. ieige Befihaffenheit ihrer St. — Regifter. " Bant a4 275. allzugroße Begierde der Genueſer * winnſte George, Bank ‚zum heiligen George in Genus 259. * Geſetz von drey gegen zwey, Beſchaffenheit dfelen in Genua Gefenpbeunnen Nachricht von denen in der Starofy | 74 ff. Släßene. Rugeln, befonbere Verſuche damit Be auch. ‚mit glafernen R F— er. demfelben uni * die Eigenſchaft einer A flanze 7 Gecifenfe mie ihre Güter nach und nach an Zuͤrich 5 Griechenland, drey Perioden deffelben 206. wie fange is die Griechen auf die Seeräuberey gelegt 208. 209. ihre Macht nimmt fehr zu 216 . Griechifches Feuer, fiebe euer. Sao daſelbſt waren die meiften Leute leibeigen 159 Hiob foll vom Teufel zuerſt inoculiret worden feyn 346 Hoͤhle in einem Felfen, eine Viertelmeile lang 180 »omer, woher e8 wohl gekommen, daß feit zweytauſend ſiebenhundert Jahren ihm in der epiſchen Dichtkunſt feiner gleich gekommen ift 190 ff. die Alten glaubten von ihm, er habe aus götel. Eingebung gefchrieben 192- wenn er geboren worden 215. Zuſtand der damaligen ‚ Zeiten in Briechenland 217 ff. er fchildert feine Bilder nach dem geben 230. mas ihm dazu beförderlich ge: wefen 232 Huſten, der vom Grünfpan erregte iſt gefährlich 138 Br fönigl. preuß. Artillerieinfpector und Kunſtgieſ⸗ fer, Nachricht von deffen Leben 563 :573 Ichnevmonfliege, wunderbare Erzeuaung einer Art ders felben 355 ff. Befchreibung derfelden 360 ff. Inger, König der Ruffen, verheeret bie Küfte um Conſtan⸗ tinope 387 “Infekt, Eigenfchaften eineg gewiſſen, fo auf Stämmen von Fruchtbaͤumen gefunden worden 3. 8. Befchreibung + deflelben 10 ff. fiebe Schuppen. Beſchreibuns eines Uu 4 andern, Regiſter Frau, eine alte wird vom Donner beſchaͤdiget 60 Friedrich der Weiſe, Churfuͤrſt zu Sachſen fl die kaiſerliche Krone aus 51.65 a3 —5 denen das Herz ausgeſchmitten worden Dior noch Se Anmerkungen über das Steindl/ melde | daſelbſt quillt 108: 110 Bänfe, zu machen, daß ſie außerordentlich große ? Lebern | bekommen 71 Gedicht, heroifches, was der Gegenſtand deſſelben ſey 223 Geheimniſſe der Natur, davon find bis itzo noch viele uner⸗ gruͤndlich 584 Gehirn, wie es mit den Muſkeln verbinden‘ ie 402, Benua, Nachricht von der Handlung diefer Republif 244- von ihrem alteften Zuffande find die Nachrichten unge⸗ wiß 247. Befchaffenheit der Gegend um Genua 248. wie lange fie unter den Römern geffanden 249: Zer- ſtoͤrung der Stadt durch die fongabarden 249. ’ die Ger nuefer Tegen fich ſtark auf das Seeweſen 250. fegen fich in Freyheit, und vertreiben nebſt den Piſanern die Sara: cenen 251. breiten ihre Handlung ſehr aus 252. wie und was fuͤr Nutzen fie von den Kreuzzugen gehabt * 253. breiten ihre Herrſchaft weit aus 254. 257: Eintheilung der Genueſer in Edle und Burger 2 4 265: Factionen unter ihnen, und theuer erfaufte Freyheit 255. 259. ihre Stege zur See fegen ihre vortbeilbafte Hand: Yung in Sicherheit 256, woher ihre Feindfeligfeit mit den Benetianern entſtanden 256. 257.259. Einkünfte ihres Staates und Errichtung der S Er. Georgen Banf 3 Sperrung ihres Handels mit den Türken 26r, Einnahme der Stadt Genua durch die kaiſerli⸗ er Bölfer und Plünderung derfelben 262. Urſache der vielen Unruhen in Genua 265. wie der Adel fo mächtig geworben 266. Gelegenheit zum Feſte der Vereinigung 267. wie fie die Handlung mach den Mor: genländern wieder unternommen 268.270. Vortheile ihrer Handlung mit Spanien 270. wie fie es mit den Abgaben der Waaren balten 271. neuer Glanz ihres Handeld 273. tige Befihaffenheit ihrer St. Bi Regiſter. Bank Ka 275. allzugroße Begierde der Genuefer it Gewi 276 George Bank zum beiligen George i in Genua 259. er Se von drey ‚gegen zwey, Beſchaffenheit dfelen in Genua — Nachricht von denen in der Sturofy | 174 ff. Slfene Kugeln, befondere Verſuche damit 66. auch mit glaͤſernen Roͤhrchen 7*— Bo demfelben legt man die Eigenſchaft einer vᷣſla ey 7 Gesifnfemie ihre Güter nach und nach an Zuͤrich 5 Geiehenfanp, drey Perioden deffelben 206. wie Lange fich die Griechen auf die Seeräuberey gelegt 208.209. ihre Macht nimmt ſehr zu 216 Öriecdhifches Feuer, fiehe Feuer. Seo Dafelbft waren die meiſten Leute leibeigen 159 Hiob foll vom Teufel zuerſt inoculiret worden feyn > Hoͤhle in einem Felfen, eine Biertelmeile lang „Homer, woher e8 wohl gekommen, daß feit AIR. fiebenhundere Jahren ihm in der epifchen Dichtkunft feiner gleich gekommen ift 190 ff. die Alten glaubten von ihm, er habe aus goͤttl. Eingebung gefchrieben 192- wenn er geboren worden 215. Zuſtand der damaligen ‚ Zeiten in Briechenland 217 ff. er fchildert feine Bilder nach dem geben 230. was ihm dazu beförderlich ge: wein 232 Huſten, der vom Grünfpan erregte iff gefährlich _ 438 $Bacobi, königl. preuß. Artillerieinfpector und Kunſtgieſ⸗ ns fer, Nachricht von deffen Leben 563 :573 Ichneomonfliege, wunderbare Erzeuaung einer Art der: felben 355 ff. Beſchreibung derfelben 360 ff. Inger, König der Ruffen, verheerer bie Kuͤſte um Conſtan⸗ tinopel 317 Inſekt, Eigenſchaften eines gewiſſen, auf Staͤmmen von Fruchtbaͤumen gefunden worden 3. 8. Beſchreibung deſſelben 10 ff. ſiehe Schuppen. Veſchrecung eines Uu 4 andern, — Regiſter. andern, welches die hohlen Theile des Corallenmooßes bewohnet 115 ff. 120 ff. wie die Heinen Seeinfetlen — — und zu fuͤttern 134. die gefluͤgelten wer⸗ den alle aus Maden, Wuͤrmern oder Raupen gehecket 365. Beſchreibung eines noch unbeſchriebenen, ſo in der Infuſion einer Pflanzenſubſtanz hervorgebracht worden 377:398 Fußieu, deffen Meynung von den Corallen 141 — beſondere Verſuche, die Dauung deſſelben betreffend, mit glaͤſernen und blechernen Roͤhrchen 67.68. auch mit großen Rüffen zu und Bley 72. wie fie fett zu machen 71 Kalkſteine, Befchaffenheit A bey dem Sauerbrun⸗ nen in Truſchbach Igi. 182 Ballinikus, erfindet dag griechiſche Feuer 298 Zaͤlte, was dieſelbe ſey, oder worinn fie beffebe 517 en, ob und und wiefern derfelbe im Daffer ennt 344 — iſt kein Auswuchs eines Baumes, ſondern ein 89 | * eines wird im tiefſten Schlafe ſeiner era F ren Roͤnigsfelden, Nachricht von einer Gruft dafelbf, in - welcher verfchiedene unvermwefete Körper zu finden sı ff. Koͤrper, wie weit der Alten ihre Kenntniß in ._. ; ihrer Oberflächen fich erſtrecket Aörper,unverwesliche Nachricht von verfchiebenen so fr Kreide, kann im Vitriolgeiſte nicht völlig aufgelöfet werden 549 Bropf. bey den Vögeln, was derfelbe eigentlich ift 64 Kuͤchenger aͤthe aus Faltgefchlagenem und verzinntem Eifenbleche , deffen Vorzüge vor denen aus Kupfer 439 ff._461. Schade, der vom Füpfernen entſteht 432. 463. Vergleichung der eifernen mig den Eüpfer: nen, und Vorzüge der erſten 439: 447 Kunſifener, die im Waffer angezündet werden 326. Bereitung verfchiedener | 326 amprus weiß das griechiſche Feuer zuzubereiten, —8 Lautrek war der groͤßte Seeheld ſeiner There, Regiſter. Lebensgeiſt iſt das zaͤrteſte unter allen koͤrperlichen Din: gen gu. Kraft der Lebensgeiſter, und wodurch fie getrieben werden > 624 Leibeigenſchaft/ wenn fie in Helvetien nachgelaffen worden nl 37 TRO 159. 160 ar fchlechter Anfang diefes Dorfes 278. da— felbft wohnen die muthigſten und gefchickteften See: fahrer 279. ſoͤbliche Gewohnheit unter den Ein: wohnern, Gewinn und Verluſt unter fich zu theilen Kicht, ob es mit der magnetifchen Materie ffveitet 621. Nachricht von dem ewigen Lichte, des Prinzen von St Severe Bar ns ng an, 6453 Lichter , wie vermittelt derfelben . die Beſchaffenheit ſchaͤdlicher Rufe in verfchloffenen Dertern zu unterfu- ‚chen | 46 ff Linnaͤug fein Irrthum wegen gemwiffer Seepflangen 34 Civorno, wird von den Genuefern erobert 252. fie ©» vertaufchen ed an den Herzog von Florenz um Gar: zana 272. warum die Schiffe, die won Livorno mach Genua fommen, noch fo viel, ald andere, bezahlen müffen 272. ‘Der Hafen dafelbft wird zum Freyha⸗ : fen erkläret ; 272 Luft, wie die Veſchaffenheit der fehadlichen in verfchlof: ſenen Dertern mit Lichtern zu unterfuchen 46 ff. ob- nie dieſelbe verlifche die Flamme 33. Wirkung der “ in dem Waffer ſteckenden 495 daden in ſtinkigtem Sleifche, woher fie entſtehen 377 Magen, Berfchiedenheit deffelben bey den Vögeln 64. welche man dick nennet, und wie die Verdauung‘ in denfelben gefihieht 65. eine Art, die aus fehr har: tem Horne beftebt — Magnet, Beſchreibung der Fluͤſſe deffelben 379. mie die Verſuche feine Ströme zu bemerken anzuftellen 581. Gedanken über die Magnerwirbel 582. feine Begebenheiten find bisher fir unerforfchlich gehalten worden 584. Nutzen deffelben 585. 606. die Theo⸗ vie des Magnets ift noch ſehr unvollflommen 587. Verſuche mit magnetifehen Blaͤttern oder Blechen, die * a 6 Magnet⸗ D j | Magnetſtroͤme vorzuftellen 588 ff. "was man den Aequator des Magnets nennet 592. bisheriger un: richtiger Begriff vom magnetiſchen Fluſſe um den Magnet 600.Zunehmen der Kraftiund Kunftma- gnete 616. 637. in wiefern der Magnet undurch- dringlich if 610. warum fich die magnetiſche Kraft gar verliert, wenn der Magnet nicht immer etwas zu cthun befömmt 617. Nachricht von einem Kunſime gnete 618. was durch fein Anziehen verſtanden wird 0.622. 623. wie die Magnetfleine zu waffnen 626.027. Gedanken über die Mittelmirbel deffelben 630.) wo— "von die Wirbel des Magnetes entſtehen 631. Erfah: er vungen, Die mit dem Magnete noch anzuftellen waͤ⸗ ven 633. beſte Schriften, die man vom Magnete hat 653. feine Wirkung auf ungeroͤſtetes Eiſenerzt 658 f. Magnetiſche Materie, was fie iſt, und deren Kraft 607. 608. ihr Weg 593.608. ‚ihre Geſchwindigkeit und N Stärke 608.1, ihr Eindruck 609. : in den Stahl „610. OH. a8 man ihren Focum nennet 628.o0b ſie zu einem Ende des Magnetes ein: und zu dem ans ‚dern wieder außgehbe 629 Magnernadel, Gedanken über ihre. Abmeicungen y 34 Mark, Robert de HR warum er von Frankreich Wien 655 - Streten Warſeille wird von den Vhocenſern geflifter Nd 2247 "Mauer, ein nach Frauenmünfter gehöriged Amt in der Herrſchaft Greifenfee 1354. 170. 2 befondered Recht des Meyers dafeldft, mit feiner Hoffünger Brauten die erſte Nacht zu Bette zu gehen 154f. 0b daſſelbe ge⸗ —— 166170. wahrer Verſtand des Geſetzes, worauf ſich dieſes Recht gründen ſoll 172. 173 Me, wie die Structure des Grundes in demfelben be: ſchaffen fey 97: Waſſer in demfelben, die Weinſtein und Kalk bey ſich fuͤhren 99 Meißei, eiſerne, wenn ſie eine magnetiſche — kommen 614 Merkur, Beobachtung ſeines Durhrges * "Sabre 1753 durch die Sonne 294:296 \ i Meralle, Regiſter. Metalle, Beweiſe fir das’ Wachsthum derfelben 93. Bu) die Erde, fo man von den Metallen abfondert, nach einiger zeit eben dergleichen Metalle von —* | Aienefepifde X verſuche des D. Hills 25 ff. u 1 355 ff. Mitteldinge, ob es dergleichen in der Natur gebe Aus Morbus frangulatorius, was man ſo nennet 468. ji * falle bey bemfelben Aiufchelfand, eine ſchoͤne Art Marmor, deffen En. ‚dung, Bearbeitung und Preiß, wie er — wird 9 ff. Müskeln, worauf ihre Bewegung —— an⸗ koͤmmt 400. wie fie mit dem’ Gehirne verbunden - find 402. Betrachtung ihres Baus 413f. imglei⸗ chen der Mustelfafern 416. infonderbeit des Augen⸗ muskels 418. 419. vornehmſte Umſtaͤnde in denen ſich eine Muskel befiuden kann 419. mie ſich die en iſainen ziehen 422. und mas nik entſteht Mufchenbroek, feine Verfüche, bie Kräfte des Wagners zu erfahren " 588 adeln sum Gtaar fiechen; welche die Sesuemiten YTapbıa der Alten, ob fi ie das heutige Steinol — * —2 wie brennende leicht zu loͤſchen ſey 329 Natur ob fie Geheimniſſe habe, welche wir nimmermehr erfahren werden 584. wenn fie fich entderfet 586 Naturgeſchichte, wird itzo durchgehends hochgeachtet und getrieben 4. wie weit ed die Alten darinn ge: bracht 4. ob fie nur bloß eine Dienerinn der nuͤtzli⸗ chen Kuͤnſte ſey 6 Vaturkundiger, Beſchaffenheit der itzigen 5 Nerven, wenn man ihn unterbindet, verurſachet es eine Laͤhmung 400. ob die Schlagadern, fo in denſelben ‚geben, zu deſſen Bewegung noͤthig find 401. ar fie mit Saiten verglichen werden fönnen Nervenſaft, Natur und Eigenfchaften deffelben 404 Er ob derfelbe ein Mittelding fey 407. 411. —— en den. Tod, und wenn er nur eine Auszehrung verurſa⸗ Fe 412, Beſchaffenheit deffelben, auſer ſeinen Ge⸗ faßen 413 —— ſind allemal wunderbar, Beyfpiele davon 144 ff. Notarien eine ganz beſondere Art derſelben in Genua 277 Herfäcen der Körper, mie weit es die Alten im, Erfenntniß derfelben gebracht \ Ghrengehenke, die aus Eleinen Vögeln beſtehen 14 Obrwurm, Nachricht von einem, der feinen Unterleiß aufgefreffen bat 90 f. alucei, deſſen Methode, den Staar zu ſtechen 100 ‚Pelops koͤmmt nach Griechenland 212. mie ‚fein Haus zu zwey Königreichen gelanget WEN Pflanzen, wenn fie infundiret werden, ob ‚eine. jede Art ein beſonderes Infekt herverbringt 377. 380. ‚Ber: ſuche dieſerwegen 83 Pole des Magnets, ihre Seitenftralen. ‚neigen. fi ch ge⸗ gen einander 583. mehrere Beobachtungen von den⸗ ſelben 589. 628. ob die magnetiſche Materie zu eis, nem ein- und zu dem andern wieder ausgehe * 630. Entfernung derſelben Polypus, wofür er fonft gehalten worben 8. Art De u felben 146: Premery verfertiget Küchengeräte aus —— —* verſchlucket verſchiedene merallifche Körs per, ohne. daß feine Waffe Dadurch, vermehret wird 527: kuͤnſtlicher Verfuch, die Geſtalt ana ir ſtandtheilchen zu bemerfen Quellen, Gedanken über den Urfprung derſelben 661 8 warum die Quellen mehr auf den Bergen entſtehen 665 | N) verfchiedene Verſuche, wie Diefelben ver⸗ dauen 76: 78. freſſen niemals einige Art von Getreide -85. eönnen es auch nicht verdauen 86 Kaupen, eine jede Art hat ihre eigene Nahrung 358 f. befondere Beobachtung an einer auf einer 5 accaſtaude Bogen, Resiſter. Zan Urſachen deſſelben a 574 ff. Roggenftein, eine befondere Art davon 186 rer derfelbe enthält gewiffermaßen das Marf * ehirn Sals, wenn e8 in Waffer aufgelöfet wird, Beobachtun. gen davon 501. 504. 512 ff. ſiehe ferner Waſſer. Salzquelle bey Arthern, koͤmmt aus Alabaſter heraus 188 Sand und kleine Steinchen, warum fie die Vögel ver- ſchlucken 65 Sand, was man eigentlich unter dieſem Worte verflehe 148. eine ganz befondere Art deffelben an den fern von Minorca 143. DBefchreibung deffelben 149. wie er Durch das Bergrößerungsglas außgefehen 150. 152. der. an den Kuͤſten von Africa balt Gold infihb 147 Saracenen, bemeiftern fich der Inſeln — — Corſica 249 Saures Weſen, einfaͤltiger Urſprung deſſelben * 509 Savona, wird den Genueſern abgenommen 262. ‚fie entreißen es den Franzoſen wieder 265 Sax, Herr von, deſſen Koͤrper haͤlt ſich ſchon för it unvermwefet 4: 55 Schießpulver bringt dag griechiſche Feuer aus * Ge⸗ wohnheit 335. 337 ‚Schiffe, wie fie ganz Teicht au erobern 327 nr ‚ grüner, wo er gefu den wird, Befchreibung Hr: | elden 292 — in einem tiefen ſeiner Mutter wird ein — * bohren Schlagadern, die in einen Muſ kel gehen, ob ſie zu Bewegung noͤthig ſind re befondere Beobachtung an einer aa en Art Schriften. Nachricht von einer Sammfung —* ten aller Akademien Schriftſteller, die alten, womit fie fich fonderlich bkhaff a 6. die neuern fuchen ihren Leſern allzufehe % gefallen ——— an den Tulpenbaͤumen, ſind wahre Inſette * ihre | Regifter: ihre Geſtalt ır. 12, 14. ausführliche Befehreibung derſelben 15. 16, ihre Natur-und Hausbaltung. 17-18. wie fie ihre. Eyer legen 18. wie junge Daraus werden 19. wie fie fich’begatten oder geſchwangert werden 21.23 Schwaͤmme, was dieſelben ſind 34. 35. f.auch Zunder, Schwefel worinn.die Erhöhung deffelben beſteht 341 Seepflanzen, ihre Fortpflanzung und die Mittel des An⸗ wachſes derfelben , I4L Seifenſtein, Befchaffenheit deffelben I an Seleniten durch Kunſt zu verfertigen 549.552. 556. wie fie. in der Erde entſtehen Eönnen 557 . Sion, Sardinal von, fein Haß wider Frankreich 645 Sitten der Menſchen ſind aus ihrer Lebensart zu erken⸗ nen 204. was der Fortgang der Sitten iſt 205. und wovon er größten Theils abhängt 206 Sonnenſirahlen, ob fie Waffer ziehen, und wie ihre . Schwere abzumiegen 574:576 Shing bifida, Befchaffenheit: derfelben OO ein Staar, neue Methode, denfelbenzuftechen. 100 Stabi, ob die magnetifche Materie leichter durch denſel⸗ ben, als durch das Eifen gebe .610. 611 Steine, die in der Luft zerfallen 148. voller Löcher und Hoͤhlungen 184. die im Finſtern leuchten 535. welche dieſelben find 536. und wie fie dazu zuzubereifen 537 ff. Steinoͤl, 3* man Quellen deſſelben findet, und wie es ber > fehaffen ift iſt 108. ı pe ob es die Naphta der Alten fey 109. Nuten deffelben in der Arztneykunſt IIo. 2 in welchem Grade es zu fieden anfängt Strammonium, Verſuche mit der Safuf ion des 87 mens davon 384 Straußen, ob ſie Glas verdauen innen. 66. Groͤße 147 Steeitkebriften, gemeine Schiefal der afabemifchen 103 Schwinsbadhe ift eine Speckſeite 165 —— beſondere AORTA bey — heit. dieſer Staude 56 f. Taenia , ſiehe Wurm. Taffserfeld, Nachricht von einem menden Don: | suienee dafelbft | j; 59 U Tauben — Regiſter. Tauben, indianifche, eine Art, deren Magen aus — hartem Horne beſteht 1 erg in feinen Schriften ſteckt große wir chaft eemometer, wie man die Roͤhren derſelben füllet 408 Thiere, 5* der vierfuͤßigen ihre große — koͤmm Topitein bey Langenſatze Anmerkung uͤber * 186. ı Topaf, Beobachtung von ben — 666 en im Feuer werden fie rubinroth, und — fuͤr Ru: bine verkauft a Töpfe, eiferne zum Rochen Trißino, Giovani Giorgio, Godanten J— die Sehihte deffelben 227. 228 Tulpenbaum, an demſelben wird eine ganz MEER: Are Inſekten bemerket nverwesliche Koͤrper Rochlicht von perfieene ji —— deſſen Nutzen bey Bergwerken — —— Verdauung, verſchiedene Verfuche, wie fie bey BE geln von mancherley Gattung geſchehe 63 ff. ob fie durchs Zerreiben, oder vermittelſt eines Aufloͤſungs⸗ mittels geſchehe 65. 71. 73. 75. 76. 81. ſiehe auch Aufloͤſungsmittel. Vergroͤßerungsglas, ungemein großer Nutzen deſſelben g. in Entdeckung der Eigenſchaften in den — * pe, unterfihiedene Arten der Berbanling bey —— ſelben, nach dem Unterſchiede ihrer Magen 64ff. ganz kleine welche ſtatt der Ohrengehenke getragen werden 147 ern des Magnete? , was man fo nennet 627 Waldmann, derſelbe halt dag errang. zwiſchen Menſchen und Thieren Waſſer, Eigenſchaften des gemeinen 487 ein Bret Bart { Aue DAT De ZEHDERST 488. folches löfer ver: mittelft des Feuers auf 489. 500.504. 506.511. fein Raum wird — Asrigung der kuft nicht vermindert 492 Regiſter. 492Wirkungen der in demſelben ſteckenden Luft 4955. Beſtandtheile des Waſſers 496. was «8 für einen, Raum einnimmt, wenn e8 in Diinfte aufgelöfee wird ‚497: Beobachtungen von demſelben wenn Salz darins “nen aufgelöfet wird 501. 504. 512 ff." von mag ‚für | Salzen das Waſſer erkaͤltet und von welchen eg erwaͤr⸗ met wird, auch um wieviel Grade jedes Salz entweder erfältet oder erwaͤrmet 513. 516. wie 518. wie viel Waſſer verſchiedene Arten Salz aufzu Öfen ge thig fey 520. 323. Verfuche, wie viel das Waffer von » verfchiedenen Salzen in fich ſchlucken Fonne, ohne daß. der Raum deffelben vermehrer wird 525. 526. Ber: ſuch, die Geſtalt feiner Beſtandtheilchen zu erforſchen 527.528: wenn das Waſſer mit einer Art Salze geſaͤt⸗ tiget iſt, kann es von einer andern auch noch eine Por⸗ tion in ſich faſſen 530. Verſuche hievon 531.532. ob die Sonnenſtrahlen Waſſer an ſich ziehen en Meingeift, wenn er zu fieden anfange x. Meinbafte Säfte, welche durch die Gahrung eat werden, deren Befchaffenheit 507 —— des Schoͤpfers, wo ſie ſich beſonders Beuth el | Were boͤſes in Bergwerken, wie die Grade beffelben om verfchiedenen Gruben und Zeufen zu beſtimmen 48 f. Wunderbar iſt alles, was neu iſt, Veyſpiele ‚Davon r 4 i wWurm, ein blauer ganz befonderer, deffen Befihreibung —* 24. Anmerkung von: dem breiten Burme — nia) 105 ips Nachricht von den Bädern und Gefiumdbrunmen in diefer Staroftey 174 ffe Zunder oder Schwamm, wird durch einen zweymal re⸗ flectirten Focum von glüenden Kohlen —— 62t Zwerg, Nachricht von einem 3:486 Sweykampf, war —* ein n Biel, Streitigkeiten zu “ya 2; 162. 103. v4 wur | 4 — | | 1 | 2 - = —— — — — "EI a m — — * ———⸗⸗ de — — il Ne, | 3 5185 * Yo | | ll 00299 8746