= J Pu He — Ni Er; N 'z | u u —— — nn m De A 13 3 — ST) EEE 1 “ * aa den % — — > Pa a) A av, C KR Ss 1 N yE I) N SS \ se, \S % ANY) r —*— I AI — « Breyuest nf Kenneth K. Markenzie Octuber 1934 3 Ah F RR ee, Aut 9 DENN, Kae a Ar —5 4 — 4 — 2 ar MR a Bagazin, ——— Schriften, Naturforſchung * den angenehmen ee üb N SL RU WW ® = ‘ 3 — „len SR N b NM ıW) 5. | J I 2” N ÄN Fi — Ki. r 222253 SER NN \ 4 A \ NN I N ER a = 3 \ \ — — PN x — N | A, N IN IE Y F — NH RR 2, & — — 2 ERN ER % \ EN IR —IJ IN . i S 7 S Sy IR * IE x N BEE nWf " I * —— — w * — W I N nn‘ N ’ DZ 2 — MR N ! Le — 2 2 — — — — — AU — 66 — — EIN y SERZZUN IN — 9— RENT Bu Ken ur = IE NS ee) - N SIR — — — — — x — = m x f —* F 9J © x * Dr, — —ñaii Er ne u — — Sit { er —_ * ya) UN — — ⸗ N ” m 4 3 — — DDR S EM —58 — A AN S j qm — — — U m se I e x h a Des agften Bandes erſtes Stuͤd. Mit König. Pohln. und Churfuͤrſtl. Saͤchſi ſcher Freyb Hamburg und Leipzig, — Grunds Witwe und Adam Heinrich 1759 —1 242% EDEEEDETWEE TEN. LTE un " E10. KLEFFRERE J JCti et reip. Hamburg. Syndici, CVRAE GEOGRABHICAE, cum M I G MH. -»RLCHETI, | . P. P. Differtatione epiftolica, de loco Hochbuchi,. Edidit et de incrementis geographiae recentifli imis prae- fatus eft IO. GE. BVESCH, P. P. ‚Sande, in Piſcators Verlag, 1758. 2 App: Io A groß Octav. ML, ir hoffen unſern Leſern keinen unange⸗ R nehmen Dienſt zu erzeigen, wenn wir aus dieſem nuͤtzlichen, und den Liebhabern der Geographie und Ge⸗— fhichte, faft unenebehrlichem Buche, En ı vofftänbigen Auszug mittheilen, obgleich der⸗ ſelbe, in Betrachtung der vielen a — A2 “gen, > geliefert, mehr Dazu Dienet, bey unfern se Kt ED 4 7, ‚Rlefekeri _ gen, die der hochverdiente Herr vaſaſte N 8H pre werfs in einer lehrreichen und nachdruͤcklichen Kür: n$efern eine Begierde zum Gebrauche diefes Werkes ſelbſt zu Br erwecken, als fie durch diefen Abriß zu ſtillen. Alle: drey geiehrte Herren Verfaſſer aber haben fo wenig etwas Ueberflüßiges vorgetragen, Daß uns jeder Cab beträchtlich, ja nöthig zu ſeyn feheint, und daß wir deswegen Mühe haben ‚ unfere Anzeis ge in die Kürze zu ziehen, weil wie nicht‘ wiſſen, welche unter ſo vielen wichtigen Nachrichten, eng ohne Nachtheil übergeben koͤnnen. —A—— Herr Profeſſor Buͤſch handelt in der * von dem Wachsthume der mathematiſchen Geogra⸗ pbie, in den neueften Zeiten. Dieſe Wiſſenſchaft erhaͤlt durch aſtronomiſche Beobachtungen, geometri⸗ ſche Meſſungen, und durch die Anmerkungen der Reiſenden, über die Entfernung der Oerter von ein⸗ ander, ihre Gewißheit. Die Alten haben feines von diefen Hülfsmitteln verſaͤumet, und beſonders die beyden letztern gebrauchet, weil die aſtronomi⸗ ſchen Wahrnehmungen, wegen des Mangels der In—⸗ firumente, und wegen ver beſchwerlichen Reiſen, nicht nach Wunſche von ſtatten giengen. Die Un⸗ gewißheit, worinn ſich die Kunſtrichter wegen der Vergleichung der alten Maaße mit den neuern be⸗ finden, verurſachet, daß man von Erathoſthenis | ‚und Pofidonii Bemühungen, die Erde zu meffen, Fein richtiges Urtheil fällen kann. Doch muß man fi) über den Fleiß der Alten, in Ausmeſſung der den Griechen und Römern bekannten Sander wun⸗ dern. Cluver und andere neuere EN hät ten ⸗ Curae geographicae. 5 ten daher beſſer gethan, wenn ſie dieſen Fußtapfen gefolget wären, als da fie ihren Einbildungen zu viel Piatz gegeben haben, und daher in mancherley Irr⸗ ümer gerathen find, die man am beften durd) eine forgfältige Prüfung der alten Nachrichten haben kann. Ob aber gleich die Erdbeſchreibung verfchiedenertänder bey den Alten ziemlich richtig war, fo waren es Doch ihre Sandcharten feinesweges, wie Here Profeffor Buͤſch durch das Erempel der berühmten peutinges eifchen Charte zeiget. Die Regenten unterflügeten indeffen die Bemühungen der Erdbefchreiber ; wie denn-bey Aleranders des Großen Völkern, fich bes ftändig Erömeffer befanden, und die römifche Obrigs feit gleichfalls für die Ausmeffung der Wege und Stationen, die größte Sorgfalt trug. Deſto dunfes ler fahe es aber in ver Befchreibung der Länder, wel⸗ be nicht unter ihrer Bothmaͤßigkeit ftanden, aus. Mit dem Berfalle des römifchen Reichs, war auch die Abnahme der geographifchen Wiflenfchaft ver« bunden. Denn da diefer Theil der Gelehrfamfeit, Durch) weislich geführte Kriege, in ein helleres Licht gefeget wird, fo konnte er fich diefes Vortheils bey den Ueberſchwemmungen der Barbaren nicht ers freuen, weil ihre Kriege nicht nach der Kunft ges führer wurden, fondern man bloß auf die Ueberle« genheit der Heere fahe. Die hieraus entflandene Unficherheit der Wege, verflopfete auch die Hand⸗ - Jung, eine nicht geringe Duelle geographifcher Nach» richten. Die nachher den Kreuzzügen beywohnende Chriſten, hatten zwar eine fehöne Gelegenheit, aber weder den Willen, noch die Geſchicklichkeit, geoara» phifche Beobachtungen anzuſtellen. Hingegen wa« * A3 ren 36 JJ— ren ihre Feinde, die Saracenen, hierinn fleißi und gefchickter, deren Nachrichten uns doc) es: barer feyn würden, wenn wir die —— mit den unſerigen vergleichen koͤnnten. Die Eantdeckung von Weſtindien war der ti graphie ungemein zuträglich, fonderlich die Eintheis Jung ver neuerfundenen $änder, die Pabft Alerander "VI, zwifchen den Epaniern und Portugiefen maches te; indem ſich jedermann bemübete, die Granzen ar Eintheilung auf das genauefte zu beflimmen. _ Die Seefahrer haben feit diefer Zeit, in Abficht auf die Entfernungen der Derter, und fonft, manche. neue Entdeckungen gemacht, zu deren Bekanntmachung, die Kunſt, in Kupfer zu ſiechen, ſehr befoͤrderlich wars Doch fehlete es in der Beſtimmung der Graͤnzen und der Entfernungen der Oerter von einander, ſo weit an einer genauen Richtigkeit, daß itzt die, in den beyden vorigen Jahrhunderten heraus gefommene, Charten, fait feinen andern Nußen haben, als daß fie die Geſchichte der Öeographie erlaͤutern. Es fehlete zwar zu dieſer Zeit nicht an aftronomifchen und phyfifalifchen Beobachtungen, zue Aufnahme der Geographie, von denen Ricciolus in Geogra- phia reformata Nachricht giebt : allein man kann fie Heutiges Tages meiftens entbehren, nachdem man leichtere Mittel zu gleichem Endzwede erfun⸗ den hat. Vielmehr hat man faft alle Beı rbefferums · gen in der Geographie den naͤchſt verfloffenen hun⸗ dert Jahren zu danken, Denn als Ricciolus fein nur gedachtes Werf heraus gab, fehlete eg den EEE noch an aan. Inſtrumen⸗ den, Curae geographicae. ——8 ten, und ſonderlich an richtigen Uhren; man gab auch nicht darauf Acht, daß jelbft die Witterung, vornehmlich Hitze und Froſt, einen Einfluß in die Inſtrumente habe, der öfters der Nichtigkeit der Ausmeflungen ungemein binderlich iſt. Diele aſtro⸗ nomifche Wahrheiten find erft nachher entdecket, oder Doch zur Gewißheit gebracht worden, und der Handel fowohl, als die gelehrten Reifen, in ein gröfe feres Aufnehmen gebracht. Daher haben haupfs - fächlich die Niederländer, bey ihren Schifffahrten, — gemachet, die Geographie zu verbeſſern. Die Franzoſen legeten ſich auf dieſe Wiſſenſchaft nicht eher mit rechtem Eifer, als bis Colbert die Handlung bey ihnen in Flor brachte, und Ludewig XIV. ihnen, durch feine viele Kriege Gelegenheit gab, fih um die Befchaffenheit anderer $änder zu befümmern.: Man muß inzwifchen aeftehen, daß die Sranzofen nachher dasjenige reichlich erfeßet has ben, was fie vorhin in der geograpbifchen Wiſſen⸗ {haft verfäumet hatten, befonders, da Ludewig der - XIV. gelehrte Leute auf feine Koften reifen ließ, die mancherfey geographifche Beobachtungen anftelleten, Chazellai Hat ſich daher durch die Befchreibung der Küften und Inſeln des mittelländifchen Meeres vers dient gemacht 5: Seuillier unterfuchete, außer dem mictellänbifchen Meere, die Rüften von Südamerica, der jüngere Couplet Brafilien, und des Hayes ° Canada, nebft andern franzöfifchen. Pflanzorten in Weftindien, Richer gab durch feine im Jahre 1672 gemachte Entdeckungen, zuerſt Gelegenheit, daran zu zweifeln, daß die Erde eine vollkommene ſyhariſche Figur babe, RE zu vielen Unterfuchun: 44 gen u 10. Klefekeri gen Anlaß gab, worunter Diejenigen die) ne digſten find, welche die Herren von Mauper — hi, und Condamine in tappland, Don Ulloe und Don Juan aber in Peru, 1736 und in den folgenden Jahren, auf Fönigliche Koften , ange⸗ ftellee Haben, wodurch viele geographifche und hobro. graphiſche Irrthuͤmer gluͤcklich gehoben ſind. Man kann die vortrefflichen Landcharten von Frankreich, welche Caßini de Thury in 173 Blättern zu liefern verfprochen hat, als eine Frucht dieſer Entdeckungen anfehen. In Deurfchland ift die Geographie fo- wohl durch den Vorſchub verfchiedener Zürften, als durch die cosmographifche Gefellfchaft ungemein bes ‚fördert worden, Hierzu haben Herr Prof. Tobiss Mayer, durch die critifche Charte von Deutſchland; und einige andere von ihm verbeſſerte Charten, Herr Profeſſor Lowiz durch die unternommene Verfer · tigung der Himmels⸗ und Erdkugeln, und inſonder⸗ heit Herr Profeffor Franz, durd) feinen. Reichsatlas und andere geographifche Schriften, das ihrige bey: getragen. Dem ohnerachtet zeigen ſich in der Geo— graphie von Deutfchland, noch fo große Schwierig: feiten, daß fie nich€ anders zu heben find, als wenn _ alle Reichsftände ſich mit einander vereinigten, um den Mathematicis in ihren Unternehmungen bes huͤlflich zu feyn. Die Laͤnge und Breite der wenig⸗ ften Drte in Deutfchland ift gehörig beftimmet, und der Unterſchied des Maaßes in den Specialcharten, Ä leget edenfalls der nöthigen Richtigkeit derfelben, große Hinderniffe in den Weg, Daher iſt es fein Wunder, daß die Charten von den mehreſten deut« ſchen Provinzen, * ihre Maͤngel — wie Br / Curae geographicae. o Prof. Buͤſch durch verfchiedene Erempel darthut. Er gedenkt hierauf. noch mit wenigem der neueften Berdienfte der Engländer um die Geographie, die doch mit den franzöfifchen in feine Vergleichung ges bracht werden koͤnnen. Er zeiget biernächft an, worauf man bey Fünftiger Verbefferung ver Geogras pyhie vornehmlich zu ſehen habe, und befchließe feine lefensmürdige Vorrede (von 88 Seiten, ) mit einer furzen Nachricht, von dem Wachsthume der phyſi⸗ Ealifchen Geographie zu unfern Zeiten, und von ber Einrichtung des gegenwärtigen Werks, Ä Der Herr Syndicus Klefeker , der eine beträcht: liche Anzahl Sandcharten mit vielen Koſten, und mit ‚einer forgfältigen Wahl geſammlet hat, machet fid) durch diefes Eritifche Verzeichniß derfelben, (von 206 Seiten, ) um die Gefchichte der Geographie überaus verdient. Da er daflelbe nochmals übers ſahe, um daraus ein kuͤrzeres Verzeichniß der aller auserlefenften Charten zu ziehen, welches am Ende des Werfs, als ein Regifter befindlich ift: fo konn— te es einem Manne von feiner Einficht, und Gelehr⸗ famfeit, nicht an verfchiedenen Anmerfungen fehlen, wodurch die Geographie der alten und mittlern Zeiten, fonderlich von Deutfchland und Sachfen, in ein herrliches Licht aefeget wird. Der Herr Vera faffer Hat diefelben dem Berzeichniffe beygefüget , uns ter dem Titel: Spicilegia ſue commentationes geo grapkicae, iuxta tabularum indicem ita diſpoſtae, ot adornandae infimul, fed delectae faltim einsdem argumenti librorum ſupellectili, forfan inferuiturae Ant. (451 Seiten.) Wir wollen ihren Anhalt auszugsweiſe anzeigen, na a Li DE a A5 Die 6 _ 0 * Die erfte handelt von der Himmels⸗ und vor⸗ nehmlich von der Erdkugel. Der Herr Ber: faſſer empfiehlet hier Milhelms de 1’ Tifle Kinteiz ‚ tung zur Erdbeſchreibung, welche in das Deut ſche überfeget, 1749 zu Hamburg heraus gekommen iſt, als.ein bequemes Sehrbuch von Diefer Materie, und zeiget Die Berdienfte ver cosmographifchen Ges ſellſchaft, in Berfertigung der Himmels » und Erd⸗ Eugeln an, womit fich infonderheit Herr Prof. So: - wiz zu Goͤttingen befchäfftiget. Hiebey wird erwaͤh _ net, daß vor ungefaͤhr 10. Jahren einige elbingiſche Mathematici, ſich erbothen haben, dergleichen Ku—⸗ geln, von zwey pariſiſchen Fuͤßen im Durchſchnitte, für 100 Rthlr. zu liefern. Der Engländer Senex hat gleichfalls dergleichen von ein und einem halben Fuße, im Jahre 1740 zu London für einen mäßigern Preis -perfertiget, bey welchen die Sterne mit griechifhen Buchſtaben, fo wie in Baiers Uranometrie bes _ zeichnet find. Auch des ehemaligen hamburgifchen Kuͤnſtlers Dayers Haͤmiſphaͤria find mit Nusen zu gebrauchen, und des Roberts von Daugondy Himmels» und Erdfugeln, die er 1753 in dem Jour- nal des ſcavans angefündiget hat, müffen wir noch) erwarten. Dbgleich die Lehre von der innern Ber fchaffenbeit der Erdfugel, den Erdbeben, den Ei: genfchaften der Meere, Fluͤſſe u. f m. eigentlich nur die Naturforfcher befchärftiget, fo hat der Herr Verfaſſer fie doch, wegen ihrer genauen Berbindung mit der Geographie, nicht ganz übergeben wollen, ſondern verweifet Deswegen die Sefer auf Bernh. Va- renii Geographiam generalem, deren befte Ausgabe zu Cambridge 1717 heraus gefommenift, und He " J | rof. Curae geographicae. m Prof. Lulofs Kinleitung zu der mathemati⸗ ſchen Kenntniß der Edkugel. Zur phyſikali⸗ ſchen Geographie 5 vornehmlich, Guettards mineralogiſche Charten, und des Grafens Mar⸗ figli Danubius Pannonico-Myficus, wobey Herr Soynd. Klefeker wünfcher, Daß aus dieſem letztern gar koſtbaren Werke, ein Auszug gemacht werden moͤchte. 2) Don der alten Geographie uͤber⸗ haupt. Cellarius hatte ſich vorgenommen, ſeine alte Geographie bis auf die Zeiten der Gothen, und Longobarden auszudehnen, er iſt aber bey den Zei⸗ sen der Conſtantiner ſtehen geblieben, und vermuths lich Hat ihn die barbarifche Schreibart, der fpätern Schriftfteller von. feinem Vorhaben abgeſchrecket. Rollin in der alten, und in ver römifchen ‚Bes ſchichte, und Crevier in der Befchichte der 16; mifchen Kaiſer, , die fie mit Sandeharten erläutert Haben, find.gleichfalls nicht über dieſen Zeitpunct hinaus gegangen. Wie weit die Berfaffer der eng» liſchen allgemeinen Weltgefchichte, welche vieles zur . Erläuterung ‚der alten Geographie beyträgt, ges hen werden, muß die Zeitlehren. Des Chstelaine Atlas hiftorique und Haſens harten vonden Haupt: monarchien, find bey der alten Geographie am nüg- lichften zu gebrauchen. Die Schriftfteller von der Kirchengeograpbie, ( Grographia ecclefiafica , patri- archali, ſynodica oder epifcopali) zeiget Herr D. Semler in der Vorrede zum ızten Theile der allge- meinen Weltgefchichte ziemlich vollftändig an, 3) Don der Geographie der mittlern Zeiten überhaupt. Zu den mittlern Zeiten, welche mit den Wanderungen der Völker ihren Anfang nehmen, | | und 12 Joh. Klefekeri und fich mit dem 1sten Jahrhunderte endigem geh⸗ ret vornehmlich, die beruͤhmte peutingeriſche Charte, welche unter Kaiſer Theodoſio, oder doch unter —* nen Soͤhnen, Arcadio und Honorio, verfertiget iſt. Der Herr Verfaſſer welcher die peutingeriſche Char⸗ . te, auf der kaiſerlichen Bibliothek zu Wien, forge fältig betrachtet hat, zweifelt zwar Daran, ob diefes tienerifche Eremplar verfelben, das Hriginal oder das theodofianifche Eremplar fey: Kedoch hält er es fuͤr ei⸗ ne folche Abfchrift, welche dem Driginale an Wers the gleich zufchägen. Herr Prof. Gottſched hat fie in der Sammlung einiger ausgefüchten Stuͤ⸗ cke, der Geſellſchaft der freyen Kuͤnſte, zu Leipzig, ausfuͤhrlich beſchrieben, auf welchen ſich Hexrr Syndicus Klefeker bezieht, der oͤſterreichiſche Regierungsrath, Herr von Scheyb, aber hat fie nach einer ganz genauen Abzeichnung, 1754 zu Wien heraus gegeben. Die allgemeine Geographie der mittlern Zeiten, bat noch niemand vollftändig bes fhrieben, indem Hahns, Wilhelms de P Iſle, Haſens und Rölers Unternehmungen - diefer Art, entweder gav nicht zum Borfcheine gefommen, oder doch durch ihren Todunterbrochen find. Die Schrift: fteller von der Kirchengeographie viefer Zeiten, zei⸗ gete Sabricius in Bibliogr. antiqu. L. 5. 8. 143. fgg. und Bibl. Graec. B. 4. S. 185. /4g. imgleis chen Herr Hauber, Hiſt. der Landcharten S. 158, /gg. an, welcher letztere auch felbft einen At- lantem ecelefiaflicum oder hierarchicum verfprochen bat , deffen baldige Ausgabe viele nebft unferm Herrn Berfaffer wünfden, 4) Don der neuern Geo⸗ graphie uͤberhaupt. Wir — heutiges Tages | einen Curae } geographicae. 13 einen lleberfluß von Hämifpbäriis, von welchen der Herr Verfaſſer das Planiglobium homannianum, und Juliens nouvelle‘mappe monde erwähnet, in welcher legtern die vier Haupktheile der Erven, auf der einen Hälfte, auf der andern aber das Melt meer nebſt einem Eleinen Stüce von terra Magellani- ca, und den Inſeln auf dem ftillen Meere abgebildet find. ° Der Herr Berfafler zeiget den, 1751 zu Vers lin heraus gefommenen Seeatlas fürzlic) an. Uns ter den übrigen fo genannten Atlantibus, ift des Herrn Chatelsine feiner, der vorzuͤglichſte. Sonft werden von dergleichen Arbeiten, Molls Syftein of Geography, Roberts Atlas univerfel en cent car- tes, welcher noch nicht völlig heraus gefommen iſt, Palsirets Atlas von 53 Charten (Lond. 1755.) und Joſ. Vaiſſets Geographie hiftorique ‚ ecclefiaftique .. et ciöile, enrichie de 72 chartes geographigues (Pas ris 1755.) angezeiget. Unter den Furzen Anleituns gen zur Geographie, gefallen des älteın Huͤbners, Wilhelms de 1’ Iſle Werke dieſer Art, und Lang⸗ lets de Fresnoy Methode pour etudier la Geogra- phie, dem Herrn Syndico am beften: unter den größern Einleitungen aber, Bekmanns Hifloria orbis terrarum geographica, des jüngern Huͤbners vollftändige Geograͤphie, welche zwar nicht im mer zuverlaßig, doc) in einer bequemen Sehrart ge⸗ fehrieben ift, des Heren Prof. Ludovici eröffnete Academie der Kaufleute, oder vollftändiges Raufmannslericon, welches ungleich beſſer alg Baudrands Dilkionaire geographique et hiftorique, ‚und Mertiniere geograpbifches Lericon iſt, und infonderheit des Herrn D. Büfchings Geographie. | | Unter 14 60 xlefekeri Unter den Greyelchiifie, von Sandeharten iſt, Huͤb⸗ ners Mufeum geograpkicum, (1746) das beſte. 3) Don der Befchreibung der bepden Pole, Wilhelms de ? fie Hamifphärta find allen uͤbri⸗ ‚gen vorzugehen. 6) Don der Geogrspbie aller deiten, von Kuropa überhaupt. Bon Europa nach den älteften Zeiten har Köler in’ der Geographia media , oder Commentario novo, die befte Sandchar- te geliefert. Nach den mittlern Zeiten, iſt diefer Welttheilindem Theatro hiftorico Lilliano. abgebil⸗ det. Nach den neuern Zeiten hat die homanniſche Offiein eine Charte davon geliefert, auf welcher die Laͤnder, nach dem Unterſcheide der Religionen mit derſchiedenen Farben illuminiret ſind. 7) Von Spanien und Portugal, Landcharten von dem alten Spanien, und Sufitanien, find in Cellarii Orbe antiquo, Rölers Comment. novo, Sam. Clarks Ausgabe der Werfe Julii Cäfaris (Sonden 1712. F.) -Danville ad Rollini hifl. Rom. T. V. imgleichen in dem 16, Theile der allgemeinen Welts geſchichte anzutreffen. Den Zuſtand beyder Reiche, nach dem im zten Jahrhunderte geſchehenen Einfalle, der Alanen, Sveven und Vandalen, bilder Boͤler l. c. und der zweyte Theil von Serreras allgemeiz nen Hiſtorie von Spanien ©. 57. (ber Deutfchen, zu. Halle heraus kommenden Ueberfegung). ab. Die beften Nachrichten von diefen Reichen, in. ‚den fol⸗ genden mittlern Zeiten, giebt außer. dem nur anges führten Serreras, Mariana. Die ı neuere, eos graphie von Portugal, ift am richtigften in D. Luiz Esntenodi Lima Geografahiftorica.de todos los eſta- dos — de Europa. (134 und 1136) vorgetra⸗ gen, Curae geographicae. | i5 gen, woraus Schmauſens Staat von Portugal er⸗ gaͤnzet werden kann. Sonſt iſt auch Joh. Bapt. de Caſtro Landeharte von Portugal 1751) in vier Blättern herausgefommen, In der Kirchengeogra= phie leiſtet Heinr. Sloves Efpanna Jagrada, wels che zu Madrid 1747 ‚48 und 49, in vier Duartbäns Den gedruckt ift, gufe Dienfte. Zur Topographie gehöret Colmensers Delices d’ Efpagne et de Por- zugal , ($eiden 1707 in 5 Theilen) von dem atlanfi« fehen Meere hat Bellin 1746 eine neue Charte herz aus gegeben; die Hiftorie, Geographie und Naturs geſchichte von Minorca aber handele, John Arm⸗ ftrong in der Hißory of the Iflandof Minorca (ons don 1752. 8.) ab. Dielleicht werben die Öefellfchafz ‚ten der Wiflfenfhaftenin Portugal und Spanien , das noch ruͤckſtaͤndige, mit der Zeit erfegen, als welche von ihren Königen befebliget find, die Provinzen auszumefs ſen, und nebft der Landesgefchichte zu befchreiben. 8) Don Srankreich, Zur Befchreibung des alten Galli ensfann man fich,außer den cellarifchen und Fölerifchen Arbeiten, Ereviers Anmerfungen zu Rollins Hifloi- re Romaine gten und ııten Theile, vornehmlich aber der allgemeinen Welthijtorie, im 16ten und rzten Theile, bedienen. . Öalliens Zuitand in.dem sten Jahrhunderte, hat Köler vortrefflich abgebilder, wos mit des Grofens von Boulainvillier Erai de la France , ($ondon 1727. 3 Theile in f.) und des Abts von Bois Hifloire critique, de 7 Etabliffement de - la monarchie.Francoife dans les Gaules , (Amſterd. 1735. 8.) zu vergleichen ift. Sin der neuern Geos graphie-haben die Sranzofen es fait allen Bölfern zus vor gethan. Caßini hat feinem Tractate von ‚der rl | k Größe \ Größe und Figur der Erde, ſechs gute Chatten von — 2 Frankreich bengefüget. - Pignaniol de la force bes ſchreibt diefes Königreich in drey verfchiedenen Wer. Een, als der Nouvelle Defeription de la France , der: Nouveau Voyage de la France, avec un Itineraire et des Cartes faites expres, qui marquent exacte- ment les routes, qu' il faut fuivre, pour voyages' dans toutes les Provinces de ce Royaume (Paris 1724. 12) und der Introduction a la defeription de la.Fran- ce, et au droit public. de ce Royaume, (Paris 1752. 2 Theile) Doiſy hat 1753. in 4, heraus gegeben: Le Rojaume de France et les Etats de Lorraine di- fpofes en forme de Dictionaire, darinn er die beften Landcharten, von den verfchiedenen Provinzen Dies fes Königreichs, anzeiget. Der Abt de Foy laͤßt uns eine De/eription hiflorique, geographique. et. diplomatique de la France hoffen, die durch danvil⸗ lifche Charten erläutert wird. WMersldiund Caßi⸗ ni de Thury haben 1744 eine nouvelle Carte qui comprend les. principaux triangles , qui. ſervent de fondement & la defeription geometrique de la Fran- ce heraus gegeben, und verfprochen, ganz Sranfreih in 173 Charten vorzuftellen, darinn fie alle Städte, Flecken, Dörfer, Fluͤſſe, Wälder, Wege, Berge, u, f. m. auf das genauefte bemerfen wollen, der⸗ gleichen Werk, fein anderes Reich, aufmweifen Fan. Zu der Kirchengeographie gehören Sanſons und de 1 flens harten einzelner Bisthuͤmer, und inſon⸗ derheit der Sammarthanorum Gallia chrifiana. _ Der Herr Verfaffer füget hierauf noch einige Ane merfungen von einzelnen harten bey. Daß die von Earl Inſelin 1713 beforgete, andern I RR ey, Curae' geographicae. 17 ſey, hat er ſonderlich ben den Landungen der Enge _ länder , in dem ißigen Kriege, wahrgenommen, inz dem er alle Hafen und Seeörter darinn genauer, als in andern, bemerfet gefunden hat. Sonſt hat fie, um des:willen einen befondern Werth, weil auf der einen Seite, die Eintheilung des alten Öalliens, auf - der andern aber, die igige Eintheilung, nach den Bisthümern, und Parlamenten angezeiget wird. Bon Paris ift des Brice Nouvelle defcription de Pa- ris das beite Stüf. Nollins Generalite de la Rochelie ftellet infonderheit die Sinfeln de Rhe und Oleron vortreffli, und auf das genauefte vor. Dicht weniger Lob verdienet, Jaillots Charte von Bretagne. 9) Bon Lorbaringen. Unter den Charten und Befchreibungen von Auftrafien, iſt Spenersfeine in Notit. Germ. antiquae et mediae 1Th. S. 158 und 2 Th. S. 369 die befte; von dem heutigen totharingen aber, Sengri Cartes des- ' Frontieres de Lorraine et de la Comtede Bourgogne, avec la: haute Alface,, et les quatre villes Foreflierer. 10) Bon Großbritannien, Bon ber alten Geos graphie diefer Inſeln, ift außer Cellario, Rölern, der allgemeinen Welthiſtorie u. f. w. Guttry General Hiflory of England. ($ondon 1744. 47. 51.) nachzufehen, welche von Julii Cäfars Zeit, bis auf das gte‘gahrhundert geht. Don ihrem Zuftande bey Anfunft der Angelfachjen, giebt Koͤlers Charte in Comment. nov. 2 Th. C. ı1, die zuverläßigfie Nach⸗ richt. Wer von der Befchaffenbeit der englifchen Kirchen, befonders in den alten und mittlern Zeiten, Nachricht verlanget , findet fie in Wartons Anglia ſacra (tondon 1591, 2 Theile inf.) Eduard Stils 23 Dand, B lingfleth —* — 8¶pe Kietchen ungfleth Originibus Britannicir , und. * ri u. quitatibus ecelefiae Britannicae. Bon den neue ‚Zeiten handeln, vornehmlich Kapin in der Hiflorie von Großbritannien, Camden, deſſen befte englie ſche Ausgabe Edmund Gibfen zu Sonden 1695 f£ - beforget bat, Chamberlayne in dem Prefent Rate of Great Britain, und Chatelsinens Atlas. In⸗ - felins und Molls Eharten von Großbritannien, find die beten; England allein aber hat Brown in. Eharten, mit großem Zleiße vorgeftellet. Die aus: führlichfte topographifche Befchreibung von Großbri. tannien und Irrland, mit tandeharten und Abbil⸗ dungen der vornehmſten Staͤdte und Haͤfen, kann man in Bellins Efai geographique ‚fürles- Yles Bri= tanniques (Paris 1757), finden. Bon den arcadis ſchen Inſeln ift 1751 zu Sonden eine Charte auf fechs Blättern heraus gefommen. m) Von den ſaͤmmt⸗ lichen Niederlandrn, die ſchoͤnſte und richtigſte Charte von Gallia Belgica, iſt in dem erſten Theile - der von einem ungenannten geſchriebenen, und feit 1749 in 18 Bänden zu Amfterdam heraus gekomme⸗ nen Vaderlandſchen Hiſtorie befindlich, in deren zwenyten Theileman auch eine mit eben ı folchem Fleiße, von den vereinigten Niederlanden, in den mittlern Zeiten, verfertigte Charte —* Die geſamten Niederlande, nach deren Zuſtand in den. mittlern Zeiten, erlaͤutert Menſo Alting, durch einige vor« treffliche Charten in Notitia Germaniae inferioris, 2 Ch... Die Eharte welche in dem 6ten Theile dee vaderlandjchen Hiftorie, von der Befchaffenbeit der Niederlande in dem. fechszehenten Jahrhunderte — Andi iſt, * denen abrigen in ee EM. - ’ % Curae geographicae. | 19 Nichtigkeit und Schönheit gleich. Julien hat 1753 den Schauplaß des Krieges in.den Niederlanden, in 25 Eleinen Charten heraus gegeben. Die mehr ges dachte Vaderlandfche Hiftorie, befchreibt zwar ‚die Beſchaffenheit der Kirchen in den Niederlanden, ſowohl vor, alsnach der Reformation, vollftändig. Ein bes ſonderes Werk davon aber it A. F. v. A. (d. i. Hugo Franz von Huſſen )Hiſtoria epifcopatuum “ foederati Belgii ( Antwerp. und Utrecht 1755. ) An to⸗ pogrophifchen Befchreibungen von den Niederlanden, _ hat man einen Ueberfluß: am beiten‘ aber ift in dies _ ſem Stücke der mit Landcharten verfehene zeganwor- dige Staat der vereenigde Nederlanden, zu gebrau. chen, deffen erfter Theil zu Amſterdam 1739 gedruckt iſt. 12) Don der Schweiz, Caͤſar und Tacis £us halten die alten Helvetier, ihrem Urſprunge nach fuͤr Gallier, die in den älteften Zeiten über den Rhein gegangen ſeyn, und jich zwifchen diefem Strome, und der Donau niedergelafien haben follen, welcher Mey⸗ nung auch Cellarius, und die meiften neuern Scri⸗ benten folgen. Spener hingegen bat in Norir. Germ. antiquae ı Th. S. 159 verfchiedenes das wider erinnerf, und glaubet, daß fie vielmehr veut« ſchen Urfprungs find, weil ihre Sitten, fo wie fie - Caͤſar befchreibt, eine größere Aehnlichfeit mit den Deutſchen, als mit den gallifchen Eitten haben, : Da die Römer auch den Deutfchen, zumeilen den _ Namen der Öallier beyzulegen pflegeten, fo Fann Dies fe undeftimmte Benennung wohl daran Urfache feyn, daß man die Helvetier für eigentliche Gallier gehal— ten, und daher vorgegeben hat, daß fie von jener Seite, des Rheins, in eg Wohnpläge a SEE ER x ' 2 } üben 20 - — le: Rlefekeri > übergegangen find. ‘Da die. eigentlichen" Gallier wirklich über den Rhein gegangen find,-fo mögen einige deutfche Völker fi) in der. heutigen Schweiz | niedergelaffen haben, die auch mit der Zeit unter dem Namen ver Gallier begriffen wurden ‚ welches Gelegenheit gegeben haben mag, ihren Urfprung jenſeits des Rheins zu ſuchen. Wenn man auch zus giebt, daß die Sprache der Helvetier und Bojer, mit der gallifchen ſehr verwandt fen, fo folget dar⸗ aus doch nicht, daß dieſe Voͤlker von der andern Seite des Rheins herſtammen; fondern ‚fo wie viele Deutſchen in Sarmatien blieben, als ein Theil ih. rer Jandesleute über die Weichfel gieng, fo: fönnen aud) wohl vor Alters, Gallier unter den Deutfchen geroohnet haben, ohne. den Rhein zu paßiren, und zu repaßiren. Die Wohnungen der Helvetier ftellet Spener an dem gedachten Orte, deutlicher als Cel. larius gr, womit Bochat in den Memoires eriti- :ques , pöur fervir d’ eclairciffemens A U hiſtoire de -Suiffe „et fur les monumens d’ antiquite, qui la con- cernent, avec une Carte de la Suijfe ancienne. (Lau- fanne 1749) und Joh. Conr. Schwarzens Zpi- Aola ad Leibnitium de fmibus veteris Heluetiae , lon- ‚gius quam vulgo ſolet, protrabendir. (Eoburg ızı1. 4.) zu vergleichen find. Eine allgemeine Charte yon der Schweiz, nach) den mittlern — iſt nicht vorhanden, doc kann man fich mit der die in Chatelaine Atlante 3 Th, von ri, nn und Unterwalden befindlich ift, und man fann die ältern Charten von. der Schweiz, um fo wiel eher entbehren, da die Einwohnerihre alten Sitze beſtaͤndig behalten haben. In * neuern — — — Scheuch⸗ J Curae geographicae. 2iĩ Scheuchzers Charten und deſſen Reifen auf die Al pen, gute Dienfte. Auch von der Befchaffenheit der Kirchenfachen,, und der Topographie der Schweiz hat man feine befondere Schriften, man findet aber davon in Keyßlers Neifen, brauchbare Machrichs ten, 13) Don Italien. Die Geographie des ale ten Italiens, ift von Eluvern, Cellario, Koͤlern, Danville und der allgemeinen Welthiftorie imıoten Theile abgehandelt, und mit guten Charten erläutert. Die Kenntniß der mittlern Zeiten kann man aus Herrn Hofrath Maſcows Gefchichte der Deutfchen, und Murstori Gefihichte von "Italien fhöpfen. Zu den neuern Zeiten gehören, außer denen von dem Herrn Berfaffer in dem Verzeichniffe felbft, in ziem— licher Anzahl angeführten Charten, vornehmlich das Theatrum Sabaudicum , die neue Befchreibung von der Inſel Corfica , in der Hifloire des reuolutions de ‚Genes, Coronelli Corfo geographico , Ant. Bulifonit Atlas Neapoleos et Siciliae und Orlendi orbis ſacr. et profan. P. II. Vol. I. und 11. hierher. In der Topographie haben wir eine große Anzahl von Schrifts ftelleen; man kann fich aber mit den Delices d’ Italic fo wie wegen der übrigen Nachrichten von phnfifalis fehen, politifchen und geographifchen Merfwürdig« * ‚mie Miſſons und Keyßlers Reifen bes belfen, . } 8 WEN Ken 2 Hierauf folgen Anmerkungen, welche ung befto angenehmer feyn müffen, weil fie unfer Baterland betreffen, deswegen auch der Herr Verfaſſer, darinn etwas ausführlicher , als in den vorigen iſt. Naͤm⸗ lich, 74) wird gehandelt, von dem roͤmiſchdeut⸗ ſchen Reiche. Der Herr Syndicus Kiefeker rich rd 33 tet 22 | . Jo. Klefekeri 4 We tet dabey fein Augenmerk, ſowohl auf Bas hoͤchſte Br deutfche Reich, welches fonftdas fränkifche nach⸗ ber das römifchoccidentalifche genennet ward, als ‚auf das eigentliche deutfche Reich; welder Uns - terſcheid ehedem von einigen Lehrern der Deutfhen Staatsverfaflung, nicht gehörig in Acht genommen ift, Die daher dag deutſche Neich für ein Stüd des. alten römifchen angefehen haben. Der Herr Ver⸗ faſſer bemerket deswegen, a) daß nicht nur alles, was heutiges Tages in den Graͤnzen des deutſchen Reichs begriffen iſt, von Karls des großen Zeit an, von den deutſchen Völkern dergeſtalt in Beſitz ges nommen ſey, daß das roͤmiſche Reich, nebſt dem Beſitze, auch das Recht dazu verloren habe; ſon⸗ dern daß auch vor der Zeit, da die kaiſerliche Wuͤr⸗ de, von Karl dem Großen, auf die Franken ‚und hernach auf die Deutfchen, gebracht ift, fehon die mehreſten Stüde des heutigen Reichs mit einander vereiniget geweſen, und nachher. niemals, weder Durch Kriege, noch durch Verträge, zu dem römis fhen Reiche gefchlagen find‘, ob man gleich ven Nas men des römijchen Reichs zu-führen angefangen hat. b) Daß in ver That nichts anders, von dem, was zu dem römifchen Reiche gehörete, zu dem deutſchen gebracht fey, als die Oberherrfchaft über: bie Stadt Nom, und einige $änder in Italien, welche die roͤ⸗ miſchen Kaiſer durch Exarchen regieren ließen, die ‚aber nachher von den Longobarden eingenommen und diefen wieder von ben Franken entriffen find, welhe fie der römifchen Kirche, doch mit Vorbehalt der hoͤchſten Herrfchaft , ſchenketen. c.) Daß faftalle ſraliͤniſche Provinzen ‚ bis- - die gen en | E drichs IL. und noch fpäter, die Dberherrfchaft des Curae ‚geogtaphicae. = 23 Reichs erkannt haben, und daß diefe noch itzt, eini- ge wenige Länder in Stalien ausgenommen, von den zömifehen Kaiſern, durch Ertheilung der Lehn, und fonft behauptet werde: in welchem Verhaͤltniſſe gegen das römifchdeutfche Reich, ehedem auch Lothringen, das Königreich Burgund, Elfas, die meiften nies derländifchen Provinzen, die Schweiz, Ungarn Pohlen, tiefland, Preußen und Eurland ſtunden. 3) Don dem alten Deurfchland überhaupt, Deutfchlands Gränzen, fo lange als das roͤmiſche Keich ſtand, waren gegen Morgen, die Weichfel, gegen Abend, der Nhein, gegen Mittag Die Donau, und gegen Mitternacht das Weltmeer , welches bald Oceanus fueuicus bald Oceanus germianieus genennek ward. Spener in Notit. Germ. antiqu. B. 1 22 und Hif.. Germ. B. 1. c. 1. 2 nebſt » Roölern Comment. nov. c. 2. haben diefes wohl aus⸗ geführet, deren Charten, auch die cellarifche übertrefs fen. Wenn man Eccards Werk de verufkifimis. germanorum colomiis, migrationibus ac vebusgeflis,. welches Herr Hofrath Scheid, zu Göttingen. 1758 heraus gegeben bat, Heren Hofrath Maſcows Bez fbichte der Deutſchen, bis zu Anfang der fränkifchen Monarchie, und des Heren Gravens ‚ von Buͤnau deutſche Reichshiftorie, von dieſem Zeitlaufe, nachlieſt, fo kann man. alle,übrige Schriften. diefer Are, füglich entbehren. . 16) Don Deutfehland überhaupt in den mittlern Zeiten. In dieſen befam Deutfchland eine ganz andre Ges ſtalt. "Denn die Deutſchen eroberten die zwiſchen der Donau, und den Alpen liegende roͤmiſche Pro« BE». Ba‘ - pinzen, 24 au jor Reiches.) | vinzen, ober das Noricum und Nhätien. Gallia Belgica Fam gleichfalls Hinzu. In dem fünften Jahrhunderte fieng manan, Deutfchland, in Sad: ‚fen, Dftfranfen,, Alemannien oder Schwaben, Thü- ringen, und das eigentliche Deutſchland, abzuthei« len, und zu den bisher darin wohnenden Voͤlkern, famen noch) die Alemannier, Bojvarier und Wen: den, oder Slaven Hinzu. Die Geographie von Deutfchland unter den Carolingern hat zwar Chrift. Junker in einer befondern Einleitung zur Öeogras phie der mittleren Zeiten, (en. ‘1712. 4.) befchrie- _ ben, allein Spener ift ihm und andern, bierinn weit vorzuziehen. Der Herr Syndicus Klefefer handele Hiernächft von den Bauen oder Pagis, darein Deutfch“ Tand ehedem gefheilet ward. Daß diefe Eintheilung fehon in den älteften Zeiten üblich gemefen fey, ſieht man aus dem Caͤſar B. 6. B. 4. c. 1 Sie ward zu der Carolinger und der folgenden Kaiſer Zeiten beybehalten, bis die Biſchoͤfe ganze Laͤnder an ſich brachten, die Herzoge, Graven u. ſ. w. aber, ihre Würden erblich zu beſitzen anfingen, von welcher Zeit an, die Benennungen der Bisthümer, Herzogthuͤmer, Grafihaften Marfgraffchaften u. f. w. auffamen. Der Abe Gottfried von Gott⸗ wich, hat fic) in dem Chronico Gottwicenfi, durch eine genauere Unterfuchung diefer Gauen fehr ver- dient gemacht, und dieſelbe mit. einer Landcharte ers laͤutert. Der Herr Verfaſſer meldet bey diefer Ges legenheit, daß einige Gelehrte in unferer Nachbars ſchaft, fih mit einer noch genauern Unterfuchung ‚einzelner Gauen befhäfftigen, von welcher bereits . einige Proben in den — —— — li ie Curae geographicae. 25 lich ſind. Sonft hat der gedachte Abt von Gott wich ebenfalls eine ayf Urkunden gegründete Char, te, von den Faiferlichen und Föniglichen Pfalzen ges liefert. » 17) Von Deutfchland überhaupt, in den neuern Seiten. Dieſe fangen fih mit Kaiſer Marimilian I. an, der Deutfchland zus erft in Kreiſe abgetheilet bat. Wir Hoffen ‚von der kosmographiſchen Gefellfchaft noch viele Berbefferungen in der neueften Geographie von Deutfchland, und Here Prof. Franz hat bereits einen rühmlichen Anfang damit, durd) die Heraus» gabe des erſten Theils von dem Reichsatlag, gema⸗ chet, welcher aus zı fehönen Charten befteht. (Göt- tigen 1758.) Die Büfchingifche, imgleichen die neue europsifche Staats; ımd Aeifegeogras phie (Leipzig und Görlig, 1750.» 55. 8 Theile, erhalten ebenfalls hier von dem Herrn Werfafa ‚fer, ihr gebührendes Lob. Er erfläree fich, daß ihm diefe beyden Werke zur neuern Geographie von Deutſchland, allein hinlänglich ſcheinen. Hingegen fehle es ung an neuerntopographif. Befchreibungen, ‚daher wir uns indeffen mit denen, aus 30 Bänden bes ftehenden zeilerifhen Topographien, begnügen müfe ‚fen, ob fi) gleich nad) ihrer Herausgabe das meiſte verändert hat. 18) Don der deutfchen Riss chengeögraphie. 19) Don Böhmen und Miähren. Die geographifchen Nachrichten yon Böhmen find vornehmlich aus Bohusl, Balbini Mijfcellaneis regni Bohemiae, und Re chezang von Iſecern geographiſchen und hiſtoriſchen Beſchreibung von Böhmen (1746. 2 Th in 4.) zu nehmen. 20) Don — 21) Don der 5 Lauſicz. 26 Jo. Klefekeri Lauſitz. Der Herr Verfaſſer will war den Streit nicht unterfuchen, ob die Saufig ihren Namen von den Zuticiern, oder von den Milcenern, babe, er⸗ innert aber * dabey, daß die $utieler ihren Sig nicht ſowohl in der Lauſitz, als vielmehr an beyden Ufern der Dder gehabt haben. 22) Von der Dos. nau. Der ref Marſigli giebt von diefem Stros ‚ me in dem fchon angeführten Werke, eine vortreff- liche Nachricht, aus welcher auch erheller, daß der⸗ felbe auf dein Koltenberg (Abnoba monte) beym Schwarzwalde, und nicht wie die meiſten, auch neues ſten geographifchen Schriftfteller melden, bey dem fürftenbergifchen Dorfe Donefchingen — 23) Don dem oͤſterreichiſchen Rreiſe. reich gehoͤrete in den aͤlteſten Zeiten — Theils h* zum Morico, bis an den Kalenberg, (Montem Cae- _ tium), aber zu Pannonienz nachher hieß es die hun nifhe Mark, und endlich die öftliche Mark, dern Urfprung einige von Carl dem Großen, "andere ‚von $udewig dem Deurfchen herleiten. So viel ift ger wiß, daß Heinrich der Vogelſteller Oeſterreich be⸗ reits von Bayern geſchieden, und im Jahre 944. - ‚$eopolden aus dem babenbergifchen Haufe zum‘ Markgrafen darüber, gegen. die Hunnen, geſetzet habe, bey deffen Nachkommen diefes Sand blieb, nach deren Erlöfhung aber dem Könige — von Boͤhmen, und hernach dem habsbur Hauſe zu Theil ward, nachdem es ſchon vom Kaiſer Friedrich dem J. zum Herzogthume erhoben war. Kaiſer Friedrich der IV. beftätigte 1453. den erzher. zeglichen Titel, den die — Sn ſchon vorhin Curae geographicae. 27 | zu brauchen angefangen hatten. Der Abe von — hatte verſprochen, in dem zweyten Theile feines Chronici, eine Beſchreibung und Charte von Defterreicd) , nach) den mittlern Zeiten zu ‚geben, welche fehr zu wünfchen wäre. 24) Don: dem bayerifchen Kreife. Bayern hat feinem. Namen von den Bojoariis, die aber von den Bo⸗ jis zu unterfcheiden find, Die Bojoarier ließen fich, nachdem fie ſich mit andern Bölfern vereiniget hate ten, mit Genehmbaltung des fraͤnkiſchen Königs Theodorichs zu erſt in Vindelicien, oder in dem Norico ripenſi, nieder, von da ſie ſich gleichfalls, mit Einwilligung der Franken, nachmals weiter ausbreiteten. Sin dem ſechſten Jahrhunderte mach⸗ ten gegen Morgen Pannonien, gegen Mitternacht Franken und Boͤhmen, gegen Abend Schwaben, und gegen Mittag Italien, ihre Graͤnzen. Zu den Zeiten der Carolinger kam Sieyermert und Karn. then, nebſt einigen Landſchaften vom alten Panno⸗ nien noch hinzu: nachher aber ſind Oeſterreich und verſchiedene andere Stuͤcke wieder davon abgeriſſen. Die Nachricht von dem bayeriſchen Kreiſe in der Staats» und Reiſegeographie 3 Th. ſcheint zuver« laͤßig zu ſeyn. 25) — zu der Geographie Oeſterreich und von Deutſchland, Böhmen, Bayern. Da das vorige bereits abgedruckt war, als der Herr Verfaſſer den erſten Theil von —* Herrn Hofrath Puͤtters hiſtoriſch / politiſchem Sandbuche, von den beſondern deutſchen Staaten, (Goͤttingen 1758.) welcher von Oeſter⸗ aan Denen und Pfalz handelt, zu ſehen An: * 8 jo.Klefeketi fo hat er dieſes fchöne Werk, welches unter ander auch in der Geographie der ‚gedachten Provinzen gar brauchbar ift, feinen Leſern bier empfehlen ‚wollen. 26) Don dem fraͤnkiſchen Kreiſe. Die Bors fahren der Franken, nämlich die Cherufei, Chau⸗ ci, Chamavi, Ampfivarii, Bructeri und andere Bölfer am Mayn, der Lahn, dem Dcean, dem Rhein, der Elbe und der Saale, haben ſich ‚mit einander: zur Vertheidigung ihrer Freyheit vereiniget, und eben daher den Namen der Franfen angenommen. Sie macheten ſich fonderlidh im zweyten, oder zu Ans fange des dritten Jahrhunderts befannt, da fie ſich durch ein neues Buͤndniß verſtaͤrketen, und den roͤ⸗ mifhen Raifern, Balerian und Gallien, ihre Tapfer⸗ feit empfinden ließen. Im fünften Jahrhunderte vertauſchete ein großer Theil von ihnen die bisheris N gen Wohnungen, mit Gallien, dem fie den N nen Frankreich beylegeten. Die Sachfen machten . einen Theil der zurücfgebliebenen Franken unterwürs fig, der darauf unter dem Namen der Sachfen mit begriffen war. Mur allein ein Strich um den Mayr behielt den Namen Franfenland, wohin die Fran- _ fen vermuthlich Colonien gefehickt haben, um den Alemanniern zu widerſtehen. Die Beſchreibung des fraͤnkiſchen Kreiſes in der Etaats- und Reiſe⸗ geographie iſt mit Fleiß und zuverlaͤßig ausgearbei⸗ tet. 27) Von dem ſchwaͤbiſchen Kreiſe. Die Soeven, welche von den Hermionen ab ammen, find aus den Nachrichten der vömifchen Scribenten ſehr berühmt. Es haben ſich verfchiedene Völker mit ihnen vereiniget, fo, daß fie ſich — or gen Curae geographicae. 29 gen Morgen bis an Sarmatien, ausdehnefen, gegen une nacht, war das den Roͤmern faft ganz unbe⸗ Fannte Meer, ihre Gränze, fo, daß dieſe die Einwoh- ner von Scandinapien und Finnland, noch zu den Sveven rechneten, Gegen Abend fonderte die Elbe, Schwabenland von dem ehemaligen Sranfenlande, und nachherigem Sachſen ai und gegen Mittag ſchied fie Die Donau von dem Norico und Panno- nien, ‚Schon in dem.andern Jahrhunderte mache⸗ ten die Sveven den Roͤmern viel zu ſchaffen, und in dem fuͤnften Jahrhunderte giengen ſie, nebſt den Vandalis, Alanis und Silingis, nachdem ſie Gal— lien verwuͤſtet hatten, nach Spanien, wo ſie ſich un— ter einander, wegen ihrer Wohnplaͤtze, herum ſchlu⸗ gen, bis endlich die Sveven ſich in dem groͤßten Theile von Luſitanien niederließen. Was aber den Sitz der Sveven in Deutſchland, in den mittlern Zeiten, und beſonders in dem fuͤnften Jahrhunderte, anbelanget, da fie mit den Alemanniern vermiſchet waren, ſo theileten dieſe mit den Bojoariis den ſuͤd⸗ lichen Theil von Deutſchland, jene aber wohneten zwiſchen der Donau und den Alpen. Denn nicht alle Sveven waren nach Spanien gegangen, ſondern ein Theil davon in Deutſchland zuruͤck geblieben. Da nun die Alemannier in Rhaͤtien eingefallen waren, und fi) hernach verſchiedener Länder dieſſeits des Rheins bemaͤchtigten, fo ſchickten die Sveven, wel che an der oͤſtlichen Seite von Alemannien, zwiſchen der Saale und Elbe, bis an die Donau hin wohne⸗ ten, Colonien in Die vorigen Laͤnder der Alemannier. Die Sveven und Alemannier waren damals auf das —— mit einander verbunden, fo, * ſie ⁊ ” 30 ge Klefekeri | ihre: "Kriege gemeinfchaftlich ſcheinen gef haben. Es ift daher wahrſcheinlich, daß die Soc. ven gleichfalls unter der Franken Oberherrichaft ges tathen find, nachdem diefe, die Alemannier bey Tol- biacum, (melches insgemein für Zuͤlch im Juͤli⸗ chiſchen gehalten wird, ) uͤberwunden hatten. Sie mußten daher in den niedern Laͤndern den fraͤnki⸗ ſchen Colonien Platz machen: hingegen wurden dem Schwabenlande zu beyden Seiten der Donau ge— wiſſe Graͤnzen geſetzet. Fuͤr Alemannien ward um dieſe Zeit die Gegend in der Schweiz, dieſſeits des Rheins beſtimmet, obgleich nicht alle Spuren dies fes Namens, auf der andern Geite des Rheins ver tilget wurden, indem die Sveven noch ftarf mic Alemanniern vermifchet waren, daher ihr Land zwar gemeiniglid Schwaben, ureilen aber auch) Aleman⸗ nien genennet ward. Die Schwaben befamen ſchon von Carl Martello einen Herzog, der bald Serg — von Schwaben, bald von Alemannien hieß, zuweilen auch uͤber beyde Provinzen geſetzet war. Doch iſt es gewiß, daß beyde Länder anfangs von einander unterfchieden waren, und erft fpäterhin vereiniger find. Hierbey blieb es, bis auf die Enthauptung Des legten Herzogs von Schwaben, Eonradin, wor auf Schwabenland ziemlich zerftücket ward. Die Geo⸗ . graph 0“ —— — — in — — Curae geographicae. a -- SF Oberrheiniſchen Kreiſe. Diefer begriff zu der Römer Zeit, größten Theils, die von ihnen zur Pro- vin; ‚gemachte Germaniam eisrhenanam , melde in am und fecundam abgetheilet ward. Die El: gen bewohneten chedem das Elſaß, die Mediomatris ces Lothringen, die Nemetes, Geguani und Rau⸗ - raci die Gegenden um Speyer und Worms, die- Catti und Mattiaci aber Heflen und die Welterau Von den Celten verdienet inſonderheit Herrn Pelloutier Hiſtoire des Celter nachgeleſen zu wer⸗ den. Die Catten, von denen man den Namen der Heſſen Berleiten kann, haben feit Julii Caͤſars Zeit, da ſie mit dem Arioviſto in einem Buͤndniſſe ſtunden, mit den Roͤmern viele Kriege gefuͤhret. Hingegen erlitten fie von den Cheruscis und Her—⸗ mundurern Niederlagen. Als ſie nachher zu dem fraͤnkiſchen Bündniffe traten, thaten fie fich vor an⸗ Bern, durch ihre Tapferkeit beror. Es ift glaube lich, daß ein Theil von ihnen mit den Franfennah Gallien gezogen fey ; Die zurücgebliebenen aber uns terhielten mit den Franken eine beftändige Freund⸗ ſchaft, und verftatteten ihnen einen fihern Durchzug nah Sachſen und Thüringen, Ob daher gleich ein Theil, der von den Gatten befefjenen $änder, zu Oſt⸗ franken gefchlagen ward, der andere aber unter thuͤ⸗ eingifche Herrfchaft kam; fo ift doch zu vermutben, daß zwar diefer von den Thüringern mit Gewalt einge⸗ nommen, jener aber von den Catten, ihren Bundes, genoffen, den Franfen, freymwillig unterworfen: fey, weil fie nicht mehr volkreich genug waren, ihre Sande felbft zu befehügen. Doch behielt der Heffengau feis m Pen Namen, Der Here Verfaſſer Pe eng we Je. Bleicheir J ſeine Leſer, wegen der uͤbrigen Merkwuͤrdigke ten de oberrheiniſchen Kreiſes, auf ben. ae d Staats» und Reiſegeopraphie, und inſonderheit auf des Herrn Vicecanzlers Eſtor Vorrede zu demſel⸗ bigen. 30) Von dem Niederrheiniſchen Kreiſe. Unter den alten Einwohnern deſſelben, ſind die Ubier und Treviri die vornehmſten. Die Ubier waren ſchon zu Caͤſars Zeit ein großes Volk, der ihnen dag Zeugniß giebt, daß fie gefitteter, als andere Deuts ſche, wären, weil fie fich nämlich leichter unter dag roͤmiſche Joch bequemeten. Sie hatten gegen Mora gen die Catten zuNachbaren, und der Rhein machte zwiſchen ihnen, der Provincia Belgica, den Eburos nen und Trepirern die Graͤnze. Weil fie mit den Catten und Sveven in beftändige Kriege verwidelt waren, fucheten fie Cäfars und der Römer Schuß, | daher fie unter Augufts Regierung, von. den M. Vipſanius Agrippa, um ihrer mehrern Sicherheit willen, uͤber den Rhein gefuͤhret wurden. Dieſe Colonia Agrippina aber war nachdem der Gegen⸗ ſtand der Verachtung und des Haſſes der andern Deutſchen, die in ihren Kriegen mit den Roͤmern dieſer roͤmiſchen Pflanʒſtadt allen erſinnlichen Scha⸗ den zufuͤgten. Nach dem Verfalle des roͤmiſchen Reichs gerieth ſie unter der Franken & Bothmaͤßig ⸗ keit. Die Trevirer waren in Behauptung ihres deutſchen Urfprunges fehr eiferfüchtig, um ſich hier⸗ * von den Galliern, welche ſie fuͤr traͤge und ige Leute hielten, zu unterſcheiden. Ihre erſte ohnplaͤtze in Germania magna find ‚unbekannt, Race fe: aber w kai ‚gegangen en Y “ IR” TEA Bis ch 9 vw u. Br) Curae geographicae. 33 wurben fie zu den Delgis: gezäblee. Auguſt legte zuerft eine Colonie unter. ihnen an, die von ihm Au- gufta Treuirorum genennet ward. - Doch blieben ſie bis auf Vefpafians Zeiten ein freyes Wolf, ins dem diefer Kaifer ihnen erſt ihre Freyheit nahm, weil ſie es mic dem Aufrübhrer Civilis gehalten hatten. In diefem Zuftande blieben fie, bis fie fich nach vie— len Niederlagen in das fränfifche Bündniß bega— ben, Die älteften Einwohner der Gegend um Maynz find ungewiß, indem einige die Nemeter, ana bere die Bangiones dafür ausgeben. Die Stade Maynz ift erſt zu Kaifers Augufti Zeiten gebauet, Sie ward die Hauptftadt in dem obern Deutfchlans de, und der Gig Des Präfidis Diefer Provinz. In » Dem fünften Jahrhunderte zerfiöreten fie. die Sve— ven, Bandalen und Alanen, und fie hat fi) erft nach geraumer Zeit zu ihrem vorigen Ölanze wieder ſchwingen fönnen, worauf fie der Sitz des vors nehmſten Erzbifchofs in Deutſchland geworden ift, 31) Don den Sachſen und Sriefen. Dieſe An- merfung enthält eine nöthige Vorbereitung zur Bes ſchreibung des weftphalifchen und der beyden fächfis -fchen Kreife, Die Sachfen machten anfangs nur ein kleines Bolf in der Gegend der cimbrifchen Halbinfel aus; in dem dritten Jahrhunderte aber waren fie bereits fo maͤchtig, daß man glauben muß, es ha= ben mehrere mit einander vereinigte Völfer, dieſen Namen geführet, So viel ift gewiß, daß nach dem Uebergange der: Franfen in Gallien, die ganze Ge— gend zwiſchen dem Rhein und der Elbe, nad) und nach, unter die Sachfen gefommen ſey. Ja, nad) der Zeit brachten fie aud) Britannien unter fish, Die ‚23 Sand, C aller⸗ — Sachſen, durch verſchiedene Benennungen, ‚von ein⸗ 34 6; Kiefekeit Be. alleraͤlteſten Sachfen, die an der cimbriſchen Pr inſel, bey dem Ausfluſſe der Elbe, wohneten, nenn Tacitus Foſos, welcher Name aber mit der Zeit i in Abgang gekommen iſt. Auf diefer Geite der Elbe ‚ findet man von ihnen nicht eher Spuren, als im vierten Jahrhunderte, zu Kaifer Diocletians Zeit, da die dieſſeits der Elbe wohnenden Sachſen ſich nach und nach der Seekuͤſten bis an ven Rhein bemäch- tigten, und Seeräubereyen trieben. : Als fih hier⸗ naͤchſt auch die Chauci, Frieſen und Chamavi zu den Sachſen ſchlugen, ſucheten ſie auf dieſe Art ihre MNahrung, auch ſelbſt an den Kuͤſten von Gallien, welche von ihren Pluͤnderungen ſo gar den Namen Littus Saxonicum erhielten, gleichwie diejenigen, welche dieſe Kuͤſten für den ſaͤchſiſchen Landungen bewahren mußten, Comites limitis Saxonici hießen, ' Damals hatte fich alfo das fächfifche Volk fehr weis ausgebreitet, indem die Batavi, Topandri, Morini, Chamavi, Chauci und Friefen mit ihnen verbunden, auch die Cimbri, deren Namen damals in Abgang Fam, unter ihnen begriffen waren, und die Jutier und Teutonen mit in ihrem Bündniffe landen. Hier⸗ zu kamen noch, nad) und. nach, die Völker, welche in denen von den Franken verlaffenen ändern zurück geblieben waren, una von den Sachſen unter ſich ges bracht wurden, Deren Gegend zwifchen der Weſer und Eibe den Namen Saxoiia ultima’erhielt, Be dieſer großen Ausbreitung unterſchieden fih d ander, "Diejenigen, welche in ihren ‘alten Wohnuns gen an der cimbrifchen Halbinfet blieben," nannte * Ans ! oder bbenelbifähe | * r P Be dd 3 ‘ \ Curae geographicae. | 35 ‚fen; Die gegen Abend nad) dem Rheine zu wohnen⸗ den, Weſtphalen; die Öftphale hatten gegen Morgen die Elbe und gegen Mittag die Wefer zu Graͤnzen. Zwiſchen ‚benden wohneten die Angra⸗ rii, oder Angrivarii, an der Wefer, welche Völker nachmals Carl der Große bezwungen, und unter die fränfifche Herrfchaft gebracht bat. Die Stiefen, welche am Rhein und der Ems wohneten, machten gleichfalls ein mächtiges Volk aus, und wurden in die Eleinern und groͤßern Sriefen eingetheilet, Sie. lebten mit den Römern bis auf Tiberii Zeit in Freundſchaft; die zwar unterbrochen ward, als fie den römifchen Proprätor in Miederdeutfchland, 8. Apronium fihlugen, doch ward fie nachmals nieder bergeftellet, In dem dritten Jahrhunderte traten Die Frieſen zu dem frünfifchen Bunde, und indem vier⸗ ten ließen fie ſich mit den Sachfen in ein Buͤndniß ein: beyde aber litten vieles in ihren Unternehmungen gegen Britannien, von welchem Berlufte fie fich doch nach gerade wieder erboleten, da denn vie riefen ihren Sitgz im Lande der Chaucen, von der Elbe bis an die. Ei— der ausbreiteten. 32) Von dem weſtphaͤliſ. Kreiſe. Von den alten Bewohnern dieſes Landes, naͤmlich den Sicambern, Uſipiern, Bructerern, Chau⸗ cis, Chamavis, Angrivariis und Tenctheris, auf welche die Frieſen, Franken und Sachſen ge —folget find, handeln Herr Steffens in der Ges ſchichte der alten Bewohner Deutfchlendes, - and Spener in Notit. Germ. antiquae , mit vielem. Sleiße. Die Sachſen, welche fich in Diefer Gegend niederliegen, nahmen den befondern Namen der ‚Weftpbalen an. Sie wurden endlich von Earl dem Großen bezwungen, nachdem fis unter ihrem 2 Heer⸗ 36 Jo. Klefekeri | Heerführer, Wittekind, viele Jahre file ie Sue heit gefochten hatten. 33) Don den Vandal 8, Cimbris, Cherufeis, Thüringern, hi Wenden, oder Slaven, welche Sachſen ehedem bewob⸗ net haben. Die Vandali, Vinduli, oder Vi⸗ nuli find das aͤlteſte von dieſen Voͤlkern. Plinius theilet ſie ab in die Burgundios Varinos, Car rinos und Guttones, welche über der Elbe und Oder, zum Theil an den Ufern des codanifchen Meer⸗ bufens, zum Theil mitten im Lande ihre Wohnun⸗ gen hatten. Man muß zu ihnen auch die Lemo⸗ vier oder Heruler, Rugier und Sidiner, beſon— ders aber die Longobarden rechnen, welche ſich insgeſammt in dem fuͤnften Jahrhunderte, nach Öalz lien, Spanien, Italien und Africa wendeten, worauf die Wenden oder Slaven, (Benedi) ihr verlaffenes Land in Befis nahmen, die öfters von den Scriben- | ten unrichtig mit den Bandalen verwechfelt werden. Die Cimbrer bewohneten die große Halbinfel von der Elbe bis an das mitternächtliche Meer. Sie nahmen nachgehends den Namen viarum oder Jutarum an, und ſcheinen ſich mit den Sachſen vereiniget, und von der Seeraͤuberey ernaͤhret zu ha⸗ ben. Die Cheruſci wohneten zwiſchen der Eibe und Weſer, bis an den Harzwald, von dem ſie od | - Mamen befamen. Nachdem fie die $ongobarde über die Elbe getrieben hatten, waren fie in — ſitze des heutigen Fuͤrſtenthumes Verden, des H zogtbums Braunfchweig und Lüneburg, des Bis thums Hildesheim, des Fuͤrſtenthums un, eines Theils von dem Herzogthume Magdeburg, ber alten Marf, der ae; en und. Curae geographicae. — Danneberg; und eines Theils von dem Sadfen - Sauenburgifchen. Die Thüringer lernet man erft in den mittleen Zeiten kennen, und daher find ihre aͤlteſten Wohnungen unbefannt. Zu Ausgange des fünften, und zu Anfange des fechften Jahrhunderts, hatten fie ihre eigene Könige, welche bey den dama⸗ ligen unruhigen Zeiten, ihre Graͤnzen fehr erweiter— fen. Hingegen waren fie nachmals wider die Frans fen ungtücklich ‚ von denen fie erft zu einem Tribute gezwungen, hernach aber völlig unterdrücket wurden, als die Franken, mit Hülfe der Sachfen, dem thuͤ— ringifchen Neiche ein Ende macheten, worauf der gegen Mitternacht, über der Unftrut liegende Theil von Thüringen, von den Sachſen, das übrige aber von den Franfen in Befiß genommen ward. Doch blieb der Name, aber nicht diefelbigen Gränzen von . Ihüeingen, übrig; denn das alte Thüringen erſtreck. £e fih von dem Mayn, gegen Norden, bis andie Dfer, gegen Morgen, bis an die Mulda, und gegen Abend, bis an den fahn. Was über. der Unſtrut bis an die Oker lag, bieß Nordthuͤringen, was ' von der Unſtrut bis an den Mayn hin ſich erſireckte, ward Suͤdthuͤringen genennet, von dem die Saale Oſtthuͤringen, die Werra aber Weſtthuͤringen ſchied. Mach dem Untergange des. thüringifchen Reichs, kam Nordthuͤringen an die Sachen, was aber die Franfen eigentlich von Thrringen befom- men haben, wird nicht berichtet. . Beil Aber Frans Eenland ſich [hen bis an den Lrforung des Mayns und der Saale ausnehnete, fo blieb Damals der ſuͤd⸗ liche Theil von der Unſtrut an, für Das eigentliche Zbaoͤringen, fuͤr das a der Zheil uͤber der Saa⸗ 3 le, 38 ‚Jo. Klefekeri 7 le für Weſtthuͤringen aber, die Gegend t dieſſeits Werra. Doc iſt, ohmerachtet der Veränderu ing der Herefchaft, auch der Name Nordthüringen noch eine geraume Zeit geblieben. . Nachher machten ſich die Sorben, von dem über der Saale gelegenen Thüringen Meifter. Wenn diefes eigentlich geſche⸗ ben ſey, wird zwar nirgends berichtet, doch vermus fhet der Herr Berfafler, daß ſolche Begebenheit zu Ende des fechften Jahthunderts vorgegangen ſey, da die Thuͤringer durch Kriege ſehr geſchwaͤchet wa⸗ zen. Es iſt wahrſcheinlich, daß fie in den ſpaͤtern Zeiten, die Sorben wieder aus einem Theile ihrer Eroberungen, aber doch nicht voͤllig, vertrieben ha⸗ ben. Hpnerachtet diefer Schwächungen, blieb The ringen damals noch größer, als es heutiges Ta, Tages äft, weil auch Heffen mit dazu gerechnet ward. Die älteiten Begebenheiten der Wenden, oder Slaven, find völlig in die Vergeffenheit gerathen. Die ge⸗ meine Meynung ift, daß fie aus Sarmatien, i in die von den VBandalen, Sveven und andern deutfchen Völkern, verlaffene nordoftliche Laͤnder von Deutfch land übergegangen find, wo fie nachmals mit den Sachen und Sranfen, mit abwechfelndem ‚Slide, blutige Kriege geführet Haben, Ihre Graͤnzen i in deſn mittlern Zeiten, und ſonderlich im ſechſten Jahr⸗ hunderte, find gleichfalls nicht befannt: vermuthl . aber waren fie bey ihrer damaligen Macht nicht en⸗ ger, als nachher, da ſie alle uͤber der Elbe liegende Sande unter ſuͤch hatten. Gegen Mitternacht gräns zeten fie an das foepifche Meer ‚ gegen: Hften an bie Weichſel, gegen Welten an die Elbe, einen klein⸗ n Theil an den Ufern dieſes Stroms ausgenommer SCH | — Curae geographicae. 39 den die überelbifchen Sachen befaßen, ferner an die Saale und den Böhmerwald, und gegen Mittag an ‚einen Theil der Harzgebirge und die Donau, Hier— aus entitanden verfchiedene Benennungen der ſla— viſchen Völker. Denn es wohneten die Sorben zroifchen der Elbe und Saale; die Heveller an der ‚Havel und Spree, und die Wagrier oder Wai—⸗ grer, Litones oder Lingones, Wilzi, Polabi and Schmeldinger find ebenfalls bekannt. Dieſe letztern ſcheinen zwiſchen den Linonen gewohnet zu ha⸗ ben: da man aber von ihren Wohnplaͤtzen Feine ges naue Nachricht hat, fo find jene von einigen über Die Oder, an den pommerfchen Fluß Ihne, von andern ‚ober Si nach der Elbe, an den Fluß Elde, im Mecklenburgiſchen, gefeget worden. Die Wilzi wohneten dieffeits an dem Ausfluffe der, Dder, die Polabi über der Elbe, an den beyden Waffern Aw, die Wagrier jenfeits der Trawe, wo das * Sand noch von ihnen Den Namen behalten hat, die Rugier ‚oder Rani auf der Inſel Rügen. Die Obotriten, die anfangs unter den Böhmen und Mähren wohneten, ließen ſich nachmals an der See, zrifchen der Oder und Elbe, in der Nachbarfchaft Der Wilzer, nieder, und machten fich Durch ihre Tape ferfeit vor andern wendifegen Völkern berühmt. Ob Zleich die Wenden ſchon von Carl dem Großen und feinen nächften Nachfolgern , verſchiedene Nieberlas ‚gen erlitten, und Heinrich, der Bogelfteller, Die Sor⸗ ben, Obotriten, Wilzen und Heveller theils unter ſich brachte, theils zinsbar machte: ſo ſind ſie doch erſt im zwoͤlften Jahrhunderte, von Heinrich Dem Lo⸗ wen und Albrecht dem Baͤre, voͤllig bezwungen, und > a en Me ——— viele 40 viele von on ihren Laͤndern mit neuen Ein sohnern befes ‚Get worden. 34) Dom oberfächfifchen 7 Krei Die Wenden hatten ehedem den groͤßten Theil dieſes Landes in Befis, gegen die Heinrich, der Vogelſteller, zu Anfange des zehenten Ichehudei Markgrafen ſetzete, von welcher Zeit an die Sachſen erſt einen ‚beftändigen Siß in dieſer Gegend bekamen, und nachher Durch Herzoge regieret wurden. Mach Hers 309 Heinrichs des Loͤwens Achtserflärung , ‚befam Bernhard nur einen Theil von deffen fanden, nams lich das Lauenburgiſche, Stadifche, Hadelſche und den obern wittenbergifchen Kreis, mit dem Titel eis nes Herzogs von Gachfen. Seine Nachkommen . ſtifteten die oberfächfifche und die lauenburgiſche Linie. Nach Abgang der erſtern, belehnte der Kaiſer, indent _ funfzehenten Jahrhunderte, die Markgrafen. von Meißen mit dem Herzogthume Sachſen und der Chur⸗ wuͤrde, die bis zu unſern Zeiten bey ihren Nachkom- men verblieben find. Der Here B. berühret hier- auf die vornehmften Beränderungender Marf Brans denburg und des Herzogthums Pommern. 35) Don | dem niederfächfifchen Rreife uͤberhaupt. 36). Von dem nordalbingifchen Sachfen oder Hol⸗ ftein. Diefes fand ift der aͤlteſte Siß der Sachſen, daher es auch fehon im neunten Jahrhunderte - Als fschfen genennet wird. Die Einwohner aber hießen damals Nordalbinger, Transalbini, Nord te und Normannen. Ihre Gängen find i noch nicht genau unterſuchet worden, dieſes ab: gewiß, daß fie zu Carls des Großen Zeit, in u Gauen, nämlich den thietmarfifchen , formarifi hen und EINEN bg aaa Zwiſ chen den Curae geographicae. 4 Nordalbingern und Transalbinis ift auch einiger; Unterfchied zu machen: denn dieſe wohneten don der Bill und Trave, bis an die Elbe ; die Nordalbinger aber von der Bill und Trave, längft der Elbe und Eider, nad) der Mordfee zu. Die Mordalbinger: > hatten in den alten Zeiten Grafen, da aber Hermann: Billing das ganze Herzogthum Sachfen von Kaiſer - Deko I. erftlich erhielt, foift nicht zu zmweifeln, daß dar⸗ unter auch Nordalbingen mit begriffen gewefen ſey. Nach Magni, des legten Herzogs aus dem billungis. ſchen Stamme, Tode, erhielt Lötharius das Herzog- thum Sachſen vom Kaifer Heinrichen, überließ es aber 1125, als er felbft Kaifer ward, feinem Schwie- gerſohne, Heinrich dem Großmüchigen, und gab Hole ſtein, Wagrien und Stormarn, an Graf Adolphen von Schaumburg, Doch unter dem Bedinge, daß BE unter den Herzogen von Sachfen ſtehen folls Die fernern Veränderungen diefes Landes, und or es nachher an dieß oldenburgifche Haus gekom⸗ men fey, find zu weitläuftig zu erwähnen, deswegen fi) der Here Verfaffer auf andere Schriftfteller von der holſteiniſchen Geſchichte bezieht. 37) Von dem Herzogthume Sachſen⸗Lauenburg. Die Nachbarſchaft dieſes Landes mit den Transalbinis ſollte faſt verurſachen, daß man die Einwohner fuͤr einen Theil der alten Sachſen, welche von den bils lungiſchen und welfiſchen Herzogen beherrſchet wur⸗ den, halten moͤchte: der Herr Verfaſſer erinnert aber verſchiedenes wider dieſe Meynung; a) denn der Stamm, der von den Nordalbingern verſchiedenen Tara ift erft zu Carls des Großen Zeit von den Franken — und wird vorhin nir⸗ DR € 5 gends f 42 — Jo. Klefekeri gends ken 4 Wie treffen, in der Geſchichte der mittlern Zeiten, keine andere en: Gaue über der Elbe an, als den holfteinifchen, flormaris ſchen und. dithmarfifchen, c. Man findet: wirklich, Daß die flavifchen Völfer, noch in den fpätern Zei⸗ ten, diefe tranfalbinifchen,, von den nordalbingifchen verfchiedene Gegenden, in Beſitz gehabt, und die Sachſen, wenn fie in felbige einen Einfall unternah⸗ men, zurück getrieben haben. d. Bezieht ſich der Herr Syndicus auf Spenern in Notit. Germ. med. ©. 402. welcher nach unferer deutſchen Ueberſetzung alſo fchreibt: „Meine Muthmaßung, daß die über der Elbe wohnende Sachſen, kaum welter; an der Elbe gewohnet haben, als von deren Muͤndu an den Einfluß des Fluſſes Elde, fehe ic) völlig aus. Der Urkunde eriwiefen, durch die Earl der Große, im Jahre 786 das Bisthum Verden geftiftee hat. Sie befchreibt, die über der Elbe gelegene Graͤnzen . Des Bisthums, welche allein vie Sachfen befaßen, folgender maßen: Dehinc trans Albiam, vbi Bilena mergitur in Albianız dehine i in ortum Bilenaxinde ybi Trauena abforbetun #5 mari: deinde vfque.eo perucniatur, vbi Pene fluuius currit in mare barba- zum: inde.in ortum eiusdem fluminis, hinc in El- dam, dehine in Albiam. Aus dieſen Wohnungen an der Elbe, ſind aber die Sachſen theils von den Slaven vertrieben, und gezwungen worden, ſich weiter hinunter zu ziehen: cheils aber von Karl dem Großen weggeführer, und nad) Frankreich verſetzet: ſo daß ihnen nur die unterwaͤrts gegen Norden gele⸗ genen Wohnungen auf beſtaͤndig verblieben ſi id. So * zwar, daß udewig der Fromme, den * N Curae geographicae. 43 Sarhfen erlaubet habe, nach ihren alten Wohnun⸗ gen zurück zu fehren s’Bie alte Gränze ihres Landes egen Oſten, ſcheint aber niemals wieder erobert zu eyn.„, Der Herr Verfaſſer folget alſo dem Dank⸗ werth, welcher allein in ſeiner holſteiniſchen Chro⸗ nik ©. 244. /9g. die Sache, aus aͤltern Zeugniſ— - fen richtig vorgetragen Hat, Diefem zu Folge, has ben zu Karls des Großen Zeit, die Smeldinger das bauenburgiſche eingehabt, deren Name aber nicht Tange dauerte, worauf die Polabi, over Polabingi Beſitzer dieſes Landes wurden, deren erſte Stadt. Ratßzeburg war, welches Lauenburg an Alter vorgeht. Nachdem Pribislaw von Heinrich dem Großmuͤthi-⸗ gen und Albrecht dem Baͤr uͤberwunden war, zog jener es zu Niederſachſen: es kam aber bey Hein⸗ richs des Loͤwens Achtserklaͤrung wieder von dem wel⸗ fiſchen Hauſe ab, und an Bernharden von Aſcanien, von dieſem · aber auf feinen jüngern Sohn Albrecht. und deffen Nachkommen, und nach deren Abgang an die Herzoge von Braunfchtveig » $üneburg. 38) Von dem Serzogthume Mecklenburg. Diefes gehoͤrete unftreitig nicht zu dem alten Sachfen, fons dern fand unter den Dbotriten, deren König Pris bislaw I. Heinrich der Loͤwe 1764 bezwang, und ihm, nach Auͤnehmung der chriſtlichen Religion, ei⸗ nen großen Theil ſeiner Lande, als ein Lehn wieder gab, nachdem viele Sachfen ſich in ſelbigen nieder: gelaffen hatten. Bon diefem Pribislar I. find alle Herzoge von Medlenburg abgefiammet, die Lehns⸗ | verbindlichkeit mit Sachfen aber ift, nad) der Achte- erklärung Heinrichs des Löwen, gänzlich aufgehoben. . E23 u dem Churfürftenhume und —* th ume — daß die Spuren von allen Gauen, welche in Oſtfalen gelegen waren, diejenigen ausgenommen, enthielt die Stadt und Grafſchaft Stade. Esward 4 ——— Klefekeri | | thume Braunſchweig⸗ Luͤnebur — Dieſe Lan de | machen das alte Dftfalen aus ‚und man fan 1 ermei, ei⸗ die zu dem Herzogthume Bremen gehören, bier ans zutreffen find. Cie waren nachdem die Weſtfalen den ſaͤchſiſchen Namen nicht mehr gebrauchten, die Meigner ihn aber noch nicht angenommen hatten, das eigentliche Sachfenland, und ihre Beſitzer hats ten ſchon damals das Churrecht bey den Kaiferwah. Ien, welches fie zwar nad) Heinrichs des Löwen Achts⸗ erklaͤrung verloren, in dem vorigen Jahrhunderte aber, durch Errichtung der neunten Churſtelle, wieder | erhalten haben. 40) Von dem Herzog Bremen und den Lande Hadeln. Sn bremifchen ift der Reſt von dem alten Oſtfalen zu für den. Wir finden namlich. darinn die alten Gauen Wigmodia, Wolfatia , Redingen und Wurſte Wigmodis lag an der Wimme, und begriff die heutige Reichsftadt Bremen in fih, Wolſatia lag an der Elbe, zwifchen der Schwinge: und Sie, und. ehedem ſowohl, als noch heutiges Tages, auch dat Oldeland genennet. Kedingen hat noch ſeine alte Benennung, und lag zwiſchen der Elbe, Schwinge und Oſt, bis an den Einfluß der Oſt in die Elbe. >. Wurſten weldes gleichfalls noch feinen ehmaligen Namen fuͤhret, ward aus einem frieſiſchen, ein ſaͤch ⸗ fifcher Gau, daher die Einwohner " hießen. Es lag an der Wefer zwifchen de St en Geeſte und Drepte. Das Land Hadela, oder wi es in alten Unfunden heißt: Hadeloha / Yaakhelar i Curae geographicae. ‘45 ria, Hadulla u. f. w. mar fonft ein friefifcher Sau, zu welchem auch das ißige hamburgifche Amt Nige» bürtel, und Bederkeſa im Bremifchen , gehöret ha— ben. 4) Don den niederfächfifchen Bisthuͤ⸗ mern, infonderheit von Hildesheim und Luͤ⸗ beck. Das legtere Bisthum hatte feinen erften Sitz zu Adenburg in Wagrien, den Bifchof Ge: vold, um vor den Weberfällen der Obotriten ficher zu feyn, unter Heinrichs des Löwen Regierung, nach Luͤbeck verlegete. 42) Don dem Herzogthume Magdeburg und Fuͤrſtenthume Halberſtadt. Beyde lagen in dem alten Sachſen, und zwar erftes ves in Nordthüringen, diefes aber meiftens im Hartz gau. 43) Don den Städten Lübeck , Bremen und Hamburg. ie ftehen von alten Zeiten her, wegen des hanfeatifchen Bundes, in einer genauen Bereinigung. Lübeck fehloß ſchon 1241 mit Ham⸗ burg ein Bündniß, daß die Hamburger die Sand: ſtraßen, - zwifchen ihrer Stadt und der Trave, von Straßenräubern, gleichwie die Elbe bis zu ihrer Mündung, von Seeräubern rein halten follten,, dazu die Lübecker die Hälfte von den Koften fragen wolle ten, Beyde verfprachen ihren Nutzen gemeinfchafts lich zu befördern, und einander in Befchügung ihrer. Freyheiten behütflid) zu fenn, wie Lambeck Orzge. Hamb. 5, 2. S, 82. berichtet, der fich aber zu ‚gleich über Trazigern beſchweret, daß derſelbe dieſe wichtige Urfunde nicht zum Borfcheine gebracht habe; Der Hocverdiente Herr Syndicus Klefeker, verfis chert, daß diefe Urkunde noch vorhanden fey, und verfpricht diefelbe, nebft andern, wegen welcher Jam bei, dem Traziger Feinen Glauben hat beymeffen —— wollen, 46." sJauleieken. wollen, dereinſt in einer Fortfegung hiofer Cura um a ‚geographicarum heraus zu geben, darinn er auße einer Nachlefe, zu dem gegenwärtigen — den Hanſeſtaͤdten ausfuͤhrlicher handeln wird. niemand geſchickter iſt, ung wichtigere und angeneh⸗ mere Nachrichten von dieſer Materie zu liefern, als der Herr Syndicus, ſo ſehen wir der Erfuͤllung die⸗ ſes Verſprechens, mit ‚einem ausnehmenden Ver— iangen entgegen, und wuͤnſchen, daß ihn Gott, ſo wohl zum Vortheile des gemeinen Weſens, als zum Nutzen und Vergnügen der gelehrten Welt, noch lange erhalten wolle. Um in unferm Auszuge wei⸗ ter fort zu fahren, bemerfen wir, daß Lübeck ſchon zu Anfange des hanfeatifchen Bundes, nicht nur inihe ter Claffe, fondern auch in den übrigen, Das Präfis dium geführet habe, welchen Vorzug ihr Bremen und Hamburg noch bey gemeinfchaftlichen Gefchäff- ten zugeſteht, wie denn auch das hanſeatiſche Archiv dafelbft verwahret, und zu den gemeinfchaftlichen Schriften, das lübefifche Stadtfiegel gebrauchet wird. Die Stadt ift von Graf Adolph IL von Schaum« burg im Sahre 1140, ander Trave erbauet, faum eine halbe Meile von dem Orte, wo die alte Stadt ftand , die von dem obotritifchen Fürften Gottſchalk, in der Mitte des eilften Jahrhunderts, entweder erſt angeleget, oder doch durch ihn in Flor gebracht iſt. Die von Graf Adolphen neu erbauete Stadt, nahm bald merklich zu, fonderlid) aber, nachdem‘ er fie, _ 1158". an Heinrich den Löwen abgetreten hatte, wel⸗ cher ihr einige Güter, Wälder, Fluͤſſe und Dörfer | Bee und die damaligen Graͤnzen ihres Ges - bieths, in einer Urkunde folgender. maßen beſtim— Curae geographicae. - 47 met: „ab vrbe verfus orientem ad Stopeniffam ( ige Stepnitz) et indead Radagaflum (bey Gadebufch ) ae fluuios: verfus, auftrum in Mgnum Raceburgenfe ; et. ſupra illud ‚Raceburgum vſque: verfus occidentem ‚per Stockeniffam Aunium, vfque ad Magnum Mol- ‚nenfe ;„ denique per Trauam, Oldesloam vfque: ver- fus feptentrionem per eundem fiuuium vſque in ma- Te Diefe Gränzen beftätigte Kaifer Friedrich J. der Stade im Jahre 188. ' Hierzu ift noch Trave⸗ münde nebft dem Thurme, gefommen, und 1420, ‚erhielt Lübeck mit Hamburg, durch den perlebergia ſchen Vergleich, das Schloß und Städtgen Berges dorf, nebſt Riepenburg, dem Eslinger Zolle, und ‚dem halben Sachfenwald, feit welcher: Zeit das Bündnig mit Hamburg noch fefter genüpfer if, Bremen bat zwifchen tübeef und Hamburg , in dem _ hanſeatiſchen Buͤndniſſe den mittelften Dias, Schon - Earl der Große legte ein Bisthum dafelbft an, wor⸗ aus erhellet, daß es bereits damals feine geringe Stadt geweſen fey. Sie hat ſchon zu der Bifchöfe Zeiten das Weichbildsrecht und die Stadtregierung durch Eaiferliche Begnadigungen verwaltet, wieman aus Urkunden erweiſen kann. Ihre Freyheit haben ‚einige zwar aus dem fo genannten Rolandsbilde era weijen wollen, man brauchet aber dieſen fchlechten Deweis nicht, da wichtigere Gründe, vorhanden, und alle Streitigfeiten, welche deswegen , oder über die Öränzen, zwifchen dem Könige von Sroßdtitan. nien, als Herzoge von Bremen, vorfallen könnten, ing "Sabre 1740, durch einen Vergleich entfehieden find, . Sn demfelben wird der Stadt die Gerichtsbarkeit über den Halen Vegeſack, doch ig Vorbehatt der —— — Appel. 43° Jo. Klefekeri —— an die Regierung zu Ste je gelaſſen; die Dörfer, Mohr, Grambke Redd ersbuͤhren, Middelsbühren, Hslebshaufen, Wafferhorft, Wum- fiel und Nieder blocland, bleiben dem Herzogthume Bremen; gleichwie der Stadt, die Dörfer, Walle, Gropelingen, Leſumer Broͤck und Dünger, nebft den Gohgraffchaften, Hollerland,, ‚Blodland, ber und Nieder» Biehland, und dem Borgfeldigen Ges richt. Die dritte Hanfeftade iſt Samburg. Es ift wohl unſtreitig, daß fie ſchon, vor Carls des Groſ⸗ ſen Zeit, bewohnt geweſen ſey, welches man nicht nur aus ihrer zur Handlung bequemen Lage, fondern auch) daher fehließen kann, weil diefer Kaifer hier eis ne Feſtuͤng anlegete, und wenig Jahre darauf ein Erzbisthum hieſelbſt gefliftet ward. Die Anlage der Seftung geſchahe im Jahre 808, und der ‚Dre, ward Hochbuchi genennet, den eine oftfälifche Der ſatzung ſchuͤtzete. Da diefes auf das Zeugniß des Eginhards und Albrechts von Stade gegründet iſt, fo muß man ſich wundern, daß von einigen neuern Schriftſtellern, diefe Feſtung Hochbuchi ‚an einen andern Ort verfeget, und anfänglic) den Slaven, hernach aber den Sachſen zugeeignet wird. Unter dieſen hat Eccard zu erſt in den Commentariis de rebus Franciae Orientalis behauptet, daß der erſte Urſprung von Hamburg bey den Smeldingern, und in deren Stadt Connoburg zu ſuchen, und daß diefe Stadt nachmals durch Huͤlfe der Sachſen, von den Obotriten eingenommen, und den Sachſen uͤberlaſ⸗ en ſey. Er iſt aber bereits von dem gelehrten Herrn —8 Richey, in einer beſondern ern Hamburgo veteri im Conneburgo Smeldingorus rum EG 4 J Curae geogtaphicae. ‚49 rt + (Hamburg: 1737. 4.) widerleget wors "Andere, welche glauben, daß die von Carl m Großen zu Hochbuchi angelegete Feſtung, nicht an’eben dem Orte, wo Hamburg angetroffen wird, zu finden ſey, widerleget: Herr Prof, Richey gleich⸗ falls; ‚in einer unten mit mehrern anzuführenden Abhandlung. Herr Syndicus Klefeker betrachtet hieran das ziwente Alterthum der Stadt, Hamburg, " nämlich vie von Carl’ dem Großen ſchon gr erbauete Domkirche, welche fein Sohn Ludewig der Fromme, zu einem Exybischumme im Jahre 831 erhob. Die ganze Stadt nebjt der Vorftadt, und der Domtfirs che, ward einige Jahre darnach von den Glaven verheerer, welches den Erzbifchof Ausgarium nös thigte nach Bremen zu fluͤchten. Daher ward, mit Erlaubniß des Pabits Nicolai I. das hamduchiſche und bremiſche Bisthum mit einander vereiniget, und endlich das Auen Jahre 1223 ganz nad) Bre⸗ men verſetzet. Die hamburgifche Domkirche ift aber ſchon im Jahre 1106 wieder hergeftellt worden. Die Stadt felbft, ward öfters von den Dänen und Wen⸗ den beunruhiget, Fam aber dem unerachtet, durch Die Vorſorge der Grafen von Schauenburg und Holſtein, und durch kaiſerliche Begnadigungsbriefe, immer in mehrere Aufnahme. Sie war faſt gaͤnz⸗ lich dem Roͤmiſch⸗ Deutſchen Reich entriſſen, da ſie im Jahre 1215, wieder unter Kaiſer Otto IV, zu demſelben gebracht ward, doch eroberte ſie in dem folgenden Fahre König Waldemar von Dännemarf wieder; ) und fchenfete fie an ‘den Grafen Albrecht von Orlamuͤnde, welcher fie nad) dem Treffen bey Bornhored an Graf Yoolph IV. von Holſtein wien · a Dand, D der so Jo. Rlefekerii | deraitt. "Diefe befäcge ee fon — Friedrich I. im Jahre —— Begnadigun⸗ gen, daß naͤmlich die Hamburger, von dem Meere an, bis zu ihrer Stabt, ſowohl als in dem ganzen Gebiethe des Grafens, zollfrey ſeyn ſollten; daß nie⸗ mand befugt waͤre, innerhalb zwey Meilen von der Stadt, eine Feſtung anzulegen u. ſ. m. Der Graf machete nicht nur'die von dem Örafen von Irlamüns | de, zu Schiffbeck, und die von dem Könige Walde- mar von Dännemarf, im Eichholze, ber Stadt zum Verdruß angelegete Seftungen, der Erden gleich, fondern verfchaffete ihr auch, von Kaifer Friedrich) Il. anfehnliche Begnadigungen. Seit der Zeit war die Stadt für das Aufnehmen ihrer Handlung fle ger durch Buͤndniſſe bedacht, dahin das 1218 mi den Wurftern, dag 1241 mit den Luͤbeckern, das 1256° mit dem Herzöge Heinrich von Braband und lotha⸗ ringen, und das 1258 mit den Herzogen von | ſchweig und $üneburg , gefchloffene Buͤndniß gehören. % Im Jahre 1259 errichtete die Stadt aud) mit- Bre⸗ men, einen Freundfchafts» und Handlur Um eben die Zeit ftand fie mit den Gra von He flein in dem beften Vernehmen. Wir wollen die Worte der von Lambeck 1. c. B. — u Ans geführeten, von dem Herrn Verfaſſer a Original richtiger vorgeſtelleten, de ra ſe⸗ tzen, in welchen dieſe Herren im Jahre 1258 den ham. burgifchen Bürgern überließen: iudicia fua infr⸗ terminos, a porta quae vocatur Mylde erethor,, ” ue ad riuum Herewerdes-hufe (Harveſtehude) et feendendo, ficut iden *— — in Al ia, Curae ‚geographicae. 5I | Hereweflch de Infzendende vfque ad riuulum Hen- vinghude „ab illo vero riuulo, direde trans Alftri- am a aulum , qui Schorbecke ı nuncupatur: ab- inde quoque, ficut termini agroruin allodii finiunt rans Albeam. - - eo iure, quod infra muros ci- vitatis habere et hactenus — dignofcuntur, per- y etuo poflidenda. Concedentes ipfis, infra prae- | — terminos iure vtantur oppidano, quod Wick- beledes Recht vulgariter nuncupatur. Quidquidau- tem infra eosdem terminos — ſive quae- füonis motum feu ortum fuerit, infra ciuitatem de- bet ommibus modis iudicari. Lambeck urtheilet ganz recht, daß hierdurch der Stadt viele Vortheile zu: gewachſen find, er irret fi aber darinn, daft die Beſugniß, Stadtgeſetze zu machen, und andere dahin gehörige Rechte, der Stadt erſt durch die in. dem Jahre 1292 von den Grafen ertheileten Priviles gia, gegeben fey, wie Herr Prof. Nichen in der Geſchichte der Hamburgifchen Statuten ausführlicher gezeiget hat. Die ganze Sache ift ohnehin durch Faiferliche Privilegia ſchon ausgemacht. Ueberhaupt merket der Herr Verfaſſer nur an, daß die Stadt Hamburg, zu Ausgange des drengehenten, und in ben folgenden Jahrhunderten, fortgefahren hat, zur Sicherheit der Handlung, mit Auswärtigen, befon« ders mit. den Dithmarſen, Hadlern und Ruſtrin⸗ gern Bündnifle zu fehließen, und daß fie von den Königen von Dännemarf, Norwegen und England perfchiedene Privilegia befommen habe. Auf ber Inſe ‚Neuwerk, ‚welche zu dem Amte Kizebüftel et, baueten fie einen Thurm, der nun ſchon —— — Ben Seefahrern zum 7 J POEE chen * ‚und en ‚Handlung‘ zur Sicherheit ge * m ge u Krieg eroberte — Rizebůͤttel, ward 3 I. — der ei, in Dee — 1359, 1468 und 1482 anfehnliche Privilegia, um die Elbe von Seeräubern ſicher zu Halten, die Ferdinand IT, im Jahre 1628 beftätigte, und verordnefe, daß die . Stadt weder duch. Feſtungen innerhalb fünf. Mei⸗ in nad) der. See zu, noch durch Kriegesſchiffe, an der Vertheidigung der Elbe gehindert Werden ſoͤllte Im Jahre 1645 ſchloß die Siadt nebſt Breme mer den Öeneralftaaten einen Vertrag, wegen ber herheit der Schifffahrt, in der Nordfee, u idee freyen Handlung auf der Ehe, ‚und Weſer⸗ a chen auch mit England i in den Jahren 1667 verabredet ward. Durch einen Bergleit dem Könige von Schweden, als Her zoge von Drehen ward Hamburg 1691 von dem ſtadiſchen olle befrey⸗ et, und 1700 mit Brandenburg, wegen der Schiffs fahre Auf der Havel und Spree, ein Tractat errich⸗ tet. Zu dem Stadt Gebiethe, welches ih dem iaten isten und ıÖten Jahrhunderte vornehmlich erworbe ift, gehören die Alfter mit den Bächen und Gütern, Bernebe und Eilbeck, der Wald und die Gegend Hammerbrod, die fein Billwerder, Ochſenwer⸗ der, Mohrwerder, und-Finfenmerder, das SH und die Gegend von Mobrburg, die Dörfer Eim bürtel, Eppendorf, Bilſem, ‚sangen! rn, Be und 3, Sul ; Wohlsdorf u und. endlich da | Cure geograpkicae. 53 Bergedorf, welches Hamburg mit rzuͤbeck gemein⸗ ſchaftlich beſizt. Der Beſitz dieſes Gebieths iſt durch den Graͤnzvergleich mit Graf Ernſten von Holftein- Schaumburg 1607, durch der Grafen an das Rammergericht übergebene Renunciation 1608, Durch die Vergleiche mit den Königen von Dännes mark, in den Jahren 1692, 1736 und 1740, und durch den Vertrag vom Jahre 1750. mit dem Großfücften von Rußland, als Herzoge von Holſtein, der Stadt geſichert worden. Die mit dem Domkapitel von Zeit zu Zeit entſtandenen Streitigkeiten, find vers fehiedentlich ‚als in den Jahren 1267,:1337, 1355, 1373, 1561, 1692 und zuleßt 1737 beygeleget worden, 44) Don den Fluͤſſen 2 ‚die fich aus Scchfen, indas Meer ergieß en. 45) Don dem Herzog⸗ thume Schleswig. In der geographifchen Bes trachtung kann dieſes Land nicht wohl von Holftein | abgefondert werden, ob es gleich nicht mehr zu dem . Deuffchen Reiche, ſondern zu Daͤnnemark, gehoͤret. Beyde hatten in den alten Zeiten, einerley Einwoh⸗ ner, naͤmlich die Cimbrer, von denen ein großer Theil, nad) der von Mario erlittenen Niederlage, wieder in ihr Vaterland zuruͤck kehrete. Won ihren nachherigen Gefchichten ift nichts befannt, als. daß fie ſich in Gefellfehaft der Sachſen, auf bie Seeraͤu⸗ berey geleget, und ſeit dem den Namen Virae oder | Jutae ; au) Normannen gefuͤhret haben. Ein Theil von ihnen gieng in dem sten Jahrhundette mit Beni: und Sachſen, nach Britannien. © v Herr Verfaſſer handelt hierauf 46) von Se andinavien überhaupt, ) welches, Dännemarf, —— und Norwegen | in ſich begreift, und in D 3 den | =. 54 Ben: alten Zeiten or ‚trans Pe na genenne | 47) Don Dannemark. Das fefte Land eo — bewohn za in den alten Zeiten die Cimbrer oder Juten, die Inſeln aber, * Tem _ tones, welche auch Codani Ober Bodani genennet wurden. 48) Don Norwegen / welches von ben alten Nerigon genennet, und von den Sitonen, Bergiüs (deren Plinius gedenft,) und Neri bemohnet ward. 49) Von Schweden. Deffen alte Einwohner waren die Scandii, Hillevones, Spiones, Gutaͤ und Finningi. Der Name Scandier oder Scanier, bie’ben ſuͤdlichen Theil von Schweden bewohneten, koͤmmt zwar in feinem al« ten Schriftfteller vor, man fann aber aus ben Der nennungen von Scandinavien und Scandien ſchlie fen, daß diefes Volk den Römern, für andern be ° fannt gewefen fey. Die Hillevones oder fevones hatten ihren Sig in Halland. Die ältefte Woh⸗ nung der Gothen oder Guten ift an der Weichfel, und dem codanijchen Meerbufen zu ‚fuchen, von da fich ein Theil von ihnen, nach der Donau, der an · dere aber nad) Norden, in Scandinavien gezogen hat. Im vierten Jahrhunderte th eifeten: fefich in die Welt. und Oftgothen ab, und giengen nach ta» lien, Gallien und Spanien. Die Spiones haben mit der Zeit dem ganzen Sande den Namen gegeben. Bon dem Urfprunge der Sapländer laͤßt fich nichts | mit Gewißheit melden: es ift aber mat * daß ſie mit den Finnen —* Volk —— vrermuthlich find fie die Luppiones, deren maͤus gebdenft. 50) Don each dem rußiſchen — 52) Don Cutae geographicae. . Eſtl ermannland und Curland. Die den — * ſchon bekannten Aeſtii waren ihrem Ur " ſprunge nad) ein deutſches Volk. Sie gränzeten ge⸗ zen Abend und Mitternacht an das balthiſche Meer, und gegen Morgen mwurben fie von den Wenden, faſt durch eben die Gränzen, die igo Siefland, mit | Pohiniſch Reußen hat, unterſchieden. Plinius ſe⸗ tzet die Scyros und Hirros an eben den Ort, den Tacitus den Aeſtiern anweiſet. Vielleicht mag ſich mit dieſen eine Colonie der Levonorum oder Hil⸗ levonum vereiniget haben, und daher der Name &iefland entitanden fern. Wenigftens gefchieht der Aeftier, zu Carls des Großen Zeit zum legten mal Erwähnung, und an deren ſtatt findet man. nad)» mals die Namen, $iefland und Preußen. 53) Don Preußen. Das die Aeſtier diefes Land bewohnet haben, erhellet Daraus, weil Tacitus berichtet, daß der Bernftein allein im Sande der Aeſtier pa werbe. Kurz nach Carls des Großen Zeit, kam ber Name der Preußen auf. Unter den Muthmaſ⸗ fungen, die man von dem Urſprunge dieſes letztern Volks hat, iſt diejenige am wahrſcheinlichſten, die es von ben Woruscis, ‚herleitet, welche nad) Pto⸗ lemaͤi Zeugniß, bey den riphaͤiſchen Gebuͤrgen, in Sarmatien gewohnet haben. re | felftvome und von Danzig. Iren DoBFie | Seine Einwohner find f Iasifchen rpm EB Herrn Lengnichs Muthmaßung, daß ber " Htame Polacy von den Laziis, einem Volke, deffen Pros. | copius und Agathias gedenfen, und welches in dem ‚ehemaligen Colchis wohnete, herfomme, ift wahr. · | Beinliäie als wenn andere meynen, er ſey von den - N D4 ‚ebenen — 56 ebenen Gegenden bieſes PR ſtanden: die it: thauer aber ſcheinen von Dei alten Lettis-q abzuſtam⸗ men. 56) Von Ungarn und. — 57) Don dem itʒigen Illyrien oder Sc 58) Von der Wallachey Mo und Romanien, Die Wallachey und) oldau böreten zu dem alten Dacien, die — machte den untern Theil von Möfien, und Romanien das ehemalige Thracien aus. 59) Don Briechenlan und dem Archipelago. 60) Don den erſten Einwohnern von Afien und Afiicas >. 61 ) ‚Don ‚ den erſten Wanderungen der Voͤlker aus Afi und Africa in Europam. Unter: —— nen haben Gomer und Magog Europam bevoͤlkert, und es iſt wahrſcheinuich daß von dem eiſten di Celten, von dem legtern) aber die Schthen abge · | fammer find,‘ Der Herr Berfaffer glaubet, daß die Scythen, welche Sarmatien; die Tartarey und Ch na bevölkert haben, in: Europa nicht weiter, als bis in Sarmatien gefommenfind, Dagegen: die übrigen ‚europäifchen Voͤlker von den Celten abſ ammen. 62) Von der alten G eographie des s juͤdiſchen Volks in Aſien und Aftics, 69 ‚vor ‚der afisz tifchen und Afticanifchen engen pbie, 64) Von dem tuͤrkiſchen Reiche. 65) Don Dev; ſien. 66) Don Oſtindien China und denen dazu. gehörigen Inſeln. Es iſt wahrfcheinlich, daß die erften oftindifchen Völker, nicht von Japhet allein, fondern auch von. dem Gem u Cham abftammen: ı Zur Geogra) bie des Sandes iſt ‚Stanz Valentyns Oud en Nicki * naien. C jenkop: 1724 /99:)' PR andern v 4 \ em = Curae: "geographicae. | ‚57 Grauen: 6m) Don: Japan. 68) Don Afri⸗ 69) Von America überhaupt. Die Fra⸗ | 9%, 96, mie Amirica zu erſt bevölfert fen, wird wohl nie» _ mals mit völliger Gewißheit ausgemadjet werden koͤnnen. Es iſt indeſſen glaublich daß die Phoͤni⸗ eier, Aegyptier und Carthaginienſer, die fih für an dern auf die Schifffahrt legeren, mit den America- nern in einiger Berwandtfchaft geftanden haben, hin⸗ gegen falſch, Daß Die zehen zerfireuete Stämme Iſraels, nad) America gefommen , und daß einer von den Apofteln, das Evangelium dafelbft gepre⸗ diget habe. Was von Den Colonien geſaget wird, die aus der. großen Tartarey, Siberien und Kamts ſchatka in dieſen Welttheil gegangen ſeyn ſollen, brauchet gleichfalls noch einen ſtaͤrkern Beweis. 70). Don Kordamerica, wo der Herr Verfaſſer in- fonderheie die Schriften, welche zur Erläuterung der neueften Streitigfeiten, zwiſchen England und Frank⸗ reich dienen, anfuͤhret; in Anſehung deren auch die dahin gehörige Charten in dem Kegifter mit befon- derer. Sorgfalt. und genauefter Critik find bemerket ‚worden, 71) Von Suͤdamerica und den In⸗ ſeln. 72) Von der Geographie der Rirchen in America. Hierauf liefert der Herr Verfaſſer noch einige Zu- füge, die während des Abdrucks, der nur angezeige« ‚ten Anmerkungen gemachet find. (©. 659-748.) Wir Eönnen daraus feinen Auszug liefern, da dies “ felben nur durch ihre Vergleichung mit den Anmer- kungen felbft, deutlich werden; fie ſind indeſſen nicht weniger als diefe, wichtig. 8 693. beruͤhret der a Verfaſſer die En ob die Alemannier ib- 5 ven ‚ 58 Jo. u ten Uefprung allein — chen haben, der ob ſie ein aus Deutſchen und Galliern | sermife Volk gewefen find? S. 714 eeinnertan; ef der Nas | me Holſaten (Holfati), nicht von Oldfaten, ſondern von Holtſaten, oder von den Holzungen, Die fie bewoh⸗ net haben, berzuleiten fen. Seite 721 beweiſet er, daß die Nachfommen Henr. Leonis den Titel eines ‚Herzoges von Sachſen beybehalten. ©. 723 uf erläutert er aus dem Staatsrechte, was Herr Scheid von dem. im Guelfifchen, Henrich, Henrichs des Loͤwen Sohn, zu ſuchenden Urſprung, ſowohl des pfaͤlziſchen als ſaͤchſiſchen Reichsviariats lange vor der guͤldnen Bulle, gelehrt angemerket hat. Die dritte in dieſem Werke befindliche Hauptob- Handlung bat die Ueberfchrift: de loco Hochbuchi a conditu Hamburgi non dimovendo, ad virum suftr. et magnif. Fo. Klefckerum differtatio Jubi- taria MICHAELIS RICHET P.P. (46 Sei ten) Der berühmte Name des Herrn Verfaſſers iſt allein hinreichend, den Leſern einen vortheilhaf · ten Begriff von dieſer Schrift beyzubringen, werden gewiß in derfelben eben die gruͤndlich lehrfamfeit und den ‚angenehmen DBortr welche die: andern Werke des Heren 9 Richen mit Recht, durchgaͤngig beliebt gemachet haben. —*8* welches von dem ſaͤchſiſchen Worte, Hochenboͤken feinen Namen hat, war ein mit Bus chen bervachfener Dre an der Elbe, zwiſchen der Alfter und Bille. Es wird von den Seribenten der mitt. lern Zeiten verfchiedentlich gefchrieben, 5. € Aber di, Hosbuchi, N Sudbebe, Obucki, Oukbi Homanburg u. ſ. w. An dieſem He jef Carl Curae geogra ographicae. 59 der Große im Jahre 808 durch den Grafen Odo ein Eaflell anlegen , welches zu Anfange zwar den Na: men Hochbuchi behielt, nachdem aber vondeman . inzenden Walde Zamma, Hammaburg, zus weilen auch Hochburg und Buchburg genennet ward. Nachdem aber mit der Zeit die Domfirche, nicht in der Stadt Hochbuchi; fondern in der dabey erbaueten Feſtung Hamburg errichtet ward: foift nad) gerade der Name Hochbuchi in Abgang ge fommen, und der Name Hamburg geblieben. Der Abt Albrecht von Stade hat in dem Drenzehenten Jahrhunderte zuerft ausdrücklich gemeldet, daß Hoch⸗ buchi das nachmalige Hamburg fen, und es hat hier» an niemand gezmweifelt, als bis einige, bey Gele. | genheit der Streitigkeiten uͤber die Vogthey Moͤl⸗ len, dieſes Hochbuchi, ſechs Meilen weiter gegen Oſten an die Stefenig, in das $auenburgifche, haben ſetzen wollen, weit fie in dieſer Gegend auch ein klei· nes Dorf angetroffen haben, welches Boͤken heißt. Befonders hat Herr Bicecanzler Eſtor in feinen auserlefenen kleinen Schriften, 2 Band, Seite 399 ff. und Herr Rath Gebhardi in — 1.Th. der hiſtoriſchgenealogiſchen Abhandlungen, S, 59 f. folches zu erweiſen gefuchet, welche Herr Prof. Richey hier mit vieler Gruͤndlichkeit und einer edlen Beſcheidenheit widerleget. Herr Rath Gebhardi wendet zuerſt wider die gemeine Meynung, daß Hoch⸗ buchi Hamburg fen, ein: „daß man kaum begrei« fen koͤnne, ‚wie eine im Jahre 808 angelegte Fe— rs nicht nur ſchon im Jahre 934 ihren alten amen verloren habe, _fondern aud) binnen biefen 26 26 Jahren ſo * zunehmen koͤnnen, daß fie zu ei» h nem “ar ut | then aber babe — Börurtheile, d | buchi vor der Erbauung der Feſtung ein leiter unbersohneter Ort gemefen ſey, wovon doch der Herr Verfaſſer ſchon in der Diſ. de Hamburgo veteri in Connobur go’ Smeldingorum ‚perperam reperto (Hamb. 1737.} aus folgenden Gründen das Gegentheil darge⸗ than hat, namlich 1) weil die Sachſen in dieſen * den ſehr volkreich waren, 2) wegen der zur Ba Jagd, Fiſcherey, Holzung und Schifffahrt b men Gegend, an dem Zufammenfluffe einiger guun 3) Aus. der Nothwendigkeit, die Befasung der Ks 2 ie don weit entferneten Orten Le „zu 4 N u! u 5 RE le ‚gezogen In mögen, * weil es F | daß Carl der Große einen‘ Bifchof an einen wüften und unbewohnten Dre verordnet Habe, und 6) aus. folchen gobfprüchen von Hamburg, welche auf feine älteften Zeiten gehen ‚ indem fie fo gleich von den Schriftſtellern Civitas Nordalbingorum n, genennet wird. Der zweyte Grund des BE weil bie Wilzen, die nächften Nachbaren von Hochbuchi ges weſen wären, welches man daher ſchließt, weil Dies fer Ort im Sabre 810. von ihnen zerftöret, { och b gleich darauf wieder, gegen ſie aufgebauet Ur lein Herr Prof. Richen erinnert hierwider, daß egeauih jo genannten Wilzer nicht die m ai fi n und von dem Adam von Bremen, olim viris m arınis, ve. ur — 61 “ en * Oder und den — in dem itzigen orpommern und einem Theile der Mark Branden⸗ burg. Sie waren ein gar maͤchtiges Volk, dem ver⸗ ſchiedene andere wendiſche Voͤlker entweder unters worfen, oder doch durch Buͤndniſſe zugethan waren, welche auch unter dem Namen der Wilzen mit be— griffen werden; und dieſe moͤgen es vermuthlich ge⸗ weſen ſeyn, die Hochbuchi zerftöret haben, daher es nicht nöthig ift, entiveder.zu behaupten, daß die Wil⸗ zer näher an Hochbuchi gewohnet haben, oder dieſe weiter fortzurüden. Es ift auch fehr glaubs lich "daß dieſe Wenden: Nordalbingen nicht nur zu Sande, fondern auch auf der Elbe, durch Die mit ih— nen verbundenen 'tinones und Smeldinger beunru⸗ higet haben. Dieſes iſt auch ohne Zweifel die Urs fache, warum Earl der Große an den beyden Gränz« flüffen von Stormarn, Feſtungen anlegte , nämlid) Hochbuchi an der Bille, und Eſſefeld an der Stöhr; ja vielleicht hat die Wilftermarfc) an der. Stöhr ih⸗ ven Namen von den Wilzen, die etwa an dieſer Kuͤ⸗ ſte gelandet ſeyn, und dieſelbe eine — in Bei, —— haben mögen, un “ Den dritten Grund. ‚nehmen die — Se. F aus folgender Stelle in den Annal. Bertinian. re. * an juſſu ‚Imperatoris,. ($udes men,) callellum quoddam trans Al- De ei oc, ‚Hi, „Delbende nomen,. acdifica- nee runt, 6: : Joh. Klefekeri runt, depulfis ex eo Slavis, qui illum prius oceu paverant,, praelidiumque Saxonum in eo impohi- tum. Herr Vicecanzler Eftor Halt für wahrſchein⸗ li, und Herr R. Gebhardi für gewiß, daß bier kei⸗ ne andere Seftung, als Hochbuchi verftanden werde. Man Fönnte dieſe Nachricht der Annalium Bertinia- norum noch in Zweifel ziehen, weil fie durch Fein ans deres Zeugniß eines alten Schriftftellers: beitätiger wird: wenn wir aber auch ihre Nichtigkeit eingeſte⸗ ben, fo kann man unter der Feftung Delbende gar fuͤglich Sadelband verftehen, ohne daß man Hoch⸗ buchi von feiner alten Stelle zu rüden brauchet, Denn ı) ift es nicht unglaublich, daß Ludewig der Sromme, da er gefehen, daß Stormarn durch eine einige Zeitung an der Elbe, nicht Binlänglich für den Einfällen der Slaven bedecket fey, noch eine andere angeleget habe, deren Namen ‚unbekannt geblieben it. Dieſes ift gewiß, daß die Gegend Delbende an ihrer Nordfeite die Bille gehabt habe, es ift aber noch nicht ausgemachet, ob fie fich auf der andern Seite bis.an die Stefenig, und bis an die lauenbur. giichen Graͤnzen erftredfet habe, 2) Herr Eſtor ver. langet zwar, daß man in den Annalibus fefen folle, aedificarunt, oder daß man wenigſtens Darunter ver. ftehen müffe, reaedificarunt, weil die Feſtung von den Slaven vorher eingenommen, und wie er mey⸗ net, zerftöret fen : allein weder dieſe Annales, noch fonft ein einziger alter Schriftfteller, berichten, daß Hochbuchi im Jahre 822 eingenommen, ober zerſtoͤ⸗ vet ſey: und in den Worten: qgus illum prius oc- cuparunt, muß illum nicht auf die Feſtung, fondern auf den Dre Delbende gezogen werden, nn die @ils Curae geographicae. 63 Wenden ten fid) damals von Sadelband Mei- fler gemacht, und nachdem fie wieder daraus vertrie» ben waren, mußte man durch Anlegung einer neuen ftung verhüten, daß fie den Sachſen nicht fünftig« "Hin in diefer Gegend wieder Abbruch thun Fönnten. 3) Wenn die Feftung in Delbende Feine andere als Hochbuchi geweſen ift: warum hat der Verfaffer der Jahrbücher ihren Namen nicht ausgebrudt, da ‘ er doch beym Jahre gro und gır nicht nur ihren, fondern and) ihres Befehls hahers, Namen ausdruͤck | lich melder? Iſt es glaublich, daß der Name Hoch⸗ in einer Zeit von 14 Jahren unbekannt ge⸗ worden, oder auch einem Manne, der an Carls des Großen, und Ludewigs des Frommen Hofe einen Zutritt hatte, nicht bekannt geweſen ſey? Hierzu koͤmmt noch, daß zwar in die delben -· diſche Feſtung eine Beſatzung geleget, keinesweges aber daruͤber ein ſolcher Graͤnzgraf verordnet ſey, als derjenige war, den Earl der Große nach Hoc) buchi, als einen —— von ‚ganz gun ie | Viertens wird das Anfehen der — in Zweifel gezogen, die mit der eſtoriſchen und gebhara diſchen Meynung, von der Sage der Feſtung Hoch⸗ buchi, nicht übereinftimmen. Beſonders gehöret bieher der Abt Albrecht von Stade, welcher ben dem Jahre gıo.ausdrüclich fchreibt ; Caftellum quo- que Hochburi, quod une Hamburg dicitur, Al- biae ‚appofitum ‚in quo vico Jegatus imperatoris erat, a Wiltis captum ; ; und beym Jahre Sur : Im- cafte um Hochbur nunc Ham- burg, BR. Jo. Klefekeri «> burg, a Wilzis — devaſtatum, inſt au— ravit. Here Eſtor und Herr Gebhardi m mennen, man eönne diefen im dreyzehenten Jahrhunderte le ober - den Schriftfteller, fo wenig als andere, die nicht zu der carölinger Zeit geleber, fuͤr gültige: in” diefer Sache annehmen, Inſonderheit werden dies jenigen von ihnen getadelt, welche Hochbuchi an das Ufer der Elbe ſetzen, und Herr Gebhardi ſuchet zu erweiſen, daß die fraͤnkiſchen Geſchichtſchreiber oͤf⸗ ters, Städte unmittelbar an ſolche Fluͤſſe gefeger ha= ben, von denen fie Doc) einige Meilen enrfernet la⸗ gen.. Aber 1) es ift ſchwer zu glauben, daß Albrecht von Stade, ein aufrichtiger und gelehrter. Mam, ein Abt, dem es an Klofterurfunden nicht mangelte, von einer Sache, die kaum vor 400 Jahren in ſeiner Nachbarſchaft vorgegangen war, und die den Urs fprung ‚einer berühmten Stadt betraf, Feine glaubs wuͤrdige Nachricht in den Gefchichten gefunden ha« be, und alfo genöthiget geivefen ſey, «einen ungewiſ—⸗ fen. Bericht zu erzählen ©»2) Es iſt zwar wahr, daß Albrecht von Stade unter den noch ‚vorhandenen Scribenten der erfte fen, welcher Ha nbu irg für Hoch · buchi Hält?’ allein es würde verwegen feyn, zu be⸗ haupten, daß dieſes niemand vor ihm gethan inte da fo viele Hiftorifche Schriften verloren find. 3 Der Abt zu Stade hat andere Schriftſteller g zu Rathe gezogen, ſo gar, daß er ſich deswegen muß beſchuldigen laſſen, er habe ſie ausgeſchrieben. 4). Es ift hart," fo viele große, und in der Geſchichte der mittlern Zeiten vortrefflich erfahrne Maͤnner, als Kranzen, Chytraͤum, Trazigern, Lambecken, a Conring Scurgfeifcen, TORE u. ſ. w. einer ‚Curae, geographicae. 65 ‚einer fo großen Nachläfiigfeit zu befehuldigen, daß feiner ' von ihnen den Irrthum bemerfet, und Hoch. buchi an. einem andern Orte, als zu Hamburg, geſu⸗ chet hal en follte. 5) Wenn Hr. R. Gebhardi ſchrei⸗ bet, daß alle Schriftfteller, welche Hochbuchi dicht in die Elbe fegen, viel jünger find, als daß man ih» nen hierinn Glauben beymeffen fönne: fo fcheint es, - er habe fich nicht erinnert, daß der Verfaſſer der An- nal. Bertinian. zu Carls des Großen Zeiten gelebet hat, der unter allen am deutlichſten, beym Jahre 810 ſchreibt: : Hochbuchium Albi flumini contiguum, und beym Jahre gır berichtet, es ſey im ripa Albis fluminis wieder aufgebauet. 6) Meynet Herr R. Gebharbi, n man müffe Die Ausdrücke: /uper Albiam, in ripa Albis, flumini contignum, nicht fo genau neh⸗ men, fondern es denen fränfifchen Gefchichtfchreis bern zu gufe halten, wenn fie in dergleichen Beftims * mungen, eine Entfernung von einigen Meilen nicht ſonderlich geachtet hätten, Nun giebt zwar Herr Prof. Richey. diefes von einigen folchen Schriftfiel- fern zu, glaubet aber, daß die Annales Bertinianı in diefem Stüce zuverläßiger find. Weil aber Here Gebhardi felbft aus diefen Jahrbüchern einige Erem« pel anfuͤhret, daß fie eben jo unbeftimme follen geres det haben: fo ziehe Herr Prof. Richey Diefelben bes fonders in Betrachtung. 7) Das eine davon foll fi) in der Erzählung bey dem Jahre 804 finden, da von Carls des Großen Zuge nach Sachfen, um den König, Gottfried von Dännemarf von Nordalbin- gen abzuhalten, gehandelt wird. Denn als damals beyde Theite fich für einander fürchteren, und Gott. fried den Kaifer zu einer Unterredung einlud, rückte ‚23 Band. 1% diefer 66 u oil Rlefekeri |) Be biefer + von dem Zufammenfluffe der Aller u t Dit Be . wo er damals ftand, näher nach ver Elbe. Hierve fihreiben die Annales Bertin. Promifit enim (Got fried) fe ad colloquium Imperatoris venturum - - Nam Imperator Jüper Albiam fiuvium fedebit, in. loco, qui dicitur Holdunften. Es feaget fih, was dieſes für ein Ort gewefen fenn, den Regine oldn⸗ ſteyn, die von Reubern heraus ge Jahr⸗ buͤcher Holdunſtetin, die Annal. Moöifiacenies Oldonaſtach die Metenſes Boldonſtat, une der . Monachus Egolismenfis Ondulſtetin nennen ? Ku card Rer. Franc. 2 Th, S. 34. verſteht vd runter Divenftadt bey Uelzen an der Ilmenau, in dem. Bardengau, den Herr R. Gebhardi zwar in fo weit verbeffert, daß er ein anderes Heldenftedt, ſo nicht weit davon gelegen ift, und denen Herren von der Wenfe gehöret, dafür annimmt, fich aber doch Darinn irref, wenn er den gefuchten. Ort in dem Bardengau zu finden. meynet. Denn iſt es wohl glaublich, daß Carl der Große, der an der Weſer ſtand, nicht den geradeſten Weg nach der Elbe, durch den Gau Wigmodi genommen, fondern vielmehr ei⸗ nen Umweg von mehr als 15 Meilen, nad) dem Bar⸗ dengau erwaͤhlet habe? zumal da der mächtige Kö« nig Gottfried, nicht weit von ihm entferne ftand, _ und alfo die Seiedensuhterhandlungen auf alle Weife zu befchleunigen waren, und da in eben dem Jahre, die Abführung der Sachſen aus Nordalbingen und Wigmodi in andern Gegenden gefhahe, wobey ebenz ⸗ falls des Kaifers Gegenwart nothig war. Sen P. Richey ſuchet Deswegen den Ort Holdenfteti, oder Oldonaſtach in der Segend der Elbe dem — n Curae geographicae ; 67 | fe I; gegen über, er erinnert, ſich hierbey von dem’. — F feligen Diereich von Stade — einem in den Alterthuͤ⸗ | mern t oh ade — genennet fey. Iſt ſes richtig, fo iſt es glaublicher, daß Earl der Große dafeloft die Ankunft des Königes von Daͤnne⸗ marf erwartet habe, als daß er nach dem Bardengaue zugegangen ſey. Mirhin fälle nebftder eccardiſchen a. gebhardifchen Muthmaßung, auch die Anmerkung weg, daß der Ausdruck, (uper Albiam, aud) wohl auf eine Entfernung von fieben Meilen, von dieſem Stufe gegen werden koͤnne. 8) Das andere von Herrn R. Gebhardi -angeführete Erempel, iſt von feiner größern Wichtigkeit. Lüneburg und Bardes wic find zwey flarfe Meilen von der Eibe entfernet. Dennoch ſchreiben die Annales Bertiniani beym Jah⸗ re 795: Carolus cum exercitu in Saxoniam in- ‚greflus eft, et ulque ad fluvium Albiam pervenit,. ad locum, qui dicitur Arkum. Eben: dieſes be⸗ richtet der Lbensbeſchreiber Carls des Großen beym Pithoͤo &.257: Dominus rex Carolus, in Saxo- niaim intrans, pervenit ad fluvium Albiam, in locum Liuni. Allein wer nöthiget uns, unter Lium die Stadt Luͤneburg zu verſtehen? beren Daſeyn, auſ⸗ ſer der ungewiſſen Nachricht, die man von der Fe⸗ ſtung auf dem Kalfberge bat, vor Hermann Bil- lungs, ja ſelbſt vor Heinrichs des Löwen Zeit, nicht mit Gewißheit dargethan werden kann. Was hina- dert es, daß wir uni nicht für die ganze Gegend halten, | den der Fluß Luna, oder die igige Imenau ‚ und die darinn bey a en Suche umftrö. met? 68 A Klefckeri wet ? 7 Es ift ja nichts — der Ne me eines einzigen Ortes, ganzen Gegenden Jeng get wird. Ueberdem hielt ſich Carl der Große da⸗ mals nicht allein, oder mit einem geringen Gefolge, zu Liuni auf, 'ondern mit feiner ganzen Armee, und es iſt glaublich, Daß fich felbige bis an das Ufer der Elbe ausgebreitet habe, weil König Carl damals ale feine Gedanken anf die überelbifchen Gegenden ge- richtet hatte. Eben fo muß man von dem urthei- len, was aus den Annalibus Reuberianis angeführee wird, welche fagen, K. Earl habe in eben dem Jah⸗ re fein gager aufgefchlagen, fuper Albin ‚locum, qui Bardenwig vocatur. Der fünfte und vornehmfte Grund, ve bie € — J ner fuͤr ihre Meynung anfuͤhren, vied aus der Bes f&hreibung der nordalbingen Gränzen bergenoms men, vie bey dem Adam von Bremen, 9.2. C. 9. befindlich ift, und die mit Gewalt fo weit aus · gedehnet werden, daß Hochbuchi mit darunter bes griffen fenn müßte, wenn es auch gleich an der Ste- fonig gelegen hätte. Allein x) erinnert der Herr. Verfaſſer, Daß die dafelbft von dem Adam von Dres men angezeigete Graͤnzen, heutiges Tages fo verals tert und unbekannt find, daß es faft einem jeden frey ſteht, fie nach eigenem Gefallen zu erflären. 2)Che man zur Unterfuchung der Sache ſelbſt fchreiter, muß man ſich in zwey Puncten mit einander verglei⸗ hen. Erſtlich, daß man in Nordalbingen drey Gränzabtheilungen habe; davon die erſte geogras phiſch ift, und das eigentlich fo genannte, und dur feinen Zuwachs vermehrte Sachſen angeht. & — andere Curae geographicae. h 69 andere iſt neuer und politifch, wobey man auf die Vergroͤßerungen, die durch die von den Wenden durch die billungifchen und welfifchen Fuͤrſten ges machten Eroberungen, den fächfifhen Landen zuge— wachfen find, fieht. Die dritte geht allein die Kirche an, und befchreibt den dem Erzbifchofe von Hamburg übergebenen Sprengel. Adam von Bros men befchreibt bloß die Öränzen von dem iwahren und eigentlichen Sachfen, fo, wie es Carl der Große in Befiß genommen hat, da es in Stormarn, Hols flein und Dithmarſen abgetheilet war, und die wen diſchen Völker nicht mit darunter begriffen wurden. ‚Wenn aber ja eine Stelle in des Adams von Bres men Schriften vorfommen follte, die nicht hieher ‚gezogen werden koͤnnte, woran der Herr Verfaſſer doch zweifelt, fo muß fie in die Zeit der folgenden - Kaifer gehören, die Adam ausdrücklich bemerket, und fie kann der wahren Lage von Hochbuchi, zu der Ca> rolinger Zeit, nicht nachtbeilig feyn. 3) Mat muß -ferner darinn 1 übereinfommen, daß die Bille die Gränze von Stormarn ausgemacher habe. Diefes bezeugen nicht nur Die neuern, fondern auch die, als ten Schriftfteller. Der alte von Madern berauds gegebene Scholiaft des Adams von Bremen, davon Here Prof. Nichen, eine alte und glaubwürdige per⸗ gamentene Handſchrift beſitzt, ſchreibt B. 2. €. 8. Sturmarios ab‘ oriente affluit Bilena fluvius, qui mergitur in Albim fumen. Laͤngſt der Bille aber, auf der wendifchen Seite, erſtreckete fich der Wald. Delvunder, und die Landſchaft Delbende. Dur diefe gehen die von Adam bezeichneten Gränzen in, gerader Linie, nicht zur vechten Hand, fondern aufs NE 3 waͤrts, 70 — Jo. Klefekeri waͤrts, di. von dem. Duelle der Ville an die Trave, und von der. Elbe gegen 4) Die zur Sache gehörigen. Worte Adams von Bremen, ſind folgende; Invenimus quoque limi- ;% een ordoſten. tem ee qui trans Albiaın eft, praeferiptum | a Carolo et ceteris Imperatoribus, ita fe continen- ' tem, hoc eft ab Albiae ripa orientali, ufque ad ri- En. quem Slavi Mefcenreiza vocant. EN quo AR limes currit_per filvam Delvunder, an: ad Ruvium Delvundam, fieque pervenit in "Horchen- beke et Heilmfpring. 5) Die erfte Gränze machet alſo in Abſicht auf die fage von Hamburg, da oͤſt⸗ liche Ufer der Elbe aus. Her Biercannler Ci dehnet Diefelbe, bis on den Ausfluß Der Gtefenig, Here R. Gebhardi, bis in bie Gegend zwifchen Utz {endurg und. Sauenburg ã aus. Herr Profeffor Ri⸗ chey unterſcheidet die Graͤnzen, in die uͤberhaupt und unbeſtimmt angegebenen, und die genau beſtimmten. Hätte Adam von Bremen nur von den erſtern reden wollen, fo hätte er nicht nöthig gehabt, einzelne Graͤnz⸗ orte zu Denennen ‚daher hat er durch denöftlichen Theil der Elbe, nicht die ganze Breite der benachbarten Gegend bezeichnen, fondern bloß den Anfang der Gränzen, von der erfien Mündung der Bille bey Bergedorf anzeigen wollen. Denn die Bilfe ergo ſich vor Zeiten Durch zwey verſchiedene Arme in bie Elbe, davon fich der fleinere dicht bey Bergedorf, der andere aber etwas weiter hin, mit dieſem Fluſſe L vereinigte. 6) Da des Sadelbandes vor dem s2ten Jahrhunderte gar feine Erwähnung gefchieht, | und die nachherigen. ——— deſſelben sans En Curae'geographicae 77 undeutlich find, fo gedenfet Herr Prof. Richey das von nichts weiter, als daß es zu Carls des Großen Zeit, nicht in Nordaldingen gelegen habe, und daß folglich Hochbuchi nicht an deſſen öfttichen Gränze zu füchen fey. 7) Aber wie ift es mit den Slaven befehaffen, Die ſchon vor Erbauung der Feſtung Hochbuchi, d. i. vor dem Jahre 808. diefe ganze. Graͤnzmark bewohnet haben ? Denn es.ift gewiß, daß diefe Gegend der Sig der Smeldinger, und zum Theil auch ver Linonum, gewefen ſey. Herr R. Gebhardi ſaget zwar ganz zuverlaͤßig, daß dieſe Wenden von den Grafen, die Carl der Große in dieſer Gegend verordnet hatte, uͤber die Graͤnzen, bis in die Grafſchaft Schwerin, getrieben waͤren, wo ſie ſich mit den Redariern vermiſchet, und ihren alten Namen verloren haͤtten: allein es wäre zu wuͤnſchen, Daß er nur einen einzigen Zeugen, von diefer wichtigen Begebenheit, angeführet, oder doch roenigftens eine gewiſſe Zeit beftimmef hätte, darinn fie vorgefallen fey. Denn es laͤßt fich mit den nach— folgenden Gefchichten nicht reimen, daß fie gänzlich ausgerottet wären, und ſchon im Jahre 808 ein efa wa an der Stefenig gelegenes Hochbuchi, einem ſaͤch⸗ fifchen Gränzgrafen eingeräumet fey. Denn die. enden waren um dieſe Zeit, fo wenig aus Dies fen Gegenden vertrieben, daß der Faiferliche Prinz, Earl, zwar im Jahre 808, gegen die Linones und Smeldinger zu Felde gieng , aber doc) fie nicht aus. ihren Gränzen wegbringen Eonnte, fondern bloß ihre Sande verheerete. In dem folgenden, Jahre 809, griff der oboteitifche Heerführer, Thrafico, mit ‘Bey: ſtand der Sachfen, die Sinonen und Smeldinger als I E4 Buns 72 ? Jo. Klefekeri Bunbesgenoffen der Wilzer an, und eioheite ihre Hauptftadt ; Die alten Schriftfteller aber berichten mit feinem Worte ‚ daß diefe Völker ganz vertries ‚ben oder: zu Grunde gerichtet find; vielmehr ift es wahrfcheinlich, daß fie fich wieder erholet, und mit den Wilzern vereiniget haben, ‚als diefe im Kahre gıo in Nordalbingen einfielen, und Hochbuci zer- ftöreten. Wollte man dieſes nicht von Hamburg, fondern von Böfen in dem fauenburgifchen, verſte⸗ ben, und dahin den Faiferlichen Statthalter Odo fes gen, fo müßte man behaupten, daß Carl der Groß einem noch nicht. von den Sachſen eroberten, fondern / fih in feindlichen Händen befindlichen Lande, Graͤn⸗ zen vorgeſchrieben habe. Herr Eſtor wendet auch Seite 413 vergeblich ein: „es ſey nicht wahr⸗ ſcheinlich, daß die Hauptſtadt Stormariaͤ, gerade an die aͤußerſte Spitze der ſlaviſchen Graͤnzen, da ſie allezeit der Gefahr eines Ue⸗ berfalles wäre exponirt gewefen, erbauet wor⸗ den. „ Denn a) hatte Carl der Große nicht eben die Abficht,bey Erbauung der Feftung die er beyAnlegung der Hauptftadt hatte. b) Würde Hamburg durch die Feftung zu Böfen wohl mehr gefichert feyn, da Die Menden kurz hernach, die Stadt von eben diefer Seite her verheereten ? c) ft es unrichtig, daß Hamburg dicht an der wendifchen Gränze erbauet fey, wie die Wendung der alten Bille zeiget, die auf zwo Meilen von dev Stadt enffernet lief. 8) Bon dem kleinen Bache, den Die Wenden Meſcen⸗ reiza nenneten, ferreibe. zwar Herr Math Gebhardi ‚©. — diefer ift, allem Anſcheine 99 — U 3 * Curae geographicae. | 73 luͤßchen fo nordwaͤrts, etwa eine Meile Über Lauenburg entſpringt, und ſich in die Luͤnau, nicht weit von Kütow, ergießet., Allein, wer merfet nicht, daß die auf folche Art gezogene Graͤnze, von der erftern, die zwifchen Atlenburg und $auens burg gefeget ward, auf eine ganze Meile, zur linken Hand abmweiche ? Indem fie bernach, Adams Bors fehrift zu Folge, aufwaͤrts, d. i. gegen Morden, duch den Wald Delvunder zu ziehen ift, ehe fie ſich zu der Stefenig wieder wendet, und alſo Das neue Hochbuchi ausichließe. Man verfährt daher rich⸗ tiger, wenn man Wefenreisam für die Aue hält, “die ohnmweit Swartenbek in die Pille fließt. 9) Die beyden gelehrten Herren Gegner machen zwar den Wald Delvunder zu einem Stüdfe von dem Sachſenwalde, der fich fait bis an Lauenburg er» ſtrecket Haben foll: allein auch hiermit wird für ih- re Meynung nichts gewonnen. Denn Adam von Bremen zieht die Gränze von Mefeenreiz an, nicht um, fondern durch den Wald, und deffen aͤußerſtes Ende, wird nicht mit in derfelben begriffen. Außer: dem finder man fein Zeugniß, daß der Wald fich ſo weit ausgebreitet habe, vielmehr widerfpricht der Augenfchein und die Befchaffenheit der Gegend, dies fem Borgeben. Denn wenn man von Lauenburg nach dem Dorfe Böfen reifet, trifft man auf beyden Seiten, nichts als ebene und fruchtbare Felder an, auf welchen man feine Spur von vormaligen Wal⸗ dungen entdecken kann. 10) Aber, wo findet man den Fluß Delvunda, laͤngſt dem ſich die ſaͤchſiſche Graͤnze, nach Adams Berichte, erſtrecket, und deſſen & 5; Namen 74... „leiRleieken Namen die Ganei in Delvenau ver * in m und der Stekenitz zueignen? 4 er Prof. Richey Ba von ben Ummohnenden, auf Befragen, niemals erfahren koͤnnen, daß die Stekenitz, Delvenau genennet fey. Dieſer Rame iſt ihnen ganz unbekannt, ob er gleich nicht nur in Herrn Eſtors und Gebhardia angefuͤhr⸗ ten Werken, ſondern auch auf den harten, d Die we⸗ gen der Bogehen Möllen heraus gekommen find, ges funden wird. Here NR. Gebhardi hat alfo nicht Urfache, Dankwerthen eines Irrthums zu befchuldi- gen, der in feiner Befchreibung von Helftein, S.ı6r. die Delvundam für die Bille hält. 17) Eben die⸗ fer. Dankwerth verftehe mit guten Grunde, unter Horchembere, den Bach Schoͤnebek, der bey Trittau in die Bille fließt. Beyde Herren Geg⸗ ner wollen darunter keinen Bad, fondern ein Dorf verftehen, und Herr R. Gebhardi ©. 66. machet dar⸗ aus ein Dorf, Hornbek, ohnweit Möllen, Herr Vicecanzler Eftor aber, mit noch weniger Wahr: fcheinlichfeit, eben dag Dorf Böfen, welches er für Hohenbuchi haͤlt. 12) Endlich giebt Herr P. Ri—⸗ chey zu uͤberlegen, ob es wahrſcheinlich ſey, daß Adam von Bremen, der bey ſeiner Beſchreibung der. Graͤn⸗ ze, fo viele Namen kleiner Fluͤſſe und Dörfer anges zeiget. hat, Hochbuchi, eine berühmte Feſtung in die ⸗ fer Gegend, (naͤmlich geſetzet, daß fie an der Steke. nitz gelegen haͤtte,) Die von einem befondern Graͤnz⸗ grafen commandiret ward, ausgelaſſen haben follte, _ ill man einwenden, daß er Hamburgs eben fo wer nig gedacht habe, fo antwortet der Herr, Berfafler, Daß diefes zwo Meilen von der Gränze, die DuhR Schriftſteller beſchreibt, entfernet liege. iR err Curae geogr aphieae. a; sc Here Prof. Richey miderleget hierauf noch fol gende Meynung des Herrn -Bicecanzlers Eftors, : welcher. S. 409 ſchreibt: „Asmburgs Benenz nung leiten andere von dem Walde Hamma, und wieder andere von dem Dorfe Hamm ber, Allein, da ein ganzer Diftrice in felbiger Ge gend Gamma geheißen, auch noch ein Stück der vier Lande, die olde und neue Gamme heiffer; fo - iſt wehrfcheinlich, 865 die beyden, von Carolo M. wider die Slaven, an der Elbe erbauete Caſtella, Gammaburg und Hofbuofi geheißen ha⸗ ben, deren. jenes.in dev, Gegend des heutigen Hamburgs, diefes aber etwas näber gegen die ſiaviſchen Gränzen, über der Delvenay, wo iso Boͤken liegt, mit. dem es auch dem Na⸗ men nach uͤbereinkoͤmmt, gelegen geweſen. Es wäre, um dieſes zu entkraͤften, genug, anzufuͤh⸗ ren, daß man in keinem alten Schriftſteller, Gam⸗ maburg fuͤr Hammaburg finde, und daß die Veraͤnderung des Buchſtabens © in H, in der nie» derfähfif. Mundart garnicht gewöhnlich fen, wenn eg - einem nicht noch ungewohnter vorkommen müßte, daß die Feſtung, welche zur Befchügung von Sach. ſen, wider die Wenden angeleget war, von einer - zwey Meilen davon entferneten, und damals noch flavifhen Gegend, ihren Namen empfangen haben ſoll. Denn Gamma gieng nicht weiter als bis an. Die Bille, wie Here Eftor, ©. 401. ſelbſt eingeſteht, es Hatte alſo mit Hamburg ‚feine Gemeinfhaft. Hierzu kommt noch, daß Heinrich der $öwe in einer Urkunde vom Jahre u58, welhe der Herr Vice BT ER REN canzler — J Jo. Riese" —* gleichfalls anfuͤhret, dem Side Evermod von Razeburg erlaubet, ‚neue Kitchen i in Sadels bard und Binmal ‚ und in dem nody nicht bebaueten Walde zu errichten, und die Zehenden aus Sadelband und Bamma zu bes ber, Wollte man fich einbilden, daß Gamma mit Hamburg einerley, und diefe Benennung der gan⸗ zen Gegend an dem Ufer der Bille jugefommen fen: fo würde diefes Ungereimte daraus fließen, daß die hamburgiſchen Erzbifchöfe, in einer Zeit von 200 Jahren, nicht für die Erbauung der Kirchen i in Stormarn, ſelbſt in der, der Stadt zu näceiler genden Gegend, geforget Hätten. | | Der geledrte Herr Prof. Richey füger noch eini⸗ ge Gründe hinzu, um zu beweifen, daß —— nicht von Hamburg getrennet werden muͤſſe. Wenn jemals zu Boͤken an der Stekenitz eine — | ung geitanden hätte, die Carl der Große erbauet, die fo oft wieder von neuem hergeftellet, und die wiche i tig genug geweſen wäre, eine anſehnliche Beſatzung, und einen kaiſerlichen Statthalter i in ihren Mauern zu beherbergen: fo iſt es unglaublich, daß diefelbe, nachher, da die Sachfen diefe Gegend inne hatten, fo zerftöret fenn follte, daß man davon nighe die ge: ringfte Spur mehr antrifft. Herr Prof. Richey iſt hiervon ein Augenzeuge, indem er die ganze Gegend um Boͤken genau unterſuchet, aber feinen Anfchein von einer vörmaligen Feſtung dafelbft gefunden hat. 2) Sieht er feine Urfache, warum man den Na— men Hochbuchi verftümmelt, und in Bsken vers wandelt habe. Diefes würde eben fo herausfoms men, als wenn man zum E. Hamburg, Lauenburg Ä und Curae geographicae. J ‘7 er * lea nur ſchlechthin Burg haͤtte nennen wollen. Diefes wäre etwas ganz ungewöhnliches, und die älteften Nachrichten wiffen auch nicht, daß Döfen wor. diefem einen andern Namen. gehabt, has be. 3) Die im vorigen gedachte Bereinigung der Namen Hohbuhi und Hamburg, Fommt gleichfalls der Meynung zu ſtatten, daß beyde Oerter auf einer Stelle zu ſuchen ſind. 4) Waͤre es wahr, daß Carl der Große, ſeine Graͤnzfeſtung, gegen die Slaven, an der Stekenitz erbauet haͤtte: ſo iſt unbegreiflich war⸗ um er ſie uͤeber an dem ſchlechten Orte Boͤken, als an dem in der Naͤhe liegenden Lauenburg, deſſen Ges gend ſich viel beſſer zu einer Feſtung ie ‚ anges —* haben follte, | Ohnerachtet der beſcheidene Herr Verfaſſer ſich entſchuldiget, daß ihm wegen des Mangels der Zeit und anderer Hinderniſſe, nicht erlaubet geweſen ſey, die Sache in ein voͤlliges Licht zu ſetzen: fo glauben ‚wie doch, Daß ein jeder, der dieſe vortreffliche Abs handlung liefet, ihm vollkommen beypflichten, und nebft uns, diefem verehrungsmwürdigen reife wuͤn⸗ ſchen werde, daß ihn Gott noch lange bey den Kräfe ten erhalten möge, die er, zum 5 Nutzen, e rübmlich anwendet, | I. Schrei⸗ 78 Untreue der Marg. — — — Bi: IL. er vr ul, * Sgeiben eines Ungenannten an den Ham 1, “ gi — ber ein Bud, i das im Jahre 1661 unter dem — die unten MargrthaßSra Groͤvin zu Wiſingsburg gedruckt worden. ER Eine Ueberfegung aus Dem. Swenska N Septemb. 1757. ©.203- En BER TR AREHE ie fragen, mein Herr ob ich ein Heine deut⸗ — ſches Bud) unter dem Titel: die untrewe Margretha Brabe, Groͤvin Wi⸗ | fingsburg, fenne? Sie wollen auch wife. fen, ‚wer diefe Graͤfinn M Jargaretha Brahe gewe⸗ ſen, und woher ſie den Zunamen, die Untreue, bekommen. Ich will dieſe Sache hiemit aufklaͤren. Das kleine Buch, wovon hier die Rede iſt, iſt ſehr ſelten, und ich wundre mich nicht, daß ihre Muͤhe, es zu ſehen zu bekommen, vergebens gewe⸗ ſen. Vermuthlich wuͤrde es nie in meine Haͤnde ge⸗ rathen ſeyn, wenn nicht einer von meinen Freunden, ein beydes ſehr gelehrter und verdienter Mann, mir eine geſchriebene Kopey daven verſchaffet haͤtte. "Die: "fe . Gräfin von Wiſtngsbirg. 79 | fe Abſchrift ift von einem gedruckten Eremplar ge . nommen, das ſich in dem Archive zu Dillenburg . finder ‚Sie ift mit Der Urſchrift behörig verglichen worden, «und ein Sefretär bey dem Prinzen vom Naſſau hat eigenhändig bezeuget, daß fie derſelben in allem gleich iſt. Dieſe Urſchrift ift eine Piece in 8. die nach der Abfchrift davon zu urtheilen, nicht “ über 3 Bogen betragen kann. Der Titel ift eben der, den ich oben gefege Habe. Der Druckort iſt nicht genannt, aber wohl das Jahr, welches das 1661fte iſt. x Um auf die Perfon fetbft zu Eommen, die diefe Schrift angeht: fo war Margaretha Brabe eine Tochter von Abraham Brahe, Grafen zu Wis fingsborg a) und der Eliſabeth Gplienftjerna,: b) von welchen beyden fich in des Oernwinge Ge- nealogia Brahea c) Abbildungen finden. Marga⸗ retha wurde den 2gten Yun. 1603 gebohren d) ven gten Jul. 1633. verheyrathefe fie fich mit dem Frey⸗ herrn Benedikt Örenftjerne, Reichsrath Ober⸗ ſtien Stallmeiſter, und. Generalgouverneur in Lief⸗ land Er 2 ‚mit dem fie ſchon lee Sabre verlobt ge= | weſen a) Freyher zu Rydboholm u RER Reichs: - rath, Yagmann in Weſtmanland und. TIhalland, geſtorben den ı6ten Marz 1630. 'b) Tochter des Freyherrn iklas —— zu Fogelwik, Drotz und Reichskanzlers. c) gedruckt zu Stockholm 1647. fol. h d) Siehe tie Ima Famil. Braheae ©, 7. e) Er war ein Kohn des Benedikts Gabrielsfon Gxenſtjerna, und der Britta Pofle, von denen er den ıgten Hitob. 1591 gebohren worden. Er bat: te gan Europe , und ein gut Theilvon Alien ie reiſet vum 30 und, in Gegenwart. der verwitweten oͤniginn Doris Elenora. Den gten Jun. 1643. h Kinder mit ihm gehabt. Sie war ungefähr 5 Jahr Witwe ng En fie ſich zum andernmale mit. dem Grafen Johann Oxenſtjerna, ‚einem Sohne des großen Reichs— canzlers. Graf Arel Oxenſtjerna Reichsrath und erſten ſchwediſchen Plenipotentiairminiſter bey dem Friedenswerke in Weſtphalen, £) vermaͤhlte, der ſie aber durch ſeinen Tod den zten December 1657. - zum zweytenmal in den Witwenſtand verfegte. Unſre Gräfinn befam, ihres zunehmenden Alters ungeachtet, neue Freyer. Wenigftens hatten ihre: Reichthümer noch alle ihre Keizungen, Zwey deut⸗ ſche Prinzen gaben ſich daher Muͤhe, ihr Herz zu gewinnen. Der eine war Ludwig Heinrich, Fuͤrſt von du ae, und der andere Frie⸗ “ drich, reiſet. Guſtav Adolph — ibn in Staatövers | "richtungen nach Venedig, Holland, und Frank⸗ reich, und vertraute ihm dag Gouvernement in Augſpurg, und über ganz Schwaben an. Nach des Königes Tode wurde er Dberfier Stallmeifter | und N in Kiefland, und im Sabre 1641. Reichsrath. * ) Sraf Johann Orenfiieena war gebobren den 24. Ä Jun. 1611, und war zweymal verheyrathet: das er; jtemal 1636 mit der Grafinn Anne argarerba Sture, einer Tochter von Swante Sture zu Mes fierwicd und der Ebba Lejonbufwud; und das zweyte mal 1648 mit der Graͤfinn margereiba Brahe. Er hinterließ Feine Kinder. wefen war. Die —— Pr — fie ihren Genabi. Ic finde nirgends, babe. \ Grafinn von Wiſingsburg. gu drich, Landgraf in Heſſen Homburg. Sie wa. ‚ron beyde von gleich hoher Abkunft; fie Hatten beyde der Krone Schweden mit Ruhme gedienet g): nur das Altermachte einen Unterſcheid unfer ihnen, Lud⸗ Heinrich, geb. 1594, war ſchon Vater von 417 Kindern h): wogegen Sriedrich, ‚ geb. 1633, in feinem-bkühenden Alter war. In der Belage⸗ rung vor Koppenhagen hatte er zwar das eine ‚Bein verloren 1): allein dieſes Zeichen der Tapfer⸗ keit hinderte ihn nicht, mit feinen Abſichten bey uns fer Margaretha durdyzudringen. Sie verheyras tete ſich mit ihm den ı2ten May 1661. k) Friedrich der vorſichtiger war, hatte in Per. | fon 5 Ludwig Heinrich aber durch) Unter handi ung. Voller Zorn und Verdruß, ſich durch feinen Mitbuhler, den erſt bemeldten jungen Prinzen, ausgeftochen zu fehen, und um fich an der Derfonder Grafinn zu rächen, fiel er auf die Gedanken, die fleine Schrift heraus zu geben, die den Titel hat: | die untrewe Wargretha Brahe. Es ift eine ° 4 Ai, do Manifeſt, worinnen der Fuͤrſt, nachdem er alles erzählet hat, was ‚bey diefer Sache vorgefal- len, zu beweifen glaubt, die Gräfinn habe ihm die Ehe verfprochen, und ſich folglich mit feinem andern, ohne eine große Sünde zu begeben, verfprechen fönnen, Hier 8) ©. Imbofe Notit. AR Imp. f 20. 249, "und 34 h) Dune Geneal. Tabellen, Th. 252. . 31) Imbof loc. eit. f. 249. K) Imbof loc. — 23 Band. —— 5 92 Untreue der Mare. Hier erzählet er anfänglich, wie er aufidie vor. eheilbafte Befchreibung , die man ihm von den Ei. - genfchaften der Seele, fowohl als des Leibes de Gräfin gemacht, den Schluß gefaſſet, eine eheliche Verbindung mit ihr zu ſuchen. Er beſchreibt hier⸗ auf umſtaͤndlich den Verlauf der ganzen Freyerey, wovon folgendes das Weſentlichſte iſt. Eine ver⸗ traute Perſon hatte bey Gelegenheit der-Gräfinn u verftehen gegeben, der Zürft von Naſſau Dillens burg dürfte ſich wohl bewegen lafjen, um fie zu freyen; worüber fie vor Sreuden: sans außer ſich gekommen, wie Sera, als fie v , def gie in ihrem Alter einen Sohn gebaͤhren follte, Dieß find juft die Worte, deren ſich der berühmte hamburgiſche Paftor, D. Schuppius, bediente, als er in diefer Sache den 2ıten Febr, 1660 an einen ges wiffen geheimen Rath ſchrieb. So bald der Fürft erfuhr, daß fie noch Feine andere Verbindungen ein. ‚gegangen hätte, und daß fein Antrag que aufgenoms men werden würde: ſchickte er ben Hberften Carl Seinrichſon Reuter, der ihm hierzu vorzüglich em. · pfohlen worden var, miteinem eigenhändigen Briefe an die Gräfinn , worinn. er feine Meynung j deu erklaͤrete. Die Gräfinn antwortete hierauf ganz höfz lich 1): und wann ihr Brief auch gleich Feine völli- ge Einwilligung enthielt, fo gab er doch fo viel ‚ges nugfam zu erfennen, daß ihr der Borfchlag einer Ehe überaus angenehm geweſen. Der Oberfte Reuter hatte aud) in einem Schreiben das alte Ah age y Diefes Antwort Schreiben ift datirt bei den 26. Novemb. 1660, Graͤfinn von Wiſi ingsburg. 83 e nad) der Gräfin ihrem gefchrieben war m), ‚gemeldet, fi fie habe fich gegen ihn offenberziger her aus gelaffen, und es würde der Handel bald völlig geſchloſſen werden koͤnnen. Gleich darauf gaben drey verſchiedene Derfonen n) dem Fuͤrſten zu verfiehen, es fehle zur völligen Abmahung der Sache weiter nichts, als daß er einen Minifter nach Schweden fhicte, und um die Graͤfinn auf eine feyerliche , und zroifchen Perfonen von fo hoher Geburt. gewöhnliche, Weife Unwerbung thäte. Allein, ungeachtet ſich die Graͤfinn in zwey andern Briefen vom isten und.22, ‚December 1660 noch deutlicher ‚ als in dem erften, . erfläret hatte: fo glaubte er. doch nicht zulängliche Veranlaſſung zu haben, feine Geſandten abzuſchi⸗ cken, ſondern mollte "vorher erft reine Antwort von ihr: haben. Um aber indeffen von feiner Aufrichtig⸗ keiit eine Probe zu geben, hatte er befchloffen , feine Miniſter nad) Hamburg zu ſchicken, allwo er ih— nen befahl, fo lange zu. bleiben, bis ſich die Grä- finn deutlich erklaͤret haͤtte; welches fie aus ihren Briefen’ erfehen koͤnnten, die fie zu öffnen Erlaub« niß haften, _ Wie fie einige Tage in Hamburg ge« weſen, überlieferte man.ihnen zwey “Briefe von der, Brain. ‚ einen an den Fürften ſelbſt und den an⸗ 52 RR 1 an Naͤmlich bei ogten Novemb. 1660.) | n) Diefe Perfonen waren eine gewiffe setfaber Schnudin, die bloß in dieſer Verrichtung vom D. — Schuppins nach Stockholm geſchickt worden zu ſeyn ‚Scheint; Der Oberſte Reuter ; und D. Schup- SR * ſelbſt. Ihre Brieſe find vom 22ten Detemb, A 660 und ie Sen 1661. führer Fonnen. Die Minifter wollten zwar anfänglid) die: fem Gerüchte nicht glauben; fie wurden aber bald von der Wahrheit deffelben überzeugt, als fie, bey dem erſten Vortritte, von der Graͤfinn hörenmußten , daß fie zu dem ganzen Handel Nein fagte. Wie fie num gleichwohl ihrer Inſtruction nachfamen, und um die Graͤfinn anhielten; fo brachte fie allerhand Entfhuls digungen vor, warum fie nicht in die Vollziehung diefer Heyrath einmwilligen koͤnnte, als die Ungleich— heit in der Religion, ihre fehwache Gefundheit, und die lange Reife. Wie aber die Sache. an die ver. witwete Königinn berichtet wurde, Die fich ſonder⸗ lich hatte angelegen feyn laſſen, die Wuͤnſche des Fuͤrſten von Naſſau zu vergnuͤgen: ſo verſprach die Graͤfinn endlich den zten April, den Fuͤrſten zu hey— rathen. So bald die verwitwete Koͤniginn dieſes Jawort von ihr erhalten, ließ fie es ſo gleich durch den Hofmarſchall Luͤtzau an die Minifter melden. - ————— 0) Beyde waren datirt vom gten Febr. 1661. F Gräfin don if ngeburg. 8 h Den Tag darauf nahm fie, in Gegenwart det Zeus ı .- gen, ‚einen Ring nebft einigem andern Schmude,an, - ‚den ige der Zürit zugeſchickt hatte, und ſagte unter ‚andern zu ihnen, wegen des Heyrathscontractes önnten ſie nachher mit ihrem Bruder p) tractiren, ben Tag darauf fanden ſich zwar die Minifter um die be ſtimmte Zeit ein, ſie vernahmen aber nicht ohne Be⸗ ſtuͤrzung, Die Graͤfinn habe nicht allein ihrem. Brus der. Fein Wort davon geſagt, fondern fie fey auch, um allen Borftellungen, die man ihr wegen Haltung ib« _ rer Zufage machen. fönnte, -auszumeichen, heimlich auf das Sand hinausgereifet. Das Zureden ihres * Bruders wirfte doch fo viel, daß fie nad) einigen Tagen wieder nach Stockholm zurück Fam: allein alle Mühe, die ſich beydes geiftliche, und weltliche Perfonen gaben, fie zu Haltung ihrer Zufage zu be⸗ reden, mar vergebens. Endlich erklaͤrte fie ſich ges gen ihren Bruder, fie hätte befchloffen, niemals mehr zu heyrathen. Gie läugnete dabey nicht, daß fie vom tandgrafen geliebet würde, deffen Siebe, wie man fagfe, fo heftig war, daß er gefehmoren,,. er wolle fich vor ihren Füßen das Leben nehmen, wenn. fie fih mit dem Fürften von Naſſau vermaͤhlte. Alles diefes fagte der Reichsdrotz den Miniftern des Fuͤrſten, als fie von ihm Abſchied nahmen, und wie⸗ — der nach Hauſe reiſen wollten. = Dieß iſt das vornehmſte, Mein —5 — — hin — Sie ſehen ie daß — 3 N vs Graf Die Brahe, Reichsdrotz ein 1 Herr von ausnehmenden Verdienſten. 86 Untreue der Marg. & rahe in dieſem Auszuge alle die verkleinerlichen Ausdruͤ de ausgelaſſen, die ber Berfaffer gebraucht: ‚bat, wenn er von unfrer Graͤfinn ſprach, die er als ein ehrlofes Weib abſchildert, bey der die Jahre nicht hätten die Fleiſchesluͤſte dämpfen Fönnen, Die ' bengefügten Beweiſe und Acten find. Bi der Zahl, und beftchen aus verfchiedenen Briefen von |. der Graͤ⸗ finn an den Sürften, und den D. Schuppius, ei⸗ nigen vom Oberſten Reuter, einem von der fo ger nannten Eliſabeth Schudin an den D. Schup⸗ pius, und ein Auszug aus einem Dr iefe des le&tern an den Fürften. Dieſe Briefe werden. ‚bier als eben fo viel unftreitige Beweiſe von des Fürften von Naſſau Rechte aufdie Perfon der Grafinn angefüh- ret. Er behauptet, fie fer feine Gemablinn, und verdamme fie in dieſer Hinſicht, nebſt dem Landgra⸗ fen von Heſſen Homburg ohne weitere Umſtaͤnde zu den Strafen, die indem alten Teſtamente auf die Hurerey gefest find q). Es ift wohl Fein Zweifel, daß ſich der gute Zürft von Naſſau bey diefer feiner Aufführung von feiner Hitze und Eiferſucht habe ver⸗ blenden laſſen: denn wenn man die Briefe Der Gräs finn ohne Borurtheile und unparteyifc) unterſuchet, er fo findet man — daß ſie ihm gerade zu die Ehe verſprochen. Sie ſchmeichelt ihm nur. Ihre Ausdruͤcke ſind bisweilen dunkel, und oft zweydeu⸗ tig. Und uͤberall ſchreibt fie fuͤr eine Perfon ‚von, fo hoher Geburt und Stande, als fie mar, allzu nies drig. Diefes letztere hatte vermutlich den Sürften —— ‚in — 5 mehr zu finden, als fie q) 3 Mof. XX, 10.’ und 5 Moſ. xxix, 22. “ ‚Gräfin ‚von Wiſingsburg. 87 wirklich dem Buchſtaben nach enthielten, Allein die Y Uinterfänblet bey diefer Heyrath führen eine ganz andere Sprache. Mac) diefen hatte fich die Grä- finn auf das allerdeutlichfte zum Vergnügen des ieften erfläret, und die Ehe war fo gut als bes hloffen. Ich weiß nicht, ob der Fuͤrſt von dieſen erſonen ſo beſonders gut bedienet worden: wenig⸗ ſtens iſt es ſehr wunderbar, daß der Oberſte Reu⸗ ter noch den ieten Maͤrz von der Liebe der Graͤfinn zu dem $Sandgrafen nichts wußte, eine Neuigfeit, die doch die Minifter des Fürften gleich bey ihrer Anz Funft in Stockholm, welche den 2zten eben diefes Monaths gejchahe, aus dem akt Gerüchte — — Der Fuͤrſt von Naſſan ſchließt fin — mit der Drohung, er werde naͤchſtens eine weitläufs tigere und. umftändlichere Schrift ausgehen laſſen, der er auch eine größere Anzahl von Beweiſen beys fügen, und durch Zeugniffe der heil. Schrift ſowohl, als der beften Schriftjteller, an den Tag legen wolle, daß die Gräfinn und der Landgraf hart geftraft zu werden verdienten: wobey er fich mit der Hoffnung fchmeichele, wenn ihr Verbrechen auch in Schwe⸗ den ungeſttaft bliebe, ‚follte es doch gehörig geahn=' det werden, wenn fie. nach Deutfchland kaͤmen. Es iſt wahrfcheinlich, daß dieſe legtere Schrift nicht her- aus gekommen: wenigſtens findet fich nichts derglei⸗ hen in dem Naſſau⸗Dillenburgiſchen Archive, melches der Praͤſident dieſes Fuͤrſtenthums Herr von Wuͤlknitz, in neinem Reſcripte vom stem Jun. 1749. ni Aare ih — bezeugetr - ). euörcig hl: man). der- Gräfinn. hg ein Jahr s ‚ "und fein Tod machte einem Streite ein Ende, der, wenn er ihn eigenfinnig zu unterhalten * Ki 8 a gelgen DM —— I ſchon gemeldet worden, den izten May 1661 mie | dem Landgrafen, der nachher aus ſchwediſchen Dien⸗ ſten gieng, und bey dem Churfuͤrſten von Bran⸗ denburg Generalgouverneur in Poı Weil er mit feiner Gemaplinn ein. de { großes Vermoͤ⸗ gen bekam, ſo kaufte er ſich in der Hart Branden burg anfehnliche Sandgüter, und wohnte, meiftens zu· Wewelingen im Stifte Halberſtadt t). Die Graͤfinn ſtarb den ısten May 1669, worauf ſich der $andgraf zum andernmale mit des Herzog Jakobs von urland Tochter u) vermäßlte. Nach dieſer ihrem Tode verheyrathete er ſich im Jahre 1692 aufs | Keen mit * ih von —— 9 r * er Be ‚den * f, u Az 4— r) Nach der Anzeige des — * A vorbe wildtes Archiv unter — Iufficht hat ) Er ſtarb den ızten Jul 166. 0.00 ‚0 ©. Imbof loc. ci, ©. 299... w) Ronifa Slifaberb, gebobren 1646 und gefloth 1690 R. Sriedvichs 1. von ‚Schweden Teiblice Hrutterfihweiter. — FR N nase 4 & y j x) Sopbia Sibylla von Keiningen »Wefterbig, Witwe des Grafen —— —— ie ningen⸗ Beidesheim. \ Graͤſinn von Wiſingeburg. 89 den 2aften Jennerrzosals Witwe hinterließ y), Mit diefen beyden letztern Gemahlinnen zeugte er 15. Kinde © ale arg a | ER — 9) Durch obbemeldte Vermaͤhlung ae dem > 5 Randgrafen von Heſſen Homburg und der @räfine 2, Margarerha Brabeift es gefcheben, daß e Theil von des Grafen Job. Orenfijerna Papieren indag - . Helfen = Homburgifche Archiv aefommen, wo fie noch igo aufbehalten werden. Unter dieſen Papie⸗ ren finden fich verfchiedene eigenhändige Briefe von dem Reichscanzler Graf Arel Oxenſtjerna an ſeine Soͤhne Guſtaph und Jobann, wovon Herr Se. Carl Moſer in feinen diplomat. und hiſiori⸗ ſchen Belufigungen, ı 3. Seite 403 bis zu En: de, 18 in lateiniſcher Sprache abdrucken laſſen. * ueberſetzt von — F 5 art 'JL Ans 90 Anmerkung x % *** * x * Be Kr Ä Anmerfungen F N uͤber einen geiſili hen welcher in denen Kirchen, | * men fi ch Chorherren sefande, zu Beſancon, am Oſtertage gehalten wurde, | J Aus den Varietes Hiftoriques Phyfiques et Lieteraice | ' Tom. II. p. 318. und f. : N ie Freude, welche bey den * Ehriften, N die größte ihrer Feyerlichfeiten,. nämlic) Ri das Dfterfeit, erregte, das. nach feinem vor= nehmſten Endzwede der Auferftehung Jeſu - J zu Ehren begangen wird, und die wieber« holten Ermunterungen, welche die Kirche in ihren Verordnungen an fie ergehen läßt, ſich an dieſem heiligen Tage, derjenigen ‚lautern und unfchuldigen Freude zu überlaffen , meld e wie der Apoftel *) fagt, eine Frucht des Geiftes ift, ver anlaffeten die größten ‚Helden des Chriftenthums, die Heiligen, die ihr Fleiſch am meiften kreuzigten, und diejenigen, welche die ftrengfte Buße thaten, bey diefer erhabenen Fey⸗ erlichkeit, ihre Freude auf; eine merfliche Art an den Tag zu legen, « | 2 Die s Gelat. V, 22. r J der einen gefftihen Tanz, 9 ire engeſchichte ſtellet uns davon eine große Menge dar. Ein heiliger Pacomius, machte auf Befehl feines Herrn, des heil. Dalemons, anftatt des trockenen Brodts, welches fie fonft zu eſſen pflege ten, am Oftertage, Kräuter mit Del zu ihrer Mahl⸗ zeit zu rechte. Der heilige Gregorius ber Große, erzaͤhlet i in ſeinen Gefprächen *), daß am Ditertage ein fremmer Priefter, dem heiligen Benedictus, eine beſſere als’ feine gewöhnliche Mahlzeit brachte. Der heil. Antonius, zog an diefem Tage den Roc von Palmenblättern an, welchen er von dem heil. Paulus, dem erften Einfiedler, geerbet hatte. Der heit. Achanafins pußte fi) mit dem Mantel, den ihm der heil. Antonius binterlaffen hatte. Kurz, die Chriften hatten ven Gebrauch, an diefem Tage ‚ prächtigere Kleider anzulegen, und ihre Mahlzeiten _ Re als fonft einzurichten. Hiervon it ohne Zweifel der Urſprung Der andäche ‚tigen und fittfamen Ergöglichfeiten berzuleiten, wel⸗ che unfere Vorfahren, an dem Tage der Auferfte- _ hung des Heilandes der Welt, anzuftellen pflegten. In dieſer Abſicht pflegten die Päbfte der Altern Zeis „sen, welche die vollfommenften Mufter der Froͤm— "migfeit, der Religion und afler chriſtlichen Tugens den waren, diefen Tag ineiner heiligen Freude zu zu⸗ bringen. "Das Buch von den Kirchengebraͤuchen, welches Benedictus *), Chorherr zu St. Peter in Rom, dem Guido de Caſtello, der hernach im Jehren 3 unter dem Namen Cäleftinus 1. Pabſt | — —* Gregor. Dialog. iI. cap. I. **) Ordo Rom. XI. Bened. p. 141. Ordo Rom. XU, Autore Cencio p. 136. f. in’Mufaeo Italico. | wurde Ai — —— — ar Pabſt feiner Geiftlichfeit eine Mittagsme > and einem jeden von denen, „die mit ihm Peiften: | ein Stüd vor einem geöratenen Lamme, das er vor⸗ her geſegnet hatte, vorlegte daß während, Diefes Gaftmabls, der Pabft eine Prof, fi Feſte fhicte, fingen ließ; wenn Die aus feinen eigenen Händen, einen Becher. mit traͤnke. Eben dieſes Buch ſetzet noch hinzu, daßan eben. demfelbigen a am. Ende ‚der ea er, der. rn ori Sri Drofa, mir. dezen u te. * gen, worauf er einem jeden einen Becher zu trin gab, worauf ſie ſich alle freudig hinweg begaben. Kirchengebraͤuche der franzoͤ öfifchen Kirche verlaſſe und in ihren Kirchen, das roͤmiſche Officium eins gefuͤhret hatten, nahmen fie verfchiedene Gebräus che an, welche zu Nom beobachtet wurden. In ih⸗ rer Sammlung der Kirchengebraͤuche, welche vn Nachdem die alten Erzbifchöfe von den, * jo fo ſich zu dieſem | jeles vorbey war, - füffen ihm die Sänger die Füße, £ und empfingen, | beiligen Prothadius zugeſchrieben wird, und welche, wie man glaubt, zu den Zeite n Hugo T zufammen getragen worden, wird ang omerfet, daß der Erz bifhof am Oftertage feine Geiftli feit, zur Mittags: mahlzeit einzuladen pflegte; Q bierunter ı waren nicht aflein die Chorherren aus der Cathedralficche ‚ fon- 4 dern auch die aus den Collegialt irchen begriffen, welche an dieſen Tagen der Meſſe, die der Biſchof las, beywohnen mußten, ) daß nachdem ſie fich alle ; zu ae gefest, vor allen Dingen das steif von ei- nem g dei zeiſtlichen Tanz. eine BAUR, he. daß hierauf der J | 18: ] ‚pulemur in azymis etc. anfteng, wels chen die Gegenwaͤrtigen mit dielee Gittfamfeit fort: ſetzten; daß man alsdenn zur Tafel auftrug, und. Ä fpeifete, wobey etwas vorgelefen wurde; daß nach ge· endigter Mahlzeit man indie Kirche gieng, die Danke ns zu verrichten, und die YTonss zu fingen, _ nach deren Endigung man ſich in das Kiofter begab, # 2 die Hände wuſch worauf einem jeden zu trin⸗ en gereicht wurde. Dieſer Gebrauch ein gebratenes Lamm auf dem Altare einzufegnen, welches hernach zerlegt, und an die Geiftlichkeit ausgefheilet wurde, ift lange Zeit in der Kirche zu Beſancon, in Uebung geblieben ; allein heute zu Tage fegnet der, welcher Die Meile lieſt anſtatt des Lammfleiſches, "vor der Nach: Com⸗ munion, kleine Paſteten von Sammfleifche ein, wels ‚de am Ende der Meſſe an die Geiſtlichkeit theilet werden. f Andere Kirchen hatten ben nahe eben Berhleichen | Gebräuche. Man liefet in dem Leben des Heiligen Ulrichs, der im zehnten Jahrhunderte Biſchof zu Augsburg war, daß er am Diterfefte, feine Chor herren zur Mittagsmahlzeit bath, und ihnen Lamm⸗ fleiſch, und Stüden Speck, welche auf dem Altare, waͤhrender Meſſe waren eingeſegnet worden, vor⸗ ſetzte; daß er dieſes Gaſtmahl mit einer heiligen Freu⸗ de hielt; daß zu beſtimmter Zeit ein großer Haufen Mufifanten in den Speifefaal traten, wofelbft fie verfchiedene Stücke aufführeten; daß endlich, nachdem dieſe Luſibarkeiten vorbey waren, die Chorherren, auf Befehl des heiligen Biſchofs, ein 1 Öefchenf (une ip J Re 7 94 FÜR 2 ne — wihrent der Zeit,daß| ie ein er onfg: em der Auferftehung unfers la Ä En So waren die fittfamen und ER gen Ergs ö6 item befchaffen, ‚welche die Geiftlichfeit an dem „heiligen Oſterfeſte fich zu machen pflegte. Allein, da in der Folge der. Zeit, die Menfchen die Sachen nur _ ‚mit Sleifchesaugen betrachteten, langten fie Belus ſtigungen von einer andern Art. Man ftellte in dem geheiligten Orte Tänze an, welche der Verfaſſer der 2ısten Rede, die dem Heiligen Auguſtinus zugefchries. ben wird, zu feiner Zeit, für heidnifche Ergoͤtzlich⸗ keiten ausgiebt, die man aber nur außerhalb der Kirchen, niemals aber in denſelben, gehalten hatte. Erat Geathunm ritus, inter Chriftianos retentus,. ut diebus Feftis bellationes side cantilenas et falta- tiones exercerent. ... Quia ifta bellandi Zaren de e Paganoruım obfer — ——— it. Man brachte Tänze in die Kirchen, welche die Heiden ſelbſt öffentlich | | verdammt hatten, und welche, die erfte Kirche fo fehr verabfcheuete, die die heiligen Kirchenverfammlungen ‚aus der Gefellfchaft der Chriften verbannet hatten, und welche die Biſchoͤfe, nach dem Zeugniſſe des hei⸗ ligen Auguſtinus *), als ſolche, die der chriſtlichen Sittſamkeit unanſtaͤndig waren, zu unterdrücken, ſich aͤußerſt hatten angelegen eyn laſſen, ob man ſie gleich unter dem — eine als wer die Feſte der Heiligen gefeyert würden, zu bemän- teln fuchte, Ich will woh! glauben, daß diejenigen, | welche dieſe Tänze zuerft in denen Kirchen einführe- ten, durch das Benfpiel der Hebräer fich hierzu be- sechtiget hielten, welche, nach dem — durch ac — 5) Lib. III. contra Patmeniap cap. ul. 0 aber einen geiſtlichen Tanz. 95 das rothe Meer, den Lbgeſang, welchen ſie, wegen e des Heers des Pharao, und wegen h ihrer. Befreyung von der. Verfolgung der Aegypter, anſtimmeten, mit Tanzen begleiteten; nicht weniger durch das Beyſpiel des heiligen Koͤniges Davids, welcher ehedem vor der Bundeslade tanzte. Allein ſie irreten ſich hierinnen, indem das Tanzen der He⸗ braͤer, und ſonderlich des Königes Davids, fein i. gentlich ſo genannter Tanz war; es beſtund nur al⸗ lein in Gebaͤrden, Bewegungen des Leibes, im Nie⸗ derfallen auf die Knie*, wodurch die erſtern beſio deut⸗ licher ihre Dankbarkeit für die befondere Wohlthat, ‚die fie von Gott erhalten haften, bezeigen wollten, und wodurch David die tiefe Ehrfurcht, die er für das Pfand des Bundes mit Gott, und die Freude, die er - empfand, da er es wieder in den Tempel zu Jeruſalem bringen fahe, an den Tag zu legen bemühet war. Bon diefer Art aber waren diejenigen Taͤnze nicht, die die Chotherren, und Capelläne, inden Kitchen zu Beſancon anſtelleten; ſie tanzeten zuſammen im Klreiſe, in dem Bezirke der Kirche, und wenn die uͤble Witterung ihnen nicht erlaubete, auf dem Pla: | * oder Raſen dieſes Bezirks zu tanzen und herz um zu fpringen, in den Kirchen felbft, welches eines der Iuftigften und lächerlichften Schaufpiele für die Alten ſeyn mußte. A Diefe Tänze find in — alten Ritualen der Kir. 2 dh diefer Stadt, vornehmlich in denen von der Eollegialficche ver Beil. Marie Magdalene ſehr deutlich angemerket. In dem vom Jahre 1582, im Eapitel ⸗ Reflekiong Critiq. für la poefie etc, 3 Partie p: 218. gut. Bdigion, — a RA . E — R all, . — * f y waae?r * 9 4 \ Gh 2, — Oſierfeſte Pre ee ndes Br to Prandio, poſt fermonem, finita nona. Choreae oe⸗ ‚velin inedio Navis ital, fi tempus fuerit pluviofu um, cantando aliqua —* mina ut in Proceflionariis continetur. SF; inita Cho- rea ... fit collatio in ca itulo cum vi vino rübeo et claro = pomis „ vulgo nominatis des ( por ungefähr achsig Jahren gefchrieben ift, beif tes: Sumpto prandio ‚. et finito ferıne & Domini Ca In einem andern Oi wel f % nonici et Capellani , manibus fe tenentes, ‚Cho- rcam agunt in Clauflro, veli in ‚medio Navis } Ei | fiae fi tempus fit pluviofum, ‚ Poftea itu h tulo et ibi fit Renee. i Bibitur ur trina vi nm x fi Ä NUT 3 * a", Fra —5 RS. Kr — Dieſer Em wird in n den Hanf iften, Ra geretta und Bergerette generinet. 9 Nan hatte ihm, allem Ber muthen nad), dieſen Namen gegeben, ent· weder wegen der Melodien, nach welchen man ges gewiffe Gefänge, welche auf das Geheimniß der Auferftehung unfers Heilandes verfertiget waren, oder vielmehr gewiſſe Stuͤcken in gereimter und in Muſik geſetzter Proſa unterdeſſen daß die lichkeit tanzte, zu fingen | flegte. —* Melodien damaligen Zeiten eigen, die mai Bi es mann. ce, davon man die Gefangweife auf Worte der Ges fänge, davon ißo geredet worden, einrichtete. Viele leicht Fam dieſe Benennung von dem Namen desje⸗ nigen her, der dieſen Tanz eingefuͤhret, oder die Mes ine anfsefee hatte, Es ift — daß die alten N a * über einen geiſtlichen Tanz. w | Taͤnze Namen führeten, welche entweder von ihrem Urheber, oder von der Melodie, nach der fich der Zanz richtete, oder von dem Gegenftande, den man Durch den Tanz vorjtellen wollte, entlehnet waren, Johann Meurſius bat in feinem Buche Orche- fra etc. die Namen diefer alten Tänze in alpha⸗ betiſcher Ordnung zuſammen getragen, welche ein ganzes Woͤrterbuch ausmachen. Bey dem Tanze, wovon bier die Rede iſt, muß man anmerken, daß - Die geiftlichen Öefänge ‚ die man dabey funge, Lie— der (Chanfons) in der ſchon angeführten Vorſchrift der Kirchengebräuche vom Jahre 1400 genennee ‘werden. Poft Nonam vadit Chorus in Prato Clau- Rri, et ibi -cantantur Cancelinae de Refurredtione Domini etc. Man batte zu diefem Tanze vier ver _ fehiedene Gefänge oder Melodien, deren jede aus verſchiedenen Strophen beftund, mit Wiederholun gen, die auf eine zu diefem Tanze ſchickliche Art an- _ gebracht waren, Bor denen Öefängen gieng eine Antiphona aus dem fiebenten Modo vorher, welche die Stelle eines Eingangs verfrat, von einer eben fo feltfamen und barbarifchen ‚Melodie in Anſe⸗ bung der Wörter, als die darauf folgenden Gefän« ge, davon einer gleichfalls aus dem ſiebenten Modo | war, J Ich will die erſte Strophe diefer Iafeinifchen Sa fänge, mit der Melodie inMoten, berfegen. Gie ift aus einer Handſchrift genommen, die man zu die⸗ ſem Tanze ſo, wie er in der Metropolitankirche zu Beſancon gefanzet wurde, brauchte. Diefes Buch * zu Anfange des a „ebräunberts and, von * EDie Wader holun war ——— „Kobeinem ange inte Ra ji Vilete, der aus einer fehr guten 50 nilie ſancon herſtammete, geſchenket. us a Man hat die Noten über die Wörter gefest, u | mi man vonder Art diefes Stüdes- urtheilen koͤn⸗ Ob es gleich in der Handſchrift, in denen ge⸗ — Noten des Kirchengeſangs @lein ——— aufgeſetzet iſt, wird man doch bemerken, daß die Ein⸗ theilung der langen und kurzen Sylben, und die Art der Melodie eine beſtaͤndige Bewegung einer Abmeſ⸗ v ſuͤng von zwey ungleichen Tacten, davon die erſte im Steigen iſt, welche Bewegung ſich ſehr wohl zu ei⸗ nem Tanze ſchicket, der im fa — —— ————— u ut ße Fidelium . ſonet vox fobri . .Sfla a um u ut range a ‚Sion. in gaudi ea.“ —— ;i flafla , u u ut ut Flaf > omnium u Bi ‚na laeti — 11 —a, Urt‘ re re fol. la: ut ut. A fa — uni — ca redemit grati.. — a. Man muß im übrigen aber nicht gl daft die Gewohnheit am Dftertage zu fanzen, 1 er Ge Geiſt⸗ lichkeit zu Beſancon eigen geweſen. ee wel⸗ cher fein Rationale divin. Offic. im er nten | | ee ſchrieb bieren als von einer Br IN \’ ” Aber einen geiſtlichen Tanz. 9 Gewohnheit, ‚die in verſchiedenen Kirchen geweſet iſt *. In quibusdam locis hac die (Pashae) in aliis em Nutaliäh Praelati cum fuis Clericis Judunt vel in Clauftris, . vel in domibus Epifcopalibus, ira ut etiam deſcendant ad ludum pilae vel etiam ad an reas et Cantus. J — * I Do Martene gedenkt gleichfalls eines = Banks, der zu Ehalons für Saone gehalten wurde; allein diefes geſchahe am Pfingſttage. Pot, Cowpletoxium fit Chorus in prato. Decanus Can- ‚tionem, Veni Sandke Spiritus; caeteri fuas dicant qui voluerint, Latine tamen. Es erbeflet aus dem Texte des Riechenbuches zu Chalons, daß diefer Tanz fehr lange währen müßte, weil alle Geiftli- den, die zu diefer Kirche geböreten, ihre Gefänge fingen konnten, worauf es ihnen erlaubet war, einis ge Erfriſchungen zu ſich zu nehmen. — Beonnet, in ſeiner Geſchichte der Tamtunt 9 —* det, daß am Fefte des heiligen Martials, des Apo⸗ fteis des limofinifchen Gebiethes, zu Limoges, das Volk in dem Chore der Kirche Diefes Heiligen im Kreife tanzte, und daffelbe am Ende eines jeden Pſalmens, anftatt des Gloria Patri etc. Die Wor. te in feiner Sandesfprache fang: Saint Marceam pregas per nous, et nous e/pingaren per Vous. — Selliger Mar tial bitte > ung, wir wollen für - | Br | u — | * divin. Off. Lib. VI. cap, =. “Do anal Eeclet. Difcipl. p. 543: . / * 00°. Anmerkun euch tanzen. Man findet bey eben diefem Schrift ’ fteller, daß man noch ißo bey denen ſeyerlchen Pros cepionen in Provence zu tanzen pfleget. | | Man muß indeffen hiebey anmerken, daß dieſe ab⸗ | geſchmackten Ergöslichfeiten erft ziemlich fpäte in den Kirchen zu Defancon find ‚eingeführet worden. So viel ift gewiß, daß man fie im eilften Jahrhun· derte daſelbſt eben ſo wenig beobachtet, als das Nar⸗ renfeſt, welches gleichwohl in verſchiedenen Kirchen in Fran reich, als zu Sens, Paris ıc. im Schwan⸗ ge war. Man kann auch zuverläßig fagen, daß alle die ungereimten Gebraͤuche, die man in den vornehmſten Kirchen des Königreichs beobachte, als das Feſt des Ejels zu Rheims ıc, jederzeit aus den Kirchen diefer Stadt find verbannet geblieben. De Allein um wieder auf den Tanz Bergerette zu fonmen, nachdem die allgemeine Kirchenverſamm⸗ fung — », der der Pabſt Clemens V. bey⸗ wohnte, und die Au Baſel ** diefe lächerliche und der Heiligkeit der Kirchen unanftändige Luſtbarkei— ten verdammet hatte, hörte man auf, an dem Dfter« fage darinnen zu tanzen, Die blinde Neigung, die man zu Diefem Gebrauche hatte, und den man abzujchaffen, fich nicht entfchließen fonnte, machte i ina deſſen, daß man ſich damit begnügte, indem Hofe vor der De einigernal Deu zu seen, und an | bvie *— Man ſehe die — ———— Gravi — iw. III. Tit XIV. c, 1. de Celebrat. Miſſarum. %+ Concil, Bafil, anno 1431. Sef. zu. w/ uͤber einem geiftfichen Tanz. 1or die Stelle der Melodie des Tanzes, den Gefang des, Lactantins, Salve Feſta dies etc. ſetzte. Ein Ris tuale der Kirche des heiligen Stephans, das gegen den Anfang des fechzehnten Jahrhunderts, in frans zoͤſiſcher Sprache gefchrieben worden, ſaget füls gends: N | RM | „Wenn die Monaͤ gefüngen worden,-verfamm: det man ſich im dem mit Mauern eingefihlofienen Plage vor der Kirche, (Cloitre) und die Sänger, welche die Mufik fingen follen, fangen an, Salve Fe- Sta dies ete. Die Chorherren antworten, Qua Deus etc. ändem fie in diefem Inbezirke herum gehen, die Saͤn— ger fangen hierauf wieder an zu fingen, und die Her— ren antworten den andern Vers: Salve Fefla Dies. Diefe beyden Berfe werden alfo wechfelsweife von den Ehorberren gefungen, ‚indem fie dreymal in dieſem Bezirke herum geben. Wenn fie dreymal herum find, gehen alle drey Herren, nebft denen Sängern, indie Capelle des heiligen Martins, und nehmen da einige Erfrifchungen, indem fie Dergeverte * dreymal, und zwenmal Wein trinken, namlich zu erft und zuletzt. Ehe fie trinfen, bringe einer von den Cherialen einen filbernen Becher mit Beine, dem⸗ jenigen Chorheren, der entweder der Aufnahme, oder feiner Würde nach, der.ältefte ift, und ſagt Benedi⸗ PERL 10 Mi 9.3 cite NMan gab diefen Namen auch einem Getränke, oder Are von Hypokras welches man nach dem Tan gen trank. Es geſchah dieſes ohne Zweifel daher, da der Tanz Bergerette das vornehmſte Stuͤck dieſer Ceremonie war, daß der Name davon auch einem Nebenſtuͤcke davon mitgetheilet worden. *8 Ant zertungen — ah * cite mie lauter Stimme; die Bamiliaren anrten ‚ebenfalls laut: Gott erhalte die Stadt, auf ſaget der angefuͤhrte Chorherr: Potum 2* rum fuorum benedicat Rex Angelariim, unp: die Ä 0 1 Familiaren antworten Amen. Andere Buͤcher der Kirchengebraͤuche, von eben diefer Kirche, die in lateinischer Sprache abgefaffet find, fagen eben diefes. Dasjenige, welches im Fran⸗ zöftichen im Jahre 1647. von dem Herrn Ticolai Dilleret aufgefeget worden, der, als er Chorherr der Collegialfirche der heiligen Magdalena war, wegen feiner fhönen Stimme, und wegen feiner grofs fen Geſchicklichkeit im Rircyengefange, zum Chors herrn und Subcantor von St. Stephan gewaͤh⸗ let wurde, ſcheint zu verftehen: zu geben, ‚daß man zu derfelben Zeit diefen Tanz wieder eingeſuͤhret bat» te, denn in dem Capitel, vom Oſterfeſie, ‚ finder ſich ein Abſchnitt mit folgender Aufſchrift: In Anſe⸗ bung der Caͤnze am Oſtertage, und im Abſchnit· te felbft heißt es: „Man finge die R: Nonds, worauf alle in den Bezirk der Kirche gehen, und fich an eins ander halten, der kleine ‚Choralift gehet voraus, und Bi * die * — oder — BERGE — | * Die —— a Metropolitankir —— Befan: con haben die Freyheit im Chore, ein Chorhemde und Kappe, nach Art derer, die Die Bifhöfe ba= ben, zu tragen. ‚Sie werden Kappen, ‚ von dem, Worte Cappa genennet. Im Winter ift fie mit - . Hermelin, und im Sommer mit Karmefin. rothen Taffent acfüttert.. „Der. Pabſt Paul V hat ſie ihr. J —— Ey. eine. Bulle vom, g' Julius 1609. zuge: MR anden. uͤber einen geiftfichen Tanz. 103 E: herrns und in der Ordnung weiter gehen ſie — in dieſem Bezirke herum. . Hierbey iſt am meiſten zu bewundern, daß, ob⸗ gleich dieſer Tanz und alle uͤbrigen Ungereimtheiten von dieſer Art, durch eine Synodalverordnung des Kirchſprengels von Beſancon, vom Jahre 1601, und zuvor ſchon 1585 durch eine andere Verordnung, anter fehr harten Strafen verbothen worden, man denfelben noch lange Zeit hernach, in der Kirche ber heiligen Magdalena, welches im übrigen eine fehr ans gefehene, und die berühmtefte Collegialficche des RKirchſprengels iſt, beobachtet hat, wie ſolches aus . dem vorhin angeführten Ordinario, fo vor ohnge— fähr go Jahren gefchrieben worden, zu erfehen if. Noch erftaunenswürdiger ift, daß das Defructu und andere Ueberbleibſel des Narrenfeſtes, als die Er: “ wählung eines Königes der Capläne, der in den als ‚ ten Büchern Rex Capellanorum genennet wird, und der am Fefte der Beſchneidung, in Kleidern eines. Ehorheren, das hohe Amt hielt, wobey er unter ei- nem prächtigen Himmel an der Stelle des Dechants diefer Kirche, welches die vornehmfte Würde des , Domcapitels ausmachet, ſich befand, und bey Vers richtung des Gottesdienftes, die Vorzüge des Cans tors, welches die ʒwote Würde iſt, genoß, desglei⸗ chen die Erwaͤhlung eines Koͤniges der Chorherren, der Rex Canonicorum genennet wurde, und eben⸗ falls am Fefte der Erfcheinung das Amt: hielt ; am allermeiſten aber verdient bewundert zu werden, daß diefe Thorheiten in dieſer Kirche bis zu dem. Jahre 1710 — haben. Denn in dieſem Jah⸗ G4 —— 104 merkur ngen or. —— daß /auf Vorſtellung der mei- ſten Chorherren, und einiger andern eifrigen Perfo- nen, und auf Berlangen des Promotors, der Herr Erzbiſchof, Sranz Joſeph von Brammont, dies ſelben auf beftändig durch eine Verordnung unter» drückte, welche er ‚bey einer allgemeinen Durchfus hung feines Kirchfprengels, da er die Kirche der hei— ligen Magdalena beſuchte, ergehen ließ. Und ich ſehe nicht, wie man die zu dieſer Kirche gehörigen Per⸗ ſonen entſchuldigen kann, die dieſe Misbraͤuche fort⸗ geſetzt und unterſtuͤtzet hatten, die doch ſeit langer Zeit durch die Verordnungen der Kirchenverſamm-⸗ lungen, als auch durch Synoda Iperordnungen, vers bothen waren, es müßte denn feyn, daß, da die blins de Neigung für die Beybehaltung der ‚alten Ge⸗ braͤuche, fie hinderte, das $ächerliche diefes ‚hier ins⸗ befondere einzufehen, indem fie fich wegen des Eides, den ein jeder bey feiner erften Aufnahme leiften muß te, gleichfalls, wenn die Reihe an ihn kaͤme, das Feſt der Befchneidung und der drey Könige ; ben, berechtiget hielten. Ich babe fo gar gehoͤret, | daß, da fromme Perfonen ehedem die Unordnungen vorgeftellet, dazu dieſe Poffenfpiele Gelegenheit ga: ben, man ihnen geantwortet hats Es iſt der al⸗ te Gebrauch, men datf darinnen nichts ans dern, Als wenn die Güte eines Gebrauches, dat» nad), ob er mehr oder weniger ale iſt, al roäre, - Aus eben diefem Grunde verlangte das Ca⸗ pitel der Cathedralkirche zu Auxerre, um das Jahr ‚1531, daß man das Ballſpiel und den Tanz, den aan am zweyten — in diefer: ren beybe⸗ _ > beybehalten ſollte, da ein neuer Chorherr mit Erfolg unternahm, diefe Gebräuche abzufchaffen, ohne daß er ſich dabey, um den Haß und den Unwillen der ver⸗ blendeten Vertheidiger des vermenntlichen - Alters thums befümmerte. Allein, die guten Gründe dies ſes Chorherrn waren nicht hinlänglich,, diefe Unord- nungen abzufchaffen. Es mußte die Mache ver 4 ‚weltlichen Richter des Amts von Auxerre, und ſelbſt Des Parlaments zu Paris, dazu kommen, die bey dieſer Sache fich eben fo eifrig für den Wohlſtand des Haufes Gottes hezeigeten , als die heiligen Die. ner deſſelben, diefe chörichten uftbarfeiten beyzubehal- ten, fich hartnädig erwiefen. = Es ift vorhin gefaget worden, daß nach der Kir: chenverſammlung zu Dafel, man in den Bezirken der Kirchen zu Defancon, zu tanzen aufgehöret hat; daß aber, um diefe Gewohnheit, fir die man fo ein- genommen war, nicht gänzlich abzufchaffen, man fie. ſo weit eingefhränfet, daß die Geiftlichfeit, von der ‚einer. hinter dem andern gieng, in den Bezirken der Kirche etlichemal herumgieng, welches bis zum Jah: - 28.1738 ift beobachtet worden. ü | Dieſe Ceremonie gefchah im Jahre 1737. | zum letztenmale auf folgende Art. Zu Mittage um ein Uhr wurde dieſe Ceremonie durch das große Glo— ckenſpiel, und durch einen Anſchlag der großen Glo— cke, die man ganz leichte anzog, angekuͤndiget. Man las im Chore eine Section, ‚welche den übrigen Theil von der Homelie der Metten ausmachte. Man fang die Nonas, worauf die Bergerette in folgen» der Ordnung angefangen wurde. Der Kirchenvor: O5 | ſteher, g RR Re or mit feine hor⸗ rocke beffeidet , und fuͤhrete den Trupp auf Der le tefte Dignitarius gieng ‚alleine voraus, ihm folgte ein Chorfnabe, der den Schweif feines Chorhemdes _ trug; ; hierauf folgeten alle die übrigen Chorherren, einer nach dem andern, ein jeder hatte einen kleinen Bedienten Hinter fich, der den Schweif des Chorhem⸗ des trug. Hinter dem Subeantor giengen zweenC neneben einander. Cie begaben ſich alle in den Bezirk der Kirche (Cloitre), wo ſie dreymal auf dem Raſen herumgiengen; wenn es regnete, geſchah ſolches unter den gewoͤlbten Bogen; unterdeſſen wurde von denen in den Ecken ſtehenden Muſikanten, eine Art von latei- niſchen Geſaͤngen, muſikaliſch abgeſungen, der ſich mit folgenden Worten anfieng; In hac Die ‘Dei, dicant nune Galilaei, quomodo Judaei,' Regem perdiderunt etc. Die zroeen Capläne wiederholten, eben diefe Verſe, im Kirchengefange. Wenn man dreymal Herumgegangen war, fang man Regina Coeli laetare , und fagte die: Pfalmen Mi und De: Profundis , für. einen! Chorherrn von St Stephan, mit Namen Hugo Garnier ber, welcher die Erfeifchungen geftiftet hatt . ° Wenn man Die Sollafiön' in: Errägung zieht, follte man faft auf den Einfall gerathen, daß Diefer Chorherr vielleicht gar zu eifrig für ——— Alterthum eingenommen geweſen, und Da Stiftung in der Abſicht gemacht Hatte, um die Glie- der der Geiſtlichkeit dadurch zu bewegen ſich fleißig bey dieſem T Tanze — damit er — N | cher wäre . | | ER u“ über einen geiffichen Tanz. 107 _ © Man beobachtete ehemals in dem Collegio des - Lardinsls Le Moine, ju Paris, einen Gebrauch, der a 0 fonderbar war, als diejenigen, von denen bisher ift geredet worden. Die Vorſteher dieſes Hauſes, waͤhleten den 5 enner, einen unter ſich, deu ben Cardinal, "Johann le Moine, ihren Stifter, der in der Chpelle diefes Gollegii im Sabre 1313 war begraben worden, vorftellete. Der Erz mählte wurde als ein Cardinal angekleidet, und wohnte der erſten Veſper nebft einem Almoſenier bey, der den rothen Hut trug; Abends bewirthete er ſeine Mitbruͤder, und theilte allerhand Zuckerwerk unter ſie aus. Dieſe Ceremonie dauerte auch noch den folgenden Tag, an welchem das Feft der Erſchei⸗ nung ift. Es wird biervon in der Concordanʒ des roͤmiſchen und pariſiſchen Breviarii, beym 12 und 15 Jenner gedacht, woſelbſt anfänglich hier. von, als von einer Ceremonie, geredet wird, Die noch heute zu Tage in Uebung iſt; allein ein wenig wei⸗ ter unten wird gefaget, daß fie feit einigen Jahren ‚ aufgehöret hätte, Ich bin überzeuget, daß dieſes noch ein Ueberbleibſel von dem Narrenfeſte war, und wenn man eine genaue Unterſuchung anſtellte, wuͤrde man noch andere Spuren davon antreffen: Cine jede Kirche hatte einen” ‚gewiffen Tag zu ihrem Feſte er⸗ waͤhlet, und nach einer jeden verſchiedenen Gewohn⸗ heiten, erwaͤhlte man einen Biſchof, oder einem Abt, der Narren, einen Koͤnig der Capläne, oder der Chors herren. Gegenmärtig wird noch an einem gewiſſen Tage, in jedem Kirchfpiele, das Feſt der Chorkna⸗ ben begangen. Zu Paris und in den meiften an dern 108. Anmerfungen üßer einen —4 a * Ken des zarten — der meif N ker ihnen, zu ihrem Feſte ermähler haben. Tage fing in den meiften Kitchen das Feſt der Un- ſchuldigen oder der Narren an, welches bis auf den Tag vor dem Feſte der heiligen drey Könige fort« dauerte, Diefes Feft gehörte für die Chor naben, | fo wie das Feft der Beſchneidung für die Subdiaco— nen, das Feſt des heiligen Stephans für. die Diaco⸗ nen, und das Feſt des heiligen Johannes, für die Priefter ; auf diefe Art war das Narrenfeſt, feinem ’ eigentlichen Urfprunge nad, nichts anders, ‚als das Feſt der Geiftlichfeit einer Kirche, oder eines Theils der Geiftlichen bey berfelben; und eben diefe Feſte werden noch gegenwärtig gefeyert, ausgenommen, daß. man alle Ausſchweifungen, — ker en ie weggelafl en — V. Aus: ) — e reen — ee 2 easzus eines Schreibens des Herrn de la Hire, Big der Kon. Akad. der Wiffenfihaften zu ns | An den | Herrn Befaf des Journals des Scavans, darinn er eine neue Erfindung von Sandihem / | welche s auf den Keifen zur See fehr vortheilhafe zu gebrauchen, bekannt machet *.) ey Gelegenheit der Reiſen, die ich in Frank. | reich zue See vorgenommen, habe ich bee | merfet, daß man auf dem Meere folche Uh⸗ ‚ren, welche wenigftens die Minuten bezeich⸗ nen, ſehr noͤthig braucht, wenn man den Lauf eines Schiffes beſtimmen, und einige aftronomifche Beob⸗ achtungen anftellen will. Die Pendul: Uhren find zwar zu dieſer Abſicht ſehr bequem, allein auf lan⸗ gen — und a ‚ Wenn wer den en⸗ Wi; e) Aus den es de la vepublique des letres, Mois de Sept. 1684. To. II. à Amfl. 1684. ı2. Art. XI. E. 191-194. überfeßt, allwo auch die Zeichnung einer dergleichen Sanduhr anzutreffen. no Neue Erfindung B 2; Wadetreſen naͤher kommt roſten dieſe Arten 1 ven in weniger Zeit dermaßen, daß man fie unn lich ferner brauchen Fatın. "Diefes bat mid laffet, daß ich darauf bedacht gewefen, man 9 Sanduhren von der Art, als man fich € emeiniglich bedienet, verfertigen koͤnne, welche zu dieſem End« zwecke bequemer waͤren, und zugleich die wenigften Koften verurfachen. Sch bin fo gluͤcklich / eine dergleichen zu erfinden. | Eie wird folgenderge- > ſtalt bereitet. | > a; — ; Statt des einen derer Gläfer, woraus ‚man die _ Sandufren macht, bringt man eine gläferne Röhre an, welche ungefähr 20 Fuß lang. if, und deren Deffnung ungefähr anderthalb Sinienbeträgt. Diefe Röhre, welche an demjenigen Ende, welches: nicht anıdas lhrglas, oder an die Phiole befeftiger: ift, gehörig zugemacht worden, dient zum zweyten Ölafe, dergeftalt, daß, wenn der Gand aus ber ke in die Röhre fällt, man ihn nad) und nad), u geftalt deutlich in Die Höhe ſteigen fie aß wenigſtens von fuͤnf zu fuͤnf Secunden bemerken kann, wie hoch er ſteht, und folglich kann man, wenn der» gleichen Uhr auf eine halbe Stunde eingerichtet wird, die Minuten fehr | deutlich darauf wahrnehmen. So bald der Sand, welcher i in der halben Stun. de laufen muß, gänzlich in die Röhre, ei laufen ift, wendet man die Mafchi um, und‘ fo dann bemerfet der aus der Röhre in die Phiole fal« ende Sand, durd) fein Herabfteigen ebenfalls die. nach den Minuten und En Theilen — — Um Hut von“ Sandupren. Eu" | n diefe Mafchine mit Bequemlichkeit zu gebraus ch den fie auf ein Stuͤck Holz befeftigen, eftalt, daß die Hälfte der Phiole, und die Hälfte Roͤhre in die Dicke des Holzes eingefchloffen feyn. An den beyden Enden des hoͤlzernen Bretchens be⸗ feſtigt man zwey Schnuͤre, damit man es leicht um⸗ ) drehen kann, indem es beftändig entweder in frener Luft ſchwebt, oder irgendwo angehangen wird, An a der einen Seite der Röhre bezeichnet man die Ab— theilungen der Minuten zum Herabfallen des San⸗ des, wenn fie voll Läuft, und ebener maßen bemerket man andre auf der andern Seite, zum Serabfallen bes Sandes, wenn fie leer wird. Dieſe Abtheilungen verfertiget man nad) einem Pendul, folgender maßen. Man nimmt einen fehr feinen Faden, und befeftiget an einem Ende deſſe (ben einen bleyernen Ball, damit man es zu. einem "ein: fachen Dedul gebrauchen koͤnne. Wenn die Laͤnge Pe Bus von dem Orte, wo der Faden befes ift, bis zum Mittelpuncte des Balls, drey Fuß und neuntehalb- Sinien Parifer Maaß beträgt, fo be» zeichnet diefes Pendul in feinen Bibrationen eine Secunde; und wenn es fechzig Bibrationen vollen. - Det hat, bemerket man eine Minutenabtheitung, und fo fort an. Die ganze Abtheilung muß vermittelft > des Penduls gefcheben, der Sand mag in die Roͤhre herein, oder aus derfelben herab laufen,‘ denn: die Abtheilungen find nicht beftändig gleich, indem die Röhre ungleich ift, und mithin der Sand an den- jenigen Dertern, wo die Röhre enger ift, weit ges | A in Die ‚Höhe ſteigt, als wo die Er wei⸗ ter iſt. Man 112 2 Neue Erfind A f ‚von Sanduhren. Man wird bemerken, daß, wenn d er S der Roͤhre in die Phiole läuft ‚er * — Diftanzen durchläuft, als u Ende, koͤmmt von dem Herabfallen des Sandes, wobey Schüttelungen entftehen, als welches macht, daß er fich zu Anfange ein wenig über einander er jedoch verurfachet diefes feine Unordnung, wofern nur die Abtheilungen nad) Maßgebung einge Den duls verfertigt worden find, = . OR Ich würde biebey beftändig den Kath geben, ji ver⸗ ſchiedene dergleichen Art Uhren zu haben, damit hr ſich * einander — —— J — by —* —— ER i Inpalt u — EIN PS N —— des erſten Stückes im drey u. — Bande, — em die — I. Toh; Klefekeri Cürner Geogeie “ I U. Schreiben uber ein Buch: die untrewe Brahe, Grävin von Wiſingsburg, 78 II. Anmerkungen über einen geiſtlichen Tanz, welcher - in denen Kirchen , bey welchen fich Chorberren be» —— zu vefanton am Oſtertage er wurde IV. Neue Erfindung von Sanduhren welche auf den ge Gee fehr Ve ‚gebt — ao „Semsurgifäes . gefammleke Schriften, Aus der Ratnforhun und.den angenehmen —J Wiſſenſchaften uͤberhaupt. er — Bandes qmeytes Std. wir Rang —— and Churfuͤrſtl. Saͤchſiſcher Freyheit. | Hamburg und £eipjig bey Grunde Witwe und Adam’ Heinrich Holle, | 1759 * Anzahl de Werften, ee alten und neuer Zeiten, ER worinnen behauptet — 006 Die alten Zeiten volkreicher geweſen. BE Aus dem Engliſchen. Tem * —*— armis Age here * z sc in der Sefateı und in — 4 cſtande dieſer Erde, oder in irgend eini⸗ LRASV 5 gen Erfheinungen der Natur nichts =? % anzutreffen iſt, das die Vorſtellung ih⸗ rres ——— Daſeyns in uns verurſachen, oder uns auf die ——— 123 koͤnnte, daß dieſer unſer i16 Bon der Anzahl der Menfchen, unſer Erdball von Ewigkeit geweſen: fo iſt es nicht nur der heiligen Schrift gemaͤß, ſondern es wird auch ſowohl durch andere alte Denfmaale, als auch durch die glaubwuͤrdigſte Geſchichte und Tradi⸗ tion beſtaͤtiget, daß die Menſchen auf dieſer Erde ei⸗ nen Anfang genommen haben *, und daß fie nicht zuerft in allen Gegenden auf einmal entftanden find; fondern daß fie von wenigen entfprungen,, ſich nach und nach durch die Fortpflanzung vermehret, und ſich allmaͤhlich von ihrem Öeburtsorte entfernet has ‚ben, ſo, wie Gewalt, Nothwendigkeit /Wohl oder Zufaͤlle fie dazu vermocheen‘; ‚oder daß fie in-einent Verlaufe von Jahren oder Zeitaltern ſich ausgebrei⸗ tet haben, bis endlich die fruchtbarſten Erdreiche und die gemaͤßigteſten Himmelsgegenden, und fo gar die Sande, die weniger fruchtbar und milde find, mit Einwohnern angefüllet wurden. _ Es möchte uns einigen Unterrricht geben, oder nichts’ fo würde es doch wenigſtens unfere Meube- —JJ gier⸗ © _ Practerea, fi nulta fuit BE örigo "Terrai et elf Tempergue aeterna fulere Ü Cur fupra bellum T'hebanum et funera Trojae Non alias alii quoque res cecinere,Poätae? Quo tot fata virtum toties cecidere? nee ulquam Aeternis famae monumentis infita florent? Verum (ut — habet novitatem fummıa re· ‚‚eenfque Natura eft mundi, neque pridem etordia, ‚cepit. TLucret. Lib. 3. ⸗ redet ſelbſt der arbeififihe Dichter, wenn er- die Erfcheinungen auf ber Erbe betrachten. in den alten und neuern Zeiten. 7: fh gierde auf eine angenehme Art befriedigen, wenn wie eine deutliche und vollſtaͤndige Nachricht und Vorſtellung "von den verſchiedenen Wanderungen : des menfchlichen: Gefchlechtes hätten, und im: Stans de wären, einen genauen Abriß von den Zeiten, wor⸗ inn fie fich ereignet, von den Anfuͤhrern dieſer frühen Eolonien, von den verfchiedenen Gegenden; wohin fie ihren Weg genommen, und’von andern Umſtaͤnden der erſten Bevoͤlkerung der Erde, zu entwerfen. Aber: diefes Vergnügen dürfen wir nicht erwarten. Denn da die’ Geſchichte uns hiervon nur unvollfommene Spuren eiget: ſo Fönnte es auch, nad) der natuͤrli⸗ hen Ordnung der Dinge, “und ohne Offenbarung, nicht anders feyn. Ehe die Menfchen ſich fo eine: - gerichtet und feſt geſetzet hatten, daß fie Muße oder Neigung haben Fönnten, eine Gefchichte zu ſchrei⸗ ben, mußte ſich das Andenken der älteften Bege« benheiten groͤßtentheils ‚verlieren und in — fenheit gerathen ” — Es iſi unmöglich, genau zu ubefmen, in wie viel, Zeit die Erde, ſo vollkommen, als fie in irgend einem. Zeitpuncte bevölfert gewefen, koͤnne bevölkert werden. — * ii dieſes aeg einigen Vorausſetzun⸗ ; a 9 un Säle man dieſes gehoͤrig ERST, ® würden viele Scribenten, die wegen ihrer weitlaͤuftigen Beleſenheit und. ihrer ‚phantaitifchen Anwendung der Namen berühmter find, als wegen der Gruͤnd⸗ lichkeit ihrer Urrbeilstraft, fich und der Welt, durch die Unterfuchungen von dem Urfprunge der En vielweniger unnöthige Mühe gemacht ha⸗ 13 Bon der Anzahl der Menfchen, gen, bie wir annehmen werben, berechnen; und je völliger wir alle Umftände zufammen faflen, und je ‚richtiger unfere Vorausſetzungen feyn werden, defto näher werden wir der Wahrheit fommen, Bey einer folhen Berechnung der Nachkommen eines einzigen Paares, lafet uns: annehmen, daß alle, die mannbar werden, beirathen, und, daß jede Heirath fechs Kinder, drey männlichen und, drey. weiblichen Geſchlechts hervorbringe: Zwey von dies fen, nämlich von beyden Gefchlechten einer, ſterben in der erften Kindheit, ‚oder ehe fie heirathen: folge lich werden viere zum Heirathen, und zur Bevoͤlke⸗ rung der Welt übrig bleiben: in 335 Jahren vonder, Zeit an, da das erſte Paar angefangen, fortzupflan⸗ zen, ſoll daffelbe feine fechs Kinder zur Welt ges bracht haben; und in einem: zweyten Zeitpuncte von. 3331 Jahren foll jedes von den hervorgebrachten Paaren ſechs Kinder hervorbringen, und fo weiter. Diefes zum Voraus gefegt, it bey dem Anfange biefes Entwurfs das urfprünglihe Paar allein am eben; zu Ende des erften Periodi von 33% Fahren leben fehs Perfonen, nämlih das urfprüngliche Paar,und vier andere; beym Ablaufe von 66% Jahren werden ihrer zwölfe feyn; gegen Beſchluß von oo Jahren werden vier und zwanzig leben; und die Zahl der Perfonen in den folgenden Perioden dieſes Ent⸗ wurfs, den wir angenommen haben, wird man in | folgender Tabelle finden, | ee IK, ; Perlo⸗ | Rn üg pou oh 08: — a Era) — 2250928 ·gonoch uoꝛooj 2aq ⸗ m ERS “gu u. —— e E ee PN Par m | = u ung unge} | udbnuoſaog ung) AG; 4 ch 16129926 wand ur ag al öalı2gl 32 EEE] B u -. = ie Br 2 um + # —— | ne > * — * * Imeo mamo ua9da] 229 3 Diefe Zabelle ei in 8 Columnen gehe, „Dieobenger ie . Eläret find; und * in der fiebe Addition an gehenden Zahl, ieinder llgeben, 24 ten Columne zeiget action von der vorher⸗ Laſſet 120: Bon der Anzahl der Menſchen \ ‚ gaffet uns ein Erempel rechnen. - In dem erften Jahre, oder beym Anfange dieſes Entwin iſt, außer dem urſpruͤnglichen Paare, nlemand am Lben weil es noch nicht angefangen„fich fortzupflangen; | 1 Beym Ablaufe von 331 Sabren, v von der Zeit an, da das erſte Paar angefangen, ſich zu vermehren ſind ſch. ſe gebohren, wovon zwehe todt find, und viere jur Fort⸗ pflanzung übrig bleiben; und da wir annehmen, daß das erſte Paar um dieſe Zeit todeift, da, feit dem es ans gefangen, Kinder zu zeugen, 66 Jahre verfloſſen oder 100 ſeitdem es zur Welt gekommen; (denn wir muͤſſen annehmen, daß ſie in ihrer völligen Reife und Staͤrke das Kinderzeugen angefangen haben; ) fo leben nur. 12 Perfonen,. nämlich 6, die am Ende der erften Periode lebten, wovon das erfte Paar abgezogen wird, und 8 Fingers, r 4 Bi Ende ‚der zwoten Pe⸗ | ide leben.: wa a f ” Ferner find beym —— der Dritten Periode, 24 geboßren, feit dem Ende der lee ten, oder der zwoten Periode, wovon 8 lodt und 16 am. $eben find; und da das Sefchlecht, welches dem erſten Paarenachfolgte, alsdann todt iſt, fofind 24 am Leben, nämlich die 12, die beym Befchluffe der zwoten oder. letzten Periode lebten ,; wovon man aber: 4 abziehen muß, die feit dem Schluff e dieſer zwoten Periode ges ftorben find : und 16 Singers, die feit SER ges bohren worden. Und ſo werden wir — daß ſich ie Menſchen in jeder Periode von 335 sen serdoppefn ‚wie RT UNS * s £ “ 4 & RS * * * — 2 3*8 N - Pink denn | en Ka — eine Za 5* Tolum die Za &,, und —— ea, * TE a re ER | joppeltz'. und dieſes doppeltena iſt die Zahl, mittelbar unter a iſt, um alſo die dritte Co⸗ J en, bverdorpen man die Zahlen von Sam. Menüs 5 ven mAiyg AR, — Ar ET a, ST HE — To een —— ac sa By a ‚ein Deiepet von — — = welches ir a ni 1 Ruh u * eis, um “alo. die vierte, u finden," verdoppelt man die en von PORT, u EN er. # — ea \ Lahn 'S ? ah % — Bei von 2a ift 5 * welches noch eins ſo viel if, als um alſo fünfte Columne a finden, verdoppelt man die Zahlen von4 an. Die ſechſte Columne iſt mit der vierten De und fängt eine Reihe niedriger an, oder fie iſt viele he mit. der —5—— Ainerley ‚und fange wi ! ⸗ nr . * a; \ jr x at = 9 * | en ER alın * —— ⸗ re 5 Un Pa a — — J Sal - - 122, Bon der Anzahl der Menfchen,. Und was ‚die fiebente Columne — beſte⸗ het fie aus drey Zahlen, wovon die Zahl zur linken Hand, (nad) der zwoten Reihe,) ‚offenbar allen Zahlen in ‚der, unmittelbar darüber. ftehenden gleich iſt; und die beyden andern Zahlen in der dritten Heide, nämlih 8 — 2 find der erften Zahl zur linken Hand, oder 6 gleich; folglich: ift die dritte noch eine fo große, als die zwote Reihe. So iſt 16 — 4 in der vierten Reihe noch eins fo viel als 8 — 2 in der dritten; Neihe, und 32 8 in der - fünften: Reihe ift noch einmal ſo wich als 16 —4 in der vierten ; und dieſes wird. allezeit der Fall: feyn, wie man deutlich fehen wird, wenn man die fünfte und fechfte Columne betrachtet, wovon biefer Theil der ſiebenten zuſanmmengeſetet ER Diefe Tabelle kann zu einer Zahi von Zaren oder Perioden, als man nur will, ſortgeſetzet werden ;' aber es iſt genug, ‚wenn wir die er ſte, die zwote und die achte Columne auf folgende forte ⸗ Verioden ! 6, 291, 456 * 582, 912 25: 105, 824 oa 1,648 ’ a 100, ı296. 20h, 36, 2 | 25769, 803, 776 37539, 607.552 ‚03019, 215,104 ‚206158, 430, : — 860 I — — a en 1 — — 124 Bon der Anzahl der Menſchen, Hieraus fehen wir jü was für’einer ungepeuren Menge das: menfchliche Geſchlecht in 1200 Jahren müfte angewachfen feyn; und daß, dieſer Berech. nung zu Folge; der Erdboden lange vor der Suͤnd⸗ fluth mit Einwohnern überflüßig angefuͤllt geweſen. Dieſe Folgen alſo, die mit der Erfahrung gar nicht beſtehen/ die uns lehret, daß ein ſolches Verhaͤlt⸗ niß zwiſchen den Gebohrnen und Verheiratheten, als wir angenommen haben, nicht wirklich ſtatt ſindet, dieſe Folgen, ſage ich, muͤſſen uns uͤberzeugen, daß ſich die Menſchen fo ſtark nicht vermehren. Soviel iſt indeffen gewiß, jede Heirath muß mehr als ein Paat hervorbringen; denn fonft würden, wenn man das menfchliche Leben auch auf 100 Jahre rechnere, nie mehr als 12 Perfonen zw einer. Zeit am Seben feyn. Ein jedes paar zeuget alfo mehr alg eines; aber weniger als zwey, folglich zroifchen beyden; und es iſt leicht nach irgend einer Hypotheſe eine Berech · mung anzuſtellen *, en ' Aus folchen Tabellen, die nach einer feſtgeſetzten Regel gerechnet werden, kann man die Zahl der Menſchen ſehen, die von einem einzigen Paare ab⸗ ſtammen koͤnnen, und wie ſie ſich nach der Maaße vermehren, ſo wie ſie ſich von ihrer Wurzel entfer⸗ nen. Die Tabelle zeiget nicht genau die — Man muß ed nicht dem’ Mangel der zeugenden Kraft, fondern den kuͤmmerlichen Umftänden des menfchlichen Gefchlechts zuſchreiben, daß jedes Geſchlecht (Generation) ſich nicht mebt als Doppelt vermehret; denn dieß würde erfolgen, wenn eine jede mannbare Mannsperfon heirathete, und eine Familie verforgen Fönnter PER — — Bean. * der — Ba Sie in. af „cher Entfernung von der Wurzel find, .. ©, ſind i in „dem neunzehnten Geſchlechte über, eine Million und ein halb; in der vier und zwanzigſten über | infzig en Menfchen; Fund auf gleiche Art kann die Ä Bered nu den ſo weit fortgeſetzt werden, als man will, leich alle Menſchen von einem Geſchlechte ober all le, die von der Wurzel gleich entfernt find, | ‚vielleicht, nicht zu gleicher Zeit-teben ; (denn: wie koͤnnen ung vorſtellen, daß Perfonen, "bie von dem En Paare gleich welt entferne find, darum nicht moffen find, ſondern an Jahren, und fo gar i Kan [ enaltern verfchieden fern fönnen, ) daman ra hmen Fann, daß folche Unregehnäßigfeie — rch die ‚andre, verbeſſert und erſetzet wer⸗ den: ſo die Tabele ziemlich vichtig, die Zahl der Perſc onen zeigen, die in seen Zeitpuneten oder in der Welt find, ar ! nmöglich zu beftimmen, wie viel Einwoh⸗ ‚ner. d itzund hat, oder in einem vorhergehen⸗ den Zeitalter gehabt ha hat. Aber vielleicht koͤnnen wir gewiſt — fee, bie u ung, Fr einer fo. | age ce#r#r * * ad bie — in ir Se in — * 3 unſern Tabellen, noch ſonſt nach ir⸗ gend einer beſtaͤndigen Regel, fortpflanzen ſo ſind doch T Taellen von diefer Art nicht "ganz unnuͤtz, * zeigen uns wie ſehr die Vermehrung | ber 3 Menfchen durch die verfchiedenen Urfachen, die 11 ER —28 ſo enge einſchraͤnken, verhindert werde. 126 Bon der Anzahl der Menſchen, ungetoiffen Unferfuchung zu einem Leitfaden dienen koͤnnen. Und wenn wir des Herrn Templemans Demerfungen, in feiner Betrachtung der Erd⸗ kugel (Survey of the Globe‘) zum Grunde unfrer Berechnungen legen, ſo find wir im Stande, über Die ißige Anzahl der Menſchen en Muthe maßungen anzuftellen, Mehmen wir alfo an, daß bie sand wohnbare Erde nad) Maaßgebung, fo gut bevoͤlkert fey, als England, fo enthält fie mehr als 4960 Millionen Menfchen. Oder wenn wir annehmen, daß fie in eben der Proportion, als Schottland, bevölfert fey, ſo hat fie mehr als 1655 Millionen; Oder als Spanien, fo hat fie — als 1055 Mile lionen Einwohner. Und da man glaubt, daß Holland beynahe ſieben⸗ mal ſo volkreich als England iſt, nach Maaßgeb ung der verſchiednen Groͤße dieſer Laͤnder, ſo wuͤrde die Erde, falls fie in eben der Proportion, wie Holland, bevölkert wäre, ungefähr 34720 Millionen Mene fchen fragen. Wäre die Erde fo fchlecht bevolkert, als die Staa⸗ ten der Kaiſerinn von Rußland, ſo würde: fie unge | faͤhr 475 Millionen Einwohner haben. . Hieraus koͤnnen wir fchließen, weil fie weit beffer, als Rußland und weit fehlechter als Holland muß bevölkert feyn, daß fie vielmehr als 475,:und ‚viel weniger, als 34720 Millionen Einwohner. babe. Und überhaupt genommen, Fönnen wir nicht glaus ben, daß die Erde fo gut als England; und viel- leicht Faum fo. gut, als Spanien bevölfert fen; Er ee da aten und neuern Zeiten. 127 Fi br 20, mefe als 1000 Millionen Sehen wir alfo auf ——— Tabelle, fo werde "wir finden, ‚, daß nach derſelben, die Erde lange vor der Suͤndfluth vieln r Einwohner ges ab habe, ‚als fie itzund 5 enn indem 966ſten Jahre der Welt finden ' ehe ‚ als 1610 Millies nen; und da von der Suͤndfluth bis auf die Regie⸗ rung eranders bes &roßen, ungefähr 2000 Jahre, - nd von’ eben dem Zeitpuncte bis auf die Negiea une — des Stifters des perſiſchen Reiche; efähr 1800 Jahre verfloffen find: fo hat die Er - de, nad) unfrer Berechnung der Fortpflanzung, oder a Ber — nicht völlig fo hoch rechnen wollen, vor dem Alerander und Cyrus beſſet bevölfere ſeyn konnen als ſie itzund if, > | Dieß ie ‚vornehmlich von den Zeiten nad der Suͤndfluch weil wir aus der heiligen Geſchichte ſe⸗ ben, daß damals, ſtatt eines Paares, drey zue * flanzung und Vermehrung der Menfchen gen weſe die drey Söhne des Noah mit ihren Weibern; da wir in unſrer Tabelle nur ein Paar angenommen: Kenn Aus dieſer Urfache müffen De fih eit inder vermehret haben, als es nach den Tabellen geſchehen kann; und die Erde kann in den ee ‚ die wir — ſehr alt halten, ſehr gut be⸗ ‚128 Bon der Anzahl der Menfihen, In der That, was; wir auch fuͤt eine Regel der Fortpflanzung annehmen moͤgen, wofern „fie „nur nicht ganz unwahrſcheinlich iſt, ſo werden wir finden, wenn wir nach. diefer Regel eine Berechnung anftel | len, daß die Menfchen in einem bereits verflofienen Zeitpuncte weit zahlreicher muͤſſen geweſen feyn, als fie wirklich jemals geweſen ſind; und ſowohl nach als vor dieſem Zeitpuncte, hätten fie ſich beſtaͤndig ver⸗ mehren. müfjen. Aber hieraus muͤſſen mie nicht ſchlleßen, daß die Erde wirklich auf dieſe Art bevoͤl⸗ kert fen, daß die Menſchen immer zunehmen, und immer zahlreicher find, je weiter fie ſich von ihrem Urſprunge entfernen ; oder daß ſie ſich nad) einer feſtge⸗ ſetzten Regel ordentlich vermehren; es iſt vielmehr ges wiß, daß ſie ſich unregelmäßig vermehren, ab in einigen frübern Zeitaltern weit zahlreicher haben ſeyn können, ‚als in einigen: fpätern ; und 7 ‚aus mannigfaltigen Urfachen nie zu irgend einer Zeit eine fo große Zahl von Einwohnern auf der Erde gewe⸗ fen, als durch die zeugende Kraft der Menfchen leichte lich Hätte Fönnen hervorgebracht werden, Die Urfachen diefer Wenigfeit der Einwohner, und der Linregelmäßigkeit der Vermehrung, find mannigs faltig. Einige derfelben Fann man phyſikaliſch mens ten, weil fie bloß von dem Saufe der Natur abhan⸗ gen, und nicht.in der Gewalt der Menſchen ſtehen. Andre ſind moraliſch, und hangen von den Nei⸗ gungen der Leidenſchaften und Einrichtungen der Menfchen ab. Unter den phyſikaliſchen Urſachen find einige beitändiger, als die Befchaffenheit der fufe, die Außerfte Hitze oder Kälte einiger Himmels- gegenden, die Unfruchtbarkeit ‚einiger Länder, und das „fe ' und andtgt, Thiere, hiet weglaffen, und die fhleunie gere Bevölkerung der Erde, ‚verhindern... J in den alten und neuern Zeiten. 129 npermögen des Klir ‚oder der Producken eis ne rdreiche, die —— beförderh.. uf chen. von, dieſer Art ſind unbeſtaͤndiger; elchen find die ‚Raubigkeit befondrer Jahrsʒei⸗ m Seuchen Hungersnoth, Erdbeben u Ueher⸗ mungen, die eine große Dienge, en, Daß dieſe natuͤrlichen Urſachen einen giftigen! Eins Äuß geb gehabt.baben,. daran kann nicht, geztweitelt wer den, doch ift es wahrfe cheinlich daß dieſer ſchaͤdiche in luß einigermaßen, und vielleicht großentheils, durch. die Geſchicklichkeit und den Fleiß der Menfchen, und. Durch heilfame Gefese und Anordnungen, Fonne gehemmet werden; wenigftens iſt es wahrſcheinlich⸗ wenn man vielleicht die. unheilbare Anfruchtbarfeit, oder ungeſunde Beſchaffenheit einiger befondern Ge« ‚genden ausnimme, daß alle diefe natürliche Urſachen ufammen, genommen, Feine ſo ſchlinme Wirkung F haben, als die moralifchen, die aus den Lidenſchaf. tet — ur A ‚und; gaftern der. Menſchen entfpringen,, und einen f äubigern und maͤchtigern Einytub —— Welt P8 3 Zu dieſen fester lefachen Eönnen Dir ſo viele dern derbuche Kriege , fo die Menſchen untereinander ‚ges ® führer, haben, ‚große Armuth, verderbliche Ein tungen entweder von ‚religiöfer oder politifcher. lrt, Inmäßigteit, Schwelgerey, unregelmäßige. Keb es⸗ —— Muͤßiggang, Ueppigkeit, und alles dasje— nige rechnen, was entweder die Verheirathung ver⸗ hindert" und Die jeugende Kraft der Menfchen | Ghwaͤchet want nachlaßig od oder gi a ihre — ande Ss —— Kinder zu RE — mr die Ede mit Bor zubauen. Solchen verderblichen Urſachen wir vornehmlich die geringe Anzahl der Menſchen zuſchreiben. In der That, hätten es nicht Die Irr⸗ thümer und after der Menfchen, und die Mängel der Regierung , und Erziehung verhindert, fo müßte die Erde ſchon vor vielen Zeitaltern weit beffer be» völfert, und vielleicht fchon mit Einwohnern über · haͤuft gemefen ſeyn; und da diefe Urſachen mehr oder weniger ftarf wirken, fo wird Die Erde zu verfchiee denen Zeiten beſſer oder ſchlechter bevoͤlkert ſeyn. Hieraus koͤnnen wir gleichfalls abnehmen, mie auch bereits angemerket worden, daß die Erde in einigen alten Zeiten weit beſſer bevoͤlkert geweſen, als ſie es in neuern Zeiten geweſen, oder itzund iſt. Wir duͤr⸗ fen auch nicht annehmen, daß die Zahl der Mena ſchen auf der Erde fich immer müffe vermehret haben; und daß ihre Zahl in gegenmärtiger Periode größer x fey, als fie in irgend einem hi gi Zeitpune cte gervefen. RN Bey einer genauern Prüfung werden wir vielleicht Urſache finden, zu ſchließen, daß das Gegentheil wahr ſey. Und da die Eroͤrterung dieſer Materie von ſehr großer Wichtigkeit iſt, und mit der tiefſten Staatskunſt und der innerſten Beſchaffenheit der wenſchlichen Geſellſchaft auf das genaueſte zuſam⸗ ſo muß eine genaue ———— air ben ; ® Die Frage über die Ameh d der in alten and neuern Zeiten, unter alten oder neuern gierungen, muß nicht als ein bloffer Gegenſtand der ——— ſondern als eine Zroge von ie 1 in den alten und neuern Zeiten, 13 ben nüglich, und einnehmend ſeyn; und wenn wir der Sache gleich Fein völliges Genüge leiften Fönnen, fo wird doch auch eine mittelmäßige Aufklärung der= felben fchmwerlich unangenehm fpn. Die Wahrheit zu fagen, wir. fönnen unfern Le— fern in dieſer Sache nur eine fehr unvollfommne. Ausſicht verfprechen. Die Materie felbft ift derge— ftale in Dunkelheit verhüller, die Nachrichten der ale ten Schriftftefler find fo unvollftändig, diefe Sache. ift entweder gar nicht, oder. auch fo obenhin abges handelt, daß man in einem erften Verſuche niche Biel erwarten darf; ja, nach der. genaueften Unter- fuhung wird man vielleicht finden, daß es unmög« lich fen, genau zu beſtimmen, in welcher Maafe das menfchliche Gefchlecht, in befondern Zeitaltern ober Ländern zugenommen, oder abgenommen habe; oder aus was für befondern Urfachen fich diefe Ver⸗ '» änderungen ereignet haben. Von diefen Dingen find nie richtige Regifter gehalten, und fie hätten auch nie bey dem. unbefländigen Zuftande menfchlis her Dinge koͤnnen aufbewahret werden, ° Indeſſen ift doch auch gewiß, daß man diefer Sache einiges Licht anzünden kann. RR EN — Ehe wir uns aber in eine beſondere Unterſuchung einlaſſen, wird es gut ſeyn, einige allgemeine Saͤtze, die aus der Natur und — Erfahrung abge⸗ 27 k - ! 2 ‚zogen größten Wichtigkeit angefehen werden; fintemal es ein ſtarkes Vorurtheil für die Gewohnheiten, oder die Staatskunſt einer Regierung erwecket, wenn diefelbe , caeteris paribus, vermögend iſt, eine größe: ve Anzahl von Menſchen hervor zubringen und zu unterhalten. | \ er Don der Anzahl der M | zogen find, und die ung in einer beſondern hung zu einem Seitfaben ‚dienen Fönnen, um ıC de zu legen, * . Ein rauhes und barbatiſches Volk, * von der Jagd, der Fiſcherey oder Viehzucht, oder von den freywilligen Producten der Erde, ohne Ader: bau, Handlung und Künfte lebt, kann nie fo zahl: reich ſeyn, als ein Volk, das eben den Strich Lan⸗ des bewohnet, und daß im Ackerbau erfahren, und durch die Handlung geſittet iſt; weil unangebauete - $ändereyen nie fo viel Einwohner unterhalten koͤn⸗ nen, als angebauete. In jedem Sande wird, cae⸗ teris paribus, nach Maaßgebung der Menge von se: bensmitteln, die es hervorbringe, ftets eine größere Anzahl von Menfchen gefunden werden, weil der Ueberfluß allezeit den größten Theil des Volks aufs muntern wird, ſich zu verheirathen. Hieraus iſt klar, daß die Welt in rauhen und un⸗ wifſenden Zeiten, da die Menfchen vornehm den freywilligen Früchten der Erde tebfen, und da fie weder im Ackerbau unterrichtet, noch durd) Kuͤn⸗ ſte und Handlung geſittet waren, nicht am beſten bes völfert feyn konnte; und daß wir verfichert ſeyn Fön nen, ein jedes Sand, wo mir eine grobe Unwiſſen heit des Acerbaues antreffen, es ſey in welchem Zeit ik es wolle, müffe jede wenig Einwohner gehabt aben. Hieraus koͤnnen wir auch den Ahugen Schluß zie⸗ hen, daß, ungeachtet der zahlreichen Schwarme, ſo die nordiſchen Nationen zu verſchiednen Zeiten in die füölichen Gegenden fandten, Die nordiſchen Lnder ſehr ai haben koͤnnen bevölkert — * daß —— in den Alten und neuern Zeiten 133 es wirklich geivefen, wofern fie barbarifch und ohne. Ackerbau gewefen ; denn ein unangebautes fand fann Teiche zu viel Einwohner haben: ja, ein ſolches Sand muß nach dem gemeinen Laufe der: Dinge, wofern es nicht von außerordentlichen Sandplagen getroffen ‚wird, nothwendig gezwungen feyn, ſich zu gewiſſen | Bee der Mäuler r zu enenngen, Die eg nicht fpeifen ann, 2, So wie: * Se in — und barbarifcdhen Zeitaltern nicht konnte wohl bevölkert feyn, fo find auch nicht alle Laͤnder, Himmelsgegenden, und Bo—⸗ ‚den zur Fortpflanzung gleich zuträglid, Es muß alſo, ungeachtet des beften Anbaues, der beften Zucht und Einrichtung, ein großer Unterfehied in Abſicht auf die Zahl der Einwohner feyn. “ Denn unfruchtbare und Falte Heiden, felſichte bergigte Striche, Moraͤſte, die nicht koͤnnen ausge— trocknet werden, Sandwuͤſten, und viele andre Arz ten von unfruchtbaren Böden, fünnen. nicht eine ſolche Menge von Lebensmitteln liefern, und folglich, ‚eaeteris paribus, nicht ſowohl bevoͤlkert ſeyn als ſanftere und fruchtbarere Himmelsgegenden. Wir koͤnnen auch glauben, daß in gewiſſen Laͤndern, die Luft oder die gemeinſten Speiſen zur Fortpflanzung mehr oder weniger zuträglich feyn koͤnnen; oder daß, zroifchen den ‚männlichen: und weiblichen Gebuten nicht ein gehoͤriges Verhaͤltniß ſtatt finde; und daß es zu viel Mannsperſonen gebe. Umſtaͤnde von die⸗ ſer Art koͤnnen den Grund von einer grofien Vers ſchiedenheit in der Zahl der Menſchen enthalten. 3. Außer der Natur des Klima oder des Bodens, Bing die Zahl der Einwohner eines jeden Landes a‘ 3 — von 34 Don der Anzahl der Denfchen, von feinen pol litiſchen Sſatzen, und Xnorbnurt gen, die Eintheilung der landereyen betreffend, groß ſentheils ab. Denn wenn die Laͤndereyen beynahe gleich ausge⸗ theilet, und in ſo kleine Theile zerſchnitten ſind, daß ſie wenig mehr liefern koͤnnen, als was zu einem maͤßigen und ſparſamen Unterhalte und Kleidung ih⸗ rer Anbauer nothwendig erfordert wird; ſo muß ein ſolches Land, ungeachtet die Handlung mit Fremden Wenig ſtatt findet, und nichts als die einfältigften und nothwendigften Rünfte koͤnnen getrieben werden, wofern ; e8 anders von. Natur ſcachau iſt, wohl mit Einwohnern befege feyn. Hieraus konnen wir ſchließen, daß ein ‚altes Volk, wo die Landerehen in Eleine Theile getheilet wurden, _ und wo felbft vornehme Bürger nur wenig, Morgen hatten, ihre Familie zu unterhalten, daß ein folches Volk, fage id), wenn es gleich wenig Handlung hatte, und bloß einige wenige einfältige und nothwendige Künfte trieb, einen großen Ueberfluß von Menfchen müffe gehabt haben. Diefes fand auf eine befondre Art, verfchiedne Jahrhunderte hindurch, in Rem flart, ‚wie wir hernach fehben werden. Sind aber die Laͤndereyen fehr ungleih Pr und fo, daß fie weit mehr bervorbringen, als zum anftandigen Unterhalte ihrer Anbauer erfordert wird, fo fann dem ungeachtet das Land wohl bevölkert feyn, wenn die Künfte in Demfelben aufgemuntert werden, - und der Heberfchuß von dem, was der Aderbauaufßer _ dem Unterhalte der Sandleute ‚einbringe, für diejenis ge beftimmet wird, die ſich * — * Br ſchaften legen. ee — in den alten und neuern Zeiten. 135 armen ‚wo die Laͤndereyen in einem Sande fehr * getheilet ſind, und weit mehrere ernaͤhren koͤnnen, als ihre Anbauer, da muß es nur wenig Einwohner geben, wofern man fich nicht der Zier— lichkeit befleißiger, und die Künfte, fo DAR führen, gehorig aufmuntert. In einem jeden Sande, 400 nichts befanne ift, als: Acerdau und Viehzucht, und noch einige wenige einfältige Künfte, als die Kunft, nothduͤrftig zu ‚bauen, und ſich auf eine fparfame Art, und ohne Schmud zu fleiden; da müflen nothwendig wenig Einwohner feyn, wofern die Ländereyen nicht beyna= ‚be gleich , und in Fleine Theile getheilet find.. Und iſt der Boden fruchtbar, fo müffen die Eintheilungen ausnehmend Flein feyn, wenn fie nicht im Stande find, noch mehr Menfchen, als ihre Anbauer, zu er. nähren. Folglich findet ben einem folchen Boden, wofern ein großes und meites Eigenthum erlaubt wird, Zierlichkeit, Pracht und Yufmunterung der | Künfteflatt; und ein jedes Land, wo der Fleiß bluͤhet, mit welchem Gegenſtande er ſich auch immer beſchaͤff⸗ tigen mag, wofern nur die Producte deſſelben zu Hauſe oder auswaͤrtig einen Preiß haben, kann einen Ueberfluß von Menſchen haben, und durch). Künfte und Handlung blühen: es kann fo gar blüs ben, wenn auch der Ackerbau nicht fo, wie er koͤnnte, aufgemuntert wird, und verfchiedne Striche Landes noch Brad) liegen. Ja, fo groß ift die Kraft des Fleißes, und der Handlung, daß vermittelſt derſel⸗ ben in einem Lande, weit mehr Einwohner koͤnnen unterhalten werden, als die Producten deſſelben er⸗ naͤhren koͤnnten, weil naͤmlich in dieſem Falle fuͤr die J Ein⸗ — 4 1 * er Se rn te * ae. ri. RE RER 5 a * it. ET n N J — * 4 x n DONE 2. ‚ f A k — 3 610 fi 136 Bon der Anzahl der Menſchen Cr Wenshtick von auswaͤrtigen Detern zugerüßret 12 a FE 2 “Zu gleicher Zeit muß die Welt überhaupt darun⸗ ter leiden, wenn die Aecker eines Sandes verabſaumt werden, ud die Erde muß eine geringere Anzahl von Einwohnern enthalten nach Maaßgebung der Anzahl von Menfchen, die durch dieſe unangebauete Felder fönnten ernähret werden. " 4. Da die Zahl der Menfchen bey einen: Volke am unmittelbarſten von der Anzahl und Sruchtbar: keit der Heirathen und von der Aufmunterung zum Heirathen abhaͤngt, ſo muß in einem Sande, wo caeteris paribus in dieſer Abſicht die größte ori. falt und Aufmerkfamfeit angewandt wird, die Zahl des Volks am größten feyn , und eine üble "Staats: kunſt in diefem Stuͤcke muß eine ‚beträchtliche Eins ſchroͤnkung der Sortpflarsung fon RT —— — * * das der Sinnlichkeit und mregeim 1a Big: n &i deln ergeben ift, und wo Die Weppi afeit, und. — hoher Geſchmack herrſchet, die Zahl ve Menfchen nah Maafgebung gering ſeyn, weil —— ten viele vom Heirathen abhalten wird, — pigkeit und das Wohlleben ſie um ngefchich ai 1, 5 50 milien zu ernähren. ’ —* ** Aus eben der Urſache wied eine "NEN - cher feyn, in der Maaße, wie gute ehe und ein einfältiger Geſchmack, und Manieren unter derſel⸗ | ben herrfchen, oder in der Maaße, wie das Volt maͤßiger oder kugendhafter iſt. ae ke 5, Da die Menfchen bloß durch die —— und thieriſche — konnen — und da - , =; den alten und neuern Zeiten. 137 da dieſe Nahrung bloß durch den Ackerbau durch die Fiſcherey und Jagd kann herbey geſchaffet werden, ſo muͤſſen wofern die Erde fo volkreich, als möglich, fon gemacht werden, diefe Kuͤnſte, infonderheit der Acer: bau und die Fiſchereh, gehörig getrieben werden. > Rotalich } je mehr Menſchen fich mit dem Acer: > "baue und der Fifcheren , und mit den Kuͤnſten, die zur beten Abwartung derfelben nothwendig find, bes ſchaͤfftigen, um defto volfreicher wird die Welt über: haupt ſeyn; und je weniger Hände auf diefe Art arbeiten, defto wenigen Menfchen wird es geben, Es iegt nichts daran, wie ſich die Menſchen ſonſt beſchaͤfftigen, wenn fie ſich auch fo gar mit Kuͤnſten beſchaͤfftigen follten, die den Reichthum und Die Volkmenge einer beſondern Nation vermehren fün- nen, genug wenn fie nur nicht in folchen Künften ars beiten, Die zur Herbenfeffung der PR: wendig find. Unter‘ die Künfte von dieſer letzten Art ͤhlen wir nicht nur diejenigen, die unmittelbar, ſondern auch die, ſo zu dieſer Abſicht ſchlechterdings noth— wendig find; ‘0b fie gleich vielleicht unmittelbarer zu andern End wecken dienen; dergleichen ſind die Kuͤn⸗ ſte, alle nothwendige Werkeuge von der beſten Art zuzubereiten ſelbſt Kleider und Haͤuſer, und alles, was zur Erhaltung der Geſundheit und Kraͤfte zum ‚Arbeiten, beytragen kann. Aber wir ſchließen alle die Künfte aus, die bloß die Zierde und Zärtlichkeit zum Augenmerfe haben: und ob es gleich vielleicht "unmöglich ift, genau zu unterfcheiden, weiche Kunjt zum Ziervathe, und welche zum Nutzen Diener; (eine i Unterfheibung, ‚die zu anfe — nicht — ib) | 3:5 ſo en dieſen Unterfchied machen. Und nad) P k ‚wie die Künfte zur Zierde, ober die Künfte zum Nu⸗ ‚gen am meijten blühen, werben überhaupt in der 138 Bon der Anzahl der Menſch fo Eönnen wir doch leicht im Ganzen, ur Welt weniger, oder mehr. Einwohner fen... a 9 Denn wenn ſich 10000 ober font eine gefegte An⸗ zahl von Menfchen, bloß in den Werken der Zierde beihäfftigen, und wenn ihre Arbeit nichts zur Ver⸗ mehrung der $ebensmittel beyträge, fo muß eine ges wiſſe Anzahl fen, durch deren Arbeit in Herbey- ſchaffung der $ebensmittel, diefe 1osoo müffen ers nähret weden. Nun, wenn diefe 10000 anftatt bloß fuͤr die Zierde zu arbeiten, fi) mit Erwerbung der $ebensmittel befchäfftigten, fo koͤnnten fie nicht nur fid) felbft, fondern gleichfalls eine gewiſſe Anzahl anderer mit Nahrung verforgen; wodurch im Gans zen eine größere Anzahl koͤnnte unterhalten werden. Um alfo die größefte mögliche Anzahl von Einwoh- nern in der Welt zu haben, müßten fich alle Men- ſchen mit Herbeyſchaffung der Lebensmittel beſchaͤff tigen; und dieß muͤßte i immer gelten, bis die ganze Erde völlig angebauet wäre. Wenn aber die Erde fo vortheilhaft, als nur möglich, jemals follte anges bauet feyn, alsbenn wird noch fuͤr die Kuͤnſte, die bloß zur Zierde dienen, Raum übrig bfeiben, diejenigen, die fich mit den zur Herbeyſchaffung der Lebensmittel nothwendigern Kuͤnſten beſchaͤfftigen, muͤßten im Stande ſeyn, dieſelben fuͤr weit — als ſie ſelbſt ausmachen, zu erwerben. | In allem dem, was wir bier gefagt haben, iſt es nicht unfre Abficht, folche Künfte, die nüglich find, von denen, die bloß zierlich ſind, zu a viel⸗ in den alten ind neuern Zeiten. 139 Y Yielndeniger behaupten wir, daß die Menſchen ſich nie auf dieſe letztern Kuͤnſte legen follten, als bis die ganze Erde im böchften möglichen Grade angebauet wäre. Wir merfen bloß an, welches die natuͤrli— chen und nothwendigen Folgen von verſchiednen Ars ten der Arbeit find, und Durch welche Mittel die Erde mit Menſchen am meiften koͤnne angefüllet werden; diefes nämlidy gefchicht, wenn die noths wendigen Künfte am meiften getrieben werden, Diefes muß gelten, went Die ganze Erde in cumulö. betrachtet wird. Es muß auch in Abficht auf be; fondre Laͤnder in allen Fällen, außer in einem, gelten; Ach meyne, wenn eine kleinere Anzahl durd) bie Hands lung eine größere Menge von Lebensmitteln einfühs ren kann, als eben diefe Anzahl vermögend waͤre, durch den BU, in ihrem eigenen Lande aufzus bringen. Denn in diefem Falle kann eine befondre Nation in der Anzahl ver Menfchen gewinnen, ob» ‚gleich die Welt überhaupt dabey verlieren muß. So ‚muß die Welt überhaupt, und jede befondre Nation (ausgenommen in dem eben angeführten Zalle) , mes niger oder mehr Menfchen haben, je nachdem die Ueppigfeit und ein feiner Gefhmad, oder die Eins falt der Sitten herrfchet, und nad) dem die zur Her» beyſchaffung der Sebensmittelnothwenbigen Künfte, ; weniger oder mehr gefrieben werden. ‚Hieraus folget auc), welches ſich vielleicht viele | ganz anders worgeftellet haften, daß die Handlung, anftatt die Zahl der Menfchen zu vermehren, oft zur Verringerung derfelben beytragen, und zu eben der Zeit, da fie eine befondre Nation bereichert, und eine große Menge Menfchen an einen Dre Bringt, im Be, = Pr * 3 ee 2 fi 3 KEN OR. y. s OXYP Ars: " - ® x A t y 7) PFIFLTIE | BE 117,12 , „3721119 a Rd SEE de dA v . im Ganzen nicht wenig Schaden verurfachen | weil fie die Ueppigfeit befördert, und Sc uld daran iſt, daß fich viele nügliche Hände nicht mit dem Ader- baue beſchaͤfftigen. Durch den. Tauſch der Waaren und den Transport: derfelben von einem Sande zum andern, werdendie. Lebensmittel nicht vermehret. Und wenn Diejenigen, die mit diefem Umtaufche zu thun haben, fi) auf den Aderbau legten: fo würde. eine größere Menge von Sebengmitteln gefchaffet r den, wovon eine größere Anzahl von Menfchen leben koͤnnte. | Eben diefer Grundfag wird uns — daß uns | geheure und gar zu große Städte, wo Berberbniß und Schwelgerey gezeuget wird, und die in verfchie- Denen Abfichten nachtheilig find ‚auf eine befondere Arc der Bevölkerung der Welt hinderlich find, weil | fie die Ueppigfeit befördern, eine große Menge 9 fhen von allen Ständen an ſich ziehen, und da übrige Land vieler nüglichen arbeitfamen berauben, die fich ſonſt mit dem Aderbaue. und mit den Sihwendigſen Kuͤnſten ie : — Pe — u: | "Es tragen auch die. ‚müßfamen 5 anufacture von. Seinewand, Wolle, hölzernen, metallenen, irde— nen Geraͤthen und Kleinigkeiten, womit: fih, bey einer Handlung treibenden Nation, fo viele Hände befchäfftigen, zur Vermehrung des Volkes fo viel nicht bey, als fich viele einbilden : und. es iftniche allemal wahr, daß in der Maafe, wie in einem Sande die Manufacturen zahlreich und blühend find, daſſelbe vollreicher ſey, “u in —— und rau⸗ n Zeiten. Eee — * in dem alten und neuern Zeiten. 1yı Vrberhaupt muß es da wohlfeiler zu leben ſeyn, wo man nur weniger Dinge bedarf, und das, wag noͤthig iff, am leichteften erwerben kann. Woes am wohlfeilſten zu leben ift, und wo eine: Familie am bequemften Fann unterhalten werden, da werden die. meiften Heirathen gefchehen, "und die meiften Menſchen feyn. Wo man faum etwas bedarf, ‚als ‚Die bloße Speife, einfchlechtes Kleid, und wenig eins - fältiges el da muß es am wohlfeilften zu — leben ſeyn Dieß beſteht am beſten mit einem Etaate, 100 wenig mechanifche Kuͤnſte getrieben wers . den, und wo fich die Einwohner — auf den Aderbau legen. ı Aber mühfame Manufacturen von finish unb Wolle zur Kleidung, und zur Ausmeublirung der Häufer, ‚ eine Mannigfaltigkeit von hölzernen und metallenen Geraͤthen, und alle Künftelenen einer reichen und handelnden Nation zielen zur Vermeh⸗ rung der Bedürfniffe-ab, machen diernochwendige ‚fen und wefentlichften Dinge theurer, und fd 9 Schulddaran, daß es viel koſtbarer zu leben iſ. Abenomitel und" Kleidung, Häufer und ein klei⸗ ner Hausrath, find allen nothwendig, und wenn ein Volk arbeitfam und fleißig ift, "werden: dieſe noth⸗ wendigen Beduͤrfniſſe des Lebens in einem folchen Ueberflufii e da ſeyn, daß faft ein jeder fie um einem geringen Preiß Haben Fann ; und wenn das Volk feinen fparfamen' und einfältigen Geſchmack behält; werden fie fich erftaunend vermehren. Allein, wenn diefe Einfale des Geſchmacks verloren geht, welches- - allezeit in der Maaße gefchehen muß, ſo wie ſich Ban M anufachuren vermehren: ſo werden fich, | ‘ obgleich ı432 Bon der Anzahl der Menfchen, obgleich das Volk noch immer fleißig iſt, alsdann doch mehr Menfchen auf weniger nothwendige Ma- mufacturen legen, und deren werden weniger ſeyn, die für das Wefentlicherg und Nothwendigere forgen, - und fo, wie fich das Berhältniß derjenigen, die ſich auf zierlihe Manufacturen legen, vermehret, und je weniger Hände mit Herbeyfchaffung der Sebensmit« tel beſchaͤfftiget ſind, um deſlo feltener werden die Nothwendigkeiten des $ebens, um deſto größer wird: die Menge von entbebrlichen Kleinigfeiten, und: um deſto nothwendiger werden fie dem Volke überhaupt, Diefes wird fie in hohen Preißen erhalten, ob fie gleich in Menge da find. Folglich wird es koſtba⸗ rer zu leben ſeyn, wenn man auch noch ſo einfaͤltig und ſparſam lebet. Und alſo find die Menſchen als⸗ dann weniger im Stande, Familien zu unterhal⸗ ten, und haben weniger Aufmunterung zum Hei—⸗ rathen. Uund ob gleich der Werth der Arbeit immer hoͤher ſteigt, fo wie die Manufaeturen zunehmen : ſo wird Doc) dadurch Die größere Koftbarkeit zu leben, nicht erſetzt. Denn dieß iſt nur ein Artikel, und. kann den Arbeitsmann nicht in den Stand fegen, fich mit einer-folchen Mannigfaltigkeit zu verfeben, als die anwachfenden Manufacturen nothwendig, und. zugleich ſchwer zu erwerben, machen. Man muß geftehen, daß zahlreiche Manufackus ven ein Voik zierlich und prächtig machen, Gie führen eine Mannigfaltigkeit fehöner Tücher und, Hausgeräthe ein; aber zu gleicher Zeit ziehen fie die Aufmerkſamkeit der Menfchen von der Herbeyſchaf⸗ fung der Lebensmittel ab ; und indem fie'einen Ge⸗ —* fümad im den alten und neuern Zeiten. 143 Bee an Koftbarfeiten hervorbringen, , und diefel« in gewiffer Maaße dem ganzen Voike nothiven- dig machen, vermehren fie die Anzahl der Künftler, und verringern die Zahl der Ackersleute. | In einer Abſicht alfo zieht Die Mannigfaltigkeit der Manufacturen vie Aufmerkfamfeit der Men ſchen von einer nothwendigern Arbeit ab, und vers hindert die ‚Vermehrung des menfchlichen Ge⸗ ſchlechtes. Dieſes wird noch deutlicher werden, wenn es era hellen wird, daß in einem Staate, wo ein Ueberfluß F von Manufacturen ift, jeder Einwohner zu feinem Unterhalte vier oder fünf Morgen Feld hat; da Bins gegen in einem Lande, mo ber Geſchmack einfaͤlti⸗ ger iſt, einem jeden Mitgliede der nicht ein Morgen zufaͤllt. Indeſſen, wenn in einem Staate ‚ fein Gebiet mag Flein oder groß feyn, mehr Einwohner find, als das Sand, auch bey dem beiten Anbaue, unterhalten kann, fo muß die Gefellfchaft fich an Manufacturen halten, und fie kann alsdann bloß durch ei etuten; ‚blühen, Hat aber der Staat — viel ——— fand, | daß, ungeachtet der blühenden Manufacturen, die Zahl der Menfchen noch größer ift, als der Morgen Acker, fo würden fich die Einwohner eines ſolchen : Staats geſchwinder vermehren, wenn fie einen ein⸗ fältigern Geſchmack hätten, und fid) mit ih | Eifer auf den Ackerbau legeten. Diefer Schluß bleibt gleich ftarf, wir mögen ana nehmen, daß diefe Manufackturen im Sande verbraus chet, oder auegefuͤhret werden, wenn nur diejenigen Dinge, [4 144 Von der La Dinge, sie — en ae Baarı | eingebracht werden, nicht wirkliche geb en mittel, als Korn oder Bieh find, ſondern bloß. in andern $ nufackuren beftehen j;Bie, Die ‚Zievlichkeit. und. den, Pracht unterhalten, T Kl — Ebensart beytragen. eo a —— Auch hat der größere, vo ‚geringere, Vorrath vom Gelde in dieſe Sache keinen Einfiuß, denn die Menſchen koͤnnen nicht vom Gelde, ſondern von Le⸗ bensmitteln leben... Und wenn, vermoͤge der Ein⸗ richtung des Staats, oder der allgemeinen Sitten; eines Sandes, das Bolt. einen Mangel, einer, Mannigfaltigfeit von Dingen leidet, die es nicht: leicht: erwerben Farın , vornehmlich , ‚wenn, Durch ei⸗ ne größere Aufmerfjamteit auf Die Manufacturen,, als auf den Ackerbau, die gemeinen Lebensmitte ten und theuer werben 5 fo werden. die Eine hner, fo viel Geld auch immer - ‚in einem foichen San e ſey mag, ungemein, vom Heirathen abgeſchreckt, weil es alsdann unmöglich iſt sutieine: leichte et, ana: zu unterbälten. ©... ana Bm Denndas Geld), und der "Gebrauchbeffelben “ f uß. immer ‚nach dem. Borvathe von Waaren, de en ein Volk befist, und nad der Anzahl von, Menſchen, die diefe Waaren gebrauchen, gefchäset. verd, —* mit dieſen beyden Dingen in einem. ichtiger haͤltniſſe ſtehen. J — N u) Nichts befördert bie Heirathen mehr, und. ſehet die Menſchen beſſer in den Stand Familien zu un⸗ terhalten, als die leichte Ermwerbung der, Sebensmittel, | und derjenigen Dinge, die dem ganzen Volke noth⸗ wendig ſind. Wenn man dieſe Dinge —2 ben F ER ah DZ in n den alten und neuern Zeiten. 145 ben kann, fo liegt uns bey: unferm Beweiſe nichts "daran, ob das Geld im Ueberfluß iſt, oder nicht. Wenn aber wegen weitlaͤuftiger und kuͤnſtlicher Ma- nufacturen eine ſolche Mannigfaltigkeit von Dingen nothwendig wird, die der große Haufen ſich nicht ohne Schwierigkeit anfchaffen Eann: fo werden fehr viele vom Heirathen abgeſchreckt werden, ſo viel Geld auch immer im Lande ſeyn mag. Wir koͤnnen aber auch annehmen, daß die Zier⸗ lichkeit und der Pracht in einem Staate ſehr hoch geftiegen, und daß dennoch die fehlechten Sebensmit, tel und die Nothwendigkeiten des Lebens leicht zu erwerben ſind. Dieß wird geſchehen, wenn ſich der Pracht bloß indem, was zum gemeinen Weſen ges . böret, aͤußert, ;. CH in Tempeln, Schauplaͤtzen oder andern oͤffentlichen Gebaͤuden, oder in dem Glanze der obrigkeitlichen Perſonen und Staatsbedienten, oder wenn der Pracht auch bey einigen reichen Leu— ten im Privatftande angetroffen wird: fo muß er vornehmlich in Dingen beftehen, die —— ſind, und nicht taͤglich verbrauchet werden; denn dieſe Art von Pracht wird nicht viele Haͤnde beſchaͤfftigen, und es wird eine hinlaͤngliche Anzahl zur el Be schensmittel übrig bleiben. Man nehme an, daß bie große Menge von | am bey einigen handelnden Völkern, die große Laͤndereyen befigen, ihre Manufactus ven bey Seite Segen, und fid mit dem Aders baue, der Fiſcherey und Viehzucht befchäfftigen : fo würden fie einen ungeheuren Vorrath von Lebens⸗ mitteln herbey ſchaffen, ſie wuͤrden alle Nothwen⸗ 4 23. Dand, K dig⸗ —5 146 Bon der Anzahl der Menfehen, vigfeiten des Lebens wohlfeil machen; uno man wuͤrde bald ſehen, was für ein großer Unterfchied, in Abſicht auf die Vermehrung eines Volks, zwiſchen dem Ackerbaue und den Manufacturen if, vorgeben, wenn ein Volk ein großes Sand befäße, welches entweder fo ungleich, oder in fo größe Theile getheilet ift, daß das ganze Volk, oder ein großer Theil deffelben, einen größern Strich $andes haben, als zu ihrer bequemen Unterhaltung erfordert wird, man fönnte, fage ic), vorgeben, daß ein folches Volt träge und faul feyn müffe, und feinen Antrieb zum Fleiße Haben Fönne, wofern nicht Künfte und Ma- nufackuren eingeführet: würden; daß ben einem ein⸗ fältigen Geſchmacke, bey einer Unwiſſenheit alles defien, mas zierlich ift, und bey einem Ueberfluffe ſchlechter Lebensmittel, und aller Notwendigkeiten des. Lebens, nichts den Ehrgeiz eines folchen Volks anfpornen werde, und daß daſſelbe i in diefem faulen und müßigen Zuftande viele Jahrhunderte bleiben | Tonne, ohne daß es fich ſtark vermehre. Würde aber einmal eine Mannigfaltigfeit von Manufacku- ven unter Diefes Volk gebracht, würde der Geſchmack deſſelben verfeinert, und ſeine Beduͤrfniſſe vermehret, und waͤren viele reizende Gegenſtaͤnde der Kunſt vor⸗ handen, fo die Begierden erregen koͤnnten: fo wuͤr⸗ de der Ehrgeiz aufgeweckt, die Macheiferung ange: feuert, der Fleiß belebt, und die Menfchen zur Arbeit gelocft werden, damit fie fich die reizenden Gegen» ftände, die fie begehren, verſchaffen mögen. Auf diefe Weite würde die Gefellfchaft zierlich, prächtig. ‚und volfreich werden ; umd nun würde. — | kurzer V Im Gegenſatze, von allem dieſem, koͤnnte man ‚in den alten und. neuern zeiten, 147 kurzer Zeit. mehr zunehmen, als fie vormals, da der einfaͤltige Geſchmack beerſchte „in ae —v | berten thun Fönnte, Man muß geſtehen, diefes * einen PN und iſt zum Theil auf die Wahrheit gegründet: bey eis ner genauern Unterſuchung aber werden wir finden, | daß der obige Schluß für die Einfale der Sitten den. noch in feiner Stärfe bleibt. Wuir haben oben zugeftanden, daß in einem Sande, wo die $ändereyen fehr ungleich ausgerheilet find, und weit mehrere, als ihre Anbauer, ernähren Fön ‚nen, wenige Einwohner. feyn müffen, wofern man fich nicht der Zierlichkeit befleißiger, und die Künfte, ‚die zu derfelben führen, gehörig aufmuntert. Dies ſes muß allezeit gelten, wo dieſe ungleiche Austhei— lung der Laͤndereyen ſtatt findet; oder wo die Theile ‚einzelner Perjonen fehr groß find, wenn. ‚fie auch gleich ſind. Aber es fragt ſich, wenn man eine ſolche Vertheilung der Laͤndereyen, als einmal geſchehen, vorausſetzet, ob nicht alsdann die Neigung, ſich zu verheivathen und Samilien zu unterhalten, eine Nei— gung, ſo die Menſchen uͤberhaupt haben, ſie vermoͤ— gen wuͤrde, ſich zu vermehren! und wenn man ans nimmt, daß ſie bloß einen einfältigen Geſchmack ha⸗ ben, und faſt nichts als den Ackerbau und einige we— nige nothwendige Kuͤnſte wiſſen und bey dieſem Geſchmacke bleiben, fo würde es noch die Frage ſeyn, ob fie nicht, vermittelt des Ackerbaues ſich ge⸗ ſchwinder vermehren ‚ und in der That zahlreicher werden würden, als wenn fie ſich nach und nach dem | Aderbaue entzögen, Fe ala ihre Landereyen zu Vera verbeffern, und aiıf eine einfältige —— ah, ir Zierlichkeit nachftvebten, und es auf Manufacturen a dergeſtalt gaben, daß allmaͤhlig die ſchlechte und ge⸗ woͤhnlichſte Koſt ſelten wuͤrde, und ſo viele Dinge anfiengen, nothwendig zu werben, daß es koſtbar zu leben wuͤrde, und daß der große Haufe des Volks ſich nicht auf eine bequeme und leichte Art ernaͤhren koͤnnte. Es ſcheint offenbar zu ſeyn, Daß dieſe Fra⸗ ge mehr zum Vortheile des Ackerbaues, als der Ma— nufacturen muͤſſe entſchieden werden; und Daß die Menſchen in dem einen Zuſtande zaßteicher fen würden, als in dem andern. ° Man nehme an, daß zu gleicher Zeit ut Vol⸗ ker in allen Abfichten einander gieich find, und ei« nerlen einfältigen Geſchmack an dem Ackerbaue und - den nothwendigen Künften haben ; daß das eine Volk feine Einfalt beybehalte, das andere aber fei⸗ ner werde, und allmaͤhlig ſeinen alten Geſchmack verliere: ich glaube, daß das Volk, das feine Ein- falt am längften benbehalten bat, ſich am geſchwin⸗ deſten vermehren werde, und daß der Zuwachs von Fremden, der bey dem einen Volke groͤßer, als bey dem andern, ſeyn muß, den Schaden und — ſo die Schwelgerey verurſachen muß, nicht and als in ſehr ee Umftänden, erfegen Eönne, ——— Um dieſes noch in ein Helleres she fesen, laſſet ung auf die natürliche Drdnung der Dinge, und auf den Fortgang von der Einfalt bis zur geinpeit und Heppigfeit, Uchtgeben 4 Der Geſchmack des — Geſchlechtes in den fruͤheſten Seen war gewiß ſehr einfaͤltig und * ohne in den alten und neuern Zeiten. 149 ohne einige Feinheit. Wir koͤnnen ſo gar mit gu⸗ tem Grunde eine Zeit zum voraus feßen, da die Men⸗ ſchen von den freymilligen Früchten der Erde, und von der Milh und dem Fleifche der Thiere, gelebee haben; da der Ackerbau faum befannt, oder aus. nehmend unvollfommen war. Dieſer Gefhmad konnte indeilen nicht flets fortdauren; die Welt mußte nad) und nach Flüger werden, der Ackerbau mehr Hochachtung erlangen, und verbeflert werden, Aber er konnte nicht allein: verbeffert werden; ande re Kuͤnſte mußten gleichfalls zunehmen, Es ift ein Zufammenhang unter ihnen, welcher machet, daß fie nicht gänzlich koͤnnen gefrennet werden, fondern zufammen erfcheinen müffen, wenn eine von diefen Künften fi der Bollfommenheit nähert. So, wie alfo der Acderbau zunahm, mußten andere Künfte ‚gleichfalls wachfen ; die nothwendigſten mußten zu—⸗ erft, und hernach die weniger nothmendigen verbefs ſert werden, unter welchen fegtern wir Diejenigen verſtehen, Die mehrzur Zierde, als zum Nutzen, ab» zielen. Da der Geſchmack an der Einfalt urfprüngs lich ift, fo würde er lange dauren; wenn er ſchon in . einigen Dingen verloren gienge, fo würde er noch in andern herrfchen ; und die Welt würde alt wer _ den, bevor die höchfte Verfeinerung und die ausneh⸗ mendfte Ueppigfeit ftatt finden koͤnnte. In der That, man wird finder, daß viele Dinge, die man- hen Leuten, die man ißund für fehr fein und üppig hielt, baͤuriſch und unzierlich vorkommen würden, lange unter ven alten Nationen geblieben find: und doc) fehlte es nie an Gegenftänden, den Fleiß auf⸗ zumuntern, die Macheiferung und den Ehrgeiz ans FRE, —8 | zuſpor⸗ 150 Bon der Anzahl ders Menf zufpornen, und den Keichen vom Keinen iiiuntt: ſcheiden. Diefes ift gewiß die natuͤrliche Drdnung und der wahre Fortgang der Dinge. - Man fann ſich unmöglid) vorftellen, Daß nicht, nebft dem Adler ' baue, täglich verfchiedene Künfte und Manufactu: ren follten erfunden und verbefiert werden. Aber wir müffen auch einräumen, daß die hoͤchſte Verfei. nerung, und die größte Ueppigkeit zulegt zur Mode werden würde. Kurz, ic) Fann nicht anders, als glauben, daß, fo lange die alte Einfalt herrſchete, und die Menſchen fortfuhren, ſich mit dem Acker⸗ baue und den dazu gehoͤrigen Kuͤnſten zu beſchaͤffti⸗ gen, ohne ſich auf die Kuͤnſte zu legen, die mehr zier⸗ lich, als nothmendig find, Die Nationen volfreicher merden mußten; und daß fie, bey dem Anwachſe der Ueppigfeit angefangen, fich langſamer zu vermehren, und daß ſich ihre Anzahl zuletzt verringern muͤſſe. Dieſe allgemeine Anmerkungen koͤnnen 5 wie verſchiedentlich ſich die Menſchen in verfel Zeitaltern und Laͤndern vermehren koͤnnen, und r * wir dieſelben auf die Geſchichte beſonderer Voͤlker an⸗ wenden, ſo werden wir beſſer im Stande ſeyn, von der arößern oder geringern Anzahl der Menfchen in verfchiedenen Zeitaltern ein Urtheil zu fällen. Es was Fann gleichfalls eine wirkliche Bere nung alten Geſchichtſchreibern beytragen, um uns naͤher zu einer Beſtimmung von der wirklichen Anzahl der Einwohner einiger beruͤhmten Laͤnder zu bringen. Aber Berechnungen von dieſer Art koͤnnen fuͤr unge⸗ wiſſer gehalten, und Schluͤſſe von der erſten Art als an und zuverläßiger angefehen werden. Von dem, was fich in alten ‚Zeiten unter den nor⸗ oifejen Bölfern von Europa, in den nordlichen si oſtli⸗ fi in den alten und neuern Zeiten. 15t öftlichen Gegenden von Aften, und in der Mitte von Africa zugetragen, oder noch zutraͤgt, von dem iſt ſehr wenig befannt ; was aber die übrigen feften $änder, vornehmlich diejenigen anbetrifft, die an die mittelländifcye See ftoßen, und die der vornehmſte Sitz der alten Geſchichte waren, ſo ſind wir im Stande, gewiſſer davon zu urtheilen: und vielleicht wird es erhellen, daß in den meiſten von denen Laͤn⸗ dern, deren alter und gegenmwärtiger Zuftand am bes ſten befannt ift, in den fpätern Zeiten wenige Eins wohner geivefen, daß itzund weniger Einwohner dar» inn find, als in Altern Zeiten gewefen, und daß diefe Laͤnder vor der Ausbreitung des römifchen Reichs volkreicher waren, als ſie jemals in irgend einem ſpaͤ⸗ tern Zeitpuncte geweſen. Um dieſes recht deutlich zu machen, und dieſe Un— terfuchung mit deſto größerm Nutzen anzuftellen, wird es guf fenn : : Erſtůch, einige Stellen in alten Geſchichtſchrei— bern anzumerfen, Die uns zu einigen Murbmaßuns gen über die Anzahl der Menfchen, Die in alten Zeis ten in einigen berühmten Ländern geweſen, verhelfen fönnen, und dieſe Zahlen alsdann mit der Anzahl von Einwohnern in England zu vergleichen, woraus vielleicht erhellen wird, daß viele von den alten Na— tionen volkreicher gewefen, als Diejenigen find, die man itzund für die geſittetſten haͤlt. Zweytens, wollen wir nach den Urſachen forſchen, und unterſuchen, ob aus der Natur der Dinge, und aus den Sitten und Gewohnheiten der alten Zeiten, es nicht wahrſcheinlich ſey, daß die Sa Ni ſo habe verhalten pain, ' K 4 Erſt⸗ RR | h \ —— 7), A y ? r Fe \ FERN EA u, a ER at ; By —1 * * ii. 5 Er Ar . N} r * J 2 4 24 Pr ms IB 44 A &: 9v00 9 WORT Dr >) »» er 3 ö iu WXK Y ZJAKH IMMAII Pe \ * NEN > Erflch was die Sache bebſiben ft: ſo ſcheine die Denkmaale des Alterthums uͤberhaupt eine volfr eis here und prächtigere Scenevorzuftellen. Wir werden von einer Worflellung von 1 prächtigern und foftbarern Werken, von mächtigern Staaten und Staͤdten, zahl: reichern Kriegsheeren, und größern Haufen von Volk gerühret,als der neuern Zeiten unferm Gefichte darſtel⸗ len. Hierinn koͤnnen wir uns auf die Geſchichte von Spanien, Sranfreich, Sstalien, Griechenland, Aegy- pfen, die Inſeln und Küften der mittellänbifchen See, und verfchiedener aftatifchen Länder, aber Benplic auf die Geſchichte von Kleinafien berufen, h Zu gleicher Zeit kann man das Vorurtheil für das Alterthum auch zu weit treiben, Wir fönnen die neue: re Staatskunſt zu ſehr herunter feßen, und den alten Sitten und Zeiten einen zu großen Borzug beyfegen. Die Welt theilet ſich gernein Parteyen, ſowohl in die⸗ ſer als in andern Streitfragen; und bey einer ſolchen Geſinnung muß man zufrieden ſeyn, wenn die Wahr⸗ heit und Gerechtigkeit nur maͤßig beleidiget werden. Als ein Beyſpiel eines zu weit getriebenen Vor⸗ urtheils für das Alterthum können wir das Vorgeben des J Iſaac Voßius Ba bes nicen nur der Meynung & olkr 2 . 5* ei lebenden Een von Ei op auf 50 Miltionen herunter feget, eine Berechnung, die ohne Zweifel fehr weit unter der wirklichen Zahl iſt. Mir haben biefelbei in feinem Buche von verſchiede⸗ nen I EEE > —— — Rechnung A R - Spas Zu London in 4to 1685. Siehe die handlung don den großen Stadten in China, ©. 66. = in den alten und. neuern Zeiten, 153 WEN Spanieh Bi. -a N a 000000 1 Sranfreih s 5, 090000 ——— Deilen Corſica und * Sardinien 3, 000 000 England, Schottland und Bi EN a J land 2, 000.000 A Belgium oder Die Niederlande 2, 000060 Deutſchland, Böhmen und Uns 5 gan PR 5, 000000 Daͤnnemark 400000 Schweden, — u. — fe 0%: 600000 - Bohlen und $itthauen - 1, 500000 r Ungarn und * Be Lͤß ANDERE)" 2, 50000 | — lyrien, Mace⸗ oa donien, ganz Griechenland, MR Creta und die Inſeln, ⸗ 3, 000000 — a an 27, 000 000. Maoskau u — 3, 000000 Er: | Sn allen 30, c00 000 | Aber es ii: ung u weit mehr — daß ein ſo großer Mann, als der gelehrte Verfaſſer, der vor einigen Jahren ans Licht gefrefenen perfifchen - Briefe ift, behauptet, die Welt fey zu Caͤſars Zei⸗ ten funfzigmal volfreicher gewefen, als fie itzund Me welches gewiß viel zu hoch gerechnet ift % Wir haben um fo viel weniger — die Zei | gen bes Caͤſars für fo volfreich zu haic da, zu Folge K5 der * Lettre 108. 154 Bon der Anzahl der: Nenſchen, der alten Nachrichten, die Erde i in weit aͤl Weiten viel volkreicher geweſen. Dieſes behauptet D dorus Siculus, ein Zeitgenoſſe des Caͤſars, offenbar *, ‚und warnet feine Leſer; ; feine Nachrichten: von den zahle reichen Heeren der Alten, wegen der fehlechten Be- völferung der Erde zu feinen Zeiten, für unglaub« lich zu Halten. Er nennet die Erde fo gar eine Wis fte in Vergleichung mit ihrem vormaligen Zuſtande. Und Strabo, ein vernünftiger Schriftſteller, der unter dem Yuguflus und Tiberius lebte, meldet in : verſchiednen Stellen ſeiner Erdbefchreibung,, wie ſehr einige maͤchtige Staaten und Staͤdte zu ſeiner Zeit herunter gekommen, und wie ſehr die Anzahl ihrer Buͤrger abgenommen habe; vornehmlich faget er diefes von dem Theile Italiens, um Tarent, der vormals mit Volk angefüllt gemefen, und dreyzehen große Städte gehabt habe, wovon zu feiner Zeit ans ders feine als Tarent und Brundufium übrig waͤ— ren, indem alle übrigen in Dörfer verwandelt wor⸗ den **, Und wenn ‚er der großen Kriegsheere der Geten und. Dacier erwähnet, die in alten Zeiten in 200000 Mann beſtanden, ſetzt er hinzu, daß ſie zu ſeiner Zeit nur 20000; oder, als einige leſen, ae oder g0000 ins Feld ftellen konnten —— — Wenn wir einigen alten. ſo waren viele Laͤnder in den GERA ‚Zeiten | WR wohl * Lib. 2. cap. 5. REDEN . #* Lib. 6. p. 430. Die Ausgabe iſt v von n Yınfferdam in zwey Foliobänden, 1A: apud eig terum. . ek Lib, VII. p. 430: BE > in den alten und neuern Zeiten. » 1 wohl bebölfert. Und ob. es gleich nicht allzu ſicher ift, fic) ganz auf fie zu verlaffen, oder auch nur viel auf die Nachrichten zu bauen, die fie von den unge- heuren Kriegsheeren ber Semiramis, des Ninus, „ und anderer öftlichen Monarchen der älteften Zeiten melden; und ob wir gleich im geringften nicht verfi- chert ſehn koͤnnen, daß dieſe Zahlen nicht uͤbertrieben ſind: ſo muͤſſen wir doch ſo viel einraumen, daß die folgenden Zeitalter, die in Anſehung unſerer, alt ſind, geglaubet haben, es ſey in weit aͤltern Zeiten in den oͤſtlichen Laͤndern eine —* Menge von Menſchen — So berichtet Diodorus *, daß Ninus ein Herr von 1, 700000 zu Fuß und 210000 zu Pferde, und beynahe 10 600 Wagen nach Bactria geführet has be; und daß der König von Bactria ihm mit einem Heere von 400000 Mann entgegen gezogen. Er berichtet ferner, daß Semiramis ; zwo Millio. nen Menſchen an Babylon arbeiten laffen ; daß - dieſe mächtige Prinzeßinn ein Heer von drey Millio- | nen, 500000 Mann zu Pferde, 10000 Wagen nad) Indien führte; und um der Efephanten zu warten, mußten 160000 Mann auf eben fo viel Cameelen, die nad) Art der Elephanten ausgerüftet waren, bey- ‚ bereiten, außerdem führte fie auf den Rücken der Cameele 2000 Schiffe bey fich, die fo eingerichter ‚waren, daß man fie in Stücken zerlegen, und wenn man fie gebrauchte, wieder zufammenfügen konnte: defien ungeachtet, ftellte ihr doch der indianiſche Mo— narch ein — Heer entgegen. Na * Lıb, 2, | a 156 Bon der Anzahl der Menſchen, Nah dem Berichte ‚eben diefes € Geſchichtſchrei— bers *, zogen die Meden in einem — ng gegen bie Caduſier mit 800000 Mann aus, und | ihre Feinde ftellten ihnen 200000 entgegen. a. . Strabo merfet an **, daß in alten Zeiten die Geten und Dacier "200000 Mann ins ‚Selb fielleten, Der Zeitpunet, da Troja von den Griechen ero⸗ bert ward, iſt ſehr alt, und ward zu den Zeiten des Caͤſars, des Disdorus Sieulus und des Strabo für alt gehalten ; doc feheint es, daß in diefen fruͤ⸗ ben Zeiten Öriechenland und die benachbarten Laͤn - der wohl bevoͤlkert geweſen. Wenn wir das Heer, das Griechenland river die Trojaner ausfandte, und ihre Bundesgenoffen zufammen rechnen, fo werden wir finden, Daß es eines von Den größten geweſen, ſo die Griechen, laut ihrer Geſchichte jemals ins Feld geſtellt haben. ie Homer giebt ein Verzeichniß von 1186 Schiffen, i ‚woraus Thucydides (vermuthlich um eine runde Zahl zu haben,) 1200 machet ***, Aber wenn wir dieZahl, bie Homer: — ae nehmen, fo laffet uns die Sathe nach — Da beitimmen. 0 RE In einem Theile feines Gevichtes = rechne 120 Mann zu einigen Schiffen, 2” man | = des als | | Matro⸗ Diod Sic. Libr. 2. 6. 33. — ** Libr. VII. Geogr. p. 468. N ++* Liber. 600) J Sant t Tüv uev RUVEHRONTE vers non, dr „8 Enusn Kzeoı Bouwrwy änarov LG &noaı PBosvov. Lb. II. Lin, sog. 510. R in den alten und neuern Seiten. 157 Matroſen und Soldaten anſehen muß, weil die Na— ‚men, egeroy x0) vögwv euerdores, Auderer und geſchickte Bogenſchuͤtzen, die wir in eben Die- ſem Berzeichniffe finden, auf das ganze Heer gehen, die Anführer ausgenommen. Auf diefe Art müßte das ganze Heer, wenn alle Echiffe fo viel geführer hätten, aus 142320 Mann beftanden haben, Aber ‚wie er an einer andern Stelle faget *, hatten einige Schiffe nur 50 Mann, und folglich fonnte das Heer fo groß nicht feyn, fondern machte, wenn wir die mittlere Zahl von 85 auf jedes Schiff rechnen, nur 100810 Mann aus. Dieß war ein großes Heer ; obgleich Thucydides anmerket, daß die Griechen ein -größeres haften aufbringen koͤnnen, wenn fie nicht beſorgt hätten, daß es ihnen in einem fremden Sande an $ebensmitteln gebrechen möchte *, Aber außer diefen allgemeinen Anmerfungen wird es guf ſeyn, uns in eine umfländlichere Unterfuchung einzulaffen, und die Zahl der Einwohner der berühm« teſten Sander an den Küften der mittelländifchen See zu berechnen, und diefe Zahl mit den isigen Einwoh⸗ ‚nern Englands zu vergleichen. — Bey dieſer Vergleichung koͤnnen wir nicht beſſer verfahren, als wenn wir auf die Anmerkungen bauen, die in einem neulich herausgegebenen Buche, in Ab« fiht auf den Umfang der berühmteften Laͤnder ge— machet find, als welcher nach Dvadrafmeilen berech⸗ j Re et >, nee — ober de dv Enusı MEITTROVTE * "Eußtßucoy , wow Pr adorss iQ: mxeaIa. | — Lib, ‚II, Lin. 719. 729: ®* Lib, 1. $. u, | RE RN — * Bahn ai man gleich da nerfi gen nicht für völlig gewiß und unfehlbar halten * indem fie bloß nad) den neuern Landeharten eingerich⸗ tet find. Die nicht vollkommen genau find; fo find fie doch die befte Hülfe, die wir haben koͤnnen, wenn "wir die Yusdehnung dieſer Länder, und das Ver⸗ haͤltniß, fo fie gegen einander haben, beſtimmen wollen. Sie find gewiſſere Fuͤhrer, als Die alten Charten, oder die Lan nge und Breite, die von alten oder neuern Schriftftellern angegeben Orden; vor⸗ nehmlich in den Juſeln, und folchen ändern, als Spanien, Jtalien und Griechenland find, denen in den alten Zeiten, und noch) itzund ungezweifelte, und richtige Gränzen durch die See, oder Ser Slüfe und Berge gefegt ſind | | Einer unfrer größten Mathematiker hat gleichfalls eine Kegel feſtgeſetzt **, nach der wir die Zahl der Einwohner einer Stadt, oder eines fandes aus der Zahl der flreitbaren Männer ‚, fo fich darinn befin« den, beflimmen fönnen. Und da dieß in Berech- nungen von biefer Art eine Örundregel iſt ſo muß ich — ie fi —— nur durch neuere er * A new — of the Bobe br Thomas Temple ınam, *e Dep gelehrte * ſcharfſi innige Br: Sally, in ſei⸗ nen Anmerkungen über die Todtenliften der Stadt Breslau, in Lowthorpis abridgment of‘ ‚the P Phil. Transad, vol. 3. p. 669. | in den alten und neuern Zeiten. 159 Der erſtere von diefen erzählee, nachdem er die Helvetier überrounden , die ihr Vaterland verlaffen hatten, um neue Wohnpläge zu fuchen, und in die— fer Abfiche ihre Weiber und Kinder mit fich führeten ; fo habe er in ihrem Lager Berzeichniffe von allen des. nen gefunden, die diefen Feldzug unternommen hate ten, worinn die ftreitbaren Männer von den Alten, den Weibern und Kindern unterfchieden, beſonders gerechnet worden *. | ME > Sin diefen Berzeichniffen ftand folgendes ; Bon den Helvetiern . . 263000 Bon den Tulingern “ 34000 Bon ben tatobrigern a . 14000 Bon den Kauracis =: 3.8, 23000 Bon den Bojis a * 32000 ae" zufammen 368000 Und von diefen waren ſtreitbare | Männer — 92000 Beides In caftris Helvetiorum tabulae repertae funt litteris graecis confedtac, et ad Caefarem relatae; quibus in tabulis nominatim ratio confecta erat, qui nu- merus domo exiflet eorum, qui arına ferre poflent, et item feparatim pueri, fenes, mulieresque. Qua- rum omnium rerum fumma erat, capitum Helve- tiorum millia CCLXIM, Tulingorum millia XXXVI, Latobrigorum XIV, Rauracorum XXIII, Boiorum XXXII. Ex his, qui arma ferre poflent, ad millia XCII. Summa omnium fuerunt ad mil- lia CCCLXIIX. Caefar de bell. Gall. Lib. I. Plutarch giebt in dem Leben des Caͤſars andre Zahlen an, aber Eafar felbit iſt bieriun glaub: wuͤrdiger. 160: V 213 Belehes der dierte e Zheif ber ——— Summe ift, "und mit Herrn Helleye Rechnung ſehr wohl ya | — AN - Man finder auch eine Slelle beym Strabo wo⸗ — 8 eben dieſe Rechnung beſtaͤtiget wird *% Sie enthält folgendes. Als Auguftus Cäfar das Voit der Salafier auscottete, welches auf den Alpen wohnte, verkaufte er 36000 Perfonen zu Sclaven, worunter 8000 die Waffen fragen konnten. Und ob es gleich, nach Dr, Halleys Regel, einige we— nige über 9000 follten geweſen ſeyn, fo läßt ſich doch diefe Schwicrigkeit. leicht heben, wenn man, ugd zwar mit Rechte, annimmt, Daß mehr als 2000 ihrer beiten Streiter getödfet worden, ‚bevor fie überwuns den waren. Diefe Stellen, bey fe alten Scheiftverfafern, bes ftätigen zu gleicyer Zeit die Rechnungen derfelben, und des Dr. Halleys Regel der Berechnung aus den ſchleſiſchen Todtenliſten. Aber nun zu unſern Berechnungen ; zu kommen, Iaffet ung mit Aegypten —— das in der alten Geſchichte fo beruͤhmt iſt. * England enthält, nad) Herrn Templemans Mey nung, 49, 540 Duadratmeilen, (wovon 60 einen - "Grad ausmahen), und Aegypten 140000, Es verhält ſich alſo der Umfang Aegyptens i dem Be⸗ zirke von England als 2. 84 zur Man ‚rechnet, daß in England 8 Mikionen Menfchen find. Wenn Aegypten in eben der Proportion bevölfert geweſen, po muß es un gefahr 22, ie; Einwohner geek ba en. — 6, gi er * Lib. 4 p. 31. © Diodorus Siculus meldet *, daß an dem Tage, da der berühmte Sefoftris das Fichte der Melt er. blickte, mehr als 1700 Knaben in Aegypten geboren find, Der Bater diefes Monarchen ließ alle diefe Knaben nach Hofe bringen, und bey feinem Sohne erziehen; indem er glaubte, daß Diejenigen, Die von ihrer Kindheit an mit dem Prinzen erzogen worden, feine eifrigften , Freunde, feine erge- benften Soldaten, und getreuften Befehlshaber feyn mürden. Diefe Weisheit und Staatsfunft machen das Vorgeben der Gefchichtfchreiber weniger uns wahrſcheinlich; indem diefer Prinz mit dem Bey» ftande fo geſchickter Rathgeber, und mit einem Heere von 600000 zu Fuße, 24000 zu Pferde, und 27000 Streitwagen, die mächtigen Eroberungen , die man von ihm meldet, wohl hat thun koͤnnen. Diefer ungewöhnlichen Handlung vom Vater des Sefoftris haben wir es zu danfen, daß wir willen, wie viel Knaben an diefem befondern Tage in Aegypten ge: boren find ; und wenn alle Tage fo viel geboren wur: den, (welches wir annehmen Fönnen, weil wir fei- nen Örund haben, hierin unter den Tagen einen Uns ferfchied zu machen, ) fo find in einem Jahre nicht weniger als 620500 Knaben geboren; woraus nad) Dr. Halleys Berechnung folget, daß in diefen fruͤ— ben Zeiten mehr , als ı7 Millionen Mannsperfonen - in Aegypten gewefen. Und wenn man eben fo viel —— — weib⸗ *Lib. T. cap. 53. 54. 23 Dend, % pn 162 ‚ ‚Bon der in weiblichen Gefchlechts ER — fa das ganze 3 Volk aus mehr als 34 Millionen. = Wie Herodotus berichtet *, war — in den Tagen des Amaſis ſehr wolfteich; Diefer Prinz lebte kurz vor der Aufrichtung des perfifchen Reichs durch den Eyrus. Unter feiner Regierung batte _ Aegnpten 20000 Städte, die alte bewohnt waren: wenn wir hiernach gehen, und auf jede Stadt 2000 Einwohner rechnen, fo belief fich die Zehl des gan⸗ zen Volks auf 40 Millionen, Und wenn wir bedenfen;, mie viel BR Städte Aegnpten enthielt , wenn wir fonderlich bedenken, wie groß und prächtig die zwo Hauptſtaͤdte diefes Reichs, Theben und Memphis, gewefen; fo wird man diefe Kechnung von 2000 Einwohnern auf jede Stadt vielleicht nicht für ausfchweifend halten koͤnnen. Theben ſcheint eineder groͤßten Staͤdte geweſen zu. ſeyn, fo jemals in der Welt geweſen. Es wird vom. Homer ** wegen feiner 100 Thore gepriefen; aus jeder diefer Tore, marfchieten 200 Mann mit Pfers den und Wagen, in allen 2000 Mann, die wir Reus terey nennen fönnen. Aber Tacitus, ein Schrift— fteller von großem Anſehen, und der nichts weniger als leichglaubig war, uns BR eine, a — Vor⸗ — * — 2. p- 179. Edi Henrici Stephan, Re an SER u vd‘, 00% Onßus Auyımrias, 63 mAasa does dv — zur AYY inkröumvru ecı Omnoaı a ay Enusmv "Avscss Hunvevaı wur Ummosıy a) Oxepaw. — Hi, % n 4 en r in den alten und neuern Seiten. 16 _ Borftellung von. den Einwohnern diefer Stadt *, wenn er die Zahl der ftreitbaren Männer, fo in der. ſelben gewefen, auf 700000 rechnet. - Diefe Zahl viermal genommen, macht 2300000 aus, welches die Zahl der Einwohner gervefen ; woraus wir ſehen, daß Theben mehr als zweymal und ein halb, und vielleicht dreymal fo volkreich gemwefen, als tondon —— RE ‚Die große Zahl der Bürger von Theben erhellet gleichfalis aus dem großen Umfange dieſer Stadt, die nach dem Berichte des Strabo ** zu feiner Zeit go griechiſche Stadien, oder 10 griechifche Meiz len in der $änge betrug, und Divdorus Siculus **# vechnek den Umfreis ihrer Mauern auf 140 Stas. dien, oder 17% griechifhe Meilen: aber in ältern Zeiten + ward der Umfreis derfelben weit größer gerechnet, und man gieb£ fo gar vor, daß er ſich bis ‚auf 420 griechiſche Stadien, oder 524 griechiſche Meilen Me RE tr | ER 82 —— Nox viſit veterum Thebarum magna veſtigia, et manebant ſtructis molibus litterae Aegyptiae, prio- rem opulentiam complexae: juſſusque e fenioribus facerdotum patrium fermonem interpretari, refe- ‚rebat habitafle quondam feptingenta millia actate ——— Tocit. Annal. lib. 2. — 60. Lib. VII. Geogr. pag. 1170. “er Se fEuſtachii Comment. über die weomyusis des Dionp find, gedruckt zu London, 1638 in folio p. 45.7 Tr Um dieſe und die folgenden Berechnungen deutlis cher zu machen, wollen wir das Verbaͤltniß der griechifihen, römifchen und englifchen Rängen: Maaſ⸗ fe aus Arbuthnots Tabellen hieher ſetzen. J in 164 Bonder Anzahl der Menfhe Wie Theben eine ſehr plächtige ah war, fo war Memphis, das in fpätern Zeiten die Hanptftade Aegyptens ward, gleichfalls fehr groß und volkreich. Nach vem Berichte * des Diodorus Siculus hatte fie 18 griechifche Meilen i im Umfreife; er merfet fer» ner. an **, daß Aegypten in alten Zeiten 18000 bes grächtliche ESioͤdt⸗ KWjALS dEıNoyEs no meNus gehabt habe. Ich geftehe es, er ſagt an eben dem Hrte daß in alten Zeiten feben Millionen Einwoh⸗ ner Ein griechiſches hielt 8 arlechiſche a und ein sados hielt 6052 englifche Holle; ein eng: liſches Feldwegs furlons) haͤlt 7920 engliſche Zolle: es verhält ſich alfo ein engliſches Feldwegs zu einem griechiſchen Stadio, (oder welches ei⸗ nerley iſt, eine engliſche Meile verhaͤlt ſich zu ei⸗ nem griechifehen uhr), al 1. zu 76420272727, und fo in infinitum,, oder beynahe als 1. zu. 7642, oder als 1. 3 u 1. "Ein roͤmiſch Milliare hielt 8 roͤmiſche ——— und ein roͤmiſch Stadium hielt 7252 und einen balben englifchen Zoll: e8 verhält fich alfo ein englifches Feldwegs zu einem römifchen Stadio. (oder eine englifche Meile zu einem vömifchen Milliare), alg 1 zu 91571969696. in, ‚infinitum , ‚ober, beynahe wie 169 zu 1. I Hieraus iſt es leicht griechiſche * niſche Längen : Maaße auf engliſche Meilen zu re duciren. Bey allen ſolchen Berechnungen ſcheint man am ſicherſten zu gehen, wenn man annimmt, daß die Schriftfteller, die griechiſch fehreiben , und fich der Worte sadıos oder. Ass bedienen, das grie⸗ chifche Maaß verftchen, und daß die. roͤmiſchen Autoren dag roͤmiſche Maaß annehmen , wofern fie nicht ausdruͤcklich das Gegentheil — -# Lıb...L Sekl.iao, #* Lib, I. Sed. är ) a 4 id neuern Zeiten. 165 Rn Böi alten un ner i in Aegypten geweſen, und daß zu ſeiner Zeit nur drey Millionen darinn wären: Sein Ausdruck fcheiz net auch das ganze Wolf ein sufchließen, auumavros Aus; aber es ift wahrfcheinlich, daß er bloß von den Samilienhäuptern, oder flreitbaren Männern zu vers ftehen fey, weil 3000000 (wenn alle Eimvohner eingefchloffen werden), zu wenig für die Zeiten des Diodorus waren: dieſe Zahl iſt ſo gar fuͤr unſre Zei⸗ ten zu gering, da Aegypten wie Maillet berichtet, 4000000 Menſchen enthaͤlt, zu einer Zeit, da es unter der tuͤrkiſchen Unterdruͤckung feufzet. Webers dem rechnet Joſephus, der nicht lange nach dem Diodorus lebte, die Einwohner Aegyptens, außer den Bürgern von Alerandrien, auf 7500000 *. Nimmt man die Worte des Diodorus alfo auf die Art, daß er die flreitbaren Männer verfiche , fo wäs ren in Aegypten, zu feiner Zeit, 12 Millionen, und in alten Zeiten 28 Millionen Einwohner gewefen. Daß Aegypten in den allerälteften Zeiten ſehr volkreich geweſen, kann manauch aus dem, was He⸗ rodotus anmerket, fehließen **, daß nämlich 410000 Soldaten, ‚alles geborne Aegyptier, zuweilen in Frie⸗ denszeiten im Solde ſtanden; ein ſehr großes Heer fuͤr ein Land von einem ſo mittelmaͤßigen Umfange: inſonderheit, da die alten Aegyptier dem Kriege niemals ſehr ergeben gewefen, und die Neigung große Kriegs⸗ heere in Sriedensgeiten aufden Beinen zu halten, um auswaͤrtige Eroberungen entweder zu machen, oder zu behaupten, ſcheint weit fpäter entſtanden zu feyn., Das alte ägyptifche — konnte ri den Bm 93 eye * Bello Tud. Lib. 2. cap. 16. iL #* Herod. Lib. 2, * haben, den innerlichen Beicben, und. die je Rue im Lande zu erhalten. Hieraus wird es wahrfcheinlich, Daß es ein geringeres Berhältniß zu dem ganzen Volke gehabt habe, als die großen ſtehenden Heere unſerer gegenwärtigen Könige zu ihren übrigen Lin» terthanen haben. Wenn wir die Aegyptier mit den Sranzofen vergleichen, die weit Friegerifcher find ; und die Einwohner Frankreichs auf 16 oder 2o Mil: lionen, und Das Heer, das der König beftändig un⸗ erhält, auf 200000 Mann rechnen; fo müßte nach dieſer Proportion Hegypten 32, oder 40 Millionen Einwohner gehabt haben. Aber wir muͤſſen anneh⸗ men, daß die franzoͤſiſchen Heere ein weit groͤßeres Verhaͤluß, als die aͤgyptiſchen, zu der Zahl des ganzen Bolfs haben, - Ob wir aleic) folchen Berechnungen feine Gewiß⸗ heit zutrauen muͤſſen; und Muthmaßungen in die⸗ ſer Sache oft weit genug von der Wahrheit entferne feyn koͤnnen; fo Fönnen wir doch, wofern man fic) irgends auf die Nachrichten des Herodotus, des Strabo und des Diodorus Siculus verlaffen kann, die Einwohner Aegyptens auf 34 Millionen, und die Bolfmenge deffelben zu der Volkmenge Englands wie 3 zu 2. rechnen, wenn wir nämlich. die mittlere Zahl von allen den verfchiednen Berechnungen von 34, 40, 28, und 32 Millionen nehmen Diefe Rechnungen gründen fih auf bie Voraus⸗ ſetzung, daß das alte Aegypten eben fo groß geives N fen, als das neuere ift. Iſt aber das alte Xegypten £leiner geweſen, fo wird der Beweis für Die größere Volkmenge deffelben defto ftärfer feyn; und daß es = fo gemefen, wird wohrſteinng — wenn I ’ / in den alten umd neuern Zeiten. 167 wenn wir Aegypten mit Italien vergleichen einem Lande, deſſen Graͤnzen ſich leicht beſtimmen laſſen, weil es von Seen und ‚Bergen eingefchloffen iſt. Bey dieſer Vergleichung koͤnnen wir kaum anneh⸗ men, daß Aegypten groͤßer, oder auch nur ſo groß als Stalien gewefen, welches doch, nad)‘ Temple= mans Maaßen, nur halb fo groß, ; * das igige Aegypten ift. Nach dem Herodotus, — die Breite Aegy⸗ ptens, an der mittellaͤndiſchen See, wo ſie am groͤßeſten war, 3600 aͤgyptiſche Stadien, oder un⸗ gefaͤhr 346 englifche Meilen, und feine Sänge von Norden gegen Süden, ungefähr 666 englifche Mei In % Die Maaße beym Herodotus find größer, als die, fo Diodorus Siculus ** und Strabo *** ans. ‚ geben. Ueber der Theilung des Nils wird es viel. fhmaler ; und die einzige wohl bevölferte Gegend in Yegnpten war das Sand an den beyden Geiten des Nils, welches an wenig Orten, nach dem Bes richte — Strabo t, 3900 griechifhe Stadien, oder, 30 englifche, Meilen in der Breite hatte, Jralien, deſſen Graͤnzen beſſer, und gewiſſer be ſtimmt find, hat, nach den Beobachtungen der neuern Erdbeſchreiber, ungefähr 900 Meilen in der Laͤnge; und an dem Fuße der Alpen 560 in den mittlern Theilen 136, und an einigen Orten kaum 25 Meilen in der Breite; und ob es gleich an einigen Orten a fee — * ** Lib. I, Se&, 3r. —2* **# Lib, 17. ps 1137, 1140. | Mi it Lib, 17. P. 137 ER er 168 Bon der Anzahl der I Menſchen, ſehr ſchmal if; ſo iſt es doch nahe an den Alpen ein fehr geraumiges Land. | Aus diefen Maaßen wird es waßefeheintich, daß Aegyptennicht fo groß, als Italien gewefen, das, wie Zempleman angiebe, nur 75576 Duadrar-Meilen enthaͤlt. And ift das alte Aegypten nicht größer ge— weien, ſo muß es, anftatt ı3 mal, dreymal fo —* reich, als Engelland geivefen feyn. | Was wir von Dem Umfange des alfen und neuern Aegyptens angemerfet haben, wird durch eine Stelle beym Strabo * beftätiget, wo er ausdruͤcklich ſaget, die Alten hätten den Namen Aegypten bloß der Ge» gend, die vom Nil uͤberſchwemmet wird, beygelegt; die neuern aber haften die ganze Gegend, welche, oftwärts von dem arabifchen Meerbufen, und dem Mil eingefchloffen wird, und einen großen Strid) gegen Welten alfo genannt, ‚nachdem die Ptolemaͤer ihr Gebieth jo weit ausgedehnet hatten, und die Roͤmer ihnen in ihrer Herrfchaft gefolget waren. Auf diefe Art wurden die Graͤnzen des alten Aegy- ptens, durch die Ptolemaͤer, ſehr erweitert, und, aller Wahrſcheinlichkeit nach, ſind ſie ohne große Bere änderung nod) ißund in eben derfelbigen ‚Stellung. In der That, wenn fich nicht: eine folche Veraͤnde⸗ rung der Graͤnzen zugetragen haͤtte, ſo haͤtte das Vorgeben des Diodorus Siculus nicht gegruͤndet ſeyn koͤnnen, wenn er behauptet * daß Aegypten in alten Zeiten das volkreichſte Land in der ganzen Welt geweſen; dieſes konnte nicht wahr ſeyn, wo⸗ fern es nicht dreymal fo — als England gewe ſen a Lib, 7 p. 1139. | wLib: .J. Se&.'st in den alten und neuern Zeiten. 169 fen wäre, denn wir werden fo gleich zeigen, daß ver. ſchiedne andre Länder mehr als dreymal fo volfreich als England gewefen waren. —— en Durch die Nachrichten, fo uns die Denkwuͤrdigkei⸗ ten des Herrn Maillet, der ſich lange als franzoͤſiſcher Eonful in Aegypten aufgehalten, von dieſem Lande geben, werden unfre Muthmaßungen von der Volk ‚menge des alten Xegyptens nicht unwahrfcheinlich ges macht. Er rechnet zwar die ißigen Einwohner nicht hoͤher, als auf 4 Millionen, und gefteht, er habe _ vormals geglaubt, daß die. Zahl der Einwohner fich nie hoͤher belaufen habe: aber er nimmt diefe Mey- nung zurück, und erfläret, daß er nach einer reifern lleberlegung , glauben müßte, daß Aegypten in den älteften Zeiten weit mehr Menfchen enthalten habe *: und Diefes folget auch offenbar aus den Nachrichten, die er uns von diefem ande giebt. Wirhaben oben gefagt, daß es in alten Zeiten, dem Borgeben nach, . 18000 oder 20000 Erädte follte gehabt haben. Dieß wird uns nicht unmwahrfcheinlich vorfommen, wenn wir überlegen, was Maillet angemerfer bat, daß nämlich viele von den alten ägyptifchen Städten, durch Die verfchiednen großen Veränderungen, die dieß Land gelitten hat, zerflöret find; und daß mir unter Städten nicht nur folche verftehen muͤſſen, die mit Mauern umgeben find; fondern alle Dörfer, die auf einer Anhöhe gebauet waren, um vor der Ueberſchwemmung des Nils in Sicherheit zu feyn; denn in dem Theile von Aegypten, welches vom Nii uͤberſchwemmet wird, find die Häufer nicht auf nie» drigen Boden, jondern auf Anhoͤhen gebauet, die a 2. in entwe⸗ Lettre L. | — 170: Bon der Anzahl der A Menichen, entweder durch die RNohu oder durch die Run aufaethürme find, und worauf man Dörfer ange - leget hat *, die, nicht wie in andern Sändern, wo es auch nicht nöthig ift, aus wenig Käufern beftehen; fonbern viele derfelben enthalten öffentliche Gebaͤude, und einige haben zwey bis drey faufend Einwohner. Betrachtet man Aegypten alfo in diefem Fichte, als ein and voll anfehnlicher Städte, denen man als eine mittlere Zahl wohl 2000 Einwohner zufchreiben fann, da einige derfelben, als Iheben und Mem⸗ phis, ausnehmend groß waren; fo wird es ung nicht unglaublic) ſcheinen, Daß es mehr als 30 Millionen Einwohner gehabt habe. Bet | Malllet merket ferner an, daß in — — ein groͤßerer Theil von Yegupten angebauet worden, als ißund, und daß gegenmwärtig fo gar die Striche, die: irgend etwas weit vom Mileentfernt find, nicht bes fäer werden: fo ſchlecht ift die tuͤrkiſche Regierung aufdas Beſte des Landes bedacht. Dieß widerſpricht dem nicht, was wir vorher von dem kleinern Um— fange des alten Aegyptens geſagt haben, da das neuere Aegypten viele große Wuͤſten und unfruchte bare Inſeln, beydes gegen mn. und kan ‚ 0 # Lettre L. p. 27. Wen Daillet von den — Aegyptens, die ſich von den Ufern | fer Nils bis an die Berge erſtrecken, redet, bedienet er fich fol: gender Worte: Ces plaines font femdes partout de "gros bourgs et de villages; mais quels villages! il ne faut paſſe figurer, que ce foient de fimples ha- meaux. La plupart font decores d’ edifices publics al’ ufage du pais: ilyen a ou P’on compte des deux ' ou trois mille perfonnes, et en general, plufieurs ceontiennent plus d’ habitans * nos grandesvilles, | in den alten und neuern Zeiten. m | ; ſich ——— die nicht für Theile des alten Acgy- ptens gerechnet wurden: dem ungeachtet hat in den alten Zeiten nicht nur mehr von Aegypten angebauer ſeyn Fönnen, fondern ift auch wirklich angebauet worden, da durch Die Beranftaltung der aͤgyptiſchen Monarchen das Waſſer des Fluſſes viel weiter ges leitet, und ausgebreitet ward. Und, wenn Mails let vier Millionen Einwohner in einem fo Fleinen Sande rechnet, nachdem 2000 Jahre Hindurch alles in Berfall gerathen, nachdem das fand: fo viele Er—⸗ oberungen,, ‚und Staatsveränderungen erlitten , und . mit einer fo fehlechten Staatsfunft, als die türkiiche iſt, regieret wird: ſo wird es hoͤchſt wahrſcheinlich, daß es in ſeinen alten und bluͤhendſten Zeiten, da es \ feine eigne Könige, und die vortrefflichften Gefege hatte, da es beffer und weitläuftiger angebauet ward, fechs oder fiebenmal fo viel Einwohner gehabt habe, als es itzund hat. | Mach Aegypten laſſet ung Paläftina, ein benach- bartes Sand von fehr Fleinem Limfange betrachten. - Wie Templeman behauptet, mache es nicht den ſechſten Theil von England aus, und muß auch ge— wiß nur ein kleines Land geweſen „fon. Doch fin⸗ den wir in der heiligen Schrift *: dag ı, 570600 feeitbate Männer darinn gewefen, die beyden Stäm» me Levi und Benjamin nicht mit gerechnet, Lind wenn wir aus den Verzeichniffen, die wir an einer andern Stelle ** finden ‚das Verhältniß diefer bey- den Stämme zu den übrigen bejtimmen follen, fo müffen wir noch mehr als 121000 dazu rechnen : nach | =. Diefer * 1 Chron. XXL 5. 26, “AD Moſ. 14. 172 Bon der Anzahl di | biefer Rechnung betraͤgt die — —— 9 nd dieſe legte Zahl viermal genommen, oder die Anzahl aller Einwohner von Paläftina beläuft fid) auf 6764000: nad) diefer Rechnung würde Paläfti- na menigftens fünfmal volkreicher, als England, geweſen ſeyn. In dem vierten Copit. des vierten Buchs Moſe, werden die Leviten zwiſchen 30 und 50 Jahren, ‚und in den übrigen Stämmen alle Männer über 20 ges zählet; die Proporfion der Leviten muß alfo größer angenommen werden, und folglich ift Die Anzahl der ſtreitbaren Männer, und des ganzen Volks größer geweſen. Wir ſchließen auch nicht bloß aus — | daß die Iſraeliter fo zahlreich gewefen. Eben diefes erhellet aus andern Dertern der Schrift. Wir fin- den, daß die beyden Könige von Kuda und Sfrael nicht weniger, als ı, 2 Mann auserleſen Volk ins Feld fiefleten. * ; Amazia, der bloß König über Benjamin und Juda war, hatte ein Heer von 300000 Mann auserleſenes Bor “; Ufias, fein Nachfolger hatte, 307500 ***, und Affe einer ſei⸗ ner Nachfolger in eben bieſem Königreiche + t hatte noch ein größeres Heer, beftehend aus 580000. Jo⸗ faphat, der Sohn des Affa, hatte das größte ‚Heer, das ausı, 160000 Mann beſtand. Was für ein ungebeures Heer müßte er aufgebracht haben, wenn er über alle Stämme geberefcht Dätte, Fer Di > ui ln £ 2 * Bi = “> p 4 a PA * — —PNIIMOoO MILVOVVLI Da * > Chron. XIII. J —* ** 2 Chron. XXV. xxx2 Chron. R 13. + 2 Ehron. XIV. 8. tt 2 Ehron. XVII. . in den alten und neuern Zeiten. 173 Da wir zugeſtehen muͤſſen, daß Palaͤſtina nur von einem kleinen Umfange geweſen, und die Zah- len der großen Kriegsheere, die es aufgebracht, aus der heiligen Schrift felbft genommen find: fo muß dieſer Beweis eine befondre Stärfe haben, und die Sache bey denen, welche die heilige Schrift anneb- men, ‚beynahe entfcheiden. Zwey Dinge feheinen offenbar zu ſeyn, erſtlich, daß die jüdifchen Ge- - ſchichtſchreiber, in nicht viel, vielleicht, auch gar nicht hoͤhern Ausdrüden von der großen Volkmenge Palaͤſtinens gefehrieben haben, als die Gefchicht- ſchreiber andrer Mölfer von der: Anzahl der Mens fehen in denen Ländern , wovon fie fehreiben, fich aus— druͤcken; wodurch bendes die Nachrichten Diefer Ge— ſchichtſchreiber beftätiget, und zugleich der Einwurf beantwortet wird, den man aus der Vorftellung der ungeheuren Anzahl der Iſraeliten gegen Die heilige Schrift macht, Zweytens, koͤnnen wir anmerfen, daß die große Bolfmenge von Paläftina in fo alten Zeiten, die Frage über die Anzahl der Menfchen im Alterthume völlig entfcheiden würde, wenn man fie IR SER ſchwerlich eine gute Urfache angeben Fönnen, warum Paläftina volkreicher geweſen, als die benachbarten Sander, RR Die Gefchichte der Juden giebt uns noch einen andern Grund zum Beweife unfrer Hypotheſe an Die Hand, wenn wir aus der heiligen Schrift lernen, wie. febe fich die Ssfraeliten in Furzer Zeit in Aegy— ! pten ‚74 Bon der Anzahl der Menſchen, pten vermehreten; und daß ſie bey ihr u Aus ange dieſem Sande 600000 ſtreitbare Männer unter ih gehabt haben *; welches nicht nur zeiget, wie zahlreich die Sfraeliten waren, fondern aud) zugleich die große Bolfmenge Yegyptens in den — ie u | ſtaͤtiget. — Wir wenden uns — nach Gliechenland, welches wir fehr volkreich finden wer den. hs Den | Templeman, enthielt Epirus an Duadratmeilen = 2 7955 — Theſſalia4650 = Achaja —— | 3420 — Peloponneſus en 7220 Sn alen = — 72 | Aus dieſen Laͤndern allein beſtand Griechenland in | feinen beften und blühenoften Zeiten, ( denn Alba- nien und Macedenien, welche etwas größer, als die andern viere waren, würden nicht für Theile Grie⸗ chenlands gerechnetes. ) Wenn man diefe beyden Laͤn⸗ der alfo nicht mit rechnet, fo war Griechenland nicht halb ſo groß, als England; und doch enthielt es viel große Städfe, und — und muß viel Einwohner | gehabt haben. | P lichen Muchmafungen, den lan N fend, verhelfen fann: denn nach feiner Aı trugen bie — Buͤrger dieſer Stadt, zur Zei des us * 2B. Mof. XII. 37. 18. Mof. iv. -.#* Lib, VI. c. XX. Peipnoſoph. in den alten und neuern Zeiten. 275 des Demetrius Phaleräus hf u LORD und die Fremden ——— 10000 zuſammen a 31000 Wenn wir alſo rechnen, daß ten Mann ein Weib und zwey Kinder gehabt hat, fo beftand die Anzahl der freyen Leute aus 124000, Wenn die Familien größer gewefen, fo muß die Anzahl der ‚ Bürger nad) Maafgebung größer geweſen feyn. Aber wenn wir Die a Bürger of rechnen. auf“ 124000 und die Sklaven, bie Hrpenäue angiebt, dazu — rechnen, namlich . 400000 - S betrug die ganze Anzahl der Einwohner von Attica ⸗ 524000 Wenn wir 6 freye Perſonen in jeder Familie rech⸗ nen, fo betrug die Zahl der freyen Leute 186000 und der Selaven BERN —— 400000 Summa 586000 Nun war e Attica bloß ein Theil von dem, was. eigentlich Griechenland, oder Achaja genannt wird, welches verfchiedne andre Diftricte enthielt *; als Aetolia, Doris, Locris, Ozolaͤa, Phocis, Megaris, Baͤotia und Locris Epicnemidia; und obgleich einige dieſer Staaten fehr flein waren , fo waren doch andre beträchtlich, und bisweilen Nebenbuhler von Athen ſelbſt. Alle diefe fieben Republifen mie Attica zu— fammen gerechnet, hielten, nach, dem Templeman, nur 3420 Duadratmeilen; und obgleich Attica, Bäos _ -tien ausgenommen, größer, als irgend eine von den übrigen geweſen zu feyn fcheint, fü konnte doch das athenien⸗ ® Sieh, Cluverius Lib, IV. c. g. | ” 176 Bon der Anzahl der Menſchen, athenienfifche Gebieth nicht mehr, als den’ vierten Theil von Achaja, ausmachen, oder mehr als 855 Quadratmeilen enthalten. Aber, wenn wir anneh- men, daß es 1000 enthalten habe, fo machte es doch noch nicht den 23ften Theil von Griechenland aus; und wäre ganz Öriechenland in eben der Maaße bes völfert gemefen: fo hätte es über 12, 000000 Ein- wohner gehabt; CRD Wenn Attica nur 855 Duadratmeilen enthal- ten, fo werden der Einwohner Griechenlandes mehr. als 14, 000000. Wenn es nur der fünfte Theil von Achaja gewefen, fo wächft die Anzahl auf mehr ale 17, 000000 an ; wenn wir alfo von Diefen Drey Berechnungen, die mittelfte annehmen, fo hatte Griechenland mehr als 14, 000000 Einwoh⸗ ner. Wäre Griechenland folglich fo groß, als Eng⸗ land gewefen, fo würde es mehr als 29, 000000 enthalten haben, und viermal fo volkreich, als Eng— land, geweſen fen ; und wenn wir bedenfen, was für ein mächtiges Volk Die Griechen waren, fo ift diefes im geringften nicht unmwahrfcheinlich, fo erftaunlich Y und befremdlich es auch den großen Berwunderern der neuern Staatsfunft fcheinen mag. Die große Macht des athenienfifchen Staates beym. Anfange des peloponnefifchen Krieges, erhellet aus dem man⸗ ‚ nigfaltigen Verluſte, den die Achenienfer erlitten: 200 dreyrudrige Schiffe giengen mit alle Mann _ fchaft in Aegypten verloren; : 150 bey Cypern; in Pontus 10000 Mann völlig bewaffnete, theils Bür- ger, theils Bundsgenvffen; in Gicilien 40000 : | | | Mann in den alten und neuern Zeiten. 177 Mann und 240 dreyrudrige Schiffe, und 200 im Helleſpont; und ſo verloren die Athenienſer viel Volk bey tauſend und zwey tauſend, und viele Schif⸗ fe bey zehen und fuͤnfen, daß auch Iſocrates, aus dem dieſe Nachrichten genommen ſind, ſaget, es ſey unnuͤtze, alle beſondere Faͤlle zu erwaͤhnen, da die Athenienſer eingebuͤſt hatten. Alles dieſes geſchah jebr furz auf einander *. Daß die übrigen griechifchen Staaten, außer Ara fica, und Die benachbarten Inſeln wohl bevölfert ge= weſen, erhellet aus ihrer ganzen Geſchichte, Arhes näus faget in der oben angeführten Stelle, wo er meldet, daß die Aihenienfer 400000 Sclaven ges habe haben; daß die Arcadier 300000; die Corin⸗ thier 460000 und die Republik Aegina 470000 Scla« ven gehabt habe; ob diefe letztere gleich allem Anfe= ben nad), Fein ander Gebieth hatte, als die Fleine Inſel diefes Namens, die, wie Strabo meldet **, nur 180, oder nach einer andern $esarf, 150 griechie ſche Stadien im Umkreis hatte, das if, aufs hoͤch⸗ | fie gerechnet, ungefähr 20 englifche Meilen. Wo alfo eine fo große Menge von Eclaven gemwefen, da muß auch eine ge mäße Anzahl freyer Bürger geives fen ſeyn: und überhaupt muͤſſen wir daraus ſchlieſ⸗ fen, daß Griechenland ungemein volkreich ges — Plutarch | " Yeran de pace. Edit. Cantabrigiae a P 299. 8* Lib. 8. pag. 576. 23 Band. M Plutarch erwaͤhnet in dem $eben ER daß in Sparta 9000, und in dem übrigen Laconien 30000 Bürger geweien, zufammen 390005 und da es ſcheint, daß die Spartaner noch mehr Sclaven gehabt haben, als die Athenienfer, fo muß Saconia fehr volfreic) gewefen fenn. Der ganze Peloponnes ſus hielt nur 7220 Quadratmeilen, und außer Laco—⸗ nia, enthielt er Das eigentlich fo genannte Achaja Elis, Meſſenia, Arcadia und Argolis % Die Inſel Euboa, (Megropont,) fo an der Kuſte von Attica liegt, ſchein beydes, nach den alten und neuen Landcharten, um ein anfehnfiches größer ge⸗ weſen zu ſeyn, als das ganze athenienſiſche Gebieth: nad) dem Templeman hält fie nur 1300 Quadraͤt⸗ meilen. Dieß beſtaͤtiget die obige Rechnung v von dem kleinen Umfange von Attica. * Italien war gleichfalls ſehr volkreich 7 — die Roͤmer die freyen State dieſes Landes bezwungen. Um die Zeit des Servius Tullius, des ſechſten roͤmi⸗ ſchen Koͤniges, waren maͤchtige Staaten in dem ſuͤd⸗ lichen Theile von Italien, inſonderheit in Magna Graͤcia. Syhbaris allein ſandte, wie — —* det **, ein Heer von 300000. NM) fonienfer aus, die ihnen mit 1000 | Nanı gen kamen. Nach dieſer Ned ee atte beyden benachbarten Staaten ohngefaͤhr ein und eine halbe Million Einwohner, wenn wir auch anneh⸗ men, daß alle ſtreitbare Maͤnner in denſelben zu | Felde Cluver. Introd. geograph. Libr. 4. c. 7. — * LUb. 12. c. 9. in den alten und neuern Zeiten. 179 Felde gezogen: find, welches Doc) kaum glaub⸗ lich iſt. a # giebt uns eben die Nachricht von Sys baris; und fege hinzu, Daß es ungefähr 200 griechiz fehe Stadien, ober 25 griechifche Meilen von Croton gelegen, daß es 50 grichifche Stadien, oder 6% grie⸗ chiſche Meilen im Umkreiſe gehabt, und über vier benachbarte Bölkerfchaften und fünf und zwanzig Staͤdte geherrfchet habe. Nach eben diefem Ges fenichtfchreiber **, waren verfchiedene andere be= trächtliche Staaten und Städte in Gr oßgriechenland. Sufonderheit waren Die Tarenfiner ein mächtiges Volk, und konnten 30000 zu Fuße, 3000 zu Pferde, und 1000 Pferdebediente aufbringen; außerdem hatten fie eine gute Slotte; und dag ganze Sand ‚um Tarent war in alten Zeitenmit Volk angefüllee, In— deſſen war Großgriechenland nur ein Theil von dent itzigen Königreiche Neapolis, welches wenig mehr als zwey Fuͤnftheile von England ausmachet. | Aber wir werden die alte Mache Italiens am bes fien einfeden, und erkennen, aus was für mächtigen und volfreichen Staaten es beftanden habe, wenn wie dielangen Kriege, fo es mit den Römern gefuͤh⸗ vet, und den lang amen Fortgang der römifchen Herr⸗ haft betrachten, Da Dach die Römer fü ausnehmend zahlreich und krie gerifch waren, Rom entfland aus dem Eleinften und verächtlich. ‚fen Aufanae- Als Romulus Die Stadt gruͤndete }, M 2 | machten —66 ** Lib. 6. p. 429: — T Dionyf. Halicarn. edit. Frankfort, 188 Bl, p. 74. 17% ZI 180 Von der Anzahl der Menfhen, machten ſeine Unterthanen nicht mehr als 3000 Mann zu Fuße, und 300 zu Pferde aus; aber bey _ feinem Tode, nad) einer Regierung von 37 Jahren, Binferließ er 46000 zu Fuße, und bey nahe 1000 Mann zu Pferde, und zwar in einem fehr kleinen Striche Landes. Es ward auch in den folgenden Zeiten das vömifche Gebierh Feinesiveges nach Maafaebung der Vermehrung des Bolfs, vergröfs fert. Selbſt bey dem Tode des Camillus, ungefähr 388 Jahre, nach der Erbauung der Stadt, war dag römifche Gebieth fehr Elein, und erſtreckte fich nicht | über 20 oder 24 englifhe Meilen um Kom. Sn diefem Zeitpuncte haften die Römer bloß mit ihren nächften Nachbaren, wenig Meilen von ihrer Stadt, Krieg geführet. Der Krieg mit den Samnitern,. deren Sand nicht weit von Nom lag, nchm nur- um. das Jahr 420 von Erbauung der Stadt, feinen Ans fang. Eutropius merfet an, daß die Römer um diefe Zeit angefangen‘, mächtig zu feyn *; denn fie führ- ten Krieg zu Samnium, beynahe 130 römifche Meis len vonder Stadt, Allererft um das Jahr der Stadt 450 hatten fie einen beträchtlichen Einfluß auf Etrurien. Der Krieg mit den Tarentinern nahm erſt um das Jahr der Stadt 447 feinen An während diefem Zeitpuncte von 400 “Jahren hatte ſich das Volk auf eine erftaunende Art BD. | ei Der ® Jam Romani potentes eſſe coeperant; bellum enim in centefimo et tricefimo fere milliario ab urbe apıd Samnites gerebatur. J * Millia octoginta eo luſtro eivium cenfa dicuntur. Adjicit fcriptorum antiquiſſimus Fabius Pictor, corum in den alten und neuern Zeiten. ı8r Der Cenſus ward allererft um die Zeit des Ser vius Tullius angeordnet, der um das Jahr 175 zur Regierung Fam. . Sivius hat angemerfet **, daß bey dem erſten Cenfus 80000 römifche Bürger aufs gezeichnet worden ; und ein anderer Gefchichtfchreis ber, den er anführet, meldet, daß fie alle geſchickt ges weſen, die Waffen zu fragen, Alle die befondern Aufzeihnungen, die zu verfchiedenen Zeiten vorges nommen find, Fänn man in des Voßius Buche von verfehiedenen Anmerkungen gefammlet finden. In tem Jahre 245 beftand der Cenfüs aus 130000 ; im Jahre 256 wurden 150706 aufgezeichnet: nach dem Jahre 400, und zwifchen diefem Jahre und dem Jahre 500, war der Cenfus bisweilen 250000, bis⸗ weilen 278000, und bisweilen 292224. Den größe _ ten Theil diefes Zeitpuncks hindurch war das romis ſche Gebieth fehr klein. Wie fehr muß es alfo mit Einwohnern angefülle gewefen feyn ? Es wurden bloß die frenen Bürger und nicht die Sclaven aufs gezeichnet, Diefe inrollirten die Nömer nie in ihre Heere, als in Nothfällen, ob fie gleich, vom Anfange ährer Republik an, Sclaven in großer Menge hatten. Einen andern Bew eis von der großen Bolfsmen« ge, bey den Römern, geben ihre beftändigen Kriege ab, morinn fie faft alle | ılle Fahre fo viel Menfchen eins büßeten. Hieraus erhellet, daß ihr Fleines Gebiethe, wofern es nicht in einem ausnehmenden Grade volk⸗ reich gewefen wäre, ihre Kriegsheere unter beftäns digen Schlachten, nie mit fo beftändigen Verftär- * | M3 kun⸗ eorum, qui arma ferre poſſent, eum numerum fuifle, | Livius, Lib. L c. 44 132 Von Der Anzahl der Menfihe FUTY fungen hätte verfehen fönnen, da ‚fie in dieſen Schlachten, obgleich gemeiniglich, doch nicht im⸗ mer, ſiegeten, ſondern verſchiedenemal ſehr einbuͤſ— ſeten, und ihre Siege theuer erkaufen mußten: dem allen ungeachtet waren ſie immer im Stande, große Heere ins Feld zu ſtellen. Einen ſo großen Ueber⸗ fluß von Menſchen hatte dieſes Volk. Es ſchraͤnkte ſich auch die Volt omenge Italiens nicht etwa bloß auf den Theil ein, den die Roͤmer im Beſitze hatten, ſondern ſie erſtreckte ſich gleich falls auf die andern mächtigen Staaten und Repu⸗ blifen, woraus biefes alte Land beſtand. Terra antiqua, potens armis atque vbere glebꝛaäe.. Wenn wir bedenken, daß die Roͤmer eine große An⸗ zahl ſtreitbarer Maͤnner hatten; daß ſie tapfer und kriegeriſch waren; daß fie nur eines von den italie— nifchen Völkern auf einmal angriffen, und ſich liſti⸗ ger Weiſe huͤteten, zu einer Zeit, mit verſchiedenen Staaten anzubinden; daß ſie beſtandig mit einem oder dem andern dieſer Voͤlker zu thun hatten; und aus dem Kriege ihre Handthierung machten; daß fie dem allen ungeachtet, nur langfam fortfeheitten, und in 400 Jahren nur ſehr wenig erobert hatten: fo müflen wir zugefteßen, daß ein jeder diefer italieni« ide hen Staaten eine beträchtliche Mache und | taͤrke ihnen muͤſſe entgegengeſetzet haben. Dieſes ſtimmet vollkommen mit der roͤmiſchen Geſchichte uͤberein, die uns die Roͤmer in einem Zeitpuncte von 400 Jahren, nach) Erbauung Roms, als ein Volk vor— ftellet, das mit Staaten, die eben fo groß oder gröfs fer, als der AIR: war, kaͤmpfeten, und ſie — ‚in den alten und neuern Zeiten. 183 bloß vermittelft feiner Hartnaͤckigkeit und Tapferkeit umwangs * In der That muͤſſen wir uns verwundern, wenn wir ai: Geſchichte der Italiener waͤhrend dieſem Zeitz inefe genau betrachten, wie fo ungeheure Zah⸗ len konnten aufgebracht werden, als in den beftändt- gen Kriegen, bevor Italien da bezwungen ward, gebrauchet wurden. Italien war alſo, che es von den Roͤmern übers wunden ward, volkreich, Es iſt au) vielleicht fo gewiß nicht, als fich einige einbilden, daß fich die Zahl der Einwohner, nach) der Eroberung der Roͤmer, vermehret ‚habe. Rom ward zwar eine mächtige Stabt: aber man kann noch zweifeln, ob Die Größe Diefer Stadt die Berheerung und ben Derfall ver andern -erfeßet habe, Daß Rom wirktih vermögend gewefen, dieſe Abnahme zu erſetzen, iſt gar nicht wahrſcheinlich. LU⸗ vius ſcheint dieſer Meynung zu ſeyn, wenn er bey Erwaͤhnung der großen Heere der Volſci und Aequi, folgenden Grund davon * angiebt: Daß nämlich eine unzählbare Menge freyer Leute in denen Derz IHN 4 | tern * Mihi miraculo fuit, unde toties vidtis Volfeis et © Aequis fuffecerint milites — Simile veri eft, aut intervallis bellorum, ficut nunc in dele&tibus fit , Romanis, alia atque alia ſobole juniorum ad bella inſtauranda toties ufos efle : aut non ex iisdem ... femper populis exercitus feriptos, quanquam ea- : dem femper gens bellum intulerit: aut innumera- bilem multitudinem: liberorum capitum in eis fuif- fe locis; quae nune vix ſeminario exiguo militum relidto, fervitia Romana ab folitudine vindicant. Liv.Lib. 6. c. 12, fern geweſen, wo a der Zeit nichts als Sclaven, und eine, Kleine Pflanzſchule von Soldaten war. Sicilien war gleichfalls vor den Zeiten Alexan. ders des Großen wohl bevoͤlkert, und enthielt ver⸗ — ſchiedene maͤchtige Staaten. Die Größe und der Reichthum von Syrakus, find fehr gepriefen. Nach v dem Urtheile des Cicero * mar es die größte von den Städten, fo die Griechen befaßen. Und Strabo bat angemerfer, daß fie mit einer Mauer von 180 griechifchen Stadien oder 22 griechifchen Meilen eins gefaſſet war **, Sprakus ı war zwar die größte und mächtigfte, aber nicht die einzige mächtige Stadt in Sicilien; wie aus den ungeheuren Heeren, fo die Earthaginienfer gegen Sicilien ausfandten, aus Der Schwierigkeit, Die dieſes reiche und mächtige, Volk hatte, ſeine Eroberungen zu gewinnen und zu erhal⸗ ten, und aus dem Blute und den Schaͤtzen, die es ſie koſtete, in dieſer kleinen Inſel feſten Fuß zu faſſen, deutlich abzunehmen iſt. Inſonderheit ſoll Agrigentum an Fremden und Eingebohrnen nicht weniger als 200000 enthalten haben. Wenn man hierunter A Die Sala häupter,. oder die ftreitbare ie möüffen der Einwohner über goo: y nimmt man es aber von allen Een ‚fon Wer —D * Urbem —* maximam ee. Graecarum urbi- um, pulcherrimamque omnium, faepe audiflis, Eft, —— ita, ut dieitur. Aeccuſat. in ran Lib, 4. ” Lib, 6, P⸗ 415. - in den alten und nenern Zeiten. 185 Agrigentum doch noch immer eine volfreiche, und mächtige Stadt. Es war gleichfalls prächtig ‚und enthielt eine Menge von foftbaren Gebäuden *; und — rger waren ausnehmend reich. Als Ge— (on, der Praͤtor von Syrakuͤs, das carthaginienfi- ſche Heer, das Himera belagerte, gefchlagen, und eine große Menge von Sclaven gemacht hatte, mad)- te er einigen Bürgern von Agrigentum ein Gefchen: fe damit, und fihenfte einigen einzelnen Perſonen 500 Sclaven **, Zu den Zeiten des ältern Diony⸗ fius, war einer von den Bürgern diefer Stadt fo reich, daß er für alle Fremde offne Tafel hielt; und - man erzählet, daß er einsmals 500 Reuter die von Gela gekommen, bewirthet, und fie bey ihrer Ab: reife, weil es im Winter war, aus feinem Kleider- porrafhe, mit Kleidern iuarız ou xırovas verfes hen habe ***, Der Gefchichtfchreiber Polyclitus, den Diodorus Siculus anführet +, fahe in feinem Keller einen Vorrath von Wein, der nach unfrer Maaße mehr als 3414 engliſche Srhoſt betraͤgt. Aber den Reichthum und die Macht Siciliens koͤnnen wir inſonderheit aus der Groͤße der Stadt Syrakus abnehmen, die indeſſen nie die Herrſchaft über die ganze Inſel erlangen Fonnte, Wenn wir die andern Staaten diefer Inſel und das Gebierh, fo die Carthaginienfer in derfelben hatten, betrachten, und dabey bevenfen, daß die ganze Inſel nicht den fünften Theil fo groß, als England iſt, fo müffen wir geftehen, NR das Gebierh von —— nur M 5 | fehr w * Diod, Sieu Lib. 13. $, 84. ** Idem Lib. II. $. 25. | *«*# Died. Sic. lib. 13. $. 83. 7 ibid, ® 136 Bon der Anzahl der Menfchen, ſehr Elein muͤſſe geweſen feyn ; und doch war Syra⸗ fus im Stande, fid) gegen die größten Seemaͤchte der damaligen Zeiten zu vertheidigen. Die Carthaginienfee waren damals fehr maͤchtig, und haften verſchiednemal verſucht Sicilien zu eros bern, ehe fie ſich mit den Roͤmern in Krieg einge: laſſen hatten. . Die Geſchichte meldet ung, daß fie zu dieſer Abſicht ungeheure Flotten, und Heere aus- gerüftet haben *. Zu Gelons Zeiten ſandten fie unter Hamilcars Anführung eine Flotte von 2000 Kriegsihiffen, 3000 Transportfchiffen aus, welche ein Heer von 300000 Mann am ‘Bord hatte, Dieß iſt die Nachricht des Diodorus Siculus; und Hero» dotus ſtimmt in der Größe des Heers mit ihm über- ein, 300000 TEIRKROYTE vgmtöss. 42 Unter dem Commando des Enfels von dieſem Hamilcar, ſand⸗ ten fie ein andres großes Heer auf einer Flotte von 60 großen, und 1500 Transportfchiffen wider Sici⸗ lien aus. Zufolge der Nachricht des Ephorus, den Diodorus Siculus anführee **, beftand diefes Heer aus 200000 ju Fuße, und 4000 zu Pferde; aber Timäus, den eben diefer Gefchichtfchreiber anfuͤhret, ſaget, daß es nicht vielmehr als 100000 Mann ſtark geweſen. Bald hernach fandfen fie unter eben die- fem Anführer noch eine große Flotte und ein Heer, aus, das nad) dem Ephorus, aus 300000 Mann, und nah dem Timäus,aus 120000 Mann beftand,und in einer Flotte von 1000 Trangportfchiffen nebft vielen Kriegsfchiffen übergefese. ward... Nicht lange. hernach ſandten fie ein Heer von 300000 zu Fuße, 4000 zu | Mr Pfer⸗ * Diod. Sie. Lib. I. $. 20. s* Diod. Sic. 1. 14. 9. 54. : N Kun‘ in den alten und neuern Zeiten, 187 Pferde, 400 Wagen, undeine Flotte von 400 Kriegs: · ſchiffen, und mehr als 6boo Transportſchiffen gegen den ältern Dionyfius ans, Diefe Zahlen giebt Ephorus beym Diodorus an, aber, nach dem Berichte des Ti- mäus> beftand das Heer nur aus 100000 Mann. Und ob gleich Diefes Heer faſt ganz zu Grunde gerich- tet ward, fo fandten fie Doch wider eben diefen Diony⸗ ſius, ein anderes vongoooo * Mann’aus. Aber ungeachtet aller diefer mächtigen Flotten und Heere Fonnten fie den Syrakuſanern nicht viel abgewinnen, und wurden oft mit großem Verluſte zuruͤck geſchlagen. Unter der Regierung des Gelon fieng Syrakus an, eine ſo glaͤnzende Figur zu machen. Er lebte zu der Zeit, da Gerres feinen Feldzug wider Gries chenland unternahm; und häften die Griechen fid) entfchloflen,, ihn das Hauptcommando zu übergeben, _ worauf er wegen feiner den Athenienfern, und Jaces daͤmoniern überlegnen Macht, wohl Auſpruch ma⸗ chen konnte, ſo erboth er ſich, ihnen mit 200 drey— rudrigen Schiffen, mit 20000 Mann wohl bewaff⸗ nefen Truppen, mit 2000 Reutern, 2000 Bogen: ſchuͤtzen, 2000 Schleuderern, umd 2000 leichten Reutern, zu Huͤlfe kommen; er nahm ferner uͤber ſich das ganze griechiſche Heer den ganzen Krieg bins durchmit Getreide zu verforgen **. Hieraus Füns nen wir feine Macht abnehmen, und fehen, wie flarf Sdrakus ſchon in diefen frühen Zeiten gewefen. Um die Belagerung von Himera aufzuheben, wel⸗ ches die Tarthaginienfer mit 300000 Mann einge: — hielten brachte er 50000 Mann zu Fuße, und 4 ähm lib, 14. $. 95: * ** Herod. Lib. * 5000 zu Pferde auf, und ſchlug fie *; und fo tig. auch die Carthaginienfer waren, fo wagte es —— der aͤltere Dionyſius, ſie zu bekriegen. In dieſer Abſicht ſammlete er in kurzer Zeit 140000 Schilder, eben ſo viel Wurfſpieße und Helme, und eine große Menge andrer Arten von Waffen, eine Flotte von 200 neuen, und ıro alten Schiffen, alle vollfommen wohl ausgerüftet; und fieng den Krieg an mit 80000 Mann Fußvolfs, 3000 zu Pferde, 200 Kriegsfhiffen, und 500 Transportfchiffen *. Der jüngere Dionyfius *** hatte ein Heer von 1000089 Mann zu Fuße, 1ooc0 zu Pferde, eine Flotte von 4000 Kriegsfchiffen, nebft einem Vor— vathe ven Lebensmitteln, und einem Schatze, fo zur Unterhaltung und Bezahlung diefer Kriegsvölfer zu⸗ reichend waren. Prinzen, die ſo große Entwürfe unternehmen, und fo zahlreiche Flotten und Heere unterhalten fonnten, mußten gewiß eine große Men: ge von Untertanen, und. große Reichthuͤmer in ihs ren Staaten haben, und wofern man nicht zugefle- het, daß Sicilien, ob es gleich nicht den fünften Theil fo groß, als England ift, demfelben an Mens ge der Einwohner und Reichthümer wenig nachges geben habe, fo läßt fi faum ein Grund von den großen Begebenheiten, fo darin vorgegangen, und von den mächtigen Flotten und Heeren angeben, fo beynahe 300 Jahre hindurch, von der Zeit an, da ſich Gelon zum Heren von Syrafus machte, bis auf “ Diod. Sic. L. U. $. ar, 13 *#+ Jdem L. 14. . 42. 43: 4% ii ee ‚sr Id. L. 16. G. 9. - | in den alten und neuern Zeiten. 189 bie Zeit, da es von den Römern erobert ward, da: einn aufgebracht und unterhalten wurden, Ehe die Gallier von den Römern bezwungen wur⸗ den, waren fie ein großes und zahlreiches Wolf, Gallien war in der That ein weitläuftiges Sand; denn eg enthielt nicht nur ganz Frankreich; fondern auch einen beträchtlichen Theil der Niederlande, und einige Stügfe von der Schweiz: aber es ſcheint, daß es auch nad) feiner Größe volkreich gewefen, ja daß es mehr Einwohner gehabt habe, als igund eben derfelbige Strid) Landes enthält, ob gleich eis nige der volkreichften Länder in Europa, und felbft Holland, mit eingeſchloſſen ift. Nach EAfars Befchreibung, war Gallien in Eleis- ne Staaten vertheilt, wovon viele zahlreiche Heere ins Fed ftellen Fonnten. : Als Cäfar dieß Land zu erft anfiel, waren die Einwohner nicht in eben dem barbarifchen Zuftande, worinn fich die Deutfchen und andre nordifche Völker befanden, Die, mie Stra⸗ bo meldet *, ſich auf den Ackerbau nicht legten, noch die Feldfrüchte auffammleten, fondern in Hüften lebten, die fie an einem Tage aufichlagen Fonnten, und fich, wie die Nomades, von der Viehzucht ers nähreten, Aus diefer Urſache mußten fie Ki Aufenthalt verändern, wenn es ihnen an Sebensmite tein fehlete, und ihre Familien und Geräthe auf Karren, mit ihrem Viehe von einem Orte zum an« dern ſchleppen. Die Nachricht, die er uns von Öallien giebt, lautet ganz anders, Narbonne, fagt er, bringt alle Arten von Früchten hervor, die in Stalien wachen. Weiter gegen Norden, giebe 3 | Ra ® Lib, 7. P. 446, 190 Von der Anzahl der Menfch v Boden alles, ausgenommen Del, Feigen und eife Trauben; das ganze übrige Öallien bringe viel Korn, und ander Getreide hervor, und ift mit - Vieh von allerhand Arten angefuͤllet. Kein Theil diefes Landes liegt ungebauet, außer die Moräfte und Wälder, Die, wie er anmerker, ir ma würden, weil die Einwohner dein Kriege zu fehr er- geben wären... Aber da er doch zugleich fager, daß ſelbſt in diefen morafligen und waldichten Gegenden, die nicht angebauet würden, viele Menſchen lebten, ſo muß das Land überhaupt wohl bevölfert gewefen ſeyn. Es iſt wahr, die Gallier hatten in vielen Ge— wohnheiten und Einrichtungen, fo wie in ihrer Wild; heit, Statur und Farbe, mit den Deutfchen cine große Aehnlichkeit; aber fie waren weit gefitteter, und ty fi) beydes auf den Aderbau, und auf die Handlung *. | — wär“ que quisquam agri modum certum aut, fies ‚habet proprios — Civitatibus, maxima laus eft, quam latifimas circum fe vaftatis finibus folitudines ha- 3: bere, | — Caeſ. de bell. Gall. lib. q. cap. 21. 22. 23. in den alten und neuern Zeiten. 191 genug hatten, pflegten fie jenfeifs des Rheins Colo⸗ nien zu verſenden; aber zu ſeiner Zeit w | nicht fo tapfer, als die Deutfchen, welches zunehmenden Handlung beymißt. Und es „feheine ‚offenbar zu ſeyn, Daß Die Gaͤllier nicht, wie die Deutſchen, von der Jagd und Viehzucht lebten; ſondern daß fie Damals, als fie vom Caͤſar ange: griffen wurden, große und mächtige Städte gehabt, und-allem Anſehen nach, reich und. groß waren, Der blühende Zuftand, und der große Reichthum der gallifchen Staaten *, ift aus dem ungebeuren Schatze zu Thouloufe abzunehmen, der fih, nachdem Poßivenius, dem Strabo ** vornehmlich folgte, auf 15000 Talente ungemünzfes Gold und Silber belief, Diefer Schatz (hätte er bloß aus Silber be- ftanden), würde 2, 561, 250 Pf. Sterling betra= gen haben; hätte er aber bloß aus Gold beflanden, fo würde der Werth deſſelben, nac) Dem neuern Berhältniffe des Golds zum Silber, wie 16 zu über go Millionen ausgemacht haben, Man mag rechnen, wie man will, fo muß e3 für einen Dre ein ungeheurer Schatz geivefen ſeyn; und was für a Borftellung mäffen wir uns nicht von dem in — J fuit antea u quum Germanos Galli virtu- te fuperarent, ultro bella inferrent, propter hoe- minum multitudinerm , agrique inopiam, trans Rhe- num colonias mitterent. — Gallis autem pro- vinciae propinquitas et transmarinarum rerum no- titia multa ad copiam atque ufus largitur, Paulla- tim adfuefadi ſuperari, multisque victi praeliis, ne fe quidem ipfi cum illis virtute comparant, Caef, de Beh. Gall. Lib, 6, c. 24. *% Lib. 4. P. 297. 192 Bon der Anzahl der Menſchen, lichen Reichthume ber Gallier machen, da fie mehr folche geheiligte Schäge an andern Dertern hatten. Gleichwie es den Galliern weder an Golde noch Silber fehlte, fo harten fie aud) einen großen Ueber« fluß von Menſchen. Welches wir aus den großen Heeren abnehmen Fönnen, die fie, bey verfchiednen Gelegenheiten, wider den Caͤſar aufbracdhten. In dem zweyten Buche feiner Commentarien * giebt er eine befondre Lifte von den Werbungen, die in Belgium vorgenommen wurden; und bey Diefer Gelegenheit verbunden fi) aufzubringen — ** Die Bellvai =. 60000 Die Sveßiones Arc OO . Die Nervii P . = ..50000 SER! rar A ER SR TE Die Atrebates s — 97 - Die Ambiani z = 10000 FINE NOTE. = m e _ 25000 , Die Menapü = 6 "Die Ealeti - BA Ne 0" 10000 Die Velocaſſes und Veromandui = 10000 Die Aduatie600 Die Germani— * 4 Summa | 298000 Nun koͤnnen wir nicht annehmen, daß Diefes ein Auf bot aller ſtreitbaren Maͤnner in Belgium gewe⸗ fen; denn Caͤſar hatte die Nachricht, Daß die Bello— vaci 100000 Mann hätten ins Feld ftellen Fönnen, ob fie fich gleich nur zu 60006 Mann anbeifchig machten, Wenn wiralfo überhaupt dieſes Fe | | | ni * Caef. in bello Gall, Lib, 2. c. 4 —J— inden alten und neuern Zeiten. 193 befaſſeten ..— | * Aber außer dieſen, die in ihren Heeren inrollirt wurden, war noch eine große Menge von Menfchen vorhanden, die im Kriege nicht gerechnet wurden; denn ſowohl unter den Galliern, als unter verfchied« nen andern Bölfern ‚gab es viele, die entweder als Sclaven gehalten, oder bloß zum Aderbau, un® ‚andern mechanifchen Künften, die man tapfern Mäns nern unanftändig hielt; gebraucht wurden, Dieß fehen wir aus dem, was Cäfar meldet, **, wenn er — | von * In einigen Abſchriften des Caſars heißt es, daß die Aduatiei 29000 ſtatt 19000 gefandt haben; nach dieſer Rechnung würden der ffreitbaren Männer in ganz Belgium 513333 gewelen ſeyn; und alsdenn boͤnnten wir fie auf eine halbe Million rechnen. ** In omni Gallia eorum hominum, qui aliquo funt numero atque honore, genera funt duo: nam ple- bes paene fervorem habetur loco, quae per fe ni- bil audet, et nıllo adhibetur confilio. Plerique, & — aut aere alieno, aut magnitudine tributo- rum, aut injuria potentiorum premuntur, fele in fervituten dicant nobilibus. In hos eadem omnia ſunt jura, quae dominis in fervos. Sed de his duobus generibus alterum eft Druidum ,- alterum eft equitum. — — Alterum genus eft Equi- tum. Hi, quum eft ufus, atque aliquod bellum \incidit, omnes in bello verfantur, ’ | | 23 Dand, N —3— 194 Don der Anzahl der Menſchen, von den verſchiednen Staͤnden unter dei Salliern handele ‚ und diejenigen, Die in einigem: Anfehen ſtunden, in zwo Claffen, in Druiden. und. E eintheilet : Die übrigen nennt er Plebes, und bef fie als Sclaven. Aber die Equites waren Soldaten; denn wenn ein Krieg entftand, omnes in bello ver- fantur. Zeiget dieß nicht an, daß man die Plebes kaum rechnen müfle, wenn der Werbungen der: Hals lier wider den Caͤſar erwaͤhnet wird, weil man fü zum Aderbau, und zu andern geringern Arbeiten zurück ließ? Und wenn: wir annehmen, daß diefe nies drigere Elaffe von Leuten dreymal fo zahlreich, als die übrigen gemwefen,, fo Fonnen wir die Einwohner von Belgium auf 8 Millionen rechnen; Diefes Ver⸗ hältniß wird durch das, was wir oben bey Athen angemerfet haben, beftätiget; und man fann es auch an den meiften Dertern wahrnehmen, daß die ar— beitfamen Einwohner weit zahlreicher, als ihre Her⸗ ren, find. — 72 — N Es fcheint, daß Belgium nicht mehr ale den vier⸗ ten Theil von Gallien ausgemacht habe; denn es ward an der einen Seite von dem Rheine, an der andern vom Ocean, ‚und an der dritten von der Marne und Seyne begränget, Aber Gallien hatte zu Öränzen, an ber einen Seite, die Alpen, die es von Stalin theileten, hienaͤchſt den Rhein, der es von Germanien abſonderte, und an allen andern Sei⸗ ten den Ocean, außer da, wo die pyrenaͤiſchen Gebir—⸗ ge es von Spanien trennefen.: Dieß war ein ungea heurer Strich Landes; und wenn er viermal fo groß, als Deu geweſen, (und allem Anſehen nach, Hills war br al» . * J in den alten und neuern Zeiten. 105 war es nicht Fleiner, ) fo koͤnnen wir 32 Mitionen Einwohner in Gallien rechnen. An einer andern Stelle gedenft Cäfar der zahl. reichen Werbungen,, fo die Gallier vornehmen wolle ten, um die Belagerung von Aleſi ia aufzuheben, worinn ſich Vercingetorix mit einem großen Heere eingeſchloſſen hatte. Und ob ſie gleich bey dieſer Gelegenheit großen Muth und Einigkeit äußerten, fo ift es doch gewiß, Daß fie in dem ganzen Gallien nicht werben Fonnten; denn ein beträchklicher Theil ſtand unter der Bothmaͤßigkeit der Römer; und durch die Stellung, die Cäfars Heer. hatte, war es verfchiednen Provinzen unmöglich gemacht, ihr Antheil von Truppen zu ſenden. Wir können auch | annehmen, daß jich einige Mishelligkeiten unter ih⸗ nen wuͤrden hervorgethan haben, und daß ſich eini⸗ ge Staaten wuͤrden geweigert haben, ihren Bey⸗ trag zu thun; außerdem ward in einer allgemeinen Verſammlung der Anfuͤhrer beſchloſſen, daß nicht alle ſtreitbare Maͤnner ſollten aufgeboten werden, damit ihre große Anzahl nicht Verwirrung verurſa⸗ chen, und es ihnen unmoͤglich ſeyn moͤchte, ſie zu unterhalten; fondern, daß jeder Staat nur eine ge wiſſe Anzahl ſenden ſollte. Wenn wir dieſe Stelle mie der im zweyten Buche vergleichen, wo der Wer— bungen in Belgium gedacht wird: fo wird man finz den, daß dieſer Aufboth ſehr gering geweſen in Ver⸗ gleichung mit dem, was Gallien hätte aufbringen koͤnnen, bevor es vom Caͤſar fo jammerlich verheert ward. Denn die Bellovaci häften vor. dem Kriege 100000 Mann aufbringen koͤnnen; itzt bey Diefer N 2 Wer⸗ * Caeſ. de B. G. Lib. 7- c. 75: 7% 196 Von der Anzahl ders Werbung aber werden nur 10000 von —* gefor⸗ dert: die Nervii, die ſich in dem zweyten Buche zu 50000 erboten, werden itzund nur auf sooo geſchaͤtzet; eben ſo hoch auch. die Morini, ob fie gleich 25000 liefern wollten: die Atrebates ſollten in der letzten Werbung 4000 aufbringen, ob fie ſich gleich in der erften zu 15000 anheifchig gemacht hatten. Aus ver Betrachtung aller diefer Umftände Fönnen wir. muth⸗ maßen, daß, da alle galliſche Staaten an dieſer Werbung feinen Antheil hatten, auch nicht ha— "ben Eonnten, und da von denen, fo darunter begrif— fen waren, eine fo geringe Anzahl gefordert ward, . daß, fage ich, dag Heer, das bey. diefer Gelegen. heit ins Feld geftellet ward, nicht den zehnten Theil der Equites, oder: bererjenigen ausgemacht habe, die fich in ganz Gallien, zu der Zeit, als Cäfar die. fes Sand zuerft anfiet, —— mit dem — beſchaͤfftigten. Nun betrug das Heer * auf fe Weile auf. gebraht ward. = © 248000 Folglich war die Anzahl * ** Buͤrger die Waffen tragen Fonnten. 2, 2, 4800c0 Diefe legte Zahl viermal genommen, ift | die Zahl der freyen Bürger 9, 920000 Und diefe Summedreymal genommen, made _ die Zahl der Plebes, oder der: Scläven aus —— 120, 760000 Folglich ift die Zahl des ganzen Volks 3, 680000 Obgleich dieſe Zahlen denenjenigen, die in dere gleichen Betrachtungen nicht: geübt find, und fih geröhnt haben, das Alterthum nach ihren einge⸗ ſchraͤnkten ————— , und den Vorurtheilen der neuern in den alten und neuern Zeiten. 197 neuern Zeiten zu meflen, hoch ſcheinen koͤnnen: ſo werden ſie ſich doch noch weit mehr verwundern, wenn fie finden, daß andre Gefchichefchreiber noch größere Zahlen angegeben haben, als Caͤſar. Nach Plutarchs Nachrichten *, eroberte Caͤſar, in feinen gallifchen Kriegen, mehr als 800 Städte, bezwang 300 Nationen, oder Voͤlkerſchaften, fochte gegen 3 Millionen Menfchen in feinen verfchiednen Schlach⸗ ten, toͤdtete eine Million, und nahm eine Million gefangen. Nimmt man an, daß diefe 3 Millionen alle ftreitbare Männer in Gallien ausgemacht ha⸗ ben, fo muͤſſen von dieſer Art Menſchen 12 Millio- nen gemwefen feyn; und wenn wir dreymal fo viel Sclaven dazu rechnen, fo befteht die ganze Zahl der Einwohner aus 48 Millionen. | Oder, wenn wir annehmen, daß die 3 Millionen, mit denen Caͤſar fochte; ohne Unterfchied aus den Equites und Plebes beftanden haben, fo ift es hoͤchſt unwahrſcheinlich zu glauben, daß mehr als ein drit⸗ ‚ter, ja wir fönnen kaum hoͤher rechnen, daß nie mehr als der vierte Theil aller uͤreitbaren Männer in Gal⸗ ‚lien bey diefer Gelegenheit, . aujgeboten worden, Waren 3. Millionen alfo nur ber vierte Theil E1) BE an EEE aller % Plutarch.in Cachar. edit. Franebfürt. fol. 1599. p. 714. In dem Leben des Pompejus find die Zahlen ver: ſchieden; und es heißt da, daß Cäfar 1000 Staͤd⸗ te mit Gewalt erobert, mehr ald 300 Nationen ber zwungen, eine Million Menſchen getoͤdtet, und ei⸗ ne Million gefangen genommen habe. p- 655. Die⸗ fe Berfihiedenheit in den Zahlen entfräftet nicht fo wohl daB Anfehen diefes Zeugniſſes als es viel mehr überhaupt anzeiget, was fuͤr hohe Vorſtellun⸗ gen die Alten von der Volkomende Galliens hatten... 198 Bon der Anzahl der Menfehen, aller ftreitbaren Männer , fo müffen deren uͤber⸗ haupt ı2 Millionen gewefen feyn, und die Zahl des ganzen Volkes ift, wie nach der obigen Rechnung, 48 Millionen. Nehmen wir an, daß fie den drit ten Theil betragen haben, fo waren der ſtreitbaren Männer 9 ‚Millionen, und aller Einwohner. 36 Millionen. Da Plutarch an den Benbeht arigefüigkeeit Stellen faget, Caͤſar habe eine Million Menſchen umgebracht, ſo müffen die Gallier 30 Millionen ausgemacht ha— ben, wofern wir nicht behaupten wollen , daß er mehr als den dreyßigſten Theil des ganzen Bolfes getoͤd⸗ tet habe. ‚Bey. allen diefen Berechnungen, die nad den | Nachrichten des Plutarchs gemacht werden, muͤſſen wir die Druiden, und ihre Familien ausſchließen, weil ſie mit dem Kriege nichts zu thun hatten, und durch diefen Umſtand wird die Anzahl —* Sri ner von Öallien noch vergroͤßet. Kurz, wir moͤgen die Sache anſehen, wie wir wollen, ſo ſcheint es, daß dieſer Theil von Europa in den Tagen des Caͤſars volkreicher geweſen, als er jemals nachher geweſen, und daß er nie wieder zu dem bluͤhenden Zuſtande gelanget ſey, worinn ihn uns die alte Geſchichte vor dem Anfalle nit Fr Eroberers vorftellet. Ich will feine Berechnungen mehr vornehmen; ob man gleich, ohne Zweifel noch viele derſelben an- ſtellen koͤnnte, wenn alle alte Geſchichtſchreiber mit der Sorgfalt und Genauigkeit durchgegangen wuͤr⸗ den, fo dieſe Materie verdient. Ich will bloß an— merken, daß — a; andre RN Als in den alten und nenern Zeiten. 199: Sänder i in alten Zeiten volfreicher geweſen, als fie ges genwaͤrtig find, ob es gleich ſchwer hält, fo etwas. auszufinden, worauf man befondre Berechnungen gründen fönnte. So verhält es ſich beynahe mit allen Inſeln in dem mittelländifchen und ägeifchen Meere, die in den glücklichen Zeiten Griechenlands. mit Menſchen angefüllt waren; fo verhält es fich mie, Hein Aſien, das in alten Zeiten fo fehr bluͤhete; mit Colchis, und dem Striche, der zwiſchen dem eurinis ſchen und caspifchen Meere liegt ; mit dem alten Hyr⸗ canien und andern Laͤndern, die Perfien gegen Morde und Mordoften liegen, wo, nach dem Berichte des Plinius, in alten Zeiten viele zahlreiche und blühen« de Nationen, oder Völferfchaften waren; und vor itzund faft nichts als Wälder , und Wüfleneyen find, Unter andern ermwähnet Plinius * einer Stadt in Colchis, Divscurias genannt, die zu feiner. Zeit wüfte, ( nunc deferta eft, ) vor Alters aber, fo beträchtlich war, daß, nad) dem Timofihenes, 306 Nationen, die alle ihre beſondern Sprachen hatten, mit derfelben handelten; und daß felbft in fpätern Zeiten die Römer zum Behuf ihrer Handlung nach) dieſem Lande, 130 Dolmetſcher hielten. Er erwaͤh⸗ net einer. andern Stadt, (oppidum opulentifli- mum, ) Die von Der Henioch zerſtoͤret ward. Hier⸗ aus iſt abzunehmen, daß dieſe Theile der Welt in alten Zeiten gebluͤhet hatten, Damals aber in Ver: fall gerathen waren. Der Fleine Strich Sandes, der zwifchen dem Ponfus Eurinus und dern Palus Mä- otis liegt, Die Gegenden um diefen Palus, das große und eine Armenien, Albanien, Iberien, und x 4 nNiiſt. nat. Lib. 6. cap. 5. bie ir See liegen, a ‚biele Pati ionen, und a e große Städte, Es ward eine Handlun: zʒwiſchen Europa und Indien, „vermittelſt einiger. großer Fluͤſſe gefuͤhret, die in einander, und in das ; caſpiſche und eurinifche. Meer. floſſen. Beynahe eben die Nachricht giebt uns Strabo * von der Volksmenge, und der Handlung dieſer Laͤnder, ‚aber in ſpaͤtern Zeiten wurden fie affe entwölfert, und es blieben kaum einige Spuren von ihrem vormaligen Flore übrig. Man muß zu gleicher Zeie, zum Vortheile der neuern Staatskunſt anmerken, daß in einigen kLaͤn⸗ dern große Verbeſſerungen gemacht worden. Unſre Inſel Britannien iftrauf eine beſondre Weiſe gluͤck⸗ lich geweſen, und hat nach und nach aus der alten Rauhigkeit und Barbarey, worinn ſie in den Roms und Griechenlandes bluͤhenden Zeiten begraben lag, ihr Haupt empor gehoben. Wie ſehr wuͤrde Caͤſar oder Agricola erſtaunen, wenn fie ſehen ſollten, daß das vormals unanſehnliche und. verachtete Britannien, — Penitustoto divifosOrbe Britannos, der Aufenthalt des Friedens und der Sig der Frey⸗ heit geworden, gluͤckliche Inſel! dem Ackerbaue er geben, blühend durch Kuͤnſte und an. Handlung. ur | Aber andre Laͤnder ſind ſo aluͤcklich nicht 3 Außerdem fehen wir aus den obigen Rechnungen, daß felbft Britannien und die Völker, die itzund am meiſten geſittet f t d, bey meitem nicht fo volfreich find, als die Gegenden * Erde, die ed | | BRPaR Zei⸗ * Lib. II. p. 762. 1 754. 155. 772 etc. e in den — —— 201 ENT or ai Die Sortfegung folget ——— —24 4244444* 64 *44* II. Von dem ägyptifhen Lotus. Aus dem Gentleman’ — pe 1759. P 167. MS ie folgende Abhandlung aͤber einen ſehr fonders Ri S baren Gegenftand , ift mir beym Durchlefen- RL fo vortrefflic vorgefommen ‚ daß ich von dem Verfaſſe er, meinem gelehrten und ſinn⸗ reichen Freunde, mir die Erlaubniß ausgebethen habe, dieſelbe in Ihrer vortrefflichen monathlichen Samm⸗ lung bekannt zu machen. Der Herr Mahudel in Montfaucons Antiquit. im 6ten Bande, hat deut⸗ lich gefunden, daß der aͤgyptiſche Lotus, eine Wafs ſerpflanze und eine Gattung der Nymphaea, iſt, worinnen er mit meinem wertheſten Freunde uͤber⸗ einſtimmet; es iſt aber hiebey zu merken, daß dieſer letztere, die Abhandlung des Herrn Mahudel, nie⸗ mals geſehen hat, und daher ſeine Unterſuchung, ; ve N 5 | Malle 202 Bon dem danptifchen Lotus. alle die Ehre einer erfien Entdeckung verdienet Var. = 7 1 Mg Samuel Pegge. — ne vi ge ie Blume vom Lotus, welche die Häupter ber. Iſis, und des Orus, auf der umgekehrten Eeite, einer Münze des Hadrians, die beym Oi⸗ felius, XLil. Tafel ı Figur, zu finden iſt, zieret, war beynahe dieſen zwo ägyptifchen Gottheiten ei. genthümlich gewidmee. . Diefelbe, hat gleichwohl das Ungluͤck, daß fie mehr als die Hälfte von ihrer Schönheit bey verfchiednen verliert, ‘indem ‚fie die Bedeutung dieſes Attributs nicht verftehen. "Denn gleichwie, wenn Die Keverfe der Münzen, oder andere Denfmäler des Alterthums, die ung einige allegeris ſche Gottheiten andeuten, die geheimniß volle Wif fenfchaft die fie enthalten, vollkommen deutlich er: flären, feine Art von Wiffenfchaft die angenehmer, und lehrreicher wäre, gefunden werden Fann; fo find Die Münzen im Gegentheile, wenn die Ginnbilder ‚ dunfel, oder unverftändlich bleiben , nicht anders als Zahlpfennige anzufehen, die fo wenig Wißbegierde, als Vergnügen zu erwecfen fähig find. Daher wers den diejenigen, die einen Gefhmad an Unterſuchun - gen von diefer Are finden, wahrnehmen, daß unter allen vernünftigen Befchäfftigungen,- welche. die. Verbefferung und Säuterung des menfchlichen Vers ftandes zum Endzwecke haben, Feine ift, Die uns von der Menichen Gutthatigkeit, oder patriotiſchem Eis fer ediere Begriffe geben kann, als diejenigen find, die wir auf den umgefehrten Seiten der alter Min: zen finden, wenn fie nur vollfommen — M den. Bon dem aghotiſchen Lotus. 203 den. Sie ftellen ihre Fuͤrſten, und großen Maͤn— ner, unter ihren rühmlichften Kennzeichen vor, in- dem fie diefelben, als Urheber der allgemeinen Wohl⸗ fahrt, und als die größten Wohlthäter des menfch- lichen Gefchlechts abbilden. wg | - Wenn wir alfo eine gründliche und Achte Kennt: niß von Münzen haben wollen, müffen wir die Res verfe derfelben betrachten, in fo ferne dieſelben, erft- lich durch die Vorftellung, 2) durch Sinnbilder, 3) durch Hieroglyphen ihre Bedeutung anzeigen. Denn diefes find die Kennzeichen, wodurch die Alten, die allgemeinen Wehlthaten, nebit ven Tugenden ihrer ‚ Helden, auf den. Münzen, auszudrüden gewohnt waren) | ; — Das Sinnbild, welches ih zu erlaͤutern mir sornehme, iſt die Blume, die ſich auf dem Haupte der Iſis und in der Hand des Orus befindet, wor bey ich mich mit feinem andern Theile diefer Münze befchäfftigen werde; ich betrachte diefelbenicht fo, wie fie die Römer unter der Regierung des Hadrians verflunden, fondern fü, wie fie die Aegypter in den älteften Zeiten, eben bey der Vergötterung diefer Gottheiten zu verftchen pflegten. Es fcheint diefelbe fo lange, und in einer fo großen Vergeſſenheit begra» ben gelegen zu haben, daß in ven letztern Zeiten feis ne Spur von dem erften Zuftande derſelben, übrig ‚geblieben war. Die is wird auf diefer Münze, aufeinem Throne fißend, mit einer Blume von Lo⸗ tus auf ihrem Haupte abgebildet, (und ihr Sohn Deus, welcher nackend aufihrem Schooße fisr, und eben dergleichen Blume auf feinem Kopfe, und einen langen Stengel, an deffen Ende ſich eine Blume nr > befine 204 Bon dem aͤghptiſchen Lotus befindet, in der linfen Hand hat; ich werde mich be, müben, aus der Aehnlichfeit zu beweiſen, daß Die» fes der Stengel und die Blume vom Lotus find. Die verfchiedenen Meynungen in Anfehung diefer Pflanze, Haben bisher alle Auslegungen hiervon, fehr ungewiß gemacht ; und dergleichen falfche und irrige Erklärungen, müflen nothwendig das. Anfe» ben derer, die fie auf eine fo grobe Art, fälfchlich vorgeftellet haben, fehr verringern. .,.Florem illum facrum Ifidis capiti impofitum , loti eſſe putat Zaur. Pignorius in expolitione Menfae Ifiacae, et rede, utpote quem Aegyptii magni fecerunt, ut conflat ex Plinii Lib. XII. ce, 17. et 18. alüis. abrotanum referre videtur, de quo Plinius Lib. XXI. e. ıc. et 21. foborando utero, vel erucam,, de qua dictum, „PExcitat ad Venerem tardos eruca maritos. funt qui’ Perfeam interpretentur , cujus arbor Iſidi facra fuit. Oiſeliuc. Wenn Plinius den birds foot trefoil, oder irgend eine andere Erdpflanze meynet, ſo ift gewiß, daß er den rechten Lotus ganz und gar nicht kennet; und’ wenn diefer große Narurfuns diger denfelben nicht Fennet, ſo können wir als ges wiß annehmen, daß das römifche Volk noch vielwe⸗ niger denfelben Fannte, welches in diefem Falle, diefe Gottheiten mehr wegen ver Nachricht, Die es davon aus ihren Fabeln hatte, als wegen ihrer $ebensge- fehichte, verehrte; kurz es feheine fie beffer als Göts ter, als wie flerbliche Menfchen gekannt zu haben. Was unfere neuern Miünzenfenner anlanget, feh⸗ len biefelben fo fehr ‚daß fie fich, in Anfehung des Elements, in welchem dieſe Pflanze waͤchſt, geirret ‚haben; Denn wenn man dem Herodotus re a . Aus Bon dem ägypifchen Lotus. 205 "Glauben beymeſſen darf, ift der Lotus keine Erd- ‚Pflanze ‚.wiediefelben annehmen, fondern eine Wafs : ferpflanze, indem fie im Waſſer, und nicht auf dern Sande, hervor zu kommen pflegetz bey der Ueber⸗ ſchwemmung des’ Nils, fahe dieſer Vater der Ges fhichte, diefe Pflanze, in Menge auf dem Waſſer herumſchwimmen: emeav wAHenS yEunTay a MOTa- Rös, ra ve well merarylen, Pieroy ev TO VOR“ Ti nelven mod, 7% "Aryiaria wahessı Auroöv. Tour emedv, deerwani, auahesı eds "Hai. nl emata TO 24 T3 MEos 73 Aura ro Myxwvı Eov Eu Peots zönTITavTes, oleuvroy E& GUTE Korag Emrtäs mugl, Esı de na) u Ella TE Aura TETS EOWö- am Ro EyyAugaes Emieixewg Ey Sgoyyuhov, MEyE- Ios ware uerev. D. i. „Wenn der Fluß aufges fehwollen ift, und alle umliegende Felder in eine See verwandelt worden find, mächft im Waſſer eine grofs fe Menge Lilien, welche die Aegypter Lotus nennen, Nachdem fie diefelben abgefchnitten haben, trocknen fie fie an der Sonne; und wenn fie alsdenn, den im Lotus inwendig enthaltenen Saamen, ber dem Mohnfaamen fehr ähnlich iſt, gedörret haben, ma⸗ chen fie Brodt hiervon, welches fie am Feuer baden, die Wurzel vom Lotus ift auch zu eſſen, fie wird bald füße, ift rund und von der Größe eines Apfelse ‚ gerodotus Euterp. c. 92. er Ha Es ift fehr zu bewundern, wie die beym Oifelius angeführten Schriftfteller,, bey einer fo umftändlichen Befchreibung, eines fo berühmten Gefchichtfchreibers, einen folchen offenbaren Fehler haben begehen Föns nen, daß fiediefe Pflanze auf dem Lande, worauf fie niemals geroachfen ift, noch wachſen kann, und nicht um 206 Von dem agyptiſchen Lotus. im Waſſer ſuchen, woſelbſt ſie dieſelbe ohne große Muͤhe ganz gewiß wuͤrden gefunden haben, wenn ſie nur der Gewißheit eines Augenzeugen mehr trauen, und fich nicht fo fehr auf ihre wunderliche Einbil⸗ dungskraft haͤtten verlaſſen wollen. Nachdem nun auf dieſe Art der Lotus, ſeinem rechten Elemente wieder gegeben worden, von welchem er ungluͤcklicher Weiſe, ſo lange Zeit hindurch ift getrennet geweſen, iſt nun noch noͤthig zu unterſuchen, zu welchem Ges fhlechte man diefe Pflanze rechnen müffe, Es fine det fich gar Feine Schwierigkeit biebey, wenn man dieſe Unterfuchung einem folchen aufträgt, deſſen un⸗ gluͤckliches Schickſal iſt, in dem Delta von Aegy— ptenlande zu leben, woſelbſt man faſt keine andere Ausſicht als Waſſer findet, in welchem eine unzaͤh⸗ lige Menge von Inſekten herum kriechen, und wor⸗ innen verſchiedene Pflanzen, und vor allen andern, der Lotus, zu wachſen pflegen. Wenn die Gleichfoͤrmigkeit, oder die Aehnlichket, | als ein Grund darf angenommen werden, will ich es zu behaupten wagen, Daß der ägptifche Lotus, und die Nymphaea alba major, einerley Pflanze find, und daß fich Fein anderer Unterfchied zwifchen - denfelben äußert, als derjenige, welcher von der Ber fchiedenheit dev Gegend, oder Des Klima herruͤhret. Ehe der Sefer feinen Ausſpruch thut, muß derfel« be dasjenige, mas Herodotus von dem Innern urlle des Blumenfelhs vom Lotus faget, mit dem ns wendigen des Blumenkelchs, der Nymphaea, ‚oder weißen Wafferlilie, vergleichen, fo wird, er eine volls kommene Aehnlichkeit bemecken. Allein, dieſes iſt ah ice alfes; ev muß auch den Stengel — me Don dem ägyptifchen Lotus, 207 ‚Blume an deffen Ende auf der Münze, mit der Nym. phaea vergleichen, wenn fie im Monathe Julius in aller ihrer Pracht auf vem Waffer ſchwimmt, wel- ‚ches ihn deutlich überführen wird, daß der Stengel in der Hand des Orus an defien Ende fid) die Blu- - me befindet, nichts anders, als die weiße Waſſer— lilie ſeyn kann. So viel kann ich mit Gewißheit fagen , daß, nachdem ic) fie fehr forgfältig betrachten, ‚und gegen einander gehalten habe, fie mir in allen Stüden mit einander überein zu kommen ſcheinen. Nachdem wir nun alfo befunden haben, daß, ver Lotus nicht allein eine Waflerpflanze ift, fondern denſelben auch zu einer gewiſſen Gattung gebracht haben, fo fünnen wir ung fehmeicheln, Hieraus den ‚Grund berzuleiten, aus welchem derfelbe auf fo eine beſondere Art der Göttinn Iſis, und ihrem Sohne Orus gewidmer gewefen. Es ift befannt, daß vie Aegypter, das Andenken ihrer merfwürdigen Ihas ten, und Begebenheiten Durch Bilder zu erhalten, geſucht haben, die, wenn fie ihren Gottheiten bey« gelegt werden, öfters eine doppelte Bedeutung has ben; nämlich fie haften verfchiedene Bedeufungen, in Betrachtung der verfchiedenen Arten, nach) mwelz- hen fie vorgeftellee wurden. Alfo hat der Lotus auf diefer Münze eine zwiefache Bedeutung; es iſt ‚eine Borftellung der Abbildung einer Begebenbeit, zugleich aber auch ein Sinnbild, nad) den verfchie« denen Umfländen, und ſo wie er fic) hier befinder, —7 nicht bloß als ein hieroglyphiſches Bild anzu⸗ ſehen 9 ae —V In der Hand des Orus, hat er eine figürliche Bedeutung: und bedeutet eben ſowohl eine That, I | | als 208 Von der aͤghptiſchen Lotus. als auch ſeine Erhaltung. Die Uegnpter om fein ausdruͤcklicheres Attributum erfinden, denken, der merkwuͤrdigen Begebenheit in dam * ben der Iſis, naͤmlich der Errettung ihres Sohnes, der im Waſſer unterzugehen Gefahr lief, zu erhal⸗ ten, als da ſie die ſchoͤnſte Waſſerblume ne Sinn | bilde diefer Errettung machten: Hune, dum a ı Ty- phone ut fpurium accufatum , imo discerpt tum aquas projectum volunt, a Luna vero ſeu Ide di matre, in aqua repertum, vitaeque reſtitutum et immortalem redditum dicunt. Oö ifelius. Fig. III. Was kann man wohl für eine natuͤrlichere, und die Geſchichte beffer ausdrücende Auslegung. finden, als diejenige, die von dieſer Münze ‚gegeben wird ? Die Blume befindet fich in der Hand ihres Sohnes, als ein Sinnbild einer Begebenheit, die aber fo alt, und fo dunkel war, daß fie zu den Zeiten des Pr drians in Vergeffenheit gerathen war, denn wenn die Römer damals diefe Pflanze nicht mehr Fannten, wie fonnten fie die — Dies Sinnbilos | verftehen? a ... Mun war aber auch auf der andern Sete,. der Lotus aufdem Haupte ber Göttinn feine fpmbolifche, fondern eine wirkliche Vorſtellung einer DBegebenbeit, und zeigte an, daß ſie den Menſchen zum Beſten, den Gebrauch des Mehls erfunden, indem fie Dates aus Brodt gebacken hatte, eya eipı n wgarn nug- mov avgewmang E EUgBTEL Piemials fonnte eine nüß« lichere Erfindung zur Erhaltung der Menfchen ges | macht werden, als das Brodtbacken, wovon das - Andenken von verſchiedenen Städten, aus Dank: u mie vieler Pracht, und Feyerlichkeit began⸗ gen 7 Von dem aͤgyptiſchen Lotus. 209 gen wurde. "Tlee Evloug de ray Moheav, Ko) To Iocloic, ev En moumn KET& Tav &AAay. — —— mugueve mUgaV xoy ned, arouvnusvevun Toy eEagxis ın Iew Dihorexvws Eugedevron. D. i. „on einigen Städfen, wurden an. Denen der Iſis ge- widmeten Selten, unter andern Dingen, Aehren von Weizen und Gerjte in Proceßion herum getragen, zum Andenken, der erfien, und fo allgemein nüßlis chen Erfindung diefer Göftinn. Könnte nun wohl irgend eine andre Borftellung ſchicklicher zu dieſem Endzwece feyn, oder die Erfindung der Goͤttinn beſ⸗ fer ausprüden, als die Blume von der eigentlichen Pflanze, woraus der Saamen fümmt, davon das Brodt gemacht worden ? Es iſt aber gleichwohl hier⸗ bey zu merken, daß, wenn der Lotus aus dem ri, fein bejfer Brodt gegeben, als die Nymphaea alba major, Die in den Sümpfen wächlt, giebt, fo wird ‚derjenige , der davon gegefien bat, Feine zweyte Mahl⸗ zeit verlangen, Allein, —— — uns, daß wirklich Brodt davon gemacht worden ift, und dieſes iſt zu unferm gegenwaͤrtigen Endzwede bins laͤnglich, indem wir nicht von der Guͤte des Brodts, fondern von ber en —— deſſelben RR ante ! Cubbit, den 2 April 1750. —* | 3 | — Ben. Kay —— a Fü er | —— O — ee N Fe EEE Er geil 423 RC | O | II. “wo ei MNachricht ge RE ernnnnens vn — RER —* * eis wis Fire * rich ® Es % — ** * ae — ale dem Bacssdumen. | ie Natur, welche in 2 Werfen aben, ſo — fruchtbar, als mannigfaltig iſt, hat nicht allen Laͤndern einerley Huͤlfsmittel angewie⸗ fen, um damit die Nothwendigkeiten der — zu beſtreiten; ſondern der. weile Urheber der Welt ſcheint in allen ſeinen Werken, eine unend⸗ liche Mannigfaltigkeit von Hülfsmitteln — zu haben, dar it fie fo wohl von feiner Macht, ais Weisheit zeugen follten. "Sedermann weiß,daß bey b uns die fleißigen Bienen fhon mit. der Morgenrös the ausfliegen, um den Saft aus den Blumen zu faugen, der unfre Zungen ergöge, und um uns zus gleich einen fehr nüglichen Hausrath zuzubereitem womit wir in Abwefenheit der Sonne, unfre Zim⸗ mer erleuchten Fönnen. So wie nun alſo bey ung _ Das Wachs, moraus unſre Wacskerzen gemacht werden, ein Werk der Inſecten iſt, ſo iſt es in ana dern Weittheifen eine Frucht aus. ‚dem Gewächsteis che. Wir hoffen unfre Leſer zu vergnügen, wenn wir ihnen eine Befchreibung von diefen bey uns uns befannten Gewächfen bier mittheilen. Ame und * nn glei bervor, * er. en ‚Ten dabersunfern efern von beyden Arten, der Wachs⸗ baͤume einen Begriff machen. Sn Amerika, und zwar in Lonifisne iſt der Wachsbaum eine Art von Geflräuch , deſſen verdic- ter Saft den Einwohnern diefe verbrennliche Mate: ‚vie liefert. Eine gewiffe Perfon von Einſicht, wel- che ſich ſchon giele Jahre in diefem Sande aufgehals ten bat, befchreibt Diefes Gefträuch, und deſſen Wachs, wie auch die Mañier, die Wachskerzen daraus zu verferfigen, auf die folgende Weife, Am Nieder -Mipifippifluffe wächft eine Staude in Geſtalt eines Geflräuchs, aus deren Wurzel verz fihiedene Stämme aufiteigen, wovon die höchften. ungefähr 12 Fuß hoch find, “Die Blätter dieſes Staudengewächfes find drittehalb Zoll lang, und eis nen halben Zoll breit, und geben, wenn fie gebrannt, oder zerrieben werden, einen gewuͤrzhaften Geruch von fih. Die Blüche ift fehr Flein, und rörhlich, und bringt eine Frucht oder Beere, ohngefähr von der Größe einer Wachholderbeere hervor. Diefe Frucht beſteht aus einem Kerne, welchen eine Ark Fleiſch umfleidet, das bey einer: großen Wärme ſchmilzt, und eben dieſes ift die Materie zu den Wachskerzen in Lonifiane, Diefes Gewaͤchs iſt nicht zärtlich, und koͤmmt faft überall fort. "Zrocfne und naſſe Länder find ihm gleich gut, wenigſtens ohne großen Unterfchied, Doc fommt es in heißen Sändern am beften fort, und man bemerfet, daß eg, über den 39 Grad der Breite hinaus, nicht mehr fo fhör ift, als unter einer geringern Breite, Die erite Entdeckung diefes Wachsbaumes ift in Neu⸗ england gemacht worden. Einige verfelben tragen 2 92 h feine a1 Nachricht feine Früchte, und von diefen ia et. ner, daß fie dazu Pie die andern zu befruchten, weshalb fie aud) von ihnen maͤ | werden. | —— Die erſte Manier, ‚wie man aus diefen Bäumen Wachs gemacht bat, hat darinn beftanden, daß man diefe Früchte in kochend Waſſer geworfen, und das oben aufſchwimmende Fett ſo lange ſchoͤpfet/ bis nichts mehr darauf geſtanden. Allei dieſes Wachs ſahe gruͤnlicht aus, und gab nur ein Düfteres, trauriges Licht, vermuchlich, weil noch zu viele grobe Theile, und Unreinigeitn da vermi—⸗ | ſchet waren. * RE ‚Seit einigen Jahren hat man dieſe Manufactur, um vieles verbeſſert. Leute von Einſicht merken, ‚wie nothwendig es ſey, dieſes Wachs beſſer zu reis nigen; daher legten ſie eine Art von Backhaͤuſern an, worinn e in ohngefaͤhr re Fuß langer Reverberir⸗ ofen ftand. on diefen Ofen find oben große Keſſel | eingefegt, und tiefer unten an der Seite find große hölzerne Faͤſſer mit einem Soche am Boden ange bracht, damit man vermittelft eines Hahnes, das was fe: in ſich enthalten, abzapfen koͤnne. Dieſe Faͤſſer werden an einer Seite an eine eiſerne Platte befeſtiget, damit ſie beftändig i in einer maͤßigen Wär me erhalten werden. Man kann ſich hiervon eine Vorſtellung machen, wenn man ſich der eiſernen Platten erinnert, die bey dem Heerde eines Camins angebracht erden; um ein dahinter liegendes Ge: mach damit zu heizen Dieſe Faͤſſer werden ans fangs bis auf zween Zoll vom Rande ab, mit den Sr Beeren —— und bernas⸗ gießt man von dem Wachsbaͤumen. a3: man laues Waffer darauf, welches eine Fleine Vier⸗ thelftunde darüber ftehen bleibt, wobey das Faß uͤber⸗ all wohl verfchloffen gehalten wird, Dieſes Waſſer wird alsdenn-abgezapfet, und die Operation noch⸗ mals: vorgenommen; deren Abficht darinn befteht, die Beeren von dem daran Flebenden Staube zu reis nigen, und ihr Fleiſch ein wenig weicher zu machen. Das drittemal gießt man wärmereg Wafler dar— auf, das doch aber nicht heißer feyn muß, als daß man nur die Hand nicht darinn leiden Fann. Nah Berlaufeiner Vierthelſtunde wird auch diefes Waſ— fer wieder abgezapfet. Anfangs. läuft das dickſte Waſſer, das unten am Boden ift, faſt ganz ohne damit vermifchtes Wachs ab, aber man hebt es dem ungeachfet auf, um auch dag wenige, was es in ji) enthaltenmächte, zu gewinnen. » Wenn manmerfet, daß das Wachs zu fließen anfängt , fo ſetzt man uns ter den Zapfen glafurte irdene Geſchirre unter, Die ein wenig erwärmt find, Damit das Wachs hinein⸗ laufe, Der erfie Drittheil dieſes Wachfes iſt ſtroh⸗ gelb, der andre Dritcheil fälle mit ins Grüne; und der legte iſt zwar grün, aber doch lange nicht ſo ſtark gefärbt, als das Wachs, welches man ehedem von dem fochenden Waffer abfchöpfte. Diefes Wachs hr zum Öebrauche der Herren und vornehmen re ee ee | Wenn diefes erfte Wachs gemonnen ift, fo ſuchet man auch das gröbere, Das noch im Faſſe zurück ge⸗ blieben ift, zu erhalten. : Man fchüttet ungefaͤhr den dritten Theil:von dem ‚was im Fafle an Wachfe ruͤckſtaͤndig ift, Unfchlit Hinzu, und füllee das Ge⸗ faͤß mit ſehr beißen, — kochendem Waſſer 2:7 3 am, u Nahe an, welches 20 int ftehen muß. gleich diefes unſch te fchlecheun ſo ve get es ſich doch mit ben m 13 Bachfe etwas härter wird, als dası leichwie daſſelbe auch von geinerer Zanbe it, weil das ko⸗ | chende Waffer die Kerne erweicher \ eier, Dieſes legte Bachs g s noch belles Licht, wenigſtens J. die Es brennt ſo hell, als Licht, aber zugle mal fo ſparſamn . Br Eine befondre Eigenſchaft biſe — | ders des erften , iſt die, daß es feine Flecken ü Tuch macht, wenn Tropfen davon auf die Kleider fallen: fondern es ſpringt Schuppenweiſe ab, wie trockner Koh, wenn man die Stellenur reib. Dieſe Wachsſtraͤucher laſſen ſich am beſten durch Ableger forrpflanzen. Sie fragen bis ins fünfte Jahr wenig oder nichts: nach dieſer Zeit aber wer⸗ uͤnfte davon ſtets groͤßer, ſo daß man den die Einkuͤ nach einigen ech von jedem wohl 25 bis 30 Pfund Beeren würde fanımlen fönnen, wenn. nicht die uns geheure Menge der luͤſternen Mauerfchwalben einen großen: Teil —— verzehrte, welches macht, daß Dfund Beeren davon befen | kann, ei ungefähr ein. Pfund Wachs ‚geben. Nunmehr wollen wir vernehmen, wie dieſes Ban gebleichet, und verarbeitet werdeẽe Es giebt zwo Arten das Wachs zu bleichen. ‚Eh ne befteht darinn, daß man esan ar zen läßt, und diefe ift unftreitig die bequemft: geſchwindeſte. Die andre Manier le * man es in — die 2 bis 3 Linien die fu, | von den Wachsbaͤumen. au | in ſrever —— Dieſe Manier iſt die voll⸗ kommenſte, aber ſie iſt zugleich ſo langweilig, daß man ſie nuͤr zum Vergnuͤgen, oder zum Verſuche zuweilen anſtellet. Wir bleiben daher bey der erſten. Das Wachs wird gegen das Ende des Maͤrzmo⸗ naths in Eleine Stücken zerfehnitten, und in glaften irdenen Gefaͤßen, ſo an die Sonne geſetzt, daß es Wind noch Regen treffen kann. Don dieſer Wärme zerfchmelzen die kleinen Stücken Wachs, zu Küchlein, welche nicht über einen. halben Zoll dick feyn müffen: Denn fie bleichen defto geſchwinder, je dünner fie find. Man thut wohl, wenn man fie an. der Abendluft fiehen läßt. Am folgenden Morgen werden fie umgewendet, und ſo laͤßt man ſie wieder ſchmelzen. Wenn dieſe Operation zehnmal wieder⸗ holet worden iſt, ſo iſt das Wachs, wenn es auch gleich noch nicht vollfommen weiß iſt, dennoch zum Gebrauche Hinlänglid) gebleiht. Man Fann aber leicht erachten, wenn die Operation. noch länger forte gefegt würde, daß man das Wachs viel weißer blei⸗ chen koͤnnte. Wenn diefe erſte Zubereitung des Wachfes geſche⸗ hen iſt, fo wird es in Formen gegoflen, daß Ker⸗ zen daraus werden. Zu dem E Marienbade ſchmelzen/ aber nicht erhihen, weil es ſonſt wieder gelb werden würde. Beym Eingießen muß es durch ein ſehr feines Linnen, oder durch dar- auf gelegte, wohl gehechelte Baumwolle, gefeigert werden: Damit es ganz rein wird, ſonſt sieh es nur ein duͤſteres Licht. de Wenn die Kerze aus der — wieder ——— En ift, fo wird fie vollends gebleicht. Zu dent 24 k Ende 2u6ß6 Nachricht Ende hängt man fie an die freye Luſt, und Sonne frey.auf, ohne daß ſie an etwas dicht anhängen, weil fie fonft fchmelzen würden. Man wendet fie, täglich um, damit fie von allen Seiten gleich. weiß. werden, und diefes gefchicht ungefaͤhr einen Monath lang, fie würden aber noch weißer und fchöner wer⸗ den, wenn man noch länger damit fortfuͤhre. Die Sonne muß nicht allzu heiß -brennens denn in den Hundstagen ift fie fo frenge, daß das Wachs da- von verdorben wird, N ya Wir koͤnnten noch verfchiedene andre bey dieſer Dperation zu beobachtende Umſtaͤnde, hier beyfügen: allein, da diefe ganze Sache bis ißt bey uns noch kei⸗ nen andern Nutzen haben. kann, als daß fie die Kenntnig der Naturgefehichte erweitert, fo wollen mir fie hintanfegen, und Dagegen num auch noch efs was von dem afiatifchen Wachsbaume fagen, fo wie ihn der in der chinefifchen Provinz Aouzquang fich aufhaltende Mißionair, P. Chanſeaume, be fehrieben bat. | Dieſer chinefifche Wachsbaum, wird von den $andeseingebohrnen Pe⸗la genennet, und ift von einer gang andern Art, als der Louiſianiſche. Sein Wachs wird durch Beyhülfe gewiſſer kleiner Inſeeten aus ihm erhalten. Es giebt zweyerley ſol⸗ die Wachsbaͤume der , welchen der P. Chanfesume befchreibf , amd-an welchen »er feine Beobachtungen angeftellt hat, wird vonden Chinefern Ran⸗la⸗ chu genennet. Er fragt vom dritten Sabre an, Traus ben oder Buͤſchel, die aus einer großen Menge Elei- ner weißer, und ſtark viechender Blumen befteben, , : | | roelche, von den Wachsbaͤumen. 217 ‚welche, nachdem fie. aufgeblüher find, einen Monath dauren;, Die Inſecten fommen nicht von felbft auf Weis Bäume, fondern man. muß fie darauf fragen. man aber nur einmal einen Baum damit ver: (eben, ſo H es nimmer wieder nöthig. An den Bäumen, die fehon Wachs Gehen ha⸗ ben A ſieht man zu Anfange des Winters kleine Kno⸗ ten entſtehen, die immer mehr aufſchwellen, bis ſie Haſelnuß groß ſind. Dieſes ſind lauter Ne— ſter, welche mit einer unzaͤhlbaren Menge ſo kleiner Eyer angefuͤllt find, daß deren 30 kaum fo groß, als ein Nadelknopf feyn würden. Sie fehen dunfel gelb aus, und gleichen an Geſtalt den Vogeleyern, und im Anfange des Fruͤhjahrs, wenn die Bluͤthen des Baumes ausbrechen,, kriechen ſie aus. Zu die⸗ fer Zeit muß man die Reſter auf die Bäume tra— gen ‚die noch feine haben, Man macht Strohbuͤn⸗ del, auf deren eines man 7 bis 8 Mefter leget, und bindet Diefelben an die abhängigen Zweige, befon- ders an folche, Die eines Fingers dick find, und des ren Rinde noch gruͤnend, und nicht zu ſehr zuſam⸗ men geſchrumpft iſt. Dieſes Anbinden muß derge— ſtalt gefd een daß die Neſter unmittelbar, oder doch ſo dicht, als moͤglich, auf die Zweige zu liegen — Wenn der Baum Fuß hoch iſt, fo kann er fuͤr jeden ſeiner Staͤmme ein oder zwey Buͤndel vertragen: ſonſt aber würde ihn die allzu große Menge: der Aimfocten binnen zwey bis * Jahren erſchopſen. Kr — Wenn die Inſeeten aus ihren Eyern berausges frocheniind, ſo muͤſſen fie ſich noch erſt aus ‚einer Be Haut heraus — Sie on noch 5 le — 218 Nachricht fer gelb aus, als die Syer, find platt, im Umfange eyrund, und mit Faferıt befest; doch bat ver P. Chanfamme nicht unterfcheiden koͤnnen / ob diefe Faſern etwa Füße find. Kaum find diefe Inſecten ausgefrochen, fo laufen fie auf den Zweigen hin, und ſpatzieren auf den Blaͤttern, oder ſuchen viel⸗ mehr in denſelben eine Oeffnung, um inwendig in den Baum hinein fommen zu koͤnnen. "ie kleben fich auf ihrer Oberfläche feft an, machen eine Ber- fiefung darinn, und laffen auswendig eine Dede, oder einen Mantel, der ihren kleinen Lelb bedecket. Am 25 May 1752 flelgen die Bluͤthen eines dieſer Bäume an, fich zu öffnen, und der P. Chanſeau⸗ me feste Die Neſter Darauf, welche ven zoſten aus» - Famen: da denn am 17. un. das Wachs anfteng ſich zu zeigen. Es waren Fäfergen einer fehr feinen Wolle, die, ſich rings um die Inſecten herum: auf der Rinde ‚erhoben. Sie waren unbemerkt zum Dorfcheine gekommen, und waren in laufer- Fleine Haufen abgetheilet, welche ſich faſt einander berühr: ten. Sie fehienen unbemweglich zu feyn, und waren ungefähr eine halbe tinie lang geworden. Der P. Ehanfeaume zog von verfehiedenen Bäumen die Rin⸗ de ab, ohne auf dem harten Holze Spuhren von den Infſecien zu finden. Sie hielten fich "bloß zwifchen den beiden Haͤutgen auf, welche die Rinde formi: ren. Rad) und nad) fteige das Wachs, wie eine Wolle in die Höhe, verhärtet fich den Sommer hin; durch je mehr und mehr, und befchüger die Inſe— cten vor der Wärme, dem Regen, undden Ameifen. Man fammlet das Wachs nach den’ erften Reiffrö- ften im September, da es fich ganz leicht mit den Is von den Wachsbaͤumen. 219 Fingern * en läßt. Um es zu reinigen, ſetzet man ein ee der 5 bis 6 Minuten lang in Waſſer gekocht bat, angefülltes Gefäß i in Eochendes Wafler Der Neiß muß Halb trocken feyn, und daher muß man das Wafler, was ſich nicht in ibn bineingezogen hat, abgießen. In dieſen Reif druͤ⸗ cket man eine porcellanene Schaale dergeſtalt ein, daß die Oeffnung nach oben zu ſtehen kommt, und in dieſe fegt maneine andre umgekehrt, fo daß die Oeff⸗ nung unten koͤmmt. Das rohe Wachs legt ſich an die auswendige Oberflaͤche der kleinen Schaale, die man ein wenig auf eine Seite beuget, damit das Wachs ausfließen kann. Wenn nun das Wachs von der Waͤrme ſchmelzt, ſo fließt, es ganz gereini⸗ get, an den Boden der unterſten Schaale, und der gröbere Theil deffelben ſchwimmt oben auf. Diefes Wachs ift ganz weiß, glänzend, und noch immer durchſichtig, wenn es. gleich faſt einen Zoll die ift Wenn man eine Unze von biefem S Bachfe mit einem Pfunde Del vermifchet, fo wird diefe Bermifchung hart, und giebt ein Wachs, das dem gemeinen Wachſe wenig nachgiebt. Man gebraucht es auch zur Eur verfchiedner Krankheiten, und wenn es auf eine Wunde gelegt wird, fo befördert es den Wachs⸗ thum des Fleiſches in fehe fur jer Zeit. Wir wollen diefe Beſchreibungen nicht beſchließen, ohne ‚einige: Betrachtungen wi 'anzuftellen, welche. — uns in Europa zu Nutzen kommen koͤnnten. Ka h Wir haben nur yosyerlen Mittel, um unſre Zim⸗ mer zu erleuchten. Das eine iſt zu theuer „.als daß fh Leute vom mittlern Seond⸗ deſſelben ſollten bedie⸗ nen 220 go Nachricht ! rien koͤnnen, und das find die Wachskerzen. Das andre ift befonders bey heißer Witterung nicht gut zu gebrauchen, und ift, wegen feines Öeruchs und Danıpfes empfindlichen $euten, ja auch andern, Die in engen Zimmern wohnen, allezeit unangenehm. Gleichwohl ift dieſes legtere Das einzige, deflen fich diejenigen Leute bedienen Eonnen, dehen die Wachs: erzen zu Foftbar find. Sollten nicht die. Louiſiani⸗ fhen Wachsferzen eine mittlere Materie zwiſchen den unfrigen und dem Fichte abgeben Fönnen? Ge: ſetzt, fie wären auch noch einmal fo theuer, als die . Sichter , fo würden fie doch vermuthlich alle Diejenis genden Talglichtern vorziehen, Die diejenigen Sachen, welche zu ihrer Bequemlichkeit und Vergnuͤgung dienen, gern etwas theurer bezahlen, Der Berfafs fer der obigen Befchreibung von den Louifianifchen Wachsbaͤumen lehret uns, daß fo gar das Wachs, welches mit einem Drittheile Unſchlitt vermiſcht iſt, noch einmal ſo lange brenne, als das gemeine Licht, und das ganz reine Wachs muß alfo noch viel länger brennen. Da aber diefes wahrfcheinlicher Weife von einer gleich Dicken, und gleich langen Kerze zu verftehen ift, und ein gemwiffes Gewicht diefes Wach» fes , weil es dichter und fefter ift, als das Linfchlict, nicht fo viel Kerzen giebt, als eben fo viel Unſchlitt, ſo muß man diefes im Weberfchlage. mit in Ermäs gung ziehen. Mach diefem Abzuge fcheint es, daß diefe Wachskerzen etwa um bie Hälfte cheurer- feyn . roürden, als Die Talglichter, wenn wir ihnen dem Preis fegen, wie oben gefchehen ift, Wenn diefer neue Zweig der Handlung zu feiner Vollkommenheit kaͤme, ſo wuͤrde es ſich fragen, oh man von den Wachsbaͤumen. 221 man nicht ſelbſt in einigen europaͤiſchen Laͤndern die⸗ ſen Louiſianiſchen Wachsbaum ſollte fortbringen koͤn⸗ nen? Es giebt uͤberall noch ſo viel unangebautes Land, und ſo viele mit unnuͤtzen Straͤuchern beſetzte Gegenden, daß man für fie Platz genug finden wuͤr⸗ ‚de, ohne ihnen ſolche tänder einraumen zu Dürfen, ‚die ſchon auf eine nuͤtzliche Weije angebauet wären. Der Berfafler fagt zwar, daß diefe Baume über dem 39 Grade der Breite niche jo gut gedenen, als ‚unter demfelben. Allein, er jagt doch auch zugleich, daß fie in Neuengland entdeckt worden find, deſſen ‚Breite fich noch viel weiter erſtreckt. Zudem, wenn . man diefe Bäume z. E. in Sranfreich anbauen wollte, ‚fo iſt der Unterfchied vom 39 bis 42 und 43 Grabe, welches die Grade der “Breite, der ſuͤdlichen Provin- zen Frankreichs find, doch fo "groß nicht, daß man nicht Hoffnung haben follte, fie daſelbſt fortzubrin⸗ gen, und vielleicht rwürden fie Durch eine gute Cul⸗ tur, welche uns die Erfahrung lehren müßte, in diefen Provinzen eben fo qute Früchte fragen, als in ihren Geburtsiändern, wo fie der Matur allein uͤberlaſſen werden. Ich muß nicht vergeilen, daß es diefen Bäumen einerley gelte, ob fie in trodnen, oder moraftigen ändern ſtehen, und daß fie alſo leicht fortfommen, und niche viel Gefahr laufen, So lange bis zu dem Anbaue dieſer Sträucher in Eu- ropa Anftalt gemacht würde, Fönnte man den Colo⸗ niften in $ouifiane gern den Mugen gönnen, welchen fie durch die Bertaufhung diefer Waare gegen die Nothwendigkeiten, die ihnen aus Europa zugeführt werden müflen, etwa gewinnen fonnten, Man 2 7 Nachricht Man fage nur nicht, daß der Handel mie diefer Waare zu unerheblich feyn würde, Der Zucker, welcher die vornehmfte $adung fo vieler Schiffe ift, koſtet, wenn er in Frankreich völlig zubereitet wor⸗ den iſt, in gemeinen Jahren, weit weniger, als nad unfrer Vorausſetzung dieſes Wachs kommen wuͤrde. Wie viel andre weit wohlfeilere Waaren, giebt es nicht außerdem noch), wovon man anfehnli= che Sadungen übers Meer zu uns bringe. Wieviele hofländifche, und englifche bloß mit Steinfohlen ge- ladene Schiffe ‚, laden nicht dieſe geringfchäßige Waare für die englifchen, und hollandifchen Cole nien in America? Die franzöfifche Colonie in $onifiane hat wenig Waaren nad) Europa zu fenden, und vielleicht wir. de ihr durch diefe neue Handlung ziemlich aufgehol⸗ fen werden fünnen. Dieſe Colonie würde Dadurch aus der Berlegenheit Fommen, worinn fie ſich ige befindet, da fie fich ſelbſt ſhlechterdings unnuͤtz, Frankreich wenig nuͤtz, und ſolchergeſtalt ſo ſchlecht dran iſt, daß diejenigen, die ſich eine Zeitlang in dieſem Lande aufhalten, daſſelbe wie einen Ort der Verbannung betrachten müffen. | | BET ETELEST LIEFERT IV. | Nachrich von dem Drachenblute. as Drachenblut (Sanguis ’Draconis, ) ift eine Specerey, womit ein ziemlicher Handel ges trieben wird, und welche eben um desmwillen wohl ver⸗ von dem Drachenblute. 223 verdienet, daß man Den Urſprung defl elben wiſſe. Es ift ein gummoͤſes Harz, das eine rothe Farbe hat, und von den Koͤrnern einer Art von Palmbäu- men — wird, die Drachen Pe wie⸗ wohl es. | aus den Einfchnitten der Rinde diefes Bi aumes — Auf der Inſel Teneriffa acht diefer Daum ſehr häufig, und zwar auf ei- em hohen felfigten Sande. "Wenn man diefes Harz aus den Fruͤchten des Baumes zubereiten will, fo werden fie. auf einen Roſt ‚geleget, welchen man über rn je a Schuͤſſel fteller, die halb mit Waſſer angefüllet ift. Diefe Schüffel wird auf glühende Kohlen geftelfet, und zůgedeckt, damit der Dampf des Waſſers die Fruͤchte erweiche, daß ſie ihren Saft von ſich geben, welcher denn blutroth durch die Wärme aus ihnen heraus ſchwitzet. Es ift Des fonders, daß man diefen rothen Saft in den frifchen Fruͤchten, wenn ſie von einander gejchnitfen werden ; nicht findet, Einige kochen dieſe Fruͤchte bloß in Waſſer ſo lange, bis es davon eine ſchoͤne rothe dar be erhalten hat, hernach wird Diefes Waſſer zu ei⸗ nem dicken Safte — und in die POIEREF des ; Dradenbaums eingewicke und verſendet. In America wird eine an — ſchlechtere Art von Drachenblute zubereitet, welche in breiten, oder laͤnglichten runden Kuchen zu uns gebracht wirb Dieſer verdickte Baumſaft hat eine zuſammenzie⸗ hende Kraft, und wird daher. gebraucht, um die Blutflüffe, befonders der außerlichen Wunden zu ſtillen. Daher bedienet man fic) deffelben in Wund⸗ Ä balfamen. Es ift auch geſchickt die wankenden Zaͤh⸗ ne zu URN: weil es das. Zahnfleiſch Anl zieht, Y . 14 >24 Nachricht von den Drachenblute, zieht, und um deswillen wird es zu Zahnpulvern ‚gebraucht, wozu eg feiner rothen Farbe wegen; vor⸗ zůglich geſchickt iſt. | Die Reifenden erzählen von dem Drachenbaume, auf der Inſel Teneriffa eine Befonderheit, welche wir bier noch anführen wollen. Man verfertiget nämlich von dem Holze diefes Baumes Schilde, weil ein Schwerdf, womitman hinein Dauer, oder ein Dolch nicht leicht wieder heraus gezogen werden kann. Schließlich iſt noch zu merken, daß die Aerzte zweyerley Drachenblut haben, indem ſie auch das Lapathum rubrum alſo nennen, deſſen Blaͤtter dunk— le, oder blutrothe Faſern haben. Diefes lestere ift ganz etwas anders, als das eigentliche Drachen- blut, und gehört hierher nicht weiter, als. um ber Aehnlichkeit Der Benennung gen. | viel ic, mich aus der Zufammenhale n fung verfchiedener Umſtaͤnde erinnern OL ZI Eann, mar.ich noch feine zwölf Jahre an Alf, da ich Durch allerhand Ei "nungen beunrubiget wurde, Bald — mir Fliegen vor. den Augen herum, die fich nicht verjagen laffen wollten ; bald lief eine Spinne über mein Buch und kam alle Yugenblirfe D 2 wieder ; Re einige — 59 ich inm ie — dach bat luſtig gemacht viefe € ſpenſt men zu oft, als daß i endlich haͤtte gew werden ſollen/ daß ſie eben ſo, wie alle andere ſpenſter, nicht außer ——— wären, fon den Grund ihres Dafeyns in mir felbft hätten zwar einen wefentlihern Grund, als die bloße F und Einbildungsfraft. Das Vergnügen über Entdeckung, und eine jugendliche Sorglofi feitmac)- | ten mir diefe Beſchaffenheit mei Augen einige Jahre lang zu einer Art von ‚Zeitvertreib, und er⸗ laubten mir nicht, auf die Geſahr au merkſam zu ſeyn, mit der ich bedrohet zu werden ſchien. Eud⸗ lich wurde ich bey zunehmendem Alte nachdenkli⸗ cher; und nad) und nach ſo furchtfam, daß ih mih nie uͤnterſtanden habe, dieſen Zufall meiner Yugen jemanden zu entdeden, weil ich immer beforgte, er möchte das Urtheil über: mid) forechen, ‘und mid) zur Blindheit verdammen ; 5 und wider diefes Urs theil würde mir um fo vielideniger erlaubt gewefen ſeyn, etwas einzuwenden, da ic) ſchon damals über: aus Eurzfichtig war. Ich fuchte alfo t ieſe en Fehler vor jedermann zu, verbergen; weil ich | hoͤchſt felten, 5 Kar für unerhört h ka p fieng ich ſchon vor vielen. Jahren an, alle Umſtaͤn | und Zufälle diefer Krankheit aufzufchreibe 1, damit ich. mich entipeder unter der Hand nach Hülfe um. fehen, oder weigftens das Wachsthum und die An -· näherung der Gefahr defto beffer bemerken Fonnte, Allein dieſe Arbeit ſetze ich nicht EN y- herumfahrenden Sieden. | 229 Ich wurde gewahr, daß die Kranfheit ungemein langfam zunahm; id) rechnete aus, menn fie in eben dem Maaße zu wachfen fortführe, mie lange fie Zeit brauchte, bis fie zur völligen Blindheit würde? Ich fand, daß diefes ohngefähr in die Zeit einfchlug, in der wir unferer Augen überhaupt entbehren koͤnnen und müflen ;: und obgleich diefe Rechnung nicht fe befchaffen war, daß fie alle meine Leſer überzeugen würde, fo machte ſie doch fogleich meiner Furcht und meinem Tagebuche ein Ende. Nun war ich dreis fte genug, unter den DBerzeichniffen der Augen⸗ franfheiten auch die meinige aufzufuchen, und wenn bier und dar ein Arze ihr mit dem Stahre, mit ges wiffer und naher Blindheit drobere: fo fegte ih ihm getroft meine Rechnung entgegen, oder den Ausfpruch gelinderer Nerzte. Die Befchreibungen - und Urfachen, die ich von diefer Krankheit aus al- lerley Büchern zufammengetragen, ftimmen zwar fehr wenig mit einander überein, ſo daß es oft um gewiß feyn würde, eb nicht von einer ganz andern die Rede wäre, wenn nicht gewiſſe Merfmaale fie von allen übrigen gar zu deutlich unterſcheideten: allein fie überzeugten mich doch, daß diefer Zufall gar nicht felten ift, und daß er bey vielen Perfonen bis in das höchfte Alter weiter Feine üble Folgen ges habt hat. Hierzu koͤmmt noch eine ziemliche Anz zahl mündlicher Erzählungen, Die mich faſt auf die Gedanken bringen, daß wenige Myopen völlig frey Davon feyn dürften. Alm fo vielmehr verlohnte eg - ſich der Mühe, dieſe Krankheit forgfältiger zu uns terfüchen, und auf Mittel dagegen bedacht zu fern. Die Unterfuchungen müffen natürlicher Weife von P3ı aufs Von denen vor den Au Be Beobachtungen und genauen fhreibungen ihren Anfangnehmen, Da nn ‚Denen, die damit behaftet: find, und den Sitz der Krankheit, fo zu ſagen, beſtandig vor Augen haben, ungemein ſchwer fällt, ihre‘ va in Ord⸗ nung zu bringen, und ſich deutliche, d Sache ge⸗ mäße, Vorſtellungen davon zu machen: —2** um fo viel weniger zu verwundern, wenn € ‚au ungefahren unvollftändigen Ersäptungan ganz f rig⸗ ZN davon befommen, EEE Ba Es wuͤrde daher eine Unbiltigkeit und. Eitetfeit verrathen, wenn ich afle-diejenigen anführen wollte, _ bey denen ich unzichfiae ei bel —————— bungen angetroffen habe. Es iſt kein Theil des Auges, in dem nicht einer - oder der ‚andere Diefer Krankheit ihren Siß angewiefen hätte. Einige auf’ der äußern Släche der —— andere, und ‚zwar die meiften, in der wäfferichten Feuchtigkeit; einige in der Cryſtalllinſe; wieder andere in der glasarti⸗ gen Feuchtigkeit; endlich ‚auch einige wenige in dem netzfoͤrmigen Häuschen, oder überhaupt i tn;hem un⸗ mittelbaren Werkzeuge des Sehens ſelbſt, Eben ſo verſchieden ſind ſie auch in ihrem uͤrthellen von den Urfachen der Krankheit... Ein berühmter Mann ſchiebt die Schuld auf die Salze, von denen er glaubet, daß fie in der glasartigen Feuchtigkeit an- fchießen, und behauptet, es fönne fonft nichts feyn; er drohet mit Blindheit, und geht fo weit, Daß er alles Salz unferfaget, und lauter ungefalgene Speis fen anraͤth. Einige halten dieſe Krankheit für einen anfang des Staares, den fie nach der alten. Mey z Ping herumfahrenden Flecken. 231 ° nung in einem Häuschen ſuchen, welches allmaͤhlig⸗ die Vorderſeite der Cryſtalllinſe überziehen, und endlich. den üchtſtrahlen allen Durchgang verſchlieſ⸗ den folle ;.. ‚diefe find für unfere Augen am gefährs lichſten, denn fie find fogleich mit der Madel fertig, . . und. wollen kurz und gut den Staar ſtechen, wo doch weder Staar, noch ſonſt was, niederzudruͤcken iſt; ſie ſetzen alſo einen Theil des Auges, der von dem Sitze dieſer Krankheit ſehr weit entfernet iſt, one als len Nutzen einer nicht geringen Gefahr aus. Wie⸗ derum andere laſſen die glasartige Feuchtigkeit recht wie in einem Keſſel aufkochen, und die hitzigen Fie— ber das Feuer unterſchuͤren; da kann es nun frey⸗ lich an aufſteigenden Blaſen nicht fehlen, und fo wäre das ganze Geheimniß erfläret; zu befferer Weberzeus gung der Ungelehrten, hat fo gar einer und der an—⸗ dere Modelle von diefem Kochen verfertiget, Eini⸗ ge ſuchen dieſe Krankheit in dem unmittelbaren Werkzeuge des Sehens, und halten die vor den Aus gen berumfchwebende Flecken für nichts anderes, als die Folge davon, daß hin und wieder einige Stellen des nesförmigen“ Häutchens ihre Empfindung verlo- ven haben, und. alfo von denenjenigen Theilen der- Gegenflände, deren Bilder auf fie fallen, unſerer Seele entweder gar Ferne, oder nur dunfele, Vorſtel⸗ lungen erregen koͤnnen; hier haͤtten wir in der That ſchwarzgraue, und wo es noͤthig iſt, auch gefaͤrbte Flecken; nur ſchade, daß wir ſie dazu nicht gebrau⸗ chen fönnen, wozu mir gerne wollten. Endlich ha= ben ſich ach ſo gar die Saamenthierchen, ich weiß nicht wie, verdaͤchtig gemacht, daß ſie ſich an Orte hin verirren, wo ſie nichts zu thun haben; $ ſollen es | P 4 ja ns Bon denen vor den Aug⸗ ja Thiere ſeyn / fo fchieten Me’ fich wenlgſtens Beffee Dazu, als vie Stiegen. Di⸗ “fo fehr verſchiedene Meynungen berüßmeer um near u sum Theil eigene Abhandlungen von dergleichen ; nen der Augen ra Be bo ungen war, als vorhin, 1a ih) ai as der € machen ſollte. Ich febrte alfo zu * — Entſchluſſe zuͤruͤck dieſe Krankheit bey mir ſelbſt beobachten, und alle Umflände genau zu zeichnen und zu befchreiben ; ja ich nahm mir vor, wo möglich, ‚alles. zu. vergeffen, was ich bey andern davon ge- leſen hatte, damit nicht die Hochachachtung \ ich den Nüsfprüchen der Kunfterfaher ) en ſchuldig bin, mich verleiten — bae zu ine ee, hy nicht Be N, | | Er — = — vor ben Beh | — Einige, 5 die davon gefirieben — fie ganz recht mit gläfernen oder aus Seife nwaſſer ges blafenen Kugeln, oder auch nit denen Suftblafen, die im Waffer und andern flüfigen Materien auffteie gen. Denn mit den. Fliegen haben fie wohl feine andere Aehnlichfeit, als daß fie in der Luft herum» zuſchwaͤrmen ſcheinen, und zwar in der That auf ei⸗ ne Art, Die der Bewegung oder dem Fluge der Bie⸗ nen, “und einiger Gattungen Mücken darinn fehr | nahe koͤmmt, daß fie, a ‚eine 1 Zeilang auf | - ... einer | erumfahrenden zlecen —J —— Stelle zu ſchweben/ nachher, gleich als wenn fie verfcheucht würden, ein paarmal ſchnell im Kreife herum u fahren, und-denn die, vorige Stelle wieder unehmen fcheinen. Es giebt auch wirklich eine Art ganz, kleiner Mücken, die ihre Rlügel fo ſchnell und fo ſtark bewegen, daß fie um ihren Körper eine Art von halb durchſichtigem Dunſtkreiſe zu haben ſcheinen; dieſe kommen mit einigen der Flecken, von denen hier die Rede ift, ziemlich überein. Doch wenn man die Sache genauer befchreiben will, ſo giebt es zweyerley Gattungen von Flecken, rund wie Scheib⸗ chen oder Kuͤgelchen, und lang wie Faden. Jene beſtehen entweder aus einem ungemein ſchwarzen ſcharfbegraͤnzten Ringe, Big. 2. der einen ſehr Bellen lebhaften Kern, mie einen Brennpunct, ums giebt; oder fie beftehen aus einem nicht fo dunkel fnarzen Ringe, Fig. 2. mit einem weniger hellen Brennpuncte, oder fie haben einen ſchwaͤrzlichen Kern, Fig. 3. um den ein leichter King geht, der wiederum von einem fhroärzlichen Ringe umgeben wird; endlich bemerfet man auch Flecken, die ganz ünordentliche Gränzen, Licht und Schatten haben, und von denen man gar bald gewahr wird, daß fie nichts anders find, als eine gewiſſe Anzahl der vori⸗ gen einzelnen Flecken, die entweder wirklich in einem Klumpen aneinander haͤngen, oder nur durch einen optiſchen Betrug das Anfehen Haben, als ob fie fic) berührten, da fie doch vielleicht in wirklichen Entfer: nungen ‚hinter einander liegen. Die andere Cats tung Flecken, die wie Fäden ober Haare ausfehen, kommen, in Anfehung ihres !ichts und Schattens mit den runden Flecken uͤberein; denn einige Faden, P 5 Fig. | runden Flecken, Fig. 3. Außerde [3 | 3ig. — — Sicht und Schatten Bi wie der zunde Flecken, Sig. 1. oder vielmehr, wie Big. 2. deſſen ſchwachen Lichte und ſchwaͤrlicher arbe näher kommen; andere Faden, Fig. 5. haben i sicht und Schatten in’eben der Ordnung, wie die m find.diefe Fa⸗ den entweder gerade, oder wie die Fibern di r Muss keln gefchlängelt, Fig. 6. oder in unordentlich Zu gen untereinander geſchlungen, und gleichfam. vote wieret, Big. 7; wiewohl auch dieſe Verwirrung Theil nur ſcheinbar feyn mag, und von ‚eben: dem, optifchen Betruge herruͤhren Fann, beffau.ig en bey den runden Flecken gedacht habe. NR r, us un —38 ur Ich komme nun auf einen Umſtand, nich, Jeicht die metſte Aufmerkſamkeit verdienet, naͤmlich, daß die mehreſten dieſes Faden, wo nicht alle, mit . denen zuerft befehriebenen runden Körperchen anges füllet find, und zwar fo, daß diefe einzeln, und in wenig oder gar nicht unterbrochenen Reihen hinter: einander ſtecken, Fig. 8. denn da die Faden und die runden Körperchen, die darinnen ftecen, feine merklich verfchiedene Durchmeſſer aben: fo koͤnnen legtere auch nur einzeln Raum haben. Es erhe daraus, daß die Fäden nicht nur hobl find, fi fond auch nad) Maaßgabe ihres | Ducchmeifers ungemein dünne Wände haben. Im Anfange fam es mir vor, als ob einige diefer Röhrchen, namlich diejenigen, die nur undeutlic) gefehen werden, Feine Kügelchen in ſich ſtecken hätten; allein ich merfte gar bald, daß, jemehr ich mich bemuͤhete, durch allerhand Hülfe- mittel, die ich weiterhin ORDER werde, auch Diefe Naoͤhr⸗ herumahrenden glecken⸗ 235 Röhrchen deutlich zu fehen, deſtoweniger Zweifel uͤbrig bliebe, daß fie ebenfalls mit Kuͤgelchen ange⸗ füllet wären. So, daß wenigftens folgender Sag gewiß ift: Alle Höhrehen, die ich’ deutlich gefehen habe, ftedten voll Kügelchen, In wie ferne man von den übrigen eben diefes vermuthen darf, wird ſich vielleicht eher entſcheiden laffen, wenn ich fünf ⸗ fig erfläret haben werde, woher es komme, daß ein Theil der Röhrchen und Kügelchen deutlicher gefe: ben werden Fönnen, als die übrigen. Ob aber der vorhergehende Sag auch) wahr bliebe, wenn ich ihn auf gewiffe Art umkehren wollte: Alle Kügelchen, | die ich deutlich geſehen habe, ſteckten in Roͤhrchen! Dieſes getraue ich mir nicht zu behaupten, indem ich manchmal einzelne Kugeln zu ſehen glaube, von denen ich die Roͤhre nicht entdecken kann. Ueber— haupt iſt es natuͤrlicherweiſe leichter zu entſcheiden, ob in einer gewiſſen Roͤhre Kugeln ſtecken ? Denn ‚wenn ich es von der einen Kugel nicht bemerfen kann, fo bemerfe ich. es vielleicht von der andern; aber weit ſchwerer iſt es zu fagen, ob eine gewiß ſe Kugel in einer Roͤhre ſteckt oder nicht? Einen Theil der Urſachen von dieſer Ungewißheit, wird man im naͤchſtfolgenden — — Von der Durchſichtigkeit und ein Ben Farbe dieſer Röhrchen und * Kuͤgelchen. Daß die Roͤhrchen ungemein durchſichtig müff ſen, erhellet daraus, weil man die in * ſte⸗ ende —— eh deutlich ——89 und zum Theil eher gewahr wird, als die Röhrchen ſelbſt; und weil man, wenn zwey Roͤhrchen kreuzweis uͤbereinander liegen, oder vielleicht auch in einiger Entfernung hintereinander, manchmal gar nicht entſcheiden Fan, welches won beyden das obere oder das untere ift, Fig. 7. ABER Säge chen find durchfichtig, weil ſie ſich e igermaße nach der Farbe der Außern Gegenftände richter Y | denen fie zu fehweben feheinen. Ueberhaupt aber verräth der helle Kern, und die Art, wie Licht Schatten in beyderley Korpern mit. einander abwech⸗ ſeln, gar deutlich, daß fie die Lichtſtrahlen durchlaſ— fen und. brechen. Diefe Strahlenbrechung- muß nicht geringe feyn, wie man aus dem fo lebhaft Brennpuncte einiger Kuͤgelchen, Fig. 1. abnehmen: kann; eben daraus aber fol et, daß dieſe Kuͤgelchen entweder dichte ſind, das iſt, durch und durch aus der Materie beſtehen, die das ticht um fo fehr viel ſtarker bricht, als das Mittel, in dem fie fich aufhal⸗ ten ; oder, wenn fie hohl find, müflen fie wenigſtens eine "nach Maafgabe ihres. Durchmeſſers fehr dicke Schale haben; oder, wenn es nur dünne Bläschen find, fo müffen fie mit einer andern Materie ange: fuͤllt ſeyn, als die fie umgiebt. Einen von diefen dreyen Fällen machet die ftarfe Etrahlenbrechung der Kuͤ⸗ gelchen nothwendig; allein, welcher von ihnen wirflich ſtatt findet, habe ich aller angewendeten Muͤhe und Aufmerkſamkeit ungeachtet, noch nicht entſcheiden Fünnen, und meine Auſri htigfeit er⸗ laubet mir nicht, einen davon auf geratpenept zu ernennen. Die herumfahrenden Flecken. 237 * Körperchen, mwenigftens die Kügelchen, find Fe aller ihrer Durchfichtigfeit doch wirklich gefär« bei. Man fann es zwar nicht an einzelnen be. merfen, fondern nur da, wo viele über einander zu liegen (einen; alfein diefer: Umftand wird nies mand befremden, weil ee mehrern gefärbten, durch⸗ en Körpern gemein ift, die völlig ohne Farbe zu feyn fheinen, wenn man ganz £leine Theile davon. unter ſtarke Vergrößerungsgläfer bringe. Ihre fcheiribare Farbe alfo, wenn mehrere beyfammen lie» gen, iſt bloß roͤthlichgelb, das ift, eben fo, wie wir fie an ftarkvergrößerten Blutfügelchen wahrnehmen, Einzeln betrachtet aber, entlehnet ihr heller Kern, oder Brennpunck, wie fchon gefaget, die Farbe der aͤußern Körper, auf die fie ſich beziehen; doch ift leicht zu erachten, und meine Erfahrungen ftimmen damit überein, daß fie nicht nur von denenjenigen Gegenftänden, auf denen fie unfer Auge zu fehen glaubet, Sicht und Farbe befommen, fondern au) ‚von den benachbarten. Daher gefchieht es, daß, wenn fie fich über einen nicht aflzubreiten dunfeln Gegenftand, der zum Benfpiele nur etlichemal fo breit fcheint, als ihr Durchmeſſer, bewegen, fie ihren hel— fen Kern nicht verlieren, indem fie von den benach» barten hellen Körpern noch Licht: genug befommen Fönnen 5 wenn fie ſich aber gar zu weit von den ers leuchteten Gegenſtaͤnden entfernen, ſo verſchwin den die Bilder derjenigen Kuͤgelchen, die wie Fig. 3. ausfehen, nad) und nad), und zwar fo, daß derjenige Theil des’hellen Ringes am längften jihtbar blei⸗ bet, der von der Lichtſeite abgefehret iſt. Oder weh cheb mit dem vorhergehenden einerley iſt, wenn man das 238 Von denen vor den Au 8 das Auge über ‚eine belle Fläche mit bunten Cie fen beweget, fo erſcheinen auch auf den Kuͤgelchen, indem fie über dieſe Striche e weg laufen, nad) und nach die Bilder der St iche, und zwar fo, daß fie mie den Kugeln einerley Weg nehmen ; nämlich, - wenn die Kugel ſich von der Rechten zur Linken zu bewegen ſcheint, fo fcheinen auch die auf der Kugel nach und nach zum Borfchein kommende Bilder der Striche, fih von der Rechten zur Linken zu bewe- gen u. ſ. f. Dieſe Beobachtung ſetzet nicht nur. die Durchſichtigkeit der Kuͤgelchen, ſondern auch das außer Zweifel, daß ſie die Strahlen ſtaͤrker brechen, als dag fie umgebende Mittel, Denn wenn Fig: 9. der Achsſtrich des Auges von ce nach p beweget wird; fo iſt es, in Anſehung des Bildes, das wir von.dem Striche q befommen, eben fo viel, als. wenn. der Sctrich felbft die gegenſeitige Bewegung gehabt: hätz te; dasjenige Bild alfo von dem Striche q, wel⸗ ches durch das Kuͤgelchen r geſehen wird, und von dem ich furz vorher gefaget habe, daß. es ‚mie dent, Auge einerley ſcheinbare Bewegung: hat, beweget fich, feinem Gegenftande q zuwider; wenn demnach die Sinie q fich wirflich von p nad) o —— muß dasjenige Bild von ihr, welches durch de Kügelchen r fallt, ſich auf dem. Meshäutchen nich von = nad w, wie gewöhnlich, ſondern umge⸗ kehrt, von @ nach) v bewegen; man ſieht aber leicht, daß dieſes nicht würde gefchehen koͤnnen, wenn niche das Kuͤgelchen r die Lichtſtrahlen, mit deren Hülfe es uns ein Bild von q giebt, vorher in einem Brenn. pungfe — — es Aa auf: die Netzhaut rn fallen — herumfahrenden Flecken. 239 _ fallen läßt. Wollte man fich nicht die Mühe ges ben, diefe Folgerungen deutlich einzufehen: fo koͤnn⸗ te man fi) durch Verſuche mit erhabenen und hoh⸗ len Glaslinfen davon überzeugen ; denn wenn man ‚eines von der erſtern Gattung fo weit von dem Aus ‚ge entfernet, bis es ein verfehrtes deutliches Bild : a einem noch entferntern Gegenftande machet, und man bewegt alsdenn diefe Ölaslinfe von der Rechten zur Linken: fo wird man finden, daß das Bild, ſo fie uns von dem Gegen‘tande machet, fich ebenfalls von der Rechten zur Linken bewegen wird‘; nimme man aber ein Hohlglas, oder eine hohle Kugel, fo werben die Bilder, die wir durch fie fehen, allemal bie gegenfeitige Bewegung des Ölafes haben. Da nun der Erfolg, in Anfehung der Kügelchen, im Aus ge, eben derjenige ift, den wir bey erhabenen Linſen finden ‚' fo ift daraus Flar, daß fie das Licht ſamm⸗ len, und nicht wie duͤnne hohle Kugeln wenig oder mehr zerfiveuen. Nun find wir eher im Stande, ei⸗ nen von denen drey Fällen, Die ich im Vorhergehen⸗ den, als möglich, angegeben hatte, auszufchließen, oder noch genauer einzufehränfen, Nämlich, dieſe Kügelchen fönnen, vermöge ihrer Strahlenbrechung, nicht hohl und leer ſeyn, wir müßten denn ihre ‚Schale fo di annehmen, daß die Höhlung gegen * fort nicht in Betrachtung kaͤme. | Ich komme nun auch auf die Roͤhrchen, und bie Yet, wie fie die Strahlen brechen. Auch diefe haben ‚zum Theil einen hellen Kern, Fig. 4. der aber nie» mals fo lebhaft ift, als der von den Kügelchen, Sig. da fie ganz gewiß dünne und hohl find, fo ruͤhret die. Mr — - Bon denen vor den Augen J Ren. nicht von ihrer eigenen Strahlenbre⸗ | hung her, fondern in. dem Falle, wenn er lebhaf⸗ „ter ift, als die benachbarten Gegenftände, fo-rühret es natürlicher Weiſe daher, weil die in der Röhre, ſteckenden Kügelchen eine ganze Reihe auf einans · der folgender Brennpuncte, aus Denen. endlich ein heller Strich wird, ausmachen. Ob ——— | ‚nen Räumchen wiſchen den Kugeln inden? mit einem. befondern und gleichham ——— | oder weniger brechenden flüßigen Weſen m j ‚find, oder. nicht, will ich nic entſcheiden· N Amine ‚ unfer denen man Diefe Kor | perchen am deutlichſten beoba hte er —— A ee Es m hievon mit Unterſchied zu — Ei⸗ nige von den Kuͤgelchen ſchweben beſtaͤndig vor den Augen, das iſt, ſie bleiben ſichtbar, das aͤußere dicht und Die übrigen Umftände mögen befchaffen feyn, wie ‚fie wollen ;' die Gegenftände, ‚auf die wir die Augen ehren, mögen wenig oder viel erleuchtet ſeyn; das Licht mag gleichſam nur aus einem Puncte in das Auge fliegen, oder von einer großen erleu⸗ Wand, ganz unordentlich dahin gebrochen werden; es mag aus zufammenlaufenden , oder‘ fich verbrei- senden Strahlen beftehen ; ja, wenn man auch die Augenlieder zufchließt, wenn nur noch einiges $iche - - durch fie empfunden werden fann : fo bleiben einige Kügelhen fihtbar. Verſchiedene Beobachtungen, die ich in anderer Abſicht mit dem Auge — brachten herumfahrenden Flecken. 24 brachten mich auf die Bermuthung, daß manfie vielleicht ganz. ‚men, wenn man ben Yugapfel fehnell bewegte, oder im Dunkeln wuͤrde zu fehen befom- auf eine gewiſſe Art druͤckte; allein ich unterſtehe mi ). nicht. zu behaupten, "daß der Erfolg: meine maßung. gerechtfertiget habe, denn ob es mir | gleich manchmal ſchiene, Daß bier und dar auf den u ‚Stellen, wo ich wußte, daß Kügelchen fich aufhiele ten, einige zum Vorſchein kaͤmen, fo entfliehen doch bey dieſem Berfuche jo viele andere feurige und far⸗ bige Erſcheinungen von einer groͤßern Art, daß man ſich gar leicht irren kann. Uebrigens find es immer einerley und- eben diefelben Kügelchen, die man fo beftändig und unter alleriey Umſtaͤnden gewahr wird 5; wie unfen mit in uk gedacht wer⸗ den ſoll. Es fragt ſich aber nun, wie man es anzufangen hat, wenn man PmieRt! dieſe, als die übrigen Kuͤgelchen und ihre Nöhechen fo deutlich fehen will, als es nur möglich iſt? Die meiſten von denen, deren Befchreißungenich zu Rathe gezogen babe, verfichern, Daß man fie am: deutlichſten ſehen kann, wenn man die Augen gegen den heitern Himmel, oder eine weiße ſtark erleuchtete Wand richtet. Einige fuͤgen noch hinzu, ſie wuͤrden noch deutlicher, wenn man ſich Muͤhe gaͤbe, in die Ferne zu ſehen, das iſt, wenn man die Augen an ſrenge, die allerentlegenſten Gegenſtaͤnde zu unter⸗ ſcheiden. Beydes iſt gewiſſermaßen gegründet, nur muß man die Urſache der Deutlichkeit nicht darinn ſuchen, daß die erleuchtete Wand häufiges oder un⸗ \ ordentliches licht i in unſer Auge wirft, oder auch in der — Beſchaffenheit des Auges, welche es 23 Band. >) oo —3— 242 ‘ zu. — — — 2 Grgenfänte geſchickt mache. Denn es ift vielmehr gewiß, daß niemals mehrere und beutlichere Kügelchen geſehen werden, als wenn durch ein ſehr Fleines unmitfelbar vor das Auge gehaltenes $öchelchen ungemein wenig Sicht einfallen Fanny es mag übrigens das Auge nach nahen oder entfernten Gegenftänden eingerich- tet werden. Nenn demnach eine fact eleuchete Fläche die Bilder der Kügelchen deutlicher machet, fo gefchieht dieſes wicht deswegen, weil etwa ſehr viel Kicht noͤthig iſt, um fie ſichtbar zu machen, da viel⸗ mehr das Gegentheil ſtatt finder, ‚ fondern weil bey dem ftarfen ticht das Schwarze im Auge ſich enge zufammen zieht, und eben dadurch erſt Die Kügel- hen recht fichtbar machet; und wenn fie bey aufs merffamer Betrachtung febt entlegener Dinge Deuts licher werden, fo ift wiederum die Urfache davon nicht in der befondern Befchaffenbeit des weitfehens den Auges, fondern in den ordentlichen, wenig zer: ftreuten Strahlen, die wir von entfernten Gegen ftanden befommen, oder vielleicht in dem lagen der Kurzſichtigen zu ſuchen. Ich hatte eben ſowohl als andere bemerket, daß ich | dieſe Eleinen Körper deutlicher fahe, wenn ich mit den Augen an der blauen Luft oder einer weißen Wand, Papier und dergleichen heftete, und ich bediente mich diefes Bortheils, fo oft ich einige Beobachtungen damit anftellte ; aber nur fo lange, bis ich den zu allen diefen Beobachtungen unendlich vortheilhaften Gebrauch, eines mit der zarteften Nadelſpitze in ein Kartenblatt, oder beffer in Blech gebohrten Loͤchlein | — Denn diefer leichte Kunſtgriff verfchaffte mir herumfahrenden Flecken mir das Vergnuͤgen, oder vielmehr das Misvergnuͤ⸗ — gen, daß ich nicht nur vielleicht etliche tauſend Ri gelchen in meinen Yugen entdeckte, von denen ich vorher nicht die geringfte Wermuthung hatte, fondern auch ihre wahre Geſtalt, Lage und Bewegung, ſo > ich fie im —— beſchreiben werde, ni ya Urſachen, warum kiie Kugeln und | Röhren i in Anſehung des Schattens und Lichts von den andern verſchieden find. Das exfle, fo ich durch ein folches kleines la entdeckte , war, daß alle Kuͤgelchen, die mir vorher unter der Geftalt, Fig. 3. und alle Roͤhrchen, die mir unter der Geftalt Fig. 5. erfchienen waren, nämlich in der Mitte fcehwarzlich, gegen Den Rand zu belle, und mit einem dunfeln Rand eingefchloff en, fich nach und nach in die Geſtalten 1, 2 und 4 verwandelten, und einen. mehr oder weniger hellen Kern mit einem entweder nur graulichen noch ziemlich unbeflimmten | oder mit einem dunklern ſchaͤrfer begraͤnzten Nande eingefchloffen vorftellten. Ich war nun von einer. Sache augenfcheinlich überführer, an der ich ſchon — vorher, aus andern Gruͤnden, fait nicht zweifeln Fonnte, namlich, daß die Bilder einiger Kugeln und Roͤhrchen, wie 3 und 5 bloß Deswegen von den übris gen. verfchieden waren, weil fie undeutlich gefehen wurden, und daß diefe Umdeulich£eit nicht etwa aus’ Mangel des Lichts, fondern aus deſſen allzugroßer - ‚ Menge, RERSRUNDE und Zerſtreuung entſteht. Q2 Warum * 244 Von denen vor den Augen Warum aber dieſer Zufall nur ein ven Theil dieſer Körperchen betrifft, wird. ſich unten beſſer erflären aſſen. Ich will Hier nur noch eine Erfahrung an⸗ führen, die jeder gar leicht anſtellen kann, um ſich zu überzeugen, daß ein Bild, wie ı, bloß dadurch, daß es undeutlich geſehen wird, ſich in — ver⸗ dieſe Sadıe ‚aus den Gründen der D ik ſelbſt zuleiten. Man zeichne alſo einen etwas ſiarken ſchwarzen Ring, bloß mit der Feder, bern Durch⸗ meſſer etwa eine Linie ſeyn fan: fo hat man unges fähr ein Bild wie ı, wenn. man es in gehöriger Ent⸗ fernung vom Auge betrachfet, das ift, deutlich ſieht: Nun bringeman aber das Blatt nach, und nach näher zum Auge, fo wird es, nachdem eines jeden Au⸗ ge beſchaffen iſt, eher oder ſpaͤter geſchehen, ‚daß man ftatt eines ſchwarzen Ringes um einen —* fen Punct, nun einen ſchwaͤrzlichen Punct, dieſen einen weißen Ring, und um dieſen erſt —* der einen ſchwarzen, zu ſehen bekoͤmmt, fo wie das Bild 3 ausſieht. Nähere man das Blatt dem Auge noch mehr, fo wird die nun noch undeutlichere - Zeichnung aufs neue verwandelt, und man fieht in ‚dem ſchwaͤrzlichen Kerne wiederum. einen weißen ent⸗ ſtehen ; und fo vervielfaͤltiget ſich immer die Anzahl der einander umgebenden Ninge, bis endlich das Blatt an- das Yuge ſtoͤßt, und der. Beobachtung ein Ende machet. Auf eben die Art wird man auch finden, daß fi ein Bild, wie ı in3 verwandelt, wenn man das Blatt alfzuiveit vom Auge entfernet, und dadurch den gezeichneten Ring auf. dle ge gengefegte Art undeutlich Roger: Torsh — | on herumfahrenden Sieden. 245 Von der ſcheinbaren Bewegung der Koͤgelchen und Röhrchen, — Unter allen Beobachtungen, die hi in Ust ht auf dieſe ſogenannte fliegende Muͤcken angeſtellet ha⸗ be, bat Feine meine Aufmerkjamfeit fo ſehr auf fich gezogen, aber auch Feine meine Geduld und Augen fo ſehr ermüdet, als die Beobachtung ihrer feltfas ‚men, ſcheinberen Bewegung, und die Beſtimmung der wahren. Ich bin völlig: uͤberzeuget, Daß nie= mand im Stante ift, aus- bloßen Erzählungen fich eine richtige Voritellung davon zu machen; und daß die meiften von denen, die fie an ſich felöft beobach⸗ ten koͤnnen, fie für ſo zufaͤllig und geſetzlos halten werden, daß es ihnen eben ſo laͤcherlich vorkommen duͤrfte, dieſen Geſetzen nachzuſpuͤhren, als wenn ſie die Urſachen von dem Wege einer herumſchwaͤrmen⸗ den Fliege entdecken ſollten. Gleichwohl ift dieſe Bewegung vielleicht das einzige, woraus ſich die wahre Beſchaffenheit dieſes Aufalls beftimmen läßt. Ich will mich daher die Mühe nicht verdrießen lafs fen, diefe Sache fo genau aus einander zu feßen, als ich kann, und dazu dem $efer nur einen Theil der Geduld wünfchen , die ih babey mörhig- gehabt babe, Ohne auf die einfachften Begriffe der Rube ah Bemegung zurück zu gehen, glaube ich, folgende Si ge als bekannt annehmen zu Dürfen: wir urtheilen, daß fih ein Körper A bewege, wenn wir bemers fen, daß Die Entfernung zwiſchen ihm und einem an- dern Körper B ſich verändert, und den Grund Dies = > 3 | A — \ Bewegung zu. — 246 Von denen vor den Ange ſer Veränderung in A ſuchen; iſt das chlere ge: Folge von derjenigen Bewegung feyn, die es mit den gründet, fo beweget fich A wirklich; liegt aber der Grund der veränderten Entfernung in B, fo hat A ‚ nur eine feheinbare Bewegung ; tragen N und B et- was dazu bey, fo bewegen fich beyde ; iſt endlich die Beränderung ihres Abftandes von einander nur- fheinbar, fo bewege fich weder A noch B, ſondern unſer Auge, und wir ſchreiben dem A oder dem B, oder beyden, nur aus einem | Betrug ‚eine Bir Haben weyerley Wege, die Bervegung der ‚Kügelhen im Auge gewahr zu werden; wenn wir entweder auf die veränderten Entfernungen zwiſchen ihnen ſelbſt, oder zwiſchen ihnen und den Bildern der aͤußern unbeweglichen Gegenſtaͤnde Achtung geben. Wenn das Bild eines Kuͤgelchens von ei⸗ nem aͤußerlichen Gegenſtande zu dem andern fort- geht, und unfer Auge iſt dabey ruhig, frey, und be» femme die Sichtftrahlen auf eine natürliche Weite, ohne daß fie durch Glaͤſer, Eleine Deffnungen, oder auf andere Art gehindert würden; fo ift diejes ein untrügliches Zeichen, daß das Rügelchen fi im Au⸗ ge wirflid) beweget, das ift, feine tage gegen die übrigen Theile des Auges verändert; dieſe Bewe— gung Fönnen wir die eigenthümliche nennen. Wenn das Bild eines Kügelchens feine Beziehung gegen die äußerlichen Gegenftände ändert, das Auge ift aber dabey nicht ruhig, oder empfängt Fein natürli» ches Licht: ſo kann man auf feine eigenthümliche Bewegung des Kügelchens den Schluß machen, denn alles, was bier gefchieht, Fann allenfalls nur eine uͤbri⸗ herumfahrenden Flecken 247 uoͤbrigen Theilen des Augapfels gemein Hat’; und. diefe Bewegung kann man die gemeinfchaftliche nen» nen: oder es fann von einer gefünftelten Beſtim⸗ mung des bLichts durch geſchliffene Glaͤſer, kleine Loͤ⸗ cherchen, veraͤnderten Brennpunct des Auges-und | bergleichen berrühren, und diefer Bewegung iſt di die — der [einbaren am ‚gemäßeften. | | Es kann aber auch gefcheben, daß das Bild eines Kügelhens immer auf einerley Gegenftand, haftet, da doch das Kügelchen felbit eine eigenthümliche Bewegung hat, naͤmlich in dem Falle, wenn es ſich nach eben der Richtung beweget, welche die ct firahlen haben, die es auffängt ; oder auch, wenn feine eigenthümliche Bewegung, der geminfchaftlie chen gerade entgegen geſchieht, ſo, daß die Folgen von beyden einander aufheben; dieſes kann man mit Recht die ſcheinbare Ruhe nennen. - Ich komme nun auf die zweyte Art die Bewe⸗ gung der Kuͤgelchen und Roͤhrchen zu bemerken, und dieſe beſteht darinn, daß man auf die veraͤnderte Lage und ‚Entfernungen zroifchen ihnen felbft aufs merffam if. Wenn demnach die Bilder zweyer Kügelchen A und B ihre fage gegen einander ändern, es entfteht aber diefe Veränderung bloß aus einem optifchen Betruge, fo iſt fie zu Der oben beſtimmten fcheinbaren Bewegung zu rechnen, und kann durd) den Zufaß der feheinbaren Bewegung der Kügelchen unter einander genauer beſtimmt werden: iſt aber eine wirkliche Bervegung vorhanden, fo koͤnnen wir nicht eher gewiß feyn, ob fie in A oder in B oder in _ PROTEIN iſt, bis wir aus der Zufammen« | 4 / Hals 248 Don denen vor den Augen haltung mit andern Umſtaͤnden — ——— Kun, Fo A oder B feine eigenthümliche Bewegung zu der Zeit gehabt hat. Wenn nun ein Kügelchen feine ‚Entfernung gegen einen Theil der übrigen oder ges gen alle wirklich verändert, fo Fann man diefes die . abhängige. Bewegung nennen, Man ſieht leicht; daß nach) dieſem Begriffe zwey, drey und ‚mehrere eine unabhängige Bewegung gegen die übrigen ben, dabey aber von einander felbft ſo bhaͤr koͤnnen, daß ſie unter ſich immer einerlen Sage bebal- ten müffen. Endlich wird man der Dentlichkeir wegen die Rei“ Densarten: die Kuͤgelchen beivegen fich, und Die Bile der der KRügelchen bewegen fi), nicht mit einander verwechfeln muͤſſen; letztere ſchicket ſich zum Erzaͤh⸗ len, und erſtere zum Urtheilen. > Mach dieſen Erklaͤrungen werden folgende Beob⸗ achtungen über die Bewegung der — — hof⸗ fentlich keine Zweydeutigkeit mehr haben. Erſtlich habe ich auf eine untruͤgliche Art beob⸗ achtet, daß eine ziemliche Anzahl Kuͤgelchen keine mobhangi ge Bewegung unter einander haben, das iſt ihre wechſelsweiſe Lage gegen einander niemals merklich ändern. Ich verſtehe bierunter ı nicht nur diejenige, die in einem gemeinfchaftlichen 2 öbrchen ſtecken, und von denen ich niemals bemerfet habe, Daß fie in demfelben fortriickten , ſondern * viele andere, die in verſchiedenen Rohrchen ſtecken, und —— immer einerley Lage gegen einander bes halten. - Schon vor 6,7 und mehr Jahren habe sch Zeichnungen: von der Sage einiger der vornehm = Kuͤgelchen in’ dem a und in dem, en — ———— uge | herumfahrenden Flecken. 249 Auge er und ich finde, daß fie noch itzo eben dies - felbe ift. Auch einige Röhrchen behalten immer einer ley Rrümmen und einerley fage gegen andere, Fig. 7. Ferner gaben einige Kuͤgelchen u. Röhrchen eine unab- hir Bewegung in Anfehung der übrigen, die aber neh ehung ihrer felbft unter einander, abhängig ift, — gleich manchmal das Gegentheil von dem letz⸗ tern zu bemerken glaube. Nämlich, fie bewegen ſich fo, daß fie ihre Lage gegen andere wirklich, ges gen einander felbft aber nur dem Scheine nach, vers ändern, eben auf die Art, wie ein Körper, der in ‚Der uf, oder im Wafler herum geworfen wird, alle . Yugenblie eine andere Geftalt befümmt, obgleich feine Een und übrigen Theile ihre Sage unter eilt» ander in der That nicht ändern. Ferner bewegen ſich -auch einige Kuͤgelchen fo, Daß man aus. ihrer Gegeneinanderhaltung überzeus get wird, daß ein Theil von ihnen dem Netzhaͤutchen naͤher if, als der andern, i Endlich haben auch einige diejenige Bewegung, die ich kurz vorher die ſcheinbare Bewegung zweyer Kuͤgelchen unter einander genennet habe, und nad) welcher fie fich einander zu nähern, oder ſich von einander zu entfernen fcheinen, da fie doc) wirklich ‚in völliger Ruhe find. Von diefem Umftande wer de ich unten mehr ſagen. Ich komme nun auf die Bewegung, in fo ferne fie ſich auf die äußern Gegenflände bezieht; und ich werde dieſe durch eine bloße Erzählung einiger wirklichen Fälle am deutlichften vorftellen koͤnnen. Wenn man das Auge, ohngefaͤhr im waagerech⸗ ten ‚Stande, eine Zeitlang ruhen laͤßt, ſo wird die nz — 250 Bon deinen vor den Augen Anzahl der Kügelchen nach und nach fo fee wermins dert, daß Diejenigen, von Denen ic) gefaget habe, daß. ſie ihre Sage gegen einander niemals, aud) nur dem Scheine nad), ändern, und die ich zum Theil abge: zeichnet habe, meift die einzigen find, die übrig bleis ben. Aftein dieſe Eommen auch niemals vor den Augen hinweg, fondern find in der Gegend der Achſe gleichſam befeſtiget, und entfernen ſich nur gar nig von ihrer Stelle, wenn das Auge noch ſo hef⸗ tig beweget wird, und nehmen, fo bald es wieder ruhig ift, in der größten — * Platz wieder ein, | Wenn das Auge noch i immer ſtille geßalten, aber dabey bald auf fehr nahe, bald auf fehr entfernte Gegenftände gefchärfet wird :, fo.werden die Kuͤ⸗ geichen dadurch wenig oder gar nicht bewegt. Schlägt man aber nun das Auge fehr fehnell in die Höbe, fo fteigen die Kügelchen, die ſich vorhin gleichfam zu Boden gefeßt zu haben fehienen, geſchwind in die, Höhe (in Beziehung auf die äußern Gegenftände, ) und drehen ſich aledenn zum Theil auf beyden Gei- ten in Wirbel, teils aber fallen fie, nachdem fie oben gleichfam angeftoßen und einen kleinen Bogen gemacht, wieder herunter, fo, daß ihre Bewegung gegen die außern Gegenftände zu rechnen, wie Fig. zo ausfieht. Allein, wenn man bedenkt, Daß dieſe Bewegung der Rügelchen zugleich mit einer Berwes gung des Auges, nad) eben der Kichtung vers knuͤpft ift, fo wird man leicht einfehen, daß Dies fe Figur nicht den wahren Weg, den die Kügel- chen genommen haben, in Begiehung, auf bie äufs ſeren = > perumfahrenden Flecken. 251 * Gegenſtaͤnde vorſtelleten, und daß die Kuͤgel⸗ chen, ehe fie ſich in Wirbel drehen, bey weitem. — keinen fo langen Weg a b in gerader Linie zuruͤck geleget haben, als es die Figur vorftellet, und als man anfänglich zu beobachten glaubet. Die Wir- bei liegen fo, daß die Achfe ohngefaͤhr zroifchen ih» ⸗ nen iſt; und es ift gar wohl möglih, Daß Die - Kügelchen weiter feine eigene Bewegung gehabt haben, als in die runde herum, und daß bloß die Bervegung der Achfe bey dem Aufichlagen des Aus - ges einen Theil diefer wirbelichten Bewegung das Anſehen einer ohngefähr geradelinichten oder wenig gebogenen Bewegung gegeben hat. Man muß fich alfo huͤten, daß man die eigentliche Bewegung der Kügelchen nicht arößer machet, als fie wirf» lich ift, und ſich diefelbe nicht fo vorftelft, als wenn fie gleichfam nad) dem ganzen Durchmeſſer des Au— ges geſchaͤhe. Daß an dieſer Bewegung die beſtaͤndig ſichtba⸗ ren Kuͤgelchen nur wenig, Theil nehmen, und ſo— gleich wieder ihre Seele ruhig einnehmen, habe ich ſchon erinnert. Wenn das Auge — niedergeſchlagen wird, ſo erfolget eine aͤhnliche Bewegung, Fig. U. nur dafs Die Wirbel fich nach einer andern Richtung drehen; doch ſo, daß fie ohngefaͤhr eben die Stelle im Au ge haben, wie bey der vorigen. So daß, wenn man. auch hier die fcheinbare gerade Bewegung a b unterwärts abrechnet, man bey nahe nicht zweifeln kann, daß die Kügelchen und Faden fich beftändig in der Gegend diefer Wirbel aufhalten, und nur ha ‚fo, bald fo fich herum drehen. Wird —— Boͤn denen vor den gen Wird das rechte Auge ſchnell ungen Sand. zu bewegt; fo entſteht wieder ein | Wirbel auf der rechten Seite; Sig. 12. und eben fo, (dem An- fehen nad) ) auf. der linken, Fig. 13. Wenn das rechte Auge lines gedrehet wird, Jener geht rechts unterwaͤrts ‚und diefer linfs- unterwärts, und wenn man * in Gedanken neben einander * I ; hößer., als die Mitte der Wirbel, yet hiebey noch beobachte zu werden, dal: Diefe Te Wirbel niemals eine fcheinbare Bewegung aufwärts bekommen , man mag das Auge bey der Bewegung gegen die Rechte, oder Linke noch fo ſehr in die Hö- berichten. Wenn man hingegen den Augapfel fo - weit als es möglich ift, vorne niederdrücker ‚als wenn man die unfern Augenlieder fehen wollte, und man. bewegt ihn alsdenn rechts, und Links, fo fieht man ganz deutlich, daß ſich die Kuͤgelchen gleichſam in einer Schleife Fig. 14. bewegen. Allein, weil man auch hier die Bewegung der Achfe vie ſich mit den Wirbeln der Kuͤgelchen in der ſcheinbaren Figur ver⸗ miſcht, wieder abrechnen muß; ſo iſt klar, daß die Kuͤgelchen nichts anders gethan haben, als daß ſie ſich bald auf der rechten, bald auf der linken Seite, rechts» und links unterwaͤrts im Wirbel gedr: a haben. s 2 jn — “ Don der. wahren Bewegung der Kü⸗ gelchen und N — Wenn man alles was in dem vorigen —— ge ſagt porden genau zuſammen haͤlt, ſo muß — Zuwere sc herumfahrenden Sieden 253 überzeugt feyn, daß in jedem Auge nur. zwey Wir⸗ bel find, einer auf der vechten Seite ver Achfe, und einer auf der linken, fo Daß ihre Mitte etwas we— iger, (dem Scheine nach,) iſt, als die Achſe und etwa 15 Grade von ihr zur Seite entfernt if, VUeberhaupt aber erhellet Baraus, daß die Bewe⸗ gung der Kügelchen, yon der Bewegung des Aug» apfels abhängt, und darinn ein fo beſtaͤndigs Gefeg beobachtet, als man bey fo unbeftimmten Bewegun⸗ u gen des Auges aufwärts, niederwärts. und line, nicht vermuthen follte. | Auch ift außer Zweifel, daß der größte Theil die— fer Körper in derjenigen Gegend des Auges fi) aufs hält, der ihnen das Anfehen geben kann, als. ob fie auf dem Boden lägen, Denn ihre Bewegung mag befchaffen gewefen feyn, wie fie wolle, fo feinen -fie am Ende nieder zu ſinken. Allein, diefes iſt auf zweyerley Art möglich. Entweder fie bewegen ſich herunterwärss zu der Zeit, da fie fih aufwärts zu bewegen feheinen, und da müffen fie ſich nothwen— dig in dem hintern Theile des Auges befinden; oder ‚fie liegen wirklich) unten im Auge, in einem flüßi« gen Theile, der leichter ift, als fie; werden durch Die Bewegung, wie ein anderer Bodenfas in die Höbe ‚getrieben, und fallen wenn diefe abnimmt, wieder zu Boden. Sin diefem Falle finden fie freylich, kei— ne ſchicklichere flüßige Materie, als die waͤſſerigte Feuchtigkeit, Wenn diefes die Urſache wäre, war⸗ um ihnen verfchiedene Gelehrte wirklich dieſen Sitz angewiefen haben, fo werde ich es ihnen nicht fo fehr verdenfen ; obgleich einige Lmftände, die fie nicht be— ‚dacht, oder vielleicht nicht gewußt baben, Diefe Mey⸗ 254 Bon denen vor den Augen Meynung völlig, widerlegen: Ein große 9 ann, der beſondere Abhandlungen davon geſchrieben Bar, be obachtet ‚daß die Flecken bey der Bewegung des Aus ges in die Höhe zu fahren feheinen, er bemerfer aber billig, daß daraus nicht folge, daß fie diefe Bewe- gung wirflid) haben, und daß ihre größere Strah⸗ fenbrechung ung nicht zwinge, fie für. ſchwerer, als die Feuchtigkeit die fie umgiebt, und gleichfam für ihren Bodenfas zu halten, indem das Oehl die e Licht— ſtrahlen ebenfalls ſtaͤrker brech⸗ und doch leichter fey, als Waſſer. Hierwider iſt nichts einzuwen⸗ den. Allein, wenn man ſieht, daß er alle dieſe Vorausſetzungen nur deswegen macht, um dieſe Koͤr⸗ pergen in dem Beſitze der waͤſſerigen Feu htigkeit zu ſchuͤten, ſo muß man ſich billig wundern. Denn eine kleine Aufmerkſamkeit uͤberzeugt einen jeden, der die Gefetze der Strahlenbrechung kennet, daß, wenn ein kleiner Koͤrper der ſich in der mwäfferichten Feuch- tigkeit nieder bewege, dem Anfehen nad) die entge- gen geſetzte Bewegung zu haben ſcheint, eben dieſes auf eine noch deutlichere Art bey denen erfolgen muͤſſe, die dem Netzhaͤutgen naͤher find. Iſt es irgendwo. moͤglich, daß ein ſolches Kuͤgelchen gerade die Be— wegung bat, Die es zu haben feheine, wie ich doch nimmer alaube, fo müffe es zunächft hinter der Horn- haut feyn. Doch ich werde. diefen und andere aͤhn⸗ liche Unterſuchungen auf einen —————— verſparen. Daß die Kuͤgelchen ſich nicht alle in einerley Ge· ſchwindigkeit bewegen, ſondern einige den andern den Rang ablaufen, geſchieht nicht nur bey heftigen Bewegungen des Auges, Mini auch bey-den aller: gerings herumfahrenden Flecken. 255 geringſten, wenigſtens in Anſehung derer, die ſich zu nächft an der Achfe aufhalten, und die. in allen Umftänden langfamer find, als die übrige, Doc) Fann fich auch manchmal die feheinbare ‚Bewegung damit vermifchen, und den Unterfchied in den Ge- feroinbigfeiten beträchtiger vorftellen, als er ſt. Die Roͤhrgen bekommen zum Theil, waͤhrender Bewegung flachere Kruͤmmungen, fo daß fie mand)- mal beynahe gerade werden; fo bald aber das Auge wieder ruhig ift, nehmen fie die vorige Krümmung wieder an, und beweiſen dadurch, daß ſie us na⸗ tuͤrlich iſt Wenn der Augapfel gedruͤckt wird, ſo merket man nicht, daß die Kuͤgelchen dadurch in Bewegung ges ſetzt, oder in der Bewegung die fie ſchon Pain A ge hindert wurden. Gleichwohl iſt uͤberhaupt ihre Bewegung in Wir. bein fo heftig, daß man fie Faum yon ber bloßen - Bewegung des Augapfels herleiten Fann. Hiezu koͤmmt noch, daß, wern man das Yuge noch fo lange bin und her wirfft, und gleichfam ſelbſt im Wirbel drehet, Die Bewegung der Kügelchen dadurch zwar etwas unordentlicher, aber nicht anhaltender gemacht wird; und wenn das Auge wieder in Ruhe koͤmmt, fo bleibt ihnen nicht etwa eine unbeftimmte aus den vorigen zufammen gefegte Bewegung übrig, wie es doch in der That gefchehen müßte, wenn ihre Bene» gung bloß von einem ganz unerdentlich herum ges fhüttelten flüßigen Wefen herruͤhrte, fondern fie be⸗ halten nachdem das Auge rubig worden, diejenige Bewegung⸗ die * RR micgerheilt worden, , nam» nämlich in ſolchen Wirken, wie re i u riet worden. | J — Von der. Set, wie man — gigelhen e ei⸗ ne ſcheinbare, oder wirkliche Ruhe — — bringen kann. MR Da es einem Beobachter‘ ungemein ſchi er pi dergleichen Kügelchen deutlich, und mit Muf | betrachten, wenn nicht zufälliger Weiſe eines, ler das andere feinen beftändigen Sig in der Achfe- bat, indern die andern, bey der" geringften Bewegung, wodurch wie, wiewohl auf eine lächerliche Weiſe, das Auge nach ihnen zu wenden glauben, ſo gleic) entwifchen, und nur defio ſchneller fliehen, je mehr wir ſie zu verfolgen glauben: So will ich einige Vor⸗ theile anführen, wie man ihrer habhaft werden kann. Der eine, beflebt darinn, daß man gerade unter fich fieht, fo daß man. aud) das Geſicht ge= gegen die Erde Fehret. Hier fammlen fi) die Kü- gelchen großen theils um die Achfe, und es wird nicht leicht fehlen, daß nicht eines und Das andere, _ eine Zeitlang völlig in der Achfe liegen follte, Man würde ſich biebey Faum enthalten koͤnnen, ſie fuͤr ei⸗ nen Saß der waͤſſerigten Feuchtigkeit, der num auf der Hornhaut liege, zu halten, wenn man nicht die überzeugenöften Gruͤnde von dem Gegentbeil hätte. - Serner , wenn man das Auge ſchnell auf die Sei⸗ te beweget, fo gehen immer einige Kügelchen von der Achſe vorbey, und wenn das Auge wieder rubig.ift, gehen fie nur einen Theil ihres vorigen Weges wies ‚ber ſchnell zuruͤck, ‚und nehmen * laͤnger Beitchen es uͤbri⸗ ‚berumfahrenden Flecken. 257 übrigen Theil vollend‘ zuruͤck zu legen. Weil nun bey einigen dieſe langſamere Bewegung gerade zus naͤchſt an der Achfe ift, fo muß man dieſen er la ergreifen, fie zu betrachten. Doch der dritte Vortheil ift der‘ befte, und den feiftet ung eben das Fleine Söchlein in einem dünnen Bleche, Davon ich eben gedacht, Daß es die Bilder der Kügelchen, und Nöhrgen fo ungemein deutlich mache. Es erregte Feine Eleine Berwunderung bey mir, da ich zum erſten mal gewahr wurde, daß, wenn man durch ein ſolches Loͤchlein ſieht, bie Kuͤ⸗ gelchen darinn gleichſam wie eingeſperret ſcheinen, und daß man fie dadurch zwingen kann, fo lange vor der Achſe zu bleiben, als man es haben will, Allein, die Urfache davon ift nicht ſchwer einzuſehen. Man bemerfet nämlich, und fann es aus optifchen Gründen ſchon voraus mwiffen, daß, wenn man das Auge unbeweglich hält, unddas Blech mit dem $ös chelgen hin und her bewegt, die Kügelchen eine fcheinbate Bewegung befommen, vb fie gleich wirk« lich flille Stehen, indem nämlidy ihre Bilder, oder der Schatten, den das zum töchlein einfallende Licht von ihnen macht, bald auf diefe, bald auf eine ans dere Stelle des Netzhaͤutgens fällt, nachdem das Löchlein dieſe oder jene Stellung gegen die Achfe bat. So wie man nun den ruhigen Kügelchen eine fchein« bare Bewegung geben kann, fo kann man aud) des nen fich beivegenden K ügelchen eine fcheinbare Ruhe geben, wenn man nur die Bewegung des Bleches nad) der Bervegung der Kügelchen fo-einrichtet, daß . ihr Schatten immer auf einer Stelle bleibt. Ja - ‚man fieht leicht, daß wenn ein Kügelchen gleich . 83 Dand, R in Von denen vor Dem Augen in wi Achſe liegt, man doch das Söchein J kann, daß der Schatten auf den Punct de baut, der am deutlichften empfindet, fällt, und ſich bey der Bewegung des Kuͤgelchens nicht Davon ent» ferne. Man ſtelle fih nur eine Wand vor, vor welcher fich eine Kugel nach Belieben bewegt, fo wird man bald einfehen, daß es möglich it, die Bes wegung eines Sichtes, ſo nad) der Kugel einzurichten, Daß ihre Schatten auf’einer an der en N Stelle unbeweglich bleibt. Scheinbare Größe der Kügelchen, und i — wahre Groͤße unter gewiſſen | Bedingungen, Daß die Bilder der Kuͤgelchen nicht gleich groß feinen, bemerfet man fo gleich bey der geringften | YAufmerkfainkeit , unter allen -Umfländen; am Deuts lichften aber , wenn man ein Eleines Löchlein ‚ganz na⸗ hevor das Auge hält. Daerfheinendiejenigen, von Denen ich fehon einige male angemerfer, daß fie nie» mals vor den Augen verſchwinden, und zu naͤchſt — an der Achſe ſind, nicht nur weit deutlicher, als vor⸗ hin, ſondern auch kleiner, welches nothtvendig er⸗ folgen muß, weil durch das Blech die allzu ſchraͤgen | Lichtſtrahlen abgehalten werden. Aus eben dem fe und uns - ‚Grunde fcheinen fie auch, bey großem Lich — gehindertem Auge Eleiner, und bey fehwächerm ichte größer, wel nämlich bey jenem fihdas Schwarze im Auge enger zufammen zieht, und bey — mehr erweitert. we Ich babe nicht bemerfer, daß die Bilder eiekier; ‚ober größer würden , wenn man Das er auf nabe, ‚oder | herumfahrenden Flecken. 259 oder auf entfernte Gegenftände ſchaͤrfet. Wer aber dieſen Verſuch nachmachen will, muß ſich vor einem Betruge der Augen huͤten, nach welchem ung ein Kuͤ⸗ gelchen, deffen Bild fich auf einen nahen Gegenftand ‚bezieht, Eleiner vorkommen moͤchte, als wenn eg ſich auf einen entferntern bezieht, obgleich fein Bild auf dem Meshäurgen fich nicht ändert. Der Grund von diefem falfchen. Urtheile liege darinn, daß wir, ‚ohne daran zu gedenken, das Bild des Kügeicheng, mit den Theilen derjenigen Gegenftände , auf denen es zu haften fcheint, und deren Groͤße uns befannt ift, vergleichen, und nad) ihnen meſſen; weil es nun von entfeenten Gegenfländen mehr — als von na⸗ hen, ſo iſt es leicht, den falſchen Schluß zu mach daß es wirklich leiner worden fe. Wenn man dur das $öchlein fieht, wird man noch viele andere Kügelchen, und Nöhrgen gemwahr, ‚bie man vorher nicht fehen Fonnte, und die zum Theif „weit größer , zum Theil auch etwas Eleiner ausfehen, ‚als die beftändigen Kügelchen um die Achſe. So Daß der Durchmeſſer der allerfleinften, Faum der ‚fünfte, oder ſechſte Theil vom Durchmeſſer der aller⸗ groͤßten iſt. Je groͤßer ſie aber ſind, deſto undeut— licher ſind ſie , oder vielmehr deſto ſchwaͤcheres Licht, ‚und deſto ſchwaͤcheren Schatten haben fie; die Flein« ſten Haben den lebhafteften Kern, ‚oder Brennpunck, | und den ſchwaͤrzeſten Rand, Die greößern bewegen _ ſich ſchneller, als die Eleinern, Der größern ſchein⸗ barer Durchmeſſer iſt, wenn man durch ein Loͤchlein ſieht, größer als eine halbe Linie in einer Entfer— ‚nung von 4 Fuß vom Auge betrachtet, dag ift, der MINE Durchmeiler der größten, verhält ſich zu Rz Br OEL 260 Bon denen vor den Augen der Entfernung eines Gegenſtandes, den ſie decken, ungefaͤhr wie : 100, das iſt, mir ſehen fie unge- faͤhr unter einem Winkel, von einen halben Grade; diejenigen ſo beſtaͤndig ‚ um die Achſe erſcheinen, un: ter einem Winfel von 8 Minuten, und die Fleinften unter einem Winfel von 6 bis 5 Minuten. Ganz genau laſſen ſich diefe Dinge deswegen nicht beftim- men, weil das ſchwache Licht, fo durch das. Lochlein einfällt, zwar die Kügelchen deutlicher , aber den auf der andern Eeite vorgehaltenen Maapftab, und deſſen Eintheilung, defto undeutlicher vorfteller. | Wenn ich nun denen folge, dieda annehmen, daß ein Gegenftand ſich zu feinem Bilde auf der Nespaut verhalte, wie die Entfernung des Gegenftandes vom ‚Auge zu einem halben Zolle, oder welches einerley ift, daß das Bild fich zu einem halben Zolle verhalte, wie der egenftand zu feiner Entfernung vom Auge; ſo folget, daß der Durchmeffer von dem Bilde, jodas größte Kügelchen, welches ich in meinem Auge geſe⸗ hen, auf die Rebhau wirft, ſich zu JZoll verhält, wie 1: 100, und demnach ©, 005 Zoll; der Durch⸗ meſſer deretjenigen Bilder, die von den beſtaͤndigen Kuͤgelchen herkommen, ungefähr o, 00125, und der "von den aller Eleinften 0, 0008 bis 0,001 Zoll, groß iſt. Wir wollen einmal annehmen, daß die Kügelchen, die am Eleinften ausfeben, unmittelbar an der Netz⸗ haut find, fo ift flar, daß fie von der Größe ihrer | Bilder nicht merflich verfchieden feyn werden; ihr Durchmeffer wird fich alfo nicht weit von o, 0008 ‚oder o, ocı Zollen entfernen. Nun habeid) verfchiee . „bene mal beobachtet, daß der Durchmeffer der Blut« kuͤgelchen ungefähr o, ©0024 Zoll groß iſt; wenn nun alles, herumfahrenden Flecken. 261 alles, was ich bey dieſem Ueberſchlage angenommen Babe, wahr ſeyn ſollte, fo würde folgen, daß, wenn die Kügelchen von denen bier die Rede ift, Blutkuͤ— gelchen feyn follen, man diejenigen, die am Fleinften ſcheinen, doch nicht unmittelbar an der Netzhaut ſu⸗ chen dürfte; oder wenn man anders woher überzeugt wäre, daß fie unmittelbar an der Netzhaut wären, fo würde man annehmen müffen, daß fie viermal größer wären ‚als die Blutfügelchen. Nimmt man fie aber in einiger Entfernung von der Netzhaut an, fo hindert die obige Rechnung, ‚die ohnehin nur gar unvollfommen ift, gar nicht, daß es nicht wirkliche Blutkuͤgelchen feyn follten; um fo vielmeniger, da wir nicht wiffen Fonnen, durch was für Zufälle fie im Auge haben Fleiner oder größer werden koͤnnen. Theile des Auges in denen, die Kuͤgel⸗ chen aus optiſchen Gruͤnden nicht ſeyn koͤnnen. Ob es gleich eine unnoͤthige Bemuͤhung ſcheinen ‚möchte, wenn man beweiſen zu koͤnnen glaubet, daß eine Sache ſich an einem gemwiffen Orte befinde, vor= ber zu erweifen, daß fie fich zu eben der Zeit nicht an einem andern Orte aufhalte, und daß Diejenigen nichts finden werden, die fie namentlich an Diefem, oder jenem Orte fuchen wollen ; fo babe ich es doch für nüß« licher gehalten, die Sache von mehr, als einer Seite vorzuftellen, beyde Arten von Beweis zu verbinden, und durch Widerlegung der mir im Wege ftehenden Meynungen defto ficherer zu. geben, daß fie einige - außer ung in der $uftgefucht haben, follte man faum | 3 | glau⸗ 262 Von denen vor den g Augen glauben ; ; und ich weiß nicht, ob dieſe Me yrum ing dienet bat, daß ich fie anführe. - 3 Auch bey denen will ich mich hist —— die die Kügelchen außen an die Hornhaut anfleben, und. von den Augenliedern bin und her fehieben laffen, | Ich weiß wohl, daß fich Bläsgen, oder aud) Flei- ne Klümpgen von verdickter Feuchtigkeit: vor das Auge fegen, die durch das Zufammendrücen der Augenlieder fih in Streifen verwandeln, und am deutlichſten bemerket werden koͤmnen, wenn man zu Nachts einen Stern, oder ein.fehr entfernfes Sicht anſieht; Ich weiß aber auch, daß man nur bie Augen wifchen darf, um diefer Erfcheinung ein Ende zumachen. Diejenigen, welche Die Kuͤgelchen in der waͤſſerigten Feuchtigkeit ſuchen, haben gewiß ſe ehr vieles fuͤr ſich anzufuͤhren. Die große Fluͤßigkeit dieſer Feuchtigkeit, und der freye Raum zwiſchen der Hornhaut, und Linſe ſchicken ſich am beſten zur Bewegung. Die ſtarke Strahlenbrechung der Kü- gelchen macht uns geneigt zu glauben, daß fie ſchwe⸗ rer find, und ſich zu Boden ſetzen; weil man weiß, Daß die Dinge, die zunächft außer der Hornhaut find, fid) aufwärts zu bemegen ſcheinen, wenn fie ſich wirf- lich aufwärts bewegen, fo zweifelt — nicht da⸗ ran, daß dieſes zunaͤchſt hinter der Hornhaut auch ſo ſeyn muͤſſe; wenn man nun ſieht, daß die Kuͤ⸗ gelchen aufwaͤrts zu fahren ſcheinen, wenn das Auge in die Hoͤhe gefchlagen wird, fo haͤlt man ſich für überzeugt‘, daß fie wirklich in die Hoͤhe gefahren ſind, da ſie vorher unten in der wafferigten Seuchtigfeit lagen. Allein, erſtlich widerfpricht es allen optiſchen und aller Erfahrung, daß fo gar ee N Os herumfahrenden Flecken. 263 — und die wir noch immer Eleiner, "und klei⸗ ner annehmen müffen, je näher wir fie an der Horn= haut fuchen, ) bey völlig freyem und offenem Auge, an einem Orte, wo das Licht von allen Seiten her an ihnen: dinftreifen Fann, fo deutliche Bilder haben, ‚oder fo deutlichen Schatten werfen follen, da viel größere Körper die an der Hornhaut kleben, oder die man zumächft vor fie hin hält, und die alfo gar niche weit von diefem vermeyntlichen Sige der Kügelchen entfernt find ‚entweder ganz unfichebar bleiben, oder doch einem eine Art von Empfindung geben, die niche einmal den Namen eines Schattens von einem Bils de verdienet,, fo lange man nämlich das Licht von als len Seiten frey in Das Auge fallen läßt. * Allein, ich will dieſem Beweife nicht. einmal fein voͤlliges Gewicht zu geben ſuchen, ſondern ohne Um⸗ ſtaͤnde darthun, daß ein Körper, der ſich in der waͤſ⸗ ferigten ſowohl, als in der. alasartigen Feuchtigkeig aufwärts bewegt, eine fcheinbare Bewegung unfera ‚wärts babe: hiedurch werden diejenigen, die die Kuͤgelchen für fehwerer halten, ſich gezwungen fehen, ‚fie nicht nur aus der. wäflerigten Feuchtigkeit, fon dern ſo gar. aus dem ganzen Auge, zu verbannen. Man nehme von aflen erleuchteten Puncten, die das sicht in unfer Auge ſchicken, zwey neben einander- liegende an A B Sig. 15. Der Strahl A c werde _ nach & gebrochen, ſo wird nach den bekannteſten Saͤ⸗ Sen der, Strahl B c weiter gegen die rechte Hand nad) E gebrochen; die übrigen Strahlen von A mögen ſich nun mit c “vereinigen, wo fie wollen, und die ‚übrigen vonB mit c ß wo fie wollen , fo iſt klar, daß pie OSAMORSSPINAE, er & ß eine, umgefebrte age : mit 264 Von denen vor den. Augen mit AB haben. Nun laſſe man einen feinen Kör- per ſich von x nad) z, voh der Nechten zur Sinfen be» wegen, jo ift Flar, daß dieſer Körper, wir mögen ihn in der wäfferigten, oder glasartigen Feuchtig⸗ keit ſich bewegen laſſen, zuerſt einen Theil der Strahlen, die von B fommen, nachher einen Theil der Strahlen vun Bund A, und am Ende nur noch einen Theil der Strahlen von A auffangen wird. Er wird alfo zuerft den hellen Punct B ‚nachher beydeBund A, und endlich nurnoch A mehr oder weniger verdunfeln; das ift, wir werden die Empfindung eines Schatfens haben, ver von B nach A zu gehen fheint; dieſer Schatten ift nun nichts anders, als das fehr undeut- liche Bild von x; alfo ift umviderfprechlich, daß die: fer Körper ſich von der Linken zur Rechten zu bewegen ſcheint, (weil wir ſein Bild erſtlich in Bund denn erſt in A zu ſehen glauben, ) da doch der Koͤrper ſelbſt ſich von ver Rechten zur Linken bewegt. Kurz, alles, was ſich irgendwo in unſerm Auge bewegt, ſcheint uns die entgegen geſetzte Bewegung zu haben. Wenn demnach etwas, wie ein Bodenſatz aufgeruͤhrt zu werden, und in die Hi e zu fahren feheint, fo iſt es wirklich ein leichterer Koͤrper, der ſich untertaucht. Um ſich dieſen Beweis noch deutlicher vorzuſtellen, darf man nur bedenken, daß das Kuͤgelchen, x, wenn es nach q gekommen, in dem Afterkegel ke dendie I Strahlen des Puncts B im Auge vorftellen, y unges fähr eben diejenigen Strahlen auffängt, die ein ande: . res, nad) Maafgabe größeres, Kügelchen, das eine ähnliche tage Q in dem Kegel FB c hatte, auffangen würde. Eben dieſes iftaud) von r und K, vonsund S zu verftehen; folglich ie es in Anfgung der Bil: ) der, herumfahrenden Flecken. 265 der, & ß, oder: unſrer Empfindung der fcheinbaren Bewegung einerley, obein Körpergen x fich durch * r, s, z, ober ein anderes außer dem Auge durch Q,R, S, das ift vonB nach A bewegt. Einen noch deutlichern Beweis kann man aus ei- ner gewiffen Erfahrung ziehen, die ich fo gleic) an- führen will; und dieſer iſt ſo beſchaffen, daß er die Kuͤgelchen, fe mögen ſchwerer ſeyn oder leichter, als. das Mittel, in dem fie fich bewegen, nicht nur aus der wäfferigeen, fondern auch aus dem größten Theile der glasartigen Feuchtigfeit verbannet, Nämlich, man betrachte zwey leuchtende Puncte A B, Fig. 15. zum Beyfpiel zwey Lichter, durch zwey Fleine Loͤchlein, die das Licht auf unfer Auge fallen laſſen, oder auch zwey runde polirteKörpergen , Die einen fo genannten Blick haben , und die fo nahe beyſammen, und fo weit von . unferm Auge entfernt find, Daf Die undeutlichen Bil⸗ der, ſo wir von ihnen empfinden, zum Theil zuſam⸗ ‚men fließen, und wie A und B erfchienen; ſo wer— den ihre deutliche Bilder z ß befanntlich,, die Netz— haut nicht erreichen, fondern g h muß f hier die Meß: haut vorftellen, i u aber und n k find die undeutli- chen Bilder von A und B, fo ſich auf ihr abmahlen. Mun wird man alle Rügelchen, die man in Auge ſieht, doppelt fehen, gefeßt aber, man fähe einige nur einfach, fo hindert viefes den Benveis nicht, wie fo gleich erhellen wird, Alle Bilder, die man auf diefe Art doppelt fieht, werden innerhalb des gemeins fchaftlichen Abfchnittes der beyden undentlichen Bil: der A und B enthalten feyn. Wenn man nun das Licht A auf der rechten Hand auslöfcht, fo ver ⸗ ſchwindet die helle —. A rechter Hand vor uns 5 ſerm 266 Bon denen vor den Men ſerm Auge, und fo gleich das Bild A von ben | gelchen, fo wir auf der linken Hand fahen; und . wenn wir das linke Sicht B auslöfchen, verſchwindet B, und zugleich das rechte Bild o des Kügelchens. Es ift alfo offenbar, daß das Bild a, fo wir auf der Yinfen Hand zu fehen glauben, von dem Lichte zur rechten Hand, und das Bild b, fo wir auf der rech- ‚ten Hand fehen, von dem linfen Kichte hervorgebracht wird, : Da nundasjenige, fo wir auf der linfen Hand fehen, auf dem Netzhaͤutgen zur rechten liegt; fo.ift flar, daß die Bilder A B auf dem Neshäutgen die verkehrte fage von a und b, und folglich einerley $a= ge mit den leuchtenden Puncten. A B haben werden, fo daß das rechte Bild A von dem rechten fichte A, und das linfe Bild B von dem linken Sichte B | abhängt. .. Mun überlege man ——— Alte Rümerget, | die fich im Auge aufhalten, und von zwey- leuchten den Puncten B, und A, doppelten Schatten. auf die Netzhaut werſei ſollen, maſſen nothwendig in bey⸗ derley Strahlenkegeln "zugleich liegen, das ift fo, daß fie fowohl Strahlen von B, als von A auffans gen, Dun haben diefe Strablenkegel zwey gemein⸗ ſchaftliche kegelfoͤrmige Abſchnitte, einen ehe ſie ſich ‚in deutliche Bilder ſammlen t fc, und einen, da fie ſich ſchon wieder zerſtreuen n m u. Fragt man nun, in welchem von beyden die Kügelchen, die wir, auf | oben erzählte Arc doppelt fehen, feyn Eönnen, und feyn müffen, fo. ift leicht einzuſehen, daß es ber Abe ſchnitt n m u feyn muß, denn Diefer giebt allein fol- ‚he Bilder aufdem Netzhaͤutgen von einem Kügelchen, ‚ea das linfe von dem linfen, und das rechte von Ä dem herumfahrenden Stecken. 267 vdem rechten tichte entſteht, und abhängt; da hin⸗ gegen ein Kügelchen in dem Abfchnitte t fc ſolche Schattenbilder auf die Netzhaut werfen würde, daß das linfe von dem rechten Lichte, und Das rechte von dem linken Lichte abhangen würde. Die wäfferigte Feuchtigkeit, die Cryſtall- Linſe, undder größte Theil der glasartigen Feuchtigkeit find, von dem Abfchnite - ten mu,-und allen. andern, die auf eine ähnliche - Weiſe von auseinander fahrenden Strahlen anderer - Lichter gemacht würden, weit entfernet; es Fünnen alſo die Kuͤgelchen ‚die koir im Auge fehen, und die wir auf die bisher befchriebene Arc doppelt feben, uns möglich in diefen Iheilen fich aufhalten, wir mögen ‚fie nun ſchwerer, oder leichter annehmen, als dag . Mittel, darinn fie ſeyn füllen. Die Mehnung derer, die dieſe Koͤrpergen an der Oberflaͤche der Cryſtall⸗ "Sinfe ſuchen, und fie vor eine ſich abfondernve Haut halten, Grau nun Feiner bes en Widerlegung. ; Mech viel weniger derjenigen, die fie in dem ins | enbigen der Cryſtall⸗Linſe felbft ſich fo. frey herum bewegen. laſſen, als wenn die Cryſtall⸗Linſe deswe⸗ gen fluͤßig waͤre, weil man ſie ee bie Erpftal« lene Beuchtigfeit nenne, Erndlich find auch einige Gelehrte, die dieſe Cu | ——— fuͤr unmittelbare Empfindungen unſers Neßtzhaͤutgens halten. Und einige von dieſen leiten - fie von dem Drucke der kleinen Schlagadern ber, ana dere aber glauben, daß einige Theile der Neshaut, durch öftern Gebrauch der Fernroͤhren, Vergröße« rungsglaͤſer, hauptfächlich Dur) Beobachtung fehr erleuchteter — oder auch uͤberhaupt durch ee allʒu alzu gioße —— ber Augen 4 1 FE | ten, durch unmäfiges Studieren, unempfindlich wor- ‚den find. Diefe Urfache ift fo rühmlich, daß ich mich nicht entſchließen kann, ſie ſelbſt zu beftreiten, fondern nur die Ark, wie fie wirken fell. Man darfnur über legen, daß eine unempfindliche Stelle der Netzhaut unmöglich zwey dunfele Bilder, und zwey Flecken vor dem Auge verurfachen Fann, und daß fie eben fo wenig eine fcheinbare Bervegung der Flecken vers ftattet, (welche auch in der That einige ohne allen Grund läugnen wollen, ) wir müßten denn anneh— ‚men wollen, daß das Netzhaͤutgen ſich an der Hins. fern Fläche der glesartigen Feuchtigkeit frey bin und her fehieben laffe; fo wird man überzeugt feyn, daß Diefe Meynung nicht ftatt haben kann; obgleich ein berühmter Naturforfcher zu -unfern Zeiten ‚davor hält, daß der Urfprung diefer Krankheit wahrfchein- licher Weife von einer allzu heftigen Erſchuͤtterung, die von allzu lebhaftem Eindrucke des $ichts entfiche, herzuleiten fey. Er befchreibt übrigens die Krank“ beit fo deutlich, daß man nicht zweifeln kann, er ha⸗ be diefe Kügelchen gemeynt; er nennet fie weiße Zire fer, und ſchwarze Puncte, die wie Fliegen herum⸗ ſchwaͤrmen, erzaͤhlet, daß er dieſe Krankheit bey ſich ſelbſt beobachtet, daß er fie vermuthlich durch Anſtren⸗ gung der Yugen. bey gewiſſen Beobachtungen, ſich zugezogen babe, und daß er zu feinem Vergnügen, (aber zu meiner großen Verwunderung ) nad) drey Monathen ihrer nach und nach log worden ſey. N Ver— ⸗ | RU. herumfahrenden Flecken. 269 Verſuche, wodurch der Sitz dieſer Au⸗ genkrankheit naͤher beſtimmet wird. Ich kann denjenigen Verſuch billig mit hier her rechnen, wodurch ich vorhin erwieſen habe, daß die Kügelchen weder in der waͤßerigten, noch in der cry- ftallenen, noch in einem großen Theile der glasarti- gen Feuchtigkeit fih aufhalten koͤnnen; denn eben Dadurch bleibt ihnen Fein anderer Dre übrig, als der hintere Theil der glasartigen Feuchtigkeit, oder ein ° unnatürlicher Kaum, der durch Krankheit, oder auf andere Art zwifchen dem Meshäutgen, und der glasartigen Feuchtigkeit entftanden ware. Nun folgen noch ein paar Berfuche, die eben dies fes noch mehr außer Zweifel fegen, und zugleich noch genauer beftimmen, | — Wenn man das Ange ganz ruhig haͤlt, und ges gen ein ſehr entferntes Licht, oder durch ein fehr na- hes Loͤchlein ſieht, und dabey das Licht, oder das Lochlein hin und her beweget, fo wird man bemer— fen, daß die Kügelchen eine fheinbare Bewegung befomnien, die größern eine fchnellere, die Eleinern eine langfamere, fo daß, wenn die Achſe des Auges durch q geht, Die Kügelchen a, b, c, d, e, bald auf der einen, bald auf Der andern Seite der Achfe zu liegen feheinen, Fig. 16 und 17. Es ift gar leicht zu zeigen, wie hieraus folget, daß diefe Kuͤgelchen unmöglich in einerley Entfernung von dem Netzhaͤut⸗ gen liegen koͤnnen, und daß diejenigen, die fich ſchnel— fer zu bewegen ſcheinen, weiter davon entfernt find, ‚als die andern. Es können demnach die Kügelchen nicht alle zu einem einzigen Häutgen gehören, mie Rn ſich } MR S En 3 um "Eine seneinfhafitihen 8 Mir ep mit dem Netzhaͤutgen, ſich gebildet, oder von ans dern Theilen abgelöfet häffe, und etwa fo, wie eine Spinnwebe, die von Stiegen durchlöchert worden, be⸗ ‚Schaffen wäre, Sollten die * und Kigel. chen zu kleinen Haͤuten gehören, fo müffen deren ges wiß eine ziemliche Anzahl hinter einander feyn, und ſie müffen weit unordentlicher liegen, oder hängen, als daß man fie mit — Spinneweben vergleichen koͤnnte. Wenn man den vorigen Verſuch noch deutlicher machen will, fo kann man, anſtatt eines einzigen Loͤchleins, zwey ganz nahe neben einander machen, und fie kunächft vor das Auge halten, fo wird man, anftatt daß vorhin, bey der Bewegung des einzelnen Loͤchleins, die Kügelchen bald auf der linfen, bald auf der rechten Seite ver Achfe lagen, fie nun in beys derley Lage zugleich, und alfo jedes doppelt ſehen, Fig. 18. Und zwar ſo, daß das rechte Bild eines Kuͤgelchens auch von dem rechten Loͤchlein, und das linke Bild eben deffelben Kügelchens von dem linken Löchlein herruͤhret; denn wenn hinter dem durchloͤ⸗ cherten Bleche noch ein anderes undurchlöchertes an⸗ liegt, und man fhiebt dieſes vor das rechte Lüch- lein, fo verſchwindet auch das rechte Bild; und ſo aud mit dem linken. Man wird dabey weiter kei— nen Unterfchied in Anfehung der größern, oder Fleis nern bemerken, als daß die doppelten “Bilder von jes nen weifer von, ‚einander entfernt find, ‚als die dop⸗ -pelten Bilder von diefen. Ob nun gleich diefer Ver⸗ 2 mit ‚stoey BAM, den nieigenanicen, Sig der Kuͤ⸗ * 1: % herumfahrenden Flecken. A gelchen i im Auge noch nicht beſtimmet, ſo laſſen ſich doch ein paar nuͤtzliche Folgen daraus ziehen, die ei— ne iſt, daß auch diejenigen Kuͤgelchen, deren Bilder am allerkleinſten ſind, doch nicht unmittelbar an der Netzhaut liegen koͤnnen, weil wir ſonſt ihre Bilder nicht verdoppen konmen, und daß diejenigen Kuͤgel⸗ chen, welche etwa zunächft an der Netzhaut liegen möchten, wenigftens nicht empfunden roerden. Ferner zeiget der vorige Berfuch), daß, die Bilder der Kügelchen, die man doppelt ſieht, langſamer machfen, alsihre Entfernungen voneinander. Denn wenn man durch ein paar $öchlein, die etwa eine Li— nie weit von einander entferne find, durch fieht, fo ſtehen die doppelten Bilder eines der größten Kügele chen fo weit von einander, Daß drey bis 4 andere ſolche Bilder darzwifhen Raum hätten; bingegen zwiſchen den Bildern Eleinerer Rügelchen Fönnten nur noch 2 von ihrer Größe, und zwiſchen ven. Eleinften faum nod) eines Raum haben; wie diefes auch "die 18 Sig. ausdrüct, nur daß die Entfernungen aa, bb, und fo weiter, mehrerer Deutlichkeit wil⸗ Ien, nach Maaßgabe der Kügelchen viel zu groß ges zeichnet find, Dieſer Umſtand koͤnnte anfänglich die Vermuthung erregen, als wenn die Kuͤgelchen, die wegen ihrer groͤßern Entfernung von der Ret⸗ haut am groͤßten ausſehen, wirklich kleiner waͤren, als die andern: allein dieſe Vermuthung kann nur bey denen ſtatt haben, die voraus ſetzen, daß der Durchmeſſer, und der Aoftand zweyer Bilder eines .. Kuͤgelchens, von einander in einerley Maaße wach⸗ fen, und abnehmen, wenn das Kügelchen ſich von der Regpaur entfernet,, rn naͤhert: daß aber dieſe * eine ſolche Entfernung vom Auge, Daß man fie noch mit genauer Noth völlig deutlich ſehen kann; meine - Augen verftatten mir 8 bis 9 Zelle, fo werben « ß weifen, wenn es zu unferer Abficht nöthig wäre. ch komme nun zu einem neuen Verfuche, von dem ich zwar nicht vermuthen darf, daß er einem jeden, der ihn nachmachen will, gerathen möchte, dieſe Vorausſetzung falfch ift, ließe ſich unſchwer er⸗ weil er ein willkuͤhrliches Verlaͤngern und Verkuͤr⸗ zen des Augenbrennpuncts vorausſetzt, welches man erſt durch viele dergleichen Verſuche in ſeine Gewalt bekoͤmmt, der aber nichts deſtoweniger keinem weis fel umterworfen iſt. Man fege Fig. 15 zwey leuch- tende Puncte A B fleine Loͤchlein, oder polierte Kür gelchen, Die von der Sonne befchienen werden, in ihre deutlichen Bilder auf der Neghaut feyn. Nun bemühe man fich, das Auge in die Umflände zu ſe— gen, als wenn man etiwas, das zunaͤchſt am. Auge läge, deutlich fehen wollte : fo werden die Bilder der leuchtenden Puncte groß und undeutlich erfcheis nen, und wenn fie nahe genug an einander find, wie ich voraus fege, fo werden ihre Bilder, etwa bis zur Hälfte zufammenfließen ; die Kügelchen im Auge aber werden eben folche doppelte Bilder haben, wie bey den vorigen Verſuchen, da man die hellen Punz cte allzumeit vom Auge entfernte, nämlich das Bild, fo wir rechts fahen, wird von dem linfen Lichte, und das, fo wir linfs fahen, von dem Fichte zur rechten Hand berfommen. Hieraus ift abermals zu ſchlieſ⸗ fen, daß bie Kügelchen felbft zwifchen « Bund gh ſeyn muͤſſen. Es ift aber & & der Ort, wo fid) ent» | | | I fernte umfahrenden Flecken. 273. fernte Gegenſtaͤnde noch deutlich abmahlen, und oh „der Ort, wo die Netzhaut feyn muß, menn fie die naͤchſten Dinge, noch deutlich empfinden ſoll. So viel iſt giſo gewiß / daß ſich, wo nicht alle, doch ein großer Theil der Kuͤgelchen zwiſchen dem Netzhaͤut⸗ ‚chen und dem Orte, wo ſich Die Bilder der entfernte— j Be Gegenſtaͤnde deutlich abmahlen , aufhalten müfe ſen. Ich will dadurch gar nicht behaupten, daß in ‚der übrigen glasartigen Feuchtigkeit Feine derglei⸗ ‚hen Kügelhen und Röhrchen ſeyn follten,,;.ich Babe - vielmehr die größte Vermuthung des Gegentheils-; „fondern ich habe nur zu erweifen gefucht, daß diejes nigen, die ich febe, ganz nahe. an dem Netzhaͤutchen find, innerhalb. den Graͤnzen, die ich kurz verher be« ſtimmt habe, und Daß andere, vie fich weiter vor waͤrts befinden, möchten, theils gar. nicht geſehen werden koͤnnen, fo lange fie fich nicht bis: zur, Blind⸗ heit häufen, theils bey ‚den Berfuchen ganz andere Erſcheinungen geben müßten, als ih fie. beobache | tet; habe. sh * Die wahre Bewegung dieſer Kuͤgelchen ne oe Naͤher beſitumt. 6 E FE Me Lu ne Et Ai A FIT - Nachdem wir den eigentlichen Aufenthalt dieſer Kügelchen entdeckt ‘haben, fo wird es gar nicht ſchwer ſeyn, aus ihrer fcheinbaren Bewegung: vie . wahre berzuleiten. Denn es ilt klar, daß ſie ge⸗ rade die. 'entgegengefeste Bewegung von derjenigen . haben müffen, Die fie zu haben feheinen. Sie mös gen fih in den Lichtſtrahlen vor oder ‚nach ihrer u a RE - 7. Samm 274 Von denen vor den Augen 4 Sammlung von der ‚Rechten zur Sinfen en, fo kommen fie immer eher in die Steabtentegel, die ‘von der linfen Seite herfommen, und feheinen alfo ‚die enfgenengefeßte Bewegung vonder Linken zur ‚Rechten zu haben, Wenn wir uns min. vorftellen * daß 1g, 20, 21, 22 fremde Augen find, die wir ven der intern. Seite her anfehen, und die man fo zu» ‚bereitet hat, daß das Meshäutchen ganz bloß Liegt, und die Bilder, die fich darauf abmahlen, durch. ſchimmern läßt, fo zeiget Fig. 19. die wahre Bewe⸗ gung der Bilder auf dem Retzhaͤutchen, und folge lich auch der Kuͤgelchen ſelbſt zu der Zeit, wenn das Auge in die Hoͤhe gefhlagen, und folglich der hin⸗ tere Theil des Augapfels niedergeſchlagen wird, ‘Fig. 20 zeigee die Bewegung dev Kügelchen und ih. | rer Bilder auf dem Netzhaͤutchen, zu der Zeit, wenn das Auge niedergefchlagen, und folglich der hintere Theil, wo ſich die Kuͤgelchen aufhalten, —— beweget wird; Fig. 21 zeiget die | der Kügelchen, wenn das Auge gegen die linke Hand, und. Sig. 22. wenn es gegen Die rechte Hand bewe=. get wird, und folglich der Theil, da die Kuͤgelchen a find, die entgegengefeste Bewegung bat. Aus diefem erhellet, Daß die Kuͤgelchen fich jederzeit nah eben ber. Gegend bewegen, nach welcher der hintere Theil des Auges: , in dem fie ſich aufhalten, beweger ‚wird, nur mit dem Unterfchiede, daß fie ihre Bewe⸗ gung. nicht in gerader Linie fortfeßen, fondern eine Art von Schnecken oder Wirbel befchreiben. Wir wollen nun unterfuchen, was ihnen Gelegenheit: dazu geben kann. Wir würden uns febe ir irren, wen wir Bu a > 4 * herumfahrenden Flecken. 275 wir — wollten, daß ſie irgendwo anſtießen, zuruͤckprallten, und dadurch eine krumme Linie zu beſchreiben gezwungen wuͤrden. Denn da viele von ihnen einen ganzen und noch einen halben Umlauf Wirbel thun, fo ift diefe Erflärung nicht zureis I; nicht Davon zu ‚gedenken, daß auf dieſe Art fein Grund vorhanden wäre, warum die Küs gelchen zum’ Theil fo große und zum Theil fo Eleine Wirbel beſchreiben; endlich fcheint auch nicht, daß ein unordentliches Mittel des flüßigen Weſens, der= gleichen gleihförmige Bewegung durch bloßes Zus rückprallen der Kügelchen verurfachen koͤnne. [ » Wenn wir annehmen, daß die Nöhrchen zu einer Art von Häutchen oder Geweben gehören, die an eis ner oder der andern Stelle feit hängen, übrigens aber in der flüßigen Materie frey herum ſchwim⸗ men koͤnnen, ſo ließe ſich gar natuͤrlich erklaͤren, wie durch eine jede Bewegung des fluͤßigen Weſens ders ‚gleichen Wirbel entftehen fönnen und müffen, war um einige Röhrchen und Kügelchen größere, andere Kleinere Wirbel machen, einige aber ſich beynabe gar nicht bewegen; nämlich die Mitte vom Wirbel ift die Stelle, wo das vorausgefegte Gewebe feft hängt, und diefe ift nach den obenangeführten Be— obachfungen etwas weniges über die Ace, fo wie es die Figuren 19, 20, 21, 22 ausdrücen. Wir ſe— ‘ben hieraus zugleich Die Urfache , warum bey der Bewegung des Auges rechts und linfs, Sig. 22, 21. niemals‘ ſolche Wirbel entftehen, wie 23, 24. weil | \ | naͤmlich das durch die-Achfe a am beftigften fich be— a flüßige Wefen gleichfam unten an das Rad S2 anſtoͤßt, anſtoͤßt/ und in dem 22 ch g ) | Rad rechts, und im Faller. das zur recht en So ‚Links herum drehen muß. Eben fo, wie in den Fäls len 19 und 20. der zwiſchen den beyden Wirbeln - burchlaufende Strom ihnen ‚notwendig. dieje⸗ nige Wendung Aa: RR die Nuke, Arirfüch. bes merfen. 9 Nun entſteht aber eine neue Frage/fi ) 'en wohl dieſe | heftigen Ströhme, die fo ſchnelle, bey nahe zweymal ſich umdrehende Wirbel machen, von dem bloßen Wurfe des Augapfels, das iſt, von einer Umdrehung des Auges, die etwa go Grade betragen mag,entftehen koͤnnen ? Mir koͤmmt es nicht wahrſcheinlich vor, ich glaube vielmehr, daß der Drud der Muskeln, Die den Augapfel bewegen, vielleicht das meifte das zu beyträgt; und daß dadurch das fluͤßige Weſen von einer Stelle zur andern geſpruͤtzt wird, Wollte man einivenden, daß der Augapfel allzu feſte ſey und allzu genau angefuͤllt, als daß dergleichen Spruͤtz —J ſollte ſtatt haben koͤnnen, ſo wuͤrde ich antworten, daß man mit gleichem Rechte die Folge umfehren, | und eben. aus diefem Umftande muthmaßen koͤnne, daß der Augapfel, der diefer Krankheit unterworfen iſt, nicht fo feſte und nicht ſo genau ausgefüllt ſeyn müffe, daß nicht die Muskeln einen kleinen Eindruck auf ihn machen, feine Goeftalt in etwas. verändern, ‚und ein folches Sprüßen ſollten verurfachen koͤnnen. Denn der geringſte Druck von dieſer Art würde hin. veichlich ſeyn, die beobachtete Bewegung der Kügel hen hervor zu bringen, Haben ja fo gar-einige | Te sei. daß. unfer ——— herumfahrenden Sieden. _ 277 Beftändig verlängere und verfürze, fo, wie wir auf nähere oder enfferntere Gegenftände dentlic) fehen; und diefe Meynung ift gewiß Feine von den unmahr: ſcheinlichſten. Hierzu koͤmmt noch ein Umftand, der uns in dieſer Vermuthung beſtaͤrken kann. So verſchiedene Meynungen man wegen dieſer Krank: beie gehabt’ hat, fo kommen doc), meines Willens, alle darinn überein, daß hauptfächlich Eurzfichtige, das ift folche, deren Auge entweder von Natur zu lang ift, oder durch die Gewohnheit, das Gefiche immer auf nahe und Fleine Dinge zu fchärfen, erft zu fehr verlängert worden, dieſem Zufalle unters Muthmaßung / was diefe Röhrchen | und Kuͤgelchen find, Es iſt bekannt, daß der ganze glasartige Koͤrper Feine feſte Subſtanz hat, wie etwa die Cryſtall-⸗ linſen, ſondern daß er durch und durch aus einer großen Menge kleiner Faͤcher beſteht, die mit einem eben ſo fluͤßigen Weſen, als die waͤſſerichte Feuch— tigkeit iſt, angefuͤllet ſind, und daß er ringsherum von einer ſehr zarten Haut umgeben wird. Man ‚vergleicht dieſe Fächer mit Schuppen ; man wird ſie aber. ſich noch deutlicher unter der Geſtalt der Gewoͤlbſteine, wie man fie zu Kugelgewölben brau« het, vorftellen Fönnen. Diejenigen, fo zunächft an der Cryftalffinfe liegen, find kaum fo groß als ein Nadelknopf; gegen das Netzhaͤutchen zu werben, fie „aber viel größer und dicker. Ihre Wände find ent⸗ I N | weder 4 278 Bon denen vor den‘ Aug n weder Fortſaͤtze der Glashaut, oder wie andere wol». len, ein Gewebe von allerhand Art Gefaͤßen, eine verwundernswuͤrdige Anordnung ‚unter einan- der haben. Man wird wehl nicht daran Aweifeln, * daß die Verrichtung eines Theils diefer Gefäße date inn beftehe, daß fie die in den Fleinen Fächern ent» haltene Feuchtigkeit im, Umlaufe erhalten, | das ift, von dem Blute abfondern, und wieder dehin n zu | führen. . Nun nehme man an, daß durch einen den andern Zufall, aus den. Schlagadern zugleich mit der. abgejonderten Lymphe auch Blutkuͤgelchen in einige dieſer Röhrchen gedrungen, und weil dieſe immer enger werden, darinn ſtecken geblieben find ; daß die Röhrchen in diefem unnatürlichen Zuftande | und durch gehinderten Umlauf der Säfte nach und nach verhärfet und undurchfichtiger worden, die Blutkuͤgelchen aber ohnehin halb unducchfichtig find; daß dieſes Gewebe fichtbar gewordener mit Dluffüs gelchen. angefülfter Inmphatifcher Gefäße ı och dem Schlagaderchen hängt, von denen es ehem (8 £nmphe abfonderte;, daß vielleicht auch einige Köhre chen fo völlig verdorben, daß fte ſich von den andern abgefondert haben und einzeln herumſchwimmen: ſo wird man alles beyſammen haben, was bie bis— — angeführte Beobachtungen voraus. m fegen fcheinen. Ä Dieſe ganze Krankheit beftünde deinmach i in einer Art Entzuͤndung; die vielleicht das ganze Auge bes troffen hat, aber nur in den hinterften ‚Sächern det A Feuchtigkeit ſichtbar ſeyn kann. di | r Ya; a. "Man * herumfahrenden Flecken. ———— nun leicht ‚begreifen, wie — die | ſich beſtaͤndig mit optiſchen Beobachtungen beſchaf tigen, die Augen auf Kleinigkeiten anſtrengen, oder uͤberhaupt zu viel ſtudieren, ſich dieſe Entzuͤndung vor andern zuziehen koͤnnen. Da alle dieſe Verrich⸗ tungen bekanntlich das Gebluͤt haͤufiger nach dem Kopfe treiben: fo. gar, daß man öfters. die, Schla⸗ ge der Pulsadern im Auge, ſehen kann, wenn man auf weißes Papier ſieht, wo ſie ſich wie kleine Woͤlkchen, die bey jedem Pulsſchlag entſtehen und verſchwinden, zu erkennen geben. Ich kann dieſe Schlaͤge auch auf dieſe Art ſichtbar machen, wenn ich ein ſtark erleuchtetes Blatt Papier ſo weit vom Auge halte, daß ich es nicht mehr ganz deutlich fe: ben kann, etiwa einen Fuß meit, und alsdenn eine Mapdelfpige ganz nahe an dag Auge halte, und mic) äußerft bemühe, fie. deutlich zu feben; dieſer Ber. fuch beweift noch mehr, daß durch die Anftrengung Des ‚Auges auf nahe Kleinigfeiten die Adern im Au⸗ ge voller. werden, und eben dadurch das Blut in Gefäße freiben koͤnnen, wo es nicht hin geböret. Jedoch will ich andere Urfachen gar nicht ausfchliefs fen. Ich Eenne vielmehr felbft ein paar Perfonen, die unmittelbar nad) bösartigen Fiebern diefen Zu: fall bey fich bemerfet haben; wiewohl auch eben dies ſer Perſonen tägliche Derhäftigung in ſubtiler Ar⸗ beit beſteht. Ich unterftehe mid. faft, nicht, bie Frage zu bes | rühren, ob diefe Krankheit von felbft wieder verge⸗ Kan oder. Pr — seht werben ann⸗ 230. Von denen worden Au⸗ Ein Beyſpiel habe: ich oben beruͤhret / und ein der⸗ iſt mir ſelbſt bekannt/ daß ſich die Bilder der Kuaͤgelchen nach und nach verloren haben, und zwar bey dem letztern fo, daß ſie ‚wie er mir es beſchrieb, nad) und nad) inimer- größer rourden, ſich in Ringe verwandelten, und endlich ve den. | flar,-daß fie ben dieſem fie) immer“ eiter ve Netzhaͤutchen entfernet Haben, und eben dadurch im. mer größere und undeutlichere Bilder MIR Ringe bekommen mußten ; allein, ob fie durch die Ganzen Röhrchen eurchgedrungen: und wieder ü n die Bluta⸗ dern zuruͤckgekommen, oder nur in einer etwas gröfß fern Entfernüng von der Netzhaut, woman fie nicht mehr fehen konnte, Rom gehieben fi ind, laͤßt ſich ihr entſcheiden us ae . ni 0, — —J "Fi u) “4 Ik; ve DH 3% a ER . Göttingen, j u 9 J er ye 53 au 9*8 ei den x Ba 1759: i Ai J J M «Ste.& Sri. * ei — BC LEARN nad u Arten nr, ih J Hl — —* il — 58 4 E = - A Fir N 3 F SL ‘4 > f ’. Ms > —4 7 ri AM “7 —— — — a Er " x i - 2 yy = x a, { 4 —* w’ Aa 4 7 J J Li n Ole” Wo — a he — Su dw Eultur ber. Cihm in kaltem Erdreiche, vas nur wenis Heide trägt, er ein kaltes Erdreich befige, worinn W: Korn noch Wein ohne Düngung, und bes RR fondere Eultur fortkommen koͤnnen, der miuß nothwendig Hol;ʒ darauf bauen, wenn er davon einigen Nutzen haben will. Zu dem Ende muß man es erſt von allem Geſtraͤuche, und alten Baumftaͤmmen, die etwa darinn ſtecken moͤchten, reis nigen, und alle Baͤume mit ihren Wurzeln, ſo tief als möglich möglich iſt, ‚ausreißen, Wenn Heide darauf ſteht, fo muß fie dadurch ausgerottet wer⸗ den, daß man das Vieh eine Zeitlang darauf trei⸗ bet. ‚Wenn man fie mit. einem dicken Strohbette beleget, ſo erhaͤlt man davon einen ſchoͤnen Duͤnger fuͤr ein kaltes Erdreich. Es giebt einige Laͤnder, wo man ſtatt der Heide nichts als Genſter, oder dasjes nige stets gruͤnende Geſtraͤuch findet, das man in Perigord Jajon nennet, und welches wie der Wach⸗ holderſtrauch, flachüchte Blaͤtter, Blüthen, wie Gen · ſter und hartes, gelbes Holz, faft wie der Buches baum, hat. -Diefes Geſtraͤuch wird in kaltem Erd- reiche öfters gefunden, und in Perigord gebrauchen es die Landleute zu Duͤnger, indem ſie es entweder S5 dem Diefe Harke perfchneidet mit ihrem 282 Von der Cultur der Fic je . dem Vieh unterlegen, oderiesauf die Straßen i in den Doͤrfern ſtreuen, welche damit ganz angefuͤllet ſind. Man muß alſo vor allen Dingen damit den Anfang machen, alles dieſes Geſtraͤuch auszuroft ll aber toird; ‚mit. der Hark das Sand ı alle Wurzeln und Fleinen Stumpfe dieſe — wenigſtens einen Fuß, oder 15 Zoll tief, und wenn dieſes geſchehen iſt, muß man das Land mit eben die⸗ ſen Werkzeugen auch in die Queere durchharken, da⸗ mit alles Erdreich in kleine Stuͤcken, oder Viereck von 2 bis 3 Zoll in die Laͤnge und Breite zerſch werde, und alsdenn wird das Land erſt gepfluͤget, da⸗ mit das unterfte zu oberft fomme. Da aber * Arbeit nicht gering iſt, ſo muß man dazu die beſte Jahrszeit ausſuchen, und ſie entweder gleich nach der Saatzeit, oder im Winter vornehmen, wenn der Regen das Land wohl durchdrungen hat. Man nimmt dazu viele Pferde, oder Gefpanne Ochſen, nachdem die Thiere ftarf find, damit ihre überwies gende Kraft alle Hinderniffe der Wurzeln, und des ⸗ Erdreichs leicht überwinden koͤnne. Wenn dieſe er⸗ fie Umarbeitung vor dem Eintritte des Froſtes ge ſchehen koͤnnte, wuͤrde man dadurch einen guten Vor⸗ ſprung gewinnen: denn die Erde würde dadurch eine Zubereitung erhalten, die ihre Nahrhaftigkeit unge: | mein vermehren würde, Der Froſt, Negen und Schnee, der in diefes fand bineindringen würde, würde die guten Säfte dem Sande einverleiben, und die Erde ſelbſt wuͤrde ſich hernach bey der zwoten Umarbeitung im Hornung deſto beſſer zermalmen laſ⸗ pr Nach) dieſer — Umarbeitung — das Land inmn kaltem Erdreiche. 283 Land geegget werden, und alsdenn macht man mit der Yusfaaf, oder. vielmehr mit der Pflanzung des Holzes den Anfang, um deffen Wachsthum defio mehr zu befchleunigen. Zu dieſer Abfiche bedienet man ſich eines großen Geils, das wenigftens 100 Toifen lang ift, und woran allemal in der Weite von 6 Fuß ein Knoten angebracht if. Bey einem jeden ſolchen Knoten des Seils, gräbt man mit einen Spatel ein $och von 3 Fuß im Durchſchnitte, und anderthalb Fuß tief. Jedesmal wenn die Söcher ges macht find, nimmt man das Seil hinweg, und legt es in einer Weite von 6. Fuß, von der erften Reihe wieder an, und fährt fo damit fort, fo lang das ‚Sand ift, das man bepflanzen will. Durch diefes Mittel erhält man einen Plan von Löchern, die alle auf Das genauefte ins Viereck gemacht find. _ » Ehe man ein ſolches Feld bepflanzet, muß man das Fahr zuvor in Waldungen, oder auf Grasplä- Gen, die Raſen mit dem Mooße, dem Graſe und den Blaͤttern haben abfchneiden, und in Haufen fe Ken laſſen, Damit fi) eins mit dem andern verzehre. Wenn num das Pflanzen angehen foll, fo läßt man bier und da einige Karren voll von dieſem vermoder- ten Rafen auf das fand führen, noch ehe die Loͤcher gemacht werden. Mit eben diefem Moder müffen‘ auch die Loͤcher, fo bald fie. gemacht find, angefüllee werden, und fo, wie diefes geſchicht, muß ein andrer Arbeitsmann dabey ſtehen, und fo gleich in ein jedes folches mit vermoderter Nafenerde angefülltes och, mit einem Pflanzeifen drey Stüc der. beften Eichein einpflanzen. Damit fid) die Eicheln weder erhigen, noch auftrocnen, noch auch im Winter erfrieren, J | muß 234 Ton der Cultiwt den Een ns muß man fiei im Garfen an’einen mit Sanbe E bedeck⸗ ten Ort legen, und noch Pferdemiſt oben drüber ſchuͤtten; und dieſes alles muß alſo bald geſchehen, als man ſie unter den Baͤumen aufgeleſen hat naͤm⸗ lich vom October an. Wenn man diefe Eihein zum Gebrauche hervorholet „0 werden ie faſt alle grün, und angekeimt ſeyn. Ein Scheffel ſolcher ausge⸗ ſuchter Eicheln iſt für einen 5* Morgen Landes Hinfänglich. Es iſt eine Nothwendigkeit die Eichen, ehe fie gepflanzt werden, gekeimt "haben: denn man kann alsdenn defto gewiſſer verfichert ſeyn, Daß I bald arg und es iſt Diefes zu⸗ en — jr be ni in jedem toche — — S— fen, ſo muß man in der Folge die ſchwachſten mit der Hand ausreißen, und nur die flä Eile, bie bi meifte Hoffnung verfpricht, ſtehen laſſen Sı nem ſo fruͤhen Anfange kann es nicht ſchwer falle dieſe kleinen Pflanzen auszuteißen, und Aha a nn. fich dazu aller $umpen bedienen, welche man um bie | Hände widelt, damit fie feine Blaſen befommen, Nach diefer "Operation laßt man mit einer kleinen Hade die Erde um diefe jungen Sprößlinge herum, bis auf einen Fuß weit, nur drey Zoll tief umwe in kaltem Erdreiche. 285 fen, um das Unkraut zu erſticken, und zugleich, um. dieſe Erde rings um den Sprößling herum in einem fleinen Haufen anzulegen. . Hernach pflügee man das ganze fand mit einem: leichten Pfluge um, und. wirft, mitder breiten Seite der Pflugſcharre, die Er- de. nach-den jungen Sproͤßlingen hinn. Wenn fid) von ungefähr Löcher ‚finden follten, wo— rin wider alle Wahrfcheinlichkeit von allen dreyen Eicheln Feine einzige aufgegangen feyn follte, fo muß man im folgenden Fruͤhjahre andre Eichen hinein pflanzen, nachdem man das Land zuvor umgemworfen bat. Auf ſolche Weife kann man- die $öcher in den dreyen erften Jahren neu verfehen: aber. nach diefer Zeit würde man wenig Hoffnung haben, daß fie trei⸗ ben koͤnnten, weil fie von den andern erftickt werden - würden. Im Aprilmenathe desandern Jahres muͤſ⸗ fon die jungen Pflanzen, fo wie im eriten ‚Sabre, rings umher gehackt werden, nur daß man das Land ein wenig;tiefer umgraben muß, gleichwie auch herz nach bey dem wiederholten Umpflügen des ganzen andes, welches diefesmal in die Dueere gefcheben ‚muß ‚der Plug einen guten halben Fuß tief eindrin⸗ ‚gen muß. Hieraus erhellet eben die Abficht, wars um man die Eicheln ins Gevierte pflanzen. muß, Ian denn noch koͤmmt, daß folchergeftalt auch) das. Land. unter alle Baumflämme gleichmäßig. vertbeilt iſt, damit einer fo gut fortlommen kann, als der andre, — J— Du 2 ERS . Gleich im erften Jahre, fo bald die Beſaͤung des Feldes gefchehen ift, muß es mit einem breiten Öras ben, und einer guten lebendigen Hecke von Weiß ‚born umgeben ‚werben, welche in dergleichen Sande a TIER ” fehr Hi 4 236 Von der Cultur der€ ſehr gut fortkoͤmmt. Man muß das Land, wo die Hecke angelegt werden foll, entweder ſchon mit dem. Pfluge umgearbeitet haben, oder noch befonders ums arbeiten, Das erfte ift nicht zu verabfäumen,, denn es ift beffer, ein wenig zu weit, als zu enge umzupflü« gen. Wenn man, ven Plan der Hede ſtets neben dem abgezeichneten Graben bin umgearbeitet hat, fo kann man, wenn die Erde des Grabens ausge- worfen wird, diefelbe auf die Weißdorne werfen, wels - che dadurch unvermerft in die Mitte deg Dammes vom Graben zu ſtehen kommen, als welcher jeder. zeit auf dem Rande des Feldes, das man einfchliefe fen will, aufgeworfen werden muß. Die erſten Jahre befchäfftiget man fich bloß damit, das Unkraut auszugaͤten, das etwa mit der jungen Hecke aufs fehießen möchte. In weniger, als drey Jahren wird fie fehon ftark genug feyn, die Thiere von dem bes pflanzten Felde abzuhalten, wenn man nur in den vorhergehenden darauf Acht gegeben bat, daß fie fie nicht abweiden. ka. 30! Wenn man die erften 3 bis 4 Jahre das Umha⸗ cken der jungen Pflanzftädte auf die oben angezeigte Weiſe nicht verabfäumer hat, ſo kann man rechnen, daß fie nach 6 Jahren zween gute Zoll dick im Durchmeſſer feyn werden, Im ſechſten oder fieben: ten Jahre werden alle Stämme bey der Erde abges füge. Diefes giebt zwar nur eine fehlechte Ernte: allein, da es die erite ift, fo muß man fo damit fürs lieb nehmen, Ein jeder zuruͤck gebliebener Baum fturz wird verfchiedene neue Zweige freiben, wovon man 2 bis 3 der ftärfften ftehen laͤßt. Im folgen: * Auguſtmonathe, muͤſſen die unnuͤtzen Zweige be—⸗ in kaltem Erdreiche. 887 ſchnitten werben, "damit die Stämme deſto mehr ‚Stärke erhalten. In den 3 erften Jahren, nad) dem erften Abfchneiden Der Stämme, muß das Sand nur einmal umgehackt werden, und fo wird man nach Verlauf von 10 Jahren, eine anfehnliche Ern— te von abgekoͤpftem Holze haben, indem die meiſten Zweige unten am Stamme , über 4 Zoll ftarf feyn, und mehr Bündelholz geben, werden, als ein alter vor 100 Kahren gepflanjter Stusbaum. Ich kann mich dieſerhalb auf meine eigene Erfahrung berufen. Es iſt zu merken, daß die Erde, wenn ſie mit der Harfe 15 Zoll tief, und hernach auch mit dem Pfluge wohl gelockert worden, im Srühjäbre fo locker feyn wird, als ob man fie ſchon feit vielen Jahren bearbeitet hätte. Die Tiefe der Umarbeitungmacht, daß tuft, Regen, Schnee, u. ſ. wm. ihre zum Wachsthume dienlichen Säfte in das Sand Hineinle- gen, und es befruchten fünnen. Wennman an die Stellen, wodie Eichelmeingelege werden ‚Löcher boh⸗ tet, und fie mit fleinem altem Mifte anfüllet ‚fo haben die jungen Pflanzen Freybeit, ihre Wurzeln zu treiben, und erhalten defto mehr Stärke. Die Herzwurzeln, welche, wiejedermann weiß, den Mugen ftiften, daß die großen Bäume ein hohes Alter erreichen, wer« den in der Erde, womit man die Loͤcher 18 Zoll hoch angefülfet hat, leichtlic) fehr tief eindringen, fo daß ‚fie dadurch gleich vom erften Jahre an, gegen Froft und Dürre gefichert find. Weil nun auch) alles fand rings umher 15 Zoll tief umgearbeitet worden ift, fo fönnen die jungen Pflanzen auch darinn ihre Wur— zeln leicht treiben, und die Feuchtigkeit Diefer Erde wird fie, nebſt ihren Säften unterhalten, und Sam j | va “Kraft ertheilen, allen, was. ihrem wie viel Zeit muf nicht Dazu erfodert, werben, ehe 233 - Von der Cultur der Eichen Bachsthume in ihrer erſten Jugend hinderlich ſeyn koͤnnte, zu wider⸗ ſtehen. Die Umarbeitung mit der Hade, wodurch das uUnkraut ausgerottet wird, eröffnet nebſt der Ar⸗ beit des Pfluges, die Zwiſchenraͤume dieſes Landes, damit Regen und Luft bineindringen, und es Feuchte bar machen koͤnnen. Alles diefes iſt meines Erach— tens unwiderfprechlich. Wollte man ſich bingegen bloß mit, einem male Umpflügen des Landes begnuͤ⸗ ‚gen, wie gemeiniglich gefchicht, fo wird das umge» „arbeitete Sand in lauter Soden zerbrechen, Die.lange liegen, ‚che fie in Kleinen Staub: zerfallen, wie fol ches die Erfahrung zeiget. Denn diefe Soden wer⸗ den harte Klumpen, in die Fein Regen bineindrinz . gen kann, und die alfo auch nicht fruchtbar gemacht werden koͤnnen. Der im Winter fallende Regen, der nicht in die Zwiſchenraͤume eines ſolchen harten Landes hineindringen kann, laͤuft uͤber die Oberflaͤ⸗ che deſſelben hin; und ſchlemmet anſtatt ſeine Salze, und uͤbrigen zum Wachsthume dienlichen Theile, darinn anzulegen, den Leim und die zarteſten Erd» £heilchen noch dazu mit fort, wovon das Land. noch magerer wird, ı Was für ein Linterfchied muß nicht im Holze feyn, das man in ein folches: Sand, ſaͤet Eier, Wurzel faffen Fann! Wenn man die Eicheln mit der Hand ausfaet, oder fie in die Furchen des, Pfluges den fie nicht- überall gleich. versheilet ; und nachdem - fie auf einen beffern , oder ſchlechtern Dre des Sandes- fallen , werden fie hier gut und dort ſchlecht fortkom ⸗ men. Jene werben dieſen Die Nahrung entziehen, sm. j | — * 4 im kalten Erdveiche, und daher werden hin und wieder wuͤſte Plaͤtze blei— ben. Wenn man in den erſten Jahren das Land nicht umarbeitet, wie gemeiniglich nicht geſchieht, ſo koͤmmt das Unkraut und die Heide, weil ſie nicht aus dem Grunde ausgeriſſen worden ſind, wieder voͤllig zu Kraͤften, und entzieht den jungen Pflan. zen die Nahrung, ‚welche, wie gefagt, ſehr lange Zeit gebrauchen werden, ehe fie Die harte und fefte Mafle des thonigten Bodens durchdringen können, welcher die Urfache ift, Daß ein Sand von kalter Nas eur bleibt, und nicht angebauet werden fann. In den erften Sahren, da das Holz noch nicht hoch ge- nug aufgefchoffen ift, um das ganze Sand zu decken, werden bie- ftarfen MWinterfröfte, nebſt ver ſcharfen $uft im Fruͤhjahre, und der Duͤrre des Sommers, in dieſe noch Dicht unter der Dberfläche der Erde liegen. de Wurzeln wirfen, daß fie entweder erfrieren und vertrocfnen, oder Doch wenigftens ſehr langfam fort⸗ kommen koͤnnen. Eine nach der bisher gebräuchlis chen Methode angelegte und cultivirte Waldung wird nach Verlauf von 100 Jahren noch nicht fo einträglich feyn, als eine von 20 Jahren, die nad) der bier — — —— cultiviret wor⸗ den iſt. So bald eine Helzung i in einem Ealten und thonig⸗ ten Erdreiche gehörige Stärke erlanget hat, fü bat fie, wie die Erfahrung lehret, von der Natur des Erdreichs nichts mehr zu befürchten. Die großen Zweige brechen und verhindern die Gewalt der Win- de; die Blätter, die Fleinen abfallenden Zweige, das ° Gras und das Moos felbft, das auf der Erde wacht, und fie bedecket, halten den un ab,; der Kegen, 23 Dand, der 290 Bon der Cultur der Eichen. der alle Jahre fällt, hält ſich darinn auf. Sm Sommer hindern die Blätter und Zweige, daß das Regenwaſſer nicht mit einemmale auf das fand nie« derftürzen Fan, wodurch es Zeit befümmt, fich na und nad) in die Erde zu ziehen. Die faulen Blaͤt— ter und das Moos halten es aud) eine Zeitlang auf, , fo daß es defto langfamer in Die Zmwifchenräume der Erde hineindringen muß. Wenn nun.das 2 bis zu den Wurzeln der Bäume gekommen ift, fi erleichtern ihn dieſe noch mehr das tieſe Eindrin- gen ins Land, wodurch die Salze der Erde zur barkeit geſchickter gemachet werden. Endlich fol⸗ get auch noch aus den angefuͤhrten Gruͤnden, daß das Holz ſelbſt zur Verbeſſerung der von Natur kal⸗ ten Länder das Seinige beträgt, welche bloß bar um unfruchtbar find, weil ihre Theile zu feft unter einander zufammenhängen, "Wenn man nur gleich anfänglich durch Mühe und Fleiß das Sand in den Stand feget,. geſchwinder fruchtbar zu werden, fo ift augenfcheinlich, Daß Diefes ein ficheres Mittel ſehy, fi) geſchwinde Holzungen zu verfchaffen, wovon ‚man bald Einkünfte erwarten kann, und, das mit der Zeit zur Verbeſſerung feines eigenen. Lan⸗ des felbft vieles beytragen muß. .» Man bat nie wahrgenommen, daß Holzungen, ein Sand erſchoͤpft haben follten; vielmehr hat man gefunden, Daß der⸗ gleichen Länder, nachdem fie umgeackert worden, we⸗ nigftens die erften Jahre hindurch, für alle Arten des Anbaues fehr fruchtbar geweſen find. _ Inzwi—⸗ fhen werden ſie doch viel. leichter erfchöpfer, wenn man Korn darauf für. Be. A", n ra : ’ Man im falten Erdreiche. agı " Man hat angemerfer, daß, wenn übrigens alles gleich ift, aus den Waldungen weit weniger Waſſer heraus koͤmmt, als aus dem Ackerlande; und das ber erhellet, daß fie das Waſſer beſſer bey fich be: halten, als die offenen Ackerländer, Es folget - auch hieraus, Daß fich das Regenwaſſer deftomehr in das Holz hinein ziehe, je ftärfer es ift, und daß es nad) Proportion darinn meht falpetrichte Theile zu. rück laffe, als in den andern mit Korn befäeten Fels dern. Daher hat das wenige Wafler, was aus den Holzungen abläuft, nicht die Eigenfchaften, ven Graswachs auf den Wiefen zu befördern, wie das Waſſer, Das von einem wohl umgearbeiteten Acker abfließt. Denn im erfteri Falle ha: das Waffer, feine nahrhaften Säfte im Hole zurück gelafe fen, indem es ſich Durch faufend Hinderniffe, die es aufhalten, hat hindurch feigern und Drängen müffen. In einem angebaueten Felde aber ſtocket das Waſ— fer gar bald, wenn es nicht bis zu einer gewiſſen Tie« fe umgraben ift, läuft auf der Oberfläche zufams men, und führet den Schlamm und die Nahrungs» ſaͤfte mit ſich fort, Daher es auch frübe ausficht, weil es die leichten Theilchen der Erde mit fich fortfuͤhret. In den Hölzern hingegen ift das Waffer durchgefeis : gert worden, und fließt fo Flar heraus, wie ein Cryſtalil. Aus dieſem allen laͤßt ſich nun leicht der Schluß ma⸗ chen, daß man einen anſehnlichen Vortheil davon zu ge⸗ warten habe, wenn man ein von Natur für alle ana dere Arten des Anbaues ungefchicktes und unfrucht« bares fand mit Waldung Bepflanzet, weil das Holz, wenn es nur einmal darinn zu Kräften ae | | 2 iſt 292 Don der Cultur der Eicher ift, das Sand dergeftalt beſſert, vaß echte wie erfchöpfet werden Fann, und weil man alsdann fiher ift, immer einerley —— an ua * halten. | Man hat die Koſten genau ber ch ſolche hier vorgefchlagene —— ne in allen Abfichten ſehr vortheilha N el mung fey. Ein jeder Fann einen folcher d leicht felbft machen, welcher unfers Erachtens ı we⸗ nige unſerer Leſer interehiren würde, als daf uns bier in die dazu erforderliche Beitläuftigkeit einlaffen follten. Wir Haben das Wefentliche, was zu einer fehr vortheilhaften Anlage neuer Waldun: gen auf fonft unbrauchbaren Gründen, erfordert wird, dergeſtalt befchrieben, daß fich nicht allein ein jeder, der den Verſuch machen will, damit begnü- gen, fondern auch die Abficht, die Uefache und die Hoffnung von einer jeden ihm — Ar beit ſehr leicht errathen An | en 7: | wa 293 Eee ze 2 2 2 Ze 22 Ze Be Zee IM. Dei Bra Patullo Geheimniß zur Verbeſſerung de Erdreichs. Lhbe uns ar Patullo das nuͤtzliche Geheim— niß, die Erde fruchtbar zu machen, offen« bare, entwickelt er in einer Zueignungsfchrife an Madame von Pompadour, den Zufammenhang der Örundfäge, nach welchen erden Plan feines Werfs formiret hat, Wir wollen das Nuͤtzlichſte hiervon unfern $efern zuerft mittheilen. Unfere Borurtbeile haben den Landbau, dieſes ehrwuͤrdige Gewerbe, dieſe lebendige und fruchtbare Quelle der Reichthamer, der Macht und der Glückfes ligfeit eines Staates, erniedriget. Mit welchen Augen betrachtet man diefe Kunſt, Die für die erfien Noth⸗ wendigfeiten der Menſchen arbeiter, Die alle andere Kuͤnſte ernähret und im Solde hat, und ohne welche die wenigen auf dem Erdboden bier und da zerſtreue— ten Menfchen mit den Tygern noch die Beute und mit dem Hauer die Eichel teilen müßten ? Man kann nicht ohne Erſtaunen fehen, in wels chem Berfalle eine Runft liegen gelaffen worden ift, die fo viel auf fich hät, als der Landbau. Einige erleuchtete Bürger reichen dem Landmanne die Hans de, und fuchen ihn durch den Beyftand ihrer Ein- Be aufzuimuntern : BREMEN alle Speculation ift J 3 unnuͤ⸗ — 254 Bon dem Geheimmiffe J— unnuͤtze, wo keine Ausuͤbung ſtatt finder: . Die Reichthuͤmer des Landmannes ſind es, die reiche Erndten hervorbringen. Es giebt kein Geheimmß, die Felder fruchtbar zu machen, wenn Feine Arbeit daran gewendet wird, fie zuzub iten, wenn fein Vieh darauf gemeidet wird, das fie Dünger, wenn fein Vieh vorhanden ift, Das fie bearbeitet, wenn feine leichte und vortheilhafte Handlun ‚geführt wer⸗ den Fann, weiche dem kandmanne die Belohnung feiner Arbeit verfichert, und die Einkünfte von fei- nen Sändereyen, und einen proportionirten Vortheil für die Gefahr feines Vorſchuſſes verſpricht. Ich wollte wuͤnſchen, daß ich dieſe erſten Grundſaͤtze der politiſchen Oeconomie hier recht entwickeln duͤrfte. Hieraus wuͤrde erhellen, wie ſich die Landesprodu⸗ cte in den Händen des Landma nes in aufgewendete Koſten und Einkuͤnfte theilen, wie die Koſten unter die Einwohner der Dörfer eingetheilet werden; und wie fih die Einkünfte, vermittelft des Aufwandes des Eigenthümers, auf alle Elaffen des Staats fort: pflanzen ; wie Diefer Reichthum, nachdem er die Handlung, die Bevoͤlkerung und den Fleiß aufge⸗ muntert hat, wieder in Die Hände des fandmannes zuruͤckkehret, um zu neuem Anbaue des Landes ge» braucht zu werden, und wie durch diefen beitändigen periodifchen Rucfluß der Einfünf e des Staates zu ihrer erfien Duelle, ihrebeftändige Erneuerung, Durch die Unterbrechungldeffelben Singegen ihre Erſchopfung gewirket werde. | Die Zubereitung des Landes ift die erſte Regel, welche Herr Patullo den Landleuten vorſchreibt die ihre Felder fruchtbar machen wollen: — incipe zur Verbeſſerung des Erdreichs. 295 Ineipe, ‚et agricolae quod inertia longa prioris Perdidit in melius felici corrige cura, Die Erde ernährt und belebet alle Arten von Keimen der Pflanzen und Früchte: allein wir müffen wiſſen eek: zu flärfen und gehörig zu cultiviren. Es giebt fehr wenig Felder, die nicht in ihrem eigenen Schooße Düngers zur Verbeſſerung ihrer Oberflaͤ⸗ che in fich enthalten follten, ohne eines fremden Duͤn⸗ gers nöthig zu haben, welcher zumeilen wohl nicht einmal · ſo guf ſeyn kann. So find die Mergeler« den, die Walferden, die Kreidenerden, die Thons erden und überhaupt faft alle Arten der Erden, von - einer derjenigen entgegengefesten Befchaffenheit, die man verbefjern will. Der Sand felbft kann auf fiherfte Mittel, fie zu entdecken, daß man das Land an verſchiedenen Stellen ſondire. Diefes kann mit wenigen Roften, vermittelt einiger Dazu gemachter Sonden aefhehen, welche ein Menſch, oder hoͤch⸗ ſtens zweene, 10 bis 12 Fuß tief in die Erde hinein treiben koͤnnen. | | Diefes neue zur DBerbefferung des Landbaues fo nothwendige Werkzeug befteht erftlich aus einer * T4 | "4 Suß 296.20 nniſſe 4 Fuß langen und einem Zoll dicken eifernen Sonde ferner. aus einem 2 Fuß langen Sarg "prits tens, aus einer fechs Zofl langen Rinne, oder Deffe nung, welche die Erde auffaſſet, 2 aid aus eis ner ftählernen Bohrerklingee 7°. li Die Sonde wird durch Umdrehen in di hinein getrieben, und jedesmal, wenn fie fi hinein ift, aufgezogen, damit man die Beſchaffenheit der in der Ninne befindlichen Erde fehen koͤnne. Denn die vier Fuß lange. Sende fo tief hinein ge⸗ trieben iſt, als fie fommen kann, ſo imme man eine andere von acht Suß, und dann eine dritte von zwölf Fuß, die allezeit in eben Ba elbe Soc) getrieben werden muß. Durch den Gebrauch eines —— Werfjenges kann ein Eigenthümer gemi ß v yer fichert ee ve er guten Dünger finden werde, ı ol an zu wagen. Der Miſt ſt der ger, deſſen man ſich itzt bedier net. Die Be führen den jährigen Miſt (don aufs Sand, der noch nicht guf, und worinn dag Stroh ua Geniſtel noch nicht genug verfault und verzehret iſt. Auf fol - che Weiſe thut er aber ſehr wenig Mutzen, ja zu⸗ — weilen gar Schaden; weil er den Saamen von mancherley Unkraut und Inſecten in fi) euthä hernach die Pflanzen, oder ihre Wurzeln, verze - Doc) würde hiervon wenig zu befürdhten Ge, Denn nur der jährige Miſt in ſolche tagen gelegt würde, daß zivifchen einer jeden eine noch einmal fo re Sage von Dingererde zu liegen Fame. Der Urin des Viches, den die meiften für ns * achten, und vom Regen wegſchlemmen laſſen, iſt eben zur Derbefferung des Erdreichd, 297 ‚eben fo viel werth, als der Miſt. Dieſes verfichen die engliſchen Landleute wohl: denn fie legen mit wenig Koften hinter ihren Staͤllen Gruben an, wor: inn ſich der Urin durch verfchiedene innen zufams men ſammlet. Diefen vermifchen fie, mit Erde, und machen einen vortrefflichen Dünger daraus, Das Seefalz ift für ſchwere oder mittelmäßige Ers den ebenfalls fehr gut: allein das Salz ift zu Diefem Gebrauche zu theuer, und man muß deffen allzu viel haben. Der Kalk thut auf den Brachfeldern eben die Dienfte, als das Seeſalz auf den ſchweren Lan⸗ dern, Es giebt indeſſen nur eine einzige Art Duͤn⸗ ger, die die Torfafche, ja fo gar Die gemeine Lau— genafche übertrifft, und das ift der Mergel, der für alle Arten von Erdreichen ohne Ausnahme am kraͤftigſten ift. Die Kun inſt befteht bloß darinn, ihn fo auszuſuchen, wie er fich für das Sand ſchicket das Damit geduͤnget werben fol. Es giebt dreyerley Arten von Mergel z' den reinen, der leicht und ſchwammicht ift, den thonigten, der ſchwer und feit it, und den fandigten. Jede diefer drey Arten muß nur auf ein folches and getragen werden, deflen Natur dem Miergel, der es befruchten foll, entgegen gefest if, Wenn das Vorhaben zuweilen mislingt, fo liegt die Schuld daran, daß man diefen Dünger mit dem: Thone verwechfelt, da Doch der Unterſchied leicht ift, weil der Mergel im Waſſer ſiedet und-fich ſchnell auflö- fer, welches er auch an der Luft und Sonne thut, weil er im Eßige gaͤhret und im Feuer ſprazelt. Die Kreide iſt endlich ebenfalls ſehr nuͤtzlich: aber auch, wie der | ‚von verfchiedenen Arten. T5 + Die 298 Von dem Geheimniſſe Die feinfte und zarteſte ift die befte Die eine Dingegen muß erft an der $uft und Sonne aus ander gefallen feyn, ehe fie gebraucher wird, pi Es iſt nicht genug, Die Dünger zu fennen; man * auch die Natur des Landes zu entdecken wiſſen, Das man verbeſſern wil. Man koͤnnte die Laͤnde⸗ reyen durch die Tiefe der Lage der Gemwächserde, durd) die Lage des darunter liegenden Bettes, d die Arten von Kräutern, die von Ratur darauf wachfen, durch ihre Farbe, Mürbigfeit, Feſtigkeit, Schwere, Yuflösbarkeit, Verkalkung oder Berglas fung, durch ihren Geſchmack und andere empfindbare Zeichen unterfcheiden: allein, da hierzu Einfichten erfordert werden, welche die meiften Befiger von Laͤn⸗ dereyen nicht haben : ſo muß man leichtere Mittel vorfchlagen. Alle Cänder eyen befke hen mehr oder weni⸗ ger aus dreyen urfprünglichen Principiis, nämlich aus | der Gewaͤchserde, welche ein bloßer Ueberreſt vegeras bitifcher und thieriſcher Theilchen zu fern fheint, aum andern, aus Thone, und drittens aus Sande, Mach ver Natur einer jeden dieſer drey Arten müffen alle Dünger eingerichtet werden, Sie wuͤrden unnuͤtz, ja gar ſehr ſchaͤdlich werden, wenn man auf die Hewaͤchserde er —— wollte, welche um —* dadurch ee nur von dem Ueberlaufe der Thiere und dem Diebftahle der Nachbarn zu ſchuͤ⸗ gen, fondern fie auch gegen die Strenge des Win- ters und falten Winde zu verwahren. . Die Um— zaͤunung kann, vermittelſt breiter Graben ‚gemacht werden, welche das Wafler von den Ländern * en, zur Verbefferung des Erdreichs. 299 hen, und fie folchergeftalt. im Stande erhalten, daß fie faft immer eben fo gut, als friſch umgearbeis tet ini u Inzʒzwiſchen muß man fich auch in der Zeit der AUmarbeitung nach der Natur und Befchaffenheit des Sandes richten. Ein ſchweres Ihonland, Das eine Zeitlang. unangebauet gelegen hat, muß, wo möglich, im Herbfte umgeworfen werben. Dieſes muß im Fruͤhjahre zum zweytenmale gefchehen, und dann - por dem drittenmale der Dünger darauf gebracht werden. Das vierfemal gefchieht es zu Ende des Julii. Alsdann muß man erft daran denfen, den zu faenden Saamen zujubereiten. Des. Herrn Til; lets oft wiederholte Erfahrungen find befannt. Herr Patullo billiget fie, und giebt den Rath, ſich dar» nach). zu richten. Man wird finden, daß in furzer Friſt der ſchlechteſte Boden die reichfte Erndte tras gen wird, wenn man nur weder Fleiß, Arbeit, ned) Wachſamkeit fparet. - Die fandigten, Eiefelichten und leichten Sander find in der That bloß wegen Mangels der Eultur unfruchtbar, Cine dreymalis ge Umarbeitung machet fie fruchtbar, nur muß der Dünger darauf fommen, ehe man fiedas zweytemal umpflügef. Der Saame muß tief untergebracht . werden, damit vie Pflanzen in der Tiefe mehr Feuchtigkeit finden, weil die Oberfläche folcher Laͤn⸗ der immer fehr trocken iſt. Allzu oͤftere Erndten würden indeß in die Loaͤnge das fruchtbarſte Land erſchoͤpfen, wenn nicht der Fleiß des Landmannes dieſem Uebel vorbeugte. Wenn ein Land drey Kornerndten gegeben hat, ſo muß es zu Graswachſe gebrauchet werben. Zu dem 3700. Bon den Geheimniſſe dem Ende muß man. die Stoppeln gleich ı Erndte in Brand ſtecken, und Die Ace en Dann wird das fand einmal wohl gepflüget, und mit einer weitzahnigten Harfe einigemal geharket, um alles Unfraut auszugäten, und es nebft den Wurzeln und Geräufche in Haufen zu fegen, anzu zünden, und bie Aſche ebenfalls auf das Sand zu fireuen. Herr Patullo befchreibt ſehr end den ganzen Anbau dieſer Wiefen: allein die feiner Kegeln find in den neuern soonomifhen Scheife ten ſchon befannt gem RER follen ung alſo nicht aufbalten. NEE Herr Patullo, der ——— dem Eifer, der die Staaten belebet, und unaufhoͤrlich für die Wohlfahrt: der Menfchen wwachet, zuweilen zu weit, und ſe fih nicht gebräuchen lafjen, daß alle Befiger gewiffer Lande Er verlanget, 3. E. begeiftert iſt, treibt die Sachen Mittel vor, die eyen ihre zertheilten und * andern a Srüde gegen einander 4 J ben und ale — B — i r Diefer Anfchlag ſtatt finden foffte ‚, fo müßten * m die Gefege abgefchafft werben, die ben. Verkauf , und Taufch gewiffer liegender Gründe Wir haben noch einen Fehler des Her n D anzuführen, der fo groß ift, daß wir befürchten koͤnnen, es werde ſein Suflem, : gut i es auch it, nie zur Erfüllung nr werden. Obgleich Herr Patullo den Einwurf vorgefehen, und beantwortet bat, fo bleibe es doch allezeit gen wiß, Daß ein Theil feiner “nn zur Verbeſſe⸗ rung ⸗ zur Verbeſſerung des Erdveichg, 901 tung des Landes nicht befolget werden wird, weil eg faft feinen Eigenthümer oder Pachter von 300 Morgen Landes giebt, der 33671 L, auf feine Fel— der- hinwerfen koͤnnte, in Hoffnung der kuͤnftigen ten. Er würde dieſe reichen Ernöten gewiß einfammilen, wenn er fein Sand ver Hagel und Ueber: fhwenmungen, Neben und Dürre befehügen koͤnn⸗ te, die alle Jahre wenigſtens 3 dcs Landes verwuͤ⸗ ſten, und wenn er gewiß wuͤßte, daß unter ſein Vieh weder Sterben noch Krankheit kommen würde; al- lein, wenn ihm ein ſolches Ungluͤck widerfuͤhre, nach» dem er einen ſolchen großen Vorſchuß gemacht hät. te, fo würde er zeitlebens ruiniret feyn. Mit grofe fen Projeeten find gemeiniglich große Unbequemlich- feiten vergefellfehaftet. Unterdeſſen verdienet Here Patullo Ruhm. Kann gleich fein ganzer Anfchlag nicht ausgeführer werden, fo kann wenigfiens Das, was er faget, den Sandbau, der ganz im Verfall⸗ liegt, aufmuntern. Wenn ſein Anſchlag dereinſt ins Werk gerichtet wuͤrde, ſo wuͤrde der Landbau ſchleunig i in Aufnahme kommen, und den Ueberfluß mit allen ſeinen Folgen mitbringen ; die Materie zur Handlung würde vermehret, der Sandırnann ftärs Ein und — das Wh volfreicher, Die er IV, Por | en Dorn Des La idt de zaues * vo * * — “IM — arlecktum und —— — Chin Volk, das weiſe genug. wäre, ſich mit Ben zu beguii gen, was ihm fein eigenes Sand | biethet, würde unfehlbar mächtiger und glück feliger feyn, als feine Nachbarn. Diefe Wahrheit, die unglüclicher Weiſe niemals den Beyfall der Menſchen erhalten wird, ſetzt offenbar zum Vor—⸗ aus, Daß der. Nutzen, we velchen ein Volk ſowohl von der activen, als paßiven Handlung hat, in ſehr en⸗ ge Graͤnzen eingeſchloſſen iſt; denn je weiter ſich die— ſe Handlung ausbreitet, deſto weiter entfernt ſie das Volk von demjenigen Grade der Macht und Gluͤckſe⸗ ligfeit, zu welchem es ohne fie würde haben gelan- gen fönnen. Wenn man aus diefem Tone fpricht, fo kann es nicht anders ſeyn, als man, Kal neues re Politicos gegen ſich i in Har vi ‚ihrem Enthufiasmo. die Han gung erheben, und Die ſich der Kunft erreicht zu haben, | | Declamationen die Leute von allen Arten —F — den ermahnen, ſich ihr zu ergeben. Ohne uns mit dieſen Leuten in Streit einzulaſſen, wollen wir das« Jenige itzt rechtfertigen, was Diefe Meynung Seltſa⸗ mes vor der Kriegskunſt u. Handlung. 303 mes zu haben ſcheint; wir wollen die falfchen Aus⸗ legungen berfelben von ung ablehnen, und wollen zeigen, in welcher Abfiche wir ſie fuͤr gegruͤndet alten. "Die Aehnlichkeit zwiſchen Urſachen, worauf in der moraliſchen Welt die vollkommene Einrich⸗ tung des Staates beruhet, und denen, die in der phyſikaliſchen Welt ‚den vollfonmenen Zuſtand des Menſchen beſtimmen iſt von allen eingeſehen wor⸗ den, die ſich in der Politik umgeſehen haben, ‚und man fann alfo diefelbe ist als ein von jedermann erkanntes und angenommenes Principium betrach« ten. Wenn dieſer unumftößlihe Sag einmal feft gefegt ift, fo muß man bedenfen, daß man zu einem vollfommenen mo drey Stüde erfodert; naͤm⸗ lich Befimdbeit, Kraft und Seiftigkeit, Die Ges ſundheit hat feine befi immte Gränzen; fie ift die Vollkommenheit des $ebens, die nie einen allzu hoben Grad erreichen kann. Niemand erfodert aber zu ‚einem vollfommenen Menfchen eine außerordentliche Kraft, und jedermann weiß, auf welchen Grad es dienlich fey, daß fie fich erſtrecke. Die Seis igkeit (1’Embonpoint) ift ebenfalls eine Eigen⸗ fchaft, deren Vollkommenheit i in der Mittelmäßig« keit beftehe. Sales ift fo gar zwifchen der Kraft iſtigkeit des Körpers der Unterfehied, daß ie Wahl hätte, man unftreitig lieber einen ausnehmenden Grad der erfien, und einen da« mit derfnüpften Mangel des letztern, als. eine. Boll. bluͤtigkeit, die mit der Kraftlofigkeit verbunden waͤ⸗ re, —— um ——* die he re u pa, ges, hartes und mühfeliges geben. Ihre re keit beugte den Krankheiten v vor; 7— — vu den durch Die Lebensordn Leib halten, ja ſo gar vermehret, und Di die Feiftigkeir t Körpers war ihnen nur in fo fern angen * als ſie portion der Glie⸗ noͤthig war, ihnen eine gehoͤrige Proportion der und rm Schönheit zu berſcha fen, of in: — — zu verfleden;‘ "Ahre et ſamkeit war in diefem Stuͤcke außerordentlich groß. Die Erfahrung hatte fie gelehret, daß bey einer allzufeiften Korper — ——— Gefahr Taufe, und die —* pen ei Es wer * = * eine nicht feifter machten, | verdorret und knoͤchern 3 band gewann, jo mußten fie — — vom Kampfplatze bleiben, oder die Hoffnung, den Sieg und das schen ſelbſt zu polten — Was von einem. Menfien gefedert, niet. „aus verlange man aud), wiewohl N Namen, von einem St eines Stastes befteht. ; norhwendigen Bewerben; feine Kraft, in dem Rriegswefen, und feine Seif — er Aura, die Jandlung. Der Landbau und die nothwen⸗ digen — koͤnnen nicht genug cultiviret werden. br dieſer Duelle fließt die Gemaͤchlichteit — en bens, vor der Kriegskunſt u. Handlung. 305 bens, welche die Fortpflanzung befördert, die Ge. ſundheit erhält, und uns die Befchwerlichfeiten ver Witterungen erträglic) machet, indem wir fie durch ‚fie weniger empfinden. Das Kriegswefen leidet eine Steigerung und Verminderung. Die Größe und Nothdurft des Etaats beftimmen die Anzahl der Kriegsvolker, und wenn der Staat deren zu mes nig befist, fo leidet er wegen feiner Schwäche Ge: fahr; beſitzt er ihrer aber zu viel, fo verläßt er ſich leicht zu fehr auf feine Macht, und wird ftolz, Fühn, und erliegt unter übel ausgefonnenen Unternehmuns gen. Wenn es Ungelegenheiten verurfachet, Feine Handlung zu führen, ſo iſt es hinwiederum auch ges fährlich, allzu ſtarke Handlung zu treiben. Ihre erften Wirfungen beftehen darinn, daß fie die Rau— bigfeit und Bitterfeit des fand - und Kriegslebeng lindern, und die Annehmlichkeiten des Ueberfluffes und Friedens ſchmecken laffen, daß fie die Triebfe- dern, welche den politifchen Körper in Bewegung fer tzen, flärker fpannen, und. mit «einander feſter ver Fnüpfen, alle Theile dieſes Körpers mäften, ihre ‚ Kraft und Schönheit durch eine gehörige Austheis . fung der. Reichthümer vermehren, und hierdurch zwar ihren weſentlichen Unterſchied unverändert laſ⸗ ſen, aber doch den Augen dasjenige verbergen, was ſie widriges an ſich haben wuͤrden, wenn ſie ſich beſ— ſer ausnahmen. Die Folgen einer allzu bluͤhenden andlung find die, daß fie die Bürger zur Ueppig« feit reizen, ihren Much entnerven, ihre Stände verwirren, einige niederträchtig, andere unverfchämt machen, das Wohlleben der Tugend und den Reich. thum der Ehre vorziehen. Eine allzumweitläuftige MEZIMO.: W..%, Hands. 306 Von den Borzüg en des Landbaue Handlung zerſtreuet die Menſchen in alle bare Theile der Welt; und macht fie dadurch ges meiniglich ihrem DBaterlande unnüße, deffen ae fie wicht anbauen, deffen Künfte fie nit treiben, das fie nicht vertheidigen, und es Dagegen faft alle einer Nachkommenſchaft berauben, die ‚es mit Recht von ihnen hoffen darf. -. Der. Heberfiuß, welchen eine folche Handlung einem - Staate gewä ret, führee neue Künfte darinn ein, und veranlaflet einen Fleiß, welcher. bloß der Eitelkeit und Weichlichkeit ; Beſten arbeitet, und machet hierdurch J————— digen Gewerbe verächtlich, raubet ihnen ungerech- ‚ter Weife den Ruhm, ‚der ihre Vergeltung feyn follte, und erreget in aller Herzen den Durſt nad) Golde, wovon man feinen Nusen erwarten kann, fondern, welches ſtets böfe Folgen nach ſich zieht, weil eg Die Regenten und das Volk gleich ungerecht machet, beyde in unvermeidlichen Ruin Kürze, md eine allgemeine Berifhng: anrichtet. N. Wir wollen demnach i in einem Staate nur dreyer⸗ ley Gewerbe betrachten: den Landbau und die nothwendigen Kuͤnſte, den Waffendienſt und bie Handlung. Die Priefterfchaft und die obrig⸗ feitlichen Würden find in unferer Zer rgliederung für nichts zu rechnen : denn Die ef würdigen. dürfen ſich unfern Uncer fie richt unter; Wenn man ohne Vorurtheil ve Grad der. unferfuchet, welchen man einem jeden von diefen dreyen Gewerben ſchuldig iſt, und wenn man ihre Rangordnung machen will, ſo wird man finden, | En die, nakbinenP1aNE a Vorteitt Re, mi vor der Kriegskunſt u Handlung. 307 und daß Lute, die ſich darinn hervorthun, um deſto mehr Achtung ‚verdienen, und, deſto mehr Anſpruch auf unſere — haben, je mehr ihre Ar» beit der Grundſtein der-öffentlichen Gluͤckſeligkeit iſt. Diefes iſt der Begriff, welchen, man ſich vom Lands baue; dieſer Amme des menfchlichen Geſchlechts, dieſer Mutter des Staates und aller Familien ma⸗ chen muß. Sie iſt es, ‚Die, unſere Eitten rein und Be ON A u. Se eh der ‚Ger —— ER Dat Ey —— uf fie gründet, u — —— eines Staates ‚ Indem ſie die Bevölkerung befördert, ‚ung unſchuldige Vergnügungen barbiethet, und uner- ſchoͤpfliche Quellen anweiſet. Die Vernunft fodert demnach fuͤr ſie die erſten Ehrenbezeugungen; ı und die Ungerechtigkeit, die fie ihr. verweigert, iſt das gerilie ‚Zeichen, des nahen Verſals eines Rei⸗ Glanz, den der Sieg den Waffen hehe, Pe ung ‚leicht dazu verleiten, ihnen, den erſten Rang einzuraͤumen, wenn wir nicht in dem Landle⸗ ben die Elemente des Kriegslebens faͤnden. Es iſt fo etwas Großes, für. Das gemeine Befte den Bea | quemlichteiten und Annehmlichkeiten, die man im e ‚feiner Familie findet, zu entfagen, feine eit in Strapazen aufzuopfern, und feines ben in die Gefahren hinein zu wagen, daß uns die Ausdrücke mangeln, um dem wahren Kriegsmanne Die $obeserhebungen zu ettheilen, Die man ihm Br iſt. Es ſey der verhaßte Ausdruck des Ua Vor⸗ —*9 den die hriftſteller erſ um die Niedrigkeit ihrer Gef nnungen zu verber: und den Ruhm eines fo edlen Dienftes zu eflecken, weit von uns entfernet ! Wir werden es allezeit mit Vergnügen erfennen, daß die — * glorreiche Vorrecht habe, den Bepfall aller davon zu tragen, deren Vertheid 9 ung fie ie üb genommen hat, Seen In ih Freude “ber die von den dräuenden Uebeln unermüder Pech a: — Herzen, die von Eiferſucht entzuͤndet oder vom Durſte nach Gold und Würden beſeſſen ſind, die dem Heldenmuthe allein vorbehaltenen — gungen misbrauchen. Was koͤnnen ſie i für Schaden zufügen ? 8 Die. zug ſehr erniedriget, daß man fie nicht m Safter unterfcheiden koͤnnte. Man unter eidet fie ohne Schwierigfeit, und der falſche womi ſich das Laſter zuweilen ſchmuͤcket, dienet zu ſonſt nichts, als den Ruhm deſto — iu — der ſtets die Tugend begleitet. * Unterdeſſen geben wir dem Reffadinfe 6 nur den zweyten Rang, und fi t den Örundfaß, daß die. Ri iſt, als die Geſundheit. De mit in die Ordnung der 5— en ehr zielet e darauf ab, fie zu zerflören, ‚gleich ſchoͤn iſt, ihn mit Standdaftigfeit Fr Mäfigung zu untere ‚ halten, wenn er einmal. unvermeidlich geworden iſt. Das a Deine von China jeiget ung, daß die * hafte r der Kriegskunſt nn. Handlung 309 06 * Siebe zum Landbaue, und, zu den Künften dag heftigſte Feuer ver loͤſchen koͤnne. Dieſes weitlaͤufti⸗ ge Reich, das fo oft von den Tartaren erobert wor. den ift, welche man unter die am wenigften ‚gefittes ten Völker vechnen muß, hat die Unbändigfeit ſei⸗ ner Ueberwinder gezaͤhmet, und hat ihnen durch eine unwandelbare Beybehaltung ſeiner weiſen Gebraͤu⸗ che, die Waffen aus den Händen gewunden. Da feine Policey auf nichts anders abzielet, als. die Pro. ducte der Natur, und des Genies, vollfommener zu machen, dem Bolke bie genauefte Gerechtigkeit wies derfahren zu laffen, es im Frieden und Ueberfluffe, leben zu laffen, und die Bevölkerung zu befördern: ſo Haben die neuen Eroberer bald eingefehen, daß es ihr firengftes Intereſſe erfodere, Gefege aufrecht zu erhalten, die ihnen eine glüdliche, und ruhige Res gierung verfprachen. Daher vergafen fie bald ih» ven Geburtsort, und wurden Ehinefer, und die in diefem Staate porgefaflenen Revolutionen, find nie⸗ mals jemanden ſchaͤdlich geweſen, außer der Föniglie en Familie, und einigen Großen des Hofes... - ‚Wenn der Sandbau folche große Bortheile gewaͤh⸗ ven kann, fo dürfen ihm die Waffen gewiß den Vor⸗ rang nicht beneiden, den wir ihm einräumen. Zus dem folgen fie ihm auch, fo unmittelbar, daß fie viele _ meh r mit ihm in ‚gleichem Paare, als hinter ihm her ‚gehen fcheinen. Einer erhält wechfelsweife den unfre are auf den höchften Gipfel. Hier» durch haben ſich die alten Roͤmer fo furchtbar ges madıt. Welch ein Anblick war es nicht, einen Ges neral En — welcher vom Pfluge vor die 5— — U 3 ei⸗ dern ‚und ihre Bereinigung feßet ihr Sob, und. 5, zio Von den Vorzuͤgen des Landbaues, ſeiner Armee gieng, und nach gehaltenem Triumphe wieder ſein Land bauete! kann man dem Buͤrger ſei— ne Hochachtung verſagen, der die Kriegswiſſenſchaft, und Tapferkeit, zwo in den eiſernen Zeiten nothwen⸗ dig gewordene Tugenden, mit den friedlichen Tu⸗ genden der goldenen Zeiten verbinde? Wir Fönnen der Handlung nur einen’ ſehr ent⸗ fernten Platz hinter dem Landbaue und dem Wap- fendienfte anweiien. Wenn der Kaufmann, wegen der Bequemlichkeiten, die er uns verfchaffer, unfer Lob verdienet, fo vermindern Dagegen die Gefahren, Denen er uns ausfeget, Die Achtung um vieles, Die wir ihm ſchuldig ſind. Das Gold und Silber, das er aus der remde, gegen Vertauſchung Der dem Staate überflüßigen Waaren, und Guͤter ins sand zieht, erleichtert in der That dem Volke die Be—⸗ zahlung der noͤthigen Abgaben, und verſchaffet zugleich Denen, die am Ruder ſezen, Mittel, Unternehmun- gen anzufangen, und" auszuführen, ‚die oft ohne dies ſelben unmoͤglich ſeyn wuͤrden. Ja es iſt auch ſo gar kein Buͤrger, welcher nicht fuͤr ſich insbeſondere von dem Ueberfluſſe des Geldes viele Vortheile ſollte erhalten koͤnnen. Durch die Handlung verwechſeln alle Theile eines Staates wechſelsweiſe, Die Fruͤch⸗ te des Landes, und Werke des Fleißes gegeneinan⸗ der. je größer ein Staat iſt, deſto zuträglicher iſt es ihm, die innere Handlung aufzumuntern Dieſe Aufmunterung, die wir für ihn fodern, beſteht nicht in Belohnungen, die nur für die Tugend allein auf: gehoben werden müflens denn obgleich die Handa lung mit der Tugend nicht ſtreitet, fo weiß man ‚Doch nichts deſtoweniger, —9 das Intereſſe * so rieb⸗ ‚vor der Kriegskunſt u Handlung. zir Teiebfeder iſt. Das, was wir für fie verlangen, iſt eine völlige Freyheit, die Erleichterung der Reifen zu Waffer und Sande, eine gänzliche Befreyung von allen Zöllen, und Kuflagen für die Ein» und Aus: führe, Damit der Kaufmann nicht durch allzu groſ⸗ ſen Vorſchuß abgeſchreckt werde, ſondern den Ge— winn leichter hoffen koͤnne, und ſich um deswillen auf Reiſen, und Unternehmungen Linlaſſe, welche den Ueberfluß überalliausbreiten. In dieſem Ver⸗ ſtande preiſen wir die * Handlung eines Staates. a EEE ah Un Der auswaͤrtige — ehe feine: gerim gern Vortheile, wenn er ſich nur auf die benachbar⸗ ten Sander erſtrecket. Allein, wenn er bis in die ent⸗ fernteften Laͤnder dringt, fo. ſcheint er feine Natur zu veraͤndern. Er iſt dem Fuͤrſten ſehr nuͤtzlicht aber er bringt dem Kaufmanne wenig Vortheil, be⸗ ſonders wann er zu Lande getrieben wird: denn es weiß jedermann, daß die Frachtkoſten viel höher ftei ‚gen, wenn die Waaren nicht zu Waſſer geliefert werden koͤnnen. Indeſſen find doch auch die langen Keifen zu Waffer ebenfalls fehr foftbar. Hierzu muß man rechnen, was die Zölle in den verfchiede- nen Staaten, durd) welche die Keife geht, und die Geſchenke an die Befehlshaber der Pläge, und an die DBedienten fremder Fürften, imgleichen der = ufendfältige Weife mögliche Schaden, , den Feine menſchliche Klugheit verhuͤten kann, austragen, und. denn wird man finden, daß der entübrigte Vortheil von keiner Erheblichkeit ſeyn koͤnne. Daher ruͤhret es, daß ſich ein geſchickter Kaufmann in dergleichen Handlung nur mit raren, und foftbaren Waaren Ä uU4 ein⸗ 32 Von den Borzügen des Landbaues, — einlaͤßt, und nur mit Souverains, oder Herren vom erſten Range tractiret. Und doch findet dieſe Art von Handel wenig Nachahmer, nicht nur, weil der Vortheil ſehr geringe iſt, ſondern auch weil er ein hohes Genie, und großen Muth und Klugheit er. fodert, womit nur wenig Menfchen begluͤckt find, Bloß durch Tapferkeit Fann man den Räubern ent: rinnen, womit die Provinzen Afiens, und die Graͤn⸗ zen von Europa angefüller ſind. Welche Gefchick: lichfeit der Vernunft, und wie viel Weisheit in.der Aufführung wird nicht dazu erfodert, um ſich die Sreundfchaft fo vieler in ihren Sitten, Gebräuchen, Öejegen und Charactern verfehiedener. Völker zu er- werben, oder wenigftens die Wirfungen ihres böfen Willens von ſich abzuwenden? In folchen, Fällen muß man alles beobachten, ohne doch aufmerkſam zu fenn zu ſcheinen; man muß Die Staͤrke eines fan» des, feine Quellen, Reichthuͤmer, feinen Fleiß und Geſchmack, feine Politik, u. ſ. w. erforfchen; Tau: ter Dinge, die man nicht erfahren fann, ohne bie - Länder durchzureiſen, und fi) an den Dertern lange aufzuhalten. Leute, die zur. See handeln, fünnen diefes alles nur fehr unvollſtaͤndig wiffen, weil fie fel: ten weiter kommen, als in den Hafen, wo fie einlaufen. —66 Ein Kaufmann zu Lande, der mit dieſen Einſich⸗ ten ausgezieret iſt, wird bey feiner Zuruͤckkunft ein feinem DBaterlande fehr. fhägbarer Mann. Er iſt das Auge des Fürften, welcher. ihn oft mit feinen ge- heimen Commißionen beladet , und ihn zum Staats» manne macht. "Er ift der Wegweifer der Gelehr- ten, und Unmiffenden, indem er ihnen neue, und zuver⸗ — vorder Kriegöfunfe u. Handlung. 313 — Aüserfägige Einfichtenmittheilet. Ein folcher Mann muß nicht, als ein fehlechter Kaufmann. betrachtet werden. Wir betrachten ibn, anftatt ihn mit dem - Haufen von Sohndienern zu vermifchen, deren ganze Geſchicklichkeit darin befteht, wohlfeil einzufaufen, und theuier zu verfaufen, als einen Philofophen, der fich durch Reifen zu unterrichten fuchet, um. bernach | fein Baterland zu erleuchten. Solche $eute waren vor Zeiten Pythagoras, Plato, und ‚einige andre F grie Weiſen, die die Morgenlaͤnder durch» veifeten, und außerhalb ihrem Vaterlande nüglichen Unterricht, fuchten. In diefer ihre Fußſtapfen zu treten, dazu follte man denjenigen Theil des Adels ‚aufmuntern, welcher zuweilen im Schooße des Muͤſ⸗ ſigganges entſchlaͤft. Eine in ſolchen Abſichten un- ternommene Handlung kann nicht anders, als ruͤhm⸗ lich fe und fie würde die Koften langer Reifen er fesen. Die Geburt, die „Erziehung, die Gefin- nungen. einer auseriefenen Jugend, welche ſich auf | ſolche Weiſe der oͤffentlichen Gluͤckſeligkeit wiedmete, wuͤrde uns fuͤr den guten ‚Sortgang — ge Bürge ſeyn fönnen,, Allein, die Begierde reich zu werden, beſitzt uns dergeftalt‘, ‚daß diefe Art von Handlung gänzlich Bintangefegt worden iſt. Man verlanger außeror⸗ en ıtlichen, fhnellen und leichten Gewinn; das Meer. 1 getähret denſelben, und beftet aljo aller Blicke auf fi. Wir wollen dem Handel zur See alle ihm gebüßrende Lobſpruͤche ertheilen: allein, er ſoll von uns nimmermehr diejenigen hören, die ihm ein Blinder Geiz ‚auf eine 1 Weiſe —— as 314 Von den Vorzuͤgen des Landbaues, Das Meer erleichtert, wie gefage, Die Ausfuhr . der überflüßinen, und Die Einfuhr der Waaren, deren man bevürftig iff, ungemein. Daher find die an der See gelegenen Länder blühender und befebter, als die übrigen. Außer den Vortheilen, die diefer Handel dem Staate unmittelbar bringe, iſt er auch eine Pflanzfchule der Steuerleute, und Matroſen, die in Rriegsgeiten ungemein nüßlich werden. "Wenn er in den Schranfen der nothiwendigen Waaren bleibe, fo.ift fein Nutzen ſehr merklich. Allein, man bleibe nicht eben in dieſen Schranken. Man hat fie, ohne es felbft zu merken, dadurch uͤberſchritten, daß man fih den Kuͤtzel Entdeckungen zu machen ‚hat gefallen Yaflen. Das Gold, Silber ‚die Edelfteine,; Stoffe, Waaren, und Seltenheiten, die man aus der neuen Welt mitgebracht hat, haben ſowohl das Bolf, als die Fuͤrſten verführet, indem fie ihrer fchädlichen Nei— gung zur Pracht, undihrer Hochachfung gegen alles, was weit berfommt , geſchmeichelt haben. Man gedachte fich mit dem, was man nicht beſaß, zu be⸗ reichern, und machte fi) arm an dem, was: man befaß. Die überflüßigen Dinge find eben ſo, wie die ſchlechten; ſie koſten beyde mehr, als fie werth find. | 9 Wir wollen annehmen, daß ein Buͤrger im Ge⸗ brauche dieſer uͤberfluͤßigen Sachen wirklich nicht mehr verthue, als was er Durch eine kluge Haus⸗ haltung an feinen Einfünften erfparet hat, läuft er dabey wohl nicht Gefahr, ſich gewiß zu ruiniren, wenn ihn einer von den höhern Unfällen betrifft, wel⸗ che die größte Klugheit, weder vorher ſehen, noch Bin- dern kann? Wie will er in folchem Falle feine F en | vor der Kriegskunſt 1. Handlung. 15 chen wieder auf guten Fuß herſtellen, ohne dieſe eis teln Gegenjtände. der Ueppigkeit, Die indianifchen Seltenheiten, die ihn ‚viel gefoftet haben, und die _ er mit Verluſt wieder verfaufen muß, aufzuopfern 2 Denn der Werth ſolcher Sachen ift willkuͤhrlich und dem Eigenfinne der Mode unterworfen, und kann alfo den Befiger nur zu einem ohnmächtigen Noth⸗ helfer dienen, und feinem Eredite vielmehr fchaden, als ihm eine wahre Hülfe leiften. . Wir Fönnten noch weiter geben, und’ zeigen, wie viel Schaden der Gebrauch gemifler fremder Waa- ren, z. E. der Thee, Caffee, der Chocolade, des Tabads, der Moußeline, u, ſ. w. unferm Land⸗ baue zugefüget, und Europa in Armuth geftürzet hat. Diefe Waaren, die anfänglich nur von den vornehmften Leuten gebraucht wurden, find itzt dem geringfien Volke unentbehrlich geworden, und fühs ren: die Reichthuͤmer, die wir. befigen,) nach. Aſien, und in die andern enflegenften $änder, Sie werden noch) dereinft die Schäge aller Goldgruben von Peru erſchoͤpfen. Der ungereimte Geſchmack des Puͤblici, an. diefen Sachen, Deren unfchädlichfte Eigenſchaft Barin befteht, daß fie. unnüg. find, Bindere ganz ſichtbarlich den Nacheifer. des Landmannes, und Winzers, und den Fortgang unfrer Manufacturen, Die Moußeline haben. über unfre Batiſte, und andre feine Zeuge, den Vorzug erhalten, ob matt gleich nicht laͤugnen kann, Daß die letztern von befz ferm Gebrauche, und der Geſundheit gemaͤßer find, Hanf und Sein gerathen in Verachtung, und ver- ſchaffen denen die fie. anbauen, wenig Vortheil, daher werden beyde faſt gar nicht mehr gebauet. So dachte | im 316 Von den Borzügendes Landbaues, im vorigen Jahrhunderte der große Colbert nicht! Er, der Frankreichs wahres Intereſſe kannte, verboth den Verkauf der Moußeline, welche ſehr anſehnliche Summen aus dem Lande hinaus fuͤhrten, und Lud⸗ wig XIV ſelbſt durfte nichts anders, als Battiſt tragen. Der Hof folgte dem Beyſpiele des Koͤnigs, dieſem das Volk, und dieſem die Auslaͤnder. Man ließ den Indianern ihre Moußeline, und kaufte einheimiſche Zeuge, und ſo bereicherte ſich der Staat, auf die natuͤrlichſte, und unfehlbarſte Weife, indem die Fremden unfre Sandesproducte, die unfre Fabri— - fen verarbeitet hatten, verthaten. Colbert dehnte feine Abfichten aucd) auf die Stoffe, nur mit dem Unterfchiede aus, daß, da das Land nur.menig Wolle und Seide bergab, man die erften Materien außer halb Sandes einfaufte, fie aber in Frankreich ver» arbeitete. Der. Verkauf brachte mehr ein, als der Einfauf koſtete, und hieraus entftunden zween große Bortheile;. einmal daß die Zölle ven Fremden, und nicht der Nation zur Saft fielen, welches hingegen geſchicht, wenn fie die ausländifchen Waaren felbft verthut, und zum andern, daß das Volk, das von feiner Arbeit Bortheil hatte, dem Baterlande deſto mebr ergeben blieb , und nicht befürchtete, eine all» zuzahlreiche Familie zu erhalten, weil es ihm leicht fiel, diefelbe zu erziehen, und weil es in dem Land⸗ baue, und den Künften die gewiſſe Berforgung der» felben vorherfabe. Daher mar auch der beftändigen Kriege ungeachtet, Die in der vorigen Negierung das and heimfuchten, das Reich, nad) der mäßigften Schäsung, mit 3 Millionen Seelen mehr Ben , als rder Kriegskunſti u. Handlung. 317 * es ‚ige nach Verlauf von 40 Jahren iſt, worinn man doch nie mehr, als 8 Feldzuͤge rechnen kann. Wer kann wohl den Schaden berechnen, welchen die ſeidenen Stoffe, die gemahlten und gefaͤrbten Zeuge, und die indianiehen Schmupftücher. unfern Manufactureh zufügen! Haben wir ung nicht felbjt den Berfall, unfrer Bienenzucht, und der Honigfeis merey zuzuſchreiben? Hiervon iſt die Theurung des Wachſes, eine eben fo gerechte Strafe, als noth— wendige Folge. Die Plantationen der Zuckerroͤhre, und die Cultur des Indigo haben uns gegen eine gewiſſe Gattung von Menfchen fo graufam gemacht, daß felbft Die Geſchichte fein Beyſpiel aufzumeifen bat, das hierinn mit ung verglichen werden koͤnnte. Es-fehle fehr viel daran, daß unfern Sclaven fo glimpflich begegnet werden ſollte, als die — den Kindern Jacobs begegneten. a Wenn ein zu weit, ‚getriebener Seebandel in eis | nem Staate einen Mangel an Menfchen, und noth⸗ wendigen Waaren verurſachet, fo koͤnnen wir unmoͤg⸗ lich die uͤbertriebenen Lobeserhebungen billigen, die man ihm giebt, und noch weniger diejenigen, die, ſo wie es heißt, beym Landbaue in Armuth ſchmachtem dazu aufmuntern daß ſie hingehen ſollen, am Ende der Welt das Gluͤck zu ſuchen, das fie in ihrem Ba: terlande vergißt. Wir fönnen nie die wahren und falſchen Reichthuͤmer mit einander verwechfeln , oder "glauben, daß die Macht eines Staates im Geiye, und-in der Pracht feiner Unterthanen beftehe. Der Geiz zerſtreuet die Menſchen; und ſetzet fie tauſend Gefahren aus, in welchen die meiſten umkommen. Die Pracht macht fi ſie weichlich und IE Tapfer⸗ 513 Bon den Vorzuͤgen des Landbaueg, keit und Tugend werden von ihnen vergeflen, bis ein⸗ mal eine öffentliche Noth Die Sachen wieder in Ord⸗ nung bringt, und diefen die ihnen gehörige Ehre, und DBorzüge wieder einraͤumet, jenen aber. ihre Schwachheit, und Schande entdecket. Die gefunde Vernunft lehret uns, daß ein Staat anders nicht mächtig fern Eönne, als in fo fern er einen Leber» fluß von Menfchen befist, in fo fern das Sand wohl angebauet ift, und die nothwendigen Kuͤnſte getrie—⸗ ben werden. Diefes find Die fruchtbaren Quellen, aus welchen das Volk feinen Unterhalt, und die Be— quemtichfeiten eines zwar. einfältigen, aber ftillen und ruhigen $ebens ſchoͤpfet. ‚Eine freye aber mäßige Handlung entlediget es feines Veberfluffes, unters hält feine Abeitfamfeit, und verfchafft ihm feine Be: . quemlichkeit. Ein folder Staat hat nicht; zw fuͤrch⸗ ten, von einem ungerechten Eroberer unterdrückt zu werden, Er hat Fäufte genug, die ihn vertheidigen. Eind die Einkünfte des Sandesheren nur mäßig, fo wird es der Aufwand ebenfalis feyn. Man wird mehr mac) Ruhme, als nach Reichthuͤmern trachten, die Tugend wird nicht Durch Die — * der Reichen unterdruͤckt werden, ſie wird ſich leichter unterſchei— den, und wird ihrer gerechten Belohnung nicht vers tuftig gehen. Ein folcher Gefunder und mächtiger Staat wird nicht feilter fern, als es ihm zur Boll. kommenheit feines Befindens nörhig iftz Die Ölie- der deffelden werden fich nicht Durch einander verwir⸗ ten , ein jedes derfelben wird feine Geſtalt, und freye Bewegung behalten, und dem Körper, Diejenigen Dienfte leiften, die ihm. die Natur vorgefchrieben bat, Sie werden insgefammf, obgleich. ihre Hand⸗ | lungen vor der Kriegskunſt u. Handlung. 319 ungen noch fo ſehr verfchieden find, auf einerley ge⸗ meinſchaftlichen Zweck, nämlich auf die Erhaltung des Körpers arbeiten; und niemand wird ſichs ein= fallen laſſen, den Händen den Vorſchlag zu. thun, fih mit den Füßen zu vereinigen, um, eine ihnen nicht anftändige Verrichtung zu übernehmen. 5: Könnte man ſich der tyrannifchen Herrfchaft der Seidenfihaften entziehen, fo würde man das Unver» mögen. die Eitelfeit zu befriedigen, nicht für eine - befchwerliche und verhaßte Unvollkommenheit halten. Wollte man ſich in eine einfaͤltigere Lebensart ein— ſchraͤnken, ſo wuͤrde es keine armen Leute mehr un- ter uns geben. Fleiß und Arbeit wuͤrden beſtaͤndig untruͤgliche Mittel in Haͤnden behalten, um ſich die natuͤrliche Nothdurft zu verſchaffen. Die Recht⸗ ſchaffenheit wuͤrde vor dem Elende ſicher ſeyn fönnen, worein ſie ſich oft verwickelt ſieht. Sie iſt von Na⸗ tur arbeitſam; man muß ihr nur die Mittel erleich- tern, ſich heraus zu belfen. Sie verlanger, fo wie das Licht, weiter nichts, als daß fie ſich nur aus: ‚breiten kann. Wenn man ihr nur den Weg bahn» te, den ſie gehen ſoll, und die Hinderniſſe aus dem Wege raͤumte, welche ihr der Geiz entgegen ſetzet! Sie iſt eine zarte Pflanze, „die von den Dornen er» . flidet wird, Man muß einem rechtfchaffenen Mans. ne feine Mittel, ‚die feiner. nicht würdig ‚find, vor en, um. fich aus dem Elende heraus zu helfen. wird den Reichthum nie der Ehre vorziehen; er wird nie feinen Stand erniedrigen, und man wird ihm umfonft rathen, ein Gewerbe zu ergreifen, das ſich für den. Be zu welchem er serien ift, ß icht Mic et. ade i a . LU! re? 63 | Es 320 Von den Vorzuͤgen des Landbaues, Es iſt von aͤußerſter Wichtigkeit, die Staͤnde der Menfchen zu verwirren, weil die öffentliche Ord- nung dadurd) geftöret wird. Eben fo ungereimt iſt es, die einer jeden Profeßion allein eingeraͤumten Vorrechte andern mitzutheilen. Waͤre die ruͤhm⸗ lichſte Profeßion zugleich auch die einträglichfte, fo mürde fi) jedermann diefer ergeben, und alle übrige - hintanſetzen. Es wuͤrde in dem politiſchen Koͤrper, worinn alles voll und verbunden ſeyn muß, ein lee⸗ rer Raum entftehen, Hieraus würde eine Ohn⸗ macht, und Schwäche entfpringen, auf welche ein fhändlicher Ruin folgen müßte, weil es ihm uns | möglich feyn würde, einem efwas lebhaften Anfalle zu widerftehen. Eolchergeftalt wollen wir dem $andbaue, die mit Hecht erhaltene erfte Ehrenftelle nicht entziehen; wir wollen den Adel der Kriegstapferfeit aufrichtig er fennen, und feinen Glanz durd) Feine uigerechte, und übel angebrachte Eritif beflefen. Wir wollen - - auch der Handlung , nad) dem Grade ihrer Müglich- feir, ihr tob geben, aber aufhören, ſo bald fie die Graͤnzen überfchreiten will, die ihr. die Natur vors | ſchreibt. Die geſunde Politik hängt mit der Sit. tenlehre näher zufammen ‚ als man wohl glauben follte. Sie wird nie etwas billigen, was die Sit- _ ten verderben Fann , wenn es gleich mit dem fchon- ften Glanze bededt wird, Wenn ſich ein Kauf - mann findet, der feine Neichthümer wuͤrdig anwen⸗ det, die Feinde des Staats verfolgen hilft, dem. Hunger der Provinzen durch feinen Vorſchuß patri- otiſch fteuret, u. fs w. und der badurch entdeder, daß der * SHanblungegeif feine große Seele nicht bat, verder⸗ vor der Kriegskunſt u. Handlung. Jar verderben koͤnnen, fo wollen wir ihm die unvergaͤng⸗ lichſten gobeserhebungen evtheilen. Er iſt der Schug, der Wolthäter dee Baterlandes! Er verdient den Rang;- womit die Kriegshelden zur Unſterblichkeit gehen, nicht als Kaufmann / fondern als ein Patriot, welcher den Kaufmannsgeiſt ſchweigen heißt, ſo bald das patriotiſche Herz, das er beſitzt, reden will. zz or Bon den Mitten, bie Getränfe frifch | zu erhalten, ie verfchiedenen Mittel, welche man fine J den bat, um bie Getränfe mitten in dee - Sommerhige durch. eine fünftliche Kaͤlte zu er ⸗ * friſchen, machen einen der merkwuͤrdigſten Ar⸗ it ih der Naturfehre aus, Inzwiſchen hat man doch die erſte Idee hiervon Feinesiweges den Philofophen, fondern vielmehr der Nothwendigkeit, oder beffer ei⸗ nem glüclichen Zufalle, zu danken , welcher ſchon ſeit undenflichen Zeiten den Einwohnern von China, ©ftindien, Perfien, und alten heißen ändern, wo es fo ſchwer ift, fich vor der verzehrenden Hitze ni — zu ſchuͤtzen, dieſes heilſame Mittel ent· Be, fcheint, Die Indianer erfeifchen das Wafler, deflen fie fid) zum täglichen Gebraus che bedienen, befonders auf ihren Reifen, dadurch, Daß fie es in Gefäßen von einer fehr lockern Erde aufbeha ten, welche man vr Sonne, und einem | 3 and, A E “fehr — — ſehe warmen Winde entgegen fetlet,. = — J wenigſtens verſchiedene Reiſebeſchreiber ‚und ei⸗ nige ſetzen ſo gar hinzu, d daß durch dieſes einf Mittel das Waſſer faſt ſo falt, als Eis werde, daß es fich defto geſchwinder abkuͤhlte, je. ‚heißer. der Wind wehe, und. daß hingegen ein Falter Wind, anftatt das Waſſer zu erfrifchen, daſſelbe vielmehr erwaͤrme. Wir wollen nicht unterſuchen, in wie fern dieſe Nachrichten eine natürliche Glaubwuͤrdig⸗ keit haben, oder nicht, ſondern merken hier nur noch "an, daß dieſe Gefäße "nicht ‚mehr, als.dren bis vier mal gebraucht werden Fönnen, weil fie die Waffer- duͤnſte nicht mehr. hindurch dringen laſſen, ſo bald ihre Zwiſchenraͤume mit dem erdigten jodenfaße an- gefüllt find. Damit aber die Indianer dieſe Ab⸗ kuͤhlung des Waſſers deſto gefehwinder , und, untrüg⸗ licher erhalten mögen, wickeln fie gemeiniglich diefe % Gefäße in einen naffen Lappen, welcher ſtets feucht erhalten werden muß. Der Gebrauch des Salpe⸗ ters, um das Waſſer friſch zu erhalten, iſt ihnen nicht. unbefannt : allein es iſt dieſes nur. das. ‚Mittel der reichen Leute unfer ihnen, und. allem. Anfehen. nach haben wir diefen Völkern dieſen nuͤtzlichen Ver⸗ ſuch zu danken. Der Canzler Bacon, und der Pa⸗ ter Kircher ſind die erſten Naturforfeher „;die ihn angeführet haben. Man wußte de mal: ar ſchon, daß der Salpeter nicht das einzige Salz wäre, diefe Eigenfchaft hätte, fondern daß au da | falz, wenn es mit Flein geftoßenem Eife —— wird, eine ſo große Kaͤlte hervorbringe, daß das hineingeſetzte Waſſer davon gefror. Der berühmte Robert Boyle feste nachher diefe intereffante M terie in ein fo slide &icht, daß Die neyern 9 1 Ole die Getraͤnke friſch zu erhalten. 323 forſcher nach ihm faſt bloß in ſeine Fußſtapfen getre⸗ ten find, Er entdeckte gar bald, daß die Eigen. fchaft das Waſſer zu erkaͤlten, und. zum Gefrieren zu bringen, nicht bloß auf das Serfal; eingefchränft wäre, oder daß fie bloß dem Salpeter, weder allein genommen, noch mit Schnee, oder klein geſtoßenem Eiſe vermiſcht, beygelegt werden muͤſſe; ſondern daß —— ſie auch dem Alaune, dem Vitriole, dem Salmiak, und dem Zucker feibft eigen ſey. Es gelung ihm, 2 mit dem Salmiaf allein Eis zu machen, und nach» dem er in der Folge beobachtet hatte, daß diefe Sal. je nicht eher wirkten, als nachdem fie aufgelöfet wor⸗ den waren, ſo geriech er auf den Einfall, ſich bloß der aus bieſen Mittelſalzen gezogenen Säure zu ſei⸗ nen Berfuchen zu bedienen, und da fand er, daß. die Salpeterfäure diejenige: war, melche Die, größte Kaͤl⸗ te hervorbrachte. Weil man aber noch keine richtige Thermometer hatte, fo ift der Grad der Kälte, den er durch feine verfchiedenen Vermiſchungen hervor⸗ brachte, ſchwer zu beitimmen. Man findet einige Verfuche von diefer burch die * Auflöfung der Salze hervorgebrachten Kälte, in den Berfuchen der florentinifchen Academie, worinn hauptſachlich gezeiget wird, daß die Wirkung des Salmiaks in dieſer Abficht noch größer fey, als die Wirkung des Galpeters. Herr Geoffroy, der Arzt, las Gernäch { im Jah⸗ re 1700, der koͤniglichen Academie der Wiffenfchafs ten eine fehr merfwürdige Abhandlung, von den So und Gährungen vor, die Kälte erzeu⸗ ‚gen. Er fand, da die Auflöfung aller Mittelfalze, ja felbft der flüchtigen falifchen,, einige Öradeder Käle. te bervorbringe, da hingegen die Auflöfung g der fe % 2 ften 324 Von den Mitteln, * IX ä | ſten Fatifchen Salze Hitze erzeugte. Die Gaͤhrun⸗ | ‚gen, welche aus ber Bermifhung der Mittelfalze | mit den flüchtigen kaliſchen entſtanden, brachten ebenfalls Kaͤlte hervor: allein Herr Geoffroy, beob⸗ achtete den beſonders merkwuͤrdigen Umſtand, daß die Vermiſchung des Salmiaks mit dem Vitrioloͤle verurſachte, daß der Liqueur eines hineingeſteckten Thermometers darin niederſank, da doch die von die: fer Bermifchung auffteigenden Dünfte fo heiß maren, daß davon der Liqueur eines andern Thermometers plöglich in die Höhe flieg. Er brachte es fo gar das bin, daß das in einem Deſtillirkolben befindliche Maffer , wenn man den Kolben in ein Gefäß voll Waſſer feste, im Kolben Fälter würde, wenn man eine glühende Kohle in das Gefäß vol Waſſer warf. bs * Herr Geoffroy — alſo i in ag =. nügliche Entde⸗ * Alles dieſes find vielleicht dloh die Wirkungen da⸗ von, daß die Waͤrme zuerſt in das Glas wirket, ehe fie ſich dem darinn enthaltenen Liqueur mit: theilet. Es iſt ein in der Naturlehre bekannter Verſuch, daß man ein weites Glas voll Waſſer, woran oben eine lange Roͤhre von einem Wetter⸗ glaſe befeſtiget iſt, in welche etwas von dem Waſß ſer getreten, in ein Gefaͤß voll warmes Saſſer ſetzet, da denn das Waſſer in der Roͤhre e ſehr herunter fallt, bald hernach aber viel hoͤher der hinauf feige. Denn wenn das ( lag im war: men Waffer erwaͤrmt wird, fo dehnet es fich aus, ſein innwendiger Raum wird davon größer, folg- lich muß dad Waffer aus der Röhre ing Glas her⸗ unter ſinken. So bald aber auch das im Glaſe enthaltene Waſſer warm wird, fo dehnet es fü ch auch felbft aus nimmt einen größern Kaun eilt, und ffeigt alfo in der PEN Wenn ji Do ML hoch: die Getraͤnke feifeh zu erhalten. 325 Entdeckungen gemacht, obgleich nicht zu laͤugnen iſt, daß fic) einige feiner Berfuche ſchon in den Werfen des Boyle, und der florentinifchen Academie be. finden, Er bat nicht allein viele neue Verſuche zu jenen binzugefüget, fondern auch die Frage, in. Abs ſicht der Salze, unfer einem allgemeinern Gefichts- puncte betrachtet. Herr Amontons hat nad) der Zeit die meiften diefer Verſuche wiederholet. fe; Im Sabre 1616 erhielt der Herr v. Mairan, von der Academie zu Bourdeaux wegen ſeiner beruͤhm⸗ ten Abhandlung vom Eiſe den Preis, welche nach» ber im Jahre 1749 zum viertenmale mit anfehnlichen Vermehrungen gedruckt wurde. Diefer große Natur. forſcher hatte ſich nicht vorgefegt, die verfchiedenen "Manieren, vermittelft ver Salze ein Fünftliches Eis a ra nn EEE NE. 755 her⸗ Hoch geſtiegen iſt, fo ſetze man eben dieſes Glas fo “gleich in kaltes Waſſer, da denn das Waſſer in der Röhre, anfangs noch höher fleigen, bald dar⸗ auf aber fehr tief wieder finfen wird. Das macht die Kälte, zieht erft dag Glas zufammen, folglich muß das Waſſer Pag machen, und in der Röhre ſteigen. Bald darauf aber wird auch das Waffer felbft Kalt , ziebt fich in einen engern Kaum zuſam⸗ men, und muß alfo tief finfen. Daß ubrigeng bie Sitze und Kalte zur Hervorbringung ihrer Wir⸗ Zungen nicht fo gar fehr einander entgegen geſetzt find, als es wohl feheinen möchte, erhellet Daraus, daß man das gefalzene Schneewaſſer auf einem — — Teller viel geſchwinder zu Eis machen kann, wenn man ben Teller auf gluͤhende Kohlen feßet, ald wenn er in der Kälte ſteht; und wieder rum, daß die Schmiede ihre Kohlen Dadurch von neuem erhitzen, daß fie Diefelben mit Faltem Waſſer befprengen, u. f. w. Man fehe Krügerd Natur⸗ lehren Thl. 9. 380. ——— / | 4 i% uk Bw * 7 md Mittel ale ang ‚dem Grunde abzub: nd eln kannte den ganzen Um ang dieſer Frage mı nur in wohl ‚und fagte Daher, man würde von diefer Mas ‚terie ein — ‚und: ſchoͤnes chymifches Werk ſchrei⸗ ben koͤnnen. Er hatte vielmehr bloß die Abſicht, die- ſe wunderbare Erſcheinung mit dem Grundfatze zu vereinbaren, welchen er in ſeiner ganzen Abhandlung, mit ſo viel Scharff nuigken feſtgeſezt hat. Nichts deſtoweniger findet man in dieſer ſchoͤnen Schrift, doch einige Verſuche, welche zur Erlaͤuterung der ‚gegenwärtigen Materie gehören, und welche man dieſem gelehrten Naturforſcher allein zu danken hat. on ihm hat man Die nach der Zeit, ſo beruͤhmt ge⸗ wordene Beobachtung zuerſt empfangen, daß ein mit Waſſer benetztes Thermometer, ſo bald es an die Luft gehängt wird, augenblicklich um einige Grade falle, - Er bat auch. "erit. ‚die. ‚merfwürdige, Beobachtung ganz umftändlich, und in fo verfchiedenen. ‚Hormen ‚angeftellet, daß das Waſſer einige Grade über den Eispunct erfältet werden koͤnne, ohne de x zu gefrieren. Im Jahre 1727 machte der jüngere Herr Geoffroy in den Memoires der Academie ſehr merkwuͤrdige Bes obachtungen von der Vermiſchung einiger weſentlichen Oele mit dem Salpetergeiſte bekannt aus weleher Ver⸗ miſchung ein merklicher Grad der Erfäl üng am? mometer hervorgebracht wurde, Obgleich Diefe Beob⸗ achtung ‚ganz neu tar, ſo iſt doch der hierdu erh altende Grad der Erfältung nicht von ſolcher tigkeit, daß er zu dem Gebrauche wovon —*— die Rede ift, hätte nüglich feyn Eönnen, Kahrenheit der ſich durch ſeine Dhermome ‚berünmt gemacht hat, brachte im Jahre 1729 eit heftige Kalte hervor, Daß dev aan Thermo» x meters ter ſo die Getraͤnke friſch zu erhalten. 327 mefers davon 46 Grabe unter den Eispunct nieder. fanf, und dieſes geſchahe bloß dadurch, daß er zu wies derhoftenmalen Salpetergeift auf Eleingeftoßenes Eis goß, und nur jedesmal das Waſſer vorher erſt abgoß, das’ von dem geſchmolzenen Eife entſtanden war. t ſchoͤnen Verſuch findet man in dem gelehrten Werke des Boerhaave. Nach der Zeit hat Muſ⸗ —J— Kahrenheith Verſuch wieberholet, und eſchreibt die Erfolge deffelben in feinen Zufägen, zu den Verſuchen der Akademie del Cimento ‚welche im Jahre 1731 aus Sicht gefteten find. Wuffchenbvoet e. —* was die Chymie anbelanget, welche fein Haupt: ſtudium nicht iſt, einige Fehler hierbey begangen, die man einem ſo großen Manne, um feiner andern Bers | dienſte willen, leicht vergeben kann. | Im Sahre 1734 machte der Herr von Reau⸗ muͤr in den Memoires der Akademie ſeine Verſu⸗ he von den verſchiedenen Graben der Kälte bes kannt, welche man durch die Vermiſchung des Eis B mit Verfchiedenen Sätzen, oder auch andern, ſo⸗ vohl feften als — Körpern hervorbringen koͤnn⸗ te. Der berühmte Geſchichtſchreiber der Akademie fagte damals bey dieſer Gelegenheit folgendes: Es iſt noch nicht voͤllig ausgemacht; welche Ars ten von Salzen eigentlich am geſchickteſten find, ent» weder den größten, ‘oder Doch einen beliebigen Grad bet ‚Kälte hervorzubringen, worinn in diefer Abficht bie’ z erfihiedenen Tugenden ber Salze beftehen, und welcher Menge fie mit dem Fleingeftößenen oder | gefchabten Eife, das man zu diefer Operation ges brauchet, vermiſcht werden müffen. · NRichts deſto⸗ ee aber, faͤhrt er hat man * in Pr - 323 J Ye k fer Sache ſchon — Verſuche A nur zu bedauren ift, daß man zu. ſehr geeilet hat, die fonderbareften zu finden, da dann die. Fubamens talverſuche nur flüchtig. mitgenommen worden find, welche der Herr von Resumür, allhier unternom· men hat. „Man ſieht hieraus, in welcher Abſicht ſich dieſer anſehnliche Naturforfcher um die phyſika⸗ liſche Lehre von den —5 Graden der Kaͤlte verdient gemacht habe, Sein Aufſatz enthält die fchönfte Reihe von Verſuchen, Die jemals. über i die kuͤnſtlichen Grade des Sroftes bekannt gemacht wor» den, und er bat die Grade der. bervorg rachten Kaͤlte um deſto genauer beſtimmt, je beſſer ihn ſein eben damals neu irn — u in * ahnen Herr v von., Maivan ı in ee —— ſehr wohl zu bedienen gewut. Glei en ſche dieſe beyden Gelehrten wider einander. j1 zu fireit wenn es, auf. den folgenden Berſuch ankommt 5 Herr von BReaumuͤr nahm kiein geitoße: nes Eis und Seefakg,. gab beyden zwölf. aaa Ra vermiſchte fie, vermittelſt eines fehr Falten Inſtru mentes mißseinander,. und bemerfte alsdann, daß - ai von. dem Eife Kali und ale and) € n8 Die der die Getränfe friſch zu erhalten, 329 fer Vermiſchung Fein neuer Grad der Kälte ent⸗ fand. Der; Herr von Mairan har diefen Verſuch oft mit der, allergrößten Sorgfalt und Vorſichtigkeit wiederholet, er hat ihn in der größten Kälte anges ftellet *, und die Herren Düfay und Petit, der Arzt, haben ihn beſtaͤtiget: allein, ob gleich das Seeſalz völlig trocken war, und mit dem Eiſe in der haͤrteſten Winterkaͤlte vermiſcht wurde, fo ges ſchah es dennoch, Daß etwas vom Eife. fchmelzte, und alfo neue Grade der Kälte hervorgebracht wur⸗ den. Dieſes ift die Verfchiedenheit in den Verſu⸗ chen beyder Maturforfcher. Da aber bey einem ſolchen Berfuche der Fleinfte vernachläßigte Umftand, und vielleicht der geringfte Unterfchied im Grade der Kälte einen verfchiedenen Erfolg veranlaſſen kann, fo darf man fi) gar nicht wundern, wenn fie nicht auf einerley Weife ablaufen. Wir haben ſchon oben von der Entdeckung des Herrn von Mairan Erwaͤhnung gethan, daß das Thermometer, nachdem es ins Waſſer getauchet worden, an der freyen Luft einen hoͤhern Grad der Kaͤlte anzeige. Dieſe Entdeckung lieſet man in der neuen Auflage der Abhandlung vom Eiſe, von 1749. Seitdem hat Herr Richmann im Jahre 1750 in den Schriften der petersburgiſchen Akademie für die Jahre 1747 und 1748 eine Reihe von Verſu⸗ chen über eben diefe Sache, nebft einigen Muchmafs fungen , won der Urſache diefer Erſcheinung befannt- ‚gemacht ‚welche er in den Salztheilchen ſuchet, is CR er 27 ich Siehe des herrn von Mairan Ditlert, Fi la Gläce. FERU Edit, 1749. ©. 354. u, ” — 4 4 en } 7 — % 4 we VEREORN“ Ay Materie —— ———— ſt doch abe keine — und merfivürdiger, als die," ve che den — 59 der Arztneykunſt zu Glas gow; - Herr Cullen, fm Jahre 1756, in den edimbu ‚9% ſchen Berfuchen, ʒweyten Theile, "bekannt gemacht bat. Herr Eullen hat ein Sufethermometer, weil dieſes am beweglichſten iſt, allen andern vorgez jogen. Er Hat fich nicht damit begnuͤget, es in Walfer zu tauchen, fündern er hat die Kugel "ach mit verfchies denen andern’ ſpirituoſen und oͤlichten füßigen Ma: ferien ‚3. E mit dem Satmiafgeifte, mit dem Ae⸗ ther des Srobenius, mit dem ſalpetrigen Aether, mit der fluͤchtigen Schwefeltinctur , mit‘ jeingeifte, Aquavit, Weine, Eßige, mit dem nöefenttichen Terpentin: Kraufemünzen und Gaͤnſefußkrautole benetzet, und gefunden, daß die von dieſen verſchie- denen: Benegungen verucfachte‘ Erkältung jederzeit deſto groͤßer geweſen, je flüchtigere Liqr ei zu genommen hat. Solchergeſtalt wir | queurs nicht anders, Als: vermitteiſt ihrer * | ſtung, und Die von ihnen verurſachte Wit ung iſt ih» ver Ausduͤnſtbarkeit ‚proportional. Dieſer deutliche Grundſatz kann zur Erklaͤrung beſonderer, die Kaͤlte und das Eis b fheinungen dientich ſeyn Dieſe Eı noch merflicher, oder das Thermometer ioch geſchwinder und tiefer, wenn die Verſuche im leeren Raume angeſtellet werden. "Man kann fo gar eine — Kaͤlte hervorbringen, wenn man nur die Luft aus ‚einem Ligueur auspumpet, in welchen — ermo⸗ meter hinein — worden iſt. Es iſt dem _ die Getraͤnke friſch zu erhalten. 331 Heerrn Cullen fo gar gelungen, durch dieſes ganz beſondere Mittel, Eis hervor zu bringen. Das Thermometer: fand in der Luft auf 53 Grade; Herr Cullen tauchte es in ein Gefäß, voller: ſalpetriſchen Aether, und feste dieſes Gefäß in ein anderes, das mit Waſſer angefüllet war. Nachdem: er die Luft ausgepumpet, und die Gefaͤße einige Minuten im leeren Raume ſtehen gelaſſen hatte, fand er den groͤßten Theil des Waſſ:e ers und das Gefaͤß, worinn der Aether war, mit einer harten und dicken Eisrin- de umzogen. ‚Hau Eullen verfpriche Fünftig noch mehr merkwürdige Erſcheinungen, von eben der Art 'befannt zu machen, welche gewiß. ein jeder Natur: forſcher mie Sehnfucht erwarten wird. Die Ver: ſuche des Herrn von Mairan haben ihn auf die ‚Spur der feinigen gebracht, von des Heren Rich; manns feinen aber hat er nicht eher etwas gewuße, als nachdem feine Abhandlung ſchon gefchrieben war. Eben fo leicht Fönnte es geſchehen ſeyn, daß auch - ‚Here Baumee, welcher inlfeiner Abhandlung vom Aether ſehr ähnliche Ver ſuche mit des Herrn Cul⸗ len ſeinen vom vitrioliſchen und ſalpetriſchen Aether bekannt gemacht hat, die Abhandlung dieſes engli⸗ ſchen Naturforſchers noch nicht geſehen hätte, zumal da der Theil der edimburgiſchen Berfuche, worinn ſie ſteht, erſt in eben dem Jahre in England ans Acht getreten iſt, da Here Baumee ſaget, daß er ſeine Verſuche gemacht babe, nämlich 1756, und dies ‚fer frangöfifche Chymiſt die Sprache nicht verſteht, worinn ſie gefchrieben find. Herr Baumee verſt. chert ſo gar in der Vorrede feines Werks, welchen 5 ang Ucht ar; daß er von den Verſuchen des Herrn Von den Mitteln, > ei von Mairan felbft nicht eher, als ach dem Abdrucke feines Werkes, etwas gewußt habe ‚Dem ſey aber wie ihm wolle, ſo iſt das doch gewiß, daß die Verſuche der Herren Cullen und Baumee im | Grunde fehr vieles mit einander gemein haben, ob fie gleich nicht ſchlechterdings einerley find, und daß ein jeder von beyden gewiſſe ihm eigene Verſuche für fih Hat, Da Herr Baumee ein großes Werf vom Aether vorhatte, fo konnte ihn wirklich, wie er felbft ſaget, ein Zufall zu diefen Beobachtungen lei⸗ ten, wenn er das Thermometer in den Aether ſetzte, deſſen Grad der Temperatur er beſtimmen wollte. Das Allerbeſonderſte aber iſt die Uebereinſtimmung der Theorien dieſer beyden Schriftſteller, in Abſicht der Urſache dieſer Erkaͤltung: denn es ſchreiben ſie beyde der Ausduͤnſtung der fluͤßigen Körper zu, ob⸗ ‚gleich Herr: Baumee noch zu feiner Erflärungsart kaltmachende Theilchen zu Hülfe nimme, ‚melde Herr Cullen nicht angenommen: hat. Der Herr ‚Abe Mollet felbft verfihert, daß er Zeuge davon geweſen fen, wie Here Baumee nad) und nad) auf feine Entdeckung gefommen fey, und. ſolchergeſtalt ‚wird man beynahe genoͤthiget feyn, zu glauben, daß in diefer Materie drey verfchiedene ee in. einer und ebenderfelben Sache zu gleichen Zeite an den enffernteften Orten, völlig einerley Be und Entdeckungen gemacht haben: es müßten ann argwöhnifche Eritici etwa Daraus ein Argument wis der. den Herrn Apotheker Baumee ſchoͤpfen, daß er. faget , er habe feine Verſuche erſt im October: 1756 —* da doch die —— des — or Die Getränke friſch zu erhalten. 333 es doch ſehn, wie es will. Genug, wir werden hier von den Berfuchen des Herrn Daumee in diefer Materie feine Machricht zu ertheilen noͤthig haben, da es ſchon anderwaͤrts geſchehen iſt . Es laͤßt ſich endlich aus allen dieſen Beobachtun⸗ gen ſchließen, daß, wenn es am Eiſe mangelt, um die Getraͤnke zu erfriſchen, man an deſſen ſtatt die ver⸗ ſchiedenen Salze, beſonders das Salmiak, nehmen koͤnne. Es hat nur den einzigen Fehler, daß es zu theuer iſt, und daher iſt wohl der beſte Rath der, den Indianern zu folgen, und die Trinkflaſchen mit einem feuchten Tuche umwunden, in die Zugluft zu haͤngen, und das Tuch immer feucht zu erhalten. Allein dieſes Mittel hat wieder einen andern Fehler, daß es naͤmlich das Waſſer nicht beſonders erfriſchet. In einer ſolchen Verlegenheit muß man ſich an den Vorſchlag des Herrn Abts Nollet halten; man muß das kuͤhlendſte Mittel, d. i. Salmiak, gebrau« chen, allein man muß es ſo gebrauchen, daß es wohl« feil wird, Nichts iſt leichter als dieſes. Wenn Salmiak oder Salpeter im Waſſer aufgeloͤſet und gebraucht worden iſt, muß man die Salze wieder aus dem Waſſer herausziehen und trocknen, ſo laſſen fie ſich ſtets wieder gebrauchen. | Unfere $efer ſehen bier den Eurzen Abtlß der Se ſchichte der phnfifalifchen Lehre von den Erkältungen, welche die Kunſt bervorbringen kann. Vermuth⸗ lich wird man noch lange fortfahren, in dieſer Mate⸗ rie neue Entdeckungen zu machen, ehe man im Stan⸗ de ſeyn wird, den Grund davon anzugeben, ‚Das macht, *Im phyſik. und oͤkonom. Patrioten. 3 Th. 5 St. 281 Eeite. 34WVon den Mitteln, ws | RER wir te ſehr wenig von der Na atur "Wärme, und gar nichts von der Kälte. Bir wiſſen daß es eine gewiſſe Materie gebe, welche dag Beier genannt wird, und durch ihre Bewegung Licht und. Wärme hervorbringt. Von der Kälte hingegen wiſſen wir auch nicht einmal das zu fagen: ob fie bloß in einem Mangel der Wärme, oder auch) in et» was Reellem, in einer Materie, wie das Feuer be⸗ ſtehe. Es iſt wahr, daß ſich die meiſten Erſche nungen der Kaͤlte aus der bloßen Abweſenheit der Wärme erklaͤren laſſen: allein es giebt doch auch einige andere Erſcheinungen, welche das Das ſeyn einer beſondern kaltmachenden Materie zu er⸗ weiſen ſcheinen, und wenn es eine ſolche giebt, ſo iſt es ſehr wahrſcheinlich, daß ſie von der Natur der Salze ſeyn muͤſſe, weil alle Salze die Eigenſchaft haben, die Koͤrper zu erkaͤlten, welche ſie, indem ſie ſchmelzen/ berühren. Diefe Waprfcpeinlichkeit ma Faft alles, was man von der Materie der, Kälte bis ist hat entdecken koͤnnen. Wir wollen dasjenige hier noch beufügen, was ber berühmte Naturforfcher, | Hear P. Krüger davon muthmaßet. Vielleicht irren wir nicht, ſaget er *, wenn wir behaupten, daß fi in den Salzen eine ungemeine. ſubtile Mas terie aufbalte, welche durch Metall und Glas zu dri gen vermag, und die, wenn jie aus den Sa die Wärme vertrieben wird, in das, Waffe dringt, und daſſelbe coagulitet, welches z. ‚E, ges geſchieht, mern man einen Teller mit geſalzenem Schnee auf glühende Kohlen fegt, da dann, fo bald der Schnee —— das Fee viel gefchtoinder | re * ©. Begese Barules 1 3. DC 6.38 38% 2 Bineins | die Getraͤnke feifch zu erhalten. 395 in Eis verwandelt wird, als wenn der Teller niche auf dem Feuer geftanden hätte. Das Wunderfalz des Glaubers, weiches in Der Retorte zurück blei— ‚bet, wenn man gemeines Salz mit Bitriolöle ver: menget, und den Salzgeift durch die Deftillation davon freibt, Fann dieſes ebenfalls erläutern, "Denn wenn man diefes Salz recht trocden machet, und es mit 3 Iheilen Waffer, Wein, Eßig u. ſ. w. vers miſcht; ſo wird es fich nach einigen Tagen mit der flüßigen Materie vergeflalt vereiniger haben, daß beybe einen. harten Körper vorſtellen: bringe. man es aber wieder auf das Feuer, fo zeigt ſich das Waſ⸗ fer in feiner flüßigen Geſtalt. Nehmen wir an, daß. es eine folhe Materie in ver Welt gebe, die das Waſſer zu coagufiren gefchict fey, und ſich am mei. ften in den Salzen aufhalte: fo ift es ſehr begreif- lid „warum ſich das Eis ausdehnet, warum es bis- meilent bei einem größern Grade der Waͤrme nicht auf- thauet, als derjenige iſt, bey dem es ſonſten zu thauen fleget; warum es bisweilen in den mittaͤgigen Laͤn dern friert, da es in den mitternaͤchtigen thauet; warum auch auf einen warmen Sommer ein kalter Winter fol gen kann; ‚warum aufgethauetes Obſt und andere Speiſen einen andern Geſchmack bekommen; warum ſich Waſſer von Schnee und Eiſe nicht gut zum Caf⸗ feefochen gebrauchen läßt; warum das Schneewaſ⸗ ‚fer die Unteinigkeiten befler,, als’ anderes hinweg» nimmt, weher die Schneefiguren entftehen u. f. w. Indeſſen ift wohl zu merfen, daß die Salze den - Schnee und das Fispulver unmöglich erfälten koͤn— nen, wenn fie felbft wärmer find, als Schnee und Eis. Man laffe ein Thermometer eine Macht über bey der freyen Luft, das Cal; aber an einem Orte, E Von den Mitten, die: X J wo es nicht ſo kalt iſt, ſtehen. Fruͤh morg: miſche man, vor Aufgange der Sonne, — mit dem Schnee oder Eispulver, und ſetze Das Ther- mometer hinein: fo wird der Weingeiſt darinn nicht fallen; ſondern vielmehr i in die Höhe fteigen. Denn weil das Sal; wärmer ift, als der Schnee: fo kann es ihn unmöglich feiner Wärme berauben; fondern es muß ihm vielmehr einen noch größern Grad der- felben mittheilen, befonders da die Wärme die Theil- chen, welche das Gefrieren verurfachen, aus denfelben vertrieben hat. Sollte ſich wohl die Kälte eben fo, wie die Wärme veflectiven laffen? 2; | | Inhalt | ‚des dritten Stückes im drey u. zwangen. Bande 1. Beobachtungen über die Augenkranlkheit, da man ti ie⸗ gen, Spinnweben, oder dergleichen vor den Augen berum fahren zu ſehen glaubt — S 227? dl. Bon der Cultur der Eichen im falten ——— das nur wenig Heide trägt III. Patullo SEIEN sur Berbefkrung bes * reich 293 Iv. des Landbaues vor der Kriegskunft pen ndlung V. Bon den Batelt, die Getränke Fl 3 in opt N r fr u . u J Hamburgifhes agazın, oder geſammlete Schriften, | ” eher. ö Naturforfchung und den angenehmen Wiffenfhaften überhaupt, Des ꝛʒſten Bandes viertes Stuͤck. Mit Kongl Vohln. und Churfuͤrſtl. Saͤchſiſcher Freyheit. Hamburg und Leipzig, bey Grunde Witwe und Adam Heinrich Holle, 4 1759 ge Fortſetzung der Abhandlung von der Anzahl der Menfgen in den alten und nenern Zeiten, . Cm aten Stüde des 2zſten Bandes, Seite 15.3: Fe achdem twir auf diefe Art längft der — Kuͤſte ver mittelländifchen See ge« S SEE? veifet find: Aegypten, Paläftina, En ® . Griechenland, Italien, Sicilien und 8 Gaͤllien betrachtet; und aus einigen Befonbern — gen auf eine wahrfeheinliche Arc die größere Volkmenge diefer Sänder in alten Zeiten gemuthmaßet haben : fo wenden wir uns nunmehr zur Unterſuchung der Urfachen, Diefer größern Bolfsa ‚menge im As um. Und wenn wir finden wer⸗ 2 * neuere ach n neuere: eh und edel - find: fo wird diefes für Die Wahrheit der Hypotheſe, die wir ung bemuͤhet haben a poßleriori zu erwei⸗ fen, ein Beweis a priori ſehn. Diefe Urfachen find entweder, ehy taliſch „oder moralifh. Bis Alle DBeränderungen, die fich in der eſchaffenheit der $uft mögen zugetragen haben, die Abnahme, die Sonne an der Hige, oder die Erdean ihrer gefunden und nährenden Kraft Eönnte gelittemhaben ; alles dies fes geböret zu den phyſikaliſchen Urſachen, von denen . man annehmen Fann, daß fie einen Einfluß auf die Pflanzen und thieriſchen Körper haben ; ‚und ent weder die Zeugung verhindern, ober eine größere Menge in allen verſchiedenen Perioden des Lebens hinwegraffen koͤnnen. Urfachen von dieſer Art koͤnnen in einerley Clima zu verſchiedenen Zliten, und zu einerley Zeit in ver fehiedenen Himmelsgegenden. wirken. Die Mens ſchen koͤnnen durch Seuchen und Hungersnoth in großer Menge hingeriſſen werden, und ein fruchtba⸗ res Land kann zu einer Wuͤſte werden. Indeſſen ſcheinen doch dieſe Urſachen keinesweges inlaͤnglie zu ſeyn, eine ſo große Abnahme der Menſchen klaͤren und begreiflich zu machen. Man kann auch eine ſolche Veraͤnderung in dem Laufe der Natur nicht wahrnehmen, ‚die eine fo beträchtliche Verfchiee denheit verurfachen Fönnte ; mir mögen die Erde überhaupt, oder befondere Sander, betrachten : au natuͤr⸗ in den alten und neuern Zeiten aa | natürliche Urſachen von Biefer a konnen wir ae - i J garnicht bauen. Indeſſen kann es natuͤrliche Urfadien v von — | andern Urt geben, die vermögend gewefen, Feine _ unbeträchtliche Wirkungen hervorzubringen. So Fonnen einige Krankheiten, die dem Alterthume un bekannt waren, in neuern Zeiten große Verheerungen angerichtet haben: Unter dieſen find ziwo merfwür« dig, die Lues venerea und die Pocken, worüber, mir der gelehrte Derfaffer der Eflay on the Vital and other involuntary motions of Animals, feine Gedanken in folgenden Worten eröffnet hat. ’ „Unter den natürlichen Urſachen, die in fpäfern Zeiten beygefragen haben, die Anzahl der Einwoh—⸗ ner in Europa und den weftlichen Theilen von Afien zu verringern, find Die Poden und Die Lues vene- rea nicht die geringften. Dieſe erftere Krankheit iſt, dem Anſehen nach, mit dem Mahomet faſt zu glei⸗ cher Zeit in der Welt erfhlenen; indem der erſte, der derfelben erwähner, einer Namens Aaron ift, ein Priefter und Arzt zu Alexandrien in Aegyten, der um das Jahr 622 lebte; es wurden auch die Pocken den griechiſchen Aerzten in Europa allererſt nach dem Jahre 640 bekannt. Es erhellet aus ſehr genauen Nachrichten, daß i in verſchiedenen Staͤdten von Horkfhire und einigen andern Derfern Eng» lands, und zu Bofton in Meuengland, 2vonır, f N die Poden befommen, daran fterben *: da aber er iaander | in Diefer Mo: gefunder feon fönnen, 93 das auch eꝛn. WS Abe vol. * 342 Bon der Anzahl der Menſchen, auch viele Leute diefe Krankheit gar nicht bekommen, ſo koͤnnen wir hieraus nicht beſtimmen, wie viele Menſchen uͤberhaupt an den Pocken ſterben. ‚Dr, Jurin hat indeffen aus einer Bergleichung der Tods “ tenliften in Sonden, von 42 Jabren gezeiget, daß in und um dieſe Hauptſtadt über Theil von allen, die gebohren werden, an dieſer Krankheit fterben *: und. da wir vernfinftiger. Weiſe glauben müffen, daß andere Derter in Europa. in Diefer Abſicht wohl nicht geſunder als Jondon find, p koͤnnen wir den richtis gen Schluß machen, daß 5 Theil des menſchlichen Geſchlechtes von den Pocken weggerafft wird, und zwar mehrentheils in der Kindheit, che fie Kinder haben fünnen.. Da wir nun im Alterthume_feine - Krankheit finden, die fo verberblich geweſen, und in den neuern Zeiten aufgehoͤret hat: ſo koͤnnen wir die Pocken mit Recht unter die Urſachen zahlen, | die zur Entvölferung der Welt bengetragen haben, Er | Die Lues venerea ward zuerft im Jahre 1493 bey der. Belagerung von Meapolis in Europa bes Fannt, Im Anfange richtete fie große Berwüftung an, und fie ift zwar bey weiten nicht fo toͤdtlich, als die Pocken; da fie aber oft. beyde Gefchlechter uns fruchtbar , oder doch fo ſchwach machet, daß ihre R Nachkommenſchaft kraͤnklich, ſchwach und oft, Uns fruchtbar wird, fo fönnte man noch fehr daran ziVei- feln, welche von diefen beyden Krankheiten, in Abs ſicht auf die Verringerung der Menfchen, die ſchlimm⸗ ſten Wirkungen gehabt habe, Ferner verdient es angemerkt zu werden, ob nicht die zunehmende Schwelgerey eines * See — eine Be — ver⸗ * Ibidem. ss in den alten und neuern Zeiten. 343 verdiene, da durch diefelbe Die Kranfheiten niche nur häufiger, fondern auch fehmerer zu heilen, gex | macht werden. „ —— Aber ungeachtet der ſchlimmen Wirkungen beſon⸗ derer Krankheiten, oder anderer phyſikaliſchen Urſa⸗ chen, die man etwa angeben koͤnnte, ſind ſolche Ur— ſachen, allein keinesweges zureichend. Wollen wir den Grund der großen Volkmenge im Alterthume auf eine vollkommenere Art einſehen: fo muͤſſen wir zu den moraliſchen Urſachen unfere Zuflucht neh⸗ men. Dergleichen find x) der Unterſchied der Re— ligion und veligiöfer oder moralifher Einrichtun« gen. 2) Unterfchiedene Gewohnheiten in Abfiche auf die Knechte und die Unterhaltung der Armen, 3) Berfchievene Gefege, die Erbfolge und das Recht der Erftgebure betreffend. 4) Die fehlechte Auf: munferung,, fo in den neuern Zeiten zum Heirathen gegeben wird. 5) Die große Anzahl Soldaten in den ftehenden Kriegsheeren von Europa. 6) Eine zu fehr ausgedehnte und zu weitläuftige Handlung. 7) Die Verabfaumung des Acerbaues. 8) Die verfchiedene Größe der alten und neuern Reiche. 9) Der Ruin der alten Staaten, der durch größere Monarchien, fonderlich Durch Die römifche, verurfache worden. Und endlich) 10) der Mangel ver alten Einfalt, die fo Iange geherrfchet hat * Einige .* Einige mögen fich vielleicht einbilden, daß die groͤſ⸗ fere Tyranney und Unterdrüdung vieler neuern Regierungen fchon allein einen zureichenden Grund der größern Entvoͤlkerung der Erde abgeben koͤu⸗ ne da mar nicht zweifeln kann, Daß die Vie he dieſer Urſachen werden wir für wichtiger FR muͤſ⸗ | fen, ‚als andere, aber eine jede derfelben muß, ‚ wie ih glaube, ihren Einfluß gehabt haben; und alle zufammen genommen, muͤſſen vermögend. ge⸗ weſen ſeyn, dieſe großen Veränderungen DAFpORHI. bringen, I. Die Religion kann nicht ohne alfen Einfluß feyn. Es ift gewiß fehr viel daran gelegen, daß fie nicht ſolche Lehren vortrage, oder folche Gefeße vor- fhreibe, die der Geſellſchaft (hädlich find. Nun find in Abſicht auf die Religion, ſeit den älteften Zei⸗ ten, zwo große Veraͤnderungen vorgegangen; denn anſtatt des Heidenthums iſt erſt die chriſtliche, und nachher, Die mahometaniſche Religion eingefuͤhret und fefigefeßet. Laſſet uns. ihre verſchiedenen Wir⸗ kungen betrachten. Da die Bielweiberey die Fortpflanzung verhin⸗ dert: » kann die chriſtliche in ade: ne — eine ſche und willkũhruůche Gewalt einen —— — fluß gehabt, und in Frankreich, Spanien, Stalien, Griechenland, in den griechifchen Inſeln, in Fein ae a — 5 eine Be 4 enfchen verurfachet hat, die ganz außerordenf- lich iſt, wenn man fie mit dem ungeheuten Ueber⸗ fluß aller Zeiten vergleicht. Aber‘ ‚außer biefer in die Augen fallenden Urfache, müffen noch einige verborgene Quellen der Abnahme vorhanden feyn, da aus den obigen Rechnungen glaublich wird, daß ſelbſt die voikreichſten und blübendften Natio⸗ nen, und die, ſo die groͤßte Freyheit genießen, als — England und Die Schweiz, bey weitem nicht, fo volkreich find, A die gefitteren Pr 9” * Alterthums waren. | / in n den alten und neuern Zeiten. 345 “ feine line, Mirfungen. haben ; fie muß viel mehr der Geſellſchaft vortheilhaft ſeyn. Was man auch für. befremdliche und wunderbare Nachrichten von dem ungleichen Verhaͤltniſſe des maͤnnlichen | und weiblichen Gefchlechts, und von ven häufigern Geburten von Mägdchens unfer einigen morgenlän diſchen Völkern, gegeben hat: fo erhellet es. dennoch aus den beften Bemerfungen, Die man in abentlänz difchen Gegenden gemachet hat, daß das Verhält: niß zwiſchen den Männern und Weibern beynabe vollfommen gleich if. Soll alfo.auf eine gleiche Weiſe für das ganze menfchliche Gefchlecht geforget, und alle Menfchen, fo viel als möglich, zur Fort⸗ pflanzung genuger werden : fo muß eine Mannsper⸗ fon auf einmal nicht mehr als eine Frau haben. Es muß alfo die Bielweiberey, wenn viele Männer der Weiber beraubet werden, und verſchiedene Weiber, die nur einen Mann haben, weniger fruchtbar find, einen giftigen Einfluß haben. Folglich ift die ma— hometaniſche Religion in dieſer Abſicht ſchaͤdlich; und wenn wir zu dem Einfluffe der Vielweiberey noch Die Gewohnheit, die Schönen durch Berfchnit- tene hüten zu laffen, hinzu fügen, und babey beven- fen, dag dieſen Berfchnittenen. noch Sclavinnen ia Beyſtande gegeben werden, die ſelten heirathen: muͤſſen dieſe Einrichtungen i in denen $ändern, = Ä ißun ‚die mahometanifche Religion eingeführet ift, und wo vormals Feine Vielweiberey und Berfchnit» tene gedulder wurden, eine fehr. beträchtliche Wir. fung haben. Eo verhält es fich mit den mehr ͤſt⸗ lichen Theilen von Europa und den weſtlichen Laͤn⸗ dern von Aſien. Aber von den Veraͤnderungen, die N 5 EIER "URERR. — 346 Bonder Amehi der en chen unter denen Voͤlkern vorgefallen, die weiter gegen Oſten liegen. Kann Diefer Grund nicht gelten, weil ſchon ven fehr alten Zeiten in diefen Ländern die WVielweiberey geduldet ward, und Berfchnittene i in großer Menge gehalten wurden. 4 Nach einiger Meynung iſt die Ehwietiztet Eheſcheidungen unter ven Chriſten zu erhalten, eine andere Hinderniß der Vermehrung des menfchlichen Gefchlechts, weil einige Leute Dadurch, daß fie ſchlecht verheirathet find, Feine Kinder haben fünnen, da doc) ſolche Leute, wenn fie anders. verheirathet. waͤ⸗ ren, und die Eheſcheidung zu erhalten ſtuͤnde, beyde Kinder haben koͤnnten. Allein da beydes, die Ael: tern und Kinder manche Gefahr laufen, wenn die Eheſcheidungen zu leicht zu erhalten waͤren; und da der Verluſt, der durch Die Schwierigkeit ver Ehe—⸗ fcheidung verurfachee wird, durch andere Vor— theile überflüßig erſetzt vied! ſo wuͤrde es keine ſon⸗ derliche Wirkung haben koͤnnen, wenn man die Eheſcheidungen zwiſchen Perſonen bloß aus der Lit face erlaubte, teil fie finderlos find, Da fi wenige Faͤlle finden werden, daß ein Paar, das fonft mit einander vergnuͤgt lebet, ſich bloß aus bie. fer Urfache rennen wollte Auch muß man der Sriftichen Keligion — | keinen Borwurf machen, daß einige heilige Schrift: ſteller fich erklären, es ſey der ehelofe Stand in ge⸗ wiſſen Umſtaͤnden bem Heirathen vorzuziehen; da dieſes feine völlige Nichtigkeit hat; denn die Um— ftände Eönnen fo fchlecht zur Ehe eingerichter ſeyn, daß weder die Maͤnner, noch Weiber, 9 aus einem in den alten und neuern Zeiten. 347. patriotiſchen Geiſte, und um der Welt Buͤrger zu verſchaffen, zum Heirathen verbunden ſind. Aber obgleich das Chriſtenthum in ſeiner ur⸗ ſpruͤnglichen Reinigkeit der Geſelſſchaft nicht nach⸗ theilig iſt: ſo kann es doch, wie die beſten Einrich— tungen, verderbt, und zu den ſchaͤdlichſten Abſichten gemisbrauchet erben. Man muß in. der That ges ftehen, daß eine gefährliche Meynung,, die der Forts pflanzung binderlich ift, als daß nämlich der ehe— lofe Stand dem Heirathen vorzuziehen ſey, fich ſehr früh in die Kirche einſchlich; auch find wir viel: leicht nicht im Stande, alle Edicte der chriſtlichen Kaiſer uͤber dieſe Materie zu rechtfertigen; und was das groͤßte Ungluͤck iſt, ſo nahm dieſe Meynung | täglich mehr Dberband. Ohne Zweifel kann man Die große Anzahl unverheivatheter. Priefter in allen ‚catholifchen Sändern, Die einen fo großen Theil von. . Europa ausmachen, und die Menge der Frauens zimmer, die unverehlicht in Klöftern leben, und das Gelübde einer befiändigen Jungferſchaft aus der thoͤrichten Einbildung thun, als waͤre der eheloſe Stand weit heiliger, als der Eheſtand; ohne Zwei ⸗ fel, ſage ich, kann man dieſes als einen Grund von der geringen Anzahl der Menſchen in allen paͤbſtli⸗ Er Banden angeben *, Dieſe aberglaͤubiſche und Ra | gefaͤhr⸗- Es —— dem, was wir ſagen, gar nicht, daß die Enthaltſamkeit vom Heirathen, in den paͤbſtlichen Landern, mehr aus politiſchen und ei⸗ gennuͤtzigen Abſichten, als aus Andacht herruͤhre: denn die Andacht liegt doch oft zum ‚Grunde, und. wenn —*9— De a 348 Don der Anzaht der Menſt chen, gefährliche Meynung verdient mit dem größten Kechte, für eine Lehre der Teufel gehalten zu werden, die-die | Verfuͤhrer und Derderber des menfehlichen Ge. fchlechts find, und ift zu den Abſichten einer Kirche vollkommen gut eingerichtet, Die einen fo unermeß- lichen Ehrgeiz geäußert, und eine folche Verheerung h unter den Menfchen angerichtet bat, um-eine ange: maßte, und fyrannifche Mache zu gruͤnden, feft zu» fegen, und zu erhalten. Außerdem, muß es der Handlung fehr nachtbeilig feyn, und den Ackerbau verhindern, daß ein ſo großer Theil der Reichthuͤ— mer eines jeden Landes in den Haͤnden der Prieſter, und Kloͤſter iſt; wodurch gleichfalls die Angahl der Menſchen verringert wird, Zweytens, eine andre Urfache ber geringeren An. zahl der Menfchen, in den nenern Zeiten ift der Un. terſchied zwiſchen den alten und neuern Sitten, und Gebraͤuchen, in Abſicht auf die Knechte und die Un: terhalkung der Armen. Europa ift feit vielen Jahrhunderten mit einer un⸗ | geheuren Menge von Bettlern uͤberſchwemmt, und — hat einen Ueberfluß an Leuten, die aus Mangel eis. nes eigenthümlichen Unterhalts, ſich von ihrer tä . lichen Arbeit ernäßren muͤſſen. Da gemeinigli weder die erften durch Das Betteln, noch die lehtern durch ihre Arbeit ihr zureichliches Auskomme finden, und beyde für niemand, als fuͤr fi ſi ch ſelbſt, ſorgen koͤnnen; ſo kann man von Leuten in dieſen Umſtaͤn⸗ den nicht viel erwarten : ‚denn eitweder — ſie gar wenn es ſich auch bechält ſo giebt doch die verderbliche Einrichtung der päbfklichen Kirche Be degenbei,, „fü gefährliche Abſi — an aee in den alten und neuern Zeiten. 349 gar nicht; oder es find auch ihre Ehen unfruchtbar; oder ihre Kinder fterben; oder werden dur die Nachläßigfeit und Armuth ihrer Aeltern Fränklich, und unnuͤtz. Templemann rechnet, 1500000 Ein. - wohner in Schottland, worunter nicht weniger, alg 100000 Bettler oder Arme, die bloß auf Koften an drer leben, gefunden werden *. Und wenn wir bie. zu Die ungeheure Menge von der niedrigen Claſſe in verfchiednen Handtbierungen rechnen, die alle von Armuth gedruckt werden, wie diefes faft allenthalben in Europa gefhicht, fo koͤnnen wir eine offenbare Duelle ter geringern Anzahl der Menfchen ſehen. In alten Zeiten verhielt es fich ganz anders. Denn die Menfchen waren entweder im Stande fich ſelbſt zu erhalten, oder fie wurden auch, wenn fie ver- armten, das Eigenthum reicher Leute; und ihre - Herren, die durch die Menge ihrer Sclaven gewon- nen, weil fie ihnen das Feld beftellen, und alle Ar- ten von Gewerke treiben mußten, munterten fie auf zum Heirathen, und forgten für ihre Kinder, die ihr. Eigenthum, und ein fhäßbarer Theil ihrer Reich. thümer wurden. SR Ich mill hiedurch Feinesweges behaupten, daß in - - den alten Zeiten Fein freyer Menfch in bedrängten Umftänden gewefen, noch) daß alle Sclaven verhei— rathet waren, und daß fürfie geforger wurde, Das ———— | | Gegen. * Co rechnet der würdige Patriot, und fcharffinnige Unterfücher politifeher Einrichtungen Herr Fletcher vonSalton. Giehefeine Werke gedruckt zu Glas⸗ gow 1749. p. 100. Aller Wahrſcheinlichkeit nach, hat er, fo wie Templemann, zu viel Einwohner in » Schottland gerechnet. N BR zu offenbar. Aber vermuthlich waren der. feeyen cute in Bergleihung nur wenige fo arm, Daß fie. eine Kamilien unterhalten fonnten, ba alle Güter und Neichthiimer der Welt in ihren Händen waren; und vermuthlich wurde für Die zahlreichen Haufen von Sclaven, weil fie das Eigenthum ihrer Herren waren, und ihnen. durch ihre Arbeit nußten, übers haupt ziemlich gut geſorget, wenigfteng fo lange, bis fie alt und unnüg wurden, Ferner dadie Heirathen der Sclaven ihren Herren oft müffen zuträglich ges wefen ſeyn; fo wird man fie in ſolchen Faͤllen gemeis niglich dazu aufgemuntert, für ihre Kinder geſorget, and fie zum Arbeiten, und nicht zum Betten anges ‚halten haben. ! — J ————— Dieſer Stand der Sclaverey iſt von den neuern Sitten ganz entfernt, und ſcheint auch in der That fehr elend zu ſeyn. Ohne Zweifel mußten die alten Sclaven oft große Strenge, Öraufamfeit und. Uns ‚gerechtigkeit erdulden. Eine ſolche Einrichtung wuͤr⸗ de befondre und fehr genaue Geſetze erfordern, wenn der barbarifchen Begegnung der, Sclaven follte vor⸗ gebeugt werden. Indeſſen werden wir doch vielleicht dey einer genauern Unterſuchung finden, daß ihr ben ſo elend nicht war, als wir es uns beym erſten Aublicke vorſtellen Eönnten. In einigen Staaten, inſonderheit in Athen, wurden zu ihrer Sicherheit, billige Geſetze gemacht; man begegnete ihnen gütig, und gelinde; und erlaubte ihnen Neichtbümer zu er⸗ werben, wenn fie einen Eleinen jährlichen Tribut ih: ven Herren erlegen; ja, wenn fie fo viel erwerben ‚Eonnten, daß fie im Stande waren, ſich los zu Faus 2 Ten, N HR DEI ALLEN UND neuern Seiten. 350 a EN 1 r RT, $ heit zu ſetzen. Ueberhaupt feheinen fie ihres Unter» halts beffer verfichert, und beſſer ernährt geweſen zu feyn, nicht nur als die ‘Betrler, fondern auch, als Viele von den heutigen Tagloͤhnern, und von der ge. ringetn Art von Pachtern, und Handelsleuten. Diefe Einrichtung wird vornehmlich alsdenn am be- ften die Bolfsmenge befördern, wenn die Sclaven gelinde, und gütig gehalten werden, mit ihren Her: ren in Sreundfchaft leben, als ein Theil der Familie, und als folche angefeben werden, denen an der Wohl: fahre der Familie gelegen fey. Begegnete man ih— nen im Öegentheil-auf eine graufame Art, und ſchlug ihren Muth durch harte Knechtfchaft nieder, ‚fo mußten fie beydes zur Arbeit, und zur Fortpflan⸗ zung, weit ungefchickter feyn. oe ; .- Ben dem allen ift es einem menfchlic) gefinnten Manne ſchwer, wo nicht gar, unmöglich, die haͤus⸗ j „ſo waren ihre Herren verbunden, fie in Frey⸗ liche Sclaverey vollfommen zu billigen. Bon wel: chen Vortheilen diefelbe auch immerhin mag beglei- ‚tet werden, fo Fann man doch Faum ohne Graufen, undtiefes Mitleid, daran gedenfen. Sie gereicht fo, wie nur gar zu viele barbarifche, und unmenfchliche Gewohnheiten, der, menfchlichen Natur zur größten Schande; und fie Fann Feine Bortheile verfchaffen, die man nicht durch eine beffere und menfihlichere Po— litik erhalten Eönnte. Das ſey ferne, daß ich je- ‚mals der geiftlichen, bürgerlichen oder häuslichen Sclaverey wegen der zufälligen Vortheile, die fie ‚hervorbringen koͤnnte, das Wort reden füllte, in⸗ deſſen muß man doch geftehen, daß es wahrfchein. lich fey, wenn wir die Sache bloß in Abſicht auf Hal Ru, | unſre 352 Von der Anzahl der Menſche unfee Materie unterſuchen daß der — zu in de Knechte zu der größern Volkomenge im? terthun was beygetragen, und daß die Sclaven der Alten, zur Vermehrung ber Menſchen beſſere Dienſte gelei⸗ ſtet haben, als das gemeine Volk i in den neuern Zei· ten zu thun, vermögend iſt. Was wir hierüber —— haben, wird Durch die Nachrichten beftatiger, fo uns Die Geſchichtſchrei⸗ ber von der ungeheuren Menge der Sclaven i in den alten Zeiten geben. Aus dem Athenaͤus haben wir die Muthmaßung gezogen, daß in Athen, wo der Acer bau, und die mechanifchen Kuͤnſte, ſowohl als die Scifffaber und die Kriegskunſt in Anfehen- fand, die Sclaven dreymal ſo ſtark, als ihre Herren wa⸗ ren; und da wir mit Grunde glauben koͤnnen, daß ſie in andern Staaten, wo bie freyen Buͤrger den Acker⸗ bau, und die mechaniichen Künfte den Sclaven als lein überließen, und fich bloß öffentlichen Gefchäffe gen und. dem Kriege mwiedmeten, wie es in. ‚Sacedäe mon gehalten wurde, daß fie, fage ich, i in diefen Staaten noch zahlreicher gewefen; und wir finden auch ‚daß die Lacedaͤmonier derfelben eine ungeheure . Menge hatten. Herodotus erzählet *, daß in der Schlacht bey: Platea 5000. ‚$acedämonier geweſen, wovon jeder ſieben Sclaven zu feiner Aufwartung gehabt hat. Aber es iſt unnöthig, ‚, bierin - ſtaͤndlicher zu feyn ; fait jede Seite der alten Gefhiche te berveifet uns die große Menge der Sclaven; 5 100 bey wir die. fraurige Betrachtung ‚anftellen koͤnnen, Daß, da Die Welt ı am ——— bevoͤlkert war, — nicht ud OR u er ’ \ 1. Lib. IK *8 in den often und neuern Zeiten, 353 ‚eine Welt von feeyen Seuten ! fonbern eine Welt von Sclaven geweſen. Drittens, die Einichtungen der Erbfolge, und das Recht ver Erſtgeburt, vermoͤge deſſen der aͤlte⸗ ſte Sohn, nicht nur in den reichſten, ſondern auch in den mittlern, und geringern Familien, den groͤß⸗ ten Theil von dem Vermögen feines Vaters beföümmt, damit die Familie in Anſehen und Ueberfluß erhal⸗ ten werde, da unterdeſſen die juͤngern Kinder nur ein kleines Erörheil befommen, diefes Recht. fage ich, Tann billig als eine Urſache von der geringen Anz zahl der Menfchen, in den neuern Zeiten, angefes hen werden. Es war den alten Zeiten ganz unbes Fannt; denn fowohl die Griechen, als die Römer, _ theilten das väterliche Vermögen auf eine gleiche: re Art unter die Kinder; auch bat, fo viel mir be= kannt iſt die alte Welt überhaupt, dem älteften Sohne, nie einen fo großen Borzug gegeben. Diefe Gewohnheit kann ohne Zweifel ihre großen Vortheile haben, wenn fie auf wenige große Familien, die durch ihre Größe und Neichthümer ihrem Vaters lande Dienfte leiften koͤnnen, eingeſchraͤnkt wird. In einer Monarchie ſcheint fie ſo gar nothwendig zu ſeyn; und bey einer jeden ſolchen Regierung ſcheint Die ſchrecklichſte Despoterey unvermeidlich zu feyn, wofern ſich nicht ein glaͤnzender Adel in dem Staate befindet, Wird diefe Gewohnheit aber fo allgemein, daß fiedurchgehends eine Neigung wirket, durch) eine ungleiche Austheilung Des väterlichen Vermögens Samilien empor zubringen, und zuerhalten, fo wird fie für die älteften Söhne eine Duelle ‘des Müfig« | wangs werben, und. die Rue Söhne vom Heira⸗ 23 Sand. 23 then 354 Bon der Anzahl der. Menfche then abhalten, ‚denn weil fie.von einerley A en z und auf eben die Art, 35 älteft der, erzogen find, fo werden fie auch matürlicherweife geneigt feyn, mit demfelben auf einen Fuß zu leben; welches ihnen felten möglich ift, mofern, fie nicht un verheirathet bleiben. „Man fagt, daß in’ ‚Venedig diefe Gewohnheit fo weit gehe, daß ſich oft nur ei⸗ ner von den ee — *— mu 7 Birfung, und und alten Melt — wo das — Bern gen unter die Kinder gleicher ausgetheilt ward, u wo folglich alle eine weit größere Aufmunterung zum Heirathen hatten, und beſſer im Stande iyeren ’ — milien zu unterhalten. | .. Wenn wir alfo diefe benden Umflände, da die. jüngern Söhne fo oft vom Heirathen je vet werden, und daß der ältefte viele unverheirathete Bedienten hält, mit einander verbinden, jo muͤſſen Diefe beyden Umſtaͤnde einen fühlbaren Lnterfchied zwifchen den neuern und.ältern Zeitenmachen. i ‚Diertens, koͤmmt noch das hinzu, daß man. itzund weniger bedacht iſt, zum Heirathen aufzumun⸗ tern. Die Alten legten denen Ver heiratheten ei wife Borrechte und, ‚Ehren beys 30 Srichenlond ward. cs. für ein Berbrechen gehalten en, erehliche zu bleiben; es konnte au), in ei igen F Be 4 Heirathen nicht über ein’ gewiſſes Alter. « ‚werden, ja e8 ward fo gar erlaube, den — zen mit Verachtung zu begegnen. Nach, den Gefer gen des $ycurgus wurden diejenigen; die unverbeis | ans blieben , fuͤr unehrlich geheltens ſie wurden — 4* von in den alten und nenern Zeiten. 355 son gewiſſen Proceßionen ausgeſchloſſen, und ges zwungen, im ſtaͤrkſten Winter nackend auf dem Markte herumzugehen, und ein Lied zu ihrer Schan- de zu fingen; die jüngern Bürger wurden von der Ehrerbiethung frey geſprochen, Die fie ſonſt verpflich— tet waren, den aͤltern zu beweiſen. "Daher kam die Begegnung, die dem Dercyllidas, einem Manne von , anfehnlichem Range, von einem der fpartanifchen Künglinge wiederfuhr, welcher anſtatt aufzuftehen, _ und ihm Plag zu machen, da er in eine öffentliche Berfammlung kam, zu ihm ſagte: „Du mußt dieſe Ehre nicht von mir erwarten, ſo lange ich ein Juͤng⸗ ling bin, da du feinen Sohn haft, der fie mir der einft wieder erzeigen kann, wenn ich alt bin.;,* Die alten römifchen Gebräuche waren dem Eheftande ſehr vortheilhaft. In den neuern Zeifen verhält es fich ganz anders; der Spott wird oft gegen den Ehe: fand gerichtet ; verheirathete Perſonen haben keine Vorrechte; und eine herrſchende Ueppigkeit iſt ſchuld daran, daß man es oft fuͤr unbedaͤchtlich haͤlt, wenn ſich einer in ſeinen beſten Jahren verheirathet. Man muß, ſich erſt ein gewiſſes Vermoͤgen erwerben, und im Stande ſeyn, auf einen gewiſſen Fuß zu leben; und ehe dieſes geſchicht, koͤnne man oft alt werben In alten Zeiten herrſchte eine groͤßere Einfalt des Geſchmacks. Ich weiß nicht, ob es, außer Der Schweiz, noch ſonſt ein Land giebt, wo Hageftol- zen zu Bedienungen unfähig find **, Vielleicht iſt Kun: das —— al wo die Heirathen durch den 82 Staat —* EN im Beben. des Pyeurgus. a Siehe, eine Nachricht von der Shi ſo 1714 zu London and Licht getreten. 36 Bon der Anzahl der 3 Staat aufgemuntert werden: nur une — Sind zern, und in Holland wird das vaͤterliche? gleich unter die Kinder getheilet, und diefe beyden | Knder find die volfreichften in Europa. ’ Simftens, Eine andere Urfache von dem Mans - gel der Menfchen, ift- die ‚große Anzahl ber Soldas fen in den neuern Kriegsheeren, wovon nur wenige heirathen, durch die fo viele Frauensperſonen vera führe werden, und die venerifchen Krankheiten fo weit, und fo fehadlich verbreitet werden. Diefes iſt eine in viele Abfichten unfelige Politik, die inſonder⸗ [4 - beit vecht eingerichtet ift, ven Müfiggang. zu befür- dern, und die Anzahl der Menfchen zu verringern, und die von der Staatsfunft der. ältern geiten aa melmeit verfchieden if. - Sechſtens, die weitläuftige Handlung; die zwi⸗ ſchen Europa, und den entfernteſten Winkeln beydes der oͤſtlichen, und weſtlichen Welt gefuͤhret wird, j fheint eine andre Urfache der geringen Anzahl von Menſchen in Europa zu ſeyn. Die alte Handlung, wenn man auch die. — laͤuftigſte nimmt, die von den Phoͤniciern, Carthas ginenfern, und einigen andern Bölfern geführet ward, war weit mehr eingefehränft, als die Handlung der neuern Zeiten, nachdem Columbus America erfun⸗ den, und Vasco de Gama, un das Vorgebirge der guten Hoffnung, nach Sſundien geſegelt iſt Durch | Diefe zwo Entdeckungen ift zwar die Handlung ſehr ausgebreitet worden, aber zugleich find auch viele Europäer aufgemuntert worden, ihr DBaterland zu verlaffen, und fich in entlegenen $ändern nieder zu fl jen, und viele — ſind durch fange ven und in den alten und neuern Zeiten 37 | - und durch ihren Aufenthalt i in ungefilfiden Himmels. gegenden verloren gegangen. Eine folche weitläuf: tige Handlung Fann einige befondre Städte, oder Nationen bereichern; fie muß aber dazu dienen, Eus ropa überhaupt zu entvölfern , und den Anwachs der Einwohner in ſolchen Andern verhindern, die zurei⸗ chenden Boden und Feld haben. Nationen wuͤrden in dieſen gluͤcklichen Umſtaͤnden oft volkreicher ſeyn, wenn fie ihre Felder anbaueten, mit nicht fo entfern⸗ ten Laͤndern handelten, wo das Clima und die Luft mit ihrem eigenen Clima mehr Gleichheit hat, und ſich zu ihrer Leibesbeſchaffenheit beffer ſchickt. In der That kann man es kaum anders, als fuͤr eine geheime Verblendung anſehen, daß ſo viele Europaͤer entlegne Sitze in America ſuchen, da ihre Laͤnder in Europa fo ſchlecht angebauet ſind, und vermoͤge ei⸗ ner gehörigen Einrichtung, eine weit größere An zahl von Menſchen unterhalten koͤnnten. Die alte Staatskunſt war ganz anders, und ſcheint, Vorzüglich geweſen zu ſeyn. Die Alten verabfaͤume⸗ ten den Handel nicht, aber ihre vorzügliche Neigung gieng auf den Yderbau; fie handelten mit Voͤlkern, Die nicht fehr weit von ihnen entfernt waren, und Deren Clima fich zu ihrer Leibesbeſchaffenheit beffer ſchickte: aber der Ackerbau war ihr vornehmſtes Ge⸗ ſchaͤffte und das trieben ſie gut. In dieſer Abſicht alſo haben die Alten viel zum voraus; bey ihnen beſchaͤfftigten ſich weniger Haͤnde, mit der "Handlung; der Handel war eingefchränfter ; der Ackerbau ward beffer aufgemuntert, und war in der That ihre bauptfächlichfte Serhäftigung. "33 fältigften Zeiten, ein jeder feinen eignen ac ‚mit ern‘; sieh das Pt EB. weilen ihrer Sclaven, die unter gewiſſen Auffe- - bern fanden: Bisweilen verpachteten fie auch ihre Aecker, san die Coloni, eine Art von Leuten, die unſern Pächtern ſehr gleich fonmen, und die einen gewiſſen Pacht eriegten. - Columella entſcheidet, weun e8 am. beften fey, das Feld. durch Gclaven ſey, wenn gleich der Aufſeher nachlafi beffellen zu laffen, und wenn es zuträglicher fey, es an Coloni zu verpachten. Gehe Meynung ‚geht dahin, daß das erftere ek Jene ig ſeyn follte. Caeterum, cum medioeris adeft et falubritas et ter- rae bonitas, nunquam — fua cui- que cura reddidit, quam coloni; nunquam non etiam villiei, nifi fi maxima vel negligentia fervi, _ vel rapacitas intervenit.. Hieraus wird es wahr⸗ ſcheinlich, daß die Gewohnheit das Feld durch Sclaven beftellen zu laſſen geiteitigfich mehr im Gebrauche war. Bi 2 SCREEN. 7 Columella de re rufticaL. 1 ce. 7. in den alten und neuern Zeiten. 359 . Oberaufſicht vorbehielten, der Ackerbau ftand in al tet Zeiten, in großen Ehren ; der Pflug war in der Hand des Eigenthümers, — die Aufſicht auf die Beſtellung ſeiner Felder uͤber ſich nahm. = diefe Art wurden die Aecker, auf eine ausnehmende Art genügef. Unter ven Meuern verhältes fich ganz anders. Der Aderbau ſteht in fehlechtem Anfehen ; und da ihn Perfonen von Range oft verachten, fo -überläßt man es den geringen und unmiffenden Leu⸗ ten, die Mittel zu erfinden, und zur Bollfommens beit zu bringen, wodurch demfelben kann aufgehol⸗ fen werden, und zugleich muß der arme Bauer alle Koſten tragen. . In dieſen Umftänden werden weder die beften Mechoden ausgefunden, noch]die Aders= leute in den Stand gefegt, viefelben auszuführen. Die muß eine Unfruchtbarkeit der Laͤnder verurfas chen, und die Vermehrung des Volks verhindern. Wie fehr der Ackerbau in den glülichften Zeiten, von Griechenland und Rom in Anfeben ftand, ers hellet aus der Gefchichte diefer Länder. Man bielt ihn für die unfchuldigfte, nüglichfte, angenehms' fte, und ehrwürdigfte Befchäfftigung. Die groͤß⸗ ten Männer machten fich ein Vergnügen aus demſel⸗ ben. Diejenigen, die fiegreiche Heere anführten, in den ehrwürdigften Berfammlungen glänzten, und die hoͤchſte Verwaltung. öffentlicher Gefchäffte in Händen hatten, beluftigten fi nicht nur mit dem Aderbau, ſondern legten fich recht darauf, und brachten einen großen Theil ihrer Zeit mit demſel⸗ ben zu. Unterhielten fie ihre Familien auf eine ein⸗ faltige und fparfame Art; fo beförderten fie das Bes fie ihres Vaterlandes. Bisweilen wurden diefe al- 2 : 134 | fen 360 Bon der Anzahl der: Menfcher ten & indwirthe ploͤtzlich vom — J Beſtellung ihrer kleinen Landguͤter ‚abgerufen, um, Kriegsheere anzuführen, und ihr Vaterland zu vers theidigen; und. wenn: fie, ihre: Feinde überwunden, und den Staat aus der Gefahr, ‚die ihm drohete, errettet — nn ne mit borbeere gekroͤnet, Ben; ' | Een Pe a aurüe * BR IR Eine alten Zeiten eh, te. { | pfl 5 die Könige, und die e — ter. nn menfchlichen Geſchlech mit denen verglichen, eure Inſecte ter nur Weſen eines. — id, hiel⸗ ten die Waagſchale des Reichs ienkten den. Sturm der maͤchtigen Kriege; ergriffen denn mit fiegreicher Hand. den, Pflug, ‚verachtend Eleine Zartlichkeiten und verſchmaͤheten groß durch ihre. Unabhängigkeit, allen den ſchnoͤden Porz rath, den die Derderbniß gewährenkenn. ; Dieſe Einfalt des Sefhmade « erhielt fich fehr lan ge unter den Römern, und ward. bloß. durd) den Untergang ihrer Nepublif, und. durch, Das allges meine Berderbniß. ‚der Sitten vernichtet, welche Anh beydes * In —— times, ——— ‚emp loy’d je i The Kings, and awful Fathers of Manki dd. "And fome, with whom compar’d, vous infea- =: tribes Are but the — of: a — day, - Have held the feale of Empire: rul’d the — "Of mighty war; then with victorius Hand, . PDisdaining little delicacies, feizd ’ The plow, and greatly independent —— All the wile ſtore⸗ corruption can beftow. Merten. s Spring: · in den alten und nenern Seiten, 361 beydes die Urſache, und die Wirfung des Umſturzes BENDER Dieß fehen wir deutlicd) aus dem Columella, def: fen nügliches Werf de re ruftica zeiget, wie fehr ein Mann, det in verderbten Zeiten lebet, den Berluft des alten Geſchmacks bedauret, und die Sitten der alten Römer preiſet *. | TIER ach R PRRRE 7 | Dieſe *Sola res ruſtieca, quae fine dubitatione proxima et qualſi confanguinea fapientia eft, tam discentibus egeat, quam magiftris. Adhuc enim fcholas.rhe- torum, et, ut dixi, geometrarum muficorumque, vel quod magis mirandum eft, contemptiffimorum vitiorum ofheinas gulofius condiendi cıbos, et Iu- ‚zuriofius ftruendi fercula, capitumque et capillorum eoneinnatores non folum efle audivi, fedet ipfe vi- . di. Agricolationis .neque do&tores qui fe profite- rentur, neque discipulos cognovi. — — Quo masgis prodigii fimile et —, ut — fperne- retur genus amplificandi retinendique patrimonii, quod omni crimine caret, — nA) —— HSierauf vergleicht er. den Ackerbau mit der Le⸗ bensart eined Soldaten , oder Rechtsgelehrten, mit der Handlung und Schifffahrt, mit dem Wuchern, und dem Aufwarten großer Männer, und zieht ihn allen diefen Lebensarten vor; und ſchließt mit .. folgenden Worten: * Supereſt, ut dixi, unum genus liberale et im enuum rei familiaris augendae, quod ex agricola- » tione contingit. Cujus praecepta fi vel temere ab indodtis, dum tamen agrorum poflefloribus anti- quo more adminiftrarentur, minus jacturae pate- rentur res ruflicae, nam induftria dominorum cum _ ignorantiae-detrimentis multa penfaret, — Nune et ipfi praedia noftra colere dedignamur, et nulli- us, momenti ducimus peritifiimum quemque yilli- : cum - Diefe Sitten’ und diefer Geſchmack am Aderbau erhielt fich unter ven Römern bis auf die Zeit Ca⸗ SEITEN 2,3 et N fong ERRIE ED SR N IT eum facere. — Quae cumanimadvertam, faepe: mecum retraftans ae recogitans, quam turpi con-. fenfu deferta exoluerit disciplina ruris, vereor, ne flagitiofa, et quodammedo pudenda, aut inhone- ſta videatur ingenuis. Verum cum plurimis mo- numentis fcriptorum admoneas, apud antiquos no. ftros fuiffe gloriae curam rufticationis (ex qua Quin- cius Cincinnatus obfefli confulis et exereitus libera- ‘tor, ab aratro vocatus ad dietaturam venerit, ac xurſus fascibus depofitis,. quos feflinatius vidter 0 „reddiderat, quam imperator fumferat, ad eosdem juvencos et quafuor jugerum avitum haerediolum recdierit. Itemque C. Fabricius, et Curius Denta- tus, alter Pyrrho finibus Italiae pulfo, domitis al- ter Sabinis, accepta quae viritim dividebantur cap- ‚tivi agri, feptem jugera, non minus induftrie co- luerit quam fortiter armis quaefierat. Et ne fingu- "los intempeftive nunc perfequar, cum tot alios Ro- mani generis intuear memorabiles duces, hoc ſem- per duplici fiudio florwiffe, vel defendendi, vel ‚ eolendi patrios quäefitosve fines , Jintelligo luxuriae et deliciis noftris priftinummorem, virilemque ani- munmdisplicuiffe. Omnesenim, ( ficut M. Varro jam temporibus avorum conqueftusieft, ) patres familiae falce et aratro relictis, intfa murum eorrepfiinus, et in circis potius et theatris quam in fegetibus et vinetis manus movemus; attonitique miramur ge- ſtus effoeminatorum, quod a natura fexum viris de- negatum, muliebri motu mentiantur, decipiant- que oculos fpe&tantium. Mox deinde ut apti veni- amus ad ganeas, quotidianam eruditatem Laconicis excoquimus, et exacto fudore fitim quaerimus, no- &esque libidinibus, et ebrietatibus, dies ludo vel © Tomno confumimus, ac nosmetipfos ducimus forta- | natos, Des: in den alten und neuern Zeiteht. 363 tons des Eenfors, der fich eifrig befrebte, die It, 3 UNE. nr Kir! NE 1 — natos, quod nec orientem ſolem vidimus nec oecĩ- * PET J J — berbleibſel der alten Einfalt, und Eparfamfeit' zu ai N * “N y u * dentem: itaque iſtam vitam ſocordem perſequitur valetudo. Nam fic juvenum corpora fluxa et refo- Juta funt, ut nihil mors mutatura videatur, At Mehercule vera illa Romuli proles affiduis venati- © bus, nee minus agreftibus operibus exercitata, fir- mifiimis, praevaluit corporibus, ac militiam, bel- li cum res ‚poftulavit, facile fuftinuit, durata pa- eis laboribus, femperque rufticam plebem praepo- fuit urbanae. — Nundinarum etiam eonventus manifeſtum eft propterea ufurpatos, ut nonis tan- tummodo diebus urbanae res agerentur, reliquis adminiftrarentur rufticae: illis enim temporibts, ut ante jam diximus, proceres civitatis in agris mo- rabantur, et cum confilium publictum defiderabatur, a villis arceflebantur in fenatum. , Ex.quo, qui eos evocabant, viatores nominati funt, isque mos dum ſervatus perfeverantifimo colendorum agro- \ zum ftudio, "veteres illi Sabini, Quirites, atavi- que Romani, quanquam inter ferrum et ignes, ho- ‚fticisque incurfionibus vaftatas fruges, largius ta- ‚men .condidere, quam nos, quibus diuturna per- mittente pace, prolatare licuit rem rufticam. Ita- que in hoc Latio et Saturnia terra, ubi Dei cultus agrorum progeniem fuaın docuerunt, ibi nune ad haftam locamus, ut nobis ex transmarinis provin- ciis advehatur frumentum, ne fame laboremus: et vindemias condimus ex inſulis Cyeladibus, ac re- gionibus Baeticis, gallicisque. Nec mirum cum fit publice eoncepta, et confirmata jam vulgaris ex- aſtimatio, rem rufticam fordidum opus, et id’ efle negotium, quod nullius egeat magifterio prac- ‚ eeptaris,. * Und 364 - Bon der Anzahl der Menſchen en: und der einreißenden Verderbniß feiner en Einhalt zu sbum Der Ackerbau war ‚feine Be Beſchaͤfftigung, wenn er ſich nicht mit - Bertheidigung der Nechtsfachen, oder mit oͤffentli. hen Verrichtungen befehäfftigee, und ob er gleich . ein ſo ad Mann in dem er; Staate war, RM. 5,7% fo Und — zeiget er, wie viel berfihiebne Kennt: 2 a zu einem sehpicten Landwirthe erfordert werden. Colum de re ruft, — Dieſe Stell⸗ * dem Columella giebt uns einen deutlichen Begriff von dem Geſchmacke der Römer, benydes in ihren erften und letztern Zeiten. Eben dahin gehören auch Die zwo folgenden Stellen? | Nam is demum eultifimum rus habebit, ut ait Tremellius, qui et colere feiet, et poterit, eve let: neque enim feire aut velle, eniquam. fatisfue- · rit fine —— kr — —— 9— „.Lib, IL er — Nec dubium, quin minus read BR non re&te cultus, quam anguftus eximie.' Ideoque poft reges exactos, Liciniana illa feptena fügera, quae _ plebis tribunũs viritim diviferat, majores quaeftus antiquis retulere, quam nunc nobis praebent, am⸗ pliſſima vervadıa, Tanta quidem Curius Denta- tus, quem paulo ante retulimüs, Prospero ductu parta victoria, ob eximiam virtutem deferente po- pulo praemii nomine quinquaginta ſ ı i jugera, ſu⸗ pra conſularem, triumphalemque fortunam puta- vit eſſe. Repudiatoque publico' ‚münere, populari ac plebeja menfura contentus fuit. — more praepotentium, qui, poflident fines gentium, quos ne circumire equis quideın valent, ſed procitlcan- dos pecudibus, et vaftandos, ac - populandos Er derelinguunt. Bhen in den alten und neuern Zeiten, 365 * muͤßigte er doch ſo viel Zeit ab, eine Schrift übe dieſe Materie zu verfertigen, die zum Theil bis sur unſre Zeiten aufbehalten ift *. . Die Öriechen wurden beydes früher gefittet,; und verberbt, als die Römer; und ungeachtet der größs ten Ueppigfeit , ward, der Aderbau in vielen ihrer Staaten ſehr hoch geehret. Wie ſehr der Ackerbau zu Athen in den des Sofrates geehret ward, erhellet aus Zenophons Buͤ⸗ chern von der ndwiechſchaft, wo er ung in der Perſon des Iſchomachus, den er mit dem Sofra- tes redend einführet, die Sebensart vieler Arhenien« fer vor Augen legt, und zeiget, wie fehr fie ſich den Ackerbau angelegen feyn liefen. Es ftand auch der Ackerbau nicht etwa bloß Bey den Griechen, und Römern in Anſehen: er mard gleichfalls von andern weifen, und mächtigen Voͤl⸗ kern hochgehalten. Eenophon erzaͤhlet i in dem oban⸗ gefuͤhrten Werke, was zwiſchen dem juͤngern Eyrus, i und dem Snfander — und / wie viel ſich Ey In dieſer Heinen Schrift Anden wir of, im Ans Sa folgende Stelle: | Majores noftri — virum bonum eum. —— bant, ita laudabant, bonum agricolam, bonum- ue Colonum. _ Ampliffime laudari exiftimabatur, "qui ita laudabatur, Mercatorem autem ftrenuum Studiofumque rei quaerendae exiftimo, verum (ut fupra dixi) periculofum et — — At ex: agricolis et viri fortifimi .et milites ftrenuifimi gignuntur, maximeque pius quaeflus, ftabiliffnus- que confequitur, minimeque invidiofüs: minime- | J5 male cogitantes ſunt, qui in co ftudio occupa- ki dunt, # “ 366 Bon der Anzahl der: SM } fe . n, ru s auf ſeine Wiffenfchaft | und Erfoßemmeci Acker⸗ ‚eingebitdet habe, Ich felbft, (ſagte Cyrus um $pfander,) entwarf und maaß den ganzen Gar: fen, aus, (ev redet von einem: fchönen Garten in Sardis,) viele Pflanzen habe ich mit eigner Hand gepflanzet; und wenn ich gefund bin,. ſo effe ich nie eher zu Mittage, als bis ich mich vorher durch eine friegerifche, oder ländliche Bewegung in Schweiß gebracht habe. — —— Dieſe Dinge, ſagt Sokrotes en Eenophon, führe ich dir an, Critobulus, weil die reich⸗ ften und glücklichften Manner fich nicht er⸗ wehren. Eönnen, die größte Neigung zu and lichen Geſchaͤfften zu haben. Zum achten. Wir koͤnnen ferner die geringe Anzahl der Menfchen,, in neuern Zeiten, aus dem. weiten Umfange vieler neuern Reiche berleiten, 2 1002 gegen die alten Staaten nur Elein waren. Bor den Tagen Alex anders des Großen, ind felbft in. den folgenden Zeiten, ehe dasrömifche Reich ausgebreitet war, beftanden die weftlichen Theile der Welt aus Eleinen und. unabhängigen Staaten. Caſar beſchreibt viele derfelben in Gallien. Italien Griechenland, klein Afien und Die afeicanifehen Kuͤ⸗ ſten beſtanden aus ſolchen kleinen Staaten, und faſt alle Inſeln des. mittelländifchen und‘ ägeifchen Meers waren unabhängige Republ li „und ent⸗ hielten gemeiniglich nur eine Stadt, und um dieſel⸗ be ein fleines Gebieth , welches wohl angebauet ward: denn gemeinialich werden die $ändereyen, die nahe an einer betrachtlichen Stadt liegen, fehr gut ges nugt. Die meilten, europaͤiſchen le in den: in den alten und neuern Zeiten. 367 en neuern Zeiten einen weit groͤßern Umfang. Die, u heil der Welt war in alten Zeiten in vielehundere, ‚und vielleicht einige taufend, unabhängige Staaten vertheilet; itzund ſind derſelben vielleicht nicht funfs zig. „Nun werden. kleine Pläße um eine Haupt⸗ Stadt, oder fonft eine beträchtliche Stade gut gebauet, da die entfernten Laͤndereyen verabſaͤumet werden. Und hieraus wird es Elar, daß Fleine Staaten auf ‚eine.befondere Urt ‚die Volkmenge befördern : denn ‚ba ſich das Gebieth ſolcher Staaten nur auf einen kleinen Strich Landes um die Hauptſtadt erſtreckt: ſo muß es wehoeies ſo gut, als möglich, angebauet werden. | Here. Fletcher der feinem Geſchmacke alle Arten von politiſchen Verfaſſungen zu unterſuchen nachhaͤn⸗ | get, bat unter andern Gedanken, womit er fid) un- terbielte, auch. einen. Entwurf vorgetragen, welchem zu Folge Britannien in-zehn oder. zwölf unabhängige Staaten von dieſer Art koͤnnte eingetheilet werden. Eine ſolche Einrichtung koͤnnte ihre Vortheile haben ; ;.und infonderheit würde diefelbe, wie wir ‚bereits geſaget ‚haben, eine: ‚große Menge ‚von. Menſchen hervorbringen. - Indeſſen koͤnnen die haͤufigen Kriege, Zaͤnkereyen und Trennungen zwiſchen den griechiſchen, italieniſchen, galliſchen und ſpaniſchen Staaten, wodurch fie endlich eine Beute der, Römer wurden , die Streitigkeiten und Beftres dungen nad) Macht und Herrfchaft, wodurch Bris tannien zur Zeit der fachfifchen Heptarchie beunrubi- get ward; die vielen blutigen Schlachten zwifchen den. Engländern und Schotten vonder Bereinigung beyder Kronen und Königreiche „ wodurch nicht nur eine F di , , — 368 Von der Anzahl der Menſchen, eine große Menge Menſchen aufgerieben ward, wirkten; alle dieſe Dinge, ſage ich, koͤnnen einen je⸗ | n ward, fons dern die aud) einen Haß zwiſchen beyden Nationen Den unparteyifchen Menfchen überzeugen, daß es fehr unüberlege und verwegen feyn würde, wenn man die Freyheit, den Frieden und die Ruhe, fo wir isund ‚genießen, in Gefahr fegen wollte, um aus einer fül« chen fpeculativifchen Einrichtung einige Vortheile zu ziehen, Ich will alfo nicht, daß man das, was id) oben gefaget habe, fo auslege, als wenn ic) dadurd zu verfiehen geben wollte, daß es beffer fey, wenn Britannien in viele Fleine Staaten zerriffen würde, fchreiben fey. ER ln. "Zum Zehenten. Diefes hilft uns noch eine Duelle der Entvölferung von Europa entdecken, die mit der obenangeführten Lrfache genau zufammiens hängt; denn die geringe Anzahl der Menſchen in jpätern Zeiten ift, allem Anfehen nach ‚auch aus der Zerftörung der alten Staaten durch das roͤmiſche Reich und aus der Verwuͤſtung herzuleiten, fo die Roͤmer unter den Eleinern Republiken und Städten mh — in den alten undneuern Zeiten. 369 anrichteten / bevor fie ihre Oberherrſchaft recht feſt ſetzen konnten. ar | Wenn es uns erlaube ift, über die Vermehrung des menfehlichen Geſchlechts in den frühern Zeiten, Muthmaßungen zu wagen, fo ift es nicht unwahrs . ſcheinlich, daß Die alteften Einwohner der Welt, die die Erde nach und nach bevölferten, zuerft die Stris che einnahmen, die am reizendften und fruchtbarften - waren: auf Diefe Ark richteren fie kleine Geſellſchaf⸗ ten auf, und baueten Städte, nach ihren verfchiedenen Abfichten u. Einfällen. Diefe Staͤdte nahmen allmaͤh⸗ v lig zu, die Menfchen vermehrten fich, und die Erdehat viel eher mit Einwohnern Fönnen angefüllt feyn, als - man fich gemeiniglic) einbildet: aber-diefe Staaten - und dieſe Städtemüffen da, wo die Menfchen ihre ers ſten Sige hatten, zuerft gegründer feyn. Mun erſchienen, zu Folge der Traditionen, die mei⸗ ſten Voͤlker der Menſchen zuerſt in Oſten; und, nach der heil. Geſchichte ward ein einzelnes Paar von der ſchaffenden Hand Gottes gebildet, und in Eden geſetzt, um die Stammaͤltern des menſchlichen Geſchlechts zu ſeyn. Es muß alſo das ganze fand um dieſen ur⸗ ſpruͤnglichen Sitz des Menſchen am erſten bevoͤlkert ſeyn. Nach der Suͤndfluth, da die Nachkommen⸗ ſchaft des Noah täglich zahlreicher ward, mußte fie ſich allmaͤhlig von ihrem erften Wohnfige entfer⸗ nen, der ebenfalls in Dften geweſen zu ſeyn ſcheint; darauf mußten fie fich über die uͤbrigen angrängen= den Länder verbreiten ; und vielleicht bat es lange: gedauert, ehe fie fich haben enefchließen koͤnnen, die fruchtbaren Ebenen von Aſien zu verlaffen, und uns bekannte, unangebauete und‘ vielleicht unfruchtbare 23 Dund, se T Wohns zn 9 fe — aa gesungen — "Als. ‚ denn werden einige nach Europa, andere nad). Africa gegangen feyn, und zur Bevölferung Des Weſtens einen Grund gelegt haben : ſo, daß nad) diefem Entwurfe, Europa und Africa nur einige Zeit, nach der Bevölferung des Oſtens bevoͤlkert ſeyn muͤſſen. Folglich muͤſſen wir annnehmen, daß alle Fortgaͤnge in den Regierungen, und alle ande⸗ re Veraͤnderungen, die aus der Natur’ des Mens ſchen und dem allmähligen Laufe menſchlicher Dinge zu entſtehen pflegen, fich zuerft im Dften ereignet haben. Da werden a alfo die Menfchen zuevft in Eleine Staaten ober Gefellfehaften verſammlet has ben. Und felbfi, ehe Europa und’ die weſtlichen Gegenden völlig bevölfert göwefen, und daifie fe ih nur erft in Fleine Staaten zertheilten, kann ſchon eine oder die andere ehrgeizige und unruhige Nation in Aſien hehe Abſichten gehabt, nach allgemeiner Herrſchaft geftrebet, und ihren End zweck erreichet ha⸗ ‚ben: Dieſes ſtimmet mit den Nachrichten der Ge— ſchichtſchreiber vollkommen uͤberein, die allenthalben von großen Reichen reden, die in den fruͤheſten Zei⸗ ten in Oſten ſollen ſeyn geſtiftet worden. Und hier⸗ aus wird es wahrfcheinlich, daß die großen a aſſyri⸗ ſchen, babyloniſchen, mediſchen und perſiſchen Reiche die kleinern aſiatiſchen Staaten verf f ungen haben, und auf ihren Ruin gegründet worden ; und daß nicht nur Europa, ſondern auch Aſien vor der Gruͤndung großer — am a ER iR: a : Aber | inmn den alten und neuern Zeiten. ‚37x Aber zu der Zeit, da Monarchen in Oſten herrſche⸗ - £en, lefen wir nur von Eleinen Staaten in Europa ; denn diefe Staaten hatten nur eben Zeit, fich zu bil. den, und noch Feiner war fo. weit gefommen, daß er nach allgemeiner Herrfchaft ſtrebte. Indeſſen Batte dieſer Theil der Welt in wenig Jahren eben das Schickſal, das der oͤſtliche hatte. Rom entſtand, und erhielt durch die Verheerung und Zerſtoͤrung anderer Staaten die Herrſchaft in Weſten. Aus dieſer Nachricht von der allmaͤhligen Bevoͤl⸗ kerung der Welt und der Bildung derſelben in klei⸗ ne Staaten, wird es wahrſcheinlich, daß es einen Zeitpunct gegeben, da wenigſtens Europa beſſer be: voͤlkert war, als es jemals nachher geweſen, oder kuͤnftig ſeyn wird, wofern nicht eine oder die andere mächtige Urſache unvorhergeſehene Veränderungen hervorbringt. Es war dieſes der Zeitpunet, da Eu- ropa mit kleinen Staaten angefuͤllt war, und da dieſe Staaten zureichende Zeit hatten, ihre Laͤnde—⸗ reyen anzubauen: denn die Geſchichte verſichert uns, daß der groͤßte Theil von Europa einsmals wirklich aus ſolchen kleinen Staaten beftanden hat * | Rene. 19 Man *Die Kriege und Beſtrebungen nach Macht und. Herrſchaft, die unter ihnen. haben entftehen koͤn⸗ nem, find vielleicht in dem fruͤheſten Zeiten nicht ſo haͤufig und fo gefährlich gewefen, und haben alſo Die Bermehrung der Menfchen fo fehr nicht verhin⸗ dern fönnen, als man bey dem erifen Unblicke den» fen möchte; denn da noch große Striche der Erde unbefeßt lagen, und man, ohne zu fechten, Teiche anftandige Wohnungen finden fonnte, und alle Menſchen natürlicher Weife die Ruhe lieben, \ 9 Be Be pa Zeitpunct zu —— fey. ° In ſolchen Dingen muß man es nicht genau neh⸗ men: ein Land bluͤhet, da unterdeſſen ein anderes verfaͤllt, und die Laͤnder nehmen wechſelsweiſe au, oder verfallen. Se viel fcheint gewiß zu feyn, daß wir einen ſolchen Zeitpunct nicht in. die alferfrüßes fien Zeiten, © als vor der. Belagerung von. Troja, fondern vielmehr. in eine fpätere Zeit fegen müffen, da die Städte und Staaten Muße befommen hat: ten, ihre Laͤndereyen — und ihr ganjes Se | bieth zu nutzen. Nun ſind nach der — Ehronofögie von der Zerftörung Trojens, bis auf die Erbauung ver Stadt Rom, ohngefaͤhr 430 Jahre, und von der Er- bauung Roms bis auf den Umſturz des perfifchen Reichs durch Alerander den Großen bey nahe eben fo viel verfloffen. Es fcheint, daß in einem Theile diefes legten Zeitpuncts viele ander in Europa und Afien beffer bevölfert geweſen, als nachher, und daß ſich uͤberhaupt damals in dieſen Landern die Men⸗ ſchen vermehret haben. Wie lange dieſes moͤchte gedauret haben, wenn keine allgemeine Monarchie | zu Stande gebracht wäre, läßt fich nicht beftimmenz es ſcheint offenbar zu fevn, daß nad) ver Erbauung des ebrsehiaen und J—— Roms d ki ven ermeb» Ä Hk rung x — .) 2 das, was a feter lieber ' ale Gefahr, als mie Gefahr, erwerben: fo iſt es wahricheinlich, dag die Kriege verderblicher geworben, nachdem die Welt mit Einwohnern ſtark angefülle worden, und für die Reuantommenden kein Raum mehr war, x: Er in den alten und neuern Zeiten 37, "sung vieler italienifchen Staaten, durch Die beftändi* gen Kriege und Verwuͤſtungen diefer hochmüthigen und herrſchſuͤchtigen Republif, Einhalt gefchehen *; und daß von dem Anfange des erften pimifchen Krie⸗ ges, welcher nur ohngefaͤhr 60 Jahre nach dem Tode des. Aleranders enrftand, viele Laͤnder in Eu: ropa, Afien und Africa anfiengen, durch die beftäns digen Einfälle der Nömer in Verfall zu gerathen, die ihre Provinzen plünderten, ihre Städte fehleife fen, und fo viele faufend, ja Millionen Menfchen umbrachten ; es fonnfen auch diefe Bölfer nie wies der zu ihren verigen Kräften fommen, da ihr Muth einmal niedergeſchlagen war, und ihre edelmuͤthig⸗ ſten Beſtrebungen durch die roͤmiſche Unterdruͤckung vorgebeugt, oder vereitelt wurden. So nahm die Welt, anſtatt zahlreicher zu werden, unter dem roͤ⸗ | mifchen Joche ab, bis durch Die Einfälle und Ero— berungen der. Gothen und anderer barbariſchen und | ‚ ungefitteten Völker, denen Fleiß und Ackerbau uns befannt war, bieſeibe noch weit klaͤglicher verheeret ward. Und die weſtlichen Theile der Welt, die in alten Zeiteh fehr wohl angebauet waren, wurden durch einen she en — alter Sim & WGe⸗ * Obdleih die vorigen Rrioge der einn ——— gigen Staaten der Griechen und anderer Voͤlker eine fo ſchleunige Vermehrung der Menfchen, als ſonſt zu Folge der alten Sitten hatte geſchehen müffen, nothwendig verhinderten : fo waren Doch dieſe tige nur Scharmägel, und hatten unbe- trächtliche Folgen, ivenn man fie mit der ſchreckli⸗ Verheerung verglich, fo die Römer, a | der Geſellſchaft bey weitem nicht fo gut einger 374 Bon der Anzahl der Menfihen, Gebräuche, und dutch die Einfäßrung ir Sa Bräuche, die zur Be ung und. zur A 1 ahme | und die nothwendigen Folgen von dieſen Einfälten waren, gänzlich herunter gebracht, und find nie im Stande gemefen, ihren alten Ölanz und ihre: al lige Stärke wieder zu erlangen, — u Es iſt nicht nöthig, die Unterdrückung ber Kammer und die erſchreckliche Verheerung, Die fie in jedem Lande, das fa anfielen, anrichteten, weitläuftig Aus» zuführen, Diefes erhellet ‚aus ihrer ganzen Ge— ſchichte. Wir wellen nur zwey Beyſpiele anfuͤh— ren, und bemerken, wie ſie mit den Samnitern und ihren Bundsgenoſſen in Stalien verfahren, und. wie fie die Epiroter, die ſich mit dem Perſeus, Kö: nige von PWacedonien ‚vereinigten, gemishandelt ha⸗ ben. Dieſes ſind graufenvolle Scenen in ihrer Ge⸗ ſchichte; ; aber auch in andern Fällen übte ihre Gewolt mit großer Strenge aus. ——— In dem Kriege mit den Samnitern erlegten ſie nicht nur auf dem Schlachtfelde große Rriegsheere, fondern fie brachten auch, ſo gar die Einwohner ganz zer Städte ums Seben, So giengen fie mit Yufo- na, Minturnä, Veſcia und fuceria um, i fie, wie Livius anmerfet, das ganze Volk Ger Kur fones ausrotteten obe es RR nur — —— daß * Aria TER — — et Velia) ea- dem hora, eodeinque confilio capta. | ‚Sed, quia abfentibus ducibus impefus eit fakus; "nulius mo- dus caedibus fuit; deletaque Aufonum gens, vix certo in den alten und neuern Zeiten. 375 Daß es auf der Seite der Samniter war. Sie rote teten faft Die ganze Mation der Aequi aus, über. ſchwemmten und verheerten ihr ganzes Land, und nahmen vierzig von ihren Staͤdten ein, wovon die meiſten verbrannt und geſchleift wurden *. Hier—⸗ auf pluͤnderten zwey Heere, die von Confüls: ange⸗ fuͤhrt wurden, und entvoͤlkerten das ganze Land Samnium, indem fie es fünf Monate hindurch vers heerten. Während dieſer Zeit brach ver eine Cona ſul fuͤnf und vierzig, und der andere fechs und. acht⸗ ziamal mit ihren Heeren auf, und ließen allenthalben Spuren des Ruins und der Verheerung Binter fih **, und, indem fie ihre Verwuͤſtungen fortfeg- ten, zwungen ſie endlich das Heer der Samniter nach Etrurien zu fliehen; worauf fie fogleich die Städte diefes Landes anfiefen, und in wenig Mes naten Mürgantia plünderten, worinn fie 2100 Sa⸗ mniter gefangen nahmen ; Romulea, worinn ſie 2300 toͤdteten, und 6000 gefangen machten; Fe⸗ rentinum, wo ſie 3000 toͤdteten, und während Dies — — fie ſich der Stade Milios de 4 kt ah ‚nie, certo defehiönis « crimine, perinde ich interneeive ‚ bello certaflet, — Luserini ac —— inter necionem — —4 Liv. Lib. 9. c. 25: 26. wa 5 urbes cireumlerendo bella unum et Berne oppida intra dies quinguaginta omnia —3 oppugnando ceperunt; quorum pleraque airuta atque ancenſu, nomenque Aequorum prope ad i in- | he deletum. Id. Lib. 9 e.45 . Liv. Lib. io. c. 15. 17, 34. 39. 43. 44 *. nia, wo "420 tens je ER I fie Amitern | oo beynahe 2800 toͤdteten und 4270 gefangen ı | Duronia, 100 es beynahe.eben fo gieng;, —— wo 4380 umgebracht wurden, und 15400 ſich als Gefangene ergaben. Dieſe Stadt und Aquilonia pluͤnderten und verbrannten ſie an einem Tage. Sie nahmen gleichfalls Volana, Palumbinum und Her⸗ culaneum ein, in welchen drey Staͤdten 10006 ge: eödtet-0der gefangen genommen wurden ,. wie auch | Säpinum, wo fie 7400. umbrachten und 3000 ges fangen nahmen, Kurz, ‚während ihres Krieges - mit den Samnitern, der ohngefähr 50 Sabre dauer⸗ te, triumphirten die römifchen Feldherren vier und zwanzigmal, und bezwungen auf Diefe Art das Sand Eamnium gänzlich, und zerſtoͤrten fo gar die Ruine ſeiner Staͤdte, daß nach dem Ausdrucke des Flo⸗ ra us *, — in ipſo Samnio requiratur;, nec facile — materia — et —— rum. Br: RAR BEER ei 4 —— * 8 Gig eh Als ein ı Benfpiel von ihrem Verhalten aiferhalß alien, dürfen wir nur den graufamen Befehl ans führen, der dem Paulus Yemilius gegeben ward, die Städte in Epirus zu plündern und zu zerſtoren; um dieſem Befehle nachʒukommmen, bemaͤchtigte e der ſchaͤtzbarſten Dinge, die er fuͤr den oͤ Schatz in Rom aufhob, und überließ feinem Heere alles uͤbrige zu rauben und zu pluͤndern; außerdem u. er. 150000 Pefont zu eig ‚ und ent⸗ fe | 2 Br Lib. 1 J — — BE; alten und neuern Zeiten 377 bloßte 70 Sräpte ieh Mauern-' *. Auf dieſe Are trug die ungrmeßliche Mache, und ‚die ungeheure Herrfchaft der Römer, ſowohl als die Mittel, die angewandt wurden, beyde zu einer ſo ausnehmenden Höhe, zu bringen „. ein großes zum Ruin der Welt bey. In der That muͤſſen dieſes allemal die Fol- gen gar. zu —— und großer Monarchien dem. N | Zum sehenten. "Mir —— die gewaltigen Veränderungen ‚. fo durch die Eroberungen Alerans ders des Großen, und feiner Nachfolger, und die nach) der Zeit, ‚durch die Herrfchaft der Römer, in der Welt hervorgebracht find, noch in einem andern Sichte betrachten, in fo fern nämlich, diefe ungeheu— ren Reiche Die Einfalt des Geſchmacks und der Sit⸗ ten vernichteten, und einen Grad der Ueppigkeit ein⸗ fuͤhreten, der den aͤltern Zeiten unbekannt war, und der nach und nach unvermerkt die Entvölferung der | Melt verurſachte. — Wenn wir den Zuſtand der alten Welt berrach- ten, da die Reiche flein waren, und, noch nicht fo viele Künfte, die bloß zur Zierde abzielen, erfunden waren ,. lebten. die Menſchen, wie wir in den Nad)- | richten. der. ‚alten Gefchichtfchreiber. finden, ‚auf eine einfältige und fparfame Art, und befchäfftigten fich bauptfächlid) mit dem. Aderbaue und. den nothwens digen Kuͤnſten des Lebens; es herrſchte faſt eine durchgaͤngige Gleichheit; und wenn auch das Ver. mögen beſonderer Perſonen ungleich war, ſo herrſch⸗ te die a heute unter den Hohen u und Miedri- » —* R Aa a5 A are f ‚gen. > "BL, Lib, 45.6. 34 et Plusarcb, in Paul, Aemil, — 378 Von der angahl der gen. Es zeigte ſich in ihren — — | Kleidung und-auf ihren Ta ein, wenig Pracht, Koſt⸗ barkeit und Kunſt in Vergleichung mit dem, was unter den großen Monacchien eingefuͤhret ward⸗ Dieſe maͤßige und einfältige tebensart Daurete lan⸗ ge: fie ward nicht auf einmal ‚verbanner, fondern verfiel nach und nach, ſo wie die Ueppigfeie und ein falfcher Geſchmack Oberhand nahmen, Sn einem Zeitpuncte von 800 Kahten von der trojaniſchen Ber Tagerung bis auf die Eroberungen Aleranders des Großen felbft, nachdem Die fehönen Kuͤnſte der Ma: lerey, des Bildhauens und der Architectur die groͤß⸗ te Vollkommenheit erteichet hatten, blieb noch in andern "Abfi chten viel von der alten Einfalt und Maͤßigkeit übrig, welches vornehmlich Durch den. verderbten Geſchmack, den die — Monarchien einführten, verdraͤnget ward. Ehe diefe entftan» den, geſchahen die Veränderungen der Eitten ‚viel angfamer ; ‚aber fo bald dieſe mächtigen Reiche auf: gerichtet waren, ward "oe plöglich von falſchen Kuͤnſtelehen ud ausfehroeifender Ueppigkeit angefal- Yen: und da diefe Dinge juerft an Höfen und in Pa. Läften entſtanden, Die Durch. Unterdruͤckun en berei⸗ chert wurden, verbreiteten fie ſich allmaͤ ig bis zu entfernten Hertern, big endlich da alles angeftecke ward, und der Geſchmack an allen Arten von koſt⸗ baten "Ziertathen beftändig wuchs, und die Großen fo viele Aufwartung verlangten, fi ich nach Maaßge⸗ bung viel mehr Menfchen auf bloß zierliche Kuͤnſte Iegten, und hingegen nür wenige den Ackerbau und die g——— Geſchaͤffte —— — ‚Da J RT RR ai e En denaften und neuern Zeiten. 379 dleſe Art große Striche Landes allenthalben unge⸗ bauet gelaſſen wurden, wurden die Lebensmittel und alle nothwendige Beduͤrfniſſe des Lebens ſelten und theuer. Dieß verhinderte hinwiederum die Heira⸗ then, da es alsdann viele gab, die lieber der Schwelgerey und unregelmäfigen ‚Siebeshänbeln nachhiengen, als ſich der Laſt eine Familie zu un⸗ terhalten unterwerfen wollten. Außerdem, da die groͤßern Monarchien habe Auflagen heben, und ihre entfernteften Provinzen unterdruͤcken, werben fehr Diele die entlegenen Plaͤtze perlaſſen, und ſich dem Mittelpuncte der Regierung naͤhern: und. wein fie ſich nicht verheirathen, fo wird ihnen Diefes weir leichter feyn.: : Die Pracht, der Glanz und Die, Uept pigkeit/ die Suftbarfeiten und Ausfehreifungen dei Höfe werden eine ungeheure Menge von Menfchen an fic) ziehen. . Durch älfe diefe Umſtaͤnde nahm Die Welt täglich) an Maͤßigkeit, Srarſamkeit und Tugend, ab,. und folglich wurden die Menfchen be- Fändig Vertingert, ‚obgleich auf eine fo langſame Art, daß .man ‚es kaum merfen fonnte, Es hat au vie Welt nie den alten Geſchmack an der Sparſamſamteit und Einfale wieder angenommen, fondern fie ift enttvever barbarifch, und geößtentheils des Ackerbaues und der. Künfte beraubet, oder durch derbe Na natürliche Gorkdang von der Einfalt zum Künfteln , und vom Kuͤnſteln zur Ueppigkeit, wird ſowohl in Fleinen Staäten, als in großen Monar⸗ chien, ſtatt finden: aber in den letztern werden die weit —— auf einander fol⸗ gen, Ba. und durch ein falſches Künftetn ver⸗ .. 5 380° Bon Der Anzahl der Me gen, und zugleich wird auch die Ueppi⸗ gi. | ber getrieben, als in den erſtern. Wir koͤnnen alſo in dem falſchen Kuͤnſteln und den Ausſchweifungen ſolcher ungeheuren Monarchien eine betraͤchtliche Urſache von dem Verfalle der Welt —— Alles dieſes kann durch das, was. w ir in der rt roͤ⸗ — miſchen Geſchichte von dem kleinern Vermoͤgen der Privatperſonen ſelbſt in den ſpaͤtern Zeiten ihrer Republik finden, erläutert ‚werden. Als. Nom. ‚ge: bauet ward —* wurde eine Familie von zweyen Ju⸗ gern, oder 1 4 englifhe Morgen ( Acres) anſtaͤndig = " Rom 292° ‚hatte &ucius Quintius Cincin na | Hei ber Dietator, nur 4 yugera, © oder 2 a unterhalten. Plutarch erzählet **, daß, als Ap- pius Claufus die Sabiner verließ, und ſich nach) Rom begab, derſelbe 5900, fabinifche Familien mit fid) brachte, deren jeden die Homer zwey Plethra | em da Appius felbft fünf und. zwanzig befam. enn das Plethrum eben fo viel war, als Juge- rum, mie einige dafür halten ie hatte * jede Familie. Er englifche Morgen, und Appius ohnge⸗ faͤhr 15. wenn aber das Plethrum ner 10000 Fuß - im Quadrate war, fo — nicht die Hälfte; ; denn ein Jugerum hielt 28800 Duadratfuß;, wenn eg, wie andere wollen, nur 1444 Quadratfuß. "betrug, fo war es vielweniger In dem Jahre der Stade — * — nat. nia. Lib, 27 re ar — r — h en ep dem Leben des Poplicole, Ne ce Arbuthnots T ables ef andient, 'eoins chap.. $: — J SER, — in den alten und neuern Zeiten. 381° ; Morgen *Der berühmte Attilius Regulus hatte, J jur Zeit des erſten puniſchen Krieges, nur ſieben Ju Beta Es wird angeführet, daß Manius Tu⸗ rius Dentatus, der um das Jahr 463 Conſul war, gefagt habe, der fey ein gefährlicher Bürger, der ſich nicht mit fieben Jugera begnügen liefe **, &o viel war dem gemeinen Volke zugeftanden, tachdenn die Könige vertrieben waren; und wenn ihre Con- fuls und Dictators lange Zeit hernach fein größeres. Bermögen hatten : fo ward es ohne Zweifel für ein anftändiges Vermögen gehalten. : Indeſſen, da fich die Begierde nach Neihthümern einſchlich, und all» maͤhlig zunahm, wurden viele ohne Zweifel geisig, und befaßen große liegende Gründe. Hierdurch ward das Geſetz verurfachet, ſo unfer dem Tribunate des Lieinius Stolo um das Jahr 378 gemacht ward, daß niemand über 500 Jugera befigen follte +. Da alfo die römifchen Confuls und Dictators fo Eleine Landguͤter hatten, die fie mit Hülfe ihrer Sclaven und oft mit eigenen Händen baueten; fo Fönnen wir | u ſehen, auf was fuͤr eine genügfame und eins ' | talcige * Valerius Maria Lib 4. cap. Y. rl hatte Au | erſt fieben, verlor aber dreye durch eine Strafe, die ihm auferlegt ward, es blieben alfo nur viere übrig, und heißt e8 beym Val. Marimug: Ei quatuor . jugera vg „ non folum dignitas patrisfamiliae | conſtitit, fed etiam dictatura delata eft. Diefer - - Amſtand wird gleichfalls vom Pliniug BUBFUREEEN Nat. hift. Lib. i8. c. 3. i ®* Val. Max. Lib. 4.0.6. *** Pjin. Nat. Hift. Lib, 15. c. 6. + lid, Giehe auch Liv-Lib, 6 &.30,% 382 Bon der Anzahl der Menfihen; fältige Art fie müffen gelebet Pit - — 7 Kuͤnſte, die bloß zierlich ſind, ihnen bekannt: gewe⸗ ſen; und wie leicht eine Familie zu unferhalten ge⸗ weſen. In eines ſolchen Dictators oder Conſuls Familie koͤnnen wir den Hausvater, ſeine Frau, ziwen oder drey Kinder, einen oder zween Sclaven, oder vielleicht mehr rechnen, da die Sıla n ſehr zahlreich) waren, Eine roͤmiſche Familie al —* die nicht über ſieben Jugera zu ihrem Unterhalt hatte, fonnte aus fieben oder ‚mehr Perſonen beftchen,, und eine jede Perſon hatte weniger als einen engli- ſchen Morgen, oft, vielleicht nicht mehr als einen halben Morgen. Aber, nach Templemans Ausrech⸗ nung, haben die acht Millionen Einwohner Eng- Iands beynahe 32 Millionen englifche Morgen zu ihrem Unterhalt, oder jeder 4 Morgen. Das roͤ⸗ mifche Gebietb muß alſo viermal volkreicher gewe⸗ ſen feyn, als England; man kann auch nicht von einem Staate fagen, daß er volkreich fey, wo große Striche Landes ungebauet liegen, und wo große lie⸗ gende Gründe nur zum Unterhalte weniger Perſo⸗ ‚nen dienen, die dem ungeachtet, vermoͤge der Uep⸗ pigfeit der Zeiten, jo viele Zierrathen beduͤrfen koͤn⸗ nen, Daß es ihnen oft ſchwer wird, die Nothwendig⸗ feiten des Lebens anzufchaffen : dahingegen die Nö- mer nichts als die Rothwendigkeiten des Lebens be- durften, und folglich ein Eleines Stück Sandes eine Samilie überflüßig verforgte: es war aljo ihr Ge⸗ bieth überhaupt volfreicher als England, nad) Maaf- gebung des Fleinern Umfangs von Felde, das zum . Unterhalt einer — Anzehl von N PER zuge: ſtanden ward. ya | — Es dein alten und neuern Zeitem 383 Es herrſchte niche nur unter den Roͤmern, fondern auch Überhaupt unter den Alten, eine größere Ein— falt des. Gefhmads, und der Sitten: die größten Ausgaben wurden zu den Jebensmitteln erfordert, Die große Zahl der Menfchen bedurfte wenige Zier. vatben, und Fonnte ſich, und ihre Familien leichter ernähren, als itzund der große Haufe thun kann: es rührte Diefes auch nicht aus der Seltenheit des "Geldes her, fondern aus: dem Ueberfluſſe der Lebens— mittel, und aus den Sitten. der damaligen Zeiten, weiche die Zierrathen viel entbehrlicher machten, = Ohne mic) in eine langweilige und befondre Eroͤr⸗ terung dieſer Sache einzulaffen, will ich bloß einige Stellen der Schriftfteller anführen, welche zeigen, daß in alten Zeiten zwiſchen den Preifen ver noth⸗ wendigen, und zwiſchen den Preifen der zierlichen Dinge ein ſehr ungleiches Verhaͤltniß geweſen, fo daß die erftern fehe niedrig, und die letztern un— gemein hoch waren ; und Daß felbft in ven üppi- gen und reichen Zeiten die Lebensmittel, und gemeis nen Beduͤrfniſſe des Sebens fehr mohlfeil konnten angefchaffet werden J— In den fruͤhern Zeiten, während der aſſyriſchen babyloniſchen, mediſchen und perſiſchen Reiche, herr⸗ ſchete in vielen aſiatiſchen Laͤndern ein großer Pracht, und Gold und Silber war, da in größerer Menge, als in Europa. Die Höfe der afiatiichen Monar: chen paren fehr glänzend. Weichlichfeit und Ueppig— keit J— in ihren Hauptſtaͤdten. So lebten die perſiſchen Monarchen ungemein praͤchtig, und hatten große Schaͤtze von Gold und Silber in ihren Staaten. Die Pracht, mit der ZRerxes Griechen— ——— | i land land et, die koſtbare und 8 ärkficheshehungart ‚der Statthalter und vieler. Unterthanen des. perfifchen Reichs; die großen Summen, die auf ihre zahlrei⸗ chen Flotten, und Kriegsheere verwandt, und nach Griechenland geſandt wurden, um die griechifchen Staaten zu beftechen, und zu theilen; ——— die ungeheuren Schaͤtze, die Alerander d en Großen beym Umſturze des perfifchen Reichs in die H nde fie- len, zeigen deutlich, wie ke das Geld im Oſten geweſen. Waͤhrend dieſes Zeitpunets fehlte es den Gier chen, Sytalienern und verfhiednen andern europäls fhen Bölfern nicht an Gelde, ob es gleich in Afien überflüßiger gewefen zu feyn ſcheint. Die Schrift: | fteller erwähnen ſchon fehr frühe großer Summen; und zu eben der Zeit, da bie nothmendigiten gebens- mittel ſehr wohlfeil waren, ‚galten die Dinge, die bloß zur Zierde dienten, fehr vi. 0. Die Eroberung von Troja war eine fehr alte Ber gebenheit: nad) Sir, Iſaac Newtons Zeitrechnung, der fie beynahe 300 Sabre fzäter hinausfegt, als die gemeinen Rechnungen, geſchahe fie mehr. als 300 Jahre, vor der Regierung des Cyrus; und doch war in diefen früben Zeiten, wie wir aus dem Homer feben fönnen ein großer Ueberfluß von Geld ı Silber und viele ſchoͤne Künfte und. Mar cturen waren, in Griechenland und die ‚benachbarten Laͤnder eingeführer‘ und. vernünftigerweife koͤnnen wie nicht anders vermurhen, als daß fie bis auf bie Zeit Aleranders des Großen zugenommen ‚haben. ‚Aber diefen ganzen Zeitpunck bindurd) , und lange Beach, blieb ein großer Theil der alten. — uͤ rig, e- den alten und neuern n Zeiten 385 übrig, und die ‚gemeinen Beduͤrfniſſe möfen ſehr | wohlfeil geweſen feyn. Der athenienſiſche Geſetzgeber, Solon, war vor mehr als 200 Jahren vor Alexanders Regierung Ar⸗ chon zu Athen; doch waren zu feiner Zeit viel reiche Buͤrger in Athen, denen die Armen große Sum⸗— men ſchuldig waren. Als man ihm auftrug, den Staat in Ordnung zu bringen, und er die Schulden. aufgehoben hatte, verlor er feibft Daben, wie eini⸗ ge vorgeben, fuͤnf Talent, oder 968 Pf. — Sterling, oder, wie andre wollen, 15 Talent, oder 2906 Pf. 5. Schill. Sterl, % Ich Sndenicht, daß er einer von den reichften Bürgern gewefen. Mlutarch | ſcheint vielmehr der Meynung zu ſeyn, daß ſeine Familie arm geweſen, und daß ſein Vermoͤgen durch feinen Vater ſehr verringert worden. Dieſes iſt me nigſtens wahrſcheinlich, daß es viel reichere Buͤrger gegeben, und daß viele weit meht verloren haben, als Solon. Plutarch merket an +, daß zu der Zeit, da Solon auf Mittel dachte, die Schulden der Athe⸗ nienfer zu filgen, einer feiner verfrauten Freunde, welcher wußte, daß er mit der Eintheilung der Laͤn⸗ dereyen keine Veranderung vornehmen wolle, große Summen von einem reichen Bürger auf ge⸗ nommen, und einige große Landguͤter dafuͤr ge— kauft babe: es ſcheint alſo, daß, ungeachtet der be— reits. gemachten Schulden, noch viel Geld zum Ver⸗ leihen übrig gewefen. Diefe beträchtliche Schulden zeigen, daß es den Athenienſern in dieſen fruͤhen Zei⸗ | teg nicht * Gelde fehlte; und doch werden wir fin⸗ den, Ye — in TE + 54, ibid. M — 386 Bon der Anzahl der Menfehen, den, daß Die Preife des Viehes, und Kotng ſehr iiedrig baren. een Nach dem Plutarch galt ein Schaf zu: Solons Zeiten ein Drachma, oder fieben Pence drey Far— things Sterling, und ein Ochs fünf Drachm a, vder drey Schilling, zwey Pence, drey Farthings Sterling. Er merket an, daß die armen Bürger die Meder, der Reichen beſtellten, und den fechften Theil von den Einkünften abgaben. “Diefes würde in vielen Fällen unter ung für eine niedrige Pacht gehalten ‚werden, und zeiget zugleich, wie leicht ein armer - Mann durd) den Ackerbau fein Brodt haben Fonnte, Das Korn galt damals der Medimnus, ein Drachma, welcher beynahe engliſchen Scheffel, (Barhel) hielt, der engliſche Quarter galt alſo nur 3 Schilling 7 Pence Sterling. — Wenn ein Weib aus der Stadt gieng, wurden ihr nicht mehr, als fuͤr einen Obolus, oder einen Penny und ıt Farthing Lebensmittel zugeſtanden. Solon war genoͤthiget, viele Misbraͤuche und Ausſchweifungen, die ſich in den Staat geſchlichen hatten, durch Geſetze, den Auſwand betreffend, ein-⸗ zuſchraͤnken: es war alſo nicht die Seltenheit des Geldes an den niedrigen Preiſen der Lebensmittel I Schul. 2. - Das Zeitalter des Solons, war in vielen Abfich« fen berühmt. Er war ein Zeitgenoffe des Croͤſus, Königs in Sydien, welches nicht weit von Griechen« N Iand entfernt war. Der Hof diefes Monarchen zu Sardis war ungemein prächtig, feine Reichthuͤmer find zum Spruͤchworte worden, und ungeachtet feiner großen Eroberungen in klein Afien, wo Bi | een ſche — hi "in den alten und neuern Zeiten. 397 he Städte waren. Bemuͤhete er ſich die Freund⸗ ſchaft mit den Griechen in Europa zu unterhalten, fandte reiche Geſchenke nach ihrem Tempel zu Del: phos *, und nahm viel Theil an den Händeln der Griechen. Da alfo das Geld fo überflüßig, und jo viele große und prächrige griechifche Städte in ET. waren, fo Fönnen wir uns nicht vorftellen, def Griechenland ſelbſt arm geivefen. | Bon der Zeit, da Solon Archen war, bis auf die Schlecht von Marathen, waren ungefähr 100 Jah⸗ re verfloſſen; von der marathonifchen Schlacht, bis auf das Treffen bey Leuctra, ohngefähr 116; und von diefem Treffen bis auf die Regierung des Aleranderg 38 Jahre. Diefes war ein berühmter Zeitpunct, oa rinn die Waffen, die Künfte, die Gelehrfamfeit, und Handlung in Griechenland , und auf den benach⸗ barten Inſeln bluͤheten. Es wird großer Geldſum⸗ men erwaͤhnet, und wir lefen bey den Geſchichtſchrei⸗ . bern, daß die Dinge, die bleß zur Zierde gereich« ten, fehr hoch bezahle wurden, dazu gleicher Zeit die, Preife der Mothmwendigfeiten ausnehmenb nie⸗ drig geweſen, zu ſeyn ſcheinen. Plutarch ** erzählet , daß nach der Schlacht bey Platea, die Griechen ‚ bevor fie die Beute getheilet, 80 Talente, oder 15500 Pf. Sterl. zum Bau eines Tempels, und zur Errichtung einer Bildfäule der Minerva, bey Seite gelegt haben: die Plateer baue⸗ ten ben Tempel, und zierten ihn mit Gemälden, die noch zur Zeit des Plutarchs ihre aͤchte Schonheie hatten. Dieſes war eine beträchtliche Summe, und B b 2 wir "6 Herod. Lib. IL. J *# In vita Ariflidis. 388 Don der Anzahl der Me wir konnen hieraus abnehmen, daß die Griechen in: diefen frühen Zeiten eine Idee von prächtigen, und Eoftbaren Werken gehabt aben; doch bemerfen wir zugleich, daß Ariſtides, da esihm aufgefragen ward, die griechifchen | Staaten zu fariren, Damit man, eis nen beftändigen Krieg wider Die Derfer fü ven Fonns te, fie nicht höber, als auf 460 Talente, 0 „Oder 89 125 Pfund Sterling gefchägt habe. Don diefe fehnlichen Summe ſollte ein Heer von 10000 Mann, zu Fuße, 1000 zu Pferde, und eine Flotte von 100 Kriegsſchiffen unterhalten werden. Wenn man annimmt, daß 100 Mann in jedem Schiffe gewe⸗ fen, (obgleich die alten Kriegsfchiffe, oft ‚mehr hat · een, ) fo wird ein jeder Mann, und ein Pferd 3 Pence zum täglichen Unterhalte haben, wenn man auch nichts fin andre nethwendige Ausgaben‘, bey einem ſolchen Heere und Flotte rechnet. Diefes zeiget, wie wenig man damals zur Beftreitung der noth⸗ wendigen Koften zum Unterhalte gerechnet babe. Eben diefe Muthmaßung fonnen wir auch) aus der Nachricht ziehen, die uns Plutarch * von der Großmuth der Troezenier. giebt, welche, durch eine oͤffentliche Anordnung verfuͤgten, daß die Aeltern, Weiber und Kinder der Athenienſer, welche edel. muͤthig die Stadt verlaffen, und fich während des medifchen Krieges zu Schiffe begeben hatten, auf gemeine Koſten fellten 'verpfleget werden. + In Dies fer Abſicht wurden jeoer Perfon täglich zween —— | oder zwey Pence 2} Farthings Sterling gereichet. Mehr als 50 Jahre hernach, zu Ende des — ponnefifchen Krieges y — die — * den gel“ * Piutarch. in Themilele. a 2 Rz Pre Siotten, nur drey Oboli. oder weniger, als vier Pence zum täglichen Unterhalte *. Es ift wahr, die $acedämonier gaben vier Oboli, welches beynahe 45% Pence beträgt. Aber ‚diefes war nicht nothwendig und die Sacedämonier thaten es bloß, fie aufzumuntern, De das Geld, fo fie vom Eyrus befommen, fie in den Stand feste dieſe Ausgäbe leicht zu ertragen. Plutarch merfet an **, daß sen Weiber, die febe nahe mit dem Ariftides verwandt, und fehr arm was ten, täglich) nicht mehr, als ‚Äinen halben Drachma, oder ungefähr 33 Pence zu ihrem Unterhalte, aus * dem öffentlichen Schage bekamen; diefer Gehalt ward zwar nach der Zeit verdoppelt; aber es war noch im⸗ mer eine Kleinigkeit fuͤr Herſonen von ihrem Range, wenn die nothwendigen alle nicht ſpott Bun feil geweſen wären. Sofrates fagt zum Critobulus, er glaubte, wenn "er fein Haus und alles, was er hätte, verfaufte, und es gut abjegte, fo fönne er fünf Minae, oder 16 Pf. 2 Schillinge u P. Sterling dafür befommen. So arm war Sofrates. Er ward in der. That zu feiner Zeit für arm gehalten; und doch ſagt er, an eben dem Orte, daß er im Stande fey, fih mit al: len Nochwendigkeiten des Lebens überflüßig zu ver: forgen. DBielleicht möchten wir -dieß der Maͤßigkeit dieſes großen Mannes, und die Bereittoilligfeit feis ner Freunde, ihm benzuftehen, zufchreiben; aber wir müffen zugleich bedenken, daß eine ſolche Bor: fiellung ſeht unſchicklich ſeyn würde , wenn die Haus N Bb 3 = ‚fe * In Ariflid. > | ** Xenophon Oeconom. “= 390 Don der Anzahl ders fer und Sebensmittel nicht ſehr weg, zu Achen der wefen wären. Wenn wir den Zuſtand der römifehen Sachen bes trachten, werden wir finden, daß in eben dem Zeitz puncte, das ift, von den Tagen des ältern Tarquis nius bis furze Zeit nach des Camillus Tode, ein klein Stuͤck tandes zurgichend war, ‚sehe ‚angefehene Familien zu ernähren, und daß die Preife der noth⸗ Re Bedürfniffe fehr niedrig waren; ja, daß fange Bernach, da Italien fehr bereichert war, ein ſehr ungleiches Verhaͤltniß zwifchen den Preifen der nothwendigen, und den Preifen der sierlichen Din ge geweſen; und daß Die Sebensmittel in einem We= berfluffe vorhanden waren, der zum Heirathen ſehr auſmuntern mußte. In dem Leben des Valerius Poplicola meldet uns Plutarch die Preiſe der Schafe und Ochſen. Ein Schaf ward auf 10 Oboli, oder beynahe auf 13 Pens ce Sterling gefchäger, und ein Dchs galt zehnmal fo viel, oder zehn Schilling, zehn Pence. Popli: xola ftarb um die Zeit der marathonifchen Schlacht ; hieraus wird es mahrfcheinlih, daß damals die Le⸗ bensmittel in Griechenland, und Italien ehnh gleich viel gegolten haben. In den Sitten des älfern Cato, der ein: Zeitge.· noſſe des Scipio Africanus war, koͤnnen wir das genuͤgſame arbeit ſame Leben der aͤltern Römer ent« decken, und fehen, tie weniger Dinge fie bedurften, und wie wohlfeil fie alfd Familien unterhalten konn⸗ ten. Plutarch erzählee *, daß felbft damals, mie er Feldherr und Conſul gene er nie Kein ge⸗ "a ®* In Cat, Cenfor, in den alten und neueren Zeiten 398 tragen babe, die mehr als 100 Drachmen, oder 3; Pfund 4 Schill; 7. P. Sterlinge £ofteten, und daß ſich die Koften feiner Mahlzeiten nie höher als 30 accagın , ungefähr z Schillinge St. belaufen ha— ben. Aber ungeachtet es fo woblfeil zu leben war, und die Dinge, die der gemeine Haufen brauchte, i fo niedrige Preife hatten, war| damals beydes in Griechenland und Italien, viel Geld ; denn Zierras. then, Seltenbeiten und fehensmwürdige Dinge wure den off fehr theuer bezahlet. R Alcibiades befam mit feiner Frau einen Braufe ſchatz von 20 Talenten, oder 3875 Pf. Sterling, er hatte einen Favorit Hund, der ihn 75 Mina, oder | 226 Pfund Sterlinge foftete *. Pericles fagt; beym Thueydides, zu den Atheni⸗ enſern, beym Anfange des peloponneſiſchen Krie⸗ ges, daß ihre Bundsgenoſſen jaͤhrlich 600 ** Talente oder 116 250 Pfund. Sterling an Auf—⸗ lagen bezahlten, daß damals 6000 Talente ges münzfes Geld , oder 1, 162 500 Pfund Sterling in ihrem Schtoffe wären, und daß furze Zeit vorher 9700 Talente, oder ı 970, 375 Pfund Sterling das tinn gewefen; Daß 4009 Talente, oder 775009 Pf. ‚Sterling, auf die Thore *** ihres Schloffes, und andere Gebäude verwandt worden ‚ nebſt dem, was die Unternehmung auf Potideg gefofter habe; daB das ungemünzte Gold und Silber der öffentlichen, und Privat» Schenkungen, und Die heiligen Gefäße zu ihren Proceßionen re die ee 8 PILOTEN: in Alcibiad, “* Thucyd, Lib. 2. c. ı. RE Tr woomwAnse ws, engomdheosı Beute, vr dahre — von eben t dir — heit nicht weniger, als 500 Talente 96875 Pf. St. koͤnnten geſchaͤtzet werden; daß in ihren Tempeln - große Reichthuͤmer wären, und daß die Bild ſaule ihrer Goͤttinn gaee 40 Talente gediegenen Gol⸗ des waͤge * Daß die Athenienſer 9 — Anfange des pelo⸗ ponneſiſchen Krieges, 10000 Talente in ihrem ge hatten, wird vom Sfofrates beſtaͤtiget ** . wel⸗ cher gleichfalls anmerfet „ daß. Dericlesgooo Talente in denſelben ‚brachte ***, außer dem, was zum hei⸗ | ligen Gebrauche beſtimmet ward; und daß die Per: for den Lacedaͤmoniern 5000 Talente gegeben, um den ‚Krieg wider die Athenienfer zu beſtreiten . Heliodorus, fo wie. er vom Svidas tt RD führet wird, meldet, daß day Schloß. zu Athen in fünf Sahren zu Stande gebracht ward, daß, es fünf Thore hatte, und 2012 Talente, oder 389 825 Pfund Sterling Eoftete. Demoſthenes faget, daß die Eigfänfte, der Stade digen einmals 130 Talente, oder 25 187 Pr. St. bes r | ‚fragen; .* Dieft m war die Siföfäufed der RR Sie von dem rühmten Phidias verfertiget war. Wenn man das Gold zum Silber wie 10 zun rechner, welches das alte Verhaͤltniß war, fo betrug das Gold Dies ſer Statue 77509 Pf. St; rechnen wir aber nach Dem. neuen Verhäleniffe wie * DR. 1. ſo war ſie F— weit mehr. 3 BR ea ** Ifocrat. de pack. \ a! —29 er Ibid. Es ds THV ungoruA.y avnveyxe⸗ — ————— TaÄRYEE, xKwpis Twy — TE + ibid. ' 3 +} Suidas in voce m | ; inmn den alten und neuern Zeiten. 393 — tragen *; daß ſie ſich nach der Zeit auf 400 Talente, oder 77500 Pf. St. belaufen haben, Und Teno. phon ** rechnet aus, Daß fie beym Anfange des pe. Ioponnefifchen Kriegesin 1000 Talente, oder 193 750 Df. St: beftanden habeee. — - Eben dieſer Kenophon verfaufte, nad) dem Zu- ruͤckzuge der Zehntaufend, fein Pferd für so Dari— fen, eine goldne Münze, die ı Pfund 12 Schill. 32. P. Sterling galt. Nach diefer Berechming be kam er für fein Pferd go Pfund 14 Schilling 9 P. Sterling ***. Aber diefes war noch ein unanfehnli- ‚cher Preis, wenn man ihn mit dem vergleiche‘, wag Alerander, bey Lebzeiten feines Vaters, für den DBucephalus gab, nämlich 13 Talente, nicht weniger als 2518 Pfund Sterling. In der That, fehr viel TRELEIRIDIRTD: a N ae in Es wird gemeldet, daß der ältere Tarquinius auf den Grund des Capitals 40000 librae Eilbers, oder 109284 Pf. Sterl. verwandt habe ++, Mach diefen Benfpielen, und nach fo deutlichen Beweiſen von den großen Geidſummen, und hohen Preiſen der bloß zierlichen Dinge unter den Grie- chen und Römern, kann man fehwerlich annehmen, daß das wohlfeile Leben, und die niedrigen Dreife der gemeinſten Nahrungsmittel aus der Seltenheit des Geldes hergeruͤhret habe: es ift mahrfcheinlicher, daß diefes durch die ungeheure Menge von Sebens. mitteln verurfachet ward, die Daher entſtand, daß ſich er. BEN ; * Bb 5 n i -* Philippie. 4. u DR x Wr ** Anabaf. lib. 7. . RN ** ibid. lib, — 5 + Plutarch. in - Alexand. RE Tr Plutarch. in Poplicola, | — 394 Von der Anzahl der Menfe nah Maafgebung ein fo großer Theil der Menfchen. auf die Viehzucht und auf den Aderbau legte, Aber das, was ich fo gleich anmerken werde, wird die Sach⸗ beynahe völlig entſcheiden. Es iſt gewiß, daß ſelbſt nach dem zweyten puniſchen Kriege, und der Eroberung Siciliens und Macedoniens, da ge⸗ wiß eine große Menge Geldes in Italien war, die Nothwendigkeiten des Lebens ungemein mwohlfeil waren; ja, daß felbft zur Zeit der Kaiſer, Da die Reichthuͤmer von allen Orten herzufloffen, da die Ueppigfeit zu dem höchften Grade flieg, den fie viel. leicht jemals erreichet hat, und da die Römer für Tändeleyen und Seltenheiten ausfchweifende Sum⸗ men bezahlten „ Die gemeinen Lebensmittel, Diedem großen Haufen nothwendig waren, mi £ in eben ' dem Verpältniffe theuer geweſen. Hiervon kann man nicht wohl einen andern Grund angeben, als daß fie in großer Menge vorhanden geweſen. Nach dem Pelybius ward der ficilianifche Medi mnus Weizen, ſelbſt zu feiner Zeit, gemeiniglich in ei: nigen Theilen von Italien, für 4 Oboli verfaufet ; eben diefes Maaß von Geriten für 2 Oboli; Der Metretes Wein galt ebenfo viel. Wenn der Medi- imnus Siculus nicht fehr von Dem Medimnus Attieus Georgieus’ verfehieden war, fo hielt er mehr als 6 englifcehe oder 4 fchottifche Megen Weizen (Becks) ; das iſt, 6 engliſche Metzen Weizen wurden für 55 Pence Sterling verkauft ; 6 engliſche Metzen Ger: ften für die Hälfte diefes Preifes; und mehr als 10 engliſche Gallons Wein (4 Gallen zu 4 englifchen Maaßen) galten eben fo wenig. Da die Dinge ſich zu den Zeiten. des a, r ‚verbielten, * es es | * in den alten und neuern Zeiten. 395 der an Menſchen noch am Gelde fehlte, fo fehen wir, in welchem ungeheuren Uederfluffe die Lebensmittel, geweſen. Mad) diefen Preifen wuͤrde das englifche Duarter Weizen nur eine halbe Krone, der Quarter Gerften nur 15 Pence, unddas fchortifche Boll weni⸗ ger als 1 Schilling Sterl. gelten. Hieraus fehen wir, daß die Preiße noch niedriger, als zu Solons Zeiten gewefen ; und. weil es zu viel zu bemeifen fheint, möchte man vielleicht denken, daß es nichts beweiſe; oder weniaftens fünnfe man ſich vorſtel⸗ Yen, daß uns die Maaße nicht vollfommen befannt wären, Aber das, was Polybius binzu feet, die- ‚net diefen Einwurf zu beantworten, und zeige, daß wir uns nicht fehr irren koͤnnen, wir mögen rechnen, wie wir wollen; denn er merket ferner an, daß das mals in dem nördlichen Theile von Italien ein fols her Ueberfluß von Sebensmitteln gewefen, daß ein Reiſender in einer Herberge mit allen Nothwendig— feiten, Die er bedurfte, wohl verforget ward, und felten mehr als den vierten Theil eines: Sbolus , dag iſt, weniger alsein Drictheil von einem Penny Sterl. bezahlte %+ Wie wohlfeil und überflüßig müffen die Lebensmittel geweſen feyn, und wie leicht hat es bey folchen Umſtaͤnden feyn müffen, eine Familie zu unterhalten! und wie leicht koͤnnte noch igund eine Familie unterhalten werden, mas für ein ungeheu> ver Borrath von Lebensmitteln koͤnnte aufge» bracht werden, und. wie wohlfeil würden fie in Britannien feyn, wenn alle, oder der größe se Theil derjenigen, die ſich itzund befchäfftigen, Zier— rathen zu verfchaffen, eben fo fleißig in Herbenfhafr ‚fung des Korns und in der Viehzucht wären, als fie = Polybins. Parif, 1609, fol. lib, 2. p.103, in 396 Von der Anzap der ren, An Verfertigung von Tandelehen und zum Dienfte + \ 484 375 Pe ‚ber Ueppigkeit find, Bon den Zeiten des -Potybinis nahmen die Ro⸗ mer an Macht und Reichthum zu; und waͤhrend der Regierung des Auguſtus, und einige Zeit her⸗ nach, erreichte die Ueppigkeit den hoͤchſten Grad; die ausſchweifendſten Preife wurden für Kofibarkeiz ten ‚bezahlet, und die Reichen lebten auf eine ver- fchmenderifche Art, die den neuern Zeiten unbekannt ift; wovon ich aus Arbuthnots Tabellen alter Münzen einige Beyfpiele anführen will. In den damaligen Zeiten waren viele Romer un⸗ | — reich. Abppicius beſaß 807 291 Pf. 13 Schill. 4 p. St. Grifpus, ein Bürger von ln T; ‚014 583 Hr 6 Schill. 8. P. Marcus Craſſus hatte er ſo viel. | Demetrius, ein Freygelaſſener des Dompejus, bare "4000 bein oder 775 000 Pr. im Ver⸗ Mögen, | ‚ein Froygelaſſener des Caudius, 2, 421, KERN der Philoſoph, erwarb | in vier Jeheen 2, 421 875 Pf. Lentulus, der Augur beſaß 3, 229 166 Pf. 3. Sch. 4P. C. Caͤcilius Iſiodorus verließ, ob er gleich viel in dem bürgerlichen Kriege eingebuͤßt hatte, in feinem Teftamente 41116 Sclaven, 3600 Jod) - Ddhfen, von anderm Viehe 257000, und. am Kon Gelde * — 8 in den alten und neuern Zeiten. 397 Atticus erbte von ſeinem Bater 16 145 16 Schill. EP. Das ——— des Cato Minor beſtand in 19375 Pf. Servius meldet im Leben des Virgils, daß dies fer Dichter 80 729 Pf. 3 Schill. 4 * reich ge⸗ weſen. | . Das Bermögen des Cicero muß beträchtlich. ge weſen ſeyn: er geſteht, daß er in Aſien 17 762 Pf, 9 Schill. 4. gehabt habe. Da große Schulden Folgen von einem großen — Credite find, fo zeigen fie große Reichthuͤmer an. Einige Beyſpiele davon find folgende: - Eurio machte eine Schuld von 484.375 Pf. Julius Caſars Schulden betrugen, ehe er eine Bedienung gehabt hatte, nie einige wollen, 2, 018 229 _ Pf 3. Sdill. 4 P. wie andere vorgeben, 807 201. Pf. 13 Schill. AP. Nach der Meynung anderer beliefen fie fi auf 251 875 Ar Craſſus war fein Buͤrge für 168 812 Pf. 10 Schill. | Milo machte eine Schuld von 565 104 Pf, 3Schill. | 4 P. Antonius war an dem Idus des Merzen 322 916 Pf. 13 Schill. 4 P. ſchuldig, die er vor dem ı April bezahlte, | e” Stho machte, bevor er Kaifer — eine Schub von 1,,602 2 083 pᷣf 6 Schill. 8P. G find. in Abſicht auf das Vermögen des Craſ⸗ fs einige Umftände, melche dieſer Materie noch mehr Sicht geben. Sein Vater hatte ihm im Te ſtamente 300 Talente, oder 58 125 Pi. binterlaffen, bie — wie Plutarch meldet ‚, bis zu 7100 Talent, . oder, ni 375625 Pf. Baker — Hatteergethan, ehe er den parthiſchen Feldzug unternahm; ja er Hatte diefes große Vermögen, ob er gleich das rö- mifche Voͤlk befchenft, und einem römifchen Bürger ein Geſchenk von gebensmitteln auf 3 Monat gege⸗ ben hatte. Es gab einige Leute von ſehr niedrigem Stande und Handthierungen, die ein großes Vermoͤgen er⸗ warben. Schuhflicker, Faͤrber und Schuſter * dem Volke oͤffentliche Schauſpiele. Da beydes die Guͤter und die Schulden unter den Roͤmern oft ungeheuer groß waren, ſo war ihr Aufwand nach Maaßgebung gleichfalls ſehr groß. ‚Nachdem Appicius 807 291 Pf. auf feine Küche verwandt, und ungeheure Summen durd) Gaben und Gefchenfe verfchwendet hatte, und endlich ges mungen ward, zum erflenmale feine Rechnungen nachzufehen, fand er, daß er noch 80729 Pfr 3 Sch. AD. übrig hatte, "weil er. dieſe aber für zu wenig bielt, vergiftete, er ſich aus Furcht vor Hunger zu ſterben. * Der Saͤnger Tigelllus berſchwendete in Tagen 8072 Pf. ı8 Schill. 4P. Alagabalus verwandte auf eine AWbendmehihen 24 218 Pf. ı5 Schill. Ealigula gab eine Abendmaplgeit, die im 80 729 Pf. 3 Schill, a P. Eoftete. Vitellius verzehrte hei in Effen unb Teinken 7,265 625 Pf. Tacitus ſagt fo gar, daß er dieſe Summe in wenig Monaten durchgebracht babe 9 Wenn Lucullus eine Mahlzeit im Apollo ‚gab, war der Aufwand 1614 Pf. un Shih, s Pf. 7— | Ä e in den alten undn neuern Seiten. 399 Vitellius aß täglich © viermal; er hatte Feine Kbendmafigeie und fein Seißftücd Unter 3229 Pf. 3 Schill. 4. P. | Den Soldaten wurden große Silke geſchenkt. | Paulus Aemilius gab jedem feiner Soldaten Sch. —J alle gab jedem feiner Soldaten 3a Pf. 13 Schill. 649. Mad) der Ereberung von Tigra⸗ nocerta gab. er jedem 25 Pf. 16 Schill. g P. von der Beute, die von dem Heere des Tigranes ger macht war, und außerdem ließ er die Stadt plün: dern, ‚ven koͤniglichen Schatz ausgenommen, wo er unter andern Neichthümern, an baarem Gelde 1, 550 000 Pf. antraf, Nachdem Pompejus die Seeräuber überwunden hatte, fehenfte er dem Publico und ven Schagmei- ſtern bey feinem Triumphe 193 750 Pr. und jedem Sol. daten 48. Pf. 8 SHl.gP. . Sulius Cäfar gab zu einer Zeit ehem Soldaten von den alten Segionen 16 Pf. = Schill, 12 P. und den Nittern 193 Pf. 15 Schill; zu einer, andern Zeit fihenfte er jedem Manne-go Pf. 14 Schill 7 P, noch) zu einer andern Zeit jedem Manne ı61 Pf, 9 Schill. 2P. den Hauptleuten gab er noch Ba fo viel, oder 322 Pf, 18 Schill. 4P. Die Tribuni RR und die Eaniige befamen jeder 645 Pfr 16 Schill. 8 P. — gab jedem Soldaten ı Pf, 12 Schill. ıı Auguftus Cäfar ſchenkte iebem Soldaten von der | präforianifchen Bande, wenn er fechzeben Jahre gedies | | nee 400 Von der Anzahl der denſchen, niet hatte, 161. Pf. 9 Schill. 2 P. Cr Sinai jedem Soldaten von den urbanae Cohortes 4Pf. 8% P. den prätorianifchen Soldaten jedemgP SEP. Ben der Einnahme von Alerandrien befam ‚jeder römifje Soldat 8 Pf. ı Schill. 55P. damit die Stadt verſchont bleiben moͤchte. | Nero verwandte auf Schenkungen zu verſchiede— nen Zeiten 17, 760 416.Pf. 16 Shil. 6 Der Kaiſer Marcus Antoninus machte jedem Sol⸗ daten ein Geſchenk von 96 Pf, 17 Schill. 6 P. und ‚fein Gehuͤlfe $ucius gab 161 Pf. 9 Schill, 2P.- Pertinar verfihert, daß er den Eoldaten ein Geſchenk von 2, 179 687 Pf. 10 Schill, gemacht babe. Der jüdifhe König Herodes verfchenfte ben fei- nem $eben einsmals 4 Pf. 16 Schill. 44 P. und bey feinem Tode ı Pf. 2 Schill, 173P. an Er feis ner Soldaten, - Außer den Gefchenfen an die Soldaten), Anbeh Die römifchen Kaifer Eee, oder Geſchenke, an das Volk. Julius Caͤſar gab jedem Buͤrger, außer 10 Mo⸗ dii Korn, und 10 Pfund Del, 3 Pf. 4 Schill. 7 P. Er: vermachte jedem Bürger 2Pf. 8 Schill; 529. oder, wie einige fagen, nur. ı6 Sch, 13 P. ' Hguflus gab dem Volke verfchiedene | Eleinere Congiaria. - Aber zu einer Zeit fehenfte er jedem Bürger‘ ad. ı. Schill. ı P. und übergieng nicht einmal die Kinder, ob es gleich fonft nicht. uͤblich war, diejenigen, die unter eilf Jahren waren, zu ſchenken. Euſebius ſchreibt in ſeinem Ehronicon, dag die römifchen Bürger nach) der Schlacht bey — auf 4,160 000 — worden; man neh⸗ } me 2 )Os E in den alten und neuern Zeiten. gar “ne an, daß nur 2 Millionen die eben gedachte Sum | me “erhalten "haben , fo wird fich das Geſchenk auf 4, 036 458 Pf. 6 Schill. 8 P. belaufen. Auguſtus vermachte jedem von den gemeinen Volke Pi.s Chill,5;P. . | — gab ein Congiarium von 3 pf. 4 Schill 4 Antoninus Philoſophus gab ein ſehr großes Com giarium von 6 Pf, 9 Schill. 2 P. i / hi Sohn, Eommobus, gab 23 Pf. 8 Schill, 22 | | Severus gab ein Congiarium von ıo Aurei , das 1, 614583 Pf. 6 Schill, g P. betrug. Der Ambitus, oder das Beſtechen, um Ehren ftellen zu erhalten, erfoderte große Summen. Wie Milo fich um das Confulat bewarb, gab — für jede Stimme 32 Pf. 8 Schill. io P. | Julian verhieß jedem Soldaten zor- Pf. 16 es: 529. wenn fie ihn zum Kaifer wählen wollten. . Ein Mann, dev fich bey der. catilinarifchen Vers ſchwoͤrung zum Spion gebrauchen ließ, befam 1614 Pf. u Schill. 8 P. Der Conſul Paulus ward vom Julius Caͤſar mit einer Summe von 56510 Pf. 8 Schill. 4 P. ba ſtochen, daß er es mit ihm halten möchte, An⸗ dere machen die Summe 290 625 Pf. Es wird in den Rechtsfachen zwoer beteachclichen Be eftechungen erwähnet, eine von 8072 Pf. 18 Sch. 4 5 Die andere Ku im 5166 Zu 13 Sn Per... | RR) Band, | | Er — 2* 402 Don der Anzahl der Men he Goabinius ward verflagt, daß er eine © : Summe von 1, 937500 Pf. genommen habe. Kar: Wi | Es ſcheint, Daß die Einfünfte des eömifhen Reiche unermeplich groß gewefen, Paulus Aemilius brachte, - "ik: er den Per⸗ ſeus, Koͤnig von Macedonien, bezwungen hatte, 1,856 770 Pf. 16 Schill. 8 P. in den Schatz. Scipio brachte in denſelben, nachdem er den An⸗ tiochus beſiegt hatte, 1, 614583 Pf. 16 Schill.g P. Vor dem dritten punifchen Kriege waren unter dem Confulate-des Gertus $unius und des $ucius Aurelius, an Gold und Silber, an rohem und ge⸗ muͤnztem Gelbe, (wenn man das Gold nur zehn: mal fo hoch als das Silber vechnet, ) in dem — 566,577 Pf. 12 Schill. gE P. | Beym Anfange des Krieges mit * — noſſen follen, dem Vorgeben nach, über 52 Millio— nen in dem Schatze geweſen ſeyn; aber man glau⸗ bet, daß die Summe zu un — iſt, und die Zahlen unrichtig find. Julius Cäfar brachte eg? Zeit 12, “os STOP. in den Schatz. Als er beym Anfange des bürgerlichen Kriege nad) Kom fam, nahm er an Gold und Silber, an ungemuͤnztem und baarem Gelve ı, 095929 Pr. 3 Schill. 4P. aus dem Schatze. & Tiberius Hinterließ in dem Schatze 2, * 875. Pf. Umd die Einkünfte des ganzen Reichs muͤſſen fehr groß gewefen feyn, ob man gleich das, was Ve⸗ fpafian bey der Öelangung zur Regierung fügte, daß naͤrnlich mehe als 322 Millienen — zur Ev Bi. ang 6 PR 3 PS in: den-alten und neuern Zeiten. 403 haltung des gemeinen Wefens erfordert würden, für übertrieben und ausfchweifend hält. - a Laſſet uns nunmehr die Preiße einiger befonderer Waaren unterfuchen. ea; Plinius erwaͤhnet ‚einer Maulefelinn zum Bes ſpringen, die für 3229 Pf. 3 Schill. 4 P. gefaufer. ward. Er erzählet gleichfalls, daß in Celtiberia, ‚einer Provinz von Spanien, eine Efelinn Füllen ges worfen, fo mit 3229 Pf. 3 Schill. 4 P. bezahlet worden. | Ä EM | 59* Varro redet von einem Eſel, der zu feiner Zeit für 484 Pf. 7 Schill. 6 P. in Nom verfaufer ward, Der Preiß eines Pfauen war ı Pf. ı2 Schill. 339. Eine Heerde von hundert Pfauen ward ‚weit theurer verfauft, nämlich für 322 Pf, 18 Schill, 4P. Ein Pfaueney galt 3 Schill. 23 Schöne Tauben wurden das Paar für ı Pf. 12 Sch, 32 P. verkaufet. Andere von einer fehönern Arc waren viel teurer. Varro erzähle, daß Arius fi) geweigert habe, ein Paar von feinen Tauben unter 12 Pf. i8 Schill. 4 P. zu verfaufen, da ihm * Kaufmann 8 Pf. ı Schill. 5% P. gebothen afte,- a | Die Römer fehweiften in den Preißen der Fiſche ‚noch mehr aus, als in den Preißen der Voͤgel. Ju— venal erzählet von einem Mullus, der für 48 Pf. - 8Schill. 9P. gekaufet ward. Nach dem Macro— bius ward für einen andern 56 Pf. 10 Schill. 12 P. bezahlet. Für eihen dritten ward, wie Plinius be. richtet, 64 Pf. un Schill, 8 P. gegeben, weldyes ihm um fo viel wunderbarer vorfönmt, da der Mullus «ein Fiſch war, der felten über 2 Pf, wog, 404 Don der Anzahl der I Menſchen, C. Hirrius verkauſte ſeine Fiſchteiche ei 48: 291 Pi. 13 Schill, 4P. Dieſer Mann. verkaufte feine Fiſche, fondern liehe nur zu Caͤſars Triumphsmahle ‚6000 fampreten. Die Fifche des $ucullus wurden nach feinem Tode für eben den * von 32 298 Pf. 3 Schill. 4 P. verkauft. Pfirſchen galten zuerſt 73 P. aber hernach fiegen fi bis zn 4 Schill. io P. Das Pfund Wolle, oder Tuc, mit Biofetpurpur gefärbt, koſtete 3 Pf. 10 Schill. m P. Die tyris ſche doppelte Sarbe Fonnte faum das Pfund für 35 Pi. 9 Schill. ı# P, gekauft: ‚werden. Und das Färben eines englifchen Pfundes Coftete in ungen Fällen 4 Pf. 10 Schill, 5 P. Wenn Lollia Paulina in ihrem Shmne⸗ von Edelſteinen gekleidet war, trug ſie 322 ‚916 Pi 13 Schill. 4 P. werth am Leibe Die Triclinaria oder Polſter und Teppiche wa⸗ ven theuer. Man ſaget, daß dieſe Teppiche zuwei— len mit 6458 Pf. bezablet worden. Mero bezahlte fie mit 23291 Pf. 13 Schill. 4 P. Einige bezahle ten für ein Stuͤck Leinewand 8072 Pf. 18 Schill. | 4». Die Veftes Byflinae waren fehr Pe bas Pr. von folchen Tüchern koſtete 49 Pf. ı2 Schill. Der Preiß der Sclaven, die in den fehönen Kin. | ſte n geübet waren, war fehr hoch, Seneca erzaͤhlet, Calvifius $abinus habe viele Anagnoftae unter feis nen Sclaven gehabt. Das ift, folche, die Gelehrte | waren, und ihren Herren vorlefen fonnten, unddaß Feiner. derfelben unter 807 Pf. 5 Schill. 10 P. ge kauft worden, Nach dem Plnius koſtete der Gram⸗ marticus in den alten und neuern Zeiten. 405 maticus Daphnis 5651 Pf. 10/ P. Der S Schau J ſpieler Roſcius konnte jährlich 4036 Pf. 9 Schill. 2 P. gewinnen. Ein Morio oder Pickelheering ward für 161 Pf. 9 Ediill, 2 P. gekauft. Gemälde, Bildfäulen und andere ſchoͤne Werke ſtanden in hohem Preiße. Fuͤr die Medea und den Ajax des —— bezahlte Julius Caͤſar 15500 Pf. Hortenſius kauf⸗ fe Eydias Argonauten für 1162 Pf. 10 Schill, Die Venus, Anadyomene (oder die aus der Eeetritt, ) ward auf 100 Talente, oder 19375 Pf. gefchäger, Der Archigallus, oder Hoheprie ſut des Parrhaſius, worein Tiberius ſehr verliebt war, ward 484 Pf. 7 Schilling, 6 P. geſchaͤtzet. Lucullus Faufte die Copey der Ölycera, der Geliebten des Pamphilus, wovon das Original vom Pamphilus felber war, für 397 Pf. 10 Schill. Die Bildfäule des Apollo, die &ucuflus aus Pontus gebracht hatte, und vie ſehr groß war, foftete 29 062 Pf. 10 Schill. Lu— cullus faufte das Protoplafma, oder das Model der Venus genitrix, für 484 Pf. 7 Schill. 6 P. Ein Model eines Bechers von Teig ward mit 193 Pf. 35 Schill, bezahle. C. Gracchus Su filberne Delphine zu 40 Pf. 7 Schill. 34 P. das Pfund. Eraffus hatte verfchiedene filberne Gefäße ‚ die er Das Pfund zu 48 Pf. 8 Schill. 9 P. bezahlte. Und wenn wir nach dem Gehalte unferer Münze rechnen undein englifches Pfund verjtehen, fo koͤmmt die bloße Arbeit des Silbergefehirres für ı Pf. 48 Pf. 19 Schill. 1P. Die Roͤmer waren ſehr verfehwen: deriſch in ihren Vafa murrhina und in ihren Trullae; Cc3 x eines, + Die ie je der Sl und die en Derer, fo die —— lehrten, der Redner und Aerzte, beliefen ſich gleichfalls fehr hoch. Kurz, faſt alle Dinge, die dem gemeinen Haufen nicht. noth⸗ wendig waren, ſtanden im hohen Preiße. In der That koͤnnen ſich die neuern Zeiten, von den Reich⸗ thuͤmern, der Pracht und der Ueppigkeit der Römer bey dem Verfall ihrer Republik, und beym Anı _ fange ihrer Monarchie faum eine Ders mas chen *. Hi Da der Reichtum und bie Ueppi keit er Stoß | fen in Rom auf eine fo ungeheure Ye füeg, ‚fo mußte: hiedurch eine große Circulation des Geldes und ein - allgemeiner Ueberfluß des Goldes und Eilbers vers urfacht werden ;. es war auch nicht möglich, Das ‚Geld auf wenige Hände -einzufchränfen ; ‚dennoch behielten die Nothwendigkeiten des Lebens einen mäßigen Preiß, und fliegen nicht in dem Verhält- nifle, wie die Preiße der — die zur eoigteit Bu, gehöreten, : er‘ E ER | a Bir j i i EEE zei dur Arbuthnot hat ei eine fogteße Sarıml ng en Preißen verfchiedener Waaren gemacht, ich mich begnüget babe, da «8 ohnedem bekannt »ift, wie foftbar und prächtig die Römer zur Zeit des Auguſtus lebten, die einige der Beyfpiele, die ich angefuͤhret babe, und die le feiier Sammlung zu nehmen. Die —— tatlonen ſind aus den ll — men. in den alten und neuern Zeiten. 4:7 Wir haben bereits aus dem Plutarch * gefehen, daß Schafe und Ochfen in den Tagen des Balerius “ Doplicola fehr wohlfeil waren. Wir können ferner aus dem Plinius lernen, daß Manius Martins, ein Aedilis, dem Volke Korn verfchaffte, und zwar den Mobius für einen As; welches weniger machen, als zwey Schilling, 4 2 Mennn Sterl. das englifche Quarter, oder opngefäbt ı Schilling 6 Pence das fehottifche Boll, Ferner, dag Minutius Auguris nus, der eilfte Arab plebis in drey Marfttagen das Korn zu diefem Preiße herunter feßte *. Varro, der vom Plinius angefuͤhret wird, erzaͤhlet, daß, wie Meitelius eine große Anzahl von Elephans ten im Triumphe aufführete, man für ohngefähr drey Farthings 1, 014 englifche Metzen Korn, von gedörrten Feigen, mehr als 27 Pfund englifch,, an Fleiſch 10 Pf. in Unzen, und an Del mebr ale 9 Pf. | Faufen konte. Die Falti confulares zeigen, daß Dies fer Lucius Metellus erft nach dem — 500 ge⸗ re ae Er, * —— Aug * Siehe oben. | ** Manius Martius aedilis plebis prinum Feumgentule populo i in modios aflıbus donavit. Minutius Au- gurinus,. qui Sp. Melium coarguerat farris pre- tium in tfinis nundinis ad aflem redegit undecimus en. tribunus. Plin. nat. hilt. Lib. 15. c. Be Nie Er M. Varro au&tor eft, cum L. Metellus in trium- 9 pho plurimos duxit elephantos, aflıbus fingulis _ farris modios fuiffe, item vini congios, ficique ‚fieeae pondo 30. olei pondo ıo, carnis ponda i2. Pl, nat. hiſt. Lib. 18. cap. 3. Er 408 Von der Anzahl der? Aus einer der Reden des Cicero * * Zen | res, koͤnnen wir die Kornpreiße ſehen, ‚als beydes die römische Macht und Ueppigfeit ſehr hoch geftiegen war. Gr ermähnet zwo Arten von Kern in Sieilien, : das Decumanum und Das Imperatum;, das Decu- manum ward, ter römifche Modius, zu 3 Seſter⸗ tien, oder die englifche Mege zu 5 Pence, 3 Farthing Sterling bezahlet. Das Imperatum mar höher im Preiße; denn der römifche Modius koſtete 4 Ses ſtertien, oder die englifche Metze, 7 Pence, 2 Far⸗ thing. Mach dieſen Preißen ließ der Senat dem Verres Geld geben, um dafür Korn in Sicilien zu Faufen. Uber wir fehen aus dieſer Rede daß da= mals niemand in Sicilien mehr als ı5 Sefterzien für den Medimnus (welcher 6 römifche Modii hielt,) befommen habe. Rechnen wie hiernach, fo Eoftete der römifche Modius 2X Seftertien, oder die englifche Mege, 4Pence, 3 Fatthings. Aber da Verres Präs tor von Sicilien war, waren die Preiße bisweilen noch) niedriger und der römifche — ward fuͤr 2 zen ——— Se Er fuͤget in eben dieſem Gapitel Binz : al. nam ergo tantae ubertatis caufa erat ? Ipforum tune manibus imperatorum colebantur agri ‚(ut - fas eft credere) gaudente terrd vomere laureato , —J triumphali aratore : five illi eadem cura feınina tradtabant, qua bella; eademque diligentia arva difponehant , qua caftra, five honeftis manibus var laetius proveniunt, quoniam et Luriolius unt. * In medimna Ber video ex literis publice bi Halefinos H — S quinos denos —— u va # in den alten und neuern Seiten. 409 eins erhellet, daß man ungeachtet der unge heuren Ueppigkeit und def unermeßlichen Reichthuͤ⸗ mer Italiens, in der benachbarten Inſel Sicilien, das Korn wohlfeiler Faufen Fonnte, als es oft unter uns ift; und daß die ausfehweifenden Preiße der Dinge, die zur Ueppigfeit gehörten, wenig Einfluß in den Preiß des Getreides hatten, Wir fehen aus. dem Tacirus, daß, nachdem Rom zur Zeit des Nero * verbrannt war, der Preiß des Korns bis auf drey Nummi gefallen ſey. Diefes zeiget an, daß er vorher höher gewefen: aber wie Eönnen ſchweruch annehmen, daß er höher als viere gewefen, Es war fehon fehr viel, wenn der Preiß um den vierten Theil herunter gefegt ward, Hier⸗ aus ift offenbar, daß zu den Zeiten der größten Uep⸗ pigfeit, da die Seltenheiten einen ausnehmenden Werth hatten, das Korn nie in eben dem Verhälte niffe geftiegen fen. | Ich will indeffen nicht behaupten, daß die Korn⸗ preiße nie höher gewefen: aber es ift offenbar, daß fie unter uns oft höher find, als fie unter den Rö= mern waren, da fie den höchften Gipfel ihrer Größe erreichet hatten, und Mc Vornehmen weit koſt⸗ a barer dam ex tabulis locupletiffimorum aratorum, co. dem tempore neminem in Sicilia pluris frumen- - ‚tum vendidifle, * Eſt enim modius lege H — s Ir aeflimatus, bit ‚amem, te praetore, ut tu in multis epiftolis ad amicos tuos gloriaris H—Sı. ' Cie. tert. Ver.‘ m e Pie frumenti minutum usque ad ternos nunminos. Taeit. Annal, Lib. 15. cap. 59, * — 10 Bor der Anza der Menfehein, barer lebten , als die reichften 5 jender u unfer. uns feben, und da fie ein — hatten, wo⸗ von wir uns ig kaum ‚eine Een. he | koͤnnen. J——— El — Aber das, was ung Komitius SSR von sem Aufwande des Pomponius Atticus erzaͤhlet, ſetzet die Wahrheit unferer Hypotheſe in das helleſte Licht: ‚in der That, dieſe Stelle allein iſt faſt entſcheidend. Er merfet an, daß Atticus ein fehr gutes Haus ‚hatte, ſich der beiten Dinge bediente, Perjonen von allen Ständen bewirthete, und doch monatlich nicht mehr als 9 Pf. 13 Schill, 9 Pi oder jährlich 16 Pf. 5.Schill, verzehrte *, Sn der That, eine ‚geringe Summe für einen ber reichſten und ange⸗ en ee in ern —* einer * da ein ſo — ‚n.großer * Nam cum — a nemo lo. mins File emax, minus aedificator. _Neque tamen non in- primis bene habitavit, omnibtisque optimis rebus ufus et. — legink) non ‚magnificus ; ; fplendi- “ dus, non fumptuofus ; omni ‚diligentia‘ ‚mundi- tiemy non affluentiam affe&tabat. ° -Supellex modi- ea, non multa, ut in neutram partem con nfpici . poflit. Nec hoc praeteribo (quanquam nonni ıllis leve vifum iri putem) cum in primis lautus effet eques Romanus, et non parum liberaliter domum ſuam omnium ordinum homines invitaret, feimus non amplius, quam terna millia aeris, peraeque in ſingulos menſes, ex ephemeride eum expenſum ſumptui ferre ſolitum. Atque hoc non auditum fed rognitum praedicamus. Saepe enim pröpter familiaritatem domeflicis rebus interfuimus, — — Vita ‚Pomp. — — * ar den alten und neuern Zeiten. au PR Ueberfluß und Pracht herrſchte. Wie dieſes moͤglich geweſen, ſehen wir aus dem, was der Ges ſchichtſchreiber Binzu feget, daß er nämlich zierlich, nicht prächtig, mit Anftand nicht im Ueberfluffe ge⸗ lebet hat; kurz, daß er die alte Einfalt liebte, fich mit ordentlichen Speifen begnügte, und fein ‚Geld — nicht fuͤr Leckerbiſſen verſchwendete, die man nicht anders, als um einen ausſchweifenden Preiß haben konnte. Wie wohlfeil müffen zu der geil all gebensmitte gewefen ſeyn. Ueberhaupt blieb noch lange ein großer Theil. der urfprünglichen Einfalt in der Welt; und felbft da bie Lieppigfeit flieg, und die Öroßen fehe viel verſchwen · deten, brachte der alte Geſchmack, der von einem Fleiße begleitet war, der hauptfächlich auf den Acker⸗ bau gerichtet ward, die nothwendigen $ebensmittelin großer Menge hervor. Einfalt und Genügfamfeit allein Fönnen ein Volk nicht groß, und volkreich ma— ‚hen: die Menfchen müffen auch fleißig feyn, und ihr. Fleiß muß auf die gehoͤrige Art angewandt wer⸗ den. So brachte der Fleiß in alten Zeiten, da er ſich mit Herbeyſchaffung der Lebensmittel beſchaͤfftig⸗ fe, eine m! indernswuͤrdige Menge hervor: und hier⸗ aus koͤnnen wir auf eine beſondere Weiſe von der groͤßern Volkmenge bey vielen walten Nationen einen Grund angeben. ü Ich füge noch zu dem, was ih gefaget N ‚ hinzu, daß die Länder, worauf wir unfer Augen: merk gerichtet haben, am volfreichften müffen-gewe. fen feyn, da alle diefe Urfachen am flärfften wirk⸗ ‚tn; das iſt, wie wir muthmaßen koͤnnen, um die Zeit 412 Bon der Anzahl der Menſchen, Zeit Alexanders des Großen, und ede die Nömer die Welt in Sclaverey geftür jet hatten. * Einige von denen Urſachen, die wir von FR ges ringen Anzahl dee Menfchen in neuern Zeiten ange- geben haben, nämlich, die große Menge unverheis ratheter Priefter und Weiber i in päabftlichen Laͤndern, der. Unterſchied zwiſchen den alten und neuern Ge— wohnheiten, in Abſicht auf die Knechte, und auf die Unterhaltung der Armen, das Recht der Erſtge⸗ burt, die große Anzahl der Soldaten in Eurpa, die weltlauftige Handlung nad) den beyden Indien, die Groͤße der neuern Staaten in Vergleichung mit den alten, und endlich die größere Einfalt der alten Welt, ſcheinen ſo gegruͤndet, und die gebensarten, die daraus entftehen, fo tief eingewurzelt zu feyn, daß man nicht die geringſte Ausſicht auf eine betraͤcht⸗ liche Veraͤnderung in dieſen Stuͤcken haben kann. Ja wir koͤnnen ung nicht nur Feine gegründete Hoff nung dazu machen, fondern es feheint auch nicht einmal möglich zu feyn, daß fich die Menfchen durch irgend einen Zufall plöglich fo vermehren fünnten, daß fie den alten Zeiten an Volkmenge gleich Fämen. Es wäre indeſſen zu wünfchen, weil doch der güfige Urheber der Natur, die Erde vornehmlich zu einem Wohnplatze der Menfchen gebildet bat, und die Er⸗ de vermöge eines rechten Anbaues, eine weit größe: re Anzahl von Menfchen unterhalten fann, als dar⸗ ‚auf leben, es wäre zu wünfchen, fage ich, daß man den gegenwärtigen Mangel der Menfchen, in ſo vie⸗ len ändern mehr zu Herzen nehmen, und auf ges hörige Mittel denfen möchte, Die Sachen auf. ei | Be Fuß zu TR Es iſt zwar wahr, daß Die: | enigen, ⸗ in den alten und neuern Zeiten. 43 jenigen, denen die Verwaltung öffentlicher Gefchäff« te aufgetragen ift, allein vermögend find, folche Ent: würfe auszuführen; indeffen muß es doch jedem Bürger erlaubt feyn, folchen Dingen nachzudenken, Die zum Wohl feines Vaterlandes abzielen. Bloß hiemit will ich das entfchuldigen, was ich über den Zuftand Schottlands noch Fürzlic) anmerken will. WUeberhaupt kann nie von einem Sande gefaget werden, daß es zureichend bevölkert fen, fo lange noch große Striche Landes nicht in der Maaße, wie fie es leiden fonnten, angebauet werden, oder ſo fange ein fehr großer Theil von dem Getraide, den _ Srüchten und dem Viehe, fo das fand liefert, niche zu Haufe verzehret wird. Es fann zwar bisweilen vertheilhaft feyn, wenn man in verfchiednen Fällen das Korn und Vieh, wie andre Waaren, aus dem Sande fuͤhret; aber ein fand ift doch gewiß, alsdenn am mächtigften, wenn es einen Ueberfluß von Men fehen hat, die das Korn und Bieh, fo es liefert, zu Haufe verzehren Fünnen, und wenn es fo gut, als möglich angebauet ift, Bis alle Sander auf dieſe Art bevölkert find, ift Die Erde noch nicht mis der a von Menfchen angefüllet, die fie ernähren ann, 1 | Indeſſen muß man es hierinn nicht genau nehmen, Denn wenn diefer Entwurf bis auf aͤußerſte ausge: führee würde, fo müßte er die wechfelfeitige Hand» lung verhindern. Und wäre die ganze Erde fo gut, als möglich, angebauet, und hätte jedes fand fo viel Einwohner, daß fie alle Producten deffelben verzeh- ‚ren koͤnnten, fo. würden zu befondern Zeiten , viele von fehlechten Speifen, und vor Hunger a Ei r 414 Vor der Anzahl der Menſchen, Aber ei eine ſo entfernte Gefahr muß uns nicht beun⸗ ruhigen, da wir in der gegenwaͤrtiger Beſchaffen⸗ heit der Erde nicht den geringften Grund finden, zu fürchten, daß die Erde bis aufs äußerfte angebauer, und daß jedes Land überflüßig, * DOREEN, ‚werde angefüllet werden. . Inſonderheit ift Großbritannien, ——— der nordliche Theil deſſelben, nicht voͤllig bevoͤlkert, da beydes große Striche Landes ungebauet liegen, und. ein ‚großer Theil des Getraides ausgeführer wird. Die Urfachen kann man aus dem, was oben ge⸗ | — iſt, leicht herleiten; unter andern PR ——— merkwuͤrdig. | Erſtlich. Diele von — jungen Sartre u laſſen ihr Vaterland, und gehen auswärts, um ihr Gluͤck zu machen, weil fie durch einen, oder den an» dern Fehler in unfrer Staatskunſt zu Haufe nichts zu thun haben, oder Doch nicht ein ſolches Gluͤck machen koͤnnen, das ihren Ehrgeiz befriediget. Zweytens. Viele von denen, ‚bie in Item Bar terlande bleiben , infonderbeit die jüngern Söhnereis cher Familien bilden fich entweder ein, daß fie niche im Stande find, oder find auch wirklich nicht im Stande, auf eine ihrer Geburt gemäße Art, Fami- lien zu unterbei fen; oder wenn fie es auch bey ihren gebzeiten thun eönnen, fo find fie nicht vermögen, ihren Kindern einen ‚ureichenben. Unterhalt zu hin⸗ terlaffen; und auf dieſe Arc werden fie vom Heira⸗ then abgefehredkt. Aus diefen beyden Urſachen muͤſ⸗ fen auch viele: * — — bleiben. —9— — Ki 7 | | Fer⸗ in den alten und neuern Zeitem. 415 Ferner muͤſſen wir anmerken, daß unſre Laͤnde⸗ teyen nicht zureichend angebauet toetben., ‚felbft wenn fie auch noch fo ſehr Eonnten genutzet, und verbeſſert werden. Daher dienen große Striche sandes nur zum Unterhalte weniger Menfchen. | ‚Wenn wir fragen, warum unfre Sändereyen fo ſchlecht angebauet werden, ſo iſt, außer den in die Augen fallenden Urfachen, fo die Armuth und Unge- fchigflichfeit vieler unſrer Pächter, ihre Furzen Pachtbriefe, und andre leicht zu bemerfende Dinge an die Hand geben, der Mangel der Nei— gung zum Ackerbau, und eine Verachtung deſſ: elben bey vielen Reichen, nicht wenig Schuld daran. Daher koͤmmt es, daß fie ihre juͤngern Soͤhne ent⸗ weder zu den Wiſſ enſchaften, oder zum Kriege, zur Handlung, oder zu ſonſt einer von den anſtaͤndigſten mechaniſchen Handthierungen, aber ſelten, oder nie zum Ackerbau erziehen. Es iſt wahr, neulich hat ſich eine beffere Geſinnung, die Sändereyen und Mas nufacturen zu verbeflern, geäußert, doch müffen . wir geſtehen, daß unfre Entwürfe noch ſehr mangel⸗ haft ſind, und daß der — nie gebörig augen wi muntert worden. Nachdem id) alfo, einige von denen Krach an⸗ gemerket habe, die den Anbau der Laͤndereyen, und folglich die Vermehrung der Menſchen in Nord— Britannien verhindern, iſt es offenbar, daß alles ſehr verbeſſ⸗ ert werden koͤnnte, wenn man auf die | le des Ackerbaues gehörig merfte, ind ſo da⸗ zu aufmunterte, daß er mit Eifer getrieben würde, | Hiebey können wir betrachten, daß, wenn. man geich ac daß wir oft mehr Getraide Ei ieh 6 Von der Anzahl der Menſchen, Vieh haben, als wir in unſerm Lande verzehren, | man dennoch) nicht. fagen koͤnne daß nicht mit dem Anbau ber Laͤndereyen viel zu gewinnen ſey, da der gegenwaͤrtige Zuſtand von Schottland, von Bri- tannien und Europa eg leidet, daß ſowohl vom Vieh, als vom Getraide, viel koͤnne ausgeführet werden. Aber wenn in der That mehr Getraide in Schott- land eingebracht, als aus geführee wird, und wenn es wahr ift, daß wir oft einen Zufchub aus Enge land und Irrland nöthig haben, fo muß der Bewes gungsgrund, den Ackerbau aufzumuntern, noch drins gender werden, dem fey aber wie ihm molle, fo iſt diefes wenigſtens gewiß, daß unſer Ackerbau ſich nicht fo aufgenommen bat, wie unſre Manufacturen, Daher es koͤmmt, daß es in vielen Hauptſtaͤdten von Schottland cheuter zu leben iſt, als in vielen Staͤd· ten und Grafſchaften von England, u Außerdem, da unfre obigen Betrachtungen ben weifen, daß die Menge und der geringe Preiß der gemeinften Sebensmittelden großen Haufen zum Heiz rathen aufmuntern, und alfo eine große Quelle der Volkmenge find, fo fann das Getraide und das Vieh nicht zu überflüßig, noch zu mohlfeil feyn. Es ift wahr, man fonnte fagen, welches auch oft nur gar zu wahr iſt, daß ein großer Leberfluß, und: der zu geringe Preiß der Sebensmittel die Ara beit verhindern, die Bedienten und Armen faul, und übermüthig machen, und beydes ‚den Sandjunfer, | und die Pächter in Armuth bringen. Aber diefes iſt nur eine fehr parfeyifche, und enge. Ausſicht ‚auf diefe Sache; denn dieſer Müßiggang, und Diefer ai rühren nur. von einem zufälligen leber= in dent alten and neuern Seiten. 47 flüffe Her, der zu beſondern Zeiten, und in gewiſ⸗ fen Jaͤhrszeiten entſteht. Herrſchte ein beftändiger Weberfluß, und wären die Preiße ftets niedrig, fo wuͤrde diefes bey einer miftelmäßigen Policey, den gluͤcklichſten Einfluß haben, und die Nation durch eine ungeheure Vermehrung der Menfchen verſtaͤrken. Solche eingeſchraͤnkte Anmerkungen, und ſo enge Grundſaͤtze in Abſicht auf die Gefahr des Uebetfluf« fes, find ungemein richtig, wenn der große Haufen eines Volks bloß auf die Are foll gelenkt werden, daß er am beften gefchickt fey, die Größe weniger Menſchen zu unterftügen, und ihre Ueppigkeit zu er⸗ hoͤhen: aber Grundfäge von diefer Art koͤnnen nichts bentragen, eine Nation überhaupt groß und volk⸗ veich, und die Gefellfchaft glüctich zu machen. · ‚Soll alfo der Vorrat von Lebensmitteln vera mehret werden, ſo würde es zu Diefer Abficht ſehr zuträglich feyn, wenn reiche Leute, anftatt ihre Kin« der zu den obgemeldten gebensarten. zu erziehen, fie zum Aderbau anführeten. | Viele Dinge preifen einen ſolchen Plan an; wenn nur junge Leute vom Stande einmal ſo weit gebracht werden Fönnten, daß fie einen rechten Geſchmack, und Vergnügen ı an einer fo nüglichen Befchäfftigung hätten. Ich will bloß anmerfen, daß es viele Plä- Se in Schoftland giebt, wo man eine mäßige Pacht fans, und wo man eine Menge von Kalf, der Aecker finden Fann. Wenn alfo Leute von Vera | im Sandbau wohl unterrichtet würden, fo ‚würde — Ackerbau fuͤr ſie ungemein vortheilhaft un. Sie fönnten alsdenn unfchuldiger und ange» 2 Band | >» nehmer f tücklie ſi her zu werben, ed ſten andthierungen fü J — Kr Und da nod) immer viele ii daͤnde um SG “ uns find). ungeachtet. itz ind auflebt, der unſern Vor fahren unbekannt wa wuͤrde es den — ſehr befördern ‚und Werthe, und zur Berbefferung | er m 6 beytragen, wenn in den Doͤrfern die nuͤtzlicht nu acturen angeleget, und von den Reich flüßer, würden. Auf dieſe Art wuͤrden die anı, facturiers den Ackerbau aufmuntern, inden fü lich für, die Producte der Landereyen einen darkt b veiten;.die. Sandwirthe h MM die Manufackurier: aufmuntern, wenn fie ih aaren Fauften ; nd beyde wuͤrden mit rn Bemuͤhr ngen ſich 6 ſtreben, die Aecker fruchtbar, das Land volkreit und de Geſellſchaft bluͤhend zu machen. * ei Durch ſolche Mittel koͤnnten die beſten Familie in Schottland ihre Soͤhne in ihrem Vaienande be⸗ halten, die Zahl des Volks ſehr vermehren, zur ——— der —3 und dur Aufnaf meder BR Br “ * Man koͤnnte An denfen, hg ich meine o - Anmerkungen aus dem Gefichte verloren bi Aber ob ich gleich der Meynuna bin, daß « große Mannigfaltigfeit von Vianufacturen ı theilig fen , fo muß man doch geifeb: da nothwendig ſind; und da man nicht erwa daß der alte Geſchmack anf einmal ga ‚aufleben werde, fo if es noch immer ſich die Menſchen mit wenigen nothwendigen gen beſchaͤfftigen, als ie fie ganz und gar m fig find. .r - 1 in den alten und n nern Zeiten. 419 Mannfacturen bentragen, ‚den Müpiggang verbans nen, und den Leuten von niedrigem Range ein gus tes Benfpiel zur Nachahmung geben: es müßte dies fes auch nothwendig einen glüdlichen Einfluß auf die Religion und Eitten des Bolfs haben. Es koͤnnte auch ein Entwurf ausgedacht werden, die Familien dererjenigen zu unterhalten, die ihre Zamilie zwar bey ihrem Leben leicht verforgen koͤn⸗ nen, aber nicht im Stande find, fir ihre Witwen und Kinder zu forgen, wenn fie zeitig fterben ſollten. Diefer Entwurf fönnte einigermaßen nach dem Mus fler des Plans eingerichtet werden, der neulich Durch. ein Geſetz feſtgeſetzet ift, daß nämlich für die Wit wen und Kinder der Prediger ‚ und der $ehrer auf. den fehottifehen Hobenfchulen ſollte geforget werden, und zivar auf die Art, daß eine-große, oder ver. ſchiedne kleine Geſellſchaflen von verheiratheten Maͤnnern, die alle > auf einmal, ober jährlich, fo lan⸗ ge fie ieben ‚ gewilfe Summen, größer oder Fleiner, wie fie es für gut finden, mit, der Bedingung her⸗ ſchoͤſſen, daß nach ihrem Tode, ihren Witwen und Kindern auf eine folche Art, die man für Die ſchick⸗ lichite halten würde, proportionirte Summen bezah« let würden. Solche Gefellfchaften koͤnnten für den Unterhalt der Witwen, und Kinder Gewaͤhr leiften, wenn ihr Ehemann, ober Vaͤter mir Tode abgehen follten, ‚ fie Fonnten dem’ Staate eben die Dienfte leis in der, handelnden Welt, und ** das Heira⸗ mi ſehr befördern. Bornehmlich durch Yufmune terung zum Heirathen, und durch die Mittel, wo⸗ unſre junge Leute in ihrem — Dd2 behaͤlt, e Nei gung zum Acke behält, und‘ eine größe ' ! und den nüglichiten Maruufactuten — —— net es in den gegenwaͤrtigen Umſtaͤnden der Welt maoͤglich zu ſeyn, die Anzahl der Menſchen in irgend einem $ande zu vermehren, ohne daß andre Derter eine eben ſo große Zahl von Menſchen verlieren, als hi andres gewinnt, nn © Die befondre Lage, un bie Wilduſ ine heile von Schottland, ich meyne der Gebirge, verleiten mid), ‚ ehe ich meine Abhandlung (ließe, noch eis nige Anmerfungen über den Zuftand eines Theils, von meinem Baterlande Binzuzufügen, der, ob er . gleich igund wuͤſte, dennoch im Stande ift, eine große Menge von Menfchen zu unterhalten, und def. fen gegenwaͤrtige Einwohner in Unwiſſenheit, und‘ Date baren verfunfen find, ob fie gleich eben fo geſittet ſeyn koͤnnten, als die übrigen Einmohner von Britannien Da bie neuliche ungereizte Sebellion, die durd) die rauhen Einwohner diefer Wildniffe erreget ward, um den beften der Könige zu entthronen, die befte Regierungsform umzuftoßen, und die Freyheit Bri⸗ tanniens zu vernichten, zu einer fo großen und un⸗ vermutheten Höhe ftieg, bat fie die Aufmerffo mkeit der Reg ierung, ſowohl als andrer, die en ‚Ein: fluß auf die Staatsverwalter hatten, aufgew ct, ‚und einige vortreffliche Gefege veranlaffet, welche ' die Freyheit des ganzen Landes beſſer gefichert, Mar nufacturen und andre Arbeiten in Schottlan er gemuntert, und befördert werden‘, und wodurch Einwohner der Gebirge aus einem Stande der ? Sm barey und Knechtſchaft zu einem — nde, | ee Mans und der a 3 koͤnnen gebvache wer« An demalten und neuern Zeiten. gar ben, vermittelſt des gluͤcklichen Einfluſſes dieſer Ge ſetze, hat ſich ein Geift des Fleißes der Gemüther des Volks bemaͤchtiget, und Feine geringe Berändes tungen in-dem Sande ver urfachet. Es ift in der That unmöglich auszudrücken, was für große Verbindlich. — keiten jeder getreue Unterthan Sr. Mai jeſtaͤt, jeder eifriger Freund der proteſtantiſchen En jeder aufrichtiger Vertheidiger der brittifchen Frey. beit, derenjenigen fhuldig iſt, deren herzliche Ach« tung für das Wohl ihres Vaterlandes uns die glüds liche: Ausficht verfehaffet bat, die wir itzund ‚haben, ins fünftige in Friede zu leben, und. die Freyheit in die entlegenſten Theile der Inſo dringen zu ſehen. Aber dieſe Veraͤnderung hat bisher nur noch vor⸗ nehmmlich die Theile von Schottland betroffen, die ziemlich aut bewölfert waren, und zwar ven Ein⸗ en, die, ob fie gleich nicht ſehr arbeitſam, den⸗ noch ſwen geſittet waren. Die Gebirge. bleiben. noch immer in ihrer porigen Barbarey, und. Unthär tigfeit; und werden auch in der That noch lange ı bleiben, wofern nicht noch ein. neuer, Plan ausgeführet wird, der unmittelbarere Wirfungen hat, und Reichthum und Fleiß in ihre, innerfien, und enflegenften Theile bringt. Wofern Ueberfluß und. Fleiß, nicht fo. weit dringen, koͤnnen wir uns nie ſchmeicheln, daß wir genug gethan haben; denn nur alsdenn, und nicht eher, werden die Hochlaͤnder geſit⸗ et, und die Gebirge angebauet ſeyn. Wie dieſes nzufangen ſey und wie der Fleiß ſo weit koͤnne ge⸗ werden, muß dem Nachdenken derer. über: erden, » hie: ‚gehörigen. Dice, kauyemnben — Dd3 N In⸗ — Indeſſen Fann ia —— fa agen, daß durch den — die Aufm unterun | ängebäuer, noch die Einwohner aa werden Eine nen; denn wenige — Pens: | möge ihrer tage, ober der Beſchaffenheit ihres Bo⸗ dens, zum Kornbau geſchickt zu feyn. Rauhe Fels fen, und Hohe Berge bedecken den größten Umfang deffelben, Es’ giebt in der That einige veizende Striche Landes, und anmuthige Thaͤler, die zum Ackerbau geſchickt ſind. Aber wie wenig und unbe⸗ traͤchtlich find fie! =, Es fcheint demnach, daß * —— vor⸗ nehmlich zu Wenden muͤſſen gebrauchet werden; und man fann nicht zweifeln, daß ſie nicht auf diefe Art koͤnnten verbeſſert ‚werden, und daß fie nicht i Stande ſeyn -follten, eine Menge von Vieh zu un terhalten , wenn fie gehörig abgetheilet, und einge⸗ ſchloſſen wuͤrden. BEE Aber die Einwohner ſelbſt kdnnen bloß bu geſittet gemacht werden, wenn fie fleißig gemacht werben, unddadas sand nicht viel Kornbau zu verft ‚ten (cheint, fo ift das einzige Mittel, fie fleißig zu machen, die Einführung einer At von Arbeit/ die ‚vom Aderbau verfchieden iſt. ee. Die Menge ihrer Seen, bie Nachbarehaft des Meeres, und die Härte der Einwohner ſcheinen ung auf eine Het des Fleißes zu mweifen, deffen ihnen ſehr vortheilhaft fen koͤnnte. koͤnnten ſie Lebensmittel in großer Menge ) für fi, fondern aud) für viele andre h haf. fen. iii die —— ihrer Fiſche koͤnnten in den alten und neuern Zeiten, 423 Reichthümer erwerben; durch die Erwerbung der Reichthuͤmer wuͤrden ſie fleißig werden; und durch 9 den Fleiß wuͤrden ſie geſittet werden. Auf diefe Art koͤnnten die Gebirge endlich gut bevölfert werden, und die Einwohner berfelben zum Wohl von Bri⸗ tannien beytragen. RR > Ferner, wenn es möglich wäre, einige arbeitfüs me Handelsleute und. Manufacturen unter fie zu fenden, die ihnen ein unmittelbares Beyſpiel des Fleißes geben fönnten, fo würde fie, diefes bewegen, fich einer ehrlichen Arbeit defto eher zu unterziehen. Denn der Anblick der großen Vortheile der Arbeit, und des Leberfluffes, womit fie den Sleißigen verfora. get, würde natürlicher % Beife eine Liebe zum Gewinn, und ein Verlangen nad) Ueberfluß bey ihnen wirken. In der That muß man geſtehen, daß die Ge: feße, welche gemacht find, und die Entwürfe, fo zufolge diefer Gefege ausgeführer worden, um Dies - fen Theil des Landes in Aufnahme zu bringen, un⸗ gemein gut und unumftößliche Beweiſe find von Gr, Majeftät , und der Regierung Achtung fürdas Befte aller Linterthanen, und auch derjenigen, die ihre eigne Gluͤckſeligkeit nicht empfinden; ‚doch feheint es, als wenn noch etwas fehlte, das erfordert wird, wenn der Fleiß bis in den Mittelpunct der Gebirge, dringen foll. Welch ein Gluͤck würde esfepn, wenn e wenige mit fleißigen Händen angefüllte Dör- dem wildeften, und raubeften Theile unſers Va⸗ 8 koͤnnten angeleget werden! / wofern nicht die weiſeſten und beſten Mi. RN | wandt werden, um der Gewaltſamkeit diefer hörten Landesleute Einhalt zu thun, die Dd 4 — Frey⸗ . efchwörungen und. der. le | t ih⸗ ı zu vertilgen, muß ſowohl die Kufe als die Frey. heit "Britannieng beitändig. in Gefahr feyn, und ihre Wildheit und Barbarey wird ſie Sermsblich fpäter verlaffen, als das. Andenken des, Prätenden- ten. Er kann vielleicht —2 ſen ſey ſie werden. * — * Be —— haben ben. Menfhen — und die. Geiftlichen haben. fie ermahnet Wr der Sparfamfeit, Maͤßigkeit, Einfalt, Genuͤgſamkeit und Arbeitſamkeit zu befleißigen indem fi ‚ihnen bewieſen, da Diefe Demüthigen Zugeuden ie nl ‚gen Mittel find, wodurd) fie ſich einer gruͤn dliche dauerhaften und unabhaͤngigen Guͤckſeůgt ei chern können. Sie haben ihre ‚Reize mit den leb» bafteften Farben — den innern Frieden, und die Gemüthsruhe, die ‚eine beſtaͤndige Begleiterinn dieſer befcheidenen Tugenden ift, auf die anlocken · deſte Are beſchrieben; und gelehret, daß nur durch fie. . Die Menfchen Slückfeligkeit, Fereyheit u. Unabhaͤngig ⸗ keit befigen koͤnnen. Dieſes iſt die —— — weisheit, dieſes iſt die Sprache der Religion Aber der Anbau dieſer Tugenden macht nicht nur | einzelne Perfonen gluͤcklich; ſondern aus de 1, was in dieſer Abhandlung behauptet worden, erhe ‚et fer⸗ ner, Daß fte die ficherften Mittel find,, die Erbe volf reich und die Geſellſchaft bluͤhend zu ya en. Es mar die Einfalt des Geſchmacks, die Sparfamfeit, ber Aa und Die BREUER: ‚ welche bie We— in den alten und neuern Zeiten. 425 ‚in den alten Zeiten fo volkreich machten. . Der Vera fall diefer Tugenden und die Einführung eines vera derbten und üppigen Geſchmacks haben großen Theils die Verringerung der Menſchen inden neuern Zeiten verurſachte. ET ‚Hieraus Fönnen wir den Schluß ziehen, daß niche bie Ueppigkeit, fondern die Einfalt des Geſe macks unter den Privatperſonen den Staat bluͤhend ma= het; und daß nicht befondere Laſter, wie ein angefe= hener Schriftfteller mit der ganzen Stärfe feines’ Genies ſich bemühet hat, zu beweiſen, oͤffentliche Vortheile ſind. Es iſt in der That laͤcherlich, jede Zierlichkeit und Kuͤnſteley zu verdammen. Wenn fie in öffentlichen Werfen, und in Dingen von einer. dauerhaften Matur angebracht werden, : befördern fie die Glücfeligfeit und Größe der Geſellſchaft, und verhindern die Volkmenge nicht. Bringt mar fie aber in den geringften Kleinigfeiten im Privat leben an, und werden fie angewandt, den lächerlichen Geſchmack und die Grillen eines jeden Privarbürgers zu befriedigen : fo müffen fie. ein anfehnliches zur Verminderung der Menfchen beytragen, weildurch die beftändige Arbeit, die großen Koften und die unge⸗ beure Menge der Hände, wodurch Die Ueppigkeit unterhalten wird, die nothwendigen Lebensmittel felten und heuer gemacht werden, | | Auf dieſe Art finden wir, daßdieniedrigfien Tugene den nicht nur mic der Volkmenge und Größe der Ges beſtehen, fondern diefelben auch fehr be— dern 7 * Res — J ah — 39 eandlung —* “ — Pe hl, 2 9 —5 J arte 5 * 4 Mer, 6 a ** * ’ * — — J7— a Yu ara — BERN 2 R m Re der Pflanzen, RR AIR | Ye un Befondern Methode, die Bäume, beſonders die Pfirfihbäune zu warten, wie ſie in der Nach. 5 ——— von pa —— ie —D—— —— AMWeine Neigung * ———— mich "in meiner —* —— — Kann Garten, zu Die war — —* ıplas meiner Lebungen in der Kunſt nen ing. Nachdem ich mit dem Bruder Stancifeus, einem der berühmteften Gärtner feiner Zeit in’ "Bekannt: ſchaft gerathen war, und alle Grundſaͤtze des de la Quintinie inne Hatte, deſſen ganzes Werk ich fait auswendig wußte, fo bildete id) mir ein, Daß ich ſchon der beſte Gaͤrtner in der Welt waͤre, und weil Lid meine vermennten Gaben gerne anbringen, und mit ‚ den Gewächfen Verfuche und Beobachtungen von allen Arten anftellen wollte, Faufte ich mir ſelbſt ei⸗ nen Garten. Hier führten: "verfjiedene € GR diente, Die unfer meiner Aufficht arbeiteten, geln und Vorfchriften des Quintinie und di ders Franciſcus aus, welcher den Gardinier folitai- re gefchtieben bat. ie; Das von der Cultur der Pflanzen. 427 “ Damals fahe ein gewiſſer Mann meine Geläns — Gartenbaͤume, und ſagte mir, daß alle meine große Arbeit gegen dag für nichts zu rech» nen waͤre, was er zu Montreuil geſehen haͤtte. Das, was er mir bey Gelegenheit von den Einwohnern dieſes Dorfs und der benachbarten Gegenden erzähl. te, machte bey mir einen fo lebhaften Eindruck, daß ich mich entfchloß, mich ſelbſt dahin zu begeben, um alle die Wunder, die er mir erzählte, in Augenfchein zu nehmen. Sich begriff fehr leicht ihre Operatio⸗ nen und die Grundfäge, worauf fich ihre Methode gründete, und durch die Anmendung beyder erfuhr ich vieles, ob man gleich — mich ſehr zuruͤckhal. tend war. . Ich beſuchte nachher zu Bagnolet den ältern Chevalier, Girardot, einen Cohn des berühmten oufquetaire Girardot, der zu feiner Zeit, wegen der Eultur feiner Pfirfich- und anderer Bäus mie ſo befannt war. Er hatte nicht allein einige von feinem Vater angebauete Sändereyen, fendern auch feine Wiffenfchaft, fie eben fo vorzüglich zu erbalten, geerbet. Ich ſtand auch mit dem Herrn Pe⸗ pin von Montreuil, einem der geſchickteſten Ken⸗ ner der Eultur der Pfirfih- und anderer Garten« bäume in genauer Befanntfchaft, und durch diefe verjchiedenen freundfchaftlichen Unterredungen lernte ich endlich die Anfangsgruͤnde der großen Geheim⸗ iffe des Wachsthums der Bäume, und erfannte yar bald, daß ich bisher nur ein ſchlechter Schüler in ei Tenfchaft der Cultur der Bäume geweſen wer. Zuvor ſch e ich mich fehr glücklich, wenn ic) in den an einem Geländer, das 200 Zei. fen Er. © Rogers A6hand fen fang ı war, 14 big 1500 P men zählen Fonnte. Allein kau na ‚ber Methode von Montreule gervanet, fo gäbe ih deren fchon im nächftfolger enden Jahre 5009, und feits dem babe ich allezeit, inafneliet Jahren, 12000, in beſonders fruchtbaren. aber 14 bis 15000, gezähler. Eben fo gelung es mir nach Propottion mit den ans ‚Dem Früchten und Weintrauben, Weil nach Verlauf einiger Jahre * weit von einander gepflanzten Baͤume zu dicht ſtun⸗ den, fo mußte ic) zwiſchen zweenen immer einen weg⸗ nehmen laſſen. Sie verlängerten und breiteten ſich aber zu den Seiten, ohne weder unten, noch Mitte, noch oben etwas zu verlieren, ergeftalt | und.die Stämme ſelbſt nahmen nach Proportio | ſo viel mehr als zuver in der Dicke zu, daß ich feine neuen mehr pflanzte, wie —* alle Jehte zu thu gewohnt geweſen war. — Die Einwohner von Montreuil find: bie: einzi- ‚gen tandleute, welche bisher die Direction des Sch, tes in den Gewächfen verftanden haben, Ihre Wil: ſenſchaften und Kunftgriffe gründen fich auf eine it- . ſtrumental · und Erperimentalphufif, und übertreffen. die ſcheinbaren Grundfäge derer unendlich, die in der Theorie der Särtnerfunftammeiteftengefommenfind. Die Bauern zu Montreuil haben das Geheimniß — gefunden, von ihren Fruchtbaͤumen alle — Nutzung zu erhaiten, fie in wenig Jahren ſte | machen, daR fie ſich ausbreiten, und ihnen die ii und ai ee en im Sn rl vonder Cultur der Pflanzen, —9— * Oeten. Es giebt ey ihnen noch Pfiefenbäus me auf Mandelbaͤumen, von 120 Sahren, deren Stamm einen Fuß im Durchſchnitte hat. Sie ma⸗ chen das unfruchtbarſte Erdreich fruchtbar, dahinge⸗ | gen das befte unter der Cultur gemeiner Gärtner, bes ſonders für die Pfirſchenbaͤume, unfruchtbar wird. | gemeinen. Gärtner haben bisher von ihrer Methode noch nichts gewußt ‚weil es auf den erſten Anblick nicht möglich ift, ihnen ihre Methode abzu⸗ lernen, wenn man ihnen auch gleich zufiebt. Ueber: | dem verftehen. fie fich viel zu gut mit einander, als. daß fie jemanden etwas offenbaren fellten, Der Berfaffer einer gemwiffen Schrift, von der " Subie der Dfirfchenbäume, die Boudet verlegt, hat ihre Methode getadelt, unſtreitig wohl, weil er ſie nicht ‚gewußt hat. Wir wollen fie bier unfern Lefern legen, und der Erin —* * verthei⸗ * KR 6 * Be — —— Nase. 4 | Bon dem. Erdreighe zu Dontreui und deffen J verſchiedenen Pr oducten. u ’ * A eſes Pers iR, wie gefaget, nicht beffer, | )4 Es giebt. zu Mon u treuil, wie überall, gute, mittelmaͤßige lechte Erde, Höhen, abhängige u En den und SR, | 430 Vom Erdreiche Die Einwohner Saben he Sand hr die nach allen —— hinge Vie recke abgetheilet ‚und gleich Pit Raͤun ei ſind alle diefe — —— Laube beklei⸗ det, und mit Fruͤchten aller Arten, beſonders aber mit Pfiſchen gezieret. Die Baͤume breiten ſich er⸗ ſtaunlich weit aus, und ſtehen 1 18, 24 bis 30 Sup und drüber, auseinander. | | Der oberfte Rand der Mauern -i if 4 Bret⸗ teen, die über fie binragen, bedeckt, wie Fleine Res gendächer, die von einem Ende der Mauer bis zum andern gehen, und bie auf Stuͤcken Holz befeftiget - find, weiche oben auf der Mauer queer über liegen. Noch andere Mauern, die an den Enden En errichtet find, werden, weil fie ven Wind müffen, Schutzmauern genennet Wenn man alles diefes betrachtet, fo And t man gleich, daß alle dieſe Mauern, welche das Sand « theilen und durchfchneiden, bioß dazu erfunden find, ‚um die übrigen vor den Winden zu fehügen, und die ſchaͤdlichen Einflüffe der $uft von ihnen abzuwenden. Durch diefes Mittel Haben die fleißigen Einwohner ‚das Geheimniß ‚gefunden, die Sonnenftrahlen in je» dem eingefaßten Vierecke zufanımen zu halten und zu vereinigen, und fie zu zwingen, bie Wärme aud) alsdann noch zurück zu. fchlagen und zu iterhalten, wenn ſchon die Sonne nicht mehr Darauf liegt. Die übrigen Erfindungen ſcheinen mir dazu macht zu feyn, damit die Blüthen der Bäume g 2. fhmwinder und ficherer Knoten gewinnen, und — * deſto beſſer formiren fönne , ohne — ————————— — u deſſen verfchiedenen Produeten. 431 ihnen die Einftüffe, ber obern due fchaden aa nr Jächer "auf. den Mauern find nichee, anders, | als —* Hervorragungen, die an der ganzen Mauer hin 5big € 6 Zoll weit, felbft vor der Kranzleifte, voraus ‚und dreyerley Wirkungen. bervorbringen. r - Erfttich halten fie das Waſſer ab, welches im Sommer von der Kranzleifte auf die Dweige herab⸗ faͤllt, und durch ſeinen wiederholten Fall die Baͤu⸗ me verwundet. Die Natur hat allein die Einwoh« ner von Montreuil in der Wahrheit des befannten Sa es. ‚unterrichtet : ie Gutta cavat lapideın , non vi, fed faepe cadendo. | | Zweytens haben ſie bemerket, wenn die Sonne den Reif und Schnee, der oben auf den Mauern lie: ſchmelzet, daß alle Waſſertropfen, die von er Kranzleiſie herab. ‚fallen, auf den Ueften und Augen der Bäume wieder gefrieren, wovon viele verdorben werden, und vor der Zeit abfallen. Das ber haben ſie biefe Bretter, die vor den Kranzleis ften vorausitehen, erfunden, damit fie das Waſſer weiter voraus abtriefen laſſen. | ‚Drittens dienen fie auch noch) dazu, ben Saft in feiner Bewegung. aufzuhalten, und den Ungeflüm und die Heftigleit, womit er fich in die Höhe be giebt, zu mäßigen. ‚Die Eimvohner von Montreuil haben beobach⸗ Be der Wachsthum bey allen Bäumen jeder ‚oben feinen Anfang nimmt, und. eben daffelbe ie au uch von den Sträuchern, Weinftöcen und Rüs ' —— der Saft wird ſtets gegen an ſten Spitzen — ; das erſte Laub — 3 Wirt tet. an Dom Erdteide "und die fie — ſten Spitzen, und oft ſch eu ER. ‘gar feine Veraͤnderun 3 zu le Vermittelſt dieſer X Brei tte abhalten und unterbrechen n, wird das Austreten des Saftes verzögert, und anftatt, daß er fich mit Unges ſtuͤm in die Höhe begeben follte, fteige ee nur alle mählig weite. Da er nun ſolchergeſtalt überall proportionirlich ausgethellet wird, ſo treiben alle Knoſpen gleich ſtark; die oberften, welche, weil fie gern zu geſchwind ausſchlagen, ſehr oft von den Fruͤhlingsfroͤſten Schaden leiden, ſind eſſer gedeckt, und die übrigen, die langſamer treiben, ‚Haben mehr Nahrung und Kraft, und koͤnnen ſich alfo auch bie Q vor den Fröften u. Froſtwinden aus Nordweſt ſchuͤtz Außer diefen Brettern Haben fie auch nun, — die Sufe » aus Kutfchrädern, ftatt der fonft gewöhnliche n Stan» gen, weil diefe mit Delfarbe angeftrichen | find, und "deshalb länger dauren fönnen. Dieſe en - find Hin und wieder in den Mauern befeftiget, und ſtehen wenigftens einen Fuß larig hervor. Auf dies felben legen fie längft an den Geländern hin kleine + Strohdecken, welche folgenden Nusen haben, Der Schnee, Hagel und Reif fällt niemals), und der Negen nur ſelten perpendicular, ſondern allezeit ſchief meder, wie ihn der Wind flärfer c oder ſchwaͤ⸗ cher treibt, Vermittelſt diefer platten Strohd cken wendet man aufs untrüglichfte die böfen Ein, flüffe der Luft ab, und diefe Schirmdächer verhin ’ den Reif, daß er den oberften Spigen der B 9 ſchaden kann, die ſie bedecen . — — — * — —J ſowohl in den Dünften beſtehen die auf ſie \ ne chieden n Producten. 433 » ge Beobachtung ift ] ee ! ', welche machen, daß fi md die übrigen 9 flanzen, die fich nahe — der Oberflaͤche der Erde b efinden, erfrieren, niche fallen, als vielmehr in denen, ‚bie ı on ‚der Erde wieder in die Höhe fleigen, weil das Auffteigen viel langfamer. von ftatten geht, als das Herabfal⸗ len, und alſo die Pflanzen von den erſten laͤnger als von den letztern zu leiden haben: daher man auch findet, daß die unterſten Theilei immer erfroren und ‚ bie obern unbefchädiget find. Nachdem alfo die Einwohner für pen Schutz en a Spigen geforget haben, fo legen fie auch | * ‚an Die Geländer, fo lange die Gefahr dauret, rohdecken hin, und die Mitte der Bäume wird m fo, wie ihr Gipfel durch. die platten Strohdes cken geſchuͤtzt, welche den Wind brechen, er mag wehen aus. welcher. Gegend erwill. Wenn man diefe eingefchloffenen Vierecke, die | Rücenrhauern, die Schirmdächer und alle übrigen Theile: des mit. Mauern umgebenen Landes bes trachtet, fo fiebt man von allen Seiten verfchiedene Dinge, die insgefamt: das erfinder iſche ER diefer fleißigen Leute offenbaren, Dort ſieht man fruͤhzeitige Kirſchen im Ubber⸗ ſae, hier fruͤhe und gemeine Apricoſen mit den ten Farben. Dort entzuͤcken dieſelben Fruͤch⸗ per ur Das Auges‘ hier zeigen fi) — allen nr einander abflahen.. Weiter bin Fruͤchte von allen Arten und Jahrsʒeiten, 23 Band. Ee beſon⸗ * 434 Dom Erdreiche zu Montreuil befonders vortreffliche Muscatellerbirnen, uͤberna⸗ ‚gürfiche große Beurrebienen;, faftige und ungeheure Eraffannen, appetitliche Colmarts, Martin ſecs, Bonchretiens von Rieſengroͤße von zartem Zinno. ber mit Pommeranzengelb vermiſcht, und die Win. terfrüchte, die von bier wegen ihrer Größe, Farbe und ordentlichen Figur berühmt find, Eppichäpfel, fo glatt und glänzend, ‚als ob fie mit dem, fehönften Firniſſe überzogen wären, präch- tige Muscateller » und Chaffelastrauben, vergoldet, Elar und durchfichtig mit ihren Bluͤthen, ſowohl an den Gelaͤndern, als Gegengelandern ud in den. Duadraten, von einem Geſchmacke, den fie fonft nirgends fo frefflich haben, als hier, die allerſchmack— Bafteften Feigen um ganz: Paris herum, und fo viel andere Früchte buhlen gleichfam um die bewundern- ven Blicke des Zufchauers. Bon Montreuil kom⸗ men auch die frübzeitigen Erben, die welfchen Fruͤh⸗ jahr» und Herbſtbohnen andere Arten Bohnen, und beſonders eine große hl Erobeeren vom be: ften Geſchmacke. Die erſten Veilchen, woraus der Beilchenforup gemacht wird, kommen vorzüglich aus dieſem Dor⸗ fe, wie auch‘ die Johannisbeeren, die ihnen im Fruͤhjahre viel Geld einbringen, Die gegen Norden binftehende Mauern find. alle mit Kochobſt und anderem, das mehr ausftehen kann, undden Winterfroft verträgt, reichlich verfehen. Leberall- fieht man Reihen und Beete von Jo— bannis- und Erdbeeren ohne Zahl. Außer der Erndtezeit handeln die Weiber und Mägdchens mit den Blumenbändlern der Vorſtadt St, Antonii mit Blumen. Die ser. Mn ve Bäume das Gegentheib — und ve rfiche Sie nageln, ohne irgend eine andere Be wie die Bauern die r ri in: Abficht der enhülfe | mit Stückchens Tuch und Nägeln die Ztoeige ihtet | Bäume an den Mauern feft, ohne Binfen und Git— terwerk dazu nöthig zu haben. Alles, was der Na— tur Gewalt anthut, wo es nicht nothwendig ift, Hinz. ⸗ J dert den Wachechum , und wenn die zarte Haut der Zweige durch Binfen, oder dergleichen, gedruckt wird: fo kann man fie fehr leicht vermunden. Die noch zärtern jungen Knoſpen leiden allezeit einige ‚Gewalt und Beränderung, wenn fie gebogen oder. uͤckt werden; und fo zart auch die frifchen Bins im Anfange find, ‚fo werden fie Doc) hart, wenn trocknen, und drücken die Haut der jungen Spröf: unt d Knofpen, went fie zu ſtark find, * Wenn hernach die auf ſolche Weiſe zuſammenge · dructen Zweige und Knoſpen groß werben, fo ſchnei⸗ den Diefe Bänder fehr oft in die Haut ein, und hin— dern den freyen Umlauf des Saftes, Eind fie feft gebunden, fo verlegen fie Die Rinde nothivendig 5 find fie Abe locer, fo ſchwanken und brechen bie Zweige und- Knoſpen ab. Wenn man aber die weige mit kleinen Stuͤckchen von wollenem Tuche be elt , {0 fann der Saft ungehindert umlaufen, u Hr! Mauern find nicht übertünche, weil ſich am ae der Zeige und Knofpen und die - Stüchte ſcheuern würden: ſondern fie find überzogen, wodurch. die Früchte mehr Waͤrme ER , weil die Hiße befier davon zurüc Een ſchlaͤgt. 436. Dom Erdreiche zu Montreuil Schläge: Weil die Zweige unmittelbar an learn angenagelt werden, fo find fie dadurch auch für den Zugwinden, beſonber⸗ fuͤr den kalten Nordweſtwin⸗ den bey Fruͤhlingsfroͤſten, die durch die Loͤcher und Gitter dringen, gefichert. Zugleich dienet eben dies ſes Mittel dazu, daß ſich eine Menge Inſecten und Würmer, als Schneden, Ohrwürmer und Raupen, die die Blätter und Früchte befehädigen, nicht fo Leicht verbergen fönnen, als zwiſchen dem Gitterwerfe, Man fieht an diefen Bäumen weder Flecken, noch Auswüchfe, noh Wunden, noch abgeftorbes nes, oder vom Krebfe an gefrefienes Holz, nech bei- zenbes Harz, fondern eine glänzende Rinde. Wir wollen aber diefe fo mohlgezogenen Bäume“ näher betrachten. Man fieht daran in allen abs reszeiten die prächtigften Früchte mit den allerſchoͤn⸗ ften Farbenfchattirungen, Die meiften derfelben find Pfirſchenbaͤume, wo die in allen Theiten des Baums zerftreueten Früchte fo ordentlich ausgetheilt zu ſeyn fcheinen, Daß man vielmehr glauben follte, es habe fie, eine gefchiefte Hand fo angeheftet, als daß es die Natur allein bewerfftelligee hätte; und alle diefe Früchte werden allen andern vorgezogen, Anftatt, daß diefe mit Früchten überladenen Baͤu⸗ me nad) einem fruchtbaren Sabre abgemattet fcheis nen follten, wie andere, treiben fie vielmehr Spröß- “ linge von.g bis 9 Toifen, Dieſe Wunder find die Wirkungen der befondern Art, wie die biefigen Gaͤrt⸗ ner die Zweige befchneiden, welche den Saft aus den Bäumen an fich ziehen, Dieſe gefchickten Leute büten ſich wohl, fie herunfer zu reißen, wenn fie Draucbar find, wie die gemeinen Gärtner =. 3 r ER fehiedenen Producten. 437 n vielmehr dieſe Saftzweige in Fruchtzwei TE Grund hierzu iſt unwider. prechk ich. "Sie fogen ſo —— Wen n bie Natur gewifle Zweige hintan f Dagec en andere defto beffe er zu verjorgen: pi fie be ginftige, Samt der Saft wieder in jene, y ‚bie fie verlaffen dat, hineinfließen foll: denn wenn man einmal einen Saftzwweig auf einem ſchwachen Afte - bat wachfen Taffen : fo ziehen fich die Köhren des ſchwachen Stammes und deſſen Wände zuſammen, rg nähern fich einander ; und anftatt, daß ber : Saft in die inwendigen Fäferchen des Aftes hinein⸗ dringen und ihnen Nahrung zuführen foll, ſo läuft nur ſchnell durch die in Die Loaͤnge fortlaufenden. r Faͤſercher ı deffelben, um ſich gefchroind in dem neuen aftzweige eben folche aͤſerchen zu formiven. Die e, wartım dieſer Saft nicht in dem Hauptafte, welcher den Saftzweig treibt, zurücbleibt, fondern nur geſchwind hindurch geht, iſt dieſe, weil er mit zu großer Heftigkeit hineingetrieben vird, und dieſe heftige Bewegung ruͤhret daher, weil der Saft ‚grob und roh, folglich ganz ungeſchickt iſt, einen Fruchts zweig zu treiben, Man zeige uns, fagen fie, einen einzigen folchen fchwachen Zweig, in welchen der A Saft, ‚nach der Ausrottung des Gaftzweiges zurüdges ⸗ ‚Saft den fd | fen iſt, ſo wollen wir unſere Sache verloren geben. Mir ‚geben zn, fahren fie fort, daß der Ruͤckfluß des Saftes in den fchwachen Hauptzweig alsdann flact Haben kann, wenn der Saftzweig nur eben erſt zum Vorſche ine "gekommen ift: weil alsdann der vachen Hauptzweig noch nicht verlaſſen Eu fondern ſich i in demſelben und in ſeiner Nachbar⸗ ce 3 | ſchaft 438 Dom Erdreiche zu Montreuil r ſchaft ausbreitet, und die Canäle bi net, um fich darinn aufhalten zu — wenn man den Eaftzweig erſt hat wachſen laſſen; fo läugnen wir, daß alsdann jemals der Saft in den Hauptzmeig zurüd freten Fonne. Wenn man alſo befürchtet, daß ein Eaftzweig einem er guten Hauptzweige feine Nahrung entziehen: möchte : fo muß man ihn gleich bey feinem erfien Uefpunge ver» tilgen. Zu dem Ende aber muß man diefe Saft. zweige kennen, und fie von ihrer erften Geburt an von den andern Zweigen unterfcheiden koͤnnen. Die⸗ fes ift aber eben vie Sache, welche die allerwenig- fien Gärtner wiflen, zudem fo muß man auch, wenn man diefen Unterfchied verfteht, genau darauf Acht geben, damit man fie zu rechter Zeit erfenne: allein, wo find wehl die Gärtner: zu finden, die Ge abgeben fellten ? —————— Man kann hiergegen noch eine Einwendung chen. Der Saftzweig, von welchem bier die Re- de iſt, empfaͤngt allen ſeinen Saft bloß von dem Hauptzweige, der ihn hervorgebracht hat, und der Saft muß alſo nothwendig in den Hauptzweig bin ein dringen, wenn er zum Gaftzweige gelangen . fol. Wenn man alfo ben Saftzweig abſchnei⸗ det, fo muß der Eaft notbwendig im Hauptzwei⸗ ge bleiben, obgleich der Saftzweig, wenn man ihn abfchneidet,, fbon ausgewachfen iſt. Auf diefen Einwurf antworten die Einwohner von Montreuil ſehr vernünftig folgendermaßen ; * Es hat ſich, fagen fie, noch niemals jugetragen, daß ein Hauptzweig, nad) der Bertilgung feines ſchon ausgewachſenen Gaftzweiges größer gewach- fen wäre, wenn Diefer Saftzmeig entweder —— | oder u deffen verfihiedenen Producten. 439 > oder doch eben fo groß geweſen ift, als er. Es ift freylich wahr, daß der Saft durch den Hauptzweig hindurch gehen muß, wenn er bis zum Saftzweige gelangen foll: allein hieraus folget nicht, daß er in demfelben enthalten ſeyn koͤnne. Es ift eben fo, wie mit dem Dlute, das in feinem Umlaufe nad “ und nach in die kleinſten Gefäße hinein dringt, nadh= dem es in den großen feinen Umlauf verrichtet hat: ohne daß Doch aleichwohl die ganze Maſſe deſſelben in einem der mittlern Gefäße, z. E. in der großen Pulsader, in der Pfortader, oder in der Hoblader allein enthalten feyn koͤnnte. Wenn allzuviel Saft auf einmal in einen Iheit des Baumes geführet wird, fo kann er nicht in die Fruchtzweige hinein» dringen, welche allzu feine Oeffnungen und Canäle haben. Diefer Saft fann darum nicht in fo zarte Gefäße Hineindringen, weil er ihnen zu häufig, und mit zu großer Heftigfeit zugeführer wird, und alfo por feiner Ankunft in denfelben nicht genug ausgeats beitet werden Fann. Was kann alfo wohl aus die» fem Safte werden ? Er verfertiget fih alſobald eis nen groben und ‚weitlöcherichten Zweig, in welchen er hineinftromen fann. Man braucht, um hiervon überzeuget zu- werden, nur die Haut des Saftjweis ges zu eröffnen, fo wird man fehen, wie er gleich fam von Safte ſtarret. Wenn man Hingegen die Haut. des Hauptzweiges abloͤſet, fo wird man fehen, wie trocken er ift. Wenn alſo der Saft darum zum KHauptzweige follte zurück Febren koͤnnen, weil er durch denfelben zum Saftzweige kommen muß: fo - würde man nothwendig jehen müjlen, daß Die Haupt: zweige zunahmen, wen man die Saftzweige Davon abgejchnitten hat. Man darf aber diefes nur unters Ee 4 ſuchen, 440 Dom Erdreiche zu Montrenil ſuchen, fo wird man finden, daß allezeit der Haupt» zweig nicht nur immer einerley bleibt, fund. nicht großer wird, fondern daß er auch öfters, nad) ‚dem Abſchneiden des Saftzweiges gar abftirbt. Man Tonne hiervon unmiderfprechliche Beweifelanführen, wenn es nöthig wäre. Unter ungefähr: 2 bis 3000 Gärtnern, die allenthalben Die Baume nad) ver Methode von Montteuil warten, find fehr viele, welche nach Diefen Grundfäßen , ohne fie. zu. wiflen, bloß auf eine mechanifche Weiſ⸗ arbeiten, und gluͤck— lich ſind. Es iſt alſo nicht einmal noͤthig, uͤber die Richtigkeit der Grundſaͤtze zu ſtreiten, da man von der Richtigkeit der Maximen aus den Erfolgen ih» rer Beobachtung uͤberfuͤhret werden Fan, Die Einwohner zu Montreuil ſchreiben, die bes fondere, Kraft, den ftarfen Wachsthum , die Frucht: barfeit und die Dauerhaftigfeit ihrer Bäume groͤß⸗ tentheils aud) der Methode zu, nach welcher fie Die Knoſpen und Zweige ihrer Baͤume abnehmen. Man kann es in Abſicht des Beſchneidens, der Wartung und der gehoͤrigen Bearbeitung der Baͤu⸗ me ziemlich verſehen, ohne Schaden davon zu be fuͤrchten: allein, wenn es mit dem Abnehmen der Zweige verfehen wird, fo läßt fich der Fehler nicht leicht reieder aut — Zu Montreuil weiß man nichts von der Gewohnheit, die Natur, unter dem Vorwande, die Baͤume zu beſchneiden, in ihren Wirkungen zu ſtoͤren; fendern man füchet bleß den Daumen Die überflüßigen Zweige, und Sproffen zu nehmen, welche diefelben unnüger Weiſe befchweren, und diejenigen zu unterfcheiden, deren Erhaltung nothwendig ift, wenn. der Baum beſtaͤndig mit Sruchtzweigen angefüllet „und gleichſam ſtets in fei- ‚ nen A. u.deffen bverſchiedenen ae. 4 nen Schranken concentriet erhalten werden ſoll da⸗ mit der Saft nicht unnuͤtzer Weiſe eethan werde. Eben dieſes iſt aber die groͤßte Kunſt. Ein andrer Hauptpunet beſteht darinn, daß man ſich den Abſichten und dem Syſtem der —* verhalte, welche alle Verſtuͤmmelung der Zwei⸗ ge verabfcheuer, daher man zu Montreuil von kei⸗ nem Abzwicen der Zweige an den Knofpen etwas - weiß. Ein Baum der auf eine folche Weife ges handhabet würde, müßte ohne Hülfe verderben, und eben diefes iſt die wahre Urfache, warum Die Bau me unfer den Händen gemeiner Gärtner fo oft aus— geben, weil fie nämlich zu der Zeit, wenn fie im Treiben find ‚ befchnitten werden. = au Montreuit: ‚läßt man die Baumfprößlinge wachfe: fo lang fie wollen , weit man bemerfet hat, d oft fie an den K Knoſpen abgefejnitten worden find, bde ß die Natur, weil ſie keine andre Ausflucht mehr uͤbrig hat, fo gleich einen andern neuen treibt. Man beſchneidet fie des Mebelftandes, und der Ver— wirrung wegen: allein es wachſen deren immer meh⸗ rere, bis endlich der erſchoͤpfte Saft keine mehr trei⸗ ben kann. Die Sache iſt in der Erfahrung unſtreitig. Warum will man nun aber der Natur etwas ent⸗ ziehen, das fie doch unumgaͤnglich nothwendig vom neuen hervorbringen muß? Iſt es nicht beſſer, die Spitzen der Sproͤßlinge gleich ſitzen zu laſſen, wie es der Ordnung der Natur gemaͤß iſt, als daß man fie noͤthiget, neue hervorzubringen? Alle Gärtner muͤſſen geftehen, daß von diefer Art des-Befchneis dens die fo genannten Weidenföpfe (Tetes de fau- les) entfpringen: aber diefes iſt nad) eins der ge: MANSON Uebel. Eez a atur ges 442 Vom Erdreiche zu Montreuil —* Ein verſchnittener Sproͤßling treibt nicht allein, eine andre Knoſpe; ſondern, wenn der. Saft, der zu feinem Umlaufe, zu feiner Auskochung, Vers Dauung und Reinigung gewiſſe Abfonderungegefäße nöthig hat, durch welche er fi) hindurch läutert, den Canal nicht mehr findet, den er fich felbft zube⸗ veitet hat, fo verfertiget er fich deren uͤberall neue, wo er nur fan. Daher gefchicht es, daß fich die unterften Augen, die fich erft im folgenden Fruͤhjah⸗ re zu Blüten und Knoſpen öffnen: follten , unmittels bar.nach dem Beſchneiden, und alfo zu frühzeitig, öffnen, und lauter Früpplichtes Holz, und taube Aefte treiben, an welchen man im folgenden Jahre, mit dem Befchneiden nicht zurecht kommen kann, und alſo gewiß an ſolchen Baͤumen ein Jahr verlie⸗ ren muß. Die untruͤglichen Folgen dieſes ‚Sehlers find folgende: 1. Der folchergeftalt in Unordnung gebrachte, und erſchoͤpfte Saft hoͤret auf, ſich nad) diefen Knoſpen und Zweigen hinzubewegen ‚und verläßt fie oft derz . geftalt, daß fie abfterben, und zuweilen: ihre Nach · barn zugleich mit in ihr Verderben ziehen. 2. Der Saft verläßt alle untere‘ Theile des Baumes, und bahnet ſich mit Unordnung und Hef—⸗ tigkeit einen Weg nach den oberften heilen. Das her fieht man auch an dermaßen befchnittenen Baus men lauter duͤrre und ſehr lange: ‚Zweige, woran nur am aͤußerſten Ende ein Fleiner Sifhel Grüs wu ſitzt. ., Die dermaßen beſchnittenen Bäume ſterben von Sabre zu Sabre erft an den Zweigen, und her⸗ nach felbft gänzlich ab, 4.Das u. deſſen verſ jiedenen Producten. 443 Das Harz aberſchwemmet fie von allen Geis pe und wenn es Kernobftbäume find, fo figt der Krebs an den Zweigen, und die Fruchtfnofpen fals len alle Jahre vor der Zeit ab. Sie blühen zwar jährlich, allein Feine Blüten gewinnen Knoten. Dieſes find die vornehmften Folgen der elenden Thorheit der Gärtner, die Zweige an den Knofpen, ‚oder Spisen zu befchneiden. Wir müflen viele andre wunderbare. *— welche man in den Gärten zu Montreuil bemerfer, — €. die Ordnung der Pflanzen, die Symmetrie, die Reinlichfeit bey der Arbeit, die genaue Beob⸗ achtung der Zeit bey. jedem en die fparfas me Nutzung, des überafl nüßlich, Fünftlich und un⸗ —— angebaueten Landes, mit Stillſchweigen hergeben... Man ſieht bier alle Pfropfreifer und Stämme über ver Erde, feinen aber 3 bis 6 Zoll tief in der Erde ſtehen, wie in den meiſten andern _ - Gärten. Denn die dafi gen Gärtner fagen, die Pfropfung erfodere eben fo den Einfluß der Luft und ine, wie die Wurzeln die Feuchtigkeit der Erde, und der Saft werde, fo bald er durch eine gepfropf⸗ te Stelle, welche flets mit Seuchtigfeiten aus der Erde in allen. Gängen und Gefäßen‘ angefüller ift, hindurch gehen muß, roh, unverdauet und unkräfs tig. Diefes-ift eine Urfache, warum in andern Gärten fo viel Baume unfruchtbar find, oder abs - flerben : denn wenn man darauf Acht giebt, fo wird man finden , daß bey den meiften, die Stelle, wo fie gepfropft find, unter der Erde ſteht. Denn ob man gleich am Fuße der Bäume ein Baßin zu mas chen pfleget, fo wird es Bm weil es —* weeit ge⸗ nug iſt, gar bald verfaͤllet. | Bas | 144 Dom Erdreichezu Montreuil Was das Begießen anbelanget, ſo geſchicht es zu Montreuil in trocknen Jahrszeiten ſehr haͤufig, weil die ſehr ſtarke Ausduͤnſtung der Baͤume zu ſolchen Zeiten erſetzet werden muß. Man macht weite Gru⸗ ben am Fuße der Bäume, und badet fie gleichſam im Brunnenwaſſer, Damit es bis andie Wurzeln dringe. ‚Die: glatte und: helle Rinde an den Bäumen zu Montreuil hat eine Doppelte Urfache zum Grunde“ nämlich 1. die Wahl der Bäume, die fie dafelbft zum Pfropfen nehmen; und die Mühe, fo fie daran wenden. Gie pflanzen in feiner Art von Erdreiche einen Baum, der nicht auf einen Manvdelbaum, und auf einen zahmen Stamm gepfropft worden ift; 2. Die Reinlichkeit und Sorgfalt, Man wird nie an, ihren Baumen Mooß, oder abgeftorbenes Holz fehen: ‚nie lange dürre Zweige, die den Saft unnüß verfchwenden. Sie werden auch nie die Bäume zu - ihrem Schaden befchneiden, u. ſ. w. TEN Die befondere Eintheilung der Kern und Nuß- obftbaume, zu Montreuil verdienet ebenfalls be> wundert zu werden, Alle diefe Bäume haben feine andere Zweige, als folche, die mit dem Gtamme, oder Afte woran fie figen, eine Urt von Räderfpeis hen formiren, weldye vom Mittelpuncte zum Ums fange gehen, und fie ftehen alle auf ihren Stäm- men und Aeſten fenkrecht, nicht Waffer gleich, oder fhief, role in andern Gärten, woman nicht darauf achtet, daß der Saft in der beften Richtung umlaufe, Auch Diefes gefchicht nicht ohne Urſache, und es wird der Mühe werth feyn , Diefelbe zu erforfchen. | Die Einwohner non Montreuil fagen, daß ihre Vorfahren aflezeit, wenn der Saft die in Die $änge laufenden verticalen Zweige, die mit dem Efengel ER und a deffen verſchiedenen Producten. 45 und Stamme einen rechten Winkel formiren, durch⸗ laͤuf Kabel haben, daß er alsdenn mit Hef⸗ igfeit zufchiege: Anſtatt, daß er nun ausgearbei- tet, gefocht und verdauet feyn, anftatt, daß er ſich ' wenn er durch die Zweige langſam hindurchſchleicht, filteiren, und darinn aufhalten follte, um da er Durch die Zwiſchenraͤume der Haut und Blätte wohlthaͤtigen, fanften, ſchmeidigenden, ——— und nahrhaften Theile der Luft, und die belebende Sonnenwaͤrme zu empfangen, ſo ſteigt und gelan⸗ get er roh, und unverdauet in die Höhe, und ſchieſ— ſet mit Ungeſtuͤm zu. Aus dieſem Grunde geſchicht es, daß der Saft, welcher ſenkrecht aus dem Stam⸗ me in die Muͤudungen der Verticalzweige ſteigt, anſtatt ſich i im Stamme aufzuhalten, weiter fort ei· let, Daher vergleichen Staͤmme gemeiniglich duͤrre, duͤnn und gebrechlich, die Hauptverticalzweige hin: gegen oft wohl noch flärfer find, als der‘ Stamm ſelbſt. Hiervon rührt es auch her, daß der aus ‚dem Stamme mit Ungeſtuͤm in die Wulſt uͤber den Pfeopfreife dringende Saft, weil er gleich die Ber: ticalzweige ‚willig und bereit: findet, ihn aufzuneh⸗ men, ſich gleichſam nicht einmal die Muͤhe nimmt, erſt rechts oder links auszumeichen,, und in die Ne⸗ benzweige zu dringen, daher denn dieſe duͤrr umd ſchwach bleiben, und endlich gar abfterben. Weil aber auch ferner diefer in die jungen Bäume mit al: ler Macht hineinſtroͤmende Saft ſich weder: gefchwind- genug ausbreiten, noch anfänglich allefamt in den Berticalzweigen enthalten ſeyn kann, fo bleibeserin - der gepfropften Stelle zurück, und dränget inwendig . in der. Wulft des-Pfropfreifes von allen Seiten die "Wände und Röhren aus einander, daß daher vie Uns 446. Vom Erdreiche zu Montreuil ungeheuren, und monfteöfen Wuͤlſte entſtehen, er che die Bäume verunzieren, Diefe Wuͤlſte find anden gemeinen Spalierbäumen oft dreymal groͤßer, als der Stamm ſelbſt, und dieſes iſt ein Fehler der fruͤh oder ſpaͤt den gewiſſen Untergang des Baumes nach ſich zieht. Zu dieſem allen koͤmmt endlich noch, daß, wenn der Saft zwiſchen Die in die Laͤnge bins laufenden Fäfergen der verticalen und fenfrechten Zweige hineindringe, der untere Theil des Baums defto nothwendiger, und gewiſſer Schaden leiden muß, je ſtaͤrker ſich der Saft in die Hoͤhe beweget. Daher ſieht man an allen Spalierbaͤumen in den ge⸗ meinen Gaͤrten, nach wenig Jahren nichts mehr, als große lange vertrocknete Zweige, Die, wenn fie drey Toifen lang ſind, doc) nicht mehr taub Haben, als andre, die nur eine Toife lang: find, übrigens aber faft gar nichts fragen. Die Bäume zu Montreuil haben feine von allen dieſen Lngelegenheiten zu fuͤrchten. Die dafigen Einwohner machen den geraden Canal des Safts dadurch unbrauchbar, daß ſie keinen von den ſenk⸗ rechten, und verticalen Zweigen ausrotten, aber keine andern als ſchiefe, und Seitenzweige daran laſſen, wodurch die Bewegung des Saftes nothwen⸗ dig gemäfiiget; und langfamer gemacht , folglich dem Safte Zeit gegeben wird, in alle Theile: des Baumes hineinzudringen, welche die Werkzeuge des Wachs⸗ thums find, und worinn er ſo denn Durch das ers zwungene Verweilen gekocht, und verdauet wird, Zugleich empfaͤngt er hier die Einfluͤſſe der Luft, und Sonnenwaͤrme, und kann alſo auch proportionirli cher uͤberall vertheilet werden. Wenn udeſſen verſchiedenen Producten. 447 i FH Wenn wir aus: den Gärten von Montreuil ber > aus in das freye Feld gehen, fo finden wir Dafelbft _ wie derum eine Mienge neuer Gegenftände. Hier Fiebe man veeefliße Nußbaͤume, dort, in der Ebe: - nean den Hügeln, Reben, die ſowohl Trauben zum Obſt, als zur Kelter liefern. Der hieraus gefelter- te Wein ift das gemeine Getränk, der hiefigen Ein. woͤhner, ob er. SB Ehen ‚gemeinen, fcharfen und erdhaften Gefchmad bat, Diefer Geſchmack ent» ſcheidet den Werth des Erdreichs und beweiſet, daß die vorgegebene Bortrefflichfeit des Bodens iu Mon: treuil bloß eine leere Einbildung feys Anderwaͤrts fieht man größe Weidenpläge, Wie, fen, Suzernen» Wicken Korn und Beizenfelder , wor» aus fie Binſen und allerhand Saat einerndten Seit. ärts ff er überall Pläse für die ES prößlinge junger Pflanzſchulen aufbehalten. An einigen Orten find | Erethk Abgefönderte, und mit Strohdeden; umgebene Pläge, für die Eröbeeren, damit fie die Winde nicht ſo leicht treffen, und fie alfo zeitiger reifen und mehr Fruͤchte geben. Sie ſind mit duͤnnem Miſte ganz umgeben, und ſtehen tief in demſelben, theils um die noͤthige Nahrung zu erhalten: denn Die Erdbee⸗ renfteäuche faugen das fand fehr aus, theils damit die öftern Regen das Erdreich an den Wurzeln nicht zu feſt machen, oder die Sonnenhitze ſie auszehre, oder der vom Regen naß gewordene Sand und Er⸗ de die Beeren bejchädige, und zum Faulen geneigt mache, Man leider hier nicht, daß unter den Erds- beerſtraͤuchen Wegkraut wachſe, ſondern man rottet es zeitig aus, damit es die guten Straͤucher nicht verderbe. Endlich nimmt man auch von einem je⸗ den Stengel die oberſten Erdbeeren wenn ſie i Si der | | ka “ —— ob, "undstäßt-an 4 Stüd fießen, An Beete von wilden Cicherien, «die r 4 Pe dem — aus dem id durch t halten en Y —J w er Gets; In der Zwiſchenzeit, da * no ch Peine ne e. | Kiebe ndeln dieſe — eute, die allen Land⸗ einwohnern zu Muſtern dienen Finnen, mit frifhen Eyern, Milhfpeifen, Rohm, Käfe, u. w. ob gleich bey Ihnen weder Huͤhner ⸗ noch Rind | ‚gefunden wird, Es ift hier nichts muͤßig. Gedere viren Die Pfrfcen, und. Bu —— mann, ſo gar Waber und Töchter, und kleine Kin der. arbeiten, und üben. fic) fen an dem, Ippelin ‚fie dereinft vortrefflich werden wollen. * ber fanr Pd ** einzige 2 Denen ge Meiber a | —— — | = a ee. des vierten Stückes im drey u, — Bande. | # — I, —— der Abhandlung von der Anzahl der Menſchen, in den alten und neuern Zeiten S.339 a, Rogers Abhandlung von der C der beſondern Methode, die Pfirſichbaͤume, zu mar ſchaft von Paris) gebräuchlich iſt AU. Bon dem Erdreiche zu Montreuil u dan de — ſchiedenen Producten 4, 430 5* — "2 A me, beſo ‚ wie fie in der 9 SHamburgiſches s£ of ga zi 1, ai Schriften, | Aus der Naturforſchung und den angenehmen a überhaupt, Des ꝛzſten Bandes finftes Stud, | Mit Königl. Pohln. und Ehurfürftl. Sachfifcher. Freyheit Hamburg und Leipzig, bey Grunds Witwe und Adam Heinrich Hofe, | ‚1759 BIT SUR + Op * ne Briefe u “eines - engtändifdrn Arztes an einen Edelmann von Bath. Aus d dem Englifchen.. er et Brief ; Meine gewöͤhnlichen Beſchaff igungen, | IN ve aa mein Herr! haben es nicht ver« : 24 9 ſtatten wollen, Ihnen eher auf 8 Dero Zufcrift zu antworten. Sie orange N von mir, daß ich Ih⸗ Sf nen 45% Zoeen Briefe nen Segeln und Verordnungen — ſoll, die geſchickt ſeyn, die Geſundheit zu erhalte 1, und den Krankheiten vorzufommen. Zum andern find ſie begierig, daß ih Ihnen meine Meynung von den Empyrikern bekannt mache. Ich will beym erſtern Artikel anfangen. Ohngeachtet die Geſundheit ein unſchaͤtzbares Gut iſt, fo werden doc) die Huͤlfsmit— tel, ſelbige zu erhalten, gar ſehr vernachlaͤßiget; vor» nägmlich von denjenigen, fo vollfommen gefund und in der Bluͤthe ihres Alters befindlich find... Wenn Dero Frage die Beobachtung der Regeln, die fie gerne willen wollen, zum Bervegungsgrunde hat : fo find Cie eines langen $ebens und einer dauerhaften Geſundheit würdig : Dignus es Ne- ftoris annis, et Cratonis Salubritate. Einige ſetzen das Gluͤck auf Reichthum, einige auf, Ehre, und andere auf verfchiedene andere Dinge; wenn aber die Geſundheit alle dieſe Bortheile nicht, begleitet, fo verwandelt fich die vermeynte Gluͤckſeligkeit gar bald in Elend. O glückjelige Geſundheit, vufte ein alter Dichter, fo lange du gegenwärtig bift, fo lachet —* vergnuͤget ſich alles, wie im Fruͤhlinge; ohne iſt kein Gluͤck! Gefundheit nennen wir nad) | N; Gaben diejenige Befchaffenheit des ‚Körpers, . wo wir ohne Schmerzen alle tebenseigenfchaften vollkommen ausüben fünnen, _ Diefer Zufland wird anf zweyerley Art verändert, entweder Durd) inner⸗ liche, oder, durch aͤußerliche Urfachen. / Die erſtern ſind uns angebohren, und es ſteht nicht in unferm Vermögen, folche zu hintertreiben; hieher gehört Das Austrocknen unferer feften Theile, der beftänbige Verluſt RER —— und die Erzeugung de * | .eined engliſchen Arztes ꝛc. 453 ‚überflü ßigen Theite. Balen handelt von alfen diefen Urfachen, ich übergebe. fie aber deswegen, weil ‚deren Abänderung nicht bey uns ſteht, fondern wen. de mich zu den aͤußerlichen. Alle diefe find faft alle unferem Willen unterworfen, und da deren Mis« ‘ brauch unferer Gefundheit Schaden thun kann, fo entfpringt und befteht auch die Geſundheit durch ders ſelben genaue Beobachtung. ,, Diejenigen, (fähre Galen fort, ) befinden fi) in guten Gefundbeits- umſtaͤnden, welche eine gute Ausdünftung haben, die die Leibesbewegungen gehörig unternehmen, und in allem eine qute Ordnung beobachten, dieſe wer— den, ohne Fränfliche Zufälle, zu einem hohen Alter gelangen.,, Diefe Berficherung von einem fo geofs fen Arzte ſollte Sönen dahin vermögen, daß Sie alle Borfchriften, die Ihnen einen fo glücklichen Zus ftand verfchaffen Fönnen, auf das genauefte erfüls ieten. Der Regeln find fechfe an der Zahl: die Luft, Speife und Gerränfe, Bewegung und Ruhe, Schlafen und Wachen, das Zurücbleiben der nuͤtz⸗ lichen und das Fortfchaffen der überflüßigen Säfte; und endlich die Leidenfchaften. Diefe fechs Stüde : werden in der Diätetif Die wwidernafürlichen, ‚non na- turales genannt, weil fie nicht zu unferm Wefen ges hören. Balen nennet folche Erhaltungsmittel, weil er-bemerfte, daß fie den Körper gefund erhiels ten, bis daß durch ein unzertrennliches Schickſal der Menfchlichkeit, der Tod über uns Fame, wenn name | lich die nöthig ge Feuchti gkeit fehler. — | I. Unter, diefen nimme die Luft die erſte Stelle —* weil unſer Leben Sr anfängt, und wir Deren Be ftets 454 Zween Briefe. ftets ind — ——— bendthiget find. Re — fluͤßige Weſen iſt, feiner Natur nach, warn und ae fie bekoͤmmt aber viele Veränderungen von . ber Erde, den Gensäflern, Winden ꝛc. Sie ver- miſcht ſich mit unſern Geiftern, uͤhlet ſolche ab, 9 nimmt die uͤberfluͤßigen Austünftungen in fich. er Mund, Die Naſe und Schweißloͤcher verſtatten ihr den Eingang in die Junge, das Herz, Gebirne, in die Pulsadern und alle übrige Theile unfers Koͤr⸗ pers. Anfangs werden deſſen Eigenfchaften den Geiſtern, hernach den Saͤften, und von da der gan- zen Maſchine beygebracht. Eine reine zarte und temperirte $uft belebt die Geiſter, reiniget das Ge⸗ blüte, erweitert das Herze und verurfachet, Daß es leicht und munter ſchlaͤgt. Sie verhindert Die Ver ftopfungen, belebet die natirliche Wärme, vermehret den Appetit, befördert die Dauung, und theift jedem Theile die Kraft bey, fo ihm eigen iſt, Das Ueber: flüßige zu gehöriger Zeit fortzufchaffen. Dieß find diejenigen vortrefflichen Eigenfchaften ; melche Hip⸗ pokrates, Galen und andere berühmte Aerzte einer. geſunden Luft zueignen. Columella giebt denjeni⸗ gen, die neue Laͤnder erobern wollen, den Rath, daß fie auf eine geſunde Luft ihr vornehmſtes Augen- merk richten ſollen, weil man zu beſorgen haͤtte, daß ſie hiemit ihren Zweck nicht erlangten. Ariſtote⸗ teles verlangt, man ſolle die Städte da anbauen, wo reine und helle $uft ware. Die gefündefte Luft iſt insgemein an hohen und offenen Oertern, die an der Mittagsſeite liegen. Hier kann vornehmlich die Sonne ihre Eigenfofe ausüben und DIE fluͤf⸗ ſige | eineg engfifchen Arztes “ 45 ' fige Weſen reinigen ; der. Wind Fann die groben und unreinen Theilchen verjagen. Die $uft von moraſtigen, niedrigen und feuchten, Hertern, ift dien fer Vortheile beraubet, und fälle der Geſundheit fehr nachcheilig. W 30 Gehölze oder Gebirge den Einfluß der Sonne verhindern, da iſt die Luft ebenfalls ſchaͤdlich. Eine folche Luft unterdrücken Die Bewegung des Hera zens, verderbet die Sunge, beſchweret die Geifter, vers, mindert die natürliche Wärme, Appetit, fchwächee die Dauung, und verurfachee viele andere Fränfliche Zufälle im Körper. . Weil der Unterfchied diefes flüßigen Weſens die Gefundheit erhalten und ſchwaͤ⸗ chen kann, fo muͤſſen Sie nicht allein darauf ihre Sorge richten, daß Sie in einer gefunden $uft le— ben, fondernfie müffen auch alles das zu vermeiden füs chen, was dem Werkzeuge des Geruchs zuwider iſt. Bey dieſer Gelegenheit muß ich Ihnen meine Mey⸗ nung vom Tabake hinterbringen, deſſen Gebrau⸗ * chungsart darinne eine Gleichheit hat, daß man die uuft einzieht. Diefe indianiſche Pflanze, nach ders jenigen Meynung , die folche am erften befchrieben haben, ift im dritten Grade warm und frocfen, Der Leberfluß dieſer Eigenfchaften Fann der Jugend nicht anders als ſchaͤdlich ſeyn, und wenn er auch ein Nahrungsmittel wäre; denn man weiß, daß die - Nahrung vor junge Leute feuchte und ohne überflüfs. figes Erwärmen feyn fol. Galen behauptet, daß. Diefe Pflanze die gallreichen Temperamente fühlen fol, . Der Tabak ift ein heftiges Purgiermittel, und bey den meiften dem Magen fehr ſchaͤdlich. Er ‚verzehrt die Feuchtigkeit und vs die Wärme, ; .3f4 WVon 456 Zueen Briefe Von der — Vereinigung nun, — zwo Eigenſchaften haͤngt die Erhaltung unſers Koͤrpers ab, Wird das erſtere vermindert, fo wird das an- dere geſchwaͤcht, weil diefes von jenem ‚- gleich wie eine Sampe vom Dele, unterhalten wird. Die Stär fe diefer zwey Eigenfchaften muß alfo machen, daß uns der Tabaf nicht anders, als fchädlich fern Fann. Das furze Leben der Menfehen in warmen ändern, ift ein Beweis hiervon. Dieſes rührt. von der großen Hiße her, welche, wie der Tabaf die Feuch- tigkeit verzehrt, und das Austrocknen der feften Theis, le, als den Vorläufer des Todes, zumege bringt. Plato wollte ganz und gar nit, daß j junge Leute Wein trinken ſollten, und wenn es auch maͤßig ges ſchaͤhe; weil diefer Liquor die Begierde und den Zorn rege macht. Das Tabafrauchen ift ned) viel geſchickter, diefe Wirkungen Darzuftellen. . Der Mein ift hitzig und feuchte: der Tabaf noch viel bi: Kiger, und frocdnet aus. Der Wein nahrt : der Tabak führt. ab. Dieſe Eigenfchaften müflen den choleriſchen Temperamentern ſchaͤdlich ſeyn. Sie bekommen eine Neigung zur Hirnwuth, hitzigen und ſchwindſuͤchtigen Fiebern; ſie werden durch den Ta⸗ bak melancholiſch ꝛc. Viele, die ſolchen im Gebrau⸗ che haben, bilden ſich ein, daß er gewiſſen Ausfüh« rungen der Säfte nüglich wäre, Er fann zwar im Blute eine jählinge und fortdaurende Hige erre⸗ gen, wenn aber diefe heilfam waͤre, fo Fönnte fie nicht ohne diejenige Feuchtigkeit beftehen, welche der Tabaf wegnimmt. Es wird Ihnen dahero ſchaͤd⸗ lich ſeyn, und wenn Sie auch ſehr wenig De ich eines englifchen Arztes ꝛc. 457 ten; deffen unmäßiger Gebrauch aber, wird Ihnen unvermerft einen früßzeitigen Tod verurfachen. Hip- pofrates faget : Das gefchähe mit einer Eicherheit, was nad) und nach geſchaͤhe. Mach diefem Grund» ſatze —9 er an, daß man ſowohl die Nahrungss mittel, als alle andere Sachen, mit Mäßigfeit ges brauchen ſolle. Galen verfichert uns, daß der all. zu ftarfe Gebrauch der gelindeften eröffnenden Mittel die feften Theile austrocfne, und das Blur dick und fehwer made. Ein lüßiges Wefen von dieſer Art, ift ſehr gefchickt, durch die Wärme der Nieren, den Etein zu erzeugen. In was vor üble Umflän de kann uns alfo nicht der Tabak fegen, weil deſſen Gebrauch) viel flärfer ift, als die eröffnenden Mittel? Weil der Tabak hitziger ift, und mehr austrocknet, als diefe legtern, jo muß er auch unferm Körper viel ſchaͤdlicher ſeyn. Es koͤnnen zwar die Falten und feuchten Temperamente einigen Bortheil davon has ben; allein außerdem, daß deffen Gebrauch fehr mäßig feyn foll, fo muß man auch auf unzählig viele andere Umftände fein Augenmerk richten. Da er den jungen $euten fo ſchaͤdlich ausfällt, fo wollte ich, - daß man beffen Natur mit dem ‚eigentlichen Na⸗ men, und alſo lieber den en Gift der Jugend, ale ur | bat, nennt, U. Nunmehro wil ich Speiſe und Trank unter⸗ ſuchen. Man weiß, daß unfere Körper ſtets etwas verlieren, und dag unfere Wärne ſelbſt von ihrer ‚ eigenen Subſtanz ein Theil verzehret. Der Ge— brauch der Nahrungsmittel iſt alfo, um dieſen Ver. a z erſetzen, unumgänglich nothig. Nenn dieſe | 885 nach 458 er Zoeen Briefe RR. nad den Kegeln der Arztneykunſt genoffen. —— fo fragen fie unendlich vieles bey, uns vor Krank— beiten zu befehügen. Fünf Stüde werden erfors dert, diefen Endzweck zu erfüllen: die Subjtanz, die Menge, Eigenſchaften, die Gebrauchumgszeit, und die Ordnung, nach welcher ſie genoſſe en erben folfen. »D) Bon gufen und wohlſchmeckenden De: mitteln werde ich nichts beybringen, weil Ihnen dieſe ſchon bekannt ſeyn. Ich will nur bey einigen ſtehen bleiben, deren uͤble Eigenſchaften die vor⸗ nehmſten Urſachen unſerer Krankheiten ausmachen. Weil ſie unſern Koͤrper mit groben Saͤften anfuͤllen, ſo werden Sie ſolche mit Fleiß zu vermeiden trach⸗ ken. Galen führet an, daß die Kömer- in ver: | fhiedene Krankheiten gefallen wären, weil das Volk bey einer im Sande vorgefallenen großen Theurung üble Huͤlſenfruͤchte hätte genießen muͤſſen. Er be. Fräftiget durch fein eigen Benfpiel Die Wirkungen einer üblen Nahrung. So lange er die gemöhnli« chen Früchte genoß, hatte er faft alle Fahre das kalte Fieber. Er unterließ folches, gebrauchte bloß gute Nahr ungemiftel, und lebte ohne Krankheiten bis ins hohe Alter. Unter allem Fleiſche, das bey ung im ftarken Gebrauche ift, iſt das Rindfleiſch das allerſchlechteſte: das Blut von diefen Thieren wird von dem Aerzten als. giftartig angefeben, und daher macht diefer Anftand viele Borurtbeile; vor⸗ nehmlich iſt es denen niche dienlich, welche einen ge⸗ ſchwaͤchten Magen haben. Das Rimpfleifeh i t * zu a, und folglich ar hieraus * ſchwarzes J "eines engen Anztese I 9 N ffroarjes und verdicktes Gebluͤte. Das wilde Schweinefleiſch iſt nach dem verſchiedenen Alter und nach der Groͤße des Thieres auch ſchaͤdlich und aͤhn⸗ licht dem erſtern ſehr. Bock: und Schoͤpſenfleiſch iſt nicht viel beſſer. Die uͤble Beſchaffenheit der Saͤfte von dieſem Fleiſche vermehret ſich auch mit dem Al ter dieſer Thiere. Sind ſie nicht geſchnitten worden, ſo geben fie die groͤbſte und unverdaulichfte Nahrung, Das Blut mag zubereitet ſeyn worden, wie es will, ſo wird es doch vom Galen ausdrücklich verworfen, Dieſer Arzt hegt auch feine beffere Meynung von Gedärmen und Füßen diefer Thiere, vornehmlich, _ ‚wenn fie von großer Urt find. Unter den Fifchen geben die größten und älteften die fchlechteite Nah— ‚ rung. Die fo im trüben und fauligen Gewaͤſſer befblich geweſen, find viel fhlechter, als diejenigen von eben der Art, welche man in hellen und ſandich⸗ ten Fluͤſſen antrifft. Die Aale find mit gutem Fus ge aus der Zahl der guten Nahrungsmittel vers bannt, weil fie leicht Fäulni erzeugen. Die meis ſten engländifchen Srüchte find zur Nahrung ver bothen, unerachtet viele in Der Arztneykunſt nuͤtzlich ſind. Galen ſaget, daß die Aepfel, Birnen und Meſpeln hieher gehörten. Diejenigen, fo am reif— ſten, find am fepadtichfen , toeil fie fi in unfern Körper gar leicht in Faͤulniß verändern. Der Gebrauch der Gurken ift bey uns fehr ftarf: Bas len verwirft fie gaͤnzlich. Wenn ſie nicht gut vers dauet a wie es ER bey denen Ba par x gre⸗ 460 Zyween Briefe gredienzen. Ob fie ſchon nun den Sign TEL | befommt , fo bringe es doch Schaden, wenn die Sad: | tuf in großer Menge genoffen wird. Die Güte | feines Magens muß niemanden ‚verleiten, felbigen | mit üblen Nahrungsmitteln zu fhwäden. Und wenn diefe auc) wohl verdauet würden, fo würde doch der Nahrungsfaft, fo ins Blut koͤmmt, von der. erſten Befchaffenheit feyn. Linfere Körper. würden - hiedurch mit folhen Sachen angefüllet, die bey der geringften Gelegenheit leichte verdürben, und wor— aus fehr gefährliche und bösartige. len, ib» ren Urſprung nehmen. 2) Was die Menge der Speifen —— ſo muß ſolche nicht nach dem Appetite, ſondern nach der Staͤrke des Magens abgemeſſen werden. Der Fehler von der erſten Verdauung kann weder von der andern, noch von der dritten verbeſſert werden. Wenn die Gefäße grobe und rohe Nahrungsfäfte uͤberkommen: fo ift auch Das Blut von gleicher Bes ſchaffenheit. in ſolches flüßiges Weſen begiebt ſich auch in die kleinſten Gefaͤße; und dieſe haben nicht den hinlaͤnglichen Widerftand, ſolche zu verduͤn⸗ nen. Die Unmaͤßigkeit als der moͤrderiſche Tyrann der Menſchen, hat auf dieſe Art die meiſten unſerer Reichen untergedruͤckt, und ich ſchmeichle mir nicht, daß ich fie von ihrem Verderben abwenden werde: ic) will ihnen nur fo viel zu verftehen geben, daß. die Gefundheif wenig Nahrung und viel Bewegung erfordert. Sernelius giebt die Unmäßigfeit, als die Quelle aller Krankheiten a an; ‚allein fie hat noch uch einen eineg enalifehen Arztes x, 461 einen gefährlichen Ausfluß. Unter den fünf ange= - zeigten Dingen ift der Fehler i in Betracht der Men. ge der alfergemeinfte und fchädlichfte. Die über. flüßigen Nahrungsmittel füllen den Körper mit gro- ben Säften und Dünften an. Gie erzeugen Ver— ſtopfungen, woraus unzählige Krankheiten, als Po- dagra, Waflerfucht, Schlagflüffe, Laͤhmungen ꝛc. entftehen. Sie ſchwaͤchen die Sinnen, und verrin- gern die natürliche Wärme eben fo, als der Ueberfluß vom Dele, eine brennende Fackel auslöfchet. Man weiß, daß die Streiter bey den olympifchen Spielen bisweilen plöglich umftelen, wenn fie fo fehr mit Dele befchmiert waren ; mit einem Worte, diefer Fehler macher den Menfchen ſowohl zu natürlichen als bürgerlihen Handlungen, Desgleichen auch zu allem Nachdenken ungefhikt. Die Mäßigkeit er— weckt gegenfeitige Wirfungen. Dieſe allein kann das Leben gefund , langwährend und angenehm ma- chen. Apollon von Tyane, welcher unter Domi— tians Regierung lebte, giebt ung hiervon ein’ uns vergleichliches Beyſpiel. Diefer gelehrte Mann hatte von der Natur vortreffliche Gaben erhalten, - Er vermehrte diefe durch den Limgang, das Bücher: kefen und Nachſinnen fo ſtark, daß er Fünftige Din— ge vorher zu fagen wußte. Hierüber nun wurde er vor dem Kaifer-angeflaget, alsob er ein Vera ſtaͤndniß mit dem Satan hätte. Die Antwort, die er zu feiner Rechtfertigung gab, war folgende: er hätte ver Wahrheit wegen jederzeit leichte Speifen und in geringer Menge genoffen, damit fie ihm Bi ſchaden moͤchten: dieſe Lebensart nun haͤtte ſei⸗ nen nen Verſtand fo aufgeklärt, daß er die vergangenen und zukünftigen Dinge gleichfam wie in einem Spies ‚gel ſaͤhe. Joſephus erzählee, daß die Effeer wer gen ihrer Mößigfeit viel Alter als die andern Juden geworden waͤren. Die gewöhnliche Nahrung der Pythagoraͤer war Brodt und Honig. Die Ver⸗ ſchiedenheit der Speiſen iſt der groͤßte Reiz zum Ap⸗ petite und folglich das geſchickteſte Huͤlfsmittel, den Magen zu uͤberladen; dahero verbiethen die Aerzte verſchiedene Arten von Nahrungsmitteln auf einmal zu genießen. Außer der Unbequemlichkeit von der Menge, ſo vergroͤßert auch das Verſchiedene der Eigenſchaften die Wirfung des Magens, und ver: hindert eine gute Berdauung, » Montanus erlau⸗ bet viel eher ‚eine fihlechte Speife, als viele gute, Wenn Sie die Bluͤthe Ihrer Fahre zurück gelege haben: fo belieben Sie aud) die Menge Ihrer Nahrung defto eher zu vermindern, je mehr Gie in ihrem Alter zunehmen. - Hippokrates ſaget: „Die Alten haben wenig Wärme, und folglich müffen fie wenig eflen ; denn, (fügt er hinzu): gleichwie ein Stuͤck grün Holz ein kleines euer auslöfcher, alfo “vermindert, und erſtickt auch allzu viel: Fleiſch die mittelmäßige Wärme des Magens.„Alſso unter» fagt auch Montanus alten Leuten die Gaſtereyen, weil ſie wegen der verſchiedenen Speiſen zu viel eſſen moͤchten. a TE ga? "2 3) Was die Eigenfhaft der Nahrung anbelan⸗ get, fo foll folche im Sommer fühlender und. mehr wäfferichter feyn, als im Winter, Im Sommer athmen wir viel warme Luft ein, und Die brennende Nie eines engliſchen Arztes x. 463 Hise der. Sonne verfreibt eine große Menge unferer \ Feuchtigkeit. ER ERS 4) Was die Zeit betrifft, fo muß man nicht eher neue Nahrungsmittel genießen, ehe die erftern voll: fommen verdauet feyn. Diejenigen, welche fich durch allzu vieles Effen mit überflüßigen Säften an. füllen, ernähren ihren eigenen Untergang. Wenn die Mäßigkeit oder das Enthalten anfangs einige Empfindung verurfachet, fo vergeht folche gar bad, wenn man.anhält.. Die Gewohnheit unferer Pas tion mit der Eßzeit ift mic den Regeln der Arztz neyfunft in feinem Stuͤcke uͤbereinſtimmend: ‚ein überflüßiges Abenveffen, welches gar bald nad) dem Mittagseffen * erfolget, und welches ebenfalls beträchtlich ausfällt, muß allerdings ‚Krankheiten erregen. Das Frübftücken und Abends eſſen, ohne Mittagsmabhlzeit, würde den Falten-und feuchten Temperamenten, oder denen, die wenig Be- megung haben, gut zu flaften Fommen, Dieſes wird durch die Gewohnheit der Alten bekraͤftiget. Galen war gewohnt, nur einen Biffen Brodt zum Fruͤhſtuͤcke zu nehmen, und Fonnte es alsdenn bis zum Abendeflen. aushalten. Die Streiter der olympifchen Spiele, welche vom Gefichte ſtark was _ ren, aßen zu Mittage nichts. Zum Frühftücke gab man ihnen nichts als Brodt, und zum Abendeffen Schweinefleifh. Man würde vergebens einwen- * BR >: IL I; AN | den, * Bornehme Leute effen in England nicht eher dag Mittagsbrodt, ald um vier oder fünf Uhr Nach: mittags, | 464 Zween Briefe ben, * die Griechen beym ——— Krieg, si mal des Tages gegeffen hätten ; weil drey dergleis hen Mabtzeiten in etwas wenigen Weine und Brodt beitunden, Ihr Abendeſſen, welches im Fleiſche beſtand, war allerdings auch maͤßig; es ſcheint, daß die Kriegsbeſchwerden zu den vielen Mahlzeiten Gelegenheit gegeben haben. Wenn Galen von der Gewohnheit in Griechenland redet, ſo weiß man, daß er nur einer kleinen Mittagemahl. zeit, oder Fruͤhſtuͤcks, hingegen eines ſtarken Abend⸗ eſſens Erwaͤhnung thut. Weil ich weiß, wie uͤber⸗ flüßig Dero Tafel angefüllet wird, und wie ungleich Diefelben Ihre Mahlzeiten genießen, fo muß ich Ih— nen, mein Herr! benachrichtigen, daß Sie die Abend» mahlzeiten einftelfen, weil Sie des Mittags viel zu fih nehmen. Ich weiß, daß die Lebhaftigkeit Ih⸗ ves Alters Ihnen verhindert, vorigo alle die Unbe— quemlichfeiten zu empfinden, wenn eine Mahlzeit nach der andern genoſſen wird; allein diefe üble &es wohnheit legt nach und nad) den Grund zu Kranfs heiten, und fie werden bald oder fpät — uͤblen Wis | Bingen hiervon verfpüren. Ich komme auf die Ordnung die BER 03 | J— Speiſen beym Eſſen in Obacht ne hmen ſoll. Unſere Gewohnheit iſt auch in diefem Stuͤcke von der Beurtheilung der Aerzte unterſchieden. Sie verlangen, daß man mit demjenigen Fleiſche anfan⸗ gen ſoll, welches am leichteſten zu verdauen if das mit felbiges zuerft in den Magen fomme.. Das beſte Hülfgmittel, die Gefundbeit zu erhalten, und ‚den Krankheiten vorzubengen, beſteht darinne, daſt man man auf einmal a über, P Schuͤſſeln aus iße, Ungeachtet‘ Ihnen Epikur ſagt: wer mediciniſch lebt, lebt ſchlecht: ſo iſt es doch nichts deſto weniger wahr daß Sie, wenn Sie diefer Regel folgen, das unfchagbare Gut, die Geſundheit, genießen; da Hin. gegen: die. MWollüftigen. wegen der Unmäßigfeit mit | Elende unausbleiblich beſchwert ſeyn. j Was dası Getränfe anlangt, welches das — ‚Süd von den widernatürlichen Dingen ausmacht, fo ift es bey uns dreyerley: Mein, Ale und Dier, Das erfte befördert Die Dauung um vieles, macht gut Blut und giebt gute Nahrung : biefe Eigenfchafs ‚ten fommen aber nur einem alten Weine zu, wenn er. mäßig genoffen wird. Die neuen Weine führen - ‚ein grobes und erdenhaftes Wefen beyfich, und.anftate daß fie das Fleiſch follten verbauen helfen, fo ver⸗ dauen fie ſich Faum ſelbſt. Sie find allen Haupts beſchwerden gänzlich entgegen: fie ſchaden affen hitzi⸗ ‚gen Temperamenten gar ſehr: Daher fommt es, daß man der Jugend überhaupt den Wein verbiethet. Fernelius ſagt: der Wein ift beym menſchlichen Körper eben das, was der Dinger bey den Bäumen abgiebt: dieſer treibt die Frucht, allein er ſchadet den Baͤumen. Dieß muß nur von hitzigen Weis ‚nen verftanden werden, den junge Seute, oder Die ‚jenigen trinken, fo ein hißiges Temperament haben. | iſt viel älter als Bier, weil fein Hopfen darʒzu 9— imt. Es mache nicht trunken, wie Wein und jer ehuts daher iſt es auch zu den Schwachheiten bes Haupt: ‚viel dienlicher, allein es verurfacht Blaͤ⸗ hungen. Der Hopfen, welcher den Unterſchied unter der Ale und dem Biere Be iſt hitzig undtrock 3. — Gg niet. De? 4 12 d | J — die ——— weiche die: Birne . us —— anne vert eibt. Es macht die | it) Können je deſto JJ u; den ganzen Kör- % r ir ga . ates will, en K Rn 4 4 en 1% N PER — — A re 2. er 141 B1 anes un * —9. he das nee berg ges noffen werden. „Erſtlich die Bewegung hernach das Eſſen, und denn das Getraͤnke, ſagt noch Hip pokrates., Dieſer Grundſatz verbierhent die Ge wohnheit unter der Mahlzeit, oder unmittelbar ver- ber, zu trinfen. . Wird der Wein vor: der Abend» mahlzeit getrunken, fo bringt er noch das Rohe und Zurücgebliebene von der Nahrung ins Blut. Er macht auch unaͤchten Appetit, und man: muß Nahrung nehmen, ehe die alte verdauet üxden, als welches. der Geſundheit ſehr ſchaͤdlich iſt Menge des Getraͤnkes muß den Nahrungsm gemaͤß ſeyn, begleichen den Temperamenten und ‚der Yahrszeit. Die magern und trocknen Körper i müfjen mehr trinken, ats die fetten und dicken deu Und im Sommer ift mehr nörhig, als im Winter, Allzuwenig Trinfen verhindert beh verfehieden e Par ſonen die Dauung und das Austheilen des Nah. e rungsfaftes ; der Ueberfluß aber, beſchwert den Mas gen, hindert die Dauung, erzeuget Winde, | befchwere das Haupt, und erfüllt den Körper mit überpläfiger. m Man kann — — Trinken eines engliſchen Arztes ec. 467 ache dieſe Freyheit kann aber den Phlegmatiſchen, und denen, jo ſtets wegtrinken, zum Schaden ge⸗ reichen. Galen verbiethet das Nachttrinken, es wäre denn, daß der Durſt ſehr heftig wäre, Hip⸗ porrates unferfagt denen das Trinken, die ſich zu Bette legen wöllen ‚ weil der Schlaf Sinfängich be feuchtet. IH. Was bie Vewe gng und Ruhe bettifft, ſo iſt das erſtere ein ſtarker Zwang des Koͤrpers, wel⸗ cher das Athemholen veraͤndert, oder die Miüdige- Feit verurſacht; alfo foll nicht "alle Bewegung gebile lige werden. Diefe nun befümmt nicht jedermann. Wenn z. E. die Blutadern vom Blute ftarren, oder der Körper mit üblen Säften angefülle iſt, fo Fon nen diefe- auf Haupttheile fallen, und gefährliche ' Krankheiten erzeugen; oder fie Fönnen fich in die Gelenke feßen, und heftige Schmerzen verurfachen. In dergleichen Fällen verhindert man die Vollbluͤ⸗ tigfeit durch Aderlaffen, Purgieren oder Mäßigung ; wenn man fich hernachmals gelinde Bewegung madıt, und folche nach und nach verftärfet ; denn alle jaͤhlin⸗ ge Veränderungen find ſchaͤdlich. Die geſchickteſte Zeit zur Bewequng iſt frühe, wenn man fich noch ‚ nüchtern befindet, und wenn man bemerket daß das Abendeſſen gut verdauet iſt, wenn man aber beym | en noch etwas rücftandiges bemerket, fo iſt fer Celſus Rathe zu folgen, und länger zu ſchla⸗ dar als dag man durch die Beivegung die rohen Säfte inwendig in den Körper freibt. Die Bewes ‚gung kurz be der Mahlzeit ift noch viel verwerfli⸗ cher. Allein, eine mäßige und zu rechter Zeit uns ternommene Berdegung ,. macht nad) Hippofrates Gg 2 Auss a8 ae. Susi ruche den K orper ſtark. Corpus robuf F t um red- dit: Dieß iſt das Lob, ſo er in wenig Worten davon macht. Sie nuͤtzt, faͤhrt er weiter fort, den Muss keln und Gelenken eben ſo als die Nahrung und der Schlaf den innerlichen Theilen. Plato zeigt die Vortheile der Bewegung, und die uͤblen Wirkuns: gen der allzu ‚großen Ruhe Diefe erzeiget Faͤu⸗ lung/ jene ftärft den Koͤrper und, vermehrt Die natuͤr⸗ liche Wärme, woraus eine gute Verdauung ent⸗ fpringt: Die Geifter befommen mehr Sebhaftes, er⸗ öffnet die Gefaͤße, befördert das Ausfließen der übers- N een ‚und widerſteht alfo hiedurch den Krankheiten, zu welchen unfre Körper geneigt en. * RR A —— | x IV. Den Schlaf und das Wachen haben wir nun zu betrachten. Hippokrates fagt uns in feinen Apho⸗ rifmen, daß der Ueberfluß des einen ſowohl, als des ‚andern , fehädlich fey. Ferner fagt er, der allzumes nige Schlaf verhinders die Dauung, und der allzu- viele ift dem Eingange des Nahrungsſaftes in die Blutadern hinderlich; es entftünden hieraus grobe Sdaͤfte, welche den Körper träge und Die Seele ver» druͤßlich machten. Die Nacht ift zum Schlafe viel bequemer als der Tag, meil die Geiſter im Dun« keln nach inwärts gehen. Die verfchieonen Mey nungen unfrer Schriftfteller, wie man im Bette lie⸗ gen foll, will ich Ihnen nicht vorlegen. Es wird binlänglid) feyn, wenn id) Ihnen fage, daß es nicht gut ſey, die ganze Nacht auf einer Seite zu liegen, und daß die übelfte Methode darinn beſtehe, wenn man fich auf den Rüden legt, Gieben oder ad) Stunden Schlaf find mehr als zu viel. Ein * | a 7 — | eines engliſchen Arztes ec. kes Abendeſſen erfodert laͤngere Zeit, als wenn wa wenig, ißt, dahero kann man die trocknen Temperas menter lange-fchlafen laffen. Die alte Regel, daß man nämlich frühe aufftehen foll, fegt geringe Abend» mahlzeiten zum voraus: und dieſes muß beſonders von denjenigen in Obacht genommen werden, bie zu Mittage viel: gegeſſen haben, oder mit Kepfbe⸗ ſchwerden geplagt ſeyn. Der Schlaf iſt nur 3 oder 4 Stunden nad) dem Abendeflen geſund. Wenn der Magen voll ift, fo gehen währenden Schlafes viele ; Dünfte nach dem Kopfe, wovon ein Theil währen: dem Wachen verfliegt ; desgleichen verbiethet man nach dem Mittagseſſen zu ſchlafen, und man ſieht dieſes, als etwas ſehr ſchaͤdliches an; wenn aber der Magen ſchwach, und der Kopf gut beſchaffen iſt, ſo kann man wohl einen kurzen Schlaf, ſihend im Stuhle, erlauben. V Nun komme ih auf das Zuruckbleiben der — nuͤtzlichen, und auf das Ausſondern der uͤberfluͤßi⸗ „gen Säfte. Eine jede Abſonderung hat etwas uͤber⸗ flügiges. Wenn nun hiervon etwas allzu lange im _ Körper bleibe, oder zu geſchwinde und mit allzu geofe fer Kraft ausgemorfen wird, fo leidet dadurc) Die Gefundheit, zum Erempel: Wenn fich die Gedaͤrme nicht zu gehöriger Zeit von ihrem Unrathe entledi- gen, fo werden dadurch die nahe liegenden Theile, und das Haupt felbft beſchwert. Wenn die feber und Mit; ihre Säfte nicht zu gehöriger Zeit zu den Nieren und Gedärmen bringehr, fo entfpringen hier⸗ aus verfchledene Krankheiten. Wenn die Harnblafe die unnügliche Saft über die beftimmte Zeit bey fich behaͤlt, ſo wird ſolche durch die Ausdehnung und ng 3 Wärme 479... Zween Briefe Birmegefäiäc Wenn der En unmerfliche Ausduften unterbrochen wird, fe 9 geben die Berftopfung und Faͤulniß als welche aus den vorigen entſpringen, zu vielen Unordnungen Gele: genheit. Wenn. eben dieſe, oder andre Feuchtig⸗ ra geſchwinde oder in großer, Menge ‚aus dem Körper geben, fo fommt dadurch dien natürlich Wars me nebft den Sebensgeiftern ins Abnehmen, und der , ganze ‚Körper wird hiedurch geſchwaͤcht. ptier befuͤrchteten das Verweilen der. uͤberfluͤßigen Säfte fo ſtark, daß fie alle Monate3 Tage lang pur⸗ girten; allein dieſe Methode würde mit den Negeln der Arzenenfunft nicht übereinftimmend feyn. Das her ift beffer,,. daß man dem Ueberfluſſe durch leich N ‚und mäßige Bewegung ziwor gutonmen ucht. VI. Hier werde ich mit den Leldenſchaften der | Seele fließen. Das Uebertriebene von einer jeden Seelenleidenfhaften oder. Gemuͤthsbewegung, ver⸗ aͤndert den natuͤrlichen Zuſtand des Körpers. Pla⸗ to war in der Meynung, daß alle Unordnungen des Koͤrpers von der Seele ihren Urſprung naͤhmen. Eine mittelmaͤßige Freude erhaͤlt die Geſundheit und widerſteht den kraͤnklichen Zufaͤllen. Sie erregt die Lbensgeiſter, vermehrt die Wärme und reinigt Die Saͤfte. Quintus Sabius hatte ı2 Jahr das vier· taͤgige Fieber, und wurde dieſes dadurch los, weil er den Sieg uͤber den Hannibal erhielt. Wenn aber diefe Gemuͤthsbewegung ausſchweifend iſt, ſo ver⸗ mindert fie die Lebensgeiſter mit Gewalt, und Ges ſchwindigkeit. Gellius berichtet ung von einem ge⸗ wiſſen FRE? ’ deſſen drey Soͤhne an einem Tas ge eines engliſchen Arztes. am bey den solympifchen Spielen gefrönt ec: Als er fie nun umfaßte, damit. fie ihm ihre Kraͤnze auf das Haupt fegen koͤnnten, und das Volk Blu, men um ihn heruͤm ſtreute, ſo fiel dieſer zaͤrtliche Vater, ohne deben mitten unter die Verſammlung hin, Allein dergleichen Erempel kommen felten vor, und find nicht zu beforgen. Betruͤbniß und Schmerz ſchwaͤchen die beſten Geſundheits⸗ Verfaſſungen und uͤben, wie Plato ſagt, eine grauſame Tyranney aus. Wenn. Cicero von den Seidenfchaften der. Seele vedet, fo drückt er fich folgendermaßen aus: „Alle Befhtwerden find verdrüßlich, allein Die Bes ruͤbniß ift eine graufame Pein. Die Begierde hat die Erhitzung zur. Begleiterinn ; die Sreude das Gen ſchwinde ſeyn; Die Furcht die Kleinmüthigkeit ; allein die Betrübniß zieht viel üblere Folgen nach fich ; man N man ift ſtets unruhig und wird. haßlich; der Beift ſowohl als der Körper geht ein, wird ſchwach und verzehrt ſich ganzlidy., Die Hiſiorie zeigt ver⸗ ſchiedene Exempel, wo. Leute vom Betruͤbniß abge» mergelt und entkraͤftet haben ſterben muͤſſen. Die Furcht iſt die Hoffnung eines Uebels, und der Vor— laufer von der Betrübniß. Die Furcht nimmt das Geblüte mit einer gewiflen Gefehwindigfeit aus den» jenigen Theilen, die nahe am Herzen find, und be» raubt felbige ihrer natürlichen Wärme, daß fie zit— ‚tern, . Das Herze felbft leidet , und es feheint gleich fam wegen des heftigen Küekgangs des Bluts zu ru⸗ ben, indem ſich das Herz langfam und ſchwach ers weitert, und zufammenziebt. Nach Plintus Berich⸗ te endigten Aurilius und Lepidus auf diefe Art ihr 94 geben. * A a2 — Zween Briefe Zaun geBängl Man lieſet, daß verſchiedenen e Haare aus Furcht weiß geworden. ‚Kalten und - feuchten Ternperamenten kann die Aergerniß einigen Nutzen verſchaffen, indem fie die Wärme und Bei wegung des Blutes verftärkt; alfein choleriſchen Lu. ten gereicht ſelbige zu deſto größerem & Schaden. andern Leidenfchaften übergehe ih deswe gen, theils weil ſie den ſchon erwaͤhnten einigermaßen beykommen, theils weit fie nicht fo viele Gefahr bey ſich ‚haben. ‚Sie fehen, mein Herr! welchen Eindruck die feiden- ſchaften der Seele in unfern Körper madıen; ' " Die gehörige Mittelſtraße iſt hiebey eben fo —J—— | als be den andern fünf erwähnten Stüden. ungeachtet wir einer reinen Luft genießen , Be gute Lebensart beobachten, und ung den‘ Schlaf und die Demwegung nad) den Regeln der Kunft zu Nußtzen machen, desgleichen wenn wir Die überflüßigen Saͤf⸗ ge zu gehörigen Zeiten aus dem Körper ſchaffen, fo “geben wir doch zu folchen Krankheiten A welche zum öftern nichts anders, als Folgen der Seelenleidenſchaften find, wenn wir uns nie - in dem Beſitze eines ya und: vupigen —— befinden. KR % “ Sie ſehen mein Herr! wie ich bie fee: Stüde RR kuͤrzlich abgehandelt habe, deren gute Anwendung alle ſtarke Koͤrper in der voitommenſten Gefundheit | jo lange erhalten Eann, bis daß nichts me r vor jenigen Lebensſafte übrig bleibt , welcher die Ku ; Bus; BALL Ich Lu RER | ” i eis engtiehen Arztes x Pr | — | Zweyter Be —— * von den Empyrikern. | ai — Stuͤck, mein Herr! Worther Sie —* nich befragt haben, betrifft mein Urtheil von ‚den Empyrifern. Ich fehe den’ Haß im voraus, welchen ich auf mich lade, wenn ich Dero Befehlen nachlebe: ich mag mich nun aufdie Schriftfteller‘, fo. üch gelefen, ober auf mich felbit berufen, fo habe ic) wichtige Sachen wider die Befhufbigten zu unterneh⸗ men. Soll man aber fehweigen, wenn etwas das Leben der Menſchen betrifft? Der Name Empyrifer, koͤmmt aus dem grle⸗ chiſchen, und bedeutet Erfahrung; und Eie wiſſen, Daß man unter ſolcher Benennung einen ſolchen Mann verſteht, der in der Vernunft, Naktır » und Sprachlehre gar Feine Kenntniß befigt, fondern alle fein Wiffen aus der bfoßen Erfahrung nimmt, Die VUnwiſſenheit unterfcheidet alfo die Empyrifer von den wahren Aerzten; da diefe aber zum öftern mit [eins barer Einficht begleitet wird, und die Menfchen ins⸗ _ gemeindarnach urtheilen, fo voill ich einige Merfmaale. - beyſetzen, welche diejenigen, fo ich zu befchteiben willens bin, gar leicht entblößen. Daserfteift, das große GBeſchwaͤtz. Lange befchreibt fie biemit in feinen Briefen, und verglei "ur mit den Gänfen, die einen - Durch das anhaltende Gefchren betäuben. Das ana - Dre Merfmaal iſt dag verivegene und geſchwinde Urs. theil von folchen Krankheiten, allıvo fie die Cur ver, ‚fprechen „ehe fie Die Urfache einſehen. Das dritte | je ihre Srechheit alle diejenigen zu befihimpfen, die Gg 5 mehr 474 Zween Briefe mehr — als fe. Das vierte, bee —* Er⸗ — ihrer eignen Berdienfte, und in einer praͤch⸗ tigen Erzählung ihrer gethanen häufigen: und erſtau⸗ nenden ne — nenne — dieſe ee ae wer r —9— 1 empyr ed ten viele, als —— allda Een ‘allein. Diele arten mehr, als eine ſeichte Einſicht in der Arztneykunſt. Dies enigen Gelehrten, fo von diefer WBiffe enſchaft geſchrie⸗ ben haben, beweiſen uns dieſes; von einer ſolchen Sekte rede ich nicht; ich meyne hier nur diejenigen, welche ohne eine Neigung, zu den Wiffenichaften, ihre Jugend binbringen, entweder in-einer mechanifchen RKunſt, oder in einer andern Sache, Die ihnen feine gute Einficht zuwege bringen kann, beſchaͤfftigt ſind. Dieſe ſind nicht bloß die geringften, fo, ich Shnen vorſtellig machen will; fie find meiner Einfiht nad) kaum nennens werth. Ich verſtehe alle diejenigen, die ohne Anweiſung zum Studieren bisweilen eine weitläuftige Praris haben, und den Beyfail des | Poͤbels ſich erwerben. Um einige Ordnung in dies ſem Briefe zu beobachten, fo will ich x ) die Schwie⸗ rigkeiten der Arzenepkunft, ‚ Deren weiten, Umfang und die Nothwendigkeit dev vorhergehenden Einſicht erklaͤren. 2) Einige Verſehen und Gefaͤhrlichkei- ten zeigen, die bey der Ausuͤbung der Empyriker un⸗ vermeidlich ſind. 3) Werde ich die Einwuͤrfe ab⸗ lehnen, welche man insgemein zu ihrem Beſten vor⸗ wendet. 4) Werde ich Ihnen die wahren Urſa- Ben ihres falſchen entdecken. ER N 3— ‚Die eines englifchen Arztes. 1425 2): Die weitläuftigen Wiffenfchaften und lang» daurende Bemuͤhung, jo unfte Kunſt erfodert, die Gefährlichkeit bey Erfahrungen, find in Hippofra- is erftem Aphorifme ſehr nachdrücklich vorgeſtellt: Ars longa, vita brevisete, Dieſer große Mann giebt hierdurch. zu verſtehen, daß „auch. derjenige, welcher feine ganze Lebenszeit der ſchweren Arztney— Funft gewiedmet hat, doch nicht fähig fen, alles Verborgene zu ergründen ; daß deſſen Erfahrungen niemals ohne Gefahr wären, und das Urtheil viele die Arzineyfunft verurfacht demjenigen vieles Ben muͤhen und viele Arbeit, der ſolche ausübt, Ga⸗ len lehrt uns ebenfalls, Daß diejenigen, die in dieſer Kunſt glücklich zu ſeyn wuͤnſchen, ein natürliches Ge⸗ ſchicke befigen,, und von Jugend auf in der Anfuͤh⸗ rung ſeyn muͤſſen. Die geſchickteſten Derter zu Dies fen Unternehmungen, find die Univerfitäten, Hier muß man Sich zu den geſchickteſten Lehrern verfügen, und die bewährteften Schriftfteller. lefen; mit einem Worte, hier muß man fich Die Regeln der Kunſt befaunt machen, bevor man felbige in Ausübung bringen will. Wenn nach dem Balen „ein Mens ſchenalter erfodert wird, ‚eine vollfommene Kennt. niß des Pulsfchlagszu erlangen: Was kann man wohl zum Beten der Empprifer fagen? Wem ihre Erziehung bekannt ift, der weiß mehr als. zu wohl, daß fie fid) in der Jugend niemalen auf die Studien gelegt, oder von jemanden Unterweiſung gehabt has en; niemalen ift ihnen, eine Merhode ‚bekannt ges weſen, und alfo Fönnen fie fich auch deren nicht bey —* | | Euren. mwierigfeit etwas genau vorher zu fagen, und die. Mi ‚eine mögliche: Diät vorſchreiben · Dieſe nun given Briefe rn. Euren bedienen Aus dieſer Urſache iſt HE Le | —— jederzeit unorbentlich, verwirrt und gefährlich. Die Arztneykunſt, hat ſechs Indikate, deren. Rennini einem Arzte eben fo nöthig, als der See. kompaß dem Steuermanne, a sfällt, Diefe Teiten | uns zur Entdeckung alles desjenigen was unfern Gränzen nüßlich, ober ſchaͤdlich ſeyn fan. Die Unterſuchung eines jeden Indikats ift fo notwendig, Daß die Unterlaffung eines einzigen zum öftern die Cur verhindert, Die Erzählung einiger Beobach⸗ “tungen, welche die methodiſche Eur einer Krankheit erfodert, wird Ihnen mein Herr! alle Schwierig. elten entdecken“ Ich nehme die Pleureſie ( das SSeitenftechen, ) zum‘ Erempel, Erſtlich muß der Arzt die Kennzeichen wiſſen, die diefer Krankheit eis gen feyn, damit er folche von denjenigen, unterf chei⸗ den Fan, die mit diefer eine gewiſſe Aehnlichkeit has ‘ben. " Hierauf unterſucht er Die Urfache der Krank: "beit, die Unterfchiede und Zufaͤlle. Er richtet fein Augenmeif auf das. Temperament des Kranken, auf feinen gegentvärtigen Zuftand, auf feine gebengart Alter, Kräfte, auf die Zeit der Krankheit, Yahrss ‚zeit, auf die Befchaffenheit und Menge der Eifte 16, ; Er unterfucht moher die Urfache der Krankheit ent. fanden, und wohin fie ihren Weg nehmen. werde; ob bieſes mit Gewalt, oder mit einer geſchwaͤc hien Geſchwindigkeit gefchiche: ob der Heftige Schmerz folches verurfache, oder ob folches eine Schärfe zum runde habe, oder ob der Heberfluß der Gäfte dieſe Bewegung hervorbringte Nach einer gehoͤrigen — Betrachtung aller dieſer Gegenflände, koͤnnen n bey | TREE eines engliſchen Arztes ꝛc. bey allen Pleureſien nicht einerley ſeyn. Sie muß = den angezeigten Umſtaͤnden verändert werden. Wenn dieſes zum voraus gethan worden, fo ift man auf die hiezu nöthigen Hülfsmittel bedacht ; man una terfucht , welche Ausführung am beften fen; ob das Aderlaffen oder Purgieren einen Vorzug: verdiene, oder ob Feines von beyden gefchehen darfs . Denw bloß das Auflegen gewiffer Mittel, zertheile zumeis fen das Schädliche; bisweilen muß man. mit Bäs ben anfangen, und: bernach Aber laſſen; denn ſo machte es Hippofrates, wenn ſich das Uebel durch die Außerlichen Mittel niche heben ließ. : Bey andern ift.es gut, wenn man gleich anfangs viel Blut ab« zapft. Heurnius ſagt, daß man niemals zeitig. und hinlänglid) gnung Blut weglaffen Fönnte, wenn der Kranfe bey Kräften nur vollblürig wäre; wenn aber der Kranfe ſchwach und zaͤrtlich wäre, fo darf man nur wenig Blut weglaffen. Bey gewiffen Bore fällen unterfagt die Kunſt diefe Yusleerung, unges ‚achtet der Kranke bey Kräften ift, und zeigt uns die Nothwendigkeit des Purgirens ; bisweilen muß man _ das Blut nad) dem Aderlafien verdicken, Damit man den neuen Zufluß zu dem leidenden Theile verhindre, Wenn diefer Zufluß weggebracht worden, ſo muß man die Theile ftärfen, oder die im der Seite ente Bu Materie verfüßen, und den Auswurf durd) den Huften erleichtern, Hier entdeckt. fich ein weis tes Feld zu verfchiedenen Arten von Hülfsmitteln, als: Linimente, Bähungen, Pflafter, Säfte, Traͤnke ec. Hülfsmittel, deren einige warm und er⸗ - öffnend, andre falt und zufammenziehend. fen, ‚Nun iftder Empyriker in unzählige Zweifel "” tr N h 14 t, J A8 3ween Briefe delt, ' und der Kranke Ir = Gefahr de ge Y — aus — | point, 7— a er it et — *— in be. ’ wär: eo wird‘ der Krankente, übel urtheilt, fo kann et — & cherheit unternehmen, ja nicht einmal eine geſchickte Diät vorſchreiben. Wenn er äußerlich allzu heiße Mittel vorſchlaͤgt, fo entzunden fich die Gefäße, die, Krankheit nimmt mehr und mehr zu, und das Le⸗ ben des Kranken ift in Gefahr; find die Umfehläge allzu ſehr kuͤhlend, fo verdickt ſich die ſchaͤdllche Mas terie je mehr und mehr in den Seiten, und der“ Bruſt und die Gefahr iſt auch“ groß 8 Die innerlichen Huͤlfsmittel ſind ebenermaßen ſchaͤdlich wenn je nicht nach dem Berfchiedenen der Umſtaͤnde einger tet ſeyn; z. E. wenn fie nicht bald Fühlend, bald | erhißend, bald befeuchtend, "bald austrocknend, biss weilen verduͤnnend, bisweilen verdickend, bisweilen eroͤffnend, bisweilen‘ zuſammen ziehend x. ſeyn. Es kann auch die Krankheit Malignitaͤt bey fi h ‚abet. Gesner erwähnt einer epidemiſchen Pie = * alle Kranken, denen Ader gelaſſen — und alle bejenigen, denen man her ckende — tel gab, davon kamen. Alle dieſe Unterfcheide und Schwierigkeiten erfodern ein gefundes Urtheil, das durch langes Studiren und vollkommene Erfännte uiß fo wohl in der Weltweisheit, als in alfen ander " Ban der Arztneykunſt bie Volllommenheit e ji at. eines engliſchen Arztes ꝛc. 479 hat. Es iſt alſo bewieſen, daß die Praktik der Em⸗ we ‚ die diefer Hülfsmittel beraubt: ift, voller fahr ſeyn muß. Man kann ſie mit der Praktik jenes Charlatans vergleichen, deſſen Erzählung Fo⸗ reſtus beybringt. Des Abends ſchrieb felbiger ſehr viele Recepte und ſteckte ſie zuſammen in ſeine Rock— taſche; wenn denn des Morgens die Kranken kamen, und ihn um Rath fragten, ſo beſahe er ihren Urin, griff hernachmals in ſeine Rocktaſche gab ihnen ein Recept, wie es dem Charlatan in Die Hand Fam, und fägte dabey: fie follten Gott bitten, daß er fein Gedeyen biezu verleihen wolle. Ungeachtet aber uns fre Empyrifer ihre Praktik etwas beffer zu vermälts teln wiſſen, ſo ift es doch zum oͤftern eben alſo. | 2) Nun werde ich einige Großfprechereyen bey⸗ bringen. Ein großes Buch würde kaum zureichen, wenn ich ſolche alle benennen wollte. Ich fang gevon der Fertigkeit an, fo fie befißen, die Krankheiten zu ° vperwirren. ine jede Krankheit hat ihre befondern Merfmaale; allein ihre Unwiſſenheit in diefem Falle: muß fie öfters derjenigen Verachtung theilhaftig ma⸗ chen, wovon ich gefagt habe. Zum Ungluͤck ent⸗ deckt man dieſes ſelten, wenigſtens hat ein geſchick- er Arzt nicht Gelegenheit, ihre Handgriffe zu unters Kin Er fieht alsdenn, daß die Kranfheit, fo in der Leber ſeyn follte, in den Nieren oder. gungen ih⸗ ven Sitz gehabt; ferner glaubt man, die Urſache iſt » im Herzen befindlich ‚wenn die Kranfheit i im Kopfe, oder Magenmunde fefte ſitzt; weiter fagen fie e8 waͤ⸗ re eine Bruftfranfheit, da. es doch bloße Winde feon, die fid) aus dem Magen bis zu diefen Theilen jegeben ; und eben fo in vielen andern Fallen, Als ? lein, lein, man wird fagen, fie wiffen, was Podagra, sagmung. und aflerfucht ep; Dieß weiß auch ein ‚altes, Weib; allein die Urfachen wohl zu beurtheis “len, oder die Verſchiedenheiten bey Siebern einzeln und zufammengefeßten Krankheiten, vesgleichen viele Krankheiten des Haupfes einzufehen, darzu gehören Wiſſenſchaften, die fein Empyrifer inne hat. Sip⸗ pokrates ſchrieb die Krankheiten, velche die Scy« then bekamen, der vernachläßigten. Unterfuchung der Krankheit: und ihrer Urfachen, zu. - So flarf und gefund fie waren, fo wurden fie Doch weibifch, und brachten ihre Lebenszeit mit den Öefchäfften der Frau⸗ -enzimmer zu Ende. Heurnius erzählet, daß ein Kranker im. Bade plöglich geftorben wäre, wozu ein unwiſſender Arzt gerathen hatte, weil er die Ur⸗ ſache von der Kranfpeit nicht einzufehen fähig. ges wefen. Unfere Schriftfteller find voll von derglei⸗ hen Begebenheiten. "and. 2. meins .. Ein gefihikter Arye Beilte einsmals bie Safercy eines Melanchetifchen dadurch), daß er das Haupt baͤhen ließ. Ein Empyriker der von diefer Eur hörete, verfchaffte fih bie Necepte von denjenigen Sachen, fo datzu gebraudhet worben waren, Cr ber kam bald hernac) einen Kranker, der die Hirnwuth hatte, er glaubte, es wäre einerley Krankheit, weil ſich die Raſerey dabey fand: et verordnete die näma lichen Hülfsmittel, allein der Kranke mußte durch noch viel heftigere Schmerzen, als es Die Kranffeit | mie fich gebracht haͤtte, ein Schlachtopfer werden. Die Urfache dieſes üblen Borfalls ift fehr deuclich Im erftern alle verurfachten Ealte Safte das Ras eines englifchen Arztes ce. 48ı ‚fen; im andern waren es hitzige; die Hülfsmittef alſo, fo in einem Falle nüglich ausfielen, waren im andern födtlich. Und wenn auch der Empyrifer zu einem Kranken waͤre gerufen worden , der die nämli- che erſte Krankheit gehabt, und Härte die Umſtaͤnde und erforderliche Worfiche nicht beobachtet, fo wäre eben diefes Necept ohne Mugen gewefen. Ein Fo— liante würde Faum alle die traurigen Gefchichte in fich faffen, wo die Menfchen durch ihre Unwiſſenheit nur in einem Jahrhunderte haben fterben müffen, Der Arzt Fann eben fo wenig ohne Wiffenfchaft die Krankheiten unterfcheiden, als das Auge die Far— ben ohne Sicht. Die Unterfuchung der Zeichen, des ren Gegeneinanderhalten und ihr Verhaͤltniß mie ihren Urfachen Fönnen ohne große Einficht in diefer Kunft, gar nicht vorgenommen werden. Und wenn auch Die Emppyrifer die meiften Krankheiten zu un- terfcheiden wüßten, ſo würde es doch in der Eur eben fhlimm ausfehen, weil ihnen die Berfahrungsart ‚nicht allzu genau befannt iſt. Wir wollen die Entdes Kung ihrer: Prablereyen weiter fortfegen. Die wirkſamſten und gebräuchlichften Hilfsmittel bey der Cur der Krankheiten find: das Aderlaffen und Pura ‚gieren. Die nothwendige Aufmerkſamkeit bey der ‚Anwendung diefer beyden Hülfsmittel ift von der Einficht der Empyrifer weit entferne. Die Wich- tigkeit, das Blut in der Menge und hinlaͤnglichen Eigenfchaft zu erhalten, iſt klar; weil diefes unferm Körper Kraft und Nahrung giebt, Hierzu nun gehört eine reife Ueberlegung. Beym Aoerlaffen bat man zehnerley zu beobachten. Ich verfchweige dieſes, weil ich kurz feyn will. Viele von felbigen 23 Danb, — fuͤhren GR — — — je — ſen ohne das — er | - N wie koͤnnen fie aud) von etwas urtheilen, we nichts wiffen ? fie bringen zu zum öftern den: Kranken, benebft — —— ſen ums ihn, Die bloß En einer — ah — —2 der Staͤrke und Schwaͤche bemerken ſie — Unterſchied; allein dieß weiß auch der Unwiſſendſt Wenn ſich einem zwey Gegenftände von verfchiede ner Größe zeigen, fo ſieht ein jeder dieſen Unterſchi ein; allein das. wahre Verhaͤltniß hierven | man bloß durch die Regeln der Megkunft, ara. | eben fo fönnen auch die Empyrifer die. ‚Größe unſe⸗ rer Kunſt nicht beurtheifen , weil fie — —— chen Erkenntniſſe beraubet ſind. Sie w nicht, welche Blutader geöffnet werden mu ie Heffnung groß oder Klein feyn darf; wie viel Blut - "aus feibiger gelaffen werden kann; ob es ſicherer iſt, einmal oder mehrmal zu laſſen; ob man nur ſchlecht⸗ weg die Gefaͤße leer machen, oder die Revulſion oder Derivation vornehmen ſoll; in welcher Zeit der Krankheit das Aderlaſſen vorzunehmen; was vor Umſtaͤnde das Aderlaſſen verbiethen, ode e erfordern, daß man folches. — Ein guter Practicus { ift, vermittelt der Regeln, Heiner Kunft vermögend, . ale dieſe Umſtaͤnde und noch viele andere, , zu Kae. ehe zu sieben; 5 ZN der, Em Br “ bie Ge efahr J * Pu > ’ * m ES nicht im. — * a a leisen — Umſtaͤnde entſteht, er ordnet auf eine verwegene Art dieſes — an, und gereicht dem Kranken zum ? Nachtheil. Galen giebt uns von die⸗ fer Verwegenheit viele Beyſpiele. Der eine öffnet by der Bräune, oder Kehlfucht, die Blutadern unter. ber —— und verurſacht das Erſticken, indem er eine größere Menge Blut nach dieſen Theilen zieht. Ein anderer oͤffnet die Ader am Arme mit eben der Un⸗ | vorſichtigkeit, wenn ſich an einem critiſchen Tage ei⸗ nige Merkmale vom Naſenbluten zeigen. Dieſes Unternehmen hindert die Natur in ihrem Laufe, und der Kranke lauft Gefahr. Ein anderer vernach⸗ laͤßiget das Aderlaſſen ohngeachtet ſolches deutlich angezeiget wird; ein anderer zapfet allzu viel Blut bey einer gelinden und allzu wenig bey einer großen und gefaͤhrlichen Krankheit ab. Ohngeachtet dieſer ſchaͤdlichen ja toͤdtlichen Prahlereyen erwerben ſich doch die Empyriker zum oͤftern Ruhm. Sie mas. chen es mit ſo großer Unverſchaͤmtheit bekannt, gleich ‚als ob fie darzu berufen worden wären, fie hätten den Kranken ohnfehlbar gefund gemacht, da fich den ‚Diejenigen, die von dieſem traurigen Yusgange felbs ſten Zeugen feyn, faum unterftehen, folchen der Une — 9 unverſchaͤmten Menſchens beyzu⸗ meſſen. Eben wegen ihrer Unwiſſenheit bringen ‚fie öfters Ko Kranken ums $eben, wo die Krankheit keine Gefahr anzeigte. Man weiß, daß Das Ader⸗ laſſen, Srauenzimmerit und zaͤrtlichen Perfonen, Süße nungen, Podagra, Waſſerſucht zuzieht. Galen redet an vielen Diten von dem Schäblichen Desöfe . sen Yoerlafens,; Er fagef ung, J ſolches die fen: 082 ‚bene. Ra DR — ee ua — che verurſachte. Indeſſen laſſen die gemeinen Leute, | - denen diefe Wirfungen unbekannt find, ‚ im Fruͤh⸗ jahre faſt allezeit zur Ader; *— als wenn dieſes Huͤlfsmittel allen Krankheiten vorbeugte. Wenige werden alsdenn abgewieſen, und dieles aus feiner andern Urfache, als weil fie Geld mitbringen. Den Empyrifern und Umviffenden ‚fälle die Nach⸗ rede einer ſolchen ſchaͤdlichen Gewohnheit zur Laſt. Sie haben dieſes eingefuͤhrt, theils aus ermangeln⸗ der Beurtheilung, theils des Nutzens wegen. Wenn es ja einem zu Nutzen komme, fo iſt es wiederum. . hunderten fhädlich, und Diefes daher, weil man we⸗ der auf die Umflände, noch auf die — Vorſicht ſein Augenmerf richtet. — “ Da das Purgieren viel gemeiner An —— taffen ausfällt , fo find auch die Misbräud in Ri . fer Abficht nicht wenig beträchtlich. - ch e es, daß die Empyriker aus der Erfahrung. die Mir —J ken und gelinden Purgiermittel erkennen lernen; allein, begreift denn dieſes Die gange Lehre der Pur⸗ > giermittel in fich ? ? Deren Gebraud) iſt nien also gemein und. vermegen geweſen, ‚als in dem igigen Fahrhunderte. Indeſſen geben alle Diejenigen 1 ‘ von einfachen und zufammengefegten Dun icgie mitte gefchrieben haben, den Rath, dag ı man ſich h deren ne Anordnen eines er fahrnen Arztes nicht bedienen ſoll. Man merket aud) al, daß diejenigen, welche in der Arztneykunſt ſehr erfahren ſeyn, Bi benen die ſtarken RUNTER nicht fagen,fo die * neyku | eines englifchen Arztes a8 | neykunſt nicht ſtudiert haben. Der geringſte Fehler, fo in dieſem Betracht begangen wird, fallt öfters ges fährlich aus. Wenn das Purgiermittel allzuſtark oder zu gelinde iſt, wenn deſſen Eigenſchaften mit der Ratur der Krankheit, oder mit dem Tempera⸗ mente des Kranken nicht übereinftimmen, oder zu zeitig, oder zu fpät verordnet wird, fo wird bie Kranke heit dadurch langwierig gemacht, oder das eben vers kuͤrzt. Das erfte, was man bey diefem Artifel zu unterſuchen hat, beſteht darinnen: ob man naͤmlich purgieren foll, oder nicht. Iſt dieſer Punct entſchieden, ſo hat man noch andere Umſtaͤnde zu erwaͤgen. Man muß}. &. wiſſen, ob die ſchaͤdlichen Säfte zubereitet werden muͤſſen, oder nicht: man muß unterſuchen, in welchem Theile ſolche ihren vornehmſten Sitz ha⸗ ben; welches Purgiermittel das beſte ſey; ob man folches trocken oder flüßiggebenmuß; ob das Schaͤd⸗ liche auf einmal durch ein ſtarkes Mittel, oder zu verſchiedenenmalen durch ein gelindes Mittel aus zuführen fey ac. Die Empyrifer, als welche an als ler Kenntniß der Kunſt Mangel leiden, wiſſen ſich in dergleichen Faͤllen nicht zu helfen, oder die bedenk⸗ lichen Umftände aus dem Wege zu räumen. Ihre Practik muß alſo unzaͤhligen Fehlern unterworfen ſeyn. Es giebt gewiſſe Empyriker, die nur eine Art von Purgiermitteln in allen Krankheiten gebrau⸗ chen. Diefe fhädliche Methode bringt viele Leute — zu unheilbaren Dyſenterien, hectiſchen Fiebern, und endlich ins Grab. Zu Ende des 1600 Jahres fand ſich faft durch ganz England ein epidemifcher Blut. fluß ein: dieſe Krankheit hatte eine große Faͤulniß bey fich. Die wahrhafte Eur beftand in dem Wi: 9 31.4; derſte⸗ - [7 o a N, w Pr \ ? an x — Kuh A I r 2 n A Ve a ti ei { » Ve er A y — — PP ENTE Re i 3ween Briefee Ihn: f | — BD ’, .. derſtehen der Faͤulnißg in der Milderung und Ver- bejferung der ſchaͤdlichen Materie und im Fortfchaf- fen derfelben durch) gelinde Purgiermittel, die zus gleich auf die Natur der fchädlichen Säfte, auf das . Temperament und bie Kraͤfte der Kranken,desgleichen auf Die Jahreszeit eingerichtet waren, Die ge: ſchwaͤchten Theile mußten hernach Durch äuferliche und innerliche Hülfsmittel wiederum geftätfee wer; den. Die Empyrifer , denen die Merkmaale dieſer Krankheit unbekannt, und durch das Machlefen der Schriftſteller wenige Einſicht hatten, handelten ‚ganzlic) gegenfeitig. Sie gaben anfangs ſtarke zus ſammenziehende und fchmerzfüillende Mittel. Diefe - . Methode ſchien einige Zeit vom Nugen zu feyn: fie verbinderfe ben heftigen Durchfall, filfte Die Schmer- zen, und machte Schlaf. Einige, die dieſe Hülfs« | — zu Ende der Krankheit gebraue Me ‚ famen darvon; einige fehliefen ſich zu Tode ; bey andern beete fc ie anf, me ih Mate . War gehemmet worden: und bey vielen fand fich der. Durchfall mit großer Heftigkeit wieder ein, Wenn . bie Empyriker gewußt häften, welcher Borficht die is kenn Mittel bedürften, und welche Ge— fahr ſelbige bey Kindern und alten Seuten verurfach- "ten, fo hätten fie dieſem Irrthume entgehen koͤnnen. Mau fahe in großer Menge die $eute dahin laufen, . welche im Gebrauche diefes Huͤlfsmittels die beherz- teften waren. Sie lobten eine folche geſchwinde Hülfe überaus ſehr; allein fie fuchten die Gefahr mit großer Mühe zu verbergen. Auf die Art brins „gen die Einfältigen etwas giftartiges in — —— BETEN ——— * Ver eeines engliſchen Arztes x. 487 Der Kranke ſtirbt, der Betruͤger ſaget, der Kranke wäre ſelbſt an feinem Tode Schuld, oder man hätte ‚das Hilfsmittel nicht fogleic) eingegeben, da es doch das Gegentheil geweſen. Unſere Empyriker find ſehr geſchickt, die Huͤlfsmittel in den Kranfheitsta. bellen zu ſuchen. Haben fie nun dergleichen Re⸗ cepte, fo gebrauchen fie ſolche in allen Faͤllen. Ga⸗ len zeige Die Gefahr. Diefer Methode durch verfchies dene Erempel, Cr fagef unter andern: es hätte ſich ein unwiſſender Arzt eines gewiſſen Huͤlfsmittels in verſchiedenen Ohrenkrankheiten, die aus einer kal⸗ ten Urſache entſtanden waͤren, mit gutem Erfolge be⸗ dient; allein, da er ſolches hernachmalen in entge⸗ "gen geſebten Fallen verordnet haͤtte: ſo haͤtte es üble Wirkungen geleiſtet. Er redet von einem andern Arzʒte, der einen Kranken bey anfangendem Schweiße, ins Bad gebracht haͤtte, worinne ſelbiger ploͤtzlich geſtorben waͤre. Eben Galen ſaget ferner, daß viele deswegen ſtuͤrben, weil ſie der Vorſchrift ihres Arzʒtes nicht nachfebeten ; ‚man kann aber mit Wahr» beit fagen, Daß noch mehrere daher fterben, weil fie den Empytifern folgen. Wenn ihre Betrügerenen ‚von jedermann ſowohl, als von uns Xerzten, koͤnn - "ten entdeckt werden, fo wuͤrde einer von diefen Be— truͤgern eben fo berühmt, als. Themifon: werden, Es ift befannt, daß Juvenal faget: Das Alter waͤ⸗ re eben fo viel Schwacheiten unterworfen, als dies fee böfe Arzt Kranfe in einem Herbfte ins Grab braͤchte. Galen ſieht das Beſuchen der unäch« ten Aerzte vor die BE, als eben % viel Un TR ME Bene | 5 . 18 a7 4 ans. 9 Nun 488 0een Briefe 3 ın fomme ich zu den Gründen, welche man zum ® eften der Empyrif r anführt. Der Haupt grund befteht darinne: ihre Practif wäre auf bie Erfahrung gegründet: "iefe finach denn Galen Beobachtung und das Erinnern ı desjenigen, welches oft und auf eben diefe Urt gefhehen, „Die Practik unſerer beſten Empyriker iſt mit dieſer efinition nicht einftin immig; Denn aus der. man nicht den ünterſchied der, Temperamente den Unterſchied von den Urfachen der 5 vielmeniger, wie man im der Eur. ver * weil feines von diefen auf, eine und eben Silbe Mi verfällt. Das Bielfältige der, Urfachen | den Zufälfen eine unendliche Verſchiedenheit. a nius faget, daß eine einzige Krankheit den Arzt auf tauſenderley Art hintergehen könne. Was- kann nun die Erfahrung! bey fo großer. Verſchiedenheit ausrichten? Es iſt ſolche zwar zur Befeſtigung un⸗ ſerer Erkenntniſſe unumgänglich noͤthig, und es muͤſ⸗ ſen alle Erfolge und Wahrnehmungen ‚genau beobs achtet, und hernachmals mit dem, was noch ſich er⸗ eignet, genau und mit Fleiße zuſammen ge als ten werden. Sch weiß, auch, daß wir vieles bloß durch die Erfahrung entdecken muͤſſen. Gesner, | z. E. bat einzig und allein durch die Erfahrung, die Natur und Eigenfchaft vieler einfachen Hl femittel, unterſuchet. Geht dieſes aber die Empyrike Und wie geringe iſt dieſes nicht in Verglei dern Wiffenfchaften, Die zu einem. Arzte erſordert werben ? Man lieſt zum. Theil, ‚daß ein junger “ Menſch ein alt. Gebäude am Rande des Meeres ge Ki * ſich vorgenommen haͤtte, ein — dar⸗ aus eines engliſchen Arztes c. 489 "aus zu bauen, ohne zu bedenfen, daß noch viele an. dere Sachen hierzu nöthig fen. Die Erfahrung ift in der Arztneykunſt nicht anzurathen, wenn fie nicht mit den Wiffenfchaften verbunden wird. Wenn einer duch die Erfahrung, nebft wenigem Mutter: soige, in mechanifchen Künften kann gefchickt werden, fo. iſt es niche eben fo mit: den tiefen Wiſſenſchaften. Dieſe erfordern mehrern Fleiß und Nachſinnen, und die ie und Practif kann folche nur alsdenn _ ‚gründlich 6 0. ‚ wenn eine gute Theorie vor⸗ bergegangen : ohne das legtere würde das erftere - ſchwach und fehlerhaft ausfallen. Galen redet mehr. als an einem Orte von der gefährlichen Erfahs rung ohne gute Theorie, und zeiget, in was vor große Fehler, aus Mangel der erforderlichen Wi. ſenſchaften die Empyriker verfallen. Diejenigen zu ſeiner Zeit, "waren indeffen nech nicht fo verach« tungswerth, als die unferigen. Man hörte damals nicht, daß ſich ein Menſch, der gar feine Wiffen- ſchaften befaß, unterftund, eine fo tiefe und bedenkli⸗ he Kunft zu verrichten. Ariftoteles zeigt ung den Unterfchied eines guten Kuͤnſilers von demjenigen, der es nur durch die Erfahrung worden ift: der erfie weiß ‚die Urfachen und Verhältniffe der Gegenftän- de, die feine Kunft angehen. Der Empyrifer weiß. auch viele Sadıen, allein die Urfachen und Wirkun⸗ gen davon find ihnen unbefannt. Wenn er dem dummen gemeinen Manne durch) feheinbare Gründe Genugehuung verfchafft: fo kann diefes auch ein je der Künftler bey feiner Kunft hun. Alle Gelehrte ſind von der nothwendigen Ordnung und Methode, 25 um 490° Biveen Briefe um in der Arztneykunſt glücklich zu feyn, überzeugt ;) lernet man aber aus’ der Erfahrung die Metheve ? Plsto faget, wer eine Kunft zu wiſſen glaubet, oh⸗ ne folche zu befißen , der hat nur den Schaden da.) von, Erift einem Blinden gleich, der in einem ſchon befannten Wege wandelt: findet ee Hindernifle, ' äft er in Gefahr, daß er fälle. Eben fo ift es, wenn bey einer Krankheit etwas fonderbares vorfällt, wie Diefes zum, öftern gefchieht:: fo hat der Empyriker nur die Erfahrung vor ſich: er ftockt, und des Kran⸗ ken Leben iftin Gefahr, Wenn ihm nun eine neue] Krankheit vorfällt, vie ihm noch nicht zu Gefichte ge. fommen, mas wird: er alsdenn thun? Hier fehlt’ es ihm an Wiffenfchaften, und die Erfahrung giebe ihm bierinne Feine weitere Einſich. Ein Fieber, das ſich anfangs nur durch Trägheit in Gliedern zeiget, kann etwas Bösartiges bey fich führen, oder. die Urſache in einem folchen Theile ha⸗ ben, welcher dem Leben wefentlich zufommet „oder es kann fich auch eine andere Krankheit darmit verges fellfhaften, Die Erfahrung kennt dieſe Lnterfchie- de nicht: fie gehören zur Naturlehre, und befonvers zur Anatomie, als Gehuͤlfen der theoretiſchen Arzt neykunſt. Sie fehen, mein Herr! daß. die Erfah- rung allein einen ‚fehr ſchwachen Grund, abgiebt, ‘ worauf die Practif der Arztneykunſt ficher bauen koͤnne. Die Wiffenfchaft iſt gleichfam die Seele unferer Kunſt. Wahr: ift:es, daß folche die Erfah» rung vollfommener machet, allein es ift auch diefe ohne das erftere gefährlich. Derjenige ſaget: Ga⸗ len, der die Theorie der Arztneykunſt Durch die Er: — fahrung — eines engliſchen Arztes ac. 400 fahrung lernen wi, und feine Studien hat, kann es” unter taufend Jahren nicht ne machen. Der andere Grund, welcher zum Beſten der Em. pyriker angefuͤhret wird, beſteht darinne, daß es inlänglich wäre, wenn ſie zur Unterweifung ihree 9 tik englifche Buͤcher laͤſen. Ein ſolcher Grund — von einem ſolchen herzuſtammen, der nichts ter als feine Mutterfprache verfteht, Hippo⸗ Eva Galens, Apicenn& und andere Werke von ruͤh — Aerzten ſind in griechiſcher oder lateini« seh Sprache gefchrieben, oder endlich in eine von dieſen Sprachen uͤberſetzt worden. Das Nichtwiſ⸗ ſen dieſer Sprachen iſt allezeit als eine Entlaſſung > der — —5 — worden. Die in — * nicht in 1 der: — und Fa rasen unters ‚richtet, iſt. Es ift feine Nation in Europa, wo die | "Aerzte ohne Kenntniß der lateinifchen Sprache waͤ⸗ ven angenommen worden. Ich getraue mir zu bes " Haupten, daß die Arzeneyfunfteben fo tiefe und weite laͤuftige Wiffenfchaft, als die Rechtsgelahrtheit den, and eben fo viel Nachlefen. und Sprachenkenntniß erfordere. Ich ſehe alſo gar nicht ein,warumdiePra. ctik unferer ——— EP nicht t ſchlech geachtei wird. Der dritte Grund f zum m Beflen den Empheifer vorgewendet wird, ift folgender: die Empyrifer ver⸗ richteten ——— Euren | ‚ Diefer Vorwand | det n IN 492°: Bween Briefe bey denjenigen Gehör , die ihre Kuͤnſte nicht —** = Euren find kuͤnſtlich, natürlich, over zufällig. Kein gefcheuter Menfch kann die erften denjenigen zueignen, welche feine Künftler find. Die andern find der Natur beyzumerfen, als welche alle Krank: beiten heile. Durd) die natürlichen Euren verftehe ich Diejenigen, die die Naturkraͤfte vollbringen,, und wo die Hülfsmittel nichts beyfragen, und ohne Zweifel find viele Euren von diefer Art, welche man den Empyrifern beymißt. Wenn ihnen die Kranf: heit nicht befannt ift, wie diefes öfters gefchiche, fo geben die vorfichtigften nur geringe Mittel, welche Das Uebel nicht heben koͤnnen. Wenn nun in der: gleichen Fällen der Kranfe durch die Naturkraͤfte ges fund wird, fo breitet der ſpitzige Empyriker und ſei⸗ ne Anhänger die Fur, als die Wirkung feiner für derbaren Gefchieflichfeie überall aus. Ihre Euren find eben fo zufällig, als die von 2 Ausfägigen, de» ren Galen Erwähnung thut. Er fagt, man hätte ihnen Wein zu trinfen gegeben, morinne man eine Matter hätte fterben laffen, in der Abſi cht, damit ſie haͤtten ſterben ſollen, allein es waͤre der eine ſo wohl, als der andre, durch die herrliche Tugend die⸗ fes Thieres geheilet worden. Eben diefer glücliche Zufall war einem Warfferfüchtigen wiederfahren, dem feine Frau, in Abſicht ihm zu vergeben, Krötenpul- ver eingab. Die Verwegenheit hat an dem ver» meynten Erfolge unfrer falfchen Aerzte einen großen. Antheil. Ihre Fehler ſind bey ftarfen geuten nicht fowohl zu bemerken; allein ihre Unwiſſenheit giebt fih bey einer heftigen und gefährlichen Krankheit, eben fo an den Tag, als die Unwiſſenheit eines uͤb⸗ len eines englifchen Arztes xc. ‚ken Steuermannes bey ſtarkem Ungewitter. Man giebt vor, fie hätten Krankheiten geheilet, wo geſchick. te ar "nichts: hätten ausrichten koͤnnen. Diefer Grund beweifet ihre Wiffenfchaften eben nicht ſtaͤr⸗ Fer, als die vorhergehenden. Wenn’ Kranfe, fo gerne ändern, fic) zu den Empyrifern wenden, fo gefchicht es zum öftern zu der Zeit, wenn Die Urfas che ihre Krankheit von dem vorigen Arzte aus dem ege geraͤumt worden. Sonſten hat aud) die von dem Arzte vorgefchriebene und in Dbacht genommene ‚die Eur zu Stande bringen koͤnnen. Sernekiis- verfichere uns, daß gefährliche Krank⸗ heiten, vermittelſt einer genau beobachteten Lebens⸗ art ohne Beyhuͤlfe der Kunſt einen gluͤcklichen Aus⸗ gang gehabt haben, Hieraus ſieht man, warum. es den gefchickteften Aerzten mislingt ‚ wenn fie Uns mäßige in der Eur haben. Wir fehen ferner, daß gemeine $eute, die den Kegeln der Kunft zu folgen gegwungen find, viel eher als diejenigen gefund wer⸗ den, welche fich diefen ‚nicht unterwerfen wollen,’ Me redet von einem gemwiffen Julius, welcher durch das gänzliche Enthalten vom Getränfe vonder" Mafferfucht war befreyt worden. Benevenius thut einer nämlichen Cur Erwähnung; die er bey *— feiner Kranken hat unternehmen laſſen. Man ve ß iß uͤberdieß daß der unwiſſende Empyriker, im ebrauche heftiger Huͤlfsmittel ſehr verwegen if aber kommt es, daß er zumeilen durch eine glüde liche Be vegenheit Krankheiten hebt, welches ein | porfichriger Arzt zu wagen fich nicht getraute, Und alsdenn breitet diefer verwegene Menfd) feine — * aus, und verkleinert den Arzt, ui ‚er 494° Zween Briefe: % vr er auch noch geſchickter als: Hippofrates ſelbſt gewe⸗ fen wäre, Wollte man aber die Practif dieſer Leute näher unterfuchen, fo würde man twahrnehmen, daß fie viele ins Grab flürzten ehe fie einen davon bräch« ten. Die wenigen Euren, fo fie verrichten, mas chen vielmehr Ruhm, als. diejenigen von geſchickten Aerzten, weil fie nicht nachlaffen, folche zu vergröfe fern, und zu verbreiten, dabey —* ſie ſich aber ſehr in Obacht, und bemuͤhen ſich ſehr, die traurigen Wirkungen ihrer Unwiſſenheit zu vekmaͤnteln. Der wahre Arzt hingegen, dem es niedertraͤchtig fällt, feine Euren ftets zu erheben, wi unter der Menge nicht fo ſtark beruͤhmt. Der vierte Grundfaß, der sum Bortheile der Empyrifer beygebracht wird, ift folgender; fie haͤt⸗ ten fürtreffliche Medicamente, Sehr viele rühmen fich twenigftens, daß ihnen befondre Geheimniffe eis gen wären; es ift aber dieſes ein Taſchenſpiel, wo⸗ bey alles dem Zufchauer. anders vorkoͤmmt, ‚als es wirklich ift, weder Hippokrates noch Galen viel weniger alle andre berühmte Aerzte hatten Geheim⸗ niſſe. "Wahr iſt es, daß Hippokrates fagt: die heilfamen Sachen follten nicht jedermann bekannt ge⸗ macht werden. Galen druͤckt fich auf folgende Art aus: „Diefes fchreiben wir.nicht den Deutſchen und andern Barbaren zum Beften, fondern wir-fehreiben für die. Griechen, oder für ‚diejenigen, Die in Grie⸗ chenland Die Wiffenfchaften erweitern, ungeachtet fie . von den Barbaren berflammen., : Dieſe großen Männer zeigten nur den Haß ihrer Nation gegen. andre Voͤlker, die fich in der Unmiflenheit und Barz barey befanden, So viel ift gewiß daß fie niemas lon | (be Abſicht gehabt, den. —* die Geheim⸗ niſſe ihrer Kunſt zu verbergen. Hippokrates be kraͤftigt mit einen: Eide, —* er feinen Zuhörern alle der Arzeneyfunft beybringen will. — die Güte dieſes berühmten Arztes war ſo groß, Daß ihm nichts wiſſend wäre, mas er uns nicht hätte voiffen lafjen wollen. „Ein jeglicher: —* itliebender, (ſagt Galen) muß nichts von dem Sr ; was er entdeckt hat. Es ſcheint mie J chlich, (fest er an einem andern Orte hinzu.)) ſolche Sachen zu. verſchweigen, Die die Geſundheit betreffen. .Er bezeugt, daß er alle Geheimniſſe —— die er hat entdecken koͤnnen. Wenn es die Heiden vor etwas verhaßtes anſahen, zu ver⸗ ee was die Erhaltung. des gefunden , und die Eur des kranken teibeszuftandes betraf, was ſoll man vom vielen Chriften unſrer Zeit urtheilen? Alfa fein die Empyriker befißen die Geheimniſſe nicht, deren fie ſich ruͤhmen, oder wenn fie dergleichen has ben, fo ſind ſie nicht im Stande, ſolche anzuwen · | | ‚den, wie es fic) gehört. 1) Kann man ni | ben, daß fie Geheimnifje, Durchs Dachlefen übers en hätten, weil fie fehr wenig Bücher leſen, ‚und bie Schriften felbft nicht verftehen, wo dieſe Geheimniſſe wahrfiheinlicherweife enthalten find. Es iſt noch raehr unwahrſcheinlich, Daß ein Arzt ſolche hr folchen Unmiffenden, als feinen Kunftvers | — entdecken follte. «2) Iſt gewiß, dag. die Krankheiten nicht durch Recepte, ſondern durch den methodiſchen Gebrauch hiezu eigner Huͤlfsmittel eu⸗ rirt werden, und wovon die Charlatans nichts rs fen, Wäre es moͤglich, daß einer von ihnen alle 496 ... Bween Briefe 0 Geheimniſſe der Welt befüße: fo würde dochdadurd) feine Practif niche viel fichrer feyn, Es würde eben fo viel feyn, als wenn ein Kafender den Doldy in Händen hätte. Ein alter Arzt fagt: Die: beften Hilfsmittel würden in den Händen der Unwiſſenden zu Gifte: deren Gebrauch kann nicht eber Mugen verfchaffen ‚ als wenn fie nach) den Regeln der Kunſt verordnet werden. . Wenn ich Ihnen aber mein Herr! meine Meynung von allen dieſen Gebeimnif- fen fagen ſoll, fo ift Das meifte etwas gemeines, und dem fchlechtejten Apotheker bekannt. Ich will hier die Gefchichte von einem unfrer berühmteften Empys riker beyſetzen. Machdem er einige Monat der Ars mee gedient: hatte: fo feßte, er ſich vor, ein Arzt zu werden. Er verfchaffte fich einige Necepte von ei⸗ nem Apothefer, und kam in fein Vaterland zurüd. Er machte mit: einigen genaue Freundfchaft. Er verfprach ihnen einen Theil’ von feinem Geminnite, . er ermahnte fie, feine Geſchicklichkeit bekannt zu ma⸗ chen , und: feine Hülfsmittel eben als fo viele wunder⸗ bare Geheimnifle, die von weiten gekommen, und mit großen Unkoſten erlange worden wären, auszus fehreyen. Diefer Kunfigeiff brachte ihm einen grofa fen Ruf zumege. Es befam von ungefähr ein Apo⸗ shefer eines von feinen Geheimniffen zu fehen. Er unterfuchte folches genau, und fand, daß es hichts weiter als geſtoßene Eyerſchalen waren. v Der Scelm verfaufte die Unze hievon nicht unter 30 Schillinge. Hier fieht man, wie diefe Schelme ihre fchlechten und unnuͤtzen Hülfsmittel unter den ſchoͤ⸗ nen Namen der Geheinmiffe den} geuten ‚aufhängen, und folche Damit hintergehen, weil fie nad) Neuig⸗ feiten ‚eines englifchenArztegxe. 497 feiten jederzeit begierig find. Auf gleiche Weiſe er⸗ werben ſich viele Ruhm und erlangen Reichthuͤmer. Eudlich bringt man noch zum Vortheile der Em pyriker, die große Kenntniß der Urine, und: ihre Geſchicklichkeit die Krankheit durch das Urin beſehen, zu entdecken, bey. Dieſe Probe ihres Wiſſens iſt eben ſo wenig nutzbar, als die vorhergehenden. Die Krankheiten koͤnnen nicht anders, als durch viele Merfmaale, die man unterſuchen, und mit Fleiß zu· fammenhaltenimuß, erkannt werden. Der Urin iſt eines von dieſen Merkmaalen, und. dazu noch dun⸗ fel und ungewiß. Diejenigen. Krankheiten , welche ihren Giß in den Fleinen Haargefaͤßgen, oder außer den Gefäßen haben, koͤnnen durd) diefes Merkmaal nicht entdeckt werden. Das Haupt ift ebenfalls vie⸗ fen Krankheiten unterworfen , die fich durch den Urin nicht entdecken laſſen. Die Augenfrankheiten, des⸗ gleichen die Raſen ⸗Ohren⸗ Mund⸗Schlund, Zwerch⸗ fell» Darın » Gelenk» Haut und» Fell⸗Beſchwer⸗ den entdecken ſich niemalen durdy den Urin allein. Ferner fiehe öfters: der Urin: in enfgegengefeßten Krankheiten einerley aus; z. E. in der Hirnwuth fo wohl ‚als bey Falter Magenbeſchwerung fieht er oft bloß und ohne Farbe. Wer in ſolchen Fällen feine Berfahrungsart aus dem Urine fchöpfen wollte, der - würde den Kranfen nothwendig in Gefaht ffirzen, weil der Urin anzeige, daß hitzige Mittel nöthig waͤ⸗ ven, die doch in der Hirnwuth ſehr ſchaͤdlich fen Blis weillen iſt der Urih roth und hoch von Farbe, ſowohl bey großer Schwacheit, als auch bey ven heftigften Fiebern. Wenn die betrügliche Farbe des Urins in -erſtern Falle · den Empyrifer nöthige, eine 23. Dand, | J Ader — 408 ee - Aber. Pe zu gg a. bringe er ‚den Patienten unms $eben, da ihn indeſſen die Kunſt, oder vielleicht die Naturkräfte allein hatten heilen koͤnnen. Esge- fchicht bisweilen bey peſtilenzialiſchen Krankheiten, daß der Kranke deſto mehr in So Gefahr ift, je beſ⸗ fer der Urin zu ſeyn ſcheint. Foreſtus lehrt uns, von dieam Seiten: Fieber. daniederliegenden ſterben, ob ſchon ihr Urin ein gutes Anſehen hat. SE⸗bi bie Krankheiten, von welchen der Urin das meilte Sicht giebt; nämlich: die Krankheiten in großen Gen fäßen, der Leber, der Nieren der Blafe, haben jaͤh⸗ linge ‘Beränderungen,, worinn fi) auch. der Flügfte Arzt in feinem Urtheile betrügen Fann. ; Rhabarber und Safran erhöhen die Farbe des Urins: Die Ju⸗ gend, das Alter und die Arbeit. thun hiebey auch ein vieles. Lauge und ähnliche Sachen geben dem Uri⸗ ne eine grüne Farbe, und die Caßia macht ſolchen ſchwaͤrzlich, Verlangen Gie andre Beweiſe von der Ungewißheit der Merkmaale, ſo * bloß aus dem Urine zu urtheilen gedenfe, fo weife ich Sie, auf einen gelehrten Tractat, welchen Fotkſtus hievon gefchrieben hat. Er berveifet durch Gründe. und | Zeugnifle unfrer größten Scheiftfteller, daß der Urin ohne Beyhuͤlfe der andern Merfmaale in den ‚mehe reften Krankheiten der Arztneyfunft feine. | abgebe; man fonne durch dieſe einige Anzeic e faft ‚Fein Huͤlfsmittel ficher verfchreiben; man. nne bies durch weder die Schwangerſchaft, noch das Gefchlecht, wiflen; der. Gebraud), den Urin bey die. Aerzte zu ſchicken, wäre bey den Alten unbekannt geweſen; bey uns wäre es nur durch die fünftlichen —5 ; de zur Mode rare hiemit * * eines englifchen Arztes ic, 499 als ein eitles Intereſſe und das böfe Vergnügen , die ' wahren Aerzte in ihrem Rufe zu fchwächen, ‚zum Augenmerfe gehabt haben; weil die wahren Aerzte alles verwerfen, was nicht vermöge der Negeln der Kunſt und mit gutem Gewiſſen beftehen Fann. Eben Foreſtus fügt hinzu, daß alle Prahlereyen von dieſer Schelmen ihrem Urin» Wahrfagen nur Träus me wären: durch diefe Betrügereyen aber wird doch der gemeine Mann im falfhen Wabne erhalten, koͤmmt um fein Geld, und zum öffern auch ums fen ben. Je unwiſſender der Empyriker ift, je mehr nimmt er ſich Muͤhe, denjenigen auszuforſchen, der den Urin bringt. Er bemuͤhet ſich aus deſſen Reden, einige Kenntniß der Krankheit heraus zu locken: Her⸗ nach wiederholt er deſſen Antworten in andern Re⸗ densarten, erweitert und verkehrt ſolches dergeſtalt, daß der einfältige Tropf meynt, er höre Orakel. Lange Unferredungen, fo erbärmlic) als fie auch ſeyn mögen, machen beliebt. Die nadende Wahrheit, welche man in wenig Worten vorfrägt, reizt diefe ‚groben Seelen fehr wenig. Das hiedurch betrogene Volk verläßt den Arzt, und lauft dem Empyrifer haufenweiſe zu. Da fagt er ihnen denn: das Ges birne ift zu Waſſer worden, das Herz ift aufgetrie« ‚ben, die Lunge verzehrt, die Leber ausgetrocknet, die Milz befchädige, Von diefen Uebein verfpriche er, deſſen ungeachtet, die Cur aller diefer Zufälle, un« geachtet er keinen aus dem Urine erfehen, und noch vielweniger durch feine Hilfsmittel Euriren kanm Foreſtus beſchreibt ung eine artige Hiftorie von der —— dieſer Leute: ich werde ſol⸗ che hie beyſetzen. Ein * brachte zur Winters⸗ RS Ji 2 zeit 00 Be Briefen ne zeit feit er on Urin. zu einem ‚beräßmten Empyri⸗ ket beobachten iſt, daß einige Troͤpfgen Urin aus dem Gefaͤße gelaufen waren, Der Afterarzt bemerkte an dem Boten, eine große Traurigkeit und muthmaßete, daß ihm der Kranke | am Herzen läge, und, in -augenfcheinlicher Gefahr wäre, Er befahe den Urin, und fagte zu ihm: „Oft der. Urin nicht von eurer Frau ?-ich fehe, daß fie fehr krank ift.,, Ach welche erftaunende Geſchicklichkeit fehrie der Uns wiffende, Ihr habt vecht gerathen, mein Herr; aber Eönnt ihr nichts mebreres jehen? Weil num der Urin eine gute Farbe hatte, und nicht zu vermuthen war, daß die Krankheit innerlich, wäre, fo ſprach der Af⸗ terarzt, daß die Krankheit aͤußerlich waͤre, „wegen eurer großen Einſicht bin ich ganz außer mir, ver⸗ ſetzte der Bauer: fahret fort, ich bitte euch, und faget mir, woher das Seitenftechen bey meiner Frau komme. . Der Empyrifer merkte fich Diefe legten Worte, und ſchrieb diefen Zufall einem Falle, oder Schlage zu, dahero fragte er den Bauen, ‚ob Sie nicht gefallen wäre? Unſrer Unwiſſender nahm dieſe Frage vor die Wahrheit des, was geſchehen war, an; und fuhr fort die Wiffenfchaft des, Arztes zu ruͤhmen; er: fügte hinzu, daß wenn. er ihm fagen | fünnte, wo und mie ?.die Frau gefallen wäre, —9— wollte er ihn gleichſam fuͤr den einzigen Arzt im Lande anſehen. Der Betruͤger uͤberle zte auf was Weiſe die Bauerhuͤtten gebauet waͤren, und antwor⸗ tete, die. Kranke wäre von einer. Leiter ‚gefallen, Der Bauer fragte ihn weiter, ob er aus dem. ‚Urine fes wm — wie viel * — arhabt — ER eines engliſchen Arztes. 30r Achte antwortete er, denn er meynte, daß das Haus * niedrig wäre. Der Bauer war mit diefer Antwort nicht zufrieden, ſchuͤttelte den Kopf und bath ihn, ee - möchte den Urin beffer unterſuchen, und er würde ih» ver mehr finden. Der Betrüger erinnerte ſich, daß etwas aus dem Gefaͤße gelaufen war, dahero fragte er den Bauer, ob er nicht auf feiner Reife etwas „vom Urine vergoffen hätte? Er bejahte dieſes, wo⸗ rauf der Empyriker verſetzte: „in dem vergoſſenen Urine werdet ihr die uͤbrigen Sproſſen finden; denn ich kann euch verſichern, daß im Urine nicht mehr, als 8 befindlich feyn.,, Wenn Hippokrates große Krankheiten abhandelt, foredefer wenig vom Urine, vielmehr befümmert er ſich um die andern Merfs maale; dieß iſt nun eine gewiſſe Anzeige, daß man auf das Urinbefehen wenig frauen Fann, wenn feis ne andre Beyhuͤlfe dazu gebraucht wird. Die Ein⸗ fiht, fo ein Arzt aus dem Puisfchlagen nehmen kann, iſt nicht fo zweydeutig. Wenn die erfahren. ſten Aerzte die Matur der Krankheit nicht ausdem Urine beurtheilen fönnen, was vor Gefährlichfeiten ziehen denn die Emppriker den Kranken zu, da fie . ihre Practif auf die Ange des Yrins gang und — alleine gruͤnden? 3 4) Nun komme ich auf die Erklaͤrung der Uefa, H den, ‚ welche das Anſehen der Charlatans ausmas hen. Einige beruhen in ihrer Unverfchämtheit, an dre in dem Aberglauben des gemeinen Volkes. Das | erſtre Habe ic) größtentheils bengebracht. Sch über: gebe fie der Ueberlegung des geneigten Leſers, und fuͤ— ge * einige andre bey. Wir haben geſchen je Si 3 #03, Zween Briefe u vor große Mühe fie fich geben, ihre Euren zu ruͤh⸗ men und auszubreiten; Diefes nun thun ſie theils felbit, theils durch ihre Mitbrüder. Wir haben von den ſonderlichen und wunderbaren Geheimuiffen ‚geredet, Die fie vor aflen andern befisen wollen; desgleichen ihre eiteln und laͤcherlichen Wahrſagungen aus dem Urine ꝛc. Außer dieſen machen fie 1) mit einer ges wiffen Frechheit befannt, daß fie vor allen andern alles dasjenige befäßen, was zur Arztneykunſt erfo⸗ dert wird, 2) gebt ihre Unverſchaͤmtheit fo weit, daß ſie fich rühmen, in ihren Streitigfeiten mit den be: ruͤhmteſten Doctorn, den Preis erlangt zu haben; ungeachtet man fie auf Feiner Univerſitaͤt gefehen hat. 3) Berfprechen fie allen denjenigen Beſſerung, die fih an fie wagen, und wenn der Erfolg außen bleibt‘, ſo fhieben fie die Schuld auf die Kranken, oder auf verborgene Urfachen, welche die Zunft nicht voraus zu fehen vermochtes 4) Machen fie die- Krankheiten gefährlicher als ſie feyn. Ein jeder. ges Yinder Huften, ift bey ihnen Schwindſucht: ein ge⸗ mein und kaltes Fieber, ein hitziges: alles Seiten⸗ ſtechen eine Pleureſie: eine jede leichte Geſchwulſt am Körper oder Füßen, Waſſerſucht: ein jedes altes Geſchwuͤr, eine Ziftel; anftecfende Krankheiten ı mas en fie zur Peft. Diefe Unwiffenden, gehenfo weit, daß fie die Gefege der Natur und Religion verlegen; denn fie verhindern, daß andre nicht zu Euren kom⸗ men, die ihnen zu hoch feyn. Hier babe ich num noch einige Urfachen bengefüge, wodurch fich die Em» pyrifer Anfehen erwerben, und wozu ihnen die eicht- —J— des gemeinen Boites febr vieles sur eines engliſchen Arztes. 503 Der berühmte Pogge zeigt durch folgende Erzaͤh⸗ fung , wie fehr die Unmiffenden durch die Einfalt dee | . gemeinen Leute in Ruf kommen. „Einer 'von den geringften Charlatanshattenur, (find feine Worte, ) eine Are Pillen vor alle Krankheiten. Durd) die ſes einzige Huͤlfsmittel, und deſſen Prahlereyen zog ‚er ſich einen ſolchen Ruf zu, daß er vor den Geſchick seften unter allen gehalten wurde. Ein Bauer bach ihn, daß er ihm zu feinem Efel verhelfen möchte, wel⸗ cher ihm entlaufen war. Der Empyrifer, der alles wiſſen wollte, und vornehmlich, damit er den ein⸗ faͤltigen Tropf ums Geld brächte, ließ ihn geſchwin⸗ de eine Pille verſchlucken, und verfü icherte ihn, daß er fein Saftvieh wieder finden würde. Unfer Einfalts« ‚pinfel gieng wieder nad) Haufe, er bemerkte die Wirfung des Hülfsmittels gar bald, und verrichtete deſſen Wirkungen auf dem Felde. Yilda entdecte er _ feinen Efel, er war vor Freude und Verwunderung ganz außer fih, und eignete diefes glückliche Unge⸗ faͤhr der wunderbaren Wiffenfchaft diefes Empyris kers zu. Man Eann leicht urtheilen, daß er nicht unterließ, den Empyrifer über alle andre Aerzte zu ‚erheben. ,, Der fehlechte Begriff, welchen fich das dumme Volk von der Größe der Wiffenfchaft bey der Arztneykunſt macht, vermehrt die Charlatans ſehr. Denn da es ſich einbildet, es wäre diefes eben fo was leichtes, als das Schneider. und Wagnete handwerk, ſo fest es alle fein Vertrauen auf denje- nigen, der ſich vor den größten Marfefchreyer aus⸗ giebt. Man laͤuft auch zu ſolchen Leuten, in der Hoffnung, j daß man mit wenigern ri curirt wuͤrde. Sta. Men Dit e Ich Habe — die Reanfen, ſo ſich den Empn- rikern anvertrauen, mit denjenigen. verglichen , wels ' de fig i in.einem baufälligen Schiffe, unter. der Auf fiht eines unerfahrnen Steuermannes den Meeres: wellen ausſetzen. Sie fünnen in den » men; es ift-aber nicht andem, da Die Klugheit. je⸗ Derzeit: ‚die ficherften Hülfsmittel gebraudhet, derbar ift es, wenn man hört, daß ein Emp 2 die. Aerzte vor unerfahren ausſchreyt, da er doch 6 nicht einmal die A nfangsgründe der Grammatik weiß. Ein folches Bezeigen, bringe ihn aber bey dem ge⸗ meinen. Manne in —— und, fuͤlt ſeinen Beutel /. Wer —— an Bor vollfommenen unwiſſen⸗ heit der Empyriker, und an der. Gefahr. ‚zweifeln, | wenn man -fich ihrer bedient; vornehmlich wenn man - * a gebabte Erbin, 2) Dt die en. \ —J— 9 bc ehe jr A“ — man, daß ihnen das bloße Leſen der englifchen Bücher alle: erfoderliche Einficht nicht-verfchaffen fann, 5) daß ih⸗ re Practik ohne Ordnung und Methode geſchicht, ‚folglich muͤſſen ihre Euren mehrentheils der Natur, oder einem Ungefaͤhr zugefchrieben werden; 6) daß alle ihre Geheimniffe insgemein nur befannte Sa- ‚en ſeyn, 7) daß ihre vermeynte Einſicht im Urin befehen nur in Betrügereyen und Gubtilitäten beſte⸗ be, 8) betrachte man; daß ihr Ruf, und die Mens ge der Kranken in der Tporheit des gemeinen Man⸗ nes — va Aiersarie, ſagt, — iſt das u eines engliſchen Arztes it. 505 a ‚ein gutes Hülfsmittel, wenn. man. gar. ‚feine Arztney giebt. Foreſtus verfichert, daß gewiſſe Krankheiten der Natur gaͤnzlich und allein uͤberlaſ— ‚ fen werden muͤſſen; allein Die Empprifer wiſſen diefe Fälle nicht, fie fönnen zum öfteren nichts mehr, als daß ſie Menfchen i ins Grad fchiefen. Meiner Mey: nung nach ift es allezeit viel beffer, wenn man die Krankheit der Natur überläßt, als daß man ſich eis nem Marktſchreyer anvertrauet. Mein Herr! Hier haben fie die en ‚die, — Ihnen zur Erhaltung ihrer Geſundheit habe vor⸗ ſchreiben ſollen; ſie empfangen auch meine Gedans / fen von den Empprifert. | Der Himmel fchenfe Ih⸗ nen den Bortheil des Erftern, und bewahre Sie vor der Gefahr t des, Seien, | > * die Ehre zu fen, a nr | T. Le BB ER * * *4* * ** ** wre NR er. —9 — — RN: U. Spiegel des wenſchichen Eiender, in dreyen — — [3 Herr Abraham Kuͤnzli hechicter Bund arzt und Medicinae Pradtieus in Winters thur neulich einen Befuch bey mir abftattes L te, hatte er ſich gefaße gemachet, mich nicht nur mit Gefprächen aus feiner Profeßion, fondern “auch mit ausgelegten Öegenfländen mebicinifcher Ex⸗ perienzen aufzuhalten. Er legte mir Sachen vor, die ich ſehen und beruͤhren konnte. Ueber andere be⸗ zog er ſich auf Umſtaͤnde, die dieſelbigen glaubwuͤrdig machten. Er bezog. fich auf Zeugen, die ich groͤß⸗ tentheils kenne. Ich kenne Ihn ſelber auch, als einen Wahrheitliebenden Mann. Warum follteich san der Richtigkeit feiner Erzählung zweifeln ? Seine Geſpraͤche mit mir giengen über drey denkwuͤrdige Erfahrungen, die er kraft ſeines Berufs eingenom⸗ men hatte. Ich will ſelbige hier mittheilen damit auch andere Leute dieſe Werke Gottes betrachten, | und — ehren, der alles wunderbar machet. Erſte Erfahrung. a” Den 6ten Hornung 1758. Ward Herr Kuͤnzli zu ‚einem Knaben feines Alters von drey und einem hals ben Fahre berufen, welcher ſich in folgenden Erbar⸗ | N in drehen medlemn Erfahrungen. 507 4 mungswuͤrdigem Zuſtande befand. Seine Aeltern erzählten, daß er ſchon bey einem halben Jahre bey Söfung des Harns von unfänlichem Schmerzen befal- len würde, daß ihn dieſer Schmerz. einsmals, da er in der Stube herum gegangen wäre, angefoms men, ohne daß man einige Urfachen deſſen zuvor wahrgenommen hätte, daß derſelbige hernach ims mer, zugenommen, und daß die Loͤſung des Harns öfters dadurch) hinterhalten he Die Aeltern | hatten fehon zuvor bey verfchiednen Aerzten Hülfund Rath geſucht, allein alle Verſuche und angewandte Arztneymittel waren Dis daher fruchtlos geweſen. . Einige Yerzte hatten vermuthet, es wären Blafen- | ‚Knabe ein ſtarker Scorbuticus ‚wäre, und. ‚Deswegen fteinchen vorhanden, und gaben treibende Mittel, Andere fuchten bie Urſache in der. Kälte, und ſtark zuſammen gezogenem innerem Blaſenhalſe. Dieſe gebrauchten erwaͤrmende Bäder, Salben und Ueber⸗ . Schläge. Noch andere vermurheten eine Gefchwulft an und um den DBlafenhals. Selbige gebrauchten ‘auflöfende und vertheilende Umfchläge. Mit diefem allem ward nichts ausgerichtet. Als Here Rünzli herzu kam, und dieſe Berichte eingenommen, auch den kranken Knaben auf das genaueſte unterfucht hatte, ſchloß er, es wäre ein großer Blafenftein vor= handen, der ſich einsmals losgeriſſen haͤtte. In dieſer Meynung ward er durch folgende Umſtaͤnde ge⸗ ſtaͤrket: 1. Warf der Knabe bey Loͤſung des Harns allemal das Kaht zugleich aus. 2. Defters erbrach er ſich, z. Hatte er einen unſaͤglichen Schmerzen in der Harnroͤhre, und ſagte, es wolle ihm alles zerreißen. Herr Kuͤnzli befand ‚überdieß, daß der eine u * # 3 e j A f F “ . Pl — Pan ia” 5 * EN r? EN ET ET ft N Kr Se 7 n N FE f PN ah uefl . .. Ah — J Ste > 0 4 f# “un > P, * vr fi J VIEM * A ' J eine groͤßere — der Schmerzen Härte. Da er derfichert war, daß ein Stein vorhanden wäre, "wollte er den Catheter gebrauchen. Dawider ſetz⸗ ten fich die Aeltern, und er ſelbſt ſtunde davon ab, weil der Knabe von ſtarkem und anf | altendem Zittern überfallen wurde, fo bald man ihn anrübrte. ‚Bey diefen Umfländen gebrauchte Herr Kuͤnzli aͤu jerlich ‚erweichende Mittel, innerlich aber den Schmerzen zu ftillen, eine Opiat cur, und die feorburifäe Schärfe zuderfreiben, ei einen Gebluͤt verſuͤßenden Saft, ſammt einer etwas gelinderen KHarntreibenden Pty⸗ ſane. Dieſe Mittel thaten anfangs eine gute Wire fung, ‚dennoch Hielte das Uebel an. Herr Künzli cors refpondirte mit anderen Arztneyverſtaͤndigen uͤber die⸗ ſen wichtigen Fall. Seine Correſpondenten alle ie then den Eatheter an. Weil aber die Umftändedens felbigen noch nicht zulaffen wollten, verfuchte er, ob er nicht durch Hineinſtreckung feir nes Zeigeſingers in den Maftdarm etwas entdecken koͤnnte. Da er die⸗ ſes zum drittenmal verfüchte, fand er allemal anſtatt des inneren Blafenhalfes ein Gewaͤchs (Tumorem ſcicrhoſum) von ziemlicher Groͤße. Er gab Ad. fung auf die Zeiten, und befand, daß der Kranke allezeit bey dem vollen Monde größeren: Schmerzen hatte, deswegen ward er fehr verzage, und Knabe wegen der langanhaltenden großen Schu abnahm, rieth er an, mit gemeldeter Mixtur fo ren, weil ſonſt fein Schmerz und Gichtflillendeg Mittel verfangen wollte. Man hatte fichs nod ‚nicht verfehen, als der weife Schöpfer und Regierer ‚aller Dinge an dem 19. Brachmonats dieſes Laufen: den A den. reiden des armen Kindes en mar): AR Ran ni fh Erfahrungen, 509 machte: Herr Kuͤnzli erhielt die Erlaubniß, feinen Koͤrpe — und befand folgende merkwürdige Ta 1. Befand fih in der Harnblaſe ein Stein faſt ‚von der Größe eines Taubeneyes, mehr viereckigt, als rund. Er war um etwas abgeſchelt, und woge 3 V. Inwendig war er ſchwammigt. 2. Waren anſtatt einer drey Harnroͤhren. Zwo, die groͤßern, giengen ſeitwaͤrts, die mitlere und lleinere war gerad. Um dieſelbige war, anſtatt des natuͤrli⸗ ‚hen inneren Blaſenhalſes, ein feirehöfes. Gewaͤchs von der Groͤße einer Bauninuf. Bon dieſem mit⸗ leren Canale bis zu einer jeden Seitwarze war ein Zwiſchenraum, einen Zoll breit. 3. Vereinigten ſich dieſe Roͤhren unter dem Schaambeine durch einen ziemlich großen Sack, aus welchen ſich ein natuͤrli⸗ ee Harngang bis an: die Eichel erftveckte. Diefer Sad war an dem Schaambeine fo feft angewachfen, daß er nicht ohne Verlegung von demfelbigen - abges loͤſet werden konnte. Dieſes wunderwürdige Stüd hat Herr Kuͤnzli aufbehaiten ‚und ich hte es mit meinen Augen geſehen. 00 Bote Erfahrung. | | ü Den ten März diefes 1750ſten Jahres ward Here Kuͤnzli zu einer Frauen berufen, welche gleich das nieder gefommen war. Die Urfache feiner Beru⸗ ons tar, weil die Wehemutter nicht willen Fonnte, as neugebohrne Kind männlichen oder weiblis Pe, ‚Sefchlechtes wäre, Herr Kuͤnzli fand bier — eine ſehr widernatuͤrliche Formirung. Das Kind ‚war männlichen Gefchlechtes. Was daffelbige Une. Fenntbar machte, war diefes: von der Nabelſchnur hindan bis an Die aͤußere Mündung des Afters was ag sen N ven die dußertichen, ‚oder BES De en des Un⸗ terleibs zuſamt dem männlichen Gliede And dem Ho⸗ denſacke, entzwey gefpalten, Es blieb auch nichts über dem Eingeweide, als die innere Haut. Die Gedaͤr⸗ me drangen heraus, wie bey einem großen Brüche, daß fie faft nicht an ihrem Ort erhalten werden fonn« | fen. « Die Harnröhre war auch gefpalten, ‚aber nicht ganz, fondern etwa ein Singer breit bis. an. den in⸗ neren Blaſenmund, war noch ganz. Herr Kuͤnzli | Batte > mal gefehen, wie es harnete, Es warf zu verſchiedenen malen aus, wie eine Pompe, Das | Kaht ward natürlich ausgeworfen. Uebrigens war es ein gefundes Kind. Es trank von den Mutter⸗ ‚brüften, und aß die gewöhnlichen ‚KRinderfpeifen. | Herr Kuͤnzli nahm nichts vor, als daß er trachtete,; "das Eingeweide durch ein bequemes und gelindes Ver⸗ band an feinem Ort zubehalten, bis die weichen: Theis le etwas fefter würden. Das arme Kind war 14 | Tage alt, "als es flarfe Gichter befam, welche nicht nachließen, bis es fein elendes — — Dritte Erfahrung. Den gten März 1754. Ward Herr Künzie zu einer Frauen berufen ‚ die ſich ſchwanger beian, aber" | nicht mußte, 1 wie lang. Sie war: zwey und. vierzig. | Jahr alt. In dem Anfange ihrer Ehe hatte fi | fehiedne Kinder. nach, einander gehabt, nun al | fe fie ſechs Jahre ſtill geſtanden mit Seit zweyen Jahren hatte ſie ihre Reinigung gaͤnz⸗ lich verloren, deswegen gedachte ſie, es wuͤrde Br | nicht mehr nach der Weiber Gewohnheit gehen. Aus | diefer Urſache war au ihrer Bmangerfinlt .... | dr | RN nif, Erfahrungen. zu 2. worden, „bis fie das Kind empfunden Hatte, ae man hatte fie ſich bis auf beniemten Tag im» ‚ mer wohl befunden. An demfelbigen ward fie von einem ‚Fieber. überfallen, welches von dem Magen herruͤhrete, ‚weil fich Unverdaulichkeit und Durch - lauf dabey einfand. Herr Kuͤnzli verordnete ihr ſolche Mittel, welche wohl anſchlugen. Allein, nach dreyen Tagen nahm fie.einen großen Schreden ein, als fie die Nachricht erhielt, daß ihre Mutter: geftorz ben waͤre, deren Tod ihr Machtheit brachte. . Alſo bald ſieng fie, an zu fließen, und bekam Wehen, welche: SD aa ne Ze En. a Zar — u 2 Bin MN EEE —— waͤhreten, bis ſie abortitte. Herr Rünzliwardgleic), berufen, Er traf viele traurige und gefährliche lIm«- ſtaͤnde an, ‚die Mutter belangend,, floße dieſelbige ſtark, daß er rathfam zu feyn fand, die Nachgeburt eilends von ihr nehmen zu laſſen, und ihr mit nähe renden und Blut ſtillenden Mitteln zubegegnen. Das Kind betreffend, ſahe er. eine vollkommene Misge- burt vor fih,. 1... Hatte. felbiges einen Kopf ohne ; Naſe r ohne Ohren, ohne. einen natürlichen. Mund. 2, Anſtatt der Naſe bieng eine Blafe mit einem duͤn⸗ nen Halfer 3. Wo der Mund feyn follte, war ein rundes Loch, welches demjenigen gleichete, Dur) welches: die Menfchen ihre Ercremente ausleeren. 4. An dem kleinen Finger der linken Hand hieng, gleichergeſtalt ein ablanges Bläschen. 5. Die äufs ferlichen Geburtsglieder waren unerkenntlich; wo die⸗ —* v u fee hatte eine. Hausgenoßinn, welche ſelbigen ſeyn ‚follten, hieng wiederum ein Bläschen ‚mit einem. dünnen Halſe. Diefe Misgeburt brachte dem Herrn Kuͤnzlin Rachdenken, weil ihn dieſelbige an etwas erinnerte, das vorgegangen war, Obenge⸗ Menge art ” Te sa PER — * J Pi 2 — — — * W * J > 2 4 aaa ı 4 , > 3 + 1: no I IL 754 $ 4 X 3 > » Vv Z —* N an einemigftigen Ball Ange men Fieber danieder gelegen hatte. Herr Rümsli fan nothwendig /die ſelbige nebſt anderen Hürfemikteln ‚öfter elyſtieren zu laſſen. Die ſchwangere Frau, die nichts von ihrer Schwangerſchaft wußte erwieſe felbiger Dies Yen Dienft: ‚&ie holete die Eiyftierein Herrn Künslins Haufe ab, trug jelbige unter ihrem Voeſch wzbe applicirte old eder Patientin: GSiehattedasa mit einem Grauen gethan, wie fie ist fagte, - machte dem Heren Kuͤnzlin Nachdenken. — die Einbildungskraft dieſer grauſenden Frauen, haͤtte auf ihre Leibesfrucht gewirkt. Daher waͤre der —— Mund und die hangenden Blaͤtterchen entftanden. € behauptete zugleich, die Theitung der Gliedmaßen‘ an dem Kinde, in der zwoten Erfahrung wäre auch eine Wirkung einer zerftörten Einbildungskraft gewefen, fintemat die Mutter deffelbigen an der Mezgſchale wohr nete, unddem Zufolge zugefehen hätte, wie die Mez- ger die Schweineund Kätber auffchnitten. ¶ Ich mach⸗ te ihm Einwuͤrfe aus den Gefegender Zeugung,daß die Gliedmaßen der Menfchen und Thiere, entweder in den Eyern oder Saamenthierchen ſchon da lägen, und nur ausgewickelt würden. Folglich durch die Einbipungs: kraft nicht mit andern verwechfelt werden Fönnten. i * fähe die Misgeburten fuͤr Werke des Schoͤpfers Ya welche in ihremurſprunge ſchon da gelegenam dig: gewickelt wuͤrden, wie fie wären. ' Wir difp fang, alleines gieng wie beh den ——— * En jeder‘ —* bey ſeiner erſten Meynung. zu, Johann Eonrad gutun | . Sie zu aitpimden 1. Heröffmonatsi1759- | IE, Be 8 wie RM ;A; u At ; f s * or AN « J — — — % r ’Y —* a; u: a u... AR xx GT ***6 “ Som. freund eines in der Site hervorgewachſenen ſeltſamen Horn; welche — der Cardinat von Medicis den Pater gibei uͤberſandt. Aus dem Bel des Memeires et — ſur les Seiences, preſentées a MONIFIEHENF le a —— pendant P’anne 1072. * par Jean Baptifte Denis, Avwſt. 1673. 12. P,237-241. übefet, "und mit Anmerkungen erläutert, von 2. J. ©. Kruͤmitz. A m trifft eine Menge von Geſchichten an darinn Ungeſtaltheiten, welche mit der ge⸗ genwaͤrtigen eine Aehnlichkeit haben, be⸗ ſchrieben werden. Einige derſelben ſind — ben. der Geburt vorhanden geweſen, und an⸗ dre find nad) derfelben zum —— gekommen. So hat man, zum Erempel, in Quiery, zehn Meiz len von Turin, ein Fleines Kind ‚gefeben, ; welches "23. Band, al 5; mit U U — J — — * — ne Art von Horn daraus, welches ungef ai fünf Schein die wie —— geweſen, auf die Weit gekommen; ; und zu Palermo hät, nach Schents Berichte, ein gewiſſes Mägdchen an allen Theilen des $eibes, das ilt, nicht allein am. Kopfe, und an der ‚Stien ‚ fondern auch an allen Gelenken der Füße und Aerme, Hörner bekommen, welche mit denen Kalbshoͤrnern eine Aehnlichkeit ges Babt. Man hät ferner bemerfee, daß bey verſchiede⸗ nen Wunden feltfame: Gemächfe von gleicher Bes ſchaffenheit zum Borfcheine gefommen.,. And zu Dies - fer Gattung gehört das berborgemachfene Gern, tele ches ich) anigt beſchreiben werde. Es haͤlt ſich gegenwaͤrtig ein gewiſſer Maun aus Montagne von fiebenzig Jahren zu Florenz auf: ‚felbiger ſieht im Geſichte wie eine Ziege aus, und hat einen hagern und abgezehrten Körper, welcher ein bigiges und frocknes Temperament bezeichnet. Uns ter dem Gelenke des rechten Schenfels hat er ein Horn, welches nad) einer Wunde, die er drey ah: re lang nicht geachtet hatte, bey ihm zum Borfchein gefommen: Das Gefchwür fieng mit einem hefti⸗ gen Ausfchlage an, welchen er an dieſem Orte bea kam, und welcher, wegen des Krahens von Tage zu Tage mehr und mehrzunahm. Die heraus ſiepern⸗ de Materie ward von Stund an die, wie ein feim und nadjdem fie darauf hart geworden, ‚entjti ge einer Spanne hat, und deffen Die, welche an. der Wurzel zwey Zoll beträgt, nach und nach ſchma⸗ ler wird, und ſich in einige Zweige endiget: zuletzt aber beugt es 1 vermittelſt eines kleinen Knotens, a > in der Aniefehle. "sig — es eine Richtung nach unten gegen die Sera | ke befümmt *, | Es ift dieſes Gewaͤchs aſchenfarbigt, mit unters mengtem Gelb. Der Subftanz nach) ift eg ein dich« tes und hartes Horn, und giebt einen unertraͤglichen Geſtank von ſich. Auf der Oberflaͤche iſt es weder glatt noch glänzend, ſondern beſitzt einige Aushoͤh⸗ lungen, oder vielmehr bogenweiſe Kruͤmmungen, welche von oben nach unten gehen. Der unterſte breite Theil, womit es am Knochen feftfißt , iſt mie einem fleifhigten Gewaͤchs umgeben, — wie | ‚eine. Krone rings. herum ausfieht.- ia einer Zeit von drey Jahren iſt dieſes he wehmal aufs neue wieder gewachſen. Denn zwey Jahre darauf, da es das erſte mal zum Vorſchein gekommen, riß man es ab; es kam aber alſo fort wieder, und war viel dicker als vorher. Man hat es ‚Inden verwichenen Tagen nochmals abgefchnitten, und „man ift willens, die Wurzel deffelben auszubrennen, Schenk erzäßle eine faft ähnliche Geſchichte von einem Manne aus Ereta, weicher am Knie durch einen ‚Pfeil verwundet worden, und dem aus. der Wunde ein ſchwarzes Horn bervorgewachfen. Hier entſteht nun die Frage, woraus dergleichen ftemde Körper erzeuget werden, und wie Die Hörner ‚entjtehen, die man gewöhnlicher Weiſe ben verfchies | denen Thieren antrifft *. Alriſtoteles behauptet, 3 Ke2 daß * an finder an gedachtem Drte eine Zeichnung bier ſes Horngemwachled. * Es wird bey dieſer Gelegenheit hoffentlich niche unangenehm feyn, die von mir geſammleten Falle, 2 von gehörnten khieren a a ee 0 ‚At © eine 56 Bon einem feltfamen Horne ‚daß fie aus einigen Knochen entftehen,, und dafs fie mit den Zähnen einerley Subſtanz haben; und zwar — —— 636 keine Hörner zu ſeyn pflegen, hier anzutreffen. Ge. Hieron. Welſch handelt in feiner Hecatoftea I. ob- fervationum phyfico-medicarum, obf. 20. de cor- nibus leporinis et cornu lupino, Jo&lis Langelorti - ‚obf. de cerva cornuta, flehtin den Mifcellaneis Na- turae Curioforum. A. 1678 et 1679. obf. 88, Sam. Ledelii obf. de cervacornuta im 2ten Jahre der zten Decurie gedachten Journals, obf. 98: Gabr. Clau- Aeri obf. decaprea cornuta, im 6ten Fahre derſelben '' *Decurie, ebf. 182. und eben deffelben obf. de lepore cornuto, eben daf. ohl. 185. Ehrift. Fran; Paullini obſ. de anfere, eato etcorvo cornutis Jim Anhange zum 6ten Jahre der zten Decurie, G. 19. f. Mich. Fried. Aochners obf.de gallo cornuto im Sten Jahre eben derfelben Decurie, ob. 26. Ge. Bannai obf, de cornu Anatino, im gten Jahr, obf. 169. Ge. Frid, Veranci de Frankenau obſ. de pullocornuto, ft. im erſten volumine der Adtorum Phyfico.medicorum Aca- ‚demiae Naturae Curioferum, p. 147. Joh. Gottfr. Buͤchners obf. deequo cornuto et hippolito, im 7ten velumine gedachter Actorum, obf. 86. Franz Ernſt Sruͤckmanns obf. de cornu ex fronte equi enato, ff. im Commercio litterario Norimbergenf, 1739. hebd. XVII, n. 3. p. 2i2. Eben deffelben obferva- tio.de cornibus leporinis ff. eben daf. 1740, habd. XXXIII, p. 260. In denen 1741 zu Amſterdam in 8. herausgekommenen Caprices d’ imaginations, ou Lettres fur differens fujets d’ hiftoire, de mora- le, ‚de eritique, dꝰ hiftoire naturelle etc. han⸗ del£ der neunte Brief von gehörnten Hafen, Pfers ben, Hahnen, u. f. w. Nachricht voncinem Hor⸗ ne, welches auf der linten Seite des Kopfes eis ‚ner Basze in Venedig gewachſen; aus dem Ita⸗ liöänifchen des Herrn Valiſneri genommen: ft. im sten St. des Tsten; Bandes des Hamb. Magaz. er 1755. 8. ©. 5235525. X. in der Kniekehle. Ar 7 "ds dem Grunde, weil er bemerfet hat, daß alle gehoͤrnte Thiere feine Zähne im obern Kinnbacken haben. Sallop ift verfelbigen Meynung, und vers fichere nicht nur aus zerbrochenen,, fondern auch volle fommenen ganzen Knochen hervorgefommene Hörner gefehen zu haben, Avicenna glaubt, daß fie am: leichteiten aus den Gelenken der Knochen hervorwach⸗ fen, wie denn dergleichen zwiſchen den Wirbelbei⸗ nen des Kücdens beym Avenzoar wahrgenommen worden. Jedoch koͤnnen auch dergleichen an andern Dertern hervorkommen, wie man denn ein folches Beyſpiel anigt zu Montpellier bat da Here Deſta⸗ nove ein Horn aus der Bade einer Frauensperſon ‚abgenommen , unter deflen Wurzel ein Krebs befind» lich gewefen. Diefes Horn ift unten zwey Singer dick, und ungefähr drey Zoll lang. | Man fragt ferner nach der Befchaffenheit derjenie gen Materie, welche dergleichen Gewaͤchſe hervor⸗ bringt und unterhält. Einige wollen, daß diefes der | Nervenfaft fey, andere geben die wäßerigee Feuchtig⸗ keit im Gebluͤte davor aus. Allem Anſcheine nach, iſt die letztere Meynung am wahrſcheinlichſten, theils dar⸗ um, weil der waͤſſerigte Theil des Blutes mehr Salz enthält, -als. der Mervenfaft, theils auch aus dem Grunde, weil die Erfahrung lehret, daß, wenn man diefen wvaͤſſerigten Theil uͤber gelindes Feuer bringt, er alſo fort hart wird, und, nachdem er Die Confis ftenz eines Leims befommen ‚ zu lauter Häufgen wird, welche wie ein Horn hart und durchſichtig find *, K Sie «Außer denen vielen phyſikaliſchen und chymiſchen Unterſuchungen des Blutes, und insbeſondre en 5 Bor einem feltfamen Horne x. Hieher gehöret auch gewiffermaßen die Gefchichte eines. florentiniſchen Edelmannes, welcher feit. eini- - gen Monathen mit feltfamen woibernatärlichen Ge -wächfen der Nägel, fowohl an ven’ Händen als Fuͤſ⸗ fen, behaftet ift, als welche fich wie die Klauen bey gewiſſen Bögeln kruͤmmen, daß er dieſerhalb nicht. anders, als mit vielen Schmerzen ‚geben kann; und mas hieben noch wunderbarer ſcheint, jo waͤchſt dies ſes fein Uebel allemal, ſo oft er fich die Nägel ab- ſchneidet. Man — ſolchergeſtalt dieſe Krankheit, als eine derjenigen aͤhnliche anſehen, womit Gott den König der. Aſſyrier, deſſen Naͤgel wie die Aolerkiau- en — Veimgeüi dar en m Sort⸗ ſen wäßcigten Geuchtigkeit, welche bie. und da zer⸗ ſtreut anzutreffen, und worunter ich nur des be⸗ ruͤhmten Herrn Sales Haemoftatique , welche 1744, in 4. zu Genev berausgefommen , ais das vor: nehmfte hieher gehörige Buch anführe, find auch - folgende Differtationen leſenswuͤrdig: Jo, Theod. Schenckii diff. de fero fanguinis, Fer. 1655, 4 8: Bog. Frid. Bogislai Hilla difl, de fero fangui- nis chylofo, ejusque morbis ‚ Lugd. Bat. 1691, Ar 2 und ein halber Bogen Jo Sammlo diff de fero fangui- mis, Argent. 17053, 4.2 und einen halben Bogen Car. Guil.Poerner Experimenta dealbuminig — ——— ſanguinis convenientia, Lipſ. 17545 4 4: 6. Bog. h = | Mehrere dergleichen Beyfpiele von aupe ferordentliz chen Hörnern des Körpers, und wi niclichen Beſchaffenheiten der Nägel an Händen und Fügen, ‚Babe in meinen Anmerkungen zu Sylvii uͤberſetzten Nachricht von einem gehoͤrnten Maͤgdchen, in gegen: wärtigem Hamburger Magain, Dany a 22. ‚© a angeführet. K. u . ’ n Re — 39, wur ee — Hırk min KT ht 14 Sie eng Men ı.n Vo — serſehung der Zufige., — die Polygamie — 22 Band 638 Seite des Hamb. Magaz. ie Geſchihee folcher Völker, welche die Po⸗ 3 lygamie erlaubt haben, giebt ung nicht wes nig-Öelegenheit von demjenigen, was wir | angefuͤhret haben, beſſer und gewiſſer zu ur« theilen, als es durd) bloße Muthmaßungen gefher ben kann; und man koͤnnte aus dan Nachrichten ſol⸗ ‚cher Völker. gleichſam eine natürliche Geſchichte der Dolygamie herausziehen, Ich babe biefes bey meis ner. Erflärung der hiſtoriſchen Bücher im alten Tes ſtamente verfucht, und ich will einige Beyſpiele hie⸗ von anfuͤhren. Man kann daraus ſehen, wie viel die Lehrer der Moraltheologie aus dieſem heiligen Buche nehmen koͤnnten, wenn fie es mit dem gehös rigen. Fleiße, und ohne Aufhören lefen, und nicht bloß mit ihrem Compendis beſchaͤfftiget wären. Den Sgacob will ich nicht anführen, theils, weil ‚man nicht ‚weiß, ob er mehr Töchter, außer der Dina ; gezeugt hat, theils . weil: feiner. von feinen zwölf Söhnen, welches eine. befondere Gluͤckſeligkeit war, vor ihm geſtorben iſt: wenn von ihnen nach dem gemeinen Schickſale der Menſchen ſechſe vor ih⸗ rer Verheyrathung geſtorben waͤren, und er nur die einzige Tochter Dina Ark haͤtte, ſo wuͤrde dieſe Poly⸗ * 520 Polygamie dem — ge⸗ weſen ſeyn; denn ſie haͤtte nur ſieben Perſonen fuͤr acht Perfonen zuruͤck gegeben, nämlich Jacob, vier Weiber, und drey Männer, welche, der Ehe beraubt ‚wurden. Auch den David, einen Vater von neuns zehn Kindern *, dem Sopn von der Bathfeba, der gleich ſtarb, ausgenommen, übergehe ſch: denn, feine Töchter, und die Söhne von feinen Kebswei- bern **, wiffen wir nicht: auch nicht einmal die Anzahl feiner Weiber ift bekannt. Wenn man die Stellen 1 B. der Chron. 1.1 — 922. Sam. Ill, 2-5. V, 13, mit einander vergleicht, ‚fo wird ‚man faum fo viel Eöhne erwähnt finden, als Wei- ber erzählt werden, welches eine große Fruchtbar⸗ keit, fondern vielmehr eine Verminderung des menfch» lichen Geſchlechts ift, wenn einige Weiber unfrucht« bar gewefen find, wie vor den Michal erzählt: wird. Salomon unterhielt ein fehr-großes Serail, in wel- djem 700 vornehme Weiber und 300 Sclavinnen waren, (1 B. der Kön. Xl, 3.) und doch feheint es, als wenn er-außer dem Kehabeam wenig Kinder gebabe hätte: Denn der Verfaſſer ver Bücher der Chronike, welcher die Genealogie zu erzählen, und die Könige wegen ihrer zahlreichen Nacyfommen- ſchaft zu Joben pflegt, lobt den Salomo deswegen mit keinem Worte nicht, ‘und der Prediger erwaͤh⸗ net unter den Annehmlichkeiten, welche Salemo ges noß, die Menge ver Söhne auch nicht. Diefes.ift - ein recht merkwuͤrdiges Erempel von der Schädlich- keit der — — ———— welcher 1000 —* er B der € von. I, — a 258 ae 1 D. Der hm. IT, 9. : Du ei * xX Pl wider Die Polygamie. 21 ber genommen, und’ 999 andern Männern die ihris. gen entriffen hatte, war für dieſe 999 Männer, die durch feine Schuld unverbeyrathet geblieben waren, und fuͤr diefe 1000 Weiber dem zufünftigen Men: ſchenalter zwey taufend Kinder ſchuldig, wenn er nicht den Vorwurf haben wollte, daß er Das menfchlidye Geſchlecht vermindert hätte: er mußte alſo vier tau⸗ fend zeugen, damit doc) , wenn die Hälfte vor dent mannbaren Alter -ftürbe, noch zwey taufend übrig wären. Was vor ein großer Schulöner ift alfo nicht - Salomo , der wider das mofaifche Geſetz, die Pracht der morgenländifchen Könige fo eifrig liebte? Wenn ihm viele von feinen Unterthanen hätten nachfolgen ‚wollen und fönnen, wuͤrde wohl ein Volk durch irz gend einen Krieg mehr verwuͤſtet worden feyn ? Wie viele Kinder aber hätten nicht diefe taufend Weiber, weni jede ihren eignen Mann gehabt häfte, zeugen Fönnen! Sollte es wohl erlaubt feyn , die Sruchtbars feit der Iſraelitiſchen Weiber nad) Frankreich zu be» urtheilen, welches in einigen Gegenden fieben Kinder auf jede Ehe rechnet? Ich alaube, es ift erlaubt, weil die Fruchtbarkeit der Iſraeliten fehr geruͤhmt wird: fie hatten alfo koͤnnen und muͤſſen fieben tau⸗ fend Kinder gebähren. - Wenn man das abzieht, was die Natur verlangt, fo würden doch noch für 2000 Perfonen, 3500 dem folgenden Menfchenaltr uͤbrig geblieben feyn. Der Sehn Salomo, Reha beam hatte 78 Weiber, und Kebsweiber, und von diefen allen nicht mehr als 88 Söhne und Töchter * zum fichtbaren Schaden des menfchlichen Ge— ſchlechts: denn für 156 Perfonen, (fürfich, für 78 Hi ® Rt 5 ARE IR 2 * s ei, #22. der Chron. AT, zu gortſetzung der Zuſaͤte * und 77 Männer, denen er ihre Weiber ent⸗ riſſen hatte,) zeugte er nur 88; und ——— ſen die Hälfte vor den männlichen Jahren ‚geftorben | iſt, fo haben die Nachfommen anftatt 156 Perfonen mur 44 gehabt, Wir wollen fegen, jede von! diefen 78 Weibern hätte ihren eignen Mann gehabt; ſo würs den fie nach der Fruchtbarkeit. des Volkes 546 Kin⸗ ber gezeugef haben, Die Polygamie des Abia iſt zwar weniger ſchaͤdlich, allein doch auch nicht gluͤck⸗ ich: Bon 14 Weibern, (welche in der ordentlichen Ehe « 98 Rinder hätten gebähten Fonnen , )batteer nur 38 Söhne und Töchter: (2 B. der Chron. XI, 21.) das ift, er gab für 28 Perfonen nur 19 zuruͤck. Ich) will nicht mehrere folche Benfpiele ſammlen. Ein jeder, der die Saraceniſche Gefchichte lieſet, wird Diefes leicht hun koͤnnen; und wenn er es thus, fo wird er, nach meinen Gedanken feine unnuͤtze Arbeit | unternehmeits: Damit aber aus meinem Briefe nicht _ ein Buch werde, jo will ich, ‚diefe Arbeit andern übers laffen. Der einzige Mariana wird A viele Er empel darbietben. = . Allein die bloße Geſchichte chut uns ie noch feine Gnuͤge, ſondern diejenigen, welche ſelbſt die Morgenlaͤnder beſuchen ſind der Sittenlehre noch etwas ſchuldig. Denn die morgenlaͤndiſche Geſchich⸗ fe uͤbergeht nur allzu ofte die Töchter, und ſagt nicht deutlich genung, wie viel Kinder gebo ſind, und wie viele den Vater uͤberlebet haben; ſie handelt auch nur von den Serails der Koͤnige, nicht aber von der Polygamie unter Privatperſonen; fie verſchweigt das Alltaͤgliche und Gewoͤhnliche, welche 4 wir doch eben ſuchen, und RE nur Fe und n worden merkwuͤrdige Grempel, entweder einer großen Frucht» barfeit, oder. Unfruchtbarfeit, Damit man alfo den Schaden der Polngamie gewiſſer beſtimmen koͤnne, fo find Tabellen von den im Oriente Ge: bohrnen nöthig: nicht zwar von ganzen Städten und $änderg , (denn wer koͤnnte diefe erhalten?) ſondern nur von Familien. ch wuͤnſchte, daß folgendes bey diefen Tabellen beobachtet würde: erftlich, daß fie von jo viel Familien, als möglich, gefammlet wuͤr⸗ den, denn aus wenigen läßt fich Feine Mittelzahl herausnehmen, fondern man wird durch. die Bey⸗ fpiele entweder einer allzu großen Sruchtbarfeit, oder Unfruchtbarkeit Hintergangen: ferner daß niemand aus Parteylichfeit entweder fruchtbare, oder unfrucht« bare Serails auslefe, fondern daß man ohne feis denſchaft, ohne Haß und Siebe gegen Die Polygamie, fo viel Beyſpiele auffuche, als man erlangen kann: weiter, daß man Nachrichten von Familien einzies - be, in welchen zwey Weiber, von andern, wo vier Weiber find, und alsdenn "auch Nachrichten von größern Serails: endlich daß man auch fo viele Tas bellen, als möglich find, von ſolchen Familien hin⸗ zu ſetze, in welcher ein Mann mit einer einzigen Frau lebt; denn was die Polygamie vor Schaden verurs facht, kann nicht anders beurtheilet werden, als wenn man vorher durch Beyſpiele, aus eben der Himmelsgegend weiß, ‚wie fruchtbar die-Ehen eines Mannes mit einem einzigen Weibe zu feyn pflegen, Das übrige muß man der genauen Sorgfalt degjes nigen überlaflen, welcher. diefes alles in dem Mor⸗ genlande ſelbſt unter ſuchen will. Er wird aber gluͤck⸗ licher und uns — ſeyn, wenn er ſich — * abel⸗ 524 Tabellen der in Europa Gebohrnen, und mit den Schriften, in welchen Diefe politifche Arithmetit ent⸗ halten iſt, genau bekannt gemacht hat, Was foll man aber thun, wenn die Anzahl der Manneperfonen durch einen ſchweren und langwieri⸗ gen Krieg ſehr abgenommen hat? Man weiß, daß dieſes zu Athen ehemals geſchehen iſt, und wir has ben auch in der neuern Geſchichte / hievon Beyſpiele. Was wird ein Geſetzgeber, der. doch ſein Gewiſſen be⸗ wahren: will, thun, ‚ wenn nad) einer entſetzlichen Niederlage fieben Sungfrauen, wie. Ssefaias redet, einen Mann ergreifen? Wird es alsdenn nicht er⸗ Taube feyn, mehrere Weiber zu nehmen? wird die bürgerliche Klugheit diefes, und die flrengere Sit— tenlehre, und die Lehre Ehrifti, welche den Staat wicht von dem Staate frennet, das ganze menfchlis che Geſchlecht angeht, und denen Jungfrauen, die bier übrig waren, anderswo unter andern Völfern freywillige Ehen zeiget, etwas anders anratien? Damit ich hier defto kürzer ſeyn möge, fo will ich gar nicht unter uchen, was Chriſtus, was ein ſtren⸗ ger Sittenlehrer vor einen Ausſpruch thun wuͤrde: man kann dieſes aus des Herrn von Premontval ſei⸗ nem Buche feben: das einzige, fo unerwartet es auch fheinen möchte, getraue ich mir zu behaupten, nad) den Regeln der bürgerlichen Klugheit müf ‚auch bey. ſo traurigen Umftänden, die Polygamie nicht erlaubt werden. Wir wollen feßen, fie werde erlaubt : wer fell ſich diefer gegebenen. Freyheit bedienen? das ges genwärtige Menfchenalter , oder die Nachkonimen?: Sehr wenige, und die kaum verdienen gerechnet wm werden, werden in dent gegenwärtigen Menfe hen ‚mehrere Weiber nehmen wollen. Es werde im» ‚mer durch ein Geſetz erlaubt: fo wird doch die taͤg⸗ liche Gewohnheit, und die Meynung der Menfchen ‚fo viel gelten, daß es für fchäntlich gehalten wird. ‚Die Männer werden ſich faum unterſtehen, ‚Die ges ‚gebene Freyheit zu gebrauchen; und, wenn ſie es ſich auch unterftehen , fo werden fie doch Feine ung» ‚frauen finden, welche dem erſten Weibe zugefegt, und. den zweyten und dritten Plag in der Che annebz ‚men wollen : ‚auch die rechtmäßigen Weiber, werden dieſe Gefellfchaft nicht gleichgültig ertragen. . Allein, das Gefeg wird Doch befehlen, daß fie.es fragen füls den ; wenigftens werden fie deswegen-Feine Klage ans ſtellen koͤnnen! Es fey alfol Ob ich gleich ‚nicht eins ‚fehe, wie ein folches Gefeg.denen Ehen, die vor dem Geſetze geſchloſſen worden find, mit Necht gegeben ‚werden: koͤnne. Diefe Weiber haben in der Hoff ‚nung eines ungetheilten Ehebettes geheyrathet, und ‚der Mann bat ihnen allein die Treue der Ehe heilig ‚verfprochen , und von dieſem Bertrage follte die Obrig— feit, wider den Willen des Weibes, den Mann bes ‚freyen koͤnnen? Doch gejegt , der Mann würde davon befreyet! Wollen wir denn glauben, daß viele Mans ner, da die Polygamie noch neu ift, fo unbillig feyn, ‚und ihre Battinnen fo wenig lieben werden, daß fie zwar mit Kechte, aber doch wider alle Billigkeit, eis ne Stau, die fich aufganz andere Bedingungen überz laſſen Hatte, fo viel Kränfung und Unrecht anfhun follten, und zwar mit dem Vortheile, Damit ſie durch die. beftändigen Zänfereyen der Weiber und Kinder ‚im Haufe, die bey der Neuheit der Polygamie all: man | aaaͤglich Polygamie. 5 alter das durch Krieg ſo ſehr erſchoͤpfet worden Bu PR taͤglich und unerträglich ſeyn müffen, betaͤu etaubt wer⸗ den? Wir wollen auch annehmen, er wolle; fowird doch das Gefeg der rechtmäßigen Frau das Ihrige erhalten, und nicht zugeben, daß es der Mann un- “ter die Kinder feiner übrigen Weiber austheilet. Der Mann ſoll alfo feiner Frau das Eingebrachte zuriick geben, oder ihr wenigftens deswegen hinlaͤng⸗ liche Sicherheit leiften! Allein, wie vielen wird die⸗ ſes, das doch hoͤchſt Billig ift, Die Luſt nach einem. -Serail benehmen? Wir Fennen einige, welche die Serails und die Polygamie fehr loben, allein bey fo verwirrten und unordentlichen häuslichen Umſtaͤn— ‘den, daß, wenn ihnen die Polygamte erlaubt würs ‚de, dafern fie nur wegen des Bermögens ihrer er= ſten Frau hinlängliche Sicherheit verichafften, denn ein Polngamus kann diefes Vermögen ſo wenig oh⸗ ne Gemwährsleiftung verwalten, als ein Mann, ver von feiner verflorbenen Frau Kinder. hat, und nun⸗ mehro die zweyte heyrathet, ) daß, fage ich, dieſe Leute die Monogamie, oder die einfache Ehe, erbet= teln würden. Endlich, wer würde nach unfern Sitz “ten, er müßte denn ſehr reic) feyn, mehrere Weis K. ber nehmen können ? Die Polygamie kann Faum eins geführet werden, wenn nicht gleichfam Sclavinnen Webber fi z denn raenn.fe BE PIABIEGE AU Te de gleich find, fo iſt es ihnen eine Ecjande, wenn ihnen etwas an ihrem Staate, und an ihrer mangelt. Allein, alle diefe Gewohnheiten und Ges finnungen der Menfchen werben nicht in Der Zeit eis nes Menfchenalters geändert, ——— So viel halte ich alſo für gewiß, daß, wenn auch ein Fuͤrſt die Polygamie allen durch ein Geſetz er⸗ laubte, ” 7 327 | aubfe, fü ch boch wenige ſowohl in dem gegenwaͤr⸗ tigen, als auch in dem gleich darauf folgenden Men⸗ ſchenalter finden werden, welche dieſe Erlaubniß ſich zu Muse machen ſollten: und daß ganze Nutzen dieſes Geſetzes bloß den Zeiten der Enkel, der Ur— enkel und noch entferntern, wuͤrde aufbehalten werden, Die Polygamie wird alth nicht einmal nach einer fo großen Niederlage ven Zeiten der Söhne nuͤtzlich ſeyn. Alsdenn werden zwar, wie ich ſelbſt geſtehe, mehr Weiber als Mannsperſonen ſeyn, allein die erſtern werden auch ſchon ſehr alt ſeyn. Denn diejenigen, deren "Bräutigam und zufünftige Ehemänner im Kriege umgefommen find, werden nad) drey und dreyßig Jahren, (und ſo viel Jahre rechnet man zu einem Menfchenalter, ) älter ſeyn, als daß fie ſich zur Ehe fchickten; niemand wird fie heyrathen wol⸗ fen, und es würde auch Fein Nutzen für die Repu— but feyn wenn fie heyratheten. Das neue Ges fchlecht aber ‚ das unterdefien entſteht, wird nach dem ‚beftändigen Gefege der Natur feine 21 Knaben für 20 Maͤgdchen haben, . Diefes Gefeg, das mit den ° Geboten der Tugend und unfers Erlöfers fo wenig uͤbereinſtimmt, das gegen die Weiber, welche vor dieſem Gefege auf ganz andere ‚Bedingungen gehey⸗ rathet hatten, ungerecht und, wie ich gleich zeigen will, gefaͤhrlich iſt, wird alſo einem Staate kaum etwas nuͤtzen, und nur dieſes einzige verurſachen, daß eini· ge reiche Verſchwender, welche die Thränen ihrer ‚rauen zu fehen gewohnt, und auch bereitwillig find, wegen ihrer Unmäß igfeit Serails aufrichten,- . von denen aber, wie ich vermuthe, der 5 Ba Bug erhalten wird, —— 8 Sortfegung der Zufäße Ich habe diefes Geſetz aud) ein gefährliches Ges feß genannt. Denn wo nicht ein anderes Gefeg noch gegeben wird, wodurch, ledige Weibesperfonen gezwungen werden, bloß Landsleute oder Mitbürger zu heyrathen, fo wird die neue und ‚verhafte Polnga- mie verurfachen, daß fie auswärtige Gelegenheiten fuchen, und fich ihrem Vaterlande entziehen. Fer ner wird die Polygamie, wenn fie einmal in einem Staate aufgenommen ift, ſehr fpat wieder, koͤnnen aufgehoben werden; und fie wird in den Zeiten der Enfel und Urenkel, nachdem die Anzahl der Mannss und Weibsperfonen durch die Wohlthat der Nas tur ſchon lange einander wieder gleich ift, viele Maͤn⸗ ner nöthigen, fich der Ehe, zumgroßen Schaden des gemeinen Wefens, zu enthalten, weil ihnen durch die Polygamie ihre Weiber entriffen worden find. Sie wird alfo dem Menfchenalter, dem fie nügen foflte, nicht nuͤtzen. Denenjenigen aber, welchen fie nicht nügen Ffann, wirdfie ſchaden. wenn man fie unter diefen Bedingungen anraͤth. D wenn ein Volk mit feinen Nachbarn beftändige Kries ge führen, . (man nennet dieſes den friegerifchen Zus ſtand, und vergleicht ein folches Volk mit Räubern,) und in diefen Kriegen nach Art der Türfen verfahren, Gegenden verwüften, Jungfrauen aus dem Lande und in die Sclaverey führen. wollte: fo A —* ſlches wider die Bolpgamie. 529 ſolches Volk zu ſeinem großen Vortheile die Polys gamie erlauben, wenn es mur das Geſetz machte, daß niemand zwey Weiber aus ihnen , felbft haben, ſondern daß bloß Auslähderinnen zur zweyten, Dritz ten und vierten Frau genommen werden follten, Durch diefe Art, der Polygamie find die Sararenen, biefe weitläuftigen Sieger, zueiner erftaunlichen Gröfs fe gewachfen: ich trage auch Fein Bedenken zu bes haupten, daß die Normänner, welche Seeräubes vey trieben, zum Vortheile und Nugen ihres Volks, allein zum Schaden des menfchlichen Geſchlechts, ebenfalls die Bielweiberey gehabt Haben. Wird aber nun wohl irgend ein Vertheidiger der Polygamie, uns eine ſolche Berfaffung des Staats anvathen? Sollte er ſich unterftehen, feinem Volke ewige Kries ge zu empfehlen? Wer folhe Kriege verurfacht, der wird fie gewiß nicht lange glüclich führen: er wird. alle benachbarte Völker wider ſich waffnen, und ihren vereinigten Kräften nicht gewachfen feyn. Sollte er wohl fo unverſchaͤmt feyn, und anftatt der gegenwär- tigen Menfchlichkeit im Kriege, welche man igt auch an fremden Kriegern bochihägt und bewundert, Sclaverey und Räubereyen der Jungfrauen anras then, und alle die unmenfhlichen Graufamfeiten ‚wieder einführen , welche endlich ganz gewiß auf den Kopf: des barbarifchen Feindes zurück fallen wuͤrden? Nunmehro wird auch Mofes nicht mehr eines Man⸗ ‚gels der Klugheit, und einer Nachlaͤßigkeit beſchul⸗ diget werden koͤnnen, weil er in einem, von unſerm ganz unterſchiedenen "State, welcher andere Rechte des Krieges hatte , der Polngamie, die unter den Borfahren der Iſraeliten a ar war, ‚fein Ge: 23. Band, | | ſetz F 0: entgegen: gefaßt, da ift, fie nach de gerli⸗ chen Geſetzen erlaubt hat. Dieſes ſch 1 Herr von Premontval fo unglaublich, da ‚behauptet, das mofaifche babe de 4 was doc) vorher erlaubt gewefi | Ich glaube aber nicht, Daß dieſer ſcharfſin bilofoph fein Abfehen hier darauf gerichtet bat daß die Polyga⸗ mie den Befehlen Gottes und der Tugend widerſtr ei⸗ tet, denn er wußte, daß das buͤr r ee nicht — alles dasjenige, was zu den Lafter ı gehört, durd) Strafen verhindere; fondern daß vieles von biefer Art wegen der Härtigkeit des Herzens, wie Chris ſtus ſaget *, von einem weiſen Öefeggeber erduldet werden Fonne, und auch, von Mofes erduldet wor⸗ - ben ift. Diefes war vielmehr, wenn ich mich nit irre, ein Anftoß fuͤr den vortreflichen Philoſophen: die Polygamie ift dem Staate ſchaͤdlich, und fein Geſetzgeber wird eine ſolche Peſt tets — wenn er anders einſieht, daß es eine Peſt iſt. fein, die Klugheit Du iſt außer, Gef ſahr. sen FE alles, was männlich ah ‚und alles Weibe * Maͤn⸗ ner erkannt und beygelegen hatten, die Fungfear aber ließen fie leben, und befimmten fie zur we ® Dieſes Kriegsrecht. iſt nach unſern Gi te grauſam, und ich wuͤnſchte nicht, da Vergeſſenheit wieder hervorgerufen E Ai aber die Iſraeliten ehemals ihre Kriege nach dieſem Rechte gefübrer Dal. ’ ua in wie ‚weit es gegen | So — * * Math. xvm, 8 ee — — Moſ XXX I 8, EB 3. Dil. AR, " XXI, — 14. 58 Er = — pP wider die Polygamie. gr | i Feinde, die ihre Siege auf eine noch grauſame⸗ re Art zu nutzen gewohnt waren, billig gewefen iftz > Davon zu veben iſt hier der Ort nicht.. Es ijt hin⸗ Hänglich , wenn die Polygamie eines ſolchen Volkes, nicht ſowohl dem Volke, als den benachtbarten Staa« ten, ſchaͤdlich geweſen ift: ‚und deswegen von einem weiſen Geſetzgeber gar wohl habe erlaubt werden koͤnnen, wenn es. die Herzenshaͤrtigkeit der Iſraeli⸗ ten eiſodert hat. Wie groß dieſe Haͤrtigkeit des Herzens geweſen iſt, wie ſehr die Iſraeliten der Po⸗ lygamie ergeben geweſen find, Davon werde ich in der nächften Vorleſung bey ver Berfammlung der Geſellſchaft der Wiſſenſchaften verſchiedenes ſagen. ‚Sie haben ſich lieber ihre neugebohrnen Knaben er— morden, und im Nil erſaͤufen, als den Gebrauch der Poiygamie entreißen laſſen: jenes haben die Pharaoner gewagt, dieſes haben fie ſich nicht unters ſtanden. Ob aber gleich Moſes der Hartnaͤckigkeit der Juͤden in ſo weit nachgegeben hat, daß er die Polygamie durch fein Geſehß unterſagt hat, fü hat er ſie doch keinesweges gebilliget *, ſondern vielmehr ein Geſetz gegeben, durch welches dieſe Unmaͤßigkeit entweder ſhe eingefchränket, oder auch ſehr beſchwer⸗ lich werden mußte. Denn da er durch ein buͤrgerli⸗ ches Geſetz den Maͤnnern die Schuldigkeit aufgeleget hatte, daß fie. einem jeden Weibe die eheliche Pflicht zu Me gewiflen Zeit, ( namlich einmalin der Woche,) * En. **, und ar Ir Weib — Nacht | | BR * Premontval Br. 35. u. — und meine Angus Hebraica&, 25. | * "28. of. XXI, 10. .. 532 Fortſetzung der Zuſa hatte, weiche auch die Kabel, wie — ‚ihrer | Schweiter verkauft hat, fo fegte er zugleich fe | der Mann durd) einen jeden Beyſchlaf verunreiniget | würde, 3 D. Mof, XV, 18. ——— daß er ſich den ganzen folgenden Tag enche halten n ſollte, etwas reines anzurühren. Wenn alſo jemand vier Weis ber harte, fo war er in jeder Woche v pier ‚Tage; nicht ar feine große Befchwerlichfeit, unrein. Es ift noch nöthig, von der Polygamie Davids — zu ſagen. Sie ſcheint dem Herrn von Pre⸗ montval unglaublich, weil er befürchtet, es möchte beynahe um die geoffenbarte Religion gefcheben fern, wenn der König, der Gott jo angenehm war, und welchen die heilige Schrift einen Mann nad) dem . Herzen Gottes nennet, fein Leben mit einer fo großen Schande beflecfet Härte, : Ich weiß nicht, wie er ſelbſt dieſen Knoten hat aufloͤſen wollen: denn Das vid ift hier eines allzu ſichtbaren Verbrechens ſchul⸗ dig. Und doc) ſcheint es, als wenn er in dem Aten Theile feiner Monogamie es hätte läugnen wollen ; welchen Theil er ung aber entzogen und berbrannt bat. Wenn doch diefer Mann, der auch bi gen feiner Bertheidigung der Monogamie unfterbi iſt, nicht diefes fo geſchwind gethan hatte: allein die Urtheile unverftändiger und übel gefinnter Leute v dieſem vortrefflichen Werke, bie er hätte verachte koͤnnen, waren ihm allzu empfindlih. Ich zweifle gar nicht, daß David viele gehabt hat, und zwar über das Maaf, welche durch das mofaifche Gefeß feſt gefeßt war , das zwar nach der Gewohnpeit der a vier Med 1B. Moſ. XXX, 13. 5, — wider die Polhgamie *— Boch aber die großen und zur Pracht, und Ausſchweifung eingerichteten Serails einem zufnfs tigen Könige lange vorher unterfaget hatte *. Er bat aber aus Unwiffenheit gefündiget, meil er glaub. te, das, was nicht erlaubt war, wäre erlaubt, Wir komen nicht von den Frommen verlangen, daß ſie von allem Irrthume frey ſeyn ſollten, wir koͤnnen nicht eben die Kenntniß, welche Gott unſern Zeiten geſchenkt hat, von denenjenigen ſodern, welche lan— ge vor dem Evangelio, und noch länger ver der Er⸗ findung‘, die Gebohrnen und Geftorbnen zu berech— nen, gelebt haben. Ks ift genug, wenn fie fich des erhaltenen ichtes bedient, und nicht wiffentlich ven - ihnen befannten Willen Golles uͤbertreten haben. Gleichwie alſo Abraham, der Vater der Glaͤubigen, aus Irrthum mehrere Weiber nahm, aus Jerthum die Unwahrheit fagte, daß Sara nicht fein Weib, fondern feine Schwefter wäre ,- aus Irrthum den Borfas faßte, fie den Begierden eines andern zu überlaffen: eben ſo hat auch David aus Irrthum dasjenige begangen, was ein Frommer in dieſen ers leuchteten Zeiten, wenn er unter folchen' auferzogen wäre, welche die noch zarten Gemüther ſchon mit dem Haſſe gegen die Polygamie erfüllen, kaum würs de begehen fönnen. : Es war nicht die Sünde eines Menſchen, ſondern die Sünde eines — und der damaligen Zeit. Die Sertfaung folgt Fünf. | | — voor #53, Mof. XVI. 17. * | el Allee — fe Wenige Kunſiler wiſſen ſich deſſelben zur —— der Gebaͤude zu bedienen; und gleich» wohl hat doch der Kuͤtt befondere Eigenfchaften, 1% | ‚Durch er den Gyps felbft. übertrifft, wenn ‚men nur gehörig zugubereiten weiß, Man kann d #3 - allerhand eben fo fchöne als: dauerhafte | | fertigen, welche vom Marmor ähnlich find, und zu Auszierung der Gemächer ‚gebraucht w erden koͤnnen. Eden dieſes iſt es, was: ich in dem. igen Aufſatze auf eine ſolche Weiſe beſchrei e es jedermann, wer in u. — ſtaͤ fo N 2 Om De at de Zigefeine, und ge brannten Erde, ei, 8.) E weiß Tedekmanın,, daß der Kite ‚aus s Seiten von gebrannter Eide, und; jiwar gemein iglich | 1 zu Auszierung der Zimmer. 5 > aus zerbrochenen Ziegelfteinen gemacht wird, ‚die man. zu Staube ſtoͤßt. Daher wird der Kuͤtt deffo beſſer oder ſchlechter, je beſſer oder ſchlechter die Erde iſt, woraus dieſe Ziegel beſtehen. Daher muß man zu allererſt darauf fehen, daß man ſolche Ziegel erwaͤh⸗ le, die zu einem folchen Kuͤtte geſchickt ſind, als man zu einer gewiſſen vorhabenden Arbeit nöthig ‚ bat. Se feiner die Ziegelerde gewefen, und je bef: ſer fie ausgebrannt ift, defto beffer wird der Kuͤtt. Eine fandigte oder fiefeligte Erde, wie mehrentheils die Ziegelerde ft, ift nur halb gut, und fchickt ſich ‚nicht wohl zu feiner und zarter Arbeit. Hingegen find die Erden, welche zu Toͤpfer- und unächten Porcellaingeſchirren genommen werden ur — - und vorzüglicher. Man muß alfo zu alleeerf Die: Topf. und —— ten Porcellanſcherben, oder auch andre feine Steine ausſuchen, und unter dieſen muß man wiederum die, welche von einerley oder ähnlichen Farben find, zu: | ſammen faınmlen, und jede Farbe ingbefondre, und t E foßen, damit man Mörtels von ver: 2 © fehiedenen Sarben daraus machen fönne, um fie, wie unten geſagt werden wird, zu gebrauchen. "Bon der Kuͤttmuͤhle. J R ——— Operation bey dem Gebrauche des )Kuͤtts iſt das Stoßen deſſelben, welches ge⸗ D meiniglich mit eiſernen oder harten hölzernen Stoͤſ⸗ ſeln geſchieht. Die Mühlen, den Kütt zu mablen, ſind fehr rar, und man hat noch feine Maſchine er⸗ —— die einfach sg geſchickt genug wäre, eine _ 14 große = 4 5) — Kutt x ale; J J— N Ko⸗ ſten zu mahlen. Ich habe eine erfunden, vermit. telſt welcher man mit drey Pferden, die. alle Stun⸗ den umgewechſelt werden —— Ziegelſteine mahlen, und in einem Tage ey Cubicktoiſen. Kür verfertigen Farin. Be > N Es iſt gewiß, daß die, Gite des Küttmörtels fehr auf die Art und Weiſe ankoͤmmt, wie er ‚gemahlen worden ift. Je feiner er ift, beſio gefchicfte iſt er zum Gebrauche, deſto haͤrter wird der Wäre, und deſto fchöner-und dauerhafter, die Arbeit, Daher muß aller Küft, den. man zu ſchoͤuer Arbeit gebran chen will, dur. ein feines Sieb durchgefiebet wer⸗ den, und, die ‚groben. Stüden ‚welche nachbleiben, mäffen wieder vom neuen ‚gemahlen oder geſtoßen werden. Die S Schwierigkeit den Kuͤtt zu ſtoßen ver⸗ urſacht die meiſten Koſten, und macht ihn theuer. Denn man kauft einen Karren Ziegelgrieß für, 3 Si ‚pres, und wenn detfelbe auch nur grob ge oßen iſt, wie man ihn zu Paris zu ſtoßen pflege, po. foftet eben der Karren voll, mwenigftens ı5 Franken. fo komme die Arbeit fehr theuer zu fiehen. Mit eine Mühle kann man dieſe Koſten ſehr * hnlich ver mindern. | Re * a ® rn man gute Ziegel ober 2 Töpfe ererde pulveriſiret man fie zuerſt aufs bef denn muß man die beften Kalkſteine haben, a möglich erft ganz friſch gemacht , oder aus dem Ofen ‚gefommen feyn müffen. Dieſer Kalk foird, wie u vehnlich/ geloͤſcht, und m“ viel Waſſer de | zu Auszierung der Simmer. 577 — und damit umgeruͤhrt. Hernach läßt man den Kalk fiehen, damit ſich das gröbfte zu Boden fege, und dieſes Waſſer gebraucht man hernach da⸗ zu, es auf den Kuͤtt zu gieh en, welcher hierzu vor« · ber vollig. zuber eitet worden feun. muß: denn mit Dies fem Kalkwaſſer muß der. Mörtel eingerührt werden, und man muß deflen nicht wenig aufgießen, Bofıl DaB en Mörtel das erſtemal ganz flüßig feyn muß. . ‚Der. Mörtel muß hiernaͤchſt 48 Stunden lang in Haufen gefeßt fteben bleiben, da er denn ein wenig härter wird; denn der. Küft fauget, weil er. aus ei⸗ ner gebrannfen Erde, die fehr viele Zwifchenräume bat, beſteht, den größten Theil des Waſſers in ſich, ; maßen die Gewalt des Feuers alle feine Zwifchenräus me eröffnet hat. ' Auf diefen hart gewordenen Kuͤtt gießt man zum andernmale eben: feiches Kalkwaſſer, und rühret ihn damit um, daß er wieder eben ſo | fluͤßig wird, als zuvor. Alsdenn laͤßt man ihn wie— der ſo lange fiehen, bis er eine gewiffe Confiftenz erhalten hat, wozu aber etwas mehr Zeit erfodert ‚wird, als: das erftemal, weil die Zwiſchenraͤume | fehon von dem erfien MWafler angefüllt find, und nicht mehr fo ſtark einfaugen. Endlich wird diefe Ope— ration auch nod) zum. drittenmale wiederholet. A Dieſe dreyfache Zubereitung iſt nur bey ſolchem Kuͤtte noͤthig, den man zu zarter Arbeit, oder aus— wendig auf der Oberflaͤche der Dinge gebrauchen will, Der gemeine grobe Kuͤtt hat nur eine einzige le. Dperation nöthig, und man kann auch den Boden⸗ ſatz des Kalks dazu nehmen, hingegen das Waſſer, welches die feinern und ſalzigten Theile des Kalks in enthaͤlt ‚zum —2 für den feinen Kuͤtt ab- | * Kam gießen ’ gießen und ——— re die — den feinſten Staub zu zarten Arbeiten, oder zur Politur und Bedeckung der vorher ge ER könn | ſtuͤcke nehmen, 2 "ie man zuerſt die A — mit ge meinem Kuͤtte machen muͤſſe. — | G: man mollte einen Fußboden eines Sales, pt der auf einem Kellergewölbe ruhet, ganz mit Kuͤtt pflaftern, fo muß der Boden erft eben, a aber zween Zoll niedriger gemacht werden, als das Pfla⸗ fe hoch feyn foll. Wenn es wehl geebnet und mit den Demoifellen der Pflaftertreter geſtampft toptden ift, Damit es nicht nachfinfen fönne , fo nimme man zwey große fannene fineale, ‚ die ganz gerade, und je- des anderthalb Zoll dick find, leget fie‘ ‘ganz waſſer⸗ gleich, „einen Fuß weit ven einander, auf den Boden, „und befeftiget fie! ein wenig. mit Gyps, daß fie Ni — nicht verſchieben koͤnnen. Zwiſchen dieſelben fuͤllet man den Mörtel vom gemeinen Kuͤtte Betr ein wenig duͤnn eingerührt feyn muß, — x mit der Maurerfelle überall fein- gleich an, ; er nicht dicker zu liegen komme, als die u: Wenn folhergeftale der erfie Strih am Boden belegt worden ift, fo nimmt man das Linea Lauf, - das an der Seite der Mauer liegt, fülle d en Raum, welchen es eingenomnten hat, mit Küttan, und eb net ihn mit der Kelle, daß er mit dem andern gleich. hoch liege. Alsdenn legt man dieſes Sineal auf der andern Seite einen Fuß weit von dem ab, das lies gen geblieben iſt, befeſtiget es, wie vorhin, fuͤlet Seien Raum wieder mie Küftmörtel aus, bnet —* 2 —— —* Ausherung der DR ö * mit der Kelle, und ſieht ſorgfaͤltig darauf, daß die Lineale immer waffergleich liegen, Hierauf. wird das tineal, das zwiſchen diefen beyden Strichen von Kuͤtt liegt, aufgenommen, und der Raum deſſelben mit Moͤrtel — Man leget daſſelbe in glei cher Weite-von Dem andern, welches nun liegen Bleibt, und macht fo den dritten Strich, wie vor⸗ hin. Auf dieſe Weiſe faͤhrt man immer fort, bis der ganze Fußboden mit Kuͤtte belegt iſt, und einen ganz ebenen waflergleichen Boden formiret, Um den ganzen Boden recht waflergleich zu mas chen, kann man Duaderfteine in der Weite von 5 bis 6 Fuß hoch von einander an dem Boden mie Ghyyſe befeftigen, welche zu Bergleichungspuncten ‘dienen fönnen, indem. man ein drittes langes’ und recht gerades Lineal nad) allen Richtungen darauf le⸗ gen, und folchergeftalt fehen kann, ob die beyden anz » dern Lineale recht liegen, und der Mörtel die gehöris — ge Hoͤhe habe. Es iſt hiebey zu bemerken, daß der Kuͤtt, wenn er trocken wird, hin und wieder auf⸗ reißt da man denn mit andern feinerm , und ganz weich heran: Kuͤtte die Niffe ausfüllen, und mit der: Kelle ausſtopfen kann, wenn nur erſt der Moͤrtel feſt genug geworden ift, daß man darüber hingehen —* die Fußſtapfen einzudruͤcken. Wie man eine zwote Lage von Kuͤtt, nah Marmorart machen koͤnne. Wer die erite Sage, nach obi: ger Vorſchrift fer tig gemacht iſt, ſo bedient man ſich hernach des Moͤrtels vom feinen Kütte, welcher fo zuberei⸗ ‚tet —* wie wir oben gelehrt haben. Bill man aber Adern, — — y Bu TR 540 90 . Adern, wie im "aus r folge man die verfchiedenen Farben vom Kürt lagenweiſe i in ei⸗ ‚nen Mäurertrog, fo daß jede Sage hoͤchſtens nur ei⸗ nen Zoll did fen. Die Gradationen oder Schattis rungen der Farben werden ſo viel als moͤglich einan⸗ der gegenuͤber gelegt, und der Moͤrtel aa ger ger nug zum Gebrauche ſeyn. Wenn dieſes geſchehen iſt, ſo nimmt man zwey eiſerne oder kupferne ſehr gerade Sineale, deren jedes nur einen halben Zoff dick-feyn muß, legt fie einen Fuß weit, oder ſchmaͤler, ober weiter von: einander, nachdem man etwa in der Zeichnung gleichſam — derſteine vorſtellen will, damit ſich jeder neuer Strich vom Kuͤtte gerade auf die Fugen der Quadratfelder und die Arbeit deſto vollkommener ſcheine. Dieſe beyden metallenen Lineale muͤſſen ebenfalls mit Gyyps befeftiget, und ganz horizontal und paral- lel gelegt werden, Damit Die Striche oder Lagen rich⸗ ‚tige Figuren erhalten. Man fann fih zu dem En» de einer feinen Schnur bedienen, bie man laͤngſt an. den Etrichlagen hinzieht, Damit die: eg bie ii. nie richtig alten. Wenn fie gehörig liegen, fo - nimmt man mit der Kelle aus dem Tro * —* ® gen Kuͤtt vertifal auf, indem man die Pi vono Bien. nach unten durchfchneidet, und leget ihn dergeſtalt * auf den Boden, daß die Lagen der Farben an die Seiten kommen. Man bedient ſich hi jezu einer ku⸗ pfernen Kelle, um die Arbeit deſto glatter zu machen. Weil diſet Kuͤttmoͤrtel nicht zu weich ſeyn muß, wenn er ſchnell faſſen, und die Facben ſich nicht leicht untereinander mifchen follen, fo muß man die Bi E* des Kütts vorher mit Kalfwagler benegen, et zu Auszierung der Zimmer, 5A man die zwote darauf träge, und fie mit ihr vereinis get. Wenn der Kürt folchergeftalt nur ‚halb weich aufgetragen wird, fo wird er deflo weniger verders ben, wenn et trocknet. Wenn er aufgetragen ift, fo uf. man ihn obenher aufs bejte ebnen und polis von, indem man die Kelle ftarf darauf druͤckt und drüber flreicht, da fie indeffen öfters in Kalkwaſſer getaucht wird, um defte beffer fortzuglirfchen. Hier. wird man "anfangen zu feben, was alle diefe vera · | fchiedenen Farben des Kuͤtts für einen Effect hun. Wenn diefer erfte Theil des Strichs fertig ift, fo nimmt man die beyden Lineale auf, und lege fie weis ter for, und verfährt auf eben diefelbe Weife, bis, der ganze Strich fertig ift, woben man ſtets beſe gen muß, daß die Linien richtig paſſen, und die Flaͤ⸗ che voͤllig waſſergleich liege, und daß der Moͤrtel wohl ſchattirt ſey, damit es keine Misgeſtalt gebe. Der Werkmeiſter muß die verſchiedenen Farben im Troge auf eben die Weiſe, und eben fo dick in La— ‚gen hinlegen, wie fie der Boden in feinen tagen dara ftellet, damit darinn Feine Veränderungen und Abs. weichungen geſchehen, welche unangenehm ins Aus | ge: fallen möchten. Menn die erfte Reihe, oder der erfte Strich fer⸗ tig iſt, fo werden, um die zwote daneben anzufan⸗ gen, alle Lineale aufgenommen, und in gleicher Dis ſianz und Parallele mit der Linie der erften, eben fe, wie vorhin gefchehen, wieder hingelegt. Willman die Arbeit fördern , fo konnen zween Leute zugleich an verſchiedenen Strichen arbeiten, da man denn in folo chem Falle mis den benden erften Strichen in der Mitte des — anfangen, und jeder aufeiner ren Ya ER | arbei⸗ 1 ——— gihrer Farben a auf ei * — in hhrer — * Moͤrtels im Troge nah d em I * — — wie viel zu jedem Striche erfordert lich. iſt, damit uns. ter der Zeit, da ſie dieſen Mörtel zubereiten, ‚und, ihre. tineale in Ordnung bringen, der ſchon aufge: tragene Kuͤtt ſich ein wenig Defeftige, ‚ Obgleich der Kuͤtt nicht fo geſchwind trocknet, als der Gyps, fo wird er doch hier gar bald, wenigſtens fo viel trock⸗ nen, daß er zufammen hält, ‚weil er fehr zart, u d die Unterlage ſchon trocken iſt, daher man ſchon wird zurecht kommen koͤnnen, ohne ein Lineal an die Geis _ ‚te eines jeden Strichs anzulegen, indem der Kaud des Kuͤtts von der erften Reihe feft genug ſeyn wird, die Stelle des zweiten Lineals zu vertreten, und den neuen Moͤrtel zu ebenen und zuſammen zu halten. Wenn dieſe ganze zwote Reihe fertig iſt, ſo muß Ä man die darinn emſtandenen Kiffe mit or feinem and ganz flüßigem Kütte ausfüllen. Damit er aber, wenn er „m gelümin trocknet, nicht ſo —* — el Ralftoaffer ———— das feinen Kalk I 1 fen, und nur bloß deffen Salze: noch in ch; en Diefes = und Salt — in al e Zwife hens die Sale , welche ſich —— fefljegen, fü Zwiſchenraͤume aus. Dieſes giebe dem die Feſtigkeit, daß es ungemein hart wird. Dieſes Waſſer muß 7 bis 8 Tage lang täglich zweymal ges u werden, und die a werden. — * icht zu Auszierung der Zimmer, 543 ge hoch belaufen. Es ift nur ein wenig gereinig- ter Kalk hierzu nöthig, und der Bedenfag davon if noch. immer ; Küttmörtel fürdie erfte Sage brauch⸗ bar. Solchergeftalt find bey diefer Arbeit alle Max terialien, ſowohl die auserlefenen, als geöbern, brauch bar, v und man kann fie alle zum Nusen anmenden. Don der Zeit, und Art, und Weiſe, de — Figuren abzutheilen. —* Wer die zwote Lage von Kuͤtt fertig, und fe | genug ift, die Saft der Menfchen zu fragen, — Fußtapfen zuruͤck zu laſſen, ſo iſt es Zeit, die Figuren, meidie man basauf; haben will, zu zeich⸗ nen. Wenn es eine Art von Pflaſter, wie von Qua⸗ derſteinen werden ſoll, muß man eine Schnur mit Kreis de beſtreichen, und ſolchergeſtalt die Quadrate damit aufs richtigite abzeichnen. Hernach bedient man ſich der kuͤpfernen oder eiſernen Lineale, um die Fugen mit eig entlich dazu verfertigten Meißeln auszuarbeis ten, welche deſto breiter oder ſchmaͤier ſeyn muͤſſen, nachdem man die Fugen weit oder enge haben will. Ich zeige hier nur die Werkzeuge bloß an, denn die Arbeiter muͤſſen die uͤbrigen Umſtaͤnde aus den v vor⸗ ‚gelegten, Zeichnungen felbft ermeſſen. E ; Diefe Zugen werden nach diefem mit feinem und ganz ‚weißem Küttmörtel ausgefüllt, welches, ven mittelſt der Mäurerfelle gefcheben muß. Wenn. man ſich etwas dicker. blecherner Falzen bediener, fo — main Gitterwert, durchflochtene Arbeit, Ziffern, — | und > ten Meißeln die Stellen abmeiße Sen ft, ( muß man mir ig — % Bein, 7—— Kuͤrt Ir; von anderer Farbe getragen werd en ſoll. So kann ten oder gleich: große von derſchiedenen * sen, als ſchwarze, graue, grüne u. f. w. nad) eines jeden ns ſchmacke anlegen. Man kann auch Blärter, Ran⸗ ken und andere Arten von eingelegter Arbeit machen, denn es laͤßt ſich im Kuͤtte alles ſehr leicht bemerks ftelligen, wenn man ihn nur, wenn er noch nicht a hart ift, ausarbeitet. alt Hierbey ift zu mer fen, daß man den Boden, ver⸗ mittelſt der Anſprengung des Kalkwaſſers, wie oben geſaget worden, nicht eher Härten muß, als. nachdem -. zuvor alle Diefe Abtheilungen und Einzeichn ungen. der Figuren gefehehen find. Wenn diefe Art von. Dflafter wohl ausgetrocknet iſt, fo kann man alles mit Waſſer und einem Wesfteine ebenen We der Polirung des Marmors zu geſchehen pfle Diefer Stein nimmt alfe Ungleichheiten der Ober⸗ fläche hinweg, daß Die ‚Zeichnungen ı von eingelegter Ardeit glätter —— und ſich beſſer ausnehmen, gleich⸗ wie ſich die ——— ———— in Mar⸗ Ei HE SEN. ; Dieſe Art von Borat des — ar dem Boden einen Staub, welchen man mit Waſſer wohl abwaſchen muß. Wenn dann der Kuͤtt —J 3 — iſt, damit er bas ‚Da defto beſſ er an ſich zie— zu Auszierung der Zimmer. 545 hen kann : fo muß man Nußöl oder $einöl und Ter. Pentinfpiritus, vder ein anderes austrocknendes Mittel über den Kuͤtt Binftreichen, und dieſes ver. fehiedentlicy wiederholen, nachdem fich vorher das Del jedesmal recht trocken eingezogen hat. Diefes Del und der Terpentinfpiritus werden in den Zwi⸗ ſchenraͤumen des Küttes feſt, und machen ihn fo hart, daß er fid) wie Marmor poliren läßt, k 0 Wie der Kütt polirt werde, Mr poliret den Kütt auf eben die Weife, wie A dielakirten Sachen. Zuerftftreicht manden Polirftein mit Waffer darüber hin, damit die vom Oele zurück gebliebenen Unreinigfeiten abgehen, Will man hernach dem Werke einen vortrefflichen Glanz geben, fo trägt man zu wiederholten malen Firniß darauf und poliret hernach dieſen Firniß, Will man diefes nicht, fo poliret man nur bloß den. Kuͤtt, der fich auch ziemlich ausnimme. N Nach dem Wesfteine bedienet man fihdes Bims- fleins mit Waffer. Nach dem Bimsfteine nimme man nac) folgender Drönung, erft Schmergel ‚ denn Potaſche, und denn Trippel. Ein alfo policter Kuͤtt ift fo fchön, als der fchonfte Marmor, dem er ‚vollforimen ähnlich wird, wenn mannur feine Adern und natürlichen Farben wohl gefroffen bat, welhes Bloß auf die gute Wahl ver Materien ankommt. Wenn die Farben diefer Materien nicht ftarf genug find, ſo ann man fie durch einige Vermiſchung er⸗ hoͤhen, z. E. wenn man unter das Rohe Blutſtein, unter das Gelbe Dcher, Unter das Schwarze Sihie: ‚fer, unter das Weiße Bleyweiß nimmt, m, ſ. w. 223. Band. Mm Uebri⸗ 546 - Dom Gebräuche des Kuͤttes uUebrigens muͤſſen die Moͤrtel auf die oben Befehtie bene. Weife gemacht werden, indem man anmerken | muß, daß der Kalk den Mörtel eigentlich feft macht und bindet. Er bindet und verfieinert el der Salze die Theilchen des Kuͤttes, welche außeror⸗ dentlich ſchwammigt ſind, und alle dieſe Salze nebft andern Theilen, die fie noch ‚mehr verhärten,, i in ſich bineinnehmen, z. E. die Deleund-andre Ingredienzen. Der Önps ift bey weitem nicht fo gefchickt, als | der feine Kütt, einen fo ſchoͤnen und feften fünfilie chen Marmor zu machen, befonders wenn er zur Be: kleidung der bretternen Boden und Waͤnde dienen ſoll. Re J | Wie man die Küttarbeiten volltomme ner machen koͤnne. | J He muß den Kuͤtt als den aller fefefen Mi tel betrachten, der Steine und Kiefel zuſam· menleimen, und ſich ſelbſt in eine Steinmaße ver⸗ wandeln kann. Er iſt deſto haͤrter, je haͤrter und beſſer die Steine ſind, woraus man den Kalk vers fertiget, welcher hierzu gebraucht wird. Könnte man Kalf von Öranite oder ſchwarzem Marmor das zu nehmen, welcher von allen der ‚befte ift, fo wuͤr⸗ den die Kuͤttarbeiten deſto fefter und Bauer hafter fü Da man fie aber. nicht fo.gar Häufig aben kann muß man nur wenigftens Die, allerhärteft ten welche man finden kann, ausfuchen, A | glatten Kiefel, an den Ufern d b et Fluͤſſe. 8 der gleichen Kalkwaſſer gießt man zu wiederholten In etwas, auf den Ei i har zu Autzierung der Zimmer. 547 dauerhaften Werken, wenn foihe erfobert werden, | gerhict feyn möge. Dieſer Kuͤtt halt das Waſſer vollkommen ab, und Wire fo gar davon noch fefter gemacht, wenn es nur ein ftehendes Wafter ift, und Fein Negen darauf fal« ‚Ten kann, oder fein Froſt ihn befchädigef, denn dee ‚auffallende Degen, und die Abwechfehung der Hitze ‚und Kälte,.oder der Zufammenziehung und Ausdehe nung greifen durch die fänge der Zeit die fefteften Bin an,- und vermindern ihre Feſtigkeit. Der Kuͤtt iſt feiner Natur nach ungemein ſchwammigt: Allein wenn man ihn zu wiederholten malen mit Oel und Terpentinfpiritus überzieht, fo werden feine, Zmwifchenräume verftopft, Daß die Feuchtigfeit niche \ binein dringen, undihn verderben kann. Man darf ſich alfo nicht fürchten, auf ein folches Küttpflafter, als wir oben vorgefchrieben — Waſſer zu giefe ‚fen, weil man es nicht auf Duaderfteine giepen darf, die mit Delfarbe überzogen find. Man kann auch diefes Küttpflafter eben fo wich⸗ | n, wie man die gemahlten Duaderfteine wichſet. Das Wachs erhöhet den Glan; des polirten Küttg noch mehr, und bewahret ihn vor den Riſſen, wel che die Fleinen Sandförner an ven Schubfolen der. | Herumgehenden darinn machenfönnten. Da nichts ſo ſehr abgenugt werden kann, als ein Pflafter, auf welchem man beftändig Herumgebt, und die Mo⸗ bitien Hin und her fehiebe, fo muß nothwendig mit der Zeit! Diefes Kütepflafter, wie jedes anderes, feinen erften Glanz verlieren, Es ift aber nichts leichter, als ihm vdenfelben wieder zu geben, wenn man * nur wie beym rt , des. Wesfleins- Mm | und 548 Dom Gebrauche den Kälte, und der. ‚übrigen Materialien wieder bedient , ER man zu gebrauchen pflegt, den Firniß ode rM zu: poliren. Hiervon wird dieſes P aſter wieher eben fo ſchoͤn, ja noch fehöner, als zuvor :; denn, wenn eg niit der Zeit hart geworde iſt, fo befömme es eine viel fchönere Politur, bie feinen. Werth und Glanz vermehrte. Dieſes Küttpflafter, koͤmmt an ſich n niche viel * her zu ſtehen, als ein Pflafter von gebrannten Qua⸗ derſteinen. Bloß die Arbeit macht es theurer, und zwar deſto mehr, je mehr Farbenfelder und Politur man ihm giebt. Es koͤmmt alſo allemal auf den Eigenthuͤmer an, wie vieler an fein Zimmer wen⸗ den will. Man mag aber die Anlage machen, wie man will, fo wird allezeit der Kuͤtt ein beſſeres Ans fehen haben, als die gemeinen Duaperfteine, und er bat noch ven Porzug voraus, daß er nid t ſo leicht ruinirt werden kann, als * grpaeinen einen Duas derſteine. — Eine andre Manier ‚die Adern \ — PS) SE | benmiſchungen des Kuͤtts zu veraͤnd * DIR man entweder den Marmor. überhaupt, oder eine gewifle Art deſſelben, deſto beſſer nachahmen will, damit der Kuͤtt eben die or jrune gen von Farben erhalte, fo muß man, anſtatt de Kuͤtt in tagen in einen. einzigen Trog zu en, li eine jede Arc deffelben in eigenen Eleinen Trögen ne— ben ſich fegen , und. mit der Kelle: bald von dieſem, bald von jenem, nur etwas weniges nehmen, um die; Raͤume zwifchen den Linealen damit wperchen * | Uhr und Saröenmifgungen nad) WIE Gefallen m 2 Hl 4 A RR zu Huszierung der Zimmer. 5 49 fu machen. Nur muß dieſes allezeit fo gefch eben, | aß es nicht allzugefünftele heraus fommt, damit, die [höne Unordnung der Natur in den Marrrorn getroffen werde. Cinige Etellen müffen mit gewiſ⸗ fen Farben größer, andre Fleiner, einige wie rund, andre efigt, und von verfchiedenen Geſtalten ges macht werden, jo mie es ſich mit der Kelle thun läßt, und wie es die zufällige Anordnung der Farben ver⸗ anlaſſet. Inwiſchen muß man dieſen Kuͤttmoͤrtel nicht ſo aufſchmieren, wie man den Gypsmoͤrtel aufſchmie⸗ ret, und mit der Kelle von einem Orte zum andern Hinftreicht: denn diefes würde eine fehr unangeneh- me Verwirrung und Sudeley machen. Der Kütt muß bloß durch das Aufdruͤcken der Kelle geebnet wer» den, ohne daß man ihn ftreiche, und man muß nur £leine Theile deffelben auf einmal nehmen. - Wenn irgendwo etwas zu viel ift, fo muß es entweder mit der Kelle abgefchnitten und weagenommen, oder ab⸗ gefragt, nicht aber, wie andrer Mörtel, auseinans der gefchmiert: nee: Wenn die fage des Kuͤtt⸗ mörtels erſt wohl geebnet worden ift, denn Eann man ihn erft mit der Kelle ein wenig glätten, aber doch allezeit nur durch bloßes Aufdruͤcken. Will man den ſteinigten Marmor nachahmen, ſo muß man die Hände dazu gebrauchen, welche man in teines Del tauchet, und damit aus dem Küttmörs tel allerhand Kugeln von ungleicher Größe formiret, welche man in einer proportionirten Menge in den Zwiſchenraum der Lineale hinein leget, und die Zwi⸗ ſchenraͤume mit Mörtel ausfüller, Hernach druͤckt man * Kugeln mit der Kelle, daß ſie platt wer⸗ Mm 3 den, so Vom Gebrauche des’ Küttes, den, und ſich untereinander vereinigen, dami ſolche irregulaire Figuren heraus kommen, „wie im ſteinig⸗ ten Marmor. Wenn ein Ort ift, der noch nicht ‚ausgefüllt ift, fo muß man ihm mit dergleichen Ku: geln ausfüllen. Es ift allezeit befier, wenn man mehr Kütt hinzuzuthun, als wenn man welchen hin- weg zu nehmen hat: denn jenes if leichter als dieſes, und die Arbeit geraͤth beſſer. Das Oel dienet ſiatt eines Leims, um die Kugeln an einander zu kuͤtten, und die Spiritus des. Kalks find hinlänglich zum Austrofnen. Das Del ift, in dieſem Falle auch noch dazu yuͤtzlich, die Hände der Arbeiter vor der Gewalt der zuſammen —— RUM su beſchu— hen. — Ideen von einigen andern Zerrathen | HM rseieeeute, bie ein wenig Geſchicklichkeit und. Nachdenken haben, koͤnnen auch dergleichen Pflaſter mit allerhand Vorſtellungen der Dianta e auszieren, als mit Stuͤcken von zerriſſenen Briefen mit einigen herum liegenden Karten, mit zerbroche⸗ nen Porcellanſtuͤcken, u. 2 w. — geſchicht auf folgende Weiſe. Wenn man einen — Brief mit Schrift sosftellen will, fo verfertiget man ein Stüc weißen Kuͤtt, vonder Größte eines vierecfigten Bogens Brief papier, von der Dicke der zwoten Sage. Diefes- Stuͤck Kuͤtt muß beſonders ausgearbeitet, und wenn es trocken und feſt iſt mit einem Wetzſteine wohl ges glättet werden. Alsdenn graͤbt man die Schrift in » Teferlichen Buchftaben darauf, erfüllet dieſe ‚ausge grabenen Buchftaben mit einem ſchwarzen uam uͤtte, EN zu Auszierung der Zimmer. 551 Kuͤtte ‚ oder noch beſſer, mit. einem ſchwarzen Fir: niß, zerbricht hernad) Die Kütttafel in 3. bis 4 Stuͤ⸗ cke, und lege fie in gehörigen Entfernungen an die Stellen, wo fie: gleichfem natürlicher Weiſe liegen muͤſſen, in die Mitte eines Quadrats. Sollten fie fich nicht hinein paffen, ſo liegt daran nichts, weil man fid) vorftelfen muß, daß die Fugen unter dem Papiere hingehen. Die Ränder. diefer zerriffenen Stuͤcken, müfjen mit ſolchem Kuͤtte verfehen werden, wie Der Grund des Pflafters ift, welches denn fo läßt, als ob fein abgefondertes Stuͤck dafelbft läge. Diefe Stücken dürfen ja nicht vor den übrigen Hervorragen, oder.über das Lineal in Die Höhe ge: ben. Man muß fie vermittelſt eines ſehr fluͤßigen Ghypſes mit dem Kuͤtte vereinigen, und damit. fie ‚nicht über das Pflafter hervorftehen , muß man fie famt dem Pflafter zugleich, mit dem Polierſteine und dem übrigen oberwähnten Materialien poliren. Doc) kann man, ehe das Del darauf fommt, mit dem Pinſel, und. einer in Kalkwaſſer zerlaffenen Schattenfarbe, dieſen feheinbaren Stuͤcken Papier auf einer Seite einen Fleinen Schatten geben, da. mit fie vom Pflafter abgefondert zu ſeyn ſcheinen, und ‚Das Auge defto beffer betruͤgen. Das Kalkwaſſer wird vermitteln, daß ſich die Farbe ein wenig in die Zwiſchenraͤume des Kuͤttes hineinzieht, und das Oel wird fie vollends daran befefligen. Dieſe Schatten müffen zu der Zeit gemacht werben, wenn der KRütle . mörtel noch weich ift, fo wie man auf naſſem Kalt (à frefque) mahlet. Was hier von einem Briefe gefagt worben ift, das gilt auch von einigen Verfen, Sentenzen, von —*— a Br Spiel. 5 Bom m Gebräuche des Ki N Spielkarien und andern Sadın, wie man 9 — auf Tapeten, auf das Holz der Tiſchdecken, auf Schnupf tuͤcher und ſonſt anbringt. Ich habe dergleichen auf einem Kuͤttpflaſter ſo glücklich. nachgemacht geſehen, daß fich Die Kinder niedergebüct haben, um fie auf: zulefen, Man kann auch) topographiſche Abſchilde⸗ rungen eines Landes, eines Dorfs, einer ‚Gegend, anbringen, welches alles den Zufchauer auf eine an⸗ genehme und unterhaltende Weiſe beſchaͤfftiget. Wie man den Kuͤtt auf breternen Be⸗ den und an Waͤnden anbringen koͤnne. Ei Bir haben wir bloß befchrieben, wie ein Kütt: pflafter in der unterſten Etage des Hauſes auf einem Fußboden der ein Kellergewoͤlbe unter ſich bat, angeleget werden ſoll. Man kann aber derglei⸗ | eben Pflafter auch auf andern Boden in höhern Stock. werfen anlegen, wenn nur der Fußboden feft und. ſtark ‚genug. ift, um die ganze Saft des gefanımten Pflafters erhalten zu können ‚ohnezufinfen. Denn wenn er nachgabe, fo würde der Kuͤtt Riſſe befom. men, oder mohl gar zerbrechen: denn der Kütt hat wenig Elaflicität und zerbricht gar leicht. Der Bos den muß auch völlig waſſergleich liegen, und denn trägt man beyde Sagen Kütt eben. Me uf, wie ober gefaget worden, are Wenn man Wände von Sucbar tele mit e Kite zierlich bekleiden will, fo muß man die Eteine groͤb⸗ lich und ziemlich tief behauen, damit der Kütt daran. halten, könne, und in die Fugen’ muß‘ man einige Naͤ⸗ gel einfchlagen, „welche vorher in. Del getaucht wor⸗ ‚den a damit w nicht Rn RN Mauer nur zu Anszierung der Ziminer: 553. nur aus Fleinen ‚Stücfleinen,. fo fchläge man nur bloß Nägel in die Risen. Der Kütt muß nie auf andern Mörtel z. E. Kalk, oder Gyps aufgetragen werden, wenn es Hängende "Stächen find, denn er würde darauf nicht gut halten. Hoͤlzerne Annbe werden mit Nägeln. ausgefchlagen. - 36 Vebrigens geſchicht die Bekleidung eben fo, wie mit den Fußboden; nur muß der Küftmörtel hier nicht fo hart feyn, als bey horizonfaler Arbeit, aber: doch hart genug, um fich nicht zu fenfen, Die er⸗ | fie ‚Sage befeftiget fich gar leicht an die Nägel, und in die Löcher der Wand; die zwote, von feinerm Mörtel aber, haftet fo mie der Gyps, und läftt fich von ein wenig geübten teufen, ‚eben fo Teiche arbeiten, Die von Kuͤtt Geſimſe, Stubendecken, and dergleichen gemacht werben fönnen, ten im Kütte, ob fie gleich nur die noͤthige Auf⸗ merkſamkeit erfodert. Man verfertiget ſie faſt auf eben die Weiſe, wie im Gypſe, naͤmlich ſo, daß man das Grobe oder Ganze von dem Geſunſe erſt mit gro⸗ ben Kuͤtte macht, und mit eifernen Stiften unterſtuͤ⸗ get, den ausmwendigen Ueberzug aber von feinem KRütz te verfertiget, und die Farben ein wenig vermiſchet. Um aber die Geſimſe beſſer zu marmoriren, nimmt man, wie die Gypsarbeiter, eine Ruthe von Bits kenzweigen, tauchet fie in flüßigen Kuͤttmoͤrtel, und. appliciret ven Mörtel an das Geſimſe, indem; man die Ruthe ſchuͤttelt. Man muß für eine jede ‚Farbe eine befondere Ruthe haben ‚und eine nach der ans a dern ce > | ie Sefimfe find die ſchwerſte unter allen Arbei⸗ dern —— damit es adem un: arbenmi ſchungen gebe. EB . die Arbeit defto beffer zu glätten, — man ſtatt der hoͤlzernen eiſerne $ineale und Kupferne Ca⸗ libres nehmen. Dieſe Calibers muͤſſen mit der fei⸗ nen Feile polirt ſeyn, und einen Rand haben. Von der Seite des Kandes werden fie angezogen, damit der Kuͤtt ein wenig feft gedrückt werde: denn wenn man fie nad) der andern Seite bewegte, fo wuͤrden fie in den Kütt einfchneiden, und ihn abſtoßen, wo⸗ von er rauh werden wuͤrde. Dergleichen Kleinig⸗ | feiten giebt es taufend zu beobachten, Die einen die gefunde Vernunft am beften lehret. Wenn: diefes gefchehen ift, fo werden die übrigen Operationen mi: dem dünnen Kallwaſſer, dem Oele und den uͤbrigen obgedachten Ingredienzen ——— * De - Politur macht den Beſchluß. — Man kann von Kuͤtt auch Calbres ‚& ? Pitafters, und alle andre Sachen — en fonft von Gypſe gemacht merden. Man Fann biefe Sachen mit Zierrathen verfehen , algmit Gitterwerf, ‚und andern Zeichnungen. Man kann auch Stuben ‚ beden mie Kütt eben fo, wie mit Gypſe befleiden. - Man macht fie nur mit einer Farbe, um die allzu große Arbeit zu verhüten ; man kann fie himmelblau machen, wenn man Safurftein mit weißem Kuͤtte ver⸗ miſchet. Man muß aber davon eine ganzdinne Sage machen, damit es nicht zu theuer zu ftehen fomme: allein es ſieht auch deſto ſchoͤner ——— rBDie 4 Politur empfangen bat. J Bloß die Bildſaͤulen laſſen ſich nicht fo guti in Kite ‚als in Gyps machen, weil die Materie ‚gröber und | | jere | g der Zimmer, 555 ‚zerbrechlicher if; Dennoch aber kann man mit grof- fer Sorgfalt auch bierinn etwas zu Stande bringen, 8. €. wenn man recht feinen Kuͤtt nimmt, und den Mörtel mit ein wenig Del verdünnet, fo wird er ge: ſchickter, die Meipelfchläge des Bidhauers zu ver tragen, befonders wenn er zur rechten Zeit bearbeis tet wird, da er weder zu hart, noch zu weich) iſt. Andre Manier den Finftlichen Marmor a en zu machen. | — g Fer Kuͤtt koͤmmt auch in die Compoſition eines ſehr ſchoͤnen kuͤnſtlichen Marmors, den man zu allerhand Geraͤthe, als zu Tiſchdecken, Commoden⸗ decken u: ſ. w. gebraucht. Dergleichen Arbeit iſt von großem Werthe, weil die Materialien theuer, und die Arbeit praͤchtig iſt. Man ſtellet darauf alle Figuren von Blumen und Blaͤttern vor, die man mit vielen Koſten nicht natuͤrlich machen koͤnnte. Die Compoſition dieſer Art Marmors wird mit feinen Farben gemacht, die man mit Firniß verduͤn—⸗ net, welcher dem Firniſſe der Pappenkaͤſtgen aͤhnlich iſt. Dieſer Firniß wird auf einen gypſernen oder kuͤt⸗ tenen Grund, nur duͤnne, und mit verſchiedenen Far- ben vermittelſt eines Pinſels aufgeſtrichen, und hernach ‚eben fo gehaͤrtet und polirt, wie oben beſchrieben wor— den iſt. Da die Materie des Kuͤtts, deren man ſich hierzu bedienet, viel feiner iſt, als die von Zie— geln und gemeinem Toͤpferzeuge, ſo iſt auch das Korn ‚feiner, die Politur vollklommener, und die Farbe jeder, Art lebhafter, und wenn ein folches Stüd mit gehös tigem Fleiße ausgearbeitet ift, fo fälltes fo hbr ins > Pi PR # \ . — ar zuge, 56 Vom Gebrauche des Kůttes, Auge, daß nichts der —* Bis RT lic Marmors gleich koͤmmt. RR Sarben febr Eoftbar iſt, fo Pi aucht man dergleichen Stuͤcke nurin Pußzimmern, Pflaf N : zu Zußböden, | und Befleidungen der Wände daraus zu machen, waͤ⸗ re eine lächerliche Verſchwendung. — | dient nur zu Meubeln. + 2“ ER Andre Manier, Marmer, : vor von ein⸗ gelegter Arbeit, (& la Mobique) zu machen. " Hit andre Art "eines kuͤnſtlichen Marmors if leichter zu verferigen , und wenn fie nicht voll⸗ kommen ſo ſchoͤn iſt, ſo iſt ſie auch nicht ſo koſtbar. Man macht den Marmor von der Art, wie einge⸗ * age ‚mit ** Räte, als — ae was Ai * — —— Man — deſſen ſo viel dazwiſchen, als noͤthig iſt die Mar⸗ morſtuͤcken feſt mit einander zu vereinigen, und ver⸗ aͤndert die Farben ſo, wie ſie im Marmor u rn ſchieden find. Man nimme große und Kleine‘ | morftücen von allerhand Größe duccheina der mit die Eleinen die Zwifchenräume det“ großen — len, und der Kuͤtt muß das uͤbrige hin. | T wird — Geſtalt angefangen. — Man ruͤhret erſt die Marmorftücken i in — ‚herum, damit fie davon von allen Seiten‘ Üeringen werden. Hernach ordnet man diefe ”r zu Auszierung dev Zimmer: 357 de zufammen , und verbindet fie auf die befagte | Weife vermittelft.des Küttmörtels mit einander, auf ‚einem Brete, welches vorher mit feinem Kuͤtte übets zogen worden ift. Diefes Bret oder diefen Tiſch Tegt man ganz mafferrecht und gerade hin, wo er nicht: wanken fan, ebnet den Teig von Marmor und Kuͤtt, daß er überall gleich dick liege, und leget ein andres seben fo mit feinem Kuͤtte beftrichenes Bret drauf, auf welches man eine ziemliche Saft feßet, Damit die Kütt- und Marmormaffe alle Zwifchenräume zwifchen beyden Bretern vollfommen ausfülle, Man muß diefe Compofition nach und nach im Schatten trocknen laffen ‚wenn der Mörtel beffer zus fammenbaden foll, als wofern er zu geſchwind trock⸗ nete. "Der unter diefer.Laft trocknende Mörtel kann theils wegen der Saft, die ihn immer zufammendrüdt, theils wegen der Eigenfchaft des Kalfs, woraus er verfertiget wird, ihn aufzutreiben, und mit feinen. Salzen in die ihn umgebenden Materien bineinzus dringen, nicht leicht Niffe bekommen. Wenn bie Maffe völlig trocken ift „fo fegt man fievertifat, und täßt fie in Tafeln zerſchneiden, ſo wie man gewoͤhn⸗ licher Weiſe den Marmor mit Waffer und Wetzſtei⸗ ne zerſaget. Mach diefem befeuchtet man die Tafeln ‚zum öftern mit Kalkwafler, damit die Maffe zu: fammenbalte, und überflreicht fi fie mit Del und Ter- pentinfpiritus, und polivet endlich alles, auf obbee fagte Weife, fo wie man den Marmor poliret. Dergleichen Tifche dienen zu allerhand Gebraus che nur iſt es Schade, daß man nicht gut Raͤnder daran — * welche ſie ſchoͤner machen wuͤr⸗ 2 fe und das einzige Mögliche Tu das ich erfinden Tan. | —— ER will ab — * che vorſchlagen, welches wie ich glaube, das ſicher⸗ MN Holz, das bie Sorm + Man müßte in ein Sie H Schlichthobels der Tiſchler haͤtte, einen Wetz⸗ ſtein hineinpaſſen, und dieſes Holz auf zweyen ganz geraden Linealen, die es unterſtuͤtzten, und in der ge⸗ hoͤrigen Richtung leiteten, bin und her führen, da- mit man die Känder und Winkel der Tafel abho« bein: koͤnnte, indem man fich des Waflers dabey bediente, und damit man dem Rande eine halbrums be. Geſtalt gaͤbe. So verfertiget man nad): und nach den kleinen Strich, und die halbe Rundung an den Tafelraͤndern. Man polirt dieſe Raͤnder wie gewoͤhnlich, und erhaͤlt ſolchergeſtalt einen ſehr ten und netten Tiſch. Damit er aber deſto mehr Sefligei und Dauerhaftigfeit habe, legt man fo breit und lang er ift, ‚eine Yigg Tafel ‚von — holz Anter Wenn die kleinen Suck⸗ Marmor gut ausges ſucht und durch einander gemiſcht, und der Kuͤtt nach ihren verſchiedenen Farben wohl gewaͤhlt, auch ſonſt alles, nach der Vorſchrift wohl veranſtaltet worden ift, fo wird man kuͤnſtliche Marmor von eingelegter Arbeit haben, welche an Schönheit und Feſtigkeit faſt dem natuͤrlichen Marmor gleichen werden. An den Oertern, wo man keinen Mar⸗ mor hat, koͤnnte man ſich zu einer aͤhnlichen Com pofition der Kiefelfteine am Ufer der Fluͤſſe im Kütte bedienen, Man ee m BR die. härteften — und | | N zu Yuszierung der Zimmer. 59 und ſtaͤrkſten ausſuchen, wenn es nur keine Art von Feuerſteinen wäre, als welche zu hart feyn würden, ‚Der Kütt wird alle diefe verſchiedenen Stücken vor. trefflich zuſammen verbinden, und die Säge, vie fie in Tafeln zertheilet, wird das übrige verrich. ten. Man polirt diefe Tafeln wie gewöhnlich), und nee fhön genug feyn, um ‚die Zimmer eis Schloſſes oder Landhauſes damit aus zuzieren. Dieſer Gebrauch des Kuͤttes zur Verfertigung des kuͤnſtlichen und des eingelegten Marmors iſt an verſchiednen Orten ſchon bewerkſtelliget wor: den, wie ich ſelbſt geſehen habe. Es giebt aber wenig Künftler, die gut damit umzugehen wiffen, Die meiften, welche ‚die Compoſition wiffen, machen ein Geheimniß daraus, und reden davon wie von einer befondern Seltenheit, Es ift wahr, daß es verfchiedene Methoden giebt, den Fünftlis chen Marmor zu verfertigen, und die nicht jeder mann- weiß. Ich Iehre. aber hier die allerein⸗ fältigfte und mohlfeilfte, und zeige, wie man fie am vortheilhafteften gebrauchen Fonne. Hierinn babe ih, meines Erachtens alles geleifter, was meine Abficht für das gemeine Befte, und die alle gemeine Nuͤtzlichkeit erfodert. ei IL. /] — KH Re —— 74 Inhalt Snhalt des fünften Stückes im drey u, zwanzigſten 1. Zween Briefe eines englaͤndiſchen Arztes an ei⸗ nen Edelmann von Bath. 451 U. Spiegel des menſchlichen Elendes in dreyen mediciniſchen Erfahrungen. 66 III. Beſchreibung eines in der Kniekehle hervorge⸗ wachſenen ſeltſamen Hornes. RE Si IV. FSortfegung der Zufäge wider Die Polygamie. 519 V. Abhandlung vom Sebraude des Kuͤttes, zur Yuszierung der Gemaͤcher. | 534 FR * geſammlete Schriften, a see Au Der Rn — und den angenehmen | Wiſſenſchaften überhaupt, Des ꝛʒſten Bandes ſechſtes Stüd. Mit Koͤnigl. Pohln. und Churfuͤrſtl. Saͤchſiſcher Freyheic 2 >. Hamburg und £eipzig, bey Grunde Witwe und Adam Heinrich Holle, J — 7 1 7 5 9. 1 - \ Nr ir n RR N) © , Pr IS —— N) 7 FR N gi ——— FA — — * — — ee, Mr f —* eb 0 * — S XJ I Sean N / “ ZEN y Natürliche Geſchichte | Des Heerings.“ ner erflaunlichen Bielheit gering gehalten ? wird, ob er gleich fonft wegen feines zarten, leichten und gefunden Sleifhes den meiften andern Fifchen vorgezogen zu werden verdienet, Die ‘wir viel höher halten. Er unterhält ganze Nas tionen faft einzig und allein, und ift ein fehr anfehn« liher Zweig der Handlung. Diefes nügtiche Thier mache in der Hiftorie der Fifche Feine große Figur, und man findet in den meilten Schriften, welche Da= von handeln, von ihm ungemein wenig. Unterdeſ— fen haben fid) doch ziveen Schriftfteller bemuͤhet, ihn . genauer zu befchreiben. Der erfte ift ein Deutfcher, Namens Paul Neucranzʒ, deſſen lateinifch geſchrie⸗ bene und im Fahre 1654 zu Lübeck in Duarf gem. druckte Schrift den Titel führet: De Harengo, Ex- ercitatio medica, in qua principis pifeium exquifi- tiffima bonitas, ſummaque gloria aflerta et vindica- ‚ta. Der andre iſt der Engländer "Jacob Solas Dodd, und feine Schrift führee den Titel; Eflay towards a naturalHiftory oftheHerring. Esfind Rna davon £ D Heering iſt ein Fiſch, der bloß wegen ſei⸗ „Natürliche Geſchichte Bavon u en, feit einigen Ja vi 4 zwo lagen in Octav gemacht worden. Wir werden dieſer beyden Schriften bedienen, um unſern Leſern von dem Heeringe einen vollftändigern Begriff zu machen, als die meiften bisher davon gehabt haben werden. Die geroößnliche: Länge des Heerings * wenn er fein voͤlliges Maaß hat, beträgt ungefähr 12 Zoll, | . fein Umfang aber deren 4. Er bat fünf Floßfedern davon die vornehmſte, auf dem Ruͤcken, aus 17 Graͤ⸗ ten beſteht. An jeder Seite der Ohren hat er eben⸗ falls eine Floßfeder, und unter dem Bauche hat er eine gedoppelte, Die ſich in zwo theilet, deren jede 9 Graͤten hat, Mit dieſer verbindet ſich eine andre beym Anus und an der Seite des Schwanzes. Sei— ne Schuppen find länger.als breit, laufen rund zu, und liegen über einander, wie die Ziegel uf ei Dace, und hängen unter der Haut an einer Art von Faden feft. Sie find fo glänzend, Daß fie Die Macht leuchten, und anſtatt, daß die © an. drer Fiſche ein wenig mit Gelb. vermifd find die ihrigen weiß. Die Schuppen werden aus fehr enge an einander. liegenden Reihen von ‚Safern formirt, welche fih von ihrem Urfprunge an bis ur auswendigen Haut immer mehr und mehr ausdeh⸗ nen, Unter dieſem natürlichen Kuͤraſſe/ ‚we elche Heering gegen den Stoß harter Körper um ) die wundungen befchüßet, die ibm Das Neiber ‚der at dern Fiſche, die ihn in fo großer Menge, umgeben, verurfachen würde, liegt auf dem Nücen eine zarte ſchoͤne dunkelblaue Haut, ‚die aber nach dem Baus he zu immer etwas beiley wid, bis fie zuletzt fo. "Re » ; ’ eilt fondern es geht in einem ununterbrochen fort; Hierinn find die Heeringe den Menfchen und viers füßigen Thieren ähnlich. Aus der Mitte des Hirn: leins kommen die Geſichtsnerven zum Vorfcheine, welche aber feht kurz find. . Sie vereinigen fi nicht % TA 3 | erſt 66 Natürliche Geſchichte erſt, ſondern gehen gleich, ohne ſich zu durchkreu⸗ zen, in den Grund des Auges hinein, und machen das erſte Paar der Nerven aus, - Die Yugen rar eine ganz befondre Einrichtung. / "Das Aderhäutlein der Augen ficht faſt aus, w Ye Muskel, und ift in einer kleinen — Bi Bie Gefichtsnerven herum beweglich. Solcherge⸗ fialt kann der Heering diefe Haut nach feinem Be: lieben einziehen, oder wieder auslaffen, folglich da⸗ durch) fein Auge —— oder verkuͤr zen. Der Augapfel hat eine ſchoͤne roth —— und der Cry⸗ ſtall iſt wie bey andern Fiſchen. Die Heeringe ha⸗ ben keine Augenlieder, Ara wie andre Fifche, eis ‚ne Haut, die fie über die Augen. sieben: Fönnen. | Eie haben 4 Öeruchsnerven, nämlich auf jeder Geis te zween. Das oberite Paar koͤmmt aus der Mitte - des Hirnleins, und geht von beyden inmendigen Sei» ten der Yugen ungefähr einen Zoll: lang * Als bier gelangt es zu den. ‚beyden Erhöhungen, d ie von eben Der Subftanz find, wie das. ‚Hienlein; und ge: bet in einem Bogen über fie bin. Macher durch⸗ kreuzen ſich die Nerven dieſer beyden Paare, und vereinigen ſich bey den Naſenhoͤhlen. Das untere Paar der Geruchsnerven kommt aus dem Vorder. theile des Hirnleins und läuft in den untern Theil des Kopfs, wo ſich beyde Nerven wieder Bee Dam. Nah biefem frennen fie ſich wieder , un d gelangen zu dem inwendigen Theile dev kleinen Erhoͤhung, die uͤber dem Hienlein in die Hoͤhe ſteht Der Sig des Öeruchs ift.bier in der Höhle eines Kuorpels bey der Schnauze des Fiſches eingeſchloſſen, und ſeine Ma Ai mit a und * A F be (4P Des Herrin: 567 bekleidet, daß der Heering nothwendig den allerfein⸗ ften Geruch haben muß *. Unter allen heilen der “ Schnauze ift der Gaum der merfwürdigfte, Die⸗ ſer Gaum ſtellet erſtlich eine, wie mit Perlmutter aus⸗ gelegte hohle Roͤhre vor, worinn verſchiedene Win⸗ kel gefunden werden. Er beſteht aus einem halb⸗ cirkelxunden knoͤchernen Bogen, der voller kleiner Zaͤhne ſitzt. Hinten im Munde find noch zwo Ers- hoͤhungen mit eben folchen Zähnen verfeben, wes« balb fie fich auch rauh anfühlen laflen. Gleich hin⸗ ter ihnen faͤngt ſich unmittelbar der Ruͤckgrat an. ———— RE AIR € 7) EMO: Die * Bald ſollte man durch dieſe Beſchreibung verleitet "werden, ein neue Spruͤchwort einzuführen , und von einem Menſchen der einen fcharfen Geruch hat, zu ſagen; er vieche fo ſtark als ein Heering. Man muß aber erwägen, daß der Geruch bey den Fiſchen vielleicht eine ganz eigene Art von einem Sinne fey, davon wir Bewohner der Luft gar kei⸗ nen Begriff haben. Wir nennen Die beyden if be⸗ ſchriebenen Paare der Nerven bey den Heeringen bloß darum Geruchdnerven, meil wir den Theil des Heeringskopfes, zu welchem fie hingehen, für eine Nafe halten, und weil bey uns die Nerven, die zur Naſe gehen, den Sinn des Geruchs for⸗ miren. Allein dieſe Art zu ſchließen if ſehr zwey⸗ deutig; wenigſtens folget nichts weniger daraus, alls daß die Fiſche durch dieſe Nerven eben diejeni⸗ ge Empfindung erhalten müßten, die wir haben, wenn wir etwas riechen. Es kann in ber That ſeyn, daß fie vermittelft derfelben eine Witterung von gewiffen fremden Theilchen, die fich im Waffer ——— haben, erhalten koͤnnen: allein dieſe Em⸗ pfindung muß gewiß von einer ganz andern Art ſeyn, als unfer Geruch, und vieleicht hat fie da⸗ mit nicht mehr Aehnlichkeit, als mit unferm Ges höre. Anm, d. Üeberf. Die Natut hat dieſem Fiſche a aus FOREN Ab» ficht eine folhe Menge Zähne ‚gegeben, als damit er ſich von unendlich kleinern Fiſchen ernaͤhren ſoll, wel⸗ * ihm unter dem Kauen leicht entſchluͤpfen En Solchergeſtalt dienen ihm die Zaͤhne nicht eh; feinen Raub zu faſſen, ſondern ihn auch ſo lange in halten, bis er verſchlungen den kann. Die Zunge des Heerings iſt klein, hart, Welriet und mit einer Art von Knorpel ein igefaßt RE untere Kinnbacten ſteht etwas vor dem obern vor⸗ "aus IM & ——— wir von ben A Atem we Natur, Bir müffen aber nicht vergeffen, daß unfer Wiſ⸗ ‚fen ‚ beſonders hierinn bloßes Stůckwerk y. Soll⸗ te die Natur fein andres Mitte gerußt haben, > am zu verhüten, daß die Beinen % ifche den Heerin⸗ gen nicht wieder entwiſchen könnten, als dal ihnen den ganzen Mund mit Zähnen heſetzte? Tann ſeyn, daß ſie ſich ihrer Zähne wirklich gentlich hierzu bedienen: allein es iſt ſehr kuͤhn, zu ſagen, die Natur babe fie ara feiner andern doͤſicht geaeben. Könnten nicht die Heeringe mie eben dem Rechte von ung fagen, die Natur habe uns aus keiner andern Abſicht oben und unten Zah⸗ ne gegeben, als damit wir Damit ſollten Ruͤſe au beißen fönnen ? Ku eb Enn abermaliges Benipiel von unfrer 1 uUnwiff heit in den Abſichten der Natur. Es ſcheint habe die Natur mehr fuͤr den re 3 fin } ira nur dt — Ben jefebe He eine Au 9 Slide Ki de ch —J— 4 KR Me on unſtreitig iſt. * — 95 ghen Urtheilen nicht vorſichtig ge 199 genug Ion, ui iſt Dose a nichts frepge! tzer und vor d. Ueb des Heeringd, 669 aus. Der Schlund iſt mit Fleiſchfaſern verſehen, welche Muskeln und Druͤſen von verſchiedener Groͤf. ſe vorſtellen. Er wird von 4 verſchiedenen Haͤuten umkleidet, welche von einem ganz andern Gewebe find, als die Häute des Magens. Diefer Magen ‚in welchen der Schlund auf der linfen Seite hinein geht, ift oben breiter als unten, und geht endlich ſpitzig zu. Wir wollen Die Zeugungstheile des Hee— tings bier nicht umftändlich befchreiben,, weil die da⸗ ‚zu erforderliche Weitläuftigfeit die Leſer abſchrecken möchte, und dergleichen “Befchreibungen auch nur die allertieffinnigften Maturforfcher intereßiren Fört« nen. Daher wollen wir zu andern Befchreibungen fortgehen, um die Zergliederung des Heerings bald a Be nr beingen 2. Das Zmwerchfelldes Heerings iſt Fnorpelicht, und bat weder felbft Sleifchfafern, noch fonft etwas fleiſchigtes das es ausfpannen Fönnte. Es iſt alfo unbeweglich, und fcheint nur bloß Dazu beſtimmt zu - feun, Die große Höhle des Leibes abzutheilen, oder andre Theile mit einander zu verbinden. Das Her; liege unter den Lungen; 2” das Behältniß worin * — n 5 es * Die Zergliederung der Zeugungstheile kann uns ſehr wenig Erläuterung von dem Geheimniſſe der „Erzeugung der Ihiere geben. Wir ſtarren afle dieſe Mafchinen als fremde Wunder an, und blei— ben in eben der vorigen Ungewißheit. Es if hier eben ſo wie mit den Zergliederungen ded Gehirns, venn mir daraus zu entdecken glauben, mie Die Gedanken entfiehen. Wir beichauen das Gebaͤu de einer Uhr, aber mir koͤnnen die Triebfeder da— rinn nieht unterſcheiden. Die befte Zergliederung des Heerings für ung wird die ſeyn wenn wir ihm ſpeiſen. 2%. d. eb. EIS ſen unternehmen, die fie g Floßfedern und die Blaſe. Diefes fin d es liege, iſt etwas geräumig, damit es fih darinn 570 Agtuͤrliche Geſchi bewegen kann · Es hat eine: dreyeckigte Geftalt, und iſt in einem Herzbeutel von gleicher Geſtalt ein⸗ geſchloſſen, der ſo feſt iſt, und es ſo feſt umgiebt, wie eine Haut. Aus dem Grunde des Herzens geht die große Pulsader heraus, Die mit einer Art eines Knuorpels bedeckt ift, und. woraus andre Zmeige von : Gefäßen entfpeingen, Die Aefte der $uftröhren find ‚eben fp wie die Puls » und Blutadern in Form eines Bogens durch einander geflochten, und an knoͤcher⸗ ne Theile befeftiget, welche fie in ihrer Stellung er- Halten, und vor alfen Außerlichen Zufällen fchügen. Es fehlen hier viele Gefäße, beſonders die Lungen⸗ puls⸗ und Blutader: allein dieſer Mangel ift durd) die große Menge der Blutgefäße in den Lungen er= ſetzt, welche die Natur fo eingerichtet hat, daß fie, wie die Lungen andrer Thiere das Blut hindurch lafs fen, und filtrieen , daher auch. er Umlauf des Bluts bier. eben fo, wie bey andern Thieren, erfolge. Gol- chergeftalt weiß die Natur mehr, als ein Mittel, um einerley Wirkungen hervorzubringen, und fo weiß fie den Mechanismum zu verändern, der zu bet Vollſtreckung derjenigen Gefege erfodert wird, die fie fich felbft vorgefchrieben bat. Es ift uns in der Defonomie des Heerings nichts mehr zu betrachten übrig, als der Schwanz, die | > die Ruder, Steuer und Seegel, womit ſich die Fi heim Waf- fer erhalten, ſchwimmen, und ſo gar große Seerei- { ſchwind dahin fuͤhren, wohin ſie wollen. Der Schwanz iſt das vornehm⸗ ſte Wert deug, deſſen ſich Die Heeringe zum Schwim · y * men des Heeringd. 571 men bedienen; die Floßfedern Er man biefen - Namen zum Nachteile des Schwanzes mis Unrech⸗ te gegeben, weil. man fie für die eigentlichen Ruder angefehen bat, ‚dienen ihnen nur dazu, um ihren oͤrper in einer Art von Gleichgewichte zu erhalten, und ihn zu hindern, daß er nicht ſchwanke und auf die Seiten falle, Daber hat der Schwanz fo viele Muskeln und ift weit ſtaͤrker, als irgend ein ande⸗ ver Theil. Die Blafe iſt ein laͤnglichtes Behaͤltniß, | welches den Fifchen dazu Dienet, fich in einer jeden Tiefe des Waſſers ſchwebend zu erhalten. Denn die in derfelben enthaltene Luſt wird. mehr oder we= niger zuſammengedruͤckt, folglich nimmt auch die Blaſe im Koͤrper des Thieres mehr oder meniger Plas ein, nachdem fich der Zifh im Schwimmen tiefer oder. meniger untertaucht. Solchergeftalt zieht fi der $eib des Fiſches nach der Tiefe des Waſſers, in welche er hinunter finfen will, ftärfer zufammen, oder dehnet fid) nad). der Höhe, zu welcher er aufs feigen will, ‚mehr aus, obgleid) die Schwere feines Körpers i in Verpältnif gegen die Schwere des Waf- fers, ; beitändig i ineinerley Proportion bleibe. Denn ein jeder Körper, der ſchwerer ift, als eine Menge Waſſers, die einen eben fo großen Raum einnimmt, muß nothwendig darinn unterfinfen; ein Teichterer hingegen. ſchwimmt oben. Wenn aber ein Körper genau eben fo ſchwer ift, als eine Menge Waffer, das eben denſelben Kaum einnimmt, fo kann er ſich in alle n Tiefen deſſelben im Gleichgewichte erhalten. Wenn alfo ein Fiſch nicht ſchwerer ift, als eben fo viel Wafler, ‚das feinen Raum einnimmt, fo muß er darinn — und kann weder auf noch nieder fteigen. ‘2x DER er. ——— — ſo n Leib einen kleinern Raum ein, weil ſich feine Blaſe zufammenzießt: allein er bleibt deshalb doch immer mit dem Waſſer von ‚gleicher Schwere Steigt er auf, ſo dehnt ſich feine Blaſe aus, ohne die Schwere des Koͤrpers zu vermehren, und ſo —— = Fiſch an der Sbeeſache des age. ma — — | = “ wahefheith,. daß die Fiſche die fu uft auı * Blaſe herauslaſſen, und neue hinein nehmen | fönnen. Ray * in den meiſten Fiſcht + einen * + Biefes ift — 4 —— das Auf: und Abfteigen der Fifche im Waffer — wæenn man nicht zugleich unterrichtet wird, daß — Zuſammemiehen und Ausdehnen der Fiſchblaſe eine willkuͤhrliche Handlung ſey welche der Fi vermittelſt einer Flei — dieſer Blaſe bewerk⸗ ſtelligen kann. Der Berfaffer feheint das Zufam- mendruͤcken und Ausdehnen derfelben bloß auf eine mechaniſche Weiſe, nämlich von dem g cke des tiefern Waſſers auf den Koͤrper er doch zu glauben, daß ſich d bloß zu der Abſicht gg bene, sa nd alte Luft heraus zu preſſen, ‚und neue ſich zu ziehen. Allein es wäre unmöglich, da Fiſch es ſey in welcher Tiefe es wolle ’ | gen oder finfen Fönnte, wenn er n Blaſe zuſammenzoͤge, oder ausdehnte De S erſte macht ihn erſt ſinken Re, * ee daß er aufſteigt. Keines von * kann ur — einer andern pbpfifalifchen Urfache,, fo s muß en Handlung des Kifches her enger ae 4,0. Kkb2 er von der willfuhrlt rühren, feine Blafe fie. augzudebnen. — des Heerings. m Gang bamaret; der von der Blafe z zum Schlunde geht, und alſo vermuthlich zu dieſem Gebrauche be⸗ ſinnt iſt. Außerdem hat auch die Haut dieſer Blaſe eine muskuloſe Haut, vermittelſt welcher fie - der Fiſch nad) feinem Belieben zufammenziehen kann. Zu noch mehrerer Beftätigung diefer Sache hat Ray angemerket, daß der Fiſch ſo gleich zu Boden geht, und ſich weder im Waſſer erhalten, noch in die Hin be. fleigen kann, fo bald dieſe Blaſe durchſtochen, oder zerriſſen iſt. 8X Die Heeringsfiſcherey —— hauptſachlich in den Gegenden der Inſel Schottland, im ſchottiſchen Meere, nordlich ab von den. orcadifchen. Inſeln. Die Einwohner dieſer Inſeln haben, wie man ver. fichert, ein gewiſſes Kennzeichen von der nahe be» vorſtehenden Ankunft der Heeringe, das man aber noch nicht von ihnen hat in Erfahrung bringen koͤnnen. So viel iſt gewiß daß ſich die Heeringe ordent⸗ ‚lich gegen den 8. Junii in erſtaunlicher Menge das ſelbſt 'einfinden, Es ift auch gewiß, daß fie aus den entleg nften nordischen Meeren dahin kommen. Einige Naturforfcher glauben, daß fie von gewiſſen kleinen Würmern, welche Surf genennet werden, und movon die Dberfläche des Meeres wimmelt, in das ſchottiſche Meer gelockt werden, weil ſie ſich der— ſelben u ihrer Nahrung bedienen. Ob aber gleich diefe © Würmer die Nahrung der Heeringe find, fo ift dor dieſes gewiß nicht die einzige Urſache, wels che fie fo weit herführer, denn font würde gewiß Die ganze unzählbare Voͤlkerſchaft der Heeringe diefer - Beute nacheilen; und die nordifchen Meere müßten fe Nahrung gar befigen, Wovon Br aber‘ alsdenn * die — ae ken, oder Er * die da elbſt ſt die Nation fortpflanzen muͤſſen? Haben er an ihrem Ge⸗ | Meine ihren. noͤthigen ſo —F nicht, warum fie fo weite Reifen tun folften, um ihm nachzugehen? Dodd weiß ſich aus der Schwie⸗ rjgkeit zu helfen. Die goͤttliche Vorſeh ng ſagt er, jaget ung die Heeringe in unſre Netze, damit dieſe wohlſchmeckenden Fifche genießen follen *. es aber nicht leicht moͤglich ſeyn, daß die erſtaunliche Menge der Heeringe in den nordiſchen Meeren ſie zu gewiſſen Jahrszeiten ihres Unterhalts wegen in Derlegenbeit fege, und daß fie um deswilſen genö- thiget find, ganze Voͤlkerſchaften in andre Meere auszuſenden. Es giebt eine Menge Beyſpiele von Wanderfchaften aus diefem Bewegungsgrunde in der Natur, und die Geſchichte der —— ſelbſt * dahin gerechnet werden. EN x Wie günfig muß fie den: —— ARE er Dodd kann dieſes in der That ſehr gu haben, allein in der Naturlehre werden fo flüchte nicht angenommen, die nur Dazu dienen, einen — aus der Perlegenbeit zu ſetzen, wenn er ſagen ſoll, das weiß ich nicht! Es ſteht ‚im Theile bes phyſikaliſchen und öcon ande WVatrioten im Stuͤcke eine Abhandlung v den Zügen der Heeringe, welche man hierbe ch⸗ ſchlagen kann. Es wird darinn gezeiget y; ve nicht allein die ungeheure Menge ber jungen Heeringe Die Urfache ihrer Wanderfchaft ik, ee Daß auch verfchiedene Arten von Kaubfifchen Hinter ih⸗ nen ber zus hl Ira Meere in das ans dre jagen, i / er uͤ we wieder in feiner Heimath, kfie, ie Bes völferung fortfeger. 2%. ©. Ueb des Heerings. 575 IR & bald die 2 ee he die Ankunft der Heetinge merken, werfen fie ihre Netze aus; fangen. darinn ‚einen Theil derfelben, und laden fie in ihre Fahrzeuge ein. Die Heeringe wenden fic) hernach gegen Schottland, wo fie auf eben die Wei⸗ ſe gefangen werden, Wenn ſie ſich — naͤhern, ſo Er fie fi, und. es geht ein Theil von „nen nad) Oſten, oder nad) Suͤdoſten, wo fie die Inſeln Orkney und Shettland linker Seits liegen laffen, und vor den öftlichen Sinfeln vorbey, nach Irrland gehen, wo ſich diefer Schwarm vom neuen theilet, Ein Theil gebt ſuͤdlich an ven englifchen Küften bin, bis in den Canal des H. Georg, und, ftöße her- ‚nach wieder auf den Schwarm, den er verlafien, und der feine Reiſe nach Welten und Südmeften an den irrländifchen Küften bin, bis an den füdlichen Theil diefer Inſel fortgefegt hat, mo er ſich mit den Abtrünnigen die Südoftwärts durch den Canal von. Irrland gegangen: find, wieder. vereiniget. Der zweyte Schwarm von denen, die ſich im Norden ges trennet haben, wendet fich) etwas nach Weſten und Südmweften, geht ins deutſche Meer, flreicht an England Hin, geht oberhalb Shettland durch ‚und gewinnt die Küften von Aberdeen. Hier erfüllen ‚fie alle Bufen und Mündungen der Flüffe mit ih- ⸗ rem Laiche. Nachdem die nordifchen Schotten am Fluſſe Tay eine große Menge derfelben weggefiſchet haben, ſo kommen die Fiſcher von Dunbar und Fife auch an die Reihe, und fangen die Heeringe, bie ſich nad) Süden wenden. Diefe legtern gehen erft um die hoben: Ufer von Berwick und St. Tabb her⸗ um, und — man fie nicht eher wieder 5 * Natürliche Geſchi bis ſie zu Saborongh * omn Me vo wan en ſi ge an den ‚Kürten von Yarmo yerfammien. bey, und ——— an den ey Rent, Suffer, Hampf bire; Bar bis an * ne Ka € — land. ——— aa ſehr ee: ae d mer ſei⸗ nen Laich allda zuruͤck gelaſſe — mit ihnen, und dieſer Ueberreſt wird vermuthlich eine Speiſe der Meerſchweine und andrer großer Fiſche i in bies ) fen Meere, | Die Menge der SHeerinde, y die unſre Meere —— | fteeichen, iſt ganz unzählbar. Die Fifcher fagen, daß. der Theil, der in. Europa davon gefangen wird, noch nicht wie für eins gegen eine Million gerechnet werden kann. Man hat auch im nordlichen Ameri⸗ ka Heeringe gefunden: aber dech nicht in ſo groß — Menge, als in Europa. Nach Suͤden zu findet man fie nicht weiter, als bis zu dem Fluffe on 1 Car 2 rolina. Man fann nicht gewiß fagen, ob dieſer Theil zu dem unzählbaren Schwarme derer gehören, die zuerſt vonden grönländifchen ‚Küften anfommen, und ob fie anſtatt mit den andern nach Suͤt veften zu gehen, ſich vielleicht an den americanifchen nc | weſtlichen Küften aufgehalten haben, —— sim Ueberreft derer iſt, die Durch den; Canal bey Enge kand gegangen. find. Dem fen nun aber wie ibm _ wolle, fo ift doch vr in — * man nn ſuͤdlichen —* Portug u oder eng | 77 der gar. feine, oder doch ſehr — Heeringe fin⸗ det. So bald ſie England verlaſſen Haben, befümme man keinen mehr zu Geſichte, und Piemand- weiß, wo fie hinkommen. Sie halten ſich gemeiniglich 14 Tage, nämlich vom 8 bis 22 Junii bey Crane⸗ head auf, welches die äußerfie Spige von Braßy⸗ Sound if. Von da erftreckt fih ihr Strich 7 See⸗ ‚meilen weit ſuͤdweſtlich von Schottland, bis an die Inſeln Ferro. Der eigentlihe Dre der Fifcherey ift — Buſpindeeps 28 Seemeilen nordlich von Firth. jer verweilen die Heeringe noch 14 Tage, naͤmlich bis den 6 Julii. Von diefer Zeit an, bis‘ zum 20 Julii bleiben fie unter Cheuithils und. unter Cheuit— haſſe, über Buchaneß hinaus. Alsdenn fegen fie ihre Neife einige Tage lang fort, bis Doggerbanf, wo fie 37 Tage verweilen. Im Anfange des Sep⸗ tembers finden ſie ſich bey Yarmouth ein, wo man fie 70 Tage fieht. Von bier wenden fie fi) nad) E Suͤden, wo ſie nur noch von kleinen Fiſchern ver⸗ | — —— denn * die Buyſen iſt dieſe Reiſe zu ir ' Die Schotte n und Holländer find die beruͤhmte⸗ PH Heeringsfifcher. Beyde Nationen haben dar⸗ ‚über große Streitigkeiten geführet, womit mir ung aber nicht aufhalten wollen. Die Sranzojen haben zuweilen auch auf den ſchottiſchen Kuͤſten Heeringe gefangen: aber die einzigen engliſchen Einwohner von Yarmouth und Leoſtaf raͤuchern allein jährlich über go. bis 66000 Barriquen Heeringe. Wie vie⸗ ‚le werden aber. nicht zwiſchen England und Sranfe reich gefangen! Ehedem hatten die Holländer gar feinen | Antheil an der Heeringofiſcherey ſondern fie 23 Band. 99 mußten 578 Natuͤrliche Gefebichte mußten fievon den Schotten Fanfen , die ſich eben nicht gut handeln ließen. Sie hatten eine Berordnumg ge- macht, worinn den Fiſchern befohlen war, die Hee⸗ ringe erſt an Land zu: bringen, und zum Kaufe zu fielen: damit die Einwohner die beften ausfuchen Fönnten. Dieſe Verordnung misfiel den Hollän- vern, und daher entfchloffen fie ſich, felbit auf den Fang auszugehen, und ihre Bunfen in See zu fen- den. Man erzaͤhlt bey dieſer Gelegenheit, daß ein Fiſcher, Namens Stephens gegen die Mitte des 16 Jahrhunderts, den die Fiſchergeſellſchaft verdries⸗ lich gemacht hatte, nach Enkhuyſen in Holland uͤber⸗ gegangen ſey, und den daſigen Einwohnern das Ge⸗ heimniß des Heeringsfanges entdecket habe Man gebraucht zum Heeringsfange gewiſſe Fahr⸗ zeuge, welche Buyſen genannt werden, deren jede so bis 100 Tonnen und mehr traͤgt. Gegen ‚Kos hannis, wenn die Heeringsſchwaͤrme anlangen, fees gen die Holländer mit ihren Buyſen, und ‚vielen andern Fahrzeugen aus ihren Haͤven, Dortrecht, ‚Rotterdam, Delft, Schievam, DBlaerdingen, Briel, Enfhimfen, u. a. in See. Im Sabre 1601 fee- ‚gelten binnen drey Tagen 1500 Fifcher aus Holland auf Den Heeringsfang aus. Im Jahre 1609 will , man 3009 Fahrzeuge, ‚mit 159000 Menſchen verfes . ben, an den englijchen Kuͤſten gezählt haben, die auf den Heeringsfang ausgelaufen find, - In der: folgenden Zeit:ift die Anzahl der hollaͤndiſchen Hee⸗ eingsfifcher noch anfehnjicyer gemorden. Die Fr fcher laufen des Jahrs Dreymal aus , und Diefer eine zige. Fifchfang ernäbret in Holland allein gemeinig ⸗ . lich über 1oaoga Perfonen, unten. welchen. noch hie erden. ee die jährlichen" eſer Sifcheten auf 300000 Tonnen, und ſelb a a nen Thaler Banco, ne rein ie = 73 SREBT > 2er? einer Gewinn, und 8 Millio- e die Koften zu rechnen ſind. Sun behaups die Selländer jäpeich 1850 Vllionen See * ln Dodd faget, daß im Jahre 1688 auf 450000 Holländer zum Heeringsfange gebraucht * find. Im Ynfange, Mes legten Sapıkum Derts fifchten 2000 Bunfen von 60 bis 200 Tonnen , von Buchaneß an bis zum Ausfluffe der Themfe, in‘ - 26 Wochen 16600 Saften ‚ oder 192000 Tonnen Hees ringe. Jede Tonne von 32 Gallonen enthält. ges meiniglich 1060 Stüd Fiſche. Folglich brachte dies fe Sifheren 192 Millionen Heeringe ein. Im Japı re 1718 waren die Heeringe in Holland fo woplfeil, daß man eine aus ı2 Tonnen beftehende Saft, erft für 10, nachher ‚aber für 83 hollaͤndiſche Gulden - Der Hering Hat die Gewohnhei dem Schim— mer bes Sichts nachzugehen, und zur Machtzeit giebt er felbit einen 5 len Schein von ſich, der in der Luft Mege, die 1060 big 1200 ae fang find, und. mel werden fönnen, Man _ fängt darinn zuwellen 3, 4, 5, 10 bis 14 Laſten. Se bald der Heering aus dem Waſſer koͤmmt iſt er todt, daher muß er augenblicklich eingefahren, in Tonnen gefchlagen.und geräuchert werden. > — — —6 x —* man ihn Be eh = een warn 0 trodnet gegeffen. Einige@ 9* f Zeit dieſer nüglichen Erfindung ins Jahr 139 dre aber ins Jahr 1416. - ; ‚Der Erfinder hieß helm Beukels, oder Beukelſen, oder Buck und, war. aus Biervliet in. Sander m ge Man erkannte in Holland gar bald den 68 5 geworden. Das Andenken des Namens Einſalzens der Heeringe, wodurch man ihren Ges ſchmack erhalten, und fie überall hin v rſenden Fonts ‚te, Seit der Zeit ift dieſe ſo einfaͤltige re gleichfam der Grundſtein der hollaͤndiſchen Handlung ‚ward in der Zukunft fo angenehm, daß —— Carl Vund die Koͤniginn von Ungarn im q in Perfon fein Grabmaal zu Biervliet b ihm gleichfam für diefe, ihren holland — ſo — — m So bald der 5 gefangen iſt ſchnitten, und man loͤſet die (ie | ern, oder der Mid ab, und wirft Alsdenn wird der Fiſch in fliſhem De 1 ftarf mit Salze gerieben, und in bo, € legt, welche fo ſtark ſeyn muß, daß ein Ey ſchwimmet.Dieſe Laake beſteht ai s Salz un ſchem Waſſer. Die Heeringe bleiben Ka ö 25 Scanen liegen j der — werden ſie wieder a weg vw des Heerings. 588 aus RR wohl getrocknet und ſhhichtweiſe in Tonnen gelegt. Wenn alle Heeringe geſchichtet und. ſtark zuſam⸗ — ſind, ſtreuet man noch oben und unten Salz darauf, ‚ juweilen aud) zwifchen die Schichten. Alsdenn wird die Tonne feſt zugefchlagen, damit die Saafe nicht ‚auslaufen und Feine $uft hineindringen kann. O ne dieſe Vorſicht wuͤrde der Heering bald verderben. Alles diefes muß auch alsdenn beobach⸗ te£ werden, wenn man die Heeringe aus einer —*— ' ne in die andre umpacket. Die hollaͤndiſchen Heeringe ſind Hayden von beſſerm | Geſchmacke und nicht fo falzig als die engliſchen. Die Urfach ift Sonnenflar. Die bolländifchen blei⸗ ben länger im Salze, als die englifchen, weil fie in ‚Holland nicht eher verfauft werden, als bis alle an⸗ dre Gegenden damit verfehen find. Die englifchen hing egen werden fo bald ſie nach Sonden kommen, ges Se. Daher durchdringet das Salz die hollaͤndi⸗ en n Heeringe beſſer, weil fie länger darinn liegen, zuglı leich aber benimme auch vie Feuchtigkeit en... Sale feine allʒ zu große Schärfe. Je länger der jeering im Der 9 — liegen kann, defto beſſer und fanfter wird « er. Die Heeringe,, fo in fpäter Jahrs⸗ zeit gefange werden, find fetter als die andern. Alein fie mu fen auch eben um desmillen viel ftärfer in den Tonnen zuſammengepreßt werden. | hieht auf folgende Weiſe. Wenn die Fifche aus der an hölzerne Spieße, und hänge fiein eigentlich dazu — * auf, deren jeder gerneinigic) 12006 oe faffer, Laake genommen find, reihet man ſie an den Koͤpfen * Die andre Art, die Heeringe roth einzuſalzen ge⸗ 592. Natiieliche Geſchichte faſſet. Dieſe Heeringe muͤſſen noch einmal ſo lange in der Laake gelegen haben, als die andern, naͤmlich 24 | Stunden. Wenn fie in den Dfen gebracht find, fo | macht man ein Feuer von Weinranken Darunter, mel. ehe viel Rauch und wenig Flammegeben. In Diefem Zuftande bleiben fie, bis fie hinlänglich getrocknet und geräuchert find, welches ungefähr in 24 Stunden ge: ſchehen iſt. Alsdenn werden ſie nn und in Tonnen eingefchlagen. Ihr Vorzug befteht darinn, Daß fie groß, fett, frifch, zart, gut gefalzen, goldfarbig und unverlegt find. Man nennet fienachdiefer Zube» reitung Dicklinge *. In Mecklenburg werben diefe Heeringe folgendergeftalt zubereitet.” Sobald fie aus dem Waffer gefommen find , falzet man ſie ein, und wenn fie einige Stunden in der Laake gelegen haben, werden fie zu 30, 40 und drüber an hölzerne Spieße ans gereihet ; hernach aber unter eine Tonne, oder in einen langen vierecfigten von Ziegein gebaueten,.ganz offe⸗ nen und 3-4 Zuß hohen Ofen reihenweiſe aufgebenft. Alnter demfelben wird von Holz, Mooß und andern mehr rauchenden als brennenden Materialien ein Feuer angezündet, und man bebedt „Die Heeringe oben mit Saͤcken und Tuͤchern, damit der, Rauch nicht zu gefchwind werfliege. So bleiben fie eine Stunde und drüber im Rauche, big fie troden ge- *Viele fchreiben diefed Wort: Buͤcklinge worum: ter aber andre nur die ungeſchickten Biegungen des Leibes beym Complimentiren verftchen. Das Wort koͤmmt unſtreitig vom Peckel ber, woriun die Fiſche eingeſalzen werden. Sie muͤſſen alſo Peckelheeringe, Pickelheeringe und Pidlinge), oder + Pedlinge gefchrieben werden. A. d. Ueb: nug er braun Frei find: Als⸗ denn werden fie aus den Defen genommen, und zu 70 bis go Stüf zufammengepadt, bis fie zum Verkaufe gebracht ‚werden. ; Diefes heihen medien. Didtfinaei | ter allen MAR, — deren Unter⸗ ngs eichen man in Marpergers, Happels ıd Schönevelös davon handelnden Schriften fin. det, find. yatiptfächlic) dreyerley Sorten zu urterfchei: n;öecftlich, die neuen Heeringe, welche zuerſt ge⸗ fa gen werden, und das jartefte und befte Fleiſch haben; Meblens die vollen Heeringe, die gegen ‚St: Bartholomaͤi gefangen werden, und voller Rogen und Milch ſind. Drittens, die letzten Hee⸗ ringe die von der Art der zwoten Gattung ſind, ſpaͤter ankommen und dergeſtalt im die Tonnen eng packt find, daß fie wicht «umgepadtt ‚werden ürfen, - „of ve og v4 Arme mes Reiche der Sreräite zur ER febedienen , fo fo Föntien wir zum Voraus ſetzen, daß jederman nie guten Auen Eigenſchaften derfelben fehon zur Smüge'b —— WVeberhaupt ſind die. ugfi geſunder als andre: Der Heering Kat vieles: Jel un Kerns ea Ba! — Kr iſt er, ®v A Elſe im eigentlichen —* — T * und die — NR ET = " \ X AR % ur i ? Wr EU % AR 9% — #3 — Ei: ;* SW. Heren ar) J— *** * + — ————— .. Mk / Ku — — hi DENE N —— & — a a " ER art — unterſuchung ‚auf nd W bie Ruzen De | xt. N Au van Memoiren de Tiivons, Fern. r 9 ‘© AR, a. SE ee afy. f EN irn. e — rl, * mie Ai hen die geſchickt Er — wunderung gerarben müffen. Nicht Ku ni). ef ——— ale der "erh n * Sons erficen Sabren, & ſer de ortu et — — ‚Dat. 4. fo im 6ten ——— ‚Halleeifchen difputati 4 num anatomicarum ſelectar wieder — an⸗ zutreffen. Jo. Serm ‚obfervata circa genefin den- Bus in der g5ten — * zten Cent, derer Mif. cellancor. der wichahne Me 8 und zweyten * Zahnens Das erſtere begreift die Zeit, in welcher die Milchzähne hervorbrechen, un⸗ ter ſich; zum zweyten rechnet man die Jahre, in wel⸗ chen alle die zweeten Zaͤhne, oder die Zähne, die ein vollfommener Menſch nach einander | hervorkommen. Es if aue gemacht⸗ daß die Mihgäßte mit Mars | zeln verfehen find. "Diejenigen, welche diefe Wahr⸗ beit in Zweifel haben ziehen wollen, find von allen Run verftändigen Zergfiederern, und aufmerkfamen Zahnätzten hinlanglich widerlegt worden. Dieſe Wurzeln nun verſchwinden gewöhnlicher Weiſe um die Zeit des jivenfen Zahnens. Dieß ift vie Bege⸗ benheit. Allein, wo fommen dieſe Wurzeln hin? Diefes macht eihe ziemlich ſchwere Frage aus. Ich werde mich bemühen, dieſe 4 Schwierigkeit aufzulöfen. Hierzu ift gegenwärtige Abhandlung beſtimmt, wel⸗ che bey Ermangelung anderer Vorzüge, ————— deutlich, r leicht und kurz feyn wird. ER a San... I 4: wi ? j > y 4; ee Nat. Cur. Zried Sofmanns hiftoria dentium phyfiologica et pathologica, 1698, 4. 5 Bog. Jofeph ‚Hurlock pradtical treatife upon dentition, fo 1742, in 8: zu London auf 20 u. einen halben * Bogen herausgekommen, und in denen Novis Adt. © Erud, Lipf. A. 1744. M. Aug: p. 467 - 470, re⸗ cenſirt lebt. Ge. Wolfg. Wedel differtatio de dentitione infantum, Fen. 1678, 4. 4 Bog. Aug.) Car, -Jo. Cumme deikiinn hiftoria, phyfiologice, — J pathologice et therapevtice pertradtäta, —— 17167 | 4: 6. Bog. XK. Vom zweyten Zähnen, S. Joh. Ernſt Zebenſtreits Differtation de dentitione fecurida juniorum, Lipf. 1738. 4. 4 u. einen halben Bog. c, tab. aen, R, 386 Von den Wurzeln Man hat verfchiedene Meynungen wegen des Ber. gehens der Wurzeln ver Milchzaͤhne Ausfindig ges macht. Einige Zerglisderer, und felbft ſehe berühm- te Aerzte, und unter andern der gelehrte Daniel Sennert haben geglaubt , die Wurzeln dieſer Zaͤh⸗ ne frügen zur Hervorbringung der zweefen Zähne ets was bey; fie waͤren die Quelle der Stamm und der Urfprung derfelben.' Eine Meynung)/ "welche der Erfahrung ſchnurſtracks zuwider läuft, fintemal man bemerfet, daß die zweeten Zähne bieweilen erſt einige Jahre darauf, nachdem die Milchzaͤhne bes reits gänzlich zerftört find, zum Borfchein kommen. Mithin Fönnen diefe nicht der Keimen von jenen feyn. Denn, auf was für Art wuͤrde dieſe Hervorbrin⸗ - gung bewerfftelliget werden, mern dieſer Keimen ver» tilget ift? Wie würden, da die Wurzeln der Milch» zähne noch nicht lange ſtehen, die zweeten Zähne, deren Dafeyn vorgegebener maßen aus jenen herzu⸗ leiten ift, fo weit fommen fönnen, daß fie ſichtbar würden, und die Zahnfäftlein oder Kinneladen, ( Al- veoli) derer Kinnbacken anfülleten. _ Weberdem’find, tie ich bald zeigen werde, zwiſchen "denen" Milch- und zweeten Zähnen gersiffe Blättergen und Enorp- kichte Scheidewände vorhanden, zum augenfcheinlis een Beweife, daß: der Grund, "warum dieſe her. vorgebracht werden, gar nicht in der Wirffamfeit jener zu fuchen fen; denn, wofern dieſes flatt fände, müßfe ein unmittelbarer Zufammenhang, ein geras der Einfluß, ohne Zwiſchenraum, oder einem an⸗ . dern dazwifchen befindlichen Körper vorhanden feyn. Und zuletzt kann man auch das Zeugniß der alleter- fahrenften Zergliederer , eines Euſtach und Sf \ | | J—— : E. da — ai welche, ‚ihrer, Erjäbtung ‚nach, — haben, wie ‚die Keimen BE zweeten en HR „Jaben, eingefchleffen geweſen, und von. Zeit zu Zeit, Diefe neue Zähne hervorgebracht ha⸗ ben, Eh [es dieſes von den Milhzägnen ih — geringſten abgehangen haͤtte *. * Di " Kunftverftändige. ‚behaupten ..in. ihren Schriften, daß die zweeten Sähne, welche unter den Wurzeln, der Milhzahne, ftefen, dieſe under» merke abnugen und duͤnn machen, und auf folye Art verurfachen „ daß fie nach und nach verſchwin · den. Dieſe Gedanken hatte der geſchickte Zahnarzt, Herr Bunon, welcher ein vortreffliches Werk von denen nrantgeiten, — ar ; allein auch die⸗ ar E — en Bertin i im.23 3 € ip rs aten Bu 8. 2 ee fonderlich dreyerley in dieſe Men einfihlagende Schriften. Erſtlich bat er ‚eine Diflertation fur; un prejuge.tres pernicieux , con- ih cernant les maux de dents, qui furviennent aux 36 * groffes, zu ‚Paris, 1741. in 12. auf 24 — ph; (ide im Journal d. Scav. | A 194 1, recenfirt wird. Gein .. Efi‘@ eg ou fur lesmaladies. desdents, — ou bon propofe les moiens, de leur procurer une bonne conformation des la plus tendre enfance, et - "+ dien aflurer la confervation pendant teut le cours “de la vie, trat 1743 zu Paris, auf 240 Duodez | feiten ang Licht, und wird im Journ. d.Scav. Asut 1743. ©. 468-478: recenſirt. Endlich baben wir von ibm Experiences et demonftrations, faites . & Phopital de la Salpetriere et a St. Come a a pre- eb Acad. R. de Chirurgie, pour fervir de fuite et.de preuves 3 P Effai fur. les maladies des ‚dentsetc, et une Pharmacie Odantalsigie, ou Trai- te ee Ps % e jebäude däße mi Erfahrung r jen reimen. Zuerſt iſt es gar nicht 0 ausge⸗ macht daß die Kronen der zweeten Zaͤhne unter de nen Michzähnen beftändig in einer. hnurgeraden Linie liegen: ‚vielmehr bemerfet: man zum öftern d Gegentheil, Wenn demnach Der jleidhen ‚Reiben, uls man ſich einbilder,, die gehör tige Wirkung | aben . ſollte muͤßten die zweeten aͤhne unfehlbar umgaͤnglich, gerade unter den Wurzeln der M zaͤh ne ſtecken. Wie will, man a daß das Reiben dieſer Kronen. die Wurzeln, ber Milchzähne zu zerftören im Stande ‚follte feyn fön. nen, da zwiſchen den erſtern und zweeten Zähnen, ein Blaͤttgen, eine knorplichte Scheidewand — fen iſt. Es dient demnach) eben diejenige Urſache, welche erhärtet, daß die Wurzeln der Mi iichzähne nicht. der Keimen der zweeten Zähne ſind auc zum Beweife, Daß diefe zweeten Zähne durch ihr Nele ben die erſtern abzunugen,nichtim Stande ſeyn konnen. ı Her Bunon führe ein ander Lehrgebaͤude an, und "giebt fih Mühe, felbiges. feinee Meynun z vor theilhaft ju machen. Es koͤnnte nämlich das Bere gehen ü der Milchzaͤhne durch den barfen Speichel mit Beyhůͤlfe einer natürlichen Wärme, fo inwen⸗ dig in den Zahnfäftlein vorhanden. ift, befördert. wer⸗ den, Eine neue Meynung, welche niche bi ing⸗ ſte Wahrſcheinlichkeit hat. Die Wurzeln der Milch⸗ | ihre find Bing Age‘ und — Subftanz iſt ſo u IR t© des Medieamene‘ * et — pro· * pres aux maladies des “ ents, et des ee par- wies de la bouche, à ufage des Dentiſtes, ſo er 7740. in 12. zu Pavis herausgegeben. °R. der Mitchzahne· 589 ‚gar, Härte, — Ya: alle beinigte Theile, welche die its wendige Zuſammenſetzung der Kinnbacken ausma⸗ | ‚hen. . Wie waͤre es demnach moͤglich, zu behaup⸗ ten daß der Speichel und die Wärme der Kinnla- den. diefe Wurzeln zu ‚zerftören vermögen fönnten, hg —— en. ieſe Wärme, "und diefer Speichel | | ihr ie, ger ingften men ihrer Wirfung in denen Theilen der innbaden, „welche doch bey weitem nicht den Grad der Härte befigen, zuruͤck laſſen. ‚Nachdem id) bisher die ‚Sehrgebäude, welche bey | vorhabender Materie nicht angenommen werden fon. Ä nen, widerlegt. ‚habe, fomme ich nunmehro auf meis ne eigene aus der Erfahrung, und Beobachtung ges nommene Gedanfen. Meines Erachtens nach, muß man zum Mechanismus der Kinnbacen feine Zu- flucht nehmen, und die inwendige Geſtalt der Kinn⸗ laden, in ‚welchen das erflere und zweyte Zahnen vorgeht, in eine genaue Betrachtung ziehen. Die Kinnbacken, der untere ſowohl, als der obe⸗ | de: beftehen aus zwo aͤußern Wänden, deren eine a uswendig ,- und die andre inwendig dem Munde gerade gegen über ſteht. Diefe Wände ſtoßen auf eine doppelte Weiſe an einander. Euftlich, vermitz telft einer eheils knoͤchernen, theils Enorplichten Sub« ſtanz, welche ſich zroifchen den Wänden und den Kinnladen befindet; und zum andern, durch dag Ge« webe der Blätterchen, oder: Scheidewände ‚, welche 4 die ‚Höhlen der Kinnladen von einander heilen. , Diefe Höhlen find zwiefach? die einen find vor ie Milchzaͤhne, und die andern vor Die zweeten Zähne, Diefe liegen unten, und jene öben. Dem nach find. a saben der Milhzäßne von dem unters ſten 590 Don den Wurzeln ften Theile der Kinnbaden weiter enffe met, und die $aden der zweeten Zähne find de — Solchergeſtalt bedecken ferner die RS der Mil zähne, die Laden der zweeten Zaͤhne in einer re * oder beynahe geraden und ſenkrechten Lage; und ‚auf eben die Art muß man ſich auch vorftellen, daß das Fnorplichte Getvebe, woraus die Blättergen, oder Scheidewände beftehen, in einer gleichen Rich tung dieſe beyden Reihen ber Kinnladen ‚yon einan · | der abfondern, | | Diefes nunmehro laut Ünatörfffchen DSekhreibun: | - gen zum Grunde gefest, kommen wir auf dasjeni- ge, was uns die Erfahrung fehret; "und mas wit daraus zu folgern ung die Freyheit nehmen. Die oberften Höhlen in den Kinnladen, oder die⸗ jenigen, welche von dem unterften Theile‘ de Kinndar ckens am entfernteiten find, find viel tiefer, und wei- ter, als die unterften, oder. diefer Baſe aber ges Iegene Laden. Je weiter aber das unehmende Als ter ein Kind von Der Zeit des erſtern Zahnens en" fernet, und je näher es felbiges der Zeit des zwey⸗ ten Zahnens entgegen rückt, um deſto mehr vermaris delt fich dieſe Ungleichheit, in Anfehung der Tiefe und Weite in bas Gegentheil. ch will fo viel far gen: Je älter das Kind wird, je eriger werden die Käftgen feiner Milhrähne, und“ die Laden feiner zweeten Zähne weiter, Was ift aber ver Grund - von diefer Veränderung? Nichts, als weil eines” theils die Milhzähne aus ihren Käftgen Deraustre ten, und anberntheils die zweeten Zahne, welche ebenfalls zunehmen, und ihre Höhlen mis. Nachtheil ——— 9— a Ve 9 Das Anne in Fü zweeten Zäßne miro — n Einflu der Rahrungsfäfte ; ‚welche Diefe Zähne. inwendig in ihrem Enöchernen Gange in ſich enthal. ten Be förde Man begreift leicht, Daß. bey nehn zunehmendem Alter dieſe Säfte auch) eine flär- kere Wirkſamkeit beweiſen. Was erfolge nunmeh, ro aben aus ‚dem Wachsthume, den die ziveeten Zähne dai ch erhalten? Diefes. Das Gewebe Ser erben: den Laden der beyden Heiden ausge fpannt- befindlichen Blätterchen oder Scheidewaͤnde wird gedrückt ,; ‚fortgeftoßen, und in die. Höhe geho⸗ ben. ‘Eine natürliche Folge der Wirfung der zwee» ten, Zähne, und der Biegfamfeit. diefes Fnorplichten Gewebes. Vom Gewebe. der Wlätterchen oder Scheidewänbe fteige Diefe Kraft in die Wurzeln der Mitchzähne. Es ift wahr, dieſe Zähne oder Wur. zeln wider eben eine. Zeitlang, theils Durch die wies derhohlte Erſchuͤtterungen, welche ſich beym Kauen ereignen, theils auch aus dem Grunde, weil dieſe Zähne an den Rändern, ihrer faden, an demjenigen -Irte, wo ſich die convexe, und. mit der weiffen Scale, (Email) belegte. Oberflaͤche der Kronen dieſer Zähne anhebt, ungemein feſt anſitzen; jeden⸗ noch if Diefer. Widerftand nicht vermögend, die groſ⸗ fe Wirkung | der machfenden und beftändig nachftofe fenden zweeten Zähne zu hemmen, Ich werde de —* one ——— A J ” Yon or — der Zähne, ©. ten Th 4 der neuen Anmerkun en uͤber alle Theile der Ratur ⸗ — und Leipz. 1734 8. €. 264.267. &. 402 Bon den Wurzeln _ überhaupt genommen, in Betrachtung ziehen’ Es giebt Schneidezähne, ‚es giebt auch Hunde » oder fpisige Zähne. Hier haben wir fo, gleich, in Anſe⸗ Wir wollen bie ———— Zähne Hung der zmweeten Zähne, zweherley Gattungen,. melche fich in die Laden der Milchzaͤhne leicht herein begeben. Mithin haben wir zweene Fälle, bey wel⸗ chen einerley Mechanismus ſtatt findet, und. welche ‚von gleicher Wirkung ſind. Der erftere Fall iſt, wenn die Kronen der ziweeten Zähne, es mögen nun die Schneide: oder Hunds- Zähne fen, gerade, auf die Wurzeln der Milchzaͤhne paffens (wir nehmen aber nichts defto weniger allemal die. Dazwifchenzbe- findfiche Blätterchen oder Scheidewaͤnde an). Wenn fo denn die Wurzeln der Milhzähne dem Drucke Der zweeten ihnen entgegen gefesten Zähne, oder ih. rer Antagonilten, im Wege ftehen, ſo kann es nicht fehlen, daß nicht diefe, da fte theils ſchneidend, theils zugeſpitzt find, das Gewebe zerreißen follten; und, da die Milchzähne in ihren Laden fehr geräumlich ftes ben, fo werden fie wenigſtens madelnd, oder Frumm. Diefes machen fich die Kronen der zweeten Zähne zu nutze, und breiten fich längft dem Geitentbeile der Wurzeln. diefer Milchzaͤhne aus,,und, da die Kraft beftändig fortdauret, wird das Wachstkum je laͤu⸗ ger je beträchtliche, und die Wurzeln der Milch aͤh⸗ ne neigen fih, und werden krumm. Dieſe Neis gung und Krümmung geſchieht nach den gegenüber fiehenden Theile, das ift, nachdem innern Theilejege licher Lade. Eben diefe Bewandtniß hat es in dem zweeten Falle, wenn es‘ fich nämlich zutraͤgt, wie am gewoͤhnlichſten zu ſeyn pflegt, Daß Die Kronen der der ʒeeten Zähne n nicht — unter den Wurzel | der Milchzähne liegen. Denn in diefem alle bes man ohne viel Mühe, daß die Wirkſamkeit Der Kronen der Milchzaͤhne diefelben natürlicher weife veranlaſſet, ſich längft den Milchzaͤhnen oder viel⸗ mehr den Wurzeln einzuſchieben. So wie aber dieſe ronen nach der itzt befchriebenen Richtung eintre⸗ ‚sen, eben fo neigen ſich auch die Wurzeln der Mitche zähne, ‚und Frümmen ſich nah dem inwendigen Theile der Lade. Solchergeſtalt find in beyden Fällen die Umftände einander gleich, und die Kraft der seen sen — zieht einerley Wirkung nach ſich. | Es find nunmehro noch die Badzähne, ſowohl vom erſtern als zweeten Zahnen uͤbrig. Dieſe Zaͤh⸗ ne haben eine ebene Krone, und gemeiniglich zwo, bisweilen auch drey Wurzein. Wann die zweeten Backzaͤhne wachſen, und in gerader Richtung gegen das Gewebe der Zwiſchenraͤume, welche ſie von den Backzaͤhnen des erſtern Zahnens abſondern zuneh⸗ men, ſo zeigen ſich bey dieſen die beyden Wurzeln, und die z zweeten Zähne haben die Wirkung, daß fie gegen in Gewebe in der Scheidewand diefer Wur⸗ geln nach und nach druͤcken; und, weil Die Krone ber zweeten Zähne breit und "eben if, fo folget dar⸗ aus, daß fie die Wurzeln der erftern Zähne, zut Rechten und zur ünken, je mehr und mehrmwegtreibt; - daß fie mithin felbige zum Neigen bringe, und nach den inneren Wänden der Kinnladen rücdt; und zwas dieſes um ſo viel eher, da dieſe Laden in ihrem ins mendigen Raume weit und fchlaff find, und Die Wurzeln. dieſer erſtern Bühne — darinn ſchwimmen. Dieſes war der Erfolg, wenn die u 33: Band, | Dp zweeten 594 Von den Wurzeln i zweeten und’ erftern Zähne: einerley Richtung gege einander haben. Liegen ſie im Gegentheile 30* —* gen einander, fo wird Die Wirkung der zweeten Zaͤh⸗ ne bloß gegen eine Wurzel, ober eine Seite der er: ſtern, gerichtet feyn, und in diefer Lage wird. die‘ Kraft groͤßer, und von mehrerem Erfolge ſeyn: mita bin wird. diefe Wurzel, und dieſe Seite der erſten Zähne ausweichen, immer weiter auf die Seite tre⸗ fen, und fi) völlig nach einer Band. der Kinnlade hin neigen muͤſſen. Jedoch, wird man — alles dieſes er⸗ klaͤrt uns noch nicht, wo die Wurzeln der Milchzaͤh⸗ tie bleiben, da doch Diefes eigentlich den Vorwurf gegenmäctiger. Abhandlung ausmacht ? Ich antworte hierauf: die Erklaͤrung, auf welche wir. bisher unſre Gedanfen gerichtet , iſt auch) weiter nichts, als eine Einleitung zu demjenigen, was man von mir ver⸗ langt, Jedoch wird diefe Vorbereitung, wofern man fie gehörig faſſet, im voraus zeigen N: ie“ ganze Sache auflöfen wird. | Ich habe oben geſagt, daß die — das Rouen‘ | Serurfächte Erſchuͤtterungen, und das Feftfigen der Raͤnder der Zahnfäftgen, die Milchzähne in dem - Stand fegen, den Druck der zweeten Zähne eine Zeitlang zu widerſtehen, daß aber dieſem MWider« flande ungeachtet, die zweeten Zaͤhne in Die Laͤden der erſtern herein treten, und die Wurzeln derſelben auf Die Geite flogen, und zum Neigen bringen, Wir wollen mit unfern —— bey dieſem Streite, und bey dieſen einander entgegen gefeßten, and wider einander handelnden Kräften: ſtill Steben, Auf der einen DR werden die . der Mick: aͤhne zaͤhne gegen bie — ER ; auf ber an⸗ _ bern werden die Kronen eben gedachter Zähne durch das Kauen- gerade nad) oben getrieben, und uͤberdem werden fie dutch die Ränder der Zahnladen fehr feſt ‚gehalten. Hierbey geſchieht nothiwendig bey den Wurzeln eine Art von Gegenftoße: fie. koͤnnen aber die Macht deffelben nicht ausftehen , ſondern zerbre⸗ chen, bald nahe an der Krone, bald an einem von der⸗ felben entfernten Orte: hierauf werden fie noch eine Zeitlang in dem leeren Kaume ihrer Laden herum ge⸗ trieben. Zugleich wachen die zweeten Zähnedabey in Aunſehung ihrer Größe und Sänge ohne Aufhören fort, und nach gerademachen fie endlich) faftden ganzen Um - - fang gedachter Kinnladen voll, mithin preffen fie die Wurzeln der erſtern Zähne um defto ftärfer gegen die Wände diefer aden, und endlich fegen fie felbige in | die Nothwendigkeit, daß fie fich feit anfegen, einfus ‚gen, ſich vereinigen, und ſich in die theils Enöcherne, ” theils fnorplichte Subftanz, ‚ welche die Zahnladen umz- ‚giebt, verlieren. So denn verſchwinden diefe Wur⸗ zeln mit einem male, ihre Kronen, melche beſtaͤndig von den zweeten Zähnen geftoßen werden fallen von ſelbſt ab: die zweeten Zaͤhne nehmen den Plag ‘der Laden allein ein, — biermit iſt das zweyte Zahnen voll ſtandis · Alles, was ic) Sie Bisher angefühtt Babe, muß. von demjenigen, mas am gewöhnlichiten, und auf ° die den Regeln des Mechanismus: gemäßefte Weiſe gefchieht, verſtanden werden. Es können dabey Aus⸗ nahmen, ſonderbare Fälle, und außerordentliche Ver⸗ bindungen ziwifchen denen Wegen, welche die erftern a — Zaͤhne nehmen, flare fingen; dergleichen Pp 2 ſelte⸗ 1] * 1 f _ BEN © Ri ; * Mh a r ö was am — — ——— um Ich habe mich zu nichts * vei er,.als d il on Bee. (aer abzugeben, bin — niemand kann mit Grund eft % RN as an— ders von mir erwarten. Si a — — —— h Bah: LE Uebrigens betrifft diefe Ab Meubegierde, Der darinn“ nder ge Mechanismus kann dazu * J einem nachtheiligen Irrthume bey dem zweyten Bahnen begegnen. Bisweilen übereilt man ſich zu jebe b Ausziehung der Milchzaͤhne, und hieraus entfieht der Schade, daß die zweeten Zähne, nicht, eintreten; - und zwar aus feiner andern Urfache, als weil nach dieſer zu fruͤhzeitig vorgenommenen Herauszich in. die Rinnladen ihre Wände wieder Kara müb find, und eine Art von Verwachſung der Zahn. laden ( Anchytofis alveolaris,)’ entſteht/ welc e zweeten Zähne verhindert, daß fie eh dur brechen, und nad) dem oben) angeführten Mec MUS. zu⸗ nehmen Fönnen. Sie bleiben den der Milchzähne ſtecken, und das. ente Zahner kann nicht vor fih gehen, Die aus der 'g eichen Mangel entflehende Unordnung. und. ſchaͤ 6 a, fallen — in * — aA ER er ee I Im A auch — MM" RI v 7 Bid x ** 314 — “E Bet. Bl i Bar RE a 597 PRRSIT TEIL EEE EETISn zen Eineinewe Art Sen arg N “ J we rg" Er ra + HL HH ;st? a a. | HB 54 TED N onnenuhbren > Di x % + u I: * . 7 J iR x RSCERREN 3.3, ieb uch 8 "befchrieben Has er fe Su 58 prä: ns % errn Delalande, Wuggehe ber Hönigt. Neademie der Miffenfaften A J ARE ir m: Journal des Savans, Juillet 17588. RER BES. ———— MY nerachtetiber Menge verfchiedener Figuren, Die ME man den Sonnenuhren: gegeben hat, und mit WM denen unfere Bücher von der Gnomonik an gefuͤllet find, bat: man doch noch nicht die Mannigfaltigkeit erfchöpfer, deren dieſe Materie für hig iſt. In dem Mercure vom Hornunge 1758 findet man, daß Herr Bizot Regierungsrath in Beſan⸗ ſon, im vergangenen Fahre eine Sonnenuhr von beſonderer Art habe machen laffen, deren Stunden⸗ linien unfichtbar find, wenn die Sonne nicht ſcheint. She‘ finnweicher. Erfinder ſcheint zu geſtehen, daß er nicht anders, als mit vieler Mühe, und durch viele ‚Rechnung, darauf gekommen iſt; gieichwohl läßt fich "diefe Sonnenuhr auf einen ganz einfältigen Grund bringen ‚ ‘daraus nıan verſchiedene Folgen, amd eine — * Pp — ſehr | y uͤrli ERROR EN 1 —9 A ic), es werde den rer sag | feyn, die Theorie und einen umfta von diefer Art Eonnenubren Dieſe ganze ae | tan verzieret fie, denn. man nit, mie * em Ge— ; mälde,. welches ſich ſchicken muß, denſelb ne act anzudeuten; hierzu kann der Finger: ‚eines Engels, Die Zunge eines Drachens, u. d. m. dienen. Dar⸗ ‚über machet man ein Eleines Dad) aus Eifenblechen, welches einen Schatten werfe. Auf dieſen Blechen zieht man die Stundenlinien, und die zu ihnen ges hoͤrigen Ziffern, und feilet beyberaus. Wenn nun die Sonnenftrahlen durch diefe Deffnung gen fallen, fo machen fie auf der Mauer lichte Geier — — zu jeder Stunde einer durch den Zeiger geht, und nd vermittelſt der lichten Ziffer ,-bie fich neben ihm mi entwirft, Die Stunde des Tages zeige. Es ſind alſo weder Stundenlinien noch Ziffern auf dev Me er felbft, fo daß man; wenn. die Fin den, Wolken bedecket ift, nicht denken ſollte daß die Ge: maͤlde, womit die Mauer gezieret iſt, eine Sor gen- uhr vorſlelletem | R En — Um die Verrichtung des Dadhes, t vorinne Die ganze Kunſt beſteht, zu’ erklären, wollen wir m bem leichteften Falle den Anfang machen Wir wollen feßen, man habe an der Maufr einen halben | Reifen * yon Eifen feft ‚gemacht, dergeſtalt daß er in der gache des — — und bebe an y KRaͤmlich einen n Reifen — der nach d dem Balken treife eines Zirbelsgehogen ſey. um. ? des Ue Ser Mauer den Pune —— faut bezeichnet, an ** Reifen ſelbſt aber habe man von -fünfzehnzu funfzehn Graden Fleine Deffnungen in een! der‘ Ziffern. ausgefeilet, welche fich auf der "Mauer, vermittelft der hindurch fallenden Sonnen ftrabten abbilden können, Es wird alſo an dem Ta⸗ de ‚Tag und Macht gleich find, eine Ziffer nach der andern über: den Mittelpunct des Reifens weg⸗ gehen, und ihre Stunde zeigen, und zwar beſtaͤndig san eben demſelben Puncte, · Wenn aber die Some - eine nördliche Declination hat, fo werden die Zife „fern ‚welche in der Fläche des Gleichezirkels ſind, ſich unter demſelben Mittelpuncte entwerfen; und — uͤber demſelben, wenn die Sonne eine ſuͤd⸗ clination hat. Doch wird alle Tage zu ei⸗ nerley Stunde, einerley Ziffer ſich auf einer Stun⸗ benlinie darſtellen, die durch den Mittelpunct geht, und mit der Berticallinie eben fo einen Winkel mar scher „als die.ähnlishe Stundenlinie einer gemeinen Sonnenuhr %» Mur würde die neue Sonnenuhr dieſes beſondere haben, daß alle Stundenlimen ein. ander in einem Puncte, und. beynahe halb, durch» ſchnitten, und eine Art ‚eines Sternes Pe: — — Dieſe Linien nun weguſchaffen darf man nur — dem gedachten Reifen eine gewiſſe Breite gebe, fo daß fein Schatten den Raum, welche diefe Stun— denlinien einnehmen wuͤrden, bedecken koͤmne alfo — einen (hohlen Splinter vermanbelt ner Ppa ——— * = Damm bie Slundenlimen einer gemeinen — uhr ſind auch. nichts anders, als Dur tte der Stundenʒirkel und der Flaͤche der Be Ä 60 Eine neue Art ben, deſſen Axe nach dem Pole gerichtet: iſt und deſſen Grundflaͤchen dem Gleichezirkel parallel find. Alsdenn wird man die Deffnungen in feinem; Lms. £reife länger machen koͤnnen, indem man fie.der Are gleich laufend fortzieht, und. * das durch fie fallende Kicht wird auf der. Mauer, belle Linien zeichnen, die beftändig durch-einerley Mittelpunct gehen werben. In der That find, alle dieſe Linien ** der Welt⸗ eye parallel, jede in der Flaͤche eines von den Stun- denzirfeln, die den Mittelpunct-mit einander gemein Baben ; und demnach wird; jede: von ihnen in ihrer Drdnung die gehörige Stunde; zeigen, nicht anders, als wie es eben fo viele Zeiger in gemeinen Sonnen uhren thun würden. | Anſtatt des ist gedachten Eylinders kannn man * Kuppeldach machen, welches ein Stuͤck einer Kugel ſey, Die ihren Mittelpunct indem Punete habe durch welchen alle Stundenlinien gehen ſollen. Alsdenn muͤßte man auf dieſer Kugel die Stundenzirkel von fünfzehn zu funfzehn Graden ziehen, welche, nach⸗ dem ſie mit ihren Ziffern ausgefeilet worden, ‚belle Linien machen wuͤrden, davon jede durch ihren Durch⸗ gang durch den Mittelpunck, die Stunde weifen wuͤrde. Fuͤr den Cylinder und die Kugel kam: man aud) eine platte Flaͤche gebrauchen, die auf die Horizon⸗ talflaͤche unter einem der Polhoͤhe gleichen Winkel ge⸗ * In dem franzoͤſiſchen Texte nach der Amſterdam⸗ mer Ausgabe ſteht zwar et la ligne qui y paflera: aber der Verſtand erfordert, deucht mich, Pe „„ganglich zu lefen, et la Iumiere qui y paflera. ° “ Nämlich die auf dem Dache gezogenen m b ont Bm geraden Linien, U. Bon Sonnenuhren. '6o1 ‚geneigt fey, und ihre Grundlinie horizontal und auf die Mittagslinie rechtroinklicht babe. Es fcheint daß diefes des Herrn Bizots Methode ſey. Um auf diefer Fläche die Linien zu ziehen, brauchet man nur, aus dem zum Mittelpuncte ermählten Puncte einen Derpendifel auf die Fläche des Daches fallen zu laſ⸗ fen, deſſen Laͤnge mar zum halben Diameter a men muß, Und hernach aus dem Puncte, wo diefer Perpendifel auf das Dach trifft, zur Rechten und zur Linken die Tarigenten von 15°, 30°, 45° u.f. w. hinzutragen? ſo wird man die Puncte befommen, durch welche die Deffnungen gemachet werden müf- fen. Die halben Stunden Fönnen durch Reiben Eleiner runder, oder anders geftalteter Löcher ange Deutet werden: ' Es muß aber die Laͤnge jeder von . diefen Deffnungen wenigſtens gleich ſeyn der Weite des Mittelpuncts von dem Mittel der Deffnung, damit die hellen Linien ſowohl im Winter, als aud) im Sommer; den Mittelpuncterreichen mögen. Alle diefe Linien (nach denen die Deffnungen ein— gefeilet werden) find einander parallel: weil fie alle nach dem Pole gerichtet find, und jede die Weltare, der ſie auch parallel iſt, vorſtellet. Folglich iſt jede Linie ins beſondere eigentlich der Zeiger einer Son⸗ nenuhr, der nur fuͤr eine gewiſſe Stunde dienet, und ſie zeiget durch ihr Licht eben ſo, wie ein Zeiger durch ſeinen Schatten zeigen wuͤrde. Dieſe Sonnenuhr iſt alſo von den andern darin⸗ ne unterſchieden, daß ſie viele Zeiger fuͤr eine Stun⸗ denlinie hat, anſtatt, daß ſonſt viele Stundenlinien fuͤr einen Zeiger ſind; und uͤber dieſes laſſen ſich alle ihre Stundenlinien ſo gar auf einen Punct bringen, | Dpz. weil ‚602 Eine neue Yet weil ſie wegen der verſchiedenen —— die fie haben muͤſſen, nur einen Pautt mit einander ge⸗ ‚mein haben koͤnnen “ Die platte Fläche, von * ih itzo Rh habe, falte in den fechiten Stundenzirkel.. ‚Aber noch all» gemeiner die Sache zu betrachten, fann man eine jede andere platte Fläche annehmen , die durch die Dole ‚seht, fie fey nun ſenkrecht, oder fchief liegend, fenf- recht naͤmlich, wenn ſich die Stunden au dem Fuß⸗ boden eines Zimmers zeigen ſollen, ſchief liegend aber, wenn es an einer ſenkrecht ſtehenden Mauer gefchehen fol. Die einzige nothmendige Bedingung der Släche ift, daß fie nach) den Polen gerichtet ſey, woraus dieſes folger, daß darauf alle Linien der Oeff⸗ nungen einander parallel feyn muͤſſen. Wenn das lLicht der Sorte durch viele Oeffuun⸗ gen zugleich fällt: fo machen die auf der Mauer ent⸗ worfenen Bellen Linien feine Sonnenuhr, ſondern nur eine Wiederhohlungeiner einzigen Stundenlinie; es werden laufer Paraffellinien, die alle zu nichts dienen, bis auf die einzige, welche durch den Mit: telpunct gebt. Es iſt aber. leicht, alle Die andern weg zufchaffen, indem man dem Dache eine gewiſſe Dicke giebt, welche ungefaͤhr * achtmal fo groß iſt, als die Breite jeder Deffnung des Daches ‚ober in⸗ dem man nur an jede Deffnung inwendigeinen Rand aus Blechen oder Stäbchen machet, welcher Dieter Dide gemäß fen. Es * Der Grund dieſer Beſtimmung iſt weit die Tan⸗ gente eines Winlels von achtehalb Grad 24 achtmal in dem ganzen ‚Sinejenthalten iſt. Es FAIRE — a als daß * nur noch eine Beſchreibung "gebe, weiche dienen koͤnne, er Sonnenuhr in aller Tagen und, auf allerley EN au zu verzeichnen, wenn man nur erſt Nittagslinie gezogen, und ſich einen Punet zum Mittelpuncte der Uhr erſehen hat. Eine Mat⸗ fe fo zu ſtellen, daß fie durch die Pole gehe, muß man auf einer Horizonfal gezogenen Piittagstinie ‘ ein: Dreyeck aufrichten , deffer Winkel an der Grund⸗ linie der Polhoͤhe gleich ſey, und nach. dieſem Wins kel ein Lineai ſtellen, oder eine Schnur ziehen: als⸗ denn wird — ja nr Er Seite des De Ai Bug a wird man * IHR, —— weit EL in die a | die des aufgerichteten Dreyetes fallen muß. Nachdem das Dach dergeftalt befeftiget if, daß | es durch die Pole geht, p muß man ein Bret has Ben, das in der Some eines Zirkelausſchnittes von fünfzehn Graden gefchnitten ift; feinen Mittelpunct muß man in den zum Mittelpuncte der Uhr anges nommenen Punct feßen, und den einen Halbmeſſer in die Fläche des Mittagszirkels ftellen, fo daß der⸗ felbe (wie auch Die Fläche des Bretes ſelbſt) auf der Fläche des Daches rechtwinklicht ſtehe, das iſt, der Flaͤche des Gleichezirkels parallel ſey: Abben wird | der. andere Halbmefier, den man vermittelft eines Lineals verlängern muß, den Punct Fir die Oeff⸗ ang benfölgenden Stunde, und, wenn man: dag Bret umfchläge , aueh. die Yeffinung, der vorherge⸗ henden Stunde ohne alle Nechnung geben. Eben F wird ind die, Oeffnungen fuͤr die ‚übrigen Stun⸗ —* den er folgenden, beftimmm . Wer jemals eine verti u —4 gemachet, ER € wohl Serien St, ſamkeit die ni ce KR Sa J ba I) 79 A 4 HEN IM NER en N ee it ae! Erle 3; N N". j Mr | “x er u 2 * * “+ Pe at: N Ba — * RR A Br Von Nicolaug. Munekler | * tne elahrheit Doctor, — A * —* (ib der ‚ a m Ks dem bg + Magszine, Sur Ken [+ N * j \ R N gi Somtage ‚ weißes dr | gi äh —3 t N Gradflärfer / * * 4 3 war ſchwa wc eſcht ie in elhwind,, und that da man ihn nad), ein Abe abmaß, ungefähr hundert Schläge: in einer — n.diefem Zuſtande ver⸗ blieb er, ohne me Veraͤnderung, die zween Tage; ‚und nach dem, Anſcheine feiner drank — ich, daß ſie ſo bald nicht vorbey g ehen würde, Mittwochs, den dritten Tag, feit dem. ich ihn befuchte, fand ich ihn dennoch beſſer, feine Hitze hat⸗ te ſich merklich gelegt, und ſein Puls, ſchlug um mehr als zwanzig Schläge in einer Minute, lanafa- mer, als den Tag vorher. Nach dieſer Veraͤnde⸗ sung, Die fo vortheilhaft für ihn zu ſeyn ſchien, haͤt⸗ te man glauben ſollen, daß es beſſer mit ihm wuͤr⸗ de, wenn dieſes nicht waͤre dabey geweſen, daß man icht den geringſten Anſchein, weder am Schweiße, ch am Urin, oder ber. Haut bemerfte, Daraus man tte vermuthen koͤnnen, daß die Krankheit voll⸗ kommen entſchieden wäre, ° In dieſer Betrachtung wurde an dieſem Tage nichts i in der ihm verordneten ift geaͤndert; da ic) aber den folgenden Mor⸗ nd, daß er die vorhergehende Nacht wohl —— hatte, und daß ſein Puls ruhig blieb, in⸗ dem er —* ur als 74 — in einer Bin ef 606 Wirkung der Fieberrinde Nacht ohne Schlaf zugebeacht „ und! fehr ſtark gera- ſet hatte „, wurde ich dadurch nicht Fehr beſtuͤrzt ges macht, weil ich dieſes fuͤr einen Parorysmus des die» Ders hielte, den die Fieberrinde vermuthlich wertrei- Den würde, Da ich ihn am eben diefem Morgen befuchte, fand ich ihn ganz ohne Berftand; allein zu meiner größten Berwunderung, von allem , was zum Sieber gehörer, voͤllig frey, und fein Puls war ſo ru: Big als den vorhergehenden Tag!’ In diefem Zus ftande verblieb er diefen ganzen Tag hindurch, und die folgende Nacht z nichts von alle dem; wodurch man ihm Sinderung verfchaffen wollen, chat‘ die ge⸗ ringſte Wirkung; im Gegentheil nahm das Raſen bey ihm ſo ſtark zu, daß ſeine Waͤrter alle Muͤhe hat⸗ ten ihn im Bette zu erhalten. Den folgenden Mor: gen, befand er fich eben fo wie Den Tag vorher; fein Beritand blieb immer verwirrt, zuweilen lachte er, und nahm fehr feltfame‘ und laͤcherliche Poſſen vor, und machte Gebärden, die. von feinem Betragen bey gefunden Tagen ganz und gar verſchieden waren ; und ob gleich fein Puls nicht völlig fo ruhig war, - fbien fein Zufall mehr eine wirkliche Tollheit, als’ eine Raſerey die vom Sieber herruͤhrte, zu feyn. Bey Diefen ungluͤcklichen LUmfländen war nur ein einziges Mittel übrig, melches gefchickt fchien, diefer Sache eine baldige Entfcheidung zu geben. Es war noͤthig, Daffeibe zu verfuchen,, ob gleich die Indicationen hierzu ſehr dunkel und der Erfolg ſehr ungewiß waren, Indem man die Zeit nachrechnete, da diefe Raſerey angefangen hatte, welches ungefähr 36 Stunden ge⸗ fiheden, nachdem der Puls ruhig worden warz und" Sn mon wahrnahm/ daß Bas eine Slas Urin, der die —— —— auſehe / ung einen — i anzuſetzen ‚bereit ſchien, war — ger Grund zu vermuthen, ja wirklich zu hoffen, vor⸗ Banden, daß} ob gleich der Puls die ganze Zeit, dem das Nafen fichseingefunden hatte, rubiggieng, ) Br etwas ſiederbaſes dahinter ee RR it "Dach biefen Anpientionen‘, die zwar ſehr —— | lich waren, wurde befchloffen einen Berfuch mie, der Fieberrinde zu machen; ſie wurde dem zu Folge ſo gleich zu nehmen verordnet, und es follte aller zwo Stunden, damit fovtgefaßren werden, Dieſes Mite tel ſchlug fo wohl an, Daß es alle Hoffnung „die man ſich davon hatte machen koͤnnen, weit uͤbertraf; ſo febr, daß die Waͤrter dieſes Kranken bemerken konn⸗ ten, daß nach dem jedemmaligen Einnehmen, er immer mehr und mehr wieder zu Verſtande kam; und des Abends, nachdem er ſechs Drachmen ein— genommen hatte, wurde ſein Urin dicke, und ſetzte einen ziegelfarbigen Bodenſatz an; und, wenn man: die Mattigkeit ausnimmt, die natürlicher Weife, auf folche heftige Bewegungen als er gehabt hatte, folget, fo befand er ſich fo vohl am Verſtande als am Körper, ſowohl, als er ſich jemals in feinem Le⸗ ben befunden hatte. Er hat den Gebrauch der Fie⸗ berrinde zu gehörigen Zeiten wiederhohlet, wie eg. nad) Wechſelfiebern zu geſchehen pflegt, und befindet ALL immer bis gegenwärtig, recht wohl, Der Gebrauch der Sieberrinde, bey den unordenta- lichften abwechſelnden Krantheiten iſt in dieſer In⸗ ſel ſowohl bekannt, daß es vielleicht *— gewe· gr Rn wuͤrde, einen Sal | * zur — die⸗ 608 ° Wirkung der Fieberrinde | diefes Gebrauchs anzuführen; und ich habe: nur zu ſehr gefunden, wieunzulänglich es ift, wenn man ſich nicht bey Erfindung einer philofophifchen Wahrheit auf verfchiedene Fälle gründet, als daß ich hätte unternehmen follen, etwas mit einem einzigen Bey⸗ fpiele zu erweifen. Allein der ist angeführte Vorfall iſt von einer fo außerordentlichen Art, daß er wirk⸗ lich angemerfe zu werden, verdienet, ſowohl feiner eignen Befchaffenheit wegen, als auch), wegen der. ‚Aehnlichkeit, die wir durch die Erfahrung zwifchen Krankheiten bemerken, und welche die ficherfte Mes thode an die Hand geben, über ‚practiiche Gegen⸗ flände zu urtheilen. Die zwey merkwürbigften Um⸗ ftände bey diefem Vorfalle find, der Anfang und die Fortdauer der Naferep, ohne daß der Puls heftiger wurde; und die baldige und Fräftige Wirkung der Sieberrinde, ob fie gleich zu einer Zeit gegeben wur⸗ de ‚ da keine Wahrſcheinlichkeit da war, den Zufalldas durch zulindern,, den mandadurd) heben wollte. Man hat geglaubt , daß ein geſchwinder Pulseben fo noͤthig zu der Definition des Siebers ift, als er ein pathogno⸗ monifches Sympfoma davon iſt. Allein die Erfahrung ftreitet wider diefe Meynung ; vielleicht iſt gegenwaͤr⸗ ‚tiger Fall ein Beweis des Gegentheils; es hat unters deffen nicht an Beyfpielen gefehlt , da gegen das Ende des Fiebers , der Puls ruhig geworden, ohne daß fich einer von den Übrigen Zufällen verloren hätte, ver Kranke hat gemeiniglich gleichfam fehlummernd gefes gen , eben fo wie jemand. der eine große Menge Opium zu fich genommen hat, Galenus etwaͤhnet im drit⸗ ‚ten Buche der Borberverfündigungen des Pulfes, Dies fes Zufalls , uno. hält denfelben für ein ſehr — Zei⸗ beh dem Raſen. 609 — —————— vielen Fällen, die mir bekannt a find, ereignet. "Sollte uns nicht der vorhin erzaͤhlte Vorfall; Anleitung zu der nuͤtzlichen Unterſuchung geben, ob bey einer jeden Art von Fieber, | — ——— ruhig iſt die Fieberrinde nicht dienlich zu gebr ſt und wahre cheinlich ein gutes Min | se? denn ängefüßpten Falle, hat fie ſich aller dinge, alsein gutes Mittel erwiefen „um wenigften ift gegenwärtig ſehr wohl bekannt dßie ein ſicheres Mit⸗ sebziben allen den Faͤllen iſt bey welchen ein De der Erfahrung und Einficht Hat, fie zu geben ſich allege bebenfen würde. Ich meines Teil, kann zuverlaͤſ⸗ ſig verſichern, daß bey den Verſuchen hierinnen in den nachſten zehn Fahren, im Guy's Hoſpital waͤhrend welcher Zeit ich dieſes Mittel bey verſchiedenen Gelee enbe eiten, mehr als 500 Perfonen, nur allein in dies aufe ‚ babe brauchen laſſen, ich bey der allerges nauefien Beobachtung ‚niemals bemerfet habe, daf esnur den geringften Nachteil, oder fonft übele Zus fälle hervorgebracht Hätte , felbft in Fällen, da esniche, nach der Abficht weswegen es verordnet worden, wirfen wollte; undy; (welches ich merfwirdig finde, ).bey Marbis chronicis ſo gar bey folchen, wo die Fieber⸗ tinde. von vielen für ſchaͤdlich ift gehalten worden, wenn bey dem Anfange eines. Wechfelfiebers, die Fieberrinde diefe Nebenkrankheit zu Heilen erfoderg wurde, ift, nach den richtigften Einfichten, fo: ich hierinnen haben koͤnnen, * die Hauptkrankheit im⸗ merfort gegangen, ‚fo wie fie, würde, gethan haben, wenn; die — a * waͤre gebraucht — ——— —E— * ed — — ar a, | 8 * re Re fi I ö f Ab L — a; —* 4 H E “ 7% = 4; er —— nn J vom Herrn gave. Pr “ En \ * Verſuch ruͤhret von einem Schriftſteller XSJ VYher, welcher ſich rn verſchie bene in ganz I / Europe befannte Werke berühmt gemacht hat. Er beſitzt die Geſchicklichkeit —* An⸗ — des Styls und alle — — Fi —— mit den — und tie ef —55 Beyfall, welchen en Bay —— An gunſtiges Verurtheil für ——— Schrift. Der darinn hoffentlich mit Vergnügen fehen, wie viel dieſe Materie gewinnt, da dr von einem et ge — ya | — in —* — Snfeimmiffn d ve Kun unterrich⸗ tet zu haben ſcheint. Der Geſc maif an der Ma ⸗ lerey, den erleuchtete $iebhaber aufge ın den die glänzenden Meifterftüche unfrer neuern Mah⸗ ler ernaͤhrt haben, iſt itzt faſt allgemein ee “ iſt aiſo kein Zweiſel, a dieſes et gut aufs ‘ genom⸗ sonder Mahlerey. 6m genemmen werden werde, Wir wollenes unfern $e« fern mehr uͤberſetzt, als auszugsweife liefern. + Warum giebt es in allen Arten von Wiſſenſchaf⸗ ten und Profeßionen fo wenig. vortreffliche Künftler and große $eute ? Darum, weil die Abfichten der Ael⸗ tern mit ihren Kindern den Abfichten der Natur ents gegen gefegt find, und weil ſich die Erziehung niche nad) Ben Gaben richtet. Billig follten die Gefege in diefer Abficht die väterliche Gewalt einfchränfens denn fonft wird es ſich öfters zufragen, daß ein Menſch, welcher dazu geboren iſt, ein Newton oder Raphael zu werden, nichts als ein elender Reimer werden wird. Wenn in den oͤffentlichen Schulen vernuͤnftige Leute von der Regierung dazu geſetzt wuͤrden, das Genie der Kinder zu erforſchen, wenn es Ulyſſen darinn gäbe, fo würde man auch Achillen daraus bervorfommen ſehen. Der Ane blick eines Degens, einer Reiffeder, eines Com« paſſes würde bald die Beflimmung eines Menfchen entdecken, und man würde alsdenn weiter nichts noͤ⸗ thig haben, als den Anzeigen der Natur zu folgen, fo wie es die Arztneykunft in Kranfheiten"zu chun pflege. Iſt es niche wider Die Vernunft, dem _ Öeiftlihen, den Kriegsmann, den Gelehrten, den Künftter einerley Bahn gehen zu laffen, ihnen allen einerley Art der Erziehung zehn Jahre, hinter einam ber zu geben, fie das zu lehren, was fie wieder ver⸗ geſſen müffen, und das fie vielleicht zu ihrem Gluͤ⸗ cke nie erlernet hätten. ‚So madıten es die Römer nicht. Der Redner und der Rechtsgelehrte, ſagt Das, was fie dereinſt ſeyn follten. al. ga Henn machten nichts anderes aus fi), als nus in vVanch Wenn aber eine Kunft iſt, die eind völlige Appli⸗ catich und den ganzen’ Fleiß eines Mehfchen er dert, fo ift eg Die, welche ſich bemühet,, Ye} Sch heit in einem vollkommenen Ganʒen, das ihr vie Natur nie giebt, vorzüftellen, einer’ platten Flaͤche Erhabenheiten, und koͤrperliche Geſtalten zu geben, die Finſterniß zu erleuchten dasjenit je warte Han: de fajlen, ven Augen in der Entfernung ir zeigen, und die Leinwand lebendig und redend zu Machen, daß der durd) diefe gelehrte Zauberey entzuͤckte Zu: ſchauer fagen muß: Wer bie Sachen ſelvſt ſieht, ſieht fie nicht beſſer, als ich. So bald alſo die Natur ihre Wſchten an einer Perſon entdecket hat, muß man ſie nicht auf dem gewoͤhnlichen Wege gemeiner Studien fortgehen laſ⸗ fen. Man gebe ihr vielmehr eine Grammatik ih— ver Sprache in die Hände, und untertichte fie in den Anfangsgeimden ihrer Kunft > denn auf dieſen Zweck müffen alle ihre Uebungen abzielen. Ein ſolcher Schüler wird von feiner Kindheit an die Geftale der Bäume, der Thiere und den Wüchs Ind die Br ſchesbilcung der Menſchen betrachten. Man fuͤhr ihn in alle Manufaeturen, und zeige ihm alle # zeuge der Kunſt. "Diefe* phäntaftifche" Erziehung wird feine Einbildungsfraft bereichern, und feine Sinnen in einem Alter beherrfchen, mo uns die Meugier, alles. ſehen, ud die Empfinblihfei alles behalten läßt. —J Seine erſten — möffen nad) den Mu: flern großer Meifter gemacht werden, damit: ſich feine Augen und Hände an die Proportionen des Shinen, und an: den ya der Muſter ge⸗ woͤh⸗ von der Mahler. 613 woͤhnen. Man laffe ihn die Köpfe alter Medail⸗ len abzeichnen, damit er dieſe beruͤhmten teute Fens nen lerne, die einft der Ruhm feiner Gemählde ſeyn werden ‚zund Damit er erhabene Geftalten ab- "zeichnen lerne. Alle feine Zeichnungen müffen mit Geſchmack angelegt, und durch die Nichtigfeit-des Ausdrucks zur Bollfommenheit gebracht werden, Die Nahläsigkeit iſt Anfängern hoͤchſt ſchaͤdlich. Man darf fich nie Hoffnung machen, den Gebrauch des Compaffes durch das Augenmaaß zu lernen, obs ne ihn vorher lange in den Händen geführt zu haben. Die Zergligerungskunft iftfür einen Mahler eben das , was die Örammatif für einen Schriftfteller ift. Es iſt gar nicht die Frage, 0b? fondern was er Da- von lernen muß? Es wird nicht erfodert, daß er die thieriſche Defonomie vollftändig einfehe: allein er - muß doc) zummenigften die Structurdes Menfchen: geripps verſtehen, und den Urſprung, Die Sage ‚die er Berbindung und die Verrichtungen der vornehmften Muskeln wiſſen. Drey Monate Unterricht von ei: nem Zergliederer,, der geübt ift, koͤnnen ihm bin reichend ſeyn. Es würde eine fehr nuͤtzliche Uebung ‚ fenn;swenn man aus der Einbildung die, enfgegen ſtehende Seite von derjenigen, welche man nad) dem Muſter gezeichnet hat, abzeichnete, So begreift man die Verrichtungen der Musfeln, wie fie fid) ‚nach den verfchiedenen Stellungen des Körpers vers. | Fürzen „ausdehnen und auffehwellen. Alsdenn wuͤr⸗ . de man nicht die eine Hälfte des Körpers ungezwun⸗ gen und frey, Die andre ‚hingegen fteif und gezwun⸗ gen warfen in an lo Kar" ze x - . \ * +.» nr TE ET T RER IR UM a MOSER. vr Im a Pre in -s * ar Fr - J * ——— — J * Fiat i r wi, Na 3 Nach ————— J — En 7 Nah ‚dem Studio ‚ber Zerglieber mgsku nt, muß die Perfpectiv folgen. Ein Gemaͤhlde iſt wie ein Glas, durch welches man die vorgeſtellten Gegen⸗ fände fieht. Wenn die fage einmal gegeben if, fo hängt die Borftellung der Gegenflände unter dem Glaſe bloß von der Entfernung und Höhe des Aue ges in’ Verhaͤltniß gegen dieſes Glas — | von den Regeln der Perfpectiv, deren Anwendung für Cabinettſtuͤcke nach nothwendiger ift, als für N e eheatraliſchen Gemaͤhlde. Die Perfpectiv, fa Dinci, iſt der Zaum und das SteuerruderderMab- lerey; fie muß machen, daß die Gegenflände ber die Leinwand hervorragen, gleichwie die mahlerifhe Zergliederungsfunft unter der Bedeckung des rundes ſten Fleifches die Gebeine und die Structur der ins wendigen Theile," und unter ben dickſten Kleidern das Nackende entdecket, und gleichſam zu verſtehen giebt. Sie leitet den Mahler bey der Zeichnung 4 und lehret ihn feinem Gemählde allen möglichen € fect zu geben. Wenn das Gemaͤhlde oc werden ſoll, fo muß der Geſichtspunet unten feyn, und umgekehrt, ſo, daß das Gemaͤhlde ‚allegeit dem Auge, das es beträgen fol, entgegen ſtehen, und, die Fläche ſich immer enger — je kleiner die Figuren werden. Wenn das Gemaͤhlde außerordentlich hoch zu ſtehen kommen fü müßte man den Gefichtspunct fo niedrig r baf er aus dem Gemaͤhlde felbit heraus fallen ißte, und daß man deffen Plan oder Fläche ſchiechterdings nicht wuͤrde ſehen koͤnnen; fonft aber, wenn der Ges fichtepunet auf das Gemählde: träfe, würde eine waſſergleiche Flaͤche ſchief u fegen feinen, ” die igu⸗ 615 ide Köpfe: ‚vorn. über hängen. — re beſtimmt worden, koͤmmt es auf den. Entfernungspunet an. Der wahre und ‚ einzige mürde der feyn, aus welchem man mit einen Bucke das ganze Gemählde überfehen, und alle Theile deſſelben am beiten unterſcheiden koͤnnte. Man muß demnach die Figuren eines Gemaͤhldes, als fo viele Säulen eines Gebäudes befrachten, und Polchergeftalt. das Gemählde in feine Perfpectiv beine L gen, ehe man es ausmahlet. Alsdenn wird man nicht Gefahr laufen, fic) in der Proportion der Figuren gegen die Entfernungen, und in der Ver⸗ minderung oder Vermehrung ihres Effects, nach den Graden der Entfernung, wotinn fie ſtehen, zu irren, welches eine Hauptvolikommenheit iſt, worinn es die groͤßten Meiſter verſehen haben, die aber aphael ſo ſehr in Acht nahm, daß man an vielen feiner Zeichnungen die Degrabationelinien ‚gefunden bat. So fehr kann dieſe Behutſamkeit den Effect der uͤbrigen Kunſtſtuͤcke der Mahlerey ergaͤnzen! Da die Regeln der Perſpeetiv von der Wiſſen⸗ ſchaft der Proportionen und der Eigenſchaften der Dreyecke abhängen, fo muß man einige Monate dar an wenden, den Kuclides zu fludieren. Wen dieſer Weg langweilig zu feyn ſcheint, der muß ver⸗ muthlich nicht wiſſen, daß er ber Pi ingige iſt, unddaß in allen Künften das kuͤrzeſte Mittel darinn beftehe, die Ausübung auf die Theorie . zu gründen, Man thut allezeit hinlaͤnglich große Schritte, wenn man nurficheräft, daß der Fuß nicht fehl tritt. Das aller⸗ ſchoͤnſte Colorit kann die Fehler der Zeichnung we, ber ab an verbergen. Hannibal Carrache Da hielt der Narr. — die Re vl an den Menfchen abändert , nals Heß füge des Mechanismus in der 5 irdeg! noch die geometrifchen Kegeln der Berhältni Proportionen in ihrem Effeete aufs Auge get. Die Kunft ift eine Fertigkeit, a Sa Bernunft arbeitet. : Diefer Vorzug iſt es, welcher der Schule zu Boulogne ihren 'borzüglichen Ruhm vor allen andern ervirbhßeee Die Optik, welche die Schatten und Grade des Sichte befiimmen muß, ift ein Zweig von. der Pers fpectiv. Die Balanz der Geſtalten und das Stu⸗ dium der Symmetrie gehören: n mie’ det Zergliebe: rungskunſt in eine Reihe. Die Alten ſagen es ha⸗ be Poliklet eine Bildſaͤule gemacht, welche er den Maaßſtab genennet ‚hätte, und welche *— us ſter der Maafe und ar des menſch Körpers beftimr Der‘ Delvedere, bu 3 Se ifche De der Saum und Antinous find beffere Lehrme als die Bücher. Die Statuen —— ind ve nigen alle Zuͤge der Vollkommenheit und Schoͤnl welche die Natur tauſend einzelnen Menſchen durch⸗ einander ausgetheilt hat. Sie Far fan allgemeinen Formeln der Mablergee metrie. An ihnen fieht man zugleich das Beyſpiel uch, die ge gel, und diejeni e KRühnheit ‚großer Meifter, den Regeln der Natur * wodurch ſi ſie fie | h Be rs 2 Genies‘ unterterfen, . und und — ihre — Be⸗ griffe von der Größe, Macht und Tugend vorſtellen. f diefe Manier machen die Schenfel und Beine ‚des Apollo zu Belvedere, da fie länger, ‚als na⸗ tuͤrlich find, die, Gefhäfftigkeit und Behendigfeit, bet ſtarke Hals des fernefifchen Herkules hinge- gen Die Stärke vorftellig, und fo behalten die Züge Pinfels Die Chatattere ber Gefchichte bey. —9— Ein junger. Anfänger muß nicht eher. verfuchen in nad) dem Modell, zu fhildern, als nach⸗ dem..en.erft die-alte Kunftarbeit ( antique) wohl ſtudieret hat, um die Fehler ver Natur, indem er fie copiret, zu verbeſſern. Die Mahlerey iſt in biefer Abficht eben fo, wie die Arztneylehre, die Kunft wie- der her zu flellen und etwas Neues hinzu zu fügen. > Bern man die Statuen zu fehr ftudierer, fo läuft man Gefahr / ins Trockene zu verfallen, wie l Poußin, oder wie Michael Angelo, der keine —— gut treffen konnte, weil er zu ſehr nach Leichnamen gear⸗ beitet hatte. Man muß ſich aber ſehr lange im Zeichnen üben„ehe.man ans Colorit gehen darf. Die ‚ Zeichnung, man fann e8 nicht oft genug ſagen, ift fuͤr den Mahler eben das, was für.den Tonfünftler -die-Anftimmung, oder das ut, re, mi, fa, fol,la ifte Man weiß, was. Michael Angelo zum va⸗ ſari ſagte, der ihm eine Danse vom Titian.zeigter Es ift fehr —J daß dieſer Mann nicht zeichnen gelernet bat! Die Vortrefflichkeit der Kunſt ent» wickelt 17 wie Die ER der * in Er — * 4* —A—— N or | 09 5 | dem geln vom tichte und den Farben unterrichten laſſen. Dbgleich Titian, Corregio und Vandyk — liche Eoloriften gervefen ſind, ohne das. von der Maturlehre verftanden zu haben, 9 laͤ doch nicht laͤugnen, daß nicht ein Mahler große? züge befigen follte, wenn er das fennet, was er J nachahmen ſoll. So wird ihn die Theorie —2 tif in der Chromatik, oder beſſer zu ſagen, in.der Mufif des Colorits fiche er leiten. Die Kunft, die _ Farben geſchickt zu miſchen und in einander zu } ſchmelzen, und einer etwas von der andern fomit theilen, wie es der Gegenfchein des Lichts, den bie Gegenſtaͤnde auf einander werfen, erfordert, macht —— die Harmonie eines Gemaͤhldes us. Dieſe Harmonie gruͤndet ſich in der Natur auf die Unveraͤnderlichkeit der Farben, und auf die allen Koͤrpern gemeine Eigenſchaft, die auf ſie fallenden gefaͤrbten Strahlen mehr oder weniger zuruͤck zu werfen, obgleich ein jeder Koͤrper die Strahlen von der ihm eigenen Farbe am häufigften zuruͤck tirft, \ Man ftelle drey oder vier Körper, deren jeder ein — gewiſſe Farbe hat, einander entgegen, und gebe jedem einen gewiſſen Grad vom Lichte, ſo wird man ohne Schwierigkeit unterſcheiden Fönnen was einer auf den andern wechſelsweiſe für Wirkt a thut, und in weicher Proportion die Farben ger Man nehme eine — — ſo wird man dieſelbe zergliedern und in ih floͤſen fönnen. Man bemerke den Zwiſchenraum der a ben in einem ——— ante ein gläfernes Prisma von der Mahlerey, 619 Prisma in feine Farben zerglievert hat, fo wird mar leicht fehen fönnen, welche Farben. einander vers ⸗ wandt und ähnlich find, oder welche nicht. Wenn man, mit einem Worte, die Wahrheit mit folchen Augen betrachtet, die durch Nachforſchung und Er⸗ fahrung aufgeftäret worden find, fo wird man felbft da Grundfäße entdecken wo andere * dis | Sachen fehen. Aus den wahren — Regeln fiege noth⸗ wendig, daß diejenigen am beften tbun, die auf Be nen weißen, nicht aber auf einen braunen oder roͤth⸗ tihen Grund mahlen, mie igt mehrentheils gefchieht. Die Sarbenmaterien werden, wenn fie fehr fein ges rieben find, wie alle zu Staub geftoßene Körper, durchſichtig und Taffen das Licht hindurch fallen, bes fonders da das Del, das ſich mit diefen Materien vereiniget, bey nabe von eben derfelben Dichtigkeit ift. Wenn das Licht aufs Gyps oder einen andern - dem gleichen weißen Grund fällt, der alle Arten von Farben anzunehmen gefchickt ift, fo wird es in Na⸗ £ur mie feiner ganzen Kraft zurücfgeworfen , wie es die Spiegelfolie hinter einem Spiegelglafe thut, da es es Dingeoen auf einem braunen Grunde geſchwaͤcht Solchergeſtalt ift inder Mahleren, fo wie in der ee das Licht und Die weiße Sarbe-eine und eben diefelbe Sache. Folglich wird ein Gemählde - auf einem weißen Grunde weit lebhafter und klaͤrer ſeyn, als auf einem braunen. Das gicht iſt in dem ganzen Gemählde gleicher, oder befier zu fagen, pro⸗ portionirlicher ausgetheilet, als auf einem roͤthli⸗ Yen, runde, welcher die rorhen Strahlen mebe, als die übrigen — —J 4 irbe auf —— von en he * a nee ih "Die Kegel n des Lim and „bei und Schattens, und bie verſchledenen Mo: | nen des Colorits, und it vermögend, die Gemäh —9— ve gut, wenn ein Anfänger. an den Meifterftücken dieſer großen Leute arbeitete, ; ohne Zeit * —— dabey zu ſparen. Hierdurch wuͤrde er ſich nen, das gezwungene Weſen und den grol en und harten Ausdrud zu vermeiden, , und die Kun tderer ftudieren, die fie. am ‚beften zu verbergen gewußt on, — er Tepe; — Sachen —— jr A Ruten —— a * muß er vom Baſſan den kuͤhnen Pinfel trich un vom Paolo Veroneſe die Feinheit de ef elber lombardiſchen Schule die Kunft, die ? übereinander aufzutragen, dem Fleiſche feinen 1 zug zu geben (Morbidezza) und frifche Farben au wählen, und überhaupt die Manier und flämifchen Mahler lernen. , Wenn wir dem En laͤnder glauben follen, welcher I die Kunſt zufchreibt, die Sch önheit. zu. ſchibern, ſo muß man doc) daraus. mit jenem, — 9 e —* DE Pr 4 ß Ö in ‚Inder a Mo; ' # 0% D ar. F bloß den Italienetn des Giorgions und Titians zu copiren. Es waͤ⸗ * der = w F daß ſich das f lötr iſche Wlorit nicht * Biere Geficht hie *. ersrdon und Miris, Mai * egen J ehe ihrer Schilderungeh fo vortrefflich pflegten, wenn & nad) der Natur f&ilderten, fi eines € habenen piegels zu. ‚Bedienen, , um die 9 den Gegenftände- defto befier u treffen. era obfeura würde noch bequemer hierzu * ſich die Natur darinn ſelbſt freywillig abbildet, ohne ſich ch zu entſtellen oder zu verändern. Ein Fir gurift, Ta hier in Abſicht der Schattirungen, wel- che die Figuren —— (sfummiatezza), Das ift, in Abfi al der U Hmerklichen Degradation der Far: Ben in den entfernten Gegenſtaͤnden, ſehr nuͤtzliche — 5 anſtellen, und ſehen, wie die naͤ— — ſich deutlicher ausnehmen und ‚ha ter enhülfe er linearifchen Perfpectiv das angeneh⸗ ie € Frftaunen. und den zauberifchen Reis der Mabler- mſt ausmacht. Gleichwie man in der Camera | obfeura nut denjenigen Theil der Gegenftände. recht Be fieht, der gerade auf die Mitte des Glafes It, fo fhildere man auch in einem Gemählde Aut dasjenige vollfommen aus, was gerade auf defe | on Karben find. Hierin befteht eigenes ( Die 6 Senat guftperfpectiv, welche durch die Mahlerey. 6 n Öefichtspunet fällt, und jäfe nicht nur die ente- ernten, fondern auch die benachbarten Gegenftände unvollendet , welche man durchaus dem Auge nicht. nähern muß, wenn auch gleich die Hauptfigur, welche. un Blick auf ie Ber dr ‚im — Plane EIER RT. Sünde: *® Turpis —* Belgicus ore — Prap. . "(622 —⸗ ec fünde. Pr Adern alle m — EN abrie des Gemähldes mehr bervorragen, und. man wůr⸗ de ſich nicht mehr um dieſe Effecte des Lichts bekuͤm⸗ mern duͤrfen, worin die Kunſt allzuſichtbar iſt. Ein Figurenmahler Fönnte alfo eben ſowohl, alsein Mah⸗ fer der Ausfichten, die dunkle Kammer mit Nußen gebrauchen, entweder um jeden Gegenfta — fondere vorzuftellen, oder um Das Ganze, a Verbindung aller in gehörige Schattirung zu (ßen. | Diefes war die Zauberfunft, deren ſich Spagno⸗ lette von Boulogne bediente, um gewiſſe munders volle Gemählde zu verfertigen, die wir von ihm befis - Gen. Um aber die Wirkungen des Lichts und Schat- tens noch beſſer zu empfinden, müßte man vielleicht dem Tintoverte nachahmen, welcher erft im Kleinen Mufter von Wachs oder Lhon⸗ formirte, und ſie hernach im Großen auf Leinwand copirte. Die klei⸗ nen Figuren in einem Pappenkaſten, weiche di ch ein oder mehr Fenſter das Ficht einer Laterne em⸗ pfangen, koͤnnten einem Anfänger außer den Wir⸗ kungen des Lichts auf die Effecte der Perfpectiv zei⸗ gen. Es märe eben nicht nothwendig, daß der . Mahler ſelbſt die wächfernen oder thönernen Figuren zu bilden wüßte, inzwiſchen aber würde er doch die Nealitäten, welche er nahahmen und fichtbar mas chen muß, viel befler daran Fennen. Dies me Jar ein Kunſtgriff unſerer Meiſter und der Griechen, wele ehe in allen Kuͤnſten des Genies Meifter waren. FR Mit dem Studio der Figuren muß man das von den Landſchaften und der Baukunft verbinden, um in den vorhabenden Li Antingeigeäntier a — —* 2 der Mahler. 62 allgemeiner geſchickt zu feyn. Die berühmteften Landſchaftsmahler find le Poußin, Claudius der — Le Poußin, dieſer gelehrte Kuͤnſtler und Mah⸗ ler der geiftvollen Leute, copirte feine Landſchaften mehr von den Beſchreibungen Griechenlandes im Pauſanias, als nach def wahren Natur, Clau⸗ dius der Lothringer übernahm alles zu mahlen, und wollte die Figur der, Sonne ſelbſt ſchildern, die. doc) ein Mahler nur durch ihre Wirkungen vorftelfen -Fann, gleichwie Gott nur durd) feine Werke fichtbar it. Indem er aber diefen Stein der Weifen in der Mahlerfunft fuchte, entdedtte er untermegens das Geheimniß, die Helligkeit und Neinigfeit der Luft an einem heitern, und die Dünfte des Horizontes an einem beißen Tage nad) der Natur zu fihildern. Ti ian, der geheimfte Bertraute der Natur, ift der Homer der Sandfchaftsmahler. Seine Felder find fo. friſch, fo lachend, fo mannichfaltig, Daß man darinn fpaßieren gehen. möchte. Die -allerfihönfte Sande ſchaft von Mahlerey ift feine Marter St, Petri In diefem Stüde unterfcheidet man einen Baum von dem andern an der Berfihiedenheit des Stam⸗ mes, der Blätter, und an allen den Zügen und Shattirungen, womit die Natur ihren Schauplas batmannichfaltig machen wollen. Der Fußboden iſt fo deutlich ausgedrückt, daß ein Botaniſt faft Kraͤu⸗ ter darauf Ahnflte m. Was Titian in der Sandfthaftsmahleren iſt, das ift Daolo Deronefe in ver Mablerey der Gebäude. So fehr man aber die Natur beobachten muß, um J | dem erſt —— * mu Zei Kunſt fi udieren , um den leßfern zu erreichen. mon Es ift wohl nichts «(häßbarers unter den Alters | thümern, als die Gebaͤude. Mach den Aiten muß man die. Meuern. ſtudieren ;- + als den Bram mant, Alberti, Sans Micheli, Serlis It ins R manus, welcher als Baumeifter mehr Ruhm ' diente, als Mahler, gleichwie Sanſovin mehr als als Bildhauer, ‚als Baumeiſter verehrt * ü ſollte. Palladio aber verdient befonders, Da man . fein ganzes Gemuͤth mit ihm befchäfftige: Man rs zwar, Vignolo bleibe mehr beym Anciquen, er fey vichtiger und: umftändlicher: a allein man muß, auch zugeben, daß er in ſeinen Zufanmenfegungen, | und in einigen feiner Moduln etwas trocken fey, daß die Höhe feiner Fußſaͤulen und Gefimfe ide Saͤu⸗ len ein wenig unproportionirlich mache, und ihnen nicht die Majeſtaͤt und Kuͤhnheit laſſe, die in den Ordnungen des Palladio lebet. Dieſer letztere hat das Vortreffliche in der Mannichfaltigkeit der; Proportion des Antiquen. ausgefücht, und beſitzt ſo⸗ wohl in ſeinen Nachahmungen, als Erfin ungen, eine, wundervolle Anmuth, welche ihm den Titel des Ra⸗ phaels in der Baukunft mit Recht erwirbt. . Sir ne Fehler felbft find mahleriſch : denn man hat ihm Schuld gegeben,, daß er die Decorarion auf Ko⸗ ften der Bequemlichkeit zu ſehr überhä ifet h J | Es ift wohl fein Zweifel, daß er "den Paolo Vero⸗ nefe zum Mufter gedienet babe, nach welchem er’ feine Werke mit diefen Stuͤcken der-B 3— reichert hat, worinn Ger ſchmack und Biete mie! der BDO und dem Vorzuge ſueiten . · — ———— Am % von der Mahlerey. 625: Wenn ein Schüler durch alle diefe Studien ſich gebildet. bat, yo kann er nun felbft feinen eigenen Flug nehment er muf; aber nicht vergeffen, daß die Hand der Vernunft gehorchen muͤſſe. Der Künfte ler muß erft meitiren, das Concept formiren,, die Einrichtung machen, und denn arbeiten, Er muß fich felbft von allen Figuren, die in fein Werf hinein fonımen follen, von dem Plage, der Sage, der Stellung und dem Character, den er ihnen giebt, Kechenfchaft geben, und allezeit bedacht ſeyn, die Hauptfigur durch das gicht und Die zu ihrem Inte ge⸗ hoͤrige Farbe von allen uͤbrigen zu unterſcheiden, und fie in diejenige Perſpective zu ſetzen, welche das Aus ge aflezeit auf fie heftet und zurück führer, Die große Menge der Derfonen in einem Gemählde er⸗ muͤdet das Geficht, wenn man ihm nicht gewiſſe Ru⸗ bepuncte ſetzet wo es fich erholen Fan. Die Mah⸗ ler fagt Leo Alberti, follten den dramatifchen Dich⸗ tern nachahmen, die in ihre Stuͤcke fo wenig Per⸗ fonen nehmen, als möglich find. Die Gabe da Mahlers ift, wie des Dichters feine, ein Gei hen der Natur, das ihren Sieblingen ertheilt wird; die Kunſt aber ift eine kluge Haushälterinn, beide die. Reichthuͤmer der Natur nur am rechten Orte mie Sparfamkeit gebraucher. Andreas Schi, ein \ Künftter, der nicht fo berühmt ift, als er es zu feyn: verdienet, ftellte fid) allezeit vor, daß er in Gegen⸗ ware eines Baphaels oder Zannibals arbeitete, ſo wie Longin einem Redner den Kath) giebt, ſich eitte zubilden, daß ihm Demofihenes oder Homer zun hörte... Will er ven Beyfall folcher Richter verdie⸗ nen, fo muß er. die Einheit des Deffeins ftets vor Ar | Augen 25 Band. T 'z * * — * * 626 — — Augen —— ‚das if, 9 des Dbject: in dem Ges maͤhlde feine Rolle habe. Kor ift die Grundres gel aller Künfte, die in der Nachahmung ‚beftehen. | Hierdurch) gefchicht es, daß ein Gemählde, ein Ges bäude, ein Buch) Eindrus mad, und dem Gemuͤ⸗ the im Gedächtniffe bleibt. Will er viele: Figuren: beyfammen vorftellen, und ifmen verfchiedene Stels lungen geben, fo muß,er die Linien bie yen v und. fe ‚ anmuthig fehlängeln. Y Wenn man in allen Arten von Vorſtellungen glüclich feyn will, fo muß man nicht wie Le Buide bloß für ein gelindeg, und nicht, wie Caravaggio Bloß für ein ftarfes Licht eingenommen feyn. Ues berhaupt muß der. Ton des Lichts ſich ausnehmen, die Schatten muͤſſen ſanft und in ihren Graͤnzen uns merklich feyn; der vornehmſte Theil des Gemaͤhldes muß entweder durch die Kunſt des Sichts und Sc * * tens, oder durch die Wahl und Austheilung der ieb⸗ haften oder dunklern Farben groß und vorzuͤglich werden: übrigens aber muß jedes Ding fo wenig Ausdehnung und wahre Breite erhalten, als möge lich iſt. Die Eichtftrahlen, welche die duͤſtern Stel« len eines Gemaͤhldes beleben, thun eine vortreffliche Wirkung: allein man muß ſie mit Ueberlegung an⸗ bringen, damit man dem Blicke die Ruhe nicht neh · me, die ihm fo angenehm ift: denn er wird-von dem. allzu vielen Sichte in einem Gemaͤhlde eben fo fehr er« muͤdet, als das Ohr in einer zahlrei hen Geſellſchaft, worinn alle auf einmal reden. En lich muß auch ein jeder Mahler in feiner Manier alle Art von Feh⸗ lern, die ihn unterſcheiden fönnten vermeiden, gleich-⸗ wie man die — gewiſſer a en: di 5 von n der Mahierey. De 77 Ausfprache umterfeheiben fann. Es wäre viel von "der Erfindung zu fagen: allein außerdem, daß fie zum Genie gehöret , das ſich Niemanden geben läßt, muß man aud) das Gemuͤth nicht mit Regeln und Vorſchriſten ermüden: zumal da es damit nicht an⸗ ‘ders, als mit den “Brillen iſt, welche nur denen dienlich find, die ſehen koͤnnen. Die Falten muͤſſen natuͤrlich und leicht ſeyn, und müffen zugleich das Nackende zeigen, das fie verhüls len, und den Stoff kenntlich machen, der fie formie vet. Die Alten zeichneten erft die Figuren, ehe fie bedeckten, und machten erft das Gerüft des Geri ipps, ehe ſie die Muskeln hinzufuͤgten. Bey ven Klei⸗ dungen muß man den Geiz gewiſſer Mahler vermei⸗ den, welche den Stoff zu ſparen ſcheinen, aber auch die Pracht des le Guide, welchen Alban nur den Kleidermacher nennte. Albrecht Duͤrer war in den Kleidungen vortrefflich, und hierin wußte le Guide ihm nach zuahmen: allein man muß ihn ſo ſtudieren, wie ein Schriftſteller von Ueberlegung die aus dem 13 Jahrhunderte ftudieret. Die Zierra« then an den Kieidungsflücen müffen mit einiger Sparfamfeit angebradjt werden, damit man nicht den Vorwurf hören muß: du haft die Helene nicht ſchoͤn machen koͤnnen — darum haſt du ſie reich gemacht. Ein Mahler maß feinen Gegenftand fo vorftellen, _ ! wie ein Dichter. Er muß fi, ehe er die Feder, oder den Pinfel ergreift, nad) Ar gos,/ nach The⸗ ben, nad) Rom begeben, um die Sitten und Kiei⸗ dungen des Landes zu lernen, und um feinen Per ſo⸗ nen den nr und die Eprade ihres Jahrhur Me N 628 Verſuch und ihrer Zeiten zu geben — * man ndieScha— lichkeit der Vorſtellung nennen kann. Wenn man ſich der Allegorie bebienen will, ß muß fie finnreich und deutlich feyn, und die Spm bolen der allegorifchen Perfonen müffen fo viel, als möglich aus der Natur der Sache, welche man aus⸗ druͤcken will, oder aus alten Monumenten he rgenom⸗ men werden. Man muß das Rätbfel nie mit der Wahrheit vermifchen, wie Aubens gethan hat, noch weniger aber das Alte mit dem Neuen. Denn bierdurch würde man in die Ungereimtheit des Sans nazar verfallen, welcher ven Proteus das Geheims niß der Menfchwerdung verfündigen läßt, oder man’ wuͤrde eben fo umüberlegt, wie Camsns die indie ſchen Könige fih mit den Portugiefen von, ben Den gebenheiten des Ulyſſes unterreven laflen. ‚ Die heilige Gefchichte, wie auch die alte geiehte | fe, ‚die Gedichte des Dirgils und Homers, wel⸗ cher der erſte Mahler geweſen iſt, die Verwande⸗ lungen des Ovids, Die zwey oder drey beſten italie⸗ niſchen Dichter, die Reiſe des Pauſanias, und einige Bücher von der Kunſt ſelbſt, muͤſſen die Bir bliothef unfers Mahlers ausmachen. Hierzu muß eine Sammlung von Zeichnungen der beften Meifter kom⸗ men, worinn er die Geſchichte und Aufnahme feiner Kunft, und die verfchtedenen Manieren fennen fernen Fann, welche zu allen Zeiten am meiften im Gange ges wefenfind. Raphael, hatte in feiner Werkſtadt die Zeichnungen des Abrecht Dürer - aufgeftellt,und mas - chte fich eine Sammlung von allen Zeichnungen von Statuen oder alten Basreliefs,bie er-auftreiben onnte. Die Kupferſtecherkunſt, welche. mit der Drucker⸗ kunſt zugleich erfunden worden, bat mit ihr en die Vor⸗ von der Mahlerey. MN 639 Vortheile, „die Meiſterſtuͤcke des Genies i ins Unend⸗ liche zu vervielfaͤltigen, und aller Orten auszubrei⸗ ten. Es wäre zu toinfehen, daß beyde nur zu fonft nichts anderm angewendet würden. Indeſſen iſt das wenigſtens bey der Kupferſtecherkunſt ein Vorʒug, daß man nicht fo viel Zeit dabey verſchwendet, eis nen fchlehten Kupferſtich zu betrachten, als ein ſchlechtes Buch zu leſen. Wenn ein Mah— ler gewohnt iſt, einerley Sache, die verfchiedene Meifter tractirt haben, zu betrachten und zu vergleis chen, fo wird er fein Genie fruichtbarer machen, und den Enthufinsmum , der ihn anfeuret, unterhalten. Das Leſen guter Dichter und großer Gefchichtfchrei- ber wird feinen Wig mit glänzenden Bildern und - fehönen Befchreibungen bereichern, Aus ihnen wird er die pathetifchen Gegenftände hernehmen, die der Triumph der Mahlerey find, und aus ihnen wird er die ‚berühmten Begebenheiten mit tauſend Ume ſtaͤnden, die alle zur Formirung einer einzigen Hand⸗ | hung übereinftimmen , erfahren. Ehe er aber einen Gegenjtand wähle, muß er einen Renner zu Rathe ziehen, der Einfiche, ‚Eifer und Muth genug befigt, um gute Kathfchläge zu erteilen. Caͤſar fragte den Oppius und Balbus um Rath, wie er ſich bey dem bürgerlichen Kriege _ betragen ſollte, um von feinem. Siege die dauerhaf⸗ teſten Vortheile zu erhalten. Dieſes Mistrauen gegen ſich ſelbſt iſt deſto nuͤtzlicher, da ein Verſuch | eines Künftlers feinen ganzen’ Ruhm entſcheidet. Ein einfichtsvoller, Liebhaber wird uns ſagen, ob man bey der Structur der Glieder nicht in de ge⸗ meinen Fehler verfallen gen Saden, die, fich ein. . ander — allzu Ani fo, ie FRE wird fehen, ob man in der Handlung den. guͤnſtig⸗ | ſten Augenblick zur Vorſtellung erwaͤhlt hat, ob ge ug Dichtkunſt in dem Werke fey ‚und ob man die Ehilichfeit, den geziemenden Riß (Coſtume) und Gelehrſamkeit angebracht habe? Se Poußin, der in dieſen Abſichten fo rein von Fehlern ift, nahm, feine Zuflucht zu dem Gavaliere Werino, .. große Raphael zog den Grafen von Caſti Ba ob er gteich ſelbſt Gelehr ſamt ei — Een: Schreiben des Rapbacls an den Grafen von Caſtiglione: men Serr Graf. Sch habe — Def, 6 feine nach Ihrer Erfindung gezeichnet. Jeder⸗ ‚mann. ift davon bezaubert , wofern ‚mir. Nien and ſchmeichelt: nur ich bin nicht mit mir ſelbſt zufrie⸗ den, weil ich befürchte, daß Sie es nicht ſeyn r⸗ den Ich ſende Ihnen dieſe Zeichnungen; ſuchen Sie ſich eine davon aus, wenn eine darunter der Mühe werth iſt. Rs heiliger Vater hat mir ei⸗ me. große Laſt aufgebuͤrdet, da er mir die Archi- tectur der St. Peterskicche übergeben bat, Ich will hoffen, daß ich unter dieſer ir gen werde. ‘Der Plan den ich dan om gemacht babe, har ſchon das Gluͤck gehabt, feiner Heilige ‚Zeit. zu gefallen, und Die Lobeserhebungen ngen unjrei Kenner zu erhalten: allein ich, dente ſch bon au nen viel hoͤhern Flug. Sollte er oohl ſo © fen, wie des Icarus feiner? Ich wuͤnſchte id die fehönen Geſtalten der alten Gebi de finden könnte, Vitruv ‚giebt. ‚mir große ht; ale iſt noch nic — oft mic 6a re, Meine Balatee A ‚mi tar fo f Kies ’ nich, für einen großen Meifter ; balten, * nur wirklich die Sale von Fk ——6 . vonder Mahlerey. 650 und eben fo zierlich zu ſchreiben mußte, als er zeich⸗ nete. Giotto, der Wiederherſteller der Mahler— kunſt, hatte den Vater der italieniſchen Dichtkunſt, der die Zeichnung nicht ſchlecht verſtand, zum Freun⸗ de und Rathgeber. Diejenigen, welche nach dem —S— und de Vinci die Ehre der Florenti⸗ niſchen Schule unterhielten, giengen zum Galilaͤo, | welcher nicht allein einen ſehr feinen Geſchmack, ſon⸗ dern auch einige Geſchicklichkeit in den Haͤnden bejaß. Hätte Spagnolette von Bonlogne dergleichen An⸗ - führer gehabt, fo würde er nie fo unbefonnen gerve« fen ſeyn, den Chiron in der Geftalt vorzuftellen, mie er dem Achill einen Tritt mit dem Fuße geben will, weil er beym Bogenſchießen das Ziel verfehlt hatte, © Die Mahler aus der venetisnifchen Schu⸗ le würden nie an die Facaden der Paläfte, an die fi) nur Licht und Schatten ſchickte, Hiſtorien an⸗ gepinſelt haben: ſie wuͤrden nie uͤber die Thuͤren und Fenſter, wohin nur Statuen gehörten, lebendige Perſonen gemable, noch taufend andre dergleichen Fehler wider den Coſtuͤme begangen haben. Ein in den fehönen Kimften geuͤbter Freund muß es einem Mahler ſagen in wenn er den Gipfel feiner v4 Kunſt, — darinn angebracht hätte, melche Sie mir da⸗ von vorſagen: aber ich babe bloß Ihrer Freund⸗ ſchaft dieſe Lobeserhebungen zu verdanken. Che Ih eine ta mable, wunfchte ich mir deren. B ww‘ erſt vorher zu fehen, und Sie bey mir zu has damit die Wahl glücklich getroffen würde. Bar! ſchoͤnes Frauenzimmers und auter | — st —* ee blog oo ein — der inbi alten muͤſſen. weiß nicht, ob es der nn nahe koͤmmt, nahe aber doch, daß e8 nicht weit * entferndfeyn fol, 632. | Verſuch Kunſt, das it, ‚den re a ‚der dem Gemürpe Dasjenige entdecket, was Das Aus ge nicht ſieht. In den Gegenftänden insefntn, 7 die außerhalb der Sphaͤre der Mahlerkunſt zu ſte⸗ hen ſcheinen, kann eigentlich die Mahlerey als eine goͤttliche Kunſt betrachtet werden. Denn ſie ſtellt nicht ‚nur vermoͤge der Farben und des. Sins. und. Schattens die Härte und Weichheit, ‚die? R igkeit und Glaͤtte, die das Gefühl unterſcheiden kann, vorz fondern fie kann auch den Schall und die Bewegung mahlen, weil diefe Dinge auf eine. gewiſſe Bildung von Theilen anfommen, ‚welche, wenn: ‚fie auf der. Leinwand gut nachgeahmt iſt, dem Gemuͤthe die ges meinfchaftlichen Ideen des, Schalles, und der Bes wegung vorfiellt , welche: dem Gegenſtand der Ion: ; funft find. Was aber der Mahleren. eine wu bare Gewalt giebe, iſt, daß. ‚fie vermittelft der Fars ? ben, der Gejichtszüge und Stellungen des Körpers die Empfindungen, * Leidenſchaften und den ganzen Charakter eines Menſchen ausdruͤcken kann, welches ein Werk der Dichtkunſt ift, Solchergeſialt Iehre uns das Auge empfinden, begreifen. und ‚gleich urtheilen, und das Gemüth in. Bewegung zu feß x Die Stummen, fagt Leonhard de Vinci find "die beften Lehrmeiſter des Mahlers in, Abfi Ausdrucks, und zwar find fie dieſes vermittel t der: | Bewegung der Hände, der Augen, der ' nen, und des ganzen Körpers, aus. welchem fie ſich gleichfam. eine Redekunſt formiren. ‚Unter den Mu« ſtern des Ausdrucks verdient die Luxemburgiſche Gallerie von Rubens geprieſen zu werden. Die ri von - im Vati | IR iſt eine he gi ‚arte “ i® 3 m von der Mahlerey. 633 hafte Schule des Ausdrucks. Dieſes iſt, wie So⸗ krates zum Parrhaſius ſagte, das hoͤchſte Ver⸗ dienſt und der einzige Zweck des Mahlers. Die Kunſt des Ausdrucks iſt es, welche das Gemuͤth und die Sinnen vor einem Gemählde taͤuſchet; fie iſt die ſtumme Dichtkunſt, und, das ſichtbare Wort des Dantes; ein Gemaͤhlde ohne Ausdruck iſt ein Menſch ohne Leben. Be ‚Ein Mahler muß fich davon in feinem Gemüche feſt überzeugen, daß er einen beffern Richter haben kann/ als seinen wahren Liebhaber, und befonders, als das Dublicum, Es Eann jedermann, ohne dag Feine der Kunft zu verftehen, wohl ſehen, ob die Gemäblde dem gleichen, was man beftändig vor den Augen gehabt hat, umd er. kann ficherer. urtheilen, als. ein Künftter,, der ſich eine gewiffe Manier zu fe= ben und zu. ſchildern angewöhnt hat, und folglich al⸗ les nach ſeinen Ideen beurtheilet, und alles, was davon abgeht, verwirft. Der Mahler. urtheilee Ä Wehe, nach dem Sefchmade des Paolo Deronefe, und ‚der Schriftfteller nad) dem Bocaz, als nad) J den Empfindungen der Natur, da ſich hingegen ein Siebhaber von den. Vorurteilen Feiner Schule. ver. führen laͤßt. Tarpa war fein Dichter, und doch durffe fein Dichter im die Bibliothek des Apollis nis Dalatini Fi — ‚ohne t von ihm einen Paß zu Was von einem: Rünfier ER, gefagef | wird, das kann auch von einer ganzen aus Kuͤnſtlern zufammen gefegten Academie gelten, deren Mitglies Ber mehrentheils den Titel von Richtern mehr durch geheime Wege der Bu, $ durch den ae lis | Ä | | hen — a 5 hen und allein rühmlichen We, ii Verdienſtes, erworben Haben, Hat man wohl mals aus diefe en Academien einen Titian oder } el hervor kommen ſehen? Diefes wird auch nim⸗ mermehr gefcheben, fo lange die Schüler gezwungen find, dem Director und nicht dem’ Public zu ge⸗ fallen. Um den Geſchmack des letztern zu Rathe ʒu ziehen, haben die franzoͤſiſchen Mahler ſeit einig Zeit die weiſe Gewohnheit. angefangen, ihre Gemäpl- de in einem großen Saale zur Schau zu ftellen. So machten es Tintoret, und die übrigen großen italienifchen Mahler, weil fie glaubten, daß dag Ur⸗ theil des Volks allezeit unparfeyifch wäre. Seine natürliche gefunde Vernunft, ‚die von dem Geſchma⸗ de einiger Kenner, die unter dem großen Haufen vermiſcht find, und fie leiten und ihr alles au h- geſtaͤrkt pied ſetzt es in den Stand, den un ber Theile eines Gemähldes und das Kefltat de a Ganzen nad) einem richtigen Blicke zu beur Ohne das geringfte von dem Contraſte he und Shhattens, , von den fanften Farben und von der Richtigkeit der nackenden Geſtalten zu verſtehhen thut es feinen Ausſpruch daß die getreueſten Schuͤler der Natur zugleich die größten ee nft find. nachzuahmen, als ſie zu copiren, ſo m muß man haupt. ſaͤchlich die vortrefflichen Mahler ft FR: ‚ die fie am glüdlichften getroffen haben, —* ſich doch ſela⸗ viſch an ihre Manier zu binden: weil man fonft, mie wie ein geroiffer großer Meifter im ‚Style des Dantes ſaget, der Defeendent, nicht aber der Sopn der Nas tur fern würde, Raphael muß unter allen Mus ſtern von der Mählern. 655 ‚fern oben an ftehen. ‚Der Adel und die Schicklich⸗ keit ſeiner Stuͤcke, die Reinigkeit ſeines Deſſeins, die Feinheit feines Ausdrucks, und die ganz unbes ſchreibliche Anmuth, die er der Schoͤnheit giebt, ha« ben ihm den. Zunamen des Goͤttlichen erworben. Correggio und Parmezan ſind in dem Reiche der Anmuth feine Nebenbuhler geweſen: allein der Letz⸗ tere hat oft die Regeln der Symmetrie uͤbertreten, und der erſte iſt nicht correct, ‚obgleich feine Siguren leben und reden. . In Abſicht der Ständfichfeit der Zeichnung und v Manier des Schredlichen muß man den Mir chael Angelo , in Abſicht der fehönen Natur und der Wiffenfchaft der Farbenmiſchung den Titian, in Abſicht der Zauberey der Schatten, den Carra⸗ vaggio, und in Abſicht des Keichthums i in der Er. findung und der luftigen Oberflähen, den Paolo Veroneſe ftudieren. Ein jeder Künftler muß in \ - der idealifchen Welt die Felder der Natur zumeilen durchftreichen. Der Naturaliſt und Geſchichtſchrei⸗ ber ſtellen die Sachen fo vor, mie fie find; der Mab- fer und Dichter ‚ober fo, mie fie feyn follten: denn fo wohl die Mahlerey, als die Dichtfunft, find nichts anders, ald eine zur Kunft gemachte Natur. So find die Meifterftücfe des Poliklers und Xeuris, gleichwie der Zorn des Achilles, nur in der Wahr« ſcheinlichkeit und nicht in der Wahrheit vorhanden. - Darum ift eben die Dichtkunſt fehrreicher, und wenn man ſo fagen darf, philofophifcher,, als die Ge dichte. - Der ‚Mahier homerifiret salfo mit dem Phidias, und folge dem Dantes, wie Michael Angelo, — man ſich auch in der Ein⸗ bildung 636 Verſuch (Er PR Schönheit formiren, u d der „ben durch die Nachahmung "fo nahe zu fommen | ‚chen, als möglich ’ift. "Die Gegenftände. müffen. ‚gleihfam ‚zur Leiter dienen, um zu derjenigen Voll⸗ kommenheit hinauf zu ſteigen davon man er ein rn en gemacht Bat ra: Da aber bie Schönheit, — die * "Dingen blindlings zuertheilt hat, nicht gleich ausge⸗ theilt worden ift, fo muß ein Mahler ſtets Die. Reiß⸗ ‚Feder. in der Hand haben, um die beſondern Züge, che ihn ruͤhren, 3. E. Die Sagen, die Stellungen, | ‚bie Effecte des Lichts und: ‚des ‚Ausdruds, zu ſamm⸗ —— ſie, wo es noͤthig iſt, wieder anzubrin⸗ Er muß nie eine ‚Gelegenheit. —— die Driginale felbft zu ſehen: ‚allein er muß. fie mit einem, eritifchen Auge betrachten, Das iſt, ER | wohl, ihre Schönheiten, als Mängel ar | La muß er er fih aud eins mableniiche | gen, wie Herr de Piles, nur muß fie,ein wenig 3 J—— Bi als die. — damit Bi den. Baphael und Rubens, wie 2 mit ei ai Ich wollte. endlich. auch einem Dramen 9— zuweilen ein Stuͤck aus der bloßen Phantaſie zu verfertigen, tie etwa die Einfälle der Muſik- verſtaͤndigen ſind, oder wie die Batracomioma⸗ chie, welche bey der Ausarbeitung. der Ilias zur - Zwiſchenarbeit diente. · ¶ Das erhabenſte * Ts dennoch fein. Feind. des = elen er und man ber trachtet die ‚felsfamen und; bizarren Ausdruͤcke in einer 3 ſchonen Erdichtung, ‚toie die — —— NRe in — | von n der Mableven. 87 in einer Goldſtuffe. Ich habe einen beruͤhmten Kuͤnſtler geſehen, der, wenn er feinen Tag wohl an⸗ gewendet hatte, des Abends zum Zeitvertreibe in der Dämmerung die Flecken und Schatten einer Mauer betrachtete, und ſich ein Vergnuͤgen daraus machte, dieſe grotesken Figuren, die ihm feine Einbildungs= kraft vorgeftelle hatte, auf das Papier zu zeichnen. Leonhard de Vinci biele diefe, vem Anfehen nad), Findifche Hebung für fehr gefchickt, das Gemüth er⸗ findfam zu machen. Aber eines der nüglichften ma- lerijchen Spiele, ift die Uebung mit den fünf Pun⸗ cten, da man den Kopf, die Armen und die Füße eis ner Figur zu finden ſuchet. Der Witz und die Hand | des Künftlers brechen fich, fo zu fagen, an der Er⸗ findung, und es entftehen oft fhöne Stellungen dar⸗ aus, gleichiwie der Zwang des Reims oft — Gedanken hervorbringt. Solchergeſtalt muß ein Mahler alle * Augen⸗ | blicke feiner Kunft wiedmen. Es ift fonft fein ans deres Mittel vorhanden, als diefes, um ſich den Ruhm zu erwerben, ven die großen Mufter in ihrem geben genießen, und die Art der Lnfterblic)feie zu erhalten, deren Früchte ihre Nachkommen erſt ſchmecken. Eine Erziehung, welche ganz auf einen einzigen Zweck abzielte, würde nichts anders als die Kunft feyn, ‚große Leute und Helden zu bilden. : Alsdann wuͤrde die Gewohnheit nicht, wie man zu ſagen pflegt j die zwote Natur, ſon⸗ dern die Natur wuͤrde, wie Montagne ſaget, unſere erſte Gewohnheit Wenn man u ein« wu der, bildet, da man mit viel Genie und wenig Arbeit vortrefflich werden Fönne, fo muß man ſich auch wiederum erinnern, daß die Götter ihre fehönen Sa⸗ chen theuer verfaufen, und daß hier von einer Kunft die Rede fey, welche fichs unternimmt, den ganzen: Weltkreis zu beleben, und ihn fo vorzuftellen, wie er feyn würde, wenn nicht die Materie gegen die Ab⸗ fihten des Schöpfers taub und fpröde geweſen wäre a il So weit gehtdie ſchoͤne Abhandlung des Herrn Al⸗ garotti von der Mahlerey, und man findet darinn bie. Borzüge der berühmteften Mahler aus allen Laͤndern mit der größten Scharffinnigfeit entdeckt und ausges drückt. Italien, Frankreich, Slandern, Deutfchs - Iand haben alle ihre Muſter gezeuget: nur wird man. - in Abſicht auf England einen allgemeinen Mangel an folhen Meiftern wahrnehmen, Bielleicht wird es nicht: unangenehm feyn, wenn mir unfern Leſern noch zum Befchluffe die Urfache biefes Mangels aus den Reflerionen des Herrn Abts le Blanc erra⸗ then laſſen, welcher fich hierüber ohngefähr alfo aus · druͤckt *. Die Malerey und Bildhauer unft ha⸗ ben in England, aus Mangel des Geſchmacks, noch faum die erfte Kindheit überftanden. Solcherge⸗ ftalt widerlege England, die fo oft wieder Marime, daß eben Das Genie, welches Did der, auch Mahler hervorbringe: denn dieſes —* | J Br! _* Lettres &’ un Frangois fur les Anglois, par M, LAb- _ BileBlnciEyn. iz, 7, nn e 8 TE & x . ti, —— vonder Mahlerey. 69 viele berühmte Dichter und feinen-einzigen Mahler von Anfehen gehabt. Die Genies eines Rubens und Vandyk, die in England gemahlet enden, haben nie der Engländer ihres erhitzen koͤnnen. Die rei⸗ chen Sammlungen von Gemaͤhlden, die ſie aus Ita⸗ lien, Frankreich und Flandern kommen laſſen, die großen Compoſitionen des Raphael, des Ju⸗ lius Romanus und vieler anderer großen Meifter aus verfchiedenen Schulen, die fie ftudieren, die be- fondere Neigung ber Engländer gegen die Künfte, find doch nicht vermögend!gemwefen, das geringfte Geſchick in ver Mahlerfunft bey ihnen zu entwi⸗ deln. Es feheint, daß. das fand zur Berpflanzung der Künfte nicht gefehickt fey ; eben diefelbe Sonne kann fie darinn niche fruchtbar machen, oder wenn fie ja Wurzel faffen, fo werden fie doch durd) die | Srüchte des ſchlechten Geſchmacks bald wieder eve ſtickt. Die Englaͤnder ſind auf alle Arten des Kußms eiferfüchtig, und faum laffen fie den Italienern in großen hiſtoriſchen Werfen den Vorzug. Cs fehlt nur noch, daß fie ihnen auch den Vorzug in der Muſik, wie den Fraͤnzoſen, in den dramatiſchen Werken, abſtreiten. Da, ihrer Meynung nad), die Natur feine beffern Geſichter bildet, als in Eng⸗ land, ſo behaupten ſie auch in der Portraitmale⸗ rey den erſten Rang. Einer ihrer eigenen Sandse leute „lage ihnen deshalb Gerechtigkeit wiederfah⸗ vn *. Bi englifcen * ſagt er, haben die Kunſt — — on ie Englif h Nation. 640 Berfüch von der Mahlerey. Kunſt nach der Natur zu mahlen, zu einer g "Mechanismus. gemacht. Sie machen Ihte Dane fraits, wie ihre Stecknadeln. „Einer verfertiget den Kopf und der andere Die Spitze. Bald werden zu ‚einem Gemählde im: Großen. fo — nörhig | feyn, als Raufeute zu einer Ausräftung.; — Der. Allgemeine Fehler der engliſchen Mahler if | der, daß fie die Kunft nicht verſtehen, die Leinwand zu beſeelen, ſondern ſie wiſſen nur Sarben darauf zu ‚tragen. So ift es auch mit ihren Bildhauern, Des ven Meißel gewiß den Todten, deren Züge er nach« Kun ‚macht, das Leben niche wieder giebt, wie ſolches dee Cibber beweiſet, aus welchem fie einen zweyten Praxiteles machen. In den Werfen der N dungskraft find fie nicht glücklicher, als in ven Nach⸗ ahmungen der Natur. Die Scherze ſind in ihren Gemaͤlden, wie in ihren Schriften, fale, plump und uͤbertrieben. Es find Nationalfcherze „worüber fie allein lachen koͤnnen. Man Fann die Beweife hier. von in ihren politiſchen und moralifihen Kupferſti— chen a? welche ißt cäglich ans ie a" J er N — * 1F aa - A 641 annspesenenenns * * ei] hr EN ib eh “ — J Wr * J *— — ® in — PER AMpfonfus Du | Bemerkungen —— 8 Avou ver — Staͤrke En. Augen, | — woraus man fließen Ben Rn arrn ARENA GE daß 08 fe PR Die Objecte omg sit | eier. ebe, —9 Das — % 8 SR ; daß man am ganzen Körper feine ‚ geößere Uebereinftimmung unter zwey Thei⸗ Wr len antreffen koͤnne, als biejenige ift, die man unter den beyden Augen bemerfet. Denn fie gleichen fich einander nicht: nur in Anfehung ih⸗ ver Farbe, Größe und Geftalt, fondern haben uͤber⸗ dem auch alle ihre Bewegungen und Verrichtungen — Wenn ſich das rechte Auge nad) einer ge= n Seite — ß a ſch das — ebenfalls | —J —3— F e Ad dem — —— et ——— furle es | au "arts et lesfeiences , ‚prefentees A Mfgr. le Dauphin, “ Pendant Pannde 1672, ‚par Jean Baptide Denis, or #4 Amfl. 1673 , 12 ..©.295:208 23 Band, Ss nr 7 Benertunge n dahin, und ſie fehen € 'beyderf eit inerl en gleicher Zeit. — ea Er Sie moͤgen jedes in — ——— He 6 | vollkommen mit einander übereinfti en, ſo findet dennoch gewoͤhnlicher Weife in Anfehung.ihtet Stär- fe und Lebhaftigkeit einiger Unterfchied ftatt. Herr Borelli hat bemerket, daß, wofern kein Zufall oder Krankheit die natürliche Beſchoffenheir der Augen die Objecte beſtaͤndig viel deutlicher, ah gar auch —* groͤßer ſehe, als das andere DR Um diefen Unterſchied aus Srfaßrung fennen zu. lernen, muß man in’ eine Senfterlade ein och ma⸗ ‚hen, und felbige zuſchließen dergeftalt, daß das Licht 2 Bi durch diefes toch ins Gemad) falle; oder m man darf auch nur eine ſchwarze Kugel mitten in einem ganz offenen Senfter aufhängen, und dieſer > Loe ober die Kugel bald mit dem. einen, bald mit dem andern Auge anfehen. Wenn man Ban ge, was man auf Diefe Arc nach einande er durch bey⸗ — de Augen ſieht, gegen einander hält, ird man ges ftehen müffen, daß unter demjenigen, was man me dem linken, und dem, mas man mit dem re rech Auge ſieht, ein merklicher Unterſchied ſtatt finde. Herr Borelli erzaͤhlet, daß er ſelbſt vor ſein Per⸗ fon verſchiedene Verſuche angeſtellt babe oe PR. bige feinen Freunden zur Unterfuchung,, o — — Umſtand, der ſich mit ſeinen Augen Br vg — bey den Augen anderer zu bemerfen ſey, bekannt g je: macht. Er verſichert, daß. er ‚beftändig am daß das er ie ie * jerte, weit ee ‚von gleicher Stärfe der Augen. 643 und deutlicher fehe, als das rechte, und daß fich auf diefem das Bild niemals anders, als mit einem ges wiſſen rings herum erfcheinenden Schatten , darftelle, Diejenigen, welche den Verſuch gemacht, und anges fuͤhrter maßen, eine Rugel angefehen Haben , geſte⸗ ben einmuͤthig, daß der Schatten, welcher im rech—⸗ ten Auge erſcheint, nichts anders als eine Verwir⸗ rung verſchiedener Bilder derſelben Kugel ſey, wel⸗ che nicht genau auf einander liegen, ſondern deren eines nach der rechten, das andre nach der linken Seite, eins nach oben, und das andre nach unten gekehrt zu feyn feheint: jedoch mit dem Umftande, daß alle diefe unordentliche Bilder, von eben der Größe und Breite zu ſeyn feheinen, als diejenige iſt, welche man mit dem linken Auge fehr deutlich wahr⸗ nimmt, Diefe Unordnung der Bilder, welche in dem rechten Auge erfiheint, hat faft mit der Ver⸗ wirrung der Schaften, die alsdenn entfteht, wenn einerley Object zu gleicher Zeit von verfchiedenen lich⸗ tern erleuchtet wird, da die verſchiedenen Schatten, welche der Körper von ſich wirft, beynahe an einer. ley Srte u, einander fallen, einige Aehnlichkeit. Bon biefet verfchiedenen sebhaftigfeit, welche fi : in beyden Augen befindet, [heine der Grund ſchwer⸗ lich ausfindig gemacht werden zu Fönnen. Unerach— tet Here Borelli fih nicht zuzugeftehen gefrauek, daß man diefe Aufgabe auf diejenige Art, als er fi eingebildet hat, vollkommen auflöfen eönne, ſo ſpricht er dennoch, daß es vichts deſto weniger ewiß ſey, Be wenn man ein Loch in eine Zenfterlade macht, RE Wed, und — —2 dan —— 644 —V——— Bemerku en en Ki und — bis ſecht kleinen Löchern bune chſto⸗ chene Karte vor dieſes Loch hält, die REN be * | findfichen Dbjectein der Kammer vorgeftellet werden, ſo, daß fie fich freugmeife durchſchneiden und fi ch unter einander vermiſchen, eben | Bilder, welche. diejenige: Dunfe um ein Object rings herum Ben Me man es mit dem vegan Auge. anfiehf, verurſachen. — Ben Zeit, als iö von’ dier a Nachricht, e thalten hatte, babe ich verfchiedene Verſuche angeftellet, welche mit denen vom Herrn Bore iangeſtellten ziemlich übereinfommen, Jh nahm die Nöhre eines. fleinen Fernglaſes, wor· aus ich die Glaͤſer hinweg genommen hatte, und ſahe dadurch bald mit einem bald mit dem andern velche man — — Auge nach entfernten Objecten, und bemerkte de: ſtaͤndig, daß mir mit dem linken * die Dinge —* — aa "itefe * rechten. era; a * — an mein ge und fleine Buchftaben dadurch. las ; denn ich konn⸗ te mit dem linken Auge weit leichter leſen, als mit dem rechten. Verſchiedene meiner Freunde verſicherten mich, daß ihnen eben dergle chen be⸗ gegne. Wofern dieſe Erfahrung allge ein iſt, ; ha⸗ ben die Philoſophen etwas, wobey fie in Anfen bung biefes Unterſchiedes ihr Machdenfen üben Fön nen. Ich weiß nicht, ob m 1 fagen fönne, da diefe größere ‚sebhaftigkeit, * eiche ſich bey dem vi, | en — —— linken Auge befindet, Daher. rühte, weil felbiges der linfen Herzkammer näher ift. Denn da diefe Rama mer das Blut unaufhörlid) Durd) die große Puls. .. ‚aber (Aorta) und Die Schlafadern (Carotides) nach dem Gehirne treibt, damit aus felbigen da: felbft die-fpirituöfen Theile, welche zu den Beine gungen und Gmpfindungen dienen, abgefondere werden, fo ift es möglid), daß der linfe Sehe: nerve von der linken Schlafader mehr fpirituöfe heile empfängt, als der rechte Sehenerve von der “rechten, weil der Weg von der linken Herzfam. mer nach dem Gehirne, vermittelft der linken Schlafader weit kuͤrzer ift, als vermittelft ‘der - * x J ae RN ld ERDR 2 vn. Don’ ERS E EZ wenn wu. PER E84 NA RR IL. * * ch Don einem er _ funbeebaren Mu — ee: 8: Michaeliffen mit Namen, ein Maͤgdchen, vo: ne a ähnlich. fahe, und wozu folgende Ur—⸗ ſachen Gelegenheit: gegeben hatten. Als ſich die Frau im 7 Monate ihrer Schwangerfchaft ‚befand, ſo hatte fie eine alte Henne gefeßt, die junge aus brüten follte. Da dieSigzeit faſt vorbey war, ſieht die ſchwangre Frau nach den Eyern, und macht auch eines mit einem Meſſer auf, um zu ſehen, ob die jungen bald auskriechen werden. In dem ſie dieſes thut, das Ey. ‚eröffnet. hat, und das junge Hennlein betrachtet, ‚fliegt ihr Die alte ‚Henne, ‚ als die Glucke ins Geſichte und zwar re hferfeits; die - Frau erſchrickt ſehr, wirft das junge Henngen ‚weg, und fährt mit der. Hand ins Gefichte,, doch Lan, dr jeder vorüber, und es fehien der Frau nicht, nachtheilig zu { fenn, fie verrichtete auch ihre geroöhn nliche Arbeit wie. zuvor: und es befand fich die. Frau bis zu ihrer fieht die Frau das junge Henngen noch einm und geht fort: Diefes Schreden gieng bald Niederkunft fehr wohl. ‚aber das Kind geboren war, fahe man fo gleich das Maal, welches ſich von u Ende des 756 Jahres gebahr in fügen. die che auf dem rechten Baden ein beſondres aalı | auf die Welt brachte, das einer jungen Hen⸗ a ee Fe 7, a a ie Fi ul Muttermaale.· 647 von ah Kinne an bis gegen das rechte unfre Au— genlied über die Naſe weg erſtreckte, und eben fo | natürlich ein ungebvrnes Henngen vorflellte , als etz was nur feyn konnte. Der dickſte Theil davon be⸗ fand ſich unter der Mafe gegen den rechten Baden, und was den Kopf vorftellen fullte, war. ebenfalls erhaben und nach dem Augenliebe zugerichtet. Die Füße Fonnte man nur wenig entdeden, indem e8 das Hühn: gen fo vorftellte, als wenn es auf dem jauiche läge. Das Kind wurde über ein Jahr alt, und das Maal wuchs ſtaͤrker, als die übrigen Theile le des Körpers. Man Fonnte an dem Maale die Fluͤgel von dem Rumpfe, den Rumpf vom Halſe neben ‚ und den Schnabel des Hühngens am lie, Farbe genau entdeden. ce zeigten fich elbe und weißliche Haare auf dem Maale, daruns Br einige fo dicke waren, daß man feiche vor Stop⸗ peln halten fonnte,indem fie auch eine gang andre Farbe Batten, und bläulich ausfahen. Der Schnabel von diefem Fonterfaiten Hühngen fahe gelb und blieb gelb, und wenn man die erhabne Haut, fo diefen Schna- bel vorftellte, berührte, ſo war. fie auch) etwas haͤr⸗ ter, als derjenige Theil der Haut, welcher ven Hals und. Rumpf vorftellte. Soll nun alles diefes von der Einbildung der Mutter herrühren, over foll man fagen, die Geele des Kindes baue fich ihren Körper; oder foll man alles läugnen ? Diefes legtere ift gewißlich widerſin⸗ niſch. Iſt es nicht hoͤchſt wunderbar, daß an ei⸗ nem ſolchen Orte, der mehrentheils ganz glatt zu ſeyn pflegt, fo verſchiedentlich gefärbte Haare, Ver—⸗ tiefungen. ‚und Erhebungen anzutreffen? gr | Ss 4 nicht nicht — — * bie N ei len. zu ‚führt werden, weil doch ein ſolches Maa mit de A des Kindes —— „und dei, = nat ‚det 0 en ‚ober. wenn - 28 ja. — ten, einem Ungefähr: äufchreiben. Die. Ent Dar I hungsart durch hinlaͤngliche Urfachen deutlich zu ‚machen, oder zu fagen, wie alles dieſes zugegan⸗ gen ſey, dieß unterfange, ich. mich ı icht unge ich glaube, daß außer Herrn Dr. Kraufens Al handlung von den Muttermälern, wohl fei 16 ge⸗ ſchicktere und wahrfcheinlicheremird ausgefertiger n den, woraus man fid) von dem Verſehen Schwangern. ‚oder den Mu — adac ie * Begriff iR machen fönnen , da dieſer | erfon fo wohl einen großen. ir, 8 hu ash: wir Fk nn Fr — | At re ch EEE KR a 2, vn. — u). Methode, — die — zu — iu gerben und zu faͤrben, wie fie e ” Eouifiane a a *— „gebräuchlich iſt. SE Bon | > Herrn Diimont de Denim. Dr ah glaube, daß man nicht nur. aus. N | Degierig feyn werde, zu erfahren, ‚wie a % Americaner in Louifisne die Häute der auf der Jagd erlegten Thiere, ohne viel Umſtaͤn⸗ de anf, das vollfommenfte bereiten, gerben und, für. ben: ‚fondern ic) hal te es auch für, fehr nuͤtzlich, die⸗ ‚fe Methode zu erzählen, weil man nach derfelben die ‚Operationen -unferer Gerber ‚und Färber verbeffern, ‚und. einfacher machen fann. . Ein jeder. Mann. von Ueberlegung wird zugeben, daß bey den groͤbſten Voͤlkern einfaͤltige Kuͤnſte gefunden werden koͤnnen, wodurch man auf einem viel kuͤrzern Wege zu eben dem Zwecke gelangen kann, den oft die Kuͤnſte der geſittetern Nationen auf viel weitern Umwegen er⸗ reichen und daß es eine laͤcherliche Wirkung der Eigenliebe, ja eine wahre Barbarey feyn würde, ‚fie unter dem Vorwande zu. verachten ‚ daß man ‚von Bilden und Barbaren nichts Gutes lernen kon⸗ ne. Ich werde alfo bier die Methode der Louiſi⸗ aner, wie fie ihre Haͤute bereiten een mittheilen, zu⸗ ©s5 - mal Pr 9 Be mal da fie bie daſigen RER init. oßen theile von ihnen angenommen haben. Ein etwas gelehriger Leſer wird ſich dieſelbe — zu Nutze zu machen wiſſen. Das Gehirn der Rehbocke iſt die vornehmſie Ma⸗ terie zur Bereitung aller Haͤute; daher werden dieſe Voͤlker den Franzoſen niemals den Kopf dieſes Thie⸗ ves mit verfaufen, wenn fie ihnen gleich den uͤbri⸗ gen Rumpf überlaffen. Sobald fie einen Rehbock erlegt haben, ziehen fie ihm die Haut ab und braten den Kopf entweder am Feuer, oder Eochen ihır i in, Waffer, wenn fie Gefäße dazu haben. Wenn er ‚gar ift, nehmen fie das Gehirn aus, und heben es } ‚zum Gebrauche auf. r, Pr "Das erſte, was ſie mit der Haut vornehmen m daß fie rings umher am Rande in gewiſſen W söcher durchftechen, wie an den Schnürbeuteln ge⸗ fhicht, wo man die Riemen durch dieſe Loͤcher zieht, um fie zu zuſchnuͤren. Hernach laſſen ſie die Haut drey bis vier Tage lang i in einem Fluſſe, See oder Moraſte liegen, alsdenn aber nehmen eos, und trocknen fie. Hierzu erwaͤhlen ſie eine Ort, den die Sonne nicht treffen kann, und daſelbſt ma hen fie ihren fo genannten Rahmen zurecht. Die· ſer Rahme beſteht in zwoen ſo langen ee noͤthig find, welche fie dritthalb Fuß tief in die Et de flogen. An diefe werden zwo Queerſtangen befe⸗ ſtiget, deren eine zween Fuß von der Erde ab, die ‚andre aber höher angebracht wird, nachdem man es für nöthig findet. An diefen fo vertikal ftehenden ‚Rahmen wird die naffe Haut befeſtiget, und vermit- reift der in ihrem Umfange aaa: Söcher ſtraff — 4 die Hüte zu bereiten. 65 angezogen. Alsdenn kratzen ſie mit den Fingern und Haͤnden alle Haare ab, welche ſehr leicht abge⸗ hen. Zum Schaben der Haut bedienen fie fi), in Ermangelung eines Gerberftahts oder andern Schab⸗ eifens, der Feuerfteine ‚die fie in ein Stuͤck gefpaltes nes Holz einklemmen, und mit Fichfenharz feft kei ‚men, als welches ihe allgemeiner Leim ift, fie m gen leimen, was fie wollen. _ Diefes letztere gefchiche aber nicht eher ‚ als bis die Haut ſchon ziemlich tro— den, und nur bloß noch etwas feucht ift, Alsdenn befalben fie fie inwendig, aber nicht auf der ‚Seite, | ‚wo die Haare gefeffen haben, mit dem vorrät igen Gehirne der Rehboͤcke und laſſen ſie ſo trocknen. Die Chatcas, und einige andre Nationen bedienen fic) Diefes Gehirns ungefoche und üngebraten. Die fo zubereiteten Haͤute find nicht allein blendend weiß, ſondern auch ungemein ſanft und weich, Allein deshalb koͤnnen fie doch den Regen noch nicht vertragen, und wenn ſie naß werden, ſo runzeln ſie beym Trocknen zuſammen, werden hart, wie alle andre, und koͤnnen zu nichts mehr gebraucht werden. Vor bieſem Fehler — die Louiſianer ihre Be auf folgende Weile, Sie machen ein rundes, zween, oder mehr Fuß — Loch in die Erde, das auch zween Fuß im Durchſchnitte hat. In dieſes Loch ſtecken ſie duͤnne Roͤhre, oder blegſame Baumztveige mit beyden En. den, und mit einander ins Kreuz, daß fie eine Art ‚von. einem Gewolbe formiven; alsdenn werfen fie gluͤhende Kohlen ins Loch, und Kühmift, faules ‚Holz, und andre Materien drauf, die ohne Flam⸗ ‚me: ‚brennen können und viel Rauch geben, Wenn nun 62 Me ‚nun der Nauch fehr dick auffteigt ‚fo: ziehen ſie die Haut über diefes Gewölbe, die fie gerben wollen, und Damit der Rauch) nicht vorbey fliege und die ‚Haute nicht. ſchlecht getrocinet werden. mögen, fo ‚werfen fie.die aus der Grube heraus geworfene Er: de auf die Raͤnder der Haut. Sie ſtopfen auch die Söcher in den Zellen, die etwa beym Jagen des Thies res hinein gefommen find, mit einem Kraute das Barbe Efpagnolle genannt witd, ‚oder mit anderm Graſe zu, und fo empfängt die Haut allen Rauch, wovon fie die Eigenfchaft erhält, daß fie nie zuſam⸗ men runzelf, wenn fie nachdem-fie naß geworben ift, ‚wieder trocknet. Ich muß anmerken daß die Haut auf beyden Seiten alfo geräuchert werden muß, we⸗ nigftens unferlaffen es Die Sindianer nie, fie umzu— wenden. So bald die Haut folchergeftalt geräuchert iſt, fo wird fie den Augenblick in Flußwaſſer gewa. fchen, damit fie den übeln Gerad) vom Rauche wies der verliere, Die ſo zubereiteten Häute koͤnnen zu Güsfberterien Dingen gebraucht werden... Die Franzoſen machen ſich Beinkleider, Stiefeletten, ja gar Schuhe daraus. Wenn ſie die Wolle oder Haare behalten follen, fo ‚werden fienur.auf einer Seite gefchabt , und nicht ges gerbt,, und fo gebraucht man fiezu Deckbetten, da man denn das Rauche bald zu unterſt, bald zu oberſt leget, nachdem es die Kahrszeit: und Witterung erfodert. Die, Häufe, die nicht geräuchert find, werden von den Louiſianern zum: Färben genommen. Zu dieſem Zmede werden fie nur leicht benetzt, Damit fie gefchmeidig werben, und wenn fie alsdenn in den ni gefpannt find ‚fo oa fie — — die igu⸗ — die Häute zubereiten. IS, 63 — * , die fee Haben wollen. "Die Farbe! ‚deren fie ſich bazubedienen, ‚wird bloß in reinem Waſ⸗ fer zerlaffen, worinn vorher das Abgefchabte von ver Haut eingemeicht worbenift. Sie habenfleine Stü- cken oder Splitter von duͤnnem Rohre, die in beißer Aſche hart gebrannt, und hernach ſcharf zugeſpitzt wor⸗ den ſind, welche ſie in die Farbe tauchen, und damit nach der Zeichnung die Haut leicht und ſehr — beruͤh⸗ ven, da denn die Farbe tief in die Haut eindringt, und fich ausbreiten. Man kannleicht denfen, daß es mit ‚diefer Arbeit ein wenig langfam hergehe: alleindie Ge= duld iſt eine Haupteigenfchaft des Charaftets die] ? $eute , und wenn-fie nur ihren Zweck erreichen, fliege: ihnen wenig daran, wie viel Zeit fie Darauf wenden müffen. Wenn die Haut üerall, mo es nothig ſcheint, mit der Farbe betaftet worden ift, fo überziehen fie fie mit dem Gehirne von Rehbocken „welches fi fü e ſchoͤn uͤberfirniſſet, und macht, daß die Farbe nie wie⸗ der ausgeben Fann. Fe mehr man \folche — waͤſcht, deſto ſchoͤner wird die Farbe. Die geblůmten und rothgemahlten Haͤute ſind eg, die fo viel Arbeit erfodern. Die ganz ſchwarz ges färbten , werden bloß in Waffer getaucht, das mit ge⸗ wiſſen ihnen bekannten Blaͤttern abgekocht iſt, die einen ſchwarzen Saft geben, Die gelbe Farbe erhalten fie doneinem gefochten Holze. In den Gebirgen und wie ein Haar, die, wenn fiegefocht wird, auch eine fch« ne Scharlad) rotheFarbegiebt. Da aber,wie geſagt, die gefärbten Haͤute nicht geraͤuchert find, fo Fönnen fie den Negen nicht vertragen, und — — — aaufen gebraucht werden. = x Saußs von Natchez, giebteseinedünne Wurzel, | 654 Wie Bor: ande Da unSieföute | er j RER ZUR —J Te EN: x —J ” ” J— Sbuthwel⸗ weeige wie in Oſtindien die Bud und Dannhicſch zubereitet werd en. tn, { in dem Thiere die Haut abgezogen; 2 den iſt, fo wird dieſelbe an dem Orte, wo fie trocknen ſoll, ausgeſpannt. Aus dem ooppe des Hirſches ſchneidet man das Ges | ofen aus ‚ leget es auf Mooß oder duͤrren Raſen, und läßt es fo entweder an der Sonne, oder an ei- nem Feuer, trocknen. Wenn die Sagdzeit vorbey iſt, fo nehmen die Weiber die Haute in die Arbeit. Zuerft laſſen fie dieſelben in einem See oder einer Waſſergrube weichen. ‚Hierauf nehmen fie eine als te Meflerklinge, die fie in die Spalte eines Stuͤcks Holz befeftigen, und ſchrapen damit die Haare ab, wenn die Haͤute noch naß ſind. Die auf ſolche Weiſe zubereiteten Haͤute werden mit einer gewiſſen Auantitaͤt von dem getrockneten Gehirne in einen Keſſel aufs Feuer gefetzt, bis ſie einen ſolchen der Waͤrme haben, der groͤßer iſt, als die Wärme des Blutes. Dur, diefe Operation werden die Haͤute ausgeſchaͤumt und gereiniget. Alsdenn win⸗ det oder ringt man eine jede Haut beſonders mit 9 Staͤben ſo lange, bis kein Tropfen 1 — zubereitet werden. 655 mehr heraus geht. In dieſem Zuſtande bleiben ſie einige Stunden; nachher windet man ſie wie— der auf, und leget ſie auf eine Art eines Rahmens, der aus zwoen geraden, und zwoen queer über lie= genden Stangen befteht, die vermittelft ver Rinde des Holzes felbft an einander befeftigee find. Her: nad) breitet man fie ganz und gar auf Strickne⸗ gen aus, und fo, wie fie nad) und nach trocken ‚werden, kratzet man fie mit einem ftumpfen Beile, oder mit einem Stuͤcke Holz, oder mit einem plat« ten Steine, damit das Waffer und alle Fettigkeit heraus ‚gehe, und Diefe Operation wird fo lange fortgeſetzt, bis die Häute völlig trocken find. Dies fes ift die ganze Zubereitung des Leders, und ein einziges Weib Fann folchergeftalt in. einem Tage acht bis zehn Haͤute bereiten. a Hrn £ h er ur N en } Rh u: R Natürliche Seſhiche des — —— J — u. Unterfichung, auf was fir At die Bun nlder ‚Milchzähne vergehen. re | I. Delalande neue Art doit ——— 597 W. Nachricht von einem außerordentlichen Falle, die Wirkfamfeit der Fiebertinde bei y em Raſen a ern betreffend. jr ee | VVaſuch von der Mahlerey en Algarotti ——— VI. Borelli von ber ungleicen Saͤke ber Augen | "64 | vi. Von einem — Muttermale. 646 VII. Montigny, 9 ode, Me Sf * | die Hal ‚zubeteiten, 2: | ey: wie m iin ie N IX. Sout wells Nachricht, Bocks⸗i d ker, irſch⸗ den. — Hegifee der merkwuͤrdigſten Sachen. | 2. — —*— ſind kein gutes Nabrungsmittel 49 SEY Ackerbau, wo derfelbe vernachläßiget wird, da iſt Das Voit nicht zahlreich. 132. -137. 358. A auch Landbau, Anh ehemals. in großen Ehren _ -359. 365 Aberlaflen, ob esnüißlich ober ſchͤdlich fe. 483..484 Aacgchrum, daſelbſt befanden ſich einige ſehr rei⸗ che Buͤrger —— Ale, Sefthafrenbei dieſes englifchen Getränfes 465 Alter, welche Menſchen zu einem Hohen gelangen fönnen 453 an 100 fie ihren Sig gehabt 35 arten ö Schwierigkeiten bey A = 474 en, ‚große Reichthuͤmer daſelbſt 3092 Atticus, Pomponius, hält ſehr gut Baus 410 —— uͤber die Krankheiten der⸗ ſelben, ‚da man Fliegen, Spinneweben, oder dergleichen vor denſelben herum fahren zu en glauber 227. Bemerkungen von der ungleich en x 23. Dand. Tt Staͤr⸗ Be — —— By gieger ER EStatte der Augen bar. und 5 aß gemei ok ih | das J fe deutlicher ſehe, als das Frag 641-645, Ausduftung die unmerfliche,, Shi dlid ET Unterbrechung: Ba Rn a y ke N ER a ” 470 Ausdünftung eine gute, iſt zur —— eit vor⸗ nehmlich noͤthig J4753 Abſonderungen aus dem menſchlichen Körper, was in Pain ‚berfelben m hr * a % 4 A. | | Bäume müffen nice zur Zeit des Treibens beſ ni ten werden 441. wenn ſolches, und wie es ſchehen muͤſſe 442 f. wie ſie zu Montreuil begoſ⸗ ſen werden 444. Urſache ihrer glatten Ey allda 444. warumfo viele unfruchebar ſeyn Wovon die ungeheuren und ‚eaträgen Wuͤlſte an gepfropften Baͤumen — —* - Bayern, beſte Nachricht davon Baumfpröplinge, was wegen derſelben jubeobach | J ig 441 Begießen der Bäume, was davon zu mean 444 Bergerette, eine beſondere Art geiſtliche cher Taͤnze an Oſtern 96. 100. Verbiethung deſſel elben 100 wenn ſie zum letzten male getanzet — Beſancon, Nachricht von dem Oſtertan nze daſelbſt oo ff. Volgg⸗ der Chorherren in der Metro politankirche alda | —— ee Berrübniß, üble Folgen derfelben — — Nt Bevoͤlkerung eines andes ‚ was — — 133. Rh 136. was fie Gindere „ * —* | ei, * 2 —4 He“ 2* * der mertwuͤrdigſten Sachen. Bewegung ift zu Erhaltung ber Geſundheit noth⸗ ‚wendig I0 geſchickteſte Zeit zu Derfelben 467 Btaunfebwweig, 2üneburg hi ehemalige Sringen | e — rͤrſt enthums Bremen, eier: von diefem Serhume, % Dricfe, fehe — * Carthaginienfer, deren große Mad 16 — BEN en Verdienſte um die ———— Colorit, ‚ was ein Maler baben zu beobachten Gabe ag Comer Timitis Saxonici, wer fo genennet worden 34 — waren gewiſſe Geſchenke an das — Mr Eosmagrapbift Gefellghaft j derſelben Ba | dienfte Euren, was Muh: bie enatiricen verflanden in de — ——— Nachihe von deſſen en älteften Bil 33 ff- — beſte Nachricht von biefem Strome 26 Drachenblur, Pa von. biefer Specerey 223 Eberbeiung, ob es Bin fey, felbige öfteren 346 Pa aſſen Cultur derſelben in kaltem Erdreiche 281. jr ‚wie fie gepflanzet 283 f. und gewartet werden 286. Lie warum es ſich ausdebne 35 mpyriker, was man unter dieſem Namen ver⸗ fie 473. Merkmaale, woran man fe, er ennen — 2 7 Fönhe, — * 3 ——— an, 479. of precher —— 479. uͤngeſchickte Eupen’ 48 en; 483. 487. " Gründe, die man zu ihrem Beſten anführet 488 ff. 06 es genug fey, wenn fie englifc cher lea fen 491. was yon ihren —— halten 494. 495. Geſchichte eines Fr n Empyris kers 496. wodurch ſie ſich ſo viel An jun er— werben | ER England, wie viel ſich waßefeintihee air Cie wohner darin befinden Engländer, deren Verdienſte um die Sogar / Erdboden, derfelße mar in den aitern Zeiten ie ſtaͤrker bevölfert, als in den neuern 115 ff. viel er igo Einwohner habe, iſt nicht zu befl men 125, Urſa ‚di n Bevoͤlkerun hindern 129. mie ſtark er zu Eäfars Zeiten — voͤlkert gemein J 153 Erdbohrer, ſiehe Sonde. — — Erde, deren eigentliche Figur wird —— A Eroreich, Geheimniß zur Verbeſſer \ 293 ff. wie es A Sonden m un ir 295. Befchaffenheit de 8 zu‘ Montreuil und 2 fen verſchiedenen Producten —9 Erfahrung, in wie fern fie. im der Arz anzurathen | | Erſtgeburt, ob die Einführung des | * | felben zufräglich fey oder nicht a —* la, ein verlorner wird a eine: fetfae Art wie dergefunden * u TE 1 2 ANREHER I ‚503 Zelsfeft zu Kheims Nachricht davon '. 100 x —* der mertwuͤrdigſten Sache. Eßzeit, wie f ie ingutichten N 48 BE Me ang gi a Siebertinde, Außeordentige Ditfati dere ben bey dem Nafen im Fieber 604 Sifcbe; außerordentlich theure 403. — fie. einen Geruch haben 568. Erklärung ihres — und Abſteigens i im Wafler » 572 Stecken, —— die vor den Augen herum zu fahren ſcheinen, Urſache derſelben 230. ff ſchein bare Geſtalt derſelben 232. zweyerley Gattun⸗ gen derſelben 233. ihre Durchfichtigfeit und ſcheinbare Farbe 235. Umſtaͤnde, unter denen man dieſe Koͤrperchen am deutlichſten beobachten | kann 240. Urſachen ihrer Verſchiedenheit 243. ee ſcheinbare Bewegung derſelben 245. ihre wahre Bewegung 252. wie man ihnen eine ſcheinbare oder wirfliche Ruhe zuwege bringen koͤnne 256. Theile des Auges in denen die Kuͤgelchen aus ops - tifchen Gründen nicht ſeyn Fönnen 261. Verſu⸗ che, wodurch der Sig diefer Augenfranfheit nä- „her beftimmer wird 269. wahre Bewegung Die- j I ‚oder A 273. Muthmaßung, was diefelben find DIROERRLOR OS Fon 977 Sranten, befte Nachrichten von ku Pt 28 Stansofen, machen ſich ſehr verdient um die Geo⸗ graphie 8 ‚Steude, verurſachet zuweilen den Tod 470. 47ı Frieſen, deren erſte Sitze 33. deren — | in die geößern und Fleinern — — —J —— ‚üble Soigen beein; — dr Fi Re ie Pi \ G. Gehen, irn En in — Safe ite Selon große je 9 md Geogtaphie ——— —— in den neueſten Zeiten 4. wer dieſelbe v eſſert Babe 7. 8. Schriftſteiler von der ybyſ kaliſchen Geographie 1 @elanabeie, was dieſelbe AR 452. ‚Bird: auf. zweyerley Art verändert 452. ſechs noͤthige Re⸗ geln zu Erhaltung derſelben 453 ff. fie ‚erfordert 2 . wenig Nahrung aber. viel Bewegung —— Getraͤnke, Mittel daſſelbe friſch zu erhalten ——— warum es im nordlichen T | le nicht ſattſam beölfe rt fe - hi ; ag + * an Re BR: | EIER ; Nachricht: von — ie RN Haͤmiſphaͤria, welche die beften find 14 — Nachricht von dieſer Stäbe: 4 Ber: einigung der beyden Bisthümer 5 urn, au Bremen 49. Bündniffe und Privilegia | Stadt Hamburg z1. wie weit ih ihr tadt⸗ gebiethe erſtrecke 32. Mefprung des Na Hamburg 9 ———— ob ſie die Anzehl der Denfhen ver mindere oder vermehre 139. vor derſelben hat der Landbau noch den Vorzug 302. ob eine all⸗ zuftarfe gefährlich fey 305. 310. Vortheile des innerlichen und äußerlichen Handels zı6 ‚&e: , “ danken uber dem Seehandel 317. 1. * allzu weitlauſtige die Menſchen vermindere Er 05 u⸗ der merkwuͤrdigſten Sachen. Saͤute wie ſie in Soiifiane zubereitet, gegerbet und. gefaͤrbet werden 649. auch wie fie zugerichtet werden, Daß fie das Waſſer vertragen Fünnen 651.652. wie in Oſtindien die Bocks⸗ und Danıthirfehhäute zubereitet werden 654 f. Heering, natürliche Geſchichte deffelben 563. fein Geruch ſoll fehr flark ſeyn 567. wo die größte Fiſcherey derſelben geſchehe 573. Kennjeichen ihrer Ankunft und woͤher ſie kommen 573. wer die beruͤhmteſten Heeringsfiſcher ſeyn 577. er ſtairbt fo gleich, als er aus dem Waſſer koͤmmt 579. zweyerley Arten ihn einzufalzen 580 f. Seeringsbupfen, Nachricht von denfelben 578 Heirathen, warum man mehr Aufmunterung zu denſelben haben ſollte De Bochbuchi⸗ ob es mit — — ſey 59. J 64. 77 —— Natur deſſben EN ee Horn, Nachricht von einem fehr feltfamen,, ; 0 | ‘aus Der Kniefehle eines Mannes gewachfen 513 B wovon dergleichen Hörner entſtehen 517 Zuͤhnlein giebt an einem * Mg Mutter. maale Anlaß 646 ur — | Ni, warum ft mit einer Bme von Lotus auf den Münzen abgebildet werde 49903 Tagerum, wie groß es gemefen 380 Bo Kälte ‚was für Auflöfungen und — die⸗ ſelbe verurſache 323. | ‚wie eine fünftliche her: vor zu .. 327: | v worinn bie Kälte is beſtehe | ER 234 * | Tt | Br Kalt, def — ler en ⸗ un ag Rer a wie ie zu Montreuil gepogen wer Een 444 Kind. An einem neugeboßrnen: EN nicht: erkennen, 0b es männlichen ober weiblichen Ges ſchlechts fen 509. wieviel Kinder auf eine —— gerechnet werden. — 521 Rinnbaden , deren Befhreibung — 589 Klefecker, Auszug aus beffen Guris —— Rnabe, erbärmliche Umftände eines drer j bei | Anaben, 3 fiebenzehn Hundert an einem | Tagı N Bee ‚Reeide, — ern berfelben und PAR: h la ‚Ben EIER: RR 297 Aviegeobeete, Nachricht von verſchie jenen ehr, ‚großen in den BR. ae * 155 fm Briegstunft, 7 * dieſelbe echt ch der Landba Künfler, warum es derſelben in allen di tem vo Biffenfchaften fomeniggebe 00 2, Rürt, zu Verzierung d , Gemäcer, too x gemacht werde 534. wie man ihn. recht q hen koͤnne 536. wie die grobe Ürbeit mit nem Kütte zu machen 538. wie man auf‘ maor Art damit arbeiten koͤnne 539. Art und. Weiſe die Figuren ‚abzutheilen 543. wie der Kuͤtt polirt werde 545. Kuͤttarbeiten noch voll. kommener zu machen 5464 und die Adern und arbenmiſchungen deſſelben zu veraͤndern 548. SIdeen von ERROR: andern ——— wie der * * der merkwuͤrdigſten Sachen. der Kuͤtt auf breternen Boden und an Wänden anzubringen 552. wie man Geſimſe und Stu- bendecken davon machen koͤnne — | KRuͤttmuͤhlen wie ſie einzurichten 355 2. Lacktuck, iſt ein ſehr geſundes Eſſen 60 Landbau, deſſen Vortrefflichkeit 203. Vorzuͤge deſſelben vor der Kriegeskunſt und der Handlung 302. ff. fein Einfluß in den Staat 304 Lapdcharten welche die beſten überhaupt find 14. infonderheit von Spanien und Portugal 14. ‚von Sranfreich 15. Lotharingen 17. Großbri⸗ enge 17. den Miederlanden ıg. Der Schweiz 719. Sftalien 21, dem römifch deutfhen Reiche 21. vom alten Deutſchlande uͤberhaupt 23. in he den mitlern Zeiten 23. in den neuern Zeiten 25 Löndereyen, woraus eine jebe beſtehe 298 Lebensmittel, waren. in den alten Zeiten fehr wohlfel 3. 389. 395 | geidenfebafien der See was wegen derſelben zu obahten 476 Borus, Nachricht: von n Bifer äspptfcen Waſſer⸗ ne 4 201, 205 ’ 2: ‚ Nachricht ve von dieſem Bisthume 45 Lues venerea, hindert die Vermehrung der Mens ſchen 341, wenn fe auerft in Europa befannt en: | —— Luft iſt eines von * ſechs toidernafüchichen Din: gen in der Diätetif 453. dieſelbe ift ihrer Na: tur nad) warm und feuchte 454. Vortreffliche —— einer — RR 454 w die 53 | Ngeſun· 2 ser —* 455 i m. 9 m — — *— —* 445 "Sein * F aus Ned fpecı ** he, Herrn Agavotti Verſuch 4 ei. Margarethe Brabe, Gräfin, zu Hifingsbung. 78. ihre Herkunft 79. ihre Vermählungen go. 88. - warum fie die untreue Graͤſinn genannt ‚werde J 6 Marmor, kuͤnſtlichen zu machen 55 ** ⸗ chen wie von eingelegter WMouleſelinn, eine, wirdfe ter Mecklenburg, Nachricht von di n Herzog me ‚ und der. Abſtamnumg der s “ zoge daſe ——— Größe dieſer State. Ri Menſch, was zu einem. voltomme n werde KU; Menſchen, deren Anzapli in * alten Z Zeit größer gemefen, als in den neuern nis ff. weis davon aus einigen alten Schriftftellern ı 340. moraliſche Urfachen, warum Die 2 menge im Alterthume größer geweſen als iso 343: Mergel, ift ein vortrefflicher Dünger 9. drey⸗ erley Arten deflelben reg Misgeburt, eine recht ab — — * ENOSEE, Üintagefhle, mas davon in ae 469 Menac | —* mertwuͤrdigſten Sachen: Monarchien, große, ob ſie die — Men: ſchen vermindern 377 Montreuil, große Wiſſenſcha t der — | allda in der Oärtnerfunft 428. Beſchaffenheit des Erdreichs daſelbſt und deſſen verfchiedene Pro⸗ ducten 429 ff. erfinderifches Genie der ſieißi— gen Einwohner allda 433. wie ſie ihre Obſtbaͤu⸗ me warten und beſchneiden 435» 437. ff. die Einwohner dafelbft koͤnnen allen Sandleuten zum Muſter dienen 448 Mouffeline , werden in Frankreich verboten. 316 Muttermaal, Nachricht von einem 1 gan; — dern | a Be. RN =} daſſelbe & verbiethet Gafen | * Naͤgel an Haͤnden und Füßen, ſehr ungeſtalte 518 Nahrungsmittel deren Gebrauch, iſt unumgäng» h lich nöthig ‚457. fuͤnf Kegeln wegen deren rich⸗ Be en Gebrauhes 458. ff. Narrenfeſt, Ueberbleibfel von demſelben 167 Ninus, großes Kriegesheer deſſelben 155 ordaibinger, wer ſo genennet worden 34 Nußbaͤume, , tie ſie zu Montreuil sezogen Mr „ach, — © Oberrheiniſcher Kreis, —— Oeſterreichiſcher Kreis, befte Ru Hriche "are d Ofen, | ’ Erg goͤtzlichkeit * Vs — — —J— r — + — be -ha — — wie ſie recht zu — 406. f tficbbäume, t Dicklinge, wie fie zubereitet werden Piewesfie, 1: Kennzeichen und. } zur e Hocken vermindern die Ynzapı Bir —— 1 wenn fie zuerft bekannt worden —— Poblen, deren Urſprungg Ale | — Deipgatnie; ‚deren Schädfichfeit wird erwi⸗ ob ſie in gewiſſen Sal älfen erlaubt werden fi ne 524 ‘526. Gedanken ii Preiß der febensmittl, f ‚385. 389. 395. da aeerige lich rs wa’ > Dreußen, Nachricht von bleſem — # —— MI I Ga 4 Rachthumer, — gro — ten 185. — ſonderheit der Römer , 39€ Res non naturales, was ha in ee » nenne‘ 43° Kbeinifche Reeis, | mas s.ihn ehemals fü Biiter bewohnet — DE — bi it ſche verdaulich — er Mm - der merkwuͤrdigſten Sachen. Rom, wie viel Buͤrger im erſten Cenſu daſelbſt —— worden gr 8 mer, richten ſchreckliche Verheerungen an 374 “N waren ge —— 386 chin, Racrice von den alten 33: - „imglei. "om on dem oberfächfijchen und ——— Klreiſe un, Lauenburg, Radricht von Biden Herzogtbume ‚Saftzweige, an den Sruchtbäumen, Benkakktung wegen berfelben 437. f. wie fie in Fruchtzweis ge verwandelt werden fünnen 336 f. nicht alle Gärtner kennen diefe Sfzwie 0 8 Seimiac „ob defjen Wiens noch ftärfer fey, als des Salpetrs 323. 333 ‚Salperer, Nutzen deſſetbden das Getränke feih zu erhalten ——8 die bequem auf der Su zu — ſind | A ic | | Sn ndinavien, was unter dieſem Namen verſtan⸗ den. werde % 53 Schat, ungemein — zu Thoulouſe191 *F ‚Sölf , was wegen deffelben zu "beobachten 468. wie viel Stunden Schlaf nöthig feyn 468. 469 zer; Nachricht von dieſem —— Senn, wie ſtark es bevölkert fen 349. Bor ſchlag zu verfchiednen. kleinen Gefellfchaften wege WVerſorgung ihrer Witwen und Kinder 419. "Die — —— der Gebirge daſelbſt find ziemlich un geſittet —— ‚ie Bee wer koͤnnten SE — 422. 423 Schreiben zwey medieiniſhe ‚eines. engländifchen URRUAEEB ae Schulden ſehr große. einiger venmen‘ Römer Sehrsongnffe, Ib Aa erkannt werden 1.2320 Me | I | Sawendn wildes, deſen —— Schweigen, vermindert die Athahl de der Mer 2 342 hen * | Scaven, deren Before in den en Sir ‚fen a — BE 35% ‚Seefals ‚ Nugen heſſeben a ‚Semiramis, unglaublich gro riegesheer de u rdelben > - Se ee — deren große Anzahl, veru Mangel der Menſchen 356. rien bey den Roͤmern oft große Geſchene399. 400, | ‚Sonde, zur Unserfüchung des ei r — hes 295. Verfahren Damit RR N | Sonnenubren, Befehreibung einer, go n Art des. Herrn Delalande — Speiſen welche geſund oder ungeſund ſeyn wie man ſich in Anſehung ihrer Menge Pi © habe 460. was RESR dn ten ſey — Sprößlinge an Bäumen, pt es. rathſam ſey ſelben abzuſchneiden Bir gu ee —— oder ————— Nachrichten vo Ta — Ya \ der merkwuͤrdigſten Sachen. Sn, — * Stadt * 187 Taback, wem er — oder ſchaͤdlich ſey Ass Tanz, Anmerkungen über einen geiſtlichen zu Beſan⸗ ‚con, bey welchem ſich Chorherren befanden! 90 ff. wie er eigentlish angeftellee worden 95... er wird verboten: 100, wenn er zum legten male getanzet worden . NOS Theben, ob es die gröf ke Stadt in der Welt ı ge weſen 62 che mometer, verſchiedene ana Beobachtun. gen an demſelben 326. AP an einem Luft⸗ thermometer 2 | 330 | ‚Thüringer, wenn fie bekannt, worden 97 Todtenliſten, jährliche, deren Nugen | 158 | h. — Ubren, fiehe Sandubren. Pr Gi Unmäßiekeit, ift ein mörderifcher — der Men ſchen 460. unddie Duelle aller Krankheiten, 46x Urin, ob und was für Krankheiten man aus demſel⸗ Ä ben beurteilen koͤnne 497 ff. Ungewißheit ver erkmaale die aus dem Urine gezogen werden 498 lächerlicheiftorie von einemUrinbefehber 500 un, des * vorsrefflüßer Mugen deffeiben | J — Eee 297 v. Banditi, wo — getboßnet | 36 Derfchwendungen, jeDR: große einiger Vorne memiRömer, 398. f» | "Perftopfüngen, moher fie enefkeßen.’ et hr Dielweiberey, ob fie’die Fortpflanzung: der Mens fehen verbindere, rg: 344. fiehe auch Brain 2 | Volk, R Gr AN DE NEE OR RN RAN a a N m Re iſter der | rdie F F — N Volk/, was fuͤr eines am en * ee dengee —— von An „erh * | | N 3 — ir * mw. N: Wachs, woher beffen — ER 917 | Boah ebäuin., Nachricht von denfelben 210, 216, wie das Wachs, aus denfelben gemacht werde 212 wie fie fortgepflanzet werden 214. beſondere Ei- genſchaft ihres Wachſes 214. wie es gebleichet und verarbeitet werde 214. J Waller, wie man eg koͤnne gefrieren machen 323 Wein, ©edanfen über denfelben, welcher nüßlih oder ſchaͤdlich fey. 465. wieder, fo zu Montreuil x ‚ wächlt, befchaffen fey 447 We ſſtindien, Nußen von. Entetung * in der Geographie 6 Weſtphalen, deren erſte Graͤnzen > Wpipernacbrliche Dinge, was man in m kom tetie fo nenne Et Milzer, wo Diefelben gewohnet J 0 6X, Loäifte, ungeheure und zer an — Bäumen, woher fie entfiehen 445. 446 ° Wounderfäls Stube) Verfuche damit“, » 305 Fr ER Zähne. Auf was far Art und Weiſe die Dur. zeln der Mitchzähne vergehen 584. ff. Zeit | erſten und zweyten Zahnens 585. ob de ur⸗ zeln der Milchzaͤhne die Keimen der zweeten Zaͤh⸗ m Bi 588 . wie ** Zahne es wen 592% * * X — Kr Ai Bir 84 [277% * u ur * * * * * * — % 4 x = 1 * — Lana ’ ee | | a | BR r BE EZ x ‘’ { . Ef x ’ / e - ’ 2 s = \ 12) —— Li #* x J 1 A er. N ' \ Be ü \ L 4 / > J “ * Ds 148% di ’ Nat 4 —2