LIBRARY OF 1885- 1056 ^"^"^ Vorwort. Seitdem Jahre 1896, ihrem ersten Erscheinungsjahre, ist meine außer- berufhche Zeit fast stets und ganz der zunächst auf populärer Basis be- gründeten ,,111. Wochenschrift f. Entomologie" (von 1898 an als , .Zeit- schrift" herausgegeben) gewidmet gewesen. Diese Zeit reichte für die Bearbeitung der vorliegenden, umfassenden experimentell-biologischen Untersuchungen (und für eine Fortführung meiner kritischen Sammel- referate) von dort an immer weniger aus, als ich jene Zeitschrift, die weil aussichtslos unrentabel ihr Erscheinen einstellen sollte, zu Ende 1904 käuflich erwarb, um sie als ,,Zeitschr. f. wiss. Ins. -Biologie" weiterzuführen, und als ich mich so vor die Aufgabe gestellt sah, den vielseitigen Pflichten nachzukommen, welche die wissenschaftliche Ausgestaltung der Zeit- schrift erforderte, wie auch ihr meine Sorge einer Weiterverbreitung entsprechend der sich stetig erhöhenden Wertschätzung zu widmen. Diese ungemessene Mühewaltung zugleich als Herausgeber und Verleger neben einem aufreibenden Berufe drohte meine Arbeitskraft dauernd imd völhg zu erschöpfen. Daß ich mich von diesem Zustande eines Verlieren« in ganzen- teils geistig minderer Betätigung zu befreien vermochte, danke ich ganz wesentlich meiner Frau Clotilde, geb. Bauer, deren eigene große Anlagen, deren starker Wille auch mich erneut zu höheren Ausblicken auf meinem Arbeitsfelde fortgerissen haben. So ist mir auch der Gedanke zu diesem ,, Handbuch der Entomologie" entstanden. Ich bitte, einer Toten diese Ehrung und Widmung auch hier erweisen zu dürfen! Wir besaßen bisher überhaupt keine andere deutschsprachige „Ein- führung in die Kenntnis der Insekten" als jene von H. J. Kolbe in einem ersten Bande 1889/93 herausgegebene, noch heute unabgeschlossen vor- liegende, die zweifellos viel Anregung und Vertiefung in ihr Wissensgebiet getragen hat, aber doch selbst in dem erschienenen Teile der Berück- sichtigung jener außerordentlichen Fortschritte naturgemäß entbehren muß, welche zwei weitere Jahrzehnte wissenschaftlieh entomologischer Forschung auf allen Einzelgebieten gezeitigt haben. — II — Zumal sich der Grundgedanke zu diesem „Handbuche" mit jenem der „Einführung" in vieler Beziehung übereinstimniend erweist, habe ich s. Zt. nicht gezögert, Herrn Prof. H. J. Kolbe (Zoologisches Museum, Berhn) um seine Mitwirkung an der Herausgabe zu bitten, zu der er sich zu meiner besonderen Freude auch bereit erklärte. Unsere Besprechung über die Disposition des ,, Handbuches" hat mir gewiß manche Anregung hinterlassen, für die, zugleich für jene Bereitwilligkeit zu einer ge- meinsamen Arbeit, ich auch an dieser Stelle verbindlich danke. Denn leider hat die Ablehnung des Verlages (Ferd. Dümmler, BerUn), die älteren, gänzHch unfruchtbaren Verpfhchtungen als gelöst betrachten zu dürfen, Herrn Prof. H. J. Kolbe von jeder Mitwirkung abgehalten. Wesentliche Gesichtspunkte für den Ausbau des Werkes haben sich mir ebenfalls aus der teils recht umfangreichen Korrespondenz mit den Herren Mitarbeitern ergeben. Auch ihnen, die ich im folgenden nenne, danke ich bestens für die hingebende Vertiefung in die Ziele des Werkes, für das Hintansetzen berechtigter eigener Wünsche im Interesse des Ganzen und für die Übernahme des Arbeitsanteiles überhaupt, zu der sie, ungeachtet des ausgesprochenen Entgegenkommens des Verlages, in Ansehung der großen, schon durch die umfassenden Literaturstudien be- dingten Mühewaltung allein durch den Wunsch geführt sein können, ihr anerkanntes Wissen in den Dienst eines Werkes zu stellen, das eine un- gewöhnUche Förderung der Entomologie erstrebt. Es ist keine leere Formel, wenn ich gleichzeitig dem hochgeschätzten Verlage meinen ganz besonderen Dank anschließe. Dieser gilt nicht allein für die äußerste Bereitwilligkeit der Verlagsübernahme des ,, Handbuches", die ich noch mit dem auch für die Wissenschaft ob seines regen Interesses an ihren Fortschritten zu früh verstorbenen Herrn Ge- heimrat Dr. Gustav Fischer abschheßen konnte, dessen hebenswürdiges Wesen mir eine angenehme Erinnerung ist. Ich habe ihn namenthch auch in Bezug auf die wiederholte Gewährung einer Umfangsver- mehrung des Werkes abzustatten, wie sie an das Entgegenkommen des Verlages außerordentliche Zumutungen gestellt hat. Zunächst wuchsen schon während der Vorverhandlungen mit den Herren Autoren die ursprünghch vorgesehenen 70 — 80 Bogen (in 2 Bänden) zu etwa 105 Bogen in 3 Bänden an. Eine abermahge Nötigung dieser Art brachte alsdann die Umfangsüberschreitung des Teiles : ,, Anatomie, Histiologie und Physiologie der Larven und Imagines" von etwa 19 auf mehr als 33 Bogen, die infolge des Satzes nach dem zu verschiedenen Zeiten abgeheferten Manuskripte, auch bedingt durch die sehr zahlreichen, erst später ein- fügbaren Textabbildungen, zunächst unerkannt geblieben ist. Die bisherige Disposition des Werkes konnte naturgemäß eine solche Verschie- bung nicht erleiden, ohne die Einheithchkeit ihres Aufbaues zu verhereu. Durch eine neue ümfangserhöhung auf etwa 135 Bogen hat mir der Verlag aber die Möghchkeit gegeben, wieder ein wesenthch gleichmäßiges — m — Ganzes zu schaffen. Dem so nicht unerheblich gesteigerten Verlags- risiko hat jedenfalls der Dank für das erfahrene Verständnis gleich- zukommen. Allerdings dürften sich gleichermaßen der wissenschaftliche Wert und die internationale Bedeutung des Werkes erhöht haben, da ihm schon die Möglichkeit einer breiteren Behandlung des Gegenstandes bei der Fülle des Stoffes einen Vorzug sichert. Denn die bereits vorUegenden fremdsprachhchen Werke ähnlichen Charakters, wie jene von Com stock, Lameere, Oudemans, Packard und Sharp, sind sämtlich sehr viel geringeren Umf anges und teils auch bereits erheblich älterer Erscheinungs- zeit. Das einzige ähnlich umfangreiche Werk A.Berlese's aber, dessen gewiß vorzüghcher Bd. I in den Jahren 1906/10 erschienen ist, von dem gegenwärtig erst der Band II beginnt, dürfte doch an die Kraft eines ein- zelnen zu hohe Anforderungen stellen, um in absehbarer Zeit und gleich- mäßiger Bearbeitung seiner Einzelgebiete abgeschlossen werden zu können. Das ,, Handbuch der Entomologie" wird in Lieferungen zu je 10 Bogen herausgegeben, welche 3 Bände im Umfange von zusammen etwa 135 Bogen betreffen. DerBandl bringt die Bearbeitung der Anatomie, Histiologie und Morphologie der Larven und Imagines, der Oo- und Spermato- genese wie Embryogenie, der allgemeinen Morphologie, der Er- scheinungen der Parthenogenesis, Dimorphose . . ., Metamor- phose. Autoren die Herren Dr. C. Börner (St. Juhen-Metz), Prof. Dr. P. Deegener (Berhn), Dr. J. Groß (Neapel), Dr. 0. Prochnow (Gr. Lichterfelde-Berhn). Der Band II enthält die Bionomie (einschl. der ökonomischen Entomologie), Blütenbiologie, Psychologie, Zoogeographie, Deszendenztheorie (einschl. der experimentellen Entomologie), Autoren die Herren Prof. Dr. K. Eckstein (Eberswalde), Prof. Dr. 0. Heineck (Alzey), Dr. K. Holdhaus (Wien), Dr. L. Eeh (Hamburg), Ew. H. Rübsaamen (Berlin), der Herausgeber. Der Band III gehört der Bearbeitung der Paläontologie und Phylogenie wie der systematischen Übersicht. Autor Herr Dr. A. Handlirsch (Wien). Nach den Verlagsverträgen darf versichert werden, daß der Band I jedenfalls nicht später als im Winter 1918/14 beendet vorliegen wird. Sein Erscheinen hatte durch den Tod des Herrn Dr. C. Hennings (Karlsruhe i. B.), der den ganzen zweiten Teil dieses Bandes über- nommen hatte und inmitten der Vorarbeiten einem hoffnungs- reichen Leben entrissen worden ist, eine Verzögerung erfahren. i) ') Im besonderen entspreche ich noch gern dem Wunsche des Herrn Prof. Dr. P. Deegener, zu dem Erscheinen dieses Heftes 1 zu bemerken, daß seine ersten Manuskriptteile bereits im Januar 1911 abgeschlossen vorgelegen haben. — IV — Unabhängig vom Abschlüsse des Bandes I 'ist die Herausgabe von Band III gegen die Mitte 1913 zu erwarten, jene des Bandes II nicht vor dem Beginn 1914. Möchte dieses „Handbuch der Entomologie" seinem mit ernster Hingebung erstrebten Ziele voll entsjjrechen, ein Fundament zu werden für das Studium der Insekten, auf dem auch kommende Forscher weiterbauen können, zur Ausdehnung und gleichzeitigen Ver- tiefung unserer Kenntnisse dieser hochinteressanten Tiergruppe und hier- mit des organischen Geschehens überhaupt! Berlin- Schöneberg, im November 1912. Prof. Dr. Christoph Schröder. Erstes Kapitel. Haut unö Hautorgane. Von Prof. Dr. P. Deegeiier, Berlin. Inhaltsübersicht Seite . Integument (Allgemeines) 2 1. Das Epiderm (H ypodermis). Allgemeines, Flügelepiderni . . . 2,3 2. Cuticula. (Entstehung. Aufbau. Differenzierung. Verschiedene Be- schaffenheit bei Larve und Image. Chitin) 3 3. Cuticularbilduugen 5 a) Schuppen. (Lepidopterenschuppe. Bau und Skulptur. Insertion. Anordnung. Stacheln der Flügel. Pigmentierung der Schuppen) . .5 Schuppenfarben. (An Pigmente gebundene. Diffuse und körnige Pigmente. — Optische Farben. — Kombination von Pigment und optischen Farben. Schillerfarben. — Herkunft der Farbstoffe) . 7 Schuppen anderer Insekten. (Coleopteren. Blatta. Perla. Tricho- pteren. Lepisnia) 9 b) Hafthaare und Haftläppchen. (Verbreitung. Bedeutung. Sexuelle Hafthaare. Coleopteren. Haftdrüsen. Haftorgane verschiedener Insekten) ] 10 4. Farben der Haut. (Farbenbedingende Überzüge. Sitz des Farb- stoffes. Farben der Larven, Puppen und Imagines. Dermale und hypodermale Farben. Färbung von Chitin und Epiderm. Metallische Farben. Chlorophyll. Farbenanpassung) 13 . Hautdrüsen 16 1. Stinkdrüsen. (Orthopteren. Forficuliden. Hemipteren [dorsale, ven- trale Stinkdrüsen]. Neuropteren. Lepidopteren. Coleopteren) ... 16 Reflektorische Blutung (Coleoptera. Orthoptera. Hymenoptera) . 24 2. Duftdrüsen 26 A. Lepidopteren. (Allgemeines) 26 a) Duftdrüsen der Männchen. (Allgemeines.) Pieriden. Lycaeniden. Euploea. Schutz der Duftorgane. Duftorgane der Beine. Hes- periiden. Hepinlus. Duftorgane der Vorderbeine, der Basis des Abdomens, des Endes des Abdomens. — Funktion der männ- lichen Duftorgane 26 b) Duftorgane der Weibchen. (Beiden Geschlechtern gemeinsame Duftorgane. Spezifische weibliche Duftorgane. Aänpaea lineula O. Äciptüia pentadadyla L. Gonepteryx rhanini L. Bombyx mori L.) 31 B. Duftorgane anderer Insekten. (Trichoptera. Coleoptera. Apis) . 34 3. "Wehrdrüsen 35 a) Lepidoptera. (Liparidenlarven. T/iaumetopvea-Jia,u-pen. Aus- stülpbare Schläuche der „Schwanzgabel" von Dicranura) ... 35 b) Coleoptera. (Larve von Chrysomela populi L.) 37 4. Wachsdrüsen. (Wachsüberzüge der Haut. Ehynchota. Kectarien der Aphiden. Wachsdrüsen der Apiden) 8V HaDdbnch der Entomologie, Bd. 1. 1 — 2 — Seite 5. Tarsale Spinndrüsen der Embiiden 42 6. Schaumdrüsen der Schaumcicaden 43 7. Gilson seile und Bauchdrüsen. (Trichopterenlarven. Lepidopteren- raupen) 44 8. Hü ut ungsdrüsen. (Allgemeines über die Häutung. Exuvialdrüsen. Ihre drei verschiedenen Eormen) 45 9. Hautdrüsen mi t verschied ener, z. T. unbekannter Funktion. (Uoleoptera. Hymenoptera Spezifische Drüsen der Dytisciden. Nacken- gabel der Papilionidenraupen. Drüsen der Lycaenidenraupen. Malaco- dermata. Sternaldrüsen von Stylopyga orkntalis L. Orcheselln) ... 48 Das (irabersche Organ der Dipterenlarveii 53 A. Integument. Am Integument der Insekten unterscheidet man zwei Haupt- schichten: das Epiderm oder die Hypodermis (Subcuticula) und die Cuticiila. Beide stehen einander nicht als heterogene Gewebe gegen- über; sondei-n das aus lebenden Zellen aufgebaute ektodermale Haut- epithel ist die Matrix der chitinösen Cuticula, diese also ein Produkt des zelligen Epiderms, eine Oberflächendifferenzierung, welche der viel- fach noch herrschenden Meinung entgegen nicht als anfangs flüssige, später erhärtende Hubstanz aus den Zellen austritt, sondern ein Um- wandlungsprodukt der oberflächlichen plasmatischen Zellpartien selbst darstellt, wie seit Tullberg (1881) von vielen Autoren (vgl. Chatin 1892) festgestellt worden ist. Die Cuticula selbst wie auch alle cuti- cularen (chitinösen) Bildungen sind protoplasmatisch vorgebildet (vgl. auch die Häutung). Dabei kann (z. B. an eingestülpten Hautteilen, wie den Gonodukten) entweder die Chitinisierung von vornherein in der ganzen Dicke der späteren Cuticula erfolgen, oder (in der Regel!) es entstehen infolge intermittierender Cuticularisierung mehrere, einander pai'allel aufgelagerte Schichten, von welchen die äußerste, zuerst ge- bildete die stärkste zu sein pflegt (vgl. Tower 1903). Im übrigen ist die Dicke, Härte, Elastizität und Struktur der Cuticula recht ver- schieden je nach den Anforderungen, welche in verschiedenen Körper- bezirken an sie gestellt werden; und hinsichtlich dieser Anforderungen ist zu berücksichtigen, daß der Chitinpanzer als schützende Schicht dennoch nicht starr und unbeweglich sein darf und daß er nicht allein zum Schutze des Tieres, sondern wesentlich auch zum Ansatz der Mus- kulatur des Körperstanimes und der Extremitäten dient und damit in seiner Gliederung nur in Korrelation zu dem Muskelsystem verständ- lich wird, kurz die Bedeutung eines Ektoskelettes erhält, von welchem auch im Bedarfsfalle größere Partien in das Körperinnere verlagert werdeir können, um eine oder beide Ansatzflächen eines Muskels zweck- mäßig zu verlagern (vgl. Endoskelett bei ,, Muskulatur"). 1. Das Epiderm (Hypodermis). Das ektodermale Hautepithel ist von verschiedener Mächtigkeit, jedoch stets einschichtig. Seine Zellen bleiben nicht überall gleichartig, sondern es kommt sehr häufig an verschiedenen Körperstellen zur — 3 — Ausbildung von Hautdrüsen von sehr mannigfaclier Form und Funk- tion, von 8inneszellen sowie von besonderen Bildungszellen für die Anhänge der C'uticula (Haare. Schuppen usw.). Das Gerfistwerk (Linoin) der Epidermzellen pflegt leicht nachweisbar zu sein und auch bei dem Prozeß der Cuticularisierung nicht verloren zu gehen: es gibt dann der C'uticula die oft sehr deutliche, senkrecht zur Oberfläche verlaufende Streifung, welche allem Anscheine nach oft mit den (übrigens tatsächlich ebenfalls nachgewiesenen) Porenkanälen verwechselt worden ist. So lange eine Erneuerung des Chitins statt- finden nniß, bleibt auch des«en Watrixschicht bestehen, wenngleich sie bisAveilen (namentlich an Einstülpungen der Haut ins Körperinnere, z. B. End- und Vorderdarm), infolge sehr starker Abplattung ihrer Zellen außerordentlich zart werden kann. — Das Epiderm hegt einer Grenzlamelle auf, welche wenigstens teilweise von Bindegewebszellen aufgebaut zu werden scheint. Ein eigentümliches und interessantes Verhalten zeigen die Zellen des Flügelepiderms. soweit sie nicht als Schuppenbildungszellen in Frage kommen, bei den Lepidopteren. Sie verlängern sich durch den Leibes- höhlenraum des Flügels hindurch bis zu dessen gegenüberliegender Wand und setzen sich an diese an. So werden sie zu Fasern, welche dem Druck des in den Flügel des jungen Tieres bei dem Verlassen der Puppenhaut einströmenden und ihn ausdehnenden Blutes Widerstand leisten, d. h. es verhindern, daß der Flügel bei seiner Entfaltung zu einem runden Sack aufgetrieben wird (J\Iayer 1896). Eine ähnhche Ver- festigung erfahren die Vorderflügel (Elytren) der Coleopteren. Hier bilden die Ejiidermzellen der dorsalen Flügelwand starke Chitinbalken, welche das Epiderm der ventralen Flügelwand erreichen. 3. Die Cuticula. Die chitinöse Cuticula ist ein Produkt der epidermalen Deckzellen; sie entsteht jedoch nicht oder wenigstens nicht ausschließlich aus einer von diesen ausgeschiedenen, später erhärtenden Flüssigkeit, sondern ein Teil des oberflächlichen Zellplasmas selbst verwandelt sich in Chitin. Daher nehmen die chitinogenen Zellen an Höhe um so viel ab, wie die Cuticula dick ist. Natürlich kann aber später die ursprüngliche Zell- höhe wiederhergestellt werden. Allen Cuticularbildungen gibt ursprüng- lich das Epiderm ihre Form, welche dann erst durch die Cuticularisierung festgehalten wird. Übrigens sei bemerkt, daß die Epidermzelle keines- wegs nur an ihrer Oberfläche Chitin zu bilden imstande ist, sondern an ihrer ganzen Peripherie (Chatin 1895). Die Cuticula besteht aus einer äußeren, stark lichtbrechenden Schicht, sowie aus mehreren ihre Hauptmasse bildenden Lamellen;^) in der lamellösen Innenschicht findet man oft senkrechte Fäden oder Bündel, welche dem cuticularisierten Linom der Epidermzellen ihren Ursprung verdanken dürften. Plotnikow vertritt die Ansicht, daß diese Fäden die Cuticularlamellen untereinander und mit den Epiderm- zellen verbinden. Bei der Häutung werden sie endocytär aufgelöst. Die lamellöse Schichtung pflegt oberflächenwärts dichter zu werden ') Während der Drucklegung erschien eine Abliandlung von Kapzov (Zeitschr. f. wiss. Zool. Bd. 98, H. 2, 1911) über den wabigen Bau der Cuticula. und die äußersten Lamellen können wie die Außenschicht pigmentiert sein. Lecaillon (1907) unterscheidet an der Cuticula folgende drei Schichten: die sehr dünne, äußerste, pigmentierte: eine mittlere mit senkrechten Streifen und Körnchenreihen (die vielleicht den „Bürsten- säumen" homolog ist): eine innere, welche bei stärkerer Entwicklung aus Lamellen besteht und von Pseudokanälen durchsetzt wird. Aus der Aufgabe der Cuticula, als Ektoskelett und Ansatz für die Muskeln zu dienen, ergeben sich die verschiedensten Differenzierungen dieser Hautschicht in den verschiedenen Körpergegenden. Sehr starr und fest wird sie nur an solchen Teilen, welche nicht in sich, sondern als Ganzes bewegt werden, während sie an den Segmental- und Extre- mitätengelenken eine zur Bewegung geeignete Beschaffenheit annimmt. Die Cuticula der Flugorgane bleibt dünn und leicht und verdickt sich nur dann unter Umständen stark, wenn die Vorderflügel zu Deckflügeln (Elytren oder Hemielytren) werden. Die Skulptur des epidermalen Chitins, welche an den Körperoberflächen die allermannigfaltigsten Formen annimmt, trägt zur Bestimmung des Habitus der Insekten außerordenthch viel bei und wird hierin durch die vielgestaltigen Cuticu- larbildungen (Haare, Borsten, Dornen, Schuppen iisw.) äußerst wirksam unterstützt. — Es ist leicht zu verstehen, daß die verschiedenen Zu- stände (Larve, Puppe, Imago) eines Lisekts ihrem Aufenthalt, ihrer Bewegungsweise und ganzen Lebensführung entsprechend auch eine weitgehend verschiedene Ausbildung ihrer Cuticula aufweisen, auf welche im einzelnen einzugehen uns hier zu weit führen würde. Im all- gemeinen sei nur darauf hingewiesen, daß die Larven der holometabolen Insekten im Gegensatz zu ihren meist mit einer starken und festen Cuti- cula ausgerüsteten Imagines weichhäutig zu sein pflegen, jedoch weder ohne Ausnahme, noch an der ganzen Oberfläche; am Kopf und dessen Extremitäten sowie an den Thoraxbeinen pflegt auch bei ihnen eine härtere Chitinisierung durchgeführt zu sein. — Die Puppen verhalten sich verschieden; bald ist ihre Cuticula zart und weich (z. B. viele Käfer- puppen), bald starr und fest (Lepidopterenpuppen). Daß übrigens selbst verhältnismäßig dünnes Chitin seinen Träger recht wirksam zu schützen vermag, lehren manche Dipterenlarven, welche der Ein- wirkung von Alkohol, Quecksilberchlorid und anderen Eeagentien lange Zeit zu widerstehen vermögen. Die Substanz, aus welcher die Cuticula besteht, wird seit Odier (1823) als Chitin bezeichnet. Es ist eine organische stickstoffhaltige Verbindung, welche für ein Acetylderivat des Glucosamins gehalten wird. Seine chemische Formel ist nicht sicher festgestellt (nach Sund- wick: CgoHiooNgOgs + nH^O; — na-ch Krukenberg C15H25N2O10; nach St aedler, Lehmann und Schmidt: CigHiäNOi,: nach Gau- tier: C15H24N2O2). Durch Behandlung mit Lauge wird es in eine Verbindung umgesetzt (Chitosan), die sich in verdünnter Essigsäure (3 %) leicht auflöst. Durch Kochen mit konzentrierter Salzsäure ent- steht aus dem Chitin eine kristallisierte zuckerartige Verbindung (salz- saures Glucosamin). Beines Chitin wdrd im Gegensatz zu der Zellulose von I -|- HoSOj (-(- 70 %) oder -\- Zinkchlorid weder blau noch violett gefärbt. Die Untersuchung von Chitinen verschiedener Herkunft lieferte keinen Anhaltspunkt für die Annahme, daß mehrere verschiedene Chitine existieren (Wester 1910), wogegen übrigens Krawkow (1893) die Ansicht vertritt, daß sogar ein und dasselbe Tier verschiedene Chi- tine bilden kann. — Nicht das Chitin, sondern das Chitosan vermag eine veidünnto Jod-Jodkaliuiiilösuni;- zu entfärben. Eeines Chitin färbt sich in verdünnter Jodlösung garnicdit oder nur schwach braun. Mit Kah- lauge behandelt bleibt die Cuticula bestehen, während die übrigen Gewebe und deren Produkte sich auflösen. Hierauf beruht die Möglich- keit, das Skelett der Insekten durch ^lazeration rein darzustellen. Um das Chitin als solches zu erkennen, genügt der Nachweis der Wider- standsfähigkeit gegen Kalilauge nicht (Wester 1910). 3. C uticiilarbildiingoii. Diese sind in Form außerordentlich mannigfach gestalteter und den verschiedensten Zwecken dienender Haare, Borsten, Dornen und Schuppen entwickelt, welche natürlich hier nicht alle eingehender besprochen werden können. Die Haare werden vielfach zu Sinnes- organen (siehe diese). Wir betrachten im folgenden die Schuppen und Hafthaare etwas genauer. a. Schuppen. Die Schuppen als umgebildete Haare treten in verschiedener Aus- bildirng nicht nur am Körperstamm, sondern auch besonders an dessen Anhängen, namentlich den Flügeln auf und werden hier für die Ordnung der deshalb sogenannten Lepidopteren in hohem Grade charakteristisch. Die einzelne Schuppe bestellt als chitinöse Bildung einer Epiderm- zelle aus einer oberen dickeren Platte, der Trägerin der Skulpturen, und einer dünneren unteren, glatten oder etwas rmizehgen Schicht (Mayer's ,,Plasmahaiit"; Baer's ,, basale Lamelle"), welche niemals pigmentiert, sondern stets glashell vmd durchsichtig ist. In der Eegel sind die Schuj^pen längsgestreift, und zwischen den Längsstreifen finden sich oft Querstreifen, beide nichts anderes als vorspringende Chitin- leisten, welche sich bei Anwendung starker Vergrößerungen oft in dicht- gestellte reihenbildende Kügelchen, Knöpfchen, Zapfen, Kegel oder birnförmige Körperchen auflösen; oder die wirkhclien Leisten tragen erst ihrerseits kleinste Knöpf eben; oder die Schuppenoberfläche er- scheint unregelmäßig zerklüftet, mehr oder minder grob gekörnt. Bei den pigmentierten Schuppen pflegen die Pigmente den Skulpturen anzugehören. Die Schuppe wird von parallelen dreikantigen Kanälen durchzogen, welche ihre Basis der Unterseite, die gegenüberliegende Kante der Ober- fläche zukehren (Baer 1S99). Jede Schuppe ist das Produkt einer epidermalen Bildirngszelle, welche sich durch ihre Form, Cxröße und Lage von den gewöhnlichen Deckzellen unterscheidet (Fig. 1). Der Stiel der Schuppe ist hohl und steht mit den Hohlräumen zwischen den Verbindungsleisten in offener Verbindung. Er steckt in dem Scbuppenbalg (Spul er), welchen ein chitinöses Doppelsäckchen darstellt. Sein Ende weist in der Regel (auch bei den Haarschuppen) eine knopfförraige Verdickung auf. Die Anordnung der Schuppen auf den Flügeln ist bei den Lepido- pteren bald ganz regellos, oder die Schuppen stehen in Gruppen, welche Bänder bilden (niedere Formen), bald liegen sie in regelmäßigen Quer- reihen, welche miteinander verbunden sein oder einander parallel ver- laufen können, und greifen dachziegelartig übereinander (hoch speziali- sierte Typen). — 6 -- Außer den Schuppen findet man auf den Schmetterlingsfliigeln „Stacheln". „Bei Micropteryginen und HepiaHden sehen wir bei stär- keren Vergrößerungen nach teilweiser Entfernung der Schuppen viel zahlreicher als die Schuppen nicht in regelmäßiger Anordnung zierliche Chitinspitzen, kaum ein Zehntel so lang wie die Schuppen. Sie sind innen hohl und gehen kontinuierlich in die Haut des Flügels über, sind also nicht eingelenkt wie die Schuppen. Über den ganzen Flügel ver- breitet habe ich (Spuler. D.) sie soast nur bei gewissen Tineinen {Incur- varia, Adela, Nematois, Nemojjhora und den Nepticuliden) angetroffen LokaHsiert kommen sie indes noch bei der Mehrzahl der Heteroceren vor rmd zwar am inneren Teil des Innenrandes in weitester Verbreitung, aber auch am medi- alsten Teil des Vorder- randes (so bei Hepia- liden, Tineinen, Micro- ptervginen)." Spuler 1895. Wie schon erwähnt, sind die Schuppen Produkte besonderer Zellen des Epiderms. Nach Ausbildung des chitinösen Schuppen- körpers zieht sich das Plasma der Bildungs- zelle aus diesem zurück, und er füllt sich mit Luft und dann meistens mit Blut, welches die Farbstoffe in die Schupjje hineinträgt. Die Pigmente entste- hen infolge einer che- mischen Verwandlung des Blutes, welche in der Regel eine einfache Oxydation ist. Etwas anders verhalten sich die großen Schuppen, welche z. B. bei Danais plexippus L. an bestimmten Stellen des Flügels stehen. In jede dieser Schuppen dringt, nachdem sich das Plasma der Bildungszelle zurückgezogen hat, ein Blutkörperchen ein, um durch seinen Zerfall unmittelbar den Farbstoff zu liefern. Die Kerne der Schuppen- bildungszellen sollen sich am Ende ihres Lebens mehrmals amitotisch teilen (Mayer 1896). — • Die Farben der Imago bilden sich erst in den beiden letzten Tagen der Puppenperiode aus (Schaff er, Bemmelen), doch finden sich lange vor diesem Zeitpunkte schon Farben auf den Flügel- anlagen, welche von der definitiven Färbung sehr verschieden sind. Nach Bemmelen (gegen Schäffer) sind weder bei Vanessa vriicae L. noch V.cardiiiL. die Flügel innerhalb der Puppenhaut rot, nehmen viel- mehr diese Farbe erst sehr schnell an, wenn sie aus dieser heraus- präpariert sind. Die Umfärbung kommt durch das Rot werden zahl- reicher Kügelchen in den Epidermzellen und Tracheenwandzellen zu- Fig. 1. Schuppen von Sphinx pinastrih., vergr. (Sem per 1857), a Schupponbildunt'szellen ; b LHngsstreif=n des Schuppenchitins ; r Epiderm. — 7 — Stande. In jüngeren Entwicklungsphasen erscheinen die Kerne dieser Zellen rot, doch wurde nicht ermittelt, ob die sjjäter auftretenden Kügel- chen aus dem Kerne stammen (van Beramelen 1889). Vgl. Gräfin V. Linden! Schuppenfarben. Die Farbenwirkung der Schuppen kommt in verschiedener Weise zustande. Wir unterscheiden: 1. Pigmente, welche in den Schuppen liegen. 2. Optische Farben, die nicht durch Pigmente erzeugt werden. 3. Farben, die durch das Zusammenwirken von Pigmenten und optischen Farben entstehen. 1. An Pigmente gebunden treten alle Farben auf mit Ausnahme von Blau und Violett, welche, wie auch in der Mehrzahl der Fälle das Grün, immer als optische Farben erscheinen. Die Pigmente sind diffus oder körnig, d. h. das Chitin selbst ist gefärbt oder es sind ihm Farb- körner eingelagert. Die körnigen Pigmente kommen bei den ßho- palocera seltener zur Beobachtung. Die einzelne Schuppe pflegt nur wenig durch diffuse Pigmente gefärbt zu sein und erscheint oft (exkl. Pieriden) nur matt getönt; die satten Farben des Flügels kommen durch die dichte An- und Übereinanderlagerung seiner Schuppen zu- stande. Bei den Pieriden findet sich weißes und gelbes Pigment; die Schuppen erscheinen bei auffallendem Lichte milchweiß, bei durch- fallendem matt schwefelgelb. Ihre Farbstoffe sind nach Urech Harn- säure und deren Derivate und liegen vorwiegend in den Skulpturen. Körniges Pigment fand Baer unter den Tagfaltern nur bei den Pieriden, wo die Körnchen dicht gedrängt in der ganzen Chitinplatte liegen und der Einzelschuppe ihre satte Färbung verleihen. Die Skulp- turen treten in diesen Schuppen häufig zurück. Körniges Pigment liegt dem Zitronengelb von Gone'pteryx rhamni L., dem Schwefelgelb von Delias egialeaCram,, dem Chromgelb von Z). öeZisctwict (Aut. ?), dem Rot- gelb der Änthocharis cardamines L. usw. zugrunde. Gegen Spulers Behauptung, daß Crrün nicht auf Pigmentierung beruhe, sondern optische Farbe sei, weist Baer auf die grünen Pigmente mancher Tagfalter hin, welche allerdings nicht den Schuppen, sondern der Flügelhaut selbst angehören; im Bereiche dieser grünen Pigmentie- rung fehlen die Schuppen entweder und sind durch Haare ersetzt, oder sie sind farblos und durchsichtig {Papilio antJieus Cram., fhorcas Cram., agamemnon L.; Colaenis dido L., Danais cleona Cram.). Die gelbgrüne Färbung der Unterseite der Hinterflügel von Änthocharis cardamines L. ist nicht durch ein grünes Pigment veranlaßt, sondern durch eine Mischung kanariengelber mit graubraunen Schuppen. 2. Die optischen Farben. — Wo ein Farbenwechsel (Schiller) mit der Veränderung der Einfallsrichtung der Lichtstrahlen nicht statt- findet, wird die optische Farbe nicht durch die Schuppenskulptur be- dingt. Dementsprechend fehlen oft die Skulpturen bei optischen Farben, und andererseits treten bei starker und auffallender Skulpturierung der Schuppen keine Interferenzerscheinungen auf (Scholz, Baer). Es handelt sich vielmehr um Farben ,, dünner Plättchen" und ,, trüber Medien", welche nach demselben Prinzip zu erklären wären, wie die Farben einer Seifenblase, die optischen Farben der Vogelfeder, ver- witterter Gläser usw. Die verschiedenen Farben sind dabei von der Dicke der durchsichtigen Schicht abhängig. Bei weißen und silber- farbigen Schuppen kommen auch Luftschichten in Frage (Baer). Die — 8 — optischen Farben können durch die besonderen VerhäUnisse nur einer Schupi^e oder durch das Zusammenwirken zweier Schuppen zustande kommen; so sind beispielsweise die Bedingungen für die Blaufärbung eine dünne, durchsichtige Schicht über einer dunklen Farbstoffunter- lage; diese beiden Schichten können entweder in einer Schuppe vor- handen sein (Lycaeniden), oder jede Schicht wird durch eine besondere Schuppe repräsentiert (Blau der Morphiden; Baer). 3. Eine Kombination von Pigment und optischen Farben ruft z. B. das Seidenblau von Papilio ulysses L. hervor : hier liegen über einer dichten Schicht durch rauchfarbige Pigmentkörner dunkelbraun gefärbter Schuppen in häufig lückenlosen Eeihen rotgelb bis ziegelrot gefärbte Schuppen, deren Pigment in der Chitinplatte seinen Sitz hat und dem Blau des Flügels den Schimmer ins Grüne verleiht (BaerV Die Schillerfarben, welche sich mit dem Einfallswinkel des Lichtes verändern, finden wir beispielsweise bei den Apatura- und Hiipolimnas- Arten, bei welchen die schillernden Schuppen an ihren freien Enden nach oben umgebogen sind. Ihr Glanz kann deshalb nur unter der Voraussetzung wahrgenommen werden, daß sich die Lichtquelle und das Aiige des Beobachters auf der Stielseite der Schuppen befinden. Übrigens wäre nach Walter die schillernde Schmetterlingsschuppe auch im durchgelassenen Lichte immer mehr oder minder gefärbt und zwar annähernd komplementär der Schillerfarbe selbst. Bei Papilio polyctor Bd. finden sich sogar bisweilen in derselben Schuppe zwei ver- schieden schillernde Farbstoffe: ein blauschillernder gelber und ein grünschillernder roter. Die Farbstoffe lägen diffus im Chitin (Walter 1895). Nach Biedermann (1904), auf dessen ausführliche Darstellung hier besonders verwiesen sei, steht der Luftgehalt der Schuppen in direkter Beziehung zur Intensität und Farbe des Schillers, indem durch Verdrängung der Luft resp. völlige Imbibition derartiger schillernder Gebilde beide Eigenschaften wesentliche Änderungen erleiden resp. ganz verschwinden. Das Bot resp. Grün der grünrot schillernden Schuppen von Papilio buddha Westw. und von Urania rhipheus Moore hat im wesentlichen nichts mit einer Körperfarbe zu tun ; es handelt sich also bei ihnen nicht um ein rein optisches durch Interferenz bedingtes Phänomen (gegen Walter). 4. Herkunft der Farbstoffe. Aus der häufigen Übereinstimmung der Farbe der Exkrete vieler Lepidopteren mit dem vorwiegenden Farben- ton ihrer Schuppen glaubt Urech (1890) schließen zu müssen, daß zwischen beiden Stoffen ein Zusammenhang bestehe (vgl. die Tabellen im Zool. Anz. Bd. 14, 1891, p.408). Da das Chlorophyll unverändert wieder abgegeben wird (vgl. Gräfin Linden), werden nur farblose oder weiße chemische Verbindungen verdaut, und die in den Schuppen und Vasa malpighii erscheinenden Farbstoffe müssen analytische oder synthe- tische Umwandlungsstoffe der Nahrung sein. Schaffe r hat nach- gewiesen, daß die verschiedenen Farben des Schuppenpigments erst allmähhch aus einem hellgefärbten Pigmentstoffe entstehen. Urech (1891) fand, daß bei Vanessa urticae L. und io L. anfangs alle Schuppen ein- farbig sind; aus dem schwach rötlichen oder weißen Pigment entstehen in folgender Eeihenfolge die definitiven Farben: zuerst in bestimmten Feldern gelb, etwas später in anderen Teilen Bot bis Eotbraun und zuletzt Schwarz. Wenn dem Harn und den Flügelschuppen dasselbe Chromogen zugrunde liegt, so differenziert es sich in den Endstationen in die hier auftretenden Farbstoffe, welche, im Harn gemischt und in Lösung, in den Schnippen fest und in bestimmter Weise verteilt sind. — 9 — Da das gleiche Chromogen aiif seinen verschiedenen Wegen auch ver- schiedenen Einwirkungen ausgesetzt ist, kann es schheßhch in ver- schiedene Farbstoffe differenziert sein, und es erklärt sich so, daß starke Abweichungen in der Färbung des Harns und der Schuppen vorkommen. Auf die phylogenetische Verwertung der Farbensuccession kann hier nicht eingegangen werden (vgl. auch Coste). Hopkins hat bei den Pieriden einen gelben Farbstoff nachgewiesen, welcher von stark saurer Reaktion, in heißem Wasser löslich, dagegen in kaltem Wasser und den meisten organischen Lösungsmitteln unlös- lich ist. Er ist ein Derivat der Harnsäure, gibt die Murexidreaktion und bildet mit Metallen Salze, mit Alkalien löshche Verbindungen. Diese ,,lepidotic acid" gleicht in ihren physikalischen Eigenschaften der Mycomehnsäure (gelbes Derivat der Harnsäirre). Ein rotes Pigment derselben Pieriden ist nach Hopkins (1894) dem gelben nahe verwandt. Die weißen Schuppen der Pieriden enthalten Harnsäure als Farbstoff. — Ferner betrachtet Griffiths (189'2) das grüne Pigment verschiedener Lepidopterenflügel als ein Derivat der Harnsäure (acide lepidopterique). Demgegenüber vertritt die Gräfin v. Linden die Ansicht, daß bei den Vanessen die Schuppenpigmente im Darm der Raupe vor der Ver- puppung entstehen und als ein Unnvandlungsprodukt der den Darm- inhalt der Larve bildenden Chlorophyllösung erscheinen. Sie erfüllen, wie vorher das gelöste Chlorophyll, die Darmepithelien, werden durch das Blut im Körper verbreitet (in körnigem Zustande als Einschlüsse der Blutzellen oder in Lösung) und gelangen in das Körperepithel, wo sie sich an bestimmten, für die Atmung des Insektes besonders wichtigen Stelleu als rote Farben niederschlagen. Eine Verwandtschaft des roten Pigmentes mit der Harnsäure hält Gräfin v. Linden (gegen Hopkins und Griffiths) für ausgeschlossen. Der rote Farbstoff der Vanessen ist ein an Eiweiß gebundener Körper, welcher seiner chemischen Natur nach als ein Zwischenprodukt hydrolytischer Spaltung eines Proteins zu betrachten wäre. Er erinnert an das Hämoglobin, ohne jedoch mit ihm identisch zu sein. Physiologisch ist der Farbstoff in erster Linie ein Sauerstoffträger, geeignet die Oxydationsvorgänge im Körper zu unterhalten; ferner nimmt er einen wichtigen Anteil an der Ernährung. ,,Den verschiedenen Färbungen der Insektenhaut, der Farbenpracht auf den Schmetterlingsflügeln, hegt nichts anderes zugrunde, wie die verschiedeneu Oxj'dationsstufen eines Pigmentes, das selbst wieder aus den Farbstoffen der die Nahrung bildenden Pflanzenzellen der Raupe abzuleiten ist und vor seiner Ablagerung in den Schuppen eine wichtige phj'siologische Rolle im Stoffwechsel von Raupe und Puppe zu spielen hat" (v. Linden 1903). Schuppen anderer Insekten. Die Lepidopteren sind nicht die einzigen Insekten, bei welchen Cuti- cularbildungen in Form von Schuppen entwickelt sind ; vielmehr finden sich diese auch bei anderen Ordnungen, namentlich bei den Trichopteren und Coleopteren. Die Dermestiden, Curculioniden, Cerambyciden und Lamellicornia haben zum Teil eine die Färbung des Körpers wenigstens mitbedingende Beschuppung. Die Chitinschuppen sind bald oval, bald buchtig ausgeschnitten, gegabelt oder in mehrere Spitzen ausgezogen (Hemmerling 1908). Die Käferschuppen sind durchweg sinuslos und in der Regel ohne Processus. Asymmetrische, besonders Sensenform ist häufiger als bei den Lepidojiteren ; langovale Gestalt herrscht vor (Urech 10 — 1894). Manche Cerambyciden weisen zwei verschiedene Schuppen- formen an den Elj'tren auf; die einen erscheinen dunkel und sind dadurch ausgezeichnet, daß sie stets in enger topographischer Beziehung zu einer Hautdrüse stehen, während die anderen diese Beziehung nicht erkennen lassen und weiß oder gelb gefärbt sind (Tower 1903). An den Flügeln von Blatta germanica L. finden sich auf den Adern hauptsächhch am Vorderrande und an der Flügelspitze größere einge- lenkte Haare (Endapparate von Hautsinnesorganen ?) und über die ganze Flügelfläche zerstreut kleine Chitinstacheln. Die Perüden (Perla vires- cens Pict.) tragen auf den Adern namentlich näher dem Vorder- rande und am ganzen Flügel- rande eingelenkte Chitinhaare und auf der ganzen Flügelfläche zahlreiche große Chitinstacheln. Bei den Trichopteren sind die „Haarschuppen" nicht mehr auf Adern und Saum beschränkt, sondern über die ganze Flügel- fläche verbreitet ; immer sind die Stacheln in größerer Anzahl vor- handen, als die Haarschuppen (Spuler 1895). — Der Körper von Lepisma ist mit silber- glänzenden, leicht ausfallenden Schuppen bedeckt. b. Hafthaare und Haft- läppchen (Pelotten). Die Haare nehmen in den- jenigen Hautbezirken, an welchen Sich das Bedürfnis nach festem Haften an fremden Körpern in hohem Grade geltend macht, besondere, diesem Bedürfnis an- gepaßte Formen an und werden zu Hafthaaren der Tarsalsohle, oder es kommt zur Ausbildung von Haftlappen (Dipteren, Hy- menopteren, Hemipteren, Lepi- dopteren, Neurojjteren, Ortho- pteren). Diese gestatten ihrem Besitzer, an senkrechten glatten Flächen emporzusteigen, oder dienen sexuellen Zwecken, indem sie bei dem männhchen Tier in Form und Funktion eine hohe Stufe der Vollendung erreichen und ein für den Begattungsakt nötiges, festes Haften am weiblichen Körper möglich machen. Dies ist bei- spielsweise bei den Dytisciden der Fall, in deren großen Haftnäi3feu der Vorderfüße man auf den ersten BUck die umgebildeten Haare nicht erkeimt (Fig. 2). Diese Haftapparate der Dytisciden sind unzweifel- haft aus den entsprechenden Organen der Carabiden hervorgegangen (Simmermacher 1884), wie denn die sexuellen Hafthaare allem An- Vordertarsus eines Dytiscus-'M.ännchetis von unten gesehen, zeigt die großen und kleinen Haftnäpfe. Vergr. 20 : 1. Rechts ein Haftuiipfchen stärker (120 : 1) ver- größert. (Nach Mlall aus Henneguj^ 1904.) — 11 — scheine nach nur bei den Coleopteren vorkommen und als solche auf das männhche Geschlecht beschränkt bleiben, während sie in anderen Insektenordnungen beiden Geschlechtern eigen sind. Ferner kommen die sexuellen Haftorgane begreiflicherweise nur an den Tarsen des ersten oder der beiden vorderen Beinpaare vor, während sonst die Kletter- apparate allen sechs Füßen eigen sind (Simmermacher). Man kann an jedem der Haftnäpfe lockere und stützende feste Chitinbestaudteile unterscheiden (Fig. 3). Die äußere Chitindecke des Tarsus teilt sich am Grunde des Haftnapfstieles in zwei Lamellen (bei k), deren innere sich stark verdickt und becherförmig in das Innere des Fußgliedes hinein fortsetzt {bw). Die Becherwand ist von großen Ka- Fig. 3. Längssclmitt durch einen Teil des erweiterten Fußgliedes mit dem großen Saug- napf von Dytiscus marginalis L., vergrößert. (DaLl 1885.) eh Chitin der Haut ; m Epiderm: hdr Hantdrüsen ; bl Blutkörperchen; bst Haarborste; knn.lc AusfUhrungs- pänge Ton Haatdrüsen; fdr Haftdrüse (? D.); drm Drüsensekret; b^c becherfurmige Einsenknng einer Schicht des Chitinintegumentes ; hh Saugnapfstiel, st Stäbe in dessen Innerem; gr. st. strahlenförmige Verlängerung der Stäbe; kb. st. feinere .Strahlen; fs feine, feste Fasern; lit weiche Randfransen. nälen quer durchsetzt, welche durch dünne, feste Wände getrennt bleiben mid sich einerseits mit weiterer ^Mündung in den Inuenraum des Fuß- gliedes öffnen, andererseits kleinere Öffnungen nach dem Innenraum des Bechers zu besitzen. Die äußere Lamelle des Chitins setzt sich (bei h) in eine dünne biegsame Gelenkhaut fort, welche an ihrer anderen Seite in die feste Außenwand des kurzen Haftnapfstieles übergeht. In der Mitte des Grundes entspringen in der Wand des Bechers mehrere kreisförmig gestellte Stäbe {st), welche die Mitte des Bechers senkrecht nach unten durchsetzen, indem sie in schwacher Spirale verlaufen. Vor dem Innenrande des tellerförmigen Haftnapfes weichen sie aus- einander und biegen strahlenförmig nach außen um, bis sie die Peri- pherie des Bechers erreichen; dies geschieht unter mehrfacher Gabelung 12 (Fig. 4) zum Zwecke der Ausfüllung der peiipheriewärts immer weiter werdenden Zwischenräume zwischen ihnen. Außerdem sind noch zahl- reiche feine Stützfasern vorhanden. Alle festen Chitinteile liegen in einer lockeren, leicht und schnell färbbaren Chitinmasse. Der Außen- rand des Tellers ist mit zarten Fransen besetzt. — Die Wirkung des Haftnapfes dürfte darauf beruhen, daß er unter Verdrängung des Wassers den Blytren des Weibchens fest aufgedrückt und dann in der Mitte etwas zurückgezogen wird. Der Haftnapf wirkt automatisch (vgl. Tome 1910). Die kleineren Saugnäpfe nehmen eine Mittelstellung zwischen den beschriebenen großen der Dytisciden und den einfacheren der Carabiden ein, aus welch' letzteren unzweifelhaft phylogenetisch der ganze mäch- tige Haftapparat der Schwimmraubkäfer hervorgegangen ist als eine spezielle Anpassung an die "Verhältnisse im Wasser. Zu diesen Haftorganen gehören Drüsen*), welche überall da auf- treten, wo Hafthaai'e entwickelt sind, in besonders starker Ausbildung aber wiederum bei Dytiscus. Sie kommen an der Ober- und Unter- seite der erweiterten Tarsalslieder des Vorderfußes in so beträcht- licher Anzahl zur Entfaltung, daß sie die Deckzellen stellen- weise fast verdrängen und zu großen Komplexen vereinigt sind. Jede Drüsenzelle enthält einen mittleren weiten Hauptkanal und zahlreiche feine, strahlen- förmig in ihn einmündende Ne- benkanälchen ; die Ausführungs- gänge vereinigen sich zu Bün- deln, laufen aber bis zu ihrer Mündung getrennt nebeneinan- der her. Sie öffnen sich nament- lich in der Nähe der Hafthaare, am zahlreichsten in einem ring- förmigen Felde, welches die gro- ßen Saugnäpfe umgibt. Ihr Sekret fettet die Haftnäpfe äußerlich ein und macht sie unbenetzbar für das Wasser, ist aber für das Haften selbst ohne Bedeutung. ,,Das Wasser ersetzt" hier „ein Drüsensekret, das auf dem Lande vielleicht notwendig wäre" (Törne 1910). Die Hafthaare sind übrigens auch bei vielen anderen Käfern ent- wickelt, wenngleich in verschiedenen Graden der Vollendung. Wo sie auftreten, findet man auch Haut- und Haftdrüsen, von welchen die ersteren frei an der Oberfläche münden, die letzteren dagegen in den Kanal der Hafthaare. Nach Dahl (1885) entstehen sie aus ßinde- gewebszellen (?! D.), welche dem Epiderm eingelagert sind; nur die Fig. 4. Saugscheibe von Dytiscus marginalis L. von unten gesehen. Vergr. 35 : 1. (Dahl 1885.) ') Nach Törne (1910) sind diese Drüsen in ganz ähnlicher Ausbildung nicht nur an den Füßen der Weibchen von Dytiscus, sondern auch unter der ganzen Körperouticula massenhaft entwickelt und liefern ein öliges Sekret (Firnisdrüsen), durch welches die Haut vor Benetzung vonseiten des Wassers geschützt wird. (Vgl. Analdrüsen von Dytiicus, deren Sekret dieselbe Bedeutung — wahrschein- lich nur für die hinteren Körperteile — haben soll.) — 13 — sexuellen Haftdrüsen sollen aus Deckzellen hervorgegangen sein (Da hl 1885). Die Hafthaare sind solide (Dahl gegen Graber und Dewitz); demgegenüber betont Dewitz (1884) ausdrücklich, daß (bei Telepltonis fascHS L., Eupolus schoenlterrii Guer. |l-tüsselkäfer|) die Haare von einem Kanal durchzogen seien, welcher sich an ihrer Spitze zum Austritt des Drüsensekretes öffnet, und daß die Chitinhaut der Sohle bei den Locu- stiden nicht von Stäbchen (Dahl) gebildet werde, sondern von Röhrchen. Das zur mehrzelligen Drüse umgewandelte Epiderm liegt bei den Orthopteren über der Fußsohle, bei den Dipteren in zwei Haftläppchen, bei den Hymenopteren und Lepidopteren an der Sehne des Krallen- beugers im letzten Fußgliede, dem als Haftorgan ein zwischen den Krallen gelegenes Läppchen angehiirt. — Von großer Bedeutung ist die Fähig- keit, sich schnell an beliebig orientierten Flächen festzulseften, für springende Insekten (Cicadellinen). Auch Forficula und Sialis besitzen Hafthaare der Sohle, welche mit den von Stylopijga bekannten überein- stimmen. Die Drüsen sind hier stets umgewandelte Hautzellen, wie übrigens auch bei allen anderen Orthopteren. Über die eigentliche Wirkung dieser Haftorgane, d. h. hinsichtlich der Frage nach dem Zustandekommen der Adhäsionswirkung gehen die Ansichten der Autoren auseinander. Dahl meint, daß bei dem Haften das Prinzip des Anlegens einer zarten Haut (des weichhäutigen zarten Endes der Hafthaare) mit geringer Befeuchtung an die Kriechfläche in Anwendung komme. Als erwiesen kann wohl betrachtet werden, daß dem Luftdruck hierbei keine Rolle zufällt, weil Insekten unter der Luft- pumpe bei sehr starker Luftverdünnung noch an Glas zu klettern ver- mögen (Blackwall, Dahl, Dewitz gegen Simmermacher). 4. Farben der Haut'). Die Farbe der Haut kann in sehr verschiedener Weise entstehen: durch Pigmente wechselnder Natur, durch die Struktur des Chitins, durch Kombinationen beider oder auch durch Überzüge, wie beispiels- weise das schöne Blau mancher Odonatenmännchen, welches durch einen Wachsreif hervorgerufen wird; ferner die weißlichen Flecke auf den Elytren von Cetonia, verursacht durch starre, leicht zerbrechliche z. T. gegabelte Stäbchen oder Fäden; auch die Färbung der Lüxms- Arten durch den sie ganz bedeckenden Staub (Leydig), welcher aller Wahr- scheinlichkeit nach ein Produkt des Tieres selbst ist, ohne daß es bis- her gelungen wäre, seinen Li'sprung nachzuweisen. Der für die Libellen- männchen erwähnte Reif kommt übrigens auch sonst noch häufig bei den Insekten vor (Puppen der Parnassier, von C'atoca/a- Arten, der Mania maura L. u. a.; ferner bei der Raupe von Hesperin uraniae Sepp und pyrophorus Sepp, Attacus atlas L., Catocala- Arten u. a.). Die Farbstoffe können entweder im Chitin oder in dessen Matrix- schicht liegen. In anderen Fällen erscheint der verschieden gefärbte Fettkörper oder der Darminhalt durch die ganz oder teilweise ungefärbte Haut hindurch. Ersteres trifft z. B. für die hochroten Jugeudformen fast aller PliloeoÜirips- Arten zu, bei welchen der Fettkörper (und das Epiderm) rot gefärbt sind (Jordan 1888). Bei den in Pflanzen oder sonst der Einwirkung des Lichtes entzogen lebenden Larven herrscht ') Vergl. die Farben der Schuppen ! — 14 — eine blasse, weißliche oder gelbliche Färbung vor, welche auf dem Durch- scheinen des Fettkörpers durch die farblose Haut beruht. Die Farben der Larven, Puppen und Imagines pflegen in hohem Grade verschieden und voneinander unabhängig zu sein, und sehr häufig (z. B. Lepidoptera) wechselt bei der Larve die Färbung mit der Häutung sehr auffallend. Daß eine Veränderung der Farben durch verschiedene Einflüsse (Temperatur, Belichtung, Feuchtigkeit usw.) herbeigeführt werden kann, ist durch eine große Anzahl von Experimenten sicher- gestellt worden. • — Der Einfluß der Nahrung auf die Färbung wird neuerdings bestritten. Hagen (1882) unterscheidet die nicht optischen Farben in dermale und hypodermale. Die dermalen Farben verändern sich nach dem Tode nicht, die hypodermalen jedoch in der Kegel. Die dermalen Farben (rot, braun, schwarz, blau, grün, bronze-, kupfer-, gold- und silber- glänzende Farben) rühren von Pigmenten her, welche in der Cuticula abgelagert sind. Nach Hagen' s Auffassung entstehen an Stellen regen Stoffwechsels (Ansatzstellen von Muskeln) dunkle Zeichnungen. Es ist übrigens bekannt, daß sehr allgemein hartes Chitin dunkler erscheint, als weiches. Nach Tower (1903) kommt für die Färbung der Insekten in erster Linie die Cuticula in Frage. Bei 75 % aller Insekten unter Ausschluß der Lepidopteren ist das Chitin Träger der Farbe (gelb, braun, schwarz) und hat auch sonst Einfluß auf deren Entstehung (irisierende und metal- lische Farben), während eine Färbung des Epiderms nur bei einigen Fami- lien und hauptsächlich bei den Larven vorkommt. Als wahrscheinhch einzige echte physikalische Farbe betrachtet er das Weiß, welches auf Keflexion beruhend vorwiegend bei den Imagines eine Bolle spielt, bei den Larven aber durch den Fettkörper bedingt zu sein pflegt. Die Färbung des Epiderms kommt entweder durch Pigmentkörner zustande, welche in den Zellen selbst hegen, oder durch Derivate des Chloro- und Xanthophylls, welche ebenfalls in oder auch zwischen den Zellen ge- legen sind. Die schillernden metallischen Farben der schuppenlosen Käfer und anderer Insekten beruhen auf Interferenzerscheinungen nach dem Prinzip dünner Blättchen. Am eindeutigsten sind solche Fälle, in welchen sich wie bei jungen Cetonien das schillernde, noch farblose Oberflächenhäut- chen isolieren läßt oder wo überhaupt nur die metallisch schillernde Schicht vorhanden ist (Flügel von Clirysopa, der meisten Odonaten). ,,In solchen Fällen kann man mit absoluter Bestimmtheit behaupten, daß die oft den schönsten Käferfarben an Glanz und Sättigung kaum nachstehenden Schillerfarben ausschließlich als Farben dünner (Chitin-) Blättchen aufzufassen sind." Die Schillerfarben der Libellenflügel lassen deutlich erkennen, daß ihr diffuses bis braunes Pigment für das Zustande- kommen der Farbenerscheinung an sich ohne jede Bedeutung ist, jedoch wohl deren Sichtbarwerden wesentlich begünstigt, indem es als dunkler Grund fungiert und z. T. auch den Farbenton modifiziert. — Bei den Käfern spielen indessen die unter der äußersten Cuticularschicht befind- liche sogenannte ,, Stäbchenschicht" sowie gelbe und röthche Pigmente der tieferen Chitinschichten für die Farbe des ganzen Chitinpanzers eine bedeutende EoUe. Bei Smaragdisthes erscheint die möglichst vom optischen Einfluß des gelben Pigmentes befreite Stäbchenschicht auf dunklem Grunde himmelblau (in durchfallendem Lichte schwach gelb- lich). ,,Das normale Grün resultiert nur aus der Überlagerung dieses — 15 — optischen Blau über Pigmentgelb, welches teils in der Stäbchenschicht selbst, teils in tieferen Schichten gelegen ist." Das Blau der Stäbchen- schicht ist wohl als ,, Farbe trüber Medien" aufzufassen (Biedermann 1904). Interessant ist das von Becquerel und Brongniart konstatierte Vorkommen von Chlorophyll als Hautfarbstoff bei den phj^tophagen Phvllien (Phasmidae). Bei PhijUium crurifolium Serville liegt unter der Cuticala eine grüne, reich mit Tracheen versorgte Schicht. Das Epiderm besteht aus großen abgerundeten Zellen, die von Bindegewebe umlagert sind, in welchem sich eine große Anzahl kleiner ovoider amorpher grüner Körnchen vorfindet. Das Spektrum dieses grünen Farbstoffes weicht nur unmerklich von dem Chlorophyllspektrum ver- schiedener Pflanzen ab, und die französischen Autoren konmien zu dem Schluß, daß es sich in dem Pigment der Phylhen um Blattgrün handle. Villard (1903) untersuchte den grünen Farbstoff von Oedipoda parapleura Serv. und stellte ebenfalls seine spektroskopische Überein- stimmung mit dem Chlorophyll fest, während Locusia viridissima L. als grünes karnivores Insekt diesen Farbstoff nicht enthält; indessen spielt das Chlorophyll auch bei der Färbung mancher phytophager Insekten keine vorwiegende Eolle, sondern findet sich nur neben dem grünen Pigment; denn die beiden genannten Orthopteren zeigen im übrigen die gleiche Reaktion ihres Farbstoffes, obwohl das eine Chlorophyll besitzt, das andere nicht. Sehr interessante Mitteilungen über die Farbenanpassung der wüsten- bewohnenden Orthopteren macht Vosseier (1901, 190'2), welche hier wenigstens z. T. Erwähnung finden sollen. ,,Bei der Ausgestaltung der mimetischen Färbung wirken Ct rund färben und Elemente der Zeichnung zusammen. Gewöhnlich ist die Schutzfärbung nicht allgemein gehalten, sondern ganz speziell nach der nächsten Umgebung abgestimmt, so daß unter Umständen kein Individuum dem anderen gleicht. — Exemplare einer Art, wenige Schritte voneinander entfernt, können vom fahlsten Gelb bis zum dunkelen Braun oder Schwarz, matt kupferrot oder bren- nend ziegelrot gefärbt sein {Helioscirtus capsitanus Bonn., Sphingo- notus halteatus Serv.)." Die Acridiiden hatten sich nach eng umgrenzten Flächen ihres Wohngebietes gefärbt und kehrten, auf ihrer Färbung nicht entsprechenden Boden verjagt, stets möglichst schnell an die Stellen zurück, welchen sie angepaßt waren. ,,Bei den eben angeführten Exemplaren ist nicht nur die Färbung, sondern auch die Zeichnung wiedergegeben. Sie stellen die denkbar vollkommensten Farbenphoto- graphien dar." — Die Tiere vermögen nur während der Häutung ihre Farbe zu wechseln, und die Fähigkeit hierzu setzt ,,eine physiologische Prädisposition des Ektoderras voraus, unter dem Einfluß der von außen wirkenden Farbstrahlen homochrome Pigmente zu erzeugen und zwar nicht nur in allgemeinen Zügen, sondern auch innerhalb der Grundtöne noch feinste Abschattierungen und Strukturverschiedenheiten zum Aus- druck zu bringen." Erst wenn nach der Häutung die Anpassungs- farben fertiggestellt sind, entwickeln sich die Prunkfarben der nicht ex- ponierten Körperteile. Damit, ,,daß während der Häutungen das Pig- ment größtenteils von der Hautoberfläche zurückgezogen, vielleicht auch nur chemisch reduziert werden kann, ist eine der Bedingungen für das Zustandekommen einer wiederholten individuellen Anpassung gegeben. Diese ist nötig, da die Tiere ab und zu in Gebiete anderer Färbung geraten, auch deshalb, weil die Flugorgane (Elytren) bei der — 16 — letzten Häutung mit angepaßt werden müssen." — Bei der Erklärung des Zustandekommens der Färbung hat man einmal mit einer besonderen Empfindlichkeit der Haut für die verschiedensten Farbentöne zu rechnen (wobei entweder die Sehorgane mitwirken oder allein maßgebend sein können, oder die Haut unmittelbar zu Farbenkopien befähigt ist) und ferner zu berücksichtigen, ob sich selbständig bewegende Chromato- phoren oder die Epidermzellen Träger des Farbstoffes während der Ausfärbung sind. ,,Noch schwieriger zu verstehen ist es, wie ferner die Struktur des Bodens den Körper plastisch beeinflussen kann" (Vosseier). Im übrigen sei auf das Kapitel über miraetische Anpassung verwiesen. B. Hautdrüsen. Die Hautdrüsen kommen bei den Insekten in weiter Verbreitung und sehr mannigfacher Ausbildung vor und erfüllen recht verschiedene, z. T. noch nicht genügend erkannte Aufgaben. Von einer Darstellung im allgemeinen sehen wir im Interesse der Raumersparnis ab und bringen die Drüsen unter folgende Abteilungen: 1. Stinkdrüsen. Unter den Orthopteren kommen den Phasmiden, Blattiden und Acridiiden Stinkdrüsen zu. Bei den Blattiden {Sttjlopijya orientalis L.) handelt es sich um Hauttaschen des 6. Tergits, welche starre verzweigte drgTI Fig. B. Oberflächenbild des (3. und 7. Abdominalsegmentes von Phyllodromia germanica L. Vergr. 50:1. (Oe"t tinger 1906.) drg VI Drüsengnibe des 6. Segmentes; drg VII Drüsengrube des 7. Segmentes. Borsten tragen und eine mehrschichtige drüsige Matrix besitzen (Min- chin 1888). Sie münden zwischen dem 5. und 6. Abdominaltergite aus, treten infolge von Blutdruck nach außen vor und strömen dann den bekannten Gestank der Schaben aus; ihre Zurückziehung erfolgt durch — 17 — Muskeln. Diese Organe treten hier nicht nar bei beiden Geschlechtern, sondern schon bei den ersten Jugendformen auf (Haase 1889). Ferner sind anale Stinkdrüsen sowie sternale Drüsen entwickelt (vgl. letztere unter Hautdrüsen verschiedener Natur). — Bei der indischen Gattung Corydia sind seitlich an den ersten beiden Abdominalsegmenten Drüsen- säcke entwickelt (Gerstäcker 1861), welche Haase (1889) für Stink- drüsen erklärt (gegen Oudemans, der sie als Blutkiemen anspricht). ■ — Das Männchen von Aphlebia bivittafa Brülle besitzt in einer Eückengrube des 7. Abdominalsegmentes hufeisenförmig angeordnete lappige Drüsen- organe, welche unverzweigte Chitinhaare tragen (Krauß 1890). Der Stinkapparat von Phyllodromia germanica L. tritt nur bei dem geschlechts- reifen Männchen auf. Das 6. Segment trägt eine quergestellte spalt- förmige Grube, das 7. Segment jederseits der Medianlinie eine ovale, scharf umrandete Öff- nung (Fig. 5), an welche sich nach innen die Drü- sen anschließen. Ihre Wand besteht aus zwei Zellschichten: abgeplat- teten chitinogenen Zellen und nach innen von diesen dicht aneinander- gedrängtenDrüsenzellen. Der Ausführungsgang jeder der großen, in der Richtung ihrer Haupt- achse stark gestreckten Drüsenzellen (Fig. 0) ist ein großenteils intraqellu- läres, von Chitin ausge- kleidetes Lumen, welches die Cuticula durchsetzt. Die aus diesen Kanä Ichen austretenden Sekret- kügelchen sammeln sich in den Taschen an und bilden hier eine homogene Masse, welche nicht imangenehm riecht. Die Drüsen sind nach Haase bei Plußlodromia germanica L. wohl nicht in demselben Sinne zu deuten, wie bei Stylopyga orientalis L., sondern als Duftorgane anzusehen (vgl. diese!). Oettinger 1906. Nach Vosseier (1901, 02) besitzen die beiden nordafrikanischen Arten Oedaleus nigrofasciatus (de Geer) und senegaleiisis (Krauß) in beiden Cjeschlechtern und sowohl in der Jugend als auch im erwach- senen Zustande unter dem Pronotum einen Stinkapparat ,,in Form einer großen herzförmigen, dorsoventral komprimierten Blase, deren Aus- mündung in Form einer langen Querspalte auf der Zwischenhaut von Pro- und Mesonotum, nahe am Vorderraude des letzteren, liegt. Die Innenwand dieser nach vorn breiter werdenden Blase besteht aus zartem, reich gefälteltem Chitin, auf dem die Drüsenzellen einzeln oder in Gruppen HanJbuch der Entomoloirie, Bd. I. 2 Fig. 6. Teil einer Tasclienwand von Blatta germanica L. Vergr. 600 : 1 . (0 e 1 1 i n g e r 1906. ) vh Chitin: stx Stützzellen; stxl eingesenkte Stützzellen; drz Drüsen- zellen ; k Kanäleben Jer Drüsenzellen. 18 zwischen einfachen (Hy25odeimis-)Zellen hegen." Der chitinöse Aus- führungsgang der Drüsenzellen ist lang, dünn und in der Zelle aufgerollt; er mündet durch einen engen Porus in das Lumen der Stinkblase. Das Sekret ist eine klare, stark hchtbrechende Flüssigkeit mit intensiv carabidenähnlichem Geruch; es tritt tropfenweise unter dem bei der Abwehr erhobenen Pronotumfortsatz hervor und kann wieder ein- gesogen werden. Am Prothorax von Anisomorpha buprestoides Stoll (Phasmidae) ist ein Paar von Stinkdrüsen entwickelt, welche ein milchiges Sekret von scharfem Geruch produzieren; es kann ziemhch weit ausgespritzt und soll nach seinem Austritt sofort dampfförmig werden (Maynard 1889). Bei den Forficuliden finden sich Drüsen, deren Sekret einen an ein Gemisch von Karbolsäure und Kreosot erinnernden Geruch besitzt. Am dritten und vierten Abdominalsegment liegt im Bereich der vier PHcae laterales am hinteren Bande der Segmente je eine kleine Öffnung, welche in die unter den Seiten- falten gelegenen Stinkblasen führt (Fig. 7), deren also im ganzen vier entwickelt sind. In der Stinkblase findet man das Sekret in Gestalt einer Emul- sion von gelblicher oder bräun- Hcher Farbe, welche zur Ab- wehr von Feinden durch Mus- keldruck 5 — 10 cm weit aus- gespritzt werden kann. Die Blase ist als Einstülpung der Haut mit Chitin ausgekleidet. IhrEpiderm besteht aus kleinen, polygonalen Zellen, zwischen welchen große Drüsenzellen zer- streut liegen, die das stinkende Sekret herstellen und durch einen chitinösen, größtenteils intracy tär verlaufenden, gewun- denen Kanal in die Blase aus- treten lassen. Weder an der Drüse noch am Epiderm der Blase konnten Nerven nachgewiesen werden, während spärliche, wenig verzweigte Tracheen an das Organ herantreten. Dagegen werden die Muskeln, die das Sekret austreiben, reichlich von Nervenstämmchen versorgt. — Den Jugendformen fehlen diese Stinkblasen, doch besitzen sie nach Meinert (18G3) an den Wurzeln der Zangenzweige Stinkblasen, welche nur ihnen eigen sind. — Übrigens sind die einzelligen Stinkdrüsen keineswegs niu' auf die Blasen beschränkt, sondern liegen auch am 3. und 4. Segment unter der Haut des Mittelrückens und ergießen ihr Sekret direkt nach außen. Vos seier hält es für möglich, daß dieses Sekret nicht nur zur Verteidigung dient, „sondern nebenher die für das Tier beim Schlüpfen und bei Nässe sehr wichtige fettige Beschaffenheit der Körperoberfläche verursacht." (J. Vosseier, 1890.) Die Hemipteren besitzen ventrale thorakale (Imagines) und dorsale abdominale (Jugendformen) Stinkdrüsen. Künckel d'Her- culais (1886) hat die letzteren zuerst gefunden; sie wurden von P. Mayer Oe Fig. 7. Linke Stinkblase von Forficxda auricularia L. nach Entfernung der Körperdecke von oben gesehen. Vergr. 43:1. (Voss el er 1890.) Bl Blase; Dr Drüsen; M Schließmuskel; Ch Chitin der Körperdecke; Oe Blasenüffnung. — 19 (1874) als accessorische Drüsen, von Verhoeff (1893) als Dorsaldrüsen bezeichnet. Guide (1902) hat sie bei Arten aus verschiedenen Familien untersucht und berichtet über sie folgendes: „Schon bei flüchtiger Betrachtung der Rückenfläche des Abdomens zeigen sich mannigfaltige Bildungen in der Cuticula, welche die Lage der Dorsaldrüsen verraten," namentlich bei den größeren, bunt gefärbten Arten. Die Pentatoniiden zeigen ,, einzelne schildförmige Vorwölbungen an den Hinterrändern der vorderen Dorsalplatte, unter denen an beiden Seiten des Schildes die hellgefärbten, meist schwarz unn-andeten Ausgangsöffnungen oder Fori der Dorsaldrüsen hegen. Bei den Cydnidae, Sehiridae und den Eurydema- Arten sind es schwarze, metallisch schimmernde Zeichnungen, die sich lebhaft von den gelb oder weißgefärbten Tergiten abheben. — Fyrrhocoris zeigt die Fori als drei schwarze Pünktchen auf der einfach roten Dorsalfläche des Abdomens". — Die Poren sind teils rund, teils nierenförmig, besitzen im allgemeinen die Gestalt eines fei- nen Spaltes und liegen rechts und links symmetrisch zu der Median- linie. Die beiden Poren sind ent- weder durch eine mehr oder min- der breite Chitinbrücke vonein- ander getrennt oder es entsteht durch ihre Verschmelzung mit- einander ein ziemlich großer im- paarer Spalt, der jedoch in der Regel zu einer kaum noch er- kennbaren Punktöffnung verengt ist. Bei einigen Arten {Civiex lectularius L.) stehen die Poren auf kleinen Erhöhungen, bei Syro- mastes überdeckt sie ein kurzes Schildchen mit zwei langen retro- versen Dornen. Bei älteren Indi- viduen werden die Pori infolge ihrer Lage am Vorderende der zu- gehörigen Dorsalplatte von den übergreifenden Tergiten der voraus- gehenden Abdominalsegmente bedeckt. Die Drüsenblasen bilden kleine Säckchen von runder, länghch rechteckiger oder trapezförmiger Gestalt, die bei Pentatomiden, Syro- mastes und Pyrrliocoris schon mit bloßem Auge sichtbar, bei vielen Arten (Tingidides, Saldides, Cimicides) aber sehr klein sind. Ihr bhndes Ende ist dem Thorax zugewendet, ihr offenes Ende analwärts gerichtet (Fig. 8). Die Anzahl der Drüsen ist verschieden. Die Cydnidae (soweit sie untersucht wurden) haben drei unpaare Drüsen mit paarigen Poren, deren je eine dem Vorderrande der 4., 5. und 6. Dorsalplatte angehört. Ebenfalls drei Drüsen sind bei den Scutelleridae und Pentatomidae entwickelt; am Vorderrande der 4. Dorsalplatte bildet sich jedoch nicht eine einzelne unpaare Drüse, welche beide Poren umfaßt, sondern jeder Porus besitzt seine eigene Drüse. Es sind also hier, wie bei den- jenigen Scutelleriden, deren vordere Poren weit auseinander gerückt sind, paarige Drüsen vorhanden, deren jede die ungefähre Gestalt eines Füllhornes hat. — Drei unpaare Drüsen besitzen ferner die Aradidae, Eeduvidae, Nabidae, Cimicidae. Den Phymatiden und Coreiden fehlt 2* Fig. 8. Rückenfläche des Abdomens von Elas- mostethns interstincttis Reut, von der Venti'alseite mit der vorderen paarigen und den beiden hinteren Drüsen. Vergr. 10 : 1. (Guide 1902.) Dr Drüsen; P deren Mündungen; IV, I', VI viertes bis sechstes Abdominalsegment. 20 — an der vierten Dorsalplatte die Drüse, und sie besitzen nur zwei impaare Stinkorgane an der 5. und 6. Dorsalplatte. Bei den Berytiden, welchen ebenfalls die vordere Drüse fehlt, sind die beiden anderen bedeutend in die Länge gezogen. Die Lygaeiden haben z. T. nur zwei {Lygaeus), z. T. alle drei unpaaren Drüsen, die bei den Pyrrhocoriden stark ent- wickelt sind. Den Tingidideu fehlt die hintere Drüse vollständig, bei den Saldiden und Capsiden ist nur die vordere vorhanden, während die Hydrometriden ebensowenig wie die Hydrocores Dorsaldrüsen besitzen. Histiologisch wurden vornehmlich die Drüsen von Pyrrhocoris apterus L. untersucht. Sie sind untereinander übereinstimmend ge- baute Einstülpungen der Haut und bestehen aus der von platten Zellen gebildeten ,, Membrana propria", einer Lage sekretorischer Zellen und der chitinösen Intima. Letztere ist besonders im Ausführungsgang stark und zierlich gefältelt; sie bildet den , .beuteiförmigen Sekret- behälter, in welchen eine Anzahl mehr oder weniger gewundener Schläuche, die Aus- führungsgänge der Sekretionszellen, ein- münden. An den intrazellulär gelegenen Anfangsteilen dieser Schläuche befindet sich ein kleines Bläschen, dem außerdem, wie schon P. Mayer (1874) richtig be- obachtet hat, ein zweites, winziges Bläs- chen aufsitzt." Die Drüsenzellen bilden ein Zyhnderepithel, enthalten große Kerne und in ihrem Basorlteil die doppelten Bläschen ,,als Wurzeln des die Zelle in vielen Windungen durchziehenden C'hitin- röhrchens, welches das auszuführende Sekret durch die Lrtima in das Drüsen- lumen leitet" (Fig. 9). Die genauere LTntersuchung lehrt, ,,daß die beiden Pori eigentlich nicht voneinander getrennt sind, daß, im streng- sten Sinne genommen, von zwei getrenn- ten Pori gar nicht die Eede sein kann. Die Mündung der Drüse ist vielmehr ein einziger unpaarer Spalt, welcher in seiner Mitte durch eine von seinem Vorderrande zum Hinterrande reichende und über den- selben greifende, schmälere oder breitere Chitinzunge überbrückt wird, wodurch die Bildung zweier scheinbar getrennter Pori entsteht". Der Verschlußmechanismus beruht auf Elastizität der chitinösen Lippen- ränder und der gemeinsamen Chitinumwallung sowie auf besonderen Strukturverhältnissen (Näheres siehe i. d. Mitteilungen von Guide). Zum Öffnen des Verschlusses sind besondere Muskeln vorhanden. ,,Das Sekret der Drüsen ist eine helle und klare Flüssigkeit, in welcher stark lichtbrechende Öltröpfchen herumschwimmen, die beim Verdunsten den bekannten widrigen, an Fettsäure erinnernden Geruch hervorbringen. Nach den Untersuchungen Künckel's stimmt das Sekret der Dorsaldrüse mit dem der Thorakaldrüse der Imagines überein. Es ist eine stark sauer reagierende Flüssigkeit, die zartes Lackmuspapier leicht rötet." Nach Carius enthält das Sekret von Eapliigaster nehulosa Poda eine der Ölsäure ähnliche Substanz, die ,,Cimicin3äure" HBl Bm Fig. 9. Ein Teil der Drüsenwand (mitt- lere Drüse) von Pyrrhocoris apterus L., stark vergrößert. (Guide 1902.) Ini. Intinia: Clir Chitinröhrchen; N Kern; Nc Nucleolus; Bm BasalinGmbran ; KBl kleines Bläschen; G. El croßes Bläs- chen ; Drx Drüsenzelle. 21 — (Ci.^HasOo). Der Geruch des Drüsenproduktes ist nicht immer für menschhche Nasen unangenehm. Manche Arten riechen gar nicht (Nabiden, Saldiden, Capsiden), andere duften angenehm {Brothrostethus amndipcs Costa, Therapha hyoscyami L., Piezostefhus cursitans Fall.)- Beide Drüsenarten werden als Wehrdrüsen aufgefaßt, schützen aber die Wanzen nicht vor jedem Feind (Guide 1902). Die ventralen thorakalen Stinkdrüsen der Imagines wurden zuerst von Leon Dufour beschrieben. Landois' (1868) z.T. irrtüm- hche Angaben wurden von Künckel (1886) berichtigt. — Die Drüse setzt sich aus zwei gestreckten, lappigen Säckchen von gleicher Länge zusammen, welche symmetrisch zwischen der Lisertion der Hinterbeine hegen. Jedes Säckchen öffnet sich mit eigenem Porus in eine trapezoide Tasche, welche die sternale Metathoraxregion einnimmt. Die Basis der Tasche ist zweilappig und zeigt jederseits der Medianhnie hinten zwei Gruppen kleiner Drüsenbhndsäcke; sie mündet nach außen durch zwei Öffnungen, welche in einer Vertiefung an den Seiten des Metaster- nums auf gleicher Höhe mit der In- sertion des dritten Beinpaare? liegen (K ü n c k e 1 1 886) . Die Drüsenzellen sind birnförmig, ihr verschmälertes offenes Ende ist dem gemeinsamen Hohlraum zugewendet, in welchen das abgeson- derte stinkende flüchtige Öl hinein- fließt. Die Taschen dienen dem Sekret als Speicherraum und sind zartwandig und expansionsfähig. Der Drüsenappa- rat soll reich mnerviert sein. Besondere Muskehl, welche das Sekret austreiben, fehlen. Das Sekret schwimmt und bildet auf Wasser kleine Fettaugen, ist in Alkohol löslich imd greift beim Ver- dunsten die Konjunktiva der Augen stark an (Landois 1868). Bei Pyrrhocoris aptcrus L. ist der Stinkapparat komplizierter gebaut als bei der Bettwanze imd besteht aus der Drüse, dem Reservoir und dem Ausführgang mit Schließkegel mid Öffnungsmuskel (Fig. 10). Die Drüse erscheint bohnenförmig imd besitzt Tunica propria, sezernieren- des Zylinderepithel und Intima, die den Kanal für das Sekret umgibt. In jede Zelle ragt ein flaschenförmiges Röhrchen von der Intima aus hinein. Das Reservoir ist eine kuglige Blase, deren ausgezogener Hals den Ölkanal der Drüse aufnimmt und au ihrer Ausmündung den Schheß- kegel trägt, welcher in seiner Ruhelage den Austritt des Sekretes nicht gestattet, aber von den Fasern eines kräftigen Muskels umfaßt wird, der sich beinahe quer durch den Thorax ausspannt mid sich an die äußere Haut ansetzt; er bewirkt die Öffnung des Reservoirs. Daß die dorsalen Stiukdrüsen nur bei den Jugendformen entwickelt sind und mit der Häutung zur Imago verschwinden, um durch die defini- tiven ventralen Drüsen ersetzt zu werden, ist mit dem Fehlen der Flügel in der Jugend imd deren späterem Vorhandensein in Zusammenhang zu brmgen. Die Flügel würden die dorsalen Stinkdrüsen bedecken und in ihrer Funktion sehr beeinträchtigen. Fig. 10. Teil eines Querschnittes durch den Thorax eines erwachsenen Tieres von Pyrrhocoris apterus L. dicht oberhalb des 3. Beinpaares. Schematisch. Vergr 50 : 1. (P. Mayer 187-4.) m Mediane des Körpers; e entothoracisches Hörn; c Verschlußconus; Vo Reservoir; Gc Drüse; do zweiteiliger Ölgang; a Öffnung des Reservoirs in das Hörn. — 22 Unter den Neuropteren sind bei der Imago von Chrifsoipa Stink- drüsen ent-näckelt, deren Sekret einen unerträglichen Gestank ver- breitet. Sie wurden erst neuerdings von McDixnnough (1909) als zwei im Vorderteil des Prothorax gelegene, gesondert und ziemlich ventral dicht hinter dem Vorderrande mündende, lange, sehr miregel- mäßig ausgebuchtete Schläuche beschrieben, deren kleine acinusartige Ausstülpungen besonders reichlich mit Drüsenzellen ausgestattet sind. Der Hals (Ausführgang) der Drüsenblase besitzt Zyhnderepithel und einen Schließmuskel. Zwischen einer unzusammenhängenden Schicht kleiner platter Zellen liegen in der Drüse ebenfalls keine zusammen- hängende Schicht bildende, umfangreiche Drüsenzellen in großer Anzahl. Der chitinöse intracelluläre Ausführungsgang ist auch hier vorhanden. Im ganzen besteht eine weitgehende Ähnlichkeit mit den Stinkdrüsen der Forficuhden. Bei den Lepidopteren scheinen Stinkdrüsen verhältnismäßig selten entwickelt zu sein. Sie wurden von F. Müller (1878) bei den Gattungen Heliconms, Eucides, Colaenis und Dione gefunden. Sie liegen bei den Weibchen dorsal zwischen den beiden letzten Abdominalseg- meuten und wer- den auf Reiz in Gestalt eines gro- ßen, gelblichen, wi- derhch riechenden Wulstes hervorge- stülpt, welcher durch eine seichte Längsfurche in eine - rechte und hnke, kugUg gewölbte Hälfte geteilt wird. Der Sitz des Ge- ruches sind zwei den Halteren der Dipteren vergleichbare gestielte Kölbchen, welche jederseits am Hinter- rande des vorletzten Segmentes iiegen. Der Kopf dieser Kölbchen ist mit Schuppen besetzt, zwischen welchen sich eine meist gelbe, riechende Masse ansammelt. • — Die Männchen besitzen zwei kleine, denselben Geruch verbreitende Wülste an der Innenseite der Afterklappen. Über die Produzenten des Sekretes berichtet Müller nichts. Coleoptera: Bertkau (1882) beschreibt den Stinkapparat von Lacon murinus L. (Elateride) als zwei kurze, horuförmig gekrümmte, durchscheinende Schläuche an der Rückenschiene des letzten frei hervor- tretenden Abdominalsegmentes an dem Winkel, den Vorderrand und Seitenrand miteinander bilden. Während sich der Käfer beim Ergriffen- werden ,,tot stellt" und das letzte Abdominalsegment nach unten um- biegt, stülpt er die basal weißen, an der Spitze grünhchen Säckchen (durch Blutdruck ?) aus. Ihr letztes Drittel ist reich mit kugligen Drüsenzellen ausgestattet, deren lange und feine, vielfach verschlungene Ausführgänge gruppenweise in die Säckchenwand münden. Die Aus- führgänge beginnen in der Zelle neben dem Kern mit schwacher An- Fig. 11. I Linker Deckflügel von Melasoma tremulae F. a Ansatzpunkt an den Mesothorax; h die Wehrdrüsen enthaltende Verdickung. II Queischnitt durch den Deckflügel; Vergr. 80:1. a Cuticala; b obere nnd untere Flügelwand miteinander verbindende Pfeiler; c Aastrittsstelle des Verteidig^inffssekretes; d Blutlacune mit den Drüsen (Fettlürper und Trachee). Cuenot 1896. — 23 — Schwellung. Das Drüsensekret verbreitet einen starken Aasgeruch mit schwacher Beimischung von Moschus. Cregen das Ende der Lebenszeit des Käfers (Juni, Juli) atrophieren die Drüsen, und die Säckchen werden ?^ .-^M^ Fig. 12. Stiiikdrüsen von Blaps mortisaqa L. Vergr. ungef . 12:1. (G i 1 s o n 1889.) dann selbst bei stärkerem Druck nicht mehr ausgestülpt. Melasoma popidi L. und tremulae F. lassen gereizt aus einer Furche am Außenrande der Deckflügel eine riechende und unangenehm schmeckende Flüssigkeit austreten, das Pro- dukt einzelliger, rosettenförmig gruppierter Drüsen mit ge- meinsamen Ausführgängen, welche im Leistenwulst der Eljtren namentlich an dessen vorderem Ende liegen (Fig. 11). Eecht eigenartig und in- teressant gestaltet sich der Bau der Stinkdrüsen bei Blaps morfisaga L. Sie hegen als zwei zyhndrische Körper jederseits vom Enddarm im hinteren Abdominalabschnitt und ver- einigen sich in der ventralen MedianUnie zu einem unpaaren kurzen chitinösen Abschnitt, der zur Cuticula des letzten Segmentes zieht. Die Länge dieser weißen oder orangegel- ben Organe schwankt zwischen •2 und 5 mm. Ihr Sekret gibt den Tieren ihren charakteristi- schen Geruch. Die Drüsen- organe bestehen aus zwei Ein- stülpungen der Cuticula, wel- chen zahlreiche Drüsenlappen von verschiedener Form und Größe aufsitzen (Fig. 12). Ihr Sekret enthält zahlreiche nadeiförmige Kristalle, welche einem farblosen Öl eingelagert sind. Den feineren Bau eines Drüsenläppchens bringt Fig. 13 zur Anschauung. Seine großen Zellen sind epithehal an- Fig. 13. Ein stärker vergrößerter Drüsenlappen des Stinkapparates von Blaps morfisaga L. (G i 1 s o n 1&S9.) — 24 — geordnet imd umschließen ein gemeinsames enges Lumen. Nur wenige Zellen liegen von den übrigen, denen sie sonst vollkommen gleichen, gesondert außerhalb des Epithels und stehen mit dem Drüsenkom- plex durch einen verschieden langen Stiel in Verbindung. Jede Zelle entsendet einen anfangs dicken und mehr oder minder gewundenen Aus- führungsgang, der sich alsbald stark verjüngt und sich als dünnwandiger Kanal bis zur Basis des Drüsenlappens fortsetzt, wo er auf der Cuticula des Reservoirs mit feinem Porus ausmündet. Jede Zelle umschließt eine voluminöse vakuolenartige Blase mit radiär angeordnetem Inhalt (Fig. 14). In der Blase beginnt mit einer Ampulle der Ausführungsgang. Die radiäre Struktur der Blase wird durch zahlreiche gerade feine Fäden hervorgerufen, welche sich einerseits an das Zellplasma, anderer- seits an die Ampulle ansetzen ; sie sind protoplasmatischer Natur wie das netzige Gerüstwerk der Zelle, jedoch resistenter, stehen aber mit dem Gerüst des Zellplasmas in Verbindung und stellen nur dessen Fort- setzung dar. Es handelt sich also wohl um extracelluläre Oberflächen- Fig. 1-1. Isolierte Drüsenzelle des Stinkapparates von Blaps mortisaga L., stark vergrößert. (Gilson 1889.) Erklärung im Text. differenzierungen, in welchem Falle die Blasenmembran der ins Innere verlagerten Zelloberfläche entsprechen würde, während die Membran einer entsprechend gekrümmten Eeihe von Basalkörnern gleichzusetzen wäre. — Die Flüssigkeit, welche die radiären Fäden umgibt, ist stärker lichtbrechend als Wasser und eiweißhaltig (Gilson 1889). ■ — Bemerkt sei hier übrigens, daß die Bezeichnung ..Stinkdrüsen" für vorbeschrie- bene Organe zwar vom menschlichen Standpunkte aus berechtigt er- scheint, daß aber aus der Wirkung ihres Sekretes auf unsere Geruchs- organe kein sicherer Schluß auf deren Bedeutung für ihre Träger ge- zogen werden kann, weil wir über die Wirkung der fraglichen Sekrete auf ähnUche oder andersartige Geruchsorgane nichts wissen. Bei ihrer Deutung ist daher, um Anthropodoxien zu vermeiden, Vorsicht geraten. Anhangsweise sei hier die reflektorische Blutung besprochen, welche bei gewissen Insekten beobachtet worden ist. Timarclia und Galenica lassen aus dem Munde, die Coccinelliden, Canthariden und Meloiden aus dem Tibiofemoralgelenk der Beine auf mechanische, chemische und elektrische Reize große Tropfen einer Flüssigkeit von verschiedener Beschaffenheit ausfließen, welche Cuenot — 25 — in Übereinstimmung mit Leydig (gegen Magretti 1881, Bono 1889, Beauregard 1890) nicht für das Sekret epidermaler Drüsen, sondern für Blut hält. Die Flüssigkeit sei durchaus mit dem im Körper ent- haltenen Blut identisch, es handle sich somit um eine reflektorische Blutung. Über den Austrittsweg des Blutes gehen die Ansichten aus- einander, und es ist zweifelhaft, ob präformierte Öffnungen vorhanden sind, ob sie erst an präformiertem Locus minoris resistentiae unter der Wirkung des Blutdruckes auftreten oder ob die Haut osmotisch durch- lässig ist. Nach der Blutung tritt der Tropfen wieder zurück {Tiniarcha, Galeruca), sei es, daß er durch den Mund aufgesogen wird, sei es, daß er in die Leibeshöhle zurückfließt. Beides erscheint mögHch, ohne sicher beobachtet worden zu sein. Die reflektorische Blutung erscheint als wirksames Schutzmittel, weil das Blut überall da, wo sie vorkommt, Lösungen übelriechender oder -schmeckender Substanzen enthält; natür- lich kann sie nicht gegen jeden Feind schützen. Nach Bono enthält das Blut von Timarcha 'pimelioides H.-S. ein Gift, welches Fliegen in wenigen Minuten und Meerschweinchen, Hunde und Frösche schnell durch Herz- lähmung tötet. Spinnen verschmähen mit Coccinellenblut bestrichene Fliegen (Lutz). Durch Lej- dy, Bretonneau, Beauregard u. a. ist bekannt, daß das Blut der Lijtta vesicatoria L. eine beträchtliche Menge des blasenziehenden Cantharidins (des wirksamen Stoffes der „spanischen Fliege") enthält, welches auf Tiere tödhch wirken kann; und das scharf bittere Blut der Metor- Arten stößt sogar die gefräßigen Carabiden ab. Doch werden LyUa und Mcloi' ohne Schaden von Fröschen verzehrt, welche dagegen Coccinellen und Melasomen verschmähen. (Näheres siehe Cuenot 1896.) Porta (1903) behauptet (gegen Lutz, Leydig ii. a.), daß es sich in dem gelben Safte der Coccinellen nicht um Blut, sondern um Gallen- flüssigkeit handle, welche von den Zellen der Mitteldarmfolhkel aus- geschieden werde und die Darmwand bei der durch den Reiz veranlaßten Kontraktion der Mitteldarmmuskulatur durchsetze, um in die Leibes- höble zu gelangen. Von hier aus soll die Gallenflüssigkeit, ohne sich mit dem Blute zu mischen, durch die Hautspalten ausfließen. Da also die Flüssigkeit kein Blut sei, so seien auch die in ihr enthaltenen Zellen keine Blutkörperchen, sondern abgestoßene Darmzellen, welche gleich- zeitig durch die Darmwand in die Leibeshöhle eingetreten seien (?! D.). Hollande (1907) konstatiert gegen Porta, daß die Kügelchen des Blutes von Coccinella 7-imnctata L. nicht aus Cholesterin bestehen und auch nicht aus Leberdrüsen stammen, die in Wirklichkeit gar nicht existieren. Auch bei den Orthopteren kommt die reflektorische schützende Blutung vor. Eugaster guijoni Serv. sj^ritzt, wenn man ihn ergreifen will, nach allen Eichtungen 40 — 50 cm weit eine orangefarbige Flüssig- keit von sich (Vo sseler 1901/02), welche aus Poren der drei Beinpaare zwischen Coxa und Trochanter hervortritt. Dieses Blut wirkt nach Bonn et und Finot kaustisch uiad kann eine starke Entzündung der von ihm getroffenen Konjunktiva sowie Blasen an den Bindehäuten zwischen den Fingern hervorrufen, wogegen Vos seier mitteilt, daß verschiedene Versuche, auf den menschhchen Augen-, Mund- und Nasen- schleimhäuten eine Entzündung damit hervorzurufen, fehlschlugen. Bei EpJiippigcr bnmneri, Bol. sieht man, wenn das Tier die Verteidi- gungsstellung einnimmt, unter dem Pronotum an der Basis jedes Vorder- flügels eine glänzende kleine Blase hervortreten, deren Wand ausschließ- — 26 — lieh von der hiev sehr zarten Haut gebildet wird. Mit nachlassendem Blutdruck schrumpft sie zusammen und verschwindet; aus ihr tritt zur Verteidigung das Blut hervor, dessen Geschmack fast unerträglich bitter ist. Durch seine Schutzblutung sah Cuenot das Tier wiederholte Angriffe einer Lacerta agilis L. erfolgreich zurückweisen (Cuenot 1896). Vosseier spricht sich dagegen aus, daß bei den Locustiden eine reflektorische Blutung stattfinde, betrachtet diese vielmehr als einen willkürhchen Akt. Platystolus und Eugaster spritzen bei drohender Gefahr ..keineswegs blindhngs darauf los", sondern nehmen regelrecht entsprechende Stellungen ein und zielen, bevor sie ihre Ladung ab- geben. Die Larven von Cimbex, Trichiosoma und Clavellaria spritzen gereizt eine hellgrüne oder weißliche Flüssigkeit von sich, welche mit dem Blut identisch ist und nicht, wie Cholodkovsky (1897) zunächst irrtümlich annahm, aus den zahlreichen Hautwarzen stammt. De Geer hatte braune Punkte oberhalb der Spiracula für die Stellen erklärt, aus welchen die Flüssigkeit austrete. Es handelt sich in ihnen um Vertiefungen, welche zum Ansatz kräftiger Muskeln dienen. In dem halbmondförmigen Chitinrahmen, der diese Vertiefung von oben und außen begrenzt, findet sich eine Spalte, welche das Blut hervortreten läßt. Der chitinöse Halbmond besteht aus zwei fest aufeinander gepreßten Lippen, an welche sich Muskeln ansetzen und bei ihrer Kontraktion diese Lippen auseinanderziehen, dem Blute den Ausgang öffnend. — Die Warzen, welche mit dem Blutspritzen nichts zu tun haben, sind in großer Anzahl namenthch in der Umgebung der Spiracula entwickelt. Jede Warze besteht aus einer Gruppe hoher Epidermzellen, an welche sich ober- flächenwärts ein Eeservoir anschließt, dessen Ausführungsgang auf dem Warzengipfel mündet. Das Sekret dieser Organe ist eine öl- oder wachs- artige Substanz, welche einen durchsichtigen oder mehlartigen, schützen- den Hautüberzug bildet. Da er vom Blute nicht benetzt wird, nimmt dieses bei langsamem Austritt Tropfenform an. Die Warzen und Haut- zylinder der Cimbicidenlarven entsprechen den Dornwarzen der Lophy- rws-Larven (Cholodkovsky 1897). 2. Duftdrüsen. A. Lepidopteren. Hautdrüsen, welche ein duftendes Sekret produzieren, finden sich bei den Lepidopteren in beiden Geschlechtern und haben allem Anscheine nach ausschließlich sexuelle Bedeutung, indem der Duft, der ja im Leben dieser blütenbesuchenden Tiere unzweifelhaft eine wichtige Rolle spielt, zum Anlocken des anderen Geschlechtes und als Begattungsreiz dient. Die Qualität der Lockdüfte kann recht verschieden sein: der Duft von Pieris napi L. S erinnert an manche Cruciferen oder an Zitrone, von Didoms biblis Fabr. S an Heliothrop, von CaUidryas arganta Fahr, i an Moschus. Dircenna xantho S riecht nach Vanille, andere Lepidopteren strömen Düfte aus, welche denen verschiedener Bluten oder Früchte nahekommen. a) Duftdrüsen der Männchen. Bei den männlichen Lepido- pteren kommen die Duftorgane an den verschiedensten Körperstellen vor: bei den Pieriden und Lycaeniden auf den Flügeln verstreut, bei Eurema, Euploea und Colias zu ,,Duftfleckeu" lokalisiert, bei den Hespe- 27 — i 1 riden in umgeschlagenen Teilen des Flügelrandes (Costalumschlag), bei Danais in Flügelfalten: an den Extremitäten des Thorax findet man sie bei den Hesperiiden, Noetuiden, Geometriden und Hepiahden an allen drei Paaren, am häufigsten an den Tibien; am Abdomen basal bei Sphin- giden, Hadena, Diclionia, Bwtolomia, Majiia, Mamestra, Leucania, Xanihia, Oporina; distal am Abdomen bei Danais, Euploea, Porthesia (deren Afterbusch einen Moschus- geruch ausströmt).') Der Duftapparat ist stets epidermaler Natur, und an seinem Aufbau beteihgen sich beide Hautschichten: das Epiderm liefert die Drüsen, die Cuticula die Schup- pen oder Haare, welche zum Zwecke der schnelleren und ausgiebigen Verdunstung des duftenden Sekretes in verschiedener Weise ausgebildet sind. Von den zahl- reichen bekannt gewordenen und z. T. noch nicht genau untersuchten Duftorganen seien hier zur näheren Be- schreibung nur einige herausgegriffen. Bei den Pieriden tragen alle verstreut auf den Flügeln stehenden Duftschuppen an der Spitze einen feinen Haarbüschel (..Federbuschschuppen"). Sie sind bei P. napi L. erhebhch länger als die übrigen Schup- pen, längHch lanzettlich (Fig. 15), am Grunde einge- buchtet und mittels eines Stieles in ihrer Alveole auf der Flügelcuticula befestigt. Unter den Alveolen liegen die Duftdrüsen. Da die Duftschuppen sehr leicht ab- fallen, werden sie möghcherweise von dem Tier selbst durch Aneinanderreihen der Flügel entfernt, wodurch dem Sekret der Austritt gestattet wird. Die Lycaeniden haben schaufei- oder löffeiförmige Duftschuppen und mehrkernige Drüsen. Die Mehr- kernigkeit kommt übrigens bei diesen Drüsen häufiger vor, doch kann man in manchen Fällen zweifeln, ob mehrere Kerne oder nur ein stark verzweigter Kern vorhanden sei. Euploea besitzt auf jedem Flügel einen Duftfleck. Dieser hegt am Vorderflügel unterseits, am Hinterflügel oberseits, und beide passen in der Euhelage der Flügel aufeinander. Unter jeder Duftschuppe hegt eine mehr- kernige Drüsenzelle, deren Sekret durch feine Poren der Schuppe austreten soll. Wie schon bei Euploea deuthch die Tendenz zu erkennen ist, zunächst noch mit einfachsten Mittehi die lokalisierten Duftorgane zu schützen, so sehen wir den nach oben umgeschlagenen Innenrand der Hinter- flügel als Schutzeinrichtung bei exotischen Papihoniden (Haase 1886, 1887) entwickelt, während bei vielen Hesperiiden (Müller, Aurivillius) der Vorderrand nach oben umgebogen ist (Costalumschlag) und die Duftorgane be- deckt. Es scheint, als ob hier das Sekret neben den Schuppen austrete Fig. 15. Uuftschuppe von Pieris napiTi. VersT. .350 : 1 (Illig 1902.) A Haarbüschel; Z Clii- tinlängsloisten ; gr Grundschuppe; si Duftschuppensüel. ') Während der Drucklegung erschien eine Arbeit von Stobbe (Die abdo- minalen Duftorgane der männlichen Sphingiden und Noetuiden. Inaug.-Dissert. Berhn, Juh 1911), auf die hier besonders hingewiesen sei. — 28 Ds 7VK~ Di'- und an der ausgedehnten Oberfläche der Gesamtheit der Duftschlippen- schnell verdunste. Ein anderes Schutzmittel bestellt darin, daß die Flügelfläche sich einfaJtet und der Faltenraum, die Duftschuppen um- schließt (kommaföriiiiges Duftorgan von Hesperia sylvnnus Esp., thav- nias Hfn.), wobei dann die Falte noch durch breite Deckschuppen- nach außen abgeschlossen sein kann {Hesferia commah., Argynnis jyaphiaL.). Die Duftorgane der Beine tragen gewöhnlich (Müller, Auri- villius) Büschel langer Dufthaare, welche, in der Kühe zusammengelegt, strahlig ausgebreitet werden können, sobald das Organ in Tätigkeit treten soll. Einfache Duftbüschel dieser Art sind an den Hinterschienen mancher Hesperiiden {Syrich- tlius malvae L., alveus Hb., car- thamiHh.) entwickelt. Auch hier tritt das Bestreben, die Dufthaare möglichst zu schützen, deutlich dadurch in Erscheinung, daß diese zusammengelegt und in einer Einne der Tibieninnenseite ver- borgen werden. Das Aufrichten der Haare geschieht hier unter dem Einfluß von Muskelkon- traktion (Illig 1902). Bei Hepialus heda L. sind die in den Tibien der Hinterbeine gelegenen Duftorgane in sehr vollkommener Weise entwickelt. Die ganze Tibia ist stark erweitert und der Tarsus infolge des Nicht- gebrauches rudimentär geworden, aber noch vorhanden. An der dem Körper zugewendeten Seite der Tibia hegt das dreieckige Porenfeld, auf welchem einerseits die großen Drüsenzellen münden, andererseits die Duftschuppen stehen (Fig. 16). Die Duftzellen konvergieren alle nach dem Po- ren- oder Duftfelde zu und füllen den größten Teil des erweiterten Tibienhohlraumes aus (Fig. 17). Sie sind fast an ihrer ganzen Peripherie von Blut umspült und besitzen je zwei verschiedene Kerne. Ihr Sekret wird durch den während der geschlechtlichen Erregung gesteigerten Blutdruck (das Tier führt einen Balzflug aus) in die an ihrem distalen Ende keuhg er- weiterten Duftschuppen gepreßt, welche sich infolge dieses Druckes (nicht durch die Wirkung besonderer Muskeln) aufrichten und das Sekret durch ihre dünne Wand verdunsten lassen. Auch bei H. heda L. ist eine recht vollkommene Schutzvorrichtung des Duftorganes in Gestalt einer rechten und linken Tasche an der Unterseite des ersten Abdominalseg- mentes zur Ausbildung gekommen, in welche die ganze Tibia hineinge- steckt werden kann. Nur während des Balzfluges läßt das Männchen die Fig. 16. Femur, Tibia und rudimentärer Tarsus des dritten recliten Beines von Hepialus hecta L. (J von der Ventralseite aus gesehen, vergrößert. (Deegener 1902.) /e Femur; /rTrachee; ifc ^^±Si-^^^^ Fig. 29. Sagittalschnitte durcli je einen Spiegel mit aufliegender Waclisdrüse von ver- schiedenen Altersstufen der Bienen. Vergr. 78:1. (Dreyling 1905.) 1 In der Kntwicklung begriffene Wachsdrüse einer jungen Biene; 2 "Weiter entwickelte Wachsdrüse; 3 Wachsdrüse auf der Höhe der Ent^vicklung; 4 Wachsdrüse in allmählicher Abnahme ihrer Tätigkeit, 5 in starker Rückbildung, 6 im Zustande stärkster Degeneration. — h Epiderm; ckf Chitinfortsatz; u'dr Wachsdrüsen; sp Spiegel; cht Chitinknoten. 5. Tarsale Spiniidrüsen der Embiiden (Fig. 30). Das erste Tarsalglied der Vorderbeine von Embia mm buri Eimsky-Kors. und solieri Eamb. trägt an der Sohlenfläche außer den gewöhnlichen etwas längere und stärkere Haare, welche die Ausführungsgänge von Sjiinndrüsen enthalten, die an der Haarspitze ausmünden. Die Spinndrüsen füllen den 43 ganzen Innenraum des Gliedes aus und sind ungefähr in vier Etagen ge- ordnet. Jede Drüsenzelle enthält einen großen Sekretraum, in welchem sich der Spinnstoff befindet. Die Zellen hegen entAveder dicht beieinander (E. ramburi Eimsky-Kors.) oder sind durch das Spinnsekret, welches aus ihnen in die Interzellularräume gelangt ist ("? D.), voneinander getrennt {E. soUeri Kamb.). ßimsky-Korsakow (1905) faßt entgegen anderen Autoren, welche von einer mehrzelligen Drüse sprechen, jede Drüse als eine große mehrkernige Zelle auf; der ganze Spinnapparat des ersten Tarsal- gliedes würde dann einen Komplex einzelliger Drüsen darstellen (Fig. 31). In dem Sekretvaum jeder Drüse beginnt ein chitinöser Ausführungs- gang mit einer eigenartigen Ampulle, einer Erwei- terung des Kohres selbst, die vier große ovale, mit dem Sekretraum kommunizierende Öffnun- gen und mehrere Ausläufer in Form von Fäden aufweist (Eimsky-Korsakow 1905). In einer späteren (1910) Mitteilung wendet sich Eimsky- Korsakow gegen Enderlein's Auffassung, daß die Öffnung der Spinndrüsen sich an der Unter- lippe befinde. — Es sei bemerkt, daß Spinn- drüsen bei Imagines außer den Embiiden nur noch den Copeognathen zukommen, bei welchen nach Eibaga (1902) von zwei öo b Paaren Kopf- ,' , . drüsen das eine Paar als Spinn-, das andere als Speicheldrüse entwickelt ist. Fig. 30. Emhia mauritanica Luc, vergr. (nach Lucas aus Cl a u s - G r o b b e u 1905.) 6. Sehaimidrü- seu der Schaiimcicaden bo ha. Fig. 3L Sagittaler Längsschnitt durch das 1. und 2. Tarsenglied des Vorderbeins einer erwachsenen Larve von Embia ramburi Eimsky-Kors. Vergr. (Eimsky-Korsakow 1905.) ch Chitin; h stark pigraentiertes Epiderra; d Drüsen; sr Seliretraum; . Sekret; b Blut; se Sehne; 3 das zweite Tarsenglied; bo gewöhnliche Borstenhaare; ha Haare mit dem Ausf ührungskanälchen ; kh Häutungshaare. d. ö Der Schaum (..Kuckucks- speichel"), mit welchem sich die Jugeudformen der Schaumci- caden umgeben, ist entgegen den Angaben Gruners (1901) nach Porta (1901) nicht der flüssige Darminhalt, sondern ein Drüsensekret. Bei der vom Schaum sorgfältig gereinigten „Larve tritt das fraghche Sekret zuerst am Eücken auf und verteilt sich dann infolge seiner Klebrigkeit über den ganzen Körper. Wenn das Insekt mit Flüssigkeit bedeckt ist, beginnt die Her- stellung des Schaumes. Das Tier hebt die Spitze des Abdomens aus der Flüssigkeit heraus und öffnet zwei Fortsätze des 9. Segmentes, mit deren Hilfe unter entsprechender Bewegung des Abdomens die Flüssigkeit mit Luftblasen durchsetzt wird. Mittels des letzten Abdominalsegmentes und der Beine wird der Schaum über den ganzen Körper verteilt. Die Chitin- — 44 — schiebt des Eückens läßt an mehreren Tergiten kleine runde Öffnungen erkennen, welche unregelmäßig verstreut sind. Unter diesen liegen kleine einzellige Drüsen (Batellische Drüsen. 1891), die bei ihrer großen Anzahl fast eine kontinuierliche Drüsenschicht bilden. Um jeden Aus- führungsgang gruppieren sich 6, 5 oder weniger Zellen, welche das zur Herstellung des Schaumes verwendete Sekret in Gestalt von Tafeln (Guilbeau 1908) liefern. — Diese Angaben widersprechen durchaus den Resultaten der Untersuchung des gleichen Objektes durch Grüner (1901). Doch besteht nach Guilbeau der Schaum aus einem Gemisch des Sekretes der Batelli'schen Drüsen mit einer klaren, aus dem After austretenden Flüssigkeit. 7. Die Gilsonsehen Drüseu und Bauchdiüsen. Interessante epidermale Drüsenorgane sind die von Gilson bei den Trichopterenlarven entdeckten rmd von Henseval (1895) genauer untersuchten Gilsonsehen Drüsen, welche an den drei beintragenden Thoraxsegmenten liegen und medioventral ausmünden. Die prothora- kale ist voluminös und in zwei Lappen geteilt, welche den Darm von der Ventralseite her halb umgreifen und deren jeder sieh aus etwa zehn Tubuh aufbaut. Diese vereinigen sich miteinander und bilden sehheß- hch drei stärkere Gänge, welche in den gemeinsamen Endkanal ein- münden. Der Endkanal der rechten und linken Seite umgreifen die Nervenkette und fließen zu einem unpaaren Eeservoir zusammen, welches an der bezeichneten Stelle durch Vermittelung eines 1 mm langen, vorragenden Eöhrchens mündet. — Die metathorakale Drüse ist erheb- lich schwächer entwickelt, übrigens aber wesentlich von dem gleichen Bau wie die vordere: ihr fehlt das Reservoir, und die ■Mündung ist ein enger Porus ohne Röhrchen. — Am schwächsten ist die metathorakale Drüse ausgebildet, welche von der mesothorakalen weniger verschieden ist als diese von der prothorakalen. Bei Lwinophilus flaricornis L. ist nur die prothorakale als einfache tubulöse Drüse entwickelt, die übrigen fehlen. — Der histiologische Bau aller drei Drüsen ist der gleiche, und es handelt sieh um Einstülpungen des ektodeimalen Hautepithels, welche mit einer Chitincuticula (Intima) ausgekleidet und von einer plattzelhgen kleinkernigen ,,Tuniea propria" (Grenzlamelle) umgeben sind. Eine eigene Muskelpleura fehlt durch- aus. Sie werden vom 2., 3. und 4. Ganglion der Bauchkette aus mit Nerven versorgt. Die Gilsonsehen Drüsen sezernieren eine ölige Flüssigkeit in Form einer Emulsion, welche in absolutem Alkohol löshch ist. Henseval (1895) betrachtet sie als stark veränderte Nephridien und nicht als pro- visorische Larvenorgane, gestützt vornehmheh auf ihre metamere An- ordnung und ihre Sonderung von den Coxen (daher nicht Coxaldrüsen) ; er vertritt ferner die Ansicht, daß die Stinkdrüsen der Wanzen und die Bauchdrüsen mancher Lepidopterenlarven ebenfalls als Gilsonsehe Drüsen anzusehen seien. Die Bauchdrüsen einiger Lepidopterenraupen wurden von C. Schaeffer (1889) untersucht. Bei Hyponomeuta evonymella L. stellt sich dieses Organ als ein Schlauch dar, welcher im Metathorax beginnend ventral nach vorn verläuft und am Vorderende des Prothorax auf einer mit zwei Refraktoren ausgestatteten konischen Ausstülpung der Bauch- — 45 — wand des Körpers ausmündet. Der Mündungskegel wendet sich schräg nach vorn und unten. Der reichhch von Tracheen umsponnene Schlauch ist von oben nach unten abgeplattet und verschmälert sich ziemlich plötzlich nach seinem blinden Ende zu. welches mit einer starken, kleine Borsten tragenden Cuticula ausgekleidet ist, die sich im basalen Ab- schnitte als dünne borstenlose Intima wiederfindet (Fig. 3'2). Die Zellen des basalen Abschnittes führen rundliche, die des distalen verzweigte Kerne; das Plasma der ersteren ist vakuolisiert, das der letzteren nicht. Bei ganz jungen Raupen ist noch keine Differenzierung in die beiden Abschnitte durchgeführt. Schaeffer schreibt dem Organ eine sekre- torische Tätigkeit zu. Bei Dicranuni viiiula L. liegt die Mündung der Drüse an derselben Stelle wie bei H. evoniiutcUd L. das Organ ist jedoch komplizierter gebaut und besteht aus 5 Schläuchen (einer mittleren Tasche und zwei Schläuchen jederseits der Tasche) [Poulton (1887), Schaeffer (1889)]. Die Tasche zeigt einen etwas anderen histiologischen Aufbau als die Schläuche; und Sekretballen, wie sie bei Hijponomeuta gefunden wurden, fehlen in beiden. Als Refraktoren dienen zahlreiche Muskeln, deren mehrere sich an jeden Schlauch anset- zen. Daß dieses Organ eine Säu- re produziert. ist allbekannt und ^•on mehre- ren Autoren be- stätigt worden. Nach Poulton handelt es sich um starke Amei- sensäure. Wäh- rend dieser Au- tor die mittlere Tasche für ein Reservoir hält, glaubt C. Schäffer sie als den drüsigen Teil auffassen zu müssen, die Schläuche dagegen als Reservoirs. Bei Plusia gamma L. hat der einfache Schlauch einen drüsigen und einen ausführenden Abschnitt; der letztere ist zugleich Reservoir. Schäffer betrachtet auch dieses Organ als Verteidigungsapparat, ohne den Austritt eines Sekretes auf Reize beobachtet zu haben. Übrigens wurden die Bauchdrüsen auch bei anderen Raupen nach- gewiesen (C'afoca?«, Melitaea usf.). '!»•*••• Fis. 32. Längsschnitt durch die Bauchdrüse von Hijponomeuta evony- niella L., vergr. (Schäffer 1889.) — d doi'sal; u ventral. 8. Häutungsdrüsen. Die Häutung der Insekten, d. h. das periodische Abwerfen und die Erneuerung der chitinösen Cuticula der Haut und ihrer Einstülpungen (wie Vorder- und Enddarm, Tracheen usw.) ist unzweifelhaft ein Prozeß, welcher ursprünglich durch das Wachstum der Tiere, welchem die Cuti- cula als Hautschicht ohne eigenes Leben nicht über die Ci-renze ihrer (oft großen) Dehnungsfahigkeit hinaus zu folgen vermochte, bedingt wurde. Daß gewisse und namentlich bei den Holometabolen recht tiefgrei- fende Veränderungn im Bau und in der Beschaffenheit des cuticularen — 46 — Überzuges Hand in Hand mit den Häutungen gehen, darf nicht so ge- deutet werden, daß die Häutung notwendig wurde, um diese Verände- rungen zu ermöghchen; vielmehr war die durch das Wachstum bedingte Häutung die Voraussetzung, unter welcher solche Umformungen nach- träghch erst möghch wurden (vgl. Pantel 1898). Die Cuticula wird durch die Eijidermzellen gebildet, indem deren Oberflächenschicht sich in Chitin verwandelt. Plotnikow (1904) nennt diese zuerst auftretende, chitinogene Oberflächenschicht „plasmatische Schicht" und fand, daß sie zu dem Zeitjiunkt, in welchem die Larven ,, erstarren", d. h. nicht mehr fressen und sich regungslos verhalten, ge- bildet wird. Sie hebt sich dann scharf von dem Epiderm ab (Fig. 33, c.) und zeigt bei stärkerer Färb barkeit mit Haematox_ylin die horizontale Schichtung und Andeutungen der senkrechten Streifung, welche die Cuti- cula charakterisieren. Nach der Auffassung P 1 o t n i k o w's erleichtert diese Schicht die Bewegungen des bei der Häutung aktiven Epiderms unter der Cuticula ; sie begünstigt eine Faltenbildung bei der Oberflächenver- größerung der Haut, verhindert die Eeibung bei dem Austreten der alten Cuticula aus den Tracheen, Drüsenausführgängen usw., eine Rolle, welche später zum Teil durch die Ex- ', uvialdrüsen übernommen wird. _j L Fig. 33. Ein Stück Eückenhaut der Larve von Tenebrio molitor 1^. im Aiifang der Ver- puppung-. Vergr. (Plotnikow 1904.) e äußere lichtbrechende Membran der Cuticula; p pigmentierte Cuticula; c die ,, plasmatische" Schicht; a Epiderm. Fig. 34. Kristalle Oxalsäuren Kalkes zwischen den beiden Cuticulae bei der zweiten Häutung von Bombyx mori L. Vergr. (Plotnikow 1904.) a Epiderm ; b alte, b' neue Cuticula. Diese nach ihrem Entdecker auch Versonsche Drüsen genannten Haut- zellen scheiden periodisch das Sekret aus, welches sich zur Zeit der Häu- tung zwischen der Cuticula und dem Ejjiderm ansammelt. Diese Drüsen verschwinden nach dem Larvenleben, daher die bei der Puppenhäutung entstehende Exuvialflüssigkeit auf andere Weise entstehen muß als bei den Larven.^) Nun bilden sich unter der Oberfläche der Epidermzellen zur Zeit der Häutung Vakuolen, deren Inhalt sich an der Lieferung der Exuvialflüssigkeit beteihgt, diese jedoch bei der Puppenhäutung allein Hefert. Nach Verson (1891) besteht die Exuvialflüssigkeit (bei Bomhyx mori L.) bis zur vierten Häutung aus gelösten oxalsauren Salzen, enthält dagegen bei der Häutung zur Puppe und zur Imago harnsaure Salze. (Ebenso verhält sich der Inhalt der Vasa malpighii in verschiedenen Lebensperioden.) Plotnikow fand keinen oxalsauren Kalk in den Versonschen Drüsen, wohl aber in der Exuvialflüssigkeit zwischen den beiden Cuticulae in Form von platten Kristallen mit abgerundeten Ecken und kleiner Drusen (Fig. 34). Da diese Kristalle zwischen den Cuticulae ') In einer kürzlich erschienenen Arbeit (Zeitsclir. f. wiss. ZooL, Bd. 97, H. 3, 1911) betont dagegen Verson ausdrückhch, daß bei der Puppe von Bombyx mori L. die Exuvialflüssigkeit ebenfalls aus den Häutungsdrüsen stamme. — 47 zu derselben Zeit auftreten, in welcher sie aus den V. malpighii ver- schwinden, meint Tichomirow (1895), daß die Exuvialflüssigkeit aus den Malpighischen Schläuchen stammen könne, indem sich deren Inhalt zwischen Darmepithel und -Intima ansammle und von hier aus zur Haut gelange. — Die Häutungsflüssigkeit enthält ferner einen teilweise den Exuviaklrüsen entstammenden Eiweißstoff. Noch vor dem Beginn der Neubildung der Cuticula tritt sie zwischen die plasmatische Schicht und das Epiderm und hebt die alte Cuticula ab. Der von der Flüssigkeit eingenommene Raum gibt den verschiedenen Cuticularbildungen (Här- chen, Dornen usf.) Gelegenheit zur Ausbildung. Ferner dient die Häu- tungsflüssigkeit zur Erweichung und teilweisen Auflösung der alten Cuticula. Bei den Lepidopterenlarven hegen zwei Paare von Exuvialdrüsen in jedem Thoraxsegment: ein oberes vor den Stigmen, ein unteres an der Basis der Extremitäten. Dagegen besitzt jedes Abdominalsegment nur ein Drüsenpaar, welches topographisch den oberen thorakalen Drü- sen entspricht. Die schon bei der jungen _ ^AM^^^^^i-^^u,^. Raupe vollzählig vor- handenen Exuvial- drüsen sind bei der erwachsenen Larve blattartige Organe, welche einwärts vom Epiderm in der Lei- beshöhle liegen. Mit dem Wachstum des ganzen Tieres nehmen sie an Umfang zu (von 0,02— -2 mm Plotni- kow). Ihr funktionell wichtigster Teil ist die sezernierende Zelle : ihr schließen sich nach dem Epiderm zu zwei ausleitende Zellen an, welche den Ausführgang umschließen, der sich in einer der beiden Zellen stark verzweigt. Die cuticulare Auskleidung des Ganges geht direkt in die Cuticula über, die Gangzellen, deren Grenzen deuthch erkennbar sind, übertreffen an Größe die Deckzellen des Epiderms und besitzen einen großen verzweigten und gebogenen Kern (Fig. 35). Alle drei sind als umgebildete Deckzellen der Haut anzusehen (Nassono w 1903 nach Plotnikow 1904). Die sezernierende Zelle erscheint stark vakuolisiert, ihr Aussehen wechselt natürhch je nach ihrem Funktionszustande. Nach der Häutung verkleinert sich die sezernierende Zelle unter Ver- lust ihrer Vakuolen. Außer bei denLepidopterenraupen wurden Exuvialdrüsen gefunden: bei der Larve von Tenebrio molitor L., bei Chrysomehden- und Cocci- nelhdenlarven, bei den Larven von Tenthrediniden, bei Chrysopa (Plotnikow 1904) und bei den Apterygoteu (Philip tschenko 1907). Bei den genannten pterygoten Insekten bestehen die Häutungs- drüsen nicht, wie bei den Raupen, aus drei, sondern nur aus zwei Zellen, deren eine sekretorisch tätig ist, deren andere den Ausführgang repräsen- Fig. 35. Exuvialdrüse eines der vorderen Abdominalsegmente von Bombyx mori L. bei der 4. Häutung (Plotnikow 1904) Verf 48 — tiert. — Noch einfacher Hegen die Verhältnisse bei den C ollem holen, bei welchen die ausführenden Zellen vollständig fehlen. Die Häiitiingsdrüsen- zellen liegen auch hier in streng segmentaler Anordnung. Bei Neanura und Onijchiurus fehlen sie im Kopf i;nd (wie bei allen Collenibolen) an den beiden letzten Abdominalsegmenten; jedes Thoraxsegment trägt drei Paare: ein Paar im vorderen Abschnitt des Segmentes jederseits vom Herzen, ein zweites im mittleren Teile des Segmentes unter dem Ganghon und die Drüsen des dritten Paares im hinteren Abschnitt des Segmentes (Fig. 36). Im Prothorax fehlt das obere erste Drüsenpaar. Jedes Abdominalsegment mit Ausschluß des ersten und der beiden letzten besitzt drei Drüsen: zwei im vorderen Abschnitte jederseits vom Herzen, eine an der Ventralseite in der Nähe des hinteren Segment- randes (welche dem ersten Abdominalsegment fehlt). Bei den En- tomobryidae finden sich statt einer Drüse an der Basis jedes Beines und an der Ventralfläche jedes Abdominalsegmentes gewöhnlich deren mehrere ziemlich nahe beieinander. An Stelle der den Achorutiden fehlenden unteren Drüse des ersten Abdominalseg- mentes sowie im zweiten bis vierten Ab- dorainalsegment liegt hier hinter dem Ventraltubus eine ganze Gruppe kleiner Drüsenzellen. Bei den Sminthuriden verschwinden mit der Eedaktion der beiden ersten Thorakalsegmente die obe- ren Drüsenpaare des Pro- und Mesothorax und ferner das mittlere (subgangliäre) Drüsenpaar des Metathorax. An der Basis jedes Beines befindet sich stets eine Drüse. An der unteren Fläche des ersten Abdominalsegmentes fehlt die Drüse, da- gegen sind je zwei an der Ventralfläche der drei folgenden Segmente vorhanden. Die Entomobryidae und Sminthuridae besitzen auch am Kopf Exuvialdrüsen, und zwar an dessen vorderer oberer Fläche bei der Insertion der Antennen (meist drei Paare). — Im Gegensatz zu den pterygoten Insekten funktionieren hier die Exuvialdrüsen das ganze Leben hindurch (im Zusammenhang mit den hier an kein Lebensalter gebundenen Häutungen) . P h i 1 i p t s c h e n k o , 1907. Man kann die drei Exuvialdrüsenformen unterscheiden als 1. Philiptschenko'sche Drüsen (einzellig), 2. Plotnikow'sche Drüsen (zweizeilig), 3. Verson'sche Drüsen (dreizelhg). Fig. 36. Anordnung der Exuvialdrüsen in den Thoraxsegnienteu der Achorutidae, Schema. (Philip- tsclieuko 1907.) cdi, ßdtf eds 1. — 3. Exuvialdrüsenpaar; ggl Ganglion: d Darm; h Rückengefäß. 9. Hautdrüsen mit verschiedener, z. T. unbekannter Funktion. Die in weiter Verbreitung bei den Insekten vorkommenden, großen Hautdrüsenzellen mit chitinösem Ausführgang können entweder voll- ständig voneinander gesondert bleiben und erscheinexi dann kuglig oder birnenförmig, oder sie liegen mehr zusammengedrängt und platten sich an ihren Berührungsstellen gegenseitig ab; endlich können sie zu mehr 49 oder minder umfangreichen Paketen miteinander verbunden sein, wo- bei dann die Ausfübrungsgänge nicht mehr gesondert münden, sondern sich zu verschieden starken Stämmen miteinander vereinigen. Das gemeinsame Ausführuugs- röhr hat dann eine eigene ^^^ r ^;^r>,. jai.ani Wand aus ali,j;eplatteten Zel- bcH S.^j^--'_--^v^ Gtmax len und geringelter Chitin- aubi.or.^^ ^'^'\J '^I^^HQy, - - - -^' "^'^ intima (wie die Tracheen). (p^!Z^l\T V v\\ Bei den Coleopteren />//«..„'' \ x?s& '<(S^ ) sind die Hautdrüsen, weiche m ,' >-C>^, / aus isoUerten oder zu Grup- cer. ,/,''' --' ujm~ pen vereinigten Zellen be- Cs.os '' _,-' /|Ä^^~0' stehen, auf der Innenfläche G.aympp. ' /l\W\\ der Haut verstreut und wur- ^■^'' ^üoi^S" | '^"*' den von Leydig (1859) bei ^[ß^Lst.seS Dytiscus an den Tastern, am c SeS. J[J.\ m^l Kopf und Thorax, an den j^LW/- ^SeS Beinen, Elytren und auch an ^^/ )^T Y ' den von den Flügeln be- ^•■^«^ " ^•■^«^■"'"7Afes#--]- ^'-^«"^ deckten Eückenpartien auf- ^\t^y'J " gefunden. Bei den Hymen- GiSei.recep y^^....^ei opteren haben sie schein- V^~~~^""*''^ bar mehr die Tendenz, sich ^-fl ''^^^^jj • • 1-11 u U.äef. Will v zu veremigen, bilden aber r Viäflicrt ntirl kön- S«. Se 4 drittes Spiraculum (dos 4. Segmentes); Gl. Se 4 SelDSt gescnaaigt unct kOn Drüse des 4. Segmentes; S<. Se 3 Spiraculum des 3. seg- nen unter UnaÜnstigen Ver- mentes; st. Se 2 des 2. Segmentes; Ql.lbi Labialdrfise; , ..,, . .," ?,-. , Gl. nmnd, Gl. max, Gl. ant Jlandibel-, Maxillen- und haltniSSen ihrer W irlvUng Antennendrüse. erliegen. Diese wird nun durch die alkalischen Hautdrüsensekrete paralysiert, welche somit den Tieren Schutz gegen das Gift fremder Ameisen sowie gegen ihr eigenes gewähren. Handbuch der Entomologie, Bd. I. 4 50 — Die am Thoraxende gelegene Drüse (vgl. Fig. 37 u. 38) entleert ihr Sekret in einen weiten Hohlraum, welcher stets mit Luft gefüllt ist; das Sekret dürfte also nur in geringen Mengen ausgeschieden -werden und schnell verschwinden. Janet kommt zu der Auffassung, daß viel- leicht der Nestgeruch, welcher es der Ameise ermöglicht, ihre Gefährten aus demselben Bau zu erkennen, ein Produkt dieser Drüse sei. Die Dytisciden {Dytiscus, Acilius) lassen (bisweilen zu gleicher Zeit) zwei Flüssigkeiten von verschiedener Beschaffenheit austreten: die eine ist milchig und erscheint immer zwischen dem Kopf und der Dorsalregion des Prothorax, die andere gelbhch und tritt an der Grenze zwischen Meso- und Metathorax zutage. Diese Sekrete stammen nach Plateau (1876) nicht aus einer lokalisierten vielzelligen Drüse, sondern aus einer großen Anzahl einzelner Hautdrüsen. Die milchige Flüssig- keit ist weder giftig, noch kann sie als sexuelles Anziehungsmittel dienen, weil sie weder leuchtet, noch stark riecht und in Wasser unlöshch ist. Sie dient weder als Verteidigungsmittel noch zur Einfettung des Körpers und ist vom Blute verschieden. Ihre Be- deutung bleibt rätselhaft. — Die Sekrete, welche zwischen dem Meso- und Metathorax austreten, betrachtet Plateau als Produkte solcher Haut- drüsen, welche die Aufgabe haben, mittels ihrer Ausscheidungen nament- lich die Hautflächen zu schmieren, welche einer Eeibung ausgesetzt sind. — Nach Holst e (1910) wird der milchähnliche Saft im ganzen Pro- tliorax überall da produziert, wo zwi- schen den Muskeln und der Chitin- decke Lücke bleiben. Vom Sternum erstrecken sich die Drüsen am Vorder- rande des Segmentes jederseits in die Höhe bis an den ßückenschild, wo sie alle Spalten ausfüllen. Ihre Haupt- masse lagert quer unter dem Vorder- rande des Bückenschildes, und hier Hegt auch jederseits ein großer Drüsensack, in dem das Sekret auf- gespeichert wird. Der Drüsensack besitzt einen Ausführungsgang am vorderen umgeschlagenen Bande des Eückenschildes. Ein merkwürdiges und wiederholt, jedoch erst in neuester Zeit sehr eingehend von P. Schulze (1910 nach dem Manuskript') unter- suchtes Drüsenorgan ist die Nackengabel (Osmeterium) der Papilio- niden raupen. Die nachstehenden Angaben beziehen sich hauptsäch- lich auf Papilio machaon L. Beunruhigte Tiere strecken aus dem ersten Thorakaltergit zwei schlauchförmige, orangegelb oder rot (tropische Formen) gefärbte Hauteinstülpungen hervor, welche einen stark aromatischen Geruch verbreiten. Die Basis des eingestülpten Organs ist in zahlreiche Falten gelegt; beide Schläuche hegen der dorsalen Körperwand genähert Fig. 38. Sagittalsclinitt durch die am 4. Seg- ment gelegene Drüse des Arbeiters von Myrmica rubra L. (Nach Janet 1898.) Ch Gl 4 lufthalrige Kammer, in deren Grande Cri {,.Cribellani")die Drüsenporen ;/" (V/ 4 Öff- nung der Luftkammer; Gl 4 Drüsenzellen ; M Af 3 Miisculns adductor des Verschlußappa- rates des 3. Spiraculums St 3\ M Af 3a dessen Antagonist; Af 3 Verschlußapparat des 3. Spi- raculums; M 6i, 65 Muskeln vac Vacuolen; tmc Kerne, can Ausführungsgänge der Drüsen- zellen. 1) Erscheint in ZooL Jahrb. Morph. Bd. 32 (1911). — 51 — jederseits des Darmes und erreichen etwa die Mitte des dritten Segmentes, wo sich an ihr bhndes Ende ein Retraktor ansetzt, der sie jedoch nicht völhg in die Leibeshöhle zurückzuziehen vermag; vielmehr wird die Basis durch zahlreiche besondere Muskelbündelchen eingestülpt. Die Ausstülpung geschieht durch Druck der Leibeshöhlenflüssigkeit. Die Schläuche werden je durch zwei voneinander getrennte verhältnismäßig starke Nerven versorgt, welche unverzweigt längs des Retraktors ver- laufen und an jedem Teilbündel des Eetraktors kurz vor dessen Ansatz an den Schlauch mit einer Polplatte enden; sie scheinen rein motorisch zu sein und keine Zweige an die Drüse selbst abzugeben. Das Epithel besteht in der größten Ausdehnung des Schlauches aus großen, flachen, rundhch polyedrischen Zellen, welche im Leben mit größeren und kleineren Kügelchen augefüllt sind und auch andere Einschlüsse enthalten können. Die Cuticula dieses Epiderms (Intima des Schlauches) bildet über jeder Zelle einen mächtigen, rundlichen Chitinsockel, auf welchem sich sekundäre Erhebungen in mehrere finger- förmige starre Spitzen ausziehen; die Zwischenräume zwischen diesen Sockeln bestehen aus dünnem, schwach gewelltem Chitin. Hier finden sich bei P. machaon L. gelbe Kristalle, die sich als ein Carotin erwiesen haben. Dicht hinter der gemeinsamen Basis der Schläuche besitzt deren jeder eine Anschwellung, welche bei erwachsenen Raupen ungefähr ein Viertel des ganzen Schlauches einnimmt: den Hauptdrüsenkomplex (,,ellipsoide Drüse", Schulze). Seine Zellen gleichen in der Eorm ungefähr den Leberzellen der Wirbeltiere. An ihrer Oberfläche gehen sie ohne Grenzen ineinander über, ihre Kerne sind groß. — Die sämt- lichen Zellen des Schlauches liegen einer kerneführenden Grenzlamelle auf, zwischen deren beiden Lamellen die Tracheen des Organs zu enden scheinen. Das Sekret ist sauer, von starkem, kaum unangenehmem Geruch und nicht widerwärtigem, etwas beißendem Geschmack (Karsten). Bei Pa rna ss i us fehlt j edoch j eder noch wahrnehmbare Geruch (Schulze). Das Sekret wird von allen Schlauchzellen produziert, wobei sich der Kern in interessanter Weise beteiligt (Näheres siehe Schulze!). Da diese Drüse während der Puppenperiode verschwindet und nicht neu gebildet wird, haben wir in ihr ein provisorisches Larvenorgan vor uns, welches Schulze in geschickter und einleuchtender Weise von den aus Dornen hervorgegangenen, fleischigen Zapfen des ersten Seg- mentes verwandter Raupen ableitet. Man hat früher allgemein, jedoch, wie oft in ähnlichen Fällen, mit recht mangelhafter Begründung die Nackengabel als Abwehrorgan gegen Feinde angesehen. Die Beobachtung hat indessen gelehrt, daß sie die Ichneumoniden durchaus nicht abschreckt, ebenso wenig Vögel. Schulze konstatierte, daß die Raupen von Eidechsen gefressen werden, ohne durch die Nackengabel einen rettenden Erfolg zu erzielen; er bringt mit allem Vorbehalt dieses Organ mit der Tatsache in Verbindung, daß die es besitzenden Raupen vorwiegend giftige und aromatische Stoffe aufnehmen, welche möglicherweise von der Drüse ausgeschieden und zur Verdimstung gebracht würden. Guenee (1867) fandbeider Raupe von Lycaena hoeticali. am 11. Seg- ment etwas hinter und unter dem letzten Stigmenpaar zwei den Stigmen ähnliche Öffnungen, aus welchen das beunruhigte Tier je einen eigentüm- lichen Körper ausstülpen kann, welchen der genannte Autor ganz passend - 52 — mit einem Polypen vergleicht, der seine verzweigten Tentakeln aus- gestreckt hat. In der Mitte des 10. Segmentes befindet sich eine aus- stülpbare halbkughge Blase, welche eine Flüssigkeit austreten läßt. Diese fadenziehende Substanz dürfte zuckerhaltig sein und wird regel- mäßig von Ameisen aufgesogen (Näheres bei Thomann 1901). Tho- mann faßt die paarigen Organe des vorletzten Segmentes, die wie die mittlere Drüse auch anderen Lycaenidenraupen eigen sind (L. arcius L., dorylas Hb.) als Duftorgane auf, deren Sekret auf die Ameisen an- ziehend wirke. Übrigens sei hier auf die kürzlich durch Krüger (1910) genauer untersuchten „Myrmecopliilendrüsen" von Claviger testaceiis Preissl. aufmerksam gemacht. Unter den Malacodermata (Coleoptera) finden wir bei Malacliitis bipustulatus L,, Anthon.comus equestris Fabr. und Ebaeus thoracicus Fabr. an den Seiten des Pro- und Mesothorax uird auf der JMitte des Abdomens orangegelbe fleischige Warzen, welche vorgestülpt werden können (Laboulbene) und deren vordere drei-, deren mittlere zweiästig er- scheinen. Die vier ausstülpbaien Säcke von MalacMus aeneus L. liegen symmetrisch auf den Seitenflächen des Körpers, das vordere Paar zwischen Kopf vmd Prothorax, das hintere Paar hinter den Pleuralstücken des Metathorax zwischen diesem und dem ersten Abdominalsegment (Liegel 1874). Die birnenförmigen Drüsenzellen sind zwischen die Deckzellen der Schläuche eingestreut, an den Spitzen der Ausläufer am stärksten gehäuft. Ihr chitinöser Ausführgang verläuft gewunden intra- cellulär und mündet mit deutlichem Porus aut der Cuticula aus. Diese (Intima) ist dick, regelmäßig gefaltet und (mit Ausschluß der Äste) mit kleinen haarigen Höckerchen besät. Die Ausstülpung geschieht durch Blutdruck, die Einziehung durch Muskeln. Über die Natur des Sekretes ist nichts Sicheres ermittelt (Klemensiewicz 1882). Harrison (1906) fand bei Stylopjiga orientalis L. ein Drüsenpaar, das beiden Geschlechtern zukommt und im 6. Abdominalsegment durch eine unpaare Öffnung mündet. Da die Ausmündung ventral zwischen dem G. und 7. Sternit stattfindet, kann man diese Organe als Sternal- drüseu bezeichnen (im Gegensatz zu den Stinkdrüsen). Sie bestehen aus zwei longitudinal verlaufenden Säcken, welche durch eine Quer- brücke miteinander verbunden sind. Die drüsigen Epithelzellen, welchen eine chitinöse Intima aufliegt, enthalten ein bis zum Kern reichendes Ausführungsröhrchen. Die Bedeutung ihres Sekretes ist unbekannt. Philiptschenko (1907) fand hei Orcliesella ruf escens Tulb. subepider- male Drüsenzellen, welche die Hautzellen an Größe erliebhch übertreffen und in der Eegel zu Gruppen angeordnet sind, indem sie einschichtige Plättchen bilden; solche finden sich an der Dorsalseite aller Abdominal- und Thorakalsegmente mit Ausnahme des Prothorax. Im Meso- und Metathorax verbreiten sie sich häufig auch auf die lateralen Oberflächen des Segmentes. Auch im Kopfe liegen hintereinander dorsal zwei An- häufungen dieser Zellen. Ihre Anzahl nimmt mit dem Alter des Tieres zu, indem sie sich amitotisch teilen, wobei zunächst eine Teilung der Kernkörperchen stattfindet. Die physiologische Bedeiitung dieser Zellen bleibt rätselhaft. Morphologisch glaubt Philiptschenko sie mit den Oenocyten der höheren Insekten in Zusammenhang bringen zu dürfen. Genetisch sind , sie integumentaler Natur (vgl. Oenocyten). Hinsichtüch der Stirndrüsen der Termitensoldaten sei auf die Mit- teilungen von Bugnion (1910) verwiesen. — 58 — Das Grabersehe Organ. Grab er (1878) fand bei einer Fliegenlarve in der Medianlinie des Kückens hinter dem Ende des Eückengefäßes und unmittelbar hinter der Grenzfurehe zwischen dem 9. und 10. Segment ein vom Integument vollkommen abgesondertes Organ in Gestalt einer hellen, 0,3 mm langen, birnenförmigen Blase, deren freier Kopf nach vorn gewendet ist, während sich ihr Hinterende in ein enges Rohr verlängert. Das Eohr und seine blasige Enderweiterung verhalten sich histiologisch wie eine Drüsen- bildung und besitzen eine Tunica propria und chitinöse Intima. In der Chitinkapsel der Blase hegen schwarze Körper in Form hohler Chitinbilduugen mit z. T. höckeriger Oberfläche, die nach Art eines Spritzfläschchens in einen dünnen hohlen Stiel übergehen und deren im ganzen acht entwickelt sind (vier hintereinender gelegene Paare). Die beiden ersten Körper hängen wie Beeren an ihren Stielen an der etwas eingestülpten Decke. Der Raum, in welchem sie sich befinden, ist nach hinten vom übrigen Blasenlumen (unvollständig, Lecaillon 190Ö) abgeschlossen durch eine quere Scheidewand. Das zweite Paar der gestielten Körper ist von einem besonderen „Hautsack" (Binnen- blase) umschlossen, an dem sie ebenso hängen, wie die beiden ersten in ihrer Kammer. Die Binnenblase setzt sich mit halsartiger Einschnü- rung in die folgende Blasenabteilung fort. Der dem zweiten wesentlich gleiche dritte Binnensack umschheßt zwei Paare gestielter Körper. Während das erste Paar von einer, das zweite von zwei Hüllen umgeben ist, besitzen das dritte und vierte Paar drei Hüllen. Ein dünner und ein dicker Nerv, deren ersterer am Kopf der Blase eine dicke ganglien- artige Anschwellung bildet, sowie Muskeln treten an das Organ heran. — Grab er betrachtet diesen Apparat unter Vorbehalt als Gehörorgan. — In etwas abweichender Beschaffenheit fand Henneguy (1904) das Grab er sehe Organ bei anderen (ebenfalls unbestimmten) Dipteren- larven wieder und vermutet in ihm ein chordotonales Organ. — Nach Lecaillon (1905) existiert dieses Organ bei allen Larven von Tabanus quatuornotatiis Meig. schon bei dem Ausschlüpfen aus dem Ei, entwickelt sich aber mit dem Wachstuiii des Tieres noch weiter. Die vonemandeu abweichenden Befunde G r a b e r ' s und H e n n e g u y ' s erklären sich daraus, daß ersterer alte, letzterer junge Tiere untersucht hat. Im Gegensatz zu Grab er fand Lecaillon, daß die gestielten Körper nicht immer regelmäßig paarig angeordnet liegen, sondern oft in einer Reihe im End- gange des Organs angetroffen werden, in welchem sich auch bisweilen nur eine unpaare Anzahl vorfindet, woraus sich ergebe, daß diese Körper nach außen entleert werden können. Der französische Forscher sieht vielmehr Drüsen- als Sinnesorgane in den fraglichen Bildungen und fand später (1906) zur Bestätigung dieser Auffassung, daß der Gang in der Medianhnie des vorletzten Segmentes ausmündet und daß die schwarzen Körper ausgestoßen und wiedergebildet werden. — Schheß- hch untersuchte Paoli (1908) dieses Organ bei einer Tabanus-lja,rve, bei welcher es im 8. Abdominalsegment hegt. Die Anzahl der mit Flüssigkeit gefüllten, in einer Reihe gelegenen Chitinkapseln nimmt mit dem Alter des Tieres zu und wächst bis auf sieben, doch ist nur die vordere jüngste und zugleich größte in Funktion. Jede Kapsel umschließt ein Paar spröder hohler Chitinkugeln, die je an einem Stiele suspendiert sind. Die Ausmündung findet an der Grenze zwischen dem 8. und 9. Segmente statt. Paoli führt das eigentümhche Knistern, welches — 54 — die Larve hören läßt, auf die Tätigkeit des Graberschen Organs zurück und schreibt den beiden Tracheenstämmen, die es umfassen, die Wirkung von Resonatoren zu. Literaturverzeichnis. Antliony, J. The markings ou tlie BattJedore Scales of someof the Lepidoptera. MoQthly Microsc. Journ. Vol. 7. London 1872. — Structiu'e of Battledore-Scales. Ibid. Arnhard, L. Die Zwisclienräume zwischen den Wachsdrüsenzellen der Honig- biene. Zool. Anz. Bd. .30. 1906. — Sekundäre Geschleclitscharaktere von Acherontia atropos. Verh. K. K. Zool. bot. Ges. Wien. Bd. 29. 1879 Aube, C. Note sur une secretion fetide d' Eiimolpus pretiosus. Ann. Soc. Ent. Fr. Bull. 1837. Bd. 6. Aurivillius, Ch. Über sekundäre Geschleclitscharaktere nordischer Tagfalter. Bihang tili Kongl. Svenska Vetenskabs-Akademiens Handlingar. Bd. 5. Stockholm 1878—1880. Baer, M. Über Bau und Parben der Flügelschuppen bei Tagfaltern. Zeitschr. f. wiss. Zool. Bd. 6.5. 1899. Baylei, J. S. Über die Haarbüschel der nordamerikanischen Catocala procumbens Stett. entom. Zeitschr. Bd. 43. — Femoral tufts or pencils of liair in certain Catocalae. Papilio Bd. 2. 1882. — Stett. Ent. Ztg. Bd. 48. 1882. Barrett, C. G. Odour emitted by the male of Hepialus heclus. Ent. Monthlj'^ Mag. Vol. 19. 1882. — Singular habit of Hepialus hectus. Ent. Monthly Mag. Vol. 23. — Scent of the male Hepialus Imtmdi. Ent. Monthly Mag. Ser. 2. Vol. 3, 1892. Batelli, A. Di uiui particolaritii nell' integumento AeW Aphrophora spumaria. Monitore Zool. ital. Anno 2. 1891. Becquerel, H. et Ch. Brogniart, La matiere verte des PhvHies, Orthopteres de la famille des Phasmides. C. E. Acad. d. Sc. Paris." T. 118. 1894. Beille, L. Etüde anatomique de l'appareil urticant des Chenilles prooessionnaires du Pin maritime (Cnethocampa pifyocampa). C. fi. Soc. Biol. 1896. Ser. 10. 3e Supplement. Benimelen, J. E. van. Über die Entwicklung der Farben und Adern auf den Schmetterlingsflügelu. Tijdschr. der Nederland. Dierkundige Vereeniging Ser. 2. 1889. Bernard-Deschamps. Eecherches microscopiques sur l'organisation des ailes des Lepidopteres. Ann. Sc. nat. Ser. 2. T. 3. 1836. — Eecherches microscopiques sur l'organisation des elvtres des Coleopteres. Ann. Sc. nat. Ser. 3, T. 3. 1845. Bertkau, Ph. Duftapparat an Schmetterlingsbeiuen. Entom. Nachr. 1879. — Ergänzung (Duftvorrichtungen bei Lepidoptereu). Entom. Nachr. 1880. — Über den Stinkapparat von Lacon nnirinus L. Arch. für Naturg. Bd. 48. 1882. — Über den Duftapparat von Hepialus hecfa L. Arch. f. Naturg. Bd. 48. 1882. — Biol. Centralbl. Bd. 2. 1882. — Entoraolog. Miscellen. 1. Über Duftvorrichtungen einiger Schmetterlinge. Verh. der Naturhist. Ver. d. preuß. Rheinlande und Westfalen. Bd. 41. 1884. — Duftapparate heimischer Lepidoptereu. Verh. der Naturhist. Ver. preuß. E heinlande. Bd. 44. 1887. Biedermann, W. Die Schillerfarben bei Insekten und Vögeln. Denkschr. Med. nat. Ges. Jena. Bd. 11. Festschrift Haeokel. 1904. Bisson, E., e A. Verson. Cellule glandulari ipostigmatiche nel Bmibijx niori. Publicazioni della stazione zool. di Padova 1891. Bono, de. Süll' umore segregato della Timarcha pimelioiäes Schaeffer, Eicerclie sperimentali. II Natural, siciliauo, Anno 8. 1888 — 1889 Bordas, L. Les glandes defensives ou odorantes des Blattes. C. E. Vol. 132. 1901. Borgert, H. Die Hautdrüsen der Tracheaten. Jena 1891. — 55 — Brandes, G. Über Duftapparate bei Käfern. Stuttgart. — Zeitschr. f. Katur- wissenscliaften. Bil. 72. H. 3. 1899. Breslau, E. Das Wachs und die Organe der Wachsbereitung bei der Honig- biene. Cosmos, Stuttgart. Bd. 4. 1907. Bugniou, E., Le Termite noir de Ceylan, Eutermes tnonoceros Koen. Ann. Soc. Ent. France. Vol. 78. 1910. — et Popoff, N. Le Termite ä latex de Ceylan Coptotermes travians Haviland. Mem. Soc. Zool. France, 23e Annee. — 1910. — — Les glandes cirieres de Flata (Pliromnia) marginella. Fulgorelle porte- laine des Indes et de Ceylan. Bull. soc. Vaud. Sc. nat. (.5) Vol. 43. Büsgen, M. Der Honigtau. Biologische Studien an Pflanzen und Pflanzen- läusen. Jena. Zeitschr. f. Naturw. Bd. 25. 1891. Carius, L. Annal. der Chemie und Pharmacie T. 114. Carlet, G-. Sur leS organes secreteurs et la secretion de la cire chez l'Abeille. C. R. Acad. d. Sc. Paris T. 110. 1890. — La cire et ses organes secreteurs. Le Naturaliste 1891. Chatin, J. Sur l'origine et la formation du revetement chitineux chez les larves des Lihellules. C. R. Acad. d. Sc. Paris 1892. — Observatious histologiques sur les adoptions fonctionnelles de la cellule epi- derniique chez les Insectes. C. R. Acad. d. Sc. 1895. Bd. 120. — La cellule epiderraiqne des Insectes; son paraplasma et son noyau. C. R. Acad. d. Sc. Paris 1895. Bd. 120. Cholodkowsky, N. Entomol. Miscellen V. Über Spritzapparate der Cimbi- cideularven. Horae Soc. Ent. Rossicae Vol. .30. 1897. — Über das Bluten der Cimbicidenhirven. Ebenda. Claus. C. Über die Seitendrüsen der Larven von Chrysomda pojudi. Z. f . wiss. Zool. Bd. 11. 18(;2. — Über Schutzwat'fen der Raupe des Gabelschwanzes. Würzburger Naturw. Zeitschr. Bd. 3. 18(52. 14. Sitzung. — Über die wachsbereitenden Hautdrüsen der Insekten. Sitzungsber. d. Ges. z. Beförd. d. ges. Naturw. zu Marburg 1867. Nr. 8. Combes, P. Les glandes ä parfum des Lepidopteres. Le Cosmos N. S. T. 53. 1904. Coste, F. H. P. Contributions to the chemistry of Insect colours. The Entomologist Vol. 23-24. — Natura Vol. 45. 1890/91. — On Insect colours. Nature Vol. 45. Cuenot, L. Sur la saignee reflexe et les moyens de defense de quelques In- sectes. Arch. zool. exper. Ser. 3. Vol. 4. 1896. — Le saug de Meloe et le role de la cantharidine dans la biologie des Coleopteres vesicauts. Bull. Soc. Zool. France. T. 15. 1890. — Le rejet de sang comme moyen de defense chez quelques Coleopteres. C. R. Acad. Sc. Paris. T. 118. 'l894. — Le rejet de sang comme moyen de defense chez quelques Sauterelles. C. R. Acad. Sc. Paris. T. 122. 1896. Dahl, F. Die Fußdrüse der Insekten. Arch. micr. Anat. Bd. 25. 1885. Dalla Torre, K. v. Die Duftapparate der Schmetterlinge. Cosmos Bd. 17. 1885. Deegener, P. Das Duftorgan von Hepinlus hecta L. Zeit. f. wiss. Zool. Bd. 71. 1902. — Das Duftorgan von Phassus Schamyl Chr. 1. Anatom.-histolog. Teil. Zeit. f. wiss. Zool. Bd. 78. 1905. Denliam, Ch. S. The acid secretion of Notodonfa conemna. Insect Life Vol. 1. 1888. De Witz, H. Wie ist es den Stubenfliegen und anderen Insekten möglich, an senkrechten Glaswänden emporzulaufen. Sitzungsber. Ges. naturf. Frde. Berlin 1882. — Weitere Mitteilungen über den Kletterapparat der Insekten. Ebenda. — Die Befestigung durch einen klebenden Schleim beim Springen gegen senk- rechte Flächen. Zool. Anz. Bd. 6. 1883. — Über die Fortbewegung der Tiere an senkrechten glatten Flächen vermittelst eines Sekretes. Pflügers Archiv f. d. ges. Physiol. Bd. 33. 1884. — Zool. Anz. Bd. 7. 1884. — Über die Wirkung der Haftläppchen toter Fliegen. Entoni. Nachr. 10. Jahrg. 1884. — Weitere Mitteilungen über das Klettern der Insekten an glatten senkrechten Flächen. Zool. Anz. 8. Jahrg. 1885. — 56 — Dewitz, H. Richtigstellung der Behauptungeu des Herrn Dahl. Arcli. micr. Anat. Bd. 26. 1886. — Wie klettern die Insekten an glatten Wänden. Entom. Nachr. 1884. Dimmock, G. Organs probably defensive in function, in the larva of Sypeir/uria varia Walk (Saturnia io Harris). Psyche Vol. 3. 1882. — On some glands which open externally on Insects. Psyche Vol. 3. 1882. Dreyer, A. Über die Form. Struktur, Entwicklung und Farben der Schuppen der Großschmetterlinge. Jahrb. St. Gall. nat. Ges. 1905, 1906. Dreyling, L. Über die waohsbereitenden Organe der Honigbiene. Zool. Anz. Bd. 26. 1903 — Weitere Mitteilungen über die wachsbereitenden Organe der Honigbiene. Ebenda Bd. 27. 1904. — Die wachsbereitenden Organe bei den gesellig lebenden Bienen. Zool. Jahrb. Anat. Bd. 22. 1905. — Beobachtungen über die wachsbereitenden Organe bei den Hummeln nebst Bemerkungen über die homologen Organe bei Trigonen. Zool. Anz. Bd. 29. 1905. Duj ardin, F. Memoire surPetude microscopique de la cire, etc. Ann. Sc. Kat. Zool. T. 12. 1849. Edwards, H. Fans on the feet of Ca^oca/a-Moths. Papilio Vol 2. Emery, C. Fortbewegung von Tieren an senkrechten und überhängenden glatten Flächen. Biol. Ceutralbl. Bd. 4. 1884. Enderlein, G. Die Klassifikation der Embiiden nebst morphologischen und physiologischen Bemerkungen besonders über das Spinnen derselben. Zool. Anz. Nr. 6. Bd. 35. Fenn, C. Glandes on the Thorax of Certain Lepidoptera. Ent. Eecord Vol. 1. 1890. Fischer, L. H. Miki-oskopische Untersuchungen über die Käferschuppen. Isis Vol. 6. 1846. Fügner, K. Duftapparat bei Sphinx ligustri. Entom. Nachr. 1880. Gerstäcker, A. Über das Vorkommen von ausstülpbaren Hautanhängen am Hinterleibe von Schaben. Arch. f. Naturg. Bd. 27. 1861. Gilson, G. The odoriferous apparatus of Blaps mortisaga. Rep. 58th meeting. Brit. Assoc. Adv. Sc. 1889. — Les glandes odoriferes du Blaps mortisaga et de quelques autres especes. La Cellule T. 5. 1889; — On segmentally disposed thoracic glands in the larvae of the Trichoptera. Journ. Linn. Soc. London T. 25. 1897. Gissler, C. F. On the repugnatorial glands in Cleodes. Psyche Vol. 2. — Odoriferous glands on the 5th abdominal Segment in nymph of Lachnus strobi. Packards Report on Forest and Shade Tree Insects. 1890. Goossens, M. Des chenilles urticantes. Ann. Soc. Ent. France. 6. Ser. T. 1. 1881. — Des chenilles vesicantes. Ann. Soc. Ent. France. 6. Ser. T. 7. 1886. Goureau. Memoire sur Tirisation des ailes des Insectes. Ann. Soc. Ent. France 2. Ser. Vol. 1. 1843. Griff iths, A.B. Recherches sur les couleurs de quelques Insectes. C. R. Acad. Sc. Paris Vol. 115. 1892. Gneuee. A. D'un organe particulier que presente une Chenille de Lycaena. Ann. Soc. Ent. de France. 4. Ser. 1867. Guilbeau, B. H. The origin and formation of the froth in Spittle-Insects. Amer. Natural. Vol. 42. 1908. Guide, J. Die Dorsaldrüsen der Larven der Hemiptera heteroptera. Ber. Senckenberg nat. Ges. Frankfurt a. M. 1902. Haase, E. Duftapparate indo-australischer Schmetterlinge. 1. Rhopalocera. Correspondenzblatt d. Entom. Vereins Isis zu Dresden Nr. 3. 1886. — 2. Heterocera. Ebenda Nr. 4. 1887. — 3. Nachti-ag und Übersicht. Ebenda Nr. 5. 1888. — Der Duftapparat von Acherontia. Zeitschr. f. Entom. Breslau N. F. 1887. — Dufteinrichtungen indischer Schmetterlinge. Zool. Anz. 1888. — Stinkdrüsen der Orthopteren. Sitzungsber. Ges. nat. Frde. Berlin 1889. — Über sexuelle Charaktere bei Schmetterlingen. Zeitschr. f. Entom. Neue Folge H. 9. Hagen, H. A. On the color and pattern of Insects. Proc. Am. Acad. Arts V. 17. Hall, C. G. Peculiar odor emitted by Acherontia atropos. Entomologist. London Vol. 16. 1889. — 57 — Harrisoii, Eutli M. Preliminarv account of a New Organ in Perijüaneta orientnlis. Quart. Jouru. micr. Sc. Vol. 50. 1906 Hemnierling, H. Über die Hautfarbe der Insekten. Bonn 1S78. — Studien über die Hautfarbe bei Käfern und Schmetterlingen. Intern. Ent. Zeitschr. 2_. Jahrg. Nr. 18. Guben 1908. Henseval, M. lOtude comparee des glandes de Gilson. Organes metameriques des larves d"Iusectes. La Cellule T. 11. 1895. Hoff mann, B. W. Über den "Ventraltubus von Tomocerus plumbens L. und seine Beziehungen zu den großen unteren Kopfilrüsen. Ein Beitrag zur Kenntnis der Collembolen. Zool. Anz. Bd. 28. 1905. Hopkins, F. F. Uric acid derivatives functioning as pigments in Blutterliies. Proc. Cheni. Soc. Eoudon 1889 — Nature Vol. 11. 1889. — Pigment in yellow Butterllies. Nature Vol. 44. 1891. — The pigments of the Pieridae. Proc. Boy. Soc. London Vol. 57. 1894. Horvath, G. Sur les cornicules ou nectaires des Aphidiens. C. B. Gme Congr. iuternat. Zool. Berne. 1905. Illig, K. G. Duftorgaue der männlichen Schmetterlinge. Zoologica H.38. 1902. Izquierdo. Sobre los liquidos arrojados por los Insectos para defenderse de sus etiemigos. Actes Soc. scient. Chili T. 5. 189G. Jaeger. Über die Entdeckung von einer Bewegung in den Schuppen der Schmetterlingsflügel. Isis 1837. Karsten, H. Bemerkungen über einige scharfe und brennende Absonderungen verschiedener Baupen. Arch. Anat. Phj'siol 1848. Keferstein, A. über die Tagschmetterlingsgattung Colins. Verb, der K. k. zool. bot. Ges. Wien Bd. 32. 1882. Keller, C. Die brennenden Eigenschaften der Proeessionsraupeu. CosmosBd.13. 1883. Kellogg. V. L. The taxonomic value of the scales of the Lepidoptera. Kans. Univ. Quar. Vol. 3. Nr. 1. 1894. Kettelhoit, Th. De squamis Lepidopterorum. Bonnae 18G0. Kirby, W. Fans on the forelegs of Catncala fraxini. Papilio Vol. 2. Klatt, B. Die Trichterwarzen der Liparidenlarven. Zool. Jahrb. Abt. Anat. Bd. 27. 1908. Kiemensie wicz, S. Zur näheren Kenntnis der Hautdrüsen bei den Baupen und bei Malachius. Verb, der K. k. zool. bot. Ges. Wien Bd. 32. 1882. Kleuker, F. Über endoskelettale Bildungen bei Insekten. Dissert. Göttingen 1883. Köhler, Fr. Die Duftschuppen der Gattung Lycaena auf ihre Phjdogenie hin untersucht. Zool. Jahrb. Bd. 13. 1900. Krawkow, N. P. Über verschiedenartige Chitine. Zeitschr. Biol. Bd. 11. 1893. Krauss, H. Die Duftdrüse der Aphlebia bivUtata Brülle von Teneriffa. Zool. Anz. Bd. 13. 1890. Krüger, E. Beiträge zur Anatomie und Biologie des Claviger testaceus Preyssl. Zeitschr. f. wiss. Zool. 96. Bd. 1910. Krukenberg, C. Fr. W. Grundzüge einer vergleichenden Physiologie der Farbstoffe und der Farben. Heidelberg 1884. Kulagin. Structure des glandes cutanees chez les chenilles du ver ä soie impair. Aun. Inst. Agronom. Moscou. Annee 3. Livre 1. 1897. Kunckel d'Herculais, J. Becherches sur les organes de secretion chez les Insectes de Tordre des Hemipteres. C. E. Acad. Sc. Paris T. 63. 1866. — Ann. Soc. Ent. France. Ser. 4. T. 7. 1867. — La punaise de lit et ses appareils odoriferants. C. B. Acad. Sc. Paris. T. 103. 1886. — Ann. Mag. Nat. Hist. (6) Vol. 18. 1886. — Le criquet pelerin (Schistocerca peregrina) et ses changements de coloration. C. B. Acad. Sc. Paris T. 114. 1892. — Ann. Soc Ent. France T. 9,1. 1892. — Etüde comparee des appareils odorifiques dans les differentes groupes d'Hemip- teres heteropteres. C. R. Acad. Sc. Paris T. 120. 1895. Laboulbene, A. Notes sur les caroncules thoraciques du Malachius. Ann. Soc. Ent. France. Ser. 3. T. 6. 1858. Mac Lachlan, B. On the existence of scales on the wings of the Neuropterous genus Isocelipteron Costa. Ent. Monthly Mag. Vol. 22. 1886. Latham, A. G. The causes of the metallic lustre of the scale on the wings of certain Moths. Proc. Lit. Philos. Soc. Manchester, Bd. 3. — Quart. Journ. micr. Sc. N. Ser. Vol. 4. 1864. Laudon. Einige Bemerkungen über die Prozessionsraupen und die Ätiologie der Urticaria endemica. Arch. Path. Anat. Bd. 125. 1891. - 58 — Leidy, J. Odoriferous glands of Invertebrata. Proc. Acad. Philadelphia Vol. 4. 1849. Lelievre, E. Both sexes of Thais polyxena emit an odorous exhalation. Notes ou exhalation from Spilosoma fuliginosa. Naturaliste, Juni 1880. Liege], H. Über den Ausstülpungsapparat von J/aZac/«'«« und verwandt. Formen. Inaugural-Dissert. Göttingeu 1874. Linden, M. v. Das rote Pigment der Vanessen, seine Entstehung und seine Bedeutung für den Stoffwechsel. Verh. Deutsch. Zool. Ges. Vers. 13. 1903. — Die gelben und die roten Farbstoffe der Vanessen. Biol. Centralbl. Bd. 23. 1903. — Über den Einfluß der Sauerstoffentziehung -während des Puppenlebens auf die Gestaltung der Schmetterlinge. C. R. 6me Congr. internat. Zool. Berne. 1905. — Mitteil. Schweiz, entom. Ges. Vol. 11. 1905. — Recherches morphologiques, physiologiques et chimiques sur la matiere colo- rante des Vanesses. Ann. Sc. Nat. Zool. (8) T. 20. 1905. Lowne, B. On the so-called Suckers of Dytiscus and the Pulvilli of lusects. Trans. R. Micr. Soc. 1871. Lutz. Das Bluten der Coccinelliden. Zool. Anz. 18. Jahrg. 1895. Magretti. Del prodotto di secrezione particolare in alcuni Meloidi. Boll. scientif. Nr. 1. 1881. Mayer, A. G. The development of the wing-scales and their pigment in Butter- flies and Moths. Bull. Mus. Comp. Zool. Vol. 29. 1896. — On the color and color-patterns of Moths and Butterflies. Proc. Bost. Soc. Nat. Hist. Vol. 27. 1897. Mayer, P. T. K. Staub der Schmetterlingsflügel. Allgem. Medizin. Cent.-Ztg. Jahrg. 29. 1860. Maynard, C. L. The defensive glands of a species of Phasma, Anixonint-pha bupresfoides. Contribut. to Soienc, T. 1. 1889. Minchin, E. A. Note on a new Organ, and on the Structure of the hypodermis in Periplaneta Orientalis. Quart. Joui'n. Micr. Soc. V'ol. 24. 1888. — Further observatious on the dorsal gland in the abdomen of Periplaneta and its allies. Zool. Anz. 1890, 13. Jahrg. Müller. Fritz. Über Harpinsel, Filzflecke und ähnliche Gebilde auf den Flügeln männlicher Schmetterlinge. Jena. Zeitschr. f. Natur. Bd. 11. 1877. — Beobachtungen an brasilianischen Schmetterlingen. Cosmos. Bd. 1 u. 2. 1877. — Über Schmetterlingsdüfte. Ehenda. — Duftwerkzeuge von Epicalia acontius und Myscelia orsis. Arch. Mus. Nac. Rio de Janeiro. Vol. 2. 1877. — Duftwerkzeuge von den Beinen verschiedener Schmetterlinge. Ebenda. — Die „sexual spots" der Männchen von Danas erripus und gilippus. Ebenda. — Die Stinkkölbchen der weiblichen Maracujaf alter. Zeitschr. f. wiss. Zool. Bd. 30. 1878. — Die Duftschuppen der Schmetterlinge. Ent. Nachr. 1878, 4. Jahrg. — Duftapparat an der Basis des Abdomens von Sphinx convolvuli, Ugustri etc. Proc. Ent. Soc. London 1878. — Wo hat der Moschusduft der Schwärmer seinen Sitz? Cosmos. Bd. 3. 1878. — Duftwerkzeuge von Antirrhoea archoea. Arch. Mus. Nac. Rio de Janeiro. Vol. 3. 1878. — Hagen, H. A. The color and pattern of Insects. Cosmos 1883, Bd. 18. Müller, W. Duftorgane der Phryganiden. Arch. f. Naturg. 1887, Jahrg. 53. Newbigin, M. J. The Coloui-s and Pigments of Butterflies. Nat. Sc. Vol. 14. 1899. Odier, A. Memoire sur la composition chimique des parties cornees deslnsectes. Mem. Soc. Hist. Nat. Paris, Vol. 1. Oettinger, R. Über die Drüseutaschen am Abdomen von Periplaneta Orientalis und Phylloärnmia germanica. Zool Anz. Bd. 30. 190G. Packard, A. S. The fluid ejected bv Notodontian Caterpillars. Amer. Naturalist Vol. 20. 1886. — An eversible gland in the Larva of Orgyia. Ebenda. — The eversible-repugnatorial scent glands of Insects. Journ. N. Y. Ent. Soc. Vol. 3, 4. 1895. Paoli, G. Intorno all'organo del Graber nelle larve di Tabanidi. Redia Firenze Vol. 4. 1908. Passerini, N. Sopra i due tubercoli addominali della larva ilella Porlhesia chrysorrhoea. Bollet. Soc. Ent. ital. Anno 13. 1881. Patton, W. H. Scent-glands in the larva of Liiiiacodes. Cauad. Ent. 1891, Vol. 23. — 59 — I'hiliptschenko, J. Anatom. Studien über Collembola. Zeitschr. f. wiss. Zool. Bd. 85. 1907. Piepers, M. C. Over den zoogenamdeu haaru der Sphingideu-rupsen. Tijdschr. voor Eutoin. 1889, 32 deel. Vers. Plateau, F. Note sur une secretion propre aux Coleopteres Dytiscides. Annal. Soc. Eut. Belgique. T. 19. 187G. Plotnikow. Über die Häutung und über einige Elemente der Haut bei den Insekten. Zeitsclir. f. wiss. Zool. Bd. 76. 1904. Pollack, W. Duftapparate der Hadena atriplicis und Litargyria. 16. Jahrb. Westfiil. Prov. Ver. Mün.stiT IHSi!. Porta, A. La secrezione della spuma nella Aphroiihora. Monit. Zool. ital. 1901, Vol. \± — ßicerclie suU apparato di secrezione e su! secreto della Coccciruila T-punctata L. Auat. Anz. Bd. 22. 1903. Porter. Pequena contribucion a la fisiologia de los Insectos. Sobre la natura- leza del liquido que como medio de defensa emiten algunos Coleopteros. Actes Soc. Scient. Chili. T. 4. 1895. Prittwitz. Hepialus hectus. Stett. Entom. Ztg. 1845. Poulton, E. B. Notes in 1885 npon Lepidopterous larvae and pupae, including an account of tlie loss of weight in the freshly-formed lepidopterous-pupa, etc. Trans. Ent. Soc. London 1885. — Notes in 188fi upon lepidopterous-larvae, etc. Ebenda 1887, Part 3. Quertou, L. Du mode de forniation des membranes cellulaires. Trav. Stat. Zool. de Wimereux. T. 7. 1899. Reichenau, W. V. Die Duftorgane des männlichen Ligusterschwärmei's. Cosmos Bd. 7. 1880. — Der Duftapparat von Sphinx ligustri. Ent. Nachr. 1880. Keid, Wm. Glands on the Thorax of certain Lepidoptera. Ent. Eecord 1891, Vol. 1.^ Kiley, V. Notes on the eversible glands of larvae of Orgyia and Parorgyia, etc. 5th Rep. U.S.Ent. Comm. 1885. Rimsky-KorsakoWjM. Über das Spinnen der Embiiden. Zool. Anz. Bd. 36. 1910. — Beitrag zur Kenntnis der Embiiden. Zool. Anz. Bd. 29. 1905. Robson, J. E. The flight and pairing of the genus Hepialus. Ent. Monthly Mag. Vol. 27. 1891. Rombouts, J. E. De la faculte qu'ont les Mouches de se mouvoir sur le verre et sur les autres corps polis. Arch. Mus Teyler Harlem, 4e Part. 1883. — Über die Fortbewegung der Fliegen an glatten Flächen. Zool. Anz. 1884. Rossum, A. J. van. "Werking van hären der processie-rups op de menschelijke huid. Tijdschr. Entom. D. 48. 1905. Schaposchnikow, Ch. Das Duftorgan von Phassiis Schaiuyl Chr. 2. Etholo- gischer Teil. Zeitschr. f. wiss. Zool. 78. 1905. Schneider, R. Die Schuppen aus den verscliiedenen Flügel- und Körperteilen der Lepidopteren. Zeitschr. f d. ges. Naturw. Bd. 51. 1878. Schulze, P. Die Nackengabel der Papilionidenraupen (nach dem ]\[anu.skript 1910). luaugural-Dissert. Berlin 1911. Scudder, S. H. üdoriferous glands in Phasmidae. Psyche, Vol. 1. — Amer. Natural. T. 10. 1876 — Prothoracic tubercles in Butterfly Caterpillars. Psyche Vol. 1. 1876. — Glands and e.xtensile organs of larvae of blue Butterflies. Proc. Bost. Soc. Nat. hist. T. 33. 1888. — Antigeny or sexual dimorphism in Butterflies. Proc. Amer. Acad. of Ai'ts and Sc. Vol. 12. 1877. Semper, C. Über die Bildung der Flügel, Schuppen und Haare bei den Lepidopteren. Zeitschr. f. wiss. Zool. Bd. 8. 18.57. Simmermacher, G. Untersuchungen über Haftapparate an Tarsalgliedern von Insekten. Zool. Anz. 7. Bd. 1884. — Zeitschr. f. wiss. Zool. Bd. 40. 1884. Sladen, F. W. L. Scent producing Organ in the abdomen of the worker of Apis mellifica. Entom. Monthly Mag. 38. Bd. 1902. Smith, J. B. Notes on odors and odoriferous structure of various moths and a note by L. O. Howard on odor of Dynastes. Proc. Ent. Soc. Washington Vol. 1. 1888. Spul er, A. Beiträge zur Kenntnis des feineren Baues und der Phylogenie der Flügelbedeckung der Schmetterlinge. Zool. Jahrb. Anat. 8. Bd. 1895. — Über das Vorhandensein von Schuppenbalg bei den Schmetterlingen. Biol. Centralblatt, Bd. 16. 1896. — 60 — Spul er, A. Zur Phylogenie der eiulieimischeu Apatiira- Arten. Stett. Entom. Ztg. 1890. Sulc, R. Über einige unbekannte Welirorgane der Insekten. 4. Nachr. d. IV. Vers. d. böhni. Naturf. und Ärzte Prag. 1908 iTscliechisch.) Referat in: Zeitschr. f. wiss. Insekten biologie. Bd. B. 1910. Sundwik, E. über das "Wachs der Hummeln II. Mitteilung. Zeitschr. f. ph3-siol. Chemie Bd. 53. 1907. — Zur Constitution des Chitins. Zeitschr. f. physiol. Chemie Vol. 5. 1881. Targioni-Tozzetti, A. Studii sulle Cocciniglie. Mem. Soc. Ital. Sc. Nat. Milano T. 3. Nr. .3. 1867. — Sur la cire qu'on peut obtenir de la Cochenille du figuier {Coccus caricae). C. R. Acad. Sc. Paris. 6B. 1867. Thomaun, H. Schmetterlinge und Ameisen. Jahresb. d. Naturf. Ges. Grau- bündens. 44. Bd. 1900,01. Thomas, M. B. The Androconia of Lepidoptera. Anier. Natural. Vol. 27. 1893. Törne, 0. Die Saugnäpfe der männlichen Dytisciden. Zool. Jahrb. Auat. 29. Bd. 1910, Tower, W. L. The Development of tlie Colors and Color Patterns of Coleoptera, with Observatinns upon the Develoj)ment of Color in other Orders of lusects. The Decenn. Pulil. Chicago Vol. 10. 1903. — The Origin and Development of the Wings of Coleoptera. Zool. Jahi-b. Abt. Morph. 17. Bd. Urach, F. Beobachtungen über die verschiedenen Schuppenfarben und die zeitliche Succession ihres Auftretens. Zool Anz. Bd. 14 und 15. 1891/92. — Beiträge zur Kenntnis der Farbe von Insektenschuppen. Zeitschr. f. wiss. Zool. Bd 57. 1894. — Chemisch analytische Untersuchungeu an lebenden Raupen. Zool. Anz. 13. Bd. 1890. Verson. A. Hautdrüseusystem bei Bombyciden (Seidenspinner). Zool. Anz. 1890. — u. Bisson. Cellule glandulari ipostigmatiche nel Bombyx mori. Publ. R. Statione Bacologica di Padova Vol. 6. 1891. Verson, E. Di una serie di nuovi organi escretori scoperti nel filugello. R. Stat. Bacol. di Padova 1890. Villard, J. Contribution ä l'etude des chlorophylles animales. C. R. Soc. Biol. Paris. T. 55. 1903. Vlakowich, G. P. Sulla presenza del aeido urico nella cute delle Baco da seta. La Sericoltura austi'iaca. 4° anno. Annuar. Soc. Naturalisti Modena 6" anno. 1872. Vosseier, J. Über Anpassung und chemische Verteidigungsmittel bei american. Orthopteren. Verh. Deutsch. Zool. Ges. 12. Vers. 1902. — Die Stiukdrüsen der Forflculiden. Arch. Mikr. Auat. Bd. 36. 1890. — Biolog. Mitteilungen über einige Orthopteren aus Oran. Jahresh. d. Ver. f. Vaterl. Naturk. Württemberg. 1893 Walter, B. Die Oberflächen- oder Schillerfarben. Braunschweig 1895. Watson, J. On the microscopical examination of plumules. Ent. MonthlyMag. Vol. 2. 1865. — On certain scales of some Diurnal Lepidoptera. Mem. lit. philos. Soc. Manchester. Ser. 3. Vol. 2. London 1865. — On the plumules or Battledore- Scales of Lycaenidae. Ebenda. Ser. 3. Vol. 3. London 1868/69. — Further remarks on the Plumules or Battledore-Scales of some of the Lepidoptera. Ebenda 1869. Weismanu, A. Über Duftschuppen. Zool. Anz. Bd. 1. 1878. Will, Fr. Über die Prozessionsraupe und die Ursache ihrer schädlichen Ein- wirkung auf die Haut. Frorieps Notiz. 1848. — Über die Prozessionsraupe (Bombyx processioitea) und die Ursache ihrer schäd- lichen Einwirkung auf die Haut. Bull. Acad. München. 1849. Willem, V., et H. Salbe. Le tube neutral et les glandes cephaliques des Sminthurus. Ann. Soc. Ent. Belg. Vol. 41. 1897. W^onf or. On certain Butterfly scales, characteristic of sex. Quart. Jouru. Micr. Sc. New Ser. Vol. 8. 1868. Vol. 9. 1869. Zander. Vergleichende und kritische Untersuchungen zum Verständnisse der Jodreaktion des Chitins. Pflügers Arch. f. Phj'siol. Bd. 66. 1897. Zopf. Zur Kenntnis der Fäi-bungsursachen niederer Organismen. Beitrag ziir Phj's. und Morph, niederer Organismen. Leipzig. H. 2. 1892. Die Organe zur Lautäußerung. Von Dr. Oskiir Prochiiow. Gruß-Lichtcrfekle-Bprlin. I. Morphologie und Physiologie der Organe zur Lautäußerung. 1. Das Klojifen und Knipsen. Die Arten der Käfergattungen Anobium und Bostrychus, die soge- nannten ..Totenuhren" und Borkenkäfer, ferner die zu den Psociden gehörende Büeherlaus, Trocfes indsatorius L., sowie die Soldaten der Ter- miten bringen ein Geräusch dadurch zustande, daß sie den Kopf schnell hintereinander mehrmals gegen die Unterlage stoßen. Es ist ähnlich, als wenn man schnell mit dem Fingernagel auf den Tisch klopft (l^), S. 346; 2, S. 103— 104; 3, S. 113—114; 4; 2, S. 64.). Ohne einen eigentlichen Lauterzeugungsapparat zu gebrauchen, bringen die Elateriden ein knipsendes Geräusch hervor. Diese Käfer schnellen sich nämhch, wenn sie auf irgend eine Weise in die Rücken- lage gekommen sind, durch eine schnelle Rückstoßbewegung wieder in die Bauchlage. Damit dieses Abstoßen möghchst plötzlich erfolgt, wird ein dornartiger Fortsatz des Prosternums über den etwas vor- stehenden Rand einer den Dorn aufnehmenden kleinen Grube der Mittel- brust durch Druck schnell hinübergepreßt. Der Mechanismus der Laut- äußerung ist also ähnlich dem, der sich bei den sogenannten Schnapp- schlössern findet: Hier wie dort entsteht der knipsende Ton durch die starke Reibung der aneinander schnell vorbeigleitenden Teile, die da- durch in unregelmäßige Schwingungen versetzt werden (5, S. 10 — 11). 2. Der Hauptflugton. Wenn ein hinreichend großer Gegenstand in der Luft Schwingungen von nicht zu kleiner Amplitude ausführt, z. B. wenn wir eine Stricknadel mit dem einen Ende auf den Tisch fest auflegen, das andere Ende auf- wärts oder abwärts biegen und schnell loslassen, so daß die Nadel Schwin- gungen um die Gleichgewichtslage ausführt, so hören v,h- einen Ton. Auf diese Weise kommt der Ton zustande, den wir von sehr vielen fliegen- den Insekten, so insljesondere von Fliegen, Glücken. Bienen, Hummeln, Schmetterlingen, Käfern, kurz von allen den Insekten hören, die ihre Flügel in jeder Sekunde etwa 1.5 mal und öfter auf- und abbewegen. Die Flügelschläge rufen nämlich in der Luft schnell aufeinanderfolgende, periodische Verdichtungen und Verdünnungen hervor, die unser Ohr als Ton empfindet. Erfolgen die Flügelbewegungen langsamer, wie bei den meisten Käfern und Schmetterlingen, so ist der Ton, wenn er über- haupt vernehmbar ist, tief, erfolgen sie schnell, wie namentlich bei den Mücken, so ist der Ton hoch. Die Tonhöhe kann experimentell auf ') Diese ZaMeimacliweise beziehen sich auf das Literatur-Verzeichnis S. 75. — 62 — graphischem Wege oder durch das Gehör bestimmt werden. So fand man z. B. für die Stubenfhege die Schwingungszahl 330, für die Honigbiene 440 und für die Stechmücke Culex pipiens 600 — 650 (5, S. 12 — 23). Seliundäre Flugtöne, die möglicherweise dadurcli entstehen liönnten, daß die Flügelenden noch vibrieren, scheinen bei den Insekten nicht vorzukommen. Wahrscheinlich liegt dies daran, daß die Amplituden dieser Bewegungen zu klein, die Töne daher im Verhältnis zum Haupt - flugton zu leise sind. Eine eigenartige Modifikation des Flugtones findet sich bei den Schnarrschrecken, Psophus stridulush., Omocestus {= Steno - hothrus) miniatus Charp., Stauroderus (= Stenohothrus) mori Fabr., Arcyptera (= Sfeiliopliyma) fusca Fall. u. a. Diese Tiere lassen im Fluge ein Knarren hören, bei dem man die einzelnen Stöße noch deutlich voneinander unterscheiden kann. Eine restlose Erklärung dieser Laut- äußerung wurde noch nicht gegeben. Fest steht nur, daß das Geräusch allein durch die Hinterflügel hervorgerufen wird. Bei einigen Arten ist die Aderung dieser Flügel differenziert: die Vorderrandadern sind verdickt und die nach hinten folgenden breiten Längsfelder durch regel- mäßige quere Adern unterbrochen und zu Kesonatoren umgebildet. Es ist anzunehmen, daß diese Flügelteile durch den beim Fluge wechseln- den Luftwiderstand in Schwingungen versetzt werden (5, S. 26 — 29; 6). 3. Der Nebenflugton, ein Membranton. Außer dem Hauptflugton findet sich bei vielen Insekten eine Ton- äußerung, die sehr deutlich zu hören, ja zu tasten ist. Man hat diesen Ton bisher nach dem Vorgange H. Landois' und Burmeister's für eine Stimme der Insekten erklärt. Landois meinte, daß die während der Anstrengung der Flügelbewegung heftig aus den Stigmen heraus- tretende Luft kleine in das Lumen der Stigmen hineinragende Chitin- plättchen in Schwingungen versetze. Diese — in den Lehrbüchern der Zoologie noch benutzte — Auffassung ist nicht haltbar. Einmal nämlich steht die Stärke des Tones in keinem Verhältnis zur Größe der „schwingenden" Platten; die Chitingebilde sind so klein, daß es vom physikalischen Standpunkte aus in manchen Fällen ganz ausgeschlossen ist, daß die oft lauten Töne jenen Platten ihren Ursprung verdanken. Für einen Fall läßt sich der Beweis jedoch direkt führen. Die Hummeln tragen nach Landois ihren Tonerzeugungsapparat in den Stigmeir des Hinterleibes; aber der vom Abdomen abgetrennte Thorax der Hummeln gibt die gleichen Töne von sich wie die ganze Hummel. Da nun der Ton nur im Fluge erschallt oder wenn die Flügelmuskeln in Tätigkeit sind, und da bei jeder Tonäußerung der ganze Thorax des Tieres lebhaft erzittert, so faßt ihn Prochnow als Nebenflugton auf (5, S. 132 — 139). Der Vorgang ist offenbar folgender: die Flügelmuskeln, die sich an die Thoraxwandungen anheften, lassen, auch wenn die Flügel- flächen entfernt sind, die elastischen Chitinwandungen des Thorax er- zittern, sobald das Tier beunruhigt wird und sich zu befreien versucht; diese Schwingungen teilen sich der Luft mit und erregen in uns die Ton- empfindung. Die Eichtigkeit dieser Auffassung beweisen noch folgende Be- funde: Der in Rede stehende Ton kommt nur bei Insekten vor, die gute Fheger sind und nicht zu dicke Thoraxwände haben. Seine Höhe steht, wie allgemein bei schwingenden Gegenständen, in reziproker Beziehung zur Körpergröße. Weiter ist er stets höher als der Hauptflugton. Diese Beobachtung erklärt sich daraus, daß wegen der Elastizität des Chitins — (i3 — einer Kontraktion der Flügelmtiskelu mehr als eine Schwingung des Chitinpanzers entsprechen dürfte. Schheßhch kann man ihn fast be- liebig verstummen oder erschallen lassen, wenn mau entweder den Thorax seithch schwach zusammendrückt, so daß die Muskelbewegung gehindert wird, oder wenn man das Insekt durch leise kurze Berührung des Thorax veranlaßt, die Muskelbewegung wieder auszuführen. Diese Berührung leitet nämlich die Bewegung der Flügelmuskeln offenbar in ähnlicher Weise wieder ein, wie etwa Massage die Kontraktionen eines bereits stillstehenden Herzens. 4. Die Stridulationsorgane der Insekten. Streichen wir über ein Stück gerippten Papieres oder einen Kamm mit kurzen Zähnen mit einem scharfkantigen Gegenstande hinweg, so hören wir einen Ton, der in akustischer Beziehung mit den Stridulations- tönen auf eine Stufe zu stellen ist. Das physikahsche Instrument nämlich, mit dem die Stridulationsorgane der Arthropoden zu vergleichen sind, ist die Sirene nach Savart, die aus einem Zahnrade besteht, das unter einem federnden Sperrhaken läuft. Führen wir den Vergleich mit den oben genannten Gegenständen durch, so finden wir, daß den Rippen des Papieres oder den Zähnen des Kammes die Zähne des Rades, der darüber hiuweggleitenden Schrillkante jedoch der federnde Sperrhaken entspricht. Jenen beiden Gegenständen entsprechen die beiden Haupttypen der Stridulationsorgane der Insekten: der Schrillplattentypus und der Schrillkammtypus. Jener findet sich rein ausgebildet bei vielen Coleo- pteren, namentlich den Cerambyciden, dieser bei den Orthopteren. Der Grmid dieser Differenzierung ist der, daß bei den Käfern, die allgemein stark mit Chitinplatten gepanzert sind, reibende Flächen in großer Zahl vorhanden sind, aus deren oft schon im primitiven Zustande reihenweis angeordneten Erhöhungen sich leicht Schrillplatten entwickeln konnten; bei den Orthopteren dagegen fehlen solche in der Regel, und nur die Deckflügel und Beine sind hinreichend durch Chitin versteift. Zwischen den beiden Haupttypen finden sich in den einzelnen Gruppen zahl- reiche Übergänge. Die Stellen, an denen sich Stridulationsorgane entwickelt haben, sind bei den verschiedenen stridulierenden Insektengattungen und deren Entwicklungszuständen außerordentlich verschieden. Fast an allen Teilen, dem Thorax, dem Abdomen, den Flügeln, den Beinen finden wir gelegenthch Reiber und Reibzeuge. Sehr groß ist die Zahl der stridulierenden Käfer. Von den Carabiden zeigt Elaplirus riparius L. einen doppelten Stridulationsapparat: zwei Reibleisten auf dem vorletzten Hinterleibsringe werden bei Kontraktion der Hinterleibsringe gegen zwei Sohrillkanten in der Kähe des Elytrenhinterrandes gerieben. Außerdem weist die Unterseite der stärksten Unterflügelrandader etwa 100 regelmäßige Erhöhungen auf, denen eine darunter hegende Schrillkante entspricht. Eine weitgehende Speziali- siei-ung des Körperbaues ist bei Cyclinis rostratus L. durch die Stridulation hervor- gerufen worden: Die Elytren sind verwachsen und wölben sich umgekehrt-kahn- förmig über dem flachen Abdomen. Der Außenrand der Elytren senkt sich jeder- seits etwa 3 mm weit abwärts und bildet eine innen mit vielen Spitzchen und Plätt- chen versehene Rinne, in die eine ebenfalls zahheiche Spitzehen tragende, den Rand des Abdomens bildende Leiste eingreift. Wenn diese Teile aneinander vorbeigleiten, entsteht ein durch die Elytrenwölbung wie durch einen Resonator verstärkter, lauter Ton. Unter den Dytisciden hat Pelobiiis herinaniii F. einen doppelten Stridulations- apparat: an dem ISIahtrande der Flügeldecken jederseits eine quergerippte Leiste, gegen die das Abdomen gerieben wüd, und außerdem eine Vena stridens an dem Unterflügel, die jederseits gegen eine scharfe Kante der Flügeldecken gerieben wird. In ähnlicher Lage wie bei Elaphnis befindet sich das Stridulationsorgan eines jeden 64 — Totengräbers, z. B. bei Kecrophorus respillo L. (Fig. 1): Je eine leiste oben auf jeder Seite des 5. und zugleich letzten noch von den FUigeldecken bedeckten Abdominal- segmentes trägt 110 — 150 Querlcistchen, denen eine Schrillkante an dem Elytrenende entspricht. In der Familie der Lamellicornia findet sich in der Anlage von Stridu- lationsorganen eine solche Mannigfaltigkeit wie sonst in keiner Käferfamilie. Die Oryctes spec. tragen die Reibplatte auf dem Propygidium. Omaloplia brunnea F. hat an der Innenseite des Prosternums in der Gegend der Coxen der Vorderbeine eine Reibplatte mit 160 feinen Leistchen, über die eine Leiste des Mesosternunis hinweggleitet. Beim ^\'alker, Polyphylla fullo L., sind drei starke Adern jedes häutigen Flügels zu Schrillkämmen geworden, während als Sclirillkaiiten die Elytren- ränder und namentlich eine scharfe Kante des vorletzten Hinterleibsringes dienen. Copris lunaris zeigt auf dem vorletzten, dritt- und viertletzten Abdominalscgment Reibzeuge von sehr variabler Ausbildung, die gegen die Kanten der Flügeldecken oder gegen dünne Adern der häutigen Flügel gerieben werden. Außerdem sind die Flügelrandadern in der Gegend der Beuge mit etwa 40 zur Stridulation wohl geeis- neten Stegen versehen. Bei den Geotrupes- und Ceratophyus -Arten liegen die Stri- dulationsleisten an den Coxen des dritten Beinpaares; die Reibung geschieht gegen eine Sohrillkante des dritten abdominalen Bauchringes, des ersten stärker chitini- sierten. Bei den Trox-Avten sind an drei verschiedenen Stellen auf der Oberseite des Abdomens Reibplatten entwickelt; außerdem ist die Flügelrandader gekerbt. Bei einigen Cur- culioniden Hegt das Reibzeug an der unteren Seite der Elytrenspitze, z. B. hA MononycJms pseudacori L. und Cryptorhynchus lapathi L. Von den C'eram- byciden vermögen fast alle Arten relativ sehr reine Töne hervorzubringen. Das Schildchen des Meso- thorax setzt sich hier nach vorn in eine Schrill- platte fort, die in die Höhlung des Prothorax hineinragt und sich bei jeder nickenden Bewegung des vorderen Körperteiles an einer dort ange- lirachten scharfen Kante reibt. Die zu den ('hrysomeliden zu zählenden Criooeriden bringen ihre hohen Töne durch Reiben einer Reihe feiner Spitzen am Elytrenrande gegen die Reibplatten auf dem letzten Hinterleibsringe hervor. Unter den Käferlarven Avurden von Geotrujjes- Arten Stridulationstöne gehört. Unter den Hymenopteren besitzen viele Ameisen Stridulationsorgane, nämlich an den Stellen des Abdomens, wo eine Reibung eintreten kann. Es gilt dies für Arten der Gattungen: Cremastogaster, Mutilla, Ponera, Camponotus, Myrmica, Sinia, Atta u. a. r>ie Entwicklung der Schrill])latten ist meist ziemlich gut. Im Gegen- satze dazu stehen die Stridulationsorgane der Lepidopteren-Larven und Imagines auf tiefer Stufe. Die Rillenbildung ist selbst bei der Rhodia fugax Butl.-Raupe, deren Ton rein und ziemlich laut kUngt, wenig verschieden von der Skulptur der Raupenhaut an den anderen Körperstellen. Bei striduherenden Schmetterlingen vollends gelang es bisher nicht, irgendwelche Differenzierung nachzuweisen, so daß man zu der Annahme genötigt ist, daß die Flügelschuppen durch ihre ziemlich regelmäßige Stellung die sonst vorkommenden parallelen Rillen ersetzen (5. S. 66 bis 67). Sehr hoch entwickelt sind dagegen die Stridulationsorgane in der Gruppe der Hemiptera-Heteroptera. Reduvius personatus L. und Voramus subapterus Deeg. reiben die Spitze des Schnabels an einer zwischen den Hüften des ersten Beinpaares gelegenen Schrilleiste; (,'orixa striata L. und (Jorixa Geoffroyi Leach dagegen eine Zähnchenreihe auf der Innenseite der Tarsen des ersten Beinpaares an der gerieften Oberfläche des Saugschnabels. Große Regelmäßigkeit in der Lagerung der Organe zur Tonäußerung findet sich unter den Orthopteren, den eigentlichen „Sängern" unter den Insekten. Die Acridida tragen die Schrillkämme meist an den Schenkeln des dritten Beinpaares; als Schiillkante dient eine Ader des Deckflügels (Fig. 2). Die Achetiden und Locu- stiden haben die \'ena Stridens an den Deckflügeln und lassen eine scharfe Kante des anderen Deckflügels über deren oft sehr kompliziert gebaute Erhöhungen hin- weggleiten. ] u 1 Doppehaspel von yecrophorus vespillo L. 40 X nat. Gr. — (w — Trotz der großen Mannigfaltigkeit der Stridulationsorgane stimmen sie doch in folgenden Punkten miteinander überein: Stets ist eine Schrillader, Schrilleiiäte oder Schrillplatte vorhanden, d. h. ein mehr oder minder großes Stück der Chitinoberfläche ist mit regelmäßig ver- laufenden Spitzen, abgerundeten Erhöhungen, breiteren oder schmaleren Plättchen oder Leistchen versehen. Je nachdem die Schrillader oder Schrillplatte an einem schlechter oder besser beweghchen Körperteile angebracht ist, dient sie als passives oder tangiertes oder als aktives oder tangierendes Stridulationsorgan. Fig. 2. Einige zapfenförmige Erhöhungen der Vena stridens von Stethoj>liyma fusciim Fall. : a) schräg von oben, bei auffallendem Lichte. b) Profilansicht. c) Schematische Seitenansicht. (r Ringe, in denen die Zapfen sitzen; r^ Ring, aus dem der Zapfen herausgefallen ist; z Zapfen.) (100 X lin.) Außerdem findet sich bei jedem stridulierenden Insekt eine tangie- rende oder tangierte Schrillkante, d. h. eine oben meist messerscharfe und gerade Chitinleiste, die an der Stelle hegt, die bei der Reibung über die Erhöhimgen der Ader oder Platte hinweggleitet. Die Länge der Schrillkante variiert je nach der Breite der Platte oder Ader und je nach dem Winkel, unter dem sie über diese Gebilde hinwegstreicht. Die Schrillkante ist z. T. so gestellt, daß sie bei der Stridulationsbewegung gegen die steile Seite der Schrillstege drückt; dadurch wird der Wider- stand vermehrt und der Ton verstärkt. Die Schrillkante ist in seltenen Fällen in eine Reihe spitzer Zähnchen aufgelöst. Beide Teile der Schrill- organe sind in den meisten Fällen über das Niveau der Umgebung erhoben, damit die Schrillkante bei der Reibung in die Vertiefungen Handbuch der Entomologie, Hd. I. 5 — 66 — eindringen kann, die Vibration der Kante und somit auch der benach- barten Teile mögUchst stark wird und der Ton laut erscheint. Die Erhöhungen auf den Schrilladern oder Platten sind bei den verschiedenen Arten stridulierender Insekten sehr verschieden ent- wickelt. Bei den Käfern — namentlich den Lamellicorniern — ruid vielen Ameisenarten sind die Schrilleisten so wenig entwickelt, daß man sie leicht mit den gleichfalls reihenweise angeordneten Erhöhungen der Chitinbedeckung verwechseln kann (Fig. 3). Offenbar sind die Schrilleisten aus diesen lediglich auf der Anordnung der Matrix- zellen der Chitindecke beruhenden Er- ,_^, . _ _ ^_ höhungen durch Differenzierung hervor- 3C^^^^^4- u"'^'^^^"^ gegfiJigPn- Bei den Geolrupes -Arten kann man noch deutlich sehen, wie die Leist- chen der Schrillader in die normalen Er- höhungen des Chitins übergehen. Bei stärkerer Vergrößerung machen sich sogar oben auf den Leistchen noch Reste der Haargebilde bemerkbar, die die benach- barten Teile bedecken. Zahlreiche Über- gänge leiten zu den Gebilden über, die durch ihre Regelmäßigkeit Staunen er- regen: Oft A'erlaufen mehr als hundert durch die größere Regelmäßig- keit der Anordnung und durch das Fehlen von Chitinhaaren. (140 X lin.) Fig. 3. Teil des Stridulationsorganes von Ceratophyiis typhoeus L. Die leistenartigen Erhöhungen gehen am Rande der schmalen Schrill- platte in die normalen Erhöhun- gen der Chitinskulptur über und winziger Leistchen auf einer Schrillplatte unterscheiden sich davon nur ^.^^^ i_2 „-^i^ Länge einander genau par- allel. Auch für die zapfenartigen Gebilde der Orthopteren läßt sich die Genese leicht aufdecken. Bei Psophus stridulus L. z. B. bedecken ganz ähnliche runde Zäpfchen die benachbarten Teile, wie sie sich auf der Vena stridens vorfinden; nur sind sie hier größer, gleichmäßiger gebaut und regelmäßiger ge- stellt. Auch die plattenartigen CTebilde der Grillen und Heimchen sind wahrscheinlich aus ähnlichen, nur breiteren Schuppen her- vorgegangen. Übergänge da- zu stellen die Erhöhungen auf den Adern der Locustiden dar (Fig. 4 — 5). In einigen Fällen setzt sich hier bereits das Mittelstück eines jeden Leistchens seitlich in eine dünne Chitinlamelle fort. Bei den Grillen und Heimchen sind diese Anhangsgebilde erheblich größer, so daß sich der Bau der Plättchen da- durch sehr kompliziert. Diese sehr dünnen Lamellen scheinen an der Tonbildung beteiligt zu sein (Fig. 6-7). Außer den beiden Hauptteilen eines Stridulationsorganes, der Raspel und der Schrillkante, kommen bei hoher Entwicklung der Stridu- lationsorgane noch andere Eigentümlichkeiten vor, die mehr indirekte, mechanische Hilfsmittel der Stridulation sind. Besonders deuthch Fig. 4. Einige Erhöhungen der Schrillader von Gryllo- talpa vulgaris Latr. bei durchfallendem Lichte. (Vergr. 160 X lin.) — (i7 — treten diese Merkmale dann hervor, wenn nur einem Geschlecht die Fähigkeit zukommt, Töne hervorzubringen. Bei den Grillen z. B. unterscheidet man (J^? ^md $$ am leichtesten an der eigenartigen Ent- wicklung der Flügeldecken der (^(^ (Fig. 8). Das laterale Feld, das Fig. 5. W'iia stridens von Decficw ven-ucivorns L. (75 X lin.) gewissermaßen die Seiten des Resonanzkastens bildet, ist wenig modi- fiziert. Das dorsale Feld, die Decke des Resonanzkastens, zeigt große Abweichungen in der Lage und Ausbildung der Adern. Die Queradern, die sonst nur wenig beansprucht werden und daher viel dünner sind als die Längsadern, haben bei den männlichen Grillen die Aufgabe, dem Druck standzuhalten, der bei der heftigen Stridulati- onsbewegung den Flügel in sich zusammenzuschieben droht. Sie sind daher zu- sammen mit den z.T. gleich- falls anders gestelltenLängs- adern näherungsweise in die Richtung des stärksten Druckes eingestellt. Da aber der Flügel außerdem zur Resonanz geeignet sein muß, so sind sie ähnlich angeordnet, wie die nicht- schwingenden Stellen tö- nender Platten, auf denen sich aufgestreuter Sand zu den Chladnischen Klang- figuren anordnet. Druck- festigkeit und Schwin- gungsfähigkeit haben hier also offenbar diese eigenartige Gestaltung des Deckflügels bedingt. Einige Stellen des Flügels sind außerdem besonders dünn; sie dienen hier wie auch bei den Locustiden als Resonatoren im engeren Sinne. Unter den Käfern besitzt Cijchrus rostratus L. einen Resonanzapparat 1 Fig. 6. Einige Erliöhungen der Vena Stridens der männ- lichen Grille a) bei durchgehendem Licht, b) bei auffallendem Licht. (Vergr. etwa 150 X lin.) 68 Fig. 7. Einige Erhöhungen der Vena Stridens des Heimchens bei durchgehendem Lichte. (.500 X lin.) besonderen Baues: die an der Naht verwachsenen Flügeldecken wölben sich hoch über dem Körj^er (5, S. 99 — 102). Nicht minder erstaunhch als diese bionomischen Eigentümlich- keiten ist die Feinheit der Ausbildung so winziger Gebilde. So finden wir bei Ceranibyx dux Fald. auf einer Schrillplatte von 2,4 mm Länge etwa 240 einander parallel laufende Leistchen, die also voneinander einen Abstand von je 10 jj. haben. Zahlreiche Arten der (lattung Leptura haben im Durchschnitt 120 Leistchen auf einer Schrillplatte von etwa 0,5 mm. Bei verwandten Arten gehen die Abstände der Leist- chen bis auf 3 ij. herunter. Bei den Feldgrillen findet man in der RegellSO— 150 Platten auf der Vena stridens, heim Decticus verrucivorus L. 40 — 73, bei der Locusta viridissima L. 70 — 100. Der gegenseitige Abstand der Plättchen beträgt hier in der Mitte der Ader 30 — 32 jj., gegen die Enden weniger (5, S. 110—111). Aus diesen Messungen und aus Beobachtungen der Stridulationszeit läßt sich leicht die Höhe der Stridulationstöne berechnen. Bezeichnet nämlich l die Länge der Schrillader oder -platte in mm, n die Anzahl der Leistchen oder an- derer Erhöhungen auf ^^^^^^^^^ v.st 1 mm, t die während des Hinübergleitens der WW^^BfS^^Bf y'^ vrst. Schrillkante über die Jf'/i^^Uff^tK^^^ 'Jj Schrillvorrichtung ver- \{lJ^ßf/^^f!^^ (/, streichende Zeit, so ist die Tonhöhe s = — • Als Zeit für eine ein- fache Stridulationsbe- wegung findet man bei den Käfern 0,1 bis 0,3 Sekunden. Daher er- geben sich als Ton- höhen für die Laut- äußerungen der Käfer etwa die Schwingungs- zahlen 800—1500. Für die Feldgrille hegen genaue Bestimmungen vor. Kr ei dl und Re- gen heßen Grillen im vorn verschlossenen Schalltrichter eines Gram- mophons um die Wette zirpen. Die Platte enthielt nachher die der Tonhöhe entsprechenden Eindrücke des Stiftes. Unter Berücksichti- gung der Drehungsgeschwindigkeit ergab sich als Tonhöhe eine von 4 190 Schwingungen für die Sekunde. Der Vergleich des Grillentones Fig. 8. Flügeldecken von Gryllus campestris L. ,^, und "J. R = Schrillkante; v.st. = Vena stridens. Vergr. etwa 2'/j X lin. — ()i.l mit dem einer Galtonpfeife eif:;ab eine Pfeifenlän'npis; orif. gla. lahi. Mündung: der Labialdrüse; lang^ Zunge; lahi. Labium; apod. sag. gna. sagittales Goalhalopodem; ner. gla. lahi. Labialdrüsennerv; ner. lahi. Labialnerv: ?ier. maxi. Maxillarnerv; ner. antn. tnot. sca. Nerv der Muskeln des Seapus: ner. antn. mot. Jun. Nerv der Muskulatur des Funiculus; ner, mand. Nervus mandibularis; cadre. art. antn. Insertionsramen der Antenne: conn. gan. front. Connectiv des Ganglion frontale; gari. front. GanKlion frontale; ner. stomod. imp. unpaarer Nervus recurrens; n^r. antn. chord. Nerv des antennalen Chordotonalorgaos; ner. antn. sens. 1. Sensibler Antennennerv (Hörnerv?); ner. antn. sens. 2. Nervus olfactorius: o'il. comp. Complexauge ; oce. imp. unpaarer Ocelius, ner. oce. imp. dessen Nerv; 71er. ocß. p. Nerv des paarigen Ocelius (oce.p.); ner. ocu. Nervus opticus; cer Gehirn; gan. post.cer. Ganglion fusiforme ; ner.vaiss.dors. Nerv des Rückengefäßes; tnemh. art. Gelenkmeinbran ; proth. Prothorax; ner, stomod. p. paariger Abschnitt des Nervus recurrens; conn. Connectiv. in Verbindung steht, welche in das Tritocerebrum (vgl. den feineren Gehirnbau!) eintre- ten. Von dem Frontalgan- ghon entspringt der Nervus recurrens, der als unpaarer Strang nach hinten ziehend zwischen dem Gehirn und Vorderdarm hindurchtritt und auf der Dorsalseite des Darmes analwärts verlaufend zu einem (oder einigen) Nerven- knötchen anschwillt (Ganglion occipitale). Dieses frontale oder unpaare Nervensystem versorgt den Mitteldarm und die Speicheldrüsen (Hof er). Zum unpaaren Eingeweidenervensystem von Blatia gehören nach Koestler (1883): 1. das Ganglion frontale; 2. der auf dem Ösophagus Handbuch der Entomologie, Bd. l. o Fig. 43. Schlundring einer Lepidopterenraupe; sche- matisch, vergr. (Nach L i e n a r d aus flenneguv 1904.) gs Cerebralg:angIion ; gi UnterschlundgangHon ; cms Schlund- connectiv; noe Transversalcommissur; no Nervas opticus; nt Nervus antennalis; ng unpaarer Sytnpathicus; gfr Gan- i:lion frontale; rf* rechter Strang- des paarigen Sympathicus, gvc dessen Ganglion; rm Connectiv zum ersten Thorax- ganglion; 0« Oesophagus. — 82 - und Kröpfe verlaufende Nerv ; 3. das dreieckige große Ganglion auf dem Kröpfe; 4. die beiden von diesem ausgehenden, starken Nerven, in deren Verlauf jederseits ein Nebenganglion eingeschaltet ist. — Das (ranglion frontale liegt unmittelbar hinter dem Munde dem Ösophagus (Pharynx) auf, hat herzförmige Gestalt und besitzt eine zentrale Punktsiibstanz, in welche von den drei Ecken her Fibrillen eintreten, die sich mannigfach kreuzen und verschlingen. Die L e y d i gsche Punktsubstanz ist von einer Ganglienzellenschicht umgeben, die von einer Stützsubstanz durchzogen wird. Die Ganglienzellen haben kuglige oder birnen- förmige Gestalt, sind von sehr beträchtlicher Größe und erscheinen vorwiegend unipolar. Von dem das Ganglion einscheidenden Neuri- lemma (Neuropleura) ziehen sich feine binde- gewebige Stränge nach allen Seiten als Sus- pensorien des Nervenknotens aus. — • Vom Ganglion frontale gehen zwei Nerven zur Oberlippe; es innerviert die ganze Clypeo- pharyngealmuskulatur imd alle Diktatoren der oberen Pharynxwand. Der N. recurrens (oder stomentericus, Janet) ist anfangs un- paar und teilt sich nach dem Durchtritt durch das Kropfganglion in zwei Äste, welche das Stomodaeum bis zu seinem oralen Ende begleiten {Lasius niger L.; Janet 1905). — Übrigens sollen sich die Oberhppennerven bei vielen Insekten von den Cerebrofrontalkonnek- tiven abzweigen (Blanchard 1846, Brand 1880, Michels 1880, Mordwilko 1895); außerdem aber treten noch Nerven aus dem Ganglion frontale zur Oberlippe (Mordwilko 1895). Nach Hof er (1887) entspringen aus dem G. frontale mehrere in ihrem Auftreten nicht ganz konstante Nerven (Fig. 44) : regel- mäßig verläuft aus der Mitte der vorderen Fläche ein Nerv zur Oberlippe (Newton, H o f e r) ; ganz seitlich von ihm und fast schon mehr aus den Cerebrofrontalkonnektiven ent- springen zwei sehr kurze, symmetrisch ge- lagerte Wurzeln, welche durch einen quer und parallel zur vorderen Fläche des G. frontale verlaufenden Nerv verbunden wer- den und weiterhin die Kichtung zur Ober- lippe einschlagen. Aus den Seitenflächen nehmen zwei sehr feine, gelegentlich fehlende Nervenstämmchen ihren Ursprung, um sich in die Wand des Ösophagus einzusenken. Aus der hinteren unteren Fläche tritt der Nervus re- currens aus. Nach Holste (1910) entsendet bei Dytiscus das G. frontale einen zarten Nerven, der sich bald auf dem Musculus compressor pharyngis ver- zweigt und zusammen mit zwei Ästchen des Oberhppennerven eine Art Nervenplatte bildet (Plexus praefrontalis, Holste; vgl. Fig. 50). Von Fig. 44. Oberer Teil des unpaareu und paarigen Eingeweide- nervensystems von Feri- planeta orienfalis L. ; vergr. (Hofer 1887.) Gfr Ganglion frontale; d Verbin- dunp;snerven zur Hirnkommissur; iVrNervus recurrens; /n vom Frontal- ganglion aussehende Nerven; G.ant. vorderes Eingeweideganglienpaar ; G. post. hinteres Eingeweideganglien- paar; Ast Anastomosen zwischen Nervus recurrens und paarigen Gan- glien hb Speicheldrüsennorven. — {A u. B Bezeichnung der Lage hier nicht wiedergegebener Schnitte.) — 83 — ihr aus verteilen sich die zarten Nervenfäden auf die Dilatatoren und Kompressoren des Pharynx. Nach hinten entspringt aus dem ü. frontale der Nervus stomato- gastricus (= N. recurrens), der in seinem Verlauf unter dem oberen Schlundganglion hindurch auf dem Ösophagus allmählich aus seiner ursprünglich medianen Lage die linke Seite des Ösophagus gewinnt, um schließlich in das Ganglion ventriculare einzutreten. Von diesem ziehen ?.\vei Nerven unter äußerst feiner Verzweigung zum Proventri- culus und Mitteldarm. Der N. stomatogastricus entsendet in seinem ganzen Verlaufe zahlreiche Nerven an den Ösophagus und wird nach hinten merklich kräftiger. Ein Paar seiner Äste hegt zwischen dem G. frontale und oberen Schlundganglion; jeder Ast zieht quer über den Ösophagus, biegt, dessen seitliclie Mittelhnie erreichend, in rechtem Winkel nach hinten um und dringt parallel dem Schlundmagennerven (N. recurrens) zwischen Gehirn und Ösophagus bis an die mediane Seite des Gefäß- ganglions, mit dem er sich zu verbinden scheint. Ein anderes Paar entspringt dem N. stomatogastricus dicht hinter dem oberen Schlundgan- glion in der Höhe der Gefäßganglien, mit denen sie sich nicht (gegen Blanchard) verbinden. Eine ganghöse Anschwellung (G. hypocerebrale) des N. stomatogastricus existiert hier (im Gegensatze zu anderen Insekten, wie z.B. Mehlontha) nicht (Holste 1910). Das Kropfganghon von Periplaneta wendet seine Spitze dem Kopf, seine Basis dem After zu. Sein feinerer Bau wiederholt im wesenthchen die für das G. frontale geschilderten Verhältnisse. Von seinen beiden der Basis anhegenden Ecken geht je ein Nerv aus; beide verlaufen in schräger Kichtung um den Kropf, um auf den Proventriculus übertretend auf dessen Unterseite zu endigen, nachdem sie sich zuvor in zwei kleine Äste gespalten haben. Unmittelbar vor oder auf dem Proventriculus schwillt jeder Nerv zu einem kleinen, länglichen Ganghon an (Koester 1883). Pierantoni (1900) beschreibt noch zwei bisher nicht bekannte Nervenpaare, welche vom Kropfganglion unten ausgehen; das eine Paar versorgt die Kropfwand, das andere (innere) Paar die Musculi retractores des Kropfes. Das ganze beschriebene Nervensystem ist bei den jungen Tieren stärker entwickelt als bei den erwachsenen. Das unpaare System soll bei Coleopteren, Lepidopteren und Odonaten, das paarige bei Heu- schrecken und Grillen stärker entwickelt sein^). 2. Das paarige System. Jeder der beiden Stränge des paarigen Systems (Nervi pharyngeales) durchsetzt 1 — 2 Ganghen, welche zur Kespiration und Zirkulation in Beziehung stehen sollen, indem aus dem vorderen Fasern zur Aorta und zum Herzen, aus dem hinteren Fasern zu den Kopftracheen austreten. Nach Pierantoni (1900, 1901) hegen die Ganghen des zweiten Paares lateral vom Ösophagus, sind sphärisch und versorgen die Speicheldrüsen; sie stehen mit dem Prothorakal- ganghon durch zwei sehr feine Nerven in Verbindung. — Bei Periplaneta besteht nach Hof er (1887) das paarige sympathische Nervensystem aus zwei Paaren hintereinander hegender Ganghen von etwa zwiebei- förmiger Gestalt; sie liegen symmetrisch beiderseits vom N. recurrens, das vordere ist vom oberen Schlundganglion noch bedeckt, das hintere, in der Regel größere ragt unter ihm hervor. Das vordere Ganghenpaar ') Bei Acherontia ist nach Cattie (1881) das „Vagussystem" nur aus dem Ct. frontale und dem !N. recurrens zusammengesetzt — 84 — setzt sieh durch eine breite Brücke direkt mit dem N. recurrens in Ver- bindung; das zweite Paar hängt nur indirekt mit ihm zusammen durch zwei Längsstämme, welche wieder untereinander sowie mit dem N. recurrens und dem hinteren Ganghenpaar durch Quernerven verbunden sind (Fig. 44) ; beide Paare sind untereinander durch einen Nervenstamm verbunden. Das hintere Ganghenpaar verjüngt sich einerseits nach dem Kopfe zu in einen Nervenstamm, welcher den Ösophagus versorgt, andererseits sendet es einen langen Ausläufer analwärts über den Öso- phagus, welcher sich mit den Speicheldrüsen in Verbindung setzt. Ein oraler Nerv des vorderen Ganglions setzt dieses mit dem Gehirn in Ver- bindung. Man kann diese beiden Ganglien als G. pharyngea und allata unterscheiden. Sie entbehren nach Koestler (1883) der Punktsubstanz und bestehen nur aus Nervenzellen. Das paarige System fehlt bei Acherontla nach Cattie (1881) ebenso wie das große Ganglion der Magengegend. — Nach Hammar (1908) besteht das paarige System bei der Larve von Conjdalis cornuta L. aus zwei kleinen, seitlich vom Ösophagus gelegenen Ganglien, welche weder untereinander noch mit dem unpaaren System in Verbindung stehen, aber mit dem Cerebralganglion durch zwei Nervenpaare ver- bunden sind. Bei Dijtiscus marginalis L. bilden die zuerst von Lyonnet entdeckten Ganglien des Eückengefäßes das erste Paar des paarigen sympathischen Nervensj'stems und sind viel schwächer entwickelt als bei Melolontha vulgaris Fabr. Ihre Form ist wenig scharf umrissen, und sie gleichen mehr einem bandfömigen Nervenpolster. Sie entspringen jederseits dem Hinterrande des oberen Schlundganglions und liegen dem Dorsalgefäß direkt auf, welches sie innervieren. Die Verbindung zwischen beiden ist so innig, daß sie schwer zu lösen ist. — Am hinteren Teil ihrer Innenseite entsenden diese Ganglien einen sehr zarten Ast, der sich zwischen den Dilatatoren des Ösophagus verliert. Sie treten mit dem Schlundmagen- nerv durch einen feinen Nervenfaden in Verbindung und entsenden an ihrer Außenseite einen kräftigen Nerven, welcher unter dem Augennerv schräg nach vorn zieht und mit einem Aste des Maxillarnerven ver- schmilzt, nachdem er zuvor eine kleine gangliöse Anschwellung gebildet hat. Ein nach Straus-Dürckheim aus dem Gefäßganghon von Melolontha austretender Ast, der mit dem N. opticus und mandibularis in Verbindung tritt, wurde von Holste bei Dytiscus nicht gefunden. Das von Straus-Dürckheim und Brandt entdeckte zweite sympathische Ganglienpaar, die Tracheenganglien, heben sich bei Dytiscus von den Ganglien des Rückengefäßes hinten als etwas länglich kuglige, dem Ösophagus angedrückte Knoten scharf ab. Sie sind an der Seiten- wand des Ösophagus schräg nach unten und hinten gerichtet, daher ihre unteren Teile einander genähert sind, ohne daß jedoch eine Ver- bindung zwischen ihnen besteht. Sie innervieren den ihnen unmittel- bar anliegenden, starken Tracheenast (Holste 1910). Nach Burmeister (]83'2) u. a. tritt bei starker Entwicklung des paarigen Systems das unpaare mehr zurück, und umgekehrt. Der älteren Auffassung der paarigen sympathischen Ganghen sind neuerdings Heymons und de Sinety entgegengetreten und haben wahrscheinlich gemacht, daß es sich in jenen gar nicht um den übrigen sympath. Ganglien gleichwertige Bildungen handelt. Heymons (1899) fand bei Bacillus ross ii F. folgende Verhältnisse : der Ursprung des paarigen Eingeweidenervensystems befindet sich an der ventralen Fläche des 85 Gehirns, dort, wo Protencephalum , und Deuterencephalum in ein- ander übergehen. Die paarigen Nervi pharyngeales fassen nach hinten Fig. 45. GehiiTi und Eing-eweideuervensvstem von Bacillus rossii P., vergr. (Heymons 1899.) Ant Antennennerv. Deut Deuterencephalum. Fa Facettenauge. Gfr Ganglion frontale. Gph Ganglion pharyngeale. Lob Lohns opticus. JVpA Nervus pharyngealis. Prot Protencephalum. Eec Nervus recurrens. Sb hläschenförmige Organe (Corpora allata). — Die beiden längsverlaufenden punktierten Linien geben den Umriß des Darmkanals an. ziehend den N. recurrens zwischen sich und treten an die vorderen paarigen Schhindganghen (G. pharyngea) heran, an deren Punktsub- 86 — stanz sie zahlreiche Fibrillen abgeben, um weiter in gerader Richtung zu den beiden blasenförmigen Organen hinzuführen, über welche hin- aus sie sich nur noch in Gestalt eines äußerst feinen Nervenstämmchens fortsetzen (Fig. 45). Die ellipsoiden bläschenförmigen Organe ent- sprechen nicht dem für andere Insekten beschriebenen zweiten Paare von Pharyngealganglien, weil sie sich aus chitinogenen Zellen aufbauen, welche ein zentrales ovoides Chitinkörperchen (Heymons' Binnenkugel) bilden, das von einem Flüssigkeit führenden Hohlräume umschlossen ist, der selbst durch die Clütinintima der Wandzellen begrenzt wird, wel- che anscheinend bei jeder Häutung eine neue Chitin- lage erhält (im ganzen 5; Fig. 46), Dennoch sind nach Heymons diese Bläschen den Gan- glia allata homo- log, wenngleich selbst keine Gan- glien. Das gemein- same ]\Ierkmal der G. allata und der ihnen homologen Gebilde besteht da- rin, daß sie em- Iiiyonal in einem l'iiiiic vorn an der ]j;isis der ersten Maxiilen angelegt werden und erst sekundär an die Dorsalseite des Darmes rücken, um dort mit dem Ein- geweidenervensys - tem in direkten Zusammenhang zu treten (Orthoptera, Dermaptera, Hy- menoptera, Rhyn- chota, Lepidopte- ra?). Sie unter- scheiden sich durch das Fehlen der Punktsubstanz sowie durch die Struktur ihrer Zellen von den echten Ganglien. ,,Wenn es auch nicht unwahrscheinlich ist, daß die Corpora allata der Insekten auf ehemahge periphere Organe zurückgeführt werden können, die erst nachträghch in die Tiefe traten und damit wohl ihre anfänghche Bedeutung ver- loren, so entzieht es sich doch gegenwärtig noch vollkommen der Kennt- nis, welcher Art diese Organe gewesen sein mögen" (Hejanons 1897). De Sinöty (1899) geht noch einen Schritt weiter als Heymons, wenn er meint, daß auch das vordere Ganglion (G. pharyngeum) mit Unrecht als solches aufgefaßt worden sei; in ihm handle es sich vor allem um Fig 46. Transversalschnitt durch eine Epithelblase(Corpus allatum) von Bacillus rossii F. (Iniago), vergr. (Heymons 1899.) nies Mesoderm. N Nervus pharynp:ealis. Tr Tracheen. — Die Ziffer] — 87 — einen Apiiarat zur Stütze und Innervation des Rückengefäßes. Ein Neurilemm sei im Gegensatze zu den echten Ganglien nicht entwickelt, die Kerne zeigen eine andere Beschaffenheit als in den Ganghenzellen und das ganze Organ eine andere Färbbarkeit. Die sogenannten Gan- glien nehmen nur die Nerven auf, welche für die Aorta bestimmt sind (de Sinety 1901). Diese Auffassung de Öinety's weist wiederum Police (1909) als irrtümlich zurück, gibt aber zu, daß Heymons insofern recht habe, als die Corpora allata in der Tat das Aussehen drüsiger Organe mit innerer Sekretion besitzen; dagegen seien bei Periplaneta und Epacromia diese Organe echte Qanghen. Weitere Untersuchungen wären erwünscht. 3. Der Sympathicus. Das dritte System visceraler Natur steht nicht mit dem Gehirn, sondern nur mit der Bauchkette in direkter Verbindung. Von jeder segmentalen Ganghenmasse entspringt ein unpaarer Nerv (Newportscher Nerv), welcher sich zwischen den beiden Konnektiven nach hinten begibt und sich hinter dem nächsten Ganghon in zwei Aste gabelt, deren jeder zu einem kleinen Ganghon anschwillt und einen- zarten Nerven zu dem Verschlußapparat der Stigmata (Spiracula) entsendet. (Sympathicus, Blanchard 1858.) Auch hin- sichtlich dieses Systems gehen die Angaben der Autoren im einzelnen auseinander. Die Ganghen des Sympathicus bestehen entweder aus mehreren Zellen oder (Carabiden) nur aus einer einzigen sehr großen, welche dann alle Zellen des Ganghons vertritt. ,,Er hegt oben in jedem Ab- dominalganglion, bei der Larve etwas dem hinteren Ende desselben genähert, bei der Imago weiter hinten schon etwas auf die Längs- kommissuren verschoben, je eine riesig große GangUenzelle von oblonger Gestalt", welche ,,das zentrale sympathische Ganghon jedes Bauch- markknotens manch anderer Coleopteren und der Hymenopteren" repräsentiert. ,, Sowohl an dem Bauchmarksganglion des Prothorax als des Thorax fehlt diese große Zelle und kommt somit nur den Ab- dominalganglien zu." Jede dieser Kolossalzellen setzt sich analwärts in einen starken mediosagittalen Fortsatz fort, der sich weiterhin in den unpaaren Newp ort sehen Nerv zwischen den beiden Konnektiven verlängert. „Dem hinteren Fortsatz entspricht oppositipol ein kräftiger kopfwärtiger, der, gleichfalls zum Newport sehen Nerven eines nun vorderen Kommissurenpaares werdend, auf diese Weise eine hintere Zelle mit einer vorhergehenden in direkte Verbindung bringt. Da- durch entsteht eine Ganghenzellkette, deren jedes Einzelelement je einem Abdominalganglion angehört. — Als vorderer Fortsatz der ersten Zelle der Ganghenzellkette setzt sich eine breite Nervenfaser zwischen dem Kommissurenpaare zwischen zweitem Thorakal- und erstem Ab- dominalganghon bis auf ersteres fort und gabelt sich dann unter stumpfem Winkel auf diesem Ganglion in einen rechten und linken Ast. Jeder dieser Aste biegt nach seitwärts und trifft dann lateralwärts von dem zweiten Thorakalganglion und etwas vor diesem auf den ersten rück- verlaufenden Nerven des ersten Thorakalganglions. Diesen erreichend, vereinigt er sich mit ihm in gleicher Scheide und zieht so lateralwärts weiter. An dem kopfwärtigen Fortsatz jeder Kolossalzelle geht jeder- seits ein kräftiger Fortsatz ab, und diese Fortsätze sind dann jene Nerven, die durch Leydig . . . beschrieben wurden. Sie liegen in der gleichen Scheide dem betreffenden Nerven aus dem Abdominalganglion an, zerfallen dann aber in Äste, die den betreffenden Abdominalnerven 88 — vollständig umflechten, sich miteinander wieder vielfach vereinigend. Aus diesem Geflecht, echtem Netze, treten dann Nerven ab, denen Ganghen eingeschoben sind" (vgl. Fig. 47, 48). Die Ko- lossalzellen liegen in der gleichen Scheide mit den entsin-ech enden Abdominalganghen. Ein Zusam- menhang mit dem Kopfsj'mpathicus besteht nicht (Haller 1910). FiR. 47. Carabus süvestris F. Imago. (Hai 1er 1910.) Einen seitlichen Bauchstrangnerven in] umflechtender SympathicusneiT {hii), s dessen Äst. g Ganglion, a Ganglienzelle mit zwei peripheren Fortsätzen, durch deren einen mit der Ganglienzelle b direkt verbunden, c tripolare Ganglienzelle. Der von den Ganglien des Thorax und Ab- domens entspringende Sympathicus, welcher nach Leydig hei Locusta viridissima L. wohl entwickelt ist und dessen Nerven die Muskeln des Tracheen- verschlußapparates versorgen sollen, ist bei Dytiscus viarginalis L., wie es scheint, nicht entwickelt. ( ? D.) Die Verschlußapparate werden hier von den Ab- dominalnerven (wenigstens im Abdomen) innerviert (Holste 1910). Fig. 48. Ein Teil des Bauch- marks der Larve von Carabus sylvestris F. von der Dorsalseite. Sympathicus schwarz (Haller 1910.) pt erstes, t zweites Thorax- ganglion. I—IJI Abdomi- nalganglien, gx Kolossal- zellen. ^NewportscherNerv. 71 Nerven des 1. Thorax- ganglions, kn seitliche sym- pathische Nerven. 89 — II. Der Bau des Cerebralganglions. Die folgende Darstellung des feineren Uehirnbaues lehnt sich eng an die Mitteilungen von Viallanes an, dem wir neben anderem eine ausgezeichnete Untersuchung der Orthojiteren verdanken. Weil, wie Viallanes mit Recht hervorhebt, der Grundtypus des nervösen Zentral- organs am besten an der Hand eines den ursiDrünglichen Bau noch am reinsten bewahrenden einfachen Beispieles zu erkennen ist, wurde gerade diejenige ilitteilung zur gekürzten Wiedergabe bevorzugt, deren Angaben sich auf Oedipoda coerulescens L. und Caloptenns italicus L. beziehen, die einen vollkommen über- einstimmenden Ciehirnbau besitzen. — Die Arbeit von 0. Böttger über das Gehirn von Lepisma (1910) konnte nach Abschluß der vorliegenden Bearbeitung nicht mehr berücksichtigt werden. Betrachtet man das obere Schlund- ganghon von seiner ventralen Seite, so erhält man die Ansicht der Fig. 49 A. In der Glitte bemerkt man eine umfang- reiche, nach vorn abgeflachte und seitlich gerundete Nervenmasse, welche rechts und links durch eiiaen Stiel (Nervus opti- cus der Autoren) in eine Nervenmasse übergeht, die sich von innen nach außen verbreitert und an die [Membrana limi- tans des Komplexauges herantritt. Diese Augenpartie des Gehirns wird gewöhnhch als Ganglion opticum bezeichnet. Die ganze bisher erwähnte Nervenmasse nen- nen wir mit A'iallanes Protocerebrum (Protence25halum). Sie gehört dem ersten primären Kopfsegment (Ocellarsegment) an. Die Mittelpartie des Protocerebrums schwillt zu zwei großen seitlichen Hügeln (Calices) au, deren abgerundete rechte und linke Hälfte durch einen tiefen medianen Spalt gesondert sind. Von der luittleren Eegion der Ventralseite entspringt aus der medi- anen Masse des Protocerebrums der mittlere Ocellennerv, welcher als starker Strang direkt nach vorn verläuft und weiterhin zu einem Gan- ghon ocellare anschwillt. Scheinbar von der vorderen verdickten Partie der Calices jederseits, in Wirklichkeit jedoch aus größerer Tiefe der nervösen Masse entspringt der rechte und linke Nervus ocellaris; beide wenden sich aufwärts und enden mit dem unter jedem Ocellus gelegenen Ganglion. Nach Janet (1905) entspringen aus dem Protocerebrum von Lasius niger L. folgende Nerven: 1. Die paarigen Nerven der Komplexaugen. 2. Die paarigen Nerven der paarigen Ocellen. Fig-. 49 A. Gehirn von Oedipoda coerules- cens L. von der Ventralseite ge- sehen; vei-gr. (Nach Vial- lanes aus Henueguy 1904.) Ipc Protocerebrallobus. ro Lobus olfactorius. at Tritocerebiallobus. coe Connective zuiü Unterschlund^angrlion. et Commissur zwi- schen deren rechtem und linkem Strang. f-p Wurzel des Labrofrontalnervs. na' ac- cessorischer Äntennennerv. na Äntennen- nerv. Rs Wurzel des Nfrvus stomat**- gastricus. nol Nervus ocellaris lateralis. 7tani Nervus ocellaris medius (die Be- zeichnungslinie sollte bis zur Mitte fort- gesetzt sein). — 90 — 3. Zwei Nerven, welche sich unter dem unpaaren Ocehus mit- einander vereinigen. 4. Das Xervenpaar des Labrums, deren jeder seinerseits wieder entsendet : a) Einen motorischen Ast zum Labralmuskel. b. Einen sensorischen Ast, welcher in der Gruppe der seitlich vom Pharynx gelegenen Ganglien endigt. c) Einen sensitiven Hautast. d) Einen sensitiven Labralast. 5. Die beiden Konnektive zum Ganglion frontale. Vgl. Fig. 41 u. 42. Unmittelbar imter der mittleren Masse des Protocerebrums be- finden sich ein rechter und ein linker annähernd kughger Körper, die beiden stark vorspringenden Lobi olfactorii, welche die ventrale Partie des zweiten Hirnabschnittes, des Deutocerebrums (Deuterencephalums) bilden. Von ihrer vorderen Außenpartie zieht je ein starker Nerv zu der entsprechenden Antenne (N. antennalis s. olfactorius). Der Anten- nennerv erhält seine Fasern nicht ausschließlich vom Lobus olfactorius, sondern auch von der dorsalen Partie des Deutocerebrums. Von diesem entspringen ferner bei Lashis niger L. ein kleiner motorischer Nerv, welcher sich in vier Aste teilt, um die vier Muskeln des Scapus der Antenne zu versorgen; ein zweiter kleiner motorischer Nerv, welcher in die Antenne eintritt und die Muskeln des Funiculus (Fühlergeißel) versorgt; außer- dem ein starker sensibler Nerv, dessen Natur sich nicht präzisieren läßt, und ein antennaler Chordotonalnerv, welcher von dem genannten sensiblen Nerv abgeht (Jan et 190.5). Das Deutocerebrum gehört dem zweiten primären Kopfsegmente (Antennalsegment) an. Nach Hülste (1910) ents2:)ringen aus dem Deutocerebrum von Dytiscus marginalis L. folgende Nervenpaare: 1. Der N. antennalis, der sich im Scapus der Antenne in zwei dieses Extremitätenpaar durchziehende Aste gabelt. 2. N. ant. accessorius; er gibt sofort je einen Ast an die drei Antennenmuskeln, den Muse, extensor antennae, M. flexor ant. und M. depressor ant. ab, zieht selbst dem N. antennalis außen angeschmiegt weiter und spaltet sich kurz vor dem Eintritt in die Antenne in drei Aste, von denen zwei den Antennennerv umfassend wieder miteinander verschmelzen. Die beiden Endäste verlieren sich an der Insertionsstelle der drei Antennenmuskeln. 3. N. tegumentahs oder Scheitelnerv; entspringend an der lateralen Hinterfläche des Oberschlundganglions, etwa an der Stelle, wo Augennerv und Schlundkonnektiv abgehen, verläuft er schräg nach außen um den N. opticus in die Höhe und verzweigt sich über dem G. opticum und unter dem Vertex in dem auflagernden Fettgewebe und zwischen den Tracheen. 4. Der letzte Nerv entspringt dem Hinterrande des oberen Schlund- ganglions und geht unmittelbar in das Ganglion des Piückengefäßes über (vgl. Fig. 50). Hinter jedem Lobus olfactorius liegt eine birnenförmige Nervenmasse, das Tritocerebrum (Tritencephalum), aus welchem die beiden ziemlich starken Wurzeln des Labrofrontalnervs ihren Ursprung nehmen. Dieser Nerv wendet sich abwärts und teilt sich in kurzem Verlaufe in zwei Aste, den Oberlippennerv (N. labralis) und den N. frontalis. Der N. labralis zieht innerhalb des antennalen Fortsatzes des Innenskeletes des Kopfes zwischen Antennenmuskeln und den Dilatatoren des Pharynx an diesem — 91 — entlang nach vorn, wobei er sich reich verzweigt. Der erste zarte Ast entspringt der Innenseite und endet, quer über den Ösophagus ziehend, in dem praefrontalen Plexus des sympathischen Nervensystems. Dann spaltet sich der Oberlippennerv in zwei ziemlich gleichwertige Haupt- äste, deren oberer hauptsächlich die verschiedenen Teile des Ch-peus, der untere dagegen die Oberlippe, den Musculus dilatator pharyngis primus und in geringem Maße auch den M. compressor pharyngis inner- viert. — Der Nervus frontalis zieht am Ösophagus nach vorn und endet, ohne unterwegs Äste abzugeben, im Ganglion frontale. Von dieser Darstellung Vial laues und Holst es weicht Janet (1905) insofern ab, als er Labrum und ^^tomenteron (Stomodaeum) ///•■ gfr Fig. 50. Kopf von Dytiscus marginalis L. von oben geöffnet; zeigt iliis Obersclilund- gauglion nebst von ihm entspringenden Nerven und den vorderen Teil des unpaaren sympathischen Nervensystems. Vergr. (Holste 1910.) piffr Plexus praefrontalis. gfr Ganglion frontalo. dph .Musculi dilatatores pharyngis. na Nervus anteiinalis. frtii Musculus extensor antennae. /"um Musculus flexor antennae. U Musculus levator labri. «( Nervus tegumentalis. 7ifmd Nervus muscuii flexoris niandibulae. 7iaa Nervus antennalis accossorius. ng Nervus stematogastricus. Gs Ganglion supraoesophageura. no Nervus opticus, fmd Musculus flexer niandibulae. go Ganglion opticurn. nfr Nervus frontalis, dan Musculus deprossnr antennae. nfan Nerv dos Musculus tlexor antennae. nthr Nervus labralis. rph Muse, conipr. pharyngis. als praeantennale Bildungen nicht von einem postantennalen Zentrum aus innerviert sein läßt, wie es das Tritocerebrum ist, sondern die Wurzeln des Labrainerven und der Konnektive dos G. frontale in das Proto- cerebrum verlegt. ■ — Das Tritocerebrum gehört dem driltcn primärtm Kopfsegment (Praoraandibularsegment) an. Bei der Betrachtung von der Dorsalseite erhält man folgendes Bild des Gehirns (Fig. 49 B). Das Protocerebrum hat wesentlich das gleiche Aussehen, läßt aber keinen dorsalen Nerven aus sich entspringen und ist von den beiden Hälften des Deutocerebrums durch eine seichte l'urche gesondert. Unmittelbar hinter dieser Furche entspringt von dem Deutocerebrum ein starker Nervenstamm, welcher sich nach vorn — 92 — wendet und die Kopfhaut versorgt (N. integumentarius capitis). — Das Tritocerebrum ist von der Dorsalseite aus nicht sichtbar und vollständig verdeckt. Fig. 49 B. Dorsalansiclit des Gehirns von Oedipoda coeridescens L., vergr. (Nach Viallaues aus Henneguy 1904.) Ipe Protocerebrallobus. ?rf Dorsallobus. des Deutocerebrums. coe Oesophagus- connective, et deren Commissur. nol Nervus ocellaris lateralis, st Nervus teguraentalis. na accessori-cher An- tennennerv, rs Wurzeln des Stoniato- {jnstricus. In dem Winkel, wel- chen die Seiten des Deuto- und Tritocerebrums mit- einander bilden, entspringt nahe der Medianlinie je- derseits ein feiner Nerv, der sich nach hinten und abwärts wendet und die Wurzel des paarigen Gan- glion stomatogastricum darstellt. Die Konnektive, wel- che das Gehirn mit dem unteren Schlundganglion verbinden und den Vor- derdarm umfassen, sind sehr lang und etwa in der Mitte miteinander durch einen zarten Nervenstrang verbunden, der unter dem Ösophagus verlaufend den Schlundring in zwei Einge zerlegt, deren oberer vom Stomodaeum durchsetzt wird. Diese Querkom- missur des Schlundringes ist bei zahlreichen Insek- Fig. 51. Schema der Metamerie des Insektengehirus. (Jan et 1905.) ncr, stomod. p, paarige Portion des Nervus recurrens, ner. stomod. imp. unpaare Portion des Nervus recurrens, gan. front. Ganglion trontale. conn. gan. front. Connective des Ganglion frontale. protoeer. Protocerebrnm, deutocer. Deutocerebrnm. tritocer. Tritocerebrum. comm. transv. cer. quere Unterschlund- commissur. mnn. Connective. gan. mand. Ganglion mandibulare. gan. maxi. Ganglion maxillare. gan. laW. Ganglion labiale, gan. proih. Ganglion prothoracis. ner. eru. proth. Nervus cruralis pro- thoracis. ner. gla. lubi. Nerv der Labialdrüse, ner. labi. Nervus labialis, ner. maxi. Nervus maxillaris. ner. mand. Nervus man- dibularis. ner. dil. inf. pha. Nerv des Musculus dilatator inferior pharyngis. ner, aiUn. mot. sca. Nerv der Scapusmuskulatur. ner. antn. mot. Jun. Nerv der Funicuiusmuskulatur. ner. antn. sens. 2. Nervus olfactorius. ner. antn. sens. 1. sensibler Antennen- nerv (Hörnerv ?). ner, antn. cfiord. Nerv des antennalen Chordo- tonalorgans. ner. sens. laiir. pha. sensibler Nerv der Protocerebral- region des Pharynx, ner. mot. labr. Nerv des Musculus adductor labri. ner. sens. labr. sensibler Labralnerv. ner. ocu. Nervus opticus, ner, oee, p. Nerv des paarigen Ocellus. ner. oce. imp. Nerv des unpaaren Ocellus. ner. mus. clyp. pha. Nerv der Cly- peopharyngealmuskeln. — 93 — ten nachgewiesen und auch den Crustaceen und jMj-riopoden eigen. — Die Konnektive scheinen bei äußerer Betrachtung nur aus dem Deuto- und Tritocerebrum zu entspringen, beziehen aber in Wirkhchkeit ihre Fasern auch aus dem Protocerebrum (vgl. hierzu Fig. 51). III. Der feinere Bau des Gehirns. Bei der Besprechung des feineren Gehirnbaues folgen wir wieder in erster Linie denAngaben von Viallanes (1887). Er unterscheidet am Protocerebrum folgende Teile: 1. Die postretinale Nervenfasersehicht (Nerven- bündelschicht der Retina Berger's, terminal anastomosis Hickson's). Sie besteht aus den Nervenfasern welche aus dem Komplexauge an die Ganglienplatte (lame ganglion- naire.Viallanes) herantreten und zwischen der Au- ßenseite der letz- teren und der Limitaus interna des Auges liegen. Sie sind reich mit Tracheen ausge- stattet und in ihrem äußeren Drittel stark pig- mentiert. 2. Die Gan- glienplatte (Lame gangUon- naire ; Periopti- con, Hickson; peripheres Gan- glion des Nervus opticus, Carri- ere; Parte gan- ghonnare della Retina, Bellonci) vgl. Fig. 52. Sie ist bei den Acridiiden von geringer Ausdehnung, und ihre Größe steht in korrelativem Ver- hältnis zu der des Komplexauges. In Form einer Kalotte erscheint sie außen stärker konvex als das Auge, und die mittlere Partie ihrer Kon- vexität Hegt dem Auge näher als die peripherischen. Die Platte ist von beträchtlicher Dicke und besteht aus einer äußeren, die Kerne ent- haltenden, einer mittleren und einer inneren Schicht, von welchen die letztere fehlen kann (Acridiidae). Die äußere Schicht (Körnerschichte Berger's) besteht aus Nervenzellen, ist jedoch bei den Acridiiden nur schwach entwickelt in Gestalt einiger kleiner Zellgruppen mit run- dem Kern und wenig Plasma. Bei Libellula entsendet jede dieser cÄe Fig. 52. Gehirn der Hornisse {Vesjm crabro L.) von vorn gesehen. Vergr. (Viallanes 1887.) 0 Complexau^'e. fpr postretinale Fasern, lg Ganglienplatte, che äußere Kreuzung. 7ne äußeres Markiager. (■/(/ innere Kreuzung, mi inneres Marli- lager. no Nervus opticus, lo Lobus olfactorius. ce äußerer Ringkörper (pilzhutförmiger Körper), n innerer Ringkörper, st- Scissur zwischen den Ringkörpern, to Tuberculus opticus, ca Ursprung des vorderen Stieles des gestielten Körpers, er Centralkörper des Protocerebrums. na Äntennennerv. nl Labralnerv. coe Schlundconnectiv. toe Durchtrittsstelle des Vorderdarms. gso tJnterschlundganglion. - 94 — Zellen einen Fortsatz zu der Molekularschicht. Der dicke Eand der Gan- glienplatte ist mit einer dicken Nervenzellenschicht belegt, welche ihre Fortsätze ebenfalls in die Molekularschicht entsendet. — Die mittlere oder Molekularschicht (Berger) besteht aus dünnen nebeneinander liegenden Prismen, welche abhängig von der Wölbung der Platte orien- tiert sind (Pahssadenschicht). Jedes Prisma empfängt von außen eine postretinale Faser und gibt nach innen eine (zentripetale) Faser des Chiasma externum (der äußeren Kreuzung Berger 's) ab. 3. Äußere Kreuzung (Berger), Chiasma externum. — Sie wird durch die Fasern gebildet, welche die Ganghenplatte mit der äußeren Markmasse verbinden. Die aus der vorderen Hälfte der Platte ent- springenden Fasern wenden sich nach hinten, die aus der hinteren Hälfte entspringenden nach vorn, und es entsteht eine vollständige Kreuzung der genannten Nervenfasern. Zwischen ihnen findet man sehr vereinzelt eingestreute Kerne. Die ganze vordere Oberfläche des Chiasmas ist von dem Eindenbelag (Couronne ganglionnaire, Viallanes) bekleidet. 4. Äußeres Marklager (Berger), Masse medullaire externe (Viallanes), Epiopticon (Hickson), zentrales Ganglion des N. opticus (Carriere), Corpo stratificato (Bellonci). — Es erstreckt sich als sehr ausgedehnter Körper in querer Richtung, seine senkrecht zur Cornea des Komplexauges stehende Achse ist verhältnismäßig kurz. Das äußere Marklager empfängt an seiner ganzen konvexen Außenseite die Fasern der äußeren Kreuzung; an seiner inneren konkaven Seite entspringen die Fasern zum inneren Chiasma. Es besteht aus Punkt- substanz und enthält weder Zellen noch Kerne. An Schnitten erkennt man seine Zusammensetzung aus drei der Innen- und Außenfläche parallelen Zonen, deren äußere und innere sich mit Osmiumsäure stärker schwärzen als die mittlere, welche ihrerseits wieder aus zwei sekundären Zonen besteht. In der äußeren und inneren Zone ist die Fibrillenmasse, welche die Punktsubstanz bildet, lockerer als in der mittleren Zone. Das gestreifte Aussehen hat darin seine Ursache, daß die Fibrillen der Punktsubstanz hauptsächlich teils parallel, teils senkrecht zur Ober- fläche verlaufen. — Dem äußeren Marklager liegen Ganglienzellen auf, deren Gesamtheit Viallanes und Berger als A. Rindenbelag des Gehirns oder Couronne ganglionnaire, B. keilförmiges Ganglion (Berger), Ganglion en coin (Viallanes), C. vordere Ganglienmasse, D. innere Ganghenmasse unterschieden haben. A, B und D werden nur von kleinen Ganglien- zellen gebildet, während sich die vordere Ganglienmasse aus großen protoplasmareichen Zellen mit chromatinarmem Kern aufbaut. A. Der Rindenbelag des Gehirns bildet eine dicke Schicht an der ganzen freien Oberfläche des Chiasmas und erstreckt sich nach außen bis zur Ganglienplatte, um sieh mit der Zellmasse zu vereinigen, welche deren Eand bekleidet. Die zarten, von den Zellen des Rinden- belages ausgehenden Fibrillen ziehen zu dem äußeren Marklager und treten in die Fasern des Chiasmas ein. B. Das keilförmige Ganglion, welches bei der Libelle stark, bei der Wespe schon schwächer entwickelt ist, erscheint bei den Acri- diiden noch kaum vorhanden, oder nur durch einige wenige Zellgruppeu repräsentiert, welche zwischen den Fasern des Chiasmas in dessen achsialer Region liegen und zarte Fortsätze zum äußeren Marklager entsenden. 95 C. Vordere Ganglienmasse. Der vordere Eand des äußeren Marklagers ist fast in seiner ganzen Ausdehnung von einer dicken Nerven- zellenrinde bedeckt, der vorderen Ganglienniasse. welche sich außen ohne scharfe Grenze in den Kindenbelag, innen in das innere Marklager fortsetzt. Ihre (morphologisch) unipolaren Ganglienzellen entsenden Fortsätze nach hinten zu dem vorderen liande des äußeren Marklagers. D. Innere Ganglienmasse. Die voluminöse, diese Partie bil- dende Ganglienmasse bedeckt vollständig die hintere Fläche der inneren Kreuzung. Ihre Fasern treten zwischen die des Chias- mas und gehen zur inneren Seite des inne- ren Marklagers. ö. Innere Kreuzung (Berger), Chias- ma interne (Viallanes). Von der Innen- seite des äußeren Marklagers gehen einander kreuzende Fasern aus, um in das innere ^larklager einzutreten. Sie bilden die innere Kreuzung, welche bei den Acridiiden nur einen beschränkten Raum in Anspruch nimmt, weil das innere und äußere Mark- lager einander so nahe gerückt sind, daß sie einander in ziemlich weiter Ausdehnung fast berühren. 6. Inneres Marklager (Berger), Masse medullaire interne (Viallanes). Es liegt unmittelbar nach innen vom äußeren ]\Iarklager, mit diesem verbunden durch die Fasern der inneren Kreuzung. An der Außenseite vereinigt es sich innig mit dem Protocerebrallobus (vgl. Fig. 53). Das innere Marklager wird durch zwei kon- zentrische, dem hinteren gerundeten Rande parallel laufeiade Linien in drei Zonen zer- legt; nach ihrer Lage unterscheidet sie Viallanes als hintere, mittlere und vordere. a. Die hintere Partie ist hinten durch den abgerundeten Rand des inneren Marklagers, vorn durch die Linie, welche sie von der mittleren Partie trennt, be- grenzt. Ihr wenig ausgedehnter, innerer Rand vereinigt sich mit dem Protocerebral- lobus. An ihrem ganzen gerundeten Rande empfängt diese Partie Fasern aus der inne- ren Kreuzung, ihr innerer Rand entsendet ein z\hndrisches Fibrillenbündel, welches sich fast vertikal in den Protocerebrallobus einsenkt und beinahe dessen untere Fläche, dann aber horizontal verlaufend die Medianlinie erreicht, um sich hier mit dem entsprechenden Bündel der anderen Seite zu vereinigen und so den Kommissurstrang zu bilden. — Der feinere Bau der hinteren Partie des inneren Marklagers stimmt mit dem des äußeren Marklagers überein. Die den gebogenen Flächen parallelen Fasern treten in den Kommissurenstrang ein und bilden dessen Fibrillen ; die radiären Fibrillen setzen sich nach hinten in die Fasern der inneren Fig. 53. Schiefer Schnitt von oben nach unten und außen nach innen, zur Demonstration des feineren Gehirnbaues {Oedi- poda coerulescens L.), vergr. (Viallanes 1887.) HPC postretinale Fasern. LG Gan- slienplatte. CHE äußere Kreuzung. D Rindenbelag des Gehirns. L keil- förmiges Ganglion. N äußeres Mark- lager. CHI innere Kreuzung. G innere Ganglienmasse. Ml inneres Marklager. I mittlere Partie des inneren Mark- lagers. JV*) hintere Partie des inneren Marklagers, j vordere Partie des inne- ren Marklagers. M Ganglienrinde des inneren Marklagers H Commissur- strang. L Strang der Sehnervenfasern. TO Tuberculus opticus. Ti innerer Stiel. LPC Protocerebrallobus. LO Lobus olfactorius. •) verdruckt H. — 9(1 — Kreuzung fort, nach vorn treten sie in die mittlere Partie des inneren Marklagers ein. b) Die mittlere Partie erscheint an ihrem Vorder- und Hinter- rande stark reduziert; ihre Struktur gleicht der der hinteren Partie. Die Fibrillen verlaufen teils parallel zu den Biegungen, teils radiär, und die letzteren sind nur die Fortsetzungen der radiären Fibrillen, welche aus der hinteren Partie austreten. Die Trennungslinie zwischen der mittleren und hinteren Partie wird durch diejenige Stelle bestimmt, an welcher die parallelen Fibrillen der Punktsubstanz aufhören und nur die radiären Fibrillen übrig bleiben. c) Die vordere Partie ist hinten durch die nur wenige Kerne enthaltende Scheide zwischen ihr und der mittleren Partie begrenzt, ihre äußere Fläche steht fast in Berührung mit dem äußeren Marklager, die innere Fläche steht in Verbindung mit dem Protocerebrallobus und ist mit der mittleren Partie durch radiäre Fibrillenbündel verbunden. Ihre radiären Fasern vereinigen sich nach der Vorderseite hin und treten aus dieser in Gestalt eines zylindrischen Stranges (unteres vorderes Opticusbündel) aus, welcher schief von außen nach innen und von oben nach unten verlaufend eine Strecke weit an der Vorderseite des Proto- cerebrallobus entlang zieht und in einer Anschwellung (Tuberculus oiDticus) derselben endet. Die vordere Fläche des inneren Marklagers ist von einer Rinde ziemlich großer Nervenzellen belegt, welche ohne Grenze nach außen in die vordere Ganglienmasse des äußeren ]Marklagers, nach innen in die Rinde des Protocerebrallobus übergeht. Die Fortsätze dieser Zellen dringen in die hintere Wand der vorderen Partie ein, nahe dem Austritts- punkt des unteren vorderen Oi^ticusbündels. Direkte Verbindungen der beiden Marklager sind folgende: Vom vorderen Rande des äußeren Marklagers tritt ein Bündel aus, welches zum inneren Marklager zieht und in dieses von der Vorderseite her nahe dem Austrittspunkte des unteren vorderen Optikusbündels eindringt. Bei der Wespe gibt dieses Bündel in seinem Verlaufe zwei sekundären Bündeln den Ursprung (oberes vorderes und oberes hinteres Optikus- bündel, Viallanes), von welchen das eine zur Vorderseite, das andere zur Hinterseite des Protocerebrallobus zieht. 7. Protocerebrallobus. Der Protocerebrallobus ist der volu- minöseste Bestandteil des Gehirns und vereinigt sich nach außen mit dem inneren Marklager, innen mit dem Protocerebrallobus der anderen Seite. Er enthält als wichtiges Organ den ,, gestielten Körper" (Leydig) und bildet eine annähernd kuglige, vorn und hinten ziemlich abgeplat- tete Masse. Die beiden Protocerebralloben verlöten miteinander nur A'orn und hinten in der Medianebene, umschließen also einen mittleren Spalt, welcher oben und unten offen ist und das mittlere Protocerebrum (Zentralkörper) sowie die Brücke der Protocerebralloben in sich auf- nimmt. Dieses selbst besteht je aus zwei verschiedenen Abschnitten, einem vorderen kleineren und einem viel umfangreicheren hinteren, zwischen welchen der gestielte Körper und der Zentralkörper liegen. Die Seitenfurche trennt beide voneinander. In seinem Inneren besteht der Protocerebrallobus aus Punktsub- stanz, enthält aber eine größere Anzahl von Fibrillenzügen, von denen die einen Fortsätze der seine Oberfläche bekleidenden Zellen sind, die anderen dazu dienen, zwei Partien desselben Lobus oder die beiden Loben untereinander zu verbinden; andere endlich setzen den Proto- — 97 — cerebrallobus mit benachbarten Teilen in Zusammenhang. — • Das innere Marklager legt sich eng an das obere und äußere Ende des Protocere- brallobus an. Unmittelbar über der vorderen Verlötung der beiden Protocerebral- loben findet sich jederseits ein großer Lappen, welcher sich aus Ganglien- zellen aufbaut und ziemlich deuthch von der übrigen Ganglienrinde unterscheidet: der vordere gangliöse Lappen. Aus jedem dieser Lappen entspringt einer der beiden Kreuzstränge, welche unmittelbar vor der oberen vorderen Kommissur der Protocerebralloben fast vertikal abwärts ziehen, sich gegen einander neigen und sich schließhch voll- ständig kreuzen, indem der hnke nach rechts, der rechte nach links läuft. Diese Kreuzung vollzieht sich auf dem Niveau des unteren Randes der vorderen Verlötung der Protocerebralloben. Li diesem ihren Ver- laufe nehmen die Kreuzstränge den Raum ein, welcher vorn durch die ^•ordere Verlötung, hinten durch den Zentralkörjjer und die Lateralloben des mittleren Protocerebrums begrenzt wird. — Nach ihrer Kreuzung verändern die Stränge ihre Richtung und verlaufen schief von oben nach unten und vorn nach hinten, und jeder von ihnen tritt in einen der beiden Dorsalloben des Deutocerebrums ein. Lifolge der Kreuzung empfängt der rechte Deutocerebrallobus den Strang von dem linken gangliösen Lappen und umgekehrt. Ferner entspringen aus der Protocerebralsubstauz teils von der nach innen, teils von der nach außen vom gestielten Körper gelegenen Region jederseits zahlreiche Fibrillen, welche sämtlich nach hinten und innen nahe dem Kreuzungspunkt der Kreuzstränge konvergieren. Das durch die Vereinigung aller dieser Fibrillen gebildete Bündel kreuzt sich mit dem der anderen Seite in der Medianlinie; diese Kreuzungs- bündel verlaufen nach ihrer Kreuzung weiter mit den Kreuzungssträngen, ziehen von vorn nach hinten und oben nach unten und hegen unter dem mittleren Profcocerebrum. Schheßhch teilt sich jedes dieser Bündel in einen zum Deuterocerebrallobus und einen zum Tritocerebrallobus ziehenden Ast. Somit sind der Deutero- und Tritocerebrallobus durch je ein Kreuzungsbündel mit dem Protocerebrallobus der gegenüber- liegenden Seite verbunden. 8. Gestielter Körper (Leydig), Gerüst (Flögel), Corpo fungi- formo (Bellonci), Mushrom body (Packard), Corps pedoncule (Du- j ardin, Viallanes), Corpus pedunculatum. Der in den Protocerebrallobus eingepflanzte gestielte Körper be- steht aus folgenden Hauptteilen: Dem ,, Ringkörper" (Rabl-Rückhardt), welcher an der oberen Fläche des Protocerebrallobus liegt, aus Punktsubstanz besteht und an seiner freien Oberfläche von einer dicken Schicht kleiner Nerven- zellen belegt ist; an seinem Grunde entspringt ein großes zyhndrisches Fibrillenbündel, welches sich vertikal in die Masse des Protocerebral- lobus einsenkt, der Pedunculus (Newton), gemeinsame Stiel (Dietl, Berger), Hinterast (Flögel), la tige (Viallanes). Dieser teilt sich in seinem Verlaufe in zwei Aste, den vorderen und den inneren Stiel. Der vordere Stiel (Tubercule anterieur, Duj ardin; Corne ante- rieur, Young; Oberer Stiel, Dietl; Vorderhorn, Flögel; Cauhculus, Newton) wendet sich auf- und vorwärts und endet mit einer Anschwel- lung an der Oberfläche des Protocerebrallobus. Der innere Stiel (Poutre, Young; Untere Stiel, Dietl; Balken, Flögel; Cauhculus, Newton; Tubercule interne, Duj ardin) verläuft Handbuch der Entomologie, Bd. I. * — 98 — abwärts und nach innen und endet in gleicher Weise wie der vordere Stiel. Der Eingkörper (Rabl-Eückhardt), Lobe k circonvolutions (Duj ardin), Lapj^en mit Windungen (Leydig), pilzhutförmiger ■Körper (Dietl, Berger), Gobelet (Young), CaHx (Newton, Pak- kard). Bei der Biene, Wespe, Ameise, Schabe u. a. Insekten besitzt jeder gestielte Körper zwei Ringkörper, bei den Acridiiden dagegen nur einen. Er gleicht einer Halbkugel mit aufwärts gewendeter Konkavität ; von dem Scheitelpunkt seiner Konvexität, welcher der Oberfläche des Protocerebrallobus aufliegt, entspringt der Pedunculus. Der Hohlraum des Ringkörpers ist von kleinen Zellen ausgefüllt, welche über seinen Rand hinweg die ganze äußere Oberfläche in dünner Lage bedecken. Die Struktur des Ringkörpers ist ziemlich kompliziert (vgl. im einzelnen Viallanes). Zwischen ihm und anderen Gehirnpartien bestehen wich- tige Verbindungen (vgl. Kenyon; siehe später). Der Pedunculus (Newton), gemeinsame Stiel (Dietl, Berger), Hinterast (Flögel), La tige (Viallanes) erweist sich unmittelbar nach seinem Austritt aus dem Ringkörper als dicker regelmäßig begrenzter Zylinder, welcher in seiner ganzen Ausdehnung aus parallelen Fibrillen besteht. 9. Die Nerven und Ganglien der Ocellen. Die von A^ial- lanes untersuchten Acridiiden besitzen ein medianes, vorn am Kopfe gelegenes und zwei seitliche, am Scheitel befindliche Punktaugen (Ocellen), unter deren jedem sich ein Ganglion ocellare vorfindet, von welchem der Nervus ocellaris zum Protocerebrum zieht. Der aus dem mittleren Ocellus austretende Nerv zieht direkt in horizontaler Richtung nach hinten und erreicht die vordere Fläche des Protocerebruras, wo er sich zwischen die dessen Belag bildenden Ganglienzellen einsenkt, sich da- rauf in zwei wohl unterschiedene Bündel teilt, von denen das eine rechts, das andere hnks liegt; beide ziehen eine ziemhch weite Strecke parallel nahe der Medianebene nebeneinander her und trennen sich dann plötzHch voneinander, um je den ihrer Seite angehörenden Tuberculus ocellaris zu erreichen. Somit erscheint hier wie auch bei der Wespe der mittlere Nervus ocellaris nicht unpaar, besteht vielmehr aus zwei Fi- brillenbündeln, welche nur in ihrem extracerebralen Verlaufe aneinander gelagert sind. Der Nerv jedes der beiden seitlichen Ocellen wendet sich vom Ganglion ocellare aus abwärts und erreicht die Masse der kleinen Gan- glienzellen, welche den Ringkörjjer derselben Seite ausfüllen; hier ver- läuft er mitten zwischen diesen schief von oben nach unten und außen nach innen, passiert unmittelbar das Innere des Ringkörf)ers, verläuft darauf vertikal zwischen den großen Ganghenzellen der Rinde der Proto- cerebralloben und zieht hinter der Brücke der Protocerebralloben schließHch in den Tuberculus ocellaris, wohin sich auch der ent- sprechende Ast des medianen Nervus ocellaris begibt. Der Tuber- culus ocellaris ist ein Hügelchen, welches etwas über die Oberfläche der oberen und inneren Partie des Protocerebrallobus hervorragt und etwas über der hinteren Verbindung der Loben liegt. Nach ihrem Eintritt in den Tuberculuos cellaris verschwinden die Fibrillen der Ocellarnerven in dessen Körper. Jeder Ocellarnerv wird von 8 — 10 vollkommen zylindri- schen und voneinander deutüch gesonderten dicken Fibrillen gebildet. 10. Das mittlere Protocerebrum (Protocerebron moyen, Vial- lanes) liegt in dem ringförmigen Hohlraum zwischen den beiden Proto- — 99 — cerebralloben und setzt sieb aus vier woblbegrenzten Teilen zusammen, zwei lateralen und zwei medianen. Von den beiden medianen Teilen liegt der eine oben (Corpus centrale), der andere unten (Lobus medianus). Das Corpus centrale (Newton), Zentralkörper (Dietl), Kom- missurensystem (Leydig), Central body (Packard) ist oben stark konvex, unten konkav, seitlich gerundet; oben steht es in Verbindung mit der Ganglienzellenrinde, unten mit dem Lobus medianus (Mittel- la])pen), seitlieh und oben mit den Protocerebralloben, seitlich und unten mit den Lateralloben (Seitenlappen); nirgends ist eine dieser Verbin- dungen unmittelbar, sondern stets ist eine fibröse Partie zwischen die genannten Teile eingeschoben. Das Corpus centrale ist in eine obere und eine untere Zone geteilt; erstere ist die bei weitem dickere und überragt seitheh die letztere. Zahlreiche Fibrillen verlaufen in ihm radiär vom oberen Bande nach unten konvergierend wie die Strahlen eines Fächers (fächerförmiges Gebilde [Berg er]). Die ganze konvexe obere Fläche des Zentralkörpers ist durch eine sehwache, mit feinen Fibrillen ausgefüllte Spalte von den Protocerebralloben getrennt. Die Fibrillen entspringen von den Loben, verlaufen über die Oberfläche des Zeutralkörpers und treten schließlich in diesen ein. Die konkave untere Fläche des Corpus centrale ruht auf einem fibrillären Gewebe, das ihn von dem Medianlobus trennt. Der unter dem Zentralkörper gelegene Medianlobus wiederholt die Form der unteren Partie des ersteren : er ist oben konvex, unten kon- kav und besteht aus homogener Punktsuhstanz; von seinem vorderen Bande entspringt ein voluminöses Fibrillenbündel, wendet sich schief von oben und außen nach unten und innen und erreicht die ent- sprechende Hälfte des Deutocerebrums. Der Laterallobus hat gerundete Konturen, steht innen mit dem Zentralkörper und Medianlobus, oben mit dem Protocerebrallobus und dem Pedunculus des gestielten Körpers, unten mit dem Deuto- cerebrum in Verbindung und ist außen direkt von der Ganglienzellen- rinde bekleidet. Er besteht ebenfalls aus Punktsubstanz und geht wichtige Verbindungen ein: ein kleines Bündel auswärts vom Stiel des Corpus peduneulatum (gestielten Körpers) verbindet ihn mit der äußeren Partie des Protocerebralloljus : ein voluminöses Bündel, welches zwischen dem Zentralkörper und dem Pedunculus hindurchtritt, ver- bindet ihn mit der inneren Partie des Protocerebrallobus; ein drittes Bündel verbindet innen den Laterallobus mit dem äußeren Bande des Medianlobus. 11. Die Brücke der Protocerebralloben, von Viallanes bei Vespa entdeckt, liegt als hufeisenförmiger Körper zwischen den beiden Protocerebralloben über der fibrösen Schicht des Zentralkörpers. Ihre Konvexität ist nach vorn gerichtet; oben, hinten und vorn ist sie voll- ständig von der dicken Ganghenzellenrinde bedeckt, welche die obere und mediane Partie des Protocerebrums bekleidet. Durch ihre beiden abwärts gekrümmten Schenkel verbindet sich die Brücke mit den beiden Protocerebralloben. Sie besteht aus Punktsubstanz und zeigt inter- essante Beziehungen zu den Tuberculi ocellares, deren jeder in das ent- sprechende Ende der Brücke eingelagert erseheint. An den lateralen Teilen ihres konvexen Bandes empfängt die Brücke Fibrillen aus den Protocerebralloben. Diese sehr zahlreichen Fibrillen füllen den ganzen Baum zwischen der Konvexität der Brücke und der Innenseite der Loben aus. Vom Ende der Brücke senkt sich ein Fibrillenbündel fast — 100 — vertikal in den Körper des Lobus ein und liegt hier unmittelbar hinter dem Bündel, welches aus dem Chiasma optico-olfactoriuui absteigt, scheinbar seine Fibrillen mit diesem mischend; so erreicht es vielleicht das Deutocerebrum. Das Deuterocerebnini (Deutoeerelnum, Deutereneephahim). Dieser Gehirnabschnitt ist oljen von den Protocerebralloben und dem mittleren Protocerebrum, unten vom Tritocerebrum begrenzt. Er besteht aus zwei paarigen Massen, einer hinteren dorsalen (Lobus dorsalis) und einer ventralen vorderen (Lobus olfactorius). Der Lobus dorsalis erscheint kuglig und ist oben vom Lateral- lobus des mittleren sowie von dem entsprechenden Protoeerebrallobus bedeckt. Seine vordere Fläche vereinigt sich nach oben mit dem Lobus olfactorius, der sie bedeckt; etwas tiefer steht sie mit dem sie gleichfalls bedeckenden Tritocerebrum in Verbindung, — Der Dorsallobus besteht aus Punktsubstanz, welche der des Protoeerebrallobus gleicht und von zahlreichen Fibrillenzügen durchsetzt wird. Die beiden Dorsalloben sind an ihrer oberen Partie durch eine schwache Verlötung aus Punktsubstanz miteinander verbunden; hinter dieser trennt sie eine tiefe und breite Furche; sie stehen jedoch durch eine vordere starke und eine hintere viel schwächere fibrilläre Kommissur miteinander in Verbindung. Nach innen verschmilzt die Masse des Dorsallobus ohne Grenze mit der des Protoeerebrallobus ; doch wird eine Grenze weiter auswärts erkennbar, denn hier wird die Verbindung nur durch zahlreiche Fibrillen hergestellt, welche sich nicht zu unter- scheidbaren Bündeln gruppieren. Der Lobus dorsalis steht mit den Kreuzsträngen und mit den Kreuzungsbündeln in Verbindung; ferner mit dem mittleren Proto- cerebrum durch zwei Fibrillenbündel, deren eines vom Medianlobus, das andere vom Laterallobus entspringt. Von der hinteren Fläche des Dorsallobus geht der Nervus tegumentarius aus. Jedes der beiden Ganglia stomatogastrica verbindet sich mit dem Gehirn durch eine Wurzel, welche nahe der Medianlinie im Scheitel desjenigen Winkels entspringt, dessen Schenkel die beiden Dorsalloben bilden, indem sie sich nach oben vereinigen. — Die freie Oberfläche des Lobus dorsalis ist nicht in ihrer ganzen Ausdehnung mit Ganglienzellen belegt, die vielmehr an dessen Innen- und Hinterseite fehlen. Die Gan- glienzellen sind besonders vorn sehr groß und entsenden ihre Fortsätze in den Lobus. Die Zellenrinde des Dorsallobus setzt sich ohne Grenze in die des Protocerebrums fort. Der Lobus olfactorius (Flögel), Eiechlappen (Leydig), Antennennerv enlappen (R a b 1 - R ü c k h a r d t) , Antennenanschwellung, Bulbus olfactorius (Dietl), Lobo olfattorio (Bellonci) ist ein deutlich sphärischer Körper an der Vorderseite des Lobus dorsalis, mit dem er durch einen kurzen dünnen Stiel verbunden ist. Er besteht aus einer zentralen und peripherischen Partie, welche deutlich gesondert sind. Die zentrale durchsetzt in Form eines Zylinders die peripherische. Die vordere Basis dieses Zylinders liegt unmittelbar unter den Zellen, welche den Lobus olfactorius bekleiden; die hintere Basis legt sich an den Dorsallobus an und bildet den Stiel des Riechlappens. Die meisten Fibrillen des Zyhnders verlaufen zu dessen Achse parallel, die üDrigen, vorwiegend dessen Oberfläche angehörenden, senkrecht zu den ersteren. — 101 — Die peripheiiscbe oder corticale Partie des L. olfactorius enthält zahl- reiche Glomeruli olfactorii, d.h. Stellen, an welchen die Pnnktsubstanz eine besonders feine und dichte Struktur besitzt. Die Fibrillen des Zen- tralzylinders setzen sich ohne Grenze in die der kortikalen Partie fort. Der Lohns olfactorius ist mit dem Lobus dorsahs durch einen kurzen Stiel verbunden, welcher aus einem Fibrillenbündel besteht, dessen Komponenten nicht nur aus der centralen, sondern auch aus der kortika- len blasse des L. olfactorius kommen. An diesem Stiel befindet sich als kleiner kughger unterer Anhang ein accessorischer Lobus olfactorius mit ähnlichen Glomeruh, wie im corticalen Teil des L. olfactorius. Die aus ihm hervortretenden Fibrillen wenden sich aufwärts und mischen sich mit denen des Stiels des Hauptriechlappens. Das Chiasma optico- olfactorium setzt die beiden Eiechlappen mit den beiden gestielten Kör- pern und mit dem Zentralkörper in Verbindung. Die Ganglienrinde vom Dorsaüobus des Deuterocerebrums setzt sich auf den Lobus olfactorius derart fort, daß sie dessen Innen- und Außen- seite bedeckt. Die Ganglienrinde des Protocerebrums bedeckt die obere Seite des L. olfactorius, während die des Tritocerebrums seine untere Seite bekleidet; doch besitzt der Eiechlappen eine ihm speziell eigene ganghöse Einde, von deren Zellen er die Fortsätze bezieht. Diese bedeckt seine Vorderseite und besteht aus großen, plasmareichen, (morpho- logisch) unipolaren Ganglienzellen, welche ihre Ausläufer in die zen- trale Substanz entsenden. Der Nervus olfactorius oder antennahs entspringt von der vorderen äußeren Partie des Eiechlappens. Nachdem er an seiner Basis die Zellenrinde der letzteren durchsetzt hat, teilt er sich in zwei Bündel: das vordere breitet seine Fibrillen an der äußeren Oberfläche des L. olfactorius aus, wo sie in die Corticalschicht eindringen und zwischen den Glomeruh olfactorii verschwinden; das hintere Bündel verbindet sich dagegen nicht mit dem L. olfactorius, zieht vielmehr an dessen Außenseite nach hinten und tritt von der Außenseite her in den Lobus dorsahs ein. — Ferner entspringt vom Eiechlappen der sehr zarte acces- sorische Antennennerv. Das Trltocerebium (Tritenceplialum). Das Tritocerebrum besteht aus zwei Lappen, welche auf den ersten Bück keine direkte Verbindung miteinander zu haben scheinen. Die hintere Partie der Tritocerebralloben bedeckt oben die vordere Seite des deutocerebralen Dorsaüobus, etwas tiefer die Vorderseite des Schlund- konnektivs; ihre Vorderseite ist unten frei, vorn vom L. olfactorius bedeckt. Die Tritocerebralloben bestehen aus Punktsubstanz; oben und innen wird ihr Gewebe sehr dicht und bildet Glomeruli, welche den Gl. olfactorii gleichen (Lobulus glomerulatus). Von diesem L. glomerulatus entspringt ein Fibrillenbündel, welches abwärts und nach hinten zieht und zwischen dem Lobus dorsahs des Deuterocerebrums und dem Tritocerebrallobus verlaufend schheßhch in das Schlund- konnektiv eintritt. Der Tritocerebrallobus jeder Seite verbindet sich mit dem Dorsal- lobus zunächst durch eine ziemhch umfangreiche Verlötung, ferner durch Fibrillen, welche aus dem Stiel des L. olfactorius kommen und z. T. direkt zum Lobulus glomerulatus gehen. Er steht ferner mit dem Protocerebrallobus der entgegengesetzten Seite in Verbindung — 102 — durch Vermittlung des Kreuzungsbündels, sowie mit dem Mediau- lobus des mittleren Protocerebrums, welcher ein Bündel entsendet, dessen Fibrillen sich teils zum Deuterocerebrum, teils zum Tritocere- brallobus begeben. Der Labrofrontalnerv entspringt aus dem vorderen unteren Ende des Tritocerebrallobus und spaltet sich nach seinem Austritt aus dem Gehirn in zwei Arme, den Oberhppennerv (N. labralis) und den Nerv des G. frontale. Der Tritocerebrallobus ist an seiner Außen-, Ober- und Vorder- seite von einer aus großen Zellen bestehenden Binde bekleidet. Von seinem unteren Ende entspringt ein zyhndrischer Nervenstrang, welcher eine Strecke weit mit dem Schlundkonnektiv an dessen Vorderseite verläuft, sich aber von dem Konnektiv trennt und unter dem Öso- phagus hindurch tritt, um sich schheßlich mit dem Tritocerebrallobus der anderen Seite zu vereinigen (Transversalkommissur des Schlund- ringes). Tatsächlich handelt es sich also nicht um eine Konnektival- kommissur, sondern um einen Verbindungsstrang zwischen dem rechten und linken Tritocerebrallobus, der also mit Viallanes als Tritocere- bralkommissur zu bezeichnen wäre (vgl. auch Lienard 1880). Die Fasern, welche die Sehlundkonnektive zusammensetzen, kommen aus allen drei Hauptteilen des Gehirns, dem Proto-, Deuteio- und Trito- cerebrum. Von der hinteren Partie des Protocerebrallobus entspringt eine beträchthche Anzahl von Fibrillen, welche den Lobus dorsalis des Deutocerebrums durchsetzen und sich in das Schlundkonnektiv fortsetzen. Von dem hinteren Teile des Laterallobus des mittleren Protocerebrums geht ein zyhndrischer Fibrillenzug von oben nach unten durch den Dorsallobus des Deuterocerebrums in das Schlundkonnektiv, welches ferner aus dem Dorsallobus des Deuterocerebrums zahlreiche Fibrillen erhält. Der Tritocerebrallobus gibt von seiner ganzen hinteren Seite Fibrillen an das Konnektiv ab. Allgemeiner Bauphiu und verschiedene Ausbildung des Geliiins. Der allgemeine Bauplan des Gehirns stellt sich nach Haller (1905) wie folgt dar. Die Tentakelganglien repräsentieren die primären Schlundganglien und stellen zusammen das Archicerebrum dar. Die beiden anderen paarigen Gehirnabschnitte gehören ursprünglich dem oralen (zweiten) und postoralen (dritten) Segmente an und bilden den sekundären Teil des Syncerebrums. „Somit involviert auch das primärste Arthro- prodengehirn mindestens die Zusammensetzung von nervösen Teilen dreier Metamere ihrer Ahnen, der Anneliden." An dem Syncerebrum sind drei Regionen zu unterscheiden: 1. ein dorsales Gebiet (Proto- cerebrum), von dem aus die Innervation der Scheitelaugen stattfindet und welches die Intelligenzsphäre enthält (pilzhutförmige Körper oder Globuh); 2. jederseits vom dorsalen Gebiet das Sehganglion für das Komplexauge; 3. ventralwärts je ein Antennalganglion, das Deutero- cerebrum, dem als ventraler Abschluß das Tritocerebrum folgt. Das Proto- und Deuterocerebrum faßt Haller in demselben Sinne auf, wie Viallanes, rechnet dagegen das Gebiet des Labral-, Mandibel- und Maxillarnerven nicht zum Tritocerebrum, sondern bezeichnet diese Gebiete als suboesophageale Ganglienmasse. — Die drei genannten 103 — N üjjt Abschnitte sind dadurch charakterisiert, daJ3 sie drei Sinnessphäron entsprechen: Das Protocerebrum jener der Scheitel- und Komplex- augeu, das Deuterocerebrum jener der Antenne und das Tritocerebrum der des Kopfsinnesorganes (Tömösvarysches Organ). Hinsichthch der Einzelheiten, die natürlich hier nicht Platz finden können, muß auf die sehr lesenwerten Ab- handlungen Haller's verwie- sen werden. (Vgl. auch Jo- neseu 1909.) Die G-röße des Gehirns ist keineswegs bei allen Insekten die gleiche, d. h. sie steht zu der Körpergröße oder ]\Iäch- tigkeit des ganzen übrigen Nervensystems nicht in dem- selben Verhältnis, sondern kann sogar bei manchen Ar- ten je nach dem Geschlecht nicht unerheblich verschieden sein. Die stattlichste Aus- dehnung hat das Gehirn bei den Hymenopteren gewonnen, unter welchen wieder die staatenbildenden besonders durch die auffallende Größe dieses Organs ausgezeichnet sind. Die Hornisse {Vespa crabro L., Fig. 52) hat im Ver- hältnis zu ihrer Körpergröße ein größeres Gehirn als die übrigen Vespenarten, die Ves- piden haben ein größeres als die Apiden. Das Tritencepha- lum, welches bei den Ortho- pteren und anderen Insekten deutlich abgegrenzt ist, ver- schmilzt bei den Wespen mit den benachbarten nervösen Partien derart, daß es nicht mehr als besonderer Abschnitt des Gehirns erscheint (Vial- lanes 1887). Die Verschiedenheit in der Ausbildung des Gehirns bei Formen derselben Art zeigen besonders deutlich die Formi- ciden. Namentlich mächtig im Vergleich mit anderen Insekten ist hier der gestielte oder pilzhutförmige Körper (Corpus pedunculatum) ent- wickelt, der in ähnlicher Entwicklungshöhe auch bei anderen sozialen Insekten gefunden wird und dessen Beschaffenheit mit den intellek- tuellen Fähigkeiten in engem Zusammenhang zu stehen scheint (vgl. Kenyon). Eben dieses Corpus pedunculatum ist bei den Arbeitern, Männchen und Weibchen der Ameisen in seiner Größe auffallend ver- ^ M. Fig. 54 D. Schematischer Durchschnitt durch das Gehirn von Lasiits fuliginosus Ltr. ..4 Arbeiter; W Weibchen; M Männchen. (Nach Forel aus Escherich 1906.) Cp Corpora pedunculata. Co Stiele der Corp. pedancalata. H zellige ,, Großhirn" -Rinde. L. olf. Lotins olfactorius. L. opt. Lohns opticus. N. off. Nervns olfactorias. N. opt. Nervus opticus. 0 Ocellen. R schwach entwickelte Hirn- rinde des ,^. St Gehirnstamm. 104 schieden: im männlichen Geschlecht erscheint es fast rudimentär und nur dürftig entwickelt, bei den Weibchen ist es ziemlich groß und wohl ausgebildet, während es bei der Arbeiterin den überwiegenden Teil des Gehirns repräsentiert. Dieser Gehirnbau steht mit den intel- lektuellen Leistungen dieser drei Formen in bester Übereinstimmung (Fig. 54 D), Forel. Um zu erkennen, daß die Verschiedenheit in der Ausbildung der geistigen Fähigkeiten und der Instinkte Hand in Hand geht mit der verschiedenen Entwicklung f,^l des Gehirns, sind, wie die Ameisen, auch die Bienen mit ihren drei Formen (Kö- nigin, Drohne, Arbeiterin) sehr günstige Objekte (vgl. Fig. 54 A, B, C), welche neuer- dings von Jones cu (1909) eingehend studiert worden sind. Der Eaum gestattet es nicht, an dieser Stelle der Darstellung dieses Autors zu folgen. Wir fassen nur kurz die Resultate zusam- men. — Das Gehirn der Königin ist am kleinsten, erheblich kleiner, als bei der Arbeiterin. Bei der Drohne ist das eigentliche Gehirn nicht größer als das der Arbeiterin, wohl aber sind die Sehlappen der Augen- größe entsprechend sehr mächtig entwickelt. Hin- sichtlich der Teile des Ge- hirns unterscheidet J o n e s c u konstante und veränderliche; die Verschiedenheiten be- treffen vornehmlich die pilz- hutförmigen Körper, die An- tennenanschwellungen und die Sehlappen. ,,Die inne- ren Fibrillärorgane wie die Protocerebralloben, der Zen- tralkörper (Floegel), die Ocellarglomeruli und die Ocellarnervenbrücke zeigen im allgemeinen eine kon- stante Struktur und sind bei den drei Formen nicht merkhch verschieden." ,,Der Sehlappen (Lobus opticus) ist weitaus am größten am Gehirn der Drohne, viel kleiner am Gehirn der Königin. Diese verschiedene Größe der Sehlappen entspricht der verschiedenen Größe der Augea." Der Bau der Sehlappen ist bei den drei Formen wesentheh der gleiche, „Man wird nicht irre gehen, wenn man die großen Augen der Drohne Fig. 54 A, B, C. Horizontalsclinitte durch das Gehirn der Biene : A Königin; B Di'ohne; C Arbeitsbiene. (Joneseu 1909.) cai vordere innere Becher, cpe hintere äußere Becher der Corpora pedunculata, ci innere Becher, ce äußere Becher. Sp Spaltungsfurche. Oc medianer Ocellus. Lo Lobus opticus. — 105 - und die Größe ihres Lohns opticxis mit dem Hochzeitsflug in Verbin- dung bringt. Die Drohne verfolgt die Königin im Fluge, wozu ohne Zweifel ein gutes Sehvermögen nötig ist." „Was die Antennenanschwellungen (das Deuterocerebrum) be- trifft, so finden wir diese dem Volumen nach bei der Drohne und bei der Arbeiterin imgefähr gleich groß, während sie bei der Königin erheb- lich kleiner sind. In der inneren Struktur fand ich aber einen bedeuten- den Unterschied, insofern dieses Organ bei der Drohne nicht so kom- pliziert gebaut ist als bei der Arbeiterin. Die Zahl der Endbäumchen (Glomerulen) ist bei der Drohne erheblich geringer. Es ist also evident, daß die Sinnesfunktion der Antennen bei den Drohnen weniger hoch entwickelt ist als bei der Arbeitsbiene." Besonders interessant ist auch hier wieder der pilzhutförmige Körper, in welchem die aus allen Teilen des Gehirns kommenden Lei- tungsbahnen zusammentreffen. „Sicherlich sind also die pilzförmigen Körper ein Ort der Verknüpfung der verschiedensten Sinneseindrücke, wahrscheinhch auch der Ort der erworbenen Assoziationen. Insofern könnte man sie als Organe der Intelligenz betrachten, eine Meinung, welche schon von Duj ardin (1850) ausgesprochen mid späterhin haupt- sächhch von Floegel (1878) ausgeführt wurde. — Bei der Drohne sind die pilzförmigen Körper recht groß ausgebildet, größer als bei der Königin und kaum kleiner, als bei der Arbeitsbiene. Dabei ist aUerdings in Betracht zu ziehen, daß der ganze Kopf und das ganze Gehirn der Drohne dem Volumen nach größer ist als bei der Arbeitsbiene, so daß also die pilzförmigen Körper einen relativ kleineren Teil des Gehirns bilden." ,,Die pilzförmigen Körper der Arbeitsbiene sind bedeutend größer als diejenigen der Königin, und diese Tatsache darf wohl mit den höhereu geistigen Fähigkeiten der Arbeitsbiene in Beziehung gesetzt werden. Auch bestehen feinere Unterschiede in bezug auf die Gestalt und die Lage der Becher der pilzförmigen Körper." ,, Jedenfalls bestehen Beziehungen zwischen den verschiedenen In- stinkten und Tätigkeiten der drei Formen der Bienen einerseits und dem Bau des Gehirns andererseits, wenn wir ai;ch nicht imstande sind, die Bahnen genauer zu bezeichnen, auf welchen die einzelnen Tätigkeiten beruhen. Die Verschiedenheit der Gehirne der Drohne, der Arbeitsbiene und der Königin entspricht offenbar der Verschiedenheit der Fähig- keiten und Tätigkeiten." In seiner Untersuchung über die phjdogenetische Entwicklung des Hymenopterengehirns kommt H. v. Alten (1910) zu folgenden Ergeb- nissen: ,, Trotz des durchaus einheitlichen Bauplanes des Hymenopteren- gehirns zeigen sich bei den einzelnen Unterordnungen doch mannig- fache Verschiedenheiten, insbesonder der drei variablen Teile: der pilzhutförmigen Körper, des Lobus opticus und des Lobus olfactorius." Die pilzhutförmigen Körper treten zunächst nur sehr wenig hervor (Tenthredinidae) und gewinnen bei den Uroceriden, Ichneumoniden und Apiden immer mehr an Ausdehnung, um bei den Vespiden ihre höchste Ausbildung zu erreichen. Die Spaltfurche zwischen den Globuli (la scissure du corps pedoncule, Viallanes) wird erst von den Ichneumo- niden an deuthch erkennbar und verläuft nur bei den Cynipiden von hinten lateral nach vorn medial, dagegen bei der Mehrzahl der übrigen Arten von hinten medial nach vorn lateral (ganz extrem bei den Ichneumoniden und Braconiden) ; nur selten und bei den hochentwickelten — 106 — Formen {Ains mellifica L. Arbeiter, Ves-pa vulgaris L. $ u. Arbeiter) zieht sie annähernd gerade von vorn nach hinten. „Die GangUenzellen der Globuh haben bei den Aculeaten eine weitere Differenzierung in eine mediale nnd eine zweite, sie ringförmig umgebende Grujjpe erfahren." Die Marksubstanz der Globuh tritt in vier verschiedenen TyjDen auf: 1. der keulen- oder kolbenförmige Tyjnxs (Tenthrediniden). Aus ihm entwickelt sich infolge einer mitt- leren Vertiefung 2. der Schalentypus (Cynipiden, Uroceriden). Durch weiteres Auswachsen der Schalenränder und durch mannigfaltige Ver- dickungen und Aufwulstungen entsteht eine Vergrößerung der Ober- fläche. Diese Umbildungen führen einmal zur Entwicklung 3. des Kelchtypus (Ichneumoniden und Braconiden) und zweitens zur Aus- bildung 4. des Bechertypus (Aculeaten). Bei den Ichneumoniden erreicht der Lobus olfactorius, dessen Größe variabel ist, quahtativ und quantitativ die höchste Ausbildung (vgl. die Lebensweise der Ichneumoniden). Nimmt man für die phylogenetische Spekulation die verschieden hohe Ausbildung der Instinkt- und Eeflextätigkeit, wie sie sich in der Lebensweise, der Eiablage, dem Nestbau, der Brutpflege usw. äußert, zum Ausgangspunkt und berücksichtigt hierbei die Gehirne und nament- Hch die pilzhutförmigen Körper als die hauptsächhchsten Eetlex- und Assoziationszentren, so sind zweifellos die Tenthrediniden als die ur- sprünghchsten Hymenopteren anzusehen. Ihnen nahe verwandt sind die Cynipiden und Uroceriden, ohne daß jedoch C\vnipiden und Uro- ceriden in eine Linie gebracht werden könnten; beide haben sich viel- mehr gesondert aus den Tenthrediniden entwickelt, indem die Cynipiden den Keulentj'pus der Globuli zum Schalentypus weiterbildeten und die ihnen allein eigentümhche Verlagerung der Spaltfurche entwickelten, während andererseits die Uroceriden unter Ausbildung des noch schwach entwickelten Schalent^vpus die Lage der Spaltfurche so beibehielten, wie wir sie bei allen anderen Hymenopteren wiederfinden. Die Weiter- bildung hat von den Uroceriden aus stattgefunden, indem das Volumen der Markschale durch Auswachsen der Eänder vergrößert wurde und die Globuli in ihrer nächsthöheren Entwicklungsstufe bei den Ichneumo- niden auftreten. „Bevor jedoch bei diesen die vollständige Ausbildung der Kelchform der Globuh, die extreme Lagerung derselben hinter- fiinander und die Drehung der Markmassen des Lobus opticus voll- ständig erfolgt war, müssen sich die Fossorien, die Stammgruppe der Aculeaten, von dieser Eeihe abgezweigt haben, bei denen die bereits ausgewachsenen Eänder der Schale sich nicht nach außen, sondern mehr nach innen wandten, wodurch sich der Bechertypus der Aculeaten herausbildete." Die Wespen zeigen im Bau ihres Gehirns eine so aberrante Form, daß sie von heute lebenden Fossorien nicht abgeleitet werden können; sie müssen sich von ..Profossorien" abgezweigt haben. Das Gehirn der rezenten Fossorien folgt schon ganz dem Bautypus des .Jp/s- Gehirns. Sie führen ungezwungen zu den Archiapiden, ,,von denen aus man weiter ein zunehmendes relatives Wachstum der pilzhutförmigen Körper und einen allmählich immer klarer sich herausdifferenzierenden, sexuellen Dimorphismus unter Bevorzugung der Weibchen nachweisen kann, sowohl bei den Gastrilegiden (höchste Form Antlvidium), als auch bei den Podilegiden, und zwar im großen und ganzen in einer Eeihenfolge, die mit der von Friese unter hauptsächlicher Berücksichtigung des ver- — 1(17 — schieden vollkommen ausgebildeten Sammelapparates aufgestellten übereinstimmt. Die mächtigere Entwicklung der pilzhutförmigen Körper findet sich bei den Podilegidae, die mit ihren höchsten Formen zu Apis mellifica L. und über Anthopliora zu Bomhiis hinüberleiten." V. Alten konstatiert ferner, „daß Verschiedenheiten in der Aus- bildung des Zentralnervens_vstems auch bei den solitären Apiden exi- stieren," — ,,daß ferner die höchsten Werte in der Keihe der Podilegiden (Bomhus) erreicht werden, die jedoch beim Übergang zu den perennieren- den Staaten (Apis) eine Verminderung erfahren, — daß schheßUch — sexuelle Differenzen bei allen untersuchten Arten der solitären Apiden bestehen, ohne daß man aber bei den niederen Formen bereits von einem Prädominieren des weibhchen Geschlechtes sprechen könnte." Die Männchen der Schmarotzerbienen zeigen nur eine geringe Eeduktion, die Weibchen dagegen eine erhebliche Eückbiklung der pilzhutförmigen Körper. Bei den nicht perennierenden Hummel- und Wespenstaaten ist das Weibchen am höchsten entwickelt, worauf die Arbeiterinnen und schheß- lich die Männchen folgen, während bei Apis mellifica die Arbeiterinnen höher stehen als Weibchen und Männchen. IV. Das untere Schlundganglion. Das imtere Schlundganghon, gewöhnhch im Kopf gelegen, ist z. B. bei Eliizofrogus in den Thorax gerückt und steht durch kurze Konnektive mit dem prothorakalen Ganghon in Verbindung. Es enthält das Zen- trum, w-elches die Gesamtbewegung, die koordinierte Bewegung aller drei Extremitätenpaare des Thorax, reguhert, welche jedes für sich durch ihr zugehöriges thorakales Knotenpaar dirigiert werden. Die im ganzen zustande kommende Gehbewegung hat ihr Zentrum im Gan- glion suboesophageum (Faivre, Binet), daher der dekapitierte Bliizo- irogus (der ja mit dem Kopfe nur das Gehirn, aber nicht das untere Schlundganghon verhert) noch sehr wohl zur geordneten Gehbewegung fähig ist, während andere dekapitierte Käfer (die mit dem Kopfe auch das untere Schlundganglion einbüßen) keine geordnete Gehbewegung mehr auszuführen vermögen. Das in Eede stehende Ganglion innerviert die drei Paare der Mund- extremitäten (Mandibeln, MaxiÜe I und II). Wie diese primär je einem Segmente angehören, entfällt ursprünglich auf jedes dieser Segmente ein Doppelknoten: das untere Schlundganghon ist also das sekundäre Verschmelzungsprodukt dieser drei KiefergangUen (des protognathalen, deutognathalen und tritognathalen Ganghons), wie bei der Imago so auch bei der Jugendform und Larve. Wenn nun das Gehirn sich eben- falls aus drei primären Doppelknoten zusammensetzt, so enthält der Kopf der Insekten ursprünglich sechs Ganglienpaare; und da je ein primärer Doppelknoten zu einem Segmente gehörte, so besteht der Kopf aus sechs miteinander verschmolzenen Segmenten. Das obere Schlundganglion kann man als Procephalum von dem Unterschlund- ganglion (Gnathocephalum) unterscheiden. An seiner ventralen Seite läßt das untere Schlundganghon drei liintereinander gelegene Hügel erkennen, welche den drei primären — los — Doppelknoten entsprechen, wie auch der feinere Bau dieser Ganglien- masse beweist. Das Ganglion mandibulare zeigt an seiner Dorsalpartie zahlreiche große Zellen (Fig. 55), welche für diese Partie des Nerven- systems charakteristisch sind. Man darf annehmen, daß sie jenes Zentrum für die ko- / \ / ordinierte Bewegung der Beine (eine Art Cerebellum, Binet) darstellen, welches im unteren Schlund- ganglion hegt. Das Ganglion maxillare gleicht dem typi- schen Subintestinal- ganglion (vgl. spä- ter), ebenso das Ganglion labiale. Fig-. 5.5. Schnitt durch das Mandibulargangliou von Melolonfha vulgaris Fabr., vergr. (Binet 1894.) <:'"/ iicm I Fig. 56. Kopf von Dytiscus marginalin L. von oben geöffnet zur Demonstration des Unter- schlundganglions, der Querkommissur. der Mandibe] nerven und des Maxillen- nerveu. (Holste 1910.) nmx Nervus masillaris. nmd Nervus mandibnlaris. ntmd Nerv des Muse, üexor mandibulae. cms Schlund- commissur. noc Commissura transversalis, fvid -Muse. ÜGxor mandibulae. gi Ganglion infraoesophageum. ncni 1 Nervus jugularis primus. dk Muse, depressor capitis horizontalis. fvLvp Muse, flesor maxillae posterior. e?nx Muse, extenser maxillae. fmxs Muse, üexor inaxillae superior. fmxa Muse, üexor maxillae anterior. nemd Nervus musc. extensoris mandibulae. emd Muse, extensor mandibulae. Die Nerven des unteren Schlundganglions. Der erste dieser Nerven, der N. mandibnlaris, entspringt etwas unter dem Schlund- ringe der Unterseite des GangHons und entsendet zahlreiche Zweige, deren Lage und Verlauf die Fig. 56 zeigt. — lOH — Der N. maxillaris ist stark und reich verzweigt. Sämtliche zu den Maxillarnniskehi ziehenden Zweige entspringen von ihm bald nach seinem Austritt aus dem Ganglion in etwa gleicher Höiie (vgl. Fig. 57). Aus dem dritten jn-imären Ganglion des Gnathocephalums (G. Kopf- ganglion) entspringen drei Nervenpaare. 1. Der N. labialis als unterster und innerster der drei Nerven des Unterschlundganglions, welcher direkt von dessen Unterseite ausgehend in leicht gewundenem Laufe dem Levator labii platt angeschmiegt nach vorn frelit und dann unter dem Levator glossae internus hindurchtritt. Kopf von Dyfiscus marginalis L. von oben geöffnet, zur Demonstration des Unterschlundganglions, der Quercommissur, des Maxillar- und Labialnerven. (Holste 1910.) Igi Müsc. levator glossae internus, dg Musculus depressor glossae. a, h, r drei Äste des Nervus maxillaris. epm Muse, extensor palpi maxillaris. fini Muse, flexor lobi e.Kterni maxillaris. elm Muse, extensor lobi externi maxillaris. fvuca Muse, flexor maxillae anterior. Ige Muse, levator glossae externus. nvixi Zweig des Nervus maxillaris. uLbi Nervus labialis, nmx Nervus maxillaris. nmd Nervus mandibularis. cms Schlundcommissur. iioe Commissura transversalis. gi Ganglion infraoesophageum. cm Längseommissur. dh Muse, depressor capitis horizontalis, IIa Muse, levator labii. fmxj) Muse, flexor masillae posterior. emx Muse, extensor maxillae. ?ivtX2 Zweig des Nervus maxillaris (ebenso b, c, d). epl Muse, extensor palpi labialis. um sich in der Zunge (Ligula s. Glossa) und den Nebenzungen (Para- glossae) zu verzweigen. Er gibt zwei Aste ab, deren einer die Kehle (Gula) und das Kinn (Mentrum) sowie die ]\Iuskeln der Unterlippe ver- sorgt und schließlich wieder mit dem Truncus verschmilzt, während der andere weiter vorn entspringende das Palparium und die Lippentaster durchzieht (Fig. 57). 2. Der erste Jugularnerv (N. jugularis primus) entspringt etwas hinter dem Labialnerven in der Höhe der seithchen Mittelhuie des Ganghons iind zieht zunächst schräg abwärts unter dem Depressor capitis horizontahs hindurch, steigt an dessen Außenseite empor und tritt oberhalb des Darms an der Dorsalseite des Hinterhauptsloches in — 110 — den Prothorax ein. Der Hauptstamm innerviert den Rotator capitis superior. 3. Der zweite Jugularnerv (N. jugularis secundus) entspringt aus dem hinteren Teile des Unterschlundganglions kurz vor dessen Übergang in die Kommissuren, ist bedeutend kräftiger als der erste und innerviert eine größere Anzahl der Beweger des Kopfes. Holste faßt ihn als ersten Kommissuralnerven auf. Er ist bei Melolontha und anderen Käfern, deren Kopf wenig beweglich ist, weit schwächer entwickelt. — Hinsicht- lich der weiteren Einzelheiten sei auf die Arbeit von Holste (1910) verwiesen, deren klare textliche und bildliche Darstellung Anerkennung verdient. V. Bau eines thorakalen Ganglions. Von dem Bau des zweiten thorakalen Ganglions gibt Bin et (1894) folgende Darstellung, welche sich auf Rhizotrogus solstitialis L. bezieht Fig. 58 a. Querschnitt durch das erste Thorax- ganglion von. Rhizotrogus solstitialis L,; schematisch. (Bin et 1894.) kr Crnrallobus. cii Dorsalconneotive. cvp hintere Ventralcommissur. Id Dorsallobus. r.d.n,al dor- sale Wurzel des Flügelnervs. r. v. n. al. ventrale Wurzel des Flügelnervs. cv Columna veiitralis. c.v.a. vordere ventrale Commissur. loh. v. inf. un- terer Ventrallobus. n. er Nervus cruralis. n. al. Flügelnerv. w. er. Verdickung des Cruralnervs. (Fig. 58). Das Ganghon besteht aus folgenden drei Lappen: dem Lobus dorsahs, L. ventralis (beide unpaar und median gelegen) und dem Lobus cruralis, welcher paarig ist und lateral hegt. Keiner die- ser Abschnitte ist von den ande- ren durch eine deutliche Grenze gesondert. Der Ventrallobus enthält als wichtiges Organ die Columna ventrahs. Sie besteht aus zwei Punktsubstanzmassen von großer Dichtigkeit, welche annähernd zyhndrische Gestalt haben und sich von vorn nach Fig. 58 b. (cf. Text.) — 111 — hinten erstrecken. Fig. 58 a zeigt sie im Schnitt, Fig. 58 c von oben lind Fig. 58 b von der Seite. Vorn sind beide Säulen (Columnae) durch eine breite Kommissur verbunden (Commissura ventralis anterior); eine zweite bogenförmige Kommissur, welche hinter der erstgenannten liegt, verbindet die Columnen ebenfalls (Comm. ventr. j)osterior). Von den beiden Enden der Columnae ventrales gehen Fibrillenbündel aus, welche in die benachbarten Ganglien ziehen und die Ventralkonnek- tive darstellen. — Etwas unter der Columna ventrahs liegt der Lobus ventralis inferior, welcher aus zwei Punktsubstanzmassen besteht, die durch quere Fasern miteinander in Verbindung stehen. Der Dorsallobus besteht aus fibrillärer Substanz von geringerer Dichtigkeit, als dem Ventrallobus eigen ist. Diese Dorsalregion ist von vorn nach hinten von mehreren Konnektiven durchzogen, den Dorsal- konnektiven, die man als oberes, mittleres und unteres unterscheiden kann: das obere streicht längs des Dorsalrandes des Ganglions, das mittlere liegt wenig unter ihm und das untere durchsetzt eine Partie fibrillärer Substanz, den Lateralhügel. Die Dorsalkonnektive sind paarig, nur die mittleren vierfach. Ventral- und Dorsallobus setzen sich seitlich mit dem Crurallobus in Verbindung, welcher die Hauptfibrillen des Cruralnervs aufnimmt und natürhch in den Ganglien der beinlosen Abdominalsegmente fehlt. Er weist eine ventrale Verdickung auf, dessen fibrilläre Substanz der des Ventrallobus gleicht und als untere Cruralmasse bezeichnet werden kann. Über ihm sondert sich in unvollkommener Weise eine andere kleine Masse ab, in welche die unteren Dorsalkonnektive eintreten, der Lateralhügel. Der Nervus cruralis tritt an derjenigen Partie in das Ganglion ein, in welcher dessen Lateral- und Ventralfläche ineinander übergehen. Die meisten seiner Wurzeln verheren sich in der Fibrillärsubstanz des Crurallobus; einige ziemlich schwache, mit Tracheen vermischte scheinen sich in den Dorsallobus zu begeben, doch kann man sie nicht weit ver- folgen; andere stärkere ziehen zum Lobus ventralis inferior und in die Columna ventralis. Der Vorderflü gelnerv (Elytrennerv) irnterscheidet sich auf den ersten BHck von den Beinnerven durch die Abwesenheit eines besonderen, ihm zugehörigen Lappens. Er tritt da in das Ganglion ein, wo dessen dorsale und laterale Fläche ineinander übergehen. Gleich nach seinem Eintritt gibt er eine sehr dünne, dorsale Wurzel ab, die übrigens mög- hcherweise nicht ganz konstant auftritt und manchen Coleopteren fehlen dürfte. Weiterhin senkt sich der Flügelnerv schief nach unten und innen in das Ganglion ein und teilt sich in zwei Wurzeln, deren eine sich zur Columna ventralis begibt als ventrale Wurzel des Flügelnervs, während die andere als untere dorsale Wurzel einen oben konkaven Bogen beschreibt und sich von unten nach oben und vorn nach hinten wendet; sie ist für den Dorsallobus bestimmt, den sie eine Strecke weit durchzieht. Bei den Käfern, welche das Flugvermögen verloren haben {Blaps mortisaga L., Timarclui tenehricosa F., Carabus aiiratus L. wurden von Binet untersucht), erfahren die Wurzeln des Flügelnervs eine Reduk- tion. Die dorsale obere Wurzel bleibt erhalten, ebenso die ventrale, welche viel voluminöser ist als die erstgenannte. Die Verkümmerung bezieht sich nur auf die dorsale untere Wurzel ; ob sie vollständig verschwindet, wurde nicht mit Sicherheit ermittelt. Da der Flügelnerv nicht reiner Flügelnerv ist, sondern zugleich den parietalen Nerv (vgl. die abdominalen Parietal- — 112 — nerven) enthält, dürfte der Flügelnerv der flugunfähigen Käfer mit seiher reduzierten Wurzel nur noch dem Parietalnerv entsprechen. — Der Flügelnerv hat eine sensitive ventrale und eine motorische dorsale Wurzel. Die Columna ventralis und der Lohus ventralis inferior nehmen sensible Fasern auf, sind also sensible Zentren, während der Lobus dorsahs motorische Fasern em23fängt und somit das motorische Zentrum repräsentiert. Die fibrilläre Substanz ist von einer Ganglienzellenschicht umgeben, deren Komponenten unipolar sind und sich zu Häufchen gruppieren. Sie variieren ihrer Anzahl und Bedeutung nach mit den Gegenden, welchen sie angehören. Auf der Dorsalseite des Ganghons sind sie nur in geringer Anzahl vorhanden, jedoch sehr groß; sie liegen der Median- linie sehr genähert und in manchen Fällen (1. Thorax- Ganglion) sind nur 6 — 8 eiitwickelt. Im Gegensatz hierzu sind seitlich und ventral sehr zahlreiche Nervenzellen vorhanden, welche in 4 — 5 Schichten an- geordnet liegen. Ihre Größe ist teils sehr gering, teils steht sie hinter jener der Dorsalzellen zurück. Hinsichtlich der feineren Details muß auf die Arbeit von Bin et verwiesen werden, der wir auch die Daten über den Bau des abdominalen Ganglions entnehmen. Die Nerven der thorakalen Ganglien. A. Ganglion prothoracis. Die aus ihm entspringenden Nerven verhalten sich ihrer Anzahl nach bei den Käferfamilien verschieden. BeiCarabus sind drei getrennte Paare von Nerven vorhanden, deren jeder sich wieder unmittelbar nach dem Austritt aus dem Ganglion in mehrere Äste teilt. Bei Melolontha dagegen entspringen alle Nerven des Pro- thorax einem Stamm ,der sich dann weiter teilt und unter seinen Zweigen die drei charakteristischen Hauptäste erkennen läßt, welche den drei Nerven von Carabus entsprechen. Holste (1910) unterscheidet bei Dytiscus folgende sechs Nervenpaare: 1. N. sternahs prothoracis: ein schwacher an der Vorderseite des Ganghons etwas unterhalb und hinter den Konnektiven entspringender Nerv, welcher mit mehreren Ästen das Sternum innerviert und sich hier zwischen den Drüsenmassen, die das ganze Sternum erfüllen, verzweigt. 2. N. coxalis anterior prothoracis, entspringt vor der Mitte des Ganghons am Seitenrande der Dorsalfläche und zieht in beträchthcher Stärke im vorderen Abschnitt des Prothorax schräg nach oben und seit- wärts, wobei er in seinem Verlaufe sehr platt gedrückt, bandartig er- scheint, sich spaltet imd bald darauf wieder zusammenfließt. Seiiie Äste versorgen teils die Drüsen des Prothorax, teils die Muskeln. (Hin- sichtlich der Drüsen vgl. Kap. Haut. Es handelt sich um die Produzenten des milchigen Sekretes.) Im übrigen sei auf Fig. 59 und Holste's (1910) Arbeit verwiesen. 3. N. coxalis posterior prothoracis, entspringt am weitesten hinten, ziemUch in der Höhe der seitlichen Mittellinie des Ganglions. Er hat drei Äste, deren einer mit zwei Ästen den Flexor coxae, der zweite eben- falls diesen Muskel und der dritte die Flexores trochanteris major et minor innerviert. 4. N. coxalis inferior prothoracis, entspringt ungefähr in der Mitte der Seitenfläche des Ganglions zwischen dem vorderen Hüftnerv, dem — 113 — ßruätnei-v und dem Beinnerv, tritt in die Coxa und verschmilzt an deren Ende mit dem Beinnerven. In seinem freien Verlauf gibt er mehrere Äste ab. Fig. 59. Prothorax von vorn geöffnet (Querschnitt). Auf der linken Seite sind die Musculi extensores coxae weggenommen; die Figur zeigt das Prothoracalganglion und den Verlauf der Nerven, welche aus ihm entspringen, von Dyüscus marginalis L. $. (H eiste 1910.) fcla, fclh Xlasculi floxores coxae prothoracis. etrima Muse, extensor trochanteris prothoracis. «, ß^ /, 0 asw. Äste des Nervas coxalis anterior prothoracis. ncfl/ Nervus coxalis anterior prothoracis. ne/r/ Nervus eitensoris trochanteris. ncpl Nervus coxalis posterior prothoracis. nisl Nervus ischiadicus. a, fr, c usw. Norvenzweifre. ftrlma Muse, flexor trochanteris major, rtf Muse, rotator. feraoris. fu Muse, flexor unguium, fl Muse, flexor tibiae. et Muse, extensor tibiae. ftrimin Muse, flexor trochanteris minor. cirlmin Muse, extensor trochant. proth. minor, ncil Nervus coxalis inferior prothoracis. nsll Nervus sternalis prothoracis. j-W/ Ganglion prothoracis. cm Connectiv. ec/a,b,c Musculi extensores coxae prothoracis. 5. N. extensoris trochanteris prothoracis entspringt nicht direkt vom Ganglion, sondern als Nebenast des Beinnerven von dessen Außen- .seite nahe seinem Ursprung. Holste führt ihn als selbständigen Nerven deshalb auf, weil der ihm entsprechende Nerv des Meso- und Metathorax Handbuch der Entomologie, Bd. I. 8 — 114 — vom Beinnerven gesondert aus dem Ganglion entspringt. Er tritt an den Extensor trochanteris major heran. 6. Der N. ischiadicus prothoracis (Beinnerv, Nervus cruralis) ent- springt zwischen dem unteren imd hinteren Hüftnerven, etwas ventral- wärts verschoben, als starker Stamm, durchläuft die Hüfte in geradem Zuge, den Trochanter an der Außenseite, durchsetzt ferner in geradem Verlauf das Femur, und reicht durch Tibia und Tarsus bis zu den Ungues. Die zahlreichen Äste für die Muskeln des Beines beschreibt Holst e, auf dessen Arbeit hier verwiesen werden muß. B. Ganglion mesothoracis. Zwischen dem pro- und meso- thorakalen GangUon entspringt dem Konnektiv ein Nerv, welcher, wenn der zweite Jugularnerv als erster Kommissural- oder besser Kon- nektivalnerv aufgefaßt werden kann, als zweiter Konnektivalnerv be- zeichnet werden darf. Er entspringt etwas hinter der Mitte des Kon- nektivs und entsendet einen dem Konnektiv parallel verlaufenden Ast, welcher dicht vor dem Ganghon wieder mit dem Konnektiv oder auch mit dem Ganghon selbst verschmilzt, nachdem er kurz zuvor einen zarten Ast zum Elytrennerv gesandt hat. Der Konnektivalnerv versorgt ferner den Eetractor prothoracis mit kräftigen Ästen. Der Elytrennerv (N. alae mesothoracis) entspringt als kräftiger Stamm am oberen Vorderrande des Ganglions und zieht schräg nach oben über den Flexor coxae, den Extensor trochanteris und Levator elytri zu den Elytren. Hier wird er drei ästig (was uach Blanchard für die Coleopteren charakteristisch ist) und die drei Hauptäste begeben sich in die drei Hauptadern des Flügels. Die für den Prothorax angeführten sechs Nervenpaare wiederholen sich auch im Mesothorax. C. Ganglion metathoracis. Aus dem kurzen Konnektiv zwischen meso- und metathorakalem Ganghon entspringt gewöhnlich der dritte Konnektivalnerv in zwei getrennten Ästen, deren hinterer einen Zweig an den Flügelnerv entsendet, während sein Hauptast den ßetractor mesothoracis versorgt. Oft ist jedoch der ganze Kommissural- nerv mit dem Flügelnerv verschmolzen und entspringt aus ihm kurz nach seinem Austritt aus dem Ganglion. Der Flügelnerv (N. alae metathoracis) entspringt als einziger vom Vorderrande des Ganglions. Er zieht von der Ventralseite des Gan- ghons jederseits im Bogen schräg nach oben zum Flügel. Nach Abgabe zahlreicher Äste an die Muskeln (vgl. Holste!) dringt der Nerv schließ- Hch durch das Flügelgelenk in die dritte Flügelader ein und scheint hauptsächlich das Chordotoualorgan des Flügels zu innervieren. Die übrigen sechs Nerven entsprechen denen der beiden ersten Thoraxsegmente. VI. Bau der abdominalen Ganglien. Obwohl bei Bhizotrogus die abdominale Ganglienkette das äußere Aussehen einer einheithchen Masse besitzt, sind doch die sie zusammen- setzenden einzelnen Doppelknoten wohl geordnet und genau so ent- wickelt wie die primären abdominalen Doppelknoten, welche ihre ur- sprünghche Lage beibehalten haben. Binet vertritt die Ansicht, daß der abdominale Doppelknoten das typisch, gebaute Ganglien darstelle, welches dessen Fundamentalorganisation in Erscheinung treten lasse. — 115 — Jeder abdoininale Doppelknoten entsendet motorische und sensible Nerven, deren erstere die Kespirationsbewegungon des Abdomens leiten, daher die Ganghen vorwiegend als respiratorische angesehen werden können. Das Ganglion wiederholt in seinem Bau gleichsam die Einfachheit des abdominalen Segmentes; man kann es einem meso- thorakalen Ganglion vergleichen, welchem die Cruralloben fehlen. Seine Breitenentwicklung bleibt wegen des Fehlens dieser Teile hinter der der thorakalen Ganglien zurück. Abgesehen von diesem Unter- schiede stimmt der abdominale Doppelknoten fast in allen Einzelheiten seines Baues mit dem thorakalen ii berein. Die Columna ventralis zeigt die gleiche Lage, besteht aus zwei symmetrischen Hälften, welche anfangs getrennt, weiterhin aber durch eine breite Querkommissur mit- einander verbunden sind (Commissura ventralis anterior) ; darauf trennen sie sich wieder, und nach kurzem Verlauf tritt die bogenförmige Commis- sura ventralis posterior auf. Die Konnektive, welche durch den Lobus dorsahs hindurchtreten, sind etwas schwächer. Jedes abdominale Ganghon entsendet bei Bliizotrocjus nur ein Nervenpaar (N. abdominalis) von geringerer Stärke. Der Nerv entspringt jederseits zwischen seit- licher und oberer Fläche des Ganglions; er teilt sich in zwei Wurzeln, deren eine zur oberen Region des Lobus dorsalis verläuft und von zahl- reichen Tracheen begleitet ist, während die zweite stärkere sich ihrer- seits wieder in zw-ei Wurzeln gabelt, -welche beide ventral, jedoch hinter- einander hegen. Die vordere geht direkt zur Columna ventralis und dringt in diese fast auf der Höhe der Com. ventr. ant. ein; die hintere begibt sich zum Lobus ventralis inferior. Der abdominale Nerv zeigt somit w^eitgehende Übereinstimmungen mit dem Flügehierv: er besitzt keinen eigenen Lobus im Ganglion, wie ihn der Cruralnerv hat, und zeigt eine obere dorsale sowie eine ventrale Wurzel. Daraus ergibt sich als vergleichend anatomisches Resultat, daß die Flügel nicht unter den gleichen Gesichtspunkt fallen wde die Beine, sondern besondere Bildungen der Thoraxwand darstellen. Der Hauptimterschied zwischen Flügehierv und Abdominalnerv liegt in der unteren dorsalen Wurzel, welche dem letzteren vollständig fehlt und als eine Neuerwerbung des Flügelnerven erscheint. Die physiologischen Experimente von Faivre und Binet haben zu dem Resultat geführt, daß der Ventrallobus der Ganghen sensibler, der Dorsallobus motorischer Natur ist. Im Gegen- satz hierzu fand Kenyon motorische Zellen auf der Ventralseite des unteren Schlundganglions. Peripherische Nerven. Die peripherischen Nerven werden von einer sehr großen Anzahl querer Faserzüge gebildet, die von allen Regionen der Ganglien, welchen sie zugehören, kommen, in der Regel aber unten seithch oder ganz ventral entspringen, sich dann dorsalwärts wenden imd schheß- lich von oben kommend mit denjenigen Faserbündeln zur Bildung des peripherischen Nerven zusammentreten, die in den Trennungs- ebenen der einzelnen Knoten von den an Faseranzahl stets geringer werdenden Längsstämmen abtreten. Da der periphere Nerv in der Regel aus der hinteren Partie der einzehien Ganghen austritt, so müssen die Querzüge, die vorn im Knoten entspringen, mit ihrer Krüm- mung von unten nach oben zugleich eine Biegung von voxn nach hinten verbinden (Michels 1880). 116 Fig. 60. Als Nerven Fig. 60 sow 1. Ga Nerv meiitos. iles des . 1? un ers Äste \ Zellen Ferner ander, Aeii Dies gilt s(.\ kette. Aulieni, Zelle naciij;(^:^\g.' Zellen zweier iiuit sanimenhang setz teralästo miteinaüd Kenyon konnte mit HiÖVS s.JN^'r Dichromat- Silbennothode fest- stellen, daß bei (h-v Biene die ( .aöÖjL^a/cll.'n des j>i!7lintfr>r>iiiu.'n Iv'. ••)'(■!■« nBidatJateatnaß'Suj ttllflHogl*taoia)i>^m^ mf im^mjft «ft^ ^Pfli.^*^^i^u\ ,m\\\ V>u\ .aionortlfitsoi loheJsoq »ilsiow)!« eo-iied o\\\ tv>n-i .aiosiodtKjOKi silBiai«! Ji08iorf)«19ni arliBTob-oxoa .Deott \\\ X>r> .silnstsl boo «oib9tn ;!i->8Ti(lJB>9[o ailiKiob ■i;-cd;en /< eud, Gauglien- nüteiuander in Zu- hängen durch KoUa- 116 nsa,c nsa,d , nsa^ 1 nsaiU' ^'J vatö ^'4 V6 Metatliorax und Abdomeu von o.ben geöffnet (Frontalschnitt) zur Demonstration der abdominalen Ganglienkette und der Nerven von Dytiscus raairginalis 1-. (Holste 1910.) psoi.j.j usw. Nerv des 1., 2., 3. usf. Abdominalsegmentes. (a, h deren Zweige), vi. vs usw. Ventralast des Nerreii des ersten, zweiten usw. Abdominalsegmentes. ga l—IV erstes bis sechstes Abdorainalganglion. rfi, Ä usw. Dorsalast des Nerven des ersten, zweiten usw. Abdominalsecmentes. A/ni, Ami Ast des Nerven des zweiten und dritten Abdominalsegmentes, der den Herzmuskel innerviert. vai Musculi ventrales al)- dominis interni. vae Muse, ventrales abdominis externi. ta Muse, transversales abdnminis chi-t Chor- dotonalorgane des 1.— 6. Abdominalsegmentes, sh, j Nervenäste, die die Schließmuskeln der Abdominal- spiracula innervieren, slsi Norve;iast, der das Sinnesfeld hinter dem zweiten Abdorainalspiraculura inner- viert, val Uasc. ventralis abdominis lateralis, ccaa Muse, conjungens coxo-abdominis. cl 11/ Muse, coxo- latoralis nietathoracis. .rncp lila Nervus alocoxalis posterior metathoracis. fud Ulm, fud IUI Muse, furco- dorsalis metathoracis medios und lateralis, cd III Muse, coxo-dorsalis metathoracis. — 117 — Als Nerven des Abdomens führt Holste (1910) folgende (vgl. Fig. 60 sowie die Originalarbeit!) für Diitiscus auf: 1. Ganglion abdomiiiis primum: a) Nervus prinii segnienti abdominis et partis secundi. Nerv des ersten und eines Teiles des zweiten Hinterleibssegmentes. b) X. partis seciindi segmenti abd., Nerv eines Teiles des zweiten Hinterleibssegmentes. 2. G. abd. seeundum: N. tertii segmenti ab■ Ganglion ventriculare. C Ganglia pharyngealia anteriora. c Nerven zur Aorta und zum Herzen, a Connective der Ganglien C zum Schlundring. D Ganglia pharyngealia posteriora, b deren Nerven (zu Tracheen), / ihre Connective und \g- ihre Commissuren. / Lobi optici, m Lobi olfactorii. n Hemi- sphüren. o ücellen. p Ocellarnerven. 5 Äntennennerv. Bei den Hymeno- pterenlarven sind außer den beiden typischen Kopf- und 3 thorakalen Gan- glienpaaren acht einfache abdominale Doppelknoten ent- wickelt. Die eben aus dem Ei ge- schlüpften Larven lassenjedoch Spuren von 3 Knotenpaaren am unteren Schlund- ganglion und am letzten abdominalen Ganglion erkennen, so daß wir auch bei den Larven schon, wenngleich ihr Ner- vensystem primi- tiver gestaltet ist als das der Imagines, Fig. 67. Zweiter Ganglienkuoten des Thorax von Bombus terrestris L. J von der Dorsalseite gesehen. (Brandt ISTa) a zweites Thoraxganglion. B Connective. C Connective zur abdominalen Bauchkette. D innere oder fibrilläre Substanz. F Nerv des Vorderflügels. E medianes sympathisches Ganglion. G Nerven zum zweiten Beinpaar. N Nerven zum dritten Beinpaar. / Nerven für den Mesothorax. .1/ vorderes seitliches sympathisches Ganglion. L Nerven für das erste Abdominalsegment. .V hintere seitliche sympathische Ganglien. Fig. 68. Drittes Abdominalganglion von Bombus terrestris L. ^ ™it den ihm anliegenden sym- pathischen Ganglien. (Brandt 1879.) A Bauchganglion. B vordere Connective. C hintere Con- nective. D Nerv des dritten Abdominalganglions. E me- dianes svmpathisches Ganglion. F seitliche sympathische Ganglien! G sympathische Fasern. H fibrilläre Substanz. eine sekundäre konzentriertere Form vor uns haben, als sie in dem primären Typus gegeben ist. Die Larven der Pteromalinen bilden mit ihrer stark konzentrierten Bauchkette eine Aus- nahme; ihr ganzes Nervensystem be- steht wie bei den Muscidenlarven aus dem CerebralgangHon und einer großen thorakalen Nervenmasse (Ganin, 1869). — 125 — Coleopteia. Brandt (1879) hat das Nervensystem von 235 Käfer- larven untersucht und dessen Metamorphose an V2 verschiedenen Arten studiert; seinen Mitteilungen entnehmen wir folgende Daten. Im Kopf sind in der Begel beide Ganghen vorhanden, selten nur eins (Cerebralganglion) ; im Thorax findet man 3 — 1, im Abdomen 8 — 0. Die Konnektive sind durchweg paarig. Wo im Kojif nur das Cerebral- ganghon liegt, ist das untere Schlundganglion in den Thorax gerückt {PlryUopeitlia) oder {Bhizofrogus solstitialis L.) es fehlt scheinbar ganz, ist jedoch in Wirklichkeit mit der thorakalen Ganglieomasse verschmol- zen. Wo nur eine im Tliorax gelegene, aus 4 — 5 Doppelknoten ver- schmolzene Ganglienmasse die ganze Bauchkette repräsentiert {Rhizo- Irogus, Serien brunneah. , BostrichusstenoqraphusDnit.), entsY>nngen aus ihr die Nerven für den Thorax und seine Anhänge sowie für das Abdomen, für letzteres aus dem hinteren Ganglion, welches das in den Thorax gerückte abdominale Nervenzentrum repräsentiert. Wenn zwei thora- kale Ganglien vorhanden sind, ist das erste stets kleiner und innerviert nur den Prothorax mit seinen Anhängen; das zweite enthält da- gegen 3 bis 4 verschmolzene Doppelknoten (2 thorakale, 1 bis 2 abdominale). Wo 3 thorakale Ganghen gefunden werden, sind die beiden ersten einfache Paare, während das dritte 2 oder 3 primären Dopjielknoten entspricht. Nur wenn keine Ganghen im Ab- domen hegen {Geotrupes, Ateuchus, Aphodius) ist der letzte thorakale Knoten mit einem verschieden langen, gangliösen Fortsatz ausgestattet, welcher das Zentrum für fast das gesamte abdominale Innervations- gebiet repräsentiert; doch erhält dieses auch Nerven aus dem dritten Thorakalganghon, welches sich somit selbst schon als Verschmelzungs- produkt aus dem dritten thorakalen mit x abdominalen Ganghen er- weist. — In seltenen Fällen ist nur eine einzige gesonderte abdominale Ganglienmasse vorhanden {Gijrmus), und ebenso selten finden sich 8 Ganglienknoten im Hinterleib {Dictijopterus sanguineus L.). Gestalt und Zusammensetzung der abdominalen Ganghenkette sind übrigens sehr verschieden; sie enthält bei Cocci7iella 5 punctata Fabr. $ 6 ver- schmolzene Ganglienknotenpaare, bei Gyrinus nur ein Paar. Wenn 2 bis 7 Bauchknoten gezählt werden, so ist nur der letzte aus mehr als einem Ganglienpaar zusammengesetzt und stellt das Verschmel- zungsprodukt von um so mehr abdominalen Doppelknoten dar, je weniger Knoten das Abdomen sekundär enthält. Die A'or dem terminalen ge- legenen Ganglienpaare sind stets einfach, entsprechen also je einem primären Doppelknoten. Daraus ergibt sich, daß die Verschmelzung der Ganglienpaare hier stets von hinten nach vorn vorschreitet. Nur wenn acht einzelne Paare im Abdomen entwickelt sind, ist auch der letzte Knoten einfach. Die Anzahl der Nervenknoten des Abdomens ist nicht nur nach der Art verschieden, sondern kann auch vom Geschlecht abhängen; so hat das .^ von Dictijopterus sanguineus L. 8, das $ nur 7 Knoten. — 7 Ganglien finden sich bei Elater, Telephorus; 6 bei Platy-- cerus, Byrrhus, Tenehrio, Cicindela; 5 bei Mordella, CepJialothes, Creophilus, Silpha, Necrophorus; 4 bei Ancylochira, Donacia, Leptura, Lytta, Meloe, Callidium; 8 bei Agrilus, Cassida; 2 bei den Curcu- lioniden, Adimonia, Chrysomela, CoccineUa 1-punctata L. (J und 2. Während die abdominalen Ganghenpaare in der Eegel nur einen,, manchmal auch zwei Nerven an jedes Segment abgeben, entsendet der letzte Knoten, abhängig von seiner Zusammensetzung aus 2 — -x pri- — 126 — mären Paaren, eine größere oder geringere Anzahl von Nerven an die letzten Segmente und stets auch an den Enddarm und die Genital- organe. Am Nervensystem der Larven unterscheidet Brandt (1879) zwei Hauptformen: bei der i^rimitiveren sind 2 c(ephale), 3 th(orakale), 6 bis 8 a(bdominale) Ganglienpaare zu unterscheiden, die ent- weder fast die ganze Länge der Bauchwand einnehmen (z. B. Saperda) oder nur bis etwa zur Mitte des Abdomens reichen (z. B. Coccinella) ; vgl. Fig. 69. Alle Ganglienpaare sind einfach (mit Ausschluß des letzten) und durch paarige Konnektive verbunden. — Bei der zweiten (sekun- dären) Hauptform schheßt sich den Cerebralkounektiven unmittelbar Nervensystem der Larve von Cocci- nella 7-punctata L. (Brandt 1879.) Fig. 70. Nervensystem der Larve von Melo- lontha vulgaris Fabr. (Brandt 1879.) Fig. 71. Nervensystem von Pulex irritans L. J. (Brandt 1879) Fig. 72. Nervensystem von Pulexirritans L. J. (Brandt 1879.) eine rosenkranzförmige thorakale Ganglienmasse an, welche das Ver- schmelzungsprodukt der thorakalen mit den abdominalen Ganglien einerseits und dem unteren Schlundganghon andererseits ist {Cetonia aurata L., Melolo^itha vulgaris Fabr. u. a., vgl. Fig. 70). Das Ganglion frontale und 1 bis 2 Paare hinterer Pharyngealganghen sind bei den Larven wie bei den Imagines entwickelt (Brandt). Siphonaptera. Die Weibchen der Flöhe {Pulex irritansL., canis Curt., felis Bouche) besitzen 2 c, 3 th., 7 a. Ganglienknoten, während die Männchen 8 abdominale besitzen. Die ganze Nervenkette hegt nur im Thorax und in den beiden ersten Abdominalsegmenten. Die Kon- nektive sind durchweg doppelt (Fig. 71 und 72). — (Brandt 1879.) Diptera. Die Zweiflügler weisen folgende Formen des Nerven- systems auf: 2 c, 1 th., 0 a. : Muscidae calyptratae, Oestridae, Pupipara. - 127 — — 2 c, 1 th., 1 — 6 a.: Syrphidae, Stratiomyidae, Tabanidae. — 2 c, 2 th., 0 a.: Dolichopodidae, Phoridae. — 2 c, 2 th., mehrere a.: There- vidae, Xylophagidae, Bibionidae. — 2 c, 3 th., 5 — 8 a.: Cuhcidae, Tipulidae, Cuhcit'ormes, Fungicolae (Brandt). Bei den Larven der Oestriden hat nicJit nur eine Konzentration des Baiiehstranges zu einer einzigen Bauchmarkmasse stattgefunden, sondern es wird durch das Fehlen eines eigenthchen Schlundringes, durch das Auftreten eigentümheher Ganglien, die bald aus der Mark- masse unmittelbar hervorgehen, bald in das peripherische Nerven- system eingeschaltet sind, der primäre Typus des Insektennerven- systems derart entstellt, daß die Homologisierung auf Schwierigkeiten stößt. Bei den Hypoderma-LArven zeichnen sich die Ganglien durch besondere Plumpheit und Mächtigkeit vor denen anderer Larven aus. Das Nervensystem erreicht hier einen sehr hohen Grad der Kompli- kation. Die Nebenganghen und die das Zentralnervensystem um- lagernden Trachealganglien erschweren das Verständnis der Bauver- hältnisse sehr. Wir verweisen hier auf die Arbeiten von Schröder, van der Kolk (1845) imd Scheiber (1860). Die Larven der Leptiden haben außer den beiden Schlundganglien 3 thorakale und 8 abdominale Ganglienknoten. Alle Ganghen sind wie bei den Imagines durch zwei gesonderte Konnektive verbunden, eine Eigentümhchkeit dieser Dipterenfamilie gegenüber den Repräsen- tanten anderer Familien, bei welchen die Konnektive immer einfach sind. Hinsiciitlich der Anzahl der Nervenknoten stimmen die Larven der Bibionideu, Thereviden und Xylophagiden mit den Leptiden überein; doch hegen das erste und zweite th. G. einander viel näher, als das zweite dem dritten. Die Imagines der genannten drei Familien besitzen nur 2 th. G., und der erste Brustknoten ist nicht einfach, wie sonst in der Regel bei den Insekten, sondern das Verschmelzungsprodukt der schon bei den Larven einander genäherten beiden vorderen Ganglien. Auch die Larven der Asihden basitzen 3 th. und 8 a. Ganghenpaare wie die der Dohchopodiden, deren Imagines mit Einschluß der beiden cephalen Ganghen nur vier Nervenknoten haben. Das vordere th. G. entspricht dem Verschmelzungsprodukt der beiden ersten Brustganglien der Larve, das zweite dem der drei Thoraxganghen mit sämtUchen abdo- minalen Ganghen der Larve. — Bei der Gattung Bhyplms sind nur 7 a. G. entwickelt, da das 7. mit dem 8. verschmolzen ist. — Bei den Limnobiiden-Larven (Tipula, Epiphragma, Fedicia) sind 2 c, 3 th., 8 a. G. vorhanden. Die thorakalen Knoten sind fast bis zur Berührung einander genähert, und auch das untere SchlundganghonundProthorakal- ganglion hegen nahe beieinander. — Die Tabanidenlarven haben nur 7 Knoten: 1 c, (das untere Schlundganghon fehlt), 1 th., 5 a.; die beiden letzten AbdominalgangUen sind einander sehr genähert, das letzte ist durch Verschmelzung zweier Knoten entstanden (Brandt 1882). Lepidoptera. Bei den Lepidojiteren sind die beiden cephalen, 2 — 3 thorakale imd 4 abdominale Nervenknoten entwickelt. Nur Hepi- alus (humuli L.) besitzt 5 abdominale Ganghen (Brandt 1879), Cidaria bilineataL. nuv 'B (Burger 1876). Die verbindenden Konnektive sind in der Regel einfach, d. h. sie bestehen zwar aus zwei Strängen, die jedoch, von einer gemeinsamen HüUe umgeben, so eng beieinander liegen, daß sie als einfacher Strang erscheinen; nur im Thorax bleiben sie doppelt. Das obere und untere Schlundganghon sind sehr nahe aneinander gerückt, und letzteres wird vom Cerebralganghon vollständig bedeckt. — 128 — Bei dea meisten Lepidopteren sind nur zwei Brustknoten vorhanden, bei den übrigen die primitiven drei Doppelknoten {Zygaena, Sesia, Cossus, Hepicdus, Fidonia atomaria L., Tinea pellionella L.). Der Über- gang wird durch solche Formen vermittelt, bei welchen der zweite Brustknoten doppelt erscheint, d. h. eine vordere und eine hintere durch eine Einschnürung gesonderte Hälfte erkennen läßt {Orgyia antiqiiu L., Notodo7ita camelinaL., Cleophanal inariae F , Idaea dealbar ia L., Cabera orbi- cularia Hb.). — Das erste thorakale Ganglion ist stets einfach. Wo nur zwei Brustknoten vorhanden sind, ist der zweite viel größer und kompli- ziert gestaltet, weil er das Verschmelzungsprodukt von vier primären Doppelknoten darstellt (des meso- und metathorakalen und 1. und 2. ab- dominalen). Wo drei thorakale Kiaoten vorhanden sind, sind der erste und zweite einfach, während der dritte mit dem ersten und zweiten abdominalen Knoten verschmolzen ist: nur bei Hepialus (huinuUL.) ent- hält der dritte thorakale Knoten zwei primäre Ganghenijaare (meta- thorakales und erstes abdominales G.), daher hier noch 5 a. Ganglien gesondert bleiben. Bei den Arten, welche drei Brustknoten besitzen, sind die beiden letzten entweder sehr nahe aneinander gerückt (Phalera bucepliala L., Cossus cossus L ), oder weit voneinander entfernt {Sesia, Hepi- alus). Von den abdominalen Knoten ist nur der letzte aus der Ver- schmelzung zweier primärer Doppelknoten hervorgegangen; er entsendet Nerven an die beiden letzten Segmente, die Geschlechtsorgane und das Kectum. Das terminale Ganghon der Männchen ist immer etwas kleiner und abgerundeter als das der Weibchen. Bei den Raupen sind 2 c, 3 th., 7 a. Ganglienpaare vorhanden. Das letzte besteht aus zwei primären Doppelknoten, alle übrigen sind einfach. Eine Ausnahme macht Cossus ligniperda F., deren Raupe nur zwei thorakale, dafür aber acht abdominale Knoten besitzt, welche sämtlich primären Doppelknoten entsprechen. Das vordere thorakale Ganghon ist mit dem unteren Schlundganglion verschmolzen, während bei der Imago beide getrennt bleiben (Brandt 1879). Rhynchota. Das Nervens3'stem der Rhj-nchoten untersuchte ebenfalls Brandt (1878) an 70 verschiedenen Arten. Es erscheint bei den Angehörigen dieser Ordnung auffallend stark konzentriert; geson- derte abdominale Ganglien fehlen ganz und auch die gesamte übrige ventrale Bauchkette kann stark reduziert sein, wobei das untere Schlund- ganglion als besonderer Knoten fehlen kann (Hydrometra). Das thora- kale Nervensystem ist stets vorhanden und liegt im vorderen Brust- abschnitt, zeigt indessen in seiner Zusammensetzung mannigfache Ver- schiedenheiten. In der Regel enthält es zwei Ganglien (z. B. Acanthia, Nepa) oder in seltenen Fällen nur ems (Hydrometra). Das Gehirn ist immer wohl entwickelt. Der untere Schlundknoten hat, wo er als ge- sonderte Nervenmasse auftritt, entweder nur ein Ganglienpaar {Penta- toma) oder deren zwei (Acanthia), indem das G. infraoesophageum mit dem G. prothoracale verschmilzt. In manchen Fällen ist die Verschmel- zung dieser beiden Ganghen so innig, daß sie als solche nicht ohne wei- teres zu erkennen ist (Ne;jaci'nere(iL.); bei anfleren Arten ist die mediane Querfurche noch deutlich erhalten (Acanthia, Notonecta). Wo nur eine thorakale Ganglienmasse vorhanden ist, stellt sie entweder das Ver- schmelzungsprodukt aller thorakalen und abdominalen Ganglienknoten mit Einschluß des unteren Schlundganglions dar (Hydrometra), oder der untere Schlundknoten bleibt für sich bestehen, während alle übrigen Ganghen miteinander verschmelzen (Pentatoma). Bei anderen Spezies — 129 U.Schlq. ist die liintere Ganglienmasse aus der Verschmelzung des zweiten und dritten thorakalen mit allen abdominalen Knoten entstanden [Acanlhia, Nepa). Bei Hijdrometm besteht die ganze thorakalo Ganglienmasse aus fünf verschmolzenen Dojjpelknoten, von denen der letzte kleine den verkümmerten abdominalen Abschnitt der Ganglienkette repräsentiert. Die hintere thorakale Nervenmasse von Acanthia ist aus drei Doppel- knoten hervorgegangen (2. u. 3. tb. und Eest der abd. G.), während die Ganglienmasse von Pentatoma das 1. — 3. th. und den abdomi- nalen Eest enthält. Lygaeus hat ein gesondertes prothorakales Gan- glienpaar und eine aus dem zweiten und dritten thorakalen Ganglion und dem Eest der abdominalen Kette hervorgegangene Nerven- masse. — Bei Orthezia ist das untere Schlundganghon mit der übrigen Nervenkette zu einer ob- longen, vorn und hinten verjüng- ten Masse verschmolzen, von deren Ende ein starker und langer Nerv ausgeht (Fig. 73). Die Pediculiden und Mal- lophagen haben drei ohne ver- mittelnde Konnektive dicht bei- einander liegende Ganglienpaare, von denen das erste dem pro- thorakalen, das zweite dem meso- thorakalen und das dritte dem metathorakalen + x abdominalen entspricht. Eine besondere abdomi- nale Bauchkette fehlt wie bei den Ehyuchoten. Das gesonderte un- tere Schlundganghon ist sehr klein. Physopoden. Das Nerven- system der Physopoden ist durch die sehr starke Entwicklung des Gehirns und durch die Konzen- tration der Bauchkette ausgezeich- net. Das Gehirn liegt mit seinen hinteren Lappen im Prothorax, welcher auch das ganze imtere Schlundganglion beherbergt; da dieses außer den Mundextremitäten auch das erste Beinpaar innerviert, stellt es das Verschmelzungsprodukt des unteren Schlundganglions mit dem Prothorakalganghon dar. Die Meso- und Metathorakalknoten sind gesondert; das Abdomen enthält nur eine Ganglienmasse, welche als das Verschmelzungsprodukt mehrerer primärer Doppelknoten im ersten bis dritten Abdominalsegment hegt (Jordan 1888, Uzel 1895). Ephemeriden. Das Nervensystem der Ephemeridenlarven zeigt einen sehr primitiven Bau. Außer dem oberen imd unteren Schlund- Handbach der Entomologie, Bd. I. " Fig. 73. Flächensclinitt durcli das Uutersclilund- gauglion nnd Bauchmark von Orthezia cataphrada Shaw, nahe der Oberfläche gelegen. Vergr. 200:1. (List 1887.) Schlr Schlnndconneclive. C. Sch/g UnterscUlund- ganglion. Gi — Gs die drei thoralcalen Ganglien. G* Abdominalknoten. // äußere bindegewebige Hiille (Nouropleura). ßg Bindegewebe. Gz Ganglienzellen, — 130 — a ih <\- ganglion sind die 3 thorakalen und 7 abdominale Doppelknoten vorhanden, welche sämthch durch deutüch paarige Konnektive mit- einander in Verbindung stehen (Fig. 74): Tricorythus, Epliemera, Heptage7iia, Oligoneiiria, EpJiemerella, Caenis. Bei den Larven der Gattung Cloeon sind nur 6 abdominale Ganglien- knoten vorhanden, welche auffallend schwächer ent- wickelt sind als bei den erstgenannten Arten, während die thorakalen Ganglien verhältnismäßig voluminöser erscheinen. Oniscigader Wakefieldi McLachl. besitzt ein etwas stärker konzentriertes Nervensystem; es sind zwar noch 6 abdominale Knoten vorhanden, diese sind indessen sehr reduziert und die beiden letzten berühren einander. Die abdominalen Kon- nektive sind nicht mehr doppelt, sondern zu einem Strang vereinigt. Bei der Larve und Imago von Pros- opisioma ist das Nervensystem noch stärker konzen- triert, die abdominale Bauchkette fehlt ganz als ge- sonderter Abschnitt (Fig. 75). Die verschmol- zene Ganglienmasse des Thorax und Abdomens liegt im Pro- und Meso- thorax(Vayssierel882). Apterygogenea. Bei den apterygoten In- sekten sind oberes und unteres Schlundganglion sowie die Bauchkette wohl entwickelt. Das große Cerebralganglion ist sehr komphziert ge- baut, ähnlich wie bei den Pterygoten, und läßt deutlich das Pro-, Deute- ro- u. Tritocerebrum mit ihren Teilen erkennen. Aus dem Deuterencepha- lum entspringt ein star- ker Nervenstrang für die Pseudocellen. Das untere Schlundganghon der Protapteriden steht mit dem Prolhorakalgangli- on durch zwei breite Konnektive in Verbin- dung und erscheint groß und breit; bei den Acer- entomiden und Eosento- miden setzt es sich so weit nach hinten fort, daß es mit dem pro- thorakalen Ganglion verschmilzt. In manchen Fällen ragen auch zwei besondere Loben des Cerebralganglions nach hinten bis in den Meso- thorax vor. — Die Bauchkette der Protapteriden reicht bis zum achten Abdominalsegment, das 7. und 8. abdominale Ganglion sind miteinander a6 Kg-., 74. ^Nervensystem vou Tricorythus, Vergr. ca. 15 : 1. (Vayssiere 1882.) c Cerebralganglien. .s. oe UnterschlundganKÜGn. f/j die drei thorakalen Doppel- knoten. Ol — ai abdomi- nale Doppelknoten. Pig. 75. Nervensystem von Proso- pi.ifomapunctifroiisLa,ti:Vergr. ca. 50 : 1. (Vayssiere 1882.) c Cerebralganglion. 5. oeUnterschlund- ganglion. T. abd. Thoracoabdominale — lol — verschmolzen : bei den Eosentomiden und Acerentomiden besteht sie nur aus 6 Doppelknotea, weil in dem letzten das Verschmelzungsprodukt der drei letzten primiiren Doppelknoteu vorhegt. Sämtliche thorakale und abdominale Ganglien sind bei den Prot- apteriden doppelt und miteinander durch paarige Kommissuren und Konnektive verbunden. Bei den Acerentomiden und Eosentomiden sind zwischen den Doppelknoten aller thorakalen und der ersten und letzten abdominalen Ganghen Querverbindungen vorhanden, dagegen sind die Hälften des '2. — 5. Abdominalganglions und die Hälfte der vorderen Partie des G. ganz unabhängig voneinander. Fi«. 76. Larve uud Imago ($) von Stratiomys longicornis Scop., vergr. (Künckel d'Herculais 187.5.) Ein viscerales Nervensystem ist im Kopfe vorhanden, ebenso ein- fache Ganglienzellenansammlungen in jedem Thorakalfuß, welche den pterygoten Insekten fehlen (Berlese 1908, 1909). Verschiedenheit des Baues des Nervensystems bei Larve und Imago. Es wurde früher schon darauf hingewiesen, daß der Bau des Nerven- systems der Larve imd Imago bei den holometabolen Insekten weit- gehend verschieden sein kann: da diese Unterschiede nicht nur ver- gleichend anatomisch, sondern auch phylogenetisch von großem Inter- esse sind, sollen sie hier noch kurz besonders besprochen werden. — 132 — Wo das Nervensystem der Larve dem primären Bautypus näher steht als das imaginale, entspricht es der phylogenetisch älteren Form; wo aber der umgekehrte Fall eintritt, wo sich das Nervensystem der Larve vom ursprünglichen Bau weiter entfernt hat als bei der Imago. beweist es aufs deutlichste, daß sich die Jugendform unabhängig von der Imaginalform auf abweichenden phylogenetischen Bahnen bewegen konnte (vgl. meine Abhandhmgen über die Metamorphose 1909 und 1910). Entweder stimmt das Nervensystem der Larve mit dem der Imago wesenthch überein, oder es kommt bei der letzteren zu einer mehr oder minder starken Konzentration, indem die primären Doppelknoten einander näher rücken und miteinander verschmelzen. Dies Verhalten ist der Mehrzahl der Insekten eigen. Im zweiten Falle aber erweist sich Fig. 77. Larve von Maskera vanessae K. D. und Imago (:(.) von Echinnmyia grossa L. (beides Tacliininae); vergr. (Künekel d'Hercnlais 1875.) Gehirn, gs Unterschlundganglion, m^ Verschmelzungsprodukt der tliori-^kalen und abdominalen Ganglien. die Ganghenkette bei der Larve stärker konzentriert als bei der Imago, ein Verhalten, welches bei vielen Dipteren mit ihren sekundär sehr stark veränderten Larven beobachtet wird (Stratiomyiden, Tabaniden, Museiden pr. p.). Bei den Stratiomyiden sind alle Ganglien im Larven- stadium miteinander im ersten Körpersegment vereinigt, während bei der Imago mehrere gesonderte Ganglienknoten bestehen bleiben. Das imaginale Nervensystem hat also hier bei seiner Entwicklung aus dem larvalen den umgekehrten phylogenetischen Weg zurückzulegen (Fig. 76). Ganz ähnlichen Verhältnissen begegnen wir bei dem Maikäfer und bei Myrmeleon. Selbst da, wo das imaginale Nervensystem schon eine starke Konzentration aufweist, kann sich das larvale noch weiter von dem ursprünghchen Bautypus entfernt haben, z. B. Maskera {Phryna) vanessae E. D. und Volucella zonaria Poda. (Fig. 77, 78). 133 — IX. Funktion des Nervensystems. Die Sensibilität und die Fähigkeit, motorische Impulse zu geben, sind in jedem Ganglion des zentralen Nervensystems derart lokalisiert, daß der ventrale Ganghenbelag sensoriscb, der dorsale motorisch ist. Fig. 78. ^Nervensystem der Larve und Imago von Volucella zonaria Poda; vergrößert. (Küni.'kel d'Herculais 1875.) c Cerebralganglion. m konzentrierte Ganglienmasse, n Antennennerv, o Lobos opticus, gt die drei thorakalen und zwei abdominalen Ganglien, n Nerven, gai abdominales Ganglion (6. der ganzen Bauch- kette). güi Verschmelzungsprodukt des 7. — 12. Ganglions. / Ganglion frontale, p sympathische Ganglien. Von den motorischen Zentralteilen nehmen die motorischen, von den sensiblen die sensorischen Leitungsbahnen ihren Ursi^rung. Beide müssen nicht in ihrer ganzen Länge gesondert verlaufen, sondern können strecken- weise zu gemischten Nerven miteinander vereinigt sein (Nerven der Extremitäten). Die Zweige dieser gemischten Nerven versorgen dann teils die Haut (Sinnesorgane), teils die Muskeln, Drüsen usw. (vgl. die — 134 — Nervenendplatten usf.). Die motorischen und sensorischen Wurzeln bleiben getrennt. Die Zentralisation des Insektennervensystems geht nicht so weit, daß in dem oberen Sclilundgangliou (Gehirn) der zentrale Sitz aller Lebensfunktionen zu suchen wäre. Vielmehr bewahren die einzelnen Ganglien in ihren Segmenten einen beträchtlichen Grad der Selbstän- digkeit, und dies gilt auch von den beiden Hälften jedes Doppelknotens. Dekapitierte Insekten bewegen auf Reiz noch lange Zeit ihre Extremi- täten und Flügel unabhängig von den Ivopfganglieu. Das Zentrum für die Antennen liegt im vorderen Hirnteil (vgl. den anatomischen Teil!). Zerstörung des luiteren Schlundgauglions wirkt lähmend auf die Mund- gliedmaßen, ohne die Antennenfunktion aufzuheben. Das Genital- zentrum befindet sich im letzten AbdominalgangUon und behält seine Funktion auch nach der Trennung von dem vorletzten Al^dominal- ganglion. Überhaupt werden Empfindung und Bewegung des Körpers nicht aufgehoben, wenn zwischen zwei Doppelknoten an irgendeiner Stelle der Bauchkette die Konnektive zerschnitten sind. Nur kann dann infolge der fehlenden Leitung ein Eeiz, welcher vor der Trennungsstelle den Körper trifft, nicht auf den hinter der Trennungsstelle befindlichen Körperabschnitt wirken. Die Selbständigkeit der Zentren geht sogar so weit, daß bei Insekten mit unvollständiger Metamorphose die Durch- schneidung des Bauchmarkes nicht unbedingt die Weiterentwicklung und Häutung unmöghch macht. Nach Yersin verheren die Glieder der verletzten Seite nach Durchschneidung nur eines Konnektivs hinter der Verletzungsstelle oft ihre freie Beweglichkeit und Empfindung, und die Ortsbewegimg erleidet Störungen und geht in Kreisbewegung über; nach einiger Zeit aber wird die normale Funktion fast im früheren Grade wiederhergestellt. Werden beide Konnektive durchtrennt, so bleibt die Lokomotion normal, aber die Propagationsfähigkeit verliert sich in beiden Geschlechtern (Unfähigkeit zur Kopulation und Eiablage). Die beiden starken Nerven, welche vom letzten Abdominalganglion ausgehen (Splanchnogenitalnerven), spalten sich in drei Aste, deren erster für den Darm, speziell den Mittel- und Düirndarm bestimmt ist; er tritt in der Pyloruspartie an den Darm, da, wo die Vasa malpighii entspringen; nach Abgabe zahlreicher Zweige wendet er sich zwischen den Dünn- darmschlingen analwärts und versorgt mit seinen Zweigen die Darm- muskulatur. Faivre (1862) verfolgte diesen Nerv bis zum Ursprung des Coecums. Coecum und Rectum erhalten ilire Nerven von einem langen Stamm, der sich vom Splanchnogenitalnerv abzweigt. An den Vasa malpighii fanden weder Faivre noch Sirodot Nerven. Der Splanchnogenitalnerv spaltet sich vor seiner Endigung in zwei Aste, deren einer die inneren Genitalorgane (Gonoducte und Appendices) innerviert, ohne jedoch Nerven an die Hoden oder Ovarien abzugeben, während der andere Ast für die Muskeln der äußeren Genitahen und der Vagina bestimmt ist und bald nach seinem LTrsprung zu einer gangU- ösen Verdickung anschwillt, hinter welcher er in zwei Aste zerfällt, deren einer zu den Muskeln der äußeren Genitalien, der andere zur Vagina und deren Umgebung verläuft (Faivre 1862). Mit der Zerstörung des Gehirns ist zwar das Flugvermögen nicht aufgehoben, aber infolge der Vernichtung des Richtungssinnes derart gestört, daß die verletzten Tiere Spiralen oder Kreise beschreiben und die Flugrichtung nicht mehr bestimmen können. Steiner (1890) fand, daß nach Abtragung des Cerebralganglions auf einer Seite das — 135 — Tier nach der intakten Seite hin Kreisbewegungen ausführte. Nach Faivre wäre das obere Schhindganghon als eigenthches Gehirn das Zentrum der Willensäußerung und der bestimmt gerichteten Orts- bewegung, während das untere Schlundganglion als das Aktions- zentrum die Willeusimjiulse gibt (Cerebellum. Binet) und einander koordiniert. Eine ganz klare Vorstellung von der Funktion dieser Zentren gewinnt man durch Faivres Darstellung nicht. Vielleicht würde man das obere Schlundganglion passend als Motivationszentrum, das untere als Aktionszentrum bezeichnen dürfen. Wenn man das Insekt {Dijtiscus) des Gehirns beraubt hat, hört es auf, sich motiviert zu bewegen, aber es läuft und schwimmt noch, reagiert also noch auf Reize. Nach Entferiumg des unteren Schlundganglions aber schwimmt und läuft der Käfer nicht mehr, obwohl er alle Beine zu bewegen vermag. Ewing (1904) kommt zu der Auffassung, daß der hintere Teil des Gehirns eine hemmende Wirkung auf den vorderen Teil ausübt. Der vordere Gehirnabschnitt ist der Sitz der spontanen progressiven Loko- motion. Das Gehirn ist das Zentrum der Schluokbewegung und der hemmenden Reflexbewegungen, nicht aber Zentrum der koordinierten Richtimgsbewegung ; es kontrolhert den Tonus der Muskeln. Das suboesophageale Ganghon ist nicht das Zentrum der Koordination der Bewegungen ; es übt nur bis zu einem gewissen Grade einen Einfluß auf den Gleichgewichtssinn aus. Nach Faivre wäre das Ganglion frontale das Zentrum der Schhng- bewegung, welche nach dessen Zerstörung aufhört. — Bei dem Re- spirationsmechanismus des Dytiscus spielen drei nervöse Zentren eine Rolle: das metathorakale Ganghon ruft die Bewegungen hervor und unterhält sie; das untere Schlundganghon koordiniert sie mit den Be- wegungeii des Abdomens während des Schwimmens und Laufens; die abdominalen Ganghen leiten die in den beiden Zentren entstandenen Bewegungen weiter (Faivre 1860). — Ewing (1904) kommt durch die Untersuchung der Acridiiden zu anderen Resultaten: jedes thorakale und abdominale Ganghon ist Zentrum für die Atmungsbewegung. Durch die Verletzung eines Ganglienknotens werden stets Störungen hervorgerufen, welche teils allgemeiner Art sind, teils nur die Inner- vationsgebiete des verletzten Zentrums betreffen. Literaturverzeichnis. Alteil, H. V. Plivlogenie des Hymenopterengelünis. Jena. Zeitschrift f. Naturw. 46. Bd. 191Ö. Arndt. Untersuchuugeu über die Endigung der Nerven in den quergestreiften Muskelfasern. Arch. Mikr. Anat. Bd. 9. 1873. Baudelot, E. Contributions ä la physiologie du Systeme nerveux des Insectes. Revue des Scienc. nat. T. 1. 1872. Bauer, V. Zur inneren Metamorphose des Zentralnervensystems der Insekten. Zool. Jahrb. Anat. Bd. 20. 1904. Bellonci. Nuove ricerche sulla struttura del gaiiglio ottico della Squilla maiitis. Accad. d. Sc. di Bologna. 1882. — Intorno al ganglio ottico degli Arthropodi superiori. Intern. Monatsschrift Bd. 3, 1886. Benedicenti, A. Eecherches histologiques sur le Systeme central et peripheri- que du Bombyx inori. Arch. ital. de Biologie. T. 24. 1895. — 136 — Bei'ger. Untersuchungen über den Bau des Gehirns und der Retina der Arthropoden. Arb. Zool. Inst. Wien. Bd. 1. 1878. Biedermann. Über den Ursprung und die Endigungsweise der Nerven in den Ganglien wirbelloser Tiere. Jena. Zeitschr. f. Naturw. Bd. 2.5. 1891. Binet, A. Contribution k Fetude du Systeme nerveux sous-intestinal des In- sectes. Journ. d'Anat. et Phys. Vol. 30. 1894. Blanchard, Em. Recherches anatomiques et zoologiques sur le Systeme nerveux des animaux sans vertebres. Du Systeme nerveux des Insectes. Ann. des Scienc. Nat. 3. Ser. Zool. T. b. 1846. — Du Systeme nerveux chez les Invertebres dans ses rapports avec la Classi- fication de ces animaux. Paris 1849. — Du grand sj'mpathique chez les animaux articules. Ann. Sc. Nat. Zool. 4. Ser. Vol. 10. 18,58. Bordas, L. Le S3'sterae nerveux sous-intestinal des Phyllies (Phyllium cruri- folium Audinet Serville). Trav. Scient. Univ. Rennes T. 5. — Bull. Soc. Scient. Med. Ouest. Bennes. T. 15. 1906. ßöttger, O. Das Gehirn eines niederen Insekts (Lepisma saccharina L.\ Jena. Zeitschr. f. Naturw. 46. Bd. N. F. 39. Bd. 1910. Brandt, E. Beiträge zur Kenntnis des Nervensystems der DipterenJarven. Zool. Anz. Bd. 5. 1882. — Vergleichend -anatom. Untersuchungen über das Nervensystem der Käfer. Horae Soc. Ent. Ross. Bd. 15. 1879. — Recherches anatomiques et morphologiques sur le Systeme nerveux des In- sectes hymenopteres. C. R. Acad. Sc. Paris 1875. — Über das Nervensystem der Apiden. Sitzungsber. Nat. Ges. Petersburg Bd. 7. 1876. — Über das Nervensystem der Schmetterlingsraupen. Verh. d. Russ. Ent. Ges. Bd. 10. 1877. — Über das Nervensystem der "Wespen. Hör. Soc. Ent. Ross. Bd. 14. 1878. — Über das Nervensystem der Fächerflügler (Strepsiptera). Hör. Soc. Ent. Ross. Bd. 14. 1878. — Über das Nervensystem der Laufkäfer (Carabidae). Ebenda. — Vergleichend-anatom. Skizze des Nervensystems der Insekten. Ebenda. Bd. 15. 1879. — Vergleichend-anatom. Untersuchungen über das Nervensystem der Hemipteren. Ebenda. Bd. 14. 1878. — Vergleichend-anatom. Untersuchungen über das Nervensystem der Hvmeno- pteren. Ebenda. Bd. 15. 1879. — Vergleichend-anatom. Untersuchungen über das Nervensystem derLepidopteren. Ebenda. — Vergleichend-anatom. Untersuchungen über das Nervensystem der Zweiflügler (Diptera). Ebenda. Brandt, J. F. Bemerkungen über die Mund-, Magen- und Eingeweidenerven der Evertebraten. Mem. Acad. St. Petersbourg. 6. Ser. T. 3. 2. Teil. — 1835, Burger, D. Über das sogen. Bauchgefäß der Lepidopteren uebst einigen Be- merkungen über das sogen, sympathische Nervensystem dieser Insekten- ordnung. Niederländ. Arch. f. Zool. Bd. 8. 1876. Chatin, J. Recherches histologiques et morphologiques sur le grand sym- pathique des Insectes. Bull. Soc. Philomath. 1879. — Sur les noyaux d'origine du stomatogastrique chez les Insectes. Ebenda. 7. Ser. T. 7. 1883. Cattie, J. Th. Beiträge zur Kenntnis der Chorda supraspinalis der Lepidopteren und des zentralen, peripherischen und sympathischen Nervensystems der Raupen. Zeitschr. f. wiss. Zool. Bd. 35. 1881. Cuccati, G. Sulla struttura del gangüo supraesofageo di alcuni Orthotteri (Acridium lineola, Locusta viridissima, Locusta sp-, Gryllottalpa vulgaris). Bologna 1887. — Intorno alla struttura del cervello della Somomyia erythrocephala. Nota preventiva. Bologna 1887. — Über die Organisation des Gehirns der Somomyia erythrocephala. Zeitschr. f. wiss. Zool. Bd. 46. 1888. Dietl. Die Organisation des Arthropodengehirns. Zeitschr. f. wiss. Zool. Bd. 27. 1876. — Die Gewebselemente des Zentralnervensystems bei wirbellosen Tieren. Ber. des Naturw. Med. Vereins Innsbruck. 1878. — 137 — Dujardin. Memoire sur le Systeme nerveux des Insectes. Ann. Sc. Nat. 3. Ser. T. 14. 1850. Escherich, K. Zur Entwicklung des Nervensystems der Museiden mit be- sonderer Berücksiclitigung des sog. Mittelstranges. Zeitschr. f. wiss. Zool. 71. Bd. 1002. Ewiug, H. Z. The functions of tlie Nervous System witli Special Eegard to Kespiration in Acrididae. Kansas Univ. Sc. Bull. Vol. 2. i;>04. Faivre, E. Du cerveau des DytiS(^ues eousidere dans ses rapports avec la loconiotion. Ann. Sc. Nat. Zool. -t. S6r. T. 8. 1857. — Etudes sur les fonctions et les proprietes des nerfs craniens chez les Dytisques. C. R. Acad. Sc. Paris. T. 45. 1867. — De l'influence du Systeme nerveux sur la respiration des Dytisques. Ann. Sc. Nat. Zool. 4. Ser. Vol. 13. 1860. — Eecherches sur les proprietes et les fonctions des nerfs et des muscles de la vie organique chez un Insecte, le Dytiscus marginalis. Ann. Sc. Nat. Zool. 4. Ser. T. 17. 18(32. — Rech, exper. sur la distiuction de la sensibilite et de l'excitabilite dans les diverses parties du Systeme nerveux d'un Insecte, le Dytiscus marginalis. Ebenda. 5. Ser. T. 1. 1864. — Experiences sur le röle du cerveau dans l'ingestion chez les Insectes et sur les fonctions du ganglion frontal. Mem. Soc, ßiol. 3. Ser. T. 5. 1864. Feyer, O. Die metenibrvonale Entwicklung des Nervensystems bei Agelastica ahn. Manuskript 1910. — Diss. Berlin 1912. Flögel. Über den einheitlichen Bau des Gehirns in den verschiedenen Insekten- ordnungen. Zeitschr. f. wiss. Zool. Bd. 30. Suppl. 1877. Floj'd, R. A contribution to the Nervous Cytology of Periplanefa Orientalis the Common Cockroach. Mark. Annivers. Vol. 1903. Forel, A. Die psychischen Fähigkeiten der Ameisen und einiger anderer In- sekten. München 1907. Föttinger, A. Sur la terminaison des nerfs dans les muscles des Insectes. Arch. d. Biol. Vol. 1. 1880. Haller, B. Über den allgemeinen Bauplan des Tracheatensyncerebrums. Arch. Mikr. Anat. Bd. 65. 1905. ^ über das Bauchmark. Jena. Zeitschr. f. Naturw. 46. Bd. 1910. — "Weitere Beiträge zur Lehre von der Kontinuität des Nervensj'Stems. Arch. Mikr. Anat. 76. Bd. 1910. Hammar, A. G. On the nervous svstem of the Larva of Corydalis cortmta L. Referat: Zool. Centralbl. 17. Bd. 1910. Helmholtz, H. L. F. De fabrica sj'Stematis nervosi Evertebratorum. Dissert, inaug. Berolini 1842. Heniieguv, L. F.. et A. Binet Structure du Systeme nerveux larvaire ä.\i.Straiio- mys 'strigosa. C. R. Acad. Sc. Paris. T. 114. — Ann. Soc. Entom. T. 61. 1892. Heymons, R. Über bläschenförmige Organe bei den Gespenstheuschrecken. Ein Beitrag zur Kenntnis des Eingeweidenervensystems bei den Insekten. Sitzungsber. d. Acad. d. Wiss. Berlin 1899. Hilton,"\Vm. A. The body sense hairs of Lepidopterous larvae. Amer. Natural. Vol. 36. 1902. Hofer, B. Untersuchungen über den Bau der Speicheldrüsen und des dazu- gehörenden Nervenapparates von Blatta. Nova Acta. Kais. Leop. Carolin. Deutsch. Akad. d. Naturf. Bd 51 Nr. 6. 1887. Holmgren, E. Zur Kenntnis des Hautnervensystems der Arthropoden. Anat. Anz. Bd. 12. 1896. Holste, G. Das Nervensystem von Dytiscus marginalis. Zeitschr. f. wiss. Zool. 96. Bd. 1910. Janet, Ch. Sur les nerfs cephaliques. les corpora allata et le tentorium de la Fourmi (Myrmica rubra). Mem. Soc. Zool. France. T. 12. 1899. — Recherches sur Tanatomie de la Fourmi et Essai sur la Constitution morpho- logique de la tete de Tlnsecte. Paris 1900. — Anatomie de la tete du Lasius niger. Limoges 1905. Jonescu, C. N. Vergleichende Uutersuchungen über das Gehirn der Honig- biene. Jena. Zeitschr. für Naturw. Bd. 4.5. 1909. Joseph, G. Vorläufige Mitteilung über Innervation und Entwicklung der Spinnorgane bei Insekten. Zool. Anz. 1880. 3. Bd. Kenyon, F. C. The brain of the bee. Journ. Comp. Neurology. Vol. 6. 1896. — The meaning and structure of the so-cal!ed „mush room bodies" of the hexapod brains. Amer. Natural. Vol. 30, 1896. — 138 — Kenyou, F. C. The optic lobes of the Bees brain iu tlie light of receut ueuro- logical metliods. Amer. Nat. Vol. 31. 1897. Koestler, M. Über das Eiugeweidenervensystem von Periplaneta Orientalin. Zeitschr. f. wiss. Zool. Bd. 39. 1883. Kunkel, J. Eechei'ches niorphologuiues et zoolog. sur le syst, nerveux d. ins. dipt. C. E. Acad. Sc. Paris. T. 89. 1879. Kunckel d'Herculais, J. Eeclierches sur l'organisation et developpement des Volucelles, lusectes dipteres de la famille des Sj'rpliides. 1. part. Paris 187.5—78. 2. part. Atlas 1882. — et Gazagnaire, J. Eapport du cylindre-axe et des cellules nerveuses peri- pheriques avec les organes des sens chez les Insectes. C. E. Acad. Sc. Paris. T. 92. 1881. Kupfer. K. v. Beiträge zur Anatomie und Physiologie. Leipzig 1875. — Arcli. Mikr. Anat. Bd. 9. 1873. Lienard, V. Constitution de l'auneau cesophagien. Arcli. d. Biol. Vol. 1. 1880. Michels, H. Nervensystem von Oryctes nasicoinifi Im Larven-, Puppen- und Käi'erzustande. Zeitschr. f. wiss. Zool. Bd. 31. 1880. Monti, Eina. Eicerche microscopiche sul sistema nervoso degli Insetti. Eend. Ist. Lomb. Milane. Vol. 25. 1892. — Boll. Sc. Pavia. Anno 15. 1893. Müller, J. Über ein eigentümliches dem Nervus sympathicus analoges Nerven- system der Eingeweide bei den Insekten. Nova Acta Acad. Caes. Leop. Carol. Nat. Curios. 1828. Nansen, F. The structure and combination of the histological elements of the central nervous sj'stem. Bergens Museum tarsberetnlng for 1886. Bergen 1887. Newton, E. T. On the Brain of the Cockroach, Blatta oHentalis. Quart. Jouru. of Microscop. Science. New. ser. Vol. 19. 1879. — On a new method of constriicting. etc. Journ. Quekett. Microscopical Aub. 1879. Packard. On the brain of the Locust. Exti-acted from the second Eejjort of the Entom Comm. 1880. Pawlowa, Mary. Zum Bau des Eingeweide-Nervenstems der Insekten. Zool. Anz. Bd. 18. 1895. Pierantoni, U. Contribuzione allo studio del sistema nervoso stomatogastrico degli Ortotteri saltatori. Auszug von E. v. Adelung. Zool. Centralbl. 9. Jahrg. 1902. — Nuovo contribnto alla conoscenza del sistema nervoso stomatogastrico degli Ortotteri. Auszug von E. v. Adelung. Zool. Centralbl. 9. Jahrg. 1902. Police, G. Sulla discussa natura di alcune parti del sistema nervoso viscerale degli Insetti. Eicerche ed osservazioni critiche. Arch. Z. Napoli Vol 4. 1909. Eabl-Eückhardt. Studien über Insektengehirne. Ai-ch. f. Anat. und Phj-s. 1875 .. Eemak. Über den Inhalt der Nervenprimitivröhren. Arch. Anat. Phj's. 1843. Eiley. V. The nervous System and salivarj' glands of Phyloxera. Psyche " Vol. 2. 1879. Eossi. Sul modo di terminare dei nervi nei muscoli del organo sonoro della Cicada -plebeja. Mem. Accad. Sc. Bologna 1880. Ser. 4. Vol. 1. Schnitze, H. Die fibrilläre Struktur der Nervenelemente bei Wirbellosen. Arch. Mikr. Anat. Bd. 16. 1879. Steiner, J. Die Funktion des Zenti-alnervensystems der wirbellosen Tiere. Sitzungsber. d. Kgl. Preuß. Acad. d. Wiss. "Berlin 1890. 1. Studer, Th. Über Nervenendigung bei Insekten. Mitteilung d. Naturf. Ges. Bern 1873. Uexküll, J. V. Der Gesamtreflex der Libellen. CentralbL f. Physiol. Bd. 21. 1907. Walter, G. Mikroskopische Studien ülier das Zentralnervensystem der wirbel- losen Tiere. Berlin 1863. Verhoeff, K. W. Über die Nerven des Metacephalsegments und die Insekten- orduuug Oothecaria. Zool. Anz. 26. Bd. 1903. Viallanes, H. Notes sur les terminaisous nerveuses sensitives des Insectes. Bull. Soc. Philomath. Paris. Ser. 7. T. 6. 1882. — Le ganglion optique de la Libellule (Aeschna maculatissima). Ann. Sc. Nat. Zool. 6. Ser. T. 18. 1884. — Le ganglion optique de quelques larves de Dipteres {Munca, Erisfalis, Stratiomys) Ebenda. 6. Ser. T. 19. Art. 4. 1885. — 13!» — Vi all an es, H. Sur la structiire interne du ganglion optique de quelques larves de Dipteres. Bull. Soc. Phil. Paris. 7. Ser. Bd. 9. 1885. — Sur la structure de la substance ponotuee des Insectes. Paris 1886. — La structure du cerveau des Hymenopteres. Bull. Soc. Philomath. Paris. 7. Ser. T. 10. 1886. — La structure du cerveau des Orthopteres. Ebenda. 7. Ser. T. 11. 1886. — Etudes liistologiques et organologiques sur les centres uerveux et les organes des sens des animau.x articul«'S. Cinqu. Mem. 1. Le cerveau du criquet (Oedipoda eoerulescens et Coloptenus italiciis). '1. Comparaison ilu cerveau des Crustaci'S et des Insectes. :i. Le cerveau et la morphologie du -squelette cephalique. Ann. d. Sc. Nat. Zool. 7. Ser. T. 4. 1887. — Le cerveau de la Guepe {Vespa crabro et vulgaris). Ebenda. 7. Ser. T. 2. 1887. — Sur la morphologie comparee du cerveau des Insectes et des Crustaces. C. R. Acad. Sc. Paris. T. 104. 1887. Will, F. Vorläufige Mitteilung über die Struktur der Ganglien und den Ur- sprung der Nerven der wirbellosen Tiere, Müllers Arch. f. Anat. Physiol. 1844. Yersin, A. Recherches sur les fonctions du Systeme nerveux dans les animaux articules. Bull. Soc. Vaudoise Sc. Nat. Vol. 5. 1856/57. — Sur la neuroph3-siologie du Grillen. C. R. d. 1. 145. Sess. d. Soc. suisse de Sc. nat. Lausanne 1861. — Memoire sur la physiologie du Systeme nerveux dans le Grillon champetre. C. R. Acad. Sc. Paris. T. 54. 1862. Drittes Kapitel. Sinnesorgane. Von Prof. Dr. P. Deegener, Berlin. Inhaltsübersicht Seit Allgemeines. Topographische Verteilung. Sinneszellen 141 1. Haut Sinnes Organ e(Tast-, Gern clis-,Geschmackssinn),CTeruchsorgaue; ilire Entwicklung im Zusammenhang mit der Lebensweise. Sexuelle Verschiedenheit — Sinnesorgane der Taster. Geschmacksorgane (äußere, innere. Gaumenorgan) 142 Spezielles über die Hautsinnesorgane 144 Apterygogenea (Machüis, Collembolen). Orthoptera und Forflculiden. Ephemerida. Odonata. Bhynchota. NeuropteraundPanorpata. Tricho- ptera. Lepidoptera. — (a. dickwandige Sinnesorgane: Sensilla chaetica, trichoidea. — b. dünnwandige Sinnesorgane: S. coeloconica und stylo- conica. Sexuelle Unterschiede. Basalfleck des Tasters. Geschmacks- organe. Eaupen.) — Coleoptei'a. Strepsiptera. Diptera (Imagines, Larven). — Hymenoptera. (Sensilla placoidea, trichoidea, basiconica, coeloconica, ampullacea.) — Sinnesorgane der Flügel 158 2. Gehörorgane 160 A. Tympanalorgane 160 1. Acridiidae (allgemeiner Bau. Die rinneuförmigen Körperchen, die zapfenförmigen Körperchen, die stielförmigen Körperchen, die birnenförmigen Körperchen. Nerven der Tympanalregion. Tym- panal. Nervenendorgan) 160 2. Locustidae. (Tympanalorgan. Subgenualorgan. Zwischenorgan, Crista acustica, Nerven. Endschläuche) 167 3. Gryllidae 170 Funktion der Tympanalorgane der Orthopteren 170 4. Das Tympanalorgan bei Hemipteren. {Corixa.) Seine Lage und sein Bau. Vergleich mit dem tymp. Organ der Acridiiden. Funktion. Vorkommen 171 B. Chordotonalorgane. (Allgemeines. Bau und Sitz. Nervenend- körperchen) 173 C. Das Johustonsche Organ. (Lage, Bau, Verbreitung, Funktion) . . 178 3. Lichtsinnesorgane (Augen). Allgemeines 179 A. Ocellen. Allgemeines 179 Bau der Ocellen bei verschiedenen Ordnungen (Apterygogenea: Poduriden, Thysanura. — Orthoptera. Odonata, Perliden, Epheme- riden, Bhynchota (a. Heteroptera, b. Homoptera, c. Phytophthires). Mallophagen, Neuroptera, Larven der Neuroptera {Myrmeleon, Sialis), Panorpata. Trichoptera, Larven der Trichoptera; Lepidoptera Imagines, Eaupen); Diptera (Imagines, Chironomus-harve); Siphon- aptera; Coleoptera; Strepsiptera („ocelläres Komplexauge"); Hyme- noptera (Imagines, Tenthredinidenlarven) 198 — 141 — B. Komplexaugeu. (Allpjemeiiier Bau. Eucone, acone, pseudocoue Augen. Eetinulae Rhabdom. Pismentzellen. Tapetum . . . 199 Physiologie des Koniplexauges. (Miisivisches Sehen. Appositions- and Superpositionsbild. Theoretisches. Schärfe des Netzhautbildes. Verzerrung de.s Netzhautbildes. Sehen von Bewegungen. Unzu- länglichkeit der Theorie vom niusivischen Sehen. — Punktion des Tapetums. Leuchten der Augen. Sehen von Farben. Wahr- uelimung- des Ultraviolett. Anzieh ungs Wirkung verschiedenfarbiger Lichter 206 Korrelation zwischen Augen und Antennen 207 Spezielles über die Komplexaugen. (Apterygogenea: Lepisma, Poduren, Muchilis. — Orthoptera. ^ Odouata. (Accommodations- apparat ) Ephenieriden (Normalauge. Doppelauge = Turbanauge des f). Rhyuchota. Coleoptera. Lepidoptera. Diptera. (Doppel- augen) 216 4. Sinnesorg'anezweifelhafter oder unbekannter Natur. (Halteren der Dipteren. Abdominale Sinnesorgane der Noctuiden. Postantennal- organ der Collembolen. Kopforgan der Corethra- und Ct«?ex-Larven. Pseudoocellen. Bläschenförmige Organe von Ptychoptera) 224 5. Statische Organe. (Fhyllcacera. Chermes) 225 Damit das Insekt zu einer Sinneswahrnehmnng fähig werde, muß das Chitin der Cuticula, welches das Tier gegen die Außenwelt abschließt und Eeizen nur in sehr beschränktem Grade zugänglich ist, eine Modi- fikation erfahren, wenn das reizaufnehmende Organ an der Hautober- fläche liegt. Dies gilt natürlich nicht für solche Sinnesorgane, welchen die Perzeptiou von außen kommender Beize nicht zufällt, wie etwa die statischen Organe, und primär auch nicht für die Chordotonalorgane. — ■ Über lichtempfindlichen Sinneszellen muß die Cuticula durchsichtig werden und nimmt schheßhch bei weiterer Differenzierung im Dienste des Sehens die Gestalt einer Linse an. Für die Aufnahme von Scliall- wellenreizen wird das Chitin über den Perzeptorien sehr elastisch und beweghch; chemische Reize and feinere Tastreize erfordern eine Durch- brechung der dicken Cuticularschicht, welcher ein für seine Zwecke mehr oder minder modifiziertes Cuticulargebilde mit viel dünnerer Chitinwand (Haare und deren verschiedene Differenzierungen) auf- sitzt. Die einfachen Sinneshaare (Tasthaare) charakterisieren sich bei ihrer häufigen Ähnlichkeit mit gewöhnlichen Cuticularanhängen als solche nur durch die Zugehörigkeit zu einer Sinneszelle, nehmen jedoch auch oft spezielle, sie kennzeichnende Formen an (Kegel-, Keulen-, Kolben-, Zapfen-, Zvhnder-, Schlauch-, Griffel-, Feder- usw. Form). Die epidermalen Sinneszellen sind von mannigfacher Form, Größe und gegenseitiger Lagerung; wir verweisen hier der Kürze wegen auf die Spezialdarstellung der einzelnen Sinnesorgane. Wir finden bei den Insekten eine größere Anzahl von Hautsinnes- organen, aus deren Bauart allein einen Schluß auf ihre Funktion zu ziehen auf die größten Schwierigkeiten stößt. Es handelt sich um Tast-, Riech- und Schmeckorgane, die wir deshalb hier nicht gesondert dar- stellen wollen, ixm Wiederholungen tunlichst zu vermeiden. Wir fassen sie unter dem Namen ,, Hautsinnesorgane" zusammen. Hinsichthch der topographischen Verteilung der Sinnesorgane sei hier kurz bemerkt, daß die Hautsinnesorgane an den Antennen in großer Anzahl, an den Mmidextremitäten und in der Mundhöhle, an den Ab- dominalgriffeln, auf den Flügeln und am Bumpf sowie an den Extremi- — 142 — täten des Thorax vorkommen. Die Sehorgane gehören dem Kopf an. Tympanale Organe liegen an der Basis des Abdomens, in den Tibien der Vorderbeine, im Bereiche des zweiten Spiraciilums, chordotonale im Eumpf und in den Extremitäten. Auch statische Organe kommen bei den Insekten vor. Gewisse Sinnesorgane sind ihrer spezifischen Natur nach noch nicht sicher erkannt. Die Sinneszellen sind epidermaler Herkunft und stehen durch einen basalen nervösen Fortsatz mit dem Nervensystem in direkter Ver- bindung. Die oberflächlichen perzeptorischen Differenzierungen über- tragen den Beiz auf die Neurofibrillen der Sinneszellen; diese stehen einzeln oder zu Gruppen vereinigt; ihre Form, Größe und feinere Struktur sowie der Bau ihrer Perzeptorien sind mannigfach verschieden. 1. Hautsinnesorgane (Tast-, Geruchs- und Geschmackssinn). Unter den Hautsinnesorganeii (nach obiger Fassung) nehmen bei vielen Insekten unzweifelhaft die Geruchsorgane den ersten Platz im Leben des Tieres ein. Der starke Antennennerv ist Sinnes- nerv (N. olfaetorius) und tritt mit seinen Endästen an die Eiechzellen heran. Diese sind umgewandelte Epidermzellen, welche als perzep- torischen Fortsatz ihrer Oberfläche ein Stäbchen tragen. Als Stütz- und Hilfsapparate treten Differenzierungen der Cuticula in Gestalt von Gruben, Kegeln usw. auf. Die Anzahl der Geruchsapparate steht in naher Beziehung zur Lebensweise ihrer Träger. So haben z. B. alle diejenigen Dipteren, welche von Fleisch oder Kot leben, verhältnis- mäßig viele Geruchsgruben, und es kommen zusammengesetzte Gruben mit mehr als 100 Eiechstäbchen vor {Sarcopliaga carnaria L., CaUiijhora vomiioriali., Scatophaga ste'>'coraria Macq.). Dagegen besitzen die phyto- phagen Tetanoceren, Trypetinen, Sapromyzinenu. a. nur 2 — 5 Gruben an einer Antenne. Erisialis, Syritta, Bhingia, deren Larven im Kot leben, haben verhältnismäßig viele Geruchsgruben, während die übrigen Syrphiden, deren Larven in Mulm, Pflanzenmark, Schwämmen, in Hummelnestern oder von Blattläusen leben, meist nur 1 — 3 Gruben an jedem Fühler besitzen. Die blutsaugenden Dipteren (Tabaniden) verfügen über 200 — 300 einfache Fühlergruben, die ebenfalls in großer Anzahl bei den Eaubfhegen entwickelt sind; das Gleiche gilt für die Oestriden sowie die Bombyliden, Tachiniden und Conopiden, deren Larven parasitär leben. — Bei den Hymenopteren steigt die Anzahl der stets nur einfachen Geruchsgruben ins Unglaubliche (Hauser). Die höchste Ziffer findet man bei Apiden und Vespiden (Apis vieUificaL. 14000 — 15000 Gruben und über 200 Kegel an jedem Fühler). Besonders ausgezeichnet unter den Hymenopteren sind die Ichneumoniden da- durch, daß bei ihnen die Spaltöffnungen eine enorme Länge erreichen; hierdurch wird den Eiechstoffen der Zutritt zu den Perzeptorien er- heblich erleichtert; zudem ist die Länge der sehr beweglichen Antennen bei diesen Tieren eine recht beträchthche. Der Zusammenhang des wohlentwickelten Geruchsvermögens mit der an dieses sehr hohe An- forderungen stellenden Lebensweise ist unverkennbar. Zu den Ichneu- moniden stehen wieder die phytophagen Tenthrediniden im Gegensatz, welche 1 die Fühlergruben fehlen. Lyda ha.t nur 600 Kegel, Sirex gigash. 2000 an jeder Antenne. (Diese Zahlen geben nur annähernd die wirk- liche Anzahl der Geruchsapparate wieder.) — Auffallend gering ist — 148 — die Anzahl der Geruchsgruben bei den Odonaten. Libellvia depressa L. hat deren nur 10 — 12 an jedem Fühler. Auch hier ist der Einfluß der Lebensweise augenfäUig, da die Libellen sich bei der Jagd ihrer hoch entwickelten Augen bedienen. — Daß hier überall, wie Haiiser will, das Zuchtwahlprinzip die Erklärung gebe, darf mit guten Gründen bezweifelt werden. Im allgemeinen haben, wo die Antennen, in beiden Geschlechtern verschieden gestaltet sind, die männlichen Tiere dieses Extremitäten- paar zu höherer Ausbildimg gebracht, weil sie unter Zuhilfenahme des Geruchssinnes oder durch ihn allein das andere Geschleciit auf- finden. Doch hat das ]\Iännchen von Ichneumon lucfatorius Grav. viel weniger Kegel als sein Weibchen: die LTnterbringung der Eier in dem geeigneten Wirt stellt jedenfalls höhere Anforderungen an das Geruchs- vermögen als das Auffinden des Weibchens. Die Sinnesorgane der Taster haben verschiedene Funktion; v. Eath schreibt den Kegeln eine Riechleistung auf geringe Entfernung zu. Wo ein mit Kegeln besetztes Sinnesfeld vorhanden ist, liegt es der aufzunehmenden Nahrung zugewendet. Die Sinneshaare sind Tastorgane. Die Sinnesorgane der Maxille und L^nterlippe (Labium), sowie des Epi- und Hypopharynx (Mundhöhle) perzipieren jedenfalls Geschmacksreize gelöster imd flüssiger Stoffe und können mit Wahr- scheinlichkeit als Geschmacksorgane aufgefaßt werden (v. Rath, Kraepelin, Will u.a.), ohne daß damit, wie v. Rath mit Recht hervor- hebt, eine scharfe Abgrenzung von Geschmacks- und Geruchswahr- nehmung behauptet werden soll. Nagel unterscheidet äußere und innere Geschmacksorgane (außer- und innerhalb der Mundhöhle gelegene). Bei dauernd im Wasser lebenden Tieren fällt das Riechvermögen weg (sofern man als Riech- organe nur solche gelten läßt, auf welche gasförmige Stoffe wirken), und an seine Stelle tritt in vielen Fällen die Tätigkeit eines äußeren Schmeckorgans, dessen Funktion fast dieselbe ist wie die des Riech- organs, nur mit dem Unterschiede, daß für dieses flüssige, nicht gas- förmige Stoffe den adäquaten Sinnesreiz Uefern. Dies äußere Schmeck- organ ist bei den Insekten nur wenig entwickelt und stets streng loka- lisiert; man findet es hauptsächlich (jedoch nicht ausschließlich) bei Wasserinsekten, bei welchen ja nicht nur die Mundteile mit Flüssigkeit in Berührung treten, sondern namentlich auch die Antennen. Sie werden in ihrem Vorhandensein vornehmlich durch die Art der Nahrungs- aufnahme bestimmt. • — Innere Schmeckorgane scheinen allgemein, wenn auch in verschiedener Ausbildung, verbreitet zu sein. Bei kauenden Insekten kommen nur sie vor, während bei saugenden und leckenden Sinnesorgane existieren, welche eine chemische Prüfung der Nahrung schon vor deren Aufnahme in den Mund gestatten; dies trifft auch für kauende Wasserinsekten zu. Das äußere Schmeckvermögen der Wasser- käfer vertritt das Riechen aus nächster Nähe, das Riechtasten (oder den toi^ochemischen Sinn, Forel) der Landinsekten, jedoch nicht das Wittern aus der Ferne (Nagel). Da die leckenden Hymenopteren (Wespen, Ameisen usw.) zugleich ja auch kauende Mandibeln besitzen, haben sie außer den Sinnesorganen, welche den saugenden Insekten zukommen (äußere und innere Schmeckorgane), auch die den kauenden Insekten eigenen Apparate (Taster, zum Rieclitasten fähige Antennen, Nagel). 144 Das verbreitetste und wichtigste Geschmacksorgan ist das am Dach der Mundhöhle von Gazagnaire (1886) bei den Coleopteren ent- deckte „Gaumenorgan". Wolff (1875) fand es bei Hymeuopterea; V. Eath beschreibt Geschmacksorgane am Hypopharynx von Ortho- pteren. Künckelund Gazagnaire (1881), Meinert (1882), Kraepelin (1883) und Packard (1889) fanden Sinnesorgane am Pharj-nx und Labrum der Dipteren, ohne sie freihch durchweg für Geschmacksorgane zu erklären. Kirbach (1883) wies bei den Lepidopteren im Schlund- kopf Papillenfelder nach, die er als Schmeckorgane auffaßt. Solche fand Nagel (1894) bei Neuropteren und Khynchoten wohl entwickelt. — Außer dem Gaumenorgan kommen hauptsächhch an der Basis des Labiums oder der Glossa innere Geschmacksorgane vor. (Vgl. den spez. Teil.) Ein spezifischer Geschmacksnerv existiert bei den Insekten nicht, daher auch das Schmeckorgan nicht an eine bestimmte Stelle gebunden ist, sondern nach Bedarf aus den Haut- sinnesorganen der Mundteile ein mehr oder minder differenziertes Geschmacks- organ hervorgehen kann. Daß es in- dessen bevorzugte Stellen zur Ausbildung dieser Organe gibt, versteht sich einmal aus dem Umstände, daß die Umgebung SM^ // /n / W cles Mundes für sie natürhch prädispo- niert erscheint, andererseits aus der Stammesverwandtschaft der Insekten untereinander. Spezielles über die Hautsinnes- oreane. Fig. 79. Sagittalsehnitt durch das Auten- nalorgan III von Onychiurus tiiber- culatus (Mou.); nur die cliitiuösen Elemente gezeichnet. Vergr. ca. 1200:1. (Born er 1902.) Sehh Schutzhaare. P Papillen. Sk Sinnes- tofjel. Apterygogenea: Anden Antennen von Machilis polypoda Latr. fand v. R a t h (1888) einige wenige, etwas gebogene Sinneskegel, sowie lange, in großer An- zahl über die Fühler zerstreute Sinnes- haare, deren jedem eine Gruppe von Epidermzellen angehört. Gruben wur- den nicht nachgewiesen. — Am Palpus maxillaris stehen an der Spitze des Endgliedes und an der äußeren Längsseite der drei letzten Gheder große blasse Kegel vereinzelt zwischen den übrigen Haaren. Der Labial- taster zeigt an der Spitze eine Anzahl relativ großer Kegel mit zuge- hörigen Sinneszellengruppen, deren jede nach außen einen Terminal- strang von faseriger Struktur entsendet, welcher in den Kegel eintritt. An der Vorderfläche des Lobus externus maxillae und am Vorderrande der acht Lappen des Labiums stehen in großer Anzahl kleine, blasse, einer Papille aufsitzende Haare, welche durch die zugehörigen Sinnes- zellen als Sinneshaare gekennzeichnet sind (v. Rath 1888). Bei den Collembolen fand zuerst Börner (1901), ferner Ab- solon (1901) Riechzäpfchen. Einen sehr abweichenden Bau zeigen die „inneren Kolben" des sogenannten Antennalorgans III. von Ony- chiurus, welche ein gestieltes traubenförmiges Körperchen darstellen (Fig. 79), das in einer Grube steht. Weitere Details über die antennalen — 145 Sinnesorgane gibt Börner (190'2), auf dessen Abhandlung hier ver- wiesen sei. — Orthoptera und Forficuliden. An den Antennen von Maniis, Acridium, Tettix, Locusta finden sich kurze blasse Dornen und ge- wöhnliche Gruben (Leydig, Hicks, Hauser, Kraepelin). Kegel und einfache Gruben fand v. Bath bei Acridiiden, Locustiden und Grylliden (Fig. 80). Bei Blattei und Periplanefa fehlen die Chitingruben, und nur die Sinneskegel sind vorhanden (Kraepelin, v. Eath). An den Antennen von Forficula sind zahlreiche kurze blasse (Riech -[?]) Haare und viel längere, derbere Fühlhaare entwickelt. Außerdem *'^^'P'>e^i^''' ' M^-v ^äT» Fig. 80. Stück eines Längsschnittes der Antenne von Gomphocerus rufus L. Vergr. 400 : 1. (vom Rath 1888.) sfi Sinneskegel, g einfache Cliitingrube mit einem Sinneskegel, ch Chitin, hvp Epiderm. n Nerv. Fig. 82. Grubenkegel des Fühlers von Forficula awicularia L. im optisclieu Seliiiitt ; seit- liche Öffnung der Grube nicht sicht- bar. Vergr. 850. (Nagel 1894.) stehen am distalen Ende jedes Fühlergliedes 1 — 3 scheinbar geschlossene Kapseln (Fig. 82), welche einen kleinen Kegel enthalten. Die Grube besitzt einen ziemlich weiten seitlichen Zugang. Auf der Spitze der Labial- und Maxillar- taster von Forficula fand v. Rath einen zylinderförmigen Aufsatz, dessen oberes Ende winzig kleine Kegel trägt. Die zu- gehörigen Sinneszellen liegen in einer Gruppe dicht unter dem Aufsatz. Außerdem trägt der Labialtaster eine Reihe kleiner Sinnes- kegel (Fig. 81). Auch die Labial- und Masil- lartaster der springenden Orthopteren tra- gen Sinnesorgane (v. Rath), welche Dohrn und V. Rath auch an den Caudalanhängen der Grylliden, Packard an denen von Periplaneta fanden. Graber wies deren Empfindlichkeit gegen Riechstoffe bei Periplaneta nach. Das innere Geschmacksorgan ist bei den Orthopteren wohlent- wickelt. Bei Locusta viridissima L. stehen zahlreiche, gut ausgebildete Kegel in mehreren Gruppen. Bei Oedipoda coendescens L. ist die Ober- lippe förmlich übersät mit Grubenkegeln; ähnlich verhält sich Gryllo- talpa. Forficula und Peripkmeta scheinen nur Fühlborsten zu be- sitzen, der Kegel aber zu entbehren (Nagel) [vgl. übrigens das rinnen- förmige Körperchen des Tympanums unter Gehörorgane der Acri» diiden!]. Handbuch der Entomologie, Bd. I. 10 Fig. 81. Spitze des Labialpalpus von Forficula. Vergröß. 250 : 1. (vom Rath 1888.) sf Sinnesfeld. X k/ — 146 — Ephemerida. DenEphemeriden(Ep/i.'!;MZ3atoL.) glaubt Na gel den Geruchssinn gänzlich absprechen zu müssen. Da die Imagines keine Nahrung aufnehmen und ihr Hauptsinn das Auge ist (siehe dieses!), bedürfen sie der Riechfähigkeit nicht. Die kahlen, kurzen Antennen tragen kein Sinnesorgan. Odonata. Bei den Odonaten finden sich an den Antennen Gruben- kegel in geringer Anzahl. Die Geschmackskegel des Gaumenorgans sind hier gut ausgebildet und groß; besonders leicht sind die inneren Schmeckorgane an der Zunge nachzuweisen. — Auch bei den Larven ist das Gesicht der leitende Sinn. Die Antennen tragen weder Gruben noch Kegel. Geschmacksempfindung wies Nagel nach (Gaumen- organ), die Kegel sind indessen unscheinbar und von verschiedener Größe; äußere Geschmacksorgane fehlen ganz. Rhynchota. Die Antennen der Hemipteren tragen nach Hauser (1880) nur zwei Arten von Tastborsten, während Lespes am 4. und letzten Fühlerghede Gruben fand. Bei Pyrrhocoris apterus L. fand v. R a t h Sinneskegel von verschiedener Größe an den Antennen, und an der Schnabelspitze sahen er und Kraepelin eine Gruppe kleiner Kegel. Nagel (1894) fand bei Wasserwanzen {Noto'neda, Naucoris, Nepa, Eanatra) keine Riechorgane, wohl aber Sinnesorgane an der Schnabel- spitze, welche denen von Pyrrhocoris liomolog sind und auch bei Baum- wanzen vorkommen (Grubenkegel). Am Mundhöhlendach der Hemi- pteren wies derselbe Autor iimere Geschmacksorgane in Gestalt zahl- reicher Grubenkegel nach (Naucoris) ; sie stehen, ähnhch wie bei Dytis- cus, jederseits auf einer eckigen Platte, die etwas in die Mundhöhle hinein vorragt. — Die antennalen Sinnesorgane von Aphis beschreibt Flögel (1904 — 05), auf dessen Mitteilung hier verwiesen sei. N e u r 0 p t e r a u n d P a n o r p a t a . Sinnesgruben fehlen nach H a u s e r (1880) undv.Rath (1888) hei Sialis, Chrysopa, Hemerobius und Panorpa, und es sind nur lange Tasthaare und kleine blasse durchscheinende Zäpfchen an der Antenne nachweisbar. Kleine Kegel finden sich an den Tastern [Sialis, Hemerobius, Panorpa). Trichoptera. Den Trichopteren [Phryganea) fehlen Gruben, doch sind außer den gewöhnhchen Haaren gerade und gebogene, lange, blasse Sinneshaare vorhanden. Auch die Taster tragen Sinneshaare (v. Rath). Lepidoptera. Jedes Glied des Fühlerkolbens von Vanessa io L. trägt etwa 50 Gruben, welche keine Membran besitzen und den Fühler- gruben der Dipteren ähnlich sind. Einfache Gruben herrschen vor. Sie haben annähernd die Gestalt eines umgekehrten Trichters; aus der Mitte ihres Bodens ragt das fast zylindrische, abgerundet endende Riechzäpfchen frei in die Höhle hinein, welches nur einer großkernigen Sinneszelle angehört, an die eine Nervenfaser herantritt (Haus er 1880). Diese Gruben wurden dann aiich (Ruland 1888) bei Geome- triden und Mikrolepidopteren und allgemein für die Lepidopteren durch V. Rath nachgewiesen, den Nagel bestätigt. Schenk rechnet hierher auch die Grubenhaare von Psyche und die Kegel von Ino, welche im Prinzip ebenso gebaut seien, wie die echten ,,Sensilla coeloconica". Die Gruben sind derart in das Chitin eingeschlossen, daß der in ihnen gelegene Kegel nach der Antennen- oder Fiederspitze weist. Der von einer äußerst dünnen Chitinmenbran gebildete Kegel (rezeptor. Forts.) sitzt einem kugligen Chitinbläschen (Kraepelin's ,, Klöppel") auf und erscheint bald mehr haarförmig zugespitzt (Psyche), bald am Ende 147 — abgerundet. Seine Spitze ist geschlossen (Nagel, Schenk), was für alle antennalen Sinnesorgane der Insekten zutrifft. Die Sensilla coelo- conica können zum Schutz gegen mechanische Schädigung von einem Kranz solider, nach der Grubenöffnung konvergierender Borsten um- geben sein {Fidonid, Orgyia). — Von dem die Fiederchen durchziehenden Hauptnerven zweigt sich ein zarter Strang ab, der zu einem allem An- scheine nach zweizelhgen Sinnesapparate führt, der übrigens auch {Ino pruni Schiff.) mehrzelhg werden kann; dieser Nervenstrang ist Ijisweilen so kurz, daß die Sinneszellen dem Hauptnerven anzuUegen scheinen {Fidonia, Fig. 83). Bei Ino pruni Schiff, enthält der abgezweigte Stamm Nervenelemente für mehrere Sinnesorgane. — Die Kerne der Sinnes- zellen sind groß und chromatinreich; ihr Terminalstrang (Komplex der oberflächhch austretenden Neurofibrillen) tritt in den Sinneskegel und läßt sich bis zu dessen Mitte verfolgen (Schenk). Die ..Sensilla styloconica" fand zuerst Ley- dig bei Acherontia und Catocala; Ruland und Nagel konstatierten ihr ■/ Vorkommen bei „allen" Lepidopteren ^J und $ (exklus. Ehopalocera). " Demgegenüber behaup- tet Schenk, daß sie C nicht so allgemein ver- :*= =-— i. Fig. 83. Längsschnitt durch ein Sensillum coeloconicum von Fidonia piniaria L. ; vergr. 1140:1. (Schenk 1902.) ch Chitin. Ä- Grabenkegel (Sens. coeloconicam). r Borstenkranz. / Terminalstrang. h Epiderm. szg Sioneszeliengrnppe. n Nerv. Fig. 81. Zwei Sensilla stj'loco- nica nebst üirem Träger von Fidonia piniaria L. Vergr. 440 : 1. (Schenk 1902.) st Endzapfen (Sensillum stylo- conicnm), sty dessen Träger. Fig. 85. Längsschnitt durch meh- rere Sensilla trichodea von Fidonia piniaria L., halb- schematisch; vergr. (Schenk 1902.) cb Chitin, h Epiderm. sz Sinnes- zelle, n Nerv. /r Sinneshaar (Sensillum trichodeum). breitet seien und z. B. bei Ino, Psyche und Euprepia aulica L. fehlen. Diese Organe (Fig. 84) sind sehr kleine Kegelchen, welche auf längeren Zapfen sitzen, deren Oberfläche genau ebenso gestaltet ist, wie die der übrigen Antenne, und die nichts weiter sind als hohle Auswüchse der Antennenglieder, auf welchen erst die Kegelchen als die eigentlichen rezipierenden Organe sitzen (Nagel). Man kann die antennalen Hautsinnesorgane der LejDidopteren in zwei Gruppen zerlegen: bei den einen ist das zur Verwendung gelangte Chitin dickwandig und geeignet, mechanische Eeize aufzmiehmen, die durch Druck oder Zug auf die Nervenenden übertragen werden; bei den anderen besteht das Chitingebilde aus einer dünnen Membran, welche für chemische Reize durchlässig ist. Die einfachen Haare sind die ursprünghchsten Sinnesorgane, aus deren Umbildung und Funk- tionsveränderung die speziahsierten Organe hervorgehen. - 148 — a) Dickwandige Sinnesorgane. Die Sensilla chaetica (borstenartige Sinnesorgane) sind spitz ausgezogene borstenartige liohle Bildungen mit relativ diclier Cuticula, welche mit der Haut der Antenne beweglicli artikulieren; ihre Sinneszellen sind nicht genau be- kannt (Schenk). Die Sensilla trichoidea sind hohle, etwas gebogene, dunkel pig- mentierte, beweglich eingeleiikte Haare von der Gestalt nahezu gleich weiter Chitinröhren. Im männlichen Geschlechte sind sie bis 0,12 mm lang, bei den Weibchen kürzer. Die zugehörige Sinneszelle ist lang- gestreckt und enthält einen großen Kern; sie tritt aus dem platten Epi- derm heraus und besitzt oberflächlich einen Terminalstrang (v. Eath), basal den Effektor (Fig. 85). Die Sensilla basiconica sind ebenständige, dicke, aus starkem Chitin bestehende, an der Spitze abgerundete, beweglich eingelenkte Sinneskegel. Ihr nervöser Endapparat ist nicht bekannt (Schenk). b) Dünnwandige Sinnesorgane. Die Sensilla coeloconica und styloconica haben wir bereits kennen gelernt. Die Verteilung dieser Sinnesorgane auf der Antenne ist für ihre Funktion nicht ohne Bedeutung. (Näheres siehe Schenk 1903.) Die S. coeloconica liegen so, daß sie wahrscheinlich während des Fluges dem Luftstrom entgegengerichtet sind. Der Luftwechsel ist für die Unterscheidung der Gerüche ja zweifellos von großem Werte (Schenk). Sexuelle Unterschiede. Diese sind bei den Lepidopteren haupt- sächlich quantitativ; es handelt sich in der Regel nur um eine verschie- dene Anzahl antennaler Sinnesapparate bei beiden Geschlechtern (Schenk 1903). Nieden (1907) kommt nach dem Studium des Ge- schlechtsdimorphismus der Antennen bei zahlreichen Arten zu folgen- den, mit Schenk übereinstimmenden Schlüssen: Die S. coeloconica (Grubenkegel) dienen dem I\Iännchen dazu, den Duft des Weibchens wahrzunehmen und dieses zum Zwecke der Kopulation aufzuspüren; sie sind also Geruchsorgane (Hauser, Krae- pelin, Ruland, v. Bath, Nagel, Schenk). Die S. trichoidea gestatten dem Männchen während seines schnellen Fluges eine Orien- tierung über den Luftwiderstand, seine Lage im Raum und über seine Annäherung an Hindernisse. Die wenig oder gar nicht fhegenden Weibchen bedürfen dieser Sinnesorgane nicht und besitzen sie darum nur in sehr schwacher Entwicklung. — In beiden Geschlechtern in gleicher Ausbildung und Anzahl sind die S. chaetica und stjdoconica vorhanden. Die S. chaetica dürften außer zur Vermittlung von Tastempfindungen (Schenk) bei der Bewegung des Tieres auf festen Körpern dazu dienen, die S. styloconica und trichoidea vor Verletzungen durch Aufstoßen zu schützen. Die S. styloconica sind zweifelhafter Funktion; vielleicht dienen sie zum Aufspüren der Nahrung (Schenk) und der Futterstoffe für die Raupen in unmittelbarer Nähe. Die Sensilla basiconica {Fido- nia $) können nach Schenk nur mechanische Reize perzipieren. Versuche haben gelehrt, daß die Tagfaltermännchen bei dem Suchen nach dem anderen Geschlechte vorzugsweise durch den Gesichtssinn geleitet werden, die Nachtfalter dagegen durch ihren oft sehr feinen Geruch. Damit, daß das Geruchsvermögen bei sehr vielen Nacht- faltern besser entwickelt ist als bei Tagfaltern, steht auch die oft mäch- tige Vergrößerung der Antennenoberfläche namentlich bei deren Männ- chen in Übereinstimmung. Daß die schwächere Ausbildung der Antennen vornehmlich bei den Spinnerweibchen recht auffallend in Erscheinung - 14V) — tritt, erklärt sich daraus, daß diese großenteils des Geruches auch nicht mehr zum Auffinden der Nahrung bedürfen. Bei den Noctuiden aber steht der Geruchssinn nicht nur im Dienste der geschlechtlichen Funk- tion (o), sondern führt auch das Tier {^ und $) zur Nahrungsquelle, daher hier beide Geschlechter mit gleichen oder doch viel weniger ver- schiedenen Antennen ausgestattet sind. Die Taster der Lepidopteren sind deshalb von besonderem Inter- esse, weil in ihrem letzten Gliede (wohl allgemein) eine große, meist flaschenförmige Grube existiert, deren unterer Teil eine große Anzahl von Öinneskegeln trägt (Fig. 8G). Die Gruben- öffnung pflegt an der Sjiitze des Palpus zu liegen und ist von dicht stehenden Schuppen um- geben (v. Rath 1888). Als Geschmacks- organe finden sich nach Kirbach (1883) zwei rundhche Papille ifelder an der Unterfläche des Schlundkopfesund (viel- leicht) zwei größere Pa- pillen nahe am Hinter- rande des Sclilundkopf es. Die Rüssel der Rhopaloceren, Noctu- iden, Geometriden und Bombyciden pr. p. tra- gen an ihrer Spitze mehr oder minder zahl- reiche zapf enf örmige An- hänge von sehr verschie- dener Länge und Gestalt bei den verschiedenen Arten, rund oder kantig, am Ende mit deutlichem kegelförmigen Spitzchen besetzt. Bei Sphingiden und Zygaeniden sind die Zäpfchen auf den ganzen Rüssel verteilt; bei den Bombyciden mit ihren oft rudimentären Rüsseln wechseln beide^Arten der Verteilung, und an stark rückgebildeten Rüsseln sind die Zäpfchen wenig oder garnicht entwickelt. Der Bau der Zapfen bleibt bei nahe verwandten Arten trotz verschiedener (Jröße stets gleich; die Spezies von Argynnis besitzen z. B. alle glatte Zapfen, von Pieris kurze Zapfen mit seithchen Leisten und relativ langem Kegel, von Vanessa einen Zackenkranz. Bei manchen Sjjhingiden {Deilephila euphorbiae L., Macro- glossa stellaiarum L.) sind die Zapfen in Gruben eingesenkt, aus welchen nur noch die Kegelspitze hervorragt. Auf Grund ihrer Innervierung vom Rüsselnerveu erscheint die Natur dieser Apparate als Sinnesorgane erwiesen. Nagel (1894) hält sie für vollkommene Tastapparate, denen Längssclmitt diircli die Spitze des Palpus labialis vou Pieris brassicae L. Vergr. 690 : 1. (v. Ratli 1888.) scfj Schuppe, cfi Chitin, hyp Epiderm. n Nerv, sz Sinneszellen. — 150 aber Schmeck-(und Riech- ?) Vermögen schwerlich fehlen dürfte. Daß sie zum Aufreißen der Blütenzellen und Nektarien dienen, glaubt er nicht. Breitenbach (1882) betrachtet sie ebenso wie die chitinösen Widerhaken, die er an manchen Rüssehi fand, als Organe zum Aufreißen der Nektarien; wie Nagel gezeigt hat, mit Unrecht. Eaupen. Nur das äußerste Ende der Antennen trägt Sinnesorgane, deren Bau bei den verschiedenen Arten sehr übereinstimmt (Fig. 87). Es handelt sich um Tastborsten, Gruben ohne Kegel, die bei Larven sehr verbreitet sind, und Kegel, die wohl als Riechorgane gedeutet werden dürfen. — Das Labium ist weder mit Riech-, noch mit Schmeck- organen ausgestattet, und der Tastsinn ist auf den Palpus labialis (ab- gesehen von den Antennen) beschränkt. Der Nerv des Maxillartasters versorgt eine Anzahl blasser stumpfer Kegel des Endgliedes (auch Gruben ohne Kegel?). An der Maxille selbst stehen zwischen Sinnes- borsten zwei eigentümhch gebaute Zapfen (näheres bei Nagel 1894); diese maxillaren Sinnesorgane dienen jedenfalls dem Ge- schmacksvermögen, vielleicht zum Teil auch der Geruchsempfindung (Nagel). Coleoptera. Bei den Carabiden, Ce- ramb3'ciden,Curcuhoniden,Chrysomelidenimd Canthariden fand Hauser nur Tastborsten (gegen Lespes); dagegen besitzen die Gat- tungen Silpha, Necrophorus, Staphylinus, Pliüonthus und Tenehrio Fühlergruben, Phi- lonthus aeneus Rossi sogar auf jeder Seite des Endgliedes zusammengesetzte Gruben von derselben Art, wie sie bei den Dipteren ver- breitet sind. An den nach außen gerichteten Flächen des ersten und siebenten (o) oder sechsten ($) Antennenblattes und an den Rändern der übrigen Blätter von Melolontha und anderen Lamelhcornia stehen zerstreute Borsten; die inneren Flächen der 1. und 7. Lamelle da- gegen und die beiden Flächen des 2. und 6. Blattes sind mit dicht aneinander gereihten, ziemlich seichten Vertiefungen von unregel- mäßiger Gestalt besetzt (kreisrund bis hexa- gonal), deren Boden in der Mitte eine von einer wallartigen Erhöhung ringförmig umgebene Öffnung trägt. Diese ist von einer äußerst zarten Membran in Gestalt eines nach der Grubenhöhle hin konvexen Bläschens überdeckt, welche dem Wall aufsitzt. Der Hohlraum der Blase setzt sich epidermwärts in einen Kanal fort, in welchen der lange Fortsatz der Sinneszelle hineinragt. Solcher Apparate sind bei dem Männchen etwa 39 000, bei dem Weibchen 35 000 an jeder Antenne entwickelt (Hauser). Deuthche Fühlergruben finden sich bei Dijtiscus (je 60 — 80 auf den sieben letzten Gliedern an den beiden oberen Dritteln ihrer Lmenseite); außerdem stehen zerstreut auf den sieben letzten Gliedern (an deren Enddrittel) in becherförmigen Gruben kegelförmige Zapfen, welche ober- halb ihrer Mitte eine starke Einschnürung aufweisen. Sie sind den ähn- Fülilerspitze der Raupe von Mamestra pisi L. mit langer Borste («) (abgebrochen ge- zeichnet), dem Aufsatze (6) und den großen (e) und kleinen (d) Geruchskegeln. Vergr. 160: 1. (Nagel 1894.) — 151 — liehen Bildungen der Bienen und Wespen morphologisch und physio- logisch gleichzusetzen und kommen auch an den Maxillar- und Labial- tastern dieses Käfers (sowie anderer Arten, z. B. Carabus) vor. An den Tastern der Coleopteren fand vom Rath (1888) schon vor ihm von Leydig beschriebene Sinnesorgane in Gestalt eines mit wenigen großen Kegeln besetzten Sinnesfeldes an der Spitze des Endgliedes. Die Anzahl der Kegel ist bei Carabus außerordentlich groß. Am mitt- leren Teile desLabiums finden sich (Tenebrio), wie auch bei vielen anderen Insekten, „Geschmacksorgane" als kleine Kegel in beschränkter Anzahl. Auch Tasthaare sind an den Mundextremitäten nachgewiesen (vom Eath 1888). Die Grubenkegel und Haare an Antennen, Tastern und Mund von Dijfiscus (u. a. Käfern) faßt Nagel (1894) als Tastorgane auf. Als wichtigsten Tastapparat der Dj'tisciden betrachtet er die Zäpfchen der Tasterspitze; ob sie auch dem Geschmackssinn dienen, heßen die Ver- suche mit lebenden Tieren unentschieden; im Dienste dieses Sinnes stehen nach Nagel eher die hohlen Grubenkegel der Taster. Ge- schmacksorgane sind außerhalb des Mundes sicher vorhanden, wie die Versuche zeigten, liegen aber auch in Gestalt der Gaumenplatte innerhalb der Mundhöhle. Das innere Geschmacksorgan (Gaumenorgan) stellt Fig. 88 dar. Die Anzahl der Schmeck- organe beträgt auf jeder Gaumenhälfte etwa 95 {Dijtiscusmarginalish.), G5 {AcUius sidcafus L.) oder 25 {Colijmbetes und Ihjbius). Sie wurden von Nagel bei zahlreichen Coleopteren aus Rg. 88. verschiedenen Familien und auch bei einer Gesclimacksorgane Larve nachgewiesen. =^'" Gaumen von Acilius T~,- 1 1 1 (■•■ • r\ TTi-i 1 sKlcatiisi L. Vers:r. zo : 1. Die kelchtormigen Organe an i^uhlern (Nao-el 1894) und Tastern von Dijtiscus können dem Riech- iDie Geschraackssmibenkegei sind vermögen für die Zeit des Aufenthaltes in der '^"^/^ schwarze Punkte markiert -- . j , und dadurch mehr hervorjrehoben, Luft, mÖgUCherweiSe aber auch zur Keguherung als es in Wirklichkeit der Fall ist.) des Schwimmens dienen; die letztere Auf- fassung hat nach Nagel's Beobachtungen und Versuchen mehr für sich. ,,Die Hautsinnesorgane der Di/tiscus-Lstrye stehen mit denjenigen des fertigen Käfers in gar keinem Zusammenhange, haben dagegen viel .Vhnhchkeit mit den bei anderen Larven vorkommenden Formen" (Nagel 1894). Die Larve ist ärmer an Sinnesorganen als der Käfer; Tastkegel, Haare und Gruben ohne Kegel sind beiden gemeinsam. Die charakteristischen larvalen Sinnesorgane (an der Spitze von An- tennen und Tastern) und die glatten Haare am Kopfrande fehlen der Imago. Ein äußeres Schmeckorgan an Fühlern und Tastern scheint in Gestalt der zarten Kegel bei der Larve sicher vorhanden zu sein (Nagel). Strepsiptera. Bei Stylops q fand vom Rath kleine einfache Graben in großer Anzahl an den Antennen. Diptera. Die Sinnesgruben der Fhegenantennen beschrieb zuerst Leydig (1860). Graber deutete sie irrtümlich als Gehörorgan {He- loniyza u. a.), Mayer (1878-79) wies sie in verschiedener Anzahl und Ausbildung bei einer Reihe von Dipteren nach. Auch Hauser (1880) konstatierte an mehr als 60 Arten die außerordenthch verschiedene Anzahl dieser Organe, die er als Geruchsapparate auffaßt; sie gehören — 152 bei den Brachyceien wohl ausschließlich dem dritten Antennengliede an. Helo-philus floreus L. hat nur eine Grube auf jeder Antennenscheibe, E'c/iii- nomyia grossa L. dagegen mehr als 200. In manchen Familien kommen nur zusammengesetzte Gruben vor, deren Lumen 10 — 100 Riechhaare enthält, während die Tabaniden, Asiliden, P Bombyliden, Lepti- den, Dolichopodiden, StratiomyidenundTi- puliden einfache Ge- ruchsgruben mit je nur einem Riechstäb- chen besitzen. Die Gruben sind stets nach außen offene, sackförmige Einstül- pungen der Antennen- haut von mannigfal- tiger Gestalt. In ihrer Struktur weichen sie nur wenig voneinan- der ab. Bei Cyrtoneura stabulans F. (Fig. 89) sind die Riechgruben im allgemeinen trich- terförmig ; sie begin- nen mit kleiner run- der Öffnung, welche ein Borstenkranz schützt. Der ziemlich stark gewölbte Gru- benboden sowie ein Teil der übrigen Gru- benwand ist mit klei- nen zarten blassen borstenförmigen Cuti- cularerhebungen aus- gekleidet, zwischen welchen auf dem Bo- den je nach der Größe der Grube 30—100 kleine dünnwandige bläschenförmige Er- habenheiten stehen, durch deren mittlere Öffnung die Riech- stäbchen in die Gru- benhöhle hineinragen, deren Form Fig. 90 zeigt. Sie stehen in direkter Verbindung mit den großen Sinneszellen und sind chitinös. Der große Antennennerv ent- sendet zu jeder Grube einen ziemlich starken Ast, der sich an seinem Ende der Anzahl der Riechzellen entsprechend auffasert (Hauser 1880). Vertikale:- Längsschnitt durcli das dritte Antennenglied von Cyrtoneura stabulans F., die Spitze nur ange- schnitten. Vergr. 150:1. (Haus er 1880.) n Antennennerv, /r Triiclieo. a, a durch die Fühlerdecke hindurch- scheinende Geruchsgruben, b horizontal durchschnittene Geruchsgruben. c, (i senkrecht durchschnittene Geruchsgruben. — 153 — Die zusammengesetzte Grube an dem Fühlerkolben von Volucella homhißans L. läßt in der Nachbarschaft der Eingangsöffnung zunächst Schutzhaare erkennen, Avelche das Eindringen von Fremdkörpern ver- hindern. In dem nun folgenden erweiterten Taschenabschnitt stehen einfache Graben in radiärer Anordnung und größerer Anzahl; die Tasche geht dann durch einen verengten Abschnitt ihres Bodens, der wiederum mit Schutzborsten ausgestattet ist, in die innere größere Tasche über, deren Boden auf halbkughgen Erhebungen Sinneshaare trägt. Die Sinneszellen der zusammengesetzten Grube hält Eöhler ebenso wie die Fig. 90. Kleiner Abschnitt des Grubenbodens von Cynomyia mortuorum L. Vergr. 1500 : 1. (Hauser 1880.) B Chitinborsten, mit welchen die Gerachsprube ausgekleidet ist. b bläschenförmige Erhebungen des Bodens, ■welche den Riechstäbchen zum Durchtritt dienen, öi dieselben von oben gesehen und angeschnitten. c Riechzellen. ffS Riechstäbchen, ä Nervenfasern. 5 Sinnesgrubenboden. blassen Haare auf dem kolbigen Antennenghede für Geruchsorgane (Eöhler 1906). Bei den Pupiparen geht mit einer stärkeren Ausbildung der Tast- fähigkeit die Rückbildung der Augen Hand in Hand, wie bei den kaverni- kolen Insekten. An der Basis jedes der zahlreichen Siiineshaare findet man eine gangliöse Anschwellung, die aus mehreren Zellen besteht, an welche ein Nerv herantritt (Massonat 1909). An dem Rüssel der Dipteren unterscheiden Künckel und Gaza- gnaire {Volucella) Tasthaare mit „mehrzelligem Ganglion", Drüsen- borsten imd Kegel (Geschmacksorgane). Vom Rath wies SinneszeUen an der Basis der Tasthaare nach. Die „Drüsenborsten" sind vermut- — 154 — lieh ebenfalls Sinnesorgane, wenn auch die zugehörige Zelle einer Drüsen- zelle ähnhch sieht. — Die an der Oberlippe und am Pharynx befindlichen blassen Haare mit je einer Sinneszelle wurden als Geschmacksorgane gedeutet (Meinert, Künckel, Gazagnaire); Kraepelin hält sie für Tastorgane. Larven. Raschke (1887) beschreibt die Tasthaare der Culex- Larve als Chitinbilduugen von äußerst wechselnder Gestalt, welche von den verschiedensten Teilen des Körpers weit in das umgebende Medium hineinragen. Die großen Tasthaare des Thorax und Abdomens schwellen an ihrer Basis kugelförmig an und sind geknickt; die innere Fläche des Kniewinkels ist viel zart,'r chitinisiert. An der Antenne finden sich „Eiechkolben" (Zapfen). Lauterborn (1905) beschreibt die schon von Meinert, Miall und Hammond gefundenen Sinnesorgane der Antenne von Cldro- nownts-Larven, welche dem auf das Basalghed folgenden Antennengliede angehören, als birnenförmige kelchartige Bildungen, deren Wand durch zahlreiche gekrümmte Borsten versteift ist, die sich wie die Stäbe eines Käfigs über dem zentral gelegenen Sinneskegel zusammenschließen. In anderen Fällen sind die Sinneskegel kerzenförmig und tragen eine sehr feine Sinnesborste; die freien Enden der den Kegel umstellenden Borsten erscheinen schwänzchenartig zusammengedreht. Ferner kom- men sehr kleine, am Ende eines langen, bogenförmig gekrümmten, farblosen Stieles sitzende Sinnesorgane vor von wesenthch demselben Bau, wie die erstbeschriebenen; der den kurz zuckerhutförmigen Sinnes- kegel umstehende Stäbchenkelch ist oval und am freien Ende etwas konkav ausgehöhlt. Hinsichtlich der Funktion dürfte nach Lauter born die Annahme die meiste Wahrscheinlichkeit haben, daß die Organe, welche, soweit bekannt, röhrenbewohnenden Larven zuzukommen scheinen, dazu dienen, dem Tier Aufschluß zu geben über einen Wechsel in der chemischen oder physikahschen Beschaffenheit des Wassers außerhalb der Röhre, ohne daß die Larve sich mit ihrem Körper aus ihrem schützenden Gehäuse zu entfernen braucht. Geschmacksorgane scheinen den Dipterenlarven {Culex, Strati- omys) ganz zu fehlen. Hymenoptera. Bei den Hymenopteren (Fig. 91) sind Geruchs- kegel und Geruchsgruben vorhanden, erstere jedoch in beschränkterer Anzahl. Bei den Ichneumoniden sind Porenplatten und häufig haken- förmige Kegel nachgewiesen (Nagel 1894), Formica dagegen scheint mehr Kegel als Gruben zu besitzen, und die Tenthrediniden verfügen nur über Kegel (Hauser). Die Cynipiden, Braconiden, Evaneiclen haben zahlreiche Porenplatten, die Kegel fehlen ganz (Nagel). Die sexuellen Unterschiede im Bau der Hymenopternantennen sind teils nur quantitativer, teils (Apiden) aber auch qualitativer Art. An ver- schiedenen Sinnesorganen trägt die Antenne: 1. Sensilla placoidea (Porenplatten Kraepelin 's, Membran- kanäle vom Rath's). Sie finden sich in beiden Geschlechtern bei Apiden und Vespiden, bei den letzteren und solitären Apiden im männ- lichen üeschlechte nur wenig zahlreicher. (Bei Apis mellifica L. 3* ^^■ 31 000, $ nur ca. 4000, docli größer als bei dem ^.) Es sind mehr oder minder dicke Platten, die durch eine dünne ringförmige Membran all- seitig mit der Fühlerdecke fest verbunden sind. Bei den Vespiden sind sie in einen Chitinring eingespannt, der sich aus einer Grube erhebt, gleichen also im ganzen einem niedrigen im gleichen Niveau mit der Antennen- — 155 — Oberfläche abschließenden, an der Spitze abc;eplatteten Grubenkegel, dessen in die Längsrichtung der Antenne fallender Durchmesser sich um das Mehrfache verlängert hat. Die zugehörigen Sinneszellengruppon liegen dicht gedrängt; jede entsendet einen Terminalstrang zur Poren- platte (mit der er in Verbindung tritt) und ist im Porenkanal von Hypo- dermiszellen umgeben, deren eine, durch ihre Lage und Form ausgezeich- net, als membranbildende in Frage kommt (Hauser), indem sie eine die Spaltöffnung schließende Platte erzeugt (Fig. 92); Schenk. Den S. placoidea wird von manchen Autoren Eiechfunktion zu- geschrieben (H. Müller, Kraepelin, vom Hath), andere halten sie für Gehörorgane (Unland). Nagel schu'St ihnen die Perzeption chemischer und mechanischer Eeize zu. Schenk sagt hierüber: „Ist Fig'. 91. Quersclmitt durch ein Glied der Fühlergeißel von Vespa crabro L. Vergr. 126 : 1. (Haus er 1880.) z. B. eine Biene oder eine Wespe in einem Zimmer eingeschlossen und fhegt sie, einen Ausgang suchend, an den verschlossenen Fenstern um- her, so stößt sie nie mit ihrem Körper an die Scheiben, wie man es z. B. bei den Fhegen beobachten kann. Es ist nun sehr wohl denkbar, daß die S. placoidea die Tiere von der AnAvesenheit der Fensterscheibe in Kenntnis setzen, indem die Luft, die das Tier verdrängen muß, an den Scheiben komprimiert wird und so auf die Porenplatten einwirkt. Daß eine solche Einrichtung für die in dunklen Höhlen lebenden Tiere von hoher Bedeirtung ist, leuchtet ohne weiteres ein". 2. Sensilla trichoidea (varia) sind bei solitären Apiden und Vespiden außerordentlich zahlreich in beiden Geschlechtern, fehlen bei Apis mellifica L. (J fast ganz, sind aber bei den $$ gut ausgebildet. Es handelt sich um hohle haarartige Sinnesorgane von verschiedener 156 — Gestalt mit wechselnder Dicke ihres Chitins, die an ihrer Basis mit einem Terminalstrang in Verbindung stehen. Sie sind durchweg Tastorgane (Schenk). 3. Sensilla basiconica (Kegel, Kolben) fehlen den Apiden (^^, sie scheinen aber den $$ immer zuzukommen, wenn sie auch bei manchen Arten wenig entwickelt sind. Sie stehen in der Eegel an deia distalen Enden der Glieder auf der Dorsalseite. Bei den Vespiden treten sie in beiden Geschlechtern auf, sind aber bei den Weibchen bedeutend zahl- reicher. Sie werden mit großer Übereinstimmung der Autoren als Ge- riichsorgane aufgefaßt und gleichen in ihrem Bau ganz den S. coeloconica der Lepidopteren, nur mit dem Unterschiede, daß sie flächenständig sind. Eineöffnung an der Spitze der * \ Kegel existiert pi-z iE^:~ ' T ' { \r auch hier nicht cA- ^^^ \ f' \ (Forel, Nagel, Schenk). 4. Sens. coe- , loconica(Gruben- I kegel,Champagner- \ pfropforgane) sind V^.,.' ■- — in beiden Ge- f— & - - ''■ ' schlechtem in glei- te ' eher Anzahl vor- ___ * * banden, vielleicht Fig. 92. Eiu Sensillum placoideura und ein Sensillum basieoni- cum der Arbeiterin von Vespa crabro L. im Längssclmitt. Vergr. 610 : 1 . (Schenk 1902.) b Kolben oder Kegel (Sens. basiconicum). pl Porenplatte (Sens. placoideum). ch Chitin. / Terminalstrang. mz Membranbildende Zelle, szg Sinnes- zellengnippe. h Epiderm. Fig. 93. Längsschnitt durch ein Sensillum coeloco- nicuni von Apis melli- fica L. Vergr. 750 : 1. (Schenk 1902.) ch Chitin, k Sensillum coeloconicum. h Epiderra. t Terminalstrang. bei den Männchen etwas zahlreicher. Von Hicks (1859) zuerst bei Myrinica rufa L. gefunden und von Forel bei Formiciden und Apiden als Champagnerpfropforgane bezeichnet, wurden sie von Kraepelin, Eulaud, vom Bath, Nagel und Schenk nachgewiesen (Fig. 93), Aus dem Grubengrunde erhebt sich ein spitzer Kegel mit spitzenwärts dünner werdender Chitinwand. — Sie sind wahrscheinhch Geruchs- organe. 5. Sens. ampullacea (Forel's Flaschen) verteilen sich auf die Geschlechter wie die S. coeloconica. Bei den Männchen sind sie zu Bündeln vereinigt. Sie sind kürzer als die Grubenkegel, und ihr Chitin erscheint gleichmäßig dick. Die Sinneszellen entsenden einen Terminal- strang und erweisen dadurch ihre sensible Natur (Schenk u.a. gegen Kraepelin, der sie für Drüsenzellen hält). Lubbock, Nagel und 157 — Schenk halten es für möglich, daß es sich in ihnen um Hörorgane handle. Biittel-Reepen (1900) hat sehr wahrscheinlich gemacht, daß die Bienen Hörvermögen und Tonempfindung hesitzen. Die von Berthoumieii (1894) als „Tyloides" {-zblri und sSBo;) be- zeichneten und von R. du Buysson bei den Ichneumoniden beobachteten Sinnesorgane finden sich auch bei Trigonalijs q auf fünf hintereinander gelegenen Gliedern der Antennen und nehmen dort etwa zwei Drittel des Außenrandes ein. Das Chitin über den Sinneszellen ist frei von Borsten und verdickt; es zeigt eine feine Streifung senkrecht zur Oberfläche (Fig. 94), welche durch feine Kanälchen hervorgerufen wird. Das übrige Chitin trägt Tastborsten. Diese Organe die- nen wahrscheinlich der Geruchswahr- nehmung (Bugnion 1910). An den Tastern der Ichneumo- niden, Wespen, Ameisen finden sich außer den gewöhnlichen Haaren blasse längere Sinneshaare mit je einer deut- Hchen Sinneszellengruppe (v. ßath). Der Mundhöhle angehörige, warzen- förmige Sinnesorgane fand Wolf (1876) bei allen Hymenopteren und deutet sie als Geruchsorgane ( ? D.). Meinert (1882), Forel imd Will (1885) be- schreiben Sinnesorgane an der Spitze und Basis der Zunge und der Unter- seite der Maxillen (Geschmacksorgane). An der Spitze (dem ,, Löffelchen") des Labiums von Bo7nbus sah Kraepelin außer Tastborsten noch keulenförmig endende Borsten (Kegel), die er als Geschmacks- und Geruchsorgane an- spricht (vgl. auch Dem oll 1901). Das Gaumenorgan der Hymeno- pteren trägt nach Lubbock bei den Chalcidiiden oft nur eine oder zwei Gruben, bei den Evaneiden 7, den Proctotrupiden 15, Tenthrediniden 12 bis 24, Vespa vulgaris L. 20, tropische Wespen pr. p. 40. Bei Apis mellifica L. besitzt die Drohne 50, die Königin gegen 100, die Arbeiterin etwa 110. wenige Schmeckgruben (Nagel). Die Laden der Maxillen der Tenthrediniden tragen au ihrem Innen- rande mehrere Eeihen kleiner Siuneskegel, welche sich auch oben und vorn an der Glossa und an den Paraglossen finden (Demoll 1901). Fig. 94. Ijängssclmitt durch die Antenne des Männcliens von Trigonalys Hahni Spin, mit zwei ,,Tyloideu". Vergr. ca. 220:1. (Bugnion 1910.) Die Braconideu besitzen nur — 158 — Am Enclgliede des Labialtasters von Sirex befindet sich eine napf- förmige Vertiefung mit enger Öffnung nach außen. In diesem Becher stehen radiär zum Mittelpunkte hinzeigende Sinnesborsten. Diese, etwa 40 — 50 an der Zahl, sind ungefähr 75 // lange, sich obehskartig allmählich verjüngende, von einem Längskanal durchzogene Chitin- borsten, welche am Ende bhnd geschlossen sind. Der Kanal enthält einen Nerv, der von einem kappenförmig über dem ganzen Becher gelegenen Ganglion ausgeht, welches seine Neurofibrillen durch den glockenförmig erweiterten Basalteil des Kanales in die Kiechborste entsendet. Von hinten tritt ein starker Nervenstamm an das Ganghon heran, nachdem er zuvor einen oder mehrere Seitenzweige an die Peri- pherie des Tastergliedes abgegeben hat. Von dem Ganglion selbst zieht eine obere Partie peripheriewärts zu den Tastborsten, die besonders an der Spitze zwischen den Pinselhaaren zerstreut stehen. An der lateralen Seite der Tasterspitze hegt ein kleines, etwas eingesenktes Feld, dem einige kleine (etwa 7 [j. hohe) zuckerhutförmige Kegel auf- sitzen. — Demoll sieht dies Sinnesorgan als Geruchsorgan (Stibo- rezeptor, vielleicht auch Hygrorezeptor '?) an. Günstige Bedingungen für diese hypothetische Funktion hegen insofern vor, als die Eezeptoren während des Fluges einem beständigen Luftwechsel ausgesetzt sind, wie er für das Eiechen von großer Bedeutung erscheint (Demoll 1909). Am Ende der hinteren Segmenthälfte der Bienen fand Dreyling (1905) längere gegliederte Haare, deren jedes einer flaschenförmigen Chitinbildung aufsitzt. Die Flaschen der Königin sind kleiner und schlanker, als die der Arbeitsbiene, aber zahlreicher und mehr verzweigt ; bei den Drohnen sind sie am größten und gleichen in der Form denen der Königin. Von einer gemeinsamen Basis entspringen mehrere größere und kleine Flaschen, welche an ihrem Ende je eine ringförmige Ver- dickung zeigen. Jede Flasche durchsetzt ein Kanal, den eine dünne elastische Membran nach außen schheßt, die etwas in den Kanal ein- gesenkt erscheint; die Einsenkung nimmt die Haarbasis auf. — Drey- ling hält sie für Tastorgane. Sinnesorgane der Flügel. Der Flügelnerv der Lepidopteren kommt aus dem Meso-Meta- thorakalganglion als Hauptstamm, welcher sich vor dem Eintritt so- wohl in den Vorder- als auch in den Hinterflügel in drei Äste gabelt, die durch besondere ringartige Chitinverdickungen in die Flugorgane eindringen. Hier verzweigt sich der Nerv weiter und gibt Aste an die Flügeladern ab, von welchen auch Schuppen des Flügelfeldes versorgt werden (Näheres über ihren Verlauf siehe bei Vogel 1910) i). Jeder Nervenzweig endet in einer langgestreckten spindelförmigen Sinneszelle, die einen langen Terminalstrang zur Wurzel des Sinnesschuppenstieles entsendet. Distal findet sich eine (?) den Terminalstrang umgebende Hüllzelle. Die Form der Sinnesschuppen zeigt Fig. 95; sie sitzen fest in kleinen Alveolen (Freiling 1909). Außer den innervierten Schuppen kommen noch zweierlei Sinnes- organe auf den Flügeln vor (Günther 1901), die wir als Sinneskuppehi (Günther) und Randsinneshärchen (Vogel) bezeichnen wollen. Die ') Nach Abschluß des Manuskripts erschien eine weitere Abhandlung von Vogel (Zeitschr, f. wiss. Zool. Bd. 98, H. 1, 1911), die nicht mehr berücksichtigt werden konnte. — 159 — Sinneskui^pelu hat Freiling (1909) beschrieben; es sind dünnwandige flache Kuppeln, die sich von einem Chitinwall erheben und an deren Mitte von innen her der Nervenendapparat in Form eines feinen, stark lichtbrechenden Spitzchens stößt (Günther). Die Sinneszellen sind deutlich bipolar, ihr Terminalstrang läßt einen Achsenfaden erkennen, der mit einem pfeilspitzenartigen Stiftchen an der Sinneskuppelmembran endet (Freiling). Als Hilfszelleu sind zwei den Terminalstrang um- gebende Begleitzellen vorhanden (Vogel). Die Verbreitung dieser Sinnesorgane auf den Flügeln gibt Fig. 96 wieder. % JV Fig. 95. Teil der Flügelader IV mit Trachea und Nervenstamm; von letzterem geht ein Ast zur Innervierung zweier Sinnesschuppen in das Flügelfeld ab; von Nothrls verbaseella Hb. Vergr. ca. 750:1. (Fr ei 11 ng 1909.) 5.y Sinnesscbnppe. // Längsfalte, st Schnppenstiel. al Alveole. ^//Endstiftchen des Terminalschlauches. tsch Terminalschlauch. hzk Hüllzellkern, sz Sinneszelle, sz/c Sinneszellkern, ne Nervenendästchen. /r Nebentrachee. Tr Tracheenstamm. .V Nerv. Die Eandadersinneshärchen sind oft mehr oder weniger gekrümmt und zeigen sehr oft an ihrer Spitze oder dicht unterhalb derselben schein- bar eine feine Öffnung, wahrscheinlich aber ein fast vollständiges Schwinden ihrer sehr starken Chitinwand; in dieser Partie dürfte der Nervenendapparat des in das Haar eindringenden Terminalstranges liegen. Die zugehörige basale Sinneszellengruppe enthält vier Kerne (ob eine Zelle mit vier Kernen ober vier Zellen vorliegen, ist nicht sicher; Vogel vermutet, daß beides vorkomme) und wird von (meist 3) großen Hüllzellen („Begleitzellen", v. Eatb) umgeben, die vielleicht eine iso- lierende Substanz um den Terminalstrang absondern (Vogel). — 160 — Günther glaubt in den Sinnesschuppen Organe vor sich zu haben, welche den Tastorganen der Fledennausflughaut in ihrer Leistung zu vergleichen seien und das Tier über die Windrichtung orientieren (Luft- tastorgane). Mit ihrer Hilfe vermögen die Nachtfalter im schnellen Fluge Hindernissen (Zweigen usw.) auszuweichen (Freiling). Die Eandadersinneshärchen faßt Freiling als Tastorgane auf, welche direkt Berühningsreize fester Körper perzipieren. In den Sinneskuppeln möchte Günther (1901) Gehörorgane erblicken; indem er diese Deutung ablehnt, vergleicht sie Freiling mit einem Aneroidbarometer: „Ob nun der Schmetterling mit Hilfe seiner Sinneskuppeln imstande ist, sich ledighch über die barometrischen Verhältnisse der Luft oder mehr über das Maß der zu dem jedesmaligen Flügelschlage angewendeten Kraft zu orientieren, ist sehr schwer zu entscheiden." Fig. 96. a Vorder-, b Hinterflügel von Scoria l'meata Sc. (Geometride), •• Sinneskuppehi der Ober-, CO solche der Unterseite des Flügels, c Wurzelschlinge von a und ß stärker vergrößert als in a. Die Sinneskuppeln sind überti'ieben groß dargestellt. Vergr. ca. 3:1. (Vogel 1910.) Freiling (1909) fand auch an anderen Körperstellen (gelegentUch der Untersuchung weibhcher Duftorgane) Sinnesapparate der Haut (s. Duftorgane). Noe (1905) beschreibt Hautsinnesorgane auch von den Flügeln der Dipteren. 2. Gehörorgaue. A. Tympanalorgane. Die tympanalen Sinnesorgane, welche bei den springenden Ortho- pteren in beiden Geschlechtern auftreten, sind für viele Forscher Gegen- stand des Studiums gewesen, unter welchen in erster Linie Grab er zu nennen ist. Neuerdings erschien eine sorgfältige und eingehende Be- arbeitung dieser komplizierten Apparate von Schwabe (1906), an welche sich die nachstehende Darstellung hauptsächhch hält. — Ferner wurden bei Hemipteren {Corixa) tympanale Organe nachgewiesen. 1. Acridiidae. Bei den Acridiiden liegen die Tympanalorgane jederseits am ersten Abdominalsegment. Sie bestehen äußerlich aus N 0^