I De a En © “ N u Le ENTE ra er SE h an ha Unv.or Toronto LIBRARY l 7 } 4 ; u Nr j ‘ But N Ai 7 h 1# d In n i a h I BR: l/h Per MDR Handbuch 4 der pathogenen Mikroorganismen Unter Mitwirkung von Geh. Ober-Medizinalrat Dr. Rudolf Abel, Berlin; Prof. Dr. Apolant, Frankfurt a.M. Geh. Hofrat Prof. Dr. Th. Axenfeld, Freiburg i. Br.; Prof. Dr. V. Babes, Bukarest; Stabsarzt Dr.Walter Bierast, Halle a. S.; Stabsarzt Dr. Boehneke, Frankfurt a. M.: städt. Ober-Tierarzt Dr. J. Bongert, Berlin ; Dr. H. Braun, Berlin ; Prof. Dr. €. Bruck, Breslau ; Prof. Dr. H. Bruns, Gelsenkirchen; Prof. Dr. E. Bürgi, Bern; Prof. Dr. Buschke, Berlin ; Prof. Dr. Calmetite, Lille; Ober-Tierarzt Dr. S. Carl, Karlsruhe. B.; Dr.H. Carriere, Bern; Prof. Dr. M. Casper, Breslau; Prof. Dr.H. Conradi, Frankfurt a. M.; Prof. Dr. &. Cornet, Berlin-Reichenhall; Ministerialrat Prof. Dr. Dieudonne, München ; Privat-Dozent Regimentsarzt Dr. R. Doerr, Wien ; Prof. Dr. F.Doflein Freiburgi. Br.; Prof. Dr. Dujardin-Beaumetz, Paris; Wirkl. Geh. Rat Exzellenz Prof. Dr. P. Ehrlich, Frank- furta. M.; Prof. Dr. van Ermengem, Gent (Belgien); Dr. Eyre, Guy’s Hospital, L,ondon ; Prof. Dr. M. Ficker, Berlin ; Stabsarzt Dr. W. Forner, Berlin-Halensee; Prof. Dr. E. Friedberger, Berlin; Prof. Dr. U. Friedemann, Berlin; Stabsarzt Prof. Dr. Fülleborn, Hamburg; Dr. H. A. Gins, Frankfurt a. M.; Prof. Dr. Fr. Glage, Hamburg; Prof. Dr. E. Gotschlich, Alexandrien ; Prof. Dr. Gougerot, Paris; Reg.-Rat Prof. Dr. Haendel, Berlin ; Prof. Dr. M. Halın, Freiburg i. Br.; Dr. Hallwachs, Zeven; Prof. Dr. M. Hartmann, Berlin; Dr. 0. Hartoch, St. Petersburg-Bern; Privat-Dozent Dr. 0. Heller, Dresden; Oberstabsarzt Dr. Hetsch, Freiburg i. Br.; Prof. Dr. B. Heymann, Berlin; Prof. Dr. von Hibler 7, Innsbruck ; Oberstabsarzt Prof. Dr. Hübener, Berlin; Hofrat Prof. Dr. Hutyra, Budapest; Prof. Dr. M, Jacoby, Berlin; Prof. Dr. Jadassohn, Bern; Prof. Dr. €. 0. Jensen, Kopenhagen; Prof. Dr. G. Jochmann, Berlin; Ober- Medizinalrat Prof. Dr. Joest, Dresden; Dr. Vietor Jollos, München; Prof. Dr. Kartulis, Alexandrien ; Dr. Fr. Keysser, Berlin; Prof. Dr. Kitt, München; Prof. Dr. Jesef Koch, Berlin; Dr. Otto Köhler, München ; Prof. Dr. W. Kolle, Bern; Prof. Dr. H. Kossel, Heidelberg; Prof. Dr. R. Kraus, Wien ; Dr. Krumbein, Bern ; Prof. Dr. E. Küster, Freiburg i. Br. ; Stabsarzt Dr. Kutseher, Berlin: Prof. Dr. K. Landsteiner, Wien; Dr. Lange, Berlin; Prof. Dr. 0. Lentz, Saarbrücken: Dr. J. Leuehs, Würzburg; Prof. Dr. W. von Lingelsheim, Beuthen (Ober- Schlesien); Dr. B. Lipsehütz, Wien; Dr. E. Loewenstein, Wien; Dr. Loewenthal, Berlin; Prof. Dr. A. Looss, Cairo; Prof. Dr. A. Lustig, Florenz; Dr. Martin Mayer, Hamburg; Prof. Dr. El. Metschnikoff, Paris; Dr. K. F. Meyer, Philadelphia; Prof. Dr. &. Michaelis, Berlin ; Prof. Dr. J. Morgenroth, Berlin; Marine-Oberstabsarzt Prof. Dr. Mühlens, Hamburg; Prof.Dr.M. Neisser, Frankfurt a.M.; Prof. Dr. F. Neufeld, Berlin ; Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. von Ostertag, Berlin: Phy- sikus Dr. M. Otto, Hamburg; Stabsarzt Prof. Dr. R. Otto, Hannover; Hofrat Prof.Dr. Paltauf, Wien; Prof. Dr. J. Petruschky, Danzig: Prof. Dr. Ernst P. Pick, Wien; Dr. H. C. Plaut, Hamburg; Dr. Kurt Poppe, Berlin; Priv.-Doz. Dr. €. Prausnitz, Breslau; Prof. Dr. H. Preisz, Budapest; Priv.-Doz. Dr. Ernst Pribram, Wien ; Dr. H. Reiter, Berlin ; Dr. Hans Ritz, Frankfurta.M.; Priv.- Doz. Dr. M. Rothermundt, Bern; Marine-Generalarzt Prof. Dr. Reinhold Ruge, Kiel; Prof. Dr. Hans Sachs, Frankfurt a. M.; Prof. Dr. Scheller, Breslau; Prof. Dr. Claus Schilling, Berlin; Prof. Dr. M. Schlegel, Freiburg i. Br.: Priv.-Doz. Dr. W. Sehürmann, Bern; Prof. Dr. Sobern= heim, Berlin; Priv.-Doz. Dr. C. Stäubli, Basel; Dr. Steffenhagen, Berlin; Dr. Robert Stein, Wien; Dr.Titze, Berlin; Dr. E.Tomarkin, Bern; Prof. Dr. Uhlenhuth, Straßburgi.E.; Geh.Med.- Rat Prof. Dr. A. von Wassermann, Berlin; Dr.M. Wassermann, Berlin; Prof. Dr. W. Weichardt, Erlangen; Dr. Weinberg, Paris; Dr. von Werdt, Innsbruck ; Geh. Medizinalrat Prof. Dr. E. Wernicke, Posen : Prof. Dr. A. Wladimiroff, St. Petersburg; Reg.-Rat Prof. Dr. Zwick, Berlin Herausgegeben von Dr. W. Kolle una Dr. A. von Wassermann o. Professor der Hygiene u. Bakteriologie an ordentl. Honorar-Professor in der medizin. der Universität un irektor des Instituts zur Fakultät der Universität Berlin, Geh. Med.-Rat Erforschung der Infektionskrankheiten in Bern Zweite vermehrte Auflage Zweiter Band. Erste Hälfte Text ua BONS MER 1! 9 3 04 N Jena Verlag von Gustav Fischer 1913 ALLE RECHTE VORBEHALTEN COPYRIGHT 1913 BY GUSTAV FISCHER PUBLISHER, JENA R © Erg Ba? Ba.ı Hälfte I QO) Inhaltsverzeichnis. (Zweiter Band. Erste Hälfte.) Kapitel T: li MER, MARTIN FICKEr, Methoden der aktiven Immunisierung ein- schließlich Herstellung von Antigenen. (Mit 14 Figuren im EN) Dr re ee. MARTIN FICKER, Methoden der Antikörperdarstellung. (Mit 4 Figuren im Text) . . A. v. WASSERMANN & en Wr Per Sera ..E. ER Die haklapieideri Sara) (Mit 4 Figuren im Text) . F. NEuUFELD, Bakteriotropine und Opsonine. . 2 2 2... . RiCHARD PALTAUF, Die Agglutination . . ELias METSCHNIKOFF, Die Lehre von den Bhagoosien Yard deren experimentelle Grundlagen. (Mit 7 farbigen Figuren im Text) a er er Aa Pe a: R. Kraus, Präzipitine (Bakterienpräzipitine). (Mit 1 Figur im Text) : ; : ee Seite 655 7132 we are IE g: gl. elfrt = nk ih ji a 8 A r RL Hi B 3 ’ Per: zu - Tee - | v u Bm Ba wain ihladt He ve I 2 3 + SE Bu u rat N Li = 15 j fi y PR % | arsamMzh ir ern te sah ae er. {a G Te Pi re » | {7 . } * e d PRTATLN MATT 7%; KEITEDn Ra 7 | ö N s u A a ne Aue | | > "R “ : E vi 14 Fr Di Ei TIER TZD Ile vr ch R en er er fa lead WAT 22 P2E RL SE r z al) nd Bat ae. bau ae wu: RUE fe e ‚Vz > tung ZN ei iR: oli LG BE En Ze al Zu 2 a 7 nn _ a ru IF I TE J FANTE al Hr) j B f Ber Rn = u Pe Pr I a & | ® » rn T %: “ ® . “ 5 ir ie > & E} ns T. Methoden der aktiven Immunisierung einschliesslich Herstellung von Antigenen. Von Prof. Dr. Martin Ficker in Berlin. Mit 14 Figuren im Text. Abgeschlossen am 15. Dezember 1911. Eine aktive Immunität auf künstlichem Wege herbeizuführen ist mit den verschiedensten Maßnahmen möglich, deren prinzipiell wichtigste schon in den ersten Anfängen der experimentellen Immu- nitätsforschung geübt worden sind: schon PAstrur impfte mit lebenden, abgeschwächten Krankheitserregern, SALmon & TH. SMITH, CHAMBERLAND & Roux bedienten sich bereits mit Erfolg der abge- töteten Bakterienzellen und der keimfreien Kulturfiltrate. Ein methodischer Ausbau dieser Verfahren erfolgte indessen erst, als die Reinkultivierung von Krankheitserregern zum (Gemeingut wurde, als damit die exakte Abmessung der zu Impfzwecken dienenden Bakterien oder ihrer Produkte ermöglicht war und als fernerhin durch die Entdeckung der Antikörper Kriterien für den Immunisierungs- effekt zur Verfügung standen. Mit Hilfe dieser uns von R. Koch, v. BEHRING, EHRLICH u. a. in die Hand gegebenen Mittel ist die Methodik der aktiven Immuni- sierung in kurzem Zeitraum in unübersehbar mannigfachen Varia- tionen zur Anwendung gekommen, und noch sind die Forscher emsig an der Arbeit, neue zu suchen und die alten zu erweitern und zu verbessern. Die Fähigkeit des Organismus, die künstliche Zufuhr der ver- schiedenartigsten körperfremden Substanzen mit der Bildung spezifisch bindender Schutz- und Reaktionsstoffe zu beantworten, ist eine viel- seitigere, als man je geahnt hat: so ist die Methodik der aktiven Im- munisierung heute über ihr ursprüngliches Ziel, den Schutz des Indi- viduums herbeizuführen, weit hinausgewachsen und ermöglicht das Vordringen in die mannigfachsten biologischen Probleme. Dieser Erweiterung der Aufgaben mußte auch der vorliegende Beitrag Rechnung tragen, der zwar in erster Linie die für die Schutz- impfung gegen Krankheitserreger, aber weiterhin auch die zur Ge- winnung von Antikörpern empfohlenen Methoden berücksichtigt. Handbuch der pathogenen Mikroorganismen. 2. Aufl. II. il I Marrın Ficker, Bei näherem Zusehen ist die Ueberfülle der Methoden auf einige wenige, schon anfangs genannte Prinzipien zurückzuführen. Warum nun diese zahllosen Modifikationen und das andauernde Suchen nach weiteren? Es kann in der Tat von keiner einzigen neuzeitlichen Methode der aktiven Immunisierung heute behauptet werden, daß sie nichts zu wünschen übrig lasse. Wir haben zwar gelernt, geradere und sicherere Wege zu gehen, aber noch immer muß man damit rechnen, daß schon geringe Abweichungen von einem sonst erprobten Ver- fahren den Erfolg in Frage stellen und daß ein anderes Mal das Festhalten an einem Schema zu Enttäuschungen führen kann. DieGründe für diese Unsicherheiten ergeben sich vor allem daraus, daß die spezifisch wirksamen Stoffe des Impfmaterials und der ent- stehenden Reaktionsprodukte uns chemisch unbekannt sind, daß das Antigen und der Antikörper liefernde Organismus, auch wenn wir peinlichst diejenigen Versuchsbedingungen innehalten, deren Ge- staltung an uns liegt, nicht notwendig die gleichen sind, und daß als Folge der gegenseitigen Beeinflussung dieser Unbekannten das eine und andere Mal verschiedene Effekte sich ergeben können. Selbst wenn es uns geglückt sein sollte, Antigene vergleichbarer Beschaffenheit im geeigneten Moment zur Anwendung zu bringen, so ist doch der nicht minder wichtige Faktor, der zu impfende Organis- mus, als eine in ihrer Kompliziertheit nicht immer konstante Größe hinzunehmen. Gerade dadurch, daß der verschiedenen Individualität nicht genügend Rechnung getragen worden ist, sind nicht so selten Methoden angepriesen worden, die alles andere als Paradigmata dar- stellen: der Wert von Immunisierungsmethoden läßt sich eben nur an großem Material bemessen. Und ohne Maß kein Wert: es ist deshalb hier auch darauf hinzuweisen, daß in bezug auf die Kontrolle des Impferfolges eine weitgehende Willkür herrscht. Es ist gewiß nicht leicht, die Grenze, an welcher die unspezifische Resistenz auf- hört und die spezifische Immunität beginnt, zu finden: aber sie muß gezogen werden, wenn ein Verfahren beansprucht, eine Methode der Immunisierung genannt zu werden. Auch der Maßstab der Antikörper- prüfung in vitro kann heute noch durchaus nicht als ein in jedem Falle zuverlässiger und zutreffender bezeichnet werden. Hier bleibt noch viel zu tun, wenn die Methodik der aktiven Immunisierung aus der Unsicherheit herauskommen soll. Rechnet man zu alledem hinzu, daß manche der angegebenen, schwer kontrollierbaren Methoden noch dazu unzureichend beschrieben sind, so kann es nicht wunder nehmen, daß es heute unmöglich ist, eine kritische Sichtung der ganzen Materie vorzunehmen, es kann daher auch diese Darstellung zunächst nur einen Ueberblick über die wichtigeren, überhaupt angewandten Methoden bringen, wobei be- sonders erprobte hervorgehoben werden sollen. Die Gliederung des Stoffes kann namentlich wegen der Un- möglichkeit, die einzelnen Antigene chemisch zu definieren, keine endgültige sein. Es wäre wohl übersichtlicher gewesen, die Methoden nach dem Ziel, das man mit ihnen verfolgt, einzuordnen (Schutzimpfung des Menschen, der Tiere, Antikörpergewinnung vom Tier usf.): da diese Verfahren indessen prinzipiell meist nicht verschieden sind, so mub es gerechtfertigt erscheinen, die Materie, die ja auch die Her- Methoden d. akt. Immunisierung einschl. Herstellung v. Antigenen. 3 stellung des Impfmaterials umfassen soll, in der Hauptsache nach der Beschaffenheit der Antigene zu gliedern. Disposition. A. Aktive Immunisierung. I. Mit lebenden, vollvirulenten Krankheitserregern. II. Mit abgeschwächten Krankheitserregern. a) Abschwächung durch hohe Temperaturen. b) Abschwächung durch Trocknen und andere physikalische Mittel. c) Abschwächung durch chemische Mittel. d) Abschwächung mittels Passage durch künstliche Nähr- böden. e) Abschwächung mittels Tierpassage. III. Mit abgetöteten Krankheitserregern. a) Abtötung durch Erwärmen. b) Abtötung durch chemische Mittel. IV. Mit Extrakten. V. Mit Stoffwechselprodukten von Bakterien. VI. Mit Antigenen aus höheren Pflanzen. VII. Mit Antigenen tierischer Herkunft. a) Tierische Toxine. b) Ungiftige Antigene tierischer Herkunft. Gewinnung von Hämolysinen, Präzipitinen. c) Immunisierung mit Protozoenmaterial. VIII. Mit Fermenten. B. Weiteres über Antigene*). I. Art der Verabreichung. II. Dosierung. III. Qualität des Antigens: Virulenz, Bindungsvermögen, Nähr- bodeneinflub. IV. Impfturnus. V. Konservierung von Äntigenen. VI. Konzentrierung von Antigenen. C. Kombinierte aktiv-passive Immunisierung. I. Serovaceination. Il. Serotoxinimpfung. D. Immunisierungsschemata für den Laboratoriumsge- brauch. A. Aktive Immunisierung. I. Immunisierung mit lebenden vollvirulenten Krankheitserregern. Die Methode der Immunisierung mit lebenden vollvirulenten Krankheitserregern kommt in ihrer reinen Form sowohl für die Schutz- impfung als auch für die Antikörpergewinnung in Frage. Sie hat den Vorteil, daß sie sich eines unveränderten Antigens bedient, bei dessen Zusammentreffen mit dem Organismus eine dem natür- lichen Immunisierungsvorgang entsprechende Reaktion erfolgen kann. *) Reindarstellung von Antigenen s. Bd. I. 1* 4 MarTIn FickEr, Das Bereich der Anwendung dieser Methode ist aber heute kein sehr grobes. Zunächst kommt jene Gruppe von Infektionen überhaupt in Wegfall, deren Erreger schon in geringsten Mengen tödliche Er- krankungen zu veranlassen vermögen. Die relativ größte Sicherheit bietet die Methode dann, wenn ein dosierbares Antigen vorliegt, wenn dessen Virulenz bekannt ist und während des ganzen Immunisierungsverfahrens auf konstanter oder wenigstens bekannter Höhe gehalten werden kann. Aber auch dann muß man damit rechnen, daß besonders empfängliche Orga- nismen einer Impfinfektion anheimfallen. In der Regel eignen sich Kulturen auf künstlichen Nährböden am besten als Antigene für diese Methode. Ueber Bestimmung der Virulenz, Aenderung der Virulenz, Er- haltung der Virulenz s. Bd. I, S. 529. Kennt man die Dosis minima letalis des Virus, so wird eine solche untertödliche Dosis zur Erzeugung der Grundimmunität am geeig- netsten sein, die noch Krankheitserscheinungen hervorruft. Wie weit die kleinste krankmachende Dosis von der kleinsten tödlichen ent- fernt ist, ersieht man meistens aus dem Virulenzbestimmungsver- such. Wegen der Verschiedenheit der Empfänglichkeit auch von Ver- suchstieren gleicher Art und gleichen Gewichts wird man zur Er- zeugung der Grundimmunität nicht zu nahe an die tödliche Dosis herangehen und von vornherein mehrere Tiere impfen. Die 2. Impfung wird vorgenommen, wenn alle Krankheitser- scheinungen verschwunden sind und die Tiere an Gewicht wieder zu- nehmen, in der Regel ist das nach etwa 8 Tagen der Fall. Man steigert da die Antigenmenge auf das Doppelte, wartet wieder und steigert abermals (s. S. 152). Erhebliche Unsicherheit tritt dann ein, wenn wegen der,Kost- spieligkeit des Tiermaterials Virulenzbestimmungen nicht vorgenommen werden können, dann wird man zwar empirisch doch zu einer Do- sierung des Impfstoffes gelangen, Verluste sind aber unvermeidlich, zumal wenn unberechenbare Virulenzschwankungen auftreten. Sind ferner die Erreger nicht züchtbar oder unbekannt, so ver- mindern sich ebenfalls die Sicherheitschancen der Impfung: es kann ungenügende Immunität oder aber gefahrbringende Infektion die Folge sein. Empirisch ist dann zu ermitteln, welche Tierart einen Impf- stoff von gleichmäßiger Beschaffenheit liefert, dabei sind das Alter der Tiere, typischer Verlauf der Erkrankung, Tag der Impfstoffent- nahme im Verlaufe oder nach dem Verlauf der Krankheit zu be- rücksichtigen. Wie das Beispiel der Rinderpest lehrt, sind dann trotz der Mangelhaftigkeit der Methode brauchbare Impfresultate zu erzielen. Ein weiterer Nachteil der Impfung mit vollvirulenten Krank- heitserregern besteht darin, daß virulente Krankheitserreger bei dem Akt der Impfung, vor allem aber durch die Tiere selbst, namentlich wenn sie erkranken, propagiert werden können, so daß eine Ge- fahr für die Umgebung besteht. Diese Gefahr kann unter Umständen sehr lange andauern, wenn der Organismus dadurch zum Parasiten- träger wird. Beispiel: Bei der Schutzimpfung gegen Hämoglobinurie der Rinder werden die vorbehandelten Rinder parasitenhaltig und können pa- Methoden d. akt. Immunisierung einschl. Herstellung v. Antigenen. 5 rasitenhaltiges Blut an Zecken liefern, in deren Organismus der Pa- rasit zu höherer Virulenz gelangen kann. Diese Gefahr läßt sich einigermaßen einschränken, wenn die Schutzimpfungen in einer den Zecken ungünstigen Jahreszeit erfolgen, aber gänzlich beseitigt wird die Gefahr damit nicht. Es fehlen noch ausreichende planmäßige Versuche über die Per- sistenz lebender, als Antigen benutzter virulenter Krankheitserreger in dem der Schutzimpfung unterzogenen Organismus (vgl. hierzu S. 26, 28 und S. 32). Können sie unter Umständen die aktive Im- munität überdauern? Diese Fragen sind auch dann zu erheben, wenn es sich nicht um die alleinige Immunisierung mit vollvirulentem Material handelt, sondern wenn durch irgendein anderes voraufgehendes Verfahren eine gewisse Stufe der Immunität erreicht ist und nun zu ihrer weiteren Steigerung virulentes Antigen eingeführt wird. Es kommen für die Persistenz der Erreger die verschiedensten Faktoren in Betracht: die Eigenart der verimpften Bakterienart und Eigentümlichkeiten des verwendeten Stammes, ferner Tierart und individuelles Verhalten, weiterhin auch der Applikationsmodus. Uebrigens ist die Methode der Impfung mit virulentem Material in manchen Fällen unschuldigerweise in Mißkredit gekommen, es ist erwiesen, daß Tiere, die nach der Impfung eingingen, schon vor der Impfung infiziert waren, und im Stadium der Inkubation sich be- fanden (KorLLe & Turner bei Rinderpest). Von besonderer Wichtigkeit bei dieser Methode ist der Ort der Applikation, ja, sie wird oft überhaupt erst anwendbar, wenn man den natürlichen Infektionsweg vermeidet. Es ist eine Impfstelle auszuwählen, an welcher die Wachstumsbedingungen für den einge- brachten Infektionserreger ungünstiger sind: die Beschaffenheit be- stimmter Gewebe oder Gewebsstellen ermöglicht die Verzögerung der Resorption, damit wird dem geimpften Organismus Zeit gelassen, sich zu schützen und eventuell den Impfherd dauernd oder wenigstens eine Zeitlang abzugrenzen. Beispiele für solche Auswahl von Impf- stellen, die dem Virus ungünstigere Vermehrungschancen als bei der natürlichen Infektion, z. B. von den Schleimhäuten aus, bieten, sind die Variolation (kutan), Choleraschutzimpfung (subkutan), Schutz- impfung der Rinder gegen Lungenseuche (Schwanzspitze). — Vgl. hierzu das Kapitel: Art der Antigenverabreichung, S. 128. Beispiele der Schutzimpfung mit virulenten Erregern. a) Bakterien. 1. Zum ersten Male mit lebenden virulenten Bakterienkulturen Grundimmuni- tät erzeugt zu haben, ist das Verdienst FERRANSs, der Meerschweinchen subkutan mit Cholerabouillonkulturen behandelte und sie damit gegen tödliche Mengen der virulenten Kultur schützte. Planmäßig konnten diese Versuche aber erst fortgeführt werden, als von R. PFEIFFER & A. WASSERMANN die Wirkung fallender Mengen vollvirulenter Cholerakulturen auf das Meerschweinchen exakt beobachtet worden war. Am Menschen hat FErRRAN (1884) ebenfalls durch subkutane Verab- reichung lebender Cholerakultur Immunität hervorzurufen versucht, er ver- abreichte 8 Tropfen einer mit Galle (nach van ERMENGEM) versetzten Cho- lerabouillonkultur in die Gegend des Triceps, nach 6—8 Tagen 0,5 ccm, nach dem gleichen Intervall nochmals 0,5 cem. FERRAN stellte fest, daß die Cholera- vibrionen in der Subeutis zugrunde gingen und daß nur leichte Krankheits- erscheinungen sich einstellten (lokale Entzündung, Fieber). 6 MARTIN FickEr, Im übrigen ist ein methodisches Vorgehen bei FERRAN zu vermissen, seine Versuche entbehren der nötigen Grundlage, auch hat er mit unreinen Kulturen - gearbeitet. Einen größeren Wert haben die Versuche HArrkınes, mit leben- den Choleravibrionen beim Menschen aktive Immunität her- vorzurufen, erlangt, sie richten sich nach dem unten zu behandelnden Schema der Pasteurschen Schutzimpfungen, das Vaccin I der Harr- xıngeschen Choleraschutzimpfung ist ein abgeschwächtes. Hier ist anzureihen die Modifikation des Harrkıneschen Ver- fahrens zur Choleraschutzimpfung des Menschen, wie sie Power sowie BRown anwandten: sie ließen Vaccin I ganz fort und impften allein mit dem für Meerschweinchen hochvirulenten Vacein II. Im übrigen hielten sie sich (Dosierung, Applikation) an die HAFrkınzsche Methode, die Erscheinungen waren die gleichen. 2. Tuberkulose. Eine aktive Immunisierung mit virulenten Tuberkelbacillen ist in einigen Fällen mit Erfolg bei tuberkulösen Tieren vorgenommen worden. Diese Beobachtungen gehen auf R. KocH! zurück. Er schildert schon 1891, wie sich tuberkulöse Meerschweinchen gegenüber einer Reinfektion anders verhalten als gesunde. Impft man ge- sunde Meerschweinchen mit virulenten Tuberkelbacillen (Reinkultur), so entsteht nach 10—14 Tagen ein derbes Knötchen, das bald auf- bricht und bis zum Tode des Tieres eine ulzerierende Stelle bildet. Impft man aber Meerschweinchen, die nach Impfung seit 4—6 Wochen tuberkulös sind, so bildet sich kein Knötchen, sondern schon am nächsten oder 2. Tage ein flaches Infiltrat, das dunklere Färbung annimmt und nekrotisiert, nach. erfolgter Abstoßung heilt das flache Geschwür prompt ab. Wie P. Römer! zeigte, ist der Effekt der Reinfektion ganz von der Dosierung abhängig: werden tuberkulöse Versuchstiere mit großen Dosen Tuberkelbacillen behandelt, so gehen sie zugrunde; ist die Dosis der Reinfektion niedrig, so läßt sich Immunität nachweisen. Uebersichtliche Zusammenstellung s. Römer?. Die Immunität war bei subkutaner, kutaner, intrakutaner Reinjektion der Meerschwein- chen wahrnehmbar. Am Rind ist das gleiche von v. BEHRINnG & RÖMER nachgewiesen, beim Schaf von Römer — hier ist auch bei intravenöser Nach- infektion die Immunität zu erkennen —, bei Affen von Kravs & Gross usf. Zur Demonstration dieser Immunisierung können nach RÖMER Meerschweinchen verwendet werden, die seit 3—4 Monaten chronisch tuberkulös sind. Erhielten diese Tiere subkutan z. B. 1/0000 mg Schweinetuberkelbacillen (eine Dosis, die gesunde Meerschweinchen schwer tuberkulös erkranken ließ), so ertrugen sie diese Dosis ohne irgendwelche Folgeerscheinungen. 3. Schutzimpfung gegen Lungenseuche nach Wırrems s. Bd. I bei KoLLe. Impfstoff: Saft aus frisch hepatisierten Stellen der Lunge eines im ersten Stadium erkrankten Rindes. Impfung subkutan auf Rückseite des Schwanzes, 8 em von der Spitze entfernt. Modifikation von MARTIN: Verwendung eines dünnen, mit Lymphe ge- tränkten Haarseils. Methoden d. akt. Immunisierung einschl. Herstellung v. Antigenen. 7 b) Protozoenkrankheiten. 1. Bei Küstenfieber (Rhodesia redwater) erreicht man aktive Immunität nach R. Kocn® entweder durch 3—4malige Injektion von parasitenhaltigem Blut (Piroplasma parvum) in 14—21-tägigen Zwischenräumen in steigenden Dosen (bis 2000 cem) oder einfacher durch 6—13 Injektionen von je 10 ccm Blut in 14-tägigen Zwischen- räumen. Das Blut wird durchseuchten (,„gesalzenen“) Tieren ent- nommen. Eine einmalige Injektion erzeugt keine Immunität. 2. Bei Texasfieber (Hämoglobinurie der Rinder) verwendet man das sogen. „recovered blood“, in Dosen von 5—10 cem subkutan. Zur Impfung eignen sich nur junge Tiere (bis zu 12 Monaten), es entsteht eine leichte Piroplasmeninfektion, die Immunität hinterläßt. Verluste sind dabei unvermeidlich, da die Zahl der verimpften Piro- plasmen, ihre Virulenz und die Disposition des Impflings unbekannt sind. Auf jeden Fall aber sind die Erfolge dieser künstlichen Im- munisierung immer noch günstiger, als wenn man die ungeimpften Tiere der natürlichen Infektion (durch Zecken) aussetzt. c) Krankheiten mit unbekannten Erregern. 1. Die älteste Methode der aktiven Immunisierung mit vollviru- lentem Material ist die Variolation. Vgl. hierzu Bd. VI. 2. Rinderpestimmunisierung. Nach R. Kocn?, #,° werden ‘etwa 10 cem Galle von Tieren, welche an Rinderpest verendet sind, gesunden Tieren subkutan eingespritzt. Abszesse können entstehen, wenn die Galle nicht frisch ist. Sonst entstehen nur Infiltrationen ohne erheblichere Krankheitserscheinungen. Der Eintritt der Im- munität erfolgt zeitigstens am 5. Tage, in voller Stärke ist: ver vom 10. Tage ab nachweisbar. Der Impfstoff eignet sich am besten, wenn er Tieren entnommen wird, die am 5.—6. Tage der Er- krankung eingingen oder getötet wurden. S. ferner Korre & 'TURNER. Daß dieser Gallenimpfstoff die vollvirulenten Erreger der Rinder- pest enthält, zeigte Kork, ?,3, der die Galle zentrifugierte, den Bodensatz wusch und subkutan Rindern injizierte, sie erkrankten an Rinderpest. Warum die Injektion der Rinderpestgalle nicht zur Infektion, sondern zur Immunität führt, ist noch nicht klargelegt. Korrr meint, daß in der Galle Stoffe zu suchen sind, die den Rinder- pesterreger hindern, eine Allgemeininfektion zu veranlassen, es komme nur zu einer lokalen Rinderpestinfektion. Die Rinderpestgalle be- wahrt, steril aufgefangen, im Dunkeln und Eisschrank ihre Wirkung bis zu 10 Tagen, bei Zimmertemperatur nur 3—5 Tage, sie kann auch noch als Impfstoff dienen, wenn sie mit virulentem Blut ver- mischt wird. Da die Immunität nach der Kocnschen Methode eine genügend starke und langandauernde ist, so erübrigt sich eine weitere Impfung, wie sie von KoHLstock vorgeschlagen wurde, der die mit Galle ge- impften Tiere 4 Wochen später noch mit virulentem Blut behandelte. KortE zeigte, daß damit eine Steigerung der durch Rinderpestgalle herbeigeführten Immunität nicht eintritt. EGGEBRECHT immunisierte in China mit gutem Erfolg die Rinder gegen Rinderpest durch subkutane Injektion von 10 cem Galle rinderpestkranker Tiere, 10 Tage später impfte er 1 ccm virulenten Rinderpestblutes. I) MARTIN FIckEr, Och&en, die zur Serumgewinnung dienten, wurden in gleicher Weise vorbehandelt, erhielten dazu aber — nach Rückgang aller Erscheinungen — in mehrtägigen Pausen 20 cem, 1, 2, 3 und 5 Liter Rinderpestblut. Bei Ver- abreichung der größeren Dosen traten Oedeme auf außer der nach jeder In- jektion erfolgenden Temperaturerhöhung. 3. Ein Beispiel für die aktive Immunisierung durch Verabreichung kleinster, allmählich ansteigender Dosen bei nicht züchtbarem Virus ist die von Höcyes geübte Schutzimpfung gegen Lyssa: er beginnt. die Immunisierung mit hochgradig verdünntem Virus. (Von dem ver- längerten Mark eines nach Infektion mit Virus fixe getöteten Kanin- chens wird 1 Teil mit 100 Teilen physiologischer Kochsalzlösung ver- rieben. Diese Stammlösung wird dann von 1:200 bis 1:10000 ver- dünnt. Injektion steigender Konzentrationen. Dilutionsmethode.) 4. Hierher gehört auch die Immunisierung von Mauleseln gegen die afrikanische Pferdesterbe. RICKMANN? injizierte in Zwischenpausen von 10 Tagen 0,0005, 0,001, 0,005, 0,01, 0,1, 1 ccm des Sterbevirus subkutan und schließlich 1 ccm intravenös. (Die Zumischung von 5 ccm einer l-proz. Karbolsäurelösung !/, Stunde vor der Impfung zu den Virusdosen bis zu 0,1 cem hat nach LEIPZIGER keine Ver- minderung der Virulenz zur Folge.) Stößt man so 1. A. auf große Schwierigkeiten, die Immunisierung allein mit virulentem Antigen durchzuführen, so ist doch diese ener- gische Behandlung von größtem Vorteil im Anschluß an andere Methoden, welche schon einen gewissen Grad von Immunität herbei- geführt hatten. Ja, in vielen Fällen ist dann die Verabreichung des virulenten Materials überhaupt erst geeignet, den vollwertigen Schutz gegen die natürliche Infektion oder eine zweckdienliche qualitative und quantitative Antikörperausbeute herbeizuführen. Eine besonders zuverlässige Grundimmunität wird bei ver- schiedenen Krankheiten durch das natürliche Ueberstehen der Infektion verliehen, auf der man nun durch weitere Verabreichung von virulentem Material weiter aufbauen kann, um einen noch höheren Grad der Immunität zu erzielen. Das ist z. B. möglich bei Schweinepest. Schon PREISZ entnahm von einem Schweine, das seit 3 Wochen die Schweinseuche überstanden hatte, Serum zu Schutzimpfungszwecken und beob- achtete bei einem Teil der geimpften Tiere günstige Resultate. — UHLENHUTH ist der Meinung, daß diese Schutzimpfung keine passive, sondern eine aktive gewesen ist. Das Serum konnte abgeschwächtes Virus enthalten haben. — Systematische Versuche in der erwähnten Richtung nahmen in Amerika DorSsET, McBryDE und Nıres, in Deutschland UHLENHUTH, in Ungarn HuryrA und WETZL vor. Die amerikanischen Autoren wählten Schweine aus, die die Krankheit überstanden oder sich bei Seucheausbrüchen widerstandsfähig gezeigt hatten. Dorsers Methoden zur Gewinnung von Schweinepest- serum. 1. Quick method. Diese Tiere erhielten auf einmal 900—1500 ccm viru- lenten Blutes subkutan. Blutentnahme nach 3 Wochen, 4 Wochen, 5 Wochen. 2. Slow method. Die ausgewählten Tiere erhielten in 3—4- oder mehr- wöchentlichen Pausen allmählich von 100 cem bis auf 500—900 eem ansteigende Dosen virulenten Blutes ebenfalls subkutan. Dreimalige Injektion. Blutent- nahme 9—10 Tage nach der letzten Impfung. Auf demselben Prinzip beruht die von UHLENHUTH-HÜBENER ausge- ee Methode, die Abweichungen sind wiedergegeben bei UHLENHUTH- ÜBENER. Methoden d. akt. Immunisierung einschl. Herstellung v. Antigenen. 9 Beispiel der Höhertreibung der Immunität zum Zwecke der Schutzserumgewinnung bei einem Schweine, das die na- türliche Schweinepest überstanden. UHLENHUTH-HÜBENER-XY- LANDER-BOHTZ.) 27. April 25 cem filtrierter Organsaft + Serum subkutan 16. Mai 30 , ’ „ =) ” E23) BUS Sr 55 „ defibriniertes Blut subkutan 15 June 30 3" „ Intravenös 44 Juli 50H „ „g 55 18:20 100% 2 „ ” 5. Aug. Schlachtung (Gewicht 50 kg). Huryra & WerzL bevorzugen 60—80 kg schwere Tiere, die die Krankheit ebenfalls überstanden haben. Diesen werden 500 ccm defibrinierten Blutes eines sicher pestkranken Schweines möglichst sofort nach der Entnahme ein- gespritzt. Das defibrinierte Blut filtrieren sie durch Gaze. Die Injektion erfolgt subkutan an verschiedenen Stellen (die Spritze faßt 40—50 cem Flüssig- keit). Nach 3 Wochen Wiederholung mit einer größeren Blutmenge. Die so vorbehandelten Tiere liefern noch nach !/, Jahr ein hochwertiges Immunserum. Man erreicht durch eine abermalige Injektion von 500 cem virulenten Blutes noch eine Steigerung des Antikörpergehaltes. Blutentnahme zur Serumgewinnung bei Immuntieren darf zeitigstens 3 Wochen nach der letzten Impfung er- folgen. Die aktive Immunisierung mit filtrierbarem Virus schließt sich in ihrer Methodik den bisher erwähnten an. Als Beispiel einer solchen mit filtriertem Virus hervorgerufenen Immunität sei die gegen Schweinepest zum Zweck der Gewinnung wirksamen Serums erwähnt. Nachdem durch DE SCHWEINITZ, DORSET u. a. festgestellt war, daß bei der Schweinepest das Ueberstehen der natürlichen oder künstlich mit filtrier- barem Virus hervorgerufenen Krankheit Immunität gegen natürliche An- steckung oder künstliche Infektion im Gefolge hat, sind systematische Versuche u. a. von HuTyrA, ferner UHLENHUTH - HÜBENER - XYLANDER - BOHTZ ange- stellt worden. Beispiel der Immunisierung (Huryra): Ein Ferkel erhielt am 9. März 1906 subkutan 1,5 cem filtriertes peri- cardiales Exsudat, am 12. April 1906 die erkrankte Lunge eines Schweines per os, am 7. April 1907 5 cem virulentes Blut subkutan, am 11. Mai 1907 20 cem virulentes Organfiltrat subkutan. Das 15 Tage nach der letzten In- jektion entnommene Serum schützte in der Dosis von 10 ccm (subkutan ) gegen die krankmachende Wirkung von 0,5, in anderen Fällen von 1 ccm viru- lenten Pestblutes. Il. Aktive Immunisierung mit abgeschwächten Krankheitserregern. Die Methoden der Impfung mit abgeschwächten Krankheits- erregern folgen der alten Erfahrungstatsache, daß auch leichte Erkrankungsformen gewisser Infektionen einen Schutz hinterlassen, der hinter der nach schwersten Erkrankungen erworbenen Immunität nicht zurückzustehen braucht. Durch JEnNer & Pasteur ist gerade mit diesem Prinzip der Impfung mittels abgeschwächter Krankheitserreger ein fester und bleibender Grundstein der Immunitätslehre gelegt worden. Seitdem ist das Prinzip nicht nur für die Schutzimpfung, sondern auch für die Antikörpergewinnung außerordentlich häufig zur An- wendung gekommen: es mußte ja schon deshalb mehr befriedigen, als die Impfschäden, die die Verwendung von vollvirulentem Antigen zur Folge hatte, hierbei eingeschränkt wurden; aber freilich, auch nur eingeschränkt, nicht beseitigt, denn alle Mängel der Einverleibung 10 Marrtıy Fıcker, virulenten Materials müssen eben notwendig auch der Einführung des abreschwächten, aber doch lebenden Antigens, wenn auch in ver- mindertem Maße, anhaften. Das gilt nicht für die Schutzpocken- impfung, an deren Erfolge noch immer keines der nachgebildeten Ver- fahren heranzureichen vermag. Diese haben in der Praxis vielmehr deshalb mit Mißerfolgen zu rechnen, weil bei einzelnen Antigenarten die Abschwächung nicht immer in zuverlässig gleicher Weise erfolgt, oder weil vielleicht auch bei der Aufbewahrung ein Rückschlag zu gesteigerter Virulenz erfolgen kann. So erklärt man die Impfverluste (bei der Pasteurschen Milzbrandschutzimpfung 1 Prom.). Es können natürlich auch unter den Imp£lingen besonders disponierte Individuen sich finden, die trotz der Abschwächung des Antigens erkranken. Ferner kommt zu dem Impfschaden noch die Propagation der Erreger, die nun auch im virulenteren Zustand ausgeschieden werden können, hinzu. Erfolgt andererseits bei der Antigenherstellung oder Auf- bewahrung eine zu starke Abschwächung, so ist der Impfschutz nicht ausreichend, die geimpften Organismen sind dann einer nachfolgenden Impfung mit stärkerem Virus oder dem Ansturm der natürlichen In- fektion nicht gewachsen. Es ist aber doch hervorzuheben, daß die Methoden der aktiven Immunisierung mit abgeschwächten, wie überhaupt mit lebenden Krankheitserregern, so bedenklich sie nach den bisherigen Erfahrungen in vielen Fällen erscheinen müssen, nun nicht in Bausch und Bogen zu verwerfen sind, wie das manche Autoren tun möchten. Im all- gemeinen ist noch viel zu wenig Rücksicht genommen worden auf die Eigentümlichkeiten der Kulturrassen. Man hat mit großem Fleiß alle nur möglichen Modi der künstlichen Kulturabschwächung versucht, bis zu einem gewissen Grade sind hiermit wohl auch Antigene zu erhalten, die wenigstens zur Teilimmunisierung geeignet. sein können. Es ist aber doch hervorzuheben, daß, wenn man die Infektionsfähigkeit durch künstliche Maßnahmen unterdrücken will, hierdurch auch in irgendwelchem Sinne das Antigen Einbuße erleidet. Ob es nicht mitunter lohnender sein dürfte, alle Mühe, die die künst- liche Abschwächung erfordert, darauf zu verwenden, Kulturen auf- zusuchen, die unter natürlichen Bedingungen eine Abschwächung er- fahren haben? Daß die Natur dauerhafter arbeitet, als unsere künst- lichen Eingriffe, erfahren wir ja tagtäglich. Daß dies Suchen nach geeigneten Kulturrassen noch Erfolg verspricht, dafür sprechen mancherlei Beobachtungen, so auch diejenige LöFFLErRs, daß eine be- stimmte Rindertuberkelbacillenkultur bei subkutaner Injektion von 2 mg die für Typus bovinus empfänglichen Kaninchen nicht mehr krank machte (vgl. hierzu das Kapitel: Qualität des Antigens, S. 150). a) Abschwächung durch hohe Temperaturen. Der Schöpfer dieser Methode ist Pasteur. Zwar hat ToussaınT schon im Jahre 1880 defibriniertes und erhitztes Milzbrandblut auf Schafe zum Zweck der Immunisierung verimpft — er erwärmte das Blut 10 Minuten auf 55° und injizierte davon 3—6 ccm —, aber er tat dies nicht in der Absicht, durch das Erwärmen die Virulenz ab- zuschwächen und die Erreger des Milzbrandes dabei noch am Leben zu erhalten, sondern er wollte durch diese Temperatur das Milzbrand- blut von Bakterien befreien. Erst PastEur hat dann die Frage plan- mäßig in Angriff genommen, wie das Milzbrandvirus in geeigneter Methoden d. akt. Immunisierung einschl. Herstellung v. Antigenen. 11 Weise seiner starken Pathogenität entkleidet werden könne, ohne dab seine Lebensfähigkeit Einbuße erleidet. Wir müssen bei dieser Me- 'thode der Abschwächung durch hohe Temperaturen unterscheiden, ob durch einen einmaligen Eingriff die Herabminderung der Pathogenität herbeigeführt werden soll, oder ob man die Eigentümlichkeit des ganzen Stammes durch außergewöhnliche Temperaturen beeinflussen will. Das letztere tat Pasreur: er züchtete die Milzbrandbacillen bei einer supraoptimalen konstanten Temperatur und konnte nun syste- matisch die Kurve des Virulenzverlustes verfolgen. Dieser vollzieht sich hierbei allmählich, und gerade deshalb bietet diese Methode der schonenden Beeinflussung durch die erhöhte Temperatur Vorteile. Welche Temperaturgrade man wählen muß, um die Virulenz zu schwächen, läßt sich nicht einheitlich beantworten, nicht nur die einzelnen Arten, sondern auch die einzelnen Stämme verhalten sich verschieden. Zum mindesten muß man die optimalen und maxi- malen Züchtungstemperaturen kennen; inwieweit diese der Schwan- kung unterliegen, s. Gorscnuıch, Bd. I. Will man die Abschwächung nicht durch Züchten bei außergewöhnlichen Temperaturen, sondern durch einmaliges Erwärmen erreichen, so ist zu berücksichtigen, dab die nötige Erwärmungsdauer sich zu richten hat nach dem jeweiligen Suspensionsmedium: es ist etwas anderes, ob ich Bakterien in Wasser, Kochsalz, Bouillon oder in sonst einer Nährlösung suspendiere. Für die Analyse des Immunisierungsvorganges ist nicht auber acht zu lassen, daß wir bei dieser Art der Antigengewinnung keines- “ wegs nur lebende Bakterienzellen in den Organismus einführen. Es ist anzunehmen — das bedarf bei den einzelnen Arten noch der syste- matischen Untersuchung —, daß in den bei supraoptimalen Tempera- turen gehaltenen Kulturen es leichter zu einer Spontanauflösung oder Extraktion vieler ohnehin nicht normal entwickelter Zellen kommt. Je näher wir ferner bei der Erwärmung der Abtötungstemperatur kommen, um so größer wird die Zahl der schon vor diesem höchsten Temperaturpunkt durch die Wärme vernichteten Bakterien sein, denn die Abtötungstemperatur ist kein Punkt, sondern eine Strecke, la- bilere Formen gehen eher zugrunde, damit ist aber auch ein Uebertritt plasmatischer Stoffe in die Suspensionsflüssigkeit gegeben, was ge- wiß für den Verlauf der Immunisierung, namentlich der Grundimmu- nisierung, nicht gleichgültig ist. Es ist noch fraglich, ob die Ab- schwächung der Virulenz, die man nach Durchgang durch verschiedene Temperaturen beobachtet, nicht oder wenigstens nicht auch durch die damit notwendige Angewöhnung an eine andere Wachstumstempe- ratur bedingt ist, so haben Kaninchen, Kälber, Schweine eine um etwa 1,50 C höhere Körperwärme als der Mensch. Beispiele: 1. Pasteurs Schutzimpfung gegen Milzbrand. Impfstoff: PAsTEUR, CHAMBERLAND & Roux zeigten, wie durch Züchtung von Milzbrandbacillen bei Temperaturen zwischen 42 und 43% deren Virulenz soweit vermindert wird, daß sie nun zu Immuni- sierungszwecken verwendet werden können. Zunächst nahm man die Züchtung in neutraler Hühnerbouillon vor, man erreicht aber das gleiche auf Rinder- oder Pferdebouillon, auch auf Agar. Proportional der Zeitdauer der Züchtung bei dieser Temperatur sinkt das patho- 12 Marrtın FickEr, gene Vermögen. Das geht namentlich aus den Untersuchungen von KocH, GAaFFKY, LÖFFLER hervor. Pasteur benutzte 2 Impfstoffe: premier Vaccin, von schwächster Virulenz, die Kulturen sind lange Zeit, 24 Tage, bei 42,50 gehalten, und deuxieme Vacein von stärkerer Virulenz, die Kultur ist nur 12 Tage bei 42,50 gehalten. Vaccin I tötet nur noch weiße Mäuse, nicht mehr mit Bestimmtheit Meerschweinchen, Vaccin II tötet Mäuse und Meerschweinchen, nicht aber sicher Kaninchen. Für die Präparierung des Impfstoffes ist zu berücksichtigen, daß nicht jeder Milzbrandstamm für die Vaccinherstellung verwendet werden kann. Am besten eignet sich die Temperatur von 42,5%, da bei 43°? manche Stämme gar nicht, andere nur sehr dürftig wachsen. Von Vorteil ist, daß bei diesem Abschwächungsmodus das pathogene Ver- mögen des Stammes sich fast konstant erhält, auch bei Fortimpfung auf den günstigsten Nährböden unter optimalen sonstigen Bedingungen. Die Konstanz ist um so ausgesprochener, je länger die erhöhte Züchtungstemperatur auf die Kulturen eingewirkt hatte. Natürlich sind trotzdem Nachprüfungen mit den jungen (16—18 Stunden alten) bei 37° gezüchteten Kulturen angebracht. Nach SOBERNHEIM! nimmt man zur Virulenzprüfung am besten Kaninchen von 1200 bis 1500 g, Meerschweinchen von 3—400 g, sowie weiße Mäuse, und zwar je 3 Tiere mit fallenden Kulturmengen, und zwar 1/9, Yıoo und !/,ooo Qese, sub- kutan (Bauchhaut). Herstellung der Suspension siehe SOBERNHEIM!. Bei dieser Prüfung ist mit der verschiedenen individuellen Empfänglichkeit der Versuchstiere zu rechnen. Die abgeschwächten Vaceins sind am besten bei gleichmäßiger Zimmer- temperatur zu halten und auf Nährböden gleicher Beschaffenheit fortzuzüchten. SOBERNHEIM empfiehlt auch die Aufbewahrung in zugeschmolzenen Glasröhr- chen oder die Konservierung in Sporenform. Die Laboratorien, welche die PAsrtEurschen Impfstoffe liefern, halten sich die abgeschwächten Stammkulturen vorrätig, um dann bei Bestellungen durch frische Ueberimpfung die abzugebenden Vaccins von Fall zu Fall herzustellen. Es wird, wie ich SOBERNHEIM entnehme, von den Stammkulturen Bouillon ge- impft, die 2 Tage bei ca. 38° verbleibt. Damit der zweite Impfstoff in gut wirksamem Zustande zur Verwendung kommt, wird er von den Laboratorien erst 12 Tage später als der erste abgegeben. Die Impfung wird so ausgeführt, daß die Impflinge zunächst Vacein I erhalten, und zwar Rinder 0,25 cem, Schafe 0,12. Nach einer Pause von 12 Tagen wird die gleiche Menge Vaccin II verabreicht. Die Impfungen geschehen sub- kutan. Etwa 14 Tage nach der zweiten Impfung vertragen die Tiere virulenten Milzbrand:; und zwar sowohl wenn das Virus subkutan als auch per os in Sporen- form verabreicht wird. Der Schwerpunkt der PastEurschen Methode liegt bei Kultur II, auf deren Virulenzstand das größte Gewicht zu legen ist, hiervon hängt der Erfolg ab; bei Verminderung der Virulenz ist die Immunität eine ungenügende, bei reuug treten. Impfschäden auf, in den schlimmsten Fällen tödliche In- ektion. Mit der PastEurschen Methode gelingt es nicht, die kleineren Versuchs- tiere (Kaninchen, Meerschweinchen, Ratten, Mäuse) zu immunisieren. Ueber die Erfolge bei Rindern, Schafen, Pferden usf. vgl. SOBERNHEIM. Eine allerdings nicht in jedem Falle zum Ziele führende Immunisierung von Ka- ninchen erreichten ROUxX-CHAMBERLAND durch intravenöse Einspritzung großer Mengen von Vacein I (40 ccm), Wiederholung der gleichen Impfung nach 2 bis 3 Tagen, dann subkutan 0,25 Vacein Il. SOBERNHEIM empfiehlt in Zwischen- räumen von 8—10 Tagen je 2—3 subkutane Injektionen von Vacein I und II in steigenden Mengen. Ueber die äußerst schwierige Immunisierung von Meer- schweinchen siehe SOBERNHEIM!. 2. Impfungen gegen Rauschbrand. Methode von ARLOING, CORNEVIN & THomas, „Lyoner Verfahren‘. Das Prinzip dieser Methode folgt durchaus dem der PastEeurschen Milzbrandimpfung: die Erhitzung bezweckt die in dem Rauschbrand- Methoden d. akt. Immunisierung einschl. Herstellung v. Antigenen. 13 material befindlichen Sporen abzuschwächen, die höhere Temperatur schwächt in stärkerem Maße ab als die niedere. Impfstoff. Ausgepreßter Saft von rauschbrandigem Fleisch wird bei 32—40° auf flachen Tellern getrocknet, abgeschabt, mit Wasser angefeuchtet und in 2 Hälften geteilt; die eine Hälfte (Vacein I) wird im Trockenofen oder Oelbad 6 Stunden auf 100—104°, die andere (Vacein II) auf 85-900 6 bis 7 Stunden lang erhitzt. Danach werden die durch diese langdauernde Er- hitzung trocken gewordenen Vaceins in einer Mühle (Kaffeemühle) fein zer- kleinert his zur Pulverform und kommen in Papierkapseln zum Versand. Am Gebrauchsort werden die Pulver in sterilem Mörser mit sterilem Wasser angerührt, durch ein Stückchen Leinwand filtriert. Das Filtrat von Vacein I wird subkutan am Schweif in der Dosis von 1—2 cg (Trockenpulver) injiziert, 10—14 Tage später an einer tieferen Stelle Vacein Il. Eine vielfach angewendete Abänderung des Lyoner Verfahrens besteht darin, die Schweifimpfung nur einmal vorzunehmen, und zwar mit einem dem Vacein II ähnlichen Präparat. Man verwendet als Ausgangsmaterial meist nicht Muskelsaft, sondern nach dem Vorschlag von Kırr und dem Vorgange von ARLOING Rauschbrandfleisch. Ein solches Antigen ist der Berner Impf- stoff, nach dessen Injektion im Jahre 1905 0,8 Prom. (Kanton Bern), im Jahre 1907 nur 0,15 Prom. Impftodesfälle auftraten. Kırr zermahlt das getrocknete Rauschbrandfleisch zu Pulver und setzt dies in flachen Glasschalen dem strömenden Wasserdampf bei 970 5—6 Stunden lang aus. (Tödliche Dosis für Schafe 2—6 deg, kleinere Dosen immunisieren.) Aehnlich ist der Impfstoff NörGcaarDs (Rauschbrandfleischpulver, 6 Stunden bei 93—94° gehalten, einmalige Impfung an der Schulter). Ueber die Herstellung des vom Jenner-Pasteur-Institut in Buda- pest abgegebenen Fleischkulturimpfstoffes, der in Bezug auf den Ab- schwächungsmodus sich an die Gewinnung der Lyoner Vaccins an- "lehnt, s. R. GRASSBERGER & SCHATTENFROH?. Die genannten Rauschbrandantigene werden unter Benutzung des Fleisches von der natürlichen oder künstlichen Infektion erliegen- den Tieren gewonnen. Hierbei liegt die Gefahr nahe, daß das Vacein Mischinfektions- erreger beigemengt enthält, die zu Impfschäden führen können. Auch ist der Virusgehalt der erkrankten Muskulatur Schwankungen unter- worfen. Man ist deshalb darauf ausgegangen, an Stelle des Fleisches Rauschbrand-Reinkulturen als Antigen zu verwenden und ihre Virulenz durch Erwärmen abzuschwächen. LECLAINCHE & VALLEE züchten in Marrınscher Bouillon (in der die Virulenz kräftig und konstant bleiben soll) und erwärmen 2 Stunden auf 70°, diese Kultur tötet nur noch große Meerschweinchen über 300 g, Jüngere nicht. Erwärmen auf 75—80° die gleiche Zeitdauer schwächt die Kultur soweit ab, daß sie auch große Meerschweinchen bei Verwendung der Dosis 1 cem nicht mehr tötet. Diese Meerschweinchen sind dann immun gegen tödliche Dosen der unabgeschwächten Kultur. Das Verfahren ist für Rinder geeignet (junge Rinder erhalten 2 cem Vacein), die dann virulente Kulturen vertragen und damit eine weitgehende Immunität selbst gegen intramuskuläre Applikation frischen in- fektiösen Materials erlangen. Empfohlen wird zweimalige Impfung. Der Impf- stoff wird in zugeschmolzenen Glasröhrchen fertig zum Gebrauch abgegeben und ist damit bequemer zu handhaben als die Impfpulver, deren Zubereitung für die Impfung zeitraubend ist. Kırr nimmt 5—8 Tage alte auf Marrınscher Bouillon gewachsene Kulturen, die fast nur Sporen enthalten, und hält diese in Glasröhrchen. eingeschmolzen 2 Stunden im Wasserbad bei 70°. Diese Kultur bleibt lange gebrauchsfähig, er empfiehlt einmalige Impfung subkutan oder intramuskulär (2—3 cem). For# erwärmt Alkoholpräzipitate aus Rauschbrandkulturen (Leberpeptonbouillon) auf 930 und vermischt sie mit dem Alkohol- präzipitat aus Filtraten (Fließpapierbrei) von Bouillonkulturen, sub- kutane Immunisierung von Meerschweinchen, Schafen, Rindern. 14 MarTIn FickEr, Nach LECcLAINCHE-VALLEE ist übrigens von dem Rauschbrand- Blut nicht zu befürchten, daß es akzidentelle Keime enthält, voraus- gesetzt, daß es frischen Kadavern aseptisch entnommen wird. Es enthält nur Rauschbrandbacillen, die bei 37° in 2 Tagen sporulieren. Sie trocknen dies sporenhaltige Blut in Glasschalen 3—4 Stunden bei 37°, erhitzen einen Teil 7 Stunden auf 102° (Vaccin I), den anderen ebenso lange auf 92° (Vacein Il). Von Vaccin I töten 10 cg Meerschweinchen von 100 g, von Vacecin II 5 cg. 30 Pest. Pestkulturen konnten von KorLE & Orro durch Züchten bei supraoptimalen Temperaturen so weit abgeschwächt werden, daß sie zu Vaccins geeignet waren (Ratten, Meerschweinchen, Mäuse). Die Höhe der Züchtungstemperatur und die Zeitdauer, die man anwenden muß, sind bei den einzelnen Stämmen verschieden. Geeignet waren die Temperaturen von 40—43° (vgl. hierzu S. 13). Die Temperatur von 50° fand die deutsche Pestkommission nicht für geeignet, Pestbacillen für die aktive Immunisierung abzu- schwächen: Virulenz und Lebensfähigkeit erloschen gleichzeitig (GAFF- KY-PFEIFFER-STICKER-DIEUDONNE, Bericht etc.). 4. Methode der Tollwutschutzimpfung nach BaBes- PUSscARIU. Prinzip. Virus fixe erfährt durch Erwärmen auf 56—58° eine Virulenzabschwächung, deren Grad von der Dauer der Erwärmung abhängt, das gleiche erzielt man durch 10 Minuten langes Erwärmen auf verschiedene Temperaturen. - Impfstoff. a) Virus fixe wird emulsioniert und die Emulsion wird in Portionen geteilt, die 2—40 Minuten auf 53° erwärmt werden. Die Emulsion 40 Minuten tötet Kaninchen nicht mehr, die Emulsion 2 Minuten in 9 Tagen, dazwischen liegen die genau abfallenden Virulenzgrade. b) Emulsionen von Virus fixe werden 10 Minuten lang auf 35—60° er- wärmt, die Emulsion 60° läßt die Tiere am Leben, die Emulsion 50° tötet die Tiere in 11—12 Tagen, die Emulsion 35° in 9 Tagen. Es sei darauf hingewiesen, dab einige der genannten Schutz- impfungsmethoden (Milzbrand, Rauschbrand) an einem methodischen Fehler kranken: sie berücksichtigen das Quantitative nicht ge- nügend. Zwar werden die Vaccinquanten abgemessen oder abgewogen, aber die Frage, wieviel wirksames Virus ist nun in diesem Vaccin, bleibt offen. Man kennt nicht nur nicht den Gehalt des Ausgangs- materials an lebenden vegetativen und Dauerformen, sondern man bleibt auch im Ungewissen, wieviel von dem Impfmaterial das Erwärmen überdauert. Es dürften nicht nur die Differenzen des Virusgehaltes des Ausgangsmaterials ziemlich weitgehende sein, sondern: auch der Effekt der Erwärmung wird bei den ein- zelnen Vaccinegewinnungen sich in verschiedenem Grade geltend machen müssen. Die frühere Anschauung, daß die einzelnen In- sassen einer Kultur oder eines Infektionsherdes biologisch gleichwertig sind, besteht nicht zu Recht, so sind auch gegenüber der erhöhten Temperatur die einzelnen vegetativen Formen und die Sporen verschieden empfindlich: es muß somit das Erwärmen Methoden d. akt. Immunisierung einschl. Herstellung v. Antigenen. 15 eine Reduktion der Keimzahl bedingen, die verschieden ausfällt. Es folgt daraus, daß die Kenntnis der eigentlich wirksamen Impfdosis eine völlig unbefriedigende ist. Besteht nun die Abschwächung z. B. bei dem Rauschbrandvacein in einer verminderten Aussaatmenge, die wir dem Impfling durch das Vaccin einverleiben? Oder ist die durch das Erwärmen gesetzte qualitative Schädigung des Keims das Wesentliche? Hier fehlen noch wissenschaftliche Versuche, die der Methode einen Halt geben könnten. Jedenfalls ist es nötig, gerade bei dieser Gruppe von Methoden mehr und mehr den Schematismus abzustreifen, wenn sie nicht noch weiter in Mißkredit kommen sollen: bei Rauschbrand ist es sicher, daß nur dann ein genügender Schutzwert erzielt wird, wenn es wirklich bei dem Impfling zu einer Entwicklung der Rauschbrand- bacillen gekommen ist. Dies Virus einmal so intakt zu lassen, dab es gerade noch zu infizieren vermag, gleichzeitig aber mit Sicherheit auch so in Schranken zu halten, daß die Infektion nicht schwer oder tödlich wirkt, ist durch die bisherigen Verfahren, die sich der ein- maligen Erwärmung bedienen, nicht erreicht. Sollte nicht hier auch die biologisch richtigere, weil allmählich erfolgende Abschwächung durch Züchtung bei submaximalen Temperaturen günstig wirken? Ein weiterer technischer Mangel der Antigenbereitung, die von dem Rauschbrandfleisch und -blut ausgeht, ist die ungleichmäßige Be- schaffenheit des Impfpulvers und der daraus hergestellten Emulsion: entsprechend der Bereitungsweise ist diese nicht homogen, wenn aber ein virulente Krankheitserreger enthaltendes Impfmaterial zum Teil aus nicht genügend aufgeschlossenen Brocken besteht, so muß in diesem Falle der Impfeffekt ein anderer sein als bei Verwendung einer mehr homogenen Emulsion. b) Abschwächung durch Trocknen. Auch dies Prinzip stammt von PAsTEUR, es ist zur systematischen Anwendung bei seiner Methode der Tollwutimpfung gekommen. Es gelang ihm, das im Rückenmark infizierter Kaninchen befindliche Tollwutvirus durch fortgesetzte Trocknung progressiv abzuschwächen, so daß es nun zur Erzielung und Steigerung aktiver Immunität gegen Lyssa dienen kann. Im übrigen hat das Prinzip bei der aktiven Immunisierung gegen- über anderen Infektionskrankheiten sehr wenig Verbreitung gefunden. Tatsache ist, daß, wie alle vitalen Funktionen, so auch die Pathogenität durch Trocknen Einbuße erleidet und schließlich verloren geht. Es ist aber gar nicht so leicht, dies Mittel methodisch zur Virulenzabschwächung zu benutzen, die Schwierigkeiten sind erheblich größer als bei der Abschwächung durch Erwärmung. Esist erwiesen, wie verschieden sich züchtbare Krankheitserreger unter verschiedenen Trock- nungsbedingungen verhalten. Trotzdem müßte diese Abschwächungs- methode noch weitere Anwendung ermöglichen, da sich Gesetzmäßig- keiten in der Absterbekurve sicher haben feststellen lassen. Die Tatsache, daß in manchen bisherigen Versuchen, diese Trocknungs- methode zur Abschwächung zu benutzen, sich Unsicherheiten ergaben, ist sehr begreiflich, da es sich hierbei nicht um ein planmäßiges Vor- gehen gehandelt hat. Wie man es aber doch in der Hand hat, eine 16 MarTINn FickEr, gewünschte Virulenzskala durch Trocknen bei gleichmäßiger Versuchs- gestaltung aufzustellen, zeigt eben das Beispiel des Tollwutvirus. Es liegen freilich bei anderen Infektionserregern die Verhältnisse meist ganz anders, z. B. wenn man die vom festen Nährboden abge- hobenen Keime trocknen läßt; hier würden die Punkte des Virulenz- verlustes und des Absterbens zu nahe aneinander liegen. Man kann diese zwischen beiden liegende Strecke aber sicher 'verbreitern durch vorsichtiges Trocknen eventuell unter Variierung der Temperatur und vor allem durch Beigabe verschiedener Einhüllungsmedien : wer hätte früher an die Möglichkeit gedacht, die sonst so empfindlichen Pneumo- kokken !/, oder 3/, Jahre lang im trocknenen Zustand virulent zu erhalten, wie das heute mit Leichtigkeit durch Einlegen von Organ- stücken der Pneumokokkentiere in den Exsikkator gelingt. Es ist auch daran zu denken, ob man nicht durch systematische Fortzüchtungen virulenter Bakterien auf Nährböden, die ver- minderten Wassergehalt führen, allmählich die Virulenz auf eine kon- stante Stufe bringen kann, ein Verfahren, das theoretisch vor dem einmaligen Eingriff des Trocknens mancherlei voraus hätte. Bei den heute üblichen Methoden des Trocknens ist auch noch in Betracht zu ziehen, ob es sich bei der Abschwächung in der Tat lediglich um eine qualitative Aenderung des Virus infolge des Wasser- verlustes handelt, oder ob nicht die durch das Trocknen herbei- geführte Verminderung der Zahl lebender Infektionserreger das Wesentliche ist. Das letztere ist für die Pasteursche Lyssamark-. trocknung vor allem von Höcyzs festgestellt worden, nachdem schon PAsTEuUR (wie HELLER zitiert) an einem Beispiel gezeigt hatte, dab es sich bei der Abnahme der Infektiosität des Marks nicht um eine Virulenzabnahme der Erreger handelt. Ein Grund für den verschiedenen Ausfall der Abschwächung durch Trocknen liegt auch darin, daß man zumeist die Art des Mediums nicht berücksichtigt, innerhalb dessen das abzuschwächende Virus sich befindet, denn es kommt, wie für die Einbuße an vitalen Eigenschaften so auch für die Destruktion der Antigensubstanzen nicht nur auf die Wasserentziehung an, sondern es kann das eine oder andere Mal durch die beim Trocknen eintretende stärkere Kon- zentration von Salzen oder anderen gelösten Substanzen eine ganz verschiedene Alteration des Antigens auch bei gleichem Trocknungs- grad herbeigeführt werden. Beispiele: 1. Pasteurs Tollwutimpfung. Da diese ausführlich in Bd. VI wiedergegeben ist, so soll sie hier nur kursorisch behandelt werden. Prinzip: Straßenwutvirus (Gehirn von der Tollwut erlegenen Hunden) wird bei Passage von Kaninchen zu Kaninchen zu einer höchsten, nicht mehr zu steigernden konstanten Virulenz gebracht (Virus fixe), Rückenmark solcher mit Virus fixe geimpften und tollwütigen Tiere wird in seiner Virulenz in trockener Luft bei gleichbleibender Temperatur in ver- schiedenem Grade bei verschieden langer Aufbewahrung abgeschwächt. Durch systematische Behandlung von Menschen mit den verschieden lange getrockneten Marken in einem bestimmten Turnus tritt eine Immunität auch gegen Straßen- virus ein. Impfstoff. Entnahme des Rückenmarks von den die Wutsymptome zeigenden oder in Agone befindlichen Kaninchen sowie viele Einzelheiten sind eingehend geschildert von Heım, ferner BABES im Handbuch von PENZOLDT und STINTZING sowie bei R. KrAus!, Siehe auch dieses Handbuch, Bd. VI. Methoden d. akt. Immunisierung einschl. Herstellung v. Antigenen. 17 Die Entnahme darf nach Marx nicht bei spontan verendeten, sondern muß bei noch lebenden Tieren, deren Tod in 1—2 Tagen zu erwarten ist, geschehen, um akzidentelle Keime zu vermeiden. Das an der Medulla und unterhalb der Lumbalanschwellung abgetrennte Mark wird in situ halbiert, danach wird eine kleine Probe zur Prüfung auf bakterielle Sterilität entnommen, die beiden Hälften werden mittels Seidenschlinge oder Platindrahtes in ein weites steriles Gefäß eingehängt, das am Boden mehrere Stangen Aetzkali enthält. Die Gefäße werden bei 20% (nach R. Kraus bei 22—25°) im Dunkeln aufbewahrt (Abbildungen s. bei HEIM, ferner R. Kraus). Ueber die Herstellung der Markserien, Turnus der Impfung etc., s. Bd. VI. Das Virus ist nach 12—14-tägigem Trocknen für Kaninchen unschädlich (bei dünnem Mark nach 6—8 Tagen), das 1—4 Tage lang getrocknete Virus ist noch virulent, d. h. es erregt Wut in 7 Tagen (bei dünnem Mark ist schon nach 2 Tagen Verzögerung des Wutausbruches beim Kaninchen zu beobachten). Nach PASTEUR wird die Behandlung des Menschen in der Regel mit dem S Tage lang getrockneten Mark begonnen. Für die Verimpfung auf den Menschen wird 1 cm des betreffenden Markes in einem Reibglas mit 5 ccm Bouillon oder physiol. Kochsalzlösung oder mit der Bagesschen Lösung (5 g Natr. sulf., 6 g Natr. chlorat., 1000 ccm Wasser) verrieben, von der Emulsion werden 1—3 ccm entsprechend dem Alter des Markes und dem des Patienten subkutan in der Bauchgegend eingespritzt. Das Schema der Behandlung richtet sich nach der Schwere des Falles, Lokalisation des Bisses, Stadium der Erkrankung, Alter der Patienten usf. Die Virulenz des Impfstoffes richtet sich, wie erwähnt, auch nach der Größe der Kaninchen, das Mark kleinerer Tiere trocknet schneller, es ist ein gleichmäßig schweres Tiermaterial zu wählen. BuJswıD trocknet bei S—10°, dieses Virus ist virulenter als gleich lange Zeit bei 20% getrocknetes. Nach den neueren Erfahrungen, namentlich von BaBEs#t, BuJwID u. a. ist eine intensivere Behandlung als die von PASTEUR empfohlene, besonders bei schweren Fällen angezeigt, ohne daß eine Schädigung der Patienten durch den Impfstoff zu befürchten wäre: bereits am 1. oder 2. Tag wird virulentes Mark von Virus fixe vertragen. Man neigt jetzt in einzelnen Instituten mehr dazu, das Virus weniger lang dem Trocknen auszusetzen und die Steigerung zu dem virulenten Mark schneller vorzunehmen. 2. Aktive Immunisierung von Affen gegen Poliomye- litis- Virus. Diese Methode lehnt sich an die PastEursche Tollwutschutzimpfung an (LANDSTEINER & LEvADITI). Das Mark infizierter Affen wird 3—9 Tage lang über Kali causticum, ganz wie das Virus fixe PASTEURs, getrocknet. Im ganzen verträgt das Mark diese Art der Austrocknung 15 Tage lang. Die zu immuni- sierenden Affen erhalten an acht aufeinanderfolgenden Tagen subkutan je 2 ccm des verschieden lange getrockneten Marks, angefangen mit dem 9 Tage lang getrockneten. Immunität konnte 10—19 Tage nach der letzten Impfung kon- statiert werden (intracerebrale Probeimpfung). Im Gegensatz zu Lyssa verhütet diese Immunisierung die Erkrankung nicht, falls während der Inkubationsperiode injiziert wird. Ueber LörrLers Trockenantigene siehe S. 40, 54. Mit Hilfe anderer physikalischer Mittel (Licht, Röntgen- strahlen, Radium, Elektrizität, hoher Druck usf.) gelingt es zwar auch, die Virulenz von Infektionserregern herabzusetzen, indessen sind methodische Versuche, hierdurch für die aktive Immunisierung brauchbare, noch lebendes Virus enthaltende Impfstoffe zu erhalten, noch nicht bekannt geworden. Eine Kombination von Züchtung bei etwas erhöhter Temperatur und Abschwächung durch Druck von 8 Atmosphären ist von ÜHAUVEAU zur Herstellung eines Milzbrandvaceins benutzt worden. Hier darf auch CoURMONTs homogene Tuberkelbacillenkultur, die durch Schütteln eine weitgehende Veränderung ihrer biologischen Eigenschaften er- fahren hat, angereiht werden. Ihre kutane Applikation kann zu einem spontan Handbuch der pathogenen Mikroorganismen. 2. Aufl. II. 2% 18 MARTIN FickEr, sich rückbildenden Prozeß führen. Trotzdem ist damit eine Widerstandsfähig- keit gegen kutane Reinfektion mit humanen Tuberkelbacillen nicht eingetreten (Beobachtungen von Kraus & VoLK? an Makaken). c) Abschwächung durch chemische Mittel. Pasteur hat zur Gewinnung von Milzbrandvacein schon den Zu- satz schwacher Desinficientien zu Kulturen empfohlen, CHAMBERLAND & Roux benutzten zur Abschwächung 1 Teil Karbolsäure auf 600 bis 800 Teile Bouillon oder doppelt chromsaures Kali (1:2000—5000), nach 1 Woche erwiesen sich dann die Milzbrandbacillen als avirulent gegenüber Schafen. Diese Methoden haben aber praktische Bedeutung nicht gewonnen. Seitdem sind Chemikalien noch mehrfach zur Ab- schwächung benutzt worden, in manchen Fällen haben aber wohl die beigegebenen chemischen Stoffe eine Sterilisierung herbeigeführt. 12, Alkohol. Beispiele: a. HrrscHn konnte Pestbacillen durch Züchtung auf Alkoholbouillon soweit abschwächen, daß sie nun zu Immunisierungs- zwecken geeignet waren (s. KoLLE-HETSCH-OTTO). Die Züchtung der Pestbacillen geschah in 50 cem Bouillonkölbchen bei 30%. Von den Ausgangskulturen tötete 1/;ou Oese subkutan Meer- schweinchen, Ratten, Mäuse in wenigen Tagen. Für die Abschwächung wird 0,5—5 Proz. Alcohol absol. zur Bouillon zugesetzt, und zwar ver- bleiben die Kulturen ca. 3 Wochen im Brutschrank, es wird zunächst die Züchtung in der Bouillon mit niedrigem Alkoholzusatz vorge- nommen, danach Entnahme einer kleinen Portion zur Isolierung mittels Agarplatte, nach 45 Stunden Abimpfung von typischen Ko- lonien auf Agar, hiervon Impfung eines weiteren Bouillonkölbchens mit höherem Alkoholgehalt, 3 Wochen lange Züchtung bei 30°. Eventuell Wiederholung ein- oder zweimal unter Steigerung des Al- koholzusatzes. Es sind durchaus nicht alle Stämme durch dies Ver- fahren in gleicher Weise abzuschwächen, es gelang HrrscH aber doch bei einigen Stämmen die Virulenz soweit herabzudrücken, daß Meer- schweinchen 1/, Agarkultur vertrugen. Die Abschwächung erstreckte sich mitunter nicht gleichmäßig auf alle Versuchstierarten. b. Durch die Kombination der Züchtung von Pestbacillen bei 41 bis 430 und Zusatz von 0,5--5 Proz. Alkohol zu der Bouillon konnte KorrE aus virulenten Kulturen in 2—3 Monaten fast aviru- lente herstellen, die selbst in der Menge von einer ganzen Agarkultur Meerschweinchen und Affen nicht infizierten, wohl aber einen Schutz gegen frischvirulente Pestbakterien herbeiführten (vgl. KoLLe & OTTo, KoLLr-HETscH-OTTo). Die Ungefährlichkeit eines solchen Pestvaccins für Menschen ist von KoLLE & StronG dargetan: Anfangsdosis 1/9 Oese, Steigerung allmählich bis zur ganzen Agarkultur. Injektion subkutan (Gegend des Deltamuskels). An Affen wurde nach subkutaner Impfung festgestellt, daß die so ein- geführten lebenden Keime dieses Vaceins nur 6—8 Stunden noch lebensfähig ın dem geimpften Organismus anzutreffen waren, nach 24 Stunden blieben die mit den Entnahmeproben geimpften Nährböden steril. KoLLE & StronG betonen, daß nicht jeder abgeschwächte Stamm für solche Impfungen am Menschen sich eigne, sie halten aber Stämme, welche Meer- schweinchen in der Dosis von zwei Ägarkulturen nicht mehr töten, für hin- reichend abgeschwächt zur Verwendung beim Menschen. Methoden d. akt. Immunisierung einschl. Herstellung v. Antigenen. 19 Er lvzerin. Ein oft zur Abschwächung benutztes Mittel ist das Glyzerin. Es verhält sich aber nicht nur in verschiedenen Prozentsätzen, sondern auch den verschiedenen Krankheitserregern gegenüber sehr ver- schieden. Auf die Erreger der Pocken ist seine abschwächende Wirkung in bestimmter Konzentration eine sehr langsame, aber schlieb- lich beeinflußt es auch dieses Virus ungünstig. Sehr rasch schwächt es z. B. das Virus der Rinderpest ab, die Impfung mit Glyzerin- galle (Epıngtons method), d.h. mit einer Mischung vonGalle (4 Teile) der an Rinderpest verendeten Tiere mit Glyzerin (1 Teil) hat wegen dieser weitgehenden Virusabschwächung nur unsichere Resultate er- geben. Zur Abschwächung der Infektiosität des Lyssavirus verwendeten Glyzerin RopET, GALAVIELLE und E. J. Marrın. Der letztere stellte fest, daß bei Aufbewahrung von Gehirn an Lyssa verendeter Ka- ninchen in Glyzerin je nach Temperaturhöhe der Aufbewahrung und Zeit der Infektiosität verloren geht, ohne daß die Antigeneigenschaft verschwindet: bei 42° war dies nach einigen Stunden der Fall. Abschwächung von Tuberkelbacillen. Nach Levy, BLUMEN- THAL & MARXxER eignet sich eine 80-proz. Glyzerinlösung zur Abschwächung von Tuberkelbacillen, wenn man die Lösung unter Schütteln bei 37° einwirken läßt. Sehr wichtig dabei ist das Ver- hältnis von Bakterienmasse zum Volumen der Lösung. 5 mg Ba- eillen auf 4 ccm Lösung sind nach 1-tägigem Schütteln in 80-proz. Glyzerinlösung soweit abgeschwächt, daß die 2500—5000-fache Dosis erforderlich ist, um ein Meerschweinchen in derselben Zeit zu Fall zu bringen wie mit vollvirulenten Bacillen. Bei schwächerer Kon- zentration sind stärkere Abschwächungen zu erzielen. Vgl. hierzu S. 59. Versuche zur Immunisierung von Meerschweinchen mit Hilfe von abgetöteten und darnach mit abgeschwächten Glyzerin- - tuberkelbacillen s. E. Lervr!, die gleiche Methode wurde von LEvy & PFERSDORFF bei Rindern angewandt (Behandlung mit 3 Tage, 2 Tage und 1 Tag glyzerinisierten Tuberkelbacillen). Weitere Versuche am Meerschweinchen sind geschildert von Levy, BLUMEN- THAL & Marxer®. Nachprüfung und Bestätigung durch HAWTHORN, der glyzerinisierte Tuberkelbacillen monatlich einmal auf Meer- schweinchen verimpfte und nach 4-maliger Behandlung Schutz gegen virulente Tuberkelbacillen konstatierte (bei Verimpfung tuberkulösen Sputums entstand bei den immunisierten Tieren ein Abszeß, der nach Spaltung heilte.) Weitere Versuche (Meerschweinchen, Ziegen) Ss. A. MARxERS, #, Ueber die Abschwächung von Rotzbacillen durch Glyzerin s. Levy, BLUMENTHAL, Marxer®. Die Immunisierung mit solchem abgeschwächten Material ist eine sehr schwierige. Zur Erzeugung der Grundimmunität sind tote Bacillen zu nehmen, kleine Dosis so- eben abgetöteter oder größere Dosis lange toter (3-täg.) Bacillen; die letzteren Tiere vertragen dann erhebliche Mengen des abgeschwächten Impfstoffes, während bei den ersteren Tieren nur eine kleine Dosis abgeschwächter Bacillen die Immunität erhöht. Je näher man mit der Abschwächung der Abtötungsgrenze kommt, um so besser eignet sich dieser Rotzimpfstoff zur Immunisierung. IF 20 Marrın Ficker, 3. Harnstoff und?Galaktose: Abschwächung durch Harnstoff s. Levy, BLUMENTHAL, MArxErR. Es gelang die Immunisierung von Kaninchen gegen viru- lente Rindertuberkelbacillen durch intravenöse Injektion von durch 25 Proz. Harnstoff bei 37° (unter Schütteln) abgeschwächten bovinen Tuberkelbacillen, und zwar um so sicherer, je näher der Abtötungs- srenze die Abschwächung erfolgte (5—7!/, Tage langes Schütteln). Ueber Tuberkuloseimmunisierung von Meerschweinchen mit Harn- stoff-Tuberkelbacillen s. Levy, BLUMENTHAL & Marxer?®. Dieselben Autoren?, 3 berichten über Abschwächung durch Galaktose, da- selbst auch Immunisierungsversuche an Meerschweinchen. 4. Karbolsäure. Auch Karbolsäure kann zur Gewinnung eines abgeschwächten Virus benutzt werden z. B. bei Lyssa: nach den Versuchen von Bages? ist die Annahme Fermis?, daß eine viertelstündige Einwir- kung von Karbolsäure 1:420 oder selbst von 1 Proz. Karbolsäure das Virus abtöte, nicht immer zutreffend. Das Virus der Poliomyelitis acuta schwächte R. Kraus* durch Zugabe von 0,5 Proz. Karbolsäure (Emulsion in Kochsalzlösung von Gehirn und Rückenmark von Makaken, die an experimenteller Poliomyelitis zugrunde gingen). Das Virus blieb so noch nach fünf Tagen infektiös (subkutan, einmalige Injektion schützt Makaken gegen spätere cerebrale Injektion). Doch erwies sich diese Art Abschwächung als recht unsicher (die Emulsionen waren konzentriert und meist nicht filtriert). Das mit 1—1!/, Proz. Karbolsäure versetzte Virus war nach 1—3-tägiger Einwirkung noch virulent, nicht nach 4—5- tägiger. 10 ccm eines solchen mit 1 Proz. Karbolsäure versetzten und 5 Tage „bei niedriger Temperatur‘ aufbewahrten Virus schützte bei subkutaner Injektion Makaken gegen nachträgliche subdurale In- fektion. ; ) 5. Abschwächung des Lyssaantigens durch Magensaft nahmen WYRSIKOWSKY, Tızzonı & CENTannı, durch künstlichen Magensaft BAgEs & TeLasescu vor (s. Lyssa). 6. Auf eine chemische Wirkung wird auch die Abschwächung bezogen, die virulente Kulturen beim Aufbewahren unter Luftzutritt erfahren: man be- zieht das auf. die Wirkung des Sauerstoffs, seitdem man weiß, daß die Kulturen in zugeschmolzenen Gefäßen sich virulenter erhalten (PASTEUR). Die Tatsache ist für eine große Reihe von Kulturen richtig, aber der Vorgang ist wohl komplizierter Art. Daß der Sauerstoff schon durch die Anregung der Aöroben zu weiterer Lebenstätigkeit oder auch durch Oxydationen zu Verände- rungen in der Kultur führt, die auch die Virulenz beeinflussen, unterliegt keinem Zweifel, aber ebenso sicher ist, daß die beim Aufbewahren erfolgende Trocknung, die Verminderung der Keimzahl durch die ganze Summe schädigender Momente, 7 sie in älteren Kulturen gegeben sind, zu dieser Abschwächung der Kultur eitragen. Seitdem PAsTEUR mit Erfolg alte Laboratoriumskulturen der Hühner- cholera zur Immunisierung benutzt hat, ist in gleicher Weise oft verfahren worden. Für das Laboratorium kann die Methode zur Erzeugung der Grundimmunität Verwendung finden, aber sie ist unsicher, weil die Abschwächung zunächst gerade nur die in der alten Kultur befindlichen Individuen betrifft. Der Abschwächung durch Luftzufuhr bedient sich HAFFKINE bei der Gewinnung seines Vaceins I zur Immunisierung des Menschen gegen Cholera: Diese Methode besteht in einer Verabreichung einer abgeschwächten (Vacein I) und danach einer lebenden hochvirulenten Kultur (Vacein II). Methoden d. akt. Immunisierung einschl. Herstellung v. Antigenen. 21 Vacein I. Bouillonkulturen von Vacein II werden unter fortwährender Luft- zufuhr (Ueberleitung von Luft nach ROUX-YERSIN bei Diphtherie) bei 39° gehalten, bis sie gerade noch bei Ueberimpfung auf Agar lebensfähige Keime aufweisen, diese von den letzten überlebenden Vibrionen erhaltene Agarkultur wird wieder auf Bouillon unter Luftdurchleitung gezüchtet usf., HAFFKINE erhält so schließlich ab- geschwächte Stämme, die bei Meerschweinchen subkutan keine Nekrosen veran- lassen. Vaccin II. Peritonealexsudate von Cholerameerschweinchen werden nach 16 Stunden langer Aufbewahrung in vitro auf Meerschweinchen intraperitoneal verimpft, das Exsudat wird wiederum nach Stehenlassen weiter injiziert usf., nach 20—30 Passagen ist die Virulenz des Stammes stark gesteigert und kon- stant (Virus fixe). Impfung des Menschen. Zunächst Vaccin I subkutan an der linken Körperseite in der Mitte zwischen unterer Rippe und Hüftbein. Dosis: 1/, bis 1/, 24-stündige Agarkultur (37°) für Erwachsene (die Röhrchen haben eine bestimmte Weite, Höhe und bestimmte Menge Nährbodeninhaltes, Abschwem- mung der Kultur mit sterilem Wasser). Nach 5 Tagen an der rechten Körperseite Vacein II. Dosis wie bei Vacein I. falls 12 Stunden nach der Injektion von Vacciu I keine stärkere Temperatursteigerung als 38,5—39,5° © aufgetreten war. War die Reaktion stärker, so geht H. mit der Dosierung von Vacein II herunter (2/3 der I. Dosis), war die Reaktion schwächer, so steigert er. Lokale Erscheinungen: Infiltration mit Schmerzhaftigkeit (auch der benachbarten Drüsen) oft schon 5 Stunden nach der ersten Injektion, Dauer meist bis 1!/; Tag. Die zweite Injektion wird besser ertragen. Allgemeinerscheinungen: Uebelkeit, Schwäche, Kopfschmerz, Trockenheit im Munde, zuweilen leichte Diarrhöe. Temperatursteigerung. Rückgang der Erscheinungen zur Norm nach 1—1'/, Tagen. Nach STRONG und KoLLe gehen die Erscheinungen erst nach 2—3 Tagen zurück. d) Abschwächung mittels Passage durch künstliche Nährböden. Diese Methode wird viel im Laboratorium benutzt. Will man Versuchstiere z. B. gegen Typhus, Cholera immunisieren, so kann man zunächst lange im Laboratorium fortgezüchtete Stämme, die an Vi- rulenz eingebüßt haben, zur Erzeugung der Grundimmunität benutzen. Man wird dann nicht in dem Maße Tierverluste zu beklagen haben, als wenn man sofort mit hochvirulenten oder ganz frisch isolierten Stämmen die Immunisierung beginnt. Man kann bei Ver- wendung solcher alten Laboratoriumskulturen sogar meist der vor- herigen Virulenzbestimmung entbehren und spart dadurch an Tier- material. Wie schon in Band I ausgeführt worden ist, verhalten sich die Bakterien hinsichtlich ihrer Virulenz bei Uebertragung auf künstliche Nährböden ganz verschieden: Tuberkulosestämme können jahrelang die gleiche Virulenz aufweisen, Pneumokokken, Streptokokken ver- lieren sie oft schon in der 1. Generation der Züchtung. Neben der Bakterienart spielt dabei aber auch die Stammeseigentümlichkeit eine Rolle, weiterhin die Beschaffenheit des Nährsubstrats, die Züchtungs- temperatur, das Tempo der Generationsfolge, die Art der Aufbewah- rung usf. Daraus folgt, daß für diese Art der Abschwächung bestimmte Vorschriften nicht gegeben werden können. Es zeigt sich mehr und mehr, daß bei längerer Fortzüchtung oder, wie man zu sagen pflegt, bei allmählicher Anpassung an die saprophy- tische Lebensweise der Rezeptorenapparat des Bakterienzellleibes eine Aenderung erfährt, man wird deshalb diese Methode nur zur Ein- leitung der Immunisierung in Betracht ziehen. In vielen Fällen nimmt man diese Passagezüchtung so vor, daß man ganz bestimmte Nährböden eventuell mit Zusatz bestimmter Stoffe wählt: siehe Ab- 22 MarTIN Ficker, schwächung durch chemische Mittel S. 18. Hier seien nur 2 Beispiele angeführt: 1. Als einen zur Abschwächung von Rindertuberkelbacillen ge- eigneten Nährböden empfehlen CaLMETTE & Gu£rın Kartoffelstücke, welche in Ochsengalle mit 5 Proz. Glyzerin gekocht sind bei einem Ueberschuß dieser Flüssigkeit. Die auf solchem Substrat gezüch- teten Rindertuberkelbacillen wurden nach intravenöser Applikation von Rindern gut vertragen (reichliche Bildung von Agglutininen, Präzipitinen). 2. Nach MARrKorFF werden Rauschbrandkulturen durch Züchtung auf gewöhnlicher Nährbouillon mit Zusatz von Traubenzucker (2,5 bis 5 Proz.) und ameisensaurem Natron (0,5 Proz.) schon nach 1 bis 2 Tagen so abgeschwächt, daß sie nun zur Immunisierung von Meer- schweinchen verwendet werden können (subkutan 0,7 ccm, Infizierung nach 12—14 Tagen). - e) Abschwächung mittels Tierpassage. 1. Die Methoden dieser Gruppe folgen dem durch die Schutz- pockenimpfung gegebenen Paradigma: so wie hier es gelingt, das Menschenpockenvirus (Variola) durch Verimpfung auf Kälber zu dem Kuhpockenvirus (Vaccine) abzuschwächen, das nun wiederum zur aktıven Immunisierung des Menschen dient, so ist es auch gelungen, die Virulenz anderer Infektionserreger mittels Durchganges durch den Körper anderer Tierrassen soweit herabzusetzen, daß sie nun als Antigene verwendet werden können. Es ist dabei zu unterscheiden, ob man das Antigen von natür- lich infizierten Organismen bezieht (direkt oder nach Reinkultivie- rung, z. B. Typus humanus von menschlicher Tuberkulose) oder ob wir durch das Experiment uns Passagestämme verschaffen (Toll- wut, Kaninchenpassage). Wie alle biologischen Methoden, so ist auch diese komplexer Art und erfordert eine ganze Reihe von Vorsichtsmaßregeln und Kunst- griffen. Das lehrt schon der Versuch, das menschliche Pockenvirus durch Verimpfung auf das Rind in Kuhpockenvirus, also Variola in Vaceine überzuführen: Dieser Versuch gelingt durchaus nicht leicht. Von Wichtigkeit dabei ist, a) dab das Variolavirus dem Pockenkranken zur richtigen Zeit entnommen wird, die Pockenpustel muß sich noch in einem früh- zeitigen Stadium befinden. b) Es sind nicht nur die flüssigen Bestandteile der Pockenpustel, sondern auch die umgebenden Gewebselemente für die Impfung beim Rind zu verwenden (Abheben der Pocke mittels Kürette, Abschaben des Pustelbodens, Verreibung mit Glyzerin zu feiner Emulsion). c) Es sind bei dem zu impfenden Tier große Kontaktflächen an- zulegen, entweder größere Impfschnitte als gewöhnlich oder Wund- reiben größerer Hautflächen mittels Glaspapiers, energisches Ein- reiben der Variolalymphe. Auch in anderer Beziehung verdienen die bei dieser Variola- abschwächung gemachten Erfahrungen Beachtung: Der Inhalt der auf der Haut der Rinder erstmalig angegangenen Pusteln ruft, wie FIscHEr zeigte, zunächst beim menschlichen Impfling stärkere Erscheinungen Methoden d. akt. Immunisierung einschl. Herstellung v. Antigenen. 23 hervor, wie die gewöhnliche Vaccine, ja es kann diese I. Generation der Variolavaccine (d. i. die durch Verimpfen von Variolamaterial beim Rind erhaltene Lymphe) sogar Allgemeinausbruch sekundärer Pusteln beim Impfling veranlassen. Wird hingegen die Variolavaceine von Rind auf Rind weiter geimpft, so ergibt ihre Inokulation beim Menschen die reguläre, gutartige, lokale Pustelentwickelung. Nach MEDER & Stumpr kann das schon in der II.Generation der Fall sein. Daraus folgt, daß die Abschwächung des Variolavirus innerhalb des weniger empfänglichen Rinderorganismus eine gewisse Zeit, d. h. eine Generationsfolge erfordert, ein Umstand, der auch bei den noch zu erwähnenden Methoden dieser Gruppe mehr und mehr be- rücksichtigt werden sollte. Da diese direkte Ueberführung des Pockenvirus in die zur aktiven Immunisierung des Menschen geeignete Vaccineform erheblichen Schwierigkeiten begegnet, so kann man auch den Umweg über den Affen oder namentlich das Kaninchen wählen, die hierbei an- zuwendende Methodik ist noch nicht völlig sichergestellt. Ueber die reichste Erfahrung hierüber verfügt Vorgr!, der junge Kaninchen be- vorzugt und zur Inokulation Pockenborken —- flüssigen Pockeninhalt —- Pockengewebe verwendet. Von 14 Kaninchen, die Voısr varioli- sierte, zeigten 5 papulöse Eruptionen, die Uebertragung dieser Lapine (Leporine) auf das Kalb macht keine Schwierigkeit, so daß dieses einfache Verfahren der kostspieligen Affenpassage vorzuziehen sein dürfte. Auch der Hase eignet sich. Die Impfung der Kaninchen (am besten eignen Sich junge weiße) geschieht in der Weise, daß man zunächst den Rücken rasiert. Nach CALmETTE & Gu£rın® genügt diese Präparation des Impffeldes, da durch das Rasieren die Haut genügend exkoriiert wird, um der aufgestrichenen Lymphe ein Haften zu ermöglichen. Das Haften wird befördert, wenn man die rasierte Stelle noch mit Sandpapier abreibt. Dies Abreiben ist stets erforderlich, wenn man die Haare nicht durch Rasieren, sondern mittels Caliumhydrosulfid entfernt. 2 bis 3 Tage nachher entwickeln sich Papeln, die die Neigung haben, rasch einzutrocknen, die Kürettierung erfolgt am besten spätestens nach 3 Tagen. Ueber die weitere Methodik der Impfung gegen Pocken, Lymph- gewinnung usf. vgl. Bd VI, Pocken. 2. Methode der Pastereurschen Schweine-Rotlauf- impfung. Prinzip: Rotlaufvirus wird bei Passage durch das Kaninchen weniger viru- lent für Schweine, bei Passage durch Tauben stärker virulent für Schweine. PASTEUR & THUILLIER stellten fest, daß die mit Kaninchenvirus (Blut der infizierten Kaninchen) geimpften Schweine gegen tödliche Rotlaufdosen eschützt waren. Später gestaltete sich das Immunisierungsverfahren so, daß die chweine zunächst das schwächere Kaninchenvirus (Vacein I) und 12 Tage später das stärkere Taubenvirus (Vacein II) erhielten. Die Darstellung der zurzeit im Handel befindlichen Pastrurschen Impf- stoffe ist nicht bekannt, sie stellen abgeschwächte Rotlaufbouillonkulturen dar. Anwendung: Pro Schwein zunächst 0,125 cem Vacein I subkutan: 12, höchstens 15 Tage später die gleiche Menge Vacein II, sebenfalls subkutan. Impfstelle: Innenfläche der Hinterschenkel. Die Immunität stellt sich 2 bis 3 Wochen nach der letzten Impfung ein. Reaktion: bei jüngeren Tieren 2—6 Tage nach der Impfung Temperatur- steigerung, gestörtes Allgemeinbefinden. Aeltere Tiere reagieren stärker, häufig 24 MARTIN FickEr, mit Rotlaufinfektion leichten Grades, mitunter Nachkrankheiten (Endocarditis). Auch tödliche Infektion. Bestes Impfalter: Tiere von 2—3 Monaten. Nachteil der Methode: Propagation der Rotlaufbacillen durch die geimpften Tiere (Ausscheidung durch Intestinaltractus), Gefährdung gesunder Tiere. Werden zu Epidemiezeiten in Inkubation befindliche Tiere geimpft, so wirkt die Impfung stark schädigend. Für den Erfolg der Impfmethode ist auch die Tatsache von Belang, daß die verschiedenen Schweinerassen eine sehr verschiedene Empfäng- lichkeit für Rotlauf überhaupt, sowie für die Vaceinkultur besitzen. 3. Tuberkulosevaccins. Von allen Immunisierungsmethoden, die an die .JENNERSche Schutzpockenimpfung sich anlehnen, verdienen die für das Gebiet der Tuberkulose bearbeiteten die größere Beachtung. Man verwendet lebende Tuberkelbacillen als Impfstoff, die ent- weder eine natürlich schwache Virulenz gegenüber dem zu impfenden Organismus besitzen (Typus humanus, Impfung auf Rind) oder man schickt die für eine Tierart virulenten Bacillen absichtlich durch wenig oder nicht empfängliche andere Tierarten, um die Abschwächung zu erreichen (Typus humanus, Passage, Huhn, GRAMATSCHIKOFF). Beispiele für Methoden der Tuberkuloseimmunisierung mit natür- lich schwachvirulenten Stämmen sind zu finden bei H£rıcourt & RıcHeErt, die Hunde durch intravenöse Impfung mit Geflügeltuberkel- bacıllen gegen menschliche Tuberkulose immunisieren wollten, das- selbe versuchte BaBes?, Rıcher wandte den gleichen Immunisierungs- modus auch bei Affen an. Hierher gehören auch die Versuche von VALLEE, einen vom Pferd gewonnenen Tuberkulosestamm als Antigen bei Rindern zu verwenden. Kaltblütertuberkelbacillen sind mehrfach als Antigen benutzt worden: TERRE versuchte mit dem Karpfenbacillus Meerschweinchen gegen die Infektion mit Säugetier- und Hühner- tuberkulose zu immunisieren, MOoELLER nahm die Bacillen der Blind- schleichentuberkulose (Meerschweinchen, Kaninchen, Affen), FRrIED- MANN einen Schildkrötenbacillus bei Meerschweinchen, Rindern usf., R. Koch, ScHÜTz, NEUFELD, MıEssner bedienten sich versuchsweise ebenfalls der Blindschleichentuberkelbacillen bei Ziegen, desgleichen WEBER & Tırze der Kaltblütertuberkelbacillen bei Rindern. Hier schließen sich die Versuche von DIEUDonNE an, Säugetier- tuberkelbacillen, die mehrfach von Frosch zu Frosch geimpft waren, schließlich zur Immunisierung von Meerschweinchen gegen virulente Säugetiertuberkelbacillen zu benutzen. KLımmErs Antiphymatol besteht nach Kıimmers Angaben aus lebenden humanen Tuberkelbacillen, die durch längere und wieder- holte Passage durch Kammolche in einen avirulenten Zustand über- geführt sind. Nach WeBEr & Tırze ist es wahrscheinlich, daß es sich um Kaltblütertuberkelbacillen handelt. Kritik der Versuche mit KLIMMErRS Impfstoff u. a. bei EBER?, WEBER & Tiırze, Römer, letzterer ebenso wie Eger fanden die Bacillen in dem Impfstoff abge- tötet, ebenso Brorı, wenn er bei 37° züchtete, bei Zimmertemperatur wuchsen sie nach Bror in wenigen Tagen auf gewöhnlicher Bouillon und auf Agar ohne Glyzerinzusatz. Die Krimmersche Methode der Schutzimpfung dürfte sich dem- nach der von FRIEDMAnN empfohlenen anschließen, der, wie erwähnt, einen Schildkrötentuberkelbacillus als Antigen benutzte. FRIEDMANN selbst hält diesen übrigens ebenfalls für einen abgeschwächten mensch- lichen Tuberkelbacillus. Nachprüfung durch LieBertrz und Rurper. Methoden d. akt. Immunisierung einschl. Herstellung v. Antigenen. 25 WEBER & Tırzs konnten bei 3 Rindern (7 Monate alt) nach intravenöser Vorbehandlung mit 0,05 g Kaltblütertuberkelbacillen, der 2 Monate später die Behandlung mit 1 g und 5 Mo- nate später eine weitere mit 1 g folgten, nur eine äußerst geringe Widerstandsfähigkeit gegen die 1 Monat bzw. 4 Mo- nate nach der letzten Immunisierungsinjektion intravenös verab- reichte Dosis von 0,005 g Perlsuchtbacillen beobachten. Einen solchen geringen Grad der Resistenzerhöhung vermochte auch die in gleicher Weise geübte Verabreichung von Timotheebacillen herbei- zuführen. Hingegen führte eine einmalige intravenöse Injektion von 0,05 g der Fischtuberkelbaeillen von BartaıLLon & TeRRE, der Morrrerschen Blindschleichentuberkelbacillen sowie der Timothee- bacillen eine Erhöhung der Widerstandsfähigkeit nicht herbei. Ueber die geringgradige Beeinflussung der Meerschweinchen- tuberkulose durch voraufgehende Behandlung mit säurefesten Ba- eillen s. die Arbeiten von MOELLER, KLEMPERER, FRIEDMANN, KocH- ScHÜTz-NEUFELD-MIESSNER. v. Wassermann bezeichnet die durch Schildkrötenbacillen bei Meerschweinchen erzeugte relative Immunität als „erschwerte Super- infektion“. LiGnıöres suchte Hühnertuberkelbacillen zunächst an den Rinds- organismus anzupassen und dann als Antigen bei Kälbern zu ver- wenden: er hielt diese Bacillen 11/, Jahr innerhalb von Kollodium- 'säckchen im Rinderperitoneum. Danach dreimalige Einverleibung an junge Kälber per os in zweimonatlichen Zwischenräumen. Bei anderen Versuchen weicht die Methode von den erwähnten darin ab, daß neben der Immunisierung mit dem lebenden, für andere Tierarten stärker, für den Impfling weniger virulenten Virus künst- liche, chemische oder physikalische Abschwächungsmethoden Ver- wendung fanden, so z. B. bei der Immunisierung von Kaninchen mit Geflügeltuberkelbacillen, für die ja dieses Tier eine gewisse Empfäng- lichkeit besitzt. GRANCHER & LEDoux-LEBARrD suchten zunächst eine Grundimmunität intravenös mit getrockneten Geflügeltuberkelbacillen herbeizuführen, um dann langsam ansteigende Dosen der virulenten Kultur zu verabreichen. GRANCHER & H. Marrın benutzten verschieden alte Kulturen bei Kaninchen: sie begannen mit 4—5 Jahre alten, um dann nach einer größeren Reihe von vorsichtig gesteigerten Impfungen schließlich 14 Tage alte, virulente Kulturen der Geflügeltuberkulose eINZU- verleiben. Die bei weitem wichtigsten Tuberkuloseimpfstoffe dieser Gruppe sind: a) Bovovacein und 6) Tauruman. a) v. Benrıngs Impfung mit Bovovaccin. Prinzip: Rinder werden mit für sie schwachvirulenten lebenden Tuberkelbacillen menschlicher Herkunft gegen Rindertuberkulose im- munisiert. Impfstoff: Eine aus menschlicher Lungentuberkulose stammender, seit 15 Jahren im Marburger Institut auf Glyzerinbouillon fortge- züchteter Stamm. 26 Marrın Ficker, Da sich unter den für diesen Stamm angewandten Züchtungsbedingungen die Virulenz besonders konstant zu erhalten scheint, so sei hier auch die Her- stellung des Nährbodens wiedergegeben (nach H. RÖMER). Gut zermahlenes Pferde- oder Rindfleisch wird mit gleichen Teilen Wasser versetzt und bleibt 12 Stunden in der Kälte stehen. Danach Kochen im Auto- klaven bei ca. 100° 5—6 Stunden lang, filtrieren. Das klare Filtrat wird mit 3 Teilen Wasser verdünnt, mit 2 Proz. Pepton Witte, 3 Proz. Glyzerin und 0,5 Proz. Kochsalz versetzt und durch Zusatz von Natronlauge bis zur schwach alkalischen Reaktion (gegen Lackmus) neutralisiert. Auffüllen auf 500-cem- Kolben, Sterilisieren im strömenden Wasserdampf von 100° an zwei aufeinander- folgenden Tagen je 1 Stunde lang. Zur Beimpfung werden junge Bouillon- kulturen verwendet, bei denen die Bacillenhaut noch relativ dünn ist. Die Kulturen bleiben 4—6 Wochen bei Bruttemperatur, die Bacillenhäute werden sodann auf einer Nutsche abfiltriert, im Vakuum 24 Stunden lang über Schwefelsäure getrocknet, leicht angerieben, mit Kochsalz vermengt und in kleine Röhrchen abgefüllt in 2 Packungen, die 5 und 20 Immunisierungs- Einheiten enthalten. 1 IE. entspricht 0,004 g Trocken-Tb., diese Dosis wird für die Erst- impfung eines Rindes verwendet. 5 IE. stellen die Dosis für die 12 Wochen später erfolgende Zweitimpfung dar = 0,02 g Tb. 1 IE. Trocken-Tuberkulin entspricht 0,02 g frischer Tuberkelbacillen. Zur Herstellung der Emulsion wird der Inhalt eines Röhrchens in steriler, innen rauher Reibschale mit einigen Tropfen sterilen Wassers 1 Minute lang sorgfältigst verrieben und dann nach und nach — innerhalb von 2 Minuten — mit ?/; des im ganzen zu verwendenden Wassers (10 bzw. 40 ccm) angerührt und in einen sterilen Maßzylinder gebracht. Der Rest des Wassers dient zum Nachspülen des in der Reibschale noch haftenden Restes der Emulsion. 2 cem der Emulsion = 1 IE. Die Kochsalzzugabe zu dem Trockenvaccein ist so be- messen, daß nach Zugabe von 10 ccm (zu 5 IE.) oder 40 ccm (zu 20 IE.) eine 1l-proz. Kochsalzlösung entsteht. Soll eine stärkere Verdünnung gewählt werden, so muß die Stammemulsion mit steriler 1-proz. Kochsalzlösung ent- sprechend verdünnt werden. Neuerdings wird Bovovacein gleich in gebrauchsfertiger Emulsion (in physiologischer Kochsalzlösung) geliefert, die Emulsion enthält in einem Kubik- zentimeter 1 IE. und wird in Fläschchen zu 5—100 ccm abgegeben. Für jede Impfung werden als Impfdoss 5 cem = 5 IE. vorgeschlagen: es wird an Stelle der oben erwähnten Doppelimpfung nur je 1 Impfung vorgenommen, und zwar zu Beginn des 1., des 2. und des 3. Lebensjahres. Vor Licht ge- schützt und im Kühlen hält sich die Emulsion in dem verschlossenen Fläschehen 30 Tage lang unverändert. Die Impfungen geschehen intravenös (Vena jugularis), die lmulsionen werden auf etwa 30° vorgewärmt. Die Impfung älterer Rinder ist nicht ange- zeigt, sind diese infiziert, so stellt sich nach der Impfung mit Bovovaccin Fieber ein, Abnahme der Freßlust, mitunter pneumonische Erkrankung. Es wird empfohlen nur Rinder bis zu 12 Wochen zu impfen, je früher, desto besser. Sie sind in den ersten 3 Monaten nach der Schutzimpfung sorgfältig vor Tuber- kuloseinfektion (Milch!) zu schützen. Es ist daran zu erinnern, daß es sich bei dem Bovovaccein um lebende menschliche Tuberkelbacillen handelt. Sie sind allerdings etwas abgeschwächt. Aber trotzdem muß das Hantieren mit dem Impfstoff zu größter Vorsicht mahnen, und es darf nicht außer acht gelassen werden, daß damit lebende Organismen zu Trägern von menschenvirulenten Tuberkelbacillen gemacht werden. Ueber die Halt- barkeit der Tuberkelbacillen der Bovovaccine im Rindskörper unter- richten Versuche von WEBER & TırzEe, Schütz & Horranp: bei einem Rind, das 31/, Monate nach der Zweitimpfung geschlachtet wurde, wiesen Lunge, Bronchial-, Mediastinal-, Bug- und Nierendrüsen noch Bovovaceinbacillen auf. 5 Monate nach der Zweitimpfung waren die Rinder frei von Impfbacillen. Eın weiterer Ausbau des Bovovaccinverfahrens geht dahin, der mit diesem Antigen gesetzten Grundimmunitiät Nachimpfungen mit Rindertuberkelbacillen folgen zu lassen (v. BEenrıng, Tr. SMITH u. a.) Methoden d. akt. Immunisierung einschl. Herstellung v. Antigenen. 27 Eine Zusammenstellung der mit Bovovaccine erhaltenen Resultate geben WEBER & TırTzE!, wobei sie gleichzeitig die von den verschiedenen Autoren ge- wählten Modifikationen des Verfahrens anführen und eigene Versuche anschließen. (Weiteres über Impfresultate s. Bd. IV). WEBER & TırzE tadeln — ebenso wie andere Autoren — die Unregelmäßigkeit des Präparats: sie fanden unter 16 ver- schiedenen Operationsnummern des Impfstoffs zwei für Meerschweinchen nicht infektiöse, bei einer dritten Probe erkrankten von vier geimpften Tieren nur drei an Tuberkulose, bei einer vierten Probe von vier geimpften nur eins. Dieser geringere Gehalt des Bovovaceins an virulenten oder lebenden Tuberkel- bacillen unterscheidet ihn vom Tauruman. v. BEHRING! bringt die Unterschiede der Virulenz des Impfstoffs mit dem Alter in Zusammenhang, es tritt fort- schreitende Abschwächung ein. ß) Impfung mit Tauruman (R. Koch & ScHÜrz. Prinzip: wie oben. Impfstoff: KocH-SCHÜTZ-NEUFELD-MIESSNER konnten mit den ver- schiedensten Stämmen des Typus humanus Rinder gegen hochvirulente Perlsuchtbacillen immunisieren. Am besten eignen sich Gflyzerin- bouillonkulturen im Alter von 30—40 Tagen, sie lassen sich leichter gleichmäßig verteilen als Glyzerinagarbrocken. Die Bouillonkulturen werden durch Fiießpapier filtriert, die auf dem Filter gebliebene Masse mit Hilfe eines Platinspatels so lange auf Fließpapier ausgepreßt, bis dieses trocken bleibt. Von der getrockneten Bacillenmasse wird die gewünschte Menge abgewogen und im Achatmörser allmählich mit 10 ccm 0,8-proz. Kochsalzlösung verrieben. Die Impfung soll nur an gesunden Rindern, wenn irgend möglich, schon im ersten Lebensmonat erfolgen. Aeltere Rinder erkranken zuweilen schwer. Die Injektion geschieht in die Dorsalvene. Die In- jektionsdosen sind 1—3 cg, sie werden gut vertragen. Die Impfdosis der käuf- "lichen Emulsion beträgt 10 ccm (ohne Rücksicht auf das Alter für jedes Rind). Immunität tritt nach Verlauf von ca. 3 Monaten ein. Nachprüfung z. B. bei WEBER & TırzE?. Der von Koch & ScHürz verwandte Impfstoff wird unter dem Namen Tauruman von den Höchster Farbwerken hergestellt und vom Institut für experimentelle Therapie in Frankfurt a.M. staatlich geprüft: auf Gehalt an 'Tuberkelbacillen, auf etwaiges Vorhandensein verunreinigender Mikroorganismen, auf Virulenz. Prüfung des Taurumans. Orro schreibt: „Das Tauruman ist in Glasröhrchen zu 10 ccm physio- logischer Kochsalzlösung abgeschmolzen, in welchen 0,02—0,04 g lebender Tuber- kelbacillen enthalten sind. Die amtliche Prüfung besteht aus einer fortlaufenden und einer periodischen Prüfung. Die letztere ist eine alle 3 Monate zu wiederholende Virulenzprüfung des Impfstoffes an Meerschweinchen und Kaninchen. Die Virulenz bzw. Aviru- lenz des Impfstoffs diesen Tierspecies gegenüber muß der seinerzeit mit der Standardemulsion im Institut ermittelten entsprechen. Um dies zu prüfen, erfolgt die subkutane Impfung von Meerschweinchen mit 0,001 g Kultur (= 0,5 cem des Impfstoffs) und die intravenöse bzw. subkutane Injektion von Kaninchen mit 0,001 bzw. 0,01 g Kultur (= 0,5 bzw. 5,0 ccm des Impfstoffs). Die fortlaufende Prüfung erstreckt sich auf alle in den Handel gebrachten Impfstoffserien. Da der Impfstoff möglichst frisch zur Anwendung kommen soll, so können hier nur Prüfungen vorgenommen werden, die im Laufe weniger Tage ausführbar sind. Daher beschränkt sich diese Prüfung darauf: 1) Das Präparat auf verunreinigende Bakterien zu untersuchen und 2) die Mengen der in jeder Impfdosis enthaltenen Bakterienmasse zu kontrollieren. Das letztere geschieht durch Bestimmung des Sediments nach scharfem halb- stündigen Zentrifugieren in graduierten Zentrifugierröhrehen unter zleichzeitiger Benutzung einer Kontrollemulsion, von welcher im Institut Proben aufbewahrt werden. Die einzelnen Röhrchen*) sind vor dem Gebrauch auf Gleichmäßigkeit durch Zentrifugieren mit Blutkörperchenaufschwemmung geprüft. Gestalt und Anwendungsweise erhellen aus Abbildung 1. *) F. u. M. LAUTENSCHLÄGER, Berlin. [8S) [® 0) MARTIN FICcKER, Für die Beurteilung der Taurumanimpfung als Methode gilt im sroßen und ganzen dasselbe, wie das bei Bovovaccin Angeführte: auch Tauruman ist ein lebendes menschenpathogenes Tuberkulosematerial, entsprechend der Darstellungsweise ist es stärker virulent als Bovo- vaccin, es darf daher erst recht nicht bei milchliefernden Tieren ver- wendet werden. Untersuchungen über die Haltbarkeit der Tuberkel- bacillen des Impfstoffs im Organismus der Impflinge veröffentlichen WEBER, TırzEe, Schütz & Horrzanp. Sie fanden nach intravenöser Fig. 1. Aus OTTO, Die staatliche Prüfung der Heilsera, Jena, G. Fischer, S. 79. Injektion die Bacillen im Blut nach 8 Tagen nicht mehr, hingegen nach 1 Monat in allen inneren Organen, 6 Monate nach der Impfung noch in Lungen, Bronchial- und Mediastinaldrüsen, nach 7 Monaten gelang ein Nachweis nicht mehr. Zu berücksichtigen ist auch, daß bei der intravenösen Injektion mitunter Portionen des Impfstoffes in die Subcutis gelangen, es bildet sich dann eine Geschwulst, die aufbrechen kann. Bei Rückgang der Geschwulst bleibt eine schwie- lige Verdickung zurück, innerhalb deren noch nach 11/, Monaten Tu- berkelbacillen lebend zu finden waren. Tuomassen empfiehlt zur Rinderimmunisierung eine dreimalige Impfung mit 1 mg, 1 cg und 2 cg einer schwachvirulenten, frischge- züchteten Kultur des Typus humanus. Die Impfungen erfolgen im Zwischenraum von 4 Wochen. Nach den Versuchen von WEBER & Tirze! ist die erhöhte Widerstandsfähigkeit, die Rinder durch intravenöse Behandlung mit lebenden Bacillen des Typus humanus erhalten, nur eine vorüber- gehende, die in der Regel nur 2 Jahre auhält. Leisten die Tiere der Methoden d. akt. Immunisierung einschl. Herstellung v. Antigenen. 29 Nachimpfung mit virulenten Perlsuchtbacillen Widerstand, so wird damit die Immunität nicht erhöht, Römer! steht auf dem gegen- teiligen Standpunkt. Daß man bei der Immunisierung von Rindern mit dem humanen Tuberkelbacillus verschiedene Resultate mit verschiedenen Stämmen er- halten muß, erklärt sich aus der Verschiedenheit der Stammeseigentüm- lichkeiten dieser Kulturen. Neuerdings macht Tr. Smrru? besonders darauf aufmerksam, daß sichere humane Stämme eine ganz bedeutende Rindervirulenz besitzen können (Todesfälle, ferner Auftreten von tuber- kulösen Pneumonien etc. nach intravenöser Applikation). Vorprüfung eines solchen Antigens bei Kaninchen deckte dieses abweichende Ver- halten des Typus humanus nicht auf, denn der Stamm war noch weniger virulent für Kaninchen als der Durchschnitt der humanen Typen. Immunisierung von Rindern zum Zweck der Gewin- nung von Tuberkuloseantikörpern (auf der Basis der Tuber- kulinüberempfindlichkeit): Da zur Erzielung der bisher nachweisbaren spezifischen Anti- körper bei Tuberkulose der tuberkulöse oder tuberkulinempfind- liche Organismus besonders geeignet ist, so beschäftigen sich die Methoden der aktiven Immunisierung gegen Tuberkulose vor allem mit diesen Organismen. Will man Antikörper im Serum gewinnen, so verwendet man am besten gesunde Tiere (Pferde, Rinder etc.), die mit Aufschwemmungen von lebenden humanen Tuberkelbacillen (intra- venös, Rind: 0,01 g lebende Tuberkelbacillen in 10 ccm physio- logischer NaCl-Lösung) überempfindlich gegen Tuberkulin gemacht sind. Diese Ueberempfindlichkeit, die nach 4 Wochen nachweisbar ist, kann nur durch in Pausen von 4—5 Tagen erfolgende weitere Tuberkulinimpfungen (Steigerung von 1 auf 20—50 ccm) zum Schwin- den gebracht werden. Zur Erzielung von Antikörpern wird nun- mehr das Rind mit steigenden Mengen lebender humaner Tuberkel- bacillen (bis 2 g) behandelt. Um diese Antikörperproduktion zu steigern, werden die Tiere von neuem überempfindlich gemacht, und zwar durch Injektion von bovinen Tuberkelbacillen (vermischt mit humanen, je 0,01 g intravenös). Nach Auftreten der erneuten Tu- berkulinempfindlichkeit wird diese wieder durch Tuberkulin besei- tigt, schließlich Behandlung mit Typus bovinus usf. (s. unter Patent- schrift Nr. 223758, sowie RuppeL & RicKMAnN). 5. Methode mit Blacklegine nach THmomAs: Das Rauschbrandvirus wird mittels Passage durch den Frosch abgeschwächt, mit solchem Virus durch- setzte Seidenfäden werden mit einer besonders konstruierten Impfnadel in die Unterhaut des Schwanzes eingeführt. Nach THoMmAs entwickelt sich um den Seidenfaden herum in der Subeutis eine Rauschbrandkultur, die lange Zeit hin- durch eine fortdauernd immunisierende Wirkung auf das geimpfte Tier entfaltet. THOMAS wies in einem Falle noch 328 Tage nach der Impfung lebendes Virus zwischen den Seidenfäden nach. Die Methode hat den Vorteil, daß sie sehr einfach zu handhaben ist, die Impfung erfolgt einmalig. Nach Beobachtungen von VIAasz sowie WARRINGSHOLZ scheint aber die Annahme von TmoMmas, daß das Virus eine fortdauernd aktive Immunisierung herbeiführe, nicht zuzutreffen. Von manchen Seiten ist der Impfstoff mit fremden Bakterien verunreinigt gefunden worden, was durch die Imprägnierung der Fäden mit abgeschwächter Reinkultur zu vermeiden ginge. 5. Die Methode der Virusabschwächung durch Tierpassage ist. von PAsTEurR auch für die Tollwut mit Erfolg verwendet worden. 30 MARTIN FIckEr, Ursprünglich schwächte PastEeur das Straßenwut-Virus durch Affenpassage ab, das Affenmark wurde Kaninchen subdural injiziert, und von diesen Tieren das Virus gewonnen: mit solchem Virus konnten Hunde gegen subdurale Infektion mit Straßenvirus geschützt werden. Diese Methode ist verlassen, es findet heute lediglich die Ka- ninchenpassage statt. Es muß namentlich nach den Versuchen von Bases, Buswıp, NırscH usf. als sichergestellt gelten, daß die Ka- ninchenpassage in der Tat die Virulenz des Virus für den Menschen stark vermindert. 6. Auch für die Schutzimpfung gegen Maul- und Klauenseuche ist nach LÖFFLER! ein durch Tierpassage modifiziertes Virus verwendbar: impfte er das Rindervirus auf Ferkel von bestimmter Rasse, so gewann er eine Impf- Iymphe, die Rindern eine monatelange Immunität verlieh, ohne sie krank zu machen. 7. Vgl. auch Kosew und L. VoIGT: Das Schafpockenvirus wird subkutan Ziegen unter die Haut gespritzt und von Ziege zu Ziege fortgeimpft; schon bei der 3. Passage ist das Virus so abgemildert, daß es als Antigen bei Schafen brauchbar ist (Ovine, Caprine). Bei der Ziege selbst verursacht das Virus nach der 15. Generation nur noch lokale Entzündung. 8. Das Prinzip, ein für Tiergattung a virulentes Virus auf die weniger empfängliche Tiergattung b zu übertragen und dies dadurch zur Abschwächung gebrachte Virus als Antigen bei Tiergattung a zu be- nutzen, hat sich auch bei Erkrankungen, die durch Protozoen her- beigeführt sind, als richtig erwiesen. o) 1897 konnte R. KocH’,3 virulente Trypanosomen vom Tsetserind durch eine Ratten- und darnach eine Hundepassage in ihrer Virulenz soweit herabmindern, daß nach ihrer Verimpfung die hochempfänglichen Rinder nunmehr nur eine leichte Infektion erlitten und sich resistent gegenüber vollvirulentem Tsetsevirus zeigten (min- destens 6 Jahre lang), auch bei wiederholten Infizierungsversuchen. Die gleiche Methode der Rinderimmunisierung wandten SCHILLING NOCARD, MARTINI an. Diese Methode leidet an dem Mangel, daß die eintretende Immuni- tät nur gegenüber bestimmten Naganastämmen in die Erscheinung tritt, gegenüber anderen ist sie wirkungslos. R. KocH machte darauf aufmerksam, daß eines der oben erwähnten erfolgreich immunisierten Rinder noch nach 6 Jahren Trypanosomen in seinem Blut beherbergte, die zwar nicht mikroskopisch direkt, aber durch den Hundeversuch nachgewiesen werden konnten. R. Koch fürchtete, daß durch eine künstliche Immunisierung zumal ganzer Rinderherden dauernde In- fektionsquellen geschaffen würden, er nahm daher von dieser Methode Abstand. Ur. ScHILLIng hebt demgegenüber hervor, daß man mit- unter ziemlich beträchtliche Quanten Blut den immunisierten Tieren entnehmen müsse (2—20 ccm), um eine Infektion von Ratten oder Hunden herbeizuführen, daß aber eine Tsetsefliege nur Bruchteile eines Kubikzentimeters sauge. Jedenfalls ist die Methode in gewissen Fällen (Expeditionen durch Tsetsegegenden) anwendbar. Für den Immunisierungseffekt gegenüber den Trypanosomenin- fektionen ist in erster Linie der als Antigen dienende Stamm maß- gebend. Die Unterschiede der Virulenz der Naganastämme bestehen Methoden d. akt. Immunisierung einschl. Herstellung v. Antigenen. 31 beispielsweise nicht nur in den verschiedenen Landstrichen auch gegen- über ein und derselben Tierart, sondern es können, wie das Beispiel der von Koch & Marrını untersuchten Togoponys zeigt, mehrere anscheinend unter ganz gleichen Bedingungen gehaltene Tiere der- selben Art die Parasiten in ganz verschiedenem Grade der Virulenz beherbergen. Es geht nicht an, die Stämme nach ein und demselben Schema abzuschwächen, es bleibt nichts anderes übrig, als eingehende Vorver- suche vorzunehmen. Hier sei auf die Studien Marrınıs verwiesen, der die beiden Naganastämme der oben genannten Barbarponys hinsichtlich ihrer Virulenz und ihrer Eignung als Antigene eingehend prüfte. Der eine hochvirulente Stamm (Togohengst) ließ sich durch Mäusepassage (na- mentlich weiße Mäuse) für Esel soweit abschwächen, daß diese Tiere noch 7—9 Monate nach der Impfung gesund erschienen, sie zeigten spezifische Schutzstoffe ; eine nicht so weitgehende Abschwächung er- fuhren die Parasiten bei der Passage durch graue Mäuse, weiße und graue Ratten. Spezifische Schutzstoffe waren auch in deutschen Käl- bern nachzuweisen, welche mit Tsetseparasiten der Pferd-Esel-Pas- sage oder der Pferd-Ratte-Hund-Passage geimpft wurden. Für die praktische Anwendung dieser Immunisierungsmethode ist es von Belang, daß bei genügend lange fortgesetzten Tierpassagen (z. B. durch die weiße Maus) stets eine Steigerung der Virulenz für die betreffende Tierart (weiße Maus) eintritt bis zu einem Maximal- wert, der dann sich konstant erhält (Virus fixe). Auch bei den Immunitätsstudien mit diesen von Pferden be- zogenen Naganastämmen stellte es sich heraus, daß die mit dem einen Stamme behandelten Tiere gegenüber dem anderen nicht ge- schützt zu sein brauchen. ß) Bei der in der norddeutschen Tiefebene vorkommenden Hämoglobinurie der Rinder ist von Schütz (siehe KosseEL- WEBER-SCHÜTZ-MIESSNER, ferner MıEssner) festgestellt, daß er- wachsene gesalzene Tiere einen sehr unzuverlässigen Impfstoff liefern, am besten impft man nach Scnürz & Miessn£er Kälber mit dem Blut von Rindern, die einen Anfall überstanden haben. Junge Tiere sind erheblich widerstandsfähiger gegen die Hämoglobinurie, die Piro- plasmen erfahren in diesen Organismen eine gewisse Abschwächung, die durch weitere Kälberpassage noch herabgedrückt werden kann. Schütz & Miızssxer entnahmen das Kälberblut ferner nicht zur Zeit der Höhe der Erkrankung, sondern — um auch die Zahl der Erreger einzuschränken — in der nächstfolgenden Rekonvaleszenzperiode (bis 2 Monate nach der Erkrankung). Der Impfstoff ist 8 Tage lang brauchbar. Dosierung 3 ccm, subkutan am Hals. 20-tägige Stallhaltung Eintritt der Immunität zwischen 14.—20. Tag. Die Impfung ist vor Beginn des Weidebetriebes vorzunehmen. Mı1Essner empfiehlt die Verwendung zweier Impfstoffe: eines stärkeren (virulenteren) für Jungvieh und die jährlich wiedergeimpften Tiere, eines schwächeren für die zum ersten Male zu impfenden älteren Rinder. Der letztere Impfstoff wird von Kälbern bezogen, die nur wenig Piroplasmen bei der Erkrankung aufwiesen, Entnahme 4—6 Wochen nach der Erkrankung. Der stärkere Impfstoff wird von Kälbern mit reichlichen Piroplasmen kurz nach der Erkrankung ge- wonnen. 323 MarTın FickEr, x) Nach MarcHoux verlieren Hühnerspirochäten bei Züchtung im Küchleinorganismus ihre krankmachende Wirkung. BLaIzorT benutzte dies Anti- gen, um Hühner gegen stärkeres Virus zu schützen (zweimalige Vorbehandlung). Es trat dann nur leichte Erkrankung auf. Der Erfolg ist aber abhängig von Hühnerrasse usf. Die angeführten Beispiele der Methoden dieser Gruppe zeigen, daß sie sehr wohl wissenschaftlich begründet und weiteren Ausbaues fähig sind. Voraussetzung ist dabei, daß eine sorgfältige Auswahl und. Dosierung des Virusstammes erfolgt, der in seiner Wirksamkeit und Haltbarkeit ununterbrochen zu überwachen ist. Das Beispie] der Schutzpockenimpfung zeigt, daß man imstande ist, auch ein lebendes Virus längere Zeit im gebrauchsfähigen Zustand zu erhalten, hierauf dürfte für die übrigen hier in Betracht kommenden Immuni- sierungsmethoden in erster Linie das Augenmerk zu richten sein, wenn sie weitere praktische Bedeutung gewinnen sollen. Wie bei der Impfung mit vollvirulenten, so fällt auch bei der Verwendung abgeschwächter Krankheitserreger für die Beurteilung der Methode in der Praxis vor allem die Tatsache ins Gewicht, daß in dem geimpften Organismus die lebenden Erreger persistieren und zur Verbreitung der Krankheit Anlaß geben können. Wie schon oben hervorgehoben wurde, ist diese Frage noch nicht ge- nügend bearbeitet. Hier sei noch erwähnt, daß DE SCHWEINITZ, SCHROEDER und CorTTon bei einem Rinde, das menschliche Tuberkelbaecillen fünfmal intra- venös erhalten hatte, noch 10 ‘Monate nach der letzten Injektion in den Lungen meerschweinchenvirulente Tuberkelbacillen nachweisen konnten. Ebenfalls bei Impfung von Rindern mit menschlichen Tuberkelbacillen zum Zweck der Immunisierung stellte LIGNIERES fest, daß die Tuberkelbacillen noch nach 2 Jahren an der Impfstelle abeue) und in den benachbarten Drüsen sich lebensfähig finden können. Vgl. S. 26 u. 28. Weitere Angaben siehe bei WEBER & TITZE, SCHÜTZ & HOLLAND. Auch die Frage, ob und wie lange die mit menschlichen Tuberkelbaeillen geimpften Milchkühe mit der Milch diese Bacillen ausscheiden können, ist im Kais. Gesundheitsamte bearbeitet worden. Nachdem WEBER bei einem Jungrind, das 5 eg menschliche Tuberkelbacillen intravenös, und nach 3, 4 und 6 Monaten je 5 cg subkutan erhalten hatte, noch 16 Monate nach der Letztimpfung mensch- liche Tuberkelbacillen in der Milch gefunden hatte, sind die Versuche von TITZE auch auf Taurumanimpfung ausgedehnt worden. Aus den Resultaten geht hervor, daß die Ausscheidung der Ausdruck einer jeweiligen Herderkrankung im Euter ist. Dementsprechend ist die Ausscheidung der Tuberkelbacillen durch die Milch sehr unregelmäßig, in einem Falle begann sie in der 3. Woche nach der Impfung und bestand nach 144 Tagen noch fort, in einem anderen begann sie nach 24 Stunden, bestand nach 38 Tagen noch, nach 99 Tagen nicht mehr. Ill. Aktive Immunisierung mit abgetöteten Krankheitserregern. Seit den grundlegenden Versuchen R. PFEIFFERs über das Cholera- gift ist die Methode der aktiven Immunisierung mit abge- töteten Infektionserregern eine der bedeutungsvollsten ge- worden: aus jenen Untersuchungen ging hervor, daß die Giftwirkung des Choleravibrio im infizierten Organismus auf das Freiwerden giftiger, spezifischer Leibessubstanzen“ des Vibrios zurückzuführen ist und daß diese Giftwirkung auch den abgetöteten Vibrionen zukommt. PFEIFFER! tötete mit Chloroform, Thymol ete., sowie durch Trocknen ab. L. Brırcer, Kırasaro und WAssERMANN zeigten dann, daß Kulturen von Choleravibrionen auf Thymusbouillon nach Erhitzen auf 65° (15 Minuten lang) ihre Toxizität verloren, aber immunisierend auf Meerschweinchen wirkten. Wassermann kam weiterhin nach Methoden d. akt. Immunisierung einschl. Herstellung v. Antigenen. 53 Anwendung der verschiedenen Abtötungsmittel zu dem Schluß, daß eine Immunität gegenüber der intraperitonealen Meerschweinchen- infektion mit lebenden Choleravibrionen durch die verschiedensten, die toten Bakterien enthaltenden Präparate zu erzielen ist, sofern damit eine leichte Erkrankung, eine Allgemeinreaktion ausge- löst wird. Seitdem gehört diese Methode der Immunisierung zu dem eisernen Bestand der Laboratorien, die Richtigkeit des Prinzips ist bald auch für eine Reihe anderer Infektionserreger wie Typhus, Pest usf. erwiesen worden. Für die Mehrzahl der Fälle freilich kann die zu Immunisierungs- zwecken erfolgende Verabreichung abgetöteter Infektionserreger ledig- lich dazu verhelfen, die ersten Grade der Immunität zu erreichen, in manchen Fällen nur die Grundimmunität: die endgültige, in quali- tativer und quantitativer Hinsicht ausreichende Immunität kann eben zumeist nur durch einen den wirklichen Verhältnissen der natür- lich erworbenen Immunität nahekommenden Kampf zwischen infi- ziertem Organismus und infizierenden Parasiten erreicht werden. Es gibt bisher keinen bindenden Beweis dafür, daß wir imstande sind, durch Applikation toter Infektionserreger alle die verschiedenen Arten von Antikörpern zu erzeugen, über die der immune Orga- nismus nach der natürlichen Infektion schließlich verfügt und die die komplexe Erscheinung der Immunität ausmachen: noch immer lernen wir neue Antikörperarten kennen, die gerade nur bei dem oder jenem Immunisierungsmodus auftreten. Und sollte es schließlich auch ge- lingen, durch die Verabreichung toter Parasiten die Bildung der ein- zelnen Antikörper anzuregen, so sind sie doch damit noch nicht in dem richtigen Verhältnis vorhanden. Es entspricht weit mehr dem biologischen Empfinden, die lebenden Infektionserreger zur Erzielung von Immunität zu verwenden, und in der Tat sprechen die meisten auf experimentellem Wege ge- wonnenen Beobachtungen dafür, daß dieser Weg der rationellste ist. Das schließt nicht aus, daß zur Erzeugung selbst großer Mengen be- stimmter Antikörper die Methode der Einverleibung abgetöteter Para- sitenzellen eine außerordentlich brauchbare und zur Herbeiführung der provisorischen Immunität, die dann auch die Zufuhr lebender und virulenter Keime zuläßt, eine beinahe unentbehrliche ist. Man soll sich aber eben nur von Schematismus fernhalten und berücksichtigen, daß es in der Natur der Sache liegt, wenn wir durch die Immuni- sierung mit toten Zellen allein nicht imstande sind, eine vollwertige Immunität herbeizuführen. Der Hinweis darauf, daß ja viele Bak- terienarten, die man lebend injiziert, auch alsbald abgetötet und auf- gelöst werden, sodaß es schließlich gleichgültig sein müsse, ob man tote oder lebende Zellen einführe, hängt sehr an der Oberfläche, die beiden Vorgänge sind doch weit verschieden, können sich aber natürlich bei Verwendung bestimmter Bakterienarten, die ihrer Natur oder der Natur des Impflings oder der Impfstelle nach nicht zur Vermehrung kommen, in manchen Fällen wohl nähern. Und sollte jedweder künstliche Abtötungsmodus die spezifischen Antigene völlig intakt lassen? Das ist auszuschließen. Man wird also von vornherein diesen Immunisierungsmodus als einen Notbehelf ansehen, er schafft vom natürlichen sehr abweichende Verhältnisse, weil die Reproduktionsfähigkeit des Virus und dessen sonstige Lebens- äußerungen sowie die hierauf gerichtete Gegenreaktion des Organismus Handbuch der pathogenen Mikroorganismen. 2. Aufl. II. 3 4 MARTIN Ficker, in Wegfall kommen und weil ein durch das künstliche Abtötungsver- fahren sicher verändertes Antigen zur Anwendung gelangt. Beispiele dafür, daß durch die Injektion toter Infektionserreger nicht im ent- ferntesten eine solche Immunität, wie durch das lebende Virus ent- steht, bietet die Immunisierung gegen Pest (KoLLE & OTTo), gegen Streptokokken (MARMOREK, NEUFELD, ZANGEMEISTER) Usf. Da es zu erwarten ist, daß um so tiefergehende molekulare Ver- änderungen des Bakterienprotoplasmas eintreten werden, je ener- gischer und roher das gewählte Abtötungsverfahren ist, so wird man im allgemeinen so schonend wie möglich vorgehen und sich über das biologische Verhalten der verschiedenen Infektionserreger vorher orien- tieren müssen. Für manche Fälle wird es aber andererseits erwünscht sein müssen, zur Erzeugung von Grundimmunität noch über das gerade tötende Maß der Schädigung hinauszugehen, da erfahrungsgemäß einige protoplasmatische Stoffe spezifischer und nicht spezifischer Art noch eine weitergehende Abschwächung erfahren müssen, man wird dann allmählich das schädigende Moment weniger intensiv einwirken lassen, damit schließlich der zu immunisierende Organismus die auf die scho- nendste Art abgetöteten Parasiten verträgt. Wie schon erwähnt, dient die Herstellung eines Antigens durch Abtötung der Erreger in vielen Fällen lediglich zur Teilimmunisierung : die Anwendung eines solchen Antigens soll nur eine Grundimmunität erzeugen, um auf dieser Grundlage weiter zu kommen. Dieser Be- handlung mit abgetöteten Bakterien oder ihren Extrakten läßt man dann in der Regel die Injektion von abgeschwächtem Material folgen. Eine Methode, die in bezug auf dieGraduierung der Abschwächung bis zum Absterben und dann wieder bis zu weitgehender Extraktion der toten Zellen alle möglichen Abstufungen zuläßt, muß für diese Art der aktiven Immunisierung besondere Vorteile gewähren. Vergleich des immunisierenden Effiektes nach Verab- reichung toten und lebenden Antigens. Es ist nach den obigen Ausführungen nicht zu verwundern, daß die Antikörperbildung in qualitativer und quantitativer Hinsicht eine andere sein wird, wenn wir mit lebendem oder künstlich abgetötetem Antigen Tiere behandeln: Das Erwärmen z. B. modifiziert das An- tigen (hier ist für Agglutinogen auf die Versuche von Joos, für Agglutinogen und Präzipitinogen auf die Arbeiten von Kraus & JOACHIM zu verweisen). In der Laboratoriumspraxis pflegt hierauf wenig Rücksicht genommen zu werden. Es scheint aber doch diese Rücksichtnahme in manchen Fällen geboten. Vergleichende Versuche über Art und Menge der entstehenden Antikörper nach Injektion toter und lebender Bakterien sind frei- lich erst vereinzelt vorgenommen worden. Es sei bemerkt, daß derartige vergleichende Versuche nur Wert. haben, wenn sie an großen Tierserien angestellt werden zur Aus- schaltung der Irrtümer, die durch die verschiedene Individuenresistenz sich einschleichen können. (JuapronE behandelte subkutan Meerschweinchen und Kaninchen, eine Serie mit lebenden virulenten oder abgeschwächten, die andere mit toten Typhusbacillen des gleichen Stammes: die Bildung von Methoden d. akt. Immunisierung einschl. Herstellung v. Antigenen. 35 Agglutininen und Bakteriolysinen war bei Verabreichung des leben- den Antigens eine bei weitem stärkere und raschere. Smoux&vrrcHn behandelte Kaninchen mit toten und andere mit lebenden Kulturen des B. suipesticus. Die Resultate waren folgende: Bac. suipesticus. tot lebend Serum der beit nieht antiinfektiös; ent-ist antiinfektiös; enthält handelten Ka-) hält reichlich Aggluti- wenigoderkeine Agglu- ninchen | nine, Öpsonine, komple-) tinine, Opsonine, komple- | mentbindende Antikörper | mentbindende Antikörper Die mit lebenden Bacillen vorbehandelten Kaninchen zeigten deutliche Resistenz gegenüber der Infektion, die mit toten Bacillen behandelten waren nicht immun. Wie SOBERNHEIM & SELIGMANN? feststellten, ist ein durch In- jektion toter Mäusetyphusbacillen gewonnenes Serum vielseitiger als das durch Vorbehandlung mit lebenden erzielte. Die Herstellung von Paratyphus-B-Seren gelang leichter mit abgetöteten Bakterien, die von Gärtner- und Paratyphus-A-Seren leichter mit lebender Kultur (intravenös, 5—7-tägige Intervalle). Die erhitzten Gärtner-Bacillen eignen sich deshalb viel schlechter zur Immunisierung, weil sie (intra- venös) toxischer wirken als die lebenden. Die auf 70° erhitzten Gärtner-Bacillen wurden schlechter vertragen als die bei 56—65° abgetöteten. Auch ist das durch Injektion der erhitzten Gärtner- Bacillen gewonnene Serum nach SOBERNHEIM & SELIGMANN unvoll- kommener (d. h. es wirkt nicht multivalent bei Agglutination). Da bei Erhitzen der in Kochsalzlösung suspendierten Bakterien Giftstoffe in die Suspensionsflüssigkeit übergehen, so ist es auch nicht verwunderlich, daß unter Umständen sogar abgetötete Kul- turen schlechter vertragen werden als lebende (Dysenterieimmuni- sierung, SELTER). Kontrolliertt man den Immunisierungseffekt lediglich mit dem Maßstab der Agglutinine und Bakteriolysine, so liegen die Dinge anders, wenn man für die Injektion der lebenden Keime die Dosis und die Oertlichkeit so wählt, daß es nicht zu einer Vermehrung der Keime kommt, dann werden z. B. die Choleravibrionen nach Einbringung in das Unterhautzellgewebe sehr rasch abgetötet undaufgelöst. Wie KoLLe gezeigt hat, ist in solchen Fällen die Dosis der spezifisch als Antigen wirkenden Substanz gleich, ob man lebende oder tote Choleravibrionen benutzt: maß er den Gehalt an Agglutininen und Bakteriolysinen, so fand er den Titer des Serums von Menschen nach Injektion von abgetöteten Vibrionen ebenso hoch wie den nach Immunisierung mit lebenden virulenten Vibrionen. In allen Fällen aber, wo eine stärkere Vermehrung der einge- brachten Infektionserreger statt hat, wird man eine intensivere Anti- körperbildung voraussetzen dürfen, vor allem aber auch eine nach- haltende: denn als ein weiterer Nachteil der lediglich mit abge- tötetem Virus erfolgenden Immunisierung wird die relative Kürze der Immunitätsdauer empfunden. B3 6 36 MARTIN FickEr, 1. Abtötung durch Erwärmen*). Allgemeines. Dies Verfahren hat die weiteste Verbreitung gefunden, da es ein- fach zu handhaben und schnell ausführbar ist. Es bietet bei Beobach- tung bestimmter Bedingungen eine große Sicherheit für die Abtötung, man hat es außerdem in der Hand, durch Variierung von Zeit und Temperaturhöhe etwaige Giftstoffe, die bei Injektion der toten Zell- leiber schädigend wirken könnten, beliebig abzuschwächen. Es bedarf noch der näheren Untersuchung, welche Veränderungen infektiöses Material durch die zur Abtötung notwendige Erwärmung erfährt. Von vornherein könnte man annehmen, daß erwärmte Bak- terien bei parenteraler Einverleibung leichter aufgelöst und resorbiert werden, als die lebenden, diese Ansicht äußert z. B. auch M. NEıssEr, R. Kocu aber vermied es, durch Wärme abgetötete Tuberkelbacillen als Antigen zu benutzen, da er beobachtet hatte, daß sie besonders schlecht, resorbiert werden. Sehr wenig sind wir ferner darüber unterrichtet, inwieweit durch Erhitzen Bakterienzellbestandteile in die Suspensionsflüssigkeit über- treten. Daß dies überhaupt der Fall ist, lehren die im Kapitel „Extrak- tion“ angeführten Beispiele, hier sei ein Versuch von Buxrton & Tor- Rey erwähnt, die Typhusagglutinogen durch !/,-stündiges Erhitzen auf 72° in einen festen und löslichen Teil spalteten, der letztere ist ab- filtrierbar, dies Filtratantigen ruft Bildung von Antikörpern hervor, die auf die normalen Bacillenleiber agglutinierend wirken. Bei be- weglichen Bakterienarten wird man nach den verschiedenen Beobach- tungen u. a. von DE Rossı eine stärkere Loslösung der Geißeln bei dem Erhitzungsakt erhalten, aber es ist auch anzunehmen, daß Plas- mainhalt bei dem Erwärmen ausgepreßt oder dab weitere Destruk- tionen, die zur Auflösung führen (vgl. die Extraktionsmethoden S. 61), statthaben. Die einzelnen Bakterienarten werden da Unterschiede auf- weisen und in derselben Kultur werden wieder jüngere und ältere Individuen sich verschieden verhalten. Hierbei muß auf die Art des Aufschwemmungsmediums Rücksicht genommen werden, das gilt vor allem für die Uebertragung der Kulturteile von festen Nährböden (Serum, Agar usf.) in flüssige Medien: hier wird es für den destruktiven Effekt des Erhitzens völlig verschieden sein müssen, ob man in Bouillon, Kochsalzlösung verschiedenen Salzgehaltes, Leitungs- oder gar destilliertem Wasser aufschwemmt. In jedem Laboratorium kommen Tierverluste, z. B. bei der Immu- nisierung von Kaninchen gegen Cholera, Typhus usf. vor. Man be- gnügt sich dann oft mit der gewiß in vielen Fällen zutreffenden Erklärung, daß die verschiedene Resistenz der einzelnen Individuen für die Verluste verantwortlich zu machen ist. Es ist aber zweifel- los, daß man auch mit Variierung der Antigenherstellung, auf die man nicht weiter Gewicht legt, weil in der Regel die abgetöteten Bakterien in bestimmten Mengen keinen Schaden anrichten, solche Verluste provozieren kann: es ist bei gewissen Bakterienarten etwas ganz anderes, ob wir lediglich intakte Zelleiber oder ein Material eingeben, das einen mehr oder weniger großen Teil der Plasmastoffe in Lösung hat: sind in dem letzteren Falle größere Bakterienmengen *) Herstellung und Anwendung der WRIGHTschen Vaceine s. Bd. 3. Methoden d. akt. Immunisierung einschl. Herstellung v. Antigenen. 57 verwendet worden, so kann sehr wohl eine toxische Wirkung auf- treten (vgl. das Kapitel Extraktion). Es kommt hinzu, daß mit dem verschiedenen Grade und der verschiedenen Dauer des Schüttelns auch wieder verschieden große Mengen Zelleibsubstanzen sich ablösen. Ferner wird die verschiedene Art des Suspensionsmediums für die Resorption in dem zu immunisierenden Organismus nicht gleichgültig sein. Daß die Dichte der Suspension auch bei Erwärmungsversuchen zu beachten ist, lehren die Beobachtungen. Im Gefolge solcher verschiedenen Behandlungsweise des Antigens muß die Beschaffenheit und Menge der Antikörper das eine und andere Mal eine verschiedene sein, das wird auch durch die oben er- wähnten Versuche von Buxron & Torrzy für das Agglutinin be- wiesen. Die Herrichtung des Antigens vor der Erwärmung richtet sich nach der Bakterienart. Man verwendet in der Regel die frischesten und virulentesten Stämme, die man 16—24 Stunden auf dem optimalen Nährboden und in optimaler Temperatur züchtete. Die gleichmäßigste Suspension wird man immer erhalten, wenn man das Kulturmaterial von festen Nährböden abhebt, entweder ösenweise oder indem man den Belag einer Kultur vorsichtig abschwemmt. (Ueber Massenkul- turen s. S. 149.) Durchaus notwendig ist es, bei der Herstellung des Impfstoffes eine homogene Suspension zu erhalten: die Kulturbrocken sind gründlich zu zerteilen durch Zerdrücken mit der Platinöse und nachfolgendes Schütteln. Erforderlich ist es auch, daß die von weichen Kulturböden sich ablösenden Nährbodenpartikelchen entfernt werden: zumal bei intravenösen Injektionen ist die Beimengung von Bak- terienklumpen oder Nährbodenteilen zu vermeiden, vor allem aber wird dadurch der Erfolg des Erwärmens beeinträchtigt. Wenn solche Beimengungen nicht vermieden werden konnten, so macht sich das Filtrieren der Suspension vor dem Erwärmen nötig, man nimmt Fließpapier (für vergleichende Versuche Fließpapier von be- stimmter Porenweite, SCHLEICHER & SCHÜLL etc.). Hat man in in- fektiösen Tierorganen durch Erwärmen die Erreger abzutöten, so wird man vorerst das Material so weitgehend wie möglich zerkleinern (s. 117) und dann erst die Emulsion der Wärme aussetzen, auch hier wird ein Filtrieren durch Siebe bestimmter Weite oder auch durch Filterpapier sich nötig machen, wenn man nicht ein ganz ungleich- mäßiges Impfmaterial, das in größeren Organpartikelchen noch lebende Erreger in sich tragen kann, erhalten will. Mitunter wird man auch die in flüssigen Kulturen gewachsenen Infektionserreger durch Er- wärmen der Kultur selbst abtöten, z. B. Bouillonkulturen. Das hat den Vorteil, daß hierbei die mit jedem Uebertragen in ein anderes Medium verbundenen Schädigungen in Wegfall kommen, doch dürfte das in den meisten Fällen irrelevant sein. Für vergleichende Immu- nisierungsversuche wird man daran denken müssen, daß man durch Erhitzen der Bouillonkultur ein anders beschaffenes Antigen erhält. als durch Erhitzen der auf festen Nährböden gewachsenen und in steriler Bouillon suspendierten Bakterien. Für das Erwärmen richtet man sich in der Regel ein Wasserbad her. Die Konstanz der Temperatur ist am besten gewährleistet, wenn man einen Quecksilberthermoregulator einschaltet, doch kommt man auch ohne ihn aus, da sich bei Verwendung des gleichen Wasser- bades mit gleicher Wassermenge die Regulierung bei Verwendung von 38 MarTın Fıcker, Bunsenbrennern (eventl. Sparflamme) durch die Gashahnstellung er- möglichen läßt. Es muß gleichmäßige Erwärmung stattfinden. Deshalb darf das die Bakteriensuspension enthaltende Gefäß nicht direkt den Boden des Wasserbades berühren. Zur gleichmäßigen Verteilung der Wärme wird das Wasser mehrfach umgerührt. Sind größere Quantitäten des Impfstoffes öfter herzustellen, so wird man die Ostwarpschen Wasserbäder verwenden oder die Ab- tötung in Wärmeschränken mit konstanter Temperatur vornehmen, durch Einsetzen eines Thermometers in ein Gefäß, das von gleicher Größe ist und die gleiche Flüssigkeitsmenge enthält wie das Gefäß mit dem Impfstoff, stellt man fest, wie lange die Anwärmung bis zu der gewünschten Temperatur dauert. Als Gefäß für die abzutötende Bakteriensuspension benutzt man in der Regel die gewöhnlichen Reagenzgläser. Es ist zu berück- sichtigen, daß beim Eingießen, Schütteln usf. Tröpfchen auch an die oberen Partien des Röhrcheninneren verspritzt werden, die eine Er- wärmung auf Abtötungstemperatur nicht erfahren. Selbst wenn man nach beendeter Erwärmung die Bakteriensuspension mittels Pipette herausnehmen würde, um zu vermeiden, daß beim Ausgießen die oben haftenden noch lebenden Keime sich dem Impfstoff beimischen, so ist doch diese Methode nicht einwandsfrei, da während der Ab- tötungszeit zumal nach erfolgtem Schütteln allmählich ein Teil der verspritzten Tropfen zurückfließen kann, die damit nach unten 'ge- brachten Keime werden eine kürzere Erwärmung erfahren wie die übrigen. Man kann diesen Fehler vermeiden, wenn man unter Beschwerung mit einem Gewicht die Reagenzgläser möglichst tief in das Wasserbad hineinstellt und am Schluß die Partien des Glases, die aus dem Wasser herausragten, nach Abheben des Wattestopfens in der Flamme kräftig abglüht, den Wattestopfen durch einen frischen ersetzt. Natürlich muß man sich dabei hüten, daß nicht etwa vom Wattestopfen bei der Lüftung verspritzte Tropfen nach unten fließen. Am einwandsfreiesten ist es wohl, die Gefäße, die das Impf- material enthalten, in das Wasser so zu versenken, daß alle Teile des Gefäßes gleichzeitig und gleichmäßig in dem Wasserbad die Er- wärmung erfahren. Das erreicht man, indem man die Reagenzgläser nach Eingabe des zu erhitzenden Antigens und Luftvertreibung durch Anwärmen der oberhalb der Flüssigkeit befindlichen Glaswand ab- schmilzt und nach dem. Erkalten des Verschlusses unter Gewichts- belastung versenkt. Wem Abschmelzen und das spätere Oeffnen des Glasrohres unbequem ist, nehme kleine Arzneifläschchen. Wasserdichter Verschluß ist mit den verschiedensten Mitteln zu er- reichen, man muß nur die Temperatur des Wasserbades berück- sichtigen und vor dem endgültigen Verschluß etwas Luft durch Vor- wärmen austreiben. Ein gut gepreßter und gut eingedrückter Kork erübrigt andere Abschlußmittel, er ist wohl sogar Gummistopfen vorzuziehen. Ist das Korkmaterial nicht viel wert, so wird man noch mit Siegellack dichten können oder mit Paraffin. Für längeres Erwärmen unter Wasser empfiehlt sich Abdichtung durch einen Kitt (Rezepte s. Lee & Mayer, Grundzüge der mikroskopischen Technik, Berlin). Bei größeren Flüssigkeitsquanten kann man sich auch zum Versenken Methoden d. akt. Immunisierung einschl. Herstellung v. Antigenen. 39 der mit Patentverschluß versehenen Fläschehen oder Röhrchen be- dienen (z. B. von CarL RAUPERT, Magdeburg). Höhe der Abtötungstemperatur und Zeitdauer der Einwirkung. Die Frage, welche Temperaturen man zum Abtöten am besten an- wenden soll und wie lange? richtet sich nach den einzelnen Arten der Infektionserreger. Sporenhaltige Kulturen und solche,. die nur vegetative Formen enthalten, sind verschieden zu behandeln. Aber auch bei den einzelnen Arten, die keine Sporen bilden, verläuft der Abtötungsvorgang verschieden, auch sollten die einzelnen Stämme nicht nach einem Schema, sondern nach besonderer Vorprüfung be- _ nutzt werden. Daß die Art des Aufschwemmungsmediums, die Dichte der Suspension und die Homogenität zu berücksichtigen sind, wurde oben erwähnt. Angaben über Abtötungstemperaturen und Dauer des Vorgangs sind zu finden bei Gotscarich, dieses Handbuch Bd. III, ferner in Früscszs Mikroorganismen Bd. I, S. 435. Mit Rücksicht auf die Entwertung des Antigens durch Erhitzen, die um so stärker sein muß, je höher die Temperatur ist und je länger sie einwirkt, wird man im allgemeinen dem Verfahren das Wort reden müssen. das in relativ kurzer Zeit bei niedriger Temperatur gerade noch das Abtöten herbeiführt. Die kurzdauernde Anwendung relativ hoher Temperaturen destruiert im allgemeinen das Antigen stärker wie die protrahierte Einwirkung der niederen Abtötungs- temperaturen. Andererseits werden aber bei langdauernder Abtötung unnatürliche Verhältnisse durch den um sich greifenden Zerfall ge- schaffen. Man wählt daher einen Mittelweg. Und da es in der Praxis bei vielen Antigenen nicht nur darauf ankommt, gerade nur ein Aus- löschen der Lebensfähigkeit der Parasiten zu erreichen, sondern da man zur Vermeidung von Tierverlusten auf einen Ausgleich der schwankenden Giftigkeit der Impfstoffe ausgehen muß, so geht man im allgemeinen mit Zeitdauer und Temperatur über das Mindestmaß hinaus. Für wissenschaftliche Untersuchungen sollte man aber doch mit diesem Schematismus brechen und für den jeweiligen Stamm unter Benutzung gleicher Aufschwemmungsflüssigkeiten, gleicher Suspensionsdichten usf. ausprobieren, unter welchen Bedingungen das Antigen durch das Erwärmen die geringste Einbuße erleidet. Zur allgemeinen Orientierung über einige in der Praxis anwendbare Ab- tötungstemperaturen diene die Tabelle auf S. 40. Die Frage, bei welcher Temperatur das Antigen seinen Charakter verliert, ist ebenfalls nicht allgemein zu beantworten: die Fähigkeit, Antikörperbildung im Organismus auszulösen, erlischt nicht mit einem Male beim Erwärmen, die Agglutinin- und Bakteriolysinbildung tritt sogar noch auf, wenn die Antigene sehr hohen Temperaturen ausgesetzt waren, freilich ist dabei eine Schädigung der als Antigen fungierenden Gruppe immer nachzuweisen. Vergleichende Versuche stellten FRIEDBERGER & MoRreEscHı1! an: 1/, Stunde im siedenden Wasser abgetötete Choleravibrionen (suspendiert in Kochsalzlösung) riefen in der Dosis von 1/joo Oese pro kg Kaninchen Antikörperproduktion 40 MarTın FickEr, Tem- ‚Dauer der | pera- Anwen- Suspension Impfung | Autor tur°C| dung ı | Cholera 58 ‚1Stunde Agarkultur in NaCl Mensch KOLLE Typhus 56 2Stunden Agarkultur in NaCl Mensch PFEIFFER & KOLLE 56—58 1 Stunde 4 » » |Versuchstiere |PFEIFFER & KOLLE Pest 58 1Stunde 'Agarkultur in NaCl Kaninchen \YERSIN, CALMETTE | ı & BORREL 65 1—2 Std. Agarkultur in NaCl Mensch, Ver- Deutsche Pestkom- oder Bouillon suchstiere mission 65 1 Stunde ‚Bouillonkultur Mensch ‚HAFFKINE ı (6 Wochen alt) | 70 1 Stunde /Agarkultur in Ratten, Mäuse, KOLLE & OTTO Bouillon Meerschweinch. Ruhr ' 55 ‚1Stunde Bouillonkultur Mensch ‚KRUSE Hühner- 42-435 Tage | — —- LIGNIERES cholera | hervor, und zwar betrug der bakterizide Titer (einmalige Injektion) nach 8 Tagen 0,5—1 mg. Bei dem mit 60°-Bakterien geimpften Tier: 0,1—0,5 mg. Agglu- tination im ersten Falle 1:10, im zweiten 1:320. FRIEDBERGER erhitzte die feuchten Choleravibrionen auch auf Temperaturen über 100°; bei 1 Atmosphäre Ueberdruck im Autoklaven schienen die Lysinogene nach !/, Stunde vernichtet, während die Agglutinine noch deutlich in die Erscheinung traten. Weiteres hierüber in den speziellen Kapiteln. Ueber die Haltbarkeit dieser Antigene liegen einheitliche Angaben nicht vor: Ein gewisser Beharrungszustand scheint bei den auf 60° erhitzten Impfstoffen nach PFrEIFFErR-KoLLE einzutreten, es ist hier zu verweisen auf die Versuche von PFEIFFER & Marx über die Konservierung durch 0,5 Proz. Phenol (s. S. 157). FRIEDBERGER & MorezscHı! haben dann auch für die 60°-Cholerabakterien bewiesen, dab eine 3-tägige und 11-tägige ‚Autolyse‘‘ der 60°-Vibrionen bei 370 keine oder nur eine geringfügige Verminderung der Fähigkeit, die Bildung bakterizider Antikörper anzuregen, nach sich zog, hin- gegen wurden die agglutinogenen Gruppen durch diese „Autolyse“ hochgradig geschädigt. Wurden die Vibrionen nicht bei 60°, sondern bei 100° abgetötet, so trat mit der Aufbewahrung bei 37° eine fortschreitende Abschwächung der Lysinogene ein. Nach einigen Autoren nimmt bei längerer Aufbewahrung der durch erhöhte Temperatur abgetöteten Bakterienimpfstoffe ihre Giftig- keit zu, wohl eine Folge der schließlichen Auflösung oder Aus- laugung der Zelleiber. Vgl. im übrigen Konservierung der Antigene S. 157. Erhitzung nach Trocknung des Antigens. Die obigen Angaben beziehen sich alle auf die Erhitzung von In- fektionsmaterialien flüssigen Charakters. LörrLer?,® hat mit Hinblick auf die hohe physiologische Widerstandsfähigkeit der im trockenen Zustande befindlichen Fer- mente gegenüber dem Erhitzen Untersuchungen vorgenommen, ob ge- trocknete und dann bis zur Abtötungstemperatur erhitzte Bakterien noch Antikörper zu erzeugen vermögen. Das gelang ihm. Die Bakterien wurden von Agarkulturen gewonnen, auf Glasplatten aus- gestrichen, bis zur Gewichtskonstanz getrocknet und danach, sofern es sich um nicht sporenbildende Bakterien handelte, 2—3 Stunden auf 120°, sporenbildende !/; Stunde auf 150° in einem genau verschließbaren Trockenschranke erhitzt. Methoden d. akt. Immunisierung einschl. Herstellung v. Antigenen. 41 Die Bakterien lieferten je nach der Art 18—30 Proz. Trockensubstanz, die zu einem feinen Pulver verrieben und im Bedarfsfalle nach Wägung in Kochsalz- lösung verteilt wurde. Die spezifische Giftigkeit war durch dies Verfahren nicht gestört, ihre Einverleibung auf Versuchstiere führt zur Bildung von Agglutininen und Bakteriolysinen (Deutsches Reichspatent, Klasse 30h, Nr. 1533832 vom 24. IV. 1903. Farbwerke Höchst a. M.). Beispiele der aktiven Immunisierung mit durch Hitze abgetöteten Infektionserregern. a) Die ältesten Versuche betreffen den Milzbrand. Die Methoden haben heute nur historischen Wert, da nach allen vorliegenden Beobachtungen mit toten Milzbrandbacillen im günstigsten Falle eine geringe Steigerung der Wider- standsfähigkeit, aber keine spezifische Immunität zu erzielen ist. Uebersicht über die Methoden siehe SOBERNHEIM, Bd. III. Auch zur Präzipitingewinnung sind die abgetöteten Milzbrandbacillen (und Extrakte) ungeeignet. b}) Tuberkulose. DAREMBERG versuchte Kaninchen gegen Hühner- tuberkulose durch subkutane Verabreichung sterilisierter Kulturen zu schützen. HERICOURT & RICHET erhitzten virulente Tuberkelbacillen mehrmals auf 80° und behandelten Kaninchen. Nach den bisherigen Erfahrungen liefert die Immunisierung mit durch Hitze abgetöteten Tuberkelbacillen sehr ungenügende Ergeb- nisse. Es müßte aber noch näher untersucht werden, ob nicht die bei höheren Temperaturen auftretende Destruktion der antigenetischen Stoffe des Tuberkelbacillenleibes durch geeignete Methoden der Vor- behandlung der Bakterienzelle verhütet werden kann. Wie das trockene Eiweiß die Erhitzung verträgt (z. B. im Ver- fahren LÖöFFLERs), so scheint auch durch die Behandlung mit Glyzerin in ähnlicher Weise wie durch Trocknen die immunisatorische Fähig- keit der Tuberkelbacillen vor der Schädigung des Erwärmens geschützt zu werden: MAarxer?,3 konnte mit den nach Levy durch Glyzerin abgetöteten Tuberkelbacillen Meerschweinchen und Ziegen auch im- munisieren, wenn der Glyzerinimpfstof£f 1 Stunde auf 70—72° er- wärmt war, ebenso wirkte Natriumoleat; die erhitzten Oelseife- tuberkelbacillen immunisierten sogar besser wie die nicht erhitzten, nur geschüttelten. MARxER sieht das Wesentliche der Erhitzung in dem Schmelzen des Wachses und der dadurch bedingten Trennung der Häufchen. Da, wie z. B. die Versuche von Sara zeigen, tote Tuberkelbacillen, auch die durch Hitze abgetöteten, für die Erzeugung von Tuberkulin- überempfindlichkeit geeignet sind, so werden sie vielleicht doch auch für die Erzeugung der nahe verwandten Immunität, wenigstens in gewissen Stadien der Immunisierung, Verwendung finden können. Am genauesten ist die Methode der Immunisierung mit abge- töteten Krankheitserregern studiert bei Cholera, Typhus, Pest. c) Cholera. 1. BRIEGER, KITASATO, WASSERMANN erhitzten 3-tägige Thymusbouillonkulturen, später BRIEGER & WASSERMANN eintägige Kulturen in gewöhnlicher Bouillon 15 Minuten lang auf 65° und immunisierten Meer- schweinchen. Dieselbe Temperatur und Erhitzungsdauer wandte FEDOROFF für 1 Woche alte Thymusbouillonkulturen an; den Bodensatz versetzte er mit Glyzerin 1:9 und erhielt danach einen 2 Monate lang wirksamen Impfstoff (Meerschweinchen, subkutan). 2. Bouillonkulturen, 8 Tage alt, 2 Stunden auf 70° erhitzt, verwandte G. KLEMPERER bei Meerschweinchen; 3 Tage alte, in gleicher Weise abgetötete, auch beim Menschen. \ 3. Seitdem R. PrEIFFER gezeigt hat, daß das Wesentliche für die Erzeugung von Choleraantikörpern die Einverleibung der Vibrionen- 42 Marrın Ficker, leiber ist, sind vor allem Agarkulturen für die Immunisierung ver- wendet worden. Da es ferner bei der Wertbestimmung von Cholera- seren durch den PFEIFFErRSchen Versuch sich nötig machte, eine genaue Dosierung innezuhalten, so war auch für diesen Zweck die Agarkultur die geeignetere. Gerade die Cholera ist das Gebiet für die Anwendung abgetöteter Kulturen geworden, seitdem vor allem durch Kores exakte Ver- suche erwiesen wurde, daß der Immunisierungserfolg (gemessen an den Agglutininen und Bakteriolysinen) bei Injektion lebender oder toter Vibrionen der gleiche ist. Korre®, ? hat dann, gestützt auf die fundamentalen Versuche voll PFEIFFER, WASSERMANN, KOLLE & IssaErF über das Wesen der Choleraimmunität und an der Hand exakter Prüfungsmethoden die Choleraschutzimpfung bei Menschen wissenschaftlich begründet. Methode der Schutzimpfung des Menschen gegen Cholera mit abgetöteten Choleravibrionen. 1. Aelteste Versuche KoLzes (1896): 24-stündige Cholerakulturen wurden 2—3 Minuten lang gekocht. Einmalige Injektion von 1/,o—!/; Agarkultur sub- kutan beim Menschen bewirkte Ansteigen des bakteriziden Serumtiters auf 0,003 cem. Auftreten der Antikörper nicht vor dem 5. Tag. 2. Spätere Versuche am Menschen (1897): 24 Stunden alte Choleraagar- kultur wird so abgeschwemmt, daß 1 ccm ca. 2 mg Kulturmasse enthält. Er- wärmen der Aufschwemmung 1 Stunde auf 56°. Imjektionsdosis 1/,, Kultur. Oertliche Erscheinungen: mäßige Infiltration mit sehr großer Schmerzhaftigkeit, Druckempfindlichkeit der regionären Lymphdrüsen. Temperatursteigerung (bis 39°), Frost, Mattigkeitsgefühl, Appetitmangel. Nach 2—3 Tagen ist die Re- aktion abgelaufen. Effekt der einmaligen Behandlung: starke Erhöhung des bakteriziden Titers der Impflinge vom 6. Tage ab. Beispiel K: Titer vor Immunisierung 0,75; nach der Immunisierung 6 Tage 0,006, 16 Tage 0,003, 30 Tage 0,001, nach 1 Jahr 0,03. Oder Beispiel E: Titer vor Immunisierung 0,3; 10 Tage nach der Immunisierung 0,005, 23 Tage nach: 0,003, 320 Tage : 0,05. — 3. Derzeitige Methode KoLtes. Erste Injektion: subkutan 2mg Agarkulturmasse, aufgeschwemmt in 1 cem physiologischer Kochsalzlösung, bei 580 1 Stunde lang ab- getötet. (1 Agarröhrchen (= 20 mg) wird abgeschwemmt mit 10 ccm Kochsalzlösung, also 1 com = 2 mg). Der Impfstoff wird mit 0,5 Proz. Phenol versetzt. Zweite Injektion: Doppelte Dosis: 4 mg. Erscheinungen nach der Impfung: an der Injektionsstelle ein mehr oder weniger stark empfindliches Oedem, Fieber, Kopfschmerzen. Nach 1—2 Tagen ist die Reaktion abgelaufen. Effekt: Anstieg des bakteriziden Titers von 0,2 (im Durchschnitt) auf 0,003; höchster Stand des Titers zwischen 10. und 24. Tag. Nach Ablauf eines Jahres sinkt der Titer stärker. Methode der aktiven Immunisierung von Kaninchen zur Ge- winnung von bakteriolytischen Oholeraantikörpern. Nach PrEIFFER-MARX?: Kaninchen von 2 kg Gewicht erhalten den Kultur- rasen von 3 Tage alten Choleraagarkulturen, die mit 5 cem Bouillon abgespült und durch einstündiges Erwärmen in einem auf 70° eingestellten Trocken- schrank sterilisiert wurden. Injektion subkutan an zwei verschiedenen Stellen. Die Virulenz des Stammes war 1/,, Oese (= !/, mg) für Meerschwein- chen (200—250 g), intraperitoneal. Das Resultat dieser Impfung an 15 Ka- ninchen, die (zugleich für andere Zwecke) entblutet wurden, war folgendes: Methoden d, akt. Immunisierung einschl. Herstellung v. Antigenen. 43 Bakteriolytische Antikörper im Kaninchen nach subkutaner Injektion abgetöteter Choleravibrionen nach R. PFEIFFER-MARX. | Serumtiter in mg a | Wieviel Tage nach Cholerainjektion 1 Tag | 2 Tage | 3 Tage | 4 Tage | 5 Tage | 8 Tage | 52 Tage 1 ı 200— 300 mg | 2 150—200 „| 3 <=3000 7, | 4 < 300 mg | 5 300 „ 6 20 mg | 7 50 ,„ | | 8 304 5, I 5 mg | 10 due 11 een = a | 5 ie 3a 2 2 mg Aus der Tabelle ist ersichtlich, daß schon am 3. Tage nach der subkutanen Einverleibung abgetöteter Choleravibrionen bei Kaninchen die Blutveränderung einsetzt. Ueber einen Versuch, die 60°-Bakterien durch Gefrieren- lassen und Wiederauftauen weiter zu erschließen, berichten FRIEDBERGER & MorzscHı!l, sie brachten die bei 60° abgetöteten Choleravibrionen an zwei aufeinanderfolgenden Tagen 6mal hinter- einander in einer Kältemischung zum Gefrieren und tauten bei Zimmertemperatur wieder auf. Dies Antigen wirkte aber nicht besser als die nur erhitzten 60°-Bakterien (Injektionsdosis pro kg Ka- ninchen 1/00 Oese). d) Typhus. 1. CHANTEMESSE & WıDAL impften Mäuse intraperitoneal mit 0,5 ccm 3 Tage alter und auf 120° 10 Minuten lang erhitzter Typhus- bacillen, die gleichen Mäuse erhielten an den 5 folgenden Tagen ebenfalls je 0,3—0,5 ccm von erhitzten, aber 5, 6, 7, S und 9 Tage lang gezüchteten Ba- eillen. 4 Mäuse starben, von den 8 überlebenden vertrugen 10 Tage nach der ersten Injektion 6 die tödlichen Dosen. Immunität war, allerdings ebenfalls nicht regelmäßig, auch zu beobachten, wenn die Autoren nur die 3 Tage alten und sterilisierten Kulturen einspritzten. 2. L. BRIEGER, KITAsATO und WASSERMANN erhitzten 3-tägige Kulturen von Typhusbacillen (Thymusbouillon) auf 60° 15 Minuten lang, mit 0,5 ccm dieses Impfstoffes konnten Mäuse (intraperitoneal) gegen die intraperitoneal verabreichten dreifach tödlichen Dosen frischer Kultur, ferner Meerschweinchen mit 3 ccm (intraperitoneal) gegen die doppelte tödliche Dosis (intraperitoneal) geschützt werden. Fischsperma- und Lymphdrüsen - Typhusbouillon in der gleichen Weise behandelt, wirkte gleich günstig. 3. CHANTEMESSE & WıpAaL dehnten dann ihre früheren Versuche weiter auch auf Meerschweinchen und Kaninchen aus, die mit 2 Wochen alten auf 100° erhitzten Bouillonkulturen subkutan vorbehandelt wurden. 4. BEUMER & PerıreR behandelten Hammel in 3—14-tägigen Intervallen subkutan mit Typhusbouillonkulturen, die bei 55—60° 1 Stunde gehalten waren, Dosen steigend von 1—100 ccm. 5. An den weiteren Ausbau der Immunisierungsverfahren gegen Typhus mit abgetöteten Bacillen, vor allem auch an ihre Anwendung 44 Marrın FICkEr, auf den Menschen konnte erst herangetreten werden, als in dem Serum von Menschen, die den Typhus überstanden hatten, sowie im Blutserum immunisierter Tiere Veränderungen nachweisbar waren, deren Grad sich feststellen ließ. Die Bestimmung des bakteriziden Titers des Serums nach dem Preırrerschen Verfahren gewährte auch hier ebensowie bei Cholera die Möglichkeit, wenigstens die eine Art der entstehenden Antikörper zu fassen und zu messen. PFEIFFER & KorrE behandelten Ziegen subkutan mit 20 Stunden alten Typhuskulturen, die in Kochsalzlösung suspendiert bei 65° ab- getötet waren. Sie beobachteten damit einen starken Anstieg der spezifisch-bakteriziden Substanzen des Serums und gingen nun daran, das zur Choleraschutzimpfung des Menschen geübte Verfahren in ähnlicher Weise gegen Typhus auszuarbeiten. Die Herstellung des Impfstoffs war die gleiche wie bei Cholera. Die Kultur besaß 1/,„-Oesenvirulenz für 300 g Meerschweinchen (in- traperit.). Abtötung der Kulturaufschwemmung (1 Oese : 1 ccm sterile Bouillon) erfolgte bei 56° im Brutschrank ‚mehrere Stunden“. Ein- malige subkutane Verimpfung von 2 mg = 1/,, Agarkultur in 1 ccm Bouillon bei Menschen (Rückenhaut) hatte zur Folge, daß der Serumtiter, der vor der Injektion > 0,5, 6 Tage nach der Injektion 0,2 und 11 Tage nachher 0,075 betrug, in einem anderen Falle von 0,5 vor der Injektion auf 0,01 (11 Tage nach der Injektion) sich erhöhte. Erscheinungen: nach einigen Stunden Schmerzen an der ge- röteten und geschwollenen Injektionsstelle, Fieber bis 39°, erhebliches Unwohlsein. Nach dem 1. Tage gehen die Erscheinungen zurück und sind am 3. Tage verschwunden. Nach späteren Angaben wird die Bakteriensuspension (eine 18 Stunden alte Agarkultur: 10 cem Bouillon) 2 Stunden auf 56° er- wärmt. Nach den Versuchen von PFEIFFER & Marx kann der Impf- stoff durch Zusatz von 0,5 Proz. Phenol auf die Dauer von mindestens 4—10 Wochen konserviert werden, soweit es sich um die Antigene für die Erzeugung bakterizider Stoffe handelt (daß das Agglutinogen eine solche längere Konservierung — 21/, Monate — nicht verträgt, geht aus den Versuchen von PFEIFFER & Marx hervor: die Seren der subkutan mit dem konservierten Impfstoff behandelten 3 Menschen agglutinierten im Höchstfalle 1:10, ein Serum, das im bakteriolyti- schen Versuch am intensivsten wirkte, agglutinierte überhaupt nicht). Ueber Auswahl des Kulturstammes s. S. 150. Nach den Angaben von Marx empfiehlt es sich, das zur Immu- nisierung des Menschen zu benutzende Typhusantigen durch 2—3 Stunden langes Erwärmen auf 60° herzustellen, auch dann ist noch Sterilitätsprüfung nötig. Ausführlich ist die Herstellung des Preırrer-KoLtE- schen Impfstoffs von Hersch & KurscHher geschildert worden. Nach diesen Angaben werden 24 Stunden alte bei 37% bewachsene Agar- röhrchen eines Stammes verwendet, der in der Dosis !/; Oese ein Meer- schweinchen von 250 g bei intraperitonealer Einverleibung tötet. Der Stamm besitzt die Fähigkeit, die Ambozeptoren des Typhusserums in reichlicher Menge zu binden. — Zum Ausgleich der Schwankungen der Bakterienmengen in den einzelnen Röhrchen werden Röhrchen der gleichen Weite und Agaroberfläche ausgewählt, die Impfung geschieht mit einer großen Oese Bouillonaufschwem- mung, so daß die ganze Oberfläche Aussaatmaterial erhält. Die Kulturmenge von 10 Röhrchen wird mit 4,5 cem steriler physiologischer NaCl-Lösung mittels Methoden d. akt. Immunisierung einschl. Herstellung v. Antigenen. 45 langer Platinöse abgeschwemmt, durch ein steriles Gazefilter in Erlenmeyer- kölbehen filtriert, das nun auf 11/;—2 Stunden in einen auf 60° eingestellten Schrank zur Abtötung der Bacillen gegeben wird. Danach Sterilitätskontrollen (je 2 große Oesen in Bouillon, desgleichen auf Agarröhrchen ), schließlich Zusatz von 5 cem einer 3-proz. Phenollösung zu den 45 ccm Inhalt des Kölbchens. Nach Abwarten der Sterilitätsprüfung Auffüllen des Impfstoffes auf 15 bis 30 cem haltende sterile braune Fläschehen, die mit glatten, ausgekochten und 24 Stunden in 5-proz. Phenollösung aufbewahrten Gummistopfen verschlossen werden. Nach Verschluß werden die Fläschehen nochmals !/s Stunde bei 60° gehalten. 0,5 ccm des Impfstoffes — 2 Normalösen Typhusagarkultur. Der nicht mit Phenol versetzte erhitzte Agarimpfstoff tötet Meerschwein- chen (250 g) intraperitoneal in der Dosis von Be ceMm; Die Technik der Impfung ist von Hersch & KUTSCHER eben- falls geschildert, sie wählten als Injektionsstelle vor allem die vordere Seite der linken Brust. (Mitte zwischen Schlüsselbein und Brust- warze.) Rückenimpfungen empfehlen sich nicht (Schmerzen beim Liegen). Auch Unterarmimpfungen sind nicht zweckmäßig, weil es in dem straffen Unterhautbindegewebe häufiger zu sehr schmerzhaften Exsudaten kommt. Ueber klinische Beobachtungen bei den Schutz- impfungen s. FLEmMING, ferner MusEuornD & STEUDEL, MORGENROTH, ERHARDT, EccerT & Kunn in „Beiträge zur Schutzimpfung gegen Typhus“. MuseHoLp & Sreupen beobachteten als höchste Impftempe- ratur 40,9. Nach den Beobachtungen pflegt 10 Tage nach der einmaligen Verabreichung von 2 mg der bakterizide Titer durchschnittlich 0,01 bis 0,005, der Agglutinationstiter 0,02—0,01 zu betragen. Zur Er- zielung einer höheren und längerdauernden Immunität soll S—10 Tage nach der ersten eine zweite Impfung mit der doppelten und nach weiteren 8 Tagen eine dritte Impfung mit der 3—4-fachen Dosis folgen. Bei diesen erneuten Injektionen sind die Erschei- nungen wesentlich geringer. Bleibt eine allgemeine Reaktion nach der 2. Impfdosis aus, so empfiehlt es sich, eine dritte Einspritzung mit 10 mg Agarkultur =5 Oesen vorzunehmen. Siehe hierzu AB, 3.0154. Korte rät von der Verwendung kleiner Dosen des Impfstoffs (weniger als 2 mg Kultur) ab, zur Erzielung einer ausreichenden auch länger anhaltenden Immunität scheint das Auftreten gut ausge- sprochener allgemeiner und lokaler Reaktionen Erfordernis zu sein. Später sind aber zur Vermeidung der heftigen Erscheinungen folgende Impfdosen gewählt worden: 1. Injektion 0,3 cem Impfstoff = ?/, Oese, II | — 5) ” >) 5 1 3. ” 1,0 ” ” —=2 Die von Hrrsch & KurscHer ermittelten Werte für die Bakte- riolysine und Agglutinine des Serums der Schutzgeimpften decken sich i. A. mit den oben wiedergegebenen. Hervorgehoben sei, daß die nochmaligen Injektionen, wie zu erwarten war, eine bedeutende Steige- rung der Serumwerte zur Folge hatten. Resultate der Impfung s. Bd. III. Eine Modifikation dieser Typhusschutzimpfung nach PFEIFFER-KOLLE haben R. BassenGe und W. RımpAu vorgeschlagen. Von einem lange fort- gezüchteten Typhusstamm, der sehr geringe Virulenz, aber leichte Agglutinations- fähigkeit besaß, wurden 18 Stunden alte Agarkulturen hergestellt, mit 0,37 Proz. NaCl-Lösung abgeschwemmt und bei 58—60° im Schüttelapparat binnen i Stunde abgetötet. Erste Impfdosis 1/3, Oese, nach 10—12 Tagen 1/,;,, nach weiteren ’ Oesen. 46 Marrın Ficker, 10—12 Tagen !/, oder !/; Oese. Der Impfstoff hält sich mit und ohne Phenol- zusatz im Eisschrank wochenlang. Der Vorteil dieser kleineren Impfdosen soll in der Verhütung stärkerer Allgemeinerscheinungen liegen, was von HETScCH und KUTSCHER (s. oben) bestätigt wird, hingegen fanden diese Autoren keinen Unterschied der kleinen Dosen gegenüber den großen in bezug auf die Intensität der lokalen Erschei- nungen. Die Prüfung des Agglutinations- und bakteriziden Titers durch Bas- SENGE & RıMmPpau ergab, daß die durch die künstliche Impfung erhaltenen Werte den bei Typhusrekonvaleszenten zu findenden gleichkommen oder sie übertreffen. Das Verfahren ist von KoLLE zum Vergleich mit anderen zu Schutz- impfungen empfohlenen herangezogen worden, von sechs nach dieser Methode geimpften Personen hatte keine nach der dreimaligen Injektion einen höheren bakteriziden Titer als 1:50. 6. Schutzimpfung nach WRIGHT. Der Unterschied dieses Verfahrens gegenüber dem PFEIFFER- Korreschen liegt in erster Linie in der Verwendung von Typhus- bouillonkulturen. Früher nahm WriıcHT 10—21 Tage, jetzt 1—2 Tage alte Typhus- bouillon (379). Die Methode der Darstellung des Impfstoffs ist eingehend be- schrieben in der Schrift: „Kurze Abhandlung über Antityphusinoku- lation“ von A. E. WrıcHTt, Jena, G. Fischer, 1906. Ausführlich gibt sie auch FRIEDBERGER* wieder. Die Züchtung der Typhusbacillen geschieht in dünnen Schichten neu- traler 1-proz. Peptonbouillon innerhalb von besonderen Flaschen: Diese sind mit einem seitlichen unteren Ansatz versehen, der in einen Kautschukschlauch ausläuft. Verschluß durch Klemme und Glasstab. Zur Impfung der Flaschen wird das Kautschukrohr an einer Stelle mit glühendem Glasstäbehen berührt und an dieser sterilen Stelle die Kanüle der mit Typhussuspension gefüllten Spritze eingestochen. WRIGHT wählte diese Art Kulturflaschen, um aus ihnen leicht Proben zur Prüfung auf Reinheit entnehmen zu können und die Mög- lichkeit zu haben, den Inhalt in größere Milchflaschen (s. Fig. 2) ohne Ge- fahr der Verunreinigung zu übertragen. Diese Vermischung des Inhalts einer ganzen Serie von Kulturflaschen in einem größeren Gefäß vereinfacht die Stan- dardisierung. Die Ueberführung des Inhaltes der Kulturflaschen in die abge- bildeten Mischgefäße geschieht in der Weise, daß die Kautschukschlauchenden an der Kulturflasche und an dem untersten Ansatz der Mischflasche mittels Durch- ziehens durch die Flamme sterilisiert und die beiden Verschlußglasstäbchen aseptisch entfernt werden. Nachdem durch eine sterile Glasröhre die Ver- bindung zwischen den Flaschen hergestellt ist, werden die Klemmen gelüftet und die Flüssigkeit übergeleitet. In gleicher Weise werden die übrigen Kulti- vierungsflaschen entleert, schließlich wird wieder mit @Glasstab verschlossen. Das Mischgefäß kommt dann in ein tiefes Wasserbad, so daß die Oberfläche des Wasserbades noch 5 cm höher steht als die Oberfläche der Kultur im Mischgefäß. Jedes Mischgefäß enthält im Innern ein Thermometer, das im wesentlichen aus einem spindelförmigen, mit Paraffin vom Schmelzpunkt 60° gefüllten Glasgefäß besteht, ist die Temperatur des Schmelzpunktes erreicht, so sinkt das Thermometer zu Boden (nähere Beschreibung bei WRIGHT). Von diesem Moment ab läßt WrıiGHT nach Abdrehen der Heizflamme des Wasser- bades die Mischgefäße noch 10—15 Minuten in dem heißen Wasser. Nachdem die erhitzten Bouillonmengen gemischt sind, erfolgt die Sterili- tätsprüfung, die Bestimmung der Vaccinstärke, die Standardisierung und die Zugabe von !/,, des Vaccinvolumens von 5-proz. Lysol- oder Karbollösung zur Konservierung. Für die Standardisierung des Vaccins hat WRIGHT ver- schiedene Methoden geprüft, u. a. das doppelte Standardisierungsver- fahren: Prüfung der Toxizität des Vaccins an Meerschweinchen und Kontrolle der Opazität des Vaccins nach dem Leısumanschen Verfahren (Beschreibung bei FRrIEDBERGER). Bei der Toxizitäts- Methoden d. akt. Immunisierung einschl. Herstellung v. Antigenen. 47 bestimmung wurden Meerschweinchen (250—300 g) subkutan mit 0,5—1,5 ccm Vaccin geimpft, die tödliche Dosis für 100 g Meer- schweinchen war die Impfdosis für den Menschen. Indessen erwies sich die Resistenz der Meerschweinchen gegenüber dem Vacecin als außerordentlich schwankend. Die Prüfung der Opazität konnte eben- falls auf Genauigkeit keinen Anspruch machen, da sie einer Be- einflussung durch autolytische Prozesse während der Züchtung unterlag. WerichHTr hat deshalb als Standardisierungsverfahren das Zählen der in der Volumeneinheit enthaltenen Typhusbacillen gewählt. Es wird dies dadurch erleichtert, daß er von vernherein nur solche Typhus- stämme zur Herstellung des Vaceins benutzt, die eine gleichmäßige Wachstumsintensität unter optimalen Bedingungen aufweisen (nach 1-tägigem Wachstum pro 1 ccm 1000—2000 oder mehr Millionen Bacillen). Kultivierungsflasche nach WRIGHT. Fig. 2. Mischgefäße nach WRIGHT. Paraffinthermometer auf dem Boden der Behälter sichtbar. WrıcHTs Zählmethode. In eine WrıIGHTsche, mit Marke versehene Kapillarpipette werden mittels Gummisaugers 1 Volumen Blut (aus der Finger- kuppe), danach unter Einschaltung einer Luftblase 1 Volumen Vacein und 3 Vo- lumina physiologischer Kochsalzlösung eingebracht. Die letztere kann auch bei weniger dichten Vaccins durch das Vaccin selbst ersetzt werden. Der Pipetten- inhalt wird auf einen Öbjektträger ausgeblasen und durch mehrmaliges Auf- saugen und Ausblasen gemischt. Von der Mischung wird 1 Tröpfchen auf einen mit feinstem Schmirgelpapier abgeriebenen (oder durch Kochen in starkem Aetz- natron vorbereiteten) Objektträger gebracht und ausgestrichen. Fixation und Färbung vgl. opsonische Technik. Zur Zählung der im Gesichtsfeld befindlichen roten Blutkörperchen und Bakterien ist ein stärkeres Okular zu verwenden. Man ermittelt den Durchschnittswert mehrerer Gesichtsfelder. Als bekannt sieht an den Blutkörperchengehalt des normalen Blutes an (5000000000 pro ccm). Zahl der Blutkörperchen im Gesichtsfeld Zahl der Blutkörp. in der Volumeneinheit Zahl der Bakterien im Gesichtsfld Zahl der Bacillen in der Volumeneinheit. Beispiel: Gezählt sind 36 rote Blutkörperchen und 20 Typhusbaeillen. Folglich 36 5 000 000 000 20 x x (Zahl der Bacillen des Vaceins in 1 cem) — 2800 000 000. 48 Marrıv Ficker, Diese Methode kann unter Umständen recht ungenaue Werte ergeben, wie LEISHMANN, HARRISON, SMALMANN und TULLOcCH nachgewiesen haben (Schwierig- keit der gleichmäßigen Verteilung in dem Ausstrich, Häufchenbildung der Bouillon- bacillen, Agglutination durch das Serum, bakteriolytische Einflüsse u. dgl.). LEISHMAN hat daher dies Zählverfahren WRIGHTs mit der Plattenzählmethode unter Verwendung einer homogenen Aufschwemmung von Typhusbacillen in physiologischer Kochsalzlösung verglichen und als hierbei gleiche Werte er- halten wurden, abgemessene Mengen getrocknet und gewogen. Da die Wägungs- resultate in einem bestimmten Verhältnis zu den Zählungen stehen, so lassen sie sich auch zur Vaceintitrierung u. U. verwenden. Fig. 3. Ausstrich von 1 Volumen normalen Blutes, 1 Vol. Typhusvacein, 3 Vol. physiolog. NaCl-Lösung. Dosierung des Impfstoffs. Beim Erwachsenen beträgt die 1. Impfdosis 750—1000 Millionen Typhusbacillen, die zweite (nach 11 Tagen) die doppelte Menge. Injektionsstelle: Zur Vermeidung der Schmerzen durch stärkere Hautspannung sind Stellen zu wählen, an denen die Haut locker 'aufsitzt. WrıcHT bevorzugt die Rückenpartie nahe der Schulter und Lendengegend. Zum Abfüllen des Vaccins dienen kleine Flaschen, die, mit Watte verschlossen, trocken sterilisiert werden. Die Wattestopfen werden nach dem Abkühlen ersetzt durch starke Gummikappen, die in einer gesättigten Sublimatlösung gelegen hatten und genau auf den Fläschchenhals passen müssen. Dieser Gummikappenverschluß hat vor dem durch Stopfen den Vorteil, daß durch Einstich mit spitzer Kanüle Flüssigkeitsquanten entnommen oder zugesetzt werden können. Die Methode des Abfüllens ist beschrieben bei WrıcHt. Das Ein- füllen geschieht aus den großen Mischgefäßen mittels Handgebläses. Die Gummikappen der kleinen Fläschehen werden in eine starke Lösung von Karbol- säure oder Lysol getaucht und mit je 2 Hohlnadeln, die in heißem Oel bei 140° sterilisiert worden sind, durchbohrt. Durch die eine Nadel, die aseptisch mit dem Auslauf des Mischgefäßes verbunden ist, läßt man das Vacein ein- strömen, durch die andere entweicht die Luft. Die beiden Einstichlöcher in den Gummikappen werden durch Gummilösung nach Abwaschen der Gummi- kappen mit absolutem Alkohol und Entfernen etwaigen Oels durch Aether ver- schlossen. Ist die Gummilösung erstarrt, so wird die Kappe mit Paraffin, Methoden d. akt. Immunisierung einschl. Herstellung v. Antigenen. 49 das auf 160° erhitzt wurde, überzogen. Beim Eintauchen der Flaschen in das Paraffin soll dieses auch in den Raum zwischen unterstem Rand der Gummikappe und Flaschenhals eindringen. Zur Entnahme von Impfstoff aus den Flaschen wird die Gummikappe in heißem Oel oder in einem heißen Antiseptikum sterili- siert und mit steriler Kanüle eingestochen. Nach dem ersten Einstich wird die Nadel wieder herausgezogen (um Luft einzulassen) und nach nochmaliger Ein- führung die Spritze gefüllt. Klinische Erfahrungen nach Einführung des WrıcHTschen Impfstoffes. 1) Lokale Erscheinungen. Nach 2—3 Stunden Hautrötung, seröse Exsudation an der Impfstelle, unbedeutende Lymphangitis in der Richtung der Axillar- oder Leistendrüsen. Bei sehr stark toxischem Vaccin wurden in einem Falle erysipelartige Erscheinungen (ohne nachfolgende Eiterung) beobachtet. WRIGHT verordnet gegen die serösen Exsudationen 2—4 g Ualcium- chlorid oder Caleiumlaktat, Vermeidung von Alkohol; zur Linderung der Schmerzen warme Umschläge, Einreiben mit Salbe (Acid. carbol. 1,0, Extr. Ergo- tini liquid. 4,0, Zine. oxyd. 3,0, Lanolin 20,0). An der Impfstelle bleibt auch noch nach Wochen ein hartes Knötchen zurück. 2) Allgemeinerscheinungen. Sie setzen 2—3 Stunden nach der Impfung ein: Kopfschmerzen, Unwohlsein. Nach 5—6 Stunden sind die Erschei- nungen gewichen. Bei der früheren Anwendung großer Dosen wurden Schwäche- anfälle und Schüttelfröste beobachtet. Nach Muskelanstrengungen und Hungern waren die Allgemeinerscheinungen heftiger. Harrısons Modifikation des WrıcHtschen Impf- stoffes besteht darin, daß er einen avirulenten Stamm 1—2 Tage in Bouillon züchtet und eine Stunde lang bei 530 im Wasserbad ab- tötet. Zusatz von 0,25 Proz. Lysol. Die Impfdosis beträgt 500 Mil- lionen (= 0,5 ccm) Bakterien für die erste und 1000 Millionen (= 1 cem) Bakterien für die zweite Impfung (9—10 Tage nach der ersten. Harrıson sieht das Wesentliche der Wirksamkeit dieses Vaccins in der niedrigen Erhitzungstemperatur, nach seinen Versuchen schädigt die Temperatur von 65° und darüber das Antigen. Nach späteren Untersuchungen von LEISHMAN, HARRISON, GRAT- TAN & ARCHIBALD, die die Versuche Harrısons bestätigen, genügt schon die 24-stündige Einwirkung des Lysolzusatzes von 0,25 Proz. zur Abtötung der Bacillen, es tritt aber durch einstündige Erwärmung auf 530 keine wesentliche Abschwächung ein. Stellt man den Impf- stoff durch Suspension in NaCl-Lösung her, so verursacht seine In- jektion mildere Lokal- und Allgemeinerscheinungen. Der Immuni- sierungseffekt war in bezug auf die Bildung bakteriotroper Stoffe der nämliche, wie nach der älteren Methode, nur die Agglutinine traten in vermindertem Maße auf. Der WricHtsche Impfstoff hielt sich bei mittlerer Zimmertem- peratur 3 Monate. Russen benutzt als Konservierungsmittel des erwärmten Impfstoffes Formalin. Die der WriscHtschen Schutzimpfung folgende Entstehung von Antikörpern wurde von Leısuman am Menschen geprüft. Das bakterizide Vermögen (Plattenmethode) erfuhr eine Steigerung auf das 5-fache, die Bakteriolyse (in vitro, Granulafärbung) auf das 5—10- fache. Die Agglutinine erreichten in einigen Fällen Werte von 2000—4000. Die Untersuchung auf Opsonine verlief negativ, die Stimuline erfuhren eine Steigerung. Resultate der Wrıs#tschen Schutzimpfung s. Bd. III. 7. CHANTEMESSE empfiehlt die amerikanische Methode zur Her- stellung von Typhusimpfstoff: Abtöten der Bacillen bei 56° im Wasserbad unter Schütteln, kein Zusatz von Antisepticis. Handbuch der pathogenen Mikroorganismen. 2. Aufl. II. 4 50 MarTın Ficker, e) Die durch Hitze abgetöteten Ruhrbacillen haben eine verhält- nismäßig geringe Bedeutung für die aktive Immunisierung gewonnen, und zwar deshalb, weil dieser Impfstoff gegenüber den verschiedensten Organismen, auch gegenüber dem Menschen, eine hohe Giftigkeit be- sitzt. DOERR beobachtete, daß die 1 Stunde bei 65° abgetöteten Ba- cillen gegenüber Kaninchen fast die gleiche Toxizität entfalten wie die lebenden, s. auch SELTER, S. 35. Wählt man zur Abtötung höhere Temperaturen, die die Giftigkeit herabdrücken oder aufheben (80 bis 1009), so geht die Antigenfähigkeit verloren. Beginnt man aber zur Immunisierung mit sehr kleinen Dosen ab- getöteter Kultur, so kann man unter sehr vorsichtiger Steigerung bei Auswahl geeigneter Dysenteriestämme sehr wohl eine ziemlich weit- gehende Immunität erzeugen. P. TH. MÜLLER! immunisierte Meerschweinchen intraperitoneal mit Bouil- lonkulturen (Erhitzung auf 55—60° 20 Minuten), DOMBROWSKY Kaninchen sub- kutan mit Suspensionen, die 1 Stunde bei 60° abgetötet waren (Agar, 24 Stunden 37°), DOERR desgleichen mit 1 Stunde bei 65° abgetöteten Bacillen. In jedem Falle aber muß man auf Verluste gefaßt sein, man wird stets mehrere Tiere im Versuch halten und muß hier ganz besonders darauf bedacht sein, nicht eher eine erneute Injektion vorzunehmen, als bis sich die Folgen der letzten (Gewichtsabnahme, Paresen etc.) ausgeglichen haben. Mit welchen Dosen man beginnen soll, läßt sich wegen der schwankenden Giftigkeit der ein- zelnen Ruhrstämme nicht sagen. Immunisierungsschemata (zur Agglutiningewinnung) s. S. 179. Relativ besser vertragen größere Tiere abgetötete Ruhrbacillen (Hammel, Ziegen, Esel, Pferde). Die ersten Versuche stammen von KRrusz, der Esel und Pferde subkutan, danach intravenös mit steigenden Dosen bei 60° abgetöteter Ruhrbacillen behandelte. Die Bacillen entnahm er jungen Agarkulturen. Um die bei Pferden nach Injektion erhitzter (56°) Dysenteriebacillen auftretende starke Reaktion zu vermeiden, behandelten RUFFER & WILLMORE die Emulsion mit Salzsäure und Pepsin und neutralisierten. Die Tiere vertrugen dies Antigen (hergestellt aus 15 Agarröhrchen) intramuskulär gut. Aehnlich verfuhren Hıpa & TovyopA (bei Meerschweinchen, Kaninchen). Dieselben Autoren berichten über Versuche der Immunisierung per os bei Meer- schweinchen mit bei 60° abgetöteten Dysenterie- (auch Cholera-, Typhus-) bacillen: das Resultat war negativ. Hingegen will SuicA auf dem gleichen Wege bei Kaninchen Erfolge erzielt haben, die ihn zu der Anwendung des gleichen Modus bei Menschen ermutigten (s. S. 137). Versuche am Menschen. Krusel injizierte 1 ccm einer eintägigen bei 55° 1 Stunde ab- getöteten Bouillonkultur subkutan. (Vorderarm.) Reaktionserschei- nungen lokal: ausgedehnte schmerzhafte Infiltration, die erst nach einer Woche zurückging. Agglutinationstiter bis 1:200. Allgemein: leichtes Fieber, Unwohlsein. Die gleiche Methode befolgte Rosen- THAL, der schwere Allgemeinerscheinungen beobachtete, nach Ein- spritzung von 1 ccm abgetöteter Bouillonkultur traten Agglutinine nicht auf. Ebenfalls über schwere Allgemeinerscheinungen berichtet SHicAal, Agarkultur-Emulsion, 1 Stunde bei 60° abgetötet, Impfdosis 1/5; Kultur. Weitere Versuche sind beschrieben von LuckscHh, LüÜDket, SHIGA (per os, s. oben). Luckscn benutzte Impfstoffe gegen Ruhr, die nach dem Ver- fahren von PrEIFrer-KoLLe (bei Typhus) hergestellt waren. Er ver- abreichte 0,5—1 ccm (= 1/,—1 Oese). Er mußte diese Methode aufgeben wegen der schweren lokalen Erscheinungen, auch blieb Er- höhung des bakteriolytischen Serumtiters aus oder war minimal. Methoden d. akt. Immunisierung einschl. Herstellung v. Antigenen. 51 Günstiger liegen die Verhältnisse bei der aktiven Immunisierung gegen Typus Flexner und Y. Auch hier verwandte LuckscH die Antigenherstellung nach PFEIFFER-KoLLE (1 ccm — 2 Oesen). Nach Injektion von 0,5 cem und einer 8 Tage später erfolgten zweiten In- jektion von 11/, ccm Impfstoff trat bei der geimpften Person eine Erhöhung des bakteriziden Titers auf, welche diejenige von Rekon- valeszenten übertraf (Flexner- oder Y-Dysenterie). Schädliche Neben- wirkung wurde nicht beobachtet. f) Pest. Die Pestbacillen gehören zu jenen Antigenen, die sehr vorsichtige zu erhitzen sind, wenn sie nicht ihre Fähigkeit, Anti- körperbildung auszulösen, verlieren sollen. Nach den Beobachtungen der Deutschen Pestkommission zerstört Kochhitze das Antigen in kür- zester Zeit. Am mildesten wirkt das 2 Stunden lange Erwärmen auf 510 oder das einstündige Erwärmen auf 65° (Agarkulturen, auf- seschwemmt in Bouillon), letzteres Verfahren ist das empfehlens- wertere. Zur Kontrolle auf Sterilität genügt aber hierbei die Nähr- bodenimpfung zient, vielmehr sind Tierversuche (Meerschweinchen, Ratte) anzuschließen. Namentlich wenn die Suspension eine sehr dichte ist, wird man auch bei einstündiger Erwärmung auf 659 mißtrauisch sein müssen, ob wirklich vollständige Sterilität einge- treten ist. KoLLE empfiehlt deshalb die Abtötung bei dieser Tempe- ratur im Schüttelapparat vorzunehmen. Freilich ist zu berücksichtigen, dab bei diesem Verfahren der Impfstoff wesentlich andere Beschaffen- heit annimmt (vgl. hierzu S. 61). Einzelheiten über die aktive Immunisierung gegen Pest mit abgetöteten Kulturen sind bei WASSERMANN-LEUCHS?, sowie in diesem Handbuch, Bd. IV zu finden, die Methoden unterscheiden sich prinzipiell nicht von den bisher ge- nannten, es seien daher hier nur einige Unterschiede skizziert. Versuche am- Tier. l. Kaninchen, Meerschweinchen. _ _ YERSIN, CALMETTE & BORREL: Agarkulturen, in Bouillon aufgeschwemmt, 1 Stunde auf 58° erhitzt. Kaninchen, Impfung intravenös oder subkutan in krankmachender Dosis. Am besten 3—4malige Behandlung in 5-tägigen Zwischen- pausen. Schutz gegen tödliche subkutane Dosis lebender Pestbacillen. Methode tür Kaninchen ziemlich sicher, nicht für Meerschweinchen. 2. Ratten, Meerschweinchen. Korret: Agarkulturen, mehrere Stunden auf 65° erhitzt. Impfung von Ratten und Meerschweinchen subkutan. Schutz gegen die 16 Tage später er- folgende subkutane tödliche Dosis mit lebender Kultur. 3. Affen. WyssoKoWwITZz & ZABOLOTNY: Agarkulturen auf 60° erhitzt. Die Affen zeigten Immunität vom 7. Tage ab, sie war nach 3 Wochen noch nachweisbar. 4. Affen /Makaken). Deutsche Pestkommission (Bericht S. 307). Eine ganze 2-tägige durch Erhitzen (1 Stunde 60° oder 65°) abgetötete Pestkultur subkutan. Schutz gegen eine Oese lebender Kultur (subk.). Der Impfschutz ist vollständig erst nach 7 Tagen entwickelt. 1/; Kultur schützt nicht sicher. Durch Makakenimmunisierung wurde von der Deutschen Pestkommission festgestellt, daß der Zusatz von 0,5 Proz. Phenol zu dem erhitzten Antigen irrelevant ist, hingegen zerstört die Karbolsäure die immunisierenden Sub- stanzen in den Pestbacillen, wenn sie auf die noch lebenden Kulturen einwirkt. 5. Ratten. Deutsche Pestkommission (Bericht S. 312). Subkutane (auch intraperitoneale) Injektion von 2 Pestagarkulturen (2 Tage alt, 65° 1 Stunde, 24 Stunden mit 0,4 Proz. Phenol konserviert) schützten fast in jedem Falle gegen subkutane Einverleibung einer Oese lebender Kultur. Niemals waren die hoch- immunisierten Ratten gegen kleine Mengen per os verabreichter lebender Pest- kultur geschützt. 6. Mäuse, Ratten, Meerschweinchen, Kaninchen konnten LUSTIG & GALEOTTI mit Kulturen, welche 1 Stunde lang auf 80, 70 und 60° erwärmt waren und in 4* 52 Marrın Ficker, Pausen von 5—7 Tagen verimpft wurden, gegen intraperitoneale oder sub- kutane Infektion nicht schützen (lediglich verzögerter Infektionsverlauf). 7. Ratten konnten TAvVEL, KRUMBEIN & GLÜCKSMANN mit dem Vacein HAFFKINEs und der Deutschen Kommission immunisieren, und zwar zeigte 1 Ratte nach einmaliger Impfung von 5 ccm Vaccin Haffkine und einer 10 Tage später nachfolgenden intraperitonealen Infektion mit 1 Oese Pestkultur voll- ständige Immunität, von dem Impfstoff der Deutschen Kommission wurden je 6 ccm auf 2 Ratten verabreicht, die ebenfalls immun blieben. Meerschweinchen mit abgetöteten Pestkulturen ausreichend zu immunisieren, gelang diesen Autoren nicht. Impfungen des Menschen. 1. Harrkınesche Methode (Schilderung von SCHOTTELIUS). „Ein Kilo mageres Ziegenfleisch wird von Sehnen und Bindegewebe usw. tunlichst befreit — in einer Fleischmühle fein zermahlen, sodann mit 125 g Salzsäure übergossen, im Autoklav bei 3 Atmosphären Druck mehrere Stunden digeriert, dann entsteht aus dem Ganzen eine gleichmäßig dunkele, bernstein- gelbe, dick-ölflüssige Masse. Diese wird filtriert und mit Wasser soweit ver- dünnt, daß ein 1l-proz. Pepton- resp. Albumingehalt der entstehenden Bouillon herauskommt. Es gehört dazu etwa die 7-fache Menge Wasser als Zusatz. Diese Bouillon wird mit Kal. carbon. neutralisiert, durch Kochsalzzusatz auf den physiologischen Kochsalzgehalt gebracht, nochmals sterilisiert, und bildet nun bei einer Temperatur von 30° den besten Nährboden für Pestbacillen. Diese Bouillon wird in große Glaskolben von ca. 20 cm Durchmesser mit flachem breiten Boden eingefüllt; in jeden Kolben kommen etwa 21/, Liter, so daß die Bouillon eine tunlichst große, der Luft ausgesetzte Oberfläche hat und etwa 3—4 Finger hoch im Kolben steht. Um die Pestbacillen zu zwingen, an der Oberfläche zu wachsen, werden nun einige Tropfen Olivenöl hinzugetan; an den Tröpfchen dieses Oeles, welche auf der Bouillon schwimmen, haften dann viele der eingeimpften Pestbacillen an und wachsen von diesen festen Punkten aus als Haut über die Oberfläche der Bouillon (Stalaktitenbildung)“. Züchtung 6 Wochen lang, alle 2 Tage Schütteln der Kolben, um immer neues ÖOberflächenwachstum zu erzielen. Sterilisierung der Kolben bei 65° mehrere Stunden. Sterilitätskontrolle.. Zusatz von 0,5 Proz. Phenol. Impfung erfolgt am Oberarm oder Bauchhaut. Impfdosis (subkutan): Erwachsene Männer 3—3,) cem Erwachsene Frauen 2—25 ,„ Kinder über 10 Jahre il Br Jüngere Kinder 0,1—03 „ Es können auch größere Mengen verabreicht werden (bis 20 ccm). Erscheinungen: Temperaturanstieg, Schwellung, Rötung der Impfstelle. Die Erscheinungen sind nach 1—2 Tagen abgelaufen. Empfohlen wird erneute Impfung nach 8—10 Tagen, Dosierung richtet sich nach den Erschei- nungen der ersten Impfung. 2. Nachdem von der Deutschen Pestkommission festgestellt war, dab die Filtrate frischer und älterer Bouillon-Pestkulturen keine oder eine nur geringe immunisierende Wirkung entfalten, daß vielmehr die Bacillenleiber zur Erzielung eines ausreichenden Schutzes zur Ver- wendung kommen müssen, wählte die Deutsche Pestkommission an Stelle des aus Bouillonkulturen hergestellten HAarrkıseschen Impf- stoffes einen aus Agarkultur gewonnenen: Zweitägige vollvirulente Agarkulturen werden in Bouillon oder physiolog. Kochsalzlösung aufgeschwemmt und 1—2 Stunden lang auf 65° erhitzt. Danaclı Zusatz von 0,5 Proz. Phenol. Korres?® Modifikation (Schütteln) vgl. oben S. 51. Er verwendet zur Erzielung großer Kulturausbeuten 2 cm weite Kultur- röhrchen, Agar von fester Konsistenz und reichliche Befeuchtung bei der Aus- saat. Eine Agarkultur enthält dann nach KoLLE soviel Bakterienmaterial wie 80—100 cem HArrkınescher Impfstoff. ‘ Methoden d. akt. Immunisierung einschl. Herstellung v. Antigenen. 53 Modifikation nach TAvEL-KRUMBEIN-GLÜCKSMANN. Verwendung von Agarflaschen, die 3 Tage bei 30° gehalten werden. Ab- schwemmen mit steriler Bouillon, Abtöten 1 Stunde bei 65° im Heißluftschrank. Für je 10 gem Kulturfläche werden 3 cem Bouillon zur Aufschwemmung benutzt (= Dosis für den Erwachsenen). Von dem Impfstoff der Deutschen Kommission ist die endgültige Dosierung für Menschen noch nicht festgestellt. Es wird zunächst empfohlen eine Agarkultur zu injizieren (Erscheinungen: in manchen Fällen Fieber und erhebliche lokale Entzündung, bei der Mehrzahl sind die Erscheinungen nur gering). Modifikation Uruz. Cruz verwendet Pestkulturen, die nach den verschiedenen Ver- fahren zu höchster und konstanter Virulenz gebracht sind— außer den bekannten erwähnt er die intraperitoneale Verimpfung gleichzeitig mit Milchsäure, Methode des Instituts de Manguinhos) und züchtet auf 4- proz. Glyzerinagar in Rouxschen Flaschen von 1200 ccm Kapazität auf Agar, der die Fläche von 220 qem bietet. Impfung der Oberfläche durch Ueberfließenlassen von Bouillonkultur. Züchtung bei Zimmer- temperatur 2 Tage. Abschwemmen des Rasens mit 16 ccm 0,75-proz. Kochsalzlösung, filtrieren durch engmaschiges Sieb. Sterilisieren im Wärmeschrank bei 65° 1 Stunde. (Thermometerkontrolle in Kolben mit gleicher Menge Kochsalzlösung.) Sterilitätsprüfung durch Kultur und Tierversuch. Zusatz von 0,5 Proz. Karbolsäure. Da in der Praxis die Dosierung der Deutschen Pestkommission, wie auch TAvEL feststellte, nicht ausführbar ist, so arbeitete ÜrRuz eine besondere Methode aus, die von der Bestimmung des mittleren Gewichts der auf 2-tägigen Glyzerin- agarkulturen (35°) gewachsenen, emulsionierten und 1 Stunde bei 65° gehaltenen Bacillenmenge ausgeht, diese werden mit Kochsalzlösung gewaschen, so daß alle löslichen Stoffe in Wegfall kommen. Von der gewaschenen und durch Schütteln gleichmäßig verteilten Emulsion wird eine abgemessene Menge (2 ccm) in einen Platintiegel übertragen, auf dem Wasserbad eingedampft und 1 Tag über Schwefelsäure getrocknet. Ergibt die Wägung z. B. einen Trockenrückstand von 80 mg, so enthielt dieser 65 mg Bacillenleiber und 15 mg NaCl (da die Kochsalzlösung 0,75-proz. war). Als mittleres Gewicht der Bacillenleiber einer Agarkultur hat Cruz 3 mg ermittelt. Will man in 2 cem Volumen 3 mg Kulturmasse (= Impfdosis der Deutschen Kommission) haben, so ist durch Proportion der nötige Verdünnungsgrad zu ermitteln. Beispiel: 2 cem der konzentrierten Emulsion ergeben = 80 mg Trocken- gewicht. d. h. 65 mg Bacillenleiber — 15 mg Nadll. 3 cem : 65 mei 33 me, 28, 0,0925 d.h. man muß zu 0,0923 cem der konzentrierten Emulsion 1,9077 cem physiolog. Kochsalzlösung hinzufügen, um in 2 cem Volumen 3 mg Kulturmasse (1 Dosis) zu haben. Hatte man 16 cem konzentrierte Emulsion, so erhält man durch Zugabe von 330,66 ecem Kochsalzlösung (0,0923 : 1,9077 = 16: x I re) 0,0923 eine Bacillensuspension, von der 2 ccm 3 mg enthalten. &)Streptokokken. NEUFELD? empfiehlt die Streptokokken aus Aseitesbouillonkulturen (1 Teil Ascites, 3—4 Teile Bouillon) auszu- schleudern, den Satz auf 68°, höchstens 70° zur Abtötung zu er- hitzen und intravenös oder subkutan zu injizieren. Er erreichte Im- munität (Kaninchen) schon mit der Bakterienmenge aus 20 ccm Bouillon, in der Regel nahm er das Zentrifugat von 50 cem. Die Tiere vertragen nach etwa 10 Tagen vollvirulente Streptokokken. v. LiInGELSHEIM erhitzt mindestens 1 Stunde auf 70°, injiziert intravenös und vermeidet die subkutane Applikation wegen Knoten- bildung und Eiterung. 54 Marrın FickEr, NEUFELD widerrät die mehrmalige Verabreichung der abge- töteten Streptokokken. Mäuse zu immunisieren gelang GABRITSCHEwSKY! mit bei 60° abgetöteten Streptokokken nicht, hingegen Kaninchen (in 4 von 6 Fällen). Erste Injektion intravenös 0,5—1 ccm, zweite Injektion 1,0—2,0 ccm. Derselbe Autor stellte auch ein Streptokokkenvaccin gegen Pferdedruse her. GABRITSCHEWSKYs Streptokokkenvaccin bei Pferdedruse. Züchtung der Drusestreptokokken 2 Tage bei 37° auf einer Bouillon mit 0,3 Proz. Traubenzucker, 3 Proz. Pepton. Zusatz von 20-proz. Sodalösung nach 24 Stunden bis zur schwach alkalischen Reaktion (zur Beseitigung der ge- bildeten Säure). Oder aber: Züchtung auf Pferdebouillon mit 1 Proz. Trauben- zucker und 3 Proz. Pepton 2 Tage; dann Zusatz von 0,5 Proz. Phenol, Auf- gießen auf Zylinder zum Absetzen. Der !/,, des ursprünglichen Bouillonquantums enthaltende Niederschlag ist das Drusevacein. Sterilitätsprüfung in Bouillon mit Zusatz von Traubenzucker oder Pferdeserum. 1 ccm Vacein enthält 0,1 ccm Streptokokkenmasse beim Zentrifugieren — 0,02 g Trockengewicht. (Das Zen- trifugieren geschieht in Röhrchen von 3 ccm Volumen mit engerem, auf 0,01 ccm graduiertem Endteil. 10 Minuten langes Zentrifugieren bei 1000 Umdrehungen in der Minute.) Anwendungsweise: In Pausen von 7—10 Tagen subkutan 10, 15, 20 ccm. Immunisierung des Menschen. (GFABRITSCHEWSKY benutzte Streptokokken von Scharlachfällen, Herstellung und Konzentrierung der Kulturen wie bei dem Druse- streptokokkenvacein; Abtötung bei 60°, 0,5 Proz. Phenolzusatz. l ccm Vacecin enthält 0,02—0,03 ccm Kokkensatz nach Zentrifugieren, 0,02 ccm = 0,005 g Trockensubstanz. Subkutan (Abdomen oder Rücken) 0,5 ccm (für Kinder von 2—10 Jahren), in Zwischenpausen von 7—10 Tagen noch weitere Injektionen (0,75—1,0). Die Dosis richtet sich nach den Erscheinungen bei der ersten Injektion. Dosis für Kinder unter 2 Jahren ist 2mal geringer, die für Erwachsene 2mal höher. h) Pneumokokken. Kaninchen konnten G. und F. KLEMPERER durch Pneumokokken- bouillonkulturen immunisieren, die 1—2 Stunden lang bei 60° erhitzt waren (subkutan). MENNEs erhitzte zu dem gleichen Zweck Bouillon- kulturen 20 Minuten auf 60—62° (0,5—1 ccm). NEUFELD zentrifugiert die Bouillonkulturen, erhitzt die Zellleiber höchstens auf 70° und injiziert subkutan oder intravenös. Weitere Beispiele in’Bd. IV. Mischung von durch Hitze abgetötetem mitlebendem Virus. Beispiel: Krrr? vermischt Fleischpulverimpfstoff von Rausch- brand (präpariert im strömenden Wasserdampf) mit lebenden Bouillon- Reinkulturen (Mischung verschiedener Stämme). Weniger gleich- mäßig war die Impfwirkung, wenn er Kultur allein (Blutbouillon, auch getrocknet bei 37—45°) einführte. S. Bd. IV. Beispiele für die Verwendung von erhitztem Trocken- Antigen (Methode LörrLER). a) Die von LörrLer? angegebene Methode der Impfstoffdarstel- lung durch starkes Erhitzen der getrockneten Antigene (s. S. 40) haben FRIEDBERGER & MorzscHı? befolgt und ein solches Typhus- antigen auch zur Immunisierung von Menschen benutzt. Methoden d. akt. Immunisierung einschl. Herstellung v. Antigenen. 55 Da nach ihren Untersuchungen mit Typhus und Oholera durch die einstündige Anwendung der Temperatur von 150° diese Antigene (Agglutino- gen, Lysinogen) zum größten Teil zerstört werden (Verwendung von Minimal- dosen) und auch nicht mehr in Kochsalzlösung gleichmäßig verrieben werden können, so wählten sie 120% als Abtötungstemperatur (2 Stunden). Auch bei Anwendung von Minimaldosen (1/,oo Oese) ist dann der Impfstoff nach diesen Autoren gleichwertig den 60°-Bakterien von PFEIFFER-KOLLE. Versuche am Menschen (Typhus). Die Injektion des in physio- logischer Kochsalzlösung aufgeschwemmten Impfstoffes erfolgte alsbald nach der Präparierung in die Vena mediana. Beispiel der Impfstoffbereitung: 1 Oese Agarkultur — 2,01 mg (Durchschnittswägung von 10 Oesen). Trocknung im Exsikkator bis zur Gewichtskonstanz und nachherige Erhitzung auf 120° — 0,78 mg. 1/ıooo Oese also — 0,00078 mg. Zum Versuch gelangten Dosen von 1/,, Oese (= 0,0156 mg) bis "/,00 Oese (= 0,000195 mg Bakteriensubstanz). Bei !/yo0o Oese trat Fieber nicht ein, geringes bei "/sono» bei ";o bis 39,0. Das Fieber begann 2—4 Stunden nach der Injektion, erreichte den Höhepunkt nach 6—10 Stunden und dauerte 1—1!/; Tag. Von dem Impfstoff vertragen Meerschweinchen intraperitoneal, Kaninchen intravenös mindestens 4 Oesen. Die Werte für die Agglutinine bei den 13 schutzgeimpften Personen sind schwankend und im allgemeinen keine sehr hohen, in einem Falle allerdings agglutinierte 1:1280 noch (1/1000 Oese). In 8 Fällen wurde der bakterizide Titer bestimmt, er betrug in einem Falle über 0,01, in zwei Fällen mit !/ıooo Oese noch 1—5 mg, diesen Wert zeigte auch eine Person nach der Impfung mit nur 1/,000 Oese. Der höchste Wert betrug 1,0—0,5 mg (nach '/,, Oese, welche Dosis aber für die Praxis wegen schwerer Intoxikationserscheinungen nicht in Betracht kommt). Bei zwei Menschen wurden 2!/, Monate nach der Impfung die Titer festgestellt, sie betrugen I—5 und 5—10 mg. FRIEDBERGER & MorescHı heben hervor, daß der LörrLersche Impfstoff, weil abwägbar, exakt zu dosieren ist, daß er ferner nicht wie die Impfstoffe von PFEIFFER-KOLLE, WRIGHT u. a. „auto- lytischen“ Zersetzungen unterliege. Die von ihnen geübte Methode der intravenösen Verabreichung ist zwar umständlich und wohl auch in manchen Fällen nicht ungefährlich, sie zieht aber keine lokalen Reaktionen nach sich. b) Lüpke!, $ hat die von LÖFFLER angegebene Trockenerhitzungsmethode benutzt, um ein Ruhrantigen herzustellen: er verwandte 3—4-tägige Kulturen und erhitzte 2 Stunden auf 110—130°. 0,005 g Trockenpulver in 1 cem physio- logischer NaCl-Lösung wurde intravenös einem kräftigen Kaninchen injiziert, was gut vertragen wurde. Nach 12 Tagen Agglutinationstiter 1:200, bakterizider Titer 0,05 ccm. Die Resultate sollen hinter den mit lebenden oder toten Bacillen erreichten zurückstehen (Schutzwert des Serums), indessen vermutet LÜDKE, daß er das Erhitzen vornahm, noch ehe vollständige Trocknung erreicht war. c) Für die aktive Immunisierung gegen Tuberkulose ist das Lörrtersche Verfahren von ihm selbst mit Erfolg zum Immunisieren von Meerschweinchen gegen Rindertuberkelbacillen benutzt worden. Das Antigen wurde aus Rinderbacillen hergestellt, die subkutane Impfung mit Typ. bovinus, der die Kontrolltiere in ca. 2 Monaten tötete, überstanden die vorbehandelten Tiere. WEBER & TITzZE trockneten die auf Glyzerinbouillon gewachsenen mensch- lichen Tuberkelbaeillen im Exsikkator über Schwefelsäure und erhitzten sie dann 1/, Stunde auf 150° im Trockenschrank. Im Meerschweinchenversuch erwiesen sich solche Tb. als abgetötet. Erhielten 6 Monate alte Rinder hiervon 1—5 cg (Aufschwemmung in Kochsalzlösung) intravenös und eine weitere Injektion nach 1-4 Monaten, so zeigten sie kein Fieber und gaben auch keine Tuberkulin- reaktion. Die 2—3mal vorbehandelten Tiere erhielten 1, 31/; und 5 Monate nach der letzten Einspritzung Perlsuchtbacillen intravenös oder subkutan. Eine ge- wisse Widerstandsfähigkeit der vorbehandelten Tiere war zu konstatieren, diese äußerte sich namentlich darin, daß die Tiere nur geringe Störung des Allgemein- befindens aufwiesen, es kontrastierte damit stark die Schwere der bei der Sektion erhobenen tuberkulösen Veränderungen, eine Divergenz, die die Autoren damit erklären, daß die Vorbehandlung mit dem LÖFFLERschen Antigen zwar gegen die Giftstoffe, aber nicht gegen die Infektion schütze. 56 MARTIN FiIckEr, d) An das LörrLersche Verfahren erinnert ein von UHLENHUTH- HÜBENER-NYLANDER-BoOHTZ unternommener Versuch, Schweine gegen Schweinepest durch getrocknetes und dann erhitztes Blut zu im- munisieren. Virulentes Schweinepestblut wurde 24Stunden bei 37° getrocknet und danach in verschiedenen Portionen gleichmäßig 1 Stunde lang bei 72°, 76,5°, 100° und 150° erhitzt. Die Tiere erhielten alle S Tage, im ganzen dreimal, je 1,0 g trockenes Blut intravenös. Die 3 Tage nach Abschluß der Vorbehandlung der natürlichen Infektion ausgesetzten Tiere erkrankten fast alle. Die Autoren geben zu, daß bei Variation des Grades und der Dauer der Temperatureinwirkung vielleicht günstigere Resultate zu erzielen sind. Hier sei darauf hingewiesen, daß die Er- hitzung erst dann erfolgen sollte, wenn das Material sich im absolut trockenen Zustande befindet, was bei den oben mitgeteilten Versuchen nicht der Fall ge- wesen zu sein scheint. Abtötung durch Trocknung. Ein Verfahren, lediglich durch vorsichtiges Trocknen abgetötete Tuberkelbacillen zu erhalten, denen eine erhöhte immunisatorische Wirkung zukommen soll, ist den Höchster Farbwerken patentiert (Patentschr. Nr. 239560 vom 20. Okt. 1910). b) Abtötung durch chemische Mittel. Wir unterscheiden hierbei die Verfahren, die mit der Zugabe von Chemikalien lediglich die Lebensäußerungen der Bakterien zu unter- drücken beabsichtigen, damit eine Infektion oder Vergiftung durch die bei dem Lebensprozeß gebildeten Produkte verhütet werde; da- von sind in methodischer Hinsicht zu trennen die Versuche, durch Chemikalien eine Extraktion der protoplasmatischen Antigene zu er- reichen (s. S. 61). In der ersten Gruppe müßte wieder auseinandergehalten werden, ob das chemische Mittel nur die Bakterienzelleiber beeinflußt oder auch ihre giftigen Stoffwechselprodukte, die sich außerhalb des ab- zutötenden Zelleibes finden. Bei der praktischen Anwendung dieser Art der Antigendarstellung hat man hierauf meist nicht Rücksicht genommen. Auch ist eine Trennung der oben skizzierten Gruppen in vielen Fällen nicht möglich, da mit der Tötung oft genug eine Zellauflösung oder wenigstens ein Austritt von Stoffen verbunden sein mag, was noch nicht genügend untersucht worden ist. Nimmt man dann ferner das Schütteln zu Hilfe, um die Bakterien in innigere Berührung mit dem Abtötungsmittel zu bringen, so ist die Grenze, ob einfache Tötung oder Extraktion vorliegt, besonders schwer zu ziehen: Die chemischen Mittel sowohl wie die verschiedenen Bakterien verhalten sich dabei offenbar verschieden. Die Dosierung der durch chemische Mittel abgetöteten Krank- heitserreger für Immunisierungszwecke muß von Fall zu Fall er- mittelt werden: sie richtet sich nach der Virulenz der zur Herstel- lung des Impfstoffes benutzten Kultur, nach dem Alter usf. Vor allem ist zu beachten, daß mit der erfolgten Abtötung ja keineswegs die Wirkung des zugesetzten chemischen Mittels beendet ist, sondern weiter geht, so dab schließlich bei langdauernder Berührung der toten Kultur mit dem chemischen Agens der Antigencharakter eine Ver- änderung erfahren muß, erfahrungsgemäß kann dann schon sehr bald die immunisierende Wirkung sich vermindern oder erlöschen. Man Methoden d. akt. Immunisierung einschl. Herstellung v. Antigenen. 57 muß daher darauf ausgehen, das Antigen durch den sterilisierenden Zu- satz nicht stärker zu schädigen als es gerade notwendig ist und wird deshalb im allgemeinen weniger die Chemikalien in stärkerer Kon- zentration, sondern der milderen Nachwirkung wegen vielmehr stärkere Verdünnungen wählen und den Kontakt des Impfstoffes mit dem Mittel möglichst beschränken. In dieser Beziehung lassen die bis- herigen Versuche, brauchbare Impfstoffe durch Abtötung mittels Chemi- kalien zu erhalten, noch das planmäßige Vorgehen vermissen, das gilt auch von der Auswahl der Zusätze: man hat eine Zeitlang ge- rade diejenigen Mittel bevorzugt, deren eklatante Desinfektionswir- kung eine schnelle und sichere Abtötung des Antigens ermöglichte. Sollte man nicht weiter kommen gerade durch weniger eingreifende, milder wirkende Mittel ? Für die Beschaffenheit des durch Chemikalien abgetöteten Anti- gens kann es ferner nicht gleichgültig sein, welche Dichte die Bak- terienemulsion besitzt, ferner in welchem Aufschwemmungsmedium sie sich befinden, bei welcher Temperatur die Einwirkung erfolgt — kurz alle die Fragen, die bei der Desirfektionswirkung der Chemi- kalien zu berücksichtigen sind (s. auch bei Antigenkonservierung B157). In manchen Fällen hat man zur Unterstützung abtötender Mittel die Schüttelmaschine (s. S. 64ff.) benutzt, da hierbei die zu tötende Bakterienzelle in innigere Berührung mit dem Desinficiens kommt (Glyzerinimpfstoffe Levys usf.). Zu berücksichtigen ist, daß manche der dem Impfstoff zugesetzten Chemikalien an sich schon eine ungünstige Wirkung auf den Impf- ling ausüben können. Auch von diesem Standpunkte aus werden solche Mittel bevorzugt, die nach erfolgter Sterilisierung leicht zu entfernen sind (Chloroform, Aether, beide entweichen bei schwachem Anwärmen). Thymol, Toluol, Karbolsäure etc. können bei Verabreichung größerer Impfdosen giftig wirken (s. bei Antigenkonservierung S. 157). Beispiele: 1. Chloroform. R. Preırrer! verrieb eine bestimmte Zahl von Platinösen der frischen Choleraagarkultur mit etwas Bouillon, fügte 1 Tropfen Chloroform hinzu, schüttelte 1 Minute und lieb das Chloroform absetzen; die überstehende Bouillon goß er in flache Schälchen, aus denen der Rest des Chloroforms verdunstete. Bei diesen ersten Versuchen PFEIFFERsS betrug die tödliche in- traperitoneale Dosis der Chloroform- (oder Thymol-, s. u.) Vibrionen 2—3 Oesen für Meerschweinchen von 300 g (die letale Dosis der leben- den Kultur intraperitoneal war dreimal niedriger). Anstatt die Bakterienemulsionen mit Chloroform durchzu- schütteln, kann man auch dadurch eine Abtötung erzielen, daß man sie den Chloroformdämpfen aussetzt. Am besten wird man hierzu die Dämpfe auf eine dünne Schicht der Bakterien einwirken lassen. FRIEDBERGER & MORESCHI! brachten die Cholerakochsalzemulsion in Petri- schalen, in deren Deckel sich auf der Innenseite ein mit reinem Chloralchloroform getränktes Stück Filtrierpapier befand. Zur Erzielung eines genügenden Ver- schlusses muß das Papier den Deckel überragen. Die Suspensionsdichte war 1 Oese: 1 cem Kochsalzlösung. Die Vibrionen waren nach 20 Minuten abgetötet. Das Serum der mit 60°-Bakterien geimpften Kaninchen (bakterizider Titer am 8. Tage nach der Impfung 0,5—0,1 mg) wirkte 1Omal stärker als das der beiden mit Chloroformbakterien geimpften Tiere (bakteriz. Titer 1—5 mg). Die Impfdosis betrug !/;on Oese pro 1 kg Körpergewicht. 58 Marrın Ficker, FRIEDBERGER & MorescHı nehmen an, daß durch die Abtötung mit Chloroform die lysinogene Qualität der Choleravibrionen um das 10-fache geschwächt worden ist. Sie zeigten dann weiter, daß die agglutinogene Eigenschaft durch das Chloroformieren um das ca. 64- fache geschädigt wurde, die Agglutininbildung war nach Einver- leibung dieses Antigens äußerst schwach. Diese Versuche bieten noch das besondere Interesse, daß es bei Innehaltung gewisser Versuchsbe- dingungen gelingt, die Agglutinogene von den Lysinogenen der Cho- leravibrionen zu trennen unter Erhaltung der Lysinogene. Bei anderen Bakterien liegen aber die Verhältnisse anders, bei Typhusbacillen sind die agglutinogenen Gruppen gegenüber dem Chloroform resistenter (vgl. auch BRIEGER & SCHÜTZE). Bei Anwendung des Chloroforms zur Antigendarstellung wird man gut tun, eine weitere Beobachtung von FRIEDBERGER & Mo- RESCHI! zu berücksichtigen, sie fanden die durch Chloroform abge- töteten Choleravibrionen wirksam, wenn diese vor der Einspritzung noch 3 Tage bei 370 aufbewahrt wurden (vollständiges Verdampfen des Chloroforms). 2. Toluol. Die flüssigen Kulturen oder Emulsionen werden mit Toluol längere Zeit geschüttelt und 1 Tag lang mit ihm in Be- rührung gelassen. Entfernung des Toluols s. S. 159. 3. Für die Abtötung durch Thymol sättigte R. PFEIFFER die zur Aufschwemmung der Choleravibrionen zu benutzende Bouillon mit Thymol, die Aufschwemmung verblieb 1 Stunde bei Zimmertempe- ratur. 4. Formalin. Von dem Formalin des Handels (40-proz. Form- aldehyd) gibt man 1 Proz. zu den Emulsionen und bewahrt unter gutem Verschluß die Mischung 1 Tag bei 379 auf. 5. Aether wird von VIxcEnT zum Sterilisieren seines Typhus- vaccins sowie eines zum Immunisieren von Pferden und Ziegen be- nutzten Antigens von Maltafieberkeimen benutzt: letztere werden von 3-tägigen Agarkulturen entnommen (1 Kultur auf 10 cem NaCl-Lösung), die Suspension wird mit Aether versetzt, 1—2 Minuten lang kräftig geschüttelt und 1 Tag bei Zimmertemperatur belassen. Darauf zur Verjagung des Aethers kurzes Erwärmen auf 330 (Vincent & CoL- LIGNON). 6. Selten ist Alkohol angewandt worden, zZ. B. von WASSERMANN bei Cholerakulturen. Nach den neueren Versuchen von Ü. PRAUSNITZ (hier auch Literatur) kann die Verwendung des Alkohols zur Antigen- herstellung wertvoll sein, da er unter Umständen unspezifische Sub- stanzen aus Bakterien (Choleravibrionen) herauszuschaffen vermag, vgl. Extraktion S. 84. 1. Das Phenol ist ein weitverbreitetes Mittel, das lebende Antigen abzutöten: In der Regel wird es ja als Konservierungs- mittel von Impfstoffen benutzt (0,5 Proz.), aber es gewährt nicht nur Schutz vor akzidentellen Keimen, sondern wird in vielen Fällen noch als Sicherung wirken und etwa überlebende Keime eines nicht ge- nügend anderweit sterilisierten Impfstoffes unschädlich machen. Es leistet aber auch als alleiniges Mittel zur Abtötung gute Dienste, frei- lich wird man in diesem Falle reichliche Sterilitätskontrollen anzu- setzen haben. Beispiele für Abtötung durch Phenol: a) Die Herstel- lung des Vaceins für die Harrkınesche Schutzimpfung des Menschen Methoden d. akt. Immunisierung einschl. Herstellung v. Antigenen. 59 gegen Cholera modifizierte TAmamcHErFF dahin, dab er sowohl Vac- ein I als II mit 0,5 Proz. Phenol versetzte: die örtlichen Erschei- nungen sollen danach milder verlaufen. b) Hier ist auch an die Beobachtung der Deutschen Pestkom- mission zu erinnern, daß die Pestbacillenantigene durch die Karbolsäure schwer geschädigt und zerstört werden, sofern man die Karbolsäure der frischen, lebenden Kultur zusetzt: eine 2-tägige Pest- agarkultur wurde mit 1 ccm O,5-proz. Karbollösung aufgeschwemmt, die Emulsion blieb 1 Tag bei 30° stehen: die hiermit vorbehandelten Makaken erlagen der Kontrollimpfung mit der lebenden Kultur. Er- folgt hingegen der Zusatz des Desinficiens zu der durch Hitze (650) abgetöteten Bakterienemulsion, so wirkt die nachträglich zu- gesetzte Karbolsäure auf das Antigen nicht schädigend (sc. eine be- stimmte, in jedem Fall vorher zu ermittelnde Zeit lang). e) Ein brauchbares Antigen durch Abtöten mit Karbolsäure erhielten zur Pneumokokkenimmunisierung E. Levy und K. AokI: sie versetzten 48-stündige Eierbouillon von Pneumokokken mit 0,5 Proz. Karbolsäure und gaben die Mischung auf 4—15 Stunden in den Brutofen bei 37°. Abtötung war nach 1 Stunde erfolgt, nach 4 und mehr Stunden wurde die karbolisierte Kultur selbst in großen Mengen bei subkutaner Injektion von Kaninchen vertragen. Kaninchen (20002500 g), die mit kleinen Mengen dieser Karbolkokken (1—10 cem intravenös, 1—15 ccm subkutan) einmal vorbehandelt wurden, zeigten sich immun gegen die 10—17 Tage später erfolgte Injektion der 10-fach töd- liehen Dose frisch isolierter Pneumokokken; Kaninchen, die einmal 40 ccm des karbolisierten Impfstoffes subkutan erhielten, vertrugen die 10000-fache tödliche Dosis. Einen noch höheren Grad der Immunität erreichten L. u. A., wenn sie Kaninchen dreimal hintereinander mit l-tägigen Zwischenpausen sub- kutan je 45—50 cem des Impfstoffes injizierten, die Tiere vertrugen die 2000000-fache letale Dosis 9 Tage nach der letzten Impfung. Bei den mit der 10-fachen letalen Dosis geprüften Tieren war der Beginn der Resistenz- steigerung am 3. Tage nach der Impfung nachzuweisen, vom 6. Tage ab war die Immunitätshöhe erreicht. Weniger eingreifend als die Karbolsäure wirkt i. A. das Kar- bolglyzerin: 10 Acid. carbol. crist., 20 Glyzerin, 80 Aqu. dest. Hiervon setzt man 5 Proz. zu der Bakterienemulsion (NEISSER & WECHSBERG). 8. Trikresol kann zu 0,5 Proz. verwendet werden. Gay be- nutzte zum Immunisieren von Pferden gegen Ruhr Aufschwemmungen mit Zusatz von 0,5 Proz. Trikresol, die die Pferde subkutan gut ver- trugen. Das Antigen wurde aber wesentlich abgeschwächt, wenn der Trikresolzusatz bei abgetöteten Kulturen erfolgte. (Das umgekehrte Verhalten konstatierte, wie oben erwähnt, die Deutsche Pestkom- mission für die Wirkung der Karbolsäure auf das Pestbacillen- antigen.) 9. Glyzerin wird vielfach als Abtötungsmittel angewandt. Wie es scheint, werden verschiedene Antigene hierbei relativ wenig ge- schädigt, man rechnet es ja auch zu den sogenannten indifferenten Körpern. Ueber die Zeit, innerhalb welcher die verschiedenen Bak- terien in Glyzerin abgetötet werden, unterrichtet eine Arbeit von Levy & KRENCKER. Tuberkelbacillen tötet E. Levy dadurch ab, daß er sie in S0-proz. Glyzerin gibt (80 Volumina des Pharmakopoeglycerins, 20 Volumina Aqua dest.) und 2 Tage bei 37° hält. Natürlich ist das Quantitative dabei zu beachten, Levy nimmt 0,001 g auf 1 ccm des Glyzerinwassers. Dies Antigen ist alsbald nach der Herstellung zu verwenden, da schon bei Zimmertemperatur bei wei- terer Berührung mit dem Glyzerin die Abschwächung fortschreitet. Die von MARXER geübte Glyzerinbehandlung von Tb. gehört wohl eher unter die Ex- 60 MAarTın Ficker, traktionsverfahren (s. S.' 82), Levy ist, da es ihm nicht gelang, aus der Emulsion von abgetöteten Tuberkelhacillen das Glyzerin völlig zu entfernen, zu anderen Mitteln übergegangen. Auch aus Versuchen mit Rotzbacillen, die LEVY, BLUMENTHAL & MARXER anstellten, geht hervor, daß Glyzerin zur Antigengewinnung geeignet ist: Die Rotzbacillen starben in 14 Stunden ab, wenn sie in 80-proz. Glyzerin bei 37° in einer Konzentration von 0,1 g Bacillen auf 4 ccm Flüssigkeit geschüttelt wurden. Erhielten Meerschweinchen intraperitoneal einmal oder zweimal 0,05 bis 0,2 g (auf feuchte Agarbacillen berechnet), so beobachteten die Autoren Schutz gegen die 4—5-fache intraperitoneale letale Dosis (2—8 Wochen nach der letzten Schutzimpfung). Pferde wurden nach subkutaner und intravenöser Impfung mit 0,1—0,4 g glyzerinierter (23 Stunden lang geschüttelter) Bacillen immun. 10. Harnstoff wurde von Levy, BLUMENTHAL & MARXER zum Äbtöten von Bakterien verwendet. a) Von Rotzbacillen erhielten sie nach 17-stündigem Schütteln von 0,1 g Bacillen (feucht, auf Agar) in 4 cem 10-proz. Harnstofflösung (oder nach 7!/z- stündigem Schütteln von 10 mg Bacillen in 1 cem 10-proz. Harnstofflösung) ein steriles Antigen, das in der Dosis von 0,05 g Meerschweinchen schützte. Die Verwendung des Harnstoffes hat vor der des Glyzerins voraus, daß die Einwirkung der Lösung auf die Bakterien jederzeit unterbrochen werden kann, indem man die Lösungen im Vakuum zur Trockne eindampft. Das trockene Pulver ist leicht wasserlöslich. — Bei der Immunisierung von Meerschweinchen mit derart abgetöteten Rotzbacillen erwies sich die subkutane Injektion am vor- teilhaftesten, es genügte schon eine einmalige Einfuhr großer oder auch kleiner Dosen, hingegen erhält man bei intraperitonealer Impfung Schutz nur nach zwei- maliger Vorbehandlung mit mittleren Dosen. b) Bei Typhusbacillen ergab l-tägiges Schütteln bei 37° mit 25-proz. Harnstoff, nachfolgendem Trocknen im Vakuum bei niederer Temperatur ein steriles Antigenpulver, das bei subkutaner Einverleibung von 1—2 mg (auf feuchte Agarbacillen berechnet) Meerschweinchen gegen die 5—10-fache tödliche intra- peritoneale Dosis schützte. e) Tuberkelbacillen werden von 25-proz. Harnstoff in der Kon- zentration 0,1 g Bacillen auf 5 cem Lösung durch Schütteln bei 37° in 81/, Tagen abgetötet, die Tiere vertragen sehr große Dosen dieses Impfstoffes (Meer- schweinchen bis 35 mg subkutan). Immunisierung von Meerschweinchen siehe Levy, BLUMENTHAL & MARXER. Nimmt man durch 25-proz. Harnstofflösung abgetötete und im Vakuum getrocknete Tuberkelbaeillen (vom Rind), so vermögen sie bei intravenöser (20 bis 50 mg) Verabreichung auch Kaninchen gegen die 10—12 Wochen später verabreichte Dosis virulenter Bacillen zu schützen, während die Kontrolltiere der Infektion nach 7 Wochen erlagen. d) MARXER! stellte Harnstoffstreptokokkenpulver her, indem er die Streptokokken (Druse, Menschenstreptokokken) 31/; Tage bei 37° schüttelte, das erhaltene sterile Pulver enthielt im Gramm 80 mg Bakterien. Die Kanin- chen zeigten sich nach zweimaliger Vorbehandlung mit 20—40 mg und 80 bis 100 mg (subkutan im Zwischenraum von 8 Tagen) oder bei dreimaliger Vor- behandlung, wie oben an drei aufeinanderfolgenden Tagen mit 5—20 oder 10 bis 30 mg nach 3 Wochen geschützt gegen tödliche Dosen von Drusestrepto- kokken. Die mit dem Galaktose- oder Harnstoffpulver vorbehandelten Kaninchen eigneten sich auch zur Höhertreibung der Immunität mit lebenden Druse- streptokokken (für die Serumgewinnung). Mäuse konnten mit diesen Antigenen nicht aktiv immunisiert werden. . . 11. Galaktose wurde von Levy, BLUMENTHAL &MARXER ebenso wie Glyzerin und Harnstoff zum Abschwächen, Abtöten und Extra- hieren benutzt (s. auch Levy & BLUMENTHAL). „ Beispiele: a) Typhusbacillen. Von 48 Stunden alten Agarkulturen (Virulenz für Meerschweinchen !/,, Oese intraperitoneal) werden 10 mg in 10 cem 25-proz. Galaktoselösung 3 Tage lang bei 37° geschüttelt, wobei sichere Abtötung erfolgt. Nachträgliches Trocknen im Vakuum. Das Zuckerpulver immunisiert Meerschweinchen und Kaninchen bei subkutaner Einspritzung (Lösung in physiologischer Kochsalzlösung) von 1—4 mg (auf feuchte Agar- Methoden d. akt. Immunisierung einschl. Herstellung v. Antigenen. 61 bacillen berechnet) gegen die 5—10-fache nach 10 und mehr Tagen intraperi- toneal verabreichte tödliche Dosis der lebenden Kultur. Die Giftigkeit des Präparates ist keine sehr starke, nach 4 mg (subkutan, intraperitoneal) erkrankten Meerschweinchen nicht. Dosen von 20—30 mg (auf 4 Stellen der Subeutis verteilt) bewirkten leichte Erkrankungen, die die Tiere überstanden. b) Tuberkelbacillen (T. humanus) werden in einer Kon- zentration von 5 mg auf 4 ccm 25-proz. Galaktoselösung bei 37° durch Schütteln während 4-5 Tagen abgetötet. Eindampfung im Vakuum (Tesean, Herstellung von Scherinec. 1 g Pulver=5 mg Bacillen). Tuberkulöse Meerschweinchen vertragen 4 mg und scheinen damit resistenter zu werden. Bei prophylaktischen Impfungen des Menschen empfehlen Levv & KRENCKER 1/jo—!/ı mg. Nach 3—6 Monaten stärkere Dosen. c) Nach der Methode von E. Levy, Fr. BLUMENTHAL und A. Marxer haben Streptokokken-Antigene hergestellt WEAWER TunıcLirF sowie A. MARXER. Der letztere schüttelte die Streptokokken (vom Menschen stammend, hoch- virulent für Mäuse und Kaninchen) 4!/;s Tage bei 37° in 25-proz. Galaktose und erhielt ein steriles Pulver, das im Gramm 50 mg Streptokokken enthielt. An drei aufeinanderfolgenden Tagen erhielten Kaninchen 10, 20 und 30 mg Pulver (auf Bakterien berechnet) subkutan, nach 2 Wochen subkutane Injektion virulenter Streptokokken (Druse und Menschenstreptokokken s. oben). Alle diese Tiere widerstanden der Infektion, während von den mit erhitzten Strepto- ne Ss Stunde 70°) in gleicher Weise vorbehandelten Kaninchen der größere eil starb. Besser als die Galaktose-Streptokokken eignen sich nach MARXER sensibili- sierte Streptokokken zur Schutzimpfung (Kaninchen, nachfolgende Infektion mit Mäusepassagekulturen). IV. Immunisierung mit Extrakten. Bakterienextrakte als Antigene zu verwenden, war eine Konse- quenz der Erfahrungstatsache, daß bei einer Reihe von Infektions- erregern die immunisierende Substanz an das Protoplasma der Bak- terienzelle gebunden ist, da mit dem keimfreien Filtrat der jungen Bouillonkulturen solcher Bakterienarten Immunität nicht erzielt werden konnte. Um in dem zu impfenden Organismus die Antikörperbil- dung zu erleichtern und zu beschleunigen, bemühte man sich, die „eigentlich immunisierende“ Substanz in leicht resorbierbarer Form zu verabreichen und zu diesem Zweck aus den oft auch im Körper nur recht schwer aufschließbaren Parasitenzellen vor der Injektion das Antigen zu extrahieren. In vielen Fällen erwies sich diese Methode als brauchbar, es gilt dabei aber auch eine Reihe von Schwierigkeiten zu überwinden: Die Extrakte sind bei manchen Bakterien stark giftig, bei einigen ist das Auftreten von störenden lokalen und allgemeinen Erscheinungen, derentwegen man gerade die Methode der Einverleibung der Zelleiber selbst durch die der Extrakte ersetzen wollte, in unvermindertem Maße beobachtet. Es kommt hinzu, daß die wirksamen Zellbestand- teile sehr labiler Natur sind und alsbald eine Denaturierung erfahren, ohne daß die Giftwirkung in jedem Falle vermindert zu sein braucht. Die Methode dürfte sich bei solchen Bakterien als überflüssig erweisen, die im Organismus einer raschen Auflösung anheimfallen. Vergleiche des Immunisierungseffektes nach Zufuhr von Vollbakterien und Extraktion sind unten wiedergegeben, hier sei die Beobachtung Dorters? angefügt, daß Meningokokkenserum, gewonnen durch Be- 62 Marrın FickEr, handlung mit Kulturen, im Meerschweinchenversuch gegenüber dem Meningokokkenextrakt sich wirksamer zeigte als das durch Vorbe- handlung mit dem Extrakt erzielte Serum. Bei der durch den zu schützenden Organismus erfolgenden Extraktion dürften eben die Antigene in der natürlichsten Art und Weise zur Wirkung kommen. Wir wissen ja auch noch gar nicht, ob nicht gerade erst bei dem Kontakt dieses soeben durch den Organismus erschlossenen Parasitenprotoplasmas mit den Zellen oder Säften des Wirtsorganismus für den Immunisierungsvorgang wichtige Umlage- rungen eintreten. Wir müssen jedenfalls damit rechnen, daß alle künstlichen Extraktionsverfahren uns meist nicht das reine, natürliche Antigen, sondern ein modifiziertes darstellen, das aber inmanchen Fällen gewiß brauchbar ist, zum mindesten zur Einleitung der Immunität. Unbestritten wertvoll hat sich aber die Immunisierung mit Extrakten einiger Erreger von hämorrhagischen Septikämien erwiesen, gegen welche früher nur mit der größten Schwierigkeit immunisiert werden konnte. Hier haben sich die Aggressine und Schüttelextrakte allen anderen bisher verwendeten Antigenen (Bouillongiften usf.) bei weitem überlegen gezeigt. Bart hat durch das Studium der Äggres- sine diese Fragen in Fluß gebracht, es soll daher auch diesem Kapitel die Aggressinimmunisierung eingereiht werden, die dann durch die Untersuchungen von WASSERMANN & CITRoN geklärt und verein- facht worden ist. Seitdem die Extraktgewinnung sich von eingreifen- den Manipulationen fern hält und namentlich auch seit BRIEGERS zahl- reichen Bemühungen so schonend wie möglich gehandhabt wird, haben diese Immunisierungsmethoden, die mit einem leicht resorbierbaren Antigen arbeiten, wesentlich an Terrain gewonnen und in vielen Fällen (hämorrhagische Septikämie) die Methode der Immunisierung mit ab- getöteten Erregern überholt: ob sie aber die Anwendung von Vollbak- terien zurückzudrängen vermögen, bleibt abzuwarten. In recht unvoll- ständiger Weise ist bei den hierhergehörenden bisherigen Unter- suchungen des Impfschutzes dessen Dauer berücksichtigt worden; es entspricht dem Charakter des Extraktantigens, daß seine Reiz- wirkung auf die ihm leicht zugänglichen Antikörper bildenden Zellen zunächst eine rasch und stark einsetzende, aber keine nach- haltende ist: daher die anfänglichen hohen Titerwerte, aber auch das relativ rasche Abklingen (Versuche von MAcFADYEN & RowLanp; JRIEGER-MAYER). Auffallend ist auch, daß in manchen Fällen das Ex- traktantigen- sich als fast völlig unbrauchbar erwiesen hat, die ab- fallende Antikörperkurve wieder in die Höhe zu führen. Legen wir bei der aktiven Immunisierung den Hauptton auf das Wort aktiv, so scheint es, daß bei der Extraktimmunisierung der geimpfte Organis- mus häufig fast zu mühelos das eingeführte Antigen zu binden vermag, dab hierbei die zu länger dauernder Abwehr notwendige Trainierung der antikörperliefernden Zellen -— eben infolge der leichten Resorbier- barkeit des Antigens — wegfällt im Gegensatz zu der Methode der Einführung von Vollbakterien, bei der die stimulierende Wirkung des Antigens schon infolge des immer erneuten Freiwerdens von An- tigen sich ganz anders vollzieht. Es war daher auch der Gedanke folgerichtig, durch Einschluß der Extrakte in Kollodium- oder Schilf- säckchen diese Reizwirkung andauernder vor sich gehen zu lassen. rin die Anwendbarkeit dieser Methode nur eine beschränkte SS. L41); Methoden d. akt. Immunisierung einschl. Herstellung v. Antigenen. 63 Alle diese erwähnten Mängel beziehen sich ja aber nur auf die ausschließliche Extraktimmunisierung: bei Kombinierung mit Voll- bakterien, Toxinen usf., die gleichzeitig oder alternierend zu verwenden sind, wird die Methode sicherlich noch ausgezeichnete Dienste leisten, einige Beispiele hierfür sind schon vorhanden. Streng genommen gehören in diese Gruppe nur solche Methoden, bei denen als Antigen ein von korpuskulären Elementen und Pro- dukten des Zellebens freier Extrakt zur Verwendung kam. Um einen solchen zu erhalten, sind die Bakterienzellen, die am besten von festen Nährböden bezogen werden, von anhaftenden Stoffwechsel- produkten durch Waschen zu befreien, sodann der Extraktion zu unterwerfen und durch keimfreie Filtration von dem Extrakt zu trennen. Da indessen auf dem Wege durch den Filter oft genug eine weit- gehende Abschwächung dieser labilen Stoffe eintritt, so hat man sich meist begnügt, die Scheidung des Auszugs von den Zellresten durch Zentrifugieren herbeizuführen und etwa noch überlebende Zellen durch Zusatz eines Antiseptikums auszuschalten. Häufig werden aber von den Autoren auch solche Antigene noch als Extrakte bezeichnet, die auch die Zellreste und etwaige der Ex- traktion widerstehende Bakterienzellen enthalten. Damit wird frei- lich die Wertbemessung der einzelnen Antigenbestandteile an der Hand des Immunisierungseffektes kompliziert oder auch unmöglich gemacht. Nimmt man zur Herstellung der Auszüge ältere Kulturen, so ent- halten die resultierenden Auszüge eine ganze Reihe von Stoffen, die nicht erst durch die Extraktion gewonnen werden, da ja die Insassen der älteren Kultur in einer von Ausscheidungsstoffen, Zerfallspro- dukten toter Zellen, Nährbodenbestandteilen usf. gebildeten Umgebung sich befinden. Eine scharfe Grenze zwischen Bakterien, die Gift absondern oder nicht, läßt sich nicht immer ziehen, so wird unter Umständen ein Extrakt eben nicht nur Extraktions-, sondern auch Se- kretionsstoffe enthalten können, umgekehrt werden aber auch Lö- sungen, die man gemeinhin als reine Sekretionsgiftlösungen ansieht, Bakterienextraktstoffe enthalten müssen, da ja jedes Nährmedium Substanzen enthält, die als Extraktionsmittel fungieren können. Auf Grund dieser Erwägungen wird man in den mannigfachsten heute zur Verwendung kommenden Antigenen auch Extraktstoffe zu ver- muten haben, um so weniger, je jünger die Kultur ist. Systematische vergleichende Untersuchungen über die Leistungs- fähigkeit der einzelnen Extrahierverfahren sind nur selten angestellt worden, so daß heute allgemeine Angaben hierüber nur mit Vorsicht aufzustellen sind. Sicher ist, daß — wenn man lediglich die Bakterien in Betracht zieht — die Art der Bakterien und die Auswahl des Extrak- tionsmittels für den Effekt der Antigengewinnung in erster Reihe stehen. Vielleicht lassen sich die Bakterien unter Berücksichtigung ihres osmotischen Verhaltens in eine bestimmte Reihe einordnen. Bei derselben Art wird das Alter der Kultur, der Ernährungszustand der Bakterienzelle, ihr Wassergehalt, ihr Quellungsvermögen usf. wieder verschiedene Bedingungen schaffen, die bei Variation des Ausgangs- mittels wiederum zu Modifikationen der Resultate führen. Für die Immunitätstechnik kommen ferner noch zur Unterstützung der Extraktion in Frage: 1. die Anwendung bestimmter Tempera- 64 Marrın Ficker, turen, 2. das Schütteln. Früher hat man Extraktionen in der Hauptsache bei niederer Temperatur, z. B. im Eisschrank, vorge- nommen unter zeitweiligem Schütteln mit der Hand. Man hat bei der niederen Temperatur den Vorteil, daß das Wachstum der Keime — auch von fremden — gehindert wird und dab erfahrungsgemäß die labilen Antigene so am besten, wenigstens eine gewisse Zeit lang, er- halten bleiben. Das Bestreben, konzentriertere Extrakte zu gewinnen, hat dann dazu geführt, kontinuierlich mit der Schüttelmaschine die Bakterien- zellen in innigen Kontakt mit dem Extraktionsmittel zu bringen (BRIEGER) und gleichzeitig durch Einwirkenlassen von höheren Tem- peraturen den Extraktionsvorgang zu beschleunigen. Fig. 4. Schüttelapparat mit Wasserantrieb. Von Schüttelmaschinen (s. Fig. 4 5, 6, 7) sind die verschiedensten Typen brauchbar, vergleichende Untersuchungen existieren nicht, und doch dürfte in den verschiedenen Laboratorien die Extraktgewinnung bei Benutzung der verschiedenen Modelle ver- schieden ausfallen. Daß mit Erhöhung der Temperatur die Wirksamkeit der Ex- traktionsmittel sich steigert, lehrt die Erfahrung. Es wird dabei nicht gleichgültig sein, ob die suspendierten Bakterienzellen tot oder lebend sind: im letzteren Falle werden mit Annäherung an das Temperatur- optimum gleichzeitig Dissimilationseinflüsse sich geltend machen. Es wird auch einen Unterschied ausmachen, ob das Suspensionsmedium indifferent ist oder sogar noch das Wachstum anzuregen vermag, dann kann sich der Einfluß des Schüttelns zunächst auch in einem ver- stärkten Wachstum geltend machen: die Ernährungsbedingungen un- beweglicher Bakterien werden ja dadurch günstiger gestaltet (für Milzbrand bewiesen von A. Lucer). Wendet man supraoptimale Temperaturen an, so erhält man sehr schnell Extrakte (Hitzeextrakte), dabei scheint sich Schütteln zu erübrigen. Vergleichende Untersuchungen über Dignität der bei Methoden d. akt. Immunisierung einschl. Herstellung v. Antigenen. 65 den verschiedenen Temperaturen gewonnenen Extrakte sind in aus- reichendem Maße noch nicht angestellt, vorläufig muß man wohl an- nehmen, daß die im allgemeinen recht labilen Extraktstoffe bei den cn —— — FM.M. LAUT: ENSCHÄGER = BERUN) Fig. 5. Schüttelapparat mit elektrischem Antrieb. höheren Temperaturen schon modifiziert werden, man wird mit Hin- blick auf diese Antigenveränderung selbst die für das Wachstum opti- B'3 Fig. 6. Schüttelapparat mit elektrischem Antrieb. male Temperatur aus biologischen Gründen nicht als eine optimale Extraktionstemperatur bezeichnen können. Handbuch der pathogenen Mikroorganismen. 2. Aufl. II. 5 66 MARTIN FIckeEr, Die Extraktion von Giftstoffen bei Temperaturen, die über dem Züchtungsoptimum liegen, ergibt in manchen Fällen aber sogar ein stärkeres Gift als die Extraktion oder Digestion bei Brütwärme. So ist das bei 60° während zwei Stunden in Kochsalzaufschwemmungen von Dysenteriekulturen gewonnene Gift stärker als beispielsweise das nach ConRADI oder NEISSER-SHIGA hergestellte Autolysat (SELTER). IL __ NSSSESSSISIITHOTTT N Fig. 7. Schüttelapparat zum Schütteln bei bestimmten Temperaturen. Nach UHLENHUTH. Es ist natürlich, daß durch jedes Extraktionsverfahren die Bak- terienleiber selbst qualitativen Aenderungen unterliegen, die sich auch auf ihre Antigenfähigkeit äußern müssen. Bei subkutaner Einspritzung der extrahierten Zelleiber werden im allgemeinen bei weitem geringere örtliche Reaktionen (In- filtrate usf.) beobachtet als bei Injektion der lebenden oder abge- töteten Bakterienzellen. Restieren unter den extrahierten Bakterien noch körperlich intakte oder gar lebensfähige, so wird freilich auch unter diesen Umständen Infiltratbildung beobachtet. Es ist festge- stellt, dab eine örtliche Reaktion ausbleibt oder äußerst milde ver- läuft, wenn die extrahierten Zelleiber vor der Injektion noch durch Hitze abgetötet werden (C1ITRox®). Methoden d. akt. Immunisierung einschl. Herstellung v. Antigenen. 67 Bxtraktionsdureh. Autolyse: In künstlichen Kulturen ist zu beobachten, daß die Bakterien- zellen nach mehr oder weniger langer Zeit einer Auflösung unter- liegen. Auf diesen Vorgang mußten sich die Gedanken richten, als das Bestreben obwaltete, den Bakterienzellinhalt zu gewinnen. Und da diese Art Auflösung sich unter den natürlichen Bedingungen voll- zieht, ohne daß wir ein eingreifendes Mittel anwenden, so glaubte man gerade in den Autolysaten die Protoplasmabestandteile in einer am wenigsten geschädigten Form vor sich zu haben. Daß diese „Auto- Iysate“ Antigen enthielten, konnte bald erwiesen werden. Man trennt sie durch Filtration von den zelligen Elementen. In vielen Fällen läßt sich aber gar nicht bestimmen, ob das An- tigen solcher Filtrate autolytischen Vorgängen seinen Ursprung ver- dankt. Wenn man unter Autolyse einen Vorgang versteht, der eine Selbstverdauung durch Eigenenzym darstellt und selbst die Auflösung einer toten Zelle durch extracelluläre, von außen auf die tote Zelle ein- wirkende, aber durch die Lebenstätigkeit der Bakterien gleicher Art entstandene Enzyme noch hinzu rechnet, so bleiben immer noch andere Vorgänge in den sich selbst überlassenen Kulturen übrig, die an dem Uebergang von Antigen in das keimfreie Filtrat mit beteiligt sind. Tote Bakterienzellen, die von einer Flüssigkeit, noch dazu wenn sie Salze enthält oder nicht neutral reagiert, umspült sind, geben lösliche Bestandteile schließlich auch ohne Enzymwirkung ab, ein Vor- gang, der gern mit Auslaugung bezeichnet wird. Man kann sich vor- stellen, daß besonders bei der im Laufe des Wachstums entstehenden stärkeren Alkalinität eine weitgehende Extraktion der toten Zellen erfolgt. Es ist ferner sichergestellt, daß Greißelfäden oder Geißel- reste ebenso wie kleinste noch ungelöste Zelltrümmer die Filter pas- sieren. Treten so schon in Kulturen, die man sich selbst überläßt, Vor- gänge ein, die wir im einzelnen noch gar nicht übersehen, so daß eine nähere Charakteristik der keimfreien Kulturfiltrate auf Schwierigkeit stößt, so komplizieren sich die Verhältnisse noch weiterhin, wenn man von festen Nährböden Kulturbelag abhebt und in einer Flüssig- keit zum Zweck der Extraktion suspendiert. Wir müssen hier unter- scheiden zwischen dem momentan und im Laufe der Extraktion er- folgenden Effekt: je nach der Bakterienart, nach dem Alter der ver- wendeten Kultur, nach Salzgehalt des Nährbodens werden in den zur Emulsionierung benutzten Flüssigkeiten, die je nach Salz-, Eiweißge- halt usf. verschieden wirken, plasmolytische Vorgänge geringeren oder stärkeren Grades sich abspielen, die auch zur Zellsprengung führen können. Da es hierbei bei beweglichen Arten auch zum Abwerfen der Geißeln kommt, so erhält man schon durch diese einfache Uebertragung von festen Nährböden auf Flüssigkeiten bei alsbal- diger keimfreier Filtration mehr oder weniger Antigen. Erfahrungs- gemäb wird das Filtrat antigenreicher, wenn man die Suspension eine Zeitlang stehen läßt. E. P. Pıck, der diese Methode zur Dar- stellung von Typhus- und Cholerabakterienkoagulinen schon 1902 be- nutzte, nahm jüngere oder ältere Agarkulturen, deren Aufschwem- mungen in physiologischer, 0,8- oder 1-proz. Kochsalzlösung 2—24 Stunden bei Zimmer- oder Bruttemperatur verblieben, um dann filtriert zu werden. Seitdem ist diese Methode vielfach angewandt, noch häu- 5: 63 Marrın Ficker, figer aber sind ihr andere Methoden zur Verstärkung der Extraktion angegliedert worden, so die Verbindung mit der Schüttelung, mit Er- hitzung, mit Verwendung von verschiedenen Chemikalien als Suspen- sions- und Extraktionsmittel, schließlich begnügte man sich nicht, die Extraktion an den Kulturbakterien direkt vorzunehmen, sondern an den durch mechanische Verfahren aufgeschlossenen Zelleibern. Wegen dieser mannigfachen Modifikationen und Kombinationen, vor allem aber wegen unserer Unkenntnis der bei den einzelnen Methoden obwaltenden inneren Vorgänge ist heute eine völlig zutreffende Ein- teilung dieser Antigendarstellungsmethoden nicht möglich. Beispiele von Extraktimmunisierung. A. Extraktion aus lebenden Bakterien durch Kochsalz- lösung oder Wasser bei Brüttemperatur („Autolyse‘). Coxrapıs Verfahren zur Gewinnung toxischer Stoffe aus Typhus- und Dysenteriekulturen schließt sich an das oben erwähnte Pıcksche Verfahren an. CoNRADI! züchtete die Bakterien auf schwach alkalischem, 3-proz. Fleisch- wasseragar (Zusatz von 1 Proz. Tropon), der in große Schalen ausgegossen war, 20 Stunden bei 37°. Abkratzen des Kulturrasens mittels Nickelspatels, Aufsaugen mit Pravaz. Verteilen des Bakterienmaterials auf Zentrifugenröhrchen (1 Teil). Zusatz von 0,85-proz. NaCl-Lösung (2 Teile). Aufbewahren der Gläschen 1 oder höchstens 2 Tage bei 37,5%. Danach Abpipettieren und Zusammengießen der überstehenden Flüssigkeitssäulen, Zusatz von der 5-fachen Menge 0,85-proz. Kochsalzlösung, Filtrieren durch Berkefeld, während der Sterilitätsprüfung auf- bewahren im Eisschrank. Danach im Vakuumapparat bei 35° auf t/no—'/5o des Volumens eindampfen. Ueber die tödlichen Dosen dieser Gifte für Kaninchen und Meerschweinchen (Ruhr, Typhus) vgl. die Originalarbeit. 2. Auszüge aus lebenden Choleravibrionen sind dann bei 37 in destilliertem Wasser von M. Mayer, ferner aus Typhusbacillen von BRIEGER & Mayer hergestellt worden. MaAyEr schwemmte 4 Agarkulturen Cholera (24-stündig, Virulenz 1/, bis 1/;o Oese) in 20 cem Aq. dest. auf und ließ die Aufschwemmung 2 Tage bei 37°, vom Pukallfiltrat intravenöse Injektion von 27 cem innerhalb von 12 Tagen bei Kaninchen. Agglutinationstiter 1:800, bakterizider Wert 0,00008. 2 3. Schon oben ist erwähnt, daß es für das Freiwerden der Zell- bestandteile nicht gleichgültig ist, bei welcher Temperatur man die Extraktion oder Autolyse vor sich gehen läßt. So berichten BRIEGER & MAYER?, daß die durch Stehen bei Zimmertempe- ratur (15°) erhaltenen Aufschwemmungen von Typhusbacillen nur minimale Mengen zerfallener Bakterien enthielten, die meisten waren noch lebend; dem- gemäß wirkte auch das keimfreie Filtrat so gut wie nicht toxisch, während die bei 37° gehaltenen Aufschwemmungen schon massenhaft zerfallene Bakterien- leiber aufwiesen und dem Filtrate toxische Wirkung zukam. (COoNRADIS Autolysat: tödliche Dosis für Meerschweinchen 0,2, BRIEGERs Autolysat wurde in der Dosis 1 ccm intraperitoneal von Meerschweinchen gut vertragen.) Einfache Autolyse. a) Typhus-Wasseraufschwemmungen : 2 zwei- tägige, lebende Typhusagarkulturen in 10 cem Aq. dest., 1 Tag bei 4° (Eis- schrank); vom Pukallfiltrat (beim Filtrieren wurde mit 1—2 ccm Aq. dest. nachgespült) innerhalb von 7 Tagen 10 cem intravenös bei Kaninchen: Agglu- tinationstiter 1:400, bakterizider Titer 0,01. b) Typhus-Wasseraufschwemmung (wie oben) 24 Stunden bei 37°: 1 ccm Filtrat tötet intravenös Kaninchen. Anfangsdosis für Immunisierung 0,2 ccm. Die Injektionen bewirkten starke Gewichtsabnahme und schließlich den Tod des Tieres (Serum agglutiniert 1:400, bakterizider Titer 0,001). Methoden d. akt. Immunisierung einschl. Herstellung v. Antigenen. 69 c) Typhus-Wasseraufschwemmung (wie oben), 6 Stunden bei 15°. Pukall- filtrat intravenös bei Kaninchen (in 5 Tagen 10,5 ccm). Agglutinationstiter 1:1600; bakterizider Titer 0,0005. BRIEGER nimmt an, dab ein eigentlicher Zerfall der Bakterienleiber (Autolyse) erst bei höherer Temperatur eintritt, daher die Giftig- keit der 370-Autolyse. Kryzanowsky fand, daß die optimale Temperatur für die Ge- winnung wirksamer Choleraautolysate die von 37° ist (2 Tage), 18- bis 20-stündige Kulturen lieferten bessere Antigene, als ältere. Schütteln war ohne Einfluß. SALIMBENI züchtete die Choleravibrionen 16—18 Stunden auf Nicorreschem Kartoffelbouillonagar (Vorschrift bei SALIMBENI im Handbuch von Kraus-Levapırı, Ergzgsbd. I, S.71) unter Verwendung von Metallflaschen (nach NIcoLLE & ALLILAIRE). Abschaben der Kulturmasse, Versetzen mit kleiner Menge halbgesättigter Kochsalzlösung (0,5 cem pro 1 g Bakterienmasse), Aufbewahren dieses Breies 10—12 Stunden bei 38°, Ueberführen in Aq.dest. ster. (40 cem auf 1 g Bakterien). Aufbewahren bei 33° 1 Tag, Zentrifugieren. Von diesem Autolysat tötet !/; ccm (entsprechend S mg Vibrionen) Meerschweinchen von 200 g nach subkutaner Injektion (in Ausnahmefällen schon 0,1 cem). Die Lösung ist sehr labil, sie verliert schon nach 2—3 Tagen (Eisschrank, Zimmertemperatur) ihre Toxizität um die Hälfte, bleibt aber dann ziemlich lange auf dieser Stufe wirksam. — Immunisierungsversuch s. SALIMBENI. 4. Eine Typhusschutzimpfung mittels Autolysaten ist auch die von H. Vıncent geübte: er autolysiert lebende 24-stündige Typhusbacillen bei 370 mit physiologischer NaCl-Lösung, zentri- fugsiert, der Abguß wird mit Aether geschüttelt (zur Sterilisierung). Er verwendet ein polyvalentes Autolysat (4 Einspritzungen in Pausen von S—10 Tagen). Dies Antigen soll sich auch ohne Konservierungs- zusatz gebrauchsfähig halten. Tote Kulturen eignen sich zur Ge- winnung brauchbarer Autolysate nicht. 5. Ein Verfahren zur Digestion von Cholera- und Typhusbacillen mittels Dünndarmpreßsaftes hat M. Hann (b) mitgeteilt. Wir berühren dies Verfahren nur kurz, da nach Hanns eigenen Untersuchungen sich einfache Kochsalzlösung als eine gleichwertige Digestionsflüssigkeit herausstellte; Harn erhielt nach 2—14 Tage langer Digestion ein keimfreies Filtrat, das in der Dosis von 0,5 bis l cem Meerschweinchen (200 g, subkutan) tötet. Als Antigen war es brauchbar zur Erzeugung von agglutinierenden Seris, die Tiere (Meerschweinchen) erwarben auch eine Widerstandsfähigkeit gegen tödliche Dosen lebender Bakterien. Bei Ziegen und bei Pferden kommt es zur Bildung von Anti-(Endo- )toxinen; 0,025 cem dieses Serums neutralisierte die tödliche Giftdosis. Die so hergestellten Cholera- und Typhusgifte wirkten ganz ähnlich, sie führten zu einer wechselseitigen Immunisierung (eine untertödliche Typhusgiftdosis schützte gegen die 2—3- fach tödliche Choleragiftmenge), es handelt sich also wohl um ein nicht- spezifisches Gift. 6. Mit Hinblick auf die Versuche HoFMEISTERS und seiner Schüler über Organautolyse versuchten LEvY & PFERSDORFF aus Milzbrandbaecillen Autolysate zu erhalten. Der Belag von Agarplatten wurde abgehoben, mit der gleichen oder 1!/>-fachen Menge destillierten Wassers versetzt und mit Natrium- karbonat schwach, aber deutlich alkalisiert. In luftdicht verschlossenem Gefäß wurde die Emulsion mit Toluol überschichtet und 4—5 Wochen bei 37° ge- halten. Tägliches Umschütteln. Der Milzbrandstamm war ein nach CHAMBER- LAND-RoUx asporogen gemachter. Das von Toluol befreite Präparat erwies sich, allerdings in enorm hohen Dosen, auch als giftig für Mäuse. 7. Pyocyaneus. Nach den Versuchen von GILDERSLEEVE ist durch Vor- behandlung von Kaninchen mit autolytischem Pyocyaneusextrakt nur eine ge- ringe Antikörperproduktion und kein Schutz gegen letale Dosen zu erzielen. 8. Antigen durch Pneumokokkenautolyse (in NaCl-Lösung) benutzte RosEnow: eine Immunisierung gegen diese toxische Substanz gelang ihm nicht, 10 MaArrın Ficker, aber eine Erhöhung des opsonischen Index. Avirulente Stämme ließen sich oft nicht autolysieren. B. Wässerige Extrakte aus toten Bakterienzellen. Besrkeprast,?2 Verfahren zur Endotoxingewinnung. 16—1S Stunden alte Agarkulturen von Typhus, Dysenterie (2 Tage alte von Pest) werden mit physiologischer Kochsalzlösung (0,75-proz.) abgeschwemmt, 1 Stunde bei 60° erhitzt und im Vakuum getrocknet. Eine abgewogene Menge (1 g) wird mit Kochsalz in Substanz (auf 1 g trockene Bakterienmasse 0,3 bis 0,45 g NaCl) in einer Achatschale bis zum feinen Pulver zerrieben (etwa 1 Stunde lang). Nun fügt man tropfenweise allmählich, aber ohne das Pistill abzuheben, destilliertes Wasser in der Gesamtmenge von 1—2 cem hinzu; hierin löst sich das Salz schnell, die Bakterienpaste gibt man in ein Röhrchen oder Kölbehen und fügt soviel Wasser hinzu, als zur Gewinnung der Konzentration der physiologischen NaCl-Lösung nötig ist. Da die Bakterien die Neigung haben auszufallen, so schüttelt man zunächst kräftig mehrere Male durch; nach 2 Tagen zentrifugiertt man. Die Flüssigkeit enthält nach BESREDKA flüssiges Endotoxin. Für die Gewinnung des Typhusendotoxins, das hitzebeständig ist — im Gegensatz zu dem labileren Pest- und Ruhrendotoxin — wird die Pasten- verdünnung in ein Wasserbad von 60—62° für 2 Stunden gegeben, nach 12- stündigem Stehen bei Zimmertemperatur haben sich die Bacillen abgesetzt, die überstehende Flüssigkeit enthielt Typhusendotoxin. Die BESREDKAschen Lösungen aus Typhusbaeillen sind für verschiedene Versuchstiere, namentlich bei intraperitonealer oder intravenöser Injektion giftig. 1 g trockene Bacillen + 0,3 g NaCl + 30 cem Wasser ergibt eine Lösung, deren tödliche Dosis für Meerschweinchen (250 g) und Ratten (50 g) 1/s—!/, ccm beträgt. 1 ccm tötet in 3 Stunden (intraperitoneal). Kaninchen (1800 g) starben bei 1—1,5 eem, intraperitoneal oder intravenös, Mäuse bei 0,05 eem. Die Lösung verträgt Erhitzen auf 100—120° 1 Stunde, 127° !/, Stunde lang. BESREDKA hat auch zur Extraktion der Typhus- und Pestba- cillen normales Pferdeserum verwendet. Die Vorschrift lautet: 0,15 g trockene Bacillen (s. oben), 8 ccm Serum, 2 ccm physiol. Kochsalzlösung. Es tritt starke Agglutination ein. 11/,—2 Stunden stehen lassen bei Zimmertemperatur, zentrifugieren: die ausgeschleuderten Bacillen sind nicht oder nur sehr wenig giftig, sie sind als Vaccin brauchbar. Schon 0,025 mg schützte Meerschweinchen, subkutan, gegen intraperitoneale Infektion mit tödlichen Dosen. Dauer der Immunität mehrere Monate. - Die überstehende Flüssigkeit nennt er das flüssige Endotoxin (1,5 cem tötet Meer- schweinchen — 300 g — intraperitoneal), bei den verschiedenmaligen Herstel- lungen schwankt seine Giftigkeit. C. Abspaltung durch Wärme. 1. Freie Rezeptoren nach M. NEIssEr & SHIca. a) NEISSER & SHiGa haben nachgewiesen, daß in einer wäßrigen Aufschwemmung von erhitzten Typhusbacillen nach Entfernen der Typhusbacillen durch Filtration freie Rezeptoren vorhanden sind, sie bewiesen das damit, daß dies Filtrat Agglutinine zu binden und als Agglutinogen zu wirken vermochte. Das so gewonnene Serum wirkte nicht nur stark agglutinierend, sondern auch bakterizid. „Methode. Eine 1-tägige Agarkultur wird in 10 ccm steriler physiologischer Kochsalzlösung aufgeschwemmt, 1 Stunde lang bei 60° erhitzt und 2 Tage bei 37° gehalten. Danach Filtration durch Reichelkerze. Beispiele. Typhus; Kaninchen vertrugen intravenös 10 ccm des Filtrats. Nach der 2. Einspritzung Agglutinationstiter 1:5000, nach der dritten 1:20 000. b) Versuche nach der gleichen Methode mit Ruhrbacillen bei Ka- ninchen s. Lüpke?,®, er fand den bakteriziden Wert nur mäßig erhöht (höchstens 1:100), Agglutinationstiter höchstens 1:200. Methoden d. akt. Immunisierung einschl. Herstellung v. Antigenen. Wl c) Cholera. Versuche am Kaninchen nahm BERTARELLIl,? vor. Der Impfstoff wurde subkutan (1 ccm, 3 ccm, 3 ccm) und bei einem anderen Tier intravenös (2 ccm, 3 ccm) gut vertragen. Mäßiger An- stieg des Agglutinations- und bakteriziden Titers. d) Versuche am Menschen. a) SHIGA! benutzte die oben angegebene Methode, schwemmte aber die Agarkultur nur mit 5 cem (anstatt mit 10 ccm) ab. Versuchsperson 1 hatte vor 12 Jahren Typhus überstanden, das Serum zeigte vor der Injektion keine Antikörper. Erste Injektion 0,05 cem subkutan untere Brustpartie. Keine Erscheinungen. Nach 5 Tagen 0,25 ccm: sehr geringe Reaktion. Versuchsperson 2, 0,1 cem ohne Erscheinungen, nach 12 Tagen 0,5 cem fast ohne Reaktion. Effekt: Agglutinationstiter bei 1 nach 8 Tagen 1:640, nach fast 1 Jahr 1:60, bei 2 nach 11 Tagen 1:80, nach 3 Monaten 1:40. Der bakterizide Titer (Methode NEISSER-WECHSBERG) zeigte erheblichen Anstieg und hielt sich bei der 1. Versuchsperson fast ein Jahr lang gleich hoch. 8) Verfasser spritzte bei einem Laboranten B., der beim Pipettieren von Typhusemulsion unvorsichtig gewesen war, 0,5 ccm des Impfstoffes subkutan Unterarm. Schwerste örtliche Reaktion mit erysipelartiger Rötung und Schwellung des ganzen Unterarms. Starke Schwellung und Schmerzempfindlichkeit der Axillardrüsen. Schwere Allgemeinerscheinungen mit Fieber (39,1). Nach 21/, Tagen Rückkehr zur Norm. Agglutinationstiter vor der Injektion 1:10. 10 Tage später 1:25. — (1902; nicht publiziert.) xy) Hertsch & KUTSCHER verwendeten den Impfstoff in der SmiGAschen Modifikation, fügten 0,5 Proz. Phenol hinzu und spritzten subkutan 0,5 ccm, Unterarm. Aeußerst heftige örtliche Reaktion, die nach 2 Tagen ablief. All- gemeinreaktion in 2 Fällen milde, bei einer 3. Person sehr schwer (39,5, Er- brechen, Benommenheit). Agglutinationstiter 10 Tage nach der Injektion ge- ringe Steigerung (im Höchstfall 1:100). Bakterizider Wert nur einmal 1:100, sonst darunter. %) Mit dem NEISSER-SHIGAschen Impfstoff (unter geringfügigen Modi- fikationen) sind weitere Versuche am Menschen von ScLAvo, praktische Impf- ungen während Typhusepidemien von CASTELLANI, ferner von TrIGLIA und MAzzuoLı ausgeführt worden. Die Erscheinungen waren leicht, in wenigen Fällen mittelschwer. Für die verschiedene Schwere der mit der Impfung einhergehenden lokalen und allgemeinen Erscheinungen sind die Kulturdifferenzen verantwortlich zu machen, die nicht einheitlich gehandhabte Dosierung sowie die Verschiedenheit der Applikationsstellen, ferner ist die indi- viduelle Empfindlichkeit zu berücksichtigen. Es fehlt vorläufig vor allem die Möglichkeit, den Impfstoff von gleichmäßiger Stärke her- zustellen und ihn konstant zu erhalten. 3. Modifikationen des NEISSER-SHIGAschen Ver- fahrens durch WASSERMANN. A. WASSERMANN? schwemmte 24-stündige Typhusagarkulturen in destil- liertem Wasser auf, tötete sie dann 24 Stunden lang bei 60° ab, überließ sie 5 Tage bei 37° der „Autolyse“ und filtrierte keimfrei durch Kerzen. Das Filtrat wurde im Vakuumapparat zur Trockne eingedampft. Das grauweiße Pulver, in Glasröhren eingeschmolzen, hatte nach 3 Monaten noch seine volle Wirksamkeit: nach intravenöser Einverleibung von 5—20 mg bei Kaninchen betrug der bakterizide Titer des Serums nach 8—9 Tagen 5 mg. STRONG (zitiert bei WASSERMANN) stellte aus Choleravibrionen in gleicher Weise einen Impfstoff her. Bei subkutaner Anwendung traten keine lokalen Ent- zündungen bei den Tieren auf. Das WAssErMAnNsche Verfahren bietet nach den Ausführungen des Autors den Vorteil, daß der Impfstoff wägbar, also genau dosierbar ist, daß er eine relativ lange Zeit unverändert aufbewahrt werden kann (LÜDkE fand das Dys- enterieantigen noch nach 3 Monaten wirksam), und daß wegen des geringen Gehaltes an Protoplasmastoffen die entzündungserregende Wirkung vermindert 12 Marrın Ficker, ist. Eine Nachprüfung (Typhus, Kaninchen) siehe BERTARELLI?, für Dysen- teriebacillen siehe LÜnKE!, ®, 6, der die WAssErManNsche Methode der NEISSER- SHiIGAschen vorzieht (höherer Agglutinationstiter bei Kaninchen). Versuche am Menschen. a) Typhus. Das Wassermannsche Impfpulver wurde von HETSCH & KUTSCHER wie oben geschildert hergestellt und für die Impfung in physiologi- scher Kochsalzlösung, die mit 0,3 Proz. Phenol versetzt war, gelöst. Die Lösung geht ziemlich schwer vor sich. 1 Impfdosis entsprach dem Trocken- rückstand von 6 Normalösen Agarkultur — 0,0017 g Impfpulver. Prüfung auf Sterilität macht sich nötig wegen der Möglichkeit der Verunreinigung wäh- rend der verschiedenen Manipulationen, z. B. auch während des Eindickens, das 1—1!/; Tag beansprucht. HETSCH & KUTSCHER beobachteten bei subkutaner Injektion (dieses Impf- stoffes (linke Brustseite) eine sehr milde lokale Reaktion bei sämtlichen sechs Versuchspersonen, Allgemeinerscheinungen zeigten d gar nicht, eine Person hatte leichtes Fieber (37,6 °). Effekt: Bakterizider Titer nach einmaliger Injektion bei einem Impfling 1:200, bei drei 1:100, bei zwei 1:50. b) Cholera. STRoNnG (s. oben) beobachtete nach Einspritzung des Impf- stoffes nur leichte Lokal- und Allgemeinerscheinungen; ebenso BERTARELLI, der in Zwischenpausen von 6 Tagen 0,2, 0,4, 1 ccm und 2 cem unter die Rückenhaut spritzte. Es trat mäßige Steigerung des Agglutinations- (1:40, d. i. eine 20-fache Steigerung gegenüber dem Normalen) und bakteriziden Titers (1:20 im Plattenversuch, d. i. eine 4-fache Steigerung gegenüber dem normalen Serum) ein. (Die Ausgangskultur BERTARELLIS hatte eine sehr geringe Virulenz: tödliche Dosis für Meerschweinchen, intraperitoneal, 5 Nor- malösen.) Nach 6 Monaten agglutinierte das Serum noch 1:20. 3. Kruses Dysenteriegift. Die nach einem Tag auf Agar gewachsenen Bakterien werden in Kochsalzlösung aufgeschwemmt (1 Kultur auf 10 ccm 0,8-proz. NaCl- Lösung), 2 Stunden lang bei 60° gehalten und abzentrifugiert. Die obenstehende Lösung wirkt in einer Dosis, die 1 mg feuchter Bacillen entspricht, tödlich (Kaninchen, intravenös). Subkutan ist die Wirkung ähnlich, doch unsicher. Erhitzen auf 80—100° macht das Gift fast wirkungslös. Meerschweinchen sterben erst (intraperitoneal) an der 40-fachen Dosis unter Kollaps (vom gekochten Gift ist die doppelte Menge nötig). Gegen das Gift (Endotoxin konnte Kruse ein Anti- toxin gewinnen. Nach SELTER gelingt überhaupt die Immunisierung von Kaninchen mit dem Extrakt aus Dysenteriebacillen viel schwerer als die mit abgetöteten oder lebenden Kulturen. Nach demselben Autor wirkt dies bei 60° während 2 Stunden gewonnene Gift stärker als beispielsweise das nach ÜONRADI oder NEISSER- SHIGA hergestellte Extrakt. 4. MaracLıanos Hitzeextrakt aus Tuberkelbacillen. Einen wässerigen Auszug aus Tuberkelbacillen stellt MARAGLIANO her, der die in kräftiger Entwickelung begriffenen Kulturen auf einem Filter sammelt, mit einer dem Volumen der Kulturflüssigkeit entsprechenden Menge destillierten Wassers aufschwemmt und 48 Stunden lang auf dem Wasserbad bei 90—95° digeriert. Durch zeitweisen Zusatz von Wasser erhält er die Aufschwemmung auf dem ursprünglichen Volumen.. Schließlich wird die Flüssigkeit auf 1/ıo eingeengt und filtriert (= wäßriges Tuberkulin).. Das Präparat soll nach MARAGLIANO beim tuberkulösen Organismus die gleiche Wirkung wie das Kochsche Tuberkulin haben, erzeugt aber keine merkliche lokale Reaktion. Tödliche Dosis für Meerschweinchen, subkutan 1 cem auf 100 g Körpergewicht; für Kaninchen, intravenös 0,5 cem auf 100 g Körpergewicht. MARAGLIANO wollte mit diesem Verfahren die starken Mengen Glyzerin vermeiden, die das Kocasche Präparat enthält, die die Giftwirkung des Tuberkulins in nicht spezi- fischer Weise erhöhen und die Anwendung größerer Mengen beim gesunden Or- ganismus hindern. Auch hält er nach vergleichenden Versuchen Wasser für ein geeigneteres Extraktionsmittel als Glyzerin. Der wässerige Extrakt verliert schon > Methoden d. akt. Immunisierung einschl. Herstellung v. Antigenen. 75 nach 8—10 Tagen bedeutend an Wirksamkeit, Zusatz von 5 Proz. Glyzerin konserviert. MARAGLIANOs Präparat ist von ihm zur Pferdeimmunisierung zum Zweck der Serumgewinnung benutzt worden. Die Tuberkelbacillenextrakte von KocH und MARAGLIANO weichen insofern von den übrigen durch Extraktion gewonnenen Antigenen wesentlich ab, als sie hohen Hitzegraden während der Herstellung ausgesetzt worden sind. Dadurch tritt selbstverständlich eine weitgehende Modifizierung der Giftstoffe ein, die sich auch auf die Antigennatur erstrecken muß. Um diese Denaturierung einzu- schränken und zu vermeiden, ging LANDMANN systematisch vor, s. S. 81. D. Schüttelextrakte. 1. Auf Veranlassung von L. BRIEGER hat M. Mayer versucht, aus lebenden Choleravibrionen durch Schütteln spezifisch wirkende Substanzen zu gewinnen. 4 Agarröhrchen 1-tägiger Cholerakultur (Virulenz !/,o—!/; Oese) wurden in 20 cem destillierten Wassers aufgeschwemmt, die Aufschwemmung wurde in kleinen Kölbchen, die vor Licht durch Umhüllung mit schwarzem Papier ge- schützt waren, 6 und 48 Stunden lang im Schüttelapparat bei 15° geschüttelt. Dann Filtration durch Pukall. Mit dem Extrakt 48 Stunden konnte in 4 Wochen (intravenös innerhalb von 22 Tagen im ganzen 30 cem) der bakterizide Serum- titer 0,0001, mit dem Extrakt 6 Stunden in 4 Wochen der bakterizide Titer 0,001 erreicht werden. Die Seren agglutinierten höchstens 1:200. 2. Die gleiche Schüttelungsmethode wandten BRIEGER & MAYER für Typhus an. Beispiel: Typhus-Wasseraufschwemmung (s. S. 68) wird 24 Stunden bei 15° geschüttelt. Pukallfiltrat bei Kaninchen intravenös in 6 Tagen im ganzen 10,5 cem. Agglutinationstiter 1:1600. Bakterizider Titer 0,0001. Auch kleine Dosen reichten schon bei einmaliger Injektion aus, die Titer beträchtlich zu er- höhen (0,005 Filtrat entsprechend '/,o—"s00 OVese Kultur, intravenös Kaninchen. Agglutinationstiter 1:160, bakterizider Titer 0,004). er Versuche am Menschen mit dem Typhusimpfstoff Brieger- Tayer. a) BASSENGE & MAYER?, 9 Versuchspersonen. Subkutane Injektion von Extrakt, der !/; Agarkultur entsprach, veranlaßte nur geringe Antikörper- bildung (Bakteriolyse im PFEIFFERschen Versuch), eine Wiederholung machte sich nötig. Um mit einer einzigen Injektion auszukommen, konzentrierten die Autoren den Impfstoff im Vakuum so, daß 2 ccm die wirksamen Substanzen einer ganzen Kultur enthielt. Die lokalen und allgemeinen Erscheinungen hielten sich in mäßigen Grenzen. Effekt: Nach 14 Tagen und mehr stieg der bak- terizide Titer in der Regel bis zu 0,001 an (0,001 cem des Serums schützte Meerschweinchen von 200 g gegen die 20-fache tödliche Dosis, intraperitoneale Einführung). In 2 Fällen genügten hierzu 0,0005 und in einem nur 0,0001 ccm. Die Persistenz der Bakteriolysine war eine recht erhebliche (nach 6 Monaten in dem untersuchten Falle 0,01 ccm). Der Versuch, noch höhere Titer mit einem multivalenten Impfstoff zu erhalten, scheiterte, die Verfasser bevorzugen einen univalenten, hergestellt aus einer Kultur von der Virulenz ca. 1/3. Oese. — Der Impfstoff vertrug den Zusatz von 0,3—0,5 Proz. Phenol. b) BıscHorFr. 24 Versuchspersonen. Der Impfstoff wurde von BASSENGE & MAYER bezogen. Injektionsdosis 2 cem von dem im Vakuum eingeengten Präparat oder 5 ccm von dem ursprünglichen Extrakt, entsprechend je 1 Agar- kultur. Injektion subkutan unterhalb des Schlüsselbeins. Die lokalen und all- gemeinen Erscheinungen waren individuell sehr verschieden. Die ersteren waren wesentlich geringer als nach Injektion von Bacillenaufschwemmungen, die All- gemeinerscheinungen (Störung des Allgemeinbefindens, Steigerung der Körper- temperatur, Einwirkung auf den Verdauungstraktus) verliefen verhältnismäßig schnell, Maximum nach 6—8 Stunden, sie waren ebenfalls weniger heftig als die bei der PFEIFFER-KoLLeschen Impfung. Effekt: Der bakterizide Titer lag nie über 200—500, meist war er erheblich niedriger, bei einigen Personen er- reichte er noch nicht 50. Nach drei Monaten fast vollständiger Rückgang des Titers. Bei einem Vergleich der Methoden PFEIFFER- KOLLE sowie BRIEGER- MAYER betont BIscHoFF die bequemere und billigere Herstellungsweise des 4 MARTIN Ficker, Impfstoffs PFEIFFER-KOLLE, die Unsicherheit des Sterilisationsverfahrens bei dem Impfstoff BRIEGER-MAYER (Filtration). Beide Impfstoffe lassen die Gleich- mäßigkeit der örtlichen und allgemeinen Reaktionen vermissen, vorläufig ist es noch nicht gelungen, den BRIEGERschen Impfstoff haltbar zu machen. Vergleichende Untersuchungen über die Methode KoxkrADIs („Autolyse‘“) und BrIEgEr (Schüttelextrakte) mit Schweine- pestbacillen nahm F. ScHMIDT vor. Er verglich auch den Einfluß dieser Maßnahmen auf die Lebensfähig- keit der Bacillen und stellte fest, daß bei dem 24-stündigen Schütteln (Zimmertemperatur) der mit destilliertem Wasser (5 ccm) abgeschwemmten Kultur die Keimzahl annähernd die gleiche blieb, während bei 24-stündigem Verweilen der mit 5 cem physiologischer Kochsalzlösung abgeschwemmten Agarkultur- masse im Brutschrank die Keime sich um 50 Proz. verminderten. Die filtrierten Autolysate wirkten für Kaninchen, Meerschweinchen und Ziegen toxisch. (Ziegen können schon bei intravenöser Verabreichung von 05 ccm zugrunde gehen.) Bei ersteren beiden Tierarten konnte Immunität durch Behandlung mit solchen Autolysaten herbeigeführt werden. Weniger giftig verhielt sich das Filtrat des Schüttelextraktes, Meerschweinchen und Ferkel vertrugen bis zu 50 und 20 ccm. Schützende Antikörper waren frühestens am 7. Tage nach der Injektion nachzuweisen. 3. In Anlehnung an die Briersersche Methode sind zahlreiche andere Schüttelextrakte hergestellt worden, es handelt sich nur um Variation der Züchtungsdauer, der Quantitäten, des Aufschwem- mungsmediums und der schließlichen Befreiung von lebenden Keimen oder Zellresten. Beispiele: a) Wässerige und seröse Schüttelextrakte nach WASSERMANN- Citron („künstliches Aggressin‘‘). 24-stündige Agarkulturen auf Kolleschalen werden mit destilliertem Wasser abgeschwemmt: man gießt 3—4 ccm auf den Bakterienrasen und schabt mit ausgeglühtem Platindraht den Belag ab, gibt noch 7—8 cem Flüssigkeit zum Wegspülen der noch anhaftenden Kulturmassen hinzu. Die Suspension wird in Erlenmeyerkolben aus schwarzem Glas oder in braune Flaschen übertragen und bei Zimmertemperatur 1—2 Tage ununterbrochen im Schüttelapparat gehalten. Zusatz von 0,5 Proz. Phenol (1 ccm 5-proz. Phenol auf 10 ccm Flüssigkeit), man zentrifugiert scharf bis die obenstehende Flüssigkeit bakterienfrei ist und pipet- tiert ab. Das Extrakt wird 3 Stunden auf 44° erhitzt und auf Sterilität geprüft. Nach Versuchen bei Schweineseuche, Hühnercholera usf. wirken besser als wäßrige die serösen Extrakte. Zu ihrer Herstellung verfährt man genau wie es oben geschildert ist, verwendet aber zum Suspendieren- der Bakterienmassen nicht destilliertes Wasser, sondern Serum. WASSERMANN & Crtron empfehlen frisches normales Kanin- chenserum, bei der Immunisierung von Tauben benutzten CıTrRon & Pürz Taubenserum (homologes Serumextrakt). Man erhält ein noch wirksameres Extrakt, wenn man zum Ab- schwemmen einer Kolleschale nur 5 ccm Suspensionsflüssigkeit ver- wendet, wie das Cıtrkoxv & Pürz bei Immunisierung gegen Hühner- cholera taten. Für die Immunisierung gegen Schweineseuche und Hühnercholera waren nach Cıtron, ferner CITrkon & Pürz am geeignetsten die ho- mologen Serumextrakte, in zweiter Linie waren die heterologen Serumextrakte, in dritter Linie die wäßrigen wirksam. Die letzteren zeigten mehrfach eine stärkere Giftwirkung (Hühnercholera- extrakt bei Kaninchen) als die vorher genannten, so daß häufiger Impfverluste eintraten. Methoden d. akt. Immunisierung einschl. Herstellung v. Antigenen. 75 Beispiel. Aktive Immunisierung mit Schweineseuchebaecillen- Extrakt. Kaninchen. f 19. Juni 1. Injektion 2,5 cem seröser homologer Schweineseucheextrakt subkutan 9. Juli 2. r 2.07, » 4 5 r 12, ” 3. „ ‚0 „ „ b2) ” „ 24. „ 1. Infektion '/,, Oese Schweineseuchekultur subkutan 22. Sept. 2. { 1 intravenös ’ 2) „ Kontrollkaninchen stirbt nach Injektion von !/,,00. Oese subkutan in 24 Stunden. Immunisierungsversuche mit Schüttelextrakten nach WASSERMANN & ÜITRON sind angegeben bei 1. WASSERMANN & CITRON: Schweineseuche, Typhus (Meer- schweinchen), 2. CırRox!: Hogeholera (Kaninchen), 3. CITROX ”: Schweineseuche (Kaninchen, Meerschweinchen), 4. CitRoX *: Hogeholera (Meerschweinchen, Kanin- chen), 5. CITrROv & Pürz: Hühnercholera (Kaninchen, Tauben), 6. SCHMIDT, F., Schweinepest, Wildseuche (Kaninchen). Schüttelextrakte aus Meningokokken fertigten ferner KoLLE & WassEerMAnNt,2, indem sie 24-stündige Meningokokkenkulturen auf Korreschen Schalen mit 10 ccm destillierten Wassers ab- schwemmten und 4—5 Tage im Schüttelapparat schüttelten. Danach Zentrifugieren, 0,5 Proz. Karbol. Beim Pferd wurde dieses Extrakt subkutan verabreicht, es traten sterile Abszesse und sehr ausge- breitete, schmerzhafte Infiltrationen der Haut auf, wodurch das Im- munisierungsverfahren sehr aufgehalten wurde. Polyvalentes keimfreis Kälberruhr-Bacillenextrakt (L. W. Gans, Frankfurt a. M.). Den tragenden Muttertieren werden 3—4 Wochen vor dem Kalben 10 ccm des Extraktes am Halse subkutan, nach S—10 Tagen die doppelte Menge injiziert. Das mit 0,5 Proz. Phenol versetzte Extrakt hält sich im Dunkeln und Kühlen mehrere Monate. Ueber günstige Resultate berichtet FEHR- MANN. v. SANDE empfiehlt die erste Impfung mit 10 cem des Bacillenextraktes 6 Wochen vor dem Abkalben vorzunehmen und nach 10 Tagen eine zweite mit 20 cem folgen zu lassen (subkutan), in dem letzten Monat der Tragezeit darf eine Impfung wegen Gefahr von Abort und Exitus nicht vorgenommen werden. Nach F. M. SCHMIDT ist ein Nutzen des Impfens von Muttertieren mit Kälberruhr-Bacillenextrakt bisher nicht erwiesen, da bisher die nötigen Kon- trollen nicht angewandt wurden. b) SOBERNHEIM & SELIGMANN nehmen auf 1 Kolleschale Kultur (B. enteritidis) 15 com Kochsalzlösung, hierzu 0,5 Proz. Karbol- säure, schütteln 48 Stunden und zentrifugieren bis zum Klarwerden. E. Extraktion durch chemische Mittel. 1. Ammonsulfat. Natriumsulfat. a) BRIEGERs! Methode zur Darstellung von Typhus-Agglu- tinogenen (Aussalzungsverfahren, verbunden mit Autolyse): Reinstes kri- stallinisches Ammonsulfat in Substanz, das seiner sauren Reaktion wegen als solches zur Extraktion von Bakterien unbrauchbar ist, wird durch tropfen- weisen Zusatz einer sehr stark verdünnten Lösung von Ammoniumbikarbonat und ein wenig Ammoniumkarbonat unter Schütteln bis zur schwachen aber deutlichen Alkalinität abgestumpft (leichter Ammoniakgeruch). Zugabe von Typhusbacillen (Oberflächenbelag von 3—4 Tage alten Agarkulturen). Kräftiges Durchschütteln, wobei der Ammoniakgeruch verschwindet. Ein Teil des Ammoniumsulfates muß ungelöst bleiben. Man läßt I—4 Tage im Dunkeln und Kühlen stehen. Abfiltrieren, Salzteilchen sind fernzuhalten. Der Bakterien- niederschlag wird zwischen Fließpapier gut ausgepreßt und in Wasser gegeben, dem einige Tropfen sehr verdünnter Natronlauge zugesetzt werden. Schütteln im Schüttelapparat !/; Stunde, dabei muß die Reaktion schwach alkalisch bleiben, etwa auftretende Säuerung, die das Agglutinogen zerstört, ist sofort durch Natron- lauge zu beseitigen. Abzentrifugieren, zweimalige Filtration durch Pukallfilter. In dem Zentrifugat, das noch eine weitere Ausbeute zuläßt, befinden sich noch lebende Typhusbacillen, ein Zeichen, wie schonend das Verfahren ist. Mit dem Filtrat wurden von SCHÜTZE (siehe BRIEGER & SCHÜTZE) Meerschweinchen und Kaninchen geimpft. Auch die subkutane Applikation wurde vertragen, Gift- 76 MarTın FickEr, wirkung fehlte. Meerschweinchen erhielten subkutan an aufeinanderfolgenden Tagen 5, 5, 5, ccm. Kaninchen vertrugen Anfangsdosen von 6 ccm intravenös, insgesamt bis zu 56—83 cem. Die Agglutinationswerte hielten sich in mäßigen Grenzen (höchster Wert bei einem Kaninchen, das insgesamt 83 ccm erhalten, 1:1200). Das Serum der Kaninchen wirkte auch präzipitierend beim Zusammen- bringen mit der zur Injektion benutzten Extraktionsflüssigkeit. Hingegen fehlte dem Serum der so vorbehandelten Kaninchen eine stärkere bakterizide Wirkung: 0,05 und 0,01 ccm vermochte nicht 250-g-Meerschweinchen gegen 1 Oese Typhuskultur (d. i. die 5-fache letale Dosis) zu schützen. Wie erwähnt, genügte das 4-tägige Aufbewahren in dem konzentrierten al- kalischen Ammoniumsulfat nicht, um eine vollständige Abgabe der spezifischen Stoffe herbeizuführen, es wurde daher die Aufbewahrungstemperatur von 37° gewählt und die Zeit verlängert (8—10 Wochen). Der auf den gehärteten Filtern verbleibende Bakterienniederschlag wurde in 20—30 ccm destillierten Wassers gegeben, das mit. sehr verdünnter Sodalösung gerade sichtbar alkalisiert wurde. Schüttelapparat 1—2 Stunden. Aufbewahren bei 37°, bis vollständige „Autolyse‘“ eingetreten (meist nach 3 Tagen). Vom 2. Tage ab zentrifugierten BRIEGER & MAYER noch weitere 3 Tage lang täglich eine halbe Stunde, um die Bakterienzellreste zu entfernen und setzten die Lösung vorsichtig Chloroform- dämpfen aus. Sowohl das filtrierte als unfiltrierte Extrakt rief subkutan einige Male Infiltration hervor. Zur Immunisierung von Kaninchen war die ge- eignete Anfangsdosis 0,2—0,3, die täglich ohne Schädigung verdoppelt werden konnte. Meerschweinchen vertrugen intraperitoneal 2 ccm. Die Verabreichung von im ganzen 20—30 ccm hatte beträchtliche Erhöhung des Agglutinationstiters zur Folge, am höchsten war er nach Injektion der lediglich durch Zentrifugieren von Zellresten befreiten und chloroformierten Lösung (nach 10-tägiger Behand- lung z. B. 1:8000), hingegen waren die Agglutinogene bei Filtration durch Pukall und ebenso beim Dialysieren (12 Stunden gegen Aqua dest.) beträchtlich abge- schwächt. Schützende Eigenschaften wies auch das hochagglutinierende Serum nicht auf, ebensowenig präzipitierende. Diese von BRIEGER & MAyERr gehandhabte Methode wurde von M. MAYER! benutzt, um spezifische Substanzen auch aus Choleravibrionen zu gewinnen. Im Gegensatz zu der spontanen Säuerung, die bei Verwendung von Typhus- bacillen im Ammonsulfat eintrat und ein Nachalkalisieren nötig machte, blieb hierbei die Reaktion alkalisch, ebenso — in den meisten Fällen — nach Ueber- tragen in das destillierte Wasser. Als Ausgangsmaterial dienten 1 Tag alte Cholerakulturen in 7—10 Kolleschalen, Virulenz !/,o—!/; Oese. In dem Am- moniumsulfat verblieben die Bakterien 8 Tage. Autolyse bei 37° 3 Tage. Im übrigen vgl. BRIEGER & MayvEr!. Das Extrakt zeigte keine auffallend toxische Wirkung und wurde in ziemlich rascher Injektionsfolge vertragen. Der bak- terizide Titer bei Kaninchen stieg bis zu 0,00001 ccm, der Agglutinationstiter blieb verhältnismäßig niedrig. Bei Verwendung geringerer Bakterienmengen (4 Agarröhrchenkulturen), 2-tägigem Verweilen in Ammonsulfat und 2-tägiger Auto- lyse bei 37° stieg der bakterizide Titer bei einem Kaninchen nach Einverleibung von insgesamt 19 cem (innerhalb von 15 Tagen) auf 1:1000 (Agglutinations- titer 1:80). b) Extraktion durch Natriumsulfat (20-proz. Lösung, einige Stunden bei 37°, danach Zentrifugieren) wandte bei Cholera- vibrionen BRunner an, ein solches Antigen soll hitzebeständig (84°) sein, es passiert Tonfilter nicht. S. Rowrann bediente sich des Natriumsulfats (anhydrosum), um aus Pestbacillen, die vorher mit Chloroform behandelt waren, nach feiner Zerreibung der Mischung, wiederholtem Einfrieren und Auf- tauen (bei 370), Zugabe von Wasser bis zur Gewinnung einer ge- sättigten Lösung ein reichlich Nukleoprotein enthaltendes Antigen zu gewinnen, das zur Immunisierung von Ratten gegen lebende Pest- bacillen in einem größeren Prozentsatz von Fällen sich bewährte. 2. Extraktion durch Alkalien und Säuren. a) Kalilauge und Natronlauge. 1. Von allen bisher bekannt gewordenen Verfahren dieser Gruppe hat das von Lustis & Gareorrı empfohlene die größte praktische Methoden d. akt. Immunisierung einschl. Herstellung v. Antigenen. 77 Bedeutung gewonnen. Es folgt dem NENcKI-BucHnerschen Verfahren der Herstellung von Mykoprotein bzw. Alkaliprotein. Da dieser Im- munisierungsmethode in diesem Band ein besonderer Beitrag gewidmet ist, so kann hier auf die Schilderung verzichtet werden. 2. R. KocH! hat längere Zeit versucht, aus Tuberkelbaecillen durch Extraktion mit !/,. Normalnatronlauge eine immunisierende Substanz zu ge- winnen: er verteilte die Tuberkelbacillen in der Lauge möglichst gleichmäßig, ließ 3 Tage bei Zimmertemperatur unter Öfterem Umrühren stehen, filtrierte schließlich die über den Kulturmassen stehende Flüssigkeit dureh Fließpapier und neutralisierte.e Dies Präparat TA. enthielt noch ziemlich viele abgetötete Tuberkelbacillen (die Bacillen starben nach 12—15 Stunden langer Berührung mit der Lauge ab). Wirkung: wie Tuberkulin, die Reaktion ist aber von längerer Dauer, die Erfolge waren beständiger, „es kam weniger oft und später zu Rezidiven‘“. Bei etwas größeren Dosen verursachte TA. sterile Abszesse, weshalb K. die Flüssigkeit durch Tonzellen filtrierte; das Filtrat erzeugte keine Abszesse, aber war in seiner Wirkung dem Tuberkulin nicht mehr überlegen und auch nur im frischen Zustande brauchbar. Die Erfahrungen mit dem TA., nach denen eine Immunisierung durch subkutane Einspritzungen kleiner Dosen toter Tuberkel- bacillen sich als nicht wirksam gegen die größeren, Abszeß verursachenden Dosen erwies, führten übrigens KocH dazu, die Tuberkelbacillen mechanisch zu zer- trümmern, um sie so resorbierbar zu machen. 3. ARONSON! gewann durch !/s-stündiges Kochen von 10 g entwachster Tuberkelbacillen mit 200 cem !/s;; Normalnatronlauge im Autoklaven bei ca. 130° und Filtration durch Papierfilter ein Gift, für das Meerschweinchen sehr verschiedene Empfänglichkeit zeigten, einzelne gingen schon nach 0,01 ccm (subkutan) ein, andere konnten bei allmählicher Steigerung der Dosen bis zu einem gewissen Grade gegen das Gift immunisiert werden. 4. Hier gehören auch her die Extraktionen aus Cholerakulturen von SCHURUPow. (Zunächst Anwendung von Laugen, dann Fällung mittels Säuren, Waschen mit dest. Wasser, Zentrifugieren, Trocknen über Schwefelsäure im Vakuum; unvollständig veröffentlicht.) Ferner von Krawkow (Behandlung von Choleravibrionen mit Alkalilauge und Kupferacetat), dies Präparat bedingt bei Versuchstieren Sinken der Körpertemperatur sowie Oyanose, Krämpfe, Durch- fall (Meerschweinchen und Kaninchen). b) Soda. . Vielfach wird Sodalösung zur Extraktion benutzt, man wählt in der Regel die n/,. Lösung. Beispiel: R. Kraus & St. BÄCHER schwemmen Agarflaschenkulturen von Meningokokken nach 24—48 Stunden langer Züchtung mit 10 ccm n/yo Sodalösung ab, versetzen die Aufschwemmung mit 0,5-proz. Karbolsäure oder Toluol und lassen bei niedriger Temperatur 1 Tag lang stehen. Danach Filtration (Papier) oder scharfes Zentrifugieren. Das so gewonnene Gift wirkt (peritoneal Meerschweinchen, Mäuse) besser als das mit destilliertem Wasser extrahierte. Aehnlich ist das Verfahren von SALIMBENI zur Extraktion von Cholera- gift (Abschwemmen von 18-stünd. Agarkulturen mit 0,25 Proz. Kochsalz —+ 0,1-proz. Soda, dann Aufbewahrung 1 Tag bei 37°, schließlich 1 Stunde 60°, nach 6—8 Tagen Zimmertemperatur Zentrifugieren). Hierher gehört auch das von TarsusaBuRoO YABE (1900) hergestellte Tuberkulobakterizidin. Er behandelte Tuberkelbacillen zunächst in der Kälte mit 0,5—1-proz. Sodalösung bis zur Erschöpfung (das Gelöste nannte er Tubereulo-Mykoprotein), die erschöpften Bacillen extrahierte er sodann mehrere Tage mit SCHWEITZERS Reagens (einer Auflösung von frisch bereitetem Kupfer- oxydhydrat in Ammoniak). Das Extrakt Tuberkulobakterizidin soll „hervor- ragende immunisierende Eigenschaften“ besitzen. RuppeL! hält dies Prä- parat für identisch mit der von ihm schon 1898 aus Tuberkelbacillen extrahierten Tuberkulinsäure (einem Bestandteil von T.O.), die die spezifischen Eigenschaften des Koctschen Tuberkulins in erhöhtem Maße besitzt. RuUPPEL erwähnt auch, daß man durch Extraktion mit Ammoniak annähernd dieselben Mengen löslicher Stoffe aus den Tuberkelbacillen erhalten kann, wie mit SCHWEITZERS Reagens. c) Antiformin. ÜHLENHUTH & HÄNDEL (s. ÜHLENHUTH!), ferner ÜHLENHUTH-XyYLANDER haben versucht, das Antiformin auch in die Immunisierungstechnik einzuführen: stellt man Antiformin- bakterienextrakte her, so bleiben die Antigene unter bestimmten Be- D 7: MARTIN FiIckEr, ( dingungen, die in extenso noch nicht publiziert sind, erhalten. Es erweist sich nötig, im richtigen Moment mit Schwefelsäure zu neutra- lisieren und Natriumsulfit zuzusetzen. Es gelang z. B. diesen Autoren, einem Kaninchen Antiforminextrakt von 2 Ruhrkulturen (Dos. let. 1/s,9 Oese abgetötet, 24 Stunden) ohne Schaden einzu- verleiben, der Agglutinationstiter stieg auf 1:1000, das Serum ent- hielt außerdem Antitoxine. Auch die Injektion eines Typhusanti- forminextraktes lieferte wirksame Sera. Tsuzukı löste je 1 Agarkultur von Cholera-, Typhus- oder Dys- enteriebacillen in 2 ccm 2-proz. Antiformins, nach 20 Minuten intra- venöse Injektion bei Kaninchen. (Kaninchen vertragen von dem nicht neutralisierten Präparat, das T. ausschließlich benutzte, 2 ccm der 2-proz. Lösung.) Es konnten in mehreren Fällen recht hohe Agglu- tinationswerte bei Anwendung der Fornerschen Methode nament- lich nach dreimaldrei Impfungen erhalten werden (Cholera 1:30000, Typhus, Dysenterie 1:10000): die Tierverluste waren aber sehr zahlreich. UHLENHUTH? berichtet über ein aus Hühnerspirochätenaufschwem- mung durch Zusatz von Antiformin gewonnenes Antigen. Hingegen ergaben die Versuche der Immunisierung mit Antiformin-Schweinepest- virus sehr unsichere Resultate. Bei der Verwendung von Antiformin zur Gewinnung von Anti- genen macht es Sich, wie erwähnt, nötig, vor der Injektion die neu- trale Reaktion herzustellen und das freie Chlor zu binden. Geringe Mengen nicht neutralisierten Antiformins vertragen zwar die Ver- suchstiere. Sind diesen Lösungen aber giftige Produkte der Bak- terienauflösung beigemengt, so scheint das neutralisierte Antiformin besser vertragen zu werden, als das Rohantiformin. Es sei hier an- gefügt, daß nach Tsuzurı Kaninchen 2-proz. reine Antiforminlösungen intravenös auch an mehreren aufeinanderfolgenden Tagen (0,5, 0,75, 1, 2 ccm) vertrugen, Meerschweinchen subkutan 0,1, 0,15, 0,25, 0,5, ebenso Mäuse, während bei intraperitonealer Injektion Meerschwein- chen und Mäuse an Peritonitis eingingen, wohl aber wurden 1-proz. Lösungen (0,1—0,5) von diesen Tieren sowohl intraperitoneal als subkutan vertragen. Eine bessere Auflösung der Bakterien durch Antiformin erhält man, wenn man Brutschrankwärme benutzt. Inwieweit damit eine Schädigung des Antigens erfolgt, ist systematisch noch nicht unter- sucht worden. In orientierenden Versuchen fand Tsuzukı, daß selbst ein 11/,-stündiges Halten von Dysenteriebacillen in 2-proz. Anti- formin bei 37°, ein 1-stündiges von Cholera und Typhus unter den gleichen Bedingungen das Antigen nicht vernichtet, wenigstens nicht das Agglutinogen. Irgendein Vorteil der zu Agglutinogenen benutzten Antiforminantigene ist aber nicht ersichtlich. d) Seifen. NocucHı gab 0,1—1ccm einer dicken Tuberkelbacillen- emulsion (Typ. bovinus) in n/s99 Natriumoleat (Natr. oleinicum), ließ 1 Tag bei 37° stehen und konnte in einigen Fällen mit diesem Impfstoff eine Widerstandsfähigkeit gegen tödliche Dosen lebender Bacillen er- reichen. Ammoniumoleat (1:100) ist auch zur Abtötung der Tu- berkelbacillen nach Nocucnr geeignet, auch diese Antigene scheinen eine Widerstandsfähigkeit gegen lebende Kultur herbeizuführen. Es fehlt die nähere Beschreibung der Antigengewinnung. Unabhängig von NocucHı hat gleichzeitig ZEUNER das ölsaure Natrium zur Antigengewinnung bei Tuberkelbacillen benutzt: 50 Nor- Methoden d. akt. Immunisierung einschl. Herstellung v. Antigenen. 79 malösen von 6 Wochen alten Glyzerinagarkulturen wurden in 50 ccm einer Lösung von 1 Teil Natrium oleinicum in 60 Teilen destillierten Wassers 48 Stunden lang im BRIEGER-MayErschen Schüttelapparat bei 370 geschüttelt, darnach 1 Stunde im Wasserbad auf 72° er- hitzt. 1/, Stunde lang zentrifugieren (Tourenzahl 2000), die abge- gossene Flüssigkeit wird durch Kieselgurfilter filtriert. Das Filtrat ist im Eisschrank haltbar (Prosperol oder Tebesapin Schering). Zeuner hält namentlich die einstündige Erhitzung der flüssigen Oelseife auf etwa 72° für sehr wichtig für die Extraktion und Ent- giftung: eine subkutane Injektion hat dann nicht Kachexien oder Eiterungen usf. zur Folge, wie z. B. däs von Aronson aus den Bacillenleibern bei 1300 mit verdünnter Natronlauge extrahierte Gift. (Zeuners Patentschrift Nr. 213692, Klasse 30h, Gruppe 6; Aus- dehnung des Verfahrens auf andere Bakterienarten: Chem. Fabrik a. A. vorm. ScHERING, Patentschrift 238388.) Brorrs Versuche mit einem ähnlichen Präparat bei Meerschwein- chen und Kälbern lassen die Möglichkeit der Resistenzerhöhung er- kennen, Meerschweinchen waren allerdings bei subkutaner Anwendung sehr empfindlich (sterile Abszesse und bei der Mehrzahl Exitus). BRoLL schüttelte eine Emulsion von 2 g virulenter Rindertuberkelbacillen (der Stamm tötete Meerschweinchen nach ca. 6 Wochen) in 100 ccm Oelseifenlösung (1 g Natr. olein. : 60 Aqua dest.) 6 Tage lang bei 379 im Schüttelapparat, erwärmte dann eine Stunde lang im Wasserbad bei 70° und schüttelte nochmals 3 Tage. Die Bacillen sind nach dieser Behandlung tot (Meerschweinchenkontrolle). Das mikroskopische Präparat dieses Impfstoffes zeigte noch zahlreiche säurefeste Bak- terien, daneben andere, die die Säurefestigkeit verloren hatten oder in Körnchen zerfallen waren. Zur Vermeidung der Schwellungen und Abszesse an den Injek- tionsstellen wurde die Konzentration der Seifenlösung vermindert. Brorı, hält diese Methode der Immunisierung schon jetzt für wir- kungsvoller als die Krımmersche, weitere Versuche an Kälbern (in- travenös ausgewaschene verseifte [1/,—!/s g] Bacillen, gleichzeitig subkutan Seifenbacillenemulsion 10 ccm) sind im Gange. Marxers? Präparat I. 1 g Tuberkelbacillen — 50,0 2-proz. Na- trium oleinicum wurden 8 Tage bei 370 geschüttelt. Präparat II. Mengenverhältnis wie oben, 4 Tage bei 37° schüt- teln, erhitzen auf 70—72° 1 Stunde, abermals 4 Tage schütteln. Als Antigen bei Impfung von Meerschweinchen bewährten sich die gleichzeitig erhitzten Oelseifebacillen besser als die nur geschüttelten. Impfdosen 2—10 mg subkutan. Aus Marxers Versuchen der Immu- nisierung von Meerschweinchen geht die Ueberlegenheit des erhitzten Seifenpräparates hervor (es verhindert das Natriumoleat ähnlich wie Glyzerin die Entwertung des Antigens durch die Hitze). Die Dosis von 10—20 mg verzögerte die später beigebrachte tödliche Infek- tion mit lebender Kultur bis zu 5 Monaten. Camphenilansaures Natron eignete sich nicht zur Gewinnung eines Antigens aus Tuberkelbacillen, ebenso wenig ricinolsaures Natron (s. MARXER?). e) Salzsäure. Das Prinzip der wasserfreien Reaktionen suchten P. BERGELL & F. MEYER in den Dienst der Antigengewinnung zu stellen; sie stellten sich von 2 Tage alten Typhus-Aseitesagarplatten Aufschwemmungen in Kochsalzlösung her, die nach dem Sedimentieren in hohen Standgefäßen noch scharf zentrifugiert wurden. 80 MarTın Ficker, Das gewaschene Sediment brachten sie im Vakuum bei höchstens 40° zur Trockne und behandelten die Masse mit gut getrockneter wasserfreier Salzsäure, die durch flüssige Luft kondensiert war. Das flüssige Gas wurde unter Ver- meidung von Wasserzutritt völlig verdampft, der Rückstand mit physiologischer Kochsalzlösung auf der Schüttelmaschine extrahiert und durch Berkefeld filtriert. Die wasserklare Lösung veranlaßte nach intravenöser Injektion bei Kaninchen und einem Hammel nur geringe Temperaturerhöhung (Injektion von 0,5 bis 10 cem steigend bei Kaninchen, 1—10 ccm steigend beim Hammel, von einem Filtrat, das in 20 cem die Ausbeute einer 300 gem großen Platte enthielt). Agglutinationstiter bei Kaninchen nach zwei Injektionen 1:100—1:1000, beim Hammel nach 12 Injektionen (120 cem Lösung) Agglutinationstiter 1:3000, bakterizider Titer 1:1000. Wie W. HOFFMANN? erwähnt, behandeln B. & M. zur Gewinnung ihres Typhusserums Pferde und Schafe intravenös mit diesem Antigen, danach mit Bouillonfiltraten. Eine ausführliche Antikörperanalyse dieses Serums gibt W. HOFFMANN. 3. Glyzerin. Harnstoff. Chloroform. Alkohol. a) Glyzerinextraktion mit und ohne Erhitzen. 1. Tuberkelbacillen. #) Tuberkuline. Unter die Glyzerinextrakte rechnet man das Tuberkulin Koch#s, freilich ist die Herstellung kein reines Extrakt- tionsverfahren, vielmehr enthält das Präparat auch die Stoffwechsel- produkte und Nährbodenbestandteile (R. KocH?, 10). Ursprünglich allerdings benutzte Koch lediglich ein Glyzerinextrakt; Züch- tung der Tb. auf Glyzerinagar, abspülen, Sammeln auf feinem Drahtnetz, Ueber- gießen mit 4-proz. Glyzerinlösung, Eindampfen auf den 10. Teil, abfiltrieren. Das Filtrat ist das älteste Tuberkulin. Später ging KocH von Kulturen aus, die auf schwach alkalischer (1 Proz. Pepton, 4—5 Proz. Glyzerin) Kalb- fleischbouillon bei 33% 6—8 Wochen gezüchtet waren. KocH fand keinen Unter- schied in der Wirksamkeit des Tuberkulins, ob als Ausgangskultur ein frisch gezüchteter oder mehrere Jahre alter Laboratoriumsstamm verwendet wurde. KocH überzeugte sich dann, daß ein Teil des wirksamen Stoffes von der Bakterienhaut schon bei der Züchtung in die Kulturflüssigkeit überging, er extrahierte daher in der Folge die Kultur nicht mehr mit Glyzerinwasser, sondern mit der Kulturflüssigkeit selbst, indem er die gesamte Kultur ein- dampfte (auf dem Wasserbade auf den zehnten Teil des ursprünglichen Volumens) und dann durch Ton- oder Kieselgurfilter filtrierte.e Dies Tuberkulin ent- hält 40—50 Proz. Glyzerin, trotzdem ist es vor Verschimmelung zu hüten. Wässerige Lösungen halten sich nur einige Tage, sind mit 0,5 Proz. Karbolsäure anzusetzen und vor Licht zu schützen. Am besten stellt man die Verdünnung (mit sterilem Wasser) kurz vor dem Gebrauch her. Das Tuberkulin der Höchster Farbwerke wird nach dieser Kochschen Vor- schrift hergestellt. Der Inhalt der bewachsenen Kolben wird in eine graduierte Glasbirne geschüttet, die in ein 60°-Wasserbad taucht, allmählich wird die Wasserbadtemperatur auf 90° gesteigert. Das auf !/,, seines Volumens eingeengte Präparat ist das Alttuberkulin. Unter Tuberkulin-Original-Alt(TOA.) versteht man die nicht eingeengte filtrierte Kulturflüssigkeit, die geringe Toxizität besitzt. Durch Einengen von TOA. im Vakuum bei niederer Temperatur (auf !/;o seines Volumens) wird das Vakuumtuberkulin erhalten, dies Präparat ist haltbarer als TOA. Die Höchster Farbwerke liefern die analogen Präparate auch aus Kulturen vom Typus bovinus. Stellt man sich Tuberkulin selbst her, so besteht die einzige Schwierigkeit in der Gewinnung der Häutchen-Massenkulturen. Man muß erst den zu benutzenden Stamm zwingen, auf Oberflächen Häut- chen zu bilden. Das gelingt auf Glyzerinbouillon in Röhrchen oder Kölbchen, wenn man bei der Impfung das Kulturmaterial möglichst sorgfältig mit starkem Platindraht an der Innenwand der Gläser in der Gegend verreibt, welche mit dem Flüssigkeitsspiegel beim: Einstellen in den Brutschrank in Berührung kommt. Zweckmäßig wählt man die Flüssigkeitsschicht nur 2—3 ccm hoch. In manchen Methoden d. akt. Immunisierung einschl. Herstellung v. Antigenen. 81 Fällen gelang es mir schneller Häutchenbildung zu erreichen, wenn ich die Gläschen mit Glyzerinbouillon vor dem Sterilisieren mit 0,5 bis 2 mm dicken Korkscheiben (hergestellt durch Zerschneiden eines gewöhnlichen ungebrauchten Flaschenkorkes mit scharfem Messer) ver- sah, die durch zahlreiche Einstiche mit einer ausreichend starken Präpariernadel durchlocht waren. Auf diese Scheiben, die auf der Oberfläche schwimmen, werden kleine Kulturbrocken bei der Ein- impfung aufgetragen, von denen aus es zur Hautbildung kommt. Zur Ueberimpfung auf neue Bouillonkolben — zweckmäßig sind die Flach- kolben aus Jenaer Glas — verwendet man am besten Häutchen, die noch dünn und nur einseitig mit Flüssigkeit benetzt sind, diese Häutchenstücke halten sich dann auf der Oberfläche der neugeimpften Kolben. Der Brutschrank muß vor Erschütterung bewahrt sein. Von dem Tuberkulin übt 0,01 ccm beim gesunden Menschen kaum eine Folgeerscheinung aus, bei 0,25 cem reagiert der Gesunde mit sehr ernsten Er- scheinungen. Beim gesunden Meerschweinchen (250 g Gewicht) wirken 10 bis 15 ccm tödlich. 2 cem vertragen diese Tiere glatt, Kaninchen vertragen 5 ccm. Anders bei Tuberkulösen: Der tuberkulöse Mensch reagiert bei ?/;. mg bis 1—10 mg nach subkutaner Applikation (Temperaturerhöhung etc.), tuberkulöse Meerschweinchen starben bei 0,5 ccm. Wie sich herausgestellt hat, richtet sich die Giftwirkung bei den tuberkulösen Tieren nach dem Stadium der tuberkulösen Erkrankung dieser Tiere. Die von verschiedenen Tuberkulosestämmen herge- stellten Tuberkuline verhalten sich auch verschieden, man hat solche hergestellt, von denen schon 0,05 ccm, ja sogar 0,02 cem (WEBER) tuberkulöse Meer- schweinchen töteten. Ueber Technik der Injektion und über die Methodik der Immunisierung, die eine therapeutische Aufgabe darstellt, vgl. Bd. IV. Hier sei nur kurz erwähnt, daß man beim tuberkulösen Menschen mit 1 mg bis !/,o—/ao— "oo mg beginnt und ganz allmählich steigert in Zwischen- pausen, während deren der Organismus Zeit zur Antikörperbildung (10—14 Tage) und Erholung hat. Vorsichtig behandelte Menschen zeigen dann Immuni- tät gegen 0,5 und sogar 1 ccm unverdünnten Tuberkulins. Wertbestimmung des Alt-Tuberkulins s. Bd. IV. LAnpmanns Verfahren der fraktionierten Extraktion bei schrittweise steigender Temperatur. Tuberkulol. Bouillonkulturen von hoher Virulenz (Tierpassagen) werden durch Fließ- papier filtriert, die Bakterien werden längere Zeit bei 40° mit dem Extraktions- mittel (physiologische Kochsalzlösung, destilliertes Wasser, verdünntes Glyzerin) behandelt. Darauf wird dekantiert und der Bodensatz mit einem neuen Aufguß der Extraktionsflüssigkeit bei 50° behandelt. LANDMANN fährt so fort bis 100°, vereinigt dann die bei den verschiedenen Temperaturen gewonnenen Extrakte und dampft sie bei 37° im Vakuum ein. (Von dieser Flüssigkeit tötet meist schon 0,1 ccm ein gesundes Meerschweinchen, 250 g.) LANDMANN verimpft dieses Extrakt mit der im Vakuum bei 37° ad maximum konzentrierten und durch -Filtration gereinigten Bouillon, von dieser Mischung wirkt weniger als I cem tödlich auf Meerschweinchen (250 g), sie wird durch Tonkerzen filtriert und mit 0,5-proz. Phenollösung so weit verdünnt, daß 1 ccm gerade die tödliche Dosis für 1 Meerschweinchen enthält. Da die Lösung bei längerem Stehen an Wirksamkeit verliert, wird sie in Trockenform gebracht. (Patentschrift Nr. 108593, Klasse 30, 5. Nov. 1898, E. MERcK, Darmstadt.) LANDMANN vermochte Meerschweinchen von 300 g gegen die 10-fach tödliche Dosis lebender Tuberkelbaecillen (unter Weiterbehandlung auch nach erfolgter Verabreichung dieser Dosen) zu schützen. Die Tiere erhielten Dosen von 0,04—1,0 cem. Schemata zur Immunisierung des erkrankten Menschen s. LANDMANN. (Be- ginn mit 0,005 mg, d. h. kleinsten, nicht temperatursteigernden Dosen. Schließ- lich Dauerbehandlung mit großen Dosen in langen Zwischenräumen.) Ein Vorteil des Tuberkulols liegt in der Möglichkeit, seine Stärke am gesunden Tier genau prüfen zu können, so daß eine exakte Dosierung möglich ist (SIEGES- MUND). Handbuch der pathogenen Mikroorganismen. 2. Aufl. I. 6 10) Marrın FıckEr, Bei Herstellung anderer Tuberkulinpräparate ist man teils da- von ausgegangen, die Giftstoffe durch weniger eingreifende Verfahren zu gewinnen (niedrigere Extraktionstemperatur, s. oben LANDMANN), ferner hat man die Nährlösung für die Gewinnung der Kulturen ge- ändert, so läßt B£raneck das Pepton weg (Kritik bei SIEGESMUND). R. Kocus albumosefreies Tuberkulin (Tuberkulin AF.) wird in der Weise gewonnen, daß humane Tb. auf albumosefreien Nährlösungen (Erlenmeyerkölbchen mit anorganischen und zitronen- sauren Salzen nebst Asparagin) ca. 2 Monate bei 37° so gezüchtet werden, daß die Flüssigkeit auf etwa 1/, des ursprünglichen Volumens abdunstet. Filtration (Papier) mehrmals, verschiedengradige Einengung unter Vermeidung höherer Hitze, Zusatz von 0,5 Proz. Karbol zur Abtötung etwa noch vorhandener Tuberkelbacillen. R. Koch wollte durch Fernhalten der Fleischextraktivstoffe und des Peptons etwaige durch Albumose erzeugte Fiebererscheinungen (anaphylaktischen Ursprungs) vermeiden (JocCHMANN & MÖLLERS). Dies Präparat wirkt nach FrEYmUTH milder als Alttuberkulin, erzeugt subkutan keine Tuberkulinantikörper (Komplementbindung), bewirkt aber gegenüber diesem starke Ueberempfindlichkeit. Weiter- behandlung (nach größeren Dosen des albumosefreien Präparates) mit Bacillenemulsion. Siehe auch die weitere Arbeit von JoCHMANN & MÖLLERS. Hier ist das auf eiweißfreien Nährböden (Asparagin 6, milchsaures Am- mon 6, neutrales Natriumphosphat 3, Kochsalz 6, Glyzerin 40, Aqua dest. 1000) von LÖWENSTEIN & PıcK gewonnene Tuberkulin zu erwähnen, das weder eine Albumose noch ein Pepton ist, sondern sich wie ein Polypeptid verhalten soll. — Siehe auch MArIE & TIFFENEAU. Auch Tuberkulol wird neuerdings auf eiweißfreien Nährböden hergestellt, was bei Verwendung größerer Dosen (1 ccm und mehr) eine Milderung der nicht spezifischen Reizerscheinungen zur Folge hat. Ueber Endotin (Tuberculinum purum) (Behandlung des fertigen Alttuber- kulins mit Alkohol, Xylol, Aether, Chloroform, nach Dekantieren und Zentri- fugieren Behandlung mit heißer Lauge) siehe Bd. IV. Ob in immunisatorischer Hinsicht mit solchen Tuberkulinpräparaten, die milder wirken, viel gewonnen sein dürfte, muß die Zukunft lehren. Nach LANDMANN ist die Furcht vor dem Albumosegehalt des Tuberkulins wenig berechtigt, man muß auch den Gehalt an Fleischextraktivstoffen und Glyzerin berücksichtigen. Es sind daher wohl auch die Bestrebungen, Tuberkulin von eiweißfreien Nährlösungen zu gewinnen, von mehr theoretischem Interesse. Ein Fortschritt in der Herstellung des eiweißfreien Tuberkulins besteht darin, daß die schädigende Wirkung der Hitze vermieden ist (s. oben LANDMANN). Es ist abzuwarten, inwieweit durch diesen Gehalt an nativen Eiweißstoffen (anaphylaktische Erscheinungen!) die Immunisierung beeinflußt wird. Ueber weitere Tuberkulinpräparate, die mehr in das diagnostische und therapeutische Gebiet gehören, siehe Bd. IV. Gute Uebersicht auch bei BANDELIER & ROEPKE. 8) B. MARxeErR?,® stellt ein Antigen wie folgt her: 1 g Tuberkel- bacillen : 50,0 80-proz. Glyzerin wird 8 Tage im Schüttelapparat bei 370 geschüttelt. Nach 4-tägigem Schütteln erfolgt Erhitzen auf 70° De 720 ] Stunde lang (im Wasserbad), darnach abermals Schütteln 4 Tage. Immunisierungsversuche an Meerschweinchen mit Präparaten aus Typus bovinus und Typus humanus s. MARxER?. Auch aus diesen Versuchen folgert MARXErR, daß die spezifische Antigennatur des Tuberkelbacillus durch das Schütteln nicht leidet. Von Interesse ist, daß die Kombination mit dem Erhitzen das An- tigen nicht minderwertiger macht, während doch durch Erhitzen nicht- Methoden d. akt. Immunisierung einschl. Herstellung v. Antigenen. 83 glyzerinisierter Tuberkelbacillen ein brauchbares Antigen nicht zu er- halten ist. MARXER meint, daß das Glyzerin die Entartung des spezi- fischen Eiweißes der Tuberkelbacillen durch die Erhitzung verhütet. Es ist aber auch wohl dabei in Betracht zu ziehen, daß zur Herstel- lung des bekanntlich unbrauchbaren erhitzten Antigens bisher die von Kulturen abgehobenen Tuberkelbacillen benutzt wurden, daß es sich aber hier um das Erhitzen eines durch 4 Tage langes Schütteln ge- wonnenen Extraktes handelte — zwei Impfstoffe, die nicht vergleich- bar sind. 2. Rotzbacillen. Das Kochsche Verfahren zur Tuberkulin- gewinnung wurde zur Extraktion auch anderer Bakterienarten nach- geahmt, am bekanntesten ist das Mallein, das eine Bedeutung für die aktive Immunisierung nicht zu erhalten vermochte. Herstellung s.aBd. V. 3. Typhus. LEISHMAN - HARRISON - GRATTAN - ÄRCHIBALD lösten Typhusbacillen durch Glyzerin auf (Zusatz von 20 Proz. neu- tralen Glyzerins zu einer Kultur; 4 Tage 37°). Wenn dies Antigen von virulenten Kulturen stammte, erwies es sich im Tierversuch brauchbar. 4. Pest. Extraktion von l-tägigen auf Agar gewachsenen Pest- kulturen mit Glyzerin nahm GABRITSCHEwskY? vor, und behandelte mit diesem Antigen Pferde. b) Extraktion mittels Harnstofis nahmen Levy, BLUMEN- THAL & MarxER bei Rotzbacillen vor. Die Bacillen wurden bei 37° 16—1S Stunden mit 10-proz. Harnstoff- lösungen geschüttelt, sodann mehrere Stunden zentrifugiert, bis die überstehende Flüssigkeit bakterienfrei war. Sie wurde im Vakuum bei möglichst niederer Temperatur bis zur Trockenheit eingedampft und gepulvert. Meerschweinchen, die mit 0,02—0,2 g Bakterienextrakt subkutan und intraperitoneal vorbehandelt worden waren, erwiesen sich als immun gegen die mehrfach tödlichen Dosen vollvirulenter Rotzbacillen (intraperitoneal).. MARXER dehnte die Versuche auf Pferde aus. Das Harnstoff-Rotzbacillenpräparat trägt den Namen Farase. Sie wird hergestellt von der Chemischen Fabrik auf Aktien, vorm. E. ScHE- RING, Berlin. Es ist ein grauweißes Pulver von kristallinischer Beschaffenheit, das sich in destilliertem Wasser leicht löst. Bautz & MacHoDın fanden es steril. Diese Autoren konnten bei der Injektion die lokalen Reaktionen verringern und Abszedierung vermeiden, indem sie das nötige Quantum Farase in 15 bis 20 cem dest. Wassers lösten und diese Menge auf mehrere Impfstellen verteilten. Versuche an Meerschweinchen, Katzen, Pferden ergaben die Unschädlichkeit des Mittels selbst in den doppelten Dosen, die zur Immunisierung ausreichen sollen. MARXER empfiehlt zur Immunisierung von Meerschweinchen 0,2 g, bei einer zweiten Impfung 0,4 g Farase intraperitoneal; bei Pferden I. Impfung mit 0,4, II. Impfung mit 0,8 g. Die erste Injektion nahmen BauTz & MAcHoDIn bei Füllen an der Halsseite vor, es bildeten sich flache, ziemlich feste Infiltrationen, die bis zum 7. Tage wieder verschwanden. Temperaturerhöhung um 1°, Ver- minderung der Freßlust. Nach 3 Wochen erfolgte die Injektion der doppelten Dosis an der anderen Halsseite, wobei die gleichen Erscheinungen zur Beob- achtung kamen. 45 Tage nach der zweiten Impfung erfolgte die Infektion (subkutan) mit virulentem Virus. Von 7 immunisierten Füllen erkrankte eins an Rotz, die übrigen zeigten 21/; Monate nach der Infektion keine Erkrankungs- erscheinungen, auch 2 immunisierte und der natürlichen Infektion ausgesetzte Füllen nicht. Siehe auch DEDJULIN. Von Interesse sind die Beobachtungen Levys über die Giftwirkung der mit Glyzerin oder Harnstoff abgeschwächten, abgetöteten oder extrahierten Rotzbacillen: Die abgeschwächten Bacillen entfalteten keine so große Giftwirkung wie die abgetöteten. Am giftigsten 6* 84 MarTı FiIckEr, wirken wiederum die nach der Abtötung noch weiter mit Glyzerin oder Harnstoff geschüttelten Bacillen. Subkutan wurden abgetötete Bacillen weniger gut vertragen als intraperitoneal, bei abgeschwächten Bacillen schien es umgekehrt zu sein. Levy führt Beispiele an, die beweisen, daß es sich unter dem Einfluß der Glyzerinbehandlung um eine wirkliche Abschwächung der Lebenseigenschaften, nicht lediglich um eine Keimverminderung handelte: die Schüttelextraktstoffe wirkten nicht infektionsbefördernd, sondern immunisierend, und zwar um so stärker, je dichter die Emulsion war, d. h. je mehr Extraktstoffe mit verabreicht wurden, die daraufhin eintretende Immunität schützte gegen die gleichzeitig einverleibten lebenden abgeschwächten Bacillen, wenn die Einver- leibung subkutan geschah; erfolgt sie intraperitoneal, so kann es vor Eintritt der Immunität zur Infektion kommen (durch die abge- schwächten und infektiöser gewordenen Mikroorganismen). c) Chloroform. Durch Extraktion von 4 Tage bei 320 ge- züchteten Pestbacillen (3-proz. Agar mit 2 Proz. Pepton und 1 Proz. Lemco) mit Chloroform konnte RowLAanD eine nukleoproteinartige Substanz gewinnen, die 32—49 Proz. Ratten gegen die tödliche In- fektion mit lebender Kultur schützte. Ueber Chloroformlöslichkeit von Typhusantigen bei Gegenwart von Lecithin s. P. Ta. MÜLLER?. d) Alkohol. Bisher ist nicht sicher erwiesen, ob alkoholische Extrakte im Tierversuch als Antigene brauchbar sind, weil man in den meisten Fällen versäumt hat, die Bakterienzelleiber oder -zell- reste aus dem Extrakt zu entfernen. Literatur und Kritik bei C. PRAUsNITZ, s. auch S. 58. 4. Lecithin. Neurin. Cholin. Die Versuche, durch Behandlung von Bakterien mit Leeithin brauchbare Antigene zu gewinnen, sind so widersprechend ausgefallen, daß sie hier nicht ausführlich berücksichtigt zu werden brauchen: Die einzelnen Lecithinpräparate, aber auch die einzelnen Bakterienstämme verhalten sich ganz verschieden. > Vgl. Bassengel,2,3® (Typhus), Pıck & ScHwarz (Typhus), M. WASSERMANN & A. SeIz (Typhus), G. VAaLLeT & L. RımBAauD (Typhus, Paratyphus A und DB). DEYCKE & MucH bezeichnen als Tb-L. eine aus Tuberkelbacillen durch Aufschließung. mit Lecithin gewonnene Substanz. Sie besitzen einen Typ. humanus, der in der Menge von 0,04 g feuchter Bacillensubstanz in 1 cem Lecithinemulsion nach einigen Tagen ein fast vollständiges Verschwinden der säurefesten Bestandteile aufweist. Die nähere Behandlung ist nicht angegeben. Tb-L. enthält wenig Fett, ist dagegen relativ eiweißreich, es wirkt nicht toxisch, aber immunisierend. Dieselben Autoren gewannen aus getrockneten und völlig entfetteten Tuberkelbacillen durch Alkylamine oder noch besser durch solche Substanzen, die leicht Alkylamingruppen abspalten, lösliche Stoffe, die sie nach Abfiltration von den Zellresten mit Essigsäure ausfällten, diesen eiweißkörper- haltigen Stoff nennen sie Tb-A. Im Meerschweinchenversuch wirkte Tb-A in keiner Weise immunisierend, hingegen trat nach Vorbehandlung mit einer Mischung von Tb-A. und Nastin bei einigen Tieren Immunität ein, einige starben an Ueberempfindlichkeit nach einer Zweitinjektion lebender Tuberkelbacillen. Die Dosen der Immunisierung waren z. B. (Meerschweinchen 269) 21. IX. 08 subkutan 0,001 Nastin + 0,001 Tb-A., die gleichen Dosen 4 Wochen später. 99 Tage nach der letzten Behandlung Injektion tödlicher Tuberkelbacillen- mengen (Typ. hum.). Für die Immunisierung der Meerschweinchen mit Tb-L. ist mindestens die Dosis 1 ccm nötig. Die Injektion darf nicht zu zeitig erfolgen, da sich die Immunität langsam entwickelt. Methoden d. akt. Immunisierung einschl. Herstellung v. Antigenen. 85 Die Wirkung der einzelnen Lecithinsorten des Handels, sowie auch der Lecithinpräparate ein und derselben Fabrik ist sehr ungleichmäßig. Neuerdings verwenden DEYCKE & Much als Lösungsmittel das Lecithn POULENC FRERES (bei Temperaturen von 50—52°), und zwar die 10-proz. Emulsion, wie sie für Injektionen im Handel sind (Ovo-Leeithine Billon. Emulsion de Leeithin & 10 pe., Ampoule de 20 ccm). Das Präparat vermag Menschentuberkelbacillen (bestimmte Stämme) schon in mehreren Tagen und auch einen Stamm des Typus bovinus aufzulösen, das letztere erfolgt allerdings erst nach bedeutend längerer Zeit. Wie auch die Versuche von SIEBER & METALNIKOFF zeigen, muß man auch auf ein sehr ungleiches Verhalten der einzelnen Tb.-Stämme gefaßt sein. Aus den angegebenen Gründen erklären sich wohl die Resultate von BEYER, der selbst nach 1 Jahr die Tb. in Leecithin noch säurefest fand. Nach den gleichen Methoden, die DEycKkE & MucH zur Aufschließung von Tuberkelbacillen mittels Lecithin anwandten, behandelten sie auch Milz- brandbacillen, M-L. und M-A. Eine Abitötung der Bacillen trat nur ein durch Anwendung höherer, die relativen Eigenschaften nicht schädigender Hitze- grade (welcher?). Auflösung der Bacillen erfolgte nicht, sie waren aufgequollen, aber färbten sich noch. Beide Präparate erwiesen sich im Tierversuch als giftig (0,005 g M-A. tötete kleine Kaninchen [500 g] meist schon nach zwei Tagen [subkutan ], 0,001 nach 10-12 Tagen). — Meerschweinchen, die subkutan 0,001—0,003 des Anthrax-Albuminates (M-A.) erhielten, zeigten sich bei der 6—17 Tage später erfolgten subkutanen Injektion tödlicher Anthraxdosen zum größten Teil immun, doch ist die Immunisierung nicht gleichmäßig, mehrere Tiere „sind augenscheinlich an den Giften zugrunde gegangen“, die Virulenz des zur Nachimpfung benutzten Anthraxstammes war keine sehr hohe (0,0001 tötete subkutan in 3, 0,00008 in 7 Tagen). Ueber eine auffallende Beobachtung berichten Pıck & ScHWwarz: behandelten sie Kaninchen mit einer Aufschwemmung von Typhus- bacillen in einer 1-proz. Emulsion von Lecithin in Kochsalzlösung vor, so erhielten sie mit sehr geringen Mengen dieses Antigens in kurzer Zeit relativ hohe Agglutinationswerte bei den subkutan behandelten Tieren, sie vermuten, daß Lipoideiweißverbindungen in der Lipoid- bacillenemulsion entstehen und bei dem Immunisierungsprozeß von Bedeutung sind. (Vgl. hierzu P. Tu. MÜLLER?.) Ersetzten sie Lecithin durch Organlipoide, so war der Agelu- tinationstiter der Immunsera, gewonnen durch Injektion der Emulsion von Typhusbacillen in Serumlipoiden und Leukocytenlipoiden, höher als bei Verwendung von Leber- und Nierenlipoiden. Drycke & Mucn haben ferner Cholin und besonders Neurin zum Lösen der Tuberkelbacillen benutzt. Von Cholin haben sie wegen der Verschiedenheit des Handelspräparates später Abstand genommen (vgl. auch LÖwENnSTEIN!). Für die Verwendung von Neurin empfehlen sie neuerdings folgende Methode: 1 g menschlicher Tu- berkelbacillen werden im Achatmörser mit 10 g 25-proz. Neurinlösung ver- rieben. Die Mischung wird 4 Stunden bei 56° gehalten. Es sind dann alle Baeillen aufgelöst. Hält man bei 37°, so tritt zwar eine sehr starke Lösung ein, aber es finden sich noch Tuberkelbacillen im Sediment. Die Injektion der bei 56° aufgelösten Bacillen hat bei Menschen und Tieren keine oder eine kaum angedeutete PIRQUETsche Tuberkulinreaktion zur Folge. Daß sich andere Stämme von Tuberkelbacillen anders verhalten, geht schon aus der zitierten Arbeit von LÖWENSTEIN!, ebenso aus den Versuchen LINDEMANNs hervor, der auch nach der neuesten von DEYCKE & MucH angegebenen Methode eine vollständige Auflösung der sämtlichen Tuberkelbaeillen nicht eintreten sah. Vgl. hierzu auch F. DiTTHoRN, ferner ARONSON?, der die bei 56° erfolgende Auflösung bestätigt, aber die Wirkung lediglich als Alkaliwirkung auffaßt, da er mit entsprechend konzentrierten Lösungen von Tetramethylammoniumhydrat eben- falls Auflösung eintreten sah. Denselben Standpunkt vertreten F. JESSEN & L. RABINOWITSCH. Der Firma KALLE & CIE. Biebrich a. Rh., sind Verfahren zur Gewin- nung von Impfstoffen aus Tuberkelbacillen und anderen säurefesten Bacillen S6 MarTrıy FiIckEr, durch deren Behandlung mittels Lecithin, Neurin, Cholin, Ammoniumbasen, fixe Alkalien patentiert (Patentschriften Klasse 30h, Gruppe 6, Nr. 212350, 227 792, 227 793, 229 969, 234 227). Lipoidartige Stoffe scheinen auch in der Pyocyanase die Tötung oder Lösung eingebrachter Bakterien zu bewirken. Hierher gehört die Antigengewinnung aus Milzbrandbacillen durch lebende oder sterile Pyocyaneusbouillonkulturen: D’AGATA vermischt durch 1-stündiges Erwärmen auf 55° abgetötete Pyocyaneusbouillonkulturen mit 1-tägigen Milz- brandkulturen und läßt die Mischung in zugeschmolzenen Röhrchen 20 Tage im Dunkeln bei Zimmertemperatur stehen. Das so gewonnene Antigen ruft (subkutan) bei Kaninchen und Schafen nur geringe Reaktionen hervor. F. Antigengewinnung durch Einwirkung von Fermenten auf Bakterien. E. GoTTSTEIN versuchte aus Typhusbacillen ein Antigen zu ge- winnen dadurch, daß er die Bakterienleiber der künstlichen Ver- dauung unterwarf, er vermied dabei die Einwirkung chemisch diffe- renter Stoffe und höherer Temperatur, um den physiologischen Prozeß der Bakteriolyse nachzuahmen. 18-stündige Massenkultur (Flach- kolben) wurden mit reichlich dest. Wasser (auf 1 Kultur 50—60 ccm) abgeschwemmt, mit Chloroform gut durchgeschüttelt und 18—20 Stunden stehen gelassen. Danach Zusatz von konz. Salzsäure 0,25 bis 0,4 Proz. und 1,5—2 g Pepsin (Peps. sicc. solubile MERrck). Ein- stellen bei 37°, öfters umschütteln. Nach 6—8 Stunden weitere Zu- gabe von 0,5—1 g Pepsin (bei großen Mengen Kultur auch nach 1 bis 11/, Tag nochmals 1—2 g Pepsin.. Nach 3—4 Tagen Zentri- fugieren, die klare Lösung abgießen und durch Berkefeld filtrieren, Zusatz von 3-proz. Sodalösung bis Reaktion auf freie HCl gegen Kongopapier verschwindet, Lackmuspapier aber noch Rotfärbung zeigt, Eindampfen im Vakuum bei 37° zur Trockne. Auflösen abgewogener Mengen (3—6 Teile) in 100 Teilen 0,5-proz. Karbollösung (Typhus- Fermotoxin, d. h. ein durch Fermentation gewonnenes Gift). Die nicht durch Pepsin angreifbaren Bacillenteile bezeichnete G. als Typhusrest. G. konnte Meerschweinchen mittels des Fermotoxins gegen tödliche Dosen dieses Antigens sowie lebender Typhusbacillen schützen, die Immunität war keine bakteriolytische oder bakteriotrope. Fortsetzung der Versuche GOTTSTEINS an Ziegen, Pferden siehe M. MATTHES, ferner M. Lüpke#, ® der letztere erhielt auch . wirksame Präparate, wenn er das Filtrat mit geringerer Alkali- menge versetzte und die weniger eingeengte Flüssigkeit benutzte. Auch FRIEDBERGER? konnte an Choleravibrionen nachweisen, dab Pepsin- resp. Trypsinzusatz (zu je 5 Oesen der bei 60° abgetöteten Kultur, Berührungsdauer 12 Stunden, Filtration durch Kerzen) das Antigen nicht vollständig zerstört, die angedauten Bakterienrückstände waren besonders gut wirksam. (Steigerung des bakteriolytischen Wertes nach intravenöser Verabreichung an Kaninchen (1/, Oese) um das ca. 500-fache des Normalwertes, des Agglutinins um das 20-fache.) G. Aktive Immunisierung mit Extrakten aus infek- tiösen Organen. Maxsurow zerkleinerte die jüngeren Perlknoten tuberkulöser Rinder und extrahierte die Masse mit 1-proz. Karbolsäure, destilliertem Wasser, Alkohol- und Glyzerinlösungen. Filtration. Er behandelte vier Methoden d. akt. Immunisierung einschl. Herstellung v. Antigenen. 37 Monate lang Meerschweinchen mit steigenden Dosen. Sie vertrugen schließlich intraperitoneal frisches Perlknotenmaterial. Ziegen erhielten während 11/, Jahren Dosen von 20 bis 250 ccm steigend, das Serum dieser Ziegen soll den tuberkulösen Prozeß bei Meerschweinchen, die mit Perlsuchtmaterial geimpft sind, beeinflussen. — Vgl. auch Kraus & Vork!: Extrakte aus tuberkulösen Meerschweinchenorganen. Ver- impfung auf Meerschweinchen intraperitoneal und intravenös — im letzteren Falle starke Giftwirkung. BruscHETTtını & MorELLı immunisierten Kaninchen gegen Pneumokokken mit einem Extrakt aus der Lunge von an Pneumo- kokkeninfektion zugrunde gegangenen Kaninchen. Die Kaninchen waren intravenös infiziert 10 Stunden nach intratrachealer Einver- leibung von 3—5 ccm Mellins Food Emulsion. Das Extrakt wurde durch Zerreiben mit Quarzsand, Aufschwemmen in Kochsalzlösung und 11/,—2-tägiges Halten der mit Toluol versetzten Masse bei 370 gewonnen. Antigen aus den Organen der Brust- und Bauchhöhle, sowie aus Muskeln schweinepestinfizierter Tiere stellt die Firma L. W. Gans-Frankfurt a. M. her (nach der Patentschrift Nr. 224851, Klasse 30h, Gruppe 6, vom 12. März 1908 durch Auspressen oder durch Extraktion oder Autolyse, Abtötung des Virus durch Chloroform, Toluol u. dgl.). Mit einer gewissen Berechtigung kann man hier die von BARTEL gemein- sam mit NEUMANN und HArTL mittels Organgewebe hergestellten Tuberkulose- impfstoffe einreihen. Sie benutzten Tuberkelbacillen (humane und bovine), die gesunden Tieren von den Blutgefäßen aus injiziert waren und in den Organen längere Zeit verweilt hatten: Die Organstücke wurden subkutan verimpft. Oder die Antigenherstellung geschah in vitro dadurch, daß Kulturbaeillen in Lymph- drüsendekokten bei 37° längere Zeit gehalten wurden. Das keimfreie Filtrat diente zu Immunisierungsversuchen direkt oder nach abermaliger Einsaat von Kulturbaeillen und Aufbewahren bei 37° (ohne nochmalige Filtration). Vor- behandelt wurden Meerschweinchen und Kaninchen. Meist war Resistenzer- höhung nachzuweisen (in einzelnen Fällen auch Ueberempfindlichkeit bei fol- gender Impfung mit virulentem Material). — H. Aufschließung von Bakterien durch tierische Sera. Die Methoden dieser Gruppe bemühen sich, den im Organismus sich abspielenden Vorgängen näher zu kommen: sie führen wirksame Bestandteile der Bakterienzelle in eine lösliche Form entweder durch einen anderen lebenden Organismus oder durch einem solchen ent- nommene Säfte über. Man erwartete damit, daß das Antigen weniger als durch andere Extraktionsverfahren alteriert würde. Das ist in vereinzelten Fällen wohl der Fall: es hat sich aber doch ergeben, dab vorläufig auch dieser Methode die Mängel der anderen Extraktions- arten anhaften. Auch das so gewonnene Antigen ist sehr labil, so daß es im Laufe der sich nötig machenden weiteren Behandlung (Sterilisierung, Zentrifugieren usf.) stark leidet. Es ist aber eben auch möglich, daß die Wirksamkeit des dominanten Antigens gewissermaßen nur in statu nascendi eine dem natürlichen Immunisierungsvorgang gleichwertige ist, so daß wir dieses Antigens in vitro überhaupt nicht habhaft werden können und daß wir bei seiner Uebertragung aus einem an in den anderen niemals die volle Aktivität erwarten dürfen. 1. Zu den Methoden der aktiven Immunisierung durch Bakterien- extrakte (oder Zerfallsprodukte der Bakterienzelle) rechnet man heute auch die Immunisierung durch Aggressine nach Baır. Hierbei ge- 88 MarTın FickEr, schieht die Aufschließung der Bakterienzelle durch einen Tierorganis- mus, das Extrakt ist in dem entstehenden Exsudat befindlich, dessen korpuskuläre Elemente durch Zentrifugieren entfernt werden. Aggressingewinnung. Beispiel: Typhus- und Cholera- aggressin. Von virulenten Kulturen werden übertödliche Dosen, z. B. eine ganze Agar- röhrchenkultur (1 Tag alt, suspendiert in physiologischer NaCl-Lösung) mittel- schweren Meerschweinchen (350—400 g) intraperitoneal eingespritzt. Sobald das Tier gestorben ist, wird das Exsudat entnommen (mittels steriler Kugel- pipette mit Gummisauger oder dergleichen) und stark zentrifugiert (eventuell unter Zusatz von sterilem Asbestpulver); da man nicht sicher ist, ob nicht doch noch lebende Bakterien in der klaren Flüssigkeit vorhanden sind, so wird Chloroform, Toluol oder 0,25-proz. Phenol zu der abgegossenen klaren Flüssig- keit, dem Aggressin, zugesetzt, die Mischung bleibt bis zum nächsten Tag im Eisschrank. Vor Verwendung zur Injektion ist das Chloroform oder Toluol im Vakuum zur Verdampfung zu bringen. Sterilitätsprüfung (Bouillon). Weiteres Beispiel: Hühnercholeraaggressin (WEIL!, #2). Von Bouillon- kulturen, 24-stündig, eines hochvirulenten Stammes wird 1 Tropfen mit meh- reren Kubikzentimetern (5) steriler Bouillon vermischt, Injektion bei Kanin- chen intrapleural. Sobald das Tier stirbt, wird das trübe Pleuraexsudat ent- nommen und — eventuell nach vorheriger Filtration durch Papierfilter — zentrifugiert. Zusatz von 5-proz. Karbolsäure tropfenweise unter Schütteln bis die Konzentration von (0,5 Proz. erreicht ist (kann auch vor dem Zentri- fugieren geschehen, was das Ausschleudern beschleunigt). Die klare Flüssig- keit wird abgegossen und zum Zweck der Sterilisierung 3 Stunden bei 44° gehalten. Eintretende Trübung (Eiweißausfall) schadet nichts. Sterilitäts- prüfung (Bouillon, 2 Tage). Bei der Immunisierung des Schweins gegen Schweineseuche konnte WEIL auch mit Vorteil an Stelle des Kaninchenexsudates die ödematöse Flüssigkeit seuchekranker Schweine als Antigen benutzen. Beispiele der Aggressinimmunisierung. Hühnercholera. Kaninchen. 0,5 ccm steriles Kaninchenexsudat (Aggressin) subkutan, nach 8 Tagen 15 „, # + = er „ >] ”’ 14 ., Infektion mit '/,, Oese Bouillon. Kontrollkaninchen: 1/5, Oese Bouillonkultur. Tod nach 24 Stunden. Das Serum ist zu passiver Immunisierung befähigt (0,5 cem subkutan schützt Ka- ninchen gegen die Dosis letalis der virulenten Kultur), eine Eigenschaft, die z. B. nach BaıL auch das Serum aggressinimmuner Cholera- und Typhustiere, nach KıxucHI auch das der Dysenterietiere zeigt. Die Gewinnung einer genügenden Menge von Exsudat für Ag- gressinherstellung stößt mitunter auf Schwierigkeiten, da das entstandene Exsudat schnell resorbiert werden kann. Man darf da- her nicht warten, bis die Tiere der Infektion erliegen, sondern muß sie eine bestimmte Stundenanzahl nach der Injektion der Kulturen in die Brust- oder Bauchhöhle töten. Die Zahl der Stunden muß durch Vorversuche festgestellt werden, sie richtet sich nach Tierart, Virulenz des Bakterienstammes usf. Rıege fand nach intraperitonealer Einverleibung von 10 ccm Rotlaufbouillon (Virulenz Dos. min. let. 0,5—1 ccm 48 Stunden alter Bouillon) für Kaninchen die günstigste Exsudatmenge nach 7 Stun- den. Ar Stelle der Bouillonkulturen konnten auch die abgeschwemmten Agarkulturen (10 ccm Bouillon auf 2 Agarkulturen) verwendet werden. Nicht für alle Aggressine eignet sich zur Sterilisierung die Erwärmung auf 44°. Rotlaufbakterien z. B. gehen beim Erwärmen auf diese Temperatur innerhalb des Exsudats erst nach 4 Tagen zu- grunde, das dann aggressive Eigenschaften nicht mehr besitzt. RiEBE Methoden d. akt. Immunisierung einschl. Herstellung v. Antigenen. 89 sterilisierte diese Exsudate sicher durch 4 Stunden lange Anwendung von Formalindämpfen. (Tränkung des Wattestopfens mit Formalin — Flüssigkeit darf keinesfalls abtropfen! — mehrmaliges leichtes Schütteln der den Dämpfen ausgesetzten Exsudate.) Weitere Versuche der Aggressingewinnung mit unerheblichen Modifikationen sind zu finden bei: 3 ir a Sarus (B. coli), KIKUCHI (Dysenterie Shiga-Kruse), HokE?, BaIL & Weit (Staphylokokken), HokE! (Pneumokokken), WEIL! (Schweineseuche), CITRON? (Schweineseuche), WEIL (Streptokokken ), Aggressinimmunisierungsversuche führten außerdem aus, u.a: BAIL! (Typhus, Cholera), Baıt? (Tuberkulose), BaıL? (Milzbrand), HverrE & KırucHı (Pest). j J Surıma (Hühnercholera, bei Kaninchen und Meerschweinchen erhielt S. unter Verwendung des natürlichen Aggressins bessere Resultate als mit künst- lichem Kulturextrakt). 3. Pestimpfstoff nach Ternı-BanDı. Intraperitoneale Infektion von Meerschweinchen oder Kaninchen mit Pest- bacillen (in Bouillon). Sofort nach Exitus oder besser Tötung in Agone Ent- nahme des peritonealen Exsudates, Prüfung auf Freisein von Verunreinigung, unterdessen Aufbewahren im Eisschrank; dann bebrüten bei 37° 12 Stunden, an zwei aufeinanderfolgenden Tagen je 2 Stunden bei 50—52° sterilisieren, Zu- gabe von 0,5 Proz. Karbolsäure. 01-02 ceem schützen Meerschweinchen und Ratten vor tödlicher Dosis. (Für Immunisierung des Menschen werden 1,5 bis 3,5 cem empfohlen.) Die Methode ist wegen der ungleichmäßigen Beschaffen- heit der einzelnen Impfstoffe kaum empfehlenswert. 3. Im Gegensatz zu den genannten Methoden, bei denen der ge- impfte Organismus die Auflösung der Bakterienzellen herbeiführt, stehen die Verfahren, bei denen man durch Säfte, die einem normalen Körper entstammen, die Aufschließung der Bakterienzellen in vitro vor sich gehen läßt. Beispiel. Auflösung von Pneumokokken durch Galle. NEUFELD! versetzte 3 cem 20-stündiger Pneumokokkenbouillonkultur mit 0,2 eem frischer Kaninchengalle. Nachdem die Röhrchen 1 Stunde bei Zimmertemperatur gestanden, erhielt ein Kaninchen 0,5 cem der Lösung. 15 Tage später vertrug das gleiche Tier 0,01 ecem einer Pneumokokkenkultur (Kaninchenvirulenz 0,000001 cem Kultur, Tod nach 3 Tagen). Auch in anderen Fällen schützte das Extrakt in der Menge von 2 ccm (Bouillonkultur aufgelöst durch 0,1 Galle) gegen die zehntausend- bis hunderttausendfache tödliche Menge der lebenden Kultur. Die Konzentration für die Auflösung ist stark zu wählen (1 Teil Galle auf 10—20 Teile Kultur). J. Mechanische Zertrümmerung von Bakterien. 1. Im Mörser oder in Kugelmühlen (R. Kocn). Nach R. Koch! bildet den Schlüssel zu allen Methoden der Immunisierung gegen die Tuberkelbacillen deren Ueberführung in den resorptionsfähigen Zustand. Das erreichte er durch die Zertrümme- rung der Tuberkelbacillen, sie gelingt durch längeres Zerreiben der gut getrockneten Kultur im Achatmörser mit Achatpistill. Da bei mikroskopischer Prüfung hierbei noch ein Rest intakter Bacillen blieb, so schwemmte R. Koch die zertrümmerte Masse in destilliertem Wasser auf und zentrifugierte 1/;—?/, Stunde mit 4000 Umdrehungen in der Minute. Es entstand ein schlammiger fester Bodensatz und eine klare Schicht: TO. Der Bodensatz wurde wieder getrocknet, zer- kleinert, und zentrifugiert. Bei Fortsetzung dieses Verfahrens ergab sich kein unzertrümmerter Rest mehr. Den nach dem ersten Zentri- fugieren erhaltenen und weiter verarbeiteten Rest bezeichnete er 90 MARTIN FickEr, als TR. Beide unterscheiden sich im mikroskopischen Präparat (Karbolfuchsin-Methylenblau): TR zeigt violette wolkenartige Ge- bilde, TO blaugefärbte Massen. Rotgefärbte Massen finden sich bei beiden nicht. Zusatz von 50 Proz. Glyzerin verändert TO nicht, hingegen enthält TR vor allem die glyzerinunlöslichen Bestandteile der Tuberkelbacillen, es entsteht nach Zugabe von Glyzerin ein flockiger, weißer Niederschlag. TO entspricht in seiner Wirkung dem Tuberkulin und dem alka- lischen Extrakt TA, es erzeugt keine Abszesse, aber auch nur sehr geringgradige Immunität. TR wirkt immunisierend: auch wenn R. KocH bei Anwendung von TR die Reaktionen vermied, so zeigte sich beim Menschen bei vor- sichtiger aber schneller Steigerung der Dosen doch eine Unempfind- lichkeit gegen große Dosen des Mittels, die gleichen Menschen rea- gierten dann auch nicht mehr auf große Dosen des Tuberkulins und des TO. — R. KocH betont, daß nur hochvirulente, junge Kulturen zur Präparation von TR verwendet werden dürfen. Das Trocknen hat im Vakuum-Exsikkator zu geschehen. Kulturen, sowie das fertige Präparat sind vor Licht zu schützen. Gegen jedweden chemischen Eingriff ist TR empfindlich. Die Verarbeitung muß geschehen, so- bald die Kultur gerade trocken geworden ist. Mit der Hand kann man höchstens 100 mg auf einmal zerkleinern. Die Trennung von TO und TR ist nur dann erreicht, wenn das klare TO mindestens 50 Proz. der festen Substanz aufgenommen hat. Die Herstellung der Präparate mit der Hand ist mit großer Ge- fahr verbunden. Die Farbwerke von MEISTER, Lucıus & Brünıne in Höchst a. M. stellen die Präparate genau nach der Kochschen Vorschrift her. Die Zertrümmerung erfolgt in Kugelmühlen (s. S. 122). Die Flüssigkeiten sind behufs Konservierung mit 20 Proz. Glyzerin versehen, ein Quan- tum, das auch TR verträgt. Anwendung und Dosierung. Injektion beim Menschen subkutan (Rücken). Das Präparat ent- hält in 1 ccm = 10 mg getrocknete Tuberkelbacillen = 2 mg Trocken- substanz und wird vor dem Gebrauch durch Verdünnung mit physio- logischer Kochsalzlösung oder 20-proz. Glyzerin (diese Verdünnungen halten sich etwa 14 Tage) auf die gewünschte Dosis gebracht. Koch empfiehlt als Anfangsdosis 1/,,, mg subkutan. Langsame Steigerung ungefähr jeden zweiten Tag (Abwarten des Rückgangs etwaiger Temperatursteigerungen) bis auf 20 mg. Zur Meerschweinchen-Immunisierung beginnt man mit 2—3 mg, sind die Tiere aber tuberkulös, so kann diese Dosis tödlich wirken, man beginnt dann mit viel niedrigeren Dosen. Für den Immunisierungs- effekt bei Tieren kommt es darauf an, möglichst große Dosen beizu- bringen: diese müssen aber resorbierbar sein (Beurteilung nach Infil- trat an der Injektionsstelle). Meerschweinchen vertrugen schließlich wiederholt Impfungen mit virulenten Kulturen, wenn die letzte Ver- abreichung größerer Dosen des TR 2—3 Wochen zurücklag. Im Anschluß an seine Prüfungen des Agglutiningehaltes des Serums Tuberkulöser hat dann R. Kocm? an Stelle der Immunisierung mit TR eine solche mit der ungetrennten Kulturmasse empfohlen, er stellte einen Impfstoff direkt aus dem durch Zertrümmerung ge- Methoden d. akt. Immunisierung einschl. Herstellung v. Antigenen. 91 wonnenen Staub her, ohne in TR und TO zu scheiden. 1 Teil pulveri- sierter Tuberkelbacillen — 100 Teile destillierten Wassers. Hierzu gleiche Teile Glyzerin: es zeigte sich, dab dieser Zusatz von 50 Proz. Glyzerin für lange Zeit konservierte. Die Mischung bleibt einige Tage stehen und wird von den gröberen ausgefallenen Bestandteilen abge- gossen: 1 com = 5 mg pulverisierter Tuberkelbacillen. Zur Ver- dünnung dient 0,S-proz. NaCl-Lösung. Anfangsdosis bei Menschen subkutan — 0,0025 Bacillensubstanz (d. h. 0,002 ccm des.von den Höchster Farbwerken hergestellten Präparates Neutuberkulin-Bacillenemulsion, oder 1 ccm der Verdünnung 1:2000). Reaktion tritt nach dieser Dosis nur selten ein. Rasche Steigerung mit 1—2-tägigen Pausen jedesmal um das Zwei- bis Fünffache, bis Reaktionen mit Temperaturerhöhungen von 11/,-—20 auftreten. Tritt eine solche auf, so sind die Pausen auf 6—8 Tage und länger auszudehnen, je nach dem Ausfall der Agglu- tinationsprüfung, die etwa 8 Tage nach einer von starker Reaktion gefolgten Einspritzung zur Kontrolle des Immunisierungseffektes vor- genommen wird. Der Agglutinationstiter geht nur unter ständiger Steigerung der Injektionsdosis in die Höhe. Koch steigerte bis 20, in einzelnen Fällen bis 30 mg. Zur besseren Resorption können die größeren Dosen an 2 verschiedenen Körperstellen gleichzeitig injiziert werden. Dosen oberhalb 10 mg erfordern ein 2—4 Wochen langes Pausieren. Erfolgt Absinken des Agglutinationstiters trotz Steigerung der Dosis, so gelingt es prompt ihn zu erhöhen durch intravenöse In- jektion des stark zentrifugierten Präparates, aus welchem alle sus- pendierten Teile entfernt sind (das Präparat entspricht dem früheren TO). Die Dosis für die intravenöse Injektion beträgt den zehnten Teil der subkutanen Dosis. Da intravenös von den subkutan vor- behandelten Personen bis zu 10 mg in manchen Fällen reaktionslos vertragen wurden, so ist Koch dazu übergegangen, bei der Immu- nisierung mit der Bacillenemulsion stets an die subkutane die intra- venöse Einführung anzuschließen. Immunisierungsschemata bei BAanDELIER & RoEPKE (6. Aufl. Le 8.,189). 2. Gewinnung von Preßsaft nach Bucaner & M. Haun. Die Methode ist beschrieben in Bd. I, S. 549. Von den Bakterien- preßsäften (von H. Buchner Plasmine genannt), die als Antigene Verwendung fanden, seien erwähnt: 1. Choleraplasmin. Um es zu erhalten wird der Belag von 30—40 Kolle- schalen nach 1—2-tägigem Wachstum (bei 37°) mit Platinspatel oder mit Glas- wolle abgehoben. Man erhält 30—35 g feuchte Bakterienmasse, die nun in der in Bd. I geschilderten Weise weiterverarbeitet werden. Das ÜCholeraplasmin erwies sich erst in großen Dosen für Meerschweinchen giftig (Temperaturabfall, Krämpfe, lähmungsartige Schwäche, Tod). Immunisierung von Meerschweinchen: Die Tiere erhielten subkutan oder intraperitoneal in Zwischenräumen von 2—3 Tagen 0,2; 0,5; 1,0; 15 cem und vertrugen dann 8 Tage später die 10-fach tödliche Dosis lebender Kultur. Die Immunität war auch nach 3—4 Monaten noch vorhanden. Nach der Injektion des Plasmins trat Temperatursteigerung und Gewichtsabnahme auf, die Tiere erholten sich gut, einzelne aber gingen bei der Vorbehandlung zugrunde. Nach weiteren Versuchen Haus immunisierte schon die einmalige Injektion von 0,5—0,6 cem des Plasmins die Tiere eben- falls gegen die intraperitoneale 8 Tage und 3—4 Monate später erfolgte Appli- kation der 10-fach tödlichen Kulturdosis. 92 MARTIN Ficken, 2. DasTyphoplasmin vermag Meerschweinchen gegen die intraperitoneale Verabreichung tödlicher Dosen von Typhusbacillen zu schützen. Der Preßsaft wurde von einer mäßig virulenten Kultur hergestellt und mit Glyzerin (20 Proz.) und Kochsalz (5 Proz.) oder mit Chloroform konserviert. Einmalige Injektion von 1 cem Preßsaft genügte, um den Schutz herbeizuführen. Das Serum eines solchen Meerschweinchens agglutinierte nach 21/;, Monaten noch 1:2000. 3. Tuberkuloplasmin. Haux'! & BuLLInG benutzten die auf Glyzerin- bouillon gewachsenen jungen Häute. Der Preßsaft wurde durch Kieselgur filtriert, oder ohne Filtration durch Zusatz von 20 Proz. Glyzerin und 5 Proz. Kochsalz konserviert. Dies Tuberkuloplasmin zeigte Fermentgehalt, es zerlegte Wasser- stoffsuperoxyd, vertrug nicht das Erwärmen auf 60°, ebensowenig Zusatz von Blausäure. Die Hs;O; zerlegende Fähigkeit trat aber wieder in die Erscheinung, wenn die Blausäure durch Luftdurchleitung und Erwärmen verjagt wurde. M. Hann & BurrinG benutzten dies Plasmin zur immunisatorischen Behand- lung tuberkulöser Meerschweinchen (2 Wochen nach der Injektion infizierender Dosen monatelange Behandlung mit steigen- den Mengen Plasmin). Die Wirkung war unsicher. 4. Mit Milzbrandplasmin gelang es nicht Immunität hervorzurufen (bei Meer- schweinchen), dasselbe gilt für Plasmin aus Staphylokokken (bei Kaninchen). Einen Preßsaft aus virulenten Tuberkel- bacillen verwendet nach Chamberlandfiltration MARAGLIANO als Antigen (Pulpa bacillaris). 3. Methode von MACFA- DYEN und ROWLAND. Ein von MACFADYEN, MORRIS und RowLAnD ursprünglich ausgearbeitetes Verfahren diente zur Gewinnung des Zellinhaltes von Hefe, später auch zur Gewinnung von Typhuspreßsäften: Die Zellmassen wurden mit Silbersand gemischt und in einen Metallzylinder gegeben, dessen Verschluß durch eine vertikale Stahl- achse, die seitliche Flügel trug, durchbohrt war. Während das Rührwerk, das eine Drehungsgeschwindigkeit von 5000 in der Minute erzielte, in Tätigkeit war, zirkulierte in dem den Metallzylinder umgebenden Mantel Salzlösung zur Abkühlung. Die Zellen waren nach 3—4 Stunden zerstört. Filtration durch Kieselgur unter Druck. Auslaugung des Rück- standes mit Soda oder Glyzerin, Filtration. Konservierung mit Thymol. Haltbarkeit in der Kälte 4 Monate. Meerschweinchen zeigten nach Behand- lung mit dem fast reaktionslos vertragenen Preßsaft (0,1—1 cem subkutan oder intra- peritoneal) eine 4 Wochen anhaltende Immu- nität gegen die 6-fache tödliche Dosis von Typhusbacillen. Nachweisbar bei ihnen waren Agglutinine 3 Monate lang, bei Kaninchen 9 Monate lang, bei letzteren Tieren stieg ebenso wie bei Affen auch der bakteriolytische Titer. MU 2 Dies Verfahren der Antigen- sewinnung erforderte große Kultur- massen. Bei einer weiteren Methode, bei der die Verwendung von Sand Fig. 8. Zerreibeapparat nach Mac- und Kieselgur in Wegfall kam, reich- FADYEN-ROWLAND. ten MACFADYEN & ROWLAND mit Methoden d. akt. Immunisierung einschl. Herstellung v. Antigenen. 93’ dem zehnten Teil Bakterienmasse aus. Das im folgenden zu beschrei- bende Verfahren bedient sich der flüssigen Luft, um die Bakterien bröckelig zu machen und sie dann leichter mechanisch zu zertrümmern. Sie nahmen 10 Agarkulturen von Typhus (24—30 Stunden alt), schwemmten den Belag mit Kochsalzlösung ab und wuschen die Bacillenmasse durch scharfes Zentrifugieren. Das Sediment brachten sie dann zur weiteren Einengung auf die Oberfläche eines Chamberlandfilters. Es liefert eine Agarflasche 0,15 g Bakterienpaste. Die von der Filteroberfläche abgehobene Paste wird in das Metallgefäiß H des Zerkleinerungsapparates eingebracht, das in einen Behälter mit flüssiger Luft K eingefügt ist. Ein als Doppelkonus geformter metallener Stößer E erzielt durch drehende und von oben nach unten drückende Be- wegungen, die ein Elektromotor (!/;s HP) oder eine Transmission über- mittelt, die Zerkleinerung. !/,—1g Bakteriensubstanz werden in 11/,—2 Stunden so zerrieben, daß unversehrte Bakterien nicht mehr nachweisbar sind; es resultiert bei —190° C ein trockenes Pulver, das nach Anrühren mit Kochsalzlösung zentrifugiert wird, der Abguß enthält die protoplasmatischen Zellstoffe. Wichtig für Erfolg und Zeitdauer der Zertrümmerung ist der Wassergehalt des Antigens, es darf nur in mäßigem Grade feucht sein (vgl. HELLER). MACFADYEN & RowLann zertrümmerten in ihrem Apparat auber Typhusbacillen auchStreptokokken, Staphylokokken, B.ente- ritidis Gärtner, Tuberkel-, Diphtherie- und Schweine- seuchebacillen. Der Streptokokkensaft tötete Meerschweinchen (in- traperitoneal) noch bei 0,1 ccm. Mit dem Staphylokokkensaft, der für Meerschweinchen (intraperitoneal) bei 0,3 ccm noch tödlich wirkte, gelang es, bei Kaninchen durch wiederholte subkutane Einspritzungen ein Serum zu gewinnen, das Meerschweinchen gegen dies intracelluläre Toxin schützte. Immunisierung von Ziegen mit Extrakten aus Cholera- vibrionen nach der Macrapyrnschen Methode siehe CARRIERE & ToMARKIN (zunächst subkutan, dann intravenös), Immunisierung eines Pferdes mit dem gleichen Antigen siehe HEwLETT. Nach dem gleichen Verfahren gewann F. Schmipr Antigene aus Schweinepestbacillen. S. gibt dem einfacheren BrrEGERSchen Schüttelverfahren nach vergleichenden Versuchen, die die Gleich- wertigkeit der beiden Antigene ergaben, den Vorzug. Von Barrar ist das Lyssavirus im Apparat von MAcFADYEN & RowLann behandelt worden: er fand es nach 5 Minuten langer Be- arbeitung noch unzerstört, hingegen war es meist nach !/, bis 1 Stunde, stets aber nach 3 Stunden, nicht mehr infektiös. Nach- prüfung durch HErLrLer, der mit solchem toxischen Material Kanin- chen immunisieren konnte. 4. Verfahren nach R. BassenGe und M. MaYver. In Anlehnung an das Verfahren MacrapyEens haben BassEnGE & Mayer! sich ebenfalls der flüssigen Luft bedient: Typhusbakterienmaterial von 6—8 Agarflaschen (Gesamtfläche 200 qem, Bebrütung 24—36 Stunden bei 37°) wird mit wenig Bouillon abgeschwemmt, so daß die Masse eine sirupartige Konsistenz hat (eventuell durch Zentrifugieren Volumen verringern). Uebergießen in Mörser mit flüssiger Luft. Die Eis- klumpen werden mit dem Pistill zertrümmert, nach jedesmaligem Auftauen 3—4mal wiederholen. Schließlich Filtration durch Pukallfilter. Wegen der Schwierigkeit, manuell die harten Eisklumpen genügend zu zertrümmern, wurde das Verfahren dahin abgeändert, daß die von den Agarflächen abgehobenen Kulturmassen vor dem Einfrieren möglichst wasserfrei gemacht wurden; sie wurden hierzu in flachen Glasschalen auf 1—2 Tage dem Exsikkator (Zimmer- temperatur) übergeben, bis sie zu leicht abbröckelnden Massen eingetrocknet waren. (Vorsicht! Infektionsgefahr!) Nun wie oben; Uebergießen mit flüssiger Luft, Zertrümmern mit Pistill, Wiederholung 3—4mal. Filtration (nach Auf- 94 MARTIN FickeEr, schwemmung) durch Pukall. Die trockenen Bakterienmassen können auch vor dem Einfrieren mit der gleichen Menge sterilen Quarzsandes vermischt werden, der dann vor der Filtration durch Zentrifugieren zu entfernen ist. In jedem Fall ist keimfreie Filtration nötig, da einzelne Typhusbacillen alle diese Prozeduren überleben. Es resultiert eine Lösung, die erst nach mehrfacher Eindickung im Exsikkator in der Dosis von 1 ccm für Meerschweinchen (2—300 g) toxisch wirkte. Ein Kaninchen reagierte auf Injektionen von 1,0, 1,5, 2,0, 3,0 und 5 cem (innerhalb von 11 Tagen) mit Erhöhung des Agglutinationstiters auf 1:100. Bakterizider Titer 0,05 (gegen die 3—4-fach tödliche Dosis). Durch Typhusserum wird die Flüssigkeit präzipitiert. Das Gift verlor nach 4 Wochen bedeutend an Wirksamkeit. In ganz ähnlicher Weise hat Lüpke?, ? das MacrAapyensche Ver- fahren modifiziert. LÜDKE schwemmte 1-tägige Agarkulturen von Dysenterie (SHIGA-KRUSE) mit wenig Kochsalzlösung ab und trocknete im Vakuumexsikkator bei Zimmer- temperatur. Er erhielt von 100—250 gem Agarfläche meist ca. 0,1 g Trocken- masse. Im übrigen wie oben. Die zertrümmerte Masse (die noch vereinzelte intakte Ruhrbacillen enthielt) wurde mit 20—40 ccm NaCl-Lösung aufge- schwemmt. 0,5—0,2 cem töteten Kaninchen (1500 g) in 18—24 Stunden (intra- venös), Meerschweinchen starben nach 0,5—0,1 cem (intraperitoneal). Die Sym- ptome bei den Tieren waren die gleichen wie die nach Einspritzen von lebenden oder toten Dysenteriebacillen erhaltenen, hingegen wirkte das Präparat schneller tödlich. Das Präparat besaß eine schlechte Haltbarkeit, schon nach 8 Tagen (Eisschrank) war die Giftigkeit stark vermindert. Nach den — nicht sehr zahlreichen — lImmunisierungsversuchen waren im Blutserum der behandelten Kaninchen bakterizide oder antitoxische Körper nicht zu finden. Eine neue Zerreibungsmaschine für Bakterien und Hefezellen be- schreiben BaArnarD & HEWLETT. V. Methoden der aktiven Immunisierung gegen Bakterienstoffwechsel- produkte (Toxine). Eine präzise Abgrenzung der Methoden der Immunisierung mit Stoffwechselprodukten gegenüber den im vorigen Abschnitt behan- delten ist nicht in jedem Falle möglich; ein Medium, das die Produkte der Lebenstätigkeit von Bakterien enthält, kann auch Bestandteile von aufgelösten Bakterienleibern enthalten, wie umgekehrt die meisten Methoden zur Gewinnung von Bakterienleibern oder von protoplasma-. tischen Stoffen damit zu rechnen haben, daß in dem so erhaltenen Antigen auch Beimengungen von Sekretionsprodukten vorhanden sein können. Nur in den allerseltensten Fällen hat man bisher bei der Verwendung von Bakterienzellen für Immunisierungszwecke die Bak- terienzelleiber von anhaftenden Abscheidungsstoffen getrennt, und es existiert andererseits keine Methode, die eine vollständige Iso- lierung der von der lebenden Bakterienzelle abgeschiedenen Produkte von den Auslaugungsstoffen, die aus den toten Zellen frei werden, er- möglichte. Es ist aber keineswegs ausgeschlossen, zu einer solchen Methode zu gelangen, dazu sind eingehende Untersuchungen über die Wachstumsbedingungen der einzelnen Arten nötig, man wird dann nicht nach den bisher in erster Linie für die Bakterienzüchtung maß- gebenden Gesichtspunkten, große Ernten in kurzer Zeit zu erzielen, verfahren dürfen, wobei eben nach der bisherigen Methodik auch ein stärkeres Absterben der Zellen eintreten muß, sondern man wird darauf ausgehen müssen, die Bedingungen für das Absterben aus- zuschalten: in systematischer Weise ist das noch nicht geschehen, wäre aber für die Lösung prinzipieller Fragen sehr wünschenswert. Methoden d. akt. Immunisierung einschl. Herstellung v. Antigenen. 95 Vorläufig wird man eben aus praktischen Gründen daran festhalten, daß eine Gruppe von Bakterien im Nährsubstrat reichliche Mengen stark toxischer Produkte liefert, denen gegenüber etwaige durch Zell- zerfall frei werdende Giftsubstanzen gar nicht in Betracht kommen; daß umgekehrt eine andere Gruppe von Bakterien nachweislich keine oder nur minimale Mengen von toxischen Stoffen ausscheiden, deren Wirksamkeit im antigenetischen Sinne praktisch zu vernachlässigen ist gegenüber der Giftnatur der protoplasmatischen Stoffe; es ist aber auch zu betonen, daß endlich noch andere Gruppen von Bakterien eine Mittelstellung einnehmen und nach der einen oder anderen Seite hinneigen. Die Schwierigkeit der Gliederung wird aber noch erhöht, wenn wir die Verhältnisse im Organismus berücksichtigen: es ist ja sicher, daß einzelne Giftstoffe — und das sind wohl die für die Antikörper- bildung wichtigsten — erst bei Kontakt des Antigens mit dem leben- den Organismus entstehen: es ist dann gar nicht der eingeführte Impf- stoff das Antigen, sondern das die unmittelbare Antikörperbildung auslösende Antigen entsteht erst im geimpften Organismus. Man muß dann wieder unterscheiden, ob dies im Körper entstandene Antigen in der Hauptsache aus Körperbestandteilen oder aus Derivaten des Impfstoffs besteht, ob das Wesentliche für diese erst vom Körper zu vollziehende Antigenpräparierung die entstehenden bakteriellen Stoff- wechselprodukte, die beim Auflösen der Bakterienzellen freiwerden- den Stoffe usf. darstellen —, es scheint, daß gerade diese Fragen weiterer Vertiefung bedürfen, ehe mit der Immunisierung gegen be- stimmte Infektionserreger oder deren Gifte weitere Erfolge zu erzielen sind. Vielleicht hat man doch zu schematisch das Antigen zumeist nur in den künstlichen Kulturen gesucht, die Methodik müßte auch hier mehr den von der Natur gewiesenen Wegen folgen. Im folgenden sollen zunächst die allgemeinen Gesichtspunkte für die aktive Immunisierung gegen bakterielle Toxine kurz erörtert werden, wobei wir die oben skizzierte erste Gruppe berücksichtigen, deren Vertreter als Bildner echter Ektotoxine aufzufassen sind. Antigendarstellung. Nährsubstrate und Kulturbedingungen. Da es sich bei diesen Methoden darum handelt, Sekretionspro- dukte der Bakterienzelleiber zu erhalten, so dienen für die Gewinnung der Antigene fast ausschließlich flüssige Nährsubstrate: Das flüssige Medium nimmt die von den vegetierenden Bakterien abge- schiedenen Produkte auf und kann dann von den zelligen Elementen befreit werden. Seit den ersten Anfängen der Immunisierungstechnik verwendet man für diese Giftgewinnung in erster Linie die übliche Fleischwasserbouillon, neutral oder schwach alkalisch, mit Zusatz von 1 Proz. Pepton und 0,5 Proz. Kochsalz. In manchen Fällen ist es nötig, dem Nährsubstrat eine präzise Reaktion zu geben. Da der Lackmuspunkt ein labiler ist, so geht man für diese Fälle vom Phenolphthalein-Neutralpunkt aus: man stellt sich zunächst Bouillon mit der natürlichen Säure her, entnimmt ein Teilquantum und bestimmt dessen Acidität nach Zusatz von mehreren Tropfen Phenolphthalein durch Titration mit n/,„ NaOH. Zweck- mäßig erhitzt man die Bouillon vorher zum Kochen. Kennt man die 96 Marrın FIckeEr, Acidität der Bouillon, so kann man nun jeden wünschenswerten Grad der Reaktion herbeiführen. Da beim Sterilisieren der mit Alkali (NaOH, Na,CO,) versetzten Bouillon Salze ausfallen, so pflegt man nachher die Bouillon nochmals zu filtrieren. In manchen Fällen scheint es aber vorteilhafter zu sein, die abgeschiedenen Salze in der Bouillon zu belassen. — Es hat sich mehr und mehr herausgestellt, daß die Reaktion des Nährsubstrats für die Giftbildung von großer Bedeutung ist, eine fehlerhafte Reaktion kann auch einen sonst vorzüglichen Nährboden minderwertig machen, auch das Umgekehrte wird bei der Toxindarstellung beobachtet. Es ist aber nicht angängig, wie das vielfach geschehen ist, die Reaktionsfrage loszulösen von den anderen die Toxinbildung beeinflussenden Faktoren: man kann immer nur sagen, die Toxinbildung ist bei den bestimmten Reaktionsgraden innerhalb der gerade zum Versuch benutzten Nährböden und unter den sonstigen Versuchsbedingungen die gefundene; bei Variation auch nur eines Faktors muß unter Umständen bei Wiederholung des Versuchs die Reaktion modifiziert werden. Hier fehlen noch systematische Unter- suchungen. Es ist aber nicht nur die Anfangsreaktion zu berücksichtigen, sondern man muß die Kenntnis der Reaktionskurve besitzen, da die stärkste Giftausbeute meist gerade nur bei einem bestimmten Re- aktionsgrade geerntet werden kann, vor- oder nachher ist das Gift schwächer. Ein Beispiel hierfür bietet die Diphtheriebouillon (s. Bd.V). — Die Reaktionskurve richtet sich in erster Linie bei den einzelnen Arten nach der Zusammensetzung des Nährbodens: enthält dieser vergärungsfähiges Material, so kann durch die entstehende Säure das Toxin geschädigt werden. Man vermeidet daher in der Regel die Zugabe von bestimmten Kohlehydraten und ist auch darauf ausge- gangen, den etwaigen Muskelzucker des Fleischwassers zu entfernen (s. u. Tu. Smırus Bouillon). Pferdefleischwasser gilt des höheren Glukosegehaltes wegen als wenig geeignet. Zur Abstumpfung entstehender Säure setzt man der Nährlösung Calcium- oder Magnesiumkarbonat zu, z. B. feingepulverte Kreide etwa 2 g pro 100 ccm Bouillon. Da es festgestellt ist, daß auf eiweißfreien Substraten nur geringe und schwankende Mengen von Gift gebildet werden, so hat man auf die Zugabe von Eiweiß von jeher das Augenmerk ge- richtet. Es sind aber gerade in dieser Beziehung die Angaben der Autoren wenig verläßlich, weil man früher die Verschiedenheit der Giftbildung einzelner Stämme der gleichen Bakterienart und das Schwanken der Giftausbeute bei Variation der verschiedenen anderen Züchtungsbedingungen nicht genügend berücksichtigt hat. So ist noch keine Einigkeit erzielt über die günstigsten Eiweißpräparate, über ihre Dosierung usf. Daß man mit Benützung von Fleisch keine in jedem Falle vergleichbaren Nährböden erhält, ist bekannt, weniger bekannt, dab die einzelnen Peptonpräparate keineswegs einheitliche Zusammensetzung aufweisen. Im einzelnen muß auf die spezielle Darstellung verwiesen werden, hier seien von besonderen, für die Giftgewinnung empfohlenen Nährlösungen genannt: 1. Tu. SmıtHs Bouillon [Entfernung des Muskelzuckers*)]. Das von Sehnen und Fett befreite Fleisch wird zerkleinert, mit der «doppelten Cewichtsmenge Wasser übergossen und 1 Tag lang bei ca. 10° C stehen ge- *) Nach gütiger persönlicher Mitteilung SMITHs. - u u ru Methoden d. akt. Immunisierung einschl. Herstellung v. Antigenen. 97 lassen. Filtration durch Gaze (auspressen). An einem Teilquantum des Fil- trates wird die Acidität (Phenolphthalein, Natronlauge) bestimmt, danach so viel Natronlauge zu dem übrigen Filtrat hinzugegeben, daß 1,5 Proz. Acidität (Phenol- phthalein) besteht. Nach Sterilisation Zugabe von l-tägiger Oolibouillon, die Mischung im Wasserbad auf 37° vorwärmen, dann Einstellen in den Brutschrank (37°) aut 5—10 Stunden (je nach dem mutmaßlichen Zuckergehalt des Fleisches). Danach Zusatz von 1 Eiklar (pro 1 Liter Bouillon), im kochenden Wasserbad halten bis zur Koagulation, filtrieren durch Filterpapier. Ersetzen des Wasser- verlustes. Neutralisieren mit NaOH bis zur Acidität 0,5 Proz. Zugabe von 1 Proz. Pepton (bei Diphtheriebouillon 1—2 Proz. Pepton), 0,5 Proz. NaCl. Zum Schluß Zusatz von 0,1 Proz. Dextrose (steril). Nach 20 Minuten langer Sterilisierung im strömenden Wasserdampf Kon- trollierung der Acidität, die eventuell wieder auf 0,5 Proz. gebracht werden muß, Filtrieren durch Filterpapier, Auffüllen auf Fernbachflaschen. 20 Minuten bei 120° sterilisieren (zweckmäßig ist es, vor dem Einsetzen in den Autoklaven Kon- trolle der Abwesenheit von Muskelzucker durch Auffüllen von der vergorenen Bouillon (ohne Dextrose) auf Gärungskölbchen vorzunehmen, nach Sterilisieren Einsaat von B. coli. 2 Tage 37°. Tu. SMITH empfiehlt für die Toxingewinnung von Diphtheriestämmen, die sehr starke Kahmhäute bilden und die Bouillon sehr rasch alkalisieren (Bacillus 8 Diphtherie PARK und WıLLIAMSs) 0,2 Proz. Dextrose (statt 0,1 Proz.) zuzugeben. 2. Die Marrtınsche Bouillon, eine Mischung von einer Peptonlösung, die durch Selbstverdauung von Schweinemagen erhalten wird, mit einem nicht mehr verdauungsfähigen Fleischinfus (L. MARTIN). a) Bouillon aus Schweinemagen. Die Mucosa und Muscularis von 5 Schweinemagen werden gut zerkleinert, hiervon nimmt man 200 g, fügt 10 & Salzsäure (20-proz.) und 1 Liter 50° warmen Wassers hinzu; man hält die Mischung bei 50° nach 1/s—1l Tag ist durch das Pepsin alles Gewebe in Pepton übergeführt (man kann für manche Bakterien den Nährboden noch ver- bessern, wenn man noch andere Organe: Lunge, Placenta, Muskelfleisch etc. hinzufügt und der Digestion überläßt). Es folgt Erhitzung auf 100° zur Zer- störung des Pepsins, Filtration durch (wenig) Watte. Das Filtrat erhitzt man auf 80°, alkalisiert mit Natronlauge und filtriert durch Fließpapier. Das so erhaltene Pepton ist den in ihrer Zusammensetzung sehr schwankenden Handelspeptonen vorzuziehen. Die Lösung ermöglicht allein schon Toxinge- winnung, z. B. bei Diphtheriebacillen, sie wirkt noch günstiger, wenn man zu 1 Liter 2 Gramm Essigsäure vor der Alkalisierung hinzugibt, die günstigste Giftausbeute aber erhält man durch Vermischen mit einem b) Kalbfleischwasser (Modifikation des Verfahrens von SPRONCK). 500 g zerkleinerten Kalbfleisches werden mit 1 Liter Wasser vermischt und 20 Stunden bei 35° aufbewahrt, hierdurch kommt es zur Zersetzung des Muskel- zuckers (SPRONCK, ROUX u.a. erreichen das durch Einimpfen von Hefe). Das Fleischwasser wird dann abgepreßt, mit 0,5 Proz. NaCl versetzt und zu gleichen Teilen der Schweinemagenpeptonlösung zugesetzt: Die Mischung er- wärmt man auf 0°, bis die Albumine gerinnen. Filtration, Alkalisierung (mit NaOH zur Lackmusneutralität, danach noch Zusatz von 7 ccm n-NaÖH, nach PARK & WırrLıams). Filtration durch Chamberland. Nach MAarTIN gibt die nur auf 70° erhitzte Lösung ein besseres Resultat, als die auf 120° erhitzte, besser ist dreimaliges Sterilisieren bei 100°. 3. Hefenährböden von SPRoNckK (Diphtherietoxin), beschrieben auch bei ©. OPPENHEIMER °. 4. Ascitesbouillon, die v. DUNGERN? für Diphtheriegiftgewinnung em- pfohlen hatte, lieferte in den Versuchen MADpsEns sehr ungleichmäßige Resultate. 5. Nährboden von GRASSBERGER & SCHATTENFROH (für Rauschbrand- gift). A. 10 g Pepton, 5 g Kochsalz, 5 g Fleischextrakt Liebig. lösen in 1000 ccm Wasser, kochen, neutralisieren (nicht filtrieren). An vier aufeinanderfolgenden Tagen je ?/, Stunden im Dampftopf sterilisieren. B. 50 g Stärkezucker oder gereinigte Dextrose, 50 cem Wasser bei 3 Atm. 3/, Stunde sterilisieren. 750 cem Lösung A werden vermischt mit 50 cem Lösung B in 1 Liter- Erlenmeyer, Zusatz von reichlicher Menge dickflüssiger, sterilisierter Schlemm- kreide. 1 Stunde im Dampf sterilisieren, danach überschichten (3 cm hoch) Handbuch der pathogenen Mikroorganismen, 2. Aufl. II, 7 98 Marrın Ficker, mit Paraff. liquidum (bei 4 Atmosphären sterilisiert), 1/;s Stunde sterilisieren, rasch Abkühlen auf 37°, impfen mit lebhaft gärender junger Kultur. — 6. Für die Gewinnung von Botulinustoxin empfiehlt TCHITCHKINE Schweinebouillon (500 g Fleisch auf 1 Liter Wasser), die mit 1 Proz. Pept. Chapoteaut, 0,5 Proz. NaCl, 1 Proz. Glukose und ein wenig Calcium- karbonat versetzt ist. Die Bouillon bringt er in Kolben mit langem Hals, für die anaörobe Haltung gibt er eine dünne Schicht flüssiges Vaselin auf (oder rn unter Wasserstoff). Sterilisierung 3mal bei 100° 1/, Stunde. Züchtung bei 20° 2-4 Wochen. Die Botulinusstäimme verhalten sich aber verschieden. LEUucHS erhielt mit einem Stamme auf dieser Bouillon ein starkes, mit einem anderen ein sehr schwaches Gift. Der letztere Stamm bildete auf einer Traubenzucker - Pepton (Chapot.)-Rindfleischbouillon mit starker Alkalinität (4,8 cem n/, Sodalösung auf 100 ccm natürlich saure Bouillon) ein akut wirk- sames Gift. 7. Kraus?, 3 empfiehlt für die Giftgewinnung aus Cholerakulturen (auch EI Tor-Vibrionen) eine Bouillon, die im Liter 2,4 cem 5-proz. Natron- lauge über den Phenolphthalein-Neutralpunkt enthält. (Peptonum Witte 11,, Proz, Lanz, 1/, Proz.). Genauere Vorschrift s. Handbuch von Kravs-LE- VADITI, Bd. 1, S. 187, sowie 2. 8. Nährboden le a we Dez N )) cem normales ochen altes Pierdeserum 0 10 , defibriniertes, 3 Wochen ‚altes Pferdeblut [ 3 Stunden auf 60° er- wärmt. Reichliche Einsaat von Kultur. 7 Tage bei 38° aufbewahren. Filtration (Papier, dann Chamberland-F, oder Berkefeld.) 9. Nährböden von SALIMBENI (Choleragift). Peptonwasser (MARTIN- sche Lösung, 200 g Schweinemagen in 1 Liter Wasser + 10 ccm reine Salzsäure); 2 Proz. Gelatine, 1 Proz. Kochsalz, Erhitzen zum Lösen der Gelatine, Alkali- sieren bis Lackmusneutralpunkt, dann 12 cem Normalsodalösung pro Liter hinzufügen. 20 Minuten auf 115° erhitzen, Papierfiltration, auffüllen auf Flaschen, 20 Minuten bei 110—112° sterilisieren. Zu dem erkalteten Nähr- boden 25 Proz. Pferdeserum hinzugeben (das 3 Wochen alt sein soll und min- destens 1 Woche mit dem Blutkuchen im Kühlraum gestanden hat). Auf- füllen zu je 50 cem in Rouxsche Flaschen, 3 Stunden bei 60° erhitzen. Ein- saat von jungen (16—18 Stunden alten) Agarkulturen. Die Flaschen sind während der ersten 4 Tage täglich einmal zu schütteln. Am 6.—7. Tage fil- trieren durch steriles Fließpapier, danach Chamberland oder Berkefeld. 10. Für de Hämotoxingewinnung bei pyogenen Staphylokokken empfehlen NEISSER & WECHSBERG eine Bouillon, welcher von der zur völligen Neutralisierung „(Indikator Phenolphthalein) notwendigen Menge Alkali nur 1/; (höchstens 1/,) zugesetzt ist. Als Alkali benutzten sie ein Gemisch von Normal-Kali- und Normal-Natronlauge zu gleichen Teilen, das für die Aci- ditätstitrierung im Verhältnis 1:10 mit Aqua dest. verdünnt wird. (Staphylo- Iysinbildung am reichlichsten zwischen 9. und 13. Tag.) Ueber den Sauerstoffbedarf lassen sich allgemeine Angaben nicht machen, es richtet sich das ganz und gar nach der Eigenart der betreffenden Bakterien: es scheint, daß man hierauf auch noch zu wenig Rücksicht genommen hat, schon aus den vorliegenden Be- obachtungen ist zu folgern, daß man nicht nur die beiden üblichen Methoden der Züchtung unter Luftzutritt und Luftabschluß zur Gift- gewinnung in Anwendung bringen darf, sondern daß zunächst einmal erst systematisch die Bedingungen der Sauerstoffspannung festgestellt werden müssen, bei welchen unter sonst gleichbleibenden Verhältnissen die stärksten Gifte sich nachweisen lassen. Nach Versuchen von Roux kann es vorteilhaft für die Toxingewinnung sein, reichliche Luft zu dem Kulturkolben zutreten zu lassen: er nahm Fernbach-Kolben, durch deren seitliche Oeffnung filtrierte und angefeuchtete Luft mittels Wasserstrahlluftpumpe durchgesaugt wurde. Natürlich darf auch dies Verfahren nicht verallgemeinert werden, da bestimmte Toxinarten bei reichlichem Kontakt mit Sauerstoff ge- schädigt werden. Ein bequemes Mittel zum Züchten unter reichlichem Luftzutritt ist das Züchten in flacher Schicht (2—3 cm) in Flach- Methoden d. akt. Immunisierung einschl. Herstellung v. Antigenen. 99 kolben, wie sie die Jenaer Glaswerke Schott u. Gen. liefern. M. Hann züchtete Choleravibrionen in 11/, cm hoher Schicht 5—6 Tage bei 36° zur Giftgewinnung. Bei einzelnen Keimarten ist sichergestellt, daß sie die stärksten Gifte erzeugen, wenn es zur Kahmhautbildung kommt (Diphtherie: v. Beurıng, Dysenterie SmiGa-Kruse! DOERR, KoLLe, HELLER und V. DE MesTkraL. Für die Giftgewinnung bei ana&äroben Bakterien bedient man sich der in Bd. I S. 433 geschilderten Züchtungsverfahren. Aus den oben angeführten Gründen vermeidet man meist den Zuckerzusatz zur Bouillon. Seit den Beobachtungen von Tu. SmrtHu, TAarozzı, WRZOSER U. a. sind die Verfahren zur Giftgewinnung bei Anaöroben wesentlich vereinfacht worden, da diese auch bei Luftzutritt erfolgt. Von den mannigfachen Modifikationen sei die von M. v. EısLer hervorgehoben: Das bei der Bouillonherstellung auf dem Koliertuch bzw. Filter zurückbleibende zerkleinerte Fleisch wird in die Kulturgefäße über- tragen (1/;—1 cm hohe Schicht), dann mit Bouillon übergossen. Sterili- sation, bald nach Abkühlung Impfung. Bei Impfung mit Tetanus ergab nach 14-tägiger Bebrütung, Abgießen und Filtration (zunächst Papier, dann Pukall) das aus dem Filtrat gewonnene Trockengift eine tödliche Toxizität für weiße Mäuse in der Menge von 0,01 bis 0,02 mg. Die Frage, bei welcher Temperatur das für Immunisierungs- zwecke brauchbare Gift in Kulturen gebildet wird, ist noch nicht er- schöpfend bearbeitet worden. In der Regel züchtet man bei Körper- wärme. Mapsen macht darauf aufmerksam, daß diese Temperatur aber nicht indifferent für das Gift ist und daß kleine Abweichungen nach oben (1% C) schon erhebliche Abschwächungen des Giftes her- beiführen. Es ist deshalb unter Umständen die Temperatur von ca. 35° vorzuziehen. Bei toxigenen Saprophyten (Botulinus) geht man noch weiter herunter (283—309). Schon aus dem Verhalten der Gifte den Temperaturen gegenüber, aber auch aus anderen Erfahrungen geht hervor, daß durchaus nicht immer Wachstumsoptimum und Erzeugung maximalerGift- mengen zusammenfallen: es ist sogar vom biologischen Standpunkt, aus unwahrscheinlich, daß das auch nur die Regel bilde Luv- BOWSKI hat einen sehr stark wachsenden Diphtheriestamm beschrieben, der keine Toxizität und keine Virulenz besaß. Hier wären systematische Untersuchungen am Platze. Zu berücksichtigen ist, daß bei dem Ob- walten optimaler Wachstumsbedingungen eben auch schon frühzeitig autolytische Vorgänge sich einstellen, daß also die Summe von Gift, die man unter solchen Bedingungen erhält, zweifachen Ursprungs sein kann. In vielen Fällen kann aber nach Anwendung von wachs- tumsfördernden Mitteln auch ein stärkeres Toxin gebildet werden, das aber sofort Modifizierung oder Zerstörung erfährt und deshalb nicht in dem vollen Maße in die Erscheinung tritt. Das bekannteste, schon oben hervorgehobene Beispiel hierfür ist die Luftzufuhr: sie steigert sewiß eine Zeitlang das Wachstum der Diphtheriebacillen und auch die Toxinproduktion, von einem bestimmten Zeitpunkte ab aber kreuzen sich die Kurven, trotz Fortschreitens des Wachstums bei reichlicher Luftzufuhr vermindert sich das Gift. 100 Marrın FiIckEr, Auch Virulenz und Giftbildung gehen nicht immer parallel, Stämme, die stärkere Virulenz besitzen, sezernieren nicht immer in gleichem Maße stärkeres Gift. Es ist noch hervorzuheben, daß auch in der Gruppe der echten Toxinbildner weitgehende Stammesverschiedenheiten vorkom- men, oft muß man Dutzende von Stämmen (Diphtherie!) isolieren, ehe man einen für die Giftgewinnung geeigneten Stamm auffindet. Für die Zwecke der Immunisierung ist auch darauf Rücksicht zu nehmen, ob es sich um ein einheitliches oder ein komplexes Gift oder um das Nebeneinander mehrerer toxischer Körper handelt (Te- tanospasmin, Tetanolysin usf.). - Will man Gifte von vergleichbarer Beschaffenheit ge- winnen, so sind alle Versuchsbedingungen gleichmäßig zu gestalten: Abgemessene Nährlösungen der gleichen Zusammensetzung sind in Glaskolben von gleicher Größe und Glasbeschaffenheit (es empfiehlt sich, Jenaer Glas zu nehmen) die gleiche Zeit im Sterilisator zu halten, sodann mit gleichen Mengen Kultur gleichzeitig zu impfen und unter denselben Bedingungen zu halten. Offenbar aber sind für die Intensi- tät der Giftbildung mitunter noch Faktoren im Spiele, die wir nicht beherrschen: denn trotz anscheinend pedantischer Innehaltung gleicher Bedingungen kann die Giftausbeute in den einzelnen Kulturkolben schwanken. Daß auch die einzelnen Stämme bei weiterer Fortzüch- tung in den Kulturensammlungen in ihrem Giftbildungsvermögen Un- regelmäßigkeiten aufweisen, ist immer zu beobachten. Von einigen Autoren (MapsEn usf.) wird sogar berichtet, daß toxische Stämme in ein latentes Stadium übergehen können, während dessen sie auf keine Weise zur Giftbildung zu veranlassen sind, bis sie plötzlich wieder Gift produzieren, ohne daß die Autoren einen plausiblen Grund hierfür finden konnten. Berücksichtigt man solche von zuverlässigen Autoren erhobene Beobachtungen, so wird man die Resultate vieler bisherigen Versuche über die Giftbildung unter verschiedenen Bedingungen nur mit großer Zurückhaltung beurteilen dürfen, es gibt auch kaum ein anderes Ge- biet, auf welchem so differente Ergebnisse bei Nachprüfungen zutage traten, wie auf dem der Toxingewinnung. Eine nicht ganz sichere Stellung nimmt das sogen. „Wasch- wassergift“ ein, das neuerdings vielfach zur Immunisierung ver- wendet wird: es enthält sicher Stoffwechselprodukte der auf der Agarfläche gewachsenen Mikroben, inwieweit es aber gleichzeitig eine Beimengung ausgelaugter Zellbestandteile, ferner Extraktionsstoffe, die sich der Aufschwemmungsflüssigkeit mitteilen, in sich schließt, ist noch nicht zu übersehen. Man stellt es z. B. von Dysenteriebacillen her, indem man 1-tägige Massen- kulturen (Kolleflaschen mit Oberfläche von 200 ccm) mittels 30 ccm steriler physiologischer Kochsalzlösung abschwemmt, 15 Minuten bei Zimmertemperatur stehen läßt (Kraus? läßt eine Stunde lang stehen), scharf zentrifugiert und durch Berkefeld filtriert. KorLE-HELLER-DE MEsTRAL halten dies so gewonnene Gift, das in Analogie zu dem Bouillongift zu setzen ist und vielleicht mit ihm identisch ist, für eine Mischung von Toxin und Endotoxin, vgl. hierzu DoERR?. Auch das Hämotoxin der pyogenen Staphylokokken läßt sich durch das gleiche einfache Abschwemmverfahren gewinnen. Methoden d. akt. Immunisierung einschl. Herstellung v. Antigenen. 101 H. OPPENHEIMER suspendiert den Belag von 1-tägigen Agarkulturen (Flachkolben KoLLE) in je 10 cem Kochsalzlösung und zentrifugiert. Die überstehende Flüssigkeit wird mit Karbolglyzerin (Karbol 10,0; Glyzerin 20,0; Aqua dest. 70,0) auf 0,5-proz. Karbolsäuregehalt gebracht. Man kann auch die Abschwemmung keimfrei filtrieren. 40 Stunden lange Digestion der Auf- schwemmung bei 37° ergibt keinen Vorteil. Man reicht auch aus mit Auf- schwemmung von 3 Agarröhrchen in 4—6 cem NaÜCl-Lösung. Einer originellen Methode zur Gewinnung bakterieller Stoff- wechsel- (und Auslaugungs-)produkte bediente sich HaEntsEns, der eine mit Tuberkelbacillenkultur versehene Maaßenfilterkerze in destil- liertes Wasser einstellte und das Ganze 2—4 Wochen bei 37° hielt („Filtrase‘). Gewinnung von Anaphylatoxin s. bei DoErRR, dieser Band. Gewinnung von Kenotoxin s. Bd. I. Ehe die Bakteriengifte als Antigene dem Körper eingeführt werden, sind die noch lebenden Bakterienzellen auszuschalten oder zu beseitigen. a) Abtötung der toxinbildenden Bakterien. Man wählt einen Zusatz, der die lebenden Bakterien abzutöten vermag, ohne das Gift in erheblicherer Weise zu schwächen. Bei Anwendung dieses Verfahrens ist zu berücksichtigen, daß die Giftlösung nicht nur das Toxinantigen, sondern auch die toten suspen- dierten Bakterienzellen enthält, die bei Einführung in den Organismus dem Abbau unterliegen, damit eine chemische Wirkung vollführen und unter Umständen ihrerseits als Antigen fungieren können. Abtötungsmittel: 1. Karbolsäure. Man setzt sie z. B. zu 0,5 Proz. zur Di- phtheriebouillon (5 cem Karbolsäure auf 1 Liter), schüttelt gut und läßt 2 Tage stehen, danach gießt man die klare Lösung von dem Bodensatz ab. Man kann auch durch Papierfilter filtrieren: bei Di- phtheriebouillon stören die etwa beigemengten kleinen Mengen toter Bacillenleiber nicht. 2. Für Hämotoxine (bei Pyocyaneus, Streptococcus pyogenes) Ver- wendet man Karbolglyzerin (Karbol 10,0, Glyzerin 20,0, Aqu. dest. 70,0, davon 5 Teile zu 95 Teilen der hämotoxinhaltigen flüs- sigen Kultur, NEISSER & WECHSBERG). Die Abtötung der Bakterien bei diesem Verfahren wird um so sicherer sein, je weniger Bakterienzellen in der Kulturflüssigkeit noch vorhanden sind: man wird vor dem Zusatz des Abtötungsmittels möglichst viele Zellen durch Zentrifugieren und Filtrieren durch dickes Fließpapier (oder mehrfache Lagen von Filterpapier) entfernen. 3. Abtötung durch Toluol (Diphtherietoxin, Pyocyaneustoxin etc.). Nach R. Orro werden die Kolben, die die gifthaltige Bouillon ent- halten, mit einer 11/,—2 cm dicken Schicht von Toluol überschüttet, während 2—3 Tagen mehrmals täglich gut geschüttelt und dann noch zwei Tage stehen gelassen. Nach dieser Zeit sind z. B. alle Diptheriebacillen abgetötet, das Toluol sammelt sich über dem Gift an. Auch hier wird man von vornherein darauf bedacht sein, die grobe Masse der Bakterienzellen vor der Zugabe des Antiseptikums zu 102 Marrın Ficker, entfernen, um eine sichere Sterilisierung herbeizuführen. Bei Di- phtherie gelingt das schon dadurch, daß man die in den Kulturkolben gewachsenen Häute durch Schütteln zum Absitzen bringt, dann die klare Bouillon vorsichtig abgießt, so daß die Hauptmasse der Bak- terien im Kulturkolben zurückbleibt. b) Ausschleudern und Ausfällen. 1. Das Ausschleudern ist insofern das idealste Mittel, die Bakterien von den sezernierten Giften zu trennen, als hier das Gift in völlig unverminderter Menge und unveränderter Beschaffenheit zu gewinnen ist. Die Leistungsfähigkeit der Zentrifugen ist aber noch nicht so weit erhöht, daß man dieses Verfahren der Gifttrennung allge- mein anwenden könnte. Die in Betracht kommenden Zentrifugen sind sehr teuer. Uebrigens verhalten sich die einzelnen Bakterienarten beim Zentrifugieren sehr verschieden, die Art der Nährlösung ist auch von Bedeutung für das leichtere oder schwerere Ausfallen. Systematische Versuche, das Ausschleudern durch Zusatz indifferenter Stoffe zu er- leichtern, stehen noch aus. Man hat sich dem Zentrifugieren der Giftlösungen namentlich dann zugewandt, wenn durch andere Methoden eine zu weitgehende Verminderung der Giftigkeit eintritt oder wenn schwer abtötbare Sporen (Tetanus) von dem Gift zu trennen sind; diese sind durch Des- infizientien relativ starker Konzentration noch nicht zugrunde ge- richtet zu einer Zeit, in der das Gift durch diesen Zusatz schon stark beschädigt oder zerstört ist. 2. Ausfällung durch chemische Mittel, kombiniert mit Aus- schleudern. Für die Befreiung der Tetanusgiftbouillon von ihren Sporen wählte das Institut für experimentelle Therapie in Frankfurt a. M. (siehe R. Orro, Die staatliche Prüfung etc. S. 52) das Ausfällen mit Am- monsulfat. Nach der ersten Ausfällung wird das frisch gewonnene Gift sofort wieder in Kochsalzlösung gelöst und eine Stunde scharf zentrifugiert (4000 Touren in der Minute), nach Abgießen der klaren Flüssigkeit wird diese nochmals mit Ammonsulfat behandelt, wieder lösen und zentrifugieren. Das muß drei- bis viermal wiederholt werden. Das auf Tontellern im Vakuum getrocknete Gift enthält dann meist nur vereinzelte Sporen, enthält es reichlichere Mengen, so ist Fällen und Ausschleudern zu wiederholen. Zu den Ausfällungsverfahren gehört auch die Anwendung von Klärpulvern, die mit Filtration kombiniert und daher unten besprochen werden. c) Filtration. 1. Zur Verwendung kommen Tonfilter (PaAsTEuUR-CHAMBER- LAND, REICHEL, PUkALL u. a.), ferner Filter aus Infusorienerde (BERKEFELD). Die Anordnung ist die gleiche wie die in Bd. I be- schriebene Bakterienfiltration. Von Modifikationen sei hier die von MARTIN & ÜHERRY ange- wandte Imprägnierung der PASTEUR-CHAMBERLANDschen Filter mit Gelatine erwähnt (wodurch Diphtherieantitoxin festgehalten wurde, während das Toxin noch passierte). Leider kann man von keinem dieser Filter von vorherein mit Sicherheit annehmen, daß es seinen Zweck in jeder Beziehung erfülle: Methoden d. akt. Immunisierung einschl. Herstellung v. Antigenen. 105 ist das Filter völlig bakteriendicht, so wird man auch mit einer Ein- buße anGift rechnen müssen, und läßt es das Gift unvermindert hin- durch, so wird die Wahrscheinlichkeit bestehen, dab auch Bakterien- zellen das Filter passiert haben. Je nach Art des Giftes und der Immunisierung, die man beabsichtigt, wird man den einen oder den anderen Mangel in Kauf nehmen und danach die Filterwahl treffen. Es bedarf der Erwähnung, daß zwar die Größe der Filterporen, die übrigens auch bei einem und demselben Filter erheblichen Schwan- kungen unterliegen kann, in erster Linie für Durchgang oder Zurück- haltung von Toxin verantwortlich zu machen ist, aber doch nicht aus- schließlich: die Beschaffenheit des Lösungsmittels ist ebenfalls von großer Bedeutung, hier fehlen ausreichende systematische Unter- suchungen. 2. Weichfilter aus Asbest werden von Heım empfohlen: es kommen ähnliche Glaszylinder wie bei den Berkefeldfiltern zur Verwendung, am Boden des Glaszylinders ist ein pilzförmiger Sieb- körper angebracht, dessen Auslaufrohr den Zylinderboden luftdicht durchbohrt. Um den Siebkörper wird gereinigter Asbest (Fasern von 20—40 mm Länge) unter Wasser gleichmäßig ringsum einge- stopft mittels eines Stopfers (aus Holz), bis die Filtermasse die obere Kuppe des Siebkörpers etwa 1 cm hoch überragt. Näheres bei P. ScHwEnzEr sowie HEIM®. 3. Papierfilter sind im besten Falle geeignet, einen größeren Bruchteil der suspendierten Bakterien zurückzuhalten: man wird dann mehrere Filterlagen benutzen und dafür sorgen, daß die Filter glatt an der Trichterwand anliegen; man muß spontan filtrieren lassen (nicht unter Druck) und häufig das Filtrat auf den Filter zurückgeben. Natürlich wird man Filterpapier von möglichst geringer Porenweite wählen (ScHLeıcherR & Schürr). Sind die bakterienhaltigen Gift- lösungen (wie z. B. das Diphtheriegift) vorbehandelt mit koagulieren- dem Zusatz, wie z. B. mit Karbolsäure, so ist für den bestimmten Zweck die Papierfiltration schon geeignet. Die Filtrationstechnik bei Verarbeitung großer Mengen ist von Pıck! geschildert. 4. Halbfestes Filter nach GRASSBERGER-SCHATTENFROH! kom. biniert die Anwendung von Klärpulver mit Filtration. Die Schilderung bezieht sich auf das Rauschbrandgift, eine Verwendung der Methode auch für andere Gifte, die ebenfalls stärkere Adsorption in den üblichen festen Filtern erleiden, muß aussichtsvoll erscheinen. a) Vorfiltration. Die trübe Giftlösung (abgegossen von dem Kreide-Boden- satz und getrennt vom Paraffin im Scheidetrichter) wird mit reichlichen Mengen steriler, fein gepulverter Kreide versetzt und durch doppelten Falten- filter filtriert. Der Teil des Filtrats, der rasch abfloß, wird nochmals mit Kreide versetzt und auf das Filter zurückgebracht. b) Filtration: Ein Glastrichter von etwa 15 cm Durchmesser wird am Uebergang som Bauch zum Hals von oben her mit einem locker gedrehten, aber gut anliegenden Wattepfropf versehen, der etwa 2 em in den weiten Teil und 2 em in den Hals hineinragt. Außen wird der Trichter an dem Uebergangsteil mit Watte umwickelt, auf einen Erlenmeyer aufgesetzt, mit Deckel versehen und sterilisiert. Vor der Filtration übergießt man 40—50 g trockene, sterilisierte Schlemmkreide in einem !/, Liter-Kölbehen mit ausgekochtem, siedend heißem Wasser, schüttelt, bis die Masse gleichmäßig dickflüssig geworden ist. Diesen Kreidebrei überträgt man unter Führung eines Glasstabes in den mit Watte mon- tierten Trichter: nach Abfluß des überschüssigen Wassers legt man auf die Ober- fläche der halbfesten Kreidemasse zum Schutz der Decke dieses Filters ein kreisrundes Stück sterilisierten Filtrierpapiers, das sich auf der feuchten Filter- decke glatt ausbreitet. Nun gibt man die vorfiltrierte Giftlösung zunächst 104 Marrın Ficker, tropfenweise, dann in dünnem Strahl auf das Filter. Die ersten 50 ccm des Filtrats sind mit dem noch restierenden Wasser des Kreidefilters verdünnt und kommen in Wegfall. Man kann in 1/—1 Tag bis zu ®/, Liter Filtrat er- halten. Das Durchwachsen von Bakterien geht auszuschalten, wenn man vor der Filtration die Giftlösung mit Chloroform schwach schüttelt: Das ist bei Ver- wendung junger Nährbouillonkulturen anzuraten, hingegen wurden mit älteren Bouillonkulturen stets keimfreie Filtrate auch ohne Chloroformierung erhalten. Zu berücksichtigen ist, dab möglicherweise durch den Kreide- zusatz innerhalb des Filters schwer lösliche Kalksalze gefällt und Giftstoffe mitgerissen werden können. Schwerspat, Bimsstein und kohlensaure Magnesia eignen sich nach GRASSBERGER & SCHATTENFROH nicht zur Herstellung von halb- festen Filtern. Abschwächung der Toxine. Da die aus den Kulturen gewonnenen Toxine unter Umständen auch bei größeren Tieren selbst in kleinsten Mengen eine zu starke Erschütterung des Organismus, ja sogar Marasmus und Tod herbei- führen, so hat man sich genötigt gesehen, Abschwächungsverfahren anzuwenden. I. Erwärmen. Die Temperatur, welche geeignet ist, einem Toxin die Fähigkeit zu belassen, noch als Antigen zu wirken und gleichzeitig schwere Reaktionen hintanzuhalten, ist nicht nur bei den einzelnen Giftarten eine verschiedene, sondern auch bei dem Gift derselben Bakterienart. Das kann nicht wundernehmen, wenn wir die Ungleichmäßigkeit der Giftbildung, die komplexe Beschaffenheit des Giftes usf. berücksich- tigen. Ein Unterschied ergibt sich auch, ob wir das frische oder ältere Gift erwärmen. Es ist auch daran zu denken, daß das Gift, so wie es gewöhnlich zur Anwendung kommt, ja nur einen Bruchteil der gesamten Stoffwechselprodukte darstellt; chemische Stoffe, die die Reaktionsänderungen bedingen, Fermente usf. finden sich gleich- falls in Lösung, es unterliegt keinem Zweifel, daß alle diese Stoffe schon an und für sich, vor allem aber auch bei Erwärmung des Me- diums die Giftstoffe in irgendwelcher Weise beeinflussen, und zwar in verschiedener Weise, je nach ihrer Menge und Beschaffenheit. Prinzipiell ist ferner auseinanderzuhalten, ob die Temperatur auf das Gift im trockenen oder gelösten Zustande einwirkt, das trockene Gift wird natürlich erst bei höheren Temperaturen oder erst nach längerdauernder Einwirkung beeinflußt. Durch das Erwärmen hat man es in der Hand, die Toxizität in allen Abstufungen herabzusetzen. Von Wichtigkeit für die Immuni- tätstechnik ist die Tatsache geworden, daß eine Giftlösung, die bis zur Entgiftung erwärmt ist, doch noch als Antigen fungieren kann. Erwärmt man darüber hinaus, so geht auch diese Fähigkeit verloren, 2 Lösung vermag dann Reaktion überhaupt nicht mehr hervorzu- rufen. Beispiele für Immunisierung mit durch Erwärmen ab- gseschwächten Giften. Nachdem ©. FRAENKEL! bei Meerschweinchen mittels Chamber- landfiltraten von Diphtheriekulturen, ferner durch eine Stunde lang bei 55° gehaltene Kulturflüssigkeit oder die (1 Stunde) auf 100° 5 2 re Methoden d. akt. Immunisierung einschl. Herstellung v. Antigenen. 105 erhitzten Filtrate nur eine Erhöhung der Resistenz hervorrufen konnte, gelang es ihm durch einstündige Erwärmung drei Wochen alter Bouillonkulturen auf 65—70° einen wirksameren Impfstoff zu er- halten: 10—20 ccm schützten bei subkutaner Verabreichung Meer- schweinchen gegen die frühestens 14 Tage später erfolgende subku- tane Impfung mit virulenten Diphtheriebacillen. Es reihen sich die Versuche von L. VAILLARD an, der Kaninchen mit auf 55—60° erwärmtem Tetanusgift immunisierte, sowie die- jenigen von Aronson, der die Immunisierung nach zweimaliger Im- pfung, zunächst mit einer auf 70° (1 Stunde), dann mit einer auf 62° erwärmten Diphtheriebouillon erfolgreich einleitete. Hier ist auch hervorzuheben, daß es EnrrıcH gelang, mit solchem durch Erwärmen modifizierten Tetanusgift Mäuse gegen unverändertes Tetanusgift giftfest zu machen, er nennt die modifizierten Gifte, die nicht mehr toxisch wirken, aber noch als Antigene verwendet werden können, Toxoide. Sie eignen sich zur Immunisierung von hoch- empfindlichen Tieren, die selbst nach Einverleibung kleinster Dosen unveränderten Giftes eine Immunität nicht entwickeln,. sondern bei weiterer Behandlung sich überempfindlich erweisen. Auch können solche erwärmte Gifte zunächst nur zur Abstumpfung der Em- pfindlichkeit benutzt werden, zur Erzeugung einer Grundimmunität. Zur Gewinnung hochwertiger Antitoxine ist die ausschließliche Be- handlung der Tiere mit solchen durch Wärme abgeschwächten Giften ungeeignet, es sind dann die nicht modifizierten Gifte am Platze (s. spezielle Darstellung). II. Chemische Methoden zur Giftabschwächung*). 1. Jodpräparate. a) Jodtrichlorid benutzte BEHRINnG? zunächst, um Tetanus- gift abzuschwächen, damit gelang ihm die Immunisierung von Kanin- chen und Pferden: die letzteren vertrugen mehrere Kubikzentimeter Tetanusbouillonkultur, der 0,25 Proz. Jodtrichlorid zugesetzt war; dieser Vorbehandlung folgte die Injektion eines weniger abge- schwächten Giftes mit 0,2 Proz. Jodtrichlorid, weiterhin mit 0,15 Proz., nach 11/,—2 Monaten konnte nicht abgeschwächtes Gift verabreicht werden. Angaben über den Grad der Tetanusgiftabschwächung nach Zu- satz von Jodtrichlorid sind zu finden bei BEHnrınG & Knorr, BEH- RING & Ransom (Tetanusgift in 10-proz. Kochsalzlösung wird durch 0,05 Proz. Jodtrichlorid in 1 Tag um das 400-fache abgeschwächt, durch 0,2 Proz. in 11/, Tag um das 4000-fache usw.). Diese Methode war hervorgegangen aus einem anderen Verfahren, das BEHRINnG zunächst für die Immunisierung gegen Diphtherie, dann Kırasato auch gegen Tetanus benutzt hatten: es bestand in der subkutanen Einfuhr des Giftes (bei Tetanus z. B. 0,3 ccm des Kultur- filtrats) und der sofortigen Injektion von Jodtrichlorid (3 ccm einer l-proz. Lösung) an derselben Stelle, Wiederholung der letzteren In- jektion nach 1 Tag, später auch erneute Giftinjektionen. Bei Kanin- chen war aber nur etwa bei 40 Proz. so eine Immunität zu erzielen, .. .”) Die einzelnen Mittel, durch welche Toxine abgeschwächt werden, sind bei der speziellen Darstellung aufgeführt, hier kommen nur die für die Antigen- darstellung am häufigsten benutzten in Betracht. 106 MarTın Ficker, bei Meerschweinchen und Mäusen überhaupt nicht. BEHRING mo- difizierte diese Methode sowohl für die Immunisierung gegen Tetanus als auch gegen Diphtherie. Er* versetzte 4 Wochen alte Diphtherie- bouillonkulturen im Verhältnis 1:500 mit Jodtrichlorid und ließ es 16 Stunden lang einwirken. Meerschweinchen erhielten davon 2 ccm intraperitoneal. Nach 3 Wochen 0,2 ccm einer Diphtheriekultur, die 4 Tage lang in einer Bouillon mit Jodtrichloridzusatz 1:5500 ge- wachsen war. Nach weiteren 14 Tagen vertrugen die Tiere vollviru- lente Diphtheriekultur. Die Methode zur Immunisierung von Pferden für die Diphtherie- heilserumgewinnung zunächst mit Jodtrichloridgift in verschieden- grädiger Abschwächung, schließlich mit Vollgift ist geschildert bei BEHRInNG & WERNICKE, siehe auch diesen Band bei v. WASSERMANN. Ueber die wichtigen Veränderungen, die die Gifte durch Jodtri- chlorid erfahren (kleinere Differenz zwischen tödlicher und krank- machender Dosis bei Tetanusgift, verlängerte Inkubationszeiten der Jodtrichloridgifte usf.), s. u.a. die Arbeiten von BEHRING & Ransom. b) Lucorsche Lösung benutzten Roux & Marrın. Zu Te- tanusgift fügten sie gleiche Teile Lucorsche Lösung und benutzten dies abgeschwächte Gift zur Erzeugung von Grundimmunität. Danach Einspritzungen von Gift mit weniger Jod, schließlich unverändertes Gift. Mit demselben Mittel schwächten sie auch Diphtheriegift ab. Beispiel einer solchen aktiven Immunisierung eines Pferdes gegen Diphtheriegift auf der Grundlage der Vorbehandlung zunächst mit jo- diertem Gift vgl. WERNICKE, dieses Handbuch, Bd. V, s. ferner v. -WASSERMANN, dieser Band. (Im Institut Pasteur beginnt die Diphtherieimmunisierung eines Pferdes mit !/, ccm Toxin — 1/, cem Lugol, subkutan Schulter. Nach Ablauf der Reaktion Wiederholung der Dosis, bis Reaktionen ausbleiben, danach das nicht abgeschwächte Toxin von 1—300 cem steigend.) Geringere praktische Bedeutung kommt den nachfolgenden chemischen Abschwächungsmitteln zu: 2. Schwefelwasserstoff, mit ihm schwächte BRIEGER? das Tetanusgift ab: er leitete das Gas ein, schmolz die Röhrchen zu und ließ sie 4 Tage bei Brutschrankwärme stehen. Danach Verjagen des H,S durch reinen Wasserstoff. 3. Schwefelkohlenstoff wurde verwendet von EurricH! und Benarıöo zur Abschwächung von Tetanusgiftbouillon, es trat fast völlige Entgiftung ein (Mäuse vertrugen bis zu 1 ccm), ohne dab die Antigeneigenschaften verloren ging (Grundimmunität trat nach 8 Tagen auf). 4. FLExnerR & NocucHı fanden bei ihren Schlangengiftunter- suchungen, daß die Toxine des Schlangengifts durch Salzsäure zwar entgiftet werden, aber ihre immunisierenden Eigenschaften behalten. 5. Außer den genannten chemischen Mitteln, die eine Ab- schwächung des Toxins ohne Verlust dessen immunisierender Fähig- keit bewirken, sind noch eine große Reihe anderer hie und da in Ver- wendung gekommen, hier sei nur noch verwiesen auf die für die Sterilisierung und Konservierung der Giftlösungen in Betracht kom- menden Mittel, unter ihnen stehen dasToluol und die Karbolsäure in erster Reihe. Bei Injektion der Toluolgifte ist die Giftigkeit des Toluols zu berücksichtigen, man entfernt es mittels Filtration der Gift- Methoden d. akt. Immunisierung einschl. Herstellung v. Antigenen. 107 lösung durch nasses Papierfilter. Die Schädigungen des Antigens durch alle diese Mittel sind noch nicht so systematisch studiert, wie es wünschenswert wäre, man hat sich früher darauf beschränkt, die Ab- nahme und Zerstörung der Toxizität zu bestimmen, ohne die Antigen- fähigkeit genügend zu berücksichtigen. Man darf deshalb Mittel, die als giftzerstörend früher beschrieben worden sind, noch nicht von der Liste der zur Antigenpräparierung geeigneten streichen und könnte einige namentlich bei veränderter Dosierung sehr wohl brauchbar für Immunisierungszwecke finden. 6. Relativ selten sind giftabschwächende Zusätze schon den Kultursubstraten beigegeben worden. So von ARONSON Formaldehydlösungen zu Diphtheriekulturen. Hier sei auch die Giftab- schwächung erwähnt, die BRrIEGER, KırTasaro & WAsSSERMANN bei Züchtung auf Thymusbouillon beobachteten (Tetanus, Diphtherie). Die Abschwächung trat auch ein bei Zusatz von Thymusauszug zu sporen- freier Tetanusbouillon. Beide abseschwächte Giftsorten waren zur Immunisierung brauchbar. III. Abschwächung durch Licht. Ueber Entgiftung von filtrierter Tetanusbouillon durch Licht ohne Schädigung der immunisierenden und antitoxinbindenden Wir- kung macht neuerdings E. LoEwenstein?® Mitteilungen: wurde das Gift mit 1 Prom. Formalin versetzt, so ging diese Entgiftung unter dem Einfluß einer !/, Amp. Nernstlampe vor sich. Dauer der Bestrahlung richtet sich nach der ursprünglichen Stärke des Giftes (10—14 Tage). Für den Entgiftungsprozeß spielten die roten Strahlen des Spektrums die Hauptrolle, der Anteil des Formalins ist nicht geklärt. Da es sich bei der aktiven Immunisierung mit Bakterientoxinen in erster Linie um die Immunisierung größerer Versuchstiere handelt, so sei hier auf diesen besonderen Abschnitt in diesem Bande ver- wiesen. VI. Immunisierung mit Antigenen aus höheren Pflanzen. 1. Gifte höherer Pflanzen. a) Antigendarstellung. Die Methode zur Gewinnung von Toxinen höherer Pflanzen (Phytotoxine) richtet sich ganz nach der Art des Rohmaterlals und nach Beschaffenheit und Menge des herzustellenden Antigens. Es muß daher auf die speziellen Darstellungen hier verwiesen werden. Allgemein sei bemerkt, daß das Antigen für die Vorbehandlung der Tiere in den bisher bekannten Fällen am ehesten durch diejenigen Verfahren zu gewinnen ist, die die Extraktion eiweißhaltiger Stoffe des Rohmaterials ermöglichen. Diese sind zunächst durch Beseitigung der Cellulosehüllen zu erschließen und von solchen Stoffen zu befreien, die bei der immunisatorischen Behandlung der Tiere auf nicht spezi- fischer Wirkung beruhende Krankheitserscheinungen veranlassen könnten (Säuren, Fette, Oele, Alkaloide usf.). Die Fett- und Oel- extraktionsmethode richtet sich nach der Art dieser zu beseitigenden Substanzen, am meisten wird Aether, Alkohol usf. verwendet, in vielen Fällen wird eine Kombination mehrerer Fettextraktionsmittel am 108 Marrın FiIcker, Platze sein (erst Aether, dann Alkohol, z. B. bei der Kogerrschen Ricindarstellung, bei der Crotingewinnung erst Alkohol, dann Aether usf.).. Manche Fettextraktionsmittel sind ungeeignet, weil sie nicht imstande sind, gleichzeitig auch die nichtspezifischen, giftigen, dem Fett anhaftenden Stoffe auszuschalten (z. B. ist Petroläther unge- eignet für Oelextraktion bei Urotonsamen). Bei der eigentlichen Extraktion der spezifischen Toxine ist zu berücksichtigen, daß das Extraktionsmittel in innige Berührung mit den eiweißhaltigen Bestandteilen kommen muß, daher ist für weit- gehende Zerkleinerung, häufiges Schütteln usf. Sorge zu tragen. Als Extraktionsmittel werden Kochsalzlösungen bevorzugt, die Konzentrationen schwanken bei den einzelnen Autoren zwischen denjenigen der physiologischen Lösung bis zu 1l5-prozentigen. Da- neben kommen Wasser, Glyzerin, Laugen und Säuren in Betracht. Laugen und Säuren sind nur mit Vorsicht zu verwenden, da manche Phytotoxine dadurch geschädigt werden können. Als Extraktionstemperatur wählt man die des Zimmers oder Brütschranks, die Ricinextraktion kann bis auf 40° ausgedehnt werden. Sehr störend sind die Bakterienwucherungen, die in den Extraktionsflüssigkeiten auftreten können, sie sind unbedingt zu be- seitigen, da sie Giftwirkungen vortäuschen können, am zweckmäßig- sten wird man ihr Auftreten überhaupt durch Auswahl eines geeig- neten Extraktionsverfahrens zu hindern suchen: denn sind sie einmal da, so stellen sich die gleichen Schwierigkeiten, sie zu beseitigen, ein wie bei der Trennung von Bakterien von ihren eigenen Toxinen. Die Zugabe von Desinfizientien hat für die Phytotoxinsterilisierung nur geringe Bedeutung, da man es hier meist mit widerstandsfähigen Sporen zu tun hat, man wird daher in erster Linie die Filtration oder scharfes Zentrifugieren in Anwendung bringen. Gewinnung von Pollenextrakt (Dunsar). Zur Trennung der Pollen von den anderen Gewebselementen werden z. B. Roggenähren (Secale cereale), bei denen die Antheren eben hervortreten, mit den abgeschnittenen Stengeln einige Zentimeter tief in Wasser eingestellt und an warmer, wenn möglich sonniger Stelle gehalten. Die Antheren reifen noch und LT ein gelbes Pulver aus, das die von fremden Bestandteilen freien Pollen rstellt. Die Pollen werden im Mörser trocken zerrieben, mit der 10-fachen Menge physiologischer Kochsalzlösung versetzt und unter Zugabe von 0,5 Proz. Phenol 4 Stunden lang bei 37° extrahiert, dann über Nacht im Eisschrank aufbewahrt, DELL. Das erhaltene trübe Extrakt wird zur Behandlung der Tiere Jenutzt. Für die Präzipitinreaktion wird das Antigen ohne Phenol wie oben be- reitet, durch gehärtete Filter (SCHLEICHER & ScHÜLL, Nr. 575) filtriert (falls noch nicht klar: Filtration durch Berkefeld).. Danach wird das Filtrat mit physiologischer Kochsalzlösung so weit verdünnt, bis die Kochprobe einen Ei- weißgehalt von ca. 1:300—1:500 angibt. Will man Pollenextrakt zu Komplementbindungsversuchen benutzen, so ist das Extrakt ca. 10—50mal mit Kochsalzlösung zu verdünnen. b) Methode der Immunisierung gegen Phytotoxine. Der einzuschlagende Weg richtet sich ganz nach Art des Antigens und Art der vorzubehandelnden Organismen. Manche Pflanzentoxine wirken auf be- stimmte Tiere so stark, daß man sehr vorsichtig vorgehen muß, so z. B. bei der aktiven Immunisierung gegen Ricin: hier gilt es erst eine Grundimmunität zu erzeugen, ehe man zu der subkutanen Verabreichung des stark wirksamen Giftes übergehen kann. EHRLICH schickt dieser daher die stomachale voraus, da Ricin von der Subeutis aus etwa 100mal stärker giftig wirkt. Damit gelang Methoden d. akt. Immunisierung einschl. Herstellung v. Antigenen. 109 es ihm, Mäuse, Kaninchen, Ziegen so weit vorzubereiten, daß sie nun die subkutan injizierte halbe tödliche Dosis nur mit lokalen Reaktionen beantworteten und 8 Tage später — nach Ausgleich des Gewichtsverlustes — tödliche Dosen ver- trugen. Die Immunität geht noch höher zu treiben. Auch bei der Einverleibung von Phytotoxinen tritt die Immunität erst nach einer Reihe von Tagen auf, EHRLICH stellte bei der Rieinimmunität fest, daß sie am 6. Tage einsetzt, und zwar fast kritisch. In der klassischen Arbeit EHRLICHs ist auch die Immunitätskurve bei stomachaler Einverleibung des Riecins (Typus der Parabel) wiedergegeben. Immunisierung von Kaninchen mit Pollenextrakt. Von dem oben erwähnten Extrakt erhalten Kaninchen intravenös 0,5 g. Steigerung all- mählich auf 2,5 g. Oder man gibt 1 g subkutan, Steigerung bis auf 5 g (auch intraperitoneal) (DUNBAR). Weitere Methoden der Antigendarstellung und Immunisierung sind be- schrieben: 1. Riein, Abrin, Crotin, Robin, dieser Band, M. JAcopy. 2. Heufiebergifte, dieser Band, ©. PRAUSNITZ. 3. Amanitatoxin bei ABEL & FORD. . 2, Eiweißstoffe höherer Pflanzen. Die Vorbehandlung von Tieren mit Pflanzeneiweiß ist in erster Linie zur Erzeugung von Präzipitinen in Anwendung ge- kommen. Die Antigendarstellung deckt sich im allgemeinen mit der zur Extraktion der Phytotoxine dienenden, in der Regel genügt das Aus- ziehen der gut zerkleinerten Rohmaterialien mit physiologischer Koch- salzlösung oder Wasser. Kowarskı verfuhr folgendermaßen: 50 g fein zermahlenen Weizenmehles wurden mittels Glasstabes mit 150 ecm physiologischer Kochsalzlösung gut durchmischt, nach !/; Stunde wurde die Flüssigkeit vom Bodensatz abgegossen und filtriert, das Filtrat auf dem Wasserbade bis zum Gerinnen des aufgelösten Albumins erhitzt. Nach Erkalten mehrmalige Filtration durch Doppelfilter bis zur Klarheit. Diese (0,5-proz.) Lösung von Albumose wurde (frisch be- reitet) Kaninchen intravenös in der jedesmaligen Menge von 8—10 cem jeden 3. Tag eingespritzt, die Immunisierung im ganzen 6—8 Wochen fortgesetzt. WENDELSTADT & FELLMER weichten Bohnen etc. 1 Tag lang in physio- logischer NaCl-Lösung auf, schälten, zerschnitten und zerrieben mit Kochsalz- lösung im Mörser, nach kurzer Extraktion filtrierten sie durch 4-fache Mull- lage. Vgl. auch RAUBITSCHEK. Weitere Modifikationen finden sich in den Arbeiten der übrigen Autoren, die sich mit der Herstellung von Präzipitinen nach Einverleibung pflanzlicher Stoffe befaßten, Literatur bei Kraus, dieser Band. Hier sei nur angefügt, daß auch die Methode der Preßsaftgewinnung nach en und FRIEDENTHAL brauchbare Präzipitinogene aus Pflanzen liefern ann. VII. Immunisierung mit Antigenen tierischer Herkunft. Eine Gruppierung dieser Methoden ergibt sich durch die physiolo- gische Wirkungsweise der Antigene tierischer Herkunft: Diese können toxische Wirkung entfalten, und zwar auf den lebenden Organismus oder auf isolierte Zellen, wie z. B. rote Blutkörperchen. Diese Gruppe umfaßt die Zootoxine, einschließlich der Zoohämotoxine. Weiterhin aber’ beziehen wir vom tierischen Organismus Stoffe nichttoxischen Charakters, Zellen und Körpersäfte, deren Einfuhr in einen Tierkörper ebenfalls die Bildung spezifischer Antikörper Agglutinine, Hämolysine, Präzipitine usf.) hervorruft. 1510) Marrın FiIcker, 1. Tierische Toxine *). a) Antigene aus Serum. Es kommen in Frage das Aalserum, das rein toxisch und außerdem hämotoxisch wirkt, sowie das Schlangenserum. Die Darstellung dieser Anti- gene beschränkt sich lediglich auf die De ne und Abscheidung des Serums (durch Zentrifugieren). Aalblut gewinnt man durch Dekapitieren oder Entnahme aus der Aorta. 100 g Tier liefern etwa 0,6 ccm Serum. 0,1 ccm tötet Kaninchen in wenigen Minuten, für Hunde ist die letale Dosis 0,02 cem pro 1 kg Gewicht. Methode der Immunisierung ist geübt von H. KossEL, ferner CAMuS und GLEY. Ueber das Gift des Schlangenserums vgl. CALMETTE, dieser Band. Für die Zwecke der Immunisierung kann das im Serum der Viper und Natter befindliche Gift nach PHıIsaLıx und BERTRAND !/, Stunde auf 58° erwärmt werden, es wirkt dann noch als Antigen, aber nicht mehr toxisch. b) Antigene aus tierischen Sekreten. 1. Giftsekret von Schlangen. Man gewinnt das Gift entweder vom lebenden Tier, indem man die Tiere auf ein zwischen die Kiefer geschobenes Uhrglas, oder in einen Wattebausch oder einen Schwamm beißen läßt, oder vom toten Tier, indem man die Gift- drüsen frei präpariert und mit geeigneter Pinzette zur Saftauspressung kom- primiert. Man kann auch die Drüsen mit Wasser oder 10-proz. Kochsalzlösung extrahieren. Das Gift wird im Vakuumexsikkator getrocknet. Näheres s. bei CALMETTE, dieser Band. Für die aktive Immunisierung macht sich zumeist eine Abschwächung des Giftes nötig, da das unveränderte Gift bei subkutaner Anwendung Oedeme, Entzündungen, Hämorrhagien und mitunter Nekrose veranlaßt. a) Abschwächung durch Erwärmen. Nachdem CALMETTE 1892 gezeigt hatte, daß erhitztes Cobragift noch als Antigen zu wirken vermag, ist diese Methode der Abschwächung sehr oft zur Anwendung gekommen: so erhitzten PHıIsaLıx und BERTRAND das Gift von Vipera berus 5Minuten auf 75°, 0,0004& davon schützten Meerschweinchen gegen die 2 Tage später injizierte gleiche Dosis nicht erhitzten tödlichen Giftes. Nach den Versuchen von ISHIZAKA ist die Verhütung von Hautnekrosen nach sub- kutaner Injektion von Schlangengiften erst zu erwarten, wenn über 62° er- wärmt wird. b) Abschwächung durch Chemikalien. @) CALMETTE benutzt die Chlorierung; er setzt dem Cobragift gleiche Teile einer 1l-proz. Chlorgold- oder Calcium hypochloricum-Lösung zu und injiziert jeden 3. bis 4. Tag zunächst sehr kleine, allmählich sich steigernde Dosen. Nach vier Injektionen des chlorierten Giftes vertragen die Tiere die halbe, dann drei- viertel und schließlich die ganze tödliche Dosis usf. des Vollgiftes. 8) Salzsäure- oder Jodtrichloridzusatz empfehlen FLEXNER & NOGUcHI, ferner MADSEN & NOGUCHI. x) Chloroform, Schwefelwasserstoff, Eisessig verwandte IsHIZAKA mit Er- folg an. 2. Krötengift (Phrynolysin). a) Darstellung. Die Tiere (Bombinator igneus — Feuerkröte, Bufo einereus — Gartenkröte, das Gift der letzteren ist weniger wirksam) werden nach Ab- waschen mit Kochsalzlösung dekapitiert und enthäutet. Die Haut wird zer- kleinert und mit Glaspulver fein zerrieben, dem Brei werden 2—3 cem Koch- salzlösung zugegeben, Zentrifugieren. Die schwachsaure Giftlösung wird mit Toluol versetzt und im Eisschrank aufbewahrt. b) Immunisierung: Kaninchen subkutan, Anfangsdosis 0,5 cem, nach 8 Tagen 5 cem, dann alle 5—6 Tage je 5 cem. Nach Injektion von im ganzen 30—35 ccm wirkt das Serum antilytisch (Hammelblutkörperchen). Vgl. im übrigen PRÖSCHER. Bei dem japanischen Salamander (Sieboldia maxima) ist durch PHISALIX mittels Wasser- und Glyzerinextraktion der Haut des Rückens ein Gift nach- gewiesen, das er nach Abschwächung bei 50° als Antigen benutzen konnte. *) Ausführlichere Darstellung siehe ©. OPpPENHEIMER?, R. KOBERT, E. G. AUST, Methoden d. akt. Immunisierung einschl. Herstellung v. Antigenen. 111 3. Bienengift. Die Gewinnung ist bei J. LANGER eingehend beschrieben, sie geschieht durch Druck auf das Abdomen der Biene, wobei an der Spitze des Stachels das klare Gifttröpfchen erscheint. Auffangen in Wasser. Oder: Verreiben der frisch ausgerissenen Stachel nebst Giftblasen in Wasser (oder nach MORGENROTH & CaPprı mit Kochsalz- und Glyzerinlösung, 100 Stacheln mit Giftblasen werden mit 10 cem Kochsalzlösung und Glyzerin 24 Stunden lang im Eisschrank ex- trahiert). Aktive Immunisierung führte CALMETTE bei Mäusen aus. 4. Wespengift. Darstellung (Extraktion mit Glyzerin) und Immunisierung (von Kanin- chen) durch PHIsaLıx. 5. Trachinusgift, aus Giftfischen. Gewinnung und Immunisierung bei Brıor!, 2. Zur Immunisierung sind Kaninchen und Meerschweinchen geeignet (subkutan). 6. Spinnengift. Die Darstellung bereitet keine Schwierigkeiten. KOBERT benutzte zunächst wässerige oder Kochsalzextrakte aus den ganzen Spinnen, später zeigte er, daß man auch nur einzelne Teile zu nehmen braucht, da das Gift über den ganzen Körper verteilt ist. Das Hämotoxin findet sich auch in den neugeborenen Spinnen, die man lebend zerreibt, extrahiert. Danach Filtration. Das so erhaltene Gift von Latrodectes (syn. Karakurten) wirkt hämolytisch auch in vivo, in Analogie zu dem Kreuzspinnengift hält man es für ein echtes Toxin. Das Kreuzspinnengift (Arachnolysin) ist in seinem immunisatorischen Verhalten von H. SacHs! näher studiert. Darstellung. Lebende Kreuzspinnen werden in toluolhaltiger, physiologischer Kochsalzlösung zerrieben. Diese stellt man sich so her, daß man mit Toluol kräftig geschüttelte Kochsalzlösung einige Tage stehen läßt, man verwendet zur Extraktion dann die unter der Toluolschicht befindliche Lösung, und zwar 4 cem auf 1 g Spinnenmaterial. Die Emulsion kommt auf 1 Tag in den Eisschrank (Schütteln für einige Stunden kann angebracht sein). Verdünnen mit dem 5-fachen Volumen Kochsalzlösung, Filtration oder Zentrifugieren. Bei Zusatz von er wirkt das Gift jahrelang hämolytisch (insbesondere auf Kaninchen- ut). 7. Antigene aus Tänien. Methoden siehe bei IsaAC und VON DEN VELDEN (antiseptische Autolyse der Proglottiden von Bothriocephalus latus), ferner bei FLECKSEDER & v. STEISKAL (Taenia mediocanellata), J. LANGER (Zerreibung der gereinigten Proglottiden und Parasiten mit Glasstaub unter Zusatz von physiologischer Kochsalzlösung, filtrieren, zentrifugieren), MESSINEO & CALMIDA (Zerreibung mit Sand oder Glas, Extraktion mit Kochsalzlösung, Berkefeldfiltration oder Reinigung durch Salzfällung). 8. Blutegelextrakt als Antigen benutzte WENDELSTADT (Köpfe der mit: 4-proz. Formalin abgewaschenen Blutegel wurden mit Glasstaub zerrieben — 15 Köpfe auf 20 ccm physiol. Kochsalzlösung, Filtration). Vorbehandlung von Kaninchen subkutan oder intravenös. Der Antikörper des Serums dieser Tiere beeinflußt die gerinnungshemmende Substanz des Antigens. 9. Teber Antigene aus Echinodermen vgl. v. DUNGERN?, sowie HENRI und KayrLor. (Seeigelgift, gewonnen aus den Giftdrüsen, Immuni- sierung von Kaninchen.) 10. Ein toxisches Antgien aus Sarkosporidien erhielten mittels Koch- salzextraktion TEICHMANN & BRAUN. Die Cysten von Sarcocystis tenella aus der Schlundmuskulatur von Schafen und Ziegen werden getrocknet, zu Pulver verrieben und mit Kochsalz- lösung extrahiert durch 1 Stunde langes Schütteln, Abzentrifugieren, Filtrieren. (0,1 g Trockensubstanz auf 10 ccm Kochsalzlösung = Giftdosis 1:100.) Aktive Immunisierung von Kaninchen subkutan mit den Dosen 1:100000, 10000, 5000, 2500, 1000, 500, 250, 100. Jede Dosis wurde 2mal appliziert, Impfung alle 8 Tage. Nach !/, Jahr verträgt das Kaninchen das Hundertfache der tödlichen Dosis. 112 MARTIN Ficker, 2. Ungiitige Antigene tierischer Herkunft. I. Antigene aus Blut. 1. Rote Blutkörperchen. Hämolysingewinnung. a) Defibrinieren. Das Blut gewinnt man unter Benutzung eines der im Abschnitt „Methodik der Antikörperdarstellung“ ge- schiiderten Verfahren der Blutentnahme, man bevorzugt hierbei aber ein solches Verfahren, bei welchem das Blut rasch ausfließbt. Die Defibrinierung erfolgt durch Schlagen mit einem Grlasstab (diese Methode verwendet man meist nur, wenn es sich um sehr kleine Quantitäten Blut handelt, die man dann z. B. in einer kleinen Porzellanschale auffängt), in der Regel erfolgt das De- fibrinieren durch Schütteln mit Glasperlen, Schrot, Stahlspähnen oder Drahtspiralen. Als Auffangegefäß dient am besten ein Pulver- glas mit starken Wandungen, das durch Korkstopfen verschlossen wird. Dies Gefäß mit Perlen oder dgl. und Stopfen ist vor- her trocken zu sterilisieren. (Zur Gewinnung kleiner Blutmengen kann man auch kleine mit Glasperlen versehene und mit Watte- stopfen verschlossene Erlenmeyerkölbehen verwenden, diese müssen aus gutem Glas gefertigt sein, da beim Schütteln mit den Glasperlen die Glaswand springen kann.) Ein gründliches Schütteln kann nur erfolgen, wenn die Gefäße nicht zu voll gefüllt werden. Es scheint. aber, daß bei zu kräftigem Schütteln auch Blutkörperchen zerreißen können. Würde man mit den Blutkörperchen auch gleichzeitig Serum in- jizieren, so entstehen noch eine Reihe anderer Antikörper (Präzipi- tine usf.), die die Hämolyse störend beeinflussen. Auch werden die Injek- tionen von Blutkörperchen — Serum schlechter vertragen. (Ueber die Ursache des Todes nach intravenöser Verabreichung frischen defi- brinierten Blutes s. MoLpovan. ) b) Das Waschen des Blutes bezweckt das Serum zu entfernen: das geschieht durch Zentrifugieren und Ersatz des Serums durch 0,85- proz. Kochsalzlösung. Man gibt von dem defibrinierten Blut eine Portion in ein Zentrifugenglas, signiert mit Fettstift außen am Glas das: Quantum, gießt Kochsalzlösung auf und mischt. Je weniger Blut und je mehr Salzlösung man nimmt, um so eher wird man das Waschen beendigen dürfen. In der Regel nimmt man bei dem üblichen kleinen Format (15—20 ccm Inhalt) der Zentrifugengläser ca. 3 ccm de- fibrinierten Blutes, markiert, füllt Salzlösung auf bis etwa 1 cm vom oberen Rand entfernt und zentrifugiert. Die Zeit des Zentrifugierens richtet sich nach der Leistungsfähigkeit der Maschine. Man vermeidet ein zu starkes Ausschleudern, weil sich dann die fest aneinander und an die Glaswand klebenden Zellmassen schlechter wieder verteilen lassen. Das Serumsalzgemisch läßt sich in der Regel nicht abgießen, ohne daß die Blutkörperchen zu stark aufgewirbelt werden, man saugt es ab und nimmt je nach der Quantität kleinere oder größere mit Saugkappe oder mit einem Gummischlauch nebst Mundstück ver- sehene Pipetten, deren untere Mündung möglichst kapillar auslaufen soll: geht man mit dieser Spitze der Glaswand entlang millimeter- weise von oben nach unten, so läßt sich das Serumsalzgemisch weithin absaugen, ohne daß Blutkörperchen mit in die Pipette übertreten. Noch einfacher und auch sicherer ist es, mit einem Wasserstrahl- Methoden d. akt. Immunisierung einschl. Herstellung v. Antigenen. 113 sauger einen nicht zu kurzen Gummisaugschlauch zu verbinden und am peripheren Schlauchende ein in eine Kapillare auslaufendes Glas- rohr einzufügen. Nach Absaugen füllt man wieder bis oben hin neue Kochsalz- lösung auf, mischt, zentrifugiert wieder, saugt wieder ab, gibt noch- mals Salzlösung auf, mischt und schleudert aus. Nach diesem drei- maligen Waschen saugt man wiederum dasObenstehende ab und füllt mit Kochsalzlösung bis zur Marke auf, damit hat man die konzen- trierte Aufschwemmung gewaschener Blutkörperchen, so wie sie zu Antigenzwecken verwendet wird. Will man schneller zum Ziele kommen, so ist ein kleineres Blut- volumen und eine größere Salzmenge zu mischen: wählt man das Ver- hältnis 1:50, so genügt für die meisten Zwecke ein zweimaliges Waschen. Nach MOoRGENROTHS Beobachtungen eignet sich für das Waschen der Hunde- und Pferdeblutkörperchen besser eine höherprozentige Kochsalzlösung als die übliche 0,55-proz., man nimmt in diesen Fällen eine 0,95-prozentige. Für Tierversuche ist stets frisches Blut zu verwenden, und die konzentrierte Blutkörperchenaufschwemmung ist alsbald nach been- digtem Waschen zu injizieren, da bei der üblichen Waschmethode das Eindringen von Bakterien unvermeidlich ist und diese sich in der von Serum 'befreiten Suspension reichlicher vermehren. c! Will man das Defibrinieren vermeiden, so kann man nach Enrrichs Vorgang 5 ccm Blut in 95 ccm einer Natriumeitrat-Koch- salzlösung (100,0 Aqua dest., 0,55 & Kochsalz, 0,5 g Natriumeitrat) einfließen lassen: das Blut gerinnt nun nicht und kann durch drei- maliges Waschen mit Kochsalzlösung von dem Natriumeitrat befreit werden. Die Oxalate verwendet man in der Immunitätstechnik weniger gern, sie stören z. B. die Alexinwirkung. Da das für die Antigenge- winnung irrelevant ist, so steht ihrer Anwendung hier wohl nichts entgegen, man nimmt eine 0,5—1-proz. Lösung von oxalsaurem Na- tron oder Kali, oder man gibt zu einer physiologischen Kochsalzlösung 0,1—0,5 Proz. Kaliumoxalat hinzu. Man läßt dann das dem Tier ent- fließende Blut direkt in die gerinnungshemmende Flüssigkeit einlaufen, die sich in einem Meßgefäß befinden muß. Man wählt zum mindesten die Verdünnung 1 Teil Blut: 9 Teilen Flüssigkeit. d) Vorbehandlung von Tieren mit Blutkörperchen zum Zweck der Hämolysingewinnung. Man kann die verschiedensten Methoden wählen, systematische vergleichende Versuche an einem großen Tiermaterial sind nicht aus- geführt. Einzelbeobachtungen verlieren dadurch an Wert, daß sich die einzelnen Tierorganismen — und das gilt vor allem von dem zu- meist verwendeten Kaninchen — auch in bezug auf die Hämolysin- produktion recht verschieden verhalten. Man wird daher immer mehrere Tiere in Behandlung nehmen. Beispiel: a) Kaninchen. Vorbehand- lung mit Hammelblut (gewaschen, unverdünnt). 1. Zu Beginn: intravenös 0,5—D cem. 2. Nach 6—8 Tagen: intravenös 0,5—5 ccm. 3. Nach 6—8 Tagen: intraperitoneal 5 cem. Warten 8 Tage. Blutabnahme. Handbuch der pathogenen Mikroorganismen. 2. Aufl. II. 8 114 Marrın Ficker, Oft ist das Serum schon 8 Tage nach der 2. Injektion brauchbar. Die Vorbehandlungsmethode ist unter Umständen zu ändern: mit- unter wird eine zweite intravenöse Injektion schon schlechter ver- tragen (Ueberempfindlichkeit), weshalb man für die Wiederholung der Vorbehandlung zur intraperitonealen Injektion übergeht, manche Autoren tun das prinzipiell. Man kann auch bei Kaninchen die rein intraperitoneale Immunisierung anwenden, das empfiehlt sich vor allem dann, wenn das Normalserum der Tierart an und für sich schon Hämolysine gegenüber dem Blutkörperchenantigen enthält. Die Appli- kation in die Subeutis führt oft zu Infiltraten und Abszessen. b) Sacas empfiehlt folgende Methode: Kaninchen. Antigen: Blut vom Rind, Hammel, Ziege etc., ge- waschen, unverdünnt. 1. Zu Beginn: 30 cem Blut intraperitoneal. 2. Nach 8—10 Tagen: 30—40 ccm Blut intraperitoneal. Warten 9—10 Tage. Blutabnahme. Für die Vorbehandlung von Meerschweinchen und Ziegen wird ebenfalls die intraperitoneale Einverleibung gewählt. Sachs wählt bei ersteren die Dosis 6—8 ccm, bei letzteren bis zu 200 cem. Die Tiere können auch nach erfolgter Serumgewinnung weiter behandelt werden (intraperitoneal), allerdings muß man dann auf weitgehende Unregelmäßigkeiten gefaßt sein. ec) Schnellimmunisierung nach FORNET und MÜLLER, in der gleichen Weise wie die S. 116 geschilderte Präzipitingewinnung: 5, 10, 15 cem Antigen (gewaschenes, unverdünntes Blut an 3 aufeinanderfolgenden Tagen, nach 12 Tagen Entbluten). Diese Methode ist nach BonHoFF & Tsuzukı für Hämolysin- gewinnung unzulänglich. 2. Blutkörperchen-Stroma als Antigen. Darstellung: siehe WOOLDBRIDGE, UÜHLENHUTH & HAENDEL, NoLF, A. KLEin, BULLoCH, BORDET, H. SacHs?, DAUTwITZ & LANDSTEINER (hier auch Entfettung), Pascuccı. 3. Hämoglobin als Antigen. Methoden der Darstellung und Tierbehandlung sind nachzulesen u. a. bei NoLr, IE, A. KLEIN, vgl. auch E. P. Pıck!. 4. Antigene aus Leukocyten. Eine Zusammenstellung der Verfahren zur Extraktion der Leukocyten gibt B.B. Pier” 5. Serum als Antigen. In erster Linie kommt Serum als Präzipitinogen in Frage, und zwar sowohl für die Gewinnung von Präzipitin zum Blutnach- weis als auch allgemein für die Eiweißdifferenzierung. Es hat sich gezeigt, daß man zur Gewinnung von Präzipitinen zum Blutnach- weis nicht nötig hat, Serum —- Blutkörperchen zu injizieren, viel- mehr erreicht man nach den bisherigen Erfahrungen die gleichen Resultate mit Serum allein. Diese Methode ist auch viel einfacher: Serum läßt sich leichter beschaffen als defibriniertes Blut — man denke an Menschen- und Vogelblut —, zudem hat man bei Serum die Möglichkeit, es keimfrei zu filtrieren (was aber durchaus nicht immer notwendig ist). Es kommt hinzu, daß die Injektion von Serum —- Blutkörperchen in dem Falle Methoden d. akt. Immunisierung einschl. Herstellung v. Antigenen. 115 nicht üngefährlich ist, wenn das zu behandelnde Tier für die Antigen- blutart ein Hämolysin führt. Gewinnt man die Antigensera aseptisch oder filtriert man sie keimfrei, so sind sie in eingeschmolzenen Röhrchen im Dunkeln und Kühlen lange brauchbar. Auch Zusatz von Chloroform, das man vor Injektion des Serums durch leichtes Erwärmen entfernt, oder Zusatz von 0,3—0,5-proz. Karbolsäure konserviert das Serumantigen. Die Eintrocknung (bei 370, Schichten von 1—5 mm) empfiehlt UHBLENHUTH, der das getrocknete Material in Reagenzgläsern aufbe- wahrt, im Bedarfsfall im Mörser zerreibt und in physiologischer Kochsalzlösung bis zur Sättigung auflöst. Er konnte das Antigen so 4 Jahre konservieren. Nach LörrtLer kann das Trockenantigen schad- los 1/, Stunde auf 150° erwärmt werden. Die Serumgewinnung ist im übrigen die gleiche, wie sie in dem Beitrag Methodik der Antikörperdarstellung geschildert ist: Da wir hier aber das Serum zur Injektion verwenden, so sind Ver- unreinigungen fernzuhalten. Ob durch Verwendung von keimfrei fil- triertem Serum als Antigen infolge eines etwaigen Antigenverlustes bei der Filtration die Präzipitinbildung eine Modifikation erfährt, ist nach den vorliegenden Erfahrungen nicht anzunehmen. — Ein solches Serum hat den Vorzug, bei Abfüllung in sterile Gläschen auch ohne Konservierungszusatz lange verwendbar zu bleiben. Das ganz frische Serum kann unter Umständen giftig wirken. Die Entgiftung der meisten Seren erfolgt schon nach wenigen Stunden Stehens bei Zimmertemperatur oder im Eisschrank. Auch das Erwärmen auf 55° ist zur Entgiftung geeignet. Die einzelnen Serumarten werden in verschieden schneller Zeit entgiftet: bei Ratten- serum genügt 1/, Stunde langes Erwärmen noch nicht, die Er- wärmung muß auf eine Stunde ausgedehnt werden (GRAETz). Für Rinder- und Eselseren ist mehrmaliges dreistündiges Erwärmen auf 55° notwendig, um die Toxizität aufzuheben (GASBARRINI). Spezielle Methoden zur Serumgewinnung beim Menschen (Pla- centarblut, Schröpfung, Leichenblut) sind wiedergegeben bei UHLEen- HUTH & Weıpanz, Literatur s. auch R. Kraus, dieser Band. Präzipitingewinnung. a) Tierart. Die Fähigkeit, kräftige Präzipitine zu liefern, ist bei den ein- zelnen Tierarten bei weitem nicht so verbreitet, wie die der Bildung anderer Antikörper (Hämolysine, Agglutinine usf.). Am geeignetsten sind Kaninchen. Brauchbar sind auch Hühner. Weniger geeignet sind Hammel, Ziegen, Pferde. Ungeeignet sind Hunde, Kaltblüter. Unter den Kaninchen sind auch Individuen mit sehr mangelhafter Präzi- pitinbildung anzutreffen, man wird daher stets eine Anzahl von Tieren vorbehandeln. b) Applikationsmodi. Es kommt für praktische Zwecke fast ausschließlich die paren- terale Einverleibung in Frage. Die intravenöse Methode gilt als die ergiebigste, ihre Anwen- dung ist die Regel; nächst ihr wird die intraperitoneale bevor- zugt, sie ist in manchen Fällen der intravenösen vorzuziehen, z. B. 8* 116 MARTIN FickEr, wenn es sich um Einverleibung von defibriniertem oder ange- trocknetem Blut handelt. Subkutane Injektion setzt das Freisein des Antigens von Bakterien oder zelligen Elementen voraus, sonst ent- stehen leicht Abszesse, unter deren Verlauf die Präzipitinbildung zu leiden pflegt. Es sind aber auch Infiltrate und Nekrosen nach In- jektion sterilen Serums beobachtet. Sie sollen sich vermeiden lassen, wenn man verdünntes Serum injiziert. Es empfiehlt sich, vor der Injektion das Serum auf Körperwärme oder wenigstens Zimmertemperatur zu bringen. Verschiedene Autoren schieben unglückliche Zufälle bei der Behandlung der Verwendung von eisschrankkaltem Serum zu (LEERS). Die Herstellung eines hochwertigen Präzipitins stößt trotz aller Vorsichtsmaßregeln oft auf Schwierigkeiten, da ein großer Teil der Kaninchen noch während der Vorbehandlung eingeht. W. FornET & M. MÜLLER empfehlen in der Annahme, daß es sich hierbei um Ueberempfindlichkeit handele, die beim Zusammen- treffen des artfremden Eiweißes mit den infolge vorheriger Injektion gebildeten Reaktionsprodukten gegen dieses Eiweiß zustande kommt, die Einverleibung des zur Antikörperproduktion notwendigen art- fremden Eiweißes in so kurzen Intervallen, innerhalb deren eine Anti- körperbildung noch nicht entwickelt ist. Kaninchen erhalten am 1., 2. und 3. Tag 5, 10 und 15 ccm der Eiweißart intraperitoneal. Verbluten am 12. Tag. Bei dieser Schnellimmunisierungsmethode trat ein Tierverlust nicht ein. Die Autoren rühmen die Sicherheit des Erfolgs und die wesentliche Zeitersparnis. Zuweilen erhielten sie auch schon nach einer einmaligen Injektion von 30 ccm Fleischsaft und nach Serum- entnahme am 5. oder 6. Tage wirksame Sera (1:10000). Nachprüfung dieser Methode durch BonHnorr & Tsuzukı be- stätigte diese Beobachtungen von FoRNET & MÜLLER hinsichtlich der Präzipitinerzeugung (hingegen versagte die Schnellimmunisierung zur Gewinnung von Hämolysinen: es traten Tierverluste auf und die Ambozeptoranreicherung war eine ganz ungenügende). Immunisierunsschemata s. S. 179. Zur Vermeidung von Tierverlusten muß bei der Antigengewin- nung für die Erzeugung von Hämolysinen und Präzipitinen, wie er- wähnt, peinlichst aseptisch vorgegangen werden. Ist es auch mit- unter erstaunlich, welche Quantitäten bakterienhaltigen Materials die Tiere vertragen, so sind sie doch oft auch kleinen verunreinigenden Beimengungen gegenüber sehr empfindlich. Die Benutzung ganz frischer Blutkörperchen und frischer Seren — nach der Entgiftungszeit — läßt die Tierverluste wesentlich zurücktreten, vorausgesetzt, daß beim Manipulieren mit diesen Anti- genen die nötige aseptische Vorsicht waltete. Nicht ganz so leicht ist die Gewinnung von Organ- oder Mus- kelauszügen, da hier unkontrollierbare Verschmutzung von außen her vorliegen kann. Ueber Organauszüge s. S. 117 ff. Bei vergleichenden Versuchen der Gewinnung von Präzipitin durch Verabreichung von Serum und Muskelextrakt ist in der Regel das stärker wirksame Präzipitin durch Verwendung des Muskel- extraktes zu erhalten, sofern es sich um Eiweiß vom Pferd handelt. Methoden d. akt. Immunisierung einschl. Herstellung v. Antigenen. 117 Nach BonHuorr & Tsuzukt ist hingegen Extrakt von Schweine- und Rindermuskel weniger geeignet als Schweine- und Rinderserum. II. Aufschließung von Organen zur Antigengewinnung. Die Organe entnimmt man den soeben getöteten Tieren mit sterilen Instrumenten unter sonstigen aseptischen Kautelen. War die Entnahme nicht einwandfrei, so legt man größere Organ- oder Muskel- stücke in Desinfizientien ein oder gibt sie noch besser eine Zeitlang in kochendes Wasser, z. B. 5 Minuten lang: durch aseptische Auf- schließung der von der Koagulationstemperatur nicht berührten zen- tralen Teile ist dann ein für die Antigendarstellung geeignetes Roh- material in der Regel zu gewinnen. In den meisten Fällen wird es wünschenswert sein, die Organe möglichst weitgehend von Blut zu befreien. Am exaktesten geschieht das dadurch, daß man die Tiere entblutet und bei noch schlagendem Herzen physiologische Kochsalzlösung von den groben Arterien- stämmen durchspült, oder man entblutet das Tier aus der rechten Carotis und leitet von der linken Vena jugularis externa längere Zeit physiologische Kochsalzlösung durch das Gefäßsystem, bis aus der Carotis reine Kochsalzlösung ausfließt. Bei der Leber ist rückläufige Ausspülung von der Vena cava aus empfehlenswert. Waren die Organe schon entnommen, so müssen sie gründlich zerkleinert werden, damit nun das noch restierende Blut durch Kochsalzlösung (oder Wasser) entfernt werden kann. Des weiteren empfiehlt sich bei der Antigendarstellung aus Or- ganen diese gründlichst von Fett, Bindegewebe, Gefäßen usf. zu befreien. Da verschiedene Extraktionsmittel die für unsereZwecke wichtigen Ei- weißsubstanzen reichlicher in Lösung treten lassen, wenn die Fettent- fernung sich nicht nur an das außen anhaftende und grob sichtbare Fett beschränkt, so ist an der gut zerkleinerten Organmasse das Aus- schütteln mit Fettextraktionsmitteln anzuschließen. Noch ausgiebiger erfolgt natürlich die Fettentfernung, wenn das Material vorher ge- trocknet wurde (siehe unten). Zerkleinerung von Organen und Extraktion. Man kommt ohne komplizierte Apparate in den meisten Fällen aus, wenn es sich um relativ weiche Organe handelt. Die Organe werden mittels Schere oder Messers in kleine Stück- chen zerschnitten, nun sofort in sterilen Reibschalen oder im Mörser weiter zerdrückt und zerrieben. Zusatz von Extraktionsflüssigkeit soll man möglichst hinausschieben. Eine sehr gründliche Zerkleinerung erzielt man dadurch, daß man den Organstückchen vor der Verreibung sterilen Seesand hinzufügt. Der Seesand muß chemisch indifferent sein (Reinigung mit Salzsäure, lange wässern, trocknen), da dies bei Glaspulver meist nicht der Fall ist, vermeidet man es besser. Auch Kieselgur wird empfohlen. Man setzt dem Sandorganbrei dann all- mählich Extraktionsflüssigkeit (zumeist Kochsalzlösung) hinzu, deren Quantum so zu bemessen ist, daß ein nicht zu schwer fließender Organbrei entsteht. Der Organbrei wird durch steriles Filtrierpapier filtriert oder durch sterilisiertes Koliertuch koliert und zentrifugiert. Das Filtrat oder die obenstehende Flüssigkeit sind zum Injizieren zu benutzen. 118 Marrın FickeEr, Da die Filtration durch Papier sehr langsam erfolgt, hat man auch Asbest- und Sandfiltration in Anwendung gebracht, eine Methode, die auch zur Vorfiltration benutzt wird, wenn man ÖOrganextrakte keimfrei filtrieren will. Eine solche Vorrichtung beschreibt UHLEN- HUTH (bei UHLENHUTH-HÜBENER-XYLANDER-BOHTZ): Seesandfilter, be- stehend aus Grlastrichter, welcher unten mit einer 3 cm starken lockeren Asbestschicht und darüber mit einer 10 cm starken Seesand- schicht zur Hälfte gefüllt ist. Befestigung mittels durchbohrten Gummi- stopfens auf Saugflasche. Daß man bei allen Manipulationen aseptisch verfahren muß, be- darf weiter keiner Ausführung, man wird da bei einiger Ueberlegung die richtigen Maßnahmen herausfinden; besonders sei hervorgehoben, daß man alles schnell hintereinander ausführen soll und daß Zer- kleinern, Filtrieren, Zentrifugieren am besten nicht im warmen Zimmer zu geschehen haben. Kommt es darauf an, solchen Organextrakt ohne Zusatz von Chemikalien eine Zeitlang zu konservieren, so stößt man auf große Schwierigkeiten, da er ja für alle möglichen Bakterien einen günstigen Nährboden abgibt. Die Verunreinigungsgefahr beginnt mit dem Tod der Tiere, denen die Organe zu entnehmen sind. Wartet man auch nur wenige Stunden, so ist damit zu rechnen, daß Darmbakterien in die Organe eindringen, namentlich wenn die Tiere nicht auf Eis aufbewahrt wurden; aber auch das schützt wegen der nur langsam abnehmenden Eigenwärme nicht. Ist man verhindert, die Extraktion sofort nach der Tötung der Tiere vorzunehmen, so sollten die Organe wenigstens sofort her- ausgenommen und vor Verunreinigung geschützt auf Eis aufbewahrt werden. Will man sich keimfreie Filtrate herstellen, so ist zu berück- sichtigen, ob die Filter (Kieselgur, Porzellan) schon vorher einmal verwendet worden sind oder nicht: im ersteren Falle können die im Filter zurückgehaltenen Stoffe in das spätere Filtrat übergehen und zu groben Täuschungen Anlaß geben, man denke z. B. an die Antigen- darstellung bei Präzipitinversuchen. Es empfiehlt sich, nach gründlicher Reinigung des Filters mit der Bürste innen und außen — bei nichtinfektiösem Material am besten unter der. Wasserleitung — alsbald eine Rückspülung vorzunehmen, den Filter sodann im Dampftopf zu sterilisieren und längere Zeit Kochsalzlösung durchzuspülen. Das Filtrat muß sich als eiweißfrej erweisen. Zerkleinerungsapparate. Sie bieten zum Teil nicht nur Bequemlichkeit, sondern ermög- lichen auch eine sorgfältigere Aufschließung, ein schnelleres Arbeiten und besseren Schutz vor Verunreinigungen. 1. Die gewöhnlichen Fleischschneidemaschinen leisten meist nur Unbefriedigendes, man muß das Material die Mühle mehr- fach passieren lassen, aber auch dann ist die Aufschließung noch un- genügend. Für sehr kleine Quantitäten Rohmaterial liefert das Alexanderwerk A. von der Nahmen A.-G. geeignete, auch sterili- sierbare Modelle. Methoden d. akt. Immunisierung einschl. Herstellung v. Antigenen. 119 2. Besseres als die gewöhnlichen Fleischschneidemaschinen leistet der nach A. KosseLs Angabe von RINCcK gefertigte Apparat, der die Organe (und ganze Tiere) im hartgefrorenen Zustande durch eine Fräsevorrichtung (6000 Schnitte in. der Minute) in eine schneeartige Masse verwandelt. Erfahrungen über die aseptische Gewinnung der zerkleinerten Masse stehen noch aus. Beschreibung nebst Abbildungen bei A. KossEL. 2 — Emmen Y _—— u = Fig. 9. 3. Eine aseptische Zerdrückung und Zerschneidung von Organen, Tumoren usf. gestatten die Apparate von LararIE (Fig. 9) sowie von W. Horrmeister-Berlin (Fig. 10). Beide Apparate sind leicht Fig. 10. 120 MARTIN FickEr, sterilisierbar, die klein geschnittenen Organstücke werden durch eine obere Oeffnung (T) in einen horizontal liegenden Metallzylinder (J) eingebracht und durch Drehen an der Schraube $, die sich in einen dem Zylinder angepaßten Kolben fortsetzt, gegen eine Stahlscheibe gedrückt. Diese enthält runde Messer und ist mittels einer Kurbel drehbar gegen eine feste, mit Löchern versehene Scheibe. Bei O fließt der durch diese Kombination von Zerdrücken, Zerreiben und Zer- schneiden erhaltene sehr dünne Brei ab, der sofort oder nach Ver- dünnen injektionsfähig ist. Ist die Masse zu dickflüssig, so kann durch einen Schlauchansatz Flüssigkeit .. (Kochsalzlösung) zugegeben werden. Die nähere Beschreibung der Zerschneidetechnik ist bei LararpıE nachzulesen. HOoFFMEISTER gibt im Prospekt auch eine Vor- schrift für Reinigung und Sterilisierung. Beide Apparate werden für kleinere und größere Mengen geliefert. Hier ist auch auf die Lymphverreibungsmaschinen zu verweisen, S.# Bd YT. 4. Zur Gewinnung von Organpreßsäften ist die BucHNnER- sche Presse geeignet, man hat dabei den Vorteil, ein völlig klares, sofort verwendbares Antigen zu erhalten. Der Presse werden zur Zeit auch geeignete Preßgefäße für kleinere Substanzmengen bei- gegeben (vgl. Bd. I, S. 549). Einen sterilisierbaren Zerkleinerungsapparat, der z. B. die kon- sistente Nierensubstanz sehr fein verteilt, konstruierte NEFEDIEFF. Der Apparat; ist eine Schraubenpresse und ermöglicht das Arbeiten mit kleinen Organmengen, die in eine gebrauchsfertige Emulsion ver- wandelt werden (beschrieben bei NEFEDIEFF). Uebrigens gibt es auch einfache Pressen im Handel, die sehr wohl für manche Fälle brauchbare Antigene liefern, man kann den Preßsaft dann ja noch in beliebiger Weise weiterverarbeiten (zen- trifugieren, filtrieren usf... W. A. Schmipr empfiehlt die kleine Küchenpresse von Dr. Krern, Alexanderwerk; man erhält aus 1 kg Fleisch bis zu 200 ccm Saft. Sehr brauchbar erwies sich auch die Fleischpresse FL. Nr. 1 der Firma DüuchscHer & Cie. in Wecker. Diese Presse kann mit einem solchen Behälter geliefert werden, dab ein Druck von 150 kg pro Quadratzentimeter erreicht wird. (Lieferant F. HUGERSHOFF, Leipzig.) Mit dieser Presse erhält man in Kurzer Zeit aus 1 kg Fleisch über 400 ccm Saft. Auch im Macrapyrnschen Apparate kann die Organzerkleinerung vorgenommen werden; diese Methode eignet sich namentlich für kleinere Substanzmengen. Den nach diesem oder jenem maschinellen Zerkleinerungsver- fahren erhaltenen Organbrei kann man nach Zugabe von Kochsalz- lösung oft schon sofort weiter verwenden oder man verfährt wie oben. Man kann auch die Extraktion in der Kälte vornehmen: der Brei wird mit Kochsalzlösung versetzt, durch ein Sieb gepreßt und mehrere Stunden oder 1 Tag im Eisschrank gehalten. Es empfiehlt sich Toluolzusatz und gründliches Durchschütteln direkt nach der Zugabe. Die Entfernung des Toluols geschieht mittels Filtration durch angefeuchteten Filter, das Filtrat ist mehrfach zurückzugießen. Nach anderen Beobachtungen kann die Extraktion auch mit einer physiologischen Kochsalzlösung geschehen, die 0,5 Proz. Phenol ent- hält. Dusgar nimmt 0,2 Proz. Diaphtherin. Methoden d. akt. Immunisierung einschl. Herstellung v. Antigenen. 121 Auch der Schüttelapparat wird mit Erfolg zur Organextrak- tion benutzt: die Organe werden nach der Zerkleinerung mit einer Lösung von 0,85 g NaCl und 0,5 ccm Phenol in 100 ccm Aqua dest. derart versetzt, daß auf 1 g Organmasse 4—5 ccm Flüssigkeit treffen (WASSERMANN & Praur). 24 Stunden langes Schütteln, scharfes Zen- trifugieren, ' Abgießen. BonHoFF & Tsuzukı schüttelten das geschabte, mit sterilem Sand und Kochsalzlösung im Mörser zerkleinerte Muskel- fleisch 2 Stunden im Schüttelapparat, filtrierten durch sterile Tücher und preßten die letzten Flüssigkeitsreste durch die mit sterilem Gummihandschuh versehene Hand. Aufbewahren des Fleischsaftes im Eisschrank, Injektion nach Sterilitätskontrolle. Beispiele der Präzipitinogenherstellung aus Fleisch nebst Präzipitingewinnung. Gewinnung von Muskelsaft. Ein ca. !/, kg schweres, fascienfreies Stück Fleisch wird in der Flamme des Bunsenbrenners allseitig abgebrannt oder 1 Minute in kochendem Wasser gehalten und dann auf steriler Unterlage mit sterilem Messer halbiert. Von den. Schnittflächen schabt man mit dem Messer ca. 50 g Fleischmasse ab, bringt diese in einen sterilen Mörser und zerreibt und stampft sie, bis sie eine zähe zusammenhängende Masse bildet. Durch allmählichen Zusatz von physiologischer Kochsalzlösung (bis zur doppelten Gewichtsmenge) verwandelt man das Ganze in einen dicken Fleischbrei. Dieser bleibt nach Zusatz von 10—20 Tropfen Chloroform 2—3 Stunden im Eisschrank, wird durch ein feines Haarsieb gegossen und ist dann gebrauchsfertig. Es ist zweckmäßig, den Fleischsaft gleich auf drei sterile Reagenzgläser zu verteilen, welche behufs weiterer Verwendung im Eisschrank aufbewahrt werden (FORNET & MÜLLER). Die Verwendung von Pferdemuskelsaft an Stelle des sonst üblichen Pferdeblutserums empfiehlt sich nach Fornet & MÜLLER, weil die Kaninchen den Muskelsaft besser vertragen und ein wirksameres Antiserum liefern. Rurrin entnahm das Fleisch steril, hielt es 10 Minuten lang unter Alkohol uud schnitt dann mit sterilem Messer die äußeren Partien ab. Der zentrale Teil wurde in steriler Hackmaschine zerkleinert und in steriler Fleischpresse gepreßt. Die meisten Autoren, welche Fleischpreßsaft unfiltriert als Anti- gen benutzten, berichten über Mißerfolge, die Kaninchen gingen an der Behandlung zugrunde (AscoLı, PIORKOwsKI, W. A. SCHMIDT, UHBLENHUTH-WeIDAnNZ). Der durch Berkefeldfilter geschickte Preß- saft aber wird nach W. A. Schmipr sehr gut vertragen, die Immuni- sierung gelingt rascher und liefert hochwertigere Sera. Es ist noch nicht entschieden, ob die schlechte Bekömmlichkeit. des unfiltrierten Saftes lediglich auf Gehalt an Bakterien beruht. W. A. SchMmipT benutzt möglichst fettfreies Muskelfleisch (das 2—12 Stunden alten Leichen entnommen wird). Das Fleisch wird in einer Fleisch- presse ausgepreßt. Filtration des Saftes durch ausgekochte Berkefeldkerzen. Das Filtrat wird in der Menge von 10 ccm pro Kaninchen verwendet. Impft man mehrere, so sind mehrere Filter gleichzeitig anzusetzen, um eine Schwächung des Antigens durch die sich verstopfenden Filterkörper zu verhüten. Injektion alle 3—D Tage. Jedesmal frischer Saft (10 ccm). Entblutung 10 Tage nach der 4. bis 7. Injektion. Die Präzipitine entstehen auch nach Injektion von erhitztem Antigen: ForRNnET & MÜLLer erhitzten Pferdefleisch auf 70°, SO® und 100% und erhielten Antisera, die in klaren homologen Eiweißlösungen 122 Marrın FickEr, Rinebildung hervorriefen. Auch eine Erhitzung des Fleischpreßsaftes auf 75° ließ noch die Gewinnung von Antiseris mit dem Titer von 1:80000 zu (FoRNET & MÜLLER). Eine eh: Erleichterung für die Darstellung von Anti- genen aus Organen ist dann gegeben, wenn diese das Trocknen vertragen: einmal ist man dann in der Lage, durch rasch erfolgende Wasserentziehung autolytischen Veränderungen vorzubeugen, gleich- zeitig aber erhält man ein vor bakteriellen und anderen Zersetzungen geschütztes Präparat, das sich leicht konservieren und dosieren läßt: die Antigenqualitäten bleiben hierbei lange erhalten, es sind aber noch weitere Erfahrungen zu sammeln. Denn so indifferent ist das Trocknen doch nicht, wie man gemeinhin annimmt, das tritt schon dadurch zutage, dab die komplette Lösungsfähigkeit solcher Trocken- präparate bald Einbuße erleidet, um ständig abzunehmen. Jeden- falls bedarf die ganze Frage noch systematischer Bearbeitung: in erster Linie ist auf die Drau beim Trocknen zu achten, wissen wir doch durch Pont, daß schon bei 37° protoplasmatische Eiweiß- körper gerinnen. Da meist das Bestreben obwaltet und obwalten muß, die Trocknung in kürzester Zeit eintreten zu lassen, so ist auf das Einhalten niederer Wärmegrade oft nicht Bedacht genommen worden. Ueber die Trocknungsverfahren s. bei Antigenkonservierung S. 156. Auch für die Trocknung von Organen dürften die Vakuumtrocken- apparate heute durch den FaAust-Heımschen Schnelleindampf- apparat verdrängt werden Bd. I, S. 548). Fig. 11. Fig. 12. Eine sehr exakte Methode zur Ueberführung von Organen in Trockenpulverform ist von W. WıEcHowskı ausgearbeitet worden. Sieben des Organbreies, Versetzen mit Toluol, Ausbreiten zu dünner Schicht auf Glasplatten, Trocknung bei guter Ventilation im mäßig warmen Zimmer. Mehrmaliges Zermahlen der Trockenmasse in einer Farbreibmühle (Salbenreib- mühle) zusammen mit Toluol. Extraktion auf Nutsche durch Waschen mit Toluol, nochmaliges Zermahlen des Nutschenrückstandes in der Mühle mit Zu- satz von Toluol, das bei 37”—40° einige Stunden mit dem Pulver in Berührung Methoden d. akt. Immunisierung einschl. Herstellung v. Antigenen. 123 bleibt. Schließlich wird nach abermaligem Absaugen auf der Nutsche der Kuchen zerteiltt und zur Entfernung des Toluols bei 37° gehalten. Natürlich können noch andere Extraktionsverfahren angeschlossen werden (Aceton, Alkohol etc.). Diese Organpulver enthalten die Organeiweißkörper und Fermente unverändert. Hat man das Organmaterial im trockenen Zustande vor sich, so besteht ferner der Vorteil, eine weitgehende Zerkleinerung vor- nehmen zu können durch Reiben in der Reibschale, Stampfen im Mörser usf. Von Apparaten kommen hierzu die zahlreichen Zerreibe- apparate und Mühlen in Frage, wie sie in den Apotheken Anwen- dung finden. In den bakteriologischen Laboratorien können hierfür auch die zum Bakterienzermahlen geeigneten Kugel- mühlen (Figg. 11—14) verwendet werden, sie werden elektrisch oder mit Wasser an- getrieben. Es ist darauf zu achten, dab diese Mühlen in der Minute nicht mehr wie 60—70 Umdrehungen machen, da sich sonst die Kugeln an die Gefäßwandung anlegen und nicht mehr mahlen. Im all- gemeinen sind Achatkugeln den Porzellan- kugeln vorzuziehen, da letztere reichlich Staub abgeben. Auch in den Lympheverreibungs- maschinen nach PAUL-ÜSOKOR, sowie nach TOMARKIN (s. Bd. VI) u.a. kann eine Zer- mahlung trockener Substanz stattfinden. Die Kugelmühlen und die sonstigen Trockenzerreibevorrichtungen bergen die Gefahr in sich, daß durch die entstehende Reibungswärme das Antigen geschädigt wird. Die Technik hat sich auch dieser Frage zugewandt und Apparate konstruiert, bei denen für Wasserkühlung in einem das Gefäß umgebenden Mantel Sorge Fig. 14. getragen ist (vgl. F. & M. LAUTENSCHLÄGER Spezialliste 151, Mühlen, Zerreibeapparate S. 6). Zur Erzeugung von Organzellantikörpern ist man, wie erwähnt, bestrebt gewesen, die hämolytische Wirkung solchen Serums auszuschalten, um die spezifische Wirksamkeit zu erhalten. Zu diesem Zweck ist das Organ, welches zur Injektion verwendet werden soll, durch sorgfältiges Auswaschen mit physiologischer Koch- salzlösung blutfrei zu machen. 124 MarTın FIckEr, Da trotzdem diese Immunseren nicht völlig frei von Hämo- lysinen waren, so wurden als Antigen abgetötete Organzellen oder aus ihnen hergestellte Nukleoproteide verwendet. Damit vermied man die Hämolysinbildung, aber es trat auch die Bildung spezifischer Organzellantikörper so in den Hintergrund, daß diese nur mit Hilfe der Komplementbindung nachgewiesen werden konnten, FLEISCHMANN & Davıpsonun bezeichnen sie als weder organ- noch artspezifisch. Die Tatsache, daß nach Einverleibung von Organzellen auch Hä- molysine als Antikörper entstehen, ist immer wieder darauf zurück- geführt worden, daß eine vollständige Befreiung des Antigens von Blutelementen bei den bisherigen Versuchen nicht stattgefunden hatte. Indessen kann das konstante Auftreten von Hämolysinen nach der Rezeptorentheorie nichts Auffälliges sein, da wir eben doch an- nehmen müssen, daß verschiedene Körperzellen gemeinsame Rezep- toren besitzen (vgl. hierzu Joawxovics). Das dürfte vor allem der Fall sein bei solchen Organen, die in einem gegenseitigen Austausch- verhältnis oder in sonst engen Beziehungen zueinander stehen. Nach Joannovıcs muß zur Gewinnung organspezifischer Anti- körper die Immunisierung sehr lange fortgesetzt werden, er erhielt ein spezifisches Leberimmunserum erst nach 2-jähriger Vor- behandlung mit Leber. Nach einer kurzdauernden Vorbehandlung sind noch diejenigen Antikörper im Uebergewicht, die auf Einverleibung der den verschiedensten Körperzellen gemeinsamen Rezeptoren hin entstehen. Die Giftigkeit wässeriger Organextrakte geht aus Ver- suchen von Kraus & VoLKk!, JosEPH & Kraus, LÖWENSTEIN & VoLk, H. Dorn, Cesa Bıaxcnz u. a. hervor; bei H. Dorn Literatur. Manche dieser Versuche leiden darunter, daß nach der innegehaltenen Methode der Extraktherstellung die Beimengung zelliger Bestandteile nicht ausgeschlossen war, was bei intravenöser Injektion natürlich schwer ins Gewicht fällt. Die Giftigkeit, die sich besonders auf die homologe Tierart er- streckt, konnte H. Dorn abschwächen oder ganz vernichten durch mehrmaliges einfaches Stehenlassen bei Zimmertemperatur (s. auch Kraus & Vork), ferner durch 1/,—1-stündiges Erhitzen auf 60°. Die erstere Zeit genügt nicht immer. Bei Erhitzung auf 60—61° entsteht ein durch Schütteln fein zu verteilendes Präzipitat, dessen Injektion schadlos vertragen wird. Die Entgiftung erfolgt auch durch Filtration (BERKEFELD). Ueber Entgiftung der Organextrakte durch Serun s. H. Do». Cesa BrancHr empfiehlt zur Verhütung von Vergiftungserschei- nungen die Injektion nach BeEsrepkA (s. Anaphylaxie sowie S. 128); doch ist hierbei die Resistenz nur kurzdauernd (2 Tage). Präzipitinogen aus Knochen stellten STEFFENHAGEN & ÜLOUGH in der Weise her, daß sie die Knochen bei 37° im Brutschrank trockneten, in sterilen Mull einwickelten und auf einem Ambos mit schwerem Hammer zerklopften. Das Knochenpulver wurde mit warmem, mehrfach erneuertem Benzin be- handelt, bis dies Extraktionsmittel klar blieb. Nach Trocknung des Knochen- pulvers wurde dies mit physiologischer Kochsalzlösung ausgezogen, bis der Aus- zug Eiweißgehalt aufwies. Von anderen Eiweißantigenen seien erwähnt: 1. Milch. Man wird sie möglichst keimarm zu gewinnen suchen. MORGENROTH er- wärmte sie zur Herabsetzung des Bakteriengehaltes auf 60°. ScHÜTZE sterili- Methoden d. akt. Immunisierung einschl. Herstellung v. Antigenen. 125 sierte die rohe Milch durch Chloroform (das man durch vorsichtiges Er- wärmen oder Ausschleudern entfernen kann). Auch gekochte Milch wurde mit Erfolg verwendet. Zur Präzipitingewinnung werden Kaninchen mit 10 bis 40 cem mehrmals nach den oben entwickelten Grundsätzen vorbehandelt. Verwendung der einzelnen Eiweißkörper der Milch als Antigene siehe P. Tu. MÜLLER, #. 2. Eiereiweiß. Gewinnung: Die Eier werden sauber gereinigt und vorsichtig aufgeschlagen. Man läßt das Eiweiß in ein mit steriler physiologischer Kochsalzlösung ver- sehenes Becherglas einlaufen und schlägt mit einem sterilen Glasstabe (UHLEN- HUTH°), Kaninchenbehandlung: wie oben. 3. Präzipitinogen aus Honig stellt Tuöxı in der Weise her, daß er 200400 g durch Erwärmen leicht flüssig macht, 24 Stunden dialysiert (zur Zuckerentfer- nung), dann mit pulverisiertem Ammonsulfat die Eiweißsubstanzen fällt. Der Niederschlag wird nach Lösung in Wasser wieder dialysiert (zum Fortschaffen des Ammonsulfats). Danach Zusatz von 0,5 Proz. Toluol. Kaninchen erhalten 5—15 ccm subkutan oder 5—10 ccm intravenös oder 10—15 ccm intraperitoneal. Vgl. auch GaLLI-VALERIO und BornauD (Dialysieren des Honigs, Am- monsulfatfällung). 3. Immunisierung mit Protozoenmaterial. Immunisierungsversuche mitProtozoenmaterial sind im Laufe der voraufgehenden Darstellung an verschiedenen Stellen erwähnt. Hier sei ergänzend angefügt, daß man sich, will man die im Blut be- findlichen Trypanosomen als Antigene benutzen, zur Trennung dieser von den Blutkörperchen, deren Injektion zu Schädigungen führen kann (Ueberempfindlichkeit), des Zentrifugierens bedient: Die spezifisch leichteren Trypanosomen sammeln sich dann oberhalb der Blutkörperchen an. Dies Verfahren ist von M.MAyvER, LANDSTEINER, Lance mit Erfolg benutzt worden. Der letztere beschreibt die Mani- pulationen eingehender (Entbluten von infizierten Ratten, Mäusen oder Meerschweinchen, Auffangen des Blutes in 1,5-proz. Natr.-citric.- Kochsalzlösung, bei Mäusen 4—6 ccm, bei Ratten und Meerschwein- chen 12—14 ccm dieser Lösung; 10—15 Minuten lang zentrifugieren, Wasserzentrifuge mit 1200—1500 Umdrehungen, die Parasiten sam- meln sich als weiße bis weißlich-rosa Scheibe oberhalb der Erythro- cyten an). Nach UntennuurH? lassen sich auf die gleiche Weise auch Re- currens-, Syphilis- und Hühnerspirochätenaufschwem- mungen für Immunisierungszwecke herstellen, bei Hühnerspirillose war eine aktive Immunisierung auch durch Injektion (1—2mal) der mit Antiformin aufgelösten oder mit Karbol abgetöteten Suspension zu erzielen. Man kann sich auch Trypanosomenextrakte herstellen, in- dem man die in einem geringen Volumen physiologischer Kochsalz- !ösung suspendierten Parasiten bei 37° hält, es tritt Autolyse ein. Kontrolle durch mikroskopisches Präparat. Filtration. Diese Ex- trakte haben sich bisher als sehr wenig brauchbar erwiesen, nur die von Trypanosoma Brucei gewonnenen wirkten als Präzipitinogen. Immunisierung gegen Infektion gelang mit Extrakten nicht (vgl. im übrigen Bd. VI). 126 MARTIN FiIckEr, 2..Infusorien Es liegen Versuche mit Glaucoma und Paramäcien vor. Material- beschaffung, Antigendarstellung und Immunisierung ist beschrieben bei RössLe. VII. Fermente als Antigene. Bei der Unsicherheit, die auf diesem Gebiete herrscht, und bei dem rein theoretischen Interesse, über das die Frage der immunisa- torischen Erzeugung von Antifermenten nicht hinausgekommen ist, mag es genügen, diejenigen Arbeiten, in denen sich Angaben über die Methodik finden, nur aufzuzählen. Ueber alle theoretischen Be- denken, die sich der Auffassung der Fermente als Antigene entgegen- stellen, orientieren die Ausführungen C. OPPENHEIMERS im allge- meinen Teil seines Werkes: Die Fermente, hier finden sich, wie auch in der speziellen Darstellung, ausführliche Angaben über die Dar- stellung der Fermente, aus denen zu ersehen ist, daß bei den meisten Immunisierungsversuchen die Forderung, das Antigen rein zu verabreichen, nicht erfüllt worden ist und zum Teil auch gar nicht erfüllt werden konnte. Dadurch wird es verständlich, daß die bisherigen Versuche sehr ungleichmäßige Ergebnisse geliefert haben: es wurde eben nicht das Ferment allein appliziert, sondern je nach Darstellungs- und Reinigungsmethode eine mehr oder weniger große Menge von Begleitstoffen, unter denen die eiweißhaltigen nun eben- falls als Antigene zu berücksichtigen sind. Es sind deshalb auch die Angaben über Injektionsdosen, Giftigkeit des Antigens usf. wenig verwertbar, man weiß eben nicht, was in den betreffenden Fällen auf Rechnung der anhaftenden Substanzen zu setzen ist. Vor allem aber stößt auch die Methodik des Antifermentnachweises auf große Schwierigkeiten (vgl. OPPENHEIMER, Allg. Teil., S. 132), es existiert noch keine Methode, die eine in bezug auf die Antikörperquantität an die Antitoxinbildung heranreichende Fermentimmunisierung er- möglicht. Schließlich ist hervorzuheben, daß die Auswahl des Versuchs- tieres eine wichtige Rolle spielt. Handelt es sich um tierische Fer- mente, so gilt im allgemeinen der Satz, daß für die Immunisierung ein Organismus geeigneter ist, der keine oder nur geringe verwandt- schaftliche Beziehungen zu dem fermentliefernden Organismus hat. (Antipepsin bildeten nach Sachs Gänse, nicht Hunde oder Ziegen.) A. Hydrolytische Fermente (Hydrolasen). I. Proteolytische Fermente (Proteasen). 1. v. DunGErn!, ?2 (Bakterienproteasen: Milzbrand, Cholera, Staphylo- kokken). . K. GLÄSSNER und V. RoSCULEC. . M. Hann (Hefe-Endotryptase als Antigen). K. Meyer (Behandlung von Kaninchen mit Proteasen des Prodigio- sus und Pyocyaneus). 3. Trypsin: a) LANDSTEINER (negativer Versuch bei Kaninchen). b) Draw, Behandlung von Gans, Ziege. c) ACHALME, Pankreatin aus Schweinepankreas, Behandlung von Meerschweinchen. d) BERGELL&ScHÜTzZE (Pankreatinum purissimum Rhenania-Aachen). Behandlung von Kaninchen, negativ. e) JOCHMANN & KANTOROWICZ. f) v. BERGMANN. g) BayLıss & STARLING (reines Trypsinogen, negativ). com Methoden d. akt. Immunisierung einschl. Herstellung v. Antigenen. 127 6. Leukoprotease: JOCHMANN. 7. Pepsin: H. SacHs®, Behandlung von Gänsen mit Peps. Witte. 8. Papayotin. a) ACHALME, Behandlung von Meerschweinchen, negativ. b) v. STENITZER (Ziegen). c) BERGELL & SCHÜTZE (s. oben). d) EHRENREICH. e) POZERSKI, (bei d und e Kaninchen, negativ). II. Amidspaltende Fermente. Urease. 1. Morı (Behandlung von Kaninchen mit Alkoholpräparaten aus Kul- turen von Microc. ureae Pasteur). 2. M. Hann®, Acetonpräparat aus der gleichen Kultur, negatives Resultat. III. Saecharifizierende Fermente (Karbohydrasen). a) Amylase (Diastase). ScHüTzE & Braun (Behandlung von Kanin- chen subkutan mit Diamalt), s. auch PRETI, ferner GESSARD & WOLFF, AscoLI & BONFANTI (Pankreasamylase). b) Inulinase benutzte Saıkı als Antigen (gewonnen von Aspergillus niger, Behandlung von Kaninchen). €) Invertase: SCHÜTZE & BERGELL (subkutane Behandlung von Ka- ninchen mit Invertin Merck). d) Laktase: SCHÜTZE, A.!, Kefirlaktase, subkutane oder intramusku- läre Behandlung von Kaninchen, Hühnern. e) Emulsin: 1) BEITZKE & NEUBERG (KAHLBAUMS Emulsin, ge- reinigt, subkutan Kaninchen). 2) HILDEBRANDT (Kaninchen per rectum). IV. Koagulasen. 1. Lab. &) MORGENROTH!, 2, Präparat aus Wırteschem Labpulver, ferner Cynarase-Rasetti, subkutane Behandlung von Ziegen. b) BRIOT. 2. Fibrinferment: BORDET & GENnGou!, Behandlung von Meerschwein- chen und Kaninchen mit fibrinfermenthaltigem Serum. V. Lipase. l. SCHÜTZE, A.?, Steapsinlösung von GRÜBLER, subkutane Behandlung von Kaninchen. 2. BEITZKE & NEUBERG (dasselbe Antigen wie bei ScHÜTzE). 3. BERTARELLI (Lipasen pflanzlicher — Nüsse, Rizinussamen, Steapsin GRÜBLER — und tierischer Herkunft — Serum-, Bauchspeicheldrüsen- und Leberlipasen, Behandlung von Kaninchen, Hunden. Die tierischen Lipasen zeigten keine Antigen-Eigenschaften). 4. BRAUN (Lipasen aus Abrussamen). B. Oxydasen. 1. Tyrosinase. a) GESSArRD!: Pflanzliche Tyrosinase aus Russula- und Lactarius- Arten, Behandlung von Kaninchen subkutan. b) v. FÜRTH & JERUSALEM (Tyrosinase vom Tintenfisch, negatives Ergebnis). 2. Lakkase. a) GESSARD?: Behandlung von Kaninchen. C. Gärungsenzyme. 1. Hann, M.?, Dauerhefe Zymin von SCHRÖDER-München, ferner frischer Preßsaft, Behandlung von Kaninchen, negatives Ergebnis. 2. JACOBSOHN (Zymin), Behandlung von Kaninchen, Ziege. D. Katalase. DE WAELE & VAN DE VELDE (negatives Ergebnis). 128 MarTın FickEr, B. Weiteres über Antigene. I. Art der Verabreichung. Die Technik der Antigeneinverleibung deckt sich mit der bei den verschiedenen Infektionsmodis anzuwendenden (s. Bd.I, S.491ff.). Die Auswahl des Applikationsmodus richtet sich in erster Linie nach dem Zwecke der Impfung (Schutzimpfung, Antikörper- darstellung), nach Art des Impflings, Art und Menge des Antigens. Da sich nicht nur die einzelnen Rassen, sondern auch die ein- zelnen Individuen nach Antigenzufuhr hinsichtlich der Antikörper- bildung verschieden verhalten, so ist es schwer, allgemeine Gesetze abzuleiten: systematische Versuche, die ein großes Material erfordern, liegen nur wenige vor und Einzelbeobachtungen zu verwerten, Ver- bieten die eben angegebenen Gründe. Hinsichtlich der Produktion bestimmter Antikörper müßten am ehesten die Erfahrungen der Serumgewinnungsanstalten zu verwerten sein, da in diesen ja das praktische Interesse obwaltet, die rationellste Applikationsweise ausfindig zu machen. Aber selbst hier sind die An- gaben oft weitgehend verschieden, z. B. bei der Diphtherieantitoxinge- winnung, offenbar deshalb, weil in den einzelnen Anstalten ungleiche Tierrassen, vor allem verschiedene Antigene zur Verwendung kommen. Eine ganze Reihe wissenschaftlicher Fragen der Immunitätslehre lassen sich überhaupt nur entscheiden, wenn man sich genau der gleichen Applikationsweise bei vergleichenden Versuchen bedient, so z. B. bei Versuchen über die Wirkung eines bestimmten Quantums Antigen auf verschiedene Tierarten. Das ist in der Immunitätstechnik ziemlich lange vernachlässigt worden. Wie aus den Versuchen von DrEYER & MADsEn sowie von MORGENROTH® hervorgeht, entfaltet ein für Meerschweinchen neutrales und subkutan verabreichtes Gemisch von Diphtherietoxinantitoxin bei intravenöser Verimpfung auf Kanin- chen Toxinwirkung, die nähere Untersuchung durch MOoRGENROTH ergab, daß die Annahme eines prinzipiell verschiedenen Verhaltens der beiden Tierarten nicht richtig ist, daß vielmehr die Differenzen in der verschiedenen Infektionsart begründet sind. Zur Vermeidung von Ueberempfindlichkeit wird es unter Umständen angezeigt sein, nicht dauernd an einem und demselben Impfmodus festzuhalten, sondern abzuwechseln. Die anaphylaktischen Störungen lassen sich nach BESREDKA?, vermeiden, wenn man mehrere Stunden vor der eigentlichen Injek- tion die Tiere mit kleinen Dosen zur Erzeugung von Antianaphylaxie vorbehandelt (Vorimpfung). Diese Methode empfehlen Brior & Dorter? auch für die Reinjektionen bei der Immunisierung von Pferden mit Meningokokken. DE GaAsPErRI empfiehlt für die Hämo- lysingewinnung kleine Dosen gewaschener Blutkörperchen intraperi- toneal mehrere Stunden vor der intravenösen Injektion. : Es wäre eine wesentliche Vereinfachung, wenn die Desensibilisierung auch durch Verfütterung des Antigens zu erreichen wäre: in manchen Fällen ist das in der Tat möglich (Beskepka® Meerschweinchen, De- sensibilisierung durch orale oder rektale Einverleibung bei Behand- lung mit Milch, Serum, Eiereiweib). Die Gefahr der Ueberempfindlichkeit ist am größten bei intra- venösen Injektionen der Antigene, vgl. im übrigen hierzu Kapitel Anaphylaxie. Methoden d. akt. Immunisierung einschl. Herstellung v. Antigenen. 129 Ueber die Beeinflussung der negativen Phase durch die Aus- wahl des Injektionsmodus s. Noon. Inwieweit die Bestrebungen, für die Applikation des Antigens möglichst den Weg zu wählen, den die natürliche Infektion einschlägt, von Erfolg sein werden, muß die Zukunft lehren. Für die Herbeifüh- rung lokaler Immunität tritt besonders v. WASSERMANN warm ein. Es ist ja auch mehrfach zutage getreten, daß bei Handhabung einer bestimmten Impfmethode der Schutz sich nur bei einer bestimmten Art der Zufuhr von lebendem Virus äußert, bei anderem Infektions- modus versagt. So haben z. B. R. PrEIFFER & A. WAsSERMANN, ferner SOBERNHEIM gezeigt, daß Meerschweinchen, die auf subkutanem oder intraperitonealem Wege gegen die intraperitoneale Injektion tödlicher Mengen geschützt waren, keine Immunität gegen den per 08 erzeugten Prozeß aufwiesen. Ebenso geht aus den Versuchen von K. Worr hervor, daß die subkutane Vorbehandlung von weiben Mäusen mit Paratyphus-(B-)Bacillen wohl gegen die subkutane Infek- tion, aber nicht gegen die Verfütterung von Mäusetyphusbacillen schützt. Für die aktive Immunisierung kommen als wichtigste Arten der Antigeneinverleibung die subkutane, intravenöse und intraperitoneale in Betracht. 1. Subkutane, intravaskuläre und intraperitoneale Impfung. Die subkutane Methode ist die am einfachsten zu handhabende, sie ist auch die ungefährlichste, weshalb sie ja auch für die aktive Immunisierung des Menschen in erster Linie in Anwendung kommt. Wie schon von den Infektionsversuchen her bekannt ist, findet bei diesem Applikationsmodus eine relativ langsame Resorption statt. In bezug auf die Resorptionsgeschwindigkeit dürfte es statthaft sein, die von E. J. Levın bei Einführung von Antikörpern (Coliagglutinin, Typhusagglutinin, Vibrioantilysin) festgestellten Tat- sachen als allgemeingültig zu betrachten. Darnach findet bei subkutaner (und intramuskulärer) Applikation eine viel langsamere Resorption statt als bei der intravenösen und erreicht ihr Maximum, das nicht Baurernt an das bei der intravenös erfolgenden heranreicht, erst am Du Tage, Für die vergleichende Betrachtungsweise ist auch die Flächen- wirkung zu berücksichtigen: bei der subkutanen Methode betrifft der Antigenreiz nur eine geringe Zellenfläche, in vielen Fällen werden die antikörperbildenden Zellen von dem Antigendepot weit entfernt liegen. Bei intraperitonealer Applikation verteilen wir das Antigen auf eine große Oberfläche, die sich infolge der raschen Resorption meist bald vergrößert: Das Antigen wird in diesem Falle auch schneller zu den geeigneten antikörperproduzierenden Organzellen ge- langen, der Reiz setzt rasch ein, die Erschütterung des Organismus ist eine intensive.aber es hält der Reiz nicht so lange an, wie beispiels- weise bei der intramuskulären oder subkutanen Verabreichung. Von Interesse ist die von Rınrteren bei subkutaner und intraperitonealer Immunisierung mit Typhusbacillen beobachtete Verschiedenheit der Avidität der Seren. Rınteren fand bei subkutaner Immunisierung die Seren von höherer Avidität aber geringerem Titer, bei intra- venöser Behandlung geringe Avidität bei hohem Titer. Handbuch der pathogenen Mikroorganismen. 2. Aufl. II. a) 130 MARTIN FickEr, Der Immunisierungseffekt kann aber auch bei Variation derselben Art der Antigenverabreichung ein verschiedener sein, so bietet die Subeutis je nach der anatomischen Beschaffenheit dem Antigen ver- schiedene Angriffspunkte: das straffe Unterhautbindegewebe, wie es z. B. am Schweif der Rinder sich findet, hindert bei der Rauschbrand- schutzimpfung die rasche Ausbreitung des Infektionsprozesses: daher ist diese Methode ungefährlicher als die subkutane Verimpfung des- selben Impfstoffs an der Schulter, im letzteren Falle werden mehr Impftodesfälle beobachtet. Befinden sich Bakterien in stark abgeschwächtem Zustande, so können sie von der Subcutis der Schwanzwurzel aus keinen oder nur einen geringen Immunisierungsefifekt ausüben (Korre-OrTtro, bei Ratten, Pestimmunisierung). So unerwünscht die langsamere Resorption bei subkutaner (oder intramuskulärer) Einfuhr für Infektionsversuche oft sein mag, so ist doch gerade dieser Umstand für Immunisierungszwecke in vielen Fällen sehr wesentlich: das Antigen reizt dann den Organismus über eine lange Zeit hin, es wird ein Antigendepot in dem Impfling ge- schaffen, von dem aus fortwährend die Anregung zur Antikörper- bildung ausgehen kann. Stark wirksame Antigene werden damit abgemildert, so die Vibrionentoxine, die von der Subecutis aus ver- tragen werden, während dieselben Dosen intravenös die Kaninchen töten. Ein Vergleich der tödlichen Giftdosen bei intravenöser und subkutaner Applikation ergibt, daß bei dem intravenösen Modus kleinere Dosen genügen. (Beispiel: Diphtherietoxin, Meerschweinchen, Dosis let. subkutan 0,011 ccm, Dosis let. intravascularis 0,004—0,0045 cem, also mehr als 21/,mal geringer wie bei subkutaner Injektion [|MORGENROTH®]). Es wird bei subkutaner In- jektion ein Teil des Giftes in diesem Falle 64 Proz. der verabreichten tödlichen Dosis von 0,011 cem örtlich gebunden. Die lebhafte Reaktion der Zellen der Cutis und Subeutis ist ein Ausdruck dieser Rezeptorenbindung, sie äußert sich in der lokalen Entzündung, Nekrose, Haarausfall. Hinsichtlich der Antikörperproduktion gibt die subkutane Methode offensichtliche Vorteile bei der Diphtherietoxineinverleibung gegenüber der intravenösen: nach EHRLICH zeigt sich bei subkutaner Injektion von Diphtherietoxin bei Meerschweinchen eine Lähmungs- erscheinung nur sehr selten, überhaupt nicht mehr bei Giftmengen unter !/, der Dosis letalis subcutanea. Injiziert man intravaskulär, so sind die Lähmungen häufiger, auch kommen bei 1/, der dos. let. noch solche vor. Vgl. auch DzErzcowskı! sowie die Antitoxinkurven MAD- SENS. ForssMan hatte bei der Immunisierung (Ziege) gegen Botulinus- toxin, NEISSER & WECHSBERG bei Immunisierung gegen Staphylolysin auf subkutanem Wege günstigere Resultate als auf intravenösem. Un- geeignet fanden die intravenöse Methode bei der Immunisierung von Pferden gegen Meningokokken wegen der Schwere der Erscheinungen u. a. FLExnNER & JoBLing, BrioT & DoPTeEr! usf. Bei der intravenösen Injektion von Vibriolysin (V. Nasik) hin- gegen konnte Tarraussr bei Kaninchen mit Dosen (2 ccm), die bei subkutaner oder intraperitonealer Applikation überhaupt keinen Aus- schlag gaben, eine sehr starke Antikörperproduktion wahrnehmen ; bemerkenswert ist der späte Beginn (9.—10. Tag) und der langsame Anstieg zum Maximum am 19—23. Tag bei intravenöser Zufuhr, während Forssman das Maximum der Antikörperbildung gegen Bo- tulinusgift nach intravenöser Injektion am 10. Tage, hingegen nach subkutaner Zufuhr am 15. Tage fand. Methoden d. akt. Immunisierung einschl. Herstellung v. Antigenen. 131 Hinsichtlich der bakteriolytischen Choleraambozeptoren stellte V. E. Mertens fest, daß ihre Bildung bei Kaninchen nach intravenöser Injektion reichlicher erfolgt als bei subkutaner, die Applikationsdosis schwankte zwischen t/, und 1/;, Oese virulenter, bei 55—60° abge- töteter Kultur. Einmalige Injektion. Blutentnahme 7 Tage nachher, zur Verwendung kamen je 3 Kaninchen vom Gewicht 1050—1690 g, der Titer nach subkutaner Injektion betrug 0,06, 0,004, 0,007, nach intravenöser Injektion 0,0002, 0,0002, 0,0004 g Serum. Gerade aus dem Beispiel der Choleraimmunisierung erhellt, wie wichtig für die Auswahl des Injektionsmodus auch die Menge des Antigens ist: die Merrensschen Resultate, die ohnehin an einem sehr kleinen Tiermaterial gewonnen wurden, sind für die übliche Im- munisierung im Laboratorium wenig maßgebend, da sie nur den bak- teriolytischen Titer nach einer einmaligen, recht kleinen Dosis berück- sichtigen. Wendet man größere Dosen an, so liegen namentlich bei mehrfacher Verabreichung des Antigens bei der gleichen Tierart die Verhältnisse ganz anders: R. PFEIFFER & Marx, die 2000 g schwere Kaninchen mit dem Belag dreitägiger, in 5 ccm Bouillon aufge- schwemmter und bei 70° 1 Stunde lang gehaltener Cholerakulturen behandelten, erhielten die günstigsten Resultate bei subkutaner, an 2 Stellen erfolgender Injektion: bei intravenöser Verabreichung, die starke Intoxikationserscheinungen zur Folge hatte, wurden weder rascher noch stärker Antikörper gebildet (allerdings erfolgte bei diesen Versuchen die Entblutung früher). KorrrE hält auf Grund seiner Erfahrungen im allgemeinen die subkutane und intraperitoneale Methode zur schnellen Erzeugung von Bakteriolysinen (Cholera) für geeigneter als die intravenöse. Bei der intravenösen Applikation des Impfstoffes besteht die Gefahr der Luftembolie. Im allgemeinen wird diese Gefahr wohl überschätzt. Auf ihr Konto sind oft Impftodesfälle gesetzt worden, die andere Ursachen hatten (Koagulation, Präzipitation, Agglutina- tion?). Man kann in den Laboratorien beobachten, daß die Tiere nicht zugrunde zu gehen brauchen, wenn Luft mit in das Gefäßsystem eintritt. Aber selbstverständlich wird man das zu vermeiden haben. Am leichtesten ist dies möglich, wenn man die Injektionsflüssigkeit zunächst bei abgehobener Kanüle in die Spritze einsaugt, darnach durch Druck auf den Spritzenstempel unter senkrechter Haltung der Auslauföffnung nach oben die Luft ausbläst, nun die Kanüle aufsetzt und durch weiteren Druck auf den Stempel die Kanülenluft entfernt. Mitunter befördert gleichzeitiges schwaches Klopfen den Austritt der Luft, das macht sich sogar nötig, wenn der Spritzenauslauf (beim Kanülenansatz) nicht konisch verläuft, hier sind die am peripheren Teil des Stempels sich anheftenden Luftblasen durch Neigen und Klopfen zu mobilisieren und zu entfernen. Nötig ist ferner, daß die Kanüle paßt und fest aufgesetzt wird, schließt sie die Luft nicht völlig ab, so kann diese in beträchtlicher Menge beim Druck auf den Stempel eingesaugt werden. Die intravenöse Applikation der Antigene ist heute wohl die am meisten geübte, und es herrscht die Ansicht, daß sie die größte Summe von Antikörpern ergibt. Das ist aber wohl nicht für alle Fälle zu- treffend, für die Erzeugung eines Meningokokkenserums glaubt Sr. BAEcHER die subkutane Methode der intravenösen als nicht zurück- stehend bezeichnen zu dürfen, hiermit steht allerdings die Erfahrung 32 132 MarTın FiIcker, von A. WASSERMANN (S. WASSERMANN & LeEucHs) in Widerspruch, der bei der intravenösen Verabreichung von Meningokokken die stärkste Ambozeptorenbildung auftreten sah, freilich wird zu berück- sichtigen sein, daß es sich hierbei lediglich um die Feststellung der komplementbindenden Stoffe des Meningokokkenserums handelte. Vgl. auch Korte (Erzeugung von Bakteriolysinen s. S. 131). Von der intravaskulären (und intrakardialen) Einimpfung ist dann Abstand zu nehmen, wenn Blutgerinnung zu befürchten ist, die Tiere gehen infolge der Thrombenbildung zugrunde. Das ist z. B. der Fall, wenn frisches defibriniertes Blut, frisches Serum oder frische serumfreie Erythrocyten injiziert werden; wie MOoLDOVAN beobachtete, gehen die Tiere unter anaphylaxieartigen Erscheinungen sofort zugrunde. Schon nach !/, Stunde verschwindet die labile ge- rinnungerregende Wirkung dieses intravaskulären Antigens. (Vgl. S..L15}) Die Todesursachen nach intravenöser Injektion von artfremdem Blutserum studierten LoEB, STRICKLER & TUTTLE, sie fanden entweder Verstopfung der Lungengefäße durch Fibrinpfröpfe, Beispiel: Be- handlung von Kaninchen mit 7—10 cem Hundeserum pro kg Ka- ninchen, oder Verstopfung durch agglutinierte rote Blutkörperchen, Beispiel: Behandlung von Kaninchen mit Rinderserum (s. hierzu S. 115). | Der intravenöse Modus hat sich für die Schutzimpfung des Menschen deshalb noch nicht Eingang verschaffen können, weil hier- bei nach bisherigen Erfahrungen zuweilen recht schwere Allgemein- erscheinungen eintreten, zudem ist namentlich bei Massenimpfungen diese Applikationsweise unbequem. Ganz besonders eifrig ist die Frage, ob subkutaner oder intravenöser Injektionsmodus bei der Tuberkuloseimmunisierung zu wählen sei,erörtert worden: hier führt die intravenöse Einspritzung des Virus bekanntlich zu einer Beschleunigung des Krankheitsprozesses. Vor allem aber kommt bei dieser Applikation, wie schon R. Kocn erkannte, die Gift- und Fremd- körperwirkung zum Ausdruck, weshalb er ja auch bei der Differential- diagnose von Typus humanus und Typus bovinus für die Rinder- impfung die subkutane Methode bevorzugte. Die einzelnen Tuber- kulosestämme schwanken in ihrer Giftigkeit, das kommt bei der intravenösen Verabreichung bestimmter Quantitäten am stärksten zum Ausdruck, so daß z. B. die früher als Unterscheidungsmittel zwischen humanem und bovinem Typus empfohlene intravenöse Verabreichung der Kultur auf Kaninchen (1 mg) [oder auf das Rind] in Fällen versagt, wo die humane Kultur eine stärkere Giftigkeit besitzt. Das zeigt sich auch bei Verabreichung von Hühnertuberkel- bacillen: bei subkutaner Impfung sind weder Rinder noch Meer- schweinchen zu infizieren, sie wirken aber trotzdem bei intravenöser Impfung stark giftig, so daß sie nach Römer, PrARsoX u. a. zur Immunisierung von Rindern gegen Tuberkulose nicht verwendbar sind, ja Mıessner hat sogar bei Kälbern durch intravenöse Injektion von Hühnertuberkelbacillen eine allgemeine, tödlich endende Tuberkulose hervorgerufen. Die Ansichten, welchen Injektionsmodus man bei der Verab- reichung menschlicher Tuberkelbacillen zur Immunisierung der Rinder gegen Perlsucht anwenden soll, sind noch geteilt. Den subkutanen Modus haben v. BaumGARTEN und LiGni&res empfohlen (der letztere Methoden d. akt. Immunisierung einschl. Herstellung v. Antigenen. 135 verwendet einmalig 0,05—0,1 ccm einer homogenen Kultur [ARLOING- Courmonr] lebender menschlicher Tuberkelbacillen). Auch Huryra so- wie F. KLEMPERER wandten die subkutane Methode an. v. BAUMGARTEN führt zugunsten der subkutanen Methode den Grund an, daß damit eine Aussaat der injizierten Tuberkelbacillen auf alle Organe des Rindes verhütet wird, wie sie bei der intravenösen Methode erfolgt (er verabreichte Kälbern 1 cg bzw. 2 cg menschliche Tuberkelbacillen subkutan). v. BEHRING hält die subkutane Applikation des Bovovaccins für minderwertiger als die intravenöse, er glaubt, daß die an der Injektionsstelle gesetzte lokale Infektion dem Eintreten der aktiven Immunität hinderlich sei. Aus den vergleichenden Versuchen von Arroına geht ebenfalls hervor, daß bei intravenöser Injektion eine stärkere Immunität zu erzielen ist als bei subkutaner. WEBER & TırzE erhielten bei subkutaner Injektion keine Immunität, sie verurteilen diesen Modus auch deshalb, weil bei Verabreichung frisch gezüchteter menschlicher Tuberkelbacillen durch den an der Injektionsstelle ent- stehenden und aufbrechenden Abszeßb längere Zeit eine Propagation der menschlichen Tuberkelbacillen möglich ist. Die subkutane Methode führt in der Tat oft zu Unannehmlich- keiten wegen des Auftretens schwerer lokaler Reaktionen: In- filtrationen, Abszessen usf., unter denen der Allgemeinzustand der Impflinge und auch die Antikörperbildung leidet. Es richtet sich die Intensität dieser Erscheinungen — aseptische Kautelen voraus- gesetzt — nach der Tierart, ferner nach der Beschaffenheit des Antigens, nach der Impfdosis usf. Hat man sehr große Antigen- mengen zu injizieren, so verteilt man sie zweckmäßig auf mehrere Impfstellen (oder man wählt besser den intravenösen Modus, wie bei der Gewinnung von Milzbrandpräzipitin von Eseln, Pferden usf., ScHürz und PFEILER). Aber auch bei anderen Impfmodis können schwere lokale Erschei- nungen namentlich bei häufiger Injektion des Antigens auftreten und den Tod der Tiere herbeiführen, so bei intravenöser Verabreichung von Rotlaufbacillen (Endocarditis verrucosa, Entzündung der serösen Häute der Gelenke und Sehnenscheiden, wobei es sich nicht um Anaphylaxie handelt, vgl. auch ScHNÜRER). Für die Gewinnung von Agglutininen durch Immunisierung von Kaninchen und Ziegen gegen B. coli waren nach W. LaAnpRAM Mc. FarLann die subkutane, intravenöse (auch in die Mesenterial- venen), intraperitoneale und intrapleurale Methode annähernd gleich- wertig. Die direkte Injektion in das Herz wurde von J. MOoRGEN- RoTH 3 empfohlen. Sie geschieht in der Weise, daß man eine ziemlich dünne, spitze Nadel links vom Sternum an der Stelle des stärksten Herzstoßes, die man durch Palpation leicht findet, einsticht, dann die vorher gefüllte und kalibrierte Spritze aufsetzt und sehr langsam injiziert. Einige Sekunden nach der Injektion nimmt man die Spritze wieder ab, überzeugt sich durch das wieder ausfließende Blut, daß sich die Kanüle nicht in der Lage verschoben hat und zieht sie dann mit einem Ruck heraus. MoRGENRoTH hat durch Kontrollversuche mit Farblösungen festgestellt, daß die gesamte injizierte Flüssigkeitsmenge, die bei Meerschweinchen 1,5 cem nicht überschreiten soll, ohne Ver- lust in die Blutbahn gelangte. 134 MarTIıN FIckEr, 2. Kutane Immunisierung. Die Immunisierung auf kutanem Wege hat nur für die Pocken- impfung Bedeutung erlangt. Im übrigen besitzt sie vorläufig mehr theoretisches Interesse. W. Horrmann! konnte bei Kaninchen (ra- sierte Bauchhaut) nach Einreiben lebender oder abgetöteter Typhus- bacillen (Beginn mit 3 Kulturen, nach 5 Tagen größere Mengen usf.) Agglutininbildung 1:2000 beobachten; Kasten bestätigte das, er benutzte außer Typhus auch Cholera und Staphylokokken, außer Agglutininen fand er auch Bakteriolysine (bei Typhus und Cholera 0,005—0,002); Präzipitinbildung gelingt nach HarrwacHs bei Ka- ninchen auf diesem Wege nicht. Die Präparation der Impffläche geschieht wie bei der kutanen Infektion, die vor allem bei der Lymphgewinnung, bei der Pest- diagnose usf. Verwendung findet. Die Depilierung erfolgt durch Calciumhydrosulfid, vorzuziehen ist das Rasieren mit nachfolgender sründlicher Reinigung (Wasser und Seife, Wasser, Alkohol, Aether), danach Abreiben mit Sandpapier. Hierbei werden natürlich immer Epithelläsionen auftreten. Ein rein kutanes Immunisierungsverfahren ist das von v. WASSER- MANN empfohlene Histopinverfahren: Schüttelextrakte von Sta- phylokokken, konserviert mit 0,5 Proz. Karbol und Gelatine (s. S. 160) werden direkt mit dem Pinsel oder in Form einer Salbe (25—30-proz. Extraktsalbe) auf die Haut aufgetragen zur Erzeugung einer lokalen Immunität. Wie G. MıcHaerLıs (erwähnt bei v. WASSERMANN & LEDER- MANN) feststellte, wird dadurch außerdem eine gewisse Allgemeinreak- tion (Erhöhung des opsonischen Index) hervorgerufen. Vgl. im übrigen V. WASSERMANN & LEDERMANN. Die intrakutane Twuberkulinapplikationsmethode wird in Bd. IV besprochen. Störend ist hierbei die mangelhafte Dosierbarkeit. Literatur: Moussuv & ManTtoux, MENDEL, RÖMER#,°, NOVoTNY & SCHICK. Vaccineverabreichung auf intrakutanem Wege bei Kaninchen s. Novortny & ScHick?, sie betonen, daß die Methode für die An- wendung der Kuhpockenlymphe beim Menschen keinen Vorteil bietet. Ueber die Folgen von intrakutaner Diphtherietoxinapplikation beim Menschen s. BinGeL. Ueber die Verschiedenheit der Immunisierungseffekte durch ku- tane, subkutane etc. Applikation von Vaccine s. die Arbeiten von SÜPFLE & Eısner, HaLLwacHs u. a. SÜPFLE & Eısner konstatierten, daß nach Kutaninsertion oder einmaliger subkutaner oder intra- venöser Injektion kleiner Mengen von Vaccinelymphe bei Kanin- chen die Cornea vaccineempfindlich bleibt. 3. Immunisierung von Conjunctiva, Nase, Trachea und Lunge aus. Von der Conjunctivalschleimhaut aus gelingt die Immu- nisierung gegen Ricin, man verwendet hierzu bei Kaninchen und Meerschweinchen die Lösung 1:100000 steigend bis 1:300 (s. EHr- LıcH ?, ferner GEBB), es entsteht örtliche und allgemeine Immunität; desgleichen nach Einträufeln von Diphtheriegift und Tetanusgift, die conjunctivale Verabreichung des letzteren führt auch bei Hühnern und Mäusen zur Antitoxinbildung. Methoden d. akt. Immunisierung einschl. Herstellung v. Antigenen. 135 Ueber aktive Immunisierung des Organismus von der Cornea aus vgl. z. B. J. Strauss (Vaccine bei Kälbern), ferner MryasHITA (Schweinerotlaufbaeillen bei Kaninchen). Ueber Antigenwirkung vom Augeninnern aus vgl. ELscHNIG, (Einführung von Choleraextrakt, Cholerabacillen, Rinder- und Hammelblut in die vordere Kammer, in jedem Falle traten Anti- körper auf). Dzerzcowsky? hat durch Versuche am Menschen und Pferd festgestellt, daß eine Diphtherieantitoxinbildung möglich ist durch Einführung toxingetränkter Wattetampons in die Nasenhöhle oder durch Inhalation zerstäubter Toxinlösungen. Von besonderer Wichtig- keit würde diese Methode sein, wenn sich die Resultate des Autors über die auftretende lokale Schleimhautimmunität bestätigen sollten. Auch Brumenau berichtet, daß bei Einführung von Tampons mit 3-fach verdünntem Diphtherietoxin in die Nase (30 Min. lang, 20mal) bei Kindern eine Antitoxinbildung eintrat. Die intratracheale Injektion ist z. B. von B&snoıt, Lr£- CLAINCHE und MorEL geübt worden (bei Rindern, Antigen: Bovo- vacein und Hühnertuberkelbacillen), sie wollen damit Resistenz gegen Fütterungstuberkulose erzielt haben. Von den Luftwegen aus hat auch ScHhewELEerF Hunde aktiv gegen Diphtherietoxin immunisiert, er verabreichte es intratracheal, intralaryngeal und ließ es auch in zerstäubtem Zustande inhalieren, Ein Vergleich mit der subkutanen Methode ergab nicht die Ueber- legenheit des einen oder anderen Verfahrens. Die intrapulmonale Einverleibung, durch die Interkostal- räume hindurch, empfiehlt für die Immunisierung gegen Diphtherie- toxin bei Pferden Pu. BLUMENTHAL; sie ist bequem zu handhaben, die Immunisierung verläuft unkompliziert und die Antikörperbildung ist eine sehr starke. Die Antigenquantität kann dabei wegen des schwammigen Baues der Lunge eine erhebliche sein. BLUMENTHAL kombinierte diese Methode in den späteren Stadien der Immunisierung auch mit der gleichzeitigen intramuskulären Einverleibung: so konnte er ein stark antitoxinhaltiges Serum noch von einem Pferd ge- winnen, das die subkutane Impfung wegen zu starker Reaktion — Fieber, Oedem — nicht vertrug. Die anatomischen Veränderungen bei der intrapulmonalen Diph- therieimmunisierung sind von M. LursE studiert. 4. Intramuskuläre Methode. Verhältnismäßig selten sind bisher intramuskuläre Injektionen der Antigene vorgenommen worden, und doch würde diese Art der Verabreichung gegenüber der subkutanen Vorteile aufweisen (vgl. die Ausführungen von MOoRGENROTH & Levy über die Resorption des Diphtherieantitoxins). Aus den S. 129 zitierten Versuchen LEvins über Resorptionsgeschwindigkeit geht hervor, dab in den ersten 24 Stunden nach der Injektion bei der intramuskulären Applikation bedeutend mehr resorbiert wird als bei der subkutanen. Zu empfehlen ist beim Menschen die Injektion in die Streck- muskulatur des Oberschenkels (laterale Seite, etwas oberhalb der Mitte des Oberschenkels); nach Einführung der Nadel in die Mus- kulatur ist die Spritze abzunehmen: füllt sich die Kanüle nicht mit Blut, so wird die Spritze wieder aufgesetzt und der Stempel 136 ‘ Marrın Fıcker, zurückgezogen. Wird Blut nicht aspiriert, so spritzt man langsam den Impfstoff ein. Die intramuskuläre Methode scheint z. B. für die Immunisierung gegen Schweinepest mit erhitztem Virus nicht brauchbar zu sein: UHLENHUTH-HÜBENER-XYLANDER-BoHTz beobachteten, daß Ferkel, nach intramuskulärer Impfung mit 10 ccm filtrierter virushaltiger Flüssigkeit, die 1 Stunde bei 58° gehalten war, zwar nicht er- krankten, aber auch keine Immunität zeigten, im Gegensatz dazu akquirierten Ferkel nach subkutaner Verabreichung des gleicher- weise vorbereiteten Antigens eine Infektion: es scheint demnach bei intramuskulärer Injektion das Antigen eher unwirksam zu werden. 5. Immunisierung vom Intestinaltraktus aus. Die Möglichkeit, aktive Immunität vom Magendarmkanal aus zu erzielen, ist zum ersten Male von P. EnrricH? festgestellt worden, er wählte diese Art der Darreichung von Ricin und Abrin, weil die subkutane Injektion dieser Stoffe starke örtliche Entzündungserschei- nungen im Gefolge hatte. Die Immunisierung von dem Verdauungskanal aus muß dann zu Bedenken Anlaß geben, wenn es sich um ein lebendes, vermehrungs- fähiges Antigen handelt. Es bedarf noch der weiteren Untersuchung, wie sich ein solches nach der Ausscheidung verhält, so ist zu fürchten, daß per os verfütterte humane oder bovine Tuberkelbacillen durch diese Immunisierungsmethode propagiert werden können. Methodik. Man verabreicht das Antigen mit dem Futter: so kann man Bakterienkulturmassen mit dem festen Futter in Berüh- rung bringen, zweckmäßiger ist es, das Futter zu zerkleinern und die Bakterien zuzumischen. Ist das Futter porös (Brotstückchen), so tropft man Bakteriensuspensionen direkt auf. Man kann auch das Antigen mit Wasser oder Milch u. dgl. verabreichen. Zu berücksich- tigen ist bei diesem Verfahren, daß die Dosierung oft eine sehr un- gleiche wird, die Tiere fressen das Futter auch in verschieden langer Zeit auf: das eine Tier bringt durch rasches Fressen eine große Masse Antigen fast auf einmal in den Intestinaltraktus, bei anderen vollzieht sich die Einfuhr allmählich. Verabreicht man lebendes Antigen, so wird durch nachträgliche Vermehrung des Antigens oder andererseits durch Schädigung (beim Trocknen usf.) die Wirkungsweise beein- flußt werden. Es würden sich daher abgetötetes Antigen oder ein nicht zu la- biles Toxin oder nach P. Enrricns Dafürhalten bakterielle Extrakte am ehesten noch für diesen Immunisierungsmodus eignen. a Immunisierung durch Verfütterung von abge- töteten und lebenden Bakterien. LörrLer? nahm bei der Immunisierung von Feldmäusen gegen Mäusetyphus 1 Tag alte Agarplattenkulturen (9 cm Durchmesser), die mit 5 cem Kochsalzlösung abgeschwemmt und danach 1 Stunde bei 70° gehalten wurden: hiervon wurden je 2,5 ccm auf 4 kleine Brotwürfel verteilt und an eine Maus verfüttert, die Maus erhielt also eine halbe Plattenkultur, die Fütterung erfolgte Ilmal in 15 Tagen. Einer ähnlichen Methode folgten K. Worr und YosHıpa bei weißen Mäusen. Da diese Autoren bei der Verfütterung von abge- töteten Mäusetyphusbacillen Verluste durch diese Vorbehandlung hatten, Methoden d. akt. Immunisierung einschl. Herstellung v. Antigenen. 137 so bevorzugten sie die Verfütterung von lebenden mäuseavirulenten Paratyphusbacillen. Die Vorbehandlung mußte ebenso wie bei LörrLer lange ausgedehnt werden, wenn die Mäuse gegen die Infek- tion per os geschützt sein sollten. Die einzelnen Paratyphusstämme verhielten sich verschieden. Ein gewisser Schutz trat nach Verfütte- rung von Paratyphus B-Bacillen auch gegen die subkutane Infektion mit Mäusetyphusbacillen ein. Agglutinine traten im Serum nicht auf. Bei Meerschweinchen erzielte Smica® durch Verfütterung abge- töteter Paratyphuskulturen meist Immunität gegen die 10—14 Tage später erfolgte Injektion der lebenden Kultur in den Dünndarm. Die stomachale Einführung durch Hitze abgetöteter Paratyphus- kulturen soll nach Sıcı.ıano bei Kaninchen und Meerschweinchen wohl zur Bildung bakteriolytischer Antikörper, nicht aber von Asglu- tininen führen. Wurden den so vorbehandelten Tieren nunmehr lebende Bacillen per os verabreicht, so zeigten die Meerschweinchen keine Agglutinine, wohl aber die Kaninchen. KvrscHerR & Mernick& konnten bei Meerschweinchen, die ein- tägige lebende Bouillonkultur von Paratyphus- und Mäusetyphus- bacillen mit Mohrrübenschnitzel verfüttert erhielten, nach 4 Wochen Immunität gegen intraperitoneale Injektion großer Dosen (1000- bis 10000-fach tödliche Menge) dieser Kulturen nachweisen. Die Ver- fütterung der lebenden Mäusetyphusbaeillen führte in einigen Fällen zum Tode, während die Vorbehandlung mit Paratyphusbaeillen gut vertragen wurde; die Vorbehandlung von Meerschweinchen mit ab- getöteten Paratyphusbacillen auf gleichem Wege führte nicht zur Immunität. Brückner gelang es, Mäuse durch 9 Tage lange Fütterung mit lebenden Paratyphusbaeillen (Typus B, Virulenz subkutan 1/,, Oese für Mäuse, bei der stomachalen Fütterung von 16 Mäusen ging eine an Infektion zugrunde) gegen die nachfolgende subkutane Impfung mit der Dos. min. letalis zu immunisieren, von 14 per os vorbehan- delten Mäusen erlag nur eine der subkutanen Infektion. BrÜcKkNER bediente sich zum Füttern kleiner Brotwürfel, auf 4 Mäuse verabreichte er täglich eine ganze 1-tägige Agarkultur, die in 2, 3 oder 4 cem Kochsalzlösung, bei einer anderen Mäuseserie in keimfreiem Filtrat (CHAMBERLAND) von eintägigen Bouillonkulturen suspendiert waren. Ein Unterschied in der Wirkung dieser verschie- denen Suspensionen war nicht zu erkennen. Bei Brückner auch Literatur über frühere Versuche der oralen Immunisierung. Bei Verfütterung von Typhusbacillen (Bouillonkulturen) an Meerschweinchen beobachteten Kurscher & MEınıckE keine Immuni- tät (gegen intraperitoneale Infektion). Typhusimmunität konnten Courmont & RocHaıx bei Ziegen und Kaninchen durch stomachale (mittels Schlundsonde) Einfuhr von 8 Tage alten, bei 530 abgetöteten Kulturen (polyvalent) erreichen. Noch wirksamer war der rectale Modus (s. u.). Hıpa & Toyova konnten bei Meerschweinchen nach Verfütterung bei 60° abgetöteter Cholera-, Typhus- und Dysenteriebacillen Immuni- tät nicht nachweisen. Smica hingegen will bei Kaninchen durch Verfütterung abge- töteter Dysenteriebacillen eine gewisse Widerstandsfähigkeit 138 Marrın FiIckEr, gegen intravenöse Injektion kleiner Mengen Dysenterietoxin beob- achtet haben und hat diese Methode auch beim Menschen angewandt. Sowohl mit abgetöteten als lebenden Dysenteriebacillen (SHIGa- Kruse) konnte Cuvostek in einigen Fällen Kaninchen durch Verfütte- rung von Agarkulturen immunisieren (2-tägige Kultur, aufgeschwemmt in 50 cem NaCl-Lösung, davon 20 ccm pro Fütterung alle 8 Tage), die subkutane oder intraperitoneale Methode fand er aber sicherer, manche Kaninchen waren per os überhaupt nicht zu immunisieren. Der Antitoxingehalt des Serums der gefütterten Tiere verhielt sich schwankend, Agglutinine fehlten. Ueber die Immunisierung von Mäusen gegen Dysenteriebacillen per os (5 mg trockene Bacillen alle 2—3 Tage, Schutz gegen subkutane Injektion tödlicher Dosen von Dysenteriebacillen) vgl. Dorrter!. Lüpke® fütterte Kaninchen mit Salatblättern, die mit lebenden Shiga-Bouillonkulturen getränkt waren, 5 Tage lang; eine Steigerung des Agglutinationstiters war kaum nachzuweisen. Zeituıss Selbstversuch der Immunisierung per os durch Dys- enteriebacillen (eintägig, bei 60° abgetötet, die Dosen stiegen von 0,2 auf 10 mg, Pausen von 3—11 Tagen, sechsmalige Aufnahme mit Wasser) hatte keine Erhöhung des Agglutinations- und bakteriziden Titers zur Folge. Nach Fornarıo sind Meerschweinchen gegen Pest durch stoma- chale Einverleibung der 90 Minuten bei 53° gehaltenen und in Zwischenräumen von 10—14 Tagen verabreichten Kultur zu immuni- sieren (gegenüber subkutaner Injektion), die 60°-Bakterien waren unbrauchbar. Ueber Diphtherieimmunisierung auf stomachalem Wege s. Breroxn & Prrıt. (Meerschweinchen, Abschwächung der Diphtherie- bacillen bei 48°.) Daß Kälber nach Verfütterung von menschlichen Tuberkel- bacillen eine Widerstandsfähigkeit gegen Rindertuberkelbacillen akquirieren, ist von v. BEHrınG festgestellt, CALMETTE®,®, CALMETTE & Gusrınt,2 suchten dasselbe durch Verfütterung virulenter Rinder- tuberkelbacillen zu erreichen. Von Interesse ist, daß nach Varr£es Versuchen junge Kälber bei der Immunisierung per os (0,1—0,5 g lebender, aber avirulenter Bacillen eines von Pferdetuberkulose isolierten Stammes, s. S. 24) gegen die natürliche und experimentelle Infektion vom Intestinal- traktus aus sich refraktär verhielten (nicht gegen intravenöse In- fektion). Siehe ferner Liıcnı&res (bei Saugkälbern dreimalige — Pausen von 2 Monaten — intrastomachale Einfuhr von Vogel- tuberkelbacillen, die durch 18 Monate langen Aufenthalt im Peri- toneum des Rindes innerhalb von Kollodiumsäckchen präpariert waren). Literatur über Immunisierung durch Verfütterung von Lymphe siehe PascHhen, Kraus-Levanını, Ergänzungsband I, S. 493. Ueber Präzipitinbildung nach stomachaler Antigenzufuhr siehe Kravs, dieser Band. b) Immunisierung durch Verfütterung von Giften. Die EnurrıcHusche Kakesmethode. (P. EHRrLIcH?.) Diese Methode wandte EHrLıcH an, um Mäuse riein- und abrin- fest zu machen. Methoden d. akt. Immunisierung einschl. Herstellung v. Antigenen. 159 Albert-Kakes (von THIELE, Gewicht 6,75 g) wurden fein verrieben und mit dem gerade nötigen abgemessenen Minimum wässeriger Ricinlösung (3,2 bis 3,5 eem pro Kake) zu einem steifen Teig verrührt, der gerollt und in kleine Würfel geschnitten wurde, die auf Drahtgittern rasch austrockneten. Die Verabreichung der abgewogenen Würfel ermöglicht eine ganz gleichmäßige Zufuhr der toxischen Substanz. Immunisierung von Meerschweinchen durch Verfütterung von Diphtherietoxin, vgl. F. CnvostEek (nur eins von 10 vorbehan- delten Tieren vertrug die subkutane Vergiftung mit der knapp zwei- fach tödlichen Dosis.) In anderen Fällen wird man sich unabhängig von der Freßlust ‚der Tiere machen und das Antigen künstlich einführen, das ge- schieht durch Einverleibung in den Mund, in den Magen, in das Rectum. Die Technik schließt sich in allen diesen Fällen an die Infektions- versuche an. c) Das Einträufeln in den Mund nahm z. B. LörrLer an den durch Verfütterung von abgetöteten Mäusetyphusbacillen vor- behandelten Mäusen vor, indem er ihnen in weiteren 14 Tagen 6mal je den Bodensatz von Aufschwemmungen einer ganzen Plattenkultur, die bei 700 abgetötet waren, einträufelte. Eine Reihe von Tieren erwies sich dann als immun gegen die Infektion per os. d) Die Einfuhr direkt in den Magen geschieht durch Schlund- sonden (s. I. Bd., S. 501). Für die intrastomachale Immunisierung von Mäusen mit exakt abgemessenem Antigenquantum hat L. H. Marks einen 6!/; cm langen, ganz feinen Seiden- katheter benutzt, der an dem einen Ende einen Kanülenansatz für das untere Ende der Pravazspritze trägt. Das freie Ende dieser Magensonde ist zur Ver- meidung von Verletzungen abgerundet. Zum Oeffnen und Fixieren des Mauls dient eine Pinzette. Die Katheter (F. & M. LAUTENSCHLÄGER) sind lange ge- brauchsfähig und werden nach Benutzung mit Alkohol durchgespült. Das Injektionsvolumen kann bis zu 2 cem Flüssigkeit betragen. Nach H. LIPPMANN empfiehlt es sich, das Katheterspitzenstück vor der Einführung jedesmal einen Moment über die Bunsenflamme zu halten; dadurch wird es weich und vermag nicht mehr die Schleimhaut zu verletzen. Nachdem von TcHITCHKINE stomachale Immunisierung gegen das Botulinusgift bei Kaninchen mit Erfolg eingeleitet worden ist, hat H. Lıppmann eine größere Zahl von Mäusen auf dem gleichen Wege gegen die vierfach vom Intestinaltraktus aus tödliche Dosis schützen können: LIPPMANN brachte 77 Tieren: zur Vorbehandlung mittels der MArKSschen Schlundsonde von einem Gift, das subkutan in der Dosis von 0,000025, stomachal von 0,04 Mäuse tötete, im Zwischenraum von 5—6 Tagen 0,03; 0,04; 0,05; 0,06; 0,075; 0,09; 0,1; 0,11; 0,12, 0,13, 0,14, 0,15, 0,16 g Toxin bei, 31 blieben am Leben. Die Immunität war keine absolute; nach Verabreichung von 0,5 Toxin verendeten die Tiere, auch war lediglich der Intestinaltraktus giftunempfind- lich geworden, denn bei subkutaner Injektion von 0,000025 Toxin gingen die stomachal immunen Tiere zugrunde (in 2 Tagen). FRIEDBERGER® konnte bei 2 Kaninchen nach Einführung (Schlund- sonde) von abgetöteten (60°) Choleraagarkulturen (5; bei dem 2. Tier 9, später 12 Kulturen) nur eine sehr geringe Erhöhung des Agglu- tinationstiters, hingegen eine solche des bakteriziden Wertes auf 0,0075 und 0,006 (gegen 0,3 normal) beobachten. 140 Marrın FickEr, Im übrigen ist bei Mitteilungen über Immunität nach Ein- führen von Antigen mittels der Schlundsonde Skepsis am Platze: Die Vermeidung von Schleimhautläsion hierbei ist ganz außerordent- lich schwer (vgl. auch Crvostexs Versuche). Man hat auch versucht, die durch den Magensaft erfolgende Antigenzerstörung zu umgehen: McCrintock & Kına führten in den leeren Magen doppeltkohlensaures Natron ein, um 1/, Stunde später Diphtherie-, Tetanus- oder Schlangengift zu verabreichen (bei Meerschweinchen, Kaninchen). Diese Autoren bedienten sich auch des Opiums und des in Chloroform gelösten Salols. Zu der stomachalen bez. intestinalen Einverleibung gehört auch die Verabreichung von Antigen, das in Kapseln, Pillen etc. ein- geschlossen ist. Solche Versuche sind beschrieben bei Hıpa & Toyopa (Behandlung von Cholera-, Typhus- und Dysenteriebacillen mit Pepsin- und Trypsinlösungen, Filtration durch Chamberland, Einschließen des Filtrats in keratinierte Kapseln, die Meerschweinchen und Kaninchen per os verabreicht wurden. Das Serum der Tiere agglutinierte danach und wirkte bakteriolytisch); ferner bei ISHIGAMI (Tuberculo- Toxoidin), A. MÖLLER? (Geloduratkapseln mit einem Gemisch von Bacillenemulsion, Timothein und Ameisensäure), Krause (Phthysoremid- kapseln, enthaltend KocHs Bacillenemulsion). Vgl. hierzu F. KÖHLER, sowie vor allem MÖLLERs und HEINEMANN, die die Geloduratkapseln von PoHL- SCHÖNBAUM, die Tubertoxylkapseln der Kaiser-Friedrichapotheke, Berlin, die Phthysoremidkapseln der Germania -Kapselfabrik, Berlin, die Capsulae gelatino- sae stabigel.e (mit Alttuberkulin gefüllt) und Kapseln mit zermahlenen Tu- berkelbacillen an Patienten verabreichten und in keinem Falle eine Tuberkulin- immunität nachweisen konnten, sie verwerfen diese Tuberkulinanwendung (Ab- schwächung der spezifischen Substanz, durch Pepsin und Trypsin, mangelhafte Resorption, unsichere Dosierung). Man hat auch Rauschbrandimpfstoffe (durch Erwärmen abgeschwächtes Virus im Muskelfleisch) in Pillenform hergestellt, die subkutan verimpft werden. Nach HoLmes haben diese gegenüber dem gepulverten Impfstoff den Vorteil, daß sie nicht so rasch der Auflösung erliegen, das Virus ist länger vor Phago- cytose geschützt und kann kontinuierlicher wirken. Die gleiche Absicht ver- folgt die subkutane (Schwanzhaut-)Impfung von mit Impfstoff imprägnierten Fäden (Methode THomMAs bei Rauschbrand), oder von Watte (PoELs bei Rausch- brand). e) Per clysma (lange Kanüle) immunisierten CourRMoNT & Ro- CHAIx Ziegen, Kaninchen und Menschen gegen Typhus: sie ver- wandten 8 Tage alte, bei 53° abgetötete Kulturen (polyvalent): Ziegen erhielten 250—300 cem, Kaninchen 100 ccm jedesmal, im ganzen drei Einläufe mit mehrtägigen Pausen. Die Tiere waren immun gegen intravenöse Injektion von Typhustoxin, das Kontrolltiere in wenigen Stunden tötete. Beim Menschen nahmen sie ebenfalls 3 Einläufe in 9-tägigen Zwischenräumen vor, pro Einlauf 100 ccm abgetöteter Kultur, die mit Opium versetzt war.: Schon nach einem Einlauf beim Menschen war 10 Tage später der Agglutinations- und bak- terizide Titer gestiegen. Ueber rectale Immunisierung gegen Pest bei Meerschweinchen berichtet Fornarıo, er verabreichte 1-tägige Kultur, die 11/, Stunde bei 53° gehalten worden war, in Zwischenräumen von 10—14 Tagen, die Tiere erhielten schließlich virulente Bacillen. Die Kontrollinfektion geschah subkutan. Schon einmalige rectale Zufuhr führte zur Bildung komplementbindender und opsonischer Antikörper. — Rectale Injektion von lebenden oder abgetöteten Typhus- oder Mäusetyphusbacillen rief nach C. STERNBERG Agglutininbildung bei Kaninchen hervor. Nach 4-maliger in Zwischenräumen von 8 Tagen vorgenommener rectaler Methoden d. akt. Immunisierung einschl. Herstellung v. Antigenen. 141 Zufuhr bei 100° abgeschwächter Diphtheriebacillen zeigten Meer- schweinchen in den Versuchen von BREToON & Perır geringe Mengen von Antikörpern im Serum. Ismızara konnte bei Kaninchen durch Einführung von Habu- schlangengift per anum ein Antitoxin gewinnen, per os gelang das gleiche nicht. | Durch rectale Einverleibung von Diphtherietoxin will Pıwo- warow Meerschweinchen gegen die subkutane tödliche Toxindosis geschützt haben, hingegen konnte C. STERNBERG bei Kaninchen durch rectale Injektion von Diphtherietoxin keine Antikörperbildung hervor- rufen, ebensowenig Präzipitine nach rectaler Einfuhr von Pferde- oder Rindereiweiß, geringe Präzipitinbildung soll aber beim Menschen nach rectaler Pferdeeiweißeinfuhr erfolgen. Hämolysinbildung nach rectaler Einverleibung von Blut hat D. Jacopson beobachtet (Kaninchen erhielten 5mal in Zwischen- räumen von 2 Tagen je 5 ccm Hammelblut, 17 Tage nach dem letzten Klystier Blutentnahme), bei Meerschweinchen gelang das aber PAnIssET nicht. Die rectale Applikation ist auch gewählt worden, um giftig wirkende Antigene abzuschwächen: so hat HıLpegrAnpr das Emulsin zur Immunisierung von Kaninchen per rectum eingeführt. Andere Male ist beobachtet worden, daß die Impfschädigung bei rectaler Einverleibung (von erhitzten Diphtheriebacillen, BRETON & Prrır) stärker ist als bei stomachaler Einverleibung, hier kommt ja die Wirkung des Magensaftes in erster Linie in Frage. Wie bei der Infizierung per os, so hat man sich auch bei der Immuni- sierung per rectum des Kunstgriffs bedient, durch Verabreichung von Opium ein längeres Verweilen des Antigens im Darmtraktus zu erzielen. So gelang es COoURMONT, Kaninchen gegen Typhus und Pyocyaneus zu immunisieren, wenn er die bei 60° abgetöteten Bacillen mit Opium in den Darm einführte (bei Pyo- cyaneus dreimalige Einführung von 100 ccm mittels 40 cm langer Kanüle per rectum). Negativ waren die auf ähnliche Weise angestellten Versuche desselben Autors, Meerschweinchen gegen Tuberkulose zu schützen (Perlsuchtbacillen wurden während 6 Stunden bei 65° abgetötet, 15 ccm Impfstoff per clysma mit Opium 6mal in 4—Ö5-tägigen Pausen. 25 Tage später Verabreichung lebender boviner Bacillen (subkutan oder per os). Es ist noch zu erwähnen, daß in manchen Fällen die intestinale Immunisierung mit anderen Schutzimpfungsmethoden kombiniert worden ist, schon EHrricH schloß an die orale Verabreichung von Abrin und Riecin die subkutane an, die eben ungleich wirksamer ist. 6. Einführung von Kollodium- und Schilfsäckchen. Eine eigenartige Methode der aktiven Immunisierung ist die mittels des in Schilf- oder Kollodiumsäckchen eingeschlossenen Virus. Diese Methode geht zurück auf die im Pasreurschen Institut vielfach angewandten Kollodiumsäckchen von E. Rovx. Sie wurden namentlich zur Virulenzerhöhung, ferner zur Gewinnung von Bakterientoxinen, zu Phagocytoseversuchen usf. verwendet (METScHNT- KOFF-ROUX-TAURELLI-SALIMBENT). Die Methode der Herstellung von Kollodiumsäckchen ist be- schrieben bei E. Rovx, H. Conrapı?, ferner E. P. Pıck!. Praktische 142 Marrın Ficker, Versuche u. a. bei RopetT & GUEcHOoFF, ferner ÜRENDIROPOULO & RUFFER. Für die aktive Immunisierung mittels in Kollodiumsäckchen ein- geschlossener Antigene ist die Beobachtung von Mırrer beachtenswert, daß Toxin (Diphtherie) im Kollodiumsack in der Bauchhöhle (Meer- schweinchen) eine höhere Giftigkeit erlangen kann. Für die Toxindurchlässigkeit kommt in Betracht, ob es sich um konzentriertes oder verdünntes Gift handelt, verdünntes Diphtherie- gift wird zurückgehalten, unverdünntes nicht (STEINHARDT). Von E. MEerscHhnikorr sind Schilfsäckchen an Stelle der Kollodiumsäckchen verwendet worden. Herstellung ist geschildert bei PopBELsky, ferner bei E. P. Pıck!. Diese Schilfsäckchen vermögen Bakterien zurückzuhalten, sie lassen nach METScHNTkoFF Salze, Albumosen, Peptone und Alkaloide durchtreten. Zu Immunisierungszwecken verwandten sie zunächst DE WAELE & Succ: sie füllten Schilfsäckchen mit Pockenvaccine, nähten diese in Hauttaschen von Kälbern ein und entfernten sie 3—7 Tage später. Die am 8. bis 10. Tage ausgeführte Nachimpfung ergab ein negatives Resultat. Kurze Zeit darauf publizierte Hrymans seine Methode der Tu- berkuloseimpfung. Er hatte zunächst Meerschweinchen und Kaninchen mit lebenden Tu- berkelbacillen versehene Kollodiumsäckchen eingeführt und bei einzelnen dieser Tiere eine Verzögerung der tödlichen Infektion bei Nachimpfung beobachtet, vor allem aber konstatierte er bei tuberkulösen Rindern unter der Schilfsäckchen- behandlung Rückbildungserscheinungen, die ihn veranlaßten, das Verfahren weiter auszubauen und auch zur praktischen Schutz- und Heilimpfung anzuwenden. Eine eingehende Schilderung des Impfverfahrens gibt EBer!. Danach werden Schilfsäckchen, die mit virulenten Rindertuberkelbacillen in trockener Form versehen und vor Zertrümmerung durch Gelatinekapseln geschützt sind — diese haben eine Länge von 3 cm, eine Dicke von ?/; em — mittels eines Troi- karts an den Seitenteilen der Brustwand des Rindes subkutan eingeführt. Die Impfstelle wird im Umfange eines Handtellers geschoren und mit Alkohol des- infiziert. Man faßt eine Hautfalte, die parallel zur Körperachse verläuft, und durchschneidet sie quer mit dem Bistouri, so daß eine 2—3 cm lange Wunde entsteht. Durch diese wird der Troikart unter die Haut nach unten eingestoßen und die Gelatinekapsel nach Entfernung des Stiletts mit Hilfe eines Glasstabes in die Subeutis gebracht. Die Hautwunde wird mittels Metallagraffe geschlossen, diese fällt nach einigen Tagen von selbst ab. Die Impfung erfordert nur wenig mehr als 1 Minute Zeit. Die Gelatinekapseln sind wenige Stunden nach Ein- führung resorbiert. Eine Reaktion an der Impfstelle erfolgt nicht, ebensowenig Temperaturerhöhung. Nur in etwa 10 Proz. entsteht eine leichte, belanglose Eiterung an der Impfstelle.. Das eingekapselte Schilfsäckchen ist noch nach Monaten unter der Haut zu fühlen. 14—40 Tage nach der Impfung reagiert das Tier auf Tuberkulin wie ein tuberkulöses, nach 4—6 Monaten verschwindet diese Reaktionsfähigkeit, die übrigens, wie HEyMmans feststellte, niemals auf tuberkulöse Herde zurückzuführen war, vielmehr hält H. dafür, daß die von den Tuberkelbacillen gebildeten Stoffwechselprodukte durch die Schilfhaut dif- fundieren und sich dem Rindsorganismus mitteilen. Die Impfung ist alle Jahre zu wiederholen. Im Gegensatz zu der Impfung mit Bovovaccin und Tauruman können der Impfung auch ältere Tiere unter- worfen werden. EBER fand bei mikroskopischen Untersuchungen der ein- gekapselten Schilfsäckchen die Bacillen stets nur im Innern des Säckchens, niemals außerhalb, auch nicht in benachbarten Lymphdrüsen. Die Versuche an 18 Rindern, die vor 7, 71/,, 8, 141/, und 16!/; Monaten immunisiert waren, verglichen mit Versuchen an 13 Kontrolltieren, lassen einen gewissen Grad von Immunität gegenüber der subkutanen oder intestinalen künst- lichen Infektion erkennen. Was den Schutz gegenüber der natürlichen Infektion Methoden d. akt. Immunisierung einschl. Herstellung v. Antigenen. 143 betrifft, so hält EBEer das Hrymanssche Verfahren den bisherigen Schutz- impfverfahren, die sich der subkutanen oder intravenösen Einverleibung lebender Tuberkelbacillen der verschiedensten Herkunft bedienen, mindestens für eben- bürtig. Als einen besonderen Vorzug des Verfahrens hebt EBER die Anwend- barkeit bei reagierenden und nicht reagierenden Tieren, sowie die Möglichkeit beliebiger Wiederholung hervor. Die Hrvmanssche Methode ahmt offenbar die Verhältnisse bei der natür- lichen Infektion weitgehend nach, es findet eine dieser entsprechende Zufuhr von Tuberkulin zum Organismus statt, es kommen die eingreifenden Erschütte- rungen, wie sie bei der künstlichen Immunisierung sonst gegeben sind, in Wegfall. Eingehende Untersuchungen über die antigenetische Fähigkeit der die Schilfsäckchen passierenden Stoffe hat dann H. nz WAELE an- gestellt. Von Wichtigkeit ist dessen Feststellung, daß die in vitro und in vivo die Schilfhaut durchdringenden Stoffe nicht in jedem Falle identisch sind, es scheint zwar, daß in vivo innerhalb des Schilfsäckchens eine stärkere Vermehrung, wenigstens zeitweise, auf- tritt und dementsprechend auch ein reichlicherer Zerfall von Bakterien- zellen stattfindet, aber es bewirken wohl auch noch andere Faktoren, daß von den im Körper gehaltenen Schilfsäckchen starke Intoxika- tionen ausgehen, während die in vitro gewonnenen Dialysate sich ungiftig erweisen (s. unten). DE Waere führte die sehr kleinen, nicht mehr wie 2 Tropfen Kultur fassenden Säckchen subkutan bei Meerschweinchen und Ka- ninchen ein, er benutzte Cholera-, Diphtherie-, Milzbrand-, 'Typhus-, Pyocyaneus- und Tuberkelbacillen (Typ. hum.). DE WAELE konnte bei den vorbehandelten Tieren im allgemeinen eine gewisse Immunität beobachten, die in vielen Fällen allerdings nur schwach ausgeprägt war, nach Entfernung der Säckchen aber anzusteigen pflegt. Die Diphtherietiere erwarben keine Toxinimmunität. Wurden an Stelle der menschlichen Tuberkelbacillen Kaltblütertuberkelbacillen in die Säck- chen gegeben, so zeigte ein Kaninchen Resistenz gegen Menschen- tuberkulose, die übergroße Mehrzahl der Meerschweinchen und Ka- ninchen starben binnen 2—21 Tagen infolge der Schilfsäckchenein- fuhr, obwohl in vitro die Kulturen keine dialysablen giftigen Produkte bildeten. DE WAELE ist geneigt, einen dem Baıtschen Aggressin ähn- lichen giftigen, erst im Tierkörper entstehenden Stoff anzunehmen. Derartige Intoxikationen wurden namentlich auch bei mit Pyocyaneus- schilfsäckchen versehenen Tieren beobachtet. Versuche in vitro, die DE WAELE anstellte, ergaben, daß, wie er- wähnt, das Diphtherietoxin sowie das Agglutinogen und Präzipitinogen des Typhusbacillus nicht dialysierten, hingegen das Hämolysin des Pyocyaneus und die Pyocyanase. Die in vitro erhaltenen dialy- sierenden Stoffe vermochten kurze Zeit nach der einmaligen In- jektion eine gewisse Schutzwirkung, bei mehrmaliger Einfuhr eine sich in Temperatursteigerung äußernde Ueberempfindlichkeit hervorzu- rufen. Die Anaphylaxie war auch bei den Säckchen tragenden Tieren nachzuweisen. Die gleichen Eigenschaften wie die Schilfsäckchen zeigten auch die Cellulosesäckchen (Lieferant LEUunE, Paris). (Hier sei er- wähnt, daß sich tierische Membranen in mancher Hinsicht anders verhalten wie die Cellulose- oder Schilfhäute. Nach van DE VELDE diffundieren Invertin, Maltase, Labferment, Zymase usf. nicht durch ae wohl aber sind die tierischen Häute enzymdurch- ässig. 144 MarTIN Ficken, Il. Dosierung des Antigens. Die Frage, welche Antigenmengen zur Erzielung aktiver Im- munität zu verabreichen sind, kann immer nur mit Hinblick auf die übrigen Versuchsbedingungen beantwortet werden. Die Antigendosierung richtet sich nach der Art und Beschaffen- heit des Antigens, nach der Applikationsweise, nach Tierart, Indi- vidualität, weiterhin danach, ob es sich um Erstinjektion oder Rein- jektion oder Organismen mit natürlich erworbener Immunität handelt, ferner nach dem Impfturnus und vor allem nach dem, was man mit der Antigenzufuhr bezweckt. Da jeder einzelne dieser Faktoren nichts Gleichartiges zu sein braucht, so ergeben sich die zahlreichsten Variationen, selbst wenn man nur eine Tierart und ein Antigen berücksichtigt. Wie sich mehr und mehr herausgestellt hat, steht die Indivi- dualität des Versuchsorganismus dermaßen im Vordergrund, daß auch hier mit Einzelbeobachtungen und kleinen Versuchsreihen sehr wenig anzufangen ist. Rechnet man hierzu, daß früher auch der Einfluß der Nebenfaktoren, daß die Qualität des Impfstoffs, die Rassen- und Kulturunterschiede der einen Bakterienart usf. nicht genügend be- rücksichtigt wurden, so stößt die Ermittelung allgemeingültiger Sätze auf große Schwierigkeiten. Es stehen sich Beobachtungen gegenüber, nach denen nur stärkste Erschütterungen des Organismus durch Antigendosen, die der töd- lichen Dosis nahekommen, zur Immunität führten (Streptokokken) und nach denen in einem anderen Falle eine hochgradige Antikörper- entwickelung auf die Zufuhr minimaler Impfstoffmengen hin eintrat, die ein vermehrungsfähiges Agens nicht enthielten und keine wahr- nehmbare Alteration des Impflings zur Folge hatten (Typhus, Cholera). Unter dem Einfluß solcher auffallenden Tatsachen ist man ge- neigt gewesen, diese Methoden zu verallgemeinern. Das mußte zu Mißerfolgen führen, denn die Antigene waren in den angeführten Bei- spielen unter sich gar nicht vergleichbar, vor allem aber ist zu fragen: was bezwecken wir mit der Immunisierung und worin besteht die Kontrolle des Immunisierungseffektes? Will man, wie bei der erwähnten Streptokokkenimmunisierung ein Serum erhalten, das die ganze Summe der zur Abwehr einer Streptokokkeninfektion nötigen Antikörper enthält, so ist das ganz etwas anderes, als wenn man nach Verabreichung kleinster Dosen ab- getöteter Choleravibrionen dem Versuchstier nur den einseitigen Maß- stab der Prüfung auf bakteriolytische Antikörper oder Agglutinine anlegt, unbekümmert darum, ob nun auch eine Immunität gegen töd- liche auf natürlichem oder unnatürlichem Wege beigebrachte Virus- mengen damit erzielt ist. Im allgemeinen wird man sich bei der Erstinjektion von Bak- terien oder Toxinen hüten, den Extremen zu nahe zu kommen: man wird die Mitte halten zwischen den Dosen, die lebenbedrohende Er- scheinungen veranlassen, und solchen, die einen Reiz nicht ausüben. Man begnügt sich damit, die tödliche Dosis für das Antigen zu er- mitteln oder verwendet empirische Daten. An letztere sich zu halten, ist für wissenschaftliche Versuche nicht angängig: man muß viel- mehr pro Körpergewicht Tier die dos. min. letalis für den zu wählen- Methoden d. akt. Immunisierung einschl. Herstellung v. Antigenen. 145 den Applikationsmodus bestimmen, auch dann, wenn es sich um ein nicht vermehrungsfähiges Antigen handelt. In jedem Falle aber ist damit zu rechnen, daß diese gerade töd- liche Dosis selbst bei einem sicher konstanten Antigen keine absolut feststehende Zahl ist, sondern nach oben und unten hin wegen der Individualität des Impflings eine Zahlenreihe umfaßt. Man pflegt auch im Anfang Dosen zu vermeiden, die eine schwer krankmachende Wirkung äußern, man muß dann bis zur Reinjektion zu lange warten, die Tiere können leicht einen bleibenden Schaden davon tragen und gegenüber interkurrenten Erkrankungen wider- standsunfähig sein. Darf sich das Immunisierungsverfahren über einen längeren Zeit- raum erstrecken, so wird es immer gut sein, zur Herbeiführung der Grundimmunität den kleinen Dosen den Vorzug zu geben. Zumal wenn wir ein reproduktionsfähiges Antigen verabreichen, wird diese Vorsicht geboten sein: Hier fehlen systematische Versuche, die für unsere Betrachtung verwertbaren Erfahrungen betreffen fast aus- schließlich die Einfuhr des nicht vermehrungsfähigen Antigens. Besonders sinnfällig ist der Einfluß der Quantität des Antigens auf den Immunisierungseffekt in den Versuchen R. PFEIFFERS, Affen gegen Pest zu immunisieren: es widerstanden die Makaken, welche eine ganze Pestagarkultur (2 Tage alt, sterilisiert durch Erwärmen auf 60° 1 Stunde) subkutan erhalten hatten, der subkutanen Infek- tion mit 1 Oese lebender Kultur; wurde weniger Impfstoff verab- reicht, so gingen die Tiere nach der Kontrollimpfung zugrunde (siehe Bericht der Deutschen Pestkommission ). Diese Beobachtungen gaben R. PFEIFFER den Anlaß, weitere Untersuchungen in der gleichen Richtung von seinen Schülern aus- führen zu lassen. Zunächst hat ASCHER für die subkutane Impfung von Kaninchen (Ge- wicht 1070—1640 g) mit abgetöteten (60°) 24-stündigen Cholerakulturen (Dos. let. 1/0. Oese Meerschweinchen, 200 g, 20 Stunden) ermittelt, daß nur größere Differenzen der Injektionsdosis, die er zwischen !/,, Oese und 5 Agarkulturen schwanken ließ, Ausschläge geben, 3 und 1, !/;, und !/, Agarröhrchen, !/z und !/,. Oese verhielten sich bei Prüfung des bakteriziden Wertes des Serums (3 Tage nach einmaliger Einspritzung, subkutan) gleich. Die Tiere mit 3 und 1 Röhrchen wiesen einen bakteriziden Titer von 0,5, die mit 1 Oese von 3—5 mg, die mit !/; und !/,o Oese von 100 mg auf. Der Agglutinationstiter nach 1 Oese und mehr betrug 1:60—200, der Titer nach !/; und !/,o Oese 1:10—20. — Als dann durch die S. 131 erwähnten Versuche von MERTENS festgestellt war, daß bei Kaninchen nach einmaliger intravenöser Einfuhr abgetöteter Choleravibrionen schon ein Serum vom bakteriziden Titer 0,0004 zu erhalten war, hat FRIED- BERGER! die Frage weiter bearbeitet. 1600 g schwere Kaninchen erhielten intravenös von Kochsalzsuspensionen 2 Stunden bei 60° abgetöteter 14—18-stündiger Choleraagarkulturen Y/,,—!/so00 Oese. 8 Tage nach der Impfung Blutentnahme. Die Prüfung des bakteriziden Titers ergab folgende Werte: Injektionsdosis Titer nach der Injektion Titer vor der Injektion 10, Qese 0,0005 —0,0002 0,2 schützt nicht oo » 0,0005 --0,0003 02—0,1 Ta 0,005 —0,001 0,2 schützt nicht "/ 1000 „ 0,005 —0,001 0,2 ” „ "/ 1000 ” 0,003 —0,001 0,2 „ „ "5000 » 0,1 —0,05 0,2—0,1 eono 0,1 —0,05 0,2 schützt nicht In späteren von FRIEDBERGER mit MorzscHı! ausgeführten Ver- suchen an Kaninchen (Gewicht 1500—2500 g), die !/,on Oese in Handbuch der pathogenen Mikroorganismen. 2. Aufl. II. 10 146 Marrın FickEr, gleicher Weise abgetöteter Choleravibrionen intravenös erhielten, er- gab sich in den meisten Fällen ein bakterizider Titer von 0,0001 bis 0,0005, nur in einem Falle ein solcher von 0,001—0,005; der Agglutinationstiter schwankte am 8. Tage nach dieser einmaligen Impfung zwischen 1:10 und 640. Die bakteriziden Antikörper konnten noch nach 4—5 Monaten in ansehnlicher Menge bei diesen Tieren nachgewiesen werden. Auch bei Typhus konnten FRIEDBERGER & MoRrescHI ähnlich wie bei Cholera durch einmalige intravenöse Verimpfung sehr kleiner Dosen (1/joo Oese) an Kaninchen einen sehr starken Anstieg des bakteriziden Titers hervorrufen, allerdings trat das bei Typhus nicht mit derselben Regelmäßigkeit wie bei Cholera ein entsprechend der Beobachtung, daß manche Typhusstämme als Antigene überhaupt wenig brauchbar sind. CoLE konnte am Kaninchen nach intravenöser Zufuhr von 1/soo Oese lebender Typhuskultur spezifische Antikörper nachweisen (zitiert bei WASSERMANN?), nicht nach 1/,0o Oese, hingegen stieg bei einem schon (mit 1/, Oese) vorbehandelten Tier nach dieser sonst unwirk- samen Dosis von 1/yoo Oese der Agglutinationstiter stark an. KvTscHEr & MEINIcKE haben zur raschen Erzielung hochwertig agglutinierender Kaninchensera bei Immunisierung mit abgetöteten (60° 1 Stunde) Typhus-, Mäusetyphus- und Paratyphusbacillen die in- travenöse Zufuhr sehr kleiner Dosen nicht bewährt gefunden, große Dosen — begonnen mit 1 Oese — leisteten ganz erheblich Besseres, sie erklären diese von den vorerwähnten Versuchen abweichenden Ergebnisse mit der Benutzung einer anderen Kaninchenrasse. Ueber Versuche am Menschen mit minimalen Typhusdosen be- richten ebenfalls FRIEDBERGER & MorzscH1?: selbst die Menge von 1/4000 Oese nach LÖöFFLER abgetötet (s. S. 54), d. h. also die Dosis von 0,000195 mg Bakteriensubstanz wirkte bei intravenöser Ein- spritzung noch als Antigen (bakteriolyt. Titer 0,001—0,005, Aggluti- nationstiter 1:80 (vor der Impfung 0,01—0,05 bzw. unter 1:10). Es ist keine Frage, daß für viele Fälle eine solche Methode der Impfung mit minimalen Dosen ihre großen Vorzüge haben wird, es sei nur darauf hingewiesen, daß sie von wissenschaftlichem Wert ist zum vergleichenden Studium der verschiedenen Immunisierungs- methoden: Einfluß der Antigenbeschaffenheit auf die Antikörper- produktion, Intensität der Antikörperbildung unter den verschieden- sten äußeren Einflüssen usf., vgl. z. B. die Arbeiten von FRrıED- BERGER?, Ü. FRÄnKEL?, P. Tu. MÜLLERS,6. Die Erfahrungen mit der Immunisierung durch kleinste Dosen mußten die Hoffnung erwecken, daß auch für praktische Zwecke, speziell für die Schutzimpfung (z. B. des Menschen), die Methode weiter nutzbar gemacht werden könnte. Diese Frage ist durch die vor- liegenden Versuche noch nicht hinreichend geklärt. Für bestimmte Infektionskrankheiten gilt vorläufig immer noch der Satz: ohne er- hebliche Erschütterung des Organismus keine Immunität! Hier ist auf die Erfahrungen R. PrFEIFFERS zu verweisen, der bei Pest einen Schutz nur durch relativ hohe Dosen erreichen konnte und auch für Typhus der Anwendung der sehr kleinen Impfstoffdosen nicht das Wort redet. Daß auch mit Extrakten aus kleinsten Mengen von Bakterien unter Umständen ein starker Immunisierungseffekt erzielt werden kann, Methoden d. akt. Immunisierung einschl. Herstellung v. Antigenen. 147 geht aus Versuchen von BRIEGER (Ss. S. 73), sowie von FRIEDBERGER hervor; ©. Prausnitz fand bei einem mit dem wässerigen filtrierten Extrakt aus 1/.. Oese Cholerakultur intravenös behandelten Ka- ninchen einen bakteriziden Serumtiter von 0,005 —0,0075 ccm. Natür- lich kommen nur solche Extrakte für die Beurteilung unserer Frage in Betracht, die nachweislich keine lebenden Bakterien mehr enthalten. — Auch für die Erzeugung spezifischer Hämolysine ist diese Impfung mit minimalen AÄntigendosen anwendbar: FRIEDBERGER & Dorner erhielten bei Kaninchen nach intravenöser Injektion von 1/,—1 mg (= 300000—900000 Blutzellen) einer 50-proz. Ziegen- blutkörperchenaufschwemmung schon Steigerungen des hämolytischen Vermögens um das 5—20-fache des Normalwertes. Präzipitine konnte ScHur mit nur 0,004 g Eiweiß erzeugen. (Zitiert bei Kraus.) Ein Beispiel dafür, daß in einer mit verschieden großen Ei- weißquantitäten behandelten Kaninchenreihe gerade das Tier, das die kleinste Menge erhielt, das stärkste Präzipitin aufwies, gibt Rostosk1, hierbei ist natürlich die Individualität zu berücksichtigen. Es bedarf noch der systematischen Untersuchung, wie die wiederholte Impfung minimaler Dosen die Antikörperbildung be- einflußt, wie sich ferner die Spezifität verhält: FRIEDBERGER vermutet, daß auf diesem Immunisierungswege vielleicht sogar eine strengere Spezifität zum Ausdruck kommen könne. ‘ Bei Verwendung verschieden präparierter Antigene (Cholera, Typhus) konnten FRIEDBERGER & MorzscHr! des weiteren bei der aktiven Immunisierung von Kaninchen feststellen, daß eine Pro- portionalität zwischen Menge von Antigen und Stärke der Anti- körperbildung bei solchen Impfstoffen sich nachweisen läßt, die in- folge eines verwendeten eingreifenden Abtötungsverfahrens an und für sich schwach wirken. Hingegen ergibt sich eine Abhängigkeit nicht, wenn ein milderes Verfahren eingeschlagen wurde und der Impfstoff kräftiger war: hier wirkten die minimalen Dosen von 1/00 und 1/.on Oese pro kg Körpergewicht in gleicher Weise auf die Antikörperproduktion wie die größeren (sogar 2000mal größeren ) Mengen, ja die kleinere Dosis erwies sich in den meisten Fällen als stärker wirksam. (Bakterizide Antikörper, Agglutinine.) Die aus diesen Versuchen hervorgehende Tatsache, daß Antigen- menge und Antikörperbildung durchaus nicht in Proportionalität zu stehen brauchen, ist auch von NEUFELD & Hänper bei der Immu- nisierung von Kaninchen gegen Pneumokokken beobachtet worden: Die Wertigkeit des Serums war nicht von der Antigenmenge, sondern von der Stärke der Reaktion abhängig: oft wurden die besten Seren durch Zufuhr kleiner Dosen erhalten. Handelt es sich aber bei der Immunisierung um Orga- nismen, für die die Pathogenität der Pneumokokken keine so hochgradige ist, so wird der Einfluß der Antigenmenge deutlich: bei der intravenösen Behandlung von Pferden und Eseln, die weit weniger empfänglich sind, war durch kleine Dosen ein wirksames Serum nicht zu erzielen, hier mußten große Antigen- mengen zugeführt werden, wobei sich schließlich die Unterschiede in der Wirk- samkeit des lebenden und toten Antigens verwischen müssen: denn in dem wenig empfänglichen Pferdeorganismus kommt es nicht zu stärkerer Vermehrung der eingeführten lebenden Bakterien, während in dem empfänglichen Kaninchen- organismus eine kleine Dosis des lebenden Virus ja binnen kurzer Zeit sich so weit vermehren kann, daß nunmehr der nämliche Immunisierungseffekt auf- treten kann, den die Injektion einer von vornherein großen Antigendosis erzielt haben würde. 102 148 Marrın Ficker, Hier darf auch auf die Beobachtung VALL£Es hingewiesen werden, daß bei der intravenösen Zufuhr von lebenden Bacillen des NocArD- schen Tuberkulosestamms (isoliert von Pferdetuberkulose, avirulent für Rinder) die entstehende Resistenzerhöhung (gegen bovine Ba- cillen stomachal oder gegenüber der natürlichen Infektion) direkt. proportional der verabreichten Impfstoffmenge ist. Daß die Antigenmenge je nach dem Applikationsmodus verschieden groß zu bemessen ist, erhellt aus zahlreichen in diesem Beitrag niedergelegten Beispielen; hier sei noch verwiesen auf die Versuche von MERTENS, FRIEDBERGER & DoRrNER, die für die Ein- fuhr sehr kleiner Impfdosen feststellten, daß auf intravenösem Wege schon Dosen Antikörperbildung auslösten, die subkutan keine Wir- kung erzielten. Der Einfluß der Impfstoffdosis auf die Entstehung allgemeiner Immunität bei subkutaner Impfung von Kaninchen mit Vaccinelymphe geht aus Versuchen von SÜPFLE & EısneEr hervor: Diesen Autoren gelang es auf diesem Wege nicht, nach kleinen Dosen auch eine Ausdehnung der Immunität auf die Cornea herbeizuführen, erst nach Injektion großer Dosen trat Immunität (partielle) der Cornea auf. Die Frage, ob man zur Erhöhung der Immunität steigende Dosen oder gleichbleibende verwenden soll, läßt sich nicht allgemein be- antworten, es ist seit EHrLıcHs klassischen Untersuchungen über die Abrin- und Ricinimmunisierung üblich geworden, die Antigen- dosen mit jeder neuen Injektion zu erhöhen: für viele Fälle fehlt aber eine wissenschaftliche Begründung dieser Verallgemeinerung. Für die Hämolysin- und Präzipitingewinnung ist sicher die aufsteigende Dosierung nicht nötig, ja bei intravenöser Injektion wegen Stö- rungen durch Ueberempfindlichkeit sogar schädlich. L. MicHAELIS empfiehlt für die Präzipitingewinnung bei der ersten Injektion eine reichliche Dosis (5 —10 ccm) intravenös zu verabreichen, da gerade geringe Mengen die Ueberempfindlichkeit für die nächste Injektion begünstigen. Er empfiehlt bei schon bestehendem Präzipitin die Weiterbehandlung mit ganz kleinen Dosen. Bei der Immunisierung mit Tetanus- oder Diphtheriegift (Pferd) im Pasrteurschen Institut pflegt man die anfängliche Dosis des ab- geschwächten Giftes (s. S. 106) nicht zu steigern, sondern die gleiche Dosis — nach Ablauf der jedesmaligen Reaktionen — so lange zu verabreichen, bis Erscheinungen nicht mehr auftreten, erst dann wird gesteigert (unverändertes Toxin). Daß eine starke Steigerung der Antigendosis unter Um- ständen zur Antikörperverarmung führen kann, die auch nicht wieder ausgeglichen wird, zeigten für Tuberkuloseantikörper CaL- METTE & Massor. Andererseits sind Beispiele bekannt, geworden, daß bei konservativem Festhalten an niedrigen Impfdosen der durch die erstmalige Injektion in die Höhe getriebene Antikörpertiter stark absank, trotz der weiteren Behandlung (Lüpke, Dysenteriebacillen, - Kaninchen). Mit Hinblick auf die Antigenmenge spricht man von einer konservativen Immunisierungsmethode dann, wenn man Tieren nur geringe Antigenmengen verabreicht, die nur so weit gesteigert werden, daß erhebliche Reaktionen nicht auftreten. Die Autoren, die diese Methode benutzen, gehen von den in einzelnen Fällen sichergestellten Beobachtungen aus, daß die Antikörperproduktion Methoden d. akt. Immunisierung einschl. Herstellung v. Antigenen. 149 weder von der Menge des Antigens noch von der Intensität der Reaktion abhängig ist. Die Beobachtungen sind richtig, man hat auch stärkste Antikörperproduktion ohne deutliche Allgemeinreaktion (Fieber usf.) beobachtet. Es scheint sich dabei aber doch um Aus- nahmen zu handeln, man ist ganz und gar abhängig von der Indi- vidualität des Tieres, deshalb haben die meisten Autoren diese konser- vative Methode aufgegeben und sich der heroischen zugewandt: bei dieser wird die Grundimmunität zwar auch mit kleiner Dosis zu erreichen gesucht, nach dieser Schonungsperiode aber steigert man schnell die Dosen und beschleunigt möglichst das Impftempo, so dab in kurzer Zeit große Antigendosen zugeführt werden, die, wie man sich vorstellt, alle zur Antikörperproduktion geeigneten Zellen mobil machen. Ohne stärkere Reaktionen geht es hierbei nicht ab. Solche Beispiele sind die Pneumokokkenimmunisierung NEUFELDS, die übliche Diphtherietoxinimmunisierung der Pferde, die Dysenterieimmuni- sierung usf. | Man setzt dabei viel auf eine Karte und muß gewärtig sein, dab auch hie und da ein Impftier zugrunde geht. Man wird daher mehrere Tiere gleichzeitig in Behandlung nehmen, erreicht aber doch durch die heroische Methode ein Ausschalten der Individualität bis zu einem gewissen Grade: die Tiere liefern z. B. gleichmäßiger brauchbare Seren, als bei der konservativen Methode. In der großen Mehrzahl der Fälle wählt man einen Mittelweg. Die Herstellung von Massenkulturen zur Gewinnung gröberer Impfstoffmengen kann entweder auf flüssigen oder festen Nährsub- straten erfolgen. Man bevorzugt die letzteren, da in den flüssigen Nährmedien die Verunreinigungsgefahr eine größere ist und die Aus- beute an Bakterienzellen ein gewisses Maß nicht übersteigt. Handelt es sich jedoch um Arten, die auf Oberflächen flüssiger Medien Häute bilden (Tuberkelbacillen usf.), so wird man auch auf diesen Böden reichliche Ernten erzielen. Für die Züchtung auf festen Böden ist immer zu berücksichtigen, daß im allgemeinen die Züchtungsbe- dingungen nicht so günstig sind und je nach Art der Bakterien ein mehr oder weniger schnelles Massensterben eintritt. Man verwendet größere Reagenzgläser als die üblichen, um aus- sedehntere Oberflächen zu erhalten, Flachflaschen oder die großen Doppelschalen, die freilich auch oft störende Verunreinigungen auf- weisen können. Sehr zweckmäßig sind die Kolleschalen, deren Kultur- fläche ungefähr 12 Agarröhrchen entspricht. 1 Agarröhrchen einer 1-tägigen Kultur rechnet man ca. 20 mg — 10 Normalösen. Natürlich schwanken die Kulturmengen in erheblichen Grenzen. Die Nährboden- beschaffenheit, die Konsistenz, die Art und Weise der Aussaat, die Beschaffenheit des Aussaatmaterials selbst u. a. sind zu berück- sichtigen. Zur Vermeidung der Beimengung von Nährbodenpartikeln beim Ablösen der auf festen Nährböden gezüchteten Bakterien sind am zweckmäßigsten möglichst konsistente Nährböden zu nehmen. Siebieten aber den großen Nachteil, daß das Bakterienwachstum dadurch Ein- buße erleidet, vielleicht ergeben sich auch qualitative Veränderungen. Man kann dem entgegenwirken dadurch, daß man bei der Besäung der härteren Nährbodenflächen reichlicher Feuchtigkeit aufbringt, indem man nicht mit Kulturmaterial direkt, sondern mit Tropfen von Sus- pensionen in Bouillon die Flächen impft. 150 MARTIN FIckEr, Ill. Qualität des Antigens: Virulenz, Bindungsvermögen, Nährbodeneinfluß. Durch zahlreiche Beobachtungen ist erwiesen, daß auch eine Im- munität durch Verabreichung avirulenter Kulturen zu erzielen ist (so z. B. für Cholera, PreirreR & Marx); es wäre für die aktive Immunisierung sehr viel gewonnen, wenn dieser Satz eine allgemeine Gültigkeit hätte. Das ist leider nicht der Fall. In manchen Fällen scheint in der Tat die Auslösung der Bildung geeigneter Immunkörper nur durch die mit der Virulenz des Antigens in Zusammenhang stehen- den Faktoren bedingt zu sein. Für die Immunisierung gegen Pest ist durch R. PFEIFFERS Ver- suche an Makaken festgestellt, daß nur dann eine ausreichende Im- munität zu erwarten ist, wenn die zur Herstellung des Impfstoffs — Erhitzen auf 65°, Zusatz von 0,5 Proz. Phenol — benutzte Kultur eine hohe Virulenz besitzt, mit einer in gleicher Weise prä- parierten abgeschwächten Kultur wurde keine Immunität erzielt (Be- richt der Deutschen Pestkommission). Für Cholera ist von R. PFEIFFER & FRIEDBERGER! angegeben worden, dab der immunisierende Effekt von der Virulenz der Kultur in Abhängigkeit steht (für Cholera bestätigt durch STRONG, WASSER- MANN & COLE). WAasSERMANN? hat dann für Typhusbacillen gezeigt, daß für die immunitätauslösende Reaktion diejenigen Stämme am geeignetsten sind, welche die stärkste Bindungskraft für die Ambozeptoren des Immunserums besitzen, bei Typhus braucht die Virulenz mit diesem Bindungsvermögen nicht Hand in Hand zu gehen. Zu den gleichen Resultaten, wie WAssERMANN bei Typhus, ge- langten MEINICKE, JAFFE & FLEMMING bei Cholera: bei intravenöser Einverleibung von !/,, Oese Cholerakultur (abgetötet) stand die Höhe des erreichten bakteriziden Titers in keinem Verhältnis zu der Viru- lenz der Kultur: das mit einem alten avirulenten Stamm erzeugte Serum hatte in einem Fall sogar höheren Titer als ein mit hochviru- lentem Stamme gewonnenes. HAENDEL studierte einen avirulenten Cholerastamm, der in vitro Antikörper gut abzusättigen vermochte, als Antigen aber fast völlig unbrauchbar war. Auch Lüpke! glaubt bei einem Dysenteriestamme von geringerer Virulenz ein größeres Ambozeptorbindungsvermögen beobachtet zu haben: der Stamm lieferte ein Serum von sehr hohem bakteriziden Titer (man vermißt die Berücksichtigung der Tierindividualität). FRIEDBERGER & MorzscHr beschreiben einen Typhusstamm, der dem WASSERMANNSchen glich, aber sie beobachteten bei anderen Typhus- stämmen auch das schon bei Cholera Konstatierte: hohe Virulenz verknüpft mit starkem Bindungsvermögen, ferner Verschiedenheit der antikörperbildenden und -bindenden Gruppen (für Agglutinin und Bakteriolysin). (Vgl. auch Bruck (Tetanusbouillon, ungiftig, bindet noch, aber immunisiert nicht) sowie Forssman (rote Blutkörperchen in Kollo- diumsäckchen), ferner Coca (osmierte Blutkörperchen). ] Man wird nach alledem dem Ratschlag R. PreEırrers® folgen und z. B. bei Immunisierung des Menschen gegen Typhus einen solchen Stamm zur Antigenherstellung auswählen, der bei Vor- Methoden d. akt. Immunisierung einschl. Herstellung v. Antigenen. 151 prüfungen im Tierversuch (und bei Menschen?) eine starke anti- körperbildende Kraft entfaltet. FRIEDBERGER* empfiehlt für die Auswahl geeigneter Stämme zunächst mit kleinen Dosen in Vorversuchen diese antigenetische Fähigkeit zu prüfen. — Das systematische Suchen nach geeigneten Stämmen dürfte auch in manchen Fällen die Verwendung eines Gemisches verschiedener Stämme der gleichen Species überflüssig machen (polyvalente Impfstoffe, s. KoLe, Bd. I), in anderen Fällen aber wird gerade die Gewinnung von Impfstoffen durch Mischungen von Stämmen zu erproben sein, wenn, wie bei Typhus, die einzelnen Stämme so weitgehende Verschiedenheiten in ihrem Verhalten als Antigene aufweisen. Mit einem avirulenten Pneumokokkenstamm konnten NEUFELD & Rımpau bei Kaninchen Immunität nicht erzielen. Dasselbe gilt auch für Streptokokken: das durch avirulente Streptokokken gewonnene Immunserum hat keine immunisierende Wirkung (hingegen enthält es Agglutinine auch gegen hochvirulente Streptokokken). Die Möglichkeit, mit avirulenten Bakterien eine Immunität zu erzeugen, besteht ferner nicht oder ist eine sehr geringe bei Tuber- kulose: siehe RömErR*, HAMBURGER, Kraus & Vork?. Die letzteren konnten bei Makaken mit für diese Tiere avirulenten Geflügeltuberkel- bacillen (kutane Impfung durch Skarifikation) die Reinfektion durch menschliche Tuberkelbacillen nicht verhüten (obwohl an der Impf- stelle Vermehrung der Hühnertuberkelbacillen eingetreten war). Vgl. auch die Versuche mit NoCARDS Tuberkulosestamm bei VALL£EE, S. 138. Von Interesse ist, daß selbst abgetötete Bakterien virulenter Kul- turen (Pneumokokken, Pest) noch besser immunisierend wirken, als die lebenden abgeschwächten oder avirulenten Organismen (für Pneumokokken von NEUFELD, bei Pest von R. PFEIFFER festgestellt). Von demselben Bakterienstamm wirken die lebenden Bakterien in der Regel stärker immunisierend als die abgetöteten, die Bindungs- fähigkeit der letzteren ist nach WAssSERMANN herabgesetzt. Wenn sich auch avirulente Stämme im allgemeinen für das Her- beiführen einer aktiven Immunität wenig eignen, so sind sie doch in manchen Fällen zur Einleitung der Immunität (Grundimmunität) oder zur Erzeugung spezieller Antikörper verwendbar gefunden worden. Es zeigt sich aber, daß die entstehenden Antikörper oft nur gegen den gerade verwendeten Stamm bindende Gruppen besitzen und daß durchaus nicht eine gleichmäßige Produktion der verschiedenen Anti- körper erfolgt, sondern meist nur eine einseitige und diese auch nicht die Höhe erreicht, die schneller mit virulentem Material zu gewinnen ist (Beispiel: GILDERSLEEVE, Pyocyaneus). A. Ascorı empfiehlt für die Gewinnung von Milzbrandpräzipitin avirulente Stämme zu nehmen, da es ja für die Reaktion nur auf die Zellbestandteile, nicht auf die Virulenz ankommt, welch letztere die Immunisierung erschwert. Zu erwähnen ist, daß nach Beobachtungen von DELANoE avirulente Bakterien (Arroınss Tuberkulosekultur; Typhus) eher Anaphylaxie herbeizuführen scheinen als virulente. Im Zusammenhang hiermit sei erwähnt, daß für die Immunisie- rung mit Diphtherietoxin von Marrın, Prevor & Losseau beim Zurückgehen auf ein schwächeres Toxin (nach Vorbehandlung mit höherwertigem Gift) ein Rückschlag in dem Antitoxingehalt be- 152 MARTIN FIckEr, obachtet wurde, sie empfehlen, Toxine von gleicher Giftigkeit anzu- wenden. Die Methoden der künstlichen Virulenzänderung s. Bd. I. Da- selbst auch Einfluß des Nährbodens auf die Virulenz. Daß manche Nährböden das Antigen in ganz bestimmter Richtung beeinflussen können, zeigen folgende Beispiele: Der Einfluß des Nährbodens auf die agglutininogene Fähig- keit von Typhus- und Colibacillen ist von K. Grässner durch Ka- ninchenbehandlung studiert worden: züchtete er auf Aminosäuren, so erhielt er mit solchen Bacillen relativ reichliche Agglutinine, obwohl die Agglutinabilität herabgesetzt ist (ähnliche Beobachtung bei Bux- Ton & VaucHan). Die auf zuckerhaltigen Böden gewachsenen Bacillen lösten hingegen nur geringe Agglutininbildung aus. Die Abhängigkeit des Agglutinogens vom Nährboden erhellt auch aus den Versuchen Borpers, agglutinierende Sera gegen den Keuch- hustenbacillus zu gewinnen: züchtete er auf hämoglobinhaltigen Nähr- böden und behandelte er mit diesen Bakterien Pferde, so erhielt er ein Serum, das nur die auf solchen Blutkulturen gewachsenen Bacillen, nicht die auf gewöhnlichem Agar gezüchteten agglutinierte. Kanin- chen, die mit letzteren Kulturen vorbehandelt wurden, lieferten nur ein Agglutinin gegenüber diesen Kulturen, während das Serum der mit Blutkulturen geimpften Kaninchen sowohl diese als die ohne Hämoglobin gezüchteten Bakterien agglutinierte (BORDET & SLEES- WIJK, SLEESWIJK.). Auch gegenüber den komplementbindenden Antikörpern verhalten sich die auf verschiedenen Nährsubstraten gewachsenen Bakterien verschieden: so zeigte TamIE Amaro, daß nach Injektion von Dys- enteriebacillen, die in inaktivem Immunserum oder inaktivem Normal- serum gezüchtet waren, Sera erhalten wurden, die nicht die zur Vorbehandlung der Tiere benutzten, sondern nur die auf gewöhnlichem Nährboden fortgezüchteten Dysenteriebacillen beeinflußten. IV. Impfturnus. Einer systematischen Bearbeitung bedarf noch die Frage, welcher Impfturnus, d. h. welche Aufeinanderfolge der einzelnen Antigen- verabreichungen am günstigsten ist. Einige Einzelbeobachtungen liegen vor. Vorläufig läßt sich so viel sagen, daß auch hier Art des Antigens, Art der Verabreichung und Tierart zu berücksichtigen sind. Die üblichste Methode ist der S-tägige Turnus: man wartet nach der ersten Injektion 3 Tage, läßt die zweite folgen, wartet wieder 8 Tage usf. 8 Tage nach der 2. oder 3. Injektion entnimmt man Serum zur Probe, entblutet oder spritzt weiter, je nach Befund. Bei diesem Verfahren pflegt man nach dem Vorgang EHRrLIcHs mit jeder neuen Impfung größere Quantitäten des ursprünglich benutzten Anti- gens oder auch stärker wirksames Antigen von einem zum andern Male einzuführen: wie die Antikörperkurven zeigen, sind nach 8 Tagen die verschiedenen Antikörper in der Zunahme und im Kreis- lauf befindlich: es wird daher wohl ein bestimmter Teil des Antigens neutralisiert, ein Ueberschuß scheint nötig zu sein, um einen neuen Reiz auf die antikörperbildenden Zellen auszuüben. Diese Anschauung kann aber nicht für alle Fälle zutreffend sein, denn wartet man mit. der Reinjektion noch etwas länger, etwa 14 Tage und darüber, so Methoden d. akt. Immunisierung einschl. Herstellung v. Antigenen. 155 finden sich oft Antikörper in noch reichlicherem Maße im Blute, und doch tritt auch nach kleinen Antigendosen eine intensive Antikörper- steigerung auf. Das Verhalten von Antigen —- Antikörper in vivo ist noch so wenig aufgeklärt, daß sich allein hieraus Folgerungen für das einzuhaltende Impftempo nicht ergeben, man richtet sich nach der Erfahrung, diese lehrt, daß es richtiger ist, den Reinjektions- termin von Temperatur- und Gewichtskurve sowie sonstigem Re- aktionsverlauf abhängig zu machen, als von einer schematischen Tage- zahl. Für die Einfuhr mancher bakteriellen Antigene scheint es ratio- nell zu sein, den Verlauf der Opsoninkurve als Richtschnur zu nehmen, ob aber damit die Resultate wesentlich anders werden als bei Be- obachtung der Lokal- und Allgemeinerscheinungen ist erst noch zu ermitteln. — Brauchbare Präzipitine können auch von abmagernden Tieren gewonnen werden. — Früher hat man zur Immunisierung häufig das Antigen täglich verabreicht oder in 2—3-tägigen Intervallen, dabei mußten die Dosen relativ niedrig sein, um stärkere Alterationen zu vermeiden. Neuer- dings ist diese Methode von FoRNET & MÜLLER als Schnellimmuni- sierungsmethode wieder empfohlen worden: Antigenverabreichung an 3 aufeinanderfolgenden Tagen, 9—12 Tage nach der dritten Injektion Aderlaß. Eine Verallgemeinerung der Methode ist nicht am Platze, aber die Nachprüfungen zeigen doch, daß sie in manchen Fällen, so für die Gewinnung von Präzipitinen, verwertbar ist, siehe hierüber S. 116. TsSUZUKI empfiehlt sie auch zur Gewinnung von Agelutininen. Er ver- wendete 20—24 Stunden alte Agarkulturen, die mit 1—2 cem 0,55-proz. NaUl- Lösung abgeschwemmt und 1 Stunde bei 60° im Wasserbad gehalten wurden. Einspritzung intravenös. Die Typhustiere starben oder mußten wegen Er- krankung am 8. Tage nach der 3. Impfung abgezapft werden. Der Agglu- tinationstiter betrug 1:1000, die Kulturdosen schwankten zwischen !/, und fe Kultur (tödliche Dosis !/, Kultur. Von 4 Paratyphustieren (Einzel- dosis !/,—'/; Kultur) starben 2 während der Behandlung, von den anderen beiden zeigte 1 Tier einen Titer von 1:10000, das andere einen solchen von 1:100. Von den Meningokokken-Kaninchen zeigte das eine nach Einführung von insgesamt 1°/, Agarkultur einen Titer 1:100, ein Cholerakaninchen (nach 1?/, Kultur) einen solchen von 1:5000. Tsuzukı empfiehlt bei mittlerer Virulenz eines Bakterienstammes am 1. Tag: 1/;, am 2. Tag !/, am 3. Tag !/, Agarkultur zu verabreichen, wenn man binnen 12 Tagen einen Titer von 1:1000 erhalten will. Infolge der großen Tierverluste bei dieser Methode dürfte sie kaum em- pfehlenswert sein, zumal der Effekt gar nicht ein so bedeutender ist, wie ihn Tsuzukı darstellt, der offenbar andere Immunisierungsmethoden nicht genügend zum Vergleich herangezogen hat. Bemerkenswerte Erhöhung des Agglutinations- titers (bei Paratyphus, Meningokokken, Cholera) erhielt Tsuzukı erst, als er bei je einem der überlebenden Tiere nach schonender Blutentnahme und minde- stens 10-tägiger Erholungspause einen oder mehrere Impfeyklen (bestehend aus dreimaliger Injektion steigender Dosen wie bei der ersten Schnellimmuni- sierung) folgen ließ. Damit aber wird die Gewinnung eines gut wirksamen Serums weit in die Länge gezogen. Die Versuche TsuzukIs zur Einschränkung der Tierverluste an Stelle der durch Erwärmen auf 60° abgetöteten Bakterienzellen Antiforminantigene für die Schnellimmunisierung zu verwenden, führten nicht zu dem gewünschten Erfolg, da auch hierbei zahlreiche Tiere zugrunde gingen, vgl. S. 78. . Zur Gewinnung von Agglutininen gegen Enteritisbakterien eignet sich diese Schnellimmunisierung nicht (SOBERNHEIM & SELIGMANN?), hingegen wurde sie mit Erfolg bei Immunisierung gegen Pneumokokken von E. LEvY & AOkKI angewandt, die nach Verabreichung von insgesamt 50 eem karbolisierter Pneumo- Er en nierbauillon Kaninchen gegen die 2000 000-fache letale Dosis zu schützen vermochten. Wählt man eine solche forcierte tägliche Zufuhr von Antigen, so muß man jedenfalls immer auf gewisse Unregelmäßig- 154 MarTIn FickEr, keiten, die durch diesen Reiz verursacht werden, gefaßt sein. So sind in diesem Falle die sonst gesetzmäßigen Beziehungen zwischen Titerhöhe und Aviditätswert gestört (Bussox), vgl. hierzu auch den Beitrag Antigendosierung. Zur Gewinnung von hochwirksamen Rotlaufserum sind nach Schnürer bei Pferden rasch aufeinanderfolgende Injektionen ge- eigneter als die langsamer erfolgenden der gleichen absoluten Antigen- quantität. In anderen Fällen scheint das Arbeiten mit großen Inter- vallen sehr brauchbar zu sein, so bevorzugen manche Autoren für die Präzipitingewinnung ein 4 Wochen langes Pausieren, eine Re- injektion löst dann stärkste Antikörperbildung aus (vgl. oben). Nach den Erfahrungen von Ase ist es zur Verlängerung und Verstärkung des Typhusschutzes richtiger, zwischen 2. und 3. In- jektion (je 2 mg) eine größere (etwa 10 Monate lange) Zwischen- pause verstreichen zu lassen, als die dritte Impfung unmittelbar der zweiten folgen zu lassen. Die Wahl des Impftempos soll sich, wie erwähnt, auch nach der Applikationsweise, aber auch nach der Antigenmenge richten. Falls, wie bei der subkutanen oder intramuskulären Injektion, eine nur langsame Resorption zu erwarten ist, so wird man mit der Neuinjektion in der Regel länger zu warten haben. Bei der Immunisierung per os wird zunächst der Forderung großer Dosen auch die der häufigen und raschfolgenden Zufuhr zu erheben sein. Bei der parenteralen Applikation wird man durch häufige Reizung durch kleine Gaben oft erreichen, daß die Antikörperkonzentration längere Zeit hindurch auf einer bestimmten Höhe gehalten werden kann. Bei der parenteralen Applikation ist hinsichtlich des Immuni- sierungsturnus auf etwaige anaphylaktische Erscheinungen Rück- sicht zu nehmen, hierüber sowie über die Vermeidung der Ueber- empfindlichkeit, Erzeugung von Antianaphylaxie usf.s. dies. Bd., DoERR. Was die Herstellung einzelner Antikörper betrifft, so lehren zahlreiche in diesem Beitrag erwähnte Beispiele, daß man auch mit einer einmaligen Impfstoffverabreichung hohe Titerwerte erzeugen kann. Das scheint allerdings wohl nur bei intravenöser Verabreichung möglich zu sein (FRIEDBERGER, FRIEDBERGER & MORESCHI, WASSER- MANN-CoLE etc.). Für die Schutzimpfung (z. B. gegen Typhus, Cholera) ist unbedingt der mehrmaligen Antigenzufuhr das Wort zu reden, nicht nur, weil damit eine weitere Erhöhung des Wertes der einzelnen Antikörper eintritt, sondern weil, wie aus den Versuchen ‘von FRIEDBERGER & MoRrESscHI hervorgeht, der Schutz ein vielseitigerer wird: bei Typhus z. B. zeigte sich dann das Serum auch den ver- schiedenen Rassen gegenüber gleichmäßiger und stärker wirksam. Bei Vorbehandlung von Pferden mit abgetöteten Choleravibrionen (intravenös) kommt es nach CArRIERE & TomArkın zur Bildung von Antiendotoxinen niemals nach wenigen Injektionen, vielmehr ist erst bei langdauernder Behandlung auf diese Komponente des Serums zu rechnen. Was die in besonders nahem Zusammenhang mit dem Impfturnus stehende Frage der Dauer des Impfschutzes betrifft, so wird im allgemeinen das Bestreben obwalten müssen, eine möglichst lang- dauernde Immunität zu erzielen, es kann aber dieses Moment auch in den Hintergrund treten: ist das Virus außerhalb des Organismus nur Methoden d. akt. Immunisierung einschl. Herstellung v. Antigenen. 155 kurze Zeit lebensfähig oder erlischt die Virulenz bald, so wird nach erfolgreicher Durchimpfung, die die Seuche abschneidet, eine lang- anhaltende Immunität keinen weiteren Nutzen bringen, wenn alle anderen Infektionsquellen verstopft sind. V. Konservierung der Antigene. Eher oder später treten an jedem Antigen molekulare Verände- rungen auf, die sich in quantitativer und qualitativer Richtung äußern: während wir dem ersteren Uebelstand durch Erhöhung der Appli- kationsdosis aus dem Wege gehen können, leitet die Verwendung der beim Aufbewahren in ihrer Qualität veränderten Antigene die Antikörperbildung oft in andere, nicht gewünschte Bahnen. Die Konservierungsmethoden verfolgen die Aufgaben, das Anti- gen nach Menge und Beschaffenheit möglichst lange zu erhalten und gleichzeitig vor Verunreinigung zu schützen; in manchen Fällen weist man dem Konservierungsmittel auch wohl noch die Aufgabe zu, in Impfstoffen, die aus abgetöteten Bakterien bestehen, dem Abtötungs- prozeß etwa entgangene Exemplare nachträglich unschädlich zu machen; oder, wenn es sich — wie bei der Kälberlymphe — um Vermischung mit nicht gleichgültigen Begleitbakterien handelt, diese abzuschwächen, um den Impfverlauf zu mildern. Im allgemeinen sind die Maßnahmen zur Konstanterhaltung der Antigenfähigkeiten die gleichen wie die zur Aufbewahrung der Anti- körper, letztere ist behandelt in diesem Bande S. 203. Die allgemeinsten Anforderungen sind: Schutz vor Wärme, Licht und Luft bzw. Sauerstoff. Man wird demgemäß die Impf- stoffe im Kühlen und Dunkeln halten, die Aufbewahrungsgefäße ver- schließen oder luftleer machen. Bei Trockenimpfstoffen ist auf das Fernhalten von Feuchtigkeit Gewicht zu legen, man hält sie in gleichmäßig trockener Luft, z. B. in Exsikkatosen. Ist man imstande gewesen, das Antigen völlig aseptisch zu ge- winnen, so ist die Kälte an sich schon ein ausgezeichnetes Konser- vierungsmittel; namentlich im eingefrorenen Zustande (Frigo, flüssige Luft) sind Antigene sehr lange haltbar gefunden worden. Hierher gehört auch die Aufbewahrung von Kulturen (Streptokokken usf.) im Eisschrank zur Virulenzerhaltung (s. Bd. TI). CHAUMIER vermochte Vaccine lediglich durch niedere Temperatur über 2 Jahre virulent zu erhalten, er läßt die frisch gewonnene Lymphe zunächst 1—2 Wochen bei Zimmertemperatur, dann 3 Monate im Eis- schrank stehen. Nach Abfüllung auf Röhrchen Aufbewahrung im Frigo bei — 10°. Wenn wir berücksichtigen, daß die meisten Konservierungs- methoden, namentlich die chemischen, das Antigen mehr oder weniger verändern, so sollte man doch mehr und mehr auf aseptische Gewin- nung und Aufbewahrung (z. B. in zugeschmolzenen Gläsern) bedacht sein. Der Zusatz von Antisepticis sollte doch immer nur als Notbe- helf dienen und nicht zum Usus werden. Auf den Schutz vor Luftzutritt wird in der Regel nicht in be- sonderem Maße Rücksicht genommen, es dürfte aber doch angezeigt sein, auch zur Konservierung der Antigene den Sauerstoff möglichst zu entfernen (vgl. EHrLichs Serumkonservierung.). Es kommen als wichtigste Konservierungsverfahren hinzu 1. die Trocknung, 2. Zusatz von Chemikalien. 156 Marrtın FickEr, 1. Die Trocknung. Die Verfahren sind angegeben S. 15, 122 und 205. Die Konservierung lebender Antigene durch Trocknung ist ein sehr altes Verfahren: JENNER benutzte es schon. Er zog Seiden- oder Baumwollfäden durch die eröffneten Impfpocken, ließ antrocknen und erhielt so ein versand- fähiges Impfmaterial. (Hieran erinnert die Konservierung des Antigens bei der THoMasschen Schweif-Fadenimpfung gegen Rauschbrand: hierbei werden Seiden- fäden mit rauschbrandigem Material getränkt und getrocknet.) Auch an Glas- oder Holzstäbe, auf Glasplatten, auf Elfenbeinplättchen, an Lanzetten wurde Lymphe angetrocknet. Trockenlymphe wird auch heute noch namentlich für den Ver- sand nach den Tropen hergestellt, das Trocknen geschieht im Vakuum, danach Pulverisieren. (Animale Lymphe in Pulver, Schweizer Serum- und Impfinstitut Bern.) Man hat dann die Tatsache, daß Enzyme im trockenen Zustande gut haltbar sind und sogar Erhitzung auf 100—150° vertragen, auch für die Konservierung von Toxinen, Bakterien usw. benutzt. Die Toxintrocknung ist zumeist mit Reinigungsverfahren in Verbindung gebracht (s. Bd. I bei Pıck). Die Konservierung von bakteriellen Impfstoffen durch Trocknung muß namentlich nach den Lörrterschen Versuchen als aussichtsvoll gelten. Sehr brauchbar ist die Trocknungsmethode zur Konservierung von Präzipitinogen: Nach UHLENHUTH lieferten Blut oder Serum, das in Petrischalen in dünner Schicht (1—5 mm) in der Sonne oder im Brutschrank bei 37° getrocknet, abgekratzt und in Reagensgläser eingeführt worden war, noch nach 4 Jahren hochwirksame Antisera. Weir & Braun strichen Organbrei auf Glasplatten dünn aus und trockneten bei 37°. Die trockenen Partikelchen sind im Exsik- kator aufzubewahren, können dann mit Sodalösung unter 'Thymol- zusatz fein verrieben werden. Zur Extraktion bleibt das Ganze 1—2 Tage bei 0° stehen und wird zentrifugiert (vgl. S. 237). Seitdem wir über Schnelltrocknungsapparate (Faust-HEım) und auch über geeignete Organtrocknungsverfahren (WIECHOWSKI) Ver- fügen, dürfte diese Konservierungsmethode noch weitere Ausdehnung finden. Daß es auch auf das Tempo der Austrocknung bei der Konser- vierung ankommt, geht aus vielfachen Versuchen hervor (Lyssagift wird bei langsamer Austrocknung schließlich zerstört, bei schneller Trocknung in dünnen Portionen bleibt es erhalten). Wie namentlich bei den eingetrockneten Seren, so stört auch bei Trockenimpfstoffen oft die Abnahme der Lösungsfähigkeit, aber auch die Antigenqualität bleibt beim Trocknen durchaus nicht immer die gleiche, namentlich bei den Trockentoxinen (Diphtherietoxin, Tetanus- toxin usf.) ist das seit langem bekannt: inwieweit für diese Verände- rungen die voraufgehenden Reinigungs- und Fällungsverfahren ver- antwortlich zu machen sind und nicht allein die Trocknung, ist noch nicht für jeden Fall sichergestellt. Eine besondere Art der Trocknungsmethode stellt die von LÖFFLER gehandhabte Methode des Austrocknens von Serum und auch von bakteriellen Antigenen an Würfelzucker (s. S. 206) dar, der dann im Exsikkator gehalten wird: die Sera blieben bei dieser einfachen Auf- bewahrung löslich bis über ein Jahr. Ueber Trocknung durch Bindung des Wassers an Glaubersalz (Verfahren FRÄNKEL-ELFER) s. S. 206. Methoden d. akt. Immunisierung einschl. Herstellung v. Antigenen. 157 Die Länge der Haltbarkeit von Trockenimpfstoffen läßt sich nicht abschätzen, sie muß von Fall zu Fall ermittelt werden: Her- stellungsweise, Art des Antigens und vor allem die Aufbewahrungs- bedingungen sind von Einfluß. Der Wassermannsche Typhustrockenimpfstoff war in zugeschmol- zenen Glasröhrchen mindestens 3 Monate lang haltbar (Kaninchen- versuch). Das Virus der Poliomyelitis konnte über Schwefelsäure im trockenen Zustande 14 Tage, über Kali caust. 24 Tage konserviert werden (LEvapvırı & LANDSTEINER). Es gibt Beispiele, aus denen die Ueberlegenheit der Trockenkon- servierung gegenüber der durch die zurzeit übliche chemische Kon- servierung hervorgeht, so die Konservierung des sehr labilen Endo- toxins der Keuchhustenbacillen (BoRDET & GENGoU). Konservierung der Kälberlymphe zur Aufbewahrung bei höherer Temperatur usf. (s. Bd. VI). 2. Zusatz von Chemikalien. Hier ist zu verweisen auf alie die chemischen Zusätze, welche zur Erzielung der Abtötung lebender Krankheitserreger bei der Anti- gendarstellung aufgezählt wurden, s. S. 57. Obwohl jedoch diese Mittel und ihre Konzentrationen von vornherein so ausgewählt wurden, daß die Antigene dabei möglichst geringe Schädigung erfuhren, so werden doch die zum Zweck der Tötung erfolgten Zusätze der groben Mehrzahl nach sich für längere Antigenkonservierung als ungeeignet, weil zu stark, erweisen. Nach einigen Autoren äußert sich der Zusatz von Chemikalien. verschieden: werden sie zu den bereits toten Bakterienzellen zugesetzt (als Konservierungsmittel), so verhalten sie sich anders, als wenn sie zur Tötung benutzt werden, auch bei gleichem Prozentsatz. Das läßt sich aber gar nicht verallgemeinern, es kommt auf die Mittel und die Antigenarten an. Die verbreitetste Anwendung für bakterielle Antigene hatPhenol gefunden, man nimmt in der Regel 0,5 Proz., kommt aber in den meisten Fällen wohl auch mit 0,3 Proz. aus, wodurch der Vorteil der geringeren Phenolzufuhr mit der Antigeneinverleibung verbunden ist. Zu vermeiden ist die Zugabe des konzentrierten Phenols, man stellt sich vielmehr meist eine 5- oder 3-proz. Phenollösung her, von der man 1 Teil zu 9 Teilen Impfstoff zufügt. Von R. Preirrer & Marx ist an Menschen und Kaninchen durch Bestimmung des bakteriziden Serumtiters festgestellt, daß der Zusatz von 0,5 Proz. Phenol zu Cholera- und Typhusimpfstoffen (Aufschwem- mung von 3 Agarkulturen in 5 ccm Bouillon oder Kochsalzlösung, Erwärmen auf 70° eine Stunde lang) das Lysinogen nicht schädigte, und zwar erstreckte sich die Konservierung auf mindestens 4—10 Wochen, auch wenn die Impfstoffe bei 37° gehalten wurden. Auffallend ist, daß die mit dem 21/, Monate lang karbolisierten Typhusimpfstoff behandelten Menschen Erhöhung des Agglutinations- titers nicht aufwiesen. Daß die kürzere Zeit karbolisierten durch Wärme abgetöteten Typhusbacillen auch als Agglutinogene wirken, ist bekannt. Da die meisten heute zur aktiven Immunisierung des Menschen zur Anwendung kommenden bakteriellen Impfstoffe mit Phenol kon- 158 MarTın FIckeEr, serviert werden, so ist es ein Mangel, daß in der Literatur nicht syste- matische Versuche an großem Material über den Einfluß des Phenols auf die Antigene unter Variierung der verschiedenen Faktoren (Zeit, Temperatur usf.) vorliegen. Auch für die Konservierung von Präzipitinogen hat sich der Zu- satz von 0,5 Proz. Phenol als brauchbar erwiesen, selbst bei intra- venöser Verabreichung solcher Antigene an das Kaninchen war bei Verwendung der üblichen Quantitäten eine Phenolvergiftung der Impftiere nicht zu beobachten. Von manchen Autoren wird Trikresol (0,4 Proz.) bevorzugt. Ueber Konservierung mit Lysol s. S. 49. Formalinzusatz hat sich für Antigene fast durchweg nicht be- währt. Die von LoELE angegebene Konservierung von Blut- und Fleischauszügen (Präzipitinogen) ist nach den Versuchen von H, MERKEL und nach anderen Erfahrungen mit Formalin mit Vorsicht zü handhaben. Hingegen schädigt ein Formalinzusatz von 1—2 Prom. zu Tetanus- giftbouillon (bei Aufbewahrung im Eisschrank) das Gift relativ wenig (v. Eıster & Löwensteın, hier auch Beschreibung der Entgiftung durch gleichzeitige Belichtung unter Erhaltung der immunisatorischen Fähigkeit). Vgl. auch S. 107. Eine praktische Vorrichtung zur Konservierung von Flüssigkeiten durch gasförmige Stoffe (z. B. Formaldehyd, Chloroform u. dgl.) empfiehlt E. Freunp (s. E. P. Pick). Konservierung des Präzipitinogens aus menschlichem Blutserum und Blut durch Zusatz von gleichen Teilen (Volumen) 30-proz. Alko- hols erreichte GrıcorJsEw (bei Zimmertemperatur 1/, Jahr haltbar). Vor dem Gebrauch Abdunsten, Lösung des Trockenrückstandes in physiologischer Kochsalzlösung. Eine weite Verbreitung hat Glyzerin als Konservierungsmitte) gefunden, in erster Linie für die humanisierte und animale Lymphe (E. MÜLLER, 1866). Man verwendet 1 Teil Rohlymphe — 3—5 Teile Glyzerinwasser (80 Teile Glyzerin, 20 Teile Aqu. dest.). Für die rich- tige Abmessung bei kleinen Quantitäten Rohmaterials (Schutzblatter des Menschen) kann man Glaskapillaren benutzen. Zelliges Material, wie das Pockengewebe, wird nur dann aus- reichend durch Glyzerin konserviert, wenn eine innige Vermischung erfolgt (am besten maschinelle Verreibung), ferner wenn ein chemisch reines Glyzerin verwendet wird (G. Pau benutzt bei der Herstellung der Kälberlymphe Glyzerin Ia Sarg in der oben angegebenen Verdün- nung). Nach ToMARKIN & SEREBRENIKOFF ist es gleichgültig, ob man zur Verdünnung des Glyzerins destilliertes Wasser, Kochsalzlösung oder Salz-Sodalösung verwendet. Auch die Glyzerinkonservierung hat eine beschränkte Dauer, be- sonders beschleunigt wird die schädigende Wirkung des Glyzerins durch Aufbewahren bei erhöhter Temperatur: bei 370 wird die Gly- zerinlymphe in 9—13 Tagen unwirksam, die Trockenlymphe erwies sich nach 92 Tagen bei dieser Temperatur noch wirksam (ToMARKIN & SEREBRENIKOFF). In der Kälte hingegen bleibt das Antigen der Glyzerinlymphe sehr lange haltbar. Ercın fand es nach 4 Jahren bei —12° noch virulent. Wertvolle Dienste leistet das Glyzerin auch zur Konservierung von Lyssamaterial für die Carmerresche* Schutzimpfung: Trocknet Methoden d. akt. Immunisierung einschl. Herstellung v. Antigenen. 159 man das Rückenmark von durch Virus fixe verendeten Kaninchen bei 230 (im Brutschrank) wie bei der Pasteurschen Methode stufenweise (3, 4,5 ete. Tage) und legt das Mark in neutrales Glyzerin ein, so be- hält das Mark seine bei der Beendigung der Trockenzeit vorhandene Virulenz mindestens 1 Monat bei. Für die Injektion ist das Glyzerin möglichst zu entfernen. Auch das im Rückenmark von Affen mit Poliomyelitis acuta be- findliche Antigen kann durch Glyzerin einige Wochen konserviert: werden, es wird konzentriertes oder dreifach verdünntes Glyzerin empfohlen (LANDSTEINER & LEVvADITI, RÖMER & JosEPH, FLEXNER & Lewis). Sowohl bei Verwendung des Glyzerins zu Konservierungszwecken als auch zur Antigenherstellung ist zu berücksichtigen, daß Injektionen von Impfstoffen, die reichlichere Mengen Glyzerin enthalten, schlecht vertragen werden (bei Menschen stört die erhöhte Schmerzhaftigkeit, bei Kaninchen und Meerschweinchen treten lokale Nekrosen auf, Mäuse sind noch empfindlicher). NICOLLE und TRUCHE empfehlen zur Konservierung von Diphtherie- und Tetanustoxin Fällung des Filtrats mit Ammonsulfat, Trocknung, Zugabe (im Ueberschuß) von Glyzerinlösung (Glyzerin, Aqua dest. ää), Eisschrank, mehr- mals Schütteln während der ersten Tage. Dauernde Aufbewahrung im Kühlen und Dunkeln. Auch Riein ließ sich nach diesem Verfahren konservieren. Für die Konservierung von Hämotoxinen (Staphylolysin) hat sich ein 5-proz. Zusatz von Karbolglyzerin bewährt (Karbol 10,0, Glyzerin 20,0, Aqu. dest. 70,0). Bakterielle Toxine werden vielfach auch mit Toluol versetzt, R. Orro überschichtet z. B. das Diphtheriegift mit einer 11/,—2 cm dieken Schicht von Toluol. Man muß öfters umschütteln, das Toluol sammelt sich oben an. Das giftige Toluol ist vor der Injektion des Antigens mittels Filtration durch angefeuchtete Filter zu entfernen. Das gelöste Toluol kann ebenso wie Chloroform mittels leichten Er- wärmens oder Durchlüftens beseitigt werden. Chloroform wird zu etwa 1 Proz. verwendet; da es zu Boden fällt, so sind die Antigene mehrmals umzuschütteln. Eine Zeitlang scheinen die nach Toluol- oder Chloroformzusatz auftretenden Eiweiß- fällungen ohne Belang zu sein, später aber leiden auch die Antigene, die schädigende Wirkung des Chloroforms scheint etwas größer zu sein. Die Beseitigung des Chloroforms ist außer durch die genannten Maßnahmen auch durch Zentrifugieren möglich. Daß Chloroform unter Umständen das Agglutinogen schädigen kann, namentlich wenn dieses in sehr verdünnter Lösung sich findet, zeigte P. Tu. MüÜLLER?, s. auch FRIEDBERGER & Morescnml. Diaphtherin (Oxychinaseptol). ScHÜLLER konservierte Prä- zipitinogen (Fleischauszüge, aseptisch gewonnen) durch Zusatz von 0,05—0,075 Proz. Diaphtherin; falls das Material Bakterien ent- hielt, mit 0,1—0,2 Proz.; durch letzteren Zusatz wurden die Bak- terien in 8—14 Tagen abgetötet. Die Präzipitinogene hielten sich monatelang wirksam. Dunzar setzte 0,2 Proz. Diaphtherin zu Koch- salzextrakten von Fischfleisch, Sperma usf. zu (Präzipitinogene), eine Hinderung der Fäulnis trat nicht in jedem Falle ein. Schließlich ist auf die Reindarstellungsmethoden zu verweisen, von denen einige gleichzeitig eine Konservierung des Anti- sens zum Ziele haben: Trockentoxin (Ammonsulfat) von BRIEGER & 160 MarTın FIckEr, Conx; die Aussalzungsmethode liegt auch dem Konservierungsver- fahren von E. Marx (Tetanustoxin) zugrunde. Konservierung durch Schutzkolloide. v. Wassermann? gelang es, Bakterienextrakte (z. B. wässerige, im Schüttelapparat von lebenden Staphylokokken gewonnene und durch Zentrifugieren von den Kokken getrennte Extrakte) dadurch haltbar zu machen, daß er sie mit Gummi arabicum oder noch besser mit, 2—-4 Proz. Gelatine versetzte. Außerdem fügte er 0,5 Proz. Karbol hinzu (Histopin, s. S. 134). (Von Interesse ist, daß auch die mit Glyzerinpockenpulpa [vom Impftier] imprägnierten Elfenbeinplättchen Tplaques ou pointes divoire] nach der Trocknung mit Gummi arabicum — wohl nur zum äußeren Schutze — überzogen wurden, Methode des Brüsseler Impfinstituts in den 80er Jahren des vorigen Jahr- hunderts, s. G. PAUL.) VI. Konzentrierung des Antigens, Die Applikation großer Volumina Impfstoff ist namentlich bei der subkutanen Injektion zu vermeiden, da hierbei leicht In» filtrate und Abszesse auftreten. Man sieht sich daher oft genötigt, z. B. wenn ein nur schwaches Antigen zur Verfügung steht oder wenn reichliche Antigenmengen unbedingt verabfolgt werden sollen, (wie bei der Rotlaufimmunisierung der Pferde), das Material zu konzentrieren, das geschieht: 1. durch Ausschleudern; dies Verfahren verdient den Vorz\g, wenn es sich um suspendierte Antigene handelt. Eine Alteratıon des Antigens ist dabei nicht zu befürchten. Ueber Zentrifugen =. Bd. E r 2. sind größere Volumina von Bakteriensuspensionen einzuengen, so könnte man versuchen, Filtration durch Berkefeld mit Rück- spülung vorzunehmen. 3. Eine Einengung ist auch durch spezifische Aggluti- nation zu erzielen: falls eine Zentrifuge oder — bei Verwendung größerer Kulturvolumina — eine solche für größere Flüssigkeits- quanten nicht zur Verfügung steht, kann diese Art der Konzentrie- rung versucht werden. SCHNÜRER berichtet, daß er durch hochwertiges Rotlaufserum die Bakterien aus Rotlaufbouillon niederschlug, die dar- überstehende Flüssigkeit abgoß: damit reduzierte er das Injektions- quantum von. 250 cem auf 50—90 ccm. Diese Methode der Konzen- trierung ist auch für erhitzte Bouillonkultur anwendbar, es ist aber doch zu berücksichtigen, daß bei dieser Berührung des Antigens mit dem Immunserum sich nicht nur die Agglutinine an das Antigen heften, sondern auch andere Antikörper (was in manchen Fällen vielleicht sogar wünschenswert ist). Man begibt sich mit Anwendung dieses Verfahrens auf ein vorläufig unsicheres Terrain. 4. Chemische Ausfällungsmittel. ‚Es sind solche auszuwählen, die das Antigen nicht oder möglichst wenig schädigen. Diese Konzentrationsmethoden fallen zusammen mit den Methoden der Antigenreindarstellung (s. Bd. I, E. P. Pick). 5. Konzentrierung durch Trocknung, Eindampfen usf. Methoden d. akt. Immunisierung einschl. Herstellung v. Antigenen. 161 a) Die Konzentrierung bei gewöhnlicher Temperatur er- folgt selbst im Vakuumexsikkator recht langsam. Man evakuiert durch Wasserstrahlluftpumpe einen Exsikkator, der konzentrierte Schwefelsäure oder Chlorcalcium oder Phosphorsäureanhydrid oder Kaliumhydroxyd enthält. b) Schneller arbeiten die heizbaren Vakuumexsikkatoren (z. B. nach PRosKAUER, s. Bd. I, S. 547) oder die Vakuumdestil- lierapparate (z. B. nach DBRrIEGER, s. Bd. I, S. 545) oder der Abdampfapparat nach KasrArer, der z. B. bei 27° eine Einengung von 2 1 Flüssigkeit auf 200 ccm in 11/, Tagen aseptisch ermöglicht (beschrieben bei E. P. Pıck!, daselbst auch Beschreibung einer Vakuumanlage für den Großbetrieb, die 10 1 Flüssigkeit bei 35° in einem Vakuum von ca. 7O mm in 10—12 Stunden zur Trockne bringt). c) Trocknen im Luftstrom unter Erwärmen. Der Apparat nach Faust-Heım ist beschrieben in Bd. I, S. 549. Wie hoch man bei diesen mit erhöhten Temperaturen arbeitenden Apparaten erwärmen darf, richtet sich ganz nach Art des Antigens, die Angaben hierüber finden sich im Speziellen Teil. Eine andere Gefahr liegt darin, daß die in dem Ausgangsmedium gelösten Substanzen sich bei diesen Einengungsverfahren ebenfalls konzentrieren: es kann dann durch die stärkere Wirkung von Säure, Alkali, Salzen usf. eine Alteration des Antigens eintreten. Man muß daher in manchen Fällen eine Neutralisierung oder Reinigung (8. Bd. I, bei E. P. Pıck) vorausschicken. Labile Stoffe werden auch bei vorsichtigem Eindampfen ver- ändert und ihrer Spezifität entkleidet (so Rogenextrakt beim Ein- dampfen im Vakuum bei 40—45°, Dunsar). 6. Konzentrieren durch Einfrieren. Methode von Buswiıp (s. S. 210). C. Kombinierte aktiv-passive Immunisierung. Einer der glücklichsten Gedanken in der Methodik der Immu- nisierung war es, die Wirkung des antikörperhaltigen Serums zu ergänzen durch Verabreichung von Antigen bei dem gleichen zu schützenden Organismus: damit sollte zunächst der kurzdauernde Schutz, den die passive Immunisierung im Gefolge hat, ein nach- haltigerer werden, ohne dem durch die Serumapplikation gewonnenen Vorteil des alsbaldigen Eintrittes des Schutzes Eintrag zu tun. Es war aber durch diese zweckmäßige Kombinierung von aktiver und passiver Schutzimpfung der weitere Vorteil gegeben, nun- mehr wieder Antigendosen und Antigenarten anzuwenden, deren allei- nige Verabreichung schwere Erscheinungen oder auch tödliche Er- krankung zur Folge gehabt hätte, wie das z. B. die Pastrurschen Methoden der aktiven Immunisierung mit abgeschwächten lebenden Krankheitserregern oft genug erwiesen hatten. Das Verdienst, dies Prinzip zum ersten Male angewandt zu haben, gebührt Lorenz, der Schweinen zunächst Rotlaufimmunserum Handbuch der pathogenen Mikroorganismen. 2. Aufl. II. 11 162 Marrın Ficker, einspritzte und 3—5 Tage nachher denselben Impflingen lebende Kultur verabreichte. Damit erreichte er in der Tat, daß der Impf- schutz ein sofortiger und zugleich ein langdauernder war, auch konnte der Schutz noch durch Wiederholung der Kulturinjektion verlängert werden. Durch die praktischen Erfolge, die Lorenz zur Seite standen, vermochte er prinzipielle Bedenken, die z. B. von Voczs geäußert wurden, zu zerstreuen; sie kommen auch in der Tat, zumal nach dem weiteren Ausbau der Rotlaufimmunisierungsmethode, für diese Seuche praktisch nicht in Frage. Hingegen hat es sich gezeigt, daß für die Anwendung dieses Kombinationsverfahrens bei anderen Infektions- krankheiten die Dinge komplizierter liegen. Man wurde mehr und mehr auf das Prinzip dieses Verfahrens aufmerksam, als Korıe & TURNER sowie THEILER & PrrcHrornp diese Methode mit Erfolg so ausführten, daß sie den Impflingen hochwertiges Immunserum auf der einen Körperhälfte und virulentes Pestblut auf der anderen Seite gleichzeitig injizierten. Seitdem hat diese Methode dauernd an Terrain gewonnen. Noch heute aber gilt es dabei die Schwierigkeiten zu überwinden, die auf Grund theoretischer Erwägungen schon bei der Einführung des me- thodischen Prinzips befürchtet worden sind und die sich auf die Fragen konzentrieren: 1. Können durch die Impflinge, die mit lebendem, virulentem Material behandelt werden, bei dieser Kombinationsmethode nicht vielmehr die Krankheitserreger verbreitet werden? 2. Kann das antikörperhaltige Serum nicht auch den Eintritt der aktiven Immunisierung verhindern’? 3. Oder kann, wenn das Serum zu schwach oder ungeeignet, das Antigen den Impfling nicht vielmehr infizieren? Diesen Einwänden ist auch heute noch Berechtigung zuzu- erkennen, wie aber schon erwähnt, ist die Methode verschieden zu beurteilen, je nach Art der Infektionserreger, gegen welche immu- nisiert werden soll und je nach Art des Serums, das uns für diese kombinierte Methode zur Verfügung steht. Die Verhältnisse der gegen- seitigen Beeinflussung des antikörperzuführenden Serums und des Äntigens, das die aktive Immunisierung einleiten soll, sind noch keineswegs klargelegt: man erkennt das auch daran, daß die einen Autoren den Schwerpunkt bei der Beschaffenheit des Antigens, die anderen Autoren aber bei den Eigenschaften des Serums suchen. Beide Impfstoffe müssen in einem gewissen Verhältnis zueinander stehen, sie müssen in der Schwebe gehalten werden, was an und für sich ja schwierig erscheinen muß, da die gegenseitige Einwirkung sich in einem Organismus vollzieht, der seinerseits in die gegenseitige Beeinflussung eingreift. Wie erwähnt, haben sich bei Rotlauf die richtigen Wege finden lassen, die Impfung führt zu aktiver Immunität, ohne daß das Virus, wie neuerdings auch durch A. HeLrers wieder festgestellt worden ist, propagiert wird. Gewiß sind die Rotlaufbacillen nach der Lorenzschen Impfung von Scnürz & Voces im Blut 6 Tage lang (vom 10., 11, Tage nach der Injektion ab) gefunden worden, aber eine praktische Bedeutung kommt dem nicht zu (die aus den geimpften Schweinen gezüchteten Rotlaufbacillen erwiesen sich als avirulent für Mäuse). Methoden d. akt. Immunisierung einschl. Herstellung v. Antigenen. 163 Auch bei der Rinderpestschutzimpfung spielt eine Propagation des Virus durch die Impfung keine Rolle. Da es sich hier um ein. nicht züchtbares Virus handelt und bei der Dosierung des virulenten Pestblutes mit quantitativen und qualitativen Differenzen zu rechnen ist, so muß das zur Impfung verwendete Serum einer besonders sorg- fältigen Auswertung vor der Anwendung unterzogen werden (s.unten). Daß in anderen Fällen heute noch erhebliche Gefahren mit der Simultanmethode verbunden sind, betont z. B. UHLENHUTH, der sie für die Immunisierung gegen Schweineseuche verwirft. Es ist nicht nur damit zu rechnen, daß bei Verwendung virulenten Materials Impf- linge zugrunde gehen oder erkranken und die Erreger propagieren, sondern daß sie auch, ohne dab sie Erkrankungserscheinungen auf- weisen, zu Bacillenträgern werden können. Im allgemeinen gilt bei der kombinierten Impfung der Satz, dab die Immunität eine um so stärkere und nachhaltigere ist, je stärker die durch das lebende Antigen gesetzte Reaktion ist, je mehr also der Körper selbst daran beteiligt ist, das ihm eingeführte Antigen unschäd- lich zu machen. Ueberläßt man die Abwehr dem injizierten Serum, sei es, daß man es in größerer Menge oder von hoher Wertigkeit verabreicht, so ist erfahrungsgemäß der Schutz ein geringerer. Experimentelle Belege hierfür sind zu finden bei BEINAROWITSCH, R. PrEIFFER & FRIEDBERGER, PRETTNER U. a. Der weiteren Anwendung der kombiniert aktiv-passiven Methode steht auch im Wege, daß wir über die Wirkungsweise des passiv Ver- abreichten Serums in vivo nicht genügend orientiert sind. Die Seren mit verschiedenem Antikörpergehalt verhalten sich dabei ganz ver- schieden: so werden bakteriolytische Seren bei gleichzeitiger Einfuhr mit dem Antigen anders wirken müssen wie bei vorzeitiger: in letz- terem Falle ist in der Tat eine größere Dosis Serum zur Erzielung eines Schutzes nötig. Es gibt aber auch Seren, die sich umgekehrt ver- halten: das von WEIL & Braun durch Aggressinimmunisierung her- gestellte Hühnercholeraserum wirkte besser bei vorzeitiger als gleich- zeitiger Injektion auf Mäuse schützend, ähnliche Beobachtungen machte Kırr (s. Bd. V). Die Schwierigkeiten bei der kombinierten Methode, die sich aus der Notwendigkeit ergeben, zwei Impfstoffe aufeinander einzustellen, sind aber auch ihr Vorteil: die Methode wird dadurch modulations- fähig. Da wir imstande sind, das Antigen auf die mannigfaltigste Art zu behandeln, ohne ihm seine Reaktionsfähigkeit zu nehmen; und da auch andererseits zu vermuten ist, daß die Antikörperproduktion noch in bestffamten Richtungen zu beeinflussen sein wird, so stehen der kombinierten Methode noch die verschiedensten Anwendungsweisen bevor. Von Bedeutung ist die Möglichkeit, ausreichenden Schutz durch sie hervorzurufen, auch wenn nur abgeschwächtes Virus ver- impft wird, wie das durch SoBERNHEIM bei Milzbrand und von KoLLeE & Orto bei Pest (Meerschweinchen) mit Erfolg durchgeführt ist. In vielen Fällen wird es ja gar nicht einmal absolut nötig sein, schon durch diesen ersten Eingriff der kombinierten Impfung einen besonders hohen Grad der Resistenz zu erzeugen, sondern vielmehr darauf an- kommen, die Organismen für weitere Impfungen vorzubereiten, so daß die kombinierte Methode zunächst nur zur Herbeiführung einer Grundimmunität ihre Dienste leistet. Das wird z. B. der Fall sein #1 164 MarTın Ficker, zur Gewinnung hochwertiger Immunseren oder zur Immunisierung von Menschen und wertvollen Tieren, während man allgemein zur Impfung von Tieren heute mit einmaligen Impfungen auszukommen sucht, um die Kosten nicht zu erhöhen und das Verfahren nicht umständlich zu machen. Der kombinierten Methode bedient man sich zur Erzeugung von Grundimmunität vor allem bei jenen Infektionskrankheiten, bei denen eine Grundimmunität sonst schwer zu erreichen ist, wie bei Milzbrand, wo die Verabreichung der toten Bakterien nichts nützt und die der lebenden Infektion zur Folge haben kann. Selbst wenn bei der kom- binierten Impfung durch die einmalige Seruminjektion das verabreichte lebende Virus nicht genügend in Schach gehalten wird, so hat man es durch weitere Serumzufuhr (intravenös!) oft noch in der Hand, die Infektion abzuschneiden und Impfverlusten vorzubeugen. Zu den genannten Variationen der kombinierten Schutzimpfung ist noch eine dritte hinzugekommen. Schon KocH hat versucht, Mischungen von Serum rinderpestimmuner Tiere mit virulentem Virus zum Zweck der Immunisierung einzuführen. LECcLAINcHE hat 1900 die Lorenzsche Methode der Rotlaufschutz- impfung dahin abgeändert, daß er unmittelbar vor der Impfung Pferde- immunserum mit lebender Rotlaufkultur vermischte und die Mischung subkutan injizierte. Die so herbeigeführte Grundimmunität steigerte er durch 12 Tage spätere Verimpfung lebender Kultur (ohne Serum). SHIGA hat dann zur Vermeidung der Infiltrate, die bei der Pest- immunisierung in der Subcutis nach Einspritzung der schwer resor- bierbaren, bei 60° abgetöteten Pestbacillen auftraten, diesem Impf- stoff Pestserum zugesetzt. Er erzielte damit in der Tat, daß die lo- kalen und allgemeinen Reaktionen bei den Impflingen wesentlich gemildert wurden und doch eine Grundimmunität auftrat, so daß die so vorbehandelten Menschen nun größere Dosen des Pestvaccins vertrugen. Das gleiche Verfahren hat SHica später bei Ruhr versuchs- weise angewandt. Besrepka® ging von dem Bestreben aus, für die Immunisierung bei Pest, Typhus, Cholera mit der Mischung von Immunserum -+- ab- getöteten Bacillen die Serumquantität auf das notwendige Minimum zu beschränken, nachdem in Versuchen von CALMETTE & SALIMBENI (zitiert bei BESREDKA), Mäuse mit Mischungen von Pestimmunserum ——- Pestbacillen zu immunisieren, die Herabminderung der Schutzdauer durch die Beigabe des Serums auf 7—8 Wochen gegenüber der durch Injektion der Bacillen allein erreichten Schutzdauer von 4-6 Mo- naten, zutage getreten war. Er versetzte die durch Hitze abgetöteten Bacillen mit Immunserum, wartete die Agglutination ab und wusch die Bacillen mit Kochsalzlösung. Diese „sensibilisierten“ Bak- terien riefen bei subkutaner Verabreichung geringere Reaktionen hervor als die abgetöteten Bakterien allein, der Impfschutz trat z. B. bei Pest nach Beskepra schon nach 2 Tagen ein und dauerte bei Tieren bis zu 51/, Monaten. Vgl. S. 172. Die Methode ist von A. Marız bei Lyssa und von DorTtEr bei Dysenterie gehandhabt worden: aus den Versuchen geht hervor, daß damit in der Tat der Impfstoff der toxischen Wirkung entkleidet ist. Bei Ruhr trat der Impfschutz in den Versuchen von DoPTEr! erst nach 4—5 Tagen ein, damit nähert sich in diesem Falle diese Schutz- Methoden d. akt. Immunisierung einschl. Herstellung v. Antigenen. 169 impfung mit sensibilisierten Bakterien der einfachen aktiven Immu- nisierung und entfernt sich von der passiven, deren Hauptwert in dem sofortigen Schutz gegeben ist. Auch aus weiteren Versuchen der Immunisierung mit sensibili- sierten Bakterien geht hervor, daß diese Methode erst noch auf breitere wissenschaftliche Basis gestellt werden muß; nicht nur für die ein- zelnen Bakterienarten liegen die Verhältnisse verschieden, sondern auch für die mit diesem Antigen gewonnenen Immunseren, aber damit nicht genug: die einzelnen Bakterienstämme mit ihrem verschiedenen Rezeptorenapparat, andererseits die Verschiedenheit der auch gegen- über einer Antigenart gewonnenen Immunseren bedingen es, daß bei der Vermischung Antigen—Serum nicht gleichartige Bindungen resul- tieren. Auch sprechen Erfahrungen BeEskepvkAs dafür, daß nach der Sensibilisierung das Antigen durchaus nicht — wie man sich vor- zustellen pflegt — in unabänderlichem Zustande sich findet: ein zu häufiges Waschen mit Kochsalzlösung schädigte beispielsweise das Antigen, so daß auch für die gleichmäßige Herstellung des Impfstoffes bei dieser Abart der kombinierten Methode noch Schwierigkeiten bestehen. In welcher Richtung weitere wissenschaftliche Unterlagen für die Immunisierung mit sensibilisierten Bakterien zu gewinnen sind, ergibt sich vor allem aus einer Reihe wichtiger Versuche R. PFEIFFERS, der schon 1901 mit FRIEDBERGER! die immunisierende Fähigkeit der mit dem Choleraambozeptor beladenen Choleravibrionen nach intra- venöser Einführung bei Kaninchen prüfte und dabei feststellte, daß bei Verwendung genügender Mengen Immunserum die Choleravibrionen ihre Fähigkeit, Bakteriolysine zu erzeugen, verlieren können. Neuer- dings konstatierte er mit Bessau das gleiche für Typhusbacillen, die bei 58° abgetötet waren und mit Besredka-Serum sensibilisiert wurden (intravenöse Injektion von 1 Oese Bacillen -—- 1 ccm Serum, Kanin- chen). Auch eine giftwidrige Wirkung des Serums der so vorbehan- delten Kaninchen war nicht nachweisbar. Als ein Vorteil der Anwendung sensibilisierter Bakterien ist es angesehen worden, daß die negative Phase in Wegfall kommt (z. B. in den Dysenterieversuchen von DorTEr). Diese kommt zwar nach Versuchen von R. PFEIFFER & FRIEDBERGER?, HAFFKINE, W RIGHT u. a. ebenfalls nicht zur Beobachtung, wenn passende Dosen nicht sensibilisierter Bakterien verabreicht werden. Nach vergleichenden Versuchen von E. Levy & Aoxı mit sensibilisierten und nicht sensi- bilisierten Pneumokokken ist aber doch das frühzeitigere Auftreten der Immunität nach Verabreichung des sensibilisierten Vaccins regel- mäßig zu beobachten und die positive Phase auch kurze Zeit nach der Impfung ausgesprochener als bei den Tieren, die mit nicht sensibili- sierten Kokken vorbehandelt wurden, so daß das sensibilisierte Vaccin den Vorzug verdient. Levy & Aoxr betonen ausdrücklich, daß für den Erfolg die richtige Bestimmung der immunisierenden Dosen maß- gebend sei. Besitzt ein Serum starke lytische Eigenschaften, so kann bei der Injektion von Serum + Bakterien unter Umständen eine zu große Menge giftiger Zellbestandteile frei werden; das äußert sich nament- lich bei intravenöser Injektion. Meerschweinchen sterben nach intra- venöser Einspritzung von Meningokokken — Meningokokkenserum, Dorrer1,2,3, Brıior & Dorter!. Diese Erscheinung wurde beobachtet 166 Marrın Ficker, sowohl wenn Antigen und Antikörper gleichzeitig, als auch wenn zu- nächst Serum und 24 Stunden später die Kokken verabreicht wurden. Brıor & DoPTEr zeigten aber, daß, wenn zunächst die Kokken, dann das Serum injiziert wurden, schwere Erscheinungen nicht eintraten (Schutz der Kokken durch Phagocytose?). Bei der Beurteilung der zeitlich getrennten Kombinationsmethode, der Simultan- und Mischmethode ist noch zu berücksichtigen, ob es sich um völlig gesunde Impflinge in gesunder Umgebung, oder um Organismen handelt, die schon in der Inkubation begriffen oder gar erkrankt sind. Erfahrungsgemäß können z. B. mit Rotlauf infizierte Schweine bei der Behandlung mit der Simultan- oder Mischmethode schwer er- kranken. Es wird daher dann, wenn unter den Impflingen schon infi- zierte Tiere zu vermuten sind, die Lorenzsche Methode in der früheren Form am Platze sein, d. h. es ist zunächst Serum zu verabreichen und erst mehrere Tage später die Kultur. Es ist darauf aufmerksam zu machen, daß bei Wiederholung von Simultanimpfungen anaphylaktische Erscheinungen sich ein- stellen können (s. SOBERNHEIM°®), es handelt sich dabei nicht um Bakterien-, sondern um Serumanaphylaxie. Vgl. auch S. 169. Auch bei Behandlung mit sensibilisiertem Vacein ist daran zu denken, daß gegenüber dem mitinjizierten Serum Anaphylaxie auf- treten kann, das ist z. B. von Braun bei Behandlung von Meer- schweinchen mit sensibilisierten Bakterien beobachtet worden; A. MARXxER sah hingegen bei Kaninchen, die sensibilisierte Streptokokken erhielten, keine anaphylaktischen Symptome. GArBAT & F. MEYER neigen sogar dazu anzunehmen, daß die Gefahr des Auftretens von Bakterienanaphylaxie durch die Sensibilisierung (Versuche bei Kanin- chen mit Typhusbacillen) verringert werde. l. Serovacecination. a) Zeitlich getrennte Injektion von Serum und Vacein. Beispiele: 1. Die Lorenzsche Schutzimpfung gegen Schweine- rotlauf. Lorenz 1,2 hat das Prinzip dieser Methode, wie erwähnt, zunächst an Kaninchen und Schweinen zum Zweck der Serumgewinnung angewandt. . Kaninchen erhielten pro 1 kg Körpergewicht 1 ecem Heilserum, 2 Tage später 0,3 cem Rotlaufkultur; nach weiteren 12—14 Tagen nochmals 0,3 oder etwas mehr Kultur. Alle Injektionen subkutan. 10 Tage nach der letzten Impfung vertrugen die Tiere intravenöse Kulturinjektion. Nachdem Lorenz? zur Gewinnung von Immunserum dann auch Schweine benutzt hatte, verwendete er später ebenso wie Le- CLAINCHE, VoGEs & ScHürz zur Immunisierung das Pferd, das intra- venös große und steigende Dosen lebender Kultur erhält. Das Serum ist nach Lorenz für praktische Zwecke brauchbar, wenn es in der Menge von 0,015 ccm (subkutan) eine graue Hausmaus vor der gleichzeitigen subkutanen Infektion mit 0,01 ccm Rotlaufkultur (&—10 a lange Züchtung bei Zimmertemperatur in peptonfreier Bouillon) schützt. Methoden d. akt. Immunisierung einschl. Herstellung v. Antigenen. 167 LECLAINCHE, DEUTSCH, SCHNÜRER bevorzugen die Auswertung des Serums an Tauben (s. ScHnÜRER, JoEst). — Ueber die von Marx ausgearbeitete, im Frankfurter Institut für experimentelle Therapie übliche Prüfungsmethode s. Orro. Das Rotlaufdoppelserum vom Seruminstitut Landsberg ist eine Mischung von Pferde- und Rinderimmunserum, seine Ueberlegenheit, die sich vor allem bei Impfung infizierter oder noch nicht offensichtlich erkrankter Tiere (Notimpfung) äußern müßte, ist noch nicht sichergestellt, ebensowenig die der 'Tripelsera (Mischung von Pferde-, Rind- und Schweineimmunserum). Nach SCHNÜRER empfiehlt sich hingegen eine Mischung der verschiedenen (höher- und gering- wertigen) Pferdeimmunseren vorzunehmen. Eingehende Schilderung der Pferde- u. Rinderimmunisierung gibt SCHNÜRER. a) Serumimpfung. Die Schweine erhalten pro 10 kg Körpergewicht subkutan 1 cem Serum. (Näheres enthalten die Gebrauchsanweisungen für das Prenzlauer Serum, für das „Susserin‘‘ der Höchster Farbwerke ete.) Als Impf- stelle eignet sich die Haut am Grunde der Ohrmuschel (oder Innenfläche der Schenkel). b) Injektion der Kultur. Sie erfolgt 3—5 Tage nach der Serum- impfung. Die Lorenzsche Kultur war eine für Mäuse schwachvirulente Rot- laufkultur, die diese Tiere erst nach einer Woche tötete, sie wurde von LORENZ auf peptonfreier, schwach alkalischer Bouillon bei 24—26° gezüchtet. Stärker mäusevirulent ist die von den Höchster Farbwerken gelieferte, sie tötet Mäuse bei Verdünnung 1:1000000 in ca. 3 Tagen. Da es sich um lebende Kulturen handelt, so ist mit einer Abschwächung der Aktivität des Impfstoffes zu rechnen, im allgemeinen werden Kulturen, die älter als 4 Wochen sind, nicht mehr brauchbar sein, im einzelnen ist den Angaben der Prospekte zu folgen, z. B. auch hinsichtlich der Dosierung, die nach dem Körpergewicht bemessen wird (0,25—1 ccm). Die Injektion der Kultur findet subkutan, an einer anderen Körperstelle als die Seruminjektion statt, z. B. an dem anderen Ohr. ° Der so gesetzte Impfschutz dauert 5 Monate. Soll er erhöht werden, so wird nach Lorenz 12—15 Tage nach der ersten Kulturspritzung die doppelte Dosis Kultur injiziert, damit hält der Schutz 1 Jahr lang an. Man kann eine dritte Impfung vor Ablauf des Jahres folgen lassen (mit 1—2 cem Kultur), um damit den Schutz auf ein weiteres Jahr auszudehnen. Daß auch bei der LorkEnzschen Schutzimpfung genau auf ein bestimmtes Verhältnis zwischen Serummenge und Kulturdosis zu achten ist, geht aus Be- obachtungen von PRETTNER hervor. Gegenüber den Bestrebungen, zur Erzielung einer länger dauernden und stärkeren Immunität eine Impfkultur mit höherer Virulenz zu verwenden, weist J. SCHNÜRER darauf hin, daß bei Rotlauf damit doch ein hoher Prozentsatz Verluste durch die Impfung auftreten könne und auch die Propagationsgefahr ge- steigert würde. Er hat daher empfohlen, wieder zu dem Lorenzschen Ver- fahren der zweimaligen Kulturimpfung mit Kulturen geringerer Virulenz zu- rückzukehren. SCHNÜRER äußert auch den plausiblen Gedanken, nicht eine einheitliche Kultur zu verwenden, sondern bei den verschiedenen Epidemien je nach Charakter der in der Gegend auftretenden Seuche, ferner je nach Rasse und Alter der Impflinge entsprechend modifizierte Kulturen zu verimpfen. Auch MEYER empfiehlt bei der Lorenzschen Schutzimpfung gegen Rotlauf zwei Kulturimpfungen vorzunehmen. 2. Zu den Serovaccinationsverfahren dieser Gruppe ist auch das von LECLAINCHE & VaLLke für die Rauschbrandimpfung em- pfohlene zu rechnen. Soll in einem Bestande die Schutzimpfung nach dem Auftreten von Rausch- brand erfolgen, so empfehlen L. und V. zunächst eine Seruminjektion (10— 20 ccm, je nach Größe des Tieres) mit Rauschbrandserum, wie es sonst zu Heilzwecken benutzt wird, vorzunehmen, nach 4—5 Tagen dann — jedenfalls vor dem 8. Tage, nachher ist die durch das Serum gegebene Schutzkraft er- loschen — einen besonderen für einmalige Impfung berechneten Impfstoff, der abgeschwächte Reinkultur darstellt, zu verabreichen. Im übrigen empfehlen die Autoren einen Impfstoff, der in zweimaliger Impfung (Zwischenraum von 12 Tagen) angewendet werden soll und ebenfalls aus abgeschwächter Reinkultur 168 MaArTın FickEr, besteht. Als Impfstelle wird vor allem die Mitte der Oberfläche des Ohres empfohlen, diese Stelle ist leichter zu desinfizieren als der Schwanz. Nach Kırr (s. Bd. IV) genügen zur Immunisierung eines Rindes 15 bis 20 cem Immunserum (von dem 1 ccm die Virusdosis 0,5 neutralisieren muß), zur Nachimpfung 0,5 ccm Virus. ARLOING verwendet zur Nachimpfung zwei Reinkulturen, die in verschiedenem Grade abgeschwächt sind, es sind dann von dem Serum geringere Mengen ausreichend. 3. BOXMAYER (zitiert nach UHLENHUTH) gab zur Immunisierung gegen Schweinepest ausgewachsenen Schweinen 20 cem Immunserum subkutan und 2 Tage später 1,5 cem virulentes Glyzerinblut (1:2), die Tiere erkrankten leicht, vertrugen dann 3 Wochen später 5 cem, und späterhin bei zwei Nach- impfungen je 100 ccm virulentes Blut. Weitere Versuche, bei denen 10 cem unserum und 1,5 cem Glyzerinblut wie oben verabreicht wurden, deuten auch auf Immunität gegen natürliche Infektion hin, doch sind die Versuche zu wenig zahlreich. 4. BORDET & Daxyvsz (zitiert nach KoLLE?) impften bei Rinderpest Rinder mit großen Dosen defibriniertten Immunblutes (100 ccm) und über- ließen sie dann der natürlichen Infektion durch Zusammenbringen mit pestkranken Tieren oder sie strichen den vorbehandelten Tieren virulentes Material (Nasenschleim, Darminhalt kranker Tiere) auf Maul- und Nasenschleim- haut auf. Diese Methode (French method) ist unsicher, sie hat auch zur Verbreitung von Blutinfektionskrankheiten (Texasfieber, Trypanosomiasis usf.) beigetragen. b) Simultanmethode (gleichzeitige, örtlich getrennte Injektion). Die Methode unterscheidet sich darin von der vorgenannten, daß Impfung mit Immunserum und Parasitenantigen zu gleicher Zeit, aber an verschiedenen Stellen erfolgt. Beispiele: 1. Lorenzsche Methode. Handhabung und Dosierung ist im übrigen die gleiche wie oben. 2. Milzbrandschutzimpfung nach SoBERNHEIM. Hochwirksames Milzbrandserum und abgeschwächte Milzbrand- kultur werden gleichzeitig aber an verschiedenen Hautstellen injiziert. a) Serumgewinnung. Sie erfolgt bei Rindern, Pferden oder Schafen. Grundimmunisierung: simultan oder nach PAstTEuUR. 10—14 Tage später /soo— "ion Oese virulenter Kultur; in Zwischenräumen von 2—3 Wochen Im- pfung mit steigenden Dosen der virulenten Bacillen (1 Oese, mehrere Oesen, anze Agarkultur, schließlich mehrere Kolleschalen). Bei Immunisierung von Schafen hat man mit Verlusten zu rechnen. Alle Impfungen geschehen sub- kutan. Die Milzbrandstämme sollen frisch von Septikämien gezüchtet sein, es empfiehlt sich, mehrere Stämme zu verwenden. — Das Serum ist praktisch meist schon- brauchbar, wenn die Tiere 1/;—1 Massenkultur erhielten. Die Blutentnahme erfolgt 14—16 Tage nach der letzten Impfung. Das mit 0,5 Proz. Karbolsäure versetzte Serum ist jahrelang haltbar. (Fabrik von E. MERrcK, Filiale Halle a. S.) Zur Prüfung des Serums injiziert SOBERNHEIM 5 Kaninchen intra- venös 2, 3, 4, 5 und 6 ccm Serum; 5—10 Minuten später subkutan !/,o00 Oese virulente Kultur. Ein 6. Tier erhält nur Bacillen. Falls von den vorbehandelten Tieren mindestens 2 leben bleiben und die übrigen später als das Kontrolltier eingehen, ist das Serum brauchbar. 1 i ?) Die Kultur ist nach dem PastEurschen Prinzip durch Kultivierung bei 42—43° abgeschwächt und entspricht dem Vacein II PAsTEurs. Von der Stammkultur werden Agarkulturen 1 Tag bei 37°, dann noch 2 Tage bei Zimmertemperatur gehalten, 1 Oese Kultur wird verteilt in 50 ecem Kochsalz- lösung (stärkere Konzentration für Rinder und Pferde) oder in 100 cem (schwächere Konzentration für Schafe). Diese Bakteriensuspensionen sind im Kühlen und Dunklen wochenlang haltbar (im Gegensatz zu Bouillonkulturen). Methoden d. akt. Immunisierung einschl. Herstellung v. Antigenen. 169 Dosierung: Rinder 5 ccm Serum 0,5 cem Bacillenemulsion (s. 0.) Kälber 5) „ „ 0,3—0,5 „ „ ” Pferde 5 ,„ ; 0,5 RB » » Schafe 4 „, 5 Ver Te H b5 Injektionsstellen: bei Rindern und Pferden die beiden Halsseiten, bei Schafen die Innenflächen der Hinterschenkel. Die Reaktionen sind minimal oder fehlen ganz, bei Schafen wird meist geringe Temperatursteigerung einige Tage lang beobachtet. Der Impfschutz dauert ca. 1 Jahr, Impfverluste nur 0,1 Prom. Da neuerdings namentlich bei Verwendung von Mischseren (Pferde-, Rinder- und Schafserum) anaphylaktische Erscheinungen auch bei der kombinierten Methode beobachtet worden sind, so ist zu em- pfehlen, lediglich homologes Serum in Anwendung zu bringen oder aber, wie ALEXANDREscU & Cruca es taten, der eigentlichen Sero- vaccination eine Injektion von 1 ccm Serum subkutan vorauszu- schicken, nach mehreren Stunden (5) dann Serum +- Kultur zu inji- zieren (Antianaphylaxie): Diese Vorsichtsmaßregel kommt in Be- tracht, wenn die Tiere vorher schon serovacciniert waren. 3. Rinderpestimmunisierung nach KorLEr-TUrNER. Die\ Tiere erhalten an einer Körperstelle subkutan 0,5—1 ccm virulentes Blut, an einer anderen Körperstelle gleichzeitig und gleich- falls subkutan 10—30 ccm Immunserum. «) Serumgewinnung. Sie geschieht bei Rindern. Die Grundimmuni- tät wird durch Simultanimpfung erzeugt (1 ccm infektiöses Blut, gleichzeitig an anderer Stelle eine bestimmte Dosis Serum). Wenn die hierdurch bedingte Rinderpesterkrankung zurückgegangen ist, erhalten die Tiere 100 cem viru- lenten Blutes, nach Rückgang der Fieberreaktion 200 ccm, dann nach jedes- maligem Abwarten des Ablaufs der Reaktion 300—500 cem, Wenn das Tier 1000 ccm erhalten und gut vertragen hat, wird Ader gelassen (an drei aufeinander folgenden Tagen je einmal 4500 eem), danach Injektion großer Dosen virulenten Blutes usw. Modifikationen des Verfahrens s. KoLLE ’, °. Zur Wertbestimmung werden 10—12 gleich schwere Tiere mit je 1 ccm virulenten Blutes gespritzt, gleichzeitig erhalten Gruppe I. 3 Tiere Dosen des Serums entsprechend 15 ccm für je 300 kg leb. Gewicht. II : 20 „ „ ”„ ”„ 2) ” ” ” ” „ „ ” 100E bi} y „ y. » ” 25 „ „ 300 2032 „ IV. 3 „ „ » ”„ „ 30 ” ee) 300 )) „ Als Serumtiter wird diejenige Dosis bezeichnet, welche den tödlichen Aus- gang der Pestblutinfektion hindert, aber doch noch eine deutliche Reaktion bei mindestens 2 Tieren der Gruppe zuläßt. Beispiel: Die Tiere der Gruppe IV bleiben gesund, die der Gruppe III erkranken leicht, aber genesen; die Tiere der Gruppe II erkranken schwer, aber genesen, von Gruppe I sterben alle oder 2. Dann ist der Serumtiter 20 ccm. 8) Lebendes Virus. Virulentes Blut wird dadurch vorrätig gehalten, daß gesunde Rinder mit 1/,o—!/s, eem Blut eines rinderpestkranken Tieres infiziert werden, noch empfehlenswerter ist die Ueberimpfung auf das Schaf, das keine sonstigen rindervirulenten Blutparasiten führt. Die Tiere liefern am 3. Tage nach Fieberbeginn ein brauchbares Blut, das entweder defibriniert oder zur Verhütung der Gerinnung mit 1 Proz. Natriumeitrat versetzt wird, innerhalb eines Tages beeinflußt dieser Zusatz das Virus nicht. Nach KorzLe & Turner ist die gleichzeitige Einspritzung von Serum und Virus (an verschiedenen Stellen) die sicherste Methode, bei der nur 1—2 Proz. Verluste zu erwarten sind, die zweizeitige Methode (Serum vor- oder nachher) ist nicht zu empfehlen. 7,42 DORSET, Mc BryDE & Nıves haben 1905 und 1906 Schweine nach der Simultanmethode gegen Schweinepest immunisiert, sie gaben 2,5—20 cem 170 Marrın FiıckEr, Immunserum und gleichzeitig an einer anderen Körperstelle ebenfalls subkutan 0,25—5,0 cem virulenten Blutes. Der Schutz dauerte 3!/; Monate. Der Impf- verlust betrug 9 Proz. Weitere Simultanversuche führte BOoxMEYER (s. UHLEN- HUTH) mit unsicherem Erfolge aus, ebenso UHLENHUTH-HÜBENER-XYLANDER-BOHTZ, die einen geringen Ueberschuß von Virus für nötig halten, der eine leichte Erkrankung herbeiführen muß, damit Immunität eintritt. HuryrA & WETZL hatten mit der Simultanmethode ebenfalls nicht so günstige Resultate wie die Amerikaner, sie vermuten, daß die Pestblutdosis von ihnen zu hoch gewählt worden ist (2 cem), sie hatten 25 Proz. Verluste (Serumdosis 5 und 10 cem). 5. Zur Immunisierung von Maultieren gegen afrikanische Pferde- sterbe injiziert THEILER (zit. nach LEIPZIGER) 300—350 ccm Immunserum und 1—2 ccm Virus subkutan. 4—5 Tage später erfolgt bei großen Tieren eine 2. Seruminjektion von 50—100 cem. Impfverlust = 3,8 Proz. RIiCKMANN in- jizierte 0,01 cem Virus subkutan und 2—3 Tage später 175—200 ccm Immun- serum (Inkubationsimpfung). 12—14 Tage später injizierte er 1 ccm Virus sub- kutan oder intravenös. Mit denselben Virus- und Serumdosen gelang ihm auch die Simultanimmunisierung. LEIPZIGER sah sich genötigt, die Virusdosis zu erhöhen, er empfiehlt l ccm Virus subkutan, gleichzeitig und an anderen Stellen 300 ccm hochwertigen Immunserums. Nachimpfung in der 3. Woche nach der Simultanimpfung mit 20 ccm Virus intravenös. Impfverluste 3,5 Proz. Die Immunisierung der Pferde ist wegen der höheren Empfänglichkeit schwieriger. LEIPZIGER gibt simultan 400 ccm Immunserum und an anderer Stelle 0,1 ccm Virus subkutan. 3 Wochen später 200—100 ccm Immunserum und 0,53 Virus subkutan. Alsdann in täglichen Abständen zunächst in absteigen- der — bis 0,01 — dann aufsteigender Reihenfolge Virusdosen, bis eine Reaktion eintritt. Geht man zu intravenösen Injektionen über, so sind größere Abstände zwischen den einzelnen Injektionen nötig. L. konnte bis zu 20 cem Virus intra- venös ohne Verlust verimpfen. Als Virus wird das Blut kranker Tiere benutzt, nach R. KocH wird das defibrinierte Blut mit gleichen Teilen Glyzerin und destillierten Wassers, das 1 Prom. Karbolsäure enthält, zur Konservierung ver- setzt. LEIPZIGER verwendet Serum der kranken Tiere (gewonnen nach 12- stündigem Sedimentieren des defibrinierten Blutes), das in gleicher Weise kon- serviert wird, aber nicht die bei der Injektion von defibriniertem Blut häufigen Infiltrate in der Unterhaut hervorruft. Der Impfstoff wirkt in der Dosis 0,01 cem tödlich für Pferde. c) Serovaccination, Mischimpfung (Mischung von Serum und Vaccin). 1. Pest. SuiGas Methode zur Pestimmunisierung. Der Belag von dreitägigen Agarstrichkulturen (30°) wird abge- hoben, in Reibschale verrührt und mit Kochsalzlösung versetzt (1 ccm auf 1 Oese Kultur), die Suspension wird 1/, Stunde auf 60° erhitzt, mit 0,5 Proz. Karbolsäure versehen und erst nach 24 Stunden langem Stehen benutzt. Immunisierung von Menschen (subkutan): Vaccin und Pestimmunserum zu gleichen Teilen, je 0,6—1 ccm. Es tritt leichte Lokal- und Allgemeinreaktion auf, sind diese zurückgegangen, so wird Vaccin allein (ohne Serum) in der Dosis 0,6—1 ccm injiziert. Smıca empfiehlt bei Pestepidemien die Dosis zu steigern und eine dritte Impfung folgen zu lassen. Bei der Pestimmunisierung von Mäusen hatten KorLıe & OTTo ungünstigere Ergebnisse, wenn sie Serum -- Vacein verabreichten (sybkutan), als wenn sie Vaccin allein impften: die abgeschwächten Bacillen des Vaccins kamen, wie die Autoren ausführen, durch das bakterizide Pestserum zur Abtötung. Methoden d. akt. Immunisierung einschl. Herstellung v. Antigenen. 171 2. Bei Ruhr versuchte Smica eine der genannten Pestimmu- nisierung ähnliche Methode: da hier die Injektion abgetöteter Bacillen schwere Reaktionen herbeiführt, so vermischte er die abgetöteten (zerriebenen) Bacillen mit Ruhrserum, diese Mischung wurde in der Tat besser vertragen. Meerschweinchen überstanden nach ein- maliger Behandlung mit diesem Impfstoff die dreifach tödliche Dys- enteriebacillendosis, der Schutz hielt 3 Wochen an. Menschen er- hielten hochwertiges Immunserum 0,5 cem —- 0,5 cem vorsichtig ab- getöteter (zerriebener, die näheren Angaben fehlen) Dysenteriebacillen (entsprechend etwa !/, Oese einer eintägigen Agarkultur). Sub- kutan, Rückenhaut. Nach 3—4 Tagen nochmalige Impfung mit der doppelten Menge Vaccin (ohne Serum). Von Antikörpern ließen sich Agglutinine im Serum der Geimpften nachweisen (1:300); wenn auch eine absolute Immunität dadurch nicht erreicht wird, so soll doch die Mortalität bei den Geimpften eine niedrigere sein. Der Schutz ist nur kurzdauernd („einige Wochen‘). Hier ist auch ein Versuch von RosEentHAaL anzureihen, der bei einem Menschen eine Mischung von Dysenterieserum mit Dysenterie- agarkultur und 3 Tage später 1 Vese abgetöteter Kultur (ohne Serum) injizierte, der Agglutinationstiter stieg damit von 1:40 auf 1:300. 3. Tuberkulose. 4 Ueber Serovaccination gegen Rindertuberkulose Ss. CALMETTE & Gukrın®,%. (Intravenös: Rindertuberkelbacillen, die auf Galle ge- züchtet wurden, s. S. 22, + Serum von Rindern, die mit ebensolchen Bacillen intravenös vorbehandelt waren.) Bei dieser Behandlung soll eine rasche Resorption der Tb. erfolgen, die Agglutininbildung ist eine starke, die Tiere vertragen schließlich auch sehr virulente Rinder- tuberkelbacillen (intravenös), die in 3—4 Monaten vollkommen re- sorbiert werden. 4. Rotlaut. Die Methode von LECLAINCHE!, ? zur Schutzimpfung von Schweinen gegen Rotlauf geht zur Erzeugung der Grundimmunität aus von einer unmittel- bar vor der Impfung hergestellten Mischung von Rotlaufimmunserum (gewonnen vom Pferd) mit 0,5 cem lebender Rotlaufkultur. Die Serummenge ist nach dem Körpergewicht zu variieren: 5 cem Serum ist die Dosis für Tiere mit weniger als 50 kg Gewicht, die schwereren erhalten 10 ccm. 12 Tage später folgt eine Injektion nur von Kultur (0,5 ccm). Alle Injektionen geschehen sub- kutan. Der Impfschutz dauert nach LECLAINCHE 1 Jahr. Die Methode darf nicht bei erkrankten oder der Erkrankung verdächtigen Tieren angewandt werden, bei letzteren ist die zeitlich getrennte Behandlung zunächst mit Serum, dann (10 Tage später) mit Kultur zu wählen. 5. Rauschbrand. Nach LECLAINCHE-VALLEE, ARLOING u. a. hinterließ die Einspritzung von Rauschbrandserum —+- Fleischsaft (Melangeimpfung) keine Immunität. 6. Poliomyelitis. Nach Impfung von Affen mit Poliomyelitisvirus + Immunserum (gewonnen vom Affen) sahen FLEXNER und Lewıs bei intracere- braler Reinjektion (nach mehreren Wochen bis 4—5 Monate) keine Wirkung. (Verhinderung der Vermehrung des Virus?) 7. Ueber Lyssa-Immunisierung von Hammeln mit Virus-Serumgemischen zur Serumgewinnung, sowie über die aktive Immunisierung von Menschen und Hunden auf die gleiche Weise zur Verhütung der Tollwut s. A. MARIE. Vgl. hierzu auch FERMI?, sowie dessen Immunisierung von Mäusen mit Lyssa- serumvirus!. 172 Marrtın FickeEr, d) Immunisierung mit sensibilisiertem Vaccin. Islzesit: Besrepka® nimmt 2-tägige Pestagarkulturen, suspendiert den Belag in Kochsalzlösung, tötet 1 Stunde lang bei 60° ab. Die vis- köse Aufschwemmung wird alsdann in ein zylindrisches Glas mit agglutinierendem Pestserum übergegossen. Nach beendeter Agglu- tination (12 Stunden) wird abgegossen und der Bodensatz mehrmals mit Kochsalzlösung gewaschen. Eine zu lange Berührung der Ba- cillen mit der Kochsalzlösung schädigt das Antigen. Die Sensibili- sierung und Waschung muß innerhalb eines Tages beendet sein. Das so präparierte Vacein verträgt 1/;—1-stündiges Erhitzen auf 56° schadlos. Der Beskepkasche Pestimpfstoff erwies sich frei von toxischen Wirkungen, Mäuse zeigten nach subkutaner Einführung von Vaccin, das den Belag von 2 Agarkulturen enthielt, keine Krankheitserschei- nungen. Beim Menschen rief die subkutane Injektion einer Vaccin- dosis, welche der doppelten Menge des Harrkıneschen Impfstoffs entsprach, nur minimale Erscheinungen hervor. Der Eintritt der Immunität erfolgte bei Mäusen schon 2 Tage nach der Impfung, diese Tiere zeigten keine negative Phase (wie die von CALMETTE & SALTMBENI mit dem Harrkıneschen Impfstoff immunisierten Mäuse), sondern wiesen schon 6, 12 etc. Stunden nach der Injektion des Impfstoffes erhöhte Resistenz gegen die tödliche Dosis auf. Bei Mäusen hielt die Immunität bis zu 5!/, Monaten an, bei Meerschwein- chen ungefähr 1 Monat. 2. Typhus, Cholera. Aehnliche sensibilisierte Impfstoffe stellte BEsREDkA von Ty- phus- und Cholerabakterien her mit dem Unterschiede, daß die spezifischen Sera vor dem Erwärmen zugesetzt wurden: nach be- endeter Agglutination und Waschen wurden die sensibilisierten Bak- terien 1 Stunde auf 56° erwärmt. Auch diese Impfstoffe riefen subkutan keine toxischen Erscheinungen hervor, bei Meerschweinchen trat schon nach 24 Stunden Schutz gegen die tödliche intraperitoneale Dosis auf, wenn die Tiere subkutan Impfstoff, der einer Kultur entsprach, erhalten hatten. Die Immunität soll 5 Monate währen. Mit sensibilisierten Typhusbacillen immunisierten GAR- BAT & F. Meyer Kaninchen. . „Virulente Typhusbacillen auf Kolleschalen 1 Tag bei 37° gezüchtet, wurden mit NaÜl-Lösung abgeschwemmt, an 2 aufeinanderfolgenden Tagen 2 Stunden lang bei 60° abgetötet, danach mit Typhusimmunserum im Ueberschuß (nähere Angaben fehlen) versetzt und unter Toluol 1 Tag im Brutschrank gehalten. Die agglutinierten Bacillen wurden mehrmals gewaschen (mit NaCl-Lösung), und intravenös injiziert (I. Gruppe). Zum Vergleich dienten Kaninchen, die mit nicht sensibilisierten, die gleiche Zeit auf 60° erhitzten und unter Toluol l Tag im Brutschrank aufbewahrten Bacillen behandelt wurden (II. Gruppe). Die letzteren Tiere vertrugen die Injektionen schlechter. Die gewonnenen Seren unterschieden sich dadurch, daß die der I. Gruppe nur niedrige Agglutinations- und Komplementbindungstiter hatten, die der II. Gruppe wiesen die bekannte Erhöhung dieser Titer auf. Dafür verhielt sich das Serum der I. Gruppe bakterio- trop und zeigte im Mäuse- und Meerschweinchenversuch eine gewisse kurative Wir- kung, noch günstiger wirkte die Mischung beider Seren. (Die Vorstellungen der Autoren über die toxischen Eigenschaften ihrer Antigene bedürfen einer Korrektur Die beiden Antigene sind insofern nicht vergleichbar, als die nichtsensibilisierten Typhusbaeillen nicht gewaschen worden sind, erfahrungsgemäß entgiftet das Waschen, s. R. PFEIFFER und Bessau, sowie BESREDKA 2.) Methoden d. akt. Immunisierung einschl. Herstellung v. Antigenen. 175 SER uhr, Durch Vorbehandlung mit sensibilisierten Dysenteriebacillen konnte DoPtTEr! weiße Mäuse gegen die subkutane Injektion tödlicher Dysenterie- bacillen schützen: 0,005 g abgetötete, getrocknete Bacillen wurden mit 2 ccm agglutinierenden Dysenterieserums verrieben, sedimentiert, Bodensatz durch Zen- trifugieren gewaschen und in 2 ccm NaÜl-Lösung aufgeschwemmt. 0,2 ccm dieses Vaceins = 0,0005 sensibilisierter Bacillen subkutan auf Mäuse Die Immunität setzte am 4.—5.Tag ein und währte 4!/, Monate. Keine negative Phase. Die Versuche LÜDkes, Kaninchen mit sensibilisierten Dysenteriebacillen (Methode BESREDKA: 2 Tage alte Kultur, NaCl-Suspension, 1 Stunde bei 60°, Zusatz von stark agglutinierendem Kaninchenserum, nach 10 Stunden Waschen des Niederschlags) zu immunisieren, verliefen ergebnislos (keine Erhöhung des bakteriziden und Agglutinationstiters). 4. Schutzimpfung gegen Puerperalfieber (E. Levy & Hamm). Herstellung des Impfstoffes. Puerperalfieber-Streptokokken wurden auf Ascitesglyzerinbouillon 1 Tag (37°) gezüchtet, zentrifugiert. Der Bodensatz wurde mit einem Gemisch von 2,5 cem ARONSoNschem und 2,5 cem Höchster Streptokokkenserum versetzt, geschüttelt und 3 Stunden bei 37° gehalten. Da- nach vorsichtiger Zusatz von Karbollösung im Verhältnis von 0,5 Proz., nach 2 Stunden bei 37° trat sichere Abtötung der Streptokokken ein. Sodann scharfes Zentrifugieren, mehrmaliges Waschen mit Kochsalzlösung, schließlich Aufschwemmung der sensibilisierten Kokken in 10 cem Kochsalzlösung. 1 cem enthielt — ca. 50 Millionen Kokken. L. & H. stellten auch Eigenvaceins her, wenn die Schwangeren in ihrer Scheide Streptokokken aufwiesen. — Injektion bei Schwangeren S—10 Tage vor dem Geburtstermin (1 cem sub- kutan). Erscheinungen: Druckempfindlichkeit an der Impfstelle. Kein Fieber. — An derselben Stelle berichten L. & H. auch über therapeutische Anwendung der sensibilisierten Streptokokken bei Puerperalfieber: 1. Impfung 0,5—1l ccm eines vorrätigen hochpathogenen puerperalen sensibilisierten Fremdstammes, zwei Tage später Impfung mit dem aus dem Falle isolierten Eigenstamm. Bei Fort- dauer des Fiebers alle 2 Tage — nicht über den 10. Tag hinaus! — Eigenvacein unter Umständen in größeren Dosen. Die Impfung hatte keine Schädigung zur Folge, ein Urteil über den therapeutischen Effekt steht noch aus. Weitere Versuche mit sensibilisierten Streptokokken stellte A. MARXER* an, der Mäusen subkutan 2—8 mg Vacein (Drusestreptokokken, menschliche Streptokokken), sensibilisiert mit Pferdeimmunserum, und nach ein oder mehreren Tagen intraperitoneal tödliche Streptokokken (zumeist Druse- stämme) injiziertee Die Mäuse zeigten keinen Schutz. Hingegen erwiesen sich mit 20 mg sensibilisierten Streptokokkenvacceins (Mäusepassagestamm mensch- licher Herkunft) subkutan vorbehandelte Kaninchen immun gegen die I—9 Tage später subkutan verabreichte tödliche Drusestreptokokkendosis. Anaphylakti- sche Symptome sah MARXER nicht. Vergleich mit der immunisierenden Wir- u I durch Hitze (65—70°) oder Galaktose abgetöteten Streptokokken siehe S. 61. 5. Schutzimfung gegen Pneumokokken (Levy & Aokr). 50 ccm einer 48-stündigen Eierbouillonkultur werden 2 Stunden lang zentrifugiert, die obere Schicht wird vorsichtig dekantiert, zum Bodensatz Zu- gabe von 3 cem Pneumokokken-Immunserum MERcK. (1 ccm Serum = 20 bis 40 Immunitätseinheiten.) Umschütteln. Die Kokken läßt man 3 Stunden mit dem Immunserum im Brutschrank (37°) in Berührung. Danach zentrifugieren, Abgießen des überstehenden Serums, zweimaliges Waschen und Zentrifugieren der Kokken mit physiologischer Kochsalzlösung zur Befreiung von überschüssi- gem Immunserum. Die gewaschenen und sensibilisierten Pneumokokken werden dann in 10 ccm physiologischer NaCl-Lösung aufgeschwemmt, mit 1,1 ccm 5-proz. Karbolsäurelösung versetzt (also Verhältnis 0,5 Proz.) und 10—12 Stunden bei „37° gehalten. Als geeignete Dosis zum Immunisieren von Kaninchen (2000— 2500 g) erwiesen sich 8 ccm des Präparates (subkutan). (Die Dosis für nicht pn Pneumokokken [Zentrifugat, mit 0,5 Proz. Karbolsäure] betrug ccm. Nach Verabreichung der sensibilisierten Pneumokokken war die völlige Immunität schon am 3. Tage eingetreten (bei nicht sensibilisierten Pneumo- kokken erst am 6. Tage). 174 Marrtın FickEr, Es ließ sich zeigen, daß bei richtiger Bestimmung der immunisierenden Dosen innerhalb der Zeit, während welcher die Immunität zustande kommt, eine Resistenzerhöhung eintrat, eine negative Phase konnte nicht beobachtet werden. Die Resistenzerhöhung war besonders ausgesprochen bei der Vorbehandlung mit den sensibilisierten Pneumokokken, und da bei dieser Methode auch die völlige Immunität früher eintritt, so ist sie der Methode der Immunisierung mit nicht sensibilisierten Pneumokokken überlegen. Von Interesse ist, daß Kaninchen, die subkutan gleichzeitig 6—10 ccm sensibilisiertte Pneumokokken und an einer anderen Stelle die 10-fach tödliche Dosis lebender Kultur erhielten, am Leben blieben. Bei zu großer Dosis sensibili- sierter Kokken und gleichzeitiger Injektion lebender tödlicher Mengen (intraperi- toneal) trat kein Schutz, sondern der Tod ein. 6. Sensibilisierte Tuberkelbacillen. Tuberkulose-Sero-Vacein Höchst. S.B.E. Vgl. F. MEyER, ferner RuPPEL. In Vorversuchen wird der Gehalt eines Tuberkulose-Immunserums an Agglu- tininen, komplementbindender Substanz, Opsoninen bestimmt, es wird z.B. 1g zerriebener Tb. mit 500 eem Kochsalzlösung emulgiert, 1 eem —= 0,002 g Tb. Wird diese Menge durch 0,0025 ccm Serum (= 1:800) agglutiniert, so werden zur Herstellung des Serovaceins entsprechende Mengen von Tb. und Immunserum, letzteres in einem geringen Ueberschuß, verwendet. Die Mischungen von Immunserum und scharf getrockneten Tb. (Typ. hum., eventl. auch Typ. bov.) bleiben 1—2 Tage im Brutschrank bei 37,5°. Darauf erfolgt Schüttelung mit Glasperlen im Schüttelapparat, bis intakte Tb. nicht mehr nachweisbar sind. Scharfes Zentrifugieren, Waschen des Bodensatzes mit physiologischer Kochsalzlösung, Verarbeiten mit 40-proz. Glyzerinwasser, das 0,5 Proz. Karbolsäure zugesetzt erhält, zu feiner Emulsion. Icm=5m Bacillensubstanz. Verdünnungen werden mit physiologischer, 0,5 Proz. karbol- haltiger Kochsalzlösung hergestellt. (Patentschrift Nr. 231055, Klasse 30h, Gruppe 6 vom 23. Juli 1909, Höchster Farbwerke; ferner Zusatz hierzu: Nr. 231056 vom 16. April 1910.) Der Zusatz zu dem Patent betrifft die Sensibilisierung von Tuberkulin und anderen Tb.-Extrakten. Anwendungsweise und Ergebnisse siehe Bd. V. Il. Serotoxinimpfung. So wie man bei der aktiven Immunisierung mit Bakterienzell- material die auftretenden lokalen Erscheinungen (Infiltrate etc.) durch Beigabe von Serum einzuschränken suchte, so sind auch die Einwirkungen von Giftlösungen durch Beimischung von anti- toxinhaltigem Serum abgeschwächt oder beseitigt worden. Mischungen von Toxin und Antitoxin (Diphtherie) sind zum Zweck der Immunisierung zum ersten Male von Bases! injiziert worden: er konnte so Meerschweinchen gegen Diphtherietoxin immu- nisieren, und zwar ebenso sicher, aber rascher als durch Vorbehand- lung mit Toxin allein. Er regte schon 1895 an, eine Simultan- behandlung bei Lyssa zu versuchen: Injektion von Virus kombiniert mit Serum immunisierter Tiere. PawLowsky & Maxsurow haben dann, um mit den von BEHRING und Rovx zur Diphtherieheilserumgewinnung angegebenen Methoden rascher zum Ziele zu kommen, die Pferde zunächst mit Antitoxin (subkutan) vorbehandelt, nach 2—-3 Tagen dann Gift in größeren und rasch ansteigenden Dosen eingeführt. Auch während der Im- munisierungsperiode injizierten sie einigemale Antitoxin, wenn An- zeichen dafür vorhanden waren, daß das Toxin schlecht vertragen wurde (bei größeren Dosen, bei schlecht ernährtem Organismus). Auch Nıkanorow berichtet über günstige Antitoxinausbeute nach Vorbehandlung einer Ziege mit Diphtherietoxin und Antitoxin (gleich- zeitig, aber an verschiedenen Stellen) sowie von Pferden, von denen Methoden d. akt. Immunisierung einschl. Herstellung v. Antigenen. 175 das eine Tier längere Zeit mit Antitoxin vorbehandelt wurde und erst dann Toxin erhielt. Krerz hat 1901 ebenfalls Pferde mit Antitoxin vorbehandelt, zweizeitige Methode: 12—15 Stunden später Toxin eingeführt und bei anderen Pferden Mischung von Toxin und Antitoxin (Zimmer- temperatur, 18 Stunden) intravenös und subkutan verabreicht. Da für jeden Versuch nur ein Tier verwendet wurde, so konnte der Ver- gleich bindende Resultate nicht geben (Krerrz fand den höchsten Antitoxinwert bei dem mit Serum vorbehandelten und mit Toxin subkutan nachbehandelten Tiere), die mit den Mischungen behandelten Tiere lieferten ein Serum geringeren Wertes. Nach weiteren Versuchen von ARLoING, NICOLAS & ANTOINE, sowie von ArroınG & NiıcoLas ergab die Einfuhr von Toxin-Anti- toxinmischungen nur niedrige Antitoxinwerte (Versuchstiere Hunde und Esel), höhere erhielten sie durch Injektion beider Körper ge- trennt an verschiedenen Stellen, den höchsten Wert durch alleinige Toxininjektion. Hier reihen sich die Versuche von DREYER & Map- sEn an, die Pferde, Ziegen und Kaninchen mit nicht ganz neutrali- sierten Mischungen von Diphtheriegift und Antitoxin zum Zweck der Antitoxingewinnung behandelten. Dzrerzcowskı® konnte mit neutralen Diphtherietoxin-Antitoxin- gemischen bei Hunden, Ziegen, Pferden keine Antitoxinbildung ver- anlassen. Eingehender ist dann die Frage von Arkınson und vor allem von THEoBALD SmitH ? > bearbeitet worden, der erstere immunisierte Pferde mit überneutralisierten Toxin-Antitoxinmischungen. SMITH stellte nach Injektion neutraler Mischungen bei weiblichen Meer- schweinchen die Vererbung der mehrere ‚Jahre anhaltenden Immunität auf die Nachkommen fest. In den Versuchen von Tr. SMITH & BROWN trat nach der subkutanen Injektion von Diphtherietoxin-Antitoxin- mischung bei Meerschweinchen eine raschere und stärkere Immunität ein als nach Verabreichung von Toxin allein. Vgl. auch Martın, PReEvoT & LoIsEAr. Mc CLintock & Ferry erhielten nach Vorbehandlung von Pferden mit Diphtherietoxin-Antitoxinmischungen (überneutralisiert, 10 In- jektionen bei 32-tägiger Behandlungsdauer) ein gut wirksames Anti- toxin. Die Pferde vertrugen die Injektionen besser als die reinen Toxininjektionen oder die zweizeitige Behandlung (erst Antitoxin, dann Toxin). Der Serumtiter blieb auf der erreichten Höhe, wenn in der Folge zweimal wöchentlich weitere Mischungen verabreicht wurden. Die Immunisierung mit überneutralisierten Mischungen ergab auch gute Resultate, wenn die Injektionen nicht sofort, sondern erst 6 Stunden nach der Mischung erfolgten (Mc CLINTock). Für die Tetanusgiftimmunisierung hat Knorr gezeigt, dab die sogenannten unausgeglichenen Giftreste zur Immunisierung hervorragend geeignet seien, und BrrrınG® konnte Meerschweinchen zu höchsten Immunitätsstufen führen, wenn er zunächst Grundimmuni- tät durch Mischungen von Antitoxin und Gift (mit unausgeglichenem Giftrest) erzeugte und dann reines Gift gab. Ein weiteres Beispiel, das in diese Gruppe gehört, geben die Im- munisierungsversuche von GRASSBERGER & SCHATTENFROH gegenüber Rauschbrand: die mit Rauschbrandgiftlösungen behandelten Rinder wiesen an den Impfstellen mitunter starke Schwellungen auf, unter 176 Marrın FıckEr, denen das Allgemeinbefinden litt. Diese örtlichen Reaktionen kamen in Wegfall, als G. & S. Giftserumgemische injizierten, die in gleicher Weise zur Giftimmunität führten. Dabei war es ohne Belang, ob voll- ständig oder unvollständig neutralisierte oder auch überkompensierte Mischungen zur Anwendung kamen. Durch Kombination mit weiterer Injektion von Giftlösungen konnte auch hier die Immunität noch gekräftigt werden. (Bekanntlich machten G. & S. an den so vor- behandelten Tieren die wichtige Beobachtung, daß diese Giftimmunität gegen die natürliche Infektion völlig unwirksam ist.) Gleichzeitige Injektion von Vibriolysin und Antitoxin (an verschiedenen Körperstellen) ist von Tarravisr zur Einleitung der Toxinimmunisierung mit Erfolg vorgenommen worden, und zwar intraperitoneale oder subkutane Toxininjektion und gleichzeitige intravenöse Zufuhr von Antitoxin. Wartete Tarrauıst aber nach der Seruminjektion 2 oder mehrere Stunden, bevor er das Toxin ein- führte, so blieb aktive Immunität aus. Erfolgte nach passiver Immuni- sierung die Toxininjektion intravenös, so trat immer Antikörperpro- duktion ein. Wurden die Antikörper intravenös eingeführt bei Kanin- chen, die schon vorher nach Vibriolysinzufuhr einen gewissen Grad von Immunität besaßen, so addierten sich die Antikörper anfänglich, . um dann aber schnell abzunehmen. — Von Interesse ist auch, daß nach Injektion einer neutralisierten Mischung von Vibriolysin — Antitoxin Antikörper sich bilden können (Injektion intraperitoneal oder intra- venös). D. Immunisierungs-Schemata für den Laboratoriumsgebrauch. I. Cholera. Il. Typhus. Ill. Paratyphus A. IV. Paratyphus B. V. Dysenterie SHIGA-KRUSE. VI. Dysenterie FLEXNER, Y. VII. Hämolysin. VIII. Präzipitin. l. Cholera. 1. Choleraserum, agglutinierend. Kaninchen, intravenös. Abtötung der 24-stündigen Agarkulturvibrionen 1 Stunde bei 60°, 1. 1 Oese, nach 7 Tagen: 2. 3 Oesen, nach 7 Tagen: 3. 5 Oesen, 7 Tage warten. Blutentnahme. Gut virulente Kul- turen sind brauchbarer als avirulente oder atypische (KoLE). 2. Choleraserum, bakteriolytisch. Kaninchen. a) Einmalige intraperitoneale Injektion einer ganzen bei 56° eine Stunde lang erwärmten Cholerakultur. Entbluten 14 Tage nach der Injektion. Methoden d. akt. Immunisierung einschl. Herstellung v. Antigenen. 177 Zum Ausgleich der Tierindividualität mehrere Tiere impfen, Sera mischen. b) Subkutan oder intraperitoneal. Abtötung wie oben. 1. 1 Oese, nach 7 Tagen: 2. 3 Oesen, nach 7 Tagen: 3. 5 Oesen, nach 7—14 Tagen Entbluten. li. Typhus. 1. Mit abgetöteten Kulturen. a) Ziegen (nach M. NEIssEr, erwähnt bei BöHMme). Intravenös. Abtötung 1 Stunde 65—70°. 1. Injektion 1 Agarkultur. 2. Injektion 2 Agarkulturen. Zwischenpause 10 Tage. Bei schweren Erscheinungen warten bis Zustand normal. Serum wirkt bakteriolytisch und agglu- tinierend. b)-Kaninchen, 11/,—2 8. Intravenös. Abtötung 1 Stunde 58°. 1. Injektion 1/,—1. Oese. 2. Injektion 2—21/, Oesen. 3. Injektion 21/,—D5 Oesen. Es genügen oft auch nur 2 Injektionen. Zwischenpausen 8—10 Tage. Blutentnahme 8 Tage nach der letzten Injektion. Reagieren die Tiere stark mit Gewichtsabnahme, so ist die kleinere Dosis zu wählen. (Agglutinierend und bakterio- lytisch.) c) Kaninchen. Intravenös. Antigen: 1 Oese eintägiger Agar- kultur, suspendiert in 1 ccm physiol. Kochsalzlösung, abgetötet eine Stunde 58°. 1. Injektion 1 Oese; nach 8 Tagen: 2. Injektion 1 Oese. 8 Tage warten. Blutentnahme (Agglutinierend und bak- teriolytisch.) d) Kaninchen (nach Bzsserer & JAarr&). Bacillen 1—2 Stunden 60° abgetötet. 1. Injektion !/;, Kultur subkutan nach 10 Tagen 2. e 1 ee 4 Ba 0 ZT 3 # DE HE intraperitoneal eh 10 rR) 4. 1 » „ >) 10 „ >. „ 2 r} 2) (Zur Gewinnung bakteriolytischer Seren.) Titer gegen den zur Immunisierung benutzten Stamm 0,1—0,5 mg. e) Meerschweinchen. Abtötung 1—2 Stunden 60°. 1. Injektion Y/, Kultur subkutan nach 12 Tagen 2. re =/9 ER er 2 ar je 4 in „ Intraperitoneal ” „ = 3, 2 „ „ Handbuch der pathogenen Mikroorganismen. 2. Aufl. II 12 178 Marrtın FiIcker, 2. Mitlebendem Virus. Meerschweinchen. Als Dosis let. sei für Tiere von 500 g !/, Oese gefunden. l. zu Beginn: !/,o Oese intraperitoneal. 3. nach $ Tagen: !/, ; 3. y = $) Un ’ ’ 4. 6) ” ” Ill. Paratyphus B. 1. Bakteriolytisches Serum. Kaninchen. a) Subkutan. Zwischenpausen 10 Tage. I: er ar Agarkultur 2 Std. bei 60° abgetötet; 2. , 1a „ 2 007 „ 3 = El ö; lebend: unter Umständen: (4. ” a ) 10 Tage warten. Piatermanhel b) Intraperitoneal. Zwischenpausen 10 Tage. 3: Injektion !/, Agarkultur abgetötet (2 Std. 60°); 2. N „ „ (2 „ 60°); 9 I „ „ (27 2.,5.005); 4. > Y, r lebend. 10 Tage warten, Blutentnahme. (KUTSCHER & MEINICKE.) 2. Agglutinierendes Serum. a) Intravenös. 1. 1 Oese 20 Std. alter Agarkultur, in 1—2 cem Kochsalzlösung aufgeschwemmt, 1 Std. bei 60° abgetötet. 2. 3 Oesen abgetöteter Kultur; nach 8 Tagen: 3. 5 Oesen abgetöteter Kultur; eventuell nach 8 Tagen: 4. 6 oder 10 Oesen abgetöteter Kultur. Bei toxischen Stämmen ist mit \/, oder !/, Oese abgetöteter Kultur zu beginnen, dann auf 1 und später auf 2 Oesen zu steigern. b) Nach SOBERNHEIM & SELIGMANN. Intravenös. 1. Yo — "0. Oese Agarkultur, 1 Std. bei 56° abgetötet: 2. nach 5—7 Tagen W; —!/, Oese 1 Std. bei 56° abgetötet: Dede ‚» Vese 1 Std. bei 56° abgetötet. Eine Woche nach der 2. oder 3. Injektion Probeentnahme, eventuell noch 4. Injektion mit 1 Oese ebenso abgetöteter Kultur. IV. Paratyphus A. Agglutinierendes Serum: Kaninchen intravenös wie bei Para- typhus B sub b), aber lebende Kultur. Methoden d. akt. Immunisierung einschl. Herstellung v. Antigenen. 179 V. Dysenteriebacillen (Shiga-Kruse). Agglutinierendes Serum. Kaninchen (kräftige). Intravenös. 5—6-tägige Intervalle. Lebende Kultur (Agar). 12) on Oese 2. so 3. so „ 4. os is >. ee ’ 6. JR —l, Am 8.—10. Tage nach der letzten Injektion entbluten. (Nach LENT2z). 3 kann eventuell fortgelassen werden. LüÜDKkE nimmt auch abgetötete Bacillen (Beginn mit !/;. Oese). VI. Dysenteriebacillen (Flexner, Y). Agglutinierendes Serum. Kaninchen, intravenös. Intervalle von 5—6 Tagen. (Nach LENTZ.) 1. Y, Oese lebende Kultur (24-stündig). 2.2 '°0esen 2 ne 3. 6 „ „ „ „ VII. Hämolysingewinnung. I. Kaninchen. Antigen: Hammelblut, Rinderblut, Ziegenblut usf. (rewaschen. 1. Zu Beginn: intravenös 0,5—5 cem, 2. nach 6—8 Tagen intravenös 0,5—5 cem, 3. „6-8 „0 intraperitoneal 2—5 ccm; Warten 8 Tage. Blutabnahme. Die 3. Injektion ist mitunter unnötig. Il. Kaninchen. Antigen: wie oben. (rewaschen. 1. Zu Beginn: 30 cem Blut intraperitoneal; 2. nach 8—10 Tagen: 30—40 ecm intraperitoneal. Warten 9—10 Tage. Blutabnahme. (Nach H. SacHs.) Vil. Präzipitingewinnung. I. Vorbehandlung von Kaninchen mit Serum nach ÜHLENHUTH. 1. Zu Beginn 1—-3ccem Serum intravenös (oder intraperitoneal), 2. nach 5—6 Tagen desgleichen, 3. nach weiteren 5—6 Tagen desgleichen, 4. 6 Tage warten. Probeentnahme. II. Methode des PaLTAurschen Instituts. 1. Zu Beginn: 1 ccm Serum pro Kilogramm Körpergewicht in- travenös, 2. nach 4 Wochen: desgleichen, 3. 8 Tage warten. Entbluten. 180 MarTIn Ficker, III. Vorbehandlung von Kaninchen mit zelligem Material. . Zu Beginn 3—5 cem intraperitoneal, nach 5—6 Tagen desgleichen, nach weiteren 5—6 Tagen desgleichen, . 6 Tage warten. Blutentnahme. IV. Schnellimmunisierung nach FORNET & MÜLLER. Kaninchen. Antigen-Serum oder anderes eiweißhaltiges Material. Zu Beginn 5 ccm, am nächsten Tage 10 ccm, am 3. Tage 15 ccm Antigen intraperitoneal. Verbluten am 12. Tag. Pow+ Literatur. ABE, J., zit. Zeitschr. f. Immunitätsf., 2. Teil, Ref., Bd. 4, 648, 1911. Original: Zeitschr. f. Militärärzte. Japan, 1911, Nr. 23. ABEL, J. J., & Forp, W. 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Februar 1912 Das wissenschaftliche Streben, in die Natur der Antikörper vor- zudringen, hat schon bald nach Entdeckung des Antitoxins, das als erster Antikörper bekannt wurde, die Forscher erfüllt. Aber auch noch praktische Gesichtspunkte trieben dazu an, die Rohdarstellung zu vervollkommnen und womöglich die Antikörper rein und in kon- zentrierter Form zu gewinnen. Für die Verwendung von Schutz- und Heilseris muß die Konzentrierung einer großen Zahl von Wertein- heiten auf ein kleines Volumen sowie die Beseitigung unnötiger oder gar schädigender Begleitstoffe auch heute noch das Ziel sein. Die Forschungen über Serumkrankheit und Ueberempfindlichkeiten lassen diese wichtige Frage erneuter Bearbeitung wert erscheinen. Auch für rein wissenschaftliche Probleme ist die Tatsache oft genug störend, daß wir für die mit den Antikörpern vorzunehmenden Reaktionen lediglich über Rohmaterialien verfügen. Es muß darauf ausgegangen werden, auch bei der mannigfachen Verwendung der Antikörper im Laboratorium alle nicht spezifischen Stoffe, unter denen sicher auch Hemmungsstoffe sich finden, auszuschalten und die Spezifität zu verschärfen: es sei nur hingewiesen auf die Agglutinine, Präzi- pitine, komplementbindenden Antikörper usf.: hier müssen noch wesent- liche Fortschritte erwartet werden, wenn wir reine Antikörper in die Reaktionen eintreten lassen, in erster Linie dürfte die Diagnostik damit eine Verfeinerung und Erweiterung erfahren. Die Darstellung der Antikörper nimmt den Ausgang entweder von dem Blut oder den Organen des natürlich oder künstlich immuni- sierten Körpers. Da erfahrungsgemäß das Serum — mit wenigen Aus- nahmen — den stärksten Antikörpergehalt aufweist und der Im- munkörpergehalt durch künstliche Verabreichung von Antigen über das bei der natürlichen Immunität zu findende Maß eine Steigerung zu erfahren pflegt, so sind für die Darstellung der Antikörper in erster Linie die Seren der künstlich immunisierten Versuchstiere Handbuch der pathogenen Mikroorganismen. 2. Aufl. Il. 15: 194 MarTın FiIckEr, zur Verwendung gekommen, wobei der Gang der Immunisierung den im vorhergehenden Abschnitt entwickelten Grundsätzen folgte. Für die Darstellung bestimmter Antikörper gilt es von vornherein zielbewußt vorzugehen. Man wird zwar zunächst darnach trachten, eine Grundimmunität bei einem geeigneten Tier zu gewinnen, so daß für manche Fälle es gewiß nicht so sehr darauf ankommt, schon von vornherein den richtigen Applikationsmodus oder das Antigen in der für den speziellen Fall vorteilhaftesten Beschaffenheit anzu- wenden, als vielmehr, vorerst den Organismus für die Weiterbehand- lung vorzubereiten. Es hat sich aber bei näheren Untersuchungen her- ausgestellt, daß die Antikörperkurven doch schon sehr bald weit- gehend divergieren können, so daß es rationell erscheinen muß, die durch die Erfahrung gebotene Art der Immunisierung für die Gewin- nung bestimmter Antikörper sofort oder wenigstens so früh wie mög- lich zu wählen. Am zahlreichsten sind die vergleichenden Beobachtungen über Agglutinine und Bakteriolysine: die beiden Kurven brauchen durchaus nicht zusammenzugehen (Beispiele: Cholera und Typhus, Kaninchen, FRIEDBERGER; Typhus, Mensch, HrrscH & KUTsScHEr). Das gleiche gilt für Agglutinine und Opsonine (Beispiel: Lırp, Typus bovinus bei Kaninchen), komplementbindende Anti- körper und Bakteriolysin (Beispiel: TorrEey, Gonokokkenimmu- nisierung, Kaninchen, intraperitoneal), schützende Antikörper und Präzipitin, Beispiel: die Milzbrandschutz- und -heilseren ent- halten nur selten ein Präzipitin, zu dessen Erzeugung größere Mengen von Bakterien zu verwenden sind (AscoLı, SCHÜTZ & PFEILER). An- dere Beispiele sind in dem Abschnitte Methoden der aktiven Immu- nisierung aufgeführt. Disposition. A. Allgemeines. I. Auswahl der Impftiere. II. Blutentnahme. III. Zeitpunkt der Blutentnahme. IV. Einfluß der Blutentnahme. V. Konservierung der Antikörper. VI. Konzentrierung der Antikörper. B. Reindarstellung von Antikörpern. I. Antitoxine. a) Aus Blut oder Serum. b) Aus Milch. II. Phytoantitoxine. III. Antihämotoxine. IV. Antifermente. V. Bakteriolysine. VI. Hämolysine. VII. Agglutinine. VIII. Präzipitine. IX. Komplementbindende Antikörper. Darstellung von Antikörpern aus Blutplasma und Leukocyten. Darstellung von Antikörpern aus Organen. Methoden der Antikörperdarstellung. 195 A. Allgemeines. I. Auswahl der Impftiere zur Antikörpergewinnung. Die Auswahl richtet sich zunächst nach der Art der Antikörper, die man gewinnen will, sowie nach der Art und Beschaffenheit des verfügbaren Antigens. Das bevorzugte Versuchstier ist das Kanin- chen, das die verschiedensten Antikörper liefert: Bakteriolysine, Hämolysine, Agglutinine, Präzipitine usf. Man muß aber darauf gefaßt sein, daß die Antikörperbildung je nach Rasse und Individuali- tät verschieden verläuft, besonders ist hervorzuheben, daß manche Kaninchen für die Präzipitingewinnung versagen oder nur minderwertige Sera liefern. Hunde scheinen überhaupt keine Präzi- pitine liefern zu können, auch ist ihr Serum meist stark opaleszent, so daß es für die Präzipitinreaktion sich nicht eignet. Pferde, Esel, Ziegen und Schafe bilden im allgemeinen keine hochwertigen Prä- zipitine, wenigstens keine sehr stark wirksamen Eiweißpräzipitine. Auch die Meerschweinchen gelten als wenig geeignete Präzipitin- lieferanten (hingegen ist von ihnen ein Hämolysin gegen Kaninchen- blut leicht zu gewinnen). Ein gut präzipitierendes Milzbrandserum ist von Kaninchen nur sehr selten zu erhalten (AscoLı, Schürz & PrEILER), auch von Schafen nur ausnahmsweise, vielmehr scheint der Esel hierfür das geeignetste Tier zu sein, er ist auch widerstandsfähiger gegen Milz- brand als das Schaf. Für die Gewinnung von spezifischen Agglutininen ist bei der Tierauswahl zu berücksichtigen, ob die Tiere zur Bildung von Gruppenagglutininen geneigt sind: bei Immunisierung von Pferden mit den verschiedenen Typen der Dysenteriebacillen ist das nach Smıca in hohem Maße der Fall, diese Seren sind weniger brauchbar zur Identifizierung. Auch die Ziegenimmunseren fand Smica nicht geeignet, hingegen zeichneten sich die Kaninchenimmun- seren durch weitgehende Spezifität aus. Zur Herstellung von Antikokkenserum (Streptokokken, Pneumo-, Meningo-, Gonokokken) sollen Maultiere und Maulesel besser verwendbar sein als Pferde, Esel, Schafe, Ziegen, Rinder: die sub- kutanen und intravenösen Einspritzungen werden besser vertragen (ohne Abszeßbildung usf.), auch sollen sich die bei Maultieren und Mauleseln gewonnenen hochwertigen Antikörper nicht nur gegen den zur Vorbehandlung benutzten Stamm richten. (Patent der Höchster Farbwerke vom 18. Juli 1908. Patentschrift Nr. 210024, Klasse 30h, Gruppe 6.) Besonders wirksame Antikörper gegen die menschliche Infektion mit Strepto-, Pneumo-, Gono- und Meningokokken sollen bei der Immunisierung von Affen gewonnen werden. (W. ZANGENMEISTER, Patent Nr. 200252 vom 18. April 1907 nebst Zusatz Nr. 210023, Klasse 30h, Gruppe 6.) Nach den Untersuchungen von ÜHLENHUTH-HÜBENER-X YLANDER- Bonrtz ist von Eseln, Pferden, Rindern, Kaninchen unter Variierung der verschiedenen Modi der Applikation von virulentem Schweine- pestvirus ein Serum mit schützender oder heilender Wirkung nicht zu erhalten, wohl aber von Schweinen. Dasselbe bestätigen HuTyrA & Werzr, die auch Rinder als ungeeignet zur Serumgewinnung fanden. 13% 196 Marrın FIckEr, Der Satz, daß zur Heil- und Immunserumgewinnung nur emp- fängliche Tiere verwendbar seien, hat sich nicht als allgemein gültig erwiesen: so ist das für Rotlauf nicht empfängliche Pferd sehr geeignet zur Rotlaufserumgewinnung, ebenso zur Gewinnung eines Serums gegen Maul- und Klauenseuche der Schweine und Schafe (F. LöFFLErR), hingegen ist das gleiche Serum für Rinder weniger brauchbar (nach Lörrter deshalb, weil es als artfremdes Serum zu schnell ausgeschieden wird, für die Immunkörpergewinnung zum Zweck der passiven Immunisierung sowie der Serumtherapie bei Rin- dern und Kälbern verwendet LörrLer das Rind). Für die Auswahl der Impftiere ist auch die Empfindlichkeit der Tiere maßgebend. Ziegen vertragen die Zufuhr von Dysenterie- bacillen besser als die sehr empfindlichen Pferde. Kaltblüter wurden sehr selten zur Antikörpergewinnung be- nutzt, nach Nocucnt & Lazar kann man bei Schildkröten und Fröschen Hämolysine erzeugen, im übrigen gelten sie als ungeeignet. Vgl. die Ausführungen bei den einzelnen Antikörpern. Daß auch nach Auswahl geeigneter Tiere für die Darstellung bestimmter Antikörper die Resultate verschieden ausfallen, je nach dem Applikationsmodus, nach Beschaffenheit des Antigens (virulent oder avirulent, Vollbakterien oder Extrakte, abgetötete oder lebende Bakterien usf.), dafür sind in dem vorhergehenden Abschnitt Bei- spiele angeführt. ll. Blutentnahme. 1. Blutentnahme aus der Ohrvene des Kaninchens Die Entnahme von Blut aus der Ohrvene läßt sich am leichtesten bewerkstelligen, wenn man zur Vorbehandlung langohrige und nicht zu dickfellige Kaninchen auswählt. Man kommt bei der Entnahme ohne Gehilfen aus, wenn man die Kaninchen in dem v.. Mıcherschen Kaninchenbehälter *) unterbringt. In der Regel wählt man die Randvene für die Entnahme aus, man schneidet mit scharfer Schere an einer nicht zu distal gelegenen Stelle die Haare ab (soll bei den Tieren eine mehrmalige Blutentnahme erfolgen, so wählt man die Ent- nahmestelle mehr distal), reinigt im Umkreis das Fell mit Alkohol. Einen stärkeren Blutzulauf erhält man, wenn man mit einem in sehr heißes Wasser eingetauchten Wattebausch oder Tuch das Fell an der Ohrwurzel bedeckt. Das gleiche erreicht man durch mechanische Reizung (Reiben, Schlagen des Ohrs mit Finger oder dgl.), auch Bestrahlen mit elektrischer Glühbirne, Annäherung des Paquelins usf. wird empfohlen. Am besten bedient man sich wohl des Xylols: reibt man den Ohrlappen mit xyloldurchtränktem (nicht zu viel Xylol!) Wattebausch ab, so erhält man stets eine starke Hyperämie, zur Entfernung des Xylols von der Blutentnahmestelle ist diese mit sterilem Wattebausch (der eventuell schwach mit Alkohol befeuchtet ist) zu behandeln. Man kann das Blut der Randvene noch weiterhin durch eine Klemme anstauen. — Nach diesen Vorbereitungen schneidet man mit oberflächlichem Schnitt das Fell quer über der Vene durch, das nun freiliegende Gefäß wird mittels eines zweiten Schnittes mit scharfer Schere oder mit scharfem Messer angeschnitten. Für eine reichlichere Entnahme ist ein Längsschnitt noch geeigneter. Man läßt das Blut in sterile Zentrifugen- gläser, sterile Reagenzgläser, Erlenmeyer oder dgl. einlaufen. Stockt der Zu- lauf, so liegt das meist an der eintretenden Koagulation an der Einschnittstelle, die man dann mehrmals durch Abwischen mittels sterilen Wattebausches von dem Koagulum zu befreien hat. Verschluß der Blutungsstelle durch Kom- pression mit Wattebausch oder Klemme. — *) Dieser Behälter trägt auch den Namen von MALASSEZ. Methoden der Antikörperdarstellung. 197 2. Für die Präzipitingewinnung wird auch die Entnahme aus der mittleren Ohrarterie empfohlen. Das aus diesem Blut ge- wonnene Serum soll meist weniger hämoglobinhaltig sein. Man sucht die Arterie auf (Blutanstauung durch Druck an der Ohrspitze) und schneidet mit scharfer Schere durch. Die Methode liefert das Blut rascher, ist aber unbequemer, da man das Blutstillen durch Umstechen vorzunehmen hat. Sorgt man bei der Blutentnahme aus der Ohrvene für einen ge- nügend großen Einschnitt, so erfolgt die Blutgewinnung auch ziem- lich rasch und dann ist auch Hämoglobinlösung nicht zu befürchten. 3. Soll bei Meerschweinchen, Kaninchen, Hunden usf. die Blut- entnahme völlig keimfrei erfolgen, ohne daß das Tier zu- grunde geht, so pflegt man eine Carotis freizupräparieren. (Methoden sind beschrieben bei Tu. MAapsEn, FRIEDEMANN, P. TH. MÜLLER, Hrım). Auch die Blutentnahme direkt aus dem Herzen (Aspiration mittels Spritze oder Einstich einer Kanüle oder der kapillären Spritze eines Glasrohres [Hartglas], das am unteren Ende stumpfwinklig gebogen ist, Einstich an der Stelle des stärksten Spitzenstoßes, s. S. 133) kann z. B. bei Meerschweinchen, Kaninchen ohne Schädigung des Tieres ein keimfreies Serum liefern. 4. Bei Hunden und Ziegen stößt die Entnahme aus der V. jugu- laris externa auf keine größeren Schwierigkeiten: Man komprimiert zentral das Gefäß nach Entfernung der Haare (Rasieren ) und Desinfektion der Haut, Einstoßen eines Troikarts, oder besser einer nicht zu engen Punktionshohlnadel, die eventuell mit sterilem Gummischlauch und Glasrohr verbunden ist. 5. Kommt es nicht darauf an, die Tiere am Leben zu lassen, so ist keimfreies Blut am einfachsten durch Entbluten in die Brusthöhle zu erreichen. Diese Methode ist für Ratten von Kuprıanow beschrieben, später von UHLENHUTH für Blut- entnahme bei Kaninchen verbessert worden: Man bringt das Tier auf ein Operationsbrett und chloroformiert tief. Brust- und Bauchfläche werden mit Alkohol befeuchtet. Durchtrennung der Weich- teile mittels Längsschnittes, Freilegen des Brustkorbes, Entfernen der vorderen Brustwand. Anschneiden des Herzens mittels steriler Schere bei den letzten schwachen Schlägen des Herzens, Entbluten in die Brusthöhle. Aufsaugen des Blutes mittels steriler Pipette mit weitem Auslauf, Uebertragen in sterilen Glas- zylinder (Maßzylinder oder dgl.). Kaninchen liefern auf diese Weise 70—110 cem Blut, Ratten nach Kuprıanow ca. 3 cem. Diese Entblutung in die Pleura ist als allgemeine Methode namentlich bei kleinen Versuchstieren (auch Mäusen) empfehlenswert, sie liefert relativ große Serumquantitäten. 6. Man kann die vollständige Entblutung auch von der Carotis (schließlich Druck auf Thorax und Abdomen) oder von den an der Innenseite des Oberschenkels verlaufenden Gefäßen aus vor- nehmen: Nach MORGENROTH präpariert man an den narkotisierten, straff horizontal ehaltenen Tieren (Hund, Kaninchen, Meerschweinchen, Ratte) die Haut der chenkelbeuge ab und durchtrennt Arteria und Vena femoralis zugleich, man läßt das Blut in das Gefäß unter dem Schutze des Bindegewebes einlaufen. 7. Die Blutentnahme bei Geflügel erfolgt meist aus den Flügel- venen, bei Gänsen und Enten auch durch Einschnitt in die Schwimm- haut. 8. Für die Entnahme kleiner Quantitäten Blutes (auch vom Menschen) sind zu empfehlen: a) Die Methode von ÜZAPLEWSKI-SCHOTTELIUS. 198 Marrın Fiıck&r, Kleine Zentrifugenspitzgläschen (Höhe 5,5 em, Durchmesser 0,8 cm, im unteren Teil 0,4 em) sind mit Korkstopfen versehen, der von einer Metallnadel durchbohrt ist. Diese trägt am unteren Ende einen Tupfer aus entfetteter Watte. Man läßt die Watte mit einigen Blutstropfen sich vollsaugen, setzt alsbald den Korkstopfen fest auf das Gläschen auf und erhält durch Zentrifugieren eine nicht unerhebliche Serummenge, die sich noch steigern läßt, wenn man vor Aufsetzen des Korkes den blutgefüllten Wattebausch ausquetscht und das Blut in das Zentrifugengläschen eintropfen läßt, Aufsetzen des Stopfens usf. b) Aufsaugen des Blutes mit Glaskapillaren, entweder mit geraden oder mit den NEISSER-PröscHnerschen U-förmig gekrümmten. Man läßt die Kapillaren an den Enden etwas ausziehen, die Mündungen dürfen aber nicht zu eng sein; beim Hervorquellen von Blut berührt man dies mit der einen Kapillarmündung unter Nachabwärtshalten des U-förmigen Teiles. Da- nach Zentrifugieren der Kapillaren (falls dabei der Blutkuchen sich nicht genügend zusammengezogen hat, geht man mit dünner Platinnadel ein, lockert und zentri- fugiert nochmals). Durchschneiden der Kapillaren mit Glasschneidemesser, Ein- gießen der Serumsäule in Kapillarpipette, die mit Auslaufmündung schräg nach oben zu halten ist. Nach einiger Uebung ist das Mitübertragen von Luftbläschen leicht zu vermeiden. Aehnlich ist die U-förmige Pipette von SrtÄugLı, die in ver- schiedenen Größen — auch zur Entnahme größerer Quantitäten — angefertigt werden kann. Die gerade 0,5 ccm fassende Glaskapillare W. Meyers ist aus Hartglas gefertigt und beiderseits mit schräg abgeschnittenen scharfen Enden zum Einstechen versehen. c) Blutentnahme nach WRIGHT, s. Bd. 3 bei Opsoninen. 9. Will man beim Menschen größere Serummengen ge- winnen (zur Antikörperprüfung), so wählt man die Venenpunktion (Ellbogenbeuge, Vena mediana) oder Anwendung von Schröpfappa- raten, z. B. den HEURTELOuUPschen Schröpfer, Schröpfköpfe mit Sau- ger, Modifikationen der Bıer-Krarpschen Sauger (Gummipumpe: Apparat von SORMANI; Sauger von SCHUBERG-MULZER [für kleine Serummengen wird Glockendurchmesser von 8 mm empfohlen] oder Wasserstrahlsauger); oder Ansatz mit Hartgummispritze nach Rv- BINSTEIN usf.). Vgl. im übrigen Bd. I, S. 462, Methoden des Nachweises der Bakterien im Körper, ferner im Handbuch der physiologischen Me- thodik von R. TıiGErsTtEeDT, Bd. II, Abt. 1, Beitrag von BüÜrRKER (Gewinnung etc. des Hämoglobins S. 68). 10. Serumgewinnung bei größeren Tieren s. diesen Band, HELLER-KRUMBEIN. Zur Abscheidung des Serums geht man verschieden vor, je nachdem man das Serum bald nach der Blutentnahme oder erst am nächsten Tage gewinnen will. Am schnellsten erhält man das Serum, wenn man das Blut in Zentrifugen- gläser einlaufen läßt, bis sie etwa halb voll sind. Dann wartet man, bis das Blut fest geronnen ist, löst den Blutkuchen mit Platindraht, Spatel oder Glas- stab von der Glaswand ab und zentrifugiert scharf. Das Ablösen des Blut- kuchens empfiehlt sich auch, wenn man das Serum nicht durch Zentrifugieren, sondern nach Spontanabscheidung gewinnen will, man hält die Gläser dann im Kühlen (kühles Zimmer, Keller, Eisschrank). — Nach den Beobachtungen mancher Autoren soll die Serumabscheidung reichlicher erfolgen, wenn man das Blut erst bei Zimmertemperatur und dann im Eisschrank aufbewahrt. Bessere Serumabscheidung erfolgt, wenn man die Oberfläche vergrößert (Schräglegen der Glaszylinder, Reagenzgläser, Erlen- Methoden der Antikörperdarstellung. 199 meyer, Bechergläser, oder man fängt das Blut in flachen Behältern auf: Uhrglas, Petrischale).. Es empfiehlt sich, Gläser mit schräg erstarrtem Blutkuchen nach einigen Stunden aufrecht zu stellen. Mit- unter ist schon reichliche Serumabscheidung nach mehreren Stunden Stehens erfolgt, in der Regel wartet man bis zum nächsten Tag, gießt ab und entfernt beigemengte Blutkörperchen durch Zentri- fugieren. Den fein zerstückelten Blutkuchen kann man nochmals in die Kälte stellen, um noch weiteres Serum zu gewinnen, das läßt sich auch durch Zentrifugieren eventuell nach vorherigem Auspressen erreichen. Große Serumausbeute geben die Apparate nach LartarıE: Prin- zip der Oberflächenvergrößerung, ferner nach Spronck: Prinzip der Blutkuchenbelastung. Das letztere Prinzip kann man auch ohne be- sondere Apparate anwenden, man belastet die Blutkuchen mit einem sterilen, das Lumen des Glasgefäßes nicht völlig ausfüllenden Ge- wichte oder man benutzt perforierte Zinnklötze. Apparate für die Serumgewinnung. l. Apparat von LATAPIE. Der Apparat besteht aus zwei ineinander ge- schobenen Glasröhren A und B, die mittels des Gummischlauches © miteinander verbunden sind; das schmälere Glas A stellt ein gewöhnliches Reagenzglas dar, das an dem geschlossenen Teil zu einer recht- oder stumpfwinkelig verlaufen- den Spitze ausgezogen und hier zugeschmolzen ist. Das größere Glas B ist etwa IHiomgelk Fig. 1. Apparat zur Serumgewinnung nach LATAPIE. Fig. 2. Apparat zur Serumgewinnung nach SPRONCK. in der Mitte eingeschnürt, es hat 2 seitliche Ansätze: der Ansatz D ist offen, der S-förmig nach unten gebogene Ansatz E verjüngt sich zu einer zugeschmolze- nen Spitze. Im Innern der ineinander gestülpten Gläser findet sich ein oben abgeschmolzenes, unten offenes Glasrohr F, das eine größere Anzahl seitlich alternierender Löcher führt. Sterilisation des ganzen Apparates bei 120°. 200 MarTIın FiIckEr, Zur Füllung des Apparates wird (z. B. bei Kaninchen) die Carotis frei- präpariert, peripher unterbunden, zentral durch eine Arterienklemme verschlossen ; zwischen Ligatur und Klemme führt man das nochmals in der Flamme sterili- sierte und danach mittels Pinzette eröffnete spitze Ende der Röhre A in das Gefäß zentralwärts ein und befestigt mit Schlinge. Oeffnet man die Klemme, so steigt das Blut in der Röhre A hoch, man schließt die Klemme noch bevor A völlig gefüllt ist und schmilzt die ausgezogene Spitze von A (unter gleich- zeitigem leichten Saugen bei D) ab. Läßt man den Apparat mit der Spitze nach unten stehen, so legt sich das Koagulum um die Röhre F, die Retraktion von der Glaswand A kann man vervollständigen durch Saugen bei D. — Nach vollständiger Erstarrung des Blutes dreht man den Apparat um; das Serum sammelt sich in B an, etwa beigemengte Blutkörperchen sedimentieren nach dem am unteren Ende der Glasröhre B befindlichen verjüngten Ansatz G. Nach Oeffnen des Rohransatzes E (Abbrechen der abgesengten Spitze) kann man durch Blasen bei D das Serum überleiten. Der Apparat ermöglicht die aseptische Gewinnung von 80 Proz. der Ge- samtmenge Serum. 2. Der Apparat*) von SPRONCK besteht aus einem Messingzylinder A, in welchen ein Glasgefäß eingestellt wird. Auf den oberen Rand des Messing- zylinders wird der mit 3 Öeffnungen versehene Metalldeckel B aufgesetzt; die mittlere Oeffnung wird von einer mit Stellschraube versehenen Druckstange C durchbohrt, die an ihrem unteren Ende einen perforierten runden Stempel (Druck- scheibe) trägt. Man läßt das Blut mittels Glasrohres, das mit einem Gummi- schlauch versehen ist, durch eine seitliche Oeffnung des Deckels einfließen; nach Gerinnung des Blutes wird der Blutkuchen durch Abwärtsschieben des Druck- stempels zusammengepreßt. Außerdem kann die Druckstange noch mit einem Gewicht beschwert werden. Das Serum kann durch eine Deckelöffnung abge- hebert werden. — Die Serumausbeute beträgt 60—70 Proz. Die Serumausbeute nach spontaner Gerinnung des Blutes ist meist eine größere als die durch Zentrifugieren des defibrinierten Blutes erhaltene. Ueber Defibrinieren s. S. 112. Für manche Zwecke, wie z. B. zur Anstellung der Schichtprobe bei Präzipitinversuchen, müssen die Seren absolut klar sein. Die Fil- tration, auch durch Berkefeld oder Porzellan, vermag nicht immer die zu Irrtümern Anlaß gebende Opaleszenz zu beseitigen. Zur Vermeidung dieser Störung empfiehlt es sich, die Tiere vor der Blutentnahme mehrere Stunden oder, wie andere empfehlen, einen Tag lang hungern zu lassen. Auch wird das sofortige scharfe Zentri- fugieren empfohlen. Mitunter aber versagen diese Methoden. Ill. Zeitpunkt der Blutentnahme. Man wartet in der Regel 7—10 Tage nach der letzten Injektion bis zur Blutentnahme, am empfehlenswertesten ist wohl im allgemeinen die Entnahme am 9. oder 10. Tag. Bei subkutaner Antigenverab- reichung wird man jedenfalls besser tun, einige (2—3) Tage länger zu warten als nach intraperitonealer und namentlich intravenöser Applikation: bei letzterem Modus ist das Maximum fast stets eher erreicht. Die Länge dieser Wartezeit findet ihre Begründung in den Antikörperkurven, die von zahlreichen Forschern ermittelt sind so von BrRIEGER & EHrtıcHh (Tetanusantitoxin), PrEIFFER & MARx (Bakteriolysin bei Typhus und Cholera), SALOMONsEN & Mapsen (Di- phtherieantitoxin) u. a., Literatur bei Mapvsen. In manchen Fällen ist das Maximum des Antikörpergehaltes eher zu erwarten (Antilab nach Injektion von Lab bei Ziegen schon *) Lieferant J. F. HAHn, Utrecht, Vondelkade 9. Methoden der Antikörperdarstellung. 201 nach drei Tagen, MORGENRoTH), in anderen erst später: Kraus & Rvss fanden bei Kaninchen nach subkutaner Injektion von El-Tor- Hämotoxin den Antikörper am reichlichsten zwischen 12. und 14. Tag; Tarrauist bei intravenöser Injektion — ebenfalls an Kaninchen — von Vibriolysin (Vibrio Nasik) zwischen 19. und 23. Tag (Anstieg des Antilysins erst am 9.—10. Tag). Hınrze erhielt nach einmaliger intravenöser Injektion von 5 ccm Pferdeserum bei Kaninchen den Höchstgehalt an Präzipitin nach 13 Tagen. Bei Menschen ist, wie HAMBURGER & Moro feststellten, dieser, ebenfalls nach Zufuhr von Pferdeserum, zeitigstens am 16. Tag zu erwarten. Isolysine (bei der Ziege) entstehen nach EurLıch & MORGENROTH erst am 15. Tage, das Maximum des Antitoxins bei Diphtherie ist nach SALOMONSEN & Mapsen am 16. Tag, bei Botulinus zwischen 15. und 17. Tag, bei Tetanus am 17.—18. Tag zu finden. Es ist zwar zu berücksichtigen, daß bei Reinjektion des Antigens die Kurven einen anderen Verlauf nehmen als bei einmaliger: aber der Charakter der Kurven bleibt im großen und ganzen der gleiche, das Maximum tritt etwas früher ein. Da nun aber die einzelnen Tiere nicht immer in genau derselben Weise reagieren und u. a. auch das Antigen, das bei Wiederholungen früherer Versuche nicht immer die gleiche Beschaffenheit zeigt, die Kurve beeinflussen kann, so sind durch die in der Literatur niedergelegsten Kurven der Immunkörper- bildung für die günstigste Zeit der Blutentnahme nur ganz allgemein die Richtlinien gezogen: im speziellen Fall wird man daher tägliche Entnahmen zur Titerbestimmung vorziehen, wozu ja sehr kleine Por- tionen ausreichen. Es ist festgestellt, daß der Antikörpergehalt des Blutes nicht nur bei Entnahme an mehreren Tagen sich vermindert, sondern auch während ein und derselben Entnahme Schwankungen aufweist. Bei den Diphtherieantitoxin liefernden Pferden wird die Blutentnahme inner- halb von 6 Tagen nach der ersten Entnahme noch dreimal wieder- holt, man erhält bei der vierten Entnahme oft eine Verminderung des anfänglichen Antitoxingehaltes von 25 Proz. und mehr. Auch für die Präzipitingewinnung wird diese fraktionierte Blutentnahme z. B. von LEERsS empfohlen, der, sobald die Probeentnahme einen hohen Titer ergibt, nach 24-stündigem Hungern aus der Ohrarterie ca. 50ccm entnimmt, dann 1 Tag reichlich füttert, sodann wieder einen Tag hungern läßt und ca. 40 ccm entnimmt, abermals Fütterung, Hungern- lassen und Entbluten. Die Einzelportionen der Entnahmen zeigten sich gleichwertig. Nach diesem Verfahren gewinnt man also eine er- hebliche Menge Antiserum. Für die Hämolysingewinnung redet H. Sachs der einmaligen Entnahme großer Mengen das Wort. | Für den Termin der Blutentnahme ist auch mitbestimmend, wie lange das Antigen in dem vorbehandelten Organismus erhalten bleibt. Bei Präzipitinen ist ein gleichzeitiges Vorhandensein von Präzipitinogen unerwünscht. Es fanden UHLENHUTH das artfremde, intravenös injizierte Pferde- serum (5 ccm) bei Kaninchen noch am 15. Tage, HıntzE bis zum 12. Tage, derselbe Autor Dotter nach einmaliger Injektion von 10 cem einer 50-proz. Dotterlösung bis zum 5. Tage in der Blutbahn kreisend (Versuchstier: Kanin- chen). Unter Verwendung der anaphylaktischen Methode zum Nachweis des in- jizierten Antigens — an Stelle der Präzipitations- oder Komplementbindungs- Methode — fand HınTzE das sensibilisierende Pferdeserum mindestens bis zum 16. Tage, den sensibilisierenden Dotter bis zum 14. Tage. Bei subkutaner Be- 202 Marrın Ficker, handlung von Kranken mit Scharlach- und Diphtherieserum (200 ccm) wiesen HAMBURGER & Moro das fremde Serum bis längstens zum 31. Tage nach. Das Bakterienpräzipitinogen scheint schneller zu verschwinden, so haben SCHÜTZ und PFEILER für die Gewinnung von Milzbrandpräzipitin gezeigt, daß das Antigen (große Mengen von Milzbrandbacillen bei hochimmunisierten Tieren) schon am nächsten Tage auf keine Weise mehr im Blute der Tiere nachzuweisen ist. Ob der Vorgang der „Autopräzipitation“ des Serums der vorbehandelten Organismen mit der Anwesenheit von Antigen in Zusammenhang zu bringen ist, bleibt fraglich, da ja auch normales Serum beim Aufbewahren Bodensatz liefert. Die Blutentnahme zum Zweck der Gewinnung von Heil- und Schutzseren wird man dann besonders nicht zu früh vornehmen dürfen, wenn das Antigen toxische Eigenschaften besitzt oder lebende Krankheitserreger enthält; es könnte sonst das Serum Reste des Antigens erhalten. (Schutz gegen Krank- heitserreger siehe Konservierung). Vgl. hierzu auch S. 26, 28, 32. Wieviel Injektionen der Blutentnahme vorauszugehen haben, wenn man hochwirksame Antikörper erhalten will, darüber lassen sich allge- meine Angaben nicht machen, es sei hier verwiesen auf den Abschnitt: Methoden der aktiven Immunisierung. Auf jeden Fall sind hierbei von Zeit zu Zeit Probeentnahmen nötig. Hervorzuheben ist, daß es durchaus nicht immer aussichtslos ist, Tiere, die nach mehrmaliger Vorbehandlung geringwertige Seren liefern, weiter zu behandeln: unter Umständen, die wir noch nicht kennen, sind diese bei weiterer An- tigenverabreichung imstande, sogar extrem hochwertige Antikörper schließlich noch zu liefern. Vgl. hierzu die Versuche von ScHÜTz & PrEILEeR zur Milzbrandpräzipitingewinnung. Sısorr erhielt beim Rind durch Injektion von virulenten Hühnercholerakulturen ein sehr wirk- sames Schutz- und Heilserum erst nach über 2 Jahre ausgedehnter Vorbehandlung. IV. Einfluß der Blutentnahme. Der Einfluß des Aderlasses bei einem immunisierten Tier kann sich sehr verschieden äußern: er kann zu einer dauernden Verminde- rung des Antikörpergehaltes führen, und das ist die Regel. Es kann aber auch zu einer Restitution der Antikörper kommen, in wenigen Fällen ist sogar ihre Erhöhung beobachtet. Von Einfluß ist das Stadium der Immunität, in welchem sich der Organismus befindet. Diese Frage ist aber noch nicht ge- nügend bearbeitet und manche in der Literatur niedergelegte Beobach- tung über den Einfluß der Blutentnahme darf gerade deshalb nicht zu weiteren Schlüssen verwertet werden, weil die Blutentnahme will- kürlich an einem nicht näher bekannten Punkte der’ Immunitätskurve erfolgte. Entnimmt man Blut in der negativen Phase, im Stadium des Antikörperanstiegs oder in dem des weiteren Abfalls oder des Gleich- gewichtszustandes, so wird der Aderlaß verschiedene Folgen haben, die sich natürlich in erster Linie nach der Größe des Blutverlustes und dem Allgemeinzustand der Tiere richten. Eine Frage für sich ist die erneute Antikörperbildung nach weiterer Antigenzafuhr, hier ist auch der Zeitpunkt der Reinjektion zu berücksichtigen. Auch diese Frage ist noch nicht so umfassend bearbeitet worden, daß allgemein gültige Gesetze aufzustellen sind. Für Präzipitin ist von Rosrtoskı beobachtet worden, daß es von Kaninchen nach großem Blutverlust nicht wieder ersetzt wird: unterläßt man dann die Reinjektion, so geht der Titer schließlich ganz herunter. Etwas langsamer erfolgt dieser Rückgang bei Kanin- chen, wenn kleinere Dosen Blut (8—10 ccm) entnommen werden. Methoden zur Antikörperdarstellung. 203 Diese Entnahme kleiner Blutmengen wirkt nach verschiedenen Beobach- tungen günstig auf die weitere Präzipitinproduktion, wenn dasselbe Antigen alsbald weiter verabreicht wird (LEERS). Daß teilweise ein Wiederersatz nach Aderlaß erfolgt, ist u.a. von Roux & VaıLLarp für Tetanusantitoxin (beim Pferd), von SAaLo- MONSEN & Mapsen für Diphtherieantitoxin beobachtet: die letzteren Autoren fanden nach Entnahme von 7 1 Blut bei einem Pferde zu- nächst ein Absinken, dann aber wieder ein Ansteigen des Antitoxins, das aber hinter der anfänglichen Höhe zurücktrat. Aehnliche Be- obachtungen stellten dieselben Autoren bei einer Ziege nach stärkster Blutentnahme und nach Ersatz durch normales Ziegenblut an. Nach Beobachtungen von DREYER & SCHRÖDER (zitiert bei MAapsen) kann nach Blutentnahme während der der Akme folgenden Phase des Anti- körpergehaltes und durch weitere Aderlässe die Antikörperkurve an- steigen und den Akmewert übersteigen. Nachdem von FRIEDBERGER beobachtet worden war, daß kleine Aderlässe die Bildung bakteriolytischer Choleraambozeptoren stei- gern, hat Dorner für die Hämolysinproduktion diese Frage näher studiert; er behandelte Kaninchen mit minimalen Mengen von Ziegenblutkörperchen vor, Aderlaß (10—20 ccm) erfolgte vorher, in anderen Versuchen nachher. Es zeigte sich, daß die Aderlaßtiere einen viermal höheren hämolytischen Titer aufwiesen als die in gleicher Weise mit Erythrocyten vorbehandelten Kontrolltiere. Der Einfluß des Aderlasses scheint nach den Versuchsprotokollen Dorners stärker (d.h. die Antikörperbildung begünstigend) zu sein, wenn die Antigen- zufuhr ein oder 2 Tage vor dem Aderlaß erfolgte. Das größere Ader- lässe den entgegengesetzten Effekt auch bei der Hämolysinbildung haben, ist mehrfach nachgewiesen. Hierher gehören auch einige Ver- suche von Lüpke (Rinderblutinjektion bei Kaninchen, vom 10. Tag ab täglich oder alle 2 Tage Blutentnahme [10—35 ccm], erhebliches Absinken erfolgte erst vom 26. Tage nach der Einspritzung). V. Konservierung der Antikörper. Für die Aufbewahrung der Antikörper wird der Satz gelten müssen, daß, wenn irgend möglich, die Zugabe von Konservierungs- mitteln überhaupt zu vermeiden ist und daß die aseptische Gewinnung und Aufbewahrung vorzuziehen sind. Man wird auch mit Hinblick auf die bedeutend sicherere Wirkung mancher Antitoxine nach intra- venöser Einverleibung (Diphtherieheilserum) wünschen müssen, dab Heil- und Schutzseren auch ohne antiseptische Zusätze ge- liefert werden. Die üblichen Phenol- oder Trikresolzusätze sind ein Hindernis für die Injektion in die Gefäße. Auch sind erfahrungsge- mäß alle Konservierungszusätze nicht indifferent für die Antikörper: wählt man wiederum eine zu niedrige Konzentration, die die Anti- körper nicht verändern würde, so ist die Zurückhaltung des Keim- wachstums eine unsichere. Es ist aber unrichtig zu glauben, dab das aseptisch gewonnene und aufbewahrte Serum unveränderlich sei: auch hier erfolgt Ab- nahme des Antikörpergehaltes, so daß es in manchen Fällen der Zu- gabe von Konservierungsstoffen gewiß unentschieden bleiben muß, ob die Verminderung auf Rechnung des Konservierungsmittels zu setzen oder der natürlicherweise im Serum auftretenden Veränderung zuzu- schreiben ist. Das aseptisch aufbewahrte sterile Serum zeigt nach 204 Marrtın FickEr, mehr oder weniger langer Zeit einen Bodensatz und nimmt saure Reak- tion an (Globulinniederschlag infolge der Wirkung von Aminosäuren, die aus dem Serumeiweiß durch — autolytische? — Fermente ab- gespalten werden, S. VAN ÜALCAR). 1. Aseptische Aufbewahrung. Ist das keimfrei gewonnene Serum abgeschieden, so wird es z. B. mittels steriler Pipetten in sterile Glasgefäße übertragen: hierzu eignen sich Reagenzgläser verschiedener Größe, die man zuschmilzt oder, wenn die Antikörper nicht allzulange aufgehoben werden sollen, mit Wattestopfen verschließt. Man kann auch kleine Arzneifläschchen mit Watte-, Kork- oder Gummistopfenverschluß wählen, eine Methode, die besonders bei der Aufbewahrung der mit Konservierungszusatz versehenen Seren verwendet wird (eventuell Dichtung mit Paraffin oder Siegellack). Korke keimfrei zu machen gelingt nicht in jedem Falle, man verwendet daher besser Gummistopfen beim Aufbewahren der Antikörper oder man schmilzt, wie erwähnt, die Glasgefäße zu. Man sollte auch auf die Qualität des Glases achten und wird Jenaer Glas bevorzugen müssen. Es empfiehlt sich im allgemeinen, größere Volumina von Serum nicht im ganzen, sondern verteilt auf kleinere Gefäße aufzuheben, gerade deshalb ist aber auch auf die Glasqualität Rücksicht zu nehmen, da das Serum nunmehr mit einer größeren Glasfläche in Kon- takt steht. Man füllt die Gefäße so weit wie möglich, um den Luft- raum auf das kleinste Maß zu beschränken. Für die aseptische Aufbewahrung von Präzipitinen haben sich die mit kapillaren Oeffnungen versehenen Glasröhrchen NUT- TALLS, ferner nach UHLENHUTH braune Röhrchen von ca. 12 cm Länge und 0,7 cm Durchmesser, die nach Füllung zuzuschmelzen sind, bewährt. LEErs empfiehlt 15 cm lange, in der Mitte kuglig aufge- triebene Kapillaren: diese sowie die Nurrarzschen Röhrchen haben den Vorteil, daß etwa auftretende Ausfällungen sich gut sedimen- tieren und durch Abschneiden des spitzen Röhrchenendes leicht zu entfernen sind. Sie sind aber leicht zerbrechlich und daher schwer transportabel. Erfahrungsgemäß werden die Antikörper am besten geschützt, wenn man bei ihrer Aufbewahrung Luft, Licht und Wärme von ihnen fernhält. Es unterscheiden sich die dabei anzuwendenden Me- thoden nicht von den bei Konservierung der Antigene aufgezählten, s.3.155. Zu erwähnen ist, daß manche Autoren die Aufbewahrung im Eisschrank bevorzugen, bei Konservierung im eingefrorenen Zustande sollen die Seren mitunter Trübungen und stärkere Salzbildung auf- weisen (das kommt aber im Eisschrank auch vor). Füllt man das einmal geklärte Serum in sterile Gläser über, so findet in der Regel eine weitere Ausfällung nicht statt. Es scheint, daß die Haltbarkeit mancher Antikörper bei aseptischer Auf- bewahrung unter der gewöhnlichen Zimmertemperatur fast ebensowenig leidet wie bei Eisschranktemperatur. Wichtiger ist der Schutz vor Belichtung. (SAcHSs-MÜKE, Typhusagglutinin in Menschenseris.) Bei Aufbewahrung im Zimmer sollen nach SacHs-MÜkE die Nebenagglutinine eher verschwinden. Für das Diphtherietoxin ist von J. T. ANDERSON in vergleichenden Versuchen fest- gestellt, daß es bei Zimmertemperatur im Jahr durchschnittlich 20 Proz. seines Schutzwertes, bei 15° etwa 10 Proz., bei 5° nur etwa 6 Proz. verliert: Diese Verluste sind etwa die gleichen wie die des nach GıBson konzentrierten Antitoxins. Methoden der Antikörperdarstellung. 205 2. Konservierung der Antikörper durch Trocknung. 1. Die vollkommenste Methode der Serumkonservierung durch Trocknung ist die für die Antitoxinaufbewahrung (Diphtherie- und Tetanusstandard) von P. EmrricHn angegebene. Die nativen, zusatzfreien Sera werden in abgemessenen Mengen in die Serum- röhrchen a übertragen (s. Fig. 3) und im Exsikkator über Nacht vorgetrocknet. (Bei Konservierung fertiger Trockensera wird eine abgewogene Menge in die Röhr- chen a eingegeben.) Danach wird Röhrchen a an die Verbindungsröhre ce und diese letztere wiederum an das phosphorsäureanhydridhaltige Kölbehen 5b ange- schmolzen. Die freie Oeffnung d des Verbindungsrohres e wird zur weiteren Evakuierung an eine Quecksilberluftpumpe (bei Zimmertemperatur) angeschlossen (Aneinanderreihung einer Serie von Apparaten s. Fig. 4). Dadurch wird der im Trockenserum bis zu 10 Proz. befindliche Wasserrest sowie der Sauerstoff entfernt. Schließlich Abschmelzen bei d. Die Röhrchen verbleiben dann noch s eine Zeit unter dem Einfluß des Phos- phorsäureanhydrids, bis dieses Feuchtig- keit nicht mehr aufnimmt: das durch Klopfen aufgeschüttelte Anhydrid bleibt dann unverändert; ist dieser Zeitpunkt erreicht, so wird bei e abgeschmolzen. Die Serumröhrchen werden dann im ne Dunkeln und Kühlen aufbewahrt. Fig. 3. EHRLICHs Serumkonser- i : vierungsmethode. a b 3 2. Ueber weitere Methoden der Trocknung im Vakuum oder im Luftstrom usf. s. 8.122, 156, sowie Bd. I. Die Herstellung der Fig. 4. Apparat zu EHRLICHs Serumkonservierungsmethode. Trockensera wird namentlich für die Konservierung von Agglutini- nen und Bakteriolysinen angewandt. Wichtig dabei ist, daß die Trocknung bei nicht zu hoher Temperatur stattfindet, nach dem Vor- gange von KoLLE & WAsSERMANN wählt man meist die Temperatur von 27—30°, Korte trocknet die Choleraagglutinine bei ca. 35°. Leider nimmt nach mehr oder weniger langer Zeit die Löslichkeit ab. Die Bestände sind alle 6—9 Monate zu erneuern. Diese Abnahme er- folgt langsamer, wenn die Aufbewahrungsgläser evakuiert sind ; meist. erhält man auch keine völlig klare Lösung, aus diesem Grunde ver- meidet man die Methode zur Konservierung von Präzipitinen. Auch für die komplementbindenden spezifischen Anti- körper scheint die Trockenkonservierung nicht besonders geeignet zu sein (s. KRUMBEIN & SCHATILOFF, Meningokokkenserum). Wie leistungsfähig z. B. bei Antitoxinen die Trocknungsmethode sein 206 Marrın Ficker, kann, zeigte ANDERSoN, der trockenes Diphtherieantitoxin bei 5° C im Dunkeln aufbewahrt mindestens 51/, Jahr lang wirksam fand. Für Tetanusantitoxin wird aber angegeben (Prospekt der Höchster Farbwerke). daß die Trockenkonservierung vor der Aufbewahrung des flüssigen Präparates nichts voraus habe, auch im Trockenantitoxin erfolgi eine Abschwächung, die allerdings durch Evakuieren der Auf- bewahrungsgefäße sich etwas hinausschieben läßt. 3. Antrocknung an Papier. Nachdem W. RıcHArRDSOoN empfohlen hatte, Typhuspatientenserum zur Identifizierung von Typhusbacillen auf Fließpapier anzutrocknen, hat E. JAcoBs- THAL zur Konservierung von Tierimmunseren (Agglutininen und Präzipitinen) die Methode unter Berücksichtigung der quantitativen Verhältnisse ausgearbeitet. Er empfiehlt Fließpapier Nr. 571 von SCHLEICHER & ScHÜLL, Auftropfen abge- messener (Quantität, Trocknen bei 37° oder dgl. Aufbewahren im Exsikkator oder im trocknen Raume, Lichtschutz. Für Präzipitine ist diese Methode von OTTO- LENGHI, v. EISLER, BERESTNEFF u. a. geprüft. v. EISLER! empfiehlt schwarzes Papier (Naturpapier), durch Vorversuche ist festzustellen, ob das Papier (in der Beobachtungszeit von 20 Minuten) nicht zu viel Farbe abgibt. Man nimmt Stückchen von 1 qem, die mit 0,1 ccm Präzipitin betropft werden. Trocknung 2—4 Stunden bei 37°, Aufbewahrung im Exsikkator, Kühlen und Dunkeln. — Auch bei der Antrocknung an Papier tritt schließlich Abschwächung des Titers und Verminderung der Löslichkeit ein, genauere Angaben fehlen, doch darf man mit einer Haltbarkeit von mehreren Monaten, vielleicht bis zu 10 Monaten rechnen. 4. Antrocknung an Würfelzucker nach LörrLer. Serum wird auf Würfelzucker aufgetropft, Trocknenlassen einige Tage bei Zimmertemperatur, Aufbewahren im Exsikkator. Die vollständige Löslichkeit bleibt fast 1 Jahr erhalten. 5. Trocknung durch Bindung des Wassersan Glauber- salz. Das Verfahren zur Serum- oder Organbreitrocknung von S. FRÄnKEL & A. ELFER beruht darauf, dem Serum oder Organbrei bei gewöhnlicher Zimmertemperatur soviel sgeglühtes Glaubersalz zuzusetzen, als notwendig ist, um die gesamte Wasser- menge als Kristallwasser an das Glaubersalz zu binden. Da sich das wasserfreie Glaubersalz während des Vorganges leicht mit kri- stallisiertem, wasserhaltigem Grlaubersalz überziehen kann, so wird 10 Proz. mehr Glaubersalz als der Berechnung entspricht, zugesetzt. Beispiel: 1 kg Rinderserum enthält 913,64 g Wasser. 142 Teile geglühtes Glaubersalz vermögen 180 Teile Wasser zu binden, es wären mithin 610 g ge- glühtes Glaubersalz nötig, zugesetzt werden ca. 670 g. Der Zusatz erfolgt in kleineu Mengen unter stetem Reiben in einer Porzellanreibschale. Es resultiert ein steifer Brei, der in 1—2 Stunden zu einer festen Kristallmasse erstarrt, die im Stahlmörser fein gepulvert wird. Die Verfahren der Trocknung im Vakuum oder im Faustschen Apparat haben den Nachteil, daß damit ein unverändertes, wasserfreies Präparat nicht erhalten wird. Bei dem vorliegenden Verfahren wird die Temperaturerhöhung vermieden, das Serumwasser nicht entfernt, sondern an eine andere Substanz gebunden. Die Fränkersche Glaubersalzmethode ist von STÖKEL zur Kon- servierung von Antikörpern (und Eiweißantigenen) benutzt worden, sie eignet sich nach den bisherigen Mitteilungen für Agglutinine und hämolytische Ambozeptoren. Zusatz von 0,7—1 g geglühten Glaubersalzes zu 1 ccm Immunserum. Beispiel: 10 ccm Choleraserum werden in steriler Porzellanabdampfschale unter stetem Umrühren mit einem Glasstab mit sorgfältig geglühtem Natrium- sulfat in allmählich steigenden Mengen versetzt, bis die Masse eine breiige Konsistenz besitzt. Danach wird noch weiter gründlich gemischt, um das An- Methoden der Antikörperdarstellung. 207 kleben der Kristallmasse an die Wände zu verhindern. Nach 24 Stunden werden die krümeligen Massen in steriler Reibschale zu einem feinen Pulver zerrieben; das Gesamtgewicht betrug 17,57 g. 1 cem Ausgangsserum = 1,75 g Trockenpulver. Im Bedarfsfalle werden 1,75 g in 100 ccm Aq. dest. aufgelöst — Serumverdünnung 1:100 (die Lösung entspricht in ihrem Salzgehalt der üblichen Kochsalzlösung), zur weiteren Verdünnung ist physiologische Koch- salzlösung zu benutzen. Die Aufbewahrung des Pulvers geschieht in dunkeln, weithalsigen Gläsern mit en Stöpseln an einem trockenen Orte. Der Titer hat sich bisher als konstant erwiesen. Präzipitine durch Glaubersalz zu konservieren empfiehlt sich nicht, da diese ja in unverdünntem Zustande zu der Präzipitinogen- lösung zugesetzt werden, es würden hypertonische Lösungen entstehen, in denen nach DoEerR & Russ das Präzipitationsphänomen wesentlich langsamer in die Erscheinung tritt. 6. Die Firma MERcK besitzt das Patent für ein Verfahren der Herstellung dauernd haltbarer Trockensera (Heil- und Schutzsera); diese werden fein zermahlen und in sterilem Oel (z. B. Olivenöl) aufgeschwemmt, das Oel hindert den Luftzutritt. 10-proz. Suspensionen werden bei Injektion gut ver- tragen und resorbiert. Diese Methode empfiehlt sich für die jahrelange Auf- bewahrung z.B. von Tetanus-, Botulinus-, Schlangengiftantitoxin usf. (Patentschr. Nr. 233693, Klasse 30h, Gruppe 6, 22. Oktober 1910). Besteht Verdacht, daß das gewonnene Serum nicht bakterienfrei ist, so wendet man entweder die Filtration an oder man erwärmt das Serum oder endlich man versucht, durch Zusatz von Anti- septicis das Verderben hintanzuhalten. 3. Filtration. Die keimfreie Filtration ist beschrieben in Bd. I, 8. 537. Man muß damit rechnen, daß bei der Filtration der Antikörpergehalt sich vermindert, die einzelnen Filtersorten, aber auch die verschie- denen Filter desselben Typs verhalten sich dabei verschieden. Sicher ist, dab die Antikörpereinbuße mit fortschreitender Filtration größer wird. Im allgemeinen gilt der Satz, daß Toxine die Filter leichter passieren als Antitoxine. Die von MARTIN & CHERRY benutzten Ge- latinefilter (das sind PASTEUR-ÜHAMBERLANDSche Kerzen, die mit Gelatine imprägniert sind) ließen Diphtherietoxin hindurch, nicht aber das Antitoxin. Ein Unterschied ergibt sich ferner beim Filtrieren von ver- dünntem und unverdünntem Serum: je stärker man ein Serum mit Kochsalzlösung verdünnt, um so größer ist der Antikörperverlust. beim Filtrieren (für Rotz-, Typhus-, Paratyphus-, Ruhr-Agglutinin und andere Antikörper bei Filtration durch Kieselgur im BÜCHNER- schen Trichter bewiesen von P. AnpREJEw), die geringste Einbuße zeigen die Filtrate konzentrierter Seren. 4. Erwärmen. Das Erwärmen der antikörperhaltigen Seren zum Zweck der Inaktivierung hat den gleichzeitigen Vorteil, daß von verunreinigen- den Bakterien bestimmte Arten vernichtet werden, erfahrungsgemäß genügt in vielen Fällen schon die Inaktivierungstemperatur, das Serum haltbar zu machen. (Methode des Pasreurschen Instituts, Erwärmen auf 60°, eine Temperatur, die zwar Ambozeptoren nicht schädigt, 208 MarTın FIckeEr, aber z. B. die komplementbindenden Antikörper des Meningokokken- serums nach KRUMBEIN & SCHATILOFF wesentlich vermindert). Bis zu welchen Temperaturhöhen man gehen darf, ist bei den einzelnen Antikörpern nachzulesen. In manchen Fällen muß das Erwärmen sogar wünschenswert erscheinen, es unterdrückt z. B. die Umsetzungen autolytischer Natur. Nach Schütz & PFEILER zeigte das auf 56° 1/,-1 Stunde erwärmte Milzbrandpräzipitin eine Abnahme an nicht spezifisch wirkendem Präzipitin. L. Micnaerıs empfiehlt für Aufbewahrung hitzebeständiger Anti- körper (Präzipitine): Abfüllen der sauber entnommenen Seren auf sterile Reagenzgläser, Zuschmelzen, Erwärmen an drei aufeinander- folgenden Tagen !/, Stunde lang im Wasserbad von 52—53°, Eis- schrank. Angebrochene Gläser werden durch Einfrieren konserviert. Ueber chemische Veränderungen bei der üblichen Inaktivierungs- methode s. Mor, S. 225. 5. Konservierungszusätze. r.. Karpolsaute. Sie ist das verbreitetste -Zusatzmittel. Man wählt 0,3 bis 0,5 Proz. Meist geht man von einer 5-proz. Phenollösung aus und setzt hiervon 1 Teil zu 9 Teilen Serum. Der Zusatz hat zur Vermeidung von Niederschlägen, die den Antikörpergehalt herab- mindern, unter stetem Schütteln tropfenweise zu geschehen. Ist die damit gegebene Verdünnung des Serums unerwünscht und gibt man konzentriertere Phenollösung zu, so entstehen weißliche Trübungen, die nach mehrtägigem Stehenlassen mittels Filtration durch Papier zu entfernen sind. Ob die damit erfolgende Reduktion an Antikörpern nicht noch erheblicher als die durch das Verdünnen bedingte ist, bleibt fraglich. Die Phenolkonservierung wird mit Vorteil angewendet bei Bak- teriolysinen, Hämolysinen, Agglutininen, Antitoxinen. Für die Konservierung von Heil- und Immunserum hat die Zugabe von 0,5 Proz. Phenol auch den Vorteil, daß sie die Uebertragung von Rotz verhütet: etwaige Rotzbacillen des Pferdeserums werden damit nach BonHorrs Untersuchungen innerhalb von 24 Stunden unschäd- lich gemacht. Die Antitoxinkonservierung durch Phenol (0,5 Proz.) ist selbst unter schwierigen äußeren Bedingungen eine ausreichende: MARTIN fand Tetanusheilserum nach 11/,-jähriger Aufbewahrung in den Tropen noch wirksam und R. Orro stellte genau quantitativ fest, daß Di- phtherieheilserum nach ein- und zweijähriger Aufbewahrung an Bord von Schiffen im Mittelmeer und China den vollen Wirkungswert besab. Für die Präzipitinkonservierung redet UHLENHUTH neuerdings der Karbolsäure nicht das Wort. Eine Zeitlang aber (mehrere Monate) schwächt der Zusatz von 0,5 Proz. das Präzipitin nicht oder nur wenig ab. ScHÜüLLEr empfiehlt Zusatz von 1-proz. Karbolkochsalz- lösung (1 Karbol, 0,8 NaCl, 99 Aqua) zu gleichen Teilen, andere empfehlen 1 Teil dieser Lösung zu 9 Teilen Präzipitin. Lerrs benutzt eine 3-proz. Karbolkochsalzlösung (3 Karbol, 0,85 NaCl, 97 Aqu.), von der er 1 Teil zu 20 Teilen Präzipitin zusetzt. Methoden der Antikörperdarstellung. 209 Bei der mit 0,5 Proz. Karbolsäure erfolgten Konservierung von agglutinierenden Seren der Enteritisbakterien konnten SOBERNHEIM & SELIGMANN feststellen, daß gewöhnlich die Agglutinine zunächst. etwas abnahmen, bald aber den ursprünglichen Titer wieder erreichten. Bei verschiedenen Seren (z. B. Gärtnerseren) zeigten sich sogar Titer- steigerungen. Daß Karbolsäure in der üblichen Konzentration auch ein vorzüg- liches Mittel zur Konservierung der Tropine darstellt, zeigten NEU- FELD & HänpeL! (Meningokokkenserum, Aufbewahrung im Eis- schrank, s. NEUFELD). Bei HänpeL & Hüne findet sich eine Notiz, daß nach Zusatz von Karbol menschliche Sera (von Kranken, auch von Luetikern) allein, d. h. ohne Antigen, stärker ablenken können als vorher. Ob auch bei tierischen Seris das Ablenkungsphänomen durch Karbol be- einflußt wird, bedarf der Bearbeitung, vorläufig ist sichergestellt, daß die spezifisch komplementbindenden Antikörper im Meningokokken- serum durch Karbolzusatz geschädigt werden (KrRUMBEIN & ScHA- TILOFF). Für die Konservierung agglutinierender Seren (Cholera, Paratyphus, Ruhr; gewonnen von Kaninchen, Eseln, Ziege) empfehlen HÄnpeL & Hüne den Zusatz von 10 Proz. einer Karbolglyzerin- lösung (9,5 Acid. carbolic., 20,0 Glyzerin ad 100 Aqu. dest.). Einzelne Seren ergaben danach Trübung oder Niederschlag, wodurch ein Wertigkeitsverlust aber nicht auftrat. Aufbewahrung im Eisschrank in Glas- flaschen mit Kork oder Glasstöpsel. Die Titer blieben 3—5 Jahre lang in brauch- barer Höhe, Hemmungszonen wurden nicht beobachtet, nur in seltenen Fällen (zwei Typhussera, ein Paratyphusserum) trat nach längerer Aufbewahrung (3/, Jahr) neben geringer Abschwächung des Titers eine Verzögerung der Agglutination in Serumverdünnungen mittlerer Konzentration auf. Ein erheblicherer Agglutinin- rückgang konnte nur bei einem Choleraimmunserum (gewonnen von Kaninchen nach einmaliger Vorbehandlung) beobachtet werden (nachweislich keine Agglu- tinoidbildung). Im übrigen hielten sich auch die Cholerasera bei diesem Kon- servierungszusatz jahrelang, auch die bakteriolytischen. Zur Konservierung von Präzipitin eignet sich nach WEIDAnZ Karbolglyzerin ebensowenig wie Karbol allein. 2, Prikresüol. Zusatz von 0,4 Proz., z. B. zu Antitoxinen (Diphtherie, Tetanus); für Präzipitine von NUTTALL angewendet. 3. Chloroform. Chloroform konserviert verschiedene Antikörper, man wählt meist Zusatz von 1 Proz. Für die Konservierung der Präzipitine stört die auftretende Trübung, die ausfallenden Stoffe setzen sich aber alsbald ab, das obenstehende klare Präzipitin ist nach Bıonpı sowie UHLEn- HUrTH mehrere Monate brauchbar. 4. Aether wird in neuerer Zeit häufiger zur Konservierung benutzt. Nach PFEIFFER & PROSKAUER verliert bakteriolytisches Immunserum durch Aether seine Wirkung, E. Prıpram konnte aber bei einem Cholera- immunserum vom Pferd nach 10 Stunden langem Schütteln mit gleichen Teilen Aether eine Abnahme der bakteriziden Wirkung nicht wahrnehmen. Auch Diphtherie- und Tetanusantitoxin sind gegen Aether gut widerstandsfähig (Versuche von Prısram, ferner E. P. Pıck & ScHwarz). Handbuch der pathogenen Mikroorganismen. 2. Aufl. II. 14 210 MARTIN FickEr, ÖTTOLENGHI konserviert Präzipitin durch Zusatz von 4 Proz. Aether. be Iyzerm findet selten Verwendung, am ehesten noch (nach dem Vorgange EHr- rıchs bei Antigenen) in Verbindung mit Kochsalz. LöFFLEr gibt an, daß Präzipitine nach Zugabe von 20 Proz. Glyzerin und 0,9 Proz. NaCl ihre Wirkung behielten, der Präzipitationsvorgang wurde aber dadurch verlangsamt und das Präzipitin abgeschwächt (Diskussions- bemerkung 2. Tagung der Fr. V. f. Mikrobiologie, Berlin 1908). Die Höchster Farbwerke geben dem (mit 0,5 Proz. Karbol konservierten ) Diphtherieheilserum einen geringen Zusatz von Glyzerin, um das Gefrieren bei Winterkälte zu verhindern. 6. Formaldehyd schädigt alle Antikörper rasch und stark, selbst wenn sie sich im Trockenzustand befinden. 7. Nach J. ScHNÜRER hat sich als Konservierungsmittel für Rotlaufserum das Baktoform bewährt, eine Paraformseifenverbin- dung mit einem Gehalt von 37 Proz. Formaldehyd. Er verwendet. 1 Baktoform auf 1000 Serum. 8. Chinosol hat sich wegen seiner geringen antiseptischen Fähigkeiten nach PRETT- NER nicht zur Konservierung (von Rotlaufserum) bewährt, hingegen rühmt derselbe Autor 9. das Diaphtherin, das um die Hälfte weniger Eiweiß ausfällt als Karbolsäure, die Giftigkeit des Präparates ist die gleiche wie die der Karbolsäure. VI. Konzentrierung der Antikörper. Lorenz sah sich schon genötigt, die verschiedene Wertigkeit, der durch aktive Immunisierung von Schweinen gewonnenen Sera da- durch auszugleichen, daß er sie mischte oder konzentrierte: er versetzte das Serum mit konzentrierter Chlorcaleiumlösung, lieb längere Zeit stehen und fällte fraktioniert mit Ammonsulfat. Mit der ersten Fällung kam es zur Ausscheidung der das „Antitoxin‘“ schä- digenden Stoffe, die zweite Fällung enthielt die wertvollen Schutz- stoffe, sie wurde auf Tontellern zur Trockne gebracht und schließlich aufgelöst (in einer Mischung von Wasser, Glyzerin, Natrium salicyli- cum und Ac. carbolic.). (D. R.-P. Nr. 103588, Klasse 45. Mit Zu- satz Nr. 133267, Klasse 30h.) Die Verwendung von hochwertigem Pferdeimmunserum hat diese Konzentrierung des Schweineimmun- serums überflüssig gemacht. Buswın benutzte das Einfrieren zum Konzentrieren der Anti- körper: läßt man Heilserum z. B. in einer Flasche einfrieren und dann allmählich auftauen, so erhält man eine obere farblose, fast antikörperfreie Wasserschicht, die untere Schicht ist gelb und ent- hält das Antitoxin. Man wiederholt das Einfrieren und kann damit eine 21/,—3-fache Konzentration erzielen. Im übrigen sind zur Konzentrierung von Antikörpern die im folgenden aufzuführenden, der Reindarstellung dienenden Methoden benutzt worden. Methoden der Antikörperdarstellung. 21l Gegenüber der Konzentrierung der Antikörper in vitro ist man darauf ausgegangen, die Wertigkeit der Seren durch rationelle Vorbe- handlung geeigneter Tiere so zu erhöhen, daß eine weitere Einengung nicht nötig erschien. Diese Konzentrierung der Antikörper in vivo hat aber ihre Grenze, so sind bei den Präzipitintieren die Be- mühungen, nach erfolgter Blutentnahme und nach Erholung der Tiere durch erneute Antigenverabreichung womöglich eine Erhöhung des Antikörpergehaltes des Serums zu erreichen, meist erfolglos, die Tiere gehen zugrunde oder zeigen, falls sie am Leben bleiben, keine Kon- zentrierung des Präzipitins. Für manche immunisatorisch und therapeutisch zu verwendende Antikörper wird sicherlich noch eine weitere Konzentrierung in vivo möglich sein, für die Gewinnung von Diphtherie- und Tetanusanti- toxin scheint allerdings zurzeit die Grenze der Leistungsfähigkeit erreicht. Bisher hat man sich dabei beruhigt, daß z. B. bei Diphtherie und Tetanus sehr hochwertige Seren zur Verfügung stehen, die die Versuche weiterer Konzentrierung in vitro überflüssig machen, es ist aber trotzdem nicht nur für diese, sondern noch viel mehr für die heute in geringerer Stärke gelieferten anderen in Frage kommenden Immun- und Heilseren durchaus erwünscht, daß auf dem kleinstmög- lichen Raum die größte Antikörperdosis verdichtet zur Verfügung steht. Die Konzentrierung und Reindarstellung der Antikörper muß heute mit Hinblick auf die Gefahren der Serumkrankheit und Ana- phylaxie doppelt erstrebenswert sein. B. Versuche zur Reindarstellung von Antikörpern. Vorbemerkungen über Serumeiweib. Der Eiweißgehalt des Serums von Säugetieren schwankt zwischen 7 und 9,7. -Proz. Seit Hevssıvs unterscheidet man die Albumin- und die Glo- bulinfraktion, in neuerer Zeit ist noch ein dritter Eiweißkörper im Serum Pond worden, ein Nukleoproteid, das für uns hier nicht weiter in Frage xommt. A. Die Globuline des Serums. Eigenschaften: Meist unlöslich in Wasser; löslicb in verdünnten Lösungen von Neutralsalzen (Chlornatrium, Chlorammonium, Magnesiumsulfat) und Alkalien ; fällbar durch schwache, verdünnte Säuren, auch CO;, löslich im Säureüberschuß; fällbar durch Verdünnen ihrer Lösung mit Wasser; die Globuline sind labil, verfallen leicht der Denaturierung und sind nur wieder löslich im frisch ge- fällten Zustande. Gerinnungstemperatur bei einem Gehalte der Lösung an 5—10 Proz. NaCl — 69—76° (am häufigsten 75° CO). Darstellung. I. durch Säurefällung oder durch Verdünnen oder Dialyse; II. durch Neutralsalzfällung. Eingehende Schilderung der Methoden bei SAMUELY in ABDERHALDEN, Handbuch der biochem. Arbeitsmethoden, Bd. 2, S. 360, 1910; ferner HoPpPE- SeyLers Handbuch der phys. u. path.-chem. Analyse, 8. Aufl., S. 406, 1909. Vgl. auch HAMMARSTEn, Lehrbuch der physiol. Chemie, 1910, 7. Aufl., sowie MORAWITZ in OPPENHEIMERsS Handbuch der Biochemie, Bd. 2, 2. Hälfte. Darstellung: I. Durch Ansäuern oder Verdünnen nach HAMMARSTEN. Die Methode liefert nicht das gesamte Globulin. Das Globulin enthält noch das Fibrinogen und Fibrinoglobulin. Auch werden die durch Verdünnen einerseits und Essigsäure andererseits erhaltenen Globuline nicht für völlig identisch ge- halten. 14* 212 Marrın Ficker, II. Aussalzen mit Neutralsalzen. 1. Fällung mit Ammonsulfat. a) Nach HOFMEISTER, KAUDER, POHL (SAMUELY, S. 361) Halbsättigung. Man stellt sich eine kaltgesättigte Lösung von neutralem schwefel- sauren Ammoniak her und trägt hiervon in die eiweißhaltige Flüssig- keit soviel ein, bis die Mischung 46 Proz. an gesättigter Ammonsulfat- lösung enthält: Alles Globulin fällt aus, die Ausscheidung des Serum- albumins hebt an, wenn durch weitere Zugabe der Salzlösung ein Pro- zentgehalt von 64 resultiert. Der erhaltene Körper enthält noch das Fibrinogen und Fibrinoglobulin. Nach REYE (SAMUELY, S. 362), 30-proz. Sättigung. Das erhaltene Serumglobulin ist fibrinogenfrei. . Fällung mit Kaliumacetat. . Fällung mit Magnesiumsulfat nach HAMMARSTEN (SAMUELY, S. 361) bei 30°, Zusatz bis zur Sättigung. Der Niederschlag enthält noch Fibrinogen und Fibrinoglobulin. Bei Dialyse bleibt ein Teil des Globulins gelöst. 4. Fällung mit Natriumsulfat (s. S. 221). b\ Dr ww Zerlegung des Serumglobulins. l. Trennung in wasserlösliches und wasserunlösliches Globulin durch Dia- lyse (Marcus). 2. Fraktionierte Fällung mit Ammonsulfat in Euglobulin und Pseudoglobu- lin, s. auch unten S. 218 (FuLD & SpIRo). RosToskI konnte das Pseudo- globulin in drei weitere Fraktionen von bestimmten Ausfällungsgrenzen zerlegen. Nach FREUND & JoACHIM sind die beiden durch fraktionierte Fällung mit Ammonsulfat zu erzielenden Globuline nicht identisch mit den beiden durch Dialyse erhaltenen Gruppen. Sowohl Euglobulin als Pseudo- globulin enthalten je einen in Wasser löslichen und unlöslichen Anteil (Para-Euglobulin und Para-Pseudoglobulin); über diese 3. Methode, die mit der Salzfällung die Dialyse kombiniert, siehe FREUND & JOACHIM. PORGES & Spıro konnten das Globulin in drei Fraktionen zerlegen, deren Fällungsgrenzen 283—36 (Euglobulin), 33—42 (Pseudoglobulin I), 40—46 (Pseudo- globulin II) sind. Konstant dabei ist nur die obere Grenze, die unteren schwanken und liegen um so tiefer, je höher die Konzentration der Globulinlösung ist. Eine chemische Differenzierung dieser drei Eiweißkörper gelang nicht, sie unterscheiden sich durch ihre Fällungsgrenzen (Tabelle bei PORGES & SPIRO) und zum Teil durch ihre optische Wirksamkeit. Alle drei Körper koagulieren in 5-proz. Ammonsulfatlösung zwischen 70 und 75°. Das Fibringlobulin befindet sich im Serum in sehr geringer Menge. Es gerinnt bei 64—66°, wird bei 28-proz. Sättigung mit (NH,)>SO,-Lösung ge- fällt, ebenso durch NaCl. Die Kenntnisse über den Körper sind sehr unsicher. Das Fibrinogen ist ebenfalls ein Eiweißkörper von den Eigenschaften der Globuline. Reindarstellung s. HAMMARSTENs Lehrbuch der physiol. Chemie, 7. Aufl. (1910), S. 242, ferner bei SAMUELY in ABDERHALDENS Handbuch der bioch. Arb., Bd. 2, S. 366 (Methode nach REYE). Koagulationstemperatur liest in 5—10-proz. NaCl-Lösung bei 50—52°, nach anderen Angaben 52—55° (in salzhaltiger Lösung), in schwach alkali- scher oder fast neutraler, salzarmer Lösung bei 56°. Ganzsättigung mit NaCl fällt das Fibrinogen quantitativ. Ammonsulfat fällt das Fibrinogen schon bei geringeren Salzmengen als sie zur Fällung der Serumglobuline nötig sind. B. Serumalbumin. Eigenschaften: wasserlöslich; fällbar durch konzentrierte Säuren, der Nieder- schlag ist im Säureüberschuß wieder löslich. Durch verdünnte Mineralsäuren er- folgt keine Fällung. Die Albumine werden ferner nicht gefällt durch Halb- sättigung ihrer Lösungen mit Ammonsulfat oder Sättigung mit Magnesiumsulfat oder mit Kochsalz bei neutraler Reaktion. Ist die Reaktion sauer, so bedingt Sättigen mit Kochsalz oder Magnesiumsulfat Fällung. Gerinnungstemperatur ist stark abhängig vom Salzgehalt, die salzhaltige Lösung gerinnt bei 70—85° C, die möglichst salzfreie Lösung gerinnt nicht beim Kochen. — Alkohol fällt die Methoden der Antikörperdarstellung. 213 salzfreie Lösung nicht, nach Zugabe von Salz (Kochsalz) tritt auch Alkohol- fällung ein. — Methoden der Darstellung: s. HAMMARSTENs Lehrbuch, 7. Aufl., S. 251 (Methode JOHANSSON, K. STARKE). Darstellung von kristallisiertem Serum- albumin nach GÜRBER, INAGAKI usf., siehe Fr. N. SCHULZ in ABDERHALDENS Handb. d. bioch. Arbeitsmeth., Bd. 2, S. 337, ferner HoPPpE-SEYLERs Handb., 8. Aufl., S. 39. Methoden der Enteiweißung 1. durch Mastix, 2. durch Kaolin s. RonA & MICHAELIS (vgl. auch LANDSTEINER und UHLIcCZ). Tabelle. Globuline des Blutserums. Grenzen der Fällung durch verschiedene Salze an den verdünnten Eiweißlösungen. (PORGES & SPIRO.) | | | Salzkonzen- | | tration in |.n|o Nlenkeniemionlanlmn Sättigung | Kirk | | (Be NaCl. Die ausgezogenen Linien be- ziehen sich auf die Euglobulin- fraktion, die striehpunk- KU tierten auf das erste Pseudo- globulin, die punktierten auf das zweite Pseudoglobulin. NaNO, . E- | Na-Acetat .| | K-Acetat. 1 MgSO, (NH,), SO, Na, SO oberhalb 30° | I. Antitoxine. Am häufigsten ist der Versuch unternommen worden, die Anti- toxine zu konzentrieren oder rein darzustellen. Da es nicht angängig ist, die hierbei erhaltenen Resultate zu verallgemeinern und die in Betracht kommenden Methoden ohne weiteres für verwertbar auch bei der Darstellung anderer Antikörper zu halten, so muß bei der Un- sicherheit auf dem ganzen Gebiete hier davon Abstand genommen werden, eine systematische Zusammenstellung der Methoden zu geben, vielmehr sollen die wichtigsten Versuche zur Darstellung der einzelnen Antikörper aufgeführt werden, wobei die Antitoxine eingehender zu berücksichtigen sind. Da die Antitoxindarstellung durch Forschungen über andere Antikörper zeitweilig gefördert und beeinflußt worden ist, so sollen dabei auch diese letzteren Ergebnisse zum Teil schon bei diesem Kapitel kurz skizziert werden. 214 MarTINn Fickkr, a) Darstellung aus Blut oder Serum. Die ersten Versuche, Antitoxin aus Immunserum zu gewinnen, gehen auf Trzzonı & CarTanı zurück: sie fanden, daß das Tetanus- antitoxin des Hunde- und Kaninchenimmunserums nicht dialysiert, daß es sich in dem Ammonsulfat- und Alkoholniederschlag findet, aus dem es mit Wasser oder Glyzerin ausgezogen werden kann. Bei ihren weiteren Versuchen, die Globuline des Immunserums (Hund) von den Albuminen zu trennen, fanden sie die Methode der Fällung durch Kohlensäure aus dem durch Wasser verdünnten Serum nicht brauchbar, ebenso wenig die Neutralisation des Blutes mit Essigsäure und darauffolgende Verdünnung mit Wasser. Brauchbar hingegen fanden Tızzonı & Carranı die Methode von HAMMARSTEN: Fällung der Globuline durch Magnesiumsulfat. 1 ccm Hundeimmunserum wurde mit Kristallen von Magnesiumsulfat ver- setzt, bis ein Teil von ihnen bei 30° C ungelöst blieb. Nach Bildung des Nieder- schlags Filtration bei 30° Auswaschen mit gesättigter Magnesiumsulfatlösung. Dialysieren des Filtrats sowie des in wenig destilliertem Wasser suspendierten Niederschlags bei 35°; Lösung der im Niederschlag enthaltenen Globuline durch Zugabe von kohlensaurem Natron. Das Filtrat erwies sich frei von Antitoxinen, hingegen stellten T. & C. fest, daß die Träger der Schutz- und Heilwirkung sich wie ein Globulin verhielten. Die Methode des Einleitens von Kohlensäure in Serum ist dann von EMMERICH & Tsugor zur Darstellung der im Rotlaufimmunserum des Kaninchens vorhandenen Antikörper (Heilstoffe) benutzt worden, sie fanden das Serumglobulin unwirksam, schrieben die Wirkung den Albuminen zu und fanden den Globulingehalt des Immunserums gegen- über dem normalen Tiere vermindert oder sogar fehlend. Bei allen vorgenannten Versuchen ist das Quantitative (Wir- kungswert des Ausgangsmaterials und der erhaltenen Produkte) nicht berücksichtigt. Die ersten systematischen zahlenmäßigen Versuche zur Kon- zentrierung der Antikörper brachten Arbeiten von BRIEGER & EHRLICH sowie von ÄARONSON. BrIEGER & EHrricH hatten gefunden, daß das Antitoxin der Milch tetanusimmunisierter Ziegen nach Abscheidung des Kaseins in der Molke sich findet und zur Konzentrierung Fällungsmittel wie Essigsäure, Tannin, Oxalsäure, Weinsäure, Essigsäure und Chlorna- trium, Essigsäure und Ferrocyankalium, Alkohol, Metallsalze, Chlor- natrium, phosphorsauren Kalk, Magnesiumhydroxyd, Aluminium- hydroxyd usw. versucht. Im Gegensatz zu Tızzont erhielten sie mit Alkohol unbefriedigende Resultate, sie fanden schließlich Ammonium- sulfat und Magnesiumsulfat als die geeignetsten Mittel und brachten dabei das Prinzip der fraktionierten Fällung zur Anwendung (Me- thodik s. S. 225). BrıeGER & Eurriıch suchten mit der gleichen Methode auch aus Blutserum die wirksamen Stoffe auszufällen, er- hielten aber nicht so starke Konzentrierung wie bei der Milch. Auch Aronson konnte auf diesem Wege das Diphtherieantitoxin aus Serum in fester Form darstellen, deren Lösung aber nicht wirksamer war als das Ausgangsserum. Durch Aronsons Versuche wurde erwiesen, dab die von EmMERICH & Tsugor bei Rotlaufserum ermittelte Unwirk- samkeit des Globulins für das Diphtherieserum nicht gilt: das nach HammarRsTEns Angabe mit Magnesiumsulfat gefällte, gewaschene und Methoden der Antikörperdarstellung. 215 durclı Dialyse gereinigte Globulin wirkte stark immunisierend, nach Aronsox war aber auch der Serumrest noch wirksam. Aronson beobachtete weiterhin, daß das Antitoxin des Serums bei Filtration durch Aluminiumhydroxyd zum größten Teile in der Tonerde zurückgehalten wird, er verfuhr zur Konzentrierung von Diphtherieantitoxin in folgender Weise: 100 ccm Blutserum werden mit 100 ccm Wasser verdünnt und mit 70 ccm 10-proz. Aluminiumsulfatlösung versetzt. Zu der Mischung gibt man langsam soviel 5-proz. Ammoniaklösung hinzu, daß das Aluminiumsulfat zum größten Teil zersetzt wird, die Reaktion jedoch schwach sauer bleibt. Der Niederschlag wird durch Filtration getrennt und durch Aufgießen von 150—200 cem Wasser ge- waschen. Der im Filter befindliche anorganische Niederschlag enthält 95 Proz. der wirksamen Substanz. In ähnlicher Weise wie die Tonerde kann das aus Ferrocyankalium und Zincum sulfuricum entstehende Ferrocyanzink, ferner das durch Fällung von Eisensalzen mittels Alkali sich bildende Eisenhydroxyd verwendet werden. Die Trennung der wirksamen Substanz von dem anorgani- schen Niederschlag gelingt durch mehrfaches Schütteln (im Schüttelapparat) mit schwach alkalischen Lösungen (Soda, Ammoniak) und Filtration. Aus dem eiweißhaltigen Filtrat kann das Antitoxin in fester Form durch Fällung mittelst Alkohol oder Ammoniumsulfat oder durch Eindampfen der Lösung im Vakuum bei 45° gewonnen werden. Aronson erreichte mit dieser Methode eine 30—100-fache Kon- zentration. Die Befunde von EmMERICH & Tsugor erhielten scheinbar eine Stütze, als Smırnow (1895) in dem aus Pferdenormalserum ausge- fällten Globulin bei Vermischung mit Diphtheriegift eine neutrali- sierende, aber im Tierversuch keine therapeutische Wirkung fand und die Albumine des Serums als Träger der immunisierenden und therapeutischen Eigenschaften erklärte. Durch die Versuche von R. PFEIFFER & PROSKAUER über die Dar- stellung der bakteriolytischen Choleraimmunkörper (s. S. 227) mußte aber die Anschauung, daß die Antikörper sich wie die Serumalbumine verhalten, erschüttert werden. Einen sehr wertvollen Beitrag zur Darstellung von Antitoxinen lieferten dann BRIEGER & BoEr, die zunächst auch das Prinzip der mechanischen Ausfällung an- wandten und erweiterten, sodann aber den Darstellungsmodus der Ueberführung in unlösliche Doppelverbindungen mit nachfolgender Zerlegung in die Komponenten wählten. BRIEGER & Boer erhielten durch die Fällung mit Magnesium- sulfat oder Kochsalz bei 30—37°, selbst wenn sie 24 Stunden lang die Wärme einwirken ließen, bei antitoxinhaltigem Serum höchstens 50 Proz. Ausbeute. Auch zur Konzentrierung erwiesen sich diese Methoden wenig geeignet, da große Mengen unwirksamer Blutalbumi- nate mit ausfielen. Eine vollständige Aussalzung des gesamten Antitoxins erreichten BRIEGER & BoER durch die Kombination von Kochsalz und Chlorkalium: 10 ecm Blutserum wurden mit 10 ccm Aq. dest. verdünnt und mit 4 g Chlorkalium versetzt. Nach der Lösung schüttelten sie die Flüssigkeit mit 4-5 g fein zerriebenen Kochsalzes kräftig. Das Gemisch wurde 18—20 Stunden bei 30—37° gehalten. Der Niederschlag enthielt die Antitoxine quantitativ. 10 ccm lieferten 0,4 g im Exsikkator getrockneten Niederschlages, der in gleichen Teilen Wasser löslich war. Unter Verwendung von Jodkalium an Stelle desChlorkaliums bildeten sich bei Brutschrankwärme unlösliche Niederschläge, die ebenfalls die Antitoxine und einen Teil der Albumine enthielten. Die Niederschläge konnten mit Wasser ohne 216 Marrın Ficker, Verlust an wirksamen Bestandteilen ausgewaschen werden, an schwach alkalisches Wasser wurden sie quantitativ abgegeben. Es gelang BRIEGER & BOER ferner, einen Teil der in dem Chlorkalium- Chlornatrium-Niederschlag befindlichen, dem Antitoxin anhaftenden Eiweißsub- stanzen dadurch zu beseitigen, daß sie ihn mit dem gleichen Volumen fein- gepulverten Magnesiumsulfates versetzten, dasGanze 2—3Stunden lang im Brut- schrank hielten, ebendarin den entstehenden Niederschlag rasch abfiltrierten und durch gesättigte Magnesiumsulfatlösung auswuschen. Nach Dialysieren des Niederschlags erhielten sie 0,2 g trockenen Rückstand, der in gleichen Teilen Wasser löslich war und die Antitoxine quantitativ enthielt. Das Verfahren benutzten BRIEGER & BoER zur Konzentrierung der Anti- toxine bei Diphtherie-, Tetanusserum und ‚Tetanus-Ziegenmilch. Das gleiche Prinzip wandten Astros & RIETSCH an: dem 5-fach verdünnten Diphtherieheilserum setzten sie Chlornatrium und Chlorkalium zu, bis die Lösung 20-proz. wurde und hielten sie bei 33° 1 Tag lang. In dem Bestreben, die Antitoxine von den anhaftenden unwirk- samen Albuminaten zu befreien, haben sich BRIEGER & BoER solchen Methoden zugewandt, die eine Paarung der Antitoxine mit chemischen Stoffen zu einer Doppelverbindung erstrebten, um aus ihr die anhaftenden Eiweißkörper und den Paarling zu ent- fernen. Erfolglos blieben die Versuche mit stickstoffhaltigen Substanzen aus der organischen Reihe, wie Pyridinderivaten, (Pyridin, Chinolin, Acridin) oder Alkaloiden (Strychnin, Brucin, Morphin), hingegen gelang die Konzentrierung des Äntitoxins durch Fällungen mit Schwermetallsalzen. 1. Von Plumbaten eignet sich nach BRIEGER & BoER das neutrale Bleiacetat in verdünnter, mit einer Spur Ammoniak versetzter Lösung; der (im Diphtherieserum) erzeugte Niederschlag enthält die große Masse der über- schüssigen Eiweißsubstanzen, das Filtrat enthält alles Antitoxin. Nach Schütteln des Filtrates mit Ammoniumsulfat, Dialysieren und Trocknen erhält man ein leicht lösliches Pulver (10 ccm Heilserum lieferten im besten Falle 0,06 g Pulver). Die Methode liefert wegen der leichten Löslichkeit der Bleiverbindungen sehr schwankende Ergebnisse. 2. Cadmiumsulfat liefert höchstens 50 Proz., Kupfersulfat etwas mehr Antitoxin. 3. Quecksilberbichlorid ist brauchbar, wenn man das Serum vorher mit sehr geringen Mengen Chlornatrium versetzt. Methode s. BRIEGER & BOER. 4. Als besonders geeignet haben sich Zinksalze erwiesen. 10 ecm Heilserum werden mit dem 5-fachen Volumen Wasser verdünnt und mit 20 cem einer 1-proz. Zinksulfat- oder Zinkchloridlösung versetzt. Der Niederschlag, der alles Antitoxin enthält, wird abfiltriert, mit Wasser vorsichtig ausgewaschen und in schwach alkalischem Wasser (1 Tropfen n-NaOH: 20 cem Wasser) gelöst. In die Lösung wird Kohlensäure eingeleitet; waren die Antitoxine mit Zinksulfat behandelt, so werden sie jetzt in den entstehenden Niederschlag eingeschlossen; hatte man Zinkchlorid verwendet, so finden sie sich im Filtrat. Dieses oder der eben erwähnte Zinksulfat-Niederschlag werden im Exsikkator getrocknet und mit Wasser gelöst, dabei werden die „Zinkalbuminate“ zum größten Teil vom Wasser aufgenommen, die „Zinkantitoxine“ bleiben un- gelöst. Sie sind aber durch Kochsalz oder schwache Alkalien leicht zu lösen. Durch erneute Kohlensäurebehandlung kann der größte Teil, aber nicht alles Zink abgetrennt werden. 10 ccm Diphtherie- oder Tetanusheilserum ergaben nach dieser Methode ca. 0,1 g Pulver, das leicht in Wasser sich löste und sämtliches Antitoxin der Ausgangsflüssigkeit enthielt. . Die Versuche von BrIEGER & Boer zur Darstellung des Diphtherie- antitoxins sind von FREUND & STERNBERG fortgesetzt worden: Strontium- und Kobaltsalze ergaben negative Resultate; Aluminiumsulfat und Kalialaun fällten das Antitoxin nicht, vielmehr ging es in das Filtrat über, aus dem es durch Chlorzink nicht gefällt wurde. In dem nach Anwendung Methoden der Antikörperdarstellung. 217 von Kalialaun erhaltenen Filtrate erzeugte Lauge einen den Heilkörper ent- haltenden Niederschlag, der sich in überschüssiger Lauge löste. Eisenchlorid in bestimmten größeren Mengen schloß den Heilkörper in den Filterrückstand ein, aus dem er aber nur durch eine 20-proz. Lösung von kohlensaurem Natron wieder freigemacht werden konnte, freilich ging dadurch auch ein beträchtlicher Teil des gefällten Eiweißes in Lösung. Wird Eisenchlorid in kleineren Mengen oder in Kombination mit essigsaurem Natron zu dem Serum hinzugefügt, so bekommt man den Heilkörper in das Filtrat, das aber auch reichlich Eiweiß- körper enthält. Die günstigsten Resultate zur Darstellung des Heilkörpers aus dem Diphtherieheilserum hatten FREUND & STERNBERG mit einer kombinierten Fällungs- und Aussalzungsmethode. F. und $S. versetzen das Serum zu einem Dritteile seines Volumens mit 5-proz. Kaliumalaunlösung (Ausfällung der Albumine), das Filtrat, das die Anti- toxine enthält, wird dialysiert. Das Dialysat wird zur Hälfte mit schwefel- saurem Ammon gesättigt, der so gewonnene Niederschlag wird nach Lösung und Dialyse im Vakuum eingeengt. 1 Liter Serum ergibt hierbei etwa 18 g Trocken- substanz, die braunrote, leimähnliche Masse ist in Wasser oder physiologischer Kochsalzlösung löslich (ca. 3 g Substanz auf 10 ccm Wasser), die Lösung hat denselben Heilwert wie das nicht filtrierte Präparat, sie verträgt auch den Zusatz von Karbolsäure (0,5 Proz.).. Zur Lösung kann man auch mehr Flüssigkeit benutzen. Wurde die Flüssigkeit im Vakuum bis zur Trockne eingedampft, so stellt sich bei der Lösung eine durch Filtrieren zu beseitigende Trübung ein, sie ist zu vermeiden, wenn die Einengung nur bis zu einer gewissen Kon- sistenz erfolgt. Eine Klärung der oben angeführten widersprechenden Beobach- tungen über die Wirksamkeit des Immunserumglobulins und Albu- mins wurde angebahnt, als Dieuponnt, ferner BELFANTI & ÜARr- BONE zeigten, daß je nach der Darstellungsmethode der Glo- buline der Antitoxinbefund ein verschiedener ist. Wenn Dieuponn& zur Gewinnung der Globuline in das 10-fach mit Wasser verdünnte Diphtherieheilserum (100-fach) Kohlensäure einleitete, den Niederschlag in 2-proz. Kochsalzlösung löste und diese Lösung im strömenden Wasser dialysierte, so war die gift- neutralisierende Komponente des Serums sowohl in dem &Globulin- niederschlag des Dialysators als auch in der globulinfreien Flüssig- keit, und zwar in letzterer in der überwiegenden Menge vorhanden. Bei Ausfällung eines gleichwertigen Heilserums mit Magnesiumsulfat fand sich umgekehrt die größere Menge der wirksamen Stoffe im Niederschlag, die geringere in der globulinfreien Flüssigkeit. Es entsprachen diese Befunde auch den Ergebnissen, die DIEUDONNE bei der Abscheidung der im Normalserum vorhandenen Antikörper erhalten hatte. Eine Verminderung des Globulins im Immunserum konnte DIEUDonNE nicht konstatieren. Auch BeLrantı & CARBoNE wurden schon darauf aufmerksam, dab bei der Grlobulindarstellung mit Magnesiumsulfat, Ammonium- sulfat einerseits und Kohlensäure, Essigsäure andererseits das Anti- toxin sich verschieden verhielt: im letzteren Falle war die oben- stehende Flüssigkeit noch antitoxisch. Sie fanden im Normal- und Immunserum die gleiche Menge Globulin. Als dann E. Marcus eine schon 1883 von A. E. BURKHARDT mitgeteilte Beobachtung, daß im normalen Serum die Globuline aus einem wasserunlöslichen und wasserlöslichen Teile bestehen, bestä- tigte, zeigte Sen, daß auch beim Dialysieren des Diphtherieanti- toxins (gegen fließendes Wasser bis zur Salzfreiheit) nur ein kleiner Teil (l/g; bis 1/,,) aller Globuline unlöslich wurden, — diese aber 218 MarTın Ficker, antitoxinfrei waren — (später bestätigt von BRIEGER & Krause), daß die Hauptmenge aber und mit ihr die sämtlichen Antitoxine in Lösung blieben. Methode SEnGS. SENG fällte zunächst aus dem Diphtherieserum (bei der natürlichen Al- kaleszenz) durch Zusatz von !/; Volumen einer 5-proz. Lösung von Kalialaun die Albumine aus, die Antitoxine bleiben dabei in Lösung. Filtration durch an- gefeuchtete Faltenfilter, Auswaschen des Niederschlags mit Wasser (nicht mit Kalialaunlösung, da sich hierin ein Teil des Niederschlags löst). Entsalzen des Filtrats durch Dialyse bis zur Salzfreiheit. Abfiltrieren des Niederschlags durch feuchte Filter (unlösliche Globuline), Auswaschen mit Wasser, bis bei Ueber- schuß von destilliertem Wasser "keine Trübung entsteht. Ausfällung des Globu- lins durch Magnesiumsulfat oder Ammonsulfat, Lösung des Globulinniederschlags durch wenig Wasser. Durch die Feststellungen Senss fanden die oben erwähnten Widersprüche ihre Erklärung: Durch Einleiten von Kohlensäure, eine Methode, die noch dazu sehr ungleichmäßige Resultate gibt, fällt nur der kleinste Teil des Globulins aus (der in Lösung gebliebene Teil des Globulins addiert sich bei Bestimmung des Serumalbumins durch Alkoholfällung zu diesem, daraus erklären sich die abweichenden Re- sultate von EMMERICH & TsugoI); es ist ferner der durch Essigsäure entstehende Niederschlag zum größten Teil identisch mit dem bei der Dialyse ausfallenden Teil des Globulins. Die Reinigung und Konzentrierung durch Dialysieren muß schon deshalb sehr ungleichmäßige Resultate ergeben, weil die ver- schiedenen Dialysierpapiere ungleich dicht sind, vielleicht auch Poren führen, die Antikörper durchlassen. Die Globuline stellen also nichts Einheitliches dar, je nach der Darstellungsweise sind sie ungleichartig. Die Antitoxine verbleiben nach Sene bei den löslichen Globulinen. Die Albumine und unlöslichen Globuline sind als Träger der aktiven Substanz auszuschließen. Auch weiterhin gab die Suche nach Antikörpern der Blutchemie, speziell der Globulinforschung, einen kräftigen Impuls: so regten die Beobachtungen über Antilab FuLn & SpIro zu genaueren Ver- suchen über die Salzfraktionierung an. Nachdem ReyE das Fibrino- globulin HAmMmARSTENnsS durch 21,5-proz. Sättigung mit Ammonsulfat von den anderen Globulinen getrennt hatte und Spıro & HaAaxE das durch Dialyse leicht fällbare Globulin bei Halbsättigung mit Kalium- acetat ausgefällt erhielten, konnten FuLp & Srıro diesen Körper durch Sättigung bei 23—33 Proz. Ammonsulfat, den durch Dialyse und Halbsättigung mit Kaliumacetat nicht fällbaren Stoff bei 34- bis 46-proz. Sättigung gewinnen. Diesen albuminähnlichen Körper bezeichnen sie auf Vorschlag von Hormezister als Pseudoglobulin, den ersteren, durch Halbsättigung mit Kaliumacetat, Essigsäure und Dialyse fällbaren Eiweißkörper als Euglobulin. Diese die Globuline differenzierenden Methoden wandte für antikörperhaltige Seren be- sonders Pıck an, er stellte fest, daß das von Rey bei 21,5Proz. Ammonsulfat abgeschiedene Fibrinoglobulin Diphtherieantitoxin nicht enthält. Auch die Globuline, die sich bei einem Gehalt von 25,6 Proz. an Ammonsulfat dann noch aus dem Serum abscheiden lassen (Frak- tion II) waren antikörperfrei. Es verbleibt ein Eiweißkörper in Lö- sung (Fraktion III), der durch weiteres Eintragen der gesättigten Ammonsulfatlösung bis zu einem Gehalte von 38 Proz. von dem Methoden der Antikörperdarstellung. 219 Serumalbumin (Fraktion IV) gut zu trennen ist und den Heilkörper quantitativ enthält. Hiermit stimmen die Ergebnisse von IpE & Lr- MAIRE überein. Pıck vermochte mit diesem Verfahren den Heilkörper des Serums um das 10—15-fache zu konzentrieren. Auch beim Te- tanuspferdeimmunserum fand Pıck das Euglobulin frei von Heil- wirkung, das gesamte Antitoxin ließ sich mit dem Pseudoglobulin ausfällen. ae Merkwürdigerweise verhält sich das Antitoxin im Serum diphthe- rieimmunisierter Ziegen anders: Pıck fand nach derselben Methode das Pseudoglobulin völlig unwirksam, hier fiel das Antitoxin mit dem Euglobulin aus, obwohl, wie der Vorversuch an normalem Ziegenserum ergab, die Ziegenglobuline die gleichen Fällungsgrenzen wie die Pferde- globuline aufweisen. Verteilung verschiedener Immunkörper im Blute differenter Tiergattungen (E. P. Pıck). | EN: Immunkörper | eo re N | Euglobulin A: Albumin Diphtherieantitoxin 0 | Ziege ı Pferd | 0 Tetanusantitoxin 0) | (Ziegenmilch ?) | Pferd 0) (EHRLICH&BRIEGER) Choleralysine PFEIFFER | 0 | Ziege | 0 0 Wie die Tabelle sagt, sind in den angeführten Versuchen Be- ziehungen zwischen den Immunkörpern des Serums weder zu den Al- buminen noch zu dem Fibrinoglobulin nachweisbar gewesen, hingegen finden sich die aktiven Körper, wie erwähnt, in den Fraktionen eines der beiden anderen Globuline, des Euglobulins oder des Pseudoglo- bulins. Die auffallende Verschiedenheit des Verhaltens der Antikörper im Ziegen- und Pferdeserum mußte zu weiteren Untersuchungen auf- fordern. O. Porges & E. PrıBram (zitiert bei PrıBRAM) fanden, dab diese Befunde Piıcks sich nicht als konstant erweisen, sondern daß sich auch bei derselben Tierart, sogar bei ein und demselben Serum je nach der Länge der Aufbewahrung Verschiedenheiten zeigen. Sie bringen das in Beziehung zu den Befunden von van DE VELDE, der in der Tat die Eiweißfraktionen des Serums verschieden verteilt fand, je nach- dem es sich um frisches oder längere Zeit aufbewahrtes Serum handelte. Mit der Hormeısterschen Methode schied RopHAIn die ver- schiedenen Eiweißgruppen aus einem Antistreptokokkenserum aus. Resultat: Die Albumin- und Pseudoglobulinfraktion erwies sich bei Schutzversuchen (Kaninchen) unwirksam, allein der Euglobulinfrak- tion kam Schutzwirkung zu. Da nach Versuchen in vitro, die Ropmaın anschloß, die Pseudo- globulin- und Albuminfraktion des Streptokokkenserums auf die Pha- gocytose der Streptokokken keinen Einfluß hatte, hingegen in den mit dem Euglobulin beschickten Röhrchen energische Phagocytose erfolgt war, so wird man auch die Tropine in dieser Fraktion ver- muten dürfen. Nach v. SzOoNnTaGH & WELLMANN nehmen im Diphtherieheilserum mit steigendem Antitoxingehalt die Gefrierpunktserniedrigung und die elektrische Leitfähigkeit ab. Ein Zusammenhang zwischen Eiweißgehalt und Anti- toxingehalt der Sera war nicht nachzuweisen, wohl aber scheint der Gesamt- 220 MARTIN FickEr, eiweißgehalt der Immunsera (12 Analysen Heilserum, Durchschnittswert = 7,820 g) etwas höher zu sein als der von Normalpferdeserum (12 Analysen = 7,567 g), wofür auch SenGs Analysen sprechen, der 8,26 Proz. Gesamteiweißgehalt im Heilserum fand. SENnG fand als Unterschied zwischen dem löslichen Globulin aus normalem Serum und dem aus Heilserum die Verschiedenheit der Fällungs- punkte: beim normalen Serum betrugen sie 65, 68, 71°, bei Heilserum traten die ersten Flocken bei 71° auf, die Hauptmenge koagulierte bei 75°. Erhöhung des Gesamteiweißgehaltes im Diphtherieimmunserum (Pferd, Me- thode KJELDAHL), ferner Abnahme des elektr. Leitungsvermögens konstatierte Butsasın, hingegen fand BELJAEFF sowohl im Diphtherieheilserum (vom Pferd) als auch im Immunserum von Kaninchen, die mit verschiedenen Antigenen vor- behandelt waren und Agglutinine, Präzipitine, Bakteriolysine lieferten, keine Ver- änderung der physikalischen Konstanten (Depression, spez. Gewicht, Refraktion) gegenüber den im Normalserum zu findenden Werten, die abweichenden Resultate anderer Autoren finden möglicherweise ihre Erklärung in den durch den ver- schiedenen Ernährungszustand der Tiere bedingten Veränderungen dieser Zahlen (STRUBEL & Ussow). Nachdem auch von ATKINSON der Antitoxin- und @Globulingehalt in Beziehung gebracht worden sind, konnte JoACHIM bei der Analyse des Serums eines Pferdes vor und nach der Immunisierung mit Diphtherietoxin nur eine unwesentliche Erhöhung des Gesamteiweißgehaltes konstatieren; es trat aber eine starke Zunahme des Gesamtglobulins auf Kosten des Albumins auf, und zwar des Euglobulins, das aber ja gerade den aktiven Heilkörper nicht enthält. Die JoacHımsche Methodik gab gut übereinstimmende Resultate, er fällte und be- stimmte Euglobulin, Pseudoglobulin und Albumin nacheinander aus ein und derselben Serumportion, die Ergebnisse sind aber insofern nicht mit anderen vergleichbar, als er die Seren nicht verdünnte. In den Organen war eine homologe Zunahme der Globulinwerte nicht nach- zuweisen (F. Pick, zitiert bei J. PoHL). L. LANGSTEIN und M. MAayER fanden bei Tieren, die gegen Schweinerot- lauf und Typhus immunisiert waren (ebenso wie bei mit Pneumo- oder Strepto- kokken immunisierten Tieren) Zunahme des Globulins (mitunter auf das Doppelte) und Abnahme des Albumins im Plasma, so daß der Eiweißquotient bis 1:2 ja sogar 1:1 herabgehen kann; normalerweise schwankt bei Kaninchen das Verhältnis von Serumglobulin zu Albumin zwischen 1:2 und 1:3 und soll nach L. und M. nicht unter 1:2 sinken; in fast allen Fällen zeigte der Ge- samteiweißgehalt des Blutes eine Steigerung. Nach den Untersuchungen Morrs kann aber auch bei normalen Kaninchen der Eiweißquotient unter 1:1 sinken. Vgl. auch P. Tu. MÜLLER, der die MoLL- schen Schwankungen bestätigte. Auch MÜLLER fand nach Injektion verschieden- artiger Bakterien (abgetötete, avirulente Staphylo- und Streptokokken, Typhus- bacillen) eine Vermehrung des Fibrinogen- und des Gesamteiweißgehaltes im Blutplasma, hingegen keine wesentliche Vermehrung der Globulinfraktion. Auch im Knochenmarkextrakt der vorbehandelten Tiere wurde eine beträchtliche Steigerung des Gesamteiweiß- und des Fibrinogengehaltes von MÜLLER beob- achtet, die Fibrinogenvermehrung war besonders auffallend bei den mit Staphylo- kokken immunisierten Tieren. Die Methode der Globulinbestimmung mittels Aussalzens durch Am- monsulfat wandte auch GLAESSNER für das Blutplasma und Serum von Kaninchen und Pferden vor und nach der Immunisierung (mit Typhus und Coli, Serum vom Rind und Pferd) an und konstatierte, daß eine Globulinvermehrung im Blute vorkommen kann, wenn die Tiere schwere Stoffwechselstörungen (Abmagerung) zeigen, daß sie aber bei vorsichtiger Handhabung der Immuni- sierung nicht aufzutreten braucht. Den Globulingehalt im Plasma und im Serum der immunisierten Tiere fand er nicht wesentlich voneinander verschieden. Die Frage ist dann weiter systematisch von L. Morr bearbeitet worden, und zwar untersuchte er das Serum von Kaninchen und Hunden vor und nach der subkutanen Behandlung mit Präzipitinogen (Pferdeserum, Globulin ete.). Er fand bei gleichbleibendem Eiweißgehalt des Serums Globulinvermehrung (von Interesse ist, daß bei dem einzigen Tier, das nach der Behandlung keinen Glo- bulinzuwachs aufwies, der Globulingehalt des Serums von vornherein ein sehr hoher war, fast 50 Proz. des Gesamteiweißes), ein Zusammenhang dieser Globu- linvermehrung mit der Abmagerung besteht nicht. Die Versuche, Beziehungen zwischen dem Antitoxin- und Glo- bulingehalt des Serums während der Diphtherieimmunisierung aufzu- Methoden der Antikörperdarstellung. 221 finden, sind von LEDINGHAM neuerdings wieder aufgenommen worden, die Resultate sind auffallend, aber nicht beweisend. In dem einen Falle trat bei der Immunisierung eines Pferdes, die einen sehr hohen Grad erreichte, eine starke Zunahme des Globulins im Verhältnis zum Gesamteiweiß ein, die Zunahme betraf in erster Linie die Euglobuline, in ge- ringerem Maße die Pseudoglobulinfraktion. So lange der Antitoxingehalt des Serums während der Immunisierung gleichmäßig in die Höhe ging, enthielt die Pseudoglobulinfraktion die Hauptmenge, wenn nicht die Gesamtheit des Anti- toxins. — Bei der Immunisierung einer Ziege trat umgekehrt eine Zunahme der Albuminfraktion in den Vordergrund, die Vermehrung der Globulinfraktion war gering. Auch insofern lagen die Verhältnisse bei der Ziege anders, als hier während des Immunisierungsprozesses der Gehalt der Euglobulin- und Pseudo- globulinfraktion sich schwankend erwies. Von besonderem Interesse sind die Be- funde bei der Immunisierung eines weiteren Pferdes, dessen Globulingehalt von vornherein relativ hoch war: bei diesem Tier war ein hoher Antitoxingehalt nicht zu erzielen. Während der Immunisierung stieg der Globulingehalt des Serums nicht, eine geringe Vermehrung des Gesamteiweißes war auf Rechnung der Al- buminfraktion zu setzen. LEDINGHAM ist geneigt, die Unmöglichkeit, bei diesem Tier stärkere Antitoxinbildung zu erreichen, mit dem beträchtlichen Gehalt des Serums an Globulin in Beziehung zu bringen. Die von Pıck gefundenen Fällungsgrenzen sind keine absoluten. Nachdem W.PoPPLEWELL-BLOXHAM in sehr verdünnten Eiweißlösungen Abweichungen insofern gefunden hatte, als hier zur kompletten Eiweißfällung weit mehr Ammonsulfat als die zur Absättigung des Wassers nötige Menge erforderlich war, konstatierten BRUNNER & Pın- xus das gleiche bei verdünnten Antitoxinlösungen. Da außerdem bei Verwendung von Ammoniumsulfat aus nativem Eiweiß Ammoniak frei wird, so wandten sie sich dem Natriumsulfat zu, dessen wasser- freies Salz bei 30—32° bei gleichen Eiweißkonzentrationen im mole- kulären Verhältnis annähernd die gleiche Fällungskraft, deren Kurve gleichmäßiger verläuft, aufweist und auch noch eine Reihe weiterer Vorzüge vor dem Ammoniumsulfat besitzt (es verändert auch empfind- liche Fermente und Toxine nicht). Grenzzahlen für die Fällung von Globulinen resp. Albuminen aus Blut resp. Serum mittels Natriumsulfat. | Menge von Blut bzw. Verdün- |wasserfreiem a Serumart nungsgrad | Natriumsul- Baseriulet fat in Proz. | 1. Ochsenblut :4 20,0 'Vollkommene Fällung der Globuline :4 28,8 " „ des Hämoglobins :4 35,0 | r „ d. gesamt. Proteine 2. Pferdeserum 8,8 \Erste Trübung 14,0 ‚Vollkommene Fällung des Fibrinogens HH oh MT 18,8 H 5 „ Globulins SL | 4 ee der Albumine 3. Pferdeserum | :10 20,0 |Fällung der Globuline 09 39,0 UZERRE „ Albumine Wie bei der Fällung mit Ammoniumsulfat, so liegt auch hier zwischen den einzelnen Proteinen eine Zone, innerhalb deren eine weitere Ausfällung nicht erfolgt (hat man Globulin mit 20 Proz. wasserfreien Natriumsulfats ausgefällt, so beginnt die Fällung der Al- bumine erst gegen 27,5 Proz. und ist erst nach Zusatz von 39 Proz. des Salzes vollendet). 222 Marrtın FickeEr, Die Trennbarkeit der Euglobuline und Pseudoglobuline wird bei Verwendung von Natriumsulfat in der gleichen Weise wie bei Ammoniumsulfat durchgeführt. Da in Zukunft das Natriumsulfat für Fällungsversuche öfter benutzt werden dürfte, sei hier eine Uebersicht über die Löslichkeit gegeben. Wasserlöslichkeit von Na,SO. Temperatur Löslichkeit von Proz. 34°C 55,0 (Maximum) 18 16,8 6 7,0 0 5,0 Wegen dieser Eigenschaft des Natriumsulfats, bei Erniedrigung der Tempera- tur sich auszuscheiden, so daß die Fällungen in dem salzärmeren Medium sich zum Teil wieder lösen, sind alle Gefäße während des Versuchs auf gleichmäßiger Temperatur zu halten. Fraktionierte Fällung des Blutserums oder des Plasmas (verdünnt mit 1—2 Teilen physiologischer Salzlösung) mit steigenden Mengen Natriumsulfat. Quantität Antitoxin Natriumsulfat e = ; h in Proz. | im Niederschlag | im Filtrat 5,0 0 alles 7,9—9 0 oder ganz geringe Menge alles oder fast alles 9 —12 | 50 Proz. 50 Proz. 15,0 ZUM: BU 18,0 mehr als 80 Proz. weniger als 20 Proz. 20 —22 98—100 Proz. 1--2 Proz. oder O Methode von Buchner & Pınkus zur Konzentrierung von Diphtherieheilserum. 125 cem Diphtherieheilserum werden, äaä mit Wasser verdünnt, auf 32° er- wärmt und mit 50 g wasserfreien Natriumsulfates vermischt. (Das Salz löst sich schlecht, wenn es vor dem Erwärmen eingebracht wird.) Die Lösung bleibt über Nacht im Brutschrank bei 32°, danach Filtration im Brutschrank. Der Niederschlag wird mit kleinen Portionen einer 20-proz., auf 32° erwärmten Lö- sung von Natriumsulfat gewaschen. Man paßt sorgfältig den Augenblick ab, in welchem der Niederschlag noch feucht ist, aber nichts mehr abtropft (einge- trockneter Niederschlag löst sich schwer!). In den Niederschlag, der nun bei Eisschranktemperatur (6° C) zu halten ist, werden zur Anregung der Kristall- bildung einige Kristalle Glaubersalz eingesteckt, damit tritt Lösung von Eiweiß ein, das in dicken Tropfen abfließt. Der Filterrückstand wird, ebenfalls im Eis- schrank, mit 60 ccm kalten Wassers gewaschen. Das konzentrierte Antitoxin ist farblos, klar, leicht opaleszierend. Nach 4 Monaten war Schwächung nicht zu konstatieren. Der Natriumsulfatgehalt beträgt 6 Proz. (läßt sich durch Dia- Iyse entfernen). Nach dieser Methode von Brunner & Pınkus beträgt der abso- lute Verlust an Antitoxin 7—8 Proz., dafür enthält die Volumeneinheit schließlich ein stärkeres Antitoxin (ca. 4-fach) und geringeren Eiweiß- gehalt. Waren vor der Einengung 1000 IE. in 0,39824 g Protein enthalten, so reduzierte sich diese Eiweißmenge bei gleichem Anti- toxingehalt auf 0,1904—0,2187 Eiweiß. Beispiel: Diphtherieserum, 250 IE., 56 ccm ergaben 17 ccm von 650 IE., in einem anderen Falle ergaben 125 ccm eines gleichen Ausgangs-Antitoxins (250 IE.) 26 ccm von "135 IE. Auch bei Verwendung von Natriumsulfat als Fällungsmittel ver- halten sich Sera mit hohem Antitoxingehalt anders als gering- wertige Sera. Methoden der Antikörperdarstellung. 223 Beispiele: 1. Serum mit 175—250 IE.: Ausfällung des gesamten Antitoxins durch 18 Proz. Natriumsulfat. 2. Serum mit 1000 IE.: Filtrat enthält auch mit 22 Proz. Natriumsulfat noch Antitoxin. Bei einem Vergleich mit den bei Normalserum erhaltenen Grenzen zeigt sich, daß das Antitoxin des Immunserums die Fällungsgrenzen mit keinem der Globuline des Normalserums gänzlich gemein hat (woraus BRUNNER & Pınkus zu schließen geneigt sind, dab die Anti- toxine nicht einheitlich sind). Bei Nachprüfungen dieser Methode hatten PrıBrRAM & H. BERGER (zitiert bei PRIBRAM) günstige Erfolge: es gelang ihnen, minderwertige Sera auf das 3-fache zu konzentrieren. Sie empfehlen, nur einen Teil des geringwertigen Serums einzuengen, da die Konzentrierung eine starke Viskosität der Flüssigkeit zur Folge hat. Auch KrErtz fand die Methode unter Umgehung einer Reihe von Schwierig- keiten bei Konzentrierung der Antitoxine aus größeren Serumquantitäten brauch- bar, so daß ein hundertfaches Serum auf 5—600-faches konzentriert werden konnte, allerdings unter beträchtlichem Verlust der absoluten Antitoxinmengen. Versuche zur weiteren Reinigung des Antitoxins. Die Beobachtungen, daß Immunseren trotz starker Fäulnis noch ihren Wirkungs- wert besitzen (PFEIFFER & PROSKAUER bei Choleraserum, BEHRING bei Di- phtherieantitoxin u. a. m.) haben dazu geführt, durch Verdauung der Seren die darin befindlichen Eiweißkörper zu beseitigen. PFEIFFER & PROSKAUER berichten über Verdauung durch Pepsin in milch- . saurer Lösung und Pankreatin, Zusatz von Thymol oder Kampfer. Verdünnung der Seren auf das 5—10-fache, Dauer der Verdauung 12—24 Stunden. Dabei traten große Verluste an Antikörpern auf. Erfolglose Versuche, die Antitoxine von den Eiweißkörpern zu trennen, sind von BRIEGER und seinen Mitarbeitern CoHn und BoER mitgeteilt. Von Pıcks Versuchen gilt das gleiche: er befolgte Jacopys® Methode, die dieser bei der Isolierung des Salieylaldehyd oxydierenden Fermentes anwandte (Uranylacetat- fällung), und unterzog außerdem das durch Ammonsulfatfällung isolierte Di- phtherieantitoxin der Verdauung, nachdem BELFANTI & CARBONE derartige Ver- suche schon mit dem nicht isolierten Antitoxin vorgenommen hatten. Neuntägige Verdauung mit GRÜBLERSchem Trypsin vernichtete zwei Drittel des Antitoxin- gehaltes, mit dem völligen Abbau aller genuinen Eiweißkörper scheint auch der Antitoxingehalt völlig vernichtet zu werden. Da jedoch eine fünftägige Ver- dauung mit dem gleichen Trypsinpräparat die antitoxische Wirkung nicht oder nur wenig beeinflußte, so ist doch anzunehmen, daß der aktive Anteil dem tryptischen Ferment gegenüber sich stärker resistent verhält als andere zum Pseudoglobulin gehörenden Bestandteile (diese Beobachtung steht auch im Einklang mit der von DZIERZGOWSKI konstatierten Resistenz des Antitoxins gegen Pankreassaft). Pröschers Angaben, daß es möglich sei, durch Einwirkung von Pankreaslösung bei 32°, Ausfällung mit Ammonsulfat bei Halbsät- tigung und Dialysieren ein eiweißfreies Diphtherieantitoxin zu ge- winnen, sind nicht bestätigt worden. BRIEGER erhielt nach der PröscHerschen Methode selbst bei Ausdehnung der Pankreatinverdauung auf 3 Wochen und auch nach erneuter Hinzufügung von frischem Pankreas kein eiweißfreies Antitoxin, der Schutzwert war auf die Hälfte zurückgegangen. Auch Papayotin, das die Schutzkraft erheblich herab- setzte, vermochte das Antitoxin nicht von den Eiweißstoffen zu isolieren. Von neueren Verfahren der Konzentrierung sind zu erwähnen die Methoden von Gısson, sowie BRIEGER & KRAUSE. Gızson bedient sich des Ammoniumsulfats. Zu geringwertigem Serum werden gleiche Teile einer gesättigten Lösung von Ammoniumsulfat (pur. eryst. MERCK) unter Umrühren zugesetzt. Man läßt 1—2 Stunden stehen und bringt den Niederschlag auf Faltenfilter, löst ihn durch 224 Marrın Fiıcker, das gleiche Volumen Wasser, wie die Ausgangs-Serummenge betrug. Die durch Gaze — zur Beseitigung des Filterpapiers — filtrierte Lösung wird wiederum mit gesättigter Ammoniumsulfatlösung in der eben erwähnten zum Lösen be- nutzten Menge Wassers behandelt. Dieser Niederschlag wird ebenfalls auf Filter gebracht und mit gesättigter Kochsalzlösung (in der doppelten Menge des Vo- lumens des Ausgangsserums) ausgezogen. Filtration durch Gaze. Der Auszug bleibt über Nacht stehen, darauf Absaugen und Filtrieren der Lösung (sie enthält die toxinhaltigen Globuline). Das Ungelöste wird nochmals mit Kochsalzlösung ausgezogen, der Auszug zu obigem hinzugefügt. Nun Fällung der Auszüge mit 0,25 Proz. Essigsäure, der Niederschlag wird auf Faltenfilter gesammelt und zwischen dicken Fließpapierlagen durch Aufsetzen von Gewichten gepreßt und sodann 12 Stunden in fließendem Wasser dialysiert. Vorsichtig neutralisieren mit Natriumkarbonat, 2—3 Tage weiter dialysieren (nach geringem Chloroform- zusatz). Nach beendigter Dialyse filtrieren durch Papier, versetzen mit 0,25—0,5 Proz. Kochsalz, filtrieren durch Berkefeld. Nach der GIBsonschen Methode gehen ca. !/;, der ursprünglichen Anti- toxine zu Verlust, dafür erhält man eine 2—3-fache Konzentration des Antitoxins (Beispiel: 9000 cem Serum [300 IE. ], nach Einengung 3320 cem Serum [700 IE. ]). Eine weitere Konzentration (auf das 5-fache) gelang GIBson & BAanzHar, indem sie zu dem antitoxinhaltigen Pferdeblutplasma stei- sende Ammonsulfatmengen stufenweise zusetzten und den Nieder- schlag wie oben mit Kochsalz weiter lösten. Die höheren Fraktionen enthalten in der Einheit Globuline weit mehr Antitoxin als die nie- drigeren. Eine neuere Methode zur Reinigung und Konzentrierung des Di- phtherieserums empfehlen BRIEGER & Krause, die von der Be- obachtung ausgehen, daß man mit Kochsalz in dem mit Wasser ver- - dünnten Serum einen reichlichen Niederschlag und einen ebensolchen in unverdünntem, mit Kochsalz bei Zimmertemperatur übersättigten Serum erhält: in beiden Fällen erwies sich der Niederschlag anti- körperfrei, die Lösung enthielt ihn unvermindert. i Methode: Diphtherieserum wird mit gleicher Menge sterilen destillierten Wassers verdünnt, mit neutralem Ammoniumsulfat gefällt, der Niederschlag mit 10-proz. wässeriger Glyzerinlösung gelöst und mit überschüssigem Chlornatrium behandelt. Der Niederschlag wird von der Lösung, die den ursprünglichen Schutzwert besitzt, getrennt. Einleitung von Kohlensäure in diese Lösung be- dingt einen Niederschlag, der abfiltriert wird (er ist antikörperfrei), das Filtrat enthält den Antikörper, der nur eine geringfügige und bei Verwendung großer Ausgangsmengen noch erheblich einzuschränkende Verminderung aufweist. Wie die Stickstoffbestimmung des Ausgangsmaterials und des gereinigten Präparats ergab, enthielt das letztere 75 Proz. weniger Gesamtstickstoff, ein außerordent- lich günstiges Resultat. Setzt man tropfenweise eine l-proz. Ameisensäure unter Umrühren zu dem Filtrat, so tritt eine weitere Fällung von Körpern ein, die keine Beziehungen zu dem Immunkörper zu haben scheinen. Entgegen anderen Autoren beobachteten BRIEGER & Krause keine Schädigung des Immunkörpers im Diphtherieserum durch freie, chemisch reine Salzsäure, wenn der Chlorgehalt gleich dem der physio- logischen Kochsalzlösung war (also ca. t/,-normal HC). Die Frage, ob das Diphtherieantitoxin ein Globulin ist, oder bei Fällung des Globulins lediglich mechanisch mitgerissen wird, konnte auch durch die Präzipitationsversuche von ATKINSON & BANZHAF nicht entschieden werden: werden Kaninchen mit Globulin aus Normalserum vorbehandelt, so fällt dies Präzipitin (Antiglobulin) das Diphtherieantitoxin aus Lösungen ebenso aus wie ein Präzipitin, das nach Injektion von dem aus Diphtherieserum gewonnenen Globulin erhalten wurde. Für die Gewinnung der Globuline waren die Sera 15 Stunden lang bei 56° © gehalten worden, um Pseudoglobulin in Euglobulin so weit wie möglich überzuführen (danach Halbsättigung mit Ammonium- sulfat usf.). Methoden der Antikörperdarstellung. 225 Mit Hinblick auf die in der Immunitätstechnik geübte Erwär- mung der Sera zum Zweck der Inaktivierung sei erwähnt, dab nach L. Morr alle Sera nach halbstündigem Erwärmen auf 56° eine Globulinzunahme (ohne Alkalialbuminatbildung) zeigten. L. MoLL gibt eine Zusammenstellung der im Kaninchenserum eintretenden quan- titativen Veränderungen bei einstündigem Erwärmen auf 58° (überall Euglobulinvermehrung, bei einzelnen auch Pseudoglobulinvermehrung, überall Albuminverminderung). Aus dem Albumin wird durch das Pseudoglobulinstadium Euglobulin. Hammarsten hält das nicht für einen wahren Uebergang des Albumins in Globulin und betont, dab gerade aus dieser Beobachtung folge, wie wenig geeignet die Löslich- keits- und Fällbarkeitsverhältnisse zu einer schärferen Trennung der Eiweißstoffgruppen seien. b) Darstellung der Antitoxine aus Milch. Die Konzentrierung der in Milch tetanusimmunisierter Ziegen befindlichen Antikörper gelang BrıEGER & Erkriıcn mit dem hier zum ersten Mal ausgeführten Prinzip der fraktionierten Fäl- lung, nachdem sie festgestellt hatten, daß nach Abscheidung des Kaseins die Molke die Schutzkörper der Milch enthält. Am meisten geeignet erwies sich Ammoniumsulfat, ferner Magnesiumsulfat, wenig geeignet Natriumsulfat. Die Antikörper werden mit dem ersten Anteil der Fällung, die durch 27 bis 30 Proz. Ammoniumsulfat erreicht wird, niedergeschlagen, das Filtrat ent- hält nur spärliche Reste des Antikörpers, obwohl es stark eiweißhaltig ist. Der Niederschlag wird in Wasser gelöst, dialysiert, filtriert und in flachen Schalen bei 25° im Vakuum eingedunstet. 1 Liter Milch ergab ca. 1g einer gelblich- weißen, transparenten Substanz von 14 Proz. Ammoniumsulfatgehalt, die sich leicht löslich in Wasser, namentlich auch in Natronlauge oder Soda verhielt. Sie wirkte 400—600mal so stark als die Milch. BRIEGER & CoHn beobachteten aber dann, daß das gleiche Ver- fahren bei hochwertiger Milch höchstens eine 100-fache Konzen- tration zuließ. Sie erhöhten deshalb das Ammoniumsulfat auf 32 Proz., wodurch freilich auch die Menge des unwirksamen Eiweißes vermehrt wurde. Der Niederschlag wird sofort gelöst und mit basischem Bleiacetat versetzt (dabei muß die Lösung schwach alkalisch sein, in sauren Lösungen wird der Antikörper ausgefällt). Der voluminöse Bleiniederschlag wird mehrfach mit schwach alkalischem Wasser ausgewaschen, Filtrat und Waschwasser werden mit Ammoniumsulfat gesättigt, der Niederschlag in wenig Wasser gelöst. Der nunmehr nach Sättigung mit Ammoniumsulfat erhaltene Niederschlag wird auf Ton gestrichen und im Vakuum getrocknet. Zur Befreiung von Salzen wird der feingepulverte Niederschlag in reinem Chloroform geschlemmt: nach sorg- fältigem Durchschütteln sammelt sich das Salz am Boden, der leichte Antikörper an der Oberfläche und kann abgeschöpft oder abfiltriert werden. Diese Schlemm- methode vermeidet die Verluste der Dialyse, sterilisiert zugleich die ent- fettete Substanz und erspart das Eindampfen im Vakuum, da der Niederschlag gut trocknet. Die Konzentration bei diesem Verfahren war 300—-400-fach. Eine noch weitergehende Konzentrierung (600-fach) erreichten BRIEGER & CoHn durch sukzessive Sättigung des durch Blei gereinigten Milch- präparates mit Kochsalz, phosphorsaurem Natron und Ammonsulfat, alle anderen geprüften Reagentien — Säuren, Metallsalze, Hydroxyde, phosphorsaure Ammoniakmagnesia usf. — erwiesen sich gegenüber den Neutralsalzen als ungeeignet, Alkohol schädigte das Antitoxin. Handbuch der pathogenen Mikroorganismen. 2. Aufl. II. 305) 226 Marrın Ficker, Da im Ziegenimmunserum und in der Ziegenmilch das Antitoxin an das Euglobulin gebunden ist, dieses aber wasserunlöslich ist und bei der Dialyse ausfällt, so erklären sich diese Verluste, die BRIEGER & Conn sowie WAssERMANN bei Konzentrierung des Antitoxins aus Ziegenmilch durch Ammonsulfat und Dialyse hatten. Um eine quantitative Ausbeute des Diphtherieantitoxins und zugleich ein bakterienfreies Präparat zu erhalten, hat. A. WassEerMANN die Methode von BRIEGER & CoHn abgeändert. Die unter möglichst aseptischen Kautelen gewonnene, in sterilen Gefäßen aufgefangene Milch wird sofort, eventuell durch Zusatz von 20 cem normaler Salzsäure auf 1 Liter Milch mit der gerade zur schnellen Gerinnung ausreichen- den Menge Labfermentes versetzt. ach erfolgter Kaseinabscheidung wird die Molke abgegossen und mit Chloroform gründlich durchgeschüttelt. Beim Stehen senken sich u. a. die mit Chloroform beschwerten Fettkügelchen zu Boden. Die klare, bakterien- und fettfreie Molke, die monatelang konstant wirksam bleibt, wird mit 30—33 Proz. Ammoniumsulfat versetzt, der abfiltrierte Niederschlag im Vakuum auf Tonteller eingeengt, von überschüssigem Ammoniumsulfat durch Abpressen befreit und in Wasser, je nach der gewünschten Konzentration, gelöst. Die Methode dient zur Konzentrierung des Diphtherieantitoxins einer an und für sich hochwertigen Milch. Da die Dialyse wegfällt, ist sie einfacher zu handhaben, die Menge des verbleibenden Ammon- sulfates ist gering, so daß sie z. B. für die Verwendung des Präpa- rates beim Menschen nicht störend wirkt. Il. Phyto-Antitoxine. Antiriecin. Jacosy! konnte das Antiricin (Antitoxin — Antiagglutinin) mit Ammonsulfat aus dem Serum hochimmunisierter Kaninchen fraktio- niert aussalzen, und zwar geht es quantitativ in die Fraktion über, die zwischen 1/, und !/, Sättigung mit Ammonsulfat ausgefällt wird. Die Fraktion umfaßt nur einen kleinen Anteil der kolloiden Serumbestand- teile. Eine weitere Befreiung von fremden Beimengungen gelang Jacogy durch Behandlung des fraktionierten Giftes mit Trypsin: 10 ccm einer durch Ammonsulfatfraktionierung gewonnenen Antitoxin- lösung wurde 7 Tage mit 20 ccm einer fraktionierten Trypsinlösung im Brut- schrank gehalten. (Diese Trypsinlösung gewann JAacoBY? durch Aussalzung von autolysierten Rinderbauchspeicheldrüsen bei %/,,, Sättigung mit Ammonsulfat, die ausfallenden Eiweißkörper wurden entfernt, das Ferment durch Ganzsätti- gung mit Ammonsulfat und Dialyse aus dem Filtrat isoliert.) Durch Eintragen von Ammonsulfatlösung wurde dann eine Salzsättigung von 33 Proz. herge- stellt, der Niederschlag mit entsprechender Salzlösung gewaschen, schließlich wieder in 10 ccm Wasser gelöst. Die längere Einwirkung von Trypsin beeinflußte weder die Fällungsgrenzen noch die spezifische Antikörperwirkung. Ill. Antihämotoxine. v. EisLEr stellte fest, daß bei fraktionierter Ammonsulfatfällung des Globulins aus Normalseren und antihämotoxischen Immun- seren vom Pferd (Tetanusimmunserum) sowohl das Euglobulin als auch das Pseudoglobulin des Immunserums das hemmende Prinzip ent- halten (während im Normalserum lediglich das Euglobulin hemmend wirkt). Die Seren waren vorher mit Aether extrahiert: die Aether- extrakte wirkten ganz gleich hemmend, das normale und Immunserum unterschieden sich nicht bezüglich ihres Cholesteringehaltes, die beiden extrahierten Seren hemmten ebenso stark wie vorher. Der N-Gehalt Methoden der Antikörperdarstellung. 227 der beiden salzfreien Fraktionen (KseLpanr) ergab für beide Seren die gleichen Mengen Euglobulin und Pseudoglobulin (und zwar ungefähr viermal soviel Euglobulin als Pseudoglobulin). Alle übrigen Angaben über Darstellung von Antihämotoxinen beziehen sich aut diejenigen von Normalseren (s. PRIBRAM & Russ, KrAus-LEvADIıTı, Hand- buch der Immunitätsforschung, Bd. II, S. 234). IV. Antifermente. Die Darstellung von immunisatorisch erzeugten Antifer- menten deckt sich mit der der Normalantifermente. Uebersicht bei FE. Prıgeram. Literatur auch bei Dögrın, ferner J. BAvEr. Die Anti-Bakterienproteasen im Serum von Immun- kaninchen (vorbehandelt mit Prodigiosus- und Pyocyaneusprotease) fand K. Meyer? bei der Fraktionierung durch Halbsättigung mit Ammonsulfat nahezu quantitativ in der Globulinfraktion. Die Anti- proteasen erfuhren eine geringe Abschwächung durch 6-stündige Ex- traktion mit Petroläther (im Gegensatz zu den Immunhämolysinen, die, wie K. Meyer zeigte, nach Extraktion mit Fettlösungsmitteln vollwirksam blieben). V. Bakteriolysine. Die Darstellung der im Choleraimmunserum vorhan- denen bakteriolytischen Stoffe ist von R. PFEIFFER & Pros- KAUER versucht worden. Nach Ausfällung der Globuline durch Behandlung des Serums mit Magne- siumsulfat erhielten sie je nach der Menge des verwendeten Salzes verschiedene Resultate: in dem einen Falle (Ueberschuß von Magnesiumsulfat, 24 Stunden bei 35°) waren in dem ausgefällten Globulin SO Proz. der im Serum vorhanden gewesenen Choleraantikörper zu Verlust gegangen, das die Serumalbumine ent- haltende Filtrat war antikörperfrei; im anderen Falle (Magnesiumsulfat im der gerade zur „quantitativen Ausscheidung der Globuline‘“ erforderlichen Menge) trat ein Verlust an Antikörpern nicht ein, sie waren sowohl im Globulinnieder- schlag als im Serumalbuminfiltrat gleichmäßig zu finden. Bei Dialysierungsversuchen zeigte sich, daß die Choleraantikörper nicht dialysierbar sind und daß nach Trennung der Globuline von den Serum- albuminen der dialysierten Flüssigkeit durch scharfes Zentrifugieren und De- kantieren die Globuline sowohl als auch die Serumalbumine (diese in verstärktem Maße) die wirksamen Substanzen in sich schlossen. Die Versuche, die Eiweißkörper unlöslich zu machen und die aktive Sub- stanz durch Lösungsmittel abzuspalten, führten zu keinem Ergebnis (Behandlung mit Alkoholäther, Aceton, Chloroform). Verdauung mit Pepsin, Pankreatin zeigte, daß das Serum, aus welchem die Globuline und Serumalbumine durch Ueberführung in Albumosen (Globulosen), Peptone und andere Produkte der Verdauung entfernt sind, immer noch eine erhebliche Wirksamkeit besaß. PFEIFFER & PRrosKAUER schließen, daß die bakteriolytischen Choleraantikörper nicht zu der Gruppe der Globuline und Serumalbu- mine, auch nicht zu den Nukleoalbuminen und Albumosen und Pep- tonen Künnes gehören können. Versuche, das Verhalten des bakteriolytischen Choleraimmun- serums (Ziege) zu den Serumeiweißkörpern festzustellen, finden wir weiterhin bei Pıck, der zu abweichenden Resultaten kam. Mit der auf S. 218 geschilderten Globulintrennungsmethode konnte er eine fast vollständige Ausfällung der Antikörper in der I. Fraktion entsprechend der Euglobulinfällung erhalten, dem Albumin haftete keine bakteriolytische Wirkung an. Zur Zeit der Versuche von PFEIFFER & PROSKAUER war es noch nicht bekannt, daß durch Dialyse nur ein Teil der Globuline ausfällbar ist, außerdem sind die 197 228 MARTIN FICKER, Resultate von PFEIFFER & PROSKAUER, wie PıcKk glaubt, durch die häufig unzuverlässige Fällung bei Sättigung von Lösungen mit festem Magnesiumsulfat bedingt. Die abweichenden Resultate, die A. WoLrr bei Nachprüfung der Pıck- schen Versuche erhielt, beruhen wohl auf Verschiedenheiten der Methodik, es wäre aber erwünscht, daß systematische Versuche hierüber wieder aufgenommen würden. Hervorzuheben ist, daß WOoLFF durch Halbsättigung des Choleraserums mit Ammonsulfat ca. 50 Proz. der bakteriolytischen Antikörper verlor, er empfiehlt, die Dauer der Einwirkung des Ammoniumsulfates möglichst abzukürzen. Die schädliche Einwirkung des Ammonsulfats ist er geneigt auf Verwendung sauer reagierenden Ammoniumsulfates zu beziehen, das nach dem Vorgange von BRIEGER durch Ammoniumkarbonat abzustumpfen ist. Verhältnismäßig selten sind die Autoren, welche Antikörper dar- stellen wollten, denjenigen Methoden gefolgt, welche zur Gewinnung der Fermente zur Verfügung stehen. Die Darstellungsmethode des Fibrinferments ist im großen und ganzen von R. PFEIFFER & PROSKAUER ebenfalls bei Choleraserum eingeschlagen worden. Ein der 24-stündigen Dialyse im strömenden Wasser unterworfen ge- wesenes Serum wurde in die 25-fache Menge seines Volumens wasserfreien Al- kohols eingetragen und darin im Dunkeln über 4 Monate aufbewahrt, indem der Alkohol von Zeit zu Zeit dekantiert und durch frischen ersetzt wurde. (Die Dialyse war angewendet worden, um die Salze zu entfernen und so die Globuline beim Extrahieren des Niederschlages mit destillierttem Wasser auszuschalten.) Der gesamte Niederschlag besaß nahezu das gleiche Auflösungsvermögen für Choleravibrionen wie das Ausgangsserum. Er wurde im Vakuum vom Alkohol befreit und, um möglichst wenig Eiweißstoffe aus ihm auszulaugen, mit salz- freiem (destilliertem) Wasser 24 Stunden in Berührung gelassen, zentrifugiert, diese Operation wurde zweimal wiederholt. Der so erlangte wässerige Auszug ent- hielt keine Globuline, Spuren von Eiweißstoffen und gab mit Wasserstoffsuper- oxyd und Guajaktinktur für die Enzyme als charakteristisch geltende Blaufärbung. Auch das Ungelöste enthielt noch wirksame Substanz selbst nach weiterer Aus- laugung. VI. Hämolysine. Das vom Kaninchen gewonnene Rinderbluthämolysin fand FuHr- MANN sowohl in der Euglobulin- als in der Pseudoglobulinfraktion. Das Serumalbumin hatte keine Wirkung. Nach den negativen Versuchen von ÜLARENcE QuınAan (Dialyse und Einleiten von CO,) hat dann insbesondere K. Mryert,? die Ver- suche, das Immunhämolysin darzustellen, wieder aufgenommen. K. Meyer fand zunächst bei Anwendung der Dialyse (Schilfschläuche), daß ein Unterschied besteht, ob man von Trockenserum oder flüssigem Serum ausgeht, im letzteren Falle war etwa !/, des Hämolysins auch in den Globulin- niederschlag übergegangen, während bei Dialysieren des in NaCl gelösten Trocken- serums die Dialysierungsflüssigkeit allein wirksam war. Bei fraktionierter Fällung mit Ammonsulfat (Drittel- und Halbsättigung) enthielt die Albuminfraktion keinen Immunkörper, dieser erwies sich vielmehr als gebunden an den Globulinanteil, und zwar besaß die Pseudo- globulinfraktion etwa die doppelte Wirksamkeit wie die Euglobulinfraktion. K. MEYER zeigte auch, daß sich durch Fettlösungsmittel (Aether, Petrol- äther, Aceton, Chloroform, Benzol) — im Widerspruch zu den Auffassungen v. EıssLers — Hämolysin aus dem trocknen und flüssigen Immunserum (das flüssige Hammelblut-Kaninchenimmunserum wurde auf das fünffache mit Koch- salzlösung verdünnt) nicht extrahieren läßt (Extraktionsdauer 6 Stunden im GADAMERschen Extraktions- oder im Schüttelapparat). Eine Ausschüttelung des hämolytischen Immunkörpers mit Olivenöl und Leeithin- (MErRcK) Chloroform aus einer wässerigen Lösung gelang nicht. Mit Uranylacetat (Methode von Jacopgy & RoseELrL) behandelt verlor der Immunkörper seine Wirksamkeit. Das Methoden der Antikörperdarstellung. 229 Hämolysin ist durch das elektro-negative Kaolin sowohl wie durch das elektro- positive Eisenhydroxyd auszufällen, der Niederschlag war aber unwirksam. Eine Reinigung durch Pepsin erwies sich als unmöglich, da Salzsäure bei Bruttemperatur an und für sich schon das Hämolysin zerstörte. Von W ichtig- keit aber ist die Beobachtung K. MryErs, daß Pankreatin (Rhenania) das Serum bei neutraler Reaktion in 24 Stunden unwirksam machte. Salzsaure Extrakte von Immunkörpern stellten L. v. LIEBER- MANN & B. v. FEnvvesssy dar: 3 cem bei 56° C inaktivierten Immunserums (Serum von Kaninchen, die mit Schweineblut vorbehandelt waren) werden mit 6 cem einer 5-proz., aus gewaschenen Schweineblutkörperchen bereiteten Blutkörperchenemulsion ver- mischt und nach °/,-stündigem Stehen bei 37° scharf zentrifugiert. Mehr- maliges Abspülen der abzentrifugierten Blutkörperchen mit physiologischer NaCl- Lösung (ohne Schütteln). Der agglutinierte, abgespülte Rückstand wird mit 3 ccm einer 1/,o0-Normalsalzsäure (mit physiologischer NaCl-Lösung bereitet) so lange geschüttelt, bis die ursprünglich rote Flüssigkeit einen bräunlichen Stich bekommt. Zentrifugieren. Der zentrifugierte Rückstand kann noch einmal mit 1—2 ccm !/jo0-n HCl aufgeschüttelt und abzentrifugiert werden, um die Aus- beute zu vermehren. Die abgegossenen klaren, braun gefärbten Lösungen werden mit 1/jo0-a. NaOH (mit 0,9 Proz. NaCl bereitet) genau neutralisiert. Abzentri- fugieren des beim Neutralisieren entstandenen Niederschlags, Auswaschen mit 2—3 cem NaCl-Lösung. Die vereinigten Lösungen werden bis zur deutlichen sauren Reaktion mit 1!/;,;-n. Salzsäure versetziı und mit reinem Aether aus- eschüttelt. Die entstehende gleichmäßige Emulsion wird zentrifugiert: Die ge- ärbte Aetherschicht gießt man ab. Die darunter befindliche gelatinöse Masse wird mit dünnem Glasstab durchbohrt, durch die entstandene "Oeffnung gießt man die saure wässerige Lösung ab: Diese enthält die Immunkörper, sie wird mit !/;o0-n. NaOH genau neutralisiert, Schütteln mit Aether, Zentrifugieren, Trennung der drei Schichten wie oben. Die klare neutrale wässerige Lösung wird im Vakuum zur Hälfte eingeengt und durch Zusatz von Aqua dest. auf ihr ursprüngliches Volumen und nach Entnahme einer Teilprobe zur NaCl- Bestimmung auf den Salzgehalt von 0,9 Proz. gebracht. Die Lösung wirkt spezifisch agglutinierend und hämolytisch, sie erweist sich als eiweißfrei. Eine weitere Reinigung ist durch Dialyse möglich. Ueber die Darstellung des Hämolysins aus Normalserum liegen Versuche von BUCHNER, ferner von LANDSTEINER vor. VII. Agglutinine. Die ersten Versuche, aus Immunserum die Agglutinine zu gewinnen, gehen auf Wınpar & Sıcarp zurück, die nach Fällung mit Magnesiumsulfat Agglutinin in dem Globulin fanden, ebenso in den Niederschlägen, die sie durch Kochsalz im Oxalatblut oder durch Essigsäure in Immunmilch gewannen, sie schließen, daß das Typhus- agglutinin an verschiedene Eiweißkörper (Serumglobuline, Fibrinogen, Kasein) fest gebunden sei. WINTERBERG (1899) zeigte, daß das Typhusagglutinin nicht oder nur in Spuren dialysiert, daß es ferner durch Alcohol absol. zusammen mit den übrigen Eiweißkörpern ausgefällt wird, und zwar, sofern ge- nügende Alkoholmengen genommen werden, quantitativ. Schon nach kurzer Berührung schädigt der Alkohol das Agglutinin. Troeknet man den alkoholischen Niederschlag über Schwefelsäure, so wird es völlig unwirksam (WIDAL & SICARD, WINTERBERG). Sofern man aber den Al- kohol von dem Niederschlag bald entfernt (Nachspülen mit Aether), bleibt dieser lange wirksam (im pulverförmigen Zustande im Exsikkator noch nach’ 6 Monaten bei Lösung in physiol. Kochsalzlösung unvermindert agglutinierend, WINTERBERG). Auch die Versuche WINTERBERGS mit anderen Eiweißfällungs- mitteln — Salzen wie Magnesiumsulfat, Ammoniumsulfat, Natrium- sulfat, Natrium nitricum, Natrium aceticum, Kalium aceticum, Kalium- chlorid, ferner. Salzen der Schwermetalle (CuSo,, ZnCl) ergaben, daß 230 Marrın Ficker, das Agglutinin den Eiweißkörpern des Serums, speziell den Globu- linen, anhaftet. i Besonders stark zerstörend auf das Agglutinin wirkt Kaliumacetat. Wählt man Salze der Schwermetalle, z. B. CuSO,, so ist zu berücksichtigen, daß das Agglutinin im Ueberschuß des Fällungsmittels sich wieder löst. Nach WINTERBERG wirken Mineralsäuren (Salzsäure, Schwefelsäure, Sal- petersäure) schwer schädigend auf das Typhusagglutinin. Essigsäure bleibt ohne Einfluß, falls sie in solcher Menge zugesetzt wird, daß die Reaktion eben sauer ist, ein Ueberschuß vernichtet das Agglutinin. Pepsin und Trypsin vermögen nach WINTERBERG das Typhusagglutinin ebensowenig zu verdauen wie Papayotin, wenn diese Fermente 24 Stunden lang (bei 37°) einwirken. Natronlauge, Kalilauge schädigen nach WINTERBERG das Typhusagglutinin fast in demselben Maße wie die Säuren. Auch Natriumkarbonat zerstört es. WINTERBERG vergleicht in einer tabellarischen Uebersicht das Verhalten der Globuline des Blutserums mit dem Verhalten des Agglu- tinins gegenüber den erwähnten Salzen: hierbei zeigte sich zwar im allgemeinen eine übereinstimmende Aussalzbarkeit, aber es bestehen auch auffallende Differenzen, so steht z. B. der nahezu vollständigen Globulinausfällung durch Natriumnitrat eine nur etwa 50-proz. Aus- fällung der Agglutinine gegenüber. Heute haben diese Befunde nichts Auffallendes mehr, seitdem wir wissen, daß das Globulin nichts Einheitliches, sondern ein Ge- menge darstellt. Vergleicht man (Prıgram im Handbuch von Kraus-LEvADıTtI, Bd. II, S. 87) die Resultate von WINTERBERG Mit der von PorGEs & Spıro gegebenen Uebersicht (Fällungsgrenzen der Globuline), so werden die WINTERBERGSchen Befunde erklärlich. Wie schon PrIBRAM aus- führt, zeigt die Gegenüberstellung, dab WINTERBERG durch einzelne Neutralsalze nur eine unvollständige Fällung der Pseudoglobuline erhielt. Wendet man die Korrektur an, so ist aus den WINTERBERG- schen Versuchen zu folgern, daß das Typhusagglutinin fast vollständig sich im Pseudoglobulin fand. Pıck hat dann die Frage eingehend bearbeitet, in welcher Weise das Agglutinin auf die Serumglobuline verteilt ist. Verteilung des Agglutinins im Serum verschiedener Tiergattungen. Asglutinin - Fibrino- : Pseudo- . gegen Tiergattung globulin Euglobulin zlobulin | Albumin Typhus Pferd 0 ‚kleine Mengen _ fast alles 0 ‚Ziege 0 '. fast alls | Spuren 0 Kaninchen 0 | alles 0 0 Meerschweinchen (0) n 0) 0 Cholera Pferd 0 5 0 0) Ziege 0 Y 0 0 Es zeigt sich also, daß im Typhusimmunserum vom Pferd das Agglutinin die Fällungsgrenzen des Pseudoglobulins, im Choleraimmunserum vom Pferd aber die Fällungsgrenzen des Euglobulins aufweist. Bei den anderen Tieren entspricht das Agglutinin den Fällungsgrenzen nach ebenfalls dem Euglobulin, ob die Tiere nun gegen Cholera oder Typhus immunisiert waren. Die Fibrinoglobulin- und. Albuminfraktionen waren unwirksam. Methoden der Antikörperdarstellung. 231 Es gelang Pıck, das Typhusagglutinin des Pferdeimmunserums weitgehend zu reinigen. Er unterzog die Pseudoglobulinfraktion nach wiederholter Fällung mit Am- monsulfat der Alkoholfällung: 40 cem Pseudoglobulin wurden mit 60 cem 95- proz. Alkohols, der leicht mit Soda alkalisch gemacht worden war, gefällt. Der entstandene Niederschlag wurde nach dem Absetzen rasch abfiltriert, gut ge- preßt und in 90 ccm mit wenigen Tropfen Sodalösung versetzten Wassers digeriert. Die klar filtrierte Lösung enthielt etwas mehr als !/, des ursprüng- lichen Agglutinationswertes des Serums, war aber sehr eiweißarm, da ja der größte Teil des Eiweißes bei der Alkoholfällung unlöslich geworden war. Diese gereinigte Agglutininlösung enthielt nur Spuren koagulablen Eiweißes, gab schwache Biuretreaktion, positive MıtLonsche Reaktion, keine Reaktion nach MoL1scH, keine Schwefelbleiprobe und war ohne Einbuße durch Tonzellen filtrierbar. Uebrigens muß ein Teil der bei dieser Reinigung verloren gegangenen Agglu- tinine auf die Wirkung des Alkohols bezogen werden, so daß man in der Tat von einer weitgehenden Befreiung von anhaftenden Eiweißkörpern sprechen kann. Von Interesse ist, daß, wie Pıck gleichfalls feststellt, das Serumagglutinin zumal gegen erhöhte Temperaturen eine beträchtliche Widerstandsfähig- keit aufweist, wenn es eiweißarm ist (ein Unterschied gegenüber den Koagulinen, von denen es sich überhaupt durch einfachere Struktur unterscheidet). PICK konnte das nach wiederholter Salzfällung gewonnene Pseudoglobulin des Typhusimmunserums (Pferd) nach langsamem Erhitzen auf 100° 5 Minuten lang ohne Verminderung der Agglutinine kochen, wenn es zu gleichen Teilen mit gesättigter Harnstofflösung — zur Hinderung der Eiweißgerinnung — ver- setzt war. Dieselbe Pseudoglobulinlösung wies, wenn PıcK sie ohne vorherigen Zusatz von Harnstoff 5 Minuten auf 75° erwärmte und den entstehenden fein- flockigen Niederschlag sofort in Harnstoff löste, keine Agglutinine auf: mit der Koagulation der Eiweißkörper ging das Agglutinin zugrunde. Noch empfindlicher ist das Agglutinin, das mit dem Euglobulin fällt. Wird die Euglobulinlösung des Choleraimmunserums (vom Pferd) 3—5 Minuten auf 73° erhitzt, so sind die Agglutinine zerstört. Zusatz von Harnstoff oder Salz beeinflußt die Haltbarkeit dieses Agglutinins nicht, da es schon vor der Ge- rinnung des Euglobulins vernichtet war. Man ist wohl berechtigt, aus diesen Versuchen Pıcks zu schließen, daß auch im Serum derselben Tiergattung die Agglutinine gegen verschiedene Bakterienarten in ihrer Widerstandsfähigkeit sich verschieden verhalten. Das Normalagglutinin des Pferdeserums gegenüber Cholera- und Typhusbakterien verhält sich nach LANDSTEINER & CaLvo anders: die beiden Globulinfraktionen zeigten in ihrem agglutinatorischen Vermögen keine wesent- liche Verschiedenheit. Das Hämagglutinin des normalen Pferdeserums fällt zum großen Teil mit der Euglobulinfraktion, ein anderer Teil mit dem Pseudo- globulin, eine geringe Portion mit dem Albumin. Die Immunagglutinine (und Antitoxine) bei Ziegen, Pferden und Kaninchen fanden Gısson & Corrıns in der Euglobulinfraktion. Bei einem Vergleich des Cholera- und Typhusagglutinins in einem und demselben Pferdeimmunserum konnten sie die von Pıck beobachtete Differenz der Fällbarkeit nicht konstatieren. Die Ansicht von AsakAawAa, daß das Agglutinin (Typhusimmunserum, Ka- ninchen) nur ein modifiziertes Globulin sei, wird durch die Pıckschen Resultate hinfällig. Vgl. hierzu auch PALTAUF, dieses Handbuch, 1. Aufl., Bd. 4, S. 735. Reinigung desAgglutinins durch Abspaltung mittels des Antigens. Die ersten Versuche, Immunkörper aus dem Immunserum durch Abspal- tung an die agglutinable Substanz zu gewinnen, stammen von HAHN und TROMMSDORFF, sie digerierten die durch die spezifischen Sera agglutinierten Cholera- und Typhusbacillen nach Waschen mit Kochsalzlösung 1 Stunde bei 232 MARTIN FickEr, 37° durch n/;oo-Natronlauge oder n/ „Schwefelsäure, wodurch die. Extraktion eines Teiles des Agglutinins gelang. Es haben dann LANDSTEINER und JAGIC eine Reinigung der Agglutinine durch Abspaltung versucht; sie versetzten mit Toluol und Wasser aus Gänse- blutkörperchen bereitete Stromata mit Rinderserum. Der kräftig agglutinierte Bodensatz wurde mit Kochsalzlösung gewaschen und dann bei 45° 1/, Stunde mit Kochsalzlösung digeriert. Die Digestionsflüssigkeit agglutinierte wie das Aus- gangsserum, enthielt aber nur ca. 2 Prom. Eiweiß gegenüber 66 Prom. des ver- wendeten Serums. Diese Agglutininlösungen konnten im Vakuum bei ca. 409 eingedampft werden ohne größere Einbuße der Wirksamkeit, es gelang aus S0 cem Serum eine Flüssigkeit von dem Volumen 5 ccm zu gewinnen, die l0mal so stark agglutinierte als das Serum. Bei Zusatz von gleichen Teilen konzentrierter Ammonsulfatlösung zu der eingedickten Agglutininlösung enthielt der Nieder- schlag diesen Antikörper fast vollständig. LANDSTEINER & JAGIc zeigten, daß diese Agglutininlösungen auch Eiweißkörper enthielten, die von den Agglutininen verschieden waren. Es gelang mit dem gleichen Verfahren, auch Bakterien- agglutinine und schützende Stoffe durch Absorption aus den Verbindungen dieser Körper mit Bakterienleibern zu gewinnen. Vi. Präzipitine. Eine Reindarstellung der Präzipitine ist bisher ebensowenig gelungen, wie die der anderen Antikörper. Das fällende Prinzip wird mit den zur Darstellung der Antitoxine verwendeten Ammonium- sulfatfraktionen ausgesalzen, die Methoden sind die gleichen. Lite- raturzusammenstellung s. Kraus, Natur der Präzipitine, dieser Band. Hinzuzufügen ist, daß Ban das Präzipitin mit der Euglobulin- fraktion ausfallen und bei der Dialyse in dem wasserlöslichen Teil verbleiben sah. Bang konnte das Präzipitin auch durch Kochsalz- sättigung vollständig aussalzen. Eine Reinigung bis zu einem gewissen Grade erzielte Bang dadurch, daß er nach der Salzfraktionierung und Dialyse die Lösung erhitzte: bei 64° koagulierte ein Teil des Ei- weißes, das Filtrat enthielt das unveränderte Präzipitin. Die Frage, einen wie großen Anteil das Präzipitin an der Euglobulinfraktion hat, ist von FRANCESCHELLI bearbeitet worden, er benutzte Magnesiumsulfat als Fällungsmittel: von einer mit physio- logischer Kochsalzlösung bei 35° gesättigten MgSO,-Lösung waren ca. 1,5 ccm nötig, um das Präzipitin (Rinderpräzipitin, Laktoserum, Hühnereiweißserum) aus 0,5 ccm Serum zu entfernen. Die Euglobulin- Präzipitinfraktion betrug nicht mehr als 26,3 Proz. des gesamten Proteins, und da ein Serum auf 100 Teile Protein im Durchschnitt 39 Teile Globulin enthält, so ergeben sich 42,8 Proz. Globulin-Prä- zipitin. Ta Ueber die Frage der Globulinvermehrung, der physikalischen Konstanten usf. im Präzipitin s. S. 219, 220. Für Bakterienpräzipitin (Typhusimmunserum von Pferd und Ziege, Choleraimmunserum vom Pferd) ist von E. P. Pick gezeigt worden, daß von den durch Fällung mit gesättigter Am- monsulfatlösung gewonnenen drei Eiweißkörpern (Fibrinoglobulin, Euglobulin, Pseudoglobulin) lediglich die Euglobulinfraktion das fäl- lende Prinzip enthält: innerhalb dieser Fällungsgrenzen des Euglo- bulins konnte Pıck im Typhusimmunserum wiederum zwei durch engere Fällungsgrenzen zu sondernde Körper nachweisen, die mit zwei auf verschiedene Weise aus Typhuskulturen gewonnenen Präzi- pitinogenen (Alkoholfällungen von Typhusbouillonkultur, ferner Fil- trat von Typhuswaschwasser) spezifische Niederschläge gaben. i Methoden der Antikörperdarstellung. 233 IX. Komplementbindende Antikörper. LANDSTEINER & MÜLLER beobachteten, daß die durch CO, aus luetischem und normalem Blutserum ausgefällten Globuline nach Auflösung in Kochsalzlösung Komplementbindungsreaktion mit alkoholischem Herzextrakt geben: durch Inaktivieren (56°) wurde die Hemmung der normalen Globuline abgeschwächt, die der aus luetischem Serum gewonnenen Globuline blieb unverändert. GRrosz & Vor konnten diesen Unterschied zwischen luetischem und normalem Serum nicht finden, erhielten aber ebenfalls mit Globulinen (Dialyse bis zur Salzfreiheit), besonders mit Euglobulinen, Hemmung der Hä- molyse. Die Globuline aus normalem und luetischem Serum verhielten sich dabei gleich, beide zeigten aber auch Eigenhemmung. BAvER & Hırscn stellten aus dem positiv reagierenden, stark eiweißhaltigen (8 bis 10 Prom. Albumen) Harn eines Luetikers die Globuline dar: nach- dem sich Kohlensäure als unbrauchbar zur Ausfällung erwiesen hatte, neutralisierten sie denHarn mit Ammoniak und versetzten ihn mit dem gleichen Volumen gesättigter Ammonsulfatlösung. Nach einigen Stun- den wurde der gut abgesetzte Niederschlag abzentrifugiert, mit halb- gesättigter Ammonsulfatlösung gewaschen, wieder zentrifugiert. Zu- satz von physiologischer Kochsalzlösung oder Aqu. dest., bis eine klare Globulinlösung erzielt war (z. B. zu 5 ccm Niederschlag 10—15 ccm Flüssigkeit). Manchmal ging nicht alles Eiweiß in Lösung. Dialy- sieren der Lösungen (auch der unvollständigen) 5—8 Stunden gegen fließendes Leitungswasser, klar zentrifugieren. Bestimmung des Ei- weiß- und Salzgehaltes in dem Zentrifugat. Es ergaben sich ca. 1-proz. Globulinlösungen mit einem Salzgehalt von ca. 1—1,2 Proz. Ammon- sulfat. Die Dialyse ist notwendig, weil großer Salzgehalt die Hämo- Iyse allein hemmt, das Dialysieren darf aber nicht allzulange ausge- dehnt werden, da sonst ein Teil der Globuline ausfällt und die Eiweiß- lösungen zu wenig konzentriert werden. Die Untersuchungen er- gaben, daß die Globulinfraktion Träger der Wassermannschen Re- aktion des Harns war, das Inaktivieren war auf das Endresultat ohne Einfluß. Die Albumine desselben Harns (Ansäuern des Fil- trats der Globulinfraktion auf 1 Proz. Essigsäure, Zentrifugieren des Niederschlags, Lösen in destilliertem Wasser, Neutralisieren, Dia- lysieren) sowie andere Harnglobuline zeigten glatte Hämolyse. Unabhängig von den eben genannten Autoren hat U. FRIEDEMANN systematisch die Eiweißfraktionen des Serums in ihren Beziehungen zur WASSERMANNSchen Reaktion untersucht und dabei positiv und negativ reagierende Tier- und Menschenseren berücksichtigt. Er fällte die Sera durch Halbsättigung mit dem gleichen Volumen gesättigter Ammonsulfatlösung, sammelte den Niederschlag auf dem Filter, wusch mit halbgesättigter Ammonsulfatlösung und löste schließlich in wenig Kochsalzlösung. Niederschlag und Filtrat wurden in Fischblasen zwei Tage lang gegen fließendes Wasser dialysiert. Wiederherstellung des ursprünglichen Salzgehaltes durch Zufügen einer berechneten Menge 20-proz. Kochsalzlösung. Vorher fand Reduktion des Volumens bei 37° im Faustschen Apparat statt, so daß Globuline und Albumine in dem ursprünglichen Serumvolumen zur Benutzung kommen konnten, Es zeigte sich, daß die Globuline der luetischen, aktiven und in- aktiven Sera die Wassermannsche Reaktion geben und daß sie an sich nicht antikomplementär wirken (die Globuline vieler normaler 234 Marrın Fiıcker, Menschensera geben ebenfalls die WaAssermannsche Reaktion, in an- deren Seris wirkt die Globulinfraktion an sich antikomplementär, in allen aber bindet die durch 1/, Sättigung mit Ammonsulfat ausge- salzene Euglobulinfraktion an sich Komplement). Normale Albumine und Pseudoalbumine (das sind die nach Ausfällung der Euglobuline zurückbleibenden Albumine) heben die WassEermAannsche Reaktion luetischer Sera und luetischer Globuline nicht auf (während sie die WAssErMAnNsche Reaktion und antikomplementäre Wirkung der normalen Globuline hindern). Nach FRIEDEMANnN bedingt Lues eine Veränderung an den Globulinen, welche den normalen Antagonismus zwischen Globulinen und Albuminen stört. Vgl. hierzu auch P. SCHMIDT, sowie Bd. VI. Darstellung von Antikörpern aus Blutplasma und Leukocyten. 1. Es ist nicht in jedem Falle gleichgültig, ob man zur Darstellung der Antikörper Plasma oder Serum nimmt. Im allgemeinen gilt das Plasma als stärker agglutinierend wie Serum. DREYER & WALKER beobachteten das umgekehrte Verhalten während der Latenz und der Periode der Steigerung der Agglutininproduktion (Kaninchen, B. coli), später zeigte auch in den Versuchen von DREYER & WALKER das Plasma den höheren Gehalt an Agglutininen. Nach nichtspezifischer Stimulation (Injektion heterologer Organismen eine Zeit nach dem Maximum der Agglutininproduktion) wird wiederum der Gehalt des Serums an Agglutininen stärker als der des Plasmas. Uebersicht über die Methoden zur Plasmagewinnung bei E. P. Pick, Handbuch von Kraus-LEvADITı, Bd. 1, S. 416. Verfahren zur Darstellung von Immunstoffen aus Blutzellen sind der Firma KALLE patentiert (1. Aufschließung auf chemischem Wege: das Blut wird in eine 0,35-proz. Kochsalzlösung gebracht, der Spuren von Formalin und Milchsäure oder eine andere Säure zugesetzt sind [z. B. 1000 ccm NaCl-Lösung + 0,02 cem Formalin + 0,05 cem konz. Milchsäure]. Es tritt nach einiger Zeit Lösung ein, die Lösung ist zur Dissoziierung zu verdünnen. 2. Aufschließung auf physiologischem Wege: Verdauung des Immunblutes mit Papayotin oder Pankreatin. 3. Aufschließung auf mechanischem Wege: Zerreiben des ge- reinigten Zellmaterials im Mörser unter Zusatz von gepulverter Holzkohle, auf- schlemmen und filtrieren.) D.R.P. 238162 vom 25. März 1908. Ausgeg. am 20. Sept. 1911. 2. Will man Leukocyten von immunen Organismen auf Anti- körper prüfen, so bedient man sich zur Darstellung der Antikörper derselben Verfahren wie bei der Prüfung auf Normalantikörper. Die Methoden der Leukocytengewinnung sind beschrieben bei E. P. Pıck, Handbuch von Kraus-Levapırı, Bd. I, S. 408 (Methoden von LILIEN- FELD [Histon], HAMBURGER und HEKMA [Schichtung ]J, van DE VELDE [ab- getötete Staphylokokken J, BuUCHNER [Aleuronat], Modifikation des BUCHNER- schen Verfahrens nach GENnGoU usf.). Ebenda sind auch die Verfahren zur Gewinnung von Leukocytenextrakten aufgezählt (Methoden von BucHNER, Löwıt, M. HAHN, SCHATTENFROH, BAIL, VAN DE VELDE usf.); s. auch diesen Band, JOCHMANN. Für die Prüfung von Leukocyten auf Cholerabakteriolysine bei immunisierten Kaninchen wandten PrEIFFER & Marx neben dem Bucnnerschen Aleuronatverfahren auch die folgende Methode an: Das Blut wird in sterilen Gefäßen aufgefangen, welche geringe Mengen einer 2-proz. Lösung des oxalsauren Ammoniaks in Wasser enthalten. Sofortiges starkes Zentrifugieren in leistungsfähiger Zentrifuge. Es bilden sich drei scharf abgesetzte Schichten: zu unterst liegen dicht zusammengepreßt die roten Blut- Methoden der Antikörperdarstellung. 235 körperchen, darüber befindet sich eine dünne Lage von weißrötlicher Farbe, welche aus Blutplättchen und sehr zahlreichen Leukocyten besteht, darüber liegt das klare Plasma. Die Leukocytenausbeute ist eine größere, wenn man bei den Tieren — Kaninchen — vor dem Verbluten eine künstliche Hyper- leukocytose [z. B. durch intravenöse Injektion von Spermin] erzeugt. Man ver- tolgt von Stunde zu Stunde durch Zählung mit dem Zeıss-THoMAschen Apparat, wann die Leukocytenzahl stark angestiegen ist, in den Versuchen von PFEIFFER- Marx war das 4 Stunden nach der Spermininjektion der Fall. Die leukocyten- reiche Schicht kann man für sich gewinnen, wenn man sofort nach dem Zentri- fugieren das klare Plasma abhebt, die aus roten und weißen Blutzellen be- stehenden Zylinder in einer Kältemischung einfriert und dann mit abgekühltem Messer vorsichtig Splitter für Splitter die den gefrorenen Leukocyten ent- sprechende Schicht abkratzt. Bei dieser Methode ist zu berücksichtigen, daß die Leukocyten- schicht auch rote Blutkörperchen und Blutplättchen in sich schließt. Es ist ferner schon von PFEIFFER & Marx selbst das Bedenken er- hoben worden, daß das oxalsaure Ammoniak die Leukocyten viel- leicht schädige und daß die Leukocyten sehr bald nach der Entnahme Antikörper an das Plasma abgeben. Für die Darstellung weiterer Immunkörper aus Leukocyten sind die eben erwähnten Methoden zur Normalantikörpergewinnung benutzt worden. Darstellung von Antikörpern aus Organen. Will man den Antikörpergehalt der Organe vergleichen mit dem des Blutplasmas oder überhaupt die Frage bearbeiten, ob Organe an der Antikörperproduktion beteiligt sind, so wird es für eine Reihe von Fällen nicht empfehlenswert sein, die Versuchstiere einer langdauern- den Immunisierung zu unterwerfen, sondern einen Immunisierungs- modus zu wählen, der zu einer raschen Produktion reich- licher Antikörper führt. Diesen Weg schlugen R. PFEIFFER & Marx ein, als sie die Bildungsstätte der Choleraschutzstoffe beim Kaninchen feststellen wollten. Junge kräftige Kaninchen von ca.2000 g Gewicht erhielten je den Kulturrasen von 3mal 24 Stunden alten Cholerakulturen, die mit 5 cem Bouillon abgespült und durch 1-stündiges Erwärmen in einem auf 70° eingestellten Trockenschrank sterilisiert wurden. Die sterile Emulsion wurde an zwei Stellen subkutan in- jiziert. (Die Virulenz des Stammes betrug !/;n Oese, Meerschweinchen 200 bis 250 g, Tod in 20 Stunden.) Zur Gewinnung des Organparenchyms behufs Bestimmung des Antikörpergehaltes verfuhren R. PrFEIFFER & Marx bei einem Cholerakaninchen (Vorbehandlung s. oben) wie folgt: Abgewogene Mengen der frisch entnommenen Organe des entbluteten Tieres wurden mit Glaspulver (in späteren Versuchen mit sterilem Sand) in der Reib- schale verrieben, bis jede Zellstruktur verschwunden war, und sodann mit ab- gemessenen Mengen von Bouillon vermischt. Die Emulsionen verblieben zur Auslaugung der Antikörper einen Tag im Eisschrank. Zur Entfernung der Glassplitter wurde zentrifugiert. Der Extrakt wurde bis zur unteren Grenze der schützenden Wirkung (im PFEIFFERschen Versuch) verdünnt. Resultate von PrEırrer & Marx (5 Tage nach der Cholerainjek- tion): bakterizider Titer des Serums 3 mg (Blut 6 mg), Gehirn, Me- dulla obl., Rückenmark, Speicheldrüsen, Nieren, Nebennieren, Leber, Thymus, Ovarien und Muskeln mehr als 10 mg (Grenzwert nicht bestimmt). Milz wirkte noch in der Dosis von ?/, mg schützend. Auch in anderen Versuchen war die Milz nach 2 und 3 Tagen wirksamer als das Serum. In der Milz war der Beginn der Antikörperproduktion 236 MarTtın FickeEr, schon 24 Stunden nach der Cholerainjektion nachzuweisen. Etwa ebenso wirksam als das Blut sind Knochenmark, Mesenterialdrüsen, Lungen. Aehnliche Resultate erhielt Wassermann bei Typhus, hier ließen sich aus Knochenmark, .Milz, Lymphdrüsen, Thymus zu einer Zeit Antikörper darstellen, während welcher Blut und die anderen Organe noch keine Erhöhung des Antikörpergehaltes aufwiesen. PrEIrFrErR & Marx fanden bei den oben angeführten Versuchen auch die Agglutinine in der Milz konzentrierter als im Serum. Im übrigen haben sich zahlreiche Forscher mit der Prüfung von Organen auf Antikörpergehalt befaßt, so AcHARD & BENSAUDE (Typhusagglutinin, Mensch), ARLOING (Agglutinin gegen Pneumobacillus bovis, Kälber), WıDaL & Sıcarp (Typhusagglutinin, Esel), P. CourRMonT (Agglutinine in Typhusleichen), v. Fopor & RIGLER (Typhusagglutinin, Meerschweinchen), v. EMDEN (Agglu- tinine gegen B. aörogenes, Kaninchen), Deutsch (Bakteriolysine, Agglutinine, Typhus, Meerschweinchen, Kaninchen), RoTH (Typhusagglutinin, Kaninchen), M. JATTA ( ee Kaninchen), CASTELLANI (Bakteriolysin, Agglu- tinin, Ruhrbacillen, Kaninchen), Sick (Hämagglutinine) u. a. Die von diesen Autoren angewandte Methodik weicht nicht oder nur wenig von der geschilderten PFEIFFER-Marxschen ab, besondere Erwähnung verdienen die Verfahren von EmmeriıcH, JEz, Mar- LANNAH, HEIM, WEIL & Braun. Emmericn preßte das Fleisch und die Organe immunisierter Ka- ninchen (Schweinerotlauf, Pneumokokken) nach Zerkleinerung in der Fleischschneidemaschine bei einem Drucke von 3—400 Atmosphären aus, hielt den Saft 12 Stunden im Eisschrank und filtrierte durch Chamberland. Aufbewahrung des Preßsaftes im Eisschrank. JEz stellte aus Milz, Knochenmark, Gehirn, Rückenmark, Thymus typhusimmunisierter Tiere durch Verreiben im Mörser mit Kochsalz, Alkohol, Glyzerin und einer kleinen Menge Karbol ein Extrakt her, dem noch etwas Pepsin zugegeben wurde. Nach 24 Stunden langem Stehen auf Eis wurde das Extrakt filtriert. S. MarLannanH verrieb die Leber, Milz, Lymphdrüsen und Neben- nieren pestimmunisierter Kaninchen unter aseptischen Kautelen, strich die Masse in dünner Schicht aus und trocknete sie bei 47° über Schwefelsäure 3—6 Tage lang. Die trockenen Partikel wurden im Mörser zerrieben, das in warmem, sterilem Wasser aufgeschwemmte Pulver diente zur Injektion. Neuerdings hat Hrm sich der Frage der Darstellung von Anti- körpern aus Organen immunisierter Pneumokokkenkaninchen ge- widmet. HEım schickt die Organe (auch Muskeln) der hochimmunisierten Tiere mehrmals durch eine Hackmaschine, beseitigt die Feuchtigkeit durch Verdampfen bei niederer Temperatur oder durch Ausschütteln mit Acetonäther, der durch Abfiltrieren und Abdunsten entfernt wird. Die trockenen Organfasern werden zerrieben und einigemal mit reinem Aceton ausgeschüttelt, um das Fett mög- lichst zu entfernen. Das nach Abfiltrierung dem Rückstand noch anhaftende Aceton wird verjagt und dieser zu einem feinen Pulver in einer Kugelmühle zerrieben. Schneller kommt man zum Ziele, wenn man die in der Hackmaschine zerkleinerten Gewebe in frischem, feuchtem Zustande mit Sand und Kieselgur vermischt und in der hydraulischen Presse bei etwa 300 Atmosphären Druck auspreßt. Der Preßsaft wird wie oben im Verdampfungsapparat oder durch Eingießen in Acetonäther getrocknet, der Rückstand einigemal mit reinem Aceton ausgeschüttelt. Durch kurze Verreibung nach Entfernung des Acetons erhält man dann ein Pulver, das für die nachher einzuleitende Fermentation gut ge- eignet Ist. Methoden der Antikörperdarstellung. 237 Ebenso wie es sich bei Darstellung der verschiedenen Enzyme mittels der Preßmethode gezeigt hat, daß der Preßrückstand noch reich an wirksamen Stoffen ist, so konnte Hrım auch hier noch aus dem Preßrückstand beträcht- liche Mengen Antikörper gewinnen; der Preßkuchen wird durch die Hack- maschine geschickt und wie oben weiter behandelt, die Verreibung mit dem vor- handenen Sand und Kieselgur gibt ein für die Fermentation geeignetes Pulver. Die Fermentation, die eine Zerlegung des. Eiweißes herbeiführen soll, wird in der Weise vorgenommen, daß man abgewogene Mengen des Pulvers mit der 10-fachen Menge sterilen Wassers versetzt und der Einwirkung von Pepsin in schwach-saurer und Pankreatin in schwach-alkalischer Lösung oder von anderen Verdauungsfermenten Wochen oder Monate hindurch unterwirft. Toluolzusatz, gut verschlossene Flaschen, Brutschrankwärme, zeitweiliges Umschütteln. Die für die Fermentation günstigste Zeit wird nicht angegeben, aus den Versuchs- protokollen erhellt, daß sie schwankt. In dem einen Falle war schon nach d-tägiger Fermentation ein brauchbares Präparat gewonnen, in einem anderen "noch nicht nach 9 Tagen. Man darf die Fermentation 3 Wochen bzw. so lange fortführen, bis fast kein gröberer Bodensatz mehr vorhanden ist. Ausgehend von der Beobachtung BEHRINGS, daß das Tetanusantitoxin auch im faulenden Blutserum noch erhalten bleibt, hat Heım die Fermentation auch durch peptonisierende ana@robe Bakterien eingeleitet und gab zu dem sterilen Wasser Bouillon oder 2-proz. Peptonwasser. Die Methode wird nicht näher angegeben, auch damit konnte HEıM antikörperhaltige Präparate erhalten; nach genügender Fermentation wurde klar abfiltriert, das Filtrat gab (wenn nicht zuviel Pepton zugesetzt worden war) die Biuretreaktion höchstens schwach. Aus dem Filterrückstand lassen sich durch abermalige Fermentation (nach Wasserzusatz) noch weiter Antikörper gewinnen. Zur Filtration ist schon ein einfaches Faltenfilter geeignet, da sich infolge der schleimigen Beschaffenheit des Bodensatzes die Poren verlegen. Trübungen konnten ohne wesentliche Schädigung der Schutzkörper mit kleinen Mengen Alaun (0,2:100) beseitigt werden. Die weitere Filtration durch das Hrımsche Asbestfilter ergab ein bakterienfreies Präparat, das durch Zusatz von Phenol konserviert wird. Die so erhaltene Flüssigkeit kann im Vakuum oder Verdampfungsapparate noch eingeengt werden. Es konnte beobachtet werden, daß der beim Verdampfen ausfallende Bodensatz weit giftiger wirkt als die beim Zentrifugieren erhaltene überstehende Flüssigkeit, sie ganz zu entgiften gelang nicht (giftige Eiweiß- abbauprodukte? Bakterientoxine?). Der Antikörpergehalt der Hrımschen Präparate nimmt beim Aufbewahren ab (Enzyme?). Wein & Braun schlugen, um die Organe blutfrei und die Zell- stoffe in möglichst unveränderter Form zu gewinnen, folgenden Weg ein: Bei Kaninchen wurde die linke Vena jugul. ext. mit einer Kanüle versehen, die mit einem 37°-warme Kochsalzlösung enthaltenden Gefäß in Verbindung stand. Entbluten des Tieres aus der rechten Carotis, Durchspülen von Kochsalz- lösung, bis aus Carotis nur reine Kochsalzlösung ausfloß. Eröffnung von Bauch- und Brusthöhle, Einbinden der Kanüle in Vena cava inf. (Brusthöhle), Ausspülen der Bauchorgane, Durchschneiden der Ven. cava inf. und Aorta abd. ober- halb des Beckenringes. Fortsetzung der Ausspülung bis reine Kochsalz- lösung abfloß. Entnahme der Organe, Zerkleinerung, Zusatz von Toluol zu dem durch ein Sieb gedrückten Organbrei. Die halbflüssige Masse wurde auf Glasplatten dünn ausgestrichen und bei 37° getrocknet. Nach einigen Stunden wurden die trockenen Organe abgekratzt und im Exsikkator über Schwefelsäure in Glasbüchsen aufbewahrt. Die Untersuchung erfolgte in den nächsten Tagen in der Weise, daß 0,1 g des Trockenorgans mit 1 cem steriler physiologischer Kochsalzlösung oder 0,05-proz. Sodalösung in steriler Reib- schale fein verrieben und 1—2 Tage im Eisschrank stehen gelassen wurden. Abzentrifugieren. Prüfung der obenstehenden Flüssigkeit auf Agglutinine, Prä- zipitine, Schutzstoffe. Die Präzipitinprüfung verlief vollständig negativ. Schutz- stoffe (bei Hühnercholera-Kaninchen) konnten nur im Knochenmark gefunden werden, die Autoren vermuten, daß dieser Antikörperbefund durch den Blut- gehalt bedingt sei. Choleraagglutinin (bei Immunkaninchen) wurde ın der Niere, Milz, Knochenmark nachgewiesen; die Wirkung des Milz- und Knochen- markextraktes wird von den Autoren ebenfalls auf den Blutgehalt zurückgeführt, da diese Organe der Blutbefreiung besonders schwer zugänglich sind. WEIL & 238 MARTIN FiıckEr, Braun vertreten die Ansicht, daß die im Serum vorkommenden Antikörper und Schutzstoffe, wenn sie überhaupt in Organzellen vorhanden sind, unwirksam oder wasserunlöslich sein müßten (infolge Bindung?). Literatur. ACHARD & BENSAUDE, Arch. de med. exper., 1896, Nr. 6, p. 748. ÄNDERSON, J. F., Treasury Departm. Public. Health and Marine Hosp. Service of the United States Hygienie Labor., Bulletin Nr. 66, p. 66. ANDREJEW, P., Arb. a. d. Kais. Ges.-Amt, Bd. 33, 34 und 377, 1910. ARLOING, Sem. med., 1898, p. 261. 1 ARONSON, H., Berl. klin. Wochenschr., 1893, S. 625. 2— Fbenda, 1894, S. 453. ASAKAWA, N., Zeitschr. f. Hyg., Bd. 45, 93, 1903. AscoLı, A., Centralbl. f. Bakt., 1. Abt., Orig., Bd. 58, 63, 1911. AscoL1, A.,& VALENTI, Zeitschr. f. Infektionskrankh. d. Haustiere, Bd.7, 375, 1910. ASTROS & RIETSCH, Soc. Biol., T. 52, 337, 1900. ATKINSON, Journ. of exper. med., Vol. 5, 67, 1901. ATKINSON, J. P., & BANZHAF, E. 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Ja, sogar die Tatsache, daß bei den so immunisierten Individuen im Blute resp. anderen Körpersäften spezifische Gegengifte auftreten, scheint im Altertum und bei gewissen Naturvölkern der Beobachtung nicht ent- gangen zu sein. Am bekanntesten ist in dieser Hinsicht die Bericht- erstattung von Plinius, daß Mithridates sich durch allmähliche Ge- wöhnung gegen gewisse Gifte schützte und, was uns hier besonders in- teressiert, das Blut von Enten, die er mit Giften gefüttert hatte, zu seinem Schutze verwendete Hierher rührt auch der Ausdruck „Mithridatismus“ für den Vorgang der absichtlichen Giftgewöhnung. — Auch von einer Kaste der Schlangenbeschwörer in Indien wird be- richtet, daß sie sich von Jugend an von Schlangen, die in ihrem Giftigkeitsgrade allmählich immer stärker wurden, beißen ließen, und sich so gegen das stärkste Schlangengift immunisierten. — Auch diese Kaste scheint die Bildung und den Uebergang spezifischer Gegengifte in die Körpersäfte gekannt zu haben, da weiter erzählt wird, daß die immunisierten Angehörigen der Kaste ihren Speichel therapeutisch bei von Schlangen Gebissenen verwerten. Wissenschaftlich ergründet wurde indessen die Lehre von den spezifischen Antitoxinen erst Ende des Jahres 1890 durch v. BEH- RING, der gemeinsam mit Kırasaro für den Tetanus (l. c.) und mit WERNICKE für Diphtherie das Auftreten spezifisch antitoxischer Sub- stanzen im Blutserum der künstlich gegen diese Toxine immuni- sierten Tiere nachwies. EHrLicH zeigte alsdann an dem Beispiele von Ricin, Abrin und Robin, daß sich nicht nur gegen Bakterien- toxine, sondern auch gegen andere Gifte spezifische Antitoxine er- Antitoxische Sera. 243 zeugen lassen, und es war diesem Forscher bei Gelegenheit dieser Arbeiten möglich, die grundlegenden Gesetze der quantitativen Steige- rung der Giftimmunität, sowie den Uebergang der Antitoxine in die Milch klarzulegen. Einige Jahre später gelang es unabhängig von- einander PnısaLıx & BERTRAND sowie CALMETTE, ein spezifisches Antitoxin gegenüber einem tierischen Gifte, dem Schlangengifte, im Serum der gegen dieses Virus künstlich immunisierten Tiere nachzu- weisen. Auch gegen einzelne der den Toxinen in biologischer Hinsicht so nahestehenden Fermente ist es gelungen, Antifermente darzustellen, welche sich in allem den Antitoxinen analog verhalten (HıLDEBRAND, FErRMI & PERNOSsSI, v. DUNGERN, MORGENROTH, BRIOT U. a. M.). Stellung des Antitoxins unter den anderen Antikörpern. Bereits in dem vorhergehenden kurzen geschichtlichen Abschnitte wurde darauf hingewiesen, dab zuerst BEHRInG in Gemeinschaft mit seinen Mitarbeitern die spezifische, giftneutralisierende Fähigkeit des Blutes von Tieren, die mit Tetanus- oder Diphtheriegift vorbe- handelt waren, nachwies. BEHRInG war auch derjenige, welcher für diese in dem Serum immuner Tiere vorhandenen Stoffe den Aus- druck Antitoxine einführte. Wir verstehen also heute unter einem antitoxischen Serum ein solches, welches imstande ist, ein bestimmtes lösliches Gift unschädlich zu machen, indem es mit dieser Substanz eine spezifische Verbindung eingeht. Es gehören entsprechend dieser Definition auch die Antihämolysine, Antiambozeptoren, Antikomple- mente usf. (s. Kapitel Bakterizide Sera), sowie, wenn wir den Be- griff „Gifte“ auf alle aktiven gelösten Substanzen ausdehnen, auch die präzipitierenden Sera (s. Kap. Seitenkettentheorie und Präzipi- tine) streng genommen zu den antitoxischen Seris. Für die Gewin- nung von Antitoxinen sind wir bisher ausschließlich auf den leben- den menschlichen oder tierischen Organismus angewiesen. Es ist bis jetzt niemals gelungen, synthetisch oder außerhalb des lebenden Or- ganismus Substanzen zu erzeugen, welche sich den echten Antitoxinen, wie wir sie im Serum der immunisierten oder auch mancher normalen Tiere vorfinden, vollkommen analog verhalten*). Wenn auch An- gaben von Autoren, wie zZ. B. EmMErRICH & Lorw vorliegen, dab es ihnen geglückt sei, durch gegenseitiges Einwirkenlassen von gewissen tierischen Eiweißsubstanzen und Bakterienprodukten antitoxisch wir- kende Substanzen künstlich außerhalb des Organismus zu erzielen, so hat sich bis jetzt stets gezeigt, dab diese sogenannten Antitoxine von denjenigen im Serum vorkommenden sich in wichtigsten Punkten unterscheiden. Das erste Erforderins, um Antitoxine zu erhalten, ist demnach ein lebendiger Organismus. — Die zweite Bedingung ist das Vorhandensein eines echten Toxins im bakteriologischen Sinne. Wir werden weiter unten sehen, daß die Reihe der uns bis jetzt be- kannten Substanzen, welche diese Bedingungen erfüllt, d. h. daß man gegen sie Immunisieren und ein Antitoxin erzeugen kann, eine relativ beschränkte ist, und daß gerade diese Eigenschaft uns eine strenge Scheidung in der großen Klasse der giftigen Substanzen erlaubt, nämlich in die, bakteriologisch gesprochen, echten Toxine und andere giftige Körper. Wir können also umgekehrt sagen, daß ein Haupt- *), Ueber das „Antikenotoxin“ nach WEICHARDT s. unten. 16* 244 A. v. WASSERMANN und MICHAEL WASSERMANN, kriterium eines echten Toxins die Eigenschaft ist, daß man durch Immunisieren ein spezifisches Antitoxin gegen dasselbe erzeugen kann. Diese Eigenschaft ist viel konstanter und regelmäßiger als die übrigen Kriterien, die man als charakteristisch für den Begriff Toxin an- gegeben hat, wie z. B. die unbekannte chemische Struktur, die Labilität, die Wirksamkeit in äußerst geringen Dosen, die Tatsache, daß die meisten von ihnen erst nach einer gewissen Latenz-, einer Inkubationszeit wirken, oder endlich die Spezifizität ihrer Wirkung. Alles dies sind keine so durchgehenden und sicheren Eigenschaften eines echten Toxins wie eben die Möglichkeit der Antitoxinbildung. Von diesen besonderen Eigenschaften der Toxine in immunisatorischer Hinsicht werden wir noch später sprechen. Hier sei nur so viel be- merkt. daß die erste Bedingung, welche ein Toxin erfüllen muß, damit wir mit demselben ein Antitoxin erzielen können, die Löslichkeit ist. Wir sind also nur imstande, gegen richtige, lösliche Sekretionsprodukte gewisser pflanzlicher und tierischer Zellen Antitoxine zu erzielen. Demgemäb können wir nur dann gegenüber einem Infektionserreger ein antitoxisches Serum gewinnen, wenn dieser in seinen Kulturen ein echtes lösliches Toxin bereitet. Früher hat man in dieser Hinsicht angenommen, daß die Eigenschaft einer Bakterienart, beim Immuni- sieren Antitoxin zu bilden, wie es z. B. bei Diphtherie und Tetanus der Fall ist, oder die einer anderen Ärt, bakterizide Substanzen her- vorzubringen, wie wir dies beispielsweise bei Typhus und Cholera. sehen, eine konstante biologische Eigentümlichkeit des betreffenden Mikroorganismus sei. Indessen bereits RansoMm sowie METSCHNIKOFF, Roux & SALIMBENI, ferner A. WassEerMAnN konnten bei ihren Ver- suchen über Cholera und Pyocyaneus zeigen, dab das Auftreten von Antitoxin oder von bakteriziden Substanzen nicht so sehr abhängig ist von dem Mikroorganismus als solchem, als vielmehr von der Art der Bakterienstoffe, mit denen wir ein Tier vorbehandeln. Dies zeigen insbesondere auch die neuen Arbeiten, welche sich damit ab- geben, ein antitoxisches Serum gegenüber Typhus, Cholera und‘ Dysenterie zu gewinnen. Wir nennen hier insbesondere die Arbeiten von BESREDKA, SALIMBENI, Kraus, DOERR, HUNTEMÜLLER. Durch die Arbeiten dieser Autoren ist zweifellos festgestellt, daß es auch bei diesen Bakterienarten gelingt, ein Serum zu erzielen, das bis zu einem gewissen Grad ausgesprochene antitoxische Eigenschaften zeigt, indem nämlich ein solches Serum die sonst tödliche Dosis Gift zu neutralisieren vermag. Nichtsdestoweniger aber sind die meisten Autoren mit R. PFEIFFER darüber einig, daß diese Sera, die man als antiendotoxische Sera bezeichnet hat, sich in wesentlichen Punk- ten von den echten Antitoxinen unterscheiden. Vor allen Dingen fehlt bei ihnen die Möglichkeit, bei gesteigerten Multiplen von Anti- toxin auch gesteigerte Multipla von Toxin zu neutralisieren. Wir selbst stehen auf Grund unserer Versuche auf dem Standpunkt, daß ein Hauptunterschied dieser Antiendotoxine gegenüber den echten Antitoxinen darin beruht, daß sie zu ihrer Wirkung stets Kom- plement bedürfen. Wenn man ein solches „antitoxisches“ 'Typhus- oder Choleraserum mit dem betreffenden Typhus- oder Choleratoxin mischt und Komplement zufügt, so ergibt sich in deutlicher Weise das Phänomen der Komplementbildung. Nach Arbeiten von A. Was- SERMANN & C. Bruck ist dies aber bei den echten Toxinen, wenn man filtriertes Tetanustoxin mit Tetanusserum und -Komplement zu- Antitoxische Sera. 245 sammenbringt, nicht der Fall; NeureLp & Dorn haben ebenfalls gezeigt, daß bei den echten Toxinen keine Komplementwirkung in Frage kommt. Vielmehr sieht es aus, daß die Wirkung der antiendo- toxischen Sera darin besteht, daß sie mehr nach Art eines Ambozeptors mit Hilfe des Komplements die in dem Endotoxin vorhandenen Mole- küle chemisch abbauen, so daß also in dieser Hinsicht ein grundlegen- der Unterschied zwischen dem einfachen bakteriziden und diesen antiendotoxischen Seris nicht besteht. DorLD & UNGERMANN fanden zwar, daß der Zusatz von frischem komplementhaltigen Serum zu Diphtherietoxin die Inkubationszeit verkürzt, was sie damit erklären, daß das Toxin zum Teil von den Lipoiden des Serums adsorbiert und in einen gewissen Lösungszustand gebracht wäre, aus welchem es dann leichter an die Zellen heran- treten und seine Wirkung entfalten könne. Eine notwendige Mit- wirkung des Komplementes, welche die Autoren übrigens auch nicht behaupten, ergibt sich aus diesen Untersuchungen aber nicht. Zu den gleichen Anschauungen kommen R. PFEIFFER & Bezssau, welche die verschiedensten antiendotoxischen Sera untersuchten. Nach diesen Autoren beruht die Wirkung nicht auf Antitoxinen, da eine vollständig entgiftende Wirkung fehlt; denn bei den infizierten und mit solchen Seris behandelten Tieren tritt als Zeichen der Erkrankung stets Temperatursturz ein. Auch erheben PFEIFFER & Bessau gegenüber der Anschauung, daß es sich hier um echte Antitoxine handle, unter anderem die Einwände, daß das Gesetz der Multipla nicht gelte, daß die durch einmalige Injektion beim Kaninchen gewonnenen einfachen bakteriziden Sera, wenn auch etwas schwächer, so doch fast ebensogut wirkten, daß auch normale Sera eine gewisse Wirkung zeigten, sowie daß endlich das Antiendotoxin bei getrennter Einverleibung wirkungslos bleibt. Nach PrEirrfer & Bessau beruht die giftfeindliche Wirkung aller dieser Sera auf einem Abbau des Giftes durch zwei Bestandteile, von denen einer dem antiendotoxischen Serum angehört (Ambozeptor), der andere aus dem Tierkörper stammt ‘(Komplement). Es sind also dieselben Gründe, wie die oben auseinandergesetzten, welche PFEIFFER & BEssAU veranlassen, die antiendotoxischen Sera von den echten antitoxischen Seris scharf abzutrennen. Wir können also im allgemeinen sagen, daß die Entstehung der bei der Bakterizidie (s. Kapitel Bakterizide Sera und aktive Immuni- tät) in Frage kommenden Substanzen i. ee Ambozeptoren an die Einverleibung der einen integrierenden Bestandteil des Bakterien- leibes bildenden Körper gebunden ist, während wir das Auftreten von echten Antitoxinen nur beobachten, wenn Sekretionsprodukte von lebenden Zellen zur Immunisierung verwandt werden. Speziell für die Diphtherie konnte von A. WASSERMANN, LUBOWSKI, LIEPSTEIN & SCHWONER gezeigt werden, daß nach Vorbehandlung von Tieren mit Leibern der Diphtheriebacillen ein qualitativ anderes Serum erzielt wird, als nach der Einverleibung des Sekretionsproduktes der Di- phtheriebacillen, des Diphtherietoxins. Wurden nämlich Tiere mit Ex- trakten von Diphtheriebacillen vorbehandelt, welche durch Extraktion der Bacillenleiber mit Aethylendiamin gewonnen waren, so .erhielt A. WAsSERMANN ein Serum, welches gar keine giftneutralisierende Wirkung zeigte, welches aber in den klaren Extrakten von Di- phtheriebacillen einen starken Niederschlag erzeugte, also ein präzi- 246 A. v. WASSERMANN und MIicHAEL WASSERMANN, pitierendes Diphtherieserum. Ebenso gelang es SCHÜRMANN & SoNN- TAG, ein präzipitierendes Tetanusserum bei Kaninchen zu gewinnen. Demnach dürfen wir nicht sagen und es als endgültig festlegen, daß wir bei Diphtherie oder Tetanus stets nur ein antitoxisches und um- gekehrt bei Cholera und Typhus stets nur ein bakterizides Serum er- halten werden, daß dies also eine biologische Eigentümlichkeit dieser Bakterien sei, sondern, sofern es möglich ist, in künstlichen Kul- turen genügende Mengen eines spezifischen echten Cholera- oder Typhustoxins zu erhalten, würden wir ohne Zweifel dementsprechend auch sehr bald ein antitoxisches Typhus- und Choleraserum erhalten. Physikalisch-chemische, nicht publizierte Untersuchungen A. von WASSERMANNS haben gezeigt, daß auch von diesem Gesichtspunkte aus ein Unterschied in der Wirkung der echten antitoxischen und der oben erwähnten antiendotoxischen Sera besteht, und zwar scheint der ent- scheidende Punkt in der Größe des Antigenmoleküls zu liegen. Bei solchem Antigen, das aus so kleinen Molekülen besteht, daß sie die Poren der Bakterienfilter leicht durchdringen, wie dies bei den echten Toxinen der Fall ist, genügt schon die Aenderung ihres physika- lischen Zustandes, wie sie bei der einfachen Vereinigung von Antigen und Antikörper eintritt, um sie in ihrer funktionellen Wirkung zu beeinträchtigen. Daß eine derartige physikalische Veränderung tat- sächlich bei der Vereinigung von Antigen und Antikörper stattfindet, ist durch physikalisch-chemische Arbeiten von ARRHENIUS & MADSsEN, TRAUBE, ZANGGER, WEICHARDT, ÄSCOLI, ABDERHALDEN U. a. erwiesen. Bei großen Molekülen, die, wie die Moleküle der Endotoxine, Bakterien- filter nicht durchdringen, genügt die einfache Vereinigung des Anti- körpers mit dem Antigen nicht; hier muß noch ein peptischer Abbau stattfinden, welcher durch das Komplement des Körperserums (oder durch Leukocyten) bewirkt wird. Auch FRIEDBERGER (Naturforscher- vers. Karlsruhe 1911) neigt zu dieser mehr unistischen Auffassung, dab sowohl Antitoxine wie Antiendotoxine eine Veränderung des Antigenmoleküls nach der Richtung des Abbaus bezwecken, wobei nur der Mechanismus, ob unter Mitwirkung des Komplementes oder ohne dasselbe, verschieden ist. — Es sei fernerhin bemerkt, daß Borver (Ref. Intern. Mediz. Kongr., Budapest 1909) für alle Anti- körper auf unistischem Standpunkte steht und die Verschiedenheit ihrer Wirkungserscheinung lediglich auf die Verschiedenheit des An- tigens zurückführt. — Was die in neuerer Zeit viel bearbeiteten und mit dem Namen Anaphylatoxin belegten Substanzen, welche bei der Anaphylaxie eine Rolle spielen, betrifft, so sei hier nur kurz erwähnt, daß sie mit den echten Toxinen wohl kaum im Zusammenhang stehen. Es handelt sich hier um unspezifische Eiweißabbauprodukte, die, wie die Versuche von M. WASSERMANN & Keysser wahrscheinlich gemacht haben, in keinem Zusammenhange mit Bakteriengiften stehen. Neuere Unter- suchungen von DoLp & UNGERMANN sowie die Arbeiten FRIEDBERGERS und seiner Mitarbeiter haben gezeigt, daß solche Gifte sowohl aus Eiweil wie aus saprophytischen oder pathogenen Bakterien schon durch Extraktion mit Serum, Kochsalzlösung, destilliertem Wasser entstehen können. Zu dieser Art von Giften gehören vielleicht auch jene giftigen Substanzen, auf welche man gelegentlich der intra- venösen Injektion von Salvarsan aufmerksam wurde, und deren Wir- kung WECHSELMANnN dadurch vermeiden konnte, daß er nicht nur Antitoxische Sera. 247 sterilisiertes, sondern absolut keimfreies destilliertes Wasser benutzte. Es handelt sich, wie schon erwähnt, hier nicht um spezifische Bak- teriengifte, sondern um Substanzen, die aus dem Abbau des Eiweißes entstehen und giftige Wirkung im Organismus zeigen. A. v. WAssER- MANN schlug deshalb vor, sie unter dem Namen Toxopeptide zusammen- zufassen, um so zum Ausdruck zu bringen, daß sie nichts mit den echten Toxinen zu tun haben. Eine Immunisierung gegen diese Toxopeptide ist unmöglich, Antitoxopeptide existieren nicht. Ueber- dies unterscheiden sich diese giftigen Substanzen ohne weiteres da- durch von echten Toxinen, daß sie nur bei direkter Einführung in die Blutbahn giftig wirken, bei subkutaner Injektion aber fast ungiftig sind. Allerdings stehen andere Autoren (FRIEDBERGER, ARONsSoHN) auf dem Standpunkte, daß es sich auch bei diesem Ana- phylatoxin um ein aus den betr. Bakterien abgespaltenes Gift handle. (Näheres s. Kap. Anaphylaxie. ) Gewinnung der Antitoxine. (S. auch Kap. Techn. d. Immunisierung. ) Für die praktische Anwendung der Antitoxine genügt es nun aber nicht, einfach qualitativ das Vorhandensein von Antitoxin in einem Serum nachzuweisen, sondern zu diesem Zwecke kommt es darauf an, die Antitoxine in möglichst großen Mengen im Serum an- zuhäufen, d. h. wie wir uns ausdrücken, das Tier, das wir immuni- sieren, in seiner Immunität hoch zu treiben. Das Verdienst, zuerst eine genaue zahlenmäßige Untersuchung über antitoxi- sche Immunität und Immunitätssteigerung vorgenommen zu haben, gebührt EnrrLicn. EnrLicHn war es, der zuerst darauf hin- wies, daß man die antitoxische Immunität und damit den Gehalt des Serums an Antitoxin durch immer steigende Einverleibung von Toxin- einheiten steigern kann, und auf diesen von EHRLICH gewonnenen und von allen Autoren seither bestätigten Prinzipien beruht heute die alleemein übliche Gewinnung von Antitoxin in der Praxis. Es ist also die Achse der Antitoxingewinnung das Toxin. Um ein möglichst wirksames antitoxisches Serum zu erhalten, muß man ein möglichst wirksames starkes Toxin besitzen. Der allgemein dabei befolgte Grund- satz ist der, mit schwach wirkenden Dosen des Toxins bei den zu im- munisierenden Tieren zu beginnen und alsdann durch allmähliche Steigerung zu höchsten Dosen des Vollgiftes anzusteigen. Die Schwierigkeiten, die sich diesem Vorgehen bieten, sind je nach der Tierart, die wir benutzen, und je nach dem Toxin, gegen das wir im- munisieren wollen, sehr verschieden. Die Hauptschwierigkeit liegt in der Regel beim Beginn der Immunisierung, d. h. die ersten Dosen so abzuschwächen, daß sie einerseits den Organismus des Tieres resp. die die Antitoxine liefernden spezifischen Zellen nicht zu sehr angreifen, und andererseits trotzdem nicht reaktionslos durch den Organismus hindurchgehen. So gelingt es beispielsweise überhaupt nicht, Meerschweinchen mit unverändertem Tetanus- oder Diphtherie- gift zu immunisieren und auf diese Weise bei Meerschweinchen die betreffenden Antitoxine zu erzeugen. Man ist vielmehr zu diesem Zwecke gezwungen, die ursprüngliche Giftigkeit des Toxins ent- weder nach dem Vorgange von C. FRÄNKEL durch Erwärmung auf 60° oder durch Zusatz chemischer Mittel (s. unten) zu verändern, also modifizierte Gifte zu injizieren. Wie Knorr und v. BEHRING 248 A. v. WASSERMANN und MICHAEL WASSERMANN, & Kırasnuıma nachgewiesen haben, ist es nicht möglich, auch wenn man mit einem noch so geringen Bruchteil der Dosis letalis minima von unverändertem Tetanus- oder Diphtheriegift die Vorbehandlung beginnt, diese Laboratoriumstiere zu immunisieren. Im Gegenteil konnte beispielsweise KNoRR zeigen, daß durch tägliche Injektionen von 1/,. der geringsten tödlichen Dosis Tetanustoxins die Meer- schweinchen noch eher starben, als wenn sie die 10/,,, d. h. einfach tödliche Dosis für normale Meerschweinchen erhalten hatten. Und das gleiche konnten BEHRInG & Kırasuma für Diphtherietoxin beim Meerschweinchen beweisen, indem es ihnen gelang, die Tiere durch häufige Injektionen von sehr kleinen Dosen dieses Giftes schon mit 1/,o0 der Dosis letalis minima zu töten. Ja, es starben sogar die Meerschweinchen, wenn sie mit 000000 der geringst tödlichen Dosis des unveränderten Giftes die Immunisierung begannen. Das unver- änderte Diphtherie- und Tetanusgift erzielt also beim Meerschwein- chen nicht nur allein keine Abstumpfung, sondern im Gegenteil eine Erhöhung der Empfänglichkeit. Dies wird, wie gesagt, verhindert, und es gelingt dann auch, diese Tiere zu immunisieren, wenn man bei den ersten Injektionen Gift anwendet, das nach dem Vorgange von BEHrRInNG & Kırasaro mit Jodtrichlorid oder nach dem Vor- gange von Roux & MarTın mit Lucorscher Lösung versetzt oder nach dem Vorgange von Ü. FrÄnkEL (l. c.) durch Erwärmung abge- schwächt ist. v. BEHRInG empfiehlt speziell bei Tetanus zwecks Im- munisierung von Meerschweinchen sich eines Gemisches von Te- tanustoxin und Antitoxin zu bedienen, das anfänglich einen ganz ge- ringen Ueberschuß von Gift enthält, und dann allmählich die zuge- setzte Antitoxinmenge immer mehr zu verringern. Für die Antitoxingewinnung im Großen zwecks thera- peutischer und immunisatorischer Anwendung an Menschen oder Tieren in der Praxis bedient man sich heute fast auschließlich der Pferde *). Diese bieten in mehrfacher Hinsicht große Vorteile. Erstlich produ- zieren sie in der Regel reichlicher Antitoxin als andere Tiere, und zweitens ist die Abscheidung des Pferdeserums von dem Blutkuchen eine sehr gute, so daß Pferde größere Mengen reinen, hämoglobin- freien Serums zu liefern vermögen als andere Tiere. Daß etwa be- stimmte Pferderassen besonders geeignet wären für die Antitoxin- gewinnung, läßt sich nicht mit Sicherheit behaupten. Man hat eben- sowohl von sogenannten Kaltblütern wie Halbblütern und Vollblütern gut wirksame Antitoxine erhalten. Dagegen bestehen ganz entschieden die allergrößten individuellen Verschiedenheiten bei den einzelnen Pferden. Behandelt man eine Anzahl von Pferden in ganz gleicher Weise vor, so zeigt sich, daß ein Teil der Pferde ein sehr hochwertiges Serum gibt, andere ein weniger gutes, und eine An- zahl zeigt sich überhaupt unfähig, Antitoxine zu produzieren; sie werden wohl im Laufe der Injektion selbst immun gegen das Di- phtheriegift, also aktiv immunisiert, indessen geben sie keinen ge- nügenden Ueberschuß von Antitoxin in ihr Serum ab. Für die Zwecke der Antitoxingewinnung müssen die Pferde gesunde innere Organe haben und dürfen naturgemäß an keiner Infektion leiden, die auf den Menschen übertragbar wäre, also insbesondere an Rotzinfektion. Im Deutschen Reich ist deshalb gesetzlich festgelegt, daß alle Pferde, e *) Für die Herstellung von Antitoxinen in Laboratorien oder wissenschaft- lichen Instituten eignen sich sehr gut auch Schafe, Ziegen und Esel. Antitoxische Sera. 249 . die zur Gewinnung von Heilserum, das an Menschen Verwendung finden soll, dienen, unter ständiger, staatlicher veterinärpolizeilicher Aufsicht stehen. Leichte Gelenk- und Muskelaffektionen stören für die Gewinnung antitoxischer Sera besonders des Diphtherie- und Tetanusserum, nicht. Die Pferde sollen nicht zu jung und nicht zu alt sein, am besten ist ein Alter von ca. 5—6 Jahren. Ehe die Tiere in den Bestand eingestellt werden, ist es sehr zu empfehlen, sie eine Zeitlang in einem Quarantänestall isoliert zu halten, um nicht etwa durch neu hinzugekommene Pferde die schon hoch immunisierten zu infizieren. Denn jede andersartige Infektion setzt den Antitoxin- gehalt bei den Tieren stark herab. Während des Immunisierungs- prozesses müssen die Tiere sehr gut gepflegt und gefüttert und täg- lich im Freien bewegt werden. Bei derartiger Behandlung, unter Ent- ziehung von nicht zu großen Mengen Blutes, wie wir es weiter unten angeben werden, ist man imstande, die Tiere, die einmal immuni- siert sind, über eine beträchtliche Reihe von Jahren zu erhalten und stets wirksames Antitoxin von ihnen zu erzielen. Zwecks Gewinnung von Antitoxin sind wir ausschließlich auf Injektionen angewiesen, und zwar entweder subkutan, intravenös oder intraperitoneal. Für Tetanus- und Diphtherieheilserum-Gewinnung wird man mit Vorteil stets sub- kutan injizieren. Daß alle Injektionen streng aseptisch vorgenommen werden müssen, versteht sich von selbst. Besondere Haltevorrich- tungen sind für Pferde gewöhnlich nicht nötig, eventuell bedient man sich des in der tierärztlichen Praxis gebräuchlichen, an der Oberlippe angelegten Knebels, der sogenannten Bremse. Für die In- jektion kleinerer Flüssigkeitsmengen bis zu 50 ccm genügen die ge- wöhnlichen Spritzen. Bei größeren Mengen bedient man sich mit Vor- teil eines eigenen Druckapparates, bei dem man an einem Manometer den aufgewandten Druck ablesen kann. Ein sehr praktischer der- artiger Apparat wird von der Firma F. & M. LAUTENSCHLÄGER-Berlin geführt. Werden die Injektionen intravenös gemacht, so wählt man stets die V. jugularis externa, die durch leichten Fingerdruck stark am Halse hervortritt. Gegen einzelne Gifte, wie z. B. Ricin und Abrin, läßt sich auch per os immunisieren und auf diese Art und Weise ein Antitoxin erzielen, wie dies EHrLicH (l. ec.) nachwies. In- dessen ist es nur eine geringe Anzahl von Toxinen, bei denen diese Immunisierungsmethode möglich ist; speziell bei Diphtherie und Te- tanus versagt sie. Während es, wie bereits oben erwähnt, bei den kleinen, sehr empfänglichen Laboratoriumstieren, wie Meerschwein- chen, nicht gelingt, von Anbeginn an, mit unverändertem Toxin zu immunisieren, ist dies bei großen Tieren möglich. Indessen auch hier muß man alsdann sehr vorsichtig beginnen und in sehr umsichtiger Weise mit den Dosen steigen. Ein bestimmtes Schema läßt sich dafür nicht angeben. Die Steigerung richtet sich ganz nach der Reaktion, welche die letzte Injektion bei dem Tiere hervorgerufen hat. Ist dieselbe sehr leicht und wurde dieselbe gut vertragen, so kann man bei der nächsten Injektion steigen. Jedenfalls aber muß stets die letzte Reaktion vollkommen abgelaufen sein, ehe man zu einer neuen Injektion übergeht. War die vorhergehende Reaktion sehr stark, so steigt man nicht, sondern wiederholt dieselbe Dosis nochmals. Als Beispiel eines solchen Immunisierungsprozesses gegen Diphtherie bei einer 665 kg schweren graviden Stute geben wir die von SALOMONSEN & Mapsen angegebene Tabelle: 250 A. v. WasserMAnN und MICHAEL WASSERMANN, Tag Toxindosis Tag sen | Bemerkung ccm ccm | il. 1l 104. | s00 6. 1 119. | 1000 | 112 3 13527] — ' Aderlaß 150 1.-E. 15. 5 154. —_ ‘ Geburt eines Fohlens 23. 10 IHQ7e — | 27. 20 184. 100 Aderlaß 45. 1.-E. 36 25 188. 200 41 50 195. 400 45 5 203. 700 50 100 212: 800 57. 150 223. 600 Te 250 232. | 600 | 81. | 450 242. 1000 | 92. | 600 252. Aderlaß 120 L.-E. Die Stärke des Giftes muß naturgemäß, ehe dasselbe den Pferden injiziert wird, sofern es sich um Diphtheriegift handelt, an 250 g schweren Meerschweinchen, sofern es sich um Tetanustoxin handelt, an 15 g schweren Mäusen, genau austitriert werden. Von dem von SALOMONSEN & Mapsen in dem vorstehenden Versuche benutzten Diphtheriegift tötet 0,1 ccm ein 500 g schweres Meerschweinchen innerhalb 48 Stunden, es war also ein mäßig starkes Diphtherie- gift, da Diphtherietoxine leicht erhältlich sind, welche ca. Dmal stärker wirksam sind. In einem solchen Falle müßte demgemäß auch die Anfangsdose bei dem Pferde nur 1/, der von SALOMONSEN & MADSEN gewählten betragen. Infolge der verschiedenen individuellen Empfänglichkeit mancher Pferde gegenüber sehr kleinen Dosen unveränderten, starken Di- phtherie- oder Tetanusgiftes empfiehlt es sich, besonders für Anfänger und Ungeübtere, auch bei Pferden die Immunisierung zuerst mit modi- fizierten, d. h. durch Wärme oder Chemikalien abgeschwächten Giften zu beginnen. Man erreicht so in gefahrloserer Weise eine Grundim- munität und treibt dann erst die Tiere durch allmählich gesteigerte Dosen von unverändertem Gift in der Immunität hoch. Diese Methode wird auch in der großen Serumbereitungsanstalt des Instituts Pasteur in Paris und seitens v. BEHRINnGs für die Gewinnung des 'Tetanus- antitoxins im Großen befolgt. Im Institut Pasteur zu Paris beginnt. man zwecks Gewinnung von Diphtherieantitoxin mit der Injektion von 1/, cem Toxinlösung, die mit 1/, ccm Lucorscher Jodkalilösung versetzt ist. Diese Mischung wird, wie alle übrigen Injektionen, subkutan an der Schulter injiziert. Sobald die Reaktion abgelaufen ist, wird diese Dosis wiederholt, und zwar so lange, bis das Tier auf diese Menge nicht mehr reagiert. Erst dann wird zu 1 ccm ünveränderter Toxinlösung übergegangen. Unter genauer Beobachtung der Reaktion steigt man dann auf 3, 5, 7, 10, 20, 30, 50, 75, 100 bis ca. 300 ccm starken Diphtherietoxins.. Alsdann wird ein Aderlaß gemacht und das Serum auf seine Stärke geprüft. Um ein ca. 200—250 Anti- toxineinheiten im Kubikzentimeter enthaltendes Serum zu erlangen, braucht es bei vorsichtiger Behandlung 3—4 Monate. Die Gewinnung des Tetanustoxins erfolgt ungefähr in analoger Weise. Auch die Ab- schwächung der ersten Dosen dieses Toxins erfolgt nach Roux & MarTın mittelst Lucorscher Lösung. Man beginnt ungefähr mit. 0,1 ccm Toxin, dem 0,1—0,2 ccm Lucorscher Lösung zugesetzt sind. Antitoxische Sera. 251 Erst wenn nach 4—5 Injektionen dieses modifizierte Gift ganz reak- tionslos vertragen wird, wird zu 0,1 ccm reinen Toxins übergegangen. Im allgemeinen sind die Reaktionen nach Injektionen von Tetanustoxin heftiger und dauern länger als bei Diphtherie, so daß auch der ganze Immunisierungsprozeß, ehe man brauchbares Serum enthält, bei Tetanus sich ungefähr doppelt so lange hinzieht. v. BEHRING (Zit. nach. Deutsch, ‚Impfstoffe, Sera“, Leipzig, G. Thieme, 1903) ver- fährt bei der Immunisierung von Pferden gegen Tetanus in folgender Weise: Er benutzt dazu ein Standardtoxin (Tetanus-Bouillonkultur), das durch Zusatz von 1/,-proz. Karbolsäure konserviert wird. Das Standardtoxin soll so stark sein, daß es Mäuse in der Menge von 2—4 Dezimilligramm in längstens 3 Tagen, Kaninchen in der Menge von 0,75 ccm in der gleichen Zeit tötet. Dieses Standardgift teilt BEHRING in 4 Portionen. Die erste Portion enthält 20 ccm Toxin ohne jede Zu- mischung, die zweite Portion enthält 40 ccm, die bis zu einem Gehalt von 0,125 Proz. mit Jodtrichlorid versetzt werden, die dritte Portion 60 cem bis zu einem Gehalt von 0,175 Proz. Jodtrichlorid, die vierte Portion S0 ccm bis zu einem Gehalt von 0,25 Proz. Jodtrichlorid versetzt. Die erste Injektion bei den Pferden besteht in 10 ccm der Mischung IV subkutan. Nach völligem Ablauf der Reaktion erhalten die Tiere 20 ccm, dann abermals 20 cem und alsdann 30 ccm subkutan. Es erfolgt dann die Injektion von zweimal je 30 cem der Mischung III, alsdann zweimalige Injektion von je 20 ccm Mischung II, worauf zum unveränderten Toxin Nr. I übergegangen wird. Von diesem ist die Anfangsdosis 0,2—0,5 cem, worauf entsprechend den Reaktionen allmählich aufgestiegen wird. In neuerer Zeit hat man zur Abschwächung des Giftes für die ersten Injektionen bei Pferden statt der Einwirkung von Wärme oder von Chemikalien die schon oben erwähnten Toxin-Antitoxingemische sehr empfohlen. Zuerst von BagBEs, PaAwLowskyY und MAKSOUTOWw, NIKANOROFF und KRrETZ empfohlen, wurde die Methode dann von W. PARK systematisch angewandt. Durch die guten Erfolge, die PARK erzielte, wurde Lovss Marrtın veranlaßt, sie ebenfalls im Institut Pasteur zu Paris zur Gewinnung des Diphtherieantitoxins im großen zu verwenden. Park geht nach folgendem Protokoll vor, aus dem ersichtlich ist, daß zuerst abfallende Mengen Antitoxin mit der gleichen Menge Toxin gemischt injiziert werden, dann nach Weglassung des Antitoxins von der eben verwandten Toxinmenge aus allmählich an- gestiegen wird. Die Pferde werden jeden Donnerstag und Montag behandelt. 1. Injektion 25 cem Antitoxin + 25 ccm Toxin 2. „ 10 „ „ Ar 25 „ r2) 3: 5 25 ,„ Toxin allein a, 40 , »„ 5: 6095 5; 6. 2 Si) ’ ’ ’ 2 53 100 ri 8. Fr 150 55 ; MEN, 200 „, 20» URIIE3R) 250 ,„ a 11 „ 300 „ ’ 12 „ 350 ” ” „ 13 „ 400° „ non 14 ‚ 450° „ NR 252 A. v. Wassermann und MicHAEL WASSERMANN, Einen neuen Weg zur raschen Gewinnung hochwertigen Di- phtherieantitoxins schlägt Pu. BLUMENTHAL in Moskau ein. Da BrumentuarL fand, daß bei Pferden die Resorption großer Toxin- dosen vom Unterhautzellgewebe aus ziemlich langsam vor sich geht und bei intravenöser Injektion die Erhöhung der Dosen über ein gewisses Maß hinaus deswegen zwecklos ist, weil die Tiere zwar immun werden, aber trotzdem kein besseres Antitoxin liefern, suchte er nach einer anderen Applikationsart des Toxins. BLUMENTHAL injiziert deshalb den Pferden das Toxin direkt in die Lunge, indem von außen durch Haut, Interkostalmuskulatur und Pleura einge- stochen wird. Die Menge des injizierten Toxins richtet sich nach der Giftigkeit, so daß von einem stark wirksamen Gift geringere Mengen nötig sind, wie von einem schwächeren. BLumEnTHAL fängt mit sehr kleinen Toxinmengen an, die von Injektion zu Injektion ungefähr um das Doppelte erhöht werden; die folgende Tabelle, aus der gleichzeitig das Verhalten von Temperatur und Körpergewicht ersichtlich ist, veranschaulicht im Detail das Vorgehen bei der intrapulmonalen Infektionsmethode zwecks Gewin- nung des Diphtherieserums. LIE Datum |Toxinmenge | Temperatur | Gewicht in kg 1 ISIS RLV.e| 0,01 — 344 2 SON ER 0,02 | _ — 3 24. IV. 0,04 — 336 4 26. IV. 0,08 - _ 5 28. IV. 0,2 38,5 —_ 6 ae 0,4 u — 7 42V: 0,8 = _ Re) De je! 2,0 u — - | 4,0 38,5 = 10 1457 V. 80 - | _ _ 11 eier vr 190) 38,9 _ 12 AV: 30.9: 4 39,2 340 13 24. NV. 60,0 38,3 336 14 2 N 1550 | 39,4 _ 15 E-MTE 250,0 | 39,2 | _ 16 N 400,0 | 39,4 | 344 17 12. VI. ON ag 340 18 20. VI. 100,0 | 40,0 | 344 Die Pferde vertragen solche Mengen ohne Beschwerden. Aller- dings fand Lurse, daß bei den so behandelten Tieren Nekrosen in den Lungen. auftreten. Ein Nachteil der BLumentuarschen Methode besteht darin, daß die Pferde die Behandlung nur einmal vertragen; BLUMENTHAL ent- blutet die Pferde am Schlusse der Behandlung vollständig. Erwähnt sei, daß nach GeBB auch vom Conjunctivalsack aus die Gewinnung von Tetanus- und Diphtherieantitoxin gelingt. Die Reaktion, die bei den Pferden nach der Injektion auftritt, ist bei allen Toxinen stets eine lokale und allgemeine. — Die lokale Reaktion äußert sich bei subkutanen Injektionen in mehr oder weniger ausgebreiteten schmerzhaften Infiltraten. Bei der Anwen- dung größerer Volumina kann es bisweilen zu sterilen Abszessen kommen. Abszesse, die bakterienhaltig sind, sind stets die Folge von nicht aseptischer Injektion. Die allgemeine Reaktion äußert sich Antitoxische Sera. 253 erstlich in einer Erhöhung der Temperatur. Die normale Tempe- ratur des Pferdes, im Rectum gemessen, liegt zwischen 37—38°, die Reaktionstemperatur kann durchschnittlich bis 40° gehen. Eine Erhöhung der Temperatur auf 41° ist gewöhnlich das Zeichen, dab die Dosis etwas zu hoch gewählt war. Die allgemeine Reaktion äußert sich fernerhin in einer Verminderung der Freßlust und in der Abnahme des Gewichtes. Sowohl lokale wie allgemeine Reaktion müssen vollkommen abgelaufen, also das Ursprungsgewicht ziemlich wieder hergestellt sein, ehe man zu einer neuen Dosis übergeht. Was den Zeitpunkt, d. h. den geeignetsten Tag der Ent- nahme des Serums nach der letzten Injektion angeht, so war für die Kenntnis dieses Punktes eine Arbeit von BRIEGER & EHRLICH grundlegend. In dieser Arbeit wies EHrrıcHn in Gemeinschaft mit BRIEGER durch tägliche Bestimmung des Antitoxingehaltes in der Milch einer gegen Tetanus immunisierten Ziege nach, daß der Im- munisierungsvorgang resp. die Antitoxinproduktion bei dem immunisierten Tier wellenförmig verläuft. Die ge- nannten Autoren konnten zeigen, daß, wenn sie ihrer Ziege, deren Milch einen antitoxischen Wirkungswert von 4000 hatte, eine In- jektion von Gift machten, der antitoxische Wert am nächsten Tage sofort stark abnahm. Vom 5. Tage ab nach der Injektion stieg nun der Antitoxingehalt kompensatorisch stark an und erreichte am 17. Tage ein Maximum von 9000, d. h. mehr als das Doppelte wie vor der Injektion. Alsdann fiel der Wert gleichmäßig herab, um am 29. Tage nach der Injektion einen Endwert von 4000 zu erreichen, der dann durch Wochen hindurch unverändert blieb. Es ist also das Verhalten so, daß infolge der Injektion in den nächsten Tagen zuerst der Antitoxingehalt im Blute abfällt, indem ein Teil des im Blute enthaltenen Antitoxins von dem injizierten Toxin gebunden wird, daß alsdann daran anschließend infolge der Reaktion eine kompensatorische Hyperproduktion von Antitoxin er- folgt, die für Tetanus ca. am 17.—18. Tage ihren höchsten Grad erreicht. Demgemäß ist es für die Gewinnung möglichst hohen Tetanus-Antitoxins am besten, ca. 3 Wochen nach der letzten In- jektion den Aderlaß zu machen. Für Diphtherie konnten SaLo- MONSEN & Mapsen genau die gleichen biologischen Verhältnisse nachweisen. Auch hier ist dieser wellenförmige Verlauf des Toxin- gehaltes vorhanden. Nur wird bei Diphtherie nach den Resultaten dieser Untersucher der höchste Gipfel der Kurve am 10. Tage nach der letzten Injektion erreicht. Aus diesem Grunde wird bei Di- phtherie-Immunisierung am 10. Tage nach der Injektion am besten der Aderlaß gemacht. Da weiter, wie wir ersahen, das Stadium dieser Hyperproduktion von Antitoxin nicht lange anhält, sondern sehr rasch wieder abfällt, um sich dann auf einen gewissen mittleren Wert für längere Zeit einzustellen, so ist es nötig, die Tiere von Zeit zu Zeit immer wieder zu injizieren, um den Antitoxingehalt im Serum möglichst hoch zu halten. — Im allgemeinen genügt es, Pferden, die einmal hoch in der Immunität waren, alle Monate wiederum mehrere Injektionen zu verabreichen, um sie so dauernd auf der gewollten Höhe zu erhalten. Was die Entnahme des Blutes angeht, so sticht man an der gehörig desinfizierten V. jugularis einen Troicart ein. Nach Heraus- ziehen des Stiletts verbindet man den Troicart mit einem sterilen 254 A. v. WassERMANN und MICHAEL WASSERMANN, Schlauch und fängt nun das Blut in einem sterilen, mehrere Liter fassenden Glase auf. Die Gläser mit dem Blute werden an einem kühlen Orte bis zur Abscheidung des Serums aufbewahrt. Zur besseren Auspressung des Blutkuchens und zur Vermeidung jeglichen Luftzutritts während der Blutgewinnung und Serumabscheidung sind verschiedene Apparate und Vorrichtungen angegeben worden, die in jedem Kataloge der Spezialfirmen für bakteriologische Apparate zu finden sind. Die Hauptsache ist, daß das Gefäß, in welchem das Blut aufgefangen wird, vorher mit Sand, Wasser und Alkohol peinlichst gesäubert wurde. Man kann bei jedem Aderlaß einem Pferde gut ungefähr 6 | Blutes entziehen und vermag dies 4—5 Tage hintereinander zu wiederholen. Alsdann ıäßt man das Tier mehrere Wochen in Ruhe und treibt hierauf die Immunität wieder in der angegebenen Weise in die Höhe. Durch- schnittlich liefert auf diese schonende Weise ein Pferd ungefähr 120 1 Serum im Jahr. Roux läßt die Pferde am Morgen des Ader- lasses nüchtern, da er glaubt, daß nach jeder Fütterung im Blute Darmbakterien auftreten und diese mit den Nebenwirkungen, die man beim Serum beobachtet hat, in irgendeinem Zusammenhang stehen können. Zur Konservierung eignet sich am besten !/,-proz. Karbol oder 0,3-proz. Trikresol. Im Institut PAastEeur zu Paris wird das Serum überhaupt nicht mit Konservierungsmitteln versetzt, sondern nur auf 60° erwärmt. Filtration des Serums durch Bakterienfilter ist nicht zu empfehlen, da alle engporigen Filter eine gewisse Menge von Antitoxin zurückhalten (CoBBETT). Da die Antitoxine frei im Blute kreisen, so treten sie mit den Eiweißstoffen des Blutes auch in andere Körpersäfte über. VAILLARD & Roux konnten nachweisen, daß die zellfreie Oedem- flüssigkeit bei tetanusimmunisierten Kaninchen ebenso stark anti- toxisch wirkt wie das Blutserum. Auch der Humor aqueus enthält Antitoxin, indessen in etwas geringerem Grade als das Serum; der Speichel zeigt eine schwache antitoxische Kraft, eine etwas stärkere der Urin. Der Eiter enthält stets beträchtlich weniger Antitoxin als das Serum. Nach Roux- VAILLARD ist der Eiter des tetanusimmunen Kaninchen 6—Smal, nach SALOMONSEN & MaDsEn zeigte sich der Eiter bei einem gegen Di- phtherie immunisierten Pferd ungefähr 2mal weniger antitoxisch als das Blutserum. In der Lumbalflüssigkeit konnten V. MorAıx & G. Loıseau sowohl Diphtherie- als Tretanusantitoxin nachweisen, da- gegen fehlen nach Froum die Antitoxine in der Galle und im Pankreassaft. Eine Sonderstellung bezüglich des Antitoxingehaltes nimmt unter den Körpersäften neben dem Blutserum die Milch ein. EHRLICH zeigte, dal die Milch immunisierter Tiere reich an Antitoxin ist. Nach Versuchen von EHrLich & WASSERMANN, die das Verhältnis von Antitoxingehalt des Serums zu dem der Milch quantitativ be- stimmt haben, enthält die Milch den 15.—30. Teil von Antitoxin, den das Blutserum desselben Tieres enthält. Dieses Verhältnis schwankt individuell. Bei dem Uebergang der Antitoxine in die Milch scheint es sich nicht nur um einfache Diffusion aus dem Blutserum zu handeln, vielmehr muß eine aktivere Tätigkeit der Milchdrüse bei diesem Vorgange angenommen werden. Die Milchantitoxine zeigen A ua Antitoxische Sera. 255 nämlich ein anderes biologisches Verhalten wie die Serumantitoxine. Mucn, sowie Römer fanden, daß der Säugling oder das säu- gende Tier aus der Milch immunisierter Mütter mehr Antitoxine resorbieren wie aus normaler Milch, der die gleiche Menge Serum- antitoxin zugesetzt war. Die Antitoxine gehen also im ersten Fall in den Komplex des Milcheiweißmoleküls hinein. Außerdem fand SaLGE, sowie auch BERTARELLIı, daß der Darm des menschlichen Säuglings für Milchantitoxine besser durchgängig ist wie für Serumantitoxine. (Näheres im Kapitel Vererbung der Immunität.) Auf dieser leichten Resorbierbarkeit der Antitoxine beruht auch die Uebertragung der mütterlichen Immunität auf das säugende Junge, die von Enrriıcm zuerst gefunden und namentlich von Pädiatern genauer studiert wurde. Die Literatur über diesen Punkt findet man bei KEHRER und PFAUDLER zusammengestellt. Auch P. H. Römer behandelt diesen Gegenstand ausführlich. . Un: im Serum eines Tieres Antitoxine zu erzielen, muß dasselbe nicht unbedingt zu einer Tierspecies gehören, die sehr empfänglich für das betreffende Gift ist. So gelingt es beispielsweise, wie VAILLARD zeigen konnte, bei Hühnern, die von Natur aus sehr wenig empfänglich für Tetanus sind, trotzdem ein hochwertiges Tetanus- antitoxin zu erhalten. Ebenso konnte METSCHNIKoFF bei dem gegen Tetanus von Natur aus immunen Alligator in der Wärme, und Hausmann bei Fledermäusen Antitoxinbildung nachweisen. Es läßt sich also nicht als Gesetz aufstellen, daß, je empfäng- licher eine Tierart für ein Toxin ist, desto geeigneter sie auch für die Gewinnung hochwertigen Antitoxins sei. So zeigt sich beispiels- weise auch das Kaninchen, das weniger empfänglich für Tetanus als das Meerschweinchen ist, trotzdem geeigneter für die Anti- toxingewinnung als das letztere Tier. Für die Antitoxingewinnung gegen Schlangengift, speziell Cobragift, das von CALMETTE im Institut Pasteur zu Lille zwecks Verwendung in der Praxis an Pferden gewonnen wird (siehe das betreffende Kapitel dieses Handbuches), bedient sich dieser Forscher bei den ersten Injektionen ebenfalls des modifizierten Giftes. Er erreicht die Abschwächung dadurch, daß er das Gift mit der gleichen Menge einer 1-proz. Goldchlorid- oder Chlorkalklösung versetzt. Allmählich steigert er die Giftdosen unter gleichzeitiger Verminderung des Chlorkalkzusatzes. Die Injektionen erfolgen alle 3—4 Tage unter genauer Beobachtung der Gewichtskurve. Sobald das Tier anfängt, abzumagern, werden die Injektionen ausgesetzt, um sie erst wieder dann aufzunehmen, wenn das Gewicht normal ge- worden ist. Nach vier Injektionen läßt CaLmeErTTE den Chlorkalk- zusatz weg und injiziert die Hälfte der eben tödlichen Dosis des Giftes, nach 3 oder 4 Tagen den Dreiviertelteil derselben tödlichen Dosis, nach weiteren 3 oder 4 Tagen eine ganze tödliche Dosis. Von da ab kann man dann weniger vorsichtig mit den Giftdosen an- steigen, um volle Immunität und hochwertiges Serum zu erhalten. Die Behandlung nimmt bis zum ‚Volleffekt 16 Monate in Anspruch. Für die Gewinnung des Botulismusantitoxins (Näheres s. den Ab- schnitt „Botulismusimmunität‘ dieses Handbuches), wie sie am Institut für Infektionskrankheiten zu Berlin ausgeführt wird, hat sich als das geeignetste Verfahren herausgestellt, bei der Behandlung der Pferde mit minimalen Dosen zu beginnen und allmählich, unter Vermeidung 256 A. v. WASSERMANN und MICHAEL WASSERMANN, größerer Sprünge, zu hohen Dosen anzusteigen. Von einem Gift, 24-72 Stunden tötet, werden einem Pferd !/s9o ccm, also die 20-fach von dem !/,n mg ein Meerschweinchen von 250 g Gewicht binnen tödliche Meerschweinchendosis injiziert. Nach 4—5 Tagen folgt die doppelte Dosis, also t/,o0o ccm, nach weiteren 5 Tagen !/,, usw. Forssman immunisierte Kaninchen durch Injektionen eines auf 60° erwärmten und dadurch abgeschwächten Toxins, und ließ später Injektionen unveränderten Toxins folgen. Die Immunisierung muß, da zur praktischen Anwendung ein sehr hochwertiges Antitoxin erforderlich ist, lange fortgesetzt werden. Bei der Gewinnung des Tetanus-Antitoxins ist besondere Aufmerksamkeit der Beschaffenheit des Toxins zuzuwenden. v. BEH- RInG bestimmt neuerdings vor Beginn der Immunisierung diejenige ' Giftmenge, die einen Tetanus-Toxin-Antitoxingemisch, welches so ein- gestellt ist, daß eine Maus zwar noch krank wird, aber nicht mehr stirbt, zugesetzt werden muß, um den Tod binnen 4 Tagen herbei- zuführen. Je größer die Giftmenge ist, desto besser eignet sich das betreffende Toxin zur Immunisierung. Um aber diese Toxindose zu erhöhen, wählt man mit Jodtrichlorid abgeschwächte Toxine, deren krankmachende Dosis weit unter der letalen liegt. Das weitere Vor- sehen bis zur Erzielung einer Grundimmunität ist oben schon be- schrieben. Ob man es bei dem Dysenterieantitoxin in der Tat mit einem echten antitoxischen Serum zu tun hat, ist von mancher Seite, so von Bessau, bestritten worden. Indessen vertreten R. Kraus & DoERR sowie Korte den Standpunkt, daß auch das Dysenterieanti- toxin ein echtes antitoxisches Serum ist. Was seine Darstellung betrifft, so spielt die Beschaffenheit des An- tigens hier nicht die Rolle, wie bei den übi&gen Antitoxinen. Während Topp die Tiere ausschließlich mit Toxin immunisierte, behandelten Kraus & DoERrR ihre Tiere teils mit lebenden Kulturen, teils mit Toxin. Letztere Autoren erzielten durch eine am Tage vor Beginn der Immunisierung verabreichte Dosis von Dysenterieantitoxin eine passive Grundimmunität, so daß sie nachher mit größeren Toxin- mengen beginnen und ansteigen konnten. Was die Darstellung des Pyocyaneus- und Rauschbrand- antitoxins, welche zu wichtigen theoretischen Erkenntnissen führ- ten, betrifft, so sei auf die betreffenden Spezialabhandlungen in diesem Handbuche verwiesen. Auch die Darstellung der antiendotoxischen Sera ist bei den be- treffenden Kapiteln zu finden. Hier sei nur noch in Kürze auf die Darstellung der durch pflanz- liche Gifte, Phytotoxine, erzeugten Antitoxine eingegangen. Das Prinzip der Antitoxingewinnung ist auch hier wieder das altbekannte Verfahren des Ansteigens von kleinen zu größeren Dosen. Bemerkenswert ist hier, daß EnrricH bei der Herstellung des Anti- ricins und Antiabrins zur Etablierung einer Grundimmunität zuerst kleine Dosen per os verfütterte und anschließend daran zu subkutanen Injektionen überging. Es gelang Emruicn so bekanntlich ein Anti- ricin, Antiabrin, Anticrotin und Antirobin mit typischen antitoxischen Eigenschaften bei weißen Mäusen und Kaninchen zu gewinnen. KoßErT und namentlich Forp, sowie ForRD & ABEL wiesen in dem Knollenblätterschwamm (Amanita phalloides) ein Toxin nach, das Antitoxische Sera. 257 Kosert Phallin benannte und als Toxalbumin auffaßt. Nach Forp & ABEL scheint es aber, als ob dieser giftigen Substanz, deren Wir- kung der des Phosphors ähnlich ist, nicht der Charakter als Eiweiß- substanz, sondern der eines Glykosids zukommt. Forp konnte ein antitoxisches Serum gegen dieses Toxin, also ein Antiphallin, her- stellen. Ob es gelingt, gegen die große Klasse der Hämotoxine (siehe das betreffende Kapitel), worunter hämolytisch wirkende Antigene zu verstehen sind, in allen Fällen Antitoxine darzustellen, ist noch nicht entschieden. Gelungen ist die Antitoxindarstellung bis jetzt bei dem Tetano- Iysin (EnrLicH), Colilysin (Kayser), Staphylolysin (NEISSER & WeEcHs- BERG), Vibriolysin (R. Kraus); bei anderen Bakterienhämolysinen, wie z. B. dem Pyocyaneolysin, aber noch nicht. Aehnliche giftige Stoffe finden sich bei Tieren: Spinnen (Arach- nolysine), Insekten (Bienengift), Amphibien (Krötengift, Phryno- lysin), Fischen usw. Auch gegen diese giftigen Antigene, das Arachnolysin, Phrynolysin, das Fischgift des Trachinus draco sowie der Aale gelang es, Antitoxine zu gewinnen. (Siehe Kapitel Tierische Gifte.) Schließlich sind noch zwei Antitoxine zu erwähnen, das Heu- fieber- und das Ermüdungsantitoxin. Zur Gewinnung des Heufieber-Antitoxins, des Pollantins, geht man nach Dungar folgendermaßen vor: Nur Pferde, die auf die erste Injektion von 0,5 g Pollenextrakt Reaktion zeigen, werden mit steigenden Dosen desselben weiter behandelt. Pferde, die nicht re- agieren, sind zur Serumgewinnung unbrauchbar. Nach Abklingen der jedesmaligen Reaktion werden steigende Mengen des frisch be- reiteten Pollenextraktes injiziert. Die Behandlung dauert mehrere Monate. Das Serum wird trocken oder flüssig konserviert. Die Bestimmung des Schutzwertes wird so vorgenommen, daß eine kon- stante Menge Pollenextrakt mit fallenden Mengen des Serums versetzt und beobachtet wird, bei welcher kleinsten Serummenge bei einem Heufieberpatienten eben keine Reaktion mehr auftritt. Auf dem bekannten Weg, durch Immunisierung mit steigenden Dosen, konnte WEICHARDT mittels Injektionen seines Kenotoxins bei Kaninchen ein Antitoxin, Antikenotoxin genannt, herstellen, dessen Injektion bei Tieren die Wirkung des Kenotoxins aufheben konnte. Das Antikenotoxin entsteht aber auch auf andere, ganz einzig dastehende Art. Wird nämlich das Kenotoxin bis zum Sieden erhitzt und dabei umgeschüttelt, so verliert es nicht nur seine Giftigkeit, sondern es entsteht das Antikenotoxin mit den typischen Eigen- schaften eines spezifischen Antitoxins. Es läge also hier der Fall vor, daß ein Antitoxin außerhalb des Tierkörpers künstlich hergestellt würde. Auch die Antifermente (s. Kapitel Leukocytenfermente und Antifermente) verhalten sich ganz wie Antitoxine. Entstehung der Antitoxine im Organismus. Eine der auffallendsten Erscheinungen der Antitoxine ist die bereits von v. BEHRInG festgestellte Tatsache, daß das durch ein be- stimmtes Toxin erzeugte Antitoxin nur gerade gegen dieses eine Handbuch der pathogenen Mikroorganismen. 2. Aufl. II. 17 258 A. v. WaAssERMAnN und MICHAEL WASSERMANN, Gift und gegen kein anderes wirksam ist (vgl. unten). Diese spezi- fische Wirkung des Antitoxins ist so in die Augen springend, daß man zuerst annahm, in dem Antitoxin sei stets noch ein Teil des Toxins enthalten, so daß das letztere also die eigentliche Matrix des Antitoxins bilde. BucHner war der erste, der diese Ansicht vertrat, wonach die Antitoxine ungiftige Modifikationsprodukte der den Tieren in- jizierten Toxine darstellen. In diesem Fall würde es sich dann bei der Wirkung von Antitoxinen auf Toxine nicht um eine ähnliche Wirkung handeln wie zwischen Säure und Base, sondern um eine An- ziehung von Gleichartigem zu Gleichartigem, wie dies etwa in der Polymerisations-, in der Kristallisationsanziehung oder im Bau der Stärkekörner verwirklicht ist (ErrLicH). Mit Recht betonte indessen demgegenüber EHrLıcH, daß schon vom rein chemischen Standpunkte aus diese Annahme nicht zutreffen kann, weil die als Analoga ange- führten Prozesse in konzentrierten Lösungen vor sich gehen, während die Neutralisation von Toxin und Antitoxin auch in außerordentlich verdünnten Lösungen erfolgt. Indessen, abgesehen von diesen, chemi- schen Analogieschlüssen entnommenen Einwendungen, sind es be- sonders experimentelle Resultate in vivo, welche die Annahme der Entstehung der Antitoxine aus einer Umbildung der Toxine unhaltbar machen. Dagegen spricht in erster Linie die große Disproportionalität zwischen der Menge des eingeführten Toxins und den daraufhin pro- duzierten Antitoxinmengen. So hat Knorr zeigen können, daß bei Pferden eine Toxineinheit ca. 100000 Antitoxineinheiten erzeugt, und auch bei anderen Infektionen ist das gleiche bewiesen worden (Korze). Es kann also eine einfache Umwandlung des Toxins in Antitoxin nicht vorliegen, denn nach der Buchnerschen Anschauung müßte ja ein Teil Toxin ein Aequivalent Antitoxin erzeugen. Weiter- hin spricht gegen die direkte Entstehung des Antitoxins aus dem Toxin der große Unterschied, der zwischen der sogenannten aktiven (EHRLICH) oder isopathischen (v. BEHrınG) Immunität gegenüber der passiven oder antitoxischen Immunität besteht. Immunisieren wir nämlich einen Organismus aktiv durch Toxin oder Kultur, so hält der auf diese Art und Weise gewonnene Zustand der Immunität bis- weilen Jahre hindurch an, während die passive Immunität, die durch Immunserum übertragen ist, weit kürzer besteht. Dieser Unter- schied wäre indessen unverständlich, wenn das Antitoxin ein modi- fiziertes Toxin wäre. Denn dann dürfte es in bezug auf das Ver- bleiben des Antitoxins im Organismus keinen Unterschied ausmachen, von welchem Organismus, ob von dem eigenen oder einem fremden, das Antitoxin stammt. Endlich spricht die Tatsache, daß auch im Blute der meisten, ja, wir können behaupten, aller erwachsenen Menschen (s. unten), ohne daß sie nachweisbar Diphtherie über- standen haben, Diphtherieantitoxin vorkommt, gegen diese Ansicht. Allerdings könnte man dagegen noch den Einwand erheben, daß alle Menschen, auch ohne daß es zu einer sichtbaren Diphtherie- erkrankung kommt, mit Diphtheriebacillen in Berührung kommen. Dieser Einwand wird aber schon sehr unwahrscheinlich, wenn wir nachweisen können, daß auch das Serum normaler 'Pferde sehr häufig Diphtherieantitoxin enthält (CosgErr), da es sehr wenig plausibel ist, daß nun auch Pferde mit Diphtheriebacillen in Berührung ge- ‘kommen sind. Ganz ausgeschlossen erscheint ein solcher Einwurf aber bei der Beobachtung v. DunGerns, wonach das normale. Antitoxische Sera. 259 Kaninchenserum ein Antitoxin gegenüber dem auf Seeigelspermato- zoen wirkenden Giftstoff der Seesterneier enthält. Wir werden noch weiter unten sehen, dab im normalen Serum die mannigfachsten Antitoxine, Antifermente usw. vorkommen. Für die Ansicht, daß es sich bei der Bildung von Antitoxinen um eine Neubildung von Produkten seitens gewisser Zellen handelt, sprechen weiter auch die Experimente von Roux & VAIıLLarD. Diese Autoren konnten nachweisen, daß man einem gegen Tetanus immuni- sierten Tiere durch öftere Aderlässe fast die gesamte Menge seines Blutes entziehen kann, und daß trotzdem das sich neuregenerierende Blut immer wieder dieselbe oder doch nahezu die gleiche anti- toxische Höhe wie vorher besitzt, ohne daß eine neue Toxininjektion vorgenommen wurde. SALOMONSEN & MADsEN zeigten das gleiche bei diphtherieimmunisierten Pferden. — Diese Autoren konnten weiterhin dartun, daß der Blutantitoxingehalt eines gegen Diphtherie aktiv immunisierten Pferdes nach Pilokarpininjektion steigt, d. h. also nach der Verabreichung eines Stoffes, welcher dis Sekretion der Körperzellen im allgemeinen steigert. Es drängt demnach alles zu der Annahme, daß die Antitoxine ein Produkt einer spezifischen Reaktion gewisser Zellen sind, die infolge der Einverleibung des Giftes hervorgerufen wird. Es ist dies eine Ansicht, die bereits von vornherein von v. BEHRING und von EHRLIcH in ihren Arbeiten festgehalten worden war. Ihr schlossen sich seitdem wohl die weitaus größte Zahl der Autoren an. Die neuerdings von T. Bang & Forssman gegen die obige Theorie vorgebrachten Argumente sind wenig stichhaltig, so dab sie von EHRLICH & SacHs mit geringer Mühe entkräftet werden konnten. Für die Erklärung des Mechanismus, wie wir uns das Ein- treten und Ablaufen dieser biologischen. Reaktion, welche zum Auftreten der Antitoxine oder, ganz allgemein gesprochen, Anti- körper führt, vorzustellen haben, ist die sogenannte Seiten- kettentheorie oder Rezeptorentheorie EnrLicnhs wichtig geworden. Die Seitenkettentheorie wird in einem besonderen Ka- pitel dieses Handbuches behandelt und dortselbst werden auch die Experimente, welche sie stützen, besprochen werden. Wir werden uns also hier nur so weit mit der Rezeptorentheorie be- schäftigen, als es für das Verständnis des Nachfolgenden nötig ist. EurLicH ging davon aus, daß es unter den vielen giftigen Substanzen nur eine gewisse Anzahl gibt, die echten Toxine, im Gegensatz zu den gewöhnlichen anderen organischen Giften, die imstande sind, spezi- fische Antitoxine zu bilden. Zwar wurde von Pont behauptet, daß es ihm gelungen sei, auch gegen andere Substanzen als die echten Toxine, so gegen Solanin, ein spezifisches Antitoxin durch Immuni- sierung zu gewinnen, und ebenso wollte HırscHLAarr zur Herstellung eines Antimorphiumserums gelangt sein. Indessen haben die Unter- suchungen BAasHurorps und BEsSREDKAS (Vgl. METSCHNIKOFF) und die- jenigen MORGENROTHS ergeben, daß man weder einen Antikörper gegen Solanin noch gegen Saponin, noch gegen Morphium erzielen kann. Vielmehr war der positive Erfolg der genannten Autoren ein irriger, indem sie Giftdosen verwendeten, die, zumal bei Re- sistenzerhöhung durch normales Serum, nicht sicher tödlich waren. Ob Forp & Age bei ihren oben erwähnten Versuchen über Anti- 1.4 260 A. v. WASSERMANN und MICHAEL WASSERMANN, toxinbildung gegen das Gift aus Amanita phalloides tatsächlich ein reines Produkt als Antigen in Händen hatten, ist nicht bewiesen. Sollte es ein reines Glykosid gewesen sein, so wäre allerdings be- wiesen, daß auch chemisch definierte Substanzen Antitoxinbildung ver- anlassen können. Es bleibt also als grundlegender Unterschied zwischen echten Toxinen und den anderen Giften die schon genannte Fähigkeit der Antitoxinbildung bestehen. EHRLICH weist nun darauf hin, daß die gewöhnlichen körperfremden Gifte, wie die Narcotica, Alkaloide usw. mit den Körperelementen keine feste chemische Verbindung eingehen, sondern daß ihre Verteilung im Organismus nach den Gesetzen der starren Lösung oder einer lockeren Salz- bildung erfolge. Alle diese gewöhnlichen Gifte werden als solche unverändert in den Zellen aufgespeichert oder gelangen vermöge ihrer Lipoidlöslichkeit zur Wirkung (Theorie der Narkose von OvErTon & Meyer). Bei ihrer Verteilung in den Zellen der Organe spielen chemisch -synthetische Prozesse keine hervorragende Rolle. Andererseits ist es aber eine feststehende Tatsache, daß Stoffe unter synthetischen Prozessen in die Zellen eintreten können. Wir unter- scheiden diese beiden Erscheinungsreihen durch den Ausdruck der Assimilierbarkeit, indem wir unter assimilierbar nur diejenigen Substanzen verstehen, welche synthetisch in den Zellen verankert, und welche durch diese Verankerung geradezu Bestandteile des Proto- plasmas werden. Es ist also, um einen Vergleich zu brauchen, das Verhalten dieser beiden Gruppen von giftigen Stoffen so wie zwischen Saccharin und Zucker. Beide Substanzen schmecken süß, aber die eine vermag nicht einem Bestandteil der Zellen assimiliert zu werden, währenddem die andere, der Zucker, dies wohl vermag. Ein Alkaloid, z.B. das Strychnin, entspricht dem Saccharin, ein echtes Toxin, z. B. das Tetanustoxin, dem Zucker. EnrricH faßt demnach den Begriff der Assimilationsfähigkeit enger und reserviert den- selben ausschließlich für die spezifischen Nährstoffe des lebenden Protoplasmas. Er nimmt demgemäß an, daß der Assimilationsvorgang der Zellen ein synthetischer Vorgang ist, der die Anwesenheit zweier die Synthese vermittelnder Gruppen zur Voraussetzung hat, die zu- einander eine chemische Affinität besitzen. Die Gruppe an dem zu assimilierenden Material, welche die zur Assimilierung unerläßliche Bindung an die Zelle besorgt, bezeichnet EnHrLicHa als haptophore Gruppe. Dem entspricht an der lebenden Zelle eine Gegengruppe, an welcher die haptophore Gruppe angreift, und diese Gegengruppe nennt EHrricH die Seitenkette oder den Rezeptor. Es hat also das lebende Protoplasma Seitenketten oder Rezeptoren, welche zu den bestimmten Gruppen, den haptophoren Gruppen, der spezifischen Nährstoffe eine maximale chemische Verwandtschaft haben und diese deshalb an die Zellen verankern. EHrLIcH sagt nun, das wesentliche Charakteristikum der echten Toxine und damit ihrer Fähigkeit, Anti- toxine zu bilden, ist die Eigenschaft, daß sie nach Art eines Nähr- materials durch eine spezifische haptophore Gruppe an Rezeptoren gewisser Zellen richtig gebunden, also quasi der Zelle assimiliert werden können. Werden Substanzen, wie die Alkoloide oder Nar- cotica, nur locker gebunden, oder gehen sie bloß eine starre Lösung ein, so erfolgt keine Antikörperbildung. Diese erfolgt nur, wenn eine richtige chemische Verbindung, also der synthetische Eintritt in ein Molekül des lebenden Organismus, erfolgt. Antitoxische Sera. 261 EHrricH unterscheidet demzufolge an jeder aktiven Substanz, gegen die wir immunisieren können, zwei Gruppen, vor allem die haptophore Gruppe, und zweitens die Funktionsgruppe. Diese Funktionsgruppe ist verschieden, je nach der biologischen Wirkung, welche die betreffende Substanz ausübt. So ist sie bei den Toxinen als die sogenannte toxophore Gruppe die Trägerin der Giftigkeit, bei den Fermenten als zymophore Gruppe die Trägerin der Fermentwirkung, bei den Agglutininen als agglutinophore Gruppe die Trägerin der agglutinierenden Funktion. Als durch- gängiges Gesetz läßt sich dabei aufstellen, daß die Funktionsgruppe stets labiler ist als die haptophore Gruppe, also durch alle Schäd- lichkeiten, Wärme, chemische Mittel, sowie spontan beim längeren Stehen der betreffenden Substanzen leichter zerstört wird, während die haptophore Gruppe infolge ihrer größeren Stabilität noch erhalten bleibt. Daduch entstehen Reste — gleichsam Torsos — der ursprüng- lichen Substanzen, welche nur mehr die haptophore Gruppe, aber nicht mehr ihre Funktionsgruppe besitzen. Solche Substanzen nennt EnrricH bei den Toxinen Toxoide, bei den Agglutininen nennen wir sie Agglutinoide, bei den Fermenten Fermentoide usw. Für die Aufstellung des Satzes, daß die Bindung an den Rezeptor, also die Funktion der haptophoren Gruppe, bei der Immunisierung das Ausschlaggebende ist, war für EnkrriıcH die Tatsache maßgebend, daß diese Torsos von Toxinen, die Toxoide, die man daran erkennt, daß sie nicht mehr für das Tier giftig sind, aber einer Antitoxin- lösung später gegenüber trotzdem noch ihr ursprüngliches Anti- toxinverbindungsvermögen erhalten haben (vgl. später), noch Anti- toxin produzieren können. Es sind also nach EnruicH die beiden nebeneinander laufenden Prozesse der Antitoxinbildung und der Gift- wirkung insofern voneinander unabhängig, als sie von zwei diffe- renten Gruppen, der haptophoren und toxophoren Gruppe, ausgelöst werden. Deshalb stellt ErnrricH als erste Bedingung für die Ent- stehung von Antikörpern, wie schon erwähnt, auf, daß eine Substanz an gewisse Zellen in dem obigen Sinne mittels einer haptophoren Gruppe richtig chemisch gebunden werden kann. Die weiteren Deduktionen EHrricHs ergeben sich aus dem bisher Gesagten von selbst. EHrLıcH sagt, daß durch die Besetzung der Rezeptoren seitens der haptophoren Gruppe für den Organismus eine Ausfalls- erscheinung, eine Defektbildung, gegeben sei und daß, wie der Orga- nismus nach dem WeıGerTschen Gesetze jede andere "Ausfallserschei- nung nicht nur ad integrum restituiert, sondern überkompensiert, er auch in diesem Falle mehr Rezeptoren, als früher vorhanden waren, bilde. Dadurch tritt ein Ueberschuß an Rezeptoren ein, und dieser Ueberschuß wird seitens der Zellen in das Blut abgestoßen. Diese abgestoßenen Rezeptoren bilden dann das Antitoxin oder, allgemein gesprochen, die Antikörper. Die gleichen toxinophilen Gruppen (Rezeptoren), welche, solange sie innerhalb lebenswichtiger Organe sitzen, „Giftzuleiter“ sind, sind „Giftableiter“ für diese Organe, wenn sie außerhalb der Organe im Blute kreisen. Denn dann fangen sie das Gift schon dort ab und verhindern es so, in das lebende Organ zu gehen und es krank zu machen. v. BEHRING hat dies in dem Satze zusammengefaßt: „Dieselbe Substanz im lebenden Körper, welche, in der Zelle gelegen, Voraussetzung und Bedingung einer Ver- giftung ist, wird Ursache der Heilung, wenn sie sich in der Blut- 262 A. v. WasseRMmANN und MicHAEL WASSERMANN, flüssigkeit befindet.“ Dadurch erklären sich die beiden Haupteigen- schaften der Antikörper, ihre Schutzwirkung und. ihre Spezifizität von selbst. GRUBER, der zwar ein Hauptgegner der EnHrLiıcHschen Rezeptorentheorie ist, steht ebenfalls auf dem Standpunkt, daß die Antitoxinproduktion eine Sekretion sei. Indessen hat schon PALTAUF mit Recht GRUBER gegenüber erklärt, daß ein Uebertritt von Proto- plasmateilen ins Blut, wie es EHRLICH annimmt, und eine „Sekretion“, wie GRUBER es ausdrückt, eine Umschreibung der gleichen Tatsache ist. Auch die Ansicht von LANDSTEINER, wonach es sich bei der Antitoxinbildung um den Eintritt eines fremden Stoffes in ein im Gleichgewicht befindliches System von kolloidalen Stoffen handle, und daß zur Herstellung dieses früheren Gleichgewichtes eine Ab- spaltung aus diesem System stattfinde, deckt sich in den wesentlichen Punkten mit der EHurrLicHschen Anschauung. Dagegen unterscheidet sich der Standpunkt von METScHnIKoFF (l. c.) durchaus von den bisher hier vorgetragenen Meinungen. Dieser Forscher schreibt die Fähigkeit der Antitoxinproduktion allein oder doch vor allen an- deren Zellen den Makrophagen, den großen, einkernigen Leukocyten zu. Diese sollen die Sekretion der Antitoxine besorgen. So sicher es ist, daß bei der Produktion der Ambozeptoren (s. Kapitel Bak- terizide Sera) nach den Untersuchungen von PFEIFFER & Marx und A. WasserMAnn den an Leukocyten reichsten Organen, vor allen Dingen Knochenmark und Milz, die hervoragende Rolle zufällt, so ist dieses allerdings für die Antitoxine nicht bewiesen. Zwar hat Römer Knochenmark und Milz als eine Bildungsstätte des Anti- abrins nachweisen können. Doch hat, wie wir weiter unten sehen werden, derselbe Forscher auch gezeigt, daß andere Organe und damit auch andere Zellen unter bestimmten Verhältnissen imstande sind, Antiabrin zu bilden. Es würde hier zu weit führen, auf alle die zahlreichen Experimente, die METSCHNIKOFF und seine Schule zur Stütze ihrer Ansicht ausgeführt haben, einzugehen, zumal diesem wichtigen Gegenstande seitens METSCHNIKOFFS ein eigenes Kapitel in dem Handbuch gewidmet ist (vgl. Kap. Immunität vom Standpunkt der Phagocytentheorie). Nach den experimentellen Ergebnissen können wir bisher, wie es scheint, nicht als bewiesen betrachten, daß die Makrophagen die alleinige Quelle aller Antitoxine sind, sondern «es ist jede Zelle, welche Gift zu binden vermag, auch imstande, Anti- toxin zu produzieren. Daß unter diesen Umständen den Leuko- cyten, die die verbreitetsten Zellen im Organismus sind, eine hervor- ragende Rolle bei der Antitoxinproduktion zukommt, ist sicher. Man muß demnach in Uebereinstimmung mit EHrtichn wohl annehmen, dab das Wesentliche für die Antitoxinproduktion der Gehalt des lebenden Organismus an Zellen ist, die das Toxin nach der obigen Definition richtig binden können. T. Bang & Forssman wider- sprechen allerdings in neuerer Zeit auf Grund ihrer von EHrLIcH & Sachs bekämpften Beobachtungen den Enrrichschen Anschauungen. Zur Stütze der EnrricHhschen Lehren müssen wir hier vor allem die Experimente betrachten, welche beweisen, daß gewisse Zellen mit Toxinen überhaupt eine echte Bindung einzugehen vermö- gen und dab weiterhin diese Eigenschaft in einer direkten Be- ziehung zu der Fähigkeit des Organismus, Antitoxin zu produ- zieren, steht. Die Tatsache, daß ein Toxin seitens gewisser Zellen gebunden wird, kann in vivo und in vitro geliefert Antitoxische Sera. 263 werden. In vivo ist die Versuchsanordnung die, daß wir ein Toxin einem lebenden Tier injizieren und nun nach einiger Zeit nach- sehen, ob das in das Blut injizierte Toxin dortselbst noch vorhanden oder verschwunden ist. Ist das letztere der Fall, so beweist dies aller- dings noch nicht, daß das Toxin nun nach unserer obigen Definition aus dem Blut heraus an Organe echt gebunden wurde, sondern es kann sich dabei auch um eine einfache, lockere Aufspeicherung, Adsorption in Organen handeln. Der Beweis, daß das Toxin in solchem Fall wirklich gebunden ist, wird vielmehr erst dadurch geliefert, daß wir die Emulsion. sämtlicher Organe des Tieres auf Vorhandensein des Giftes prüfen. Ist es in bestimmten Organen nur locker gespeichert, dann werden diese Organe Giftwirkung ausüben. Dies kann aber nicht der Fall sein, wenn das Toxin an die Organe richtig ge- bunden ist. Denn dann ist seine haptophore Gruppe bereits durch die Rezeptoren in dem Organe besetzt und es kann dann ein solcher Organbrei mit gebundenem Gift in einem neuen Tiere keine Giftwir- kung mehr auslösen. Derartige Versuche sind zahlreich angestellt worden. Was zunächst die Tatsache angeht, ob überhaupt die in die Blutbahn empfänglicher Tiere injizierten Toxine rasch aus derselben verschwinden, so ist dies schon seit langer Zeit durch die Unter- suchungen von v. BEHRING (l. c.), BRONSTEIN, Knorr (l.c.) Dönıtz, CrorLy, HEyMans, D£croLy & Rousse, Kraus & Liırschürz, Hey- MANS & Massoın für Diphtherie-, Tetanus-, Schlangengift, Bakterio- hämolysine und selbst gewisse organische synthetische Gifte, wie für die Malon-Nitrile, nachgewiesen worden. Das Schwinden der injizierten Gifte aus der Blutbahn geht ungemein rasch vor sich, so daß beispiels- weise bei Kaninchen schon nach einer Stunde nur mehr ein Viertel der injizierten Tetanustoxinmenge im Blute nachgewiesen werden kann, und für gewisse Bakterienhämolysine konnten Kraus & LipscHÜtz (l. c.) zeigen, daß sie schon 4 Minuten nach der Injektion im Blute nicht mehr nachgewiesen werden konnten. Indessen, wie schon oben er- wähnt, beweisen diese Versuche noch nicht völlig, daß es sich bei diesem Verschwinden aus dem Blutplasma um eine echte Bindung an Organzellen handelt. Dies lehrt z. B. folgender Versuch von METSCHNIKOFF. Er spritzte Skorpionen eine für Mäuse tausendfach tödliche Dose Tetanusgift ein, ohne daß die Tiere erkrankten. Als er nach wenigen Tagen das Blut untersuchte, konnte er das Toxin dort nicht mehr nachweisen. Untersuchte er nun aber die Organe, so zeigte sich die Leber stark gifthaltig, und dieses Verhalten konnte er noch nach Monaten feststellen. Demnach geht also bei diesem Tiere das Toxin wohl aus der Blutflüssigkeit heraus, indem es sich in ge- wissen Organen ablagert, aber es wird dort nicht gebunden (vgl. oben). Wir werden weiter unten bei der Würdigung dieses Experi- mentes für die Frage der Antitoxinbildung noch auf diesen Versuch des näheren zu sprechen kommen. Umgekehrt zeigt nun ein Expe- riment von Ransom, daß es sich bei dem Verschwinden des Tetanus- giftes bei Tieren, die imstande sind, Tetanusantitoxin zu bilden, tat- sächlich um eine echte Bindung in gewissen Organen handelt. In- jiziert man nämlich Tetanusgift empfänglichen Tieren, so findet man nach einiger Zeit alle Organe gifthaltig mit Ausnahme des Zentral- nervensystems. In diesem Organ muß also das Tetanusgift richtig ge- bunden sein, denn sonst müßte auch dieses Organ wie alle übrigen, in denen das Toxin nur einfach abgelagert ist, toxisch wirken. 264 A. v. Wassermann und MICHAEL WASSERMANN, Noch beweisender aber für die Frage, ob Toxine an gewisse Zellen des Organismus richtig chemisch gebunden werden können, waren die zuerst von A. WassERMANN & TakaRı in vitro ausgeführten Experi- mente über die Bindungsmöglichkeit gewisser Organe gegenüber Toxinen. — Diese Versuche haben ergeben, daß zwischen Tetanustoxin und bestimmten Organen sich in vitro spezifisch bindende Eigen- schaften nachweisen lassen. Die Organe, welche diese bindende Affi- nität zum Tetanustoxin bei der Vermischung im Reagenzglase zeigen, sind bei verschiedenen Tieren verschieden. Bei Menschen, Pferden, Meerschweinchen bindet nur das Zentralnervensystem, bei Kaninchen binden außerdem noch andere Organe, so die Leber und Milz, das Tetanusgift in vitro. Injiziert man also eine Mischung, beispiels- weise von Meerschweinchengehirn-Emulsion und Tetanusgift, einem empfänglichen Tiere, z. B. einer Maus, so erkrankt dieses Tier, sofern man die richtigen Mengenverhältnisse gewählt hat, nicht. Diese Tatsache wurde durch die verschiedensten Untersucher, so durch RANSOoM, METSCHNIKOFF, MARIE, BLUMENTHAL, MILCHNER, Danysz, Zupnik, Marx, Dönttz bestätigt. Insbesondere konnte MILCHNER zeigen, daß, wenn man Tetanusgift in vitro mit dem normalen Zentral- nervensystem von Meerschweinchen in gewissen Mengenverhältnissen vermischt und zentrifugiert, die obenstehende Flüssigkeit nach dem Zentrifugieren giftfrei wird. A. Wassermann hat diese bindenden Be- ziehungen zwischen gewissen Organen, insbesondere der normalen Zentralnervensubstanz mancher Tiere und dem Tetanusgift, als einen spezifischen Vorgang erklärt, der analog sei der spezifischen Bindung zwischen Toxin und Antitoxin, wie dies im folgenden Kapitel aus- einandergesetzt werden soll. Gegenüber dieser Deutung wurden zu- nächst von METSCHNIKOFF (]l. c.), der zwar die Richtigkeit des Ex- perimentes anerkannte, Einwände erhoben. METSCHNIKOFF kam zu dem Schlusse, daß es sich dabei nicht um einen spezifisch chemischen Bindungsvorgang, sondern vielmehr um eine mechanische Adsorption handle. Die Unschädlichkeit des Gehirn-Toxingemisches für Tiere komme dadurch zustande, daß der Gehirnbrei leukocytenanlockend wirke und die Leukocyten, welche den mit dem Gift mechanisch be- ladenen Gehirnbrei in sich aufnehmen, seien die wahre Ursache der scheinbar durch die Bindung der haptophoren Toxingruppe eintreten- den Entgiftung bei der Mischung von Tetanusgift und Gehirnbrei. Das Gehirn sei also nur das Mittel, um die Leukocyten herbeizulocken. — METSCHNIKOFF stützt sich dabei besonders auf Experimente von STuUDEnsky, wonach das Karmin imstande sei, ebenfalls Tetanusgift zu fixieren und seine giftige Wirkung für Meerschweinchen herab- zusetzen. Demgegenüber ist die Ansicht aufrecht zu erhalten, daß es sich bei dem in Frage stehenden Phänomen um eine echte spezifisch bindende Affinität zwischen dem Tetanustoxin und gewissen Zellen des Zentralnervensystems handelt und daß die Entgiftung des Toxins durch den Gehirnbrei eine direkte Folge dieser Bindung und Ver- stopfung der haptophoren Gruppe des Toxins und nicht etwa der Ein- wanderung der Leukocyten sei. Dies wird am schlagendsten durch die von Dönıtz erbrachte experimentelle Tatsache bewiesen, daß nur die graue, also zellenhaltige Substanz des Zentralnervensystems Teta- nustoxin zu binden und damit für Tiere zu entgiften vermag, nicht aber die weiße Substanz. Es wäre nicht einzusehen, weshalb die Leu- kocyten gerade nur einen Brei aus grauer und nicht auch den aus Antitoxische Sera. 265 weißer Substanz in sich aufnehmen. Daß es sich ferner um einen spezifischen Vorgang handelt, geht daraus hervor, dab gekochtes Gehirn diese Fähigkeit nicht hat, sowie daß andere Gifte, die intra vitam zum Zentralnervensystem keine Beziehung zeigen, von diesem Organ auch nicht gebunden werden. Vielmehr konnten bindende Eigenschaften zwischen Gehirn und Toxin nur dann festgestellt werden, wenn es sich um Toxine handelt, die auch wirklich echte Neu- rotoxine sind, so zZ. B. für das Botulismusgift von KEMPNER & SCHE- PILEwsky und für die neurotoxische Komponente des Schlangengiftes von FLExner & NocucHı. Später haben dann v. BEHRInG & Kıra- suıMma Einwände gegen diese Deutung erhoben, indem KırasHımA bei Anwendung sehr großer Giftmengen gefunden haben wollte, daß die Gehirnmischung die Wirkung des nachträglich zugesetzten Anti- toxins auf das Toxin störe. Marx (l. c.), der die Angabe von Kıra- sHIma nachprüfte, fand aber bei mehr als 200 Versuchen an Mäusen gerade das Gegenteil, daß nämlich die antitoxische Wirkung des Ge- hirns in vitro so ist, daß sie durch späteren Zusatz von Tetanusanti- toxin einfach ergänzt wird. Marx kommt daher zu dem Schlusse, dab die Tetanusgift neutralisierende Wirkung des Meerschweinchen- gehirns und Tetanusantitoxins sich bei Einwirkung auf das Gift in vitro summieren und daß man weiter berechtigt ist, hieraus den Schluß zu ziehen, die Tetanusgift neutralisierenden Wirkungen des Meer- schweinchengehirns und des Antitoxins seien Funktionen, die prin- zipiell als gleichwertige angesehen werden müssen. Auch der von Danysz gemachte Einwand, daß man aus der Gehirn-Toxinmischung nach mehrere Tage währender Mazeration des Gehirnes das Toxin wiedergewinnen könne, spricht eher für eine feste Bindung und findet sein Analogon in der Möglichkeit des Wiedergewinnes von Toxin aus einer Toxin-Antitoxinmischung (s. unten). Am meisten aber spricht für die Ansicht, daß es sich bei der Tetanusgift neutra- lisierenden und bindenden Eigenschaft des normalen Zentralnerven- systems um einen spezifischen Vorgang handelt, die vollkommene Uebereinstimmung, die man zwischen diesen Experimenten in vitro und den Experimenten über Tetanus in vivo nachweisen kann. In erster Linie sei hier die Arbeit von Ransom erwähnt, in der nachgewiesen wurde, daß auch die Zentralnervensystemsubstanz des lebenden Tieres das Tetanusgift bindet. Beim Menschen und Meer- schweinchen bindet ferner, wie schon erwähnt, von allen Organen nur das Zentralnervensystem, und zwar nach den Dönıtzschen Ver- suchen nur die zellenreiche graue, nicht über die weiße Substanz desselben das Tetanusgift. In der Tat sehen wir intra vitam beim Menschen und bei diesen Tieren Symptome nur seitens des Zentral- nervensystems auftreten. Beim Kaninchen dagegen konnten A. W AssER- MANN & TaraRI in vitro außer im Zentralnervensystem noch in an- deren Organen bindende Gruppen nachweisen, und dementsprechend sehen wir bei dieser Tierart neben den spastischen Erscheinungen seitens des Zentralnervensystems noch pathologische Veränderungen seitens anderer Organe auftreten, wie dies gleichfalls Dönıtz gezeigt hat. Ebenso stimmten mit den in vitro vorgenommenen Bindungsver- suchen zwischen Tetanusgift und Organ die am lebenden Tiere aus- geführten Untersuchungen von Roux & BorRREL überein. Wie schon öfters erwähnt, ergeben die Bindungsversuche in vitro, daß beim Kaninchen die bindenden Gruppen nicht auf das Zentralnervensystem 266 A. v. WAssERMAnN und MICHAEL WASSERMANN, beschränkt, sondern im Gresamtorganismus zerstreut sind und dement- sprechend konnten die genannten Forscher zeigen, daß beim Kanin- chen zur Auslösung des Tetanus bei subkutan gegebenen Dosen un- gleich größere Mengen Toxins notwendig sind wie bei direkter Ein- fuhr in das Gehirn. Beim Meerschweinchen dagegen ist die Dosis letalis bei intracerebraler und subkutaner Injektion die gleiche, ein- fach deshalb, weil im ersten Fall ein Teil des Giftes von den außer- halb des Zentralnervensystems zerstreuten Rezeptoren abgefangen wird, was bei der direkten Einfuhr in das Gehirn nicht möglich ist. BLUMEN- THAL (l. c.) gibt ferner an, daß die giftbindende Eigenschaft des Zentralnervensystems in vitro abnimmt, wenn dieses von Tieren stammt, denen zu Lebzeiten Tetanusgift injiziert worden war. Nach alledem dürfen wir es als feststehend betrachten, daß das Tetanustoxin an ge- wisse Zellen fest gebunden wird. Daß neben dieser Bindung des Tetanustoxins seitens des Zen- tralnervensystems die physikalisch-chemische Adsorption eine gewisse Rolle spielen kann, mag zugegeben werden. Nach LANDSTEINER & RAUBITSCHEK, LANDSTEINER & EISLER, LANDSTEINER & BoTTErI, sowie K. TAakakı vermögen Lipoide auf Toxine ähnlich zu wirken wie sie nach OvERTON & MEYER für Nar- cotica wirksam sind, indem sie Lösungsmittel für diese Gifte dar- stellen. Auch nach NevreLp & Dorp kommt dem Leecithin die Eigen- schaft zu, gewissermaßen als Lösungsmittel für Diphtherietoxin zu dienen. Als solches toxinlösendes Lipoid fand speziell K. Takakı das aus dem Gehirn darstellbare Cerebron. Indessen ist als das hauptsächlich wirkende Moment bei der Bindung von Toxin an Gewebe die spezifische chemische Affinität zwischen Toxin (haptophore Gruppe) und Zelle (Rezeptor) aufzu- fassen. WoLrr-Eiısner und A. RosEenBaum konnten dementsprechend zeigen, daß bei der Autolyse, also einem Eingriff, bei dem die Lipoide nicht verändert werden, die giftbindende Fähigkeit des Gehirns gegen Tetanus verloren geht, indem die Rezeptoren zerstört werden. MARIE & TıFrrFEneau sind nach ihren Versuchen ebenfalls der Ansicht, daß das Tetanustoxin von den Eiweißgruppen und nicht von den Lipoiden des Gehirns gebunden wird. Sie konnten, nachdem die neutralisierende Wirkung bereits eingetreten war, durch Trocknen des Gehirns oder durch Pepsinverdauung das Toxin wieder gewinnen, während nach Zerstörung der Lipoide durch deren Ferment, die Lipase, keine Giftwirkung auftrat. Derartige bindende Eigenschaften, wie sie zwischen giftempfind- licher Zelle und Tetanustoxin nachgewiesen sind, wurden nun in der Folgezeit noch für zahlreiche andere Gifte gezeigt. In erster Linie konnten EnurLich & MORGENROTH in einwandfreier Weise die Bindung zwischen den empfänglichen Erythrocyten und dem zu- gehörigen Hämolysin resp. dem Ambozeptor beweisen. Das gleiche zeigte Mansen für Erythrocyten und Tetanolysin, NEISSER & WEcHs- BERG für das Staphylosin und andere Autoren lieferten für andere Blutgifte, so für Riein, Schlangengift usw. den gleichen Beweis. Besonders wichtig sind in dieser Beziehung die Versuche von SıacHas. Dieser Autor bewies, daß die für Kreuzspinnengift, das Arachnolysin, unempfänglichen Blutkörperchen, wie Meerschwein- chenblutkörperchen, das Gift aus einer Lösung nicht an sich zu Antitoxische Sera. 267 binden vermögen, so dab also beim Abzentrifugieren in der Kälte das Gift in der Lösung bleibt. Dagegen beladen sich die Stromata empfänglicher Blutkörperchen, wie die des Ratten- und Kaninchen- blutes, beim Abzentrifugieren in der Kälte, wobei die Auflösung der Erythrocyten durch das Gift verhindert wird, mit dem Toxin. Das gleiche zeigte Jacosı für Crotin. Zu dieser Gruppe von organ- spezifischen Giften muß nach den Untersuchungen von DoErRR auch das Toxin des Bacillus dysenteriae SmiGa-Kruse gerechnet werden, wenn auch hier in bestimmter Hinsicht Abweichungen vorliegen. Nach Doerr können kleine Mengen Dünndarmschleimhaut von Ka- ninchen die 100—200-fach tödliche Dosis Dysenterietoxin bei ein- fachem 2-stündigen Stehenlassen bei 37° entgiften. Die anderen Organe von Kaninchen: Niere, Leber, Hirn, Milz, und andere Darm- teile, Coecum, Processus vermiformis, Dickdarm, sowie der Dünn- darm anderer Herbivoren besitzen die toxinneutralisierende Wirksam- keit des Kaninchendünndarms nicht. Nach Doerr trifft die naheliegende Annahme der Einwirkung verdauender Fermente nicht zu. Vielmehr besitzt die sorgfältig ge- waschene Dünndarmschleimhaut die antitoxische Fähigkeit nach wie vor. Da aber gerade der Dünndarm bei der experimentellen Dysenterie der Kaninchen von pathologischen Veränderungen frei bleibt, so zeigt sich hier das gegenüber den obigen, an den Gehirntetanustoxinversuch anschließenden Experimenten, paradoxe Verhalten, daß ein, selbst nicht empfindliches Organ das Gift binden kann. DoErr nimmt als wahrscheinliche Ursache dieses antitoxischen Vermögens des Ka- ninchendünndarms das Vorkommen von Normalantitoxin in diesem Organe an. Uebrigens konnte DoErR nur bei der Hälfte der unter- suchten Kaninchen die giftneutralisierende Wirkung der Dünndarm- schleimhaut feststellen. Durch alle diese Versuche ist also das Bestehen spezifisch binden- der Beziehungen zwischen gewissen Zellen des lebenden Organismus und Toxinen sicher erwiesen. Wie erinnerlich, haben wir im vorhergehenden die Ansicht aus- gesprochen, daß zwischen dieser Bindung und dem Auftreten von Antitoxin ein direkter Zusammenhang bestehe. Demzufolge sind hier die experimentellen Belege dafür nötig, daß es tatsächlich in einem Organismus, bei dem wir bindende Beziehungen zwischen ge- wissen Zellen und einem Toxin, also das Vorhandensein einpassender Rezeptoren, im Enrrichschen Sinne nachweisen können (sofern diese abstoßungsfähig sind), auch wirklich zur Antitoxinproduktion kommt. Umgekehrt darf ein Organismus, von dem wir nachweisen können, daß das betreffende Toxin nicht gebunden wird, bei der Immunisierung auch kein Antitoxin liefern. Für diesen Punkt sind besonders die Experimente MEeTscHhnıkorrs über die Tetanusanti- toxinproduktion bei Kaltblütern sehr wichtig. Schon oben haben wir angeführt, daß die Schildkröte keine Spur von Tetanusgift zu binden vermag. Tatsächlich tritt bei ihr auch keine Spur von Tetanusantitoxinbildung beim Immunisieren ein. Umgekehrt bindet der Alligator, wie METSCHNIKOFF zeigen konnte, das Tetanuseift in gewissen Organen. Er erkrankt indessen nicht, weil die Zellen seines Zentralnervensystems gegen die toxophore Gruppe unempfänglich sind. Aber er bildet im Gegensatz zur Schildkröte reichliche Mengen von 268 A. v. WassERMANnN und MICHAEL WASSERMANN, Tetanusantitoxin. Aus diesem schönen Versuche geht also hervor, daß es tatsächlich in erster Linie die Funktion der haptophoren Gruppe, die Bindung ist, welche die unerläßliche Bedingung für die Antitoxinproduktion darstellt, während eine krankmachende Wirkung, wie dies der Alligator zeigt, dabei nicht nötig ist. Auch die Versuche von SacHs über Arachnolysin (s. oben) ergaben, daß Meerschweinchen, die für die giftige Wirkung dieser Substanz unempfänglich sind, dennoch imstande sind, Antikörper zu produzieren. Auch die Versuche von Kraus & EISENBERG und die von Forp beweisen, daß eine Anti- toxinproduktion nur möglich ist in einem Organismus, dessen Zellen spezifisch bindende Beziehungen zu dem Ausgangskörper besitzen. Stets muß man sich indessen dabei vor Augen halten, daß die Bin- dung des Toxins, wie soeben an dem Beispiel des Alligators gezeigt wurde, nicht gleichbedeutend mit Erkrankung infolge des Toxins ist. Ja, es können die Organe, in denen die zur Antitoxinproduktion führende Bindung des Toxins erfolgt, ganz andere sein als diejenigen, in welchen die toxophore Gruppe ihre krankmachende Wirkung ent- faltet. Das sehen wir beispielsweise bei der Tetanusantitoxinproduk- tion des Kaninchens und des Huhnes. Es ist daher der Einwand, den GRUBER und BorDET gegen den direkten Zusammenhang zwischen Bindung und Antitoxinproduktion machen, indem sie sich darauf stützen, daß beispielsweise das Huhn Tetanusantitoxin bei Toxin- dosen produzieren könne, die nicht imstande seien, es an Tetanus er- kranken zu machen, nicht stichhaltig. Denn, wie oben an dem Bei- spiel des Kaninchens auseinandergesetzt, gibt es eine Reihe von Tier- arten, wozu nach den Versuchen von Roux & BorrEL auch das Huhn gehört, die außer im Zentralnervensystem auch noch in anderen Organen ihres Körpers bindende Gruppen für das Tetanustoxin zer- streut haben. Solche Tiere können dann natürlich Antitoxin pro- duzieren, ohne daß es zu krankhaften Symptomen von seiten des Zentralnervensystems kommt, indem die anderen Rezeptoren ihres Organismus die Antitoxinproduktion übernehmen. Es ist also irrig, diesen Punkt so aufzufassen, als ob ausschließlich nur die giftempfind- lichen Zellen, d. h. diejenigen, welche durch die toxophore Gruppe krank gemacht werden können, Antitoxin zu bilden vermögen. Wir müssen uns dabei stets erinnern, daß nach EnrricH ein Toxinmolekül wie überhaupt jedes zur Antikörperproduktion befähigte Molekül aus zwei getrennten Gruppen, der haptophoren und toxophoren resp. Funktionsgruppe besteht, daß also das Gift in Organen ver- ankert werden kann, auf welche die toxophore Gruppe gar keine Wirkung hat. Welche Beweise haben wir indessen für diese Enrrichsche An- nahme des Vorhandenseins getrennter Gruppen im Toxinmolekül? Früher stützte man sich dabei in erster Linie auf die Tatsache der langsamen Wirkung dieser Substanzen, also auf die Inkubation der Toxine. Man glaubte, daß diese Inkubation dadurch hervorgerufen sei, dab zuerst die haptophore Gruppe an das Organ verankert werde und dann erst nach einer gewissen Zeit die Wirkung der toxophoren Gruppe beginne. Indessen gibt es Gifte, z. B. das Ichthyotoxin und das Schlangengift, gegen die man Antitoxin produzieren kann und die trotzdem nur eine sehr kurze Inkubationszeit haben. Kraus fand im Vibriolysin des Vibrio Nasik ein zur Antitoxinproduktion befähigtes Toxin, das fast ohne Inkubation innerhalb 10—30 Minuten Antitoxische Sera. 269 nach der Injektion Tiere tötet. Dazu kommt noch, daß H. MEyER glaubt, die Inkubation beispielsweise bei dem Tetanusgift auch da- durch erklären zu können, dab das Toxin im Nervenstamm nur sehr langsam nach oben zum Zentralnervensystem diffundiere. Wir müssen also sagen, daß das Phänomen der Inkubation allein kein genügender Beweis für das Vorhandensein getrennter Gruppen im Toxinmolekül ist. Wohl aber ist ein Beweis dafür das Vorhandensein und die Bildung der Toxoide, die wir fast durchgängig bei den Körpern, mit denen wir immunisieren können, nachzuweisen vermögen. So für Diphtherietoxin (Enrricn), für Ricin (Jacogy), für Abrin (Römer), Staphylotoxin (NEISSER & WECHSBERG, Vibriolysin (VoLk & Lir- scHürz). Tetanolysin (ARRHENIUS & MADsen), Cobragift (Mvers, FLExNer), für die Komplemente (EHrLıich & MOoRGENROTH), für die Asglutinine (VoLK & EISENBERG, A. WASSERMANN), für Fermente (KorscHhun) usw. Wir können über diesen Punkt hier kürzer hinweggehen, da in dem Kapitel über die Seitenkettentheorie in diesem Handbuch ausführlich über Toxoide berichtet ist. Das, was uns an dieser Stelle hauptsächlich von den Toxoiden inter- essiert, ist der Umstand, dab dies Körper sind, die an Giftig- keit in Vergleich mit den ursprünglichen Toxinen stark abge- nommen, dagegen ihr Bindungsvermögen für Antitoxine und dem- entsprechend auch ihre immunisierende Fähigkeit — allerdings mit einer Einschränkung, auf die wir noch unten kommen werden — beibehalten haben. Den besten Beweis indessen für das Vorhandensein getrennter Gruppen im Toxinmolekül liefern die schönen Versuche MORGENROTHS über den Tetanus des Frosches. CouRMoNT & Doyon haben entdeckt, daß der Frosch nur bei höheren Temperaturen, nicht in der Kälte der Tetanusvergiftung erliegt. MOoRGENRoTH konnte nun den Nachweis erbringen, daß auch bei niedriger Temperatur das Tetanustoxin von dem Frosche zwar gebunden wird, daß aber die toxophore Gruppe bei dieser Temperatur keine Giftwirkung ausübt und deshalb der Frosch in der Kälte nicht erkrankt. Den Nachweis der Bindung des Tetanustoxins bei den Kältefröschen erbrachte der genannte Autor auf folgende Weise: Er injizierte 3, 4, 5 Tage usw. nach Injektion des Toxins und Aufenthalt in der Kälte, den Fröschen eine Menge von Tetanusantitoxin, die das vorher injizierte Toxin hätte überreichlich neutralisieren müssen, wenn das Toxin noch frei kreisen würde, und brachte nun diese Frösche in die Wärme. Es trat bei allen Tetanus auf, eben weil bereits in der Kälte das Toxin gebunden war, als das Antitoxin in den Organismus gelangte. — Brachte MORGENROTH Frösche, die er sofort nach der Giftinjektion nur einen Tag höherer Temperatur ausgesetzt hatte, so daß noch kein Tetanus zu bemerken war, in die Kälte zurück, so blieben die tetanischen Symptome aus. Brachte er sie nun aber nach Tagen oder Wochen in die Wärme, so erkrankten sie, aber die Inkubationszeit war dann abgekürzt, indem während des eintägigen Aufenthaltes in der Wärme bereits auch ein Teil der toxophoren Gruppe, allerdings noch nicht genügend zur Krankheitsauslösung, hatte zur Wirksamkeit kommen können. Diese Experimente sprechen durchaus für das Vorhandensein getrennter Gruppen, der haptophoren und toxophoren, im Tetanus- toxinmoleküle: die eine tritt bereits in der Kälte in Wirksamkeit, die andere erst in der Wärme. Wir wollen allerdings nicht ver- hehlen, daß GRUBER (GRUBER & v. PiRauET) bezweifelt, ob diese 270 A. v. WAssERMANN und MiıcHAEL WASSERMANN, Versuche die Existenz zweier getrennter Gruppen im Toxinmolekül beweisen. Es würde hier zu weit gehen, wenn wir dieGegenargumente EHRLICHs gegen GRUBER in extenso anführen wollten. Wir ver- weisen in dieser Hinsicht auf die Originalarbeit von EHRLICH. Nach alledem dürfen wir sagen, daß die Eigenschaft einer Sub- stanz, an gewisse Körperzellen gebunden zu werden, und die Möglich- keit der Antitoxinproduktion gegen diese Substanz so konstant nebeneinander nachzuweisen sind, daß wir wohl einen kausalen Zu- sammenhang zwischen beiden annehmen müssen. Schon oben haben wir indessen durchblicken lassen, daß wir zwar auf dem Standpunkte stehen, die Funktion der haptophoren Gruppe als die Conditio sine qua non für die Antikörperproduktion anzusehen, daß wir aber zweifeln, ob ausschließlich die Bindung an den Rezeptor genügt, die Anti- körper im Serum auftreten zu lassen. Es wäre immerhin denkbar, daß die Bindung nur zu einer Vermehrung der Rezeptoren führt, daß aber die Abstoßung dieser Rezeptoren, also das, was GRUBER U. 2. die Sekretion der Antikörper seitens der Organe in das Blut nennen, erst noch eines besonderen Anstoßes, den wir wohl als „Reiz“ be- zeichnen müssen, bedarf. EHRLICH & MORGENROTH geben dem selbst Ausdruck, indem sie schreiben: „Allerdings erreichen bei manchen Immunisierungen die Neubildungsvorgänge ein so ungewöhnlich hohes Maß, daß man an einen bestimmten, durch das Toxin- oder Toxoid- molekül bedingten besonderen Zellreiz denken muß.“ A. WasseEr- MANN drückte sich auf Grund von Experimenten von STRonG eben- falls dahin aus, daß zur Antikörperproduktion mit der Bindung an die Zellen ein Reiz verbunden sein müsse, daß also der „Bindungsreiz“ zur Antikörperproduktion führe. Auch v. DungGern ist der gleichen Ansicht. v. DunGern sagt: „Bei dieser Sachlage kann die einfache Außerfunktionsstellung der Rezeptoren nicht gut zur Erklärung der Antikörper verwandt werden.“ Für diese Ansicht spricht auch die Arbeit von Bruck, der nachweisen konnte, daß man mit vollständig ungiftigen Tetanusgiften bei Kaninchen kein Tetanusantitoxin pro- duzieren kann, währenddem Toxoide, sobald sie auch nur mehr eine Spur der toxophoren Gruppe enthielten, Antitoxin produzieren. Es scheint also die einfache Besetzung der Rezeptoren nicht zu genügen, sondern es muß, wie gesagt, dazu noch ein gewisser Reiz hinzu- kommen. Was nun dieFrage angeht, ob nur die giftempfindlichen oder auch andere Zellen zur Antitoxinproduktion befähigt sind, so ist diese be- reits oben beantwortet. Wir haben dortselbst an dem Beispiele der Tetanusantitoxinproduktion seitens des Huhnes und des Kaninchens gezeigt, daß jede Zelle, die Toxin binden kann, auch wenn die toxo- phore Gruppe auf sie nicht spezifisch krankmachend wirkt, befähigt ist, Antitoxin zu produzieren. Dies ist noch besonders durch die Ver- suche von RÖMER sowie v. DunGern über lokale Antitoxinbildung be- wiesen. RÖMER hatte Kaninchen durch Aufträufeln von Abrin auf das rechte Auge immunisiert und dann im Beginn der dritten Woche ge- tötet. Verrieb er nun die rechte Conjunctiva mit einer tödlichen Dose von Abrin und spritzte diese Mischung einem Tiere ein, so blieb letz- teres ganz gesund, dagegen zeigte die linke Conjunctiva desselben Tieres bei dem gleichen Versuche keine Spur von Antiabrin. Dadurch ist also bewiesen, daß die Zellen, die in die Lage gekommen waren, Abrin zu binden, Antiabrin gebildet haben. Ganz ähnlich konnte v. Antitoxische Sera. 271 DuncGern (l. c.) dies bei einem Gegenkörper gegenüber dem Maja- serum nachweisen. Aus diesen Versuchen geht hervor, daß jede Zelle, die Toxin zu binden vermag, auch lokal Antitoxin produzieren kann. Wirkung der Antitoxine auf die Toxine. A. In vitro. Betreffs der Wirkung der Antitoxine auf die Toxine hattev. Ben- RING sich folgendermaßen ausgedrückt: „Die Immunität von Ka- ninchen und Mäusen, die gegen Tetanus immunisiert sind, beruht auf der Fähigkeit der zellfreien Blutflüssigkeit, die toxischen Substanzen, welche die Tetanusbacillen produzieren, unschädlich zu machen.‘ Dieses Unschädlichmachen konnte nun in verschiedenem begründet sein. In erster Linie konnte es sich dabei um eine Zerstörung des Toxins han- deln. Daß dieses nicht der Fall ist, wurde durch die Versuche von CALMETTE und A.v. WASSERMANN bewiesen, indem diese Antoren aus einem neutralisierten Gemisch von Toxin-Antitoxin bei Schlangen- gift rsp. Pyocyaneustoxin nach Erhitzen der Mischung über die Zer- störungstemperatur des Antitoxins hinaus die Giftwirkung wieder herstellen konnten. Auch die Versuche von BucHxer und die von Roux & VAILLARD sprachen gegen eine direkte Zerstörung der Toxine durch die Antitoxine. DBucHNER konnte zeigen, daß Tetanustoxin- Antitoxingemische, die für Mäuse bis zur Unschädlichkeit neutra- lisiert, für Meerschweinchen noch wirksam waren. Durch die weiter unten noch zu besprechenden Arbeiten von MORGENROTH ist endgültig bewiesen, daß eine Toxinzerstörung durch Antitoxine nicht statt- findet. — Roux & VaıtLarD fanden, daß für normale Meerschwein- chen unschädliche Tetanustoxin-Antitoxingemische bei solchen Meer- schweinchen, denen vorher andere Bakterienarten einverleibt worden waren, wiederum Tetanuswirkung zeigten. BucHnEr sowie Rouxkamen auf Grund ihrer Versuche zu der Ansicht, daß es sich bei der Wir- kung des 'Antitoxins demnach nicht um eine direkte Einwirkung auf das Toxin handle, sondern nur um eine Art schnellster Immunisierung der Zellen gegen das Gift. Es wirke also das Antitoxin immer erst auf dem Umwege der Zelle auf das Toxin. Diese Ansicht war von vorn- herein unwahrscheinlich, denn unter diesen Umständen müßte das Antitoxin eine stärkere Wirkung auf das Toxin haben, wenn wir es vor der Toxininjektion einem Tier verabreichen. Das ist aber nicht der Fall. Vielmehr wirkt das Antitoxin dann am günstigsten, wenn es mit dem Toxin gleichzeitig an der gleichen Stelle injiziert wird. So zeigte Römer (l. c.), daß bei gleichzeitiger Einträufelung von Abrin und Antiabrin die entzündungserregende Wirkung des Abrins auf das Ka- ninchenauge nicht eintritt, dagegen wohl, wenn das Antiabrin vorher appliziert wurde, eine Tatsache, auf die übrigens für andere Bakterien- toxine schon vorher von ARONsoHN hingewiesen worden war. Endgültig wurde aber die Ansicht, daß es sich bei der Einwirkung von Antitoxin auf Toxin um einen direkten chemischen, ohne jede Mit- wirkung von lebenden Zellen zustande kommenden Vorgang handle, durch die Reagenzglasversuche EHrLıchs am Ricin nachgewiesen. Enrricn konnte dartun, daß die in vitro eintretende Agglutination der roten Blutkörperchen durch Ricin mittelst des Zusatzes von Anti- ricin aufgehoben wird. Da diese antitoxische Wirkung des Serums ricinfester Tiere in vitro auch auftrat, wenn die Blutkörperchen vorher 272 A. v. WASSERMANN und MICHAEL WASSERMANN, mit Kochsalz, Kalium nitricum oder Kalium chloratum gesättigt und sicher abgetötet worden waren und andererseits durch Ricin ähnliche Gerinnungsvorgänge auch in Fibrinlösungen hervorgerufen, durch Anti- ricin gehemmt werden können, so schloß EnrricH, daß es sich bei dieser antitoxischen Wirkung in vitro um einen rein chemischen Vor- gang handle, bei dem lebende Zellen keine Rolle spielen. Aehnliche antitoxische Wirkungen an Zellen im Reagenzglase konnten zeigen Denys & van DE VELDE, Bam für das Leukocidin in Staphylokokken- kulturen und das Antileukocidin, Camus & GLey sowie H. Kosse für die Wirkung des Aalserums auf Erythrocyten, KANTHAK, STEFFENS & Myers für Schlangengift, NEısser & WECcHSBERG für das Staphylo- toxin, EurLich & Mapsen für das Tetanolysin u. a. m. DBeson- ders beweisend für diese direkte Wirkung des Antitoxins ohne Ver- mittlung lebender Zellen ist ferner der Nachweis der Wirkung des spezifischen Antilabs auf das Labferment, wie dieser durch v. Dux- GERN, MORGENROTH sowie BrIoT geliefert wurde. Auch die Versuche von Lang, Hrymans & Massoın, wonach unterschwefligsaures Natron sich im Tierkörper gegenüber Blausäure wie ein echtes Antitoxin verhält, sprechen für die rein chemische Wirkung der Antitoxine auf die Toxine. v. BEHRING schließt sich ebenfalls dieser Ansicht an. Es ist also die Wirkung der Antitoxine auf die Toxine eine direkte, nach chemischen Gesetzen verlaufende, indem derselben eine gegenseitige Bindung zweier mit spezifischer Avidität versehenen Gruppen zu- grunde liest. Auch die von EHRLICH sowie Knorr gefundene Tatsache, daß die Wirkung von Antitoxin auf Toxin bis zu einem gewissen Grade genau wie bei anderen chemischen Re- aktionen, von Konzentration, Temperatur, Medium und Salzgehalt der Flüssigkeit, in welcher die Reaktion vor sich geht, abhängig ist, spricht für die rein chemische Natur der Toxin-Antitoxinwirkung. Die Avidität des Antitoxins zu dem Toxin ist bei verschiedenen Giften verschieden. So konnte EHRLICH (l. c.) bereits nachweisen, dab die Bindung zwischen Tetanustoxin und -antitoxin viel lang- samer verläuft als beispielsweise zwischen Diphtherietoxin und -anti- toxin oder wie zwischen Schlangengift und seinem Antitoxin. EHRLICH zeigte, daß bei einem wenig konzentrierten Gemisch von Tetanolysin und Antitetanolysin die Wirkung, wenn man das Gemisch zwei Stunden stehen läßt, 40mal so groß ist, als wenn man die Mischung sogleich benutzt. Dagegen ist die Avidität des Diphtherietoxins zum -antitoxin eine viel höhere, so daß das Optimum der Sättigung schon nach wenigen Minuten des gegenseitigen Einwirkens erreicht ist. MOoRGENROTH nimmt an, daß das Unterhautzellgewebe das Meer- schweinchens ähnlich wie ein Katalysator beschleunigend auf die Bin- dung zwischen Diphtherietoxin und -antitoxin einwirke. Mit der Zeit der Einwirkung wird die Bindung zwischen Toxin und Anti- toxin immer stärker. Dies demonstrieren besonders schön die Ver- suche von MARTIN & ÜHERRY. Diese Autoren zeigten, daß man ein äquilibriertes Gemisch von Schlangengift und Gegengift mittels Fil- tration durch Gelatine nach einiger Zeit der gegenseitigen Einwirkung noch trennen kann, so daß das ablaufende Filtrat wieder giftig wird. Die Gelatine läßt nämlich bei der Filtration unter Druck nur kol- loidale Moleküle von einer gewissen Größe durch. Da nun das Toxin- molekül kleiner ist als das Antitoxinmolekül, so geht nach einer be- stimmten Zeit, wenn die Bindung dieser beiden in der Mischung noch BE Antitoxische Sera. 273 nicht zu fest geworden ist, das Toxinmolekül noch durch die Poren, während das Antitoxin zurückgehalten wird. Nach einiger Zeit ist aber die Bindung so stark geworden, daß die beiden Moleküle durch Filtrieren nicht mehr auseinanderzureißen sind, und dann ist das ablaufende Filtrat nicht mehr toxisch. Was die Mengenverhältnisse angeht, in denen sich Toxin und Anti- toxin miteinander binden, so stellte EmrrıcH hierfür das Gesetz der konstanten Multipla auf: „10 Volumina Toxin binden 10 Volumina Antitoxin, 100 Volumina Toxin 100 Volumina Antitoxin“ usw. — Es binden sich also nach EnmrricH die beiden Stoffe nach festen, quantitativen Verhältnissen. Das Verhältnis einer bestimmten Toxindosis zu der Menge Antitoxin, die sie gerade neutralisiert, ist stets ein absolut konstantes. CoRBETT & KANTHAK wiesen nach, daß die Multipla sich genau der Theorie entsprechend verhalten, sofern man von Anbeginn an mit einer mehrfach tödlichen Dose ar- beitet. v. Benurınc will dagegen die strenge Proportionalität nur nach zweitägigem Kontakte beider Substanzen haben nachweisen können. Dieses EnrLicHsche Gesetz der konstanten multiplen Pro- portionen ist jedoch vielfachen Einwänden ausgesetzt worden. Wie weiter unten noch zu besprechen sein wird, gründen sich die Ein- wände gegen die Gültigkeit dieses Gesetzes auf Erscheinungen, die bei der unvollständigen Neutralisation von Toxin durch Antitoxin zutage treten. Sachs weist darauf hin, dab zum Studium gerade dieser Frage nur sicher neutralisierte Toxin-Antitoxingemische ver- wendet werden dürfen. In Gemischen, die sich physiologisch neutral verhalten, d. h. Meerschweinchen nicht mehr zu töten imstande sind, also keine Dosis letalis von freiem Toxin mehr enthalten, kann aber noch ein kleiner Rest von ungebundenem Toxin enthalten sein. Bei Verwendung von Multiplen kann dieser Toxinüberschuß dann durch physiologische Wirkung sich geltend machen. Durch dieses Verhalten sind wohl die Versuche von THEoBALD SMITH zu erklären, der mit solchen Gemischen noch aktive Immunität erzielen konnte. Durch Außerachtlassen dieser Kautelen sind verschiedene For- scher zu Schlußfolgerungen, die sich gegen die Gültigkeit des Ge- setzes der Multipla richten, gekommen. Die Angriffe galten jedoch nicht immer nur diesem Gesetz, sondern richteten sich meistens gegen die ganze Auffassung EnrricHs, daß Toxin und Antitoxin auf chemischem Wege sich binden und so eine neutrale Verbindung entsteht. Nach dem heutigen Stande dieser Kontroversen kann man den Satz von L. MiıcHAELIıs bestätigen, mit dem er die Abhandlung über physi- kalische Chemie der Toxin-Antitoxinbindung schließt: „Als Ur- sache für die spezifische Affinität von Toxin und Antitoxin werden wir also rein chemische Kräfte ansprechen müssen und wir werden sie vorläufig nur durch das von EmıtL FiscHER zunächst für die Fermente geschaffene Bild vom „Schlüssel“ und „Schloß“ verstehen, und die Entstehung des ‚Schlüssels“ im lebenden Organismus als Re- aktionsprodukt auf das „Schloß“ nur durch die EHrLicHsche „Seiten- kettentheorie‘“ begreifen. Neben der Enrricnschen Auffassung über die spezifische Bin- dung von Toxin und Antitoxin sind es zwei auf physikalisch- chemische Gesetze aufgebaute Theorien, welche dieses Phänomen zu ergründen suchten. Handbuch der pathogenen Mikroorganismen. 2. Aufl. II. 18 274 A. v. WAsSERMANN und MICHAEL WASSERMANN, Die Erklärung der Toxin-Antitoxinreaktion als Adsorptions- erscheinung von Kolloiden geht im Grunde zurück auf An- schauungen von BorpeT. Nach Borper beruht die Bindung zwischen Toxin und Antitoxin, ebenso wie andere Antigen - Antikörperbin- dungen, auf Molekularadhäsion, also auf mechanischer Adsor- ption. Ausdrücklich betonen BırLrz, MucH & SIEBERT, dab es sich dabei nicht um eine chemische Reaktion handle. Indessen reicht diese Auffassung des Vorganges zur Erklärung nicht aus, weil hierbei die Spezifität und die Erscheinung des Reak- tionsgleichgewichts nicht erklärt werden. Die durch mechanische Adsorption zustandegekommenen Bindungen, wie sie etwa bei der Adsorption eines Farbstoffs durch Kohle oder Cellulose auftreten, sind nicht spezifisch. Wie L. MıcHA- ELıs ausführt, können spezifische Unterschiede hierbei nicht zutage treten, da ein Stoff, der von Kohle adsorbiert wird, ebenso von Cellu- lose adsorbiert werden kann. Die Tierkohle kann Diphtherie-Anti- toxin ebenso wie Tetanusantitoxin adsorbieren. L. MICHAELIS weist ferner darauf hin, daß die Adsorption seitens aller anderen bekannten Adsorbentien durchaus nicht einfach einen mechanischen Vorgang dar- stellt, sondern als echte chemische oder elektro-chemische Reaktion aufzufassen ist. Was das Reaktionsgleichgewicht, worauf weiter unten noch einzu- gehen sein wird, betrifft, so gelten hier für die mechanische Adsor- ption andere Gesetze, wie für die Bindung zwischen Toxin und Anti- toxin. Ein Teil der (mechanischen) Adsorptionsbindungen ist re- versibel, ein Teil irreversibel, während die Bindung Toxin-Antitoxin weder gänzlich reversibel noch gänzlich irreversibel ist. Schließlich weist L. MıcHAELıs noch darauf hin, daß es sich bei dem Antitoxin nicht nur um eine chemisch nicht darstellbare und iso- lierbare Substanz handle, sondern, daß sie in sich möglicherweise, wie es z. B. von den Agglutininen bewiesen ist, Komplexe von ver- schiedener Avidität enthalte. Die Adsorption bei derartigen Körpern verläuft aber nach anderen Gesetzen wie bei chemisch einheitlich zu- sammengesetzten. L. MıcHazuıs läßt daher die Auffassung der Toxin- Antitoxinbindung als Adsorptionserscheinung nur in dem Sinne gelten, dab er darunter eine Adsorption mit chemischer Zustandsänderung versteht. L. MıcHAELIs nennt sie „anomale Adsorption“ als Ausdruck dafür, daß diese Bindung nicht nach den Gesetzen der einfachen mechanischen Absorption, sondern nach anderen noch unbekannten Gesetzen verläuft. Abweichend von der auf BoRDET zurückgehenden Adsorptions- theorie wandte ArRHENTUS die Lehren der psysikalischen Chemie auf die Bindung zwischen Toxin und Antitoxin an. ÄRRHENIUS & MaADseEn stellten fest, daß das Toxin und das Anti- toxin in ihrer Lösung einen osmotischen Druck ausübt. Sie ließen zu diesem Zweck jene Substanzen bei 6° in Zylinder aus erstarrter Ge- latine diffundieren und bestimmten nach Ablauf einer gewissen Zeit den Toxin- resp. Antitoxingehalt ausgeschnittener Stücke der Gelatine. Sie fanden z. B. als Diffusionskonstanten des Diphtherietoxins 0,0142, des Diphtherieantitoxins 0,00149, also bedeutend weniger wie z. B. bei Kochsalz, dessen Diffusionskonstante unter den gleichen Bedin- gungen mit 0,95 gefunden wurde. Antitoxische Sera, 2% Mit dem Nachweis eines osmotischen Druckes wäre für ARRHE- nıus & Mapsen die Bedingung erfüllt, Toxin und Antitoxin als echte Lösungen zu betrachten und sie wandten demzufolge die hier gültigen Gesetze an. Durch die Anwendung des GULDBERG-W AAGESchen Massenwirkungsgesetzes*) auf die Bindung von Tetanolysin und Anti- lysin sowie von Diphtherietoxin und Antitoxin gelangten ARRHENIUS & Mapsen auf rechnerischem Wege zu denselben Resultaten, die sie bei der gegenseitigen Absättigung im Reagenzglas fanden. Sie halten deswegen die Annahme der von EHRLICH zur Erklärung der dabei zu beobachteten Erscheinungen eingeführten Toxoide für ent- behrlich und unzutreffend. Indessen gilt das Massenwirkungsgesetz nur für vollkommen reversible Reaktionen. NERNST, BILTZ, ZANGGER, BREDIG, v. DuUNGERN wandten gegen ARRHENIUS ein, daß die Bindung zwischen Toxin und Antitoxin nicht ohne weiteres als reversibel angesehen werden darf. Im allgemeinen kann man wohl sagen, daß ein abschließendes Urteil über diese Fragen heute noch nicht zu fällen ist. Insbesondere sind es die Versuche von Danysz sowie die MORGENROTHS, die der Anwendung der physikalischen Chemie auf die Toxin-Antitoxin- bindung im Wege stehen. Danysz stellte fest, daß, wenn man eine bestimmte Menge Toxin (Riein) mit der zugehörigen Menge Antitoxin (Antiricin) versetzt hat, so daß das Gemisch ungiftig geworden ist, die Art des Antitoxin- Zusatzes von großer Bedeutung ist. Die entgiftende Wirkung tritt. nämlich nur dann ein, wenn die Antitoxinmenge auf einmal zugesetzt, wird; setzt man dagegen die gleiche Quantität Antitoxin allmählich in kleineren Portionen zu, so genügt diese Menge nicht mehr zur Neu- tralisierung, sondern es ist alsdann zur Neutralisierung einer kon- stanten Menge Toxins eine größere Quantität Antitoxins notwendig. (Danyszsches Phänomen ). AÄRRHENIus deutete dieses Phänomen im Sinne seiner oben er- wähnten Auffassung analog einem einfachen chemischen Vorgang: Versetzt man Monochloressigsäure auf einmal mit der notwendigen Menge Natronlauge, so wird die Säure neutralisiert. Gibt man die Natronlauge aber portionenweise zu, so wird zur Erzielung des gleichen Effekts eine größere Menge verbraucht. Der Mehrverbrauch rührt daher, daß bei allmählichem Zusatz das Chlor der Säure mit dem Natron reagiert und aus der Monochloressigsäure Glykolsäure entsteht, zu deren Neutralisierung eben dann ein Plus von Natron- lauge nötig ist. ARRHENIUS nimmt an, daß so wie hier das Alkali bei allmählichem Zusatz durch Umwandlung der Säure teilweise verbraucht werde, so auch ein Teil des Antitoxins zur Zerstörung des Toxins gebraucht werde und so ein Mehrbedarf von Antitoxin zur völligen Neutralisierung resultiere. MOoRGENROTH zeigte jedoch, daß das nicht der Fall ist. MoRGEN- ROTH und seine Mitarbeiter zeigten, daß eine Zerstörung des Toxins nie, auch nicht in jahrealten abgelagerten Toxin-Antitoxinmischungen *) Das Massenwirkungsgesetz lautet in der Fassung von HÖöBER folgender- maßen: Wenn zwei Stoffe bei bestimmter Temperatur miteinander in Berührung gebracht werden, so ist das, was sich ereignet, nicht bloß von den chemischen Eigenschaften der Stoffe bestimmt, sondern es kommt für die Wirkung auch noch ee die „aktive Masse‘‘ oder Konzentration der beiden Stoffe an. 182 276 A. v. WaAssERMANnN und MICHAEL WASSERMANN, eintrete. Sie konnten durch Behandlung dieser Gemische mit einer verdünnten Salzsäurelösung Toxin und Antitoxin quantitativ wieder gewinnen. Es gelang dies bis jetzt bei Mischungen von Cobraneuro- toxin, Cobrahämolysin, Diphtherie-Botulismustoxin, Abrin, Labenzym und ihren spezifischen Antitoxinen resp. Antifermenten. Es ist also ein allgemein gültiges Gesetz, daß das Toxin vom Antitoxin nicht zerstört wird. Die Deutung des Danyszschen Phänomens im Sinne von ARRHE- xıus stößt daher bei vielen Autoren auf Widerspruch. Die MorsGzenrortHschen Arbeiten rücken aber zugleich die Frage nach dem Schicksal der Toxin-Antitoxinbindung in ein neues Licht. Während man früher zwar wußte, dab Toxin und Antitoxin nach einer gewissen — immerhin aber relativ kurzen — Zeit noch zu trennen sind, aber dann annahm, dab die Bindung nach längerer Zeit nicht mehr zu trennen sei, und von „sekundärer Festigung‘ der Bin- dung sprach, sind diese Anschauungen präzisiert worden. Wie auch Arbeiten von M. v. KrocH zeigen, tritt zuerst zwischen Toxin und Antitoxin eine Adsorption ein, der nach mehr oder weniger langer Zeit eine Entgiftung folgt. Die Entgiftung geht aber auf chemischem Wege vor sich; denn wie MORGENROTH zeigte, ist sie auch auf chemischem Wege wieder aufzuheben. Wir kommen also auf die ur- sprüngliche Ansicht von EHrLıcH zurück, der den Kern der Toxin- Antitoxinbindung in einer chemischen Reaktion sieht. Darüber kann jedenfalls kein Zweifel obwalten, und das inter- essiert uns hier vom medizinischen Standpunkte aus in erster Linie, daß die Wirkung des Antitoxins auf das Toxin eine direkte chemische ist und derart erfolgt, daß das Antitoxin die haptophore Gruppe des Toxins besetzt und sich mit ihr bindet. Allerdings kann man dann darüber noch im Zweifel sein, ob diese Bindung ausreicht, um die schützende Wirkung des Antitoxins im lebenden Organismus zu er- klären. Nach der EnrricHhschen Auffassung genügt sie, denn durch die Besetzung der haptophoren Gruppe des Toxinmoleküles ist dieses nunmehr verhindert, an den Rezeptor der lebenden Zelle heranzugehen und so seine toxophore Gruppe mit dem lebenden Protoplasma in Kontakt zu bringen. — Dadurch ist die Giftwirkung aufgehoben. — Andere Autoren wie KRETZ sowie METSCHNIKOFF sind indessen der Ansicht, daß zu der Antitoxinwirkung, wie wir sie hier beschreiben, also zu dieser Bindung erst noch ein zweiter Faktor seitens des Organismus hinzukommen müsse, um das Gift für den Tierkörper un- schädlich zu machen. Es handle sich also bei der Wirkung der Anti- toxine um einen ähnlichen Mechanismus, wie wir ihn bei den bak- teriziden Seris in der kombinierten Wirkung des Ambozeptors und Komplementes finden werden (s. Kapitel Bakterizide Sera). Die Versuche von A. WAassERMANN, wonach der Zusatz eines antikom- plementhaltigen Serums die Wirkung des Antitoxins in keinerlei Weise beeinträchtigt, während es im Gegensatz hierzu die Wirkung der bakteriziden Sera aufhebt, sprechen allerdings für die Ansicht von EnrricHh, daß bei der antitoxischen Wirkung nur die Bindung des Toxinmoleküls und außer dem Antitoxin keine andere Substanz in Frage kommt. Jacosy sowie Daxysz haben beobachtet, daß beim Mischen von Ricin-Antiricin in vitro ein Niederschlag infolge der entstehenden Toxin-Antitoxinverbindung eintritt. Auch für Abrin Antitoxische Sera. DTL wurde das gleiche gefunden. — Beim Mischen von Bakterientoxinen mit ‘Antitoxinen tritt indessen ein solches Phänomen nicht auf, bei diesen bleibt die Lösung klar. b) In vivo. Wenn wir uns nunmehr zu der Wirkung der Antitoxine auf die Toxine im lebenden Organismus wenden, so sind hierfür die Kennt- nisse maßgebend, die wir auf Grund der im vorigen Kapitel ange- führten Versuche kennen gelernt haben. Wir haben dort gesehen, dab bei der Mischung von Toxin und Antitoxin im Reagenzglas durch Vereinigung der haptophoren Gruppen eine Verbindung entsteht, die wieder zerreißbar ist. Durch eine bestimmte Versuchsanordnung ist es A. v. WASSERMANN & Ü. Bruck gelungen, die Gültigkeit dessen, was wir bei den Reagenzglasversuchen kennen gelernt haben, auch für den lebenden Organismus nachzuweisen. Die diesbezüglichen Versuche wurden mit Tetanusgift und Tetanusantitoxin an Meer- schweinchen ausgeführt und die Versuchsanordnung gründete sich auf die von MreyEr & Ransom gefundene Tatsache, daß das Tetanus- gift zum Teil in den peripheren Nerven nach aufwärts zum Zentral- nervensystem wandert. Andererseits nimmt das Antitoxin, wie wir wissen, seinen Weg durch die Blut- resp. Lymphbahn. Es war also die Möglichkeit gegeben, falls man bei Tieren die Blut- resp. Lymph- bahn verlegte, dadurch im Organismus eine Zerreißung des für normale Tiere neutralisierten Tetanustoxin-Antitoxingemisches herbei- zuführen, also in vivo aus einem neutralen Tetanustoxin-Antitoxin- gemisch die Toxinwirkung wieder herzustellen. Zu diesem Behufe bedienten sich WAssERMAnNN & Brück des Adrenalins. Stellt man sich eine gerade neutralisierte Mischung von Tetanustoxin und -anti- toxin her, die, in die Hinterpfote eines Meerschweinchens injiziert, eben reaktionslos vertragen wird und injiziert diese gleiche Mischung einem ebenso großen Meerschweinchen, bei dem man indessen durch vorhergehende Injektion von Adrenalin die Gefäße der Hinterpfote zur Kontraktion gebracht hat, so erkrankt dies Tier im Gegensatze zu dem ersten an typischem Tetanus. Nach dem eben Gesagten ist dieser Ausgang leicht zu verstehen, indem durch das Adrenalin die Resorptionsbahn für das Antitoxin, die Blut- und Lymphgefäße, ver- legt wird, währenddem eine der Resorptionsbahnen für das Toxin, die peripheren Nerven, nach wie vor offen ist. Dadurch entsteht eine Zerreißung der Verbindung in vivo, indem sich das Toxin von dem Antitoxin trennt, um seine offenstehende Resorptionsbahn einzu- schlagen. — Es ist dies also ein analoger Versuch in vivo, wie ihn MARTIN & ÜHERRY mit ihrer Gelatinefiltration für Schlangentoxin und -antitoxin in vitro gemacht haben. Uebereinstimmend mit diesem Versuch läßt sich nun auch hier in vivo bei unserer Versuchsanord- nung leicht nachweisen, daß die Bindungseigentümlichkeiten, die EHrLicH sowie Knorr für Tetanustoxin und -antitoxin in vitro gezeigt haben, auch für den lebenden Organismus vollkommene Geltung haben. Diese Zerreißung der neutralen Mischung bei Adrenalintieren ist nämlich noch möglich, selbst wenn Tetanustoxin und -antitoxin vor der Injektion eine Stunde lang aufeinander eingewirkt haben, also ein Beweis, daß nach dieser Zeit die Bindung noch keine sehr feste ist. — Läßt man aber die Einwirkung des Antitoxins auf das Toxin zwei Stunden dauern, ehe man injiziert, dann tritt kein Tetanus 278 A. v. WASsSERMANN und MICHAEL WASSERMANN, mehr ein, weil nach dieser Zeit die Bindung so fest geworden ist, daß die beiden Moleküle nicht mehr voneinander zu trennen sind. Es lehrt uns demnach dieser Versuch, daß tatsächlich die Avidität des Tetanusantitoxins zu dem Tetanustoxin eine relativ schwache ist. Uebersättigt man dagegen das Gemisch mit Antitoxin, so daß das Antitoxin gegenüber dem Toxin in einem bedeutenden Ueberschusse vorhanden ist, dann tritt schon kurze Zeit nach gegenseitiger Ein- wirkung des Gemisches bei dem Adrenalinversuch kein Tetanus mehr auf. Es ergibt sich daraus eine auch bei anderen chemischen Vorgängen bekannte Massenwirkung, d. h. daß durch Vermehrung der Anzahl der Moleküle des Antitoxins die Avidität gesteigert wird. Das wichtigste Ergebnis an dieser Versuchsreihe ist jedenfalls die Tatsache, daß ein Toxin-Antitoxingemisch innerhalb des Organismus gesprengt werden kann, so daß das Toxinmolekül nun wieder frei ist und aktionsfähig wird. Diese Tatsache ist um so wichtiger, als wir ja aus den im vorigen Abschnitte angeführten Bindungsversuchen wissen, daß das Toxin nicht nur allein zum Antitoxin, sondern auch zu gewissen Teilen lebender Zellen, den Rezeptoren, Avidität besitzt. Unter diesen Umständen ist es grundlegend wichtig, zu welchen Rezeptoren das Toxin die größere Avidität besitzt, ob zu den Gewebsrezeptoren oder zu den in dem Serum vorhandenen Re- zeptoren, d. h. dem Antitoxin. Im allgemeinen muß man in dieser Hinsicht annehmen, daß die in dem Serum vorhandenen Rezeptoren, i. e. das Antitoxin, eine größere Avidität zum Toxin haben als die Gewebsrezeptoren. Denn nur so ist überhaupt die Schutzwirkung des Antitoxins gegenüber dem Toxin in vivo zu erklären. Dab dieses keine durchgehende Regel ist, sondern hier sehr verschie- dene und komplizierte Verhältnisse den einzelnen Toxinen gegen- über vorliegen können, geht aus der Arbeit von Kraus & LiıpscHürz hervor. Diese Autoren haben an dem Beispiele verschiedener Bak- terienhämolysine, Megatheriumlysin und Vibriolysin gezeigt, daß die Avidität der Organrezeptoren zu den betreffenden Toxinen größer ist als die Avidität der in den Blutkörperchen enthaltenen Rezep- toren und der im Serum vorhandenen Antitoxine. Indessen ist die Avidität der Gewebsrezeptoren durchaus keine unabänderliche Größe, sondern sie kann durch die verschiedenartigsten Einflüsse, besonders aber durch die Intoxikation mit dem betreffenden Toxin sehr gesteigert werden. Auf diese Steigerung der Empfind- lichkeit der Gewebszellen gegenüber einem Toxin hat bereits v. Benrıne bei der Schaffung des Begriffes der „Ueberempfindlich- keit“ hingewiesen. v. BenrınGg hat diesen Punkt im Verein mit seinen Schülern, besonders Kırasuıma, eingehend bearbeitet und kommt zu folgendem Schlusse: „So paradox es klingt, nichts- destoweniger kann ein Zweifel darüber nicht mehr existieren, daß die durch isopathische Tetanusgiftbehandlung hochimmun ge- wordenen Pferde eine histogene Ueberempfindlichkeit der auf das Tetanusgift reagierenden Organe besitzen.‘ Besonders klar geht die Tatsache, daß die Avidität der Gewebsrezeptoren gegenüber Toxin durch die Einwirkung der Toxine gesteigert werden kann, aus der Beobachtung von Krerz hervor, die unter dem Namen des Krerz- schen „paradoxen Phänomens“ bekannt ist. Krerz zeigte, daß nor- male Tiere auf ein gewisses äquilibriertes Toxin-Antitoxingemisch nicht reagieren, während Tiere, die vorher mit diesem Toxin aktiv Antitoxische Sera. 279 immunisiert worden waren, auf dieses gleiche Gemisch mit einer Re- aktion antworten. Auch die zahlenmäßig gestützte Beobachtung von SALOMONSEN & MaADsen, daß bei einem diphtherieimmunisierten Pferde eine Toxinquantität, die durch das im Blutserum des Tieres vorhandene Antitoxin überreichlich hätte abgesättigt werden müssen, trotzdem eine Reaktion auslöste, spricht in demselben Sinne. Wenn wir uns diese Steigerungsfähigkeit der Gewebsavidität für ein Toxin im Vergleich zu der sich stets gleichbleibenden Avidität des im Serum befindlichen Antitoxins vor Augen halten, so werden uns die Befunde, daß Individuen an einem Toxin sterben können, trotzdem sie das betreffende Antitoxin reichlich in ihrem Blute haben, nicht weiter wundernehmen, ein Punkt, auf den bereits WEIGERT hinge- wiesen hat. Es ist deshalb nicht nötig, anläßlich solcher Befunde eine Mitwirkung des lebenden Organismus, i. e. seiner Zellen, bei der Wirkung der Antitoxine auf das Toxin anzunehmen, wie dies METSCHNIKOFF tut. Derartige Befunde, daß Tiere trotz hohen Anti- toxingehaltes an der betreffenden Intoxikation zugrunde gingen, sind von BRIEGER bei einer tetanusimmunen Ziege, von v. BEHRING & Kırasuıma bei einem diphtherieimmunisierten Pferde, u. a. m. ver- öffentlicht worden. Dagegen lehren diese Beobachtungen jedenfalls das mit Sicherheit, daß die Gewebsimmunität durchaus nicht parallel mit dem Greehalt des Blutserums an Antitoxin einhergeht. Freilich ist es bisher nicht gelungen, in sicherer Weise die Ursache für die eintretende Immunität des Gewebes gegenüber einem Toxin, abge- sehen von der Wirkung der im Serum vorhandenen Antitoxine, zu ergründen. Nach der Seitenkettentheorie müssen wir uns dieses Vorkommnis so erklären, dab infolge der im Verlaufe des Immuni- sierungsprozesses langdauernden Einwirkung der Toxine auf die Zellen diese ihre einpassenden Rezeptoren verloren haben, also „Re- zeptorenschwund“ im Sinne EHRrLicHs. Daß ein solcher Rezeptorenschwund tatsächlich vorkommt, ist durch mehrfache Beobachtung dargetan. Von älteren Arbeiten sei auf die Veröffentlichung von EHrLıich & MORGENROTH hingewiesen, die zeigt, daß Rezeptoren für Isolysine bei Ziegen verschwinden können. KosseL konnte zeigen, daß beim Immunisieren von Kanin- chen gegen Aaalblut die Kaninchenerythrocyten, die sonst gegenüber dem Aalbluthämolysin sehr empfindlich sind, bei hochimmunisierten Tieren der Auflösung widerstehen können. Aehnliches beobachteten Camvs & Grey und TenistovitcH. Indessen stellen solche Gewebs- resistenzsteigerungen nicht die Regel dar. Jacosy kam beim Immuni- sieren mit Aalblut zu anderen Resultaten wie KosseEL. Ein deutliches Beispiel von Rezeptorenschwund, allerdings bei Chemorezeptoren, bilden die Befunde EnrrtıcHs über Umbildung des Rezeptorenapparates von Trypanosomen, die bei unvollständiger Hei- lung mittels Arsenikalien die Rezidive hervorrufen. Die Unabhängigkeit der Gewebsimmunität von dem Antitoxin- gehalt im Serum geht auch aus Beobachtungen hervor, wie sie VAIL- LARD machte, daß man nämlich Kaninchen mit Tetanussporen gegen Tetanusgift aktiv immunisieren kann, ohne daß Antitoxin im Blute auftritt. Auch bei der Immunisierung von Pferden gegenüber Di- phtheriegift sind ähnliche Beobachtungen gemacht worden. E. FRIEDBERGER sieht allerdings den Grund für die paradoxe Erscheinung, daß Tiere trotz hohen Gehalts an Serumantitoxin einer 280 A. v. WASSERMANN und MICHAEL WASSERMANN, kleinen Toxindose erliegen können, in echter Anaphylaxie. Diese Auffassung mag berechtigt sein. Wenn es sich allerdings beweisen ließe, daß jenes Phänomen auch auftritt, wenn zur Behandlung der Tiere nur absolut eiweißfreie Toxine dienen, müßte man sie auf- geben. Die Toxinlösungen enthalten aber alle verschiedene Mengen Eiweiß, das aus den Bakterienleibern und den Nährböden stammt und es sind also die Bedingungen zum Entstehen der Eiweißanaphylaxie gegeben. Bei dieser Annahme ist klar, daß der Gehalt des Serums an spezifischem Antitoxin irrelevant sein muß. Für den Mechanismus der Heilung mittels Antitoxins ist nun die schon eingangs dieses Kapitels erwähnte Tatsache grundlegend wichtig. daß die Verbindung des Toxins mit seiner Gegengruppe, also auch mit dem Rezeptor der lebenden Zelle, nach jeder Zeiteinheit immer fester wird. Denn unter „Heilung“ mittels Antitoxins können wir nur den Vorgang einbegreifen, daß das bereits an die lebende Zelle gebundene Gift durch das Antitoxin noch neutralisiert wird. Daß tatsächlich die Bindung des Toxins an die lebende Zelle mit zunehmen- der Zeit sehr schnell eine festere wird, geht bereits aus den Ver- suchen von Dönttz mit Sicherheit hervor. Es wird also das Anti- toxin in vivo dann das Optimum seiner Wirkung erreichen, wie dies v. BeHrınG auseinandersetzt, wenn Toxin und Antitoxin un- gefähr gleichzeitig direkt in die Blutbahn injiziert werden. Denn dann sind die optimalen Bedingungen für Resorption und für das gleichzeitige Zusammentreffen der beiden Komponenten im Blute ge- geben. Diese Versuchsanordnung nähert sich in ihrer Wirkung bei- nahe der Mischung von Toxin und Antitoxin im Reagenzglase, bei der natürlich die direkteste und durch keinerlei Resorptionsunter- schiede, Verdünnung durch Blut usw. gestörte gegenseitige Ein- wirkung ermöglicht ist. Dagegen wächst die Dose Antitoxin, die zur Neutralisierung des Toxins nötig ist, bedeutend, wenn man die Injektion zeitlich und örtlich getrennt voneinander ausführt. Dies ist ja nach dem bisher Auseinandergesetzten ohne weiteres klar. Im Einklang damit stellten die ersten Versuche von v. BEHRING & WERNIcKE und v. BEHRING & Knorr fest, daß mit jeder Zeit- einheit, die seit der Injektion und damit Bindung des Toxins ver- flossen ist, größere Quantitäten Antitoxins zur Heilung nötig sind. Die zur Heilung nötigen Mengen wachsen dann in geometrischer Progression, und die Möglichkeit, durch erhöhte Mengen überhaupt noch zu heilen, ist nur durch die oben erwähnte Erhöhung der Anti- toxinavidität infolge Massenwirkung größerer Antitoxinmengen er- klärlich. Zuletzt indessen kommt eine Grenze, sobald bei längerem Verweilen die Verbindung Toxin-Rezeptor zu fest geworden ist, bei der auch die größte Menge Antitoxins die haptophore Gruppe des Toxins nicht mehr an sich zu ziehen vermag, und damit ist dann eine Heilung mittels Antitoxins unmöglich. Es ist also die Zeit, inner- halb welcher ein Heilerfolg gegenüber einem Toxin möglich ist, vor allem abhängig davon, ob das Antitoxin noch das an die Zelle bereits verankerte Gift wieder abzuziehen und sich statt des Re- zeptors an die haptophore Gruppe des Toxins zu setzen vermag. Bei dieser Analyse der antitoxischen Heilwirkung ist es klar, daß gegenüber den verschiedenen Toxinen große Verschiedenheiten der Heilerfolge mit Antitoxin bestehen müssen. Dies hat bereits Dönıtz auf das genaueste gezeigt, indem seine experimentellen Heil- Antitoxische Sera. 281 erfolge bei tetanus- und diphtherievergifteten Tieren ganz ver- schiedene waren. Bei leichter Tetanusvergiftung konnte DönıTtz die Tiere noch ca. 20 Stunden nach der Intoxikation retten, während- dem dies bei Diphtherietieren, selbst wenn die Tiere nur mit der 1!/,-fach tödlichen Dosis vergiftet waren, nur mehr nach 6 bis 8 Stunden gelang. Es ist dies ohne weiteres verständlich, wenn wir nach dem oben Gesagten bedenken, daß das Diphtherietoxin eine weit stärkere Bindungsavidität als das Tetanustoxin besitzt, daß also in der gleichen Zeit das Diphtherietoxin mit seinem zugehörigen Rezeptor in der lebenden Zelle eine weit festere Verbindung ein- gegangen ist als das andere Gift. Kraus & Liıpschürz konnten eine gleiche Verschiedenheit der Heilungsmöglichkeiten für verschiedene Bakterienhämolysine nachweisen. Mit Recht sagen daher die ge- nannten Autoren, daß für die Heilung mittels Antitoxins maßgebend sei die Avidität des Giftes und weiterhin die Toxizität, i. e. Wirkung auf die Zelle, also wie rasch die Zelle von der toxophoren Gruppe zerstört wird. Daß in der Tat bereits an die Zelle gebundene Toxine von nachträglich injiziertem Antitoxin noch neutralisiert werden können, zeigen außer den bereits erwähnten Versuchen von Dö- NnITZz sowie HEyYMANNSs besonders überzeugend die in vitro angestellten Heilversuche an roten Blutkörperchen, welche mit Toxinen ver- setzt waren. — Wir nennen hier die Experimente von MADSEN am Tetanolysin, von ReHuns mit Ricin, von Kraus & Lipschürz an roten Blutkörperchen, die mit Vibriolysin, Staphylolysin und Tetanolysin vergiftet worden waren. Alle diese Versuche, die sog. „Heilversuche im Reagenzglase“, demonstrieren, daß eine gewisse Zeit, nachdem das Toxin bereits an die roten Blutkörperchen gebunden worden war, es durch das betreffende Antitoxin den Blutkörperchen noch wieder entzogen werden kann. R. Kraus & AmıkapzipI stellten interessante Versuche über die Frage an, ob die Bindung von Toxin und Antitoxin innerhalb oder außerhalb der Zelle stattfindet. Sie untersuchten das Antilysin von Vibrionen und fanden, daß dieses Antitoxin weder in intakte noch in mit Serum vorbehandelte Blutkörperchen einzudringen vermag. Sie nehmen an, daß das Toxin aus den Zellen heraustritt und dann die Bindung zustande kommt. Kraus & AMIRADZIBI zeigen in Dialyse- versuchen ferner, daß Toxin, welches in Schilfröhrchen eingeschlossen in Antitoxinlösung gestellt wird, aus den Röhrchen in viel kürzerer Zeit verschwindet, wie in einer physiologischen Kochsalzlösung. Die Heilung mit Antitoxin ist nach alledem ein Neutralisieren von Toxin, das bereits an die empfängliche Zelle gebunden ist, währenddem das Immunisieren mit Antitoxin ein Neutralisieren noch frei kreisender Toxinmoleküle darstellt. — Speziell für Di- phtherie- und Tetanustoxin sind die im Tierexperimente zur Heilung nötigen Mengen des Antitoxins sowie die Heilungsbedingungen vor- nehmlich durch v. Beurıng und seine Schüler, Knorr, Ransom und Kırasnıma zahlenmäßig genau festgestellt worden. Ueber die Frage, ob der Heilwert der antitoxischen Sera parallel mit ihrem Antitoxingehalt geht, drohten in neuester Zeit, nachdem die Debatte hierüber längst geschlossen war, wiederum Differenzen aufzutauchen. Kraus & ScHwWonER glaubten fest- gestellt zu haben, daß Sera mit hohem Antitoxingehalt in ihrer Heilwirkung geringwertigeren Seris unterlegen seien. BERGHAUS 282 A. v. WASSERMANnN und MicHAEL WASSERMANN, zeigte dagegen, daß sich die Resultate von Kraus & SCHWONER durch die Verwendung anderer Versuchstiere und den Modus der Serumapplikation erklärten. Bei Verwendung von Meerschweinchen, die stets das gleiche Gewicht hatten und sowohl Toxin wie Serum stets auf demselben Weg zugeführt erhielten, zeigten auch die von Kraus & ScHWoNER gebrauchten Sera vollkommenen Paral- lelismus zwischen Antitoxingehalt und Heilwirkung. Auch NEUFELD und HaeEnDEL kamen zu den gleichen Ergebnissen. Wenn wir somit den Schluß aus dem in diesem Kapitel Ge- sagten für die praktische antitoxische Serumtherapie ziehen, so er- gibt sich, daß man diese Therapie möglichst frühzeitig einleiten, das Antitoxin wegen der erwähnten Massenwirkung reichlich, und zwar auf einmal, d. h. nicht verzettelt, verabreichen soll. Eigenschaften und chemisches Verhalten der Antitoxine. Die Haupteigenschaft der Antitoxine, ihre Spezifizität, wurde bereits eingangs erwähnt. Indessen müssen wir hier darauf hin- weisen, dab im Enkrricaschen Sinne ein aktiver Stoff im Serum und damit auch ein Antitoxin nur dann streng spezifisch, d. h. nur auf eine einzige Substanz wirksam ist, wenn diese Substanz mit keiner anderen irgendwelche gemeinsamen Rezeptoren besitzt. Haben dagegen zwei Gifte gemeinsame Rezeptoren, dann ist es möglich, dab ein Antitoxin auch auf beide eine Wirkung ausübt. Dies wird besonders dann der Fall sein, wenn es sich um Toxine handelt, die schon ihrer ganzen Wirkung nach sich nahestehen, wie z. B. Schlangen- und Skorpionengift. Unter diesen Umständen wird es nun nicht wundern, wenn das Schlangengiftantitoxin auch auf das Skor- pionengift eine gewisse Wirkung ausübt, wie dies CALMETTE sowie METScCHNIKOFF angeben. Auch Robin und Ricin verhalten sich (derart. Wir wollen indessen nicht verfehlen, hervorzuheben, daß ein der- artiges Uebergreifen von Antitoxin auf ein andersartiges Toxin sehr selten ist und daß die meisten anderen Fälle, in denen dies be- schrieben wurde, sich als nicht stichhaltig herausgestellt haben. Daß die Spezifizität der Antitoxine manchmal sogar auf das denkbar feinste differenziert ist, konnte J. LevcHhs am Beispiel des Botulismusantitoxins zeigen. Stellt man mit Toxin aus zwei ver- schiedenen Botulismusstäimmen das Antitoxin her, so wirkt jedes Antitoxin nur auf das zugehörige Toxin ein, vermag aber das andere, obwohl es ebenfalls echtes Botulismustoxin ist, nicht zu neutrali- sieren. Ueber den feineren Bau der Antitoxine wissen wir sehr wenig. Nach EHrricH müssen wir uns die Antitoxine als Rezeptoren erster Ordnung, d. h. nur mit einer haptophoren Gruppe begabt, vorstellen. WECHSBERG nimmt an, daß das Diphtherieantitoxin ent- sprechend, wie wir dies von den Ambozeptoren und den Agglutininen wissen, aus einzelnen Partialantitoxinen sich zusammensetze. Die gleiche Ansicht haben auf Grund ihrer Versuche VoLk & LiırscHÜtz für das Staphylolysin resp. Antistaphylolysin. — Auch betreffs der chemischen Struktur der Antitoxine sind unsere positiven Kennt- nisse äußerst gering, die chemische Natur der Antitoxine ist un- bekannt. Es ist möglich, daß sie Eiweißstoffe sind, aber dies ist Antitoxische Sera. 283 nicht sicher entschieden. Gegen diese Ansicht spricht, daß sie gegen Trypsin (s. unten) eine beträchtliche Widerstandskraft besitzen. Dagegen sind sie gegenüber der bei Säure verlaufenden Pepsin- verdauung sehr empfindlich. Jedenfalls handelt es sich bei den Antitoxinen um sehr große Moleküle von kolloidaler Beschaffenheit. Dies geht bereits daraus hervor, daß sie von engen Bakterienfiltern zurückgehalten werden (pr MarTını & ÜoBBETT). Die Antitoxine gehören zu den leicht zerstörbaren Substanzen, doch sind sie im allgemeinen widerstandsfähiger als die meisten Toxine, z. B. das Diphtherie- und Tetanustoxin. Durch Siedehitze wird ein Anti- toxin sehr rasch zerstört, schon bei 60—70° tritt eine Schädigung ein. In vollständig trockenem Zustand dagegen vertragen Antitoxine nach Camts eine halbstündige Erwärmung auf 110° und eine viertel- stündige auf 140% Gegen tiefere Temperaturen sind Antitoxine nicht empfindlich ‘(Busvip). Direktes Licht und der Sauerstoff der Luft wirken zerstörend auf dieselben (PALMIRSKI & ÖORLOWSKI). MÜLLER gibt an, daß gelbes und rotes Licht selbst bei monatelanger Einwirkung unschädlich, dagegen blaues und grünes Licht sehr schäd- lich seien. Ebenso wirken nach diesem Autor alle Gase bei längerer Einwirkung schädlich. Nach v. Baronı & Jonesco-MıikA1Estı werden die Antitoxine durch die Einwirkung von ultravioletten Strahlen zerstört. W.Haus- MANN & E. PRIBRAM zeigten, daß dieGalle bei Belichtung durch photo- dynamische Wirkung Toxine und Antitoxine zerstören kann; doch sind auch hierbei die Antitoxine widerstandsfähiger. Säuren, be- sonders Salzsäure, zerstören, wie schon erwähnt, die Antitoxine sehr rasch. Am konstantesten hält sich daher antitoxisches Serum, wenn es im Vakuum kühl und dunkel aufbewahrt wird. In dieser Art und Weise werden nach EnrricH die Standardsera für die staat- liche Kontrolle konserviert. v. FEDoROoW & IKONIKOFF wiesen nach, daß Tetanusantitoxin, unter den obigen Kautelen aufbewahrt, selbst noch nach 15 Jahren seine spezifische Wirksamkeit unverändert beibehalten hat. Indessen dürfte ein solches Verhalten nicht die Regel sein. Mit der Zeit ver- lieren auch die sorgfältigst aufbewahrten Sera immer mehr von ihren wirksamen Kräften. Die Versuche zur chemischen Konzentrierung der Antitoxine im Serum und der Milch sind sehr zahlreich. Schon bald nach der BEHRINnGschen Ent- deckung beschäftigte man sich mit dieser Frage. Was zunächst die Konzen- trierung des Diphtherieantitoxins angeht, so gewannen BRIEGER & EHRLICH trockene Antitoxinpräparate aus der Milch diphtherieimmuner Ziegen mittels Ammoniumsulfatfällung. Das Präparat war 400—600mal so wirksam, als die Originalmilch und enthielt 14 Proz. Ammoniumsulfat. A. v. WASSERMANN hat die Methode etwas modifiziert. Er stellt sich zunächst aus der diphtherieanti- toxinhaltigen Milch eine klare Molke dar. Zu diesem Behufe wird die Milch mit ca. 20 ccm Normalsalzsäure per Liter versetzt, möglichst schnell durch Lab- ferment im Brutschrank zum Gerinnen gebracht und die Molke abfiltriert. Die noch trübe Molke wird nun kräftig mit Chloroform geschüttelt und dann die klare Flüssigkeit von dem Chloroformbodensatz dekantiert. Zu dieser klaren Molke werden nun 30—33 Proz. Ammoniumsulfat hinzugesetzt, der entstehende Niederschlag auf Ton getrocknet, von dem auskristallisierten Ammoniumsulfat etrennt und im Wasser gelöst. ARONSON verwendete zur Gewinnung festen iphtherieantitoxins Aluminiumsulfat. BRIEGER & BoER verwendeten Chlor- kalium und Chlornatrium zum Ausfällen des Diphtherieantitoxins aus Serum. Ferner versuchten BRIEGER & BoER durch Fällung mit Schwermetallsalzen 284 A. v. Wassermann und MICHAEL WASSERMANN, das Diphtherieantitoxin in konzentrierter fester Form zu gewinnen. Besonders Zinksalze erwiesen sich ihnen als geeignet. Sie wollen mit beiden Methoden eine quantitative gute Ausbeute erhalten haben. Fast alle die bisher genannten Methoden beruhen im wesentlichen darauf, daß die im Serum oder in der Molke enthaltenen Eiweißkörper ausgefällt werden und dadurch das Antitoxin mit niederreißen. Eine eigentliche Isolierung des Antitoxins kommt bei diesen Methoden nicht zustande. Am meisten leistet in dieser Beziehung noch die zuletzt genannte, von BRIEGER & BoER angegebene Methode der Zinkverbindung. FREUND & STERNBERG haben deshalb weiterhin versucht, das Diphtherieanti- toxin von den anderen im Serum enthaltenen Stoffen möglichst zu isolieren. Das Serum wird zu 33 Proz. seines Volumens mit 5-proz. Kaliumalaunlösung versetzt. Es fallen dabei die Albumine aus, während das Antitoxin in der Lösung bleibt. Nach Abfiltrieren wird die Lösung dialysiert. Aus dem Dia- Iysat werden die Globuline und mit diesen das Antitoxin durch halbe Sättigung mit Ammoniumsulfat ausgeschieden und wieder mit halb gesättigter Ammoniumsul- fatlösung gewaschen. Dann wird’ der Niederschlag dialysiert, im Vakuum eingeengt und filtriert. Nach Angabe der Autoren soll die Methode sehr gute Resultate er- geben. AstRoOS & RIETSCH verdünnen das Serum auf das Fünffache, setzen so viel Chlornatrium und Chlorkalium zu, daß die Lösung 20-proz. wird, und lassen bei 33° unter Zusatz von 5 Proz. Phenol 24 Stunden stehen. Nach Angabe der Autoren soll die Methode quantitativ arbeiten. PRÖSCHER will durch Trypsinverdauung das Antitoxin von den normalen im Serum vorkommenden Eiweißkörpern getrennt haben. BRUNNER & PınkKus stellten das Antitoxin der- artig „rein“ dar, daß sie das auf 32° erwärmte Serum bis zu 20 Proz. mit Na,SO, versetzten und so die Antitoxine ausfällten. DZERZGOWSKI & PREDTETSCHENSKY brachten die Albumine und den in destilliertem Wasser unlöslichen Teil der Globuline durch konzentrierte Ammonsulfatlösung zur Fällung, reinigten der Niederschlag durch Dialyse und erhielten so Trockenantitoxin. Zur Verhütung der Anaphylaxie bei wiederholter Serumanwendung stellte v. BEHRING in neuester Zeit ein en sog. „atoxisches“ Heilserum dar, in welchem der größte Teil der Eiweißkörper ausgefällt, die Antitoxine jedoch erhalten sein sollen. Die schon von BRIEGER & EHRLICH zur Isolierung des Diphtherie- antitoxins verwendete Ammoniumsulfatfällung wurde seitdem quanti- tativ nach ‘den Hormeısterschen Methoden eingehend studiert. Be- sonders suchte man dabei die Frage zu lösen, ob das Antitoxin ein Eiweißkörper ist oder ob es an einen bestimmten Eiweißkörper des Blutes gebunden ist. Manche der bereits angeführten Arbeiten sprechen dagegen, daß das Antitoxin ein Eiweißkörper sei, so z. B. die Angabe von BrıegGer & Borr, daß das Antitoxin mit kohlen- saureın Zink nur dann mitgerissen wird, wenn es vorher durch Zink- sulfat gefällt war, nicht aber, wenn Zinkchlorid benutzt wurde; weiterhin der Nachweis von FREUND & STERNBERG (l. c.), daß durch Kaliumalaun, das alle Albumine herausfällt, das Antitoxin nicht mit ausgefällt wird; endlich die Angabe von PröscHEr, der durch Ein- wirkung des Trypsins ein Diphtherieantitoxin gewonnen haben will. das keinerlei Eiweißreaktion mehr zeigt. Indessen ist die Frage über die Eiweiß- oder Nichteiweißnatur des Diphtherieantitoxins noch nicht sicher entschieden. Wohl aber ist die andere Frage, an welche Eiweißkörper des Serums das Antitoxin gebunden ist, in sicherer Weise zugunsten der Globuline gelöst. Nachdem frühere Autoren BELFANTI & CARBONE, SMIRNOW, DIEUDONNE widersprechende Angaben über das Mitfällen des Antitoxins mit den Globulinen ge- macht hatten, wurde die Rolle der Globuline durch eine Arbeit von Sens geklärt. SenG konnte zeigen, daß es im Heilserum ebenso wie im normalen Serum nach Marcus zwei. Arten von Globulinen gibt, nämlich unlösliche Globuline, die durch Essigsäure, Kohlensäure, Verdünnung mit Wasser und Dialyse fällbar sind, während eine zweite Kategorie, die löslichen Globuline, nur durch die übrigen Antitoxische Sera. 285 Globulinreagentien, besonders durch Ammonium- und Magnesium- sulfat gefällt werden. — Das Antitoxin ist ausschließlich an diese löslichen Globuline gebunden, so daß es also bei der Fällung durch Dialyse im Filtrat bleibt. Nach den Arbeiten von HoFMEISTER und seinen Schülern werden bekanntlich drei verschiedene Arten von Globulinen mittels fraktionierter Ausfällung von Ammoniumsulfat unterschieden, das Fibrinoglobulin, die Euglobuline und die Pseudo- globuline. Diese letzteren entsprechen den löslichen Globulinen von Marcus sowie SENG. Pıck konnte nun nachweisen, daß man durch zirka ein Drittel Sättigung mit Ammoniumsulfat einen Teil der Globuline, die Fibrinoglobuline, ausfällen kann, ohne daß das Antitoxin mit ausfällt. Dieses letztere fällt erst aus bei einem Zusatz von 38 bis 46 Proz. Ammoniumsulfats. Beim Immunserum, das vom Pferde stammt, war das Antitoxin an das Pseudoglobulin gebunden, bei dem von Ziegen an das Euglobulin. Zur Konzentrierung des Tetanusantitoxins sind im allgemeinen dieselben Methoden verwendet worden, wie wir sie beim Diphtherie- antitoxin kennen gelernt haben. BRIEGER & Conn bedienten sich zur Konzentrierung des Tetanusantitoxins aus der Molke immuner Tiere des Zusatzes von 32 Proz. Ammoniumsulfat. Der Niederschlag wird aufgelöst, mit basischem Bleiacetat gefällt und gewaschen. Filtrat und Waschwasser werden mit Ammoniumsulfat gesättigt und der Niederschlag durch Aufschlemmen in reinem Chloroform mechanisch von dem überschüssigen festen Ammoniumsulfat getrennt. Es ließ sich eine Konzentrierung auf das 300--400-fache erzielen. Um die Ausbeute an Tetanusantitoxin ergiebiger zu gestalten, baute Froumm eine Methode aus, um neben dem Serum auch aus dem koagulierten Blut das Antitoxin zu gewinnen. Pıck konnte für das Tetanustoxin, ebenso wie es für das Di- phtherieantitoxin erwähnt wurde, zeigen, daß es an die Globuline gebunden ist, und zwar im Pferdeserum ausschließlich an das Pseudo- globulin. Uebrigens haben bereits Tızzonı & Carranı beobachtet, dab das Tetanusantitoxin nur an die durch festes Magnesiumsulfat gefällten Globuline gebunden ist. Das Tetanusantitoxin wird bei 68° zum größten Teil zerstört, Säuren wirken ebenfalls zerstörend, desgleichen stärkere Alkalien. Das Tetanusantitoxin dialysiert nicht. Die Versuche Jacogıs über Isolierung und Konzentrierung des Anti- ricins mittels Aussalzens durch Ammoniumsulfat zeigten, daß das Antiriein in die Fraktion übergeht, die bei 1/, bis 1/, Sättigung mit Ammoniumsulfat ausfällt. Gegenüber Trypsin und in anderen Be- ziehungen verhält sich das Antiricin ebenso, wie wir soeben vom Diphtherie- und Tetanusantitoxin kennen gelernt haben. Alle diese Versuche, auf chemischem Wege die Antitoxine zu konzentrieren oder rein darzustellen, haben, seitdem es gelungen ist, genügend hochwertige Sera darzustellen, ihre praktische Bedeutung eingebüßt. Wertvoll dagegen ist die schon oben erwähnte Darstellung eines gereinigten Antitoxins nach v. Beurınc. Durch Fällung des Heil- serums mit Magnesiumsulfat und Ammonsulfat erhielt v. BEHrınG ein Serum, in dem im wesentlichen nur „Paralbumine‘“, d. h. wasser- lösliche Proteine, welche das Antitoxin enthalten, vorkommen, und welches keine anaphylaktischen Symptome beim Menschen auslöst. 286 A. v. WASSERMANN und MICHAEL WASSERMANN, Vorkommen von Antitoxinen im Serum normaler Tiere. Bereits oben wurde erwähnt, daß wir im normalen Serum ver- schiedener Tiere die mannigfaltigsten Antitoxine und Antifermente finden können. Diese Tatsache wurde schon an dieser Stelle als ein Beweis dafür angeführt, daß die Antitoxine nicht etwa Modifika- tionsprodukte der injizierten Gifte, sondern Produkte einer be- stimmten, und zwar in geringem Grade bereits der normalen Zell- tätigkeit sind. Die Erklärung gerade dieser normalen Vorgänge bildet einen der Hauptpunkte der EmrrıcHschen Seitenkettentheorie. Denn Enruicrk nimmt ja an, daß die Rezeptoren für den Haushalt des Organismus überhaupt eine viel allgemeinere Bedeutung haben als nur die Verankerung bestimmter Toxine. Er glaubt, daß sie der all- gemeinen Zellernährung dienen und daß nur zufällig einmal gewisse Bakterientoxine auf einen solchen Rezeptor einpassen und damit für die Zelle giftig werden. Von diesem Gedankengang ausgehend würde es also nichts Ueberraschendes bieten, daß solche Rezeptoren, d. h. Antitoxine, auch unter anderen Umständen, als nur unter der Einwir- kung der Toxine, von den Zellen abgespalten werden und im Serum auftreten. Zum ersten Male wurde das Auftreten von Antitoxinen im normalen Serum des Menschen von A. v. WASSERMANN nachge- wiesen. Es wurde damals gezeigt, daß im Blutserum bei ca. 60 Proz. Kindern und 85 Proz. aller erwachsenen Menschen, so daß wir wohl sagen können, bei allen normalen Erwachsenen, auch ohne daß sie nachweisbar Diphtherie überstanden haben, Diphtherieantitoxin im Serum vorhanden ist. Dieser Befund wurde von ABEL, FISCHEL & WUNSCHHEIM, ORLOWSKI, RÖMER, ÜFFENHEIMER (s. Kap. Wesen der Infektion) bestätigt. Entsprechend der Tatsache, daß die im Serum vorhandenen Antitoxine auch in die Milch übergehen, konnte bei einem entsprechenden Prozentsatz normaler Frauen in der Milch Antitoxin nachgewiesen werden. Auch im Blutserum von ca. 30 Proz. der untersuchten Pferde konnten Mrape BoLron & CogBETT beträcht- liche Mengen von Diphtherieantitoxin auffinden. Erich fand, daß das normale Pferdeserum ein Antitoxin gegenüber dem Tetano- lysin enthält. Römer berichtet, daß bei dem dritten Teil der unter- suchten Rinder Tetanusantitoxin im Blute zu finden war. Kraus konnte feststellen, daß im normalen Pferdeserum Antitoxine gegen- über einer Reihe von Bakterienhämolysinen vorkommen. NEISSER & WecHsgeErG fanden im normalen menschlichen Serum ein Antitoxin gegenüber dem Staphylolysin, Kraus im normalen Serum von Ziegen und Pferden ein Antitoxin gegenüber dem Lysin des Vibrio Nasık. Auch gegemüber Fermenten wurden im normalen Blutserum Anti- fermente nachgewiesen. So zeigte LANDSTEINER, daß im normalen Kaninchen-, Meerschweinchen-, Rinderserum ein Antitrypsin vor- kommt, MOoRGENRoTH das Vorhandensein eines Antifermentes gegen- über Lab und Oynarase im normalen Ziegen- und Pferdeserum. NEISSER bewies, daß, wenn ein normales Serum gleichzeitig auf verschiedene Toxine neutralisierend wirkt, in einem solchen Serum eine Reihe spezifisch wirkender einzelner Antitoxine nebeneinander vorhanden ist. Ob die in vitro sich geltend machende antitoxische Wirkung der normalen Galle gegenüber Schlangengift (CALMETTE) als eine echte antitoxische aufzufassen ist, oder ob nicht vielmehr die Galle das Schlangengift direkt zerstört, ist noch nicht sicher ent- Antitoxische Sera. 287 schieden. Dasselbe gilt für die antitoxische Funktion des »Neben- nierenextraktes gegenüber dem gleichen Gifte, wie dies Myers be- schreibt. Bei diesem kommt vielleicht die gefäßverengernde und resorptionsbehindernde Wirkung des Nebennierenextraktes hinzu. Da- gegen konnten Kraus & Lirscnürz in den Organen normaler Tiere echte, lösliche Antitoxine gegenüber Bakteriolysinen nach- weisen. Was das Auftreten von Antitoxinen nach spontanem Ueberstehen gewisser Infektionen betrifft, so konnten solche nur bei Diphtherie- rekonvaleszenten in sicherer Weise nachgewiesen werden (KLEMEN- sIEwICZ & ESCHERICH, fernerhin AgeL und Orrowskt). Indessen verliert der Befund von Diphtherieantitoxin bei Dipththerierekon- valeszenten deshalb an Wert, weil, wie wir soeben sahen, bereits die größte Anzahl der normalen Kinder Diphtherieantitoxin in ihrem Serum besitzen. Bei Tetanusrekonvaleszenten konnte überhaupt bis- her mit Sicherheit das Auftreten von Antitoxin nach spontanem Ueberstehen der Krankheit nicht nachgewiesen werden. Wenden wir uns nunmehr der Frage zu, woher die normaler- weise im Serum vorkommenden AÄntitoxine stammen, so ist es klar, daß ihre Quelle nur die Organe sein können, daß sie also von diesen in das Serum abgegeben werden. Ein experimenteller Beweis für diese Ansicht liegt aber nur seitens Kraus & LipscHÜrz vor, die nach- weisen konnten, daß in den Extrakten von normalen Organen sich die Antitoxine gegenüber gewissen Bakteriolysinen reichlicher finden als im Blutserum. Die Frage, ob die im normalen Serum vorkommenden Antitoxine von den immunisatorisch gewonnenen verschieden sind, ist bisher nur wenig bearbeitet worden. Nur Kraus konnte nachweisen, daß das im normalen Ziegen- oder Pferdeserum vorkommende Antitoxin gegen- über dem Vibriolysin, dieses nicht sofort, sondern erst, nachdem es eine Stunde lang bei 370 auf das Toxin eingewirkt hatte, zu binden und zu neutralisieren vermag. Im Gegensatze wirkt nach Kraus das durch Immunisierung gewonnene Antivibriolysin sofort. Es be- sitzt demnach das immunisatorisch gewonnene Antitoxin, aber, wie gesagt, nur in diesem speziellen Falle, eine stärkere Avidität zu dem Gift als das im normalen Serum vorkommende Antitoxin. Das Immunantitoxin kann sich abschwächen und gewinnt dann den Typus des im normalen Serum vorhandenen Antivibriolysins. A. v. WAssER- MANN hat Versuche darüber angestellt, ob sich das im normalen Serum des Menschen vorkommende Diphtherieantitoxin von dem im- munisatorisch gewonnenen in irgendeiner Weise unterscheidet. A. v. WASSERMANN strebte die Lösung dieser Frage auf zweierlei Weise an. — Erstlich, indem versucht wurde, durch Injektion nor- malen, antitoxinhaltigen Menschenserums beim Meerschweinchen ein Anti-Antitoxin zu erzeugen und nun zu sehen, ob dieses Anti-Anti- toxin dann sowohl das normale wie das immunisatorisch gewonnene Antitoxin zu neutralisieren vermag. Indessen ist die Gewinnung eines Anti-Antitoxins entsprechend den oben angeführten Versuchen von Kraus & EISENBERG nicht gelungen. Weiterhin versuchte A. v. WasseEr- MANN, Ob vielleicht die Wirkung des normalen Diphtherieantitoxins eine qualitativ andere sei wie die des immunisatorisch gewonnenen. Es war denkbar, daß das im normalen Serum sich findende Diphtherie- antitoxin nichts weiter als eine im Serum vorhandene fermentartige 288 A. v. WAssERMANN und MICHAEL WASSERMANN, Substanz sei, die vielleicht die toxophore Gruppe des Diphtherie- giftes zerstört. Etwas ähnliches ist von einem französischen Autor betreffs des antitoxischen Wirkung des Saftes einer Schnecke be- schrieben worden. Indessen konnte A. v. WASSERMANN durch par- tielle Absättigung von Diphtherietoxin mit normalem Menschenserum - und nachträglicher Hinzufügung von immunisatorisch gewonnenem Diphtherieantitoxin nachweisen, daß die beiden Antitoxine in ihrer Wirkung sich quantitativ summieren, so dab also die Wirkung qualitativ die gleiche zu sein scheint. Auch die Zerstörungstempe- ratur der antitoxischen Wirkung des normalen und des Diphtherie- immunserums ist die gleiche. Es lassen sich demnach keine Unter- schiede zwischen dem im normalen und im Immunserum vorkommen- den Diphtherieantitoxin auffinden. Verweilen der Antitoxine im Organismus. Die Ausscheidung der Antitoxine, die ja im Hinblick auf die Dauer der passiven Immunität praktisch sehr wichtig ist, wurde von vorneherein eingehend studiert. Schon Knorr beschäftigte sich bei dem Tetanusantitoxin mit dieser Frage. Er konnte zeigen, dab von einer bestimmten injizierten Menge Tetanusantitoxin nach sechs Tagen nur mehr 1/,, nach 19 Tagen nur mehr !ıoooooo? und nach 21 Tagen überhaupt nichts mehr im Organismus nachzuweisen war. Auch Tızzoxnı & Carranı kommen zu dem Schlusse, daß das Tetanus- antitoxin sehr rasch aus der Blutbahn und aus dem Organismus verschwindet. Ebenso geben VAGEDEsSs & Nocarp an, daß das Te- tanusantitoxin höchstens 4 Wochen im Organismus aufzufinden ist. Bei Verwendung der Methode des Antitoxinnachweises durch intra- kutane Toxininjektion konnte P. H. Römer und Tu. Sames nach- weisen, daß Tetanusantitoxin nach subkutaner Injektion oder nach Darreichung mit der Muttermilch noch nach 6 Monaten in geringster Menge festzustellen war. Zu ähnlichen Resultaten kamen die Autoren, welche über die Ausscheidung des Diphtherieantitoxins arbeiteten. Nach Passınt ist das Diphtherieantitoxin bei Menschen und Tieren bereits nach 11—12 Tagen nicht mehr nachzuweisen. BomsTtein stellte in betreff dieser Frage quantitative Untersuchungen an Hunden und Meerschwein- chen an. Er konnte nach 24 Stunden nur mehr die Hälfte, nach 15—18 Tagen überhaupt nichts mehr vom Antitoxin finden. Ueber- einstimmende Resultate erhielt E. MüÜLLer mit Diphtherieserum am Menschen... Kraus & JoacHIM zeigten durch sorgfältige Unter- suchungen an Kaninchen, daß bereits nach einer Stunde große Ver- luste von Diphtherieantitoxin im Serum zu verzeichnen sind. Nach MALDAQUE verschwinden auch Staphylokokkenantitoxine (Antileuko- zidin und Antistaphylolysin) sehr rasch aus dem Blute. Dabei walten nach diesen Autoren bedeutende individuelle und nach den Untersuchungen von v. BEHRInG auch bedeutende Unterschiede nach der Species der Tiere vor. Im allgemeinen läßt sich das Gesetz auf- stellen, daß sehr bald nach der Injektion eine sehr starke Einbuße in dem berechneten Antitoxingehalt eintritt und daß dann die Aus- scheidung, allmählich langsamer abfallend, vorschreitet, bis sich nichts mehr nachweisen läßt. — Fragen wir uns, auf welche Weise dieses rasche Verschwinden der in das Blut injizierten Antitoxine aus Antitoxische Sera. 289 dem Blutgefäßsystem zustande kommt, so müssen wir hier in erster Linie an eine Ausscheidung durch die Exkretionsorgane denken. In der Tat konnten bereits VAGEDEs und v. BEHRING & KırasHIMA zeigen, daß sich bei Mensch und Tier, denen wir Antitoxin inji- zieren, dasselbe sehr bald im Urin und Darminhalt nachweisen läßt. Indessen ist die dortselbst aufzufindende Menge doch nicht so groß, als daß diese Ausscheidung allein uns das so rasche Verschwinden des Antitoxins völlig erklären könnte. — Vielmehr müssen wir noch daran denken, daß ein Teil des Antitoxins in den Örganen zurückgehalten resp. gebunden wird. Dieser letzteren Ansicht ist R. PFEIFFER, PFEIFFER & FRIEDBERGER konnten nämlich zeigen, daß man durch Injektion von Choleraimmunserum, das von Ziegen stammte, bei Kaninchen einen Antiimmunkörper erzielen kann, daß also das von einer fremden Tierspecies herrührende Immun- serum an gewisse Organe verankert und zur Bereitung eines Antiimmunserums verarbeitet wird. Dementsprechend könnte man annehmen, daß etwas Derartiges auch für die Antitoxine gilt, daß also ein Teil des von einer fremden Tierspecies stammen- den Antitoxins sofort nach der Injektion an gewisse Zellen gebunden wird und so ein Antiantitexin entsteht. In der Tat würden für diese Ansicht die Experimente von v. BEHRING und Ransom & Krrasuıma sprechen. Diese Autoren konnten zeigen, daß, wenn man normalen Pferden ihr homologes Tetanusantitoxin, also tetanusantitoxisches Pferdeserum injiziert, die Antitoxine sich dann sehr lange, bis zu SO Tagen, nachweisen lassen, fast so lange, wie das Antitoxin bei einem Pferde, das aktiv immunisiert wurde. Auch die Erfahrungen von KoLLr & Turner über die lange Dauer des Schutzes gegen Rinderpest bei Rindern, die mit Rinder- immunserum, also mit homologem Immunserum geimpft wurden, würden dafür zu verwerten sein. Indessen zeigen die Versuche von JÖRGENSEN & MADsEn sowie die Arbeit von Schürze, daß dieses längere Verweilen von homologem Immunserum im Organismus nicht für alle Tierarten und für alle Sera zutrifft. Wir sind also nicht be- rechtigt, den Befund von v. BenHrıns und seinen Schülern mit Tetanusantitoxin an Pferden für alle Antitoxine und alle Tierarten und besonders den Menschen ohne weiteres zu verallgemeinern. Aller- dings geht aus allen Arbeiten übereinstimmend hervor, daß das homo- loge Antitoxin sich länger im Organismus hält als das heterologe. Daß aber insbesondere beim Diphtherieantitoxin das rasche Ver- schwinden aus der Blutbahn nicht etwa darauf beruht, daß das von einer fremden Species, also gewöhnlich von Pferden stammende Anti- toxin in den Organen etwa zwecks Bildung von Anti-Antitoxin ver- ankert wird, konnten Kraus & EisenBere und in ausführlicherer Weise Kraus & JoacHım nachweisen. In beiden Arbeiten kommen die Autoren auf Grund ihrer Versuche zu dem Schlusse, daß weder im Serum der mit heterologem Diphtherieantitoxin vorbehandelten Tiere noch in deren Organen irgendwelche Anzeichen sich finden, welche auf die Bildung von Anti-Antitoxin, also im Sinne der oben erwähnten PFEIFFER-FRIEDBERGERSchen Antiimmunkörper hindeuten. Auch Fonteyne konnte keine Anti-Antitoxine nachweisen. Wir müssen daher sagen, daß die Frage nach den Ursachen und den Wegen des raschen Verschwindens der Antitoxine aus der Blutbahn nach Seruminjektion noch nicht endgültig geklärt ist. Handbuch der pathogenen Mikroorganismen. 2. Aufl. II. 19 290 A. v. WaAssERMANN und MICHAEL WASSERMANN, Literatur. ABEL, Deutsche med. Wochenschr., 1894. 1ARRHENIUS & MaDsen, Zeitschr. f. phys. Chemie, Bd. 46, 1903. 2— — Zeitschr. f. physiol. Chemie, 1903. 3— — Zeitschr. f. physiol. Chemie, 1903 und 1904. «— — Zeitschr. f. phys. Chemie, Bd. 44, H.7”. ARRHENIUS, SVANTE, Immunochemie, Leipzig 1907. 1 ARONSOHN, Berl. klin. Wochenschr., 1894. 2 — Berl. klin. Wochenschr., 1912. AscoL1, Grundriß der Serologie. Wien und Leipzig, Josef Safar, 1912, S. 141. ASTROS & BIETSCH, Compt. rend. soc. Biol., 1900. BABzs, Bull. de l’acad. med., 1895. BAıL, Arch. f. Hyg., 1897. BAROoNI, V., & JONESCo-MIKAIESTI, Compt. rend. soc. Biol., T. 68, 1910. BanG, Ivar, & Forssman, Münch. med. Wochenschr., 1909, S. 1769. 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WECHSBERG, Centralbl. f. Bakt., 1903. ZuPnIK, Prager med. Wochenschr., 1899. IV. Die bakteriziden Sera. Von E. Friedberger, Berlin. Mit 4 Figuren im Text. Die geänderte Organisation des Handbuches bedingt eine teil- weise abweichende Fassung des Artikels „Bakterizide Sera‘ gegen- über der ersten Auflage. Es sollen in diesem Kapitel speziell nur die bakteriziden bzw. bakteriolytischen Eigenschaften des Immun- serums beschrieben werden. Was die bakteriziden Qualitäten des Normalserums anlangt, sei auf das Kapitel Natürliche Immunität ver- wiesen. Wir müssen uns bezüglich der Normalbakterizidie auf eine kurze Darstellung beschränken und besprechen sie im wesentlichen nur, soweit die Beziehungen zur spezifischen bakteriziden Immunität in Frage kommen. Unsere theoretischen Anschauungen über die Bakterizidie und Bakteriolyse sind wesentlich durch die Ergebnisse, die beim Studium der Lehre von der Hämolyse gezeitigt wurden, beeinflußt worden. Auch darauf kann diesmal nur in aller Kürze eingegangen werden, und es muß im übrigen auf das Kapitel „Hämolyse‘“ verwiesen werden. Auch bezüglich der Beziehungen zwischen Bakteriolysinen einerseits, Opsoninen und Bakteriotropinen, Aggressinen usw. andererseits sei auf die einschlägigen Darstellungen in diesem Handbuche hingewiesen. Wir sind freilich heute in Uebereinstimmung mit den Lehren, wie sie schon Baıtt, vor allem aber Borprr? ausgesprochen hat, der Anschauung, daß überhaupt den verschiedenen, beim Studium der Immunitätsvorgänge in Erscheinung tretenden Serumeigenschaften nicht versehiedene Antikörper zugrunde liegen müssen. Wir nehmen vielmehr an, daß gegenüber jedem spezifischen Anti- gen immer nur ein spezifischer Antikörper entsteht, z. B. gegenüber dem Typhusbacillus der Typhusantikörper, und daß das, was wir seither als Agglutinin, Präzipitin, komplementablenkenden Anti- körper, bakteriolytischen Ambozeptor, Opsonin, Bakteriotropin usw. bezeichneten, nur verschiedene Erscheinungsformen eben dieses einheitlichen Antikörpers sind, die je nach dem Zustande des Antigens, auf das sie einwirken, in dieser verschiedenen Weise sich offenbaren. Wirkt z. B. der Antikörper auf Bakterien- leiber ein, so sehen wir ihn in der Form des Agglutinins, reagiert er nur mit einem Eiweißextrakt der Bakterien, so stellt er sich als Präzipitin dar, ist zugleich neben den Bakterien Komplement Die bakteriziden Sera. 297 in vitro vorhanden, so tritt er als Bakteriolysin, sind noch Leukocyten da, auch als Opsonin, Bakteriotropin in Erscheinung usw. Haben wir einen Antieiweißkörper, z. B. gegen artfremdes Serum, so wirkt er auf dieses präzipitierend, ist Komplement zu- gegen, so wirkt er zugleich und sogar noch in Verdünnungen, in denen keine Präzipitation mehr zu sehen ist, komplementablenkend. Ist der Prozeß in den Organismus des Tieres verlegt, so haben wir bei entsprechend großen Dosen anaphylaktischen Shock, bei kleineren psychrogene, bei noch kleineren pyrogene Wirkung, immer hervor- gerufen durch einen und denselben Antieiweißkörper. NIcoLLE? un- terscheidet prinzipiell zwischen den koagulierenden und den lytischen Antikörpern. Zu den koagulierenden gehören nach ihm die Agelu- tinine, Präzipitine, Toxinokoaguline (gleich Antitoxine) Zu den lytischen Antikörpern rechnet er die Cytolysine, Albuminolysine (die auch aus dem amorphen Eiweiß ein echtes Endotoxin in Freiheit setzen), völlig hypothetische Toxinolysine. Die Toxinolysine setzen nach ihm aus den Toxinen die „Toxins vrais“ (die echten Toxine) in Freiheit. Man hat aus der Tatsache eines scheinbar verschiedenen Gehaltes des Serums an den einzelnen Antikörperquali- täten eine Verschiedenheit der Antikörper angenommen und hat z. B. Sera beschrieben, die nur bakteriolytische, und nicht agglu- tinierende, andere, die nur bakteriotrope und nicht bakteriolytische Eigenschaft besaßen. Es hängt aber das Hervortreten der einen oder der anderen Eigenschaft beim einen und demselben Serum sowohl von der angewandten Technik wie auch von der Beschaffenheit des zur Verwendung gelangten Antigens wesentlich mit ab. So haben. z. B. Levapırı & Imant gefunden, daß Typhusbakterien aus einer 4-stündigen Bouillonkultur phagocytoseresistent bleiben, während die gleichen, 24—28 Stunden alten Kulturen leicht. phagocytabel sind. Es kann also je nach Beschaffenheit der Kultur im Serum mehr die eine oder andere Qualität hervortreten. NEUFELD & Hünne? haben gegenüber dem Paratyphusbacillus nur bak- teriotrope Wirkung des Immunserums, keine Bakteriolyse beobachtet. Doch hat BEZZOLA® zeigen können, daß auch die bakteriolytische Fähigkeit unter ge- eigneten Versuchsbedingungen sehr wohl hervortritt. Sie fehlt in vitro, nach der Methode von STERN & KÖRTE? tritt aber im Peritoneum des Meerschwein- chens auch extracellulär auf und ist auch außerhalb des Organismus bei Ver- wendung einer anderen Versuchsanordnung zu konstatieren. Man braucht also auch danach keine Verschiedenheiten der Bakteriotropine von den Bakteriolysinen anzunehmen. Die obige Betrachtungsweise vereinfacht unseres Erachtens wesentlich die mit der Aufdeckung neuer Serumeigenschaften immer komplizierter gewordenen Anschauungen über die Pluralität von Anti- körpern im Serum. Gleichwohl ist natürlich die getrennte Darstellung der einzelnen Serumqualitäten durchaus am Platze, auch wenn man ihnen gegenüber einem bestimmten Antigen jeweils nur einen Antikörper zugrunde legt. Es sind zwar, wie des näheren noch gezeigt werden wird, die Antikörperqualitäten des normalen Organismus nach dem heutigen Stande unserer Kenntnisse mit größter Wahrscheinlichkeit auf die gleichen Ursachen zurückzuführen wie die des immunisierten, aber es dürfte immerhin eine getrennte Behandlung bei der bakteriziden Immunität schon mit Rücksicht auf die historische Entwickelung und die Uebersichtlichkeit der Darstellung angebracht sein. 298 FE. FRIEDBERGER, Es sei schon gleich hier darauf hingewiesen, daß mehr bei den übrigen Antikörperqualitäten als gerade bei der Bakteriolyse Untersuchungen vorliegen, die auf gewisse Differenzen zwischen den normalen und den Immunantikörpern hinweisen. - GrugeEr® hat Unterschiede bezüglich der Hämolyse zwischen nor- malem und Immunserum aufgedeckt, die allerdings von MORGENROTH & Sachs? bestritten werden. Doch fand auch ShHisavyamaA!", dab hämolytisches Normalserum durch Dialyse leichter unwirksam wird als Immunserum. Aehnlich fand LAnpstEiner !! eine geringere Resistenz des agglutinierenden Normalserums gegenüber der Erhitzung im Ver- gleich mit Immunserum. Auch die Absorption der Normalagglutinine ist nach EIsenBEr6 & Vork!?2 eine verminderte. Kraus!? hat Ver- schiedenheiten zwischen Normalantitoxinen und Immunantitoxinen auf- gedeckt. Doch muß bei allen diesen Differenzen immer in Erwägung ge- zogen werden, daß auch hier leicht bloße Unterschiede in der Quanti- tät und Avidität qualitative Differenzen vortäuschen können. Sicher unterscheiden sich nach den Untersuchungen über Avidität von P. Tu. MüLzer!# (angestellt mit Agglutininen) die Immunantikörper von den normalen durch eine erhöhte Avidität zum Antigen. Die Bakterizidie des Normalserums. Sowohl für die natürliche wie für die künstlich erworbene spezi- fische Immunität stehen zwei Theorien zur Erklärung des Phäno- mens der Bakterienvernichtung fast von Anbeginn der Forschung im Vordergrund des Interesses; es sind das die Phagocytentheorie von METSCHNIKOFF, die die natürliche Widerstandskraft des Organismus gegenüber gewissen Infektionskrankheiten auf die aktive Tätigkeit der Leukocyten zurückführt, dem Körper also eine dynamische Rolle bei der Keimvernichtung zuschreibt, und andererseits die humorale Theorie (R. PrEIFFER), nach der bestimmten Stoffen der Körpersäfte die Aufgabe der Bakterienvernichtung zufällt, die also dem infi- zierten Organismus wenigstens bis zu gewissem Grade eine statische Rolle bei dem Immunitätsprozeß vindiziert. Eine vermittelnde Rolle zwischen beiden Anschauungen kommt der Opsoninlehre bzw. der Lehre von den Bakteriotropinen zu, die, begründet auf älteren Versuchen von Denys & LECLEF 15, von WRIGHT in England, von NEUFELD in Deutschland in erster Linie vertreten wird. Die ersten Beobachtungen über bakterienvernichtende Eigenschaften der Blutflüssigkeit überhaupt wurden von TRAUBE & GSCHEIDEL !® angestellt. Weiter hat GROHMANN !? zuerst im Jahre 1884 über einen ungünstigen Ein- fluß des extravaskulären Blutes auf Bakterien berichtet. Die ersten exakten Untersuchungen auf Grund der modernen Züchtungs- methoden rühren von v. Fopor!® her, der dem Blut eine ausgesprochene bak- terientötende Fähigkeit zuschrieb. Er sah sowohl saprophytische wie pathogene Keime (z. B. Milzbrandbacillen), die in die Blutbahn des Kaninchens eingespritzt wurden, schnell verschwinden; ferner fand er auch das extravaskuläre Blut, bei Körpertemperatur gehalten, zu Anfang stark bakterizid, während es später den Bakterien eine starke Vermehrung gestattete. Wyssokowicz !®, der gleichfalls injizierte Bakterien schnell aus dem Blute verschwinden sah, fand sie zum Teil in den Gefäßendothelien der Kapillaren, vor allem von Leber, Milz und Knochenmark, und meinte, daß sie erst hier, nicht schon im Blut vernichtet würden. Die bakteriziden Sera. 299 Systematische Untersuchungen über die Bakterizidie des Blutes in vitro wurden von FLÜGGE?® und vor allem von NUTTALL?! angestellt. Dieser Autor fand, daß die verschiedenen Blutarten imstande waren, eine große Anzahl von Bakterien zu vernichten, daß aber mit der Zeit diese Fähigkeit nachließ und das Blut sogar sich in einen guten Nährboden für Bakterien verwandelte. NUTTALL hat auch zuerst die richtige Beobachtung gemacht, daß das Blut durch Erwärmung auf 56° seiner bakteriziden Fähigkeit beraubt wird. Der- selbe Mikroorganismus wird nach seinen Untersuchungen nicht durch das Blut verschiedener Tiere gleich stark beeinflußt und das Blut einer bestimmten Species wirkt keineswegs gleichmäßig auf alle Bakterienarten. Die gleichfalls von NUTTALL beobachtete Vernichtung der Bakterien in Pericardialflüssigkeit und Humor aqueus (leukocytenarme Flüssigkeiten) sprachen besonders gegen die Theorie METSCHNIKOFFs. Es handelte sich jedoch bei der Bakterizidie im Glas- körper nach den Untersuchungen von OLGA METSCHNIKOFF?? um ganz andere de als die des Serums, da sie durch Erwärmung auf 56° nicht zerstört werden. Genauere Untersuchungen über normale bakterienvernichtende Funktionen des Blutes verdanken wir sodann vor allem H. BucHner ””—?” und seiner Schule. BUCHNER zeigt zuerst, daß dem zellfreien Blutserum und Blutplasma ge- nau dieselben bakteriziden Eigenschaften zukommen wie dem Gesamtblute. Er bestätigte die wichtige Beobachtung NUTTALLs, daß man durch halb- stündiges Erwärmen auf 56° (6—7 Stunden auf 45°) dem Blute seine bak- terizide Fähigkeit entziehen kann, während niedrigere Temperaturen es nicht beeinflussen; dagegen tritt nach BuCHNER eine Zerstörung durch Sonnen- licht, Luftsauerstoff und durch die bakteriziden Sera anderer Tiere ein. Neu- tralisation des alkalischen Serums, sowie Entfernung der Kohlensäure ist ohne Einfluß auf die Wirksamkeit des Serums. Bei der Filtration durch keimdichte Filter wird ein Teil des „Alexins“ zurückgehalten (BAıL 2, 2°). Von großer Wichtigkeit erwies sich nach BucHNERs Untersuchungen die Gegenwart von Salzen im Serum. Durch mehr als 12-fache Verdünnung mit Wasser, durch Dialyse gegen destilliertes Wasser (nicht durch die gegen Koch- salzlösung), wird die Wirksamkeit des Serums vernichtet, durch den Zusatz von Kochsalz wiederhergestellt. Besonders vorteilhaft für die Wirkung des Serums zeigte sich die Gegenwart von Ammoniumchlorid und Ammoniumsulfat. HEGELER ®® zeigte, daß die bakterizide Fähigkeit durch starke Säuren zer- stört wird, während sie sowohl in alkalischem wie in schwach saurem Serum erhalten bleibt. Buchner gab diesen bakterienfeindlichen Stoffen des Serums, die er für das wesentlichste schützende Prinzip des Körpers gegen- über den Mikroorganismen hielt, den Namen Alexine (von aA&g&cıy — abwehren). Die bakterienauflösende Fähigkeit des normalen Blutes ist schon bei neu- geborenen Tieren vorhanden. KRAUS & ÜLAIRMONT°! fanden das Serum von 1 bis 2 Wochen alten Tauben gegenüber Bacterium coli wirksam. Der Hühnerembryo besitzt dagegen gegenüber Bakterien so gut wie keine bakterizide bzw. bakteriolytische Wirkung (M. RywoschH ®2). SOMMERFELD®® hat zuerst Untersuchungen über den Gehalt der Milch normaler Tiere an bakteriolytischen Substanzen angestellt. Das Resultat war negativ. Korter®* fand in der Kuhmilch bakterizide Stoffe für den Dysenteriebacillus, nicht aber für den Typhus- und Colibacillus, im Gegensatz zu früheren Beobachtungen von BEHRING >>. Moro®® fand gleichfalls ein bakterizides Vermögen gegenüber Typhus- bacillen, dreißig Minuten lange Erwärmung auf 56° inaktivierte die Milch. Nach Foxker?? wird die bakterizide Kraft der Ziegenmilch durch 70° zerstört. Die menschliche Milch enthält viel weniger bakterizide Stoffe als die Kuhmilch. LascHTscHEnKo®8 fand eine bak- teriolytische Wirkung des Hühnereiweißes gegenüber Anthrax, Pro- teus Zenkeri, Proteus Zopfii, Bacillus megatherium. Durch Erhitzen auf 55—60° wird das von LASCHTSCHENKO angenommene bakterizide bakteriolytische Ferment nicht zerstört. 300 . E. FRIEDBERGER, Moro3°, sowie MoRO & KAUMHEIMER“’? konstatierten auch, daß das Serum der Brustkinder eine bedeutend höhere Bakterizidie aufweist, als das der künstlich ernährten. Hermann“ fand gleichfalls bei Brustkindern höheren Komplementgehalt. Auch beim Einzelindividuum war die Bakterizidie des Serums in der Stillperiode stärker, als nach Einführung der künstlichen Ernährung. Dieser Umstand dürfte auf eine direkte Uebertragung von Schutzstoffen mit der Milch, wie sie EHRLICH & BRIEGER #,43 bei der Ziege nachgewiesen haben, zurückzuführen sein und auch in der Beobachtung von HALBAN & LANDSTEINER *, daß das mütterliche Serum stärker bakterizid wirkt als das kindliche, eine Er- klärung finden. Auffallende Schwankungen beobachteten KrRAUS & ÜLAIRMONT im bak- teriziden Vermögen normaler Tauben gegen Bacterium coli. Bei ihren Unter- suchungen in den Monaten Januar bis Juni fanden sie das Serum von Tauben stark bakterizid, im Dezember hatte es seine keimvernichtende Eigenschaft völlig verloren, dieselbe aber einen Monat darauf bereits wieder erworben. Aehnliche Schwankungen beobachtete TROMMSDORFF®° beim Serum des Menschen. Nach PETTERSON # besaß das Serum von in Stockholm untersuchten Hühnern ausgesprochene, wenn auch geringe bakterizide Eigenschaft gegenüber Milzbrand, während bei Tieren der gleichen Species, die in Prag untersucht wurden, das Resultat ein absolut negatives war. Ueber Schwankungen des Alexingehaltes unter gewissen äußeren Beding- ungen vgl. das Kapitel „Natürliche Immunität“ in diesem Band. Löwrr#?T untersuchte in einer Arbeit „zur Topographie der bak- teriziden Serumwirkung‘, ob das Blut in den verschiedenen Regionen des Körpers, so wie es Schwankungen in der Temperatur und im Zuckergehalt zeigt, auch Schwankungen im Antikörpergehalt auf- weist. Er bestimmte die bakteriziden Eigenschaften des normalen Kaninchenserums gegenüber Milzbrand, Cholera und Typhus. Das Blut wurde aus der Carotis, der Jugularis oder Arteria femoralis entnommen. Es zeigten sich in der Tat erhebliche Unterschiede in der bakteriziden Wirkung des Blutes bezüglich der einzelnen Regio- nen. Die stärkste Bakterizidie gegenüber den Vibrionen weist die Carotis auf. Arteria und Vena femoralis haben geringeres bakteri- zides Vermögen. Der chemischen Natur nach rechnete Buchner die Alexine ursprünglich zu den Eiweißkörpern; er schloß dies aus Versuchen, in denen es ihm gelang, durch mehrmaliges vorsichtiges Gefrieren und Wiederauftauen eine Trennung des Serums in zwei Schichten zu er- zielen, von denen nur die untere (eiweißreiche) bakterizide Fähig- keit besaß, nicht die obere durch den Gehalt an kristalloiden Sub- stanzen ausgezeichnete. Die Wirkung der Alexine führt Buchner *3 ursprünglich auf eine Uebertragung von Bewegungszuständen des sie zusammensetzenden hochkomplizierten Plasmas auf andere Eiweib- körper zurück, nicht nur auf morphotische (Bakterien), sondern auch auf gelöste, wodurch die gegenseitig schädigende Wirkung der Sera aufeinander und die antitoxische Wirkung erklärt wird (das Alexin zerstört das Toxin). Später rechnete er die Alexine zu den proteo- lytischen Enzymen (Endoenzyme Hann & GERET#). Damit erklärt sich auch ihre zuerst von DAREMBERG" sowie von BuUcHNEr beobach- tete Fähigkeit, neben Bakterien Blutkörperchen anderer Tierspecies zu vernichten. Die Isolierung der Enzyme ist Buchner nicht gelungen, sie können jedoch nach ihm an Eiweiß gebunden ausgefällt werden, ohne Verlust ihrer Wirksamkeit. War die Buchnersche Anschauung richtig, daß die bakterien- vernichtende Fähigkeit des Blutserums die Ursache der natürlichen Immunität einer Tierspecies gegen gewisse Bakterienarten darstellt, Die bakteriziden Sera. 301 so mußte man eine Konkordanz zwischen Bakterizidie des Blutserums in vitro und natürlicher Immunität der betreffenden Tierart ver- langen. Dementsprechend machen BEHRING>!, 52, Nıssen°®, sowie BEHRING & Nissen 5% darauf aufmerksam, daß zwischen den bakterienvernichtenden Eigen- schaften in vitro und der natürlichen Resistenz bei einer Reihe von Tieren wenig- stens gewisse Beziehungen bestehen. Ferner besitzt nach der Untersuchung von BEHRING & Nissen das Immunserum eine höhere bakterienvernichtende Eigen- schaft als das Normalserum des nicht vorbehandelten Tieres der gleichen Species. Das Serum des mit Vibrio Metschnikoff immunisierten Meerschweinchens er- wies sich z. B. nach BEHRING & NiIssEens Untersuchungen stärker bakterizid als das des Normaltieres. Aehnliche Beobachtungen wurden alsbald von ME- TSCHNIKOFF °? erhoben. LUBARSCH °%, 5” dagegen weist auf den Unterschied hin, der zwischen der hohen bakterienvernichtenden Fähigkeit des Kaninchenblutes in vitro und der hohen Empfänglichkeit des Tieres für Milzbrand besteht, während er umge- kehrt im Gegensatz zu NUTTALL und vielen anderen Autoren bei dem für Anthrax relativ unempfänglichen Hund nur geringe Bakterizidie in vitro beob- achtete. Durch Zusatz fremder Leukocyten, kurzen Aufenthalt in der Bauch- höhle der Ratte oder des Kaninchens, sowie durch Zusatz von Kaninchen- oder Hühnerserum erhält das Hundeserum nach BAıL & PETTERSON ® auch in vitro bakterizide Fähigkeiten, während das wirksame Kaninchenserum durch Organ- zellen der eigenen Species seiner Bakterizidie beraubt wird. BUCHNER suchte den Widerspruch mit den Resultaten LUBARSCHsS zum Teil auf Grund folgender Versuchsanordnung zu klären. Er brachte Bakterien in Wattebäuschehen eingehüllt in wirksames Serum und konstatierte hier ihre Vermehrung, während in Kontrollproben des gleichen Serums frei eingesäte Bakterien zugrunde gingen. BUCHNER nimmt an, daß die im Innern des Watte- bausches vor der Alexinwirkung zunächst geschützten Bakterien sich ungehindert vermehren können und dann, nachdem die in das freie Serum ausgetretenen Keime das Alexin aufgebraucht haben, nicht weiter in ihrer Entwickelung ge- hemmt werden. Dieser Forscher stellt sich nun vor, daß ähnliche Bedingungen in dem engen Kapillargebiet des tierischen Organismus vorliegen können, wo die Bakterien sich ungestört zu vermehren vermögen bis die bakteriziden Kräfte des Körpers aufgebraucht sind, respektive nicht mehr zur Vernichtung der Keime ausreichen *). Es dürfte aber hier die von BaıL und PETTERSON zuerst beobachtete, von Hoke°5? sowie BaıL 69 bestätigte Tatsache zur Erklärung heranzuziehen sein, wo- nach überhaupt die Gegenwart von Organzellen die Bakterizidie aufhebt. Ferner sind die grundlegenden Versuche von GRUBER & FUTAKL®! geeignet, diesen Widerspruch zu klären. Die Autoren entdeckten neuerdings besondere milzbrandfeindliche Stoffe, die aus den Leukocyten und Blutplättchen stammen und mit dem Alexin nicht identisch sind; sie bezeichnen diese Stoffe als Anthrokozidine (Näheres hierüber s. S. 324). Wenn die Tatsachen mit den Forderungen der BucHnerschen Theorie wirklich übereinstimmen sollten, so mußten ferner die bak- teriziden Fähigkeiten des Serums eines infizierten Tie- res abnehmen, sobald die Bacillen sich im Blute ver- mehrten. In diesem Sinne fand FLÜüGGE?? 36 Stunden nach der Milzbrandinfektion bereits die bakterizide Fähigkeit des extravaskulären Blutes viel geringer als beim Normaltier. Interessante und ungemein wichtige Aufschlüsse ergaben dann die Unter- suchungen von NISSEN. Te übermäßige Einsaat von Bakterien beraubt das Blut nach diesem Autor in vitro seiner Bakterizidie.. Das gleiche wurde beob- achtet, wenn die betreffende Bakterienart vor der Entnahme des Blutes dem lebenden Tiere eingeimpft worden war. Er konstatierte, daß die Wirkung der Mikroorganismen dabei spezifisch ist, indem z. B. durch Injektion von Kulturen *) Für den Widerspruch, der zwischen dem Verhalten des Kaninchenserums in vitro und der Empfänglichkeit dieses Tieres besteht, geben BaıL & PETTER- Son 3 eine interessante Erklärung, bezüglich deren hier auf S. 366 verwiesen werden muß. 302 E. FRIEDBERGER, des Micerococcus aquatilis die bakterizide Wirkung des Blutes im wesentlichen nur gegenüber dieser Bakterienspecies, nicht so sehr gegenüber Cholera- und Typhusbacillen herabgesetzt war. Er führt die Erhaltung der Kokken bei einer zweiten Injektion auf die bei der ersten gesetzte Veränderung des Blutes zurück. Die Ursache der Abnahme der Bakterizidi ist nach ihm in den Bak- terien selbst und nicht in deren Stoffwechselprodukten zu suchen, denn filtrierte Kulturen der betreffenden Mikroorganismen waren ohne Einfluß. CHARRIN & ROGER (zit. nach SZEKELY & SzannaA®2) fanden Wachstums- hemmung des B. pyocyaneus im Blute des mit dieser Species infizierten Tieres, nicht aber im Blute des normalen Tieres. Dagegen fand LusArscH®° das Blut des subkutan mit Anthrax infizierten Kaninchens relativ bald unwirksam zu einer Zeit, wo im Blut selbst noch keine Bacillen kreisten. Nach SZEKELY & Szanna schwindet die keimvernichtende Kraft erst dann, wenn die Bakterien in großen Mengen in den Kreislauf eingedrungen sind. Analoge Befunde erhob GaTTI6*. Später hat übrigens LuBARSCH aufGrund neuer Versuche seine früheren Resultate selbst bestritten und behauptet, daß das Kaninchenblut auch während der Milzbrandinfektion seine bakterizide Fähigkeit in vitro bewahrt. Andererseits fand wieder Bastın® gelegentlich einer Nachprüfung der Niıssenschen Versuche, daß die Bakterizidie durch vorherige Injektion großer Mengen von Bakterien — lebend oder tot — beim Tier proportional der ein- gebrachten Bakterienmenge abnimmt. Eine Spezifität, wie sie Nıssen dabei konstatiert hatte, wurde von ihm nicht gefunden. Die Abnahme der die Bak- terien vernichtenden Eigenschaften ist nach ihm fast momentan zu konstatieren, jedoch sind nach 5—6 Stunden die in Frage kommenden Stoffe regeneriert. Denys & Kaısın 66 bestätigen die Resultate Bastıns. Sie beobachteten, daß auch der Zusatz toter Bakterien zum Serum in vitro die keimvernichtende Fähigkeit verringert*). Das geringe bakterizide Vermögen des Hundeserums in vitro gegenüber Milzbrand im Verhältnis zu der Unempfänglichkeit dieser Tiere für Milzbrand erklären sie damit, daß in diesem Fall erst im Verlauf der Infektion im Organismus Alexine gegenüber den eingedrungenen Bakterien ge- bildet werden. LUBARSCH, BAIL$ und CoNnRADI®? konnten diese letzteren Beob- achtungen der beiden vorerwähnten Autoren nicht bestätigen und später kam auch DENYSs selbst in einer gemeinsam mit HAvET®? ausgeführten Arbeit zu einem anderen Resultat. SZEKELY'® kam zu analogen Ergebnissen wie BASTIn, DENYS & Kaısın. Das Blut infizierter Tiere war in seinen Versuchen in vitro so lange bakterizid, als es diese Eigenschaft auch im Körper besaß. Zu Anfang einer Milzbrandinfektion, wo wenige Milzbrandbacillen im Blute waren, war auch das Serum in vitro bakterizid. Umgekehrt war nach den Untersuchungen von SZEKELY das Verhalten des Serums gegenüber der Cholera. Im ersten Stadium der Infektion, in dem sich reichlich Bakterien im Blute fanden, erwies sich das Serum in vitro nicht bakterizid. Proportional der Ab- nahme der Bacillen im Blute aber steigerte sich auch die keimvernichtende Fähigkeit des extravaskulären Blutes. Bonapuck'! hat gleichfalls gefunden, daß bei Zusatz von toten Milzbrand- bacillen die Bakterizidie des Blutes abnimmt. Auch SCHNEIDER'? sah in vitro durch Zusatz abgetöteter filtrierter sowie unfiltrierter Kulturen von Typhus und Cholera zu Kaninchenblut die Bakteri- zidie gegenüber lebenden Mikroorganismen dieser Species herabgesetzt. Er sieht den Einfluß der toten Bakterien gleichfalls in einer Schädigung der Alexine. BarL6 konnte die Resultate der vorerwähnten Autoren bestätigen und glaubt die Divergenz zwischen der Anschauung NIssexns und der der übrigen Forscher bezüglich der spezifischen Absorption des Alexins durch Differenzen in der Zahl der im Blut eingebrachten Bakterien zu erklären. Die scheinbare, quali- tative, spezifische Wirkung toter Bakterien auf die Alexine erklärt sich nach ihm als lediglich quantitative, bedingt durch die verschiedene Empfindlichkeit der verschiedenen Bakterienspecies für das Alexin und ihr verschieden starkes Neutralisierungsvermögen. CONRADL®? konstatierte in Uebereinstimmung mit den späteren Untersuchungs- ergebnissen LUBARSCHs und entgegen dem Resultat der meisten übrigen Autoren, *) BAUMGARTEN '3 führt die Aufhebung der Bakterizidie durch die Einsaat toter Bakterien in Serum auf damit geschaffene verbesserte Ernährungsbe- dingungen für die lebenden Bakterien zurück, ein Einwurf, der hinfällig ist, da, wie WILDE gezeigt hat, auch die hämolytische Fähigkeit durch vorherigen Zusatz abgetöteter Bakterien zum Serum aufgehoben wird. Die bakteriziden Sera. 303 daß nach intravenöser Injektion von Milzbrandbacillen bei Kaninchen weder im ersten Stadium (Blut bacillenfrei), noch im zweiten Stadium der Infektion (Eindringen der Bacillen in die Blutbahn) die bakteriziden Eigenschaften des extravaskulären Serums vermindert waren. Ebenso verhielt sich das geringe bakterizide Vermögen des Hundes im Verlauf einer Infektion konstant, im Gegensatz zu den oben zitierten Befunden von Denys & Kaısın. Die ab- weichenden Resultate der älteren Autoren erklärt ConRADI aus fehlerhaften Versuchanordnungen. Seine Experimente sprechen also gegen eine alexinparalysierende Wirkung der Kruseschen ?* Lysine, oder die Zerstörung der Schutzstoffe durch bakterielle Zersetzungsprodukte (DENYS & KaAısın, SCHNEIDER) oder ein Aufbrauchen der Alexine (NIsSEN). Wırpe°5,'6 konnte gelegentlich einer Nachprüfung die Resultate CoNRADIS keineswegs bestätigen. Er fand die bakterizide Kraft des Kaninchenserums gegen- über Milzbrand vernichtet resp. in starker Abnahme, sobald Milzbrandbaeillen in großer Zahl im Blut vorhanden waren. WILDE gelang es, im Gegensatz zu CoNRADI die aktiven Eigenschaften verschiedener Normalsera (Rind, Hund, Kaninchen) durch Zusatz von abgetöteten Bakterien in vitro aufzuheben, vor- ausgesetzt, daß die Menge der abgetöteten Keime ausreichend und die Tem- peratur für die Absorption günstig war. WILDE hat bei dieser Gelegenheit noch weitere interessante Studien über die Absorption der Alexine veröffentlicht. Die Absorption des Alexins gelang ihm auch mit lebenden und toten Organ- zellen desselben Organismus, mit Hefezellen und mit nicht organisierten un- löslichen Eiweißkörpern (Aleuronat), ähnlich wie v. DUNGERN 7 und Hoke ”®durch diese Elemente die hämolytischen Körper absorbieren konnten. Erhitzen der alexinabsorbierenden Zellemulsion auf 100° raubte ihr entgegen v. DUNGERNS Beobachtung nicht das Adsorptionsvermögen. Durch die Sättigung mit Alexin ist dem Aleuronat die Fähigkeit genommen, neues Alexin zu absorbieren. Durch gleichzeitige Injektion von „alexinabsorbierenden“ bei 60 oder 100° abgetöteten Milzbrand- oder Megatheriumbaecillen vermochte WILDE entsprechend seinen oben angeführten Resultaten Meerschweinchen mit einer an und für sich nicht tödlichen Dosis von Typhus oder Cholera zu töten. Auf Grund der von ihm beobachteten Absorption des Alexins durch Organ- zellen glaubt WırpEe die Tatsache erklären zu können, daß sich pathogene Mikroorganismen mit Vorliebe an den Stellen des Körpers festsetzen, wo ein ausgedehnter Zellzerfall stattgefunden hat, wo also die bakterienfeindlichen Alexine abgelenkt sind (Quetschwunde, Knochenfraktur usw.). Der vage Begriff des „Locus minoris resistentiae“ fände durch diese Annahme eine be- friedigende Erklärung. WiıLDe glaubt, daß die Absorption des Alexins durch die dazu befähigten Elemente einer chemischen Bindung entspricht, was von EHRLICH & SacuHs zugunsten der Annahme einer physikalischen Absorption bestritten wird. Bezüglich der Spezifität teilt WILDE die vorerwähnte Baıtsche Anschauung. In einer Erwiderung auf die WıLpesche Arbeit führt ConrADL®° die Verschieden- heit seiner Resultate von denen WıLpDes auf Differenzen in der Einsaatziffer der Bakterien zurück (Verwendung größerer Mengen von Bakterien bei WILDE). Untersuchungen über den Alexingehalt des menschlichen Blutes im Verlauf von Infektionskrankheiten wurden, wenn wir zunächst von den aus- schließlich mit hämolytischen Seris angestellten Versuchen absehen, von STERN ®!, PRUDDEN®?, RovıcHI®, PANnsINI®, SILVESTRINI®, HAHN®, TROMMSDORFF®', LÖWENSTEIN °® angestellt. Hann fand bei seinen Untersuchungen an pestkranken Menschen analoge Verhältnisse, wie sie WILDE z. B. bei milzbrandinfizierten Kaninchen beobachtet hatte. Das Verschwinden der Alexine erfolgt erst bei der Ueberschwemmung des Blutes mit den Pestkeimen (1—36 Stunden ante mortem). RoVIGHI, SILVESTRINI und LÖWENSTEIN fanden im allgemeinen das Alexin während der Infektion, gegenüber dem betreffenden Mikroorganismus vermindert. TROMMSDORFF, der bei septisch schwer Erkrankten und Carcinomatösen keine Veränderung des Alexingehaltes gegenüber der Norm konstatierte, nimmt aber gleichfalls ein Verschwinden dieser Stoffe kurz vor dem Tode an. Fassen wir das Resultat der Untersuchungen der einzelnen For- scher kurz zusammen, so ergibt sich eine vollkommene Divergenz der Meinungen, indem nach den einen Autoren durch die Einfuhr 304 E. FRIEDBERGER, von Bakterien ins Blut die bakterizide Wirkung in vitro und in vivo verringert ist oder ganz schwindet (Lusarsch 1891, SZERKELY & Szanna, Bastın, BaıL, WILDE) oder unter gewissen Bedingungen vermehrt ist (Dexys & Kaısın) oder endlich konstant bleibt (Lv- BARSCH 1899, CONRADI). Doch sprechen die meisten, auch spätere, weiter unten noch an- zuführende Versuche für die Tatsache einer Verringerung der Schutz- kräfte nach Zufuhr von Bakterien. Auf Grund derartiger Beobachtungen stellte z. B. Kruse? eine interessante Theorie, die „Lysintheorie“ auf, der zufolge den Bakterien selbst Angriffsstoffe gegen die „Alexine“ des Körpers zukommen, die er als „Lysine“ bezeichnet. Später hat Bart derartige Anschauungen mit Erfolg wieder auf- gegriffen und eine sehr interessante Theorie aufgestellt und mit seinen Schülern in zahlreichen Arbeiten ausgebaut, wonach die von den Bakterien selbst abgesonderten „Aggressine“ durch die Auf- hebung der Schutzeinrichtungen des Organismus den Verlauf der In- fektion wesentlich beeinflussen (näheres s. S. 332). Die Quelle der Alexine und anderer normaler Schutzstoffe. Buchner?" hält das Alexin für einen durchaus einheitlichen Körper, der sowohl die Vernichtung der verschiedensten Bakterien- arten wie der roten Blutkörperchen vermöge der ihm eigenen enzy- matischen Natur bewirkt. Die Annahme, daß das Alexin ein Enzym sei, legte einen zelligen Ursprung desselben nahe: Denvs, Kaısın & HAvET 6, 67 fanden gelegentlich ihrer Untersuchungen zuerst, daß leukocytenreiche Exsudate stärker bakterizid als die entsprechenden Blutsera waren. BÜCHNER, der die gleiche Beobachtung machte, konstatierte, daß Er- wärmung auf 56° auch den leukocytenhaltigen Flüssigkeiten das bakterizide Vermögen raubt, und er folgerte daraus die Identität der bakterienvernichtenden Stoffe des Serums und der leukocytenreichen Exsudate. Durch diese Unter- suchung sah er sich veranlaßt, die Leukocyten als die Bildungsstätte dieses eigentümlichen Fermentes anzusehen, weshalb er diesen Zellen den Namen „Alexocyten“ gab. Uebrigens hatten schon vorher Hankın ®1,92, KANTHAK & Harry?3,54 die Alexine als Sekretionsprodukt speziell der eosinophilen Leuko- cyten aufgefaßt, eine Annahme, die jedoch in dieser Einschränkung der Kritik in keiner Weise standgehalten hat. Die Vorstellung, daß innerhalb von Körperzellen bakterienfeindliche Stoffe chemischer Natur vorhanden seien, hatte nichts Befremdendes mehr, nachdem VAUGHAN & Mc. CLINTOCK ® und in absolut einwandfreier Weise A. KossEL*® aus dem Kern der Leukocyten die Nukleinsäure gewonnen haben, welche in 0,5-proz. Lösung auf eine Reihe von Bakterien sicher keimtötend wirkte. Die Untersuchungen von DEnys & HAvEr und Buchner fanden eine Be- stätigung in den Arbeiten von VAN DE VELDE®', BAIL®, JAKOB", SCHATTEN- FROH !0°-102 Löwır!®, BORDET!®, EVERART, DEMOR & MAssAarnD!®, WERIGO!®, die alle konstatierten, daß zwischen dem Leukocytengehalt einer Flüssigkeit und ihrer Bakterizidie ein gewisser Zusammenhang besteht. Leukocytenreiches Blut bezw. Exsudat wirkt stärker bakterizid als leukocytenarmes Blut. Entfernung der Leuko- cyten durch Filtration oder Zentrifugierung vermindert die keimvernichtende Fähig- keit, Zusatz von Leukocyten erhöht sie. Diese Versuche waren zunächst dazu angetan, die METScHNI- korrsche Theorie, der zufolge den lebenden Leukocyten die Haupt- funktion der Keimvernichtung obliegt, vollkommen zu bestätigen. Buchner 107, 108 bestreitet jedoch entschieden, daß die Leukocyten eine aktive phagocytäre Rolle bei der Bakterizidie spielen. Er zeigte Die bakteriziden Sera. 305 . auf Grund einer Reihe von weiteren Untersuchungen, die er, seine Schüler Haun!0®, LascHhtschenko110 und TRoMMSDoRFF !H, 112 vyor- nahmen, daß es allein physiologische Sekretionsprodukte der Leuko- cyten sind, welche die erwähnte Wirkung hervorbringen. BUCHNER schloß die Phagocytose in seinen Versuchen mit Kor & SCHUSTER !!3 dadurch gänzlich aus, daß er die Leukocyten eines Exsudats (durch Injektion von sterilisiertem Weizenkleber in die Pleurahöhle von Kaninchen und Hunden gewonnen) durch Gefrierenlassen und Wiederauftauen abtötete. Hierbei werden, wie frühere Untersuchungen ergaben, die Leukocyten getötet, das Alexin aber nicht geschädigt. Es zeigten in der Tat derartig behandelte Exsudatproben ausgesprochen bakterizide Eigenschaften und stärkere als das gewöhnliche Serum. Nach BucHhners, HAHNS, LASCHTSCHENKOS und TROMMSDORFFS An- schauungen findet die Sekretion der wirksamen Stoffe im wesentlichen aus den lebenden Leukocyten statt und ist als Ausdruck einer physio- logischen vitalen Funktion anzusehen; zum Teil werden aber die Alexine auch bei dem in dem Organismus immer stattfindenden Zer- fall von weißen Blutkörperchen an das Serum abgegeben. BucHNER betont allerdings, daß die Leukocyten keineswegs so labile Elemente sind, wie man es früher allgemein auf Grund der Untersuchungen von ALEX. SCHMIDT über die Gerinnung des Blutes annahm. Nach BucHner bleiben vielmehr die Leukocyten bei niederer Temperatur extravaskulär noch wochenlang am Leben. Zu entsprechenden Resultaten kamen auch LAMBOTTE & STIENON sowie PETTERSON. Speziell die Untersuchungen von LASCHTSCHENKO und TROMMSDORFF, die (in analoger Weise vorher VAN DER VELDE®°') fremdes Serum (auf 60° er- hitzt) mit Leukocyten versetzten, ergaben eine Ausscheidung des Alexins aus Leukocyten, die sicher noch nicht zerfallen waren, wie die Untersuchungen von TROMMSDORFF mittelst der Zählmethode dartun, und auch nicht nachweisbar geschädigt waren, wie das der Autor aus den Resultaten der vitalen Färbung nach NAKANISHI!!# folgerte. Eine gewisse Schädigung der Leukocyten ist aber auch in diesen Versuchen nicht ausgeschlossen und sogar ein Zerfall in einem nicht unbeträchtlichen Prozentsatz wird von TROMMSDORFF selbst zugestanden. Eine von der Buchnerschen in wesentlichen Punkten abweichende Anschauung vertritt METSCHNIKOFF115, 119, Auch er hält zunächst das Alexin für den die natürliche Immunität bedingenden Körper; allerdings ist er im Gegensatz zu Buchner der Ansicht, daß das Alexin keinen einheitlichen Stoff darstellt. Nach seiner Meinung, zu der ihn vor allem die Arbeit seines Schülers GENGou !20 veranlaßt, sind zwei Gruppen von Alexinen zu unterscheiden. Das bakterizide Alexin des Normalserums ist nach ihm ein Produkt der polynukleären Leukocyten en), während die einkernigen großen protoplasmareichen Lymphocyten (Makrophagen) ein blutkörperchen- und zellenlösendes Ferment enthalten. Das Alexin im ganzen bezeichnet METSCHNIKOFF allgemein als Cytase und die beiden Arten entsprechend dem ihnen vindizierten Ursprunge als Mikrocytase und Makrocytase. > GENGOU erzeugte die (bakterizid) wirkenden mikrophagenhaltigen Exsudate durch Injektion von Glutenkasein in die Pleura von Hunden und Kaninchen: zur Gewinnung von makrophagenhaltigen Exsudaten injizierte er ausgelaugte Meerschweinchenerythrocyten. Im direkten Gegensatz zu Buchner nimmt METSCHNIKOFF an, daß die Alexine unter normalen Bedingungen nie frei in den Körper- säften zirkulieren, sondern in Phagocyten eingeschlossen sind; im Organismus also sollen unter den normalen Bedingungen des Ge- schehens allein die Phagocyten zur Vernichtung der Keime befähigt sein, da im intakten Körper nach METSCHNIKOFF keine freien, im Blut zirkulierenden Alexine vorhanden sein können. Die bakterien- vernichtende Wirkung des Serums ist nach METScHNIKoFF auf den Austritt des Alexins aus den Leukocyten bei der Gerinnung zurück- Handbuch der pathogenen Mikroorganismen, 2. Aufl. II, 20 306 E. FRIEDBERGER, zuführen. Das zirkulierende Blutistnachihm vollkommen alexinfrei. Wäre diese Ansicht richtig, so müßten bezüg- lich der bakterienvernichtenden Kraft zwischen Blut- plasma und Serum ganz bedeutende Differenz zugunsten des ersteren existieren. Hann !%, der Histonblut gewonnen durch Zusatz von Histonchlorhydrat nach LILIENFELD!?! zu Blut untersuchte, fand es ebenso bakterizid wie das Serum. SAWTSCHENKO !?22 beobachtete gleichfalls eine bakterienvernichtende Fähigkeit des mittelst Blutegelextrakt hergestellten Plasma. METSCHNIKOFF, der bereits in eigenen Versuchen die Beobachtung gemacht hatte, daß Bakterien, die im Serum eines Tieres zerstört wurden, im Körper selbst, sofern sie durch ein (für Alexin permeables) Kollodiumsäckchen vor den Leukocyten geschützt waren, am Leben blieben, erkennt die Beweiskraft der Resultate von HAHN und SAWTSCHENKO nicht an. Er stützt sich auf Versuche GENGous!?3, der dieGewinnung des Pläsmas mittelst einer einwandfreieren Methode möglichst den natürlichen Verhältnissen entsprechend zu erreichen suchte, indem er das Blut nach einem von BOoRDET und ihm!?* angegebenen Verfahren in paraffinierten Gefäßen auffing. Hier, wo ein Untergang von Leukocyten ausgeschlossen war, konnte er beim Blut von Hunden gegenüber V. Cholera und V. Metschnikoff, bei dem von Ratten gegen- über B. anthracis und bei dem des Kaninchens gegenüber B. anthraeis, coli, Typhus und Cholera keine Bakterienvernichtungen nachweisen, während das Serum meist ausgesprochene Bakterizidie entfaltete. Die Differenzen sind allerdings in den Versuchen GENnGoUs keineswegs so konstant und scharf ausgesprochen, daß sie die weitgehenden Folgerungen, die die METSCHNIKOFFsche Schule daraus zieht, rechtfertigen, zumal die Versuche von GENGoU nicht ohne Widerspruch von seiten namhafter Autoren geblieben sind. PETTERSON!®, v. DUNGERN!*, HEWLETT!” und LAMBoTTE!® konnten die Resultate GENGOUSs in keiner Weise bestätigen. In Versuchen PETTERSONS, in denen die Blutflüssigkeit durch Zusatz von Kaliumoxalat (1 Prom.) und Calciumeitrat (2 Proz.) vor der Gerinnung bewahrt wurde, erwies sich bei Hund und Kanin- chen das Plasma gegenüber Typhus und Coli stets wirksamer als das mit den gleichen Mengen der gerinnungshemmenden Substanzen versetzte Serum der betreffenden Tiere. Bei Rind, Katze, Schaf, Pferd wirkte das Serum zuweilen stärker. (Löwit & SCHWARZ erhielten ähnliche Resultate wie PETTERSON, doch halten sie die Methode nicht für einwandsfrei zur Entscheidung der vor- liegenden Frage.) Dies differente Verhalten bei den einzelnen Tierarten erklärte sich nach PETTERSON daraus, daß bei den einzelnen Tierspecies in wechselndem Grade einerseits nach Austritt des Blutes aus dem Tierkörper durch Leukocytenzerfall Alexin frei werden kann, andererseits bei der Gerinnung Alexin durch das Fibrin absorbiert wird. Ferner können aus den roten Blutkörperchen Nährstoffe ins Serum übertreten, die zum Teil die Wirkung des Alexins paralysieren. HEWLETT fand gleichfalls zwischen Peptonplasma (bei Zusatz geringer Mengen von Pepton zum Blut) und Serum kaum eine Differenz in der Bak- terizidie.e Ebenso war reines Gänseplasma und -serum bezüglich der Bakteri- zidie gleichwertig. v. DunGErN fand zwischen Serum und Plasma des Haifisches (Sceyllima canicula) keine Differenz bezüglich der Intensität der bakteriolytischen Fähigkeit. LAMBOTTE konstatierte mittelst einer der von BORDET-GENGoU analogen Methode einen gleichen Alexingehalt von Serum und Plasma bei Huhn, Hund und Pferd für Choleravibrionen. Farroıse129, 130 zum Teil mit Dusoıs131, haben gleichfalls in sehr sorgfältigen Untersuchungen, namentlich auf Grund von Ver- suchen am überlebenden mit Blut gefüllten Gefäß gezeigt, daß die bakterizide Kraft von Serum und Plasma gleich ist. Auch ScHNEIDER!?? kam zu demselben Resultat. Sein Plasma war auch auf Mangel an Anthrakozidin geprüft, welches erst bei Zer- fall von Leukocyten und Blutplättchen entsteht, entsprach also sicher den natürlichen Verhältnissen. MucH 133 fand bezüglich des Pneumococcus ein umgekehrtes Ver- ‚hältnis als man es sonst zu beobachten pflegt, nämlich, daß das Serum Die bakteriziden Sera. 307 des Menschen ohne jede bakterizide Wirkung ist, daß Blut und Plasma dagegen bakterizid wirken. Dorn!3t konnte das bestätigen. Das Blut von Maus und Kaninchen hat keine bakteriziden Eigenschaften. Dorp glaubt, dab die ab- tötenden Stoffe mit den Leukinen SCHNEIDERS identisch sind. Auch die Hämolysinforschung (näheres siehe das betr. Kapitel) hat eine große Menge von Tatsachen zutage gefördert, die unbedingt das Vorkommen von „Alexin“ im Blutplasma beweisen (Renns135, Ascorı!136, WoLrr!??, GRrUBER!3S, RüZıöra 139, Dömeny!40, Ber- zeı14l) (entgegengesetzte Befunde von SAWTSCHENKO 142, LEVvADITI!#3, Herman #4, Mıonı!#5, WALKER146), — so daß danach schon die ganze METSCHNIKoFFSche Anschauung als widerlegt zu betrachten ist. Wäre die Theorie METSCHNIKOFFS richtig, so müßte auch folge- gerecht die Bakteriolyse überall da ausbleiben, wo physıo- logisch keine Leukocyten vorhanden sind, d. h. nach METSCHNIKOFFS Ausdrucksweise kein Alexin infolge der durch das Experiment gesetzten Schädigung der Leukocyten austreten kann. Entsprechend dieser Voraussetzung soll in der Tat die Bakteriolyse im Glaskörper des Auges und dem Unterhautfettgewebe nicht zu- stande kommen. Es hat sich jedoch keineswegs die Richtigkeit dieser Beobachtung ergeben, wie bei Besprechung der spezifischen Immu- nität näher ausgeführt werden soll. Ebenso wie die bakterizide Wirkung des Serums nach METSCcHNT- KOFF eine Folge artifiziellen Leukocytenzerfalles ist, gilt dieses auch nach ihm für die Erscheinungen der Bakteriolyse in der Peritoneal- höhle immuner Tiere. Dieses nach seinem Entdecker R. PFEIFFER !#? benannte Phänomen soll nach METSCHNIKOFF beim Normaltier dadurch zustande kommen, daß das Alexin erst bei der Injektion der Bakterien infolge eines schädigenden Einflusses der Sus- et (Bouillon, 0,8-proz. Kochsalzlösung) auf die vorhandenen eukocyten frei wird. Dieser Vorgang der Phagocytenzerstörung, den ME- TSCHNIKOFF mit dem Namen Phagolyse belegt hat, ist besonders durch die Unter- suchungen seiner Schüler IsaErr !# und PIERALLINI!# aufgedeckt worden, sodann von GRUBER & DURHAM 0 und von WOLFF!5! näher studiert. Nach den Untersuchungen der METSCHNIKOFFschen Schule soll nun die Phagolyse, das ist die Zerstörung der Leukocyten, ausbleiben, wenn durch einige Zeit vorher stattgehabte Injektion von Bouillon oder einer anderen Flüssigkeit eine Leukocytengeneration im Peritoneum geschaffen wird, die gegenüber der Phagolyse widerstandsfähiger ist. In diesem Falle kommt nach METSCHNIKOFF bei nachheriger Bakterieninjektion das PFEIFFERsche Phänomen nicht zustande; die Bakterien werden vielmehr ausschließlich von Phagocyten aufgenommen. Durch vorherige Injektion von Opium vermochte CANTACUZENE !2 die natür- liche Widerstandsfähigkeit von Tieren gegenüber einer intraperitonealen Infektion aufzuheben; er erklärt diese Tatsache mit einer Lähmung der Phagocyten, durch die ihre Einwanderung ins Peritoneum und die Ausübung ihrer aktiven Tätig- keit gehemmt sein soll. | Nach GRUBERS & DURHAMs Untersuchungen und denen von WOLFF findet bei der Phagolyse METSCHNIKOFFs überhaupt kein oder nur ein mini- maler Zerfall von Leukocyten statt; es handelt sich vielmehr nur um eine Zu- sammenballung und Ablagerung der zusammengeballten Leukocyten auf den Peritonealflächen. Zudem aber sind die Leukocyten, die in der Peritonealhöhle sich finden, gar keine polynukleären „Mikrophagen“, die nach METSCHNIKOFF, GENGOU usw. allein bakteriolytisches Alexin liefern, sondern mononukleäre große hyaline Zellen (,Makrophagen“) neben eosinophilen Lymphocyten. PFEIFFER 153, 154, sowie AscHER'”, die die Angaben METSCHNIKOFFS einer Nachprüfung unterzogen, konnten auch unter Anwendung aller von METSCHNI- KOFF angewandten Kautelen dessen Resultate in diesem Falle nicht bestätigen. Auf diese Verhältnisse wird noch näher bei Besprechung der künstlichen Immunität eingegangen werden. 20* 308 E. FRIEDBERGER, Insoweit stimmen, wie sich aus dem Voraufgehenden ergibt, ME- TSCHNIKOFF und BucHner trotz prinzipieller Gegensätze überein, daß beide die bakterienvernichtenden Eigenschaften des Blutes mit den Leukocyten in enge Beziehung bringen. PFEIFFER sowie MoxrEr 156, 15° dagegen konnten im Gegensatz so- wohl zu BucHNER wie Zu METSCHNIKOFF keineswegs einen Zusammen- hang der bakteriziden Eigenschaften mit den Leukocyten beobachten. METSCHNIKOFF führt diesen Widerspruch darauf zurück, daß PFEIFFERS Exsudate „makrophagen“haltig gewesen seien, und daß diese Zellen kein bak- terizides, sondern ein cytolytisches Vermögen besitzen. Es ist jedoch daran zu erinnern, daß bei den Versuchen PFEIFFERS steriler Abzeßeiter zur Anwendung kam, der auf die Injektion von Cholerabacillen bei Ziegen sich bildete und also, da er bakteriellen Ursprungs war, nach METSCHNIKOFF gerade aus Mikrophagen bestehen mußte. Die Untersuchungen der beiden genannten Autoren sind nicht die einzigen geblieben, die die Lehre vom Zusammenhang der Leuko- cyten mit den Alexinen sowohl im Sinne der METSCHNIKOFFSchen Theorie wie nach der allgemeineren Auffassung BucHners ins Wanken brachten. Es liegen eine große Reihe von weiteren AT- beiten vor, die keineswegs für einen Zusammenhang der Alexine mit den Leukocyten sprechen; diese Untersuchungen beziehen sich auf die Wirksamkeit der Extrakte von Organen, speziell derjenigen, die als Bildungsstätten der Leukocyten anzusehen sind. METSCHNIKOFF, der, wie bereits erwähnt, zwei Arten des Alexins unter- scheidet, hält entsprechend dieser oben besprochenen Annahme, vor allem auf Grund der Experimente GENGoUs, die Extrakte der makrophagenhaltigen Organe für hämolytisch, die der mikrophagenreichen Organe für bakteriolytisch wirksam. Die „Oytase“-Natur und Identität mit den entsprechenden Stoffen des Serums schließt METSCHNIKOFF aus der von ihm beobachteten Thermolabilität (In- aktivierung durch °/;-stündige Erwärmung auf 56°). Die Untersuchungen METSCHNIKOFFs wurden hinsichtlich der hämolytischen Makrocytase von SHIBA- YAMA!5® und KLEIN !?? im wesentlichen bestätigt. Auch TArASSEWITSCH !6%, der die Untersuchungen im Laboratorium ME- TSCHNIKOFFs weiterführte, fand gleichfalls nur die Extrakte der mikrophagen- haltigen Organe (besonders Knochenmark) bakterizid, während aus den makro- phagenhaltigen Organen (OÖmentum, Mesenterialdrüsen, Milz) sich kein bak- teriolytisch, sondern nur ein hämolytisch wirkender Extrakt gewinnen ließ. Es zeigten sich jedoch bereits in den Versuchen TARASSEWITSCHs auch häufig Ab- weichungen von dem geschilderten Verhalten, indem die Iytische Fähigkeit von Serum und Örganextrakten beträchtliche Differenzen aufwies. Alsdann hat SCHATTENFROH !% trotz der Resultate BucHNERs und METSCHNI- KOFFs ernste Bedenken gegen ihre Schlußfolgerungen erhoben. Er zog aus seinen Versuchen nicht den unbedingten Schluß, daß die bakterientötenden Stoffe der Leukocyten mit den Alexinen identisch seien; denn die Stoffe der Leuko- cyten sind hitzebeständiger als die des Serums; erstere werden bei !/,-stündigem Erhitzen auf 60°, letztere erst bei einer Temperatur von 80—85° zerstört. Diese Differenz wäre immerhin noch unter der Annahme, daß die Alexine in den Zellen in einer wirksameren Modifikation vorhanden sind, zu erklären. (BAıL hat übrigens neben diesen relativ thermostabilen noch thermolabile Stoffe in den Leukocyten beobachtet.) Wichtiger erscheinen die Beobachtungen SCHATTENFROHs, daß in der Wir- kung von Leukocytenextrakten und Serum der betreffenden Tierspecies keines- wegs immer Konkordanz besteht. SCHATTENFROH sah Sera, die z. B. auf Cholera- bakterien stark bakterizid wirkten, während der entsprechende Leukocyten- auszug fast wirkungslos war. Ferner konnte er in einer weiteren Arbeit101 die Unabhängigkeit der bak- terienvernichtenden Fähigkeit der Leukocytenextrakte vom Salzgehalte im Gegen- satz zum Serum demonstrieren. Vor allem aber wirken die Leukocytenextrakte nicht hämolytisch. Er sieht die Tatsache, daß die Leukocyten die Quelle der Die bakteriziden Sera. 309 Alexine darstellen, keineswegs als erwiesen an, eine Ansicht, der sich auch LANDSTEINER !61, sowie GRUBER!6? und später die meisten Autoren anschließen. Perrerson 163,164 hat dann in einer Reihe von Arbeiten ein- gehende Untersuchungen über die keimtötende Fähigkeit der Leuko- cyten und ihrer Extrakte angestellt und er kommt zu der Anschauung, daß die Leukocyten wohl keimtötende Stoffe enthalten, daß diese aber von denen des Serums, also von den Alexinen, zu trennen sind. Diese Substanzen stehen im innigsten Zusammenhange mit den Zellen und werden, so lange diese unbeschädigt sind, nicht oder nur spurweise abgegeben, während die Alexine offenbar leicht von ihrer Mutterzelle sezerniert werden und schon bei geringem Reiz in das flüssige Blut austreten. PETTERSON sowie sein Schüler Krına!# finden folgende Unterscheidungsmerkmale zwischen ihren Endolysinen und den Alexinen. 1. Die Endolysine sind hitzebeständig (PETTERsoNn, Krıng, Zıns- sER166), Sie werden erst bei 65° zerstört, getrocknet aber vertragen sie selbst Temperaturen von über 100°. 2. Sie wirken bedeutend langsamer. 3. Sie werden vom Pukallfilter nicht zurückgehalten. 4. Behandlung mit Aether schwächt die Bakteriolysine, nicht aber die Endolysine. 5. Röntgenstrahlen zerstören die Endolysine, nicht aber die Bak- teriolysine. Um die Endolysine aus den polymorphkernigen Leukocyten in Freiheit zu setzen, bedarf es eingehender Eingriffe, wie eine halb- stündige Erwärmung in Bouillon bei 50°, Einwirkung schwacher Salz- säure oder Natronlauge, Gefrierenlassen und Wiederauftauen. Uebrigens haben auch GrusBer & Furakr speziell beim Milzbrand keimtötende Stoffe in den Leukocyten nachgewiesen, die sie für verschieden von denen des Serums halten. Sie sehen sie aber als echte Sekrete an. Prrterson hält diese Anthrakozidine von GRUBER & Furaxı wegen der Differenz in dem Verhalten nicht für identisch mit den Endolysinen (s. auch S. 325). Auf Grund sehr sorgfältiger und umfassender Untersuchungen nimmt SCHNEIDER 168 in den polymorphkernigen Leukocyten besondere bakterizide Stoffe an, die durch eine vitale Tätigkeit der Leukocyten auf gewisse Reize hin sezerniert werden (sowohl in vivo wie in vitro). Diese Leukine haben einen größeren Wirkungbereich als die bakte- riziden Stoffe des Serums. Sie sind mit dem Komplement nicht identisch. Die Leukocyten sind nach SchxeEiper nicht die Quelle des Alexins. Weır169 nimmt in den Leukocyten besondere komplementäre Stoffe an, die aber-von dem Serumkomplement sich dadurch unter- scheiden, daß sie thermostabil sind und nie in das Serum übergehen. Den Immunkörper des Serums, der mit diesen Leukocytenstoffen reagiert, bezeichnet Weir als „leukotaktischen“ Immunkörper. Solche leukotaktischen Immunkörper fand Tsupa1!69%a gegenüber dem Heubacillus und Milzbrandbacillus im Serum des Meerschweinchens und Huhnes. Die Fähigkeit der Leukocyten, ohne Phagocytose und ohne spontane Sekretion bakterizider Stoffe Bakterien zu vernichten, bezeichnet Weırn als „Aphagozidie“ oder aphagozide Leukocyten- wirkung. Er untersuchte diese speziell bei Meerschweinchen und Ratten gegenüber dem Schweinerotlaufbacillus. 310 E. FRIEDBERGER, Die aphagozide Wirkung der Meerschweinchenleukocyten ist sehr stark; sowohl in aktivem, inaktivem als auch in mit Bakterien er- schöpftem Serum. Die aphagoziden Stoffe werden weder spontan noch durch künstliche Eingriffe (Erfrieren) abgegeben; sie sind thermolabil. Im Gegensatz zum Meerschweinchen gibt die Ratte diese Stoffe nur in geringem Maße und nur an aktives Rattenserum ab. Aus diesem verschiedenen Verhalten schließt Weir die Un- empfindlichkeit des Meerschweinchens und die Empfindlichkeit der Ratte gegenüber Schweinerotlauf. Weit unterscheidet speziell bezüglich der Wechselwirkung zwischen Serum und Leukocyten die folgenden Typen: „Typus I. Serum bakterizid unwirksam. Leukocyten wirken stark in allen Aufschwemmungsflüssigkeiten (in aktivem und inaktivem Serum, in Bouillon und Kochsalzlösung), hierher gehören manche Stämme von Proteus (P£Errerson), Milzbrand beim Huhn, Schweine- rotlauf beim Meerschweinchen. Die Mikroorganismen dieses Typus zeichnen sich durch ihre völlige Apathogenität sowie durch die Un- möglichkeit einer Virulenzsteigerung aus. Typus II. Serum bakterizid unwirksam. Leukocyten wirken am besten in aktivem Serum als Aufschwemmungsflüssigkeit, weniger stark in inaktivem Serum, Kochsalzlösung und Bouillon, in welchen Flüssigkeiten ihre Wirkung auch manchmal versagt. Die Leukocyten- bakterizidie ist im ganzen schwächer als bei Typus I. Hierher ge- hören die von uns untersuchten Staphylo- und Streptokokken. Typus III. Serum bakterizid wirksam. Leukocyten wirken in Kochsalzlösung, meist fehlt jegliche Bakterizidie in den übrigen Auf- schwemmungsflüssigkeiten. Hierher gehört Cholera und Schweine- pest. Diese Mikroorganismen besitzen oft eine geringe Anfangs- virulenz, die sich aber durch Tierpassagen steigern läßt. Typus IV. Weder das Serum noch die Leukocyten entfalten eine stärkere bakterizide Fähigkeit, wohl aber beide vereint. Es handelt sich um eine komplexe Leukocytenbakterizidie, welche durch die Leukocytenstoffe und den leukotaktischen Serumimmunkörper zu- stande kommt. Hierher gehört der vom Verf. untersuchte Subtilis- stamm, manche Milzbrandstämme und vielleicht Schweinerotlauf bei der Ratte. Dieser Wirkungstypus scheint ziemlich selten zu sein.“ Mit den Resultaten SCHATTENFROHS SOWie PETTERSONS, GRUBERS & Furakıs, WeEıLs usw. über die besonderen, Bakterien vernichtenden Körper in den Leukocyten, die sich von denen des Serums unterschei- den, stehen Versuche über die Eigenschaften von Organextrakten von KorscHun & MORGENROTH 170, DonatH & LANDSTEINEr 171, 172, Dö- MENY!’3 Kyrs & Sacns!’4, NocucHı!?5, LANDSTEINER & EHrLıcH 176 in Uebereinstimmung. KORSCHUN & MORGENROTH konnten zeigen, daß wenigstens die hämolyti- schen aus den ÖOrganextrakten gewonnenen Stoffe mit den Hämolysinen des Serums absolut nichts zu tun haben. Es handelt sich im Gegensatz zu diesen um Körper, die koktostabil, in Alkohol löslich und nicht komplex sind und ferner zur Antikörperauslösung nicht befähigt sind. Es sind das ähnliche Körper, wie sie CONRADI!?? bei der Autolyse von Organen dargestellt hat. Auch DonAaTH & LANDSTEINER "halten die Organextrakte von METSCHNI- KOFF, TARASSEWITSCH usw. nicht für identisch mit den lytischen Stoffen des Serums, namentlich, da die Organextrakte die Zellen desselben Tieres zu lösen vermögen, aus dessen Organen sie stammen („Autolysine“). Die bakteriziden Sera. 311 Sie versuchten die Frage über den genetischen Zusammenhang von Zell- und Serumlysinen durch die Herstellung von spezifisch wirkenden Antiseris zu klären, ohne jedoch zu einem sicheren Resultat zu gelangen. Auch DÖMENY bestreitet die Richtigkeit der Resultate TARASSEWITSCHS. Levapıtı!"® fand, daß bei längerdauerndem Mazerieren der Zellen die aus- gelaugten Substanzen die von KORSCHUN & MORGENROTH beschriebenen Eigen- schaften besitzen; dagegen zeigt der durch kurzdauernde Auslaugung (1—2 Std. bei Zimmertemperatur) makrophagenhaltiger Organe gewonnene Extrakt genau die gleichen Eigenschaften wie die Hämolysine des Serums. Kyzes & Sacus, NoGucHI, LANDSTEINER & EHRLICH vertreten die Ansicht, daß diese hitzebeständigen, hämolysierenden Stoffe Li- poide sind. Derartige Organextrakte haben auch eine bakterizide Wirkung. So hat Beyer 179 zuerst aus den Ovarien des Frosches mit Kochsalzlösung bakterizide Substanzen extrahiert. Er nahm zwei Bakteriolysine an, ein 'thermostabiles und ein thermolabiles. Die thermostabile Substanz war in Alkohol löslich. Die späteren Unter- suchungen von LANDSTEINER180 und seinen Mitarbeitern machen es aber wahrscheinlich, daß es sich hier gar nicht um zwei verschiedene Bakteriolysine handelt, sondern darum, dab ein an sich thermostabiles bakterizides Lipoid durch die in der Lösung vorhandenen Eiweib- körper thermolabil erscheint. BaıL & PErrersonx !S! fanden im Knochen- mark verschiedener Tierarten Substanzen, die bakterizid auf Milz- brand wirkten, besonders aber dann, wenn sie einem an sich unwirk- samen Serum wie dem Hühnerserum zugesetzt wurden. Sie vin- dizieren diesen aus dem Knochenmark extrahierbaren Substanz den Charakter eines Komplementes und nehmen im Hühnerserum den Ambozeptor an. LANDSTEINER & EnrricH konnten die Befunde von Bar. & PETTERSon bestätigen. Sie fanden, daß schon die äther- löslichen Bestandteile des Knochenmarks genügten, um aktivem oder inaktivem Hühnerserum bakterizide Eigenschaften zu verleihen. Die Erhitzung jeder der beiden Komponenten auf 58° schädigt die bak- terizide Wirkung nicht, wohl aber die Erhitzung der Mischung auf die gleiche Temperatur. Auch sie vergleichen die Kombination Serum- Knochenmarklipoid mit der Kombination Ambozeptor-Komplement. Milzbrandtötende Stoffe fanden Gruger & Furakı in den Leuko- cyten, besonders beim Huhn, sowie in den Blutblättchen. Auch in den Leukocyten des Kaninchens fanden sich derartige Stoffe, die be- sonders leicht durch Stauungslymphe extrahierbar waren. FonTes 182 findet im Extrakt tuberkulöser, nicht aber normaler I,ymph- drüseneine Substanz, die TB. zerstört, NoGucHz!® kommt im Anschluß an ältere Versuche von Kyss & SacHs zu der Ansicht, daß es sich bei den ÖOrganextrakten um die Wirkung von Seifen handelt (sowohl bei der Bakte- riolyse wie bei der Hämolyse). Das gleiche nehmen LeEvApıTı!?®t, LANDSTEINER an. Verbindungen der Seifen mit Serum wirken ebenso wie die Extrakte + Serum nicht mehr Iytisch (NOGUCHI, v. LIEBERMANN & FENYVvEssY'!®). Diese Verbindung wirkt auf beladene Bakterien nach NoGucHI gewissermaßen als ein Komplement, indem sie die beladenen Bakterien stärker löst als Seife allein native Bakterien. Solche bakteriziden Körper, wie sie sich aus den Organen extra- hieren lassen, spielen vielleicht auch bei der Abwehr der natürlichen Infektion eine Rolle. Rossanı186 stellte Untersuchungen über das bakterizide Vermögen des Lungengewebes mit Prodigiosusbakterien an. Er fand es bei ge- sunden Meerschweinchen beträchtlich; durch Einwirkung der Kälte oder durch starken Temperaturwechsel, Bäder, Ermüdung, Staubin- 312 E. FRIEDBERGER, halation wird das bakterizide Vermögen der Lunge herabgesetzt, Alkohol in geringen Dosen erhöht es. Bei längere Zeit fortgesetzter subkutaner Darreichung des Alkohols ist das bakterizide Vermögen gleich oder etwas erhöht. Es sinkt, sobald die Alkoholgabe plötzlich unterbrochen wird. (Die Wirkung des Alkohols führt der Autor auf die Ausscheidung durch die Lungen zurück bzw. auf die dabei zu- tage tretende antiseptische Wirkung.) Tuvro & Pıy Suner 187 beobachteten, daß Cholerabakterien, in die Nieren des Hundes eingespritzt, sofort aufgelöst werden, nicht aber Typhusbacillen. Die letzteren gelangen jedoch bei Einspritzung in die Leber gleichfalls zur Auflösung. Auch ALBERGo Bererra!8ta stellte Untersuchungen über die bakterizide Wirkung von Organen an. Thermostabilere keimtötende Stoffe scheinen aber nicht nur in Organextrakten, sondern auch im freien Serum sich zu finden. So hat Pırenxe!88 bezüglich der bakteriziden Wirkung des Rattenserums auf Milzbrand folgende Beobachtung gemacht. Die bakterizide Sub- stanz wird durch eine Temperatur von 64° nicht zerstört, ver- schwindet aber nach Neutralisation des Serums. Sie ist resistent gegenüber der Filtration und dem Sonnenlicht während 14 Tagen und sie hält sich getrocknet bei 130°. Es handelt sich also nicht um ein Alexin. Horrox 189 konnte die Resultate von PıRENnNE bestätigen, fand aber, daß das Alter der Tiere einen gewissen Einfluß hat. Bei der er- wachsenen Ratte ist die bakterizide Substanz gegenüber Milzbrand thermostabil. Erst durch 30 Minuten lange Erhitzung auf 68° wird sie zerstört. Bei den jungen Ratten hingegen (2 Monate alt) ist sie nicht thermoresistent. Sie wird bereits durch 58° zerstört. Es ist an dieser Stelle noch eine Arbeit von HEım!? zu erwähnen, der bei Reagenzglasversuchen die Ausscheidung bakterientötender Stoffe aus den Erythrocyten des Kaninchens beobachtete und deren Existenz auch in vivo in dem zirkulierenden Blute annimmt, da ja fortwährend rote Blutkörperchen zugrunde gehen. Diese Stoffe unterscheiden sich von den Alexinen dadurch, daß sie in vitro in den ersten Stunden, in denen die Alexine wirken, noch nicht nachweisbar sind; erst wenn die Alexinwirkung geschwunden ist und wieder eine Vermehrung der Bakterien zu konstatieren ist, werden die Hrımschen Körper aus den zerfallen- den Erythrocyten frei und treten in Aktion. (Neuerdings hat Hem!?! auch aus Muskelgewebe bei immuni- sierten Tieren derartige Stoffe speziell gegen Pneumokokken extra- hieren können, was aber von Brzzora1?2 entschieden in Abrede ge- stellt wird (Versuche an Choleravibrionen). | Die bakteriziden Immunsera. Es war bereits seit alters her bekannt, daß das einmalige Ueber- stehen einer Krankheit in vielen Fällen dem Organismus einen Schutz ausschließlich dieser Krankheit gegenüber gewährt. Durch die grundlegenden Arbeiten PAsTEURs wissen wir, daß das gleiche Ziel durch die Verimpfung virulenter oder abgeschwächter Krankheitserreger erreicht wird. Durch die Untersuchungen von EHRLICH !?3, 194 iiber die Immunität gegen gewisse Pflanzengifte (Riecin und Abrin) und die gleichzeitigen Unter- suchungen BEHRINGS 1°, 196 über die Immunität gegen Tetanus und Diphtheriegift erhielten diese Tatsachen zum erstenmal eine wissenschaftliche Begründung. une Die bakteriziden Sera. 313 BEHRING & KıTasaro!” zeigten, daß die Immunität von Kaninchen und Mäusen, die gegen Tetanus oder Diphtherie immunisiert sind, auf der Fähigkeit der zellfreien Blutflüssigkeit beruht, die toxischen Substanzen, welche die Tetanus- bacillen produzieren, unschädlich zu machen. Es entsprach dem menschlichen Analogiebedürfnis, auch für andere Schutz- sera die Gegenwart derartiger giftparalysierender Antitoxine nachzuweisen. Grund- bedingung schien zu sein, daß die pathogenen Bakterienarten, die zur Er- zeugung der betreffenden Sera gedient hatten, ein ähnliches Gift wie die Diphtheriebacillen produzieren, was ja die Conditio sine qua non zur Bildung des Antitoxins darzustellen schien. Es zeigt sich jedoch, daß bei einer Reihe anderer Bakterienspecies die Ver- hältnisse anders lagen. Diese Verhältnisse wurden vor allem am Choleravibrio ermittelt, der den Prototyp für diese Gruppe von Bakterien darstellt. Die Natur des Giftes von Bakterien vom Typus des Cholera- vibrio. Nachdem schon im Jahre 1884 R. KocH !9® die Symptome der Cholera im Stadium algidum für Vergiftungserscheinungen angesprochen hatte und CanTanı 199 zuerst die Vermutung geäußert hatte, daß die Intoxikationssymptome durch die Resorption von Giftstoffen entstehen, welche in den Choterabaecillen selbst enthalten sind, suchte R. PFEIFFER 20 die vermuteten Gifte in den Bakterien selbst. Diese Gifte sind in gewöhnlichen Kulturmedien fast unlöslich und unter- scheiden sich also dadurch wesentlich von dem Diphtheriegift und seinen Ver- wandten, sie bilden vielmehr nach R. PFEIFFER einen integrierenden Bestandteil der Bakteriensubstanz. Er nannte sie Endotoxine, ausgehend von der Vorstellung, daß sie erst bei der Auflösung der Bakterien, sei es durch ein spezifisches Serum, sei es durch künstliche Lyse (chemische, physikalische Einflüsse) in Freiheit gesetzt würden. Die von PFEIFFER gefundenen bedeutsamen Tatsachen wurden durch die gleichzeitigen Arbeiten von GAMALEIA 2? in umfassender Weise bestätigt, aber von verschiedenen Seiten bekämpft (GRUBER & WIENER?%, SCHOLL ?®, HuErpE 2%, 2055, KLEIN 2%, HAMMERL ?®, METSCHNIKOFF, ROUX, TAURELLI & SALIMBENI2%9, BEHRING & RansoM 210, EMMERICH & Tsugor?!!). Es kann an dieser Stelle nicht ausführlich auf diese Arbeiten eingegangen werden. Jedoch konnten PFEIFFER, sowie ZENTHÖFFER ?07', KLEMPERER?!? u. a. durch weitere Untersuchungen die Einwände gegen die PFEIFFERsche Anschauung widerlegen. Dagegen sind auch neuerdings immer wieder Bestrebungen hervorgetreten, die Unterschiede zwischen den Erregern der echten Toxikosen, Diphtherie, Te- tanus, Botulismus einerseits und den übrigen Bakterieninfektionen zu verwischen und auch bei letzteren die Erzeugung echter sezernierter Toxine im Krankheits- prozesse anzunehmen. A priori sollte freilich schon das ganze Krankheitsbild bei den echten Toxikosen mit seiner lokalen Ansiedlung geringer Bakterienmengen und die mehr oder weniger schrankenlose Vermehrung bei den echten Infektionen dafür sprechen, daß es sich hier um ganz verschiedene Verhältnisse handelt. Besonders waren es BRAU & DENIER?!3, 214 sowie KRAUS und seine Mitarbeiter *''—??° die bei der Cholera die Bildung eines echten Toxins auch beim Infektions- prozeß annahmen. Sie wurden vor allen Dingen dazu veranlaßt durch die Untersuchungen gewisser dem Cholerabacillus zum mindesten sehr nahe stehen- der Vibrionenstämme, die tatsächlich akut wirkende „echte“ Toxine und Hämo- toxine zu bilden vermögen. Besonders eingehend sind hier eine Reihe von durch F. GoTtscHLicH ?'® in EI Tor gezüchteter Vibrionenstämme untersucht, vgl. auch E. GorTscHLicH 216. Diese verhalten sich nach KrAUS & PRANT- SCHOFF ?17,218, KRrAUS & PRIBRAM 219, ?° bezüglich der Agglutination und Bak- teriolyse wie echte Cholerastämme, bilden aber, wie gesagt, ein akut tödliches Toxin und ein hämolytisches Toxin und diese Toxine sind identisch mit denen vieler anderer Vibrionen (Nasik, Metschnikoff, Danubicus, Finkler-Prior, Massaua), die sich doch kulturell und morphologisch von der echten Cholera unterscheiden. (Das akut wirkende Gift des El-Tor-Vibrio wird vom Antitoxin des Vibrio Nasik neutralisiert. 32 weitere von F. GoTsScHLIicH in El Tor isolierte Stämme bilden ebenfalls Toxin, doch sind sie durch Agglutination und Bakteriolyse von Cholera und den sechs typischen El-Tor-Stämmen zu trennen. Andererseits neutralisiert 314 E. FRIEDBERGER, das Antihämotoxin der sechs El-Tor-Stämme das Hämotoxin der meisten übrigen El-Tor-Vibrionen und umgekehrt. Nach HUNTEMÜLLER 22! bilden im Gegensatz zu BIEDL & Kraus auch die meisten echten Cholerastämme Hämolysin. Dieses hämolytische Gift des Cholerabacillus ist ein echtes Toxin, gegen das sich Antitoxin darstellen läßt. Auch beim Typhus wurde namentlich in den älteren Kulturen das Auftreten von echten Toxinen behauptet von ARONSoN 22?, MORESCHI °’”, KRAUS & v. STE- NITZER °* u. a. Es ist aber wohl wahrscheinlich, daß es sich bei allen diesen Giften nur um in Lösung gegangene Bestandteile der Bakterienleibessubstanz handelt. Sicher liegen die Verhältnisse zum mindesten quantitativ ganz anders als beim Diphtheriebacillus. Es schien, daß die Gruppe von Bakterien, zu denen Typhus und Cholera gehören, entsprechend dem andersartigen Charakter ihres Giftes auch eine Immunität hervorrufen mußte, die von der anti- toxischen verschieden war. Schon nachdem es im Jahre 1888 RıcHET & HERICOURT®?® gelungen war, Kaninchen gegen Staphylokokken durch Injektion von defibriniertem Blut von Hunden, die mit dieser Bakterienspecies vorbehandelt waren, zu immunisieren, hatten CHARRIN & GAMALEIA ??6 gefunden, daß mit B. pyocyaneus, Vibrio Gama- leia, Vibrio Cholerae immunisierte Tiere gegenüber den betreffenden Bakterien wohl geschützt waren, aber deren löslichen Giften gegenüber empfänglicher waren als Normaltiere, also kein Antitoxin in ihrem Serum enthielten. EMMERICH & MASTBAUM ??? konstatierten dann, daß das Blut von mit Schweinerotlauf immunisierten Kaninchen Mäuse und Kaninchen vor der In- tektion zu schützen imstande war. Diese Immunität wurde auf bakterienfeind- liche Substanzen zurückgeführt, über deren Natur man sich damals keine rechte Vorstellung machte. METSCHNIKOFF?28 hat gezeigt, dab das Serum von mit dem Er- reger der Hogcholera geimpften Kaninchen normalen Tieren Schutz verlieh, ohne ein Antitoxin zu enthalten. Er bezeichnet den darin wirksamen Schutzkörper als „Substance preventive‘. Analoge Resultate erhielten WASSERMANN ??9, PFEIFFER & WASSER- MANN?230, sowie R. PFEIFFER?3! bei der Immunisierung von Meer- schweinchen gegen Cholera, wie sie zuerst von BRIEGER, KıTAsaTo & WAsSSERMANN 232 ausgeführt wurde und von diesen Autoren ur- sprünglich für antitoxisch gehalten worden war. Nach den Unter- suchungen von PFEIFFER & WASSERMANN jedoch wirken die im Serum von choleravaccinierten Tieren enthaltenen Schutzstoffe nicht wie die Diphtherieantitoxine auf ein Gift, das in dem Sinne ja nach den Autoren gar nicht für die Cholera existiert *). Die gegen Cholera vacceinierten Meerschweinchen vertragen das Vielfache der Dosis letalis für normale Tiere tödlichen Dosis leben- der Vibrionen nur deshalb, weil sie die Fähigkeit erworben haben, die eingebrachten Bakterien in ihrem Peritoneum rapide aufzulösen. Daß diese erworbenen Funktionen bakteriolytisch und nicht antitoxisch sind, konnten PFEIFFER & WAssERMANN dadurch zeigen, daß die ver- giftende Dosis von abgetöteten Cholerabakterien für immunisierte und *) Bei der intraperitonealen Impfung von Meerschweinchen hat man es nach PFEIFFER & WASSERMANNS Untersuchungen ganz in der Hand, je nach der Dosis (die natürlich mit Rücksicht auf die Virulenz relativen Schwankungen unterliegt) die Tiere an Giftwirkung (d. h. ohne Vibrionenbefund post mortem in der Bauchhöhle) oder an Infektion (d. h. mit einer kolossalen Vermehrung der injizierten Bakterien) sterben zu lassen. Die abweichenden Versuche von GRUBER, der infolgedessen den Vergiftungs- tod an Cholera beim Versuchstiere unter diesen Bedingungen ganz leugnete, sind durch Differenz in der Virulenz und der Dosis auf einfachste Weise zu erklären. u a Ze Die bakteriziden Sera. 315 normale Tiere die gleiche war. Auch das nach Lazarus 233, 234 spezi- fisch wirksame Serum von Cholerarekonvaleszenten und das vielfach wirksamere Serum, das PFEIFFER durch die Vorbehandlung von Ziegen mit Cholerakulturen erhalten hatte, erlangen weder aktiv noch passıv irgendwelche antitoxische Eigenschaft im gewöhnlichen Sinne. Das Meerschweinchen gewinnt durch das wirksamste Choleraziegenserum keinen stärkeren Schutz gegen die Vergiftung mit den abgetöteten Kulturen, als durch das Serum normaler Ziegen. Es gilt für die Choleragifte im Preırrerschen Sinne keineswegs das von EHrLıcH für die Diphtherietoxine und -antitoxine aufgestellte Gesetz der Multipla, d. h. die a-fache Serummenge schützt nicht gegen die a-fache Giftmenge, „sondern es gibt eine obere Grenze der giftigen Bakteriensubstanz, die auch bei Injektionen der größten Serummengen nicht überschritten werden darf“ (R. PFEIFFER). BrAU & DENIER, Kraus und seine Mitarbeiter, BERGEL & MEYER 235 glauben, ausgehend von ihren Anschauungen, daß die Cholera- und Typhusbakterien ein echtes Toxin bilden, auch ein wahres antitoxisches Serum dargestellt zu haben. PFEIFFER & FRIEDBERGER ?®®, fanden aber, daß speziell das Kraussche sogenannte antiendotoxische Cholera- serum keine entsprechenden Antıtoxine enthält, sondern nur ein Anti- toxin gegen das akut wirkende Gift im El-Tor-Bacillus. Aber auch hier übt das Antitoxin keinen nennenswerten Einfluß auf den Ablauf der Infektion aus, sondern auch das El-Tor-Serum wirkt im wesent- lichen durch seine bakterizide Quote. Das El-Tor-Antitoxinserum von Kraus & Russ237 versagt, entgegen der Angabe der Autoren, voll- ständig gegenüber den Endotoxinen des Choleravibrios.. Auch gegen über der Cholera wirkt dieses Serum nur bakterizid; ebenso fanden PrFEIFFER & FRIEDBERGER, daß auch das Antityphusserum von BERGEL & MEyEr keinerlei antitoxische Wirkung besitzt. BEsREDKA23S behauptet, durch seine besondere Vorbehandlung mit lebenden Mikroben, ein Serum zu erhalten, das die Endo- toxine neutralisiert. Er verreibt zur Darstellung seiner löslichen Endotoxine von Typhus, Pest und Dysenterie die betreffenden Bak- terien trocken mit Kochsalzlösung und fügt dann allmählich tropfen- weise Wasser hinzu und mazeriert die Emulsion während einer Nacht. Dann wird zentrifugiert, beim Typhus nach vorheriger Erwärmung auf 60—62°, was aber bei der anderen Bakterienart nicht empfehlens- wert ist. Das Typhusendotoxin ist am wenigsten giftig, das der Dysenterie am giftigsten. Die Endotoxine sind gegenüber der Hitze verschieden resistent. Das Pestendotoxin verträgt nur 70°, das der Dysenterie 30° und das des Typhus 127°. LarTınEano??®? hat mit der eben beschriebenen Methode von BeEskepka auch aus dem Influenzabacillus ein Endotoxin erhalten. Das „Antiendotoxin“ soll sowohl gegenüber den Bacillenleibern wie gegenüber dem Bakterienextrakt wirksam sein. Man soll damit leicht 10—12 tödliche Dosen neutralisieren können. Durch intravenöse Injektion von Ziegen mit einem mittels Be- handlung von Typhuskultur mit flüssiger Luft gewonnenen „Toxin‘“ gelang MAacFapyEen & Rowrann?#0, 241 die Darstellung eines Serums, das 10 tödliche Dosen neutralisierte, in einer Menge von 0,02 cem. Auch sie halten ihr Serum für ein antiendotoxisches. (BESREDKA dürfte recht haben, wenn er die Immunisierung mit Vollbakterien der mit dem Impfstoff des Autors gleichstellt.) 316 E. FRIEDBERGER MacFapvyven findet, daß auf seine Weise gewonnenes Choleraendo- toxin in seiner Giftigkeit abhängig ist von der Virulenz der Aus- gangskultur. Sein Gift ist sehr wirksam für Meerschweinchen, Ka- ninchen und Ziegen. Beim Lagern wird es sehr stark abgeschwächt. Es ist thermolabil. Eingehende Versuche, die mit dem antiendotoxischen Serum Bes- REDKAS neuerdings von PFEIFFER & Bessau?#? angestellt wurden, führten zu einer Bestätigung der Angaben dieses Autors, wonach dem Serum tatsächlich eine nicht unerhebliche giftneutralisierende Fähigkeit zukommt. PFEIFFER & Bessau erklären sie dadurch, dab unter der Einwirkung des Serums ein Abbau des Endotoxins in un- giftigere Spaltprodukte statt hat, ähnlich wie das die Untersuchungen von FRIEDBERGER 24, FRIEDBERGER & VALLARDI?432 mit Anaphylatoxin aus Eiweiß in vitro dargetan haben. Es sei hier nebenbei bemerkt, daß PETTERSOon dem Immunserum im wesentlichen nur die bakteriolytische Funktion zuschreibt, die Beseitigung der dabei entstehenden Endotoxine aber in die Leuko- cyten verlegt. Wie sich aus den obigen Ausführungen ergibt, hatte man seit- her zwischen antitoxischen und bakteriziden Seris einen prinzipiellen Unterschied gemacht und angenommen, daß einzelne Bakterien- species nur antitoxische, andere nur bakterizide Sera zu pro- duzieren imstande seien. Indessen gibt es hier vielfache Ueber- gänge. So haben bereits die Arbeiten von Roux, METSCHNIKOFF & SALIMBENI bezüglich der Cholera und die Wassermanns?#* bezüglich des Pyocyaneus gezeigt, daß sich auch mit Bakterienspecies, die für gewöhnlich typische bakterizide Sera liefern, antitoxische Sera ge- winnen lassen, umgekehrt ist auch mittels des die Bildung antı- toxischer Sera auslösenden Diphtheriebacillus Kreın?*°, van DE VeLpeE246, LamgorreE?#, Banpı?#8, WASSERMANN 249, SCHWONER ?50 u. a. die Erzeugung antibakterieller Sera gelungen. Nach Lipsteıx ?51 entstehen keine bakteriziden Immunsera bei der Vorbehandlung mit Diphtheriebacillenleibern. Doch nimmt auch SavErBeck ?°? neuerdings in Diphtherieserum einen bakteriolytischen Ambozeptor an; Wirksam- keit bei Komplementzusatz. Kleine Mengen machen Phagocytose, große Mengen auch Bakteriolyse. Nach Orkugo233 findet sich gleich- falls im Diphtherieserum ein komplexer Antikörper von Ambozeptor- typus, der nur mit Komplement wirkt, doch soll er nur Phagocytose befördern, nicht bakteriolytische Funktion entfalten. Ein Bacillus, der typisch in der Mitte steht zwischen den echten Toxinbildern und den reinen Infektionsbacillen, ist der Dysenterie- bacillus. Die Art des Serums, das mit einer Bakterienspecies erzielt wird, ist, wie besonders WASSERMANN?># in dem Referat seines Vortrages auf dem Hygienekongreß in Brüssel annimmt, nicht so sehr abhängig von dem Mikroorganismus als solchem, wie vielmehr von der Art der Bakterienstoffe, mit denen wir ein Tier vorbehandeln. Bakteri- zide Sera sollen dann gebildet werden, wenn Leibessubstanzen der Bakterien zur Vorbehandlung gedient haben, antitoxische, wenn Sekre- tionsprodukte lebender Bakterien zur Immunisierung benutzt wurden. Im letzteren Falle erhalten die Sera, wie WASSERMANN im antitoxischen B.-pyocyaneus-Serum, die vorerwähnten Autoren im antitoxischen Choleraserum nachweisen konnten, neben den antitoxischen auch stets bakterizide Schutzstoffe. Die bakteriziden Sera. Sr Es ist dies daraus zu erklären, daß stets Leibessubstanzen der Bakterien, wenn auch in geringen Mengen, in den toxinhaltigen Filtraten der betreffenden zur Immunisierung benutzten Bouillonkulturen enthalten waren; diese Stoffe genügten, um die Bildung der bakteriolytischen Antikörper anzuregen. NEISSER & SHIGA ?°° bezeichnen derartige antigene Bakterienstoffe, die durch das Filter hindurch- gehen, als „freie Rezeptoren“. Wenn also eine so strenge Trennung der verschiedenen Bakterien- species unter den Bedingungen des Experiments bezüglich der Art der gebildeten Antikörper sich nicht durchführen läßt, so wird unter den Verhältnissen der natürlichen Infektion doch kaum jemals ein derartiges Verhalten eintreten, daß etwa bei einer Diphtherie- infektion ein Serum gebildet wird, das neben seiner antitoxischen Funktion nennenswerte bakterizide Fähigkeit besitzt, oder Serum eines Typhusrekonvaleszenten gegen die Toxine des Typhus eine ausgesprochene antitoxische Kraft aufweist. Die oben gegebene Darstellung entspricht im allgemeinen den seitherigen Anschauungen. Durch die neueren Ergebnisse der Anaphylaxieforschung dürften jedoch unsere Vorstellungen sowohl über die Endotoxine als auch über die antiinfektiöse Immunität, speziell den Wirkungsmechanismus der bakteriziden Sera, eine wesentliche Erweiterung erfahren *). E. FRIEDBERGER und seinen Mitarbeitern 256/365 jst es zuerst ge- lungen, aus Bakterien ein akut tötendes Gift, „Anaphylatoxin“, im Reagenzglas abzuspalten. Die Bildung dieses Giftes gelang auch im Tierkörper (FRIEDBERGER & NarHan >57) und es dürfte bei allen Infektionen eine wesentliche Rolle spielen. Die Untersuchungen von FRIEDBERGER beweisen, daß dem Bakterieneiweiß als solchem, gelöst oder ungelöst, primär keine so erhebliche Giftigkeit zukommt, wie man das früher allgemeın annahm. Die akut tödliche Dosis der Leibessubstanzen vieler Bakterienarten ist z. B. für das Meer- schweinchen kaum viel größer wie etwa die des artfremden Rinderserums.. Es hat erst im Organismus unter der Einwirkung der Körpersäfte ein Abbau des Bakterien- eiweißes, ebenso wie jeden anderen artfremden Eiweißes in das eigentliche Gift statt. Diese Abspaltung gelingt schon im Reagenzglas und bis zu einem gewissen Grade auch schon durch Normalserum und es gelingt auch schon sogar mit Normalserum das gebildete Gift weiter in ungiftige Modifikationen abzubauen. Das geht jedoch nur bei Verwendung relativ kleiner Bakterienmengen. Bei größeren Bakteriendosen ist die Gegenwart von Immunserum, und zwar von nicht unbeträchtlichen Mengen von Immunserum, zur Entgiftung notwendig. Es besteht also eine umgekehrte Proportionalität derart, daß die Giftbildung und die konsekutive Entgiftung durch weiteren Abbau um so leichter gelingt, je kleiner die Bakterienmenge im Verhältnis zur Immunserummenge ist. Mit diesem eingreifenden Abbau des Bakterieneiweißes geht naturgemäß die Abtötung und als sekundärer Vorgang die Auflösung der Bakterien parallel. Doch ist namentlich die Bakteriolyse als solche nicht von so ausschlaggebender Bedeutung (FRIEDBERGER, NEUFELD & Dorn?6%), da die Giftbildung und par- tielle Entgiftung schon erfolgen kann, noch ehe man eine nennens- ..*) Die nachstehenden Ausführungen sind zuerst in der Berl. klin. Wochen- schrift, 1910, Nr. 32/42, veröffentlicht. 318 E. FRIEDBERGER, werte Auflösung der Bakterien sieht und die Giftbildung auch z. B. beim Tuberkelbacillus erfolgt, wo von einer sichtbaren Auflösung überhaupt nicht die Rede ist. Das Anaphylatoxin zeigt ausgesprochene Differenzen gegenüber dem Endotoxin. Es seien hier nach FRrıEn- BERGER als wesentlich genannt: Die Endotoxine sind spezifisch und regen die Bildung spezifischer Antikörper an. Das Anaphylatoxin ist als einheitlich aufzufassen und spezifisch ist nur der Modus der Giftbildung. Zum Freiwerden der Endotoxine ist nach R. PFEIFFER die Auflösung der Bakterien notwendig, ja man kann sogar in vitro durch unspezifische Lösung der Bakterien, z. B. in Chloroform, wie PrEIFFER gezeigt hat, das Endotoxin ohne weiteren Abbau direkt freimachen. Das Anaphylatoxin geht aber in Lösung, ohne daß dabei die Bakterien aufgelöst werden. (In vitro findet ja an sich nur eine geringe Granulabildung statt.) Das Anaphylatoxin ist bedeutend intensiver wirksam und in kleineren Quantitäten als die „Endotoxine“. Man kann z. B. einem Meerschweinchen intravenös eine halbe Kultur Typhusbacillen oder aufgelöste Typhusbacillen ohne Schaden einspritzen, während aus 1/0 Oese der gleichen Kultur, und sogar aus gekochten Bakterien, die mit Immunambozeptoren beladen sind, aber auch schon durch die bloße Einwirkung von Komplementserum, eine derartig akut wirkende Giftdosis abgespalten wird, daß das artgleiche abzentrifugierte Serum ein Meerschweinchen innerhalb weniger Minuten tötet. Der hauptsächliche Unterschied aber ist der, daß das Endotoxin spezifische Antikörper erzeugt, das Anaphylatoxin dagegen ein ein- heitliches Gift oder einheitliches Gemenge von Giften ist, zum min- desten mit vollkommen einheitlicher Wirkung. Diese Annahme eines allgemeinen Anaphylatoxins aus den verschiedensten Bakterien- species steht nur scheinbar in Widerspruch mit dem für die Infektions- krankheiten so wohlbegründeten Spezifizitätsgesetz. Spezifisch ist bei den Infektionskrankheiten eben nicht das ein- heitliche Gift, sondern spezifisch ist der Modus der Giftbildung. Nur dann kann aus einem bestimmten Antigen, also z. B. aus Bak- terien, leicht das einheitliche Gift abgespalten werden, wenn, sofern nicht genügend normale Antikörper vorhanden sind, der homologe Antikörper durch die parenterale Gegenwart des betreffenden Antigens spezifisch vermehrt ist. Die Ursache, weshalb das im Reagenzglas entstehende Gift im Organismus beim immunisierten Tier zum Teil nicht in gleicher Weise akut in Aktion tritt, ist, wie FRIEDBERGER hervorgehoben hat, wohl die, daß hier offenbar bei der intensiveren Wirkung aller in Betracht kommenden Faktoren auch wieder ein schnellerer Abbau des Bakterienanaphylatoxins in ungiftige Spaltprodukte statt hat, so daß nicht oder nur selten auf einmal eine tödliche Dosis des Giftes angehäuft ist, zu deren Bildung im Reagenzglas aber natürlich die Bedingungen günstiger liegen. (Für die Richtigkeit dieser Auffassung spricht die Tatsache, daß ein Ueberschuß von Antieiweißserum bei konstanter Menge des Anti- gens die Ausbeute an Anaphylatoxin verringert, wofür als Ursache ein weiterer Abbau des Anaphylatoxins in ungiftige Modifikationen anzunehmen ist (FRIEDBERGER??). Zu analogen Resultaten führten spätere Versuche an mit Ambozeptor beladenen Bakterien. Damit he Die bakteriziden Sera. 319 stehen in völliger Uebereinstimmung die Befunde von R. PFEIFFER & Bessau 267, die gleichfalls bei ihren Heilversuchen mit Antityphus- seris einen Abbau der Bakterien in ungiftige Spaltprodukte unter dem Einfluß des Antiserums annehmen.) Andererseits ist auch bei einer Infektion wegen der durch den ständigen Verbrauch von Antikörpern bedingten partiellen Anti- anaphylaxie der Abbau, zumal wenn der Antikörpergehalt nicht sehr hoch ist, kein allzu intensiver, vielleicht auch die Kom- plementmenge oder die Zahl der Bakterien zu einem gegebenen Augenblick nicht so groß, daß eine tödliche Giftdosis entsteht. Ist aber die Dosis der Bakterien und Antikörper auf einmal genügend (akute Infektionen), so tritt wie bei der Eiweißanaphylaxie (das beweisen auch die Versuche über aktive und passive Bakterienana- phylaxie, FRIEDBERGER & Mrra?60) der Tod ein. Sonst haben wir, wie das bei den natürlichen Infektionen die Regel ist, eine Art chro- nischer protrahierter Anaphylatoxinvergiftung. Die Verschiedenheiten der Krankheitsbilder finden völlig ge- nügende und befriedigende Erklärung mit einem Anaphylatoxin, das sich aus den verschiedensten Bakterien abspalten läßt. Ob da- neben auch besondere spezifische Gifte für die einzelnen Infektions- krankheiten bestehen, sei dahingestellt; bewiesen ist es nicht und nötig ist ihre Annahme nicht. Die Differenzen im Verlauf bei den einzelnen Infektionen sprechen nicht gegen diese Anschauung. Man kann sich vorstellen, daß ebenso wie die künstlich erzeugbaren „Eiweißkrankheiten“ (FRIEDBERGER) die einzelnen Infektionen zum Teil nur dadurch in ihrem Verlaufe differieren, daß das parenterale Mikroorganismeneiweiß verschieden lokalisiert ist, eine verschiedene Vermehrungsintensität besitzt, Anti- körperbildung in quantitativ verschiedenem Grade veranlaßt und sich dem Abbau (der Anaphylatoxinbildung) gegenüber verschieden resistent verhält, Faktoren, durch die die Anaphylatoxinkurve und damit das Krankheitsbild selbst die verschiedensten Variationen erfahren kann. Die Hauptsymptome im Verlauf der verschiedenen Infektions- krankheiten sind ja trotz der Mannigfaltigkeit der Krankheitsbilder im einzelnen immer dieselben und mit jenen identisch, die wir durch kleine Eiweißmengen beim präparierten Tier und auch mit Anaphyla- toxin in kleinen Dosen hervorrufen können. „Fieber, entzündliche Gewebsveränderungen und toxische Ein- wirkungen auf das Zentralnervensystem, das sind ja die Kardinal- symptome aller Infektionen, nur wenige Töne im Grunde, aus denen durch die mannigfachsten Variationen die verschiedenartigsten Melo- dien entstehen (FRIEDBERGER). Wir sehen z. B., daß ganz verschiedene Krankheitserreger ein identisches Krankheitsbild erzeugen, wenn sie gleichartig lokalisiert sind und gleichartig sind in ihrem Wachstum und sonstigem biolo- gischen Verhalten. Die Symptome von Cholera und Cholera nostras, obwohl durch zwei ganz verschiedene, einander fernstehende Bak- terienarten, einen Vibrio und einen Bacillus, hervorgerufen, können so völlig identisch sein, daß eine Differentialdiagnose unter Umstän- den nur durch eine genaue bakteriologische Untersuchung möglich ist. Aber beide Mikroorganismenarten zeigen ähnliches Verhalten und sind an gleicher Stelle angesiedelt. Die Pneumonie kann sowohl durch den Bacillus Friedländer, wie durch den Pneumococcus erzeugt 320 E. FRIEDBERGER, werden. mit ganz analogen Symptomen, weil beide Male die Lokali- sationsstätte der verschiedenen Erreger die gleiche ist. Andrerseits sehen wir, wie ein und derselbe Bacillus, je nach seiner Lokalisation und seinem sonstigen biologischen Verhalten, ganz verschiedene Krankheitsbilder erzeugt. Es sei nur an den Tuberkelbacillus erinnert, der bald allgemeine chronische Tuberkulose, bald akute Miliartuberkulose, bald lokale Affektionen hervorruft *). | Als einen Beweis für seine Theorie sieht FRIEDBERGER die Tat- sache an, daß man wesentliche Symptome der verschiedensten Infek- tionskrankheiten beim präparierten Tier durch ein einheitliches, an sich ungiftiges Eiweiß erzeugen kann. Es ergibt sich das vor allem aus den Fieberversuchen. Je nach der Dosis, der Zahl der parenteralen Injektionen, dem Intervall zwischen den einzelnen Einspritzungen und vor allem je nach dem Ort der Zuführung kann man mit einem einzigen an sich ungiftigen Eiweiß verschiedenste Fiebertypen experimentell erzeugen. Aus dem einen Eiweiß kann natürlich nur ein einheitliches Gift bzw. ein ein- heitliches Gemenge abgespalten werden, und daraus folgt, daß man die Verschiedenheit der Symptome keineswegs als ein Kriterium für eine Verschiedenheit der Gifte bei derartigen komplizierten biologi- schen Prozessen von vornherein änzusehen braucht. Wie bei der enteralen Verdauung einheitliche Abbauprodukte aus den verschiedensten Eiweibkörpern sich bilden, so können wir an- nehmen, daß auch bei dem parenteralen Eiweißabbau ein einheitliches Gift oder Giftgemenge entsteht. Da die Bakterien bei der Infektion im Organismus nichts anderes sind, als parenteral vorhandenes Eiweiß, so ist es nicht einzusehen, weshalb nicht auch das aus den Bakterien entstehende Gift mit dem übrigen Anaphylatoxin identisch sein sollte. Entsprechend den eben geschilderten Variationen, die man im Symptomenbild mit dem einheitlichen Gift aus einem einzigen Eiweib- körper erzeugen kann, dürfen wir annehmen, dab auch die Ver- schiedenheiten im Verlauf der einzelnen Infektionskrankheiten keines- wegs die Annahme besonderer differenter, spezifischer Gifte notwendig machen. Wir können also mit jedem Eiweißkörper durch fortgesetzte Zufuhr kleiner Mengen, je nach Ort, Zeit und Dosis, gewissermaßen Modelle der verschiedensten Infektionskrankheiten künstlich repro- (duzieren **). Auf Grund dieser Beobachtungen müssen wir wohl das Endo- toxin mit seinem spezifischen Eiweiß und seiner spezifischen antigenen Qualität als die Muttersubstanz des Anaphyla- toxins auffassen, welches letztere das eigentlich wirk- same Gift bei der Infektion darstellt. Das zeigen besonders eklatant Versuche, die von FRIEDBERGER & KumAcar?6 mit der Me- thode von Macnus?69 am überlebenden Kaninchen-, Katzen- und Hundedarme mit Bakterienleibern, Extrakten (,„Endotoxinen‘“) und Anaphylatoxinen aus Bakterien angestellt worden sind. *) Auch bei den verschiedenen Tierspecies können die durch einen Erreger hervorgerufenen Krankheitsbilder je nach dessen Verbreitung usw. ganz verschieden sein. **, z. B. eine künstliche Pneumonie durch Inhalation von Eiweiß beim homolog präparierten Tier. Die bakteriziden Sera. 321 Gerade auf den Darm sollen ja viele Bakterien bzw. ihre Leibes- substanzen besonders giftig wirken. Fig. 1. Stück vom Dünndarm des Kaninchens, bei 37° fixiert gehalten. Die peristaltischen Bewegungen mittels Schreibhebel auf ein Kymographion übertragen. Bis * befindet sich das Darmstück in Ringerlösung, dann in Ringerlösung mit Extrakt von Dysenteriebacillen. Unsere Untersuchungen ergaben nun, daß weder Typhus-, Cholera-, noch Dysenterie- (SHiGA-Kruse) und andere Vollbakterien, noch deren Extrakte bzw. gelösten Leibessubstanzen auch nur die geringste Einwirkung auf den isolierten Darm normaler oder immuni- sierter Tiere haben. Das gilt auchselbst von dem Bacillus dysenteriae gegenüber dem Ka- ninchendarm, obwohl doch der Dysenteriebacillus in vivo für diese Tierspecies auber- ordentlich giftig ist. Fig. 2. Versuchsanordnung wie bei Fig. 1. Nur bei * die gleiche Menge desselben Dysenterie- extraktes, jedoch nicht in Ringer- lösung, sondern in Normalmeer- schweinchenserum; fast momentaner Stillstand der Peristaltik. (Normal- meerschweinchenserum allein schä- digt den Darm nicht nachweisbar.) Dagegen rufen die erwähnten Bakterien (und andere von uns untersuchte) sofort die schwersten Vergiftungen (Störung der Peri- staltik, Abtötung des Darmes) hervor, sobald vorher durch Dige- rierung mit Normalserum aus ihnen Anaphylatoxin abgespalten ist, Das zur Abspaltung benutzte arteigene Serum oder Meerschwein- chenserum ist natürlich atoxisch auf den betreffenden Darm. Ebenso- wenig entsteht ein giftiges Produkt bei der Digerierung der gleichen Handbuch der pathogenen Mikroorganismen. 2. Aufl. I. 21 322 E. FRIEDBERGER, Mengen von Bakterien oder Extrakt mit inaktiviertem Serum. Analog verliefen Versuche am isolierten Froschherz, wie wir sie im Anschluß an frühere Experimente von FRIEDBERGER & Mrrta?‘® auch mit Bakterien angestellt haben. Die Versuche zeigen am überlebenden Organ eindeutig, daß die Bakterien bzw. ihre Leibessubstanzen („Endotoxine“) an sich nicht giftig sind, sondern es erst unter dem Ein- fluß der tierischen Säfte (Normalserum) werden. Man kann gegenüber diesen Versuchen einwenden, daß sie nicht unter „physiologischen“ Verhältnissen, sondern an einem künstlich über- lebenden Organstück angestellt sind. Aber wenn selbst hier an einem geschwächten Organ die Bakterien und ihre gelösten Leibessubstanzen an sich keinerlei Wirkung entfalten, so dürften wir das im Organis- mus noch viel weniger annehmen. Die Toxikosen stehen zunächst scheinbar außerhalb der im vor- stehenden erörterten Betrachtungsweise, da es sich bei ihnen im Gegensatz zum Bakterieneiweiß um eine offenbar schon primär in sehr kleinen Dosen giftige Substanz handelt. Es gelang jedoch FRrrED- BERGER & Mırta?2’1 auch hier mit Tetanusgift, FRIEDBERGER & Kuv- mAGaI?T2 mit Schlangengift den Nachweis zu erbringen, dab auch das echte Toxin eine Entgiftung über ein noch giftigeres Zwischenprodukt unter dem Einfluß des Serums erfährt*). Diese Tatsache gestattet nun, die antitoxische Immunität mit der bakterio- lytischen in Zusammenhang zu bringen. Wir haben gesehen, daß auch bei Bakterien das gebildete Ana- phylatoxin um so leichter entgiftet wird, je größer die Immun- serummenge und je kleiner die Bakterienmenge ist. Es ist nun ohne weiteres klar, daß die Entgiftung über ein besonders giftiges Zwischenprodukt hinaus zu ungiftigen Spaltprodukten um so leichter gelingen muß, je kleiner bei einer gewissen konstanten Anti- serummenge die Antigendosis ist. Daher ist die Entgiftung, so paradox das zunächst erscheinen mag, am vollständigsten gerade bei den besonders toxischen Eiweißkörpern, bei denen die als tödliche Dosis im biologischen Versuch oder in Praxis in Frage kom- mende Eiweißmenge eine sehr geringe ist. Denn die Leichtigkeit der Entgiftung hängt ja danach nicht von der primären Giftigkeit ab, sondern von der relativen Menge des zu entgiftenden Eiweißes.. Je kleiner die toxische Eiweißmenge ist (und gerade bei giftigem Eiweiß ist sie immer ja sehr klein), um so leichter ist die Entgiftung, die hier sogar ganz gesetzmäßig ver- laufen kann, nämlich nach dem bekannten EnrricHschen Gesetz der multiplen Proportionen. Bei an sich relativ ungiftigem Eiweiß aber (Bakterienleiber, art- fremde Sera höherer Tiere usw.) ist die tödliche Dosis natürlich eine enorm viel höhere und dementsprechend die Entgiftung durch Immunserum viel schwieriger. Hier kommt es meist nur bis zum partiellen Abbau in die akut toxischen Spaltprodukte (Anaphylatoxin). Besonders tritt die völlige entgiftende Wirkung des Serums zu- tage bei den bakteriellen Toxinen und jenen artfremden Eiweißarten, die schon in minimalen Mengen giftig wirken, wie Schlangengift, *) Schon DE WAELE 273, Dorn & UNGERMANN 7% haben eine Beschleuni- gung der spezifischen Giftwirkung unter dem Einfluß von Komplement gesehen, nicht aber das Auftreten eines akut wirkenden Anaphylatoxins. De. Die bakteriziden Sera. 323 ‘Aalserum usw. Daß äber hier der gleiche Abbauprozeß über noch giftigere, akut wirkende Spaltprodukte zu ungiftigen Körpern statt- findet wie beim Rinderserum, Pferdeserum usw., lehren unsere Ver- suche über die Abspaltung von Anaphylatoxin aus echten Bakterien- toxinen. Sie haben gezeigt, daß sich auch aus Tetanuseift und Schlangengift*) durch Normalserum oder ungenügende Antitoxin- mengen ein stark wirkendes akutes Anaphylatoxin erzeugen läßt, während durch große Dosen antitoxischer Sera bekanntlich völlige Entgiftung erfolgt. Je ungiftiger jedoch ein Eiweiß an sich ist, um so größere Dosen man dementsprechend zur toxischen Wirkung nötig hat, um so schwerer ist die Entgiftung des dann reichlich entstehenden Anaphyla- toxins auch durch große Mengen von Immunserum. Deshalb kann man wohl gegenüber Bakteriengiften, Schlangen- gift, Aalserum usw. mit Antiserum leicht eine antitoxische Wirkung nach dem Gesetz der Multipla erzielen, nicht aber z. B. gegenüber Hammelserum. Wenn man aber bei relativ wenig giftigem Eiweib nicht die tödliche Dosis zum Maßstab nimmt, sondern mit den minimalen fiebererzeugenden Mengen arbeitet, so gelingt es auch, bei derartigem Eiweiß durch Antiserum die Entgiftung nachzuweisen. Solche Versuche haben z. B. FRIEDBERGER & Mrra?! mit der fieber- erregenden Dosis von Tuberkelbacillen und Antituberkuloseserum an- gestellt. Es ergab sich, daß es durch das Immunserum gelingt, aller- dings bei Verwendung großer Mengen, die fiebererregende Wirkung genau nach denselben Gesetzmäßigkeiten zu neutralisieren, wie wir das bezüglich der tödlichen Dosis von Toxin durch das Antitoxin kennen. Aber auch bei den gewöhnlichen Anaphylaxieversuchen kann man Analoges beobachten, wenn auch weniger eklatant. Die tödliche Reinjektionsdosis ist z. B. bei hoch mit Hammelserum immunisierten Meerschweinchen bedeutend höher als bei einmal immunisierten bei gleicher Inkubation. Das Hauptergebnis unserer Untersuchungen ist also das folgende: Es besteht keine scharfe Trennung zwischen anti- toxischen Seris und gewöhnlichen Antieiweißseris. Die antitoxische Wirkung, d.h. die völlige Entgiftung kommt dann zustande, wenn die giftige Biweißdosis eine kleine und damit der Abbau ein leichter ist. Ueber das Verhalten verschiedener Bakterienarten gegen- über der Bakteriolyse, speziell über die mikroskopischen Vorgänge bei der Auflösung der Bakterien im Peritoneum aktiv oder passiv immunisierter Meerschweinchen. Die feineren Vorgänge bei der Bakteriolyse haben vor allem PFEIFFER, IsAEFF, KorLLE und Marx ??5-2s: in einer großen Reihe von Arbeiten namentlich bei Cholera- und Typhusinfektion aufgedeckt, sie haben zugleich die strenge Spezifizität dieses Prozesses dargetan. *) Damit entfällt der von ARONSoN ?'#a geäußerte Einwand, daß das Pepton des Tetanusgiftes für die Anaphylatoxinabspaltung verantwortlich zu machen sei, entsprechend der von FRIEDBERGER ??4b mitgeteilten Tatsache, daß un an Digerierung von Wittepepton mit Normalserum sich ein akut wirkendes ift bildet. 21% 324 E. FRIEDBERGER, Besonders gelang es R. PFEIFFER in Gemeinschaft mit IsaErFF mittels sinnreich ausgedachter Methoden die Vorgänge im Organismus des aktiv oder passiv immunisierten Tieres Schritt für Schritt zu ver- folgen. Die Untersuchungen wurden mit verschiedenen Bakterien vor- genommen, speziell aber mit Vibrionen, von denen wiederum der Erreger der Cholera besonders exakte Versuchsbedingungen gewähr- leistete. Auf diese Weise sind fast alle unsere Kenntnisse über die feineren Vorgänge bei dem Wirkungsmechanismus bakterizider Sera auf Grund von Untersuchungen an dieser Bakterienspecies gewonnen. Injiziert man einem Meerschweinchen, das gegen Cholera aktiv vacciniert ist, das 5—l0-fache einer sicher tödlichen Dosis, etwa eine Oese von 2 mg Yassungs- gewicht einer virulenten Agarkultur in die Bauchhöhle oder impft man ein normales Meerschweinchen mit der gleichen Dosis, der eine ausreichende Menge Choleraimmunserum eines anderen Tieres zugesetzt ist, so kann man, wie das R. PFEIFFER zuerst gethan hat, die Veränderungen, die sich innerhalb der Bauchhöhle unter dem Einflusse der Sera abspielen, studieren, wenn man von Zeit zu Zeit mit Glaskapillaren Proben des Bauchhöhleninhaltes entnimmt. Man sieht dann, wie in allen Fällen, in denen ein genügender Schutz durch aktive oder passive Immunisierung erreicht ist, die injizierten Vibrionen rapide zugrunde gehen. Die bakterizide Kraft des Choleraserums wurde beim cholerakranken Menschen zuerst von LAZARUS beobachtet; seine Angaben erfuhren eine Be- stätigung durch WASSERMANN 28", METSCHNIKOFF?®®, R. PFEIFFER °°°, SOBERN- HEIM 220, KARWATZKY 290a, Die erhöhte Bakterizidie findet sich nach METSCHNIKOFF während der Krankheit nur in 45 Proz. der Fälle. Der Hauptanstieg erfolgt erst in der Rekonvaleszenz (2.—4. Woche). Nach SOBERNHEIM soll die Höhe des bak- teriziden Titers dem Verlauf der Infektion parallel gehen (von METSCHNIKOFF bestritten); vgl. auch Svenson 221, Die schwieriger zu beobachtenden Vorgänge der Bakteriolyse der Typhus- bacillen und der Pestbakterien sind zuerst von PFEIFFER & KOLLE, sowie von KoLLe (Pest), HETSCH & OTTo 2% studiert worden. Bei den Pestbacillen verläuft der Prozeß der Bakterienauflösung unter dem Einflusse des Pestserums außer- ordentlich langsam, und, bei Benutzung vollvirulenter Kulturen, unter Mitbe- teiligung der Leukocyten, worauf MARKL2®? besonders hingewiesen hat. Die Mikroorganismen werden zuerst unbeweglich, quellen dann auf und schrumpfen zu kleinen Kügelchen zusammen. Dieselben haben zum Teil noch eine deutliche Eigenbewegung, was beweist, daß auch lebende Vibrionen der Auflösung anheimfallen. Die Kügelchen nehmen zunächst noch den Farbstoff ziemlich gut auf und bieten das Aussehen von Mikrokokken dar. Sie nehmen im weiteren Verlaufe des Prozesses mehr und mehr an Größe ab und man kann direkt verfolgen, wie ihre Substanz in der Exsudatflüssigkeit sich auflöst, ganz so, wie Zucker in Wasser (R. PFEIFFER) oder wie Wachsstäbchen, die in heißes Wasser eingetaucht werden (WASSERMANN). METSCHNIKOFF leugnet die völlige Auflösung der Granula, weil er im Hängetropfen des granulahaltigen Peritonealexsudates mit Cholera vaceinierter Meerschweinchen die Kügelchen selbst bei tagelanger Beobachtung nicht ganz verschwinden. sah; das liegt aber nur daran, daß außerhalb des Organismus, wie PFEIFFER stets betont hat, die Intensität der bakteriolytischen Wirkung verringert ist. Auch Kraus & ÜLAIRMONT®% haben bei ihren Versuchen über die bakterio- Iytische Funktion des normalen Taubenserums gegenüber B. coli im Hänge- tropfen auf dem geheizten Objekttisch ein weiteres Fortschreiten der Auflösung über die Kügelchenbildung hinaus (wie sie in peritoneo auftritt) nicht beob- achten können. Sie beschreiben sehr ausführlich die Veränderungen, die das Bakterium unter dem Einflusse der Serumwirkung erleidet, wie folgt: Nach 20—30 Minuten quellen die Stäbchen auf; es ändert sich ihr Licht- breehungsvermögen. Dann bilden sich aus den walzenförmigen Stäbchen Keulen- formen; das breite Keulenende schwillt im weiteren Verlaufe mehr und mehr an und nimmt Kugelform an, während das schmale Ende allmählich ganz ver- schwindet. Selten wird eine „direkte“ Entstehung der Kügelchen aus den Bakterien beobachtet, indem ohne weitere Metamorphose der Längsdurchmesser des Stäbchens auf Kosten des Querdurchmessers bis zur völligen Gleichheit abnimmt. Die bakteriziden Sera. 325 SvEnson 29! hat nachgewiesen, daß auch nach dem Ablauf des PFEIFFER- schen Phänomens noch immer in der Bauchhöhle des Tieres lebensfähige Vibrionen in geringer Zahl zurückbleiben. Diese spärlichen Vibrionen werden späterhin infolge der eingetretenen Immunität vollständig vernichtet. Besonders eingehend hat auch RADZIEWSKL?® im PFEIFFERschen Institut die Veränderungen, die der Choleravibrio, B. pyocyaneus, B. typhi, Diplococeus lanceolatus, Streptococeus, Milzbrandbacillus im Peritoneum erleidet, an ge- färbten Präparaten studiert. Er benutzte zur Färbung eine 1:30 mit Aqua dest. verdünnte Karbolfuchsin- oder EHrticHhsche Gentianaviolettlösung (Färbedauer ca. 1 Stunde)*). Neben der Auflösung der Bakterien im freien Peritoneum findet auch besonders dann, wenn bei geringen Dosen von Immunserum der Prozeß der Bakteriolyse sich sehr in die Länge zieht, eine Phagocytose statt. Besonders findet man die Vibrionen in den das Omentum bedeckenden Leuko- eyten. NEUFELD & HünnE> konnten die Resultate von RADZIEWSKI in diesem Umfang jedoch nicht bestätigen. Auch beim Paratyphusbaeillus leugnet NEUFELD die Bakteriolyse, nach LAUBENHEIMER °°%, sowie BEZZOLAS® Untersuchungen zu Unrecht. Ganz andere Resultate als NEUFELD erhielten auch TÖPFER & JAFFE???T, BÖHME 29, KUTSCHER & MEINIcKE:?%. Im Gegensatz zu der schweren und langdauernden Bakteriolyse beim Typhusbaeillus verläuft das Phänomen bei den Bakterien der Paratyphus- B-Gruppe (Paratyphus B, Mäusetyphus und Enteritis I) nach KurscHEer & MEINICKE genau so glatt wie bei der Cholera. Das Paratyphusserum schützt nur in geringem Grade gegen die Bakterien der Enteritis II-(Gärtner-)Gruppe und den Typhusbacillu. Wenn vereinzelte Bakterien der Lyse entgehen, so können diese doch noch nach längerer Zeit den Tod der Tiere bedingen, was bei der hohen Virulenz dieser Gruppe verständlich ist (M. NEISSER, KUTSCHER & MEINICKE). Ganz besonders liegen die Verhältnisse bezüglich der Bakteriolyse und Bakterizidie beim Milzbrandbaeillus. SOBERNHEIM 300, SAWTSCHENKO °P! und Ascouı fanden, daß das Milzbrand- immunserum weder im Reagenzglas noch im Organismus bakterizides Vermögen aufweist. SOBERNHEIM, METSCHNIKOFF®0, MARCHOUXx konnten im immuni- sierten Organismus noch wochenlang nach der Infektion lebende Keime finden. SOBERNHEIM vermißte eine Bakteriolyse auch beim PrEırrerschen Phänomen mit Milzbrandbakterien. Nach Ascorıs 30,306 Untersuchungen wirkt das Milzbrandserum so, „daß es jene Prozesse hemmt, welche die Ansiedlung des Milzbrandbacillus im Tier- körper kennzeichnen“. (Kapselbildung.) Die Anthrakozidie durch Blutplättchen, Phagoeyten ete. spielt, wie AscoLı im Gegensatz zu GRUBER°* annimmt, nur eine sekundäre Rolle (s. unten). Die wirksame Substanz des Antimilzbrand- serums geht nach ihm durch Berkefeldfilter. Sie ist kein Ambozeptor und wird nicht von den Mikroben verankert. Auch beeinträchtigt sie nicht die Virulenz der Bakterien. Bei der Ausfällung des Serums geht sie im wesentlichen in die Pseudoglobulinfraktion über. Auch nach PETTERSON wirkt das Milzbrandserum nicht bakterizid und die Abtötung erfolgt erst innerhalb der Leukocyten durch deren bakterizide Stoffe. Das Serum des immunisierten Kaninchens ermöglicht es also nur gewissermaßen als ein Zwischenkörper die Bacillen mit den abtötenden Stoffen der Leukocyten in Kontakt zu bringen. Ueber die bakterizide Wirkung beim Milzbrand haben dann in erster Linie GRUBER & FUTAKI grundlegende Untersuchungen angestellt. TSCHISTOWITSCH 307 hatte zuerst den Blutplättehen eine gewisse Schutzwirkung zugeschrieben. OTTO- LENGHI 308, 300 hat dann die bakterizide Fähigkeit von Fibringerinseln auf Blut- plättehen bezogen. Die ersten experimentellen Ergebnisse bezüglich des bakteri- ziden Vermögens dieser Gebilde rühren aber von GRUBER & FuUTAk1! her. Sie fanden milzbrandtötende Substanzen in den Blutkörperchen von Kaninchen und Ratten, Pferd (BARREAN>!?), nicht aber bei Ochs, Hammel, Schwein, Hund, Mensch (WERBITZKIS13). Sie bezeichnen diese Stoffe als Plakanthrakozidin. Diese Substanz ist außerordentlich wirksam. *) Bei kurzdauernder Färbung tingieren sich nur die in den Leukocyten befindlichen Granula, während die große Menge der freiliegenden ungefärbt bleibt und der Beobachtung daher entgeht. (Um eine schnellere Färbung der freien Granula zu erzielen, empfiehlt sich die Verwendung von Kristallviolett.) Os [I] (er) FE. FRıEDBERGER, Eine Suspension von Plättchen aus 2 ccm Blut in 1 cem Plasma tötet 6—12 Millionen Milzbrandkeime. In den Blutplättchen des für Milzbrand emp- findlichen Meerschweinchens fehlen die Plakanthrakozidine. Sie unterscheiden sich von den Komplementen (Alexinen) durch ihre Thermostabilität, von den in den Leukocyten enthaltenen Endolysinen PETTERSONs (Leukanthrakozidine GRUBERs) dadurch, daß sie 1) in inaktives Serum übergehen; 2) durch frisches Plasma reaktivierbar sind; 3) alkalische Reaktion haben, während die Leuko- cytenstoffe sauer reagieren; 4) die Endolysine vertragen bis 80°; 5) die Wirkung der Plakanthrakozidine schwindet bei Säurezusatz, wird aber verstärkt durch Alkali; 6) beim Kaninchen ist Plakanthrakozidin vorhanden, Leukanthrakozidin fehlt, beim Huhn ist es umgekehrt. Das Plakanthrakozidin fehlt im normalen Serum und tritt erst bei einer Infektion auf. Ebenso wird es in vitro bei Zusatz, von Bakterien oder ihren Extrakten zum plättchenhaltigen Plasma ausgeschieden, Auffallend ist, daß das Plakanthrakozidin nach SCHNEIDER ®!4, GRUBER & OTHAKI?!5 nicht auf beladene Blutkörperchen noch auf Bacterium typhi oder Vibrio Finkler-Prior einwirkt. Nach WERBITZKI auch nicht auf B.coli, dysenteriae StiGA-KRUsE, Staphylococeus pyog. aur., Streptococcus, Pneumococceus, Vibrio cholerae. Dagegen außer auf Milzbrand auch auf Subtilis, Mycoides (OTHAKT, WERBITZKI). f Das Plakanthrakozidin ist nicht dialysabel, wird aber von Filtern kaum zurückgehalten. Zur Gewinnung der Blutplättchen eignet sich nach SCHNEIDER am besten die folgende Methode. Zu 10 cem 4-proz. Lösung von Natr. citricum kommen 90 ccm Kaninchen- blut. Zentrifugieren bis zum Absetzen der Blutkörperchen !/; Stunde bei 600 bis 1000 Drehungen. Das Plasma enthält die Blutplättchen, die ihrerseits nun- mehr getrennt ausgeschleudert werden. Die Blutplättchen können dann nach nochmaligem Waschen mit 56° Serum extrahiert werden. Im Gegensatz zu GRUBER nimmt OTTOLENGHL°"®,30 an, daß bezüglich des Verhaltens gegenüber höheren Temperaturen zwischen Plakanthrakozidin und Alexin kein Unterschied besteht, namentlich wenn man bedenkt, daß auch das Komplement für Milzbrand beim Kaninchen relativ thermostabil (63°) ist (BoNADUcE 316, BAIL & PETTERSON ?!7, OTTOLENGHI). Auch WERBITZKI®!3 fand eine Zerstörung der wirksamen Plättchensubstanz bei 65°, eine Abschwächung schon bei 60% Auch gegenüber Sonnenlicht, Auf- bewahrung bei Zimmertemperatur, Kälte etc. verhalten sich Plakanthrakozidin. und Komplement analog. Ob die Plakanthrakozidine für die Milzbrandimmunität wirklich die hohe Bedeutung haben, die ihnen GRUBER & FuTakı zuschreiben, erscheint nach WERBITZKI fraglich, da z.B. Kaninchen und Pferd trotz des Reichtums an diesen Substanzen für Milzbrand sehr empfänglich sind, während das Huhn und der ar obwohl sie keine Plättehensubstanzen aufweisen, bekanntlich unempfind- ich sind. Nach Spär313 wirkt das Schweinerotlaufserum nicht bakterizid, weder in vitro noch in vivo. Durch Behandlung mit Rotlaufbacillen wird es seiner schützenden Kraft nicht beraubt. Nur die Komplementbindungsfähigkeit schwindet. Dagegen enthalten die Leukocyten eine bakterizide Fähigkeit, die jedoch nicht mit Phagocytose verbunden zu sein braucht (Aphagozidie). Weit 19 nimmt an, daß gegenüber der Streptokokkeninfektion des Kanin- chens, bei der eine bakterizide Säftewirkung nicht nachweisbar ist, unter dem Einfluß der Infektion eine besondere Reaktion in Erscheinung tritt, die das Weiterwachsen der anfänglich vermehrten Streptokokken verhütet. Diese Re- aktion ist eine rein vitale, denn ihr Endeffekt läßt sich im Reagenzglas nicht nachweisen. Weır?2° hat auch eingehende Untersuchungen über die Wirkung des Hühner- choleraimmunserums an Meerschweinchen angestellt. Das Hühnercholeraimmun- serum besitzt wohl im Reagenzglas, nicht aber im Tierkörper bakterizide Eigen- schaften. Die Wirkung im Peritoneum des Meerschweinchens wird durch Komple- mentablenkung (Präzipitate) aufgehoben. Leukocyten können das Komplement; ersetzen. Wertbestimmung (Titrierung) des Serums. Diejenige Dosis eines bakteriziden Serums, die im Meer- schweinchenversuch gerade noch ausreicht, um das Tier vor dem zehn- Die bakteriziden Sera. 32 fachen Multiplum der Dosis letalis zu schützen, bezeichnet PFEIFFER als den Titer des Serums oder als Immunitätseinheit=l.-E. Die von R. PrEIFFER ausgearbeitete Wertbestimmungsmethode ist von einer geradezu quantitativen Genauigkeit, indem sich der Schutzwert eines Serums bis auf Bruchteile eines Milligramms absolut zuverlässig bestimmen läßt. Grundbedingung ist natürlich, daß man für ver- gleichende Versuche gleich schwere Tiere benutzt. Nach PFEIFFER eignen sich am besten Meerschweinchen von 200 g Ge- wicht. Die zur Injektion kommende Flüssigkeitsmenge soll immer 1 ccm be- tragen, indem die abgestuften Mengen des Serums mit der Virusdosis (1 Oese) Kulturmasse gemischt werden (Mischungsmethode). Die zur Verwendung kom- mende Agarkultur soll 18—24 Stunden alt sein. Die Injektion erfolgt, nachdem die Bauchhaut vorher durch einen Scheren- schnitt getrennt ist, mit stumpfer Kanüle in das Peritoneum. Von Zeit zu Zeit werden mittels Glaskapillaren Proben des Bauchhöhleninhaltes entnommen und in ihnen das PFEIFFERsche Phänomen oder die Zunahme der Vibrionen beob- achtet, je nachdem die eingespritzte Serummenge für den Schutz des Tieres aus- reichend war oder nicht. Diese Methode der Wertbestimmung des Serums, wie sie von PrFEIFFER speziell für Cholera- und Typhusantisera ausgearbeitet ist, ist natürlich nicht für alle antibakteriellen Sera brauchbar, erfordert vielmehr je nach der Art der Infektionserreger und der zur Titrierung benutzten Tiere Abweichungen in verschiedener Richtung. ARONSON 321 z.B. bezeichnet in Uebereinstimmung mit der Methode von MARX zur Prüfung des Schweinerotlaufserums ein Streptokokkenserum, von dem 0,01 cem Mäuse vor einer für Kontrolltiere in 2—3 Tagen tödlichen Dosis schützt, als „Normalserum“. Von diesem enthält 1 cemm eine „Immunisierungseinheit“. Stärker wirkende Sera bezeichnet er als „zehnfach usw. normal“. Bezüglich der Details der Wertbestimmungsmethoden für die verschiedenen Immunsera muß auf die Kapitel über die Immunität bei den einzelnen Krankheiten in diesem Bande verwiesen werden. Ganz allgemein aber sei bemerkt, dab zur Austitrierung der Sera die Methode des Tierexperimentes den Reagenzglasversuchen bei weitem vorzuziehen ist; das gilt nicht nur für die Wertbestimmung der Sera zu Heilzwecken, sondern auch für das Laboratoriumsex- periment. Denn auch bei der scheinbar genauesten Einhaltung aller Kautelen, wie sie z. B. in einer später zu besprechenden Versuchsanordnung von NEISSER & WecHsBers 23 erfolgt, liefert der Reagenzglasversuch häufig ganz andere Resultate als das allerdings kostspieligere und umständlichere Tierexperiment. Siehe hierüber die unter Korres Lei- tung angestellten vergleichenden Versuche von TöPFER & Jarrk??#, Die Uebertragung der Verhältnisse in vitro auf die in corpore führt nur zu leicht zu falschen Schlußfolgerungen. Die Methode der Auswertung im Tier bedingt von vornherein natürlich eine gewisse Pathogenität des in Frage kommenden Mikro- organismus für eine der im Laboratorium gebräuchlichen Tierspecies. Gerade für eine Reihe menschenpathogener Bakterien trifft das nicht zu. Man ist deshalb dort doch auf Reagenzglasmethoden angewiesen, um überhaupt einen Anhalt für das Vorhandensein von Schutzstoffen in einem derartigen Serum zu haben. So wurden die Agglutination, die ÖOpsoninmethode und vor allem die Komplementablenkungs- methode häufig herangezogen. 328 E. FRIEDBERGER, Die letztere Methode ist zur Wertbestimmung von WASSERMANN ®?> zuerst empfohlen worden; MorescHı 326,327 Jeugnet ihre Brauchbar- keit für die Serumtitration, was allerdings von WASSERMANN & LrvcHs323 bestritten ist. Sie dient zur Wertbestimmung des Meningo- kokkenserums nach KoLLE-WASSERMANN®29, (NEUFELD330, FLex- NER®3! u. a. empfehlen zu dem gleichen Zweck, den Gehalt des Serums an Bakteriotropinen zu ermitteln.) Nach Onara°®2 steigen die komplementbindenden Stoffe mit dem Immunisierungsgrad parallel. Dagegen soll die Wertbestimmung durch die Opsonine weniger brauchbar sein. Die Resultate seien je nach dem Meningokokkenstamm sehr schwankend. Die Methode soll nur zur Ergänzung, nicht aber zum Ersatz der Bestimmung durch die Komplementablenkung herangezogen werden. Was nun speziell die Auflösung der Vibrionen im Peritoneum anlangt, so bestehen, wie sich aus PFEIFFERS & WASSERMANNS Ver- suchen ergibt, zwischen den Mengen des spezifischen Serums und der Menge der zur Auflösung gebrachten Vibriosubstanz gesetzmäßige Beziehungen. Allerdings tritt die Proportionalität nur innerhalb enger Grenzen hervor und hört z. B. für Typhus und Cholera bei Dosen des Virus, die ein mehrfaches Multiplum der gewöhnlichen Dosis betragen (2 mg), auf. Aus diesem Grunde gelingt es auch nur sehr schwer, mit dem Serum einige Zeit nach der Infektion noch Heilresultate zu erzielen, auch die größten Serumdosen versagen, sobald die Infektion eine gewisse Höhe erreicht hat. SOBERNHEIM & JAKOBITZ’®3 haben speziell Untersuchungen in dieser Richtung mit der Cholerainfektion beim Meerschweinchen angestellt. WALKER®®* ist es angeblich gelungen, bei Typhus Tiere gegen Multipla der tödlichen Dosis mit Hilfe von entsprechenden Multiplis von Pferdeimmunserum zu schützen. Er nimmt an, daß wenigstens bis zu einem gewissen Multiplum der Dosis minima letalis der Mangel an Immunkörpern an den negativen Resultaten PFEIF- FERS schuld sei. Er deduziert, daß bei Bestimmung des Titers eines Serums etwa für neun Zehntel der Dosis letalis die zur Bakterienauflösung nötigen bak- teriziden Kräfte vom normalen tierischen Organismus selbst geliefert werden und nur gegenüber dem Rest das Immunserum in Betracht komme. Bei Verwendung von drei Dos. let. min. und drei Multiplis des Titerwertes des Serums wäre danach eine Serummenge eingespritzt, die an sich nur zur Neutralisierung von drei Zehntel der Bakteriendosis ausreicht, wozu noch für neun Zehntel die natür- lichen Schutzkräfte des Organismus kämen, so daß noch für 3—?/o—/ıo = 13/,. der Bakteriendosis kein Immunserum zur Verfügung stände. Durch eine entsprechende Steigerung der Serumdosis gelang es WALKER, die Tiere gegen ein Multiplum der Dosis letalis minima zu schützen. Doch hat diese Steigerung der Vaceindosis auch bei WALKER eine obere Grenze, bei der dann auch eine noch so starke Vermehrung der Immunserumdosis ohne Einfluß ist. Diese WarKerschen Beobachtungen stehen mit PFEIFFERs Resultaten nur scheinbar in Widerspruch, denn man hat nur zu erwägen, daß PFEIFFER zur Titrierung seiner Sera nicht die Dosis minima letalis, sondern bereits das Zehn- fache derselben benutzte, womit dann die Grenze der Bakterienmenge nahezu erreicht war, oberhalb derer keine Serumquantität mehr Schutz verlieh. Auch Aronson ®2! hat behauptet, daß er mit Hilfe seines Antistreptokokken- serums gegen große Multipla der Dosis letalis immunisieren könne. Dabei wächst die zur Immunisierung nötige Serumdosis weit langsamer als die zur Infektion verwendete Bakterienmenge. Bei der Streptokokkeninfektion liegen aber die Verhältnisse anders als bei Typhus usw., da die Dosis letalis minima von Strepto- kokken für die äußerst empfänglichen Versuchstiere viel tausendmal niederer . liegt, als bei Typhus oder Cholera, so daß hier eher das Immunserum auch gegen Multipla der Dosis letalis minima schützen kann. Die bakteriziden Sera. 329 Die bakteriolytische Funktion des Immunserums ist eine spezifische. Die Entdeckung der Spezifizität der bakteriolytischen Sera, die zu so wich- tigen Folgerungen für die Diagnostik geführt hat, ist das Verdienst R. PFEIFFERs. PFEIFFER hat zuerst gezeigt, daß nur die mit Cholera vorbehandelten oder durch Choleraserum geschützten Meerschweinchen die Choleravibrionen zu vernichten imstande sind, daß aber andere Vibrionenarten und überhaupt andere Bakterien in keiner Weise beeinflußt werden. Er konnte zeigen, daß in der Bauchhöhle eines Meerschweinchens, das mit Cholera vorbehandelt war, aus einem Gemisch von Vibrio Cholera und Vibrio Nordhafen nur die Cholerabacillen der Vernich- tung anheimfielen und umgekehrt bei der Injektion der gleichen» Bakterien- mischung in ein vorher gegen Vibrio Nordhafen vorbehandeltes Tier nur dieser Vibrio aufgelöst wurde, obwohl er an und für sich viel virulenter ist als der KocHsche Kommabacillus. Ebenso lagen die Verhältnisse, wenn man die Sera der entsprechenden Tiere mit den Bakterien zur passiven Immunisierung in die Bauchhöhle eines normalen Tieres injizierte. So konnte PFEIFFER auf Grund der Eindeutigkeit der Resultate dieser Versuche folgenden Schlußsatz aussprechen: „Die Veränderungen, welche das Blut von Meerschweinchen bei der Immunisierung mit den Cholerabakterien oder den Nordhafen- vibrionen erfährt, sind durchaus spezifischer Natur und ver- leihen nur gegen diejenige Vibrionenart Schutz, mit welcher der Immunisierungsprozeß stattgefunden hat, während derartiges Serum allen fremden Bakterienspecies gegenüber keine andere Wirkung ausübt, wie das Serum normaler Meer- ‚schweinchen.“ Mit Hilfe dieser Methode war ein Verfahren von einschneidender Wichtig- keit gewonnen worden, das gestattet, morphologisch und im Wachstum sich gleich verhaltende Bakterien verschiedener Species auf einwandfreie Weise von- einander zu trennen. Mit dieser Reaktion schien endgültig die von R. Koch auf- gestellte Lehre der Spezifizität des Cholerabacillus erwiesen. Hier macht eigentlich nur die Gruppe der El-Tor-Vibrionen ge- wisse Schwierigkeiten bei der serodiagnostischen Bewertung. Doch ist es schließlich nur ein Wortstreit, ob man diese Bak- terien, obwohl sie bei cholerafreien Individuen isoliert wurden, nicht doch als echte Cholera anzusehen hat, das um so mehr, als ja auch neuerdings eine Reihe von ÜCholerastämmen beschrieben sind, die ihnen im biologischen Verhalten durchaus entsprechen und gleichfalls z. B. Hämotoxine bilden. In analoger Weise wie gegenüber der Cholera wurden bald darauf bakterizide spezifische Sera gegenüber Typhus von PFEIFFER & KoLLE sowie von LÖFFLER & ABEL°>>, gegenüber B. pyocyaneus von Duvn- BAR®36, WASSERMANN SOWie Von (GFHEORGIEWSKY 337, gegen die Spiro- chaeta Obermeieri von SAWTSCHENKO®®® und später noch gegen eine große Reihe von anderen Bakterienspecies hergestellt. Auch durch Injektion von Sporen hat DEFALLE34! einen bakteriolytischen Antikörper erzeugt. Seine Produktion kommt sicher nicht durch ausgekeimte vegetative Formen zustande, denn sie gelingt auch nach Injektion von bei 115° (im Autoklaven) abgetöteten Sporen. Daß gegenüber Milzbrand keine bakteriolytischen Antikörper ge- bildet werden, ist bereits oben (s. S. 324) erwähnt; ebenso verhält es sich mit dem Streptococcus (S. 325). 330 E. FRIEDBERGER, PErTTERSon ®#2 teilt die bakteriolytische Immunität in zwei große Gruppen. Bei Milzbrand, Streptokokken besorgen die Leukocyten die Keimverminderung. Das Serum enthält keine Schutzstoffe. Bei Cholera und Typhus ist es umgekehrt. Die Leukocyten enthalten, wie PETTERSON im Gegensatz zu Wein? annimmt, kein Komplement. - Wenn sie gleichwohl die Vibrionen auflösen, so liegt das daran, dab sie vorher das Komple- ment aufgenommen haben, denn die leukocytenreiche Bauchhöhle ent- hält, wie PETTERSON im Gegensatz zu WEIL annimmt, reichlich Kom- plement. Einwände gegen die Theorie der spezifischen Schutzwirkung und das Phänomen von R. Pfeiffer, Die Lehre von der Spezifizität wurde anfangs heftig bekämpft. KLEın ’#, ©. FRÄNKEL34 traten alsbald mit Veröffentlichungen hervor, denen zufolge es ihnen gelungen war, auch durch Behandlung von Meerschweinchen mit anderen Bakterien, die ähnliche Vergiftungserscheinungen wie die Cholera beim Meer- schweinchen auszulösen imstande sind, eine Immunität gegen Cholera zu erzielen. Auf Grund derartiger Versuche konnte C. FRÄNKEL zu der Vorstellung kommen: „die künstliche Immunität bei der Laboratoriumscholera der Meer- schweinchen entbehrt durchaus der spezifischen Bedeutung. Es handelt sich hier um eine allgemeine Proteininfektion und Proteinimmunität.“ SANARELLI ®46 konnte sogar durch Injektion von Muskarinsalzen eine schembare Immunität der Tiere gegen Cholera erzielen. Die Versuche schienen dazu angetan, sowohl die PFEIFFERschen Anschauungen über den Charakter des Choleragiftes wie die Lehre von der Spezifizität der Vibrionen über den Haufen zu werfen. IssaErr ®*! konnte jedoch zeigen, daß die an und für sich richtigen Versuche der Autoren auf falscher Deutung beruhen. Die Erhöhung der nicht spezifischen Schutzkräfte ist nicht auf echte Im- munität, sondern auf eine Erscheinung, die von PFEIFFER & IssaErF mit dem Namen „Resistenz“ belegt wurde, zurückzuführen. Diese Autoren konnten zeigen, daß man beim Meerschweinchen durch vorherige Injektion von verschiedenen Substanzen, die eine Entzündung aus- zulösen imstande sind, einen gewissen allgemeinen, d. h. nicht spezifischen Schutz gegen Bakterien erzielen kann, der im Stadium der Höhe der Entzündung am wirksamsten ist und bis zu deren Abklingen vorhält. So gelang es ISSAEFF durch vorherige Injektion verschiedener Flüssigkeiten dem normalen Meer- schweinchen einen Schutz gegen die tödliche Dosis des Choleravibrio zu verleihen. Bezüglich der Fähigkeit, diese Resistenz zu erzeugen, folgen aufeinander in seinen Versuchen: physiologische Kochsalzlösung, Bouillon, Harn, Blutserum, 2-proz. Nukleinlösung, Tuberkulin. Natürlich wirken Bakterien in einer Dosis, die noch nicht den Tod des Versuchstieres, sondern nur eine Entzündung des Peritoneums hervorruft, in der gleichen Weise, wie dieses KLEIN und SOBERNHEIM demonstriert haben. Die erhöhte Schutzkraft des normalen Organismus hat jedoch keine Beziehungen zur spezifischen Immunität. Die Schutzwirkung ver- liert sich in wenigen, höchstens 10—14 Tagen mit dem Verschwinden der Ent- zündungserscheinungen, während die spezifische Immunität bei den Versuchs- tieren über Monate hinaus in unveränderter Intensität erhalten bleibt. Impft man die vorher mit anderen Bakterien oder den erwähnten, Resistenz verleihenden Substanzen behandelten Meerschweinchen erst am zehnten Tage nach der (nicht spezifischen) Vorbehandlung mit Cholera, so ist der ursprüng- liche Schutz verloren gegangen. Vor allem konnten PFEIFFER & ISSAEFF zeigen, daß das Serum mit Bakterien vorbehandelter Meerschweinchen passiv ein Schutz- vermögen ausschließlich gegenüber denjenigen Bakterien zu entwickeln imstande war, mit denen sie vorbehandelt waren. Mit diesen Resultaten ist der Einwurf FräÄnkeıs, daß die von PFEIFFER als spezifisch bezeichneten Erscheinungen auf eine all- Die bakteriziden Sera. 331 semeine bakterizide Immunität zurückzuführen seien, widerlegt, und die Lehre PrEIrrers von der Spezifizität ist seitdem nicht wieder bekämpft worden, vielmehr konnten alsbald weitere Untersucher, wie Dunsar°#8, Funk #9, METSCHNIKoFF°®>%, BoRrpDET??l! und nach diesen viele andere die Richtigkeit seiner Resultate bestätigen. So stellt heute das PrEIFFERSche Phänomen eine der wichtigsten Laboratoriumsreaktionen dar, die auch für den Kliniker von großer Bedeutung ist, so daß eine kurze Schilderung der Methode für die Zwecke der Praxis an dieser Stelle angebracht sein dürfte. Wie mit jeder der spezifischen Serumreaktionen, von denen die PFEIFFER- sche, obwohl die kostspieligste und umständlichste, aber auch hinsichtlich der Spezifizität die exakteste ist, verfolgen wir auch mit dieser in praxi zwei Zwecke: 1. Identifizierung einer unbekannten Bakterienart mit Hilfe eines be- kannten wirksamen Immunserums, dessen Titer bestimmt ist („Testserum‘“). 2. Identifizierung einer unbekannten Krankheit oder eines Bacillenträgers *) mit Hilfe einer bekannten als Erreger der Krankheit verdächtigen Bakterien- species mittels des Serums des Patienten. ad 1. Die Kultur muß für die zur Prüfung zu verwendenden Tiere eine gewisse, bekannte Virulenz haben, die Bruchteile einer Oese von 2 mg Fassungs- gewicht betragen soll; am geeignetsten sind Kulturen, deren Virulenz derjenigen, ie zur Titrierung des Testserums benutzt wurde, möglichst gleichkommt (even- tuell Virulenzsteigerung durch Tierpassagen oder Abschwächung bis zum ge- wünschten Grade). Das Gewicht der Tiere muß das gleiche sein wie bei den Tieren, die zur Titrierung des Testserums benutzt wurden. Tier Nr. 1 erhält: 1 Oese einer 18 Stunden alten Agarkultur (Multi- plum der Dosis letalis) und das mindestens 2-, höchstens 10-fache der Test- serummenge, die dem Titer entspricht, in 1 ccm Kochsalzlösung aufgeschwemmt intraperitoneal. Tier Nr. 2 erhält: die gleiche Virusdosis sowie von der gleichen Species, von der das Immunserum stammt, eine bestimmte Dosis Normalserums (wie bei Tier Nr. 1 alles in 1 cem Kochsalzlösung aufgeschwemmt). Die Dosis kann bei Verwendung wirksamen Immunserums das 20—50- und Mehrfache, bei weniger wirksamen das 5—l0-fache der Immunserumdosis betragen. Ist die zu bestimmende Bakterienart mit der bekannten, die zur Erzeugung des Immunserums gedient hat, identisch, so erfolgt bei dem Tier Nr. 1 eine rapide Auflösung der Bakterien in der Bauchhöhle, die in ihrem Verlaufe nach der Methode PFEIFFER & ISSAEFF verfolgt werden kann. Beim Tier Nr. 2 erweist sich das Multiplum des normalen Serums als wirkungslos und der Organismus erliegt der fortschreitenden Infektion **). Ist dagegen die Bakterienart nicht die gleiche, die zur Erzeugung des Immunserums gedient hat, so sterben beide Tiere unter starker Vermehrung der eingebrachten Bakterien. ad 2. Die Kultur soll eine genau bekannte mittlere Virulenz haben, wie sie von der ad 1 zu verwendenden beschrieben wurde. Tier Nr. 1 erhält: von der gleichen Species von der das Patientenserum stammt, eine Dosis Normalserums (die an sich, wie aus Vorversuchen feststeht, nicht ausreicht, um das Versuchstier vor 1 Oese Kultur [dem Multiplum der Dosis letalis] zu schützen) + 1 Oese Kultur in 1 ccm physiologischer Koch- salzlösung intraperitoneal. Tier Nr. 2 erhält: den höchstens 10. Teil der Dosis des Tieres Nr. 1 an Patientenserum — 1 Oese Kultur in 1 ccm physiologischer Kochsalzlösung. *) Ueber den Nachweis bakterizider Substanzen bei Cholerabacillenträgern und Zwischenträgern durch das PFEIFFERsche Phänomen vgl. FRIEDBERGER °®?la, **) Ist man wegen Mangels eines hochwertigen Immunserums gezwungen, eine zu große Dosis Normalserum zu verwenden, so kann leicht bei dem Tier Nr. 2 infolge der bakteriolytischen Kräfte des Normalserums Auflösung der Bakterien erfolgen. Steht also kein sehr wirksames Immunserum zur Verfügung, so ist es, um Fehler zu vermeiden, erforderlich, das Normalserum vorher zu titrieren, und dem Tier Nr. 2 eine Dosis zu geben, die um ein Mehrfaches über dem Titer liest, ohne dem des Immunserums zu nahe zu kommen. 332 E. FRIEDBERGER, Ist der Erreger, mit dem die Tiere geimpft wurden, mit dem identisch, der die Krankheit bedingt hat, so tritt bei Tier Nr. 2 die Bakteriolyse ein (vorausgesetzt, daß bereits vom Patienten genügend bakteriolytische Schutzstoffe gebildet sind), während Nr. 1 der Infektion erliegt. : Aehnlich wie bei der Agglutination, für die bei den verwandten Bakterien- arten die Spezifizität keine absolute ist, indem z. B. ein Typhusimmunserum auch Colirassen stärker beeinflußt als Normalserum (Gruppenreaktion), verhält sich auch die bakteriolytische Spezifizität. Es sind Beobachtungen bekannt, daß ein [mmunserum auch bei verwandten Bakterienspecies eine geringe Schutzwirkung hervorgerufen hat. Nach LÖFFLER & ABEL°5? wirkte Typhusimmunserum im geringen Grade auch bei gewissen Coliarten und nach DÜNSCHMANN ®°® Rauschbrandserum gegen- über dem Erreger des malignen Oedems. Bakterien der Typhus- und Enteritis II-(Gärtner-)Gruppe lassen sich durch das PFEIFFERsche Phänomen nicht sicher voneinander differenzieren, ebenso- wenig die Bakterien der Paratyphusgruppe (Paratyphus, Mäusetyphus und Enteritis I). Gewisse Schwierigkeiten bereitet die Anstellung des PFEırF- rerschen Versuches mit den sogenannten serumfesten Stämmen, d. h. mit den Bakterienstämmen, die mangels eines ausgebildeten Rezep- torenapparates der Einwirkung des Serums gegenüber vollkommenen Widerstand leisten. (Näheres über derartige Stämme, wie sie von Coun®5%, WALKER355, PFEIFFER356, BaıL357 u. a. künstlich erzeugt sind und nach den Untersuchungen von FRIEDBERGER°®3®, FRIED- BERGER & MOoRESCHI®>9, 360 BEssERER & Jarrk°6l, Bart u. a. bei Typhus spontan vorkommen, siehe weiter unten.) Hier kann unter Umständen auch ein gegenüber einem anderen Stamm hochwirksames Serum versagen. Es ist‘ dann die Diagnose nur noch durch die aktive Immunisierung und Auswertung des ge- bildeten Serums gegenüber einem Normallaboratoriumstamm zu er- reichen. Nach FRIEDBERGER®®? kommt übrigens nicht so sehr die absolute Titerhöhe eines bakteriolytischen Serums für die diagnosti- schen Zwecke in Frage, wie sie gegenüber einem bestimmten Stamm erzielt ist, sondern neben dieser Titerhöhe auch die Titerbreite, d. h. die Polyvalenz gegenüber verschiedenen Stämmen. FRIEDBERGER & MorescHı fanden zZ. B., daß zwei Sera gegenüber einem und demselben Typhusstamm den gleichen bakteriziden Titer besaßen, aber das eine von den beiden, das durch mehrmalige Immunisierung er- zeugt war, hatte zugleich eine höhere schützende Kraft gegenüber einem abnorm serumfesten Stamm. Die Immunisierung war also in letzterem Falle eine zuverlässigere, obwohl das bei der gewöhnlichen Titerbestimmung mit nur einem virulenten Stamm nicht zum Aus- drucke kam. Ein Vergleich der bakteriziden Titerbewertung im Tierversuch nach PFEIFFER mit dem bakteriziden Plattenversuch ist nicht ohne weiteres zulässig, die Resultate gehen, wie besonders TÖPrER & JArr& 29T in eigens darauf angestellten Versuchsreihen gezeigt haben, nicht parallel. Die Autoren fanden z. B. bei Typhuskranken in den ersten Stadien bei geringem Titer im Preırrerschen Versuch hohe Werte mit der Plattenmethode; in der Rekonvaleszenz bestand das umgekehrte Verhalten. Auch mit der Komplementablenkungsmethode zeigt die von PrEIFFER keine Parallelität, wie vor allem Morzscnı3?7, 328 betont hat (s. jedoch auch S. 327/28). Die bakteriziden Sera. 233 Einwände gegen die Bedeutung der bakteriziden Schutz- stoffe für die Immunität. Gegen die Bedeutung der bakteriziden Serumwirkung für den Schutz des Organismus im Sinne R. Preirrers hat vor allem Baır 363 Einwände erhoben. Er behauptet, daß das Cholera- und Typhusimmunserum bei In- fektion in die Blutbahn oder direkt in das Gewebe versage. Die Bakterizidie sei vielmehr ein reines Reagenzglasphänomen, das im Organismus selbst nur in geschlossenen Hohlräumen wie der Bauch- höhle (die gewissermaßen ein Reagenzglas darstellen) zustande käme. FRIEDBERGER 364 weist demgegenüber darauf hin, dab die nega- tiven Resultate Baırs nur auf ungünstige Versuchsbedingungen zurückzuführen seien und daß unter geeigneten Verhältnissen auch hier die Bakterizidie hervortrete. Aber auch da, wo sie vorhanden ist, soll sie nach Bart „nicht die Ursache einer wahren Immunität sein können“. Gegen die Bedeutung des Preirrerschen Phänomens führt BaıL drei Argumente ins Feld. Es sind das erstens „der METSCHNIKoFFsche Versuch‘: d. h. die Zerstörung der Bakterien beim passiv immunisierten Tier innerhalb der Leuko- cyten und nicht in der freien Bauchhöhle, sobald Leukocyten über- haupt zugegen sind. Das Wesentliche ist aber, daß unter den natürlichen Verhält- nissen des Geschehens die Leukocyten erst auftreten, wenn die Bak- terien beim Preırrerschen Versuch bereits aufgelöst sind. Das zweite Argument ist die Resistenz „tierischer“ Bacillen im Vergleich zu Kulturbakterien gegenüber der Wirkung bakteriziden Serums. EBEN Diese ist allerdings vorhanden und namentlich auch EISENBERG weist auf ihre zweifellose Bedeutung nachdrücklich hin; aber diese Serumresistenz ist natürlich auch nur eine relative; sie versagt meist gegenüber entsprechend größeren Serumdosen. Den dritten Beweis sieht Baır in der von ihm im Anschluß an frühere Hypothesen Kruses entdeckten Aggressivität .der Bakterien. Es kann natürlich in diesem Kapitel nicht die enorme Aggressin- literatur ausführlicher behandelt werden, in der vor allem Baıt und seine Schüler ihre Anschauungen zu stützen gesucht haben und da- mit ein enormes wohlfundiertes Tatsachenmaterial beigebracht haben, das unbeschadet der theoretischen Deutung an sich die größte Wür- digung verdient. Nach Baıt kommt den pathogenen Bakterien eine gewisse Schutz- wirkung gegenüber den Schutzkräften des Organismus zu; indem Baız, dieser Fähigkeit der Mikroorganismen ein körperliches Substrat substituiert, kommt er zum Begriff des Aggressins. Der Verlauf der Infektion ist die Resultante der aggressiven Fähigkeit des Parasiten gegenüber den Schutzkräften des Organismus. Das Aggressin findet sich im Organismus in erster Linie da, wo sich der Kampf zwischen Mikroorganismus und Makroorganismus abspielt, also z. B. bei der intraperitonealen Infektion im Bauchhöhlenexsudat. Das Aggressin (d. h. sein Substrat, das sterilisierte Bauchhöhlen- exsudat) hat nach Baıtz folgende Eigenschaften: 334 E. FRIEDBERGER, 1) Es macht, in den Organismus injiziert, noch untertödliche Bakteriendosen zu tödlichen. 2) Das Aggressin bewirkt gegenüber der Kontrolle einen be- deutend schwereren Infektionsverlauf. 3) Die Aggressine lähmen die Schutzkräfte (Bakterizidie, Pha- gocytose). 4) Vorbehandlung von Tieren mit Aggressinen erzeugt eine be- sondere „antiaggressive Immunität“; die betr. Sera vermögen die aggressive Wirkung der Exsudate zu paralysieren *). Durch die Arbeiten von WASSERMANN & CITRoN 365, PFEIFFER & SCHELLER 366, DoERR 367-369 SAUERBECK3T0 u. a. wurde sowohl die Existenz besonderer Aggressine als auch das Vorhandensein einer besonderen antiaggressiven Immunität in Frage gestellt. WASSERMANN & CITRoN zeigten, daß mit destilliertem Wasser aus Bakterienkulturen hergestellte Extrakte, „künstliche Aggressine“, genau so wirken, wie die natürlichen (von BaıL371, WeıL 372, SaLus ®74 u. a. bestritten). Wichtige Einwände erhebt dann DoErr. Er weist zunächst mit- tels der Präzipitinmethode nach, daß die Aggressine eine große Menge Bakteriensubstanz enthalten und führt ihre infektionsbegünstigenden Eigenschaften auf den Gehalt an Endotoxin zurück. Man bekommt auch die infektionsbefördernde Wirkung dann, wenn man nicht gleich- zeitig das Aggressin interperitoneal, sondern irgendwo anders sub- kutan einspritzt. Die infektionsbegünstigende Wirkung kommt nicht den Aggressinen als solchen zu, denn man kann mit gewöhnlichen Bakterienextrakten und mit Giften, z. B. Diphtherietoxin, das gleiche erzielen. Auch SAVERBEcK #69 bringt Beweismaterial dafür, daß das Aggres- sinnur Endotoxin sein kann. Das Aggressin ist keineswegs” un- giftig, wie es Bar annimmt. Größere Dosen, d. h. schon das Doppelte bis Dreifache der aggressiven Dosis, rufen nach SavErBEcK den Tod hervor. Levı & Forner375 fanden dagegen wieder, daß filtrierte Kul- turen von Paratyphus- und Typhusbacillen, die absolut nicht toxisch sind, schon in geringen Dosen wie die Aggressine infektionsbefördernd und negativ chemotaktisch auf die Leukocyten wirken. (Ueber die Immunisierung mit Aggressinen s. S. 346.) JÜRGENS>?6 glaubte dann auch für den Menschen die Bedeutung der Säftebakterizidie dadurch widerlegt zu haben, daß er bei einem Typhusrekonvaleszenten mit hohem bakteriziden Titer trotzdem das Auftreten eines Rezidives beobachtete. Das ist aber doch äußerst selten und es kann sich da sehr wohl um eine Reinfektion mit einem besonders serumfesten Stamm gehandelt haben. Die Tatsache, daß bei Typhusrekonvaleszenten mit hohem bakte- riziden Titer die Bakterien nicht nur in der Gallenblase und im Darm vorkommen (Bacillenträger), also an Orten, die der Ein- wirkung der bakteriziden Säfte entrückt sind, sondern auch inner- halb von Organen (Knochenmarkabszesse, Nierenabszesse usw.), ist wohl auch so zu erklären, daß es sich hier um serumfeste Typhus- stämme handelt. Schließlich sind die Bacillen häufig aber auch hier in einem abgekapselten Herd an sich schon mehr geschützt. #) Dr \ WAELE?"? gelang es durch Dialyse das Aggressin in zwei Komponenten zu zerlegen, eine dialysable, thermostabile und eine thermolabile, nicht dialysable. Die bakteriziden Sera. 335 Bildung‘ der spezifischen Schutzstoffe (aktive Immunisierung). Die spezifischen bakterienauflösenden Schutzstoffe belegte PFEIF- FER mit dem nichts vorgreifenden Namen „Antikörper“ des Serums Sie entwickeln sich bei den verschiedenen Tierspecies und indi- viduell in verschiedenem Maße, quantitativ bis zu einem gewissen Grade abhängig von der Dosis des Virus, wie das die Untersuchungen von ÄSCHER®'?, MERTENS®78 und FRIEDBERGER 9 gezeigt haben. Als die ersten Immunisierungsversuche an Meerschweinchen mit einwandfreien Kulturen dürften die von BRIEGER, KırasaTo & 2 WASSERMANN 232 zu betrachten sein. Beim Kaninchen ist nach den Untersuchungen von PFEIFFER & Marx389, 390, sowie KoLLeE?85, 336 die Antikörperbildung eine sehr rapide, sie ist bereits am dritten Tage im Blutserum nachweisbar und erreicht am achten Tage ihren Höhepunkt. Nach ASCHER existiert für Cholera beim Kaninchen innerhalb gewisser Grenzen bei subkutaner Impfung eine Abhängigkeit des Grades der erzielten Immunität von der Bakteriendosis. Dies Verhältnis tritt jedoch nur bei größeren Differenzen der Virusdosen zutage, während Dosen von jeweils 3 und 1, 1/; und !/, Agarröhrchen, !/; und !/,. Oese eine gleich starke Reaktion auslösen. MERTENS fand bei Vergleichsversuchen mit subkutaner und intravenöser Impfung von Choleravibrionen bei letzterem Verfahren einen durchschnittlich 150mal höheren Titer des Serums. FRIEDBERGER ermittelte als Grenzdosis, die bei intravenöser Verimpfung) von Choleravibrionen noch Antikörperbildung auszulösen vermag, 1/5000 Normal- öse einer bei 60% abgetöteten Agarkultur (Normalöse von 2 mg Fassungsgewicht). Bei diesen minimalen Mengen zeigte sich ausgesprochener als in den vor- erwähnten Versuchen von ASCHER eine Abhängigkeit der Antikörperbildung von der Virusdosis. Die Immunisierung mit kleinen Dosen scheint, wie FRIEDBERGER hervor- hebt, besonders geeignet, die Intensität der Antikörperbildung unter dem Einfluß gewisser Eingriffe im Vergleich mit Kontrolltieren zu studieren. Auf diese Weise hat FRIEDBERGER °°? konstatiert, daß die einmalige Eingabe einer berauschenden Alkoholdosis zugleich mit der Choleravaccination die Intensität der Schutz- körperbildung im Vergleich zu nicht mit Alkohol behandelten Kontrolltieren um das durchschnittlich 2,5-fache steigert. Umgekehrt bewirkt eine mehrere Wochen bis Monate lang fortgesetzte Darreichung des Alkohols vor der Vaccinierung eine Verminderung der Antikörperproduktion um das durchschnittlich 16-fache des Wertes bei Kontrollen. Diese Versuche erfuhren eine Bestätigung durch P. Tu. MÜLLER °®, ©. FRÄNKEL°S?, TROMMSDORFF®®3 und andere. Durch die gleichzeitige Vaccinierung mit zwei Bakterienarten wird der Titer des Serums für die eine der beiden Bakterienarten nach FRIEDBERGERs Unter- suchungen gleichfalls bedeutend herabgesetzt. Besonders eingehend hat dann TrommsporFr den Einfluß einer Reihe äußerer Momente auf die Intensität der Antikörperbildung untersucht. FUKUHARA°S? fand, daß künstliche Erwärmung im Wasserbad von 43—48° eine Zunahme der bakteriziden Fähigkeiten beim Kaninchen gegenüber Typhus bedingte. Ebenso trat eine Steigerung der Anti- körperbildung ein durch Injektion von Milz, Leber und Leber- extrakten vom Hund, die mit physiologischer Kochsalzlösung bereitet waren. Beim Alkohol beobachtete er keine deutliche Zunahme der bakteriziden Fähigkeit. 336 E. FRIEDBERGER, Vergleichende Untersuchungen über die Immunisierung von Kaninchen mit verschiedenen Methoden sind von FRIEDBERGER & Morescu138? angestellt. Sie führten zu folgenden Resultaten: Es gelingt regelmäßig, beim Kaninchen bei Verwendung ge- eigneter Stämme durch Verimpfung von bei 60° abgetöteten Cholera- und Typhusbakterien in Dosen, die Bruchteile von 1/;oo Oese be- tragen, hohe bakterizide Titer und hohe Agglutinationswerte zu er- zielen. Der gleiche Effekt wird durch trockene und auf 120° erhitzte Bakterien erreicht. Auf 150° erhitzte trockene Bakterien zeigen eine beträchtliche Verminderung resp. Schwächung ihrer Lysinogene und einen an- scheinend vollständigen Verlust ihrer Agglutinogene. Bei Erhitzung der Bakterien im feuchten Zustande auf über 100° werden die lysinogenen Gruppen und die agglutinogenen beträchtlich geschädigt. Bei Abtötung der Cholerabakterien mit Chloroform werden die lysinogenen Gruppen nur unbedeutend geschädigt, die agglutinogenen innerhalb der gewählten Versuchsbedingungen unwirksam gemacht. Dagegen bewirkt die Autolyse von mit Chloroformdämpfen be- handelten Cholerabakterien bei 37° eine Wiederzunahme der Wirk- samkeit ihrer Antigene. Auf die nach Preırrer-KorLzLe oder nach der Methode Lörr- LER®S8 bei 120° abgetöteten Bakterien hat die Autolyse bei Körper- temperatur bis zu 11 Tagen keinen deutlichen Einfluß bezüglich der Wirksamkeit der Antigene, sicher wird sie nicht erhöht. Bei 100° in Emulsion abgetötete Bakterien erfahren durch die Autolyse eine Schädigung ihrer Antigene. Durch mehrmaliges Frierenlassen und Wiederauftauen erfahren bei 60° nach PFEIFFER-KoLtE abgetötete Bakterien keine Veränderung ihrer Wirksamkeit für die Antikörperproduktion. Bei einem Abtötungsmodus der Bakterien, welcher die Antigene schädigt, d. h. also bei Verimpfung wenig wirksamer Antigene, ist die Intensität der Antikörperbildung der Menge des Impfstoffes pro- portional. Dagegen besteht bei der Verimpfung wirksamer Vaccins innerhalb weiter Grenzen keine Proportionalität zwischen Impfstoff- menge und Höhe der Antikörperproduktion, vielmehr sind in der Regel die kleineren Dosen die wirksameren. Die durch einmalige Injektion minimaler Bakteriendosen produ- zierten Antikörpermengen verschwinden nur sehr langsam aus dem Organismus; sicher sind noch große Mengen von Antikörpern nach 4, selbst nach 5 Monaten nachweisbar. CALMETTE & BRETON®®! sahen den Titer des mit Typhus vaccinierten Meer- schweinchens besonders hoch ansteigen, wenn nach mehreren, in etwa 1-wöchent- lichen Intervallen erfolgten Injektionen das Tier mehrere Monate lang nicht be- handelt wurde und dann wieder von neuem zweimal vaceiniert wurde. Aehn- liche Beobachtungen erhob CoLeE392. Es gelang ihm, bei Kaninchen, die vor Monaten mit Typhus geimpft waren, aber zur Zeit des Versuches keine Ver- mehrung ihres Antikörpergehaltes gegenüber der Norm besaßen, eine erneute Immunkörperbildung auszulösen mit Dosen, die unterhalb der für normale Tiere wirksamen Menge lagen. LÖFFLER & ABEL?®3, sowie KOLLMANN®94 gelang es durch häufige intraperi- toneale Injektion kleiner Dosen von B. typhi resp. coli Meerschweinchen innerhalb weniger Stunden gegen ein hohes Multiplum der tödlichen Dosis unempfänglich Die bakteriziden Sera. 337 zu machen. Diese Unempfänglichkeit ist nach KOLLMANN bei den geimpften Tieren noch nach 2 Monaten nachweisbar. *), Was die zur Herstellung des Impfstoffes zu verwendende Kultur anlangt, so ist deren Beschaffenheit keineswegs gleichgültig für die Güte des zu erlangenden Serums. Für die Auswahl einer günstige Antikörperausbeute liefernden Typhuskultur ist, wie die Unter- suchungen von WASSERMANN & STRoNnG®9# dartun, nicht die Virulenz maßgebend, aber auch nicht, wie sich aus den Untersuchungen von FRIEDBERGER & MorzscHr’®° ergibt, die Bindungsfähigkeit in vitro. Im Gegensatz dazu ergaben für Cholera die Untersuchungen von PFEIFFER & FRIEDBERGER®?®, die durch Strong 96 eine Bestätigung erfuhren, Tatsachen, wonach. antigene Fähigkeit, Bindungskraft in vitro und Virulenzgrad parallel zu gehen schienen. Auch bei der Pest ist, wie die deutsche Pestkommission (GAFFKY, PFEIFFER, DIEU- DONNk 397) festgestellt hat, die Intensität der Antikörperbildung er- heblich abhängig von der Virulenz der Kultur. Die allgemeine Gültigkeit dieser Verhältnisse ist jedoch durch weitere Untersuchungen von MeınıckeE%, JAFFk & Fremminc°®” für Cholera wieder in Frage gestellt. Es besteht aber hier nicht nur ein qualitativer Unterschied zwischen Typhus und Cholera, sondern zugleich ein quantitativer, derart, daß die antigene Fähigkeit des Typhusbacillus für den Men- schen absolut eine stärkere zu sein scheint als die des Cholerayibrio. Wie die Versuche von FRIEDBERGER??9 sowie FRIEDBERGER & MoreschH1 8’ mit derInjektion kleinster Mengen abgetöteter Bacillen in die Blutbahn beim Menschen es dartun, ist eine Menge von 0,00079 mg toter Typhusbakterien (abgetötet in trockenem Zustand bei 120° nach LÖFFLER) noch imstande, eine starke Antikörperbildung zu bewirken, während bis zu SOmal größere Cholerabakterienmengen von einer virulenten und im Tierversuch erprobten Kultur versagen. Sodann wäre noch auf den verschiedenen Grad der Giftigkeit des Choleraimpfstoffes im Vergleich zum Typhusvaccin hinzuweisen. Schon PrFEIFFER & Korte heben die geringe Giftigkeit der Cholerabakterien für den Menschen hervor; diese ergibt sich auch aus dem geringen Grad der klinischen Symptome nach erfolgter Choleraimpfung selbst mit lebenden Bakterien, wenn wir damit den oft stürmischen Ver- lauf bei Typhusimpfungen vergleichen. Nach FRIEDBERGER-MoREscHI rufen Minimaldosen des Typhus- impistoffes von 1/,900 Oese (= 0,00078 mg) unter Umständen noch Störungen des Allgemeinbefindens und hohes Fieber hervor, während vom Choleraimpfstoff 1/,oo und selbst 1/,, Oese fast reaktionslos ver- tragen wurde. Auch der Ort der Einspritzung ist für die Intensität der Anti- körperbildung keineswegs gleichgültig. Nach FRIEDBERGERS ver- gleichenden Untersuchungen wird die höchste Ausbeute bei intrave- nöser, die geringste bei subkutaner, eine mittlere Ausbeute bei intra- peritonealer Injektion erzielt. *) Die nachstehenden Ausführungen über aktive Immunisierung lehnen sich, soweit sie sich auf Typhus und Cholera beziehen, an die Artikel „Schutz- impfung gegen Typhus“, „Schutzimpfung gegen Cholera“ des Verfassers im Handbuch der Technik und Methodik der Immunitätsforschung von Kraus & LEvADıTı (Jena 1908) an. Handbuch der pathogenen Mikroorganismen. 2. Aufl. II. 2 358 E. FRIEDBERGER, Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß die Immunisierung mit lebenden Bakterien zur Erzeugung bakterizider Sera der mit ab- getöteten überlegen ist. Beim Menschen ist jedoch dieser Impfmodus nur bei denjenigen Bakterienarten möglich, die von der Infektions- stelle aus nicht pathogen wirken. So kann man z. B. Cholera, wie das Ferran #00, 401 zuerst getan hat, wohl lebend subkutan spritzen, nicht aber den Erreger des Typhus oder der Pest, doch haben auch hier Strons & Korre#% die Anwendung von durch monatelange Züchtung in einer 0,5 Proz. Alkohol enthaltenden Bouillon bei 41 bis 430 gewonnener Pestkultur, von der man annehmen mußte, daß sie ihre Virulenz vollständig verloren hat, zur Immunisierung em- pfohlen. SrronG#0 hat mit diesem Material Versuche mit Gefängnis- insassen in Manila angestellt. Er empfiehlt übrigens einen ent- sprechend abgeschwächten Typhusstamm für Immunisierung des Menschen lebend zu verwenden. Bei einer Reihe von gefährlichen Tierseuchen wie Schweine- rotlauf, Hühnercholera ist die Immunisierung mit toten Bak- terien gänzlich wirkungslos; die mit lebenden scheiterte an der hohen Infektiosität. Deshalb haben hier Wassermann & Cırron 365 mit Erfolg einen Impfstoff benutzt, der in Analogie mit einem früheren Verfahren von BRIEGER & Mryrr*'% durch Schütteln lebender Kul- turen mit destilliertem Wasser und nachherigem Filtrieren hergestellt war. („Künstliche Aggressine“, weiteres s. unten S. 346.) Aktive Immunisierung des Menschen (mit Voll- bakterien). Was die aktive Immunisierung des Menschen anlangt, so ist sie praktisch im wesentlichen nur gegenüber Typhus, Cholera und Pest angewandt, in Rußland auch vielfach gegenüber dem bei Scharlach vorkommenden Streptococcus (GABRITSCHEWSKY*OS). Bei allen diesen Methoden ist ein möglichst hoher bakterizider Titer zu erzielen. Obwohl das Serum eines Typhusrekonvaleszenten in der Regel und das Serum zweckmäßig künstlich immunisierter Menschen und Tiere stets einen hohen bakteriolytischen Titer hat, während dem Normalserum nur eine minimale schützende Kraft zukommt, so hat man doch von manchen Seiten die Steigerung der bakteriolytischen Serumkraft gegen die Norm nicht als unbedingten Beweis und als Maßstab der Immunität ansehen wollen. Namentlich Beobachtungen eines erneuten Ausbruches des Typhus während der Rekonvaleszenz bei ausgesprochener bakteriolytischer Qualität des Serums schienen dagegen zu sprechen (JürGEns?’6). Derartige vereinzelte Beobach- tungen lassen sich jedoch, worauf FRIEDBERGER°®* hingewiesen hat, durch die Annahme einer Reinfektion mit einem serumfesten Stamm erklären und vermögen nicht die Bedeutung der Bakterizidie im allgemeinen zu erschüttern. Wenn wir sehen, daß Tiere, die nach brauchbaren Methoden aktiv gegen Typhus und Cholera immunisiert sind, regelmäßig bei künst- licher Nachinfektion geschützt sind, und daß die Reinfektion beim Menschen innerhalb begrenzter Zeitabschnitte zu den größten Selten- heiten gehört, wenn wir andererseits sehen, daß bei allen diesen Individuen der bakteriolytische Titer eine hohe Steigerung gegen die BE WE . Die bakteriziden Sera. 339 Norm erfahren hat, so dürfen wir wohl den Serumtiter als Maßstab für die Immunisierung benützen. Ohne hier auf die Frage eingehen zu wollen, ob die Immunität gegen Typhus und Cholera ausschließlich auf dem erhöhten bakterio- Iytischen Vermögen der Körpersäfte beruht*), müssen wir wohl doch den Schluß ziehen, daß der aktive Schutz ein um so höherer ist, je stärkere schützende Wirkung dem Serum bei der passiven Ueber- tragung im Infektionsversuch am Tier, resp. im Plattenversuch zu- kommt. Wir haben also im bakteriziden Titer in der Tat einen Mab- stab zur Beurteilung des immunisierenden Verfahrens und zur Be- wertung des erreichten Schutzes. Natürlich muß die Auswertung der bakteriolytischen Kraft eines Serums gegenüber einem geeigneten, d. h. virulenten Stamm erfolgen. Dann geben wenigstens für Cho- lera bei der Einheitlichkeit des Rezeptorenapparates dieser Bakterien- gruppe die gefundenen Werte wohl den absoluten Maßstab zur Be- urteilung des Serums. Bei der Verschiedenheit des Rezeptorenapparates verschiedener Typhusrassen, wie sie zuerst durch FRIFEDBERGER 358, #06 aufgedeckt und durch FRIEDBERGER & Morzscht >>>, 360, sowie im Anschluß daran durch Besserer & JArrk361l, MeinıckE39%, Jarrk & FLEMMING°®®?, Hänper #0”, HÄnpeL & Worrue#0 untersucht wurde, gibt der Titer gegenüber einem virulenten Typhusstamm noch keinen absoluten Maßstab für die Bewertung eines Serums. Nach FRIEDBERGER Ist neben der Titerhöhe auch eine Titerbreite (Polyvalenz gegenüber verschiedenartigen Typhusstämmen) für die Bewertung der Immunität in Betracht zu ziehen (s. auch oben). Auch CArrıErRE & Tomarkın #09 fanden: der Heilwert der Sera ist unabhängig vom Titer, abhängig von der Länge der Behandlung. Mischsera verschiedener Tiere sind am wirksamsten. Durch ge- eignete Vorbehandlung läßt sich eine gewisse Antiendotoxinquote er- zielen, die die Gefahren der Endotoxinvergiftung beim Menschen durch die Darreichung des Immunserums aufhebt. Nach neueren Untersuchungen von Kraus?!10, LörrLer*!! und WASSERMANN & COrtron #2, 413 scheint auch einer lokalen Immunität für den Schutz unabhängig vom Titer eine gewisse Bedeutung zu- zukommen. Speziell für die hier in Betracht kommenden Infek- tionen, Cholera und Typhus, liegen aber Untersuchungen in dieser Richtung noch nicht vor. Es dürfte auch bei der Unmöglichkeit, wegen der Unempfänglichkeit von Tieren (vielleicht mit Ausnahme der anthropoiden Affen) gegenüber diesen Infektionen das Tier- experiment heranzuziehen, kaum jemals gerade bei diesen Krank- heiten eine Lösung herbeigeführt werden. Es wäre daher von größtem Werte, zu untersuchen, inwieweit beim Tier vermittels eines Erregers, der eine echte Darminfektion auslöst, durch Vorbehandlung mit abgetötetem Material auf dem Wege *) SvENSOoN 2?1 weist darauf hin, daß bei schutzgeimpften Individuen be- deutend höhere bakteriolytische Titerwerte im Serum auftreten, als wie wir sie bei Cholerarekonvaleszenten zu sehen pflegen. Gleichwohl sind die letzteren gegenüber einer Reinfektion wenigstens in derselben Epidemie geschützt, während wir bei künstlich Schutzgeimpften doch Infektionen auftreten sehen. Die Gegen- wart von Bakteriolysinen im Blutserum ist also nicht der einzige Maßstab für die Immunität. SvEnson macht hier eine Umstimmung der Gewebe, speziell eine lokale Darmimmunität für den Schutz verantwortlich. 22% 340 E. FRIEDBERGER, des Verdauungstractus sich eine „lokale“ Immunität erzielen liebe, die einen sicheren Schutz gegen nachherige Infektion mit vollviru- lentem Material gestattet, ohne daß doch eine nennenswerte Steige- rung der spezifischen Qualitäten des Blutserums einzutreten braucht. Diese ist nach FRIEDBERGERS*1 Tierversuchen bei Verfütterung von Typhus- und Cholerabakterien und nach Versuchen von WrıcnHr #5, BRIEGER & Mayver#16, 417 am Menschen (Typhus), wenn sie über- haupt eintritt, nur minimal. Daß eine gewisse lokale Immunität vom Darm aus, wenigstens gegenüber chemischen Giften, in der Tat mög- lich ist, dafür sprechen Untersuchungen, die CLo&rtra 7a angestellt hat. Es gelang ihm durch Verfütterung von Arsenik per os Hunde und Kaninchen an Dosen zu gewöhnen, welche beim Kontrolltier un- bedingt toxisch wirken; doch waren diese Tiere gegenüber der sub- kutanen Darreichung des Giftes genau so empfindlich wie die Kon- trollen. Wenn auch bei Typhus und Cholera eine lokale Immunität des Darmtraktus in diesem Sinne sich erzeugen ließe, so wäre ein Ver- fahren hierfür in Verbindung mit der seither üblichen allgemeinen Immunisierung besonders geeignet, gerade bei Typhus entsprechend dem Charakter dieser Infektion Erfolge zu zeitigen. Die Schutzimpfung gegen Typhus wurde im wesentlichen an einem sehr gleichartigen Menschenmaterial ausgeführt, nämlich an Truppenbestandteilen der englischen Kolonialarmee und später an Soldaten des deutschen Heeres, die zur Bekämpfung des Aufstandes nach Afrika entsendet wurden. Die Resultate scheinen günstig zu sein. Aber doch bietet die Unmöglichkeit, alle äußeren Verhältnisse und vor allem die natürlichen Bedingungen für die Infektion richtig abzu- schätzen, bei einer Bewertung des Zahlenmaterials gewisse Schwierig- keiten und beeinträchtigt die Bedeutung derartiger Statistiken. Die in Deutschland gebräuchlichste und auch wissenschaftlich am besten begründete Methode der Schutzimpfung für Typhus und Cholera ist die von PFEIFFER & Korze. Als Impfstoff dienen frische Agarkulturen, die in physiologischer Kochsalzlösung aufgeschwemmt. und 11/,—2 Stunden bei 60° sterilisiert werden. PFEIFFER & Marx 7b haben gezeigt, daß derartige Impfstoffe, mit 1/, Proz. Phenol auf- bewahrt, wenigstens 2 Monate haltbar sind. Nach PFEIFFER & KoLre sollen bei Typhus drei Injektionen stattfinden. Dosis für die erste Injektion eine Oese, zweite Injektion zwei Oesen, dritte Injektion drei Oesen. BassEnGE & Rımpau#18 empfehlen von dem gleichen Impf- stoff wesentlich kleinere Dosen, nämlich 1/35, 1/;, und 1/, Oese. Die lokalen Symptome nach der Injektion bestehen in mehr oder weniger starken Schwellungen und Entzündungen an der Injektionsstelle. Auch die regionären Lymphdrüsen sind geschwollen. Die allgemeinen Sym- ptome bestehen in Fieber, Abgeschlagenheit; Dauer des Fiebers 12 Stunden bis 3 Tage. Die Erfolge mit der aktiven Immunisierung des Menschen sind nach den Angaben von STEUDEL*19, ScHhyan #20, EicHHorz #21, Kunn #22 günstig gewesen, sowohl bezüglich der Mortali- tät, wie der Morbidität und Letalität. Die größten Verdienste um die Ausgestaltung der Typhusimpfung hat sich wohl WrıcHT #23 erworben, der zugleich auch über das größte statistische Material verfügt. Seine Methode entspricht im Prinzip der von PFEIFFER-KoLLE, nur sind die von ihm angewandten Dosen erheblich geringere. Er spritzt 750 Die bakteriziden Sera. 341 bis 1000 Millionen getötete Bakterien subkutan und nach 11 Tagen eventuell noch einmal die doppelte Dosis. WrıcHT legt großen Wert auf die genaue Dosierung. Es erscheint aber fraglich, ob derartige mühselige und im Grunde ja doch nie ganz zuverlässige Standardi- sierungsmethoden einen Zweck haben, ja ob eine derartige exakte Standardisierung, wie sie WrıcHr wenigstens anstrebt, überhaupt notwendig ist. Eine Typhuskultur stellt bei Verwendung desselben Stammes, geschweige denn bei Verwendung verschiedener Stämme, bezüglich ihrer Virulenz, ihrer Toxizität für den Menschen keine konstante Größe dar, und wir wissen, daß diese Qualitäten unter Um- ständen schon von einem zum anderen Tage großen Schwankungen unterliegen können. Unter diesen Verhältnissen scheint auch eine weniger exakte Dosierungsmethode, wie etwa die Oesenabmessung oder die ungefähre Wägung der Bakterienmasse in feuchtem Zustande für die Dosierung hinlänglich zu genügen, zumal ja doch stets Dosen gegeben werden sollen, die von der letalen weit entfernt liegen müssen. Nach WriısHts Untersuchungen folgt der Einspritzung des Vac- cins in nicht seltenen Fällen eine negative Phase, d. h. eine Ver- armung des Blutes an Schutzstoffen. WrıcHT führt diese Erscheinung, die auch namentlich deutlich bei den Revaccinationen auftritt, auf Grund der Errrichschen Theorie darauf zurück, daß die eingeführten Antigene die im Blut kreisenden normalen Antikörper oder durch die vorhergehende Immunisierung erzeugten Immunantikörper verankern. Es ist nach dieser Feststellung klar, daß die negative Phase um so größer sein muß, je größer die Impfstoffdosis ist. Nach kolossalen Vaceinmengen vermißt dann auch WrıcHr die Bildung von Anti- genen überhaupt (dauernde negative Phase). Bei mittleren Impf- stoffmengen folgt die positive Phase, d. h. der Anstieg erst nach einer negativen Phase von ca. drei Wochen Dauer. Bei kleinen Dosen fällt die negative Phase gänzlich weg, es beginnt sogleich der An- stieg des Titers. Aus diesen Tatsachen zieht WrıcHT folgende prak- tischen Konsequenzen: Zu starke Dosen Impfstoff sind überhaupt zu vermeiden. Mittlere Dosen sind nur dann zu verabreichen, wenn der Schutzgeimpfte frühestens erst später als drei Wochen nach der Impfung Gelegenheit hat, sich der Infektion auszusetzen. Besteht diese Gefahr unmittelbar, d. h. bei Impfungen im Typhusgebiet selbst, so sollen nur kleine Dosen verwendet werden, die keine negative Phase verursachen. Aber in solchen Fällen ist noch eine stärkere Dosis nach Verlauf einer gewissen Zeit zu verabreichen. Tierversuche von PFEIFFER & FRIEDBERGER#24 lassen es fraglich erscheinen, ob eine negative Phase im Sinn einer erhöhten Empfäng- lichkeit im Anschluß an die Impfung überhaupt existiert. Eine Verarmung des zirkulierenden Blutes an spezifischen Stoffen durch die Vaccination, besonders bei Verwendung großer Dosen, namentlich auch bei der Revaccination ist theoretisch nach EHRLICH wohl begründet und daß sie in der Tat zutage treten kann, dafür sprechen, neben den Beobachtungen WRrIGHTs selbst, die Kurven, die BRIEGER & EHrrıcH #25 über die Schwankungen des Tetanusantitoxin- gehaltes in der Milch einer Ziege während der Immunisierung ver- öffentlicht haben, die analogen Kurven von SALOMONSEN & Mapsen #26 über Diphtherieantitoxin bei einem Pferd, die Kurven von MorGen- ROTH #2? über Antilab, von BurLocH & SacHs#28 über Hämolysine, von 342 E. FRIEDBERGER, En JÖRGENSEN & Mapsen #29 über Agglutinine, von v. DUNGERN #30 über Majapräzipitin. Es fragt sich nur, ob dieser negativen Phase auch in praxi für den Menschen eine Bedeutung zukommt, d. h. ob bei Dosen, wie sie hier verwendet werden, die Verarmung des zirkulierenden Blutes an Antikörpern überhaupt zustande kommt und ob eine er- höhte Empfänglichkeit für Infektion resultiert, wodurch allein die theoretisch höchst interessante Tatsache eine praktische Bedeutung erhielte und es rechtfertigen würde, daß ihr bei der Technik des Immunisierungsverfahrens jene Rolle zugeteilt wird, die WrıcHT ihr vindiziert. Das Experiment am Tier vermag hier einen gewissen Aufschluß zu geben. PFEIFFER & FRIEDBERGER*?* haben Meerschweinchen zur Entscheidung dieser Frage mit hohen Dosen von Cholera- und Typhus- vaccin subkutan vorbehandelt und nachher die Empfindlichkeit dieser Tiere im Vergleich zu Kontrollen gegenüber der intraperitonealen In- fektion geprüft. Da ergab sich denn nach den Tierversuchen, daß im Anschluß an die Immunisierung selbst innerhalb der ersten 24 Stun- den keine erhöhte Empfindlichkeit bestand, sondern im Gegenteil eine vermehrte (allerdings nicht spezifische) „Resistenz“. Eine gewisse Gefahr der Schutzimpfung besteht aber doch darin, daß eine bereits vorhandene latente und unter Umständen latent ge- bliebene Infektion im unmittelbaren Anschluß an die Vaccination zum Ausbruch kommt (LecLAIncHE & VAaLLk#®), Es kann aber auch, was nicht selten bei den Schutzimpfungen bei Tieren der Fall ist, eine andersartige Infektion zum Ausbruch kommen, z. B. bei Rotlaufimpfung des Schweines, Suipestifer oder Pasteurella (LECLAINCHE #°?). Die Symptome bei der WrıcHtschen Impfung entsprechen denen mit der Methode von Preirrer & Korre. Auch die statistischen Resultate sind etwa die gleichen und es findet gleichfalls ein er- heblicher Anstieg der bakteriziden Antikörper statt. Lörrter empfiehlt als Impfstoff vollkommen getrocknete und dann auf 120° erhitzte Bakterien. FRIEDBERGER & MorEscH1 38° haben mit dieser Methode eingehende Untersuchungen am Menschen ange- stellt und die minimale Menge von Bakterien bestimmt, die imstande ist, noch Antikörperproduktion hervorzurufen. Die Autoren wählten die wirksame intravenöse Einspritzung. Die Resultate sind aus der folgenden Tabelle (S. 343) ersichtlich. Ueber die Dauer des Impfschutzes wurden bei Fall I und VIII Untersuchungen angestellt. 2!/, Monate nach der Impfung hatte das Serum der Versuchsperson I noch einen Titer von 1—5 mg, das von VIII einen Titer von 5—10 mg. Die Methode liefert, obwohl über 6—24000mal geringere Bak- terienmengen verwendet wurden als nach dem Verfahren PFEIFFER- Korre, im Durchschnitt die gleichen Werte wie jenes Verfahren und weit höhere wie die WrıcHTtsche Methode. Ob die Methode auch für die Praxis dem Verfahren von PFEIFFER-KoLLE als gleichwertig zu erachten ist, darüber könnten erst ausgedehnte Erfahrungen einen Aufschluß geben. Ein wesentlicher Vorteil dürfte darin bestehen, daß bei dem nach Lörrter bereiteten Impfstoff Veränderungen in- folge Autolyse bei längerer Aufbewahrung ausgeschlossen sind. Es ist dies auch der einzige Impfstoff, bei dem infolge der Möglichkeit einer exakten Wägung eine exakte und gleichmäßige Dosierung [> } Die bakteriziden Sera. 343 möglich ist. Die Injektion in die Blutbahnen ist zwar technisch etwas umständlich, aber dafür bietet sie den unbestreitbaren großen Vorteil, daß die störenden lokalen Reaktionen gänzlich weg- fallen, die allgemeinen Reaktionen sind in ihrer Intensität etwa die gleichen, wie sie durch den Impfstoff von PFEIFFER-KoLLE hervor- gerufen werden. 52 =| Impfstoffmenge in Maximum Agglutination Bakteriolyse mon der Körper- [7 | n: eo femveralun Normal- Immun-| Normal- Immun- zZ z an Oesen mg es serum | serum | serum | serum 1 |. Sprung| 0.0156 38,5 10— |:160+|> 0,1 0,005 — | 0,001 ug er ı 0,00156 39,1 10— | 40+ 0,01 0,005 — | 0:05917,.0,01 REITEN". = ı 0,00156 38,3 + | 10+|[>01|> 00 Ne ln. 2, -1.0:00156 39,0 10-0202 = e vl! » | 900078 | kein Fieber | 10— | 160 + | 0,05 — 10,001 — 0,1 0,005 Nu 90 Bere 0,00078 38,4 10 + > 0,05 = 0,01 Na 0,00078 38,1 10 — 10 — — — Schüttelfrost | VIH | !/. Gießen | 0,0156 Temperatur 10 — | 40 + — 0,001 — nicht gemessen | 0,005 ID 5 0,0078 38,8 u = — ER es e 0,0078 39,1 _ -_ — _ BEI U in. 3.0 0,00078 38,3 10 — |1280 + | 0,01 — 0,001 — 0,05 0,005 Re en 0,00039 37,8 10 — 80 + -_— _ 00 Wr 0,00039 37,6 10— | 80+ — —_ DERVCR 2/0 ,; 0,000195 | kein Fieber 10 — 80 + | 0,01 — 0,001 — 0,05 0,005 Levi & BLumentHaL#33 haben eine möglichst schonende Ab- tötung der Bakterien zur Impfstoffgewinnung durch Behandeln der Bakteriensuspension mit Galaktose oder mit Harnstoff erzielt. Russe #3* immunisiert mit bei 53° abgetöteten Typhusbakterien (nach Leısuman). Mit derartigem Material versuchten CoURMONT & Rochaıx*35 auch vom Darm aus zu immunisieren. (3 Klysmata in 5-tägigem Intervall jedesmal 100 ccm.) Methoden, die wirksamen Antigeneausden Vollbakterien zu extrahieren. Eine Reihe von Autoren haben versucht, die wirksamen Anti- gene aus den Bakterien zu extrahieren. Sie gingen dabei von der Erwägung aus, daß die Vollbakterien neben dem eigentlichen immuni- sierenden Prinzip eine Menge von Ballast enthalten, den bei der In- jektion der Körper verarbeiten muß und der wohl zum Teile an den hier als überflüssig erscheinenden unangenehmen Reaktionen schuld ist. Vor allem war aber dabei die Ueberlegung leitend, daß die gif- tigen Bestandteile des Bakterienleibes vielleicht von dem immuni- sierenden Anteile ganz verschieden sein könnten. Von diesen Ge- 5344 E. FRIEDBERGER, sichtspunkten aus wurde eine Reihe von Verfahren empfohlen, bei denen an Stelle der Vollbakterien verschieden verarbeitete Bakterien- produkte, Auszüge usw. zur Verwendung kamen. Es muß darauf hingewiesen werden, daß ein derartiger Modus procedendi gerade für die Bereitung einer bakteriolytischen Serums a priori recht wenig rationell erscheint. Das bakteriolytische Serum ist ein solches, das sich gegen den Bakterienleib in toto richtet und es enthält natürlich auch entsprechend dessen komplexer Konstitution eine ganze Reihe von Partiallysinen. Es wird aber um so wirksamer sein, je mehr es von diesen Partial- antikörpern enthält und am wirksamsten dann sein, wenn es sie alle enthält, d. h. durch Behandlung mit allen Bakterienbestandteilen 1. e. mit Vollbakterien erzeugt ist. Solange wir über die wahre Natur der Antigene noch nichts wissen, dürften Methoden, die eine Isolie- rung der Antigene erstreben, für die Praxis verfrüht erscheinen und kaum zu empfehlen sein, zumal bei einer Infektion wie dem T'yphus, bei dem man ja nicht durch direkte Infektionsversuche den Erfolg der Impfung kontrollieren kann, um damit ein solches Verfahren auf eine sichere Basis zu stellen. Noch auf einen Punkt ist ferner hinzuweisen. Offenbar löst das extrahierte Bakterienprotoplasma wegen der erleichterten Resorption und des dadurch bedingten starken Reizes eine sehr hohe Antikörper- produktion aus, wie dies wenigstens aus den hohen Titerwerten von NEISSER & SHIGA, MAcFADYEN & RowLanD, BRIEGER & MAYER hervorzugehen scheint. Wie sich aber aus den Resultaten von Mac- FADYEN & ROWLAND, von BRIEGER & MAYER ergibt, ist dieser hohe Schutzwert von auffallend geringer Dauer. Bei einem Kaninchen z. B. von BRIEGER & Mayer zeigte sich acht Tage nach Schluß der Vor- behandlung ein Titer von 1/5;000; nach weiteren acht Tagen nur noch 1/5000, nach zwei Monaten >1/,00. Es gewinnt aus derartigen Ver- suchen den Anschein, als ob die erleichterte Resorption in praxi gar keinen wesentlichen Vorteil darstellt. Denn die allmähliche Resorption von Vollbakterien scheint eine längere Dauer der Immunität zu garan- tieren. Für die Praxis aber kommt eben nicht nur einmaliger hoher Titerwert, sondern auch eine gewisse zeitliche Dauerhaftigkeit der Immunität in Frage. Es ist daher für gewöhnlich ein Verfahren zu wählen, das nicht nur einen momentan hohen, sondern auch einen zeitlich ausgedehnten Schutz gewährt. (Diese Verhältnisse zeigen, wie bedenklich es unter Umständen sein kann, nur aus den kurze Zeit nach der Impfung beobachteten Titerwerten sich ein Urteil über den Wert eines Verfahrens zu bilden.) Methoden, die an Stelle der vollen Bakterien Extrakte benutzten, sind von MAcCFADYEN & ROWLAND, NEISSER & SHIGA, BRIEGER & MAYER, BERGELL & MAyErR#33 angegeben. MAcFADYEN & RowLanD zerrieben die bei minus 190° gefrorenen Bakterien. NEISSER & SHIGA benutzten das Filtrat von der Autolyse unterworfenen Kulturen. BrIEGER & Mayer extrahieren mit destilliertem Wasser im Schüttel- apparat und benutzen die Kerzenfiltrate, die ihrer Meinung nach im wesentlichen nur die Antigene enthalten, nicht aber die giftigen Endo- toxine, was jedoch BıscHorr#382 nicht bestätigen konnte. BERGELL & Mayer behandeln getrocknete Typhusbakterien mit wasserfreier Salzsäure. Nach Neurerp#9 wirken die durch Immunserum und Komplement in Lösung gegangenen Bakteriensubstanzen noch antigen; Die bakteriziden Sera. 345 die Granula besser als der völlig in Lösung gegangene Anteil. Die nach Behandlung mit 1-proz. Kalilauge zurückbleibenden Hüllen wirken dagegen nicht antigen. Serumvaccination nach BESREDKA. Sowohl die aktive wie die passive Immunisierung haben gewisse Nachteile. Bei der passiven Immunisierung tritt der Schutz sehr bald nach Einverleibung des Immunserums ein, ist aber, wie das aus . den Untersuchungen von A. Schürze*40, sowie PFEIFFER & FRIED- BERGER #21 sich ergibt, besonders bei Verwendung heterologer Immun- sera nur von sehr kurzer Dauer. Andrerseits wird zwar bei aktiver Immunisierung ein Schutz für lange Zeit hin erzielt, doch treten die Schutzkörper erst relativ spät nach stattgehabter Impfung auf, ja der Impfung soll nicht selten zu- nächst eine Periode erhöhter Empfindlichkeit folgen (negative Phase, s. jedoch S. 342). Diese Umstände veranlaßten Besrepra##?, 43, auch für die Typhusschutzimpfung eine Methode der Immunisierung zu suchen, die die Vorteile beider Prinzipien ohne ihre Nachteile darbot. Er fand sie in der Kombination beider Verfahren, d. h. in der Serovaccination, die ja schon zuvor für andere Infektionskrankheiten mit Erfolg angewandt war (Lorenz t4, 445 TecLaıncHe #46), Dabei beschränkte er sich darauf, nur so viel vom Immunserum gleichzeitig mit dem Impfstoff zu injizieren, als von den Bakterien bei vorherigem Kontakte mit dem Serum gebunden wurde. Aufschwemmung 48-stündiger Agarkulturen in möglichst wenig physiologischer Kochsalzlösung. Zusatz des homologen Immunserums. Nach 12-stündigem Kontakt (Agglutination) wird das Serum abge- gossen, die Bakterien werden mehrmals in physiologischer Kochsalz- lösung gewaschen (die Waschung darf nach BEsREDKA nicht zu lange dauern, da die lange Mazeration in physiologischer Kochsalzlösung die Wirksamkeit des Impfstoffes beeinträchtigt), darnach eine Stunde bei 56° abgetötet. Ein derartig präparierter Impfstoff ruft zunächst beim Versuchs- tier selbst in großen Dosen bei subkutaner Injektion nicht die Ent- zündungserscheinungen hervor, wie die gleiche Menge unbeladenen Impfstoffes. Bereits 24 Stunden nach der subkutanen Injektion der beladenen Bakterien (eine Kultur) ist das Meerschweinchen immun. Die Dauer der Immunität beträgt sicher wenigstens fünf Monate. Auch durch TrıcLıa & MazzvoLı*#? wurde die Serovaccination mit einem Präparat von Scravo in 98 Fällen ausgeführt. Der Impf- stoff bestand aus einer Lösung ‚freier Rezeptoren“, die zu gleichen Teilen mit Serum eines immunisierten Schafes versetzt war. FıcHera #48 bestätigt die Tatsache, daß reichlich mit Ambozeptor beladene Bakterien keine Antikörper bilden im Sinne von PFEIFFER & FRIEDBERGER, wohl aber weniger beladene nach BESREDRA. Levy & Aoxı“*9 empfehlen die Serovaccination für die Pneumonie. Bei der Cholera ist im großen nur ein am Menschen von HAFFKInE#50 ausgearbeitetes Verfahren angewandt worden, das sich im Prinzip von den eben angegebenen von WRIGHT sowie KoLLE insofern unterscheidet, als die Vorbehandlung mit lebenden Bak- 346 E. FRIEDBERGER, terien zunächst mit einem schwächeren Vaccin und später mit einem virulenteren Virus fixe erfolgt. Es sei noch erwähnt, daß die ersten Versuche der Schutzimpfung gegenüber Cholera beim Menschen von FErRAN 400, 401 angestellt sind, dann von FEDoRow 51, KLEMPERER*??, Die ersten exakten Immunisierungen rühren von KoLrE*° her. Aggressinimmunisierung. Eine besondere Art der Immunisierung glauben BaıL*5#, 455, BaıL & WeıLt56, Hüprz & KıkucHı#5?, Levy & Forner#8 und viele andere durch Vorbehandlung mit Aggressinen zu erzielen. Diese Immunität soll nach BaıL verschieden von der bakteriziden Im- munität und dieser überlegen sein. ie diesbezüglichen Versuche Baırs sind aber nicht beweisend, da er mit Aggressin aktiv immunisierte Tiere mit durch bakterizides Serum passiv vorbehandelten vergleicht (FRIEDBERGER °®#). Tatsächlich handelt es sich hier um eine aktive Immunisierung mit den in der Aggressinflüssigkeit enthaltenen Bakterienleibessub- stanzen, wie das namentlich DoErr betont hat. BALLner 459 kommt ebenso wie ERrBEN*60 zu dem Schlusse, daß die Immunisierung mit Aggressin keinen Fortschritt bedeute. Auch er hält die Aggressine nur für ausgelaugte Bakteriensubstanz oder Stoffwechselprodukte, ebenso HuntEmüLter 61, ihm gelang die Im- munisierung nicht nur vermittels Aggressin, sondern auch durch Bakterienleiber, die vorsichtig bei 44° erhitzt worden waren. Er hält die theoretischen Grundlagen von Baır nicht für richtig, sieht aber in seiner Immunisierungsmethode einen großen Fortschritt. Daß dem tatsächlich so ist, zeigen vor allem die Versuche von WASSERMANN & Crrron6? über die Immunisierung mit künstlichen Aggressinen. Bei Bakterienarten, bei denen die Impfung mit abgetöteten Vaccins ohne Erfolg ist und bei denen die Immunisierung mit lebenden Mikro- organismen wegen der hohen Pathogenität ausgeschlossen ist (Septik- ämieerreger), ist tatsächlich die Immunsierung mit „natürlichen oder künstlichen“ Aggressinen wie WASSERMANN & U1rron erkannt haben, als Methode von hoher Bedeutung; doch ist auch nach ihnen die dabei erzielte Immunität keine besondere, von der durch Bakterien er- zeugten verschiedene. Speziell bei Schweineseuche erwiesen sich künstliche Aggressine (d. h. in destilliertem Wasser geschüttelte und dann durch keim- dichte Kerzen filtrierte lebende Kulturen) ebenso wirksam als wie Wrıts natürliches Aggressin (sterilisiertes Exsudat eines mit Schweineseuche in der Pleurahöhle injizierten Kaninchens oder Oedem- flüssigkeit der infizierten Schweine selbst). Cırrox #62, 463 stellt ähnlich wie gegen Schweineseuche auch Aggressine gegen Schweinepest her, wie folgt: 1) Ein „künstliches Aggressin“ durch Schütteln einer Kolleschale mit Bakterien zwei Tage lang im Dunkeln bei Zimmertemperatur mit 10 ccm destilliertem Wasser, Zusatz von 1/, Proz. Phenol zu dem Zentrifugat oder Zusatz von Chloroform, das man nachher bei 44° verjagen kann. 2) „Natürliches Aggressin“, hergestellt in entsprechender Weise mit dem Pleuraexsudat von infizierten Kaninchen. Die bakteriziden Sera. 347 Cırron & Perzscn*t6 haben dann die Versuche auch auf die Geflügelcholera, auf die Wild- und Schweineseuche ausgedehnt, sowie auf die Wild- und Rinderseuche. Näheres über Aggressinimmunität Ss. bei SAUERBECK #65, Im nachstehenden sollen nun die bei der Immunisierung ent- stehenden Antikörper, ihre Eigenschaften und der Modus ihrer Wir- kung näher besprochen werden. Der Immunkörper. Die chemische Natur der Antikörper. EMMERICH, TSUBOI, STEINMETZ & Löw #66, 46° haben in dem Blute eines gegen Typhus immunisierten Hundes die wirksame Substanz im Serumalbumin gefunden und glauben, daß die Bakterizidie ein rein chemischer Vorgang sei, beruhend auf einer spezifischen Eigenschaft des Alkaliserumalbuminats. em- gegenüber konnten PFEIFFER & PROSKAUER zeigen, daß im Gegenteil das wirksame Prinzip des Immunserums bei der Fällung mit Magnesiumsulfat zum größeren Teil am Globulin haftet und nur in geringen Mengen am Albumin, der Rest ist im Filtrat nachweisbar. Die Antikörper haben jedoch, wie PFEIFFER & PROSKAUER #68 be- tonen, mit den Eiweißkörpern selbst nichts zu tun, werden viel- mehr nur bei der Fällung mechanisch mit ihnen niedergerissen, denn nach Entfernung dieser Eiweißkörper durch Verdauung hat die übrig- bleibende Flüssigkeit noch eine erhebliche Wirksamkeit. Ebenso tritt eine quantitative Einbuße an Schutzkraft des Serums nicht ein durch Entfernung der Nukleoalbumine bzw. Nukleine (PrFEIFFER & Pros- KAUER). Die Albumosen und Peptone des Serums sind ebenfalls nicht die Träger der spezifischen Wirkung. Das gleiche gilt von den stickstoff- haltigen und stickstofffreien dialysierbaren Stoffen des Blutes, im Gegensatz zu denen, die Antikörper nicht dialysieren. Wichtig für die Auffassung der chemischen Natur der Immun- körper ist die Beobachtung der beiden Autoren, daß 3 Monate lang unter oft gewechseltem Alkohol gehaltene gehärtete Mengen von Immunserum durch Auslaugen mit destilliertem Wasser ein Produkt lieferten, das sehr reich an Choleraimmunkörper, aber fast eiweib- frei war. PFEIFFER & PROSKAUER sind daher der Ansicht, daß die Choleraantikörper fermentartige Stoffe sind, die aber in spezifischer Weise auf ein bestimmtes Bakterienprotoplasma abgestimmt sind. Ein Analogon stellen die Fermente der Hefezellen dar, die nach Untersuchungen von EMIL FISCHER nur Zucker von bestimmter chemischer Konstitution angreifen, während sie andere intakt lassen *). Für die Fermentnatur der Immunkörper spricht auch die Tatsache, daß sie bei der Bakteriolyse nicht verbraucht werden in Analogie mit echten Fer- menten (s. S. 558). Die Haltbarkeit scheint nach den vorliegenden Tatsachen eine fast unbe- grenzte zu sein, denn die im Jahre 1895 von PFEIFFER zu seinen Versuchen benutzten Ziegensera, die mit 1/s Proz. Phenolzusatz im Eisschranke aufbewahrt *) Die Differenzierung in der Spezifizität der Fermente kann sogar noch weitergehen. Das Methylgykosid z. B. kommt in einer «- und in einer 8-Form vor, die beide die gleiche Konstitution haben und sich nur durch die Stellung des Methylradikals im Molekül unterscheiden. "Nach FISCHER vermag nun das Emulsin der bitteren Mandeln nur das 8-Methylglykosid zu spalten, die Maltase des Malzes nur das «-Methylglykosid, nicht die ß-Form zu zerlegen. 348 -E. FRIEDBERGER, worden waren, hatten, wie die Untersuchungen von MERTENS%#%° aus dem Jahre 1900 beweisen, ihre Wirksamkeit unverändert beibehalten. Auch nach weiteren 5 Jahren war der Titer dieser Sera nach meinen Untersuchungen unverändert geblieben. !/ı; mg eines derartigen Serums Meerschweinchen mit der 10-fach tödlichen Dosis von Choleravibrionen ins Peritoneum gebracht, bewirkt rapide Auflösung der Vibrionen. Selbst 20-stündige Einwirkung einer Temperatur von 650° schädigt die Antikörper kaum, wohingegen einstündige Erhitzung auf über 70° sie fast vollständig vernichtet und einmaliges Aufkochen sie gänzlich zerstört. Gegen- über Fäulnisbakterien scheinen die Antikörper ziemlich resistent zu sein. Sie sind ebenso wie die Antitoxine nicht dialysierbar. E. P. Pıck #0 fand die bakteriolytischen Immunkörper des Choleraimmun- serums bei der von ihm angewandten Fällungsmethode durch Halbsättigung mit Ammonsulfat ausschließlich in der Euglobulinfraktion. Zu den gleichen Resultaten kam RoDHAIN #1 bei seinen Untersuchungen mit Antistreptokokken- serum und FUHRMANN #2 bei Versuchen über die hämolytischen Antikörper. WOLrr*'3, der im PFEIFFERschen Institut die Arbeit Pıicks einer Nachprüfung unterzogen hat, konnte dessen Angaben nicht bestätigen. Er fand, daß neben der Euglobulin- auch die Fibrinoglobulinfraktion Immunkörper enthielt, daß aber etwa die Hälfte der Immunkörper in das Filtrat überging, wo sie nach. seinen Beobachtungen durch die Einwirkung des Ammonsulfats relativ schnell zerstört wurde, so daß es den Anschein gewinnen kann, als ob das Filtrat frei von Immunkörpern wäre. Im übrigen verteilen sich die Immunkörper auf die Eiweißfraktionen nach WOLFFs Untersuchungen, wie folgt: Fibrinoglobulinfraktion ca. 1/; Euglobulin und Fibrinoglobulin ,, ?/g Gesamtglobulin rn In einer Entgegnung hält Pıck *'* die Richtigkeit seiner Re- sultate gegenüber Worrr entschieden aufrecht. Die Bildungsstätte der bakteriolytischen Immunkörper und die Bedingungen, die ihre Bildung beeinflussen. Die Bildungsstätte der bakteriziden Schutzstoffe wurde beim Kaninchen für Cholera durch Untersuchungen von PFEIFFER & Marx*'#a, von WASSERMANN#'5 für Typhus entdeckt. Bei dieser Tierspecies findet, wie erwähnt, nach PFEIFFER & Marx eine rapide Bildung der Antikörper statt. Die Autoren gingen nun von der Erwägung aus, daß deren Produktion rascher vor sich gehen würde als ihre Abgabe an das Blutplasma, und daß es daher gelingen würde, sie anfangs in denjenigen Organen, die den Bildungsort darstellen, in stärkerer Konzentration als in den übrigen Teilen des Organismus nachweisen. Es wurden zu diesem Zwecke Extrakte der verschiedenen Organe zu verschiedenen Zeiten nach erfolgter Immunisierung der Kaninchen quantitativ auf ihren Schutzwert untersucht und mit dem Schutz- wert des Serums des betreffenden Tieres verglichen. Bei diesen Versuchen ergab es sich, daß die Milz in der ersten Zeit nach der Vaccinierung einen bedeutend höheren Titer aufwies als das Serum, daß selbst zu einer Zeit, wo im Serum noch keine bakteriolytischen Antikörper nachweisbar waren, 24 Stunden nach der Impfung, die Milz bereits nicht unbeträchtliche Mengen dieser Stoffe enthielt. Wenn man erwägt, daß diese Organe zum Teil sehr blutreich sind, so ergeben sich für das Parenchym noch viel höhere Werte. Um die Frage zu entscheiden, ob die Schutzstoffe in der Milz autochthon entständen, oder dort nur zunächst deponiert würden, haben PFEIFFER & Marx Tieren Immunserum injiziert und fanden keine größere Anhäufung der Schutz- stoffe in der Milz. Im zeitlichen Fortschreiten des Immunisierungsprozesses nimmt der Antikörpergehalt der hämatopoetischen Organe ab, der des Serums zu, bis ein Gleichgewicht hergestellt ist. Aus diesen Versuchen schließen die Autoren mit Recht, daß die betreffenden Organe die Bildungsstätte der Immun- körper darstellen, zumal die übrigen: Gehirn, Medulla oblongata, Rückenmark, Speicheldrüsen, Nieren, Nebennieren, Leber, Thymus, Ovarien und Muskeln, anfangs weniger Schutzstoffe als das Serum enthalten. Ebenso ergab sich die Die bakteriziden Sera. 349 bemerkenswerte Tatsache, daß die Leukocyten des Blutes sowie Eiterkörperchen von künstlich erzeugten Exsudaten einen bedeutend geringeren Titer aufweisen als das Serum. Trotzdem die Milz nach den Untersuchungen von PFEIFFER & MARX eine so bedeutende Rolle beim Zustandekommen der Immunität spielt, so tritt doch auch bei entmilzten Tieren ein hoher Titer ein, indem andere Organe vikariierend für die Milz eintreten. Das vikariierende Eintreten dieser Organe bleibt jedoch in größerem Umfange nach den Untersuchungen von DEUTSCH aus, wenn die Milz erst entnommen wird, nachdem die Immunkörperbildung schon begonnen hat (3—5 Tage nach der Impfung). Die Untersuchungen von PFEIFFER & Marx bei Cholera und die von WASSERMANN an gegen Typhus immunisierten Kaninchen wurden sodann noch durch Deutsch #°% bei Typhus und durch CASTELLANI#TT bei Dysenterie be- stätigt. ; en METSCHNIKOFFS Beobachtungen findet während der Immunisierung eine Vermehrung der polynukleären Leukocyten statt. Er und DeurscHh nehmen nun an, daß es die mit den Bakterienprodukten beladenen Leukocyten sind, die von der Infektionsstelle nach Milz und Knochenmark auswandern und die Schutzstoffe als Endprodukt der intracellulären Verdauung ausscheiden. Für die Annahme, daß in den hämatopoötischen Organen wirklich den Leukocyten die Bildung der bakteriolytischen Antistoffe obliegt, fehlt jedoch der Beweis. Wenn es auch erwiesen ist, daß Knochenmark, Milz und Lymph- drüsen die hauptsächlichsten Bildungsstätten der bakteriolytischen Anti- körper sind, so sind sie es doch keineswegs allein. Untersuchungen über Abrinantitoxine von Römzr?'3, der in dem primär geschädigten Conjunctivalsack die Bildung des Antiabrins nachwies, und Experi- mente von v. DunGeErn #9, der lokale Präzipitinbildung gegen Maja- blut in der vorderen Augenkammer des Kaninchens demonstrierte, dürfen uns wohl auch bezüglich der bakteriolytischen Antikörper den Schluß erlauben, daß die verschiedensten Zellarten Antikörper liefern können. In diesem Sinne haben WAssERMANN & Cırtron 480, #81 allgemein den Nachweis zu erbringen geglaubt, daß in erster Linie an der In- fektionsstelle durch die dortigen Zellen die Antikörperbildung statt hat, und sie haben speziell diese Fähigkeit für das Pleuraendothel nachgewiesen. Doch wird neuerdings in einer Arbeit von PArrtscH #8? aus dem PFEIFFERSchen Institut das wieder bestritten. Auch HexTroen #83 konnte bei seinen Versuchen in der vorderen Augenkammer, in Pleura und Peritoneum sowie in der Subecutis keine Antikörperbildung nachweisen. Untersuchungen von FRIEDBERGER & GIRGOLAFF?8? sowie von GIRGOLAFF485 mittels Implantation verschiedener möglichst blutfreier Organe immunisierter Tiere in die Bauchhöhle normaler haben dar- getan, daß neben der Milz doch auch anderen Organen die Fähigkeit der Antikörperbildung zukommen muß. Denn nach Einheilung im- plantierter Nierenstücke trat eine erneute Antikörpersekretion auf. Entsprechende Kontrollversuche lassen es ausgeschlossen erscheinen, dab etwa Antigenreste in den implantierten Organstückchen aktiv immunisierten. Allerdings erwies sich die Milz im Sinne von PrEIFFER & Marx anderen Organen überlegen. Heck #86 stellte vergleichende Untersuchungen an über die Lebens- dauer von Typhusbakterien bei normalen und immunisierten Tieren nach intravenöser Injektion. Beim normalen Tier: Verschwinden der Bakterien aus dem Blut nach 6 Stunden. Lunge und Niere enthalten sie bis zu 3 Tagen, Leber noch nach 5 Tagen, Milz noch nach 390 E. FRIEDBERGER, 20 Tagen, Knochenmark bis zu 60 Tagen. Beim immunisierten Tier verschwinden die Bakterien bedeutend schneller. Am dritten Tag sind alle Organe steril. Das schnellste Verschwinden aus dem Knochenmark und aus der Milz spricht dafür, daß diese Organe im Sinne von R. PFEIFFER sowie WASSERMANN die Bildungsstätte der Antikörper sind. Am längsten hielten sich auch bei immunisierten Tieren die Typhusbakterien in der Leber. Sind die Schutzstoffe im Serum in aktiver Form enthalten? Weitere sehr interessante Aufschlüsse über die Antikörper lieferten die Bestrebungen, nun auch in vitro die Bakterizidie des Serums zu studieren. Die im Eingange geschilderte bakterizide Eigenschaft des Nor- malserums, die, wie gezeigt, immerhin eine gewisse Abhängigkeit der natürlichen Immunität vom bakteriziden Vermögen erkennen läßt, gestattet die Vermutung, dab auch die Antikörper der Immun- sera, Wie PFEIFFER sagt, „geradezu als Desinfiziens“ auf die Einsaat entsprechender Bakterien wirken mußten. Es ergab sich jedoch, daß das hochwertige Serum von Cholerakonvale- szenten in vitro und ebenso das hochwertige Choleraziegenserum zwar in Be- stätigung der älteren oben angeführten Beobachtungen auch nach den späteren Untersuchungen von SOBERNHEIM#° in vitro wirksamer war als das Normal- serum, aber in Verdünnungen, in denen jenes im Organismus noch große Mengen von Mikroorganismen glatt vernichtete, schon gänzlich ohne Effekt war. Mit ganz frischem Serum choleraimmuner Tiere oder mit dem Peritoneal- exsudat konnte PFEIFFER auch im Hängetropfen eine Kügelchenbildung der Vibrionen beobachten, die jedoch weit weniger intensiv war, als im Tierkörper, und auch nie zur vollkommenen Auflösung der Bakterien führte. Durch kurzes Erhitzen auf 60° konnte er außerhalb des Tierkörpers auch die bakterizide Fähig- keit dieser Flüssigkeiten vernichten. Derartige Beobachtungen führten PFEIFFER zu der Anschauung, daß das Immunserum in 2 Modifikationen existiert. Die im Choleraserum enthaltenen immunisierenden Substanzen, welche an sich nur schwach entwickelungshemmende Eigenschaften besitzen, betrachtet er als eine Vorstufe der erst im Meerschwein- chenperitoneum durch Hinzukommen „eines gewissen Etwas“ sich bildenden spezifischen bakterienauflösenden Stoffe. In dieser beständigen Form sind die Schutzstoffe im Tierkörper aufge- speichert (ähnlich wie das Glykogen, das als die inaktive stabile Form des Traubenzuckers zu betrachten ist) und werden im Bedarfsfalle in die aktive Form umgewandelt. Diese Umwandlung erfolgt unter dem Einflusse tierischer Zellen, vor allem der Peritonealendothelien. Die Wirkung der bakteriziden Sub- stanz ist, wie R. PFEIFFER zuerst scharf ausgesprochen hat, eine fermentartige. Daß die Umwandlung der inaktiven Antikörper in die aktive Form nur in dem Maße erfolgt, als sie für die Vibrionenauflösung verbraucht wird, glaubte PFEIFFER durch folgenden Versuch nachweisen zu können: Ein Meerschwein- chenexsudat, das nach erfolgter Auflösung der Vibrionen im Hängetropfen sich als gänzlich unwirksam erwies, war noch imstande, im Organismus des Meer- schweinchens weitere Mengen von Cholerabacillen aufzulösen. Durch die Annahme einer aktivierenden Substanz im Tierkörper selbst er- erklärt sich auch zwanglos die Tatsache, daß, wie R. PFEIFFER & WASSERMANN gefunden haben, nur bis zu einem gewissen Grade eine Proportionalität zwischen Virusmenge und Serummenge besteht, indem eben die Fähigkeit der Aktivierung im Organismus natürlich nicht unbeschränkt sein kann. Nachdem R. Preirrer beobachtet hatte, daß im Körper des im- munisierten Tieres die fertigen Schutzstoffe scheinbar nur in geringer Menge vorhanden sind, gelang es METSCHNIKOrFF 488,489 zu zeigen, daß das aktivierende Prinzip auch im Peritonealexsudat normaler Meer- schweinchen vorhanden ist und Borper 90-496 wies es im normalen Die bakteriziden Sera. 351 Serum nach. Es gelang ihnen durch diese Stoffe dem durch Erhitzen auf 56° sänzlich unwirksam gemachten Immunserum auch im Rea- genzglas wieder bakteriolytische Fähigkeiten zu verleihen: (,Inakti- vierung —- Reaktivierung‘). R. PreEirrer macht allerdings darauf aufmerksam, daß die auflösende Wirkung gegenüber der im Orga- nismus in dieser Versuchsanordnung doch nur eine äußerst be- schränkte ist. Die Möglichkeit der Reaktivierung des Serums in vitro führte BORDET zu unserer heutigen Auffassung über die Natur der die Bakteriolyse bedingenden Faktoren: Während PFEIFFER annahm, daß das Immunserum die Schutzstoffe in einer unwirksamen Form enthalte, aus der sie erst durch die aktive Zell- tätigkeit des tierischen Organismus in die wirksame Modifikation übergeführt würden, nimmt BORDET an, daß die Auflösung der Vibrionen durch das spezi- fische Immunserum auf der Wirkung zweier Substanzen beruht, von denen die eine (stabilere) durch einen spezifischen Immunisierungsprozeß entsteht (Anti- körper, „substance pr@ventive‘“) und durch das Hinzutreten einer zweiten (,„sub- stance bacterieide“) im Normalserum vorhandenen in die aktive wirksame bak- terienauflösende Form umgewandelt wird. Der Unterschied zwischen der Auffassung PFEIFFERs und BORDETS be- steht im wesentlichen nur darin, daß ersterer für die Aktivierung des Serums die Tätigkeit des tierischen Organismus für ausschlaggebend hielt, während letzterer beweisen konnte, daß die Aktivierung auch in vitro durch normale frische Körperflüssigkeiten erfolgt. Gemeinsam ist in der beiderseitigen Auf- fassung der komplexe Charakter des Bakteriolysins i. e. seine Zusammensetzung aus zwei Komponenten. Durch die von BORDET selbst und dann von EHRLICH & MORGENROTH studierten analogen Verhältnisse bei der Hämolyse durch spezifische Sera wurde die Richtigkeit der BORDETschen Auffassung bestätigt. Die Enuruicasche Theorie. Unsere Kenntnisse über das Verhältnis der Komponenten, die das Bakteriolysin zusammensetzen, sind dann auf Grund der genialen Seitenkettentheorie Enrrıchs 97-509 weiter entwickelt worden, zum sroßen Teil durch Tatsachen, die beim Studium der Vorgänge, wie sie sich in cytolytischen, speziell in hämolytischen Seris abspielen, gewonnen wurden. Schon BUCHNER sowie DAREMBERG°!? haben als erste darauf aufmerksam gemacht, daß zwischen der keimtötenden Fähigkeit eines normalen Blutserums und der, rote Blutkörperchen einer fremden Art aufzulösen, weitgehende Ana- logien bestehen, weshalb BuUCHNER diese beiden Funktionen einem einheit- lichen ,„Alexin‘ zuschrieb. Es hat sich aber auch ergeben, daß durch Behandlung mit Erythrocyten und anderen Zellen einer fremden Tierspecies in dem Blute des damit behandelten Tieres Prozesse ausgelöst werden, die zur Bildung von Stoffen führten, welche gegenüber den fremden Zellen in ähnlicher Weise spezifisch wirken, wie die bakteriolytischen Antikörper gegenüber den betreffenden Bakterienspeeies. Diese für das Studium der gesamten Immunitätslehre bahnbrechende Ent- deckung wurde von BORDET gemacht. Zu gleichen Resultaten kamen unab- hängig von ihm LANDSTEINER und v. DUNGERN. In Anbetracht der weitgehenden Analogien, die sich zwischen eytolytischen und bakteriolytischen Immunseris ergeben haben, scheint es von Wichtigkeit, darauf hinzuweisen, daß die Uebereinstimmung doch keine absolute ist. Blutkörperchen und andere Zellen höher organisierter Tiere sind Gebilde, die an sich eine viel weitgehendere Differenzierung erfahren haben und ganz andere funktionelle Eigenschaften besitzen wie einzellige Organismen, die selb- ständige Lebewesen darstellen. So besteht denn ein fundamentaler Unterschied wenigstens im Endeffekt der beiden Prozesse, der in den einschlägigen Arbeiten nicht immer genügend hervorgehoben zu werden scheint. Bei den hämolytischen bezw. cytolytischen Prozessen handelt es sich nie um eine Auflösung, sondern nur um ein Absterben der betreffenden Zellen, das 352 E. FRIEDBERGER, bei den Erythrocyten z. B. im Austritt des Hämoglobins seinen markanten Aus- druck findet. Es wäre daher für derartige Sera, nachdem auch die EnrtLicHhsche Schule die Tatsache betont, daß es sich nur um einen Zellentod handelt, der Name hämotoxisches Serum bezeichnender. Bei den Bakterien handelt es sich um eine vollständige Auflösung der Zellenindividuen, wobei möglicherweise Fermente, die den Bakterien selbst an- angehören, die letzten Stadien des Prozesses bedingen (Danysz 13). Das Fehlen der völligen Auflösung der Blutkörperchen usw. wäre auf einen Mangel eines autolytischen Fermentes in den betreffenden weitgehender dif- ferenzierten Zellen zurückzuführen. Es existiert aber in den hämolytischen Literatur nur eine einzige Beobach- tung von KROMPECHER>!#, der eine weitgehende, wenn auch nicht vollständige Zerstörung der Blutkörperchen des Frosches durch hämolytisches Kaninchen- serum (gewonnen durch Vorbehandlung eines Kaninchens mit Froschblutkörper- chen) beobachtet hat. Auch Lanpau°!5 hat ähnliche Befunde erhoben. Die Analogie zwischen hämolytischen und bakteriolytischen Pro- zessen besteht somit nur in den ersten Stadien. Wie dem aber auch sei, jedenfalls haben die nebeneinander herlaufenden und vielfach ineinander übergreifenden Versuche über bakteriolytische und hämo- lytische Sera gegenseitig die Kenntnis der betreffenden Prozesse gefördert und es können bei der Kenntnis der bakteriolytischen Prozesse die Resultate, die beim Studium anderer spezifischer Zell- sera, speziell der hämolytischen, gewonnen worden sind, nicht außer acht gelassen werden. Die geistvolle Theorie EHrLicHs, die sich für die Erforschung der einschlägigen Verhältnisse als von so großem heuristischem Werte herausgestellt hat, kann natürlich weder in ihrer Entwickelung, die zum Teil von der von EHrLicH begründeten histologischen Farbchemie ausgeht, noch in ihrem ganzen Aufbau an dieser Stelle ausführlich besprochen werden. Wir müssen uns vielmehr darauf beschränken, die Vorstellungen, die speziell über die Wirkungsweise der bakteri- ziden Sera in dieser Theorie niedergelegt sind, bzw. sich aus ihr er- seben, kurz zu skizzieren: ohne leider auf die ingeniösen Versuche, die fast durchgehend mit hämolytischen Seris angestellt sind, an dieser Stelle allzuviel eingehen zu können. Nach Enrricna stellen die spezifischen Schutzstoffe keinen dem Haushalt des Organismus ursprünglich fremden Bestandteil dar, er sieht vielmehr in der Immunität nur ein Kapitel der allgemeinen Er- nährungsphysiologie. „Der eminent zweckmäßige Modus der Bakteriolyse erklärt sich so in der einfachsten Weise als das Widerspiel uralter Protoplasma- weisheit.‘ ° (EHRLICH.) Nach den Anschauungen EHRLICHs, wie sie zuerst in seiner klassischen Arbeit „Ueber das Sauerstoffbedürfnis des Organismus“ dargestellt sind, be- steht das Protoplasma aus einem Leistungskern und zahlreichen an diesem sitzen- den Seitenketten: „Rezeptoren“ — „Haptine“. Letztere hsaben die Funk- tion, vermöge ihrer Konfiguration sich mit den Nahrungsstoffen chemisch zu verbinden, sofern diese zu ihnen passende Atomkomplexe besitzen, die sich zu den betreffenden Seitenketten (Rezeptoren), (nach einem Bild von E. FiscHER), wie Schlüssel zum Schloß verhalten. EHRLICH nimmt an, daß in den Zellen neben den gewöhnlichen Rezeptoren, welche der Aufnahme relativ einfacher Materialien dienen, noch eine höhere Art Rezeptoren vorhanden ist, um hochmolekulare Eiweißstoffe zu verankern. Der- artige Riesenmoleküle sind an sich für die Zellernährung nicht assimilierbar, sie müssen erst durch fermentative Prozesse abgebaut werden. „Dies wird am ein- fachsten erreicht werden, wenn der Fangarm des Protoplasmas zugleich Träger Die bakteriziden Sera. 353 einer oder verschiedener fermentativer Gruppen ist („Komplemente“), die dann sofort in nahe räumliche Beziehung zu der zu assimilierenden Beute treten.“ EHRLICH nimmt also für diese „Rezeptoren höherer Ordnung‘ zwei hapto- phore Gruppen an, „von denen die eine die Fesselung der Nährstoffe besorgt, während die andere komplementophil ist“, d. h. befähigt ist, eine ferment- artige Gruppe (Komplement) zu verankern. Allgemein bezeichnet er die Zell- rezeptoren als „Haptine“ und speziell die kompliziert gebauten, die eine besondere komplementophile Gruppe besitzen, als „Haptine III. Ordnung“. Es ist keineswegs die Annahme unbedingt erforderlich, daß ver- schiedene Formen von Haptinen existieren. Schon Nıcorue 516 nimmt nur zwei Sorten von Antikörpern an, „Koaguline“ und „Lysine“. Die Koaguline brauchen im Gegensatz zu den Lysinen kein Komplement, würden also den Haptinen erster und zweiter Ordnung von EurrıcH entsprechen. Man kann aber auch annehmen, daß immer nur ein Antikörper etwa vom Bau des Ambo- zeptors existiert, der je nach dem Komplement vorhanden ist oder nicht, in verschiedener Weise in Funktion tritt. Ohne Komplement bewirkt er nur Aenderung des physikalischen Aggregatzustandes, Aus- flockung — Präzipitation bei amorphem Eiweiß — Ausflockung —= Agglutination bei morphotischen Gebilden. Erst durch Zutritt des Komplements findet dann der chemische Abbau der physikalisch bereits veränderten Antigene statt. Dem einheitlichen komplexen Antikörper kommt danach eine doppelte Funktion zu, etwa wie dem Pepsin gegenüber dem Kasein die labende (koagulierende) und spaltende. Auch für die Toxin-Antitoxinreaktion, die ja scheinbar anders verläuft. können wir den gleichen Wirkungsmechanismus auf Grund der oben (8. 321) besprochenen Versuche FRIEDBERGERS mit Tetanus- und Schlangengift annehmen, um so mehr, als ja die Prüfung der im Reagenzglas hergestellten Toxin-Antitoxingemische im Tierkörper er- folgt, wo der Zutritt von Komplement mit Sicherheit anzunehmen ist. Dal übrigens auch bei der Koagulinreaktion im Sinne NIcoLLES die Komplemente begünstigend und verstärkend wirken können, zeigen die Untersuchungen von Baıt!, EısenBers 16a, Smipayama°!°b, Bür- GERS>1T, Kehren wir nun nach dieser Auseinandersetzung wieder zu der Darstellung der Theorie EHRLIcHS zurück. Auch die in den Körper bei einer natürlichen Infektion oder zum Zwecke der Immunisierung eingebrachten Mikroorganismen besitzen den kompliziert zusammengesetzten Nahrungsmolekülen entsprechende Atomgruppen, die zufällig eine Verwandtschaft zu den Seitenketten der Zellen besitzen. Vermöge dieser Affinität werden die betreffen- den Bakteriengruppen (Bakterienrezeptoren) von den Zellrezeptoren verankert, und zwar entsprechend ihres hoch molekularen Baues von derartigen „Rezeptoren höherer Ordnung‘, wodurch diese ihrer natür- lichen Funktion der Nahrungsaufnahme entzogen sind. Der Leistungs- kern, dem die eigentliche vitale Funktion der Zelle obliegt, sucht nun die durch Besetzung der Seitenkette erlittene Schädigung durch Neubildung derartiger Rezeptoren auszugleichen. Diese werden aber in solchen Fällen entsprechend einem von WEIGERT begründeten biologischen Gesetz im Ueberschuß gebildet, und, soweit sie für die natürliche Funktion der Zellen unnötig sind, in das Blut abgestoßen. PFEIFFER 18 glaubt, daß das WEIGERTsche Gesetz die kolossale Antikörper- produktion, wie sie zuerst KoLLE beim Menschen, später in Bestätigung dieser Handbuch der pathogenen Mikroorganismen. 2. Aufl. II. 23 354 E. FRIEDBERGER, Versuche FRIEDBERGER beim Kaninchen auf die Injektion minimaler Cholera- mengen beobachtet hat, nicht befriedigend erklärt. Er faßt die Antikörperbildung als eine spezifische Reaktion auf einen spezifischen Reiz auf, zumal beim Reizbegriff das Mißverhältnis von Ursache und Wirkung für unsere Auffassung nichts Ungewöhnliches darbietet. Auch WASSERMANN hat sich später zu der Anschauung bekannt, daß die Bindung des Bakterienrezeptors an die haptophore Zellgruppe und damit deren Ausschaltung noch nicht zur Auslösung der Antikörperbildung genügt, daß viel- mehr, wie schon v. DUNGERN auf Grund seiner Versuche mit Majaplasma annahm, noch ein besonderer „Reiz“ erforderlich ist („Bindungsreiz“). Er beobachtete in gemeinsam mit STRONG ausgeführten Untersuchungen, daß eine bestimmte Menge virulenter lebender Choleravibrionen eine viel geringere Anti- körperproduktion hervorrief als die gleiche Menge, nachdem sie vorher der Auto- lyse unterworfen war. Diese Tatsache führt WASSERMANN darauf zurück, daß im zweiten Falle, wo nicht erst die Bakterien langsam und allmählich im Organis- mus aufgelöst zu werden brauchen, auf einen Ruck eine große Menge bindender Gruppen an die Zellrezeptoren herantritt, was als ein starker Reiz auf diese wirkt. („Bindungsreiz“.) (Ueber das Verhältnis virulenter und avirulenter Kulturen unter diesen Ge- sichtspunkten s. S. 574.) Der „Bindungsreiz“ hat nach WASSERMANN eine untere und eine obere Schwelle: er nimmt an, daß die Unmöglichkeit, gegen gewisse Bakterienarten Antikörper zu erzielen, daran gelegen sein kann, daß die Mikroorganismen, un- verändert injiziert, bei der Bindung den Schwellenwert des zulässigen Reizes überschreiten und die spezifische Zellgruppe zerstören. Liegt aber die Reizstärke innerhalb gewisser günstiger Grenzen, so erfolgt eine Ueberproduktion der durch die Besetzung ausgeschalteten Zellrezeptoren. Bruck 1% hat im Laboratorium von WASSERMANN die Notwendigkeit des Bindungsreizes auch für die Toxinimmunisierung nachgewiesen. Mit ganz atoxisch gemachten Toxoiden — die also wohl noch die haptophore Gruppe im Sinne EHRLICHs bewahrt hatten, gelang die Antitoxinbildung nicht. PETTERSON nimmt einen ähnlichen thermolabilen Reizkörper im Typhus- bacillus an. LANDSTEINER & JaGıc°2? fassen die Zellsubstanzen als ein in chemischem Gleichgewichte befindliches System auf und suchen die Ursache der Antikörper- bildung in einer durch die reaktionsauslösenden Stoffe bedingten Störung dieses Gleichgewichtes. BaıL 52! hat bezüglich der Antikörperbildung folgende Vorstellung, die eine sehr klare und einfache Erklärung gibt. Er verzichtet auf die Annahme von Zellrezeptoren im Sinne von EHRLICH. Nach ihm bindet das Bakterienantigen die normalen Immunkörper. Diese werden wieder abgesprengt und durch neue ersetzt. So.vermag eine kleine Menge von Antigen durch beständiges Weiterwirken eine sehr große Menge von Immunkörper zu beeinflussen. Der Organismus wird dabei zu einer fortwährenden Neubildung von Antikörpern angeregt. Die im Sinne von EnrLicH im Ueberschuß gebildeten Zellrezep- toren werden nach diesem Autor in den Kreislauf abgestoßen und entsprechen den Preırrerschen Antikörpern (Immunkörpern). EHr- LICH & MORGENROTH belegten diese spezifischen im Ueberschuß er- zeugten Rezeptoren zuerst mit dem Namen „Zwischenkörper“ auf Grund ihrer sogleich zu erörternden Vorstellung über ihre Wirkungs- weise, später gaben sie ihnen den Namen ‚„Ambozeptoren“. Dieselben Rezeptoren also, die, solange sie an dem Protoplasma- molekül sich befinden, zuleitend wirken, indem sie schädliche Bak- terienstoffe an die Körperzelle binden, wirken, sobald sie nach Ueber- produktion ins Blut abgestoßen sind, ableitend, indem sie sich hier schon mit den giftigen Bakterienstoffen verbinden und damit die Zelle vor der schädigenden Einwirkung schützen (v. BEHRING) — die Verbindung Ambozeptor-Bakterienrezeptor ist nach EurrLıch & Mor- GENROTH eine chemische. Der Beweis, daß die Gruppe des Bakteriums, die sich mit dem Immunkörper verankert, auch dessen Produktion auslöst, glaubten zuerst von v. DUNGERN 2? Die bakteriziden Sera. 355 und Sachs 23 für die roten Blutkörperchen und in analoger Weise PFEIFFER 5?4 und PFEIFFER & FRIEDBERGER 2° für Bakterien durch die folgende Ueberlegung und entsprechende Versuchsanordnung erbringen zu können. Man glaubte, daß, wenn die Anschauung EHRLICHSs richtig wäre, Bakterien, deren sämtliche zur Bindung von Immunkörpern geeignete Gruppen besetzt waren (,„verstopfte Rezeptoren“) bei der Injektion in den tierischen Organismus keine neue Antikörperbildung auslösen dürften, da die hierzu befähigten Gruppen des Bakteriums nicht an die passenden Zellgruppen herantreten konnten. Das Experiment schien diese Erwartung zu bestätigen. Die Injektion von mit Choleraimmunkörpern reichlich beladenen Bakterien rief bei dem sehr em- pfänglichen Kaninchen fast keine Produktion von Antikörpern hervor *). Aller- dings bedurfte es zur Erreichung dieses Effektes Mengen von Immunkörpern, die die Immunitätseinheit um das Vieltausendfache übertrafen. Es ist aber die von den Autoren angenommene Deutung keines- wegs zwingend. Wir wissen, daß entsprechend den auf S. 317{ff. näher begrün- deten Anschauungen die Rolle des Immunserums nicht so sehr auf einer (physikalischen) Auflösung der Bakterienzelle und In-Freiheit- setzen des Antigens als vielmehr in dessen chemischem Abbau in relativ einfache Spaltprodukte beruht, die ihre antigene Funktion ver- loren haben. Man kann nun sehr wohl sich vorstellen, daß bei einer übermäßig reichen Beladung der Antigene mit Antikörpern dieser Abbau so intensiv und so rapide erfolgt, daß die höheren Komplexe mit anti- gener Funktion nicht mehr in Wirkung treten können und daher die Antikörperbildung ausbleibt. Die Ansicht Enkrrichs, daß die Gruppe des Antigens, die in vitro sich mit dem Antikörper verankert, auch in vivo die Bildung des Antikörpers auslöst, ist nach den Ergebnissen von FRIEDBERGER, FRIEDBERGER & MorzscH1°26 auf Grund eingehender Untersuchungen über den Rezeptorenapparat verschiedener Typhusrassen nicht absolut zwingend. Diese Versuche ergaben, dab durch die wiederholte Vorbehandlung des Kaninchens, mit zwei Typhusrassen, Typhus „Gießen“ und Typhus „Sprung“, zwei Bakteriolysine erzeugt werden, die beide in „Gießen“, von denen aber nur eins (das für Sprung) in „Sprung“ passende bin- dende Gruppen findet, während das „Gießen‘“-Lysin von Sprung über- haupt nicht absorbiert wird. Obwohl danach ‚Sprung‘ keine bindenden Gruppen für ein „Gießen“-Lysin hat, so bildet er doch im Kaninchenorganismus große Mengen eines Bakteriolysins für „Gießen“. Daraus aber ergibt sich, daß für die Bakteriolyse der Begriff des Rezeptors mit gleichzeitiger haptophorer und antigener Funktion aufgegeben werden kann, und daß man für die Bakteriolyse getrennte antikörperbildende und bindende Gruppen am Bakterium unter- scheiden kann. ' - Analoge Resultate erhielten bald darauf Bang & Forssman 527530 in hämolytischen Versuchen, allerdings ist ihre Versuchsanordnung nach EHrLicH & SacHs°3l nicht einwandfrei gewesen. Auch erklärt Sachs 531 und in Uebereinstimmung mit ihm MEINEcKE, JAFFE & FLEM- MınG die Verhältnisse in den Versuchen von FRIEDBERGER & MOoRESCHI, sowie BanG & Forssman nicht durch eine Dualität bindender und bil- dender Gruppen, sondern durch Aviditätsdifferenzen, die seitens einer ...*) Ein analoges Verhalten fanden NEISSER & LuBowskK15® bei mit Agglu- tinin gesättigten Typhusbakterien im Gegensatz zu REHNSs533. 23* 356 E. FRIEDBERGER, einheitlichen Gruppe im Tierkörper und in vitro andererseits her- vortreten. Die Ambozeptoren vermögen an und für sich nicht die Bak- terien zur Auflösung zu bringen, sondern bedürfen hierzu, wie BorpEr gezeigt hat, noch des Hinzutritts eines zweiten, im normalen Organismus vorhandenen Stoffes, der dem Preırrerschen aktivieren- den Prinzip entspricht, das EHurtıch mit dem Namen Komplement belegt und das mit dem Buchxerschen Alexin identisch ist. Die Richtigkeit ihrer Auffassung bewiesen Enrrıchn & MoRGEN- rortu durch eine Reihe von Versuchen mit hämolytischen Seris. Nachdem schon GRUBER & DURHAM’®%, R. PFEIFFER °®®, HAHN & TROMMS- DORFF36 gefunden hatten, daß der Ambozeptor von Bakterien verankert wird, untersuchten EHRLICH & MORGENROTH zunächst die Wirkung des Ambo- zeptors und sodann die des Komplements auf rote Blutkörperchen. Das Serum einer mit Hammelblut vorbehandelten Ziege hatte die Eigen- schaft, Hammelblutkörperchen mit großer Energie aufzulösen. Durch Erhitzen auf 60° inaktiviertes, d. h. seines Komplementes beraubtes Ziegenblut löste da- gegen die Hammelblutkörperchen nicht, diese hatten aber den Ambozeptor ab- sorbiert. Beweis: Bei Zusatz von normalem (an sich unwirksamem) Kaninchenserum zu den abzentrifugierten Ziegenerythrocyten trat prompte Lösung ein. Bei Zusatz von neuen Hammelblutkörperchen zur abzentrifugierten Flüssig- keit erfolgte auch bei Hinzufügen normalen Kaninchenserums keine Lösung. Also hatten die zuerst zugesetzten Blutkörperchen den Ambozeptor vollständig der Flüssigkeit entzogen. Das Komplement wird nicht von den Blutkörperchen direkt gebunden. Beweis: Bringt man Hammelblutkörperchen in normales, nicht lösendes Ziegenserum und zentrifugiert nach einiger Zeit die Blutkörperchen, so tritt bei Zusatz von neuen Hammelblutkörperchen und inaktiviertem spezifischen Immunserum zur Flüssigkeit Lösung ein. Das Komple- ment war also von den zuerst zuge- setzten Blutkörperchen nicht verankert und noch im Abguß vorhanden. Die Bindungsverhältnisse zwischen allen drei Elementen, Ambozeptoren, Zelle und Kom- plement, demonstrierten EHRLICH & MOoRGENROTH durch folgende Versuchsanordnung: Ausgehend von der Beobachtung, daß Hämolyse nur bei höherer Tem- peratur stattfindet, ließen sie ein Ge- misch von entsprechend abgekühlten Hammelblutkörperchen, inaktivem Serum von mit Hammelblutkörperehen vorbehandelten Ziegen (Ambozeptor) und normalem Kaninchenserum (Kom- Fig. 3. Nach EHRLICH & MORGEN- ROTH, Berl. klin. Wochenschr., 1900. a Komplement mit zymotoxischer («) und haptophorer (8) Gruppe. b Ambozeptor mit komplementophiler (y) und cytophiler (6) Gruppe. ce Bakterienrezeptor. d Teil eines Bakteriums. plement) bei 0° mehrere Stunden stehen. Es trat keine Hämolyse ein; jedoch hatten die Erythrocyten den für sie passenden Ambozeptor verankert. Be- weis: Die abzentrifugierten Blutkörper- chen wurden rapide aufgelöst bei Zu- satz normalen (komplementhaltigen und an sich nicht lösenden) Kaninchen- serums.| Die abzentrifugierte Flüssigkeit enthielt nichts mehr vom Ambozeptor aber noch das Komplement. Beweis: Die bakteriziden Sera. 357 Zugesetzte Hammelblutkörperchen wurden nicht gelöst, weil das Kom- plement sich nicht direkt mit ihnen verbinden kann, wohl aber Hammelerythro- eyten, die mit inaktivem spezifischen Ziegenserum beladen waren. Analoge Ausfällungsversuche lassen sich mit Bakterien und Immunserum anstellen. NEUFELD & HAENDEL®3? fanden allerdings, daß das hämolytische Komplement auch schon bei 0°, nicht aber das bakteriolytische Komplement verankert wird. (Bei 37° werden beide Komplemente gebunden.) Der Antikörper besitzt also nach der Vorstellung EnsrLıchs zwei bindende Gruppen, deren eine streng spezifische zum Bakterium, deren andere zum aktivierenden Prinzip Affinität besitzt; die erstere Gruppe bezeichnet er als „cytophile“, die zweite als „komple- mentophile“ Gruppe des Ambozeptors (Fig. 1). Als analoges Beispiel für die Wirkungsweise der drei Komponenten Ambo- zeptor, Zelle und Komplement führen EHRLICH & MORGENROTH das Verhältnis des Diazobenzaldehyd zu Phenol- und Blausäure an. Die letzten beiden Stoffe bilden keine Verbindung. Bei Gegenwart des Diazobenzaldehyd aber tritt eine Verbindung der drei Körper ein. Letzteres spielt dabei dieselbe Rolle, wie der Ambozeptor, der ebenfalls die Vereinigung zweier Komponenten, die an sich nicht aufeinander reagieren (Zelle und Komplement), bewirkt. Der Antikörper dient nach Eurrichn nur als Ueberträger des die Auflösung bedingenden aktivierenden Prinzips (Addiment oder Komplement). Eben deshalb hat er den Namen Ambozeptor er- halten *). Das Komplement erfährt durch den Immunisierungsprozeß keine Vermehrung und ist für den spezifischen Charakter des Immun- serums ohne Bedeutung. Komplementgehalt eines Normal- und des entsprechenden Immunserums sind gleich; denn, wie BoRDET zuerst gezeigt; hat, braucht man zur Reaktivierung eines inaktivierten Im- munserums von beiden die gleichen Quantitäten. EHurLicH rechnet die Komplemente zu den proteolytischen En- zymen. „Da unter dem Einfluß des Addimentes Erscheinungen auftreten, die man mit Preırrer als der Verdauung analog ansehen muß, so werden wir nicht fehlgehen, wenn wir dem Addiment den Charakter eines Verdauungsfermentes vindizieren.“ GRUBER 38 Jeugnet den Fermentcharakter des Komplements, weil es beim Iytischen Prozeß verbraucht werde und nach Ablauf der Einwirkung eines aktiven Immunserums keine Produkte nachzuweisen sind, die einer proteolyti- schen Verdauung entsprechen. Auch die Veränderungen, die die Bakterien bei der Bakteriolyse erfahren, sollen keine äußerliche Aehnlichkeit mit Verdauungs- vorgängen haben, vielmehr den Charakter von plasmolytischen-osmotischen Pro- zessen (wenn auch nicht im älteren Sinne BAUMGARTENS s. S. 384) tragen. Auch LiEBErRMAnN 39 hält die Immunkörper und Komplemente nicht für Fermente, weil sie in wesentlichen Mengen verbraucht wer- den. Dagegen sprechen allerdings die Ergebnisse der Untersuchungen von PFEIFFER & FRIEDBERGER bezüglich der Ambozeptoren und die *) Es existiert für die Namen ‚„Ambozeptor“ und „Komplement“ eine Reihe von Synonymen, deren Bezeichnung sich aus der z. T. von EHRLICH abweichen- den Auffassung der verschiedenen Autoren über ihre Wirkungsweise ergibt (s. unten), für Ambozeptor: Antikörper (R. PFEIFFER), Immunkörper (PFEIFFER EHRLICH & MORGENROTH), Zwischenkörper (EHRLICH & MORGENROTH), Copula (MÜLLER), Desmon (Lonpon), Hilfskörper = Ambozeptor des Normalserums (BuCcHNER), Präparator (GRUBER), Substance pr&ventive (METSCHNIKOFF, BoR- DET), Substance sensibilisatrice (BORDET), Philocytase, Fixateur (METSCHNIKOFF), für Komplement: Addiment (EHrLicH & MORGENROTH), Alexin (BucHNER, BORDET, GRUBER), Substance bacteriecide (BORDET), Cytase (METSCHNIKOFF). 358 E. FRIEDBERGER, von Bart bezüglich der Komplemente. PFEIFFER & FRIEDBERGER >40 haben die Beobachtung gemacht, daß zunächst die Cholerabakterien in vitro außer stande sind, bei ihrem Lebensprozeß Choleraimmunkörper zu zerstören. Weiterhin aber wurde festgestellt, daß auch bei der Bakteriolyse im Peritoneum des Meerschweinchens nachweisbare Mengen von Antikörpern, auch wenn sie vor der Bakteriolyse an die Bakterienrezeptoren verankert waren, nicht zerstört werden, sondern bei der durch das Komplement verursachten Auflösung wieder frei und aktionsfähig werden. Wir haben hier also ein Verhalten entsprechend dem bei den Fermenten, d. h. keinen Verbrauch bei dem biologischen Prozeß *). Bam & Tsupad#l konnten die Versuche von PFEIFFER & FRIED- BERGER über das Freiwerden der Ambozeptoren aus beladenen Bak- terien bei Bakteriolyse bestätigen. Sie fanden, daß auch Normal- ambozeptoren (Rinderserum) das gleiche Verhalten ergaben. Auch bei Verwendung von mit Choleraextrakten und Immunserum herge- stellten Präzipitaten wurden in der Bauchhöhle des Meerschweinchens Vibriolysine abgegeben. BaıL542 versetzte Normalserum mit Cholerabakterien, zentrifu- gierte nach einiger Zeit ab und fand das Komplement scheinbar ver- schwunden. (Beweis: Zusatz frischer Bakterien ergab keine Bakterio- lyse mehr.) Bei Zusatz von beladenen Bakterien ergab es sich jedoch, daß gleichwohl das Komplement noch vorhanden war, denn es trat nunmehr wieder Bakteriolyse ein. Es ist das meines Erachtens kein sicherer Beweis für das Persistieren des Komplementes. Es dürften geringe Mengen von Komplement übrig geblieben sein, die nun gegen- über beladenen Bakterien leicht ihre Wirkung entfalten konnten. Wissen wir doch aus den Untersuchungen von SacHns & MoRrGEN- ROTH u. a., daß um so kleinere Mengen von Komplement zur Lösung ausreichen, je stärker das Antigen mit Ambozeptor beladen ist. Fs ist aus dem vorher Gesagten klar, daß der Antikörper, der beim Immunisierungsprozeß allein in großen Mengen produziert wird, derjenige Anteil ist, dem eine strenge Spezifizität zukommt, d. h. eine Spezifizität im wesentlichen nicht so sehr für eine bestimmte Zellenart, als für Protoplasmamoleküle, die die betreffenden, seine Produktion auslösenden Rezeptoren besitzen. Das Komplement seinerseits hat, wie aus Untersuchungen von EHRLICH, MORGENROTH u. a. hervorgeht, auf die hier einzugehen zu weit führen würde, ähnlich den Toxinen zwei Gruppen: eine haptophore, die in die zweite haptophore Gruppe des Ambozeptors paßt, und eine zweite Gruppe, die die Trägerin der auflösenden Funktionen ist, die zymotoxische Gruppe. Letztere ist, sehr labil zusammengesetzt, worauf die Inaktivierung und der schnelle Verlust der Wirksamkeit bakteriolytischer Sera außerhalb des Tier- körpers beruht. *) Kruse (Allgem. Mikrobiolog., Bd. 1, S. 1056) sieht einen Widerspruch darin, daß die Antikörper bei der Bakteriolyse wieder frei werden, während andererseits völlig beladene Bakterien nicht immunisieren. Nach dem was S. 354/55 zur Erklärung des letzteren Phänomens gesagt worden ist, ist dieser Widerspruch natürlich nur ein scheinbarer. Wir müssen annehmen, daß — bis die Antikörper wieder frei werden — das Antigen bereits völlig über die die Antikörperbildung auslösende Stufe hinaus abgebaut ist. Wir haben also hier eine völlige Analogie mit der Fermentwirkung, bei der jedoch das Ferment intakt bleibt, während das Sub- strat der Enzymwirkung verloren geht. Die bakteriziden Sera. 359 Die haptophore Gruppe des Komplementrestes (den man als Komplementoid bezeichnet) besitzt nach EurLich & MORGENROTH i. R. eine geringere Affinität zur haptophoren Gruppe des Ambo- zeptors als das intakte Komplement, sonst wäre eine Reaktivierung des inaktivierten Serums undenkbar. Unter gewissen Umständen, die jedoch seither nur bei der Hämolyse beobachtet sind, kann das Komplementoid sich auch anders verhalten, wie Enrtıch & Sachs *# bei der Kombination inaktiviertes Hundeserum — Meerschweinchen- blut + normales Meerschweinchenserum bewiesen haben. Bei gleichzeitiger Mischung aller drei Bestandteile tritt Hämolyse ein. Wird aber aktivierendes Meerschweinchenserum erst nach Mischung der beiden anderen Komponenten zugesetzt, so bleibt die Auflösung aus, weil in diesem Fall bei Hinzufügen des Komplementes (normales Meerschweinchen- serum) die komplementophile Gruppe des Ambozeptors schon durch das Kom- plementoid des inaktivierten Hundeserums besetzt war. EHRLICH & SacHs be- zeichnen diesen Vorgang als „Verstopfung‘‘ des Ambozeptors. Durch die Untersuchungen von FERRATA>#, BRANnD°#, HECKER°*', SACHS & ALTMANN#, LIEFMANN°# und andere wurde zunächst eine weitere Kom- plexität im Bau des. Komplementes festgestellt; durch geeignete Maßnahmen (Dialyse [FERRATA |, Salzsäurebehand!ung [SacHs], Ausfällen mit Kohlensäure [LIEFMANN], Näheres siehe das Kapitel „Hämolysine“), läßt sich das Komple- ment in zwei Bestandteile trennen, ein „Mittelstück“, das in der Globulin- fraktion sich findet und ein „Endstück“, das in den Abguß übergeht. Das Mittel- stück verbindet sich mit dem Ambozeptor und an dieses seinerseits gliedert sich das Endstück an. Entgegen der ursprünglichen Annahme von LIEFMANN & STUTZER 50, wonach die ganze bakterizide Komplementwirkung nur dem hämo- lytischen Endstück zukommt. konnte BrAun°?! den Nachweis erbringen, daß nicht nur das hämolytische Komplement, sondern auch das bakteriolytische Kom- lement sich in diese beiden Komponenten zerlegen läßt, deren gemeinsame Wirkung auch für die Bakteriolyse erforderlich ist (von LIEFMANN °°? neuerdings anerkannt). Nur insofern besteht ein geringfügiger Unterschied, als die Wirkung des in Kochsalzlösung aufbewahrten Mittelstücks (Brawpsche Modifikation ) nach Zutritt des Endstückes bei der Bakteriolyse im Gegensatz zur Hämolyse nicht wieder in Erscheinung tritt. Die Verbindung Ambozeptor— Zelle ist nach Untersuchungen MORGENROTHS??3 an Blutkörperchen eine sehr feste, da die mit Ambozeptor gesättigten Erythrocyten keine nachweisbaren Mengen von Zwischenkörper an die Suspensionsflüssigkeit abgeben. Setzt man aber nicht beladene rote Blutkörperchen der gleichen Species’ zu, so springen dennoch geringe Mengen des Ambozeptors über, was daraus hervorgeht, daß bei späterem Zusatz von Komplement komplette Lösung er- folgt. Hat jedoch der Ambozeptor, der an die Erythrocyten verankert ist, auch gleichzeitig Komplement absorbiert, so wird die Verbindung Ambozeptor—Zelle eine festere, so daß kein Abspringen von Ambozeptoren mehr möglich ist. Be- weis: Wenn das Komplement gleichzeitig mit den unbeladenen Erythro- cyten zugesetzt wird, so erfolgt keine komplette Lösung. PFEIFFER & FRIEDBERGER 4° kamen auf Grund ihrer Versuche zu der An- nahme, daß auch bei Bakterien eine ziemlich feste Bindung zwischen Ambo- zeptor und Bakterien statt hat, dagegen fand BaıL & TsupA?#, sowie SPÄTH °”, daß der an Choleravibrionen gebundene Iytische Antikörper wieder abgesprengt wird, besonders leicht bei der Beladung mit inaktivem Serum. BAıL & Axamır 56 fanden, daß zu einer Mischung von Bakterienextrakt und Ambozeptor zugesetzte Vollbakterien (Cholera) die Ambozeptoren an sich ziehen. Daraus folgern sie, daß der Vibrionenextrakt an sich keinen Immunkörper verankert, also keine „freien Rezeptoren“ enthält. Der Extrakt ist andererseits imstande, Immun- körper zu bilden. (Es würde das wieder für eine Verschiedenheit der bildenden und bindenden Gruppen in unserem Sinne sprechen.) KINDBorR6 >55’ fand, daß Zusatz von Fibrin zum Immunserum die Ambo- zeptorwirkung aufhebt. Es handelt sich dabei vielleicht um eine Absorption des Ambozeptors durch das Fibrin. Die von BAIL & PETTERSON 55 für ambozeptor- aufhebende Wirkung von Organextrakten angenommene Theorie, wonach ein kom- plementartiger Bestandteil aus dem ÖOrganextrakt die komplementophile Gruppe des Ambozeptors verstopfen soll, trifft zur Erklärung deshalb nicht zu, weil auch gekochtes Fibrin die gleichen Eigenschaften wie rohes entfaltet. 360 E. FRIEDBERGER, Die Affinität der Gewebsrezeptoren zu den eingeführten Bakterien kanır im Verlauf der Immunisierung die verschiedensten Aenderungen erfahren. So erklärt EHRLICH die Beobachtungen von KossEL >59, CAMUS & GLEY 6%, TCHISTO- vırscH 5%1, daß die Kaninchenerythrocyten während der Immunisierung der Tiere mit Aalserum unempfindlich werden, durch einen „Rezeptorenschwund“ bei diesen Zellen. Als Ursache desselben nimmt EHRLICH eine Inaktivitäts- atrophie an, indem für die betreffenden Rezeptoren passende Stoffwechsel- produkte durch das Antitoxin, das ja die gleiche haptophore Gruppe besitzen muß, wie diese, von den Zellrezeptoren ferngehalten werden. Dadurch werden diese außer Aktion gesetzt und atrophieren. Andererseits soll die Affinität der Gewebsrezeptoren unter der Immuni- sierung eine Erhöhung erfahren können, wie sich auch Versuchen v. DUNGERNSs mit Majaplasma-Immunisierung und den analogen Versuchen von CoLE-WASSER- MANN ®®? bei Immunisierung gegen Typhus ergibt. v. DUNGERN sah, daß injiziertes Majaplasma bei einem bereits vor längerer Zeit vorbehandelten Kaninchen viel schneller aus der Blutbahn verschwindet, als bei einem Normaltier, weil eben im ersten Fall die Affinität der Gewebereze- ptoren durch die voraufgehende Behandlung gesteigert ist. Auf ebendieselbe Ur- sache führen CoLE & WASSERMANN die von ihnen gefundene Tatsache zurück, daß man bei einem bereits einmal vorbehandelten Tiere noch mit Bakterien- mengen, die unter der bei normalen Tieren Ambozeptorenbildung auslösenden Dosis liegen, Immunkörperproduktion erzielen kann. Auf eine erhöhte Affinität der Zellrezeptoren wurde es zurückgeführt, daß hochgradig immunisierte Tiere zuweilen gegenüber der Infektion mit der gleichen Bakterienspecies besonders empfindlich sind. Es ist dieses nach WASSERMANN dadurch zu erklären, „daß die Affinität der Gewebsrezeptoren zu den einzelnen Bakterien krankhaft gesteigert ist, so daß sie die Affinität der im Blute frei kreisenden Rezeptoren übersteigt“. Es kann daher gerade ein derartig hoch immunisiertes Tier dennoch leicht einer Injektion erliegen. (KrETZsches Phänomen); Näheres siehe bei Anaphylaxie. Borper 62, 563, der gleichfalls das Vorhandensein eines spezi- fischen Immunkörpers annimmt, faßt jedoch dessen Wirkungsweise in einen von EHRLICH verschiedenen Sinne auf. Nach ihm hat der Ambozeptor die Funktion, eine spezifische Schädigung der Bakterien zu veranlassen und sie damit für die Wirkung des von ihm als einheit- lich aufgefaßten Alexins (Komplements) zugänglich zu machen. Er vergleicht die Wirkung des Ambozeptors in Weiterführung des vön FISCHER aufgestellten Bildes von Schlüssel und Schloß mit der Rolle des Sicher- heitsschlüssels in einem Sicherheitsschlosse, nach dessen Einführung erst der eigentliche Schlüssel (das Alexin) in Aktion treten kann, oder er vindiziert auch dem Ambozeptor eine ähnliche Rolle wie sie der Beize in der Färbetechnik zukommt. Der Ambozeptor hat nach seiner Ausdrucksweise die Funktion, das Bakterium für die Wirkung des Komplements zu sensibilisieren. Wegen dieser dem Ambozeptor vindizierten Tätigkeit nennt Bor- DET ihn „substance sensibilisatrice‘“. Auch Norrr vergleicht auf Grund gleicher Anschauungen die Rolle des Ambozeptors mit der der Beize in der Färbung *); der Anti- körper erhöht nach ihm nur den Absorptionskoöffizient für das Alexin. Buchner 566 hat eine der Borperschen ähnliche Auffassung über die Wirkungsweise der beiden Komponenten des Bakteriolysins. Der Antikörper soll nur die Funktion haben, daß Bakterium für die bakterizide Wirkung des Alexins zu prädisponieren. Auch Gruger 6? der sich der Borprrtschen Auffassung anschließt, führt aus dem Gebiete der hämolytischen Sera eine Reihe von Ver- . *) EHRLICH °6 weist allerdings darauf hin, daß der Vergleich mit der Beize ein verfehlter ist, indem gerade die Beizenfärbung nach dem Ambozeptoren- typus verläuft. Die bakteriziden Sera. 361 suchen an, denen zufolge der Antikörper und das Alexin gar nicht im Enrricnschen Sinne aufeinander reagieren, sondern der Ambo- zeptor eine Rolle bei der Bakteriolyse spielt, wie sie der BorprTtschen Auffassung entspricht; er wählt daher für Ambozeptor die Bezeich- nung „Präparator“. Er hält infolge seiner Anschauung das Vorkommen der fertigen Verbindung Ambozeptor und Komplement für unmöglich, da sonst bei der Mischung aller Komponenten in der Kälte im hämolytischen Versuch von EHRLICH nach Ein- bringung der Probe in höhere Temperatur Lösung eintreten müsse. Die spezifisch bakteriolytische Wirkung beruht nach ihm darauf, „daß die betreffenden Zellen zunächst den Antikörper aufnehmen und dadurch dem Alexin zugänglicher werden, das von ihnen irgendwie aufgenommen und ge- bunden wird und die Zersetzung ihres Plasmas einleitet‘“. Die Frage, ob tatsächlich der Ambozeptor im Sinne von GRUBER als Präparator fungiert oder ob die Anschauung PFErFFERS richtig ist, zu der sich auch Enkuich bekannt hat, daß das spezifische Immun- serum an sich die Bakterien in keiner Weise alteriert, hat FRIED- BERGER 568 experimentell zu entscheiden gesucht. War die PFEIFFER-EHnrLicHhsche Anschauung richtig, so dürfte ein Bakterium, das sich mit spezifischem Ambozeptor beladen hatte, gegen- über Schädigung chemischer oder physikalischer Natur sich nicht anders verhalten wie ein ambozeptorfreies. Anders ist es nach der Auffassung BAUMGARTENS, GRUBERS und auch Borpers. Nach ihnen bedeutet die Verankerung des Ambozeptors an das Bakterium bereits eine Schädigung seiner vitalen Energie und es war zu erwarten, daß danach mit Ambozeptor beladene Bakterien gegenüber chemisch und physikalisch schädigenden Einflüssen weniger resistent sich er- wiesen im Vergleich zu normalen. FRIEDBERGER hat gleiche Mengen normaler und mit inakti- viertem Immunserum beladener Cholerabakterien der Einwirkung des Sublimats, hoher Temperatur, und außerdem entsprechend behandelte Blutkörperchen, verschiedenprozentiger Kochsalzlösung unter sonst absolut gleichen Bedingungen ausgesetzt. Die Sublimatversuche sollten als Prototyp für den Einfluß einer rein chemischen Schädigung, die Versuche mit erhöhter Temperatur als selche einer rein physikalischen, die Kochsalzversuche endlich als Prototyp einer osmotischen Schädigung dienen. Es zeigte sich keine Differenz zwischen den mit Immunserum behandelten und den anderen Bakterien bzw. Erythrocyten bezüglich der Einwirkung hypertonischer und hypotonischer Salzlösungen. Die Versuche, die von RössL£569 sowie LeucHs5?70 bestätigt wurden, dürften dazu geeignet sein, die Anschauung von der Schädigung eines Bakteriums bzw. einer Zeille durch die bloße Ver- ankerung eines spezifischen Ambozeptors zu widerlegen. Gegen die BoRDET-GrUBERsche Auffassung führt EukrrıcH eine Reihe von Argumenten an; da es sich hier nur um Hämolyseversuche handelt, so muß auf das betr. Kapitel verwiesen werden. Die bakteriolytisch wirksamen Stoffe der Normalsera besitzen die gleiche Konstitution wie die der Immun- Sera. R. PreEıirrer hat bereits im Jahre 1895 darauf hingewiesen, daß die bakteriolytischen Normalsera höchstwahrscheinlich genau dieselbe Konstitution besitzen, wie die Immunsera. 362 E. FRIEDBERGER, Er zeigte, daß Normalserum genau wie Immunserum durch Erhitzen auf 56° seine bakterienvernichtende Eigenschaft im Reagenzglase verloren hatte, während es im Tierkörper noch ebenso wie Immunserum aktivierbar war. Moxrer5’l hat alsdann auch durch Reaktivierungsversuche in vitro den Beweis für das Vorhandensein bakteriolytischer Ambo- zeptoren im Normalserum erbracht. Normales auf 56° erhitztes Meerschweinchenserum ist unfähig, Cholera- vibrionen aufzulösen, wird aber durch Zusatz von frischem Peritonealexsudat desselben Tieres wieder aktiviert. Weiteres Material zum Beweis der komplexen Natur der Bak- teriolysine des Normalserums liefert WECHSBERG 72, Eine Bestätigung für die Identität der Ambozeptoren des Normal- serums und des Immunserums glaubten PFEIFFER & FRIEDBERGER 73 dadurch zu erbringen, daß es ihnen mit Antikörpern gegen die bakteriolytischen Immunkörper des Choleraziegenserums gelang, so- wohl die bakteriolytische Wirkung des Normalziegenserums wie die des Serums spezifisch immunisierter Tiere zu paralysieren *). Demgemäß vermochten sie auch durch Verimpfung normalen Ziegenserums (entsprechend dessen Gehalt an homologen Ambo- zeptoren) ein antiambozeptorhaltiges Serum zu erlangen, das sowohl die Ambozeptoren des normalen wie des spezifischen Ziegenserums paralysierte. EHRLICH & MORGENROTH, Sacas°’5, P. Tr. MüLLer’6, E.S.Lon- pox 57, E. Neısser & Dörına 8, MeLrzer5?9 erbrachten eine große Reihe anderer beweiskräftiger Experimente für die komplexe Natur des Lysins aus dem Gebiete der hämolytischen Sera, H. Strauss & Worrr 80 für hämolytische Trans- und Exsudate. So können wir heute annehmen, daß auch im Normalserum die keim- vernichtende Wirkung auf der Tätigkeit eines kom- plex zusammengesetzten Lysins beruht und nicht nur auf der Wirkung des einheitlichen Alexins. Den Beweis einer völligen Analogie des Zusammenwirkens der einzelnen Komponenten bei der lytischen Wirkung von normalem und Immunserum erbrachten EHurLıch & MORGENROTH durch eine der S. 356 geschilderten entsprechende Versuchsanordnung unter Verwen- dung von hämolytischem Normalserum an Stelle von Immunserum. Die Bindung Ambozeptor-Blutkörperchen geht allerdings in der Kälte bei Normalseris nicht so glatt vor sich wie bei Immunseris, infolgedessen ist der Nachweis des reinen Komplements erschwert. Er läßt sich aber doch erbringen bei Verwendung von komplementhaltigen Seris, die nicht zugleich einen Ambo- zeptor für die betreffenden Erythrocyten besitzen (z. B. Hundeblutambozeptor —- Meerschweinchenserum [mit passendem Komplement ohne Ambozeptor]| + Meerschweinchenerythrocyten.) Der Nachweis bakteriolytischer Ambozeptoren im Normalserum ist nicht immer leicht, besonders nicht in vitro, da hier die Ver- ankerung von Ambozeptoren und Komplementen nicht stets von einer Bakteriolyse gefolgt ist. BoRDET & GenGou°81 glaubten durch eine besondere Versuchs- anordnung, die später für andere Zwecke von großer Bedeutung ge- worden ist (WassErMAnN), den Beweis für das Vorhandensein von Zwischenkörpern im Normalserum erbringen zu können. *) Zu analogen Resultaten kam Forp°* bezüglich der Hämagglutinine (vgl. as die Einwendungen gegen die Deutung der Antikomplementversuche) (s. unten). Die bakteriziden Sera. 363 Das auf Gehalt- von Ambozeptoren zu prüfende Serum wird auf 55° erhitzt und mit komplementhaltigem Normalserum und Bakterien vermischt. Sind Zwischenkörper im erhitzten Serum vorhanden, so werden diese von den Bak- terien verankert, während sie selbst das gesamte Komplement des zugefügten Normalserums absorbieren. In diesem Fall kann die abzentrifugierte Flüssigkeit nicht mehr auf zugefügte „sensibilisierte‘‘ Erythrocyten, die vom betreffenden Normalserum sonst gelöst werden, hämolytische Wirkung (wegen Komplement- mangels) entfalten. Ist jedoch kein für die Bakterien passender Ambozeptor vorhanden, so wird auch das Komplement nicht verankert und es kann nachher Hämolyse erfolgen. Der negative Ausfall des Versuches, d. h. der Eintritt der Hämolyse bei einer bestimmten Versuchsanordnung beweist jedoch nach EHRLICHS plurimisti- scher Anschauung keineswegs das Fehlen von Ambozeptoren im Normalserum überhaupt, sondern nur das Fehlen eines für das betreffende zugesetzte Kom- plement passenden Ambozeptors. Wenn man eine Reihe komplementhaltiger Sera durchprobieren würde, würde in den Fällen, in denen scheinbar im inaktivierten Serum kein Ambozeptor zu finden ist, sich die Gegenwart eines derartigen Körpers nachweisen lassen. Die Gegenwart von hitzebeständigen Stoffen im normalen Serum erkennt auch Buchner 58258 an. Er bestreitet aber ihre Spezifizität und ihre unbedingte Notwendigkeit für die Bakteriolyse. Er stellt sie in Gegensatz zu den „Immunkörpern“ des spezifischen Serums und sieht in ihnen nur die Wirkung der Alexine begünstigenden Stoffe, weshalb er für sie den Namen „Hilfskörper“ vorgeschlagen hat. Auch GRrUBER ist der Ansicht, daß keineswegs bei dem Normal- serum stets die Wirkung des Alexins an das Vorhandensein eines „Präparators“ geknüpft ist. Er führt für diese Behauptung eine Reihe von Kombinationen aus dem Gebiete der Hämolyse an und nimmt auch an, daß die Bakteriolyse abgeschwächter Bakterienrassen allein durch das Alexin erfolgt. Die Beweiskraft seiner hämolytischen Versuche wurde von SAcHs bestritten und bezüglich der bakteriolytischen Versuche ist von PFEIFFER & FRIEDBERGER°® gefunden worden, daß auch avirulente Bakterien Ambozeptoren verankern, nur häufig entsprechend ihrem geringen Virulenzgrade bedeutend weniger als virulente. Ferner behauptet GRUBER, daß der hämolytische „Präparator‘“ eines Normal- und Immunserums verschieden voneinander sind. Der ‚„Präparator‘ des Normal- sera soll nicht die Erythrocyten einer anderen Species für ihr eigenes Serum empfindlich machen, während der des Immunserums dieses regelmäßig tut. Auch hier haben EHRLICH und seine Schüler Kombinationen gefunden, aus denen sich keineswegs die allgemeine Gültigkeit der Grugerschen Behauptung ergibt. Smisayama 86 fand, daß bei der Dialyse gegen Wasser normales Hämolysin. leichter seine Wirksamkeit einbüßt, als Immunhämolysin. LANDSTEINER 58” fand analoge Unterschiede in der Hitzebeständigkeit von Normal- und Immunhämolysinen. Es kann jedoch diese Differenz durch quantitative Verhältnisse erklärt werden und spricht keineswegs für eine quali- tative Differenz der einschlägigen Stoffe von Normal- und ne (siehe jedoch auch S. 298). METSCHNIKOFF und seine Schule vertrat gleichfalls die Meinung, daß bei der Bakterizidie der Normalsera der Zwischenkörper nur eine untergeordnete Rolle spielt. Es sei an dieser Stelle noch eine interessante Hypothese von P. TH. MÜLLER58® erwähnt, die die natürliche Immunität nur als eine besondere Form der erworbenen auffaßt, in dem Sinne, daß die Schutzkräfte, deren sich der Or- ganismus beim Eintritt einer Infektion bedient, nicht vorgebildet sind, sondern erst im Moment der Infektion entstehen. Die an irgendeiner Körperstelle ein- dringenden Bakterien rufen eine unmittelbare lokale Antikörperbildung hervor („Schnellimmunisierung‘“), die unter günstigen Umständen genügt, die einge- drungenen Bakterien zu vernichten, eine Tatsache, die alsdann als natürliche Immunität in Erscheinung tritt. Die Tatsache, daß durch Absorptionsversuche in vitro das Vorhandensein bakteriolytischer Immunkörper im Normalserum 364 E. FRIEDBERGER, nachgewiesen ist, gegenüber Bakterienarten, mit denen eine voraufgegangene, nicht bekannt gewordene Infektion sicher auszuschließen ist (Choleraambozeptoren ım normalen Ziegenserum) (PFEIFFER & FRIEDBERGER°®?), spricht gegen die MÜLLERsche Auffassung. Diese Hypothese schließt sich an die von Denys & Kaısın°9, sowie Kruse 59! an, die gleichfalls die Bildung bakterizider Substanzen erst im Mo- ment der Infektion annahmen. Sie faßten diese jedoch nicht als spezifische Reaktionsprodukte des Organismus auf den Reiz der Infektion auf, sondern ver- muteten eine vermehrte Produktion der normal vorhandenen Alexine. In der weiteren Fortführung der Immunitätsforschungen ergab sich nun eine große Kompliziertheit, sowohl in dem Bau der Ambo- zeptoren wie der Komplemente und auch der die Reaktionen aus- iösenden Bakterien. Verschiedenheit der Ambozeptoren der verschiedenen Tierspecties. Bereits BeHnrınG & Nıssen°’?la beobachteten eine Differenz in den bakteriziden Stoffen verschiedener Tierspecies; so sind z. B. die bakteriziden Körper des normalen Rattenserums gegenüber Milzbrand verschieden von denen des mit Vibrio Metschnikoff immunisierten Meerschweinchens gegenüber diesem Mikroorganismus. _Rattenserum wirkt nicht auf Vibrio Metschnikoff und Meerschweinchen-Vibrio- Metschnikoff-Serum nicht auf Milzbrand. Weitere Beweise für die Verschiedenheit der Ambozeptoren der verschiedenen Tierspecies hat dann R. PFEIFFER in seiner Arbeit über „eir Grundgesetz der Immunität“ beigebracht. Die Folgerungen seiner Versuche wurden von METSCHNIKOFF bestritten. ‚Jedoch glaubten PrEIFFER & FRIEDBERGER?? einen weiteren Beweis für die Verschiedenheit der Ambozeptoren der verschiedenen Tierspecies durch immunisatorisch erzeugte Hemmungswirkungen, die sie als Antikörper gegen die bakteriolytischen Immunkörper der Cholera deuteten, er- bracht zu haben. Es seien im Nachstehenden diese Versuche kurz besprochen, wenn wir auch heute vielleicht die vermeintliche Antiambozeptorwirkung im wesentlichen als einfache hemmende Eiweiß-Antieiweißwirkung aufzufassen haben. Mit Hilfe derartiger Stoffe, die durch Vor- behandlung von Kaninchen mit Choleraziegenserum gewonnen worden waren, gelang es nur, die Wirkung der Ziegenambozeptoren, nicht aber die der Kaninchenambozeptoren aufzuheben. Da der Anti- immunkörper, wie später gezeigt wird, nur auf die cytophile Gruppe wirkt, so sollten diese Versuche zunächst nur eine Verschieden- heit der cytophilen Gruppen der Ambozeptoren bei ver- schiedenen Tierspecies beweisen; daß aber auch die Ambo- zeptoren in ihren komplementophilen Gruppen ver- schieden sind, ergibt sich aus folgenden Beobachtungen WechHs- BERGS 593a, Metschnikoff-Kaninchen-Immunserum schützt Tauben nicht vor der Infektion mit Vibrio Metschnikoff, Taubenimmunserum dagegen wohl. Es liegt das daran, daß im letzteren Falle die Tiere ein passendes Komplement zu liefern im- stande sind, das in die komplementophile Gruppe des Taubenambozeptors, nicht aber in die des Kaninchenambozeptors paßt. Die Verschiedenheit der komplementophilen Ambozeptorgruppe bedingt analoge Verhältnisse für die haptophore Gruppe des Komple- Die bakteriziden Sera. 365 ments. Hierfür werden Beispiele im Abschnitt „Vielheit der Komple- mente“ S. 367) angegeben. BesreprAa 59% ist der Ansicht, daß der Ambozeptor für eine be- stimmte Bakterienart stets der gleiche ist, einerlei, von welcher vor- behandelten Tierspecies das Serum stammt. Auch GRrUBER schließt sich der Auffassung an, die ihn auch dazu führt, in Uebereinstimmung mit Buchner anzunehmen, daß die Antikörper in genetischem Zusammenhang mit den Substanzen stehen, deren Antagonisten sie sind. Vielheit der Immunkörper des normalen und des Immunserums bei einer Tierspecies. Der Nachweis der Pluralität der Immunkörper wird mittels der von EHurtich & MORGENROTH für die hämolytischen Ambozeptoren ausgearbeiteten Methode der elektiven Absorption erbracht. Diese Methode besteht darin, daß in einem inaktivierten, d. h. auf 56° erhitzten Serum, das mehrere Arten von Immunkörpern enthält, eine be- stimmte zugesetzte Bakterien- oder Blutkörperchenart nur die für sie passenden Immunkörper absorbiert. Die abzentrifugierte Flüssigkeit muß noch die auf andere Zell- resp. Bakterienrezeptoren eingesteliten Immunkörper enthalten. Auf Grund dieser EHRLICHschen Absorptionsmethode konnten dann R. PFEIFFER & FRIEDBERGER zeigen, daß schon das normale Ziegenserum eine große Reihe verschiedener Arten von Ambozeptoren besitzt. Es gelang ihnen nämlich, durch Ausfällung mit den verschiedensten Bakterienarten dem Serum immer nur die für die betreffende Bakterienart passenden Ambozeptoren zu entziehen *). Hierbei ergaben sich allerdings gewisse Uebergänge, die sich wohl durch Verwandtschaft der betreffenden Mikroorganismenarten im System erklären lassen, indem in einem Falle durch die Ausfällung durch Vibrio Finkler auch die Wirksamkeit des Serums für Cholera zum großen Teil verloren gegangen war. Bei anderen Vibrionenarten wurde allerdings ein derartiges Uebergreifen nicht beobachtet. Man hat sich die Erscheinung im ersteren Falle vielleicht so vorzustellen, daß gewisse, die Antikörper resorbierende resp. deren Bildung auslösende Gruppen des Bakteriums bei nahe verwandten Species identisch sind. Es sei hier auf die Verhältnisse der Agglutinine von Typhus- im Vergleich zu Coli- und Paracoliserum verwiesen. Die Spezifizität in weiterem Sinne be- trachtet, würde sich danach nicht gegen die Bakterienspecies als solche, sondern die (bei den einzelnen Arten allerdings wohl meist verschiedenen) Rezeptoren richten, Verhältnisse, auf die EHRLICH zuerst bei den Cytolysinen hinge- wiesen hat. Neisser 98 konnte die Verschiedenheit der bakteriziden von den hämolytischen Immunkörpern des normalen Serums gleichfalls durch Ausfällungsversuche demonstrieren. Die Ausfällung durch Milzbrand- bacillen beraubte das Serum nicht seiner hämolytischen Fähigkeit: und umgekehrt. Der Unterschied zwischen einem Normalserum und dem ent- sprechenden Immunserum besteht nach unseren heutigen Anschauungen darin, dab einer der zahlreichen im Normalserum vorhandenen Immun- körper, nämlich der, welcher zu den zur Erzeugung der Immunität verwendeten Bakterien eine spezifische Affinität besitzt, eine elektive kolossale Vermehrung erfahren hat. Auf diese Weise wirkt das be- treffende Serum in starker Verdünnung streng spezifisch. *) BORDET%, MALKOFF°%, LANDSTEINER & STURLI®?” haben analoge Versuche mit on angestellt. BORDET, LANDSTEINER & STURLI sträuben sich gegen die Annahme, daß im! normalen Serum so viele spezifisch differente Gruppen vorhanden seien; sie glauben vielmehr, daß die Spezifizität nur durch eine Beeinflussung des Serums durch die verschiedenartigen zugesetzten Ele- mente und durch Aviditätsdifferenzen vorgetäuscht werde. 366 E. FRIEDBERGER, GRUBER?? sowie MORGENROTH & SacHs€" haben allerdings in Immun- seris Ambozeptoren gefunden, die vorher im Normalserum nicht nachweisbar ge- wesen waren. Es handelt sich in diesen Fällen nach der Annahme von MORGEN- ROTH & SacHs um Körper, die zwar beim nicht vorbehandelten Tier auch vor- handen waren, aber hier nicht in das Serum gelangten, sondern als „sessile‘“ Rezeptoren nur an Zellen gebunden vorkamen, und erst durch den Immuni- sierungsprozeß abgestoßen wurden. Wenn somit schon eine Vielheit der Ambozeptoren im Normal- serum vorhanden ist, so ist schon hieraus ihre Pluralität im spezi- fischen Immunserum ohne weiteres verständlich. EHRLICH & MORGENROTH und andere haben für ein und dasselbe hämo- lytische Serum eine große Anzahl Ambozeptoren, verschieden sowohl in ihren komplementophilen wie eytophilen Gruppen nachgewiesen. Die Verschiedenheit bezüglich der ersteren ergibt sich, sowohl für hämolytische, wie bakteriolytische Sera aus der Verschiedenheit der Komplemente. Die Pluralität der Ambozeptoren bezüglich der cytophilen Gruppe ist für die hämolytischen Sera durch den Nachweis von Isolysinen und ihre wechselnde Wirkung gegenüber den Blutkörperchen verschiedener Individuen derselben Spe- cies bewiesen. Diese erklärt sich aus einer Vielheit und wechselnden Gestaltung des Rezeptorenapparates der injizierten Erythrocyten und entsprechend wechseln- den Verhältnissen in den Zellrezeptoren der einzelnen vorbehandelten Individuen. Auch die bei gewissen Bakterienarten als sicher zu erachtende Verschiedenheit der Rezeptoren der einzelnen Individuen und Rassen bedingt die Annahme einer Reihe von Partialambozeptoren im Immunserum. Wenigstens deutet WECHSBERG 932 jn diesem Sinne Beobachtungen, die er an Tauben anstellte. Die Tiere besaßen für ein gegen Vibrio Metschnikoff gerichtetes wirksames Kaninchenimmunserum, wie bereits erwähnt, kein Komplement und erlagen daher trotz der passiven Immunisierung mit diesem Serum der Infektion mit Vibrio Metschnikoff. Wenn aber die Tauben sehr große Dosen des Kaninchenimmunserums er- hielten, so schützte dieses auch ohne passive Zufuhr eines geeigneten Komple- mentes. WECHSBERG erklärt diese Erscheinung unter der Annahme eines zweiten, in geringen Mengen im Immunserum vorhandenen, also auch bei Ver- wendung größerer Dosen zur Geltung kommenden „Partialambozeptors‘“, der im Gegensatz zu der großen Menge der übrigen Ambozeptoren eine für ein Komplement des Taubenserums passende komplementophile Gruppe besitzt. Die wirksame Funktion des Normalserums. (Das Komplement.) Es ist schon vorne bei Besprechung der normalen bakteriziden Substanzen auf die Frage der Herkunft aus den Leukocyten hin- gewiesen worden. Später hat man sie als die Quelle des Komplementes angesehen ; auch das ist unzutreffend. Daß die bakteriziden Leukocytenstoffe, die von PETTER- son 163, 164 KınG165, Weit, LEvADITI u. a. gewonnen wurden, mit, den Komplementen nicht identisch sind, ergibt sich aus der einfachen Betrachtung ihrer oben aufgeführten Eigenschaften. Daß aber auch nicht daneben noch Komplemente von den Leukocyten sezerniert werden oder in ihnen enthalten sind, ergibt sich aus einer Reihe von Beobachtungen, die allerdings zum großen Teil mit hämolytischen Systemen angestellt sind. GrUBER 601 Jeugnet, daß die Leukocyten die Quelle des Kom- plements sind, weil ambozeptorbeladene Blutkörperchen mit Leuko- cyten versetzt, soweit sie nicht gefressen werden, ungelöst bleiben. Die bakteriziden Sera. 367 LANDSTEINER, LAMBOTTE & STIENNoN 602 konnten in Leukocyten- extrakten kein Komplement für hämolytischen Ambozeptor finden. NEUFELD603 schließt aus der verlangsamten und auch morpho- logisch abweichenden Hämolyse ambozeptorbeladener Blutkörperchen innerhalb der Leukocyten im Gegensatz zur rapiden Auflösung der freien beladenen Zellen durch Komplement, daß es sich bei der "Auf- lösung innerhalb der Leukocyten nicht um Komplementwirkung handelt. Auch die Bakteriolyse im Leukocyten verläuft übrigens nach LAMBOTTE & STIENNON, PETTERsoN 6%, NeureLp & Hünne605 anders als beim typischen Preirrerschen Phänomen. R. PreEIFFer nimmt an, daß die Umwandlung der Choleravibri- onen, soweit sie in Leukocyten beobachtet wird, nur dadurch. zu- stande kommt, daß die vorher mit Ambozeptor und Komplement be- ladenen Vibrionen dort ihre endgültige Auflösung erfahren. Demgegenüber hat WeıL60 auch bei Abwesenheit von Kom- plement in vitro Granulabildung von gefressenen Vibrionen innerhalb der Leukocyten gesehen; er konnte mit Tovosumr60? eine vibriozide Wirkung der isolierten Leukocyten des Meerschweinchens nachweisen. Diese Leukocytenwirkung ist am besten in Kochsalzlösung, kaum in Serum nachweisbar. Zusatz von Immunserum wirkt nicht begünstigend. Nach Toyosunmı608 besitzen die Meerschweinchenleukocyten auch bakterizide Stoffe gegenüber Staphylococcus und Streptococcus. Diese Stoffe wirken am besten im bakterizid unwirksamen aktiven Serum. Vielheit’der Komplemente. Die Verschiedenheit der Komplemente der verschie- denen Tierspecies bezüglich der haptophoren Gruppe ergibt sich aus den Beobachtungen, daß Immunserum, das passiv bei einer Tierspecies von Wirkung ist, bei einer anderen keinen Schutz verleiht, was sich wohl aus einem Mangel eines passenden Komplementes bei der betreffenden Tierart erklären läßt. So fand SOBERNHEIM 6%, daß ein wirksames Anthraximmunserum eine Tierart schützt, einer anderen keinen Schutz verleiht. Hierher gehört auch die bereits oben angeführte Beobachtung WECHSBERGs, daß Metschnikoff-Kaninchen- Immunserum Meerschweinchen, aber nicht Tauben bei der Injektion mit Vibrio Metschnikoff schützte, weil diese eben kein Komplement für dieses Immunserum besitzen. Injizierte er dagegen den Tauben gleichzeitig normales Kaninchen- serum, so war damit eine Komplementquelle für die Ambozeptoren geschaffen und die Tiere bleiben am Leben. (Normales Kaninchenserum allein schützt nicht gegen Vibrio Metschnikoff.) Zuweilen blieb die Schutzwirkung aus, was WECHSBERG darauf zurückführt, daß die betreffenden Komplemente im Körper der Versuchstiere von Zellenrezeptoren abgelenkt wurden, zu denen sie eine größere Avidität besitzen, als zu den komplementophilen Gruppen der Ambo- zeptoren. Aber auch die ee eines Serums hält vor allem EHrLicHh und seine Schule für multipel. Dieses wurde zuerst von EHRLICH & MORGENROTH, EHRLICH & SacHs®10, NEISSER & DÖHRING, SCHATTEN- FROH 611, WENDELSTADT612 und Sachs‘13 bezüglich der hämolytischen Komplemente gezeigt. M. NEISSER ©12 wies im Kaninchenserum das Vorhandensein von mindestens ne verschiedenen Komplementen nach, eines für Bakterien und eines für elien. WECHSBERG 8!5 hat analog im normalen Ziegenserum zwei Komplemente gefunden, eines für einen bakteriolytischen Ambozeptor für den Vibrio Nord- 368 E. FRIEDBERGER, hafen und eines für einen hämolytischen Ambozeptor für Meerschweinchen- erythrocyten. Ebenso wies WASSERMANN 616 im Meerschweinchenserum ein Komplement nach, das für den bakteriziden Choleraimmunkörper der Ziege paßt, nicht aber für den hämolytischen Immunkörper des Ziegenserums. WILDE 6!? führt die Resultate NEISSERs auf eine verschiedene Empfindlichkeit der in Betracht kommenden Elemente zurück, ohne dessen Anschauung über eine Vielheit der Komplemente zu teilen. Durch eine entsprechende Steigerung des Zusatzes der abgetöteten Milzbrandkeime ließ sich auch die hämolytische Wir- kung des Kaninchenserums gegen die empfindlichen Hammel- und Ziegenblut- körper aufheben. Aether zerstört nach KyEs & SacHs, ScLAvo618, OTTOLENGHI & Mor1®!9 das hämolytische, nach letzteren Autoren aber nicht das bakteriolytische Kom- lement. : Auch REmy 620, 621, MOoRESCHI®” —*#, NEUFELD & HÄnDEL®2 (Bindungs- versuche bei verschiedenen Temperaturen) (s. S. 355) halten hämolytisches Kom- plement und bakterizides für verschieden. Gay & AyvEr 626 schließen dagegen auf Grund der Uebereinstimmung der Sera bezüglich der relativen Stärke der bakteriolytischen und hämolytischen Kom- plementfunktion auf die Einheitliehkeit. Ebenso wie die hämolytischen von den bakteriolytischen Kom- plementen verschieden sein dürften, scheinen auch die bakteriolytischen Komplemente in einem Serum in der Mehrzahl vorhanden zu sein. Schon Kruse6#?” und BonADucE®2, sowie Warz62? beobachteten, daß das Erwärmen des Kaninchenserums auf 56° nicht die Bakterizidie gegenüber Milzbrand vernichtet, während nach Baur %°, ©, PETTERSoN 6%, WILDE®®°3, die bakterizide Fähigkeit gegen Cholera und Typhus verschwunden ist. Um das Serum gegenüber Milzbrand unwirksam zu machen, bedarf es nach BAIL einer einviertel- bis halbstündigen Erwärmung auf 63°*). Daraus ergibt sich das Vorhandensein wenigstens zweier bakteriolytischer Komplemente im Serum des normalen Kaninchens. Beide Komplemente komplettieren nach BAıL den Ambo- zeptor des Hunde- und des Kaninchenserums. SAWTSCHENKO#®# fand, daß das Rattenserum halbstündige Erhitzung auf 550 verträgt. Auch BAaıL & PETTERSoN °°5>—#” haben im Serum der Ratte und bisweilen in dem des Pferdes thermostabilere Komplemente neben den durch eine Temperatur von 56° zerstörbaren nachgewiesen **). EDNA STEINHARD638 stellte Untersuchungen über die Pluralität der Kom- Pe an. Sie fand, daß Normalserum des Kalbes, gegenüber Coli- und Typhus- acillen geprüft, nach stundenlangem Erwärmen auf 54° nur die bakteriolytische Eigenschaft für Coli verlor. die für Typhus blieb intakt. Drei Tage altes Serum vom Pferd und Kaninchen verliert in höherem Grad sein bakteriolytisches Ver- mögen gegenüber Dysenteriebakterien als gegenüber Typhusbakterien. Sie weist schon darauf hin, daß man diese Tatsache nicht als einen Beweis für die Viel- heit der Komplemente unbedingt anzunehmen braucht, sondern daß man sie auch mit der verschiedenen Empfindlichkeit der Bakterien gegenüber den schädigen- den Einflüssen erklären kann. Schließlich sei noch auf die eingehenden Untersuchungen von v. MUIR & Brownıng 6%a über Komplement verwiesen. Früher wurde als Argument gegen die Einheitlichkeit der Komplemente noch die Tatsache der Spezifizität der durch Komplementinjektion erzeugten Antikomplemente sowie die Entdeckung von Partialantikomplementen (MAR- SCHALL & MORGENROTH 640) angeführt; doch ist ersteres nicht mehr stichhaltig, seitdem MORESCHI sowie Gay 64, 642 erkannt haben, daß es sich da nur um die komplementablenkende Wirkung von Präzipitaten handelt, was speziell für die Bakteriolyse von PFEIFFER & MOoRESCHI®#3 näher untersucht worden ist. *) GENGOU 6°9 hat in seinen Versuchen bereits bei 55° Inaktivierung erreicht. **) Der sogenannte Inaktivierungsversuch durch Erwärmen des Serums auf 55° liefert also keine absolute Sicherheit für die Komplementzerstörung, wenn auch bei weitem die meisten Komplemente höhere Temperaturen nicht vertragen. Durch SacHs sind übrigens im Hundeserum, und durch NoGucHI im Kaltblüterserum Komplemente gefunden worden, die bereits bei halbstündi- gem Erwärmen auf 44—50, resp. 45—50° zerstört werden. Die bakteriziden Sera. 369 MORGENROTH & SacHs 64 fanden bei hämolytischen Versuchen nicht nur bei einzelnen Individuen derselben Gattung große Differenzen in der Zahl der Komplemente, sondern auch bei ein und denselben Individuen zeitlich große Schwankungen. Auch MerscHnIKkoFF nimmt entsprechend der von ihm sup- ponierten Herkunft aus zwei verschiedenen Leukocytenarten (Mikro- und Makrophagen) zwei verschiedene Komplemente in demselben Serum an, ein gegen Bakterien wirksames (,„Mikrocytase‘“) und ein gegen Zellen gerichtetes (,„Makrocytase‘). BUCHNER, „BORDET, GRUBER, WILDE sind im Gegensatz zu EHRLICH & MORGENROTH der Ansicht, daß das Komplement (Alexin) ein und desselben Serums einheitlich sei. Wırpz gelang es, durch große Mengen abgetöteter Bakterien ein Serum sowohl seiner bakteriziden wie hämolytischen Fähigkeit zu berauben, woraus er auf die Einheitlichkeit der Alexine schließt. In diesem Falle handelt es sich jedoch nach EHRLICH & SacHs®#5 nicht um eine spezifische Verankerung, son- dern um eine einfache mechanische Ausfällung durch die hinzugesetzten großen Bakterienmengen. Jedoch kam schon BORDET#4$ bei einer diffizileren Versuchs- anordnung zu ähnlichen Resultaten. Er zeigte, daß ein hämolytisches Normalserum durch normale Erythro- cyten nicht seines ganzen Komplementgehaltes beraubt werden kann, so daß das abzentrifugierte Serum Erythrocyten einer anderen Tierspecies oder Bak- terien noch aufzulösen vermag. Dieser Umstand scheint zunächst für eine Plura- lität der Komplemente zu sprechen. BORDET erklärt die Erscheinung jedoch aus der Unfähigkeit normaler Erythrocyten das gesamte, nach ihm einheitliche Kom- Pant zu absorbieren. Dagegen fand er, daß mit spezifischen Immunkörpern eladene sensibilisierte Bakterien oder Erythrocyten die Fähigkeit gewonnen haben, das gesamte Komplement zu verankern. Denn bei nachträglichem Zusatz von andersartigen sensibilisierten Blutkörperchen oder Bakterien zum Zentrifugat blieben dieselben ungelöst und umgekehrt. Durch die einmalige Einwirkung auf eine Art dieser sensibilisierten Elemente wird also sämtliches Komplement entzogen. EHRLICH & MARSHALL #2? erklären jedoch diese Erscheinung. dadurch, daß der zu den Erythrocyten zugefügte Ambozeptor, wie schon EHRLICH & MORGEN- ROTH erkannt haben, neben einer eytophilen sehr viele komplementophile Grup- pen besitzen kann, also einen „Polyzeptor“ darstellt und daß bei hoher Avidität nicht nur das für ihn avideste und wesentliche „dominante“ Kom- plement, sondern auch alle übrigen Komplemente vermöge der Vielheit der kom- piementophilen Gruppen gleichzeitig mit ausgefällt werden. Unter Umständen soll nach EHurLich & SacHs sogar das dominante Komplement nicht einmal die stärkste Affinität besitzen. (NosucHı sowie V. LIEBERMANN identifizieren das Komplement mit Seifen, die in ihrer hämolytischen Wirkung durch die Verbindung mit Serum gehemmt sind. [Bei der Lyse soll das Komplement ver- braucht werden. | Die Ambozeptoren, denen ein Säurecharakter vindi- ziert wird, sollen die Eigenschaft haben, die Seifen aus ihrer Ver- bindung mit dem hemmenden Eiweiß frei und damit wirksam zu machen. Teilweise abweichende Befunde siehe bei F. Sacus & FRIEDE- MANN, ‚„HECKER, V. DUNGERN & Coca, SacHs & ALTMANN, BAUER, KnarrL-LEnTz u. a.; Näheres im Kapitel „Hämolyse‘“. Daurwitz & LANDSTEINER vertreten gleichfalls die Anschauung, daß die Komplemente Lipoid-Eiweißverbindungen sind.) Die Abhängigkeit der Komplementwirkung von der Konzentra- tion des Komplements ist (speziell für Hämolyse) von Kıss 648 sowie SCHELLER 649 nachgewiesen; vgl. auch Ruszwyak 649, ÖTTOLENGHI®>0 nimmt an, daß im Fibrin bzw. in den vom Fibrin eingeschlossenen Blutplättchen ein komplementartiger Körper für Milzbrandantikörper, nicht aber, wie das auch schon ScHNxEIDER an- gegeben hat, gegenüber Typhusbakterien, Cholera usw. vorhanden Handbuch der pathogenen Mikroorganismen. 2. Aufl. II. 24 370 E. FRIEDBERGER, ist. Nach den Untersuchungen von GRUBER & Furtaxı handelt es sich allerdings bei diesen komplettierenden Bestandteilen der Blut- blättchen nicht um ein Komplement im eigentlichen Sinne. Monruor16#9%b fand eine Abnahme des bakteriziden Komplements nach Milzexstirpation; von BLUMREICH & Jacogı®#9e bestritten. Gencou hat in Leukocytenextrakt „Komplement“ nachgewiesen. Doch handelt es sich hier wahrscheinlich nur um den thermostabilen Körper von KorscHuUNn und MORGENROTH. Eine Vermehrung des Komplementgehaltes im Serum beim Ka- ninchen beobachteten FRIEDBERGER & BErTAc65% jm. Fieber. MüÜL- LER650b fand, daß experimentell hypertrophische Schilddrüse, er- zeugt durch Injektion von Thyroidea-Präparaten, das hämolytische und bakterizide Alexin im Serum sehr stark vermehrt. Dasselbe zeigte Mar& 650. für die Opsonine des normalen Serums. Nor 6504 sowie MÜLLER fanden eine Vermehrung des Kom- plementes durch die Injektion artfremden Serums. Das gleiche erreichte P. Tu. Mürter650% durch Injektion von Aleuronat, Pepton und Bouillon. BurrocH 650: erzielte eine Komplementvermehrung bei immuni- sierten Tieren durch die Injektion von Hetol. Bei normalen Tieren konnte Busse 508 eine entsprechende Wirkung des Hetols allerdings nicht bestätigen. Er fand bei Hyperleukocytose im übrigen keine Komplementvermehrung. Dagegen eine Verminderung bei Leukopenie. Lüprkz 650% will nach Pilokarpininjektionen Vermehrung des Komplements beobachtet haben. Nach L. MÜtrer sind jedoch die Resultate höchst unzuverlässig und die Ausschläge nur minimal. SweEET650i sah eine Komplementvermehrung beim Phloridzin- diabetes, die L. MÜLLER, und wohl mit Recht, auf die Erhöhung der Konzentration des Plasmas zurückführt. Nach L. MüÜrLer ruft die subkutane Injektion von Thyreoidea- substanzen beim Kaninchen eine Komplementvermehrung hervor, die nach einer kurzen negativen Phase eintritt und etwa nach 18 bis 24 Stunden, das Maximum erreicht, dann folgt in der Regel bis zu 48 Stunden ein Wiederabfallen, noch begleitet von einer zweiten negativen Phase mit baldiger Wiederrückkehr zur Norm. Aehnlich wie beim Kaninchen liegen die Verhältnisse beim Hund, und auch bei Meerschweinchen, wenn hier auch weniger ausge- sprochen. Auch eine Vermehrung des Ambozeptors durch die Behandlung mit Schilddrüsen findet statt. Auch die Verfütterung von Schilddrüsensubstanzen bewirkt die gleiche Veränderung der Serumqualitäten. Die Exstirpation der Schilddrüse bewirkt sowohl beim Hund, wie beim Meerschweinchen eine Abnahme vom Komplement und Ambozeptor (Hämolysin). Dieselben Wirkungen wie durch Schilddrüsensubstanzen werden durch Jod erzielt. In analoger Weise wie die hämolytischen, werden auch die bakteriziden Schutzstoffe vermehrt, so daß in entsprechender Weise mit Jod behandelte Tiere die für die Kontrollen tödlichen Dosen von Vibrionen vertragen. Auch L. MüLLEer konnte die Leukocyten nicht als Ursprungs- stätte des Komplementes auffinden. Zusatz von Schilddrüse und Jod- Die bakteriziden Sera. 371 präparaten, die im Organismus nach seinen Erfahrungen eine Ver- mehrung des Komplementgehaltes bedingen, bewirkten, in vitro zu _ einer Leukocytenaufschwemmung zugesetzt, nicht einmal eine Spur von Komplementsekretion. Eine Verminderung des Komplementgehaltes nach Leberexstir- pation hat Nor 650 beobachtet: (Bullet. Acad. Belg. 1908). Auch FRIEDBERGER & SerLıc6" erzielten beim Frosch analoge Befunde. Das Phänomen der Komplementablenkung. NEISSER & WECHSBERG >! haben gefunden, daß bei Versuchen im Reagenzglase ein Ueberschuß von inaktiviertem Immunserum (d. h. ein Ueberschuß von Ambozeptoren) beim Vorhandensein einer für die Auflösung einer konstanten Bakterienmenge nötigen Komplement- menge imstande ist, die bakterienvernichtende Wirkung der Mischung zu schwächen oder ganz aufzuheben. In solchen Fällen soll der Ueber- schuß von Ambozeptoren, der nicht an die Bakterien zur Verankerung kommt, eine höhere Avidität zu den Komplementen besitzen und diese den bereits an die Bakterien verankerten Ambozeptoren weg- schnappen, so daß die auflösende Wirkung ausbleiben muß (Fig. 4). I EHE III. Bit Fig. 4. Modifiziert nach NEISSER & WECHSBERG. Münch. med. Wochenschr., 1901. Schema der Komplementablenkung. A Ambozeptor. a Komple- mentophile Gruppe des Ambozeptors. « (Cyto-) Bakteriophile Gruppe des Ambo- zeptors. C Komplement. 7 Haptophore Gruppe des Komplements. B Bakterium. R Rezeptoren des Bakteriums. I. Im Serum sind eine Reihe Komplemente und eine größere Anzahl von Ambozeptoren frei vorhanden. Il. Durch die Bindung der Ambozeptoren an das Bakterium ist gleichzeitig die Affinität der komplementophilen Gruppe erhöht worden; die Komplemente sind infolgedessen an die vom Bakterium verankerten Ambozeptoren herange- gangen (Auflösung). £ III. Nicht die an das Bakterium verankerten, sondern die überschüssigen Ambozeptoren zeigen eine erhöhte Affinität für das Komplement (Komplement- ablenkung;). yyY. NDLDEE Br ES Die Komplementablenkung wäre, wie NEISSER & WECHSBERG meinen, nicht möglich, wenn die BorDETsche Auffassung, wonach der Ambozeptor kein Zwischenkörper im EHRLICHschen Sinne ist, sondern nur die Funktion hat, das Bakterium für die Einwirkung des Alexins (Komplementes) zu sensibili- sieren, zu Recht bestände. Die Erscheinung der Komplementablenkung ist von anderer Seite zum Teil auf Agglutination der Bakterien oder auf normale Antikomplemente (ME- TSCHNIKOFF) oder auf Antikomplemente, welche beim Immunisierungsprozeß entstehen (GRUBER 652) und sich beim Zusatz großer Dosen von Immunserum geltend machen sollen, zurückgeführt worden. Zum Beweis der Richtigkeit seiner Auffassung führt GRUBER an, daß es ihm auch schon mit kleinen Dosen inaktiven, bakteriziden Immunserums ge- lungen sei, die komplettierende Wirkung aktiver Normalsera für ein (hämolyti- nn) Immunserum aufzuheben, während ein entsprechendes Normalserum dieses nicht tut. 24* 372 E. FRIEDBERGER, WECHSBERG 653 bestreitet die Richtigkeit der GruBErschen Auffassung. Er erklärt sich die Hemmungswirkung in diesem Falle dadurch, daß das bakterizide Immunserum die Komplemente vermöge der höheren Avidität seiner Ambo- zeptoren an sich gerissen habe. GRUBER °* führt WECHSBERGS abweichende Re- sultate darauf zurück, daß dieser nicht genau seine Versuchsordnung eingehalten habe, was WECHSBERG 655 zu einer abermaligen Entgegnung veranlaßt. Schon NEISSER & WECHSBERG konnten die Unabhängigkeit der Komple- mentablenkung von der Agglutination dadurch beweisen, daß ihr Phänomen auch bei Verwendung von agglutinierten Bakterien bei Zusatz von Immun- serum gelang. Die Einwände gegen das Phänomen der Komplementablenkung wurden dann eingehend von LIPsSTEin 5% widerlegt. LıPrsTEIN hatte zwei gleich stark agglu- tinierende Sera, von denen nur das eine bei bestimmter Kombination Komple- mentablenkung zeigte; daraus folgt, daß dieses Phänomen nichts mit der Agglu- tination zu tun hat. Auch normale Antikomplemente im Sinne METSCHNIKOFFS täuschen nicht die Komplementablenkung vor, wie vor allem aus einem Versuche hervorgeht, in dem das Serum eines normalen Kaninchens nicht ablenkend wirkte, während das Serum desselben Tieres durch den spezifischen Immuni- sierungsprozeß diese Fähigkeit erlangte. Durch Zusatz von abgetöteten Bakterien einer bestimmten Species zu einem Serum läßt sich, wie bekannt, der Ambozeptor dem Serum entziehen. Für diese Bakterienart hat nunmehr das Serum seine komplementablenkende Fähigkeit ver- loren, während sie für andere Bakterienarten erhalten bleibt. Diese Versuche demonstrieren, daß der durch die Immunisierung entstandene spezifische Ambo- zeptor der ablenkende Faktor ist und kein Antikomplement im Sinne GRUBERS in Frage kommt. Jedoch ist die Erklärung, die NEISSER & WECHSBERG für das Phänomen gegeben haben, wieder durch LevApıTtı®% bestritten worden. Wäre NEISSER & WECHSBERGs Ansicht richtig, so müßte nach LevADITI ein Serum, in dem die Ablenkung zur Beobachtung gekommen ist, stark bakterizid wirken und eingebrachte Bakterien auflösen, weil in ihm Ambozeptoren und Komplement enthalten sind. Dieses ist aber nicht der Fall. Levapıtı erklärt daher die Er- scheinung unter der Annahme, daß ein Teil der Ambozeptoren derartiger Sera inaktiv ist und mit Komplement beladen wohl an die Bakterien herantritt, aber vermöge seiner Schwäche keine Auflösung zu bewirken imstande ist. Als Beweis hierfür führt er an, daß man durch die Bakterizidie schädigende Ein- flüsse das Phänomen der Komplementablenkung verstärken kann. Weiteres über Komplementablenkung siehe bei Buxronx #’a, Gaye??b, Die Folgerungen, die NEISSER & WECHSBERG aus den Reagenz- slasversuchen für die praktische Verwendung des Heilserums ziehen, sind nicht völlig begründet. Im Tierkörper gehört die Komplementablenkung jedenfalls zu den größten Seltenheiten. Versuchen von LÖFFLER & ABEL®°8, sowie PFEIFFER, die NEISSER & WECHS- BERG zur Erklärung hier anführen, haben sie eine unrichtige Deutung zugrunde gelegt. Es handelt sich in diesen PFEIFFERschen Versuchen, in denen von den mit 1 Oese’ Cholera und verschiedenen Dosen Immunserum geimpften Tieren nur die Tiere, die mit hohen wie die mit zu niederen Mengen geimpft waren, zugrunde gingen, um etwas ganz anderes. Das Eingehen der Tiere, die mit den hohen Dosen behandelt waren, ist an typischer Choleravergiftung infolge der rapiden Auflösung und der dadurch bedingten Ueberschwemmung des Organis- mus mit Gift erfolgt, nicht durch eine Ablenkung von Komplementen, da ja in diesem Falle der Tod unter dem Bilde einer ausgesprochenen Infektion hätte ein- treten müssen. Ich habe bei Nachprüfung der NEISSER-WECHSBERGschen Ver- suche auch Tierexperimente berücksichtigt und gefunden, daß bei Cholera selbst die 15000-fache Menge der zur Lösung nötigen Zahl von Ambozeptoren im Peritoneum des Meerschweinchens keine Komplementablenkung hervorzurufen imstande ist. LECLAINCHE & MOREL®59 haben allerdings bei Experimenten mit malignem Oedem, Rauschbrand und Schweinerotlauf, ähnlich wie in den oben besprochenen PFEIFFERSschen Versuchen, eine Dosis optima neutralisans des Serums beobachtet, unterhalb wie auch oberhalb deren die Schutzkraft nicht vorhanden war. Die bakteriziden Sera. ana Auch WASSERMANN hat, wie ich einer mündlichen Mitteilung verdanke, das Phänomen von NEISSER & WECHSBERG gegenüber Schweinerotlaufbaeillen im Meerschweinchenperitoneum deutlich ausgesprochen gefunden. Es dürfte aber auch für diese Fälle die von R. PFEIFFER angenommene Deutung das Phänomen auf das einfachste erklären. Die antagonistische Funktion normaler Sera. PrEIFFER & FRIEDBERGER 660 haben die Beobachtung gemacht, dab Normalserum durch Kontakt mit Bakterien die Fähigkeit erlangt, die bakteriolytische Wirkung des Immunserums aufzuheben. Es gelingt nicht nur das Serum in vitro, sondern auch in vivo antibakterio- lytisch, „antagonistisch“ zu machen. Diese hemmende Wirkung ist eine streng spezifische, und zwar bezüglich der Bakterienart, nicht aber bezüglich der Tierspecies, von welcher das Hemmungsserum stammt. Man kann sogar das artgleiche, ja sogar das Serum des- selben Individuums hemmend machen. Die hemmende Wirkung macht sich nur gegenüber einem gewissen Multiplum von .Ambo- zeptor geltend. Bei Ambozeptorüberschuß tritt sie zurück. Es ge- lingt stets auch nach längerem Kontakt aus einer Mischung des Hemmungsserums mit Immunserum die Ambozeptoren durch neu zugesetzte Bakterien zu entziehen, ohne daß die Hemmungsqualität sich ändert. Die Erhitzung der Bakterien auf 100° schädigt nicht ihre Fähigkeit, Normalserum hemmend zu machen. Es handelt sich also nicht um eine vitale Funktion der Bakterien. Durch ent- sprechende Kontrollversuche mit destilliertem Wasser, Kochsalz- lösung usw. ließ sich feststellen, daß weder beim Zentrifugieren zurückbleibende Bakterienleibessubstanz noch in Lösung gegangene Bakterienleiber die Ursache der Hemmungswirkung sind. Vorher 3/4 Stunde auf 58° erhitztes Normalserum erhält durch Bakterien- ausfällung dieselbe hemmende Wirkung. Die antagonistischen Sub- stanzen sind weder als Antiambozeptoren noch als Antikomplemente aufzufassen. Baın661 glaubt, daß Stoffwechselprodukte der Bakterien bei der Ausfällung in das Suspensionsserum übergehen nach Art der Asggressine. Diese Hypothese ist jedoch nicht stichhaltig, wie PFEIFFER & FRIEDBERGER 662 in einer weiteren Arbeit zeigen konnten, denn die Bildung der antiantagonistischen Substanz ist unabhängig von der Virulenz. Sie gelingt auch mit gekochten Bakterien und es sind Schwankungen bezüglich der Individualität des verwendeten Serums vorhanden bei Verwendung einer und derselben Bakterienkultur. End- lich ist die Wirkung nicht nur unabhängig von der Virulenz, sondern innerhalb weiter Grenzen auch von der Menge der verwandten Bakterien. SacHs663 nahm zur Erklärung der antagonistischen Wirkung an, daß in einer Mischung von Immun- und Normalambozeptoren die letzteren eine höhere Affinität zum Komplement haben. Die nach Fällung mit irgendeiner Bakterien- oder Blutkörperchenart im Nor- malserum zurückbleibenden Mengen von Ambozeptor der verschieden- sten Art sollen also deshalb vermöge ihrer höheren Affinität zum Komplement dieses von den zugesetzten Immunambozeptoren nach Art des NEIssEr-WecHsgersschen Phänomens (s. S. 371) ablenken. Auch diese Erklärung ist nach den Untersuchungen der beiden Autoren nicht zulässig. Endlich hat Gay 6 die Annahme vertreten, daß es sich um eine Präzipitationswirkung zwischen den im antagonistischen Serum 374 E. FRIEDBERGER, befindlichen Leibessubstanzen und dem zugesetzten Immunserum mit konsekutiver Komplementablenkung handle. Dadurch käme dann eine Behinderung der bakteriolytischen Funktion des Immunserums zu- stande, wie wir sie bei den antagonistischen Seris sehen. Auch diese Annahme ist hinfällig, denn ausgefällte Normalkaninchensera be- “sitzen unter Bedingungen, wie sie denen im antagonistischen Versuch entsprechen, häufig eine mehr weniger ausgesprochene antihämo- lytische Wirkung; diese Wirkung ist jedoch nicht auf Komplement- bindung seitens eines sich bildenden Präzipitates im Gayschen Sinne zurückzuführen, da die antihämolytische Wirkung auch ohne Zusatz von Präzipitin (Choleraimmunserum) in quantitativ völlig gleicher Weise eintritt 665. Ueber Virulenz und den Rezeptorenapparat des Bakteriums auf Grund der Ergebnisse mit Immunseris. Die Untersuchungen über die Bindungsverhältnisse von Ambo- zeptoren des Serums und Rezeptoren der Bakterien stützen sich auf die voraufgegangene wichtige Entdeckung EHRLICHS & MORGENROTHS über die Verankerung von Erythrocyten mit den auf sie eingestellten Immunkörpern in vitro. In ganz analoger Weise wie die Blutkörperchen entziehen auch Bakterien im Reagenzglase den Seris die für sie passenden Ambo- zeptoren. Derartige Untersuchungen ergeben nicht nur, wie bereits dargestellt wurde, eine große Mannigfaltigskeit der bei der Immuni- sierung auftretenden einschlägigen Körper eines Serums, sondern offenbaren nach den Untersuchungen von R. PFEIFFER & FRIED- BERGER, FRIEDBERGER, HETSCH & LEnTz666 auch eine bis dahin unge- ahnte Kompliziertheit im Rezeptorenapparat der Bakterien. Bereits 1890 hat HAFFKINE 66° beobachtet, daß Humor aqueus des normalen Kaninchens wohl avirulente nicht aber virulente Typhusbacillen abtötet. Le- CLEF 668 fand, daß das Serum avirulente Kaninchenseptikämie prompt auflöste, gegenüber virulenten gänzlich unwirksam war. VAN DE. VELDE®6? konstatierte alsdann, daß avirulente Staphylokokken- kulturen durch aktives Kaninchenserum in viel höherem Grad abgetötet wurden als virulente.e Es handelt sich nach ihm nicht um Sekretion von bakteriellen Produkten, die die Schutzkörper des Blutes schädigen, noch um eine Differenz in der Wachstumsenergie, vielmehr beruht das ditferente Verhalten auf einer vermehrten Empfindlichkeit der avirulenten Bakterienrassen gegenüber bakteri- ziden Substanzen. NADOLECZNY®’0 kam bei Versuchen über das Verhalten verschieden virulenter Cholera- und Typhuserreger im aktiven Meerschweinchen- und Kaninchenblut zu dem gleichen Resultate wie VAN DE VELDE. Schon vorher haben PFEIFFER & KoLLE®"! gezeigt, daß man zur Auflösung virulenter Cholera- und Typhusbakterien eine weit größere Immunserummenge braucht als für avirulente, eine Beobachtung, die alsbald von BorpET *"?—*#" be- stätigt wurde. Danvsz675 hat weiterhin zuerst gefunden, daß virulente infolge der Züchtung im Rattenserum mit einer Schleimkapsel umgebene Milzbrand- bacillen dem Serum die doppelte Menge bakterienfeindlicher Stoffe entziehen, als normale Anthraxbaeillen *). Die Untersuchungen über das Wesen der Bakterienvirulenz von R. PFEIFFER & FRIEDBERGER,. angestellt an Choleravibrionen, ergaben dann weitere Auf- schlüsse über diesen Punkt. Durch eine vergleichende Prüfung von Cholerastäimmen verschiedener Viru- lenz ergab es sich, daß bei 60° abgetötete. virulente Cholerabaecillen aus einem *) Die Bildung einer Schleimhülle beobachtete auch BoRDET bei virulenten Streptokokken im Tierkörper. Die bakteriziden Sera. 375 Choleraziegenserum bedeutend mehr Ambozeptoren zu entziehen imstande sind, als die gleiche Menge avirulenter. Diese Tatsache läßt sich nur unter der Annahme erklären, daß die virulenten Vibrionen mehr oder mit stärkerer Affinität ausge- stattete haptophore Gruppen besitzen, als die avirulenten. Die absolute Menge der durch eine gewisse Vibrionenanzahl aus einem Serum verankerten Ambozeptoren ist in analoger Weise, wie dies EISENBERG & VoLkK 676, 677 für die Agglutinine konstatiert haben, abhängig von dem Ge- halt des Serums an Immunitätseinheiten und diesem proportional. Der Stamm Cholera Löffler absorbiert z. B. aus einer Choleraserumverdün- nung 1:100 = 110 I.-E. 30—60 I.-E., aus der Verdünnung 1:2 = 550 1.-E. da- gegen 300—400 1.-E. Auf einen größeren Reichtum an Rezeptoren ist es zurückzu- führen, daß bei der Immunisierung durch abgetötete Kulturen mit virulenten Cholerastämmen ein relativ höherer Schutzwert erzielt wird, als mit der gleichen Menge avirulenter. Diese Tatsache wurde zuerst von der deutschen Pestkommission {GAFFKY, PFEIFFER, STICKER, DIEUDONNE) bei der aktiven Immunisierung von Affen mit verschiedenen virulenten Peststämmen konstatiert, später von KOLLE, HETSCH & Orro6's, 67% auch bei der Immunisierung von Ratten mittels ab- getöteter Pestkulturen festgestellt, und dann eingehend von R. PFEIFFER & FRIEDBERGER mittels der Vaceinierungsmethode mit kleinen Dosen an einer Reihe von Cholerastämmen verschiedener Virulenz studiert. Aehnlich wie bei Cholera liegen die Verhältnisse nach KruSE und seinen Schülern bei Dysenterie. Auf Grund der erhöhten Immunkörperbildung und Bindung durch virulente Bakterien stellt R. PFEIFFER eine neue Theorie der Immu- nität auf, derzufolge die Bakterien eine relativ passive Rolle bei dem ganzen Vorgang spielen. Dem Tierkörper stehen, wie ohne weiteres verständlich ist, in einer ge- ebenen Zeit an einer bestimmten Stelle (dem Ort der Infektion) nur beschränkte engen von Schutzstoffen zur Verfügung. Es ist nach dem Vorausgehenden klar, daß diese Schutzstoffe für um so weniger Bakterienindividuen zur Sättigung ausreichen, je höher die Virulenz der Bakterien, d. h. ihre Avidität zu den Schutzstoffen ist. Die Bakterien, die sich mit genügenden Ambozeptorenmengen beladen haben, werden aufgelöst. Wie es den Beobachtungen R. PFEIFFERS und seines Schülers RADZIEWSKI entspricht, ist ja stets auch bei der Infektion des Organismus mit virulenten Bakterien die Vermehrung mit einer Zerstörung der Keime im Verlaufe des Krankheitsprozesses verbunden, darauf sollen ja die toxischen Erscheinungen auch bei reinen Infektionskrankheiten beruhen. Die virulentesten, d. h. avidesten Bakterien wirken also gewissermaßen als Blitzableiter für die übrigen, indem sie die Abwehrstoffe des Organismus ver- ankern und damit den übrigbleibenden Bakterienindividuen die Möglichkeit eines ungestörten Wachstums gewähren. Dazu kommt noch, daß die zur Resorption ge- langenden Spaltprodukte der der Auflösung verfallenden Keime den Organismus des Tieres schwächen. Mit der Annahme, daß die Schutzstoffe von den Bakterien, an die sie verankert sind, zerstört würden, wäre die Beobachtung von R. PFEIFFER sowie RADZIEWSKI (von NEUFELD übrigens bestritten, s. vorne) kaum vereinbar, daß während des ganzen Verlaufes auch einer tödlichen Infektion Bakterien zugrunde gehen; es dürfte dann nur in den ersten Stadien des Prozesses sich ein Verschwinden von Bakterien nachweisen lassen. Hier bringen nun Untersuchungen von R. PFEIFFER & FRrIED- BERGER 681 Aufklärung. Es ergibt sich aus ihrer Arbeit zunächst, daß die Bakterien durch ihren Lebensprozeß die Ambozeptoren nicht zu zerstören vermögen. 376 E. FRIEDBERGER, Wenn man Choleravibrionen in Bouillon züchtet, der eine bestimmte Menge eines genau titrierten Choleraimmunserums zugesetzt ist, so ist noch nach Wochen keine Abnahme in der Zahl der ursprünglich vorhandenen Immunitäts- einheiten zu konstatieren. Aber auch bei der Bakteriolyse im Tierkörper findet keine nachweisbare Zerstörung der Immunkörper statt, zum mindesten wird die über eine I.-E. hinausgehende Menge von Antikörpern, auch wenn sie vor der Bakteriolyse an die Bakterienrezeptoren verankert waren, bei der durch das Komplement verursachten vollständigen Auflösung wieder frei und aktionsfähig. Es wäre nicht ausgeschlossen, daß überhaupt kein Verbrauch von Anti- körpern (selbst in minimalsten Mengen) statt hat, wenn auch ein absolut sicherer Beweis hierfür sich nicht auf Grund unserer heutigen Methoden erbringen läßt. Man müßte dann zunächst annehmen, daß auch die kleinste Menge von Iimmun- körpern allmählich die größten Mengen Bakterien zu lösen imstande sei. Es ist jedoch zu berücksichtigen, daß die Vermehrung der Bakterien bei nicht ge- nügenden Mengen von Immunserum schneller erfolgen kann, als ihre Zer- störung, so daß auf diese Weise der Infektionsprozeß fortschreitet. Trotzdem bei der Bakteriolyse also immer wieder Immunkörper frei werden, scheint übrigens nach den Untersuchungen von R. PrEIFFER & FRIEDBERGER die Verbindung Ambozeptor-Bakterienre- zeptor eine ziemlich feste zu sein, vgl. hierüber auch die oben ange- führten Beobachtungen von MORGENROTH. Nach der geistvollen Virulenztheorie Kruses hat man an den Bakterien zwei Gruppen von Rezeptoren zu unterscheiden: 1) solche, die die antibakteriellen Immunkörper, also die „Gifte“, im Sinne des Bakteriums _ zuleiten; 2) solche, die sie ablenken = „Aggressine‘“‘ (danach sind die Aggressine gewisser- maßen die Schutzkörper des Bakteriums; giftzuleitende und giftableitende Binde- gruppen). Die Virulenz ist nun durch das gegenseitige zahlenmäßige und Affinitäts- N dieser beiden Gruppen zu den Antikörpern bedingt (s. Kruse, Bd. I, . 1060). DENYS & VAN DER VELDE6®82, 683 suchen die Virulenz auf Grund des Vor- handenseins von leukocytentötenden Stoffen, „Leukozidinen“, in den Bakterien zu erklären, die von VAN DER VELDE entdeckt und von BaıL®% und LINGELS- HEIM 685, sowie von NEISSER & WECHSBERG 6% näher studiert wurden. Nach den Untersuchungen der letzteren Autoren an Staphylokokken sind die „Leuko- zidine“ mit den „Bakteriohämolysinen“ nicht identisch. Deutsch 6% nimmt neben den Leukozidinen noch aktive Abwehrsubstanzen an, die von den Bakterien zum Schutze gegen die bakterienfeindlichen Kräfte des Organismus, speziell nach seiner Ansicht gegen die Leukocyten produziert werden; von der Bildungsintensität dieser „Leukotoxine“, die eine spezifische differente Wirkung auf die einzelnen Tierspecies entfalten, soll nach ihm die Virulenz abhängig sein. Virulenz ist nach DrurscH reichlicher Gehalt der Bakterien an Leukotoxinen (Mesodermalzellengift); wirksames Immunserum ist ausgezeichnet durch den reichen Gehalt an Antileukotoxinen. Es sind das Vorstellungen, die an die von BaıL über Bakterien- aggressine anklingen. Auch. Baıt hat in Konsequenz seiner Theorie die Aggressivität mit der Virulenz in Beziehung gebracht und unterscheidet je nach der Fähigkeit der Bakterien, Aggressine zu bilden, 3 Gruppen. 1) Ganzparasiten. Hierher gehören die Bakterien, die schon in den kleinsten Dosen Infektion hervorrufen, z. B. Pestbacillus für Mensch und Ratte, Schweineseuche, Hühnercholera für Kaninchen usw. 2) Halbparasiten, d. h. Bakterien, die erst in gewissen Dosen eine tödliche Infektion bedingen, z. B. Cholera und Typhus für das Meerschweinchen. 3) Saprophyten, d. h. Bakterien, die kein Aggressin in nennenswerten Mengen zu bilden vermögen. Wenn der Organismus auf die Injektion der Bakterien zu ge- wissen reaktiven Veränderungen, d. h. zu Schutzkörperproduktion Die bakteriziden Sera. 377 angeregt wird, so war auch umgekehrt zu vermuten, daß eben diese Schutzstoffe beim Organismus des Bakteriums, sofern sie diesen nicht vernichten, gewisse Veränderungen veranlassen würden. Eine Reihe von Autoren haben die Beeinflussung der Bakterien durch Immunserum in vitro studiert. Ein noch so wirksames Immunserum kann ohne Komplement Bakterien in vitro nicht auflösen; auch ist die bakteriolytische Fähigkeit im Reagenzglase überhaupt nur eine beschränkte und bei stärkerer Bakterieneinsaat wird das Komplement bald verbraucht sein, so daß eine ungehinderte Entwickelung der eingebrachten Bakterien nunmehr erfolgen kann. Dieses ergibt sich schon aus den ersten Versuchen über die Bakterizidie. In Normal- und Immunseris war stets bei großer Einsaat auf eine Periode der Keimverminderung eine solche unbeschränkten Wachstums gefolgt. Immerhin könnte der im Immunserum enthaltene Ambozeptor die Bakterien so weit schädigen, daß ihre Virulenz herabgesetzt wäre. Derartige Beobachtungen wurden in der Tat von METSCHNIKOFF®°3 bei Untersuchungen der Virulenz von in Hammelimmunserum gewachsenen Anthrax- bacillen gegenüber Kaninchen gemacht; von CHARRIN 6°, 6% für den in Immun- serum gezüchteten Pyocyaneus und von diesem Autor sowie von RoGER 691, 692 für den in gleicher Weise gezüchteten Staphylococceus bestätigt. Die Abschwächung der Virulenz war jedoch nur vorgetäuscht durch die Wirkung der gleichzeitig mit eingespritzten Iınmunsera, in denen die Mikro- organismen gewachsen waren. Sobald die Bakterien von der Nährflüssigkeit getrennt waren, gelang es METSCHNIKOFF 693 nachzuweisen, daß die Virulenz tat- sächlich erhalten geblieben war. Unter den gleichen Kautelen gelangten zu ganz analogen Resultaten IsAEFF6P4 mit Pneumokokken, SANARELLI®® und BORDET 6% mit Streptokokken, Mes- NIL 69° mit Schweinerotlaufbacillen. Eine Steigerung der Virulenz erlangten Roux & SANARELLI nach der Methode von METSCHNIKOFF, ROUX & SALIMBENI, indem sie Choleravibrionen in ein Kollodiumsäckchen eingeschlossen immunen Tieren in die Bauchhöhle brachten. VALLEE 698 erreichte eine Erhöhung der Virulenz durch Züchtung von in Kollodiumsäckchen eingeschlossenen Schweinerotlaufbacillen im Peritoneum im- munisierter Kaninchen. Bei normalen Tieren trat eine entsprechende Verände- rung nicht ein. Auch WALKER 6% fand eine Zunahme der Virulenz bei Züchtung in Immun- serum. Während er die Virulenzzunahme bei Tierpassagen als die Folge einer natürlichen Zuchtwahl (Uebrigbleiben der virulentesten Individuen) auffaßt, erklärt er die Virulenzsteigerung bei Züchtung im Serum als Folge einer Ver- mehrung der die Immunkörper bindenden Gruppen auf Grund der EHRLICH- schen Theorie wie folgt: Die von den Immunstoffen des Serums infolge der vorhandenen Affinität besetzten Rezeptoren des Bakteriums werden zur Neu- bildung angeregt genau wie die Rezeptoren des tierischen Organismus, wenn Bakterienprotoplasmamoleküle an sie herantreten. HAMBURGER 0° kommt zu ähnlichen Resultaten. Sowohl die Virulenz des Bakteriums als auch die Immunität des Tieres sind nach ihm ein Ausdruck der Angewöhnung, wie er jedem lebenden Organismus und somit auch dem Bak- terium zukommt. Durch Gewöhnung eines Mikroorganismus an die Schutz- stoffe einer Tierspecies in vitro wird er eine Immunität gegen diese erwerben, die wir als Virulenz zu bezeichnen pflegen. Dementsprechend gelang es HAaMm- BURGER, Cholerabacillen durch Züchtung in verdünntem Anticholerameersch wein- chenserunı virulenter zu machen. C. Smaw 701 kam bei Versuchen mit Cholera zu keinem positiven Resultat, Dagegen konnte er Milzbrand und Typhus durch wiederholte Züchtung auf Blutserumagar virulenter machen. Er erklärt dieses durch eine natürliche Aus- lese infolge der bakteriziden Wirkung des Immunserums, eine Erklärung, die jedoch für diese Versuchsanordnung sicher unzutreffend ist. R. PFEIFFER '0? kam bei Züchtung von Choleravibrionen in Ziegencholera- immunserabouillon und Ziegencholeraimmunserumgelatine zu dem Resultate, daß zwar eine Erhaltung der Virulenz auf der ursprünglichen Höhe sich erzielen lasse, jedoch keine Steigerung derselben eintritt. Das Wachstum der Vibrionen war in PFEIFFERS Versuchen gerade in der mit Serum versetzten Gelatine (Stichkulturen) spärlicher als in den Kontroll- röhrehen. Dennoch war die Virulenz der ersteren Kulturen, wie erwähnt, eine 3178 E. FRIEDBERGER, höhere, was gegen die alte Auffassung von SHIRNOW '% spricht, daß die Erhöhung der Virulenz nur die Folge einer erhöhten Wachstumsenergie sei *). : TROMMSDORFF '% hatte die Beobachtung gemacht, daß durch wiederholte Uebertragung in inaktives Immunserum eine Gewöhnung der Typhusbakterien an die Alexine eintrete, so daß sie nunmehr nicht mehr der Einwirkung eines bak- teriziden Serums unterliegen. Auch ConHn '%, der diese Versuche TROMMSDORFFS einer Nachprüfung unterzog, kam zu der Ansicht, daß durch die Züchtung in dem Immunserum eine „Serumfestigkeit“ erzielt wurde, die nach seiner Meinung als „Komplementfestigkeit“ anzusehen ist, weil sie bei analoger Züchtung in inaktivrem Immunserum nicht zustande kommt. Die Serumfestigkeit ist nach CoHNn nicht spezifisch. Die Untersuchungen von R. PFEIFFER & FRIEDBERGER geben weiterhin Aufschluß über die große Zahl von Rezeptoren, die ein - virulenter Choleravibrio besitzen muß. PFEIFFER hatte gefunden, daß das Filtrat des Peritonealexsudates von Meerschweinchen, in dem eine bestimmte Dosis von Choleravibrionen durch eine Menge von Immunserum zur Auflösung gebracht worden war, die nur ein geringes Multiplum der I.-E. darstellte, beim Kaninchen bei intravenöser Injektion eine fast so starke Antikörperproduktion hervorrief, wie die Injektion einer entsprechenden Menge nicht aufgelöster Bakterien. Dagegen sank der immunisatorische Effekt mit Zunahme der zur Auflösung dienenden Serummenge und blieb bei einer gewissen Höhe der Serumdosis ganz aus, sobald nämlich sämtliche Rezeptoren des Bakterienleibes abgesättigt waren. Es ergab sich nun bei diesen Versuchen, daß zu einer derartigen Absättigung das bis zu 3 750 000- fache derjenigen Dosis nötig war, die gerade zur vollständigen Auflösung der Bakterien bereits ausreichte. Diese Experimente erklären auch die bereits besprochene, von MERTENS gefundene Tatsache, daß minimale Bakterienquantitäten vom subkutanen Gewebe aus eine viel geringere Antikörperproduktion auslösen als bei intravenöser In- jektion. Es liegt das daran, daß im ersteren Falle die Bakterienstoffe auf dem weiteren Wege von der Injektionsstelle bis zu der Bildungsstätte der Antikörper und bei der langsamen Resorption mehr Gelegenheit haben, ihre Rezeptoren mit den normalen Immunstoffen des Körpers zu beladen, wodurch ihre Funktion der Ambozeptorenbildung herabgesetzt wird. Die Tatsache, daß bakterizide Sera auf die Bakterienendotoxine nicht anti- toxisch einwirken, erklärt R. PFEIFFER daraus, daß die toxischen Bakteriensub- stanzen so überaus kompliziert gebaut sind, daß namentlich bei passiv immuni- sierten Tieren die Zahl der Ambozeptoren nicht ausreicht, um alle Gruppen zu besetzen und dadurch die Bakterien ihrer vergiftenden Fähigkeit zu berauben. Auf diese Weise vermögen die Bakterien immer noch genügend toxische Gruppen gegenüber den’ empfänglichen Organzellen in Aktion treten zu lassen. Beim aktiv immunisierten Tiere soll nach R. PFEIFFER unter Umständen eine Ab- sättigung sämtlicher Gruppen zu erreichen sein, so daß hier dem Serum eine antitoxische Wirkung in der Tat zukäme. Ueber die Beziehungen zwischen bakterizider und antitoxischer Immunität vgl. auch die Versuche und die Theorie FRIEDBERGERS, der als Ursache für den Unterschied, der hier in der Wirkung zutage tritt, die verschiedene Größe des abzubauenden Eiweißkomplexes an- sieht (s. S. 321). Sehr verwickelte Verhältnisse im Rezeptorenapparat, speziell der Typhusbakterien, haben dann noch FRIEDBERGER 79, FRIEDBERGER & MorescH13?9% aufgedeckt. Es zeigen sich hier die merkwürdigsten Differenzen bei verschiedenen Stämmen. Bei seinen Untersuchungen über die Agglutininrezeptoren eines frisch aus dem Stuhl gezüchteten Typhusstammes wurden zuerst von FRIEDBERGER Versuche angestellt, die ergaben, daß ein frisch aus dem Stuhl gezüchteter Stamm weniger Rezeptoren enthielt, als ein ”) P. TH. MÜLLER ’0 hat analoge Versuche, wie die vorerwähnten Autoren, bezüglich der Agglutinine angestellt. Die bakteriziden Sera. 379 Laboratoriumsstamm, und zwar nur Rezeptoren für ein bestimmtes Agglutinin. Weitere Untersuchungen an anderen Stämmen von FRIEDBERGER & MorzscHı ergaben bezüglich der Bakterizidie entsprechende Re- sultate. (S. oben.) Die Tatsache, daß mit Immunserum einer Tierspecies gesättigte Bakterien nach PrEIFFER & FRIEDBERGER nicht nur gegenüber der- selben, sondern auch gegenüber anderen Tierarten ihres immunisa- torischen Effektes beraubt sind, spricht zunächst nicht für eine Ver- schiedenheit der Bakterienrezeptoren für die einzelnen Tierspecies. Dagegen sind andere Beobachtungen bekannt geworden, die kaum ohne diese Annahme zu erklären sind und sogar Differenzen in den Rezeptoren verschiedener Rassen einer Bakterienspecies vermuten lassen. Das Bakterienprotoplasma setzt sich offenbar aus einer Reihe von chemisch differenten Körpern zusammen, die als verschiedenartige Rezeptoren an ver- schiedene Zellgruppen behufs Auslösung der Antikörperproduktion herantreten. Auf diese Weise müssen wir uns den als Reaktion auf die Infektion resp. künstliche Immunisierung gebildeten Ambozeptor als aus einer Reihe von Par- tialambozeptoren zusammengesetzt denken. Sobald nun bei einzelnen Rassen einer Bakterienspecies in dem Itezeptoren- bestand große Differenzen bestehen, werden Sera gewonnen, die mehr weniger nur die bestimmte zur Auslösung der Immunkörperproduktion verwandte Rasse beeinflussen. Derartige Verhältnisse werden besonders von WASSERMANN & ÖSTERTAG ! beschrieben. Bis zu einem gewissen Grad fand diese Rassenspezifizität auch WALKER 708 beim Typhus, wo ein durch Immunisierung mit einem bestimmten Stamme hergestelltes Serum besser gegenüber diesem als gegenüber anderen Stämmen schützte. Lıpstein '0 fand bei seinen Untersuchungen über die Immunisierung mit Diphtheriebacillen, „daß der Rezeptorenapparat der Diphtheriebacillen gewisse, bei allen Stämmen wiederzufindende Typen, „Grundrezeptoren“ aufweist, die viel- leicht in verschiedenen Proportionen auftreten, während jedem einzelnen Stamm „Partialrezeptoren“ eigentümlich sind, welche qualitative Unterschiede gegenüber anderen Partialrezeptoren zeigen.“ Die Veränderungen, die die Bakterien unter dem Einfluß der Immunstoffe des Organismus in vitro sowohl wie auch in vivo er- leiden, bestehen nicht allein in einer Modifikation des Rezeptoren- apparates; sie finden ihren sichtbaren Ausdruck vielmehr auch in morphologischen Veränderungen. Beim Streptococcus hat zuerst Borper’!0 auf das Auftreten von gekapselten Formen unter derartigen Bedingungen hingewiesen. Beim Hühnercholerabacillus haben SILBERBERG & Zeriony il ähnliches ge- sehen. Beim Milzbrand, wo diese Verhältnisse besonders eingehend studiert sind, hat zuerst Deurscr# 12,713 bei der peritonealen In- fektion das Auftreten von Kapseln beschrieben und ihren Widerstand gegenüber den Leukocyten beobachtet. Löntrın 'i#, der diese Ver- suche bestätigte, fand, daß Kapselbacillen auch im Reagenzglas der Phagocytose nicht unterworfen sind. METSCHNIKOFF !15, SAWTSCHENKO 16, Deutsch, Heım 717, 718, GRU- BER & FuTaxkı, LöHLeın u. a. sehen in der Kapselbildung des Milz- brandbacillus eine Schutzvorrichtung der Bakterien zur Abwehr der bakterienfeindlichen Kräfte des Organismus, also einen eminent teleo- logischen Vorgang, während MıcuLA’19, BiımacnHı?20, BaıL 721,722, STIEnnonx 723, Preisz725, Eısengerg 26, Ascotı??* u. a. sie nur als 380 E, FRIEDBERGER, morphologischen Ausdruck bestimmter Stoffwechselvorgänge betrach- ten. Dafür spricht die von BaıL zuerst festgestellte Tatsache der Kapselbildung auch im inaktivierten Serum, indem der Milzbrand- bacillus gar keine besonderen Abwehrmaßregeln bedarf. Wir sehen nun tatsächlich die Kapselbildung gerade da besonders entstehen, wo günstige Daseinsbedingungen vorliegen, wo also ein Reiz zur Abwehr fehlt. Andererseits ist die einmal gebildete Kapsel wohl im- stande, den Bakterien gewissermaßen als Schutzpanzer zu dienen. In diesem Sinne wäre die Kapselbildung nur als die Folge eines Nah- rungsreizes aufzufassen. Bar. stellte auch fest, sdaß diese Kapselbildung nur dem Serum zukommt, nicht den Leukocyten und auch nicht den Organen selbst, die letzteren besitzen sogar die Eigenschaft, die animalisierende Fähigkeit des Serums aufzuheben. Im Gegensatz zu FıscHoEper '?2’, der die Kapselbildung beim Milzbrand für eine Krankheitserscheinung, nicht für eine Abwehrmaß- nahme hält, betont Preısz‘2®8, daß die Fähigkeit Kapseln zu bilden, für die Virulenz des Milzbrandes eine conditio sine qua non sei. Die tödliche Wirkung des Milzbrandes ist nach ihm dieResultante aus drei Faktoren: der Kapselbildungsenergie des Bacillus, der milzbrandfeind- lichen Kräfte im Organismus und der die Kapselbildung fördernden Stoffe des Körpers. Im Gegensatz zu GRUBER & FUTAkxı, die bei der Milzbrandinfektion der Phagocytose eine wesentliche Rolle zuschreiben und die Meinung vertreten, daß die Kapseln es sind, die die Phago- cytose verhindern, vertritt Preısz die Anschauung, daß die Kapseln auch den Bacillus gegen die im Serum gelösten milzbrandfeindlichen Stoffe schützen. Die Wirkung des Milzbrandimmunserums ist nach Preısz keine opsonische, sie beruht vielmehr darauf, daß der tie- rische Organismus unter dem Einfluß des Milzbrandimmunserums in erhöhter Menge und in stärkerer Konzentration jene anthrakoziden Stoffe erzeugt, welche die avirulenten Bacillen zu vernichten ver- mögen. Vans Auch der Typhusbacillus wird, wie zuerst BaıL & Ruskrrius 729 gefunden haben, im Organismus nicht nur serumfest („tierische Ba- cillen“), sondern auch morphologisch verändert. Im allgemeinen sind allerdings die morphologischen Verände- rungen natürlich beim Typhusbacillus, namentlich da die Kapsel- bildung ausbleibt*), weniger eklatant als beim Milzbrandbacillus. Doch werden die Bacillen nach BaıL & Rusrırıus im Organismus deutlich dicker und plumper. Bei Ueberzüchtung auf Agar gehen die tierischen Eigenschaften aber sehr schnell wieder verloren. Die Autoren haben auch die Beobachtungen gemacht, daß die Typhus- bacillen in einem peritonealen Exsudat vom Meerschweinchen schon S—12 Stunden nach der Infektion serumfest, noch nicht aber phago- cytoseresistent sind. Nach HEXToen '31, 732 sind dagegen längere Zeit in einem Typhuskranken gewachsene Typhusbakterien resistent. gegen- über beiden Serumeinwirkungen. Tsuna 733 konnte zeigen, daß durch vorheriges Wachstum irgend- einer anderen Bakterienart im Serum seine Fähigkeit, neu ein- *) KÜHNnEMANN 30 findet auch beim Typhusbacillus im Serum junger, nicht aber erwachsener Kaninchen eine Kapselbildung: Er sieht in der Kapsel eine Abwehrvorrichtung, die der Bacillus wohl im Serum junger Tiere, nicht aber mehr in dem stärker wirksamen erwachsener zur Ausbildung bringen kann. Die bakteriziden Sera. 381 geimpfte Typhusbacillen in tierische zu verwandeln, verloren geht. Die Fähigkeit des Serums, tierische Bacillen zu erzeugen, beruht weder auf Komplement- noch auf dem Ambozeptorgehalt. Auch in Exsudaten lassen sich tierische Typhusbacillen erzeugen. Die Gegen- wart von Leukocyten wirkt keineswegs fördernd, eher hemmend. Die Gegenwart von Organzellen hat dagegen, im Gegensatz zu dem Verhalten bei Milzbrand, keinen ausgesprochen hemmenden Einfluß. BezzoLa '3* fand im Gegensatz zu Baır, daß die Serumfestigkeit tierischer Bacillen nicht etwa auf Veränderung ihrer vitalen Eigen- schaften beruht, sondern darauf, daß die Bakterien, sobald sie in einem schleimigen Exsudat suspendiert sind, aus rein physikalischen Gründen schwerer der Einwirkung von Ambozeptor und Komplement zugängig sind. Er konnte nämlich feststellen, daß schon durch kurzdauernde Einbringung von Bakterien in ein steriles Exsudat bei niederer 'Tem- peratur, bei der eine vitale Tätigkeit der Bakterien ausgeschlossen erschien, die Bakterien eine gewisse Serumfestigkeit erlangen. Dagegen fand allerdings Tsuna 3°, dab auch im Serum wachsende Typhusbacillen tierische Eigenschaften annehmen. Sie sind serum- fest gegenüber Agglutination und Bakteriolyse, nicht aber gegenüber der Phagocytose. Aeltere Theorien über die Wirkungsweise bakterizider Sera. Wir bringen noch nachstehend einige ältere Theorien über die Wirkungsweise bakterizider Sera, die im wesentlichen verlassen, aber wegen der tatsächlichen Ergebnisse doch von Interesse sind. Die Theorie Buchners. Die weitgehende Spezifität, die sich in einem tierischen Organismus nicht nur durch Injektion der verschiedensten Bakterien, sondern auch durch Vor- behandlung mit allen möglichen Zellen beinahe jeder beliebigen Tierspecies er- zielen läßt, glaubt BUCHNER nicht durch das Vorhandensein so vieler im Körper präexistierender Molekülgruppen mit spezifischer differenter Affinität für die verschiedenen injizierten Elemente erklären zu können. Er nimmt vielmehr an, daß eigene spezifische Bestandteile der in den Körper eingeführten Zellen (Bakterien usw.) im Organismus „in eine entgiftete, dem Körper nicht mehr fremdartige Substanz übergeführt werden“. Schon PFEIFFER hat in seiner Arbeit „Ein Grundgesetz der Immunität“ darauf hingewiesen, daß das Eintreten der Bakterienauflösung im Reagenz- glase im frischen Peritonealexsudat eines Cholerameerschweinchens oder auch in durch Normalserum aktiviertem Immunserum (BORDET) unmöglich mit der Anschauung BucHNnErRs in Einklang zu bringen ist, der ja für die Wirkung‘ des Immunserums nur die entgifteten und sonst wenig veränderten Bakterien- stoffe verantwortlich macht. Mit der BucHnerschen Theorie läßt sich auch das Mißverhältnis zwischen den hohen Titerwerten des Serums und den kleinen zu ihrer Erzeugung nötigen Bakterienmengen nicht erklären, worauf zuerst W. KoLLE bei seinen Immuni- sierungsversuchen am Menschen hingewiesen hat. Aus diesen Versuchen ging, wie KoLLE hervorhebt (Centralbl. f. Bakt., 1896), hervor, daß ein solches Mißverhältnis zwischen Ursache und Wirkung besteht, daß die Theorie hin- fällig wird. Nach KoLtes Berechnung genügte die Einverleibung von 2 mg Cholerakultur beim Menschen, um die Produktion von so viel Bakteriolysinen im Blute des Menschen hervorzurufen, daß mehrere Millionen Oesen virulenter Choleravibrionen damit zur Auflösung gebracht werden können. 5 Zur Begründung führt neuerdings auch R. PEFIFFER folgende Berechnung an: „Beim Kaninchen kann man mit Leichtigkeit durch einmalige intravenöse Injektion von 1/>;, mg abgetöteter Cholerakultur einen Serumtiter von beispiels- weise 1 mg erzeugen. Nehmen wir an, daß das Versuchstier etwa 60 g Serum zu liefern vermag, so sind darin 60000 IE. enthalten, welche 60000 X 2 mg, 382 E. FRIEDBERGER, ' d. h. 120 g virulenter Cholerasubstanz zur Auflösung bringen können. Ursache und Wirkung stehen demnach im Verhältnis von 1:1/s;,. 120000 also wie 1:30 Millionen.“ Auch vermag die BucHNnErsche Theorie nicht befriedigend die von MERTENS gefundene Differenz der Antikörperproduktion bei subkutaner und intraperi- tonealer Injektion zu erklären. Zu der Zeit endlich, wo bei den zu immunisierenden Tieren die Vergiftungs- erscheinungen schon vollständig zurückgegangen sind und nach BucHNER die Antikörperbildung auf dem Höhepunkt stehen müßte, ist in der Regel von den- selben noch nichts nachzuweisen; die Stoffe treten vielmehr erst geraume Zeit später auf. Vor allem ist die Irrtümlichkeit der BucHhnerschen Auffassung durch neuere Untersuchungen von R. PEFIFFER & FRIEDBERGER, auf die an anderer Stelle bereits näher eingangen ist, endgültig dargetan. Diese Autoren konnten zeigen, daß auch im Normalserum Antistoffe enthalten sind, die mit denen des Immunserums vollkommen identisch sind, bei Tieren, bei denen eine natürliche Infektion mit dem betreffenden Erreger ohne weiteres auszuschließen ist. Es konnte nämlich durch die betreffenden Untersuchungen dargetan werden, daß die Antikörper des normalen Ziegenserums identisch sind mit denen der gegen Cholera immunisierten Ziegen. Theorie, die Bakteriolyse auf Endofermente der Bakterien zurückzuführen. EMMERICH & Löw ‘36, 737 nehmen in Uebereinstimmung mit R. PFEIFFER an, daß die Wirkung der Antikörper eine enzymatische ist, jedoch sollen die be- treffenden Enzyme nicht im Körper gebildet werden, sondern von den Bakterien selbst stammen. Die Autoren gingen dabei von der Beobachtung aus, daß in alten Kulturen ähnliche Umwandlungen der Bakterien zustande kommen, wie sie im Peritoneum immuner Meerschweinchen beobachtet werden, welcher Erscheinung in Flüssig- keitskulturen eine der Agglutination analoge Zusammenballung vorausgehen soll. Diese Veränderungen, die seither als Folge von Nahrungsmangel gedeutet wurden, beruhen nach EMMERICH & Löw auf der Ausscheidung von Enzymen durch die Bakterien selbst. Sie bezeichneten dieselben, da sie die Nukleo- proteide der Bakterien zur Auflösung bringen konnten, als „Nukleasen“ und belegen die verschiedenen Nukleasen mit den Namen der betreffenden Bak- terienart, z. B. „Pyocyanase“ von Pyocyaneusbacillus, „Diphtherase“ von Diph- theriebacillus usw. Die von ihnen aus alten Bouillonkulturen hergestellte *) wirksame Pyocyanase ist hitzebeständig und verträgt zweistündiges Verweilen in strömendem Dampf. Dadurch unterscheidet sie sich sicher von einem even- tuellen Proteinferment, das höchstens eine !/>-stündige Erhitzung erträgt. Ebenso sind diese Fermente nach EMMERICH & Löw von den CONRADI- schen bei der Autolyse freiwerdenden bakteriziden Körpern verschieden, die, im Gegensatz zu ihren Nukleasen durch Alkohol fällbar und leicht dialysierbar, trypsinartige Fermente sind. In vitro kann den Nukleasen eine starke bakterizide Fähigkeit zukommen, besonders bei Sauerstoffabschluß (unter diesen Bedingungen sollen auch Cholera- und Typhusimmunserum nach EMMERICH & Löw, MÜLLER'#, sowie WAL- KER’#! in vitro eine stärkere bakterienvernichtende Fähigkeit entfalten). Je nachdem die Nuklease spezifisch auf die sie erzeugende Bakterienart wirkt, oder auch auf andere wie das die Pyocyanase tut, bezeichnen EMMERICH & Löw sie als „homöoforme“ oder „heteroforme Nukleasen“ Die Pyocyanase soll speziell nicht nur gegen Pyocyaneus, sondern auch gegenüber Milzbrand, Typhus, Cholera, Diphtherie, ja selbst gegenüber Diphtherietoxin ihre Wirksamkeit entfalten **). *) Zur Gewinnung der Pyocyanase werden die längere Zeit in der Nähr- flüssigkeit (Pepton 5,0, Asparagin 2,0, Dikaliumphosphat 2,0, Natriumacetat 5,0, Chlornatrium 2,0, Magnesiumsulfat 0,1 ad 1000) gezüchteten Pyocyaneuskulturen neutralisiert und durch Berkefeldfilter filtriert; das Filtrat wird im Vakuum bei 25 bis 30° auf !/,, Vol. eingedampft und dann der Dialyse unterworfen. **) WoOoDHEAD & Woon"®® haben bereits gezeigt, daß abgetötete Pyocyaneus- kulturen Kaninchen Schutz gegenüber Milzbrandinfektion verleihen. CHARRIN SA DIENAED 137 erzielten den gleichen Effekt mit Filtraten von Pyocyaneus- zulturen. Die bakteriziden Sera. 383 Im Tierkörper verbindet sich die labile Pyocyanase mit Eiweiß zu einem hochwirksamen „Pyocyaneus-Immunproteidin‘“. Der Mangel einer Spezifität, der der Pyocyanase (wenn auch nach EMMERICH & Löw im Gegensatz zu den meisten anderen Nukleasen) zukommt, spricht gegen die Identität dieser Stoffe mit den spezifischen Antikörpern. Die auffallenden Beobachtungen über die bakterizide Wirkung der Nuklease in vitro wurden von DIETRICH '# und KLIMOFF'# in wesentlichen Punkten nicht bestätigt. KLımorrF bestreitet die Fermentnatur der Nuklease wegen ihrer Hitze- beständigkeit und leugnet die Bakteriolyse und Agglutination durch diesen Körper. Ebenso bestreitet DIETRICH den Fermentcharakter und führt die Ab- tötung der Bakterien auf osmotische Störungen zurück. In einer Entgegnung auf diese Arbeiten halten EMMERICH '4, Löw und KOoRSCHUN an ihrer ursprünglichen Auffassung fest und bringen neue Tatsachen, die dafür sprechen sollen, daß die Cyanasen echte Fermente sind. DIETRICH '# erkennt in einer Entgegnung die Beweise der vorerwähnten Autoren bezüglich des Fermentcharakters der Öyanasen nicht an, was EMMERICH’4® zu einer erneuten Erwiderung veranlaßt. VAERST "#7 bestätigte die Angabe von EMMERICH & Löw, daß die Pyocyanase imstande ist, Milzbrandbacillen aufzulösen. In Tierversuchen über Jen Einfluß der Pyocyanase auf die Milzbrandinfektion gelang es ihm mit wässeriger Pyo- cyanaselösung oder mit Pyocyanase-Milzextrakt nicht, Kaninchen gegen Anthrax zu immunisieren, wohl aber mit Pyocyanaseserum. Bei gleichzeitiger Injektion von Pyocyanase und Milzbrand gelang es, die Entwickelung der Bakterien im Tierkörper zu hemmen. TAVERNARI# sah eine deutliche günstige Beeinflussung der Milzbrand- infektion des Kaninchens durch Pyocyanase; das gleiche Resultat erhielten THÖöngssen "4 bei Kaninchen und Schafen. GREITHER °®° gelang in einer Versuchsreihe die Immunisierung von drei Schweinen gegen Swineplague, nicht aber gegen Hogeholera mit Immunproteidin. EMMERICH & TROMMSDORFF vermochten durch Pyocyanaseimmunproteidin in 31 Proz. Kaninchen von einer Streptokokkeninfektion zu heilen; in 46 Proz. den Infektionsverlauf durch die Behandlung in die Länge zu ziehen. (Späterhin sind eine Reihe klinischer Arbeiten entstanden, die sich über die Pyocyanase nicht ungünstig äußern.) Denen EMMERICH & Löws verwandte Anschauungen über die Bakterio- lyse vertritt Danysz 5! auf Grund seiner Untersuchungen über die Milzbrand- auflösung im Rattenserum. Er beobachtete, daß man — analog, wie es bereits vorher SAWTSCHENKO ausgeführt hatte — den Milzbrandbacillus und selbst das sehr empfindliche Vacein I an Rattenserum allmählich gewöhnen könne. Der- artige Bacillen zeigen im Gegensatz zu frischen eine Schleimhülle, die befähigt sein soll, die feindlichen Substanzen des Serums zu neutralisieren. Diese letzteren sind keine bakteriolytischen Fermente, sondern eine den Antiseptieis analoge Substanz, die nur die Assimilation und das Wachstum der Milzbrand- bacillen aufhebt. Damit aber wird die Bildung und auflösende Wirksamkeit eines bakteriolytischen Fermentes in den Bacillen selbst begünstigt. Die gleichen reaktiven Veränderungen wie unter dem Einfluß eines schä- digenden Serums (Hüllenbildung) zeigen die Milzbrandbacillen nach Damwysz auch, wenn sie der Einwirkung von Arsenlösungen von gewisser Konzentration ausgesetzt werden. Theorie, die bakterizide Wirkung des Blutserums auf Erhöhung der Alkaleszenz zurückzuführen. In den frühesten Stadien der Immunitätsforschung glaubte man die bakterienvernichtenden Fähigkeiten auf gewisse chemische Eigenschaften zurück- führen zu können. Die ersten hierher gehörenden Beobachtungen rühren von BEHRING’3? her, der die Unempfänglichkeit weißer Ratten für Milzbrand aus der hohen Alkaleszenz ihres Blutes herleitete und durch entsprechende Aenderung der Reaktion die Tiere ieh zu machen vermochte. eitere Untersuchungen von 'PAnE ”°”, sowie von ZAGARI’* & INNOCENTE ’ bestätigten einen gewissen Zusammenhang der Alkalität des Blutes mit der natür- lichen Resistenz der Tiere. 384 E. FRIEDBERGER, Versuche über den Zusammenhang zwischen Immunität und Alkaleszenz des Blutes wurden sodann in größerem Maßstabe von v. FODoR’’% angestellt. Er zeigte, daß bei der künstlichen Infektion des Kaninchens gegen Milzbrand zu- nächst der Alkaligehalt des Blutes steigt, aber im weiteren Verlaufe bei letal endigender Infektion stark abnimmt. Bei immunisierten Tieren fand er den Alkaligehalt des Blutes vermehrt, ebenso war er sehr hoch bei resistenten Tieren. Künstliche Steigerung der Alkaleszenz erhöht nach v. FOoDor’?? die Resistenz des Organismus. Zu gleichen Resultaten, wie v. FODoR ”°, kamen CALABRESE ”’®, sowie PÖHL '*°, Löwır *!, während ÜHOoRr " sowie BEHRING'® die Richtigkeit von v. Fopors '* Resultaten bestritten. v. FopDor hat dann in Gemeinschaft mit RıEGLER '# die Untersuchungen weiter fortgesetzt und fand, daß längeres Stehen sowie Erwärmen des Serums die Alkalität vermindern. Die durch Immunisierung mit Anthraxvacein erhöhte Alkalität sinkt nach v. Fopor bei der nachherigen Impfung derartiger Tiere nur minimal. Injektion von Diphtherietoxin hat eine Abnahme der Alkalität zur Folge. Die Injektion von Diphtherieantitoxin erhöht sie. GAMALEIA '%66 und gleichfalls BEHRING’®” machten auch den Gehalt des Blutserums an Kohlensäure verantwortlich für seine bakterienvernichtende Fähigkeit. Desgleichen hat CHRISTMAS’®® angenommen, daß die Inaktivierung des Serums durch Vertreiben der an und für sich bakterizid wirkenden Kohlensäure des Blutes zustande komme. EMMERICH ", TsuBoI’", STEINMETZ’ & Löw’ zeigten, daß inaktives Hundeserum durch Zusatz von Natronlauge wieder aktiviert wird und nachher bei erneuter Erwärmung aktiv bleibt. Auch sie führen die Inaktivierung des Serums nicht auf die Temperaturerhöhung zurück, sondern auf die aus den Bikarbonaten beim Erhitzen freiwerdende Säure (Kohlensäure), die das Alkali vom Eiweiß abspaltet und letzteres dadurch inaktiviert. In dem erhitzten, mit Alkali behandelten und regenerierten Serum sollen aber die Bikarbonate in Monokarbonate umgewandelt sein; es kann also keine Kohlensäure freiwerden, um die Alkalialbuminate zu zerlegen. Buchner °"3 führte die Verminderung der Keime im inaktiven Serum nach Alkalisierung in den Versuchen von EMMERICH, TsUBOoI, STEINMETZ & Löw auf die bei ihren Versuchen angewandte lang dauernde Dialysierung des Serums u die eine Verminderung der Nährstoffe des Serums für Mikroorganismen edingt. n einer zweiten Arbeit suchten EMMERICH ’* & TsuBo1’® diese Einwände BUCHNERs zu widerlegen. Die Tatsache, daß durch Durchleitung von CO, durch das Blut das Serum an Alkali reicher wird, veranlaßte HAMBURGER ''% die Unterschiede in der bak- teriziden Wirkung zwischen gewöhnlichem Blut und mit CO, behandeltem sowie zwischen Venen- und Arterienblut, zu untersuchen. Er fand in der Tat eine er- höhte bakterizide Wirkung des mit Kohlensäure behandelten und des Venen- blutes. Die Wirkung des an CO, reicheren Stauungsblutes war noch gegenüber der des venösen erhöht. Ebenso war in der Stauungsiymphe die bakterien- vernichtende Eigenschaft vermehrt. HAMBURGER!” führt diese Tatsachen auf die Eigenschaft des CO, zurück, aus den Albuminaten diffundibles Alkali frei zu machen. SPRONCK '’® bestreitet die Richtigkeit der HAMBURGERschen '”? Versuche. Wenn nach den Untersuchungen der genannten Autoren der Alkaligehalt des Blutes -eine gewisse Beziehung zur bakterienvernichtenden Fähigkeit be- sitzt, so kann der Einfluß der Reaktion doch nur ein ganz sekundärer sein und vor allem bei der künstlichen oder erworbenen spezifischen Immunität gegen- über Bakterien nur eine untergeordnete Rolle spielen. So ist denn diese Theorie, einfache chemische Zustände der Körperflüssig- keiten für die Keimvernichtung verantwortlich zu machen, längst gänzlich auf- gegeben. Anders verhält es sich mit einer Theorie, die die Keimvernichtung auf gewisse physikalische Verhältnisse zurückführt. Theorie, nach der die Wirkung des Blutserums auf osmotische Schwankungen und Ernährungsstörungen der Bakterien zurück- zuführen ist (Assimilationstheorie Baumgartens). BAUMGARTEN ’® und seine Schüler JETTER ”**, WALz ”°, DIETRICH, FINKH ’*, ferner FISCHER ®®® und FOCkER ’®®, ursprünglich auch METSCHNIKOFF ”", CHRIST- MAS ””!, SZEKELY ®°, nehmen an, daß die Keimverminderung im normalen wie im Die bakteriziden Sera. 385 Immunserum beim Reagenzglasversuch durch eine kombinierte schädigende Wirkung von osmotischen Schwankungen und „Assimilationsstörungen“ zustande kommt, welchen letzteren BAUMGARTEN ’* früher namentlich zufolge seiner ersten Arbeiten und deren von PETRUSCHKY ’”, FAHRENHOLZ "", ÖZAPLEWSKT’® die wesentlichste Rolle dabei zuerteilte. Die Bakterienvernichtung im Organismus eines Immuntieres erklärt BAuMm- GARTEN '®? dadurch, daß hier die betreffende Bakterienspecies keine günstigen Ernährungsbedingungen findet. Zusatz von Nährstoffen zum Serum hebt nach BAUMGARTEN 183, IWALZ, FınkH '8’ u. a. die Bakterizidie in vitro auf. Alsdann hat man in erster Linie die durch übliche Versuchsanordnung bedingte Uebertragung vom Nährmedium auf das „bakterizid“ wirkende Serum und umgekehrt für die Keimvernichtung verantwortlich gemacht. Diese soll wegen der Differenz in dem Salzgehalt der verschiedenen Substrate plasmo- Iytische Störungen hervorrufen und die so geschädigten Bakterien sollen leichter ungünstigen Ernährungsbedingungen- erliegen. Schon im Jahre 1881 hat übrigens Roser '% die Bedeutung des Salz- gehaltes des Blutes für die Immunität betont. KLIMoOFF kommt jedoch bezüglich der vermeintlichen Assimilationsstörungen in seinen Versuchen zu ganz anderm Resultat. Zusatz von Pepton zum nicht erhitzten Serum begünstigt zwar die Bakterienentwickelung, vermag aber die Bakterizidie keineswegs völlig aufzuheben und die begünstigende Wirkung des Peptons macht sich in gleicher Weise gegenüber erhitztem wie frischem Serum geltend. Was dann die osmotischen Schädigungen anlangt, so sind diese in jüngster Zeit besonders eingehend von FISCHER, namentlich am Typhusbacillus, der für derartige Versuche ein ausgezeichnetes Objekt darstellt, untersucht worden. FISCHER unterscheidet unter den Bakterien, die wie alle Pflanzenzellen ein osmotisches System darstellen, zwei Gruppen bezüglich der Permeabilität für Kochsalz. Die für die I—2-proz. Kochsalzlösung wenig permeablen Bakterien. zeigen in anisotonischer Lösung das Bild der Plasmolyse (Cholera und Typhus), d.. h. eine Abtrennung des Protoplasmas von der Zellmembran. Bei den nicht plasmolysierbaren für Kochsalz permeablen Arten (z. B. Milzbrand) kommt es zur Plasmoptyse, d. h. zum Austritt des Protoplasmas nach Platzen der Zell- membran und damit zum Zellentod. Die Plasmolyse kann beim Steigen des Innendruckes zurückgehen, führt aber gewöhnlich gleichfalls im späteren Stadium zu einer Erhöhung des Innendruckes und zur Plasmoptyse. Auch nach FıscHer befördern ungünstige Ernährungsbedingungen den Ein- tritt der eben geschilderten Erscheinungen. Schon Denys’9 und Kaısın 98 konnten die Bedenken, die bei Baum- GARTEN & FISCHER der Wechsel des Nährbodens gegen die Alexintheorie hervor- rief, dadurch beseitigen, daß sie als Nährboden zur Vorzüchtung Blut benutzten und bei den bakteriziden Versuchen in Blut der gleichen Tierart (Hund) über- trugen. Die auf die anfängliche Bakterizidie in vitro folgende Vermehrung der Keime erklären sie nicht wie die Anhänger der Assimilationstheorie als durch Gewöhnung der Bakterien an das Serum bedingt, sondern als Folge des allmählichen Aufbrauchs der Alexine; Zusatz frischen Serums veranlaßt erneute Bakterienvernichtung. — In noch einwandfreierer Weise sind Versuche, in denen die vermeintlichen schädigenden Einflüsse der osmotischen Schwan- kungen usw. vermieden wurden, im BucHnerschen Institut von TROMMSDORFF sowie HEGELER ?99 angestellt worden. TROMMSDORFF hatte Choleravibrionen und Typhusbakterien, ehe er sie der bakteriziden Wirkung eines wirksamen Kaninchen- serums aussetzte, teils in inaktiviertem Serum, teils auf gewöhnlichen Nähr- böden vorgezüchtet. Die bakterizide Kraft des Serums war beiden Rassen von Bakterien gegenüber die gleiche. HEGELER hat, um jede plasmolytische Wirkung und den Nahrungsmangel zu vermeiden, umgekehrt aktives Serum zu den in inaktivem gezüchteten Bakterienkulturen zugesetzt und auch hier Bakteriolyse beobachtet. PETTERSON 300 gestaltete die Versuchsanordnung noch subtiler, indem er die Gelatinekulturen der betreffenden Bakterien mit dem: auf seine bakterizide Fähigkeit zu prüfenden Immunserum im Reagenzglas überschichtete und in Kontrollversuchen statt des Serums Kochsalzlösung oder inaktiviertes Serum benutzte. Nur in den mit Serum beschickten Röhrchen treten entsprechend der Wirksamkeit des Serums tiefreichende Entwickelungshemmungen der Bakterien ein, die bei den Kontrollröhrchen mit Kochsalz fehlten. Agar läßt die bakte- riziden Stoffe nicht durchdringen. In diesen Versuchsanordnungen war sowohl Handbuch der pathogenen Mikroorganismen. 2. Aufl. IT. 25 386 E. FRIEDBERGER, eine osmotische Druckschwankung wie ein Nahrungsmangel genügend ausge- schlossen. Die Untersuchungen von FISCHER wurden dann noch eingehend widerlegt durch v. LINGELSHEIM °%1, In zahlreichen Untersuchungen mit Milzbrand und Typhusbacillen zeigte er, daß die bakterizide Wirkung des Serums sich durch osmotische Druckschwankungen nicht erklären’ lasse, da die Differenz im osmo- tischen Druck, wie sie bei der Uebertragung von Agar zu Serum und vom Serum zurück zum Agar vorhanden ist, viel zu gering ist, als daß auch bei schwierigen Assimilationsverhältnissen eine erhebliche Keimabnahme stattfinden kann. Es ergab sich vielmehr, daß auch ein viel höherer osmotischer Druck noch olıne Einfluß war. Auch BucHNER konnte schon zeigen, daß Bakterien bei sonst günstigem Nährstoffgehalt der Lösung selbst in 40-proz. Rohrzuckerlösung gut gedeihen. BUCHNER hat ferner darauf hingewiesen, daß die Inaktivierung des Serums durch kurz dauernde Erwärmung auf 55° sich nur schwer mit den BAaum- GARTENschen Theorien vereinigen läßt. Zur Erklärung muß BAUMGARTEN die sehr gezwungene Annahme machen, daß durch die Inaktivierung die Eiweiß- körper des Serums verändert und für die Bakterien besser verdaulich gemacht würden, wodurch die Schädigung infolge der Plasmolyse ausbleiben soll. Diese Annahme erklärt aber nicht, wie BUCHNER mit Recht hervorhebt, die Ab- nahme der Bakterizidie bei längerer Aufbewahrung im Eisschrank oder unter Einwirkung des Sonnenlichtes usw. Die BAUMGARTENsche Theorie läßt bei einer großen Anzahl von Tatsachen auf dem Gebiet der Immunität gänzlich im Stich. Ist sie schon keineswegs imstande, die Wirkung der normalen bakteriziden Wirkung zu erklären, so versagt sie noch mehr bei allen den Tatsachen, die das Stadium der spezifischen Immunität zutage gefördert hat. Sie erklärt weder die Wirkung der Immun- sera nach der Seite der Spezifität noch nach der: Intensität der Wirkung. Sie gibt keine befriedigende Aufklärung über die Tatsache der Inaktivierung und über die Wirkung der Antikomplemente und Antiambozeptoren, die Kom- plementablenkung usw. Vor allem aber vermag die BAUMGARTENsche Assimilationstheorie nicht die Vorgänge bei der Hämolyse zu erklären. Wegen der rein äußerlichen Uebereinstimmung der Erythrocytenauflösung im heterologen Serum mit den Veränderungen, die Blutkörperchen in anisoto- nischen Kochsalzlösungen erfahren, hielt BAUMGARTEN ursprünglich die Hämolyse im Immunserum für eine Folge der Anistonie dieser Flüssigkeit gegenüber den suspendierten Elementen. Die Inaktivierung des Serums durch Erwärmen auf 35° führte er auf eine Aufhebung der Anistonie zurück. Da sich jedoch physi- kalisch nach BAUMGARTENs und seiner Schüler eigenen Untersuchungen kein Unterschied im Verhalten aktiven und inaktivierten Serums nachweisen läßt, so hat BAUMGARTEN seine ursprüngliche Auffassung modifiziert; er erkennt die Existenz spezifischer Ambozeptoren im Sinne EHRLICHs nunmehr an, hält sie aber nicht für einen fermentartigen Stoff, sondern schreibt ihnen nur die Funktion zu, die Resistenz des Blutkörperchenstromas herabzusetzen und dessen Permeabilität zu ändern, eine Ansicht die nach den Untersuchungen von FRIED- BERGER, RÖSSLE, LEUCHS nicht zutrifft (s. S. 361). Literatur *). Zusammenfassende Darstellungen über die bakteriziden Sera und verwandte Materien finden sich bei: AscoL1, Grundriß der Serologie, Wien, J. Safar, 1912. ARRHENIUS, Immunochemie, Leipzig, akad. Verlagsges., 1907. 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Wenn sich jetzt unverkennbar eine Wandlung voll- zogen hat, die wohl in absehbarer Zeit über alle Hauptfragen eine Einigung der früher schroff gegenüberstehenden Ansichten erhoffen läßt, so ist der Grund dafür einmal darin zu suchen, daß sich den Immunitätsforschern, je weiter unsere Kenntnisse fortschreiten, um so notwendiger die Ueberzeugung aufdrängte, daß sich die mannig- faltigen Erscheinungen der Immunität unmöglich alle auf dieselbe Weise erklären lassen, daß also auch die Phagocytose ebenso wie die Bakteriolyse nur eine der mannigfachen Abwehrreaktionen des Or- ganismus darstellt. Vor allem aber hat man erkannt, daß zwischen „humoraler‘“ und „cellulärer“ Immunitätstheorie kein Gegensatz, sondern vielmehr ein inniger Zusammenhang besteht, indem nämlich die Phagocytose in den allermeisten Fällen erst durch Vermittlung besonderer Serumstoffe eintritt; insbesondere ist das bei der erworbenen Immunität wohl ausnahmslos der Fall. Hier ist also — und dies bildet einen grund- legenden Unterschied unserer jetzigen Anschauungen gegenüber der ursprünglichen Theorie METSCHNIKOFFS — die Spezifität bei den phagocytären Vorgängen genau so wie bei den antitoxischen und bak- teriolytischen Vorgängen auf gelöste Serumstoffe, nicht auf ein ge- heimnisvolles Wahlvermögen amöboider Zellen zurückzuführen. Mübig erscheint mir dagegen die Frage, ob in diesem Falle das Serum oder die Phagocyten den Hauptfaktor bei der Vernichtung der Keime dar- stellen; es sind eben beide gleich unentbehrlich dazu. Die ersten grundlegenden Beobachtungen über die Rolle, welche dem Serum bei der Phagocytose zukommt, wurden im Jahre 1895 von Drnys in Gemeinschaft mit LecLEer angestellt. Diese Beob- Handbuch der pathogenen Mikroorganismen. 2. Aufl. II. 26 402 F. NEUFELD, achtungen wurden ermöglicht durch eine neu geschaffene Technik, die sich in der Folge als außerordentlich bedeutungsvoll erwiesen hat, nämlich durch den Phagocytoseversuch im Reagenzglase, bei wel- chem aus dem Tierkörper entnommene, überlebende Leukocyten mit Bakterien und Serum in verschiedenen Kombinationen zusammen- gebracht wurden. Es zeigte sich, daß die isolierten Leukocyten die ihnen im lebenden Tierkörper zukommende Fähigkeit zur Phago- cytose auch noch im Reagenzglase besitzen; hiermit war die Möglich- keit gegeben, über eine Anzahl prinzipiell wichtiger, bis dahin strit- tiger Fragen Aufschluß zu erhalten. Zunächst prüften Denys & LeEcLer die Anschauung METscHNT- korrs nach, wonach im Verlaufe der Immunisierung gegen gewisse Krankheitserreger eine „Erziehung‘ der Leukocyten eintreten soll, so daß die Zellen es allmählich ‚lernen‘, den Kampf mit den patho- genen Mikroorganismen mit Erfolg aufzunehmen. Es ergab sich bei gegen Streptokokken immunisierten Tieren das eindeutige Resultat, daß die Leukocyten immunisierter Tiere den Streptokokken gegenüber ebeusowenig eine Freßtätigkeit ausübten, wie die Leukocyten nor- maler Tiere, eine solche trat jedoch in ausgesprochenster Weise ein, sobald etwas Serum eines immunen Tieres hinzugefügt wurde, — dann war es jedoch völlig gleichgültig, ob die verwendeten Leuko- cyten von einem immunen oder einem normalen Tiere stammten. Weitere Beobachtungen von Drnvys und seinen Schülern Mar- CHAND und Mennes bezogen sich auf die Verarbeitung der aufge- nommenen Kokken im Innern der Phagocyten, ferner auf die ent- scheidende Rolle, die der Virulenz der Kokken bei ihrem Verhalten gegenüber den Zellen zukommt; bezüglich der Pneumokokkenimmuni- tät wurden analoge Verhältnisse wie bei den Streptokokken fest- gestellt. Trotzdem die Analogie zwischen den von Drenys im Reagenzglas und den schon lange vorher von METSCHNIKOFF u.a. im Tierkörper beobachteten Vorgängen eine ganz überraschende war, trug METSCHNI- Kkorr doch zunächst Bedenken, die Gültigkeit der in vitro festge- stellten Gesetzmäßigkeiten für die Verhältnisse im lebenden Tier an- zuerkennen. In Deutschland herrschte damals im allgemeinen wenig Interesse für die Phagocytoselehre überhaupt, und so kam es, daß die bedeutsamen Entdeckungen Denys zunächst nicht die verdiente Be- achtung fanden, und daß das von ihm begonnene Werk erst nach einer Reihe von Jahren wieder aufgenommen wurde. Dabei ergab sich zunächst die Aufgabe, die Befunde Denys’ mit der inzwischen hauptsächlich durch Enukrıch begründeten Immuni- tätstheorie in Beziehung zu bringen. Durch den Bindungsversuch nach EHrticH-MoRGENROTH ließ sich feststellen, daß die Antikörper des Strepto- und Pneumokokkenimmunserums nicht an die Leukocyten, sondern ausschließlich an die zugehörigen Bakterien verankert werden: die Wirkung dieser Sera beruht also nicht, wie die MrTscH- NnIKOFFSche Schule bis dahin behauptet hatte, auf einer ‚„Stimu- lierung‘‘ der Phagocyten, sondern auf einer Veränderung der Bak- terien, welche sekundär eine Phagocytose zur Folge hat. Indem diese Auffassung gestattete, die phagocytoseauslösenden Antikörper zwang- los mit sonstigen Antistoffen des Serums in Parallele zu stellen, er- gab sich sogleich die weitere Frage, ob sie mit den bis dahin be- kannten Serumstoffen identisch, oder ob sie als eine neue, eigene Art Bakteriotropine und Opsonine. 405 von Antikörpern anzusehen sind. Insbesondere wurde die Frage nach dem Verhältnis der Bakteriotropine — diese Bezeichnung wurde den von Denys entdeckten, thermostabilen Immunkörpern später bei- gelegt — zu den bakteriziden Ambozeptoren erörtert. Dıe Mehrzahl der Untersucher neigt jetzt dazu, die Tropine und die lytischen Ambozeptoren als verschiedene, voneinander unabhängige Antikörper aufzufassen, eine völlige Einigung ist jedoch trotz zahl- reicher Untersuchungen über diese Frage ebensowenig wie über die ähnliche Frage nach den Beziehungen zwischen den bei der Präzi- pitation, Komplementablenkung und Anaphylaxie beteiligten Anti- körpern zustande gekommen. Als gesichertes Ergebnis darf dagegen die Erkenntnis angesehen werden, dab die Phagocytose der durch bak- teriotrope Immunsera ‚sensibilisierten“ Bakterien nicht etwa eine Be- gleiterscheinung der Bakteriolyse, eine verhältnismäßig belanglose und sewissermaßen selbstverständliche Folge des Absterbe- und Auflösungs- prozesses der Bakterienzelle ist, sondern dab beide Abwehrreaktionen des Organismus, wenn sie auch oft durch die gleichen Immunsera ausgelöst bzw. verstärkt werden, als gleichberechtigte und voneinander unabhängige Faktoren anzusehen sind. Offenbar ohne Kenntnis von den klassischen Versuchen Dexvs’ entdeckte LEısumAn 1902 eine Methode, die es gestattet, die Phago- cytose an den Leukocyten eines frisch vom Menschen entnommenen Blutstropfens zu beobachten. Den Grad der Phagocytose stellte Lrısuman durch Zählung der gefressenen Bakterien bei einer größeren Anzahl von Phagocyten fest; er fand bei vergleichenden Untersuchungen eine deutliche Verstärkung der Phagocytose (von Staphylokokken) im Blut von spezifisch behandelten Personen und legte damit die Grundlage zur klinischen Verwertung seiner Methode. WricHnt & Doucras bildeten diese Methode weiter aus und unter- suchten in eingehendster Weise die phagocytoseerregende Wirkung des menschlichen Serums gegenüber einer Reihe von Mikroorganis- men. Sie fanden, dab das frische Serum die Phagocytose gegenüber vielen Bakterien in hohem Grade befördert, daß diese Eigenschaft des Serums aber beim Erhitzen auf 55—60° verloren geht. Die thermolabilen Stoffe, welche diese Wirkung hervorrufen, wirken auf die Bakterien, indem sie diese in bestimmter Weise verändern ; diese Stoffe bezeichnen Wrisnt & Douscras als Opsonine (nach dem griechischen opsoneo: ich bereite zur Nahrung vor). Die Autoren fanden weiter, daß der Opsoningehalt des Serums gesunder Menschen nur innerhalb enger Grenzen schwankt, daß dagegen bei Behandlung mit „Vaccinen“ (Tuberkulinpräparaten, abgetöteten Staphylokokken) in vielen Fällen eine Vermehrung dieser Stoffe auftritt, während die- selben im Serum von unbehandelten Kranken teils ebenfalls in ver- mehrter, teils auch in verminderter Konzentration gefunden wurden. Hieraus folgerten sie dieMöglichkeit, dieOpsonine in praktisch klini- scher Hinsicht, nämlich zur Ergänzung der Diagnose und der Pro- gnose, sowie zur Kontrolle der immunisatorischen Behandlung von Krankheiten zu verwerten. Da die Schwankungen im menschlichen Serum in der Regel nur geringe sind, so legte Wrıcnt den größten Wert darauf, durch Zäh- lung der durchschnittlich von einem Leukocyten aufgenommenen Bak- terien, wie das schon von Leısmman angegeben war, die Wirkung eines Serums quantitativ genau zu bestimmen. 26* 404 F. NEUFELD, Die weitgehenden Hoffnungen, die WriıcHt und seine Schule an die praktische Verwertung des „opsonischen Index“ knüpften, haben sich nicht erfüllt. Die Grundlage für die „opsonische Behand- lung‘ einer Reihe von Infektionskrankheiten, vor allem der Tuberku- lose, bildet die Annahme, daß der opsonische Index der Ausdruck des bestehenden Immunitätsgrades sei: Der abnorm niedrige Index sollte nach WricHut & DovcLas die direkte Ursache der Erkrankung, die Hebung des Index das Ziel der spezifischen Behandlung und der In- dex der Maßstab des Erreichten sein. WrıcHT selbst hat niemals den Versuch gemacht, diesen Hypothesen durch das Tierexperiment eine sichere Grundlage zu geben. Dagegen haben die Versuche von UNGERMANN u.a. unzweideutig gezeigt, daß selbst so ausgesprochene Unterschiede in der natürlichen Empfänglichkeit, wie sie für menschliche Tuberkelbacillen einerseits und Perlsuchtbacillen anderer- seits bei Menschen und beiRindern bestehen, in dem opsonischen Index absolut nicht zum Ausdruck kommen. Ebensowenig wie für die natürliche gibt der Index nach UNnGERMAaNN für die erworbene Im- munität bei der Tuberkulose einen Maßstab. In der Praxis ist man jetzt wohl allerseits zu der Ueberzeugung gekommen, daß die anfangs von manchen als unerläßlich angesehenen Indexbestimmungen während einer spezifischen Kur in der Tat ent- behrlich sind, und ebensowenig hat sich die Indexuntersuchung zu diagnostischen Zwecken einzubürgern vermocht, obwohl ihr für ge- wisse Fälle vielleicht ein Wert zukommt. Damit hat auch die eine Zeitlang viel erörterte Frage, mit welchem Grade von Genauigkeit der „Index“ sich ziffernmäßig feststellen läßt, erheblich an Interesse eingebüßt. Zweifellos haben aber die Wreisnutschen Arbeiten, zum Teil wohl gerade wegen der weitgehenden praktischen Konsequenzen, die der Autor daraus ziehen zu können glaubte, mächtig dazu beigetragen, der Phagocytoselehre die ihr früher von vielen Seiten versagte Aner- kennung zu erringen. Das bedeutsamste Ergebnis derWRIGHT- schen Forschungen ist wohl die Entdeckung der Normal- opsonine, denen wir die größte Bedeutung für die natürliche Im- munität zuschreiben müssen. Wenn die neuere Phagocytoselehre dazu geführt hat, in manchen grundlegenden Punkten die von der Merschnikorrschen Schule lange festgehaltenen Anschauungen durch andere zu ersetzen, die sich in den Rahmen der durch Benrıne, EHRLICH, PFEIFFER U. a. begründeten Theorien einfügen, so werden wir darüber nicht vergessen dürfen, daß im Grunde doch alle diese Bestrebungen auf den genialen, grundlegenden Entdeckungen METSCHNIKOFFS weiterbauen, und wer- den Enrriıcn beistimmen, wenn er sagt, daß in den neueren For- schungen die Phagocytoselehre METScCHNIKoFFs eine neue Blüte erlebt. Die Bedeutung der Phagocytose und der phagocytose- befördernden Serumstoffe für die Immunität. Das Vorkommen der phagocytären Serumstoffe ist ein sehr all- gemeines; bereits das Normalserum des Menschen und der darauf untersuchten Tiere enthält solche Stoffe gegenüber sehr zahlreichen Bakterienarten und durch immunisatorische Behandlung lassen sich Bakteriotropine und Opsonine. 405 gegen fast alle Mikroorganismen, soweit darüber Versuche vorliegen, stark phagocytoseerregende Antikörper erzeugen; dies gilt nicht nur für Bakterien, sondern nach neueren Feststellungen auch für gewisse Trypanosomen- und Spirochätenarten. Es bedeutet jedoch, wie weiter unten noch zu besprechen sein wird, das Vorhandensein dieser Anti- stoffe nicht ohne weiteres einen genügenden Schutz für den Organis- mus. In manchen Fällen vermögen nämlich die Bakterien sich durch Bildung von Kapseln gegen die Serumeinwir- kung zu schützen; dies ist nach v. GRUBER, LÖHLEIN, MARKL U.2. bei Milzbrand- und Pestbacillen gegenüber den Normalopsoninen ver- schiedener Tierarten der Fall; ein ähnliches Verhalten gegenüber Tro- pinen ist bisher noch nicht beschrieben worden. Weiterhin ist aber zu berücksichtigen, daß die Phagocytose zwar bei den mei- sten, aber durchaus nicht bei allen Bakterien auch zur Abtötung der gefressenen Keime führt, so hat sich z. B. eine Abtötung der phagocytierten Tuberkelbacillen bisher nicht nachweisen lassen ; in diesen Fällen genügt natürlich die Phagocytose nicht, um die Heilung herbeizuführen. Dennoch dürfen wir meines Erachtens auchin diesen Fällen die Phagocytose als einen für den erkrankten Organismus höchst zweckmäßigen Vorgang ansehen, in- dem sie ihn vor der Vergiftung schützt, und zwar nicht nur vor den spezifischen Toxinen und Endotoxinen des betreffenden Ba- cillus, sondern auch, worauf NEUFELD & Dorn hingewiesen haben, vor der Bildung nichtspezifischer Giftstoffe, deren Entstehen überall da zu erwarten ist, wo Bakterien frei im Blute kreisen oder sonst dem Kontakt mit Körpersäften ausgesetzt sind (sogenanntes „anaphy- laktisches Gift“). Auch in dieser Hinsicht scheint die Phagocytose von der größten Wichtigkeit zu sein; in allen Fällen, wo sie versagt, sind schwere allgemeine Vergiftungserschei- nungen die Folge, gleichviel um welche Art von Mikroorganismen es sich handelt. Wenn man gewisse Bakterienarten, wie die Tuberkel- und Leprabacillen, oft als relativ ungiftig bezeichnet, so erklärt sich die mangelnde Giftwirkung zum Teil wohl einfach dadurch, daß diese Bacillen fast stets intracellulär liegen. Die weit überwiegende Mehrzahl der Bakterien wird aber inner- halb der Phagocyten aufgelöst, und zwar, wie unten ausgeführt wer- den wird, ohne Hilfe miteingeführter Serumlysine. Bei geeigneten Objekten, wie Trypanosomen, läßt sich sogar die Aufnahme der leben- den Mikroorganismen und ihre Abtötung im Phagocyten nach Leva- DITI & MUTERMILcCH direkt beobachten. In denjenigen Fällen, wo das Serum gleichzeitig bakteriolytisch wirkt, wie z. B. bei Cholera- vibrionen, wird es natürlich häufig vorkommen, daß die Leukocyten auch die Reste der bereits im Serum abgetöteten Bakterien aufnehmen und weiter verarbeiten. Was die natürliche Immunität betrifft, so scheint dabei der opsonischen Serumwirkung eine weit größere Rolle zuzukommen, als der bakteriolytischen. Gegenüber einer großen Anzahl von Bakterienarten, auch von avirulenten, ist uns bisher eine bakterizide Wirkung des Normalserums überhaupt nicht bekannt, in anderen Fällen steht dieselbe in bezug auf die Intensität und Schnelligkeit der Bakterienvernichtung weit hinter der opsonischen Wirkung zurück; auch bedarf es anscheinend fast stets zur Opsonin- 406 F. NEUFELD, wirkung geringerer Menge von komplementhaltigem Serum als zur Lyse. Bei der erworbenen Immunität sehen wir in einer Reihe von Fällen, wie bei der Immunisierung gegen Streptokokken, Pneumo- kokken, Rotlaufbacillen, und wie es scheint, auch gegen Meningo- kokken nur Tropine, aber keine spezifischen Lysine auftreten. Im übrigen sei auf die nachfolgenden speziellen Angaben verwiesen; aus denselben geht hervor, daß auch bei der erworbenen Immunität den phagocytären Vorgängen eine mindestens ebenso allgemeine Be- deutung wie den lytischen zukommt. Allgemeine Uebereinstimmung herrscht wohl darüber, daß die Phagocytose insofern für den Organismus besonders vorteilhaft ist, als sie gleichzeitig die Bakterien entgiftet. Zu bedenken ist natürlich, daß für die Phagocytose im Tierkörper nicht nur, wie bei unseren Versuchen in vitro, die Leukocyten in Be- tracht kommen, sondern daß sich auch Endothel- und Organzellen vielfach beteiligen, über deren Besonderheiten wir nur wenig unter- richtet sind (vgl. die Versuche von LANDSTEINER mit Knochenmark- und von Brıscor mit Lungenalveolarzellen). Zei aller Bedeutung, die wir der Phagocytose zu- schreiben, wäre es jedoch eine unberechtigte Verallge- meinerung, jede antibakterielle Immunität, soweit sie nicht auf bakteriziden Ambozeptoren beruht, als phago- cytär erklären zu wollen; eine solche Auffassung würde der Mannigfaltigkeit der Immunitätserscheinung nicht senügend Rechnung tragen. Zunächst sehen wir in gewissen Fällen, so bei Hühnercholera, Pest, Milzbrand, die deutlichen Erschei- nungen der aktiven und passiven Immunität auftreten, ohne dab es wenigstens bisher gelungen ist, dieselben auf Lysine, Tropine oder Immunopsonine zurückzuführen. Für die erworbene Immunität des Meerschweinchens gegen eine Mäuetyphusstamm konnte LANDSTEINER weder eine gesteigerte Phagocytose, noch Iytische Ambozeptoren als Ursache nachweisen, dagegen ergab sich eine stark extracelluläre Ab- tötung der Keime in vitro in einem Gemisch von Immunserum und leukocytenhaltigem Exsudat; es schien dabei eine komplexe Wirkung, bei der ein Leukocytensekret beteiligt war, vorzuliegen. Neuerdings haben die eingehenden Untersuchungen von V. GRUBERK, SCHNEIDER, MucH, WEIL und seinen Mitarbeitern gezeigt, daß Leukocyten und Blutplättchen eigenartige bakterizide Stoffe (Leu- kine, Plakine) sezernieren können, die mit dem Komplement nichts zu tun haben und die gegenüber einer Reihe von Bakterien, wenigstens was die natürliche Immunität betrifft, eine wichtige Rolle zu spielen scheinen (,„aphagocide Leukocytenwirkung“ nach Weır). Die nach Much, DoLnp, SEIFFERT für die normale Resistenz bedeutungsvollen thermostabilen ‚Plasmastoffe‘“ sind vielleicht mit den Leukinen iden- tisch. In jedem Falle wird man die Vielseitigkeit der Immunitätsvor- gänge in Betracht zu ziehen haben und die phagocytäre Serumwir- kung nur da als ausschlaggebend ansehen dürfen, wo sich ihre Be- deutung durch Beobachtungen in vivo und in vitro eindeutig nach- weisen läßt. Je mehr wir uns davor hüten, die für eine Reihe von Einzelfällen sicher erwiesene Rolle der Phagocytose vor- __ ud Bakteriotropine und Opsonine. 407 eilig auf andere Verhältnisse zu übertragen, und je mehr wir an der klassischen Methode von Denvys festhalten, welchein den Versuchen in vitro das Abbild der Vorgänge in vivo sucht und beide Arten der Beobachtung in gegen- seitiger Kontrolle nebeneinander verwendet, um so we- niger werden wir Gefahr laufen, die der Phagocytenlehre endlich errungene allgemeine Anerkennung durch einen abermaligen Rückschlag der Anschauungen wieder in Brage gestellt zu sehen. Spontanphagocytose. Die ursprüngliche Anschauung von METSCHNIKOFF, wonach die Phagocyten befähigt sind, Bakterien ohne weiteres, d.h. ohne Prä- paration durch gelöste Serumstoffe aufzunehmen, besteht für gewisse Fälle zweifellos zu Recht; aber erst der Phagocytoseversuch in vitro hat uns in den Stand gesetzt, zu entscheiden, in welchen Fällen dies zutrifft, denn im Tierversuch ist ja die Mitwirkung von Serum- stoffen begreiflicherweise nie auszuschließen. Dıe Versuche von LÖHLEIn, DEAN, HECTOEN, WRIGHT & REID, NEUFELD & Hüne haben entgegen der ursprünglichen Annahme von Wrıcntr & Dousras gezeigt, daß bestimmte Bakterienstämme auch dann von Leukocyten stark gefressen werden, wenn sie in physiologi- scher Kochsalzlösung oder in dem für viele Fälle ebenso indifferenten inaktiven Normalserum suspendiert werden, nachdem durch 5—8- maliges Waschen in Kochsalzlösung jede Spur des etwa aus der Peritonealflüssigkeit anhaftenden Komplements entfernt ist. Die An- nahme Lönteıns, daß in diesen Fällen etwa aus den Leukocyten ein Opsonin abgegeben wird, und daß die Opsonine überhaupt aus den Leukocyten herstammen, ist unhaltbar, denn sonst müßte eine Spon- tanphagocytose doch wohl bei allen Bakterienarten, die der Opsonin- wirkung überhaupt zugänglich sind, eintreten, was keineswegs der Fall ist. Durch Versuche von SCHNEIDER ist ferner erwiesen, dab selbst bakterizide Leukocytensekrete kein Opsonin enthalten ; ebenso- wenig wirken nach Neumann Leukocytenextrakte, nach Onrtakı die „Plakine“ opsonisch. Nach neueren Befunden (MucH, Dorn) enthält das Serum und in noch in höherem Grade das Plasma von Meer- schweinchen und von Menschen thermostabile bekterizide Stoffe gegenüber Pneumokokken, die vermutlich von den Leukocyten_ se- zerniert sind, während im Kaninchenplasma diese Stoffe ab- solut fehlen; trotzdem sezernieren die Meerschweinchen- (und Men- schen-) Leukocyten nicht etwa ein Opsonin gegen virulente Pneumo- kokken. (Die in Rede stehenden ‚Plasmastoffe“ wirken nach Dorp merkwürdigerweise auf virulente Kokken stärker schädigend als auf avirulente). Bekanntlich ist man jetzt ja auch allgemein von der Ansicht zurückgekommen, daß die Leukocyten Komplement sezernieren. Nun hat sich gezeigt, daß sowohl im Tierexperiment wie im Reagenzglasversuch sehr oft die virulenten Stämme von den Phago- cyten unberührt bleiben, während die avirulenten lebhaft aufgenommen werden. Auch in dieser Hinsicht verdanken wir Denys und seinem Schüler MarcHann die grundlegenden Versuche. 408 F. NEUFELD, Denys und MarcHann fanden beimVergleich eines hoch- virulenten und eines avirulenten Streptococcus, daßder erstere nur bei Zusatz von spezifischem Serum phago- cytiert wurde, während der letztere auch in den Kon- trollpräparaten stark gefressen wurde. Dies entspricht völlig dem Verhalten im Tierkörper. Später sind von vielen Beobachtern entsprechende Befunde mitge- teilt worden, und es ist heute allgemein anerkannt, daß der Virulenz- grad der benutzten Kulturen von der größten Wichtigkeit für alle Phagocytoseversuche ist. Bei Cholera und Typhus fanden NeureLp & Hünxe, dab aviru- lente Stämme oft so starke Spontanphagocytose zeigten, dab sie zu Phagocytoseversuchen nicht verwendbar waren, während virulente ‚Stämme in den Kontrollpräparaten der Phagocytose weit weniger unterlagen. Eine avirulente Cholerakultur, die zunächst ohne Serum- zusatz sehr stark gefressen wurde, zeigte, nachdem sie durch Tierpassagen virulent gemacht worden war, ein ganz entgegengesetztes Verhalten. Die Virulenzschwankungen gingen nur innerhalb gewisser Gren- zen mit dem Verhalten der Stämme zu den Phagocyten parallel; ähn- liches läßt sich ja auch im Tierkörper beobachten. Weiter haben die Beziehung der Virulenz zur Phagocytose Dean, Baın & Rupkıtıus an Typhusbacillen, Lönteın bei verschiedenen Colistämmen, HECToEN, Rosznow, BÜRGERS, STROUSE, UNGERMANN u. a. bei Strepto- und Pneumokokken untersucht. Man darf jedoch nicht etwa erwarten, daß alle avirulenten Bakterien der spontanen Phagocytose unterliegen müßten; vielmehr bedürfen sehr viele Bakterienarten dazu erst der Präparation durch die Opsonine des Normalserums und auch bei ein und derselben Bakterienart finden sich Unterschiede, indem z. B. gewisse avirulente Pneumokokkenstämme erst unter dem Einfluß von Opsonin, andere dagegen bereits spontan gefressen werden (vgl. unten). In manchen Fällen sehen wir auch hochvirulente Bakterien der Spontanphagocytose in hohem Grade anheimfallen. Dies ist in sehr auffallender Weise bei den Tuberkelbacillen der Fall, entsprechend dem Verhalten im Tierexperiment, ferner bei Milzbrandbacillen, so- weit sie nicht mit einer Kapsel versehen sind (v. GRUBER & FUTAKI). Manche Bakterien, wie die Diphtheriebacillen, zeigen ein sehr wechselndes Verhalten, nämlich teils so starke Spontanphagocytose in den Kontrollröhrchen mit Kochsalzlösung, daß sich eine spezifische Serumwirkung nur schwer feststellen läßt, teils fast völlig „reine“ Kontrollen, d. h. Ausbleiben jeder Phagocytose (TunIcLırFr, BÖHME, OHKUBOo, LINDEMANN); dabei spielt nach Linpemann hier weniger die Virulenz, als vielmehr der Nährboden auf dem der betreffende Stamm fortgepflanzt wird, eine Rolle. Die Spontanphagocytose ist, wie später noch ausgeführt werden wird, nicht etwa die Folge des beginnenden Absterbens des Bak- terlums. In manchen Fällen sind dabei offenbar osmotische Einflüsse von großer Bedeutung. So fanden WRIGHT & REID einen starken Einfluß der Salz- konzentration auf die Spontanphagocytose von Tuberkelbacillen; dieselbe war in einer 0,6-proz. Kochsalzlösung am stärksten und sank bei steigendem Salz- ehalt, so daß in einer Kochsalzlösung von 1,2 Proz. und darüber fast gar keine Sspontanphagocytose bemerkbar war. Da die Opsoninwirkung des normalen sowie Bakteriotropine und Opsonine. 409 des spezifischen Serums noch bei stärkerer Salzkonzentration eintrat, so hat WRIGHT zu den Versuchen mit Tuberkelbacillen die Benutzung einer 2-proz., später, da ein so hoher Salzgehalt die Tätigkeit der Phagocyten hemmte, einer 1,5-proz. Kochsalzlösung empfohlen. In ähnlicher Weise vermochte PoRGES die Spontanphagocytose von Stärke- körnchen durch Erhöhung der Salzkonzentration einzuschränken. Einteilung der phagocytären Serumstoffe. Die phagocytären Antikörper der Normal- und Immunsera lassen sich in zwei Klassen einteilen, die Tropine, welche einfach gebaute Stoffe darstellen, die der Mitwirkung eines Komplementes nicht bedürfen und daher auch im inaktivierten Serum erhalten bleiben, und die kom- plexen Opsonine, bei denen ebenso wie bei den Bakterio- und Hämolysinen ein Zusammenwirken von Ambozeptor und Komplement stattfindet; die opsonische Wirkung eines Serums verschwindet da- her bei der Inaktivierung völlig; kann aber durch Zufügen von Kom- plement wieder hergestellt werden. Beide Arten von Serumstoffen wirken auf die Bak- terien derart ein, daß dieselben, ohne irgendeine Schä- digung oder sichtliche Veränderung zu erleiden, von den Phagocyten lebhaft aufgenommen worden. Vielfach hat man die Tropine, da sie hauptsächlich, wenn auch nicht ausschließlich, im Immunserum vorkommen, als Immunopsonine bezeichnet, doch ist diese Nomenklatur, die sich insbesondere bei eng- lischen Autoren häufig findet, insofern wenig glücklich, weil sich in vielen Immunsera neben den Tropinen auch Immunopsonine im eigent- lichen Sinne, d. h. komplex gebaute phagocytosebefördernde Immun- stoffe finden. Die Unterscheidung zwischen Tropinen und ÖOpsoninen, wie sie hier in Uebereinstimmung mit v. GRUBER und der überwiegenden Mehrheit der deutschen Autoren durchgeführt ist, ist auch prak- tisch von Wichtigkeit, weil die Tropine im Gegensatz zu den Opso- ninen (und den Lysinen) auch da zur Wirkung kommen können, wo, wie es wohl an vielen Stellen der Fall ist, freies Komplement nicht oder wenigstens nicht in erheblicher Menge vorhanden ist. Dies trifft z. B. nach Mc Kenzıe & Martin, Houston, Cıuca für die Lumbalflüssigkeit von Meningitiskranken zu; es ist daher praktisch wichtig zu unterscheiden, ob die phagocytären Antikörper des Menin- gitisserums den Charakter von Tropinen oder von Immunopsoninen bzw. opsonischen Immunambozeptoren haben. Die Bedeutung der Tro- pine wird entschieden dadurch erhöht, daß sie die einzigen der bisher bekannten antiinfektiösen Immunstoffe sind, die der Mitwir- kung eines Komplementes nicht bedürfen. Prinzipien und Methodik des Phagocytoseversuches in vitro nach Denys-Leclef und Neufeld-Hüne. Die in der Regel aus künstlich erzeugten Exsudaten entnommeneD Leukocyten werden durch sorgfältiges Waschen von dem anhaftenden Serum befreit und in Kochsalzlösung suspendiert, von dieser Suspen- sion wird eine kleine Menge, z. B. 0,1 mit einem oder einigen Tropfen der Bakterienaufschwemmung und abgestuften Mengen des zu unter- suchenden Serums versetzt, das durch Ablagern, Karbolzusatz oder 410 F. NEUFELD, Erhitzen von Komplement befreit sein muß; Kontrollröhrchen enthalten statt dessen komplementfreies Normalserum bzw. physiologische Koch- salzlösung. Nachdem die Mischung eine Zeitlang bei 37° gestanden hat, werden aus dem Bodensatz der Röhrchen gefärbte Präparate ange- fertigt: die geringste Konzentration des untersuchten Serums, in welcher noch im Vergleich mit den Kontroll- röhrchen eine verstärkte Phagcytose deutlich erkenn- bar ist, bezeichnet den Titer des Serums. Die quantitative Bestimmung der phagocytosebefördernden Antistoffe geschieht also nach denselben Grundsätzen wie die Messung des Agglutinin- oder Lysingehaltes eines Serums. In bezug auf die Menge der Leukocyten und Bakterien, die Temperatur und Zeitdauer der Bebrütung usw. sind optimale Bedingungen zu wählen, d.h. solche, die einen mög- lichst scharfen Ausschlag zwischen den Kontrollen und den Röhr- chen mit geringem Serumgehalt ergeben. Will man anstatt auf Tropine auf Immunopsonine untersuchen, so wendet man dieselbe Technik an, nur daß man eine zweite Reihe von Röhrchen ansetzt, denen eine kleine, an sich nicht phagocytose- erregende Menge von Komplement zugesetzt wird (NEUFELD & BickEL, OnHxugo u.a.). Auch zur Untersuchung auf Normalopsonine läßt sich dieselbe Technik sehr wohl verwenden, man benutzt dann natür- lich frisches aktives Serum, und zwar vor allem unverdünnt, ferner in Verdünnungen von etwa 1/, 1Y/ıo "/ao; dabei ist zu beachten, daß konzentriertes aktives Serum auf artfremde Leukocyten oft schädigend wirkt. Im folgenden sind die wichtigsten Punkte der einschlägigen Technik besprochen, in bezug auf Einzelheiten sei auf die ausführliche Darstellung von NEUFELD & ÜUNGERMANN in dem Handbuch von Kraus-Levapırı verwiesen. Nochmals sei be- sonders hervorgehoben, daß ein wesentliches Moment der Denxys- schen Methodik in dem steten Vergleich der Vorgänge in vitro mit denen in vivo liegt und daß daher der Tierversuch stets neben dem Reagenzglasversuch heranzuziehen ist. Gewinnung der Leukocyten. Drenys & LecLer arbeiteten mit Leukocyten, die sie aus der Brusthöhle von Kaninchen entnahmen, die späteren Autoren benutzten meist Peritonealexsudate von Meerschweinchen, die durch Injektion von Aleuronat- oder ähnlichen Aufschwemmungen (Glutenkasein, Merrıns food) oder auch von reiner Bouillon oder Kochsalzlösung (Kraus, BÄcHER) erzeugt waren. NEUFELD, Rımrau und TöPreR fanden bei vergleichenden Untersuchungen die Verwendung von Meerschweinchenleukocyten aus dem Grunde vorteilhafter, weil sie hier seltener als bei Kaninchen schlecht bewegliche Zellen antrafen ; dabei wurden die Exsudate von Tieren entnommen, die am Tage zuvor mit einer Aleuronataufschwemmung in Bouillon injiziert wor- den waren. Andere Autoren, wie LöHLEın, BÄcHER, haben das Ex- sudat frühzeitiger, etwa 4 bis 8 Stunden nach der Injektion, ent- nommen. In der Regel, insbesondere zum Zweck größerer Versuchs- reihen, wird man die Tiere zur Entnahme des Exsudates töten, doch kann man auch den lebenden Tieren mit einer Pravazspritze einen Teil des Exsudates entziehen, nachdem man zur Verdünnung vorher Kochsalz- oder Citratlösung injiziert hat; man kann dann dasselbe u 7 0 Te Bakteriotropine und Opsonine. 411 Tier mehrfach zur Leukocytengewinnung benutzen (Ouxupo, Huc- GENBERG). Bei Kaninchen injiziert man zur Gewinnung der Leuko- cyten am besten nach Onkugo 50—100 ccm Peptonbouillon intra- peritoneal; Mäuse liefern nach intraperitonealer Einspritzung von 1 cem Aleuronatbouillon etwa 0,5 bis höchstens 1 ccm Exsudat (UNGERMANN). Auch durch subkutane Injektion von Aleuronat oder ähnlichen Substanzen kann man brauchbare Leukocyten gewinnen (NEUFELD & v. PROWwAZER). Es muß dahingestellt bleiben, inwieweit die bei verschiedenen Entnahmen zu beobachtenden Schwankungen in der Aufnahmefähig- keit der Phagocyten auf individuelle Unterschiede, wie sie sich auch im Tierkörper zeigen, oder darauf zurückzuführen sind, daß die Zellen der künstlich erzeugten Exsudate gelegentlich in ihrer Leistungs- fähigkeit beeinträchtigt sind. Man muß in jedem Falle mit der etwas ungleichmäßigen Be- schaffenneit der Leukocyten rechnen (in ähnlicher Weise, wie wir bei Hämolyseversuchen das jeweils benutzte Komplement als einen etwas variablen Faktor anzusehen gewohnt sind). Willman daher mehrere Sera in bezug auf ihren bakteriotropen Wert exakt vergleichen, so muß man die Prüfung entweder gleichzeitig mit denselben Leukocyten vornehmen, oder aber jedesmal ein Standardserum von bekannter Stärke mit benutzen (NEuUFELD & Hüne). Will man mit menschlichen WLeukocyten arbeiten, so werden meist die Leukocyten des zirkulierenden Blutes benutzt; die Gewin- nung derselben geschieht dann nach der von Lrısuman, WRIGHT & Dousras für die Opsoninuntersuchung geschaffenen Technik. Auch kann man menschliche Leukocyten aus einem frischen Abszeß (NeEv- FELD & Rımpauv), aus cystitischem Urin (LÖWwENSTEIN), aus meningl- schem Exsudat (Davis), aus Urethralsekret bei Gonorrhoe (Löwen- STEIN), sowie aus tuberkulösem Sputum, das mit Porzellanschrot geschüttelt wurde (LöwEnsTEın), nach vorherigem Waschen mit phy- siologiscner Lösung gewinnen. Vereinzelte fremde Bakterien, die in solchen Aufschwemmungen frei oder bereits phagocytiert enthalten sind, stören die Versuche nicht nennenswert. Die Leukocyten sind durch ausgiebiges Waschen mit physiologi- scher Kochsalzlösung von der anhaftenden Exsudatflüssigkeit zu be- freien. Es ist dies ein prinzipiell wichtiger Punkt: da wir den Ein- fluß eines bestimmten Serums auf die Phagocytose prüfen wollen, so müssen wir die Anwesenheit von kleinen Mengen von anderem Serum und vor allem von Komplement ausschließen. In der Regel wird es genügen, die Zellen einmal zu waschen, doch kann man ohne Schaden das Waschen noch öfter wiederholen (LÖHLEIN, HAMBURGER & Hrckma, BÄcHER u. a.); zu lange fortgesetztes Zentrifugieren kann dagegen, wie die letztgenannten Autoren mit Recht hervorheben, zu einer Schädigung der Leukocyten — wohl infolge von Kompression — führen. Allerdings fanden LAMBOTTE & STIENNonN, daß die Leuko- cyten auch nach längerem Zentrifugieren (bei 2500 Umdrehungen in der Minute) nicht dauernd unbeweglich waren, sondern sich inner- halb !/„—1 Stunde wieder erholten; für Phagocytoseversuche kommt es jedoch darauf an, den Leukocyten ihre volle Aktivität zu be- wahren. 412 F. NEUFELD, Verhalten der Leukocyten verschiedener Tierarten. Im allgemeinen hat sich ergeben, daß es gleichgültig ist, von welcher Tierart die Leukocyten herstammen, insbesondere tritt die Phagocytose meistens ebenso gut ein, wenn Serum und Leukocyten von verschiedenen Tierarten, als wenn sie von derselben Art stammen (Denys & MARCHAND, NEUFELD & Rımpatv u. a.); nur darf natür- lich das fremde Serum nicht etwa direkt schädigend auf die Leuko- cyten wirken (RünıgGErRr & Davıs, BÄcHER u. a.), was bei Bakterio- tropinversuchen in der Regel nicht in Betracht kommen wird, da man meist mit stärkeren Serumverdünnungen und mit inaktivem Serum arbeitet. Diese Erfahrungen stimmen gut mit der Auffassung überein, wonach sich der spezifische Vor- gang bei diesen Versuchen ausschließlich zwischen dem Serum und den Bakterien abspielt, während die Leuko- cyten erst sekundär, gewissermaßen nur als Indikator der Serumwirkung in Betracht kommen. Dementsprechend kann man die Phagocytose in vitro nicht nur an Meerschweinchen- und Kaninchenleukocyten beobachten, sondern ebensogut auch an Leukocyten von Menschen, Ziegen, Hunden, Katzen, Ratten, Mäusen, Hühnern usw. (HEcToEn, BÄcHER u.a.). RÜDIGER & Davıs fanden, daß sogar die Leukocyten von niederen Tieren (nie- dere Wirbeltiere, Echinodermen, Mollusken, Würmer, Arthropoden ), in vitro Bakterien zu fressen vermögen, sobald diese vorher durch das Serum von höheren Tieren entsprechend beeinflußt worden sind, und daß ferner Sera von Kaltblütern Bakterien so präparieren können, daß sie durch Warmblüterphagocyten aufgenommen werden. Natürlich ist damit nicht gesagt, dab die verschiedenen Leuko- cytenarten quantitativ die gleiche Fähigkeit zur Phagocytose besitzen ; selbstverständlich wird man nur Versuche, die mit der gleichen Leuko- cytenart angestellt sind, miteinander vergleichen können. Die Leuko- cyten der verschiedenen Tierarten unterscheiden sich nicht nur durch ihre Aufnahme-, sondern auch durch ihre Verdauungsfähigkeit gegen- über den aufgenommenen Keimen; so werden nach meiner Erfahrung die meisten Bakterienarten von Kaninchen- und Mäuseleukocyten ener- gischer aufgelöst, als von Meerschweinchenleukocyten. In einzelnen, anscheinend seltenen Fällen werden aber, wie zu- erst von HEcToEn festgestellt wurde, die durch ein Serum sensibili- sierten Bakterien von einer bestimmten Art von Leukocyten gefressen, von anderen dagegen nicht, ohne daß im letzteren Falle eine Schädi- gung der Leukocyten durch das Serum nachweisbar ist. In einem von UNGERMANN beschriebenen Fall wirkte normales Kaninchenserum op- sonisch auf einen bestimmten Pneumococcus, aber nur bei Verwen- dung von Kaninchen-, nicht von Meerschweinchenserum. Daß die Leukocyten nicht nur in vitro, sondern auch im Körper eines fremden Tieres längere Zeit ihre Freßfähigkeit bewahren, geht aus den interessanten Versuchen von PETTERSSON hervor. Der Autor spritzte Meerschweinchen intraperitoneal fremde Leukocyten, die aus Exsudaten anderer Tiere gewonnen waren, zu- gleich mit Typhusbacillen und Immunserum ein, und sah äußerst lebhafte Phagocytose nicht nur dann eintreten, wenn die injizierten Leukocyten von einem anderen Meerschweinchen, sondern auch, wenn sie von einem Kaninchen oder von einer Katze stammten. Auch A 1 er TREE a ern Bakteriotropine und Opsonine. 413 bei intraokularer Einspritzung fremder Leukocyten erfolgte Phago- cytose. Weıu stellte bei ähnlichen Versuchen eine starke Schutzwir- kung durch die fremden Leukocyten fest. Haltbarkeit der Leukocyten. Nach der Entnahme aus dem Tierkörper bewahren die Fxsudat- leukocyten die Fähigkeit zur Phagocytose mehrere Stunden lang an- scheinend unverändert; bei im Eisschrank aufgehobenen Zellen zeigt sich diese Fähigkeit noch nach 24 und 48 Stunden teilweise erhalten, ebenso nach LAMBOTTE & STIENNoN nach S-stündigem Verweilen bei 37°. Jorzy fand sogar in dem 10 Monate im Eisschrank aufbewahr- ten Herzblut von Fröschen noch bewegliche Leukocyten. Natürlich wird man in der Regel möglichst frisch entnommene Exsudate be- nutzen. Es empfiehlt sich, die Lebensfähigkeit der Zellen vor dem Versuch zu prüfen, wozu die Betrachtung eines ungefärbten Prä- ‘ parates — ohne künstliche Erwärmung — genügt (NEUFELD & HüneE): auch kann man ein Tuschepräparat (nach Burrı) benutzen. Die Mehrzahl der Leukocyten muß deutliche Ausläufer zeigen, wobei man jedoch weniger auf plumpe Pseudopodien als auf längere, feine und spitze (filiforme) Ausläufer zu achten hat. Exsudate mit unbe- weglichen runden Leukocyten, die man bisweilen erhält, sind nicht zu verwenden. Die Beteiligung der verschiedenen Leukocytenformen bei der Phagocytose in vitro scheint mit den entsprechenden Beobachtungen im Tier- körper übereinzustimmen. Wie von METSCHNIKOFF immer betont worden ist, beteiligen sich an der Phagocytose gegenüber den meisten Bak- terienarten ganz überwiegend die polynukleären Zellen, dasselbe ist auch im Reagenzglas der Fall. (Betreffs der verschiedenen Klassen ' der polynukleären Leukocyten vgl. unten S. 435.) Die Exsudate, die man bei Kaninchen und Meerschweinchen nach Injektion von Aleu- ronat oder Bouillon erhält, bestehen zum überwiegenden Teil aus poly- nukleären Zellen. Ganz indifferent verhalten sich übrigens auch die mononukleären (Makrophagen) nicht; nach NeureLnp & Rımpau, BÄCHER, V. GRUBER nehmen auch sie einen, wenn auch nur geringeren Anteil an der Phagocytose. Inwieweit die Makrophagen imstande sind, die gefressenen Bakterien auch zu verdauen, bedarf wohl noch weiterer Beobachtung. Umgekehrt spielen die Makrophagen im Tier- körper (METSCHNIKOFF) wie im Reagenzglas den roten Blutkörperchen gegenüber die größere Rolle, jedoch sieht man stets auch zahlreiche mit Erythrocyten gefüllte polynukleäre Zellen. Leukocyten und Sper- matozoen, ferner Spirochäten werden den Beobachtungen der MerschH- NIKOFFSchen Schule zufolge im Tierkörper nur von Makrophagen ge- fressen. Exsudate, die vorwiegend mononukleäre Zellen enthalten, erhält man nach GEnGou und OPrıE durch Injektion fremder Erythro- cyten oder Blutkörperchenschatten. Dab auch isolierte Organzellen zu Phagocytoseversuchen in vitro benutzt werden können, hat wohl zuerst LANDsTEINER (1897) beob- achtet; er sah die Zellen des roten Knochenmarkes von Meerschwein- chen und Kaninchen, die er im Serum suspendierte, in vitro Bak- terien und Blutkörperchen fressen. Bemerkenswert sind ferner die 414 F. NEUFELD, Versuche von Brıscor; der Autor beobachtete die Aufnahme von Blut- körperchen und Bakterien durch mononukleäre Zellen der Lungen- alveolen. Er konnte dabei feststellen, daß die Blutkörperchen und Bakterien stärker gefressen wurden, wenn sie vorher durch spezifi- sches Serum sensibilisiert waren. Vielleicht läßt sich diese Versuchs- anordnung, deren Ergebnisse Brıscor durch parallele Versuche in vivo kontrollierte, auch für andere Organzellen mit Vorteil benutzen. Verwendung abgestufter Serumverdünnungen zum Phagocytoseversuch. Bei jeder Untersuchung auf Bakteriotropine ist es unerläßlich, abgestufte Verdünnungen des Serums an- zuwenden; mit unverdünntem Serum kann man meines Erachtens eine exakte Untersuchung auf Tropine eben- sowenig vornehmen, wie eine solche auf Agglutinine oder spezifische Ambozeptoren. NEUFELD & Hünz benutzten Verdünnungen zwischen zwischen 1:5 und 1:1000 und bestimmten den bakteriologischen Titre eines Immunserums dadurch, dab sie den Grad der bei den verschiedenen Verdünnungen eintretenden Phago- cytose, sowie die unterste Verdünnungsgrenze feststellten, in der das Serum noch eine zweifellose Phagocytosebeförderung gegenüber der natürlich jedesmal anzulegenden Kontrolle erkennen lieb. Außer der Kontrolle mit Kochsalzlösung sind auch solche mit inaktiviertem Normalserum anzulegen, sobald man sich nicht schon genügend überzeugt hat, daß normale Sera dem betreffenden Bakterienstamm gegenüber ohne Einfluß sind. Ein genauer Vergleich verschiedener Sera ist nur bei Benutzung der gleichen Leukocyten möglich, ähnlich wie man zur quantitativen Bestimmung der komplementablenkenden Antikörper eines Serums, um exakte Werte zu erhalten, dasselbe Kom- plement benutzen muß. Man erhält aber alsdann nach NEUFELD & Hünz durchaus konstante Vergleichswerte, indem bei wiederholten Versuchen das relative Verhältnis der Stärke verschiedener Sera zueinander, auch wenn es sich nur um geringe Differenzen handelt, gleich bleibt. Die absoluten Werte zeigen dagegen wegen der ungleichen Beschaffenheit der Leukocyten gewisse, wenn auch meist nur geringe Schwankungen; will man daher einen absoluten Maßstab haben, so muß man bei jedem Versuch ein Serum von bekannter Stärke als Standardserum mitbenutzen und die gefundenen Zahlen eventuell da- nach umrechnen. Am zweckmäßigsten ist es wohl, wie NEUFELD & BiıckEr bei Versuchen über die Phagocytose von Blutkörperchen und NEUFELD bei Untersuchung der Menigokokkenphagocytose beschreiben, zuerst das Serum in abgestuften Mengen einzufüllen, wobei die Verdün- nungen so gewählt werden, daß immer nur eine kleine Flüssigkeits- menge, zweckmäßig nicht über 0,1 eingebracht wird; dann gibt man ın jedes Röhrchen, indem man Pipetten benutzt, die etwa gleich große Tropfen ergeben, bestimmte Mengen, z. B. je einen Tropfen der Bak- terienemulsion und je zwei Tropfen der Leukocytenemulsion. Da- bei ist das optimale Verhältnis der Bakterienmenge für die betreffende Kultur zu wählen, — ein sehr wichtiger Punkt, wenn man gute Präparate erhalten, und ebenso, wenn man eine exakte Titrebestimmung vornehmen will, da man nur auf diese Weise noch bei Anwesenheit geringer Serummengen deutliche Aus- a rt ee Bakteriotropine und Opsonine. 415 schläge erhält. Bei Untersuchung spezifischer Sera in der angegebenen Weise wird es meist genügen, das Serum von 0,01 abwärts abzustufen, z. B. 0,01—0,005—0,002—0,001—0,0005 usw., je nach Stärke der Sera; will man sich mit einer geringeren Zahl von Röhrchen be- gnügen, so wählt man die Serummengen 0,01—0,03-—-0,001—0,0003 usw. Bei Zusatz größerer Serumdosen muß man sich eventuell durch Kontrollen davon überzeugen, daß das Serum nicht einen schädigen- den Einfluß auf die Leukocyten ausübt. Die Berechnung des Titres geschieht dann am einfachsten und exaktesten nach der absoluten Menge des zugesetzten Serums (anstatt, wie in den Versuchen von NEUFELD & Hüne, durch Angabe des Verhältnisses, in dem die Serum- menge zum Gesamtvolumen der in jedem Röhrchen enthaltenen Flüs- sigkeit steht). Vgl. die näheren Angaben Seite 419, ferner die neueren Untersuchungen von UNGERMANN & Kanpıpa über den Einfluß der absoluten Menge und der Konzentration des Tropins bei der- artigen Versuchen in vitro. Aber auch wenn es sich nicht um die quantitative Bestimmung eines bakteriotropen Serums handelt, sollten immer mehrere Verdün- nungen untersucht werden, weil nicht selten die Phagocytose in den Röhrchen mit dem stärksten Serumgehalt schwach sein oder ganz ausbleiben kann. Bisweilen kann, besonders bei Zusatz einer geringen Bakterienmenge und bei solchen Bakterienarten, die sich (wie ins- besondere Vibrionen) im Innern der Zellen sehr schnell auflösen, das ganze Phänomen bei starkem Serumgehalt zu schnell ablaufen, so daß zur Zeit der Entnahme nur noch wenig davon zu finden ist (Dran); häufiger tritt eine Hemmung der Phagocytose durch Ueberschuß von Serum ein. Hemmungen der Phagocytose in vitro. Hemmungserscheinungen beim Phagocytoseversuch kommen oft zur zur Beobachtung, am häufigsten bei Zusatz größerer Serummengen (über 0,01), sowie bei Versuchen mit akivem Serum und Leuko- cyten einer anderen Tierart. Hier liegt die von Rünıcer & Davıs und GoopmAann näher untersuchte Wirkung komplexer Leukotoxine zugrunde, die zum völligen Zerfall der Zellen führen kann. Aber auch ohne Schädigung der Zellen kann aktives Serum eine Hem- mungswirkung haben. Ferner kann inaktives Serum, wie BäÄcHER, NEUFELD, UNGERMANN, FORNET & PORTER, ROSENTHAL, PORGES und viele andere sahen, stark hemmend wirken, sei es durch gewisse funktionelle Schädigungen der Leukocyten, sei es durch Einwirkung aut die phagocytosebefördernden Serumstoffe. Derartige Hemmungen werden durch Verwendung fallender Serummengen, eventuell Be- nutzung homologer Leukocyten, sowie schließlich durch Anwendung des Bindungsversuches nach NEUFELD & Rımrau, wobei das Serum überhaupt nicht mit den Leukocyten in Berührung kommt, auszu- schalten sein. Das letztere Mittel wurde von UNGERMANN mit Erfolg bei solchen Antipneumokokkenseris benutzt, die zwar in vivo, aber nicht bei der gewöhnlichen Versuchsanordnung in vitro Phagocytose bewirkten ; die sensibilisierten und vom Serum befreiten Kokken wur- den dagegen prompt gefressen. Aehnliche Erfahrungen haben Bür- GERS & MEISNER mitgeteilt. Dab in gewissen Fällen wenigstens das Normalserum seine phagocytäre Wirkung nur bei Verwendung bestimmter Leukocyten- 416 F. NEUFELD, arten erkennen läßt (HEcroen, UNGERMANN) wurde oben erwähnt; die Ursache dieser Erscheinung ließ sich nicht feststellen. Karbolisierte Sera darf man selbstverständlich nicht, wie es zu- weilen geschehen ist, in so großen Mengen zusetzen, daß dadurch die Zellen geschädigt werden (vgl. Manwarıns & Run, OHKUBO). Von NEUFELD & BicKEL, HUGGENBERG, BEzzoLA sind Fälle be- schrieben worden, in denen anscheinend eine echte Hemmung durch Ueberschuß von Immunserum vorlag, ähnlich wie bei Agglutination und Komplementablenkung ein Ueberschuß des Serums hemmend wirken kann. Bezzora nimmt an, daß diese Erscheinung besonders bei älteren, karbolversetzten Sera vorkommt, NEUFELD & BiıckEL haben sie aber auch bei frischen Sera, jedoch nur bei Zusatz von mehr als 0,01 Serum beobachtet. Auch hier wird eine weitere Ab- stufung des Immunserums oder der Bindungsversuch zum Ziele führen. Daß die Phagocytose durch starke Agglutination behindert wird, ist eine häufig zu beobachtende Erscheinung, die besonders deutlich aus den Protokollen von HUGGENBERG hervorgeht. Nach meiner Er- fahrung stören aber bei Verwendung abgestufter Serumverdünnungen die durch starke Agglutination bedingten Ungleichmäßigkeiten die Beurteilung des Ergebnisses nicht. Verhalten abgetöteter Bakterien. Eine wichtige Beobachtung, die zuerst von Denys’ Schüler Mar- cHAND mitgeteilt wurde, betrifft das Verhalten abgetöteter Bakterien. Man hätte vielleicht erwarten können, daß abgetötete Bakterien ohne weiteres von den Phagocyten aufgenommen werden würden. Dies ist jedoch keineswegs der Fall, vielmehr setzen die durch Hitze, Alkohol, Phenol usw. abgetöteten Streptokokken, vorausgesetzt daß es sich um hochvirulente Stämme handelt, der Phagocytose den- selben Widerstand entgegen wie lebende. NEUFELD & Rımrar, Hec- TOEN, LEVADITI & Inmann u. a. bestätigen, daß abgetötete viru- lente Kokken erst nach Zusatz von Immunserum phagocytiert werden; dasselbe Verhalten wurde bei andern Bakterien gefunden. Bei manchen Bakterienarten, insbesondere bei Tuberkelbacillen (vgl. unten), werden zum Phagocytoseversuch in der Regel abgetötete Kulturen benutzt; sogar vorher mit Karbolfuchsin gefärbte Tuberkelbacillen lassen sich nach CamPpBELL dazu verwenden. Uebrigens werden, wie ich ge- legentlich beobachtete, auch Cholera- und Typhusbacillen, die mit Fuchsin oder Methylenblau vorgefärbt sind, nach Zusatz spezifischen . Serums von Phagocyten aufgenommen. Zeitdauer des Reagenzglasversuches undweitereEinzel- heiten der Versuchstechnik. In Uebereinstimmung mit dem Verhalten im Tierkörper zeigen die hochvirulenten Strepto- und Pneumokokken die „reinsten“ Kon- trollen, d. h. auch nach 2—4-stündigem Aufenthalt bei 370 findet sich in den Kontrollen mit Kochsalzlösung oder Normalserum so gut wie gar keine Phagocytose (Denys mit LEcCLEF und MARCHAND, NEUFELD & Rımpau, HECTOEN, RüÜDIGER, BÜRGERS u. a., über ab- weichende Befunde von HusGEnBERG vergl. unten), ebenso fehlt die Spontanphagocytose bei Ruhrbacillen fast völlig (WricHt & DoucrLas, Dean, HaeEnDeL). Bei Typhus und Paratyphus tritt sie Bakteriotropine und Opsonine. 417 zuweilen deutlicher hervor, doch gelingt es meist leicht, virulente Stämme zu finden, bei denen innerhalb 11/,—2 Stunden die Kon- trollpräparate nur sehr geringe Aufnahme zeigen. Bei Cholera- bacillen ist es dagegen oft schwierig, einen geeigneten Stamm zu finden; einmal zeigt sich meist stärkere Spontanphagocytose als bei den bisher genannten Mikroorganismen, sodann erschwert der rapide Zerfall, den die Vibrionen mancher Stämme zeigen, die Beobachtung der Phagocytose. (Ueber ähnliche Verhältnisse bei Meningokokken vgl. unten.) Man tut daher gut, für Choleraversuche eine kürzere Be- obachtungszeit, 1/,—3/, Stunde, zu wählen, während für die anderen oben genannten Bakterienarten eine 11/,—2-stündige Beobachtung emp- fohlen wird (NEUFELD & Hüne); bei Pneumokokken erhielt UNnGER- MANN nach 4 Stunden die besten Ausschläge. Als weiterer stören- der Umstand kommt bei den Vibrionen noch die schnelle Schädigung der Phagocyten durch das Vibrionengift hinzu. Oft wird es zweck- mäßig sein, sich durch wiederholte Entnahmen in verschiedenen Zeit- abständen von dem Fortschreiten des Prozesses zu überzeugen, um die richtige Entnahmezeit festzustellen; ferner kann man nach JoBLINnG zunächst Serum und Bakterien längere Zeit bei 37° digerieren und dann die Leukocyten kürzer einwirken lassen. Von besonderer Wichtigkeitistes, das richtige Ver- hältnis zwischen der Menge der zuzusetzenden Bakte- rien und Zellen zu treffen; auch hier gilt es optimale Bedingungen für den Eintritt der Phagocytose herzu- stellen. Im allgemeinen ist es besser, die Bakterienmenge zu groß, als zu klein zu wählen, so daß auch bei stärkster Phagocytose ein erheblicher Ueberschuß von freien Bakterien übrig bleibt. NEUFELD & Hüne gingen so vor, dab sie etwa zwei Oesen Agarkultur in 1,0 Bouillon-Kochsalzlösung aufschwemmten ; hiervon wurde je ein Trop- fen mit einem Tropfen der zu untersuchenden Serumverdünnung und zwei Tropfen Leukocytenaufschwemmung gemischt. Für die meisten Bakterienarten hat sich mir später die Verwendung noch kon- zentrierterer Bakteriensuspensionen als vorteilhaft erwiesen. Die Be- obachtung der Phagocytose kann auch so geschehen, daß man im hängenden Tropfen je ein Tröpfchen Kultur, Leukocyten und Serum mischt (NEUFELD & Rımpau); die Methode gestattet eine direkte Beobachtung der phagocytären Vorgänge am geheizten Objekttisch. V. GRUBER & OHKUBo haben quantitative Versuche in ähnlicher Weise in hängenden Tropfen angestellt, die nachher fixiert und gefärbt wurden, man kann dabei sämtliche überhaupt vorhandene Zellen durch- mustern. Die Beurteilung der Phagocytose geschieht durch Ausstrichprä- parate, die mit Methylenblau (NevreLp & Hüne), nach GIEMsA (BÄcHEr u. a.), mit Thionin, oder mit Methylgrün-Pyronin (nach PAPPENHEIM) gefärbt werden (BÄcHer, RosEnTHAL, PAPPENHEIM). Die Versuche werden fast stets bei etwa 370 angestellt; doch geht aus Versuchen von BÄcHER, RÜDIGER & Davis, LEDINGHAM u. a. hervor, daß Leukocyten auch bei niedriger Temperatur zur Phago- cytose fähig sind. Auffallend ist die langsame Verdauung der phagocytierten Bak- terien bei Zimmertemperatur. Zur Beschleunigung der Phagocytose und Vermeidung von Ver- klumpung ist ein ständiges Schütteln der Röhrchen empfohlen worden Handbuch der pathogenen Mikroorganismen. 2. Aufl. II. 2 418 F. NEUFELD, (Bönmz, HUGGENBERG, Rosenow u. a.). Auch ich habe in Versuchen mit UNGERMANN eine erhebliche Beschleunigung und Verstärkung der Phagocytose gefunden, sobald man die Röhrchen z. B. durch lang- sames Rotieren um die Querachse so bewegt, daß die Flüssigkeit dauernd im Strömen bleibt. Die Methode erscheint mir weiterer Prüfung wert. Daß die Leukocyten im allgemeinen in reiner Kochsalzlösung ebensogut ihre Funktion ausüben, wie im homologen Serum, geht sowohl aus zahlreichen Kontrollen bei den gewöhnlichen Pha- gocytoseversuchen, als auch aus den Untersuchungen von Ham- BURGER & Herma über die Phagocytose von Kohlepartikeln her- vor, die in ähnlicher Weise wie AcHarp & Fevızık die Aktivität der Phagocyten durch Versuche mit chinesischer Tusche gemessen haben. Bei Versuchen mit Bakterien sieht man jedoch häufig einen deutlichen Unterschied zugunsten der Röhrchen, welche anstatt Kochsalzlösung (neben dem phagocytosebefördernden Serum) Normal- serum enthalten. Vor allem sind die Leukocyten besser erhalten, sei es, weil sie sich in ihrem natürlichen Milieu befinden, sei es, dab gewisse Giftwirkungen der Bakterien dadurch ausgeschaltet werden; im Zusammenhang damit erscheint öfters auch die Phagocytose leb- hafter als in Kochsalzlösung, ohne daß man daraus auf eine opso- nische Wirkung schließen dürfte. SawrscHENKO & BarIKıINnE fanden bei Versuchen mit Blutkörperchen, Kohle, Karmin stets eine starke Begünstigung der Phagocytose durch kleine Komplementmengen in- folge Anregung der Leukocyten. Ueber Phagocytose in anisotoni- schen Lösungen, sowie über den Einfluß von verschiedenen Sal- _ zen, Säuren, Alkalien, Desinfizienten usw. auf die Tätigkeit der Leukocyten vgl. S. 432. Spezielle Versuchstechnik. Bei Phagocytoseversuchen in vitro ist es dringend zu empfehlen, sich streng an eine erprobte Technik zu halten. Auch geringfügige Einzelheiten können auf das Resultat von Einfluß sein, z. B. ist es durchaus nicht gleichgültig, ob man die Phagocytose in Kapillarröhrehen oder in Reagenzgläschen vor sich gehen läßt, ob man viel oder wenig indifferente Flüssigkeit zufügt, denn damit ändern sich die Bedingungen für die Sedimentierung der Leukocyten und Bakterien und somit für den Verlauf der Phagocytose. Wenn z. B. für unsere Versuchsanordnung eine sehr viel längere Versuchsdauer oder eine weit stärkere Bacillenemulsion vorgeschrieben wird, als für die Technik nach LEISHMAN- WRIGHT, so ist das durch vielfache Erfahrung begründet. Natürlich kann man für bestimmte Zwecke diese Methode in geeigneter Weise modifizieren, man muß sich dann jedoch zunächst überzeugen, daß die modifizierte Methode auch leistungsfähig ist und sichere Ausschläge gibt. Die folgende Beschreibung schließt sich an die von mir speziell für die Titrierung des Meningitisserums gegebene an. Die Leukocyten werden von mittelgroßen Meerschweinchen (nicht von trächtigen Tieren!) durch intraperitoneale Injektion von etwa 5 cem mit etwas Aleuronat versetzter Bouillon gewonnen; vor der Injektion wird das Gemisch im Dampftopf oder über der Flamme kurz gekocht. Die Tiere werden am Tage nach der Injektion getötet, die eröffnete Peritonealhöhe mehrfach mit größeren Mengen 0,35-proz. Kochsalzlösung (jedesmal 4—8 ccm, im ganzen 30—60 cem) ausgewaschen, indem man durch Reiben und Umrühren mit der Pipette das an den Darmschlingen und am Netz haftende, oft zähe Exsudat abspült; bei stärkerer Neigung zur Gerinnung empfiehlt sich die Verwendung von Natrium- eitratlösung. Die leukocytenhaltige Waschflüssigkeit läßt man einige Minuten in den Zentrifugengläsern stehen, so daß sich Fibrinflocken und andere gröbere Partikel zu Boden senken, und gießt dann in neue Zentrifugenröhrchen über. Bakteriotropine und Opsonine. 419 Nun wird zentrifugiert, abgegossen, die dem Glase anhaftende Flüssigkeit mit Fließpapier abgesogen, der Bodensatz in frischer Kochsalzlösung aufgewirbelt, nochmals zentrifugiert und abgegossen. Das Waschen schädigt die Leukocyten auch bei mehrfacher Wiederholung (die für die meisten Zwecke überflüssig ist) nicht; dagegen können die Leukocyten durch zu starkes, bezw. zu langes Zentrifugieren unbrauchbar werden. Ich benutzte eine kleine Wasserstrahlzentrifuge und zentrifugierte etwa 4—5 Minuten lang; dann ist die überstehende Flüssig- keit meist noch nicht völlig geklärt, und eine zu starke Kompression der Zellen nicht zu befürchten. Von der geeigneten Beschaffenheit der Leukocyten über- zeugt man sich durch ein ungefärbtes Präparat; man sieht zwar keine Be- wegungen an den Zellen, jedoch muß die Mehrzahl derselben ganz feine, fili- forme Ausläufer zeigen, an manchen sieht man auch plumpe Pseudopodien. Schließlich werden die Leukocyten in so viel Kochsalzlösung aufge- schwemmt, daß die Aufschwemmung mit bloßem Auge ebenso aussieht, wie eine 1/,-proz. Lecithinaufschwemmung in physiologischer Kochsalzlösung, die man sich, mit !/; Proz. Karbol konserviert, einige Zeit zum Vergleich vor- rätig halten kann. Die Bakterienaufschwemmung wird in der Regel aus stark gewachsenen, etwa 20-stündigen Agarkulturen gewonnen; dieselben werden in einer Mischung von gleichen Teilen Bouillon und Kochsalzlösung verrieben, da eine Reihe von Bakterienarten in reiner Kochsalzlösung stark geschädigt wird. Je nach der Bakterienart und je nach dem Wachstum der betreffenden Kultur wird ein Agarröhrchen in 1—4 cem Flüssigkeit sorgfältig verrieben. Im allgemeinen ist es vorteilhaft, konzentrierte Bakterienaufschwemmungen zu benutzen, da man nur auf diese Weise maximale Ausschläge, d. h. deutliche Phagocytose noch in starken Serumverdünnungen erhält. Man beobachtet dann, daß nach 1!/; Stunden viele Leukocyten sich so stark mit Bakterien beladen haben, daß sie dadurch zugrunde gehen; hierdurch wird jedoch die Be- urteilung der eingetretenen Phagocytose nicht beeinträchtigt. Durch Zusatz allzu großer Bakterienmengen kann allerdings die Phagocytose schließlich be- hindert werden; es ist einer der wichtigsten Punkte unserer Technik, das optimale Verhältnis zwischen Bakterien- und Leukocytenmenge zu treffen, event. ist dasselbe durch einen Vorversuch festzustellen. Bei Pneumo- und Streptokokken setzt man statt der Emulsion 1—2 Tropfen 24-stündiger Bouillonkultur dem Gemisch zu. Nun wird in kleine, etwa 5 cm lange Reagenzgläschen von ca. 12 mm Durchmesser, die in einem zweckmäßig mit numerierten Löchern versehenen Miniaturreagenzglasgestell (erhältlich bei F.E.& M. LAUTENSCHLÄGER) stehen, zunächst mit einer in !/;oo cem geteilten Pipette, die bis auf den Boden der Gläschen gesenkt wird, eine abgemessene Menge der Serumverdünnung bzw. Kochsalzlösung oder entsprechende Verdünnung von Normalserum gefüllt. Be- nutzt man ältere oder karbolversetzte Sera, so werden dieselben nicht eigens erhitzt; frische Sera müssen zunächst inaktiviert werden. Zweckmäßig stuft man die Serummengen zwischen 0,01 und 0,0001 ab, indem man das Serum 1:10 und 1:100 verdünnt und hiervon je 0,1, 0,05 und 0,02 oder 0,1 und 0,03 einfüllt, bei hochwertigen Seris geht man noch etwas tiefer hinunter. Dann tropft man aus Pipetten, die annähernd Tropfen von 0,04 ccm geben, in jedes Röhrchen je einen Tropfen der Kulturaufschwemmung und je zwei Tropfen Leukocyten. Die Röhrchen werden bei 37° gehalten und nach 11), bis 2 Stunden Ausstrichpräparate gemacht. Bei manchen Bakterien, wie den Vibrionen, ist die Entnahme schon nach etwa !/; Stunde zu machen, bei andern, z. B. Pneumokokken, am besten erst nach 3—4 Stunden. Während dieser Zeit haben sich die Leukocyten als fester Niederschlag am Boden der Gläschen fest- gesetzt; man entfernt, ohne aufzuschütteln, die überstehende Flüssigkeit fast vollständig durch Abgießen und Absaugen mit Fließpapier, entnimmt eine Platinöse voll von dem Bodensatz und verreibt dieselbe sorgfältig auf dem Deckglase. Je weniger Flüssigkeit man auf das Deckglas bringt, um so besser läßt sich das Material verteilen, so daß man neben einigen größeren Zellhaufen möglichst viel isoliert liegende Leukocyten erhält. Hat sich kein genügender Bodensatz gebildet, so werden die Röhrchen zweckmäßig kurze Zeit zentrifugiert (HUGGENBERG). Die Fixierung geschieht mit Alkoholäther ää, die Färbung mit etwas verdünnter Methylenblaulösung; die besten Resultate geben alte Manson- 27° 420 F. NEUFELD, lösungen, die viel Chromatinfarbstoff enthalten. Giemsapräparate ergeben für die meisten Bakterien (außer Rotlauf) nicht so klare Bilder. Es empfiehlt sich, bei größeren Versuchsreihen stets zwei Kochsalz- kontrollen anzulegen und die eine als erstes, die zweite als letztes Röhrchen der ganzen Reihe auszustreichen; die Anfertigung aller Ausstriche nimmt bei größeren Versuchen etwa !/; Stunde in Anspruch, und es ist daher zweck- mäßig, sich zu vergewissern, daß während dieser Zeit in den Kontrollröhr- chen keine nennenswerte Zunahme der Phagocytose erfolgt ist. In manchen Fällen bleiben Zellen und Bakterien besser erhalten, wenn man zuerst Serum plus Bakterien ca. 1 Stunde bebrütet; dann brauchen die (vorgewärmten) Leukocyten nur 1/, Stunde lang einzuwirken (JOBLINS). Die Methodik des Phagocytoseversuches nach Leishman-Wright und die Grundlagen der Ophoninlehre. Im folgenden werden nur die allgemeinen Prinzipien der LeısH- MAN-WricHTtschen Technik besprochen, die spezielle Technik der Index- bestimmung, wie sie hauptsächlich für klinische Zwecke in Betracht kommt. wırd dagegen in einem anderen Abschnitt dieses Handbuchs von v. WASSERMANN & MiıcHazLis behandelt. Die Versuche Leishmans. Lersmman hat im Jahre 1902 als erster eine einfache Methode an- gegeben, um die Phagocytose durch menschliche Leukocyten zu be- obachten. Der Autor entnahm mittels einer kleinen Kapillare eine ab- gemessene Menge Fingerblut und mischte dasselbe auf einem Objekt- träger oder in einem Uhrglase mit der gleichen, in derselben Weise abgemessenen Menge einer Bakterienemulsion; beide Flüssigkeiten wurden gründlich durch mehrmaliges Aufsaugen vermischt, von dem Gemisch eine bestimmte Menge, die gerade den Raum zwischen Deckglas und Objektträger ausfüllte, auf einen Objektträger geblasen, mit einem Deckglase bedeckt und !/, Stunde bei Körpertemperatur in einer feuchten Kammer gehalten. Dann wurde das Deckglas abge- zogen, fixiert und nach der von demselben Autor angegebenen Modi- fikation -der Romanowskyfärbung gefärbt. Die innerhalb der Ver- suchsdauer eingetretene Phagocytose wurde quantitativ gemessen, in- dem die in einer Anzahl von polynukleären Leukocyten enthaltenen Bakterien gezählt und daraus der Durchschnittswert für einen Phago- cyten berechnet wurde. Gleichzeitig mit dem zu untersuchenden Patientenblut fertigte der Autor stets ein Kontrollpräparat mit seinem eigenen Blut an und bestimmte hier ebenfalls den Durchschnitt der ge- fressenen Bakterien; dann stellte er das Verhältnis zwischen beiden Proben fest, indem er die für das Normalblut gefundene Zahl von der des Patientenblutes subtrahierte: war die Phagocytose im Patientenblut also über der Norm, so ergab sich eine positive, war sie darunter, eine negative Zahl. Die Anregung zu diesen Versuchen wurde LEISHMAN dadurch gegeben, daß er, in WrıscHTs Laboratorium arbeitend, Zeuge von dessen Bemühungen war, bakterizide Antikörper oder Agglutinine gegen Staphylokokken, Pest- bacillen und Micrococcus melitensis im Serum von Rekonvaleszenten oder Schutzgeimpften in derselben Weise, wie z. B. beim Typhus, nachzuweisen. Diese Versuche fielen gänzlich negativ aus (WRIGHT & WınDsor), und da- durch kam LeısHmAn auf den Gedanken, daß vielleicht statt dessen gegenüber den genannten Bakterien eine Steigerung der Phagocytose vorhanden sein könnte. Bakteriotropine und Opsonine. 421 In der Tat gelang es Lrısuman, nach der angegebenen Methode die Phagocytose von Staphylokokken, Micr. melitensis, Typhusbacillen und Milzbrand zu beobachten. Genauere Angaben werden nur über die Staphylokokkenversuche gemacht; hier war in zwei Fällen eine deutliche Steigerung der Phagocytose nach einer spezifischen Behandlung mit abgetöteten Staphylokok- ken festzustellen. Auffallend war dabei die klinische Besserung während der Tage mit hohem Index, und das rezidivierende Auftreten von Hautbläschen während der negativen Schwankungen; ob es sich hierbei um eine Gesetzmäßigkeit handelt, läßt der Autor jedoch dahin- stellt. Leısuman zählte in der Regel 20 Leukocyten durch, und zwar nur polynukleäre; er fand, daß sich bis zu 50 Kokken in einer Zelle mit Sicherheit zählen ließen ; erhielt er noch größere Zahlen, so wieder- holte er den Versuch mit einer dünneren Bakterienemulsion. Er be- trachtet die Methode keineswegs als ideal, insbesondere seien die un- gleiche Zahl und Virulenz der Bakterien, vielleicht auch die Schwan- kungen in der phagocytären Kraft des Kontrollblutes wichtige Fehler- quellen: dennoch seien die Resultate überraschend regelmäßig. Wie man sieht, enthält die Arbeit LEIsHMAaAnSs be- reits die wesentlichsten Grundzüge zu der später von WeıcHhTt benutzten Methode und zur klinischen Anwen- dung derselben bei der „Vaccinetherapie“. LeIsHmaAn selbst hat seine Arbeit, obwohl er dieselbe als vorläufige Mitteilung be- zeichnet, nicht fortgesetzt. Die Versuche von Wright und Douglas. Im Verein mit DoucLas hat Wrıcnt die Befunde LeisH- MANS theoretisch und praktisch weiter verfolgt. WrıcHT & DouGLas modifizierten zunächst die von LEISHMAN angegebene Methode derart, daß eine getrennte Untersuchung des Serums und der Leukocyten er- möglicht wurde. Zu diesem Zweck wurde das Blut durch Zusatz des gleichen Quantums von Natriumeitratlösung (0,5—1 Proz. in physiologischer Kochsalzlösung) flüssig erhalten, die Blutkörperchen in einer Kapillare zentrifugiert und mehrmals mit Kochsalzlösung gewachsen, um sie von dem anhaftenden Serum zu befreien ; alsdann wurde mit Kochsalzlösung auf das ursprüngliche Volum aufgefüllt. Daß Natriumeitrat, auch in stärkerer Konzentration, die Leukocyten nicht schädigt, wurde durch Kontrollversuche festgestellt. Ferner ließen WRIGHT & DousLas die Phagocytose nicht zwischen Deckglas und Objektträger, sondern in einer Kapillare vor sich gehen; in derselben wurde das zu untersuchende Serum mit dem aus weißen und roten Blutkörperchen bestehenden Bodensatz und der Bakterienemulsion gründlich gemischt, das Röhrchen alsdann zuge- schmolzen, !/; Stunde bei 37° gehalten, dann Präparate ausgestrichen und nach LEISHMAN gefärbt. Als phagocytie count wird die Zahl der durchschnittlich von einem polynukleären Leukocyten (die mononukleären Zellen bleiben wie bei LEISHMAN ganz außer Betracht) aufgenommenen Bakterien bezeichnet; als opsonic index bezeichnen WRIGHT & DouGLas diejenige Zahl, die das Verhältnis zwischen dem mit einem pathologischen bzw. verdächtigen ‘und dem mit normalem Serum erhaltenen hagocytic St angibt. Zählt man z. B. in 50 Leukocyten mit dem fraglichen Serum im ganzen 120 Bakterien, in ebensoviel Zellen mit dem Normalserum B 90 Bakterien, so ist der opsonische Index des Serums A —_ —. 1,33. ‘Der opsonisehe.Index, vielfach einfsch als „In- 422 F. NEUFELD, dex“ eines Serums bezeichnet, ist also eine relative Zahl; die absolute Zahl der gefressenen Bakterien kann dabei außer- ordentlich verschieden sein, es hängt das hauptsächlich von der Art und der Menge der zugesetzten Bakterien, von der jeweiligen Beschaffenheit der Leukocyten und von der Zeitdauer des Versuches ab. Bei der Bestimmung des Index sind daher die betreffenden Sera gleich- zeitig zu entnehmen und zu verarbeiten, die gleichen Leukocyten und die gleiche Bakterienaufschwemmung zu benutzen, und zwar stets genau gleiche Teile. Würde man z. B. einmal mehr, das andere Mal weniger Bakterien zu- setzen, so würde man ganz verschiedene Zahlen bekommen. Natürlich muß auch die Zeitdauer und die Temperatur während des Versuches genau die gleiche sein, ferner sollen die Kapillaren, in denen man die Phagocytose vor sich gehen läßt, wenigstens annähernd gleich sein; auch müssen Ausstrich, Färbung und Zählung “der Präparate in identischer Weise ausgeführt werden. Was die Zahl der auszuzählenden Zellen betrifft, so haben WRIGHT & Dovcras bei ihren ersten Arbeiten ebenso wie LeIsuman meist 20—30 Zellen durchgezählt, später hat man vielfach, um genauere Werte zu erhalten, die Zählung von wenigstens 100 Leukocyten gefordert. Mit dieser Methodik stellten WrıcHnt & DoucLas in ihrer ersten Arbeit, die sich mit der Phagocytose des Staphylococeus aureus be- schäftigt, zunächst fest, daß die Phagocytose die gleiche war, ob sie Serum oder (durch Citratzusatz erhaltenes) Plasma anwandten. Dieses Resultat -hat SELLArps für Plasma, das ohne Citratzusatz ge- wonnen war, bestätigt; die Opsonine entstehen also nicht etwa erst bei der Gerinnung des Blutes. Dagegen wurde die phagocytose- befördernde Eigenschaft des Serums durch 10 bis 15 Minuten langes Erhitzen auf 60 bis 65° völlig oder fast völlig vernichtet. Die Einzelheiten des ersten grundlegenden Versuches seien hier wider- gegeben. Untersucht werden je zwei Proben des normalen Serums W mit den Leukocyten derselben Versuchsperson und eines zweiten Normalserums D mit den Leukocyten von D R Zahl der durchschnittlich von einem Phagocyten aufgenommenen Staphylo- kokken: Serum (frisch) und Leukocyten W: 19,8, dasselbe Serum erhitzt: 3,4 desgl. 2. Röhrchen: 17.4, hi = 3 0,6 Serum und Leukocyten D: 16,0, i 5 = 1,8 desgl. 2. Röhrchen: 18,5, R. E - 1,5 Serum und Leukocyten W: 25,4, a ss 7 0,0 desgl. 2. Röhrchen: 16,0, “ a 35 0,0 Serum und Leukocyten D: 197 E g > 0,2 Also spielt das Serum, und zwar ein bei etwa 60° thermolabiler Bestandteil desselben die entscheidende Rolle bei der Phagocytose. Wie v. GrugßEr (Referat in der Mikrobiologen-Vers. 1909) hervorgehoben hat, hat Denys bereits i. J.:1895 festgestellt, daß sich aktives und bei 560 ın. aktiviertes Normalserum prinzipiell verschieden ver- halten und daß in der Regelnurim ersteren Phagocytose erfolgt. Auch v. GRUBER hatte dieselbe Beobachtung gemacht, aber den Unterschied ebenso wie Denys auf eine Schädigung der Leuko- cyten durch das inaktive Serum zurückgeführt. Daß dies nicht der Fall ist, haben WrıscHt & DousLas durch einen Kontrollversuch fest- gestellt. Derselbe zeigte, daß bei Verdünnung des frischen Serums mit inaktiviertem Serum annähernd dieselben Werte erhalten wurden, wie bei Verdünnung mit physiologischer Kochsalzlösung; das inak- tive Serum ist also eine indifferente Flüssigkeit. Bakteriotropine und Opsonine. 423 Das Resultat des Verdünnungsversuches ist das folgende: 'Grad der eingetretenen Phagocytose Verdünnung des Serums bei Verdünnung mit inakt. Serum | Kochsalzlösung 1633 — | 34,2 726 | 27,4 | 27,2 1:12 | 231 | 30,5 1:24 | 20,6 24,8 1:48 5,0 4,95 1:96 _ 0,8 A: 192 | = 0,6 Aus diesen Versuchsergebnissen entnahmen WRIGHT & DOoUGLAs offenbar die Berechtigung, die mit inaktivem Serum versetzten Röhr- chen stets als Kontrollen zu benutzen und auf weitere Kontrollen, in denen das Serum vollständig durch Kochsalzlösung ersetzt ist, zu verzichten; in der Tat finden sich in den Versuchen der Autoren keine weiteren Kontrollen mit Kochsalzlösung. Bei Untersuchung von spe- zifischen Serumproben, d. h. von Sera erkrankter oder spezifisch behandelter Menschen sind WRIGHT & Doucras zunächst von der Annahme ausgegangen, daß auch hier das inaktive Serum ein indiffe- rentes Medium sei; in einer späteren mit Rep ausgeführten Arbeit hat sich WrıcHt von der (bereits durch Denys & LECLEF, SAaw- TSCHENKO, LEVADITI, NEUFELD & Rımpau festgestellten) Tatsache überzeugt, daß im Immunserum auch nach dem Erhitzen auf 60° und darüber phagocytosebefördernde Stoffe &nthalten sein können. Ferner glaubten WrıcHT & DoucLas zunächst, daß jede Phago- cytose durch die thermolobilen Opsonine hervorgerufen sein müßte; sie erklärten daher die zuweilen auch in den Kontrollpräparaten nicht ganz unerhebliche Phagocytose durch die Annahme, daß den Leuko- cyten trotz des Waschens noch geringe Spuren frischen Serums an- hafteten. Später ist WRIGHT, wohl beeinflußt durch die Mitteilung von Lönteın, von dieser Auffassung zurückgekommen und hat selbst die Bedingungen, unter denen eine „spontane“ Phagocytose zustande kommt, eingehend studiert. Nun legten WRIGHT & DoucLas sich die Frage vor: wirkt das Serum stimulierend auf die Phagocyten oder verändernd auf die Bakterien? Zur Entscheidung dieser Frage benutzten die Autoren die Thermolabilität der phagocytosebefördernden Stoffe des Normalserums. Sie ließen frisches, menschliches Serum 15 Minuten bei 370 auf Staphylokokken einwirken, erhitzten dann die Mischung 10—15 Minuten lang auf 60° und setzten nun Leukocyten zu: bei dieser Versuchsanordnung trat starke Phagocytose ein. Wurde da- gegen das Serum zunächst auf 60° erhitzt, dann die Bakterien zuge- setzt (und die Mischung ev. nochmals auf 60° erhitzt), so blieb die Phagocytose, entsprechend dem oben Gesagten, annähernd vollständig aus. Um einige Zahlen zu geben, so betrugen bei 3 derartigen Versuchen die Durchschnittszahlen der von einem Leukocyten ge- fressenen Bakterien für das nach der Einwirkung auf die Kokken erhitzte Serum 27, 33 und 30, für das vorher erhitzte 3, 4, 4. Hier- nach ist es zweifellos, daß die thermolabilen Stoffe, auf denen die Phagocytose in diesen Versuchen beruhte, auf die Bakterien und nicht auf die Leukocyten gewirkt 424 F. NEUFELD, haben; denn mit den letzteren kam das Serum erst in Berührung, nachdem es durch Erhitzen unwirksam geworden war. WrıcHt & DoucLas setzen jedoch ausführlich auseinander, daß ihre Versuche die Möglichkeit offen lassen, daß neben den auf die Bakterien wirkenden Stoffen im Serum auch noch Stimuline vorhan- den sein könnten. Zur Entscheidung dieser Frage stellten sie Ver- suche über die Phagocytose von Karmin in aktivem und erhitztem Serum an, wobei im ersteren die Phagocytose stärker zu sein schien, ferner untersuchten sie, ob ein mit Staphylokokken abgesättigtes Serum noch phagocytosebefördernd wirkte: dies war deutlich der Fall. WrıcHt & DoucLas ließen hiernach die Frage nach dem Vorhanden- sein von Stimulinen neben den Opsoninen offen. In derselben Weise wie für Staphylokokken haben WRIGHT & DoUuGLas für die Tuberkelbacillen die Thermolabilität der Opsonine festgestellt; in drei Versuchen sanken die (absoluten) Indices der Sera nach dem Erhitzen von 5,4 auf 0,75, von 17,3 auf 3,0, von 14 auf 3,0. Ebenso wurde durch den soeben angeführten Erhitzungsversuch festgestellt, daß auch hier die Wirkung des Serums sich gegen die Bakterien, nicht gegen die Leukocyten richtete; allerdings zeigte sich dabei, daß die mit dem Serum zusammen erhitzten Bakterien er- heblich schlechter als die unerhitzten gefressen wurden. Für drei Proben wurden dabei die folgenden Zahlen erhalten: Sera: I | II | III ds des frischen Serums | 6,9 | 52 4,8 Index des nach Einwirkung auf die Bacillen | erhitzten Serums 3:5 | 2,6 | 2,6 Index des vor Einwirkung auf die Bacillen | erhitzten Serums | 0,16 0,34 0,4 Im Verfolg der Beobachtungen Leısumans haben WrıcHr und WricHhr & Doucras bei einer großen Zahl von Patienten, die an Staphylokokkenaffektionen und an Tuberkulose litten, den opsonischen Index festgestellt und die im natürlichen Verlaufe der Krankheit, sowie die nach spezifischer Behandlung mit „Vaccinen“ auftretenden Schwankungen des Index beobachtet. Sie fanden bei 20 Fällen von Staphylokokkeninfektion und bei 17 Tuberkulosefällen den Index stets gegenüber der Norm erniedrigt, wenn auch die Abweichung oft nur gering war; die Indices der Staphylokokkenpatienten schwankten von 0,1—0,87, die der Tuberkulösen von 0,4—0,9. Später hat Wrıcnr dann gefunden, daß Herabsetzung des Index nur bei lokalisierter Tuberkulose bzw. Staphylokokkenaffektion die Regel ist, während generalisierte Fälle ein sehr unregelmäßiges Ver- halten des Index zeigen, wobei sowohl normale, als auch erheblich erhöhte oder herabgesetzte Werte vorkommen. Wurden die Patienten spezifisch behandelt, so stieg der Index, nachdem er zuerst meist eine kurze negative Schwankung gezeigt hatte. Bei derartigen Patienten, deren Blut entweder abnorm hohen oder abnorm niedrigen Index zeigte, stellten WrıcHr & DoucLas Versuche an um zu entscheiden, ob die Verstärkung bzw. Verringerung der Phago- cytose auf einer Veränderung des Serums oder der Leukocyten be- ruhte. Dabei zeigte sich, daß die verminderte Phagocytose nicht auf verminderter Freßtätigkeit der Leukocyten, sondern auf geringerem Opsoningehalt des Serums beruhte. Bakteriotropine und Opsonine. 425 Also ändert sich im Lauf einer Erkrankung oder bei spezifischer Behandlung der Opsoningehalt des Serums, aber nicht die Eigenschaften De: Leukocyten; wie man sieht, ist dieses Ergebnis eine Bestätigung der frühe- ren Feststellungen von Denvs und seinen Mitarbeitern. Einwände gegen die Indexbestimmung nach Wright und Abänderungsvorschläge. Indem bezüglich der Technik der Indexbestimmung nach WRIGHT auf den Artikel von v. WAssERMANN & MiIcHAELIS in diesem Hand- buch verwiesen wird, sei nur kurz bemerkt, daß in der lange Zeit eifrig diskutierten Streitfrage, ob die WrıcHutsche Methode überhaupt ge- nügend zuverlässige zahlenmäßige Werte liefert, keine völlige Einigung der Ansichten stattgefunden hat; obwohl WriıcHTr fortdauernd seine Technik abgeändert und verfeinert hat, scheint er in dieser Hinsicht von einer allgemeinen Anerkennung weiter entfernt zu sein, als im Beginne der Opsoninforschung. Zur Orientierung seien von Arbeiten, die sich im Wriıscmrtschen Sinne aussprechen, abgesehen von seinen eigenen grundlegenden Mitteilungen, die von BuLLocH, ÜRWICK, BINE & LESSNER, MANWARING & RuH, Noon & FLEMING, WHITE, FLEMING, STRUBELL genannt, von gegnerischen Stimmen POTTER, Moss, PARK & Bıecs, BoLpvAan, THOMAS, SAATHOFF, ARMIT, REYN & KJER-PETERSEN, Insbesondere sei ferner auf die zusammenfassenden Artikel von LEva- pırt & Inman und Levapıtı in dem Handbuch von Kraus-LEvADıtı verwiesen. Aus der neueren Literatur gewinnt man aber den Ein- druck. als ob das Interesse an den Diskussionen über die opsonische Methodik bereits stark nachgelassen hat; meinen eigenen Standpunkt in dieser Frage habe ich unten begründet. Ein Einwand gegen das Prinzip der Opsoninbestimmung er- gibt sich aus der Erkenntnis der komplexen Natur der Opsonine (NEUFELD); die Schwankungen des Index zeigen nicht nur Veränderungen der Immunstoffe, sondern auch des Kom- plements an. Aus den Arbeiten von SacHs, Moro, LÜpke u. a. geht in der Tat hervor, daß Komplementschwankungen im Verlauf akuter und chronischer Krankheiten nicht selten vorkommen. Bei manchen nicht spezifischen Veränderungen des Index kann man wohl ohne weiteres Komplementschwankungen vermuten. So beobachteten WRIGHT, Sımon bei Frauen während der Menstruation sehr stark erniedrigten Index (für verschiedene Bakterienarten), KrössLeR & NEUMANN bei Schwangeren eine große Labilität des Tuberkuloseindex, ebenso Smaw bei Paralytikern herabgesetzten Tu- berkuloseindex. FRASER, SIMON u. a. sahen abnorm niedrigen Index für Tuberkelbacillen und Staphylokokken bei anderweitigen Krank- heiten, bei einer ganzen Reihe verschiedenartiger Erkrankungen fand Sımon ferner starke Erhöhung oder Erniedrigung des Index für Staph. citreus. Auch bei Tierexperimenten sind ähnliche Beobach- tungen gemacht worden, so sahen McFArLann & L’EncLe bei Ka- ninchen nach Injektion von Blutkörperchen oder von Hefe starke Indexerhöhung für Staphylokokken, FoRsTErR sah im Tierversuch bei eiweißarmer Kost konstant eine Indexerniedrigung auftreten. In allen derartigen Fällen liegt wohl die Wahrscheinlichkeit vor, daß die konstatierten Indexschwankungen mindestens teilweise auf Komple- 426 F. NEUFELD, mertschwankungen beruhen. Dasselbe gilt vielleicht auch für die kurzen negativen Schwankungen, die von MEAKIN & WHEELER, WRIGHT u. a. bei Tuberkulösen nach geringen Muskelanstrengungen gefunden wurden, und für die länger dauernde Indexerhöhung, die Inman umgekehrt, verbunden mit subjektivem Wohlbefinden der Pa- tienten nach erhöhter Muskelarbeit sah; wenigstens ist WRIGHTS Annahme, daß hier spezifische Serumveränderungen durch „Autoin- okulationen“ vorliegen, nicht erwiesen. Uebrigens kann nach stär- keren Anstrengungen auch bei Gesunden eine kleine „negative Schwan- kung“ eintreten; ebenso können Gesunde nach Injektion größerer Tuberkulinmengen einen erniedrigten Index (für Kokken) zeigen (SHAW). Von Abänderungsvorschlägen für die LEISHMAN-WRIGHT- sche Technik hat der „prozentuale Index“ von Sımon am meisten Anwendung gefunden, wobei anstatt der durchschnittlich von einem Leukocyten gefressenen Keime die Zahl der sich an der Phagocytose beteiligenden Leukocyten bestimmt wird. Ferner hat Smmon neben dem konzentrierten Serum auch verdünntes benutzt. Diese Methode ist von mehreren Untersuchern nachgeprüft und als zuverlässig und relativ einfach bezeichnet worden (Knorr, TunIcLırr). Zu einer ähnlichen Methodik, nämlich Zählung der an der Phagocytose betei- ligten Zellen bei Anwendung verschiedener Serumverdünnungen, ist auf Grund eigener Untersuchungen (mit Exsudatleukocyten) auch BäcHER gekommen. Auch v. GRUBER und OHkueo hatten relativ gute Resultate mit der Feststellung des prozentualen Index. MARSHALL hat versucht, bei Immunserum durch die Untersuchung von Serum- verdünnungen bessere Resultate zu erhalten, behält aber im übrigen die Methodik WRricHTs bei. Auch Dran hat empfohlen, das Serum zu verdünnen und den Punkt festzustellen, wo im Vergleich mit einem Kontrollserum eine deutliche Wirkung aufhört; es ist das etwa dasselbe Vorgehen, wie das von NEUFELD & Hüne bei ihren Bakteriotropinuntersuchun- gen. Es erscheint jedoch fraglich, ob die Methode der Serumverdün- nung in der Art, wie es die genannten Autoren vorgeschlagen haben, als rationell für die Opsoninuntersuchungen angesehen werden darf; es ist zu bedenken, daß hier nicht, wie bei den Versuchen mit bak- teriotropen Sera (und natürlich auch bei Agglutinin- und Präzipitin- versuchen) ein einheitlicher Antikörper verdünnt wird, sondern gleich- zeitig Ambozeptor und Komplement, so daß wahrscheinlich zwischen diesen beiden Komponenten nicht immer das geeignete quantitative Verhältnis bestehen wird. Dopps, DUDGEON & SHATTOK, VEITCH u. a. haben im Anschluß an die ursprüngliche Methode von LEısuman empfohlen, das Wachsen und Zentrifugieren der Leukocyten ganz wegzulassen und einfach den „hämophagocytischen Index‘, d. h. das Freßvermögen der Leuko- cyten des Patienten in dem eigenen Serum im Vergleich zu einem Kontrollblut zu untersuchen. Hierzu wird das Blut einfach mit den Bakterien (und etwas Citrat) gemischt; die Autoren sehen einen Vor- teil in der Einfachheit des Verfahrens, sowie darin, daß nicht nur eine Veränderung des Serums, sondern auch eine etwaige der Leuko- cyten gemessen wird. Eine eigenartige Methodik haben NEISSER & GUERRINT beschrie- ben, um die phagocytosebefördernde Wirkung sowohl von Normal- EEE EEE EEE Bakteriotropine und Opsonine. 427 als von Immunsera zu bestimmen; sie bewiesen dabei zugleich, daß eine Wertbestimmung der Stoffe des Immunserums nur durch Aus- titrierung des Serums in abgestuften Verdünnungen möglich ist. Die Auteren zählen die zum Versuch kommende Bakterienaufschwemmung (nach einer von WrıcHr angegebenen Methode) und ebenso die be- nutzte Leukocytenemulsion ; dann lassen sie die Phagocytose vor sich gehen, trennen nach Ablauf derselben (30 Minuten bei 37°) die Leuko- cyten — und mit ihnen die phagocytierten Bakterien — mittels Filtration durch Glaswolle von der Flüssigkeit und zählen nunmehr die in dem leukocytenfreien Filtrat vorhandenen, also nicht phagocy- tierten Bakterien. Zieht man diese Zahl von der Zahl der in der ur- sprünglichen Emulsion vorhandenen Bakterien ab, so erhält man die Summe der gefressenen Bakterien; diese Summe, dividiert durch die Anzahl der verwendeten Leukocyten, gibt die Zahl der durchschnitt- lich von einem Leukocyten aufgenommenen Keime (die „phagocytäre Zahl“ WrıchHts). In größeren Versuchsreihen, die sie mit Normal- und Immunsera an Staphylokokken anstellten, erprobten NEISSER & GUueERRINI die Zuverlässigkeit der mit ihrer Methode der ‚„Rest- zählung‘“ erhaltenen Resultate; sie halten dieselbe für geeignet zum Zweck theoretischer Untersuchungen, nicht dagegen für klinische Zwecke. Der an sich rationelle Versuch CAutrtEnps, die opsonische Kraft des inaktivierten Serums bei Zusatz von verdünntem Komple- ment zu bestimmen (also nur die opsonischen Ambozeptoren zu messen ), scheint bisher keine Nachfolge gefunden zu haben. _ Vorkommen und allgemeine Eigenschaften der Tropine. a) Bakteriotropine der Immunsera. Dıe Tropine (zuerst als „bakteriotrope bez. cytotrope Substanzen“ bezeichnet) sind spezifische Antistoffe, die durch die üblichen Inaktivierungstemperaturen nicht unwirksam gemacht werden und die ohne Mitwirkung von Komplement die Bakterien (bez. Zellen) zur Phagocytose vorbereiten, ohne sie abzutöten oder sichtlich zu ver- ändern. Der Grad der Thermoresistenz der Tropine ist etwas wechselnd, ähnlich wie das auch bei den Agglutininen und Ambozep- toren der Fall ist; 1/,—1-stündiges Erhitzen auf 550—56° ertragen sie wohl stets, in vielen Fällen ist sogar eine recht hohe Hitzebestän- digkeit vorhanden. So erhitzten NEUFELD & Hüne spezifische Cholera- und Typhussera ohne Schaden auf 62°—63°, in Antierythrocytensera fand Hecrorn nach Erhitzen auf 70% NeureLp & BickEL nach 3 Wochen langem Aufenthalt (in Verdünnung 1:10) bei 60° die Tro- pine noch erhalten. Dagegen fand BöHnme, daß die relativ schwachen Tuberkulose-Tropine in Patientenseris durch längeres Erhitzen auf 60° erheblich abgeschwächt wurden, ähnliche Resultate hatte REITER; HuGGENBERG berichtet, daß die Tropine seiner Antistreptokokkensera im Gegensatz zu den von NEUFELD & Rımrau untersuchten Sera bei 60° in 45 Minuten völlig zerstört wurden; dabei erwiesen sich, ähn- lich wie bei agglutinierenden Seris, die Antikörper der hochwertigen Sera als relativ stabiler. Gewisse Unterschiede mögen vielleicht auch in bezug auf die Haltbarkeit unserer Antikörper bei längerer Aufbewahrung vorliegen; sicher ist jeden- falls, daß die Tropine in hochwertigen Immunsera sich außerordentlich lange halten. NEUFELD & Hüne fanden ein 5 Jahre altes Choleraserum hoch- 428 F. NEUFELD, wirksam, bei eigens darauf gerichteten Versuchen fand ich ebenso wie JoB- LınG die Tropine des Meningitisserums mindestens ein Jahr lang quantitativ völlig unverändert. Bei meinen weiteren Versuchen habe ich bei Cholera-, Typhus-, Ruhr-, Pneumokokken-, Meningokokkensera, die ich während einer Reihe von Jahren wiederholt untersuchte, keine merkliche Abschwächung ge- sehen und möchte danach glauben, daß sich die Tropine wenigstens in hochwertigen Seris bei Karbolkonservierung in der Regel jahrelang halten. In bezug auf die Spezifität verhalten sich die Immuntropine ähnlich den anderen Antikörpern; während sie im allgemeinen streng spezifisch «sind, finden sich nicht ganz selten Gruppenwirkungen. So enthielten die von NEUFELD & Hüne, CLARK & SIMoNDs unter- suchten Paratyphussera Tropine nicht nur für die ganze Hog-Cholera- gruppe, sondern in geringerem Grade auch für Typhusbacillen, die Tropine der SmiGa-, FLEXNER- und Y-Ruhrsera greifen in ähnlicher Weise wie die Agglutinine auf die andern Typen über (Hänper, M. WASSERMANN & RITTER), die Hämotropine desgleichen meist in dem- selben Maße wie die Hämolysine auf Blutkörperchen verwandter Tier- arten (HEcToENn, NEUFELD & BICkKEL u. a.). b) Cytotropine. Ebenso wie gegen Bakterien lassen sich auch gegenüber körper- fremden Zellen phagocytosebefördernde spezifische Antikörper ge- winnen. Von solchen cytotropen Antistoffen sind bisher nur die gegen Erythrocyten gerichteten untersucht worden, doch darf man wohl ver- muten, daß sich auch gegen andere Zellen entsprechende Antikörper werden herstellen lassen. Die Untersuchungen von SAWTSCHENKO, TARASSEVITCH, GRUBER & RuzickA, NEUFELD & TöPrER, BARRAT, HECTOEN, KEITH, NEUFELD & Biıcker haben ein reiches Tatsachenmaterial über die Hämotropine ergeben, dessen Bedeutung hauptsächlich in den theoretischen Schlub- folgerungen liegt, die sich daraus ableiten lassen. Die Hämotropine, die sich gegen eine Reihe von Blutarten mit Leichtigkeit in starker Konzentration gewinnen lassen, eignen sich in vieler Hinsicht weit besser als die Bakteriotropine zur Entscheidung der wichtigen Fragen nach der Konstitution der Tropine, ihren Beziehungen zu den spezi- fischen Ambozeptoren und den Opsoninen, sowie über die Auflösungs- vorgänge innerhalb der Leukocyten. Insbesondere haben die neueren Untersuchungen übereinstimmend ergeben, daß die Hämotropine mit den hämolytischen Ambozeptoren nicht identisch sind. Der Gehalt der Sera an beiden Antistoffen geht oft sehr weit auseinander, dieselben können unter geeigneten Bedingungen durch Absorption einzeln aus einem Serum entfernt werden, das Verhalten gegen Erhitzung ist verschieden. Diese für die Theorie der Tropine wichtigen Befunde werden an den einschlägigen Stellen näher besprochen. v. EISLER & SoHMA berichten, daß die Hämotropine in die Milch übergehen, dagegen — im Gegensatz zu den Lysinen — nicht in das Serum des Neuge- borenen. Das Studium der hämotropen Antikörper hat aber auch vom klinischen Standpunkt aus Interesse. Man beobachtet bei Infektions- krankheiten und Anämien öfters eine Phagocytose von roten Blut- körperchen durch die Leukocyten des zirkulierenden Blutes; dieses Vorkommnis ist von WriıscHTt bei Pneumokokkeninfektionen, von Rose- now und Davıs (zit. bei Hecrorn) bei Pneumonikern und Genick- u a A A AU ic 2 2 Bakteriotropine und Opsonine. 429 starrekranken gefunden worden; eingehend beschreibt Rowrry die enorm starke Phagocytose in einem Falle von perniziöser Anämie; ich selbst konnte entsprechende Beobachtungen in einigen Fällen im frisch entnommenen Blute von Recurrensmäusen machen. Vel. ferner die Befunde von MaLrtory bei Typhus, sowie den interessanten Sek- tionsbericht von RössLE (bei einem an Pneumokokkensepsis gestor- benen Falle von Lebercirrhose, Pankreas- und Nierenentzündung fand sich eine kolossale Erythrophagocytose nicht nur, wie öfter beschrie- ben, seitens der Kapillarendothelien, sondern auch seitens der Leber- zellen, in geringerem Grade auch der Nierenepithelien und Pankreas- zellen). Eine derartige Phagocytose kann sowohl auf primäre Schä- digung der Erythrocyten, etwa durch Bakterientoxine, als auf Auto- hämotropine zurückgeführt werden. Daß im Serum von Patienten reichlich Hämotropine (für normales Menschenblut) vorkommen können, haben durch Reagenzglasversuche Eason, KÄMMERER & MEYER, Dupseon (vgl. auch Simon, MELVIn & RocHeE) in Fällen paroxysmaler Hämoglobinurie, Rowery bei perniziöser Anämie und Davıs bei Meningitis nachgewiesen ; HEcToOENn untersuchte die Wirkung mensch- licher Serumproben auf Blutkörperchen von Gesunden und Kranken und fand Isohämotropine insbesondere beil'yphuspatienten. Eserscheint als möglich, daß die Bildung von Hämotropinen bei verschiedenen anämischen Zuständen eine ursächliche Rolle spielt. Auch gegen Spermatozoen lassen sich bekanntlich phagocytose- befördernde Antistoffe erzeugen (METSCHNIKOFF), die, wie ich ge- sehen habe, auch in vitro wirksam sind. Dagegen ist es mir in einigen orientierenden Versuchen, bei denen ich Kaninchen mit Meerschwein- chenleukocyten und Leberzellen (zum Teil nach vorheriger Auflösung mit Natr. taurochol.) vorbehandelte, nicht gelungen, spezifische Tro- pine zu erhalten, doch dürften weitere Versuche in dieser Richtung nicht aussichtslos sein. c) Tropine gegen die Membran von Emulsionströpfchen. Daß die Tropine sich nicht nur gegen Mikroorganismen und Körperzellen, sondern, ähnlich wie die Präzipitine und die Komple- ment ablenkenden Antikörper allgemein gegen körperfremde Stoffe von Antigencharakter richten, geht aus den Untersuchungen von Neuv- FELD & Hänper hervor. Die Autoren erhielten durch Injektion von Kaninchen mit Milch und Hühnereiweiß Sera, die einen spezifisch fördernden Einfluß auf die Phagocytose von Milchkügelchen bzw. von mit Eiweiß emulgierten Oeltröpfchen ausübten. Der Antikörper richtet sich hier also nicht gegen die Substanz der Fetttröpfchen, son- dern gegen Eiweißstoffe, die als Kaseinhülle die Milchkügelchen und als „Haptogenmembran“ die Emulsionstropfen umhüllen. Diese Be- obachtungen sind vielleicht insofern von Interesse, als bekanntlich derartige Haptogenmembranen in biologischer Hinsicht gewisse :Ana- logien mit den Hüllen der tierischen und pflanzlichen Zellen besitzen, wie das insbesondere von HöBer (Physikalische Chemie der Zelle und der Gewebe) näher ausgeführt worden ist. Solche Analogien dürften auch für die Immunitätslehre von Bedeutung sein. Wir wissen aus den Untersuchungen über die Blutkörperchenstromata, daß wenigstens bei so einfach gebauten Zellen, wie es die Erythrocyten sind, die Antigene sich in der Hüllsubstanz befinden, die dementsprechend 430 F. NEUFELD, den Angriffspunkt der Antikörper darstellt, und aus den Befunden von Ipr und Dermees geht weiterhin hervor, daß Antikörper, die gegen den Zellinhalt, also in diesem Falle das Hämoglobin gerichtet sind, gar nicht durch die Hüllsubstanz hindurch zu ihrem Antigen gelangen können und daher von unversehrten Blutkörperchen nicht gebunden werden. d) Tropine im Normalserum. Daß auch im inaktivierten Normalserum phagocytosebefördernde Stoffe sich finden, ist vielfach festgestellt worden; NEUFELD & TÖöPFER, Barrar u. a. fanden solche Stoffe gegenüber Blutkörperchen, NEUFELD & Hünz gegenüber gewissen Mäusetyphus- und Staphylo- kokkenstämmen, KLıEn, CLARKE & Sımmonps gegenüber Typhus- bacillen (Kaninchenserum), Hecrorn gegenüber Milzbrandbacillen (Rattenserum), Sprit, NEurFELD & Kanpıza gegenüber Rotlauf- bacillen. Wenn diese Befunde zunächst verhältnismäßig seltene Aus- nahmen zu sein schienen, so ist durch spätere Untersuchungen von Sımon, HEcToEn, HAMILTON, EGGERS, v. GRUBER & FuTakı, MuIıR & MarTın, ROSENTHAL, FORNET & PORTER, BEZZoLA u.a. eine phago- cytäre Wirkung des inaktiven Normalserums gegenüber Bakterien und Blutkörperchen als ziemlich häufiges Vorkommnis erwiesen worden; RosEentHaL macht auch darauf aufmerksam, daß die Wir- kung dieser Normaltropine, die meist nicht stark ist und bei Verdün- nung der Sera daher bald ganz verschwindet, öfters durch den von ihm, sowie von FoRNnET & PorTER u.a. gefundenen hemmenden Ein- fluß des konzentrierten Serums verdeckt ist und dann erst durch den Bindungsversuch nachgewiesen werden kann. Es scheint daher, als ob das Normalserum ziemlich häufig geringe Mengen an Tropinen (ebenso wie von Agglutininen und Ambozeptoren) gegen manche Bak- terien enthält; doch dürfte denselben gegenüber der wohl in allen Fällen weit überlegenen Wirkung der Normalopsonine eine erheb- liche Bedeutung für die natürliche Immunität kaum zukommen. Wirkungsweise der Tropine (Stimulintheorie und Tropine). Die grundlegenden Versuche von Denys & LEcLer (1895) gaben zum ersten Male Aufschluß darüber, welcher Anteil dem Serum und welcher den Leukocyten bei der Steigerung der Phagocytose im im- munen Tier zuzuschreiben ist. METSCHNIKoFFs Lehre ging dahin, daß im Verlaufe der Immunisierung die Leukocyten allmählich zum Kampfe gegen die virulenten Krankheitserreger erzogen worden seien, z. B. dadurch, daß sie ihre Fähigkeit zuvor an wenig virulenten oder an abgetöteten Keimen der gleichen Art geübt hätten. Hiernach sollte der Unterschied zwischen einem normalen und einem immunisierten Tiere in der Beschaffenheit seiner Leukocyten liegen. Diese Anschauung haben Denys & Lecrer endgültig widerlegt. Sie brachten in vitro isolierte Leukocyten einerseits von normalen und andererseits von gegen virulente Streptokokken immunisierten Kaninchen mit diesen Streptokokken und etwas Serum eines nor- malen Kaninchens zusammen: in beiden Fällen trat keine Phago- cytose ein, ein Unterschied zwischen den Leukocyten des empfäng- lichen und des immunen Tieres bestand nicht. Nun fügten sie statt des Normalserums das Serum eines immunisierten Kaninchens hinzu: Are ur ee Fe ra Bee aa u. et re Zn Ei re a Ds ze en AT Ir ee ze De en Bakteriotropine und Opsonine. 431 jetzt wurden die Kokken massenhaft von den Leukocyten gefressen, und zwar ebensogut von denen des normalen als von denen des im- munisierten Tieres. Also liegt der Unterschied zwischen beiden nicht in einer Veränderung ihrer Leukocyten, sondern ihres Serums. Das Ergebnis dieses klassischen Versuchesistvölligklarundeindeutig und das gewählte Objekt das denkbar günstigste. Was nun die Art der Serumwirkung betrifft, so liegt es so nahe, eine spezifische Veränderung der Bakterien durch das Serum an- zunehmen, daß uns heute diese Folgerung eigentlich selbstverständlich erscheint. Dennoch ist sie damals von den Anhängern der Phago- cytenlehre nicht gezogen worden. Bereits vorher hatte nämlich METSCHNIKOFF, und zwar zunächst für ein Hogcholeraserum, bei dem sich weder ein antitoxischer, noch ein bakterizider, noch ein virulenzabschwächender Einfluß erkennen ließ, die Hypothese auf- gestellt, daß die Wirkung des Serums in einer Stimulierung der Phagocyten bestehe. Die gleiche Vorstellung ist von ihm und seinen Schülern BorRDET, MesnIL, BESREDKA, GENGoU u. a. für eine Reihe anderer Sera, vor allem das Streptokokken-, Pneumokokken- und Rot- laufserum vertreten worden. Noch im Jahre 1904 hat BESREDKA aus- führlich die Ansicht verteidigt, daß das Antistreptokokkenserum keine direkte Wirkung auf die Streptokokken ausübe und nur eine einzige Auffassung, nämlich die einer Stimulinwirkung auf die Leukocyten, übrig bleibe. Neben der Stimulintheorie ist bekanntlich von der METScHnIKoFrschen Schule nach der Entdeckung der spezifischen Ambozeptoren die Anschauung vertreten worden, daß ambozeptor- beladene Bakterien leichter phagocytiert würden, als unbeladene: beim Streptokokken-, Rotlauf- und Hogcholeraserum sollten aber die Ambozeptoren, wie die Autoren wohl mit Recht annehmen, keine Rolle spielen. Diese Anschauung suchte SAWTSCHENKO auch experi- mentell durch Versuche, die er mit einem Antierythrocytenserum, teils in vitro nach der Denxysschen Technik, teils im Meerschweinchen- peritoneum anstellte, zu stützen; der Autor glaubte in der Tat nach- weisen zu können, daß das spezifische Serum die Phagocytose dadurch anregt, dab es sowohl auf die Phagocyten wie auf die Erythrocyten wirkt. Den entscheidenden Beweis für Unrichtigkeit der Stimulintheorie erbrachten NEUFELD & Rmrau am Antistreptokokkenserum durch Benutzung des Bindungsversuches nach EHrLicH & MORGENROTH. Wurden die Leukocyten zuerst mit dem spezifischen Serum 20 Mi- nuten bei 37% gehalten, alsdann abzentrifugiert, gewaschen und mit Streptokokken versetzt, so trat keine Phagocytose ein. Dagegen war die Phagocytose äußerst lebhaft, wenn umgekehrt die Streptokokken mit dem Serum digeriert, dann abzentrifugiert, nochmals mit Koch- salzlösung gewaschen und nun mit Leukocyten zusammengebracht wurden. Das Antistreptokokkenserum wirkt also nicht stimulierend auf die Phagocyten, sondern verändernd auf die Bakterien ein. Dieses Versuchsergebnis ist von zahlreichen Autoren für eine Reihe von Immunsera bestätigt worden; dementsprechend können die Tropine durch Digerieren mit den betreffenden Bakterien aus dem Serum entfernt werden (Dean, NEUFELD & Hüne u. a.). Die Ergebnisse erscheinen vor allem deshalb von prinzipieller Bedeutung, weil sie uns gestatten, die Phagocytenlehre mit 432 F. NEUFELD, #1 den von PFEIFFER, EHRLICH und ihren Schülern begründeten An- schauungen zwanglos in Einklang zu bringen; damit ist der un- fruchtbare Gegensatz zwischen „humoraler“ und ,„cellu- lärer‘ Immunitätstheorie aus der Welt geschafft. Leukostimulantien und sonstige nicht-spezifische Einflüsse auf die Phagocytose. Im Gegensatz zu der bisher erörterten spezifischen Präparierung der Bakterien zur Phagocytose findet durch verschiedene Einflüsse eine allgemeine nicht-spezifische Anregung der Phagocytose statt. So fanden ManwaArına & Rum bei Zusatz sehr geringer Mengen von verschiedenen Antisepticis, Wırson bei schwachen Konzentrationen von Chinin eine gewisse Steigerung der Phagocytose (von Strepto- kokken). Ferner haben NEıssER & GUERRINI für die Phagocytose von Staphylokokken festgestellt, daß eine Reihe von Stoffen, die ın starker Konzentration Gifte für die Leukocyten sind, in geringer Dosis eine anregende Wirkung auf die Phagocyten ausüben, z.B. Pepton, Nukleinsäure, Chinin, Jodkalium, Staphylolysin; sie bezeich- nen diese Stoffe als „Leukostimulantien“. Auch BECcHHOoLD unter- suchte eine Reihe organischer Kolloide, wie Dextrin, Hämoglobin, Gelatine, sowie Fermente in derselben Richtung. Grünspan fand auch in vivo durch kleine Dosen Chinin eine Anregung der Phagocytose. NEISSER & GUERRINI machten auf die Möglichkeit einer praktischen Verwertung solcher stimulierenden Stoffe aufmerksam; sie wiesen in dem durch Behandlung von Pferden mit großen Mengen von Hefe gewonnenen „Deutschmann-Serum“ eine stimulierende, wahrscheinlich auf den Gehalt an Nuklein zu beziehende Wirkung nach. Vgl. die Berichte über Steigerung des ‚Index‘ bei 'Tuber- kulösen nach Behandlung mit Hefe (Huccarp & MorRLAND) und nach Nukleininjektionen (BuULLocH). Es muß jedoch hervorgehoben werden, daß für eine praktische Verwendbarkeit solcher Leukostimulantien bisher keine sicheren An- haltspunkte vorliegen; was speziell das Deutschmann-Serum betrifft, so ließen die exakten Tierversuche von BockHoFF jede Schutzwirkung desselben gegenüber Infektionen mit verschiedenen Bakterien ver- missen, ebensowenig bewirkte allerdings das von ihm untersuchte Serum in vitro eine stärkere Phagocytose (von Cholera-, Paratyphus- bacillen, Meningokokken) als Normalserum. Eine Herabsetzung der Phagocytose sah Rusın in vitro durch Alkohol und Chloroform, GrAHAMm durch Aether (Versuche in vitro und im Körper), ReynorLps durch Morphium, KRUSCHILIN durch größere Alkoholdosen (Tierversuche); KENTZLER & BENCZUR fanden durch Antipyretika weder im Reagenzglas noch im Tierkörper eine erhebliche Beeinflussung der Phagocytose. Die Herabsetzung der Phagocytose in vivo durch größere Dosen von Narcotieis ist schon früher von METSCHNIKOFF festgestellt worden; nach Kaurs Versuchen an Hunden soll dabei auch die Verringerung des Opsonin- gehaltes beteiligt sein. Die eingehendsten Untersuchungen über den Einfluß insbesondere von Salzen auf die Phagocytose verdanken wir HAMBURGER & HERMA, die die Phagocytose von Kohlepartikeln in verschiedenen Medien stu- dierten. Sie fanden, daß jede Veränderung des OH-Gehaltes des Bakteriotropine und Opsonine. 433 Serums seine opsonische Kraft vermindert, was im Gegensatz zu Angaben von NocucHı, aber im Einklange mit den Resultaten von Essers steht. HAMBURGER & HEXkMmA stellten ferner fest, daß isoto- nische Kaliumchloridlösungen die Phagocytose beeinträchtigen, wäh- rend Calciumsalze sie so erheblich befördern, daß die Autoren ihre praktische Verwertung für möglich halten. Harnstoff, sowie Hämo- globin erwiesen sich als indifferent. HAMBURGER & Haan haben die anregende Wirkung der Calciumsalze weiterhin studiert, ferner auch andere Erdalkalisalze sowie Halogensalze untersucht. EGGErRs fand dagegen unter den von ihm untersuchten Salzen nur Magnesiumchlorid stimulierend. Eine Beschleunigung der Phagocytose (ebenfalls von Kohlepartikelchen) sahen HAMBURGER, Haan, Buganovıc durch fett- lösliche Stoffe wie Jodoform, Chloroform, Chloralhydrat, Benzol, Terpentinöl; sie führen diese Wirkung auf Herabsetzung der Ober- flächenspannung der Leukocytenhüllschicht zurück. Warum sah durch Cholesterin nicht nur in vitro, sondern auch in vivo bei den damit injizierten Kaninchen eine längere. Zeit anhaltende, recht erhebliche Steigerung der Phagocvtose eintreten, während MüLLEr die von ihm untersuchten Bakterienlipoide wirkungs- los fand. Ausgedehnte Untersuchungen hat Mars& über die Steigerung der Phagocytose angestellt, die er im Tierversuch und auch beim Menschen nach Injektion bezw. Verfütterung von Thyreoidsubstanz (ebenso durch Hypophysis- und Hodenextrakt) feststellen konnte. Da- bei tritt anscheinend einerseits eine Steigerung der Freßtätigkeit der Phagocyten, andererseits eine Vermehrung der Serumopsonine ein. Letzteres stimmt mit. der von Fassın beobachteten Komplement- vermehrung nach Thyreoidineinspritzung überein. Entsprechend früheren Beobachtungen von DupGEon & SHATToR am Menschen kon- statierten HarTocH & SIRENSky in Tierversuchen eine starke, mehrere Tage lang anhaltende Indexerhöhung (für Staphylokokken) durch Einspritzung von artfremdem Normalserum (z. B. Hammel- oder Pferdeserum bei Meerschweinchen); wie der Bindungsversuch ergab, handelt es sich nicht um eine Stimulin-, sondern um eine Opsonin- wirkung, offenbar infolge Komplementvermehrung. Vorkommen und Eigenschaften der Opsonine. Bereits WrıcHt & Doucras haben festgestellt, daß frisches menschliches Serum Opsonine gegenüber zahlreichen Mikroorganismen, nämlich Tuberkelbacillen, Staphylokokken, Pestbacillen, Ruhrbacillen, Microc. melitensis, Bact. coli, Pneumokokken, Milzbrand-, Cholera- und Typhusbacillen enthält. Alle genannten Bakterienarten wurden reichlich, wenn auch in wechselndem Maße von Phagocyten aufge- nommen, sobald frisches Serum zugesetzt wurde, während im inakti- vierten Serum meist nur eine geringe Phagocytose eintrat. Dagegen ließ sich bei Diphtherie- und Xerosebacillen keine Opsoninwirkung erkennen, d. h. die Phagocytose war im erhitzten Serum durchschnitt- lich ebenso stark wie im frischen (etwa 3—10Bacillen pro Leukocyt). WrıcHT & DoucLas teilten hiernach die Bakterien in vier Ka- tegorien ein, nämlich 1) solche, die sehr empfindlich sowohl gegen bakterizide als gegen opsonische Serumwirkung sind (Cholera, Typhus); Handbuch der pathogenen Mikroorganismen. 2. Aufl. II. 28 434 F. NEUFELD, 2) solche, die gegen bakterizide Wirkung in geringem Grade, gegen opsonische stark empfindlich sind (B. coli, Dysenterie); 3) solche, die gar keine Empfindlichkeit gegen bakterizide, aber starke Empfindlichkeit gegen opsonische Serumwirkung besitzen (Pest- bacillen, Pneumokokken, Staphylokokken, Microc. melitensis) ; 4) Bakterien, die gegen beide Serumwirkungen unempfindlich sind (Diphtherie- und Xerosebacillen). Später ist auch für Diphtheriebacillen eine opsonierende Wirkung des frischen menschlichen Normalserums festgestellt worden, ebenso weiterhin für Pseudodiphtherie-, Paratyphus- bzw. Hogcholerabacillen, für Gonokokken, Meningokokken, Staphyl. albus und citreus, für (avi- rulente bzw. wenig virulente!) Streptokokken usw. Hieraus geht wohl hervor, daß die opsonisierende Wirkung des Normalserums umfassender ist als die direkt bakterizide Wirkung. In dem Blute von Neugeborenen fanden WRIGHT & DoucLas in einigen Fällen den ÖOpsoningehalt für Staphylokokken und TB. etwa gleich dem des mütterlichen Blutes, während er in anderen Fällen weit geringer war. Aehnliche Ergebnisse hatten AmBERrGg, TurTon & APPLETON, MucH, WeLLs; v. EiısLeR & Somma fanden bei neugeborenen Meerschweinchen denselben Opsoningehalt wie im Serum des Muttertieres. Die eingehenden Untersuchungen von BürGeErs ergaben, daß das Serum der Neugeborenen durchweg ärmer an Opsonin (ebenso wie an Ambozeptoren und Komplement) ist als das mütterliche Serum; nach TunıcLırr sinkt der Opsoningehalt (ebenso wie die phagocytäre Kraft der Leukocyten) bald nach der Geburt stark, um erst im zweiten und dritten- Lebensjahr die Norm zu erreichen. Diese Verhältnisse sind vielleicht für das Verhalten gegen Infektionen wichtig. Daß nicht nur im Serum des Menschen, sondern auch in dem der daraufhin untersuchten Tiere sich Opsonine finden, geht aus zahlreichen Untersuchungen hervor; die meisten derselben beziehen sich auf Meerschweinchen- und Kaninchenserum (HEcCToOEN'‘& RÜDIGER, DEAN, LÖHLEIN, GRUBER & FuTakı, BÄcHErR u. a.). Aus den Be- funden von GRUBER & FuraAkt sei hervorgehoben, daß das Meer- schweinchen- (und ähnlich das Kaninchen-)serum stark opsonisch auf Staphyl. aur., Streptoc., Pneumococeus, B. coli, Bac. ruber Kiel, Prodigiosus, Subtilis, Rotlauf, Proteus, Diphtherie wirkt; gegenüber B. pyocyaneus, suipestifer, suisepticus war die opsonische Wirkung insofern weniger deutlich, als hier auch im inaktiven Serum eine mehr oder weniger starke Phagocytose stattfand. Ferner wurden Opsonine im Serum von Pferden (Dean), Hunden (Hecrorn), Rindern, Schwei- nen, Schafen, Tauben und Hühnern (Sımon, Lamar & BispHAM) nachgewiesen. Sie finden sich aber auch im Serum von Kaltblütern, wie Fischen und Fröschen und von Wirbellosen, wie Krebsen, Muscheln (RünıgGEr & Davis, SLEESWIIK). Von großem Interesse ist natürlich die Frage, inwieweit sich im Körper außerhalb der Blutbahn Opsonine finden. Schon WrıcHhr & Douscras haben dieselben auch in Exsudatflüssigkeiten, in der Lymphe von Hautbläschen sowie in der Milch nachgewiesen; doch fand WricHt mit DoucLas und Rep bei Abszessen und peritoni- tischen Exsudaten den Opsoningehalt oft gegenüber dem Serum herab- gesetzt, und zwar zuweilen nur für den betreffenden Krankheitser- Bakteriotropine und Opsonine. 435 reger (Tuberkelbacillen, Staphylokokken). Da den bei der Bırrschen Stauung in das Stauungsödem übergehenden Opsoninen eine Heil- wirkung zugeschrieben wird, so haben SHIMODAIRA, JOSTANI, FASIANI den Gehalt solcher Oedemflüssigkeiten an Opsoninen (und Ambo- zeptoren, Agglutininen) genau untersucht; meist enthielten dieselben etwa ebensoviel Opsonin wie das Serum. In die Cerebrospinalflüssig- keit gehen dagegen nach MAckenzıE & Marrın, Houston, HECTOEN, Cıuca Opsonine (und Komplemente) fast gar nicht über, eine Tat- sache, die für das Zustandekommen der Meningitis von Bedeutung sein dürfte. Bei aktiv und passiv immunisierten Hunden fand Hecrorn in der Thoraxlymphe stets weniger Immunopsonine, als im Serum; ebenso verhielten sich auch die Lysine und Agglutinine. BEcHT & GREER untersuchten in ähnlicher Weise den Uebergang der Antistoffe in die Lymphe. Was die Beteiligung der einzelnen Leukocytenarten bei der Phagocytose mit menschlichem Blut betrifft, so hat schon Leısuman angegeben, daß bei der Indexbestimmung uur die poly- nukleären Leukocyten zu berücksichtigen sind, die ja in der Tat ganz überwiegend an der Phagocytose teilnehmen. Nach NATTAnN- LARRIER & Parvu, AcHARD, Romonn & Forx haben die eosinophilen nur geringes Phagocytosevermögen, letztere Autoren fanden bei ver- schiedenen Krankheiten erhebliche Schwankungen in der prozentualen Beteiligung der einzelnen Leukocytenformen. POTTENGER sowie BussE fanden für die verschiedenen Arneruschen Klassen der Leukocyten etwa gleiche Aktivität, während nach Listo mit der Zahl der Kern- segmente die Freßfähigkeit zunimmt (vgl. auch Brıscor, BouGHTonN). Ebenso wie die Sera, lassen sich bei der Versuchstechnik nach Leısuman auch die Leukocyten der verschiedensten Tiere zu Phago- cytoseversuchen im Reagenzglase verwenden, nicht nur solche von Meerschweinchen und Kaninchen (die schon von Denys benutzt wurden), sondern auch von Ziegen, Hunden, Schafen (HecToen u.a.), Hühnern (GRUBER), Fröschen, Schildkröten, Fischen, ja auch von niederen Tieren, wie Echinodermen, Mollusken, Würmern, Arthro- poden (RünIger & Davis u. a.). Daß gerade bei niederen Tieren die Phagocytose eine große Rolle spielt, ist ja durch MeErscuNnIKorrs grundlegende Untersuchungen lange bekannt; vgl. auch die neuere Arbeit von ANGERER. Die Phago- cytoseversuche in vitro haben nun gezeigt, daß Bakterien, die durch ein bestimmtes Serum „sensibilisiert“, also mit Opsonin be- laden sind, dadurch nicht nur zur Phagocytose durch die Leukocyten derselben Tierart, von der das Serum herstammt, sondern ebensogut durch die Leukocyten einer beliebigen anderen Tierart vorbereitet sind. So fanden Hector & Rüpıcer, daß Staphylokokken, die durch das Serum von Meerschweinchen, Kaninchen, Hunden, Ziegen, Ratten oder Pferden sensibilisiert worden sind, von menschlichen Leukocyten gefressen werden; Stmon, LamAar & BıspHam, sowie RÜDIGER & Davıs stellten dasselbe für das Serum von Schafen, Schweinen, Rindern, Katzen, Hunden, Hühnern, Schildkröten, Fröschen, Fischen, Krebsen, Holothurien und Seeigeln fest. Ebenso werden umgekehrt die mit Warmblüterserum vorbehandelten Bakterien regelmäßig durch Leuko- cyten von niederen Wirbeltieren oder von Wirbellosen (Mollusken, Würmern usw.) gefressen (RünıGer & Davıs). Dieses Verhalten ist deswegen von besonderem Interesse, weil daraus deutlich hervorgeht, 28* 436 F. NEUFELD, daß sich die spezifische Reaktion ausschließlich zwi- schen dem Serum und den Bakterien abspielt, und daß die Leukocyten dabei erst sekundär beteiligt sind: sie stellen gleichsam den Indikator der Serumwirkung dar. Nicht selten beobachtet man jedoch, worauf RÜDIGER & Davis, BÄCHER u. a. hinweisen, bei derartigen Versuchen, daß ein fremdes Serum nebenher auch toxisch auf die Leukocyten wirkt, wodurch natürlich die Beobachtung der Opsoninwirkung gestört wird. Diese „Leukocytotoxine“ der Normalsera sind von RÜDIGER & Davis, sowie besonders eingehend von GOODMAN studiert worden, sie sind nach den genannten Autoren komplexer Natur und werden durch 30 Minuten langes Erhitzen auf 55° unwirksam. Nach Beobachtungen von BÄCHER, NEUFELD und UNGERMANN wirkt jedoch artfremdes Serum auch nach dem Inaktivieren bisweilen schädigend auf Leukocyten. In einzelnen Fällen fand HECcToEn, daß opsonische Bakterien z.B. durch Menschenleukocyten, aber nicht durch Hundeleukocvten aufgenommen wurden. BÄCHER nimmt für die von ihm beobachteten Fälle von stärkerer Phagocytose durch homologe Leukocyten an, daß in diesen Fällen das fremde Serum einen schädigenden Einfluß auf die Leukocyten ausgeübt hat. Eingehend unter- suchte UNGERMANN einen Fall, wo normales Kaninchenserum einen Pneumo- kokkenstamm nur dann opsonisierte, wenn zum Versuch Kaninchen-, nicht aber wenn Meerschweinchenleukocyten benutzt wurden; eine funktionelle Schädi- gung der letzteren ließ sich dabei in Kontrollversuchen (mit anderen sensi- bilisierten Bakterien) nicht feststellen. Wenngleich derartige Fälle offenbar Aus- nahmen bilden, so ist in zweifelhaften Fällen die Benutzung homo- loger Leukocyten für Opsoninversuche anzuraten. Mit der soeben erörterten Annahme, daß die Leukocyten ein re- lativ indifferenter Faktor bei der Phagocytose sind, steht die von Drnys entdeckte, von WRIGHT & DoucLas für menschliches Serum bestätigte Tatsache, daß bei der Immunisierung nur das Serum, aber nicht die Leukocyten eine Veränderung erfahren, in bestem Ein- klange. Dieser Befund ist weiterhin von vielen anderen Autoren, so von HEcToENn und COLArk für Typhuskonvaleszenten, von FYsHe, NEISSER & GUERRINI für die Staphylokokken behandelte Menschen bzw. Versuchstiere bestätigt worden. Doch sah Rosenow bei Pneumonikern, abgesehen von der spezi- fischen Veränderung des Serums, auch die Aktivität der Leukocyten erhöht; dabei zeigten sich die Leukocyten auch gegen Erhitzung widerstandsfähiger als diejenigen von Kontrollpersonen. POTTER & KrumwiıEpE fanden bei Untersuchung einiger Pneumoniefälle die Aktivität der Phagocyten während der Krankheit herabgesetzt und erst gegen die Krise verstärkt. LÖWENSTEIN beschreibt, daß sowohl bei einem mit Tuberkulin behandelten Patienten wie bei einem gegen Tuberkulose immunisierten Kaninchen eine deutliche Veränderung der Leukocyten in dem Sinne eintrat, daß sie erhöhte phagocytäre Fähigkeit gegenüber Tuberkelbacillen zeigten. Auch von einigen an- deren Autoren liegen Angaben vor, daß die Freßfähigkeit der Leuko- cyten im Verlaufe von Infektionskrankheiten schwanken kann; so fanden Basser SMITH bei Maltafieber, PoTTEr bei verschiedenen Af- fektionen eine gesteigerte Aktivität der Leukocyten. Dopps, VEITCH, DuvpGEon & SHATTOR u. a. haben mit Rücksicht auf derartige Erfah- rungen vorgeschlagen, zu der Leısumanschen Methode der Index- bestimmung zurückzukehren, bei der Serum und Leukocyten des Pa- tienten benutzt werden. In allen diesen Fällen handelt es sich offenbar nicht um eine spezifische, gegen einen be- stimmten Mikroorganismus gerichtete Eigenschaft der Bakteriotropine und Opsonine. 457 Zellen, sondern um eine Steigerung (bzw. Herabsetzung) der Leistungsfähigkeit der Zellen im allgemeinen. Allgemein wird heute angenommen, daß die Opsonine der Normal- sera ebenso wie die phagocytosebefördernden Stoffe der Immunsera nicht auf die Leukocyten, sondern auf die betreffenden Bakterien’ ein- wirken; eine nicht spezifische Anregung der Phagocyten durch frisches homologes Normalserum ist daneben festgestellt worden (Saw- TSCHENKO, BARIKINE U. a.). Insbesondere haben sich Burroch & Ar- KIN, LÖHLEIN, HEcToEn, BÄCHER und viele andere davon überzeugt, daß die Bakterien die Opsonine binden und auch dann noch stark phagocytiert werden, wenn sie durch Waschen vom Serum befreit sind. Dean sah die Bindung des Opsonins sowohl bei 37° wie bei 8°, jedoch in letzterem Fall erheblich verzögert eintreten. BuLLocH & ATrkın, Hecroen & RüÜDIGER, LöHteın fanden, daß diese Bindung auch bei 0° eintrat, während in den Versuchen von MEyer mit Para- typhusbacillen eine Opsonisierung bei 0° nicht stattfand (vgl. unten). Im Gegensatz zu anderen Berichten über „maximale“ Phagocytose der- artig sensibilisierter Bakterien hebt Meyer hervor, daß Paratyphus- bacillen, die bei 370 1 Stunde lang mit frischem Normalserum be- handelt und abzentrifugiert waren, stets schlechter gefressen wurden, als bei direktem Zusatz des Serums; das gleiche beobachtete Hec- TOEN für die opsonische Wirkung des Hundeserums auf Milzbrand- bacillen. CENTANNI fand, daß die durch Serum opsonisierten Pneumo- kokken das Opsonin beim Waschen leicht verlieren, und SELLARDS sah, daß die Phagocytose von Tuberkelbacillen und Staphylokokken, die vorher mit normalem Serum digeriert waren, nach mehrmali- sem Waschen sehr stark abnahm; er glaubt deswegen, daß durch die Absorptionsversuche überhaupt nicht eine Wirkung des Serums auf die Bakterien bewiesen, und daß eine Stimulinwirkung nicht aus- geschlossen ist. Man darf aus diesen Versuchen (bei denen das jedes- malige Zentrifugieren der Bakterien bis zu 1 Stunde dauerte) wohl nur schließen, daß die Bindung zwischen dem Opsonin des Normal- serums und den Bakterien keine sehr feste ist, was mit sonstigen Beobachtungen über andere normale Serumstoffe übereinstimmen würde. Allerdings wird man zugeben müssen, daß die Bindungs- versuche bei den Stoffen des Normalserums keine so überzeugenden Resultate ergeben, wie bei den Tropinen der Immunsera. NEISSER & GueErrınI fanden, daß das (Normal-)Opsonin für Staphylokokken sich nicht vollständig absorbieren läßt, sondern daß stets, wenigstens bei einmaliger Absorption mit großen Bakterien- mengen, ein nicht unbeträchtlicher Rest davon übrig bleibt. Vielleicht handelt es sich um eine geringe Avidität des restierenden Opsonins (vgl. analoge Erfahrungen betreffs der Normalagglutinine [MÜLLER ]), die Verfasser weisen aber auch auf die Möglichkeit hin, daß das Normalserum auf die Leukocyten eine anregende Wirkung ausübt. Die Beobachtung von MarcHAnD, daß auch nach Erhitzen auf 65° das Verhalten der virulenten und avirulenten Bakterien gegen- über den Leukocyten unverändert bleibt, wurde von HecroeEn u.a. bestätigt. Im allgemeinen können die zu Phagocytoseversuchen be- nutzten Bakterien vorher abgetötet, ja sogar oft ohne Schaden auf 100° und darüber erhitzt werden (Denys, MARCHAND, WRIGHT & DoucLas, BÄcCHER u. a.).. Nun hatten Wrıcnt & DoucLas aber 438 F. NEUFELD, auch gefunden, daß die Opsoninwirkung erhalten blieb, wenn die mit Opsonin beladenen Bakterien nachträglich !/, Stunde auf 60° erhitzt wurden. Entsprechende Versuche anderer Autoren haben kein gleich- mäßiges Resultat ergeben. Während BurrLocHh & Arkın, sowie NEIS- SER & GUERRINI dasselbe Ergebnis, wie WrıcHT & Doucas hatten, fanden Hrcrorn & RüDpIGer, daß ein mit Opsonin beladener Strepto- coccus nach dem Erhitzen auf 60° nicht mehr gefressen wurde, und zwar auch dann nicht, wenn von neuem frisches Serum zugesetzt wurde; sie schlossen hieraus auf eine Bildung von ,„Opsonoid‘“, bei dem die bindende Gruppe noch erhalten, die funktionelle dagegen zerstört sei, und das daher eine „Verstopfung“ der Rezeptoren be- wirke. Auch BäcHer sah bei Versuchen mit Staphylokokken, daß bei nachträglichem Erhitzen (1/, Stunde auf 61°) ein Teil der Opsonin- wirkung zerstört wird, und daß dieser Verlust durch Zusatz von neuem Serum nicht wieder ersetzt wird. Dagegen fand er, hierin in Uebereinstimmung mit einem früheren Versuche von BuLLocH & Arkın, daß Kokken, die mit inaktiviertem Serum vorbehandelt worden sind, einer nachträglichen Sensibilisierung ebenso zugänglich sind, wie unbehandelte Kokken (in diesem Falle tritt also keine „Verstopfung“ ein). Uebrigens glaubt LöHLeın, daß die Herabsetzung der Phagocytose bei erhitzten, sensibilisierten Bakterien eine schein- bare sein könne, da die Färbbarkeit solcher Bakterien oft so stark herabgesetzt sein könne, daß sie der Zählung entgehen; in der Tat verfallen ja erhitzte Bakterien bisweilen leicht einer Autolyse, sowie einer Auflösung durch Körpersäfte. Es muß wohl unentschieden bleiben, ob das einmal auf den Bakterien fixierte Opsonin nunmehr thermoresistent ist (vgl. hierzu die von FRIEDRERGER & PINCZOWER mitgeteilten Beobachtungen über die starke Thermoresistenz des Ag- glutinins nach erfolgter Bindung an die Bakterienzelle), oder ob vielleicht die die Phagocytose bedingende Veränderung der Bakterien vor der Inaktivierung bereits genügend vorgeschritten war. Fast alle Autoren stellen die Phagocytoseversuche bei Körper- temperatur an; BäÄcHer hat jedoch durchweg bei Zimmertempe- ratur gearbeitet und dabei brauchbare Resultate erhalten. Auch Rüpıser & Davis beobachteten die Phagocytose durch Warmblüter- und Kaltblüterleukocyten bei Zimmertemperatur. Knorr fand eine erhebliche Verlangsamung der Phagocytose bei Zimmertemperatur; KÄMMERER sah auch bei 0° bei Staphylokokken annähernd ebenso starke Phagocytose eintreten wie bei 370, während sie bei Tuberkel- bacillen etwa nur halb so stark war. Bine & Liızssner fanden für Tuberkelbacillen bei 20 Minuten Beobachtungszeit bei 370 eine dop- pelt so starke Aufnahme wie bei 13° und eine 5mal so starke wie bei 0%. 'TunıcLırr sah bei 45° in 5 Minuten starke Phagocytose von Diphtheriebacillen eintreten. Ich selbst sah bei vergleichenden Ver- suchen mit Cholera- und Typhusbacillen (nach der Technik von NEUFELD-Hüne) erhebliche Herabsetzung der Opsonin- sowohl wie der Tropinwirkung bei Zimmertemperatur. Lepıncmam untersuchte getrennt den Einfluß der Temperatur auf die Bindung des Opsonins an die Bakterien und auf den Ablauf der Phagocytose: es ergab sich, daß bei vorhergehender gleichartiger Sensibilisierung der Bakterien die Phagocytose durch Temperatur- schwankungen zwischen 18 bis 400 kaum beeinflußt wird. HEcToEN fand, daß Menschen- und Hundeleukocyten noch fähig zur Phago- Bakteriotropine und Opsonine. 439 cytose blieben, wenn sie 30 Minuten lang auf 42°, aber nicht mehr, wenn sie auf 45° erhitzt wurden. JogLınGg empfiehlt (speziell für Versuche mit Meningokokken) die Bakterien zunächst längere Zeit (1 Stunde) bei 370 mit dem Serum zu digerieren; alsdann tritt nach Zusatz der Leukocyten die Phagocytose schneller ein. Ich kann dieses Verhalten bestätigen; das Verfahren dürfte für manche Fälle vorteilhaft sein. HUGGENBERG beschleunigte die Phagocytose durch ständige Be- wegung der Mischung durch dauerndes langsames Umdrehen der Röhrchen (am besten auf einer Drehscheibe); auch ich habe mit dieser Methode sowohl bei der Wric#rtschen wie bei meiner Technik sehr gute Resultate erhalten, die Phagocytose war unverkennbar verstärkt und beschleunigt. Verhalten virulenter und avirulenter Bakterien gegenüber den Opsoninen. WRIGHT & DoucLas hatten zunächst geglaubt, jede Phagocytose auf eine Wirkung der thermolabilen Serumstoffe beziehen zu sollen, und die von ihnen in manchen Präparaten mit erhitztem Serum fest- gestellte Phagocytose durch die den Leukocyten noch anhaftenden Reste von frischem Serum erklärt. Demgegenüber hat besonders LönLeın nachgewiesen, daß manche Bakterien von Leukocyten, die sorgfältig durch mehrfaches Waschen von allen Serumresten befreit sind, energisch gefressen werden. (,„Spontanphagocytose“, vgl. oben S. 407.) Weiterhin ist die gleiche Beobachtung für eine Reihe von Bakterienarten von HEcToOEN, WRIGHT & ReEıD, NEUFELD & Hüne, DEAN u. a. gemacht worden; es ist daher für jeden Phago- eytoseversuch eine Kontrolle mit physiologischerKoch- salzlösung unbedingt notwendig. Von großer Bedeutung ist dabei ein in den Arbeiten von WRIGHT & DoucLas nicht berücksichtigter Umstand, nämlich die Virulenz der zum Phagocytoseversuch benutzten Bak- terien. Die entscheidende Bedeutung dieses Punktes ist schon von Denys und Marcnann bei ihren Versuchen mit Streptokokken er- kannt worden. Auch weiterhin hat sich, ohne daß eine absolute Pa- rallelität in dieser Hinsicht herrscht, gezeigt, daß sehr vielfach avirulente Bakterien bereits in den Kontrollröhrchen mit Kochsalz- lösung und gewaschenen Leukocyten lebhaft von den Phagocyten aufgenommen werden, während bei virulenten Stämmen die Phago- cytose völlig ausbleibt oder doch sehr gering ist. Nun hat sich aber weiterhin herausgestellt, daß sich auch der opsonischen Wirkung des frischen Serums gegenüber in vielen Fällen virulente Stämme ganz anders verhalten als avirulente. Insbesondere sahen HECTOEN, ROSENOW, STROUSE, RÜDIGER u. a., daß avirulente Streptokokken und Pneumokokken nach Zusatz von Normalserum (von Menschen, Meerschweinchen, Kaninchen) sehr stark gefressen wurden, während. virulente Stämme der Opsoninwirkung nicht unterlagen. Rosenow fand bei einer großen Zahl frisch aus dem Blut iso- lierter Pneumokokken, daß diese Kulturen im Gegensatz zu aviru- lenten Pneumokokken sämtlich dem Opsonin gegenüber vollkommen resistent waren, sie wurden selbst nach 48-stündigem Digerieren mit 440 F. NEUFELD, Serum nicht phagocytiert; dabei absorbierten sie auch kein Opsonin aus dem Serum. Durch Tierpassagen bzw. durch längeres Fort- züchten in künstlicher Kultur konnte diese Eigenschaft, etwa ent- sprechend den dabei erzielten Virulenzschwankungen, willkürkch ge- ändert werden. Extrakte aus virulenten Pneumokokken enthalten nun nach Rosenow einen Stoff („Virulin“), der die Phagocytose von avirulenten Pneumokokken (nicht aber von Strepto- oder Staphylo- kokken) hemmt: die avirulenten Kokken absorbieren denselben, werden dadurch gegen das Opsonin resistent und gleichzeitig (in beschränktem Maße) virulent. Nach beendeter Extraktion absorbieren die virulenten Kokken Opsonin. Analoge spezifische Hemmungsstoffe gewannen DupGeEon, PAnTon & Wırson aus Typhus-, Proteus- und anderen Bak- terien; kleinste Mengen der Stoffe steigerten wiederum die Phago- cytose. Aehnlich wirken die von TscHıstovitcHh und IGumEnow beschrie- benen „Antiphagine“, d. h. phagocytosehemmende Stoffe, die aus viru- lenten Hühnercholera- und Pyocyaneusbakterien extrahiert wurden; bei einer Nachprüfung gelangte allerdings Fiorıro zu etwas abweichen- den Ergebnissen. Insbesondere haben aber die neueren Untersuchungen von ZADE, BÜRGERS, UNGERMANN über die Bedeutung der Phagocytose und der Öpsonine für die natürliche Immunität gegen Pneumo- und Strepto- kokken zu sehr interessanten und ganz eindeutigen Ergebnissen ge- führt; dabeı wurde im Gegensatz zu den meisten der früheren Unter- suchungen die Virulenz exakt festgestellt, und zwar für die Tier- art, deren Serum auf seine opsonische Wirkung geprüft wurde. Bürcers hat auf Grund seiner Befunde vorgeschlagen, die Virulenz von Streptokokken für den Menschen durch den Opsonin- versuch mit Menschenserum zu bestimmen. Die Verhältnisse liegen bei den genannten Kokkenarten in mancher Hinsicht einfacher, als bei anderen Bakterienarten. Gegenüber hochvirulenten Pneumo- kokken besitzt das Serum empfänglicher Versuchstiere (Kaninchen, Maus) nicht die mindeste bakterizide Wirkung (ebensowenig das Plasma [Dornv]), während das Serum und in höherem Maße das Plasma des von Natur erheblich resistenten Menschen eine gewisse abtötende Kraft zeigt (MucH, Dorn). Avirulente Pneumokokkenstämme unter- liegen nun ebensowenig wie virulente der Bakterizidie durch Ka- ninchen- und Mäuseblut; auch vom menschlichen Blut werden sie weniger beeinflußt als virulente Stämme. Dagegen verhalten sie sich der Phagocytose gegenüber völlig anders: sie werden zum Teil schon in den Kontrollen mit Kochsalzlösung, stets dagegen bei Zusätz von aktivem Normalserum gefressen. Dabei entspricht das Verhalten im Tierkörper auch in Einzelheiten durchaus dem in vitro. UNGERMANN untersuchte auch einen der seltenen Fälle, in denen ein Pneumokokken- stamm für Kaninchen avirulent, für dieMaus hochvirulentwar: er fand eine starke Opsoninwirkung des Kaninchen-, dagegen gar keine des Mäusenormalserums. Im Laufe der Fortzüchtung auf künstlichen Nährböden verlor der Stamm auch seine Kaninchenvirulenz: nunmehr wurde er durch Normalkaninchenserum opsonisiert. Derartige Beobachtungen beweisen wohl aufs deutlichste, daß die Opsonine in gewissen Fällen für die natürliche Immuni- tät der ausschlaggebende Faktor sind; sie zeigen uns zu- gleich aber wiederum, daß sich ein solcher Beweis nur durch steten Bakteriotropine und Opsonine. 441 Vergleich der Befunde im Reagenzglase mit den Verhältnissen im Tier- körper erbringen läßt. Die von allen anderen Beobachtungen abweichenden Resultate HUGGENBERGS, wonach auch hochvirulente Streptokokken der Opsoninwirkung des Normal- serums unterliegen, zum Teil auch bereits spontan gefressen werden, würden unerklärlich sein, wenn nicht in einer Anmerkung angedeutet wäre, daß der Autor die Virulenz seiner Stämme nicht selbst bestimmt, sondern die betreffen- den Angaben übernommen hat. Die „virulenten‘“ Stämme sind also wohl nur früher, vielleicht auf anderen Nährböden einmal virulent gewesen. Bei den oft rapiden Virulenzschwankungen der septikämischen Kokken ist in zweifelhaften Fällen zu fordern, daß die Virulenzbestimmung gleichzeitig mit dem Phago- cytoseversuch, und zwar aus demselben Kulturröhrchen vorgenommen wird, aus dem die Kokken für den Reagenzglasversuch entnommen werden; in dieser Weise sind UNGERMANN und ich vorgegangen. Die bei einigen Bakterienarten gefundenen Unterschiede in dem Verhalten virulenter und avirulenter Stämme gegenüber dem Opsonin dürfen nicht ohne weiteres verallgemeinert werden. Es ist irrtümlich, wenn G. Maykr (Weichardts: Jahresbericht 1910) schreibt, ich hätte ein solches Verhalten für Meningokokken behauptet. Es wäre ja möglich, daß hier ähnliche Verhältnisse vorliegen, doch können wir im Tierversuch nicht einen virulenten und einen avirulenten Meningo- coceus unterscheiden. Daß bei der verschiedenen Empfänglichkeit der Menschen für Genickstarreinfektion die Normalopsonine beteiligt sind, ist anzunehmen. Opsonine der Immunsera. Nachdem bereits Leısuman eine Steigerung des opsonischen Index infolge spezifischer Behandlung nachgewiesen hatte, ist von WRIGHT und seinen Schülern ein großes Tatsachenmaterial hierüber gesammelt worden. Aus demselben ist jedoch über das Auftreten von Immun- opsoninen in unserem Sinne des Wortes wenig zu entnehmen, einmal weil die Bestimmung des Index mit unverdünntem- Serum nach LEIsHman-WricHT feinere Ausschläge überhaupt nicht erkennen läßt, vor allem aber weil dabei natürlich gleichzeitig die Tropine zur Wir- kung kommen. Daß auch bei Immunsera durch ein Zusammenwirken von Ambo- zeptoren und Komplement eine echte Opsoninwirkung eintreten kann, haben NEuUFELD & BickeL für Antierythrocytensera in quantitativen Versuchen nachgewiesen, bei denen sowohl der Gehalt an hämo- lytischen Ambozeptoren als auch an Cytotropinen exakt festgestellt wurde. Es zeigte sich, daß sehr kleine, an sich unwirksame (nicht mehr tropinhaltige) Mengen von inaktiviertem Serum bei Zusatz‘ kleiner Komplementmengen lebhafte Phagocytose auslösten; dabei zeigten die mit derartig kleinen, „unterlytischen“ Mengen von Ambo- zeptor und Komplement beladenen Blutkörperchen, sich selbst über- lassen, keine Hämolyse. Hieraus geht hervor, daß bei der durch Ambo- zeptor und Komplement hervorgerufenen Opsoninwirkung keineswegs zuerst eine Auflösung oder überhaupt eine sichtliche Schädigung der betreffenden Zellen der Phagocytose voranzugehen braucht. In ähn- licher Weise konnten Levanpırı & Inman eine opsonische Wirkung an Typhussera demonstrieren, wenn dieselben bis zur Unwirksamkeit verdünnt und mit verdünntem, ebenfalls an sich unwirksamem Normal- serum versetzt wurden; das gleiche gelang DrAan für Ruhr-, Staphylo- kokken- und Typhusimmunserum, BöHmE für Typhus- und Colisera, BürsEers & Meisner für alle von ihnen untersuchten Immunsera. Den gleichen Nachweis der komplexen Zusammensetzung konnten CAULFIELD für menschliche Tuberkulose-, KÄMMERER für menschliche 442 F. NEUFELD, “ Typhussera, desgleichen Bönme für Typhus- und Coliimmunsera liefern. SAUERBECK, V. GRUBER, OHkugo fanden im Diphtherieheilserum Im- munopsonine, und zwar ohne daß gleichzeitig Tropine vorhanden waren, während LinDEMAnNn in hochwertigen antibakteriellen Diphtheriesera beide Arten von Stoffen nachweisen konnte. BÄR berichtet, daß das an sich unwirksame MArMorExksche Tuberkulose- serum nach Komplementzusatz deutliche Opsoninwirkung zeigte. Für derartige phagocytosebefördernde Wirkungen von Immunambozeptoren plus Komplement wird die Bezeichnung ‚Immunopsonine“ zweck- mäßig zu reservieren sein. Allerdings scheint mir nicht in allen berichteten Fällen der Nachweis einer echten komplexen Wirkung sichergestellt zu sein. Einmal dürfen bei solchen Versuchen die verwendeten Dosen von Immunserum und Komplement nicht dicht unterhalb der für sich allein noch wirksamen Mengen liegen und die Ausschläge müssen groß genug sein, um eine Summation völlig auszu- schließen. Die Resultate werden ferner, wie bei allen Phagocytoseversuchen mit Immunsera, um so eindeutiger sein, je weiter das (in der Regel den Leuko- cyten gegenüber artfremde) Immunserum verdünnt wird; in stärkerer Kon- zentration üben viele Sera eine Hemmung aus, welche nach meinen Er- fahrungen bisweilen durch Komplementzusatz aufgehoben oder abgeschwächt wird, wodurch eine Komplettierung vorgetäuscht werden kann. Schließlich habe ich mich ebenso wie andere Autoren oft davon überzeugt, daß die Leukocyten bei Bakterienphagocytoseversuchen in vitro nach unserer Technik im frischen art- gleichen Serum besser erhalten bleiben und auch aktiver sind als in den Kon- trollen mit Kochsalzlösung. Wenn hiernach nicht zu bezweifeln ist, daß viele Sera echte Im- munopsonine (bez. spezifische opsonische Ambozeptoren) enthalten, so sind wir wenig darüber unterrichtet, wie häufig diese Stoffe vor- kommen und welche Bedeutung sie neben den meist gleichzeitig vor- handenen Tropinen haben. In meinen Versuchen mit Meningitis- und Typhussera sowie in den von HänpeL mitgeteilten mit Ruhrimmun- sera gelang es jedenfalls in der Regel nicht, hochwertige Sera, die etwas über die Grenze der Tropinwirkung hinaus verdünnt wurden, durch Zusatz einer an sich opsonisch unwirksamen Komple- mentverdünnung zu reaktivieren (Versuchsanordnung wie bei Nev- FELD & Bıcker). Bezüglich der neuerdings von BÜrGERs mitgeteilten Reaktivierungsversuche vgl. unten. Die bisherigen Ergebnisse sprechen wohl dafür, daß bei der phago- cytären Wirkung der Immunsera die Tropine eine größere Rolle spielen als die Immunopsonine. Natürlich können die opsonischen Ambozeptoren im Organismus auch nur da zur Wirkung gelangen, wo genügend freies Komplement vorhanden ist; daher würde z. B. bei dem Mangel an Komplement in der Lumbalflüssigkeit (s. 0.) ein etwaiger Gehalt an diesen Antistoffen im Meningitisserum prak- tisch vermutlich ohne Nutzen sein. Wie hieraus ersichtlich, ist die Unterscheidung zwischen den beiden Arten von phagocytären Stoffen im Immunserum nicht allein theoretisch wichtig. Konstitution der Opsonine. Während über die Auffassung der Tropine als einheitlich gebauter, nach Art der Ambozeptoren und Agglutinine wirksamer, relativ hitzebeständiger Stoffe von Anfang an kein Zweifel herrschte, ist die Konstitution der Opsonine Gegenstand zahlreicher Diskussionen u Bakteriotropine und Opsonine, 443 gewesen. Die Aufklärung darüber ist auch insofern von großer Be- deutung, weil die Indexbestimmung nach WriıcHT auf der Annahme eines einfachen Baues der Opsonine basiert. WricHT & Douscras haben die von ihnen entdeckte Wirkung des frischen Normalserums auf neuartige, von den bis dahin bekannten Serumstoffen verschiedene Körper bezogen, und zwar offenbar vor allem deswegen, weil sie einen starken Opsoningehalt gerade gegen- über solchen Bakterien fanden, auf die das betreffende Serum gar nicht bakterizid oder agglutinierend wirkte. Insbesondere hatte WRIGHT in Gemeinschaft mit Wınpsor das völlige Fehlen der bakteriziden Wirkung des menschlichen Serums auf Staphylokokken, ferner auf Pestbacillen und Micrococcus melitensis nachgewiesen; auch in den Sera mit Staphylokokken vorbehandelter Personen fanden sich keine bakteriziden Stoffe. Ebensowenig ließ sich in derartigen Seris eine Vermehrung der etwa vorher vorhandenen Agglutinine nachweisen. Die Feststellung, dab die Opsoninwirkung von der bakterio- lytischen Serumwirkung völlig unabhängig ist, behält auch dann ihre Bedeutung, wenn man sich der von vielen Autoren vertretenen An- sicht (vgl. v. GRUBER) anschließt, daß daraus noch keineswegs die Verschiedenheit der betreffenden Serumstoffe folgt. Einige Autoren, insbesondere HEcToEn, Rüpıger haben den Opsoninen die gleiche Konstitution, wie sie die Agglutinine nach Enrricn besitzen, zugeschrieben, nämlich die eines Rezeptors zweiter Ordnung, und demnach an ihnen eine haptophore und eine „opsoni- phore“ Gruppe unterschieden. Im Laufe der weiteren Untersuchungen haben sich jedoch mehr und mehr Gründe für die wohl von vorn- herein wahrscheinliche Annahme ergeben, daß bei der Opsoninwir- kung die Komplemente des Serums eine Rolle spielen. Daß die Opsonine etwa die gleiche Thermolabilität besitzen wie die Komplemente, geht schon aus der ersten Arbeit von WricHtT & DovusLas hervor und ist allerseits bestätigt worden. Burroch & Arkın fanden, daß das Staphylokokkenopsonin des Menschenserums bei 60° in 3 Minuten völlig, bei 50—55° in 33 Minuten fast völlig zerstört wird. Dean sah beim Erhitzen von frischem Kaninchenserum auf 60° den Index für Staphylokokken in der ersten Minute von 20 auf 5, in der zweiten auf 1, in der dritten auf 0,5 sinken; diesen. Wert. der wohl den der spontanen Phagocytose in diesem Falle darstellen dürfte, behielt das Serum auch bei 1/,-stündiger Erhitzung. Sich selbst überlassen, verliert das Serum seine opsonische, ähn- lich wie seine komplementäre Wirkung; Wrıcnr & Doucras fanden, daß in einem verschlossen und vor Licht geschützt aufbewahrten Serumröhrchen der Opsoningehalt nach 5 Tagen etwa auf die Hälfte gesunken war. In getrocknetem Zustande läßt sich das Opsonin dagegen monate- lang aufbewahren und ohne Schädigung auf 60° und selbst 1000 er- hitzen (NocuchHtr), ebenso das Komplement (NocucH1, FRIEDBERGER). Eine weitgehende Parallelität zwischen Komplementgehalt und Opsoningehalt fanden Levapırı & Inman bei Untersuchung von Oedemflüssigkeiten sowie im Kammerwasser. Das letztere enthält normalerweise keine Komplemente, dagegen treten solche in dem nach Punktion neugebildeten Kammerwasser in größerer oder gerin- gerer Menge auf (SWEET, RÖMER, SCHNEIDER). LEVvADITI & InMAN fanden nun, daß sich das Opsonin genau entsprechend verhält, es 444 F. NEUFELD, fehlt in normalen Humor aqueus, tritt aber nach Punktion ın Mengen auf, die mit dem Komplementgehalt etwa parallel gehen. Die ein- gehenden Versuche von SCHNEIDER (mit Typhusbacillen) und von Zape bestätigten dieses interessante Verhalten vollkommen. Bei Phosphorvergiftung verschwinden bekanntlich die Komple- mente aus dem Serum, die Opsonine gleichfalls (Levanpırı & KössLEr). Durch Absorption mit Hefe lassen sich Opsonin und Komplement zugleich aus einem Serum entfernen (NEUFELD & Hüne, Levapıtı & Inman); die letztgenannten Autoren sahen ferner Absorption des Opsonins durch Organbrei, SImon, LaMmAar & BıspHmam und KÄMMERER durch Tierkohle, SHATToK durch Melanin. WrıcHt & Doucas fanden, daß durch Digerieren eines Serums mit Typhusbacillen der opsonische Wert desselben für Staphylo- kokken stark herabgesetzt wird; zahlreiche Angaben haben weiterhin gezeigt, daß in der Regel eine Bakterienart das Serum seiner opso- nischen Wirkung für andere Arten völlig oder teilweise beraubt (Mvır & Marrın, Levapvırı & Inman, AuvamırT & Tsupa, KLein, LEDING- HAM U. 2&.). Nun wissen wir aus den Versuchen von v. DUNGeErn u.a., daß durch Bakterienemulsionen Komplement gebunden wird, bei allen übrigen bekannten Serumstoffen sind wir dagegen gewohnt, eine weit- gehendere Spezifität der Bindung zu beobachten (mag dieselbe auch den Befunden von LANDSTEINER & REıcH zufolge keine absolute sein). Den soeben angeführten Beobachtungen stehen die Befunde von Bur- LOCH & WESTERN, ROosENnow gegenüber, deren Absorptionsversuche eine mehr oder weniger ausgesprochene „Spezifität“ der Opsonine zu ergeben schienen; bei der Annahme einer komplexen Konstitution des Opsonins ist es selbstverständlich, daß derartige Absorptionsver- suche je nach dem Verhältnis von gebundenem Ambozeptor und Kom- plement verschieden ausfallen müssen. Den besten Beweis für die Beteiligung des Komplements an der Opsoninwirkung liefern wohl die unabhängig voneinander angestellten Versuche von Mvır & MARTIN, NEUFELD & Hüne, Levanıtı & Köss- LER, DEAN, aus denen hervorgeht, daß bei der spezifischen Komple- mentablenkung durch Zusammentreffen von eiweißpräzipitierendem Antiserum mit seinem Antigen auch das Opsonin abgelenkt wird. Am eingehendsten sind die Versuche von Mvır & MARTIN; die Autoren stellten fest, daß eine Bindung des Opsonins nicht nur durch spezifi- sche Präzipitate, sondern auch durch sensibilisierte Blutkörperchen und sensibilisierte Bakterien (B. coli), und zwar gleichzeitig mit der Bindung des hämolytischen und bakteriziden Komplements er- folgt. Ferner hat Steeswisk bei verschiedenen Kombinationen eine quantitativ parallelgehende Absorption von hämolytischem Komple- ment und von Milzbrandopsonin nachgewiesen. HäÄrtsens fand eine Absorption von Opsonin bei Zusammentreffen von Tuberkulin und Antituberkulin. Es sei daran erinnert, daß andere Antistoffe in der Regel nicht gleichzeitig mit dem Komplement gebunden werden; dies ist für die Antitoxine von HAMBURGER & DEHNE, für die Ambozep- toren von ZEBROWwsKI, für die Agglutinine insbesondere von Man- TEUFEL nachgewiesen. Vor allem bleiben jedoch die Tropine bei jeder Art der Komplementablenkung quantitativ er- halten (NerureLp & Hünxe, Mvır & Marrtın, Levavırı & Inman). FAN rewg Bakteriotropine und Opsonine. 445 Nach diesen Versuchen ist nicht zu bezweifeln, daß bei jeder Opsoninwirkung das Komplement notwendig beteiligt ist und daB also die opsonische Wirkung frischer Sera, wie das wohl von Hüne und mir zuerst klar ausgesprochen und begründet wurde, auf einem Zusammenwirken von (Normal- oder Immun-)Ambozeptoren und Kom- plement beruht. Ist dies richtig, so muß sich die komplexe Konstitution des Opsonins erweisen lassen. Dies ist in der Tat gelungen; Levapırtı & Inman, Dean, CowIE & CHarın, MEYER, BÖHME, REITER haben für verschiedene Kombinationen nachgewiesen, daß inaktiviertes Serum durch Hinzufügen einer kleinen, an sich unwirksamen Menge frischen Serums reaktiviert werden kann. Auch Eccers bestätigt die Reaktivierbarkeit des normalen erhitzten Serums, wenngleich eine solche Reaktivierung, wie das ja bei dem quantitativen Verhältnis von Ambozeptor und Komplement im Normalserum begreiflich ist, nicht in allen Fällen gelang. Nicht gelungen ist die Reaktivierung auch in Versuchen von Lönterın und FoRNET & FoRTER. Wenn- gleich ich Forner darin beistimme, daß in manchen der berichteten Reaktivierungsversuche die Ausschläge nicht eindeutig sind, dürften die Beobachtungen in ihrer Gesamtheit doch als ausreichend be- weisend anzusehen sein; bei manchen der negativen Resultate mögen auch die von RosentHaL u. a. beschriebenen Hemmungen durch kon- zentriertes Serum eine Rolle gespielt haben. Den vereinzelten Beobachtungen FornErs, in denen Opsonin und Komplemente bei Dialyse und Salzsäurezusatz sich verschieden zu ver- halten schienen, wird man gegenüber den zahlreichen Beweisen für die Beteiligung von Komplement bei allen Opsoninwirkungen keine entscheidende Bedeutung zuschreiben dürfen, zumal Prıeram durch Dialyse keine Trennung von Komplement und Alexin erielen konnte. MvTermircH fand, daß Opsonine und Alexine durch Kollodiumfilter zurückgehalten wurden, während spezifische Ambozeptoren und ’Tro- pine hindurchgingen. Schließlich ist die komplexe Konstitution der Opsonine dadurch erwiesen worden, daß es Cowız & Cuarın für Staphylokokken- opsonin und Meyer für Paratyphusopsonin gelang, durch den Ab- sorptionsversuch bei 009 nach Errricn und MorGEnRoTH das Op- sonin des Normalserums in seine beiden Bestandteile, Ambozeptor und Komplement, zu trennen. Nur der erstere wurde bei 0° ge- bunden, während bei dem Komplement gar keine (MEyER) oder nur eine geringe (CowıE & Cmarın) Bindung eintrat. Nun ist oben bereits erwähnt worden, daß andere Autoren, BurLoch & ATKIN, HeEcToEN & RünDIGER, LÖHLEIN eine gewisse „Opsonierung‘“ von Bak- terien bei 0° sahen. Dieses Ergebnis würde zu der Hypothese, daß bei der Opsoninwirkung Komplement beteiligt ist, in Widerspruch stehen, wenn nicht die von NEurELD & HÄNDEL mitgeteilten und von Sacus & BoLkowskaA bestätigten Versuche gezeigt hätten, daß die früher allgemein angenommene Anschauung, wonach bei 0° keine Bindung des Komplements eintreten soll, irrig ist, daß vielmehr je nach Art und Menge des Ambozeptors und des Komplements eine Bindung des letzteren bei 0° bald eintreten, bald ausbleiben kann; die Diffe- renzen zwischen Ambozeptor und Kompleinent sind nur quantitative. Auch die Ergebnisse der von Hrecrorn an Hämopsoninen ver- schiedener Normalsera angestellten Absorptionsversuche stimmen mit 446 F. NEUFELD, der Annahme einer komplexen Zusammensetzung gut überein, ebenso die interessanten Befunde von FRIEDBERGER & HArTocH. Die Autoren sahen, daß z. B. Typhusbacillen, die mit Normalambozeptoren eines inaktivierten Pferdeserums beladen waren, bei Zusatz von Leukocyten und Komplement weit stärker phagocytiert wurden, wenn sie zuvor noch mit (präzipidierendem) Antipferdeserum behandelt waren; da- durch findet offenbar eine verstärkte Zuleitung des Komplements statt. Von vorneherein ist anzunehmen, daß die opsonischen Ambozep- toren (innerhalb derselben Grenzen wie die sonstigen Normalambo- zeptoren) spezifisch, das bei der Opsoninwirkung beteiligte Kom- plement dagegen nicht spezifisch ist; eingehende Versuche von Hara, welche im übrigen die komplexe Konstitution der Opsonine bestätigen, haben in der Tat (für Tuberkelbacillen und Staphylokokken) das erwartete Resultat ergeben. Ferner ist Hara der Nachweis gelungen, daß das opsonische Komplement ebenso wie nach MORGENROTH-FER- rara das hämolytische und nach neueren Untersuchungen auch das bakterizide Komplement aus zwei Teilstücken, „Endstück“ und Mittelstück besteht; die Wirkung beider Teilstücke wurde kürzlich von LEDINGHAM & Dean eingehend untersucht. Nach allen diesen Befunden kann es keinem Zweifel mehr unter- liegen, daß die Opsonine keine einheitlichen, sondern komplexe, aus Ambozeptor und Komplement bestehende Antikörper sind. Bezüg- lich der komplexen Konstitution der Immunopsonine vgl. S. 441. Sind die Tropine mit den bakteriziden Ambozeptoren identisch ? Die Identifizierung der beiden Antistoffe geht auf die älteren Anschauungen METSCHNIKOFFS zurück, wonach die Bakterienauflö- sung durch Ambozeptor-Komplement unter natürlichen Bedingungen nur innerhalb der Phagocyten stattfinden sollte: nur infolge von „Phagolyse‘“ sollte das Komplement aus den Zellen austreten und dann ausnahmsweise zu extracellulärer Bakteriolyse Veranlassung geben. Nun haben aber weiterhin METSCHNIKOFF und seine Schüler schon bald nach der Entdeckung der bakteriziden Immunkörper behauptet, dal dieselben auch phagocytosebefördernd wirken; Levanırı hatte auch bereits in vitro die Verstärkung der Phagocytose von Cholera- vibrionen durch inaktivesImmunserum festgestellt. Da nach METscH- NIKOFF das Komplement normalerweise stets innerhalb der Leuko- cyten enthalten sein sollte, so erschien es als eine Konsequenz dieser Lehre, daß der auf den Bakterien fixierte Ambozeptor seine eigent- liche Bestimmung in der Regel nur innerhalb eines Leukocyten er- füllen könne; allerdings wurde damit dem !Ambozeptor eine ganz neue Eigenschaft beigelegt, die mit seiner eigentlichen Funktion, das Komplement auf der Bakterienzelle zu verankern, in keinem er- kennbaren Zusammenhange steht. Gegen die Identität der Tropine mit den bakteriziden Ambozep- toren sprechen die folgenden Tatsachen. 1. Manche Immunsera, wie vor allem das Streptokokken-, Pneumo- kokken- und Rotlaufserum (NEUFELD & KAnDIBa), enthalten nur Tropin, aber keine lytischen Ambozeptoren; dasselbe war der Fall bei den von Hüne und mir untersuchten Paratyphussera, bei antibakteriellen Di- Bakteriotropine und Opsonine. 447 phtheriesera (LinDEMAnN) sowie bei einzelnen Antierythrocytenseris. Auch bei längerer Beobachtungszeit ließ sich bei den genannten Seris eine abtötende Wirkung des mit Komplement versetzten Immunserums nicht nachweisen, während eine solche bekanntlich bei den Immun- seris gegen Cholera, Typhus, Ruhr, Vibrio Metschnikoff u. a. aufs unzweideutigste zutage tritt. Nun haben PrEIFFER, WASSERMANN U. a. die Annahme vertreten, daß die Lysine und Tropine der Immunsera identisch seien, und daß es von der Art der Bakterien abhänge, ob vorwiegend Lysis oder Phagocytose eintrete: bei leicht auflösbaren Arten, wie vor allem den Choleravibrionen, trete die Auflösung im freien Serum in den Vordergrund, andere dagegen, wie die Streptokokken, setzten der Lösung starken Widerstand entgegen, so daß die lytische Destruktion sich sehr in die Länge ziehe, daher hätten hier die Leukocyten Zeit, sich zu sammeln und die Abtötung zu vollenden. Die Autoren haben jedoch keinen Anhaltspunkt für ihre Annahme beigebracht, daß z. B. Streptokokken oder Pneumokokken im Serum eine, wenn auch lang- same, Abtötung erfahren. Bezüglich der Pneumokokken liegen neuere eingehende Untersuchungen von Dorn vor, wonach hochwertige Anti- sera weder mit Komplement von Menschen und Meerschweinchen, noch mit dem von Kaninchen und Mäusen irgendeine Andeutung bak- terizider Wirkung erkennen lassen; sie enthalten also sicher keine bakteriziden Ambozeptoren. Bei diesen Versuchen ergab sich aber ferner, daß das Serum (und Plasma) der letztgenannten beiden 'Tier- arten, die für virulente Pneumokokken maximal empfänglich sind, auch an sich gar keine bakterizide Wirkung besitzt, während dem Serum und in höherem Grade dem Plasma von Menschen (und Meer- schweinchen) eine deutliche, wenn auch geringe bakterizide Wirkung zukommt. Nun hätte man vielleicht erwarten können, daß sich die- selben Serumarten auch durch eine gewisse phagocytäre Wirkung auf Pneumokokken gegenüber dem Serum des Kaninchens und der Maus auszeichnen würden; dies ist aber durchaus nicht der Fall, viel- mehr wirken die Sera aller genannten Tierarten nur auf avirulente Pneumokokken phagocytoserregend, während merkwürdigerweise die bakterizide Kraft des Menschenserums sich gegenüber virulenten Stämmen deutlich stärker geltend macht, als gegenüber avirulenten. Wir sehen also, daß da, wo wirklich bakterizide Serumstoffe (aller- dings nicht bakterizide Ambozeptoren) gegen Pneumokokken auf- treten, sie durchaus nicht phagocytoseerregend wirken. Im Paratyphusserum hat BezzoLa im Gegensatz zu NEUFELD & Hünz bei besonderer Versuchsanordnung Andeutungen einerkomplexen bakteriolytischen Wirkung in vitro gesehen. Es ist wohl möglich, daß sich verschiedene Paratyphusstämme in bezug auf spezifische Bak- teriolyse verschieden verhalten; die von BrzzoLA beschriebenen bak- teriolytischen Serumwirkungen sind aber quantitativ so geringfügig, daß sie schon deswegen kaum als Ursache der bereits in ganz starken Serumverdünnungen erfolgenden spezifischen Phagocytose angesehen werden können. 2. Bei denjenigen Sera, welche sowohl cytotrop wie cytolytisch wirken, geht die Stärke beider Wirkungen nicht immer parallel, wie es doch der Fall sein müßte, wenn beide auf der gleichen Ursache be- ruhten, sondern es ergeben sich häufig sehr starke Differenzen. Hier sind die Bakterien bzw. die Zellen, auf die der Immunkörper und das 448 F. NEUFELD, Komplement ihre Wirkung ausüben, jedesmal die gleichen; der Unter- schied kann also nur im Serum liegen. Daß der bakteriotrope und der (durch Plattenversuche festge- stellte) bakterizide Titre bei Typhusimmunserum weit auseinander gehen können, wiesen NEUFELD & Hünz an menschlichen Typhussera. nach; sie bestätigten dabei den Befund von Törrer & JArrk, daß die Sera von Typhuskranken im Beginn der Krankheit im allgemeinen im Plattenversuch einen relativ starken, im Tierversuch dagegen einen sehr schwachen Ausschlag geben, während Rekonvaleszentensera das umgekehrte Verhalten zeigen. NEUFELD & LinpEmann fanden, dab einzelne Typhusstämme (bei Verwendung desselben Immunserums) eine sehr starke spezifische Phagocytose, dagegen fast gar keine Bakteriolyse zeigten, während andere Stämme sich gerade umgekehrt verhielten (partielle Serumfestigkeit). Für Cholerasera besteht nach BäcHer ebenfalls keine Parallelität zwischen bakteriotroper und Iytischer Wirkung. Am beweisendsten sind aber die Ergebnisse, die NEUFELD & Bicke, ferner BARRAT, HecrTorn, KeıtH an Antierythrocyten- sera erhielten, um so mehr als der hämolytische Reagenzglasversuch ein sehr viel einfacheres und exakteres quantitatives Arbeiten ge- stattet als der bakterizide Plattenversuch. Es ergab sich, 1) daß bei der Vorbehandlung von Tieren mit Blut- körperchen fremder Species in manchen Fällen ausschließlich Hämo- tropin, in andern Fällen ausschließlich Hämolysin auftritt. 2) Werden, wie es in den meisten der von NEUFELD & BIckeEL untersuchten Fälle geschah, beide Antikörper gebildet, so treten sie oft nicht gleich- zeitig, sondern unabhängig voneinander auf und verschwinden wieder- um zu verschiedener Zeit. Die Differenzen können bisweilen sehr eklatant sein: so ergab der Vergleich zweier von dem gleichen Ver- suchstier zu verschiedenen Zeiten entnommenen Serumproben, daß die erste Probe etwa zehnmal mehr hämolytischen Ambozeptor ent- hielt, als die zweite, während umgekehrt die zweite Probe annähernd hundertmal stärker phagocytosebefördernd wirkte, als die erste. BezzoLa hat gegen diese Versuche zu Unrecht den Vorwurf erhoben, die negativen Resultate bei den Phagocytoseversuchen könnten durch Hemmungserscheinungen vorgetäuscht sein, die besonders bei älteren Serumproben auftreten könnten. Wie in der Entgegnung von NEv- FELD ausgeführt wurde, kann eine Täuschung durch derartige Hem- mungen (s. o. S. 415) bei Benutzung abgestufter Serumverdünnungen wohl nicht in Frage kommen; übrigens werden gerade bei den in Frage stehenden Versuchen von NEUFELD & BickeL frische Serum- proben benutzt Auch der von Levanırı bei einer Besprechung dieser Versuche erhobene Einwand, daß die gefundenen Differenzen auf der verschiedenen Aktivität der jeweils benutzten Leukocyten beruhen könnten, ist nicht zutreiı.nd; es sind, ebenso wie bei den Versuchen von Hüntz und mir, die betreffenden Serumproben stets gleichzeitig mit denselben Leukocyten geprüft worden; übrigens sind die ent- scheidenden Versuche drei- und mehrmal wiederholt worden und haben stets dasselbe Resultat ergeben. Auch v. Ecororr sah bei seinen Versuchstieren das Hämotropin langsamer auftreten und ver- schwinden als das Lysin. 3) Aus einem Antihammelserum von Ka- ninchen, das sowohl an Lysin als an Tropin reich war, konnte auf zweierlei Weise, nämlich entweder durch kurzdauernde Absorption Bakteriotropine und Opsonine. 449 bei 0°, oder durch Digerieren mit einer sehr kleinen Blutkörperchen- menge bei 370 das Hämolysin annähernd vollständig entfernt werden, während das Hämotropin zum größten Teil erhalten blieb. Auch Hecrtoen berichtet über einen Fall, in dem eine Trennung durch Ab- sorption gelang. 4) HEcrorn fand, daß ein Serum nach Erhitzen auf 700 (in unverdünntem Zustande) seine hämolytische Fähigkeit verloren, die hämotrope Wirkung dagegen behalten hatte. Auch NEUFELD & BickeL fanden in einem 1:10 verdünnten, 3 Wochen bei 60° gehaltenen Serum das Hämolysin zerstört, die cytotrope Sub- stanz dagegen erhalten; sie legen diesem Befunde jedoch nicht die gleiche Beweiskraft wie den anderen, oben erwähnten bei, weil durch das Erhitzen möglicherweise nur die komplementophile Gruppe des Ambozeptors geschädigt sein könnte. 3. Ein dritter gewichtiger Grund gegen die Identifizierung der cytotropen Stoffe mit den Ambozeptoren ist die unten ausführlich erörterte Tatsache, daß die Phagocyten gar kein Komplement ent- halten, das imstande wäre, einen mit eingeführten Ambozeptor zu komplettieren. Wenn man diesen Nachweis als erbracht ansieht, so erscheint es schon aus diesem Grunde unlogisch, dem phagocytose- befördernden Immunkörper einen Ambozeptorcharakter zuzuschreiben ; wir müßten sonst in einem rein bakteriotropen, z. B. dem Antistrepto- kokkenserum, einen Ambozeptor annehmen, der weder im Serum noch in den. Leukocyten ein passendes Komplement findet, also nirgends die eigentliche Funktion eines Ambozeptors (Sensibilisators nach Borprr) ausüben kann. Erwähnt sei auch, dab BESREDKA bei einem hochwertigen Streptokokkenserum die Fähigkeit der Kom- plementbindung vermißte, — ein Befund, der allerdings nach den neueren Anschauungen über Komplementablenkung nicht die Ab- wesenheit von Ambozeptoren beweist. 4. Die Tropine üben, wie die Reagenzglasversuche unzweideutig lehren, ihre Wirkung ohne jede Beteiligung von Komplement aus, während bekanntlich die Ambozeptoren auch in größtem Ueberschuß bei Fehlen von Komplement absolut keine Wirkung haben. Diese Differenz spricht meines Erachtens schon für sich allein aufs deut- lichste dagegen, daß die durch Tropine hervorgerufene Phagocytose als eine Wirkung bakteriolytischer Ambozeptoren aufzufassen ist. Die Autoren, welche für eine Identität der Tropine mit den Immunambo- zeptoren plädieren, haben sich nicht darüber ausgesprochen, ob sie an- nehmen, daß der Ambozeptor für sich allein die Phagocytose bewirken kann, oder ob dabei in jedem Falle noch ein Komplement mitwirken soll. Die letztere Annahme würde den sonstigen Vorstellungen über die Wirkungsweise eines Ambozeptors entsprechen; denn es wurde bisher allgemein, nicht nur von EHrLıc#, sondern auch von BoRDET angenommen, daß der Ambozeptor ausschließlich die Funktion hat, die Zelle, an die er sich verankert, der Einwirkung des Komplements zugänglich zu machen, daß er aber sonst keinerlei Veränderungen hervorruft. Nimmt man aber an, daß der Ambozeptor die Phagocytose erst nach Zutritt von Komplement auslöst, so muß man natürlich fragen, woher das Komplement im Reagenzglasversuch stammt. Daß den Leukocyten stets Komplement anhaftet, ist kaum anzunehmen; falls das die Bedingung für den Eintritt der Phagocytose ist, so sollte dieselbe doch nach sechsmaligem Waschen der Leukocyten end- lich ausbleiben oder sich mindestens deutlich verringern: das ist aber Handbuch der pathogenen Mikroorganismen. 2. Aufl. II. 29 450 F. NEUFELD, nicht der Fall. Daß auch eine Sekretion von Komplement durch die Leukocyten nicht in Frage kommt, und daß die Leukocyten überhaupt kein Komplement enthalten, wird unten erörtert werden. Auch fand NEUMANN, daß Leukocytenextrakt keine opsonische Wirkung besitzt, dasselbe bestätigt SCHNEIDER für Leukocytensekrete. Den deutlichsten Beweis gegen die Annahme, daß bei der Wir- kung der Tropine das Komplement eine Rolle spielt, liefern jedoch meiner Ansiclft nach die Beobachtungen über die Opsonine. Oben ist dargelegt worden, daß die phagocytosebefördernde Wirkung dieser Stoffe auf einem Zusammenwirken von Ambozeptoren und Komple- ment beruht: wir haben hier also eine Klasse von Antistoffen vor uns, die nur bei Gegenwart von Komplement Phagocytose auslösen (und zwar genügen dazu oft sehr geringe Mengen von Komplement), und wir können aufs deutlichste konstatieren, daß sie sich absolut ent- gegengesetzt verhalten, wie die cytotropen Stoffe. Sobald das op- soninhaltige Serum auf 550—60° erhitzt oder das darin enthaltene Komplement in irgendeiner anderen Weise unwirksam gemacht wird, bleibt die opsonische Wirkung aus; wenn die Leukocyten nur einigermaßen sorgfältig gewaschen sind, zeigt sich, daß ihnen kein wirksames Komplement mehr anhaftet, und nirgends ist beobachtet worden, daß das fehlende Komplement von den Leukocyten durch Sekretion geliefert werden kann. Sind die opsonischen Ambozeptoren mit bakteriziden Ambozeptoren identisch ? Nachdem die komplexe Konstitution der Opsonine erwiesen war, lag es nahe, dieselben mit den Bakteriolysinen zu identifizieren und eine solche Annahme ist zunächst vielfach gemacht worden. Dann mußte man jedoch die Hilfshypothese heranziehen, daß bei man- chen Bakterienarten die komplexen Lysine auch in reichlicher Menge niemals Iytisch, sondern nur opsonisch wirken. Schon WricnHr hat in Gemeinschaft mit Wınpsor und DouGras exakt nachgewiesen, daß das für Staphylokokken, Pestbacillen und den Erreger des Maltafiebers stark opsonische menschliche Serum auf diese Bakterien nicht im geringsten abtötend, ja nicht einmal entwicklungshemmend wirkt. Ebenso wies HEcToEn darauf hin, dab Milzbrandbacillen, Strepto- und Pneumokokken in einem stark opso- nisch wirkenden Serum ungehemmt wachsen, und entsprechende Fälle sind vielfach gefunden worden; ich erinnere an die starke op- sonische Wirkung des Normalserums bei Paratyphus (MEYER u. a.) bei gänzlichem Fehlen bakterizider Wirkung (Törrer & .Jarrk, NeurEerLn & Hüne). In den oben besprochenen Versuchen von NEU- FELD & BIckEL zeigten die durch Immunambozeptor plus Komplement zur Phagocytose präparierten Blutkörperchen nicht die geringste Nei- gung zur Hämolyse; man darf also in diesem und in entsprechenden Beobachtungen an Bakterien die Opsoninwirkung nicht als eine bloße Folgeerscheinung der Lysis auffassen. Die früher anläßlich des Streites der ‚„cellulären“ und „humoralen‘“ Theorie der Immunität oft geäußerte, neuerdings noch durch v. BAUMGARTEN vertretene An- schauung, als ob die Phagocyten die Rolle von „Totengräbern“ spiel- ten, indem sie nur abgestorbene oder doch der Auflösung nahe Bak- terien aufnähmen, ist durch zahllose Beobachtungen in vivo wie in Bakteriotropine und Opsonine. 451 vitro wohl endgültig widerlegt; die Bedeutung der Opsonine würde daher durch eine Identifizierung mit den lytischen Immunstoffen nicht herabgesetzt werden, zumal man dann annehmen müßte, daß die opsonische Wirkung dieser Stoffe in der Regel noch bei weit höherer Verdünnung eintritt, als die lytische. Auch bei Tuberkelbacillen sehen wir eine starke Opsoninwirkung des Normal- und oft in noch höherem Grade des Immunserums, wäh- rend eine lytische Wirkung vollkommen fehlt. Im Antidiphtherie- serum sind nach SAUERBECK, GRUBER, OHKUBO, LINDEMANN oft reich- lich Opsonine enthalten, eine bakterizide Wirkung ist dabei entgegen der Vermutung SAUERBECKS durchaus nicht nachzuweisen. Die Annahme, daß in allen diesen Fällen echte Bakteriolysine wirksam sind, die aber auch bei langer Einwirkung keine Andeutung einer wirklichen Bakteriolyse erkennen lassen, erscheint wohl von vorneherein recht gezwungen; auch ist die Annahme eines einzigen Antikörpers, der zwei verschiedene Wirkungen ausüben kann, wovon aber sehr häufig aus unbekannten Gründen nur die eine sichtbar wird, wohl kaum einfacher als die von zwei verschiedenen Anti- körpern. Der Anschauung v. Grugers, daß mit dem Nachweis, daß die Opsoninwirkung an die Mitwirkung von Komplement gebunden ist, auch die Folgerung gegeben sei, daß die opsonischen bakteri- ziden Ambozeptoren identisch sein müßten, möchte ich nicht bei- stimmen. Vielmehr scheint mir nach dem jetzt vorliegenden Tat- sachenmaterial die von HEcToEn, FornET u. a. vertretene Annahme einer Verschiedenheit beider Stoffe als die wahrscheinlichste. Die naheliegende Vorstellung, daß in Auflösung be- griffene Bakterien bzw. Zellen eo ipso gefressen werden, ist nicht zutreffend: das Gegenteil sehen wir sowohl im Tier- körper (z. B. nach Lıinpemann bei Injektion abgetöteter virulenter Pneumokokken, die sich in den Körpersäften schnell auflösen) als in vitro (Beobachtungen von NEurFELD & BickeErL an teilweise hämo- lysierten Blutkörperchen) nicht selten. Es scheint somit nicht die beginnende Auflösung, sondern ein anderes Moment, vielleicht eine Veränderung der Oberflächenspannung der Zellmembran die Vorbe- dingung für die Aufnahme zu sein. Bereits oben wurde ferner auf die Beobachtungen von DoLp hingewiesen, wonach gewisse Sera (Menschen-, Meerschweinchen- serum) eine deutliche (auf nicht-komplexen Stoffen beruhende) bakterizide Wirkung gegenüber Pneumokokken besitzen, und zwar besonders gegenüber virulenten Stämmen; diese werden von den- selben Seris aber nicht im mindesten opsonisch beeinflußt, während auf avirulente Pneumokokken die Sera von Mäusen und Kaninchen, die gar keine bakterizide Kraft besitzen, ebensogut opsonierend wirken, wie die bakteriziden Menschen- und Meerschweinchensera. Während Dran bei der Kombination Normalkaninchenambozep- tor-Meerschweinchenkomplement eine annähernde Parallelität zwischen opsonischer und bakterizider Wirkung auf Typhusbacillen fand, sah Amsperc keine solche Parallelität, ebensowenig (bei Cholera- bacillen) Amaxo. Besonders beweisend dürften die neuerdings von Bürgers mitgeteilten Beobachtungen sein, der in eingehenden Ver- suchen an Normalsera von Erwachsenen und Neugeborenen bisweilen recht starke Differenzen zwischen opsonischer und bakterizider Wir- kung auf Ruhrbacillen feststellte. Betreffs der Immunopsonine 29* 452 F. NEUFELD, liegen wohl noch keine eingehenden Versuche vor; zu solchen würden sich vielleicht Antierythrocytensera besonders eignen. Sind die Tropine mit den opsonischen Ambozeptoren identisch ? Die Annahme einer Identität der opsonischen Ambozeptoren mit den Tropinen ist insbesondere von DEAN, HECTOEN, SLEESWIJK VerT- treten worden. In der Tat sehen wir ja sehr häufig, dab inaktivierte Sera cytotrop oder bakteriotrop wirken und daß diese Wirkung durch Zufügen von Komplement verstärkt wird, und man hat daher für die Fälle, in denen das inaktive Serum gänzlich unwirksam ist, angenommen, daß hier die Ambozeptoren nicht in genügender Kon- zentration vorhanden seien, um für sich allein Phagocytose zu be- wirken. Nach dieser Auffassung würde es nur auf quantitativen Unterschieden beruhen, wenn die Normalsera meist nur in aktivem Zustande, die Immunsera dagegen auch inaktiv wirksam Sind. Wenngleich diese Anschauung zunächst als eine willkommene Vereinfachung der Hypothesen erscheint, so stehen ihr doch bisher erhebliche Bedenken entgegen. Zunächst ein theoretisches Bedenken: bei den viel genauer bekannten hämolytischen und bakteriziden Ambo- zeptoren liegen die Verhältnisse sicher nicht so, daß der an sich schon vorhandene Effekt des Ambozeptors durch Komplement nur verstärkt wird, diese Ambozeptoren üben auch in stärkstem Ueber- schuß für sich allein niemals eine Iytische Wirkung aus. Aber auch gewisse Einzelbeobachtungen sprechen dagegen, daß zwischen Tro- pin- und Opsoninwirkung lediglich quantitative Unterschiede bestehen. Es gibt zahlreiche Fälle, in denen Normalopsonine sehr stark und noch in erheblicher Verdünnung phagocytosebefördernd wirken, wäh- rend ich andererseits sehr häufig ganz schwach phagocytäre (Ruhr-, Pneumokokken-, Meningitis- u. a.) Immunsera untersucht habe, die vollkommen den Charakter der stabilen und nicht-komplexen Tro- pine zeigten. Umgekehrt fanden v. GRUBER und OHkUEo in den von ihnen untersuchten Diphtheriesera nur komplexe Stoffe (Immunopso- nine), aber keine Tropine. Bestände die Ansicht von DEAN, SLEESWIJK, HECTOEN zu Recht, so müßte sich bei einem bis zur Grenze der Wirksamkeit ver- dünnten Immunserum eine „Reaktivierung“, d.h. eine Verstärkung durch Komplementzusatz in jedem Falle demonstrieren lassen. Das ist aber nicht der Fall, wie ich für Typhussera, Meningokokken- sera, Rotlaufsera gefunden habe, und wie Hänper für Ruhrsera nachgewiesen hat. Dabei handelt es sich hier um Bakterienarten, denen gegenüber das frische Normalserum stark opsonisch wirkt, dasselbe müßte also wohl ein zur Reaktivierung geeignetes Kom- plement enthalten. Allerdings kann man in bestimmten Fällen durch Zusammenwirken von verdünntem Immunserum und Komplement eine Phagocytose erzielen, solche Fälle haben Dean u.a. für antibakterielle, Bıcker, und ich für Antierythrocytensera näher studiert: hier handelt es sich aber meines Erachtens nicht um Reaktivierung von Tropinen, sondern von gleichzeitig vorhandenen opsonischen Ambozeptoren. Nun sind Komplettierungsversuche ja bei schwach wirksamen hämolytischen oder bakteriolytischen Seris (besonders Normalseris) bisweilen mit Schwierigkeiten verbunden, bei jedem stärkeren Immun- Bakteriotropine und Opsonine. 453 serum ist aber der Nachweis der komplexen Wirkung bei Hämolysinen und Bakteriolysinen mit solcher Einfachheit und Sicherheit zu führen, daß man erwarten sollte, auch jedes tropinhaltige Immunserum müßte sich ohne weiteres durch Komplementzusatz aktivieren lassen, wenn die Tropine in der Tat nichts anderes als opsonische Ambozeptoren wären. Dies war aber wenigstens in den Versuchen von NEUFELD & Rımpau mit Strepto- und Pneumokokkenseris sowie in zahlreichen späteren Versuchen von mir mit verschiedenen Seris nicht der Fall. Neuerdings haben dagegen BÜRGERS & MEISNER beachtenswerte Versuche mitgeteilt, denen zufolge eine erhebliche Verstärkung der Wirkung von inaktiven Immunsera durch Zusatz von Komplement regelmäßig gelang, und zwar auch bei Versuchen mit virulenten Strepto- und Pneumokokken, die vom frischen Normalserum allein gar nicht beeinflußt wurden. Hier trat nicht nur eine Verstärkung der schon im inaktiven Serum vorhandenen Phagocytose bei Komplement- zusatz ein (eine solche ist meines Erachtens oft lediglich durch den schon erwähnten Umstand bedingt, daß die Leukocyten in Gegenwart von frischem, insbesondere homologem Serum doch aktiver als in Koch- salzlösung zu sein pflegen), sondern es wurden auch kleine Immun- serummengen durch Zusatz von (verdünntem) Komplement überhaupt erst wirksam. Worauf die Differenzen mit meinen früheren Ver- suchen beruhen, läßt sich zunächst nicht entscheiden; zu beachten ist aber, daß die von BüÜrGERs untersuchten Sera starke Hemmungen hervorriefen, so daß eine Phagocytose von Strepto- und Pneumokokken überhaupt nur im Bindungsversuch eintrat, nicht aber beim Mischen von Serum, Bakterien und Leukocyten. Uebrigens fanden dieselben Autoren bei der Agglutination ebenfalls regelmäßig (wenn auch in geringerem Grade) eine Verstärkung durch Komplement. Auch Sav- TSCHENKO & BarıkınzE sahen regelmäßig eine Verstärkung der Phago- cytose von sensibilisierten Erythrocyten durch 1:40 verdünntes Komplement, aber nur dann, wenn es von der gleichen Tierart stammte wie die benutzten Leukocyten ; sie sehen die Ursache in der Anregung der Leukocyten. Die bisher bekannten Tatsachen scheinen mir überwiegend für eine Trennung der in Rede stehenden Serumstoffe zu sprechen ; dieser Ansicht hat sich auch v. GrUBER angeschlossen. Die Annahme einer Identität der Tropine und Opsonine würde wohl auch in Wirklichkeit keine Vereinfachung bedeuten, da man alsdann allerlei Hilfshypo- thesen heranziehen müßte, um zu erklären, weshalb so oft die eine oder die andere Wirkung dieses Antikörpers latent bleibt. Zu weiteren Untersuchungen, die zur Aufklärung der noch vorhandenen Zweifel erwünscht sind, wären vielleicht Versuche mit verschiedenartigen und durch möglichst verschiedene Art der Vorbehandlung gewonnenen Antiblutkörperchensera am geeignetsten, wobei alle drei Antistoffe, Tropine, opsonische und Iytische Ambozeptoren exakt bis zur Titer- grenze auszuwerten wären. Beziehungen der phagocytären Serumstoffe zu anderen Antikörpern. Die Vermutung, daß die Tropine mit den Agglutininen iden- tisch sein könnten, ist gelegentlich von Denys (Ref. a. d. Brüsseler Hygienekongreß) ausgesprochen worden, auch v. GRUBER hat neuer- dings diese Möglichkeit gestreift. Von zahlreichen Autoren ist aber 454 F. NEUFELD, berichtet worden, daß zwischen Agglutination und Tropinwirkung durchaus keine Parallelität herrscht und daß stark phagocytäre Sera ohne Agglutininwirkung und umgekehrt agglutinierende ohne "Tropin- gehalt nicht selten sind; ich selbst verfüge über viele derartige Beob- achtungen. Allgemeines zur Frage der Unterscheidung der einzelnen Antikörper voneinander. Schließlich sei noch auf einige allgemeine Gesichtspunkte be- züglich der Frage nach der Konstitution der Antikörper überhaupt und ihrer Unterscheidung voneinander hingewiesen. Von vielen Au- toren wird ja jetzt überhaupt ein mehr unitaristischer Standpunkt vertreten. Ich möchte nun Borper (Zeitschr. f. Immunitätsf., Ref., Bd. I) vollkommen darin beistimmen, daß eine grundsätzlich ver- schiedene „Konstitution“, z. B. von Agglutininen und Ambozeptoren sich nicht erweisen läßt, und daß man die verschiedenen Wirkungen derselben auch durch die Verschiedenheit der antigenen Gruppen, an denen sie angreifen, erklären kann; genau genommen sollten wir also die Eigenschaften, nach denen wir die Antistoffe benennen, nicht diesen selbst, sondern dem Komplex Antistoff-Antigen zu- schreiben. Auch die Unterschiede zwischen opsonischen und bakteri- ziden Ambozeptoren kann man sich vielleicht am einfachsten in der Weise vorstellen, daß sie an verschiedenen Stellen angreifen, und daß es deshalb in einem Falle nur zur Anregung der Phagocytose, im anderen zur Destruktion des Bakteriums kommt. Schon aus prak- tischen Gründen wird man aber wohl immer dabei bleiben, die Anti- körper nach ihrer Wirkung zu benennen. Wenn nun aber manche Autoren glauben, die präzipitierenden, lytischen, komplementbinden- den, phagocytoseerregenden, anaphylaktischen Antikörper überhaupt identifizieren zu sollen, so scheint mir das nicht eine Vereinfachung, sondern eine Komplikation der Theorien zu bedeuten, da wir als- dann einer Reihe von Hilfsannahmen bedürfen, um zu erklären, warum in einem bestimmten Fall eine Wirkung des vielseitigen Antikörpers überwiegt, eine andere nur schwach, eine dritte gar nicht erkennbar ist. Gewiß ist es möglich, daß spätere Forschungen einmal die wirk- liche Konstitution der einzelnen Antikörper und den Zusammenhang zwischen ihnen aufdecken werden; vorläufig können wir sie aber nuran ihrer Wirkung erkennen, und wir haben da- her im Grunde kein anderes Kriterium für Identität bezw. Verschiedenheit zweier Antistoffe, als die Fest- stellung,. ob sie bei- exakter Untersuchung. und Aus- schluß aller erkennbaren Fehderquellen parallel mit- einander oder unabhängig voneinander auftreten. Wenn wir daher zu der Ueberzeugung kommen, daß z. B. bei Antimeningokokkenseris die komplementbindenden Im- munstoffe mit den bakteriziden und beide wiederum mit den phagocytären Antikörpern nicht parallel gehen und daß schließlich von diesen letzteren wieder solche, die fürsichallein Phagocytosehervorrufen, unabhängig'von anderen auftreten, die dieselbe Wirkung nur bei Betei- ligung von Komplement ausüben, so haben wir die Be- rechtigung und zugleich das praktische Interesse, die genannten Antikörper voneinander zu unterscheiden. Bakteriotropine und ÖOpsonine. 455 In diesem Sinne sind auch die obigen Ausführungen über die Konstitution und die Verschiedenheit von Tropinen, Opsoninen und Lysinen aufzufassen. Parallelität der in vitro und in vivo beobachteten Phagocytose. Die Bedeutung der Bakteriotropine und Opsonine für die Immuni- tät ist natürlich an die Voraussetzung geknüpft, daß zwischen dem Verhalten der Phagocyten zu den Bakterien in vitro und in vivo eine Uebereinstimmung besteht. Dieser wichtige Punkt ist für die Streptokokken und Pneumokokken und deren spezifische Be- einflussung durch Immunserum durch die mehrfach zitierten, grund- legenden Versuche Denys’ und seiner Schüler LecLer, MARCHAND, Mennes klargestellt worden; NEUFELD & Rımpau u.a. haben das gleiche Ergebnis gehabt. Für die Typhus- und Cholerainfek- tion der Meerschweinchen haben NEureLn & Hüne die bekannten Angaben METSCHNIKOFFS insoweit durchaus bestätigt, als sie eine zweifellose Steigerung der Phagocytose unter dem Einfluß des Immun- serums feststellen konnten. Im Vergleich mit den Versuchen mit viru- lenten Strepto- und Pneumokokken ist hier insofern ein anderes Ver- halten zu konstatieren, als neben der Phagocytose die spezifische Bak- teriolyse auftritt, wobei das Verhältnis der im freien Serum aufge- lösten und der von Phagocyten aufgenommenen Bakterien natürlich von einer Reihe von Faktoren abhängig ist und sehr verschieden sein kann; NeureLp & Hünz glauben, daß man in jedem Falle beide Phänomene nebeneinander beobachten kann. Dieselben Autoren fan- den die Wirkung des bakteriotropen Paratyphus- und Hog- choleraserums auf die Bakterien dieser Gruppe im Meerschwein- chenperitoneum sehr ausgesprochen. Bei Colistämmen hat LönLeın die Parallelität der Vorgänge im Reagenzglase und im Tierkörper verfolgt. Das Meningokokkenserum übt nach JocHMAnNn, Kraus & Bäcner seine bakteriotrope Wirkung auch im Meerschweinchen- peritoneum aus, wobei sich auch die abtötende Wirkung der spezi- fischen Phagocytose durch Plattenaussaat erweisen ließ. Wie die zahlreichen Beobachtungen von FLEexner & JosrinG lehren, tritt eine spezifische Phagocytose unter dem Einfluß des Heilserums auch im Meningealraum von Genickstarrepatienten und von infizierten Affen aufs deutlichste zutage. Die Phagocytose von Blutkörperchen unter dem Einfluß von Antiserum im Tierkörper ist bekanntlich von METSCHNIKOFF u. a. vielfach festgestellt worden. Besonders deutlich war die Parallelität der phagocytären Vor- gänge in den Versuchen UNGERMANNS mit typischen und atypischen Pneumokokkenstämmen ; sowohl in vitro wie im Mäuseperitoneum wirkten die mit solchen Stämmen hergestellten Sera ausschließlich auf den homologen Stamm ein und die völlige Uebereinstimmung der dreı sichtbaren Serumwirkungen: Phagocytose in vitro, Phago- cytose in vivo, und Schutzwert im Tierversuch lassen wohl keinen Zweifel an ihrem ursächlichen Zusammenhange. SCHNEIDER sah bei Pneumokokkensera Schutzkraft und Tropingehalt quantitativ parallel gehen; wenn demgegenüber RÖMER bei zahlreichen vorbehandelten Tieren keine Tropine fand, so beweist das nichts, da er die Schutz- kraft derselben Sera im Tierversuch nicht geprüft hat. So ist bei 456 F. NEUFELD, den. Tropinen die Parallelität der phagocytären Vor- gänge in vivo und in vitro wohl in allen bisher unter- suchten Fällen festgestellt. Eine befriedigende Uebereinstimmung zwischen den Vorgängen in vitro und in vivo zeigt sich im allgemeinen auch in bezug auf die spontan oder durch Einfluß eines Normalopsonins erfolgende Pha- gocytose; welcher von beiden Fällen vorliegt, kann man daher natür- lich in vivo nicht unterscheiden (es sei denn, daß man durch besondere Präparierung, z. B. der Bauchhöhle mit einem komplementbindenden System die Opsoninwirkung vorübergehend ausschaltet). Avirulente Stämme werden meist im Tierkörper stark phagocytiert und dem- entsprechend unterliegen sie auch im Reagenzglase, sei es spontan, sei es bei Zusatz von Normalserum, der Phagocytose. Aber auch in den Fällen, wo virulente Bacillen, wie die Tuberkelbacillen, im Tierkörper ohne Mitwirkung eines Immunstoffes von Phagocyten an- genommen werden, sehen wir dasselbe in vitro. In einzelnen Fällen schien es aber zunächst, als ob zwischen dem Reagenzglasversuch und den Befunden im Tierkörper ein prinzipieller Unterschied bestände. So werden virulente Milzbrandbacillen durch die Leukocyten em- pfänglicher Tiere im Reagenzglase lebhaft gefressen, wie LÖHLErN, LAMBOTTE & STIENNON, GRUBER & Furakı fanden. Die Untersuch- ungen von LÖHLEIN und GRUBER & Furakı haben diese scheinbare Differenz dahin aufgeklärt, daß die genannten Bakterien im Tier- körper (sowie auch in vitro beim Wachstum in Serum) sich mit Kap- seln umgeben, und daß sie alsdann vor den Phagocyten geschützt sind; bringt man solche „Kapselbacillen“ in vitro mit Phagocyten zu- sammen, so bleibt auch hier die Phagocytose aus. Andererseits stell- ten Deutsch und Lönreın fest, daß auch in der Bauchhöhle von Meerschweinchen nach Injektion von virulentem Milzbrand zunächst eine sehr lebhafte Phagocytose einsetzt, dab aber nach etwa 20 Stunden eine „zweite Generation“, nämlich eine von kapseltragen- den Bacillen erscheint; diese leisten den Phagocyten Widerstand und vermehren sich unaufhaltsam. Es ergibt sich also völlige Ueberein- stimmung der Vorgänge in vivo und in vitro. Diese Uebereinstim- mung wird auch durch die neueren Versuche von FIscHöDER nicht in Frage gestellt, der im übrigen, ebenso wie Preisz der Auf- fassung v. GRruBERS bezüglich der Bedeutung der Kapselbildung für die Virulenz nicht zustimmt. GRUBER & Furaxı fanden ferner, daß die Milzbrandbacillen von Hühnerleukocyten in ähnlicher Weise gefressen und verdaut werden wie andere Bakterienarten, während Kaninchen- oder Meerschwein- chenleukocyten die Milzbrandfäden nur umklammern und an ihnen entlang fließen, sie nach einiger Zeit aber wieder freilassen. Auch hier sind aber nach GrRUBER die Milzbrandbacillen während der Um- klammerung abgetötet worden (,„Kontakttötung‘“), der Endeffekt ist also derselbe. (In ähnlicher Weise können, wie GRUBERS Schüler Ruzıcka beschrieben hat, auch Erythrocyten, ohne von den Phagocyten aufgenommen zu werden, einer Abtötung durch Kontakttötung ver- fallen.) Man konnte nun daran denken, daß bei Wachstum im Serum eines von Natur milzbrandimmunen Tieres, wie es das Huhn ist, die Kapselbildung ganz ausbleiben oder daß die Leukocyten des Huhnes die Fähigkeit zeigen würden, auch Kapselbacillen zu fressen. Das ist a Ku u ee ee Bakteriotropine und Opsonine. 457 nach GrusEer & Furakı aber nicht der Fall; nach späteren Unter- suchungen von GrUBER & Furakı und ScHnEiDer beruht die Immuni- tät in diesem Falle überhaupt nicht ausschließlich auf Phagocytose, sondern es spielen dabei neue, teils aus Leukocyten, teils aus Blut- plättchen stammende Schutzstoffe, die in der Blut- und Lymphflüssig- keit der einzelnen Tierarten in sehr verschiedenem Maße vorhanden sind, eine Rolle. Durchaus ähnliche Verhältnisse, wie beim Milzbrand fand Lön- ven bei der Beobachtung der Phagocytose der Pestbacillen in vitro. Hochvirulente Pestbacillen werden im Reagenzglase von polynukleären Leukocyten der für Pest empfänglichsten Tiere, nämlich Ratten und Meerschweinchen, auch ohne Anwesenheit von Serum lebhaft ge- fressen. Spritzt man aber dieselben Bacillen in die Bauchhöhle von Meerschweinchen, bei denen man durch vorherige Injektion von Bouil- lon ein leukocytenreiches Exsudat hervorgerufen hat, so beobachtet man die gleiche lebhafte Phagocytose wie im Reagenzglase; nach einiger Zeit taucht dann die „zweite Generation“ der Kapselbacillen auf, die für die Leukocyten unangreifbar sind und sich ungehemmt vermehren (METSCHNIKOFF, DENYS, MARKL). Daß sich im Tierkörper virulente Bakterien von avirulenten durch ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber den Phagocyten unter- scheiden, ist von METSCHNIKOFF u. a. vielfach hervorgehoben worden, es sei im einzelnen auf die Arbeiten von Massart, BORDET, MARr- CHAND, ZILBERBERG & ZELIONy verwiesen (Literatur s. bei EısEn- BERG); bei Streptokokken hat Borper dabei ebenfalls eine Kapsel- bildung beobachtet. Aber auch solche Bakterien, bei denen es nicht zu einer ausgesprochenen Kapselbildung kommt, können beim Wachs- tum im Tierkörper morphologische Unterschiede gegenüber der künst- lichen Kultur zeigen, so nehmen Coli- und Typhusbacillen im Meer- schweinchenperitoneum größere Dimensionen an (RanzıEvsky, BaıL & Rusrırıvs, Tsupa) und zeigen bei Giemsafärbung einen rosa- farbenen „Ektoplasma“-saum um das blau gefärbte „Endoplasma“ (EISENBERG). Obwohl die ersten Beobachtungen über derartige Ver- änderungen schon lange zurückliegen (es sei erinnert an die Arbeiten von METSCHNIKOFF, SAVTSCHENKO, HEım, BaıL, Preısz), so sind die prinzipiellen Verschiedenheiten, die derartige „tierische Bacillen” von den ‚„Kulturbacillen“ auch in biologischer Hinsicht bieten (so in bezug auf den Widerstand, den sie vielfach der bakteriziden und der agglutinierenden Serumwirkung entgegensetzen), erst neuerdings. zum Teil im Zusammenhang mit Bars Aggressinlehre, besonders eifrig diskutiert worden (vgl. die eingehende Arbeit von EISENBERG, ferner LönLeın). Man hat darin vielfach eine Art Gegenwehr der Bakterien gegen die schädlichen Einflüsse des Organismus gesehen, wofür die Beobachtung Danysz’ spricht, daß Milzbrandbacillen sich in vitro bei Züchtung in arsenhaltigen Nährböden mit einer schützen- den Schleimhülle umgeben. Was die Phagocytose solcher Kapsel- oder „tierischer‘‘ Bakterien betrifft, so liegen die Verhältnisse keines- wegs überall so wie bei Pest- und Milzbrandbacillen, vielmehr werden die „tierischen“ Bakteriengenerationen, wie die Beobachtung im Tier- körper, zum Teil auch in vitro gezeigt hat, z. B. bei Streptokokken, Pneumokokken, Typhusbacillen (Tsupa) gut von Phagocyten gefressen. Bei Strepto- und Pneumokokken besteht in bezug auf das Verhalten den Phagocyten gegenüber nicht zwischen Kultur- und „tierischen“ 458 F. NEUFELD, Bakterien oder zwischen gekapselten und kapselfreien Kokken, sondern nur zwischen virulenten und avirulenten Bakterien ein prinzipieller Unterschied. Was nun die Frage betrifft, ob der Opsoninwirkung eines Serums im Reagenzglase der gleiche Effekt in vivo entspricht, so ist dieser wichtige Punkt von der WrıcHtschen Schule gar nicht berück- sichtigt worden. Dagegen haben GruBER & Furakı den Nach- weis geliefert, daß die opsonische Wirkung des Serums (speziell die des Meerschweinchenserums für Typhusbacillen) im Tierkörper ebensogut wie im Reagenzglase eintritt. Die Autoren injizierten Meerschweinchen intravenös eine bestimmte Zahl von Typhusbacil- len; töteten sie die Tiere nach 5 bis 10 Minuten, so wurde im Blut und in den Organen nur ein ganz kleiner Bruchteil der Bacillen wiedergefunden. Daß diese Verminderung auf bakterizider Serum- wirkung beruhen sollte, erschien unwahrscheinlich, da auch das wirk- samste Serum längere Zeit braucht, um erhebliche Bacillenmengen abzutöten; die Untersuchung ergab aber auch, daß die ungeheuere Mehrzahl der polynukleären Leukocyten des Blutes mit Bacillen (bis zu 10—20 in einem Leukocyten) gefüllt war, die größtenteils schon in Granula verwandelt waren. GRUBER & Furaxı schließen aus dem beschriebenen Tierversuch (ebenso wie später SCHNEIDER aus ähn- lichen Versuchen) auf die Präexistenz des ‚„Alexins“ im lebenden Blute, und betonen die große Bedeutung dieser „indirekten Alexin- wirkung“. Auch in den älteren Versuchen der METSCHnIkorrschen Schule finden sich zahlreiche Beobachtungen, die für den Nachweis einer Opsoninwirkung in vivo zu verwerten sind, es sei speziell an die Befunde Borpers und Levapırıs über die rapide Aufnahme von Cholera- vibrionen durch die Leukocyten des strömenden Blutes erinnert. Den deutlichsten Beweis für die Parallelität der Opsoninwirkung im Tier- körper liefern aber die oben (S. 440) ausführlich berichteten Versuche an Pneumo- und Streptokokkenstämmen verschiedener Virulenz. Das Schicksal der aufgenommenen Bakterien. Was geschieht mit den Bakterien, nachdem sie von den Leuko- cyten aufgenommen sind? Für die meisten der untersuchten Bakterien- arten, nämlich Streptokokken, Pneumokokken, Meningokokken, Rot- lauf-, Typhus-, Paratyphus-, Coli-, Shiga- und Flexnerruhrbacillen, für Cholera- und einige choleraähnliche Vibrionen ist der Nachweis geliefert worden, daß sie innerhalb der Zellen einer fortschreitenden Auflösung verfallen, die zum Teil mit Bildung von Granula, zum Teil unter anderen Degenerationsformen, wie kugeligen oder keulenförmigen Auftreibungen oder (wie bei den Kokken) einfach unter allmählichem Verlust der Färbbarkeit verläuft, bis schließlich die Bakterien restlos verschwinden; von den Details der Vorgänge kann man sich durch öftere Entnahme in verschiedenen Zeitabständen leicht überzeugen. Die Verarbeitung der gefressenen Mikroorganismen geht bei einigen Arten (besonders den Vibrionen) schneller, bei anderen, wie den grampositiven Kokken und manchen Paratyphusstämmen, er- heblich langsamer von statten, sie ist jedoch bei allen oben genannten Arten durch die Beobachtungen von Denys, LEcLEF, MARCHAND, GRUBER & FUTARı, NEUFELD, RımpAU, HÜNnE, LAMBOTTE & STIENNON, u al et a ZZ a a _ .5 Bakteriotropine und Opsonine. 459 Weır, Lönteın, Dean, BÄcHer u. a. sichergestellt, ebenso auch für die Phagocytose von Erythrocyten und von Trypanosomen (LEvaDıTı & MurerMILcH). Soweit Beobachtungen darüber vorliegen, verläuft die intracelluläre Auflösung in vivo wie in vitro in derselben Weise. In beiden Fällen beobachtet man nicht selten, daß ein Leukocyt mehr Bak- terien aufnimmt, als er verarbeiten kann, er kann durch die Giftwir- kung der Bakterienstoffe seinerseits degenerieren. Anfänglich wurde die Fähigkeit der Phagocyten, die aufgenom- menen Keime aufzulösen, von vielen Seiten bestritten. So haben WricHhTr & Doucras behauptet, daß, wenn man z. B. Cholera-, Ruhr- und Typhusbacillen in Granulaform in den Phagocyten findet, es sich dabei stets um Keime handle, die schon vorher durch Komplement in Granula umgewandelt seien; eine ähnliche Auffassung haben PET- TERSSON (in seinen ersten Arbeiten), Böume, sowie noch neuerdings (wohl in unberechtigter Verallgemeinerung seiner negativen Ergeb- nisse an Staphylokokken und Tuberkelbacillen) v. BAUMGARTEN Ver- treten. Meiner Erfahrung nach kann man sich bei jedem Phagocytose- versuch, den man in vitro mit den genannten Bakterienarten in komplementfreiem Medium anstelli, sehr leicht vom Gegenteil über- zeugen. Langsamer geht die Auflösung bei Strepto- und Pneumo- kokken vor sich; hier sieht man erhebliche Unterschiede zwischen den Leukocytenarten, so zeigen die Leukocyten der Maus und des Kaninchens nach meinen Beobachtungen deutlich stärkeres Verdau- ungsvermögen als die des Meerschweinchens. Die bei der LEISHMAN- schen Technik benutzten Leukocyten des menschlichen Blutes ver- mögen die meisten Bakterien wohl noch schneller aufzulösen; man kann, insbesondere bei längerer Bebrütung, leicht alle Uebergangs- formen, Granula, gequollene, schattenhafte, ganz blaßgefärbte De- generationsstadien bis zur völligen Auflösung beobachten. Es ist ja allgemein bekannt, wie dadurch die exakte Zählung der gefressenen Keime zumal bei etwas längerer Bebrütung erschwert wird. Die direkte mikroskopische Beobachtung gibt uns in dieser Hinsicht viel eindeutigere Resultate als der Plattenversuch; aber auch durch Plattenversuche ist gelegentlich von Denys, HEcToEn, v. GRUBER & Furakı, insbesondere aber mit einer eigenen Technik von Weır und seinen Mitarbeitern die bakterizide Wirkung der Leukocyten nachgewiesen worden. Daß man bei der gewöhnlichen Versuchsanordnung, wobei die Leukocyten der Glaswand anhaften, während die meist in großem Ueberschuß zugesetzten Bakterien sich in der darüber stehenden Flüssigkeit ungestört vermehren, meist negative Resultate mit Plattenaussaat erhält, ist eigentlich selbst- verständlich, und man darf daraufhin nicht, wie WERBITZKT, den Phagocyten die Fähigkeit der Keimvernichtung absprechen. Auch die im nächsten Abschnitt besprochenen Versuche mit Leukocyten- extrakten können die direkte mikroskopische Beobachtung der Vor- gänge innerhalb der Phagocyten in vitro und in vivo nicht ersetzen. Sie haben zwar in mancher Hinsicht zu interessanten Ergebnissen geführt, bieten aber viele Fehlerquellen: gelingt es nicht, bak- terizide Stoffe für gewisse Bakterien zu extrahieren, so ist damit natürlich nicht ausgeschlossen, daß solche in der lebenden Zelle dennoch wirksam sind und viel- leicht erstim gegebenen Fall gebildet werden (vgl. Leva- DITI & MUTERMILCH); andererseits ist es nicht ohne wei- 460 F. NEUFELD, teres sicher, daß die zum Teil durch komplizierte Ver- fahren gewonnenen Extraktstoffe auch in der lebenden Zelle als solche vorhanden gewesen sind. Nun habe ich bereits in meinen ersten Arbeiten mit Rımpau, ebenso wie v. GRUBER & FurAkı, HECTOEN, LÖHLEIN vor der unbe- rechtigten Verallgemeinerung gewarnt, daß bei allen Bakterienarten die Phagocytose von einer Auflösung bez. Abtötung gefolgt sei *). Bei den Tuberkelbacillen ist das nach Beobachtungen in vivo wie in vitro offenbar keineswegs der Fall (Drmsınsk1ı, BRODEN, AcHARD & LÖPER, BARTEL & NEUMANN, MARKL, NEPOROSHNY, LÖWENSTEIN, V. BAumGARTEN). Auch bezüglich der Staphylokokken ist die intra- celluläre Abtötung zum mindesten nicht sicher erwiesen, sie wird von V. GRUBER und v. BAUMGARTEN u.a. bestritten, von Tovt- sumı behauptet. Bei den genannten Bakterienarten fehlt aber auch jeder experimentelle Anhaltspunkt dafür, daß hier die Im- munität mit gesteigerter Phagocytose Hand in Hand geht, und dab ein stark phagocytäres Serum auch eine entsprechende Schutz- kraft besitzt. Es ist nun merkwürdig, daß WrıcHT und seine Schüler vorwiegend gerade mit Tuberkelbacillen und Staphylokokken gear- beitet und ihre Theorien auf klinische, durch kein Tierexperiment gestützte Beobachtungen an diesen beiden Bakterienarten begründet haben. In einer Hinsicht eignen sich allerdings diese Bakterien sehr gut zu Phagocytoseversuchen: sie lassen sich, eben weil sie von den Phagocyten nicht aufgelöst werden, zur Indexbestimmung am besten zählen. Die bakteriziden und (eytolytischen) Leukocytenstoffe. Es wird jetzt wohl allgemein angenommen, daß die Leukocyten bakterizide und cytolytische Stoffe enthalten, daß diese aber mit den Ambozeptoren und Komplementen des Serums nicht identisch sind. Es geht dies zunächst aus den zahlreichen Untersuchungen von Leuko- cytenextrakten und Sekreten hervor; es sei auf die Arbeiten von ÄSCHER, LAMBOTTE & STIENNON, sowie auf die neueren Untersuchungen von HecToEn, MucH, vV. GRUBER & FUTAKI, SCHNEIDER, NOGUCHI, ZINSSER, WEIL und seinen Mitarbeitern hingewiesen. Auch PETTERS- son und KrınG fanden die von ihnen als ‚„Endolysine“ bezeichneten Leukocytenstoffe bakterizid wirksam und vom Alexin völlig ver- schieden. Sie nehmen jedoch auch für die „Endolysine“ eine komplexe Konstitution an, doch konnten Spät, WERBITZKI, ZInssEeR Ihre Re- aktivierungsversuche nicht bestätigen. Die Unterschiede vom Alexin zeigen sich zunächst darin, daß die Leukocytenstoffe weit thermo- stabiler sind, indem sie 65° ertragen. Ferner sind sie nicht imstande, einen Ambozeptor zu komplettieren; sie bleiben auch in salzfreien Medien wirksam, schließlich wirken sie oft bakterizid auf Bakterien- arten, die wie Strepto- und Pneumokokken vom Serum derselben Tiere gar nicht beeinflußt werden, während bisweilen sich wieder das um- gekehrte Verhalten zeigt. In mancher Hinsicht sind die Untersuchungen an Blutkörperchen noch geeigneter als die an Bakterien, um über den Komplementgehalt ....) Daß die Phagocytose auch da, wo sie nicht zur Abtötung der Bakterien a durch Entgiftung sehr nützlich wirkt, habe ich schon oben (S. 405) hervor- gehoben. Bakteriöotropine und ÖOpsonine. 461 der Leukocyten Aufschluß zu geben. LANDSTEINER und LAMBOTTE & Srıennon fanden, daß Leukocytenextrakte nicht imstande waren, in- aktives hämolytisches Serum zu komplettieren; GrUBER und HokE konnten auch eine Sekretion von hämolytischem Komplement seitens der Leukocyten nicht feststellen. Zu ähnlichen Ergebnissen kommen auch die neueren Arbeiten aus dem METScHNIKoFFschen Laboratorium. So waren die von Levapırı & Rosengaum und Korschun aus den Leukocyten durch Gefrieren, Auftauen und nachfolgende Mazeration erhaltenen keimtötenden Stoffe thermostabil und wirkten auf nicht sensibilisierte Bakterien bzw. Zellen; sie verhielten sich also entgegengesetzt wie Komplemente. Von Interesse ist es nun, daß die von den erstgenannten Autoren aus Mikrophagen gewonnenen Extrakte nur auf Bakterien, da- gegen gar nicht auf Blutkörperchen, Trypanosomen, Spirochäten, die aus Makrophagen gewonnenen dagegen umgekehrt nur auf Blut- körperchen und auf Protozoen (einschließlich der Spirochäten) ab- tötend wirkten, also entsprechend der Tatsache, daß im Tierkörper die Bakterien in der Regel von den Mikro-, die Blutkörperchen, Trypano- somen und Spirochäten von den Makrophagen aufgenommen und ver- daut werden. Dies spricht wohl dafür, daß die Extraktstoffe den in viro wirksamen entsprechen. Bei näherer Untersuchung wurden in den Makrophagenextrakten (Extrakte aus Pankreas oder Drüsen) in Be- stätigung früherer Befunde von KorscHhun & MORGENROTH Seifen (und Fettsäuren) nachgewiesen; nun haben insbesondere die Seifen in der Tat eine elektive abtötende Wirkung auf Spirochäten, 'Trypa- nosomen, Spermatozoen, rote und weiße Blutkörperchen und alle untersuchten Organzellen, während sie in entsprechender Konzentra- tion für Bakterien unschädlich sind. Auf diesen “ prinzipiellen Gegensatz haben LevapırTı & Rosengaum und unabhängig von ihnen NEUFELD & Hänper hingewiesen. Letztere Autoren legen dabei be- sonderes Gewicht darauf, daß die Protozoen und die tierischen Körper- zellen durch Seife nicht nur abgetötet, sondern wie ja auch die von den Phagacyten gefressenen Zellen, völlig aufgelöst werden. Daß innerhalb der lebenden Leukocyten kein hämolytisches Komplement in Wirksamkeit tritt, ergibt sich aus dem Schicksal der Blutkörperchen, die mit hämolytischem Ambozeptor beladen und dann von Phagocyten gefressen wurden (NEUFELD). Solche Blutkörperchen werden nach den übereinstimmenden Angaben aller Autoren weder in vitro noch in vivo jemals schnell in Schatten verwandelt (METscHNI- KOFF, GRUBER, RuzIickA, HECTOEN u. a.), was doch der Fall sein sollte, wenn die Phagocyten auch nur die geringste Menge von wirk- samem Komplement enthielten. Wäre die Annahme METSCHNIKOFFS richtig, daß das hämolytische Komplement des Serums ausschließlich aus den bei der Gerinnung zugrunde gegangenen Makrophagen stammt, so müßte einer von mir angestellten Berechnung zufolge jeder lebende Makrophag genügend Komplement enthalten, um 8—10000 sensibili- sierte Erythrocyten schnell in Schatten zu verwandeln. In Wirklich- keit geht jedoch die Verarbeitung der gefressenen Blutkörperchen außerordentlich langsam vor sich, es kommt dabei überhaupt nicht zu einer Schattenbildung, sondern zu einer Art Verklumpung und Degene- ration mit Bildung hämoglobingefärbter Schollen. Besonders deut- lich sind die Unterschiede zwischen extra- und intracellulärer Auf- lösung bei den kernhaltigen Vogelblutkörperchen zu beobachten (vgl. 462 F. NEUFELD, insbesondere die Beschreibung METSCHNIKOFFS); im Gegensatz zur Lysis im Serum, wo schnelle Schattenbildung erfolgt, Kern und Mem- bran aber völlig erhalten bleiben, werden die kernhaltigen Zellen im Innern der Leukocyten ganz langsam, aber restlos verdaut. Bekanntlich zeigen auch andere, insbesondere stark chromatin- haltige Zellen, wie die Spermatozoen, Spirochäten, Trypanosomen, sich den Serumlysinen gegenüber insofern sehr resistent, als sie im freien Serum zwar schnell immobilisiert und abgetötet, jedoch nur zum aller- geringsten Teil gelöst werden, während innerhalb von Phagocyten eine völlige Auflösung erfolgt (MErTscHnikorr u. a.). Es spricht vieles da- für, dab im Gegensatz zu der intracellulären Verdauung die „Auf- lösung‘ von Zellen und Bakterien durch die Wirkung von Ambozeptor und Komplement in der Regel nur zur „Schattenbildung‘“ führt, worauf GRUBER, V. BAUMGARTEN, NEUFELD hingewiesen haben. Auch bei Typhus- und Cholerabacillen treten bei der intracellulären Auflösung nach LAMBOTTE & STIENNON, PETTERSSON, NEUFELD & Hüne teilweise andere Degenerationsformen auf, als bei dem PFEIFFER- schen Phänomen im freien Serum, obwohl hier die extra- und intra- cellulären Vorgänge wenigstens im Beginne recht ähnlich verlaufen. Auch bei der intracellulären Lysis werden offenbar zunächst die Bak- terienhüllen gelöst, so daß die entstandenen Granula, ebenso wie die durch Komplement gebildeten im (regensatz zu den Bacillen bzw. Vibrionen durch gallensaure Salze, Alkalien und Seifen momentan aufgelöst werden (NEUFELD). Nach METSCHNIKOFF verläuft ferner, im Gegensatz zur Kom- plementwirkung, die intracelluläre Auflösung in der Regel bei saurer Reaktion, und zwar, ähnlich wie bei den Amöben, innerhalb „digestiver Vakuolen“. Von dem Vorhandensein der letzteren konnte J. Koch sich nicht überzeugen; dagegen sah der Autor, daß phago- cytierte Tusche- und Zinnoberkörnchen von bestimmten Granula, ins- besondere der Makrophagen, stark adsorbiert wurden, und glaubt, daß diese Granula, die nach Orrm ‚ein eigenes Leben führen, Stoffe aufnehmen, assimilieren, verarbeiten, ausscheiden‘, vielleicht auch gegenüber den phagocytierten Bakterien eine Rolle spielen. Von großem Interesse sind auch die Untersuchungen von JocH- MANN & MÜLLER und von OrIızE über die in den Leukocyten enthaltenen Verdauungsenzyme, da diese ınöglicherweise mit den Stoffen, die bei der Verarbeitung der gefressenen Bakterien und Zellen in Wirkung treten, in Beziehung zu bringen sind. OP1E unterscheidet zwei solcher Enzyme, die Leukoprotease, die vorwiegend aus polynukleären Leuko- cyten und aus Knochenmark, und die Lymphoprotease, die aus „Ma- krophagen“, aus Milz und Leber gewonnen wurde; die erstere wirkt bei neutraler oder alkalischer Reaktion, die letztere nur bei saurer. Die verdauende Wirkung der Leukoprotease wird durch Serum ge- hemmt (wie schon von JocHMAnNn & MÜLLER festgestellt wurde), so dab etwa durch Sekretion oder Zerfall ins Blut gelangende Leuko- protease hier nicht zur Wirkung kommen kann; bei der Lympho- protease ist das schon durch die "alkalische Reaktion des Blutes aus- geschlossen. OrıE & Barker haben weiterhin das Blut und die Zellen verschiedener Säugetiere und Vögel auf das Vorkommen von Leukoprotease und des hemmenden Serumstoffes untersucht, bei Vögeln vermißten sie beide Stoffe. Bakteriotropine und Opsonine. 463 Nach den Versuchen von KAanTorowiıcz und ‚JJoCHMANN scheinen übrigens bei der intracellulären Verarbeitung der Bakterien zwei von- einander unabhängige Prozesse in Betracht‘ zu kommen, nämlich die Abtötung der Bakterien bzw. nach KANTOROWICZ die Zerstörung. eines die lebenden Keime vor der Verdauung schützenden Anti- ferments und der eigentliche auf einem proteolytischen Ferment be- ruhende Auflösungsvorgang Alles in allem sprechen die neueren Untersuchungen eindeutig in dem Sinne, daß die Keimvernichtung durch Phagocyten toto coelo von der durch Ambozeptor-Komplement verschieden ist: nicht nur die dabei wirksamen Immun-, sondern auch die Normalstoffe sind völlig voneinander zu trennen. Die unmittelbaren Ursachen der Phagocytose. Was die unmittelbare Ursache der Phagocytose betrifft, so darf vielleicht die Annahme als die wahrscheinlichste bezeichnet werden, daß dieselbe in allen Fällen, ob es sich um Tropin- oder Opsonin- wirkung handelt, im w esentlichen die gleiche ist, und daß die Phago- cytose stets durch besondere Stoffe bedingt wird, die entweder che- misch als Reizstoffe auf die Phagocyten wirken, oder physikalisch die Oberflächenspannung der sensibilisierten Zelle verändern. Hierbei ist zu betonen, daß die zur Phagocytose führende Reizung der Leukocyten keineswegs mit positiver ÖÜhemotaxis identisch ist. Daß die enge Berührung zwischen Bakterien und Phagocyten an sich nicht Phago- cytose auslöst, hat schon Dexys für Streptokokken festgestellt. Auch an Typhusbacillen, Ruhrbacillen, Pneumokokken usw. kann man oft beobachten, daß dieselben in den Kontrollröhrchen als dichter Kranz um die Leukoeyten herumliegen und ihnen offenbar fest ankleben, ohne gefressen zu werden. Es muß also noch ein weiteres Moment hinzukommen, das wir wohl am ehesten in einer Veränderung der Oberflächenspannung der Leukocytenhüllschicht suchen können, wie das schon Hecrorn vermutete. Diese durch zahlreiche neuere Beob- achtungen gestützte Vorstellung entspricht dem heutigen Stande der Immunitätslehre vielleicht besser, als die früher von mir vertretene Annahme der Ausscheidung besonderer „Reizstoffe‘“ unter dem Ein- fluß der Antikörper. Rosenow (zit. nach Hecrorn) und Hecrorn fanden, dab Bak- terien, wenn man sie mit bei 45° abgetöteten Leukocyten und Opso- nin zusammenbringt, sich rings um die Zellen anlegen; die gleiche Erscheinung sah LEepıncHam bei Opsoninversuchen mit lebenden Zellen bei niedriger Temperatur. LevapıTı & MUTERMILCH beobachteten, daß Trypanosomen sich nach Zusatz von spezifischem Serum an durch Hitze, Kälte oder mechanische Einflüsse abgetötete Phagocyten (nicht aber z. B. an Leber- oder Nierenzellen) anheften, und zwar fast stets mit dem geißelfreien Ende. SAVTSCHENKO, SAVTSCHENKO & BARL- KINE, BARIKINE sahen bei Versuchen mit Erythrocyten eben- falls den „ersten Akt der Phagocytose“ (die „Koagglutination‘“) mit abgetöteten Leukocyten (jedoch nicht in salzfreiem Medium) eintreten, ferner auch bei 0° und ebenso in vivo in der Bauchhöhle bei starker Abkühlung des Tieres, wo es zur eigentlichen Phagocytose nicht kommt. Die Autoren nehmen an, dab das sensibilisierende Serum die Oberflächenspannung des Antigens (der Blutkörperchen) modi- 464 F. NEUFELD, fiziert und so die Verklebung veranlaßt (vgl. auch L. MıcHazLıs’ Untersuchungen über die Ursachen der amöboiden Beweglichkeit). Barıkıns gibt auch eine besondere Methode zur Messung der Klebrigkeit der Zellen an. Nach HamsurGer, Haan & Busganovic setzen fettlösliche Stoffe, wie Jodoform, Chloroform, Benzol nach Lösung in der Hüllsubstanz der Phagocyten deren Oberflächenspan- nung herab, daher befördern schwache Konzentrationen dieser Stoffe die Phagocytose von Kohlepartikeln. Nach Warzaum verstärkt Chole- sterin sowohl in vitro als auch in vivo (bei Kaninchen) die Phago- cytose erheblich, während GraHam das Leeithin, MÜLLER die von ihm untersuchten bakteriellen Lipoide völlig unwirksam fand; MÜLLER nimmt daher an, daß Lipoide bei der Phagocytose keine Rolle spielen. Weitere einschlägige Beobachtungen sind in dem Abschnitt Leuko- stimulantien erwähnt. Für die eigentliche Aufnahme ist natürlich die Vitalität der Leukocyten unbedingt erforderlich; ob aber die aktiven Bewegungen der Phagocyten und die Pseudopodien dazu unentbehrlich sind, muß wohl dahingestellt bleiben, zumal nach manchen Beobachtern, wie KÄMMERER, Bine & Lissner die Phagocytose auch bei niedriger Temperatur noch recht lebhaft sein soll. Die Vorstellung, daß die Leukocyten durch lösliche, von den Bakterien abgegebene Stoffe erst zur Phagocytose veranlaßt werden, ist schon vor langer Zeit erörtert worden, insbesondere von BucHNER (1891). Buchner erklärte die Ausscheidung anlockender Substanzen für die Ursache der nachfolgenden Leuko- und Phagocytose, die not- wendige Vorbedingung für diese Ausscheidung löslicher Bakterien- bestandteile sah er in der bakteriziden Serumwirkung, wobei er gegenüber METSCHNIKOFF betonte, die Bakterien könnten, trotzdem sie lebend aufgenommen werden, „doch bereits unter dem beginnen- den Einfluß schädlicher Wirkungen stehen, die eine teilweise Aus- scheidung plasmatischer Inhaltsbestandteile aus ihnen zur Folge haben“. In ähnlicher Weise hat PrEirrer von einer sekundären Auf- nahme der durch die lytischen Serumstoffe „angedauten“ Bakterien und der anlockenden Wirkung der dabei diffundierenden Stoffe ge- sprochen. Die oben dargelegte Anschauung sieht dagegen die bak- terizide Wirkung des Serums bzw. den ersten Beginn oder die Ein- leitung einer solchen keineswegs als Vorbedingung für die Phago- cytose an, sondern als ein Vorkommnis, das nur zufällig in gewissen Fällen damit verbunden ist, und, wie wohl kaum zu bezweifeln ist, oft das Gegenteil, nämlich eine Abstoßung und Schädigung der Leuko- cyten durch die gleichzeitig in Lösung gehenden toxischen Leibes- bestandteile bewirkt. Daher findet durchaus keine Parallelität zwischen bakterizider und opsonischer Wirkung der frischen Normal- und Immunsera statt und ebensowenig ist eine Auflösung von Bakterien und Zellen ohne weiteres von einer Phagocytose gefolgt; Beispiele hierfür sind an anderer Stelle angeführt worden. Es sei ferner noch auf einige Beobachtungen an Meningokokken hingewiesen. Bei Meningokokken- stämmen tritt (auf manchen Nährböden) eine so starke Degeneration ein, dab bei Schluß des Phagocytoseversuchs die Mehrzahl aller Kokken nur noch schattenhaft färbbar sind. Wie ich feststellen konnte, hat diese Degeneration nicht den mindesten Einfluß auf die Phagocytose; stark degenerierende Stämme können eine dl. zz Bakteriotropine und ÖOpsonine. 465 minimale, sar nicht zerfallende eine starke Spontan- phagocytose zeigen. Alle diese Tatsachen lassen sich mit der von v. BAUMGARTEN Ver- tretenen Annahme einer Identität bakterizider und opsonischer Serum- wirkung nicht in Einklang bringen. Bei dem reinsten Typus der phagocytosebefördern- den Serumstoffe, nämlich den Tropinen, beobachten wir bakterizide Wirkungen überhaupt nicht. Diese Stoffe treten im Immunserum in so starker Konzentration auf, daß wir leicht das Hundert- bis Tausendfache der zur Auslösung der Phago- cytose erforderlichen Mengen auf die Bakterien (oder die roten Blut- körperchen) einwirken lassen können: dabei läßt sich nicht die min- deste abtötende (oder bei Blutkörperchen hämolytische) Wirkung der Antistoffe erkennen. Diese jederzeit leicht zu demonstrierende Tat- sache beweist wohl mit Sicherheit, daß wir die Phagocytose nicht als einc Teilerscheinung der Zellauflösung oder -abtötung ansehen dürfen. Zwanglos läßt sich nun annehmen, daß auch die Spontanphago- cytose von Bakterien und Körperzellen durch die gleichen Ursachen, wie die spezifische Phagocytose bedingt wird. Hiermit stimmt die Beobachtung von WricHt & Reıp gut überein, daß die Spontan- phagocytose der Tuberkelbacillen von der Salzkonzentration stark abhängig ist. Gelegentlich wird natürlich die Phagocytose mit dem beginnenden Absterben der Bakterien oder der Zellen verbunden sein (z. B. bei den Blutkörperchen, die im Organismus regelmäßig zu- grunde gehen und von den eigenen Leukocyten gefressen werden), oft tritt sie, wie bei Tuberkelbacillen, auch bei lebenden und voll- virulenten Bakterien ein. Der soeben skizzierten Theorie steht eine Anschauung gegenüber, die ebenfalls bereits seit langer Zeit erörtert worden ist, daß nämlich die Bakterien von den Phagocyten stets gefressen werden, sobald sie sich nicht durch besondere Abwehrstoffe davor schützen. In der Tat hat man wohl nur die Wahl zwischen diesen beiden Erklärungen: entweder ist es gewissermaßen der Nor- malzustand, daß Bakterien und Leukocyten unbeküm- mert nebeneinander existieren, bis etwa ein besonderer Anreiz auf die Phagocyten ausgeübt wird, oder umge- kehrt, die Phagocyten fressen alle in ihrer Nähe be- findlichen Bakterien und Zellen, falls diese sich nicht auf besondere Art dagegen wehren. Diese letztere Annahme hat METScHniKorr als Unterstützung seiner Theorien über die Phago- cytose herangezogen, sie ist dann von DEUTSCH & FEISTMANTEL näher ausgeführt und verallgemeinert, und schließlich von BaıL zur Grund- lage seiner „Aggressintheorie‘‘ gemacht worden. Die Wirkung der Tropine (und Opsonine) würde dann darin bestehen, daß sie als „Anti- aggressine“ die Wirkung der Aggressine aufheben. Für diese Theorie scheint zunächst der Umstand zu sprechen, daß viele Bakterien in der Tat, wie sich auch in vitro leicht beobachten läßt (Denys, NeuUFELD & Rımrpav, Hecrorn u. a.), Stoffe abgeben, die die Leukocyten schädigen und lähmen. Es erscheint jedoch sehr fraglich, ob diese Stoffe wirklich die Ursache dafür sind, daß sich die Leukocyten (in vivo und in vitro) von gewissen virulenten Handbuch der pathogenen Mikroorganismen. 2. Aufl, II. 30 466 F. NEUFELD, Keimen fernhalten, oder ob nicht vielmehr die Abgabe von „Leuko- toxinen“ durch Bakterien ein sekundäres Vorkommnis ist, das für die Infektion vielleicht keine andere Bedeutung hat, als die oft gleichzeitig nachweisbare Produktion von Hämolysinen oder anderen Cytotoxinen; hierfür spricht schon, daß abgetötete virulente Bak- terien der Phagocytose in der Regel denselben Widerstand entgegen- setzen wie lebende. Bei näherer Beobachtung zeigt sich ferner, daß die Phagocyten zunächst weder im Tierkörper noch im Reagenz- glase die Fähigkeit einbüßen, Bakterien überhaupt zu fressen, son- dern daß ihnen von Anfang an die Fähigkeit fehlt, bestimmte Bak- terienarten aufzunehmen; führt man gleichzeitig andere, avirulente Bakterien ein, so werden diese, wie schon von BOoRDET, später von STIENNON, LÖHLEIN und anderen Autoren festgestellt wurde, im Tierkörper lebhaft gefressen, die Leukocyten sind also nicht gelähmt, sondern nur bestimmten Bakterien gegenüber ohnmächtig. Beim Fort- wuchern der virulenten Bakterien tritt dann meist eine Degeneration der Leukocyten ein, die jedoch ein sekundäres Ereignis ist. Durch- aus das gleiche elektive Verhalten zeigen die Leukocyten, wie schon die Beobachtungen MArcHANDs bei gleichzeitigem Zusatz von Strepto- kokken und Heubacillen lehren, in vitro. Auch die Mitarbeiter Baırs, WEIL, NAaKAYAMA und Tsupa, haben später die (nicht spezifische) Lähmung der Leukocyten von der spezifischen, primären Phago- cytosebehinderung unterschieden. Neuerdings sind aber von mehreren Autoren auch solche Bakterienstoffe („Viruline‘‘) beschrieben worden, die in vitro eine spezifische Phagocytosehemmung (d. h. nur für die homologen Bakterien) bewirken, vgl. oben S. 440. Die Baızsche Theorie trägt einen teleologischen Charakter; ver- folgt man ihre Konsequenzen weiter, so muß man den harmlosen Erythrocyten dieselbe Aggressivität zuschreiben, wie den höchstviru- lenten Mikroorganismen: auch die Blutkörperchen werden von den Phagocyten (ohne vorherige Sensibilisierung) gar nicht gefressen — nach der oben dargelegten Anschauung einfach deswegen, weil sie, in Kochsalzlösung suspendiert, keinen Reiz ausüben und infolgedessen als innere Körper liegen bleiben, ohne mit den Phagocyten in Wechsel- wirkung zu treten. Neuerdings ist noch eine andere Theorie der phagocytären Serum- wirkung, nämlich die Umhüllungstheorie vertreten worden. Wie bekannt, werden anorganische Partikel, wie Kohle, Tusche, Farkkörnchen im Tierkörper, aber auch in vitro von Leukocyten gefressen. Ferner liegen Beobachtungen von WrıcHT & DoucLas, DupsEon & SHATTocK, W. ROSENTHAL, LEDINGHAM, SAWTSCHENKO & BARINKInE vor, wonach Serum, und zwar vorwiegend aktives Serum, eine deutliche phagocytosebefördernde Wirkung gegenüber Kar- min-, Melanin- und Kohlepartikeln ausübt. RosextHaL studierte diese Wirkung eingehend; er führt sie ebenso wie Porczs, der bei Reis- und Weizenstärke eine Verstärkung durch aktives Serum feststellte (während inaktives hemmte), auf Umhüllung der Partikel durch adsor- bierte Serumstoffe zurück und weist auf die Möglichkeit einer ana- logen Erklärung der Opsoninwirkung hin. Wenn Porczs so weit geht anzunehmen, daß Bakterien, die mit beliebigen Serumstoffen, Ambo- zeptoren, Agglutininen, Komplementen „umhüllt“ sind, infolge „posi- tiver Chemotaxis‘“ gefressen werden, so ist das sicher nicht haltbar: denn Agglutinine bewirken keine Phagocytose, und, soweit bekannt Bakteriotropine und Opsonine. 467 ist, können alle möglichen Bakterien Komplement absorbieren, aber nur gewisse Arten werden dabei opsonisiert. Sonach kann die Um- hüllung an sich wohl nicht als ausschlaggebend betrachtet werden, sondern wir müssen den betreffenden Serumstoffen noch irgendeine besondere Wirkung — sei es nun eine chemische oder physikalische — zuschreiben. Die Verwertung des opsonischen Index in der klinischen Praxis. Die Versuche zur klinischen Verwertung des opsonischen Index sollen an dieser Stelle nur insoweit besprochen werden, als ihre Ergebnisse von allgemeinem Interesse für die Immunitätslehre sind. Bekanntlich haben WriıcHTt und seine Anhänger den verhältnismäßig geringfügigen Schwankungen, welche der Opsoningehalt des mensch- lichen Serums im Verlauf von Infektionskrankheiten und unter dem Einfluß einer spezifischen Behandlung mit Bakterienstoffen erfährt, eine große Bedeutung für die Diagnose, Prognose und Therapie zugeschrieben. Der Grundgedanke war der, daß der opsonische In- dex ein unmittelbarer Maßstab für den Immunitätszustand des Kör- pers wäre: ein niedriger Index für Tuberkelbacillen sollte eine be- sondere Empfänglichkeit des Betreffenden gegen Tuberkulose anzeigen, eine Steigerung des Index günstige Chancen für die Heilung be- deuten und demnach das Ziel der Tuberkulinbehandlung sein. Die gleichen Grundsätze wurden auf’die Staphylokokkenkrankheiten und ihre spezifische Behandlung, und weiterhin schematisch auf nahezu alle Bakterienkrankheiten ausgedehnt, ohne daß der Versuch gemacht wurde, den großen Verschiedenheiten, die doch die Immunitätsvor- gänge bei den einzelnen Krankheiten bieten, irgendwie Rechnung zu tragen. Diesen Grundanschauungen WeriıcHTts standen von Anfang an erhebliche Bedenken gegenüber. Zunächst wurde kein Tierversuch bekannt gegeben, der für irgendeine Bakterienart das Grundaxiom, nämlich die Parallelität zwischen der Höhe des Index und dem Grade der bestehenden Immunität, bestätigt hätte. Bekannlich ist 1a eine strenge Parallelität dieser Art auch bei anderen Antikörpern, deren Bedeutung für die Immunität bereits besser bekannt und deren quantitative Bestimmung einwandfreier als die der Opsonine war, nicht nachzuweisen, und es ist einleuchtend, daß die Menge der gerade im Blut frei zirkulierenden Antistoffe nicht der Summe der Abwehrkräfte, über die der Organismus verfügt, zu entsprechen braucht. Nun ist aber der opsonische Index nicht einmal ein zuverlässiger Maßstab für den Gehalt des Serums an spezifischen phagocytären Antistoffen: erstens bedeuten seine Ausschläge zum großen Teil nicht Schwankungen der Immunstoffe, sondern des Komplements (NEv- FELD), und zweitens erhält man, wenn man nach Inaktivieren des Serums den Gehalt an neugebildeten spezifischen phagocytären Anti- stoffen in abgestuften Verdünnungen bestimmt, zuweilen völlig andere Resultate, wie von NEISSER & GUuErRInI für die Staphylokokken-, von Böhumz für die Tuberkuloseantikörper nachgewiesen wurde; ein Serum kann sogar sehr reichlich phagocytäre Immunstoffe ent- halten, ohne daß sein Index überhaupt erhöht ist. 30* 468 F. NEUFELD, Schließlich ist es, wie schon ausgeführt wurde, für die Tuber- kulose- und die Staphylokokkenkrankheiten, auf deren Untersuchung WricHTr seine Theorie begründet hat, nicht erwiesen, dab hier die phagocytären Serumstoffe überhaupt eine wesentliche Rolle bei der Immunität spielen. Für die Tuberkulose ist nach den Untersuchungen UNGERMANNS (vgl. unten S. 474) sogar das Gegenteil anzunehmen. Wenn se eklatante Unterschiede, wie sie in der natürlichen Em- pfänglichkeit des Menschen insbesondere des Erwachsenen einer- seits, und des Rindes andererseits, gegenüber dem humanen und dem bovinen Tuberkelbacillus bestehen, in dem Index nicht zum Aus- druck kommen, so kann wohl nicht mehr die Rede davon sein, daß uns der Index einen Anhaltspunkt für die natürliche Resistenz eines Individuums gegen die Infektion mit Tuberkelbacillen gibt. Ebensowenig kann man nach den Befunden UnGERMANNsS an immuni- sierten Tieren die Behauptung aufrecht erhalten, daß der Index deu Grad der erworbenen Immunität auch nur annähernd an- zeigt. Dem entsprechen auch die Erfahrungen der Praxis. Man ist von den übertriebenen Erwartungen, die man für die Praxis an die Opsoninlehre geknüpft hatte, jetzt allgemein zurückgekommen und WeıcHr selbst und seine eifrigsten Anhänger geben bereits zu, daß die spezifische Behandlung der Infektionskrankheiten wenig- stens in der Regel auch ohne Indexbestimmungen durchgeführt wer- den kann. Je eher sich die „Vaccine“-Therapie, wie WRIGHT entgegen dem wissenschaftlichen Sprachgebrauch die Behandlung mit Tuberkulin und mit abgetöteten Bakterien nennt, völlig von dem Ballast der überflüssigen Indexuntersuchung befreit, um so leichter wird sich meiner Ueberzeugung nach das, was daran wertvoll ist, allgemein durchsetzen. Daß wir den klinischen Opsoninuntersuchungen trotzdem manche interessanten Feststellungen verdanken, soll nicht vergessen werden; als solche möchte ich den Nachweis hervorheben, daß schon sehr kleine Dosen von Tuberkulin die Bildung von Antikörpern auslösen können. Hieraus ergibt sich für den Kliniker die Anregung, solche Dosen zu versuchen, aber keineswegs ein Beweis, dab diese Dosen auch therapeutisch wirksam sind. Auch als diagnostisches Hilfsmittel hat sich die Indexbestim- mung, obwohl sie anscheinend in einzelnen Fällen mit Vorteil an- gewendet werden kann (vgl. auch die neueren Arbeiten von SCHMIDT, BöHME), nicht einzubürgern vermocht. Damit hat auch die viel diskutierte Frage, bis zu welchem Grade von Genauig- keit eine zahlenmäßige Indexbestimmung durchführ- bar ist, erheblich an Interesse verloren; meiner Änsicht nach ist überhaupt auf diese Untersuchungen weit mehr Mühe verwendet worden, alsihrer Bedeutungentspricht. Ueber die Verwertung des bakteriotropen Reagenzglas- versuches zur Titrierung von Sera (speziell von Genickstarresera). Es liegt nahe, den bakteriotropen Reagenzglasversuch zur Titrie- rung von Heil- und Schutzseris heranzuziehen. In erster Linie wür- den dazu natürlich solche Sera in Betracht kommen, deren spezifi- nr rue ei IE Bi Bakteriotropine und Opsonine. 469 sche Wirkung wir ausschließlich oder doch ganz überwiegend auf ihren Tropingehalt zurückführen dürfen. Als solche sind die Strepto- und Pneumokokkensera anzusehen; doch ist hier eine Titrierung in vitro wohl deswegen nicht versucht worden, weil der Tierversuch genügend genaue Werte gibt. Dagegen habe ich für das Meningokokkenserum eine Titrierung durch den Phagocytoseversuch in vitro vorgeschlagen. Hochwertige Meningokokkensera wirken stark bakteriotrop, einige der von mir untersuchten Proben ergeben nach der oben genauer beschriebenen Methodik Werte von 0,0002—0,0005. ‘ Daneben enthält das Serum anscheinend zuweilen auch bakterizide Ambozeptoren (JocHMANN). Die von Jocumann gefundene bakterizide Wirkung war jedoch relativ schwach, die scheint sich, auch bei sonst hochwertigen Sera, nicht regelmäßig zu finden (Nevurerv); außerdem lassen es die Befunde von Mc Kexzıe ‚und Marrın, Cıuca, die in der Cerebrospinalflüssig- keit im Gegensatz zum Blutserum kein bakterizides Komplement (für Meningokokken und andere Bakterien) fanden, wohl zweifelhaft erscheinen, ob die etwa im Meningitisserum enthaltenen bakteriziden Ambozeptoren an Ort und Stelle vom Organismus ausgenutzt werden können. Dafür, daß dies bei den Tropinen der Fall, sprechen mit Wahrscheinlichkeit Versuche von Davıs, der in vitro die Phago- cytose von sensibilisierten Meningokokken an Leukocyten, die aus der Cerebrospinalflüssigkeit stammten, beobachten konnte, sowie vor allem die von FLExnER & JoBLınG mitgeteilten mikroskopischen und kulturellen Beobachtungen an intralumbal injizierten Patienten, sowie die entsprechenden Versuche Frexners an Affen. Auch die Beob- achtungen Honns enthalten meines Erachtens keinen Beweis gegen die Annahme, ‘daß das Genickstarreserum auch im Lumbalexsudat des Patienten seine phagocytoseerregende Wirkung ausübt. Im Laboratorium FLExNERSs ist die von mir vorgeschlagene Wert- bemessung des Meningitisserums, deren Brauchbarkeit auch von Kraus & BÄCHER bestätigt wurde, der Mitteilung JosLınes zufolge seit längerer Zeit mit Erfolg eingeführt; wegen aller Einzelheiten sei auf diese Mitteilung JoBLıncs, sowie auf meine letzte Arbeit ver- wiesen. Dort sind auch die technischen Schwierigkeiten hervorge- hoben, die sich gerade beim Arbeiten mit Meningokokken ergeben, und auf die auch Bächer & HacHıa, sowie OnakA bei ihren Nach- prüfungen gestoßen sind. Manche Punkte, wie die Frage, ob ver- schiedene Stämme von verschiedenen Antisera ungleichmäßig beein- flußt werden, bedürfen noch weiterer Aufklärung. Spezielles über Tropine und Opsonine bei einzelnen Bakterienarten. Im folgenden sind zur Ergänzung des bereits Mitgeteilten einige weitere Angaben über die Tropin- und Öpsoninwirkungen gegenüber den einzelnen Bakterienarten zusammengestellt, die vor allem zur Örenrse über die Literatur dienen sollen. Bezüglich der Cytotropine sei auf S. 428 verwiesen. Die Beobachtungen über Streptokokken und Pneumokokken. sind, da ja diese Bakterien gewissermaßen als Pardigma sowohl für die Tropin- wie für die Opsoninwirkung gedient haben, an mehreren Stellen ausführ- lich erörtert worden. Bezüglich der Tropine der Immunsera sei nochmals 470 F. NEUFELD, auf die grundlegenden Beobachtungen von DENYS, LECLEF, MARCHAND, MENNES und ihre Bestätigung durch NEUFELD & RımPpAU verwiesen. Die Reagenzglas- versuche finden ihre Ergänzung in den klassischen Tierexperimenten von BORDET. Obwohl am längsten bekannt, bieten gerade die Strepto- und noch mehr vielleicht die Pneumokokkentropine gewisse Schwierigkeiten für den Nachweis in vitro (vgl. UNGERMANN, ferner BÜRGERS): ihre Wirkung wird nicht selten durch Hem- mungsstoffe verdeckt. Aus unbekannten Gründen geben nach UNGERMANN und BÜRGERS manche Pneumokokkenimmunsera überhaupt nur im Bindungsversuch Phagocytose, nicht beim Mischen von Serum, Leukocyten und Kokken; das- selbe sieht man gelegentlich bei Streptokokkenseris. Bei unerwartetem Ausfall des Reagenzglasversuches versäume man nie, ihn durch den Tierversuch zu kon- trollieren. SCHNEIDER fand eine ausgezeichnete Parallelität zwischen Tropin- gehalt und Schutzwert, ebenso UNGERMANN in dem speziellen Fall der atypi- schen Pneumokokkenstämme. Auch für die Bedeutung der Opsonine für die natürliche Immunität sind die Untersuchungen an Pneumo- und Streptokokken besonders lehrreich gewesen, vgl. oben S. 439. Wie aus den Untersuchungen von MARCHAND, HECTOEN, RoSENOW, RÜDIGER, LÖHLEIN, ZADE, BÜRGERS, UNGERMANN u. a. hervorgeht, werden avirulente Pneumo- und Streptokokken entweder bereits spontan aufge- nommen oder unterliegen der Opsoninwirkung, während beides bei hochvirulenten Kokken nicht vorkommt (über die entgegenstehende Mitteilung HUGGENBERGS vgl. S. 441); BüÜrGERs hat daher die Opsonisierbarkeit bei diesen beiden Kokkenarten als Maßstab der Virulenz vorgeschlagen. Besonders eklatant war die Parallelität in einigen von UNGERMANN untersuchten Fällen. Wenn auch die Phagocytose gerade bei der Streptokokken- und Pneumo- kokkenimmunität zweifellos die Hauptrolle spielt, so ist damit eine Beteiligung bakterizider Stoffe wenigstens bei gewissen Tierarten nicht ausgeschlossen ; nach MvcH enthält menschliches Plasma bakterizide Stoffe für die Kokken, was Dorn (bei hochvirulenten Pneumokokken) bestätigen konnte: er vermißte aber diese bakteriziden Stoffe völlig bei den hochempfänglichken Kaninchen und Mäusen. Bei den weit weniger empfänglichen Meerschweinchen nimmt SCHNEI- DER Leukine als wesentliche Ursache der natürlichen Resistenz an. Während die Bildung der spezifischen Tropine nur nach Injektion viru- lenter Kokken (NEUFELD & RımpaAu) erfolgt, werden sie auch von avirulenten gebunden (Levapırı); auch ich fand bei avirulenten Pneumokokkenstämmen starke Beeinflussung durch Tropin. Vom klinischen Standpunkt aus haben RÜDIGER, TUNICLIFF, SCHORER die Schwankungen des Streptokokkenindex bei Erysipelen untersucht, TUNICLIFF und Banks fanden bei Scharlach regelmäßig (spezifische) Veränderungen des Strepto- kokkenindex. Ueber Opsoninuntersuchungen bei anderen Streptokokkenkrank- heiten finden sich Angaben bei WRIGHT, BELL & DouGLAs, WEINSTEIN, POTTER, & KRUMWIEDE, MEAKINS, Ross & JOHNSON, SCHIFFMANN & KoHn. Ueber Indexuntersuchungen bei Pneumonie berichteten WoLr, McDonALD, POTTER & KRUMWIEDE, (COLEMAN, BÖLLKE. Bei Untersuchung des inaktivierten Serums sah Boxt erst beim Nahen der Krisis Immunstoffe auftreten ; BÖTT- CHER sowie EGGERS wiesen dieselben bei Rekonvaleszenten nach. Staphylokokken. Das Verhalten des Staphylokokkenindex bei Gesunden, Kranken und spe- zifisch Behandelten haben WRIGHT & DoucGLas in ihren ersten Arbeiten genau untersucht, weiterhin haben WEINSTEIN, FYSHE, ARINKINE & SCHNEIDER, JÜRGENS, STRUBELL und viele andere einschlägiges Material mitgeteilt. Das Vorkommen hitzebeständiger Immuntropine gegen Staphylokokken stellten DEAN, MARSHALL, Moss u.a. fest; Klarheit über das Verhalten der Normal- und Immun- stoffe zueinander ergaben aber erst die mit abgestuften Serumverdünnungen an- gestellten Versuche von NEISSER & GUERRINI; hier ergaben sich Werte bis zu 1:10000 und 1:50000. Auch MEARINS erhielt bei Kaninchen stark tropin- haltige Sera. Daß jedoch einem solchen hochwertigen Serum eine entsprechende Schutzwirkung zukommt, ist nicht erwiesen. Ueberhaupt ist die Bedeutung der Phagocytose bei Staphylokokken nach NEUFELD, V. GRUBER u. a. schon deswegen ganz anders zu bewerten, als bei den meisten anderen Bakterienarten, weil die intracelluläre Abtötung nicht nachgewiesen ist; doch schließt neuer- dings Weır aus Plattenversuchen, daß eine solche in gewissem Grade doch stattfindet. MEAKINS fand bei Immunisierung von Kaninchen die Widerstands- Bakteriotropine und Opsonine. 471 kraft gegen lebende Staphylokokken erhöht, und zwar etwa parallel der phago- cytären Kraft des Serums. Meningokokken. Ueber Opsoninuntersuchungen bei Meningitiskranken berichten Houston & RANKIn, Davıs, TAYLoR, OUSTON, MCGREGOR. Danach findet (bei Be- nutzung. geeigneter, nach Houston & Rankın am besten 6—8-stündiger Kul- turen) im Normalserum nur sehr geringe Phagoeytose statt, bei Genickstarre- kranken tritt eine frühzeitige Steigerung ein, deren diagnostische Verwertbarkeit die meisten Autoren, insbesondere MCGREGOR, nicht allzu hoch anschlagen. Eher erscheint die Indexbestimmung praktisch brauchbar zur Erkennung der Meningo- kokkenträger; CATHOIRE fand bei 10 solchen Personen Indices zwischen 1,6 und 8,1 (dagegen keine spezifische Agglutination). Besonders bei Massen- untersuchungen erscheint es durchaus angezeigt, das Ver- fahren weiter zu prüfen. Meningokokkentropine haben zuerst JoCHMANN und LÖHLEIN im Pferde- immunserum gefunden. NEUFELD hat dieselben näher untersucht; er fand hochwertige Sera bis zur Verdünnung von etwa 0,0002 herab spezifisch wirk- sam und begründet darauf eine Methode zur Titrierung des Meningitisheilserums. Vgl. oben S. 468. Micrococeus melitensis. Gonococeus. Thermostabile Antistoffe gegen den Maltafiebererreger stellte LEıstman fest, nachdem bereits Wricnt & DousLas die opsonische Wirkung des Normal- serums (bei gänzlichem Fehlen bakterizider Wirkung) beschrieben hatten. Klinische Indexuntersuchungen haben Reıp, WrıcHT sowie besonders eingehend BAssET-SMITH angestellt; eine praktische Bedeutung haben dieselben bisher wohl nicht gewonnen. Ebensowenig ist das bei Gonokokken der Fall, wo das Verhalten des Index bei Kranken und besonders bei spezifisch Behandelten eingehend von HAMILTON & COOoKE, COLE & MEAKINS, Ivons, FRENCH, WRIGHT, EYRE & STEWART studiert wurde. Rotlaufbaecillen. Nach Untersuchungen von NEUFELD & KANDIBA (vgl. daselbst die sonstige Literatur) beruht die Wirkung des Rotlaufimmunserums auf Tropinen, die sich noch in sehr starken Verdünnungen nachweisen lassen, während bakterizide Ambozeptoren völlig fehlen. Streng quantitative Versuche sind um so not- wendiger, als auch inaktives Normalpferdeserum gewisse Mengen von Tropin enthält. Im Mäuseorganismus zeigt sich die Serumwirkung vor allem in früh einsetzender Mikrophagentätigkeit, während eine (weniger energische) Phago- eytose durch mononukleäre Zellen auch bei Kontrolltieren eintritt (MEsnIL). Abweichende Beobachtungen hat SpÄr mitgeteilt. Normalopsonine wiesen GRUBER & FUTAKI, STAAL u. a. nach. Typhus-, Paratyphus- und Colibacillen. Ueber Typhus- und Paratyphusbakterien liegen Untersuchungen von LEISHMAN, DEAN, KLIEN, HECTOEN, CLARKE & SIMONDS, SCHOTTMÜLLER & MucH, KÄMMERER u. a. vor. NFUFELD & Hüne fanden eine starke bak- teriotrope Wirkung des verdünnten Typhusimmunserums, dieselbe ging dem Gehalt der Sera an bakteriziden Ambozeptoren nicht parallel, wie sich be- sonders an Menschensera zeigen ließ; die Tropine scheinen bei Typhus- kranken in der Regel viel später als die Lysine aufzutreten. Komplexe Immunopsonine wiesen LevaDıTı & InMAan, DEAN, KÄMMERER, BöHME in Typhusseris nach. Sera, die mit Paratyphus oder Hogcholera- bacillen hergestellt waren, enthalten nach NEuUFELD & HünE Tropine nicht nur für den eigenen Stamm, sondern auch, wie das der Wirkung der Sera im Tierversuch entspricht, für die übrigen Angehörigen derselben Gruppe (Psittakose, Mäusetyphus, Paratyphus, Hogcholera); dagegen enthalten sie keine bakteriziden Ambozeptoren für diese (homologen) Stämme (TöPFER & JAFFE, NEUFELD & Hüne). Die Wirkung der Sera greift aber weiterhin, entsprechend den Beobachtungen von BÖHME und Bock im Tierversuch, auch auf Typhus- bacillen über, und zwar üben sie auf diese sowohl eine bakterizide als eine bakteriotrope Wirkung aus. Dagegen enthielten umgekehrt die von NEUFELD 472 F. NEUFELD, & Hünxe untersuchten hochwertigen Typhussera weder bakterizide noch bakteriotrope Antistoffe gegen Paratyphus. CLArRK & Sımonps fanden dem- gegenüber, daß bei Immunisierung von Kaninchen mit Typhus sowohl wie mit Paratyphus der Index für beide Arten stieg; sie bestimmten denselben mit inaktiviertem Serum, im übrigen meist unter Benutzung der Weiıctrschen Methode, während nach KLıEn die Benutzung von Serumverdünnungen (und Feststellung derjenigen Verdünnung, die den Index 0,5 ergibt) weit bessere Ausschläge gibt. NEUFELD & HünE und CLARK & Sımoxps stimmen darin überein, daß auch die heterologen Tropine von der zur Immunisierung benutzten Bakterienart absorbiert werden. Entgegen den Erfahrungen von NEUFELD & HüÜnE und CLARK & Sımonps glaubte MucH den opsonischen Index als diffe- rentaldiagnostisches Mittel bei Typhus und Paratyphus benutzen zu können. Zur klinischen Diagnose des Typhus dürfte die Indexuntersuchung wohl nur gelegentlich, bei Fehlen des Widal in Betracht kommen (SAPPInGTon). Nach Mitteilungen von GAEHTGENS und HamItLTon könnte das Verfahren zur Ent- deckung von Bacillenträgern herangezogen werden; während der Index sonst bei Rekonvaleszenten in 3—4 Monaten zur Norm herabsank, behielten unter 16 von GAEHTGENS untersuchten chronischen Bacillenträgern 15 monate- und jahrelang hohen Index (?/, der Fälle zeigten gleichzeitig Agglutination). Auch HAMILTON fand bei 7 Typhus- bzw. Paratyphusträgern stets abnormen Index (meist auch Widal), am deutlichsten sollen die Ausschläge bei inaktiviertem Serum sein. Bezüglich der Phagocytose des B. coli sei auf die Versuche von LÖHLEIN verwiesen, wobei sich, bei Benutzung verschiedener Stämme, eine völlige Paralleli- tät der Phagocytose in vivo und in vitro ergab; komplexe Immunopsonine gegen B. coli wies BÖHME nach. Daß Typhus- und Colibaeillen durch Normalserum opsonisch beeinflußt werden, ist von WRIGHT & DouGLas gefunden und vielfach bestätigt worden. Ruhr. Bakteriotropine wurden im Ruhrimmunserum (neben Immunopsoninen) von DEAN, RUFFER & WILLMORE nachgewiesen und von HÄNDEL eingehender unter- sucht; dabei ergab sich, ähnlich wie bei den Agglutininen ein gewisses Ueber- greifen zwischen den Typen Shiga, Flexner und Y, was von M. WASSERMANN & RITTER bestätigt wurde. Bei Untersuchung mit abgestuften Serumverdün- nungen erwiesen sich die von mir untersuchten Ruhrimmunsera lange nicht so hochwertig wie die meisten Typhus- oder Cholerasera. AucHE nimmt die Parallelität zwischen dem Heilwert und der phagocytären Kraft der von ihm untersuchten Ruhrsera an. Der Spontanphagocytose unterliegen die Ruhrbacillen nach meinen Er- fahrungen kaum; daß das frische Normalserum opsonisch wirkt, fanden schon WRIGHT & DouGLas. Genauere Untersuchungen über Ruhropsonine im Normal- serum an Erwachsenen und Neugeborenen verdanken wir BÜRGERS; dabei er- a durchaus keine Parallelität zwischen opsonischer und bakterizider irkung. Cholerabacillen und andere Vibrionen. Die Phagocytose von Cholerabacillen unter dem Einfluß von Immun- serum ist von LEVADITI, LAMBOTTE, STIENNON, BÄCHER u. a. sowie unter Berücksichtigung der quantitativen Verhältnisse von NEUFELD & HÜNE unter- sucht worden; dabei wurde eine bakteriotrope Wirkung noch bei starken Ver- dünnungen (bis zu 1:5000) beobachtet und die jahrelange Haltbarkeit der spezifischen Stoffe festgestellt. Auch die El-Tor-Vibrionen reagieren auf die Choleratropine (NEUFELD & HÄNDEL); gegen andere Vibrionen (V. Elwers, V. Metschnikoff) lassen sich ebenfalls spezifische bakteriotrope Sera gewinnen. Wegen der Neigung vieler Vibrionenstämme zur Spontanphagocytose und zum rapiden intracellulären Zerfall, wodurch auch die Phagocyten geschädigt werden, ist es bei Cholera erheblich schwerer, als z. B. bei Typhus oder Ruhr, gute Phagocytosepräparate zu erhalten, es kommt vor allem auf die benutzte Kultur, ferner darauf an, die Beobachtungszeit nicht zu lange auszudehnen und das Mengenverhältnis zwischen Bakterien und Leukocyten richtig zu wählen. Die starke opsonische Wirkung des Normalserums gegen Cholera haben WRIGHT & DoucLas u. a. festgestellt; Amaxo fand dieselbe nicht parallel der lytischen Wirkung. Ueber Indexbefunde bei Cholerakranken berichtet WASCHENZOW. Er En En 5 er Bakteriotropine und Opsonine. 475 Diphtherie- und Pseudodiphtheriebacillen. Während WRIGHT & DouGLas bei Diphtherie- (und Xerose- )bacillen keine opsonische Wirkung des menschlichen Normalserums gefunden hatten, wiesen GRUBER & FUTAKI, TUNICLIFF u.a. eine solche für Diphtherie, HAMILTON für Pseudodiphtheriebacillen nach und untersuchten zugleich die Schwankungen des In- dex bei Patienten. Die Spontanphagocytose wechselt gerade bei Diphtheriebacillen sehr stark je nach den Stämmen (BöHME), aber auch je nach dem Nährboden (LINDEMANN). Im Gegensatz zu TunicLırr sahen BAnDI und MENABUONI nach Heilseruminjektion meist eine Erhöhung des Index. Bereits TunIcLIFF hat ferner phagocytäre Immunstoffe, die auch noch in stark verdünntem Serum wirksam waren, bei mit abgetöteten Diphtheriebacillen vorbehandelten Kaninchen fest- gestellt. SAUERBECK sowie V. GRUBER und OHKUBO haben diese Stoffe im (anti- toxischen !) Diphtherieheilserum näher untersucht; sie fanden ausschließlich Im- munopsonine, d. h. nur in Verbindung mit Komplement wirksame Antikörper. Dagegen wies LINDEMANN nach, daß im Serum von Pferden und Kaninchen, die nicht nur mit Toxinen, sondern mit Bacillen immunisiert sind, «daneben auch Tropine in nicht unbeträchtlicher Stärke auftreten ; über ähnliche Beobachtungen haben auch BÄcHER & Lau berichtet. LIiNDEMANN hat vorgeschlagen, bei Heilversuchen mit antiinfektiösen Sera solche mit starkem Gehalt an Tropinen und Immunopsoninen zu wählen. v. GRUBER, OHKUBO und LiNDE- MANN stellen im Gegensatz zu SAUERBECK mit aller Sicherheit die völlige Ab- wesenheit von bakteriziden Stoffen im Diphtherieserum fest. Milzbrand- und Pestbacillen. Bezüglich der Phagocytose an Milzbrand- und Pestbacillen sei auf das oben S. 456 Gesagte verwiesen, ferner auf die einschlägigen teils in vitro, teils im Tier- körper gemachten Beobachtungen von HECTOEN, SOBERNHEIM, CLER, NEUMANN, PETTERSSON, STAAL (Milzbrand) und von MARKL, KOLLE & HETSCH, WADOUX, Horıucht (Pest). Obgleich sowohl opsonische wie bakteriotrope Serumwirkungen beschrieben worden sind, so muß es doch wohl dahingestellt bleiben, inwieweit dieselben als Ursachen der Immunität in Betracht kommen. Nach Beobachtungen von V. GRUBER & FUTAKI und SCHNEIDER sind die „Plakine“ bei der Milzbrand- resistenz bestimmter Tierarten von wesentlicher Bedeutung. Dieser Anschauung hat BARREAU kürzlich widersprohcen. Tuberkelbaeillen. Die opsonische Wirkung des menschlichen Normalserums auf Tuberkel- bacillen und die Schwankungen des Index bei Tuberkulösen im Gegensatz zu Gesunden, sowie die Beeinflussung des Opsoningehaltes im Verlaufe einer Tuber- kulinkur wurden von WRIGHT & DousrLas und nach ihnen von zahlreichen Autoren (URWIcCK, BULLOCH, MEAKIN & WHEELER, FRASER, FORNET und vielen anderen) hauptsächlich vom praktisch-klinischen Gesichtspunkt aus studiert. In Gemeinschaft mit Reıp stellte WrıcHT dann fest, daß mindestens ein Teil der nach spezifischer Behandlung neugebildeten Antikörper thermostabil ist (vgl. hierzu FRASER, Sımon, KÄMMERER, BÖHME, LürusE). Der Gehalt menschlicher Sera an Tropinen ist aber anscheinend meist nur gering und die Thermoresistenz eine beschränkte (BÖHME, REITER). Die schweren Be- denken, welche gerade bei Tuberkulose der Verwertung des „Index“ als Maß- stab der Immunität im Sinne WRIGHTs entgegenstehen, sind oben dargelegt worden (S. 467). Bakteriotropine im Serum von immunisierten Pferden wies SOBERNHEIM nach; er fand im Gegensatz zu den Beobachtungen von LÖWEN- STEIN (spezifisches Kaninchenserum) ein Uebergreifen der Antistoffe auf ver- schiedene säurefeste Bacillen. RuppEL & RICKMANN studierten die phago- cytären Antistoffe im Serum hochimmunisierter Pferde. Sie fanden starke Er- höhung des Index, auch bei inaktiviertem Serum (Verdünnungen wurden nicht untersucht), ferner sahen sie auch im Meerschweinchenperitoneum unter dem Einfluß des Serums eine spezifische Phagocytose mit überwiegender Beteiligung von Makrophagen eintreten; dabei trat im Gegensatz zu den Kontrollen schneller Zerfall der gefressenen Bacillen ein. Ich selbst habe mich allerdings in Ver- suchen mit LINDEMANN von dieser Wirkung des Serums nicht überzeugen können, ebensowenig von der von anderer Seite beschriebenen extracellulären spezifischen Lysis der Tuberkelbacillen. 474 F. NEUFELD, MEAKINSs sah bei vorbehandelten Kaninchen noch in der Serumyverdünnung 1:1500 sehr ausgesprochene Tropinwirkung, während UNGERMANN bei immuni- sierten Rindern, Ziegen, Kaninchen auch nicht annähernd so hohe Werte erzielte. UNGERMANN stellte über die Phagocytose von humanen und bovinen Tuberkelbacillen an einer Reihe von Stämmen eingehende vergleichende Unter- suchungen an. Er fand im Gegensatz zu PocHın keinen Unterschied in der Beeinflussung der beiden Typen durch Normalserum von Menschen und Rindern, was unbedingt der Fall sein müßte, wenn die Opsonine bei der normalen Resistenz gegen Tuberkulose die von WRIGHT sup- onierte Rolle spielen würden. Nach UNGERMANN sind daher die Normalopsonine auch nicht zur Differenzierung der Typen zu verwenden. Bei Tuberkulösen, die zum Teil mit Tuberkulin behandelt waren, fand MucH eine weit- gehende Uebereinstimmung des Index für humane und bovine Bacillen (vgl. BLUMENFELD & KaPPpEL). Bei immunisierten Tieren vermißte UNGERMANN einen Zusammenhang zwischen dem Index und der (experimentell geprüften) Immunität der betreffenden Tiere. Auch die Untersuchungen von STRUBELL & FELBER an Rindern sprechen im gleichen Sinne, wie die von UNGERMANN, nämlich gegen die Bedeutung des Index für die Tuberkuloseempfänglichkeit, obwohl die Autoren selbst diesen Schluß nicht ziehen. Zu den gleichen Ergebnissen und Schluß- folgerungen wie UNGERMANN kommt dagegen neuerdings Könuısch. Die an- geführten Untersuchungen erscheinen mir für die Beurteilung der Frage, ob die Normal- und Immunopsonine eine unmittel- bare Bedeutung für Tuberkuloseimmunität besitzen, weit ein- deutiger als alle klinischen Beobachtungen über Indexschwan- kungen. Spirochäten, Trypanosomen. Während NEUFELD & v. PROwAZEK im Hühnerspirochäten-Immunserum keine spezifischen phagocytären Antistoffe nachweisen konnten, fanden LEvADITI & RocH& im Recurrensimmunserum Tropine (während Normalsera nur thermo- ıabile Stoffe enthielten). Bezüglich der Trypanosomen liegen Versuche von LevanpırTı & MUTER- MILCH vor, welche an Naganaparasiten die spezifische Phagocytose unter dem Einfluß eines Immunserums genau verfolgt haben. Zunächst verkleben die Trypanosomen mit den Phagocyten, dann wird der lebende, bewegliche Parasit allmählich gefressen, aber erst, sobald die Kernregion in das Innere des Leuko- cyten eingetreten ist, hören die lebhaften Bewegungen des Trypanosoma auf. Literatur. ACHARD, ROMOND, FoIx, C. r. soc. biol., T. 66, Nr. 14, 1909. AMARKO, Centralbl. f. Bakt., Bd. 48, 602. AMBERG, Journ. of the Amer. med. Assoc., 1907, Nr. 4. ANGERER, Ber. a. d. Kgl. Bayer. biolog. Versuchsstation München, Bd. 2, 144, 1%9. ARINKIN & SCHNEIDER, Berl. klin. Wochenschr., 1908, Nr. 5. ARMIT, BALL, BROWNE. 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(Aus- führliche klinische Mitteilungen, mit Krankengeschichten.) Handbuch der pathogenen Mikroorganismen. 2. Aufl. II. all ) 482 F. NEuUFELD, Bakteriotropine und Opsonine. WRIGHT, A., Med. Record, 1902, 117. (Eine Beobachtung über Phagoceytose von Blutkörperchen.) — Deutsche med. Wochenschr., 1904, Nr. 52. (Prioritätsanspruch gegen NEUFELD & RIMPAU.) ZADE, Zeitschr. f. Immunitätsf., Bd. 2, 81. (Opsonine und Virulenz.) — Centralbl. f. Bakt., Ref., Bd. 48, >86, (Opsonine in den ern ZEBROWSKI, Centralbl. f. Bakt. (Orig.), Bd. 45, 49. 1907. ZINSSER, Journ. of med. research, Vol. 22, 397, 1910 VI. Die Agglutination. Von Prof. Dr. Richard Paltauf in Wien. I. Einleitung. Geschichtlicher Ueberblick. Die Kenntnis der verschiedenen Eigenschaften des Blutserums bei der erworbenen Immunität und im Anschlusse auch des normalen Serums gestattet einen tiefen Einblick in den komplexen Bau des Bakterienkörpers und seiner biologischen Leistungen, welcher mit den morphologisch anscheinend so einfachen Verhältnissen der Bak- terienzelle der älteren Tradition in außerordentlichem Kontraste zu stehen schien; gleichzeitig erfuhren wir auch von einer auber- ordentlich mannigfaltigen Tätigkeit und Beeinflußbarkeit des Stoff- wechsels im hochentwickelten tierischen Organismus, indem er im- stande ist, eine anscheinend ganz undenkbare Feinheit in den Re- aktionen gegen Bakterienzellen und bakterielle Substanzen zu offen- baren. Das hohe biologische Interesse paart sich hierbei mit bak- teriologischen und medizinischen Fragen von der größten Tragweite, deren Verfolgung durch Enrricns Theorie außerordentlich gefördert wurde. Seit R. Preirrer! beim Choleravibrio die spezifischen Schutz- stoffe kennen gelernt hat, sind die Immunitätsreaktionen immer mehr als die einzigen sicheren Methoden zur Identifizierung respektive Differenzierung einer Anzahl pathogener Mikroben er- kannt worden, die namentlich wertvoll sind, wo es zahlreiche nahe- stehende saprophytische oder nur ausnahmsweise pathogene Formen: gibt. Die Preirrersche Methode gab denn auch einen höchst wert- vollen Behelf für die bakteriologische Diagnostik, sie sicherte die Spezifität des Choleravibrio, und man kann sagen, sie erst bestätigte den Typhusbacillus als den Erreger des Abdominaltyphus. So aus- gezeichnete Dienste die PFEIFFERsche Methode bei gewissen Bak- teriengruppen leisten kann, so findet sie ihre Beschränkung, indem sie selbst bei den Bakteriengruppen, bei welchen sie anwendbar ist, nur bei virulenten Stämmen ausgeführt werden kann; da ihre Aus- führung mehr weniger nur als Tierversuch möglich ist, so fand sie wenig Verwendung als klinischer Behelf. Eine wesentliche Bereiche- rung erfuhren daher die Immunitätsreaktionen durch die von GRUBER 3l® 484 R. PALTADE, & Durnam entdeckte Agglutination, welche die bakteriologische Diagnostik auch bei wenig virulenten oder avirulenten Stämmen erlaubt und eine viel weitere, auf zahlreiche Bakteriengruppen sich erstreckende Anwendung gestattet. Als nun Wıpar einige Monate nach GRUBERS ersten Publikationen zeigte, daß die Agglutination bei dem so ver- breiteten Abdominaltyphus die Stellung der Diagnese während der Krankheit zuläßt, wurde dieselbe so recht die Begründerin einer auch klinischen Serodiagnostik. Gerade die Aussicht, beim Ab- dominaltyphus, dessen Differentialdiagnose manchmal selbst dem ge- übtesten Kliniker ein Schnippchen schlug, nur mit einem Tropfen Blut und einer Kultur von Typhusbacillen eine sichere Diagnose stellen zu können, machte die Methode ungemein populär; in den bakteriologischen Laboratorien ist sie geradezu unentbehrlich ge- worden, denn sie verleiht der Untersuchung in zahlreichen zweifel- haften Fällen einen viel höheren Grad von Sicherheit als irgendein anderes Merkmal. Und wenn man auch später erkannte, daß die Agglutination nicht bei allen Bakterien dasselbe zu leisten imstande ist, so kann dieser Umstand den Wert der Methode nicht beein- trächtigen. GRUBER & Durmam hatten in der Beobachtung der Erscheinung, die von ihnen mit „Agglutination“ bezeichnet wurde, bereits Vor- läufer. So machte METSCHNIKOFF bei seinen Untersuchungen über die Immunität gegen den nach ihm benannten Vibrio die Beobachtung, dab die Vibrionen im homologen Immunserum ein eigentümliches Wachs- tum zeigen; während im Serum normaler Tiere sowie im Humor aqueus immunisierter die Vibrionen lebhaft beweglich sind, isoliert und getrennt bleiben, allenfalls sich Spirillen, nur selten aber Häuf- chen bilden, sind dieselben im Serum immunisierter Tiere unbeweglich, erscheinen in größeren oder kleineren Paketen zusammengeballt und zu Boden gesunken, die darüberstehende Flüssigkeit ist klar. Mr- TSCHNIKOFF bemerkt hierzu, daß dieselbe Art Wachstum zuerst CHAR- RIN & Roger beim Einsäen von Bacillus pyocyaneus in das Serum immunisierter Kaninchen gesehen haben, und fand ferner eine ähn- liche Erscheinung bei Pneumokokken, die im Serum gegen dieselben immunisierter Kaninchen in Haufen langer Streptokokken wachsen. METSCHNIKOFF vermutet als Ursache hierfür eine Veränderung der Flüssigkeiten nach eingetretener Leukocytose, da er diese Erscheinung nur im Exsudate aus dem subkutanen Gewebe beobachten konnte. METScHniKoFF hält die Erscheinung eines weiteren Studiums wert, da den morphologischen Veränderungen der Bakterien eine große Bedeutung‘ dafür zukommen könne, feinste Veränderungen an den Gewebsflüssigkeiten immunisierter Tiere klarzulegen. Er? ließ die weitere Verfolgung jedoch fallen, da er beim Coccus einer Schweine- seuche (in Gentilly, nach Smit# swine plague) diese Erscheinung nicht fand. Beim Studium der Immunität der Pneumokokken be- merkte METSCHNIKOFFS Schüler Issarrr im Serum immunisierter "Tiere auch das veränderte Wachstum der Pneumokokken und vermutete eine Wachstumshemmung unter dem Einflusse von chemischen Sub- stanzen des Immunserums; gemeinsam mit Ivanorr bemerkt er ferner, daß die sonst trübe Bouillonkultur des Vibrio Ivanoff, mit Immun- serum versetzt, klar blieb, indem Häufchenbildung der Vibrionen eintrat. Auch WAasHBoURN, ebenso Kruse & Pansını beschrieben außer Haufen- und Kettenbildung, Wachstum in Form eines „flockigen Die Agglutination. 485 Präzipitates“. Endlich hat Borper bei Zusatz von Immunserum zu Choleravibrionen sowohl die Aufhebung ihrer Eigenbewegung und die Vereinigung der Vibrionen zu in der Flüssigkeit schwebenden Flöck- chen gesehen, als auch die wichtige Tatsache erkannt, daß bereits geringe Serummengen hierzu ausreichen. Es waren dies zweifellos Erscheinungen, die dem von GRUBER-DURHAM als „Agglutination“ bezeichneten Phänomen angehören. Die einzelnen Beobachtungen wurden jedoch, wie schon aus der Tatsache hervorgeht, daß sie sich auf den Zeitraum von vier Jahren (1891—1895) verteilen, nicht weiter verfolgt, so dab GRrUBER & DurHam das Verdienst gebührt, die von ihnen selbständig gemachte Beobachtung von der Zusammen- ballung mancher Bakterien unter der Einwirkung ihrer Immunsera als spezifische Immunitätsreaktion erkannt zu haben. Bei der Verfolgung des spezifischen bakteriolytischen Vermögens des PFEIFFERschen Immunserums gegen Cholera und Typhus beobach- teten GRUBER & DurHam, dab die trübe Coli- oder Cholerabouillon- kultur, mit homologem Immunserum versetzt, sich kläre, indem die gleichmäßig verteilten Mikroben zu Flocken zusammenschieben und za Boden fallen. Unter dem Mikroskop beobachtete man analog, dab bei Zusatz geringer-Mengen von Immunserum die Bakterien fast momentan ihre Eigenbewegung verlieren und zu lockeren Ballen zu- sammentreten. Das Phänomen gewann namentlich Bedeutung durch die von Wıpar einige Monate später, Juni 1896, erfolgte Mitteilung, daß bereits bei Typhuskranken diese Eigenschaft des Serums vorhanden wäre, daher die Diagnose der Krankheit damit gestellt werden könne. Wınpar betrachtete deshalb die Erscheinung als ein Zeichen der Infektion und hob in einem Prioritätsstreite (Münchner med. Wochenschrift, 1897, S. 202) mit GRUBER und GRÜNBAUM dieses Moment ganz besonders hervor, da bisher die Erscheinung nur als Immunitätsreaktion betrachtet worden wäre. Dies ist insofern richtig, als GRUBER auf dem Internistenkongreß (Ann. Inst. Pasteur, 1897) die Teilnehmer aufforderte nach dem Phänomen im Blutserum von Menschen zu fahnden, „welche Typhus oder Cholera überstanden haben“. Andrerseits besteht auch kein Zweifel, daß Grünsaum auf Veranlassung GruBERS bereits im März desselben Jahres in Wien diesbezügliche Blutuntersuchungen an Kranken angestellt hat. Nur die geringe Anzahl von Fällen — zwei Typhusfälle in der Zeit März bis Juni — machten es ihm unmöglich, mit seinen Ergebnissen in die Oeffentlichkeit zu treten, so daß Wınar bei der größeren Frequenz von Typhuserkrankungen in Paris‘ gegenüber Wien ihm mit seiner Veröffentlichung zuvorgekommen ist. Unter Berufung auf NOTHNAGEL & MANNABERG machte GrÜünBaum nachträglich (1897) die Mitteilung, daß er zu Anfang des Jahres 1896 diesbezügliche Blutuntersuchungen an Kranken der I. medizinischen Klinik in Wien vorgenommen hatte und dab er im März desselben Jahres an zwei Typhusfällen Agglutination der Typhusbacillen in beträchtlicher Ver- dünnung des Blutserums konstatiert habe. Es rührt somit von Wıpau die erste Publikation über das Vorkommen des Phänomens bei Typhus- kranken her, das Phänomen aber ist das GrUBErR-DurnHaAnmsche; es ist daher gerechtfertigter von GRUBER-Wivarscher Reaktion zu sprechen (Du MESNIL DE ROCHEMOND, Münch. med. Woch., 1897, S. 105). R. PFEIFFER & KorLe erhoben insofern Prioritätsansprüche auf die Entdeckung GruBeErs, als sie in einer am 19. März 1896 486 R. PALTAUF, erschienenen Arbeit darauf aufmerksam machten, daß sie die Er- scheinung ebenfalls beobachtet haben, indem PFEIFFER in einer kurz vorher erschienenen Publikation angeführt habe, dab im Reagenz- glase im Brutofen unter Zusatz des Immunserums eine deutliche Entwicklungshemmung der Choleravibrionen zu konstatieren sei, in- dem ‚‚die Vibrionen sich zu großen, wenig beweglichen Konglomeraten zusammenballen“, keine Abtötung eintrete, ferner von der Wirkung des Serums auf die Vibrionen ebenfalls angeführt hatte: „büßten fast momentan ihre Beweglichkeit ein“. Auch verweisen PFEIFFER & Korrz auf die oben zitierte Arbeit von IssaEFF & lvAnoFF aus dem Institute für Infektionskrankheiten in Berlin. Daß PFEIFFER und seinen Mitarbeitern die Spezifizität der „entwicklungshemmenden“ Eigenschaft des Choleraimmunserums bekannt war, geht aus der am 21. März 1896 erschienenen Mitteilung PFEIFFERS & VAGEDES’ her- vor, in der sie sich auf Untersuchungsergebnisse an 70 Cholera- kulturen und 20 Vibrionenarten stützten. Andererseits kann aber kein Zweifel sein, dab den genannten Autoren die Selbständigkeit der Erscheinung entgangen ist, und daß es GRUBERS Verdienst ist, das Phänomen für sich verfolgt und als eine wertvolle, differential- diagnostisch höchst verwendbare Immunreaktion erkannt zu haben, wenn auch nicht in dem Sinne, wie es sich im Laufe derJahre durch die folgenden Studien herausgestellt hat. Bereits im August 1896 konnten PFEIFFER & Korte den einwurfsfreien Nachweis erbringen, daß die Agglutinine des Immunserums bei Typhus und Cholera von der bakteriziden Substanz vollkommen zu trennen sind; im Früh- jahr des Jahres 1897 entdeckte dann R. Kraus die spezifischen Bakterienpräzipitine, deren Kenntnis für die der Agglutination von ganz wesentlicher Bedeutung war. Ob der praktischen Bedeutung fand die Agglutination in den folgenden Jahren von klinischer Seite ausgedehnte Bearbeitung (BEN- sAuDE führt bereits in seiner 1897 erschienenen These 262 Publi- kationen auf, und die Aufzählung der Arbeiten über die Reaktion beim Typhus allein würde viele Seiten ausmachen); von bakte- riologischer Seite wurde ihre Verwertbarkeit bei den verschiedenen Bakterien verfolgt und wir danken gewiß dieser Methode gerade bei in ihrer Virulenz und Anpassungsfähigkeit für verschiedene Tiere variablen Bakterien gefestigte Kenntnisse. Ferner führte die Frage nach der Natur der Substanzen, dem Zustandekommen des Phänomens überhaupt, zu vielfachen theoretischen Erörterungen. Da- durch und durch die Entdeckung der spezifischen Präzipitine (R. Kraus) wurde die Kenntnis über die Agglutinine auberordent- lich gefördert. Es ist kein Zweifel, daß im allgemeinen betrachtet die Agglu- tination als eine Eigenschaft mancher einzelligen Lebewesen und auch isolierter Zellen zu betrachten ist, z. B. Blutkörperchen, Spermatozoön, Bakterien, Protozoön (Trypanosomen), wobei gleich- zeitig diese Zellen die Fähigkeit besitzen, agglutinierende Substanzen zu erzeugen. Im folgenden soll aber nur die Agglutination bei den Bakterien zur Betrachtung kommen; auch von der Agglutination, welche viele chemische Substanzen (Vesuvin, Safranin, Chrysoidin usw.), ferner Blutkörperchen und andere Zellen (Spermatozoen) agglu- tinierende Gifte (Riein, Abrin, Cyklamin usw.) hervorrufen, soll nur, soweit dieselben auch auf Bakterien einwirken, Notiz genommen werden. Die Agglutination. 487 Im Vordergrund der Fragen stand zuerst die Bedeutung des Phänomens für die Immunität, die in anderer Weise gelöst wurde, als nach der Auffassung GRUBERS; noch immer aktuell aber ist die nach seiner Spezifizität und nach seiner Verwertbarkeit für die kli- nische und bakteriologische Serodiagnostik, nach der Natur der reagierenden Körper und nach dem Mechanismus der Er- scheinung. Für die neuere Forschung bildete die Agglutination das gün- stigste Objekt, um die Bedeutung der Kolloidchemie für die Re- aktionen der Antigene mit den Antikörpern zu verfolgen und weit- gehende Analogien zu erweisen, Studien, welche von ZANGGER, LAND- STEINER & v. Jacı& inauguriert, von NEISSER & FRIEDEMANN, BECH- HOLD, Porczs u. a. weiter verfolgt wurden. II. Das Phänomen der Agglutination. Das Phänomen der Agglutination besteht in einer Verklumpung der in einer Flüssigkeit (Bouillon oder physiologischer Kochsalz- lösung) frei suspendierten Bakterien bei Zusatz von homologen Immun- serum und in ihrer Immobilisierung, sofern dieselben beweglich sind. Trägt man ein stark agglutinierendes Serum in die entsprechende Bakterienaufschwemmung oder Bouillonkultur, z. B. von Typhus- bacillen ein, so kann es geschehen, daß sofort die Trübung der nor- malen Aufschwemmung verschwindet und es zur Bildung von Krü- meln kommt; hat man Bakterien mit der Nadel oder Oese in die Serumflüssigkeiten eingetragen, so gelingt es in einem solchen Falle kaum, eine gleichmäßige Emulsion zu erzeugen, sondern es treten Klümpchen und Körnchen in einer klaren Flüssigkeit auf, die sich bald zu Boden setzen. Häufig, in schwächeren oder verdünnten Seris, tritt die Reaktion nicht so rasch ein, sondern es vergehen Minuten, 1/, Stunde, auch Stunden, bis sich die trübe Aufschwemmung unter Bildung von Körnern, zunehmend kleineren und größer werdenden Flocken zu klären beginnt, die Flocken allmählich zu Boden sinken; bei Benutzung von Röhrchen hat man ein Sediment mit darüber- stehender klarer Flüssigkeit. Schütteln läßt die Flocken aufwirbeln, doch bildet sich keine gleichmäßige Emulsion, sondern die Flocken oder Körner bleiben, namentlich bei schräger Beleuchtung oder gegen einen dunklen Grund gehalten, deutlich erkennbar. Ist die Reaktion nicht vollkommen, so bildet sich zwar ein Niederschlag, aber die darüberstehende Flüssigkeit bleibt opaleszent. In einem solchen Falle läßt sich jedoch die partielle Reaktion nur im Vergleiche mit der Kontrollaufschwemmung oder am sichersten als Glied einer Reihe von Proben verschiedener Serumaufschwemmungen sicher erkennen, d. h. wenn komplette Agglutination vorausgegangen ist. Stellt man die Reaktion im hängenden Tropfen oder in einem kleinen Schäl- chen an und betrachtet man den Vorgang bei schwacher Vergrößerung, so sieht man bei rascher Reaktion ein typisches Bild; während der Kontrolltropfen gleichmäßig trüb ist, erscheinen im agglutinierten größere oder kleinere Häufchen in der klaren Flüssigkeit verteilt, wie „Inseln eines Archipels“ (Wınar); bei schwächer wirkenden Seris tritt die Häufchenbildung erst sukzessive ein, die Häufchen sind kleiner, zahlreicher, aber doch getrennt; die Differenz gegen das gleichmäßig trübe Kontrollpräparat ist deutlich. Bei Beobachtung 488 R. PALTAUF, unter starker Vergrößerung (Immersion) sieht man bei intensiver Reaktion lebhaft bewegliche Typhusbacillen oder Choleravibrionen plötzlich ihre Beweglichkeit einstellen, sie erscheinen wie in einem unsichtbaren Medium erstarrt; einige machen noch zitternde Be- wegung, kommen aber auch bald zur Ruhe; gleichzeitig sieht man, daß die zunächst noch isolierten Bakterien an gewissen Stellen zu- sammengedrängt werden (‚Agglutinationszentren‘ Wıpar) und sich Häufchen bilden, zwischen denen auch nicht ein beweglicher Ba- cillus zu sehen ist. Andere Male, bei weniger rascher Reaktion, tritt die Immobilisierung langsam ein, neben ruhenden Stäbchen erscheinen noch unverändert bewegliche, die beim Berühren anderer oder kleinerer Gruppen zu haften und zu kleben scheinen, wobei sie noch eine Zeit- lang eine zappelnde Bewegung beibehalten, diese auch den Häufchen mitteilen, so daß auch sie eine schwankende und zitternde Bewegung zeigen können. Auf Erscheinung des Klebenbleibens hat bekannt- lich Gruger das Hauptgewicht gelegt, und daher stammt die Be- zeichnung Agglutination — Verklebung; von der mit freiem Auge sichtbaren Erscheinung sind die anderen Beziehungen wie „Ver- klumpung“, „Agglomeration“, im Englischen „sedimentation“ usw., ge- nommen. Bereits die ersten Beobachter CHARRIN & ROoGER, METSCHNI- KoFF haben die Immobilisierung hervorgehoben, PFEIFFER & KoLLE sahen darin eine wesentliche Erscheinung, während sie die Ver- klebung als nicht in höherem Maße vorhanden erachten, als sie auch normal vorkommt; sie nahmen deshalb die Bewegung hemmende Stoffe, Paralysine, an. Die kleinen, lockeren Häufchen lassen die Stäbchen nebeneinander und sich kreuzend, erkennen ; die größeren, dichteren Häufchen erscheinen wie granulierte Massen, an deren Rand erst die einzelnen Stäbchen zu differenzieren sind. Bei frischem Serum treten manchmal (Choleravibrionen) auch Kügelchen, mikro- kokkenartige Gebilde auf, die Häufchen sind feinst granuliert, dabei heller, fast wie amorphe Massen und werden endlich zu einem fein- körnigen, matten Detritus (Bakteriolyse). Bei unbeweglichen Stäb- chen (Pest, Pneumobacillen) verläuft die Häufchenbildung analog. Bei sehr kleinen Mikroben ohne Eigenbewegung, bei Kokken (zZ. B. Staphylokokken), welche Molekularbewegung zeigen, sistiert zunächst diese Bewegung, worauf die Gruppierung zu Häufchen eintritt; bei Streptokokken z. B. hört die tänzelnde Bewegung kleiner Ketten auf, es bilden sich durch Anlagerung mehrerer Kettchen kleine, manch- mal wie verzweigte Gruppen, die dann allmählich zu größeren zu- sammentreten. Es legen sich also die Streptokokken, wie es beim nor- malen Wachstum der Fall ist, in Ketten aneinander. Ein ähnliches Bild, vielleicht nur noch ausgesprochener, hat NEUFELD von der Agglu- tination der Pneumokokken beschrieben; unter dem Einflusse eines stark agglutinierenden Serums bilden die Pneumokokken unter starker Quellung Haufen, bei verdünntem aber noch wirksamem Serum treten dieselben in einer trüben Bouillonkultur innerhalb weniger Minuten zu langen verschlungenen Ketten zusammen, zu denen sie sich auch nach dem Aufschütteln wieder vereinigen; sie bilden also dieselben Verbände, welche man beim Wachstum derselben in agglutinierendem Serum kennt. Denselben Vorgang beobachtete LEpDoux-LEBARD auch an den Bacillen der Pseudotuberkulose des Meerschweinchens: ein beweglicher Bacillus nähert sich einem ruhenden, berührt denselben, Die Agelutination. 489 entfernt sich wieder, bis er endlich mit einem Ende am Ende des anderen haften bleibt; es-resultiert daraus, daß in den sich bildenden Häufchen die Bacillen nicht Seite an Seite gelagert sind, sondern bei ihrer Vereinigung mehr weniger offene Winkel bilden, so daß die Häufchen locker und wie durchbrochen erscheinen, und die Ba- cillen sich zu langen Fäden anordnen. Durch weiteres Wachstum bilden sich netzartige Bildungen, deren Maschen aus Ketten und Ba- cillen gebildet werden (Fadenwachstum). Die deutliche Quellung, welche lebende und auch tote Pneumokokken unter der Wirkung eines Immunserums zeigen, ist keine allgemeine Erscheinung; im großen und ganzen werden die Bakterien morphologisch nicht ver- ändert; bei Oidium albicans, beim Milzbrand I. Vacein sind Quel- lungen von RoGER, von GENnGoU beschrieben worden. Die erste An- nahme GrUBERS war hypothetisch, auch Durmam hat die Quellung nicht gesehen. Bei den Pneumokokken ist trotz der Quellung keine allgemeine Klebrigkeit der Oberfläche vorhanden, sondern eine solche wäre nur an den Polen, wo sich dieselben zu Verbänden vereinigen, anzunehmen. Eine dritte Methode (Wıvar, „a l’etat naissant‘‘) besteht in der Einsaat von Mikroben in das homologe auf 60° erwärmte Immun- serum oder in eine mit demselben versetzte Bouillon ; in dieser Weise wurden die oben angeführten ersten Beobachtungen der Agglutination erhoben ; indem die Bakterien unbeweglich werden, erfolgt das Wachs- tum nicht mit der normalen Trübung resp. Häutchenbildung, sondern die Bouillon bleibt klar, die Bakterienvermehrung erfolgt nur am Grunde des Röhrchens, wo sich ein beim Schütteln flockiges Sediment ent- wickelt; bei schwachem oder stark verdünntem Serum kann es im Verlaufe von 24 Stunden auch zur Trübung kommen, indem mit dem Verbrauche des Agglutinins das Wachstum in agglutinierten Ballen und Flocken aufhört und die Bakterien, namentlich bewegliche, sich in der nun indifferenten Flüssigkeit verteilen. Das Resultat ist bei dieser Probe immer erst nach Stunden, 8—12, auch mehr, deut- lich; die Röhrchen sind in kürzeren Intervallen zu kontrollieren, da bei längerer Zwischenzeit das Klarbleiben der Bouillon durch die nach Verbrauch des Agglutinins eintretende Trübung (Verbreitung der Bak- terien in der Flüssigkeit) übersehen werden kann. Baupr empfiehlt diese Methode zur diagnostischen Eruierung von Choleravibrionen aus Faeces (Einsaat in Pepton wasser — Choleraserum — Klümpchenbildung). Die agglutinierten Bacillen, in gewöhnlicher Weise am Deck- glase eingetrocknet, lassen sich wie sonst tingieren. Die bei der Agglutination stark gequollenen Pneumokokken verlieren an Färbbar- keit, kaum daß sich Pünktchen im Zentrum noch darstellen lassen ; wenn aber die Quellung rückgängig gemacht wird, z. B. durch Er- hitzen, so sind die Einzelkokken wieder gut färbbar. Bei manchen Bakterien beobachtet man im ungefärbten Präparate sowohl als auch bei der van ErMENnGEMschen Geißelfärbung die Bildung von Kapseln ; GRUBER hat auf diese Veränderung ein besonderes Gewicht gelegt, da er darin,den Ausdruck einer Quellung der Bakterienmembran sah ; nun findet sich eine solche Kapsel(Hof)bildung überhaupt an manchen Bakterien beim Aufenthalte in einem Serum, so daß GRUBER in einer späteren Publikation die Bedeutung dieser Erscheinung fallen gelassen hat. Bei der Färbung nach van ERMENGEM konnte HıTEr- BERGER ebenso wenig Wie GRUBER, PFEIFFER, .J008, G. Rosst. u. a. 490 R. PALTAUF, | nach anderen Methoden eine Veränderung an den Geißeln der agglu- tinierten Typhusbacillen wahrnehmen; es "läßt sich keinerlei Ab- weichung in der Struktur, Anordnuig, Länge, Zahl der Geißeln, in der Form der Wellen usw. nachweisen, die der Agglutination zuzuschreiben wäre; denn die von KÜHNEMANN beobachtete tricho- lytische Wirkung agglutinierender Sera steht nach der Aeuberung des Autors selbst nicht notwendig mit der Agglutination in Zu- sammenhang, wenn sie auch häufig mit derselben parallel gehen soll; er fand nämlich auch Zerstörung der Geißeln durch ver- dünntes Normalserum ohne gleichzeitige Agglutination.e Nur eine Erscheinung wäre bemerkenswert, nämlich eine helle Zone, die um die Häufchen manchmal zu sehen ist; sie fehlt im Präparate nicht agglutinierter oder durch Vesuvin oder Safranin agglutinierter Ba- cillen; dieselbe ist nicht an jedem Häufchen sichtbar, was mit ihrer Lage in der Schicht zusammenhängen kann (über ihre Bedeutung vergleiche am Schlusse des Abschnittes IX). Löwır gelang es, mit erwärmter NocHtscher Methylenblaulösung agglutinierte, 3 mal ge- waschene Bakterien (besonders Typhusbacillen und Choleravibrionen ) zu &ärben und gleichzeitig in den agglutinierten Haufen, auch an kleinen Gruppen, eine Zwischensubstanz sichtbar zu machen, die bei Nachfärbung mit einem Gemisch von Nochtblau und Eosin noch deutlicher wird. Auch Löwır sah komplette Agglutination ohne irgendwelche nachweisbare morphologische Veränderungen, so daß die allenfalls vorkommenden Kügelchen, Granula, in agglutinierten Häufchen als Erscheinung bakteriolytischer Vorgänge scharf zu trennen sind. Zur Herstellung von mikroskopischen Dauerpräparaten agglutinierter Bak- terien empfiehlt v. JAGIC die Burkische Tuschmethode; dieselbe wäre auch für die mikroskopische Beurteilung gegenüber dem hohlen Objektträger (Anfänger!) zu empfehlen und gestattet z. B. bei klinischen Fällen die Agglutinationsver- hältnisse immer wieder vor Augen zu führen. Ein besonderes mikroskopisches Bild bietet unter gewissen Ver- hältnissen ein Agglutinationspräparat, welches 8—10 Stunden in Brut- temperatur oder 24 Stunden bei gewöhnlicher Temperatur gestanden hat. Es finden sich dann Konvolute und Knäuel aus zierlich und guirlandenartig verschlungenen Fäden, bald dichter, bald lockerer, von einem verfilzten Rasen bis zu zarten durchsichtigen Netzen und verschlungenen Fäden. Es sind dies die Konvolute, welche ÜHARRIN & RoceEr als Kettenbildung bei Pyocyaneus, METSCHNI- KOFF, ISSAEFF, WASHBOURN und Kruse & Pansını als lange strepto- kokkenartige Verbände bei Pneumococcus, LANDSTEINER (1897) bei Pneumobacillus, Lepoux-Legarp bei Pseudotuberkulose (1897) im homologen Immunserum gesehen haben und letzterer ausführlich be- schrieben hat. Die Erscheinung wurde von Praunprer! (1898) in Anbetracht gewisser Verhältnisse, unter denen er dieselbe beobachtete, als spezifisch betrachtet und als „Fadenreaktion“ bezeichnet; sie kam ihm bei fieberhaften Coli- und Proteusbacillosen von Kindern in der Mischung nur der vom Kranken stammenden Mikroben mit dem Blutserum desselben Kranken zur Ansicht. Praunnter hielt daher die Erscheinung für den Ausdruck einer im Organismus ein- getretenen Individualisierung des Bakterienstammes, unter dem Ein- fluß5 der Körperflüssigkeiten. R. Kraus hatte Fadenbildung außer bei Coli auch bei Typhus, Cholera, Pneumobacillus, Rhinosklerom Die Agglutination. 491 und nicht nur bei isohomologem Serum, sondern in denselben Be- ziehungen gefunden, wie sie bei der Agglutination bestehen, welche der Erscheinung auch immer vorausgeht; die genannten Mikroben wachsen, wenn sie agglutiniert sind, zu solchen Fadenkonvoluten heran: bei Färbung erkennt man die Fäden aus in kleinen Inter- vallen aneinander gereihten Stäbchen zusammengesetzt, die durch eine schwächer tingierte (mit Thionin) Zwischensubstanz verbunden sind. Zum Zustandekommen der Erscheinung ist es notwendig (EISENBERG), daß junge Kulturen in dünner Aufschwemmung, wie LEDOUX-LEBARD es bereits (1897) beobachtet hatte, mit schwach wirksamen Seris, entweder stark verdünnten hochwertigen oder überhaupt wenig wirk- samen Seris, z. B. Pneumobacillus oder Rhinosklerom (DonATH) zu- sammengebracht werden, wie z. B. auch Typhus- und Colikulturen unter dem Einflusse normaler Menschen- und Kaninchensera in der Verdünnung 1:1—1:20 die Erscheinung geben (Kraus & Löw). Nach LEDOUX-LEBARD ist die Fadenreaktion nicht nur Wachstumserschei- nung, sondern bereits mit einer Art Agglutination verbunden, indem sich die Bacillen mit ihren Enden in Form von Gliedern und Ketten aneinanderlegen. Die Anschauung TARCHETTIS von einer Entwickelungshemmung entspricht der bereits mitgeteilten Auffassung mancher, namentlich älterer Autoren und ist durch nichts begründet. In neuerer Zeit hat MANDELBAUM dieses Phänomen wieder als eine Methode für die Eruierung einer schwachen Agglutination auf- gegriffen (vgl. S. 500). Schließlich sei als eine besondere Art der Agglutination noch die sogenannte „amorphe Agglutination“ Scuhmipr) angeführt. Die- selbe wurde bei einer subakut und in Heilung ausgegangenen Lungen- affektion durch den Pneumobacillus Friedländer beobachtet. Während das Serum am 7. Krankheitstage keinerlei Einwirkung auf den vom Kranken gezüchteten Stamm zeigte, ergab sich einen Monat später Agglutination und Fadenreaktion, Bakteriolyse und Auftreten von feinsten, zum Teile glänzenden, zum Teile matten Granulis ungleicher Größe, welche zu größeren, hellglänzenden Klümpchen sich zusam- menschlossen und in ca. zwei Stunden ausgedehnte mit Ausläufern versehene Rasen von grobkörnigen, stark lichtbrechenden Granulis bildeten, „ein Phänomen, welches durch die Mächtigkeit seiner Er- scheinung das Agglutinationsphänomen geradezu in den Hintergrund drängte“. Diese Granularasen befanden sich in einem höheren Niveau des Tropfens, sanken nicht so wie die agglutinierten Bacillenhaufen in die Tiefe des Tropfens. Schmipr negiert ihren Zusammenhang mit bakteriolytischen Vorgängen. Bemerkungen über Niederschläge bei agglutinierten Pneumobacillen finden sich auch in den Protokollen CLAIRMONTs über Agglutinationsversuche mit Kapselbacillen. Löwır beobachtete bei Studien über die agglutinierende und bakterizide Wirkung des Vogelplasmas nach kurzem Aufenthalte im 'Thermostaten Niederschläge aus kugeligen oder ovalen, schwach glänzenden, plättchenartigen Gebilden, zwischen denen aber auch Mikroben eingeschlossen waren. III. Methode. Zur Beobachtung der Agglutination dienen vorzüglich die bereits von GRUBER & DurHam angegebenen Verfahren, deren Bilder eben geschildert wurden, das mikroskopische und das makroskopische, dazu kommen noch vereinzelte Vorschläge, die mit der Agglutination in Zusammenhang stehende Aenderungen des Wachstums oder dergl. zu ihrem Nachweis zu verwenden. 492 R. PALTAUF, = Die Gewinnung des Blutes erfolgt wie sonst bei Blutuntersuchungen durch Stich in die Fingerbeere -oder ins Ohrläppchen, auch mittels Schröpfkopf (v. JAKSCH, FIcKEr!), oder durch Einschnitte mittels Lanzette GRUBER, HAEDKE, BENSAUDE, HAMMERSCHLAG, CONRADI, SPILKA, STÄUBLI?) eventuell mit Platiniridiumspitze (ÜZAPLEWSKI), Blutschnepperlanzette (FRANK) oder dem von SCHOTTELIUS angegebenen Instrumente Hämostix; CLAMAN saugt aus einem kleinen Einschnitt am Vorderarm das Blut mit einer PrAvaAzschen Spritze auf; vielfach wird auch die an sich einfache und schmerzlose Venaepunktur vorge- nommen entweder mit der gewöhnlichen Spritzennadel (LicHTHEIM) oder mit, einer knieförmig gebogenen Hohlnadel (von LICHTHEIM, BREUER, WıDALt, FRAENKEL! u. a. empfohlen) oder mittels Pravazscher Spritze (BLum), wobei leicht eine etwas größere Menge von Blut (einige Gramm) zu gewinnen ist. Das Blut wird in einer kleinen Eprouvette aufgefangen resp. wenn mit Kapillar- röhrchen aufgesogen, in solche entleert, doch kann man es auch in zu Kapillar- röhrchen ausgezogenen Glasröhrchen belassen und eventuell dann zentrifugieren. FIscHEr empfahl eine Pipette mit einem Draht; auch Spitzgläschen (MARTINER), verjüngte Röhrchen (CZAPLEWSKI, SCHOTTELIUS) werden verwendet, die mit Gummistopfen verschlossen werden; beim Röhrchen von SCHOTTELIUS, das ? cm lang, 1,2 em Durchmesser hat und sich 3 cm vor der Oeffnung auf. 0,6 cm verjüngt, trägt der Gummistopfen eine Insektennadel, die an ihrem Ende einen Schwammzylinder von 0,8 em Durchmesser hat, welcher zusammen mit Paraffin die Oeffnung dichtet (vgl. KAFKA). Für den klinischen Bedarf hatte man zur Vereinfachung der Technik schon anfangs (Prunt) die Verwendung von Bluttröpfchen empfohlen, welche mit der ungefähr zehnfachen Menge Wasser ver- mischt werden, wobei sich die roten Blutkörperchen lösen. Mit der Oesenmethode werden nun Verdünnungen durch Zusatz von stel- genden Mengen Bouillonkultur zur mikroskopischen Diagnose her- gestellt. Diese Methode ist ebensowenig einwurfsfrei als die, eingetrock- netes Blut durch Wiederauflösung zu Agglutinationsproben zu ver- wenden. Da die Agglutinine im trockenen Blute erhalten bleiben, wurde die Verwendung getrockneten Blutes zunächst von WıparL & Sıcarnpt empfohlen, von StErn!, Fr. Pıck, RıcHARDSoN, ‚JoHnsTox ! & TAa6GGART, ELSBERG, GUERARD, VıvaLpı angewendet und zur Popu- larisierung des Verfahrens in Montreal und New York eingeführt. Wrrrowsky empfiehlt die Aufnahme der Blutstropfen in Watte oder sterilem Fließpapier, nachträgliches Auflösen durch destilliertes Wasser als „neue Methode“, wobei er allerdings die Rotfärbung' der Lösung als Nachteil empfindet. Ganz abgesehen davon, daß eine halbwegs genaue Bestimmung der Konzentration schwer möglich ist (Tmomas), hat diese Methode zweifellos noch den Nachteil, daß es sehr leicht zur Pseudoagglutination kommt (Blutkörperchenschatten). Trumpr hat nachgewiesen, daß Gummi- und Leimlösungen direkt agglutinierend wirken, daher können bei dieser Methode Stoffe aus dem Papier Pseudoagglutination veranlassen. Ohne Zweifel empfiehlt sich am besten die Aufnahme des Blutes in Kapillarröhrchen, das ausgeschiedene Serum ist leicht abzusaugen, ober man kann durch Entfernung des Koagulums mit der heißen Nadel das Serum wenn auch etwas blutkörperchenhaltig, gewinnen und mit demselben die quantitativ bestimmten Verdünnungen anstellen. Das angeführte Bedenken bezüglich agglutinierender Stoffe im Papier kommt nicht in Betracht bei der Verwendung hochwertiger Typhus- oder Choleraimmunsera zur Diagnostik der betreffenden Bak- terien, welche auf Papier angetrocknet als „Typhus- und Cholera- reagenzpapier“ (E. JAKoBSTHAL) im Handel erhältlich sind; bei dem Umstande, daß hier ausgewähltes Papier verwendet wird und bei der Die Agglutination. _ 493 Hochwertigkeit dieser Sera, die starke Verdünnungen erlaubt, haben selbst allfällige agglutinierende Stoffe keine Bedeutung; selbst bei einer getrockneten Serumverdünnung wird ferner beim Auflösen in ClNa-Lösung nur ganz wenig Papier verwendet. Es wird auch empfohlen, von der Gewinnung des Serums ganz ab- zusehen, die Blutstropfen sofort in einer Verdünnungsflüssigkeit auf- zufangen oder in eine abgemessene Menge dieser zu geben, so daß eine 10-proz. Blutlösung resultiert; als eine gleichzeitig desinfizierende derartige Verdünnungsflüssigkeit wird eine Formalin-Kochsalzlösung (0,5:0,6:100) empfohlen. Der gefundene Titer muß dann verdoppelt werden, da Blut und Serum im Agglutiningehalt sich wie 1:2 ver- halten (Basucke). Die Verdünnungen werden durch die entsprechen- den Mengen der Bakteriensuspension z. B. 1 Tr. 10-proz. Blutlösung — 4 Tr. Bacillenaufschwemmung — 1:50 resp. 1:100. LoELE, Goss- ner haben darauf basierte Methoden für den praktischen Arzt emp- fohlen, welche mit minimalen Blutmengen (1—2 Tropfen) und den noch zu besprechenden abgetöteten (formalinisierten) Bakteriensus- pensionen arbeiten. Als Testobjekt werden gewöhnlich 24-stündige Agar- oder Bouillonkulturen verwendet; im allgemeinen (KorLLE!,?, SCHEFFER, STERN?, Fıscher*) wird ersteren, die in physiologischer ClNa-Lösung aufgeschwemmt werden, gegenüber den seinerzeit von GRUBER & DvrHam, WınpaLd, BREUER, MESNIL DE RocHMoND, PFUHL, LAUBEN- HEIMER!, Rostoskı?, später EBERLE, VENEMA, Brasıus & KarHe u.a. verwendeten Bouillonkulturen der Vorzug gegeben; es kann in Bouillonkulturen bereits zur Häufchenbildung kommen, andererseits zeigt sich, daß die Agarbakterien häufig besser agglutinabel sind (Weit). Neumann hält es für gleichgültig, ob Bouillonkulturen oder Agarkulturaufschwemmungen verwendet werden; das gilt bei solchen Kulturen, die in der Bouillon gleichmäßig wachsen, resp. trüben, wo aber Häufchenbildung, körnige Aggregate, Sedimente sich entwickeln, verbietet sich die Bouillonkultur von selbst. Fast allgemein werden die Kulturen eines Stammes verwendet; die von Brasıus & KATHE empfohlene Mischung aus verschiedenen Typhus-Bouillonkulturen hat eher Nachteile (vgl. Küster) und scheint von den Autoren selbst verlassen worden zu sein. Auf die Agglutinabilität des verwendeten Stammes muß zweifellos Rücksicht genommen werden; Mürrer! hat bei Prüfung verschiedener Typhusstämme in 197 Proben 88mal verschiedene Werte gegenüber demselben Serum gefunden, indem der eine Stamm höher, ein an- derer weniger hoch agglutinierte. Analoge Befunde hatten Gross, FıLta & NOEGGERATH. Es empfiehlt sich gerade nicht, sehr leicht agglutinable Stämme als Testobjekt zu wählen, immerhin aber leicht agglutinable, die jedoch keine Spontanagglutination zeigen; beson- dere Vorsicht verlangen Bakterien, die an sich Klumpen bilden, sich schlecht verteilen lassen oder solche, die außerordentlich leicht durch jedes Serum agglutiniert werden (Pseudoagglutination); durch Aufstellung von Kontrollen, nicht nur einer Bouillon- resp. Kulturauf- schwemmung, sondern namentlich mit Normalserum kann man sich vor derartigen Irrtümern bewahren (vgl. POoRCILE). Nachdem Wınar & Sıcarp®, Borprr! die Agglutinabilität abge- töteter Kulturen erkannt hatten, wurde von DuRHAM, WRIGHT & SEMPLE, NEISSER usw. ihre Anwendung empfohlen, dieselbe hat mehr- 494 R. PALTAUF, fach Eingang gefunden. Koch empfiehlt Aufschwemmung der Agar- kulturen in Kochsalzphenollösung, namentlich für Rotz (KLEıneE); hierbei ist der Niederschlag häutchenartig; die Methode ist auch für Typhusbacillen nach eigener Erfahrung zu empfehlen. Außer Karbolsäure (1:100), Chloroform (Duruam), Thymol (van DER Verpel, Rorzy) hat sich namentlich Formol eingebürgert (NEISSER, PRÖSCHER, Rostosk1?, Lion, DREYER?, KÜsTEr u. a.). Typhusbouillon- kultur wird mit 1 Proz. der 40-proz. Formalinlösung versetzt, ge- schüttelt, durch 2 Tage bei 370 C belassen, vom Sediment abge- gossen, eventuell auch durch feinstes Papierfilter filtriert. Nach kürzerer oder längerer Zeit sedimentieren allerdings die Bacillen in diesen Flüssigkeiten; nach DRrEYyER halten sich die Suspensionen kalt und dunkel aufbewahrt, 1/,—1 Jahr. Ein ähnliches, haltbares hierher gehöriges Präparat bildet das noch zu besprechende „Dia- gnostikon“ von FICKER?. Namentlich außerhalb eingerichteter und dauernd beschäftigter Laboratorien oder in nicht ganz vertrauten Händen hat die Verwendung abgetöteter Bakterien- aufschwemmungen zweifellos Vorteile; man vermeidet auch die Verzögerung durch das Anlegen einer frischen Kultur, man hat ferner ein auf Wochen gleich- geartetes Testobjekt, nicht zum mindesten wird auch jede Infektionsgefahr fern- gehalten. (Wiederholt wurden bei Personen, die sich mit der Vornahme der Agglutination von Typhusbacillen beschäftigten, Infektionen beobachtet, für welche keine andere Quelle zu eruieren war [in typhusfreien Orten, bei ausschließlichem Laboratoriumsdienste u. dgl.]. Zu bemerken wäre dabei, daß diese Laboratoriums- typhen auffallend gutartig verliefen.) Endlich ist noch auf die gleichmäßige Aufschwemmung und ihre Dichte Rücksicht zu nehmen. Die mikroskopische Methode: Da die Agglutinationsprobe immer streng quantitativ vorgenommen werden muß, so gilt dies selbstverständlich auch für die mikroskopische Vornahme derselben. Man mengt eine bestimmte Anzahl von Tropfen der Bouillonkultur mit Tropfen des unverdünnten oder verdünnten Serums. GRUBER? empfahl für Typhusagglutination eine Verdünnung von 1:32, WıDaAL 1:10 und als einfachstes Verfahren zur Serumverdünnung die Ein- tragung von einem Tropfen Serum in 9 Tropfen 24-stündiger Bouillon- kultur, von der man sich durch Untersuchung des Kontrollpräparates überzeugt hatte, daß keine Haufenbildung vorhanden ist. Die Tröpf- chenmethode wurde nach Wınpar mit Kapillarpipetten, häufig auch mit Oesen ausgeführt, wobei es aber immerhin schwierig ist, immer gleichgroße Tropfen zu gewinnen; Kapillarröhrchen erleichtern dies. Für die Benützung kleiner Serumquantitäten wurden eigens kon- struierte Pipetten (Lewy) nach dem Prinzipe der Mischpipette des Zeiss-Tmomaschen Blutkörperchenzählapparates oder Modifikationen desselben (PFAUNDLER?) oder der Melangeur PoTAIn (EPIPHANOW) empfohlen. Manche treffen ferner noch andere, in ihren Unter- suchungen sich immer gleichbleibende Anordnungen. So benutzte Könrter Pipetten für eine bestimmte Tropfenzahl der Bouillonkultur: mehrere Röhrchen mit derselben gefüllt, erhielten eine steigende An- zahl von Serumtropfen. FiscHER, KOELZER (PETRUSCHKY) geben immer 0,1 ccm Serum in 2,5 ccm respektive 5,0 cem Bouillonauf- schwemmung einer 12—24-stündigen Agarkultur; die Untersuchung der Tropfen erfolgt immer im hohlen Objektträger. Fiıckrr! empfiehlt eigens konstruierte hohle Objektträger, bei denen in der Mitte des Ausschliffes ein rundes, ca. S mm im Durchmesser haltendes Die Agelutination. 495 Klötzchen etwas niederer als der Rand angebracht ist, wodurch eine Spannung des Tropfens in gleichmäßiger Schicht zwischen den Glas- flächen möglich wird. Außer der Vornahme einer exakten Verdünnung ist ganz wesent- lich die Beurteilung der Reaktion. Man dürfte dermalen wohl ganz und mit Recht von der Untersuchung mit der Immersionslinse ab- gekommen sein, um gar in der Bildung fleinster Häufchen von 3—4 Bacillen die Grenzwerte zu suchen, wie es nach der sonst guten Anordnung von STERN der Fall war. Es genügt vollständig, die Betrachtung mit einer schwachen Vergrößerung vorzunehmen, bei der die Bildung größerer und kleinerer Häufchen im klaren Tropfen ‚jenes Wıparsche Bild von „Inseln in einem Archipel“, auch von „Schneeflocken‘“, deutlich ist; eine stärkere Vergrößerung kann allenfalls zur Beobachtung eventueller Beweglichkeit bei beweglichen Bakterien herangezogen werden. Die makroskopische Methode. Gleich nach GRUBERS Pu- blikation veröffentlichten R. PrEiFFEer & KorıeE die von ihnen geübte Methode, die von KorrE viel geprüft ist und allgemein empfohlen wird; sie dient zur Vornahme der makroskopischen Prüfung. Vom Serum werden mit physiologischer Kochsalzlösung Verdünnungen hergestellt, z. B. 1:10, 1:25, 1:50, 1:100 usw.; von diesen Ver- dünnungen wird je 1 cem in ein Reagenzröhrchen gefüllt, so dab man dann eine Skala sinkender Serummengen immer in derselben Menge von Flüssigkeit hat, also 0,1—0,025 bis 0,05—0,001 und damit auch die Verdünnung angegeben erscheint. In jedes Röhrchen wird eine Normalöse — 0,002 & frische Kultur amRande der Flüssig- keit vorsichtig verrieben. Die Beobachtung erfolgt hier ausschließlich makroskopisch oder mit der Lupe in dünner Schicht bei Schräghaltung des Röhrchens. Korrrt,?2 rühmt als Vorzug gegenüber der mikro- skopischen Methode, daß echte Agglutination auf diese Weise in kurzer Zeit (1/, Stunde nach dem Mengen) mit bloßem Auge ver- folebar ist und der Vorgang ein progressiver ist, indem die sich bildenden Häufchen zunehmend sich vergrößern, zu Boden sinken und nun Klärung der Flüssigkeit auftritt. Dabei wächst die Größe der Haufen mit der Konzentration des Serums, so daß auch die Art der gebildeten Häufchen eine Skala bildet. Als Grenzwert nimmt KorLLE diejenige Dosis Serum, welche genügt, um in 1 cem 0,8 ClNa-Lösung 1 Oese 18-stündiger Choleraagarkultur innerhalb einer Stunde bei 370° C zur makroskopischen Häufchenbildung zu bringen. Es ist. auf die klare Beschaffenheit der Kochsalzlösung zu sehen — nach Worrr gibt eine 1,0—1,5 Proz. höhere Agglutinationswerte. Ebenso einwurfsfrei ist die Methode, gleiche Teile einer Kochsalzserum- verdünnung mit einer Kochsalzkulturaufschwemmung zusammenzu- bringen (.Joos, EISENBERG & Vorkt), wobei die Serumverdünnung der Reaktion gegen die der hergestellten aufs Doppelte verdünnt ist. Serum 1:100 + Aufschwemmung gibt eine Serumverdünnung von 1:200. KIRSTEIN empfiehlt zur genaueren und leichteren Auswertung des Grenz- wertes konisch verjüngte Röhrchen, weil in der dünnen Flüssigkeitsschichte des ausgezogenen Teiles die feinwolkige Sedimentierung und die feinsten Häuf- chen leichter hervortreten, FICKER Röhrchen, die in eine kurze Spitze ausgehen, nach Art der Zentrifugenröhrchen. Eine andere auch mehr makroskopische als mikroskopische und sehr exakte Methode ist die, welche vom Frankfurter Institute 496 R. PALTAUF, (NEISSER) ausgegangen ist und von PröscHer publiziert wurde. Das Blut wird mit einer U-förmigen Kapillare aufgesogen, eventuell werden mehrere benützt; durch einen Tropfen Siegellack oder dergleichen ver- schlossen. Im Laboratorium werden dieselben zentrifugiert, und in jedem Kapillarschenkel an der Grenze von Blutkuchen und Serum die Röhrchen abgebrochen, wobei infolge der Kapillarität kein Serum ausfließt. Das erhaltene Serum der einzelnen Röhrchen wird direkt in die Meßpipette durch Kapillarwirkung aufgezogen. Zur Herstellung der Verdünnung wird 1 cem physiologische Kochsalz- lösung in ein Röhrchen gegeben, dazu die genau abgelesene Menge Serums und noch so viel Kochsalzlösung zugesetzt, bis die Serumverdünnung 1:10 beträgt, z. B. bei 0,32 ecm Serum müssen zur Mischung desselben —+ 2,83 ccm phys. Kochsalzlösung hinzugefügt werden, dann resultiert die Serumverdünnung 0,32:3,2 = 1:10, von welcher eine geometrische Reihe weiterer Verdünnungen folgendermaßen hergestellt wird. In eine Reihe kleiner Reagenzröhrchen wird je !/; eem physiologischer Kochsalzlösung gegeben, das erste bleibt frei, nun wird in die beiden ersten je 1/;s ccm der Serumverdünnung 1:10, dann nach gutem Mischen vom zweiten Röhrchen in das dritte, vom dritten in das vierte usw. je !/;s cem übertragen. Zu diesen Serumverdünnungen wird nun !/; cem einer mit Formalin abgetöteten Typhusbouillonkultur zugesetzt, wodurch die Serumverdünnung der Gemenge verdoppelt wird, aber alle Röhrchen gleiche Mengen Flüssigkeit und gleiche Mengen Typhusbacillen mit sinkendem Serum- gehalt in bestimmten Proportionen (1/s0, */4o usw.) enthalten. Nach NEISSER werden die Röhrchen in Blockschälchen ausgegossen, kommen auf 1—2 Stunden in den Thermostaten und werden bei etwa 50-facher Vergrößerung untersucht. Benützt man enge Eprouvetten, in welchen der Kubikzentimeter Flüssigkeit bereits eine deutliche Säule bildet, so kann man die Röhrchen makroskopisch wie bei der Methode PFEIFFER-KOLLE betrachten. Da zur Beobachtung der Flockenbildung namentlich der kleinsten Aggregate gutes, schräg einfallendes .Licht nötig ist, so wird ge- wöhnlich empfohlen, die Röhrchen nach oben gegen das von der Zimmerdecke reflektierte Tageslicht zu betrachten. JÄGER empfahl bereits künstliche Beleuchtung durch ein isoliertes Strahlenbündel, welches durch einen Spalt von einer verdeckten Lichtquelle (Glüh- licht) aus leicht zu erhalten ist, er nannte den kleinen Apparat „Agglutinoskop‘. KuHun & WorrtHeE? haben auch einen Apparat kon- struiert, bei welchem Licht durch einen Spiegel in die Suspension- Serummischung so rellektiert wird, daß die Lichtstrahlen nicht in das Auge des Beobachters gelangen; in einer leicht geknickten, innen ge- schwärzten, horizontalen Messingröhre wird das Röhrchen von unten durch einen schmalen Längsspalt mit Hilfe eines Spiegel beleuchtet. Besteht Agglutination, erscheint die Bakteriensuspension dunkler als die Kontrolle, weil sich in der Flüssigkeit weniger Licht reflektierende Teilchen finden. Dieselben Autoren haben auch ein Sedimento- skop konstruiert, welches die Tatsache benutzt, daß agglutinierte Bakterien in Häutchen, sedimentierte in Knöpfen sich am Boden der Eprouvette absetzen. Der Apparat besteht aus einem Eprouvetten- gestell mit den Eprouvetten entsprechenden Bohrungen am Boden, einem unter dem Gestell angebrachten Spiegel, in welchem die Sedi- mente sichtbar sind; eine Blechschutzkappe bewirkt, daß nur von der dem Beschauer abgewendeten Seite Licht zu den Gläschen ge- langen kann. Das Agglutinoskop wird von KuHn, GILDEMEISTER & WortHE als ohne Vorbehalt vorteilhaft bezeichnet, während die sedimentoskopische Methode nur für gewisse Bakterienarten, aber da mit großem Vorteil verwendbar ist. Die Agglutination. 497 WrıcHTt empfahl zur Herstellung der makroskopischen Reaktion eine Kapillarmethode. Auf einen ÖObjektträger bringt man eine Anzahl Tropfen der Kochsalz- lösung, gibt dann als ersten noch einen Tropfen Serum, einen zweiten Tropfen gibt man in den ersten Kochsalztropfen, mengt und überträgt nun weiter immer einen Tropfen, so daß man steigende Verdünnungen erhält; zu jedem Tropfen des Serum-ClNa-Gemisches wird ein Tropfen der Bakterienemulsion zugesetzt, und nun werden diese Tropfen der Reihe nach in einer Wrı6HTschen Kapillare aufgezogen, immer durch eine Luftblase getrennt, das offene Ende wird schließ- lich zugeschmolzen. Man hat dann bei 7 Tropfen CINa und 1 Tropfen Serum die Verdünnungen "/,, !/, "/as "ia "/aos /eas'/ısg und den 7. ClNa-Tropfen + Kultur als Kontrolle, sämtliche übereinander zur Beobachtung. BEYER konstruierte zum Aufsaugen der Tropfen eine Drosselpipette; er bezeichnete die Methode als handlich und gut verwendbar, ebenso PorLLacı!. Es hing wohl mit den kleinen Mengen Serum und mit einer gewissen Einfachheit der Methode zusammen, daß bei der Mehrzahl der Kliniker die mikroskopische Untersuchung im Gebrauche war und es noch ist; WıpaL®, C. FrÄnkeL!l, E. FRÄNKEL, WELCH, LEwY & GIESLER, STERN! und zahlreiche andere Autoren, auch GRUBER, emp- fahlen sie. Die Anhänger der makroskopischen Betrachtung waren lange Zeit in der Minderheit (MensıLn DE RocHMoND), sie dürften jetzt aber wohl die Mehrheit ausmachen und lassen die mikroskopi- sche Untersuchung nur zu orientierenden Zwecken zu, bei der Prü- fung von Kolonien, wo nur wenig Kulturmaterial zur Verfügung steht, eventuell auch bei geringen Serummengen. Es wurde ver- schiedentlich über die Vorteile und Nachteile der beiden Methoden diskutiert, die relative Einfachheit und der geringere Zeitbedarf bei der einen, die Exaktheit und möglichste Eliminierung von Fehler- quellen der anderen Methode, hervorgehoben. Ausgeschlossen, denn von Nachteil, ist die Verwendung der Im- mersionslinse bei der mikroskopischen Methode; nur zu leicht kommen nicht nur in DBouillonkulturen, sondern auch bei Agarkulturen in den Serummengen Veränderungen gegenüber dem Kontrollpräparate vor, die fälschlich mit Agglutination in Beziehung gebracht werden. Es ist auch nicht berechtigt wie v. OORDT, SCHEFFER, BRUNS & KAYSER, KoRTE & STEINBERG es wollen, für die Erkennung verwandtschaft- licher Beziehungen unter den Bakterien die mikroskopische Methode zu empfehlen; gerade zu differentialdiagnostischen Untersuchungen ist nur die makroskopische Methode zu verwenden (Korte). An- dererseits läßt sich nicht leugnen, daß Uebung und Erfahrung auch eine Rolle spielen. Es muß daher zugegeben werden, daß auch die mikroskopische Methode, korrekt und mit den nötigen Kautelen vorge- nommen, auch verläßlich arbeiten kann, namentlich für diagnostische Zwecke und bei geringen Blutmengen; so gibt es denn auch Autoren (NEUMANN), die es für gleichgültig halten, ob man sich zur GRUBER- Wiparschen Diagnose der mikro- oder makroskopischen Methode be- dient, nur träte sie bei ersterer rascher ein (z. B. Press). Als „Lröpfchenmethode“ ist dieselbe auch jetzt noch in Instituten, Unter- suchungsanstalten, z. B. in Halle (VenemAa, BrLasıus & KatHr, Bie- ROTTE), Göttingen (FRoMME), Freiburg i. B. (Küster) im Gebrauche. Exakte Auswertungen, sog. Titrierungen sind wohl nur mit der makro- skopischen Methode ausführbar. Auch Referent hat sich überzeugt, daß für viele diagnostische (Typhus-)Untersuchungen bei zweifellos positiver Reaktion die mikroskopische Methode sehr gut verwend- bar ist (vgl. KreısstL). Handbuch der pathogenen Mikroorganismen, 2. Aufl, II. 32 498 R. PALTADF, Unbedingt ist das makroskopische Verfahren vorzuziehen und einzig geeignet, ein sicheres Urteil abzugeben, in allen den Fällen, in welchen die zu agglutinierenden Bakterien de norma die Neigung haben, sich zu aggregieren, wie Tuberkelbacillen, Diphtheriebacillen, Streptokokken usw.; hier hat man auch zu mechanischen Mitteln ge- griffen, um zu möglichst gleichmäßigen Suspensionen zu gelangen: Lugowskt, Zerreiben im Achatmörser für Diphtheriebacillen, Koch, Trocknen und Pulverisieren bei Tuberkelbacillen ; auch gewisse Kunst- griffe bei den Kulturen werden angewendet, um gleichmäßige Sus- pensionen, „homogene“ Kulturen, zu erzielen, z. B. Schüttelkulturen oder Suspensionen in Glyzerinwasser (LUBOWSKI). Für die Beurteilung der Agglutination hat KoELzEr (Typhusag'glu- tination) 4 Typen aufgestellt: vollkommen negative Reaktion, zahl- reiche Häufchenbildung, aber noch erhaltene Lokomotion, Aggluti- nation una aufgehobene Lokomotion, Agglutination und Paralyse; das Zählen der Häufchen in gewissen Zeitabständen (Deutsch), das Messen ihrer Größe (VEerney) u. dgl., haben wenig Bedeutung. Da die Reaktion zeitlich abläuft, wobei der Temperatur eine Bedeutung zukommt, die Phasen der Immobilisierung und Häufchen- bildung nicht immer gleichmäßig und von derselben Intensität ein- treten, mit zunehmender Verdünnung des Serums im allgemeinen immer langsamer werden, so war es notwendig, statt der mehr all- gemeinen Ausdrücke: starke Reaktion „sofort“ oder nach 10 Minuten usw. oder „schwache“ Reaktion im Verlaufe einer halben Stunde usw., einen festen Maßstab soweit als möglich aufzustellen. Hierfür hat sich die von Stern (ähnlich WercH) angegebene Anordnung eingebürgert: 2-stündige Einwirkung des Serums auf die Bouillon- aufschwemmung von höchstens 12 Stunden alten Agarkulturen, Ein- stellen der Gemische in den Thermostaten (37°), nach 2 Stunden Untersuchung der Tropfen; ist Agglutination eingetreten, so wird dieses Agglutinationsvermögen des Serums mit A, bezeichnet und die Serumverdünnung, bei welcher noch Bildung deutlicher, wenn auch kleiner Häufchen auftritt (z. B. 1:50), und jene, bei der dies nicht mehr der Fall ist (z. B. 1:100), mit 100> A,> 50 ausge- drückt. Der Vorschlag Zupnigst, den Agglutinationswert 1:40 als Einheit zu bezeichnen, z. B. 3,10 Einheiten = 1:120 resp. 1:400, hat keinen Anklang gefunden. Da die Reaktion manchmal recht träge abläuft und nach 2 Stunden noch nicht beendet ist, so wird eine Beobachtung von 3 Stunden (Lion) empfohlen. Um sicher zu gehen, empfiehlt sich auch aus diesem Grunde, die Proben noch einige Zeit bei Zimmertemperatur stehen zu lassen. Verglichen können natürlich nur Resultate innerhalb derselben Beobachtungszeit werden. Bei Untersuchungen hat sich vielfach eingebürgert, die Resultate nach 2 Stunden Bruttemperatur zu nehmen und nach 24 Stunden Zimmertemperatur noch zu kontrollieren; EISENBERG dehnte die Beobachtungszeit bis zu 72 Stunden aus, wobei allerdings Vorsicht vor Trübungen durch Wachstum oder die Verwendung ab- getöteter Kulturen angezeigt ist. Bei Verwendung abgetöteter Kulturen tritt die Reaktion etwas später (1/,—!/, Stunde) ein als bei lebenden Kulturen; bei Verwen- a des Fıckerschen Diagnostikums erst im Verlauf von 4—6--& tunden. Die Agelutination. 499 Eine nie zu versäumende wichtige Kautele ist die Kontrolle der Kulturaufschwemmung, ob dieselbe nicht überhaupt Häufchen bildet, und ob die Bakterien, soweit es sich um bewegliche handelt, auch gut beweglich sind. Nach SavacEl wäre beim Typhusbacillus die Bildung von Häufchen in flüssigen Kulturen die Eigenschaft gewisser Rassen, die sich auch im Peptonwasser zeigt, wenn er auch zugibt, dab Pseudoagglutination unter gewissen Verhältnissen gefördert wird (zZ. B. feinste Partikel, Blutkörperchenschatten etc.). Es genügt ferner auch die Bakterienaufschwemmung für sich als Kon- trolle nicht, sondern diese sollte unter Einwirkung von Normalserum hergestellt werden. Das gilt namentlich für Bakterien, welche bereits von Normalserum, und zwar schwankend beeinflußt werden (Strepto- kokken, Meningokokken, dem Frexnerschen Bacillus u. a.). Bereits von Dineur! wurde rascheres Ausflocken bei leichtem Schütteln des Bakterien-Serumgemenges beobachtet, ebenso von SCHELLER!, KAFKA. GAEHTGENS hat in mehrfachen Arbeiten Zentri- fugieren der Röhrchen durch 10 Min. zur Beschleunigung der Agglutination empfohlen; agglutinierte Bakterien und Kontrolle zeigen Bodensatz, der aber bei letzterer nach 3—4maligem Auf- schütteln eine homogene Trübung gibt, während bei agglutinierten Bakterien der Bodensatz entweder um ein dichteres Zentrum punkt- förmige Häufchen oder eine zusammenhängende Masse zeigt, die sich beim Schütteln in Flocken auflöst; wird von MürterR empfohlen. Wie bereits erwähnt, kommt der Temperatur für den rascheren Ablauf der Reaktion eine Bedeutung zu; nach WEIL (von SADLER, Lo6cHem bestätigt) stellt für Typhusbacillen wie für Choleravibrionen, auch für Staphylokokken eine Temperatur um 50—55° C das Opti- mum dar, so dab auch das Einstellen der Röhrchen in Brutkästen mit 50° C geübt wird (Korte, HerscHh, Porses!). Nach EBErLE bestehen keine nennenswerten Unterschiede zwischen den verschiedenen Tem- peraturen. Karka fand bei vergleichenden Untersuchungen, daß nur kräftige Sera bei 56° C rascher agglutinieren, daß sich aber auch be solchen Seris der oberste Titer niedriger stellt als bei Brut- oder Zimmertemperatur; Karka bezeichnet die Temperatur von 370 C als das Optimum für den Verlauf der Reaktion, sowohl nach der quanti- tativen als qualitativen Richtung, ebenso VrnemA. Beide betonen als einen Nachteil der Temperatur -von 55° C, daß die Beweglich- keit der Bakterien schwindet, wodurch die Reaktion weniger empfind- lich werde. Nur unter gewissen Verhältnissen scheint die Temperatur von 55° C Vorzüge zu bringen (JosLinc), so empfehlen Kur- SCHER, auch FiIscHEr dieselbe für die Agglutination der Meningo- kokken, da manche, allerdings seltene Stämme erst bei dieser Tem-- peratur agglutinieren, auch weil Agglutination derselben durch Normal- serum bei niederer Temperatur stattfinden kann, was bei höherer Temperatur nicht der Fall ist. Porces empfiehlt eine Temperatur von 55° C für die Agglutination der agglutinabel gemachten FRrIED- LÄNDERSchen Bacillen. Für das Fıickersche Diagnostikum gilt die höhere Temperatur als geradezu schädlich (KArkA). Asakawas Angabe von einer beträchtlichen Verkürzung des Ver- fahrens (1/, Stunde) durch Gefrieren in einer Eis-Salzmischung, wonach beim Auftauen die Agglutination bereits eintrete, wurde von Kirsten nicht bestätigt. Es gibt aber einzelne Beobachtungen, welche 32* 500 R. PALTAUF, zeigen, wie vorsichtig man selbst mit der Anwendung der doch all- gemein gebräuchlichen Bruttemperatur von 37°C sein muß. SCHELLER sah in einem Falle diagnostischer Typhusuntersuchung die nach 2 Stunden im Brutkasten negative Reaktion bei Zimmertemperatur deutlich positiv werden und in einem anderen Falle eine im Brut- kasten sofort eingetretene Agglutination abnehmen, die bei Zimmer- temperatur wieder zunahm. GAEHTGENS beobachtete eine im Brutkasten 1:50 positive Paratyphusreaktion in der Zimmertemperatur auf 1:150 ansteigen. Es empfiehlt sich daher, immer die Röhrchen noch bei Zimmertemperatur stehen zu lassen, 12—16 Stunden (Konkich). Eine neuere Modifikation stellt die von MANDELBAUM empfohlene vor, welche auf der Praunpterschen Fadenreaktion beruht; nach MANDELBAUM wäre dieselbe feiner als die GRUBER-W ıvarsche; sie soll die Grenze der Diagnosestellung bei Typhus erweitern, in- dem sie bei geringer, zweifelhafter Agglutinationsprobe noch positiv ausfällt. M. empfiehlt, wenige Bacillen in einer Mischung von einem Tropfen Blut und der 10- bis l15-fachen Menge von Natrium-Citratbouillon in einer Kapillar- pipette 4 Std. lang bei 37° wachsen zu lassen. Stammt das Blut von Typhus- kranken, so sind die Bacillen in lange Ketten ausgewachsen, stammt es nicht von Typhuskranken, so bleiben die Bacillen einzeln und beweglich. Nach über- standenem Typhus, selbst nach 11 Jahren, fiel die Reaktion positiv aus. Die Agglutination durch Mitagglutinine fällt eventuell auch positiv aus, wenn sie auch kürzer besteht als die durch das Hauptagglutinin. Eine Differentialdiagnose wäre auch hier möglich. Für die Praxis genügt die Einsendung eines Tropfens Blut in zugeschmolzener steriler Kapillarpipette. Während Asr das Verfahren der GRUBER-Wıparschen Probe als überlegen bezeichnet, fand es BELoXnowskı wenig zuverlässig; GAEHT- GENS & Kamm halten außer der Kettenbildung auch das Fehlen von Eigenbewegung für ein positives Ergebnis notwendig. DENNEMARK betont die Notwendigkeit von verschiedenen Verdünnungen, weshalb die Methode nicht einfacher sei; Fadenbildung tritt oft recht viel später auf; durch Hemmungserscheinungen können gerade in hohen Konzentrationen Kettenbildungen ausbleiben, in großen Verdünnungen auftreten, ja in 4,4 Proz. der Fälle blieb durch das bakterizide Ver- mögen des Serums die Reaktion ganz aus. Nach Massı, der zwar MANDELBAUM bestätigt, wäre es wahrscheinlich, daß das Phänomen größtenteils auf den hohen Gehalt von zitronensaurem Natron zurück- zuführen wäre, was die Spezifizität der Reaktion sehr beeinträchtigen würde; dazu kommt der Einfluß der roten Blutkörperchen (vgl. oben). So erscheint es mit dem, was früher über die Fadenreaktion überhaupt -angeführt worden ist, begreiflich, daß BELONowsKI, GAEHT- GENS & KAMM, DENNEMARK, KESSLER, die GRUBER-WıIpaLsche Probe für sicherer halten und in der Fadenreaktion keinen Ersatz derselben erkennen, ja daß Bürcers für Untersuchungsämter die Methode als seradezu unbrauchbar bezeichnet. Dagegen stellt die Verwendung eines Bakterienextrakts (mit einer dünnen Bakteriensuspension) als Antigen, wie es das Fiıck£rsche „Syphus-“ und das „Paratyphus-Diagnostikum“ sind, eine zweifellos sehr verwendbare Modifikation vor. Die Herstellung des Diagnostikums ist zwar nicht bekannt, ich überzeugte mich jedoch, daß die Aufschwemmung einer Bakterienkultur von ca. 160 gem Agarfläche in 1 Liter destilliertem Wasser nach Zusatz von 5 ccm konzentrierter Karbollösung, mehrtägiger Mazeration im Brutkasten, nach Filtration durch Papier ein sehr brauchbares Präparat liefert, welches sich Die Agelutination. 501 einige Zeit konstant erhält, dann aber ebenso wie das Höchster Prä- parat zurückgeht (von STENITZER), so daß eine von Zeit zu Zeit vorzunehmende Kontrollprüfung von Seite der Institute resp. Fabriken angezeigt: ist. Die leicht trübe Flüssigkeit klärt sich auf Zusatz des agglutinierenden Serums und seiner Verdünnungen und scheidet im Verlauf von Stunden, S—12—18, bei Zimmertemperatur ein wol- kiges Sediment aus; seine Brauchbarkeit wird von der Mehrzahl der Autoren bestätigt (J. MAYER, v. RADZIKOWSKI, CLAMANN, GRAMANN, Lıon, GÜTTLER, KIEN, SADLER, KAvsER, KLEMENS, KAFKA, MINELLI, STÜHLINGER, EHRSAM, MEYERHOFF, FIORENTINI, CENI, MEMMI U. a.); manche Autoren, wie SKUTETZKI, V. LOGHEM, MEYERHOFF, 'CITRoN, Cent (,„Iyphusdiagnostikator“ von Scravo) halten die Methode in der Praxis der GRUBER-WıiDarschen sogar überlegen, da sie weniger Fehlerquellen berge, besonders wegen des Ausbleibens der Agglu- tination bei anderen Krankheiten (MEYERHoFF) resp. Fehlens oder starker Herabsetzung der Mitagglutination (Minerrı) oder wie sich KLEmEns, Karka ausdrücken, „die gattungsspezifischen Werte er- scheinen abnorm niedrig“; auch die „Hemmungen“ werden herab- gedrückt; daneben bezeichnen manche die Reaktion mit lebenden Ba- cillen allerdings auch als die empfindlichere, wie z. B. GüTtLEr, auch Cent. Nur VERWOORT, SCHRUMPF sprechen sich ungünstig aus und GörHLın kommt sogar zum Ausspruche, die Fickersche Methode verdiene kaum den Namen einer Universalmethode. Es ist nicht aus- zuschließen, dab die Beschaffenheit des Präparates, dessen mit der Zeit eintretende Veränderlichkeit eben. erwähnt wurde, damit zu- sammenhängt, wie denn z. B. Karka auch angibt, mit einem neuen Präparate bessere Resultate erhalten zu haben als mit dem von GÜTTLER.benützten (vgl. oben v. STENITZER). Noch wäre gewisser abnormer Verhältnisse zu erinnern, sowohl an der Bakteriensuspension als am Serum, die namentlich von Be- deutung werden, wenn die Reaktion mit einer bestimmten Kultur resp. mit einem bestimmten Serum vorgenommen werden muß; dahin gehören die abnormen Verhältnisse der Agglutinabilität, wie Spontanagglutination und Inagglutinabilität, die im folgenden An- hange ausführlich besprochen werden sollen, und das sogenannte Hemmungsphänomen am Serum. Bezüglich der Hemmung der Agglutination bei stärkerer Konzentration des Serums (vgl. S. 581) wäre besonders auf das Vor- kommen dieser Erscheinung schon bei frischen Seris aufmerksam zu machen (DE WAELE & VOLK, SCHELLER, DE BLAsI, CERITTO, LiPSTEIn, FaLTA & NOEGGERATH). CERITTO sah Hemmung noch bei 1:100. Wenn nicht höhere Verdünnungen angelegt werden (über 1:100), so kann die Erscheinung zu einer wichtigen Fehlerquelle werden, und kann nament- lich, wenn die Hemmung für andere Bakterien nicht besteht, direkt zu Fehldiagnsoen führen. So beobachteten KortTE & STEINBERG bei einem Typhusfall Hemmung der Agglutination gegenüber Bac. typhi bei 1:80 makroskopisch, 1:40 mikroskopisch, während Paratyphus von 1:10 an agglutiniert wurde. van LoGHEMm (analoge Beobachtung) möchte annehmen, daß im Serum der Typhuskranken Antikörper vor- handen sind, welche eine größere Affinität für Typhusbacillen be- sitzen als die Agglutinine. Erhitzen des Serums auf 56° C läßt diese Hemmung verschwinden. Bezüglich anderer Fehlerquellen’sei auf die Abschnitte „Normal- agglutination“, „Mitagglutination‘ etc. verwiesen. Zu erwähnen wäre, 502 R. PALTADF, daß auch bei anderen, nicht infektiösen Prozessen eine höhere Agglu- tinationskraft des Serums beobachtet wird. So fand Lünke bei 8 Chlorotischen 6mal Agglutination auf Typhusbacillen (4mal 1:60, 2mal 1:40), Essteın angeblich nach vorausgegangener Brommedikation. Typhuskrankensera bewahren nach Sacus-Müre ihren Titer im Eisschranke durch mindestens 6 Wochen, auch 70—90 Tage, ebenso in Zimmertemperatur, vor Licht geschützt. HAEnDEL & HıneE em- pfahlen zur Konservierung im flüssigen Zustande Phenol (10 Proz. einer 5-proz. wässerigen Karbol-Glyzerinlösung von 5:20:100). Anhang. Ueber die Agglutinabilität der Bakterien. Bei der hohen Wirksamkeit mancher Sera scheint, zumal uns eine absolute Mengenbestimmung des Agglutinins fehlt, auch der Agglu- tinabilität der betreffenden Bakterien eine nicht geringe Bedeutung zuzukommen. NicoLLE & TRENELL hatten bereits ausgeführt, daß man nach der Agglutinabilität dreierlei Gruppen unter den Bakterien unterscheiden könne: solche mit guten agglutinativen Eigenschaften wie Typhus- bacillen, verschiedene Rassen des B. coli und nahestehende Formen wie Psittakose, B. enteritidis, Dysenterie usw., die Choleravibrionen und ihre Verwandten, Pyocyaneus, Proteus, Rotz, Pest; solche mit geringerer und oft sehr schwankender Sensibilität: Diphtheriebacillen, Milzbrand, B. tetani, septique, Tuberkelbacillen, B. influenzae, Me- ningococcus, B. Chauvoei, Staphylokokken, Streptokokken, Pneumo- kokken usw., Soor und Hefen, und endlich drittens solche, die so wenig empfindlich sind, daß sie fast refraktär erscheinen, eine Agglu- tination gänzlich fehlt oder nur im konzentrierten Serum 1:1 zustande kommt; zu dieser Gruppe gehören der FRIEDLÄnDERsche Pneumonie- bacillus, Sklerombacillus, B. mucosus, also vornehmlich die sogenannten Kapselbacillen. Die Ursache für dieses verschiedene Verhalten war lange Zeit ganz unklar; für dieKapselbakterien vermutete ich (I. Aufl., S. 753), daß dieselbe durch ihre Schleimhüllen bedingt sei. 1. Hyp- oder Inagglutinabilität. Es lassen sich nun mehrere Arten der Inagglutinabilität unter- scheiden; das eine Mal hat eine ganze Art, ja eine Gruppe von Bakterien diese Eigenschaft, wie es bei den Kapselbakterien der Fall ist, das andere Mal sind nur einzelne Stämme einer Art, deren Angehörige sonst gut, ja sogar leicht agglutinabel sind, nicht oder auf- fallend wenig ausflockbar, so daß sie sich wie nicht zu derselben Art gehörig verhalten; das kann auch künstlich hervorgerufen werden. So ist es bekannt, daß gut agglutinable Bakterien, wie z. B. Typhus- bakterien, durch Erhitzen auf 65° C (WıDAL, SIcARD, VAN DER VELDE, EISENBERG & VoLK etc.) oder durch Behandlung mit Säure (in !/,-proz. Normal-HCl oder 10-proz. HCl aufgeschwemmt und eine Stunde bei 370 C gehalten) trotz sorgfältiger Neutralisation die Agglutinabilität verlieren. Auch durch Behandlung mit konzentrierten Salzlösungen werden Bakterien inagglutinabel. Nicht alle Bakterien verhalten sich gleich; so ertragen Cholera- vibrionen die Erhitzung ohne Beeinträchtigung, und durch Säure- Die Agglutination. 5053 behandlung wird ihre Agglutinabilität nur stark herabgesetzt, aber nicht aufgehoben. Durch Erhitzen, durch Behandlung mit Säure inagglutinabel gewordene Bakterien können aber noch Agglutinine aus dem Serum aufnehmen, ja in unveränderter Menge binden; die Inagglutinabilität liegt somit in der sogenannten 2. Phase (s. später) des Agglutinationsvorganges. Die Verminderung der Agglutinabilität tritt allmählich ein, so daß bei auf 65—70° erhitzten Bakterien noch unvollkommene, spuren- weise Agglutination erfolgt, erst bei auf 80° erhitzten Typhusbacillen bleibt dieselbe ganz aus. Wie PorGes nachwies, ist dieser Zustand der erhitzten Bakterien nur vorübergehend; durch Erhitzen auf 100° C und darüber, sowohl der durch Erhitzen auf 65° C als der durch Säurewirkung inagglutinabel gewordenen Bakterien läßt sich derselbe wieder beheben. B. DREYER zeigte dies für B. coli und unabhängig von ihm Porces in systematisch durchgeführten Unter- suchungen. Die Empfindlichkeit der auf 100° erhitzten Bakterien auf das Agglutinin ist allerdings viel geringer. Die an eine be- stimmte Temperatur gebundene Behinderung der Ausflockbarkeit schien durch einen Hemmungskörper veranlaßt, und tatsächlich fand Porczes, daß ganz inagglutinable auf 80° erhitzte Typhusbakterien durch wiederholtes Aufschwemmen und Abzentrifugieren mit physio- logischer ClNa-Lösung wieder vollständig agglutinabel werden. Die hemmende Substanz erwies sich als das aus dem Bakteriennukleo- proteid abgespaltene Nuklein, nach dessen Abbau sich die Agglu- tinabilität wiederherstellt. Wird eine Typhusbacillenaufschwemmung mit dem fünften Teil einer !/-norm. NaOH versetzt, gut geschüttelt und sofort wieder neutralisiert, so ist die jetzt schleimig gewordene Aufschwemmung, auch bis zur normalen Viskosität verdünnt, inagglutinabel; nach Erhitzen auf 100° C tritt aber Agglutination ein; durch die Einwirkung von Alkalien wird aus Hefezellen und Bakterien Nuklein abgespalten (KossEL, GALEOTTI) und PORrGES fand für die schleimig gelöste Substanz von Typhusbacillen die Fällungsreaktionen der Nukleine und Glykoproteide, in ihren Spaltungsprodukten wies er Phosphor und ein Kohle- hydrat nach. In saurer Lösung erfolgt die Hydrolyse der Nucleoproteide schneller, so daß eine in saurer Lösung auf 80° erhitzte Kultur in kurzer Zeit agglutinabel wird, während die bei neutraler Re- aktion erwärmte inagglutinabel bleibt. Die Wirkung des „Hemmungs- körpers“ beruht darauf, dab er die Stabilität der Bakterienaufschwem- mung beeinflußt, so daß trotz eingetretener Bindung des Agglutinins die Ausflockung ausbleibt. Ein weiterer Beweis hierfür ergibt sich daraus, dab auch die Salzfällungsgrenzen derartiger schwer oder nicht ausflockender Suspension steigen. Auf solchen Verhältnissen beruht, wie PorGeEs nachgewiesen, die Inagglutinabilität der Kapselbakterien, des FRIEDLÄNDER- schen Bacillus und ihm nahestehender Arten, wie des Sklerombacillus. LANDSTEINER konnte nur mit konzentriertem Serum eine Agglutina- tion erreichen und alle folgenden Untersucher (z. B. DEFALLE) mach- ten dieselbe Erfahrung. Dabei behalten diese Bakterienarten auch bei jahrelanger Kultur diese Eigenschaft bei, wie man sich bezüglich Frıepränperscher Bacillen wiederholt überzeugt hat. Nach den Un- tersuchungen von PORGES, PORGES & PRANTSCHOFF beruht diese In- agglutinabilität der Kapselbacillen auf vermehrter Proteinbildung und wird durch partielle Hydrolyse des Proteins behoben; eine 504 R. PALTAUF, Aufschwemmung von Friedländerbacillen in ClNa-Lösung mit dem vierten Volumteil einer 1/,-Normalsäure versetzt und ca. 15 Minu- ten auf 800 C im Wasserbade erhitzt, rasch abgekühlt und mit 1/, Normalnatronlauge neutralisiert, gibt eine homogene, haltbare Sus- pension, die durch ein Immunserum, welches native Bacillen gar nicht beeinflußte, noch bis zur 500-fachen Verdünnung agglutiniert wird. Ich hatte unter den Ursachen für die Inagglutinabilität der Kapselbakterien in der 1. Auflage dieses Handbuches auf eine mög- liche Störung des Agglutinationsvorganges in seiner 2. Phase hin- gewiesen. Daß dem so ist, darüber besteht nach den Untersuchungen von Porczs kein Zweifel mehr. Damit erklärt sich auch, daß, wenn durch Kulturänderungen die Kapselbildung herabgesetzt ist, die na- tiven Bacillen agglutinabel werden, so in einer Beobachtung STREITS, daß bei 8% C kultivierte Friedländerbacillen, die trocken wachsen, leichter agglutinabel sind, als Brutschrankkulturen, und eine analoge Beobachtung Porses, nach der ein lang im Laboratorium gezüchteter Stamm, der auf der Gelatine typhusähnlich wuchs, durch Friedländer- serum spontan agglutiniert wurde. RopET gibt von einem Colistamm an, daß er zuerst von einem Immunserum nur 1:100 beeinflußt wurde, nach mehreren Monaten bei 1:2000 und später selbst bei 1:10000 agglu- tinierc wurde; das nähert sich bereits den gleich zu besprechenden Verhältnissen bei Typhusbacillen. Hierher gehören auch noch die geänderten Agglutinabilitätsverhältnisse des Bac. prodigiosus, der, bei Bruttemperatur gezüchtet, eine viel geringere Ausflockbarkeit besitzt, als wenn er bei Zimmertemperatur gewachsen ist (Kır- STEIN), die eines auf gekochter Gelatine kulturell veränderten Dys- enteriebacillus (Ar maAcıA) und die der bei Bruttemperatur gezüchteten, schleimbildenden Pestbacillen (SmrpayamA), welche viel schwerer agglutinabel sind. Auch die Inagglutinabilität einzelner Stämme, sonst typisch gut und leicht agglutinabler Bakterien, wie z. B. des Typhus- bacillus, ist auf solche Verhältnisse des Bakterienproteins zu be- ziehen. Für frisch vom Kranken oder aus der Leiche kultivierte Stämme wurde nämlich nicht selten eine verminderte Agglutinabilität durch Krankenserum, wie durch künstliches Immunserum im Ver- gleich zu Laboratoriumsversuchen hervorgehoben. WIDAL & Sıcarp machten bereits die Beobachtung, daß das Serum der Kranken den eigenen Bacillus weniger agglutiniert als einen Laboratoriums- stamm; die schwere Agglutinabilität mancher Typhusstämme geben auch ACHARD & BENSAUDE, KOLLE, JOHNSTON & Mac TAGGART, VAN DE VELDE, FÖRSTER, MırLTts, NICOLLE & TRENEL an; dies gilt besonders für aus der Leiche, auch aus dem Kranken kultivierte Stämme von Typhusbaeillen; J. CourMmonT fand bei 8 Stämmen von 9 aus dem Blute Typhuskranker gezüchteter Typhusbaeillen ein um das 3—4-fache geringeres Agglutinationsvermögen als bei Laboratoriums- stämmen. SACQUEPEE fand 3 Te husstäme aus der Leichenmilz, ebenso ReHns, RoDET in 3 Fällen, BAncEL 3 aus typhösen Abszessen, 3 aus Wasser, REMY, CAMBIER & EMERY ebenfalls in Wässern Bakterien, die Typhusbakterien entsprachen, aber nicht agglutinierbar waren. In einer Reihe von Fällen trat nach monatelanger Kultur, aber auch bei neuen Generationen aus den längere Zeit gestandenen inagglutinablen Kulturen, die normale Agglutinationsfähigkeit auf. ZLATOGOROFFS Angabe von Nichtagglutinabilität aus Wasser gezüchteter Choleravibrionen und ihrer Umzüchtung wurde von HAENDEL & WOITHE, Könuısch nicht bestätigt. TARCHETTI, SMITH & TRENNANT züchteten auch aus Leichenmilzen oder vom Kranken wenig agglutinable Typhusstämme; letztere erwiesen ihre Natur als echte Typhusbacillen, indem mit ihnen hergestelltes Serum echte Typhusbacillen agglutinierte. In der französischen Literatur werden Die Agglutination. 505 diese Typhusstämme als Bac. eberthiformes bezeichnet. WEENEY berichtet auch über einen aus der Gallenblase kultivierten wenig agglutinablen Typhusbaeillus. Von deutschen Beobachtern wäre P. TH. MÜLLER zu nennen, der aus einer Leichenmilz ein Typhusstäbchen kultivierte, welches von hochwertigem Serum bei 1:50 nicht agglutiniert wurde, nach der 7. Ueberimpfung normale Agglutination zeigte, EISENBERG, der außer zwei wenig agglutinablen Typhus- stämmen auch einen wenig agglutinablen B. pyocyaneus vom Menschen züchtete, und die Beobachtungen von LiırscHürtz, der aus dem Harn Typhöser drei Stämme kultivierte (mit DRIGALSKI-ConRADIschem Nährboden), die selbst bei 200- und 1000-facher Verdünnung eines hochwertigen Typhusimmunserums (1: 20000) zweifelhafte, resp. negative Resultate gaben, nach 3 Monaten zeigten alle drei Stämme Agglutination bei 1:20.000. Am interessantesten ist wohl die hierher gehörige Beobachtung von R. ScHhmiprt, nach welcher ein solches Stäbchen längere Zeit in Ansehung des Krankheitsfalles und der negativen Typhusagglutina- tion für ein Paratyphusstäbchen gehalten wurde; der Fall ist auch als „Paratyphusbacillose‘“ publiziert. Bei einem 30-jährigen Manne, der das Bild einer von einer Choleeystitis ausgegangenen Pyämie darbot, ließ sich intra vitam aus dem Harn, post mortem aus Niere, Lunge, Leberabszeß und aus den endocarditischen Auflagerungen der Trieuspidalis ein Bacillus züchten, der sich kulturell wie ein Typhusbacillus verhielt, aber von einem hochwertigen Typhusimmunserum nicht agglutiniert wurde, so daß er für einen B-Paratyphus gehalten wurde. Wie KoRrTE mitteilt, und ScHMipT selbst es ihm auch geschrieben, wurde der Bacillus nach Monaten vom Typhusimmunserum wie ein Laboratoriumsstamm agglutiniert. Eine ähnliche Vorbehandlung der Bakteriensuspension wie bei den Kapselbacillen (z. B. längeres Erhitzen auf 100° C) dürfte sich auch bei fraglichen inagglutinablen Typhusbacillen empfehlen. Manchmal gelingt es durch Beeinflussungen der Kulturen, solche Zustände des .Bakterienproteins hervorzurufen, dab In- oder starke Hypagglutinabilität eintritt. NICOLLE & TRENEL verfolgten das Zustandekommen inagglutinabler Typhus- stämme systematisch und fanden, daß Kultur bei 42° © typisch agglutinablen Stämmen die Agglutinabilität raubt; diese kehrt jedoch nach mehrmaliger Ueber- tragung und Aufenthalt der Kultur bei 25° C und später bei 36° C wieder zurück; BAıL und EISENBERG bestätigten diese Befunde; letzterer fand bei einem durch Kultur bei 42° C inagglutinabel gewordenen Stamme keine Aen- derung in der Absorption des Agglutinins. NICOLLE & TRENEL leugnen die Existenz dauernd inagglutinabler Rassen, was nach der jetzt bekannten Ursache für diese Inagglutinabilität sich erklären läßt. Damit fällt auch die Beziehung der Inagglutinabilität zum Verlust der Bewegung, der bei den 42°-Bacillen ein- tritt, welche die genannten Autoren (ebenso wie DEFALLE) in der Beschaffenheit der Tunique ciliee und in ihrer Bedeutung für die Agglutination annahmen. L£sIEUR erinnerte bereits an bewegliche und nicht agglutinable Baecillen. TARCHETTI sah bei Kultur von Typhusbaeillen in Glyzerinbouillon mit steigen- dem Sodazusatz Abnahme der Agglutinabilität (nach 18 Generationen Schwund derselben), HırscHBRUCH bei Kultur auf mit sterilisierter Pyocyaneus-Bouillon versetztem Agar, während KIRSTEIN auf stark alkalischem Nähragar (0,24 Proz. Natr. caust.) nur eine geringe Herabsetzung erzielte; Sauerstoffzufuhr und: -absperrung, Züchtung auf Harnagar, saurem Kartoffelagar blieben resultatlos, oder es trat Steigerung der Agglutinabilität ein. Wie die Art der Kultur Morpho- logie und Biologie beeinflussen kann (GRASSBERGER & SCHATTENFROH), SO kann dies auch bezüglich der Agglutinabilität der Fall sein. Von Choleravibrionen sah LAUBENHEIMER, daß sie bei der Züchtung auf dem stark alkalischen Nährboden von DIEUDONNE weniger agglutinabel sind. GLÄSSNER fand bei Typhus- und Colibakterien, nach der Art der Stickstoffquelle, bei reinem Eiweiß die Agglutinabilität am besten, bei Aminosäuren am niedrigsten, das Bindungsvermögen wies dabei keine bedeutenden Unterschiede auf. Ob Passınıs Beobachtung, nach der Bac. putrificus, auf eiweißhaltigen, zuckerfreien Nährböden gezüchtet, ein Serum erzeugt, welches auch den Bacillus der Gas- 506 R. PALTAUF, phlegmone agglutiniert, wenn er analog auch zuckerfrei kultiviert ist und sich in der analogen sporenfreien Vegetationsform befindet, auch hierher gehört, läßt sich nicht sagen; es wäre möglich, daß es sich hier auch um eine andere Aenderung der agglutinablen Substanz (Adsorption von Substanzen) handelt (vgl. S. 573). Ein Serum, hergestellt mit der zuckervergärenden Kultur des Gasphlegmonebacillus, agglutiniert außer diesem auch den eiweißspaltenden Stamm, nicht aber den Baeillus putrificus. Mit dem Zustandekommen dieser Art von In- oder Hypagglutina- bilität erklärt sich die wiederholt konstatierte Tatsache, daß die stärkere oder geringere Agglutinabilität eines Stammes durchaus nicht mit seinem größeren oder geringeren Bindungsvermögen begründet ist, auch nicht mit der Virulenz zusammenhängt, wie WASSERMANN, R. J. CoLe, PETTERSON, Gross u. a. gezeigt haben. Porces, EısEn- BERG fanden trotz eingetretener Inagglutinabilität, v. EIsLER & So an zahlreichen leicht und schwer agglutinablen Stämmen von Typhus- bacillen dasselbe Bindungsvermögen für das Agglutinin. SHIBAYAMA fand dasselbe bei den erwähnten verschieden agglutinablen Pest- bacillen; wie Porgzs fanden auch v. EıstLer & So, daß schwer agglu- tinable Stämme von Ammonsulfat weniger leicht ausgeflockt werden, woraus hervorgeht, dab die Agglutinabilität eines Stammes von der 2. Phase des Agglutinationsphänomen abhängig ist (vgl. Abschn. IX). So lange diese Verhältnisse nicht bekannt waren, erschien es paradox, daß dieselben schwer agglutinablen Bakterien im Tierkörper ein Serum erzeugten, welches andere Stämme derselben Art in hohen Verdünnungen agglutinierte, sie selbst aber wieder nicht oder nur mangelhaft beeinflußte. Man sprach von geringer Zahl der ‚„Rezep- toren“ (z. B. Rurus J. Cor).. Es besteht wohl kein Zweifel, daß diese Erscheinung eine Erklärung finden kann, in der Stabilität der Suspension durch Menge oder Beschaffenheit ihres Proteins, was auf die agglutinogene Wirkung gar keinen Einfluß hat. Noch eine andere Erscheinung ist jetzt erklärbar; es gibt Typhus- und Dysenteriebacillen- stämme, die von einem Immunserum nur unvollkommen ausgeflockt werden, welches andere Stämme komplett agglutiniert. Die Erklärung liegt in der Zusammensetzung einer solchen Kultur aus verschieden leicht und schwer agglutinablen Varietäten. PorGEs & PRANTSCHOFF konnten bei einem solchen Typhusstamm aus der obenstehenden trü- ben Flüssigkeit einen schwer agglutinablen Stamm mittels des Platten- verfahrens kultivieren, der jedoch nach einstündigem Erhitzen auf 100° C vollständige Ausflockung bis zu 1000-facher Serumverdünnung gab; in analoger Weise gelang Moon die Kultur von bei der Agglu- tination anderer freigebliebener Bacillen, die sich von der der agglu- tinierten Bacillen durch eine Abnahme der Agglutinabilität auszeich- neten, Spielarten, welche entweder reichlich, oder Protein von solcher chemisch-physikalischer Beschaffenheit bilden, daß die Stabilität der Bakteriensuspensionen dadurch gesteigert ist. Eine bekannte, mehrfach benutzte Methode, Inagglutinabilität künstlich hervorzurufen, ist die der Kultur auf oder in agglutinin- haltigem Nährboden. Dieselbe entstand aus Erwägungen über die Ur- sache der fehlenden oder verminderten Agglutinationsfähigkeit aus der Leiche oder vom Kranken gezüchteter Typhusbacillen. E. Sacau£r£E konnte durch Züchtung von Typhusbacillen in Kollodiumsäckchen in der Bauchhöhle immunisierter Ratten eine inagglutinable Varietät er- zeugen, woraus er zur Vorstellung kam, daß die Inagglutinabilität der aus dem menschlichen Körper gezüchteten Bacillen eine „Erscheinung Die Agglutination. 507 der Angewöhnung‘“ infolge des langen Aufenthaltes in einem infi- zierten oder immunisierten Organismus wäre. P. Tu. MürLrEer, Krer- STEIN, Core und Hırschsruch haben durch Kultur in konzentrierter Serumbouillon 1:25 (Titer 1:10000) oder 1:50 (Titer 1:50000) Rassen erhalten, welche eine verminderte Agglutinabilität besaßen (1:1000 gegen 1:50000 der normalen Typhusbac.). Schon früher hatten Ransom & Kırasmıma (1898) für Choleravibrionen bei Kultur im Immunserum verminderte Agglutinabilität beobachtet, ohne daß eine andere Veränderung an der Kultur bemerkbar war. Im Gegensatz zur unveränderten Agglutininbindung auch beı schwer agglutinablen Stämmen wurde bei dieser durch Kultur in Immunserum erzeugten Hypagglutinabilität mehrfach (MÜLLER, CoLr) eine Herabsetzung der Bindungsfähigkeit konstatiert, die MÜLLER mit Rezeptorenschwund, BaıL mit Selektion aus rezeptorenarmen In- dividuen erklärte. Doch sind die Befunde nicht gleichartig ; PFEIFFER und FRIEDBERGER, welche, da Kultur im Immunserum die Virulenz steigern kann (WALKER, HAMBURGER), diese Methode zur Konservie- rung der Virulenz empfehlen, fanden mit der Steigerung der Immun- körperbindung auch vermehrte Bindung von Agglutinin ; TARCHETTI fand Zunahme, WALKER, CoHn keine Veränderung der Agglutinier- barkeit; HamBurGEr erhielt bei in Immunserum gezüchteten Cholera- vibrionen Spontanagglutination, die sich bei der Uebertragung bis in die 26. Generation erhielt; NıcoLLe sah dasselbe bei einer in Immunserum kultivierten Typhuskultur (bis zur 5. Generation). Ham- BURGERS Choleravibrionen absorbierten nun keine nachweisbare Menge von Agglutinin, gaben auch kein solches an die Flüssigkeit ab. Es scheinen somit bei dieser Hypagglutinabilität verschiedene Verhältnisse vorzuliegen; diese sind noch nicht untersucht, und man kann nur Ver- mutungen aufstellen, wie etwa, daß in der Beobachtung von MÜLLER, Kırstein eine teilweise Adsorption von Agglutinin erfolgt sei, mit einer derartigen Aenderung des Bakterienproteins, daß die Stabilität der Suspension gesteigert ist, während bei HAMBURGER eine so aus- gedehnte und feste Absorption des Agglutinins zustande kam, dab sich die Vibrionen wie Agglutininbakterien verhielten ; denn die Agglu- tination trat bei Gegenwart von Salz auf und wurde durch Erhitzen auf 80° C nicht behindert. Mit der Bindung eines dem Agglutinin zugehörigen Körpers, einem Agglutinoid oder einer Vorstufe, wurde die Hypagglutinabilität der Typhusbacillen im Peritonealexsudate des Meerschweinchens in Be- ziehung gebracht, Bar konstatierte für diese, daß sie nur durch starke Serumkonzentrationen (1:20) agglutiniert werden und bei niederen Konzentrationen auch kein Agglutinin binden; schon in der ersten Generation geht jedoch diese Inagglutinabilität verloren. Nach Porczs besteht aber keine eigentliche Inagglutinabilität, sondern ledig- lich eine Agglutinationsverzögerung. BaıL hatte nur bis zu 6 Stunden beobachtet; innerhalb dieser Zeit bleibt die Agglutinationshöhe der Exsudatbakterien deutlich herabgesetzt; nach 24 Stunden erreicht dieselbe aber nicht nur die der normalen Kultur, sondern geht mit- unter sogar über dieselbe hinaus. Die Ursache der Verzögerung ist noch nicht erhoben. | Dürfte bei der Hypagglutinabilität unter gleichzeitiger Herab- setzung der Bindungsfähigkeit für Agglutinin, wie es bei der Züch- tung auf agglutininhaltigem Nährboden der Fall ist, eine molekulare 508 R. PALTAUF, Aenderung des Proteins (durch partielle Bindung von Agglutinin) eine Rolle spielen, so dürfte das gewiß dort der Fall sein, wo die Bindungsfähigkeit ganz verloren gegangen ist und neue agglutina- torische Eigenschaft aufgetreten sind (vgl. S. 573). 2. Die Spontanagglutination. In noch höherem Maße als für die natürlich zur Beobachtung kommende In- resp. Hypagglutinabilität ist die Beschaffenheit des Bakterienproteins von maßgebender Bedeutung bei der Spontanagglu- tination; diese tritt ohne Zusatz von Serum bereits in der kochsalz- haltigen Aufschwemmung der Bakterien ein, besteht also in einer äußerst labilen Beschaffenheit der Suspension, so dab diese bereits durch Salze ausgeflockt wird. Im allgemeinen ist eine Bakterien- suspension ziemlich dauerhaft und leicht herstellbar; nur bei einigen Arten bestehen Schwierigkeiten für ihre Herstellung (z. B. 'Tuber- kel-, Xerose—Diphtheriebacillen), die zweifellos in der Beschaffen- heit der Bakterienkörper- begründet sind. Manchmal flocken aber sonst leicht und für längere Zeit aufschwemmbare Bakterien schon in der Kochsalzlösung aus. Verminderung des Bakterienproteins, weit vorgeschrittene Hydrolyse oder Zerstörung des Nukleoproteins oder ähnliche chemisch-physikalische Veränderungen des Bakterien- proteins sind die Ursache für eine so große Labilität der Suspension, daß sie bereits durch sonst Bakterien nicht ausflockende Salze, wie NaCl ausgeflockt wird. Zuerst wurde dieses Phänomen von NIcoLLE beschrieben. NEISSER & FRIEDEMANN, ähnlich auch BEcHHoLD, sprechen sich direkt dahin aus, daß die Bakterienproteine der fällenden Wirkung der Salze gegenüber die Rolle eines Hemmungskörpers spielen; so wie sie imstande sind, die Fällungsgrenzen an sich fällender Salze nach oben zu verschieben, so können sie auch die Fähigkeit, eine Sus- pension gegenüber sonst überhaupt nicht fällende Salzlösungen zu schützen, verlieren. Porses fand, daß längeres Erhitzen einer Typhusbacillen-Auf- schwemmung in saurer Lösung zur Spontanagglutination derselben führt, wie durch die Zerstörung eines „Hemmungskörpers“; von ver- schiedenen Autoren wurde die Erscheinung vermutungsweise als physikalischer Ausflockungsvorgang gedeutet. Auch für spontan aus- flockende Bakterien fanden Porces & PRrANTScHoFF (Cholera- vibrionen), daß dieselben Agglutinine binden, wenn auch weniger als eine normale Kultur, was mit der Menge und Beschaffenheit des Bakterienproteins, der agglutinablen Substanz, zusammenhängen wird. Die Beobachtung HamBurGcers vom Fehlen der Agglutininbindung bei seinen spontanausflockenden Choleravibrionen (von agglutininhal- tigen Nährsubstraten) nimmt wohl eine besondere Stellung ein. Für den Zusammenhang der Spontanagglutination mit der ge- ringen Stabilität der Suspension beweist außer dem bereits angeführten grundlegenden Unterschiede im Verhalten zu Salzen (Salzfällung) auch das Verhalten gegenüber Agglutinin; die Spontanagglutination wird, wie PoRGES & PRANTSCHOFF zeigten, durch einen Ueber- schuß von Agglutinin oder noch besser von erhitztem, überschüssigem Agglutinin aufgehoben. Dieses Verhalten steht ganz in Parallele zur ausflockungshemmenden Eigenschaft des Serums auf eine Mastix- suspension; nach NEISSER & FRIEDEMANN sowie BECHHoLD wird letztere De Te a Die Agglutination. 509 durch eine überschüssige nicht mehr fällende Menge von Serum gegen- über der Ausflockung durch Salze geschützt, weshalb hier von „Schutz- kolloid‘“ gesprochen wird. Ferner stehen damit in Uebereinstimmung die Versuche von PoRGES & PRANTSCHOFF, nach denen spontan aus- flockende Kulturen von Typhus-, Dysenterie-, Colibacillen (alter La- boratoriumsstamm) und Choleravibrionen nach kurzem Erhitzen auf 80° C die Spontanagglutination verlieren; nach längerem Erhitzen auf 100° C (eine Stunde) tritt dieselbe wieder auf. Während somit die durch Erhitzen auf 80° C zustandekommende Aenderung des Bak- terienproteins zur Inagglutinabilität führt, erhöht sie hier die Stabili- tät der Suspension soweit, daß die spontane Ausflockung ausbleibt und dieselbe wie eine. normale durch Immunserum agglutinierbar ist. PoRGES & PRANTSCHoFF empfehlen daher für den Fall einer spontan agglutinierenden Vibrionenkultur, welche dadurch der gewöhnlichen Agglutinationsdiagnostik unzugänglich ist (z. B. Fall FRIEDBERGER & Lürssen), das Erhitzen auf 80° C, um die Stabilität der Suspension herzustellen, worauf die Agglutinationsprüfung durchgeführt werden kann. Soweit durch Kultur auf gewissen Nährböden Erleichterung, Steigerung der Agglutinabilität künstlich hervorgerufen oder beob- achtet worden ist, dürfte es sich zumeist um Verminderung oder um eine solche chemisch-physikalische Aenderung des Bakterienproteins handeln, so z. B. die leichtere Agglutinierbarkeit der in Trauben- zuckerbouillon kultivierten und degenerierten Pneumokokken bei Hreyrowsky oder Kırsteins Kultur von Typhusbacillen auf eiweiß- freiem Asparaginagar (vgl. GLÄSSNER), ebenso die leichte Agglutinier- barkeit von lang gezüchteten Laboratoriumsstämmen, ja vielleicht ge- wisser Bakterienstämme überhaupt, bei denen die hohe Empfindlich- keit gegen starke Verdünnungen selbst von Krankenseris (zZ. B. Maltafieber, Rotz der Pferde), ja gegen Normalserum auffallend ist; auch die bei manchen Arten gleichzeitig häufiger zu beobachtende Spontanagglutination (z. B. Microc. melitensis) dürfte damit zu- sammenhängen. Wie bereits erwähnt, nehmen spontan ausflockende Bakterien, welche durch Kultur auf agglutininhaltigem Nährsubstrat erhalten wurden und auch die Bindungsfähigkeit für Agglutinin eingebüßt haben (HAamBUurGERS Choleravibrionen), eine Sonderstellung ein, bis die Verhältnisse bei denselben nicht noch genauer studiert sind. Wir sehen somit (namentlich aus den Untersuchungen von PoRGES, PORGES & PRANTSCHoFF), daß durch die Veränderung des Bakterienproteins bei ein und demselben Bakterium, z.B. dem Typhus- bacillus, eine ganze Stufenleiter von nicht oder nur schwer aggluti- nablen Suspensionen bis über die Norm leicht und endlich spontan ausflockbaren künstlich hergestellt werden kann. Es liest nahe, für die oben wiedergegebene Reihe der Agglutinabilität nach NicoLLe ähnliche. Verhältnisse im Bakterienprotein voraussetzen; für die In- agglutinabilität der Kapselbacillen ist der direkte Beweis erbracht, a für die Agglutinabilitätsunterschiede innerhalb des Typhus- acillus. IV. Agglutination und Immunität. (Beziehungen der Agglutination zu anderen Immunreaktionen.) ‚Bei der 1. Bearbeitung in diesem Handbuche wurde die Frage der Beziehung der Agglutinine zur Immunität ausführlich be- 510 R. PALTAUF, sprochen; die historische Entwickelung der Agglutinine hatte eine solche nahegelegt; hatten doch GRUBER & DurHam dieselben direkt als bakterienschädigende Schutzstoffe aufgefaßt und durch ihre Thermostabilität mit dem thermostabilen bakteriolytischen Immun- körper unbewußt identifiziert; durch die Schädigung der Bakterien- hüllen sollte das Protoplasma der Bakterien den Alexinen zugänglich gemacht werden; aktive und passive Immunität sollten in gleicher Weise auf dem Vorhandensein der Agglutinine in den Körpersäften beruhen. PFEIFFER & Korte haben bereits im August desselben Jahres Widerspruch erhoben, indem sie das Phänomen der Agglu- tination als Ausdruck einer durch das Serum ausgeübten Lähmung (Paralysine) und gleichzeitigen Entwickelungshemmung erklärten, welches mit der Bakterizidie und der Immunität nichts zu tun habe. Dieselben Autoren hatten auch darauf verwiesen, daß Bakterienauf- lösung und Kügelchenbildung ohne jegliche Haufenbildung zustande kommen (z. B. Taubenserum auf Choleravibrionen), und daß die Agglutinine erschöpft resp. verschwunden sein können, während die spezifischen bakteriolytischen Immunkörper noch vorhanden sind (von DiEuDonn&£l,2 bestätigt). PFEIFFER & KoLLE erwiesen die Diskordanz der beiden Vorgänge, Fehlen der Agglutination bei Vor- handensein der Schutzkraft an Typhusrekonvaleszenten, KorLtE bei Menschen, welchen Choleravibrionen subkutan injiziert worden waren, und zahlreiche Autoren, wie Acuarn!, Levy, FÖRSTER, Evans (gegen Typhus schutzgeimpfte Soldaten aus der südafrikanischen Armee), JÜRGEns! (Verhalten der Typhusimmunkörper während der Erkran- kung), STERN & KoRTE, CASTELLANI (Dysenterie), WASSERMANN (Hog- cholera), Aronson (Streptokokken), NeureLp! (Pneumokokken), Fischer ® (Enteritisserum), MERTENSs (ältere Sera PFEIFFERs) sowie die Untersuchungen von FRIEDBERGER, Toranayı (bei Cholerabacillen- vrägern), SvEnson (überstandene Cholera), AaAser (Schutzimpfung gegen Cholera), MÜLLER & OPPENHEIM, Bruck (Gonokokkenserum), Vannop (Spezifizität der Ambozeptoren des Gonokokkenserums gegen- über den Agglutininen, welche auch Meningokokken beeinflussen) u.a. erbrachten zahlreiche Beweise für den Mangel irgendeiner Kongruenz zwischen der Menge der Agglutinine und der Menge von bakteriziden Substanzen resp. Schutzkörpern. Löwit & Schwarz konstatierten ein analoges Verhalten im Normalserum, indem im Phosphatplasma, dem bakterizide Eigen- schaften fehlen, die Agglutinine erhalten sind. Auch die älteren Anschauungen über eine gewisse Schädigung der Bakterien, als welche das eigentümliche flockige oder Sedimentwachs- tum ın der Kultur bei Zusatz agglutinierenden Serums angesehen wurde, waren durch den Nachweis der erhaltenen Virulenz von Bor- DET, SALIMBENI, F. MesnIt (Schweinerotlauf), GHEORGHIEvsKI (Pyo- cyaneus), ISSAEEF, METSCHNIKOFF, Pan (Pneumokokken) als unrichtig erwiesen, die Versuche Trumrrs, der die Hypothese GrUBERS zu stützen versuchte, als nicht beweisend erkannt; abgesehen davon, daß bei den letzteren die Anwesenheit des bakteriolytischen Immun- körpers nicht auszuschließen ist, hat Gencoul auch nachgewiesen, daß die Agglutination für sich, durch die Verklumpung, eine Keim- verminderung zur Folge hat. Auch der Versuch Besrepkas, daß von normalem Serum aggluti- nierte Typhusbacillen vom Meerschweinchen in Mengen vertragen Dio Agglutination. al werden, welche nicht agglutiniert, sicher töten, ist nicht absolut be- weisend; denn es wird nur die Phagocytose in größerem Umfange möglich, bei ihrer Behinderung töten auch die agglutinierten Typhus- bacillen; nach Vernay ist das überhaupt der Fall. METSCHNIKOFF! faßte sein Urteil dahin zusammen, daß man die Bedeutung der Agglutinine für die Immunität, wenn überhaupt nur als eine „unter- geordnete oder akzidentelle“ bezeichnen könne. WıpaL & Sıcarp? schlossen jede Beziehung der Agglutination zur Bakteriolyse aus dem Grunde schon aus, weil letztere ein vitaler Vorgang ist, während erstere auch bei abgetöteten Bakterien auftritt. Dazu kommen die Differenzen in der Produktion der Aggluti- nine und der bakteriziden Substanzen infolge vorausgegangener Ver- änderung der Bakterien oder bei Verschiedenheit der antigenen Körper des Bakteriums, nach der Art der Einverleibung und des Verhaltens bei verschiedenen Tieren entsprechend der Ver- schiedenheit ihrer Rezeptoren. F. Kasten erhielt bei Immunisierung mit bei 65° abgetöteten 'Typhus- bacillen oder Choleravibrionen ein stark agglutinierendes Serum mit einem ge- ringen Gehalt an bakteriziden Immunkörpern, bei der Immunisierung mit lebenden Bakterien relativ geringe Agglutination, aber starke Bakterizidie. Auch wir beobachteten bei den mit bei 65° U abgetöteten Typhusbacillen immunisierten Pferden hohe Agglutination (1:40000—1:50000) bei geringem Gehalt an bak- teriolytischen Immunkörpern. FRAENKEL & ÖOTTo erzielten durch Füttern von Typhuskulturen bei Hunden ein agglutinierendes Serum, dessen immunisierende Eigenschaft außer- ordentlich gering war; im Gegensatze dazu enthält bei intraperitonealer In- jektion von Typhusbacillen das Serum auch beim Hunde konstant einen Schutz- wert. SCHWARZ und FRIEDBERGER konnten die Resultate FRAENKEL & OTTOos allerdings nicht bestätigen; auch SıcıLIAno (Paratyphus) erhielt keine nennens- werten Agglutinine, fast nur Schutzwert. GENGOU? immunisierte 2 Hunde, den einen mit virulentem Milzbrand, den anderen mit dem abgeschwächten des I. Vaccin PASTEURs. Das Serum des ersteren agglutinierte virulente Milzbrandbacillen nicht, sondern nur die abge- schwächten (1:50), der zweite Hund lieferte ein agglutinierendes Serum, sogar in beträchtlicher Höhe (1:800). Die Immunität der beiden Hunde verhielt sich erade umgekehrt, indem die des ersten Hundes eine viel höhere war als die es zweiten. Bezüglich des Verhaltens beider Körper bei verschiedenen Tieren wären noch die älteren Untersuchungen von GHEORGHIEVSKJ anzuführen; er untersuchte ein Immunserum gegen Bacillus pyocyaneus von Ziegen, Kaninchen und Meer- schweinchen. as Ziegenserum agglutinierte 1:10000, das vom Kaninchen 1:2000—1:4000, das des Meerschweinchens 1:200—1:600. Trotz des hohen Agglutinationswertes des Ziegenserums fand sich ein beträchtlich geringerer Schutzwert gegenüber dem Kaninchenserum, dessen Wert gleich war mit dem an Agglutininen noch schwächeren Meerschweinchenserum. Am schärfsten tritt die tatsächliche Verschiedenheit hervor in jenen Fällen, in denen dem Immunserum überhaupt nur die eine der beiden Eigenschaften zukommt, natürlich bei Infektionen. bei denen sonst Agglutinine und bakterizide Substanzen vorkommen. WıpaL & NOBECOURT immunisierten Mäuse mit dem Urin von Typhus- kranken; von 33 so behandelten Mäusen blieben 17 gegen eine sicher tödliche Dosis von Typhusbacillen am Leben, keines der Tiere zeigte jedoch eine Agglu- tinationsfähigkeit seines Blutserums. Sehr klar tritt ferner der Unterschied hervor, wenn auf die Verschiedenheit der jeweiligen Antigene, die agglutinogenen Sub- stanzen, Derivate der Bakterienkörpersubstanz einerseits und auf die toxischen Körper der letzteren anderseits Rücksicht genommen wird. So konnten BRIEGER & SCHÜTZE und BRIEGER & Mayer bei der Immu- 512 R. PALTAUF, nisierung von Kaninchen mit einer aus Typhusbacillen gewonnenen Substanz ein stark agglutinierendes Serum erzielen, dessen bakterizide Kraft gar nicht gegen die eines Normalserums erhöht war. WASSERMANN fällte aus Pyocyaneusfiltraten durch ein Immun- serum die mit den agglutinablen und agglutinogenen Substanzen sehr nahe verwandten präzipitablen Stoffe aus. Das Präzipitat wurde ab- zentrifugiert, die klare Flüssigkeit wird einem Kaninchen intravenös injiziert. Einem anderen Kaninchen wird das originäre Pyocyaneus- filtrat (enthält unter anderen auch die präzipitablen und agglu- tinogenen Stoffe) intravenös injiziert. Das Serum beider Tiere agglu- tinierte vor der Injektion 1:20 Pyocyaneusbacillen nicht. Nach 8 Tagen wird das Serum beider Tiere auf den Agglutinationstiter und den bakteriziden Schutzwert geprüft. Das Serum des ersten Tieres zeigte in der Verdünnung von 1:20 unvollständige Agglutination und gewährte Schutz in der Menge von 0,1 ccm gegen eine halbe Oese Kultur, es ist also eine kaum merkbare Agglutinationskraft vor- handen. Das Serum des zweiten Tieres schützte ebenfalls in der Menge von 0,1 ccm gegen eine halbe Oese Kultur, agglutinierte aber in der Verdünnung 1:100 Pyocyaneusbacillen vollständig. Endlich konnte M. Mayer aus den Schüttelextrakten nach BRIEGER & Mayer mittels Filtrieren durch 3 Agarfilter den größten Teil der agglutinogenen Stoffe zurückhalten, während die lysogenen Stoffe ungeschwächt passierten, und NeureLp fand, daß die von ge- lösten Produkten befreiten Granula der Choleravibrionen wohl die Bildung von Lysinen auslösen (0,002), nicht aber von Agglutininen (1:100 negativ). Konnten in der ersten Bearbeitung bereits alle Beziehungen der Agglutinine zu wirklichen Immunitätserscheinungen abgelehnt werden, wie übrigens Gruger* selbst auf dem hygienischen Kongresse in Brüssel 1903 zugegeben hatte, daß diejenigen recht haben, „welche die Agglutinine als von den bei der Lyse beteiligten Antikörpern verschieden erklären,“ so haben dies die späteren Untersuchungen nur noch weiter bestätigt. Damit wäre aber noch nicht ausgeschlossen, daß nicht doch .das Auftreten und die Menge der Agglutinine resp. ihr Fallen oder Fehlen während einer Erkrankung wenn nicht direkt, so indirekt ein Zeichen der Abwehrfähigkeit des Organismus wäre. Wäh- rend Wınau? von allem Anfange an die Agglutination für ein Zeichen der Infektion (signe d’infection) hielt, wollte P. Courmont! auf das Verhalten der Agglutinine eine Art Seroprognostik gründen; auch (GOLDBERG, Trovssaınt halten ein Anwachsen der Agglutinationsfähig- keit des Blutserums beim Typhus, namentlich gegen den eigenen Stamm) für ein Merkmal des erfolgreichen Selbstschutzes; auch Deursch!, der die Beziehung der Agglutinine zu Schutzkörpern ab- lehnt, meint, daß dieselben doch als Basis der immunisatorischen Kraft bezeichnet werden könnten. Nun ist es geradezu auffallend, daß man bei gesunden Tieren, man kann sagen konstant die Produktion von Agglutininen erzielen kann, wenn auch in verschiedener Höhe, diese Produktion aber bei Schädigung, Erkrankung der Tiere durch das Antigen, mangelhaft ist; ebenso scheinen nach neueren Unter- suchungen bei gesunden Bacillenträgern (Typhus, Paratyphus) Agglutinine sich häufig zu finden. Hecker & OrTTo fanden bei einer kleinen Typhusepidemie im X. Korps neben 22 Typhuserkrankungen Die Agglutination. 513 bei 59 völlig Gesunden positive GRUBER-WıIDALsche Reaktion, DENNE- MARK bei 59 von 297 derselben Typhusinfektion ausgesetzten Ge- sunden Agglutination 1:50—1:200, ebenso von 155 Stubenkameraden bei 39. Dasselbe ist vielfach bei chronischen Bacillenträgern be- obachtet worden, so dab die Agglutinationsprobe als orientierende Methode für die Eruierung von Typhusbacillenträgern empfohlen wird (EcCARD, DENNEMARK). Es gibt auch entgegengesetzte Angaben, z. B. von .JJÜRGENS für Typhusbacillen-, von FRIEDBERGER für Cholerabacillenträger. Mög- licherweise liegt die Lösung darin, daß bei den Bacillenträgern zwei Arten sich finden, das eine Mal reiner Saprophytismus pathogener Bakterien im Darminhalt oder auch auf Schleimhäuten — keine Re- sorption bakterieller Körpersubstanzen, daher keine Agglutinine, das andere Mal sehr leichte, nicht anders zum Ausdruck kommende In- fektion, bei der mit Gewebs- oder Bluteinwanderung der Bakterien, ihrem Zerfall in den Geweben oder im Blute die Aggutininbildung angeregt wird. Aehnliche Beobachtungen gibt es auch bei Tieren; PrETRIE & O’Brıen finden bei Meerschweinchen, die mit Bacillen der Fleisch- vergiftergruppe Aertryck, suipestifer gefüttert wurden und Bacillen ausschieden, deutliche Agglutinine im Serum ; beim seuchenhaften Ver- werfen der Rinder (Horrn, Zwick) kann spezifisches Agglutinations- kraft der Erkrankung vorausgehen (lange Inkubation). Im Gegensatz steht das Verhalten bei den menschlichen Erkrankungen (typisch bei Typhus und -Paratyphus), bei denen Agglutinine zwar das eine Mal früh auftreten, in steigender Höhe sich halten, aber gar nicht selten lange Zeit überhaupt fehlen, oder erst in der Rekonvaleszenz erscheinen; ja Fälle mit positivem Bacillenbefund im Blute bei nega- tiver GRUBER-W Ivarscher Reaktion sind nicht selten; nach GAEHTGENS war in 60,7 Proz. der Fälle mit negativer Wıparscher Reaktion der Bacillennachweis im Blute positiv. Dazu bieten die experimentellen Tatsachen, daß bei gesunden Tieren durch Blutschädigung, z. B. durch Blutgifte wie Hydroxylamin (MELNIKOWA & WERSILOowA) trotz eintretender Regeneration ein ir- reparables Sinken des Agglutiningehaltes eintritt, oder nach vorausge- gangener Blutschädigung die Bildung von Agglutininen außerordent- lich erschwert und verlangsamt ist, eine mögliche bemerkenswerte Analogie. Demnach läßt es sich nicht so ganz ausschließen, daß nicht doch gewisse, nicht direkte, sondern indirekte Beziehungen zwischen der Agglutininproduktion und dem Abwehrzustande des Organismus bestehen, etwa so, dab dasselbe eine kommittierende Erscheinung wäre, deren Analyse uns aber bei der Komplexität der mitspielenden Fak- toren von der individuell gegebenen Verschiedenheit angefangen, außerordentlich schwer ist. StErAnertı fand bei künstlicher Malta- fieber-Infektion der Kaninchen, bei schwerer Infektion wenig (1:300) oder keine Agglutinine, bei leichter Infektion hohe (1:5000) Agglu- tination. So kommt es, daß sich immer wieder Stimmen in diesem Sinne erheben. M. Mayer z. B. meint, daß ein absoluter Beweis dafür, daß die agglutinierenden Immunkörper mit der wirklichen Schutzkraft nichts zu tun haben, nicht geliefert sei. Auch die Anschauung von spezifischen Paralysinen neben Agglutininen, deren Existenz SoBERN- HEIM nicht für ausgeschlossen hält, würde damit zusammenhängen. Handbuch der pathogenen Mikroorganismen. 2. Aufl. Il. 33 514 R. PALTAUF, Mayer bezieht sich auf BAsseET-SmITH, der, wie bereits andere Autoren, beim Maltafieber hohe Agglutinationskraft als ein günstiges Pro- snostikum, ein Sinken zu niederem Titer als ein ungünstiges erhob. Es wäre möglich, daß wir es beim Maltafieber mit einer Krankheit zu tun hätten, bei welcher ein derartiges Verhältnis störende Fak- toren weniger häufiger vorkommen. Wie verschieden diese Faktoren sein können, zeigt auch die Tatsache, daß bei gewissen Krankheiten, wie beim Rotz, bei der Tuberkulose, ein diagnostisch unzureichender Agglutiningehalt durch Einverleiben des Antigens (Mallein, Tuber- kulin ) gesteigert werden kann. KocH und seine Mitarbeiter betrachten bei der Tuberkulinbehandlung das Auftreten und den Anstieg der Agglutinine als einen Index für die Erwerbung einer Immunität, indem die Annahme gemacht wird, daß, wie die agglutinogenen Stoffe des Präparates eine Reaktion auslösen, dies auch für die immunisieren- den der Fall wäre. Wie das häufige Vorkommen der bakteriolytischen Substanz mit den Agglutininen im selben Serum zum Irrtum ihrer Zusammengehörig- keit geführt hat, so verhält es sich vielleicht auch bezüglich der kom- plementbindenden Substanzen. BALLNER & REIBMAYER stellten einen so weitgehenden Parallelismus zwischen agglutinierendem und komple- mentbindendem Vermögen der Immunsera fest, daß sie von einem Zusammenhang beider Substanzen sprechen, der sich auch im zeit- lichen Auftreten beider Antikörper äußere wie in der Abnahme resp. dem Verschwinden der komplementbindenden Stoffe nach der Ab- sorption der Agglutinine. Dagegen ergaben die klinischen Unter- suchungen bei Typhuskranken keine solche Uebereinstimmung; abge- sehen davon, dab Leucns, Zupnik & SpÄt, Posner die Agglutination der Komplementbindung für klinische Zwecke überlegen finden, er- gab sich, wie auch bei HırscHFELD, der dieselbe streng spezifisch fand (im Gegensatz zu Leuchs, Posner), große Unabhängigkeit. im zeitlichen Auftreten der Reaktion. In einer größeren Untersuchungs- reihe erwies auch Artmann die Unabhängigkeit der komplement- bindenden Stoffe, einerseits durch die sehr verschiedenen Titerver- hältnisse der beiden Stoffe in manchen Seris gegenüber verschiedenen Stämmen (Paratyphus-, Typhus- und Coligruppe), ja Fehlen des einen bei Anwesenheit des andern und anderseits durch das verschiedene zeitliche Auftreten resp. Verschwinden derselben, analog wie Muır & Marrın. Nach Amıkapzıeı sind Agglutinine und Borperscher Antikörper verschieden und können unabhängig voneinander im Serum vorhanden sein (B. coli). Bei Paratyphus bleiben die Agglutinine nach Reinjektion ganz unbeeinflußt, während die komplementbinden- den Stoffe verschwinden. Die Möglichkeit eines Zusammenhanges beider Reaktionen ist mit der Ablehnung einer Beziehung der Agglutinine zu Ambozeptoren nicht erledigt. Bei dem Umstande, daß die Natur der komplement- bindenden Substanzen nicht bekannt ist, die Erscheinung bekannt- lich häufig neben Fällungsreaktionen (Präzipitation) auftritt, zwischen Präzipitinen und Agglutininen aber Beziehungen bestehen, so wäre ein Parallelismus oder ein kommittierender Vorgang nicht ganz abzu- lehnen. Berücksichtigt man hierbei, daß eine Umlagerung, Verklump- ung etc. kleinster Kolloidteilchen auch ohne sichtbare Präzipitatbil- dung stattfinden kann, daß es auch eine sogenannte „Bindung“ bei der Präzipitation wie der Agglutination gibt, ohne daß eine sicht- Die Agelutination. 515 bare Fällung auftritt, so verlieren manche Argumente, die sich auf das ungleiche zeitliche Auftreten beider Reaktionen stützen (Komple- mentbindung vor Auftreten der Agglutination oder nach dem Ver- schwinden dieser ), an zwingender Beweiskraft. SacHs und ALTMANN finden allerdings, daß die ganze Frage sich durchaus mit derjenigen nach dem Zusammenhang zwischen bakteriziden Ambozeptoren und Agglutininen deckt; sie weisen daher auch alle Beziehungen zwischen Präzipitationsvorgängen und Komplementbindung zurück, selbst in dem Sinne, daß diese nur ein indirekter Ausdruck stattgehabter Präzipitation wäre. Ob Agglutination auch im Organismus stattfindet, erscheint recht zweifelhaft; die Agglutination der Spirochäten der Recurrens in der Milz (SAWTSCHENKO) sagt hierfür zu wenig; SALIıMBENT konnte in eigens darauf gerichteten Versuchen keine finden. V. Normal- und Immunagglutinine, Vorkommen, Verbreitung, Entstehung, Ausscheidung und Vererbung. Alle neueren Untersuchungen stimmen darin überein, daß wir die Agglutinine als eine dritte Art von Antikörpern zu betrachten haben, die aber nicht wie die Antitoxine und die Ambozeptoren mit den toxischen Bakterienprodukten und toxischen Bakterienbestand- teilen Beziehungen haben, sondern mit den Bakterienkörpersubstanzen, den Proteinen, in ihrer Eigenschaft als körperfremdem Eiweiß. Bei jeder Blut- oder Gewebsinfektion werden mit dem Zugrundegehen der Bakterien, beim Freiwerden giftiger Bestandteile auch bakterielle Eiweißkörper zur Resorption gelangen; dasselbe wird auch bei der Resorption pathogener oder nicht-pathogener, ins Gewebe gelangter Bakterien der Fall sein; daher führt die Injektion und Resorption auch abgetöteter Bakterien (bereits von Wıpat, Durmam erkannt), sowie die Resorption gelöster Substanzen aus Bakterienkulturen zur Bil- dung von Agglutininen, vorausgesetzt, dab dieselben Bakterienkörper- substanzen enthalten; bekanntlich enthält das Diphtherieserum keine Agglutinine, da die Kulturfiltrate keine oder nur gelegentlich agglu- tinogene Substanzen enthalten. Marrın, Pr£vor & Loıseau fanden nur bei Immunisierung mit jüngeren Giftlösungen eine mäßige Agglu- tination, die bald schwindet. Marvoz machte aus der Beobachtung, daß alte filtrierte Milzbrand- bouillonkulturen imstande sind, Milzbrandbacillen zu agglutinieren, EMMERICH & Löw, weil die Pyocyanase Agglutination hervorrufe, die Annahme, daß die Agglutinine bakteriolytische, von den Bakterien gebildete Enzyme wären. KLımorF P. MÜLLER haben dargetan, daß die auf der Wirkung eines proteolytischen Fermentes beruhende Veränderung der Typhusbacillen nichts mit echter Agglu- tination zu tun hat. Auch GrUBER, der die Annahme machte, daß die Agglu- tinine nur von den Bakterien abstammen könnten, hatte dabei eine Intervention des tierischen Organismus im Auge; dermalen besteht kein Zweifel, daß die- selben vom tierischen oder menschlichen Organismus gebildet werden. Man nimmt auch für die Agglutinine einen ähnlichen Ursprung in der Vorstellung von EHrriıcHs Seitenkettentheorie an wie für alle anderen Immunprodukte. Danach wären dieselben als abgestoßene Zellrezeptoren zu betrachten, welche auch sonst im Stoffwechsel eine uns allerdings noch unbekannte Funktion ausüben. Wir werden bei der Besprechung der Normalagglutinine noch Anhaltspunkte dafür gewinnen, daß für dieselben ein mehr spezifischer, nämlich doch mit 33* 516 R. PALTAUF, Bakterien in Beziehung stehender Ursprung wahrscheinlich wird. Ohne an dieser Stelle näher auf die Natur der Agglutinine einzugehen, sei angeführt, daß dieselben wie die Präzipitine als Eiweißstoffe zu betrachten sind, die den Globulinen zugehören; sie besitzen eine starke Beziehung zu den Bakterienkörpern und werden von letzteren elektiv aus einer Flüssigkeit absorbiert. Man kann ganz allgemein sagen, dab alle Bakterien im Tier- körper zur Entwicklung von Agglutininen führen; sie brauchen nicht pathogen zu sein. DurnHam hat bereits Agglutinine gegen B. mega- therium gefunden, ebenso GRUBER; Ü. STERNBERG! hat solche gegen die Boasschen Milchsäurebacillen, Vıncent für den Bacillus mesen- tericus fuscus hergestellt. Allerdings existieren für B. megatherium und B. mesentericus gleichzeitig auch Angaben (Vıncent) über die Erzeugung pathogener Rassen, und STERNBERGS Meerschwein- chen zeigten leichte Infiltrate. Wesentliche Bedingung für das Ent- stehen von Agglutininen ist nur die Resorption bakterieller Sub- stanzen, ohne von den Verdauungssäften,. und zwar speziell vom Magensafte, verändert zu sein; ihre Entwicklung bedarf einer gewissen unbestimmt langen Inkubationszeit. Ob noch ein maßgebender Faktor im tierischen Organismus anzunehmen sei, ist nicht erwiesen, doch wäre zu erinnern, daß bei herabgekommenen Tieren, bei schweren Er- krankungen (akuten Infektionen), bei schweren Schädigungen der künstlichen Immunisierung es nicht oder nur zur mangelhaften Bil- dung von Agglutininen kommt. Wenn somit die Agglutinine als Reaktionsprodukte auf Bak- terienkörpersubstanzen zu betrachten sind, und Agglutinine im allge- meinen für alle Bakterien entstehen, so ergeben sich doch bei den einzelnen Bakterien große Unterschiede in der Höhe der Agglu- tinationskraft und ihrer Intensität, Unterschiede, die allem Anschein nach nicht allein in den Verschiedenheiten der Sera ihren Grund haben, sondern in einer verschiedenen Empfindlichkeit der einzelnen Mikroorganismen für die Agglutinine (resp. wie S. 502 besprochen wurde, besonders in der Eigenschaft der Bakteriensuspensionen). Normalagglutinine. Bereits GRUBER & DurHAMm und ihr erster Schüler GRÜNBAUM kannten die Agglutinationskraft des normalen Blutserums von Men- schen und Tieren auf verschiedene Bakterien. So agglutiniert das normale menschliche Serum häufig Bacterium coli, Pyocyaneus, Sta- phylokokken, Vibrio Danubicus, Mäusetyphus, Typhusbacillen, Microc. melitensis, andere Bakterien, wie Cholera, Streptokokken, Bacterium Friedländer gar nicht (Kraus & Löw), während PosseLT & SaGassER bei normalen Menschenseris außer für Typhus und Coli auch Agglu- tination für Choleravibrionen und Dysenteriebacillen fanden. Während Typhusbacillen selten mehr als durch eine Verdünnung 1:30 eines normalen menschlichen Serums agglutiniert werden, wird vielfach Bacterium coli noch in 50-facher Verdünnung agglutiniert und Sta- phylokokken in einigen Stunden noch in 100-facher Verdünnung; nach KorLe & Orro aber nur im konzentrierten Serum; der Bodensatz, der sich bei Verdünnungen entwickelt, ist nach letzteren Autoren keine echte Agglutination, da er sich beim Aufschütteln als Emulsion auf- löst. Auch Tiersera agglutinieren sehr häufig verschiedene Bakterien. Die Agelutination. 517 Es agglutiniert Pferdeserum nach Kraus & Löw: Typhus, Coli, Vibrio Danubicus, Metschnikoff, Mäusetyphus, Staphylokokken, Milzbrand, Pyocyaneus, nicht agglutiniert werden: Choleravibrionen (nach KoLLE jedoch auch bei 1:40, BORDET) und Pestbacillen, nach Hrrsch & LEntz werden choleraähnliche Vi- brionen noch bei 1:100—1:200 agglutiniert. Kaninchenserum agglutiniert bei der Mehrzahl der Beobachter Coli durchwegs, andere Mikroorganismen, wie Typhus, Pyocyaneus, Mäusetyphus, Vibrio Danubicus nur ausnahmsweise, nach KoLLE & OrTro auch Staphylokokken. NICOLLE & TRENEL haben im Serum normaler Kaninchen niemals Agglutination beobachtet, während GOLDBERG, Löwır & ScHwarz, PoSSELT & SAaGassER Agglutination auf Typhusbacillen, Vibrio Cholerae und Vibrio Metschnikoff im Normalserum von Kaninchen nie- mals vermißt haben. Auch im Normalserum der Katze, von Hunden, Gänsen, Enten, Hühnern (GENGoU) wurden Agglutinine gegen diese drei Mikrobenarten häufig gefunden (Löwır & ScHwaArz). Das Meerschweinchenserum zeigt kein so konstantes Verhalten gegen Coli und Typhus, wohl aber gegen Milzbrand, 1:40 (GEnGoU). RıssLinG fand die Normalsera von Pferd, Schaf, Rind, Schwein in Verdünnung von 1:10—1:100 agglutinierend für Bac. Proteus, Anthrax, Typhus (SCHELLER, Pferd 1: 100) und Bact. coli, für die Bac. des Schweine- rotlaufs, der Schweineseuche und Schweinepest, für Choleravibrionen und Sta- phylokokken. Große Differenzen bestehen demnach nicht nur bei verschiedenen Tieren, sondern auch bei Individuen derselben Art, indem das eine Tier ein Serum besitzt, das verschiedene Mikroorganismen agglutiniert, während das Serum anderer Individuen dieselben Mikroorganismen unbeeinflußt läßt. Kraus fand unter sechs untersuchten Ratten eine, deren Blutserum ty- pische Reaktion auf Streptokokken gab, sogar noch 1:20. Die Höhe dieser Normalagglutination ist sehr schwankend; GENGoU fand für Milzbrand bei Ratten, Kindern und Neugeborenen 1:20, Pferden 1:30, Ziegen und Meer- schweinchen 1:40, Ochsen 1:20, Hunden 1:100, Milzbrand des II. Vaccins wird in noch höherem Maße agglutiniert, vom menschlichen Serum 1:250—350 (LAMBOTTE & MARECHAL), auch 1:500. Für Choleravibrionen fand KoLLE Agglutination durch das Serum von Kaninchen 1:20, Esel 1:25, . Pferd 1:40, Ziege 1:50; für Dysenteriebacillen fand LEnTtz im Normalziegenserum 1:50. HAENDEL im Esel- und Pferdeserum große Mengen für Flexnerbac., geringere für die Suisaschen Bacillen; Smritu & Quick fanden bei Pferdeseris konstante Agglutination, für B.coli, auch für Typhusbacillen (1:40), selten in Schafseris; nor- males Pferdeserum agglutiniert in starken Verdünnungen Paratyphus B und Hog- cholera in hohen Verdünnungen (HuBEr). Sehr verbreitet sowohl beim Men- schen und bei Tieren scheint die Agglutinationsfähigkeit auf Bacterium coli zu sein (KÖHLER, SCHEFFLER), häufig nur 1:30, doch auch 1:50 (KrAUs), 1:100 (Jarra), 1:300 (GEIssE) und über 1:1000 (KLIENEBERGER). Hohe Werte As — 200 und darüber bis 1:700 (vgl. S. 556) wurden im normalen Pferdeserum gegenüber Rotzbacillen und einzelnen choleraähnlichen Vibrionen gefunden. Relativ hohe Werte für Coli wurden in den zahlreichen Untersuchungen bei Typhuskranken gefunden, die man ebenso wie die Agglutinine eventuell auch anderer Bakterien als „normale“ betrachtete. Wir werden hören, daß diese Auf- fassung nicht immer zutrifft, immerhin kann es der Fall sein. Bürcı hat systematisch 10 verschiedene Normalsera, und zwar vom Menschen, Meerschweinchen, Kaninchen, Hund, Gans, Huhn, Hammel, Ziege, Pferd und Rind gegenüber 19 verschiedenen Bak- terienarten untersucht und fand eine allgemeine Gesetzmäßigkeit, indem sich die genannten Sera nach der Stärke der Agglutination in einer Reihe anordnen lassen, die für alle untersuchten Bakterien dieselbe war, und zwar agglutinierten am stärksten das Serum von Rind, dann folgen Pferd, Ziege, Hammel, Huhn, Gans, Hund, Ka- ninchen, Mensch, Meerschweinchen. MAMLoK LEoNTINE bestätigt dies, indem das Serum eines Tieres die verschiedensten Bakterien ent- weder alle stark, mittelstark oder schwach agglutiniert; die von ihr aufgestellte Reihe lautet: stark: Rind, Pferd, Schwein, Hammel; 518 R. PALTAUDF, mittel: Huhn, Gans, Taube; schwach: Hund, Kaninchen, Mensch, Ratte, Meerschweinchen. Eine Ausnahme würde der Milzbrand- bacillus bilden, der vom menschlichen Serum sehr hoch agglutiniert wird (GENGOU). MÜLLER, von dem auch eine große Untersuchungs- reihe vorliegt, hat bei ein und derselben Tierspecies große individuelle Schwankungen gefunden. Nach Manor wären die individuellen Unterschiede im allge- meinen nicht so bedeutend, womit allerdings manche Zahlen ihrer Tabellen nicht übereinstimmen, wenn auch zugegeben werden muß, daß auch individuell stark resp. schwach agglutinierende Sera dann die verschiedenen Bakterien entsprechend stark oder schwach agglu- tinieren. Ein äbsolutes Gesetz ist es aber nicht, denn wie wir weiter sehen, spricht vieles dafür, daß die normalen Agglutinine, sowohl ihr Vorkommen als ihre Menge von den Lebensvorgängen, dem Mikro- bismus aller äußeren und inneren Oberflächen, besonders aber In- fektionen beeinflußt werden. Für manche Mikroben scheint normale Agglutination des mensch- lichen Serums zu fehlen. Das wird ziemlich übereinstimmend an- gegeben für Pest-, Diphtheriebacillen, Tetanusbacillen (Pferd) und andere. -Eine Erklärung für die mannigfaltigen Unterschiede läßt sich begreiflicherweise nicht geben; doch erscheint die Tatsache sehr be- achtenswert, daß das normale Serum von Föten (G. MÜLLER) und von Neugeborenen viel seltener und in viel geringerem Grade Agglu- tinine besitzt. GrüngBauMm konnte diesen Unterschied zwischen mütter- lichem und kindlichem Serum bereits nachweisen. PraunnLer fand bei Kindern und Säuglingen keine Agglutination des Serums auf Colibacillen bei 1:10, auch nicht mit konzentriertem Serum, bei älteren Kindern selten bis 1:30. Bei neugeborenen Meer- schweinchen finden Kraus & Löw niemals Agglutination auf Bac- terium coli, während das Serum alter Tiere noch bei etwa 1:20 wirksam ist. Es ist also diese Coli agglutinierende Eigenschaft. des normalen Serums als erworben zu betrachten; naheliegend erscheint es, eine hypothetische Erklärung für diese Tatsache darin zu finden, daß teils physiologisch vom Darme aus, eventuell auch anderwärts, teils infolge bakterieller Infektionen eine Resorption von bakteriellen Substanzen im Laufe des späteren Lebens erfolgt, und ist dies nament- lich für Bacterium coli und seine Varietäten leicht möglich. Es sei hierbei an die Befunde PraunDLers erinnert, der bei allen Säuglingen und auch in fast allen Fällen bei älteren Kindern, welche eine Darm- affektion hatten, Agglutination auf Coli des eigenen Darmes be- obachtete. KLIENEBERGER fand zwar bereits im Serum Neugeborener Agglu- tinine für verschiedene Colistämme, für einen anderen Stamm aller- dings keine, betont aber auch das gegen Coli quantitativ und quali- tatıv verschiedene Verhalten der Sera Erwachsener (bis zu 1:2560) und bezieht die Zunahme auf Autoimmunisierung. Es hat daher eine gewisse Berechtigung, daß, da bei Kindern unter sieben ‚Jahren im allgemeinen eine schwächere Agglutinations- kraft des Blutes auf pathogene Bakterien besteht, eine vorgefundene Agglutination, z. B. bei Typhuserkrankungen, mehr Bedeutung be- sitzt als bei älteren Individuen und Erwachsenen. Damit würde es auch naheliegend erscheinen, die bei diesen sich viel häufiger und in höheren Werten findenden Normalagglutinine als erworben zu | | Die Agglutination. 519 betrachten, wie dies für gewisse spezifische Agglutinine bekannt ist. Fälle mit Typhusagglutination—=50 und mehr, welche von einem vor Jahren überstandenen Typhus dauernd geblieben ist (KAsseL & Mann, STEINBERG USW.). Allerdings haben die neueren Untersuchungen er- geben, daß es sich hier häufig um chronische Bacillenträger handelt, was bei den hohen Werten wie 1:8000 (L£eLıwA & SCHUSTER, Familie, vor 9 Jahren Typhus überstanden) wohl immer der Fall sein dürfte. Aehnliche Verhältnisse wurden auch bei anderen Infektionen, z. B. Fleischvergiftungen, Maltafieber (auch bei Tieren) beobachtet; vgl. unten S. 526. Ferner sei erinnert, daß bei manchen Tieren, z. B. Kaninchen, in den Lymphapparaten des Darmes sich konstant Bakterien (Rıs- BERT) finden, ja auch in den meseraischen Drüsen Bakterien gefunden worden sind, und dab von manchen neueren Autoren (RoGosInsKI, WRZOoSER) die von NEISSER und OPrrrz bestrittenen -»Befunde NocARDS vom Bakteriengehalte der Lymphe während der Verdauung wieder bestätigt werden. In dieser Beziehung ist auch die Tatsache inter- essant, dab die im Pferdedarm gefundenen, Paratyphus B. ähn- lichen Bakterien vom normalen Pferdeserum nach HupEr in viel höheren Verdünnungen (1:300, 1:600) agglutiniert werden als echte Paratyphusbacillen und Suipestiferstämme. Bezüglich der großen Differenzen in der Intensität der Reaktion wäre auber den überstandenen Infektionen und dem latenten Mikro- bismus als Quelle der Agglutinine noch daran zu erinnern, daß es zweifellos leichtagglutinabie Bakterien und Bakterienstämme gibt, wie der I. Vaccinmilzbrand, ferner in den Laboratorien langgezüchtete Typhus-, Choleramikroben usw. Auch Sporen können von -Normal- serum agglutiniert werden (HarLsan, Kraus & Löw). Die normale Agglutination wird, da sie für verschiedene Bak- terien besteht, auch als nicht spezifisch bezeichnet. Das ist jedoch in dieser präzisen Form nicht ganz richtig. Es wird allerdings kein Zweifel darüber bestehen, daß ein Choleraagglutinin unter den der- maligen Verhältnissen in Europa nicht spezifisch entstanden sein kann, sondern daß es sich um ein Mitagglutinin handeln wird (vgl. später Abschnitt VI); solange aber das betreffende Hauptagglutinin nicht bekannt ist, verhalten sich solche Mitagglutinine wie Spezial- agglutinine; sie sind spezifisch absorbierbar. Bereits BorDET fand, dab bei Eintragung von Choleravibrionen in ein diese und Typhus- bacillen agglutinierendes Normalpferdeserum die nach Zentrifugierung abgehobene Flüssigkeit Choleravibrionen nicht mehr agglutinierte, wohl aber noch die Typhusbacillen. In analoger Weise haben auch Eısen- BERG & VoLk die Absorption des normalen Typhusagglutinins durch Typhusbacillen ebenso wie A. Roper erwiesen. Die spezifische Ab- sorption gilt als Beweis für eine gewisse Unabhängigkeit des vor- handenen Normalagglutinins, das sich damit ähnlich verhält wie die Immunagglutinine. Bürcı fand, dab normale Sera in demselben Verhältnisse und in derselben Reihe, wie sie verschieden stark agglutinieren, auch in ver- schiedener Intensität eine Mastixsuspension auszuflocken imstande sind; er und Mamrok nehmen daher eine einheitliche Substanz an, welche die Agglutination der verschiedenen Bakterienarten bewirkt und deren physikalische Beschaffenheit und Menge den Agglutinationstiter des Serums bestimmt. Der Widerspruch gegenüber der Tatsache der 520 R. PALTAUF, elektiven Absorption (BorpEr etc.) wird mit der Annahme der beiden im Agglutinationsvorgang sich abspielenden Phasen (der Bindung des Agglutinins und der davon zunächst unabhängigen Fällung) in der Weise erklärt, daß, wenn auch im Serum für verschiedene Bak- terien besondere Substanzen vorhanden sind, deren Bindung erst den Eintritt der Agglutination ermöglicht, die II. Phase, die Fällung und damit auch die Unterschiede im Agglutinationstiter auf gewissen physikalischen Faktoren des Serums beruhen. Mit der größeren Bedeutung des kolloidalen Zustandes des Serums für die Normalagglutination könnten auch die Beobachtungen über die größere Empfindlichkeit des Normalagglutinins für höhere Temperatur gegenüber dem Immunagglutinin zusammenhängen, welche Roprr der des Alexins vergleicht. Während Immunagglutinine 60—62° © ohne Schädigung ertragen, wird z. B. das Typhusagglutinin des normalen Kaninchenserums bereits bei 50—58° Ü zerstört (RoDET); ferner die Anschauung von NEGREE & Raynaup, daß das Normalserum für verschiedene Bakterien (Microc. melitensis, Staphylococcus, Tetra- genes, Pneumococcus) zweierlei Agglutinine enthalte, ein spezi- fisches, das die Erhitzung auf 56° C verträgt und ein nicht spezifisches, das dabei verschwindet; bei fieberhaften Zuständen ist letzteres vermehrt, daher bei serodiagnostischen Untersuchungen auf einen Coccus das Serum vorher auf 56° C zu erwärmen wäre; so wird die Normalagglutination menschlichen Serums von 1:30 bis 1:50 durch 1/,-stündiges Erhitzen auf 56° C aufgehoben (ausgedehntere Kontrolluntersuchungen, sowie Feststellung, ob die Normalsera hierbei auch die Bindungsfähigkeit im halben Umfange verlieren, fehlen). Für die Bedeutung einer gewissen physikalischen Beschaffenheit des Serums sprechen die Beobachtungen, welche man mit der Agglu- tination durch normales Rinderserum gemacht hat. Baır fand, daß die durch Erhitzen auf 56° verloren gegangene Agglutinations- kraft des Rinderserums (Zerstörung des Komplements) durch Zu- satz von Komplement wieder hervorgerufen werden kann; auf diesen Versuch und ähnliche wie Brauns über die Agglutination von Cholera- vibrionen durch normales Rinderserum, begründet BaıL seine Theorie von einer komplexen Zusammensetzung des Agglutinins, aus einer thermostabilen und einer thermolabilen Komponente, die synergetisch wirken. Ohne auf diese Frage an dieser Stelle näher einzugehen, sei zu- nächst hervorgehoben, daß übereinstimmend das normale Rinderserum eine besonders hohe Asgglutinationskraft besitzt. Es läßt sich bei unseren dermaligen Kenntnissen durchaus nicht ausschließen, dab die- selbe in einer besonderen physikalischen Beschaffenheit derselben im Sinne Bürcıs begründet ist; durch Erhitzen auf 56—62° C wird diese allmählich verändert, so daß sichtbare Agglutination nicht mehr zustande kommt; bei ihrer besonderen Beschaffenheit (Menge?) kann sie aber durch Zusatz eines frischen Serums wiederhergestellt werden und kommt es nun wieder zur Agglutination. Mit dieser Auffassung stimmt überein, daß die Abschwächung durch Erwärmen sowohl bei verschiedenen Rinderseris als auch auf verschiedene Bakterien (ent- sprechend ihrer jeweils verschiedenen Agglutinabilität) nicht die- selbe ist; so kann bei Erwärmung auf 56° C noch die 21/,—5-fache Menge der unerhitzt wirksamen Dosis noch agglutinieren, oder die Agglutination tritt nicht in derselben Zeit, sondern erst später auf Die Agglutination. 521 (Baır, Spär#), schließlich wird bei weiterer Erhitzung die physi- kalische Beschaffenheit so geändert, daß erst ein Zusatz frischen Serums dieselbe wieder herstellt. Auch die Untersuchungen Tsupas & Srärus stimmen überein, daß durch normales Rinderserum agglu- tinierte Choleravibrionen, resp. Diphtheriebacillen nach einstündiger Digestion bei 43° C agglutinierende Stoffe abgeben, die jedoch nur bei Zusatz von frischem Serum wirksam werden; die Beladung mit diesem durch Digestion erhaltenen normalen Agglutinin des Rinder- serums reicht nicht mehr aus, daß die Bakterien durch Salz aus- geflockt. werden, sondern es ist noch der Zusatz eines Kolloids not- wendig. Wie frisches Serum, so kann auch Peritonealexsudat das durch Erwärmen veränderte Rinderserum wieder aktivieren, doch brauchte EisEnBErG hierzu ziemlich große Mengen. Auch die Untersuchungen von BoRDET & Gay sprechen dafür, dab in der Beschaffenheit des Rinderserums eine Besonderheit liegt; sie zeigten, daß sensibilisierte und mit Alexin beladene aber noch nicht hämolysierbare Blutkörperchen durch Rinderserum stark aus- geflockt und hämolysiert werden; sie nannten die Erscheinung Kon- glutination und beziehen sie auf ein im normalen Rinderserum ent- haltenes „colloid de beuf“. SrrenG übertrug diese Auffassung auch auf Bakterien und wollte im Rinderserum Agglutination (Ausflockung von Typhus- und Choleravibrionen durch frisches wie auf 56° © erhitztes Rinderserum) von der Konglutination (Ausfällung von Diphtherie- oder Tuberkelbacillen erst unter Mitwirkung von Alexin und Sensibilisator, also Zusatz von an sich nicht agglutinierenden Nor- mal- oder Immunampozeptoren und beliebiges Komplement haltenden Serum) trennen. Bart und seine Schüler traten dieser Auffassung nicht mit Unrecht entgegen, negieren die Konglutination als beson- deres Phänomen und bezeichnen die Versuche als einen neuen Beweis für die Komplexität der Agglutinine — wenigstens soweit es sich um das normale Rinderserum handelt (SrÄrn). Die Agglutinine sind, wie sie uns im Blutserum vorliegen, ver- hältnismäßig sehr resistente Körper, die weder von Licht, noch durch Fäulnis (Bensaupe, 10 Tage Fäulnis im Kadaver) beeinflußt werden ; sie halten sich daher in der Leiche, vertragen im allgemeinen Tem- peraturen bis 62° C, ebenso Frieren, ja abnorm tiefe Temperaturen und werden auch durch Trocknen nicht verändert; manche Normal- agglutinine, das Tuberkulose- (RomBERG) und Pestagglutinin (KoLur), werden bei 56° C zerstört, und Pıck fand das Choleraagglutinin empfindlicher gegen hohe Temperaturen (65° CO) als das Typhus- agglutinin. Im allgemeinen wird, wie bei anderen Antikörpern, angenommen, daß Normal- und Immunagglutinine identisch sind; v. WASSERMANN, SCHELLER, auch EISENBERG halten dafür. Die Angaben Roprrs und NeEGREs über die größere Empfindlichkeit der Normalagglutinine gegen höhere Temperaturen (Zerstörung bei 55° C) wurden bereits an- geführt; LANDSTEINER & RercH führen diese Eigenschaft der Nor- malagglutinine gegen eine völlige Identifizierung der Normal- und Immunagglutination an. Doch gibt es auch resistente Normalsera. Es wird ferner angeführt, daß Normalagglutinine eine geringere Bin- dungsfähigkeit (EISENBERG & VoLk), eine geringere Avidität besitzen, die sich in stärkerer Dissoziation (LANDSTEINER & REıcH) äußert, auch geringere Verklumpung oder leichtere Wiederaufschwemmung zeigen, o 522 R. PALTAUF, und stärker durch Eiweißkörper (Kasein) absorbierbar sind (LanD- STEINER & Stankovıc für hämagglutinierende Normalsera). ANDREJEW, der sich bemühte, durch Adsorption und. Filtrationsversuche, Er- hitzen, Unterschiede zwischen den normalen und immunisatorischen Rotzagglutininen zu finden, erhielt zwar erhebliche Differenzen zwischen einzelnen Seris, doch keine deutlich regelmäßigen zwischen den Seris normaler und rotzkranker Pferde. Derselbe Autor konnte auch bei analogen Versuchen keine prinzipiellen Unterschiede der Normal- und Immunagglutinine für Typhus-, Paratyphus- und Ruhr- bacillen feststellen. Bei den Ruhragglutininen glaubt HAENDEL aus dem verschiedenen Verhalten bei der Absorption nach ÜASTELLANI, die im Esel- und Pferdeserum vorkommenden Normalagglutinine für Flexnerbacillen von den bei der Immunisierung mit Shiga-Kruse auch beträchtlich vermehrten Mitagglutininen für Flexner, also Immun- agglutinine, für verschieden betrachten zu müssen; er kommt daher analog LAnDsTEINErR zur Annahme, daß die Normalagglutinine bei der Immunisierung schwinden, was prinzipiell wichtig ist und sich mit den Ergebnissen Bürcıs vereinigen ließe (vgl. auch S. 584). Endlich wäre noch anzuführen, daß EisEnBERG, LANDSTEINER & Carvo das Typhusnormalagglutinin beim Pferde in der Euglobulin- fraktion des Serums fanden, während Pıck das Immunagglutinin im Pseudoglobulin fand. Immunagglutinine. Im allgemeinen hat jede Art der Einverleibung von Bakterien, be- sonders die intravenöse, subkutane Injektion oder in die serösen Höhlen, sobald es überhaupt zur Resorption von bakteriellen Körper- substanzer von den Geweben her kommt, die Entwicklung von Agglu- tininen zur Folge. Man bedient sich auch gemeinhin dieser Wege zur Einverleibung; nach Untersuchungen W. HorFMmAanns scheint, obwohl Nopessart & Bicarp, neuerdings LAanDraAM Mc. FARLAND keinen Unterschied fanden, die intravenöse Injektion, ähnlich wie für Eiweißpräzipitine und Bakteriolysine (PFEIFFER), die günstige Methode zu sein: intravenöse Injektion ergab A, 1:5000, intra- peritoneale und subkutane eine geringere (1:1000). RınTELEN fand Aviditätsunterschiede (S. 586). (Vgl. die Immunisierungsschemata von M. Fıcker in diesem Handbuch, II, S. 176ff... Nach PFEIFFER (Bakteriolysine) dürfte bei lokaler Injektion bereits lokal eine gewisse Absättigung zustande kommen, daher weniger Bakteriensubstanz in die agglutininbildenden Organe transportiert werden. FORNET & MÜLLER empfahlen als Schnellimmunisierungsmethode eine an drei aufeinander- folgenden Tagen vorzunehmende intraperitoneale Injektion steigender Dosen ; Tzuzuxı erhielt mit dieser Methode sehr gute Resultate. Horr- MANN und nach ihm Kasten konnten auch durch kutane Infektion, Einreibung von Typhus- und Cholerakulturen auf die rasierte Haut von Kaninchen ein agglutinierendes und bakterizides Serum gewinnen, nach Kasten auch mit bei 65° abgetöteten Bacillen, wobei sogar das Agglutinationsvermögen größer wird. Diese Versuche zeigen zweifel- los, dab minimale Mengen von Bakteriensubstanz zum Entstehen von Agglutininen genügen, nach Stäusuı z. B. 1/,, Agarkultur, nach Suica beim Menschen 0,25—0,5 eines Kochsalzauszuges von Typhus- bacillen, nach FrIEDBERGER & MorzschHt die 1/,g9 Oese entsprechende En Be En suutei ia Die Agglutination. 523 Menge abgetöteter Bacillen intravenös, eine bemerkenswerte Analogie zu den Präzipitinen, für deren Entstehung nach OBERMAYER & Pick die Injektion minimaler Mengen (0,06) von Eiweiblösungen genügt. Auch ältere. Beobachtungen, wie solche bei den Einimpfungen abge- töteter Choleravibrionen oder Typhusbacillen am Menschen (eine 2-mg-Oese), bei Schutzimpfungen von PFEIFFER & KoLLe, von WRIGHT & Semree, von Kraus erhoben worden sind, stimmen bezüglich der reichlichen Agglutininbildung überein, wobei bemerkenswert ist, daß wie bei anderen Immunkörpern (z. B. Bakteriolysinen) keine Beziehung zur injizierten Menge von Bakteriensubstanz besteht, z. B. ob Y/,oo oder !/;o oder 1 Oese. Es kann aber auch die sto- machale oder intrapulmonale Einverleibung von Bakterien zur Bildung von Agglutininen führen. Erstere ist nur wenig wirksam, hat aber anscheinend unter gewissen Verhältnissen (Bakterienart? große Mengen? Infektion?) Erfolg. Während Wınpar mit Psitta- kosebacillen, RoperLa, Orro & FrÄnkEL mit größeren Mengen von Typhusbacillen, Sreıvuıano mit lebenden Kulturen, NIcOLLE & ÜONSEIL mit Microc. melit. bei Meerschweinchen Agglutinine erhielten, gelang es ÜnvostEk mit Dysenteriebacillen, SıcLLıano mit abgetöteten Kul- turen, LörrLEer mit abgetöteten Mäusetyphusbacillen bei Mäusen nicht, Agglutinine zu erzielen, so dab es fast fraglich ist, ob nicht eine, wenn auch leichte Infektion zum positiven Ergebnis notwendig ist, wie es bei den positiven Versuchen von ÜHANTEMESSE & RaymonD, ReEMLINGEr der Fall war; allerdings fehlte bei Otto & FRÄNKEL jeder Schutzwert des Serums, NIcoLLE & CoNSEIL fanden viel nied- rigere Werte als bei subkutaner Injektion. Immerhin sind die Ver- suche von Perrız & O’Brıen bemerkenswert, nach denen Meerschwein- chen nach Fütterung mit Bacillen der Fleischvergiftung Aertryck, suipestifer, Bacillen ausscheiden und einen höheren Aggslutiningehalt zeigen als normale Tiere, entgegen den Beobachtungen von ZWICK & WeicHht: nimmt man dazu die ebenfalls gegensätzlichen Beob- achtungen beim Menschen von fehlender Agglutination bei Bacillen- trägern (z. B. Jürgens bei Typhus, FRIEDBERGER bei Cholera) und andererseits die positiven Befunde wie von Bürgers bei Cholera (so daß die Agglutinationsuntersuchung direkt zur Eruierung von Bacillen- trägern empfohlen wird [z. B. Eccarp, DENNEMARK ]), so scheint es, daß ein Unterschied besteht, ob die per os aufgenommenen resp. Ver- fütterten Bakterien für den betreffenden Organismus intestinal in- fektiös sind oder nicht und daß das Auftreten von allerdings wenig aviden Agglutininen (s. 8.587) die einzige Reaktion einer erfolgten leichtesten Infektion wäre. Da das Agglutinogen auch sehr rasch durch Pepsin zerstört wird, stünde im allgemeinen das Resultat mit dem Verhalten der präzipitinogenen Substanz in Uebereinstim- mung, die nur bei reichlicher Aufnahme per os, z. B. von Hühner- eiweiß (Ascorı, Uutennurs), zur Präzipitinbildung führt, ähnlich den Versuchen von Orro & Frinker an Hunden mit reichlicher Fütterung von Typhusbacillen. Bei der Resorption von Bakterien von seiten der Luftwege hat Jures Remns das Auftreten von Agglutininen erwiesen. Das Zentri- fugat von 25 cem Typhusbouillonkultur erzeugte, intrapulmonal in- jiziert, in 10 Tagen Agglutinine 1:250—1:600. Da das Agglutinogen mit der Zeit semipermeable Membranen und Kolloidiummembranen passiert somit dialysierbar ist, so gelingt die 524 R. PALTAUF, Bildung von Agglutininen auch durch Einbringen von mit Kulturen (Typhusbacillen) gefüllten Kolloidiumsäckchen in die Bauchhöhle von (Meerschweinchen (Mc CrAar, D’Espiınıe & MALLET, nach 19—21 Tagen Werte von 1:1000); nach Entfernung der Säckchen schwindet das Agglutinin. Auch bei Kaltblütern kommt es, und zwar ganz unabhängig von einer Empfänglichkeit des Tieres für die Bakterien (nach WınpaL & Sıcarp nach subkutaner Injektion von Typhusbacillen) zur Bildung von Agglutininen. Dabei hat die Größe der Dosis mehr Bedeutung als beim Meerschweinchen und Kaninchen. Der Frosch produziert Agglutinin am besten bei Temperaturen von 27—33° C, aber auch bei 21—23°; bei 12—14° treten dieselben nur sehr langsam und in geringer Menge auf; bei Schildkröten nach starken Dosen von Typhus- bacillen bei 30—37° nach 14 Tagen, beim Krokodil erst nach 15 Tagen. Bekanntlich erzeugen nicht allein lebende Mikroben, sondern auch abgetötete (zuerst von Wıpar, DurHam |Chloroform abgetötet oder bei 60° C], CHANTEMESSE, FÖRSTER angegeben, jetzt zur Methode ge- worden), aufgelöste (Antiformin), und trocken auf 120° © erhitzte Bakterien (LÖFFLER, FRIEDBERGER & MoRrESscHI), Sporen (DEFALLE, Levapırı), ferner auch filtrierte Kulturen (WıpaL, CHANTEMESSE, Levy & Bruns, WINTERBERG, VALAGUSSA, ORLOWSKI) oder Auszüge von Bakterien, die Kochsalzextrakte Pıcks, von NEISSER & SHıca, alkoholische von RoDET & LaGrıFFouUL, Ammonsulfatniederschläge (BRIEGER & SCHÜTZE, BRIEGER & Mayer, Agglutinine (vgl. Fıcker, dieses Handbuch). Namentlich bei den letztangeführten Versuchen, wie auch bei denen von NEISSER & SHica, gelang es in kurzer Zeit (5 Tage), ein hochagglutinierendes Serum zu gewinnen. Eine Förde- rung erklärt die Agglutininproduktion, wie die Untersuchungen von RorLLy & MELTZER, LÜDkE zeigten, durch höhere Tempe- ratur, sei es durch vermehrte Wärmezufuhr von außen, oder Steigerung der Körpertemperatur durch den Wärmestich, oder infolge Injektion von Albumosen (Fiebertemperaturen). Die Agglutinine werden bei solchen Tieren schneller und in größeren Mengen pro- duziert als bei den kühl gehaltenen Kontrolltieren. Andere Aende- rungen des Stoffwechsels (P. Tu. MÜLLER) wie durch Hunger, Art der Ernährung, Alkohol haben bald einen fördernden, bald einen hem- menden Einfluß auf die Agglutininbildung ; TROMMSDoRFF fand kleine Alkoholdosen, MÜLLER namentlich das Hetol (zimtsaures Natrium) von förderndem Einflusse. — Nach Grazıant begünstigt auch eine niedere Umgebungstemperatur von +2 und +3° die Bildung der Agglutinine, und FuruHArA fand eine vorübergehende Zunahme des Agglutiningehaltes nach mäßiger Abkühlung. Die Resultate sind übrigens bei demselben Tiere unter der Einwirkung eines Agens nicht immer gleichsinnig; so sah P. Tu. MÜLLER bei Tauben, daß durch den Hunger die Agglutininbildung für Typhusbaeillen und Pyocyaneusbacillen ge- steigert, für B. dysent., Vibrio Metschnikoff und Proteus herabgesetzt wird und Corrıns fand, daß die Injektion gewisser Substanzen (Enzyme, wie Brauereihefe, Diastase, Pankreatin, ferner Nuklein, Aleuronat, S und P haltender anorganischer Salze) den Agglutinationswert des Serums für Flexnerbacillen herabdrückte, während der Effekt für Typhusbaeillen und andere Bakterien geringer war. MELNIKOwA & WERSILOWA haben eine Förderung der Agglutininproduktion auf Injektion von Nuklein, LEvADITI auf eine solche von Salzlösungen (phosphor- saures Natrium) beobachtet. Wir werden nicht fehl gehen, wenn wir in einem gewissen Reize und umgekehrt für vermehrte resp. herabgesetzte Zelltätigkeit die Ursache der Förderung resp. Hemmung der Agglutininproduktion durch Die Agelutination. 525 gewisse Maßnahmen wie Fiebertemperaturen oder gewisse Substanzen wie das Hetol suchen. Nach mehrfachen Angaben hat auch der Charakter der jeweilig verwendeten Kulturen einen Einfluß auf die Agglutininbildung und die agglutinierende Kraft des Serums, was damit zusammenhängt, dab weder diese noch die Agglutinabilität eines Bakterienstammes ab- solute Werte sind. Für letztere ist die Beschaffenheit der Bakterien- proteine von großer Bedeutung (Porczs, vgl. S. 503, 569), womit sich wohl die älteren Angaben von „JurLes Reuns, KrLıinGer erklären, dab wenig agglutinable Typhusbacillen ein den immunisierenden Stamm weniger agglutinierendes, auf andere Stämme sehr wirksames Serum erzeugen (1:4000, andere Stämme 1:20000). Abgesehen davon haben aber verschiedene Kulturen zusammen mit der Art und Individualität des Tieres noch Einfluß auf die Beschaffenheit des Serums, nament- lich auch der sogenannten Mitagglutinine. Vielfach wurde auch beob- achtet, daß virulentere Kulturen besser Agglutinine bilden als ganz avirulente (Preirrer, Korız bei Cholera, eigene Beobachtung bei Pest usw.). Doch ist diese Tatsache nicht durchgreifend, aber sie ist wichtig; sie könnte mit einer gewissen, die Zelltätigkeit steigern- den Reizwirkung zusammenhängen (W ASSERMANN ). Die Agglutinationskraft eines Serums kann sehr bedeutend werden: 1:1000000 für Typhusbacillen (van DE VELDE), 1:2000000 für Colibacillen (DurHam). Die Agglutinine erscheinen im Blute der Warmblüter im allge- meinen in 3—4—6 Tagen, auch erst nach S—10 Tagen nach der ersten Injektion (bei Kaltblütern entsprechend dem trägeren Stoffwechsel nach 14 Tagen und später), Wınar & Sıcarp geben 3 Tage, Levy & Bruns 31/, Tage an, ebenso Fopor & RıGLErR, Deutsch konnte zum mindestens nach 3—4 Tagen, JATTA, GAEHTGENS, FUKUHARA bereits nach 2 Tagen und van Empen ebenfalls am 2. Tage bereits Agglutinine nachweisen. Nach einer verschieden langen Inkubation können dieselben auch ganz plötzlich blitzartig auftreten (1:40) oder allmählich ansteigend. Die Inkubation für das Entstehen der Agglutinine erklärt zum Teil ihr verschiedenes Verhalten bei menschlichen Erkrankungen, abgesehen davon, daß namentlich schwere Infektionen zu keiner Agglutinin- bildung führen (vgl. S. 513); so ist dies auch bei sehr akut ver- laufenden der Fall; die lange Inkubation beim Typhus, die kurze bei Cholera, Pest erklärt das ganz verschiedene Auftreten der Agglu- tination bei ersterem schon in den ersten Tagen der Erkrankung, bei den anderen erst in der Rekonvaleszenz resp. am 9.—10. Tage der Erkrankung. JJÖRGENSEN & Mapsen (Immunisierung mit Typhus- bacillen oder Choleravibrionen), Levın (Colibacillen) unterscheiden an der Kurve, die nach dem jeweiligen Gehalte an Agglutinin kon- struierbar ist, 4 Phasen: 1. Phase 1—3 Tage nach der Injektion, in welcher sich kein Agglutinin oder eine Verminderung etwaigen normalen findet, 2. Phase 3—6 Tage mit raschem Anstieg des Agglutiningehaltes, so dab das Maximum gegen den 7.—13. Tag post injectionem, nach Levın erst am 17. Tage zur Erscheinung kommt. Eine 3. Phase des Abfalls, zuerst rapid, dann aber 4. ein Zustand gleichmäßiger Höhe oder lang- samen Abfalls. Deutsch betont das Bestehen großer individueller Schwankungen. Nach Sräuguı findet die Zunahme des Agglutinins 526 R. PALTADF, (Typhusagglutinin bei Meerschweinchen) nicht nach einfachen Pro- portionen statt, sondern nach Potenzen, in derselben Zeiteinheit, z. B. von 100 auf 200, so daß, wenn in der ersten Zeiteinheit der Wert 25 ist, derselbe in sechs Zeiteinheiten bereits 800 beträgt; dabei bleibt die relative Zunahmeenergie ungefähr konstant. Die Agglutinine können sich im Organismus verschieden lang halten; GrRUBER gab bereits an, daß bei 7—13 Monate vorher im- munisierten Tieren noch Agglutinine im Blutserum, in der Peritoneal- Iymphe vorhanden waren; seit WınaL bei Typhusrekonvaleszenten noch nach 6—8 Monaten, nach älteren Beobachtungen WEINBERG, KasseL & Mann, FRÄNKEL & STEINBERG und zahlreiche neuere Autoren, noch Jahre nach überstandenem Typhus Agglutinin fanden, ist das eine allgemein bekannte Tatsache; LeLıwA & ScHusTEr fanden nach 9 Jahren noch den hohen Titer auf 1:8000; für so langen und so hohen Agglutiningehalt dürfte es wohl nicht zweifelhaft sein, daß er durch Daueransiedelungen der Typhusbacillen, vermutlich in der Gallen- blase, veranlaßt ist, worauf schon Mac ÜUrar aufmerksam gemacht hat und wofür auch durch die Obduktion erwiesene Befunde vorliegen (Levy & Kayser, NIETER & LiEFManN). Nach KÖHLErR, ToBIESEN zeigen nur wenige Fälle noch nach einem Jahre die Reaktion; nach den Angaben Kuingers würden 1,7 Proz., nach ScHneEiper 3 Proz. aller Typhusrekonvaleszenten Dauerausscheider werden. Für ein länger anhaltendes Bestehen der Agglutinine bei ausgeschlossener la- tenter Infektion sprechen die Beobachtungen nach Schutzimpfungen mit abgetöteten Kulturen; so fand WrıscHT noch 2 Jahre nachher Agglutinationskraft des Serums, LEIsHMAan 1:2000; für das differente Verhalten wäre an Vorgänge im Stoffwechsel zu denken, durch welche die Sekretion der Agglutinine unterhalten wird, eventuell auch andere Infektionen als derartige Reize, woran nach der gegenseitigen Wir- kung aufeinanderfolgender Immunisierungen (VErNnAaY) zu denken wäre; dazu sei noch erwähnt, daß selbst verschwundene Asgglutinin- bildung wieder hervorgerufen werden kann (durch Hetol Diruponn£). Andererseits kann nach raschem Verschwinden selbst die neuerliche Einfuhr agglutinogener Substanz ohne Effekt bleiben (z. B. BRIEGER & Mayer); ob ein anderer Abbau der agglutinogenen Substanz oder eine Erschöpfung der Zelltätigkeit hierbei die Ursache ist, erscheint nicht eruiert. Analog wie nach Typhus können auch nach über- standenem Paratyphus, Enteritis, auch Maltafieber (Eyke, LaGkI- FOUL & ROGER, auch bei Ziegen und Schafen, Duvsoıs) eventuell an- deren Infektionen hohe Agglutininwerte erhalten bleiben; ist die- selbe katamnestisch nicht mehr zu erheben, so können sie wie hohe Normalagglutinine diagnostische Irrtümer veranlassen. Im Gegensatz zur langen Persistenz der aktiv im Organismus entstandenen Agglutinine halten sich die künstlich übertragenen nur kurze Zeit; nach JÖRGENSEN & MaADpsEn verschwinden dieselben erst rasch, dann langsamer, Grüngaum fand das Maximum 3 Stunden post inj.; homologe Agglutinine halten sich etwas länger. Korr fand bei Cholerakranken, denen Schururowsches Choleraserum 1:10000 injiziert worden war, Agglutination bis 1:100, die in elf Tagen verschwunden war. Nach Kravs & JoacHım sind bereits nach 1 Stunde große Verluste, Abnahme um 2400-7000 Agglutininein- heiten zu verzeichnen; die Autoren nehmen an, daß es, wie das Antitoxin, von den Organen zurückgehalten werde; nach Becur & N Die Agglutination. 527 GrREER geht es zunächst sehr rasch in die Lymphe (Höhepunkt 41/, Stunden post inj.), nicht in die Pericardialflüssigkeit. Die zahlreichen Untersuchungen bei Typhus ergaben bezüglich Zeit des Auftretens, Höhe und Dauer der Agglutinationskraft auber- ordentliche Verschiedenheiten: Auftreten der Reaktion am 3. oder 4. Krankheitstage und erst nach 3 Wochen (STERN) oder in der 6. Woche (Kreisser), auch ein stark wechselndes Verhalten in der Höhe, wenn auch im allgemeinen ein Ansteigen bis zu einem Maximum in der Zeit nach dem Fieberfall, in der Rekonvaleszenz und dann allmähliches Absinken den Typus darstellt: Ansteigen der Agglu- tinationskurve bei Sinken der Temperatur. Es wurde bereits er- wähnt, daß Courmont in der Höhe und im Verlauf der Agglu- tinationskurve mit Temperatur und den anderen Symptomen beim Typhus gewisse Beziehungen findet, die prognostisch verwertbar wären (Seroprognostik). Sie können aber auch vollständig fehlen, ja GaEHTGEns® konnte in 140 Fällen negativer Agglutinationsprobe 853mal = 60,7 Proz. Typhusbacillen im Blute nachweisen; freilich handelt es sich da um einmalige Untersuchung und können die Agglutinine auch noch nicht entstanden sein, oder schwerere Er- krankungen vorgelesen sein, was beides mit dem hohen Prozentzatz positiven Bacillennachweises im Blute in Uebereinstimmung stehen würde. Pamarr stellte durch täglich an 2 Typhuskranken bestimmte Agslutinationswerte außerordentliche Schwankungen innerhalb 24 Stunden fest, z. B. von 100 auf 1500, von 700 auf 20, um inner- halb zweier Tage wieder auf 600 anzusteigen; bei geringem Gehalte an Agglutinin kann dasselbe auch zeitweise vollständig verschwinden, Tatsachen, welche bei der praktischen Verwertung der Agglutination zu berücksichtigen sind. FRÄNKEL & Orro machten bei ihren Tieren Blutverluste, Eiterungen für ähnliche starke Schwankungen verant- wortlich. Auch bei Dysenterie (VEDDER & Duwvar), Maltafieber (Bırr & Lamg) wurden rasche und plötzliche Schwankungen ge- funden, bei letzterem Sinken einer ziemlich bedeutenden Agglutina- tionskraft unmittelbar vor einem neuerlichen Fieberanfall beobachtet. Es läge nahe, dieses Absinken mit der Absorption von seiten reichlich zur Entwicklung gekommener Bakterien in Beziehung zu bringen, analog P. Tu. MÜLLer in Tierversuchen und v. Dungern für Maja- plasma: JÖRGENSEN & Mapsen geben an, daß der Abfall der Kurve nach neuerlicher Injektion fehlt oder kaum ausgesprochen ist; auch Untersuchungen StÄugLis ergeben kein abnormes Sinken des Agglu- tinins direkt nach den Injektionen der Bakterien, so daß sich für die Agglutinine nicht die Wellenbewegung der Kurve nachweisen ließ, wie sie für die Antitoxine nach Injektion von Toxinen von BRIEGER & EHRLIcH, von SALOMONSEN & Mapsen u. a. gefunden worden ist. Normal- und Immunagglutinine finden sich außer im Blute, in der Lymphe (BRouUDE & Carson), aber immer in geringerer Menge als im Blute, in den Flüssigkeiten der serösen Höhlen (Acuarn & BENSAUDE, P. CouURMoNT, Levy & GISSLER, RosENBERG), in der Thorax- und HalsIymphe (BecHht & GrEeEr), in der Oedemflüssigkeit von mit Oholera- und Typhusbacillen behandelten Kaninchen (Snr- MODAIRA), in den Auszügen blutleerer Organe, aber immer sowohl nach den Beobachtungen beim Menschen (WıIpDAaL & SıcarD, ÜoUur- MONT usw.), als bei Tierversuchen in viel geringerer Menge als im Blutserum, bei Tuberkulose will P. Courmonr in pleuritischem Exsu- 528 R. PALTAUF, dat mehr Agglutinin gefunden haben. Broupe & Carson fanden verschiedene Lymphagoga ohne Einfluß auf die relative Konzen- tration der Agglutinine im Serum und in der Lymphe. Vollständiges Fehlen (MENETRIER) in einem pleuritischen Exsudate bei Anwesen- heit von Typhusbaeillen bei positivem Blutbefunde bezieht CoURMONT auf eingetretene Absorption des Agglutinins durch die Bacillen. Reich- lich findet sich Agglutinin in der Flüssigkeit von Vesikatorblasen, im Humor aqueus; in der Cerebrospinalflüssigkeit können dieselben fehlen (BEcHt & GREER); doch finden sie sich immer bei immuni- sierten Tieren (BRoUDE & Carson), auch bei nicht sehr hohem Agglutiningehalt des Blutserums. Der Inhalt von Vesikatorblasen wurde auch zur Vornahme der Wıvarschen Probe verwendet (URBAN, Hormann, Porracı, Maltafieber).. Bei Ligatur der Ureteren steigt der Agglutiningehalt der Transsudate (ROSENBERG). Uebergang der Agglutinine von der Mutter auf den Fötus. Derselbe erfolgt nicht regelmäßig. SCHUHMACHER fand, während bei 41 gesunden Wöchnerinnen das Blut 1:10 oder mehr Typhusbacillen agglutinierte, nur bei 7 Kindern Agglutination 1:10. WıpaL & SıcarD verzeichnen bei Kaninchen mit Typhusinfektion, ACHARD bei Meerschweinchen mit Proteus und Choleravibrionen teilweise, DIEUDONNE bei choleraimmunisierten Meerschweinchen positive Beobachtungen, REMLINGER nur dann, wenn die Immunisierung während der Tragzeit durchgeführt wurde. GENGOU sah bei einer Ziege mit Milzbrand-Agglutination 1:400 keinen Uebergang. JURE- wırscH fand bei 31 Fällen bei Meerschweinchen in dreien gar keine Agglutinine im Fötus; in den positiven Fällen immer hohen Agglutiningehalt im Serum der Mutter, bei den Föten viel schwächer, nach JUREWITSCH bei 25 Würfen im Durcehschnitte 10mal schwächer; die Agglutinine verschwinden bei den Jungen nach den meisten Beobachtungen sehr bald. Beim Menschen ergeben sich wider- sprechende Beobachtungen: ETIENNE, Fötus einer an Typhus verstorbenen Mutter negativ; JEHLE, 5-monatlicher Fötus, Mutter 3. Krankheitswoche eines Typhus, ÜHARRIER & APERT, 3—4-monatlicher Fötus STENGEL, Kind während Typhus- erkrankung geboren, KıRTON, 6-monatlicher Fötus und reifes Kind, sämtlich negativ, Mütter positiv; STÄHLEIN, normale Geburt 33 Tage nach der Erkrankung, Uterusblut 1:20 komplett, Nabelvenenblut negativ; SHAw, Mutter Typhus über- überstanden, 4 Monate später reifes Kind, BoLTon, Frau 3. Monat der Schwanger- schaft, Blut 1:20 positiv, Fötus negativ, keine Typhusbacillen, Frau 8. Monat der Gravidität, Geburt in der 3. Krankheitswoche, Kind negativ, analog SCHÜTTTRUMPF, Placentarblut 1: 150, Frucht negativ; GAEHTGENS, 4. Monat gravide Frau abortiert, Fötus enthält Typhusbacillen, Serum 1:50 negativ; Kassen & Man, Typhuserkrankung vor Jahren, mütterliches Serum 1:50, kind- liches negativ. RavA beobachtete 5 Fälle von Typhus während der Schwanger- schaft, 2mal Abortus im 4. und 5. Monat, Fötalblut nur geringe Agglutination, Mutter 1:100—1:600. Diesen zahlreichen negativen Fällen stehen einige positive gegenüber, so MossE & Daunisc, Geburt 3 Monate nach dem Fieber, mütterliches Blut agglutiniert 1:20, kindliches 1:1; MAHRT, Frau am Ende der Schwangerschaft erkrankt, As—10; KIRTON, ausgetragenes Kind; CHAMBRELENT & SAInT PHILIPPE, frühgeborenes Kind; GRIFFITH, 7 Wochen altes Kind einer Mutter, die an Typhus erkrankt; BorLron, Geburt am 25. Krankheitstage, Mutter 1:40, Fötus 1:20, enthält in den Organen Typhusbacillen; JEHLE, Mutter in der 3. Krankheitswoche 1:100, Fötus 1:30, keine Bacillen; ScHorLz, Frühgeburt 1:250, bakteriologisch nicht untersucht; ZÄNGERLE, Geburt in der 3. Krankheits- woche, gesundes Kind, 1:30 positiv wie das mütterliche Serum, nach einigen Monaten an Varicellen gestorben; RavAa, Mutter im 7. Monat Typhus über- standen, Serum des Kindes bei der Geburt 1:30, der Mutter 1:60 positiv; DE SANDRO & TRrrA, Mutter vor 7 Monaten Typhus überstanden, Blut des Neu- geborenen 1:70, der Mutter 1:300 positiv; ETIENNE, Fötus einer an Typhus verstorbenen Frau hatte höhere Agglutinationskraft 1:200 als das Herzblut der Mutter 1:150, auch die Amnionsflüssigkeit 1:200 positiv, keine Bacillen. Letzterer Fall wurde vom Autor dahin gedeutet, daß nicht ein Uebergang der Agglutinine von der Mutter bestand, sondern daß der Fötus Agglutinine selbständig gebildet hat; LAGRIFFOUL & PaGes fanden in ähnlicher Weise bei einem Neugeborenen einer phthisischen Mutter Agglutination für Tuberkelbaeillen 1:10 gegen 1:5 Die Agglutination. 529 im mütterlichen Serum. BoLTon ist geneigt, die Agglutininbildung des Fötus auf Infektion desselben zurückzuführen, womit die positiven experimentellen Ergebnisse Wıpars bei Kaninchen, Mutter vor 6 Tagen geimpft, und REM- LINGERS, Immunisierung während der Tragzeit, übereinstimmen würden. Da die Agglutinationsfähigkeit des kindlichen Blutes häufig nur auftritt, wenn die Typhuserkrankung erst in der letzten Zeit der Schwangerschaft bestand, so kann man daran denken, dab die Agglutinine infolge Infektion (Borron) der Frucht oder infolge Ueber- ganges agglutinogener Substanz auf die Frucht selbständig ent- stehen (Fall Erıenne); wie die Infektion der Frucht zustande kommen kann oder nicht, resp. heilen kann, ebenso unbestimmt ver- halten sich die Agglutinine; beide Erscheinungen könnten parallel gehen. Gegen diese Annahme spricht allerdings, daß in einem Teil der Fälle beim Menschen und auch bei den Tierexperimenten die Agglutinine des Jungen rasch geschwunden sind, also nicht autonom gebildet waren. Die obige Annahme würde eine Unterstützung finden in dem von Harsan & LANDSTEINER konstatierten autonomen Ver- halten des kindlichen Blutes gegenüber dem mütterlichen Blute. Rava machte folgende Beobachtung: Wird ein Gemenge von mütterlichem Blut 1:200 mit Placentarblut 1:10 zusammen gebracht, so verhält sich das Serum wie Placentarblut; er macht daraus die Annahme, daß das Blut der Placenta “von typhuskranken Frauen vor dem 6. Schwangerschaftsmonate Substanzen ent- hält, die das Typhusagglutinin des mütterlichen Organismus zu neutralisieren imstande sind. (Aenderung des kolloidalen Zustandes.) Zweifellos ergibt sich ein Uebertritt von Agglutininen aus dem mütterlichen Organismus auf die Frucht aus den Versuchen, in welchen agglutinierende Sera den trächtigen Weibchen injiziert wurden; Jurewıtsch fand in 9 Fällen konstant in den Früchten ebenfalls Agglutinin, welches ganz analog wie in den Fällen, wo die Mütter mit Typhusbacillen infiziert worden waren, rasch‘ verschwand. Auch Stäugrı kommt nach neueren Untersuchungen am Meerschwein- chen zum Schlusse, daß Typhusagglutinin, wenn es nicht zu kurz vor der Geburt einverleibt wird, stets durch die Placenta und passiv auf die Jungen übertragen wird. Die Art der Ausscheidung der Agglutinine, die Ursache ihres Verschwindens sind noch unbekannt. Courmonr vermutet, daß Leber und Milz Agglutinine zerstören, indem das Blut der abführenden Ge- fäße dieser Organe ca. 15mal weniger Agglutinin enthält als das einströmende. Die Angabe über ihre Ausscheidung im Harn (Wıvau & Sıcarp, BorMAns) erscheint sehr zweifelhaft, indem in diesen Fällen erst bei gleichen Mengen Harn die Reaktion nach einigen Stunden bei Bruttemperatur auftritt und die Möglichkeit einer Scheinagglu- tination nicht abzuweisen ist. Es wurden auch im. Harn bei Unter- suchungen von Typhuskranken (Peıiser, 25 Fälle, James Levy & GIESSLER,‘ 10 Fälle, so auch in experimentellen Untersuchungen StÄugLıs) Agglutinine nicht nachgewiesen. ÜUHAIRNS & WENHARDT geben an, daß der Urin Pestrekonvaleszenter ebenso wie das Blut agglutiniere, eine Angabe, welche durch andere Untersuchungen nicht bestätigt wurde (Beimengung von Blut?). CHiray & SARTORY fanden auch bei vorhandenem Eiweiß keine Agglutinine. Ueber den Gehalt der Galle an Agglutininen wäre zunächst zu bemerken, dab dieselbe sowie taurocholsaures Natron manchmal nicht spezifisch agglutinieren kann (chemische Agglutination, KÖHLER); über den Gehalt an spezifischem Agglutinin liegen widersprechende Handbuch der pathogenen Mikroorganismen. 2. Aufl. II. 34 530 R. PALTAUF, Beobachtungen vor. Während CENTAnNnI (gegen Typhus und Coli immunisierte Tiere) die Galle ziemlich stark agglutinierend fand, ist dies nach VEenema nicht der Fall; StäugLı sah einen ganz geringen Gehalt von 1:5, eine Andeutung, während das Serum noch bei 1:12500 wirksam war. In einem Falle war Galle in der Verdünnung 1:50 wirksam, da war aber das Tier 6 Stunden nach dem 'Tode ge- legen. SräugLı macht darauf aufmerksam, daß, namentlich bei hohem Gehalt des Blutes an Agglutininen, die Beimengung minimaler Blut- mengen bereits einen geringen Agglutiningehalt vortäuschen kann; daher ist bei Leichenuntersuchungen ein sehr vorsichtiges Gebahren notwendig. Im Tränensekret fand Schurrz bei Typhuskranken Agglu- tination bis 1:275, StäugLı erst auf Pilokarpin 1:10 bei 1:25000 im Blutserum. Auch der Gehalt des Speichels ist sehr gering, aber doch etwas erheblicher; in denselben Untersuchungen wurde solcher in Verdünnungen von 1:20—1:50, bei Blutserum von 1:10000 und 1:25000 wirksam gefunden. Im Fruchtwasser fanden sich nur geringe Andeutungen bei hoher Konzentration, so dab auch dieser Gehalt nicht unbedingt angenommen werden kann, weil durch Bei- mischung minimaler Quantitäten Blut die Wirkung vorgetäuscht sein kann. Anzuführen wäre noch, daß nach SrtäugrLı der Mangel an Agglutininen in den Se- und Exkreten nicht darauf zurückzuführen ist, daß die Agglutinine durch dieselben irgendwie modifiziert oder zerstört würden. Sehr beträchtlich ist der Gehalt der Milch an Agglutinin. In derselben haben ACHARD & BENSAUDE (1896), ferner THIERCELIN & LENOBLE zuerst bei Wöchnerinnen, die an Typhus erkrankt waren, R. Kraus (1896) bei immunisierten Ziegen (Typhusbaeillen, Choleravibrionen und Bacterium coli) den Gehalt an Agglutininen nachgewiesen. R. Kraus konstatierte das Verhältnis des Agglutiningehaltes im Blutserum zu dem der Milch zu etwa 1:10, RoDELLA bei Meerschweinchen (Proteus vulgaris) ähnlich: Blutserum 1:600 respektive 1:100, Milch 1:60, bei anderen Tieren allerdings 1:40. Kraus kon- statierte bereits bei einer Ziege den Agglutinininhalt der Milch als ein Fünftel des im Serum vorhandenen und bezog den hohen Wert auf die Konzentration, da das Tier nur wenig Milch gab. CastaIGnE fand bei einer Frau, mehrere Wochen nach der Entbindung an Typhus erkrankt, im Blutserum einen Agglu- tinationswert 1:1200, für die Milch 1:600, P. CoURMONT & CADE 1:200 für das Blutserum, 1:30 für die Milch. SCHUHMACHER fand bei einer Frau, die vier Wochen nach einer Typhuserkrankung niedergekommen war, im Blutserum und in der Milch denselben Wert von 1:400. Gleich nach der “Geburt kann der Agglutinationsgehalt der Milch den des Serums sogar beträchtlich überragen; so fand StÄugLı bei Meerschweinchen neben demselben Gehalt in Blutserum und Milch 1:16000, eine Steigerung auf das 7—l5-fache: in der Milch 1:100000, im Blutserum 1:12800 respektive 6400; bei einem trächtigen, vor längerer Zeit immunisierten Tiere, als die Drüsenfunktion wieder einsetzte, fand sich gar der mehr als 25-fache Wert: Milch 1:12800, während im Serum nur mehr 1:400 vorhanden war. Dieser hohe Agglutiningehalt des Kolostrums könnte zur An- nahme führen, daß die Milchdrüse sich aktiv an der Agglutinin- bildung beteilige (Srtäugrr). Auch in Fällen, wo sich ein geringer Agglutinationswert im Blutserum nach einer vor Jahren überstandenen Typhuserkrankung erhalten hatte, fanden sich Agglutinine in der Milch. Kaser & Man untersuchten drei Fälle; in einem, Erkrankung vor 15 Jahren, fand sich für Blutserum und Milch derselbe Wert von 1:50, in einem anderen, Erkrankung vor einem Jahre, Blut- serum 1:25, Milch 1:12. Im allgemeinen ist nach dem vorliegenden Die Agglutination. 531 Materiale der Gehalt der Milch an Agglutininen meist sehr hoch (StäugLr) und scheint höher zu sein als an Antitoxinen, bei denen Eurrich das Verhältnis zwischen Milch und Blutserum wie 1:15, 1:20 und 1:30 fand. Die Steigerung des Antitoxingehaltes in der Milch bei der Geburt ist aber auch da beobachtet (DzrERGoWwSKI). Den Uebergang der Milchagglutinine auf den Säug- ling haben Wıpan &Sıcarv bei den Enrtiıcnschen Versuchen analogen an Mäusen erwiesen; bei Meerschweinchen und Kaninchen gelang es weder ihnen, noch REMLINGER, SrtÄugLı (auch nicht in neueren Versuchen), DIEUDONNE, einen solchen Uebergang nachzuweisen. Analog negativ lauten auch einige Beobachtungen beim Menschen (Typhus- agglutinin), doch gibt es auch positive Befunde: THIERCELIN & lLENOBLE, ACHARD & BENSAUDE, CASTAIGNE (I. Observatio), KASEL & Man; Cour- MONT glaubt, daß der geringe Gehalt der Milch an Agglutinin der Grund sei, daß keine Uebertragung stattfand. Ein anderes Mal vermutet er in der Wirkung des Verdauungssaftes eine Zerstörung des Agglutinins; in analoger Weise nimmt UASTAIGNE dyspeptische Zustände für die Fälle an, bei welchen eine Resorption des Agglutinins aus der Milch stattgefunden hat. Positiv lauten die Beobachtungen: P. COURMONT & CADE, Frau, "die seit zwei Monaten ihr Kind stillt, erkrankt an Typhus und stillt weiter; Agelutination des mütterlichen Serums 1:200, der Milch 1:30, des kindlichen Serums 1:10, das Kind wird künstlich ernährt, worauf die Agglutinationskraft verschwindet; LANn- DOUZY & GRIFFON, Frau, die nach der Geburt an Typhus erkrankt, stillt das Kind, dieses zeigt positive Wıparsche Reaktion; analog ist der zweite Fall ÜASTAIGNES, WO auch bei der typhuskranken Mutter und beim Säugling positive Wiıvarsche Reaktion sich fand, die beim Säugling verschwand, als die Milch kein Agglutinin mehr enthielt. As der Mutter = 1200, A, der Milch = 600. MAHRT: die typhuskranke Mutter gebärt ein Kind, dessen Serum A; — 10, stillt dasselbe gegen den ärztlichen Rat; das Kind hat nach 12 Tagen A; — 40, die Milch A — 30; das Kind fieberfrei. Es ist auffallend, dab in allen positiven Fällen die Typhus- erkrankung während der Zeit des Stillens bestand; wenn die Typhuserkrankung früher abgelaufen war, so kam es trotz Agglutinin- gehalt der Milch zu keinem Uebergang der Agglutinine auf das Kind. Die Widersprüche in den experimentellen Ergebnissen bei Mäusen und andererseits bei Meerschweinchen und Kaninchen sind einstweilen nicht zu erklären; auch die verschiedenen Beobachtungen beim Menschen lassen sich nicht einheitlich erklären (zu geringer Agglutiningehalt der Milch oder dyspeptische Zustände beim Kinde nach ÜCoURMONT & ÜasTaIsnE); die Tatsache, dab besonders bei Typhuserkrankung während der Säugung die Agglutinine im Säug- ling auftreten, läßt daran denken, daß mit der Milch gleichzeitig ausgeschiedene Bacillen oder agglutinogene Substanzen übertragen wurden. Allerdings wurde auch hier beobachtet, dab das Agglutinin des Säuglings in kurzer Zeit nach dem Schwinden des Agsglutinins der Milch verschwindet. Unsere Kenntnisse über die Entstehung der Agglutinine sind noch recht mangelhaft; es steht nur fest, daß sie nicht an der Injektionsstelle der Mikroben, sondern immer zuerst in größerer Menge im Blute erscheinen; so wurden keine Agglutinine im sub- kutanen Exsudate der Injektionsstelle,. wenn solche auch im Blute vorhanden waren, gefunden (z. B. Pestbacillen). Bereits Unter- suchungen von ACHARD, ARLOING, ferner REHNs, NOBECOURT & BIGART konstatierten das erste Auftreten der Agglutinine im Blute. Weil in der leukocytenhaltigen Peritonealhöhle keine Agglutinine entstehen, auch die Leukocytenextrakte keine enthalten, so wird die Beteiligung 34* 532 R. PALTAUF, der Leukocyten vielfach abgelehnt (Wıpar & Sıcarp, AcHARD & BEn- SAUDE, P. COURMONT, GENGOU, NOBECOURT USW.), wogegen DREYER & WALKER (vgl. unten) letzteren eine Bedeutung zuschreiben. GRUBER nahm eine Beteiligung der Leukocyten an, indem sie es sind, welche die Körpersubstanzen der Bakterien aufnehmen und von den Makro- phagen aufgenommen in die Gewebe gebracht werden, die die Agglu- tinine bilden. Nach Lanpram Mac Farrann fällt das Maximum des Agglutinins mit dem Minimum der vorher vermehrt gewesenen Leuko- cyten zusammen (Coliinfektion), welches Verhältnis bei fortgesetzter Immunisierung verschwindet. Die Untersuchungen van Empens über die Bildungsstätte der Agglutinine des B. aä@rogenes (in Anlehnung an die bekannten Untersuchungen von PFEIFFER & Marx, A. WAsSERMANN) ergaben keine konstanten Resultate, doch war in einzelnen Versuchen auch hier im Gewebesaft der Milz (von Jarra bestätigt), auch in Lymph- drüsen und im Knochenmark früher und mehr Agglutinin nach- zuweisen als im Blutserum ; DeutscH dagegen fand Agglutinine immer im Blutserum eher als in der Milz; Milzexstirpation behindert jedoch nicht ihr Entstehen, verzögert aber, wenn 3—4 Tage p. inj. vor- genommen, ihr Erscheinen. Wichtig ist die Beobachtung, daß die agglutininfreie Milz vom 2. Tage p. inj., zerrieben, einem anderen Tiere injiziert, Agglutininbildung zur Folge hat; GAEHTGENs kon- statierte dieselbe Eigenschaft des Blutes 24 Stunden p. inj. DEUTSCH läßt es daher unentschieden, ob das Agglutinin aus der Bildungssätte sofort ans Blut abgegeben wird, oder ob es im Blute selbst entsteht. RarH konnte in 8 von 9 Fällen keine Agglutinine in der Milz finden, ÜOURMONT, ÜASTELLANI, PETRONE fanden immer den Agglutinin- gehalt der Organe, auch des Knochenmarks, niedriger als den des Blutes. Für eine Organproduktion sprechen die Versuche an para- biotischen Tieren, bei welchen nach Ranzı & EHrLIcH nach 11 Tagen nur das geimpfte Tier Agglutinine enthält und erst später das 2. Tier, während bei passiver Uebertragung das Blut beider Tiere Asglutinine enthält; FRIEDBERGER & NAsETTI fanden allerdings bereits nach 24 Stunden Uebergang der Antigene und daher aktive Immuni- sierung des 2. Tieres; verschiedene Einverleibung des Antigens (intra- venös bei FRIEDBERGER & NasErTı) und die größere Menge des- selben könnten die Differenzen erklären. Mit den Befunden über die Produktion von Immunkörpern in den hämatopoetischen Organen hing die Vorstellung zusammen, daß eine funktionelle Reizung dieser auch auf jene fördernd einwirke; durch kleine Aderlässe wird nach PFEIFFER die Produktion der Choleraimmunkörper gesteigert. Wıpar, Lentz sahen bei Typhus nach Blutungen die früher fehlende Agglutininreaktion auftreten und vermuten einen günstigen Einfluß des Blutverlustes; die experl- mentelle Verfolgung gab nicht ganz übereinstimmende Resultate. j So ließ in den Versuchen ROTHBERGERs der Aderlaß im allgemeinen keine Steigerung der Agglutininbildung erkennen, nur in 2 Fällen erfolgte ein Wieder- anstieg mit auffallend spätem Höhepunkt. Nach SCHRÖDER wirkt der Aderlaß als Reiz und erscheint der Anstieg des Agglutiningehaltes am deutlichsten, wenn der Aderlaß beim Beginn der Abnahme, im sinkenden Teil der Kurve vorge- nommen wird. In den Versuchen ROTHBERGERS ist bemerkenswert, daß Blut- verlust und Agglutininverlust sich nicht immer decken; gerade bei Tieren mit schweren Verlusten an Agglutinin (50—78 Proz.) fand kein Ausgleich statt, während bei einem Verluste an Agglutinin parallel mit dem Blutverlust stets Neu-" Die Agglutination. 533 bildung eintrat, und zwar sehr rasch, bereits nach 24 Stunden war trotz der ein- getretenen Verwässerung eine Steigerung des Agglutiningehaltes nachzuweisen. Aehnliches ergab sich auch für das Verhalten der Normalagglutinine (Rost). Der Agglutininverlust allein wirkt nicht als Reiz, wie es die Versuche RoTH- BERGERS mit Blutwechsel ergeben haben; eine Regeneration in verschiedenem Grade erfolgt nur, wenn seit der letzten Injektion eine kurze Zeit verstrichen ist, ja bei Vornahme derselben 2—3 Tage nach dieser kann der Agglutiningehalt sogar höher werden, beim Blutwechsel nach ca. 14 Tagen erfolgt aber dauern- der Abfall. Blutgifte(Hydroxylamin) haben nach MELNIKOWA & W ERSILOWA trotz Regeneration ein fast irreparabeles Sinken der Agglutinine zur Folge, auch ist nach vorausgegangener Blutkörperchenzerstörung und nachfolgender Immunisierung die Bildung der Agglutinine erschwert und verlangsamt; in vitro schädigt Hydroxylamin die Agglutinine nicht. Dieses Verhalten der Agglutinine steht im Gegensatz zu dem der Antilysine, für welche MAapsen & Tarrausst unter der Ein- wirkung von Pyrodin und Pyrogallol ein neuerliches Ansteigen bei bereits eingetretener Abnahme beobachtet haben. Bezüglich der Frage, ob die Agglutinine im intravasalen Blute vorhanden sind, wurde bereits angeführt, daß ihre Aktion im Organismus nicht erwiesen ist; TAURELLI SALIMBERI konnte weder im subkutanen Zellgewebe eines gegen Cholera immunisierten Pferdes noch in der Peritonealhöhle eines passiv oder aktiv immunisierten Meerschweinchens Agglutination finden; da dieselbe aber in kürzester Zeit in denselben Flüssigkeiten außerhalb des Organismus auftritt, so nahm er an, dab Zutritt von Sauerstoff für das Zustandekommen des Phänomens notwendig sei. GHEORGHIEWSKI, DURHAM beobachteten aber Agglutination auch unter Luftabschluß. Trumrr konnte beim Typhusbacillus in beschränktem Maße Agglutination im. Tierkörper sehen. Sind Agglutinine im kreisenden Blute vorhanden, so muß der Gehalt des Blutplasmas an ihnen mindestens gleich hoch sein, wie der des Serums. Die darüber vorliegenden Untersuchungen lauten nicht übereinstimmend. Für die natürlichen Agglutinine liegen ausgedehnte Studien von Löwrr & ScHwarz vor, welche die Agglutinine normaler Kaninchen und Vögel untersucht haben. Im Magnesiumsulfat-, im Citrat- und im Vogelplasma bleiben die Agglutinine unverändert er- halten ; im Oxalat-, Fluor- und Phosphatplasma erscheinen dieselben abgeschwächt, bei alkalischer Reaktion des letzteren bleiben sie un- geschwächt erhalten, im Blutegelplasma bald in höherem, bald in geringerem Grade. Da aber in allen künstlichen Plasmen es immer auch während der Beobachtung zur Fibrinausscheidung kam, so wagen die Autoren nicht, aus ihren Resultaten bindende Schlüsse zu ziehen. Die geringe Intensität des natürlichen Agglutinins gibt keine großen Differenzen; anders ist es mit Immunagglutininen; Fiıcarı verglich Zentrifugatplasma und Koagulationsplasma auf den Gehalt an Tuberkuloseagglutininen und fand in allen Versuchen im Zentrifugat- plasma einen bemerkenswert geringeren Grad des Agelutinations- vermögens als im Koagulatplasma (z. B. 100 und 400); GLÄssNER jedoch fand das Plasma (Oxalat-) reicher an Agglutinin (1:8000 gegen 1:1000) als das Serum. Nach den Untersuchungen von DREYER & WALKER bei mit B. coli behandelten Tieren wäre der Gehalt des Plasmas an Agglutinin größer als der des Serums, weil das Koagulum Agglutinin absorbiert; doch ist in der Latenzzeit, in der Periode der 534 R. PALTAUF, Steigerung des Agglutiningehaltes der des Serums größer infolge des Leukocytenzerfalles, später kann der Leukocytenzerfall den Verlust durch die Adsorption von Seite des Gerinnsels nicht mehr kompen- sieren; danach wären auch die Leukocyten und das leukoplastische Gewebe eine Quelle der spezifischen Antikörper. Vererbung der Agglutinine. Soweit eine solche durch Uebergang von Agglutininen von der Mutter auf die Frucht oder Auf- nahme solcher von seiten des Kindes durch die Milch unter Vererbung (vgl. MORGENROTH & Braun, Vererbungsfrage, dieses Handbuch) ein- bezogen wird, so sind diese beiden Möglichkeiten bereits erörtert. Bezüglich wirklicher, germinativer V ererbung steht natürlich fest, daß vom Vater her keine solche stattfindet (REeMmLINGER). Bezüglich einer Vererbung von der Mutter her fand Jurewırsch, daß die agglutinin- freien Jungen von Kaninchen, welche Normalagglutinine besaßen, einige Zeit nach der Geburt anfingen, auch Agglutinine zu enthalten, während solche, die von Müttern stammten, deren Blut keine Spur von Agglutininen enthielt, weder bei der Geburt noch in den späteren Lebenswochen Agglutinine zeigten. Das erste Verhältnis wäre nur analog den bekannten Tatsachen, in welchen kindliches Blut die dem Blut des erwachsenen Organismus zukommenden Eigenschaften, wie Giftempfindlichkeit oder Resistenz ermangelt, und diese Eigenschaften sich erst extrauterin entwickeln. Sehr merkwürdig ist die weitere Beobachtung .JuUREWITSCHS, daß die Agglutininbildung bei Jungen auch auftrat, deren Mütter die Agglutinationsfähigkeit erst künstlich erworben hatte, infolge einer Immunisierung (Typhusbacillen), welche vor dem Beginn der Gravi- dität durchgeführt wurde. Vier Würfe (Meerschweinchen) von solchen Müttern wurden untersucht; während der Schwangerschaft waren keine Injektionen verabfolgt worden; es fand sich in allen Fällen im Blute der Neugeborenen die Agglutinationsfähigkeit entweder ebenso groß oder 2—Dmal stärker als im Blute der Mutter, einmal 1:4000 — im Gegensatz zu den besprochenen Verhältnissen bei der Immunisierung der Mütter während der Schwangerschaft, wo der Agglutiningehalt der Jungen beträchtlich, ca. 25mal schwächer war, als der der Mutter. Es kann kein Zweifel sein, daß in diesen Fällen eine autonome Ägglutininproduktion im Organismus der Jungen statt- fand, die eine um so merkwürdigere Erscheinung ist, als sie einen so hohen Grad erreicht; es erscheint hier nicht ausgeschlossen, daß agglutinogene Substanzen im Organismus deponiert werden, die erst sukzessive in den Stoffwechsel gelangen, auch auf den Fötus über- gehen und. so die Agglutininbildung veranlaßt wird. VI. Spezifizität der Agglutination. Mitagglutination, Gruppenreaktion, Haupt- und Partialagglutinine. Mischinfektion. Heterologe Nebenagglutinine. Serodiagnostik der Krankheit und der Bakterien. Bereits GRUBER stellte eine gewisse Spezifizität der Reaktion fest. Seine These 15 lautet sogar im Gegensatz zu seiner ablehnenden Haltung über die Spezifizität des PFEIFFerschen Phänomens: „Die Agglutinine sind spezifisch verschieden. Jeder Bakterienart ent- spricht ein spezifisches Agglutinin“. Durmam? gebrauchte eine all- gemeinere Bezeichnung, indem er (Lancet, September 1896) statt Die Agglutination. 535 spezifisch „spezial“ setzte. Bekanntlich gab GruBEr bereits an, dab Verwandte des immunisierenden Mikroorganismus vom Immunserum auch beeinflußt werden können, aber am stärksten der homologe Stamm. Deshalb komme der Reaktion aber doch ein hoher dia- gnostischer Wert zu, denn bleibt die Reaktion negativ oder bleibt sie unvollkommen, so ist es völlig sicher, daß der geprüfte Bakterien- stamm nicht zu jener Art gehört, welche zur Herstellung des Serums gedient hat. PFEIFFER & VaceDes haben noch in demselben Jahre (1896) an einem hochwertigen Choleraimmunserum festgestellt, daß die Reak- tion bei Berücksichtigung der quantitativen Verhältnisse streng spezifisch sei: „Eindeutige Resultate, die eine strenge Spezifizierung erleiden.“ Korte sprach sich in diesem Handbuche ‚„Spezifizität der Infektionserreger“ (1.Band) dahin aus, daß die Agglutination ein ganz vorzügliches Differenzierungsmittel bei Typhus- und ähnlichen Ba- cillen und bei Cholera und choleraähnlichen Vibrionen sei, indem das hochwertige Serum in starken Verdünnungen nur die Typhus- resp. Cholerabakterien agglutiniert. Diese Tatsache steht auch heute noch fest; es müssen aber bei der Besprechung der Spezilizität im allgemeinen zwei Dinge auseinandergehalten werden, nämlich die Art der Bakterien und zweitens der Umstand, daß die Beurteilung der Spezifizität an künstlich hergestellten Immunseris eine ganz andere ist, als die eines im Verlaufe oder nach überstandener Krankheit bei Mensch oder Tier gefundenen Agglutinationswertes im Serum. Das eine Mal ist der agglutinogene Faktor bekannt, das andere Mal wird dieser erst mittels der Reaktion gesucht, und kann derselbe daher nur mit Berücksichtigung der Normalagglutinine und anderer noch zu be- sprechender teilweise sehr komplexer Umstände mehr oder weniger bestimmt festgestellt werden. Was den ersten Punkt anbelangt, st zu unterscheiden zwischen jenen Bakterien, bei welchen die Agglu- tination eine Eigenschaft der ganzen Art ist, wie es bei den zuerst am meisten untersuchten Typhus- und Cholerabacillen tatsächlich der Fall ist, und solchen, bei denen die Reaktion entweder einen unregel- mäßigen Charakter hat (starke Unterschiede in der Intensität bei verschiedenen Stämmen derselben Art) oder gar nur individualer Natur ist, indem gewöhnlich nur der homologe Stamm einer Art vom zuge- hörigen Serum agglutiniert wird, selbst dann, wenn sich die anderen Stämme weder durch kulturelle noch biologische Eigenschaften unter- scheiden, wie dies beim Bacterium coli ty pisch der Fall ist. Da seit Wı»ar die Reaktion auch für die Krankheitsdiagnose verwendet wird und man dem Krankenserum in derselben Weise wie den Immunserum eine hohe Spezifizität zuschreiben wollte, die sich aber nicht immer in derselben Weise bestätigte, so entwickelte sich aus der Frage der diagnostischen Verwendbarkeit der Aggluti- nation des Krankenserums eine Streitfrage über die Spezifizi- tät der Agglutination überhaupt; künstliches, hochwertiges Im- munserum und Identifizierung von Bakterien durch dasselbe wurde mit dem unbekannten Krankenserum und der Diagnose eines unbe- kannten Krankheitserregers mittels demselben für gleichwertig ge- halten. Ich habe in der ersten Auflage dieses Handbuches diese Frage an der damals schon sehr reichen Literatur über das Serum Typhus- 536 R. PALtavr, kranker kritisch durchgesprochen und möchte jetzt nur mehr darauf verweisen, zumal die Frage mittlerweile doch wesentlich geklärt ist. Kurz wiederholt waren es die Beobachtungen, daß dem Typhusbacillus in gewisser Beziehung ähnliche Mikroben durch das Serum Typhöser ebenfalls agglutiniert werden, und zwar der Bacillus der Psittakose (GILBERT & FOURNIER, ACHARD & BENSAUDE?, NıcoLzEt), doch machten bereits WıDaL & SIcarp? auf die quantitativen Unterschiede auf- merksam — der Bacillus enteritidis (Duruam, SMıTH & Tex- nanT in ca. 25 Proz. der Fälle bei einer Typhusepidemie in Belfast) selbst noch, wie es spätere und neuere Untersuchungen bestätigen, vor der Agglutination der Typhusbacillen (vgl. Anhang) — das Bact. coli, teils typisches, teils Paracoliarten, zum Teil die späteren Para- typhusbacillen. Die Angaben lauteten sehr verschieden, während KLEIN, VAN DE VELDE}, DURHAM®, ORLOWSKI, LESAGE, VALAGUSSA, FRAENKEL!, CHANTEMESSE! keine, COURMONT?, CHRISTOPHERS, KÖHLER & SCHEFFLER eine geringe Beeinflussung, nicht stärker als durch Normalsera, beobachteten, stellten BEco, WıDAL & NoBE- COURT!, COURMONT2, ZIEMKE, MANN, TARCHETTI!, F. BRANCATI, VAN DER VELDE?, MıLs, PFAUNDLERt, JATTA, BIBERSTEIN und STERN* Agglutination der Colibacillen durch Typhusserum fest; USTVEDT, STERNBERG, Busson fanden Typhusserum auf aus Wasser kultivierte Coliarten wirksam und zwar bis 1:1000, STERNBERG (Titer auf Typhusbacillen 1: 10000). Eine Reihe von Autoren hat eine solche Nebenagglutination von Typhus- krankenseris auf die genannten Bakterien, namentlich die Coliarten auf normale Agglutination bezogen, die, wie bereits angeführt worden ist, tatsächlich in der- selben schwankenden Höhe vorkommt (JaTTA, bereits GRUBER & DURHAM, GRÜNBAUM, WIDAL), wie denn auch Agglutinine auf Typhusbacillen bei Nicht- typhösen und Gesunden nicht selten sind (STERN, KÖHLER, SKLOWER) in einzelnen Fällen auch in höheren Werten. KÖHLER & SCHEFFLER konnten in eigens darauf gerichteten Unter- suchungen feststellen, daß sich nie ein nur vom Typhusserum agglu- tinierbares Coli fand, sondern daß ein solches immer auch vom Serum eines Gesunden beeinflußt werde. Andererseits glaubte man doch bei Typhuskranken relativ häufiger höhere Agglutinationswerte für Bac- terium coli gefunden zu haben (JarTTa, KüÜHNnAUu, STERN#, BIBERSTEIN, Masıus, VAN DE VELDE®), so daß JarTTa, PFAUNDLER einen gewissen Parallelismus zwischen der Wertigkeit des Typhusimmunserums und der Agglutination auf Coli annahmen. AcHarD? sprach sich zuerst dahin aus, daß nicht die Aggluti- nation, sondern der Grad derselben spezifisch sei. WıpaL? formu- lierte die Verhältnisse der Agglutination auch typhusähnlicher Bak- terien dahin, „daß der infizierende Mikroorganismus dem Serum so sehr seinen Stempel aufdrückt, daß es gegenüber Angehörigen derselben Familie seine Zusammengehörigkeit durch die Agglutination verrät‘, eine Anschauung, die dann in der von PFrAUNDLER zu- nächst gebrauchten Bezeichnung der „Gruppenagglutination“ ihren Ausdruck fand. Zurnikt ging soweit, überhaupt nur von Gattungsspezifizität zu sprechen. Diese Anschauung mußte aber bezüglich Bact. coli fallen gelassen werden, obwohl Zupnık ver- suchte, neben einer Typhus- eine Coli- etc. Gruppe mit „gattungs- spezifischer“ Agglutinabilität zu unterscheiden. KLEMEns & MAHLER versuchten für diese Gattungsspezifizität des Coliserums einen Nach- weis zu bringen, aber derselbe beschränkt sich auf ein Kranken- serum, welches von 40 Coliarten 16 agglutinierte, ein zweites agglu- tinierte jedoch nur 2 im Verhältnis über 1:20. Die Spezifizität PER a 37 u Die Agglutination. Ä soll nach Zupnik nur eine relative sein, nur die maximale Reaktion ist absolut spezifisch. Aber gerade dort, wo wir Grund hätten, von Gruppen im syste- matisch naturwissenschaftlichen Sinne zu sprechen, z. B. bei den Choleravibrionen und choleraähnlichen Vibrionen, besteht eine solche Beziehung durchaus nicht (KoLLE & GorTscHLıcH, PRAUSNITZ) und ebenso widersprechen gerade die Agglutinationsverhältnisse des Bacterium coli einer derartigen Auffassung. Zahlreiche Unter- suchungen (BENSAUDE, PFAUNDLER*!, RADZIEWSKI, ROTHBERGER etc., vgl. Anhang) haben ergeben, daß eine nur auf den zur Immu- nisierung verwendeten Stamm beschränkte Agglutination gar nicht selten, ja die Regel ist, und daß Stämme, die sich kulturell und biologisch ganz analog verhalten (DurHAam), aus demselben Material herstammen (Burry), durchaus nicht gemeinsam von demselben Serum agglutiniert werden, sondern sich wie fremde, streng verschiedene Arten verhalten. Es lag wohl in der älteren Tradition der bakterio- logischen Forschung, zwischen B. coli und Typhusbacillus nahe ver- wandtschaftliche Beziehungen anzunehmen, die nach A. FiscHErR gar nicht bestehen. Tatsächlich sind die Befunde gar nicht selten, in denen sich B. coli ganz fremd verhält, namentlich haben die Coli- oder Paracolisera häufig keine agglutinativen Eigenschaften gegenüber Typhusbacillen oder Psittakose (NıcorLue), wie auch bei menschlichen Erkrankungen, auch durch Paracoli (Paratyphus), sich keine Re- aktion auf Typhusbacillen fand (VEDEL, ‚Jounston & MacTaGGaRrT, SMITH & TeNnNANT, Gwyn, CusHins, die Paratyphusfälle ScHOoTT- MÜLLER1,2, von KnotHu, Brion & KAysER, DE FEYFER & Kayser, Kayser!, oder typhusähnliche Erkrankungen von CoLEMAN & BUXTon, JoHNSTON?, HewLett, LoBMmaAn & Hume). Dieses Verhalten ist, abgesehen von der strengen Spezifizität in manchen Gruppen, wie den Vibrionen, mit der Vorstellung einer Gruppenreaktion nicht ver- einbar. Dazu kommen nun die, wenn auch vereinzelten Beobachtungen, daß zweifellos ganz differente Infektionen, z. B. durch Proteus (Lv- BOWSKI & STEINBERG) oder durch Meningokokken Sera lieferten, die Typhusbacillen bis 1:500 agglutinierten. Zur Erklärung der Tatsache, daß Agglutinine teilweise, auch wechselweise auf verschiedene Bakterienarten oder durch biologische Eigenschaften als Rassen differenzierte Stämme einwirken (Mit- agglutination), genügt die von Durmam (1900) entwickelte Vorstellung, daß die agglutinogene Substanz der Bakterien nicht einheitlich ist, sondern aus zahlreichen Komponenten besteht (a, b, c usw.), denen im Agglutinin eine ebensolche Anzahl von Teil- agglutininen (A, B, © usw.) entsprechen, und daß einzelne der agglutinogenen Komponenten verschiedenen Bakterien gemeinschaft- lich sind. Wenn z. B. Bacillus enteritidis die auch dem Typhus- bacıllus zukommenden Elemente d, e, f gemeinsam hat, so wird der Bacillus enteritidis durch Partialagglutinine D, E, F des Typhusagglu- tinins A—F mitagglutiniert werden. Dementsprechend unter- schieden DurHAm analog wie EHrLıicn & MORGENRoTH für den hämo- Iytischen Immunkörper, ein Hauptagglutinin, welches die spe- zifische Reaktion für das betreffende Bacterium gibt, neben Partial- agglutininen (WAssERMANN) für jene Bakterien, die derartige Par- tialagglutinogene besitzen. ‚Jedenfalls ist diese Nomenklatur indiffe- renter und erscheint losgelöst von der naturwissenschaftlichen Syste- 538 R. PALTAUF, matik. STErn spricht von „direkter“ und „indirekter“ Agglutination. Es können mit der Mitagglutination morphologische und bio- logische Eigenheiten im Sinne der Artverwandtschaft zusammenfallen, aber letztere ist nicht der Grund für die Mitagglutination; ganz un- zulässig ist es, aus einer solchen auf erstere zu schließen, ohne Ueber- einstimmung der morphologischen und biologischen Merkmale. SmITtH & Reacn nahmen bereits an, daß der Agglutinations- charakter auch durch den Aufenthalt des Mikroorganismus in ver- schiedenen Wirten beeinflußt werde; dies ist ausgesprochen bei den Streptokokken und bei der Gruppe des Paratyphus B und des Bac. enteritidis der Fall. Aufenthalt und Passage durch dieselben Tier- körper spielen eine wesentliche Rolle. Während z. B. das Immunserum von menschlichen Enteritisbacillen häufig Mitagglutinine für Typhus- bacillen enthält, fehlten solche bei dem Immunserum, erzeugt mit den von Kälberruhr stammenden Enteritisbakterien (LanGkau). Besitzt ein Bakterium keine oder wenige gemeinsame Gruppen, spricht auch der tierische Organismus auf diese gleichgestimmt sozusagen au, so wird ein vollkommen spezifisches Agglutinin ent- stehen, im anderen Falle werden scheinbar mehrere Agglutinine vor- handen sein. In dieser Theorie finden gewiß zahlreiche wider- sprechende Beobachtungen über ausschließliche oder mehrfache Agglu- tinine ihre Erklärung. Nach dieser Auffassung scheint es berechtigt, anzunehmen, daß das Hauptagglutinin auch immer das in den stärksten .Verdün- nungen wirksame sei. Nun fehlt uns ein eigentliches Maß für die Agglutininmenge, denn dieselbe erscheint immer in Verbindung mit aer Agglutinabilität der verschiedenen Bakterien; diese ist, wie be- reits besprochen wurde, nicht nur bei verschiedenen Arten, sondern auch bei verschiedenen Stämmen sehr verschieden. R. PFEIFFER®? hat ein eklatantes Beispiel dieser Art an zwei Cholera- kulturen gleicher Abstammung beobachtet, von denen die eine durch Tier- passage hochvirulent erhalten wurde, die andere aber nur auf dem Nährboden fortgepflanzt wurde. Erstere reagierte auf ein Testserum vom Titer 1:10000 in dieser Verdünnung, während die avirulente Kultur noch auf 1:200000 agglu- tiniert wurde. Hier geht die Zunahme der Agglutinabilität mit einer Virulenz- abnahme einher (auch STEFANO); doch kann die Agglutinabilität mit oder ohne Virulenzschwankung stark differieren, vgl. S. 506; KLınGer fand Kongruenz. Außer dem Rezeptorenapparat des Bakteriums kommt aber auch noch dem des tierischen Organismus eine ebenso große, wenn nicht größere Bedeutung für die Konstitution des Agglutinins resp. der Mitagglutinine zu, indem ein und dasselbe Bakterium bei ver- schiedenen Tieren auch ein verschiedenes, nicht nur in seiner Höhe, sondern auch im Gehalt an Mitagglutininen differierendes Agglu- tinin liefern kann. WASSERMANN erbrachte für diese Verhältnisse einen guten Einblick an einem Coliimmunserum, von Kaninchen, Meerschweinchen, Tauben mit demselben Col- stamm erzeugt, auf 15 verschiedene Colistämme geprüft. Das Kaninchenserum agglutinierte in der Verdünnung 1: 100 außer dem homologen noch 2 Stämme. Das Meerschweinchenserum war auf den homologen Stamm ebenso wirksam, ag- glutinierte aber 1:50 kein anderes Coli, und das Traubenserum agglutinierte einen anderen Stamm als das Kaninchenserum. Nun könnte bei Bacterium coli. die große Inkonstanz seiner agglutinogenen Substanz hierbei mit von Einfluß sein. Ganz ähnlich verschiedene Konstitution des Agglutinins fand RıcH. PFEIFFER gegenüber Choleravibrionen beim Huhn, Hund und Kaninchen, die mit dem- selben Stamm immunisiert wurden. Das Serum vom Huhn agglutinierte den ee Die Agglutination. 539 homologen Stamm 1:2000, das des Kaninchens und des Hundes 1:2000. Ein anderer Stamm wurde vom Huhn 1:200, vom Hund 1:500, vom Kaninchen 1:100 agglutiniert. Gibt es solche Verschiedenheiten im Hauptagglutinin, so sind solche in den Mitagglutininen noch eher zu gewärtigen. Hierfür erbringen unter anderen einen instruktiven Beweis Versuche KAYSERs’ mit einem Typhusstamm von einem Kranken, dessen Serum zuerst nur Paratyphus A 1:2500, Paratyphus B 1:1000 und erst später Typhusbacillen nur 1:1000 agglutinierte; bei den Ka- ninchenseris vom Titer 1:3000 resp. 7000, ebenso wie bei einem lHundeimmun- serum von 1:5500 schwankten die Mitagglutinine für die beiden anderen zwischen 50 und 300. Auch bei derselben Tierart können die Mitagglutinine auBer- ordentlich schwanken, wie dies Lırscmürz bei der Prüfung von drei Typhusimmunpferdeseris vom Titer 1:10000 und 1:20000 erfahren hat, die teils einen Paracolistamm 1:200, den Gärrnerschen Bacillus 1:400 beeinflußten, während ein Serum vom Titer 1:20000 gar keinen Stamm agglutinierte. In allgemeinen enthält das Kaninchenserum bei verschiedenen Immunisierungen die geringsten Mitagglutinine (außer Gärtnerserum, LEBRAM); die Immunsera von Pferd und Esel für manche Bakterien, z. B. Dysenteriebacillen, auch Choleravibrionen enthalten nicht unbe- trächtliche Mitagglutinine HAENDEL, Hrrsch & LenTz); bei der Her- stellung von Testseris wird darauf Rücksicht genommen. Für eine richtige Beurteilung der Mitagglutinine genügt nicht die Angabe ihrer Höhe allein, sondern es sollte immer auch der Titer des Hauptagglutinins angegeben sein; als eine kurze Ausdrucksform wäre die eines Bruches zu empfehlen, bei dem der Zähler den ge- fundenen Wert, der Nenner den austitrierten Wert des Hauptaggluti- nins enthält, wie es Lewrz® in praktischer Weise für die Agglu- tinationswerte bei diagnostischen Untersuchungen empfohlen hat, wo- bei der Nenner den Titer des Testserums angibt. Die Höhe des Titers hat gemeinhin keine Beziehung zur Zahl und Höhe der Partialagglutinine, wie es Bruns & Kayser angenommen hatten (nach Kayser bei ein und demselben Tier), im Gegenteil, es kann bei Steigerung des Hauptagglutinins das Mitagglutinin beträcht- lich zurückbleiben (Schöne), eventuell bei Krankenseris im weiteren Verlauf gänzlich verschwinden, wie es auch vor dem Hauptagglu- tinin erscheinen, z. B. Mitagglutination auf Typhusbaeillen bei Enteritisinfektion, und bestehen bleiben kann (Rımrav). Wie ım Typhus-, auch Paratyphus Enteritis-Krankenserum Mit- agglutination auf andere Bakterien vorkommt, so können bei anderen Infektionen Mitagglutinine auf Typhusbacillen entstehen, die begreif- licherweise eine nicht leicht eruierbare Quelle für Irrtümer bei der GRUBER-Wıparschen Probe darstellen. Es liegt nahe, sich hierdurch die Fälle positiver Widalreaktion zu erklären, bei denen keine Typhus- erkrankung vorlag, noch vorausgegangen war. So beobachteten Mer- NICKE & NeuHaus eine Oolibacillose mit 1:50 auf Typhusbac.; das aus der Leiche gezüchtete Paracoli wurde 1:5000 agglutiniert. Die starken Mitagglutinine bei Fleischvergiftungen namentlich durch B. Gärtner wurden bereits erwähnt. Hier kann durch eine weitere Analyse die Fehlerquelle eruiert werden (CasrerLanıs Versuch), weil uns diese Verhältnisse, namentlich in den Ländern, wo Para- typhus und Gärtnerinfektionen vorkommen, bekannt sind. Geradezu ausgeschlossen ist dies aber in den Fällen, in welchen eine ganz andere Infektion vorlag z. B. Puerperalfieber (LommeEL), Staphylo- 540 . R. PALTAUF, kokken oder Proteusinfektionen (LuUBOWwsKI & STEINBERG), Strepto- kokken und Proteus (.JJocHMANN), Pyocyaneusinfektion (KLiıne- BERGER?). Diese Fälle erfuhren Aufklärung, andere, namentlich bei Genesung, werden als Typhen mit Mischinfektion betrachtet wie z. B. Fall Ham. Auch bei Phthisikern wurde Agglutination auf Typhus- bacillen beobachtet, nach KRrREUCKER, BREDOW nicht so selten, von Rornr allerdings negiert. Bei nicht-bakteriellen Infektionen, wie z. B. Malaria, fehlt eine Agglutination auf Typhusbacillen. LUBOWSKI & STEINBERG fanden bei Tierversuchen mit den von den Kranken gezüchteten Bakterien beim Proteusserum eine Mitagglutination auf Typhusbacillen von 1280:80000 und beim Staphylokokkenserum eine Typhus- agglutination bei der Verdünnung 1:640, bei demselben war A, für Paratyphus B — 160, für Bacillus Brügge — 640, bei einem anderen Tier aber für Typhus- bacillen und Paratyphusbacillen A,» unter 20, für Brügge — 320. Es unterliegt somit wohl keinem Zweifel, daß diese Art von Mitagglutination die diagnostische Bedeutung der Wınvarschen Re- aktion sehr beeinträchtigen kann; doch sind derartige Fälle selten. Für ein klinisches Symptom, bei dem man wiederholt positiven Widal auf Typhus-, auch Paratyphusbacillen gefunden hat, weiß man schon lange, daß die positive Reaktion nur mit Vorsicht zu beurteilen ist, indem zumeist eine Mitagglutination vorliegt. Das ist der Fall bei Ikterus. GRÜNBAUM!, KÖHLER, ZUPNIK!, EcKARD beobachteten bei Ikterischen, bei Leberkrankheiten mit Ikterus, bei WEırscher Krankheit (ZuPnIKk), ECKARD auch bei Cholangitis, MEGELE bei Leberabszeß, LANGSTEIN & MEERWEIN bei Cholangitis infolge von Cholelithiasis, ebenso JoacHım!, daß das Blutserum stärker Typhusbaeillen agglutiniere (1:30—1:50), als es bei Nichttyphösen der Fall ist. EISENBERG & KELLER sahen Agglutination der ArLoINGschen Tuberkel- bacillen bei Ikterus 1:500, das andere Mal 1:50, Rostoskı Typhusagglutination bei katarrhalischem Ikterus noch bei 1:1000. Man glaubte zunächst an eine künstliche Agglutination durch Galle. KÖHLER® fand die Galle von Menschen und Tieren besonders bei kon- zentrierter Beschaffenheit (Gallenstauung durch Ligatur des großen Gallen- ganges) agglutinierend auf Typhusbacillen, auch manchmal das Blutserum nach intravenöser Injektion von taurocholsaurem Natrium. Neuere Untersuchungen von KÖNIGSTEIN, LÜDKE! über die Galle und das Blutserum bei experimentellem hämolytischen Ikterus, Cholecystitis, Carcinoma hep. usw. ergaben ganz negative Resultate; ebenso ECKARD, wo das Serum positiv war, die Galle (Fistel) negativ. Auch bei Ikterus neonatorum (LÜDKE) war die Reaktion negativ, ebenso fand GILBERT & LIPMANN in 30 Fällen von Ikterus nur zweimal eine positive, auch STEINBERG bei 22 Fällen von Ikterus 7mal As = 40-80, in 2 Fällen mit höheren Werten war vor Jahren Typhus vorausgegangen. KAMMERER sah unter 50 Fällen von Ikterus Typhusagglutination Imal 1:75 und Imal 1:40, LÜDKE unter 32 Fällen l1mal Agglutination auf 1:50; auch KRrEıssL erhielt wiederholt bei‘ Ikterischen nur negative Resultate. Bemerkenswert ist, daß LÜnDke auch andere Bakterien (Paratyphus A und B) Coli agglutinierbar fand, aber viel häufiger und intensiver die Typhusbacillen. Nach BLUMENTHAL, der jeden Zusammenhang zwischen Ikterus und Agglutination negiert, beruht das häufige Auftreten der Typhusagglutination darauf, daß Infektion der Gallen- wege mit Typhusbacillen viel häufiger vorkommt, als man früher wußte; daneben könnten teils unbekannte Erreger des fieberhaften Ikterus, teils bei der Ent- zündung der Gallenwege eingedrungene Bakterien die Quelle des Agglutinins sein, welches Mitagglutinine für den Typhusbaeillus besitzt (JoacHIıM! ein para- typhusartiges Stäbchen aus der Milz). Auch kann sich im Blutserum des Kranken außer Agglutination für Typhus eine für Choleravibrio und Pyocyaneus finden (JoacHIMm). Ebenso hält STERN eine den Ikterus begleitende, respektive ihn verursachende Infektion für die Ursache der Agglutination, ebenso wie Lu- BOWSKI und STEINBERG, die den Fall MEGELES speziell auf eine Staphylokokken- infektion beziehen. Die Annahme einer Proteusinfektion bei WEıtscher Krank- heit unterstützt diese Auffassung. Die Agglutination. 541 Für die Diagnostik der Bakterien haben die Mitagglutinine im allgemeinen, namentlich bei Verwendung hochwertiger Sera Keine Bedeutung, weil dieselben so gering sind, dab sie nicht in Frage kommen; bei einem Proteusimmunserum von 1:80000 hat ein Mit- agglutinin für Typhus von 1250 keine Bedeutung, auch nicht für ein Typhusserum von 1:20000 die Agglutination eines Paracoli 1:1000. Bleiben wir aber noch weiter bei der Besprechung des Krankenserums. Eine weitere Quelle für mehrfache Agglutinine bildet sicher die Mischinfektion, die bereits Wıpar & Sıcarp (mehrfache Im- munisierung mit Typhusbacillen und Choleravibrionen) bekannt war. Von DinEurR?, CASTELLANI, Krerz und anderen wurde kon- statiert, daß bei Typhus mit Sekundärinfektionen (Staphylokokken, Streptokokken, Pyocyaneus) die Typhusagglutinine erhalten bleiben, ebenso wie z. B. bei Typhus und Maltafieber (DREYER, LAGRIFOUL etc.) oder Typhus und Paratyphus (Levy & GAEHTGENS, LENTZ etc.- oder bei sekundären Coliinfektionen etc., sich beide Agglutinine finden; hierfür wurde angeführt, daß das Serum Typhöser Colistämme des Kranken häufiger und höher agglutiniere (BIBERSTEIN & STERN, WiıvaL & Nosgkcourr?), dem allerdings von KÖHLER & SCHEFFLER widersprochen wurde, womit auch neuere Autoren (KLIENEBERGER! und Geıisse, Ep. MürLer übereinstimmen würden, die hohe Normal- agglutinine für Coli gefunden haben. CASTELLANI studierte die Frage der Mischinfektion experimentell, indem er das Serum von mit Bacillus typhi, Bacterium coli und Bacillus pseudo-dysentericus oder mit einzelnen dieser Bakterien allein immunisierten Kaninchen mit der Enrricnschen Methode der spezi- fischen Adsorption der Agglutinine durch die entsprechenden Bak- terien prüfte. Die spezifische Absorption mit den homologen Bakterien ergab, daß das entsprechende Agglutinin vollständig erschöpft werden konnte, während die anderen der mit zur Immunisierung verwendeten Bakterien entsprechenden Agglutinine vollständig erhalten blieben, z. B. Serum eines mit Typhusbac., Coli- und Pseudodysenteriebac. behandelten Tieres enthält Agglutinine für alle 3 Arten; durch Ab- sorption mit Typhusbacillen erschöpft, blieb Agglutination auf Coli und Pseudodysenterie vollständig erhalten; finden sich jedoch ın einem mit einem einzigen Bakterium gewonnenen Immunserum auch Mitagglutinine, so verschwinden diese mit der Ausfällung des Hauptagglutinins durch das homologe Bakterium. Diese Re- sultate entsprechen den früher gegebenen theoretischen Annahmen für das Zustandekommen der Mitagglutinine, denn es ist einleuchtend, daß bei der Zusammensetzung des Hauptagglutinins aus Partialagglu- tininen letztere mit der Erschöpfung des ersteren ebenfalls verschwin- den. Der Casterranische Versuch zeigt mithin: 1. Mitagglutinine verschwinden bei Erschöpfung des Serums durch die Bakterien, welche die Agglutininbindung veranlaßt, vollständig, während das Hauptagglutinin mehr oder weniger stark herabgesetzt wird (was aus dem Bindungsverhältnisse des Agglutinins sich er- klärt (vgl. S. 590); z. B. Typhusserum verliert durch Eintragung von Typhusbacillen die Agglutination für Gärtnerbacillen vollständig, für Typhusbacillen teilweise. 2. Die Erschöpfung des Serums mit einem mitagglutinierenden Bakterium läßt das Agglutinin für dieses verschwinden, es bleibt 542 R. PALTADF, aber das Hauptagglutinin noch ganz oder zum größten Teil erhalten, z. B. Typhusserum mit Gärtnerbacillen erschöpft, verschwindet die Agglutination für Gärtnerbacillen, das für Typhusbacillen bleibt er- halten. Mit Hilfe dieser Methode konnte nun der für die Praxis der klinischen Serodiagnostik wichtige Nachweis von Mitagglutininen über- haupt und auch bei hohen Werten derselben erbracht werden. So erwies bereits Jürgens! die hohen Agglutinationswerte für Para- typhus B bei Typhuskranken als Mitagglutination. Bei einem Serum, welches Typhus 1:5000, Paratyphus 1:4000 agglu- tinierte, ergab die Absättigung mit Typhusbacillen A,, für Typhus — 2000, Paratyphus — 500, bei Absättigung mit Paratyphus bleibt A; für Typhus unver- ändert = 5000, As Paratyphus = 1000; so ist das hohe Agglutinin für Para- typhus als Mitagglutinin erwiesen, welche Auffassung JÜRGENS! auch durch die Bestimmung des Schutzwertes der Sera bestätigt fand; während der Titer für Typhusbacillen 0,008—0,002 betrug, war der für Paratyphus von dem normaler Sera nicht verschieden. Ebenso konnte KorTE in 2 Fällen von Paratyphus nachweisen, daß die Agglutination für EBERTHsche Bacillen 1:80 eine Mit- agglutination sei, indem sie nach Absorption durch Paratyphusbacillen voll- ständig verschwand. In analogen Fällen von HÜNEMANN, ÜONRADI, DRIGALSKI & JÜRGENS, SION & NEGEL auch Zupnik & PosneEr u. a. ließ der bakterio- logische Nachweis von ausschließlich Paratyphusbacillen die Mischinfektion aus- schließen. PosSnER & ZupnIk fanden allerdings, daß bei 5 als Paratyphus gedeuteten Fällen 3mal Paratyphus-, 2mal Typhusbacillen sämtliches Agglutinin erschöpften und daß bei einem sicheren Typhusserum die Agglutinationskraft sowohl durch Typhus- wie durch Paratyphusbacillen, beidemal jedoch nur partiell, erschöpft werden konnte und lehnen die Methode für diagnostische Zwecke am Kranken- bette ab, was aus diesen nicht ganz geklärten Fällen allein gegenüber zahlreichen Angaben der Literatur nicht gerechtfertigt erscheint. Die Methode gestattet, wie mehrfache Untersuchungen ergaben, bei Typhus-, Paratyphus-Enteritisinfektionen die wirklichen Erreger zu eruieren (D’AMATO). Auch für die Ruhrbacillen scheint nach ‚JÜRGENs?, KrÄGEL und anderen die spezifische Absorption eine Differenzierung der Agglu- tinine zu gestatten, wenn auch Lexrtz! widersprechende Resultate hatte. Diese Beobachtungen zeigten, dab weder die Voraussetzung, daß die höhere Agglutination für einen Mikroben seine agglutinogene (infektiöse) Bedeutung legitimiere, noch daß zwei hochwirksame Asglutinine unbedingt auf eine Mischinfektion zu beziehen sind. Die Untersuchungen von ÜCasteLranı fanden weitere Bestä- tigung durch die von PULVIRENTI, von KEUTZLER & BENcZUR, ebenso D’Amarto, wonach die Bildung eines Immunkörpers durch die eines anderen nicht gehindert wird, und jedes Agglutinin selbständig ist. Unter gewissen Verhältnissen bleibt die Bildung der mehrfachen Agglu- tinine auch aus, wie z. B. Kayser*# bei Immunisierung mit Staphylo- kokken und Typhusbacillen entweder kein Agglutinin erhielt. oder nur für Typhusbacillen, oder nur mäßige Werte. Das gelegentliche Fehlen von Typhusagglutininen bei derartigen Mischinfektionen wie von Kayser beobachtet oder Kreısst (Pneumonie oder Pneumokokken im Blute bei Typhus) kann auf solche Verhältnisse zu beziehen sein. Im allgemeinen kann die Methode der spezifischen ‘Absorption die Differentialdiagnose zwischen Mitagglutinin und Hauptagelu- tinin gestatten, wenn es sich um Bakterien verwandter Krankheits- prozesse handelt, z. B. Typhus-, Paratyphus- oder Ruhrbakterien; sie Die Agelutination. 543 kann aber nicht vor Irrtümern schützen, wenn Mitagglutinine anderer Abstammung vorliegen. So machte KorrE mit Recht darauf aufmerk- sam, daß ein Mitagelutinin für Typhusbacillen vorhanden sein kann, welches von einem anderen Bakterium herrührt, z. B. Fälle von Proteusinfektion (LuBowskI & STEINBERG), daher von Paratyphus- bacillen oder Gärtnerbacillen nicht erschöpfbar ist, so dab es als spezifisches Agglutinin in Erscheinung treten wird. Mit Haupt- und Mitagglutinin und mit den Spezialagglutininen bei Mischinfektionen sind aber noch nicht alle Möglichkeiten für das Vorkommen mehrfacher Agglutinine erschöpft. So können auch vor- handene Normalagglutinine, die, wie BorpET bereits zeigte, mittels spezifischer Absorption nachgewiesen werden können, als selbständige, von einer Infektion oder Mischinfektion herrührend er- scheinen, z. B. die hohen Agglutinine auf B. coli (KLIENEBERGER) oder die hohen Agglutinine auf Rotzbacillen im Pferdeserum, welche bei der Serodiagnose der Retzkrankheit begreiflicherweise eine Rolle spielen. Außerdem hat sich gezeigt, daß solche normal vorhandene Agglu- tinine bei der Immunisierung (und wir dürfen wohl annehmen, ge- legentlich auch bei Infektionen) eine Steigerung erfahren. Einblick in diese Verhältnisse brachten zuerst die Untersuchungen von POossELT & v. SAGASSER sowie von HETScCH & LENTZ. POSSELT & v. SAGASSER fanden in normalen menschlichen wie tierischen Seris mehrfache Agglutinine, welche bei der Immunisierung mit Typhus-Ooli- bacillen, Choleravibrionen und Dysenteriebacillen nicht nur eine Steigerung im Hauptagglutinin, sondern auch eine solche als Nebenagglutinine erfuhren, dabei noch von auffallend hohem Werte waren. So hatte ein Typhusimmun-Meer- schweinchenserum vom Titer 1:12000 Nebenagglutinine für Cholera 4000—4500, für Dysenterie 35004000, ein nämliches Typhusserum vom Titer 230 Cholera- agglutinin 90—100. Bei der Absättigung des Hauptagglutinins fanden die Autoren nun durchweg, daß die Ne :benagglutinine erhalten blieben, ja, nicht nur das, sondern auch noc :h eine nicht unbedeutende Zunahme zeigten. Ein Typhus- immun-Pferdeserum mit dem Titer 1:15 000—20 000, Nebenagglutinine für Coli 300, für Cholera 640, ergab nach völliger Erschöpfung des Typhusagglutinins für Coli 700-800, für Cholera 25003000; nach Eintragung von Choleravibrionen in dasselbe Serum erhöhte sich der Titer für Typhusbaeillen auf 1:30000, somit auf das Doppelte gegen früher, für Coli 500 gegen früher 300. Nur ganz vereinzelt fand sich ein Sinken des Nebenagelutinins. Für diese auffallende Er- scheinung (von LÜpkrR* nicht bestätigt) könnte nur an die Möglichkeit des Ausfalls von irgendwelchen hemmenden Substanzen gedacht werden. Zu vergleichen wäre die Beobachtung Pıcks, welcher nach der Ausfällung eines Typhusimmunpferdeserums vom Titer 1:20000 durch Bakterienkoaguline in der überstehenden Flüssigkeit eine Agglutina- tionskraft von 1:40000 fand. Eine ähnliche Beobachtung verzeichnen LANDSTEINER & PRASER; M. WASSERMANN hat bei Dysenterieserum nach Ausfällung mit einem heterologen (Flexner-) Stamm ein Ansteigen des Titers auf das 4-fache von 1:2500 auf 1:10000 gesehen. Im Wiener serotherapeutischen Institute vorgenommene, nicht publizierte Untersuchungen (Dr. GASIAKOWSKI) an normalen wie Immunseris von Pferden, ergaben in normalen Seris ebenso hohe Agglutinine wie im Immunserum, z. B. für Coli 350, für Paracoli 1000, für Cholera 300—350. Nie trat nach Absorption z. B. durch Typhusbaeillen eine Erhöhung der restierenden Agglutinine ein, nur teilweise wurde ein Sinken der Nebenagglutinine beobachtet, andere Agelu- tinine blieben in dem Immunserum wie in dem normalen Serum unbeeinflußt; die hohen Werte von PossELT & v. SacassER wurden sonst nicht beobachtet. 544 R. PALTAUF, Hersch & Lentz fanden die Nebenagglutinine bei Choleraimmunseris 1:10000 nur 1:200. Während der Immunisierung mit Choleravibrionen erhöhen sich die normal vorhandenen Agglutinine und treten neue Agglutinine auf bisher nicht agglutinierte Stämme auf. Sie kamen ferner zu dem Resultate, daß eine völlige Ausfällung der spezifischen Agglutinine aus einem hochwertigen Cholera- immunserum nicht immer gelänge, daß dabei der Ausfall der nicht homologen Agglutinine entweder Null oder sehr gering sei, auch nicht gleichzeitig er- folge. Sie betrachten daher die Ausfällungsmethode als von kaum praktischem Werte. Die übereinstimmenden Ergebnisse der Autoren sagen somit, dab es in tierischen Immunseris auch im Krankenserum heterologe Agglu- tinine gibt, welche keine Bindungsfähigkeit für die zur Immunisierung verwendeten resp. bei der Krankheit beteiligten Bakterien besitzen, sich selbständig verhalten, und bei diesen Prozessen auch eine Steige- rung erfahren (Lünpke®). Sie könnten als heterologe Neben- agglutinine oder kurzweg als Nebenagglutinine (PosseLt & v SascassEr) unterschieden werden; für ihre Entstehung passen die Vorstellungen über die der Partialagglutinine nicht. Man wird zu der Annahme veranlaßt, daß außer der durch die Bindung agglu- tinogener Substanz an Zellenrezeptoren entstandenen homologen Agglu- tinine auch andere Rezeptoren verwandter Qualität frei werden. Nicht immer scheinen es normale Agglutinine zu sein, deren Produktion durch den adäquaten Reiz gesteigert wird, wie es aus Versuchen von HaenDer hervorgeht. Als wenige Beispiele dafür, daß ein Rezeptoren- apparat durch den Reiz einer nicht homologen Gruppe zur Sekretion angeregt wird, wäre an die Beobachtung VERNnEys? über die gegen- seitige Wirkung aufeinanderfolgender Immunisierungen zu erinnern, wobei er eine Abhängigkeit des Coliagglutinins von der Immuni- sierung mit Typhusbacillen fand, ferner an die Beobachtung von ÜBERMEYER & Pıck von dem Wiederauftreten eines bestandenen aber verschwundenen Rinderpräzipitins nach Injektion von Pferdeeiweib, neben dem homologen Pferdepräzipitin, endlich an die Beobachtung von v. DunGeErn, nach welcher unter mehreren Kaninchen, die mit Majaplasma behandelt worden waren, eines ein Serum besaß, das außer Majaplasma auch Octopusplasma präzipitierte. Allem Anscheine nach ‚erreichen aber die heterologenen Nebenagglutinine in gewissen hoch- wertigen Immunseris (Cholera-, Typhus-, Dysenterie- |SmıcAa| u. a.) keine die spezifische Reaktion des Serums beeinträchtigende Höhe (Hrrsch & Lentz), wohl aber könnten sie bei der Beurteilung eines Kranken- resp. Rekonvaleszentenserums in Betracht kommen (LÜpkE). Die Serodiagnostik der Krankheit gestaltet sich somit gelegent- lich sehr kompliziert; häufig wird der Erreger nur aus den kli- nischen Erscheinungen nach der Erfahrung oder besonderen Um- ständen vermutet; eine absolute Höhe der Serumverdünnung, von welcher an die Agglutination als spezifisch zu betrachten ist, kann nicht angegeben werden, außer, daß die Höhe derselben doch über der von Normalagglutininen stehen soll. Selbst beim Typhus erkannte man, dab mit der Erhöhung der Serumverdünnung keine absolut sichere Diagnose gegeben ist. Die Forderung nach einer Verdünnung von 1:75 (Bruns & Kayser) oder 1:100 (JürcEns) läßt die Fälle verlieren, bei welchen die Agglutination nicht so hoch ist, und es sich doch um Typhus handelt. Aufstellung von Reihen, Steigerung der Anfangswerte bei einer wiederholten Untersuchung, können auch bei niederem absoluten Titer sichere Anhaltspunkte geben. Da die Die Agglutination. 545 praktische Anwendung der Reaktion sich hauptsächlich auf Typhus und typhusähnliche Erkrankungen, Fleischvergiftungen, Dysenterie er- streckt, so wird der Nachweis von mehreren Agglutininen und ihre Differenzierung durch das spezifische Bindungsvermögen (CASTELLANI) unter Berücksichtigung der oben angeführten Kautelen angezeigt sein. Ein aus dem Kranken kultiviertes Bakterium erhält durch den positiven Ausfall der Agglutination seine ätiologische Bestätigung, Z. Hortvcnt, mandschurischer Flecktyphus, MAROTTE, Mc NAUGHT etc. typhusartige Erkrankungen. Das Fehlen einer Agglutination hat keine ausschlaggebende Bedeutung. In solchen Fällen sowie zur Eruierung von Bacillenträgern ist immer das Kulturverfahren an- zuwenden; bei letzteren wie bei leichten Erkrankungen kann Agglu- tination ganz fehlen, wurde aber auch wiederholt beobachtet, so dab zur Orientierung bei Untersuchung von einer Menschengruppe eine entdeckte Agglutination leiten kann. Im Anhang finden sich die wesentlichsten Angaben über das Verhalten der Agglutination bei verschiedenen Erkrankungen. Die Diagnostik der Bakterien ist relativ einfacher und bildet ein unentbehrliches Hilfsmittel in der Identifizierung der Cho- lera-, Typhus-, Paratyphus-, Dysenteriebaeillen ; es ist ein großes Ver- dienst Kornes, durch systematische Untersuchungen bei verschiedenen Bakterienarten (Cholera, Pest, Typhus, Paratyphus und Fleischver- gifter), die von ÜHLENHUTH auf die große, so lange unklare und menschen- und tierpathogenen Rassen enthaltende Gruppe des Ba- cillus enteritidis und des Paratyphusbaeillus (vgl. Anhang) ausge- dehnt wurden, viele Agglutinationsverhältnisse klargelegt zu haben. Sie kann aber auch zur Differenzierung noch anderer Bakterien, welche durch eine einheitliche agglutinogene Substanz ausgezeichnet sind, angewendet werden, z. B. Diphtheriebacillen ‘(SCHWONER), Staphylokokken (KoLLE & Orro\ u. a., auch Tuberkelbaeillen (SoBERN- ueım). Durch diese Festlegungen bei einer Anzahl von Bakterien wurde die Anschauung über die Spezifizität der Agglutination auf eine sichere Grundlage gebracht. Eine absolute Bedingung ist die Verwendung eines hoch- wertigen Serums, dessen Höhe bei einzelnen Bakterien verschie- den ist. Für den Pestbacillus ist z.B. ein Serum 1:1000 genügend, für die Identifizierung des Typhus- oder Paratyphus-Bacillus wäre ein solches ungenügend, da Paracoliarten noch 1:1000 agglutiniert werden können ; hier erscheint ein Titer von 1:10000 und darüber notwendig, ebenso für Choleravibrionen ca. 1:10000. Das Serum muß bis zu seinem: Grenzwert austitriert werden. Wenn unter diesen Voraus- setzungen ein Bakterium noch bis zum Grenzwert agglutiniert wird, so kann man mit Bestimmtheit sagen, daß es mit dem zur Herstellung des Serums verwendeten identisch sei. Da ist die Agglutination „ein absolut zuverlässiges Mittel für die Identifizierung resp. Differen- zierung“ einer Reihe von Bakterien (Korır). Krankenserum ist ein absolut ungeeignetes Testserum. Eine Fehlerquelle kann die mangelhafte Agglutinabilität des zu bestimmenden Bakteriums bilden. Der Absorptions- oder Bindungs- (Casterranıs) Versuch kann, da die Bindung oder Absorption des Agglutinins der essentielle Vorgang bei der Agglutination ist, diese vollständig und gleichwertig ersetzen. Adsorbiert ein Stäbchen alles Agglutinin der betreffenden Art, so ist es mit dem agglutininerzeugenden sicher identisch. Es kommen aber Handbuch der pathogenen Mikroorganismen. 2. Aufl. II. 35) 546 R. PALTAuF, Stämme mit geringerer Bindungsfähigkeit vor, d. h., daß, trotzdem sie scheinbar alles Agglutinin entzogen haben (nicht mehr agglutiniert werden), die betreffende Serumverdünnung noch Agglutinin für einen anderen komplett bindenden Stamm enthält. PFEIFFER & FRIEDBERGER beobachteten zuerst hohe Bindungsfähigkeit von Ambozeptoren bei einem sehr virulenten Stamme und brachten beide Eigen- schaften in Beziehung. A. WASSERMANN fand beim Typhusbacillus die hohe Bindungsfähigkeit unabhängig von der Virulenz, und nach CoLe binden virulente und avirulente Typhusbacillen im selben Grade. Die Ursache für die Ver- schiedenheiten ist noch unbekannt. Doch sei an den Befund von PoRGES & PRANTSCHOFF erinnert, die für eine spontan flockende Cholerakultur eine ge- ringere Agglutininadsorption fanden, was aus dem veränderten Bakterienprotein, (geringe Stabilität der Suspension) erklärlich wäre. MEINICKE, JAFFE & FLEMMINnG fanden bei 2 Stämmen, die sich be- züglich der Seroreaktionen als echte Choleravibrionen erwiesen, groBe Differenzen (vgl. HETSCH & LENTzZ), die so weit gingen, daß bei Erschöpfung mit einem Stamm noch Agglutination für einen anderen bis nahe zur Titergrenze vorhanden blieb. Absorptionsversuche bei Bakterien, die andere Stoffe absorbiert hatten, wie z. B. in den Versuchen von O. SCHWARZ, liegen nicht vor. Auch die Herstellung und Prüfung eines Immunserums mittels des fraglichen Bakteriums kann über seine Natur Auskunft geben; so züchteten BOFINGER & DIETERLEN bei einer Massenvergiftung ein Stäbchen, welches, zwischen Coli- und Paratyphus B stehend, agglu- tinatorisch eine Sonderart darstellte, jedoch ein Serum lieferte, das Gärtnerstämme hoch agglutinierte. Gerade in der Gruppe der Fleisch- vergifter kommt Inagglutinabilität der frisch gezüchteten Stämme nicht selten vor. Da bei den der großen Gruppe des Paratyphus- bacillus B und des Gärtnerschen Bacillus angehörenden Bakterien, bevor auf Grund der Untersuchungen der letzten Jahre Klarheit ge- schaffen war, zahlreiche Arten unterschieden worden sind, so wurde beim Bindungsversuch scheinbar auch Absorption durch „heterologe“ Stämme beobachtet; so sah Srät, daß ein Immunserum von „Kän- sche“ (Holst.) durch Absorption mit Stamm Brüx zwar alle anderen Agglutinine (Typhus, Paratyphus, Mäusetyphus, Preıss [Schweine- pest]) mit den eigenen verlor, daß dasselbe aber auch mit Mäuse- typhus- und mit Preıssschen Bacillen der Fall war; daraus wurde im Sinne Zupniks die These aufgestellt, daß nicht nur arteigene, sondern auch artfremde Bakterien imstande sind, die Agglutinations- kraft eines vielwertigen Serums vollständig zu erschöpfen. Eben der Umstand, daß alle drei Arten das Serum erschöpfen können, beweist, daß sie zusammengehörig sind. Diese Gruppe des Para- typhus B mit den verschiedenen menschen- und tierpathogenen Arten, die kulturell nicht zu unterscheiden sind, kann zwar entsprechend der Veränderbarkeit ihrer agglutinogenen Substanz serologisch Dif- ferenzen zeigen, die aber inkonstant sind, weshalb auch ihre Trennung in Arten nicht gerechtfertigt ist. ... Es ließen sich viele Beispiele hierfür anführen, es seien nur zur Illustration einige angeführt: BONHOFF, ebenso wie VAGEDES fanden Paratyphusserum mit Mäusetyphus erschöpft, auf Paratyphus und Mäusetyphus unwirksam; dagegen Levy & FornET Paratyphusserum mit homologem Stamm abgesättigt, auf Mäusetyphus, Fleischvergifter und Psittacose noch wirksam. Bei einem Versuch von Selbstinfektion mit Mäusetyphus (FLEISCHHANDERL) wurden aus dem Stuhl Mäusetyphusbacillen kultiviert, die von einem Mäusetyphusserum (Laboratoriums- stamm) nicht agglutiniert wurden, nur vom Krankenserum. Analoge Verhält- nisse sind von den Streptokokken bekannt, hier ist die Agglutinabilität be- schränkt auf Streptokokken, aus denselben äußeren Verhältnissen z. B. Strepto- kokken vom Gelenkrheumatismus (MEYER), von Scharlach (SaLGE & HasEn- Die Agglutination. 547 KOPF, MOSER & PIRQUET), von Variola und Vaceine (DE WAELE & Suse) oder von derselben Tierart, wobei dann Streptokokken verschiedener Provenienz durch die Passage im selben Tier ein gleichmäßiges agglutinatorisches Verhalten acquirieren. Wie sich die tier- und menschenpathogenen Arten des Bacillus enteritidis und des Paratyphus B auch mit der Absorptionsmethode nicht typisch sondern lassen, SO dürfte es auch in der Gruppe der giftarmen Dysenteriebacillen sein. In diesen Gruppen liegen Bakterien vor, deren agglutinable resp. agglutinogene Substanz sehr beeinflußbar ist, so sehr, daß die Aenderungen am Rezeptorenapparat unter gewissen Verhältnissen die Artspezifizität verdecken; sie bleibt aber schließlich immer so weit erhalten, daß z. B. Enteritis- und Paratyphusbacillen zu trennen sind. Für vorübergehende Aenderungen der Spezifizität gibt die sogenannte Barz agglutination ein Beispiel (vgl. 8.573), womit von KuHnn & WoıTHE die Er- scheinung bezeichnet wurde, daß Colibakterien, auch Kokken aus dem Darm bei chronischer Dysenterie durch Flexnerserum beeinflußt werden, wobei ihr Serum eine stärkere Mitagglutination auf Flexnerbacillen zeigte; eine Beeinflussung der Darmbakterien von Seite des Organismus konnten die Autoren nicht erweisen. Busson konstatierte an einem gemeinsam mit Flexnerbaeillen gezüchteten Coli- stamm eine ausgesprochene Steigerung in der Intensität der Agglutination. Es kann somit die durch verschiedene Vorgänge zustande kom- mende Veränderung mancher agglutinablen Substanz (vgl. 8.573) die Spezifizität der Reaktion beeinflussen, so daß diese sozusagen mit jener zusammenfällt. Feinste Variationen der agglutinablen Substanz kommen im Immunprodukt zum Ausdruck. Wie bereits erwähnt, steht außer dem spezifischen Absorptionsversuch noch die gekreuzte Agglutination zur Verfügung, die solche feinste Unterschiede feststellen läßt; so werden z. B. Paracolibakterien aus dem Pferde- darm von Paratyphus- und von Hogcholeraseris in gewissen Höhen agglutiniert, aber die mit ihnen hergestellten Sera vermögen die Para- typhus- und Schweinepestbakterien nicht oder nur sehr gering zu agglutinieren (HUBeEr). Die Agglutination des Paracoli aus dem Pferdedarm ist also eine hohe Mitagglutination. Die Spezifizität der Agglutination hängt somit ab: 1) Von der Bakterienart, insofern ob derselben ein typischer Rezeptorenapparat zukommt; fehlt ein solcher, so kann von der Agglu- tination als Arteigenschaft nicht die Rede sein. 2) Von dem die Antikörper liefernden tierischen Organismus, wobei sowohl Tierart als Individualität, normaler und kranker Or- ganismus von Bedeutung sein werden. 3) Von der Höhe der Asglutinationskraft, von der Stärke des Hauptagglutinins, als dem Träger der Spezifizität, daher ist nur ein hochwertiges Serum zu verwenden. Anhang. Serodiagnostik verschiedener Bakterien und dazu gehöriger Krankheiten. Typhusbacillus. Für die Identifizierung der Typhusbacillen bildet die Aggluti- nation mittels eines hochwertigen Immunserums von einem Titer von mindestens 1:10000—1:20000) das wichtigste Hilfsmittel. Minder- 35* 948 R. PALTAUDF, wertige Sera (Bruns & Kayser) zu verwenden, empfiehlt sich nicht, weil ein solches, von z. B. 1:1000, noch Paracoliarten (STERNBERG, GrÄr, Busson) agglutinieren kann. Beim hochwertigen Typhus- immunserum von 1:20000 hat ein Mitagglutinin von 1:1000 keine deutung. Kranken- resp. Rekonvaleszentenserum darf zur Bakterien- diagnose nicht verwendet werden. Agglutination nahe zum Grenz- wert sichert die Diagnose, doch schließen niedere Agglutinationswerte, selbst das Fehlen der Agglutination, die Zugehörigkeit eines. Bacillus nicht aus, wenn die kulturellen und biologischen Eigenschaften für Typhusbacillus sprechen. Solche inagelutinable Ty phusstämme zeigen manchmal in kurzer Zeit, nach 10—12 Bouillonkulturen (COURMONT & Rocnaıx), nach R. MÜLLER auf Rhamnoseagar, normale Agglutination. Die Verwendung von nach Porces? (S.504) modifizierten Aufschwem- mungen kann in kürzerer Zeit die Diagnose stellen lassen ; eventuell Herstellung eines Immunserums mit einem solchen Stamm. Die Gruber- Widalsche Reaktion. Nach einer Zusammenstellung von Hormann!t (1902) fiel die Reaktion bei 2482 Fällen in 166 oder 6,7 Proz. negativ aus; in einzelnen Berichten ist das Verhältnis noch günstiger. So gaben Zupnik 1, KöÖHLer?, RostoskI, BREUER nur 1,1 bis 3,3 Proz. negative Resultate an, KreıssL mit Einrechnung auch der Fälle von sicher überstandenem Typhus 5,1 Proz., so daß die von GukrAarD auf Grund seiner Erfahrungen und denen von CABoT, ANDERS & Mc FARLAND, STENGEL & Kneass berechneten 95 Proz. positiver Reaktionen in Amerika mit unseren Beobachtungen in Uebereinstimmung stehen würden. Die Verschiedenheit der Resultate in einzelnen Ländern — WıpAL nur Proz. Fehldiagnosen, Durmam dagegen 37,5 Proz. — ist vielleicht dadurch zu erklären, daß in Paris vorwiegend Typhus abdominalis vorkommt, in London auch viele typhusähnliche Erkrankungen, beson- ders Fleischvergiftungen mit Bac. Gärtner und F olgezustände °n solcher häufig sind. Man darf eben nicht vergessen, daß die Agglutination beim Kranken eine biologische Reaktion ist, die von den verschieden- sten Bedingungen nicht nur des Bakteriums, sondern namentlich auch des kranken Körpers abhängig ist. Dieselbe kann fehlen, sei es infolge Schwere der Erkrankung (vel. MÜLLER), sei es infolge von Misch- infektion, oder dieselbe tritt erst später im Verlaufe der Erkrankung auf. Nach GAEHTGENS, Brıon & Kayser, Kayser gelang die Reaktion in der ersten Woche in 75 Proz., in der zweiten in 90 Proz., in der dritten in 95 Proz. der Fälle. Sie kann mit der Krankheit aufhören, kann aber zuweilen noch Jahre nach derselben bestehen. So gaben schon WıDaL & Sıcarp®, A. HoFMANN, ÜHLENHUTH, Musser 1897 Fortbestehen der Reaktion nach 8, 10 und mehr Jahren an, was weiter wiederholt, so von KRAusE, IvVERSEN, BROWN & ÜRAMPTOoN, LELIWA & SCHUSTER (Familie vor 9 Jahren Typhus) etc. bestätigt wurde. Durch den ungleichen zeitlichen Eintritt der Reaktion sind die Angaben über Fehlen derselben nicht immer absolut; immer- hin fand GaEHTG ens unter 97 Fällen, bei denen die Ty phusdiagnose durch den Bacillennachweis gestützt war, in 67 Proz. eine positive Reaktion erst nach wiederholter Untersuchung. | Die Mitagglutination auf Paratyphus A und B, auf Bac. Gärtner ist verschieden häufig; dieselbe wird auch in neueren Beobachtungen Die Agglutination. 549 (GrÜNBERG & Roury, KoRTE & STEINBERG) mit ca. 70 Proz. für Paratyphus, bis 100 Proz. bei Gärtnerbacillen (allerdings nur 1:30 gerechnet) angegeben. Nach Schurrtz boten unter 305 Agglutinationen auf Typhus 80,3 Proz. keine Mitagglutination der anderen Bacillen. Gegenüber den älteren Angaben von hoher Beeinflussung des Para- typhus (HüÜnERMANN1, 2, JÜRGENS!, voN DRIGALSKI, CONRADI!) ja höher als des Typhusbacillus (JÜRGENSs, GrRÄF, GRÜNBERG & RoLLY) führen KoRTE & STEINBERG an, daß bei genauer Austitrierung «der Endwerte dies nicht der Fall sei, sondern immer das Typhusagglutinin höher als die Mitagglutinine wären, was von MANTEUFEL bestätigt wird, bereits auch von JÜRGENSs, Kayser vermutet wurde. Mitagglu- tinine können zunächst auch allein auftreten vor dem Typhus- agglutinin, sowohl auf Paratyphus B (GrÄrF, POGGENPOHL, GRIMM) als auf den GäÄrrnerschen Bacillus (Duruam', DE NOBELLE, LIEFMANN u. a.), um wieder bei hohem Anstieg des Hauptagglutinins zu schwinden (PoGGENnProHL) oder auch allein bestehen zu ee (Tmıes) oder so hoch bleiben, dab sie als Hauptagglutinine erscheineı (Durnam), woher Fehldiagnosen infolge fehlender oder Ina Wiparscher Typhusreaktion stammen. Außer der Mitagglutination für Typhusbacillen durch eine andere Infektion kommen auch Agglutinine einer früheren in Betracht. Trotz dieser möglichen Irrtümer, die doch nur einen kleinen Bruchteil aus- machen, ist die Reaktion für die Diagnose wertvoll, kann dieselbe erhärten in Fällen, wo sie ohne dieselbe zweifelhaft bleiben würde, so dal die Formulierung von STERN, dieselbe wäre ein Symptom, vergleichbar der Albuminurie zur Nephritis, zu wenig sagt; es ist nöch immer den älteren Autoren wie Rostosk1 u. a. zuzustimmen, die die Reaktion als eines der Kardinalsymptome an erste Stelle stellen Den Wert der Reaktion illustrieren solche Fälle, die sich, nachdem der Befund einer anderen Erkrankung eine Ty phuserkrankung auf Grund der Reaktion ablehnen ließ, doch als Typhusinfektion heraus- stellten; z. B. Rosroskı: hämorrhagische Nephritis, Drieuponn& & Rorrrer: Pneumonie, der Fall Prcu&re & Heyver eines Phthisikers, bei dem in der Leiche sich nur tuberkulöse Veränderungen fanden, aus der Milz sich aber Typhusbacillen züchten ließen, GRIFFoN: Bronchopneumonie, in der Milz Typhusbacillen, CUnavısny, bei dem sich in der Lumbalflüssigkeit Typhusbacillen fanden; ım Falle Kreısst, einer Malaria mit "plasmodienhaltigem Blut, positiver Widal- reaktion, entwickelte sich nach Heilung der Malaria der Typhus weiter. Endlich sind die Vorteile für den Nachweis abgelaufener, abor- tiver oder latenter (NazGerı) Fälle hervorzuheben; erstere sind über- haupt in keiner anderen Weise festzustellen. Wiederholt wird auch auf ihre Bedeutung zur Eruierung von chronischen und akuten Ba- cillenträgern hingewiesen (DENNEMARK, EccARD, HECKER & OTTO, CLer & Ferrazı, KLinger). Die Agglutinationskraft bleibt in der Leiche erhalten; Lorte fand in 10 Proz. von nicht an Typhus Ver- storbenen die Reaktion, aber nicht über 1:40. Auf die Fehlerquellen wie Hemmungserscheinungen bei konzen- trierten Verdünnungen frischen Serums, beschränkte oder mangelhafte Agglutinabilität des zur Untersuchung dienenden Stammes, ungenügend lange oder unzweckmäßige Beobachtung wurde bereits bei der Technik und S. 548 hingewiesen. Van LocHEMm® sah Hemmung des frischen Serums nur auf Typhus-, nicht auf Paratyphusbacillen. 550 R. PALTAUF, Paratyphus und Fleischvergiftung. Seit Erscheinen der ersten Auflage dieses Handbuches haben unsere Kenntnisse in dieser bis auf die Sonderstellung des Para- typhus B bis dahin noch recht unklaren Gruppe wichtiger Krankheits- erreger eine ganz wesentliche Klärung erfahren. Es ist nicht möglich, auf alle Arbeiten einzugehen. Ein großer Teil der Literatur ist bei KurscHeEr ‚„Paratyphus“ im I. und II. Er- gänzungsband dieses Handbuches, ferner in HÜBENERS „Fleischver- giftungen und Paratyphus“ zusammengetragen. Ohne auf die mühsamen und zahlreichen Untersuchungen, die zum Teil mit der Agglutinationsmethode über die Zusammengehörigkeit oder Trennbarkeit der verschiedenen hierher gehörigen Bakterien durchgeführt worden sind, einzugehen, seien hier die Ergebnisse kurz skizziert. Die hierhergehörigen Bakterien gehören zwei Gruppen an: Gruppe I, die des Bacillus enteritidis Gärtner umfaßt außer diesem die Bacillen der Fleischvergiftungen von Moorseele und Gent (vAN ERMENGEM), von Brügge (DE NOBELE), von Rumfleth und Hau- stedt (FıscHer), die Bacillen der Ruhr und Septikämie der Kälber (Paracoli Jensen), die Erreger der Rattenseuchen (Dungar, Danysz, Ratinbacillus etec.), Bac. nodulifaciens bovis LANGER, Gruppe II: Bacillus Paratyphus B ScHoTTMÜLLER, ferner die Bacillen der Fleischvergiftungen Breslau (FLüsGE-KAENSscHE), Meiselbeck (DE NoBELE), Düsseldorf (TRAUTMANnN), Sirault (van ERr- MENGEM), Aertryck (DE NOBELE), Neunkirchen (DRIGALSKI) und Greifswald (UHLENHUTH), die sogenannte Salmonellagruppe, Hog- cholera oder Schweinepestbakterien, der Erreger des Mäuse- typhus, der Psittakose, der Pseudotuberkulose der Meer- schweinchen, die Bakterien des seuchenhaften Abortes der Rinder und Pferde. Diese beiden Gruppen lassen sich durch Agglutination scharf trennen, während eine Trennung innerhalb einer Gruppe nicht möglich ist; es besteht eine hohe verwandtschaftliche Beziehung der Bakterien einer Gruppe untereinander. Bei der Untersuchung von Krankheitsfällen spielen außer Agglutinabilität auch gewisse indivi- duelle Eigenheiten eine besondere Rolle, die noch dadurch gesteigert werden, daß die zugehörigen Bakterien eine große Veränderlichkeit und Anpassungsfähigkeit an den tierischen Organismus besitzen, wo- durch sie ja im Wesen eigentlich nur verschieden sind. Paratyphus B. Die Bakteriendiagnose mit Hilfe der Aggluti- nation erfolgt nach TRROMMSDORFF, KoLLE, KUTSCHER & MEINICKE, ÜHLENHUTH usw. bei Anwendung eines hochwertigen Serums sicher und eindeutig, da die Mitagglutinine hierbei ganz unbedeutend sind. Die Wıvarsche Reaktion verhält sich ganz ähnlich wie beim Typhus; sie kann überhaupt fehlen oder erst später auftreten, sie kann deutlich ausgesprochen sein, namentlich in der Rekonvaleszenz und ist dann besonders zur retrospektiven Diagnose verwendbar. KorTE, KoNnkıcH, KUTSCHER, HELLER etc. fanden A, —= 200 und 900, selten 1000. KonrıcH fand starke Mitagglutination für Para- typhus A und Typhusbacillen, keine für Bacillus Gärtner, was diffe- rentialdiagnostisch gegenüber dem Verhalten bei Typhus charakte- ristisch ist, Erwe auf Typhus- und Colibacillen negativ. Die Mit- agglutinine sind meist niedrig (KurscHer), manchmal verschwindend. Die Agglutination. 551 So fand ErtLermann bei 1:1000 und 1:3000 auf Paratyphus B für Typhusbacillen und Paratyphus A nur 1:50. Lextz, der ziemlich hohe Mitagglutinine bei Typhus und Paratyphus und umgekehrt fand, glaubt einen- Unterschied in dem zeitlichen Ablaufen der Reaktion beobachtet zu haben, indem die Mitagglutination für Paratyphus nur langsam zustande komme, während die Hauptagglutination nach einer halben Stunde bereits eintrete; doch konnten KonRicH, KUTSCHER dies nicht bestätigen, ja, sie fanden bei Paratyphus überhaupt lang- sames Zustandekommen der Reaktion, erst nach mehrstündigem Stehen bei Zimmertemperatur. Da sich bei Paratyphus dieselben Nacherkrankungen, z.B. Chole- lithiasis (Evers & Müntens), auch chronische Bacillenträger finden (Brummonn), so ist in den Gegenden, wo Paratyphus vorkommt, aus einer positiven Reaktion nicht sofort auf die Aetiologie der vorliegen- den Krankheit zu schließen, ja, selbst der Nachweis in den Faeces kann bei dem Umstande, daß Paratyphusbacillen überhaupt nicht selten auch bei Gesunden ohne vorausgegangene Erkrankung in den Entleerungen vorhanden sein können, noch nicht für eine Paratyphus- infektion als sicherer Beweis gelten. Nach GAEHTGENSs soll Paratyphus häufig im Anschluß an Typhuserkrankungen vorkommen, auch im Anschluß an andere Erkrankungen (UHLENHUTH & HÜBENER). Zu er- wähnen wäre noch, daß auch das Fıckersche Paratyphusdiagnostikum sich bewährt hat. Bacillus enteritidis GÄrTnEr. Bezüglich der Wıvarschen Reaktion wäre hier zu bemerken, daß bei dieser Infektion die Mit- agglutination auf Typhusbacillen gewöhnlich so ausgesprochen ist, daß dieselbe ein differentialdiagnostisches Moment gegenüber einer Paratyphuserkrankung B bildet. Die Agglutination für 'Typhus- bacillen kann überhaupt höher und früher positiv ausfallen, als auf den Gärrtnerschen 'Bacillus (schon von pE NoBELE beobachtet, ferner Liermann, Rımpav), auch Svenstan sah Agglutination für Bacillus enteritidis 1:50, für Typhus 1:100. Ueberstandene Gärtnerinfektionen können daher Typhusagglutinine vortäuschen, womit sich die Fälle von positivem Gruber-Widal bei Personen, die weder an Typhus erkrankt, noch mit Typhuskranken in Beziehungen standen (Rımrau) erklären würden. Auch die künstlichen Immunsera von Kaninchen (LEBRAM, KUTSCHER & MEINIcKE u. a.) zeigen hohe Mitagglutinine für Typhus, während die auf Paratyphus A und B, Mäusetyphus und Schweinepest nur ganz gering sind. Der CasteLranische Versuch trennt wieder das Typhusagglutinin deutlich vom GÄrTNneERschen. Bacillus paratyphus A. Die durch diesen Bacillus hervor- gerufenen Erkrankungen sind ganz selbständig und treten in ihrer Frequenz gegenüber den durch Paratyphus B sehr zurück. Nach Pror- SCHER & Roppy scheinen dieselben in Amerika häufiger vorzukommen. Von NıcoLLE & CARTHOoIRE wurde das Vorkommen in Tunis nach- gewiesen. Während nach ScHöne Mitagglutinine ausgesprochen (1:800, auf Typh. 1:600) sind, die bei höheren Serumwerten etwas zurücktreten (1:1200, auf Typhus 1:500), fehlen solche nach N1- coLLE bei 1:100 bis 1:500 auf Paratyphus A; sogar bei 1:2000 agglu- tinierte das Serum Typhusbacillen 1:10, höchstens 1:20. Bonpı fand Mitagglutination für Paratyphus B 80—180:2000. Da die Diagnose dieser Infektionen nur durch die bakteriologische Blutuntersuchung gestellt werden kann, so fällt der Agglutination 52 R. PALTAUF, (bi eine gewisse Bedeutung zu (FRIEDRICH & GarDIEwsKI [B. Gärtner], BAERMANN & ECKERSDOoRFF [Paratyphus A|). Paratyphus ÜC. Diese von UHLENHUTH & HüÜBENER vom Para- typhus abgetrennten Bakterien, die meist aus Faeces und Urin von Menschen ohne Krankheitserscheinungen (HÜBENER & VIERECK, Bav- MANN, MARMANN, KÜSTER) kultiviert wurden, verhalten sich kul- turell wie Paratyphus, werden aber von Paratyphusserum nicht be- einflußt, auch nicht von Gärtnerserum. Ob sie eine einheitliche Art darstellen, ist noch nicht festgestellt. Bacterium coli. Wie aus den ersten Untersuchungen von AcHARD & BensAavuDel, BENSAUDE, VAN DE VELDE?, aus den späteren von WOLF, SMITH, ROTHBERGER, JATTA, RADZIEWwSKY, DURHAM und neueren von E. MEYER, KLIENEBERGER, GEIssE zweifellos hervorgeht, ist es beim B. colı ausgeschlossen, die Agglutination zur Identifizierung oder Zu- gehörigkeit zur Gruppe zu verwenden, auch nicht mit Hilfe eines polyvalenten Serums (ROTHBERGER) noch für Stämme derselben Her- kunft (Burkı) oder eine biochemisch abgegrenzte Gruppe wie dem B. coli imperfectum (BuURRI & ANDREJEW) oder für pathogene, denn auch KLEMENS & MAHLER, die wie Zupxik! für eine Gattungsspezi- fizität des Serums bei Coliinfektion eintreten, fanden nur in einem Falle von Colisepsis ein Serum, das von 32 Stämmen 12 in Verdün- nungen 1:40—1:400 agglutinierte, bemerkenswerterweise den eigenen Stamm nur 1:80, in einem zweiten Falle wurden nur 2 Stämme agglu- tiniert. Zweifellos spielen hierbei die ganz unberechenbaren Normal- agglutinine eine Rolle, die außer älteren Beobachtungen, auch in neueren (KLIENEBERGER, GEIssE) in hohen Verdünnungen (bis 1:2560) wirksanı sein können (Autoimmunisierung?). Die Reaktion besitzt immer mehr oder weniger nur einen individuellen Charakter; dabei können kulturell differenzierbare Arten durch dasselbe Serum nahezu gleichwertig, bei biologisch identischen nur der homologe Stamm von einem hochwertigen Serum agglutiniert werden (DurHAam) und bei Aenderung biologischer Eigenschaften (erworbene Zuckervergärung) (G. SEIFFERT?), die Agglutination unverändert bleiben. Der individuelle Charakter der Reaktion schließt jedoch nicht aus, dab der Reaktion des Krankenserums auf ein aus dem Kranken gezüchtetes B. coli eine ätiologische Bedeutung zukomme, wie bei den von Praunprer?t beschriebenen Fällen infektiöser Dickdarm- entzündung bei Kindern, die von LesaGE, Varacussa u. a. bestätigt wurde. EscHerıcns Colicolitis der Kinder ist durch diese Beziehung zwischen Blutserum und einem bestimmten B. coli aus dem Stuhl charakterisiert worden. Nur das infizierende Coli gibt die spezi- fische Reaktion, andere Darmcoli geben keine (GERMANDO). Auch bei Erwachsenen sind wiederholt Infektionen mit B. coli auf diese Weise konstatiert worden (Reaktion des Krankenserums auf ein aus dem Darm, der Blase, dem Blut gezüchtetes Coli). Nicht selten scheint in solchen Fällen ein nicht typisches Coli (Paracoli) vor- gelegen zu haben, wie namentlich in der älteren Literatur; aber auch ın der neuen finden sich solche Fälle, z. B. WıpaL & NosB&courr (Schilddrüsenabszeß), MeınıckE & NeuHaus (Darm), KLIENEBERGER (Gallenblase), Scnöne (Bakteriämie nach gastrischem Fieber), das Die Agglutination. 595 Bact. haemolyt. von SchortMmüLLer & Muc# (Kinderdiarrhöe), Bow- MANN (Kinderruhr), Bases & FEoDorAsKo (typhöser Zustand), SCHÖNE (Paracoli aus Blase vom Krankenserum 1:300 agglutiniert), KLIENnE- BERGER (Paracoli, sehr zunehmende Agglutination) u. a. Doch auch da können sich diagnostische Irrtümer ergeben, wie z. B. im Falle von KırAryrı, Typhuserkrankung ohne Widal, pneumonische Erschei- nungen, aus dem Sputum ein Ooli gezüchtet, das 1:180 vom Kranken- serum agelutiniert wurde — Coliinfektion; dann wurden aus dem Blute Typhusbacillen gezüchtet. Die, wie erwähnt, unberechenbaren und in hohen Werten vorkommenden Normalagglutinine trüben die Beurteilung sehr; es gibt auch Coliinfektionen ohne Agglutinine. KLIENEBERGER bezeichnet es daher als eine undankbare Aufgabe, ein unbekanntes Serum diagnostisch zu untersuchen. Dysenteriebacillen. Nach Marrını & Lentz sind die Dysenteriebacillen, Kruse-Shiga und Flexner mit einem künstlichen Immunserum von mindestens 1:500 bis 1:600 analog wie Choleravibrionen oder Typhusbacillen sicher zu identifizieren; nach HAEnDEL eignen sich aber Esel- und Pferdesera wenig, weil bei der Behandlung mit Shiga-Kruse hohe Mitagglutinine für Flexner- und Y-Stämme (nach Lextz mit dem Kruseschen Bac. der Pseudodysenterie der en identisch) entstehen, welche sogar den Titer für Kruse-Bacillen ums Mehrfache überragen können; Kanin- chensera, auch Hundesera (AucHhk & Camrasna) enthalten fast keine Mitagglutinine. Die Agglutination verläuft langsam, ist bei Shiga- Kruse nach HAENnDEL erst nach 24 Stunden beendet. Flexner-Immun- sera (Kaninchen) agglutinieren Y-Bacillen bis zur Titergrenze, um- gekehrt werden Flexner-Bacillen hoch, doch nicht bis zum Grenz- wert agglutiniert (LEenTz, LIEFMANN & NIETER, HAENDEL), so daß hier die Differenzierung der kulturellen Unterschiede maßgebender ist. Amaro & Kosma differenzierten 5 Typen auf diese Weise; M. WassEr- mann fand auch die Absorptionsmethode, welche zur Trennung von Shiga- und Flexner-Stämmen gut verwendbar ist, wie die Agglutination zur Differenzierung resp. Identifizierung der eiftarmen Stämme wenig geeignet. Die hohe Mitagglutination, welche Flexner- und Y-Bacillen durch Kruse-Serum erfahren, kann bei Auberachtlassung des kulturellen Ver- haltens zu diagnostischen Irrtümern führen (SCHROETER & GUTJAHR.). So sicher sich die giftbildenden Ruhrstämme durch ein hoch- wertiges Immunserum identifizieren lassen, so ist dies jedoch nicht der Fall bei Verwendung von Kranken- oder Rekonvaleszentenserum, wie es aus der Geschichte des Frexnerschen Bacillus hervorgeht, welcher auf Grund der von SHIGA, KRUSE, FLEXNER konstatierten Agglutinationsfähigkeit des Krankenserums (ca. vom 7. Tage an) mit dem SHiGa-Kruseschen identifiziert wurde. Auch die späteren und letzten Untersuchungen von LENTz, LIEFMANN & NIETER, KEMmp & Merz, Tu. MüÜLLER?, DoERR, KÄRGEL (ausführliche Literatur), THoMmaAs, SCHROETER & GUTJAHR ergaben, daß das Krankenserum bei Shiga-Kruse-Dysenterie sehr häufig hohe Mitagglutinine für Flexner- und Y-Bacillen enthält, nicht nur bis zur Titergrenze, sondern darüber (DoErr, KÄRGEL), so daß durchaus nicht der höchste Titer für den Krankheitserreger sprechen muß; der Casterranssche Versuch (Kär- 554 R. PALTADF, GEL) fällt in dieser Beziehung eindeutig aus. Teilweise können die hohen Normalagglutinine für Frexnersche und Y-Bacillen diese Er- scheinung erklären (LENTZ, DoERR, LÜDKE, LIEFMANN & NIETER). Umgekehrt verhält es sich, wenn eine Erkrankung durch Flexner- oder Y-Bacillen vorliegt, hier fehlt eine Agglutination auf Kruse-Shiga meist vollständig (JÜRGENS, LIEFMANN & NIETER, SCHROETER & GUT- JAHR) oder ist sehr gering (DoErRR), wie auch Normalagglutinine auf Kruse-Bacillen selten vorkommen (MaArrın & LEnTz, DOoERR, auch Kruse) oder sehr niedrig sind (Lüpke). Einige Autoren, wie JEHLE und AucHz fanden im Krankenserum nur einseitige Agglutination. Die Asglutination der Shiga-Kruse-Bacillen ist nach LENTz erst nach 20 Stunden, die der Flexner- und Y-Bacillen nach 6 Stunden beendet. Im allgemeinen hält man unter obigen Kautelen für Shiga-Ruhr eine Agglutination von 1:50, für Flexner- oder Y-Affektionen eine solche von 1:100 für beweisend (FÜRTH); wie VEDDER & DuvaL bei den Kranken große Verschiedenheiten fanden, Fehlen trotz Bacillen- befund (RurrER & WILLMORE bei herabgekommenen Leuten), so er- gaben es auch die späteren Untersuchungen. Bacillus proteus. Nach Worr soll B. proteus sich agglutinatorisch ganz ähnlich wie B. coli verhalten; PFAUNDLER®, WOLF, GRASSBERGER, JOCHMANN, KLIENEBERGER fanden hohe Agglutinationswerte im Krankenserum für den aus dem Kranken gezüchteten Stamm, wodurch die ätiologische Bedeutung des Bacillus festgestellt ist. Nach KLIENEBERGER wurden die menschlich pathogenen Proteus vulgaris-Stämme durch ein Test- serum, hergestellt durch Immunisierung mit einem pathogenen Stamm, hoch agglutiniert; bei einem Titer von 10240 für den homologen Stamm wurden 2 andere bis 5120, ein dritter allerdings nur bis 640 agglutiniert; ob hierfür nur eine individuell verminderte Agglu- tinabilität vorliegt, wurde nicht erhoben. Nach RoperLLa wären unter Proteus noch verschiedene Arten zusammengefaßt, weshalb die Agglu- tination sich verschieden verhält. Ham fand in einem als Typhus angesehenen Krankheitsfall, bei dem Proteus vulg. aus dem Stuhle kultiviert wurde, Agglutination für Typhusbacillen und für Proteus bei 1:100. Mitagglutination auf Typhusbacillen wurde bei Proteus- infektionen mehrmals nachgewiesen (LuBOowskYy & STEINBERG, JJocH- MANN). Im Falle Brünnınecs (Bac. fluorescens proteus) war die Agglu- tination auf Typhusbacillen kräftiger als gegenüber dem Infektions- erreger. Bacillus influenzae. Bei Immunisierungsversuchen gegen B. influenzae fand CAnTanı ein steigendes Agglutinationsvermögen bis zu 1:500; beim Menschen, bei normalen Meerschweinchen und Kaninchen 1:20, bei Hunden 1:300; JEHLE fand bei Kindern, die eine Influenzabakteriämie nach Scharlach, bei Masern etc. hatten, A,—20, die bei denselben Krank- heiten ohne Influenza fehlte. Bacillus pyocyaneus. Bei Pyocyaneusinfektion wurde von AcHARD, LÖPER & GRENET (1902), von EISENBERG? (1903), von KLIENEBERGER, HIRSCHBERG, Voss, Die Aeglutination. 555 SCHLAGENHAUFER zum Teil hohes spezifisches Agglutinationsver- mögen beobachtet. Escherıcm hatte in 2 Fällen ein negatives Re- sultat. Experimentell ist dieselbe von P. Mürzer? (1900) beob- achtet worden. EıisenBEerG fand auch Agglutination auf liquefaciens fluorescens nicht nur in derselben Höhe 1:100, sondern sogar noch 1:200; er ist daher geneigt, auch für die Pyocyaneus-fluorescens- Gruppen eine Gruppenagglutination anzunehmen. Krrrz fand bei einem Falle von Typhus mit Phlegmone durch Eiterkokken und B. pyocyaneus neben Agglutination auf Typhus- bacillen auch eine solche auf Pyocyaneus, aber sie schwand (1:10) bald ‘nach Eröffnung des Abszesses. HınrErgerc fand bei akuter Orchitis einen Titer von 1:1000, KLIENEBERGER 1:2560, Voss und SCHLAGEN- HAUFER halten 1:50 für die unterste Grenze. Bacillus tetani. BorpET!, AcHArp & BrnsaupE fanden Normalagglutinin beim Pferde, nach J. Courmont &.-JULIEN nicht konstant. SABRAZES & Rı- vVIERB fanden bei einem Kranken am 8. Krankheitstage Agglutination, ebenso bei einem infizierten Hunde; J. CourMoNnT°, BENSAUDE, WEIN- BERG vermißten dieselbe. Bei künstlicher Immunisierung (Kaninchen) kann dieselbe 1:50000 erreichen (CoURMONT & JULIEN, von BEHRING bestätigt). Anaärobe Bakterien. LECLAINCHE & VALLEE fanden im Serum gegen Rauschbrand immunisierter Tiere (Pferde, Ziegen) ein starkes Agglutinationsver- mögen, 1:3000; dasselbe war der Fall bei gegen Vibrio septique im- munisierten, deren Serum auf junge Bouillonkulturen 1:15000, auch noch 1:30000 wirksam war. Nach MARrKoFF wäre die Reaktion eine wichtige Methode, im konkreten Falle die Zugehörigkeit eines Er- regers zum echten Rauschbrand zu erweisen. BAcHMANN versuchte eine Identifizierung resp. Differenzierung von den dem malignen Oedem zugerechneten Bacillen, wobei der homologe Stamm hoch, die andern gering agglutiniert wurden; von - einer Gruppe wurde kein deutlich agglutinierendes Serum gewonnen. Passını erhielt mit Zuckerbouillonkulturen des Bacillus der Gasphleg- mone ein Serum, das denselben und die sporogene Varietät von Rinder- serumkulturen spezifisch agglutinierte; Bac. putrificus BIENSTOCK, der von diesem Serum nicht beeinflußt wird, liefert ein starkes Mit- agglutinin auf die sporulierende Form der Gasphlegmonebacillen, nicht auf die asporogene. Nach Roccnı verhalten sich Bac. putrif. und Bac. butyr. dimorphus und B. but. asporogenes serologisch verschieden. Pestbacillus. Nach den ersten Mitteilungen über Agglutination der Pestbacillen durch das Serum Kranker von seiten der deutschen Pestkommis- sion von WYssoKOWITSCH & ZAROLOTNY, Von PALTAUF? bei in Immuni- sierung stehenden Pferden, wurde dieselbe eingehender von VAGEDES, Kıeın, KossEL & OVERBECK, MARKL, OTTo geprüft, vor allen besonders von KorzLe & Marrını die Spezifizität der Reaktion hervorgehoben und namentlich von Markt sowie Korzs als die für die Diagnose des Pestbacillus alle anderen Proben überragendste bezeichnet; sie 556 R. PALTAUF, kann bei Verdünnungen 1:1000—1:6000 stattfinden. Sehr ausge- sprochen ist beim Pestbacillus die Erscheinung, daß virulente Stämme ein höher agglutinierendes Serum liefern, und daß je weniger virulent dieselben sind, um so stärker dieselben beeinflußt werden; ferner die Abhängigkeit vom Charakter der Kultur; schleimige Kulturen werden schlecht (1:50) agglutiniert (Smısayamal), so daß die Agsglu- tinabilität der Pestbacillen sehr schwanken kann. Die Spezifizität geht so weit, dab ein pestähnliches, rattenpathogenes Stäbchen (NEv- MANN) von einem Pestserum, das Pestbacillen in der Verdünnung 1:200 agglutinierte, nur 1:10 agglutiniert worden ist, während es vom zugehörigen Serum einer Ratte in der Verdünnung 1:800 noch deutlich beeinflußt wurde. Nach ZLATOGOROFF soll eine Mitagglu- tination für den Bac. pseudotuberc. rodens. bestehen. KorLLE & STRONG, sowie STRONG konnten bei mit abgeschwächten Kulturen, SIGNORELLT bei mit LustıG-GALeorTIschem Nukleoproteid geimpften Personen Agglutinine nachweisen. Kapselbacillen. In der Gruppe der Kapselbacillen war die Agglutination lange Zeit entweder ganz negativ (Kraus, ULAIRMONT, DEFALLE) oder, nur in ganz beschränktem Maße, bei konzentriertem Serum (LANDSTEINER?, Sıcard, Kraus & DonatH) nachzuweisen, daher differentialdia- gnostisch nicht verwendbar (WILDE, LANDSTEINER?, ÜLAIRMONT), Fadenwachstum wurde von Kraus & DonartH beobachtet, KLEMPERER & SCHEIER konnten mit einem Friedländerserum (Kaninchen) makro- skopische Agglutination bei Wachstum in Bouillonaufschwemmung erzielen, BERTARELLI erhielt teilweise aktive Sera, aber ungenügende Resultate. PorGes! fand in Verfolgung seiner Untersuchungen über die Bedeutung der Bakterienproteine für die Agglutinabilität in den an solchen reichen Kapseln die Ursache der Inagglutinabilität. Durch Erhitzen einer Röhrchenaufschwemmung in 10 ccm CINa mit dem vierten Volumteil einer t/,-HCl auf 80° C durch 15 bis 45 Minuten und folgender Neutralisation erhält man gut agglutinable Suspen- sionen; nach v. Eıster & Porces agglutiniert ein Friedländerserum die homologen Stämme, und läßt sich der Sklerombacillus differen- zieren; Friedländersera waren Sklerombacillen gegenüber wirkungs- los, Skleromsera geben eine geringe Mitagglutination auf Friedländer- bacillen. Nach Streit sind trocken wachsende Stämme (eiweißfreiem Nährboden) agglutinabel, ja können Spontanagglutination zeigen, wie zu stark mit Säure behandelte. Bacillus a@rogenes. Nach den Untersuchungen von SCHEFFLER, ÜLAIRMONT und nach einer Beobachtung ROTHBERGERS scheint das Serum typisch nicht nur den homologen Stamm, sondern auch andere derselben Pro- venienz (Säuglingsstuhl) zu agglutinieren, von BERTARELLI bestätigt. “ Rotzbacillus. McFapyEan machte zuerst Mitteilung von der Agglutination der Rotzbacillen durch das Serum eines Kranken. WLADIMIROFF, BouURGES & MERRY, POKCHICHEVSKY, AFFANASIEFF, MOORE & TAYLoR Die Agelutination. 557 fanden bei gesunden Pferden Agglutination bei Verdünnungen von 1:200—1:700, bei rotzkranken ist dieselbe allerdings gemeinhin ge- steigert 1:1600, 1:2000, bei infizierten Kaninchen 1:300 (M. MÜLLER) kann aber auch bei 1:200 fehlen; die relativ hochwertigen Normal- agglutinine lassen sich von den relativ geringwertigen der Rotz- sera durch Absorption mittels Kolloide oder Filtration nicht trennen (AnpraJew). Eine Reaktion bei 1:300 wird als verdächtig ange- nommen; durch Injektion von Mallein wird die Agglutinationskraft gesteigert (Messner), welcher Erscheinung nach BonoMmE eine spezi- fische” Bedeutung zuzumessen wäre. Nach Huryra ergeben sich bei negativem wie bei positivem Ausfall der Probe 20 Proz. _Fehldiagnosen (kritisches Referat über die Anwendung des Agglutinationsverfahrens bei Rotz bei PFEILER). Beim menschlichen Rotz ist die Reaktion vielleicht spezifischer, cewib bei den hohen Verdünnungen 1:500—1:2200, welche MoNTAGUE- HrAnLEYy beobachtet hat. FourLerron sah in einem Falle aber nur 1:20. k Nach Kreime läßt sich von Ziegen oder Eseln leicht ein hoch- agglutinierendes Serum gewinnen, welches für die Identifizierung echter Rotzbacillen sogar notwendig ist, duch bestehen nach SCHNÜRER Unterschiede in der Agglutinabilität. Als Testflüssigkeit werden fil- trierte Phenolkochsalzaufschwemmungen von Agarkulturen empfohlen, wie Koch solche zu verwenden pflegt. MÜLLER findet GAEHTGENS Verfahren (Zentrifugieren) sehr empfehlenswert. Diphtheriebacillus. Nach den negativen Untersuchungen von NICOLAS, NICOLLE, LAND- STEINER, BRUNO stellte zuerst Lugowskı bei Immunisierung mit einem avirulenten Stamme ein spezifisches Serum her, welches 23 ver- schiedene typische Diphtheriestämme und 2 avirulente, aber keine Pseudodiphtheriebacillen agglutinierte. SCHWONER zeigte in eingehen- den Untersuchungen, daß durch Immunisierung mit abgetöteten, später mit lebenden Diphtheriebacillen beim Pferde ein hochwertiges agelu- tinierendes Serum 1:5000 und 1:10000 zu gewinnen ist, das eine glatte Differenzierung gegenüber Pseudodiphtheriebacillen erlaubt, also differentiak liagnostisch verwendbar ist. Dagegen bilden die Pseudodiphtheriebacillen keine einheitliche Art, doch zeigt eine Art, welche dem Horrmannschen Typus entspricht, eine spezifische Acelu- tination; 6 hierher gehörige Stämme wurden durch das monovalente Serum agglutiniert; bei anderen sogenannten Pseudodiphtheriestämmen erfolgt nur Asglutination des homologen Stammes. Lirstein kon- statierte gleichzeitig dieselbe differentialdiagnostische Bedeutung der Agglutination, die von SARTORT bestätigt wird. Tuberkelbacillen. Nach Parks mißlungenen Versuchen, im Serum Tuberkulöser Agglutinine nachzuweisen, haben ArLornG & CourmonT im Jahre 1898 ein Agglutinationsverfahren an einer homogenen Kultur kennen ge- lernt, sie fanden dasselbe diagnostisch verwertbar. Die Agglutinations- fähigkeit des Serums ist nicht hoch. 1:5 wird bereits als spezifisch angesehen, sie steigt selten über 1:20. Nach einer Statistik von 186 Fällen war die Reaktion bei 106 klinisch-Tuberkulösen 96mal — 91 Proz. positiv, bei 60 Kranken ohne nachweisbare Tuberkulose 558 R. PALTAUDF, 26mal — 33 Proz. und bei 20 Gesunden 6mal = 30 Proz. positiv; sie schließen außer auf die Verwertbarkeit der Methode auch auf die Häufigkeit der latenten Tuberkulose, wie sich dieselbe auch aus den Tuberkulinreaktionen ergibt (Beck bei 2137 Tuberkulinprüfungen mit Ausschluß sicher Tuberkulöser 1154 = 54 Proz. positive Reaktionen). Gegenüber den Bestätigungen durch MonGcouR & Buarp, BENDIKX, RoTHAamEL sind die ablehnenden Aeußerungen von DUBARD, Ü. FRAEN- KEL und von Beck & Ragınowmtsch hervorzuheben; FRAENKEL fand bei 15 Tuberkulösen 5mal = 33 Proz. positive Reaktion, bei 22 Nicht- tuberkulösen 5=22 Proz.; BEecH & RABINowITscH untersuchten 73 Fälle; 39 Tuberkulöse geben 11 = 28 Proz., 34 Nichtuberkulöse 12—=35 Proz. positive Reaktionen. Ich ließ von den Herren EisEn- BERG & KELLER außer klinischen Fällen auch das Blutserum von obduzierten Leichen untersuchen, da bei diesem Materiale die latente Tuberkulose wohl auf das höchste Minimum herabgedrückt sein müßte. Es ergibt sich: 60 klin. Fälle 17 Tuberk. 15—88 Proz.pos. 2—12,0 Proz. neg. 52 Nichtimberk.39 757 2,7 MR 13 230705 % 81 Sektionsfälle 28 Tuberk. 20— 15 „ m 852385 „ 50 Nichttuberk. 37—709 „ ,„ 16-300 „ Die Resultate sind zu auffallend; in der 2. Gruppe ob tuberkulös oder nicht-tuberkulös ca. 70 Proz. positiv und 30 Proz. negative Reaktionen. Daran ändern auch die neueren Zahlen CARRIERES nichts, welcher bei 88 Fällen von Lungentuberkulose (darunter 10 Fälle von Miliar- tuberkulose und 8 Fälle gallopierender Schwindsucht) 51—58 posi- tive Reaktionen fand, bei 40 klinisch Nichttuberkulösen 22—55 Proz.; VON SZABOKI bestätigt EISENBERG & KELLER. Auch bei der Perlsucht hat die Reaktion keine diagnostische Bedeutung (BEck & RABINOWITSCH), weil sie bei perlsüchtigen Tieren ebenso häufig ist wie bei nicht-tuberkulösen. Herstellungen von an- deren Testflüssigkeiten geben an: DusAarv, Kock (Kultur oder Neu- tuberkulin), RomBErGc (Präparat von BEHRING), A. Körpren (Ver- seifung der Kultur), HAwTHoRNn, VASILESCU, MARZAGALLI, KITAJIMA, ROSENBERGER (säurefeste Bacillen). Außer den genannten Autoren negieren auch KocH, RoMBERG, Laupıs die diagnostische Verwendbar- keit der Reaktion. Auch MAarRcHETTI & STEFANELLI fanden die Re- aktion bei sicherer Tuberkulose nur in 43 Proz. positiv; nach FoRMENT fehlt dieselbe bei akuter Tuberkulose. Nach GrJsez & Jog starben von den positiv reagierenden 62 Proz. später an manifister Tuberkulose, von den negativ Reagierenden noch 37 Proz. FrırTzscHe fand Agglu- tination von Tuberkelbacillen, aber auch einiger säurefester Bacillen und der Aktinomyceten durch das Serum tuberkulöser und nicht- tuberkulöser Meerschweinchen. Die Agglutination mit pleuritischen Exsudaten gab LEVIERATO & GRossoNINI, entgegen COURMONT, von 20 Fällen 9mal negative, 5mal positive Resultate bei nur 1:5. Es ist auch durchaus nicht erwiesen, daß die Reaktion spezifisch ist, im Gegenteil es erscheint höchst wahrscheinlich, daß die Aggluti- nation des menschlichen Serums eine der normal vorkommenden, manchmal vielleicht pathologisch gesteigerten Mitagglutinationen ist. So fanden EisEnBERG & KELLER in einem Falle von Ikterus infolge von Cholelithiasis Agglutination der Artoıscschen Kultur bei 1:500, ARLOING & CoURMoNT geben selbst an, daß auch das Blutserum von Te u een ee eier a ei ie Die Agglutination. 559 Typhösen häufig ihre Tuberkelkultur agglutiniere, FERRAN kKon- statierte dasselbe und Brsancon & SARBONNES fanden bei typhös und pneumonisch Erkrankten auffallend hohe Werte; damit würde auch in Uebereinstimmung stehen, daß das Serum Neugeborener RoM- BERG, RUITINGA, FORMENT unwirksam ist, daß bei Tieren, selbst bei Pferden, die so selten an Tuberkulose erkranken, eine hohe Agglu- tinationsfähigkeit des Blutserums für Tuberkelbacillen vorkommt (nach Koch von 10 Pferden Smal 1:25, 2mal 1:50); dieselbe Angabe macht DE Garcıa. M. Lorg hebt diese Tatsache auch hervor. Auf 56° © 1 Stunde erhitztes Serum soll keine Reaktion mehr geben (THELLUNG). Karwackı glaubt im Sputum spezifisch agglutinierende Sub- stanzen nachweisen zu können (1:10—1:500 auf KochHsche Lösung). Wie bereits an einer anderen Stelle hervorgehoben, verhält es sich natürlich anders mit der Agglutinationskraft des menschlichen Serums, welche nach Injektion von Tuberkulin aufzutreten pflegt; diese benützt Koch, bei der Tuberkulinbehandlung als ein Zeichen für die fortschreitende Immunisierung, was von Rumpr & GUINARD, MÖLLER & KAYSERLING, Ruck, GRÜNER und A. JEssEN bestätigt wird. Erstere finden Schwinden der Agglutination bei Besserung und Hei- lung und gehen so weit, die Entlassung der Patienten aus der Heil- stätte davon abhängig zu machen; Jessen, der 1:25 als niedrigst ver- wertbaren Titer angibt, machte analoge Beobachtungen. Nach GRÜNER geben nur die mit Bacillenemulsion behandelten eine Steigerung des Asglutinationstiters. Künstlich lassen sich beim Tier (Pferd, Kanin- chen, Meerschweinchen) Agglutinine erzeugen. Nach HAWTHORN er- zeugt Artoınss Kultur bei Meerschweinchen bessere Agglutinine als Bacillen vom Typus humanus; besonders hohes Agglutinin gibt nach CALMETTE & Gukrın die intravenöse Injektion von in Gralle kulti- vierten Tuberkelbacillen bei Kälbern; auf solche Kulturen 1:2000, auf in gewöhnlicher Weise kultivierte Tuberkelbacillen von Rind oder Mensch allerdings nur 1:100, auf Hühnertuberkelbacillen 1:200, naclı SOBERNHEIM gäbe das Rind kein Agglutinin. Während verschiedene Male die Differenzierung der Tuberkel- bacillen und der säurefesten Bacillen nicht gelang, FrıTzschz in der gemeinsamen Agglutination derselben und verschiedener Arten von Aktinomyces eine Stütze für die Verwandtschaft dieser Arten ge- funden zu haben glaubte, konnte SOBERNHEIM die Säugetiertuberkel- bacillen von anderen Tuberkelbacillen und von säurefesten Arten agglutinatorisch trennen; menschliche und Rindertuberkulosebacillen unterscheiden sich aber so wenig (Pferdeimmunserum vom Typ. hum. agglutiniert Typus humanus 1:500—1:100, Typ. bovinus 1:200— 1:500), daß eine Trennung nicht möglich ist. Micrococcus melitensis (Maltafieber). M. WricHr fand zuerst bei Soldaten, die teils Maltafieber über- standen hatten, teils noch daran litten, eine beträchtliche und spezi- fische Agglutinationskraft ihres Blutserums auf den Micrococcus meli- tensis Bruck; die Agglutinationskraft schwankt zwischen 1:100 und 1:1000 und darüber; das Serum reagiert nicht namhaft auf 'Typhus- bacillen (völlige Unabhängigkeit nach RouxLAcroıx) und andere patho- gene Bakterien (WRIGHT, KrETZ, dagegen NEGRE & RayMonD nament- lich bei frischen Seris), erlaubt daher Differentialdiagnose und die 560 R. PALTAUF, Diagnose (WrıcHuTt & SEMPLE, BRyANT, DuRHAM?) dieser sonst an positiven diagnostischen Merkmalen armen Krankheit; dadurch wurde die Kenntnis einer viel weiteren Verbreitung der Krankheit als auf die Mittelmeergegenden sehr gefördert, so von WRIGHT & SmitH für Indien. von Mvsser & SAILLER für die westindischen Inseln, von Kıncoum auch von der Karaibischen Küste; so wurde die Krankheit bei den amerikanischen Soldaten auf Manila konstatiert (STRONG & Mus- GRAVE, Curry), ferner außerhalb des endemischen Gebietes bei Kranken aus solchen Ländern mit chronischen Fiebern (Fall KrETz, NEUSSERr, ferner BRUNNER, ALDRIDGE, ZAMMIT, FITZGERALD & EWART, WERNER, Kennepy). Porracı fand bei Kranken 1:50—1:5000, gewöhnlich 1:150—1:600; LacrırouL & Rover fanden nach 4 Jahren noch 1:30 positiv. Nach verschiedenen Beobachtungen französischer Vete- rinäre wäre die Agglutination auch für die Erkrankung von Haus- tieren, namentlich Schafen und Ziegen, an Maltafieber charakteristisch (Dugoıs), ebenso nach künstlicher Infektion (Uonxor). Mitagglutinine auf Microc. melitensis bei anderen Erkrankungen scheinen nicht häufig zu sein. Während NEGRE & Raymonn bei fiebernden, bei Typhuskranken höhere Agglutinationswerte (frisches Serum!) für Microc. melit. fanden, erklärt RouxLacroıx die völlige Unabhängigkeit in Vorhandensein des Agglutinins für Typhus und für Maltafieber, Evanceuısta bei 32 Tuberkulösen die Reaktion 30mal negativ entgegen UÜRITIEN & KoxrıcH. Doppelinfektion von Typhus und Maltafieber: DREYER, LAGRIFOUL & RoGER und ArnaL. Die Untersuchungen von KonrıcH bestätigen die Spezifizität des künstlichen Immunserums, gleichzeitig aber auch das Vorkommen hoher Normalagglutinine im menschlichen Serum, 1:200, auch einmal 1:500, wogegen andere nur sehr niedere Werte fanden, so KRETZ bei Untersuchung von ca. 30 Menschensera nur 1:15 bis höchstens 1:30, ebenso NEUSSER, WERNER (1:20). Die Forderung KoNnrichs, daß bei nicht sehr hohen Agglutinationswerten nur aus einem Wechsel der Agglutinationshöhe bei mehrmaliger Untersuchung die Diagnose auf Maltafieber gestellt werden könne, hat durch seine Befunde Be- rechtigung und wird sich gegebenenfalls auch leicht erfüllen lassen, da starke Schwankungen der Agglutinationshöhe gerade bei dieser Krankheit bekannt sind (Bırp & Lam), KENNEDY, auch bei den Tieren (Dvpoıs); bei der Vaccinetherapie tritt Anstieg der Agglu- tinine ein (Kennepy). Die Agglutinationskraft des Serums kann jahrelang die Krankheit überdauern (EyYkE). Streptokokken. Die älteren Untersuchungen von AcHARD?, BENSAUDE, VAN DE Verpr, Borpver? konnten keine Gesetzmäßigkeit finden, die spä- teren stimmen mehr oder weniger darin überein, daß die Agglutination der Streptokokken sehr von ihrer Herkunft, und zwar bereits von verschiedenen menschlichen Krankheitsprozessen abhängig ist, die dann durch Tierpassage weiter variiert werden. VAN DE VELDE gab zuerst an, daß das Immunserum nur den homologen Stamm agglu- tiniere, was Moser (Kraus?) bestätigen; auch nach FISCHER, KERNER, Camısa (Chorea minor) wird der homologe Stamm am stärksten be- einflußt, andere weniger, Scharlachstreptokokken aus Abszessen, nicht aber die aus dem Blute. J. Mayer! glaubte die Streptokokken durch Die Agglutination. 561 die Agglutination in zwei Gruppen, die der Anginen und die der pyogenen Infektionen trennen zu können; Moser & PıRrquET fanden spezifische Agglutination der Scharlachstreptokokken durch ein homo- loges Immunserum von Pferden 1:1000—1:4000, während sie, wie Moser zeigte, von einem mit pyogenen Streptokokken hergestellten Immunserum von Pferden nicht beeinflußt werden. Bereits GrRÜN- BAUM?, später SALGE & HASENKNOPF, MosER & Pırqurr haben auch Agglutination des Blutserums von Scharlachkranken und Rekonvale- szenten nur auf Scharlachstreptokokken bis 1:500 und darüber ge- funden. Nach Jocıcnzss sollen auch andere Streptokokken durch Scharlach(Rekonvaleszenten)serum agglutiniert werden. Eine ebenso spezifische Agglutination wie bei Scharlach finden DE WAELE & Succ für die bei Variola konstant sich findenden Strepto- kokken durch Serum und andere Flüssigkeiten (Blaseninhalt, Ascites- flüssigkeit) der Kranken und Rekonvaleszenten 1:400—1:800, wäh- rend andere Streptokokkensera (MARMOREK, ARONSON, DENYS, MOSER) unwirksam sind. Analog, d.h. spezifisch, verhalten sich Mäuse-, Kanin- chenstreptokokken, indem sie durch das homologe Serum agglutiniert werden, unabhängig von ihrer ursprünglichen Abstammung; daher kommen ARONSoN, NEUFELD zu dem Schlusse, daß alle Streptokokken von einem Serum beeinflußt werden. NEUFELD, der das verschiedene Verhalten des Scharlachstreptokokken-Immunserums gegenüber Schar- lach-Streptokokken und anderen bestätigt, möchte nur Unterschiede der Virulenz als Ursache annehmen; doch spricht alles dafür, daß die Streptokokken im Tierkörper analog wie sich die Virulenz ändert (Verlust derselben für den Menschen, wie zuerst KocH & PETRUSCHKY nachweisen) auch eine Aenderung des agglutinogenen Rezeptoren- apparates erfahren, wie derselbe allem Anscheine nach- auch durch die menschlichen Erkrankungen (Eiterung, Scharlach, Variola) beein- flußt wird. Derselbe Scharlach-Streptococeus, welcher zuerst nur durch ein mittels Scharlachstreptokokken (ohne Tierpassagen) hergestelltes Immunserum agglutiniert wurde, wird durch dasselbe nicht mehr agglutiniert, wenn er durch Kaninchen passiert wird, wohl aber von einem mit kaninchenpassierten Streptokokken, auch pyogener Abstammung gewonnenen Serum. ZELENSKI fand auch starke Be- einflussung durch Normalsera. Damit steht auch in Uebereinstim- mung, daß saprophytische und pathogene Streptokokken durch die Asgglutination nicht zu unterscheiden sind (FIscHERr). Die Herstellung der Emulsion bietet nicht selten Schwierigkeiten ; oftmaliges Schütteln eventuell mit Porzellankügelchen (vAN DE VELDE, ARONSON, SCHWONER), Zerreiben im Achatmörser mit Natronlauge und nachträgliche Neutralisierung (SALGE & HAsENKNoPF) werden empfohlen; vgl. auch Fischer, KERNER, PFEILER. Staphylokokken. W. Korte & R. Orro haben festgestellt, daß ein mit menschen- pathogenen Staphyiokokken hergestelltes hochwertiges Serum echte Staphylokokken in einer Verdünnung von 1:100 meist bis zu 1:1200 agglutiniert, während andere aus der Luft stammende Staphylokokken nicht beeinflußt werden, so dab eine Differenzierung der pathogenen und saprophytischen Kokkenarten möglich ist, von PRÖSCHER, von Krorstock & DBOCKENHEIMER, Trıncas bestätigt; von NıcoLas & Handbuch der pathogenen Mikroorganismen. 2. Aufl. II, 36 562 R. PALTAUF, LESIEUR existiert eine ältere Angabe über ein an der Ziege her- sestelltes Serum, daß von 3 Stämmen nur den aus einer Osteomyelitis stammenden, nicht den von einer Adenie agglutinierte. Sırvestrinı fand bei menschlichen Infektionen, ebenso MANTE- cazza Agglutinine im Krankenserum, jedoch nur bei schweren In- fektionen in der Periode der Besserung und Heilung; bei leichten umschriebenen Infektionen fehlen sie. AMBERGER untersuchte das Serum eines Falles von chronischer Östeomyelitis, welches den betreffenden Stamm von Staphylococceus aureus 1:200 agglutinierte, ebenso 5 Stämme anderer Herkunft, einen Stamm agglutinierte es 1:400, weitere Stämme nicht einmal 1:20. Trotzdem von diesen beiden letzteren Stämmen einer zur Im- munisierung einer Ziege verwendet worden war, vermochte dieses Immunserum den Osteomyelitisstamm noch 1:3200 zu agglutinieren. Aus dieser Beobachtung schließt AMBERGER auf eine Pluralität der Rezeptoren, wodurch die Verschiedenheit der bei Immunisierung mit Staphylokokken entstehenden Agglutinine bedingt wird. Aus diesem Grunde werden nur Schlüsse gestattet sein, wenn die Agglutination mit einem hochwertigen, polyvalenten Immunserum deutlich ausfällt. Daneben sind immer Kontrollen ohne Serum und mit Normalseris notwendig (Kraus & Löw). Würde die Beobachtung AMBERGERS für die mögliche Serodiagnose von Staphylokokkenerkrankungen sprechen, so ist der Nachweis von spezifischen Agglutininen in eigens darauf gerichteten Untersuchungen (BEITZKE, BRUCK, SCHULTZ & MICHAELIS, ÜoENENn) keineswegs in allen Fällen von Staphylomykosen gelungen. Pneumokokken. Wie in der Einleitung angeführt, wurden Agglutinationsphäno- mene bei Pneumokokken schon frühzeitig von METSCHNIKOFF be- obachtet; BEsANcoN & GRIFFON, HUBER, NEUFELD, JEHLE, GARGANO & Farrorı, Amy Kınpeors haben das Serum bei Pneumoniekranken und bei immunisierten Tieren untersucht. Nach Kınpsorscs eingehen- den Untersuchungen agglutiniert das Immunserum spezifisch den ho- mologen Stamm 1:250—1:500, während andere Stämme nur 1:10 beeinflußt werden; bei Kranken tritt die Reaktion gegen die Zeit der Krise, auch früher, bei Kindern schon am Beginne auf; sie erreicht - keine besondere Höhe; 1:50 ist nach NEUFELD bereits ein hoher Wert, der rasch verschwindet. JEHLE fand relativ hohe Werte, 1: 160 bis 1:320. Avirulente Stämme werden nicht agglutiniert (NEUFELD). Die Agglutination zeigt mikroskopisch bekanntlich lange und ver- schlungene Ketten, die sternförmige Figuren bilden (Kınpgors). In alkalischer Traubenzuckerlösung (Hryrowsky) kultiviert, sind Pneu- mokokken viel besser agglutinabel. Meningococeus intracellularis. Die Identifizierung des WEICHSELBAUMSchen Meningococeus Ist nach WEICHSELBAUM, RUPPEL, ALBRECHT & GHoNn, FiscHEr? mittels hochwertiger Sera möglich ; dann agglutiniert nach Fischer das Serum die homologen Stämme in starken Verdünnungen, den JÄGErschen nur in stärkeren Konzentrationen, lange nicht bis zum Grenzwert, ebenso umgekehrt Jäger-Serum von 1:10000 den Meningococceus nur 1:50. Als Kautele ist es notwendig, die Kontrollen mit Normalserum Die Agglutination. 563 anzustellen, um die durch solches agglutinablen Stämme auszuschalten, wie es bereits KoLLE & WAssERMANnN angegeben haben, ferner 24- stündige Dauer und 55° C Temperatur, dagegen halten EBERLE, Onara wegen der großen Differenz der Agglutinabilität der verschie- denen Stämme, die Agglutination weder hinsichtlich der Diagnose noch der Identifizierung für ausschlaggebend; die Agglutination des- selben Stammes durch verschiedene Sera kann von 1:100—1:500 schwanken. Für die Agglutination von Krankenserum verlangt Mac GREGOR eine Kokkenemulsion, die bei 1:5 Normalserum nicht agglutiniert wird; bei schweren Fällen, die sich aber nach 7—10 Tagen bessern, findet sich Agglutination bis 1:100; sie fehlt völlig bei akutem und bei chronischem fieberhaften Verlauf. Nach NETTER & Deerk sollen Abortivfälle mit klarer Cerebrospinalflüssigkeit nach 1:200 agglu- tinieren. (Liquor agglutiniert nicht.) Vibrio cholerae asilaticae. PFEIFFER. Korted und Vacepes haben festgestellt, dab die Agglu- tinine des künstlichen Choleraimmunserums in höheren Verdünnungen höchst spezifisch sind, so daß es immer gelingt, die echten Cholera- vibrionen eindeutig zu differenzieren; die Angaben von GRUBER & Dvrmam!, daß Vibrio berolinensis und Choleravibrio gleichmäßig und wechselseitig agglutiniert werden, wurden am Internistenkongreb 1896 von Preirrer? bereits dahin aufgeklärt, daß dieser Stamm Vibrio berolinensis ein echter Cholerastamm ist. Prausnitz, KoLLE & GorscHLich konstatieren denn auch, daß sämtliche Cholera- kulturen, die von einem echten Choleraserum agglutiniert wurden, sich immer auch einem anderen echten Choleraserum gegenüber gleich verhalten, daß sie nie vom Serum eines choleraähnlichen Vibrios oder umgekehrt : choleraähnliche Vibrionen von den spezifischen Ver- dünnungen eines echten Choleraserums agglutiniert werden. Die aus- gedehnten auf über 1000 Agglutinationsversuche sich erstreckenden Versuche Korzes und seiner Mitarbeiter Hrrsch, Lentz und OrTTo bildeten die Grundlage, daß die Methode vom Kgl. Preuß. Ministerium für die bakteriolytische Feststellung der Cholerafälle vorgeschrieben worden ist. In der von R. Koch, M. Kırcuner & Korte verfaßten Anleitung hierzu sind die Probe im hängenden Tropfen und die quan- titative Auswertung im Reagenzglase (vgl. Kap. III) als zulässig angegeben. Auch die durch die hämolytischen und toxischen Eigen- schaften (R. Kraus) vom Typus abweichenden Stämme (El Tor) werden typisch agglutiniert. Doch wäre zu bemerken, daß nur hochwertige Sera alle Vibrionen in annähernd derselben Höhe agglu- tinieren; bei minderwertigen Seris kommt es vor (Kraus, HAMMER- schmipr & Zexr), daß sich Gruppen abtrennen, z. B. agglutinierte ein Serum mit Kamaran-Stämmen nur diese, und nicht die Vibrionen aus der Epidemie 1910 und umgekehrt. MEINIcKE, JAFF& & FLEMMING fanden auch, daß die Absorption der Agglutinine durch einzelne Stämme höchst variieren kann, so kann der eine alles Agglutinin für alle Stämme, der andere nur das für ihn passende absorbieren, es bleibt aber noch für andere Vibrionenstämme Agglutinin bis 1:5000 erhalten. Frisch gezüchtete Stämme werden gemeinhin sehr gut agglutiniert (HaENDEL & WoıTHE, Kraus & MÜLLER); FRIEDBERGER & Lverssen beobachteten Spontanagglutination. 36* 564 R. PALTAUF, Die Angabe von ZLATOGOROFF von der Inagglutinabilität und einer notwendigen Umzüchtung von aus Wasser kultivierten Vibrionen wird von HAENDEL & WoıTHE, KöriscH bestritten; weder erreichen in- agglutinable Vibrionen aus Wasser auch nach wiederholten Umzüch- tungen Agglutinabilität, noch konnte bei echten Choleravibrionen in dieser Weise Herabsetzung erzielt werden. Bezüglich der Agglutination durch Blutserum der Kranken oder Rekonvaleszenten liegen außer älteren etwas zweifelhaften Beobach- tungen von AcHARD & BENSsAUDE (bereits am 3. und 4. Tag der Er- krankung Agglutination 1:20, die aber nach PrEIFFER & KorrE auch durch Normalseris erfolgt) nur spärliche Angaben von Karwackı, Kopr, Svenson, BÜRGERS vor; die Agglutinine treten erst um den 10. Tag auf, durchaus nicht bei allen (nach Svexson bei !/,) und er- reichen 1:200 (Karwackt); Bürcers sah bei Kranken gar keinen oder niedereren Titer als bei gesunden Personen, die Vibrionen im Stuhle hatten; Toxrunaca fand bei Choleraträgern Agglutinine bis 1:40; nach Seruminjektion beobachtete Korp Agglutination 1:100, die nach 10 Tagen verschwunden war. Unter den choleraähnlichen Vibrionen hat Prausnitz, der das riesige Material von 165 Stämmen verarbeitete, auf Grund der Agglu- tinationsverhältnisse 11 Gruppen aufgestellt. Von anderen bakteriellen Infektionen wäre noch anzuführen, daß nach SEIFERT, Krımenko der Bacillus des Keuchhustens von BOoRDET-GEnGoU mittels eines Immunserums spezifisch aggluti- niert wird 1:1000 SEIFERT, 1:500 ein Hundeserum von KLIMENKO. BicHer & MENScHIKoFF empfehlen das Komplementbindungsverfahren. Nach Seırert agglutiniert das Krankenserum 1:16—1:32. Bei der Lepra wiesen SUGAI, GAUCHER & ABRAMI eine Art Agglu- tination des Serums auf Emulsionen aus erweichten Lepromen (GAUCHER) oder überhaupt aus Hautknoten (Sucaı) nach, die bei Ver- wendung anderer Sera, auch nicht von 4 Fällen von Syringomyelie (GAUCHER) nicht eintrat; das Krankenserum reagierte auf Typhus- und Colibacillen nicht. Unter den verschiedenen Fällen, in denen ein aus dem Stuhl oder Urin gezüchtetes Stäbchen mit dem Krankenserum spezifisch agglu- tinierte, finden sich auch solche mit Bac. faecalis alcaligenes; Rıpper beobachtete Agglutination 1:500, LAFForGuE 1:150, bei dem im Verlaufe eine Mitagglutination auf Typhusbacillen auftrat, die Dorgerr auch bei künstlichen Immunseris und umgekehrt auch bei Typhusseris auf Alcaligenes (entgegen PETRUSCHKY) fand. Sporotrichose— Aktinomykose. Wıpar fand in einer Emulsion von Sporen von Sporotrichum Beurmanni, mit Formol konserviert, eine agglutinable Flüssigkeit die durch Serum von an Sporotrichose leidenden Menschen 1:200— 1:400 deutlich agglutiniert wird, und auch durch Sera von Soor- und Aktinomyceskranken; Favus-Trichophytie und andere Dermato- mykosen geben keine Agglutination; Sporen von Oidium werden von Soorserum nur schwach agglutiniert (1:10—1:50) (WıIDAL, ABRAMI, JOLTRAIN, BRISSAUT, WEIL, „Serodiagnostic mycosique‘“). JEAN- SELME bestätigte den Befund für Sporotrichose (1:300—1:500). Rovx- LACROIX et Wyse-Laurun glauben in einem unklaren Falle die Dia- Die Agelutination. 565 gnose auf Grund einer Agglutination von 1:20 stellen zu können, wie auch BrocH die Reaktion differentialdiagnostisch gegenüber lueti- schen und tuberkulösen Hautaffektionen für wichtig erklärt. RoTHE bestätigte die Agglutination für Aktinomyceskranke und hält die Reaktion für diagnostisch wertvoll, da weder normale Sera noch von anderen Kranken dieselbe geben. Hefe. BisseErıE versuchte durch die Agglutination Unterschiede zwischen der Bierhefe und Weinhefe zu finden, doch agglutinierte Kaninchen- serum beide Arten reziprok in derselben Verdünnung 1:200. Dieselben negativen Resultate ergaben sich Marvoz für eine Wein- und eine Bierhefe, sowie für einige pathogene Hefen und A. ScHurze bezüglich obergäriger und untergäriger Gretreide- und Kartoffelhefen. MALvoz bemerkte leichtere Agglutination bei den Gärungshefen durch ihre Sera gegenüber den pathogenen Hefen. HrpDon fand die Hefe-Immun- sera nur in stärkerer Konzentration wirksam, wogegen das Serum von BisserıE bei 1:200 agglutinierte; Marvoz erzielte durch Immuni- sierung von 3 Monate der Autolyse unterworfener Weinhefe ein agglu- tinierendes Serum 1:80; auch die digerierten Hefezellen werden ebenso wie mit Eau de Javelle behandelte, agglutiniert. Brouma hat das Serum von Krebskranken auf Aeglutination gegenüber der als Ursache solcher Neubildungen in Anspruch ge- nommene Hefen (ÜURTIS, SANFELICE, PLIMMER) mit negativem Erfolge geprüft. SANFELICE findet darin keinen Einwand, denn er konnte im Serum seiner Versuchstiere auch keine Agglutinine nachweisen. V1U. Die bei der Reaktion beteiligten Substanzen. a) Die agglutinable (agglutinogene) Substanz. In Anlehnung an die Untersuchungen E. BucHhners über Gärung durch Zymase, dem verflüssigten Anteil der Hefezellen, konstatierte zuerst R. Kraus?, dab in keimfreien Filtraten aus Cholera-, Typhus- und Pestbouillonkulturen, sowie in dem ausgepreßten Preßsafte, in dem schwach alkalischen Extrakte getrockneter Cholera- und Pest- kulturen Substanzen enthalten sind, welche bei Zusatz von Immun- serum unter Niederschlagsbildung reagieren. NIcoLtr, ferner E. Lewy & H. Bruns, Roperra u.a. fanden, bestätigt von WINTERBERG, Pick, BRIEGER & SCHÜTZE, BRIEGER & MAYyErR in vielfach modifizierten Versuchen, RODET & LAGRIFFOUL, KRAUS & JOACHIM, NEISSER & SHIGA, dab auf Immunisierung mit solchen keimfreien Filtraten von Typhus, Cholera, Proteus und Pyocyaneus Agglutinine entstehen, ja, dab sich dieselben auf Applikation minimaler Mengen entwickeln. Damit war der Nachweis agglutinogener Körper in den Kulturfiltraten ge- geben und ihre koagulable Eigenschaft ließ in ihnen die koagulablen Anteile des Bakterienkörpers, die agglutinable Substanz nicht nur vermuten, sondern bei den gekannten Wechselbeziehungen auch mit Berechtigung annehmen. NıcorzE fand die aus alten Kulturflüssigkeiten gewonnene Sub- stanz in Alkohol und Aether löslich, als sehr widerstandsfähig gegen hohe Temperaturen ; sie wird erst bei 115° zerstört, und ist wider- standsfähig gegen Trypsin. Im Gegensatze hierzu fand WINTERBERG 566 R. PALTAUF, die koagulable Substanz der Kulturfiltrate im Alkohol unlöslich, und gegen Erhitzen nicht so widerstandsfähig, wie jene NicoLLes. Die weiteren Untersuchungen erklärten die Widersprüche. So fand Pıck zunächst zwei Bakterien-Koaguline, das eine, als A, die durch Al- kohol fällbare Substanz alter Typhusbouillonfiltrate, das andere, als K bezeichnet, das in Alkohol lösliche Kochsalzextrakt junger Typhus- kulturen. Dieses wird durch 95-proz. Alkohol nicht gefällt, gibt keine Biuretreaktion, zumeist auch keine Mırronsche Reaktion, weder Uran- acetat noch Urannitrat bringen eine Fällung hervor; auch die Re- aktion nach MorıscH, die Schwefelbleiprobe und selbst Kochen mit ver- dünnter Salzsäure liefern ein negatives Resultat. Bleizucker in Ueber- schuß erzeugt eine flockige Fällung; durch Wiederlösung in schwacher Sodalösung und durch Dialyse, wobei die Substanz nur zum gering- sten Teil die Membran passiert, gelang eine teilweise Reinigung. Der negative Ausfall der mabgebenden Eiweibreaktion spricht dafür, dab diese Substanz kein Eiweißkörper im gewöhnlichen Sinne ist, weder eine Albumose, noch ein Pepton, noch ein Nukleoproteid sein kann. Anders verhält es sich mit der Substanz A, welche durch die gleich- zeitig extrahierten Produkte des Nährbodens allerlei Eiweißreaktionen aufwies, die Biuretreaktion, die Mırronsche Reaktion usw. Die Lösung enthielt kein durch Hitze koagulables Eiweiß, wohl aber bei 1/, wie 2/;s und voller Ammonsulfatsättigung aussalzbare Albu- mosen; durch Syiederholen Zusatz von 95-proz. Alkohol zu dem mit Ammonsulfat gesättigten Filtrat konnte ein klebriger, schleimiger Körper erhalten werden, dessen wässerige Lösung keine Biuretreak- tion, wohl aber leichte Reaktion nach Mırron gab. Es ist demnach auch die Substanz A nur den weitabliegenden Eiweißspaltungspro- dukten zuzurechnen. Diese Lösung, sowie die Lösung des Körpers K, erzeugte im Typhusimmunserum in kurzer Zeit einen spezifischen Niederschlag. Das verschiedene Verhalten der beiden Koaguline dem Alkohol gegenüber in den Angaben NIcoLLes und WINTERBERGS, erklärt. sich, indem letzterer alte Bouillonkulturfiltrate untersuchte, welche den in Alkohol unlöslichen Körper A enthalten, während NicoLLE aus jungen Typhus- und Colikulturen analog dem Kochsalzextrakte Pıcks einen in Alkohol löslichen Körper in Händen hatte. RopET & Lasrır- rouL fanden die durch Alkohol fällbaren und in Alkohol löslichen Substanzen sowohl der Bakterien als der Koaguline der Flüssig- keiten agglutinogen, ebenso PRIBRAM, Ss. S. 602. Da die agglutinable Substanz als ein von den Eiweißkörpern weit abliegendes Derivat zu betrachten ist, schloß E. Pıck, daß der größte Teil des Eiweiß- niederschlages bei der Reaktion vom Immunserum herstammt, daß der aktive, bei derselben beteiligte Teil die präzipitable s. agglutinable, oder präzipitogene resp. agglutinogene Substanz sei, während die sogenannte präzipitierende des Serums den passiven Teil vor- stellt. Für die Präzipitation empfiehlt sich auch diese Nomenklatur; bei den Agglutininen tritt dieses Verhältnis jedoch nicht hervor; da auch durch stark verdünntes Immunserum noch immer dieselbe Menge von Bakterien agglutiniert wird, erhält sich hier der ursprünglich gewonnene Eindruck, daß das Serum der aktive Teil bei der Reaktion wäre. Indifferent ist die Beziehung „agglutinogene“ Substanz, welche in der Folge gleichbedeutend mit „agglutinabler“ gebraucht wird. Beide Koaguline (A und K) konnten nach Pıck 5—10 Minuten über freier Flamme gekocht werden, und sind sehr widerstandsfähig Die Agelutination. 567 auch gegen heißen Alkohol und Aether, gegen Fäulnis, gegen die Ver- dauungsfermente Pepsin und Trypsin, ja, selbst die Einwirkung von Säure und Alkali in der Hitze konnte die physiologische Wirkung kaum beeinflussen; 2 cem der Lösung durch einige Minuten mit 10-proz. Salzsäure oder mit konzentrierter Natronlauge über freier Flamme gekocht, abgekühlt, neutralisiert, ergab mit 1 ccm Typhusimmunserum einen mäßig grobflockigen Niederschlag, während dieselbe Lösung mit Choleraimmunserum versetzt klar bleibt. Nach FRIEDBERGER & MorescHr enthalten Typhusbacillen, auf 120° trocken nach LöFrFLEr erhitzt, sehr wirksames Agglutinogen. Die hohe Widerstandsfähig- keit zeigt sich auch im Verhalten gegen Antiformin, welches, wie UHLENHUTH & XYLANDER gezeigt haben, die verschiedenen bakteriellen Gifte zerstört, während bei der Auflösung der Bak- terien sowohl die koagulable Eigenschaft der mit H,SO, neutrali- sierten Flüssigkeit (Konerrs „Mallease“ der Rotzbaeillen) als auch die agglutinogene Wirkung erhalten bleibt. Außer diesen beiden Koagulinen A und K, die sich durch Alkoholfällung trennen lassen, ließ sich noch eine koagulierbare Sub- stanz der Bakterienleiber nachweisen, indem die mit Kochsalz extra- hierten, abzentrifugierten Typhusagarkuliuren noch immer bei Zu- satz von Typhusimmunserum momentane Agglutination zeigten, selbst wenn die Extraktion zehnmal hintereinander wiederholt wurde, bis Waschflüssigkeit mit Typhusimmunserum versetzt, keine Spur einer Niederschlagsbildung mehr aufwies. Es würde demnach die Aggluti- nation der Bakterien unabhängig von der in den Kulturen enthaltenen und der durch Kochsalzlösung aus den Bakterien extrahierbaren agglu- tinogenen resp. agglutinablen Substanzen erfolgen, wenn wirklich die Möglichkeit ausgeschlossen wäre, dab nicht doch im Körper, namentlich junger Bacillen, Reste agglutinabler Substanz zurück- bleiben könnten; diese Möglichkeit findet vielfach Analogien in den Tatsachen, daß das Protoplasma in hohem Maße fähig ist, gewisse Stoffe festzuhalten. Nun hat bereits NıcoLLe nachgewiesen, daß bei der Filtration alter Bouillonkulturen die an der Oberfläche der Filter- kerze zurückgebliebenen Bakterienmassen durch mehrfaches Waschen inagglutinabel werden (analog Marvoz); bei jungen Kulturen ist dies nicht der Fall. Es braucht damit kein prinzipieller Unterschied zu bestehen, sondern es kommt eben in älteren Kulturen zu einem reich- licheren Zerfall der Mikroben, zu Vorgängen der Selbstverdauung, so dal die agglutinablen Substanzen durch Waschen viel ausgiebiger zu entfernen sind als in jungen Kulturen. CarescA fand bei B. coli ein Nukleoalbumin als Träger der agglu- tinogenen Wirkung; die Substanz ist gleichzeitig toxisch; nach Er- wärmen auf 100° verliert sie die Giftwirkung, während die agglu- tinogene Wirkung nach Erhitzen ganz erheblich ansteigt. Die Pıck- schen Körper sind von dieser Substanz zweifellos verschieden. Als agglutinogen erwiesen sich ferner die von BrIEGER & SCHÜTZE und MAyER hergestellten Präparate, von denen uns nament- lich letzteres interessiert, da es nach der Angabe der Autoren nur agglutinogen, nicht aber präzipitogen wirkte. Bakterien-(Typhusbacillen-)Salzgemisch (konz. alkal. Ammonsulfat) bleibt durch mehrere Wochen (8—10) bei 37° © stehen; Filtrieren durch ein ge- härtetes Filter; der Bakterienniederschlag wird in 20—30 cem destillierten Wassers mit höchst verdünnter Sodalösung aufgenommen, Schütteln durch 68 » R. PALTAUF, 3—4 Stunden, Digerieren im Brutschrank durch 3 Tage, bis vollständige Auto- Iyse eingetreten; hernach Zentrifugieren und Absetzen der Bakterientrümmer; Sterilisieren durch Chloroformdämpfe; die Substanz war ungiftig, in hohem Maße agglutinogen; das Serum war in Verdünnung 1:25000 wirksam; präzipitierte nicht. Kraus & JoacHıMm fanden bei Wiederholung des Versuches, daß das Serum allerdings durch die Lösung des BRIEGER-MAyErRschen Körpers nicht präzipitiert wurde, wohl aber, daß der Zusatz von Kochsalzextrakten junger Agarkulturen, von Bouillonfiltraten wechselnde Niederschläge in demselben ent- stehen ließ. Sind somit durch chemische Methoden verschiedene agglutinable und agglutinogene Körper zu gewinnen, so ist es auch durch physi- kalische Eingriffe möglich, Verschiedenheiten an den Substanzen nach- zuweisen. So fand Joos bei Typhusbacillen eine thermolabile, bei 620 C zerstörbare Substanz, welche in den frischen Typhusbacillen enthalten ist, das z-Agglutinogen, und eine thermostabile, das %- Agglutinogen, Buxron & Torrey je ein bei 70° C festes and lösliches Agglutinogen, Substanzen, die nach denselben Autoren auch die Bil- dung zweier in derselben Weise verschiedener Agglutinine veran- lassen sollen. Dieselben Unterschiede gegenüber höherer Temperatur fanden auch Kraus & JoacHım, indem die präzipitable Substanz der Bouillonfiltrate bei Erwärmen auf 62° thermostabil ist, während die Kochsalzextrakte dieser Temperatur nicht widerstehen. Die Differenzen gegenüber den Angaben Pıcks von hoher Wider- standsfähigkeit gegen hohe Temperaturen lassen sich damit erklären, daß Kraus & JoacHım noch eiweißhaltige Präparate in Händen hatten, während Pıck ein bis zum Fehlen der Biuretreaktion eiweib- freies Präparat prüft. Wir sehen, dab entsprechend der Art des Gesamtmoleküls gewisse Eigenschaften wechseln können, wenn auch die reagierende spezifische Gruppe dieselbe ist. Damit dürfte es auch zusammenhängen, daß die Fällbarkeit durch Alkohol, welche die beiden Pıexschen Bakterienkoaguline unterscheidet, bei den von Kraus & JoacHım beobachteten Modifikationen der präzipitalen Sub- stanz in bezug auf das Verhalten gegenüber höheren Temperaturen keine Unterscheidung zuließ, indem sich sowohl alkoholfällbare als alkohollösliche Bouillonfiltrate resp. Kochsalzauszüge bald thermo- stabil, bald thermolabil fanden. Denn auch in den Kulturfiltraten und Bakterienextrakten sind die Koaguline an Bestandteile des Bak- terienkörpers, an das Bakterienprotein, einen kolloidalen Komplex, gebunden. Es lassen sich daher die an den gereinigten Substanzen Pıcks gefundenen Eigenschaften weder auf jene, noch weniger auf die agglutinable Substanz der Bakterien selbst übertragen. Dieser Unter- schied tritt außer im Verhalten zu Alkohol besonders auch im Ver- halten gegen höhere Temperaturen hervor. Da zeigte sich, dab das sogenannte thermolabile Agglutinogen «a bei 620 C nicht voll- ständig zerstört wird, sondern noch die Fähigkeit behält, Agglutinin zu binden, wenn auch ohne Niederschlagsbildung (Kraus & PIRQUET), was in Uebereinstimmung steht mit der von EISENBERG & VoLk konstatierten Tatsache, daß auf 62—65° C erhitzte Typhusbacillen zwar nicht mehr agglutiniert werden, wohl aber noch Agglutinin aufnehmen. Diese Autoren unterscheiden daher an der agglutinablen Substanz einen thermolabilen Anteil, der bei 65° C zerstört wird und einen thermostabilen, der bei Typhusbacillen ein Erhitzen bis zu 165° C verträgt; man kam dadurch dazu, an der Konstitution Die Agglutination. 569 der agglutinablen Substanz die beiden Eigenschaften als an gewissen Gruppen des Moleküls (Emrrıchs Seitenkettentheorie) hängend sich vorzustellen: die bindende, thermostabile, durch welche die Verbindung mit dem Agglutinin erfolgt, und eine thermolabile, fällende oder funktionelle, welche durch Erhitzen auf 65° C und durch andere Eingriffe zerstört wird, wie durch Säure (EiseEn- BERG & Vork), durch Alkali (Porgzs), auch durch gewisse Einflüsse bei der Kultur beeinflußt wird, z. B. Faktoren, von denen wir wissen, daß sie Bakterien inagglutinabel machen ; KırstEın zeigte bekanntlich, daß die bei 370 © farblos wachsende Varietät des Bacillus prodi- giosus von einem mit dem gewöhnlich rot wachsenden Stamme, aber auch von dem mit der farblosen Varietät hergestellten Serum nicht, oder nur in sehr geringer Verdünnung, agglutiniert wird. Dabei er- hält sich aber die Bindungsfähigkeit wie auch die agglutinogene Eigenschaft, was Wassermann für Säurebacillen, Kırstein für die weiße Varietät des Bacillus prodigiosus erwiesen; das mit letzterer hergestellte Immunserum agglutiniert die rote Varietät, auch die weiße, wenn sie in Zimmertemperatur wächst (Wegfall der Kapseln). Es wäre nun zu bemerken, daß die Konstitution der agglutinablen Substanz nicht immer eine derartige ist, wie es sich z. B. an den Choleravibrionen zeigte, die nach EISENBERG & VoLK selbst nach Erhitzen auf 165—170° C durch 1/, Stunde wenig an ihrer Agglu- tinabilität einbüßen (s. dagegen weiter unten). SCHELLER fand auch für Typhusbacillen, daß sie, auf 100% GC erhitzt, noch durch eine Serumverdünnung 1:100 agglutiniert wurden, Widersprüche und Gegensätze, die sich mit der oben angenommenen Konstitution der agglutinablen Substanz nicht erklären lassen, son- dern die Einwirkung anderer Faktoren wahrscheinlich erscheinen lassen. Als Träger der agglutinablen Substanz ist das Bakterienprotein zu betrachten, welches den Nukleoproteiden zuzurechnen ist; auch die Schleimhüllen der Kapselbakterien sind nach BRrIEGErR und den neueren "Untersuchungen von PorGEs Nukleoproteide, wie aus zahl- reichen Untersuchungen nicht nur an Hefezellen (HoPPrE-SEYLER, Kosser u. a.), sondern auch an verschiedenen Bakterien (van DE VELDE, LUSTIG & GALEOTTI, NISHIMURA u. a.) hervorgeht. (Vgl. Kruse, Allg. Mikrobiologie, 1910, S. 65ff.). Durch Einwirkung von Alkalı stellte Porces aus Typhusbacillen eine schleimige Substanz dar, welche die Fällungsreaktionen der Nukleine und Glykoproteide gab; die Typhusbacillen verlieren dabei ihre Agglutinabilität wie die auf 65° erhitzten. Erhitzen auf 100° nimmt der schleimigen Lösung von Nukleoproteiden ihren Schleimcharakter und tritt Zer- fall desselben ein; man erhält Nukleinbasen und reduzierenden Zucker (KosseL). Andauerndes Erhitzen der durch Alkalibehandlung schlei- mig gewordenen Bacillenaufschwemmung auf 100° macht diese dünn- flüssig und stellt die Agglutinabilität wieder her. So kam Porczs zur Ueberzeugung, daß die Hemmung der Agglutination durch Er- wärmen auf 62—65° C, durch Säuren oder Alkalien auf der Ab- spaltung des Nukleins aus dem Nukleoproteid beruht. Nach Hırsch- FELD beruht der Verlust der Agglutinabilität bei 70—90° © nicht auf einer Störung der agglutinablen Substanz, sondern auf der durch die Erhitzung eingetretenen Modifikation des Bakterieneiweißes. Dar- nach beeinflußt die Veränderung des Bakterienproteins die Stabili- 570 R. PALTAUF, tät der Bakteriensuspension ; sie wird stabiler, so daß trotz Agglutinin- bindung keine Ausflockung eintritt, beim weiteren Erhitzen auf 100° 0 wird sie wieder labiler, so daß dann Ausflockung eintritt. Porsczs wies dasselbe Verhalten auch für die Bakterienfiltrate und -extrakte nach, die ja zum Teil eine Lösung, zum Teil eine Suspension kleinster Bakterientrümmer darstellen. Demnach hängt die Fällbar- keit der Bakterienaufschwemmung bei der Agglutination von physi- kalischen Eigenschaften ab, wird durch Zustandsänderungen des Eiweißkörpers modifiziert und es besteht kein Grund für die agglu- tinable Substanz, den im Sinne der Seitenkettentheorie komplexen Bau anzunehmen. Diese Zustandsänderungen sind nicht immer typisch gleichmäßig hervorzurufen; so geben Winan & SICARD, VAN DE VELDE, BIsENBERG & VoLk an, daß bei Erhitzen auf 100° C die Agglutina- bilität der Typhusbacillen dauernd verloren ginge, was mit dem Befunde Porsczs von der Wiederkehr derselben bei längerem Erhitzen auf 100° direkt im Widerspruche steht; Porces fand bei Unter- suchung von 25 Typhusstämmen einen solchen, der das abweichende Verhalten aufwies, daß erst nach mehrstündigem Erhitzen auf 10000 die Agglutinabilität zurückkehrte und auch dann nur in geringem Umfange; erst Erhitzen auf 1440 C machte diesen Stamm auf ein Immunserum 1:20000 in einer Verdünnung 1:2000 noch agglutinabel. Es ist daher nicht ausgeschlossen, dab die genannten Autoren mit einem derartigen Stamm arbeiteten. Auch für Choleravibrionen konnte PorGzs zeigen, daß es Stämme gibt, bei denen die Agglutinabilität durch Erhitzen auf 80° C verschwindet, während sie bei Erhitzen auf 100° wieder zurückkehrt. Demnach ist die charakteristische Eigenschaft der agglu- tinablen Substanz (wie der präzipitablen) die spezifische Bin- dung und die antigene Natur, während die Ausflockung selbst ein sekundärer Vorgang ist, der durch verschiedene Einflüsse ge- hemmt werden kann. Wir kommen damit auch im Verhalten der agglutinablen Substanz, ihrer großen Widerstandsfähigkeit gegen hohe 'emperaturen, zu einer vollständigen Uebereinstimmung mit der von Pıck für seine Koaguline erhobenen hohen Resistenz gegen Hitze, Säuren und Alkalien. Es sind mit dieser Auffassung auch jene scheinbaren Wider- sprüche erklärt, daß Bakterien resp. aus ihnen hergestellte Lösungen inagglutinabel resp. nicht koagulabel waren, aber trotzdem eine agglu- tinogene Wirkung besaßen; wie sich bei darauf gerichteten Unter- suchungen zeigte, war die Bindungsfähigkeit erhalten. Deshalb wird die agglutinable Substanz, i. e. der bindende Anteil derselben, für identisch mit der agglutinogenen gehalten; und bei allen Modi- fikationen, bei welchen zwar die Agglutination resp. bei Lösungen agglutinabler Substanz, die Präzipitation aufgehoben oder ver- schwunden war, die aber die agglutinogene Eigenschaft besaßen, bestand die Bindungsfähigkeit; das ist sehr ausgesprochen bei den in- agglutinablen Bakterienmodifikationen der Fall, wie den durch Säure inagglutinabel gewordenen Typhusbacillen oder bei dem durch Kultur bei 370 C inagglutinablen Bac. prodigiosus, gilt aber auch für die natürlich durch die Menge und die physikalische Eigenschaft des Bakterienproteins, namentlich die nukleoproteinreichen Hüllen inagglu- tinablen Kapselbakterien (vgl. S. 503). Sie erzeugen wie die mit Hüllen versehene farblose Varietät von Bac. prod. (bei Temperatur Die Agglutination. rl von 37°) im Tierkörper Agglutinin, welches eine agglutinierbar ge- machte Bacillenaufschwemmung (Erhitzen mit Säure) oder die Auf- schwemmungen des kapsellos und rot wachsenden Bac. prodigiosus in starken Verdünnungen beeinflußt. Nur von Pick existiert eine An- gabe, nach welcher einer seiner gereinigten Körper, der sich durch den Mangel der Biuretreaktion, Fehlen der Mıtronschen Reaktion, durch die Alkohollöslichkeit als ein vom ursprünglichen Bakterien- körper weit entferntes Derivat erwies, weder agglutinogen noch prä- zipitogen war, wohl aber selbst von empfindlichem Typhusserum noch präzipitiert wurde; analog verhielt sich auch ein Trypsinverdauungs- produkt von Typhusbacillen. Pıcx kann nicht ausschließen, ob bei längerer Immunisierung (es fehlte an genügender Substanz) nicht doch Asglutination aufgetreten wäre. Mıt dieser Auffassung soll aber nicht auch ausgesprochen sein, daß nicht Modifikationen der Zustandsänderung an der agglutinablen Substanz von Einfluß auf das Reaktionsprödukt, auf das Agglutinin wären. Wie Joos gezeigt hat, besitzt ein mit auf 62° C erwärmten Typhusbacillen hergestelltes Immunserum eine umfänglichere Agglutinationskraft, als das mit normalen Bacillen hergestellte; letzteres besitzt nur in geringem Maße die Fähigkeit, auf 100° erhitzte Bakterien zu agglutinieren, während ersteres ein beträchtliches Ausflockungsvermögen für die auf 100° erhitzten Bacillen besitzt. Kraus & .JoACHIM, SCHELLER bestätigen dies in besonders darauf gerichteten Untersuchungen. Dieselbe Erfahrung ist auch mit anderen Bakterien gemacht worden; so empfehlen z. B. KoLLE & GorscHLich erwärmte Cholerakulturen zur raschen Ge- winnung eines hochagglutinierenden Serums. Ich habe diese Erschei- nungen mit den Resultaten von OBERMAYER & Pick über die Zustands- spezifizität der Eiweißkörper und ihrer Präzipitine in Beziehung gebracht. Porczes fand nun keine zustandsspezifischen Agglutinine, die sich durch selektive Adsorption hätten trennen lassen, so dab er die Differenzen anderweitig begründet vermutet. Nun erscheint es - wohl fraglich, ob mittels der Adsorption die Trennung gelingen mub. SCHELLER fand, daß bis zu 100° erhitzte Typhusbacillen eine größere Menge des Agglutinins absorbieren als unerhitzte, wenn auch mit jeder Bacillenmodifikation die gesamte Agglutininmenge eines Serums erschöpft werden kann. Die verschiedenen immunisatorischen Effekte, die man mit ver- schiedenen Typhusstämmen, auch Cholerastämmen (Kraus, HAMMER- SCHMID & Zexı) erhält, würden in ähnlichen, durch andere Einflüsse auf die Struktur der agglutinablen Substanz zustandekommenden Modi- fikationen ihre Erklärung finden. Hierher möchte ich die höchst interessante Beobachtung von ALTMAnN & Raurm zählen, denen es gelang, durch Passage eines B. coli über Karbolagar einen serologisch vollkommen verschiedenen Stamm zu züchten, der auf das Serum des Ausgangsstammes ebensowenig reagierte, wie sein Serum auf den ursprünglichen Stamm.- Hier handelt es sich um ein Coli, dessen azglutinatorisch-individuelles Verhalten bekannt ist. In der Gruppe der Fleischvergifter, bei denen in einzelnen Epi- demien und Erkrankungsfällen wiederholt ein gewissermaßen ähn- liches individuelles Verhalten neben einem artspezifischen beobachtet worden ist, so dab die Gruppierung dieser Stämme große Schwierig- keiten bereitete, sieht man ähnlich wie es die menschliche Infektion 572 R. PALTAvF, bedingt, auch daß die Tierpassage Aenderungen in den agglutinogenen und agglutininbindenden Eigenschaften hervorrufen kann, oder solche im Laufe der Kultur auftreten; diese Veränderungen gehen so weit, daß manche Autoren daraufhin das Entstehen neuer Arten an- zunehmen geneigt sind (SOBERNHEIM & SELIGMANN). SOBERNHEIM & SELIGMANN sahen 2 Stämme von Fleischvergiftern, Rum- fleth und Haustedt (Gärtner-Gruppe), die von Gärtnerserum nicht agglutiniert wurden, wohl aber von einem Serum Rumfleth, allmählich Agglutininbindung für Gärtnerserum gewinnen, worauf sich auch die agglutinogene Eigenschaft änderte; ein anderer Fleischvergifter, Aertryck (Paratyphus-B-Gruppe zugerechnet), wurde durch die meisten Gärtnersera hoch agglutiniert, nur teilweise aber von Para- typhusseris, und bildete im Kaninchenkörper ein reines Paratyphusserum — also nach Agglutininbindung Gärtnerstamm, agglutinogen ein Paratyphusbacillus. BODDAERT fand einen Paratyphus-B-Stamm, der durch homologes Serum 1:5000, durch Serum Aertryck 1:1000 agglutiniert wurde, durch Kaninchen- passage so verändert, daß diese Agglutinationstiter auf 1:100 absanken, während ein Mäusetyphusserum ihn wie früher 1:5000 agglutinierte; dabei begann der Stamm auf Gärtnerserum zu reagieren. BOFINGER & DIETERLEN züchteten bei einer Massenerkrankung einen Stamm, der zwischen Coli und Paratyphus B steht, agglutinatorisch eine Sonderart vorstellte, jedoch ein Serum lieferte, das Gärtnerstiämme hoch beeinflußte. Eine experimentelle Selbstinfektion mit Mäuse- typhus beschreibt FLEISCHHANDERL; aus den enteritischen Stühlen wurde ein Bac. der Paratyphus-Enteritisgruppe gezüchtet, der nur vom Krankenserum, nicht aber von einem Serum, gewonnen mit einem Mäusetyphusstamm des Labora- toriums agglutiniert wurde. ZELLER verglich 5 Paratyphusstämme vom Menschen mit 40 aus Harn von Kälbern gezüchteten Paratyphusstämmen; die ersteren wurden von Menschen- paratyphusseris bis 1:8000—25000, dagegen von den Kälberparatyphusseris 1:100—1:900 agglutiniert, 18 Kälberstäimme wurden von Menschenparatyphus- seris 1:500 und 1:5000, 26 solche Stämme 1:400 und 1:1000 agglutiniert. Etwas Aehnliches beobachtete LANGKAU insofern, daß, während menschliche Gärtnerbaeillen von Typhusserum stark mitagglutiniert werden, dies bei Kälber- ruhr-Gärtnerstämmen gar nicht der Fall war. Sehr instruktiv sind die Resultate ScHMITTs; er fand bei 2 Fleischver- gifterstämmen FLÜGGE-(KAarnsche) Paratyphus-Gruppe nach 2—5-tägigem Ver- weilen in den Geweben von Milchkälbern, daß sie nicht mehr wie Flüggestämme, sondern wie Gärtnerstämme agglutiniert wurden, bei längerer Infektion gewannen auch die Sera der Kälber die Eigenschaften des Gärtnerserums (teils vollständig, teils in der Hauptsache), wobei sich auch die Versuche mit Absättigungen iden- tisch verhielten. Diese Beobachtungen werden auch als Beispiele für eine Differenz der agglutininbindenden und agglutinogenen Eigenschaften angeführt, wobei die aggultininbindende sich zuerst ändere, während die Umwandlung der agglutino- genen nachfolgt. Augenscheinlich ist in dieser Gruppe der Fleischvergifter die agglutinable resp. agglutinogene Substanz wenig konstant, auf Ein- ilüsse von seiten des tierischen resp. menschlichen Organismus sehr empfindlich, so daß sich teils agglutinatorische Sonderarten, teils Zwischenarten dadurch ergeben, daß sich dieselben in der Kultur oder bei der Infektion in einem anderen Tierkörper wieder ver- ändern; BoppaErT warnt daher nicht mit Unrecht vor der agglu- tinatorischen Identifizierung eines Stammes, dessen Vorgeschichte man nicht kennt. In der Kultur können solche Eigenschaften latent er- halten bleiben und wieder zum Vorschein kommen, doch ist es nicht berechtigt, daraufhin Mutationen (im Sinne DE Vrrzs) anzunehmen, sondern es handelt sich lediglich um Variationen, und zwar fluk- tulerende, hervorgerufen durch äußere Umstände, wie es mit manchen adoptiven Variationen der Fall ist, wie Schmitt die Erscheinung aulfaßt; STROMBERG sieht darin degenerative Vorgänge. Die Agglutination. 573 Bemerkenswert ist, daß auch hier die agglutininbindende und die agglutinogene Eigenschaft zusammengehen, wenn auch die Abänderung der letzteren nachfolet und sich später äußert, was infolge des zeit- lichen Ablaufs der Agglutininbildung notwendig der Fall sein muß. Auch die Aenderung des agglutinatorischen Verhaltens infolge Einflusses des Nährbodens ist, soweit sie sich nicht auf nur quantitative Abänderungen, besonders der Agglutinabilität bezieht, hierher zu zählen, bei der es ähnlich wie beim Karbolcoli zur Aenderung der agglutinogenen Eigenschaft gekommen ist. So beobachteten BorpeTt & SLerswisk ein verschiedenes agglutina- torisches Verhalten des Borprrtschen Keuchhustenbacillus, je nachdem er auf gewöhnlichem Agar oder auf Blutagar gezüchtet worden war. Der Vorgang dürfte wohl der sein, daß die agglutinogene Sub- stanz’aus dem Nährmedium (Tierkörper) Stoffe adsorbiert, wodurch einerseits ihre Agglutinierbarkeit und andererseits auch die agglu- tinogene Wirkung beeinflußt wird; hierfür wäre z. B. der arsen- feste, dadurch weniger agglutinabel gewordene Hog-Cholera-Stamm Marks ein Beispiel. Nach Neisser & FRIEDEMANN werden Typhusbacillen, die Blei- nitrat absorbiert haben, unter Schwarzfärbung der Pole durch SH; ausgeflockt; bei Kultur auf Bleisalze-Agar tritt vital bereits Schwarz- färbung ein und die Fällung durch SH, bleibt aus (SILBERSTEIN, noch nicht publiziert). In einem ähnlichen Adsorptionsvorgang dürfte die Grundlage für die Paragglutination von Kunn & WoıtHE zu suchen sein; denn es liegt nahe, für jene Coli- und Kokkenstämme, die aus dys- enterischem Darme gezüchtet, durch Flexnersera beeinflußbar ge- worden sind, anzunehmen, daß sie lösliche Substanzen der Ruhrbacillen adsorbiert haben, wodurch eine vorübergehende Agglutinabilität für Flexneragglutinine und auch eine stärkere agglutinogene Wirkung auf Flexnerbacillen (vgl. S. 547) zustande kommt. Daß die agglutinogene Substanz durch derartige Adsorptionen auch in der agglutinogenen Wirkung beeinflußt werden kann, lassen die Versuche von Pıck & Scmwarz (Adsorption von Metallionen) erkennen (vgl. S. 603); inwieweit durch derartige Adsorptionen die 3indungsfähigkeit für Agglutinin abnimmt, fehlen Untersuchungen. Es bestätigt sich somit auch für die, sei es durch Zustands- änderungen oder durch Einflüsse von seiten des Tierkörpers oder durch Nährsubstrate resp. Adsorptionen zustande gekommenen Aenderungen der agglutinablen Substanz, wenn sie von einiger Dauer sind, das in der obigen Darstellung zum Ausdruck gekommene und auch allgemein anerkannte Gesetz, daß der bindende und agglutinogene Anteil als identisch zu betrachten ist und gleichzeitig auch der Träger der Spezifizität ist, welche jedem Eiweiß biologisch zukommt. Nach WASSERMANN (zit. bei CITRON) kann Agglutination ohne Bindung vorkommen; er hatte eine solche Beobachtung gemacht und tatsächlich fand ÜITRON Schweinepeststämme, welche von einem Schweinepestserum (monovalenten und polyvalenten) auch nach Eintragung desselben Stammes in unveränderter Weise agglutiniert wurden; ebenso verhielt sich gleichzeitig ein Mäusetyphus- stamm. Die Erscheinung ist nicht erklärt; es ist auffallend, daß derselbe Stamm, welcher im konzentrierten Serum keine Bindung zeigte, in einer Serum- verdünnung eine solche deutlich erkennen ließ. Es wäre möglich, daß im konzentrierten Serum die Bindung ausblieb, oder erst nach längerer Zeit eingetreten wäre, während sie in der Verdünnung rascher zustande kam; allerdings Ye: R. PALTAUF, scheint dagegen zu sprechen, daß die Mitagglutination für einen Paratyphusstamm . herabgesetzt wurde; vielleicht handelt es sich um ein avideres Partialagglutinin, welches gebunden wurde, während das Hauptagglutinin träger reagierte; eine Pseudoagglutination im konzentrierten Serum (nur durch physikalische Momente) erscheint durch die Wirksamkeit starker Serumverdünnungen ausgeschlossen. Mit der Tatsache, daß die Ausflockung ein sekundärer Vorgang ist, verlieren die Erscheinungen, welche dafür angeführt wurden, daß die agglutinable Substanz namentlich in den Außenschichten, in den Hüllen angesammelt wäre, an Bedeutung. Die Inagglutinabilität der vielfach gewaschenen Typhusbacillen (Marvoz) oder der hierbei am Filter zurückbleibenden (Dixeur) hat nichts mit der Zerstörung der Cilien zu tun, sondern erklärt sich aus der gelegentlichen Ver- minderung (Auslaugung) von agglutinabler Substanz; Pıck fand diese Erscheinung nur bei älteren Kulturen, nicht bei jungen ; die Ergebnisse der Versuche von Harrıson, Typhusbacillen durch Einwirkung von Pyocyanase infolge Zerstörung der Außenschichten inagglutinabel zu machen, finden ungezwungen in der Veränderung des Proteins durch die stark alkalische, fermentreiche Pyocyanase ihre Erklärung. Auch die Untersuchungen DrraLzLes über die Bedeutung der Bakterien- hüllen für die Agglutinabilität und agglutinogene Wirkung gehören hierher: er findet nämlich, daß reich begeißelte Arten (Typhusbac.) oder mit Hüllen versehene (Bac. Herla, ein Kapselbac.) mehr Agglu- tinin bilden und agglutinabler sind als weniger begeißelte (B. coli) und mit reduzierten Schleimhüllen (B. Friedländer) versehene. Dieses Verhalten dürfte jedenfalls im Sinne Porszs’ seine Er- klärung finden lassen, wenn es auch etwas auffallend ist, daß der mit enormen Kapseln versehene B. Herla noch durch Verdünnungen seines Immunserums von 1:200 agglutiniert wurde, während das Immun- serum des mit „reduzierten Kapseln versehenen Bac. Friedländer diesen nur 1:1 beeinflußte. Die Inagglutinabilität der Frıepränperschen Bakterien rührt, wie bereits angeführt, von der Ausbildung der Kapseln und der davon abhängigen Stabilität einer Suspension ab; wird das Nukleoproteid derselben durch Kochen in saurer Lösung verändert, so entsteht eine Suspension, die sehr gut agglutinabel ist, wie PorGEs gezeigt hat. Auffallend ist das Verhalten des auch derselben Gruppe angehörigen Bac. Herla, von dem DerarLrLe mächtige Hüllen, allerdings durch ihre Unregelmäßigkeit eigenartige, beschreibt und der dabei aggluti- nabel ist; vielleicht werden dieselben bereits durch Wasser soweit hydrolysiert, daß die Ausflockung der Suspension zustande kommt. Gegenüber der Bedeutung der Cilien ist an den Choleravibrio zu erinnern, der eine Geißel besitzt und ausgezeichnet agglutinabel ist. SMITH & ReacH glauben dem Bakterienkörper und den Geißeln verschiedene agglutinable Substanz, dementsprechend verschiedene Agglutinine (Somato- und Ciliagglutinine) zusprechen zu können; sie untersuchten den beweglichen Bacillus der Hogcholera und einen un- beweglichen, welchen sie identifizieren; das Serum des ersteren ist viel kräftiger als das des letzteren, verliert durch Adsorption mit letzterem (Körpersubstanz) nichts an seiner Wirksamkeit für den be- weglichen. Allem Anscheine nach handelt es sich um Partial- agglutinine bei zwei nicht identischen Bacillen. Auch nach den Untersuchungen pe Rossıs wäre die agglutinogene Wirkung des Bakterienkörpers und der Geißeln verschieden; er fand Die Agelutination. 575 die Agglutinine bei einer als Bac. subtilis EnrENBERG bezeichneten, reich begeißelten Bacillenart a) durch die einfache Aufschwemmung der Bacillen, b) durch die nach Schütteln in ClNa-Lösung und Zentri- fugieren erhaltene klare Flüssigkeit, die zahlreiche Geißeln enthält, c) durch das aus Bacillen bestehende Sediment und d) aus der weiterer Spülflüssigkeit dieser Bacillen, von ungleicher Stärke; sie besaßen den Titer 1:1600, 1:750, 1:650 und 1:50; so dab die Seren, von geißelhaltiger Flüssigkeit und durch Bakterienkörper gewonnen, zusammen etwa dieselbe Stärke wie das durch die kom- plette Bacillen erhaltene besitzen. Rosst glaubt auch für die eißelhaltige Flüssigkeit ein hohes Agglutininbindungsver- mögen, das höher war als für die geißellosen Bacillenkörper, nach- gewiesen zu haben, so daß er dem Agglutininfixierungsvermögen der Geißeln die leichtere und bessere Agglutinabilität begeißelter Bak- terien zuschreibt. In einer zweiten Arbeit identifiziert er die klare, freie Geißeln enthaltende Flüssigkeit mit den freien Rezeptoren von NEISSER & Smica aus unbeweglichen Dysenteriebacillen und will den Beweis liefern, daß der nalieliegende Einwurf, die abzentrifugierte Flüssiekeit enthalte außer Geißeln auch gelöste agglutinable Substanz, nicht berechtigt sei; er findet nämlich nur die Flüssigkeit, welche durch Berkefeld V filtriert wurde und zahlreiche Geißeln enthielt, agglutinabel und bindend, nicht aber das zweite, durch eine dichtere Porzellankerze gewonnene geißelfreie Filtrat. Der Beweis ist unge- nügend, denn es können auch hier gelöste Bakteriensubstanzen zurück- gehalten worden sein. _ Ebensowenig beweisend für die Bedeutung der Geißeln ist seine spätere Untersuchung (1906) über das Verhalten derselben bei er- hitzten Kulturen desselben Bac. subtilis und des Typhusbacillus, nach welcher die Behinderung der Agglutination bei 650 C mit der bei dieser Temperatur eintretenden Zerstörung der Geißeln zusammen- hängen soll; diese ist doch eine der bei dieser Temperatur beginnen- den Aenderung des Zelleiweißes folgende Erscheinung. Sehr bemerkenswert sind nun die Untersuchungen NEUFELDS, welcher fand, daß Choleravibrionen durch 1-proz. Kalilauge nicht ganz aufgelöst werden, sondern zarte „Hülsen“ von der charakteristi- schen Form der Vibrionen restieren, welche vom spezifischen Cholera- serum nicht nur nicht agglutiniert werden, sondern, was sehr wichtig ist, auch keine agglutinogene Wirkung besaßen; allerdings scheint das Immunserum nicht auf die „Hülsen“ geprüft worden zu sein. Mit dieser Tatsache dürfte die Diskussion über die Bedeutung der Hüllen für die Agglutination, welche von der Vorstellung ihrer Veränderung bei dem Vorgang entsprechend der Anschauung GRUBERS ihren Ausgang genommen hat, geschlossen sein. Für die Verteilung der agglutinablen Substanz im ganzen roten Blutkörperchen hat Cuyosa neuerdings Versuche gebracht. Mit der Frage nach der Bedeutung der Hüllen für die Agglu- tinabilität, für die Verteilung der agglutinablen Substanz usw. hat die Tatsache nichts zu tun, daß eine Beeinflussung derselben durch Erhitzen z. B. unter gewissen Verhältnissen, ähnlich wie die Autolyse unter Chloroform, die Einwirkung von Chlorkaik u. dgl. bei manchen hüllentragenden Bakterien, namentlich Sporen, großen Einfluß auf deren agglutinogene Wirkung besitzt. 576 R. PALTATF, Das zeigt z. B. recht instruktiv Derarrzes Versuch mit Hefen und mit Sporen. Hefezellen, die eine sehr widerstandsfähige Hülle besitzen, liefern nack drei Monaten dauernder Autolyse unter Chloro- form ein agglutinierendes Serum in der Verdünnung 1:80, während sonst Hefeserum kaum in Verdünnungen über 1:1 wirksam ist. Die- selbe Förderung der agglutinogenen Wirkung hat Erwärmen der Hefe auf 1150 zur Folge. Ebenso verhalten sich Sporen. Werden die zur Immunisierung verwendeten Sporen auf 115° erwärmt, so liefern sie auch im Gegensatze zu unveränderten Sporen ein viel stärker wirksames Serum. Gerade umgekehrt verhält es sich mit auf 115° erwärmten Bacillen als Immunisierungsmaterial; da gewinnt man entweder gar kein oder nur wenig agglutinierendes Serum. Die Versuche lassen sich so erklären, daß bei den mit widerstandsfähigen Hüllen versehenen Sporen und Hefen die Erhitzung die Resorption der agglutinogenen Substanz fördert und daher reichlichere Agglu- tininbildung zustandekommt, während die starke Erhitzung der ge- wöhnlichen Bakterien eine Verminderung oder solche Schädigung der agglutinogenen Substanz herbeiführt, daß die Agglutininbildung herab- gesetzt wird. Die größere Durchlässigkeit der erhitzten Sporen- hüllen findet eine Analogie im färberischen Verhalten. b) Die agglutinierende Substanz (das Agglutinin). WiınvaL & Sıcarp nahmen bereits an, dab die Agglutinine mit den Eiweißkörpern des Blutserums in Beziehung stehen und erkannten gewisse Beziehungen zu den Globulinen (auch WINTERBERG), indem alle Reagentien, welche die Globuline ausfällen, auch die Agglutinine fällen. Quantitative Differenzen im Eiweibkörper resp. Globulin- bestande der agglutinierenden Immunsera sind jedoch nicht nach- gewiesen; JoacHım? fand die Gesamteiweißmenge seines Diphtherie- antitoxin-Pferdeserums nicht verändert, trotzdem das Euglobulin wäh- rend der Immunisierung ums Doppelte zugenommen hatte. Damit mag es auch zusammenhängen, daß BELJAEFF die physikalischen Konstanten der agglutinierenden, resp. spezifische Phänomene er- zeugenden Sera in denselben Grenzen schwanken sah wie die normalen, so daß der Gehalt an Agglutininen auch unabhängig von der Ge- frierpunktserniederung, dem spezifischen Gewichte und dem Brechungsexponenten sowie vom Alkalitätsgrade er- scheint. Das Agglutinin wird durch Magnesiumsulfat und Ammoniumsulfat voll- ständig, durch Natriumsulfat fast vollständig, durch Natriumacetat, Kaliumnitrat unvollständig gefällt, während Natriumchlorid und Kaliumchlorid nur geringe Fällung erzeugen. Die Agglutinine sind nicht dialysierbar (WIDAL, ACHARD & BENSAUDE, WINTERBERG, PıcK); nach MARBE sollen sie filtrieren (Folge der Absorption durch die Membran, MuvIr & BrowınG). Selbst durch Monate fort- gesetzte Dialyse ergibt nicht mehr als einen Verlust von ca. 10 Proz. Aus dem Dialysat sind sie durch Salzfällung zu gewinnen, sind durch Kalk, Bleizucker und Kalialaun nicht fällbar, und erscheinen empfindlicher als im Vollblute. Pıck fand im allgemeinen das (Typhus- und Cholera-) Agglutinin in Eu- globulin, und zwar bei Ziegen, Kaninchen, Meerschweinchen, beim Pferde aber nur das Choleraagglutinin, während das Typhusagglutinin im Pseudo- globulin enthalten ist. Auch in Gemengen von Typhus- und Choleraimmun- pferdeserum oder von Typhusimmunpferdeserum und Choleraimmunziegenserum bewahrten die beiden Agglutinine ihre selbständigen Fällungsgrenzen; jede Sub- stanz verhielt sich so, wie im betreffenden Serum allein. Deshalb liegt aber nicht eine chemische Verschiedenheit im wirksamen Bestandteile vor, denn Pferde- Die Agglutination. 77T agglutinin wirkt auf Typhusbaeillen wie das Ziegenagglutinin, wohl aber sind die nicht spezifisch wirksamen Anteile verschieden. Dieser markante chemische Unterschied zwischen dem Typhusagglutinin des Pferdes und demselben Agglutinin bei anderen Tieren und anderen Agglu- tininen bei demselben Tiere ist eine interessante, wenn auch seltene Erscheinung; sie mag als extreme Differenz für die zweifellos bestehende Tatsache gelten, daß dieselben Agglutinine bei verschiedenen Tieren biologische, chemisch nicht eruier- bare Unterschiede zeigen, ja daß beim selben Tier die Agglutinine ein- und der- selben spezifisch reagierenden Mikroben Verschiedenheiten zeigen; so sei hier an die Beobachtungen WASSERMANNS, LIPSCHÜTZ von der biologischen Ver- schiedenheit des Typhusagglutinins bei verschiedenen Tieren erinnert. Bin be- redtes Beispiel ist ferner die Beobachtung WALKERs, der bei Immunisierung mit verschiedenen Typhusstämmen am selben Tiere ebensoviele Agglutinations- kurven nachweisen konnte, als Typhusvarietäten zur Immunisierung verwendet worden waren; hier haben allerdings die schwankenden Eigenschaften der agglu- tinablen Substanz ebenso Bedeutung. Bei der großen Variabilität der Bakterien- körper-Substanzen, wie solche durch die chemischen Analysen bekannt sind (vgl. GOoTSCHLICH, d. Handb., I. Bd.), erscheinen noch feinere Variationen ganz natürlich, die bei der agglutinogenen Wirkung im Tierkörper sich sozusagen widerspiegeln werden. Das durch wiederholte Salzfällung gereinigte, eiweißarme Typhus- immunpseudoglobulin erwies sich nach Pıck gegen Erhitzen viel wider- standsfähiger, indem Temperaturen von S0—90° C ohne wesentliche Schädigung ertragen wurden, auch kurzes Kochen, sobald nur die Ko- agulation der Eiweißkörper (durch Zusatz von Harnstoff) verhindert wurde, während bei eintretender Koagulation der Pseudoglobulinlösung beim Erwärmen auf 75° bereits die feinflockigen Gerinnsel selbst bei sofortiger Lösung kein Agglutinin mehr enthielten; in Ueber- einstimmung steht die Eigenschaft der Mischagglutinine, welche Tem- peraturen von 80°C vertragen (bei Proteus, RopELLA, 75° für Typhus, Wıpar & Sıcarp). Das Choleraagglutinin des Euglobulins vom Pferde erwies sich viel empfindlicher, indem es Temperaturen von über 65° C nicht ertrug und die Zerstörung des Agglutinins bereits vor Ko- agulation des Euglobulins eintrat. Auch für andere Agglutinine, aller- dings des Vollserums, ist eine größere Empfindlichkeit gegenüber höheren Temperaturen beobachtet worden; so wird das Tuberkulose- acglutinin (THELLUNG, RoMBERG), das Agglutinin des Pestserums Pıcx versuchte das Agglutinin des Pseudoglobulins durch wieder- holte Ammonsulfatfällung und durch Alkohol möglichst zu reinigen; es erwies sich noch immer als Eiweißkörper. (Kor) bei 56° C zerstört. Bei etwa 60 Proz. Alkoholgehalt fällt fast das gesamte Agglutinin aus. Der rasch filtrierte Niederschlag von 40 ccm Pseudoglobulin in 90 ccm Wasser mit wenigen Tropfen Sodalösung gelöst, gab eine Lösung, die (mit Rücksicht auf die Verdünnung) nur mehr !/; der ursprünglichen agglutinierenden Kraft enthielt (1:500 gegenüber 1:8000). Die Lösung enthielt nur Spuren koagulier- baren Eiweißes, gab schwache Biuretreaktion, deutliche MıLLonsche Reaktion, keine Reaktion nach MoriscH, keine Schwefelbleiprobe und war ohne Verlust durch Tonzellen zu filtrieren. Den Verdauungsfermenten Pepsin, Trypsin und Papayotin wider- steht das Agglutinin bei 24-stündiger Einwirkung (WINTERBERG), während durch eine längere Trypsinverdauung (Pick) dieselbe be- deutend abnimmt, durch fünftägige Trypsineinwirkung vollständig vernichtet wird. Durch die Kultur verschiedener (nicht homologer ) Bakterien, auch während längerer Zeit (durch 14 Tage, WINTERBERG), wurde das Agglutinin nicht wesentlich vermindert. Nach Baront Handbuch der pathogenen Mikroorganismen. 2. Aufl. II. 37 578 R. PALTAUF, & Jonzsco sind die Agglutinine gegen die ultravioletten Strahlen einer Quarzlampe bis zu einem gewissen Grad resistent. AsakrawaA hält das Agglutinin für nichts anderes als modifi- ziertes Globulin und schlägt daher die Bezeichnung ‚„Agglutinoglobu- lin“ vor; er stützt seine Ansicht darauf, daß beim Filtrieren eines Gemenges von Typhusserumglobulin (durch Dialyse gewonnen) und einer Typhusbacillenaufschwemmung durch Papierfilter im Filtrat nicht nur das Agglutinin, sondern auch das Globulin fast vollständig verschwinde, ferner auf die Vernichtung des Agglutinationsvermögens bei Temperaturen, welche das Globulin koagulieren (75—80° C). Diese Angaben Asakawas sind, abgesehen davon, daß er auf die verschiedenen Globulinfraktionen keine Rücksicht genommen hat, a priori durch die großen quantitativen Differenzen zwischen Agglutinin und Globulin hinfällig und erscheinen durch die Arbeiten Pıcks bereits widerlegt. ALExIS WERNER & S. IsmaıLowA fanden im agglutinierenden Serum einen größeren Eisengehalt als im Normalserum und kommen auf Grund eines ganz anders zu deutenden Versuches zur gänzlich unbegründeten Annahme, daß für die Agglutination zwei Substanzen, ein Eisenpräparat und ein lösliches Bakterienprodukt, notwendig wären. Ein Präparat, welches durch Erhitzen eines Gemenges von glyzerinphosphor- saurem Eisen (oder irgendeines Ferrosalzes) mit glyzerinphosphorsaurem Natron gewonnen war, gab in einer Lösung von 1:10000 spezifische Agglutination für Typhusbacillen, agglutinierte jedoch die durch Formol abgetöteten Typhusbacillen nicht, wohl aber, wenn einige Tropfen filtrierter Typhusbouillon zugesetzt wurden. Abgesehen von der Tatsache, daß mehrfach gewaschene Typhusbacillen, denen keine Spur von Kulturflüssigkeit anhaftet, in typischer Weise agglutiniert werden, besteht auch kein Zweifel, daß es sich bei obigen Eisenpräparaten um eine künst- liche Agglutination handelt, aus der großen Gruppe der eiweißfällenden Körper und kolloidalen Substanzen, die, wie ferrocyanwasserstoffsaures Natron und viele andere Körper, wie gewisse Farbstoffe, die Eigenschaft haben, Bakteriensus- pensionen zu fällen. Nach Joos! wäre das Typhusagglutinin keine einheitliche Sub- stanz, sondern ließe aus dem Verhalten gegen höhere Temperatur wie die agglutinable Substanz zwei Modifikationen erkennen: ein ‚Agglutinin, welches bei 62°C nicht verändert wird und selbst bei ziemlich lange dauernder Erwärmung (1!/, Stunden) auf 65°C keine Veränderung erfährt, und ein zweites, das bei 60—62° C modifiziert wird; das erstere, thermostabil, hat seine Beziehung zur thermo- stabilen, agglutinogenen Substanz « (bei 60—62° C zerstörbar), das andere, B-Agglutinin zum thermostabilen B-Agglutinogen; je nach dem Vorhandensein der beiden Agglutinine ergibt sich die Reaktionsfähig- keit auf erwärmte Bakterien sowohl als auch ein wechselndes Verhal- ten, wenn das Serum auf 60—62°C erwärmt wird. Wie zwei Agglu- tinine verschiedener Tiere, so summieren sich auch Agglutinin « und ß (Fonteyne). Die widersprechenden Angaben, daß ein auf 600 © erhitztes Serum in seiner Wirksamkeit gleich geblieben oder modi- fiziert worden ist, fänden dadurch ebenso ihre Erklärung, wie die verschiedenen Angaben über die Agglutination von auf 60—62° C erwärmten Bakterien durch dieselben Variationen der agglutinablen Substanz. Das ß-Agglutinin wird bei Erwärmen auf 63° C unwirk- sam, aber nicht zerstört, es wird noch von den Typhusbacillen auf- genommen, dieselben werden aber nicht agglutiniert, sondern verlieren die Fähigkeit, von einem frischen Serum agglutiniert zu werden. Die- Die Agglutination. 579 selbe Modifikation haben EısengerG & Vork bei Seris beobachtet, welche längere Zeit gestanden hatten (über Jahr und Tag), ferner bei Erwärmen auf 60° © (eine Stunde) bis 75° C, bei Einwirkung von Säuren und Alkalien und teilweise auch bei Formol- oder Harnstoffzusatz. Bei geringem Säureüberschuß kann durch Neutralisation mit Natronlauge die Agglutinationskraft teilweise wiederhergestellt werden. Wie EISENBERG & VoLK, WASSERMANN gezeigt haben, zerstören Säure und Alkali das Agglutinationsvermögen nicht vollständig, wohl aber nimmt der Agglutinationswert um die Hälfte ab; außerdem verlieren solche Sera die Fähigkeit, in starker Konzentration zu reagieren und die Agglutination in höheren Verdünnungen erscheint unvollständig. So ergab ein Typhusimmunpferdeserum vom Titer 1:45000 bei Zusatz von !/-Normalsalzsäure folgendes Verhalten nach 24 Stunden: Verdünnung !/,o N In £. Sp. veA. notı f ER Fair 5000 1 it /10 000 adaoo unv. A. darüber hinaus abnehmende Spuren von Agglutination. Es tritt in den konzentrierteren Verdünnungen eine Art Hem- mung der Agglutination ein, unter gleichzeitiger Abnahme der Höhe der Agglutination. Bei Zusatz verschieden dichter Bakterienauf- schwemmungen zur selben Verdünnung eines Säureserums, Z. B. 1:100, ergibt sich eine ähnliche Erscheinung, indem dünne Aufschwemmungen gar nicht agglutiniert werden, dichtere nur unvollkommen; bei noch stärkerer Verdünnung (1:400) findet bei einer Aufschwemmung von einer gewissen Dichte (in den Versuchen von E. & V. „einfachen“) eine Agglutination statt, die bei dünneren Aufschwemmungen sukzessive schwindet. Säureserum 1:400 nach 24 Stunden: 1-f. Aufschw. v. A. 1/,-f. Aufschw. K. A. Ye i. TV. Ar Us-f. 5 k. A. Y-f. 2 Sp. A. Die Erscheinung geht parallel mit der bereits angeführten Tat- sache, daß Typhusbacillen, die mit einem solchen Serum in ‚Berührung gestanden, dabei nicht agglutiniert wurden, auch die Fähigkeit ver- loren haben, durch unverändertes Serum agglutiniert zu werden. Letztere Erscheinung führte zur Annahme einer solchen Modi- fikation des Agglutinins, daß dasselbe sich wohl noch mit dem Bak- terium verbinde, aber dabei keine Agglutination hervorrufe: es ist, wenn man sich die Konstitution des Agglutinins mit einer die spe- zifische Bindung besorgenden, haptophoren, gleichzeitig resisten- teren und einer funktionellen, agglutinophoren (EIsENBERG & Vox, A. WAssSERMANN), thermolabileren Gruppe vorstellt, erstere intakt geblieben, letztere zerstört. In Analogie mit ähnlichen Modi- fikationen, z. B. bei Toxinen wird ein solches Agglutinin als Agglu- tinoid bezeichnet. KoLLe meinte, daß es sich um eine Dissoziation der Substanzen handle. Es liegt wohl die Annahme am nächsten, daß es sich um eine Aenderung der kolloidalen Eigenschaften handle, von Rn) nach eingetretener Bindung die Fällung (Agglutination) ab- ängt. or: BA ir 580 R. PALTAUF, Mit der Vorstellung vom komplexen Bau des Agglutinins wird die genannte Erscheinung der Hemmung mit der Annahme einer intakten haptophoren Gruppe erklärt; das Agglutinoid verbindet sich rascher mit der agglutinablen Substanz (infolge gesteigerter Affinität — Pro- agglutinoid), die nun nicht mehr vom intakten Agglutinin besetzt werden kann; geringe Mengen des Agglutinoids werden bei stärkerer Serumverdünnung nicht nennenswert zur Geltung kommen, daher Hem- mung in konzentrierten Lösungen, komplette Agglutination in ver- dünntem Serum; bei sehr dünner Bakterienaufschwemmung wird die Wirkung des Agglutinoids eine umfänglichere; die Hemmungszone nimmt auch zu, je größer gleichzeitig die Abnahme des Agglutinations- wertes ist; so gab ein auf 70° erwärmtes Typhusagglutinin vom ursprünglichen Titer 1:45000 bei 1:100 gar keine, bei 1:500 un- vollständige, bei 1:1000 und 1:5000 Spuren und bei 1:10000 gar keine Agglutination. Auch ohne Steigerung der Affinität, wenn das Agglutinoid die- selbe Avidität besitzt (Synagglutinoid), wird es kaum zu einer voll- kommenen Agglutination kommen, da ein Teil der Bakterien sich mit dem Agglutinoid verbinden wird, so daß immer inagglutinierbare neben agglutinablen Bakterien sich finden. Nach A. WASSERMANN wird ein solches Serum (ein Jahr altes mit Karbol konserviertes Choleraserum) bei mehreren Untersuchungen ein wechselndes und unregelmäßiges Bild geben, je nachdem gerade in einer Verdünnung mehr oder weniger vom Agglutinoid gebunden worden war. Auch bei Diphtherie- resp. Dysenteriebacillen agglutinierenden Seris wurden von SCHWONER, LIPSTEIN, SHIGA? Agglutinoide beobachtet; für die Praxis der Serodiagnostik ist ein solches Serum natürlich unbrauchbar. In derselben Auffassung bewegt sich die Vorstellung AsakAawaAs vom Entstehen und der Bildung des Agglutinins nach EHRrLICHS Seitenkettentheorie: die Rezeptoren A gewisser Grewebszellen besitzen eine Affinität zur agglutinablen Substanz B der Bakterien; die Bin- dung A-B veranlaßt Neubildung und Ueberproduktion derselben Zell- rezeptoren A, die ins Blut gelangt, sich mit einem Anteil G des Serumglobulins verbinden, so daß A-G das Agglutinin vorstellen würde; A als abgestoßener Zellrezeptor bindet die Bakterien B-A-G, wobei die Agglutination zustande kommt; den Zellrezeptor A mit den beiden Valenzen für Globulinteile und Bakterien bezeichnet Asa- Kawa als „Agglutinogene“, eine Bezeichnung, die unzweckmäßig ist, da sie besser für die Antigene im Bakterienkörper, für die agglutino- gene Substanz desselben verwendet wird. BaıL!,3 kam zu einer anderen Vorstellung; er faßt das Agglu- tinin als Rezeptor III. Ordnung auf; er glaubt, daß beim Er- hitzen auf 75° C eine vollständige Trennung des spezifisch wirksamen Anteils, analog dem Ambozeptor, des „Agglutinophor‘, von einem nicht spezifischen „Hemiagglutinin“ zustande komme. Seine Anschauung fundiert auf dem Versuche, daß 1/,, verdünntes Immunserum auf 75° C die Bakterienaufschwemmung (Typhusbacillus) durch 2—3 Stunden bei 38—42° C© gehalten, nicht agglutiniert; durch Zusatz von frischem Meerschweinchenserum oder besser noch von Peritoneal- exsudat vom Meerschweinchen kommt es wieder zur Agglutination. EiısengerG gelang der Versuch mit großen Mengen Peritonealexsudat, welches selbst bei Erhitzen auf 75—80° C diese Fähigkeit bewahrt, zum Unterschied des bei 56° zerstörten Komplements des Normal- Die Agglutination. 581 serums; Shisayama & Owapa gelang es zwar mit normalem Kanin- chenserum, und nur mit solchem, die Asglutinoidzone durch Alter oder Erhitzen modifizierten Typhuspferdeserums zum Verschwinden zu bringen, nicht aber eine vollständig verschwundene Agglutination wieder hervorzurufen, auch nicht, den früheren Agglutinationswert wieder herzustellen ; sie negieren daher eine komplementartige Wir- kung des Normalkaninchenserums und nehmen eine Ablenkung des Asglutinoids an. Es handelt sich somit um Spezialfälle, in welchen die "Aufhebung der Agglutinationshemmung durch Zusatz von frischem Serum oder Exsudat gelingt, die zunächst nicht mit der Reaktivierung nach Art der Ambozeptorenwirkung zu analogisieren ist. Immerhin hat sich der dort gebrauchte Ausdruck „Inaktivierung“ für diese Modifikation des Agglutinins teilweise erhalten, der sich aber, da eine nur halbwegs typische oder gesetzmäßige „Aktivierung“ nicht möglich ist, und “überhaupt ein ausreichender Beweis für einen der- artig komplexen Bau des Agglutinins nicht erbracht ist, durchaus nicht empfiehlt. Zu bemerken. wäre noch, dab Temperatur und Ge- schwindigkeit der ‚Inaktivierung‘ sowohl nach den Beobachtungen Smisayamas für Typhuspferdesera als nach den eigens darüber an- gestellten Untersuchungen Srrencs an Typhus- und Coliimmunagglu- tininen, sowie an Colinormalagglutininen bei verschiedenen Tieren sehr schwanken ; doch wird Coli-Immun- und -Normalagglutinin vom selben Tiere immer in derselben Geschwindigkeit inaktiviert (STRENG), da weder Salzgehalt noch Verschiedenheit des Eiweißgehaltes die großen Unterschiede erklären können, so kommt STREnG zur Annahme, daß das Agglutinin nicht einheitlich sei, sondern aus einer Reihe verschiedener Partialagglutinine mit verschiedener Thermostabilität bestehe. TRrAUBE, der hervorragendste Verfechter der physikalischen Theorie der Immunität, nach welcher nicht chemische Affinitäten der Antigene, sondern ihre physikalischen Qualitäten (Oberflächenspan- nung etc.) der Antikörperbildung zugrunde liegen, führt die Agglu- tinine (Präzipitine) speziell als Beispiele für seine Resonanztheorie an. Hemmung der Agglutination, sowohl eine Zone bei stärkerer Serumkonzentration als auch als Abnahme im Agglutinationswerte, kommt nicht allein beim Altern und Erhitzen des Serums, unter der Ein- wirkung von Fäulnis zustande, sondern auch bei vorsichtigem Zusetzen verschiedener Salze, Säuren und Alkalien (vgl. S. 579), Formolete. Besonders bemerkenswert und praktisch wichtig ist das Vorkommen einer Hemmungszone bei frischen Seris in stärkeren Konzentra- tionen, aber selbst noch bei Verdünnungen von 1:80 und 1:100. Bereits Grüngaum> hat eine solche Beobachtung gemacht und die be- sonders darauf gerichteten Untersuchungen von VoLK & DE WAELE ergaben das tatsächliche Vorkommen von Hemmungen in starken Konzentrationen bei frischen Immunseris; SCHELLER fand sie auch bei frischen Normalseris, DE Brası, LıPpstein, LıpscHhürz, FaLta & NOEGGERATH, GRrÄF bestätigen diese Tatsache an frischen Immun- und Krankenseris. Hier ist sie von besonderer praktischer Bedeutung, worauf schon VOLK&DEWAELE und meine erste Bearbeitung in diesem Handbuch aufmerksam gemacht haben; FaLTA & NOEGGERATH haben dieselbe besonders verfolgt. Diese Hemmung, die bei Typhusbacillen auch nur für gewisse Stämme (FALTA & NORGGERATH) bestehen kann, ist gewiß die Ursache mancher negativer GRUBER-W IDALscher Re- 582 R. PALTAUF, aktionen, wenn man nicht auch in höheren Verdünnungen, 1:100 und darüber, geprüft hat. Beruht diese Hemmung frischer Sera auf derselben Modifikation des Agglutinins wie bei alten Seris oder ist eine andere Ursache wahrscheinlich? Gegen eine Identität mit dem Agglutinoid der älteren Sera spricht, daß der Hemmungskörper frischer Sera beim Stehen (in ein paar Tagen) verschwindet; gegen die Annahme einer dem Agglutinoid analog wirkenden Vorstufe des Agglutinins sprechen die Untersuchungen von FaLrA & NOEGGERATH an Krankenseris, bei denen Hemmungskörper auch später auftreten, oder anfänglich vorhandene zunehmen. Da die Autoren mit Joos ein thermolabiles und ein thermostabiles Agglutinin annehmen, von dem die EisengerG-Vorkschen Agglutinine abstammen, so denken sie an Proagglutinoide aus einem thermostabilen Agglutinin, die sich bereits im Organismus bilden. Da diese Hemmung nach Erhitzen des Serums auf 56° O ver- schwindet, so konnte man auch an eine durch gleichzeitige Bak- teriolyse zustandekommende Einwirkung denken, ähnlich etwa wie im lebenden Organismus (Preirrerscher Versuch) bei ausgesprochener Lyse die Agglutination ganz zurücktritt, nur die Aufhebung der Be- weglichkeit (die Paralysine PFEIFFERS) ausgesprochen ist. FALTA & NOEGGERATH glauben diese Annahme ablehnen zu können, weil, wenn auch eine Verminderung der Bakterien nachzuweisen ist, eine reichliche Zahl freier vorhanden bleibt. ©. STrenG hält doch die Bindung des Alexins für die Ursache, Abschwächung desselben durch Aqua dest., Absorption durch Blutkörperchen, beheben die Hemmung. SCHELLEr und EısengerG haben Hemmung auch in frischen aggluti- nierenden Normalseris für Typhusbac., Heubac. gefunden. Es wurde bereits erwähnt, daß auch chemisch-physika- lische Zustandsänderungen als Ursache für das Ausbleiben der Agglutination, das sogenannte Hemmungsphänomen, in Er- wägung gezogen worden sind; Erhitzen auf gewisse höhere Tempe- raturen führt ja zur Denaturierung der Eiweißkörper und, da das Agglutinin mit denselben in chemisch-physikalischer Beziehung steht, so könnte es dadurch beeinflußt werden. Porces hat die damit zusammenhängende Vorstellung verfolgt, daß, wie für das Zustandekommen der Ausflockung die Stabilität der Bakteriensus- pension von Bedeutung ist, dasselbe auch bezüglich der Stabilität der Agglutininlösung der Fall wäre. Bei Modifikation der Ver- suche von NEISSER & FRIEDEMANN, von BECHHoLD, welche zeigten, daß eiweißartige Kolloide in Kombinationen mit an sich nicht fällen- den Salzmengen eine Mastixsuspension ausfällen, fand Porces, daß auf 75° erhitztes Serum in starker Konzentration (1/;o—!/ao) auch bei dieser Hemmung zeigt, während nicht erhitztes Serum die Mastix- lösung ausflockt, ferner, daß eine solche mit erhitztem Serum ver- setzte, nicht ausgeflockte Mastixlösung nun auch von frischem Serum nicht ausgeflockt wird; für die Bedeutung der Zustandsänderung der Eiweißkörper spricht anderseits die Beobachtung Pıcks, daß mit der durch Zusatz von Harnstofflösung zum agglutinierenden Immun- serum verhinderten Eiweißkoagulation auch die Hemmungserschei- nung ausbleibt, ferner ein eigener Versuch Porczs’, bei welchem nach Zusatz von Formaldehyd zu Typhusimmunserum keine Hem- mungszone in starker Konzentration auftritt, da eben Formaldehyd die Hitzekoagulation der Eiweißkörper verhindert. Diese Auffassung ee EEE Mn Die Agglutination. 583 des Hemmungsphänomens als eine der wiederholt beobachteten In- aktivierungserscheinungen von Immunkörpern infolge der Denaturie- rung der Eiweißkörper durch Hitze (vgl. LANDSTEINER „Beziehung der Lipoide und Kolloide zur Immunitätslehre‘“ in diesem Hand- buche) gestattet eine einheitliche Erklärung sowohl für die Hem- mung durch Erhitzung oder Altern der Sera, als ihr Verschwinden nach Erwärmung frischer Sera auf 56° C, nicht minder das ver- schiedene Verhalten gegenüber einzelnen Stämmen, indem die Kom- bination verschiedener Stabilität der einzelnen Bakterienaufschwem- mungen mit der der Agglutininlösung solche Unterschiede zur Folge haben kann. Auch andere Beobachtungen erklären sich so zwang- los, wie das EISENBERG & VoLk bei Gemengen von hemmenden und unveränderten Immunseris nie eine komplette Hemmung erzielen konnten, und dab hemmendes Serum noch nach dem Zusatz des aktiven, am Beginn der Ausflockung, diese verhindert (Aenderung der kolloidalen Beschaffenheit der Flüssigkeit behindert die Aus- flockung der mit aktivem Agglutinin bereits besetzten Bakterien), und überhaupt die obigen Angaben über „Reaktivierung‘ durch Zu- satz von frischem Serum (zZ. B. SHIBAYAMA). Wenn auch nach dieser Auffassung eine Modifikation des Agglu- tinins nicht ausgeschlossen ist, so scheint es sich bei dem Ausbleiben der sichtbaren Reaktion vielfach um eine Kaschierung, ein Ver- decktsein derselben zu handeln; dann erscheint auch die Bezeichnung „Agglutinoid“ nicht gerechtfertigt (LANDSTEINER, PORGES, MILLER u. a.). Diese Autoren analogisieren die Agglutinationshemmung durch das sog. „Agglutinoid“ der bei der Ausflockung von Kolloiden und Salzen in ähnlicher Weise beobachteten Erscheinung, daß bei Ueber- schuß eines der reagierenden Körper eine Lösung des Präzipitates er- folgt. Nur in dieser Beziehung wäre der Ausdruck ‚inaktiviertes Agglutinin“ richtig, wenn nicht, wie angeführt, diese Bezeichnung beim cytolytischen System üblich wäre, bei dem auch eine Reakti- vierung möglich ist. Für die Theorie, daß überhaupt die Inakti- vierungen der Immunkörperreaktionen durch Erhitzung Folgen der Eiweißdenaturierung sind, würde eben in dieser Richtung kein prin- zipieller Widerspruch mit der Bezeichnung der ‚„Inaktivierung‘“ ver- bunden sein. Immerhin ist die Unmöglichkeit einer Reaktivierung ein wesentlicher Unterschied und wurde oben aus diesem Grunde diese Bezeichnung abgelehnt. Man könnte daher den Ausdruck „Agglu- tinoid“ nur noch beibehalten, bis vielleicht ein passenderer Eingang gefunden hat, jedenfalls müßte er aber von der Vorstellung einer wiederherstellbaren Modifikation des Agglutinins befreit werden. Aber nicht nur Hemmung, sondern, wenn auch selten, eine beträchtliche Steigerung des Agglutinationswertes wird beob- achtet, die nicht mit einer besonderen Labilität der Bakterienauf- schwemmung zu erklären ist, sondern im Serum seine Ursache haben muß; so beobachteten SCHELLER, auch GLÄSNER, EISENBERG eine Zunahme des Titers bei frischem Immunserum nach mehrtägigem Stehen, PosseELt & v. SaGassEer sahen beträchtliche Zunahme anderer (Neben-) Agglutinine nach Ausfällen eines (Haupt-) Agglutinins, LANDSTEINER & PrASEK nach Fällung mit Präzipitin; hierher gehört auch die ältere Beobachtung Pıcks, daß ein Typhusimmun-Pferde- serum von 1:10000—1:20000 nach 3/,-stündigem Erhitzen auf 60°C in der doppelten Verdünnung, 1:40000 prompt agglutinierte, oder 584 R. PALTAUF, daß ein Pseudoglobulinpräparat, welches 1:4000 komplett, L:10000 unvollkommen agglutinierte, nach Mischung mit dem Koagulin A noch 1:40000 Agglutination gab. FRIEDEMANNS ähnliche Beobach- tungen scheinen sich auf salzfreies Serum und die Wirkung der Globuline zu beziehen. Es würde zu weit führen, sich in mehr weniger noch hypothetische Analysen dieser bisher unerklärten Erscheinungen einzulassen, jedenfalls erlaubt aber die Annahme von einer gewissen Bedeutung des kolloidalen Zustandes der Flüssigkeiten eher eine Vorstellung für das Zustandekommen dieser Steigerung als die von „agglutinationswidrigen“ Substanzen, für deren Existenz Beweise fehlen. Es wurde auf die Erscheinung des Hemmungsphänomens etwas ausführlicher eingegangen, einerseits, weil dasselbe in praktischer Hinsicht sehr wichtig ist, anderseits theoretisch für den Mecha- nismus der Agglutination von großer Bedeutung ist, da sich dabei zeigt, daß der Vorgang der Bindung der reagierenden Substanzen nicht nur als das Primäre, sondern auch als das Wesentliche der Reaktion zu betrachten ist, dessen Nachweis (entweder Absorption des Agglutinins oder eingetretene Inagglutinabilität der betreffenden Bakterien) einer typischen Agglutination gleichwertig zu betrachten ist. Verschieden von der besprochenen Hemmung ist die, welche die Agglutination durch Bakterienextrakte (Smisa & NEISSER) in- folge Bindung des Agglutinins durch die agglutinable Substanz der Extrakte erfährt; WEırL negiert diese Auffassung, Bürcers & HöscH beobachteten dieselbe neuerdings; WetL möchte dieselbe überhaupt nicht für spezifisch halten; die Frage hängt zusammen mit den Be- ziehungen zwischen Agglutininen und Präzipitinen, bei deren gemein- samer Ausfällung die quantitativen Verhältnisse eine große Rolle spielen (vgl. S. 601). Mit Bakterienagglutininen ist es nicht gelungen, Antiagglutinine zu erzeugen (KrAaus®, WASSERMANN, FONTEYNE), was sich aus ihrer ausschließlichen Beziehung zu den Bakterien im Gegensatz zu den Hämagglutininen erklären läßt. Die Agglutinine hängen, wie Kraus & Prızram in Anlehnung an die Versuche von DEHNE & HAMBURGER über die Antitoxine nachweisen, an der präzipitablen Substanz, aber nicht konstant, so daß es diesbezüg- lich Unterschiede zwischen den einzelnen Seris gibt; nach ANDREJEw, v. EiSLER & Tsuru sind für diesen Nachweis die quantitativen Ver- hältnisse von größter Bedeutung. Da durch Adsorption mit Kohle, Kaolin und Kieselgur die Verluste an Agglutinin verschieden sind, von denen «durch Präzipitation, so wird man dazu gedrängt, die letzteren nicht auf reine Adsorption zu beziehen, sondern einen ge- wissen Zusammenhang zwischen den Agglutininen und dem Präzipi- tinogen anzunehmen. LANDSTEINER & PRASER finden in der Eigen- schaft der Agglutinine als präzipitable Substanzen einen Beweis dafür, daß sie mit größter Wahrscheinlichkeit als Eiweißkörper anzusehen sind; sie erkannten ferner in der Präzipitinreaktion die Möglich- keit einer quantitativen Bestimmung der Agglutinine und kommen auf Grund ihrer Untersuchungen zu den wichtigen Schlüssen, daß 1) die Normalagglutinine unmöglich auf ebensoviele präformierte, spe- zifisch wirksame Substanzen zurückgeführt werden können, und daß 2) die Möglichkeit zu erwägen ist, ob die Wirkung der Immun- agglutinine nicht nur auf quantitativen, sondern auch qualita- Die Agglutination. 585 tiven Veränderungen der Immunstoffe, auf der Entstehung neuer stärker wirksamer Substanzen beruhen könne (vgl. S. 521). Sie fanden z. B. die durch Behandeln mit der Typhusbacillen-Aufschwem- mung bewirkte Abnahme des Eiweißgehaltes beim Normalserum 2,7 mg, beim Immunserum 3,4 mg, also 1:7 ntg für das absorbierte Immunagglutinin oder 1/,. des gesamten Eiweißes. Die Beziehung des Agglutinins zur präzipitablen Substanz erweist sich in eklatanter Weise in der Beobachtung von Morsscht, nach welcher die Agglutination durch den Zusatz eines auf das Eiweiß des agglutininhaltenden Serums gerichteten Präzipitins gefördert wird. Typhusbacillen werden durch ein Typhusimmunziegenserum viel intensiver und massiger agglutiniert, wenn man ein Antiziegenserum vom Kaninchen zusetzt. Ein Typhusimmunziegenserum vom Titer 0,02 agglutiniert bei Zusatz von 0,05 Kaninchen-Antiziegenserum noch in einer Verdünnung von 0,0003 komplett. Das Typhusimmun- serum der Ziege ist hier sowohl Antikörper als auch Antigen, welches mit dem Antiziegenserum reagiert. Anhang. Ueber die Avidität der Agglutinine. Im Anschlusse an die bei Antitoxinen (Kraus, Vibrionen-Dys- enterie-Antitoxin) gemachten Beobachtungen wurden auch die Avidi- tätsverhältnisse der Agglutinine genauer studiert. Unter Avidität wird die Intensität der Reaktion zwischen Antikörper und Antigen verstanden. Diese kann in verschiedener Weise zum Ausdruck kommen ; einmal in der Geschwindigkeit, mit der die Verbindung des Antı- körpers mit seinem Antigen stattfindet (Reaktionsgeschwindigkeit), andererseits in der Vollständigkeit der Vereinigung beider Körper und schließlich in der Festigkeit der entstandenen Verbindung, welche sich durch den Widerstand gegen die Trennung beider Körper kund gibt. Der zeitlichen Differenzen, innerhalb welcher die Agglutination zustande kommt, wurde gelegentlich der „Methode“ Erwähnung ge- tan. Scherrer hat auf diese Differenzen ganz besonders aufmerk- sam gemacht. So beobachtete er, daß von 2 gleichzeitig untersuchten Seris das eine A nach !/, Stunde Zimmertemperatur nur 1:10, das andere B zu dieser Zeit bereits 1:320 positiv reagierte; nach 2 Stun- den Brutkasten zeigte A ebenso 1:320 wie B, bei dem der Titer nicht gestiegen war, auch in weiteren 20 Stunden Zimmertemperatur derselbe blieb, während A noch bis zur Verdünnung 1:640 positiv wurde. Wenn in diesem Falle auch beide Phasen, die Agglutininbindung und die Ausflockung, zur Beobachtung dienen, so dürfte auch die Annahme richtig sein, für das Serum B, bei dem die Reaktion so rasch eintrat, eine größere Avidität des Agglutinins anzunehmen als beim Serum A, das einen höheren Titer besaß, aber langsamer reagierte. Für die exakte Prüfung der Avidität der Agglutinine kamen vorwiegend die beiden Merkmale, welche die Bindung der Agglutinine in Betracht ziehen, zur Verwendung. In dieser Beziehung wurden 586 R. PALTAUF, Aviditätsunterschiede bei Agglutininen von LANDSTEINER & ReıcH erhoben, indem sie durch die Abspaltungsversuche an mit normalen und immunisatorisch erzeugten Agglutininen beladenen Blutkörperchen zeigen konnten, daß die letzteren in viel geringeren Mengen von den Blutkörperchen abgegeben werden als die ersteren, mithin zu diesen eine größere Affinität besitzen. In einer anderen Versuchsreihe fan- den dieselben Autoren, daß die Agglutinine des Normalserums mit ihrer weniger ausgebildeten Spezifizität leichter von Kasein aufge- nommen werden als die des Immunserums. Ein besonderes Studium erfuhren diese Verhältnisse durch Ar- beiten von P. Tu. MüÜLLEr und seinen Mitarbeitern, Busson und RinTELEn, am Typhusagglutinin. Durch diese Untersuchungen wurde der Nachweis erbracht, daß in agglutinierenden Immunseris Anti- körper verschiedener Avidität nebeneinander vorhanden sind. Diese Unterschiede werden teils dadurch bedingt, daß in den einzelnen Immunisierungsperioden Antikörper verschiedener Avidität gebildet werden, teils dadurch, daß die einmal gebildeten Antikörper mit der Zeit eine Abschwächung ihrer Avidität erleiden. Gleichzeitig sprach Mürrer die Ansicht aus, daß die Avidität der Antikörper mit der Intensität des Produktionsvorganges in Zusammenhang zu bringen sei, d. h. eine Abhängigkeit der Avidität von dem Titer des Serums besteht. Wie v. EıisLErR nachwies, besteht ein derartiger allgemein gültiger Zusammenhang nicht, sondern es kommt nach seinen Versuchen vor allem die Individualität des agglutininprodu- zierenden Tieres für die Größe der Avidität in Betracht, wenngleich bei demselben Tiere im allgemeinen im Laufe der Immunisierung Titer und Avidität einen parallelen Anstieg aufweisen, wie auch aus Ver- suchen von Bussox hervorgeht. Auch SCHELLER sprach sich bei seinen Beobachtungen über Rückgang resp. Ausbreitung der Agglu- tination bei Temperaturen von 37° C dahin aus, daß die „Bindungs- intensität“ mit der Agglutinationshöhe in keiner Proportion steht. MÜLLER selbst stellt in einer späteren Arbeit fest, daß die Abhängigkeit der Avidität von der Intensität der Agglutininproduk- tion nur für ein bestimmtes Serum Geltung habe, daß also verschiedene Tiere bei gleich hohem Serumtiter verschiedene Aviditätsverhältnisse darbieten können. Wenn man immunisierte Tiere sich selbst über- läßt, so findet, wie MÜLLER nachwies, ein Rückgang der Avidität und zugleich auch des Agglutinationstiters statt. Ueber gleiche Ver- suche hat auch v. EıstEr berichtet. Nach Versuchen von v. KISLER tritt außer in vivo auch in vitro bei längerer Aufbewahrung von agglutinierenden Immunseren eine Aviditätsabnahme ein, gleichzeitig auch ein Sinken des Titers, ohne daß aber beide Größen in gleichem Maße abzunehmen brauchen. Daß auch hohe Avidität mit niederem Titer vorkommen kann, zeigen Beobachtungen von RINTELEn an typhuskranken Menschen: Schwere Fälle wiesen eine hohe Avidität und niederen Agglutinationstiter auf, wogegen leichte Fälle eine niedrige Avidität bei höherem Titer des Agglutinins besaßen. Auch die Art der Immunisierung scheint nach den Ver- suchen von RınteLen für den Grad der Avidität von Einfluß zu sein. Bei subkutaner Injektion von Kaninchen mit Typhusbakterien erhielt er Sera mit hoher Avidität und niederem Titer; das umge- kehrte Verhalten wiesen die Sera nach intraperitonealer Einver- Die Agglutination. 587 leibung des Antigens auf. MÜLLER sucht auf hypothetische Weise diese Befunde folgendermaßen zu erklären: Bei schweren Typhus- fällen ist ein Teil der Antikörper produzierenden Organe nicht mehr leistungsfähig, so daß die noch funktionierenden Zellen in um so größerer Intensität Agglutinine bilden; daher geringere Menge von Agglutinin, aber hohe Avidität. Aehnlich wären die Verhältnisse bei subkutaner Einführung des Antigens, indem dieses nur mit einer relativ geringen Anzahl von Zellen in Berührung kommt, während bei intraperitonealer Injektion das Antigen eine allgemeine Verbrei- tung im Körper findet. Zur Angabe DENNEMARKS, dab ein gewisser Unterschied im Zeit- punkt des Eintritts der Agglutination bei klinisch Erkrankten und bei Gesunden (Bacillenträgern) existiert, indem bei ersteren die Reak- tion nach ca. 2 Stunden meist beendet ist, während sie bei Gesunden und selbst bei steigendem Titer (Wıederholung der Probe nach einigen Tagen) nur langsam zustande kam, verweist P. Tr. MÜLLER? auf die von RıinTELen erhobenen Verhältnisse. Er meint, daß, wenn die Schwere der Erkrankung bestimmend auf den Grad der Avidität einwirkt, so werden bei den Gesunden, tatsächlich aber Infizierten, niedrige Aviditätswerte zu erwarten sein. Außerdem ergeben sich Aviditätsunterschiede je nach der Immunisierungsphase, in der die Blutentnahme erfolgt. Ueber die Kompliziertheit der einschlägigen Verhältnisse geben Versuche von Bussox Aufschluß. Er beobachtete, daß sich die mit Typhusbacillen immunisierten Tiere in zwei Gruppen teilen lassen, deren eine zu Anfang der Erstimmunisierung mit sehr niedriger Avidität reagiert, die andere mit relativ hoher. Nach dem Abklingen der Erstimmuni- sierung waı das Verhalten der Avidität gerade das umgekehrte, indem diejenigen Tiere, die zuerst Sera von niedriger Avidität aufwiesen, nunmehr solche von hoher Avidität zeigten, und umgekehrt. Das- selbe Verhalten besteht in der folgenden, annähernd stationären Phase. Infolge Revaccination findet neuerdings ein Wechsel der Aviditäts- werte statt, sowohl bei jenen Tieren, die unmittelbar vor derselben hohe Avidität hatten, und bei denen sich nun niedrige ergaben, als umgekehrt. Es findet also ein für jede der beiden Gruppen charak- teristischer Wechsel der Avidität in den einzelnen Phasen statt. Im Verlaufe der Revaccination selbst findet man bei derjenigen Gruppe von Versuchstieren, welche in der der Revaccination voran- gehenden stationären Phase niedrige Quotienten zeigten, ein erheb- liches Anwachsen des Aviditätswertes bei gleichzeitiger Titersteige- rung. Es besteht also hier eine Kongruenz beider Werte, wie sie auch bei der Erstimmunisierung beobachtet wurde. Bei der zweiten Gruppe von Tieren mit hohem Quotienten in der stationären Phase erscheint diese Kongruenz erheblich gestört, weil sich der ohnehin hohe Aviditätswert im Verlaufe der Revaccination entweder gar nicht, oder nur ganz wenig erhöht, ja sogar absinken kann, wogegen der Titer ansteigt. Bei diesen experimentellen Untersuchungen war das zeitliche Moment der Bindung maßgebend und trat die Vollständigkeit derselben in den Hintergrund. Ueber letztere lassen sich insofern verschiedene Angaben in der Literatur verwerten, bei denen die Ab- sorptionsversuche (CasterLanıscher Versuch) verschiedene Resultate 588 R. PALTAvF, ergeben haben, welche bei nahestehenden, verwandten Bakterien zur Differenzierung verwendet (z.B. Fleischvergifter, Dysenteriebacillen), bei agglutinatorisch geschlossenen Arten wieCholeravibrionen, Typhus- bacillen als Variationen im Rezeptorenapparat gedeutet wurden. MeEI- NICKE bezog die in seinen ausgedehnten Untersuchungen mit JArFFE & FremminG gefundenen großen Unterschiede in der Absorptionskraft einzelner Cholerastämme auf Aviditätsunterschiede. Einen weiteren Einblick in die Aviditätsverhältnisse der Agglu- tinine gewähren uns Versuche von v. EısLER & Lau, welche auch die Avidität der Agglutinine des Normalserums studiert haben. Sie fanden, daß diese Agglutinine zum Unterschied von denen des Immunserums gleiche Avidität besitzen. Das Erhitzen normaler Sera kann eine beträchtliche Abnahme der Avidität zur Folge haben. In anderen Fällen aber tritt trotz beträchtlicher Agglutininverluste keine Abnahme der Avidität im erhitzten Serum ein, ja es kann zuweilen durch das Erhitzen sogar eine Steigerung der Avidität zu- standekommen. Die Extraktion normaler Rindersera mit Aether hatte trotz der dadurch bedingten Zunahme der Viskosität weder auf den Agglutiningehalt noch auf die Avidität der Sera einen Einfluß. Für die untersuchten Typhusimmunsera konnte weder durch Erhitzen noch durch Aetherbehandlung eine Aenderung der Avidität bewirkt werden. Trotz der hier angeführten Versuchsergebnisse sind wir derzeit nicht in der Lage, uns eine klare Vorstellung über das Wesen der Avidität zu bilden. Wir können daher auch nicht die Frage be- antworten, warum das eine Tier Antikörper mit hoher Avidität, das andere solche mit niederer bildet, ist uns ja der Mechanismus der Antikörperbildung überhaupt noch nicht in seinen Details bekannt. Jedenfalls aber dürfte auch die Vorstellung Berechtigung haben, dab nicht die chemische Beschaffenheit der Antikörper allein für ihre Avidität ausschlaggebend ist, sondern daß vielmehr feinste Ver- änderungen des kolloiden Milieus, in dem sie enthalten sind, für den Grad der Avidität von einschneidender Bedeutung seien. In diesem Sinne sprechen namentlich die Beobachtungen über Aviditäts- änderung durch Lagern der Sera, das wohl immer mit kolloidalen Zustandsänderungen verbunden ist. Schon bei den im Vergleich zum Blutserum außerordentlich einfach zusammengesetzten Lösungen kol- loidaler Metalle sehen wir eine weitgehende Abhängigkeit ihrer Wirk- samkeit von der Beschaffenheit ihrer Teilchen, namentlich mit Rück- sicht auf ihre Größenanordnung und gegenseitige Lagerung. Auch bei den kolloidalen Metallösungen beobachten wir eine viel größere Wirksamkeit frischer Lösungen, als solcher, die bereits längere Zeit gestanden sind (vgl. Brepıc!). Um so mehr können also kolloidale Zu- standsänderungen in einem so komplizierten Medium, wie es das tierische Blutserum darstellt, Schwankungen seiner Funktionen, also auch der Avidität, nach sich ziehen, wobei berücksichtigt werden mub, daß eben wegen der außerordentlich komplizierten Zusammen- setzung des Mediums die Verhältnisse nicht so einfach liegen können, wie z. B. bei den Metallösungen, so daß schon ganz geringfügige Veränderungen in einer Richtung durch gegenseitige Beeinflussung der zahllosen im Blutserum enthaltenen Körper weitgehende Prozesse auslösen können; namentlich ist dabei wieder an Aenderungen in der Oberfläche und Größenordnung der Kolloidteilchen zu denken. Die Agglutination. 589 c) Ueber die Bindung des Agglutinins und der agglutinablen Substanz. a) Die quantitativen Verhältnisse und die Art der Bindung. EISENBERG & VoLk verfolgten systematisch die quantitativen Ge- setze der Bindung des Agglutinins und der agglutinablen Substanz ; sie untersuchten bei gleichbleibender Menge agglutinabler Substanz und steigender Menge Agglutinins die von den Bakterien abzentrifugierte Flüssigkeit auf Vorhandensein oder Fehlen von Agglutinin; das Ver- hältnis der absorbierten Menge von Agglutinin zu der ursprünglich zur Absorption gebotenen ergab den relativen Grad der Absorption, den Absorptionskoöffizenten. Als Einheit der agglutinablen Substanz diente 1 ccm einer Aufschwemmung einer Typhusagarkultur in 15 ccm Kochsalzlösung, welche mit derselben Menge der jeweiligen Serumverdünnung versetzt wurde; als Einheit des Agglutinins galt jene Menge, welche gerade hinreichte, in 24 Stunden unvollkommene Agglutination hervorzurufen, d.h. Bildung eines deutlich abgegrenzten Niederschlages mit leichter Trübung der überstehenden Flüssigkeit. Die Absorptionsversuche mit Typhus-Pferdeseris von 45000, 20000 und 15000 Agglutinationseinheiten sind ziemlich identisch und ergeben, daß bis zur Verdünnung 1:500 resp. 1:300 die Agglu- tinine vollständig absorbiert werden; zur Illustration sei ein Ver- such (Tab. III. EiseEnBErG & VoLK) angeführt. Tabelle III. Absorptionsverhältnisse des Serums vom Pferde „Zoroaster“ III. Ag.-W. — 45000 Ag.-E. | | Dargebotene Agglu- | Serum- | Dargebotene Agglu- | Absolute Ab- | Absorptions- . tınationsmenge ın RR ENTER Verdünnung | NR sorption Koeffizient ne. Fo . 1 = | — — | 1 > > 2 [so 000 99 99 lo „/2000 Fr 7 „20 / 1000 45 a „0 /600 (9 (0 _ /20 EEE 90 89 canalen 1 225 210 | a „(200 450 | 400 | 1] {) /100 2 | = | „20 Von | 2 250 | 1 650 | ln N 11 250 | 6 750 | ER 1, 22 500 12 500 dl Er | 45 000 22 500 2 Ueber die Konzentration von 1:500 resp. 1:300 bleibt ein Rest von Agglutinin zurück, und wenn auch die absolute Absorption fort- während steigt, so wird doch mit steigender Konzentration verhält- nismäßig immer weniger gebunden, der Absorptionskoöffizient wird kleiner. Die Bakterien können eine viel größere Menge Agglutinine aufnehmen als zu ihrer Verklumpung nötig ist. Das ist die von Joos als Ausdruck chemischer Verbindungen in proportionalen Verhältnissen sedeutete Tatsache. Bei anderen Immunseris können die Absorptions- verhältnisse anders sein, so treten bei einem Kaninchen-Typhusimmun- serum 1:1000 erst bei der Verdünnung 1:50 freie Agglutinine in 590 R. PALTAUF, der Flüssigkeit auf, aber selbst bei 1:2 wird nur die Hälfte des Agglutinins gebunden; bei einem Choleraserum ergab sich ein ähn- liches, wenn auch modifiziertes Bild, aber immer blieb dieselbe Tat- sache, daß mit hoher Konzentration zwar die absolute Absorption steigt, der Absorptionskoöffizient aber sinkt. Die Bedeutung der Konzentration zeigt sich bei den weiteren Versuchen mit Verwen- dung einer dichteren oder dünneren Aufschwemmung als der als Einheit angenommenen. Es ist nämlich durchaus nicht der Fall, daß etwa die doppelte Bakterienmenge die doppelte Menge Agglutinin verbraucht, sondern die Absorption verläuft im Verhältnis der jetzt zur größeren Bakterienmenge eingetretenen Verdünnung der Agglu- tinine; eine doppelte Bakterienmenge z. B. bedingt eine Verdünnung des Agglutinins wie 1:2, und daher sinkt der Absorptionsko6ffizient von 16/,, auf 11/,,, bei 4-facher Aufschwemmung, für welche die Agglutininmenge sich wie in einer Serumverdünnung 1:4 verhält, auf 12/,,; umgekehrt wird, da sich bei einer dünneren Aufschwemmung, z. B. 1/,, eine Serumverdünnung 1:10 zur Menge der Bakterien wie eine 1:2 verhält, der Absorptionskoeffizient nicht 1°/,, sein, sondern I1/,, betragen, wie bei der Serumverdünnung 1:2. Die Konzen- tration des Agglutinins ist eben nur eine relative zur Bakterienmenge. Es ist daher eine vollständige Absorption des Agglutinins mit ein- maligem Einbringen der Bakterien nicht möglich, denn wenn man bei konzentriertem Serum auch die zehnfache Aufschwemmung in einen Kubikzentimeter einträgt, so erfolgt die Absorption doch wie in einer !/‚o-Serumverdünnung, d. h. °/, des Asgglutinins wird absorbiert; nur durch neuerliche Eintragung von Bakterien in die dekantierte Flüssigkeit und sukzessive Wiederholung des Vorganges ist das Serum agglutininfrei zu erzielen; das obige Pferdeserum 1:45000 ist auf diese Weise bei der 7.—8. Passage absolut agglutininfrei herzu- stellen. BaıL mußte in seinem Versuche die Absorption 17mal wieder- holen. Nur aus Serumverdünnungen 1:500 bis 1:300 läßt sich das gesamte Agglutinin mit einmaligem Eintragen absorbieren. Die agglutinable Substanz besitzt somit keine absolute konstante Kapazität für das Agglutinin, daher kommt es, daß bereits aggluti- nierte Bakterien, die abzentrifugiert und gewaschen werden, bei neuer- lichen Aufschwemmungen ausSerum derselben Konzentration, auch aus einer niedrigeren wieder Agglutinin absorbieren. Die Aufnahme wird geringer sein, je konzentrierter die frühere Serumverdünnung war, und je niedriger die nachfolgende ist. Bakterien, aus hohen Serum- konzentrationen in sehr niedrige gebracht, nehmen kein Agglutinin auf, sondern .geben solches an die Flüssigkeit ab (Förster, HAHN & 'TROMMSDORFF, EISENBERG & VOLK, LANDSTEINER & v. JacIE etc.). Die von .Joos beobachtete Reagglutination seiner Maximalverbindungen resp. das Ausbleiben einer solchen bei der Minimalverbindung er- klären sich damit. Nach EisengEer6 & Vork erfolgt die Bindung der beiden Sub- stanzen unabhängig von Zeit und Temperatur, indem bereits nach 5 Minuten bei 37° und nach 2 Stunden bei 0° keine merkbaren Unter- schiede sich finden; es besteht demnach eine große Affinität und, wenn wir die von verschiedenen Autoren betonte Bedeutung der Tem- peratur auf den Ablauf der Reaktion auch nicht ausschließlich auf den Ablauf der 2. Phase beziehen, wogegen die Aviditätsdifferenzen, welche P. Tr. MürLer und seine Mitarbeiter konstatierten, sprechen, Die Agglutination. 591 so dürfte das doch gewöhnlich der Fall sein. Die Absorptionsverhält- nisse waren auch dieselben bei vorsichtig durch 58° abgetöteten Bak- terien. Bei den Modifikationen der agglutinablen Substanz, z. B. durch Erhitzen. Säuren, wie bei der als „Agglutinoid‘“ bezeichneten Modi- fikation des Agglutinins, verhält sich die Absorption verschieden. Die Abnahme der Absorption durch auf über 100% C erhitzte Bacillen (1440 G EisengerG & VoLk), welche bei einer Serumkonzentration von 1:2 kaum die Hälfte jener Agglutininmenge binden, die normale Bak- terien aufnehmen, dürfte wohl mit der gleichzeitig einhergehenden teilweisen Zerstörung von agglutinabler Substanz zu erklären sein; es widerspricht dem die Tatsache nicht, daß von der Serumverdünnung 1:100 an die Unterschiede sich ausgleichen. Bei „agglutinoid“- haltigen Seris ergibt sich eine Verminderung der Absorption, so daß z. B. bei dem oben angeführten Typhus-Pferdeserum 1:45000, dessen Agglutinationswert mit dem Altern auf 1:70000 abgesunken war, die absolute Absorption in der Serumverdünnung 1:2 nur 1000 AE — Absorptionskoeffizient 8/,, stätt 12500 AE=11/,, betrug (Tab. XIV EISENBERG & VoLk). Diese Verminderung ist jedoch nur eine schein- bare, weil nur das aktive Agglutinin in Rechnung gezogen werden kann; das ergibt sich sehr deutlich aus dem Vergleich ihrer Aufnahme- fähigkeit für neu zugegebenes Agglutinin gegenüber Bakterien aus agglutinoidfreiem Serum. Bei dem durch eine Stunde auf 65° er- hitzten „Zoroaster-Serum III“, dessen Agglutinationswert auf 1:10000 abgesunken war, betrug der Absorptionskoöffizient in den Verdün- nungen 1/soo—T/5o Mur 16/59. Die Bakterien waren inagglutinabel geworden, zeigten aber noch eine beschränkte Aufnahmsfähigkeit für neu zugegebenes Agglutinin, wie aus Tab. XXI von EIsEnBERG & Vorx hervorgeht. Bakterien aus inaktiviertem Serum !/,.- Serum- As-E Absolute Ab- | Absorptions- |Abs. Koeffizient Verdünnung | Biere sorption | koöffizient \norm. Bakterien 7 TIrIGE Fa z s | | / 1000 45 43 | "ro | en) 7 450 300 en = an Je 22 500 | 2500 | cas 26, on Die Kapazität der Bakterien für Agglutinin ist geringer geworden als die normaler Bakterien, namentlich größeren Mengen gegenüber, sie ist auch geringer als die von Bakterien, die aktivem Serum aus- gesetzt waren; wie erwähnt, findet auch da noch weitere Absorption statt. EISENBERG & Vork fanden bei Bakterien aus Vollserum, die einer 1/, Verdünnung eines aktiven Serums 1:20000 ausgesetzt wurden, daß sie von den 10000 AE noch 5000=1P/,, absorbiert hatten. Ganz analog sind die Absorptionsverhältnisse bei Säureserum und bei dem durch Alkalizusatz, durch Formol oder Harnstofflösung modifizierten. Dieselben Verhältnisse fand Wassermann bei der Bin- dung des Pyocyaneusagglutinins. KarwackI & Bennı fanden bei Tuberkelbacillen dasselbe Verhalten, nur war die Affinität bei den- selben viel geringer als bei Typhusbacillen. Sv. ARRHENIUsS hat in den von EısENBERG & VoLk eruierten Absorptionsverhältnissen einen speziellen Fall des GuULDBERG-W AAGE- 592 R. PALTAur, schen Gleichgewichtsgesetzes gesehen. Er fand für die Menge auf- genommenen Agglutinins und für den noch freien Teil desselben die Gleichung: (Menge des gebundenen Agglutinins) ? (Menge des freien Agglutinins) ® — k (Konstante). Da die Konzentrationen umgekehrt proportional den Mengen /a sind, so ergibt sich für dieselben die Gleichung ers wobei & Yr die Menge der absorbierten Agglutinationseinheiten, r die der rest- lichen in der Flüssigkeit bedeutet. Die Gleichung, entsprechend der von Nernst für den bei der Verteilung eines Stoffes zwischen zwei C C, dab das freie Agglutinin ein anderthalbmal kleineres Molekulargewicht besitzt, als das in den Bakterienleib aufgenommene. ARRHENIUS be- trachtet somit den Vorgang als Verteilung eines Körpers auf zwei Lösungsmittel, gleichzeitig als einen einfachen Fall des GULDBERG- Waaczschen Gesetzes vom chemischen Gleichgewichte; er bezieht sich auch auf die Raschheit, mit der die Verteilung zustande käme und schließt prinzipiell, daß die Agglutinine wirklich vom Bakterien- leib aufgenommen werden und nicht nur auf der Oberfläche kon- densiert werden, wie es nach BorpETs Anschauung der Fall wäre. Gegen diese Argumente haben später DREYER & Doucras eingewendet, dab die Erreichung des Gleichgewichtes viel später erfolge, bei Zimmertemperatur noch in 4 Stunden nicht erreicht sei, wie bei der Adsorption von Agglutinin oder Trypsin durch Kohle, und daß aus der Schnelligkeit, mit welcher das Gleichgewicht erreicht werde, überhaupt nicht auf die Natur der Reaktion geschlossen werden könne. Die Autoren fanden, daß die Menge des gebundenen Agglutinins bis zu einer gewissen Grenze anwächst, wenn Serum in verschiedenen Konzentrationen geboten wird, um dann bei weiterer Erhöhung der Serumkonzentration auf O abzusinken; die Autoren finden, daß die Formel von ArRHENIus weder für die Bindung der Bakterien, noch für die des Agglutinins durch homologe Bakterienfiltrate aufrecht zu halten sei. Schon früher haben Nernst, Bırrz und ZAnGGER gegen die Auffassung von ARRHENnIus Einsprache erhoben, indem sie in den Bindungsverhältnissen der Agglutinine Absorptionsvorgänge, nicht chemische Reaktionen sehen, Absorptionserscheinungen, wie sie für Kolloide geradezu charakteristisch sind; LAnpDsTEINner hatte bereits hinsichtlich der Agglutininabsorption (Blutkörperchen) auf die große Aehnlichkeit mit den Adsorptionsvorgängen bei anorganischen Kol- loiden hingewiesen. Da LanDsTEIner diese Frage in diesem Hand- buch ausführlich behandelt hat, so sei des weiteren darauf verwiesen („Beziehungen der Lipoide und Kolloide zur Immunitätslehre“). Lösungsmitteln entstehenden Gleichgewichtszustand — k, besagt. _ Gegen die Untersuchungsresultate v. EISENBERG & VoLK wurden von NEISSER technische Einwürfe erhoben, wie die Verwendung lebender Kulturen bei einer Versuchsausdehnung auf 24 Stunden oder die von ihm beobachtete Instabilität von Serumverdünnungen, welche auch ohne Bakterienzusatz bei einem Aufenthalt von 2 Stunden im Brutofen niedrigere Werte als die berech- neten ergeben; dieselben dürften, wenn sie an sich auch richtig sein mögen, bei den zahlreichen und großen Reihen nicht sehr in die Wagschale fallen, da eben die zahlreichen Reihen sozusagen aufeinander kontrollierend wirken, und Die Agglutination. 593 Fehler, die sich aus den angeführten Mängeln eingestellt hätten, beobachtet worden wären. EISENBERG und auch Vork (im Handbuch von Kraus & Levapırı) haben dieselben auch zurückgewiesen, resp. aufgeklärt. Hervorzuheben wäre noch, was für die prinzipielle Frage wichtig ist, daß die Agglutinine selbst eines Bakteriums bei verschiedenen Tieren und Individuen sich verschieden verhalten können; Eısen- BERG & VoLk geben an, daß bei einer Reihe von Seris (1 Pferde-, 2 Ziegensera) bei steigender Konzentration immer nur eine Agglu- tinineinheit gebunden wurde; Normalagglutinine folgen teilweise ähn- lichen Gesetzen wie Immunsera, teilweise wurde aber auch nur eine Agglutinineinheit absorbiert. b) Die Bedeutung der Salze. Bereits Borprr hat gezeigt, daß zum Eintritt der Agglutination eine kochsalzhaltige Flüssigkeit notwendig ist und hat diese Be- ziehung in Analogie gesetzt mit der Sedimentierung resp. Fällung feinster Tonaufschwemmungen. in Wasser durch Kochsalz. Joos? be- stätigte Borpers Versuch, nach welchem salzfreie Bacillen und salz- freies agglutinierendes Serum in sonst wirksamen Konzentrationen keine Reaktion geben, daß jedoch solche Bakterien Agglutinin auf- nehmen, da sie von der Serumlösung befreit, allein und unagglutiniert in einer Kochsalzlösung suspendiert, agglutinieren. Versuche in meinem Institute haben gezeigt, daß mehrmaliges Waschen der Bakterien mit destilliertem Wasser und Verwendung hoher Verdünnungen eines stark wirksamen Serums (1:40000) mit destilliertem Wasser, bereits aus- reichen. Dabei zeigen die salzfreien resp. -armen Bacillen des salz- freien Serumgemenges unter dem Mikroskop ungeschmälert ihre Eigen- schaften; sie sind mit Erfolg auf andere Nährboden zu übertragen, ihre Geißeln lassen sich färben. Ist die Agglutininmenge entsprechend gewählt, so gibt nach dem Zentrifugieren die über dem Niederschlag stehende Flüssigkeit bei Zusatz von Typhusbacillen und Kochsalz keine Agglutination; die Bakterien haben das Agglutinin aufge- nommen und werden auch, durch Waschen selbst gereinigt, in einer Kochsalzlösung aufgeschwemmt, jetzt ausgeflockt. Es kommt also 1. ohne Salz die Agglutination nicht zustande und 2. im salzfreien Gemenge sind jedoch die Bacillen imstande, das Agglutinin aufzu- nehmen, doch bleibt der sinnfällige Effekt, die Verklumpung, aus. Die zum Eintritt der Agglutination nötige Salzmenge ist so gering, dab Joos die Existenz einer wahren chemischen Verbindung annimmt, entgegen der Anschauung Borprts von einer Veränderung in der Molekularattraktion; da ferner dasSalz im Bakterienniederschlage (von FRIEDBERGER widersprochen) nicht in der überstehenden Flüssigkeit sich findet, die Menge des Niederschlages mit der Salzmenge zu- ninmt, so schließt Joos, daß das Salz in die chemische Verbindung der agglutinierenden und agglutinablen Substanz eintritt. FRIED- BERGER bestätigt zwar Joos, findet, daß der rasche Eintritt der Agglu- tination dialysierter Kulturen vom Salzgehalt abhängig ist, negiert aber die chemische Verbindung und führt bereits an, daß das CINa auch durch andere Salze (KBr, Kaliumbiphosphat) und auch or- ganische (Asparagin, Traubenzucker *), kristallinische Körper ersetzt *) PoRGES stellte es allerdings in Frage, ob diese Körper, wie sie käuflich zu haben, als Nichtleiter zu betrachten sind, da sie gegen Phenolphthalein saure Reaktion zeigen. Handbuch der pathogenen Mikroorganismen. 2. Aufl. II. 38 594 R. PALTAUF, werden kann. In einer Erwiderung bezieht sich Joos auf die Doppelsalz- und Additionsverbindungen ; er unterscheidet am Vorgang die beiden Phasen: 1. Vereinigung (Fixierung) des Agglutinins mit der agglutinablen Substanz und 2. die Vereinigung der mit Agglutinin beladenen Mikroben und Salz zu Flocken — die Niederschlagsbildung, welche einem chemischen Niederschlage zu vergleichen sei. Als Be- weise für eine chemische Verbindung führt er an, daß von einer gewissen Menge Bakterien dieselbe Menge Agglutinin nieder- geschlagen werde, daß Konzentration und Wärme von Bedeutung seien, und nimmt, um die bei Variation der Serumverdünnungen auf- tretenden Unterschiede in der Stabilität der eingetretenen Verbindung zu erklären, verschiedene, stabilere und labilere Verbindungen an. je nachdem ob eine Verbindung mit minimalen oder mit maximalen Asglutininmengen erfolgt ist, wobei letztere bei Wiederaufschwem- mung im destillierten Wasser reagglutinieren, erstere nicht. „Ein Molekül agglutinierbarer Substanz bindet eine ganz bestimmte Menge Agglutinin und Salz“ lautet ein Gesetz, „eine Molekül agglutinabler Substanz kann sich mit verschiedenen Mengen Agglutinin verbinden, um verschiedene Zusammensetzungen zu liefern“, das andere; wie die Untersuchungen von EISENBERG & VoLk ergeben, liegt diesen „Gesetzen“ die Tatsache zugrunde, daß die Bindung (Reaktion) je nach der relativen Konzentration der reagierenden Substanzen abläuft. ‚Joos bestätigte FRIEDBERGER und führte noch weiter aus, dab außer Kochsalz auch die meisten Alkali- und Erdalkalisalze in die Verbindung eingehen und Agglutination hervorrufen. Unter den Salzen einer und derselben Reihe, Chlorid, Jodid, Bromid z. B., gibt es jedoch Unterschiede, indem sich die Agglutination in den Chloridlösungen rascher vollzieht als in denen des Jodid oder Bromid; es scheint, daß das Salz durch sein Säureradikal wirkt. Die Salze zweier verschiedener Metalle zeigen häufig keinen Unterschied, z. B. die Haloidsalze des K stimmen überein mit denen des Na und NH.. KCl erzeugt die Agglutination in derselben Weise wie NaCl oder NH,Cl, dasselbe gilt für NaBr, KBr und NH,Br, für NaJ, Kl und NH,J. Die Salze einer und derselben Base mit verschiedenen Säuren ergeben nach Joos Verschiedenheiten. Je nach der Art der Säure erscheint die Agglutination mehr oder weniger rasch in großen Flocken oder feinen Gerinnseln, die sich in verschiedenen Zeiten erst absetzen. Die Anschauung von FURUKAWA, AsaKAWwA und auch A. FıscHErs, daß das Salz als Lösungsmittel für das Globulin wirksam sei, die Agglutination über- haupt nur Folge der außerordentlich labilen Lösungsverhältnisse des Globulins (FISCHER) sei, ist gewiß nicht richtig, denn sowohl bei den starken Serum- verdünnungen als beim löslichen Pseudoglobulin (Typhusagglutinin des Pferdes) entfällt die Berechtigung zu dieser Annahme. EISENBERG & Vork fanden, daß Neutralsalze je nach der Kon- zentration bald einen fördernden, bald einen hemmenden Einfluß auf die Agglutination haben und suchten diese Wirkung durch den jeweiligen Einfluß des Salzes auf die agglutinable Substanz oder des Agglutinin zu eruieren; teilweise fanden sich solche Beziehungen, indem manche das Agglutinin modifizieren (MgCl,3n, KClin und 3n, CaCl,2n, Mg(NO,),1/,n), andere die agglutinable Substanz so ver- änderten, daß die Bakterien inagglutinabel werden, wie durch ges. CaCl,, MgCl,, Mg(NO,),, wogegen andere wie ges. (NH,)sSO,. MgCl; PS ı Die Agglutination. 595 2n, Mg(NO,), !/;n keine Beeinflussung zeigten; da MgCl, in höheren en die agglutinierbare Substanz verändert, so steht seine absolut hemmende Wirkung der Agglutination bei dreifacher Normal- lösung im Einklang — Mg(NO,), hemmt in allen Konzentrationen die Agglutination, was sich aus der Beeinflussung der agglutinablen Substanz und des Agglutinins erst bei !/,n nicht erklärt. Die Autoren fanden ferner in Anlehnung an Versuche Paurss, dab 2 Salzkonzen- trationen, von denen jede für sich keine Hemmung ausübt, summiert ausgesprochene Hemmung bewirken, z. B. NaCln MeClsn, wäh- rend letzteres gar keine, nClNa nur Herabsetzung auf die Hälfte zur Folge hat. Während Arrogerrı & MemMmo nur Vermutungen aufstellten, in welcher Weise die Mineralsubstanzen von Bedeutung für die Ag selu- tination wären, durch Fällung der Proteine, oder Beeinflussung der Osmose oder Aenderung der Molekularattraktion und Adhäsion, haben NEISSER & FRIEDEMANN, BECHHOLD, FRIEDEMANN? die Rolle der Salze für unorganisierte und für Poren genauer studiert. Sie stellten die Schwellwerte fest, d. i. jene geringste Salzkonzentra- tion, bei welcher nach 24 Stunden on die Ausflockung erfolgt. Es ergab sich, daß kein prinzipieller Unterschied zwischen der Aus- flockung von Bakterien, Agglutininbakterien und unorganisierten Sus- pensionen bzw. Kolloiden besteht. Bakterien werden durch Säuren und durch die "Salze der Schwermetalle in sehr geringer Konzentration gefällt, während die Salze der Alkalien und alkalischen Erden "und Erdmetalle erst in außerordentlich hoher Konzentration wirksam sind; hierin ver- halten sie sich wie Eiweißkörper und werden auch durch Nichtelektro- lyte wie Alkohol, Formalin gefällt. Dabei steht der Schwellwert der Salze in einer gewissen Relation mit der Entladungsspannung der Metalle: die Kationen mit niedriger Entladungsspannung besitzen ein hohes, die mit hoher Entladungsspannung ein sehr geringes Fällungs- vermögen; doch gibt es auch Unregelmäßigkeiten in der Reihe, die Relation ist deutlich bei den einwertigen, weniger bei den zwei- wertigen, fehlt bei den dreiwertigen Kationen. Ganz anders ver- halten sich die mit Agglutinin beladenen Bakterien, indem diese wie unorganisierte echte Suspensionen schon durch geringe Salz- konzentrationen ausgeflockt werden, wie es aus nachstehender, der Arbeit von NEISSER & FRIEDEMANN entnommenen, verkürzten Tabelle zu entnehmen ist. Salze, die, wie ClNa, Na,SO,, MgSO, in den stärksten Konzentrationen Bakterien nicht fällen (vgl. unten PorGzs), flocken Agglutininbakterien schon in geringen Konzentrationen aus (von TeaguE & Buxron bestätigt); Säuren besitzen für beide dasselbe, die Schwermetallsalze ein mäßig stärkeres Fällungsvermögen für die Agglutininbakterien; es ist also die Herabsetzung des Schwellwertes bei den Salzen mit hoher Entladungsspannung eine viel stärkere als bei denen mit niedriger. Die Agglutininbakterien verhalten sich wie unorganisierte echte Suspensionen; es ist daher, die Wirkung der Salze auf Agglutininbakterien im Sinne BorpETs aufzufassen, analog der Salzfällung suspendierter Tonpartikel. Durch die Absorption des Asglutinins wurde die Suspension der Bakterien eine viel labilere, wie denn die Wirkungsweise des Agglutinins, die noch besprochen werden soll, vollständig mit der eines fällenden Kolloids zu iden- tifizieren ist. 38* 596 R. PALTAUF, | Metalle nach Normal- Mastix = - ' Bakterien- | Agglutinin- | Entladungs- en der (diehte Emul- „ \fschwemmung. bakterien ea se Salze sion) | ordaer NaCl 1 | & 0,025 | Na NaNO, - | & 0,025 | Rb Na,SO, & 0,025 H. Hg RbJ 2 | o 0,025 | Ag H,SO,, HCl 0,005 0,001 0,001 C,H,O, 0.005 0,001 0,001 0,001 0,001 AgNO, 0,5 0,025 0,001 HsNO, 0,0025 0.001 0,0005 2-wertige MgSO, 0,1 & 0,0025 | Mg Kationen ZnSO, 0,1 0,01 0,001 | Ba ICaCl, 0,05 & 0,005 | Ca ‚BaC], 0,05 a 0.005 Zn Ko(NO,), 0.05 undeutl. Aggl. 0.0025 | Cd Ni(CH,C0,), 0,025 ‚025 0,0025 Ko, Ni Ca(NO,); 0,025 0,01 0,001 bb CuSso, 0,01 0,0025 0,0001 | Cu CuCl, 0,01 0,0025 0,0005 | Hg ‚ Pb(NO,), 0,005 0,0025 0,9001 HgCl & 0,0025 0,0005 3-wertige |Fe,(SO,), 0,0005 0,0005 0,001 Kationen Al,(SO,), 0,0005 0,00025 0,00025 Dabei ist nach TEAGUE & BuxTon noch immer nicht notwendig, daß ein enger Zusammenhang zwischen der Ausflockung von Bakterien und unorganisier- ten Teilchen bestehen müsse; ein unterschiedliches Verhalten sei z. B. das Auf- treten von Vorzonen, die anorganische Suspensionen nicht zeigen; Serum hindert oder verzögert die Ausflockung unorganisierter Suspensionen (Schutzkolloid'), während es für die Ausflockung von Agglutininbakterien ohne Einfluß ist. Doch dürfte man in diesen Verhältnissen, die aus der Natur der suspendierten Teilchen hervorgehen, kaum prinzipielle Verschiedenheiten in bezug auf den Mechanismus der Fällung der Suspension statuieren können. Nach Porczs? werden alle Bakterien durch Ammonsulfat gefällt, und, wie bei den Eigenschaften der agglutinablen Substanz bereits an- seführt worden ist, geht die Agglutinabilität der Bakterien parallel mit ihren Salzfällungsgrenzen. Choleravibrionen werden bei 30 Proz. Ammonsulfatsättigung unvollkommen, bei 40 Proz. vollkommen ausge- flockt, Bac. Friedländer erst bei 70 Proz. Sättigung ; Choleravibrionen können schon durch CINa ausgeflockt werden (,Spontanagglutina- tion“). (Die entgegenstehenden Angaben von NEISSER & FRIEDEMANN sowie BEcHHorn, daß NaCl, Na, SO, etc. normale Bakterien in keiner Konzentration fällen, beziehen sich auf Konzentrationen, bei denen Eiweißfällung nicht in Betracht kommt, vgl. Porczes). Somit und mit der vollständigen Reversibilität des Salz-Agglutinats ergeben sich dieselben Verhältnisse wie für die Salzfällung der Eiweißkörper (Hor- MEISTER). Nach Porges besteht analog, wie BoRDET und namentlich Joos annehmen, für den Eintritt der Agglutination eine Relation zwischen Agglutination und Salz in der Richtung, daß mit steigender Menge des Agglutinins die zur Agglutination erforderliche Salzmenge abnimmt. Der diesbezügliche interessante Versuch ist folgender: Die Agglutination. 597 Serumverdünnung. Gehalt an NaCl | ho. | "I2o | an | "10 | "soo I1ooo | "/a000 | "/s000 "ın 000 o | + | Spur | | age, ab: LA NE: | ® See 0,0002 N-Lösung | + | part. Spur ® 0 8 ln A 0,002 „ rt, | te 1r part. | Spur | ® 8 | 0,02 . LE + a. en Re part. | Spur 4 0,2 ” Sr Ar SF | == | Ar | Ar Fr „ „ | > 0,04 *) 2. + + | + | pat. | Spur {0 { e |6 2,06 HN + U S- en 2 eSE + part. | Spur |7 Auch FRIEDEMANN fand, daß Bakterien durch salzfreies Serum agglutiniert werden, doch scheinen hierbei, wie er selbst annimmt, die Globuline eine Rolle zu spielen. Für das Ausflockungsvermögen des Agglutinins fand auch Porces, dab die Wertigkeit der Kationen von ausschlaggebender Bedeutung ist. Er sieht aber auch in der Agglutination nicht eine einfache Summierung des Acglutinins und der Salzwirkung, sondern findet die Analogie in der fördernden Wir- kung, welche auch die Fällung zweier Kolloide sowohl anorganischer (Bırrz, Porces) als auch organischer (NEISSER & FRIEDEMANN, BecnHorp) durch Salze erfährt; Mastixemulsion wird. durch geringe an sich nicht fällende Mengen von Gelatine, Serum, Blutegelextrakt (NEISSER & FRIEDEMANN), bei Zusatz kleiner Salzmengen gefällt, wie auch die Fällung von Eisenoxyd und Kieselsäure durch 1/0 a-NH,NO, gefördert wird (Porces). c) Das Agglutinat. Hann & TRoMMSDORFF fanden, dab der Bakterienniederschlag, das Agglutinat, durch !/,oo n-Natronlauge oder sehr geringe Säure- lösung bei 370 C durch 1 Stunde digeriert, gelöst wird, wobei die obenstehende Flüssigkeit ein geringes spezifisches Agglutinationsver- mögen erhält; bei Digerieren in physiologischer ClNa-Lösung ist dies nicht der Fall e. Auch Lanpsteiner fand in seinen Versuchen mit Reicn an agglutinierten roten Blutkörperchen eine Dissoziation der Verbindung, bei den Normalagglutininen stärker als bei Immun- agglutininen. EISENBERG & VoLkK bestätigen wohl Hann & Tromms- DORF! bezüglich der Lösung der Verbindung, fanden, daß auch Formol und Harnstofflösung analog den Angaben von Brum und Srrro über die Eigenschaft dieser Körper, gewisse koagulierte Eiweißkörper zu lösen, wirksam sind, geben aber nichts an von Wiedererscheinen des Agglutinins; wohl aber fanden sie die Bakterien immer inagglutinabel, wie das Joos bereits eruiert hatte. Joos hatte dem Verhalten des Prä- zipitates entsprechend seiner Anschauung von einer chemischen, in bestimmten Mengenverhältnissen stattfindenden Verbindung der drei Substanzen eine besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Er fand, daß Erwärmen auf 60° C das Agglutinat löst, und daß bei neuerlicher Suspension in destilliertem Wasser keine Reagglutination stattfindet, auch nicht bei Zusatz von Salz oder von Agglutinin; da keine der re- agierenden Substanzen durch Erhitzung auf 60° C eine wesentliche Schädigung erfährt, so schloß er auf die Bildung eines neuen Körpers, welcher durch die Temperatur von 60°C beeinträchtigt wird. WeıL?, der 90° C als die beste Temperatur für die Desagglutination fand, *) Kontrolle. 598 R. PALTAUF, bezieht diese auf die Schädigung der agglutinablen Substanz. BALLNER & v. Sıcasser konnten auch die Angaben von einer Dissoziation der Verbindung nicht bestätigen, denn sie erhielten, wenn die agglu- tinierten Bakterien durch Waschen von anhaftendem Agglutinin be- freit waren, bei Digerierung in ClNa-Lösung, Lauge oder Säure auch bei hoher Temperatur keinen Agglutiningehalt in der über- stehenden Flüssigkeit. In einer zweiten Publikation geben Lanp- STEINER & ReıcH zu, daß die Reversibilität der Agglutininabsorption bei Bakterien eine recht unvollkommene ist, trotzdem die Ab- sorptionsversuche nur 2 Stunden bei 7—8° C und 1 Stunde bei 55° dauerten, und eine ebenso lange Zeit für die Spaltung in CINa auch bei 7—8° C und bei 55° C verwendet wurde, wobei die höhere Tem- peratur weitaus günstiger ist. EısenBERG findet im zeitlichen Mo- ment einen wesentlichen Faktor für die Reversibilität, je länger die beiden Körper aufeinander eingewirkt haben, desto weniger ist die Verbindung reversibel, immer ist die Reversibilität unvollkommen. Die Frage nach der Natur der Agglutininverbindung resp. ihrer Spaltung oder Dissoziation hat eine Bedeutung für die Natur des Agglutinationsvorganges selbst; ‚Joos hatte, wie erwähnt, aus dem Entstehen eines neuen, in seinen Eigenschaften von denen der re- agierenden Körper verschiedenen Körpers auf einen chemischen Vor- gang geschlossen. LANDSTEINER führte aus, daß die mangelhafte Re- versibilität des Prozesses auch gegen die aus den Zahlen EisEnBERGS & Vorks von ARRHENIUS geschlossene Verteilung des Agglutinins zwischen zwei Lösungsmitteln spreche; allerdings nahm auch ARRHE- xıus an, daß nachträglich in den Bakterien möglicherweise eine chemische Verbindung zwischen dem Agglutinin und einem Teil der Bakteriensubstanz stattfinde. Es müßte aber dann doch vorher eine ausgiebigere Reversibilität, Uebergang des Agglutinins ins neue Lö- sungsmittel, vorhanden sein. Die Irreversibilität spricht zweifellos für ein Unlöslichwerden der Substanz (Nerxst) oder Koagulieren (LANDSTEINER), die bei Kolloiden langsamer oder schneller eintretend zu beobachten ist und mit der Absorption des Agglutinins im Bak- terienkörper sehr gut übereinstimmen würde. Für die Agglutination der roten Blutkörperchen nimmt ARRHENIus eine Koagulation an, die sich besonders an den äußeren Schichten des geformten Eiweibes geltend macht. TrasvE & Buxrox sehen im Agglutinat einen neuen Körper, der ein anderes Ausflockungsvermögen besitzt, wie irgendein Stoff der Normalbakterien und durch sehr viele Elektrolyte gefällt und aus- seflockt wird, die Normalbakterien nicht beeinflussen (s. oben Be- deutung der Salze). Ueber die Antigennatur des Reaktionsprodukts besteht keine Einigkeit; den Versuchen von Renns°®, NıcoLLE & TRENEL!, welche auf Injektion agglutinierter Bakterien hohe Agglutininwerte erhielten, wird mangelhafte Absättigung vorgehalten, da NEIssER & LUBOowsK1 dıe gesättigte Verbindung weder agglutinogen fanden, noch ein anderes Reaktionsprodukt (Antiagglutinin) erhielten, ebenso FontTEyne. Die Untersuchungen Toyosumıs lauten entgegen; er erhielt mit dem Präzipitat von Normalserum und Cholerasubstanz oder -bacillen alle Reaktionsprodukte der beiden Körper: ein Serumpräzipitin, Lysin (analog wie PFEIFFER & FRIEDBERGER), Agglutinin und Präzipitin für Cholera ; mithin würde die Verbindung im Tierkörper gespalten werden. Die Agglutination. 599 Für Normalagglutinine hat LANDsTEIner auch eine leichtere Abspaltung gefunden; aber auch für mit Immunagglutinin gefällte Typhusbacillen bringt O.Schwarz die Beobachtung vor, daß dieselben antigen wirkten, und daß das Serum zunächst nur Agglutininbakterien agglutinierte (vielleicht wurde dadurch die Agglutination von anderen Autoren übersehen), erst bei weiterer Immunisierung auch native; allerdings ist die Stabilität der Suspension von Agglutininbakterien sehr labil, so daß sie auch von anderen Seris leichter ausgeflockt werden. VII. Agglutination und Präzipitation. Die beiden Tatsachen, erstens die präzipitierende Eigen- schaft agglutinierender Sera auf Kulturfiltrate und Bakterienextrakte, zweitens die agglutinogene Wirkung solcher Lösungen legen innige Beziehungen zwischen der Agglutination und der Präzipita- tion nahe; dieselben finden sich weiter darin, daß diese Präzipitation dieselbe Spezifizität hat wie die Agglutination und beı den einzelnen Mikroorganismen denselben Gesetzen folgt wie die letztere, so Z. B., dab Colifiltrate nur durch ein Immunserum des homologen Coli ge- fällt werden (R. Kraus!P), und daß sich mit der Mitagglutination parallel einhergehende Partialpräzipitine finden (vgl. Kraus, dieses Handbuch, Präzipitine, Spezifizität der Reaktion). Es. liegt auch nahe, anzunehmen, dab es jeweilig dieselben Substanzen sind, welche in Reaktion treten, das eine Mal noch in oder an den Bakterienzellen, das andere Mal frei in der Flüssigkeit, sozusagen als freie Rezeptoren der Bakterien. Dieselben führen im Tier- körper zur Entwickelung von (Gregenkörpern, welche sowohl mit den in den Zellen befindlichen reagieren (Agglutination) als auch mit den in der Flüssigkeit gelösten (Präzipitation); die agglu- tinable oder agglutinogene Substanz wäre demnach identisch der präzipitierenden oder präzipitogenen, das Agglutinin identisch mit dem Präzipitin. Die reagierenden Körper wären demnach ein- heitlicher Natur. Kraus & SenG entwickelten denn auch die An- schauung, daß bei der spezifischen Agglutination die spezifisch agglu- tinierbare (agglutinierte) Substanz es ist, welche teils in der Bouillon in Lösung vorhanden ist, teils dem Bakterienkörper anhaftend bei Zusatz von homologem Serum den spezifischen Niederschlag bildet, analog der künstlichen Agglutination, bei der auch meist Eiweißkörper oder kolloidale Substanzen durch Chrysoidin, Alkohol usw. sefällt werden, wobei die Mikroorganismen oder feinste, mikroskopische, anorganische Partikel (Tusche) agglutinieren. Die Agglutination zer- trümmerter Tuberkelbacillen (KocH) oder zerriebener Diphtherie- bacillen, vielleicht auch die Präzipitation einer Emulsion aus erweich- ten leprösen Lymphdrüsen (GAuUcCHER & ABramı), oder Knoten (Su- GARI) durch Serum von Leprakranken, könnte als eine Art Zwischen- form zwischen Agglutination und Präzipitation betrachtet werden, indem hier der Niederschlag, teils aus den geschädigten Bacillen, teils aus frei gewordenen und gelösten Körpersubstanezn besteht. Ob LEppInGHamsS Agglutination von Hippomelanin auch hierher gehört oder der Effekt eines Präzipitins ist (Serum nur 1:10 wirksam !), ist noch nicht untersucht. Einen direkten Uebergang der Bakterienkörpersubstanz in prä- zipitable Substanz demonstriert N£urerLp! an der Präzipitation der 600 R. Pauraur,, durch Kaninchengalle gelösten Pneumokokken, wobei der Niederschlag aus schwachbrechenden, hyalinähnlichen Massen von kugeliger oder länglicher Form in der Größe roter Blutscheiben und darüber be- steht. Diese Niederschläge würden somit noch etwas an die organi- sıerte Form erinnern, sowie NıcoLL£E? bereits die Niederschläge aus alten Colikulturen als sehr ähnlich den Mikrobenhaufen beschrieb. Und doch gibt es gewisse Unterschiede! Zunächst wäre auf einen allerdings nur quantitativen Un- terschied zwischen Agglutinin und Präzipitin aufmerksam zu machen, auf die Differenz der Mengen, in welchen jeder der Körper reagiert; das Agglutinin ist noch in geradezu kolossalen Verdünnungen wirksam (van DE VELDE°; Typhus-Pferdeimmunserum in der Ver-. dünnung von 1:1000000 wirksam), die Präzipitine wirken in ge- ringen Verdünnungen 1:10—1:40, während man die reagierenden Eiweißlösungen außerordentlich verdünnen kann; dazu kommt noch (vgl. S. 566), daß der größte Teil des Präzipitates aus dem Immun- serum stammt, während bei den hohen noch wirksamen Verdünnungen der agglutinierenden Sera der Eiweißgehalt dieser minimal ist. Dieser quantitative Unterschied braucht kein essentieller zu sein und könnte eine Erklärung mit der Vorstellung finden, daß für die um das Tausendfache, gegenüber den unter der Grenze der mikro- skopischen Sichtbarkeit gelegenen Partikelchen der kolloidalen agglu- tinablen Materie, größeren Bakterien viel geringere Mengen Agglu- tinins (Präzipitins) genügen, um dieselben so zu beeinflussen, dab sie zusammenflocken und bei ihrer relativen Größe bald sichtbar werden, während für jene feinsten Teilchen größere Mengen präzipitierender Substanz notwendig wären, bis sich makroskopisch sichtbare Flocken bilden. Es ist nicht auszuschließen, daß eine mikroskopische Methode uns noch in den präzipitablen Flüssigkeiten, bei der Reaktion, lange bevor es zum sichtbaren Niederschlag kommt, feinste Aggregate sichtbar machen wird. Auch in der zeitlichen Differenz des Entstehens der Präzipitine, welche GAEHTGENS in übrigens von FUKUHARA, v. AMIRADZIBI & Kaczynskı bestrittenen Befunden (Schichtprobe! vgl. Kraus dieses Handbuch) im Serum infizierter Tiere bereits nach 24 Stunden nach- gewiesen haben will, gegenüber dem der Agglutinine, die nicht vor dem 2. Tage erscheinen sollen, möchte ich keinen zwingenden Grund finden, eine Verschiedenheit der Substanzen anzunehmen; eine schnellere Resorption einer leichter resorbierbaren Zustandsphase des antigenen Eiweißmoleküls könnte die zeitliche Differenz ungezwungen erklären. Es besteht aber noch mehrfach kein vollständig analoges Ver- halten zwischen den Agglutininen und Präzipitinen. So fand Pick, dab erwärmtes Typhusimmunserum Typhusbouillonfiltrate nicht mehr präzipitiere, wohl aber agglutiniert, und WINTERBERG, daß erwärmte Kulturfiltrate nicht präzipitiert, erwärmte Bacillen aber von demselben Serum agglutiniert werden. Ganz wesentlich spricht für die Ver- schiedenheit des Agglutinins und des Präzipitins die von Pıck kon- statierte Tatsache, daß beim Pferde das Typhusagglutinin am Pseudoglobulin hängt, während die Präzipitine (Serumkoaguline) sich in der Euglobulinfraktion finden. Endlich sprechen auch die Ausfällungsversuche von RanpzıEwsky, BELJAEFF und BaırL für die Verschiedenheit der Agglutinine und Präzipitine. Ersterer fällte ee Die Agglutination. 601 Colifiltrate mit dem zugehörigen Immunserum und prüfte die Agglu- tination der Flüssigkeit auf Coli, BaızL hat die Versuche an Typhus- bouillonfiltraten durchgeführt, immer zeigt die abzentrifugierte Flüssig- keit unveränderte Agglutination, obwohl Zusatz von neuem Filtrat (Baın) keine Trübung macht, wohl aber Zusatz von Serum (also kein Ueberschuß von Serum, wohl aber von koagulabler Substanz vor- handen war). BrıEGER & Mayer fanden im Immunserum, welches mit einem ziemlich weit abgebauten Derivat von Typhusbacillen her- gestellt worden war, Agglutinin und kein Präzipitin. Diese Tatsachen würden dafür sprechen, daß die Agglutinine von den Präzipitinen vollständig zu trennen sind. Es kommt nun zweifellos darauf an, gerade das Optimum in der Konzentration der reagierenden Körper (übrigens ein typisches Verhalten bei der Fällung von Kolloiden) zu treffen, damit die Fällung möglichst umfänglich ausfalle; daher fanden Kraus & Pir- Quer in analogen Versuchen wie BaıL bei Zusatz von Serum im Verhältnis 1:100 oder 1:200 eine beträchtliche Abnahme der Agglu- tinationsfähigkeit bis auf !/,, ja auf 1/,, des ursprünglichen Titers, ebenso WASSERMANN bei einem Gemenge von 18 ccm Pyocyaneus- filtrat und 2 cem Immunserum eine Abnahme von 1:1200 auf 1:10, Asakawa vollständige Absättigung des Agglutinins; daher können Bakterienextrakte auch die Agglutination hemmen (BÜRGERS & Hösch). Nach noch nicht publizierten Versuchen meines Assistenten GusT. HOFER kann diese Hemmung bei verschiedenen Stämmen verschieden intensiv sein; bei derselben Versuchsanordnung (Aufschwemmung von Typhusbacillen in 10- tägigem Typhusbouillonfiltrat) wurde die Agglutination des einen Stammes von 1: 6000 auf 1:2000 herabgedrückt (in Bouillon und CINa 1:.6000 komplett, 1:10000 partiell, in Typhusbouillonfiltrat 1:2000 komplett, 1:3000 partiell) die eines anderen fast gar nicht beeinflußt (in Bouillon und ClINa 1:6000 komplett, 1:10000 partiell, im Filtrat 1:6000 komplett, 1:8000 partiell). Der Vorgang ist allem Anschein nach komplex und wirken noch andere Faktoren mit; darin dürfte auch die Erklärung für die Versuche BaıLs zu finden sein, der die spezifische Natur dieser Hemmung leugnet. Roper sah bei normalen Seris durch Absorption mit Bacillen die agglutinierende wie die präzipitierende Fähigkeit des Serums verschwinden, wie auch NeurseLp bei der Agglutination die Prä- zipitine fast vollständig, in viel höherem Maße als bei der Prä- zipitation, gebunden fand. Der von Korre für die Verschieden- heit der beiden Substanzen betonten Tatsache endlich, daß erhitztes Serum im allgemeinen die Fähigkeit zu präzipitieren verliert, kommt gewiß keine prinzipielle Bedeutung zu, indem nach SpÄr die Tempe- ratur 70—75° betragen muß, besonders aber weil hierbei das Bin- dungsvermögen des Agglutinins für die präzipitable Substanz er- halten bleibt: Typhusbouillonfiltrat, mit erhitztem, noch aggluti- nierendem Typhusserum versetzt, verliert die Fähigkeit, durch frisches Immunserum ausgefällt zu werden. Kraus war daher geneigt, für beide Substanzen eine gemeinsame haptophore Gruppe mit verschie- denen fällenden Gruppen anzunehmen, wobei die präzipitierende, die thermolabile, weniger widerstandsfähig ist als die agglutinierende ; erstere ist aber noch imstande, präzipitable Substanzen zu binden. Nun sind die reagierenden Körper sehr mannigfach: weder die agglutinogene Substanz der Bacillen, noch das Agglutinin sind ein- heitlich zusammengesetzt. 602 R. PALTAUF, Es sei an die bekannte, bei höherer Temperatur eintretende Modi- fikation der agglutinablen Substanz der Bakterien sowohl als der präzipitablen löslichen Substanzen (Kraus & Joacuım!) erinnert, an das diesbezüglich verschiedene Verhalten sogar von Agar- und Bouillon- kulturen, die das eine Mal von einem Serum agglutiniert werden, das andere Mal nicht, wie bei den Filtraten, und andererseits wieder das identische Verhalten der agglutinablen und präzipitablen Substanz gegen die Temperatur von 100° C, in welcher beide die bei 65— 70° C verloren gegangene Fällbarkeit wiedergewinnen, ebenso an die Modi- fikation der Agglutinine und Präzipitine durch Erwärmen (Joosl, EisEnBERG & Vorkt, Kraus etc.), an die Verschiedenheit der Thermo- resistenz der Agglutinine verschiedener Bakterien (z. B. Cholera- agglutinin und Typhusagglutinin).. Wenn nun auch für den Ausfall der Reaktion die jeweilig durch die Modifikation des Bakterien- proteins oder des Agglutinins eingetretene größere oder geringere Labilität der Suspensionen resp. der kolloidalen Lösungen maßgebend sind, so ist andererseits auch der gleichzeitig so und so oft mit ein- hergehende Zustand des Antigens für die Variation der Reaktions- produkte nicht ohne Einfluß. So wird die Mannigfaltigkeit der reagierenden Körper, die le- benden und die durch Erhitzen abgetöteten Bakterienzellen, die durch Auslaugen lebender oder abgestorbenen Bakterienkörper, die durch Einwirkung verschiedener Fermente mehr oder weniger abgebauten agglutinogenen und präzipitinogenen Substanzen, endlich die ge- reinigten gegen Kochen mit Säuren widerstandsfähigen Koaguline Pıcxs ohne Biuretreaktion und ihre mehr oder weniger noch reagieren- den künstlichen Abbauprodukte — dafür von „Bedeutung sein, daß die Art der jeweiligen Immunprodukte zweifellos in gewisser Be- ziehung beeinflußt wird, entsprechend dem jeweiligen Zustande, in dem sich die bakteriellen Eiweißkörper mit der reagierenden spezi- fischen Gruppe befinden. .JJoos hat zuerst auf die Verschiedenheit der Immunsera aufmerksam gemacht, die vom Zustand des zur Immunisierung verwendeten Bakterienmaterials abhängt; ein mit leben- den Typhusbaecillen erzeugtes Immunserum besitzt im allgemeinen eine beschränktere Agglutinationsfähigkeit (keine oder nur vermin- derte für erwärmte Bacillen) gegenüber dem mit bei 62° C abge- töteten Bacillen hergestellten, erzeugt aber in Filtraten massigere Niederschläge; unsere eigene Erfahrung bei der Immunisierung von Pferden mit Typhusbaeillen, die Korres bei Choleravibrionen ergaben dasselbe, nach FoNTEyne stiege der Titer bei lebenden Typhusbacillen rascher; hierher gehören die Beobachtungen von Kraus & JoACHIM über die Unterschiede der Agglutinine und Präzipitine nach Höhe und Umfang bei Immunisierung mit Filtraten, die Barzs! bei Immuni- sierung mit Typhuskulturen und Typhusperitonealexsudaten (reich- lichere Niederschläge auch noch durch das erhitzte Serum). RopEr & LacrırrouL haben bei Immunseris, hergestellt mit Typhusbacillen oder ihren löslichen Produkten, mannigfache Unterschiede gefunden, unter denen die geringe Ausbeute an Agglutinin und Präzipitin bei Verwendung alkoholischer Derivate von Bacillen und Filtraten be- merkenswert ist. Pkıeram fand (nicht publizierte Versuche) das Filtrat A (Lösung des in Alkohol unlöslichen Niederschlages einer filtrierten Typhusbacillen-Aufschwemmung in ClNa-Lösung) besser agglutinogen, es präzipitierte aber weniger, während Filtrat K (der Die Agglutination. 603 alkohollösliche Anteil des Filtrates) besser präzipitiert, aber weniger agglutinogen war; in einem Versuche präzipitierte aber nur A, K nicht. Die Sera präzipitierten sowohl Filtrat als Niederschlag, aber immer besser das Filtrat. Uebersehen wir nun die Mannigfaltigkeit der reagierenden Kör- per, sowohl der agglutinogenen und präzipitogenen Substanzen als auch der Agglutinine und Präzipitine, so finden wir große Analogien zu den Tatsachen, die bei den Präzipitinen aufgedeckt worden sind. Dieselben haben OBERMAYER & Pıck veranlaßt, zweierlei Spezifizität zu unterscheiden, die eine, welche durch die Abstammung des Ei- weißes bestimmt wird, die originäre (z. B. Typhusbacillen), und die konstitutive, die von der Gesamtstruktur des Moleküls, von der Zustandsphase abhängig ist, in welcher sich das betreffende Eiweib- derivat befindet. Wie das Reaktionsprodukt auf bei 70° erhitztes Rinderserum eine größere Reaktionsbreite besitzt als das auf das native Rinderserum, so verhält es sich auch mit dem Immunserum auf erwärmte Bacillen gegenüber dem durch lebende Typhusbacillen erzeugten. PORGES?® konnte zwar diese zustandsspezifischen Agglutinine durch Absorption nicht trennen und vermutet, daß ihre Spezifizität anderweitig be- gründet sei; er verweist hierbei auf die Unterschiede, die KrRAUS & PRIBRAM bezüglich der Bindung der Agglutinine an die präzipitable Substanz des Serums gefunden hatten, die auch für den Ausflockungsvorgang von Belang sein können. Ueber eine ganz älınliche Strukturveränderung am Bakterien- plasma, welche bis zu einem gewissen Grad auch in der Spezifizität des Reaktionsproduktes zum Ausdruck kommt, wie solche ÜBERMAYER & Pıck durch verschiedene chemische Umsetzungen, z. B. durch die Einwirkung von Neutral- und Metallsalzen, Paarungen ‘etc. erzielten, konnte O. ScHwarz durch die Einführung von Metallionen er- reichen; Sublimatbakterien geben z. B. ein Immunserum, welches auf diese stärker und früher einwirkt als auf native Bakterien; sehr interessant und, wie früher erwähnt, den Angaben in der Literatur widersprechend ist die Tatsache, daß es gelingt, mit Agglutinin- bakterien beim Kaninchen ein Serum zu erzeugen, welches zunächst nur auf diese einwirkt und erst bei weiterer Immunisierang auch anders vorbehandelte Bakterien ausflockt; allerdings kommt hierbei auch die Labilität der Suspension von Agglutininbakterien mit in Betracht. Eine bis zur Gewinnung einer neuen Spezifizität reichende Veränderung des Bakterienprotoplasma konnten ALTMAnNN & RaurH durch Kultur eines Bact. coli auf karbolhaltigem Nährboden erzielen, indem das mit diesem Karbol-Coli erzeugte Serum nur dieses agglu- tinierte, den Ausgangsstamm aber nicht. Bei weit abgebauten Bakterienderivaten ergaben sich dieselben Analogien. Wie das biuretfreie Präparat OBERMAYER-PICKs noch imstande war zu immuni- sieren, so erzeugte das BRIEGER-MAYERsche Präparat von Typhusbacillen noch Agglutinine und nach Kraus & JoacHIMm noch Präzipitine zwar nicht auf das Präparat selbst, wohl aber auf Bakterienauszüge. Ein biuretfreies und durch Alkohollöslichkeit vem ursprünglichen Bakterienleibe weit abliegendes Derivat Pıcks rief im Typhusimmunserum noch Niederschläge hervor, analog wie ein anderes durch Trypsinverdauung und nachträgliche Gerbsäurefällung hergestelltes Präparat; dieselben gleichen der von OBERMAYER & PıcK gefundenen, gegen Trypsinverdauung resistenten präzipitablen Substanz des Rinderserums. Auf andere Analogien habe ich bereits gelegentlich hingewiesen, so z. B. auf das An- steigen der Nebenagglutinine beilmmunisierung mit einem Bakterium, ähnlich wie im ÖBERMAYER-PicKschen Versuche des Wiedererscheinens eines Rinderpräzipitins 604 R. PALTAUF, bei Immunisierung eines 3 Monate vorher mit Rinderserum behandelten Ka- ninchens mit Pferdealbumosen neben dem Pferdepräzipitin; auch der Kinfluß der Immunisierungsdauer auf den Umfang des Reaktionsproduktes; zunäclıst den homologen Stamm, oder einige Rassen (z. B. bei Typhusbac., FaLtı & NOEGGERATH Choleravibrionen, KRAUS & ZEKI) und erst später das Auftreten der ganzen Artspezifizität, vergleichbar dem zunächst nur auf gekochtes, dann erst auf natives Serum einwirkenden Reaktionsprodukte gekochten Rinderserums. Wir hätten somit z. B. in den Bouillonfiltraten von Typhusba- cillen noch solche Derivate des Bakteriums, welche die Agglutinine binden, wodurch sich der Verlust an Agglutinin bei der Präzipitation erklärt; in größerer Menge sind Substanzen vorhanden, welche mit Präzipitinen in Verbindung treten. In eigens darauf gerichteten Versuchen kann man vielleicht auch finden, daß außer der Konzen- tration auch der Umstand von Bedeutung ist, daß das eine Mal mehr, das andere Mal weniger solcher Körper vorhanden sind, die mit den Agglutininen reagieren, wodurch eventuell die widersprechenden Ver- suche verschiedener Autoren eine Erklärung finden würden. Nach dem früher Angeführten scheint eine Analogie auch so weit zu bestehen, daß, wie für die Eiweißkörper, auch bei den Bak- terien die wirksamsten agglutinierenden und koagulierenden Immun- sera erhalten werden, wenn das molekulare Gefüge des Bakterien- körpers nicht allzusehr alteriert ist, sondern bei einer Zustandsände- rung, die zwischen der nativen Form und dem Zerfall eine mittlere Phase einhält. Ist die gegebene Veränderung des molekularen Ge- füges von diesem Zustande weit entfernt, hat der Abbau den reak- tionsfähigen Anteil mitergriffen, so treten überhaupt keine Reaktions- produkte bei der Immunisierung mehr auf (vgl. E. P. Pıck, dieses Handbuch). Damit kommen wir zu der Vorstellung, daß die prä- zipitogenen und die agglutinogenen Eigenschaften des Bakterienkör- pers zwei verschiedenen Zustandsänderungen desselben Eiweißkörpers entsprechen. Ich habe darauf hingewiesen, daß es nicht leicht gelingen wird, scharf abgegrenzte Zustandsphasen des Bakterieneiweißes zu erhalten, die auch biologisch einheitlich wirken würden, also nur agglutinogen. Es wird daher stets Uebergänge geben, so dab die Immunprodukte nicht einheitlich sind. Damit findet die Tatsache, dab ein Bakterienderivat, das nach chemischen Begriffen als ein- heitlich anzusehen ist, ein mehrfach wirkendes Serum, ein agglu- tinierendes und ein präzipitierendes gibt, seine Erklärung, indem noch immer Zustandsphasen bestehen, welche teils dem nativen Bakterien- eiweiß, teils dem seiner Derivate entsprechen. Mit Berücksichtigung der bereits früher hervorgehobenen Unterschiede des tierischen Or- ganismus ist auch die Möglichkeit vorhanden, daß die jeweiligen Immunprodukte eines und desselben Eiweißkörpers chemische Diffe- renzen zeigen und sich scharf trennen lassen, wie es bei der von Pıcx gefundenen Trennung der Agglutinine und Koaguline im Pferde- serum der Fall ist. Für die chemische Differenz wird höchstwahr- scheinlich der Zustand und die Zustandsänderung des nativen Ei- weibes, seiner Bestandteile, der molekulare Bau des Derivats usw. von Bedeutung sein. Biologisch hängen die Substanzen doch von der Spezifizität des Eiweißkörpers ab, von dem sie abstammen, und der Reaktionsvorgang ist derselbe. Ich kann hier nur dieselbe Formulierung bezüglich des Verhältnisses der Agglutinine und Prä- zipitine wiederholen, die ich an anderer Stelle! bereits ausgesprochen habe. „Unter Akzeptierung dieser Anschauungen würde demnach Die Agglutination. 605 der Streit über die Verschiedenheit oder Identität der agglutinogenen und der präzipitogenen (koagulinogenen) Substanz der Bakterien so- zusagen müßig erscheinen; die chemische Verschiedenheit gestattet weder die Annahme, daß die Substanzen selbständig, im Bakterien- eiweiß vorgebildet sind, noch, daß sie identisch sind; als Derivate desselben nativen Eiweiß lösen sie biologisch Reaktionsprodukte aus, die auf den jeweiligen Zustand des Bakterieneiweißes oder seiner reagierenden Derivate gleichsinnig und spezifisch einwirken.“ Agglutination und Präzipitation als Teilerscheinungen einer iden- tischen biologischen Reaktion desselben Eiweißes finden wir nur bei den Bakterien; selbst Blutkörperchen und Blutflüssigkeit (BoRDET) sind nicht zu vergleichen, sondern nur, wie Forp ganz richtig be- merkt hat, Blutkörperchen und eine Lösung derselben; es haben auch die Agglutinine der roten Blutkörperchen zu den Präzipitinen des Serums zunächst keine Beziehung, wenn sie auch präzipitable Sub- stanzen sind (LANDSTEINER & PrASER). Die Bakterien und ihr flüssiges Nährsubstrat allein sind in gewisser Beziehung adäquat spezifisch. Die hiermit gegebene Formulierung wird von verschie- denen Autoren akzeptiert, so von Krusr, NIcoLLE (‚die Antikörper der Zellen sind dieselben wie des ungeformten Eiweißes und unter- scheiden sich nicht prinzipiell“), Lemmann („mindestens nächstver- wandte Körper“), NEUFELD („es scheinen bei unseren Agglutinations- und Präzipitationsversuchen wenigstens zum größten Teil die gleichen Stoffe in Reaktion zu treten‘). IX. Die Theorien über Agglutination. Die ersten Theorien wurden teils auf Grund der Beobachtung, teils auf Grund von Annahmen oder gar Beziehungen zu Nieder- schlagsbildungen aufgestellt. So ging die erste Vorstellung GruBERS über den Mechanismus des Agglutinationsvorganges von der Annahme aus, daß die Bakterien kleberig werden und auf diese Weise verklumpen und Haufen bilden; diese Annahme konnte jedoch nur bei beweglichen Bakterien das Phänomen erklären. Da aber weder Veränderungen an den Geißeln, noch auch eine Verquellung der Zwischensubstanz bei dem Faden- wachstum zu sehen ist, so gab GRrUBER? selbst zu, daß seine Er- klärung nicht zutreffend sei; aber auch durch seine Modifikations- annahme von klebriger Rauhigkeit an der Oberfläche der Bakterien infolge Einwirkens des Immunserums (wenn die Bakterien wie Fil- trate durch Immunserum gefällt werden) konnte er die Erscheinung für unbewegliche Bakterien nicht erklären. GruBEr? kam zur Hilfshypo- these von Bewegungen in der Flüssigkeit und dergleichen. Nahe der Theorie GRUBERS stand jene NIcoLLes, der als Wesen der Agglutination eine Koagulation und Verklebung der Außenschichten unter dem Ein- flusse des Agglutinins annahm. Wie die Vorstellung Grusers fällt auch die Theorie NıcorLzLes damit, daß keine morphologischen Ver- änderungen an Hüllen und Geißeln zu sehen sind. Dasselbe gilt für die Theorie Dineurs, welche sich wesentlich auf die Annahme der Veränderung der Geißeln stützte. Asakawa hat die Anlagerung, der klebrigen Agglutinoglobuline als Ursache der Klebrigkeit be- schuldigt, ohne experimentelle Beweise zu erbringen. In neuerer Zeit hat .J. Lors für die Agglutination von Seeigeleiern durch HCl eine 606 R. PALTAUF, ähnliche Annahme gemacht, indem er hierbei die Eier hantelförmig durch ein Zwischenstück verklebt findet, das aus Eiersubstanz besteht und in alkalischer Flüssigkeit erhalten bleibt. Dies spricht nach Lorr für eine syrupartige Veränderung der Oberfläche. Für die Bakterienagglutination bietet diese Erscheinung aber keine Erklärung. Der Anschauung von EMMERICH & LoEw, ebenso der von MaLvoz wurde bereits Erwähnung getan, beide müssen, wie überhaupt die An- nalıme von chemischen Substanzen (KöÖHLer°) als Ursache der Aggluti- nation abgelehnt werden, da sie mit vielen Tatsachen unvereinbar ist. Ich habe Anfang 1897 die Entdeckung von R. Kraus mit dem Mechanismus der Agglutination in Beziehung gebracht und wurde hierzu vornehmlich durch die Erscheinung bei unbeweglichen Bak- terien, wie Pestbacillen und Pneumobacillen, veranlaßt: „Ein in der Flüssigkeit vor sich gehender Gerinnungsvorgang würde dieselben hervorrufen können und auch mit der Unabhängigkeit des Vorganges der Agglutination selbst vom Leben der Bakterien in Uebereinstim- mung stehen.“ Dabei hatte ich eine Gerinnselbildung in der unmittel- barsten Nähe, an der Oberfläche der Bakterien angenommen, und nicht das Entstehen von Niederschlägen frei in der Flüssigkeit, durch welche die Bakterien mechanisch mitgerissen werden würden. In einer Diskussion mit GRUBER, in welcher er sich gegen eine Beziehung der Niederschlagsbildung zur Agglutination aussprach, be- merkte ich (1899), daß beide Hypothesen nicht absolut unvereinbar seien. Die Unsichtbarkeit des Niederschlages sei kein Argument gegen seine Existenz, die Klebrigkeit der Bakterien kann man nicht sehen, sei nur Annahme, es sei aber dermalen ‚noch nicht auszu- schließen, ob nicht durch das Serum eine Substanz aus den Bakterien gezogen werde, welche mit einer im Serum vorhandenen sozusagen gerinne, wobei die Bakterien eine Veränderung im Sinne des Klebrig- werdens erleiden könnten. Bei diesem Vorgange würden die letz- teren immobilisiert und in Häufchen zusammengeballt.“ Die Vor- stellung ging somit dahin, daß die Niederschläge an den Bakterien sozusagen als Zentren der Niederschlagsbildung entstehen, ähnlich wie bei der Fibringerinnung die ersten Fibrinfäden an zelligen Ele- menten aufschießen. Konfluenz kleinster Gerinnselbildungen und all- mähliche Retraktion derselben könnte ganz allgemein für bewegliche wie für unbewegliche Bakterien die Häufchenbildung erklären. Allerdings haben Kraus & SenG Niederschlagsbildungen als den einheitlichen Vorgang bei der spezifischen und nichtspezifischen Agglutination angenommen. Unter ihren Versuchen sind auch solche, bei denen die suspendierten Teilchen durch den Niederschlag in der Flüssigkeit mitgerissen werden (Fällung von Karmin, Ultramarin in Bouillonaufschwemmung durch Alkohol). Sie haben aber auch Ver- suche, bei denen der Niederschlag zunächst nur in der nächsten Um- gebung der suspendierten Teilchen entsteht, wie die Ausfällung einer wäbrigen Aufschwemmung von Tusche durch Alkohol; hier haftet Gummi an den feinsten Tuscheteilchen, der durch Alkohol gefällt. wird, wobei die Tuschekörnchen zu Flocken zusammengeballt werden. Die Untersuchungsergebnisse Löwırs, dem es gelungen ist, zwischen dem agglutinierten Mikroben stets eine homogene Zwischen- substanz durch Färbung nachzuweisen, scheinen damit in Ueberein- stimmung zu stehen. Da Löwrr auch an noch isolierten Bakterien rosa oder rotviolett gefärbte Anhängsel verschiedener Formen beob- Die Agglutination. 607 achtete, und bei Desagglutination durch Wärme, Säure, Alkali, die Zwischensubstanz in dem agglutinierten Haufen, wie die Anhängsel an isolierten Mikroben verschwinden sah, so kam er zum Schlusse, daß diese tinktoriell nachweisbaren Niederschläge als ein wesent- liches Moment der Agglutination angesprochen werden dürfen. Mit diesen Befunden Löwırs würde eines der gegen die Theorie hauptsächlich erhobenen Argumente, die Nichtsichtbarkeit der Nieder- schläge (GRUBER, MEYERS U. 4.) hinwegfallen. Andere Einwürfe, wie der von NevureLp! und anderen, daß die Präzipitatniederschläge sich erst nach Stunden entwickeln, sind nicht stichhaltig, da jene aus vielleicht um das Tausendfache kleineren Partikeln sich entwickelnden Aggregate viel länger brauchen, um zu makroskopisch sichtbaren Flocken heranzuwachsen, als die aus den um so viel größeren Bak- terien bestehenden. Auch ein anderer Einwand von NEUFELD, nämlich die Tatsache, daß bei der Agglutination der Pneumokokken (auch Streptokokken) keine regellose Aneinanderlegung der Kokken, sondern kettenartige, wie im natürlichen Wachstum erfolgt, verliert seine Bedeutung, wenn man berücksichtigt, daß, wie Löwır die Nieder- schlagsbildungen an den Bakterien als Anhängsel fand, bei den Kokken der Pol, mit welchem dieselben im normalen Verbande sind, diejenige Stelle der Bakterienzelle ist, an der der Austritt, die Dif- fusion der agglutinablen (Roper & LasrırourL) Substanz und die Wirkung des Agglutinins statt hat. Für diesen Vorgang, Entstehen der spezifischen Niederschläge prünär, während die eigentliche Zusammenballung erst sekundär zustande kommt, hat SCHELLER instruktive experimentelle Beiträge geliefert; schüttelt man Typhus- bacillen in einer ziemlich konzentrierten Verdünnung (1:200) eines hochwertigen Immunserums (1:25000) kräftig durch einige Zeit, so tritt keine Agglutination ein, obwohl die Prüfung der abzentrifugierten Flüssigkeit beträchtliche Abnahme im Agglutiningehalt zeigt; dabei zeigte sich, daß sofortiges Schütteln nach der Herstellung der Aufschwemmung durch kurze Zeit (1 Minute) das nach- trägliche Auftreten der Agglutination nieht behindert; schüttelt man nach 5 Minuten dureh 1 Minute, so ist die Agglutination nur mehr spurweise vorhanden, ge- schieht das 1 Minute lange Schütteln nach 10 Minuten, so bleibt dieselbe voll- ständig aus. SCHELLER nimmt daher an, daß die chemische Reaktion eintritt, der folgende, wie er sich ausdrückt, mehr mechanische Vorgang, den ich mit der Retraktion eines Fibringerinnsels verglichen habe, durch das Schütteln dau- ernd verhindert wird; die agglutininbeladenen Bakterien agglutinieren auch bei weiterem Serumzusatz und Stehen im Brütschrank nicht. SCHELLER versucht eine Erklärung dahin, daß die Präzipitate in statu nascendi sekundär die Agglu- tination der Bakterien bewirken; durch Homogenisierung der Präzipitate unter- bleibe der sichtbare Agglutinationsprozeß, das Zusammenballen. Die Agglutination der Bleibakterien (8. 573) gibt andererseits ein Beispiel, wie durch Vorgänge im Bakterienkörper (Fällung des adsorbierten Bleisalzes durch H,S) es zur Ausflockung kommen Kann, allerdings kann bei demselben Vorgang während der Kultur die Suspension erhalten bleiben. Carcar, der für die nahe Beziehung zwischen Agglutination und Präzipitation eintritt, stützt sich allerdings auf nicht beweisende Ver- suche: denn weder die mit der Fällung von Globulinen eintretende Agglutination einer Bakteriensuspension, noch Agglutination hetero- loger, in ein präzipitierendes Gemisch von Kulturfiltrat und homo- logem Immunserum eingetragenen Bakterien sind vollgültige Argu- mente. In beiden Fällen handelt es sich um „Pseudoagglutination“, die in verschiedenster Weise (z. B. auch Eintragen von NaOH in Typhusbacillenkultur) hervorgerufen wird. 608 R. PALTAUF, In einer gewissen Beziehung subsumiert sich diese Niederschlags- theorie auch der chemisch-physikalischen, welche BoRDET aufgestellt hat. Anfänglich (1896) sah er den Vorgang als einen rein physika- lischen an, da auch tote Bakterien das Phänomen zeigten, und er nahm an, daß die aktive Serumsubstanz die Bakterien so verändere, daß sie wie andere leblose Partikel einer Suspension durch leichte Einflüsse unter Haufenbildung ausfallen, welcher Prozeß nach physikalischen Gesetzen ablaufe, analog der Fällung der 'Tonerde- suspensionen durch Salz. -Dınzeurs Beobachtung von der Be- schleunigung der Reaktion durch Schütteln trifft bei organisierten Suspensionen, bei Eiweißniederschlägen auch zu. Der scheinbare Widerspruch zu SCHELLERS Beobachtung dürfte, wie SCHELLER selbst angibt, in der Intensität des Schüttelns liegen. Als Borper später (1599) die Bedeutung der Salze für die Agglu- tination erkannt hatte, zog er in ausgedehnterem Maße physikalische Niederschlagsbildungen als Analogie heran. Sein maßgebender Ver- such bildet das Ausbleiben der Reagglutination von in destilliertem Wasser aufgeschwemmten, agglutinierten und abzentrifugierten Bak- terien und Eintritt derselben bei Zusatz geringer Salzmengen. Er sieht in demselben eine Analogie zur Ausfällung von Ton- usw. Suspensionen durch Salze. Borver fußte dabei auf der Anschauung von DvcLaux über den Vorgang der Koagulation überhaupt, die bei anorganischen Solen-, Leim-, Eiweißblösungen usw. kolloidalen Flüssig- keiten mit dem Aneinanderschließen, Agglomerieren der feinsten suspendierten, unter dem Mikroskop unsichtbaren Teilchen, unter Eintritt des Tynparıschen Phänomens zustande kommt. Allmählich entwickeln sich makroskopisch sichtbare Flocken. Die farbigen kol- loidalen Lösungen, wie Metallsolen (Brepıc, HENRY), zeigen auch Farbenwechsel; die rote Farbe kolloidalen Silbers geht bei tropfen- weisem Zusatz von 10-proz. NaNO, ins Dunkelviolette, Violette, Grauviolette und schließlich ins Graue über. In saurer, makro- skopisch nicht geronnener Milch erkennt man mikroskopisch feinste Körnchen in Häufchen, die beginnende Koagulation des Kaseins. Dueraux stellt dieselbe in Analogie mit den Ton- und Mastix- ausflockungen und findet keinen prinzipiellen Unterschied zwischen den mikroskopischen Aggregaten und der makroskopischen Flocken- bildung. Bei dieser Betrachtung ist auch die Kaseinkoagulation eine Agglutination. Bei diesen Koagulationen spielen die Salze eine große Rolle. Spuren von CaCl, erzeugen Koagulation einer Lösung von Schwefelantimon, kolloidaler Kieselsäure, einer Tonaufschwemmung, in der Milch bei Zusatz von Lab. Alle diese Flüssigkeiten würden ohne Zusatz von CaCl, ihre homogene Beschaffenheit bewahren. Da diese Ausflockungen auf eine Aenderung der Molekularattraktionen zurückgeführt werden, bezeichnet auch BorpET die veränderte Mole- kularattraktion mit Dvcraux als die Ursache der Agglutination. Dv- cLAUX selbst spricht die Agglutination als einen Koagulationsvorgang der Bakterienaufschwemmung an, als Vereinigung von Teilchen, die früher gleichmäßig verteilt waren, verursacht durch Störung der Ad- häsionsverhältnisse zwischen Bakterienkörper und umgebender Flüssig- keit. Da es aber schwierig ist, sich vorzustellen, fährt DvcrLaux fort, daß ein Bakterium gerade das Attraktionszentrum bildet, so wird man zur Annahme gedrängt, daß in der Flüssigkeit. eine koagulable Substanz vorhanden sei, in welcher die Punkte, an welcher die Koagulation be- Die Agglutination. 609 ginnt, zu Zentren der Koagulation werden, wie bei der Fibrin- gerinnung. BorpeEr unterscheidet 2 Phasen, die erste, periode d’impression, Beeinflussung der noch isolierten Elemente von seiten des Agglutinins, und eine zweite, — die agglutination proprement dite — in der sich die Teilchen infolge der veränderten Molekularattraktion wie leb- lose Partikel verhalten und aggregieren. Nach dem allen, was wir über die Bindung des Agglutinins und der agglutinablen Substanz kennen gelernt haben, wonach diese für sich ohne Verklumpung eintreten kann, besteht kein Zweifel, daß diese Teilung des Vorganges in 2 Phasen berechtigt ist. Doch er- scheint in Borpers Vorstellung der Vorgang des ersten Stadiums zu wenig präzisiert, indem er hierfür auch wesentlich physikalische Kräfte voraussetzt, ebenso stellt er die Rolle des Salzes bei der Agglutination jener bei der Ausflockung eines Tonsuspension gleich. Diesbezüglich hat Joos bereits darauf aufmerksam gemacht, daß das Salz in die Agglutinationsverbindung eintritt, während bei der Klärung der Tonaufschwemmung oder der Koagulation eines Metallsalzes, auch bei der Koagulation mancher organischer Kolloidlösungen der fällende Zusatz im Koagulum sich nur in Spuren findet. Nach MILToN, CREN- DIROPOULO & Miss SHELDON Arno hat sogar ein bestimmtes Salz für die Agglutination gewisser Bakterien eine fördernde Wirkung, zZ. B. CaCl, für Choleravibrionen, für andere aber nicht. Anderseits ist es richtig, daß für die 2. Phase der Vorgang bei der Klärung von Suspensionen etc. große Aehnlichkeit besitzt. Ich habe bereits bei verschiedenen Gelegenheiten auf die Be- deutung der kolloidalen Natur der Substanzen wie des Milieus verwiesen, wie auch auf die große Aehnlichkeit des Bindungs- vorganges mit Adsorptionsvorgängen bei Kolloiden, so dab die Anschauung sehr begründet ist, diesen Eigenschaften eine wesentliche Bedeutung zuzumessen, gegenüber der ausschließlich strukturchemi- schen Vorstellung, welche Onno mit mathematischen Formeln gegen die BorpETs, auch ARRHENIUS zu beweisen trachtet. Es ergeben sich nun folgende Fragen 1) ob beide Vorgänge, die Adsorption (Bindung) und die nachfolgende Ausflockung auf den- selben Vorgang zurückzuführen sind, so daß auch die hohe Spezifizität der reagierenden Körper mit wesentlich physikalischen Vorgängen zu erklären sei, oder ob 2) die beiden Phasen doch insoweit ver- schieden wären, daß die erste Phase eine wesentlich chemische Reaktion, allerdings beeinflußt durch die kolloidale Natur der Körper, vorstelle, während die 2. Phase physikalischen Gesetzen folge. Sowohl DucLAUx als BORDET und die Autoren, welche zuerst die kolloidale Natur der Immunkörperreaktionen, speziell der Agglutination und Präzipitation vertreten haben, wie ZANGGER, BILTZ, PAULI, FRIEDEMANN, lORGES, namentlich TRAUBE sehen überhaupt in der Reaktion einen physikalischen Vor- gang, während LANDSTEINER, ZUNZ sie als eine elektrochemische Reaktion be- trachten, dem sich E. Pıck (dieses Handbuch, Bd. 1, p. 702) anschließt, „in- dem nur eine Vorstellung, welche in gleicher Weise die chemischen und physi- kalischen Eigentümlichkeiten berücksichtigte“, den Tatsachen Rechnung trage. Wenn nun diese Fragen in diesem Handbuch im allgemeinen in den Darstel- lungen von E. Pıck und besonders von LANDSTEINER behandelt sind, erscheint es doch zweckmäßig, das speziell auf die Agglutination bezügliche Material zusammenzutragen, um der Erkenntnis des Mechanismus näher zu kommen. Rekapitulieren wir die bereits früher angeführten Tatsachen, so wäre zunächst die kolloidale Natur der Immunkörper wohl nicht Handbuch der pathogenen Mikroorganismen. 2. Aufl. II. 39 610 R. PALTAUrF, zweifelhaft (vgl. auch E. Pıck, LANDSTEINER in diesem Handbuche), ferner stellten NEISSER, FRIEDEMANN & BECHHOLD eine weitgehende Analogie zwischen der Agglutination der Bakterien unter dem Ein- {luß von Elektrolyten mit hoher und niedriger Entladungsspannung sowie von Säuren mit dem Verhalten des Eiweiß diesen Elektrolyten gegenüber fest, welche Uebereinstimmung durch die analoge Ein- wirkung einiger Nichtelektrolyte (Alkohol, Formalin), die Eiweiß- serinnung und Bakterienagglutination hervorrufen, noch gesteigert wurde; das verschiedene Verhalten der Bakteriensuspension gegenüber den Salzen der Alkalien und alkalischen Erden hat Porsces dahin auf- geklärt, daß diese (NH,CI, MgCl, und auch NaCl) in denselben Kon- zentrationen als sie Eiweiß fällen, auch Bakterienagglutination ver- ursachen. Es liegt damit nahe, auch in der Bildung einer unlöslichen Verbindung in den Bakterien selbst die Ursache ihrer Zusammen- flockung zu suchen; für eine derartige Veränderung der agglutinablen Substanz durch das Agglutinin spricht das eigentümliche Verhalten der Agglutininbakterien, welche durch minimale Dosen von Salzen, welche eine natürliche Bakterienaufschwemmung nicht oder nur schwer fällen, ausgeflockt werden, und auch unter dem Einfluß des elektrischen Stromes agglutinieren, während gewöhnliche Bakterien entsprechend ihrer negativen Konvektion zur Anode wandern. Weiter fanden NEISSER & FRIEDEMAnN im Verhalten eines Gemisches von Mastix und Gelatine — zweier Kolloide, eine weitgehende Analogie, indem dieses auch durch viel niedrigere Salzkonzentrationen und wie Agglu- tininbakterien auch beim Durchgang des elektrischen Stromes aus- seflockt wird. Nachdem bereits in den für die Bindung des Agglutinins von EISENBERG & VoLk eruierten Gesetzen die große Aehnlichkeit zwischen den charakteristischen Absorptionsvorgängen bei den Kolloiden er- kannt worden war, hat Porces, der bekanntlich die Abhängigkeit der Agglutinabilität auf den Proteingehalt der Bakterien (protein- arme Choleravibrionen — proteinreiche Kapselbacillen) zurückführt, die Identität der Agglutination mit der Fällung zweier Kolloide noch weiter dadurch festgestellt, daß wie bei Zunahme der fällenden Kolloide die minimal erforderliche Salzkonzentration sinkt, dies auch bei den bei der Agglutination reagierenden Substanzen der Fall ist, und daß Ueberschuß derselben wie ein Ueberschuß von Kolloiden zur Hemmung der Reaktion führt. Für die Fällung von Kolloiden durch Kolloide haben HARDY, LINDNER & Pıcron bereits verschiedene elektrische Ladung derselben nachgewiesen; nach BıLTz besteht eine gewisse Aequivalenz zwischen negativem und positivem Kolloid. BrREDIG, analog auch LILLITZER, halten den Elektrizitätsaustausch, welcher beim Mischen entgegengesetzt geladener Kolloide stattfindet, für die Ursache der Sedimentierung. Dieser allein scheint jedoch für die Ausflockung nicht maß- gebend zu sein; nach BuxTon braucht der Wechsel der Ladung nicht von einer Ausflockung begleitet zu sein (z. B. in den „Nichtausflockungszonen“). PATTON hält den Ladungswechsel für einen Vorgang sekundärer Natur; nach SPRING würde die Schelligkeit der Uebertragung der Ionen mit dem Auftreten der Flocken im Verhältnisse stehen. Eiweiß ist ob seiner amphoteren Natur sowohl durch positive als durch negative Kolloide fällbar;; in Kolloid- (Suspensions-) Eiweiß- mischungen hat Salzzusatz einen hemmenden und fällungsfördernden Einfluß wie z. B. im Gemische von Mastix und Gelatine; durch subnormale Salzkonzentrationen und im elektrischen Strom werden Die Agglutination. 6ll diese analog den Agglutininbakterien ausgeflockt, weshalb NEISSER & FRIEDEMAnn annehmen, daß auch bei den Agglutininbakterien ein Gemisch von Kolloiden vorliege. Für denaturiertes Rinderserum- albumin (Suspensionskolloid) hat Mıcnarrıs nachgewiesen, daß seine Flockung in einer bestimmten sauren Lösung stattfindet. und diese im isoelektrischen Punkte ihr Optimum erreicht; dieser ist verschieden von dem des nativen Albumins, welches aber im isoelektrischen Punkt nicht ausflockt. Es geht somit im allgemeinen die Flockung von Kolloiden häufig mit dem Ausgleich der elektrischen Ladung einher, doch müssen beide Erscheinungen nicht zusammenfallen. Das scheint nun namentlich bei der Flockung mehrerer Kol- loide der Fall zu sein; so zeigten MıcHARLISs & DavıpsoHnn für ein Gemisch zweier amphoterer Kolloide, deren Verbindung ausflockt, daß das Flockungsoptimum zwischen den isoelektrischen Punkten der Komponenten liegt und in gewissen Grenzen unabhängig vom Mengen- verhältnisse der Komponenten ist. Paurı (vgl. selbe Stelle in der 1. Aufl.) findet keinen wesent- lichen Unterschied zwischen der Agglutination von Bakterien und dem Zusammenflocken feiner Niederschläge, und betont dabei den Prozeb der Oberflächenänderung der Bakterien. Auch FRrIEDE- MANN rekurriert auf die Volumsverminderung infolge des Wasser- anziehungsvermögens der Salzionen bei der Fällung von Kolloiden und zitiert die Theorie der Elektrostriktion von DrUDE & NERNST; die Größe dieser Kontraktion wurde durch KoHLrRAUSCH & HELL- wacHs und Varson bei den verschiedenen Elektrolyten gemessen, und es fand sich bemerkenswerterweise, daß die Ionen sich nach der durch sie bewirkten Kontraktion in dieselbe Reihe ordnen ließen, wie nach ihrem Fällungsvermögen für Eiweib. Außer der älteren Wasserentziehungstheorie von HoFMEISTER nähert sich die von Weruam und WricHht! als „Elektrotaxistheorie“ der von DrupE & NERNST; sie geht von der Annahme aus, daß das Wasser infolge seiner größeren Dielektrizitätskonstante in das elek- trische Feld der Ionen hineingezogen werde und so die Kolloid- teilchen gewissermaßen auspreßt. WrıcHT hat dieselbe in der Art auf die Agglutination übertragen, daß er für die chemische Verbindung, welche zwischen dem Agglutinin und der agglutinablen Substanz des Bakterienprotoplasma entsteht, die Annahme macht, daß sie die Beziehung zwischen der Leitungsfähigkeit der suspendierten Partikel und dem Wasser ändert. TrAaugr legt in seiner Theorie auf Oberflächenkräfte den Schwerpunkt; er nimmt an, daß Stoffe von geringem Haftdrucke und fremden Phasen, welche im Wasser suspendiert sind, unter ge- wöhnlichen Umständen, auf Grund der an der Oberfläche wirksamen Kräfte nicht zur Berührung gelangen, daß dies aber möglich ist unter dein Einfluß von Katalysatoren, welche in spezifischer Weise be- fähigt werden, mit den gebildeten Komplexen in Reaktion zu treten. In seiner „Resonanztheorie‘ formuliert er das Antigen als ein Ferment, welches abgestimmte Moleküle hervorbringt — Molekular- komplexe — deren Energiequantenzahl in einem solchen Verhältnisse steht zur Energiequantenzahl auf der Oberfläche der Antigenteilchen, daß namentlich bei geeigneten Mengenverhältnissen (Optimis) der Mischung Präzipitationen, Agglutinationen usw. in analoger Weise erfolgen wie bei der Mischung entgegengesetzt geladener Kolloide. 39* 612 R. PALTAUF, Ramspen fand, daß, wenn man Stoffe verschiedener Oberflächen- energie, die chemisch nicht miteinander reagieren, in wäßrigen Lö- sungen mischt, sich stets der eine mit mehr oder weniger vollständiger Ausschließung des andern an der Oberfläche anhäuft; in wäßrigen Mischungen von Saponin-Eieralbumin, Gallensalzen-Saponin oder -Seife oder -Schwefel, Eieralbumin-Karmin konzentriert sich stets die erst- genannte der beiden Substanzen in der Oberfläche; R. meint, für die Vorgänge der Agglutination und Präzipitation könne etwas Aehn- liches gelten. Nach Duvcraux ist die Stabilität der Suspension bedingt durch das Vorhandensein der Molekularbewegung, die nach BrEDIG noch aurch die gegenseitige Abstoßung der gleichgeladenen Teilchen unter- stützt wird; ein weiteres Moment ist die innere Reibung der Sus- pensionsflüssigkeit, die aber ihrerseits die Amplitudengröße der Brownschen Schwingungen herabsetzt (SvEDBERG). Jede Hemmung der Brownschen Molekularbewegung durch Aenderung der Ladung führt zur Störung des Gleichgewichtes, zur Ausflockung (LiINDeEr, Pıcron), ebenso die Herabsetzung der Amplitude der Schwingungen durch Erhöhung der inneren Reibung oder durch Zunahme der Teil- chengröße, nicht minder durch Aenderung des elektrischen Potentials der suspendierten Partikel. Wir sehen also, daß alle diese Vorgänge, welche mit Aenderung des elektrischen Potentials, der Teilchengröße, der inneren Reibung und Oberflächenspannung rechnen, zur Agglu- tination führen und miteinander in Wechselbeziehung stehen. Fassen wir den ganzen Vorgang der Agglutination als die Re- aktion zwischen einem Emulsions- und einem Suspensionskolloid auf, bestehend in einer Adsorption des einen Kolloids durch das andere, so resultiert eine Zunahme der Teilchengröße der suspendierten Partikel; die aus derselben einhergehende Aenderung des Potential- gefälles infolge Kapazitätsverminderung und Entladung sistiert die Molekularbewegung der Suspensionen, so dab diese dem Gresetze der Schwerkraft folgen. Mit einher geht ferner eine Aenderung der Oberflächenspannung und inneren Reibung der Gesamtflüssigkeit, auch Aenderungen in der Adsorptionskraft der Kolloide für die in der Lösung vorhandenen Salze. Wir sehen somit, daß der Vorgang in der ersten Phase BorpErts die Erscheinungen der zweiten nach sich zieht, daß es in dieser Beziehung richtig ist, daß der Vorgang bei der spezifischen und der nicht-spezifischen Agglutination derselbe ist und physikalischen Gesetzen folgt. Und doch müssen wir angesichts der hohen Spezifizität auf die chemische Konstitution der mit- einander reagierenden Kolloide rekurrieren. MiıcHArLıs hat bereits vor Jahren darauf aufmerksam gemacht, daß die hohe spezifische Affinität des Agglutinins zu seinem spezifischen Substrat in keiner Weise dadurch erklärt wird, daß man die Gegensätzlichkeit der elek- trischen Ladung als Ursache hierfür ansieht; dann müßte sich z. B. Typhusagglutinin ebenso wie an Typhusbacillen auch an Cholerabacillen binden. Die Spezifizität beruht auf einer rein chemischen Affinität und kann wohl mit dem Ausgleich elektrischer Ladungen verbunden, aber nicht von ihm verursacht sein. Allerdings nimmt LANDSTEINER für die Immunsubstanzen hochmolekulare, aus Aminosäuren auf- gebaute, amphotere Eiweißkörper an, die nur bei einer bestimmten von der chemischen Konstitution der Stoffe abhängigen Abstimmung elektrochemisch reagieren, also sagen wir z. B. nach der Zahl und Ä Die Agglutination. 615 Stärke der sauren und basischen Eigenschaften bestimmter Gruppen der reagierenden Körper; das wäre denn auch die alte Vorstellung von FISCHER vom „Schloß und hierzu passenden Schlüssel“. Die Lö- sung dieser Frage dürfte wohl mit der nach dem Wesen der Fermente zusammenhängen (Myers, Craw, BuUxTon & SCHAFFER, TEAGUE & BuxTon). Es muß demnach, um auf die frühere Ausführung zurückzu- kommen, der Agglutinationsvorgang zunächst als eine Verbindung zweier Körper (Eiweißkörper) unter gleichzeitiger Zustandsände- rung fixiert werden, und nicht als Zustandsänderung eines Körpers. Als homologer Vorgang wäre hierbei zunächst an die bei der Präzi- pitation stattfindende Bindung des Bakterienkoagulins und des Prä- zipitins zu einem neuen EKiweißkörper zu erinnern, der durch besondere Eigenschaften, hohe Resistenz gegen verdauende Fermente aus- gezeichnet ist (Pıck). Welcher Natur sind nun die .unlöslichen Eiweißverbindungen, unter welchen wir das Produkt der Agslutination zu suchen hätten? Entgegen früheren Anschauungen sieht man jetzt in verschie- denen Eiweißverbindungen Adsorptionsvorgänge, für die Säure- und Basenverbindungen (GALEoTTI) wie für die Verbindungen mit, Metallen (ZsıGmonpy, SCHULZ & ZsıGMonDy), die in einem löslichen in Mischungen von Globulinen und kolloidalem Gold erhaltenen Prä- parate einen schwankenden Goldgehalt gefunden haben; GALEoTTI hat auch für die Verbindungen der Schwermetallsalze keine kon- stanten Beziehungen im Sinne der Valenztheorie gefunden, er sieht sie als leichtere Bindungen der Eiweißkörper mit den Metallen nach veränderlichen Verhältnissen an. Auch für die früher auf Wasser- entziehung bezogene Zustandsänderung, Fällung der Eiweißkörper durch Salze (HormEIsTErR) wird nach den späteren Untersuchungen, namentlich Paurıs eine Adsorptionsverbindung der Salzionen mit den Eiweißkörpern angenommen, die in der Aenderung der Viskosität zum Ausdruck kommt. Dabei können gewisse Affinitäten der einzelnen Körper erhalten bleiben, wie es der für die Absorption derselben überhaupt äußerst instruktive Versuch MorzscHis erweist; indem der artspezifische An- teil Ziegeneiweiß neben dem an den Typhusbacillus gebundenen Agglu- tinin erhalten bleibt, reagiert er mit seinem Reaktionsprodukt im Kaninchenserum. Ueber die bei der Einwirkung zweier Eiweißkörper bei der Aus- fällung entstehenden Verbindungen ist noch wenig bekannt; in der früheren Bearbeitung wurde auf die unlöslichen Verbindungen von Albumose und Globulin von Fr. KurtscHer, Nukleinsäure und Albu- mosen (BanG), die Protamineiweißverbindungen von KosseL und BanG & Kosser sowie die des Globulins des Barschroggens (Percaglobulin MÖRNER) mit dem Ovomukoid und anderen Glykoproteinen hingewiesen. Verschieden von diesen unlöslichen Eiweißverbindungen scheinen jene Niederschläge zu sein, welche auf Zusatz gewisser Fermente entstehen, auf die Pıck auch bezüglich der Aehnlichkeit der Bak- terienagglutinine aufmerksam gemacht hat, die Koagulosen KURAJEFFS und die Plasteine SaAwLATows, die durch die Einwirkung von Lab (Plastein) oder Papayotin (Koagulosen) auf Pepsin- oder Trypsinver- dauungsprodukte bestimmter Eiweißkörper (Fibrin, Myosin, Kasein) entstehen. 614 R. PALTADF, Dazu würden noch gehören die Lipoid-Eiweißverbindungen, die Jecorine etc., Körper, denen zweifellos eine große biologische Dignität zukommt, da ihnen für die Löslichkeit der verschiedensten Agentien und damit für die Wirkung auf das Zellprotoplasma eine große Rolle zufällt. Als ein Beispiel für die Beeinflussung der Agglutininbildung und auch der Agglutination durch Lipoide sei an die Untersuchungen von E. P. Pıck und O. ScHwaRrz erinnert. Eine Typhusbacillen-Leeithinemulsion hat eine vermehrte Agglu- tininbildung zur Folge und das Immunserum präzipitiert die Typhusbacillen- Leeithinemulsion besonders intensiv; auch das gewöhnliche Typhusimmunserum vom Pferde oder vom Kaninchen flockt die Lecithinbacillen stärker als native, was seinen Grund wohl darin haben dürfte, daß die Adsorptionsverbindung Typhusbacillen-Leeithin früher und leichter mit dem Immunserum ausflockt als die Typhusbacillen allein. Das Immunserum der mit Organlipoiden her- estellten Typhusbacillenemulsion verhält sich prinzipiell analog, nur sind die Serum- und die Leukocytenlipoide weitaus wirksamer, außerdem besitzen aber die Sera einen spezifischen Charakter, indem immer die ÖOrganlipoid-Typhus- bacillenemulsion vom homologen Serum am stärksten geflockt wird. Das Entstehen einer wenig oder unlöslichen Eiweißverbindung aus der Adsorption des Agglutinins in der agglutinablen Substanz würde das verschiedene Verhalten der Agglutininbakterien gegenüber den Neutralsalzen und dem elektrischen Strome erklären, ferner, daß sie durch Gelatine (E. Weir), Gummi arab., Serum etc. im Gegen- satz zu Kolloiden und insbesondere zu nativen Bakterien nicht ge- hemmt werden. Nach der Größe der Teilchen urteilend, hat man die Bakterienaufschwemmung als „Suspension“ betrachtet; jüngste Untersuchungen von PRIBRAM? haben jedoch Anhaltspunkte dafür ge- geben, daß ihr jedenfalls in gewissen Reaktionen der Charakter einer Emulsion zukommt, die aber leicht in den Suspensionszustand über- geführt werden kann, zZ. B. durch Zusatz agglutinierenden Serums. Der Unterschied zwischen dem emulsoiden (hydrophilen) und dem sus- pensoiden Charakter von Kolloiden liegt in der Beziehung ihrer kolloiden Phase zum Dispersionsmittel (Wasser); die Emulsionskolloide stehen den echten Lö- sungen, die Suspensionskolloide den echten Suspensionen (z. B. Kohleteilchen ) näher; wichtig ist die Veränderung der inneren Reibung und Oberflächenspannung durch die Emulsoide im Gegensatz zu den indifferenteren Suspensoiden und ganz besonders die außerordentliche Empfindlichkeit der Suspensionskolloide gegenüber Elektrolyten, von denen sie irreversibel gefällt werden, im Gegensatz zu den wenig elektrolytempfindlichen Emulsoiden. Darauf beruht eine von Mınes (Cambridge) angegebene Methode zur Differenzierung, indem die stark elektropositiven Kationen der dreiwertigen Salze der seltenen Erden (Ce, La, Y) sowohl Emulsoide als Suspensoide ausflocken, während die ebenfalls dreiwertigen Salze mit Kationen höherer Ordnung (komplexe Salze wie Co(NH;);Cl; nur Suspensoide, nicht Emulsoide ausflocken. Native Bakterien (Typhus, Sta- phylokokken) verhalten sich wie Emulsoide, indem sie durch die einfachen drei- wertigen Salze intensiv agglutiniert werden, durch das komplexe Salz aber gar nicht beeinflußt werden; setzt man aber im salzfreien Medium (tagelang dia- Iysierte Bakterien, mit destilliertem Wasser *) verdünntes Serum) zu agglutinin- beladenen Bakterien derartige Verdünnungen des komplexen Salzes zu, die durch ihren Salzgehalt allein noch nicht imstande wären, die Agglutination herbei- zuführen (Vergleich mit äquimolekularer Kochsalzlösung), so erfolgt Ausflockung. Es sind also die Bakterien durch den Zusatz des agglutinierenden Serums aus dem Emulsions- in den Suspensionszustand übergeführt worden. Der auf diese Weise konstatierte Emulsionscharakter der Bak- terienaufschwemmung steht in Uebereinstimmung mit der schon an- gegebenen Analogie zu den Bakterien-Eiweißlösungen, welche zu den .. .*) Das Serum wird zunächst mit 0,4-proz. Kochsalzlösung 10-fach, dann mit Agq. dest. noch 100-fach verdünnt (1:1000). N Die Agglutination. 615 hydrophilen oder lyophilen Kolloiden gehören, die besser als Emulsoide bezeichnet werden (Wo.Ostwarp). Der Emulsionscharakter besagt, daß eine innige Beziehung zwischen Bakterien und der Flüssig- keit besteht, der mit der leichten Diffusion und Auslaugung der Bakterienkörpersubstanzen (die wirksamen CINa-Extrakte verschie- dener funktioneller, auch agglutinogener Bedeutung, darunter das Koagulin K) gut übereinstimmt. Die Eigenschaft der Emulsoide, durch Salze erst in viel größeren Konzentrationen gefällt zu werden, be- sitzt, wie mehrmals hervorgehoben, auch die Bakterienaufschwemmung. Sie beruht darauf, daß wegen der übereinstimmenden Formart beider Phasen, ihrer gegenseitigen Löslichkeit der zugesetzte Elektrolyt in beiden Phasen löst, und demzufolge die elektrischen Eigenschaften der Phasen sich gleichsinnig verändern (OstwAaLn), wie überhaupt die Stabilität der Iyophilen Kolloide von den Ladungsverhältnissen unabhängig ist, wie dies von Paurı an durch Dialyse elektrisch „neutralen“ Eiweißlösungen erwiesen ist. Für die Säureagglutination der Bakterien hat Brxrascn nachgewiesen, daß keine Entladung der elektronegativen Bakterien, kein Ladungsaussgleich stattfindet. Die wesentliche Eigentümlichkeit der Koagulationsvorgänge bei den Emul- soiden besteht in einer intensiven Oberflächenverkleinerung der dispersen Phase, wobei derselben ein verschieden großer Teil des in in ihr enthaltenen Dispersionsmittels entzogen wird. BILLITZER legt bei den Agglutininbakterien ein besonderes Gewicht auf ihre relative Größe, welche für die Ausflockbarkeit besonders günstige Bedin- gungen (schon durch kleine Elektrolytmengen) schafft. Aenderung der Oberflächenspannung wurde wiederholt für den Agg lutinationsvorgang herangezogen. Außer DucLaux hat Myers, wie erwähnt, für die Agglutination der roten Blutkörperchen nach einem chemischen Vorgange in der I. Phase, für die II. Phase eine infolge der unlöslichen Verbindung im roten Blutkörperchen ver- änderte Oberflächenspannung angenommen, derzufolge die roten Blut- körperchen sich aggregieren wie Teilchen in einer sie nicht benetzenden Flüssigkeit. Craw sieht auch in der II. Phase den Effekt von Ab- sorption und Oberflächenspannung. Brunrton hat auf einen ent- sprechenden Demonstrationsversuch aufmerksam gemacht (Physiologen- Kongreß in London 1899 und intern. med. Kongr. Paris, 1900). Mit harter Seife bestrichene Zündhölzchen schwimmen in einem mit Lackmus- blau gefärbten Wasser ohne Anordnung; bei Säuerung treten sie in der roten Flüssigkeit zu Haufen zusammen. Wird das Wasser wieder alkalisch gemacht, so lassen sich die Hölzchen wieder verteilen und bleiben so; Korkscheiben mit Schrotkorn können in demselben Versuche die Agglutination roter Blutkörperchen versinnlichen. Mit der flüssigen Zusammensetzung der „lyophilen“ Kolloide hängen auch Vorgänge der Quellung zusammen, welche für größere Konzentrationen dieser Systeme charakteristisch sind; der Demon- strationsversuch von E. P. Pıck & ÜÖBERMAYER mit Edestin- kristallen steht damit im Zusammenhang. Trägt man Edestinkristalle in Wasser ein, so bleiben sie unverändert, auch bei Zusatz eines Edestin- Immunserums; fügt man aber einen Tropfen Lauge zu, wodurch Edestin löslich wird, so tritt Agglutination der Kristalle ein. Dadurch daß das in Wasser unlösliche Edestin bei schwach alkalischer Reaktion löslich wird, kommt es zur Reaktion zwischen demselben und seinem Antikörper, wobei nun die Kristalle verklumpen. 616 R. PALTAUF, Ich möchte an dieser Stelle auch auf die eigentümliche helle Zone verweisen, welche in den mit Silber gefärbten Präparaten agglu- tinierter Typhusbacillen um die Haufen zu sehen ist; nach ihrer Ausdehnung könnte dieselbe den Löwıtschen Niederschlägen ent- sprechen, um so mehr als man auch um einzelne Bacillen eine solche sehen kann; es erscheint aber auffallend, daß ein Eiweißniederschlag nicht durch das Silber gefärbt werden sollte. Es drängt sich daher die auf den ersten Blick entwickelte Vorstellung auf, daß die helle Zone einer Verdünnung am Substänzgehalt entspräche, die bei der Retraktion des Bakteriengerinnsels entstanden wäre. Es scheint somit die mit der Adsorption des Agglutinins ein- setretene Veränderung der ÖOberflächenspannung der letzte Mecha- nismus zu sein, durch den die Ausflockung zustandekommt. Aus der kurzen Skizze geht hervor, daß die Agglutination (und Präzipitation) eine echte Kolloidreaktion ist, für deren Spezifizität aber wohl die chemische Konstitution der miteinander reagierenden Kolloide verantwortlich zu machen ist. Diese bedingt die Bildung der komplexen Verbindung, die unter Aenderung der Lösungsver- hältnisse und durch Aenderung der Öberflächenspannung die Aus- flockung bedingen. Der bei der einfachen Betrachtung des Phänomens von GRUBER & DURHAM gemachte Ausspruch: „die Bakterien werden durch die Agglutinine ausgefällt“, kommt dem Wesen des Vorganges näher, als die von den Autoren supponierte. Erklärung desselben, welche dem Phänomen den Namen gegeben hat. ‘ X. Agglutination durch chemische Substanzen. (Säureagglutination.) Schon in der ersten Zeit nach der Entdeckung der Agglutination fahndete man nach Substanzen, welche dieselbe Erscheinung in Bak- terienkulturen hervorzubringen imstande sind, teils um das Wesen des Phänomens ergründen zu können, teils auch um auf diese Weise die wirksame Substanz des Typhusserums zu eruieren, oder endlich um chemische Substanzen zu finden, die eine spezifische Wirkung auf gewisse Mikroben hätten und dadurch zur Diagnose verwendbar wären. (refördert wurde der Gedanke durch die von BoRDET, WıpAL & Sıcarp, DurHam erkannte Tatsache, daß auch durch Erwärmen aut 55—60° © abgetötete Typhusbacillen agglutiniert werden. So glaubte BLACHSTEIN im Chrysoidin eine Substanz gefunden zu haben, welche nur echte Choleravibrionen agglutiniere, was ENGELs nicht bestätigte. Marvoz, der sich eingehend mit der Frage beschäftigte, fand, daß zahlreiche Substanzen, welche Koagulation erzeugen, auch agglutinieren; an der Spitze der Reihe stehen Formalin, Sublimat; während Karbolsäure, Chloroform, Milch- säure oder die schweren Säuren nicht agglutinieren sollen, sei Salieylsäure wirksam. Marvoz glaubte der Agglutination von Typhusbaeillen durch Formalin einen differentialdiagnostischen Wert beimessen zu können, da Colibacillen nicht beeinflußt werden, was in gewisser Beziehung auch LAMBOTTE & BoSSAERT an- nehmen, nach denen auch Paratyphusbacillen nicht agglutiniert werden; doch fanden BEco, REMY, WIDAL & NOBECOURT, daß eine solche Spezifizität durchaus nicht bestehe. Für Choleravibrionen konnte BossaErRT keine chemische Substanz finden, die, wie das Choleraserum, dieselben spezifisch agglutiniere. MaLvoz glaubte aus der starken Verdünnung, in welcher Safranin und namentlich Vesuvin Typhusbaeillen agglutinieren, nicht nur eine Analogie zum Typhusserum zu sehen, sondern auch in Verbindung mit der häufig vorkommenden Diazo- reaktion bei Typhus und dem Vesuvin als einem Antikörper einen Anhaltspunkt dafür gewonnen zu haben, daß ein derartiger Körper die agglutinierende Substanz des Blutserums bilde. eier sie u TE en Die Agglutination. 617 SaBRAZES & BRENQUES fanden als agglutinierende Substanzen: Chininsalze, Antipyrin, schwefelsaures Atropin, salieyl-, kakodyl- und doppeltkohlensaures Natron und zahlreiche organische Stoffe, Organsäfte wie Schilddrüsen- und Lungensaft; DEUTSCH fand in letzterem ein ständiges, aber nicht spezifisches Agglutinin. TrumPpP fand Agglutination der Choleravibrionen durch 10-proz. Gummilösung, 10 - proz. Eibischdekokt, 2- pro2. Stärkekleister, auch noch durch 10-proz. Verdünnung dieser Lösungen, nach KÖHLER ist Taurocholsäure (10- proz.) auf Typhusbaeillen wirksam (Agglutinationskraft des Serums bei Ikterus vgl. 8. 540), durchwegs Substanzen kolloidaler Natur. Der agglutinierenden, fällenden Wirkung von Salzen, Alkalien, Säuren, wie eine solche von den Untersuchungen EISENBERG & VOLkKS, namentlich aber durch die systematischen Untersuchungen von NEISSER & FRIEDEMANN, BECHHOLD, FRIEDEMANN, PORGES u.a.bekannt geworden sind, wurde bereits Erwähnung getan; sie stellen fast einen voll- kommenen Parallelismus zwischen der Agglutination von Bakterien und der Fällung kolloidaler Suspensionen durch Elektrolyte und auch manche Nichtelektrolyte fest, wobei ein wesentlicher Unterschied nur in der Wirkung der Salze und der alkalischen Erden besteht. Ein besonderes Studium erfuhr in der letzten Zeit die Säureagglu- tination der Bakterien, besonders der Typhusbacillen. Schon NeEıssEerR & FRIEDEMANN beobachteten die agglutinierende Wirkung minimaler Dosen einiger Säuren auf Typhusbaeillen. Durch die Untersuchungen MıcHAELIS über die Eiweißkoagulation gewann die Säureagglutination ein besonderes Interesse. Er fand, daß das Optimum für die Koagulation einer Lösung von denaturiertem Eiweiß, wie überhaupt von Suspensionskolloiden zusammenfalle mit dem iso- elektrischen Punkte, der bei einer schwach sauren Reaktion der Eiweib- lösung eintritt. - Bei Uebertragung der Versuche auf Bakterien ergab sich, daß dieselben durch einen gewissen Grad von Säure, den man rationell durch die Konzentration der H‘-Ionen mißt, agglutiniert werden; das Optimum ist für verschiedene Bakterien verschieden, für Typhusbaeillen sehr ausgesprochen, SO daß die Säureagglutination als ein Hilfsmittel für die Identifizierung von Bakterien herangezogen werden kann. Bensasch hat die Säureagglutination jüngst eingehend für ver- schiedene Bakterien verfolgt; er benutzte Milch-, Essig-, Lävulinsäure und ihre Salze; dabei zeigte sich, daß weder die Säure als solche noch das Anion der Säure eine Bedeutung haben und die Agglutination ausschließlich von den Wasserstoffionen abhängt; sie tritt konform MicHAELIs nur in den Grenzen bestimmter H--Ionenkonzentrationen [H'] ein, die bei verschiedenen Bakterien verschieden ist, und bei einer bestimmten [H'] ihr Optimum erreicht. Für Typhusbaeillen liegt das Optimum in einer Konzentration, die einer solchen von 4.10, gleich ist. Die Angehörigen der Enteritisgruppe verhalten sich der Säureagglutination gegenüber analog wie bei der spezifischen Agglu- tination; es lassen sich 2 Gruppen, die des Paratyphus B und des Gärtnerschen Baeillus unterscheiden, die durch eine andere A’gglutina- tionszone und ein anderes [H'] Optimum ausgezeichnet sind; dagegen wird Paratyphus A in den Grenzen derselben H -Ionenkonzentration wie B agglutiniert, ebenso läßt die an sich nicht hohe Agglutination der Diphtheriebacillen keinen Unterschied gegenüber Pseudodiphtherie- bacillen erkennen. Die Agglutination der sehr empfindlichen Staphylo- kokken und der gegen Säure stark resistenten Streptokokken zeigt auch das Optimum bei derselben [H‘], von dem sich jedoch das der 618 R. PALTAUF, schwach agglutinierbaren Pneumokokken deutlich unterscheidet. Für Bac. pyocyan. fand sich eine bestimmte Konzentration der H-Ionen wirksam, doch ist die Agglutination schwach und fehlt bei einzelnen Stämmen. Für die hochempfindlichen Choleravibrionen konnte keine bestimmte Größe der H-Ionenkonzentration gefunden werden, die eine Difterenzierung von anderen Vibrionen zuließe. Der Bac. Fried- länder zeigt auch gegen Säuren dieselbe hohe Widerstandsfähigkeit wie gegen homologes Serum, er wird nicht agglutiniert. Eine andere interessante Uebereinstimmung mit der spezifischen Serumagglutination ergab sich noch dadurch, daß nach BensascH allem Anschein nach, wenigstens beim Typhusbacillus im Vorgang der Säureagglutination die agglutinable Substanz des Bakteriums identisch ist mit derjenigen, die bei der spezifischen Agglutination reagiert, was mit der an anderer Stelle besprochenen Modifikation der Agglutination der mit Säure behandelten Bakterien übereinstimmt. Salze hemmen die Säureagglu- tination ebenfalls. BensascHh mißt der Säureagglutination auch eine praktische Bedeutung zu und meint, daß die Reihe der morphologischen und biologischen Merkmale in Hinkunft noch durch den Wert der optimalen Agglutinationsazidität zu ergänzen wäre Der wichtigen Resultate der Kataphorese der Bakteriensuspensionen in saurer Lösung wurde bereits Erwähnung getan; gleichzeitig auch, daß der Vorgang als Koagulation zu betrachten ist. Nach Rost ist die Methode für die Diagnose der Typhusbacillen praktisch verwendbar und stellt eine Bereicherung der Methode dar. R. Kraus & W. SenG hatten gezeigt, daß die künstliche Agglutination auf der Bildung von Niederschlägen und Gerinnungen beruht, namentlich von Eiweiß- körpern, und nahmen an, daß die Bakterien in diese Niederschläge eingeschlossen werden. Suspensionen von Tusche in Wasser, Ultramarin oder Zinnober in Bouillon, die lebhafteste Molekularbewegung zeigen, werden durch Zusatz von, Alkohoi zur Tusche, von Chrysoidin, Salpetersäure, Natronlauge zur Zinnober- aufschwemmung ausgeflockt, die Molekularbewegung sistiert und rasch kommen Haufen aus den suspendierenden Körperchen zur Entwickelung. Auch die Molekularbewegung der Bakteriensporen. hört bei der Agglutination auf (HALBAN). Schwemmt man Zinnober statt in Bouillon in Kochsalzlösung auf, so entstehen bei Zusatz von Alkohol, Chrysoidin usw. keine Niederschläge, weil diese Sub- stanzen in der NaÜl-Lösung keine Fällung hervorrufen; Chrysoidin, Salpeter- säure, Natronlauge erzeugen für sich Niederschläge in der Bouillon, ob nun Bakterien darin suspendiert sind oder nicht; in ersterem Falle werden dieselben mitgerissen. Tusche wird auch aus der wässerigen Aufschwemmung mit Alkohol niedergeschlagen, wohl infolge ihres Gehaltes an Gummi. Außer Säuren, Alkalien und Salzen erzeugt auch Safranin in der Bouillon Niederschläge. Kraus & SEnG haben, wie erwähnt, aus diesen und ähnlichen Versuchen ge- schlossen, daß die künstliche Agglutination durch das Entstehen von Nieder- schlägen bedingt sei. So fand auch HINTERBERGER bei Agglutination von Typhusbaeillen durch Vesuvin zahlreich abgerissene, kreisförmige Stücke dar- stellende Geißeln, während bei der Serumagglutination die Geißeln gar keine Abweichung zeigen (vgl. dieses Handbuch, 1. Aufl, Bd. 4); bei Safranin erscheinen sie in kürzeren, steileren Wellen, mehr an den Bakterienkörper heran- gezogen. LANDSTEINER & v. JacıG fanden anorganische Kolloide (Kiesel- säuregallerte) auf rote Blutkörperchen wirksam, SIEGFRIED Kiesel- saures Natrium bei 0,1 Proz. Typhusbacillen werden jedoch durch die Kieselsäure selbst in starken Konzentrationen nicht agglutiniert. Aus der großen Verschiedenheit der Körper, die das Bild der Agglutination hervorrufen können, erscheint es wahrscheinlich, daß der Mechanismus dieser künstlichen Agglutination ein verschiedener ist: Niederschlagsbildungen in der Flüssigkeit, Veränderungen der Die Agglutination. 619 umgebenden Flüssigkeit hinsichtlich der Oberflächenspannung wie durch die Einwirkung von Salzen, kolloidaler Stoffe und dadurch Stö- rung der Molekularattraktion usw., denn die Niederschlagsbildung hängt mit Oberflächenspannung auch dann zusammen, wenn der feste Körper nicht die Niederschlagsquelle ist. Literatur. 1 AASER, P., Ueber die makroskopische Agglutinationsprobe bei Typhoidfieber. Berl. klin. Wochenschr., 1905. 2— Ueber die Schutzimpfung des Menschen gegen Cholera. 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Dazu gehören die virulentesten unter den pathogenen Mikroorganismen. ‚So erzeugen die Coccobacillen der Hühnercholera, wenn sie unter die Haut von Kaninchen oder Tauben gelangen, eine schnell tödliche Krankheit, wobei die winzigen Bakterien sich sehr rasch vermehren und sich im ganzen Organismus ausbreiten, ohne eine Entzündung hervorgerufen zu haben. Am Orte des Eindringens dieser Mikroorganismen findet man eine ganz geringe Menge Flüssigkeit, welche von Coccobacillen wimmelt, von zelligen Elementen des eigenen Organismus aber voll- kommen frei ist. Wenn man dieselben Bakterien unter die Haut von Meerschwein- chen einführt, so begegnet man ganz anderen Erscheinungen. Es bildet sich bald eine starke lokale Entzündung aus, wobei die anlie- senden Blutgefäße eine ausgesprochene Hyperämie aufweisen und eine Flüssigkeit transsudieren, in welche eine ungeheure Anzahl Leuko- cyten einwandert. Unter diesen Bedingungen werden die Ooccobacillen der Hühnercholera lokalisiert; sie gelangen nicht in die Blutbahn und erzeugen einen Abszeß am Orte der Verimpfung, worauf das Tier in den meisten Fällen vollkommen genest. Die vergleichende Betrachtung dieser Erscheinungen, welche im Organismus auf das Eindringen eines und desselben Bakteriums fol- sen, können leicht zur Vermutung führen, daß die Entzündung, samt Transsudation und Exsudation von zelligen Elementen, eine heilbrin- sende Reaktion des Organismus darstellt. Die sehr zahlreichen Untersuchungen, welche in den letzten acht- undzwanzig Jahren ausgeführt wurden, haben diese Vermutung voll- kommen bestätigt. 656 Erras METSCHNIKOFF, Nachdem es definitiv festgestellt wurde, daß die Infektionskrank- heiten von Mikroorganismen herrühren, welche in den menschlichen und tierischen Organismus von außen eingeführt werden, glaubte man allgemein, daß, sobald diese Parasiten in den lebenden Körper eindringen, der letztere unbedingt erkranken muß. Durch diesen Ge- danken geleitet, wollte man in der Praixs unbedingt das Eindringen pathogener Keime vermeiden. Dies suchte man durch Karbolsäure- spray bei den Operationen, durch alle möglichen Desinfektionsmittel bei den verschiedensten Krankheiten zu erreichen. Unter solchen Verhältnissen war es eine grobe Ueberraschung, als man fand, daß zahlreiche pathogene Bakterien, wie Staphylo- kokken, Streptokokken, Pneumokokken, Diphtheriebacillen und Cholera- vibrionen im gesunden Organismus vorkommen können, ohne geringste Krankheitserscheinungen hervorzurufen. Die ätiologische Richtung in der Medizin hat eine Zeitlang zu der Annahme geführt, daß die cellulären Veränderungen im Organis- mus eine nur ganz untergeordnete Rolle spielen. Es hat sich sogar ein gewisser Antagonismus zwischen der mikrobiologischen Patho- logie und der Cellularpathologie in der Wissenschaft gebildet. Es hat aber nicht lange gedauert, bis es anerkannt wurde, daß die zelligen Elemente eine ganz hervorragende Bedeutung bei den Infektions- krankheiten haben. Nachdem schon Panum! und Roser? die Vermutung geäußert hatten, daß den weißen Blutkörperchen eine gewisse Rolle in der Befreiung des Organismus von pathogenen Keimen zukommt, konnte ich® durch zahlreiche Tatsachen den Beweis bringen, daß Leuko- cyten und andere bewegliche Zellen imstande sind, pathogene Mikro- organismen aufzufressen und abzutöten. Dadurch wurde festgestellt, daß diesen Elementen sowohl bei der Immunität gegenüber Infek- tionskrankheiten, als bei den Heilungsprozessen, eine ganz eminente Bedeutung zukommt. Die dabei beteiligten Zellen, welche sämtlich amöboide Protoplasmaausläufer besitzen und für die Aufnahme von Fremdkörpern befähigt sind, wurden von mir als Phagocyten (von yayeiv und xdrog) bezeichnet. Im folgenden soll die Naturgeschichte der Phagocyten in ihrer Beziehung zur Lehre von den pathogenen Mikroorganismen behandelt werden. Die erste Frage, welche uns dabei interessiert, ist die über die Verbreitung der Phagocyten in der Natur. Diese Zellen können an der Konstitution verschiedenster Tierorganismen, mit Einschluß des menschlichen, beteiligt werden; sie können aber auch als selbständige Organismen auftreten. Im Pflanzenreich sind die Phago- cyten nicht selten; hier können sie aber die größten Dimensionen annehmen. II. Phagocytose in der Pflanzenwelt. Phagoeytäre Verdauung bei niederen Tieren. Unter den pilzförmigen Organismen gibt es eine Anzahl Reprä- sentanten, welche eigentümliche, meistens gestielte Körper (arstel- len. Die letzteren, Myxomyceten genannt, finden sich auf faulem Holze oder auf abgestorbenen Blättern und bestehen aus Sporangien, welche mit unzähligen runden Sporen erfüllt sind. Sobald die letzteren in günstige Bedingungen treten, d. h. wenn sie genügende Feuchtig- Die Lehre von den Phagocyten und deren experimentelle Grundlagen. 657 keit haben, so schlüpfen aus ihnen geißeltragende einzellige Zoosporen aus, um sich in der umgebenden Flüssigkeit zu verbreiten. Diese win- zigen Organismen sind den verschiedensten flagellaten Infusorien durchaus ähnlich und können sehr leicht für solche gehalten werden. Bei aufmerksamer Beobachtung sieht man diese Zoosporen sich ın amöboide Wesen verwandeln und, was noch viel auffallender ist, sich miteinander verschmelzen. Es entstehen dadurch die sogenannten Plasmodien, d. h. nackte Protoplasmamassen, welche oft eine auf- fallende Größe aufweisen und mehrere Fuß lang werden können. In dieser Gestalt erscheinen die Myxomycetenplasmodien als die größten, überhaupt in der Natur existierenden nackten Protoplasmaanhäu- fungen, welche für die verschiedenartigsten biologischen Unter- suchungen ganz besonders geeignet sind. Unter gewissen Bedingungen verwandeln sich die Plasmodien in eine große Anzahl Sporangien, wobei die Protoplasmamasse in den Sporeninhalt übergeht. Für unsere Zwecke sind es die nackten beweglichen Plasmodien, welche das größte Interesse haben. Sie sind imstande, eine ganze Reihe verschiedener Empfindungen zu offenbaren und auch feste Nahrungs- stoffe aufzunehmen und in ihrem Innern zu verdauen. Durch sehr genaue Versuche haben die Botaniker. nachweisen kön- nen. daß die Plasmodien die Feuchtigkeit ihrer Umgebung zu fühlen imstande sind. In ihrem vegetativen Stadium fliehen die Plasmodien die Trockenheit und wenden sich nach feuchten Stellen. Wenn sich z.B. ein Plasmodium auf einem abgestorbenen Blatte befindet und die Oberfläche des letzteren, auf welchem der Schleimpilz liegt, zu trocknen anfängt, so siedelt das Plasmodium auf die untere, feuchte Fläche desselben Blattes oder auf ein benachbartes, feucht gebliebenes Blatt über. Wenn es dagegen zur Periode der Sporenbildung kommt, wird die Empfindlichkeit des Plasmodiums eine ganz andere. Anstatt feuchte Stellen aufzusuchen, wendet sich dasselbe den trockenen zu. Unter diesen Umständen kriechen die im Innern der feuchten Masse abgefallener Blätter befindlichen Plasmodien auf deren trockene Ober- fläche, oder auf andere benachbarte trockene Gegenstände, z. B. auf die abgefallenen Zweige der Sträucher und Bäume. Der positive Hydrotropismus wird dabei in einen negativen umgewandelt. Stanıt, welcher diese Entdeckung gemacht hat, fand auch eine sehr ausgesprochene Empfindlichkeit der Myxomycetenplasmodien für die chemische Zusammensetzung des Mediums vor, mit welchem sie in Berührung sind. So werden diese Organismen sehr stark durch Dekokte aus abgestorbenen Blättern angezogen, während andere Sub- stanzen, wie Zucker- resp. Salzlösungen, einen entgegengesetzten Effekt ausüben. Nach der geläufigen, durch den berühmten Botaniker Prrrrer eingeführten Nomenklatur besitzen die Plasmodien eine posi- tive Chemotaxis gegenüber den pflanzlichen Aufgüssen, eine ne- gative Chemotaxis dagegen gegenüber den verschiedensten chemi- schen Substanzen. Durch ihre Empfindlichkeit geleitet, nähern sich die Plasmodien denjenigen Lösungen, welche ihnen zur Nahrung dienen, entfernen sich aber von solchen, welche für ihr Leben mehr oder weniger schäd- lich sind. Indessen sind diese physiologischen Eigenschaften nicht unabänderlich. So verwandelt sich die positive Chemotaxis in negative in den Fällen, wenn die Plasmodien nicht mehr wachsen und sich Handbuch der pathogenen Mikroorganismen. 2. Aufl. II. 42 698 Erıas METSCHNIKOFF, zur Fruchtbildung bereiten. Auf der anderen Seite kann auch die negative Chemotaxis in positive umgewandelt werden. Dies geschieht, wenn die Plasmodien ganz allmählich an verschiedene Substanzlösun- gen gewöhnt werden. Wenn man Plasmodien von Physarum in eine 0,25-proz. Lösung von Chlornatrium versetzt, werden dieselben zu- nächst abgestoßen. Nach wenigen Stunden kehren sie indessen zurück und führen ihre Protoplasmaausläufer in die Salzlösung ein. Unter solchen Umständen gewöhnen sie sich allmählich auch an stärkere, etwa. 0,5-proz. Lösungen desselben Salzes. Die ursprüngliche negative Chemotaxis wandelt sich demnach in eine entschieden positive um. Die Plasmodien der Myxomyceten sind imstande, nicht nur flüssige Nahrung, wie Pflanzenaufgüsse, sondern auch solide Fremd- körper in sich aufzunehmen. Dabei werden die letzteren von Proto- plasmaausläufern umgeben, so daß binnen kurzer Zeit diese Fremd- körper ganz ins Innere der Plasmodien gelangen. Wenn man diese nackten Pilzmassen mit verschiedenartigsten, mit Karminpulver be- streuten festen Substanzen in Berührung bringt, wird man schon nach wenigen Minuten eine Menge davon im Inneren der wie Lava fließen- den Protoplasmaströme wahrnehmen. Unter solchen aufgefressenen Fremdkörpern kann man auch eine Menge verschiedenster mikro- skopischer Organismen, pflanzlicher wie tierischer Natur, auffinden. Die Tatsache ist mehrmals festgestellt worden, daß Plasmodien lebende Organismen mit Leichtigkeit in sich aufnehmen können. So hat PFEFFER? dasselbe für lebende Algen (Pandorinen und Diatomeen ) konstatiert. Nach einem kurzen Verweilen im Inneren der Plasmodien wurden diese Organismen noch im lebenden Zustande nach außen ab- gestoßen. ÜELAKOWSsKy jun.® hat diese Tatsache bestätigt, auf Grund mannigfaltiger und sehr genauer Untersuchungen. Er sah auch meh- rere Algen längere Zeit ihr Leben im Inneren von Plasmodien (von Chondrioderma difforme, Didymium microcarpum und Aethalium septicum) bewahren. Aber er fand auch, daß viele von den aufgenommenen Organismen darin abgetötet und verdaut werden. So konstatierte er, „daß die nach 2—3-tägigem Aufenthalt im Plasmodium wieder freigegebenen Exemplare von Navicula und Nitzschia insgesamt oder größtenteils abgestorben erschienen, ob- zwar ausschließlich lebende Zellen zur Aufnahme geboten worden“ (8. 203). Die prinzipiell wichtige Tatsache, daß Myxomycetenplasmodien imstande sind, wirklich lebende Organismen aufzufressen, steht über allen Zweifel. So waren die aufgenommenen Euglenen oft lange Zeit imstande, ihre charakteristischen zuckenden Bewegungen im Innern von Plasmodien auszuführen. Die Euglenen zogen sich dabei zu Kugeln zusammen und streckten sich dann wieder aus, ihre normale Fischform annehmend. Indessen mit der Zeit nahmen „die Bewe- gungen der Euglenen innerhalb des Plasmodiums an Energie allmäh- lich ab, und am dritten Tage sah Cerakowsky bereits eine beträcht- liche Anzahl Individuen starr und unbeweglich“ (S. 207). Lebende Infusorien (Colpoda cucullus) „gerieten oft in das Plasmodium und setzten daselbst ihre drehenden Bewegungen unbehindert fort“ (3. 209). Einige Kolpoden konnten dann in Ruhestand übergehen und wiesen sogar Teilungszustände im Innern der Plasmodien auf. Bakterien werden auch sehr häufig von Plasmodien lebend auf- genommen. Einige gehen dabei bald zugrunde und werden dann u ee Die Lehre von den Phagoeyten und deren experimentelle Grundlagen. 659 mehr oder weniger vollständig verdaut, wie es A. Lister? festgestellt hat. Einige Bakterien bleiben aber längere Zeit am Leben. So hat CELAKowsky Fadenformen von Bacillus subtilis beobachtet, welche nach 6 Stunden ausgestoßen wurden und welche nach weite- ren 8 Stunden die charakteristischen Sporen in ihrem Innern bildeten. Die von Plasmodien aufgenommenen Fremdkörper werden mei- stens unter deren Einfluß mehr oder weniger stark verändert. Das Chlorophyll wird braun verfärbt und der Zellinhalt der aufgefressenen Organismen koaguliert und degeneriert körnig. Bei der Untersuchung der Plasmodien auf ihre verdauende Wir- kung hat KrukEnBERG® bereits vor mehr als 30 Jahren ein pepsin- artiges Ferment entdeckt, welches Eiweißsubstanzen in saurem Me- dium zur Auflösung brachte. Ich konnte später? nachweisen, dab sich im Innern der Plasmodien Nahrungsvakuolen bilden, welche eine ausgesprochen saure Flüssigkeit enthalten, unter deren Mitwirkung das Pepsin von KRUKENBERG seine verdauende Wirkung entfalten kann. Um sich von dieser Tatsache zu überzeugen, braucht man nur blaue Lack- muskörner in Berührung mit frischen Plasmodien zu setzen. Kurze Zeit darauf wird man rot verfärbte Körner im In- nern von roten Vakuolen wahr- nehmen. Sobald man auf ein solches Präparat einen ge- wissen Druck ausübt, wird der saure Inhalt der Vakuolen vom Protoplasma berührt, wo- bei die roten Körner sofort ins Blaue verfärbt werden, da ja das Protoplasma bekannt- lich stets alkalisch reagiert. Es ist leicht, sich ein Ur- teil über die Reaktion in den Nahrungsvakuolen der Myxo- Fig. 1. Ein Stück Plasmodium von Physarum, mycetenplasmodien mit Hilfe unter dem Einflusse einer 1-proz. Lösung von der von EHRLICH eingeführten Neutralrot. — bezeichnet die Riehtung der Neutralrotfärbung zu bilden. Eroigplasubzuauun Eng Mit einer 1-proz. Lösung dieser Substanz färben sich die Ingesta hellrosa (Fig. 1), was auf eine schwachsaure Reaktion hindeutet. Nach neueren Untersuchungen von ÜELAKOWSKY ist das von Myxomycetenplasmodien stammende Enzym imstande, nicht nur in schwach saurem, sondern auch im neutralen und sogar im schwach alkalıschen Medium Eiweißkörper zu verdauen. ÜELAKowsy ließ Plasmodien koaguliertes Hühnereiweiß aufnehmen und konstatierte daraufhin, daß dieselben „auch bei völliger Abwesenheit der Bakte- rien, also aus eigenen Mitteln“ eine solche Nahrung ‚in Lösung über- zuführen vermögen“ (S. 232). Diese Verdauung „ging jedoch ebenso schnell bei alkalischer wie bei sauerer oder neutraler Reaktion vor sich“ (S. 236). Es ist demnach der Schluß wahrscheinlich, daß das 42* 660 ErıAs METSCHNIKOFF, aus Plasmodien stammende Enzym nicht als Pepsin aufzufassen ist, sondern zur Trypsingruppe gerechnet werden muß. Die Myxomycetenplasmodien können auch eine gewisse ver- dauende Wirkung auf Stärke ausüben, welche jedoch nur wenig aus- gesprochen ist. Die intracelluläre Verdauung, wie sie uns die Myxomyceten auf- weisen, kommt auch sonst vielfach im Pflanzenreiche vor. Seit lange hat man gewußt, namentlich bei den Orchideen, daß manche Zellen ‚der Kortikalschicht der Wurzeln ganze Klumpen von Pilzfäden beherbergen. Dieser Befund wurde als eine Art „Symbiose“ zwischen dem Pilze und den Orchideen gedeutet. Nach neueren Unter- suchungen mehrerer Forscher, welche von No&L BERNArpD!? zusam- mengefaßt wurden, hat es sich herausgestellt, daß sich zwischen beiden Pflanzen in vielen Fällen ein wirklicher Kampf ausbildet, wobei die Erscheinungen der Phagocytose außer Zweifel sind. Die Pilzfäden, welche ins Innere der Zelle eindringen, werden in vielen Fällen vom Protoplasma angegriffen und sehr oft gänzlich zer- stört. In anderen Fällen ist es die Zelle der Orchideenwurzel, welche dem Angriffe seitens des Pilzes unterliegt. Oftmals bleiben beide Elemente am Leben und dann kommt es zu einer Symbiose zwischen dem Pilze und der Wurzelzelle. Eine große Anzahl höherer Pflanzen, Kryptogamen sowohl wie Phanerogamen, weisen ganz analoge Erscheinungen auf, so daß nun- mehr die Phagocytose in der Pflanzenwelt als allgemeine Regel an- genonimen werden kann. In der Tierwelt ist die intracelluläre Verdauung ganz außer- ordentlich verbreitet. So sind schon die meisten Protozo@n befähigt, fremde Festkörper in sich aufzunehmen und dieselben im Innern ihres Protoplasmas zu verdauen. Das bestbekannte Beispiel in dieser Beziehung ist die intracelluläre Verdauung der nackten Amöben, Pe zu den einfachst gebauten und niedrigsten Organismen ge- ören. Es ist seit geraumer Zeit bekannt, daß diese mikroskopischen Wesen, welche beständig ihre äußere Gestalt verändern, indem sie ihre Protoplasmaausläufer aussenden und wieder einziehen, mit großer Leichtigkeit verschiedene Fremdkörper aufzunehmen imstande sind. Man wußte auch schon, daß die Amöben sich in der Regel mit niedrigsten Pflanzen und Tieren ernähren. Oft findet man Amöben, welche ganze Algen, Infusorien oder Rädertierchen in ihrem Proto- plasma enthalten. Die Verfärbung des Chlorophylis, sowie die kör- nige Degeneration des Inhalts, lassen keinen Zweifel darüber, daß es sich hier um eine wirkliche Verdauung handelt. Die gröberen Erscheinungen der letzteren, sowie die Ausleerung der Ingesta sind seit längerer Zeit genügend erforscht worden. Dagegen sind die feineren Vorgänge der Verdauung im Innern des Amöbenprotoplas- mas erst jüngst zur Kenntnis gelangt. . Wie die Myxomycetenplasmodien, so sind auch die Amöben be- fähigt, unzweifelhaft lebende Nahrung aufzufressen. So ist es leicht, bewegliche Bakterien im Innern der Nahrungsvakuolen verschiedener Amöben zu beobachten. CeLakowsky® sah im Innern eines Indivi- duums von Amoeba limax ein kurzfädiges, knieförmig geboge- nes Gebilde eingeschlossen, welches starke aktive Bewegungen aus- führte. Dasselbe erwies sich als ein lebender Vibrio, ganz denjeni- Die Lehre von den Phagocyten und deren experimentelle Grundlagen. 661 gen ähnlich, welche auch außerhalb des Plasmodiums herumtummel- ten. Bei anderen Amöben (Amoeba verrucosa) sah derselbe Autor „in ihrem Innern zahlreiche, teils lebende, teils in Verdauung be- griffene Algen (meist Chlamydomonaden)“ (S. 210). Die Amöben sind überhaupt auf lebendige Nahrung angewiesen und viele von ihnen ernähren sich ausschließlich mit Bakterien. Es ist dadurch möglich geworden, reichliche Kulturen von Amöben zu erzeugen, indem man ihnen Massen von Bakterien zur Verfügung stellte. Es werden Agarkulturen verschiedener Bakterien hergesteilt, von welchen zahlreiche Amöben leben und sich fast ungehindert ver- mehren. Oft bekommt man solche Amöbenkulturen mit mehreren Bakterienarten gemischt; bisweilen gelingt es aber massenhaft Amö- ben zu züchten in Gemeinschaft mit nur einer einzigen Species von Bakterien. Die letzteren müssen meistens im lebenden Zustande Amöben dargereicht werden; indessen ist es Tsusırant!! gelungen, Amöbenkulturen zu erzeugen, welche ausschließlich auf Kosten durch Wärme abgetöteter Vibrionen- sich entwickelten. Wenn Amöben längere Zeit an eine einzige Bakterienspecies ge- wöhnt werden, so erlangen sie die Fähigkeit, solche Bakterien noch außerhalb des Amöbenkörpers zu Klumpen zu agglutinieren. Diese Tatsache ist von Mouron!? für Amöben beschrieben worden, welche während mehrerer Generationen ausschließlich mit Colibacillen er- nährt wurden. Bei solchen Amöben werden die in die Nähe ihrer pulsierenden Vakuole gelangenden Colibacillen rasch zu größeren Hau- fen vereinigt. Dadurch werden die Bakterien mit Leichtigkeit in ganzen Mengen aufgenommen. Indessen ist diese Bedingung nicht unumgänglich notwendig für die Nahrungsaufnahme, indem dieselben Amöben einzelne, nicht zu Haufen zusammengeklebte Staphylo- kokken aufnehmen; auch andere Amöben sind imstande, einzelne isolierte Colibacillen ohne Mühe aufzufressen. Die aufgenommenen Bakterien werden dann im Inneren des Amöbenkörpers in Vakuolen eingeschlossen und einem Verdauungs- prozeb unterworfen. Seit längerer Zeit ist es gelungen, in diesen Nahrungsvakuolen das Vorhandensein einer schwachsauren Flüssig- keit zu konstatieren. Am besten kann dieser Nachweis durch Hin- zufügen eines Tropfens Neutralrotlösung beigebracht werden. Die von Amöben aufgenommenen Bakterien werden dabei kirschrot ge- färbt, was auf eine saure Reaktion hindeutet. Mouron beobachtete, daß von Hefezellen, welche von Amöben aufgefressen wurden, einige ungefärbt blieben, die anderen dagegen sich mit Neutralrot intensiv rot färbten. Die letzteren befanden sich schon im Zustande der Verdauung. Amöbenkulturen, in großem Maßstabe angelegt, haben MouTon Veranlassung gegeben, eine Reihe sehr interessanter Untersuchungen über die verdauenden Enzyme der Amöben anzustellen. Die wässerige Lösung dieser Enzyme übt eine ausgesprochen verdauende Wirkung sowohl auf die Gelatine, als auf geronnenes Fibrin aus. Das Eieralbumin wird ebenfalls, obwohl wenig, an- gegriffen. Diese Verdauung wird am schnellsten im neutralen Me- dium vollzogen, kann aber auch bei schwach alkalischer und auch schwach saurer Reaktion stattfinden. Wenn die Alkalinität den Grad, beı welchem das Phenolphthalein verfärbt wird, übersteigt, dann hört die Enzymwirkung auf. Die letztere bleibt aber bestehen, wenn 662 Erıas METSCHNIKOFF, der Lackmus eine neutrale und sogar eine schwach saure Reaktion aufweist. Wenn die Flüssigkeit mit Methylorange eine saure Reaktion zeigt, dann ist die verdauende Wirkung der „Amibodiastase‘“ gleich Null. Dieses Amöbenenzym wirkt bei verschiedenen Temperaturen; es verdaut besser, wenn das Thermometer 25° übersteigt, kann aber auch bei viel niedrigeren Temperaturen eine deutliche Wirkung aus- üben. Dies ist um so weniger zu bewundern, als die Amöben ja mei- stens in unseren Breiten in ziemlich kaltem Wasser leben. Nur bei 80 wird die Enzymwirkung sehr stark verlangsamt, um darunter ganz stillzustehen. Oberhalb von 50° fängt die Wirkung der Amibodiastase deutlich an abzunehmen, und bei 60° und darüber hört ihre Verdauungs- tätigkeit gänzlich auf. Es erhellt somit aus der Gesamtsumme der Erscheinungen, daß die Amibodiastase der Gruppe der 'Irypsine beigerechnet werden muß. Es kann wohl keinem Zweifel unter- liegen, daß es dieses Enzym ist, welches in den Nahrungsvakuolen bei lebenden Amöben viele der aufgenommenen Fremdkörper und namentlich die kleinsten Organismen, darunter Bakterien, verdaut. Direkte, auf diesen Punkt gerichtete Untersuchungen von MouTon lieferten ihm die schlagendsten Beweise für diese Schlußfolgerun- gen. Wenn man zur wässerigen Lösung der Amibodiastase eine ge- wisse Menge verschiedener Bakterien, welche vorher durch Chloro- form abgetötet wurden, zusetzt, so bekommt man eine trübe Flüssig- keit, welche binnen kurzer Zeit sich vollkommen aufklärt. Dabei quellen die Bakterienleiber, werden allmählich heller und lösen sich vollständig auf. Da dieser Prozeß genau in derselben Weise und unter denselben Bedingungen (Reaktion, Temperatur) verläuft, wie die Auflösung des Fibrins oder der Gelatine, so ist es sicher, daß es sich um die gleiche Verdauung mittels der Amibodiastase handelt. Vergleichende Untersuchungen haben den Nachweis geliefert, daß bei dieser Auflösung der Bakterienleiber es sich unmöglich um eine Selbstverdauung der letzteren handeln kann. So ist die Wirkung der Amibodiastase am sichersten gegenüber Colibacillen, welche einer Selbstverdauungskraft vollkommen entbehren. Es ist sehr bemerkenswert, daß es Mouron niemals gelang, eine Verdauung lebender Colibacillen durch die Amibodiastase zu erzielen. Man darf aber daraus noch durchaus nicht den Schluß ziehen, daß lebende Amöben imstande wären, sich ausschließlich mit toten Bakterien zu ernähren. Aus oben von Mouron sicher- gestellten Tatsachen hätte man vielleicht ersehen wollen, daß die zur Nahrung von Amöben ‚dienenden Organismen erst außerhalb des Amöbenkörpers abgetötet werden müssen, um dann der Enzym- wirkung innerhalb der Nahrungsvakuolen unterworfen zu werden. In der Wirklichkeit muß man eher annehmen, daß bei der Behandlung der Amöbenleiber behufs Darstellung der Amibodiastase, nur ein Teil der wirkenden Enzyme ins Freie gelangt, welcher nur hinreicht, um abgetötete Bakterien anzugreifen. Das Suchen nach Einzymen, welche imstande wären, Stärke oder Fette zu verdauen, hat bis jetzt ausschließlich zu negativen Re- sultaten geführt. Es gelang bisher nur die proteolytische Amibo- Die Lehre von den Phagocyten und deren experimentelle Grundlagen. 663 diastase zu erhalten, welche sicherlich eine große Analogie mit Plasmodienenzymen aufweist und welche ebenfalls sehr nahe ver- wandt mit Verdauungsfermenten anderer Protozoön ist. Amöben, wie Wurzelfüßler (Rhizopoden) überhaupt, sind als echte Phagocyten aufzufassen, weil es lebende Wesen sind, welche Fremd- körper auffressen und dieselben intracellulär verdauen. Ueberaus die meisten Infusionstierchen müssen ebenfalls zur Kategorie selbst- ständig lebender Phagocyten mitgerechnet werden. Sowohl die geißel- tragenden (Flagellata), als die höher stehenden wimpertragenden (Ciliata) Infusorien ernähren sich nur in seltenen Fällen ausschließ- lich mit außerhalb ihres Körpers aufgelösten Substanzen. Bei weitem die allergrößte Mehrzahl fangen lebende Nahrung auf, um dieselbe intracellulär, innerhalb der Nahrungsvakuolen, zu verdauen. Die höher als Rhizopoden organisierten Infusorien besitzen eine Mund- öffnung, durch welche die feste Nahrung in das Innere des Proto- plasmaleibes befördert wird, :wo sie, von einer Flüssigkeit umgeben, als kleine Klumpen innerhalb der Vakuolen auftritt. Die aufgenomme- nen Körper werden nur teilweise verdaut, so dab eine große Menge Exkremente gebildet wird, welche durch eine präformierte After- ölfnung nach außen ausgestoßen werden. Es ist schon seit geraumer Zeit bekannt, daß die Nahrungs- vakuolen bei Infusorien eine deutlich saure Reaktion besitzen. Die aufgenommenen Lackmuskörner werden binnen kurzem rot verfärbt; die Alizarinsulfosäure zeigt ebenfalls eine ausgesprochene saure Re- aktion, indem sie einen zitronengelben Farbenton annimmt. Mit Neutralrot werden die Vakuolen sofort purpurrot gefärbt, was die- selbe Bedeutung hat. Dies ist die Regel für die größte Mehrzahl der Infusorien, wie es sehr leicht an Vorticellen und Paramäcien beobachtet werden kann. Diese Regel ist aber keine absolute. Bei einigen Infusorien, wie z. B. bei Nassula elegans, weisen die Nah- rungsvakuolen eine unzweifelhaft alkalische Reaktion auf. Es ge- nügt auf einen Tropfen Wasser, in welchem lebende Nassula schwim- men, etwas einprozentiger Neutralrotlösung hinzufügen, um die mei- sten Nahrungsvakuolen alsbald deutlich braun zu färben. Dieser braune Farbenton ist eben sehr charakteristisch für Alkalien. (Fig. 2.15) NIRENSTEIN!® konnte feststellen, daß die Reaktion innerhalb der Nahrungsvakuolen stark wechseln kann. Anfangs sauer, kann sie bald deutlich alkalisch werden. Er glaubt, daß ausgeschiedene Säure zur Abtötung aufgenommener Bakterien und anderer, zur Nahrung dienender Organismen dient, während das Alkali die ver- dauende Wirkung eines intracellulären Enzyms befördert. Was diese Enzyme betrifft, so konnte ein solches erst vor weni- gen Jahren von Mexsnır und Mouron!* aus dem Leibe von Para- mäcien dargestellt werden. Während die meisten Protozoön als selbständig lebende Phago- cyten aufgefaßt werden müssen, müssen die größte Mehrzahl mehr- zelliger Tiere (Metazoön) als Organismen in Anspruch genommen werden, welche eine mehr oder weniger größere Menge Phagocyten enthalten. Tiere, welche solcher Freßzellen vollkommen entbehren, sind jedenfalls als seltene Ausnahmen zu betrachten. Bei vielen Wirbellosen ist das gesamte Verdauungsepithel des Intestinaltractus aus sessilen Phagocyten zusammengesetzt. Dazu gehören Schwämme 664 ErıAs METSCHNIKOFF, (Spongien), die meisten Nesseltiere (Oölenteraten) und Strudelwürmer (Turbellarien). Die aufgenommene Nahrung wird entweder von ein- zelnen mit amöboiden Ausläufern versehenen Epithelphagocyten aufgenommen, oder die letzteren verschmelzen miteinander, um einen srößeren Fremdkörper vollständig zu um- wickeln. Es entstehen dabei wahre Plasmodlen. welche auffallend an die Plasmodien der Myxo- myceten erinnern. Die auffallendsten Beispiele kann man bei Siphonophoren und den sog. Turbellaria Acoela beobachten. Die ersteren sind ausgesprochene hRaubtiere, welche mit ihren Nesselfäden befähigt sind, verschiedene Seetiere, z. B. ganze Ürustaceen, aufzufangen und in ihre Verdauungsorgane zu befördern. Unter solchen Bedingungen wird die Nahrung von einer ganzen heihe amöboider Entoderm- Fig. 2. Nas elegans Phagocyten umflossen, welche sich zu sehr mit einer 1-proz. Lösung großen Protoplasmamassen verschmelzen, in von Neutralrotbehandelt. denen die Verdauung vollzogen wird. Bei den Acoela besteht der Darm aus einem wahren Plasmodium, d. h. er wird repräsentiert durch eine Masse vollständig miteinander verschmolzener Zellen, von denen nur die Kerne einzeln bleiben. Das gesamte Bild ähnelt durchaus dem Endoplasma höherer Infusorien, mit welchem der Acölendarm in früheren Zeiten mehrmals verglichen wurde. n Von den Vorgängen der intracellulären Verdauung bei Wirbel- losen sind diejenigen, welche sich in Entodermphagocyten der Akti- nien abspielen, am besten bekannt. Diese schönen Seetiere fangen ihre Beute mittelst ihrer Tentakeln und verschlucken dieselbe in eine umfangreiche Verdauungskammer, welche mit einer Menge sog. Mes- enterialfäden versehen ist. Die Mesenterialfäden sind mit einem dem Entoderm angehörigen Epithel ausgekleidet, welches lange Proto- plasmafortsätze aussendet, die zur Aufnahme der Nahrungspartikel- chen dienen. Seit lange suchte man den Mechanismus der Verdauung bei Akti- nien näher zu eruieren; man konnte aber zu keinem sicheren Schlusse kommen, da es unmöglich war, in deren Verdauungshöhle wirksame Verdauungssäfte aufzufinden. Erst später!? gelang es mir festzu- stellen, daß die Aktinien ihre Nahrung gar nicht mit Hilfe abge- sonderter Sekrete, sondern ausschließlich intracellulär verdauen. Wenn man Krebsmuskel oder andere Nahrung, mit Karminpulver bestreut, Aktinien darreicht, so wird-man kurze Zeit darauf Bruchstücke der Muskelfasern nebst Karminkörnchen im Innern der Entodermzellen von Mesenterialfäden auffinden. Diese zelligen Elemente müssen dem- nach als echte Phagocyten aufgefaßt werden. Wenn man anstatt Karminpulver einige feine Körnchen von blauem Lackmus hinzusetzt, so wird man bald darauf Mesenterial- fäden rosa oder violett gefärbt sehen. Diese Reaktion beweist uns, daß die intracelluläre Verdauung bei Aktinien im schwach sauren Me- dium erfolgt. MesnıL15, welcher eine genauere Untersuchung über die Ver- dauungstätigkeit der Exkrete aus Mesenterialfäden anstellte, gelang Die Lehre von den Phagoceyten und deren experimentelle Grundlagen. 665 es, unzweideutig ausgesprochene Fermentwirkungen derselben zu Kon- statieren. Diese Extrakte sind besonders wirksam den Albuminoid- substanzen gegenüber. Fibrin und geronnenes Eiweiß können von den- selben sowohl im neutralen, als im schwach sauren oder schwach alka- lischen Medium verdaut werden. Das dabei wirksame Enzym, mit dem Namen Aktinodiastase bezeichnet, erinnert auffallend an Amibodiastase und an andere zur Trypsingruppe gehörende Enzyme. Die Aktinodiastase verdaut gut bei 15—20°, d. h. einer 'Tempe- ratur, bei welcher Aktinien in der freien Natur ihre Nahrung aus- nutzen. Aber die günstigste Temperatur bei den Versuchen in vitro hat sich bei 360—45° ergeben. Höhere Temperaturen üben eine ab- schwächende Wirkung aus und bei 55°—60° hört die Verdauung mittelst Aktinodiastase, ebenso wie es für Amibodiastase der Fall war, vollkommen auf. Unter den Produkten der Verdauung mit Mesenterialfädenextrakten hat man außer Peptonen noch Tyrosin und Proteinchromogene aufgefunden. Durch die Versuche an Amöben und Aktinien hat man den besten Beweis dafür geliefert, daß die intracelluläre Verdauung eine aus- gesprochen enzymatische ist, die sich von der gewöhnlichen Verdauung bei höheren Tieren hauptsächlich dadurch unterscheidet, daß die ver- dauenden Fermente nicht nach außen ausgeschieden werden, sondern im Innern der dieselben produzierenden Zellen zur Wirkung ge- langen. Unter den niederen Tieren haben für die Lehre der Phagocyten die Spongien eine ganz hervorragende Bedeutung, da bei diesen Wirbellosen die verdauende Tätigkeit der Phagocyten sich nicht nur auf intestinale Epithelien, sondern auch auf bewegliche Bindegewebs- zellen der mittleren Körperschicht ausdehnt. Durch die starken Wimperbewegungen der geißeltragenden Entodermzellen wird bei Spongien ein rascher Fluß gebildet, welcher dazu dient, um kleine im Wasser suspendierte Körper in den Organismus der Spongien zu be- fördern. Dabei werden kleinere Gegenstände, wie einzellige Algen oder andere niedere Organismen, ins Innere sowohl der Entoderm- zellen aufgenommen, als auch von zahlreichen amöboiden Mesoderm- elementen aufgefressen. Es ist sehr auffallend, daß diese zwei Haupt- schichten, Entoderm und Mesoderm, nicht streng voneinander ge- schieden sind, so daß Fremdkörper mit Leichtigkeit aus der ‚„Darm- höhle“ in das Stützgewebe des Körpers eindringen. Es ist etwa so, als ob die von uns aufgegessene Nahrung aus dem Darminhalte in die Bauchhöhle und in die Lymphgefäße ungestört passierte. Während nun die intracelluläre Verdauung im Epithel des Darm- kanals sich nur bei niederen Wirbellosen konserviert hat, bei höheren Wirbellosen (Arthropoden, die meisten Würmer und Weichtiere), so- wie bei sämtlichen Wirbeltieren dagegen durch extracelluläre Ver- dauung ersetzt wurde, hat sich die verdauende Funktion der beweg- lichen Mesodermzellen in dem gesamten Tierreiche, den Menschen nicht ausgeschlossen, erhalten. Die Entodermphagocyten haben allmäh- lich die Fähigkeiten verloren, Fremdkörper ins Innere aufzunehmen und in den Nahrungsvakuolen zu verdauen; sie haben sich zu Drüsen- zellen umgewandelt, welche die von ihnen bereiteten Verdauungs- sekrete nach außen ausscheiden. Mit dem Aufhören der Phagocyten- tätigkeit haben die Darmepithelzellen auch ihre Fähigkeit, amöboide 666 ErLıas METSCHNIKOFF, Ausläufer auszusenden, verloren. Die intracelluläre Verdauung ist unter solchen Bedingungen zu einer extracellulären geworden. Im Bereiche des Mesoderms sind dagegen die ursprünglichen Ver- hältnisse bestehen geblieben. Die von außen stammende Nahrung kann bei den meisten Tieren nicht mit Leichtigkeit ins Mesoderm- gebiet gelangen, wie es für Spongien die Regel ist, da die Verdau- ungsorgane bei ersteren sich streng abgesondert haben. Trotzdem finden die Amöboidzellen des Mesoderms Gelegenheit genug, ver- schiedene feste Körper in sich aufzunehmen und dieselben in ihrem Innern ganz ebenso zu verdauen, wie es Amöben oder Entoderm- phagocyten der Aktinien gegenüber verschiedenen Nahrungsstoffen tun. Nehmen wir an, daß durch einen kleinen Riß in der Darmwand etwas Nahrung in die Bauchhöhle gelangt ist. Sofort sammeln sich um die Fremdkörper eine Menge Amöboidzellen an, welche durch verschiedenartige Leukocyten repräsentiert werden und nun werden die aus der Nahrung stammenden Bestandteile durch diese Phagocyten aufgenommen und soweit wie möglich umgeändert, verdaut. Dieser Prozeß wird gewöhnlich als „Resorption“ bezeichnet, aber ist im Grunde genommen nichts anderes als eine intracelluläre Verdauung im Innern von beweglichen Mesodermzellen. Wenn bei einer chirurgischen Operation Catgutfäden in den menschlichen Organismus eingenäht werden, so werden sie binnen kurz oder lang ebenfalls „resorbiert“. Das genaue Studium der dabei stattfindenden Vorgänge beweist sehr deutlich, daß es sich wieder um eine intracelluläre Aufnahme resp. Verdauung von Fremd- körpern im Innern der mesodermalen Phagocyten handelt. Damit dem Leser kein Zweifel mehr bleibt, daß die Resorptions- vorgänge sich einfach auf die intracelluläre Verdauung seitens der Phagocyten reduzieren, ist es notwendig, etwas näher auf die dabei stattfindenden Erscheinungen einzugehen. Ill. Rolle der Phagoeyten bei der Resorption korpuskulärer Elemente. Die mannigfachsten KResorptionserscheinungen fester Körper kommen im menschlichen sowohl wie im tierischen Körper alltäglich vor. So sehen wir in jedem Milzpräparate eine Menge sog. blut- körperchenhaltiger Zellen, welche nichts anderes sind als mit roten Blutkörperchen angefüllte amöboide Pulpazellen der Milz. In den Lymphdrüsen ist der gleiche Befund ebenfalls sehr häufig. Die Mes- enterialdrüsen sind oft rot oder rosa gefärbt, da sie eine Menge solcher blutkörperchenhaltiger Amöboidzellen enthalten. Bei größeren oder kleineren Blutergüssen, sowohl unter der Haut als in den Körperhöhlen, werden die ausgeflossenen Blutkörperchen von den amöboidbeweglichen Leukocyten aufgenommen und in ihrem Innern mehr oder weniger vollständig aufgelöst. Neben solchen, zwar sehr häufigen oder fast konstanten, Re- sorptionserscheinungen, welche indessen eine Art Zufall repräsentieren, fehlt es nicht bei niederen wie bei höheren Tieren, inklusive den Men- schen, an solchen, welche einen vollkommen normalen, physiologischen Charakter dokumentieren. So erleiden viele Wirbellosen und Wirbel- tiere eine mehr oder weniger vollkommene Metamorphose ihres Kör- Die Lehre von den Phagocyten und deren experimentelle Grundlagen. 667 perbaues und ihrer inneren Organisation, wobei viele Organe und Gewebe durch Resorption zugrunde gerichtet werden. Am einfachsten sind diese Erscheinungen bei niederen Wirbel- losen zu eruieren. Zuerst sind sie von mir bei Echinodermen, nament- lich Holothurien, untersucht. Man weiß seit den epochemachenden Entdeckungen von Jomannes Mürter!6, daß die schwerfälligen, auf denı Meerboden stille lebenden Holothurien, oder Seewalzen, im Lar- venzustande als sehr zierliche, durchsichtige und auf der Meeres- oberfläche schwimmende Tierchen auftreten. Beim ersten Blick hätte man ebensowenig diese, als Aurikularien bezeichneten Larven für einen Jugendzustand der Holothurien, wie etwa schwerfällige Rau- pen für Schmetterlingslarven halten können. Und trotzdem ist es un- widerruflich festgestellt worden, daß Aurikularien sich wirklich ın Holothurien verwandeln. Dabei gehen viele Larvenorgane, nament- lich die mit Wimperhaaren ausgestatteten flügelförmigen Gebilde, vollständig verloren. Dies geschieht in der Weise, daß eine Menge Wanderzellen, welche zeitlebens in der Leibeshöhle nach Art der Lymphkörperchen leben, an die Wimperorgane herannahen und sie mit großer Schnelligkeit auffressen. Die dabei stattfindenden Vor- gänge lassen sich am besten mit der Nahrungsaufnahme und der intra- cellulären Verdauung seitens der Amöben vergleichen. Der Verlust der Bewegungsorgane hat zur Folge, daß die verwandelten Aurikularien zum Meerboden fallen und dort eine für sie ganz neue Lebens- weise zu führen anfangen. - Nachdem der wesentliche Vorgang der Metamorphose der Echino- dermen (Holothurien, Seesterne u. a.) auf eine Resorptionstätigkeit seitens der Phagocyten zurückgeführt wurde, konnte man auch das Studium anderer Verwandlungserscheinungen in der Tierreihe an- greifen. In dieser Beziehung sind die besten Ermittlungen über die Metamorphose verschiedener Insekten gewonnen worden. Die gewöhnlichen Fliegen eignen sich sehr für derartige Unter- suchungen. Die jedem so wohlbekannten Fliegenmaden verpuppen sich mit großer Schnelligkeit, wobei der größte Teil der Larven- organe zugrunde geht und sich in eine rahmartige Masse ver- wandelt. Fast vor 50 Jahren hat der berühmte Freiburger Zoo- loge Weısmann!? die Metamorphose der Dipteren beschrieben und dabei eines merkwürdigen Phänomens, das er als Histolyse be- zeichnet hat, Erwähnung getan. Mehrere innere Organe, namentlich die quergestreiften Muskeln, zerfallen in eine Art Blastem, aus welchem sich dann neue Zellen bilden. Es entstehen Konglomerate dieses Blastems, sog. Körnchenkugeln, welche keinen Nucleus be- sitzen. Dieser bildet sich erst später, und zwar, nach der Annahme von WEISMANN, durch eine Art Generatio aequivoca, worauf nun neue Gewebe sich entwickeln. Es ist wohl der letzte Versuch gewesen, Zellen nicht aus vorher- gehenden zelligen Elementen, sondern aus einer unorganisierten Sub- stanz herzuleiten, in Widerspruch mit der berühmten These VırcHows „Omne cellula e cellula“. Fast zwanzig Jahre blieben die von Weısmann beschriebenen merkwürdigen Tatsachen unaufgeklärt, bis nun fast gleichzeitig A. KowaLewskyY!3 und van Rexzs!? dieselben im Sinne der Phagocytenlehre gedeutet hatten. Die Körnchenkugeln der Fliegenpuppen haben sich als kernhaltige Leukocyten erwiesen, welche sich mit einer Menge Gewebepartikeln vollgefressen haben. 668 ELias METSCHNIKOFF, Die Histolyse besteht nach diesen Autoren durchaus nicht in einem Zerfallen unnütz gewordener Gewebe in ein unförmiges Blastem, sondern in einer Aufnahme bestimmter Gewebeteile durch aktiv wir- kende, amöboide farblose Blutkörperchen. Ein solches Resultat hätte vorausgesagt werden können nach den bei der Metamorphose der Holothurien und Seesterne konstatierten Tatsachen. In beiden Fällen werden gewisse Organe durch Phago- cytose vernichtet und intracellulär verdaut. Im Laufe der letzten Decennien entstand nun eine ganze Litera- tur über die Verwandlung der Insekten, in welcher man die Frage über das Verschwinden der Larvenorgane auf das lebhafteste dis- kutierte. Einige Forscher äußerten sich in dieser Bezielıung ganz im Geiste der Theorie der Phagocyten, indem sie annahmen, daß die inneren Organe, welche bei der Metamorphose zugrunde gehen, von diesen Freßzellen resorbiert werden. Andere Beobachter, unter welchen ich KoROTNEFF?', KARAWAIEFF?l, NOETZEL??, TERRE?2? und BErLEsE?* zitiere, konnten den Phagocyten eine untergeordnete oder sogar gar keine Bedeutung vindizieren. Nun kompliziert sich die Sache dadurch, daß es in einigen Fällen, wie z. B. bei Fliegen, Leukocyten sind, welche verschiedene Larvenorgane, wie Muskeln, Speicheldrü- sen u. a. auffressen, während bei anderen Insekten die Phagocytose durch besondere sessile Phagocyten bewerkstelligt wird. So werden die quergestreiften Muskelfasern in einigen Beispielen nicht durch ein- gewanderte Leukocyten, sondern durch sarkoplastische Muskelelemente selbst vernichtet. Es gibt sicherlich auch Fälle, wo beiderlei Phago- cytenarten, d. h. sowohl Leukocyten, als auch Sarkoplasmazellen an der Vernichtung der quergstreiften Muskelsubstanz teilnehmen. Zoologen, welche bei der Metamorphose der Schmetterlinge, z. B. der Motten. nach ganz solchen Bildern suchten, wie diejenigen, welche van Rees und Kowarzwsky bei der Fliege beobachteten, glauben in Widerspruch zur gesamten Lehre der Beteiligung der Phagocyten: bei der Insektenmetamorphose auftreten zu müssen. Und dies mit Un- recht, weil sich die Sache dadurch aufklärt ‚daß bei Schmetterlingen es Muskelphagocyten sind, welche die Hauptrolle spielen. Als Kowarrwsky seine Fliegenuntersuchungen in Odessa im Jahre 1883 begann, konnte er zunächst ebenfalls keiner Phagocytose gewahr werden. Aber ein so geübter und scharfer Beobachter konnte nicht lange im Irrtum bleiben. Bald fielen ihm die in die Muskel- substanz eingewanderten Leukocyten auf und verhalfen ihm binnen kurzem die ganze Frage im positiven Sinne zu erledigen. Ich selbst war Zeuge bei diesen Untersuchungen. Die Präparate von Kowa- LEWSKY waren so mustergültig und seine Resultate so sichergestellt, daß es nun ganz unnütz wäre, auf die Einzelheiten der Arbeiten un- erfahrener Anfänger einzugehen, welche die von ihnen beobachteten Bilder nicht richtig auffaßten. Deshalb wollte KowaLEewsky nie mehr, trotz mehrfacher Widersprüche, den Gegenstand von neuem be- arbeiten. Ganz in den letzten Jahren sind einige monographische Arbeiten über die Metamorphose der Insekten erschienen, die wir hier kurz er- wähnen wollen. So hat Ancras?5 die Verwandlung der Wespen und Bienen einer Bearbeitung unterworfen, welche ihn zu dem Resultate Die Lehre von den Phagocyten und deren experimentelle Grundlagen. 669 führte, daß es, neben Phagocytose, noch eine eigentümliche extra- celluläre Auflösung der Larvenorgane gebe, welche er mit dem Na- men „Lyocytose‘ bezeichnete. Dieses Phänomen soll darin be- stehen, daß viele zellige Elemente durch die von Nachbarzellen sezernierten Verdauungsenzyme zugrunde gerichtet werden. In der ganzen Arbeit von Ancras finden wir aber gar keinen Beiweis für die Richtigkeit seiner Anschauung. Als dieser Forscher uns von derselben überzeugen wollte, zeigte er uns Präparate, wo auf Schnit- ten einzelne Fettkörperzellen kernlos erschienen. Es ist jedermann bekannt, daß große Zellen, wie.die soeben erwähnten, auf Schnitten ohne Kern erscheinen können, wenn eben der Schnitt zu dünn ist, um die ganze Zelle zum Vorschein zu bringen. AncLas schloß aber aus solchen Bildern, daß die Zelle ihres Kernes durch „Lyocytose“ ver- lustig wurde, wobei er indessen nicht imstande war, irgendwelche Zwischenstadien der Kernverdauung zu demonstrieren. Etwas später hat ein anderer französischer Forscher, Vanex?6 ın Lyon, eine Arbeit über die Metamorphose der Dipteren veröffentlicht, in welcher er zu beweisen versucht, daß das Verschwinden der Larven- organe bei diesen Insekten zum Teil durch Phagocytose, zum Teil aber durch eine direkte Auflösung stattfinden Kann. Die letztere Art beschreibt er namentlich bei mückenartigen Zweiflüglern, bei wel- chen die Metamorphose lange nicht so vertieft ist, wie bei den eigent- lichen Fliegen. Uebrigens gibt auch VAaney durchaus keinen Beweis für die Existenz der direkten Organauflösung, die er nur aus dem Nichtauffinden der Phagocytose schließt. Ich brauche mich nicht länger bei der Kritik dieser Arbeiten auf- zuhalten, da dieselbe sehr ausführlich und gewissenhaft durch ©. P£rez?? gemacht wurde. Dieser Forscher hat die Metamorphose der Ameisen (Formica rufa) und der Fliegen (Calliphora erythro- cephala) erschöpfend untersucht und dabei eine Menge interessanter Tatsachen festgestellt, deren Richtigkeit er mir und Professor MEsnIL in überzeugendster Weise demonstrieren konnte. Die Erscheinung bei der Verwandlung der Ameisen (ich darf wohl sagen, der Hymenopteren überhaupt) sind lange nicht so durchgrei- fend, wie diejenigen, welche bei der Fliegenmetamorphose stattfinden. Und trotzdem ist die Phagocytose dabei in hervorragender Weise be- teiligt. Pfrez kommt zu dem Schlusse, daß „die Phagocytose ein all- gemeiner Vorgang der Zerstörung ganz spezialisierter innerer Organe, welche bei der Metamorphose verschwinden, zu sein scheint. Die Fälle, wo sie vermißt wird, sind diejenigen, wo wenig spezialisierte Organe sich von neuem anpassen, ohne zerstört zu werden, und welche deshalb in den definitiven Organismus übergehen. Im Grunde ge- nommen, die Phagocytose kommt nicht zur Erscheinung in den Fäl- len, wo es keine Histolyse gibt‘ (p. 387). Was die Ameisen im be- sonderen betrifft, so konnte P£reEz „sich überzeugen, daß die Fett- körperzellen verschwinden und in diesem Falle zur Beute der Phago- cyten werden; oder sie bleiben bestehen und dann werden die in ihnen aufgespeicherten Reservestoffe im Innern der Fettzellen selbst durch eine intracelluläre Verdauung verbraucht. Aber auch in diesem Falle kanı keine Rede von einer Histolyse ohne Phagocytose sein.“ Es ist nicht zu bezweifeln, daß einige äußere Anhänge, wie Schwanzfäden, Antennen u. dergl., bei der Metamorphose direkt ab- gestoßen werden können, ohne daß dabei die Phagocytose irgend eine 670 ELias METSCHNIKOFF, tolle zu spielen braucht. Es ist ferner auch richtig, daß Darmepithe- lien direkt in das Darmlumen. abgestoßen werden. Aber solche Tat- sachen können nicht im geringsten den Schluß beeinträchtigen, daß die bei der Metamorphose zugrunde gehenden inneren Organe auf dem Wege der Phagocytose zum Verschwinden gebracht werden. Die Allgemeingültigkeit der Phagocytose bei der Verwandlung der Wirbellosen kann noch durch deren Beteiligung bei der Zerstörung der Larvenorgane der Ascidien (KowAaLewsky), der Phoronis (RourE) und einiger Crustaceen (ÜAULLERY und MesnıL) unterstützt werden. Was die Wirbeltiere anbetrifft, so ist das beste Beispiel einer sehr durchgreifenden Metamorphose durch die Batrachier (Kröten, Frösche u. dergl.) geliefert. Es ist deshalb nicht zu verwundern, daß seit dem Beginne meiner Phagocytenstudien ich ein ganz besonderes Augenmerk auf die Resorption des Kaulquappenschwanzes richtete. Ich muß gestehen, daß a priori ich erwartete, dabei eine der Entzün- dung sehr ähnliche Erscheinung zu treffen. Ich glaubte, dab folglich die Atrophie der Schwanzmuskeln durch eine starke Einwanderung dieser weißen Blutkörperchen eingeleitet werden müßte. Meine auf diesen Punkt gerichteten Untersuchungen konnten indessen diese Vermutung durchaus nicht bestätigen. Ich war weder imstande eine Randstellung, noch eine Diapedese der Leukocyten im Schwanze der Kaulquappen zu beobachten. Trotzdem konnte ich mit Leichtigkeit mich von der Tatsache überzeugen, daß die vergehenden Larvenmus- keln durch eine unzweifelhafte Phagocytose zugrunde gerichtet wer- den. In meiner ersten diesbezüglichen Veröffentlichung ?3 beschränkte ich mich nur auf die Mitteilung dieser Ermittlung. Erst später konnte ich den Nachweis bringen ?2?, daß bei der Zerstörung der quergestreif- ten Kaulquappenmuskeln eigentümliche Muskelphagocyten ins Werk treten. In mikroskopisch noch durchaus normalen Muskelfasern findet man eine Vergrößerung der Zahl der Muskelkerne nebst dem dieselben umgebenden sog. Sarkoplasma. Auf einmal fangen nun diese Gebilde an, das quergestreifte Myoplasma aufzufressen, was ein Zer- stückeln des ganzen Muskels in eine Anzahl kernhaltiger Sarko- plasten zur Folge hat. Schließlich werden die aufgefressenen Muskel- bruchstücke intracellulär verdaut, worauf die freibeweglichen Muskel- phagocyten in den Lymphsack des Peritoneums übergehen. Obwohl diese Erscheinungen ohne Mühe und mit der größten Präcision ermittelt werden können, so entstand doch eine ganze Pole- mik gegen meine Schlußfolgerungen. Zuerst äußerte Loos?® die Mei- nung, daß die Phagocytose bei der Froschmetamorphose nur eine ganz unbedeutende Rolle spiele, indem über 90 Proz. der Muskel- fasern durch direkte Auflösung in den Körpersäften zugrunde ge- richtet werden. Später kam BarAaıLLon®l mit einer Reihe Publikatio- nen zu dem Resultate, daß Phagocyten, welche als echte Leukocyten aufzufassen wären, nur ganz sekundär an der Muskelvernichtung teilnehmen, während die Muskelfasern ganz primär, unabhängig von Phagocyten zur Degeneration gebracht werden. Um dieser Polemik ein Ende zu bringen, brachte ich in die Pariser biologische Gesellschaft (Societe de Biologie) eine Sammlung meiner diesbezüglichen Präparate und bat die Mitglieder, welche sich ein endgültiges Urteil machen wollten, dieselben mit den in dersel- ben Sitzung demonstrierten Präparaten von BataıLrox zu vergleichen. Es war nicht schwer, von der Richtigkeit der von mir angegebenen Die Lehre von den Phagocyten und deren experimentelle Grundlagen. 671 Tatsachen zu überzeugen. Seitdem hielt ich für überflüssig, neuere Publikationen über den Gegenstand zu machen. Meine eigenen Untersuchungen über die Metamorphose der Stachelhäuter und der Amphibien, sowie das Beschauen mikroskopi- scher Präparate von KowaLEwsKkY und PEREZ, die Insekteumetamor- phose betreffend, lieben bei mir keinen Zweifel darüber, daß die Phagocytose eine ganz allgemeine Bedeutung bei der Resorption von Larvenorganen bei der Verwandlung hat. Anderweitige Ermittelun- sen über die physiologischen Resorptionsvorgänge konnten diese Schlub- folgerungen nur noch stärker unterstützen, SO daß an der Tatsache selbst zu zweifeln unmöglich geworden ist. Nun wäre es höchst wichtig zu ermitteln, aus welchem Grunde die Larvenorgane binnen kurzer Zeit den Phagoeyten zum Opfer fallen. Solange man annehmen konnte, dab die vergänglichen Gewebe zuerst erheblich geschädigt werden und erst dann von Phagocyten aufgefressen werden, mußte man nach Ursachen dieser Abschwächung suchen. Es hat sich aber ergeben, daß, soweit ein Urteil nur mög- lich ist, ganz intakte Muskeln und Drüsen auf einmal von Phagocyten angegriffen werden, so dab bisweilen eine Hälfte des Muskels noch vollkommen ihre normale Beschaffenheit behält, während die andere Hälfte desselben Faserbündels bereits von Phagocyten angegriffen wird. Es ist deshalb der Gedanke nicht abzuweisen, daß Phagocyten in eine gewisse Aufregung gelangen können, wodurch sie anfangen verschiedene Gewebsteile der Larve anzugreifen. Es entsteht somit ein Kampf zwischen den Zellen, wobei nur diejenigen gegen die Phagocyten widerstehen, welche irgendein Mittel dazu haben. Oft schon ist die Vermutung ausgesprochen worden, dab sämtliche Zel- len sich durch irgendwelche Ausscheidungen vor Phagocyten schützen müssen. Sobald diese Quelle versiegt, werden die verteidigungslosen Elemente unrettbar zur Beute der unersättlichen Phagocyten. Daß der Organschwund bei der Metamorphose durch Phagocytose bewerkstelligt wird, steht fest genug. Dab es sich dabei um ein Bei- spiel von intracellulärer Verdauung handelt, ist ebensowenig zu be- zweifeln. Wie aber dieser Vorgang zustande kommt, ist dagegen noch ganz unermittelt. Es ist höchst wahrscheinlich, daß es sich dabei um Enzymbildung im Innern von Phagocyten handelt, ganz ebenso wie wir es bei der intracellulären Verdauung bei Myxomceten, Amöben und Aktinien gesehen haben. Bis jetzt hat man aber diese Vermutung noch nicht durch direkte Tatsachen unterstützt. Es wäre sehr interessant (und wahrscheinlich auch nicht schwer), an massen- haft angelegter Zucht von Fliegenpuppen die Existenz von phago- eytären Enzymen zu demonstrieren. Andere physiologische Erscheinungen, bei welchen atrophische Vorgänge regelmäßig vorkommen, weisen ebenfalls auf bedeutende Phagoeytosis hin. So werden bei der Uterusinvolution nach dem Wochenbette eine Menge rück- bildender Elemente durch reichlich eingewanderte Phagocyten aufgefressen und verdaut. Es geschieht dabei eine wahre Metamorphose der Gebärmutterwandung, mit Wachstum neuer Teile und Atrophie älterer Gewebe. So z. B. hat HELME ®’? bei der Rückbildung der Muskelschicht eine Beteiligung der Phagocyten bei der Resorption zelliger Elemente beobachtet. Indessen, soviel ich weiß, ist. dieses Kapitel noch ungenügend bearbeitet worden. Man hat mehr Erfahrung über die Erscheinungen der senilen Atrophie, welche ebenfalls in die Kategorie physiologischer Vorgänge meistens einge- rechnet wird. Bei höheren Tieren, wie beim Menschen, wird der ganze Organis- 672 ErLıas METSCHNIKOFF, mus bis zu einem gewissen Grade rückgebildet und dessen gesamte Höhe wie das Gewicht einzelner Organe werden im hohen Alter erheblich vermindert. Bei der histologischen Untersuchung seniler Organe ist es schon seit lange aufgefallen, daß deren spezifische Elemente durch Bindegewebe stark ersetzt werden. So werden bei der Involution der Eierstöcke Eizellen allmählich rück- gebildet, während auf ihrer Stelle eine Menge Follikelzellen erscheinen, welche sich schließlich in Bindegewebe umwandeln. Die feineren Vorgänge dieser Atrophje sind in den letzten Jahren mehrmals untersucht und auf ein Auffressen seitens der Phagocyten zurückgeführt worden. So hat MATSCHINSkY°’ in einer in meinem Laboratorium ausgeführten Arbeit die Erscheinungen genauer ver- folgt, unter welchen die Eizellen verschiedener Säugetiere von umgebenden Ele- menten der Granulosa ganz oder teilweise verzehrt werden. Bei den bei seniler Atrophie so hervorragenden Rückbildungserscheinungen der Nervencentra werden Nervenzellen von anliegenden fremdartigen Elementen aufgefressen. Die in hohem Alter vergrößerte Neuroglia liefert sicherlich phago- cytäre Zellen, welche an der Atrophie der edlen Elemente des zentralen Nerven- systems beteiligt sind. Während nun einige Autoren meinen, daß diese Phago- cytose ausschließlich durch Neurogliazellen vollzogen wird, glauben andere viel- mehr, daß dabei nur die aus dem Blute eingewanderten einkernigen Phagoeyten eine Rolle spielen. Diese Frage ist zu schwierig, um ganz endgültig entschieden zu werden. Es scheint mir wahrscheinlich, daß bei der Phagocytose der Nerven- zellen sowohl Neurogliaelemente, als Leukocyten mitwirken. Von einigen Autoren ist die Beteiligung der Phagocytose bei der senilen Rückbildung der Nervenelemente in Zweifel gezogen worden. So hat MARINESsco 34 eine Reihe Beobachtungen mitgeteilt, nach welchen die senilen Nervencentra beim Menschen gar keine Neurophagie aufweisen sollen. Zum Beweis schickte mir Herr MAaRIıNESsco eine Anzahl Präparate von senilen Rückenmarken, auf welchen allerdings von einer Phagocytose so gut wie gar nichts zu sehen war. Indessen muß es nicht außer acht gelassen werden, daß es gerade das Gehirn ist, an welchem die senilen Rückbildungserscheinungen am meisten hervortreten. Und nun der erste Fall, den ich untersuchen konnte, zeigte mir schon, ganz entgegen der Meinung von MARINESCco, ganz hervorragende Phagocytosebilder. Es handelte sich um das Gehirn einer über 90 Jahre alten Frau, welches ich mit Herrn WEINBERG zu untersuchen bekam. Auf vom letzteren sorgfältig präparierten Schnitten aus mehreren Regionen der großen Hemisphären konnte man eine sehr große Menge im Auffressen betroffener Nervenzellen wahr- nehmen. In der letzten Zeit habe ich das Gehirn einer über. 90 Jahre alten Frau untersucht. Die Sektion ist wenige Stunden nach dem Tode vorgenommen und die Organe im besten Zustande erhalten worden. Nun war es sehr leicht, eine ausgiebige Neuronophagie der Nervenzellen der Gehirnwindungen durch Neurogliaelemente wahrzunehmen. Dasselbe konnte ich bei einem an Erysipelas gestorbenen 87-jährigen Greis konstatieren. Diese Befunde können unter anderem dazu dienen, um die Einwände seitens mehrerer Pathologen zu entkräftigen. HANSEMANN 5, sein Schüler SaıGo3® und RıBBERT 37 behaupten, daß die Neurono- phagie der Nervenzellen in keiner bestimmten Beziehung zur senilen Degene- ration steht, weil diese Erscheinung bei manchen Greisen fehlt, während sie dagegen bisweilen bei jungen Leuten zum Vorschein kommt. Es ist natürlich nicht ausgeschlossen, daß es alte Menschen geben kann, bei denen das Gehirn sich gut erhalten hat, wie denn überhaupt die senilen Erscheinungen eine sehr starke individuelle Variabilität aufweisen. Man weiß, daß es neben Greisen, welche in intellektueller Beziehung sehr stark heruntergekommen sind, auch andere gibt, welche bis 100 Jahre und darüber noch eine hohe geistige Ent- wickelung offenbaren. Auf der anderen Seite können junge Leute, welche Infektionen zum Opfer gefallen sind, analoge Erscheinungen der Neuronophagie aufweisen, wie sie beim Altern regelmäßig vorkommen. Um diesen Satz zu bekräftigen, brauche ich nur auf die Befunde bei an Tollwut erkrankten Hunden hinzuweisen. Vor mehreren Jahren haben van GE- HUCHTEN und NELISS zur Diagnostik dieser Krankheit nach dem Tode die Untersuchung der Nervenzellen von Spinalganglien vorgeschlagen. Diese Zellen weisen nämlich bei der Rabies eine sehr starke Neuronophagie durch umliegende runde Elemente auf. Nun konnte später VALLER?8 feststellen, daß genau solche Degenerationserscheinungen auch bei alten Hunden regelmäßig vorkommen, wes- halb man bei der Feststellung der Diagnose auf diesen Umstand besonders auf- merksam sein muß. Die Lehre von den Phagocyten und deren experimentelle Grundlagen. 673 Bei alten Tieren, Hunden, sowohl wie Pferden, Mäusen, Papageien *), ist die Phagocytose der Nervenzellen sehr stark ausgesprochen. In anderen Organen des senilen Organismus findet man ähnliche Rück- bildungserscheinungen, welche indessen viel schwächer ausgesprochen sind. Bei alten Hunden konnte PORCHER®® in den Nieren multiple ausgesäte Herde be- obachten, welche aus ein- und mehrkernigen Phagocyten bestanden. Sie bildeten einen Zentralpunkt, aus welchem Nierensklerose sich entwickelte. Herr PORCHER übergab mir seine ganze Sammlung Nierenpräparate, an welchen ich mich von der Richtigkeit seiner Angaben leicht überzeugen konnte. Die bei der senilen Atrophie so allgemeinen Erscheinungen der Phago- eytose, welche zur Bindegewebsentartung führt, lassen auf einen Lebenskampf zwischen den edlen Elementen und den niedriger stehenden Phagocyten schließen. Man kann denken, daß, sowohl die ersten durch irgendwelche Schädlichkeit ab- geschwächt werden, es ihnen sofort unmöglich wird, gegenüber den Angriffen der überall vorhandenen Phagocyten standzuhalten. Es ist auch in der Tat sehr wahrscheinlich, daß die senile Phagocytose oft ihren Grund in der funktionellen Abschwächung edler Elemente hat. Es ist möglich, daß die letzteren auf- hören ihre Schutzsubstanzen auszuscheiden, worauf sie dann von lhagocyten überfallen werden. Aber es ist auch an eine andere Möglichkeit zu denken. Durch irgendwelche Reize stimuliert, können die Phagocyten verstärkt werden und in diesem Zustande noch lebensfähige edle Zellenelemente angreifen. Für diese Eventualität, deren wir schon bei der Besprechung der Metamorphose- erscheinung Erwähnung taten, spricht besonders das Weißwerden der Haare, welches eins der auffallendesten und frühesten Senilitätsphänomene darstellt. Es konnte von uns festgestellt werden, daß Kopf- ebenso wie Barthaare dadurch weiß werden, daß ihr Pigment von besonderen Phagocyten aufgenommen und weggeschleppt wird. Die Markschicht der Haare beim Menschen, und bei Säugetieren überhaupt, enthält eine ganze Reihe von Zellen, welche lange Zeit ruhig und bewegungslos bleiben. Und nun auf einmal, bei beginnendem Altern, verfallen diese Markzellen, welche ich als Pigmentophagen bezeichnet habe, und die man noch besser als Chromophagen benennen kann, in eine Art Auf- regung. Sie werden beweglich, indem sie Ausläufer aussenden, und wandern in die Rindenschicht der Haare ein, wo sie des ganzen Pigmentes habhaft werden. Bei den im Begriff des Weißwerdens befindlichen Haaren findet man nun ganze Züge solcher Phagocyten, welche sich in die Haut begeben und dorthin das von ihnen aufgenommene Pigment transportieren. Der Mechanismus des Weißwerdens der Haare ist ganz derselbe beim Menschen und beim alten Hunde, was auf seine allgemeine Bedeutung hinweist. Zwei Punkte in dieser Erscheinung verdienen unsere ganz besondere Aufmerk- samkeit. Es ist zunächst die Tatsache, daß es dabei unmöglich ist, an eine Ab- schwächung des Haarpigments zu denken, hervorzuheben. Die Pigmentkörnchen müssen als ganz passive Reservestoffe aufgefaßt werden und die dieselben be- herbergenden Hornzellen der Rindenschicht der Haare sind wohl auch kaum als aktiv lebende Elemente anzusehen. Es ist deshalb viel wahrscheinlicher, daß es sich beim Weißwerden der Haare nicht um eine Abschwächung der Pigment- zellen handelt, sondern um eine starke Aufregung der Chromophagen, welche eine Art Pigmenthunger erleiden und infolgedessen das gesamte ihnen zugäng- liche Pigment auffressen. Es liegt auf der Hand, daß dieser Hunger nach Pigment irgendeine materielle Ursache haben muß, so etwa wie das eigentümliche Verlangen chlo- rotischer Mädchen nach Kohle, Kreide und anderen unnahrhaften Substanzen. Vielleicht kommt es dabei zu einer Art Vergiftungserscheinung, indem die Chromophagen durch irgendwelche im Organismus bereitete Toxine stark auf- geregt werden. Die Atrophie des Haarpigmentes ist noch von einem anderen Gesichts- punkte sehr interessant. Die nähere Untersuchung hat nämlich ergeben, daß Chromophagen aus der MarrıcHischen Schicht stammen und folglich ein Bei- spiel echi ektodermaler Phagocyten darstellen. Dieser Fall ist wohl kein Unikum. Da es höchst wahrscheinlich ist, daß Neurogliazellen phagocytäre Funktion *) Ich will die Gelegenheit benutzen, um auf die Tatsache aufmerksam zu machen, daß bei weißen Mäusen, ebenso wie bei Papageien, die senile Degene- ration, der Nervenzellen gänzlich ohne Pigmentablagerung erfolgt, was genügt, um die kürzlich von RiBBERT verteidigte Theorie des Alterns zu widerlegen. Handbuch der pathogenen Mikroorganismen. 2. Aufl. II. 43 674 ELıas METSCHNIKOFF, ausüben und daß sie ektodermalen Ursprungs sind, so hätten wir hier ein zweites Beispiel von Ektodermphagocyten. Bei niederen Tieren sind ähnliche Tatsachen schon lange bekannt und vor vielen Jahren konnte ich? bereits ekto- dermale Phagocytose bei Hydropolypen und Aktinien konstatieren. Die hohe Bedeutung der phagocytären Tätigkeit bei den Vorgängen der physiologischen Atrophie berechtigen eine solche auch bei manchen Erschei- nungen des pathologischen Gewebeschwundes anzunehmen. ‘Wenn durch Inanition oder durch andere Ursachen verschiedene Zellenelemente in ihrem Umfange ver- ringert werden, so braucht man hier natürlich gar nicht an eine Phagocytose zu denken. Wenn es sich dagegen um eine totale Zerstörung der Zellen und ihren Ersatz durch Bindegewebe handelt, so läßt sich in solchen Fällen gewiß eine Beteiligung der Phagocyten vermuten. Bei verschiedenen Krankheiten des Nervensystems hat man sehr häufig die Atrophie der Nervenzellen durch Phagocytose beobachtet, und zwar in ganz ähn- licher Weise wie diejenige ist, deren wir bei der senilen Degeneration gedacht haben. Bei der progressiven Paralyse*!, bei Epilepsie*?, bei verschiedenen, durch Vergiftung hervorgerufenen Atrophien der Nervenzellen ** hat man überein- stimmend, und zwar sehr häufig, Erscheinungen der Neuronophagie beobachtet, die darin bestehen, daß Nervenzellen von Phagocyten umgeben und zum pro- gressiven Schwund gebracht werden. Mehrere Autoren, wie Krauss“, MARI- NESCO#, NıssL4, ANGLADE & RıspaL“®' sind der Meinung, daß ausschließlich Neurogliazellen als Neuronophagen auftreten. Andere Forscher, unter denen wir VALENZA#S, PuGnAT#, ORR & CowEN’® zitieren können, nehmen an, daß diese Rolle von Leukocyten allein ausgeführt wird. Wie bei der senilen Atrophie, so ist es auch bei diesen pathologischen Vorgängen sehr schwer, die Stellung der Neuronophagen jedesmal mit Sicherheit zu bestimmen. Es ist wohl richtiger an- zunehmen, daß beiderlei Elemente, d. h. Neurogliazellen sowohl wie weiße Blut- körperchen als solche Phagocyten auftreten können. Bei der Atrophie der Nervenfasern ist die Aufnahme zerfallender Bestand- teile durch besondere Zellen bereits vor vielen Jahren von RANVIER°! beschrieben und seitdem durch viele andere Forscher bestätigt worden. Diese Vorgänge müssen ungezwungen als ein Beispiel von Phagocytose angesehen werden. Die Erscheinungen der pathologischen Muskelatrophie lassen sich ebenfalls auf die Phagocytose zurückführen und nur von diesem Standpunkte können sie leicht verstanden werden. Bei Entartungen der quergestreiften Muskelfasern, welche im Laufe verschiedenster akuter und chronischer Krankheiten, wie Trichi- nose oder progressive Muskelatrophie, beobachtet wurden, hat man seit lange die Vermehrung der Muskelkerne als eins der hervorragendsten und frühesten Symptome beschrieben. Dabei wird auch das umgebende Protoplasma bedeutend vergrößert. Hand in Hand mit diesen Erscheinungen findet der Schwund der eigentlichen kontraktilen Substanz statt. Nun sind diese Vorgänge ganz mit den- jenigen in Parallele zu setzen, welche bei der Metamorphose des Kaulquappen- schwanzes oder in anderen Beispielen der physiologischen Muskelatrophie kon- statiert wurden. Sie müssen deshalb alle beisammen in die Kategorie der Muskel- phagocytose eingeschlossen werden, welche nicht durch hinzukommende Leuko- cyten, sondern durch das Sarkoplasma der Muskelfasern bewerkstelligt wird. Zur Zeit als ich diese Art der Phagocytose bei den Larvenmuskeln des Kaul- quappenschwanzes untersuchte, bat ich meinen damaligen Schüler SOouUDAKE- WITSCH 2, die Muskelentartung bei experimenteller Trichinose vergleichend zu be- arbeiten. Das Resultat dieser Arbeit hat eine wesentliche Uebereinstimmung bei- derlei Erscheinungen ergeben. ‚ . Die pathologischen Atrophien anderer Organe, z. B. der Leber und Nieren, sind bis jetzt noch nicht hinreichend untersucht worden, aber aus dem bis jetzt angesammelten Materiale kann man bereits ersehen, daß auch hier die Vorgänge im großen und ganzen ähnlich verlaufen. Die bei Leber- und Niereneirrhose statt- findende Kleinzelleninfiltration muß wohl als eine Ansammlung junger einkerniger Phagoeytsn angesehen werden, welche durch abgeschwächte oder andersartig ver- änderte Drüsenzellen chemotaktisch angelockt werden. Die Freßzellen be- mächtigen sich nun der edleren spezifischen Elemente und verwandeln sich schließlich in Bindegewebe. Es muß hier nämlich mit besonderem Nachdruck hervorgehoben werden, daß bei sämtlichen atrophischen Erscheinungen es sich stets um eine mononukleäre Phagocytose handelt. Seien es Leukocyten oder Neuroglia, oder auch Sarkoplasma und Zellen der Eierstockfollikel, stets sind es einkernige Elemente, welehe andere Gewebszellen auffressen und zum Ver- schwinden bringen. Die Lehre von den Phagocyten und deren experimentelle Grundlagen. 675 Diese fundamentale Tatsache läßt sich am besten auf experimen- tellenı Wege nachweisen. Wenn man künstliche Hämorrhagien er- zeugt, oder fremdartiges Blut oder Organbrei einem Tiere irgend wohin einführt, so wird man stets als Folge davon eine sehr aus- gesprochene Einwanderung von mononukleären Phagocyten beobachten. Zum allergrößten Teil stammen diese aus dem Blute, resp. aus der Lymphe; es ist aber nicht ausgeschlossen, daß wenigstens eine gewisse Anzahl solcher Freßzellen auch anderen Ursprungs ist und etwa aus Endothelien, Pulpazellen der Milz, der Lymphdrüsen und des Knochen- markes herstammen. Es ist bereits vor längerer Zeit von LanGHans5® festgestellt worden, daß Blutextravasate durch amöboide Zellen resorbiert werden, welche sich um das ausgetretene Blut ansammeln. Später ist diese Angabe von allen Seiten bestätigt und das Resorptionsphänomen viel ausführlicher erforscht worden. Wenn man einem Tiere etwas von seinem eigenen Blute in die Bauchhöhle einspritzt, so wird dasselbe einfach durch das Lymphgefäß- system resorbiert, wobei Blutkörperchen direkt in den Kreislauf über- gehen. Dasselbe kommt zustande, wenn man einem Tiere etwas Blut eines anderen Individuums derselben Species einführt. Phagocytose wird unter solchen Verhältnissen nur in geringem Grade wahr- cenommen. Wenn man dagegen andere Zellenarten in die Bauchhöhle derselben Tierspecies einspritzt, so werden die eingeführten Elemente bald von den Phagocyten der Bauchhöhle aufgefangen und intracellulär verdaut. Am besten kann dieser Versuch mit Spermien gemacht werden, weil sie so leicht von anderen Zellen unterschieden werden können. Es genügt nun etwas Sperma in die Bauchhöhle eines Tieres derselben Species einzuspritzen, um bald darauf eine wahre Jagd der Phagocyten gegenüber den Spermien zu beobachten. Beim Einspritzen fremdartigen Blutes oder fremdartiger Zellen überhaupt wird die Phagocytose binnen kurzem begonnen. Die Menge der Leukocyten in der Bauchhöhle erleidet zunächst eine starke Ab- nahme, die aber bald durch einen außerordentlichen Zuwachs dieser Zellen gefolgt wird. Unter den neu hinzukommenden Leukocyten kann man die verschiedenen Repräsentanten weißer Blutkörperchen unter- scheiden; an der Phagocytose beteilen sich aber in ganz hervor- ragender Weise die einkernigen Phagocyten, welche man als Makro- phagen bezeichnet. Die Resorption eigener oder fremdartiger Zellelemente wird nur in sehr untergeordnetem Maße durch sogenannte polynukleäre Leukocyten (Mikrophagen) bewerkstelligt, da sie vorzugsweise das Werk von Makrophagen ist. Die letzteren sind imstande, eine sehr große Menge von Zellen aufzufressen und sie bis zum Verschwinden zu verdauen. Der intime Mechanismus dieser intracellulären Verdauung ist in den letzten Jahren eifrig untersucht worden; indessen sind noch viele denselben betreffende Fragen noch ungenügend bekannt. Es ist sehr wahrscheinlich, daß aufgefressene Zellen durch ein ungeform.es Fer- ment angegriffen werden, welches wir als Cytase bezeichnet haben. Um dieselbe genauer zu untersuchen, ist es ratsam, Extrakte aus solchen Organen zu bereiten, welche größtenteils aus Makrophagen bestehen. Bei Säugetieren sind es namentlich die Lymphdrüsen, das Epiploon und die Milz. Wenn man diese Organe fein zerreibt und mit physiologischer Kochsalzlösung behandelt, bekommt man feinkörnige 45* 676 Erıas METSCHNIKOFF, Emulsionen, welche rote Blutkörperchen verschiedener Wirbeltiere zur Auflösung bringen. Das Hämoglobin geht dabei in Lösung über, so daß nur Stromata und Kerne übrigbleiben. Diese hämolytische Funktion der Makrophagenextrakte beruht auf einer besonderen Substanz, welche durch Erwärmen zerstört wird. Bringt man nämlich die Emulsion der Lymphganglien von Meer- schweinchen auf 56° während einiger Zeit (?/;„—1 Stunde), so verliert sie die Fähigkeit, rote Blutkörperchen aufzulösen. Da diese Eigen- schaft sich im Blutserum wiederholt, welches ebenfalls durch Er- wärmung auf 56° sein hämolytisches Vermögen einbüßt, so war es angezeigt, die Substanz der Makrophagenextrakte mit derjenigen des Blutes zu identifizieren. Auch habe ich die Meinung ausgesprochen, daß es sich in beiden Fällen um ein ungeformtes Ferment, Cytase, handelt. Da dieses Enzym aus Makrophagen stammt, habe ich das- selbe mit dem Namen Makrocytase bezeichnet. Nun ist gleichzeitig von mehreren Seiten behauptet worden, daß die hämolytische Wirkung der Extrakte von Makrophagenorganen, namentlich von Lymphdrüsen, gar nicht durch thermolabile Cytasen, sondern durch ganz andere, nicht enzymartige Substanzen vollzogen wird. So haben ‚Korschun & MoRrGENRoTH°? behauptet, daß die hämolytische Substanz der Lymphdrüsen nicht nur die Erwärmung auf 56° erträgt, sondern sogar durch Siedehitze in ihrer Wirkung durchaus nicht beeinträchtigt wird. Außerdem fanden dieselben Autoren, daß diese Substanz in Alkohol 'löslich ist und sich durch- aus verschieden von echten Oytasen (Alexinen oder Komplementen) verhält. Ganz unabhängig davon haben SAWTSCHENKO & BERDNI- xorr > die Ansicht ausgesprochen, daß die hämolytische Substanz der Lymphdrüsenextrakte nichts mit wirklichen Cytasen zu tun hat. DonaTH & LanpstEIner®® und Domeny°’T sind derselben Meinung. Alle genannten Autoren haben sich scharf gegen meine, durch meinen Schüler TarassewITscH® unterstützte Auffassung ausge- sprochen, nach welcher die Makrophagen der Lymphdrüsen und anderer phagocytären Organe ein thermolabiles Enzym besitzen, die Makrocytase, welche ins Blutserum übergeht und dem letzteren seine hämolytische Kraft verleiht. Da meine Ansicht, sowohl wie diejenige meiner Gegner, durch positive Tatsachen gestützt wurde, so war es klar, daß die Kontro- verse auf irgendeinem Mißverständnisse beruhen mußte. Dies zu erklären hat sich mein Schüler Levapırı5? zum Ziele gestellt. Er wiederholte zuerst die Versuche nach meiner Methode, um später diejenige meiner Widersacher zu prüfen. Es hat sich dabei heraus- gestelli, daß, wenn man Lymphdrüsen von Meerschweinchen frisch behandelt und die Extrakte sofort auf ihre hämolytische Wirkung prüft, der Prozeß gerade so verläuft, wie ich es beschrieben habe 60: fremde Blutkörperchen (ich benutzte diejenigen der Gans) werden binnen kurzem gelöst, wenn die Flüssigkeit vorher nicht erhitzt worden war. In dem Falle dagegen, wenn die letztere einer Tem- peratur von 56° unterworfen wurde, blieb die Auflösung vollständig aus. In den Versuchen, wo Levapırı die Lymphdrüsenextrakte längere Zeit bereitete, indem er zerriebene Organe stundenlang in physio- logischer Kochsalzlösung mazerieren ließ, wurde die Hämolyse durch besondere thermostabile Substanzen bewerkstelligt, welche sich genau Die Lehre von den Phagocyten und deren experimentelle Grundlagen. 677 so verhielten, wie die von KorscHun & MORGENROTH, und anderen oben erwähnten Autoren beschrieben. Levanpırı glaubt, daß diese Substanzen in ihrer chemischen Natur verschieden und zum Teil Amidosäuren, zum Teil aber Fette, resp. Fettsäuren und Seifen sind. Es hat sich somit herausgestellt, dab Makrophagen, d. h. die wirksamen Bestandteile von Lymphdrüsen und anderen phagocytären Organen, ein thermolabiles Enzym enthalten, welches eine Autolyse dieser Zellen bewirkt, wobei unter den neugebildeten Substanzen auch eine Reihe hämolytischer thermostabiler Stoffe entstehen. Daß Lymphdrüsenextrakte wirklich eine Makrocytase erhalten, dies wurde von Levapırı noch dadurch bewiesen, daß die ersteren fähig sind, die durch Erwärmung ihrer Wirksamkeit beraubten Blut- sera vollständig zu reaktivieren. Durch die kurz berichteten Versuche ist somit die Kontroverse in den Angaben verschiedener Forscher erledigt worden. Nichts- destoweniger kann es nicht geleugnet werden, daß in dieser ganzen komplizierten und schwierigen Frage noch manche Punkte einer weiteren Untersuchung bedürfen. Jedenfalls muß es als sicher an- genommen werden, dab. die Makrophagen der Lymphdrüsen und anderer phagocytären Organe verschiedene zellige Elemente, darunter rote una weibe Blutkörperchen, gierig auffressen und einer völligen Verdauung unterwerfen, wobei thermolabile lösliche Enzyme eine hervorragende Rolle erfüllen. Vor kurzem hat KrınG®l versucht, die Frage über die hämo- lytischen Substanzen der Makrophagen durch neue Versuche weiter zu fördern. Indessen erwiesen sich seine Extrakte als unwirksam, was nur die Unzulänglichkeit seiner Technik beweist. Die Makrophagen sind befähigt, die Resorption zelliger Elemente nicht nur in Iymphoiden Organen, sondern auch in Exsudaten zu bewerkstelligen. Es wäre deshalb sehr interessant, die letzteren in bezug auf ihre hämolytischen Eigenschaften zu untersuchen. Bekannt- lich enthalten frisch erzeugte Exsudate viel mehr Mikrophagen (sog. polynukleäre Leukocyten) ais Makrophagen; ältere, mehrere Tage alte Exsudate sind im Gegenteil viel reicher an einkernigen Leuko- cyten. Bei der Untersuchung solcher, vorzugsweise makrophagen- haltiger Exsudate, konnte TarassewiıtschH in einigen Fällen eine aus- gesprochene hämolytische Fähigkeit konstatieren. Leider waren diese Resultate wenig konstant, was wohl darauf beruht, daß in den Fällen, wo Makrophagen reichlich vorkommen, dieselben größtenteils mit Mi- krophagen beladen und deshalb wenig befähigt sind, ihre Cytase an die Flüssigkeit abzugeben. Jedenfalls muß in dieser Richtung noch weiter geforscht werden. Bei Tieren, denen man mehrmals fremdartiges Blut einspritzte, blieb die hämolytische Fähigkeit von Extrakten der Makrophagen- organe (Milz, Epiploon, Lymphdrüsen) unverändert. Es war un- möglich, dabei irgendwelche Anreicherung der hämolytischen Sub- stanz zu konstatieren. Auffallende Veränderungen konnte man da- gegen in der Blutflüssigkeit, resp. im Blutserum solcher Tiere wahr- nehmen. In den Fällen, wo das Blutserum normaler Tiere keine hämolytische Eigen- schaften aufweist, wird eine solche erworben, nachdem man ein oder mehrere Male fremdartiges Blut solchen Tieren einspritzt. Wenn dagegen normale Tiere be- reits imstande sind, fremdartige rote Blutkörperchen aufzulösen, so wird diese 678 Erıas METSCHNIKOFF, hämolytische Fähigkeit viel stärker ausgesprochen, wenn man solche Tiere mit fremdartigem Blute behandelt. Diese fundamentalen Tatsachen sind zuerst in genauer Weise von J. BorpEr‘? in meinem Laboratorium untersucht worden. Dieser Forscher konnte feststellen, daß es sich bei dieser Hämolyse um ein Zu- sammenwirken von zwei Substanzen handelt, welche beide im Blutserum aufgelöst sind. Eine davon — Alexin — findet sich in gleicher Menge im Blutserum normaler und mit fremdartigem Blute behandelter Tiere vor. Es ist eine in chemischer Beziehung unbestimmte Substanz, welche schon bei 55—56° in ihrer Wirkung vollständig zerstört wird. Ihre Labilität ist so bedeutend, daß schon ein Verweilen außerhalb des Organismus binnen wenigen Tagen genügt, damit das Blutserum seine hämolytische Wirksamkeit verliert. Außer dem Alexin gibt es im Blutserum der mit fremdartigem Blute vor- behandelten Tiere eine andere Substanz, welche von BORDET unter dem Namen der sensibilisierenden Substanz (substance sensibilisatrice) bezeichnet wurde. Die- selbe ist viel widerstandsfähiger als das Alexin gegenüber der Erhitzung sowohl, wie gegen viele andere schädliche Einflüsse. Sie bleibt deshalb unverändert in solchen erhitzten oder längere Zeit außerhalb des Organismus bleibenden Sera, welche kein Alexin mehr enthalten. Die sensibilisierende Substanz ist von EHRLICH & MORGENROTH 63 aus- führlich untersucht worden, wobei sie feststellen konnten, daß dieselbe sich auf rote Blutkörperchen fixiert, ohne sie indessen zur Auflösung zu bringen. Die eigentliche Hämolyse wird dagegen durch das thermalabile Alexin bewerkstelligt, welches von EHRLICH unter dem Namen Komplement bezeichnet wird. Das letztere hat keine direkte Verwandtschaft zu roten Blutkörperchen und kann mit denselben sich nur durch Vermittelung der sensibilisierenden Substanz verbinden, welche deshalb von EHRLICH als Amboceptor bezeichnet wird. Nach EHRLICH und MORGENROTH besitzt auch das hämolytische Serum normaler Tiere eben- falls die beiden wirksamen Substanzen, denn keine von ihnen allein ist imstande, rote Blutkörperchen aufzulösen. BORDET faßt den hämolytischen Vorgang in anderer Weise auf. Nach ihm wirkt die sensibilisierende Substanz nicht als ein chemisches Mittelglied zwischen dem Alexin und den Blutkörperchen, sondern als eine Art Beize, welche dann die Blutkörperchen für die Aufnahme des Alexins empfindlicher macht. Um in diesen bedeutungsvollen Ergebnissen das sicher Fest- gestellte und das Hypothetische voneinander zu halten, haben wir vor- geschlagen, das Alexin oder Komplement unter dem Namen Cytase (d. h. zellenlösendes Enzym), die sensibilisierende Substanz oder Am- boceptor dagegen unter dem Namen Fixator zu bezeichnen. Denn es ist ebensowenig zu leugnen, daß die Oytase sich wie ein proteo- lytisches Enzym, wie daß der Fixator sich auf die Blutkörperchen fixiert. Der intime Mechanismus der Wirkung dieser beiden Körper ist dagegen noch nicht einstimmig festgestellt und da die ganze Frage höchst kompliziert und schwierig ist, so gehören dazu noch mannig- faltige neue Untersuchungen. Da der Hauptgegenstand unserer Darstellung die Phagocytose ist, so ist es ganz natürlich, daß wir hier auf die hämolytischen Vorgänge der Blutsera nur so weit eingehen können, als es eben notwendig ist für die Erklärung der Wirksamkeit der Phagocyten bei der Resorption zelliger Elemente. Unsere Hauptfrage ist demnach die, ob die beiden im Blutserum befindlichen hämolytischen Substanzen in irgendeiner Beziehung zu Phagocyten stehen. Da die makrophagenhaltigen Organe einen hämolytischen Körper enthalten und da ein solcher auch in den an Makrophagen reichen Exsudaten vorhanden ist, so ist es a priori wahrscheinlich, daß derselbe mit dem Alexin oder Komplement der Blutsera identisch ist oder wenigstens in dieselbe Kategorie gehört. So haben wir % auch ın unserer zusammenfassenden Darstellung die Sache aufgefaßt. Wir glauben, daß die in Makrophagen der Lymphdrüsen, des Epiploon 2 Die Lehre von den Phagocyten und deren experimentelle Grundlagen. 679 und der Milz befindliche Makrocytase sich auch in den mononukleären Leukocyten des Blutes, der Lymphe und der Exsudate vorfindet und mit der hämolytischen Cytase des Blutserums identisch ist. Wir stützen unsere Ansicht auf folgende Tatsachen. Wenn man einem mit Gänseblut vorbehandelten Meerschweinchen etwas Gänseblutkörperchen in die Bauchhöhle einspritzt, so werden dieselben bald in der Exsudatflüssigkeit aufgelöst, ohne daß es dabei zu einer namhaften Phagocytose kommt. Bei Untersuchung der Peri- tonealflüssigkeit findet man nur wenige Leukocyten und (diese sind meistens in schlechtem Zustande; sie sind unbeweglich, zu Klumpen vereinigt und unfähig Fremdkörper aufzunehmen. Sie befinden sich im Zustande der Phagolyse, bei welcher normale Phagocytose un- möglich ist. Wenn man die Phagolyse beseitigt, durch vorherige Angewöhnung der peritonealen Leukocyten an schädliche Einflüsse (was am besten durch Einspritzung von Bouillon oder physiologischer Kochsalzlösung geschehen kann), und wenn man erst nachher Gänseblut in die Bauchhöhle einführt, dann kommi es fast zu keiner Hämolyse in der Exsudatflüssigkeit. Die Gänseblutkörperchen werden dagegen mit außerordentlicher Geschwindigkeit von zahlreichen, durchaus normalen und tätigen Phagocyten (Makrophagen sowohl wie Mikrophagen ) aufgefressen. Dabei kommt auch die eigentliche Hämolyse zustande; nur wird sie nicht in der Flüssigkeit selbst, sondern ausschließlich im Innern der Phagocyten vollzogen. Die Zusammenstellung dieser Tatsachen gestattet wohl den Schluß, daß die hämolytische Substanz der Exsudatflüssigkeit aus Leukocyten der Bauchhöhle stammt, welche durch Phagolyse stark beschädigt wurden, denn, sobald diese Phagolyse verhindert wird, hört die Hämolyse in der Flüssigkeit seibst auf, um im Innern der Phago- cyten aufzutreten. Da die hämolytische Substanz des Peritoneal- exsudates ganz dieselben Eigenschaften hat wie diejenige des Blut- serums, so ist man gezwungen, in beiden Fällen dieselbe Cytase in Anspruch zu nehmen. Man hat auch viel Gewicht auf die oft be- deutendere hämolytische Kraft des Blutserums im Verhältnis zu der- jenigen einiger Exsudate desselben Tieres gelegt. So hat Saw- TSCHENKO®? sogar durch die Rechnungsmethode nachzuweisen gesucht, dab dıe hämolytische Cytase des Blutserums unmöglich aus Makro- phagen herstammen kann, da es sehr schwach hämolytische Exsudate gibt, in welchen sicherlich eine viel größere Menge Makrophagen als im Blute vorhanden ist. Nun hat aber SAWTSCHENKO in dieser Ueber- legung außer acht gelassen, daß es sich bei diesen Dingen nicht nur um die Quantität, sondern auch um die Qualität der zelligen Elemente handelt. Während die im Blute kreisenden Makrophogen zum größten Teile leer sind, enthalten diejenigen der Exsudate meistens Mikro- phagen. Die Verdauungsprodukte der Exsudatmakrophagen sind somit zum großen Teile schon für die Auflösung verwendet worden. NEUFELD®® stützt seine Meinung, daß Makrophagen keine hämolytische Cytase besitzen, auf die Tatsache, daß die Auflösung roter Blutkörperchen viel langsamer im Innern der Makrophagen als im cytasehaltigen Blutserum erfolgt. Nun darf nicht außer acht gelassen werden, daß die Bedingungen zur Cytasewirkung innerhalb protoplasmatischer Makrophagen ganz andere sind als im wasserreichen Blutserum. Dieser Umstand genügt schon, um den Unterschied in der Schnelligkeit der hämolytischen Wirkung zu erklären. 680 ELiAs METSCHNIKOFF, Man wird wohl kaum paradox klingend oder unwahrscheinlich finden, daß man die Verdauung roter Blutkörperchen durch Makro- phagen Iymphoider Organe auf dieselbe Substanz beziehen will, wie diejenige, welche Verdauung derselben Elemente in den Exsudat- makrophagen besorgt. Ich gestehe auch, daß die ganze Frage noch nicht vollständig erschöpft ist und daß erneute Untersuchungen dar- über noch notwendig sind. Es ist aber trotzdem höchst wahrscheinlich, daß die intracelluläre Resorption roter Blutkörperchen und anderer zelliger Elemente des tierischen und menschlichen Organismus durch Cytase, und zwar durch Makrocytase, bewerkstelligt wird. Nun ist es festgestellt worden, daß Cytase allein nicht imstande ist, körperliche Elemente anzugreifen und daß sie dazu noch einer anderen enzymartigen Substanz, des Fixators, bedürftig ist. Während nun die Cytase in normalem Zustande des Organismus an Phagocyten gebunden ist und sich nur in den Fällen der Phagolyse oder bei der Serumgewinnung befreit, finden sich die Fixatoren beständig in den Flüssigkeiten des Organismus, d. h. im Blutplasma, sowie im Plasma der Lymphe und der Exsudate. Hier interessieren uns nur die Beziehungen, welche zwischen Fixatoren und der Phago- cytose bestehen. Es ist von SAWTSCHENKo®6 zuerst festgestellt und später von TAarAassEwITscH bestätigt worden, daß rote Blutkörperchen, welche mit dem spezifischen Fixator beladen sind, außerordentlich leicht und schnell von Phagocyten (Makrophagen sowohl wie Mikro- phagen) aufgenommen werden. Aeußerlich lassen sich solche Blut- körperchen keineswegs von normalen unterscheiden und trotzdem er- leiden sie unter dem Einflusse der Fixatoren ganz auffallende, aber intime Veränderungen. Der zweite Punkt, der hervorgehoben zu werden verdient, ist die wahrscheinliche Abstammung der Fixatoren. Diese Frage wird aus- führlicher in einem der nächsten Kapitel besprochen; hier genügt es nur darauf hinzuweisen, daß Zellen, welche Fixatoren als Se- oder Exkretionsprodukt ausscheiden, höchst wahrscheinlich in die Kategorie der Phagocyten gehören. Dieser Ausscheidungsvorgang erfolgt unter ganz normalen Verhältnissen, so daß es leicht begreiflich ist, dab die meisten Flüssigkeiten des Organismus (das Augenwasser macht fast die einzige Ausnahme aus dieser Regel) mehr oder weniger Fixatoren enthalten. So leicht die Konstatierung der Phagocytose durch Makrophagen ist, so schwer ist es, die Analyse der feineren Vorgänge bei der Ver- dauung aufgefressener Elemente zu geben. Hier ist noch ein weites Feld für künftige Forschung vorbehalten. In letzterer Zeit hat SAWTISCHENKO®? darauf hingewiesen, daß die Aufnahme roter Blut- körperchen durch Makrophagen besonders dadurch erleichtert wird, dab die ersteren infolge eines physikalischen Prozesses an die Ober- fläche der Phagocyten angezogen werden. Wenn wir die Resorptionsvorgänge mannigfaltiger Gewebs- elemente zusammenfassen, so müssen wir vor allem betonen, dab dieselben eine Funktion der Phagocyten sind. Diese Freß- zellen bemächtigen sich unter verschiedenen Umständen anderer Zellen, welche aus demselben oder aus einem fremden Individuum stammen. Man hört oft die Meinung aussprechen, daß die Resorption sich nur auf nachteilig oder unnütz gewordene Ele- mente bezieht und daß es meistenteils abgestorbene Zellen sind, Die Lehre von den Phagocyten und deren experimentelle Grundlagen. 681 deren sich Phagocyten bemächtigen. Diese beiden Ansichten sind in ihrer Allgemeinheit unrichtig. Es ist unzweifelhaft, daß tote Ge- webeelemente mit Leichtigkeit der Phagocytose anheimfallen; aber es ist nicht weniger richtig, daß auch lebendige Zellen von Freßzellen aufgenommen werden können. Den besten Beweis dafür liefern uns lebendige Spermien, deren Kopf von Phagocyten aufgenommen ist, zur Zeit, als der Schwanz noch lebhaft beweglich war. Es ist fernerhin auch richtig, daß viele unnütz gewordene Ge- webe und Organe resorbiert werden. Schwanzmuskeln von Kaul- quappen haben uns ein Beispiel davon geliefert. Und trotzdem gibt es viele durchaus unnützliche Bildungen, welche der Phagocytose widerstehen. So bleiben Augen oder Augenrudimente bei Tieren bestehen, welche in ganz dunklen Höhlungen leben; die Milchdrüsen bei männlichen Individuen liefern uns einen ferneren Beweis, dal unnützliche Organe bestehen können, ohne resorbiert zu werden. Auf der anderen Seite gibt es unzweifelhaft sehr nützliche Ele- mente, welche trotzdem der Phagocytose verfallen. So sehen wir bei vielen atrophischen Krankheiten sder in hohem. Alter eine Menge edler Zellen (Nervenzellen, Muskelfasern u. dgl.) von Phagocyten auf- sefressen. Da die ersteren nur schwer oder gar nicht ersetzt werden können, so ist deren Verlust ganz außerordentlich nachteilig für das Gesamtleben des Organismus. Die soeben mitgeteilten Tatsachen und Ueberlegungen genügen schon, um die so oft wiederholte Meinung zu widerlegen, als ob die Lehre von der Phagocytose eine Art teleologischer Einrichtung im Organismus postuliert. Man wundert sich darüber, daß so einfach ge- baute Zellen wie Phagocyten imstande seien, nützliche Gewebe von unnütz gewordenen oder sogar schädlichen zu unterscheiden und man glaubt. daß ihnen hohe psychische Eigenschaften zugemutet werden. Dies aber beruht auf einer irrtümlichen Auffassung der Phagocyten- lehre. Die letztere nimmt bei Freßzellen eine feine Empfindlichkeit für die äußere Umgebung an, wobei Phagocyten durch positive oder negative Reaktionen antworten. Unter diesen Empfindungen spielen die sog. chemotaktischen die Hauptrolle. Durch chemische Einflüsse gereizt, nähern sich die Phagocyten der Ursache, welche die Reiz- Ww irkung ausgeübt hat; oder die Phagocyten bleiben sanz passiv oder entfernen sich sogar von derselben. Diese Annahme ist aber keine Theorie, sondern ein einfacher Ausdruck der bestehenden Tatsachen. Ebenso wie eine Amöbe oder ein Infusorium sich einigen Substanzen nähern, von anderen dagegen sich entfernen, eine Art Wahl bei der Nahrungsaufnahme aufweisend: ganz ebenso verfahren auch die Phagocyten im Innern des sie beherbergenden Organismus. Die Lehre von den Empfindlichkeiten niederer Organismen und Phagocyten ist auf einer sehr großen Reihe genauer Beobachtungen und Versuche aufgebaut worden, wobei STAHL*, PrEFFER®, LEBER6®, Massart &. CH. BorpErT69 die besten Beweise geliefert haben.. Man hat wohl versucht, die Lehre von den Empfindlichkeiten der Phagocyten in ihrem Ganzen oder in ihren Teilen zu widerlegen, aber es war unmöglich sie zu erschüttern, da sie auf zu fester Basis ruht. Durch ihre Empfindlichkeiten geleitet, nehmen lebende Phago- cyten alles auf, was ihnen nur paßt, ganz unbekümmert darüber, ob sich daraus ein Nutzen oder ein Uebel für den Gesamtorganismus 682 ErLıAs METSCHNIKOFF, ergeben wird. Deshalb kommt es vor, daß die Freßzellen sehr wich- tire Elemente verzehren, ohne welche die Gesundheit und das Leben unmöglich bleiben können. Die Nützlichkeit der Phagocytose in so vielen Fällen erscheint nicht als eine Folge der Voraussicht der Freßzellen. Sie ist vielmehr das Resultat davon, daß die Empfind- lichkeit der Phagocyten derart gerichtet ist, daß sie meistens schäd- liche oder unnützliche Elemente aufnehmen. In den selteneren Fäl- len, wo Phagocyten wichtige Gewebe angreifen, kommt es zur Krank- heit und sogar zum Tode. Die natürliche Auslese muß deshalb ein- schreiten, um die verderbliche Tätigkeit der Phagocytose auszu- schließen und nur deren nützliche Wirkung dauernd zu erhalten. Mit Empfindlichkeit und Beweglichkeit begabt, führen viele Phagocyten ein Wanderleben im Organismus. Sie wechseln oft ihren Platz und sammeln sich an Orten, wo sie ihre Freßlust befriedi- gen können; sie entfernen sich auch von solchen Reizen, welche ihnen nicht zusagen. Man hat schon seit vielen Jahren bemerkt, daß beim Menschen und bei vielen Tieren die Schleimhautoberflächen einen Lieblings- ort der Leukocytenauswanderung darstellen und dab Tonsillen, PEyEr- sche Drüsen und andere Abschnitte der Darmoberfläche durch ganze Züge dieser Phagocyten durchdrungen werden. Diese Erscheinungen sind besonders genau durch StöHr’?® untersucht worden, weshalb sie in der Wissenschaft unter dem Namen des SrtöHrschen Phäno- mens bekannt sind. Sie hängen, wenigstens zum Teil, davon ab, daß unter gewissen Bedingungen Leukocyten ihre normalen Stand- orte verlassen, und sogar außerhalb des dieselben nährenden Organis- mus auswandern. So findet man oft eine Menge Leukocyten im Darmlumen und in der Mundhöhle, von wo sie nach außen aus- geworfen werden. Wir haben im obigen die Phagocyten als verdauende Zellen kennen gelernt, welche entweder die aufgenommene Nahrung aus- nutzen, wie bei Amöben und Aktinien, oder die Resorption ver- schiedenartigst geformter Elemente besorgen. Auch erfüllen sie noch eine wichtige Rolle, indem sie, dank ihrem Auswanderungstriebe, verschiedene Residua aus dem Tierkörper entfernen. Bei mikroskopischer Untersuchung vieler Tiere findet man oft mit verschiedenen Körnchen beladene Zellen, welche durch Schleimhäute oder sogar durch die äußeren Bedeckungen auswandern, um den Organismus ganz zu verlassen. Die eingehendsten Beobachtungen über diesen phagocytären Reinigungsprozeß sind von DurHam ‘1 bei verschiedenen Stachelhäutern gemacht worden. Eine Menge mit Pig- mentkörnchen beladene amöboide Leukocyten wandern durch die Epi- thelschicht nach außen, wodurch die als Extrakte zu deutenden Körn- chen aus dem Organismus entfernt werden. Bei den Ringelwürmern (Anneliden) ist oft konstatiert worden, daß weiße Blutkörperchen die in die Leibeshöhle gelangenden ge- formten Exkrete in sich aufnehmen, um sie dann in die Epidermis zu transportieren. Einige solcher Körnchen bilden dann Haut- pigmente, andere werden ganz entfernt, während noch andere von Phagocyten total verdaut werden. Racovırza'? hat diesbezügliche Beobachtungen an einigen marinem Anneliden (Maldanien), ScHxeI- DER?? an mehreren Arten von Ringelwürmern angestellt. Die Exkre- tionsorgane dieser Tiere, welche einen wimpernden Trichter besitzen, Die Lehre von den Phagocyten und deren experimentelle Grundlagen. 683 enthalten oft eine Anzahl mit Körner beladener Phagocyten. Es handelt sich wiederum um eine Einrichtung, welche den Organismus von geformten Exkreten reinigt. Wir wollen hier nicht ins De- tail dieses Kapitels eingehen, da unser Zweck nur der war, die mannigfaltigsten Funktionen der Phagocyten zum Nutzen des Orga- nismus anzuzeigen und die Rolle der Lebensvorgänge dieser Zellen, namentlich ihrer Empfindlichkeit und Beweglichkeit, zu betonen. IV. Phagocytose bei der natürlichen Immunität gegenüber Infektionskrankheiten. Viele von den in den vorigen Kapiteln zusammengestellten Er- gebnissen sind erst in den letzten Jahren gewonnen worden. Indessen waren mehrere wichtige Tatsachen bereits vor längerer Zeit bekannt. LiEBerkünn ’* hat schon vor 55 Jahren beobachtet, daß Süßwasser- schwämme, Spongillen, eine Menge beweglicher Zellen enthalten, welche in ihr Inneres Fremdstoffe nach Art von Amöben aufneh- nehmen. Das war der Grund, warum er Spongien für Kolonien von Protozoön ansah. Später hat man sich indessen von dem kompli- zierteren Bau dieser Tiere definitiv überzeugt, so daß es notwendig wurde, amöboide Fremdkörper aufnehmende Zellen für Wanderzellen eigentümlicher Art, mitten im Skelettgewebe zu halten. Allmählich wurde die Wahrheit gewonnen, dab bei vielen niede- ren Tieren die gewöhnliche Verdauung eine intracelluläre ist und diese Entdeckung gab Veranlassung, amöboide Darmzellen mit Meso- dermzellen der Spongien näher zu vergleichen 5. Sobald das Resul- tat gewonnen wurde, daß die Resorption korpuskulärer Elemente nichts anderes ist als eine intracelluläre Verdauung, gleich derjeni- ‘gen, mittels welcher viele niedere Tiere sich normal ernähren, so wurde es klar, daß die Phagocytose eine sehr allgemein verbreitete und hochwichtige Einrichtung im Tierreiche darstellt. Zu dieser Schlußfolgerung vor beinahe dreißig Jahren gelanst, wurde es mir auf einmal a priori durchaus wahrscheinlich, daß Phagocyten unter anderem die Rolle haben, den Organismus von frem- den Eindringlingen jeder Art zu befreien. So konnte ich in einer all- gemeinen Sitzung der Versammlung russischer Naturforscher und Aerzte in Odessa, im Jahre 1883, in einem Vortrage „über die Heilkräfte des Organismus“, den Satz aufstellen, daß Phagocyten es sind, welche bei der Heilung von Infektionskrankheiten die Haupt- rolle spielen, indem sie Mikroorganismen in sich aufnehmen und intracellulär verdauen! Ich stützte mich dabei auf allgemeinere Er- scheinungen der Phagocytose und der Resorption korpuskulärer Ele- mente, hatte aber zur Zeit noch keine Beobachtungen über die Be- deutung der Phagocyten in den Infektionskrankheiten, deren Erreger damals zum guten Teil bereits bekannt waren. Erst nachträglich machte ich mich daran, nach positiven Be- weisen für die heilbringende Rolle der Phagocytose zu suchen und konnte ich schon wenige Monate später eine Infektionskrankheit bei kleinen durchsichtigen Süßwasserkrustentieren, den Wasserflöhen, Daphnien, entdecken, welche mich zum gewünschten Ziele führte. Diese Krankheit habe ich zum ersten Mal unter den Daphnien, welche im Aquarium meines verstorbenen Freundes, des berühmten russischen Zoologen ALEXANDER KOWALEWSKY, lebten, entdeckt. Als 684 ErLias METSCHNIKOFF, Ursache davon enthüllte sich ein eigentümlicher Sproßpilz, welcher sich massenhaft in der Leibeshöhle entwickelte und das Krustentier zur Erstickung brachte. Bei näherer Beobachtung konnte ich jedoch wahrnehmen, daß Daphnien sich durchaus nicht passiv dem Mikro- parasiten gegenüber verhalten. Sobald lange nadelförmige Sporen des Sproßpilzes von einer Daphnie mit der Nahrung verschluckt wer- den, gelangen einige davon durch die Darmwand in die Leibeshöhle hinein, wo es sofort zu einem heftigen Kampfe zwischen dem Ein- dringlinge und den beweglichen weißen Blutkörperchen kommt. In sehr vielen Fällen wurden die Pilzsporen von allen Seiten durch amöboide Leukocyten umgeben und derartig verändert, daß von ihnen nur einzelne Körner übrigblieben. Unter solchen Verhältnissen wurde die Daphnie vor einer Infektion geschützt und wenn man dieselbe in reines Wasser brachte, wo keine anderen Parasiten vorhanden waren, dann erholte sie sich ganz gut und konnte sich reichlich ver- mehren. Wenn Daphnien dagegen einer Reinfektion ausgesetzt waren, dann kam es vor, daß einzelne Sporen in der Leibeshöhle freiblie- ben und zur Keimung gelangten. Die Leukocyten setzten ihren Kampf fort, indem sie die jungen Keimlinge verfolgten und in ihr Inneres auf- nahmen. Aber die Sproßpilzzellen nahmen überhand, dank einer gelösten Substanz, welche Leukocyten abtötete und zur vollkomme- nen Auflösung brachte. Nach einiger Zeit verschwanden sämtliche Blutkörperchen bei der kranken Daphnie und wurden durch sich stark vermehrende Pilzzellen ersetzt. In solchen Fällen entwickelte sich eine mörderische Septikämie, an welcher die Tiere bald zugrunde gingen. Die Erscheinungen, die ich hier summarisch wiedergegeben und die ich ausführlich in einer speziellen Arbeit‘% veröffentlicht habe, konnte am lebenden Tiere unter dem Mikroskope direkt mit dem Auge verfolgt werden. Bei der verhältnismäßig einfachen Organisa- tion der Daphnien konnte man ohne Mühe zu ganz positiven Er- gebnissen gelangen und so bekam ich den ersten sicheren Grund- stein für die Lehre über die Rolle der Phagocyten bei Infektions- krankheiten. Später, als diese Lehre von allen Seiten angegriffen wurde und als ich mich fragen mußte, ob ich denn wirklich einen Irr- weg betreten habe, genügte es, an die Sproßpilzkrankheit der Daphnien zu denken, um sich auf einem ganz sicheren, festen Boden zu fühlen. Nun war es augenklar, daß biologische Erscheinungen der niede- ren Tierwelt, so gut und sicher konstatiert sie sein mögen, nicht im- stande sind, die Vorgänge bei Säugetieren überhaupt und beim Men- schen insbesondere genügend aufzuklären. Ich mußte nun zu den Krankheiten höherer Tiere übergehen und die Wahl konnte selbst- verständlich zu damaliger Zeit nur auf den Milzbrand fallen. Nach der ersten Orientierung über den Gegenstand und nach den wie- derholten Versuchen bei verschiedenartigen Wirbeltieren konnte ich nicht lange daran zweifeln, daß auch bei dieser Infektionskrankheit die tatsächlichen Verhältnisse im großen und ganzen mit den Forde- rungen der Phagocytentheorie gut übereinstimmen. Auf demselben Kongresse in Odessa im August 1883, wo ich zuerst meine Lehre entwickelt hatte, demonstrierte der bekannte Warschauer Histologe, Prof. Hoyer, Präparate von Organen an Milz- brand gestorbener Laboratoriumstiere. Auf schönen, doppelt gefärb- ten Scnitten konnte man, neben einer Masse Milzbrandbacillen, an-_ Die Lehre von den Phagocyten und deren experimentelle Grundlagen. 685 scheinend intakte und ganz leere Milzzellen beobachten. Von allen Seiten fragte man, wie kommt es denn, daß in einem solchem Falle keine Phagocytose wahrzunehmen war. Darauf zu antworten, mußte man die Beziehungen zwischen Bakteridien und den Körperzellen überhaupt und den Phagocyten insbesondere einer genauen Unter- suchung unterwerfen. Sobald ich einer Milzbrandkultur habhaft wer- den konnte (was damals noch nicht so leicht war), setzte ich mich sofort an die Arbeit, um Schritt für Schritt die Erscheinungen der experimentellen Milzbrandseptikämie bei verschiedenen Tieren zu ver- folgen. Es ergab sich bald als allgemeines Resultat, daß die Phago- cytose nur dann vorkommt, wenn der tierische Organismus einen mehr oder weniger starken Widerstand gegenüber der Bacilleninvasion aufweist. In den Fällen der natürlichen Immunität, wie eine solche bei Hunden und Fröschen aufzuzeichnen ist, ist die Aufnahme der Bakteridien durch Phagocyten eine sehr starke, während bei 'Tieren, welche die größte Empfänglichkeit für Milzbrand zeigen, wie Meer- schweinchen und Mäuse, Phagocytose nur als Ausnalmeerscheinung vorkommt. Einige Arten, wie Ratten, nehmen eine Mittelstellung an, da bei ihnen, neben zahlreicher Aufnahme in Phagocyten, auch viel freie Bakteridien zu beobachten sind. Auf Grund solcher Tatsachen veröffentlichte ich 7” ım Jahre 1884 eine Abhandlung, in welcher ich das verschiedene Verhalten der Phago- cyten gegenüber Bakteridien durch eine Art Auswahl seitens der ersteren zu erklären versuchte. Zu dieser Zeit kannte man noch nicht die Erscheinungen der Chemotaxis, wie sie von STAHL und PFEFFER bei niederen Pflanzen beschrieben wurden. Im Grunde genommen, die Annahme, daß Phagocyten, nach Art von Amöben und anderen einzelligen Organismen, eine Wahl ihrer Nahrung ausüben, führte zur Anerkennung einer besonderen Empfindlichkeit seitens der Freßzellen. Als ich bald nach meinen ersten Milzbranduntersuchungen einen Vortrag darüber in der Odessaer medizinischen Gesellschaft hielt, wurde mir vorgeworfen, dab die von mir mitgeteilten Tatsachen so sehr mit den Forderungen der Phagocytentheorie übereinstimmen, dab die ganze Sache an sich etwas verdächtig erscheinen mußte. Da aber meine Beobachtungen richtig waren und leicht durch mikroskopi- sche Präparate demonstriert werden konnten, so blieb nichts anderes übrig, als dieselben anzunehmen und dazu noch die Schlubßfolgerung, dab die Phagocytose eine hervorragende Rolle bei der Immunität von Infektionskrankheiten spielt, zu akzeptieren. Es entstand nun die Aufgabe zu erforschen, ob bei sämtlichen In- fektionskrankheiten, deren Mikroorganismen bekannt sind, die Er- scheinungen der Phagocytose Hand in Hand mit der natürlichen Immunität gehen. Ohne weiteres brauchte dieser Satz gar nicht an- genommen und konnte er nur durch genaue Feststellung der tatsäch- lichen Verhältnisse bewiesen werden. Selbst für Milzbrand sind Wider- sprüche laut geworden, welche die Rolle der Phagocyten bei immunen Tieren nicht anerkennen wollten. So behauptete v. Ümrıstmas 8, „dab bei Ratten, welche Milzbrandinfektion gut vertragen, die ein- geführten Bacillen zugrunde gehen, ohne daß sie vorher von Eiter- körperchen aufgenommen werden. Die Phagocytose spielt hier eine untergeordnete oder überhaupt keine Rolle“ (8. 409). Diese Arbeit gab den Anstoß zu einer ganzen Reihe Unter- suchungen, welche zu dem Resultate gelangten, daß es unmöglich ist, 686 ELıAs METSCHNIKOFF, die Widerstandsfähigkeit des immunen Organismus mit der Phago- cytose in Zusammenhang zu bringen. Hier brauchen wir nicht in die Einzelheiten dieser Debatten einzugehen, welche eine ganze Reihe von Jahren dauerten, da es uns zu weit führen würde. Es genügt nur darauf hinzuweisen, daß man jetzt allgemein annimmt, daß die Phagocytose mit der natürlichen Immunität parallel geht. Um diesen Satz zu bekräftigen, ist es notwendig, eine Reihe konkreter Fälle aus dem Bereiche dieser Immunität anzuführen. Zunächst wollen wir noch einiges über Milzbrand hervorheben. Bei sämtlichen bis jetzt bekannten, natürlich immunen Tieren ist eine sehr hervorragende Phagocytose sicher konstatiert worden. In dieser Beziehung hat eine im Laboratorium von Prof. RECKLINGHAUSEN durch Hess ausgeführte genaue Arbeit einen zweifellosen Einfluß ausgeübt. Ganz ohne vorgefaßte Meinung ans Werk getreten, konnte Hess’? nicht nur die meisten der von mir angegebenen Tatsachen be- stätigen, sondern ihnen auch mehrere neue von großer Bedeutung hinzufügen. Natürlich immune Tiere, wie Hunde und Hühner, be- freien sich von einer Menge eingebrachter Milzbrandbazillen durch eine sehr reichhaltige Phagocytose. Hess konnte diese Angaben bei der Untersuchung der Vorgänge konstatieren, wie sie sich in den, in den Organismus eingeführten, Glasklammern vollziehen. Bakteridien wur- den dabei von eingewanderten Leukocyten massenhaft aufgenommen und stark verändert. Jetzt ist es nun eine geläufige Tatsache, daß bei gegen Milz- brand natürlich immunen Wirbeltieren aller Klassen die Phagocytose ganz allgemein und in großer Ausdehnung zur Erscheinung kommt. Bei solchen Tieren dagegen, welche für virulente Milzbrandbacillen eine hohe Empfänglichkeit besitzen, vermehren sich diese Parasiten ganz ungehindert, indem sie nur in seltenen Fällen und spärlich von Phagocyten aufgenommen werden. Trotzdem erweisen sich diese Tiere gegenüber abgeschwächten Bakteridien mehr oder weniger resistent und dann verlaufen die Erscheinungen der Phagocytose ganz in der- selben Weise wie bei natürlich immunen Tieren, denen man virulente Bakteridien einimpft. In früheren Zeiten hatte man bisweilen Milzbrand bei Haus- säugetieren mit dem Rauschbrande verwechselt, da in diesen beiden Krankheiten stäbchenförmigen große Bakterien vorkommen. Gegen- wärtig ist eine Verwechslung unmöglich, zumal der Rauschbrand- bacillus ein strenger Anaörobe ist. Zur Zeit, als man die Frage über die Beziehungen der Phagocytose zur Immunität noch sehr eifrig diskutierte, ließ Prof. ZıesLer seinen Schüler Rocowırtscn 80 eine Arbeit über den Rauschbrandbacillus machen. Dieser Beobachter konnte sich aber in keinem Falle von dem Vorhandensein einer irgendwie bedeutenden Phagocytose überzeugen und dies bei ver- schiedenen dazu verwandten Säugetierarten. Dieses negative Resultat beruhte indessen auf einem Beobachtungsfehler, wie ich®! und Rurrer8? es bald nachweisen konnten. Weder von ZIEGLER, noch von irgendeinem anderen Gegner der Phagocytenlehre ist seitdem ver- sucht worden, die Resultate von RocowItscH zu unterstützen. Da- gegen haben in den letzten Jahren LEcLAINcHE & VALLEES3 diese Frage von neuem in Angriff genommen und dieselbe ganz im Sinne meiner Theorie entschieden. Sie haben festgestellt, daß der Rausch- brandbacillus nur dann imstande ist eine tödliche Krankheit hervor- Die Lehre von den Phagocyten und deren experimentelle Grundlagen, 687 zurufen, wenn es ihm gelingt, sein Toxin im Organismus auszuschei- den. Dazu braucht er die Hilfe anderer Bakterien oder irgendwelcher äußerer Bedingungen, welche die Phagocytose während einiger Zeit unmöglich machen. Es genügte, Rauschbrandsporen durch Erhitzung (800—85°) von dem ihnen anhaftenden Toxine zu befreien und die- selben mit sterilisiertem Sande in den Organismus der Meerschwein- chen einzuführen, damit die letzteren am typischen Rauschbrande starben. Dabei wird die Phagocytose, wenigstens den Sporen gegen- über, welche sich in dem zentralen Teile des Sandkörnchenkonglo- merates befinden, verhindert. Diese Sporen, durch Körpersäfte be feuchtet, gelangen zur Keimung, wobei die ausgekeimten Bacillen sofort ihr tödliches Gift erzeugen. Wenn man dagegen solche Sporen allein, ohne Sand einführt, dann werden sie bald von Phagocyten ergriffen und im Auskeimen gestört, was das Gesundbleiben der Meerschweinchen zur Folge hat. Es erweist sich somit, daß diese Tiere eine natürliche Immunität gegenüber Rauschbrandbacillen be- sitzen und daß dieselbe auf der Wirksamkeit der Phagocyten beruht. Ganz dieselbe Regel findet für zwei andere anaörobe Bacillen, den Tetanusbacillus und den Bacillus des malignen Oedems, ihre An- wendung. Noch lange vor den berichteten Untersuchungen von LECLAINCHE & VALL£EE hat VAILLARD mit seinen Mitarbeitern Vın- CENT®* und Rovcer®°® nachgewiesen, daß, so paradox es klingen mag, sämtliche Tiere gegenüber dem Tetanuserreger eine natürliche Immunität aufweisen. Die letztere kann durch sekundäre Mikrobien aufgehoben werden, wenn solche neben Tetanussporen in den Orga- nismus gelangen. Die Einführung einer enormen Menge Tetanus- bacillen oder ihrer Sporen, falls nur dabei kein fertiges Toxin mit eingespritzt wird, läßt das Tier in vollkommener Gesundheit. Es sammelt sich dabei um die eingeführten Mikrobien eine sehr große An- zahl Leukocyten, welche Bacillen und Sporen eifrig auffressen und vollkommen unschädlich machen. Wenn man aber zu solchen Bak- terien etwas fertig gebildetes Tetanustoxin hinzufügt, dann wird die Phagocytose verhindert und die Tiere gehen unfehlbar am typischen Tetanus zugrunde. Diese Resultate waren von mehreren Seiten sehr heftige angegriffen, aber die genauere Analyse der gemachten Ein- wände konnte nur die von VAILLArRD aufgestellte These definitiv be- stätigen. Gegenwärtig ist sie in der Wissenschaft einstimmig an- genommen. Für den Bacillus des malignen Oedems ist sie von Besson erweitert worden. Besson 86 hat festgestellt, daß das Toxin dieses Bakteriums bei Leukocyten eine negative Chemotaxis erzeugt. Als er feine Glas- röhrchen mit diesem Toxin anfüllte und dieselben Kaninchen und Meerschweinchen subkutan einführte, blieben die Röhrchen lange Zeit frei von Leukocyten, während sie sehr zahlreich in den Röhrchen waren, welche nur die für die Kultur gebrauchte Bouillon enthielten. Das Toxin des malignen Oedems ist demnach ein Mittel, um Leuko- cyten fernzuhalten. Die Bacillen dieser Infektionskrankheit und ihre Sporen erzeugen im Gegenteil eine starke positive Chemotaxis der Leukocyten. Wenn man diese Mikrobien sorgfältig vom fertig ge- bildeten Toxin befreit und sie dann unter die Haut von Meerschwein- chen einführt, so rufen sie, ganz wie die Tetanus- und Rauschbrand- bacillen, eine sehr starke Leukocyteneinwanderung hervor. Diese Phagocyten nehmen Bacillen, resp. ihre Sporen auf und beschädigen 688 Erras METSCHNIKOFF, sie dermaßen, daß sie nicht imstande sind, eine ernstliche Krank- heit zu erzeugen. Außer einer örtlichen Leukocytenansammlung wird dabei kein anderes abnormes Symptom beobachtet. Um malignes Oedem zu erzeugen, müssen demnach die Bacillen vor Phagocyten geschützt sein. Dies kann auf verschiedene Weise erzielt werden. So kann man von Toxin durch Erwärmung auf S0° befreite Sporen in kleine Agarwürfel einführen und die letz- teren unter die Haut der Meerschweinchen unter aseptischen Kau- telen einimpfen. Leukocyten können zwar auf die Oberfläche des Agarwürfels gelangen, aber ehe sie bis in deren Tiefe eindringen, haben mehrere Sporen schon Zeit, um auszukeimen und ihr mörderi- sches Toxin auszuscheiden. Dies genügt, um tödliches malignes Oedem zu erzeugen. Man braucht aber nur einen mit Sporen versehenen Agarwürfel, nachdem er unter die Haut eingeführt wurde, mit den Fingern zu zerquetschen, um ein ganz entgegengesetztes Resultat zu erzielen. Leukocyten können dabei sämtlicher Sporen habhaft werden und das Tier vor der giftigen Wirkung definitiv schützen. Unter natürlichen Bedingungen wird das maligne Oedem durch Hilfe verschiedenartiger Bakterien erzeugt, welche die Phagocytose der Oedemsporen verhindern. Die letzteren keimen dabei aus und sondern ihr mörderisches Toxin in das Blut und die Gewebe ab. Brssox hat aus Gartenerde vier aörobe Bakterien isoliert, welche das maligne Oedem zu bilden verhalfen. Außerdem fand er, daß Micrococcus prodigiosus und Staph ylococcus aureus eben- falls dazu dienen können, um die natürliche Immunität des Orga- nismus gegenüber dem Bacillus des malignen Oedems vollkommen auf- zuheben. Bei Krankheiten, welche durch ana@robe Bacillen hervorgerufen werden, kommt es, wie bei den Fäulniserscheinungen, zu einer Sym- biose mehrerer Arten, wobei die aäöroben zuerst auftreten, um den viel heftiger wirkenden anaöroben Platz zu machen. Jedenfalls ge- hören die bei den drei, durch ana@robe Bacillen erzeugten Infektions- krankheiten genau festgestellten Tatsachen zu den besten und den unwiderleglichsten Beweisen für die hervorragendste Rolle der Phago- cytose bei der natürlichen Immunität. Die Bedeutung der Phagocytose bei der natürlichen Immunität gegen Tuberkulose ist ganz besonders auffallend. Hier spielen die Makrophagen, welche in der Regel zu Riesenzellen auswachsen, die Rolle der Bacillenvertilger. Bei kleinen Nagetieren — Meriones Shawii — konnte ich®” nachweisen, daß Tuberkelbacillen von Rie- senzellen aufgenommen und dort durch Kalkimprägnation zugrunde gerichtet werden. Nachdem wir die Reaktion seitens der Phagocyten bei mehreren bacillären Krankheiten erörtert haben, können wir in der Darstellung der durch andere Mikrobien erzeugten Infektionen uns kürzer fassen. Pathogene Spirillen sind überhaupt viel seltener als krankheits- erregende Bacillen. Außer Recurrenspirillen sind in dieser Beziehung die ganz analogen Spirillen der Syphilis, der Vogelseptikämien und die zahlreichen Vibrionen hervorzuheben. Was die erstere der erwähn- ten Arten betrifft, so hat SAWTScHENko®3 genügend festgestellt, daß die natürliche Immunität der Meerschweinchen auf Phagocytose zu beziehen ist. Dieser Autor drückt sich darüber folgendermaßen aus: „In der Peritonealhöhle der natürlich immunen Tiere gehen die Spirochäten Die Lehre von den Phagoeyten und deren experimentelle Grundlagen. 689 (Sp. Obermeyeri des Rückfallfiebers) zugrunde infolge der langsam verlaufenden Phagocytose und nicht durch eine bakterizide Wirkung der Körpersäfte.‘‘ Ganz dieselben Ergebnisse konnte ich 6! bei Unter- suchungen der natürlichen Immunität der Meerschweinchen gegenüber { den Spirillen der Gänseseptikämie feststellen. Die natürliche Immunität gegenüber Choleravibrionen ist oft- mals von verschiedenen Beobachtern untersucht worden. Besonders häufig hat man diese Bakterien in die Peritonealhöhle von Meer- schweinchen eingeführt, um eine tödliche allgemeine Infektion her- vorzurufen. Es kam aber dabei sehr oft vor, daß Tiere die Ein- impfung sehr gut vertrugen und sich als immun gegenüber ziemlich sroßen Mengen Vibrionen erwiesen. Die Erscheinungen bei dieser Immunität stimmen im großen und ganzen ganz gut mit denjenigen, welche wir für verschiedene Bacillen als Regel aufstellten, überein. Die eingespritzten Vibrionen werden von in Masse in die Bauchhöhle eingewanderten Leukocyten aufgenommen und sehr bald darin ge- tötet und verdaut. Einige Stunden nach dem Beginne des Versuches findet man in den Exsudattropfen eine große Menge Leukocyten und nur wenige freie und frei bewegliche Vibrionen, welche bald von Phagocyten aufgefressen werden. Pathogene Kokken sind von mehreren Forschern in bezug auf die natürliche Immunität ihnen gegenüber untersucht worden. In sämtlichen genauer untersuchten Fällen konnte man eine sehr reich- liche Phagocytose konstatieren, gleichgültig ob es sich um Gono- kokken. Pneumokokken, Staphylokokken oder Streptokokken handelte. Die Einimpfung dieser verschiedenen Kokkenarten bei immunen Tieren ruft eine schnelle und sehr reichhaltige Leukocyteneinwande- rung hervor. Hand in Hand mit dieser Erscheinung erfolgt die Abnahme der Zahl eingeimpfter Bakterien, welche durch Phago- cytose zustande kommt. Besonders zahlreich sind die Untersuchungen iiber die Immunität der Meerschweinchen gegenüber Streptokokken. Es sind darüber namentlich die Arbeiten von J. Borper®?, Mar- cHAnn90 und WALLGRENt veröffentlicht worden, aus denen es in fast ganz übereinstimmender Weise hervorgeht, daß die wichtigste Rolle dabei der Phagocytose zukommt. Während die große Verbreitung der Phagocytose bei der natür- lichen Immunität als allgemeine Regel anerkannt wurde, glaubte Wein?, daß die Kokkobacillen der Hühnercholera insofern eine Ausnahme machen, als bei ihnen der immune Organismus sich dieser Bakterien ohne Zuhilfenahme der Phagocyten entledigt. Nun konnte Surıma9 in meinem Laboratorium nachweisen, daß es bei geeigneter Technik gelingt, auch bei natürlich immunen Meerschweinchen eine unzweideutige Phagocytose nachzuweisen. Nicht nur pathogene Mikroorganismen aus der Gruppe der Bakterien, sondern auch andere Parasiten begegnen im natürlich immunen Organismus einer heftigsten Reaktion seitens der Phago- cyten. So ruft die Einimpfung verschiedener Hefepilzarten eine starke Leukocytenansammlung hervor, wobei es sehr leicht ist die Aufnahme so großer Organismen durch Phagocyten direkt zu beobachten. Die Untersuchungen von SCHATTENFROH 9% und SkscHhiwan® haben uns darüber in genügender Weise belehrt. Ein ganz besonders günstiges Objekt für derartige Unter- suchungen bieten die Beispiele natürlicher Immunität gegenüber Schim- Handbuch der pathogenen Mikroorganismen. 2. Aufl. II. 44 690 Erias METSCHNIKOFF, melpilzen dar. Die Sporen und Mycelien verschiedener Repräsen- tanten, namentlich der Aspergillusarten, sind im Verhältnis zu Bakte- rien sehr große Objekte, um ohne Mühe beobachtet zu werden. Es gelang auch RısBErT?® sehr gut Phagocytoseerscheinungen bei Kanin- chen zu konstatieren. Auch konnte Renxon?? feststellen, daß Frösche, welche sowohl bei niederer, als bei höherer Temperatur gegenüber Aspergillus fumigatus natürlich immun sind, sich vor diesen Pilzen durch eine ausgiebige Phagocytose seitens der Leukocyten verteidigen. Bei Kaninchen konnte derselbe Autor eine intracelluläre Aufnahme der Sporen von Aspergillus niger beobachten, welche die Aus- keimung verhinderte. Die von ihm untersuchten Phagocytoseerschei- nungen gingen Hand in Hand mit der natürlichen Immunität der gewählten Tierarten. Verhältnismäßig wenig Infektionskrankheiten werden durch tieri- sche Parasiten erzeugt. Auch ist die Immunität gegenüber solchen Infektionen insofern schwieriger zu untersuchen, als es bisher nur in seltenen Fällen gelungen ist, künstliche Kulturen solcher Mikrobien zu erlangen. Nichtsdestoweniger besitzt die Wissenschaft bereits ein genügendes Material, um über den Verlauf der Resistenzerscheinungen sich Rechenschaft zu geben. So haben LavErran & MesnıL?9® die natürliche Immunität der Meerschweinchen gegenüber den geißel- tragenden Infusorien Trypanosoma lewisii, genauer untersucht. Diese schnellbeweglichen Tierarten erzeugen eine Infektionskrankheit bei Ratten und kommen sehr zahlreich im Blute dieser Nager vor. Nachdem ein solches trypanosomenhaltiges Blut in die Peritoneal- höhle von Meerschweinchen eingespritzt worden war, konnten die ge- nannten Forscher in ausgezogenen Exsudattropfen zahlreiche Leuko- cyten und Parasiten nebeneinander beobachten. Es gelang ihnen ohne große Mühe, die Phagocyten im Moment zu ertappen, als Leukocyten noch rasch beweglichen Trypanosomen in ihren Leib aufnahmen. Ein- mal aufgefressen, verschwanden die Parasiten mit größter Schnellig- keit innerhalb der Leukocyten. Man konnte indessen noch deutliche Trümmer in ihrem Innern auf gut gefärbten Präparaten wahrnehmen. Durch diese Befunde geleitet, haben LAvERAn & MEsnıL genau fest- gestellt, daß auch im Organismus lebender Meerschweinchen Trypano- somen ganz auf dieselbe Weise wie in vitro ihren Untergang inner- halb von Phagocyten finden. Wir haben hier in Kürze eine ganze Reihe von Beispielen natür- licher Immunität vorgeführt, um zu zeigen, wie allgemein verbreitet dabei die Verteidigung des Organismus durch Phagocytose ist. Wir müssen noch hinzufügen, daß dieses Verteidigungsmittel im ganzen Tierreiche ganz allgemein und sowohl bei niederen Wirbellosen wie bei den höchsten Wirbeltieren, inklusive des Menschen, verbreitet ist. Eine Käferlarve oder ein Krustentier, ebensowohl wie ein Frosch, Krokodil, Vogel oder Säugetier u. dergl., im Falle wenn diese Tiere gegenüber einem Mikrobion natürlich immun sind, üben als Haupt- waffe, um ihre Gesundheit zu erhalten, die intracelluläre Aufnahme und Verdauung durch Phagocyten. Und dies ganz gleich, ob das lebende Virus dem Pflanzen- oder Tierreiche angehört, ob es ein Spalt-, Sproß- oder Schimmelpilz ist, oder ob es der Gruppe der Protozoön oder Würmer beizurechnen ist. Nachdem dieses fundamentale Gesetz durch eine unzählige Menge genau beobachteter Tatsachen festgestellt wurde, mußte man zur u Ve Die Lehre von den Phagocyten und deren experimentelle Grundlagen. 691 Frage übergehen, in welche Kategorie der Elemente die bei der natür- lichen Immunität tätigen Phagocyten einzutragen sind. Im Kapitel über atrophische und Resorptionsvorgänge haben wir eine ganze Reihe Gewebezellen hervorgehoben als befähigt, andere Körperelemente auf- zunehmen und zur Auflösung zu bringen. So sahen wir Bestandteile quergestreifter Muskelfasern die eigentlich kontraktile Substanz ver- dauen. Es handelte sich hier um ein Beispiel von amöboidem Proto- plasma, welches in die Gruppe der sessilen oder fixen Phagocyten eingereiht werden muß. In sämtlichen Fällen der Resorption sahen wir einkernige Phagocyten, welche entweder als mobile, im Blute und in der Lymphe kreisende Leukocyten, oder als fixe, mit beweg- lichen Protoplasmaausläufern versehene Zellen aufzufassen sind. Nun haben tatsächliche Befunde ergeben, daß die Zahl dieser fixen Phago- cyten sehr reduziert werden muß. So haben sich, nach Untersuchungen von N. TscHiıstowıtscH 9, die sogenannten Epithelien der Lungen- alveolen als eingewanderte mononukleäre Leukocyten ergeben, welche in die Lungenbläschen einwandern und hier Pflasterepithel vor- täuschen. Die sogenannten Kurprrerschen Sternzellen der Leber dür- fen ebenfalls nicht mehr als besondere Gewebelemente, sondern einfach als große mononukleäre Leukocyten aufgefaßt werden. Es bleiben somit große Zellen der Milzpulpa und der Lymphdrüsen als Haupt: repräsentanten der fixen Makrophagen bestehen. Ihnen können noch Endothelzellen einiger Organe, Knochenkörperchen und einige andere Elemente der Bindegewebsgruppe beigezählt werden. Indessen sind im großen und ganzen bewegliche Makrophagen, d. h. große einkernige Blut- und Lymphkörperchen, bei weitem die verbreitetsten unter den mononukleären Phagocyten. Bei den atrophischen Prozessen spielen sie eine hervorragende Rolle. Aber auch bei der Immunität gegenüber Infektionskeimen haben sie oft eine große Bedeutung. So sehen wir bei den Mikrobien chronischer Krankheiten, wie z. B. Tuberkulose und Aktinomykose, die Makrophagen eifrig nach Mikroorganismen jagen und bei den Fällen natürlicher Immunität einen Sieg davon- tragen. Nach Untersuchungen von Dermsınsk1100 wird die Ein- impfung von Bacillen menschlicher Tuberkulose in natürlich immune Tauben durch eine auffallende Reaktion seitens Makrophagen aus- gezeichnet, welche aus großen einkernigen Elementen sich in noch viel größere vielkernige Riesenzellen umwandeln. Auch bei den Mikrobien einiger akuter Krankheiten kann die natürliche Immunität durch Makrophagen hervorgerufen werden. So sah SAwWTsScHENkoS3, dab Spirillen des Rückfallfiebers im natürlich immunen Organismus der Meerschweinchen ausschließlich durch mononukleäre Phagocyten über- wältigt werden. i Die angeführten Beispiele bilden indessen noch lange nicht die allgemeine Regel. Bei der natürlichen Immunität gegenüber Infek- tionskrankheiten spielen die Mikrophagen bei weitem die bedeutendste Rolle. Unter Mikrophagen verstehen wir vor allem die sogenannten polynukleären Leukocyten, welche indessen durchaus nicht mehrkernig sind, sondern nur einen einzigen, aber gelappten Kern besitzen, dessen Kernlappen durch feine Fäden miteinander verbunden sind. Außerdem müssen noch die eosinophilen Leukocyten Enrricns ebenfalls als Mikrophagen aufgefaßt werden, da sie, nach Untersuchungen von Mesnır 101, imstande sind, Mikrobien in sich aufzunehmen. Die Regel, daß beim Kampfe gegenüber Infektionserregern den 44* 692 Erras METSCHNIKOFF, Mikrophagen eine ganz hervorragende Rolle zukommt, ist eine so kon- stante, daß in den Fällen, wo man in irgendeinem Teile des Orga- nismus eine bedeutende Menge solcher Phagocyten angesammelt findet, man überzeugt sein kann, daß an demselben Orte auch Mikrobien vor- kommen müssen. Wenn man dagegen nur Makrophagen vereinigt findet. so kann es sich entweder um einen Infektionsprozeß oder auch um einen Resorptionsvorgang handeln. In solchen Fällen kann nur eine tiefere Analyse über die Ursache der Reaktion entscheiden. Mikrophagen sind ausschließlich bewegliche Phagocyten, welche leicht von Ort zu Ort durch Blut oder Lymphe übertragen werden und welche selbst vermittelst ihrer Protoplasmaausläufer leicht ihren Platz ändern können. Es ist leicht die Aufnahme von Mikrobien durch Mikrophagen direkt zu beobachten, da dieser Vorgang in vitro in aller Kürze verläuft. Man sieht Phagocyten einen oder mehrere Ausläufer in der Richtung der in der Nachbarschaft liegenden Bak- terien oder anderen Mikroorganismen senden, um dieselben dann mehr oder weniger schnell mit Protoplasma zu umschließen. Wenige Mi- nuten später wird der Infektionserreger ins Innere des Mikrophagen befördert, wo um ihn eine Vakuole sich bildet. Die letztere enthält, außer dem aufgefressenen Parasiten, noch eine klare Flüssigkeit in mehr oder weniger großer Quantität angesammelt. Wenn die von Mikrophagen aufgenommenen Bakterien beweglich sind. wie z.B. die Bacillen des blauen Eiters, Typhus- oder Coli- bacillen, so kann man mitunter mit großer Deutlichkeit die aktiven Bewegungen dieser Mikrobien noch im Inneren dieser Verdauungs- vakuolen verfolgen. Früher oder später hören diese Bewegungen auf, was schon auf einen nachteiligen Einfluß des Phagocyten auf den Mikroorganismus hindeutet. Die weitere Beobachtung lehrt in der Tat, dab die meisten Infektionserreger durch Phagocyten ge- schädigt und schließlich aufgelöst, d.h. vollständig verdaut werden, Am leichtesten ist dieser Vorgang an vegetativen Bakterienformen zu konstatieren. So werden Spirillen bröckelig und zerfallen schließ- lich in unregelmäßige Körnchen. Bacillen verlieren unter dem Ein- flub der Phagocyten ihre normale Opaleszenz, werden körnig, zum Teil durchsichtig und blaß und lassen nur noch ihre Membran unter- scheiden. Schließlich verschwindet auch die letztere, womit der Ver- dauungsvorgang beendigt wird. Kokken werden in den Nahrungs- vakuolen der Phagocyten ebenfalls sehr stark verändert. Sie ver- größern sich zuerst und werden blasser und durchsichtig, bis sie schließlich definitiv aus den Augen verschwinden. Es ist erwähnenswert, daß viele unter den von Phagocyten auf- genommenen Bakterien im Inneren dieser Zellen solche Verände- rungen erleiden, daß sie nunmehr leicht durch Eosin gefärbt werden können. Solche eosinophile Bakterien sind unter den phago- cytierten Choleravibrionen, Milzbrandbacillen u. a. aufgefunden worden. Es gibt aber auch Mikrobien, welche sehr lange innerhalb der Phagocyten ihre äußere Form und Konsistenz behalten. Zu dieser Gruppe gehören Tuberkel- und Leprabacillen, welche monatelang noch im Inhalte der Phagocyten deutlich erkannt werden können. Auch Sporen mehrerer Bakterienarten können sich ebensolange er- halten. In solchen Fällen beschränken sich die Phagocyten darauf, nur die Auskeimung der Sporen resp. die Vermehrung der Bacillen Die Lehre von den Phagocyten und deren experimentelle Grundlagen. 693 aufzuhalten, womit dem bedrohten Organismus ein großer Dienst er- wiesen wird. Wenn man verschiedenen Phagocyten blaue Lackmuskörnchen darreicht, so werden dieselben mit Leichtigkeit aufgenommen; in- dessen bleibt ihre Farbe stets bestehen. Verschiedene Farblösungen, welche saure Reaktion aufweisen, zeigen auch keine Veränderung. Nur wenn man das von Enrriıch in die Technik eingeführte Neutralrot anwendet, kann man in sehr vielen Fällen sehen, daß von Phago- cyten aufgenommene Bakterien eine stark rote Färbung ahnehmen, was auf eine schwach saure Reaktion hindeutet. Es ist demnach möglich anzunehmen, daß die intracelluläre Verdauung in den Phago- cyten unter dem Einflusse einer schwach sauren Flüssigkeit, welche sich in den Nahrungsvakuolen ansammelt, stattfindet. Diese Regel, obwohl sehr verbreitet, ist jedoch nicht ganz allgemein. Es gibt Ma- krophagen, welche in einem deutlich alkalischen Medium einige Mi- krobien verdauen. So werden die Tuberkelbacillen im Inneren von Riesenzellen des oben erwähnten Nagetieres, Meriones Shawaii, mit phosphorsaurem Kalk durchdrungen, wobei die Farbenreaktionen eine deutliche Alkalinität aufweisen. Auch bei mehreren anderen Tierarten werden Tuberkelbacillen und ihnen nahe verwandte säure- feste Bakterien durch Neutralrotlösung nicht rot, sondern braun oder gelblich gefärbt (HımMmEL). Es kommen demnach bei der intracellulären Verdauung der Mi- krobien in den Phagocyten ähnliche Erscheinungen vor, wie wir sie bei Protozoön vorfanden, wo man neben der großen Mehrzahl Bei- spiele einer Verdauung im deutlich sauren Medium, einige Fälle mit alkalischer Reaktion der Nahrungsvakuolen beobachtet. Wahrscheinlich ist, daß beide Reaktionen im Inneren der Phago- cyten wechseln können, ebenso wie es für Paramäcien beobachtet wurde. An der Tatsache, daß Phagocyten lebende Mikrobien aufnehmen und sie dann abtöten, kann nunmehr kein Zweifel bleiben. Der beste Beweis wird durch folgenden Versuch geliefert. Man entnimmt einem natürlich immunen Tiere etwas Exsudat, in welchem Bakterien inner- halb der Phagocyten liegen. Außerhalb des Organismus, im hängenden Tropfen, gehen die Phagocyten zugrunde, während die in ihnen liegen- den Bakterien zu ganzen Kolonien auswachsen. In älteren Exsudaten, wo man schon sichtlich degenerierte Bakterien innerhalb der Phago- cyten findet, kommt es nun zu keinem Wachstum mehr. Es folgt daraus, daß Bakterien lebend aufgenommen und im Inneren der Phagocyten abgetötet wurden. Es ist von vornherein einleuchtend, daß es sich auch bei der Ver- dauung der Bakterien durch Phagocyten überhaupt und durch die Mikrophagen im besonderen um eine Enzymwirkung handeln muß. Es fragt sich nur, ob dabei dieselbe Cytase in Wirkung tritt, welche wir bei der Resorption der Zellen durch Makrophagen tätig sahen. . Wir berühren hier eine sehr komplizierte Frage, welche noch nicht ganz definitiv entschieden werden kann. Es ist trotzdem höchst wahr- scheinlich, daß die Verdauung der Mikrobien durch Mikrophagen von einem Enzym bewerkstelligt wird, welches in die Gruppe der Üytasen gehörend, mit der Makrocytase jedoch nicht identifiziert werden darf. Viele Tatsachen sprechen für diese Schlußfolgerung. Erstens muß es hervorgehoben werden, daß die Extrakte Iymphoider Organe, welche 694 Erıas METSCHNIKOFF, hämolytisch wirken, gar keinen bakteriziden Einfluß ausüben. Exsu- date, welche besonders reich an Makrophagen sind, erweisen sich auch als schwach oder gar nicht mikrobientötend. Auf der anderen Seite üben die Exsudate, in welchen die Mikrophagen besonders zahlreich sind, eine sehr ausgesprochene tödliche Wirkung auf Bakterien, ohne deshalb hämolytisch zu sein. Forscher, welche streng die Einheitlichkeit der Cytasen ver- fechten, glauben, daß die verschiedene Wirkung der Makrophagen- und Mikrophagenextrakte durchaus nicht auf dem Vorhandensein von zwei verschiedenen Cytasen beruht, sondern auf die Verschiedenheit der Fıxatoren zurückzuführen ist. Diese Ansicht vertritt besonders SAWTSCHENKO®®. Er glaubt, daß die Tatsache, daß von Fixatoren be- ladene rote Blutkörperchen leicht von Mikrophagen aufgenommen und verdaut werden, dafür spricht, daß die dabei wirkende Üytase die- selbe ist, welche auch im Inneren von Makrophagen tätig ist. Nun muß dagegen erwidert werden, daß die Vorgänge, welche man im Zellinhalte der Makro- und Mikrophagen beobachtet, sich untereinander sehr deutlich unterscheiden. Am besten kann dies an Choleravibrio- nen und ähnlichen Bakterien nachgewiesen werden. Beide Arten von Phagocyten nehmen diese Vibrionen in sich auf und beide können dieselben verdauen. Aber, während in den Mikrophagen die Vibrionen sich in runde, kokkenähnliche Körper verwandeln, tun dies die von Makrophagen aufgenommenen gar nicht. Dieser Unterschied läßt sich schwerlich durch Fixatoren erklären, weil ja diese Substanzen in Körperflüssigkeiten aufgelöst und folglich in denselben gleichmäßig verteilt sind. Es ist viel wahrscheinlicher, an einen Unterschied der Uytasen (Mikro- und Makrocytase) zu denken. Auf der anderen Seite wollen EHRLIcH und seine Mitarbeiter und Anhänger nicht die zwei Cytasen anerkennen, weil es nach ihrer Meinung eine ganze Menge davon bei jeder Tierart gibt. Sollte dieser Satz definitiv bewiesen werden, so könnte man dann zwei Grup- pen von Cytasen annehmen, von welchen die eine Anzahl Mikrocytasen, die andere dagegen eine Anzahl Makrocytasen enthielte. Diese Frage kann erst durch weitere Versuche endgültig entschieden werden. Mehrere Forscher früherer Jahre stimmten darin überein, daß die mikrobizide Substanz der Blutsera, die wir als Mikrocytase be- zeichnet haben (Alexin von Buchner, Alexin von Borper, Kom- plement von EHrLicH), leukocytären Ursprungs ist. In diesem Sinne haben sich Denys!02, H. Buchner!0, Borper10% und ich selbst öfters ausgesprochen. Um diesen Satz zu verstärken, hat GeEncou 105 sehr genaue Untersuchungen angestellt. Er erzielte bei Kaninchen und Hunden Pleuraexsudate, welche besonders reich an Mikrophagen waren. Durch Zentrifugieren konnte er die Leukocyten von den flüssigen Teilen der Exsudate abtrennen. Solche Zellen, mit der physiologischen Kochsalzlösung gewaschen, wurden dann mit Bouillon behandelt und einer Gefriertemperatur, nach dem Vorgange von Buchner, unter- worfen. Zur Extraktion der Cytase wurden dann die auf eine solche Weise abgetöteten Leukocyten bei 370 gehalten und schließlich für bakterizide Versuche verwendet. Es hat sich bei Gencou als allge- meines Resultat ergeben, daß der Mikrophagenextrakt stets mehr Bak- terien abtötete, als das entsprechende Blutserum. Der größte Unter- schied erwies sich in dieser Beziehung beim Hunde, da dessen Blut- serum gar keine bakterizide Wirkung auf Milzbrandbacillen besitzt, 2 a nn en Die Lehre von den Phagocyten und deren experimentelle Grundlagen. 695 während der Extrakt von Mikrophagen eine große Anzahl von Mikro- bien abgetötet. Der Mikrophagenextrakt aus Kaninchenexsudaten ist wirksamer den Milzbrand-, Typhus-, Colibacillen und den Üholera- vibrionen gegenüber, als das Blutserum derselben Tiere. Da sowohl Biutsera als Mikrophagenextrakte durch Erwärmen auf 55° ihre Wirksamkeit verlieren, so schien es nicht möglich, an der Identität der in denselben wirkenden Substanzen zu zweifeln. Die Opposition gegen diese Ansicht wurde zunächst von R. PFEIFFER und seinen Schülern geführt. Es wurde darauf hingewiesen, daß Leukocytenextrakte von Tieren, deren Blutserum stark bakterien- tötend ist, sich als ganz unwirksam erweisen. Nun aber konnte dieser Einwand nicht Stich halten, da bei diesen Untersuchungen die Leukocyten zu stark, bis viermal, abgewaschen waren, wobei die bak- terientötende Substanz leicht entfernt werden konnte. Bei weiterer Nachforschung, welche von mehreren Beobachtern angestellt war, hat sich als sicher herausgestellt, daß Leukocyten wirk- same bakterizide Stoffe enthalten. Während die letzteren aber von einigen Forschern für identisch mit Komplementen der .Blutsera an- gesehen wurden, kamen andere Gelehrte zu einer gegenteiligen An- Sicht. SCHATTENFROH 106 hat zuerst die Meinung ausgesprochen, daß die bakterientötenden Leukocytenextrakte viel widerstandsfähiger und überhaupt ganz anderer Natur als die Komplemente der Blutsera sind. Diese T'heorie wurde dann von PETTERSson10? in mehreren Publi- kationen weiter entwickelt. Nach seiner Ansicht gibt es im Organismus zweierlei bakterizide Faktoren. Erstens in der Blutflüssigkeit gelöste Komplemente (Alexine), welche bei der Cholera- und T'yphusinfek- tion die Hauptrolle spielen und zweitens die Endolysine, welche innig mit Leukocyten verbunden sind und bei ihrer Verletzung nach außen gelangen. Aus Leukocyten können sie, durch intermittierendes Erfrieren und Auftauen, leicht extrahiert werden. Wenig oder ganz unwirksam gegenüber Cholera- und Typhusbakterien, sind diese Endo- lvsine befähigt, Proteus- und Milzbrandbacillen abzutöten. Komplemente und Endolysine unterscheiden sich nach PETTERSSON auf Grund eigener Versuche sowie nach Untersuchungen seines Schülers Krına ®! und mancher anderer Forscher, in folgenden Punkten. Die ersteren sind thermo- labil (bei 56° verlieren sie schon ihre mikrobizide Kraft), verlieren einen großen Teil ihrer Wirkung nach der Eintrocknung, gehen durch das PukKartsche Filter durch und widerstehen der Wirkung von ‚Röntgenstrahlen. Die Endolysine sind dagegen thermostabil (sie werden nur bei 75° zerstört); sie widerstehen der Eintrocknung, gehen nicht durch das PukAusche Filter und werden durch Röntgenstrahlen ihrer Wirksamkeit beraubt. Komplemente wie Endolysine sind komplizierter Natur. Indem die ersteren das durch Erhitzen inaktivierte Blutserum wieder tätig machen, können die inaktivierten Endolysine durch native reaktiviert werden. Aehnliche Ansichten haben auch mehrere andere Forscher ausgesprochen. So beschreibt SCHNEIDER unter dem Namen „Leukine“ eine bakterientötende Substanz, welche er aus weißen Blutkörperchen extrahieren konnte und welche er für eine Art Sekrete dieser Zellen auffaßt. Es scheint jedoch, wie es von PETTERSSON angenommen wurde, daß diese Leukine mit Endolysinen identisch sind und ferner, daß sie nicht von lebenden Leukocyten ausgeschieden, sondern erst nach Verletzung dieser Phagocyten ins umgebende Medium befördert werden. Das letzte Wort in dieser Frage ist noch lange nicht gesprochen worden. Es gehört noch eine große Zahl neuer Untersuchungen um das ganze Problem ins klare zu bringen. Vorläufig ist es erlaubt, die Vermutung "auszusprechen, daß Mikrophagen, "ebenso wie wir das im vorigen Kapitel für Makrophagen an- genommen haben, zweierlei bakterizide Substanzen zu bilden vermögen. Erstens Mikrocytasen oder Komplemente, welche abgesondert werden, sobald der Leuko- eyt in seiner Integrität gestört wird, wie bei der Phagolyse. Der Leukocyt 696 ELiaAs METSCHNIKOFF, braucht dabei nicht gerade abgetötet oder zerstört zu werden, da er mit großer Leichtigkeit diese mikrobiziden Stoffe in die Umgebung angibt. Auf der anderen Seite können die Mikrophagen ihrer Natur nach verschiedene Jindolysine er- zeugen, welche viel schwieriger als Mikroeytasen aus den Leukocyten zu erhalten sind. Nicht zu verwerfen ist auch die Möglichkeit, daß die so stark erscheinenden Unterschiede zwischen den Komplementen und Endolysinen auf der Verschieden- heit der Medien beruhen, in welchen sie erhalten werden: die ersteren finden sich im Blutserum, die letzteren dagegen in viel dickeren Leukocytenextrakten. Dazu kommt noch, daß bei der Extraktion der Endolysine andere, ihre Wirk- samkeit hemmende Substanzen aus Leukocyten ausgeschieden werden. Es ist ja a priori sehr wahrscheinlich, daß in diesen Zellelementen, welche die Brut- stätte verschiedenartiger Enzyme sind, entgegengesetzt wirkende Stoffe vorhanden sein können. Diese Fragen harren noch einer sicheren Antwort. Jetzt aber kann man schon behaupten, daß in der natürlichen Immunität es Phagocyten sind, denen die hervorragendste Rolle zukommt. Die Beobachtung am lebenden Tiere lehrt, daß selbst gegenüber den Bak- terien, welche am leichtesten durch Serumkomplemente abgetötet werden, wie Cholera- und Typhusbakterien, die Leukocyten eine große Menge davon aufnehmen und intraphagocytär verdauen. Andere Bak- terien. wie Tuberkelbacillen, Staphylo- und Streptokokken. welche durch Komplemente nicht angegriffen werden, werden innerhalb der Phagocyten natürlich immuner Tiere zerstört. Wenn wir selbst an- nehmen, was uns jedoch sehr unwahrscheinlich dünkt, daß Komple- mente nicht leukocytären Ursprungs sind, so bleibt ihr Wirkungskreis in den Flüssigkeiten des Organismus nur ganz untergeordnet. Indem es jetzt allgemein oder fast allgemein angenommen wird, daß es Phagocyten sind, welche bei der natürlichen Immunität die größte Bedeutung haben, haben einige Forscher die Rolle einiger in der Blutflüssigkeit gelöster Stoffe hervorgehoben. In erster Linie müssen wir hier der Fixatoren oder Amboceptoren (sensibilisierende Substanz von BorpET) erwähnen. Wir haben bei der Besprechung der Resorptionsvorgänge schon hervor- gehoben, daß Cytasen der Hilfe von besonderen Fixatoren bedürfen, um auf Zellenelemente eingreifend wirken zu können. EHRLICH & MORGENROTH sind der Meinung, daß die Hämolyse normaler Sera nur dann erfolgen kann, wenn das „Komplement“ (Makrocytase) durch einen „Amboceptor“ (Fixator) beeinflußt wird. Sie nehmen folglich das Vorhandensein zahlreicher Fixatoren in den normalen Blutseris an. Wie steht es nun in dieser Beziehung mit der Mikro- cytase? BORDET!% hat schon vor einer Reihe von Jahren beobachtet, daß das Blutserum normaler Pferde, welches an und für sich nicht imstande war Choleravibrionen in runde Körnchen zu verwandeln, dies aber sofort tat, als man ihm etwas normales Blutserum von Meerschweinchen beifügte. Er schloß daraus, daß das normale Pferdeserum eine für Choleravibrionen „sensibilisierende Substanz“ (Fixator) besitzt. Als BORDET aber später mit GENGoU!® die ganze Frage der Fixatoren normaler Blutsera in Angriff nahm, gelangte er zur Schlußfolgerung, daß solche Substanzen nur in seltenen Fällen und in geringer Quantität vorkommen. Zu diesen Ausnahmen muß ein bereits vor längerer Zeit von R. PFEIFFER !0% konstatierter Fall mitgerechnet werden, wo normales Ziegen- serum eine auf Choleravibrionen „sensibilisierende“ Wirkung ausübte. Neuer- dings hat MarLvoz!!0 die Frage der Fixatoren normaler Sera einer Revision unterworfen. Er fand, daß das Blutserum erwachsener normaler Hunde, welches bekanntlich keine bakterizide Wirkung auf Milzbrandbaeillen besitzt, trotzdem eine bedeutende Menge einer hitzebeständigen Substanz enthält, welche am besten als eine Art Fixator aufgefaßt werden muß. MaLvoz ist geneigt anzunehmen, daß diese Substanz in einer gewissen Beziehung zur natürlichen Immunität des Hundeorganismus gegenüber dem Milzbrande steht. Dafür spricht die Tatsache, daß das Blutserum junger Hunde, welche für Milzbrand ziemlich empfänglich sind, keinen spezifischen Fixator enthält. Aber eine ganze Reihe anderer Be- funde widerspricht der Schlußfolgerung von Marvoz. So hat dieser Forscher Die Lehre von den Phagocyten und deren experimentelle Grundlagen. 697 selbst konstatiert, daß das Blutserum von Rindern keinen Fixator für abge- schwächte Milzbrandbacillen (die Past£urschen Schutzstoffe) enthält, obwohl diese Tiere doch durchaus immun gegenüber diesen Mikrobien sind. Auch haben BORDET & GENGoU!08 beobachtet, daß das Blutserum erwachsener normaler Meerschweinchen keinen Fixator für das erste Milzbrandvacein besitzt, obwohl gerade eins der Hauptcharakteristika des letzteren seine Unschuldigkeit für solehe Meerschweinchen ist. Auf der anderen Seite muß es beachtet werden, daß in sehr zahlreichen anderen Versuchen von BORDET & GENGoU das normale Blutserum sich als frei von Fixatoren für eine ganze Reihe von Bakterien (Coceobaeillus der menschlichen Pest, Typhusbacillen usw.) erwiesen hat. BaıL !H hat einige, denjenigen von Marvoz analoge Angaben mitgeteilt. Eng verknüpft mit der Frage der Fixatoren ist die im Jahre 1903 von Sir A. WrıGHT!2 ausgesprochene Theorie der Opsonine. Wenn man die Phagocytose außerhalb des Organismus, in vitro, untersucht, so findet man ohne Mühe, daß die schnellste und ausgiebigste Aufnahme der Bakterien in dem Falle erfolgt, wenn die Leukoeyten sich im nichterhitzten Blutserum be- finden. Erhitzt man aber das letztere auf 56°, oder ersetzt man «dasselbe mit physiologischer Kochsalzlösung, so wird die Phagocytose sehr spärlich. Diese Tatsachen, welche schon früher von SAWTSCHENKO und DENVS mit seinen Schülern konstatiert wurden, wurden dann von WRIGHT und DouGLas!!2 sehr genau unter- sucht. Es hat sich dabei herausgestellt, daß es im normalen Blutserum keine thermolabile Substanz gibt, welche sick auf Bakterien fixiert. Infolge davon werden diese Mikroorganismen mit großer Leichtigkeit von Leukocyten aufge- nommen. Die betreffende Substanz wurde von WRIGHT unter dem Namen Opsonin bezeichnet. Eine Zeitlang konnte man glauben, daß Phagocytose nur dann ‚erfolgen kann, wenn die Bakterien zuerst durch das normale Blutserum immuner Tiere opsonisiert werden. Später hat es sich aber herausgestellt, daß auch eine „spontane Phagocytose‘‘“ (WRIGHT) existiert, welche im erhitzten Blutserum oder in der physiologischen Kochsalzlösung stattfindet; nur nimmt diese Phagocytose eıne längere Zeit in Anspruch, als die Phagocytose im uner- hitzten Serum. Nachdem diese Tatsachen auf ihre Richtigkeit geprüft wurden, haben sich mehrere Forscher darum bemüht, die Natur der Opsonine näher zu präzisieren. Nach übereinstimmenden Angaben von NEUFELD und RımpAu'”, BAECHER !%, LEvADITI und INMANN!, LEVADITI und KÖssLER!"‘, sind die Opsonine normaler Blutsera nichts anderes als Cytasen (Komplemente). Die Identität beider: wird noch durch die von MUTERMILCH !17 konstatierte Tatsache befestigt, daß die Filtration unter Druck das Blutserum seines Komplementes und zugleich seiner opsonischen Wirkung beraubt, während die Fixatoren (Amboceptoren) mit Leichtigkeit dabei durch das Filter durchgehen. Die Frage über das Vorhandensein der Opsonine in der Blutflüssigkeit immuner Organismen deckt sich somit mit derjenigen der Existenz der Uytasen im Blutplasma. Beide können zurzeit nicht definitiv gelöst werden aus dem Grunde, weil selbst die besten künstlich erhaltenen Blutplasmen mit der Blut- flüssigkeit des lebenden Körpers nicht übereinstimmen (Löwır). Erst in der Zukunft wird man entscheiden können, ob die opsonische Wirkung im immunen Organismus die gleiche ist wie diejenige, welche man in vitro beobachtet. Daß Leukocyten sich viel energischer verhalten im unerhitzten Blut- serum als im erhitzten oder in der physiologischen Kochsalzlösung, hat nichts befremdendes an sich, da diese Zellelemente sich durch eine außerordentliche Empfindlichkeit auszeichnen. HAMBURGER mit seinen Mitarbeitern HERMA !18 und DE Haan !!9 hat zur Genüge nachgewiesen, daß die leichtesten Abweichungen in der chemischen Zusammensetzung der Flüssigkeit, in welcher Leukocyten leben, einen starken Einfluß auf ihre phagocytäre Tätigkeit ausüben. Es genügt zum Blutserum 0,01 Proz. NaCl hinzuzusetzen, um die Phagocytose auf 17,3 Proz. abzuschwächen. Eine Menge von 0,001 Proz. Chininsulfat ist bereits giftig für Leukocyten. Bei einer solchen Empfindlichkeit ist es begreiflich, daß von Mikrobien ausgeschiedene Stoffe einen hindernden Einfluß auf Phagocytose ausüben können. Wir haben schon oben geschildert, wie der pathogene Sproßpilz der Daphnien die weißen Blutkörperchen dieser Tiere zerstört. Die Bakterien erzeugen eben- falls Leukocytengifte, worunter wir die Leukocydine der Staphylokokken (vAn DE VELDE) und der Pyocyaneusbacillen (GEORGIEWSKY) erwähnen können. Aehn- liche Substanzen sind von BAIL!2° unter dem Namen Aggressine bezeichnet worden. Im infizierten Organismus oder in den Kulturauszügen erzeugt (WASSERMANN 698 Erıas METSCHNIKOFF, und CITRoN), üben sie einen so schädlichen Einfluß auf Leukocyten, daß dadurch die natürliche Immunität aufgehoben werden kann. Nachdem es definitiv festgestellt worden war, daß Phagocyten lebende Mikrobien aufnehmen, hat man die Frage aufgeworfen, ob diese Zellen auch imstande seien, vollvirulente Bakterien, d.h. solche, welche befähigt sind, tödliche Infektionen und ernste Intoxikationen zu erzeugen, aufzufressen. Man hat sogar versucht, eine Theorie aufzustellen, nach welcher die Infektionserreger zuerst eine Abschwä- chung durch humorale Einflüsse erleiden müssen, um erst später von Phagocyten definitiv vernichtet zu werden. Diese Auffassung hat be- sonders BoucHarn!21 mit seinen Schülern CHarrın & Rocer!?? verteidigt auf Grund ihrer Versuche über den Bacillus des blauen Eiterss.. Nun konnte man schon seit den frühesten Untersuchungen von Pasteur 123 die Ueberzeugung gewinnen, daß diese Theorie un- möglich den tatsächlichen Verhältnissen entsprechen kann. Der große Forscher hat nachgewiesen, daß Meerschweinchen eine natürliche Im- munität gegenüber dem Coccobacillus der Hühnercholera besitzen und daß dieser Infektionserreger bei ihnen nur lokale Abszesse erzeugt. Während nun die Meerschweinchen mit diesen Eiteransammlungen ganz gut durchkommen, genügt es, einen Tropfen solchen Eiters unter die Haut von Kaninchen einzuimpfen, damit die letzteren an schnell tödlicher Septikämie erliegen. Es folgt daraus, daß Hühner- choleramikrobien im Eiter von Meerschweinchen durchaus nicht ab- geschwächt in ihrer Virulenz waren. Ganz ähnliche Befunde konnten später bei einer ganzen Reihe anderer Infektionskrankheiten festge- stellt werden, woraus der Schluß unvermeidlich ist, daß die natürliche Immunität keineswegs von der Virulenzabschwächung der Mikrobien abhängt. Unter dem Einfluß solcher Tatsachen wurde die ‘Theorie der Abschwächung auch von ihren Urhebern nicht mehr verteidigt. Es ist ferner vermutet worden, daß der Grund der natürlichen Immunität in der Unmöglichkeit für den Infektionserreger, seine giftigen Toxine zu produzieren, liegt. So hat man geglaubt, daß ein Bakterium, welches in den natürlich immunen Organismus gelangt, dort einige Zeit sein Leben und seine Virulenz noch behalten kann. Da es aber nicht imstande ist, auf einem ihm unpassenden Boden sein Gift zu bilden, so bleibt es ein unschuldiges Wesen, welches dann ohne Mühe abgetötet werden kann. Nun steht dieser Vermutung die Tatsache entgegen, daß bei der natürlichen Immunität gegenüber Tetanus-, Rauschbrandbacillen und den Bacillen des malignen Oedems diese Bakterien einen guten Nährboden für Toxinbildung besitzen, aber in ihrer mörderischen Tätigkeit durch Phagocyten verhindert werden. Dieselben Tatsachen genügen auch, um die Meinung zu widerlegen, nach welcher die natürliche Immunität gegenüber Infektionserregern auf einer Unempfindlichkeit für entsprechende Toxine oder auf einer Produktion von Antitoxinen beruht. Da die beiden letzteren Ansich- ten von niemandem mehr verteidigt werden, so ist es überflüssig, näher in ihre Kritik einzugehen. Wenn man die gesamte Summe der Erscheinungen, welche der natürlich immune Organismus uns darbietet, ganz vorurteilsfrei über- sieht, so wird man ohne Zweifel zu dem Schlusse gelangen, daß die Phagocytose derjenige Vorgang ist, welcher die allgemeinste Ver- breitung und die allergrößte Bedeutung aufweist. Damit die Phago- cyten ihre verteidigende Rolle erfüllen, ist es gar nicht nötig, daß ein- Die Lehre von den Phagocyten und deren experimentelle Grundlagen. 699 gedrungene Infektionserreger durch die in Körperflüssigkeiten ge- lösten mikrobientötenden Substanzen, oder durch Fixatoren und Anti- toxine getroffen werden. Die Phagocytose wird durch die Empfind- lichkeiten der Phagocyten geleitet, durch die Beweglichkeit ihres lebenden Protoplasma ins Werk gesetzt und die chemische Einwirkung der intracellulären Verdauungsfermente auf aufgefressene Mikrobien abgeschlossen. V. Phagoeytose bei der erworbenen Immunität gegenüber Infektionskrankheiten. Nachdem es genügend festgestellt worden. war, daß bei der natür- lichen Immunität gegenüber verschiedensten Infektionserregern und in der ganzen Tierreihe der Phagocytose die hervorragendste Bedeu- tung zukommt, müssen wir nunmehr zu der Frage übergehen, ob die- selben Erscheinungen gleichfalls bei der erworbenen Immunität eine so bedeutende Rolle spielen. Es war zwar seit lange bekannt, dab nach Ueberstehung einiger Infektionskrankheiten der Organismus da- durch vor einem neuen Ueberfallen geschützt wird oder daß künst- liche Einimpfungen der Kuhpocken vor Blattern zu schützen im- stande sind. Die wissenschaftliche Kenntnis der erworbenen Immuni- tät konnte indessen erst nach dem Auffinden der pathogenen Mikro- bien und der Schutzimpfung mit abgeschwächten Kulturen derselben erlangt werden. Als es mir gelang, die vollkommene Parallele zwischen der natür- lichen Immunität einiger Wirbeltiere und der Phagocytose gegenüber Milzbrandbacillen festzustellen, ging ich sofort zur Untersuchung der phagocytären Reaktion bei der künstlich erworbenen Immunität über. Durch äußere Umstände gebunden, konnte ich in dieser Beziehung damals (1884) nur die erworbene Immunität der Kaninchen gegenüber dem Milzbrande in den Kreis meiner Beobachtungen ziehen. Trotz aller Mängel war es mir jedoch möglich zu konstatieren, daß bei einem Kaninchen, welches die Schutzimpfungen gut überstanden hatte, die Phagocytose nach der Einimpfung von Milzbrandbacillen ungemein heftiger auftrat, als bei empfänglichen, nicht geschützten Kaninchen. Zur Zeit wollte man diesen Befund nicht akzeptieren, indem man auf. die von meinem Willen unabhängige Mangelhaftigkeit meiner Ver- suche zu hohen Wert legte. Es gelang mir1?4 indessen wenige Jahre später, den sicheren Nachweis zu liefern, daß in allen Fällen dem Milz- brande gegenüber gut geschützte Kaninchen durch eine sehr ener gische Phagocytose auf Einführung der Bacillen antworten. Während die subkutane Einimpfung dieser Bakterien an normale, nicht ge- schützte Kaninchen von einer spärlichen serösen Exsudation gefolgt wird, wobei viele Milzbrandbacillen und wenig oder gar keine Leuko- cyten in der Exsudatflüssigkeit vorhanden sind, hat die Einführung derselben Mikrobien bei geschützten Kaninchen eine ausgiebige Leuko- cytenansammlung zur Folge, wobei sämtliche Bacillen binnen kurzem von Phagocyten aufgenommen und intracellulär abgetötet und verdaut werden. Die Einimpfung eines Tröpfchens solcher Exsudate an milz- brandempfindliche Tiere, wie Meerschweinchen und Mäuse, ist meistens von einer tödlichen Milzbrandseptikämie gefolgt, woraus auf die Virulenzerhaltung solcher aufgenommenen Bacillen zu schließen ist. 700 ELıAS METSCHNIKOFF, Da diese Resultate eine ganz fundamentale Bedeutung für die ganze Frage nach der Rolle der Phagocytose bei der erworbenen Im- munität aufweisen, so ist es unumgänglich notwendig, etwas länger bei ihnen zu verweilen. Wenige Stunden nach der subkutanen Ein- führung von Milzbrandbacillen unter die Haut oder in die Bauchhöhle von immunisierten Kaninchen findet man keine freien Mikrobien in der Exsudatflüssigkeit, da sämtliche bereits innerhalb der massen- haft angehäuften Leukocyten sich vorfinden. Viele davon erscheinen blaß und körnig zerfallen, während einige noch vollkommen normal aussehen. Die ersteren nehmen auch schlecht die Farbstoffe an, wäh- rend die letzteren sich intensiv mit den verschiedensten basischen Äni- linfarben färben lassen. Daß es unter solchen Bacillen noch lebende gibt, erhellt aus der Tatsache, daß Exsudate, in welchen sämtliche Bacillen im Innern von Phagocyten enthalten sind, noch tödlichen Milzbrand hervorrufen können. Da der letztere an anderen "lierarten als Kaninchen erzielt wurde, konnte man leicht den Einwand erheben, daß die Bacillen doch eine gewisse Abschwächung erlitten haben. Meerschweinchen und Mäuse, an welchen positive Resultate erzeugt wurden, sind ja milzbrandempfänglicher als Kaninchen. Dieser Ein- wand kann leicht durch Untersuchungen an Meerschweinchen ge- hoben werden. Es ist allgemein bekannt, daß es sehr schwer ist, diese Nager gegen Milzbrand zu schützen. Es ist trotzdem, zuerst WERNICKE, gelungen, einige Meerschweinchen gegen Milzbrand im- mun zu machen. DE Nırriıs!25 hat diese Entdeckung bestätigt und Marıno konnte in meinem Laboratorium seine Versuche fortsetzen. Der letztgenannte Autor fand eine Methode, um Meerschweinchen zu schützen, wodurch er in den Stand gesetzt war, eine ganze Reihe solcher Tiere gegen Milzbrand zu immunisieren. Nach der Einimpfung der Milzbrandbacillen unter die Haut dieser immunisierten Meer- schweinchen konnte Marıno eine baldige und sehr starke Phago- cytose beobachten. Einige Stunden nach dem Beginne des Experi- mentes werden sämtliche Bacillen in Leukocyten eingeschlossen. Trotzdem bleibt das Exsudat noch eine Zeitlang vollkommen virulent für andere, normale Tiere derselben Species. Noch 24 Stunden und sogar später nach der Einführung der sporenlosen Milzbrandbacillen unter die Haut genügte ein Tropfen phagocytären Exsudats, um frischen Meerschweinchen tödlichen Milzbrand zu geben. Somit muß die Frage der Vitalität und der Virulenz von Phagocyten aufge- fressener Bacillen im positiven Sinne entschieden werden. Diese Milzbrandversuche haben noch eine anderweitige Bedeutung für die allgemeine Frage der erworbenen Immunität. Seit meinen ersten Studien des Milzbrandes habe ich mein Augenmerk auf eine etwaige Bedeutung des Blutserums immunisierter Tiere gerichtet. Schon im Jahre 1886 konnte ich die Tatsache konstatieren !?6, daß das Blutserum gut geschützter Hammel einen guten Nährboden für Milzbrandbacillen darstellt, daß aber die letzteren bei Kaninchen keine tödliche Infektion hervorzurufen imstande sind. Daraus schloß ich auf eine Abschwächung der Virulenz unter dem Einflusse des Blutserums immunisierter Tiere. Später hat sich indessen diese Auf- fassung als unrichtig erwiesen. Die im Blutserum immunisierter Hammel erzogenen Milzbrandbacillen behalten ihre Virulenz, werden aber durch einen eigentümlichen Einfluß der im Serum befindlichen Substanzen in ihrer pathogenen Wirkung verhindert. Die Lehre von den Phagocyten und deren experimentelle Grundlagen. 701 Es lag nahe, diesem schützenden Einflusse der Körperflüssig- keiten eine weittragende Bedeutung zuzuschreiben, was auch bald von mehreren Seiten mit großem Nachdruck geschah. Man nahm an, dab die Säfte lebender immunisierter Tiere eine schützende Substanz ent- halten, welche auf Bakterien einwirkt und dieselben aus mörderischen Parasiten in unschuldige Saprophyten verwandelt. Die letzteren können dann in zweiter Instanz von Phagocyten aufgenommen und definitiv vernichtet werden, wobei diesen Zellen nur eine ganz unter- geordnete Rolle zukommen würde. Die Versuche an gegen Milzbrand immunisierten. Meerschwein- chen sind imstande, die soeben wiedergegebene Ansicht vollständig zu widerlegen. Schon Wernicke hat bemerkt, daß das Blutserum seiner stark immunisierten Meerschweinchen außer stande war, nor- male Tiere gegen Milzbrand zu schützen. Dies erschien um so auf- fallender, als viel weniger immunisierte Tauben ein deutlich präventiv wirkendes Serum lieferten. Angesichts der großen allgemeinen Be- deutung dieser Tatsachen, zumal WERNIcKE seine Versuche nicht veröffentlicht hat, habe ich pe Nrrris aufgefordert, dieselben in meinem Laboratorium zu wiederholen. Der letzgenannte Forscher konnte die Resultate von WERNIcKE vollkommen bestätigen, da in seinen Versuchen das Blutserum immunisierter Meerschweinchen keine Wirkung besaß, während dasjenige geschützter Tauben eine solche offenbarte. Nicht befriedigt durch diese Untersuchungen, habe ich Marıno veranlaßt, dieselben noch weiter zu führen. Nach vielen ver- geblichen Versuchen gelang es Marıno, eine gewisse Wirkung des Blutserums gut geschützter Meerschweinchen zu konstatieren. Dazu brauchte er aber eine große Quantität Flüssigkeit — 2 ccm — um in einigen Fällen geimpfte normale Tiere vor tödlichem Milzbrande zu retten. Und dabei war es unvermeidlich, die Menge Blutserum mit der Milzbrandkultur zu vermischen. Impfte MAarıno Serum und Kultur auf zwei verschiedenen Stellen des Organismus, so gingen die Meerschweinchen unrettbar an Milzbrandseptikämie zugrunde. Nun kam es vor, daß immunisierte Meerschweinchen ein Blut- serum lieferten, welches in Uebereinstimmung mit WERNICKE und ps Nırrıs gar keine Schutzwirkung aufwies; und trotzdem wurden die unter die Haut solcher Tiere eingeimpften Milzbrandbacillen binnen kurzem von Leukocyten aufgenommen und vernichtet. Subkutane Exsudate dieser Meerschweinchen erwiesen sich für normale Tiere derselben Species als vollkommen virulent und tödlich. In einem solchen Falle ist es nicht möglich, eine vor der Phagocytose ablaufende Wirkung der Körpersäfte anzunehmen. Uebrigens, selbst bei Meer- schweinchen, deren Blutserum präventiv wirkte, konnte man nicht ernsthaft an einen irgendwie bedeutenden Einfluß der in der Exsudat- flüssigkeit gelösten Stoffe denken, da deren Menge zu gering ist im Verhältnis zu 2 ccm, welche notwendig waren, um einen präven- tiven Effekt bei normalen Tieren zu erzielen. Die bei Meerschweinchen erhaltenen Resultate stimmen ganz gut mit der ganzen Summe von Tatsachen, welche über die erworbene Milzbrandimmunität anderer Säugetiere gewonnen wurden, überein- Wir haben oben hervorgehoben, daß ich keine Milzbrandseptikämie bei Kaninchen erzielen konnte, welche mit im Blutserum stark immuni- sierter Hammel kultivierten Milzbrandbacillen geimpft wurden. Später hat es sich herausgestellt, daß dies durch präventive Wirkung des 102 ErıAs METSCHNIKOFF, Hammelserums erklärt werden muß. Nun konnte man in anderen Fällen bei immunisierten Hammeln keinen schützenden Einfluß des Blutserums auf normale Tiere wahrnehmen. SOBERNHEIM!27 hat auch gesehen, daß das Blutserum verschiedener, obwohl auf gleiche Weise immunisierter Hammel in bezug auf seine Präventivwirkung sich ver- schieden verhält. v. BEeurınG!!l® hat so wenig von diesem präven- tiven Einflusse gesehen, daß er das Beispiel der von Hammeln er- worbenen Milzbrandimmunität in die Kategorie der phagocytären Immunität einreiht. Um die Bedeutung dieser letzten Tatsache zu würdigen, habe ich nur daran zu erinnern, daß während langer Jahre v. BeHurinG die Rolle der Phagocyten bei der Immunität überhaupt nicht anerkennen wollte. Die genauere Betrachtung der Vorgänge, welche sich bei der gegenüber Milzbrandbacillen künstlich erworbenen Immunität abspie- len, läßt keinen Zweifel darüber, daß es die Phagocytose ist, welche dabei die Hauptrolle erfüllt. Die Eigenschaften der Körperflüssig- keiten, wie die bakteriziden, präventiven, agglutinativen und anti- toxischen Wirkungen, treten in diesem Beispiele der Immunität ganz in den Hintergrund. Diese Schlußfolgerungen, welche aus dem oben Mitgeteilten schon deutlich hervortreten, lassen sich noch durch andere Tatsachen bekräftigen. In dieser Beziehung sind die Untersuchungen über die Vorgänge bei der Immunität von Ratten gegenüber dem Milzbrande von hervorragendem Intersse. Es ist nicht nötig, hier über die bakterizide Wirkung des Rattenserums zu berichten, da diese Frage sicherlich in anderen Abschnitten dieses Handbuchs eine genügende Bearbeitung finden wird. Es ist aber unvermeidlich, über die Erscheinungen der erworbenen Immunität der Ratten gegenüber Milzbrandbacillen zu berichten, wie sie von SAWTSCHENko123 in meinem Laboratorium studiert worden sind. Dieser Forscher konnte weiße Ratten durch Schutzimpfungen gegenüber dem Milzbrande gut immunisieren. Er fand, daß nach subkutaner Einführung von Milzbrand- bacillen dieselben nach wenigen (3—5) Stunden von sehr zahlreichen Leukocyten aufgenommen werden. Die aufgefressenen Bacillen blei- ben dann längere Zeit lebend und virulent, da es genügt, einen Tropfen solchen subkutanen Exsudates an normale Ratten oder Meerschwein- chen zu verimpfen, um eine tödliche Milzbrandseptikämie zu erzeugen. Was dabei besonders merkwürdig erscheint, ist die Tatsache, daß die flüssigen Teile des Exsudats keine bakterizide Wirkung offenbaren und daß sogar die bakterizide Wirkung des außerhalb des Organis- mus präparierten Blutserums sich in keiner Weise von derjenigen des Blutserums normaler, empfänglicher Ratten unterscheidet. Die Erscheinungen der erworbenen Milzbrandimmunität ver- schiedener daraufhin untersuchten Tierarten weisen deutlich auf die hervorragendste Bedeutung der Phagocytose hin. Aber es kann leicht vermutet werden, daß es sich hier nur um ein isoliertes Beispiel han- delt und daß in anderen Fällen erworbener Immunität es im Gegenteil die veränderten Körpersäfte sind, welche die Hauptrolle spielen. Da es uns unmöglich ist, hier eine große Reihe Infektionskrankheiten vergleichend zu behandeln, wollen wir sofort zu einer solchen über- gehen, welche stets den Vertretern der Humoraltheorien der er- worbenen Immunität die besten Argumente lieferte. Ich meine die künstliche Infektion, welche bei intraperitonealer Einimpfung Koch- scher Choleravibrionen an Meerschweinchen erzielt werden kann. Es Die Lehre von den Phagocyten und deren experimentelle Grundlagen. 703 gehören dazu bedeutende Mengen stark virulenter Choleravibrionen, da der Organismus normaler Meerschweinchen eine nicht zu unter- schätzende natürliche Immunität aufweist. Dank der letzteren ge- lingt es sehr leicht, diesen Tieren eine erhöhte erworbene Immunität zu verschaffen, wobei man auf sehr verschiedene Weise dieses Ziel erreichen kann. Nachdem man lange Zeit vergebens nach einer extracellulären Abtötung von Mikrobien bei immunen Tieren suchte, gelang es im Jahre 1894 R. Preırrer, eine solche in der peritonealen Flüssigkeit gegen Choleravibrionen immunisierter Meerschweinchen zu finden. Kurze Zeit nach der Einspritzung einer gewissen Menge stark viru- lenter und lebhaft beweglicher Choleravibrionen, in die Bauchhöhle solcher Tiere, werden die letzteren in unbewegliche kokkenähnliche Kügelchen verwandelt, wobei eine große Anzahl derselben absterben. Prrırrer hat diesen Abtötungsvorgang sehr sorgfältig und genau untersucht, weshalb ich vorschlug, die ganze Erscheinung unter dem Namen des ‚„Preirrerschen Phänomens“ in die Wissenschaft auf- zunehmen. Diese Erscheinung hat nun seitdem eine große Bedeutung erlangt und sich die größte Aufmerksamkeit der Forscher erworben. Hier müssen wir sie natürlich nur so weit berücksichtigen, als sie auf die Vorgänge der Phagocytose ein Licht zu werfen imstande ist. Es ist sehr auffallend, daß die Einführung von Choleravibrionen in die Peritonealhöhle immunisierter Meerschweinchen sofort ein fast sänzliches Verschwinden der Phagocyten zur Folge hat. Während die Bauchhöhlenflüssigkeit normaler Tiere trübe erscheint infolge einer großen Anzahl verschiedenartiger Leukocyten, ist das Exsudat der mit Vibrionen infizierten immunisierten Meerschweinchen fast durchsichtig und nur sehr wenig getrübt durch die Vibrionen selbst. Von Leukocyten bleiben nur die kleinen Lymphocyten, während die Makro- und Mikrophagen aus der Peritonealflüssigkeit verschwinden. Sie sammeln sich zu Klumpen an und bleiben an der Wand der Bauch- höhle, namentlich auf dem Netze haften. Die so veränderten Phago- cyten erscheinen ganz oder fast vollständig bewegungslos und unfähig, fremde Körper in sich aufzunehmen. Es ist unzweifelhaft, daB diese Zellen, unter dem Einflusse der Einspritzung, eine starke Beschädi- gung erfahren, die ich unter dem Namen der Phagolyse bezeichnet habe. Ich konnte nun feststellen, daß diese Phagolyse sich in einem ursächlichen Zusammenhange mit der extracellulären Abtötung der Choleravibrionen befindet. Um die letztere aufzuheben, genügt es, die Phagocyten der Bauchhöhle vor der Phagolyse zu schützen. Dies ge- lingt ohne Mühe, wenn man, etwa 24 Stunden vor der Einführung der Vibrionen, in die Bauchhöhle der Meerschweinchen einige Kubik- zentimeter frisch gekochter Bouillon, physiologischer Kochsalzlösung und dergleichen einspritzt. Dabei kommt es zuerst zu einer heftigen Phagolyse, welche indessen von einer sehr zahlreichen Ansammlung frischer und kräftiger Phagocyten gefolgt wird. Die letzteren er- langen nun eine gewisse Angewöhnung für Insulte und lassen sich nicht leicht am nächsten Tage durch die Einführung der Cholera- kultur beeinflussen. Anstatt sich inKlumpen zu agglutinieren, bleiben die Phagocyten isoliert und gut befähigt ihre Bewegungen auszu- führen und die Vibrionen rasch aufzufressen. Es erfolgt somit keine Phagolyse, aber auch keine extracelluläre Verwandlung der Vibrionen in Kügelchen, d. h. kein Preırrersches Phänomen. Dieses Experi- 704 ELiAs METSCHNIKOFF, ment habe ich sehr oft wiederholt und zahlreichen Kollegen des Pa- steurschen Institut demonstriert. Mehrere Forscher, unter welchen ich Borper 104 SALIMBENI129, CAnTacuzEne1l30 und GARNIER!31 nenne, haben in ihren eigenen Versuchen sich von der Richtigkeit meiner Angaben überzeugt. Ich weiß wohl, daß es einigen Beobachtern nicht gelingen wollte, die Aufhebung der Phagolyse mit der gleichzeitigen Aufhebung des PreEırrerschen Phänomens zu erzielen. So konnte AserL!3? bei von ihm präparierten Meerschweinchen die Vibrionen zum Teil von Phagocyten aufgenommen, zum Teil aber noch extra- cellulär verschwinden sehen. Der Grund davon lag aber sicherlich darin, daß Asern seine Versuche nicht in genügender Anzahl und nicht in den günstigen Bedingungen anstellte. Da R. PFEIFFER einige Zweifel an der Richtigkeit meiner Angaben mir gegenüber äußerte, erklärte ich mich bereit, während meines Aufenthaltes in Berlin im Jahre 1899, ihm meinen Versuch ad oculos zu demonstrieren. R. PFEIFFER mußte dazu die nötigen Vorbereitungen machen. Als ich aber in sein Laboratorium kam, um die Demonstration zu machen, wartete ich vergebens auf ihn. Dieser Umstand ist um so mehr zu bedauern, als PFEIFFER in seinem Königsberger Laboratorium eine Arbeit durch seinen Schüler AscHer1?9 machen ließ, welche gerade die Unter- suchung über das Aufheben des PrFEIFFErRschen Phänomens zum Zwecke hatte. AscHER konnte indessen meine Angaben nicht be- stätigen, was lediglich durch seine Technik erklärt werden kann. Er hat beständig, trotz der Behandlung mit frischer Bouillon, „völlige Auflösung der Bakterien außerhalb der Leukocyten, dabei allerdings auch Vorhandensein von Granulis in Leukocyten, aber in so relativ geringer Zahl, daß dieses letztere nur als eine nebensächliche Er- scheinung gedeutet werden kann“, beobachtet. Es ist nicht zu be- zweifeln, daß AscHEr in seinem Versuche die Phagolyse aufzuheben nicht imstande war. Er macht keine Angaben über die Beschaffen- heit der aus der Bauchhöhle nach der Choleraeinspritzung entnomme- nen Exsudate; es ist aber sicher, daß die letzteren entweder durch- sichtig oder kaum trübe waren, während bei der richtigen Ver- suchsanordnung das Exsudat dick und eiterartig aussehen muß. Nur in solchen Fällen wird die Phagolyse vollständig vermieden und die Phagocytose so komplett wie möglich. Ich kenne diese Erscheinungen seit mehreren Jahren und bin gerne bereit, sie denjenigen Kollegen zu demonstrieren, welche sich eine eigene Meinung darüber machen wollen. Uebrigens ist eine solche Demonstration überflüssig geworden seitdem BaıL1?0 meine Angaben durch eine große Reihe genauer Versuche bestätigt hat. Die besten Resultate bekam Baır, als er seine Meerschweinchen am ersten Tage mit Aleuronat intraperitoneal behandelte und am folgenden Tage eine Einspritzung von Aleuronat und spezifischem Serum machte, worauf er erst am dritten Versuchs- tage lebende Choleravibrionen in die Bauchhöhle einspritzte. Unter solchen Bedingungen wurden diese Bakterien unbeweglich, verloren aber ihre Vibrionengestalt nicht in der extracellulären Exsudatflüssig- keit bis 50 Minuten nach der Einspritzung, wo nur wenig freie Vi- brionen übrig blieben. Die Phagolyse kann nicht allein in der Bauchhöhle, sondern auch in den Blutgefäßen aufgehoben werden. In letzterer Beziehung ver- weise ich auf die Arbeit von Levapvırı!3#, welche er in meinem La- boratorium gemacht hat. Die Lehre von den Phagocyten und deren experimentelle Grundlagen. 705 Wir haben schon im vorigen Kapitel gesehen, dab das Blutplasma normaler Tiere keine Mikrocytase enthält. Dies wurde am evidente- sten durch die vergleichenden Versuche von GEnGou bewiesen. Nun konnte man denken, daß unter dem Einflusse der Mikrobien bei sol- chen Tieren und noch besser bei immunisierten, die Cytase im Plasma. mehr oder weniger reichlich erscheinen wird. Aeltere Versuche von Borper®® lehrten schon allerdings, daß bei gegen Choleravibrionen immunisierten Meerschweinchen die ins Blut eingespritzten Vibrionen im Blutplasma keine Verwandlung in Kügelchen erfahren, sondern sehr rasch von Phagocyten aufgenommen werden. BoRDET hat diese Frage indessen nicht weiter verfolgt und sich ausschließlich auf Untersuchung der Blutpräparate beschränkt. Dies war der Grund, warum ich Herrn Lrvapırı vorschlug, sich eingehender mit diesem Gregenstande zu beschäftigen. Da in einer seiner früheren Publikatio- nen Levanırıl38 sich sehr entschieden gegen die Cellulartheorie der Immunität ausgesprochen hatte, so wollte ich ihm zugleich Gelegen- heit geben, einen der wichtigsten und schwierigsten Punkte der Phago- cytenlehre näher zu berühren. Als ausgezeichneter Techniker und überhaupt sehr gut für das Studium der Immunitätserscheinungen vorbereitet, ging Levapırı ans Werk, wobei ich fortwährend selbst Augenzeuge seiner Untersuchungen sein konnte. Sogleich nach der Einspritzung einer Cholerakultur in das zirku- lierende Blut gut geschützter Meerschweinchen beobachtet man ein auffallendes Verschwinden von Leukocyten aus dem Kreislaufe. Wie bei der Phagolyse in der Peritonealhöhle, bleiben im kreisenden Blute fast nur noch einzelne kleine Lymphocyten übrig. Ueberaus die meisten anderen weißen Blutkörperchen, d. h. die eigentlichen Blut- phagocyten, verschwinden aus dem peripherischen Blute. Bei Unter- suchung der letzteren findet man noch hier und da Choleravibrionen, welche indessen kein PrFEIFFERSches Phänomen aufweisen, d. h. welche ihre normale Gestalt vollkommen behalten. Um das Schicksal der aus dem Kreislaufe verschwundenen Phago- cyten zu verfolgen, mußte Levanırı Schnitte aus inneren Organen verfertigen und da konnte er sehen, namentlich in den Lungen, daß verschiedenartige Leukocyten ganze Haufen bildeten und unzwei- deutige Merkmale der Phagolyse an sich trugen. Die letztere offen- barte sich durch Degeneration des Protoplasma und abnorm starke Färbbarkeit der Kerne. In dieser Weise angegriffene Phagocyten konnten wenig oder gar keine Vibrionen in sich aufnehmen, wurden aber durch ganze Haufen dieser Bakterien umgeben, welche mehr oder weniger vollständig das PFEIFFErRsche Phänomen aufwiesen. Hier handelte es sich sicher um eine extracelluläre Abtötung der Cholera- vibrionen, welche indessen nicht inmitten des Blutplasma, sondern in nächster Nähe der Klumpen von Mikrophagen erfolge. Der Un- terschied dieser Angaben von Levapırı und die älteren Beobachtungen BorDETs lassen sich ohne Mühe in Einklang bringen. Der letzt- genannte Forscher untersuchte ausschließlich das peripherische Blut, in welchem sämtliche Vibrionen noch intakt waren, was mit den Wahrnehmungen von LevApıTı durchaus übereinstimmt. Der letztere zog aber noch in den Bereich seiner Forshungen die inneren Organe, in welchen das Preirrersche Phänomen zwar außerhalb der Phago- cyten, aber doch in deren nächster Nähe stattfand. Handbuch der pathogenen Mikroorganismen. 2. Aufl. IT. 45 706 ELIAS METSCHNIKOFF, In diesem Versuche ist es schon leicht, sich von der Zusammen- gehörigkeit der Phagolyse mit der Körnchenumwandlung der Vibrio- nen zu überzeugen. Wenn man aber durch vorhergehende Einspritzung frischer körperwarmer Bouillon die Phagolyse ganz oder nur teilweise beseitigt, so findet man dementsprechend keine oder nur wenige in Kügelchen umgewandelte Choleravibrionen. Da im Blutstrome die Phagolyse nie so weit geht wie in der Bauchhöhle, so kann man im ersteren beständig eine ergiebige und sehr rasche Phagocytose be- obachten (Fig. 3). Wenn man aber die Phagolyse noch verringert Fig. 3. Schicksal der Choleravibrionen fünf Minuten nach deren Einspritzung in den Kreislauf eines stark immunisierten Meerschweinchens. a freie Vibrionen: bin Mikrophagen eingeschlossene, zum Teil in Kügelchen umgewandelte Vibrionen ; c rote Blutkörperchen. (Nach einem Präparate von H. Levapırı.) oder gar vollständig beseitigt, so wird man eine überraschend rapide und zahlreiche Aufnahme der Vibrionen durch Phagocyten wahr- nehmen *). Dabei ist besonders bemerkenswert, daß eine große An- zahl intracellulärer Vibrionen, welche von Mikrophagen aufgefressen wurden, sich in Körnchen verwandelt haben. Man bezeichnet bisweilen diese Erscheinung als Preırrersches Phänomen im Innern von Pha- gocyten, wogegen indessen einzuwenden ist, daß das Wesentliche an diesem Phänomen gerade seine extracelluläre Lage ist. Jedenfalls *) Diese mehrmals sehr genau festgestellte Tatsache liefert den besten Be- weis für die Unrichtigkeit der Angabe von BrıscoE'!3, nach welcher die rasche Phagocytose resp. das Ausbleiben der extracellulären Verwandlung in Kügelchen der Choleravibrionen, welche in die Bauchhöhle gut vorbereiteter Meerschwein- chen eingespritzt wurden, auf zu geringen Flüssigkeitsgehalt des peritonealen Exsudates zurückgeführt werden muß. Im Blute fehlt es nicht an Plasma und trotzdem bleibt das PFEIFFERsche Phänomen aus, während die Phagocytose mit einer außerordentlichen Schnelligkeit erfolgt. Die Lehre von den Phagocyten und deren experimentelle Grundlagen. 707 ist es sehr bedeutungsvoll, daß in den Fällen, wo freie im Blutplasma befindliche, und die in Makrophagen aufgenommenen Vibrionen ihre normale Gestalt behalten, nur diejenigen sich in Kügelchen ver- wandeln, welche von Mikrophagen aufgefressen wurden. Auf diesen Umstand habe ich schon mehrmals als auf eins der wichtigsten Argumente für den Ursprung der Mikrocytase aus Mikrophagen hin- gewiesen. Es ist selbstverständlich, daß, wenn man gegenwärtig die Frage über die Lage und den Ursprung der Cytasen wissenschaftlich unter- suchen will, es vor allen Dingen notwendig ist, die Experimente über das Schicksal der in das Blut immunisierter Tiere eingespritzten Mikrobien zu wiederholen. Das sollte auch AscHer tun, wenn er sich eine richtige Vorstellung von „‚„Leukocyten als Komplement- bildner bei der Cholerainfektion‘ machen wollte. Nun aber konnte er die Versuche von Levapırı an immunisierten Meerschweinchen nicht nachmachen, weil man das Einspritzen in die Vena jugularis aus- führen mußte. Diese Technik ist aber weder schwer, noch stark ein- greifend, zumal wenn man bederkt, daß die Tiere kurze Zeit nach der Einspritzung in die Blutbahn getötet werden müssen. Da aber diese Versuche, welche eine der Hauptbasis für die Lehre vom Nicht- vorhandensein freier Mikrocytase im Blutplasma bilden, nicht wieder- holt wurden, so ist es klar, daß eine Kritik, welche solche Argumente nicht berücksichtigt, nicht angenommen werden kann. AScHER hat seine Aufmerksamkeit anderen Tatsachen gewidmet, welche ebenfalls für die Zugehörigkeit der Mikrocytase zu Mikro- phagen angeführt worden waren. Wenn, habe ich früher gesagt, die gegen Choleravibrionen erworbene Immunität auf den freien, in Körperflüssigkeiten gelösten Substanzen, nicht aber auf Phagocytose beruht,sc muß die Einführung dieser Mikrobien in die vordere Augen- kammer entweder ein Zuströmen wirksamer Stoffe in dieselbe hervor- rufen oder, sollte dies nicht der Fall sein, von einer starken infex- tion gefolgt werden. Die auf diese Frage gerichteten Untersuchungen ergaben als Resultat, daß bei immunisierten Meerschweinchen in der vorderen Augenkammer kein PFEIFFErRsches Phänomen sich bildet, was aber die Immunität durchaus nicht aufhebt, da sehr viele Leukocyten nach den Choleravibrionen in die vordere Augenkammer eindringen und dieselbe dort auffangen und schließlich definitiv ab- töten. Diese Tatsache ist sehr oft mit demselben Erfolge wiederholt worden und wurde auch von Borper durch die direkte Ermittelung bestätigt, da er durch seine Methode leicht bestimmen konnte, dab im Augenwasser immunisierter Tiere weder Cytase, noch Fixatoren vorhanden sind. Nun hat AscHer auch diese Versuchsreihen nicht wiederholt, weil a priori es nicht zu erwarten war, daß in der vorderen Augenkammer große Mengen von Cytasen „bei eigenartigen Zirkulationsverhältnissen‘ vorkommen könnten und weil „nur geringe Reizungen an dieser Stelle genügen, um eine große Menge Leukocyten anzulocken‘“. Gerade die Tatsache, daß der Organismus sich so leicht mit diesen Phagocyten gegen Mikrobien schützt (da ja die Immunität nach der Infektion der vorderen Augenkammer bestehen bleibt), spricht für die wiehtige Rolle dieser Zellen. Uebrigens ist die Meinung AscHers, daß Zirkulationsverhältnisse den Zufluß der Cytasen in die vordere Augenkammer unmöglich machen, nicht richtig. Levapırr13? hat noch vor der Publikation AscHeErs durch direkte 45* 708 Erias METSCHNIKOFF, Versuche nachgewiesen, daß das Augenwasser leicht Cytase enthalten kann, wenn man einige Zeit vorher dieselbe in den Kreislauf des- selben Tieres eingeführt hat. Wenn es somit in der vorderen Kammer keine Cytase gibt, so rührt es nur von deren Nichtvorhandensein im Blutplasma her. Die sehr untergeordneten Erscheinungen der Bak- teriolyse im Augenwasser außerhalb des Organismus lassen sich auf gleiche Stufe stellen, wie die analogen Vorgänge in der physiologischen Kochsalzlösung und vielen anderen Flüssigkeiten und sind lange nicht mit den Erscheinungen im Blutserum zu vergleichen. Die Einführung der Choleravibrionen in die Oedemflüssigkeit oder in das subkutane Gewebe von immunisierten Tieren wird ebenfalls nicht vom PFEIFFER- schen Phänomen gefolgt, wie ich es bereits seit Jahren nachgewiesen habe. Diese Tatsache ist oftmals bestätigt worden. ASCHER hat die betreffenden Versuche wiederholt und ist zu dem Schlusse gekommen, daß „im Oedem ganz geringfügige“ Mengen von Cytasen (Komplementen) vorhanden sind, was er ebenfalls den Zirkulationsverhältnissen zuschreibt, obwohl es von LevapıTı direkt nachge- wiesen wurde, daß ins Blut eingespritzte Cytase in die Transsudate übergeht. Auf der andern Seite hat CANTACUZENE!1® nachgewiesen, daß es genügt, unter die Haut eine Anzahl beschädigter Leukocyten einzuführen, um das PFEIFFER- sche Phänomen sehr ausgesprochen zu erhalten. Was dagegen die Verhältnisse im Unterhautgewebe immunisierter Meerschweinchen, denen man keine fertigen Leukocyten vorher eingeführt hat, betrifft, so ist es bereits von vielen Forschern festgestellt worden, daß dabei keine extracelluläre Abtötung, sondern eine sehr starke Phagocytose zustande kommt. AÄSCHER weicht von mir auch in dieser Beziehung ab, indessen gesteht er selbst, daß unter der Haut die Verwandlung in Körnchen langsam und in geringem Maße erfolgt, da er nach 5 und sogar nach ca. 24 Stunden noch nicht transformierte Vibrionen auffand. Wenn es ihm nicht gelingen wollte, eine ergiebige Phagocytose zu beobachten, so ist dieses negative Resultat nicht im geringsten imstande, die von mehreren Forschern wahrgenommene starke Aufnahme der Vibrionen durch Leukocyten zu wider- legen. Diese Tatsache ist zu sicher festgestellt worden, um durch einige miß- glückte Versuche in Zweifel gesetzt zu werden. Die für Choleravibrionen konstatierten Ergebnisse sind von mir und einigen meiner Schüler auch auf andere Vibrionen ausgedehnt worden. So konnte ich 138 nachweisen, daß der Untergang der Vibrionen von GAMALEIA (Vibrio Metchnikovii) im Örganismus immunisierter Meerschweinchen das Werk von Phagocyten ist. SANARELLI!3?® hat darüber weitere Feststellungen gemacht. Aehnliche Resultate sind von MesnıL!#° bei Untersuchung der Vibrionen von Massaua erhalten worden. Wenn die Vibrionen nicht extracellulär durch bei Phagolyse ausgeschiedene Mikrocytase abgetötet werden, so gehen sie im Innern der Phagocyten zugrunde. Der letztere Fall bildet die allgemeine Regel, welche auch für die vordere Augenkammer und für Transsudate ihre Gültigkeit bewahrt. Nun wissen wir seit den Untersuchungen von BoRDET, daß Vibrionen bei immunisierten Tieren durch Cytase abgetötet werden, welche indessen der Hilfe von einer anderen Substanz bedürfen, die wir als Fixator bezeichnet haben. Bei gegen Cholera geschützten Tieren handelt es sich um einen Cholerafixator. Es ist eine lösliche Substanz, welche sich nicht nur innerhalb der Zellen, sondern auch in den Körpersäften befindet. Sie kann in der Oedemflüssigkeit, im Plasma der Exsudate und des Blutes leicht nachgewiesen werden, so daß es keinem Zweifel unterworfen werden kann, daß sie einen Teil der Körpersäfte bildet. Der Cholerafixator, wie die Fixatoren überhaupt, ist hitzebeständiger als die Cytasen und unterscheidet sich in mancher anderen Beziehung von den letzteren. Der Cholerafixator hat eine große Affinität zu Vibrionen, mit welchen er sich bindet, und obwohl er eine große Rolle in der Verteidigung des Organismus spielt, so ist er doch nicht imstande, Choleravibrionen zu beschädigen. Es ist genügend bekannt, daß mit dem spezifischen Fixator durchtränkte Vibrionen leben und sich vervielfältigen können. Sie sind auch imstande, normalen Tieren tödliche Krankheit zu geben. Da der Cholerafixator aber eine notwendige Be- dingung für die Wirkung der Mikrocytase darstellt, so muß man ihm eine große Bedeutung vindizieren. Man könnte die Wirkung verschiedener Faktoren bei der Choleraimmunität in der Weise formulieren, daß man den ersten Im- puls in der Durchtränkung des Fixators erblickte, welchem dann in zweiter Die Lehre von den Phagocyten und deren experimentelle Grundlagen. 709 Linie die Verwandlung in Körnchen, resp. das Abtöten der Vibrionen durch Mikrocytase außerhalb oder innerhalb der Phagocyten folgte. So ist die Sache auch wirklich oft aufgefaßt worden. Nun ist es möglich sich durch direkte Ermittelungen von der relativen Bedeutung des in Körpersäften kreisenden Fixators und der an Phagocytose gebundenen Mikrocytase zu überzeugen. Es ist oft beobachtet worden, daß stark gegen Choleravibrionen immunisierte Tiere doch an Choleraperitonitis sterben können und dies zu einer Zeit, als ihre Körpersäfte eine reichliche Menge spezifischen Fixators enthalten. Diese Tatsache ist auch von PFEIFFER !!! wahr- genommen worden, welcher sah, daß einige seiner hochimmunisierten Meer- schweinchen nach einer Einverleibung von Choleravibrionen starben, wobei in ihren Säften diese Bakterien zahlreich waren, trotzdem daß das Blutserum derselben Tiere eine starke schützende Wirkung bei normalen Meerschweinchen offenbarte. Daraus ist zu schließen, daß das reichliche Vorhandensein vom Fixator noch nicht genügt, um Tieren Immunität zu sichern. Auf der anderen Seite wissen wir zur Genüge, daß das Fehlen des spe- zifischen Fixators in Körpersäften die Phagocytose nicht hindert und die Im- munität nicht aufhebt. Wir haben schon oben hervorgehoben, daß das Augenwasser immunisierter Tiere gewöhnlich frei vom Fixator ist. Diese Tatsache ist von BORDET 4? durch direkte Versuche bezüglich der gegen Choleravibrionen immuni- sierten Meerschweinchen ermittelt worden. Nun ist dieses Fehlen nicht imstande. eine reichliche Einwanderung der Leukocyten in die mit Choleravibrionen in- fizierte vordere Augenhöhle, resp. das Auffressen und die intraphagocytäre Ab- tötung dieser Mikrobien zu verhindern. Drehen wir den Versuch in der Weise um, daß wir die Phagocytose auf einige Zeit unmöglich machen oder nur verlangsamen, ohne die Wirkung des in Körpersäften kreisenden Fixators zu berühren, so wird die Immunität auf- gehoben und gut immunisierte Tiere sterben an Choleraperitonitis. Diese Tat- sache ist durch genaue in meinem Laboratorium von ÜANTACUZENE !? ausge- führte Exprimente festgestellt. Er hat zunächst nachgewiesen, daß die Ein- spritzung der ÖOpiumtinktur eine Narkose der Meerschweinchen und zugleich die Unbeweglichkeit der Leukocyten zur Folge hat. Darauf konstatierte er, daß gut immunisierte Meerschweinchen, welche dem Einflusse des Opiums ausgesetzt und mit Choleravibrionen infiziert wurden, an allgemeiner Infektion, resp. Intoxikation zugrunde gingen. Bei diesen narkotisierten Tieren fand so- wohl die Erweiterung der Blutgefäße, als eine ausgesprochene Hyperleukocytose des Blutes statt. Aber die Diapedese weißer Blutkörperchen erfolgte nicht während einiger Stunden nach der Darreichung der Opiumtinktur. Die kurze Periode der Untätigkeit der Phagocytose bei‘ Meerschweinchen, deren Säfte reichliche Mengen Fixators enthielten, genügte schon, damit die Vibrionen sich vermehrten und Oberhand gewannen. Aus ihrem Schlafe aufgeweckt, fangen nun die Phagocyten an, die sehr zahlreichen Choleravibrionen aufzufressen; sie können auch das Leben der Tiere etwas verlängern, sind aber nicht mehr im- stande, den Tod zu verhindern. Es muß somit angenommen werden, daß in den Fällen, wo stark immuni- sierte Tiere, trotz des reichlichen Vorhandenseins vom Fixator, doch zugrunde gehen, dies geschieht durch das Ausbleiben oder die Umvollständigkeit der Phagocytose. Der letzteren muß folglich eine ganz hervorragende Bedeutung bei der erworbenen Immunität gegenüber Choleravibrionen zugeschrieben werden. Da aber die Rolle des Cholerafixators, obwohl er allein nicht genügt um die Immunität zu sichern, doch eine sehr bedeutende ist, so muß die Frage aufgeworfen werden, in welcher Beziehung dieser Faktor zu zelligen Elementen überhaupt und zu Phagocyten insbesondere steht. Daß der Cholerafixator, wie die Fixation überhaupt, zelligen Ursprungs ist, darüber konnte man natürlich keinen Zweifel haben. Mit dem Studium dieser Fragen beschäftigt, haben PFEIFFER & Marx! die wichtige Tatsache entdeckt, daß der Cholerafixator von blutbildenden Organen erzeugt wird. Um dies festzustellen, haben sie Kaninchen durch Hitze abgetötete Cholerakulturen subkutan eingeführt und da- raufhin die schützende Wirkung des Blutes, resp. der Extrakte verschiedener Organe genau bestimmt. Da die Leukocytenschichte des Blutes, sowie die aus Peritonealexsudaten entnommenen weißen Blutkörperchen keinen nennenswerten präventiven Einfluß aufwiesen, so glauben PFEIFFER & Marx, daß diese Zellen an der Bildung der präventiven Substanz nicht beteiligt sind. Dagegen konnten sie feststellen, daß der Milzextrakt ihrer Tiere, zur Zeit als das Blutserum noch keine präventive Wirkung besitzt, imstande ist, frische Tiere gegen Üholera- peritonitis zu schützen. Aus dieser Tatsache schließen PFEIFFER & Marx, daß 710 Ernras ME1ISCHNIKOFF, die Milz das Hauptzentrum der Bildung des schützenden Antikörpers darstellt. Um diese Annahme zu prüfen, haben diese Autoren entmilzte Kaninchen mit abgetöteten Cholerakulturen behandelt. Da aber bei denselben das Blutserum eine ebensolche schützende Wirkung wie dasjenige der nicht entmilzten Tiere- besaß, so kamen PFEIFFER & Marx zu dem Schluß, daß Lymphganglien und das Knochenmark ebenfalls zur Erzeugung des Choleraantikörpers dienen können. Sie formulieren ihre Ansicht in der Weise, daß sie die Bildung dieser schützen- den Substanz den blutbildenden Organen zuschreiben. Fast zu gleicher Zeit haben WASSERMANN & TAKAKI!# nachgewiesen, daß die präventive Substanz .des Blutserums, welche frische Tiere gegen Infektion mit Typhusbaeillus schützt, ihre Entstehung dem Knochenmarke, der Milz, den Lymphdrüsen und dem Thymus verdankt. Andere daraufhin untersuchte Organe haben sich dagegen in dieser Beziehung als vollkommen unwirksam bewiesen. DETRE DEUTSCH !#5 hat in meinem Laboratorium diese Versuche wiederholt und konnte leicht bestätigen, daß die Milz das Hauptzentrum der Bildung des Typhusantikörpers repräsentiert. Bei entmilzten Tieren konnte er, ebenso wie PFEIFFER & Marx, schützendes Blutserum erhalten, wobei das Knochenmark die größte Menge des Antikörpers lieferte. Nur in den Fällen, wenn Tiere nicht vor der Einführung der Typhusbaeillen, sondern einige (3—5) Tage nachher entmilzt wurden, erwies sich die Quantität der schützenden Substanz als viel eringer. 3 Diez Vermutung wird durch die Ergebnisse von WASSERMANN & ÜITRON 146 bekräftigt, welche fanden, daß der schützende Antikörper auch in den Pleura- und Peritonealexsudaten sich bilden kann. Noch bestimmter ist die Produktion dieses Antikörpers durch Leukocyten von SALIMBENI!#T nachgewiesen worden. Er fand, daß im immunisierten Organismus diese Zellen eine wahre Quelle soleher Antikörper darstellen, und zwar zur Zeit als die Blutflüssigkeit noch keine Spur davon enthält. Die Gesamtsumme der Erscheinungen, welche die Ausscheidung des prä- ventiven Antikörpers einleiten, muß derart gedeutet werden, daß Mikrobien bald nach ihrer Einführung in den tierischen Organismus von Phagocyten auf- gefressen und daraufhin größtenteils in die Milz, zum Teil aber auch in andere phagocytäre Organe transportiert werden. Bei entmilzten Tieren wandern die mit Mikrobien beladenen Phagocyten in andere phagocytäre Herde (Lymphdrüsen, Knochenmark u. dgl.) ein. Es ist deshalb sehr wahrscheinlich, daß es nicht die ständigen Elemente dieser Organe, sondern die in dieselben eingewanderten Leukocyten (zum größten Teil Mikrophagen) sind, welche die schützenden Sub- stanzen erzeugen. Es läßt sich leicht nachweisen, daß Fixation wirklich eine Ausscheidung der Phagocyten darstellen. Die beste Stütze für diese Annahme ist durch die Versuche von PFEIFFER & Marx selbst geliefert. Diese Forscher haben fest- gestellt, daß Milzextrakte ihrer gegen Cholerainfektion geschützten Kaninchen Choleravibrionen zu einer Zeit in Körnchen verwandeln, wo das Blutserum noch nicht imstande ist, das PFEIFFERsche Phänomen auszulösen. Da aber diese Kügelchenbildung das beste Zeichen vom Vorhandensein des spezifischen Fixators ist, so ist es unzweifelhaft, daß der letztere in der Milz gebildet wird, und zwar höchst wahrscheinlich aus dorthin eingewanderten Leukocyten. Eine ganze Reihe genau festgestellter Ergebnisse führt uns zu folgender Auffassung der Rolle der Phagocyten bei der gegen Mikro- bien erworbenen Immunität. Diese empfindlichen und mit beweg- lichem Protoplasma versehenen Elemente wenden sich mit großer Schnelligkeit nach den Orten, wo Mikrobien in den Organismus auf irgendwelchem Wege gelangt sind. Nach deren Auffressen werden sie in den weitaus meisten Fällen intracellulär verdaut, wobei zwei En- zyme tätig werden: die Mikrocytase, das definitiv verdauende Fer- ment, und die Fixatoren, welche diese Verdauung in irgendwelcher Weise vorbereiten. Von diesen beiden Enzymen zeigt die Mikro- cytase insofern konstantere Verhältnisse, als dieselbe viel inniger mit dem Phagocytenleibe verbunden bleibt und auch in ihrer Quantität nur wenig wechselt. Es ist zuerst von BorpET!26 nachgewiesen wor- den, daß die Menge der Alexine in den Blutseris normaler und gegen Choleravibrionen immunisierter Tiere ungefähr die gleiche ist. Die Die Lehre von den Phagocyten und deren experimentelle Grundlagen. 711 Fixatoren zeichnen sich dagegen durch die Leichtigkeit, mit welcher sie die sie bildenden Phagocyten verlassen und in die Körpersäfte übergehen, und auch durch deren sehr starke Produktion bei immu- nisierten Tieren aus. Während es im Blutserum normaler Tiere nur in einzelnen Fällen gelingt, deutlich auf Mikrobien wirkende Fixa- toren zu finden, ist nichts leichter, als in vielen Fällen erworbener Immunität dieselbe im Blutserum geschützter Tiere nachzuweisen. Es ist nicht schwer zu begreifen, daß die Zellentätigkeit bei er- worbener Immunität eine erhöhte ist. Sie offenbart sich in der größeren Reaktionsfähigkeit derjenigen Elemente, welche im Kampfe gegen Mikrobien die Hauptrolle spielen. Bei Infektionskrankheiten sind es nun die Phagocyten, welche bei der erworbenen Immunität, anstatt vor Mikrobien zu fliehen, sich denselben nähern und sie schnell abtöten, indem sie eine große Menge Fixatoren erzeugen, welche den bakterientötenden Cytasen den Weg ebnen. Die in den vorhergehenden Zeilen zusammengefaßten Resultate sind auf Grund der Betrachtung von zwei extremen Beispielen er- worbener Immunität gewonnen worden. Auf der einen Seite haben wir die Immunität gegenüber Milzbrandbacillen, auf der andern diejenige gegenüber Choleravibrionen berücksichtigt. Die erstere zeich- net sich durch Mangel, die zweite dagegen durch Ueberfluß freier Fixatoren aus. Weitaus die meisten anderen Beispiele erworbener Immunität lassen sich ohne Zwang zwischen die beiden Extreme ein- schieben. Während die Immunität gegenüber einigen Bakterien, wie z.B. gegenüber Streptokokken, Schweinerotlauf- und Pyocyaneus- bacillen sich enger. an die Milzbrandimmunität anschließt, läßt sich die Immunität gegenüber einigen anderen Mikrobien, wie z. B. gegen- über Typhusbacillus, in eine innigere Beziehung zu derjenigen gegen- über Choleravibrionen stellen. Es ist nicht nötig, hier in die Details dieser Beispiele einzugehen. Nur müssen wir hervorheben, daß das typische PreEirrersche Phänomen nur bei Cholera- und einigen ana- logen Vibrionen zu beobachten ist. Selbst in dieser Gruppe gibt es Repräsentanten, welche sich in dieser Beziehung abweichend verhalten. So verwandelt sich der Vibrio Gamaleia nur wenig oder gar nicht in Kügelchen. Bei Typhus- und Colibacillen ist eine solche Verwand- lung ebenfalls unvollständig; bei sämtlichen anderen daraufhin unter- suchten Bacillen fehlt sie dagegen mehr oder weniger vollkommen. Die Phagocytose läßt sich dagegen in sämtlichen Fällen feststellen, auch in solchen, wo das PrEırrersche Phänomen am stärksten aus- gesprochen ist. Wenn die Peritonealflüssigkeit eingeimpfter "Tiere nur freie Kügelchen aufweist, braucht man nur das Tier zu opfern und die Peritonealwandungen zu untersuchen, um, nach den Ergeb- nissen von MAx GRUBER!148 und CAnTAacuzknEl30, sofort eine starke Phagocytose wahrzunehmen. Es ist einigemal versucht worden, nachzuweisen, daß die Reaktion seitens der Phagocyten nur dann möglich ist, wenn pathogene Mikro- bien vorher durch rein humorale Einflüsse in Klümpchen zusammen- geballt, agglutiniert oder wenigstens in ihrer Beweglichkeit geschädigt werden. Es ist nicht zu leugnen, daß in den Flüssigkeiten von Tieren, welche eine antibakterielle Immunität erworben haben, in der Regel solche Agglutinine vorkommen. Max GRUBER glaubte sogar, daß diese Substanzen nichts anderes sind, als immunisierende Stoffe, oder Fixatoren, deren Einwirkung eine unumgängliche Vorbedingung für 7112 ELias METSCHNIKOFF, die Tätigkeit der bakteriziden Substanzen (Alexine) darstellt. Wir brauchen hier nicht näher in dieses Thema einzugehen, zumal dasselbe in einem anderen Abschnitte dieses Handbuches ausführlich behan- delt wird, und begnügen uns nur mit der Bemerkung, dab die Rolle der Agglutination von Mikrobien in der erworbenen Immunität nur eine ganz untergeordnete ist. Seit beinahe zwanzig Jahren haben wir bereits den Nachweis geliefert131, daß es Fälle gibt, wo es bei immu- nisierten Tieren zu keiner Agglutination der bezüglichen Infektions- erreger kommt und wo trotzdem die Körpersäfte eine ausgesprochene Präventivwirkung ausüben. Gegenwärtig wird es wohl algemein an- senommen, daß Agglutinine und Fixatoren zwei verschiedene Sub- stanzgruppen darstellen, wie es unter anderem von A. WASSERMANN für Bacillus pyocyaneus festgestellt worden ist. Es ist möglich, daß unbeweglich gemachte und zu Haufen ver- einigte Bakterien leichter von Phagocyten aufgenommen werden, in- dessen bildet dieser Umstand keine notwendige Vorbedingung für das Auffressen, resp. Verdauen der Mikrobien im Innern der Zellen. Auch muß es betont werden, daß in einigen Fällen, wie z.B. bei gegen Choleravibrio immunisierten Pferden, die Exsudatflüssigkeit nur dann imstande ist, diese Bakterien zu agglutinieren, wenn dieselbe außerhalb des Organismus der Einwirkung des Sauerstoffes ausge- setzt worden war. Diese Tatsache ist mit Sicherheit von SAaLım- BENI!29 festgestellt worden. Man glaubte ferner, daß bei der erworbenen Immunität die Phagocytose nur durch ein vorhergehendes Unschädlichmachen der Toxine ermöglicht wird. Nach der Entdeckung des antitoxischen Ver- mögens des Blutserums immunisierter Tiere durch von BEHRINnG und Kırasato schien es sehr wahrscheinlich, daß pathogene Bakterien im Tierkörper zuerst ihrer Toxine beraubt werden. Ihrer Hauptwaffe verlustig geworden, verfallen diese Mikrobien ohne Mühe den An- griffen seitens der Phagocyten. Eine ganze Reihe genau festgestellter Tatsachen zeigte indessen bald, daß diese Hypothese unrichtig ist. Die Körpersäfte solcher Tiere, welche gegen Infektion mit Bakterien . eine solide Immunität erworben haben, zeichnen sich durch Mangel irgendwelcher antitoxischen Kraft aus, wie ich es für den Cocco- bacillus der Pneumoenteritis der Schweine nachgewiesen habe 149, Mit dieser Tatsache steht diese andere in vollkommenem Einklange, dab gegen lebende Bakterien immunisierte Tiere eine hohe Empfind- lichkeit für entsprechende Toxine aufweisen. Von CHARRIN & Gama- LEiA1?0 zuerst festgestellt, wurde dieses an sich paradox klingende Faktum namentlich durch ausführliche und genaue Versuche von R. PFEIFFER an Choleravibrionen bestätigt. Es muß somit angenommen werden, daß die Immunität, welche gegen lebende Bakterien erworben wurde, durchaus nicht auf einer antitoxischen Kraft der Körperflüssigkeiten beruht. Die einzige Erscheinung, welche bei dieser Art der Immunität ganz konstant vorkommt, ist die erhöhte Phagocytose, wie es durch eine große Reihe genau festgestellter Tatsachen dokumentiert wurde. Man mag irgendeine Bakterienart nehmen, welcher gegenüber der Organismus immunisiert werden kann; in keinem einzigen Falle wird die Phagocytose ausbleiben. Selbst bei gegenüber tierischen Mi- krobien immunisierten Tieren, wie z. B. bei der erworbenen Immuni- tät gegenüber Trypanosmen, wie es aus den genauen Feststellungen Die Lehre von den Phagocyten und deren experimentelle Grundlagen. 713 von LavEran & MessıL?8 hervorgeht, werden diese Geißelinfusorien durch Phagocyten aufgefressen. Es wird nicht mehr bestritten, daß es bei der erworbenen Immuni- tät gegen Mikrobien sich um eine Erhöhung der zellulären Reaktions- tätigkeit handelt. Lebende Zellelemente, unter dem Einflusse der Schutzimpfungen, erlangen die Fähigkeit mit großer Energie ihre Funktionen auszuüben. Es wird dann kaum mehr bezweifelt, daß es Phagocyten sind, welche dabei wirksam sind. Die Tatsache, daß sogar die in Körperflüssigkeiten kreisenden Fixatoren ein Ausschei- dungsprodukt phagocytärer Organe darstellen, hat für diese Ansicht eine neue Stütze geliefert. Nun wollte man Auskunft darüber haben, ob beı der erworbenen Immunität gegen Mikrobien nicht nur die exkretorische, sondern auch die phagocytäre Rolle lebender Zellen namhaft erhöht wird. Denys & Lecrer15l olaubten diese schwierige und delikate Frage durch ihre Untersuchungen an gegen Streptokokken immunisierten Tieren in negativem Sinne entscheiden zu können. Sie beobachteten die Wirksamkeit der Leukocyten solcher Tiere außer- halb des Organismus und sahen dabei, daß sie nur. in Gegenwart immunen Serums gierig Streptokokken auffraßen. Sobald sie in nor- males Blutserum gebracht wurden, hörte die Phagocytose so gut wie gänzlich auf. Diese ganz genau ermittelten Tatsachen bilden die Basis der Theorie der Opsonine, worüber wir im vorigen Kapitel berichtet haben. NEUFELD hat in mehreren Abhandlungen diese Theorie auf die Erscheinungen bei der erworbenen Immunität angewendet. Die Substanz, welche im Versuche von DExyYs und LEcLEF nach Art der Opsonine, d. h. phagocytosebefördernd, wirkt, nennt er Bakteriotropin. Das letztere unterscheidet sich von den ÖOpsoninen von WRrıcHT namentlich dadurch, daß es bedeutend termostabiler ist und auch mit Leichtigkeit durch das Filter durchgeht. Während Opsonine nicht spezifisch sind, wirken die Bakteriotropine nur auf eine bestimmte Bakterienspecies, so daß es neben Staphylotropinen, Pneumokokkotropinen, Streptokokkotropinen usw. gibt. Trotz zahlreicher Arbeiten über die Bakteriotropine ist es zurzeit un- möglich, sich definitiv über die Natur dieser Substanzen auszusprechen. Es scheint jedoch, nach Angabe mehrerer Forscher, daß die Tropine aus Fixa- toren und Cytasen bestehen und in dieser Beziehung mit Opsoninen überein- stimmen. Während aber die letzteren hauptsächlich aus Cytasen bestehen und nur sehr wenig Fixator enthalten, sind die Bakteriotropine aus sehr viel Fixator und sehr wenig Cytase zusammengesetzt. Dieser — quantitative — Unterschied erklärt den Unterschied zwischen beiden Substanzen in ihrem Verhalten zur Hitze, sowie alle anderen Merkmale, wodurch sie sich voneinander unterscheiden. Gegenüber allen diesen Untersuchungen in vitro kann man ein- wenden, daß die Phagocytose unter den künstlichen Bedingungen außerhalb des Organismus so sehr modifiziert wird, daß bindende Schlüsse daraus unmöglich gezogen werden dürften. Viel sicherer sind die Tatsachen, welche man im lebenden Organismus wahrnimmt. Nun gibt es Beispiele genug, wo immunisierte Tiere eine nur schwache oder sogar gar keine schützende Wirkung ihrer Flüssigkeiten auf- weisen, wogegen die Phagocytose sehr deutlich erhöht wird. Um sich in dieser wichtigen Frage genauer zu unterrichten, wird man kaum besser tun, als diejenigen Fälle erworbener Immunität zu berücksichtigen, welche nicht auf Einführung spezifischer Mikrobien, resp. deren Produkte, sondern auf indifferente Flüssigkeiten, wie phy- siologische Kochsalzlösung oder Bouillon, erfolgen. Krerm!ö3 war es, welcher zuerst darauf hinwies, daß man Meer- schweinchen gegen Choleraperitonitis nicht nur mit Choleravibrionen, sondern auch mit beliebigen anderen Mikrobien (Vibrio Finkler und 714 ErLıas METSCHNIKOFF, Prior usw.) schützen kann. Issarrr15* hat darauf, unter PrEIFFERS Leitung, diese Frage in Angriff genommen. Er konnte nicht nur die Angaben von Kreın bestätigen, sondern ihnen noch andere wichtige Tatsachen beifügen. ° Eine 24 Stunden vor der Infektion mit Cholera- vibrionen vorgenommene Tuberkulineinspritzung verleiht Meer- schweinchen einen mehrere Tage dauernden Schutz. Eine ähnliche, obwohl etwas schwächere präventive Wirkung wird durch Einsprit- zungen von Nukleinlösung (2-proz.), von normalem Menschenserum, Bouillon, Urin und physiologischer Kochsalzlösung erzielt. Es ist unmöglich anzunehmen, daß diese Flüssigkeiten irgend- einen schädlichen Einfluß auf die Bakterien ausüben könnten. Im Gegenteil, die Bouillon stellt sogar einen sehr guten Nährboden für diese Mikrobien dar. Eine antitoxische Wirkung muß ebenfalls aus- geschlossen werden. Der schützende Effekt der genannten Flüssig- keiten beruht vielmehr auf der Steigerung der Phagocytose. Die prä- ventiven Einspritzungen haben eine sehr starke Leukocyteneinwan- derung in die Bauchhöhle zur Folge, wobei gerade die polymorph- kernigen Mikrophagen die Hauptrolle spielen. Sobald diese Zellen in Berührung mit eingeführten Bakterien gelangen, werden die letzteren gierig aufgenommen und intracellulär verdaut. Issaerr hat fest- gestellt, daß dabei „die Schnelligkeit des Vibrionenvernichtungs- prozesses im Organismus eine außerordentliche ist. Schon gleich nach der Injektion beobachten wir eine stark ausgesprochene Phago- cytosis. Die Mikrobienzahl ist eine enorme, die der Leukocyten eben- falls. Die letzteren sind mit Bacillen überfüllt“ (d. e.). Zweifellos sind diese Beispiele erworbener Immunität ausschlieB- lich das Werk der Phagocyten, wie es übrigens auch allgemein aner- kannt wird. Die Resultate Issaerrs sind auch mehrmals bestätigt und auf andere Bakterien erweitert worden. So konnte Funk 155 dieselben Erscheinungen nach der Einführung von Typhusbacillen in die Bauchhöhle mit verschiedenen Flüssigkeiten vorbereiteter Meer- schweinchen wahrnehmen. BorpEr!5% hat dasselbe bei der Strepto- kokkeninfektion und ich®? bei der Einspritzung von Pestbacillen be- obachtet. Ohne die phagocytäre Ursache dieser Art der Widerstandsfähig- keit des Organismus anzuzweifeln, glaubt PFEIFFER, daß es sich in diesen Fällen nicht um echte Immunität, sondern um Erscheinungen der Resistenz handelt. Die Terminologie hat in dieser Angelegenheit indessen keine prinzipielle Bedeutung. Die Wahrheit ist einfach die, daß ein im Grunde empfänglicher Organismus durch eine erhöhte Phagocytentätigkeit vor einer tödlichen Krankheit mit Sicherheit ge- schützt werden kann. Unter den Flüssigkeiten, welche einen solchen Einfluß auszuüben imstande sind, spielen normale Sera eine hervorragende Rolle. Jedes normale Serum hat eine mehr oder weniger ausgesprochene Schutz- wirkung; nur ist die letztere nicht spezifisch und bedarf stets ver- hältnismäßig großer Mengen Flüssigkeit (0,5—1 ccm). Spezifische Sera üben dagegen schon eine starke Wirkung aus, wenn sie in viel geringerer Quantität präventiv eingespritzt werden. Dabei kann man ganz ähnliche Erscheinungen im Organismus wahrnehmen. Solche Sera wirken ebenfalls sehr stimulierend auf die Phagocytenreaktion ; daneben aber üben sie auch einen unmittelbaren Einfluß auf patho- gene Bakterien aus, welche sich mit spezifischen Fixatoren (oder Am- Die Lehre von den Phagocyten und deren experimentelle Grundlagen. 715 bozeptoren) beladen und in der großen Mehrzahl der Fälle auch zu Haufen agglutiniert werden. Solche Mikrobien können bisweilen ihre volle Beweglichkeit bewahren und sich auch in normaler Weise ver- mehren; sie behalten auch ihre ursprüngliche Virulenz. Trotzdem verfallen sie der Freßtätigkeit der Leukocyten, in deren Innerem sie definitiv vernichtet werden. Manche spezifischen Sera sind auch mehr oder weniger bakterizid, wobei die Cytasen diese mikrobien- tötende Wirkung ausüben. Aber auch in solchen Fällen erfüllen die Phagocyten eine bedeutende Rolle, wie aus Untersuchungen über den Einfluß der Narkose deutlich hervorgeht. CAnTAcuzEne !?0 injizierte Meerschweinchen, welche vorher mit einer nicht tödlichen Menge Opiumtinktur behandelt wurden, Choleravibrionen und spezifisches antibakterielles Serum. Unter dem Einflusse des letzteren verwan- delten sich die Vibrionen binnen kurzem in Körnchen, wovon viele zugrunde gingen. Die, infolge der narkotischen Wirkung des Opiums, verzögerte Leukocytose genügte aber, um Vibrionen Ueberhand zu ver- schaffen. Dieselben entzogen sich der Phagocytose, vermehrten sich in der Bauchhöhlenflüssigkeit und verursachten den tödlichen Aus- gang beı Meerschweinchen. Aehnliche Resultate wurden von GEOR- GIEwskY157 in bezug auf die Bacillen des blauen Eiters erhalten. Mit Opiumtinktur vorbehandelte Meerschweinchen gingen regelmäßig zugrunde, trotz der Einspritzung spezifischen Serums, welches voll- kommen genügte, um normale Tiere derselben Species vor der Pyo- cyaneusinfektion zu schützen. Mit diesen Resultaten stimmen die Ergebnisse neuerer For- schungen über das Fehlen humoraler Veränderungen bei der Immuni- sierung gegen einige Infektionskrankheiten. So fand Crrron !58, dab bei der Schutzimpfung der Kaninchen gegen den Bacillus sui- pesticus die erworbene Immunität eine celluläre ist, d. h., daß der Grund der Widerstandsfähigkeit des Organismus mit dem Ver- halten der Blutsera nicht übereinstimmt. ScHukEwItscH 159 konnte dieses Resultat bestätigen, indem er fand, daß die Immunität der Kaninchen gegen den genannten Bacillus „unabhängig von der Stärke der schützenden Wirkung des Blutserums ist“ (p. 747). Während die Vertreter der humoralen Theorien der erworbenen Immunität früher annahmen, daß dieselbe auf der Ausbildung der mikrobientötenden Wirksamkeit der Blutsera beruht, hat man später diese Ansicht allmählich verlassen. Man wollte eine Zeitlang der agglutinativen Kraft der Körperflüssigkeiten eine bedeutende Rolle zumessen; dann kam die Reihe auf schützende Antikörper, d.h. auf Fixatoren oder Ambozeptoren, Schließlich mußte man die er- worbene Immunität auf die Ausbildung der Bakteriotropine redu- zieren, d.h. der Substanzen, welche die Bakterien nur insofern an- greifen, als sie sie leichter phagocytabel machen. So mußte man, nach einer langen Reihe Forschungen, erkennen, daß die Phagocytose nicht nur bei der natürlichen, sondern auch bei der erworbenen Immunität eine bedeutsame Rolle spielt. Bei diesem Sachbestande mußte es ganz paradox klingen, daß die Leukocyten beim Erwerben der Immunität keine Veränderung erleiden sollten, wie es von Denys und seinen Nachfolgern angenommen wurde. Schon die Tatsache, daß bei dieser Immunität die Menge der Fixa- toren in sehr vielen Fällen bedeutend steigt, ferner, dab diese Anti- körper phagocytären Ursprungs sind, weist darauf hin, daß Leuko- 716 ErıAs METSCHNIKOFF, cyten eine bedeutende funktionelle Aenderung erfahren. PETTERS- sov10 und nach ihm Sauımpenr!# konnten durch das Einführen in die Bauchhöhle normaler Meerschweinchen von Leukocyten solcher Individuen derselben Species, welche gegen den Vibrio Metschni- kowii schutzgeimpft wurden, eine energische Phagocytose hervor- rufen. Prrrersson hat im Laufe seiner Studien sogar eine neue Me- thode künstlicher Schutzimpfung durch gewaschene Leukocyten aus- gearbeitet. Die große Bedeutung der Phagocytose erhellt nicht nur aus der näheren Betrachtung der erworbenen Immunität gegenüber Bakterien, sondern ebenfalls aus der genaueren Analyse der künstlichen Wider- standfähigkeit gegen Gifte. Eines der besten in dieser Beziehung bekannten Beispiele liefert uns die gegen Arsentrisulfid durch Bes- REDKA159 erzielte Immunität bei Meerschweinchen. Die Einsprit- zung der orangefarbenen Kristalle dieses schwerlöslichen Salzes in die Bauchhöhle der Meerschweinchen ruft eine starke Leukocyten- wanderung hervor. Die Makrophagen des Peritoneums bemächtigen sich des Arsentrisulfids, welches schließlich intracellulär aufgelöst und aus dem Organismus weggeschafft wird. Werden größere Mengen dieses Salzes eingeführt, dann wird die Phagocytose ungenügend und die Tiere gehen unrettbar zugrunde. Um diesen fatalen Ausgang zu verhindern, genügt es, durch Vorbehandlung der Meerschweinchen, die Menge der Makrophagen in der Bauchhöhle zu vergrößern. Unter solchen Bedingungen werden die sonst tödlichen Dosen des Arsen- trisullids leicht vertragen, wobei die Kristalle von Phagocyten auf- genommen und unschädlich gemacht werden. Daß dabei wirklich den Phagocyten die entscheidende Rolle zukommt, erhellt aus der Tatsache, daß eine sonst nicht tödliche Dosis des Arsentrisulfids, wenn die Kristalle vor Phagocyten durch Schilfrohrsäckchen ge- schützt werden, Meerschweinchen zugrunde richten. Es gibt auch Tatsachen, welche die entgiftende Rolle der Phago- cyten gegenüber Toxinen bakteriellen Ursprungs beweisen. So hat Besrepra 160 konstatiert, daß abgetötete Typhusbacillen, welche ein wirksames Endotoxin in ihrem Leibe enthalten, durch Leukocyten in ihrer giftigen Wirkung verhindert werden können. BaıL & Wer 161 haben analoge Resultate mit einem tödlichen Gifte ‘von Staphylo- kokken erhalten. Wenn man dieses Toxin zugleich mit gewaschenen Leukocyten injiziert, bleiben die Tiere am Leben, während die Kon- trolltiere, welche das Gift ohne Leukocyten bekommen, regelmäßig zu- grunde gehen. Die angeführten Beispiele lehren, wie die eigentliche Phago- cytose, d.h. das Aufnehmen fester Körper, allmählich in die Erschei- nungen der Absorption weicher und flüssiger Stoffe übergeht. / VI. Phagocytose bei der Entzündung und bei Heilung von Infektionskrankheiten. In jedem Falle sowohl der natürlichen, als der natürlich oder künstlich erworbenen Immunität antwortet der Organismus auf die Einführung pathogener Keime durch eine mehr oder weniger ausge- sprochene entzündliche Reaktion. In den meisten Fällen ist die Hyperämie der Gefäße dabei wenig ausgesprochen, die Diapedese Die Lehre von den Phagocyten und deren experimentelle Grundlagen. 717 weißer Blutkörperchen tritt dagegen ganz in den Vordergrund. Je stärker der Immunitätsgrad ist, desto weniger treten die allgemeinen Entzündungserscheinungen auf, desto leichter und schneller erfolgt aber der Austritt der Leukocyten. Aus der Gesamtsumme der bei der Immunität erfolgenden Vor- gänge gelangt man leicht zu dem Schlusse, daß die Entzündung der wesentlichste Hebel ist, welcher die Immunität des Organismus ver- ursacht. Es kann auch bei dem jetzigen Stande unserer Kenntnisse keinem Zweifel unterliegen, daß die Entzündung eine vorteilhafte Einrichtung des Organismus repräsentiert. Diese Ansicht hat sich langsam Bahn gebrochen und wird, trotz den gegen dieselbe noch immer laut werdenden Einwänden, wohl von den meisten Patho- logen gebilligt. Aeltere Anschauungen, nach welchen die Entzündung als eine abnorme Störung der Ernährung der Gewebe aufgefaßt wurde, können nicht mehr aufrechterhalten werden. In den letzten Jahren haben mehrere Autoren der Entzündung eine wissenschaftliche De- finition zu geben versucht, ohne auf den Grund der Erscheinungen einzugehen. So hat LusarscH 162 die Entzündung als „die Kombi- nation von Gewebsalterationen mit pathologischen Flüssigkeits- und Zellexsudationen und Zellwucherungen, sofern sie als selbständige Erkrankung in die Erscheinung treten“, bezeichnet. In dieser De- finition ist nur das rein äußerliche Bild der Entzündungsvorgänge getroffen, ohne genügende Rücksicht auf deren Ursache und Ver- lauf. In seiner Uebersicht über die Entwickelung der Entzündungs- lehre im neunzehnten Jahrhundert hat Ponrıck 16% eine andere De- finition vorgeschlagen, welche durch dieselben Mängel leidet. Nach ihm ist die Entzündung „eine Störung, welche, hervorgerufen durch eine Erschütterung des Gewebsgleichgewichts, eingeleitet mit einer Alteration der Gefäßwandungen, in einer Ausschwitzung sowohl flüssiger, wie geformter Blutbestandteile besteht, regelmäßig von for- mativen, häufig zugleich von degenerativen Wandlungen an den Zellen des Grundgewebes begleitet wird“. Nach der ursprünglichen Bestimmung von CornıL und RANVIER besteht die Entzündung in einer „Reihe von in Geweben oder Or- ganen beobachteten Vorgängen, welche eine Analogie mit solchen auf- weisen, die künstlich in denselben Teilen durch Wirkung physi- kalischer, chemischer oder parasitärer Agentien hervorgerufen werden können“. Dieser, an sich sehr wenig präzisen Definition hat in der letzten Zeit CornıL!6 die Angabe hinzugefügt, „dab die Entzün- dung einen Reaktionsmodus und eine Abwehr seitens der Zellen in Gegenwart von physikalischen, chemischen oder parasitären Reizen darstelt“. Es scheint uns viel besser, anstatt sich mit der Bezeichnung äußerlicher Erscheinungen zu begnügen, direkt auf den tieferen Grund der Entzündungsvorgänge einzugehen. Es ist doch sicher festgestellt, daß die Einführung von verschiedenartigsten Reizen in das Blut oder in die Gewebe eine entzündliche Reaktion notwendig zur Folge hat. Dieselbe ist in der weitaus größten Mehrzahl der Fälle von einer er- giebigen Phagocytenmigration begleitet. Wenn der Entzündungsreiz aseptisch ist, indem er aus Elementen des eigenen Organismus be- steht, so ist der Hauptvorgang der Reaktion in dem Auffressen der Zellen durch Phagocyten enthalten. Wenn die Entzündung dagegen 118 Erras METSCHNIKOFF, durch fremde Eindringlinge, wie Mikrobien oder größere Parasiten, hervorgerufen wird, so wird sie septisch und besteht in der Haupt- sache ebenfalls in dem Auffressen der von außen hergekommenen Entzündungserreger. Die Phagocytentheorie liefert für die gesamte Summe der Ent- zündungserscheinungen die beste Erklärung und läßt dieselben in sehr einfacher und zusammenfassender Weise begreifen. — Sobald irgend ein Reiz auf bewegliche Phagocyten einwirkt, werden diese Zellen angelockt, um sich an dem betreffenden Orte anzusammeln und den die Reizwirkung ausübenden Körper aufzufressen. Bei niederen Tieren, wie Seesternlarven und dergl., welche weder Blutgefäße noch Nerven- system besitzen, wenden sich die beweglichen Bindegewebszellen in einfachster Weise gegen den eingeführten Fremdkörper, den sie voll- ständig umwickeln, auffressen und nach Möglichkeit verdauen 8”. In diesem Vorgange können wir mit Recht den ersten Schritt einer Ent- zündungsreaktion erblicken. Die Phagocytenansammlung um den den Reiz auslösenden Körper bildet somit den Kern der ganzen Ent- zündungsfrage. Bei höher organisierten Tieren, namentlich bei Wir- beltieren, deren Blutgefäße ein geschlossenes System bilden, ist die entzündliche Reaktion schon viel komplizierter. Während bei See- sternlarven die beweglichen Phagocyten ihre Funktion ohne weite- res ausführen können, muß ihnen bei Wirbeltieren mit einer vom Ner- vensystem zu regulierenden Gefäßerweiterung geholfen werden. Dabei muß der Entzündungsreiz nicht nur auf die Empfindlichkeit der Leukocyten, sondern auch auf diejenige der Nervenelemente und der Gefäßendothelien einwirken. Unter solchen Verhältnissen kompliziert sich die Reaktion des getroffenen Organismus in der Weise, daß Leukocyten durch einen aktiven Migrationsvorgang das Gefäßlumen verlassen und dab flüssige Blutbestandteile ebenfalls an den Ort der Entzündungsursache befördert werden. In weitaus der größten Mehrzahl der Fälle ist die Entzündung eine exsudative in dem Sinne, daß es zur Diapedese einer größeren oder geringeren Menge beweglicher Zellen kommt. Nicht nur bei der eitrigen, katarrhalischen und fibrinösen Entzündung enthalten die Exsudate eine Menge Leukocyten, sondern sogar bei der serösen Ent- zündung ist fast immer die Menge ausgewanderter Phagocyten eine beträchtliche. Fälle, wo entzündliche Transsudate nur wenig oder gar keine Leukozyten enthalten, sind als Ausnahmen zu betrachten. Sie kommen vor entweder wenn die Entzündungsursache eine sehr unbedeutende ist, oder im entgegengesetzten Extrem, wenn der Reiz ganz außerordentlich heftig ist, wie bei akut septischen Prozessen. Solche Ausnahmen hat man benutzt, um die Phagocytentheorie der Entzündung zu widerlegen. Man hat aber dabei nicht berücksichtigt. dab selbst in diesen Fällen es sich um eine Reaktion seitens der Ge- fäßendothelzellen, welche in die große Kategorie der Phagocyten ge- hören, handelt. Wenn es sich bei der Entzündung um zellenlose Exsudate handelt, wird dies entweder durch die abwesende Em- pfindlichkeit der Leukocyten oder durch die negative Sensibilität dieser Zellen verursacht. Solche Fälle sind aber keineswegs imstande, die auf dem vergleichend-pathologischen Wege erlangte Schlußfolge- rung zu widerlegen, daß es sich bei der typischen Entzündung wirklich um eine gegenüber der Entzündungsursache ausgeübte Phagocyten- reaktion handelt. Die Lehre von den Phagocyten und deren experimentelle Grundlagen. 719 Die eigentliche Entzündung ist somit ein Vorgang, mittelst dessen der Organismus sich der Entzündungsursache entledigt, wobei die Phagocytose die Hauptrolle spielt. Bei günstigem Ausfalle kommen dazu noch Reparationsvorgänge, welche oft mit der Entzündung selbst verwechselt werden, obwohl sie eine besondere Gruppe von Erscheinun- gen darstellen. Die pathologischen Histologen haben sich viel mit der Frage be- schäftigt, ob die in die Exsudate gelangenden Leukocyten imstande seien, sich in fixe Gewebselemente zu verwandeln. Bald nach dem definitiven Nachweise der Leukocytenauswanderung durch CoHNHEIM glaubte man fast allgemein, daß diese Zellen sich schließlich zum Bindegewebe gestalten. Später erfolgte eine starke Reaktion gegen- über dieser Anschauung und es wurde proklamiert, dab Leukocyten unter keinen Umständen zu fixen "Elementen werden können. Na- mentlich haben die Pathologen auf dem Berliner internationalen medi- zinischen Kongresse im Jahre 1890 fast einstimmig behauptet, dab ein solcher Vorgang in der Wirklichkeit niemals stattfindet. Eine Zeitlang wurde die Meinung, daß Leukocyten sich in Bindegewebs- zellen verwandeln können, nur durch J. Arnorp!‘5 und mich ®° vertreten. Die Wirkung des Berliner Entscheides konnte aber nicht definitiv bleiben. In der letzten Zeit häufen sich immer mehr Stimmen dafür, daß gewisse Elemente der entzündlichen Exsudate, welche in keiner Beziehung von mononukleären Leukocyten unterschieden werden können, doch an der Bindegewebebildung teilnehmen. So hat sich in dieser Richtung F. Marcnann 166 in seiner bekannten Monographie des Prozesses der Wundheilung ausgesprochen. Seine Meinung ist durch eine unter der Leitung von ZIEGLER ausgeführte Arbeit von Maxımow 16? unterstützt worden. Unter dem Namen der Polyblasten versteht dieser Autor mononukleäre Phagocyten, welche aus dem Blute in Exsudate einwandern, d. h. echte Leukocyten. „Nach der Einfügung ins Narbengewebe kann sich ein Teil von ihnen so ver- ändern, daß sie den Fibroblasten vollkommen ähnlich werden und von denselben nicht mehr unterschieden werden können“ (8. 248). „Die Polyblasten“ — führt Maxımow weiter aus — „können zu fixen bleibenden Zellen...in dem Falle werden, wenn siein dem jungen Gewebe selbst eingeschlossen, von den Fibroblasten umgeben bleiben...“ (S. 249). Mit anderen Worten, es können gewisse emi- grierte Leukocyten zu fixen Bindegewebszellen werden, wie wir es an Froschlarven seit vielen Jahren festgestellt haben. Daß Mikrophagen, d. h. polynukleäre Leukocyten, sich dagegen nie zu fixen Elementen gestalten, ist wohl einstimmig und definitiv festgestellt worden. Es gibt Entzündungen, welche nicht durch Mikrobien, sondern aus- schließlich durch gelöste Substanzen hervorgerufen werden. In solchen Fällen ist die eigentliche Phagocytose gar nicht vorhanden. Aber die ganze Erscheinung ist trotzdem sehr analog derjenigen, welche nach dem Eindringen der Mikrobien erfolgt. Nur reagieren dabei die Phago- cyten nicht auf feste Körper, sondern bemächtigen sich der Flüssig- keiten. Im Grunde genommen ist der Entzündungsvorgang in beiden Fällen derselbe. Man mag wie man will über die Entzündung überhaupt urteilen, nie-wird man imstande sein zu widerlegen, daß bei der natürlichen und erworbenen Immunität die entzündliche Reaktion stets eine exsu- 120 Euias METSCHNIKOFF, dative ist. Es begeben sich dabei auf den Ort, auf welchen die Mikrobien gelangten, zahlreiche Leukocyten, um ihre phagocytäre Rolle auszuüben. Man erblickt oft in diesem Vorgange eine teleologische Einrichtung und glaubt, daß eine solche der Natur der Sache wider- spricht. Nun aber ist die Zweckmäßigkeit der entzündlichen Reaktion ganz in derselben Weise aufzufassen, wie diejenige eines beliebigen Organs. Die Phagocyten verlassen die Gefäßwandung und sammeln sich um den Entzündungserreger zum Zwecke der Zerstörung des- selben in analoger Weise wie die Verdauungsdrüsen ihre Säfte sezer- nieren zum Zwecke, die Nahrungsstoffe zu verdauen. In beiden Fäl- len haben sich die zweckmäßigen Einrichtungen durch einen Evolu- tionsvorgang ausgebildet und dauerhaft erhalten, weil sie für den Organismus in dessen Kampfe ums Dasein sich als nützlich erwiesen. Diese Erklärung der Zweckmäßigkeit ist eine durchaus mechanische und darf keineswegs in teleologischem Sinne aufgefaßt werden. Als eine nützliche Einrichtung der tierischen Organisation spielt die Entzündung nicht nur eine grobe Rolle bei der Immunität, sondern auch bei der Heilung von Krankheiten. Während aber im ersten Falle die Diapedese mit einer solchen Schnelligkeit und Leichtigkeit erfolgt, daß die übrigen Entzündungssymptome ganz in den Hinter- grund zurücktreten, nehmen die Erscheinungen bei der Heilung eine ganz andere Gestalt an. Die Auswanderung der Leukocyten wird dabei mehr oder weniger verzögert, wogegen andere Entzündungs- merkmale, wie Hitze, Hyperämie und die Ausscheidung flüssiger Teile, in den Vordergrund treten. Es ist allgemeine Regel, daß zu Beginn der Infektionskrankheiten die entzündlichen Exsudate weniger zahlreich als in späteren Stadien sind. Diese Verzögerung der Reaktion seitens der Phagocyten hat zur Folge, daß die Krankheits- erreger sich ungehindert vermehren und ihre pathogene Wirkung in starker Weise ausüben. Während die Vorgänge bei der Immunität, obwohl von Entzündung begleitet, kaum als eine krankhafte Störung aufgefabt werden können, gestalten sie sich in den Fällen, wo ein- gedrungene Mikrobien nicht sofort aufgefressen werden können, zu einer wahren Krankheit. Selbst in Fällen, wo die normalen Eigen- schaften der Organe auch ohne Vermittelung der Mikrobien in erheb- licher Weise gestört werden, ist die Erkrankung mehr oder weniger ausgesprochen. So bei den Traumen. Wunden, welche auf natürliche Weise heilen, rufen eine Entzündung verschiedenen Grades hervor. Zu gleicher Zeit, als die Wundränder durch Fibrin verklebt werden, erweitern sich die benachbarten Gefäße, wobei die Leukocyten die bekannte Randstellung annehmen. Die Anzahl der Mikrophagen wird immer größer und größer, und eine bedeutende Menge derselben ver- läßt die Gefäßwand, um sich in der Wunde anzusammeln. Makro- phagen kommen bald auch dazu, und die Phagocytose stellt sich in hohem Grade ein. Es werden nicht nur Gewebetrümmer von Phago- cyten aufgefressen, sondern auch die fast stets in die Wunde ge- langenden Mikrobien. Man glaubte früher, daß primäre Wundheilung nur dann erfolgen kann, wenn die Wunde ganz aseptisch geblieben ist. Indessen ist es später nachgewiesen worden, daß fast stets Bakterien in die Wunden Die Lehre von den Phagocyten und deren experimentelle Grundlagen. 721 gelangen und daß trotzdem die Heilung durch prima intentio möglich ist. Dieses Resultat muß als Folge der Leistung von Phago- cyten betrachtet werden, welche — namentlich die so zahlreichen Mikrophagen — die Mikrobien und deren Sporen auffressen und in ihrer pathogenen Wirkung verhindern. So sehen wir, daß nicht nur Hautwunden, welche wenig Bakterien enthalten, sondern auch die Wunden der Mundhöhle und der Aftergegend, welche eine reiche Mikrobienflora aufweisen, mit Leichtigkeit primär heilen können. Es ist sogar sehr wahrscheinlich, daß viele von diesen Mikrobien durch ihre Ausscheidungen eine positiv chemotaktische Wirkung auf Leukocyten ausüben und eine Menge dieser Freßzellen anlocken 168, Dadurch kann auch erklärt werden, daß Wunden, welche von Hunden mit stark bakterienhaltigem Speichel beleckt werden, rasch und glatt heilen. Es gibt Leute, welche ihre Wunden mit Kot behandeln, wobei die Heilung in ausgezeichneter Weise, trotz der enormen Menge Bakterien, erfolgt. Wenn dagegen vonseiten der stets in den Wunden vorhandenen Phagocyten der Kampf gegen die Mikrobien ungenügend geführt wird, dann kommt es zur Wundinfektion und die Heilung kann nur auf sekundärem Wege erzielt werden. Die Bakterien vermehren sich dabei in hinreichender Menge, um ihre toxischen Produkte auszu- scheiden. Die lokale Entzündung wird erheblich verstärkt; es kommt auch zu fieberhafter Reaktion und zu verschiedenen Symptomen einer allgemeinen Erkrankung des Organismus. Wenn der letztere heilt, dann kann man sicher sein, daß Phagocyten dabei eine hervorragende Rolle gespielt haben. Bekanntlich nehmen unter den Wundinfektionsorganismen Staphylo- kokken und Streptokokken die erste Stelle ein. Diese beiden Bakteriengattungen sind sehr oft innerhalb der Leukocyten beobachtet: worden. Im Wund- oder Abszeßeiter sind viele weiße Blutkörperchen oft mit diesen Mikrobien vollgepfropft. Im allgemeinen läßt sich die Regel aufstellen, daß, je stärker der erkrankte Organismus gegenüber den Bakterien reagiert, desto ausgesprochener deren phagocytäre Auf- nahme ist. Rızgerrt1%9 hat in einer speziellen Monographie die Heilungs- vorgänge nach der Infektion mit Staphylokokken genau beschrieben. Er vindiziert dabei den Phagocyten eine weittragende Bedeutung. Es ist ihm nicht zweifelhaft, daß die Zellen lebende Mikroorganismen auf- nehmen und dieselben in ihrem Innern zugrunde richten. RIBBERT ist aber der Meinung, „daß eine Umhüllung der Bakterien durch zahl- reiche Zellen auch ohne Phagocytose die Mikrobien schädigen kann“ (S. 93), worin man eigentlich nur eine Modifikation der gewöhnlichen intracellulären Aufnahme der Bakterien erblicken muß. Es ist näm- lich oftmals festgestellt worden, daß bei größeren Fremdkörpern die Phagocyten eine ganze umgebende Schicht darstellen, wobei sie sich zu Riesenzellen zusammenschließen können oder auch mehr iso- liert bleiben. Im Grunde genommen ist aber der Vorgang stets der- selbe. Am Schlusse seiner Untersuchungen nimmt RiıBBERT an, daß „die Heilung unter Einwirkung der zelligen Elemente, und zwar durch allgemeine Phagocytose, oder besonders deutlich durch die lokalen Entzündungsprozesse, bei denen die Phagocytose wiederum, Handbuch der pathogenen Mikroorganismen. 2. Aufl. II. 46 722 Erıas METSCHNIKOFF, ferner aber auch die Anhäufung der Zellen mit ihren verschiedenen Einflüssen eine Rolle spielt“ (S. 99). Für die Heilung bei Streptokokkenkrankheiten gilt dieselbe Regel. Schon FEHLEISEn !?0 hat eine Reihe Tatsachen zusammengestellt, welche auf einen ausgesprochenen Antagonismus zwischen den Strepto- kokken und den Leukocyten hinweisen. Bei Untersuchung von Hautschnitten bei Erysipel fand er, daß an Stellen, wo keine Ent- zündung sich ausgebildet hat, sich freie Streptokokken vorfinden. Eine zweite Zone, die dem makroskopisch wahrnehmbaren Rande der Rötung entspricht, „ist charakterisiert durch den Beginn einer entzündlichen Reaktion des Ge- webes, in der Art, daß zwischen ° den Goceusvegetationen und ihrer wi PT nächsten Umgebung zahlreiche Wanderzellen auftreten, welche die Kokken zum Teil in sich - ua R aufnehmen, dieselben mehr und u» ” >» mehr verdrängen. In der dritten ei ’ Zone sind die Kokken vollständig P ° verschwunden; man findet nur » u” eine starke kleinzellige Infiltra- tion, die entzündliche Reaktion hat ihren Höhepunkt erreicht“ (S. 395). Meine eigenen Untersuchun- gen !! haben diese Angaben FEHLEISEns vollauf bestätigt. Fig. 4. Streptokokken und abgetötete Bei der Heilung des Erysipels ae en Ha zahle spielen die eingewanderten Pha- ; gocyten eine ganz hervor- ragende Rolle Während im Beginne der Krankheit die Streptokokken fast ausschließlich frei- liegen, werden sie in weiteren Stadien von Leukocyten aufgenommen und in deren Innerem zum Schwunde gebracht. Bei näherer Unter- suchung von durch die erysipelatösen Gewebe gemachten Schnitten fällt es auf, daß auf den gangränösen Abschnitten nur wenig Leuko- cyten vorhanden sind, welche dabei deutliche Absterbungserscheinungen aufweisen. Freie Streptokokken, zum Teil in Ketten gruppiert, liegen in großer Anzahl (Fig. 4). In denjenigen Teilen der Haut, wo das Erysipel zur Ausheilung kommt, ist dagegen die Menge freier Kokken sehr gering, während diejenige der in den Phagocyten eingeschlossenen sehr bedeutend ist. Es ist auffallend, daß unter diesen Zellen große einkernige Makrophagen eine ganz hervorragendeRolle spielen (Fig.5). Die Untersuchungen der durch Streptokokken bedingten Krank- heiten sowohl wie die Versuche zur Gewinnung von Antistrepto- kokkensera haben gezeigt, daß es nicht leicht gelingt, präventive Substanzen in den Körperflüssigkeiten nachzuweisen. Wie gerade die Sachen beim Erysipel liegen, ist noch nicht zur Genüge bekannt. Es wäre sehr interessant, die humoralen Eigenschaften des Blutes der vom Erysipel geheilten Individuen zu erforschen, zumal die Ge- legenheit dazu nicht gerade selten ist. Dab die reichliche Phagocytose bei der Heilung des Erysipels keineswegs eine Ausnahmeerscheinung darbietet, kann schon jetzt be- [25 * .> . fg". “.“. . D) Die Lehre von den Phagocyten und deren experimentelle Grundlagen. 723 hauptet werden. Bei vielen Infektionskrankheiten bildet das intra- celluläre Vorkommen der Bakterien ein günstiges Symptom. So be- merkt man während der ' Heilung der Pneumonien eine viel stärkere Phago- cytose bei Untersuchung der Sputa, als zu Be- einn der Erkrankung. Vor kurzem hatte ich Gelegenheit, einen Fall von Peritonitis zu unter- suchen, welche durch Perforation des Wurm- fortsatzes verursacht wurde Zu Anfang la- gen die zahlreichen Bakterien ausschließlich außerhalb der Phago- cyten. Mit der Zeit aber, als die Anzahl der Leu- Fig.5. Makrophagen aus einem geheilten Abschnitte kocyten im Bauchhöhlen- der. erysipelatösen’ Haut. exsudate größer wurde, gestaltete sich die Phagocytose viel reichhaltiger (Fig. 6). Die Bakterien wurden schließlich alle aufgefressen (Fig. 7) und intra- cellülär zerstört, womit zugleich die Peritenitis in Heilung über- ging. Fig. 6. In Makrophagen eingeschlossene Bakterien zu Anfang des Heilungsprozesses der menschlichen Peritonitis. Aber nicht nur bei der Heilung von lokalen Erkrankungen, wobei die entzündliche Reaktion eine starke Leukocytenansammlune und darauffolgende Phagocytose hervorruft, sondern auch bei der Heilung von septischen Infektionen ist die Rolle der Phagocyten eine sehr große. Als Beispiel kann ich das Rückfallfieber anfüh- ren. Diese merkwürdige Krankheit endigt in der weitaus größten Mehrzahl der Fälle mit spontaner Genesung, wobei die Spirillen in sehr kurzer Zeit aus dem Blute verschwinden. Da man beim Menschen dabei keine Phagocytose wahrnehmen konnte, so galt eine Zeitlang das Rückfallfieber als ein starker Einwand gegen die Phagocyten- theorie. Erst die Untersuchung der Heilungsvorgänge bei Affen hat den Widerspruch aufzulösen vermocht. Die Affen und Nager sind be- 46* 7234 ELrAS METSCHNIKOFF, kanntermaßen die einzigen Tiere, welche für Recurrensspirillen em- pfindlich sind. Nur ändert sich bei ihnen das Krankheitsbild insofern, als es oft nicht zu Rückfällen kommt. Der erste Fieberanfall, welcher einige Tage dauert, führt dann zur Krise, welche von einer defini- tiven Genesung gefolgt wird. Die Spirillen verschwinden mit außer- ordentlicher Schnelligkeit während der Temperaturerhöhung, welche der eigentlichen Fieberkrisis unmittelbar vorausgeht. Nachdem wir 172 eine Reihe Affen während verschiedener Stadien der Krankheit und der Genesung töteten, konnten wir ohne Mühe den Nachweis bringen, daß das Verschwinden der Spirillen das Werk von polymorphkerni- sen Phagocyten oder Mikrophagen ist. Während des eigentlichen Anfalles befindet sich bei weitem die größte Mehrzahl der Spirillen frei in der Blutflüssigkeit; nur einige wenige werden von Mikrophagen des Blutes aufgenommen. Eine etwas stärkere Phagocytose seitens derselben Kategorie von Leukocyten wird in der Milz vorgefunden. Erst in dem der Temperaturkrise vorausgehenden Studium wird die Spirillenaufnahme durch Phagocyten sehr bedeutend. Ein in dieser Periode ge- töteter Affe, welcher keine Spirillen mehr im Blute beherbergte, zeigte eine große Menge spirillenhaltiger Mikrophagen in der Milz. Die Spirillen zeigten zum Teil ihr normales Aussehen, zum Teil dokumentierten sie aber bereits deutliche Zeichen von De- generation. Da die Milzemulsion dieses Affen imstande war, bei einem anderen Affen eine typische Krankheit zu erzeugen, so mub man annehmen, daß die intracellulären Spi- rillen zum Teil noch lebend und vollkommen virulent waren. In späteren Stadien des natürlichen Heilungsprozesses konnte ich noch eine Anzahl Spirillen im Inneren der Milzmikrophagen auffinden; die meisten waren aber schon sehr stark angegriffen. Es unterliegt keinem Zweifel, daß die inter- ir 7 ee celluläre h Eon re = 2 Ha “© einer sehr großen Schnelligkeit erfolgt. ae a Auch bleibt die Injektion eines solchen Ma- Peritenitis. terials an gesunde Affen ohne Erfolg, was auf das intracelluläre Abtöten der von Mikro- phagen aufgenommenen Spirillen hindeutet. Während nun die Zerstörung der Recurrensspirillen in Phago- cyten mit Leichtigkeit nachgewiesen werden kann, gelingt es niemals, das Absterben dieser Bakterien im Blutplasma zu konstatieren. Man hat wohl einige Male das Zusammenballen der Spirillen in den letzten Stadien der Krankheit beobachtet; die Spirillen blieben dabei aber noch beweglich, folglich lebend. MAamurorsky hat an gefärbten Prä- parater ein eigentümliches Aussehen der Spirillen beschrieben, welches er als eine Absterbeerscheinung deutete. Die Spirillen färbten sich dabei nicht der ganzen Länge nach, sondern zeigten ungefärbte Zwischenräume. Dieses Phänomen ist aber rein künstlich und kann nach Willkür durch zu starkes Erhitzen der Präparate erzeugt werden. Die Lehre von den Phagocyten und deren experimentelle Grundlagen. 725 Wenn man sowohl beim Menschen als auch bei Affen das Ver- schwinden der Spirillen aus dem Blute während der Krisis ver- folgt, sieht man diese Bakterien in lebhaft beweglichem Zustande und in ihrer normalen Gestalt. SAWTSCHENkO & MErkıcH®® konnten in ihren Untersuchungen über dieses Thema ebenfalls keine Zeichen vom Absterben der Spirillen, auch in den letzten Stadien ihrer Gegen- wart im Blute, wahrnehmen. Es ist somit unmöglich anzunehmen, daß das Verschwinden dieser Bakterien beim Heilungsprozesse auf ihrer Auflösung in der Blutflüssigkeit beruht. Die Spirillen werden dagegen in den Phagocyten, namentlich in den Milzmikrophagen, verdaut: eine Schlußfolgerung, welche durch das Auffinden dieser Mikrobien in den Leukocyten der Milz beim Menschen durch SUDAKE- wırsch 173 vollauf bestätigt wird. Wie sind nun die soeben erwähnten, genau beobachteten Tat- sachen mit der bakteriziden Eigenschaft des kritischen Blutes zu vereinbaren? GABRITSCHEwsky.!'* hat mit vielem Nachdruck be- tont, daß das Blutserum von Leuten, welche an Rückfallfieber er- kranken, eine viel stärkere bakterizide Wirkung auf Spirillen in vitro ausübt, wenn das Blut während der Krisis oder zu Beginne der Apyrexie, als im Verlauf des fieberhaften Zustandes entnommen wurde. Aus dieser mehrmals bestätigten Tatsache hat GaBrı- TSCHEWSKY geschlossen, daß die natürliche Heilung bei der BRecur- rens vorzugsweise durch Abtötung der Spirillen im Blutplasma, dank der bakteriziden Kraft der flüssigen Bestandteile des lebenden Blutes bedingt wird. Falls diese Annahme richtig wäre, hätte man doch das Abtöten, resp. das Zerfallen von Spirillen frischer Blutpräparate wahr- nehmen müssen. Der gegenteilige Befund beweist vielmehr, daß die von GABRITSCHEWSKY beobachteten Erscheinungen erst nach dem De- fibrinieren des Blutes außerhalb des Organismus sich gestalten können. Unter diesen Bedingungen erfahren die Leukocyten starke Läsionen, welche sowohl das Fibrinferment als auch die Cytasen in Freiheit lassen. Das schnelle Zerfallen von Spirillen im kritischen Blute er- klärt sich durch das Vorhandensein im letzteren vom spezifischen Fixa- tor (Ambozeptor), welcher, sich auf Spirillen fixierend, diese Mikro- bien der Einwirkung der Cytase zugänglich macht. Da nun im lebenden Organismus dieses bakterizide Ferment nicht frei im Blut- plasma kreist, sondern fest an Leukocyten gebunden ist, so ist es klar, daß ein Abtöten der Spirillen unter solchen Bedingungen unmöglich ist. Iwanorr !55 und nach ihm andere Forscher haben nachgewiesen, daß das apyretische Blut von Recurrenskranken eine schützende Wir- kung hat. Sawrscnenko & MerxıcH haben in einem solchen Blute das Vorhandensein vom spezifischen Fixator angenommen. In den letzten Jahren hat Levapırı mit Rocnz 176 wichtige Unter- suchungen über den Prozeß der Heilung beim afrikanischen Rück- fallfieber angestellt. Diese Forscher haben konstatiert, daß die Krisis bei infizierten Ratten von der ergiebigen Phagocytose eingeleitet wird. Erst 24 und 48 Stunden später erscheinen im Blutserum die Anti- körper in Form der Fixatoren (Bakteriolysine) und der Tropine. Diese Forscher nehmen an, infolge dieser Ergebnisse, daß diese Anti- körper nicht als Ursache, sondern als Folge der kritischen Abtötung der Spirochäten erscheinen. Einige von diesen Mikrobien, welche sich aus Phagocyten be- freien konnten, erweisen sich als unempfindlich gegen die Heilkräfte 126 Erras METSCHNIKOFF, des Organismus. Dadurch kann es zum Rückfall kommen, welcher indessen nicht lange dauert, da die erneute Phagocytose auch diese widerstandsfähigeren Spirochäten überwältigt. Nach allen diesen Daten läßt sich demnach der Heilungsvorgang beim Rückfallfieber folgendermaßen deuten. Während des Fieber- stadiums werden zuerst nur wenige Spirillen von Mikrophagen auf- genommen. Dieselben werden intracellulär verdaut, worauf die Phago- cyten eine der dabei wirkenden Substanzen, und zwar den Fixator, in das Blutplasma ausscheiden. Infolge seiner spezifischen Verwandt- schaft wird dieser Fixator von Spirillen festgebunden, welche dabei lebendig, beweglich und vermehrungsfähig bleiben. Trotzdem werden sie in diesem Zustande mit großer Leichtigkeit von Phagocyten aufgenommen, welche dazu noch eine viel größere Gewandtheit als zu Beginn der Erkrankung erlangen. So kommt es, daß im lebenden Organismus keine Zerstörung von Spirillen im Plasma, dagegen eine sehr starke intracelluläre Abtötung und Verdauung im Innern von Mikrophagen erfolgt. Es kann somit nicht bezweifelt werden, daß der natürliche Hei- lungsvorgang beim Rückfallfieber unter einer hervorragenden Be- teiligung der Phagocyten abläuft. In dieser Beziehung besteht somit eine große Aehnlichkeit mit den Erscheinungen, welche bei (enesung von echten lokalen Entzündungskrankheiten, wie z. B. beim Ery- sipel, konstatiert werden. Diese auffallende Analogie bringt eine neue Stütze für die Ansicht, daß septische Erkrankungen, wie Re- currens, auch eine Entzündungsform darstellen, welche, anstatt zu lo- kalisieren, sich sofort im ganzen Blute verallgemeinert und eine Art Blutentzündung, Hämitis, darstellt. Die Phagocytose, welche eine so wichtige Rolle bei der Heilung des Rückfallfiebers spielt, erscheint auch als ein bedeutendes Ver- teidigungsmittel gegen die chronischen Spirillosen. Bei der Syphilis ist die starke Verbreitung der Phagocytose durch eine ganze Reihe Forscher, worunter ich GIERKE!?, Levapırı!?T® und vor allem Enr- MANN !T® erwähne, nachgewiesen. Dabei sind es die Makrophagen, . welche die Hauptrolle spielen, was mit Leichtigkeit die längst kon- statierte Tatsache erklärt, daß in Syphilomen die mononukleären Zellen ganz besonders vorherrschen. Es ist interessant, daß, während bei der Syphilis eine sehr ausgiebige Phagocytose zustande kommt, die humoralen Antikörper sich gar nicht auffinden lassen. UHLENHUTH und Murzer 180 haben besonders betont, daß bei der experimentellen Syphilis der Kaninchen, welche ganz gut spontan ausheilt, es ihnen unmöglich war, irgend- welche Antikörper in der Blutflüssigkeit aufzufinden. Nach manchen bei Malariafieber gemachten Befunden ist es eben- so wahrscheinlich, daß auch bei dieser Septikämie der natürliche Heilungsvorgang durch Phagocyten bewerkstelligt wird. Freilich sind dabei nicht die Mikrophagen, wie bei der menschlichen Recurrens, sondern Makrophagen beteiligt. . Das Eingeschlossensein von amöboiden Stadien der Malariapara- siten in einkernige Blutkörperchen, sowie in Sternzellen der Leber und in Pulpazellen der Milz ist von einer ganzen Reihe Forscher beobachtet worden. Halbmondförmige Stadien kommen dagegen nur ganz ausnahmsweise im Innern von diesen Makrophagen vor. Es war von vornherein klar, daß Malariaparasiten im lebendigen Zu- Die Lehre von den Phagocyten und deren experimentelle Grundlagen. 727 stande aufgefressen werden, da ja darauf verschiedenartige Ergeb- nisse einstimmig hindeuteten. Vıncent18l hat aber eine ganze Reihe Tatsachen sehr genau festgestellt, welche die Schlußfolgerung un- zweifelhaft beweisen, daß Makrophagen vollkommen lebendige und bewegliche Malariaamöben in sich aufnehmen. Es gelang ihm, bei den aus dem Makrophagenprotoplasma befreiten Parasiten noch deut- liche amöboide Bewegungen zu beobachten. Daß diese Phagocytose bei Malariafieber zur Zerstörung spezi- fischer Parasiten führt, darf ebenfalls nicht bezweifelt werden. In dieser Beziehung kann ich ein interessantes Beispiel anführen. Bei der Sektion eines Mannes, welcher an croupöser Pneumonie erkrankte und unter Erscheinungen der Pleuritis und Pericarditis starb, fiel es besonders auf, daß die Milz schwarz gefärbt erschien. Es handelte sich um ein Individuum, welches früher an Malariafieber litt, von dem er indessen vollkommen genas. Die mikroskopische Untersuchung erwies eine sehr große Menge pigmenthaltiger Makrophagen, welche indessen gar keine Malariaparasiten enthielten. Beim Vergleich eines solchen Befundes mit der bekanuten Erscheinung bei an Malaria Verstorbenen, wo Milzmakrophagen nicht nur Pigment, sondern auch sanze Malariaamöben enthalten, kommt man notwendigerweise zu dem Schluß, daß bei der Genesung die Parasitenleiber von Makrophagen verdaut werden, wobei ausschließlich das dauerhafte Melanin übrig- bleibt. Die heilende Rolle der Phagocyten offenbart sich aber nicht nur bei den Infektionskrankheiten pflanzlichen oder tierischen Ursprungs. RınprreiscnH 182 hat sehr interessante Tatsachen über die Tophi bei der Gicht mitgeteilt, aus welchen hervorgeht, daß bei dieser Krank- heit des Stoffwechsels Makrophagen ebenfalls eine sehr bedeutende Funktion ausüben. Rınprteisch hebt hervor, daß gichtische Tophi kleiner werden und ganz verschwinden können. An sich selbst konnte er feststellen, dab die zuerst entstandenen Tophi ganz unfühlbar und andere um die Hälfte kleiner und dabei wie in kleine Körnchen zerbröckelt er- schienen. „Wenn ich mich nicht täusche““ — setzt RINDFLEISCH zu — „so wird diese Verkleinerung durch Freßzellen besorgt, die sich in Gestalt von vielkernigen Riesenzellen an die am meisten peri- pherisch gelegenen Harnsäureballen anlagern, sie allmählich ganz ein- schließen und zur Auflösung bringen.“ Und ferner: ,„.... ich bin zu der Ansicht gekommen, daß die Riesenzellen an der Grenze des Bindegewebes die Bedeutung von Freßzellen haben, die unter gün- stigen Bedingungen eine Verkleinerung des Harnsäuredepots wohl be- wirken könnten“ (S. 368). Diese Erscheinung erinnert durchaus an das von BESREDKA be- schriebene (im Kapitel V erwähnte) Auffressen von Kristallen des Arsentrisulfids durch Makrophagen, welche schließlich diese Sub- stanz intracellulär auflösen. Auch ist die Beobachtung von Rınp- FLEISCH bedeutungsvoll, indem sie von neuem die phagocytäre Rolle der Riesenzellen bestätigt. Das Beispiel der spontanen Heilung der gichtischen Tophi grenzt an das weite und noch sehr wenig erforschte Gebiet, wo Phago- cyten nicht gegen feste Körper, sondern gegen gelöste Gifte verschie- denartigster Natur auftreten. Dieses Gebiet gehört übrigens nicht 128 ELıas METSCHNIKOFF, in den Abschnitt über echt phagocytäre Leistungen des Organismus, welches uns hier speziell beschäftigt. Vor über einem halben Jahrhundert hat VırcHuow den berühmten Satz ausgesprochen, daß er den weißen Blutkörperchen einen Platz in der Pathologie vindiziert. Dies geschah in Verbindung mit der Entdeckung einer Krankheit (Leukämie), bei welcher die Vermeh- rung der Leukocyten eine ganz außerordentliche ist. Eine Zeitlang glaubte man, daß diese Zellen etwas Schädliches an sich repräsentieren und befürchtete deren Ansammlung und Vermehrung. Seit dem Be- sinne der mikrobiologischen Periode in der Medizin hat man indessen erkannt, daß leukocytenreiche Substrate nicht infolge des Vorhanden- seins vieler weißer Blutkörperchen, sondern nur als Träger viel klei- nerer Bakterien schädlich sein können. Dann erfolgte eine ganze Umwälzung in der Auffassung der Leukocyten, und diese Zellen wurden als ganz hervorragende Faktoren in der Tätigkeit des Organis- mus unter normalen sowohl wie unter abnormen Bedingungen an- erkannt. Es unterliegt wohl keinem Zweifel mehr, daß Leukocyten und andere ihnen verwandte Phagocyten vom Beginne des Lebens bis zu seinem Ende eine große Rolle spielen. Viele einzellige und mehr- zellige niedere Organismen können ihr Leben nur durch die intra- zelluläre Verdauung unterhalten. Während der embryonalen Ent- wicklung verschiedenster, darunter sehr hoch entwickelter Organis- men, hat die phagocytäre Funktion eine sehr weittragende Bedeu- tung. Die Ausnutzung des Nahrungsdotters für die Entwicklung des Embryo wird durch die Phagocytose ermöglicht. Im weiteren Ver- laufe der Entwicklung, z. B. bei der Metamorphose verschiedenster Tiere, verursachen die Phagocyten die tiefsten Veränderungen der äußeren Gestalt, sowie der inneren Organisation, indem sie ganze - Organe auffressen und zum Verschwinden bringen. Einmal aufgewachsen, wird der Organismus durch Phagocyten in seiner Integrität unterstützt. Zellige Bestandteile, welche sich nicht auf der Höhe ihrer Funktionstätigkeit erhalten können, werden un- barmherzig von Makrophagen aufgefressen und durch kräftigere Ele- mente ersetzt. Schädliche Faktoren verschiedenartigster Natur werden von Phagocyten, Makrophagen und noch mehr von Mikrophagen ver- folgt, wodurch dem Organismus seine Immunität gesichert wird. Aber auch in den Fällen, wo diese schützende Rolle erlahmt und der Or- ganismus erkrankt, wird die Tätigkeit der Phagocyten auf die Zer- störung und Entfernung der Krankheitsstoffe gerichtet, was in den meisten Fällen zur Genesung führt. Beim Altern des Organismus ist der Anteil der Phagocytose eben- falls sehr bedeutend, indem die abgeschwächten Elemente edler Or- gane durch viel widerstandsfähigere Phagocyten zerstört werden. Immunität, Atrophie, Entzündung und Heilung, sämtlich Erschei- nungen, welche in der Pathologie die größte Bedeutung haben, werden meistens durch die Beteiligung der Phagocyten zustande gebracht. Unter solchen Umständen ist es schwer, die Rolle der Phagoeyten zu überschätzen, wie man es mir so oft vorgeworfen hat. Die Lehre von den Phagocyten und deren experimentelle Grundlagen. 729 Bei der Verdauung der Nahrungssoffe beim Menschen und bei höheren Tieren wird die Hauptarbeit durch Pankreas geleistet, wie es allgemein und einstimmig anerkannt wird. An der Sache wird nichts wesentlich geändert, wenn Pankreasfermente einer Mithilfe von Ki- nasen bedürfen: die Pankreas bleibt doch das wichtigste Verdauungs- organ. Bei der intracellulären Verdauung verschiedenster Art sind in einem ebensolchen Maße die Phagocyten beteiligt, welche den Haupt- faktor bei der Verteidigung des Organismus bei Infektionskrankheiten darstellen. Daraus ist der allgemeine Schluß zu ziehen, daß alles, was Phagocyten stärkt, dem Organismus in diesem Kampfe gegen Mikrobien zugute kommen muß. Jetzt, wo nach jahrelangem Kampfe die Fundamente der Phago- cytenlehre ziemlich allgemein anerkannt wurden, fängt man schon an, an ihre praktische Anwendung zu denken. So wird die Phagocytose für die Prognose einiger Infektionskrankheiten benutzt. Sie dient auch als Kriterium für die opsonische und topische Wirksamkeit der Körperflüssigkeiten. Die so empfindlichen Phagocvten können durch verschiedenartige Substanzen in ihrer mikrobienwidrigen Tätigkeit stimuliert werden. M. NEISSER und GUERRINI!®3 haben eine ganze Reihe chemischer Sti- muline aufgedeckt. worunter bestimmte Peptonlösungen eine beson- ders starke Wirkung ausüben. Sehr verdünnte Chininlösungen er- höhen auch die Phagocytose in einem hohen Grade. OPrıE konnte eine Heilwirkung von eingeführten Leukocyten auf die Tuberkulose der Hunde feststellen. Wir haben schon oben der wichtigen Ergebnisse von PETTERSSoN über die therapeutische Rolle der Phagocyten Erwäh- nung getan. Nach alledem ist es erlaubt zu hoffen, dab in der Zu- kunft eine, auf Grund der Phagocytose ausgebaute Prophylaxis und Therapeutik in die Heilkunde eingeführt werden. Literatur. 'PawuM, Virchows Archiv, 1874, Bd. 60, 347. — ?”RosEr, Beiträge zur Bio- logie niederster Organismen, Marburg 1581. — ’ METSCHNIKOFF, Arbeiten des zoolog. Instit. in Wien, 1883, Bd. 5, 141; Ann. Past, 1857 — 1892, T. 1-6. — * STAHL, Botanische Zeitung, 1889, 168. °PFEFFER, Abhandl. d. mathem.-phys. Klasse d. K. Fe Gesell. d. 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Hat man nämlich zu Cholerakulturfiltraten statt Choleraserum in gleichen Mengenverhältnissen Typhus-, Pest- oder Serum normaler Tiere zugesetzt, wurden die Niederschläge vermißt und die Filtrate blieben klar. Gleiches konnte man beobachten, wenn zu Typhus- ‘oder Pestkulturfiltraten andersartige Sera als Typhus- oder Pest- serum zugesetzt wurden. Die Bildung der Niederschläge war demnach einerseits von be- stimmten Filtraten, andererseits von bestimmten Seris abhängig. Ge- rade diese Spezifizität war es auch, welche vermüten ließ, daß man es mit einer besonderen Art von Niederschlagsbildung zu tun und dieselbe, als different von der bisher gekannten Präzipitation chemi- scher Natur, biologisch aufzufassen habe. Man mußte zu der An- nahme gelangen, daß im Cholera-, Pest-, Typhusserum Kör- per spezifischer Natur vorhanden sind, welche mit be- stimmten Körpern der zugehörigen Kulturfiltrate unter Niederschlagsbildung reagieren. Die zurzeit bereits gekannte Spezifizität der Bakteriolyse, der Agglutination machte es wahrscheinlich, daß auch das Phänomen der spezifischen Niederschlagsbildung als ein Immunitätsphänomen sui generis zu betrachten sei. *) Die Filtrate waren entweder aus Bouillon oder Agarkulturen durch Filtration gewonnen. **) Die Sera waren durch Immunisierung der Pferde mit Kulturen erzeugt und hatten agglutinierende Eigenschaften. Präzipitine. 133 Es war anzunehmen, daß nach Immunisierung mit bestimmten bakteriellen Antigenen neben den Antitoxinen v. BEHRINGS, R. PFEIFFERS Bakteriolysinen, und den Agglutininen von GRUBER und DURHAM, im Organismus noch Antikörper produziert werden, welche wegen der ihnen zukommenden Eigenschaft, in bestimmten Kulturfiltraten Nieder- schläge zu erzeugen, den Namen Präzipitine erhielten. Die Nieder- schläge wurden zum Unterschied von den chemischen als spezi- fische Niederschläge bezeichnet. In dem folgenden Jahre haben NicoLLE?, WTLADIMIROFF®, Norrıs* u.a. diese Tatsachen bestätigen können und auch in Fil- traten anderer Bakterienarten (Rotz, B. coli etc.) spezifische Nieder- schlagsbildungen beobachtet. Eigene Untersuchungen beschäftigten sich zunächst weiter mit der Spezifizität der Reaktion, namentlich mit Bezug auf nahver- wandte Bakterienarten und mit der Verwertbarkeit der Reaktion zur Differenzierung von Bakterien. Dieschoninderersten Arbeit ermittelteSpezifizität der Reaktion war der Ausgangspunkt einer Serodia- gnostik der Bakterien und Krankheiten mittels Präzipi- tine geworden. Wenn auch diese Reaktion bisher nicht die praktische Bedeutung erlangt hat wie die Agglutination, hat sie doch bei einzelnen Krank- heiten namentlich in der veterinären Medizin eine diagnostische Be- deutung gewonnen. DEDIULIN?, WLADIMIROFF haben dieses Phänomen zur Diagnose- stellung des Rotzes bei Pferden herangezogen und durch spätere Arbeiten von PFEILER®, MıEssnEr” u. a. hat diese Reaktion neben der Asglutination, Komplementablenkung und den Allergiereaktionen eine praktische Verwertbarkeit erhalten. A. Ascorı® hat in letzter Zeit zur Diagnose des Milzbrandes ebenfalls die Präzipitinreaktion mit Er- folg versucht. (Auch in der menschlichen Pathologieliegen von BonoME?, FornET10, GAEHTGEnsS!! u. a. Versuche vor, die Präzipitinreaktion zur Diagnosestellung der Krankheiten heranzuziehen.) Unsere weiteren Arbeiten (Kraus & JoacHım, Kraus & v. Prraurr!?) beschäftigten sich dann hauptsächlich mit der Analyse des Phänomens selbst. Es wurden die Beziehungen des Präzipi- tationsphänomens zur Agglutination der Bakterien eingehend stu- diert und so viele Analogien zwischen beiden Phänomen auf- gedeckt, daß die Annahme einer Wesensgleichheit beider Phä- nomene nicht von der Hand zu weisen war. Die von PALTAUF*) auf- gestellte Agglutinationstheorie, welche von diesem Phänomen aus- gegangen ist, hat durch weitere Versuche (Kraus & SENnG) in dieser Richtung einen Ausbau erfahren. Die weiteste Bedeutung aber erlangte das Phänomen der Präzi- pitation im Jahre 1899 durch Te#sstowrtscht? und Borper*. Man wußte schon damals, daß der Organismus nicht bloß auf bakterielle Antigene mit Produktion von Antikörpern reagiere, son- dern daß auch tierischen Zellen antigene Eigenschaften zukommen, da sie zur Lysin- und Agglutininbildung führen können. Terısto- wırsck und Borper haben dann zeigen können, dab auch durch *) Ueber die Beziehungen der Bakterienpräzipitine zur Agglutination siehe dieses Handbuch: Ueber Agglutination (R. PALTAUF). 134 R. Kraus, Vorbehandlung mit Pferde-, Kaninchen-, Aalserum, Kuhmilch Präzi- pitine entstehen. Die für Bakterienpräzipitine von mir zuerst ermittelte Spezifität konnte gleich darauf von FıscH!5, MORGENROTH 16, WASSERMANN & Schürze!‘ (1900) für die tierischen Präzipitine (Zoopräzipitine) nachgewiesen werden. Myers13, Norr!?, Jacopy?%, Kowarskı?l, LÖwEnsTEın haben mit pflanzlichem Antigen Präzipitine gewonnen, welche als pflanz- liche, Phytopräzipitine, bezeichnet wurden. Nachdem A. WassErMANN als der erste in einer Diskussions- bemerkung gelegentlich des Kongresses für innere Medizin auf die Präzipitine als Differenzierungs- und Erkennungs- mittel der verschiedenen Eiweißarten hingewiesen hatte, war es ÜUHLENHUTH, der unabhängig speziell für forensische Zwecke, und zwar besonders für die Differenzierung von Blut, diese Methodik in ausgedehnten Versuchen ausarbeitete. Fast gleichzeitig erschien dann die Arbeit von A. WAsSSERMANN & SCHÜTZE, welche zu gleichen Ergebnissen gelangte. UHLENHUTH 2? hatte bereits vorher mit Hühnereiweiß ein Präzi- pitin erzielt, welches Eiweiß verschiedener Vogeleier unterscheiden ließ und mit Serum von Hühnern ein Präzipitin erhalten, mit dem er Hühnerblut von Hühnereiereiweiß differenzieren konnte, als er daran ging, die Präzipitine zur Unterscheidung verschiedener Blutarten zu verwerten. Diese Untersuchungen von UHLENHUTH und WASSERMANN & ScHÜTzE bildeten die Grundlage des biologischen Nachweises der Provenienz verschiedener Blut-Eiweißarten. Weitere Untersuchungen von UHLENHUTH, sowie .‚JESS zeigten, daß sich die Präzipitinmethode auch zum Nachweis von Fleisch, Milch und sonstigen eiweibhaltigen Nahrungsmitteln verwerten lasse, so daß das biologische Verfahren zum Nachweis von Verfälschungen von Nah- rungsmitteln, insbesondere bei der Fleischbeschau, eine praktische Verwertung findet. Es sei auch noch darauf hingewiesen, daß Physiologie und Patho- logie diese Reaktion zur Lösung von Fragen herangezogen haben, welche mit den gekannten Methoden dieser Disziplinen nicht gelöst werden konnten. Auch auf Gebieten, die abseits von der Medizin liegen, in der Zoologie und Botanik, fand diese Reaktion Verwertung. So haben z. B. UHLENHUTH und NUTTALL zuerst die verwandt- schaftlichen Beziehungen in der Tierreihe mittels dieser Methode untersucht und, sowie auch WAssERMANN & SCHÜTZE, die Beziehung des Menschen zu den Affen direkt erwiesen. Die Untersuchungen von UHLENHUTH über Linseneiweiß haben es wahrscheinlich gemacht, dab auch das tierische Eiweiß eine phylo- genetische Entwicklung erfahren haben dürfte. OBERMAYER & Pıck?* gelang es auf chemischem Wege, das tierische Eiweiß (Serum, Eiklar) seiner Artspezifizität zu entkleiden und mit derartig künstlich umgebauten Eiweißkörpern Präzipitine zu gewinnen, welche nur mit künstlich veränderten Eiweißkörpern verschiedener Tierarten reagiert haben (Zustandsspezifizität). Man könnte hier der Vorstellung Raum geben, daß die in der Natur zur Arteigenheit der Eiweißkörper führenden Faktoren auf natür- Präzipitine. 135 lichem Wege aus einem Ureiweiß ein artspezifisches bilden und eine originäre Spezifizität durch biologische Substitution ebenso be- dingen, wie umgekehrt durch künstliche Eingriffe nach OBERMAYER & Pıck dieses Eiweiß wieder entdifferenziert werden kann. Die Artspezifizität der Eiweißkörper, welche erst mittels der Präzipitinreaktion "aufgedeckt werden konnte, dürfte nicht als unabänderlich bestehend zu betrachten sein, sondern es ist die Annahme gerecht- fertigt, daß auch der Aufbau der Eiweißkörper dem phylogenetischen Grundgesetz unterliege. Nomenklatur. Ueber die Rolle der an der Reaktion beteiligten Körper besteht auch heute noch keine einheitliche Auffassung. Von der Annahme, welcher der beiden Körper, ob Antigen oder Antikörper, aktiv oder passiv beteiligt sind, hängt auch die Benennung der beiden Körper ab. Ch. NıcoLLe nannte die Substanz der Bakterien (Antigen) „sub- stance agglutinable‘“, indem er dieser die passive Rolle, dagegen der im Serum (Antikörper) befindlichen „substance agglutinante“ die ak- tive Rolle zuschrieb. E. P. Pıck?5 hat gezeigt, daß das Bakterienpräzipitat bei Ver- wendung fast eiweißfreier Filtrate zum großen Teil aus Eiweiß be- steht. Pıck nahm aus diesem Grunde an, daß das Eiweiß hauptsächlich dem Serum entstamme und dieses von der aktiven Substanz der Fil- trate gefällt werde. Nach dieser Auffassung wäre im Serum die präzipitierbare, im Filtrate die präzipitierende Substanz zu suchen. Lınossier & LeMmoınE?26, Camus?? haben quantitative Unter- suchungen über diese Frage angestellt und glauben, dab das Immun- serum passiv an der Niederschlagsbildung beteiligt sei. LeBLanc 28 sagt zwar, daß der Niederschlag von beiden reagierenden Körpern herrühre, der größere Teil aber stamme doch vom Immunserum her. Durch eine besondere Beweisführung versucht MorL?? diese Frage zu entscheiden. Morr erzeugt mit Albumin ein Präzipitin, welches er durch Ammonsulfat in der Globulinfraktion des Serums gewinnt. Dieses Globulin, welches die wirksame Substanz enthält, versetzt er mit Albumin, wäscht den entstandenen Niederschlag und weist im Filtrat das Albumin quantitativ nach. Danach besteht der Niederschlag nur aus dem Globulin des Serums. v. DUNGERN und CoHnHEIM30 führen dagegen Versuche an, die eine gegenteilige Auffassung über die beteiligten Körper zulassen. Es wurde ein Präzipitin mit Plasma vom Octopus erzeugt. Das Plasma ent- hält einen kupferhaltigen Eiweißkörper (Hämocyanin), wodurch es leicht von anderen Eiweißkörpern unterschieden werden kann. Der Niederschlag enthielt ungefähr den 6. Teil des im Plasma ent- haltenen Hämocyanins. Allerdings meint Morr, daß der Farbstoff bloß mechanisch mitgerissen wurde, wodurch die Beweiskraft des Versuches eine Einschränkung erfahren würde. P. Tu. MüLter3!, FLeischmann & MicHAELIS®? nehmen an, dab beide Reagentien, sowohl Antigen als auch Antikörper gleichmäßig an der Reaktion beteiligt sind und daß weder der eine als aktiv, noch der andere als passiv anzusehen ist. 736 - R. Kraus, In letzter Zeit haben sich Wershu und UHAPMAanN®> wieder mit dieser Fragestellung beschäftigt und finden, daß das Gewicht des Präzipitates in direktem Verhältnis zu der Antiserummenge steht und von der Antigenmenge unabhängig ist. Die Hauptmenge des Prä- zipitats entstammt dem Antiserum, so daß es unrichtig wäre, von einer Koagulation des Antigens durch das Antiserum zu sprechen oder das Antigen als die präzipitierbare Substanz anzusehen. Auch Apam und ARrRrHENIUs®* glauben, daß der Niederschlag zum größten Teil aus dem Serum herrühre. Nach einzelnen Autoren ist demnach der Antikörper als präzipi- table Substanz anzusehen, andere Autoren halten dafür, daß beide Körper gleichmäßig an der Reaktion beteiligt sind, und eine Reihe Anderer wieder sehen im Antigen die präzipitierbare und im Anti- körper die präzipitierende Substanz. Nach den Arbeiten von Pıck, MorL, Wersm und ÜHAPMANN dürfte durch die quantitative Bestimmung der Eiweißmenge im Nieder- schlag dıe Frage im Sinne dieser Autoren gelöst sein. Es würde aber zu Verwirrungen der Begriffe führen, wollte man jetzt die eingebürgerte Nomenklatur im Sinne dieser letzteren Autoren ändern und eine neue an Stelle der älteren setzen. Aus diesem Grunde möchte ich, diesen Tatsachen Rechnung tragend, die von mir vorgeschlagene Nomenklatur auch heute noch beibehalten und den antigenen Körper als Präzipitinogen, den Antikörper als Präzipitin bezeichnen. Synonyma: Substance agglutinable (NICOLLE) Koagulin (Pıck) Präzipitinogen (KRAUS) Antigen Präzipitierbare Substanz (der ee Präzipitin (Kraus) Präzipitierbarer Körper (PIıck, MoLL, Wersel te & ÜHAPMANN, ARRHENIUS) (en Präzipitierende Substanz (der Autoren) Präzipitinogen. Unter präzipitinogener Substanz hat man Antigene bakteriellen, tierischen und pflanzlichen Ursprungs zu verstehen, welche im tierischen Organismus die Pro- duktion von spezifischen Antikörpern (Präzipitin) aus- lösen, mit welchen das Präzipitinogen spezifische Prä- zipitate zu bilden vermag. Bakterielle Präzipitinogene. Die präzipitinogene Substanz bakteriellen Ursprungs kann man entweder aus Agar- oder Bouillonkulturen durch Filtra- tion gewinnen. Die zur Filtration verwendeten Bakterienfilter [ReicheL, PuKaLL u.a.] sollen womöglich unbenützt sein. Nach unseren besonders darauf gerichteten Versuchen lassen Filter, welche bereits einigemal ausgeglüht worden sind, das Präzipitinogen schwer Präzipitine. 737 durch. Solche Beobachtungen konnten bekanntlich auch für bakte- rielle Toxine gemacht werden. Aeltere Bouillonkulturen (1—2 Mo- nate alt) liefern wirksame präzipitinogene Substanz, aber auch aus jüngeren Bouillonkulturen gewisser Bakterienarten (Cholera, Typhus) können Präzipitinogene gewonnen werden. Aus Agarkulturen wurden präzipitinogene Substanzen entweder durch hohen Druck (300 Atm.) mittels hydraulischer Presse gewonnen (Plasmin) oder durch Auf- lösung der bei 37° getrockneten Agarkultur in schwach alkalischer Bouillon. Die Preßsäfte oder aufgelösten Leibessubstanzen müssen selbstverständlich noch filtriert werden. Nach E. Pick (l.c.) kann man auch durch Kochsalzlösung aus frischen Agarkulturen wirk- same Substanzen extrahieren. Zu diesem Zwecke wird Agar in KoLLr- schen Schalen oder Rouxschen Flaschen geimpft und die 24—48- stündige Kultur mit physiologischer Kochsalzlösung, destilliertem Wasser oder n/, Sodalösung abgespült. Die so gewonnenen Bouillon- oder Agarkulturfiltrate müssen vor Licht und Wärme geschützt aufbewahrt werden, wenn sie ihre Eigen- schaften nicht einbüßen sollen. Um die Filtrate steril zu erhalten, werden sie mit 0,5 Proz. Karbolsäure versetzt. WINTERBERG°°®, Pıck, BRIEGER°?® haben es versucht, mittels che- misch-physikalischer Methoden das Präzipitinogen aus dem Roh- filtrat rein zu gewinnen. Verfahren von E. P. Pıcex: Versetzt man eine bestimmte Menge eines Bouillonfiltrates mit dem 6-fachen Volumen 95-proz. Alkohols, bringt den entstandenen Nieder- schlag auf ein Filter, preßt gut ab und trocknet bei Zimmertemperatur, so gewinnt man eine wasserlösliche bräunliche Masse, die das Prä- zipitinogen enthält. Um eine womöglich reine Substanz zu erhalten, kann man nach Pıck die Lösung mit festem Ammonsulfate sättigen. Der ent- standene Niederschlag wird abermals in Wasser gelöst und wie früher ausgesalzen, der Niederschlag mit gesättigter Ammonsulfatlösung ge- waschen und nach Abpressen in Wasser gelöst. Aus dieser Lösung wurde durch wiederholten Zusatz von 95-proz. Alkohol in einzelnen Fraktionen das überschüssige Ammonsulfat entfernt und endlich mit großem Ueberschuß von Alkohol ein Körper in geringer Menge aus- gefällt, der sich in klebrigen, schleimigen Massen absonderte. Dieser Körper ist wasserlöslich und enthält das Präzipitinogen (Koagulin A). Nachdem Pıck das Koagulin K (Agarkultur) alkohollöslich fand, ver- wendet er zu dessen Fällung Bleizucker im Ueberschusse.. Der Nieder- schlag wird mit Wasser so lange gewaschen, bis im Filtrate keine Biuret- reaktion mehr nachweisbar ist; der gereinigte Niederschlag wird mit schwacher Sodalösung digeriert, von dem ungelöst gebliebenen Anteil abfiltriertt und die so erhaltene opaleszente Lösung dialysiert. Der Dialysierschlauch enthält die wirksame Substanz. Verfahren nach BRIEGER & MEYER. Die Versuche wurden mit Typhusbakterien gemacht. Die Autoren verwenden reinstes kristallinisches Ammonsulfat in Substanz, welches, da es seiner sauren Reaktion wegen für den vorliegenden Zweck un- brauchbar ist, durch tropfenweisen Zusatz einer äußerst verdünnten Lösung Handbuch der pathogenen Mikroorganismen. 2. Aufl. II. 47 7138 ‚R. Kraus, von Ammoniumkarbonat unter fortwährendem Schütteln soweit abgestumpft wird, daß das Magma schwach aber deutlich alkalisch reagiert und ein leichter Ammoniakgeruch bemerkbar ist. Darauf gießt man Ammonsulfat in die von der Oberfläche einer 3—4-tägigen Agarkultur abgekratzten und mit Aqua dest. abgespülten, möglichst virulenten Typhusbakterien. Dieses Gemenge wird einigemal kräftig geschüttelt, wobei der leichte Ammoniakgeruch verschwindet. Ein Teil des Ammonsulfats muß ungelöst bleiben, die Typhusbakterien ballen sich dann zusammen. Nach ruhigem 1—4-tägigen Stehen im dunklen nicht erwärmten Raume werden die Bakterien ab- filtriert, wobei das Hineingeraten von Salzteilchen zu vermeiden ist. Der zwischen Filtrierpapier gut abgepreßte Niederschlag wird in Wasser, dem einige Tropfen sehr verdünnter Natronlauge zugesetzt werden, suspendiert und dann im Schüttelapparat eine halbe Stunde geschüttelt. Die früher zu- sammengeballten Bakterien verteilen sich dabei gleichmäßig in der Flüssig- keit, wobei die Reaktion häufig sauer wird. Man muß aber darauf achten, daß die Reaktion alkalisch bleibt, weil bei saurer Reaktion das aktive Präzipitinogen leicht zerstört wird. Hierauf werden die Bakterien ab- filtriert, und die restierende gelbe Flüssigkeit wird noch zweimal durch Pukallfilter geschickt. Die filtrierte Flüssigkeit wirkt antigen, es bilden sich im Or- ganismus Agglutinine und Präzipitine, wenn auch schwächer als mit Bakterien, weil nach dieser Behandlung noch in den Bakterien Agglutinin und Präzipitin bildende Substanz zurückbleibt. Durch Immunisierung von Kaninchen mit diesem Filtrate konnte ScHÜTzE ein Serum gewinnen, welches Typhusbakterien bis zur Verdün- nung 1:1200 agglutinierte und in dem Filtrate innerhalb einer halben Stunde bei 370 C ein deutliches Präzipitat lieferte. Das von Brırcer dargestellte Agglutinogen resp. Präzipitinogen gibt die Mırronsche Reaktion, läßt sich mit Ammonsulfat aussalzen, ist leicht löslich in Wasser, unlöslich in Alkohol. Wie bereits erwähnt, hatte BrRIEGER gefunden, daß bei dem eben geschilderten Verfahren ein be- trächtlicher Teil der Agglutinin- und Präzipitinbildenden Substanz in den Bakterienleibern zurückbleibt. In einer späteren Arbeit mit Mayer gelang es ihm, durch eine Modifikation seines ersten Ver- fahrens eine weit bessere Ausbeute des Agglutinogens aus den Bak- terien zu erreichen. Die nach diesem modifizierten Verfahren ge- wonnene Flüssigkeit enthielt Agglutinogen, aber kein Präzipitinogen. Die Verfasser erklären dieses Verhalten damit, daß zur Präzipitation größere Mengen Immunkörper nötig sind als zur Agglutination (WASssSERMANN) oder daß die starke Verdünnung der Substanz im Wasser die Ursache sein dürfte. Kraus & JoacHıM?? haben aber nach- weisen können, daß diese Methode geeignet ist, die Koagulabilität des Präzipitinogens abzuschwächen, ja sogar zu vernichten. Außer mit Fällungsmethoden läßt sich das Präzipitinogen durch Einengen im Vakuum bei niederen Temperaturmengen konzentrieren, ohne hierbei eine Einbuße seiner Koagulabilität zu erleiden. Die nach Prceks Verfahren gewonnenen Präzipitinogene aus Bouillonkulturen (Koagulin A) gaben keine Biuretreaktion, wohl aber die Reaktion nach MırrLon. Wenn überhaupt diese Körper als Eiweib- körper zu betrachten sind, so gehören sie nach Pıck nur den weit ab- liegenden Eiweißspaltprodukten, sicher nicht den Albumosen und wahr- scheinlich auch nicht den Peptonen an. Präzipitine. 139 Aus Agarkulturen (3 Tage alt) (Typhus) wurde mittels Koch- salzlösung eine Substanz extrahiert (Koagulin K), die keine Biuret- reaktion, meist auch keine Mırronsche und Morıschsche Reaktion gab. Auch diese Körper dürften nach Pick nicht als Eiweißkörper im gewöhnlichen Sinne aufgefaßt werden. Etwas Bestimmtes läßt sich heute aber auf Grund dieser Untersuchungen über die chemische Natur dieser Antigene nicht behaupten. Bereits CH. NIcoLL£ (l. c.) hat für die präzipitinogene Substanz der Bakterien gefunden, dab sie in Alkoholäther löslich und hohen Temperaturen gegenüber resistent ist. Später hat auch Pick die thermostabile Eigenschaft für die gereinigten Präzipitinogene (Ko- agulin A und K) beschrieben. Beide Körper konnten 5 und 10 Minuten über freier Flamme gekocht werden, ohne etwas von ihrer Wirksam- keit einzubüben. Auch Fäulnis schädigt die Substanzen nicht sowie eine mehrere Wochen währende Verdauung mit Pepsinsalzsäure oder Trypsinsoda keinerlei Schädigung zur Folge hatte. Selbst die Ein- wirkung von Säure und Alkali in der Hitze vermochte Koagulin A und K nicht zu beeinträchtigen. (WINTERBERG konnte die Angaben NiıcorLzes betreffs der Löslichkeit der Substanz in Alkoholäther und ihrer Thermostabilität nicht bestätigen. Wir werden aber sehen, daß sowohi die Beobachtung von NrcoLLE als auch die von WINTERBERG richtig sind.) Das von Pıck angenommene verschiedene Verhalten der Präzipi- tinogene der frischen Agar- oder der älteren Bouillonkulturen gegenüber Alkohol und thermischen Einflüssen und die darauf basierte Aufstellung der Koaguline A und K dürfte in dieser Auf- fassung nicht richtig sein. Pıck nimmt an, daß die Bouillonfiltrate das alkoholfällbare Koagulin A enthalten und daß der Kochsalzagar- extrakt alkohollösliches Koagulin K ist. Wie aber aus den Versuchen von Kraus und JoacHım hervorgeht, ist weder der Ursprung der Substanz (ob aus Agar- oder Bouillonkultur) noch das Alter der Kultur ausschlaggebend für die hier als Kriterium angegebenen Eigen- schaften der Substanzen. Man kann sowohl aus Agar- als auch aus Bouillonkulturen alkoholfällbare wirksame Substanzen gewinnen. Die Alkohollöslichkeit und Fällbarkeit hängt ebensowenig wie ihr Verhalten gegenüber Temperaturen mit dem Ursprung der Substanz zusammen. Die präzipitinogene Substanz ist weder thermostabil, wie es NıcoLz:; und Pıck allgemein annahmen, noch thermolabil, wie WINTERr- BERG meint. Der Sachverhalt ist vielmehr folgender. Man findet häufig die präzipitinogene Substanz der Bouillonkultur thermostabil im Gegensatze zur thermolabilen der Agarkulturfiltrate. Dieses Ver- halten ist jedoch nicht konstant. Es können auch Bouillonkultur- filtrate thermolabil sein, andererseits Kochsalzagarfiltrate alkohol- fällbares thermostabiles Präzipitinogen enthalten *). . Die bisher ermittelten Eigenschaften der präzipitinogenen Sub- stanzen erlauben es nicht, eine Charakterisierung dieser Körper nach chemischen Prinzipien vorzunehmen. Pick meint, daß die Resistenz der präzipitinogenen Substanz der Bakterien unwillkürlich zu einem Vergleich auffordert mit Körpern ähnlicher Resistenz und hoher physiologischer Wirkung, wie sie als Vorstufen (Zymogene) von labileren Fermenten angetroffen werden. Bemerkenswert ist aller- *) Siehe E. P. Pıck, Bd. 1, S. 781—82. 740 R. Kraus, dings, daß den eiweibßfreien, alkohollöslichen Koagulinen keine sichere antigene Eigenschaft zukommt, trotzdem sie mit Präzipitin in vitro reagieren. Pıck glaubt, daß antigene Eigenschaft und Präzipitierbar- keit nicht identisch sein dürften. Die Versuche von LeEvAapırı & MUTTERMILCH über die Agglu- tininbildung mit alkohollöslichen Antigenen lassen auch keinen sicheren Schluß auf die Natur dieser Körper zu (s. C©. PRAUSNITZ, Centralbl. f. Bakt., 1911). Tierisches Präzipitinogen. Präzipitinogen tierischen Ursprungs ist in eiweißhaltigen Sub- stanzen aller Tiere enthalten *). In pathologischen Produkten, Exsudaten, Hydrocelenflüssigkeit, Ascites etc. findet sich ebenfalls Präzipitinogen (LECLAINCHE & VAL- LEE®®, DIEUDONNE®?, MERTENS#0, ZuLZER*l, Schürze, ÜHLENHUTH), Ob unter pathologischen Verhältnissen Präzipitinogene auf- treten, welche entweder quantitativ oder qualitativ von den physio- logischen zu unterscheiden wären, wurde durch die Untersuchungen von PRIBRAM!? im verneinenden Sinne entschieden. Auch haben bis- her die Versuche kein eindeutiges Ergebnis zu verzeichnen, welche besondere Präzipitinogene des Uarcinomgewebes nachweisen wollten. (EnGeEL **, KULLMANN #5, LÖFFLER#6, MERTENS (l.c.), MARAGLIANO#T, RomkeE*8, Ranzı?, SERAFINI & Dıez50, KerLınc®l, DunGern 2.) Die Resultate sind insofern widersprechend, als den positiven Befunden zahlreiche negative vieler anderer Autoren gegenüberstehen. Rauv- BITSCHEK 2a gelang es, mit Amyloid ein spezifisches Präzipitin her- zustellen. Eın besonderes Interesse wandte man der Frage nach der chemi- schen Natur des Präzipitinogens zu. Da nur eiweißhaltige Sub- stanzen als Träger der präzipitinogenen Eigenschaft bekannt geworden sind, war zu entscheiden, ob der Eiweißkörper selbst als Präzipitinogen ‘anzusehen sei. Diese Fragestellung wurde eifrig diskutiert; wie wir sehen werden, hat sie aber nicht nur zur Klarstellung der aufge- worfenen Frage geführt, sondern hat auch das Eiweißmolekül in seiner biologischen Strukturierung einer Analyse zugänglich gemacht. ÖBERMAYER & Pıck (l. c.) fanden, daß daß Präzipitinogen des Eiklars durch Pepsinsalzsäure zerstört wird. ÜÖPPENHEIMER & MiıcHAELIs®? waren vergeblich bemüht, mittels peptischer oder trypti- scher Verdauung aus dem Serum das Präzipitinogen eiweißfrei zu gewinnen. Auch die Präzipitinogene der Milch werden nach P. Th. MÜLLER (l. c.) durch Pepsin und Trypsin zerstört. MıcHaerıs konnte regelmäßig beobachten, daß die Präzipitierbarkeit des Blutserums durch Pepsin schon dann geschädigt ist, wenn noch ein Drittel des Eiweibßes in anscheinend unveränderter koagulabler Form enthalten ist. Auch unter Einfluß der tryptischen Verdauung geht nach MıcHAzLıs & ÖPPENHEIMER die Koagulabilität sowie das antigene Vermögen des Präzipitinogens in dem Maße verloren, wie der Gehalt an koagulablem *) LEBLANC & IpE haben mit Eu- und Pseudoglobulin, Albumin (Rind) spezifische Präzipitine gewonnen. Diese Angaben wurden aber in der Folge nicht bestätigt (ÖBERMAYER & Pick, ROSTOSKI, UMBER, OPPENHEIMER, MICHAELIS, LANDSTEINER & CALvo, AscoLi). Auch Schlangengift enthält Präzipitinogen. (Lamb. scient. mem. med. and sanit. depart. of the govern. of India, 1904, 1905.) Präzipitine. 741 Eiweiß abnimmt. Wıssmann°32 findet bei seinen Untersuchungen über die künstliche Verdauung von Linseneiweiß, daß koagu- lables Eiweiß und Präzipitinogen der Linse einander nahestehen. Demgegenüber konnten OBERMAYER & Pick aus dem Serum und Eiklar durch Trypsinverdauung Spaltprodukte gewinnen, die kein Ei- weiß enthielten (Biuretreaktion negativ) und doch noch präzipitinogene Eigenschaften besaßen (durch peptische Spaltung wurde das Präzi- pitinogen des Eiklars ebenso zerstört wie das Präzipitinogen des Blut- serums). SAacconAcHI5* erhielt Präzipitine mit einzelnen Albumose- fraktionen, die er durch Aussalzen des Verdauungsgemisches darstellte. Im Gegensatz dazu fanden andere Autoren, auch MiıcHAELIs, daß Albumosen und Peptone keine Präzipitinbildner sind*). FRAncESs- CHELLI®® hat noch mit biuretfreien Autolysaten der Leber Nieder- schläge mit Präzipitin erhalten. Diese Differenzen in den Befunden will MıcHaeuıs damit erklären, daß die Gemische, wenigstens zu der Zeit wo sie injiziert wurden, vielleicht nicht ganz eiweißfrei waren. Es genügen, meint MICHAELIS, zur Erzeugung der Präzipitine erstaun- lich geringe Mengen von Eiweiß. Die Befunde von LANDSTEINER & v. EısLer 60, FRIEDENTHAL®!, welche dahin gehen, daß mit menschlichem Harn Gesunder Präzipitine erzeugt werden, konnten durch MICHAELIS und FLEISCHMANN nicht bestätigt werden. Diese Befunde würden, wenn sie eine Bestätigung erfahren werden, allerdings dafür sprechen, dab Präzipitinogen im Gegensatz zum arteigenen Eiweiß Nieren passiere und kein Eiweißkörper sei. MICHAELIS & ÖPPENHEIMER nehmen an, daß die präzipitinogene Substanz eine spezifische Gruppe des Eiweißmoleküls sei, die durch Pepsin leichter als der Eiweißkern zerstört wird, gegen Trypsin aber dieselbe Resistenz besitzt wie genuines Eiweiß. Ob diese Körper Enzyme sind oder eine nicht näher gekannte Gruppe von Eiweib- körpern, wird von diesen Autoren nicht entschieden. Auch ÖBer- MAYER & Pıck akzeptieren in ihren letzten Arbeiten den Standpunkt, daß das Präzipitinogen des Serums als Eiweißkörper zu betrachten sei. Die Versuche, welche diese Autoren mit den tryptischen Spalt- produkten des Rinderserums und Eiweißseren angestellt haben, sowie die Ergebnisse mit oxydativen Spaltprodukten, insbesondere aber Ver- suche mit substituierten Eiweißkörpern, mit jodierten, nitrierten oder diazotierten Produkten lassen sogar einen Einblick in die Gruppierung des Präzipitinogens im Eiweißmolekül zu. Nach ÖBERMAYER & Pick erscheint es als wahrscheinlich, daß das Präzipitinogen im Eiweibmolekül um den aromatischen Kom- plex des Eiweißes sich gruppiert. FRIEDEMANN & Isaac6?2 nehmen auf Grund besonderer Stoff- wechseluntersuchungen an, daß das Präzipitinogen nur einen Teil des Proteinmoleküls darstellt. Es steht fest, daß es bis heute noch nicht gelungen ist, mit Kristallöiden, Fetten und Kohlehydraten Prä- zipitine hervorzurufen (Kreın®, v. RıEGLER6*, ÜHLENHUTH). Nur kolloidales Eiweiß und kein andersartiges Kolloid besitzt präzipitinogene Eigenschaften. Selbst den nie- *) Die Angaben von Myers (l. c.), IDE°°, nach welchen es mit Wittepepton gelang, Präzipitine zu gewinnen, wurden nicht bestätigt (Pick, BASHFORD °*, LEVENE°", POZERSKI & POZERSKA°® u. a.). 742 R. Kraus, deren Abbauprodukten des Eiweißes, Aminosäuren und Polypeptiden, fehlt der präzipitinogene Oharakter. Pflanzliches Präzipitinogen. Das Präzipitinogen pflanzlichen Ursprungs haben außer Löwen- STEIN 65, Kowarskt (l. c.) und SCHÜTZE (l. c.) BERTARELLI, WILENK066 Macnus & FRIEDENTHAL 67, G. Werıs & OsBorRNE®8, Gasıs®), RELANDER 69%, WENDELSTADT & FELLMER®9b, besonders JAcoBY zum Gegenstand eigener Studien gemacht. Die Untersuchungen ‚JJAcoBys sind insofern interessant, als sie zeigen, daß ein durch trypti- sche Verdauung eiweißfrei gemachtes Riein seine präzipitinogene Eigen- schaft nicht verloren hat. Hausmann ‘0 hat mit Abrin dieselben Re- sultate zu verzeichnen. Mit kristallisiertem Edestin haben ÖBEr- MEYER & Pıck Präzipitine gewonnen. Hiermit würde das pflanz- liche Präzipitinogen seiner Natur nach dem bakteriellen näher stehen als dem tierischen, dessen Eiweißnatur nicht zu bezweifeln sein dürfte. Präzipitoide. Ueber die weiteren Eigenschaften des Präzipitinogens hat man unter Heranziehung chemisch-physikalischer Faktoren Näheres er- mitteln können. Durch die Arbeiten von TcHIsTOWITSCH, SCHÜTZE, MÜLLER, E1sEn- BERG‘! lernte man den Einfluß höherer Temperaturen kennen. Die Beeinflussung der präzipitinogenen Substanz durch Fermente, Chemi- kalien, wie Säure, Laugen, Salze, Alkohol, Formalin etc. wurde durch OBERMAYER und PıIck, MICHAELIS ÖPPENHEIMER, MÜLLER, EISENBERG, NUTTALL, GRAHAM SMITH 2, SCHMIDT’? u.a. bekannt. Bıonp1’®, Mopiıca’®, UHLENHUTH & BEUMER 6, NUTTALLT, FERRATT8, LÖFFLER ”° studierten den Einfluß höherer Temperaturen auf getrocknetes Serum. Nach M. A. ScHhmiprt verträgt trockenes Serum noch 2-stündiges Erhitzen von 110°, auch nach 1-stündigem Erhitzen auf 1300 bleibt das Serum reaktionsfähig und erst auf 1500 erhitztes Serum ist vollständig denaturiert. Das flüs- sige Serum zeigt nach NUTTALL, GRAHAM-SMITH diesbezüglich andere Verhältnisse. Nach GrAHAM-SMITH genügt ein 3 Minuten langes Erhitzen bei 64°, um die Reaktionsfähigkeit eines Serums zu zerstören. W. A. ScHmipr und W. M. CorLes aber geben an, daß 68 und 700 wohl eine Abschwächung der Reaktionsgeschwindig- keit*) zur Folge haben, ohne die Koagulabilität zu schädigen. Ja sogar bei 90° erhitzte Sera (1 Stunde) bleiben noch genügend reaktionsfähig, um mittels Präzipitin differenziert werden zu können. (Die Resultate Schmipts sind von FoORNET & MÜLLER bestätigt worden.) (Das Verhalten des Präzipitinogens gegen Erhitzen hat besonders beim Nachweis von Fleischverfälschungen Bedeutung, wie besonders diesbezügliche Untersuchungen von WEIDANZ & BORCHMANN’?2 lehren.) Praktische Bedeutung hat die Beinflussung des Präzipitino- gens durch Alkalien und Säuren. Wichtig in dieser Beziehung ist die Feststellung von ScHmipT, daß !/;-n. Natronlauge fast momen- tan die Reaktionsfähigkeit des Serums zerstört und auch 1/,o-n. . *) Die erhitzten Sera reagieren mit Präzipitin langsamer, die Flockenbildung tritt später auf als mit unerhitztem Präzipitinogen. Präzipitine. 143 Lauge in 7 Stunden sie vernichtet. Dagegen haben Na,Co, und NH; keine Wirkung auf das Präzipitinogen. Die Inaktivierung dürfte jedenfalls von der Konzentration der OH-Ionen abhängen. Wie sich das antigene Vermögen des Präzipitinogens nach Einwirkung von chemisch-physikalischen Faktoren und nach Zerstö- rung der Koagulabilität verhält, darüber haben weitere Arbeiten Auf- schluß bringen können. Es war bereits durch Eıisengerc & Vorx 80 bekannt, daß die agglu- tinogene Substanz der Bakterien unter Einfluß physikalisch-chemischer Faktoren inagglutinabel werden könne, wohl aber agglutinogene Eigen- schaften beibehalte. In Analogie mit den Toxoiden EnrricHns nahmen EisEnBEer6 & Vork auch für das Agglutinogen eine bindende und agglutinogene (haptophore) und eine koagulable Gruppe an. Nach Verlust der Koagulabilität des Agglutinogens kann die haptophore Gruppe noch intakt bleiben; sie bindet noch Agglutinin und wirkt antigen. Dieses veränderte Agglutinogen hat den Namen Agglutinoid erhalten. Aehnliches Verhalten konnte auch beim bakteriellen und tierischen Präzipitinogen nachgewiesen werden. Kraus & JoacHnm fanden, daß durch thermisch-chemische Beeinflussung das bakterielle Präzipitino- sen die Koagulabilität verlieren könne, ohne eine Schädigung der Bindungsfähigkeit für das Präzipitin zu erleiden. Hand in Hand mit dem Verlust der Koagulabilität konnte sogar eine Steigerung der Avi- dität des veränderten Präzipitinogens zum Präzipitin konstatiert wer- den. Derartig künstlich oder auch unter Einfluß von Licht, Luft spontan veränderte Präzipitinogene wurden als Präzipitoide (der präzipitinogenen Substanz) bezeichnet. Für verdünntes Hühnereiweiß fand Eısengere, dab 1—11/,-stün- diges Erhitzen auf 78° die Koagulierbarkeit vernichtet. Durch Absorptionsversuche konnte EISENBERG jedoch nachweisen, daß solches Eiweiß eine ganz unverminderte Bindungsfähig- keit für Präzipitin aufweist. Dieses inkoagulable Hühnereiweiß vermochte die Ausflockung eines frischen Hühnereiweiß durch Prä- zipitin zu verhindern. Durch diese Versuche ist wohl sichergestellt worden, dab das Präzipitinogen inkoagulabel werden kann ohne seine Spezitische Bindungsfähigkeit für das Präzipitin zu Kerlieren- Zu entscheiden galt es noch, ob auch das antigene Vermögen eines derart veränderten Präzipitinogens eine Aenderung erleidet oder nicht. Kraus & JoacHm konnten zeigen, daß Bakterienpräzipitine auch mit einem Präzipitinogen, welches durch bestimmte Temperaturen seiner Koagulierbarkeit beraubt wurde, gewonnen werden können. Die Versuche wurden so ausgeführt, daß zunächst ein wirksames Filtrat aus Typhusagarkulturen auf 62° durch 1 Stunde erwärmt und inkoagulabel gemacht wurde. Mit einem derart veränderten Präzipitinogen wurden Kaninchen immunisiert. Das Serum dieser Tiere enthielt ebenso wirksame Präzipitine, wie wenn es mit unverändertem Präzipitinogen behandelt worden wäre. Hiemit war noch eine weitere Analogie zu den Toxoiden aufgedeckt worden. Ebenso wie das Toxoid bei er- haltener Bindungsfähigkeit noch antigene Eigenschaften besitzt, büßt auch das Präzipitoid nach Verlust seiner Koagulabilität seine präzi- pitinogene Eigenschaft nicht ein. 144 R. Kraus, Pıck & OÖBERMAYER haben ebenfalls die gleiche Beobachtung ge- macht. Ein gekochtes (nicht koaguliertes) Serum vermochte trotz Verlust der Koagulierbarkeit die Niederschlagsbildung im frischen Serum zu hindern. Diese Autoren nehmen an, daß besondere hemmende Substanzen als Ursache dieser Hemmung anzusehen seien. In einem späteren Kapitel werden wir bei Besprechung des Hemmungsphänomens durch das Präzipitoid des Serums, diese Erklärung noch zu diskutieren haben. W. A. Schmipr hat die hemmende Eigenschaft des auf 100° erhitzten Serums nicht ermitteln können. Die Fällung des nativen Serums wurde weder verzögert, noch wird hierdurch die Niederschlags- menge verringert. Porczs®l hat in seinen Studien „über Bakterienagglutination und Ausflockungserscheinungen der Kolloide“ versucht, die Wirkungs- weise der Agglutinine mit der eines fällenden Kolloides vollständig zu identifizieren und lehnt die von EISENBERG & VoLk für das Agglu- tinogen (Agglutinin) aufgestellte Vorstellung eines komplexen Baues ab. Nach Porces haben die von EISENBERG & Vork, Kraus & JoacHnım beobachteten Hemmungen durch Präzipitoide ihren Grund einerseits in hemmenden Substanzen, welche erst beim Erhitzen ent- stehen (Nuklein), andererseits in physikalisch-chemischen Zustands- änderungen des ausflockenden Agens. Die hier entwickelte Auffassung über den komplexen Bau der präzipitinogenen Substanz und über den Abbau derselben in Präzi- pitoid wird nicht allgemein geteilt. Die Tatsache jedoch, daß das Präzipitinogen künstlich in seiner Koagulabilität abgeschwächt und zerstört werden kann, ohne an seinen antigenen Fähigkeiten Verluste zu erleiden, wird wohl allgemein anerkannt. Durch die interessanten Untersuchungen von OBERMAYER & PIck konnte gezeigt werden, daß unter Einfluß von physikalischen und chemischen Agentien das Präzipitinogen wohl seine antigene Eigen- schaft beibehalten, jedoch seine originäre und konstitutive Zustands- spezifizität verändern kann. Ueber. originäre und konstitutive Spezifizität des Präzipitinogens *). ÜBERMAYER & Pıck haben festgestellt, daß ein erhitztes, nicht koaguliertes Rinderserum im Organismus ein Präzipitin hervorruft, welches vorwiegend auf das gekochte Rinderserum wirkt, dann in geringerem Maße auf Sera, die bei 60—90° verschieden lang erhitzt wurden, dagegen gar nicht auf ein genuines unverändertes Präzi- pitinogen. Erst im Verlaufe einer längeren Immunisierung wirkt ein derartiges Präzipitinogen auch auf das native Serum. Ein auf 70° durch 1/, Stunde (bei leicht alkalischer Reaktion) erwärmtes Serum hat ein Präzipitin ausgelöst, welches auf das 70° erwärmte, gekochtes und normales Serum gleichmäßig wirkt. W. A. Schmipr konnte diese Angabe bestätigen. FoRNET & MÜLLER sowie ScHMIprT erhielten mit erhitztem Muskeleiweiß sogenannte Hitzepräzipitine. SCHMIDT ge- wann mit einem erhitzten und mit Natronlauge verdünnten Eiweiß ein Hitze-Alkali-Präzipitin. Die Untersuchungen von Moro, MÜLLER haben gezeigt, daß ge- kochte Milch auch auf Laktoserum, welches mit roher Milch erzeugt *) Siehe auch dieses Handb., E. P. Pıck, Bd. 1, S. 704. Präzipitine. 145 wurde, reagiert. Die gekochte Milch erzeugt demgemäß ein Lakto- serum, welches nicht bloß auf gekochte, sondern auch auf rohe Milch reagiert (ScHÜTze). Von der Erwägung ausgehend, daß durch Erhitzen des Eiweißes die Gesamtstruktur chemisch merklich nicht verändert werden dürfte, gingen OBERMAYER & Pıck daran, Denaturierungsmethoden anzu- wenden, welche nähere Anhaltspunkte für bestimmte Aenderungen der Konfiguration bieten könnten. Sie ließen Alkali, Säure, Formal- dehyd, Toluol auf Eiweiß einwirken und fanden, daß ein derartiges Präzipitinogen wie das Koktopräzipitinogen im Organismus Präzi- pitine hervorruft, die zwar artspezifisch sind, überdies aber eine konstitutive Spezifizität so wie die Koktopräzipitine erlangt haben. Durch tryptisch gewonnene biuretfreie Spaltprodukte des Rinderserums erhielten OBERMAYER & Pıck ein Präzipitin, welches nur auf die Trypsinspaltprodukte des Rinderserums einwirkt und nicht auf solche des Pferdeserums. Auch der oxydative Abbau der Eiweiß- körper vermag die originäre Spezifizität nicht aufzuheben. Wurde Rinderglobulin mit Kaliumpermanganat bei Zimmertemperatur oxy- diert, so verliert es rasch die Eigenschaft, mit dem Präzipitin zu reagieren. Wird mit diesem Produkt ein Tier behandelt, so bekommt man ein Immunserum, das vorwiegend auf das Permanganatpräparat seine Wirkung entfaltet, ın geringerem Maße aber auf das normale Globulin oder Rinderserum einwirkt. In weiterer Verfolgung dieses Problems haben OBERMAYER & Pıck durch Jodierung, Nitrierung und Diazotierung das Eiweißmolekül zu verändern gesucht. Es stellte sich hierbei heraus, daß beispielsweise Jodrindereiweiß im Kaninchen ein Präzipitin hervorruft, welches die Eigenschaft hat, nicht allein auf Jodrindereiweiß, sondern mit allen Jodeiweißkörpern der Säugetiere, der Vögel, ja sogar mit pflanzlichem Jodeiweiß (Ede- stin, Kleber) unter Niederschlagsbildung zu reagieren. H. FREUND findet bei der Nachprüfung der Arbeit von ÖOBERMAYER & Pick, daß durch jodiertes Eiweiß jodspezifische Präzipitine entstehen. Mit Jodrindereiweiß sind auch artspezifische Präzipitine entstanden, wäh- rend Jodeiereiweiß artspezifische Präzipitine nicht hervorgerufen hat. Das nitrierte Rindereiweiß hat seine Artspezifizität verloren und reagiert überhaupt nur auf Nitroeiweiß. Diese Versuche bieten, wie bereits angeführt wurde, einen Ein- blick in die Beziehungen des Präzipitinogens zur chemischen Kon- figuration des Eiweißmoleküls. Nach OBERMAYER & Pıck kann die originäre Spezifizität des Präzipitinogens (Artspezifizität) erhalten bleiben und daneben noch eine, die sogenannte konstitutive auf- treten oder es verschwindet die originäre Artspezifizität des Präzi- pitinogens vollständig und es bleibt nur die konstitutive zurück. Präzipitine. Nach parenteraler Einverleibung der Präzipitinogene in den Organismus entstehen spezifische Antikörper, welche, so wie alle anderen, im Blutserum nachweisbar sind. Diese Antikörper, Präzipitine genannt, haben die Eigenschaft, mit dem bestimmten Antigen (Präzipitinogen) unter Niederschlags- bildung zu reagieren. 746 R. Kraus, Präzipitine, gewonnen mit bakteriellem Präzipitinogen, werden als Bakterienpräzipitine, mit tierischen Antigen als Zoo- und mit pflanzlichem als Phytopräzipitine bezeichnet. Normalpräzipitine. Analog den Antitoxinen, Antihämotoxinen etc., welche schon phy- siologischerweise im Organismus produziert werden und im Blute vor- kommen, lassen sich im Serum gesunder Menschen und Tiere Präzipitine nachweisen. Baır & Weır82 konnten in Bakterienextrakten durch normales Rinderserum Ausflockung beobachten. HockE®3 konnte dann zeigen, daß auch anderen Seris, wie Pferde-, Schweine-, Schafserum, solche Eigenschaften zukommen. Allerdings waren diese Präzipitine nicht spezifisch, insoferne nach Fällung mit Choleraextrakt das Serum auch mit Typhusextrakten nicht mehr reagierte. Auffallend weiter ist noch die Tatsache, daß in den Seren von Mensch, Kaninchen, Meer- schweinchen, Ratten, diese Körper nicht vorhanden waren. v. EIsLER®*? hat weder in Bouillonfiltraten noch Filtraten aus wässerigen Agar- extrakten selbst nach Einengung derselben die Befunde von HockE erheben können. Norıs (l. c.) erhielt in Bouillonfiltraten weder mit normalem Kaninchen- noch Rinderserum Fällungen. BaıL & Hockz® erhielten ebenfalls mit Bouillonfiltraten negative Resultate, nur mit Agarextrakten haben sie positive Resultate zu verzeichnen. Man findet vielfach, daß im frischen Serum gesunder Menschen und Tiere nach einer gewissen Zeit bei 370 Präzipitate auftreten, die von denjenigen durch Mischen der Sera entstandenen nicht zu unterscheiden sind. Unter Berücksichtigung dieses Umstandes ließ sich einwandfrei nachweisen, daß Taubenserum mit Hühnerserum 1, nicht mit Hühnerserum 2, nicht mit Kaninchen-, Meerschweinchen-, Ziegen-, Hundeserum Niederschläge gab. Normales Ziegenserum gab mit Kaninchen-, Hundeserum nach 2 Stunden bei 370 einen Nieder- schlag, nicht mit Meerschweinchen-, Hühnerserum. Man sieht daraus, daß normale Sera bestimmter Tierarten mit solchen anderer Tierarten Niederschläge bilden (Kraus). In der Arbeit „Zur Theorie der Agglutination“ habe ich Ver- suche angeführt, aus welchen hervorgeht, daß normales Serum be- stimmter Tierarten auch mit Ricinlösungen Niederschläge gibt. Eine gleiche Beobachtung führt Jacopy an. HeLLın®?, LANDSTEINER & RaugıItscHeX 88, v. EısLER & v. PORTHEIM®? beschreiben gleichfalls Niederschläge bei Mischungen von Normalserum und Pflanzenextrak- ten. In jüngster Zeit hat sich WILEnko (l.c.) mit dieser Nieder- schlagsbildung beschäftigt und bestätigt die obigen Angaben. In einer in METSCHNIKoFrs Laboratorium ausgeführten Arbeit konnte ich und Lrvanırı®% zeigen, daß aus normalen Organen ge- sunder Tiere sich mit Kochsalzlösung Substanzen extrahieren lassen, die mit Eiereiweiß oder Ziegenserum Niederschläge erzeugen. Das Serum solcher Tiere war nicht imstande, fällend zu wirken. Üan- TACUZENE®®a hat in der Milz, Mesenterialdrüsen, Knochenmark eben- falls nichtspezifische Präzipitine nachgewiesen. Wir müssen nach alledem annehmen, daß wahr- scheinlich auch unter physiologischen Bedingungen Präzipitine teils frei, teils in den Organen nachzu- weisen sein dürften. Präzipitine. 747 Nach unseren Versuchen und solchen, die Ascorı?0 anführt, ist anzunehmen, daß im normalen Serum nicht ein einziges Präzi- pitin, sondern eine ganze Reihe von Präzipitinen vorhanden sein dürften. In Analogie mit den anderen Antikörpern (Agglutininen, Ambozeptoren usw.) ist es wahrscheinlich, daß die einzelnen Präzi- pitine ebenso spezifisch sind, wie die künstlich erzeugten Präzipitine. Gewinnung der Präzipitine. Neben den unter normalen Verhältnissen im Blute vorkommenden Präzipitinen und solchen, dieim kranken Organismus entstehen, kennen wir noch die nach Ein- verleibung der Präzipitinogene künstlich erzeugten Prä- zipitine. Die Vorbehandlung*) des Organismus mit Präzi- pitinogen ist die notwendige Voraussetzung zur Er- zeugung künstlicher Präzipitine, da dieselben, wie alle sekannten Antikörper, nur Produkte des Organismus sind. Nicht jede Tierart produziert Präzipitin. So wissen wir durch v. DUNGERN (l. c.), daß Kaltblüter kein Präzipitin bilden sollen. Oktopoden (Eledone canicula), Gastropoden (Aplysia depotans) und Haifische (Seyllium canicula) haben auf Injektion von Majaplasma kein Präzi- pitin geliefert. Es wäre aber wohl möglich, daß diese Tiere auf Serum einer weniger verwandten Tierart Präzipitin bilden könnten. NocucHı gelang es, Agglutinine und Präzipitine auch bei Kaltblütern zu erzeugen. Am besten eignen sich nach Unten#uurn Kaninchen, dagegen sind Hühner, Hunde und Meerschweinchen schlechte Präzipitin- bildner. Daß auch beim Menschen nach Injektion von Pferdeserum Präzipitine entstehen können, wurde von HAMBURGER & Moro?! u.a. gezeigt. & Zur Behandlung mit tierischem Präzipitinogen empfiehlt es sich, eine Tierart zu wählen, welche mit derjenigen, von welcher das Antigen herrührt, wenig verwandt ist. UHLENHUTH gelang es trotz- den, Tauben mit Hühnereiweiß, Kaninchen mit Hasenblut, Affen (Cercopithecus fuliginosus, Macacus rhesus) mit Menschenblut vor- zubehandeln und Präzipitine zu gewinnen. Schafe mit Ziegenserum vorbehandelt, liefern kein Präzipitin (ScHuRr). Nach den bekannten Versuchen von EHRLICH & MORGENROTH war zu erwarten, daß auch unter entsprechenden Versuchsbedingungen Iso- präzipitine erzeugt werden dürften. Schürze teilt mit, dab er von 32 mit Kaninchenserum vorbehandelten Kaninchen nur bei 2 Tieren Iso- präzipitine erhielt. OBERMAYER & Pıcx konnten mit einem aus Ka- ninchenserum gewonnenen Xantoprotein bei Kaninchen ein Präzipitin erhalten, welches auch mit dem zur Vorbehandlung verwendeten Ka- ninchenxanthoprotein reagierte. CEnTannı? will sogar Autopräzi- pitine nachgewiesen haben. Auch bei pathologischen Zuständen sind nach CENTAnNT Autopräzipitine im Serum zu finden. CENTANNT hat im Serum bei Schafen, welche an einer Distomumerkrankung gelitten haben, Präzipitine für Leberextrakte nachweisen können. Die Auto- präzipitine sind nach Crntannı Reaktionsprodukte der Organismen auf die eigenen Organzellen, und können so wie die immunisatorisch *) Einzelheiten der Immunisierung UHLENHUTH. 148 R. Kraus, erzeugten art- und organspezifisch sein. Nach Ascorr?3 sollen auch im Serum gesunder Menschen und Tiere Autopräzipitine vor- kommen. UHLENHUTH gelang es, weder Auto- noch Isopräzipitine zu erzeugen. Die parenterale Einverleibung (subkutan, intraperitoneal, intra- venös) der Präzipitinogene ist die beste Art, um Präzipitin zu ge- winnen. Bei stomachaler Applikation wird zumeist das Präzipitinogen durch peptische und tryptische Verdauung zerstört. Diese Frage, die auch physiologisches Interesse beansprucht, war vielfach Gegen- stand der Bearbeitung. Der Standpunkt, daß auf stomachalem Weg eingebrachtes Präzipitinogen nur unter besonderen Umständen in die Zirkulation gelangt, wird jetztallgemein angenommen. Diese Tatsache ist, physiologisch betrachtet, bemerkenswert. Wie OPPENHEIMER (]. c.)hervor- hebt, haben wir dadurch eine bisher unberücksichtigte Funktion der Verdauungsfermente kennen gelernt, die Eiweißkörper der Nahrung zu entdifferenzieren. Aber unter bestimmten Versuchsbedingungen läßt sich im Experiment trotzdem eine Ausnahme statuieren. ASCOLT, UHLENHVTH konnten nachweisen, daß nach Ueberfütterung von Kaninchen mit Hühnereiweiß doch Präzipitin entsteht. HAMBURGER ®! gelang es nicht, bei Kaninchen nach Fütterung mit Kuhmilch, von DvnGern mit Majaplasma Präzipitine zu erzeugen. CANTACUZENE Ha führte mit der Sonde in den Magen von Kaninchen normales Pferde- serum ein, und es gelang, im Blutserum der Tiere Präzipitine nach- zuweisen. Nach den Untersuchungen von GANGHOFNER & LANGER ® ergaben sich beim Neugeborenen andere Verhältnisse wie beim Er- wachsenen. Die Autoren konnten feststellen, daß bei neugeborenen Hunden bis zum 6. Tage stomachal einverleibtes Hühnereiweiß- und Rinderserum im Blutserum dieser Tiere mittels Präzipitin nachweis- bar ist. Auch bei neugeborenen Katzen, Kaninchen (3.—10. Lebens- tag) ließ sich dasselbe Verhalten nachweisen. Bei älteren Tieren läßt sich das stomachal einverleibte Präzipitinogen nicht im Blut nachweisen, außer man überfüttert die Tiere. Nur mit Umgehung . des Magens nach Injektion von Rinderserum in den Dünndarm konnte dasselbe im Blut gefunden werden. Bei rectaler Applikation des Präzipitinogens wird dasselbe nicht resorbiert (C. STERNBERG). Nach Schädigung der Magenschleimhaut bei jungen Hunden wurde Präzipitinogen nicht zerstört und ließ sich im Blut wiederfinden. Auch bei Menschen wurden namentlich mit Rücksicht auf er- nährungsphysiologische Fragen Versuche über diesen Gegenstand an- gestellt. M.Ascorı konnte in seinem eigenen Serum trotz 1!/, Monatelangen (renusses von täglich 4 rohen Eieren kein Präzipitin finden. Die von Ascons. AscoLı & Bonrantı?° gemachte Angabe, daß per os ein- geführtes Hühner-, Rindereiweiß sowohl im menschlichen als auch tierischen Blutserum nachweisbar sei, konnte von anderen Autoren (HAMBURGER & SPERK®T, v. DUNGERN [l. c.]) nicht bestätigt werden. Nur beı Neugeborenen wird das natürlich aufgenommene Eiweiß nicht entdifferenziert und läßt sich im Serum nachweisen. Moro konnte von 22 an Atrophie gestorbenen Säuglingen (Flaschenkinder) zwei- mal Präzipitine gegen Kuhmilch nachweisen. Auch Bauer erhebt im Blute eines atrophischen Kindes einen ähnlichen- Befund. KENTZIER konnte nur bei Magenstörungen im menschlichen Blut Kuhmilch- eiweiß nachweisen. Präzipitine. 149 Zur Gewinnung wirksamer Präzipitine*) ist neben derTierart, der Art der Einverleibung des Präzipitinogens auch die Menge des einverleibten Präzipitinogens, dieDauerder Immunisierung, die zeitliche Aufeinanderfolge der In- jektionen, der Zeitpunkt des Aderlasses von Wichtig- keit. Für die Vorbehandlung der Tiere mit Präzipitinogen gibt «es ebenso wie für die Immunisierung mit anderen Antigenen keine be- stimmten Gesetze. Im allgemeinen wird mit steigenden Dosen in Ab- ständen von 6—8 Tagen unter Berücksichtigung des Zustandes der Tiere injiziert. Forner®® hat in letzter Zeit ein Verfahren angegeben, welches rasch zum Ziele führen soll und hochwertiges Präzipitin liefert. Man injiziert den Tieren das gesamte Injektionsmaterial peritoneal in kurzen Zwischenräumen, am besten an drei aufeinanderfolgenden Tagen. 9—12 Tage nach der dritten Injektion wird der Aderlab gemacht. BonHoFF & Tsuzurı??, MıEssNER & Trapp 100 und WIEDEN- MANN 101 haben bei Nachprüfung die Angaben Forners über ‚„Schnell- immunisierung‘ bestätigt. Die PBakterienpräzipitine werden sowohl mit Filtraten aus Bouillon oder Kochsalzagarextrakten als auch mit lebenden und ab- getöteten Bakterien gewonnen. Es gelingt auch mit dem nach Pıck oder BRIEGER dargestellten Präzipitinogen Präzipitin zu erzeugen. Als einfachste Methode empfiehlt sich die Vorbehandlung der Tiere mit bei 60° durch 1 Stunde abgetöteten Vollbakterien (Agar, Bouillon). Die Bildung von Präzipitin ist allerdings ebenso wie die der anderen Antikörper auch von der Individualität des Organismus abhängig. Durch Vorbehandlung mit Serum **) erhält man Serumpräzi- tin, mit gewaschenen Blutkörperchen Erythropräzipitine (LE- BLANC, A. Kreın 102, Leers102a). (Fleischsaft aus Muskeln wird nach neueren Untersuchungen wegen seiner Giftigkeit schlecht vertragen.) UHLENHUTH benutzt für die Herstellung der für die Fleischunter- suchung in Betracht kommenden Präzipitine fast ausschließlich Serum. Daß man mit den einzelnen Eiweißfraktionen desSerums, der Milch (HAMBURGER, MÜLLER) Präzipitine gewinnen kann, wurde be- reits erwähnt. Auch die Untersuchungen von ÖOBERMAYER & PIck über die Zustandsänderung des Präzipitinogens und die derart ge- wonnenen Präzipitine wurden erörtert. Mit Hilfe der elektiven Absättigung wollte man zu einer Rein- darstellung gewisser Präzipitinogene (bzw. Präzipitine) gelangen. Die derart gewonnenen Präzipitine sollen mit den homologen, nicht aber mit den Extrakten anderer Organe derselben Tierart Präzipitine liefern. WEICHARDT, LIEPMANN gewannen auf diese Weise ein Präzipitin für Syncytialeiweiß. Forssner!0* erhielt Präzipitine, mittels welcher er Leber, Niere und Blutserum von Meerschweinchen unterscheiden konnte. Auch Grunp konnte zu ähnlichen Resultaten gelangen wie Forssner. Mit derselben Methode gelang es H. PrFeır- FER105, hochwertige Präzipitine für Sperma zu erzeugen. Mit Extrakten aus Faeces wurden spezifische Kotpräzipitine erzeugt, die mit Blutserum nicht reagieren, wie zuerst Brezına 106 *) Nach OBERMAYER & Pick genügt 0,02 cem Eiweiß, nach SELLUS 0,004 cem um Präzipitin zu erzeugen. **, s. UHLENHUTH. 90 R. Kraus, nachgewiesen hat und von FÜRSTENBERG, WILENKO bestätigt werden konnte. Daß man mit Linsenextrakten nach ÜHBLENHUTH organspezi- fische aber nicht artspezifische Präzipitine für Linsen erhält, sei hier ebenfalls erwähnt. Stryzowsk1105a gelang es beim Kaninchen nach Einverleibung von 2—4 Eiweißarten spezifische Präzipitine für alle diese Eiweiß- körper zu gewinnen (polyvalentes Präzipitin). Monica hat bei gleichzeitiger Behandlung von Kaninchen mit Menschen-, Pferde-, Hammelserum, Glycerin und Phosphor schon nach S—10 Tagen höherwertige Präzipitine gewonnen, als wenn Serum allein injiziert worden wäre*). Auch die von E. Pıck und O. Schwarz !05b mitgeteilten Versuche „über die Beeinflussung der Antigenwirkung durch Lecithin und Organlipoide und deren Beteiligung am Immunisierungsprozeß“ müssen hier Erwähnung finden. Bildungsstätte der Präzipitine. Das in den Organismus einverleibte Präzipitinogen verhält sich analog den anderen Antigenen, indem es zunächst eine Zeitlang im Blutserum kreist, um dann zuerst langsam, dann vollständig aus der Blutbahn zu verschwinden. Das bakterielle Präzipitinogen verschwindet nach Untersuchungen von Russ 107 sehr rasch aus der Blutbahn. HAMBURGER & v. Reuss konnten zeigen, daß injiziertes Eiklar und Milch noch vier Tage nach der subkutanen Injektion im Blute der Kaninchen, allerdings nur in Spuren, zu finden sei. Serum konnte längere Zeit hindurch in der Zirkulation gefunden werden. HıxTzE konnte für Dottereiweiß ebenfalls ein rascheres Verschwinden nach- weisen als bei Pferdeserum. HAMBURGER & Moro zeigten, daß der Nachweis in der Blutbahn von der Menge des injizierten Präzipi- tinogens abhängig sein dürfte. Neben der Menge dürfte noch die Art des Präzipitinogens (Abstammung) bezüglich der Dauer des Nach- weises des Präzipitinogens in der Blutbahn maßgebend sein. Die präzipitinogene Substanz des Pferdeserums konnten HAMBURGER & Moro längere Zeit unverändert in der Blutbahn nachweisen, im Gegensatze zu Versuchen v. DunGerns, wonach das Präzipitinogen des Maja squinido aus dem Blut des Kaninchens nach 5 Tagen ver- schwunden war. HAMBURGER & Moro konnten auch bei Menschen mehrere Tage nach der Injektion des Pferdeserums dasselbe im Blute finden. Ueber das weitere Schicksal des Präzipitinogens im Organismus wissen wir bisher nichts Bestimmtes. Die Untersuchungen von M.As- coLI, die HAMBURGER bestätigen konnte, zeigen, dab das Präzipitinogen auch die Nieren passiert und im Harne nachweisbar ist. Die meisten Autoren (AscoLI, V. DUNGERN, WASSERMANN, ÜHLEN- HUTH) versuchen es mit Hilfe der Seitenkettentheorie EHrricHhs, die Entstehung des Präzipitins durch Verankerung des Präzipitinogens an bestimmte Rezeptoren der Organe und Ueberproduktion derselben zu ‘erklären. Nach den Versuchsresultaten von Kraus und LevAapıtı wären es die Leukocyten, die das Präzipitinogen aufnehmen und auch Präzi- *) Analoge Versuche liegen für die Agglutinine von E. P. Pıck vor. Präzipitine, 151 pitin bilden. Es gelang bei Kaninchen, welchen Pferdeserum intraperi- toneal einverleibt wurde, nach einer bestimmten Zeit im leukocyten- haltigen Netz, spezifisches Präzipitin nachzuweisen. Zur selben Zeit konnte weder im Blutserum noch in anderen Organen dieser Tiere spezifisches Präzipitin nachgewiesen werden. Nachdem noch zahl- reiche Kontrollversuche zeigten, daß im normalen Netz für Pferde- serum kein Präzipitin nachzuweisen war, dieses auch keine oder sehr spärliche Leukocyten enthielt, war der Schluß berechtigt, daß die Leukocyten der injizierten Tiere Präzipitin produzieren. Durch diese Versuche sind auch die Resultate v. DunGerns und Römers über lokale Antikörperbildung in ein anderes Licht gesetzt. Danach istauch wahr- scheinlich, daß auch hier die Leukocyten die Bildungsstätte der Anti- körper sein könnten. Bei Fortsetzung dieser Versuche konnten Krausk& SCHIFFMANN 108 weiter ermitteln, daß die Bildungsstätte, je nach der Art der Einverleibu ng des Antigens verschie- den sein dürfte. Nach peritonealer Injektion von Ei- weib läßt sich Präzipitin im Blutserum und im Extrakt des Netzes nachweisen, nach subkutaner oder intrave- nöser Injektion nur in der Blutbahn. Hiermit dürfte man zu der Annahme gelangen, daß die Präzipitine in der Blutbahn wahr- scheinlich von den Endothelien der Blutgefäße gebildet werden. Nach CANTACUZENE & Jonescu-MiHaiscu 109 sind die leukocytenhaltigen Or- gane als Bildungsstätte anzusehen. Die Autoren schreiben den mono- nukleären Leukocyten die Rolle der Bildung der Präzipitine zu. Ueber das zeitliche Auftreten und über sonstiges Verhalten der Präzipitine in der Blutbahn liegen ‚Versuche von Rosroskr110 und v. DunGern vor. Nach v. DungGern tritt nach Injektion der präzi- Pitinogenen Substanz am 4. und 5. Tag das neugebildete Präzipitin im Blute auf; zwei Tage später, nachdem es im Blute nachweisbar ist, hat es die höchste Stärke erreicht, hält sich eine Zeitlang auf dieser Höhe der Konzentration, bis dann entweder ein plötzlicher oder lang- samer Abfall erfolgt. Aehnliche Beobachtungen macht Rosroskr in ‚seiner Arbeit „Zur Kenntnis der Präzipitine“. Bei bereits vorbe- handelten Kaninchen konnte v. DuNxGErN andere Verhältnisse be- obachten. Wenn man Kaninchen. die schon Präzipitine im Blute haben, neuerlich intravenös mit Majaplasma injiziert, so erfolgt sofort ein rascher Abfall des Präzipitingehaltes, so daß eine halbe Stunde später entweder sehr wenig oder kein Präzipitin nachweisbar ist. Nach einigen Tagen tritt aber wieder im Blute Präzipitin auf, und zwar in viel höheren Werten als das Präzipitin vor der letzten In- jektion. Analoge Verhältnisse haben bekanntlich SaLomonsen & MaDpsen für die Antitoxinproduktion bei Pferden beschrieben. Uebersicht über die gekannten Präzipitine. i? Bakterienpräzipitine: Typhus, Paratyphus, Cholera und andere Vibrionen, Coli, Pest (Kraus); Rotz (WLADIMIROFF): Dysenterie (DoPTER); Prodigiosus, Pyocyaneus, Proteus (NORRIS); Kapselbakterien (v. EISLER & PORGES); Diphtherie, Pseudodiphtherie (SCHWONER, V. WASSERMANN); R. Kraus | ID Milzbrand (BAIL, A. AscoLI, GRUBER & FUTAKI) Tuberkelbacillen (KITAJIMA, BONOME, RUPPEL): Kokken: Streptokokken (MARMOREK), Pneumokokken (HEY- ROVSKY, PAnIcHr), Meningokokken (DOPTER). 11. Hefe!(ScHUTze): Ill. (Protozoenpräzipitine: Trypanosomen |M. MEYER]|). IV. Zoopräzipitine: Serum (TCHISTOWITSCH, BORDET): Blutkörperchen (LEBLANC, A. KLEIN, LEERS): Milch (BoRDET); Organe (WEICHARDT & LIEPMANN, FORSSMANN, GRUND): Sperma (H. PFEIFFER, FARNUM): Kot (BREZINA, Brezına & Ranzı, WILENKo): Harn (LANDSTEINER & v. EISLER): Linsen (UHLENHUTH): Nägel, Haare (Krusıvs); Hühnereiweiß (EHRLICH, MYERS, UHLENHUTH): Schlangengifte (HUNTER, LAMB.); Tierische Parasiten: Echinokokken, Bothriocephalus, Taenia medican. (FLEIG & LISBORNE, WELSH & ÜHAPMANN, ISAAK & VAN DE VELDEN, FLEKSEDER & STEYSKAL):; Honig (v. RIEGLER, LANGER, SCHÜTZE). V. Phytopräzipitine: (retreide (KOWARSKI, MAGNUS): Riein (JAcogBy), Abrin (HAUSMANN), Urotin (BASHFORD): Leguminosen (BERTARELLI, KOWARSKI, GASIS): Opium, Althaea offie., Digitalis purp. (Lusint): Mohn, Hanf, Mandein (UHLENHUTH & JUNG, RELANDER): Kokossamen (UHLENHUTH & HAENDEL): Pilze, Trüffel, Champigenon (MAGnuUs & FRIEDENTHAL, ÜA- TAFFINI): Pflanzliche Farbstoffe (DE ANGELIS GIOVANNI): Oele (UHLENHUTH, LONDINI). Natur der Präzipitine. Die Präzipitine lassen sich, wie alle Antikörper, im Blutserum nachweisen. Mittels der bekannten Fällungsmethoden von Tızzont, BELFANTI, BRIEGER und EHrticH lassen sich Präzipitine ebenso kon- zentrieren, wie beispielsweise Antitoxine. Nach den Untersuchungen von E. Pıck, P. MüÜLLER, MiıcHAELIS & ÜÖPPENHEIMER, .JAcoBy, Umger 111 LANDSTEINER & Carvo!!?2 kann man mittels fraktionier- ter Fällung mit gesättigter Ammonsulfatlösung (1/, Sättigung) nach dem Verfahren von HorMmEISTER die Präzipitine aussalzen. Auch die neueren Konzentrationsmethoden von BRUNNER & Pıncus, S. FRÄNKEL sind gleichfalls geeignet, das Präzipitin aus dem genuinen Serum in konzentrierter Form darzustellen. (Die Sera, vor Licht im Kühlen aufbewahrt, behalten in flüssiger Form lange ihre Wirksamkeit; OTTOLENGHI setzt zur Konservierung 4 Proz. Aether zu; siehe ÜHLEN- HUTH)). Alle Angaben stimmen darüber überein, daß die Präzipitine im Globulin (Euglobulin) quantitativ enthalten sind, dessen Denaturierung Präzipitine. 153 auch eine Zerstörung des Präzipitins zur Folge hat. Nach Markus, Levy, MorzL kommt es bei Kaninchen nach Injektion von Pferde- serum zu einer Globulinvermehrung, die Hand in Hand geht mit dem Auftreten der Präzipitine. Ob die entstandenen Globuline andere sind als die normal vorhandenen und ob diese gerade die Träger des Präzipitins sind, läßt sich in Ermangelung einer Diffe- renzierung derselben derzeit gar nicht entscheiden. Die weiteren Bemühungen, Präzipitine eiweißfrei zu gewinnen, haben nur negative Resultate zu verzeichnen. Es hat sich immer wieder gezeigt, das alle Eingriffe, welche das Eiweiß schädigen, auch die Präzipitine schädigen. Alkalien, Säuren, Harnstoff, Formaldehyd haben nach Pıck einen schädigenden Einfluß auf Bakterienpräzipitine. Pepsinsalzsäure, Trypsin zerstört Präzipitin (Pıck, MicHAELIS . & (OPPENHEIMER).. Die Angaben der Autoren über die Resistenz ver- schiedener Präzipitine gegenüber der Pepsin- und Trypsineinwirkung lauten verschieden (LEBLanc, RosTtoskr). Wichtig ist noch, zu erwähnen, daß nach BELIAEFF 3 die physi- kalischen Konstanten des präzipitinhaltigen Serums sich in den- jenigen Grenzen bewegen, welche für die normalen Sera charakte- ristisch sind. BaıL!!2 hat die komplexe Natur der Präzipitine durch Akti- vierung mit frischem Serum beweisen wollen. Weder MICHAELIS, EISENBERG, WELSCH & CHAPMANN, noch mir, ist die Aktivierung der Präzipitine gelungen. Ueber Beeinflussung der Präzipitine durch physikalisch-chemische Faktoren. TscHISTOWITSCH, Myers haben gezeigt, daß höhere Temperaturen Serum- und Eiweißpräzipitine, Pıck, daß sie Bakterienpräzipitine schä- digen. Diese Autoren nehmen an, daß Temperaturen über 60° die Präzipitine vollständig zerstören. GRAHAM-SMITH hat bei seinen syste- matischen Untersuchungen gefunden, daß 5 Minuten langes Erhitzen bei 68° das Präzipitin völlig vernichtet. Pıck führt diese Tatsache auch als Argument gegen die Indentität der Präzipitine mit den Bak- terienagglutininen an, da diese bei 60° nicht zerstört werden sollen. In der Arbeit „Weitere Untersuchungen über spezifische Nieder- schläge“ (Kraus & v. Pırauer) konnten wir sehen, daß das Bakterienpräzipitin bei 50—60° bloß die fällenden Eigenschaften verliert. Bei der Analyse dieser Tatsache, auf die wir bei der Be- sprechung der spezifischen Hemmung noch zurückkommen werden, wurde festgestellt, daß die Bakterienpräzipitine nach Verlust der Koagulierbarkeit noch eine weitere Funktion beibehalten, nämlich die der Bindung des Präzipitinogens. Diese von uns zuerst er- aurLtelier Paisache wurde auch für die anderen’ Prizi- pitine als zutreffend gefunden. Die modifizierten Prä- zipitine werden, sowie die analog veränderten Präzi- pitinogene als Präzipitoide bezeichnet. MÜLLER fand, daß Laktoserum, EISENBERG, ÖPPENHEIMER & MicHAzrLıs, daß Serum- und Eiweißpräzipitin sich ebenso ver- halten wie Bakterienpräzipitine. Durch höhere Temperaturen (70°) verliert das Laktoserum oder Serumpräzipitin bloß seine präzipi- tierende Eigenschaft, behält aber die spezifisch bindende Eigenschaft. Aber auch Temperaturen über 70° müssen die präzipitierende Fähigkeit Handbuch der pathogenen Mikroorganismen. 2. Aufl. II. 48 754 R. Kraus, des Körpers unter bestimmten Bedingungen nicht beeinträchtigen (Eisen- BERG). BUCHNER hat bereits nachgewiesen, dab Fermente, Toxine und Alexine, wenn sie bei niederen Temperaturen getrocknet wurden, hohe Temperaturen (100°) schadlos vertragen. EISENBERG fand, dab die getrockneten, durch Fällung mit Ammonsulfat gewonnenen Prä- zipitine ein halbstündiges Erhitzen auf 100° vertragen, während 130—135° zerstörend gewirkt haben. Diese Erscheinung geht Hand in ‚Hand mit der Denaturierung der Eiweißkörper. Es wurde schon darauf hingewiesen, dab eine Aenderung des Eiweißkörpers eine Aenderung oder Zerstörung des Präzipitins bedinge. Ob der besprochene biologische Abbau des Präzipitins (60 bis 700) mit irgendeiner Aenderung der Eiweißkörper (Globuline) einhergeht, ist derzeit nicht zu sagen, da keine diesbezüglichen Ver- suche vorliegen. Ebenso wie auf andere Antikörper äußere Einflüsse schädigend einwirken, so läßt sich auch für die Präzipitine ein derartiger schädigender Einfluß nachweisen. Kraus & v. PıRaurErT konnten nach- weisen, daß ein Bakterienpräzipitin schon bei Zimmertemperatur teil- weise in Präzipitoid umgewandelt wurde; später verliert das Prä- zipitin auch die Fähigkeit der Bindung. Dieser Abbau bedingt auch ein Zurückgehen des Wertes des Präzipitins. W. A. ScHMIpT gibt an, daß ein auf 70° durch 1/, Stunde er- hitztes (verdünntes) Präzipitin nicht mehr so rasch zu Flockenbil- dung führt, wie ein unerhitztes. Temperaturen von —190° schädigen Präzipitin nicht. Außer thermischen Faktoren können chemische ebenfalls Ver- änderungen der Präzipitine bedingen. FLEISCHMANN hat mit photo- dynamischen Stoffen (Eosin) Präzipitoide erzeugt. Gibt es Antipräzipitine ? Es bliebe noch die Frage zu erörtern, ob Präzipitine auch noch ‚antigene Eigenschaften besitzen und im Organismus Antipräzipitine hervorrufen. Kraus & Eisengerc!!5 haben zunächst nachgewiesen, daß man mit Bakterienagglutininen (Typhusagglutinin) keine Antiagglutinine hervorrufen könne. Nachdem durch die Untersuchungen von Kraus & v. PIRQUET, Kraus & JoAcHM die innigen Beziehungen der Bakterienagglutinine und Bakterienpräzi- pitine erwiesen sind, dürften die von uns für Bakterienagglutinine ermittelten Tatsachen auch für Bakterienpräzipitine Geltung haben. Danach kann wohl geschlossen werden, daß man mit Bak- terienpräzipitinen kein Antipräzipitin im Organismus hervorrufen könne. Ein positives Resultat konnte demgegenüber erhoben werden, wenn man zur Immunisierung der Kaninchen Laktopräzipitin (Ziegen- serum) benützt (Kraus & EIsENBERG) oder Tiere mit Serumpräzi- pitin von anderen Tierarten gewonnen, vorbehandelt (Schürze). Versuch von KRAUS & EISENBERG: 0,2 cem Laktoserum (Kaninchenserum) + 2,0, 1,0, 0,5, 0,3, 0,2 cem Anti- laktoserum (Ziege), 4 Std. bei 37° + 2 cem 10-fach verdünnte Ziegenmilch, kein Niederschlag. Präzipitine. 155 Kontrollen: 0,2 ccm Laktoserum (Kaninchenserum) 4 2 cem 10-fach verdünnte Ziegen- milch, nach 1 Std., Niederschlag. 0,2 ccm Laktoserum (Kaninchenserum) —+ 2 cem normales Ziegenserum, nach 4 Std. 37% — 2 ccm 20-fach verdünnte Ziegenmilch Niederschlag. x Daraus geht hervor, daß nach Vorbehandlung mit Laktoserum (Laktopräzipitin) und Serumpräzipitin bei bestimmten Tieren Sera ge- wonnen werden, welchen die Fähigkeit zukommt, die Wir- kung des Milch- oder Serumpräzipitins aufzuheben. Wir haben diese hemmende Wirkung seinerzeit auf Antipräzipitine zurück - geführt, müssen aber heute diese Vorstellung fallen lassen. Vielmehr glauben wir auf Grund der Versuche von HAMBURGER & DeHnE u SACHAROFF 11T, Kraus & PrıBram!18 y. Eister & Tsurut19 die Er- scheinung folgendermaßen erklären zu können. Durch Vorbehandlung der Ziege mit präzipitinhaltigem Kaninchenserum entstehen Serum- präzipitine für Kaninchenserum. Dieses Präzipitin fällt Präzipitinogen des Kaninchenserums und gleichzeitig, wie wir aus den eben ange- führten Arbeiten wissen, auch die im Serum befindlichen Antikörper. Das Laktopräzipitin wird mitgefällt und kann daher bei nachträg- lichem Zusatz von Präzipitinogen (Milch) keinen Niederschlag bilden. Ausführung der Reaktion. Wie bei allen Immunitätsreaktionen nur durch die Berücksichti- gung der quantitativen Verhältnisse eine biologische Analyse der Phänomene ermöglicht und die praktische Verwertung derselben begründet wurde, hat sich auch hier dieses Prinzip von der größten Tragweite erwiesen. Bei der Ausführung der Bakteriehpräzipitation geht man so vor, daß man bestimmte Mengen des Filtrates mit verschiedenen Mengen des Immunserums mischt, z. B. 5 cem Filtrat — 1,0, 0,5, 0,2 Serum und bis 24 Stunden bei 370 stehen läßt. Für die Auswertung der Serumpräzipitine und die Ausfüh- rung der Reaktion sind verschiedene Methoden angegeben worden *). Nach Wassermann und Schürze erfolgt die Auswertung der Präzipitine in der Weise, daß zu einer konstanten Menge Antigen 5 cem def. Blutlösung (0,1 def. Blut +5 Kochsalzlösung) abfallende Mengen Präzipitin zugesetzt werden. Die in 1 ccm enthaltene Prä- zipitinmenge ist die Präzipitineinheit. Bei ÜHLENHUTHs Auswertung bleibt die Präzipitinmenge kon- stant und die Antigenmenge ist abgestuft. Nurrarzs Methode beruht auf der Messung der Niederschläge mittels eines besonderen Apparates. Der Physiologe Hamgurcer 120 gibt auch ein Verfahren an, um die Intensität der Niederschläge zahlenmäßig auszudrücken. Die trüben Flüssigkeiten werden in Trichterröhrchen, deren unten zu- geschmolzener Hals in 100 gleiche Teile geteilt ist, welche zusammen 0,02 oder 0,04 ccm fassen, zentrifugiert. Die Ablesung erfolgt *) Auf die genaue Ausführung der Reaktion (insbesondere zu forensischen Zwecken) wird hier nicht Rücksicht genommen, es sollen nur die allgemeinen Gesichtspunkte entwickelt werden (s. UHLENHUTH). 48* 756 R. Kraus, mittels Lupe. Das Zentrifugieren wird bis zum konstanten Volumen fortgesetzt. Eine ähnliche volumetrische Methode ist früher bereits von Schur angegeben worden. ScHUR (s. Kraus in KoLLE-W ASSERMANNS Handb., 1. Aufl, S. 631, Bd. 4) verwendete kleine, ca. 3 ccm fassende Glasröhrchen, die an ihrem unteren Ende in einen schmalen zylinderförmigen in 1/,n ccm geteilten Ansatz ausliefen. Nach 24 Stunden wurden die Röhrchen zentrifugiert und der Nieder- schlag abgelesen. Zur Wahrnehmung geringer Trübungen hat Dürck einen be- sonderen Apparat konstruiert, bei welchem die Eprouvetten in Cedern- öl beobachtet werden. Um mit kleinen Mengen der Reagentien auskommen zu können, hat Hauser 121 die sogenannte Kapillarmethode ausgearbeitet, welche nach CarnwarH 122 für diese Zwecke gute Dienste leistet. Der Mischungsmethode zieht M. Ascorı die von ihm ange- gebene Schicht- oder Ringprobe vor, mittels welcher noch feinste Trübungen beobachtet werden können. Forner findet bei Nachprüfung der Angaben Ascorıs diese Methode der Mischungsmethode überlegen. Diese Reaktion wird nach Forner in 6 cm langen, 0,4—0,5 cm breiten Röhrchen vorgenommen und zweckmäßig in einem mit einem schwarzen Tuchstreifen abgeblendeten Holzgestell beobachtet. Mittels Kapillarpipetten füllt man 6—10 Tropfen unverdünnten Immun- serums und läßt dann das Antigen tropfenweise in das stark ge- neigte Gläschen hinablaufen, so daß eine scharfe Trennungsfläche zwischen Immunserum und Antigen entsteht. Die Reaktion ist po- sitiv, wenn eine grauweiße Scheibe und Ring entstanden ist. Amırapzıeı & Kaczynskıl23 haben bei der Nachprüfung der An- gaben von GAEHTGENS über die Beziehungen der Bakterienagglutinine zu den Präzipitinen zunächst die Schichtprobe auf ihre Brauchbarkeit untersucht. Die Ergebnisse dieser Autoren zeigen, daß bei Ver- wendung hochwertiger Antisera die Schichtprobe der Mischprobe überlegen ist. Die Schichtprobe hat bei Be- nützung minderwertiger Sera versagt. Es entstanden z. B. Ringe sofort nach der Schichtung, wenn Typhusimmunserum mit Typhusextrakt oder Dysenterieextrakt gemischt wurde, und nur Mischversuche ergaben spezifische Fällungen. AmIRADZIBI & Kaczynskı gelangen zu dem Schlusse, daß die Ringprobe mit niederwertigem Bakterienpräzipitin unspezi- fische Fällungen gibt, daher nicht zu verwenden ist. Wir werden noch sehen, daß die Resultate, welche FORNET & SCHERESCHEWSKY, FORNET, GAEHTGENS mit dieser Probe zum Nachweise der Syphilis, des Typhus abd. gewonnen haben, von verschiedenen Seiten angezweifelt werden. Ueber Präzipitate. Wenn auch das Prinzip der Reaktion in dem spezifischen Bin- dungsvermögen der beiden reagierenden Substanzen gelegen ist, muß doch die Niederschlagsbildung genau so wie die Agglutination als das objektiv Charakteristische dieser Reaktionen angesehen werden. Die spezifische Niederschlagsbildung ist, wie wir bereits wissen, an die Koagulierbarkeit des Präzipitins und Präzipitinogens geknüpft. Die Präzipitation tritt unter gewissen quantitativen Bedingungen beim Zusammentreffen der aktiven Körper mehr oder weniger rasch auf. Präzipitine. 157 Die Niederschläge, die in Bakterienfiltraten entstehen, treten nicht sofort auf, sondern sind nach ein bis mehreren Stunden sichtbar. Pıck beobachtete mit Bakterienpräzipitin bereits nach 1/, Stunde massige Niederschläge. Dieses rasche Auftreten der Nieder- schläge dürfte in diesen Fällen von der Konzentration des Präzipi- tinogens abhängen. Daß das rasche Auftreten der Niederschläge auch mit der Stärke und der Avidität des Präzipitins zusammenhängen dürfte, dafür sprechen einzelne Beobachtungen, die diesbezüglich gemacht wurden. Günstig auf das raschere Entstehen der Niederschläge wirken höhere Temperaturen (370). v. Horn fand, daß mit steigender Tem- peratur die Flockenbildung beschleunigt wird. Bei Steigerung um etwa 10° verdoppelt sich die Reaktionsgeschwindigkeit. Zum Ausdruck gelangt die Präzipitation zunächst durch Trübung der klaren Flüssigkeit und durch Flockenbildung. Sobald sich der Nie- derschlag abgesetzt hat, ist am Boden des Glases ein ziemlich kohä- renter Niederschlag, die Flüssigkeit darüber ist vollständig klar. Bei mikroskopischer Betrachtung der Niederschläge sieht man amorphe Häufchen. Gewöhnlich ist die Reaktion nach 24 Stunden beendet, allerdings sahen wir (Kraus & JoAacHIM) noch nach 24 Stunden Niederschläge auftreten. Die Niederschläge, die beim Zusammentreffen des tierischen Präzipitinogens und Präzipitins entstehen, treten viel rascher auf als die eben besprochenen. Nach Mischen der beiden Reagentien kann man schon nach Minuten (bei Zimmertemperatur) das Entstehen von Trübungen und Niederschlägen beobachten. Sonst ist aber im Aus- sehen der Niederschläge kein Unterschied zu bemerken. Außer durch Temperatur wird die Niederschlagsbildung durch chemische Faktoren beeinflußt. Die neutrale und schwach alkalische Reaktion ist für das Zu- standekommen des Präzipitates als günstig zu betrachten; doch er- folgt die Präzipitatbildung bei saurer Reaktion meist stärker und schneller. Betreffs des Einflusses von Elektrolyten, Säuren und Alkalien auf die Bildung von Niederschlägen liegen Versuche von Rostoskı vor, der zu folgenden Resultaten gelangt ist: Säurereaktion begünstigt die Präzipitinbildung, wenn sie durch eine organische Säure (Essigsäure) oder durch ein saures Salz (Mononatriumphosphat) herbeigeführt ist. Bei anorganischen Säuren (Salzsäure) ist zwar, so lange es sich um niedere Säuregrade handelt, auch ein be- sonders schneller und kräftiger Ausfall der Reaktion zu beobachten, doch genügen verhältnismäßig geringe Säuregrade schon, um die Präzipitinbildung zu verhindern. Auch Salze haben einen bestimmenden Einfluß auf die Prä- zipitation. Daß Salze bei der Agglutination der Bakterien eine Rolle spielen, ist aus den Untersuchungen von Joos bekannt geworden. Die Arbeiten von Pıck, RosTosk1, MÜLLER, HAMBURGER, EISENBERG, ALKAN u. a. haben auf die Rolle der Salze für die Präzipitation hingewiesen. Rostoskı hat festgestellt, daß die Präzipitatbildung bei Abwesenheit von Salzen nicht erfolgt, eine Tatsache, die auch für die Aggluti- nation, wie zuerst ‚Joos gezeigt hat, zu Recht besteht. Nach FRrIED- BERGER (Centralbl. f. Bakt., 1907) sind Präzipitate gegenüber der Fäulnis sehr resistent. R. Kraus, -] [üb] [0 e) Ueber die Natur der Niederschläge finden sich Angaben in den Arbeiten von E. P. Pıck, LesLanc, P. Th. MÜLLER, v. DUuNGeERn. Pıck stellte Untersuchungen über die Niederschläge der Bakterien- filtrate an. Darüber besteht kein Zweifel, daß der Niederschlag Ei- weißkörper enthält. Das hervorstechendste Merkmal der Niederschläge ist neben dem Fehlen einer Kohlehydratgruppe die Unlöslichkeit in Mineralsalzen, in Soda und die Widerstandsfähigkeit gegenüber ver- dauenden Fermenten (Pıex). Eine Entscheidung über die Art der Eiweißkörper hat Pıck nicht gebracht. Einzelne Eigenschaften des Niederschlages sprechen für Alkalialbuminate, andererseits spricht dagegen die schwere Löslichkeit in Soda sowie die Unverdaulichkeit durch Pepsin und Trypsin. Die große Resistenz des Niederschlags gegenüber den verdauenden Fermenten führt Pıck zurück auf die präzipitinogene Substanz (Koagulin) und meint, daß bei der Koagu- iation eine Vereinigung der PBakterienkoaguline an jener Stelle des Serumkoagulins eintrete, die allein dem Angriff des Pepsins und Trypsins zugänglich ist. Eine Analogie für diese Annahme findet Pıck in der Angabe von L. Schwarz. Nach Schwarz ist das Formaldehydeiweiß gegenüber Trypsin aus dem Grunde resistenter, weil Formaldehyd im Eiweißmolekül die Stelle des Angriffpunktes des Trypsins einnimmt. Nach den Versuchen Pıcks kann man als sicher annehmen, daß das Eiweiß im Niederschlage vom Im- munserum herrühre, da das verwendete Präzipitinogen fast eiweißfrei war. Morı. sagt, daß nur das Antiserum (Präzipitin) Eiweiß des Niederschlags liefert. Morr fällt mittels fraktionierter Ammonsulfat- lösung das an Globulin gebundene Präzipitin aus, setzt es mit Präzi- pitinogen einer Albuminlösung zu. Das Präzipitat wird eiweißfrei gewaschen. Im Filtrat ließ sich Albumin quantitativ wieder nach- weisen. Die Albuminlösung enthielt nur 0,0074 Eiweiß, im Nieder- schlag konnte aber 0,0724 g Eiweiß nachgewiesen werden. Demnach kann nach Morr das Eiweiß des Niederschlags nur vom Globulin, also vom Präzipitin, herrühren. Weısn & CHapMmann124 zeigen, daß im Antigen, welches mit dem Präzipitin einen Niederschlag gab, chemisch Eiweiß überhaupt nicht nachweisbar war. Es konnte also das Eiweiß des Präzipitates nur aus dem Antiserum kommen. Sie fanden dann, daß 1 mg Hühner- eiweiß bei Einwirkung auf 52 ccm Präzipitin eine Fällungsmenge von 25,1 mg ergab und trotzdem war noch gelöstes Antigen in der über- stehenden klaren Flüssigkeit nachweisbar. Es ist kaum denkbar, meinen die Autoren, daß eine ausgefällte Menge von 25 mg aus nur 1 mg Antigen stammen kann. Durch Wägung der Präzipitate konnte man sehen, daß das Gewicht in direktem Verhältnis zu der Anti- serummenge steht und unabhängig von der Antigenmenge ist. Demgegenüber beteiligen sich nach LegLane Präzipitin und Prä- zipitinogen gleichmäßig an der Bildung des Niederschlags, so daß das Eiweiß von diesen beiden Körpern herrühre. Wie bereits an- geführt wurde, nehmen v. DUNGERN & COHNHEM ebenfalls an, daß die Eiweißkörper des Niederschlags sowohl dem Präzipitin als auch dem Präzipitinogen angehören. Mürrter findet nach Mischung von Milch und Laktoserum die Hauptmasse des Niederschlags aus Kasein bestehend. Jacosy meint, Präzipitine. 759 daß im Niederschlag außer den spezifischen Substanzen (Prä- zipitinogen + Präzipitin) auch noch andere Körper mechanisch mit- gerissen werden. Zum Teil ist diese Ansicht Jacogys durch die früher angeführten Experimente von HAMBURGER & DEHNE, Kraus & PrRIBRAM gestützt. Daß. Antigen und Antikörper verschiedener Art mitgefällt werden können, ist nach den früher angeführten Versuchen nicht zu bezweifeln. Jedoch lehren diese Versuche, daß die Mitfällung nicht als mechanisch aufzufassen ist, sondern aus einem organischen Zusammenhang der verschiedenen Antigene und Antikörper unter- einander erklärt werden muß. FrancescHerıı1?5a findet im Nieder- schlag weniger Globulin als dem Globulingehalt des Präzipitins ent- spricht. Die Euglobulinfraktion wird nur teilweise gefällt. Bei der Besprechung der Nomenklatur haben wir bereits dieser Streitfrage Rechnung getragen. Es ist klar, daß die Benennung der beiden Substanzen, ob man sie als präzipitierbar oder präzipitierend bezeichnet, von ihrem aktiven oder passiven Anteil an der Reaktion abhängt. Nach den von Pıck, MorL, WELSH & CHapMaAann erbrachten Beweisen entstammt das Eiweiß des Niederschlags zum größten Teil vom Antiserum. Ob man nunmehr das Präzipitin als aktiven oder passiven Anteil ansehen soll, präzipitierend oder präzipitierbar bezeichnen soll, ist dadurch auch nicht entschieden worden. Es em- pfiehlt sich auch aus diesem Grunde, an der von uns vorgeschlagenen Nomenklatur festzuhalten. Es erübrigt noch die Frage zu erörtern, ob auch im Organismus Präzipitate gebildet werden. ÜBERMAYER & Pick, HAMBURGER konnten beim Immuntier noch zwei Stunden nach der Injektion von Eiweiß, dasselbe im Serum biologisch wiederfinden. Demgegenüber zeigt v. DunGeErn, daß sofort nach der Einspritzung von Präzipitinogen (Majaplasma) in das Immuntier der Präzipitingehalt rasch abfällt. Nach 1/, Stunde ist das Präzipitin fast gänzlich aus der Zirkulation geschwunden. Nach v. DunGern kommt es zur Bindung zwischen Antigen und Anti- körpern, daher zur Abnahme des Präzipitins. Aus diesen Versuchen kann man aber nicht behaupten, daß es im Organismus zu einer Präzipitatbildung kommen dürfte. Ueber das quantitative Verhalten der an der Reaktion beteiligten Körper. Bei den nachgewiesenen engen Beziehungen zwischen Bakterien- agglutination und Bakterienpräzipitation war es von besonderem Inter- esse, zu erfahren, ob die von EısEngEerG & VoLrkK für die Bakterien- agglutination ermittelten Bindungsgesetze auch für die Bakterien- präzipitation Geltung haben. Durch das Studium des gegenseitigen Verhaltens der an der Reaktion beteiligten Körper ist zunächst mit Sicherheit festgestellt worden, daß Präzipitin und Präzipitinogen an der Reaktion quanti- tativ beteiligt sind. Die Frage, ob der Aufbrauch beider Körper ein restloser ist oder ob neben gebundenem Antigen und Antikörper freies 760 R. Kraus, Präzipitin und Präzipitinogen übrig bleibt, ist nicht einheitlich ent- schieden. Nach P. Tu. MüLLer & v. Dungern werden die Körper bei der Reaktion restlos aufgebraucht, wogegen EIsENBERG feststellen konnte, daß in der Flüssigkeit über dem Niederschlag noch beide Körper nebeneinander biologisch nachweisbar sind. Diese von Eisen- BERG zuerst ermittelte Tatsache konnten MicHAELIS & FLEISCHMANN bestätigen. Gerade die von EISENBERG, MICHAELIS & FLEISCHMANN 1?5 ge- machten Beobachtungen lassen vermuten, daß der Prozeß der Prä- zipitation nicht als ein rein chemischer aufzufassen, sondern viel- mehr einer physikalischen Erklärungsweise zugänglich sein dürfte. Besondere Bindungsversuche haben dann noch weitere Anhaltspunkte für die physikalische Auffassung gebracht. Die für die Agglutina- tion gefundenen Gesetze haben nach EIsEnBERG*) auch für die Präzipitation volle Gültigkeit, sie lauten: 1) Bei gleichbleibender Antigenmenge kann die adsorbierte Antikörpermenge verschieden sein. 2) Die Adsorptionsmenge des Antikörpers bei gleichbleiben- der Antigenmenge nimmt bis zu einem gewissen Grade zu und bleibt trotz zunehmender absoluter Werte unvollständig. (Der Adsorptionskoöffizient besitzt innerhalb der erwähnten Grenze einen maximalen Wert, oberhalb desselben nimmt er mit steigender Präzipitinmenge ab und beträgt schließlich die Hälfte des Wertes.) Einen weiteren Beweis für die Unvollständigkeit der Reaktion führt MiıcnaerLıs an. Das Volumen der Reaktionsflüssigkeit hat einen Einfluß auf die Menge des. Niederschlags und der Niederschlag ist in der Regel bei gleichen absoluten Mengen der reagierenden Substanz (schwaches Präzipitin) geringer als bei größerem Volumen der Lö- sungsflüssigkeit **). Diese Bindungsverhältnisse machten es unmöglich, das GULDBERG- “ Waasesche Massengesetz zur Erklärung heranzuziehen. ARRHENIus126 hat auch aus den von EISENBERG & VoLK ge- fundenen Bindungswerten für die Agglutination eine physikalische Auffassung abgeleitet und das Verteilungsgesetz für diesen Prozeß geltend gemacht. Nach ArrHenıus müßte selbstverständlich auch die Präzipitation, da dieselben Bindungsgesetze Geltung haben wie für die Agglutination, physikalisch durch das Verteilungsgesetz erklärt werden. Bırrz12? konnte jedoch zeigen, dab die von ARr- RHENIUS berechneten Formeln, welche den Vorgang von der Löslich- keit der Körper abhängig machen, auch für die Adsorption der kolloi- dalen Körper geltend gemacht werden können. Die Präzipitation als Kolloidreaktion. Die Aufschlüsse, welche man über Kolloide, überhaupt über Ausflockungen, über die Mengenverhältnisse der einander ausflocken- den Kolloide etc. durch die Arbeiten von Pıcron & LINDNER, *) s. auch ScHUR, Kolle-Wassermanns Handb., 1. Aufl., Bd. IV, S. 632. **) Ausführliches darüber: LANDSTEINER, Beziehungen der Lipoide und Kolloide zur Immunitätslehre. Dieses Handbuch. Präzipitine. 761 v. LOTTERMoSER, Haroy, Biırtz, Neisser & FRIEDEMANnN 128, BecHoLp1?9, LANDSTEINER & Jacıc130 Porcks (l. c.), ZancGer 131 gewonnen hat, haben weitgehende Analogien zwischen der Aus- flockung der Kolloide einerseits und der Agglutination und Präzi- pitation andererseits aufgedeckt. Eine besondere Stütze hat die Theorie durch den Nachweis er- fahren, daß den Elektrolyten eine besondere Rolle bei der Präzi- pitation zuzuschreiben ist. Die Untersuchungen von Joos haben für die Agglutination die Bedeutung der Salze (Kochsalz) festgestellt. FRIEDBERGER konnte zeigen, daß eine sroße Anzahl von Salzen und anderen Substanzen das Kochsalz ersetzen können. Es wurde auch bereits angeführt, daß Pıck, Rosrtoskt, MÜLLER, HAMBURGER u. a. die hemmende und begünstigende Rolle der Salze beschrieben haben. Berücksichtigt man, daß durch Versuche von NEIssEer & Friepr- MANN eine kombinierte Wirkung von Elektrolyten und Kolloiden bewiesen wurde, so ist die Analogie mit den mitgeteilten Befunden vollständig. hergestellt. Nach NEisserR & FRIEDEMANN bedingen kleine Elektrolytmengen eine Umladung der elektroamphoteren Eiweiß- moleküle und führen dadurch zur Ausflockung. Die weiteren Studien von NEISSER & FRIEDEMANN, BecHoLp, PorGes über die Salz- wirkung haben die Auffassung über die phänomenologischen Be- ziehungen zwischen Kolloiden und Präzipitation noch mehr gefestigt. Auch sei noch erwähnt, daß gewisse Hemmungsphänomene bei kolloi- dalen Lösungen ebenfalls anzutreffen sind (PoRGES). Es bestehen danach sicher innige Beziehungen zwischen dem Phänomen der Kolloidfällung und der Präzipitation. Hervorzuheben wären die besonderen quantitativen Verhältnisse, mit denen auch die Bildung und Lösung der Niederschläge zusammen- hängt; auch die Wirkung der Elektrolyte ist da und dort fast die gleiche. Und doch müssen wir für eine Tatsache, die der Spezifizität der Präzipitation, neben physikalischen Kräf- ben, welche zweifellos in Frage kommen, immer noch Affinitäten heranziehen, um allen Erscheinungen in einer zusammenfassenden Theorie gerecht werden zu können. Ueber Spezifizität der Reaktion. DieSpezifizität dieserReaktion ist bereits in meiner ersten Arbeit über spezifische Niederschläge aus- gesprochen worden. Es wurde gezeigt, daß Cholera-, Typhus-, Pestserum nur in den zugehörigen Kulturfil- traten Niederschläge zu erzeugen vermag. Wurdebeispiels- weise Choleraserum mit Typhuskulturfiltraten zusammengebracht, so trat kein Niederschlag, keine Trübung auf, die Flüssigkeit war nach 24 Stunden vollkommen klar. In einer späteren Arbeit „Ueber diagnostische Verwertbarkeit der spezifischen Niederschläge“ habe ich mich mit der Frage der Spezifizität ausführlicher beschäftigt. Um die strenge Spezifizität der Reaktion zu beweisen, wurden die Versuche mit Filtraten artver- wandter Bakterien angestellt. 162 R. Kraus, Daß Typhus-, Cholera-, Pestserum-Agglutinin alle Typhus-, Cholera-, Peststämme zu agglutinieren vermag, ist bekannt. Gleichen Verhältnissen begegnen wir bei der Präzipitation. Ein Serum, ge- wonnen mit einem Typhus-, Cholera-, Peststamm, erzeugt Nieder- schläge in Kulturfiltraten aller Stämme der zugehörigen Bakterien. Durch die Untersuchungen von BENSAUDE, PFAUNDLER, SMITH, RopeEtT, RapzırEwsky und ROTHBERGER wurde gezeigt, daß ein Immunserum, gewonnen mit einem bestimmten Stamm eines B. coli, nicht alle Colistämme agglutiniert, sondern zunächst den zur Immuni- sierung verwendeten, andere Stämme gar nicht oder nur in stärkeren Konzentrationen. Ob die Filtrate verschiedener Colistäimme einem Coliimmunserum gegenüber sich ähnlich verhalten, wie die der zu- gehörigen Stämme, darüber haben meine Untersuchungen Aufschluß gebracht. Versuch: 5 ccm eines fünf Monate alten Bouillonkulturfiltrates (Coli 1) wurden mit 1,0, 0,5, 0,1 Serum versetzt, welches von einem Pferde stammt, welches mit Stamm 1 immunisiert wurde. Nach 24 Stunden tritt in den Proben mit 1,0, 0,5 Serum ein massiger Niederschlag auf, in der Probe mit 0,1 ein geringer Niederschlag. Wurde dasselbe Serum in Mengen von 1,0, 0,5, 0,1 zu Typhuskultur- filtraten oder zu Filtraten zu B. coli Nr. 15, 19, 1, 10, 9, 37 zugesetzt, so konnten nach 24 Stunden keine Niederschläge konstatiert werden. Nur nach Zusatz von 2 ccm Serum wurden in einzelnen Proben geringe, feine, pulverartige Niederschläge verzeichnet. Aus diesen Versuchen ergibt sich, daß das homologe Serum mit den Filtraten des homologen Stammes (Coli 1) spezifische Nieder- schläge erzeugt, und zwar in Mengen, welche in gleichalterigen Kultur- filtraten anderer Colistämme keine Reaktion hervorzurufen imstande sind. Das Auftreten geringer Niederschläge in verschiedenen Kultur- filtraten nach Zusatz größerer Serummengen widerspricht nicht dem Gesetze der Spezifizität. Wir begegnen hier einer Erscheinung, die in ‘der Lehre von der Agglutination eingehend studiert wurde, und wie wir sehen werden, auf besondere Partialpräzipitine zurückzuführen ist. In diesen Versuchen konnten eine vollständige Analogie zum Verhalten der Agglutination der Colistämme nachgewiesen werden. Das Serum agglutiniert den Stamm 1 noch in Verdünnungen 1:20000. Dasselbe Serum erzeugt im Filtrate dieses Stammes massige Nieder- schläge. Andere Colistämme werden von dem Serum gar nicht oder erst mit stärkeren Serumkonzentrationen agglutinier. Dement- sprechend erzeugt auch das Serum in Filtraten verschiedener Ooli- stämme entweder gar keine oder nur ganz geringe Niederschläge, und diese erst nach Zusatz größerer Serummengen. Der weitere Versuch lehrt wieder die strenge Spezi- fizitätder Reaktion. Es sollte noch entschieden werden, ob coliähnliche Stämme auf das Coliserum 1 Lau oder nicht. Zu diesen Untersuchungen wurden Paracolistämme gewählt, die OÖ. STERNBERG in seiner Arbeit beschrieben hat. Nach Zusatz von 1 ccm Typhus- oder Coliserum zu den Filtraten der Paracolistämme trat keine Reaktion auf. Nur bei einem Stamme konnte ein ge- ringer Niederschlag beobachtet werden. Auch in diesem Falle ging die Präzipitation mit der Agglutination einher. Präzipitine. 763 Eine weitere Untersuchungsreihe, die mit Cholera- und artver- wandten Vibrionen ausgeführt wurde, brachte weitere Bestätigungen für die Spezifizität der Reaktion. Versuch: 5 cem eines Öholerafiltrates geben mit 1,0, 0,5, 0,1 ccm eines Choleraserums typische Niederschläge. Filtrate des Vibrio Nasık, Finkler-Prior, Deneke, Metschnikoff, Danubicus, Elvers geben entweder keine Niederschläge oder nur sehr spärliche erst mit 1 ccm. Wiederum sehen wir, dal das Choleraserum in Mengen von 0,1 nur in Cholerakulturfiltraten, nicht aber in Filtraten artverwandter Vibrionen Niederschläge erzeugt. Erst größere Serummengen, 1,0, vermögen in einzelnen Kulturfiltraten Niederschläge, allerdings nur spärliche, hervorzurufen. Diese Erscheinung, die in den Versuchen mit B. coli bereits konstatiert wurde, geht auch hier Hand in Hand mit der Agglutination. Diese Versuche beweisen in zwingender Weise, daß dieser Re- aktion bei Berücksichtigung quantitativer Verhältnisse eine Spezifizität zukommt. Die Spezifizität geht vollkommen parallel mit der agglutinierenden Wirkung des Serums, so daß auf Grund dieser Untersuchungen der Präzipitation eine ebensolche dia- gnostische Bedeutung zuzuschreiben sein dürfte, wie die Agglutination der Bakterien. Zupnik 132 hat mit Außerachtlassung des Grundprinzips der Immunitätsforschung durch Nichtberücksichtigung der quantitativen Verhältnisse dieser Reaktion die Spezifizität abgesprochen. ZuPpnIk hat eben zu große Serummengen verwendet, so daß das Verhältnis Serum und Filtrat 1:2, 1:4 war, statt wie in unseren Versuchen ein Verhältnis 1:10, 1:50 zu wählen ; selbstverständlich bekam Zupnık auch Niederschläge in Filtraten artverwandter Bakterienarten. Ebenso wie die Bakterienzelle eine Reihe von verschiedenartigen Antigenen enthält, muß man auch in der tierischen Zelle, im Eiweiß- molekül eine Anzahl verschiedener Antigene annehmen. Der Or- ganismus produziert auf Einverleibung des tierischen Eiweißes eine Reihe qualitativ verschiedener Antikörper. Nur durch Heranziehung der quantitativen Methode gelingt es, wie UHLENHUTH, WASSERMANN & ScHÜTZE u.a. betont haben, die Spezifizität der Reaktion für tierisches Eiweiß zu beweisen. UÜHLENHUTH, WASSERMANN & SCHÜTZE, NUTTALL, vV. DUNGERN, STERN U. a. konnten zeigen, daß das Präzipitin nicht nur zugehöriges Präzipitinogen fällt, sondern bei stärkeren Konzentrationsverhältnissen auch mit mehr oder weniger artverwandtem Niederschläge gibt *). Durch die Untersuchungen verschiedener Autoren, insbesondere durch diejenigen von AscoL1, v. DUNGERN ist nachgewiesen worden, daß neben dem Hauptpräzipitin noch Partialpräzipitine gebildet werden. Die Sera von Kaninchen, die mit Plasma von Maja squinado gleichmäßig behandelt waren, verhielten sich nicht nur quantitativ, *) Auch auf diese Fragen soll hier nicht näher eingegangen werden, da sie Gegenstand der Bearbeitung von UHLENHUTH sind. 764 R. Kraus, sondern auch qualitativ verschieden. v. DunGern glaubt, daß diese Beobachtungen sich ungezwungen nur dadurch erklären lassen, daß jedes Präzipitin nicht eine einheitliche Substanz darstellt, sondern aus einer Reihe von Partialpräzipitinen zusammengesetzt ist. Jedem ein- zelnen Präzipitin entspricht eine besondere bindende Gruppe der prä- zipitablen Substanz, die entweder für die betreffende Krebsart spe- zifisch ist oder aber auch bei einer oder mehreren anderen Krebs- arten vorkommen kann. Die Plasmaeiweiße sind nach v. DUNGERNS Ausführungen als komplexe Körper aufzufassen, welche verschiedene reaktionsfähige Molekülkomplexe besitzen. Durch Absättigungsver- suche, ähnlich wie sie Ascorı ausgeführt hatte, gelingt es v. DUNGERN die in seinem Buche „Die Antikörper“ entwickelte Anschauung über die Vielheit der Präzipitine und deren Spezifizität wesentlich zu stützen. Es gelingt aber, wie bereits angeführt wurde, die Bildung der Partialpräzipitine zu verhindern und auf diese Weise ganz spezi- fische Präzipitine zu gewinnen. Durch Absättigung des Serumpräzipitinogens in einzelnen Or- sanen konnten, wie bereits angeführt wurde, spezifische Organ- präzipitine gewonnen werden (WEICHARDT & KISTER, LIEPMANN, FORSSNER, GrunD). Durch kreuzweise Immunisierung (Kaninchen— Hasen) erhielt UHLEnHUTH nur das Hauptpräzipitin, da Kaninchen, mit Hasenserum vorbehandelt, auf das darin enthaltene Kaninchen- präzipitinogen (Partial) mit der Bildung von Präzipitin nicht reagierten. Während es also gelungen ist, streng artspezifische, sogar organ- spezifische Präzipitine zu gewinnen, haben die Versuche zur Differen- zierung verschiedener Eiweibkörper derselben Tierart nur negative Resultate zu verzeichnen. Zur Frage der Differenzierung der chemisch differenten Eiweißkörper. In: & Lesranc behaupten, mit einzelnen Eiweißfraktionen (Eu-, Pseudoglobulin, Hämoglobin) des Rinderserums spezifische Präzipi- tine für die einzelnen Fraktionen gewonnen zu haben. HAMBURGER fand, daß Kuhmilchalbumin beim Kaninchen ein Serum hervorrufe, welches nur Albumin und nicht Kasein fällt. Das durch Kasein- injektionen. gewonnene Präzipitin fällt nur Kasein und nicht Albu- min. Nach Untersuchungen von OBERMAYER & PICK, UMBER, RosTosKkI, MICHAELIS & OPPENHEIMER, LANDSTEINER & CALvo u. a., besteht die Spezifizität der Präzipitine für die einzelnen Eiweißkörper einer bestimmten Tierart nicht zu Recht. OBERMAYER & Pıck behandelten Kaninchen mit den aus dem Eiklar dargestellten Eiweißkörpern. Die nach verschieden langer Behandlung gewonnenen Präzipitine gaben nicht nur mit den zur Immunisierung verwendeten Körpern Nieder- schläge, sondern es reagierten auch andere Eiklarbestandteile in un- regelmäßiger Reihe mit dem Serum. ÜBERMAYER & Pick nehmen an, daß Immunprodukte, welche durch Injektion von verschiedenen Eiweißkörpern des Eiklars hervor- gerufen wurden, einer absolut spezifischen Wirkung auf diese ein- zelnen Eiweißkörper entbehren. Den gleichen Standpunkt vertreten auch UMBER, LANDSTEINER & CaLvo, Rostoskı u. a. Präzipitine. OD MIcHAELIS & ÖPPENHEIMER fanden ein Antirinderalbuminserum auch wirksam gegen Globulin,; das Antialbuminserum gab auch mit Pseudoglobulin eine schwache Reaktion; das Antiglobulinserum er- wies sich wirksam für beide Globuline, nicht für Albumin. Das Euglobulin und Pseudoglobulin rufen demnach Präzipitine hervor, die auf Globulin und nicht auf Albumin einwirken. Interessant ist die Beobachtung der beiden Autoren, daß mit einem Vollserum ein Präzipitin erzeugt werde, welches auf Vollserum, Gesamtglobulin, Pseudo-Euglobulin wirkt, nicht auf Albumin. Mit Albumin gelang es jedoch ein Antialbuminpräzipitin zu gewinnen. (Nor konnte mit Albumin aus Pferdeserum kein Präzipitin erzeugen.) Nach MicHAELIS & OPPENHEIMER besteht eine absolute chemische Spezi- fizität der Reaktion nicht. Es ist auch danach unmöglich, an eine Verwertbarkeit der Re- aktion zur qualitativen chemischen Trennung der verschiedenen Ei- weißkörper desselben Tieres zu denken. Trotz dieser ablehnenden Haltung der Autoren gegen eine bio- logische Differenzierung der chemisch als different angenommenen Ei- weißkörper versucht Ascorı mittelst der biologischen Methode der Absättigung dieser Frage näher zu treten. Ascorı behandelte Ka- ninchen mit einzelnen Eiweißfraktionen aus Rinderserum. Die Sera von diesen Tieren wurden, sobald sie sich als stark wirksam er- wiesen hatten, zum Versuche verwendet. Es ergab sich nun, daß nach Absättigung der Fraktionen mit dem zugehörigen Präzipitin der weitere Zusatz der nicht homologen Fraktionen zum Präzipitin oder von Vollserum zu der Fraktion keinen Niederschlag mehr be- wirkten. In den anderen Versuchen dagegen, in welchen das Serum mit nicht zugehörigen Fraktionen erschöpft war, hatte es sein Fäl- lungsvermögen gegenüber den homologen bzw. oft auch gegen be- stimmte andere, nicht homologe Fraktionen und gegen Vollserum nicht eingebüßt. Zum besseren Verständnis des Gesagten soll der Versuch Ascorıs wiedergegeben werden. Serum von Kaninchen mit Pferdeserum behandelt. I. 20 Tr. Serum + 60 Tr. Euglobulinlösung = + nach 24 Stunden zentrifugiert, dann 10 Tr. der klaren Flüssigkeit + 4 Tr. Pferdeserum = + (0 er r —+- 4 Tr. Euglobulinlösung —= + OK), n; + 6 Tr. Pseudoglobulinlös. = + II. 20 Tr. Serum + 60 Tr. Pseudoglobulinlösung — + nach 24 Stunden zentrifugiert, davon 1O Tr. klare Flüssigkeit -+4Tr. Pferdeserum = + 10 Tr: -., h + 4 Tr. Euglobulinlösung —= + A0u la, N —+ 4 Tr. Pseudoglobulinlös. = — III. 20 Tr. Serum + 60 Tr. Serumalbumin I Fr —= + nach 24 Stunden zentrifugiert 10 Tr. der klaren Flüssigkeit + 4 Tr. Pferdeserum = + Kor. .,, j 9 —+ 6Tr. Serumalbumin I = — 766 R. Kraus, Serum von Kaninchen mit Pseudoglobulin behandelt. I. 10 Tr. Serum + 30 Tr. Euglobulin —= + nach 24 Stunden zentrifugiert, davon 10 Tr. der klaren Flüssigkeit + 8 Tr. Euglobulinlösung = — 10.17.., 7 BF +8 Tr. Pseudoglobulinlös.. =—+ 10-Tr7 >, e : +6 Tr. Pferdeserum = + Die Versuche mit der Serumalbuminfraktion II, III fallen ganz gleich aus. Aus diesen Versuchen ist ersichtlich, daß es mittelst der elek- tiven Absättigung gelingt, die einzelnen im Serum vorhandenen Prä- zipitine nachzuweisen, und auf diese Weise auch die Spezifizität der einzelnen Präzipitine. Interessant ist noch ein Versuch Ascorıs, mit Pseudoglobulin ausgeführt, der darauf schließen läßt, daß im Pseudo- globulin viele Präzipitinogene enthalten sein dürften. Sättigt man das mit Pseudoglobulin gewonnene Serum zunächst mit Euglobulin ab, lassen sich in der Flüssigkeit noch Präzipitine für Pseudo- globulin und Vollserum nachweisen. Wird dagegen das Immunserum mit Pseudoglobulin abgesättigt, so hat es die präzipitierende Fähig- keit nicht nur für Pseudoglobulin, sondern auch für Euglobulin und Vollserum eingebüßt. Es würde sich daraus ergeben, dab unter geeigneten Versuchsbedingungen eine Spezifizität der Prä- zipitine für die chemisch differenten Eiweißkörper nachweisbar ist, somit auch eine biologische Differenzierung zugestanden werden könnte. Diesen Versuchen Ascorıs stehen jedoch folgende Resultate von OÜBERMAYER & Pick entgegen. Aus 300 ccm Rinderserum haben die Autoren durch fraktio- nierte Ammonsulfatfällung die Euglobulin- und Pseudoglobulinfrak- tion dargestellt und beide so gewonnene Globuline durch wiederholte Fällungen derart gereinigt, daß das Euglobulin kein nachweisbares - Pseudoglobulin enthält und ebenso das Pseudoglobulin von jeder durch Salzfällung merklichen Verunreinigung mit Euglobulin frei ist. Die beiden endlich erhaltenen gut abgepreßten Fällungen werden im Wasser gelöst in der Weise, daß dann die Euglobulinlösung 85 °%/o ist, die Pseudoglobulinlösung 27 °/, Substanz enthält. Nachdem das Verhalten der beiden Lösungen gegenüber einem Kaninchenrinder- immunserum, sowie einem Rinderserum festgestellt worden war, wird ein Teil der Globulinlösungen, sowie das Rinderserum auf diejenige Verdünnung gebracht, bei der das stärkste Präzipitat auftrat (100- fache Verdünnung). Von dieser Verdünnung wird 1 ccm mit 1 ccm unverdünntem Im- munserum versetzt. Die Probe bleibt 12 Stunden bei 37°, wird hierauf zentrifugiert und die klaren Lösungen von den entstandenen Nieder- schlägen abgehoben. Die so erhaltenen Filtrate werden folgendermaßen geprüft: a) Filtrat des Euglobulinpräzipitates. !/, cem.d. Filtr. 4 !/, ccm !/, „mal vdt. Euglobulinlösung | Alle Proben blei- !,ceom,„ „ + Y,cem !/;oomal vdt. Pseudoglobulinlg. }ben selbst nach I,cem,„ „ + !Ys ccm !/ „mal vdt. Rinderserum ) 24 Std. klar Präzipitine. 767 b) Filtrat des Pseudoglobulinpräzipitates. 1/, cem d. Filtr. + !/, ccm !/,.ofach vdt. Pseudoglobulinlg. | Alle Proben blei- Y,cem,„ „ —+ 1, ccm \/,oofach vdt. Euglobulinlösung }ben selbst nach 1, ccm, „ + 1, ccm !/,oofach vdt. Rinderserum 24 Std. klar ec) Filtrat des Rinderserumpräzipitates. 1/, cem.d. Filtr. + !/, ccm !/, fach vdt. Rinderserum Alle Proben blei- ,,cem „ „ —+ !s cem !/ıoofach vdt. Euglobulinlösung }ben selbst nach ccm „ „ + s cem !/,ofach vdt. Pseudoglobulinlg.) 24 Std. klar d) Kontrolle der Immunserumverdünnung. Kaninchenrinderimmunserum wird mit dem gleichen Volumen physio- logischer NaCl-Lösung verdünnt und von dieser Lösung je 1/, ccm mit je Y/, cem 100mal verdünnter Kuglobulin-, Pseudoglobulinlösung und Rinderserums versetzt. In allen Proben treten rasch starke Trübungen auf und nach kurzer Zeit reichliche Niederschläge. Ueber spezifische und nichtspezifische Hemmungen. Im Vorangehenden wurde gezeigt, daß chemisch-physikalische Agentien sowohl Präzipitinogen als auch Präzipitin in mehrfacher Weise beeinflussen können. Zunächst äußert sich dieser Einfluß in einer Aenderung der Reaktionsgeschwindigkeit; ferner in der Ab- nahme der Koagulierbarkeit der reagierenden Körper. Hand in Hand mit dem Verlust der Koagulierbarkeit kommt eine Aviditätserhöhung der Bindungsfähigkeit zustande. Diese Aviditätssteigerung des modi- fizierten Körpers im Vergleich zum intakten ist die Ursache eines besonderen Hemmungsphänomens. Anschließend an die Beobachtung, daß Typhuspräzipitin, auf 58 bis 60° erwärmt, seine präzipitierende Fähigkeit verliert, haben Kraus & v. Pırauver die Frage zunächst entscheiden wollen, ob Präzipitin vollständig zerstört oder bei Erhaltung der Bindungsfähigkeit bloß unkoagulabel geworden ist. Der folgende Versuch gibt auf diese Frage die Antwort: Versuch:a) 5ccm Cholerafiltrat + 0,5 ccm inakt. Choleraserums, nach 10 Std. kein Niederschlag + 05 ‚ akt. Serum, nach 10 Std. kein Niederschlag + 10 ,, Cholerafiltrat, nach 10Std. typ. Niederschlag b) 5ccmCholerafiltrat + 0,5 , inakt. Choleraserums, nach 10 Std. kein Niederschlag + 10 , Cholerafiltrat, nach 10 Std. kein Niederschlag + 0,5 ,„ akt. Serum, nach 10 Std. typ. Niederschlag 168 R. Kraus, c) 15 ccm Cholerafiltrat + 1,0 „ inakt. Serum, nach 10 Std. kein Niederschlag + 1,0 „ akt. Serum, nach 10 Std. typ. Niederschlag. Diese Versuche, in welchen in Gemischen von Filtrat und in- aktiviertem Serum nach Zusatz von aktivem Serum Niederschläge erst dann entstanden sind, wenn auch Filtrate wieder zugesetzt werden, lassen deutlich erkennen, daß die Niederschlagshem- mung bloß von dem Verhältnisse der Menge des inakti- vierten Serums zur Mengedes Präzipitinogensabhängig sein dürfte. Daß die niederschlagshemmende Substanz nicht auf das Präzipitin einwirken könne, wie es Pıck aus seinen Versuchen ab- leitet, geht aus folgendem Versuch hervor: Versuch: a) 0,5 ccm inakt. Choleraserum + 0,5 akt. Choleraserum, nach 10 Std. dazu + 5 -_ akt. Filtrat, nach 10Std. kein Nieder- schlag 10 akt. Filtrat, nach 10 Std. typ. Nieder- schlag b) 0,5 cem inakt. Choleraserum + 1,0 akt. Choleraserum, nach 10 Std. dazu + 15 Cholerafiltrat, nach 10 Std. typ. Nieder- schlag c) 1,0 ccm inakt. Choleraserum + 1,0 akt. Choleraserum, nach 10 Std. dazu + 10 Cholerafiltrat, nach 10Std. kein Nieder- schlag. Diese Versuche lehren, daß die niederschlagshemmende Substanz nicht auf das Präzipitin eingewirkt haben konnte, da doch sonst kein Niederschlag hätte entstehen dürfen. Diese und die früheren Versuche lassen nur den Schluß zu, daß die hemmende Substanz das Präzipitinogen bindet und aus diesem Grunde nie- derschlagshemmend wirkt. Wählt man die Versuchsbedingungen derart, daß das inaktivierte Serum die vorhandene Menge des Präzi- pitinogens vollständig bindet, so kann nach neuerlichem Zusatze eines aktiven Serums kein Niederschlag entstehen. Es kommt erst dann zur Bildung von Niederschlägen, wenn eine überschüssige Menge Präzipitinogen zugesetzt wird, die von dem frei gebliebenen Präzi- pitin gefällt werden kann. Sicher ist nach dem Vorhergehenden, daß die Bindungskraft trotz Verlust der Koagulabilität erhalten bleiben kann. Noch ein Phänomen, wie folgender Versuch lehrt, konnte gleich- zeitig festgestellt werden, welches man auf eine Aviditätssteigerung der Präzipitoide zurückführen wollte. 5 ccm Öholerafiltrat + 0,5 akt. altes Choleraserum, n. 24 Std. Niederschlag 9 ” ” == 1,0 ” ” ” ” 24 ” 8 5 Bi ” Is 2,0 ” ” „ ” 24 ” = € 15 „ ” = 2,0 ” ” „ ” 24 ” Niederschlag Präzipitine. 769 Auch diese Erscheinungen, sowie die der spezifischen Hemmung wird neuerdings auf Grund analoger Phänomene bei den Kolloiden als eine kolloidale hingestellt. Einerseits entstehen Schutzkolloide, andererseits ändert sich durch die Zustandsänderung der Präzi- pitoide das zur Fällung notwendige optimale Verhältnis, wodurch nach Porsces das Hemmungsphänomen aufgeklärt ist. MÜrtLEeR konnte durch Einwirkung höherer Temperaturen auf Laktoserum konstatieren, daß dasselbe die Eigenschaft erworben hatte, frisches aktives Serum in seiner präzipitierenden Wirkung zu hemmen. Nachdem MÜLLER alle Möglichkeiten, welche die Ursache dieser hemmenden Wirkung des erwärmten Laktoserums sein könnten, in Diskussion gezogen hatte, nämlich daß es nicht an der physikalischen Beschaffenheit des Serums, nicht in den Kalkverhältnissen, nicht in der Einwirkung auf Präzipitine gelegen ist, geht er daran nachzu- weisen, daß aus dem Präzipitin hemmende Substanzen hervor- gehen dürften. Wird aktives Laktoserum mit Milch versetzt und auf diese Weise seines Präzipitins beraubt, so vermag die nach Ent- fernung des Niederschlages gewonnene inaktivierte Flüssigkeit nicht hemmend zu wirken. Dieser Versuch lehrt, daß die hemmende Sub- stanz ın genetischer Beziehung zum Laktopräzipitin steht und daß aus diesem direkt die hemmenden Substanzen, „Präzipitoide‘“, her- vorgehen. Ein weiterer Versuch MüÜrtErs bestätigt vollkommen diese Annahme. Nachdem MüLter fand, daß das wirksame Laktopräzipitin im Euglobulin und nicht in der Pseudoglobulin- und Albuminfraktion des Serums nachweisbar ist, ging er daran, die hemmende Substanz in den einzelnen Fraktionen zu suchen. MüLLEr gelang es bei ent- sprechender Versuchsanordnung zu zeigen, daß durch Inaktivierung nur diejenige Fraktion (Euglobulin) hemmende Eigenschaften er- worben hat, in der das Präzipitin enthalten war, den anderen Frak- tionen kam keine hemmende Eigenschaft zu. Auf Grund dieser Ver- suche glaubt MÜLLER annehmen zu können, daß die hemmenden Substanzen als Präzipitoide, als Präzipitinderivate, aufzufassen sind. Zu gleichlautenden Resultaten gelangt auch E1senBErg, welcher mit inaktiviertem Serumpräzipitin spezifisch hemmende Wirkungen hervorrufen konnte. Auch EıisengerG gelangt zu dem Schlusse, daß die hemmenden Substanzen aus dem präexistierenden Präzipitin her- vorgehen und ebenso wie das intakte Präzipitin das Präzipitinogen zu binden imstande ist. Neu ist in den Versuchen von EISENBERG die festgestellte Tatsache, daß auch dem modifizierten Präzipitinogen (Präzipitoid) analoge Eigenschaften zukommen, wie dem Präzipitoid des Präzipitins. Durch 1—11!/,-stündiges Erhitzen einer verdünnten Hühnereiweißlösung verliert nach Eıisengere dieselbe die Präzipi- tierbarkeit, behält dabei das Bindungsvermögen für Präzipitin. Das erhitzte Eiweiß hat außerdem die Fähigkeit erworben, die Präzi- pitation unerhitzter Eiweißlösungen durch ein Präzipitin zu hemmen. Das erhitzte Eiweiß bindet infolge der erhöhten Avidität das Prä- zipitin, so daß dieses nicht mehr mit dem nativen Eiweiß reagiert, Aus diesen Versuchen EisEengBercs geht die vollkommene Analogie der Funktionen der Präzipitoide des Präzipitinogens mit denen der Präzipitine hervor. MicHAerıs kommt auf Grund seiner Untersuchung zu gleichen Resultaten wie Kraus, MÜLLER, EISENBERG. MicHAELIS zeigt, daß Handbuch der pathogenen Mikroorganismen. 2. Aufl. II. 49 770 R. Kraus, die Wirkung der Präzipitoide eine spezifische sei, insofern, als nor- malen Seris eine spezifisch hemmende Eigenschaft nicht zukommt. Mit großen Mengen, 0,5—1,0 ccm, Serum vom Pferd, Ziege kann man die Wirkung der Präzipitine aufheben. Die hemmende Wirkung der spezifischen Präzipitoide äußert sich aber schon in geringen Mengen, und zwar nur auf das homologe Präzipitinogen. Das Präzipitoid des Pferdepräzipitins hemmt die Präzipitation im Pferdeserum, nicht aber die des Ziegenpräzipitins mit Ziegenserum, nicht die des Menschenprä- zipitins mit Menschenserum. SrÄr gelangt auf Grund von Versuchen zu der Annahme, daß diese Hemmung nicht auf einer Bindung, wie allgemein geglaubt wird, beruhe. Nach seinen Untersuchungen er- weisen sich die Präzipitine und Präzipitinogene nach entsprechender Einwirkungsdauer frei. Eine andere Erklärung für dieses Phänomen weiß aber SpÄr nicht zu geben. Neben dieser Hemmung durch erhitztes Serum (Präzipitoide) können spezifische Hemmungen auch durch nicht erhitztes Präzi- pitinogen hervorgerufen werden. Daß erhitzte Eiweißlösungen (Prä- zipitoide des Präzipitinogens) hemmend wirken können, wurde bereits erwähnt. MicHaeLıs zeigt, daß auch das intakte Präzipitinogen im Ueberschuß zugesetzt die Niederschlagsbildung in spezifischer Weise hemmen kann und den bereits entstandenen Niederschlag lösen kann. Diese letztere Beobachtung ist auch von MÜLLER, EISENBERG beschrie- ben und hat ihre Besprechung im Kapitel über Präzipitate erfahren. EISENBERG, RosToskI, MoLL, ScHUR haben gleiches beobachtet. Eısen- BERG erklärt die Hemmung durch Lösung des Niederschlages im Ueberschuß des Präzipitinogens. Mor widerspricht dieser Auffas- sung EISENBERGS, indem er nachzuweisen versucht, daß der Ueber- schuß der reagierenden Substanz den Niederschlag nicht löst, sondern dessen Entstehen hemmt. Neben diesen spezifischen Hemmungen der Reaktion, hervor- serufen durch spezifische Präzipitoide, kennen wir noch Faktoren, die zwar auch eine Niederschlagshemmung bedingen, denen aber eine spezifische Wirkung nicht zukommt. Einzelne Autoren (LANDSTEINER & HALBAN, MICHAELIS u.a.) haben die Beobachtung gemacht, daß normale Sera die Wirkung der Präzipitine zu beeinträchtigen imstande sind. Diese Art der Hem- mung ist, wie Versuche von MicHAELIs lehren, nicht spezifischer Natur. Die Kenntnis dieser Tatsache ist insofern von Wichtigkeit, als deren Vernachlässigung bei der praktischen Verwertbarkeit der Reaktion (forensischer Blutnachweis) die Fehlerquelle grober Irr- tümer sein könnte. Daß Elektrolyte die Bildung von Niederschlägen zu beeinflussen vermögen, wurde bereitshervorgehoben. Salze haben einen bestimmenden Einfluß auf die Präzipitation (Pıck, RosToskı, MÜLLER, HAMBURGER, EIsEnBERG). Ausführliches darüber s. LANDSTEINER, dieses Hand- buch. Vom Gesichtspunkt der Kolloidehemie wurde die Rolle der Salze von NEISSER & FRIEDEMANN, BECHOLD, PoRGEs neuerdings studiert. Die Frage der Beziehungen der Präzipitine zur Agglutination, zum BORDET-GEnGouschen Antikörper, zum anaphylaktischen Reak- Präzipitine. el tionskörper soll hier nicht besprochen werden (s. die betreffenden Ka- pitel dieses Handb.). Verwertbarkeit der Bakterienpräzipitine zur Diagnose der Krankheiten und Bakterien. Die Serumdiagnose der Krankheiten mittels Präzipitine. Die Versuche von FornET, mittels Präzipitinreaktion eine Dia- gnose des Typhus zu stellen, haben bis heute eine allgemeine An- erkennung nicht gefunden. Forner gibt an, daß es ihm gelungen sei, mittels eines von Kaninchen gewonnenen Typhusimmunserums im Blutserum von Typhuskranken, ferner auch in dem Harne eines solchen Patienten, eine typische Niederschlagsbildung hervorzu- bringen, d.h. also Präzipitinogen der Typhusbakterien nachzuweisen. Diese Reaktion gewänne hauptsächlich dadurch an praktischem Wert, daß sie bereits in den ersten Krankheitstagen, in denen die GRUBER- Wivarsche Reaktion noch negativ ist, einen positiven Ausfall geben soll. Allerdings gab nach den Versuchstabellen von BorNnET auch normales Kaninchenserum mit Typhuspatientenserum Flockenbildung, die jedoch ein anderes Aussehen hatte, als die vom spezifischen Serum erzeugte. Im Wiener Institute schon vor längerer Zeit in derselben Richtung angestellte Versuche ergaben ein negatives Resultat. Auch weitere Versuche von Russ führten zu negativen Ergeb- nissen. Ein Serum (Pferd), welches in Filtraten aus Typhusbouillon- kulturen typische Niederschläge erzeugte, ließ Serum von Typhus- kranken (positiver Widal) vollkommen klar. Nach Zusatz von 1 bis 2ccm des Pferdeserums zu 1—2 ccm Serum der Kranken blieb die Flüssigkeit nach 24 Stunden bei 37° klar. Gegen die Versuche von Russ wendet FornET ein, daß die meisten der von ersterem gewählten Patientensera zum Nachweise des Präzipitinogens nicht geeignet waren, da sie aus einer zu späten Krankheitsperiode stammten. Das Präzipitinogen soll sich nach FornEr nur ganz im Beginne der Erkrankung im Blutserum der Patienten vorfinden. Die Fälle von Russ gaben aber zumeist schon positiven Ausfall der GRUBER-W ıpAarschen Reaktion. Auch Meyer hat bei der Nachprüfung der Fornetschen Angaben absolut negative Resultate gewonnen. FORNET, SCHERESCHEWSKY, EISENGIESSER & ROSENFELD haben die Syphilis, Tabes, Paralyse, Scharlach, Masern ebenfalls mittels der Präzipitinreaktion diagnostizieren wollen. Durch Mischung von Serum erkrankter Menschen als präzipitinogenhaltigem Serum mit Serum, welches Präzipitine enthält, sollten spezifische Niederschläge ent- stehen. Auch diese Angaben finden in der Literatur keine weitere Bestätigung. Bonomzs133 Versuche, die darauf hinausgehen, mit Serum von tuberkulösen Rindern und Menschen und Präzipitinogen aus Tuberkel- bacillen spezifische Präzipitation zu bekommen, sind bei der Nach- prüfung nicht bestätigt worden (E. STOERK, RUPPEL und RIEKMANN). (CALMETTE & Massor, Fınzı erhielten mit Serum tuberkulöser Menschen und Rinder im Tuberkulin Präzipitate.) 49* 1] 22 R. Kraus, Dagegen haben die Bakterienpräzipitine für die Diagnose des Rotzes, des Milzbrandes, der cerebrospinalen Meningitis klinische Bedeutung gewonnen. Serumdiagnose des Rotzes. DepıuLın, WrLADIMIROFF13* haben im Serum rotzkranker Pferde Präzipitine festgestellt und WLADIMIROFF hat als erster das Serum zu diagnostischen Zwecken benutzt*). Durch die Arbeiten von PFEILER, MiEssnER ist eine einwandfreie Technik ausgearbeitet worden. Methode von PFEILER: Das zu prüfende Serum wird in unverdünntem Zustande auf den Boden der Uhlenhuth-Röhrchen gegossen und mit dem Antigen überschichtet. Letzteres stellt einen Extrakt von Rotzbacillen dar, der mit normalem Pferdeserum verdünnt ist, das ‚„Reagierserum‘“. Das zur Herstellung des Reagierserums erforderliche ‚„Verdünnungs- serum‘“ darf an und für sich, über artgleiches Serum geschichtet, keine Ringbildung eintreten lassen. „Wir empfehlen“, sagt PrEILER weiter, „in Karbolkochsalzlösung oder karbolisiertem Pferdeserum her- sestellte, filtrierte (ungebrauchte Reichelkerzen ; mehrmals gebrauchte halten die Präzipitinogene zurück) Rotzbacillenextrakte zu ver- wenden. Die Wirksamkeit dieser Extrakte hängt von ihrer Kon- zentration ab. Gut bewachsene Koresche Schalen schwemmen wir mit 40—50 ccm Karbolkochsalzlösung oder karbolisiertem Pferde- serum ab. Das filtrierte Schüttelextrakt wird mit der 6—12-fachen Menge nicht zu alten unkarbolisierten Pferdeserums kurz vor dem Versuch verdünnt. Um dieses Reagierserum spezifisch leichter zu machen als die Proben, welche untersucht werden sollen, fügen wir auf 1 ccm Extrakt 1 ccm Kochsalzlösung hinzu. Das Reagier- serum trübt sich kurze Zeit nach der Mischung (Normalpräzipita- tion). Das Verfahren selbst gestaltet sich folgendermaßen: Es werden von jeder Serumprobe je 0,3 ccm des nicht inaktivierten zu prüfen- den Serums in zwei Uhlenhuth-Röhrchen gefüllt. Darauf läßt man aus einer Pipette mit 1/,on cem Einteilung zunächst in ein Röhrchen (Prüfungsröhrchen) an die Innenfläche des oberen Randes des Röhr- chens 0,04—0,05 ccm des Reagierserums laufen. Man verschließt nun die obere Oeffnung der Pipette so lange, bis der herunterlaufende Tropfen die Oberfläche des zu untersuchenden Serums erreicht hat. Erst dann wird wieder geöffnet. Langsam läßt man weitere 0,26 cem des Reagierserums an der Wand des Röhrchens auf das Serum fließen. Bei dieser Vorsicht wird das untere Serum kaum auf- sewirbelt. Das Reagierserum schichtet sich scharf abgegrenzt auf das untere. Das zweite Uhlenhuth-Röhrchen wird in der gleichen Weise überschichtet, jedoch mit einem Gemisch von zwei Teilen Kochsalzlösung und 6—12 Teilen des Verdünnungsserums. Nur gut geschichtete Proben sind zu untersuchen. Man sieht in den Röhr- chen dann oben eine schwach trübe, etwas graue, unten eine klare *) Ausführliches darüber s. WLADIMIROFF, Handb. d. Technik und Methodik KrAUS-LEVADITI, Ergänzungsband S. 416. Präzipitine. 773 Serumschicht, die durch eine farblose scheibenförmige Zone von- einander getrennt sind. Diese Zone ist das Merkmal der Reaktion und ist zu beobachten. Stark präzipitinhaltige Sera reagieren mo- mentan (1—10 Minuten) durch die Bildung eines kräftigen grauen Ringes an der Berührungsstelle beider Sera. Die Proben werden bei Zimmertemperatur gehalten. Nach spätestens einer Stunde muß das Ergebnis abgelesen werden. Nach dieser Zeit können auch Normal- ringe aufgetreten sein. Den zeitlichen Abschluß der Reaktion stellt man am besten so fest, daß man zunächst ein oder mehrere durch einen hohen Normalpräzipitingehalt ausgezeichnete Kontrollsera von nichtrotzigen Pferden überschichtet. Darauf erfolgt die Schichtung der neu zu untersuchenden Proben und nach 10 Minuten die der rotzigen Kontrollsera. Sind unter den zu untersuchenden Proben Sera von Rotzpferden, so müssen diese deutliche Ringbildung, mindestens gleichzeitig mit den rotzigen Kontrollseris, aber lange vor dem even- tuellen Auftreten der im übrigen nicht so scharf abgegrenzten schwächeren Normalringe zeigen. Als weitere Kontrollen sind, ge- schichtet über sämtliche Kontrollsera, je 0,3 ccm des Verdünnungs- serums — Kochsalzlösung und 0,6 cem des Verdünnungsserums allein anzusetzen. Ringbildung darf bei den Kontrollen nur in den Prü- fungsröhrchen der Rotzsera eintreten. Die Grenzschicht jedes Prü- fungsröhrchens und das dazugehörige Serumkontrollröhrchen muß mit- einander verglichen werden. Es sei noch darauf aufmerksam gemacht, daß die echten Präzipitationsringe sich im Verlaufe von mehreren Stunden verbreitern, wobei sie ihre scharfe Abgrenzung verlieren. Sie sind als zonenförmige, unscharfe Trübungen gewöhnlich noch nach 12 und 24 Stunden zu erkennen, während die Normalringe schon nach 2-4 Stunden verschwunden zu sein pflegen. Ein Präzipitat findet sich selten am Boden der Prüfungsröhrchen. Auch dieses ist mit eventuellen Ausfällungen der Serumkontrollröhrchen, sowie der übrigen Kontrollen zu vergleichen. Methode von MIESSNER: Das zu prüfende Serum wird ebenfalls unverdünnt in die Unten: muruschen Röhrchen getan (ca. 0,5 cem, auf eine genaue Dosierung kommt es nicht an). Als Antigen wird eine Lösung des im Handel käuflichen Malleinum siccum Form übergeschichtet. Dieses Präparat muß kurz vor dem Versuch in physiologischer Kochsalzlösung ge- löst werden, und zwar eine Dosis (0,025 g) in 10 ccm Flüssigkeit; stärkere Konzentrationen geben zuweilen auch mit normalen Seris trübe Ringe, während mit schwächeren der Präzipitationsring bei rotzigen Seris undeutlich ausfallen kann. Nach MiEssnERSs Versuchs- anordnung bleiben die Röhrchen etwa 2 Stunden lang im 'Thermo- staten bei 370. Nach Ablauf dieser Zeit wird das Resultat fest- gestellt. „Im Falle einer Präzipitation entsteht an der Berührungs- fläche der beiden Schichten ein trüber, ca. 1—1!/, mm breiter Ring, welcher ausbleibt, wenn beide Flüssigkeiten nicht im Sinne der Prä- zipitation aufeinander einwirken.“ Der Ring hält sich annähernd 20 Stunden lang. Mirssyer macht darauf aufmerksam, daß man bei manchen Seren an der Berührungsfläche mit der Malleinlösung eine leicht getrübte Zone beobachtet, welche sich jedoch durch ihre geringe Trübung und Schärfe wesentlich von dem eigentlichen Prä- zipitationsring unterscheidet. Alter des Serums und konservierender 174 R. Kraus, Karbolzusatz soll keinen Einfluß auf den Ausfall der Reaktion haben. Methode von MÜLLER: Auch Mürrer bedient sich der Ascorıschen Schichtungs- methode, wobei er in kleine Reagenzgläschen von 0,5 cem Weitendurchmesser zunächst zirka sechs Tropfen des spezifisch schwereren präzipitinhaltigen Serums füllt und dann vorsichtig die gleiche Menge des präzipitinogenhaltigen Bacillenextraktes hinzu- fügt. Zur Herstellung des letzteren werden dreitägige Glyzerin- agarkulturen mit physiologischer NaÜl-Lösung abgeschwemmt (5 ccm auf eine gewöhnliche Reagenzglaskultur oder 20 ccm auf eine Kultur in Rouxscher Flasche) und die Emulsion nach 1—2- tägigem Aufenthalt im Thermostaten durch Chamberlandkerzen filtriert. Der Präzipitinogengehalt in den Emulsionen nimmt bei Brutwärme bis zum 12. Tage zu, hält sich dann auf gleicher Höhe, um vom 30. Tage ab allmählich zu sinken. Schüttelextrakte sind für die Präzipitationsreaktion weniger geeignet. Bei der Beurteilung der Reaktion verfährt MÜLLER in der Weise, „daß die überschich- teten Röhrchen zunächst 5 Minuten bei Zimmertemperatur beobachtet werden. Die Reaktion tritt bei stark rotzpräzipitinhaltigem Serum momentan oder nach Ablauf weniger Minuten deutlich in Erscheinung und kann hiermit bereits als positiv angesprochen werden. Ist keine oder nur schwache Reaktion bemerkbar, so kommen die Eprouvetten 10—30 Minuten bei 37°, bleiben hierauf bei nicht einwandfreiem Ergebnis noch ca. 1 Stunde bei Zimmertemperatur zur weiteren Beobachtung und werden dann bis zum nächsten Tage im Eisschrank aufbewahrt, worauf unter kritischer Würdigung der gegebenen Be- funde die definitive Beurteilung erfolgt.“ Als Reaktion bei der Schichtprobe sollen ‚nur jene ringförmigen Trübungen angesehen werden dürfen, die aus einem deckfarbenen weißgrauen Präzi- pitat in Scheibenform bestehen, während die durchsichtigen lack- farbenen, sich langsam abtönenden Ringe, die häufig beim Zu- sSammentreffen heterologer Flüssigkeiten von verschiedener Färbung und Konzentration zu beobachten sind, als Reaktionen nicht ange- sprochen werden dürfen.‘“ Als Besonderheit bei der Untersuchung von Serum aus den ersten Anfangsstadien der Rotzinfektion hebt Müıter das Auftreten von Doppelringen bei der Schichtprobe hervor. „Der Doppelring kann aber nur dann als spezifisch angesehen werden, wenn derselbe bei exakter Ueberschichtung eines Serums ständig in Erscheinung tritt und zwischen den beiden Ringen eine völlig klare, ganz schmale Flüssigkeitsschicht von ca. 1/—1 mm Breite sich befindet.“ Im weiteren beschränkt sich MÜLLER nicht darauf, nur typische Ringbildung zu konstatieren, sondern achtet auch auf die nach 24 Stunden eintretenden charakteristischen Erscheinungen: schleierartige Präzipitatablagerung am Boden der Eprouvette und völlige Aufhellung der Flüssigkeit. Als Kontrollen dienen: Normal- serum —- Filtrat, Normalserum —- physiologische NaCl-Lösung und Rotzserum + physiologische NaCl-Lösung, welche keine oder schwache Trübungen ohne Präzipitatbildung und Aufhellung nach 24 Stunden geben dürfen. Mangels rotzkranker Pferde hat MÜLLER seine Unter- suchungen mit dem Serum infizierter Meerschweinchen und Kaninchen ausgeführt. Präzipitine. 779 Methode von KoNnerr: Neuerdings hat Konerr als Antigen für die Präzipitations- probe ein Präparat vorgeschlagen, welches er „Malease‘“ nennt und in folgender Weise darstellt. Eintägige Agarrotzkulturen werden mit 3-proz. Antiforminlösung (10 ccm pro Kulturröhrchen) abge- schwemmt, sorgfältig geschüttelt und 24 Stunden bei 38—400 © gehalten. Die erhaltene Lösung wird mit 5-proz. Schwefelsäure — unter Benutzung von Lackmustinktur als Indikator — neutralisiert, zur Entfernung des Chlors nochmals auf 24 Stunden in den Thermo- staten gestellt und darauf sukzessive durch Fließpapier und durch Berkefeldkerzen filtriert. Aus dem Filtrat kann durch Austrocknen bei 400 ein lange haltbares Pulver gewonnen werden, welches vor dem Gebrauch in destilliertem Wasser (die Hälfte des Volums des ursprünglichen Filtrates) gelöst und von neuem filtriert wird. Das Produkt ist eine klare, leichtgelbliche Flüssigkeit mit schwachem Chlorgeruch. Konerr füllt ca. 1 ccm seiner Malease in Glasröhrchen von 3—4 mm Durchmesser und 15 cm Länge. Hierauf schichtet er ungefähr das gleiche Quantum des zu untersuchenden Serums nicht über das Antigen, sondern unter dasselbe. Zu diesem Zwecke bedient er sich feiner Glaspipetten, welche er bei geschlossenem oberen Ende durch die Malease hindurch bis auf den Boden des Röhrchens führt und nach erfolgter Unterschichtnug ebenso wieder herauszieht. Das Serum von Pferden mit schwerem Rotz gab momen- ‘tane Bildung eines Präzipitationsringes; in leichten Fällen bildete sich ein solcher erst nach 5—15 Minuten. Dagegen blieb bei Be- nutzung von Serum gesunder bzw. an anderen Krankheiten leiden- der Pferde während der gleichen Beobachtungsdauer die Berührungs- fläche der beiden klaren Flüssigkeiten ungetrübt sichtbar. Nach WLADIMIROFF gehört die Präzipitinmethode schon jetzt zu den wertvollsten serodiagnostischen Hilfsmitteln. Bei chronischem Rotz halten KoneErr, MiıeEssver die Methode für nicht ganz zuver- lässig. PFEILER ist es gelungen, schon 4—5 Tage nach der Infek- tion Präzipitine im Serum nachzuweisen, so daß er in bezug auf Verwertbarkeit der Reaktion sagt: „Die Präzipitation hat frische Fälle immer ermittelt, auch hat sie sich bei der Erkennung zweifel- hafter älterer Fälle bewährt. Serumdiagnose des Milzbrandes. Für die Diagnose desMilzbrandes haben A. Ascorı135 und VALENTI eine besondere Präzipitinmethode ausgearbeitet. Die Präzipitinreaktion läßt sich mit Organen der verschiedenen Tierarten ausführen. Unerläßlich ist ein hochwertiges Präzipitin. Die Ausführung der Reaktion erfolgt nach den Angaben Ascorıs in folgender Weise: Für die Präzipitinreaktion sind ausschließlich solche Milzbrand- sera zu benutzen, welche bei Anstellung der Schichtprobe eine so- fortige Trübung an der Berührungssteile zwischen Milzbrandextrakt und Serum bewirken. Das Serum soll mit 2 Extrakten in physio- logischer Kochsalzlösung, von denen das eine aus einer Milzbrand- kultur auf Agar, das andere aus einer Milz (eines milzbrandinfizierten 176 R. Kraus, Tieres) hergestellt ist, auf seine Wirksamkeit geprüft werden. Diese Extrakte, deren nähere Herstellungsweise weiter unten beschrieben. wird, sollen mit dem spezifischen Immunserum sofort die für die Schichtprobe charakteristische ringförmige Trübung geben, hingegen mit dem entsprechenden Nor- malserum wenigstens !/, Stunde lang vollkommen klar bleiben. Diese Kontrollprobe darf nicht unterbleiben, weil die Ex- trakte, welche in der Regel sowohl mit normalem, als auch mit Immunserum (Diphtherie-, Tetanus-, Dysenterie-, Pneumokokken-, Ty- phus-, Coli-, Rotlauf-, Druseserum) vollkommen klar bleiben, aus- nahmsweise, wenn sie zu stark konzentriert sind, namentlich mit frischem Serum eine ringförmige Trübung geben können. Durch entsprechende Verdünnung oder Herstellung eines Extraktes von nor- maler Konzentration wird diesem Uebelstande, der schon Baıt irre- geführt hat, abgeholfen; aber gerade wegen dieser Fehlerquelle ist die Kontrollprobe mit Normalserum unerläßlich. Zur Herstellung der zur Prüfung des Serums dienenden Extrakte braucht man eine 24-stündige üppige Milzbrandkultur auf Schrägagar und die Milz eines an Milzbrand eingegangenen Tieres (z. B. eines Meerschweinchens). Den Bakterienextrakt stellt man in der Weise her, daß man die Kulturmasse in 5—6 ccm physiologischer Koch- salzlösung aufschwemmt und nach 2-stündiger Extraktion bei Zimmer- temperatur filtriert. Zur Bereitung des Milzauszuges werden 2—3g der fein zerriebenen Pulpa zwecks Entfärbung mit 10 ccm Chloro- form durchmengt und etwa 5 Stunden lang bei Zimmertemperatur in Berührung gelassen; nach Dekantierung des überschüssigen, d.h. nicht verdampften oder absorbierten Chloroforms wird der Brei mit 5 cem physiologischer Kochsalzlösung extrahiert und nach 2 Stunden filtriert. Beide Extrakte sollen tunlichst schwach gefärbt und voll- kommen klar sein; die Aufhellung ist mittels Filtration durch Papier, Asbest- oder Berkefeldfilter leicht zu erreichen. Sowohl das Immun- als auch das Normalserum sind auf gleiche Weise oder durch Zen- trifugieren zu klären. Nunmehr kann an die Ausführung der Probe geschritten werden, indem man jedes der beiden Extrakte einerseits mit Immunserum, andererseits mit Normalserum unterschichtet. Ein Milzbrand- serum ist nur dann als zweckentsprechend anzusehen, wenn die Schichtprobe mit ihm sofort positiv aus- fällt, mit-Normalserum nach 15 Minuten bei Zimmer temperatur noch negativ ist. Mit einem derartig kontrol- lierten Serum gestaltet sich die Untersuchung verdächtigen Materials höchst einfach; es wird in der beschriebenen Weise ein möglichst farbloses und vollkommen klares Extrakt hergestellt und dasselbe mit Immun- und Normalserum unterschichtet. Der Ausfall der Probe wird genau so beurteilt, wie oben angegeben, d.h. bei Auftreten der ringförmigen Trübung bloß mit Immunserum als positiv, bei Aus- bleiben jeder Trübung in beiden Röhrchen als negativ angesprochen. In Ausnahmefällen, wenn im Material milzbrandähnliche mit dem Präzipitin reagierende Keime enthalten sein sollten, kann trotzdem durch entsprechende Verdünnung der Extrakte eine Entscheidung ge- troffen werden, weil die Reaktion mit milzbrandigem Material bei 1:10—50—100 noch positiv ausfällt, mit nicht milzbrandigem hin- gegen ausnahmslos negativ. Präzipitine. TUN Für den praktischen Tierarzt ist jedoch das Verfahren in dieser ‚Form zu umständlich und auf die Hauptreaktion zu beschränken, zu- mal bei dem frischen Material die Fehlerquellen, gegen die der Bak- teriologe anzukämpfen hat, wegfallen. Die Untersuchungsstationen sollen dafür Sorge tragen, dab dem Tierarzte jederzeit ein hoch- wirksames, kontrolliertes, klares Serum zur Verfügung steht. Außerdem wären ihm ein besonderes Asbest- filter zur Klärung des Extraktes, ein mit Fußgestell versehenes Reagenzröhrchen und ein paar PASTEUR- sche Pipetten zu liefern (siehe Fig. 1). Mit Hilfe dieser leicht herstellbaren Glassachen kann die Re- aktion von jedermann ausgeführt werden, da die Reagentien, Chloroform und physiologische Kochsalz- Jösung, ein Porzellanmörser, ein Reagenzröhrchen, ein Glastrichter, ein Papierfilter leicht zu be- schaffen sind. Zur Ausführung der Präzipitinprobe hat man bloß 1—2 g Milzpulpa, resp. des zur Untersuchung dienenden milzbrandigen Materials zu nehmen, im Mörser zu zerreiben und mit etwa 10 ccm Chloro- form gut durchzurühren; nach 4—5 Stunden gießt man das überschüssige Chloroform ab, versetzt den Brei mit 5—10 eem physiologischer Kochsalzlösung und mischt gut durch; nach ein paar Stunden filtriert man die Masse durch Papier in ein Reagenzglas und klärt das Filtrat, indem man es auf das Asbestfilter gießt. Nach höchstens einer Stunde hat sich im ko- nischen Ende des letzteren eine hinreichende Menge des Klaren, zur Probe fertigen Extraktes angesammelt. Fig. 1. Mittels einer der beiden PastEurschen Pipetten, deren Spitze durch die Oeffnung oberhalb des konischen Bodens eingeführt wird, entnimmt man unter entsprechender Neigung des Asbestfilters wenige Tropfen des Extraktes, um sie in das mit Fußgestell versehene Reagenzröhrchen zu übertragen. In die andere Pipette saugt man 5—10 Tropfen des präzipitierenden Serums ein, schließt rasch mit dem Finger das obere Ende der Pipette und schichtet das Serum langsam und vorsichtig unter das Extrakt. Wenn Milzbrand vorlag, erscheint an der Berührungsfläche zwischen Serum und Extrakt eine ring- förmige Trübung. Zur Abkürzung des Verfahrens kann die Ex- traktion des Materials vor seiner Entfärbung mit Chloroform ver- sucht und die Klärung des Extraktes durch langsames Zentri- fugieren des Asbestfilters beschleunigt werden. Für den Praktiker eignet sich am besten folgende Methode, die unter Verwertung der Thermostabilität der präzipitablen Substanz einfach und rasch zum Ziele führt: Aufschwemmung von etwas Milzpulpa in physio- logischer Kochsalzlösung (5—10 Volum) — Aufkochen einige Minuten — Filtration durch Papier oder Asbest — Schichtprobe nach dem Erkalten. Am besten wird es wohl sein, wenn der Tierarzt das abgekürzte Verfahren an Ort und Stelle versucht und gleichzeitig etwas Milz- brandmaterial oder Blut in einem reinen Gefäße gut verpackt zur Nachprüfung einsendet. 778 R. Kraus, Diese Thermopräzipitinmethode hat bisher in allen Fällen mit den Ergebnissen der mikroskopischen Untersuchung übereinstimmende Resultate geliefert und sich ebenfalls an verfaultem Material be- währt, wenn die sonstigen Verfahren schon versagten. Die Kontroll- proben an nicht milzbrandigem Material sind negativ ausgefallen, und die Untersuchungen an verdächtigem Material sind ebenfalls dem Resultate der übrigen Untersuchungsmethoden entsprechend aus- gefallen, so daß die Thermopräzipitinmethode nicht nur bei Nach- prüfungen empfehlenswert erscheint, sondern auch in den Schlacht- häusern sich einbürgert, wo sie bei tot eingelieferten Tieren, dann bei Notschlachtungen, überhaupt in allen nur bloß verdächtigen Fäl- len ausgeführt werden sollte *). Serumdiagnose der Meningitis cerebrospinalis epidemica. Viscent und Berror!36 haben die Präzipitinreaktion zur Dia- gnose der Cerebrospinalmeningitis epidemica (WEICHSELBAUM) emMm- pfohlen. Die Lumbalflüssigkeit wird klar zentrifugiert und zu 50 bis 100 Tropfen wird je 1 Tropfen Meningokokkenserum zugesetzt, nach 8—12 Stunden bei 50—53° trübt sich die Flüssigkeit. In normaler Spinalflüssigkeit oder solcher von andersartiger Meningitis tritt keine Trübung auf. Vincent hat diese Probe bei 61 Kranken studiert, und er fand, daß dieselbe schon 11—13 Stunden nach Ausbruch der Krank- heit positiv ausfällt und nach 12—20 Tagen versagt. Diese Reaktion fiel auch in denjenigen Fällen positiv aus, bei denen die mikrosko- pische und kulturelle Untersuchung versagt hatte. Die Nachprüfung hat eine Bestätigung dieser Befunde ergeben (LEMoINE 137, GÄHLINGER & TırmanT, LETULLE & Lacanel38, SALEBERT & Louvıs139, KELLER & Deer#). Nicht alle Meningokokkensera geben gleichmäßige Resul- tate. Aber nicht nur bacilläre Erkrankungen, sondern auch solche parasitären Ursprungs gestatten die Anwendung der Präzipitinreak- tion zur Serodiagnose. Es liegen Versuche vor, mittels der Präzi- pitinreaktion Echinokokken (Freıis & LisBonne, WELSH & CHar- MANN) und Bothriocephaluserkrankungen (Isaak & VAN DE VELDEN) zu diagnostizieren. Serumdiagnose der Bakterien (Hefen, Protozoen und Parasiten) mittels Präzipitine. Vibrionen. In verschieden alten Bouillonkulturen (8-tägige und ältere) und in 2-tägigen Bouillon- und Kochsalzextrakten des Vibrio cholerae er- zeugt Choleraserum typische Niederschläge. In Filtraten von Vi- brionen, z. B. Vibrio Nasik, Finkler-Prior, Deneke, Metschnikoff, Danubicus, Elvers u. a. erzeugt Choleraserum entweder gar keine Niederschläge oder nur spärliche Flocken. Es entspricht dieses Resul- tat vollkommen den Agglutinationsverhältnissen mit Choleraserum. *) Siehe PFEILER, Berl. tierärztl. Wochenschr., 1911; Arch. £. wiss. u. prakt. Tierheilkunde, 1912, hier Literatur. Dieser Beitrag wurde (Mai 1912) abgeschlossen, seither ist eine große Reihe bestätigender Arbeiten erschienen. Präzipitine. 779 In Ergänzung dieser Versuche hat v. EIsLER zeigen können, dab Choleraserum, gewonnen mit einem typischen Choleravibrio (PFEIFFER) auch in Filtraten der 6 El-Torvibrionen (GorscuLicHn) Niederschläge hervorruft. Umgekehrt erzeugt Serum, gewonnen mit diesen El-Tor- stämmen, nur in den Filtraten der El-Torstämme und Choleravibrionen Niederschläge ; Filtrate andersartiger Vibrionen bleiben ebenso klar wie nach Zusatz von Choleraserum. C. Norrıs erhielt durch Immunisierung von Kaninchen mit dem Choleravibrio und dem Vibrio Metschnikoff ebenfalls Präzipitine. Bei gleichen quantitativen Verhältnissen erhielt NorRrIs durch das Serum des Vibrio Metschnikoff im homologen Filtrate mit 0,1 ccm Serum auf 0,5 ccm Filtrat noch einen reichlichen Niederschlag, während dieselbe Serummenge in 0,5 ccm Cholerafiltrat keine Reaktion mehr hervor- brachte. Bacterium Typhi. Zupnik hat die von mir für Filtrate der Typhusbacillen er- wiesene Spezifizität der Präzipitinreaktion angezweifelt. Der Ver- fasser gelangte durch seine Untersuchungen zu dem Schlusse, daß man mit Hilfe der Präzipitation ebensowenig wie mit der Aggluti- nation die einzelnen Arten dieser Gruppe unterscheiden könne und bezeichnet daher diese Reaktion als eine nicht artspezifische, sondern als eine Gruppenreaktion. Die Erklärung für dieses Versuchsergebnis _ wurde bereits gegeben. Unter Berücksichtigung quantitativer Verhältnisse konnte v. EısLer eine sichere Spezifizität in dem schon früher präzisierten Sinne feststellen. v. EısLer untersuchte Filtrate 14—15-tägiger Typhus-, Paratyphus A- und B- und Mäuse- typhus-Bouillonkulturen mittels eines Typhusimmunserums und eines für Mäusetyphus. Es zeigte sich in diesen Versuchen, daß selbst 0,1 ccm des Typhusserums im Typhusfiltrat noch einen typischen Niederschlag erzeugte; das Typhuspräzipitin brachte in den übrigen drei Filtraten eine kaum mehr deutlich wahrnehmbare Trübung her- vor. Erst 0,3 ccm dieses Serums machten in den Filtraten von Mäusetyphus und Paratyphus B Trübungen. Im gleichen Sinne fielen die Versuche mit Mäusetyphusserum aus. Auch Norris zeigt, daß ein Immunserum bei höheren Verdünnungen nur homologes Fil- trat, bei niederen Verdünnungen auch Filtrate verwandter Stämme zu präzipitieren vermag. Zur Differenzierung verwandter Arten muß stets den quantitativen Verhältnissen Rechnung getragen werden, ebenso wie dies für Agglutinine Gültigkeit hat. Bacterium coli. Unsere Untersuchungen haben gezeigt, daß die für die Agglu- tination des B. coli von ROTHBERGER, RADZIEWSKY, V. WASSER- MANN u. a. ermittelten Verhältnisse auch für die Präzipitation Geltung haben. Auch hier zeigte sich, daß diejenigen Colistämme, welche von dem betreffenden Immunserum nur schwach agglutiniert wurden, auch nur ganz spärliche Niederschläge lieferten. Zu denselben Resul- taten gelangte Kraus auch bei der Prüfung verschiedener Paracoli- stämme. 180 R. Kraus, Bacterium dysenteriae. Norrıs!#1, DoPTER, ROSENTHAL, LÜDKE, KoRscHUN u. a. geben an, daß Dysenterieserum mit Filtraten der Kultur Niederschläge gibt. Nach Norrıs läßt sich durch quantitative Bestimmungen für B. typhi, coli und die verschiedenen Arten des Dysenteriebacillus eine Differenzierung durchführen. Dorrer findet, daß ein Shiga-Kruse- Immunserum auch für die anderen Arten der Dysenteriebacillen Präzi- pitine enthält. Die durch Shiga-Serum erzeugten Niederschläge in den Kulturfiltraten des B. Flexner und Pseudodysenteriebacillus waren weniger reichlich als in homologen Kulturfiltraten. v. EisLer hat dieselben Verhältnisse mit der Präzipitinreaktion angetroffen, wie sie mittels Agglutination erhoben werden. In Shiga- Kruse-Filtraten gab Shiga-Kruse-Serum massige Niederschläge, weni- ger reichlich das Serum Flexner. In Filtraten des B. Flexner bil- deten beiderlei Sera, am stärksten das Flexner-Serum, Niederschläge, Es entsprechen diese Beobachtungen vollkommen den mittels Agglu- tination ermittelten. Kapselbacillen. Porses und v. EısLer 1#2 haben es unternommen, auch mit Hilfe der bisher für Kapselbakterien noch nicht verwendeten Präzipitations- methode, dieselben zu differenzieren. Die sehr wechselnde Aggluti- nabilität verschiedener Stämme der Kapselbakterien bildet für die Differentialdiagnose mittels Agglutination gewisse Schwierigkeiten. Untersucht wurden Bacterium pneumoniae FRIEDLÄNDER, Rhinoskle- rom und Ozaena. Die betreffenden Immunsera wurden von Kanin- chen durch subkutane Injektion von Kochsalzagaraufschwemmungen (erhitzt) gewonnen. Es wurde jedesmal der Inhalt eines Agarröhr- chens injiziert. Nach 4—5 Injektionen lieferten die Tiere meistens ein brauchbares Serum. Das Präzipitinogen wurde sowohl aus ca. ein Monat alten Bouillonkulturen als auch aus Kochsalzagarfiltraten gewonnen. Die Bouillonfiltrate gaben mit dem Präzipitin reichlichere Niederschläge als die Kochsalzagarfiltrate. Auf diese Weise wurde für alle drei erwähnten Arten der Kapselbakterien deutliche Präzi- pitation festgestellt und konnten dieselben bei Berücksichtigung der quantitativen ‚Verhältnisse ohne weiteres voneinander unterschieden werden. Das Verhältnis des Serums zum Filtrat wurde in allen Versuchen von 3:20 oder 1:20 gewählt. Ergebnis nach » 24 Std. Tabelle a. 2 cem Friedl.-Filtrat + 0,3 ecm Fried].-Serum ‚starker Niederschlag Eu; ar 7.042 5, er ı spärliche Flocken 2 ,„ Rhinosklerom-Filtrat +03 ,„ 5 eichte Trübung 2 „ „ == 0,1 „ „ | ® . 2 ,„ Ozaena-Filtrat +03 „ 5; 8 2 „ „ +01 „ „ | hu 2 ,„ 0,85-proz. Kochsalzlös. + 0,3 „, #5 8 2 ,„ Friedl.-Filtrat +0,33 „ 0,85-proz. Kochsalzlös. | 8 > Präzipitine. sl sel Ergebnis nach 24 Std. Tabelle b. 2 ccm Ozaena-Filtrat + 0,3 eem Ozaena-Serum mäßig. Niederschlag DE 5 0,19, \s deutl. Niederschlag 2 „ Rhinosklerom-Filtrat +0,53 „ ; Spur von Trübung 2 „ „ Ar 0,1 ” ” ® 2 „ Friedl.-Filtrat De e- 8 2 e) ” SF 0,1 ” ’ v 2 „ 0,85-proz. Kochsalzlös. + 0,3 „ > o 2 Ozaena-Filtrat +03 „ 0,85-proz. Kochsalzlös. 0 Tabelle c. 9 eem Rhinosklerom-Filtrat + 0,3 eem Rhinosklerom-Serum deutl. Niederschlag 2 2 +01 ,„ 5 spärl. Niederschlag 2 „ Friedl.-Filtrat Er, B Trübung 2 ” ” SE, ” 0 2 , Ozaena-Filtrat DE 7 0 2 ” ” 10,0, ” ® 2 ,„ 0,85-proz. Kochsalzlös. + 0,3 „ n 0 2 ,„ Rhinosklerom-Filtrat + 0,3 ,„ 0,85-proz. Kochsalzlös. 0 Friedländer-Serum gab mit dem homologen Filtrat starke Nie- derschläge, mit Rhinosklerom bloß Trübung, mit ÖOzaena gar keine Reaktion. Ozaena-Serum gab mit Ozaena-Filtrat mäßige Niederschläge, mit Rhinosklerum nur leichte Trübung, mit Friedländer nicht ein- mal Trübung. Das Rhinosklerom-Serum erzeugt mit dem homologen Filtrate wieder deutliche Niederschläge, mit Friedländer nur spär- liche Flocken, mit Ozaena keine Reaktion. Bei der Agglutination ergaben sich ungefähr dieselben Resultate, es war häufig Mitagglu- tination zu beobachten, jedoch wurde der homologe Stamm in höheren Verdünnungen agglutiniert als der verwandte. Tuberkelbacillen. Um in Kulturfiltraten von Tuberkelbacillen spezifische Nieder- schläge zu erhalten, hat Kırasama 1*4 folgendes Verfahren angewendet. Er kultiviert Tuberkelbacillen in 0,75- bis 1-proz. neutraler Lösung von Liebigs Fleischextrakt mit 1,5 Proz. Peptonzusatz. Diese Kul- turen bleiben 4—5 Wochen lang im Brutschrank. Nach dieser Zeit werden die Kulturen eine Stunde im Kochschen Topf erhitzt und dann filtriert. Zum Filtrat wird 0,5 Proz. Karbol zugesetzt. Die Stammflüssigkeit wırd mit 0,85-proz. Kochsalzlösung, die 0,5 Proz. Karbol enthält, 5-fach verdünnt, so daß sie fast farblos wird. Setzt man zu dieser Flüssigkeit das zu untersuchende Serum, so entsteht, wenn dasselbe vom Tuberkulösen herrührt, nach einigen Minuten langem bis 24-stündigem Aufenthalt im Brutofen ein Niederschlag. Dieser Niederschlag ist nach dem Verfasser der Agglutination gleich- zustellen. Neurerp143a hat mit Filtraten aus Tuberkelbacillen und Serum hoch immunisierter Tiere Niederschläge erhalten. 782 R. Kraus, Testflüssigkeit, nach W. G. Rvrrerr und W. Rrexz- MANN!43 hergestellt. 0,1 g zerriebene Tuberkelbacillen, gezüchtet auf eiweißfreiem Nähr- boden, wurden mit 100 ccm destilliertem Wasser 24 Stunden lang im Schüttelapparat mit Glasperlen verarbeitet. Das Gemisch wurde sodann 15 Minuten lang bei 3000 Touren zentrifugiert, die abgehobene Flüssigkeit mehrmals durch Papier und schließlich durch eine BerkErELD - Kerze filtriert, so daß eine absolut klare Testflüssigkeit erhalten wurde. Nach Bestimmung des Gehalts an spezifischer Trockensubstanz wird durch Hin- zufügen von Kochsalz der physiologische Salzgehalt eingestellt. Es ist erforderlich, derartige Testflüssigkeiten stets frisch zu bereiten, da die- selben eine verhältnismäßig geringe Haltbarkeit besitzen, indem selbst beim Aufbewahren im Eisschrank Trübungen und Niederschläge in den Extrakten aufzutreten pflegen. Bei der Anstellung der Reaktion verfahren RuppeL & RICKMANN in der Weise, daß sie gleichbleibende Serummengen mit fallen- den Mengen der Testflüssigkeit in Spitzgläschen überschichten. Nach einer gewissen Zeit äußert sich die positive Reaktion in einer Ringbildung. Nachdem der Ring aufgetreten ist, wird das Röhr- chen durchgeschüttelt und nach weiterem 2-stündigem Aufenthalt bei 370 im Kühlkasten 12 Stunden stehen gelassen. Mit einem wirk- samen Serum konnte noch in 100-facher Verdünnung der Test- flüssigkeit deutliche Präzipitation beobachtet werden. Neben der angeführten Methode der Auswertung wird von RupPpEL & RıckMmanN noch eine Anordnung angegeben, bei welcher die’ Serum- menge bei gleichbleibender Menge Testflüssigkeit variiert. Wegen des quantitativen Verlaufes der Reaktion wollen die Autoren dieselbe zur Wertbemessung des Tuberkuloseeiweißserums verwerten. Eine Differenzierung des Typ. humanus und bovinus mittels Präzipitinen gelingt nicht, wie aus der Tabelle von RupreL & Rıck- MANN ersichtlich ist. | Mi | Nur mit Typus | Nur mit Typus | N En = | Nicht ser humanus vor- bovinus vor- vn PS | % handelt | behandelt | behandelt behandelt | | | Serum | « Serum | . Norm. | Serum Serum ' Serum Norm | Maul- | 5 Maple er “| Maul- | Pferd 1 Ge Pferd 2 | Ger | Maultier 1 | Pferd | tier nl 0,2 ccm 0,2 cem| 0,2 ccm oa N 0,2 eem 10,2 cem| 0,2 ccm Trockengehalt) Ar | Bande | ale | nase cal = = r | | b Y p ne ı 0,2 cem 0,2 ccm 0,2 ccm (0,2 cem 0,2 cem |/0,2 cem' 0,2 cem 0008 | R=l |R=0| R=% |R—5| Roofort | R—0| R=0 Trockengehalt) — In dieser Tabelle bedeutet: R=2° Ringbildung nach 2 Minuten. R=—0 keine Ringbildung. — keine + geringe ++ mäßige +++ starke | Niederschlagsbildung. ++--+ sehr starke Präzipitine. 783 Bacterium mallei (8. 772). Bei der Besprechung der Serodiagnose der Rotzkrankheit der Pferde wurden die Methoden (PrEirrer, MIESSNER, MÜLLER) ]. c. be- sprochen, so daß hier nur darauf verwiesen wird. Bacterium pestis bub. In meiner ersten Mitteilung über Präzipitine ist gezeigt worden. daß ein Immunserum in Filtraten aus Bouillonkulturen und Extrakten aus Agarkulturen von Pestbacillen Niederschläge erzeugt. MarkıL!#5 hat später Filtrate einer Reihe verschiedener Pest- stämme, Pg, Roux, London, untersucht und konnte diese Angaben bestätigen. Bacterium diphtheriae. Nach Versuchen von Scawoner1!#6 gelingt es nicht leicht, aus Diphtheriebakterien, obwohl deren Agglutination keinen Schwierig- keiten unterliegt, Präzipitinogen zu gewinnen. SCHWONER gelang es, sowohl in Bouillon- als in Kochsalzagarfiltraten Niederschläge zu erhalten. Kulturen der Pseudodiphtheriebakterien gaben nach SCHWONER nur in Kochsalzagarfiitraten, nicht aber in Bouillonfiltraten Präzipi- tation. WASSERMANN 1#7 immunisierte Kaninchen statt mit Diphtherie- bakterien mit O,1-proz. Aethylen-Diamin-Extrakten aus Bakterien, die bei 60° getrocknet und dann pulverisiert wurden. Die toxischen Eigen- schaften dieser Extrakte hob er durch Zusatz von Antitoxin auf. Der Vorteil dieser Methode liegt nach WAsserMmAnN darin, daß man dem Tiere größere Mengen von Präzipitinogen einführen kann. Ein mit diesen Extrakten gewonnenes Immunserum erzeugte in dem klaren Aethylen-Diamin-Auszug der Bakterien eine Trübung und nach einiger Zeit einen Niederschlag. Bacterium prodigiosum, pyocyaneum, Proteus. Norrıs konnte durch Immunisierung von Kaninchen Immunsera gewinnen, welche mit Filtraten dieser im Titel angeführten Bak- terien spezifisch reagierten. Staphylococeus. Bei Staphylokokken erhielt Norkıs mit Kaninchenimmunserum in Filtraten von Bouillonkulturen Niederschläge. Mit Staphylokokken gelang es auch v. EISLER, positive Resultate zu erzielen. Das Präzipitin wurde von einer Ziege durch Injektion von auf 60° erhitzten Bouillonkulturen gewonnen. Dieses Serum agglutinierte Staphylokokken bis 1:200 und erzeugte in Bouillon- filtraten dieser Kokken deutliche Niederschläge. Meningococcus intracellularis (Weichselbaum). Nach Zusatz von Meningokokkenserum zu Filtraten aus Agar- extrakten treten deutliche grobflockige Niederschläge auf. 784 R. Kraus, Dorter!48 zeigt, daß auch bei dieser Reaktion, genau so wie bei der Agglutination, eine Mitpräzipitation zu beobachten ist (Coprecipitines). Auch in Filtraten von Gonokokken, Pseudomenigo- kokken, sogar Pneumokokken, sind Niederschläge entstanden. Auch eigene Versuche zeigen einen Parallelismus zwischen Agglu- tination und Präzipitation insofern, als nur die agglutinablen Meningo- kokkenstämme Filtrate lieferten, welche mit Immunserum auch Nieder- schläge gaben. Pneumococeus. Ueber Pneumokokkenpräzipitation liegen zahlreiche Versuche vor. NEUFELD1#9 bewirkte durch frische Galle eine Lösung der Pneumo- kokkenleiber, indem er zu mehreren Kubikzentimetern Bouillonkultur einen Tropfen Galle zusetzte. In einer solchen Lösung gab ein Pneu- mokokken agglutinierendes Kaninchenserum typische Niederschläge. Normales Kaninchenserum war wirkungslos. WopsworTHr hat nicht nur nach Zusatz von Galle zu Pneumokokkenkulturen, sondern auch mit filtrierten Kochsalzextrakten Niederschläge erhalten. Nach seiner Angabe erzeugen auch verschiedene Normalsera Niederschläge. PanıcHt150 immunisierte Tiere mit Pneumokokkenkulturen, die in Tızzonsscher Bouillon gewachsen waren. Das Serum dieser Tiere gab mit Filtraten von Pneumokokkenkulturen aus Tızzonıscher oder ge- wöhnlicher Bouillon Niederschläge. Die gewöhnliche Bouillon eignet sich jedoch für Präzipitationsversuche aus Pneumokokken besser als die Tızzonısche, weil die sauere Reaktion der gewöhnlichen Bouillon die Präzipitation befördert, während in der Tızzonıschen Bouillon die Reaktion alkalisch bleibt. Das präzipitierende Serum wird von Kaninchen, Hammeln und Eseln gewonnen. Hryrowsky!5l kultivierte zum Zwecke der Präzipitation Pneumo- kokken in 1-proz. Traubenzuckerbouillon. Er ließ solche Kulturen 12—20 Stunden im Brutschrank und hierauf einige Tage bei Zimmer- temperatur stehen. Nach dieser Zeit löst sich die diffuse Trübung der Bouillon auf Zusatz von wenig Natronlauge vollständig, während sie bei einer zwölfstündigen Kultur auch durch große Mengen Lauge nicht gelöst wird. Die so behandelte Bouillonkultur wird mit Salz- säure neutralisiert. Mit dieser klaren Lösung gelang die Präzipitation leicht. Auch filtrierte Traubenzuckerbouillonkulturen geben die Re- aktion, wenn auch die Niederschläge weniger voluminös ausfielen. Bei Filtraten aus gewöhnlichen Bouillonkulturen gelang die Prä- zipitation nicht. Streptococcus. MARMORER I? hat als erster Niederschläge in Streptokokkenkultur- filtraten beschrieben. Aronson 153 konnte in Filtraten aus Streptokokkenbouillonkulturen keine Niederschläge beobachten. Nach Extraktion der Kokken mit 1-proz. Aethylendiaminlösung erhielt er positive Resultate. v. EısLer sah erst nach Konzentrierung der Filtrate mit Immun- serum Trübungen entstehen. Hefe. Schürze154 konnte mit einem Immunserum Niederschläge in Fil- traten aus Hefekulturen erzeugen und versuchte eine Differenzierung Präzipitine. 185 der Hefearten durchzuführen. Schürze verwendete zur Immunisie- rung nicht Preßsäfte aus Hefe, weil in diesen durch die Enzyme das Eiweiß verdaut wird, sondern er rührte die Hefe mit Kochsalz und 1/,-proz. Sodalösung zu einer dicken Pasta an, die er dann mit feinem Glasstaub und Seesand verrieb. So bekam er aus der dicken Masse eine leichtflüssige Emulsion. Diese wurde eine halbe Stunde ge- schüttelt und hierauf zentrifugiert, so daß über dem, die zusammen- geballten’ Zellmembranen und den Glasstaub enthaltenden Bodensatz, eine stark eiweißhaltige Flüssigkeit gewonnen wurde, die mikrosko- pisch keine cellulären Elemente mehr enthielt. Von einer solchen Emulsion wurden Kaninchen ca. 100 ccm im Verlaufe von zwei Mo- naten injiziert. Es wurden Kaninchen mit vier verschiedenen Hefe- arten immunisiert. Jedes Immuserum gab mit allen vier Hefearten Niederschläge. Ebenso gelang es Scmürze nicht, mittels Agglutination diese Hefearten zu unterscheiden. Protozoen. M. Mayer 155 beschreibt Präzipitine für Trypanosomen. Die Tech- nik dieser Versuche war folgende: Ein Tsetse-Hund wurde am 5. Krankheitstage entblutet, das Blut durch Zusatz von Natrium citricum ungerinnbar gemacht, die Trypanosomen durch fraktioniertes Zen- trifugieren, wobei sich dieselben in der oberen Partie des Blutkörper- chensediments absetzen, rein gewonnen und in Kochsalzlösung aufge- nommen. Diese Trypanosomenaufschwemmung wird 4 Tage lang mit Trypsin verdaut behufs besserer Auflösung der Trypanosomen, be- sonders der Kernsubstanz, und dann filtriert. Das Serum eines Tsetse-Hundes erzeugte in einem solchen Filtrate Trübung und darauf einen dichtflockigen Niederschlag; bei Zusatz eines Mal de Oad£ras- Hundeserums blieb das Filtrat vollkommen klar, so dab die Reaktion als spezifisch anzusehen ist. Parasiten (Taenia mediocanellata, solium, cucumerina, Echinokokken). FIEKSEDER und v. SreyskaL!56 haben mit Proglottiden der Taenia solium, Langer!” mit Taenia solium, cucumerina Präzipi- tine gewonnen. Abgeschlossen im Mai 1911. i Handbuch der patlıogenen Mikroorganismen. 2. Aufl. II. 50 786 R. Kraus, Literatur. Die Grundlagen über Präzipitine: Kraus, R., Ueber spezifische Reaktionen in keimfreien Filtraten aus Cholera-, Typhus-, Pestbacillenkulturen, erzeugt durch homologes Serum. Wiener klin. Wochenschr., 1897, Nr. 32. TCHISTOWITCH, Etudes sur l’immunisation contre le serum d’anguille Ann. Pasteur, 1599, 406. BORDET, 7, Sur l’agglutination et dissolution des globules rouges. Ann. Pasteur, 1899, 173. Eine ausführliche Behandlung der Verwertbarkeit der Präzipitinreaktion findet sich in den Monographien von UHLENHUTH und WEIDANZ, „Praktische Anleıtung zur Ausführung der biologischen Eiweißdifferenzierungsverfahren“, Jena, G. Fischer, 1909 und Technik und Methodik des biologischen Eiweißdifferenzierungsverfahrens, Handb. Kraus und LEVADITI, Bd. 2, 1909. Außerdem sei verwiesen auf die Monographien: NUTTALL, G. H. F., Blood Immunity. London, C. J. Clay & Sons, 1904. Rosrtosk1, Zur Kenntnis der Präzipitinee Würzburg, A. Huber, 1902. MICHAELIS, L., Die Präzipitinee Handb. d. Biochemie von OPPENHEIMER, Bd. 2, 552. Jena, G. Fischer, 1910. v. EISLER, M., Ueber Bakterienpräzipitine. Handb. d. Techn. u. Meth. der Immuni- tätsforschung von KRAUS und LEVvADITI. ‚Jena, Fischer, 1909. LEERS, O., Berlin, R. Schoelz, 1908. Einleitung. 1. Kraus, R., Ueber spezifische Reaktionen in keimfreien Filtraten aus Cholera-, Typhus-, Pestbacillenkulturen, erzeugt durch homologes Serum. Wiener klin. Wochenschr., 1897, Nr. 32. — Ueber biologische Reaktionen. Monatsschr. f. Gesundheitspfl., 1902, Nr. 7 u. 8. — Ueber diagnostische Verwertbarkeit der spezifischen Niederschläge. Wiener klin. Wochenschr., 1901, Nr. 29. 2. 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