^v "^J^^ 7i .--TT' nr' . /,- I'^X' : V 'A, V. >^ A :r' Ä w^^ HANDBUCH DER PHYSIOLOGIE DES MENSCHEN IN VIER BÄNDEN UND EINEM ERGÄNZUNGSBANDE BEARBEITET VON CHR. BOHR-KoPENHAGEN, R. DU BOIS-REYMOND-Berlin, H. BORUTTAU-Berlin, 0. C 0 H N H EIM - Heidelberg, M. CREMER-Cöln, M. V. FREY-WüRZBTjRG, F. B. HOFMANN- Innsbruck, J. v. K RIES- Freiburg i. br., 0. LANGENDORFF-Rostock, A. LOHM ANN-marburg, R. METZNER-Basel, W. NA GEL -Rostock, G. F. N I C 0 L AI - Berlin, K. 0 P P EN HEI ME R- Berlin, E. OVERTON-LuND, I. PAWLOW-St. Petersburg, K. L. SCH AEFER-Berlin, F. SCHENCK-Marbürg, P. SCHULTZ -Berlin , H. S E L L HEIM - Tübingen, T. THUNBERG-LüND, R. TIGER STEDT-Helsingfors, A. TSCHERMAK-Wien, E. WEINLAND-München, ü. WEISS -Königsberg, 0. ZOTH-Graz HERAUSGEGEBEN VON W. NAGEL in ROSTOCK MIT ZAHLREICHEN EINGEDRUCKTEN ABBILDUNGEN ERGÄNZUNGSBAND BRAUNSCHWEIG DRUCK UND VERLAG VON FRIEDRICH VIEW^EG UND SOHN 19 10 A//14 HANDBUCH DER PHYSIOLOGIE DES MENSCHEN HERAUSGEGEBEN VON W. NAGEL IN ROSTOCK ERGÄNZUNGSBAND BLUT UND LYMPHE - ENTOPTISCHE ERSCHEINUNGEN NACHTRÄGE: SCHUTZAPFARATE DES AUGES - ZIRKULATIONS- ÜND ERNÄHRUNGSVERHÄLTNISSE DES AUGES - PHYSIOLOGIE , DER DRUCK-, TEMPERATUR- UND SCHMERZEMFFINDUNGEN INNERE SEKRETION - DIE ABSONDERUNG DES HAUTTALGS SACHREGISTER zu BAXJ) 1 r.IS IV l XD ZUM ERGÄNZ U X G 8BAN DE BEARBEITET VON H. BORUTTAU-Berlin, A. LOHM ANN-Marbürg, R. METZNER-Basel, T. THUNBERG-Lund, 0. WEISS-Königsberg mit 18 eingedruckten ABBILDUNGEN BRAUNSCHWEIG DRUCK UND VERLAG VON FRIEDRICH VIEWEG UND SOHN 1910 Alle Rechte, namentlich das Recht der Übersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten. Copyright, 1910, by Friedr. Vieweg & Sohn, Braunschweig, Germany. INHALTSVERZEICHNIS. Blut und Lymphe. Von H. Boruttau. Seite Literarische Vorbemerkungen 1 I. Eigenschaften des Blutes als Ganzen. Dichte, Reaktion, Farbeusw 2 Die Gerinnung des Blutes 6 Viskosität des Blutes 13 Die Gesamtblutmenge 19 II. Die Formelemente des Blutes 22 Die roten Blutkörper, Dimensionen, Zahl, Eigenschaften 22 Aufhellung und Hämolyse 32 Blutfarbstoff 34 Sauerstoffhämoglobin und sauerstofffi-eies Hämoglobin 38 Verbindungen und Derivate des Hämoglobins 43 Chemie des Blutfarbstoffs. Seine Zerfallsprodukte 48 Die Zusammensetzung des Hämoglobins 54 Hämoglobinmenge 56 Übrige Bestandteile der Erythrocyten 58 Die farblosen Blutkörper .' 58 Blutplättchen 63 III. Blutplasma und Blutserum; Gerinnungstheorien 64 Die chemischen Bestandteile von Plasma und Serum 65 Die Vorgänge bei der Blutgerinnung 71 IV. Die Lymphe 78 Entoptische Erscheinungen. Von Alfred Lohmann. A. Schatten, hervorgerufen durch Gebilde in den vorderen und inneren Teilen des Auges (Hornhaut, Iris, Linse, Glaskörper) 85 1. Hornhaut 87 2. Iris 88 3. Linse 88 a) Perlflecken 88 b) Dunkle Flecken 88 c) Lichte Streifen 88 d) Dunkle Linien 88 4. Glaskörper 89 a) Größere isolierte Kreise 89 b) Perlschnüre 89 c) Gruppen von Kreisen 89 d) Falten 89 VI Inhaltsverzeichnis. Seite B) Entoptische Wahrnehmungen, von Gebilden der Retina und Chorioidea herrührend oder auf bisher nicht aufgeklärte "Weise zustande kommend 91 1. Gefäßschattenfigur (Purkinje) 91 2. Bewegung der Blutköi-perchen in den Capillaren 91 3. Opticusfasern 92 4. Der gelbe Fleck und die Fovea centralis 93 5. Haidinger s Polarisationsbüschel 95 6. Polygonales Maschenwerk im ganzen Gesichtsfelde 96 7. Eintrittsstelle des Sehnerven 97 8. Aufleuchtende Pünktchen 98 9. Wirbelvenen und Zentralarterie 99 10. Akkommodationsphosphen 99 11. Druckphosphen 100 12. Erregung durch den elektrischen Strom 101 Schutzapparate des Auges. Von Otto Weiss. Nachtrag 102 Zirkulations- und Ernährungsverhältnisse des Auges. Von Otto Weiss. Nachtrag 104 Physiologie der Druck-, Temperatur- und Schmerzempflndungen. Von Torsten Thunberg. Nachtrag 113 Die von He ad herrührende neue Auffassung der Innervation der Haut 113 Die anatomischen Bildungen, welche den Sinnespunkten entsprechen 117 Die Druckempflndungen 118 Vibrationsgefühl 120 Schwellenwert der Temperaturempfindlichkeit . ._ 120 Die paradoxen Temperaturempfindungen 120 Die Abhängigkeit der Temperaturemjjfindungen von verschiedenen Faktoren 120 Die Bedeutung des Ortes der Reizung für die Stärke der Tempe- raturempfindung 121 Die Hautschmerzempfindungen 121 Algesimetrie 121 Die Schmerzempfindlichkeit innerer Teile 121 Die allgemeine Frage von der Empfindlichkeit der Viscera ... 123 Über das Wesen der Juckempfindung 123 Die Apperzeptionszeiten der Hautempfindungen 123 Die Größe der Empfindungskreise 124 Innere Sekretion. Von 11. Boruttau. Nachtrag 124 Allgemeines 124 1. Schilddrüse 125 2. Hirnanhang 128 Inlialtsverzeichnis. VII Seite 3. Nebennieren 131 4. Pankreas 142 5. Milz und Darmschleimhaut 142 6. Thymus 143 7. Keimdrüsen 144 Die Absonderung des Hauttalgs. Von li. iNletzner. Nachtrag 146 Druckfehlerberichtigungen. II. Band. Die Absonderung und Herausbeförderung des Harnes von R. Metzner 147 „ Histologische Veränderungen der Drüsen von E. Metzner . . . . 147 III. „ Die Wirkungen des Lichtes auf die Netzhaut von W. Nagel . . . 147 „ Gehörssinn von K. L. Schaefer 147 „ Geschmackssinn von W. Nagel 147 Sachregister zu Bd. I bis IV und zum Ei-gänzungsbande 149 Blut und Lymphe von H. Boruttau. Literarische Vorbemerkungen. Es wird niemand verlangen dürfen, daß der Abschnitt über Blut und Lymphe im Handbuch der Physiologie des Menschen eine vollständige „Hämatologie" darstelle. Eine solche ist bis jetzt nicht geschrieben worden und würde bei dem jetzigen Umfang der Materie ein Handbuch füllen, das an Umfang kaum hinter dem vorliegenden zurückbleiben würde Es kann insbesondere hier nicht erwartet werden detailliertes Eingehen auf die Histo- logie des Blutes, die Hämatogenese und Hämatopoiese, welche weit mehr Domäne der mikroskopisch-anatomischen Technik als der eigentlichen Expe- rimentalphysiologie bilden. Ebensowenig konnte die Chemie aller Blut- bestandteile ebenso ausführlich gegeben werden , wie etwa in einem bio- chemischen Handbuch. Aber selbst bei Beschränkung auf das Funktionelle kann in unserer Sparte die Literatur nur in F'orm einer orientierenden Aus- wahl gegeben werden. Die gesamte Literatur ist unübersehbar und in Büchern und Zeitschriften aller biologischen und medizinischen Disziplinen zerstreut. Neuerdings unternehmen A. Pappenheims Folia haemato- logica, und neuestens als besondere Abteilung erscheinende serologica die Sammlung und soweit möglich Besprechung. Über Sammelarbeiten in der älteren und neueren physiologischen Lite- ratur sei bemerkt: In R. Wagners Handwörterbuch der Physiologie hatte H.Nasse das Kajaitel „Blut" verfaßt; in Hermanns Handbuch der Physiologie bildet die erste Hälfte des vierten Bandes eine ausführliche Darstellung über „Blut und Blutbewegung" aus der Feder des unvergeßlichen Rollett, wie sie in gleicher Vollendung wiederzubringen unerreichbar bleibt. In Schä- fers Text-book of Physiology, erster Band, ist Blut und Lymphe im all- gemeinen vom Herausgeber ziemlich kurz, der Blutfarbstoff von Gamgee mit monographischer Ausführlichkeit behandelt. Bücher, die zugleich oder hauptsächlich klinische Hämatologien sind, gibt es eine große Zahl. Es sei hier nur an Bayerns klassisches Werk „Du Sang et de ses Alterations patho- logiques", Paris 1889, erinnert. Neuer sind die deutschen Werke von Gra- witz, V. Limbeck u. a. m. Die physikalische Chemie in ihren Beziehungen zum Blut, die jetzt eine solche theoretische und klinische Wichtigkeit erlangt bat, ist, außer an Nagel, Physiologie des Menschen. Ergänzungäband. | 2 Verhältnis von Blut und Lymphe. vielen anderen Orten, in den Handbüchern von Hamburger (Osmotischer Druck und lonenlehre in den medizinischen Wissenschaften), sowie Koranyi und Richter ausführlich behandelt. Auf die soeben genannten Werke ist meistens in den nachfolgenden Zeilen durch bloße Namensnennung (Rollett, Schäfer, Gamgee, Hayem, Hamburger usw.) hingewiesen. Die Be- ziehungen der Blutbestandteile zur Infektions- und Immunitätslehre sind von C. Oppenheimer in einem kurzen Abschnitt des ersten Bandes dieses Hand- buches behandelt. Daselbst findet sich auch Literatur dieses Gebietes an- gegeben. Das Blut und die Lymphe, welche man zusammen als die zirkulie- renden Körperflüssigkeiten bezeichnen kann, dienen bei den höheren Tieren bzw. beim Menschen der Vermittelung chemischer Beziehungen zwischen den verschiedenen zelligen Elementen und Geweben, insbesondere zwischen räumlich voneinander entfernten Organen. Sie vermitteln den Austausch von aufgenommenen Nahrungsstoffen und von Produkten des Stoffwechsels bzw. den Transport der ersteren von dem ihrer Aufnahme dienenden Intestinalkanal und der letzteren zu den der Abschei- dung nach außen dienenden Organen. Während besonders bei den wirbel- losen Tieren für diese Zwecke meistens eine einzige Flüssigkeit genügen muß, welche in den Gewebespalten frei fließt, und sich nur in wenigen größeren röhrenförmigen Organen sammelt, um durch die Kontraktionen eines Anteils derselben in Bewegung erhalten zu werden (man bezeichnet hier die Flüssig- keit als Hämolymphe, weil sie die allgemeinen Eigenschaften des Blutes und diejenigen der Lymphe höherer Tiere gewissermaßen in sich vereinigt) , so haben wir es bei den höheren Tieren einerseits mit einer Flüssigkeit zu tun, welche die Gewebe direkt umspült und mit allen unmittelbare chemische Wechselbeziehungen unterhalten kann; es ist dies die Lymphe: indem diese sich schließlich in eigenen röhrenförmigen Gefäßen sammelt, ergießt sie sich in bzw. vermischt sie sich mit der anderen Körperflüssigkeit, welche aus- schließlich in einem abgeschlossenen Gefäßsystem, und zwar in in sich geschlossenem Kreise sich bewegt; diese andere Körperflüssigkeit, das Blut, zeigt ihre Ausdifferenziertheit für bestimmte Funktionen schon in ihrer beim ersten Blick ins Mikroskop sich darstellenden Zusammensetzung aus einer homogenen Grundflüssigkeit und sehr vielen und charakte- ristischen, darin suspendieiten geformten zellenartigen Elementen, welche Zusammensetzung dazu geführt hat, daß man nicht mit Unrecht das Blut als ein „flüssiges Gewebe" oder wenigstens als ein Gewebe mit flüssiger Interzellularsubstanz bezeichnet hat. I. Eigenschaften des Blutes als Ganzen. Dichte, Reaktion, Farbe usw. Das Blut des Menschen und der Wirbeltieie stellt eine undurch- sichtige, je nach den Umständen im auffallenden Lichte in verschie- denem Farbentone rot aussehende Flüssigkeit dar. Ihre Dichte schwankt beim Menschen zwischen 1,050 und 1,060; ihre Reaktion ist für Geruch des Blutes. — Diclitebestimmung. 3 die üblichen Indikatoren alkalisch, der Geschmack recht charak- teristisch als salzigsüßlich zu bezeichnen. Das Blut, frisch aus den Ge- fäßen entströmt, äußert auch einen chai-akteris tischen Geruch (JiaUtus sanguinis): es kann natürlich kein Zweifel herrschen, daß es je nach der Tierart verschiedene flüchtige Stoffe enthält, welche von Tieren mit aus- gebildetem Geruchssinn genau wahrgenommen und unterschieden werden; hierauf beruht das besonders intensive Verfolgen der Fährte angeschossener Tiere durch Jagdhunde. Diese Geruchstoffe des Blutes brauchen mit den- jenigen der Sekrete usw., welche die einzelnen Tierarten charakterisieren, noch nicht identisch zu sein , wenn auch das Blut die Vorstufen der Sekret- bestandteile liefert. Zur Bestimmung der Dichte (spezifisches Gewicht) des Blutes kann man sich entweder der üblichen „Pyknometer" bedienen, d. h. mit Marke versehener und äuiSerst genau graduierter Glasgefäße, welche leer und mit der zu unter- suchenden Flüssigkeit gefüllt, genau gewogen werden, oder aber man stellt sich eine Skala von Flüssigkeitsmischungen von stufenweise ansteigender Dichte her, iu welche man je einen Tropfen des zu untersuchenden Blutes bringt; derselbe wird natürlich in spezifisch leichteren Gemischen unter- sinken, in spezifisch schwereren aufsteigen und in solchen sich schwebend erhalten, welche mit ihm selbst gleiche Dichte haben: ^Mischungen mit Glyzerin und Wasser [nach Roy')]; das Prinzip läßt natürlich mancherlei Modifikationen zu, von denen allmähliclies Zufließenlassen einer leichteren Flüssigkeit zu einer damit mischbaren schwereren, bis der darin befindliche Tropfen weder steigt, noch fällt, als dasjenige der sehr verbreiteten Ha mm erschlag sehen Methode^) (Benzol und Chloroform) hier erwähnt sei. Die gefundenen Dichtewerte zeigen natür- lich Differenzen je nach den physiologischen Bedingungen; es ist vor allem schon nicht gleichgültig, welcher Körperstelle das Blut entnommen wird. Lloyd Jones fand Unterschiede von 8 bis 4 Promille zwischen Finger und Unter- schenkel^). Auch tägliche Schwankungen sind angegeben. Natürlich werden dem Blute Wasser entziehende bzw. es eindickende Einflüsse (Dursten , starkes Schwitzen, Flüssigkeitsverlust in den Darm) seine Dichte steigern, es verdünnende Einflüsse sie zu vermindern tendieren. Konstanten Einfluß haben Lebens- alter und Geschlecht; da erfahrungsgemäß die Dichte des Blutes und sein Hämoglobingehalt ziemlieh parallel laufen, andererseits dieser letztere in gewissen Beziehungen zur Zalil der roten Blutkörper steht, so wird es am zweckmäßigsten sein, die gefundenen Größen dieser Werte in den verschiedenen Lebensaltern usw. zusammen zu besprechen und tabellarisch darzustellen. Die Reaktion des Gesamtblutes, richtiger gesagt seines flüssigen An- teils, des Plasmas, ist früher stets durch Titrieren mit Lackmus als Indi- kator ausgeführt worden ; gewöhnlich wurde mit Lackmus getränktes Seiden- papier oder glattsatiniertes Schreibpapier empfohlen; auch die von Liebreich zur Untersuchung der Reaktion von Organen empfohlenen Gipsplättchen sind brauchbar; der aufgebrachte Blutstropfen wird alsbald mit neutraler Kochsalz- lösung weggespült. Die Titration erfolgt durch Zufließenlassen einer ver- dünnten Säure, von Zuntz war Phosphorsäure verwendet worden*), an deren Stelle später Lassar^) die Weinsäure, Drouin*^) die Oxalsäure setzte. Man ließ bis zum Ausbleiben der Bläuung des Lackmus zufließen und gab ') Diese Methode und die ältere Literatur bei Hammerschlag, s. unten. — ^) Zeitschr. f. klin. Medizin 20, 244, 1892. — ^) Journ. of Physiol. 8, 1, 1888. — *) Zentralbl. f. d. med. Wiss. 1867, S. 801. — ^) Pflügers Arch. f. d. ges. Physiol. 9, 44, 1874. — ") These de Paris, 1892. 1* 4 Titrierbares Alkali. das Resultat dahin an, wieviel Gramm Na OH der zur Neutralisation von lOOccm Blut erforderlichen Säuremenge entsprechen. Auf solche Weise sind Werte erhalten worden , welche von 0,2 g pro 100 ccm aufwärts gehen; als Normalwert für den gesunden Menschen gab Freudberg 1) 0,2 bis 0,24g an, v. JakschS) 0,26 bis 0,3g. Man hat eine Tageakurve gefunden , mit offenbar auf die Hauptmahlzeit zu beziehendem Maximum; man hat den Einfluß der Muskelarbeit bei verschiedenen Nahrungsregimen untersucht [Geppert und Zuntz''), Peiper"*), Conn- stein^j)]; der Einfluß der Ein Verleihung verdünnter Mineralsäuren ist frühzeitig beim Tier untersucht worden und beim Pflanzenfresser Herab- setzung der Blutalkaleszenz (Lassar), beim Fleischfresser dagegen relative Resistenz derselben [Walter^)] konstatiert worden. Man hat den Einfluß von Ki-ankheiten studiert, endlich untersucht, welchen Einfluß das „Lack- f arbigmachen " (s. unten) und die Gerinnung des Blutes auf seine Alka- leszenz ausüben. Man hat den Einfluß der Kohlensäurebindung genau zu präzisieren gesucht. Wegen aller dieser Dinge kann hier füglich auf die drei Originalarbeiten von C. Lehmann, von Löwy und von Löwy und Zuntz in Pflügers Archiv verwiesen werden'^). Es sind damals, nachdem schon Maj^er Bedenken gegen die Zu- lässigkeit der Titration überhaupt ausgesprochen und Kraus sich bemüht hatte, dieselben zu zerstreuen, von Löwy ausschließlich unter be- stimmten Kautelen am lackfarbig gemachten Blut ausgeführte Bestimmungen für zuverlässig erklärt worden, welche recht hohe Wei'te (bis über 0,6 g Na OH pro 100 ccm) liefern. Zu diesen Kautelen gehörte außer Innehaltung be- stimmter Temperaturgrenzen und langsamer Titrierung auch die Anwendung des schon von Conn stein benutzten Lackmoids als Indikator. Seit in- zwischen die physikalische Chemie die Bedeutung der Indikatoren bei der Acidimetrie und Alkalimetrie in das richtige Licht gestellt und die saure Reaktion als Gehalt an freien H-Ionen, die alkalische als Gehalt an freien OH-Ionen definiert hat, mußte sich die ganze Frage der Re- aktion des Blutes naturgemäß verschieben. Vor über drei Jahrzehnten hatte Maly^) bereits ausgesprochen, daß das Serum theoretisch als eine saure Flüssigkeit zu bezeichnen sei, weil das in ihm vorkommende Dinatriumphosphat und Natriumbicarbonat ja theoretisch saure Salze sind und es mit Leichtigkeit noch hinzugefügte Basen zu binden vermag. Friedenthal hat neuerlich'-') darauf hingewiesen, daß das Blut und die Körpersäfte gegen Phenolphtalein und sonstige kohlensäure- empfindliche Indikatoren nicht alkalisch reagiert, daß wirklich alkalische Flüssigkeiten von dem früher dem Blute zugeschriebenen Alkaleszenzgrad auf die lebende Substanz in hohem Maße reizend und weiterhin schädigend einwirken, daß die Glykolyse durch Blut, welche man sonst auf dessen Alka- lien zurückgeführt hatte, durch in ihm enthaltene Fermente zustande kommt, welche ihrerseits gerade gegen Alkalien sehr empfindlich sind usw. ^) Virchows Arch. f. path. Anat. 125, 566, 1891. — ^) Zeitschr. f. kliu. Me- dizin 13, 353, 1888. — ^) Pflügers Arch. 42, 283, 1888. — ") Virchows Arch. f. path. Anat. 116, 337, 1889. ~ ^) Ebenda 130, 33'J, 1892. — ") Arch. f. exp. Pathol. u. Pharmakol. 7, 48, 1877. — 0 Pflügers Arch. 58, 428, 462, 507, 1894. — ") Zeitschr. f. physiol. Chemie 1, 174, 1877. — ») Zeitschr. f. allg. Physiol. 1, 56, 1901. Tatsächlicli neutrale Reaktion des Blutes. 5 Er bezweifelte ferner die Eichtigkeit der Ergebnisse des inzwischen von Höber ^) angestellten ersten Versuches, die Reaktion des Blutes im Sinne der Elektrochemie durch Messung der Konzentration der H- bzw. OH-Ionen zu bestimmen. Es geschieht dies durch Messung der elektro- motorischen Kraft der Konzentrationskette, welche aus der zu untersuchenden Flüssigkeit und einer Säure- oder Alkalilösung von bestimmter Konzentration gebildet wird, wenn Gaselek- troden (mit Sauerstoff oder Wasserstoff beladene Platinbleche) die Ver- bindung mit dem Galvanometer bzw. Kompensationsapparat (Poggendorf f sches Verfahren) vermitteln. Mit Alkalilösung und Sauer- stoffelektroden, unter Einschaltung isohydrischer Kochsalzlösungen zwischen Blut und Lauge zur Verhütung von chemischer Aufeinanderwirkung dieser beiden hatte nun Hob er eine Konzentration der Hydroxylionen von etwa 0,3 X 10~^ gefunden, welche einer ganz unwahrscheinlich hohen Alkaleszenz entsprechen würde und die Hob er selbst für deshalb unrichtig erklärte, weil aus nicht völlig aufgeklärten Gründen sich Sauerstoffelektroden in allen Lö- sungen, die Chlorionen enthalten, anomal verhalten und die theoretischen Werte solcher Ketten mit den gemessenen niemals übereinstimmen. Die mit Wasserstoffelektroden erhaltenen Werte Höbers waren derart, daß er aus der gefundenen Konzentration der Wasserstoffionen von einem Bruchteil von 10~^ nach der Formel CoH X Ch = 0,64 X 10-1* diejenige der Hydroxylionen auf etwa 0,1 x 10~^ veranschlagt, gegenüber 0,8 X 10"^ bei reinem Wasser; danach wäre das Blut (Höh er benutzte defibriniertes Rinderblut) in der Tat schwach, aber deutlich alkalisch. Aber Höber hatte erst nach stundenlangem Durchleiten von Wasserstoff konstante Galvanometerausschläge erhalten, wobei, wie Friedenthal betont hat, Kohlensäure aus dem Blute ausgetrieben und seine Reaktion durch- aus verändert werden mußte. Zur Vermeidung dieser Fehlerquellen hat P. Fränckel'-^), welcher im Nernstschen Listitut arbeitete, nach vergeb- lichen Versuchen mit anderen Elektroden Palladiumbleche in Wasser- stoff benutzt, bei denen er sich überzeugte, daß auch ohne ständiges Durch- leiten von Wasserstoff die Lösungstension für diesen auf beiden Seiten gleich war, indem sie auch nach der Messung für sich allein mit dem Galvanometer keinen Ausschlag, sowie während der Messung, miteinander vertauscht, gleich- bleibende Ablenkung gaben. Auf diese Weise erhielt Fränckel um 10—' herum liegende Werte für die Hydroxylionenkonzentration im Blut verschiedener Tierarten, sowie auch in menschlicher Ascitesflüssigkeit, womit in der Tat der Nachweis geführt ist, daß Blut und orga- nische Flüssigkeiten als neutral reagierend anzusehen sind. Auch das Verhalten gegen die Indikatoren stimmt sehr gut zu den auf Grund zahl- reicher Messungen von Salessky und anderen aufgestellten Tabellen über die lonenkonzentrationen bei den Umschlagspunkten bzw. bestimmten Farben- nuancen der einzelnen Indikatoren. Die Ergebnisse der alten Bestimmungen durch Titrierung geben also nicht die Reaktion des Blutes an, sondern, wie man sich ausdrücken kann, ') Pflügers Arch. 81, 522, 1900. — '0 Ebenda 96, 601, 1903. 6 Farbe der verschiedenen Blutarten. seinen Gehalt an titrierbarem Alkali unter den betreffenden Bedingungen. Sie bebalten ihren Wert, insofern sie sich damit bescbäftigen, zu untersuchen, wie sich das Blut gegen verschiedene Säuren und Basen ver- hält; insofern diejenigen berücksichtigt werden, welche ihm unter physio- logischen Verhältnissen zuströmen (wie z. B. Kohlensäure und Milchsäure), besitzt die Anwendung der Titriermethoden bleibenden Wert für das Ver- ständnis des Säuren- und Basenaustausches im Organismus, vorausgesetzt, daß man sieb für die Verwertung der Beobachtungen zu physiologischen Schlüssen stets vor Augen hält, daß die Säuren- und Basenbestimmung nur innerhalb bestimmter Grenzen, welche sich eben aus der angewendeten Bestimmungsmethode ergeben, zu solchen Schlüssen berechtigt [F. Kraus i)]. Wir werden auf den Gehalt an Basen und Säuren und seine Veränderungen bei der Besprechung der chemischen Zusammensetzung des Plasmas bzw. Serums noch zurückzukommen haben. Das Blut entströmt aus Verwundungen , d.h. Trennungen der Kon- tinuität des Integuments und der Organe, sofern dadurch Blutgefäße eröffnet worden sind, in je nach derenArt und Kaliber verschiedener Weise, sowie mit verschied euer Färbung: aus angeschnittenen Arterien spritzt es im Strahle hervor, entsprechend dem in diesen Gefäßen herrschenden hohen Drucke ; an dem Strahl sind die rhythmischen, pulsatorischen Druckschwankungen deutlich ( „Hämautographie" von Landois). Aus angeschnittenen Venen quillt es in deren Größe entsprechend kräf- tigem Strome hervor, während es aus eröffneten Capillaren („parenchy- matöse" Blutung aus der Schnittfläche von Muskeln, Drüsen usw.) tropfen- weise hervorsickert und sich zu größeren Lachen sammelt. Die Fär- bung des aus den Arterien kommenden Blutes ist hell-scharlachrot, die des aus den Venen kommenden dunkel-schwärzlichrot, während das Capillarblut dazwischenliegende Farbentöne aufweist, welche je nach dem Verhältnis der Zufuhr von Arterienblut und der Intenstität der Oxydationsvorgänge in den betreffenden Geweben der Farbe des arteriellen oder des venösen Blutes näherstehen können. Auch diese letzteren hängen ja von dem Grade der Lüftung des Blutes in den Lungen einerseits und dem Sauerstoffverbrauch im Organismus anderseits ab. Die Lehre von den Blut- gasen als Grundlage der respiratorischen Funktion des Blutes ist im ersten Bande dieses Handbuches behandelt worden ; der Zusammenhang zwischen Farbe und Sauerstoffbindung an das Hämoglobin wird bald bei der Behand- lung des letzteren als wichtigen Bestandteiles der roten Blutzellen näher zu erörtern sein. Die Gerinnung des Blutes. Das aus den eröffneten Gefäßen herausgetretene, die Wunde benetzende bzw. in einem Gefäß aufgefangene Blut verliert binnen einiger Zeit seinen flüssigen Aggregatzustand und wandelt sich in eine Gallerte von genügender Konsistenz um, daß sie aus dem damit erfüllten Behältnis nicht ausfließt, wenn man es umkehrt. In diesem Zustande, in welchem die Masse an den Wänden des Behältnisses festhaftet, spricht man 1) Arch. f. exp. Pathol. u. Pharmakol. 26, 191, 1889. Gerinnung des Blutes. 7 von geronnenem Blut oder „Cruor" (letztere Bezeichnung wird aller- dings auch anders angewendet gefunden). Er bleibt aber nicht lange be- stehen, vielmehr findet Trennung in einen flüssigen und einen fest- weichen Anteil statt, indem die Gallerte sich im Laufe der nächsten Stunden zusammenzieht, bis sie eine derjenigen des Behältnisses entsprechende (Glas- zylinder oder Sj^itzglas) verjüngte Gestalt angenommen hat, und preßt dabei eine völlig klar durchsichtige, mehr oder weniger tief gelb gefärbte Flüssigkeit aus. Der zusammengezogene feste Anteil, welcher sich jetzt, wofern An- trocknen vermieden wird, leicht von seiner Unterlage ablösen läßt, bzw. aus dem Behältnis bei dessen Umkehrung herausgleitet, heißt der Blutkuchen {placenta sanguinis), die Flüssigkeit das Blutwasser oder Blutserum (serum sanguinis). Untersucht man ein Stückchen des Blutkuchens nach Zerzupfen unter dem Mikroskop, so erblickt man ein dichtes Netz aus zahlreichen aller- feinsten Fäden, in welches die beim frischen, bzw. in den Gefäßen des Lebenden enthaltenen Blute wahrnehmbaren Formelemente, insbesondere die roten Blutkörper eingelagert sind. Sie bedingen, daß der Blut- kuchen die im auffallenden Lichte rote Farbe des Blutes beibehält, jedoch unter Annahme eines dunkleren, mehr dem venösen Blute entsprechenden Tones, wenn das Blut einer Arterie entströmt war; es beruht dies wahr- scheinlich auf oxydativer Zersetzung in ihm ; an den oberflächlichen Schichten des Blutkuchens findet durch Aufnahme von Sa,uerstoff aus der Luft wieder Scharlachrotfärbung statt. Den ganzen Vorgang nennt man wohl die Sauer- stoffzehrung des Blutes (s. später). Über das Vorkommen der sogenannten Speckhaut bei der Gerinnung siehe gleich weiter unten. Die feinen Fäden, welche das Mikroskop im Blutkuchen zeigt, bestehen aus einem geronnenen Eiweißkörper, welcher deshalb auch als Faser- stoff oder Fibrin (Blutfibrin) bezeichnet wird. Mau kann ihn für sich erhalten, wenn man expei imentell die Gerinnung von zur Ader gelassenem Blut anders leitet, indem man dasselbe, sowie es in das Auffangegefäß ein- strömt, ununterbrochen mit einer Rute oder einem (zur Vermeidung der Beschädigung des Behältnisses mit einem Stück Gummischlauch armierten) Glasstabe peitscht oder „schlägt"; es setzen sich dabei die Fäden des sich bildenden Fibrins als fester Filz um das zum Schlagen benutzte Instrument an, während man eine Flüssigkeit in dem Auffangebehältnis bekommt, die makroskopisch und mikroskopisch dem lebenden Blute gleicht, indem sie die Formelemente, vor allem die roten Blutkörper, in einer homogenen Flüssig- keit suspendiert enthält. Sie gerinnt nicht mehr und wird als defibri- niertes, d. h. vom Fibrin befreites Blut bezeichnet; das Fibrin, das man als Filz am schlagenden Instrument behalten hat, kann man von diesem ab- lösen und durch Waschen mit Wasser von den darin verbliebenen roten Blutkörpern befreien und so als weißliches Gewirre an sich farblos- durchsichtiger feinster Fäden rein erhalten. Aus dem defibrinierten Blut erhält man durch Stehenlassen oder Abzen- trifugieren von Blutkörpern das Serum in genau derselben Beschaffenheit, in welcher es auch von dem in gewöhnlicher Weise geronneneu Blute ausgepreßt wird. Wie wir gleich sehen werden , läßt sich durch verschiedene Kunst- griffe die Gerinnung des Blutes verzögern odei' ganz verhindern; durch Ab- 8 Gerinnungszeit. setzenlassen der Foimelemente oder Abzentrifugieren von denselben kann man die Flüssigkeit, innerhalb welcher sie im lebenden, zirkulierenden Blut suspendiert sind, unverändert gewinnen ; man bezeichnet sie bekanntlich als Blutplasma (plasma sanguinis); kommt solches reines Plasma nachträglich zur Gerinnung, so erhält man einerseits reines Fibrin, anderseits wieder Serum, Man hat wohl diese vei-schiedenen Möglichkeiten in schema- tischer Form zusammenzustellen gesucht, indem man geschrieben hat: 1. Blut = Plasma -|- Formelemente, 2. Blut = Blutkucheu -|- Serum, 3. Blutkuclien = Fibrin -\- Formelemente, 4. Blut = Fibrin -4- defibriniertes Blut, 5. Defibriniertes Blut = Formelemente -j- Serum. 6. Plasma = Fibrin -\- Serum. Dieser Schematismus entspricht indessen der Wirklichkeit insofern nicht, als weder im Gesamtblute, noch im Plasma das Fibrin als solches vorhanden ist; es entsteht vielmehr erst durch einen noch nicht in seinen chemischen Einzelheiten erkannten Vorgang, durch welchen im Blute bzw. Plasma präformierte Stoffe stark verändert werden. Die Voraussetzung für diesen Vorgang bildet aller Wahrscheinlichkeit nach auch das Freiwerden von Stoffen aus gewissen Formelementen des lebenden Blutes, welche dazu zerstört werden müssen, so daß auch Cruor, Blulkuchen und defibriniertes Blut in bezug auf ihren Gehalt an den verschiedenartigen Formelementen dem lebenden Blut nicht mehr gleichgesetzt werden dürfen. Die Zeit, innerhalb welcher das Blut nach dem Austritt aus dem Blutgefäß des normalen lebenden Tieres gerinnt, scheint bei einer und der- selben Tierart ceteris paribus ziemlich konstant zu sein; sie wurde für den Menschen schon von Hewson (s. bei Rollett) zu drei bis vier Minuten für den Beginn und zu sieben Minuten für die Vollendung des Gerinnungs- vorganges angegeben; der Messung jeder dieser beiden, wie man sieht natür- lich prinzipiell recht verschiedenen Werte ist mit der Zeit eine Reihe von Methoden dienstbar gemacht worden; für die Bestimmung des Abschlusses der Gerinnung hat man sich meistens der Glascapillarröhrchen bedient [Vierordt^), Wright^), Sabrasez^) u. a.]. Für die Bestimmung der bis zum ersten Beginn der Gerinnung verfließenden Zeit haben zuerst Brodie und Russell*) neben anderen Methoden das Prinzip in Anwendung gebracht, einen Blutstropfen unter dem Mikroskop zu beobachten , welcher von einem entsprechend temperierten Luft- oder Flüssigkeitsstrom getroffen wird; es werden dadurch die Blutkörper gegeneinander verschoben bzw. in Bewegung erhalten, solange noch keine Gerinnung statthat; sobald man Aufhören der- selben beobachtet, hat die Gerinnung begonnen. Diese Methode ist besonders von Pratt"*) angewendet, der dazu nötige Apparat von v. Grützner ver- einfacht, neuestens von Addis'') sehr verfeinert worden. Anderseits ist ^) Arch. f. Heilkunde 17, 193, 1878. — ^) British medical Journ. 2, 223, 1893. — ä) Folia haematologica 1904, S. 394; 1906, S. 432. — ') The Journ. of Physiol. 21, 403, 1897. — ^) Arch. f. exp. Pathol. u. Pharmakol. 49, 299, 1903. — ") Quar- terly Journ. of Physiol. 1, 305, 1908. Hier auch Angabe weiterer Methoden. Einfluß der Temperatur. 9 von Büiker mit Recht betont worden, daß diese Methode z. B. für die Unter- suchung des Einflusses von Flüssigkeiten , welche die Blutkörper auflösen, auf die Gerinnungszeit nicht wohl angewendet werden kann. Bürker zieht deshalb ein Glasstäbchen mit feiner Spitze durch einen Bluts- tropfen auf dem Hohlschliff eines Objektträgers wiederholt durch und markiert den Moment mit einer Stoppuhr, in welchem an das Stäbchen sich der erste feine Fibrinfaden anhängt'). Er hat für diese Methode eine besondere Apparatur ausgebildet 2) , deren sich z. B. auch Walther für Versuche am Pferdeblut bedient hat 3). Fis. 1. Min. 40 0 10 20 30 40° C. Die Abszissen bedeuten die TemiJeraturen, die Ordinalen die Gerinnungszeiten (nach Bürker). Von den Bedingungen, welche die Gerinnungszeit beeinflussen, ist in erster Linie als lange bekannt die Temperatur zu erwähnen; mit ihrem Ansteigen wird die Gerinnung beschleunigt, mit ihrem Absinken verzögert. Bürker hat diese Abhängigkeit für menschliches Blut in beistehend wieder- gegebener Kurve darstellen können (Fig. 1) und Walther"*) hat dann für Pferdeblut eine dieser durchaus parallel laufende Kurve erhalten, in welcher für jede Temperatur die Gerinnungszeit über das Doppelte derjenigen des Menschenblutes beträgt. Von Addis ist freilich ein viel unregelmäßigeres Verhalten angegeben. Streitig scheint auch die Frage zu bleiben, ob es ') Pflügers Areh. f. d. ges. Physiol. 102, 36, 1904. 1907. — 3) Ebenda 123, 233, 1908. — ■*) A. a. 0. '0 Ebenda 118, 452, 10 Verzögerung der Blutgerinnung. einen typischen Einfluß der Tageszeit gibt; Bürker fand die Gerinnuugs- zeit am kürzesten gegen 2 Uhr nachmittags, während Colemann^) sie gerade um diese Zeit am längsten und vormittags am kürzesten angibt, und ueuestens Addis jede Tagesschwankung in Abrede stellt; er fand auch keinerlei Unterschied vor und nach der Mahlzeit. Darüber aber, daß bei verschiedenen menschlichen Individuen die Gerinnungs- zeiten ceteris paribus sich äußerst wenig unterscheiden, findet sich Einigkeit der Autoren. Schlagen und Schütteln scheint die Gerinnung zu beschleunigen, wobei aber wesentlich die Berührung mit dem „Fremdkörper", d. h. dem das Blut aufnehmenden Behältnis bzw. zum Schlagen benutzten Stab usw. in Betracht kommt. Die Wirkung dieser „Fremdkörperberührung" erhellt am besten aus dem klassischen Nachweis von Hewson, Brücke, Lister-) und Baumgarten 3), daß das Blut in doppelt unterbundenen Gefäß- strecken nicht gerinnt, insofern hier die Oberflächenbeschaffen- heit der Gefäßintima normal bleibt, während anderseits es in erkrankten Blutgefäßen zur Thrombose kommt. Wie bei der Be- sprechung der Theorien der Blutgerinnung später näher auszuführen sein wird, dürften dabei physikalische und chemische Faktoren mitwirken; dafür, daß zu den ersteren, rein physikalisch gesisrochen, die „Glätte" gehört, hat man die Erfahrung von Freund*) ins Feld geführt, daß Auffangen des Blutes durch gefettete (Vaseline, Paraffinöl) Kanülen in gefetteten Glasgefäßen die Gerinnung stundenlang hintanhalten kann. Anderseits hat Delezenne^) gezeigt, daß beim Vogelblut das letztere auch durch bloße völligste Sauberhaltung bzw. vorheriges Erhitzen der Kanülen und Gefäße erreicht werden kann, während anderseits gerade dieses Blut bei jeder Berührung mit Gewebe bzw. Gewebeflüssigkeit äußerst schnell gerinnt, daher zur Gerinnungsverhinderung vor jener Berührung auf das peinlichste bewahrt werden muß. Offenbar handelt es sich um chemische Wirkung der letzteren, die sekundär überall die Gerinnungsursache zu bilden scheint (wie noch zu erörtern sein wird, handelt es sich beim Einfluß der Fremdkörperoberfläche um Zugrundegehen bestimmter Form- elemente des Blutes, welche zum Anhaften an sie gekommen sind, sei es auf mechanischem, sei es auf chemotaktischem Wege). Darum ist völlige Ver- hinderung der Blutgerinnung zu experimentellen Zwecken, eventuell in der Natur auch nur durch chemische Einwirkung (Zusatz oder Ent- stehung gerinnungshindernder Stoffe) möglich, während physikalische Mittel sie lediglich verzügern. Wie schon angedeutet, gehört zu letz- teren, außer der Ölung bzw. Reinhaltung der Auffangröhren und -behältnisse, Abkühlung der letzteren durch Umgeben mit Eis. Es gelingt so, durch Absetzenlassen (Abzentrifugieren kann die Gerinnung beschleunigen) der spezifisch schwereren Formelemente (siehe nächstes Kapitel) reines bzw. nur wenige Formelemente führendes Blutplasma zu erhalten. Pferdeblut ^) Bio-chemical Journ. 2, Nr. 4, 1907. — '^) Arcli. f. physiol. Heilkunde 1858, S. 252 (zit. nach Rollett). — ^) Siehe Wiener med. Wochenschr. Nr. 45 (1902) (zit. nach Bürker a. a O.). — ■*) Wiener med. Jahrbücher 1888, S. 259. — ') Compt. rend. de l'Acad. d. Sc. 122, 1281, 1896; Arch. de Physiol. norm, et pathol. Ser. 5, 9, 333, 347, 1897. Speckhaut. — Verhindex'ung der Gerinnung. 11 ist hierfür, infolge der an sich schon langsameren Gerinnung und des hohen spezifischen Gewichtes der Blutkörper (Walther), besonders geeignet; für Vorlesungszwecke ist auch Katzenblut brauchbar. Bei verzögerter Gerinnung, wie regelmäßig beim Pferdeblut, sowie in Krankheitszuständen auch beim Menschenblut, haben die Formelemente, welche größere Dichte besitzen als das Plasma, Zeit sich zu senken, ehe die Gerinnung eintritt. Da die roten Blutkörper schwerer sind als die farblosen, bildet sich in diesem Falle eine obere Schicht des Blutkuchens, welche außer dem Fibrin nur Leuko- cyten enthält (zu oberst auch diese nur spärlich) — die sogenannte Speck- haut, Crusta iiifJaiiiniatoria, sire pläogistica der alten Ärzte, welche sie für ein Kennzeichen „entzündlicher" Krankheiten hielten. Direkt verhindert werden kann die Gerinnung des den Ge- fäßen des lebenden Tieres entströmenden Blutes durch sofortige Ver- mischung mit Neutralsalzlösungen, von denen 25 proz. Magnesium- sulfatlösung (beigemischt im Verhältnis von eins zu zwei Blut) besonders sicher wirkt und deshalb auch für Blutdruckversuche zur Füllung der das Gefäß mit dem Manometer verbindenden Leitung am meisten empfohlen wird. Auch Kochsalz-, Natrium sulfat- und Natriumcarbonatlösungen wirken ge- rinnungshemmend, desgleichen Zuckerlösungen und endlich Stoffe, welche die, wie jetzt feststeht (s. weiter unten), bei der Gerinnung mit- wirkenden löslichen Kalksalze des Plasmas ausfällen, wie Oxal- säure oder deren Salze [nach Arthus und Pages i) 1 Tl. neutrales Natriumoxalat auf 1000 Tle. Blut], Fluoride oder auch gewöhnliche Alkali- seifen. Durch diese Hilfsmittel läßt sich, ebenso wie bei der Gerinnungs- verzögerung durch Kälte, das Plasma für sich erhalten, indem man die Form- elemente so vollständig wie überhaupt möglich durch Absetzenlassen oder Zentrifugieren von ihm abtrennt. Aber es handelt sich eben nicht mehr um reines Plasma, sondern es behält eben den Zusatz, und die damit angestellten Versuche, z. B. über weiterhin dennoch eintretende Gerinnung, müssen aus- drücklich auf „Salzplasma" bzw. „ Oxalatj)lasma" oder „Fluorid- plasma" bezogen werden. Oxalatplasma wenigstens von Hundeblut und Schafsblut soll auch ohne Kalkzusatz (s. später) im Verlauf der nächsten Tage „von selbst" gerinnen (E. A. Schaf er 2), ebenso wie es sehr bald beim Warmwerden mit dem Plasma erfolgt, welches man durch Abkühlen und Ab- setzenlassen von Pferde- oder Katzenblut erhalten hatte. Auch dieses geronnene Plasma zieht sich unter allmählicher Auspressung des Serums zu- sammen zu einem durchsichtigen , fast aus reinem Fibrin bestehenden „Kuchen", welcher verjüngt die Form des Auffangebehältnisses wiedergibt. Zahlreich sind die organischen Stoffe, welche die Blutgerinnung hintanzuhalten vermögen, freilich meistens nur dann, wenn sie in die Blutbahn des lebenden Tieres eingespritzt werden; wohl am längsten bekannt ist diese Wirkung von den Proteosen -(Albumosen-) Gemischen, welche als „Peptone" des Handels zu haben sind (Schmidt-Mülheim^). Sie wirken gerinnungshemmend, zu 0,3 g pro Kilogramm Körpergewicht Hunden oder Katzen in die Blutbahn injiziert; bei Kaninchen soll nach Fano*), welcher *) Arch. dePhysiol. norm, et pathol. Ser. 5, 2, 739, 1890. — ") Journ. of Physiol. 17, Proc. physiol. Soc. 1895, p. 20. — 3) Arch. f. Anat. u. Physiol., physiol. Abt., 1880, S. 33. — 0 Ebenda 1881, S. 277. 12 Blutegelextrakt. — Hirudin. die Angaben Schmidt-Mülheims nachprüfte und erweiterte, keine analoge Wirkung wahrnehmbar sein. Das „Peptonblut" von Hunden und Katzen gerinnt, aus der Ader gelassen, beim Durchleiten von Kohlensäure oder beim Verdünnen mit Wasser. Vorübergehende Aufhebung der Gerinnungsfähigkeit des Blutes soll nach Wooldridge^) nach intravenöser Einspritzung geringer Mengen Nucleoproteid (nach der jetzigen Nomenklatur, seinerzeit von Wooldridge als Zellglobulin oder Gewebefibrinogeu bezeichnet) eintreten, während die Einspritzung größerer Mengen der nämlichen Stoffe Gerinnung innerhalb der Gefäße hervorruft. Wooldridge hat deshalb eine „negative Phase" und eine positive Phase der intravaskulären Gerinnung unter- schieden, welche dui'ch Nucleoproteid hervorgerufen wird ; dasselbe Verhalten trifft übrigens auch für andere Körper zu, durch deren Injektion man intra- vaskuläre Gerinnung erhalten hat, so Schlangengift (vielleicht vom chemischen Charakter der Proteosen 2) , die künstlichen Kolloide Pickerings^) u. a. m. Auch die Injektion körperfremden Serums kann in ähnlicher Weise wirken *). Ganz besonders auffällig und für die Ernährung des betreffenden Tieres natürlich zweckmäßig ist die Fähigkeit des Blutegels, das von ihm gesogene Blut ungerinnbar zu machen. Haycraft'') hat zuerst gezeigt, daß Extrakte aus dem Körper, insbesondere den Köpfen der Blutegel, die Fähigkeit besitzen, nicht nur in die Blutbahn des lebenden Warmblüters eingespritzt, desben intra- wie extravaskuläre Gerinnung zu ver- hindern, sondern auch, dem aus der Ader gelassenen noch flüssigen Blute zugesetzt, alsbald die nämliche Eigenschaft zu verleihen. Haycraft wies ferner ß) nach, daß der gerinnungshemmende Bestandteil des Blutegelextraktes, den er als eine Albumose ansprach, im Harne der damit behandelten Tiere sich (eben durch seine gerinnungshindernde Wir- kung) nachweisen läßt. Nach vergeblichen Bemühungen, die wirksame Substanz in reinem Zu- stande zu erhalten, seitens Krüger, Dickinson u.a., hat Jacobj zusammen mit Franz ^), Hayashi und Bodong ^) eine Substanz von dem Charakter einer Ne umeist er sehen Deuteroalbumose isolieren können und zwar in dem Mengenverhältnis von 8 mg pro Blutegelkopf von durchschnittlich 65 mg Trockensubstanz, welche Substanz er als den wirksamen Körper in reinem Zustande ansieht und „Hirudin" genannt hat. Von diesem Hirudin, welches von Saclisse & Co. in Leipzig-E. fabrikmäßig hergestellt wird, soll 0,1 mg pro Kubikcentiiiieter, dem aus der Ader gelassenen Blut zugesetzt, bewirken , daß meist selbst nach 24 Stunden noch keine Spur von Gerinnung auftritt, auch bei Zusatz eisveißfällender Chemikalien bleibt die dadurch entstehende Gerinnung lokal beschränkt. Intrav.nös injiziert, sollen 50mg pro Kilogramm Tier auf vier Stunden hinaus die Gerinnungsfähigkeit des Blutes auf- heben; dabei sollen diese Dosen Puls und Blutdruck nicht im mindesten beeinflussen ') On the Chemistry of Blood. London 1893. — ^) C. J. Martin, Journ. of Physiol. 15, 380, 1899. — ^) Ebenda 17, Proc. physiol. Soc, p. V ; Derselbe mit Halliburton, Ebenda 18, 285, 1895. — ") Siehe z. B. Hayem, Du Sang et de ses Alterations anat., Paris 1889, S. 240 ff. — ^) Proc. Roy. Soc. 36, 478, 1884. — *) Arch. f. exp. Pathol. u. Pharmakol. 18, 209, 1884. — ') Ebenda 49, 242, 1903. — ") Ebenda 52, 242, 1904. Viskosität des Blutes. 13 und auch sonst keinerlei schädliche Wirkungen ausüben, während das „Pepton" (Proteosengemisch) bekanntlich starke Blutdruckherabsetzung bewirkt und in größeren Dosen sehr giftig ist. Im Harn soll das eingespritzte Hirudin nach Bo- dong nur zum kleinen Teil wieder erscheinen. Auch Krebsmuskelextrakt , ein äußerst wirksames lymphtreibendes Mittel, wirkt, in die Blutbahn eingespritzt, nach Heiden hain^) gerinnungs- hemmend; die Angabe dieses Forschers, daß auch das Extrakt des Pferde- egela ebenso wirke, wie dasjenige des Blutegels, soll nach Jacobj und Bo- den g unzutreffend sein. Es sei hier noch im Zusammenhange erwähnt, daß nach Falk 2) der frischen Tierleiche entströmendes Capillarblut im Gegensatz zu demjenigen aus den größeren Gefäßen nicht oder langsamer gerinnen soll, daß das Blut erstickter Tiere flüssig gefunden wird, ebenso nach mancherlei Vergiftungen; wir sind damit im Besitze zahlreicher grundlegender Tat- sachen für die Besprechung der Erklärung der Gerinnung und der dazu auf- gestellten Theorien. Diese Besprechung soll aber erst nach derjenigen der Formelemente des Blutes, insofern sie an dem Zustandekommen der Ge- rinnung beteiligt sind, im Zusammenhange mit derjenigen der chemischen Bestandteile des Plasmas gegeben wei'den , aus denen ja das Fibrin bei der Gerinnung selbst hervorgeht. Viskosität des Blutes. Insofern aus dem flüssigen Blute, welches in den Gefäßen fließen kann, eine Gallerte wird, welche das nicht mehr kann, handelt es sich bei dem Ge- rinnungsvorgang um ein plötzliches Indiehöheschnellen einer physikalisch- chemischen Eigenschaft des Blutes, welcher in neuerer und neuester Zeit besondere Aufmerksamkeit gewidmet worden ist, nämlich der Viskosität oder inneren Reibung des Blutes. Bekanntlich ist es gerade das Fließen des Blutes in engen Blutgefäßen, für welches der geniale Poiseuille 1843 3) den Begriff der inneren Reibung zuerst aufgestellt und ihre Gesetzmäßigkeiten berechnet, sowie den Wert ihrer Konstanten experimentell bestimmt hat. Er fand, daß das Volumen v einer in einem bestimmten Zeitabschnitt t durch eine Capillare vom Halbmesser r und der Länge / unter einem Drucke p ausströmenden Flüssigkeit der Länge umgekehrt, der Zeit und dem Druck, sowie einer Konstanten direkt, ferner der vierten Potenz des Radius proportional ist: Ic X i).r*t v= ^ Die in der Folge von ihm, von Haro*) und Ewald'') als Transpirations- konstante bezeichnete Größe k ist umgekehrt proportional einer anderen Konstante Q, welche als Koeffizient der inneren Reibung oder Vis- kositätskonstante von Hagenbach unter der Voraussetzung abgeleitet worden ist, daß die innere Reibung der Größe der sich reibenden Flächen *) Pflügers Arch. f. d. ges. Physiol. 49, 245, 1891. — *) Virchows Arch. f. path. Anat. 51, 519, 1870. — "") Ann. de Chim. et de Phys. (3) 8 (1843); (3) 21, (1847). — ") Compt. rend. 83, 696, 1876. — ^) Arch. f. Anat. u. Physiol., physiol. Abt., 1877, S. 208, 536. 14 ' Konstante der inneren Reibung. und deren relativer Geschwindigkeit proportional sein muß, wobei sich ergab : % r* .p .t wo die Buchstaben die gleiche Bedeutung haben wie oben. Da nun die Flüssigkeit im Körper, wie besonders im Versuch mit Glas- capillaren ii'gendwo aus diesen herausfließt, muß die Ausströmungsenergie in einem Korrektionsfaktor in Rechnung gestellt werden, wobei sich für den genauen absoluten Wert Q^ ergibt: n .p.r* .t vd i r* .p .d s.v. 7} S.Tt.t.l ^\ 92 -04.?^ wobei d die Dichte der Flüssigkeit bedeutet. Hieraus folgt, daß mau die Konstante der inneren Reibung einer Flüssigkeit erhalten kann, wenn man deren absoluten Wert für eine andere kennt, indem man beide aus der gleichen Capil- lare ausströmen läßt und die Zeiten mißt, welche zum Ausströmen einer Flüssigkeitssäule von gleicher Höhe nötig sind; es verhält sich dann näuilich: Q2--Qi = d^ti'- dit^, wenn (Z2 und d^ die Dichten und /g und t-^ die Ausflußzeiten sind. Ist der Unterschied der Dichten sehr klein, wie man es praktisch z. B. für Blut und Wasser annehmen darf, so verhalten sich die Konstanten wie die Ausflußzeiten, also wird man, wenn die zu untersuchende rj genannt und die bekannte gleich 1 gesetzt wird, einfach annehmen können: Der Bestimmung der beiden Ausflußzeiten dienen nach Ostwalds Vorgang verhältnismäßig einfache, als Viskosimeter bezeichnete Vorrichtungen, bei welchen mit der zu untersuchenden Flüssigkeit ein kleiner Raum von genau bestimmtem Inhalt, der zu einem U-förmigen Glasrohr gehört, gefüllt wird (durch Hinaufdrücken oder -saugen durch die Capillare) und dann die Zeit, binnen welcher er sich , wieder durch die Capillare hindurch , genau von Marke zu Marke entleert, mittels Stoppuhr bestimmt wird. Die Triebkraft für das Ausfließen ist hier einfach die Schwere der Flüssigkeit, was für leichtflüssige Körper, wie Wasser, Alkohol, Äther usw. auch genügt, so daß, wenn durch einen mit entsprechenden Rührvorrichtungen und exakter Regulierung der Heizung versehenen Thermostaten, der das Viskosimeter umgibt, für Temperaturkonstanz gesorgt wird, die Bestimmung von rj für die Bedürfnisse der Chemiker vollkommen genügend genau erfolgen kann. Aber zur Bestimmung absoluter Werte von k hatte schon Poiseuille Vorrichtungen anbringen müssen, welche den Druck, unter welchem das Aus- fließen stattfindet, zu messen gestatten; er hatte ferner die Caiaillare hori- zontal gelagert, was bei einer Suspension, wie sie das Blut darstellt, zu dem Bedenken einer Senkung der schwerereu suspendierten Elemente und damit ungleichmäßigen Verteilung der reibenden Flächen in der durchfließenden Masse führen muß. Mit vertikaler Capillare am Blute gearbeitet hatten Viskositätsmessimg am lebenden Blut. 15 inzwischen sowohl Haro, wie auch Ewald; erst B. Lewy, welcher unter Zuntz' Leitung die prinzipielle Bedeutung der inneren Reibung für den Kreislauf untersucht hat, wandte sich wieder der horizontalen Capillare zu^). Alle bisher genannten Forscher bedienten sich des defibrinierten Blutes ; von dem an ihm erhaltenen Ergebnis lassen sich indessen folgende prinzipiell wichtige Sätze B. Lewys unzweifelhaft auf die Strömung des lebenden Blutes in den Gefäßen des normalen Organismus übertragen: das Poiseuillesche Gesetz gilt in der Tat für eine Suspension wie das def ibrinierte Blut, und zwar für Capillaren bis zu weit größe- rem Lumen als die eigentlichen Blutcapillar en, und nicht nur von geradlinigem, sondern auch von gekrüra mteni Verlauf e; ein sehr großer Teil des gesamten Blutdrucks (Triebkraft des Herzens) wird in den kleinen Arterien verbraucht, in den eigentlichen Capillaren nur der vierzehnte Teil. Den absoluten wie relativen Werten der Viskositätskonstante, die von Poiseuille, Haro, Ewald, Nicolls^) und Lewy gefunden sind, haftet aber eben der Mangel an, daß sie sich nicht auf das lebende Blut beziehen, sondern auf einen durch die vorhergegangene Gerinnung und Abtrennung des Fibrins völlig alterierten Zustand desselben. Die Aufgabe, wirklich die absoluten und relativen Werte für die Viskositätskonstante des lebenden Blutes zu erbalten, hat zuerst Hürthle^) in höchst vollkommener Weise gelöst, indem er sich die Be- dingung stellte, daß, um Jeden auch allerersten Beginn des Gerinnungs- vorganges zu vermeiden, die einzelne Viskositätsmessung binnen einer halben Minute ausgeführt sein muß, nachdem das Blut das Blutgefäß des lebenden Tieres verlassen hat. Zur ferneren Ermöglichung der pjestimmung der abso- luten Werte, bildete er eine minutiöse Technik aus: 1. für die Messung der Ausflußzeit, 2. für die Messung des während derselben ge- sammelten Blutvolumens, 3. für die Messung des Druckes, unter welchem das Blut während der Ausflußzeit durch die Röhre strömt, 4. für die Verbindung der Capillare mit dem Blutgefäß (Karotis) und dem Schutz vor Abkühlung, endlich für die Auswahl und Zurüstung der Glascapillaren, die Vorbereitung und Ausführung der Versuche. Wegen dieser Einzelheiten und der Beschreibung der gesamten Apparatur müssen wir hier auf das Original verweisen; wir bemerken aber, daßHürthles Schüler Burton-Opitz*) vermittelts derselben alsbald den Einfluß der Nar- kose, der Blutentziehung, des Nahruugsregimes und der Inanition auf die Viskosität des lebenden Blutes experimentell untersucht, ferner die Visko- sität des normalen lebenden Blutes mit derjenigen des defibrinierten Blutes, mit dem vorher ausschließlich gearbeitet worden war, des Oxalatblutes (vgl. oben) und des Blutserums bei verschiedenen Temperaturen verglichen hat. Derselbe Autor hat später noch pathologische Zustände verschiedener Art in den Kreis dieser Untersuchung gezogen ; es ist weiterhin die Wichtigkeit von Viskositätsbestimmungen am Blut für die klinische Hämatologie immer mehr gewürdigt worden und hat das Bestreben gezeitigt, die Viskosität ^) Pflügers Arch. 65, 447, 1897. — '^) Journ. of Physiol. 20, 407, 1896. — ^) Pflügers Arch. 82, 415, 1900. — ■*) Ebenda S. 447 u. 464. 16 Klinische Viskosimeter. Fiff. 2. desBlutes auch an kleineren Blutmengen des Menschen durch mög- lichst einfache Apparate möglichst genau zu bestimmen; es seien hier die Apparate und Untersuchungen erwähnt von Hirsch und Beck i), so- wie von H e s s ^). Die ersteren Autoren lehnen sich im allgemeinen an die Ostwaldsche Methodik an; das der Vene entnommene Blutquantum wird rasch in den unteren Rezipienten (M, Fig. 2) gebracht, durch die vertikale Ca- pillarröhre in den oberen G bis zur Marke 1' her- aufgesogen und dann der soeben zum Aufsaugen benutzte Schlauch mit einer Vorrichtung zur Erzeugung konstanten Druckes verbunden; unter diesen Verhältnissen können die Zeiten, während welcher durch diesen Druck das abgegrenzte Quantum die Capillare passiert, mit derjenigen für die Testflüssigkeit verglichen werden; Hirsch und Beck eichen mit frisch destilliertem Anilin, dessen Viskositätskoeffizient, bezogen auf Wasser, in einem gewöhnlichen Ostwaldapparat bestimmt wird. Determann^) hat an die Stelle des künstlichen Druckes wieder die Schwerewirkung gesetzt, indem er dem aus der Vene entnomme- nen Blutquantum etwas festes Hirudin (s. oben) zusetzt, wodurch die Gerinnung verhindert wird und welches auf die Viskosität ohne Einfluß sein soll. Hess saugt gleichzeitig Wasser und das zu untersuchende Blut mit gleicher Kraft durch zwei gleiche horizontale Ca- pillaren (Fig. 3), dasselbe Prinzip hat auch Zangger verwendet'*). Burton-Opitz hat gefunden, daß die Vis- kosität des def ibrinierten Blutes kleiner, diejenige des Oxalatblutes aber größer ist als diejenige des normalen lebenden Blutes. Für letztere haben als Mittel aus vielen Versuchen Hirsch und Beck den Wert rj = 5,1 (bezogen auf Wasser) gefunden für eine Temperatur von ■4- 38" und ein spezifisches Gewicht des Blutes fällt, wird gemesseu. F Verschlußrohr . tt n ^ ■ mit Schliff SS, um das Ganze sofort gleich 1,045 bis 1,055. Hess findet für Mäuuer nach Einbringen d s Bluteä in das «i-Kr. ti- t-i oni-^nrp Thermostatwasaer einsetzen zu können. 4,3 bis 5,3 und f ur i^ rauen 3,9 bis 4,9. i empei'atur wieDichte sind natürlich von allergrößtem Einfluß. Während Lewy angegeben hatte, daß die Viskosität des defibrinierten Blutes zwischen 27 und 45" unverändert bliebe, fanden sowohl Bottazzi wie auch Burton -Opitz mit zunehmender Temperatur Abnahme der Viskosität, und zwar fand der Letztgenannte, was man für eine Suspension mit kolloidaler Suspensionsflüssigkeit gar nicht so ohne weiteres erwarten Viskosimeter (nach H i r 8 c h u. Beck). Z Saug- und Druckrohr, durch welches das in M gebrachte Blut in G liinauf- gesogeu und aus G wieder heraus- gedrückt wird. Die Zeit, welche nötig ist, damit der Meniskus von X bis A'i ') Deutsches Arch. f. kliii. Med. 69, 503, 1901; Münchener med. Wochenschr. 1900, Nr. 49. — '^) Münchener med. Wochenschr. 1907, Nr. 32 u. 45, sowie Korresp.- Blatt für Schweizer Ärzte 1907, S. 73 u. 96. — *) Münchener med. Wochenschr. 1907, Nr. 23. — ") Compt. rend. de la Soc. de Biol. 64, 485, 1908. Phj'siologische Einflüsse auf die Blutviskosität. 17 sollte, die Abnahme zwischen +15 und 40** dem Temperaturunterschiede proportional gehend. Was den Einfluß der Dichte anbelangt, so ist es, wie Hirsch und Ijeck ganz richtig betont haben, nicht zu erwarten, daß die Viskosität sich genau ihr proportional ändern wird. Denn bei einer Suspension wird ja an der „inneren Reibung" die Zahl , sowie die Oberflächenbeschaffenheit der suspendierten Elemente einerseits, die Beschaffenheit der Suspensionsflüssigkeit anderseits beteiligt sein. Die Zahl und Oberflächenbeschaffenheit der Form- elemente des Blutes, sowie die Zusammensetzung des Plasmas, insofern sie auf die Viskosität influiert, sind nun Faktoren, die voneinander unabhängig sich ändern können. Daß Zunahme der Blutkörperzahl die Viskosität erhöht, hat Burton- Opitz i) gezeigt. Bei gesunden Menschen soll nach Hess und Blunschy^) die Viskosität dem Gehalt an Hämoglobin, dem Hauptbestandteil der roten Blutzellen, in weitem Maße parallel gehen. Anderseits sind an der Ab- nahme der Viskosität mit steigender Temperatur nach den von du Pre- Fio-. 3. Viskoaimeter (nach Hess). Vermittelst dea Ventilgebläses KL P V wird gleichzeitig aus E Wasser und aus F Blut durch die Capillaren C und D gesogen. Die Zahl , bis zu welcher der Wassermeniskus in B von 0 ab nach links vorrückt, während gleichzeitig der Blutmeniskus in A von 0 bis 1 gesogen wurde, ist direkt := ij. Denning und Watson ausgeführten Versuchen nach einer derjenigen von Hirsch und Beck entsprechenden Methode 3) die Blutkörper viel stärker beteiligt als das Plasma. Die Zunahme der Viskosität mit zunehmender Blutkörperzahl ist nach eben denselben Autoren weit bedeutender in engeren (0,3 bis 0,6 mm) als in weiteren Glascapillaren (1,0 bis 3,5 mm). Umgekehrt wirkt Zunahme des Einlaufdruckes stärker bei engen als bei weiten Röhren beschleunigend auf das Durchfließen; bei höherer Temperatur ist der Einfluß der Druckvermehrung geringer als bei niedrigerer; anderseits wirkt die Druckzunahme stärker, wenn das Blut zellreicher ist. Dafür, daß die Kolloide des Plasmas von Einfluß auf die innere Reibung des Blutes sind, mag man die Beobachtung von Burton -Opitz'*) heran- ziehen, daß diese durch vorher vorgenommene Injektion von Gelatine in die Blutbahn erhöht wird. Sehr wichtig ist desselben Autors Konstatierung, daß die Viskosität des venösen Blutes bei einem und demselben Tier (Hund) stets größer gefunden wird als diejenige des arteriellen Blutes. Ferner wurde die Viskosität des arteriellen Blutes beim nämlichen Tier durch Einatmenlassen von Kohlensäure gesteigert: i] stieg ') Pflügers Arcli. 119, 3J9, 1907. — ') Dissert. Zürich 1908. — ^) Proc. Roy. Soc. 78, 526, 1907. — ■*) A. a. O. und vorher Proc. Amer. biol. See. 1903, 16.Dec. Nagel, Physiologie des Menschen. Ergänzungsband. 2 18 Bedeutung der Viskosität für die Blutbewegung. beim Atmeulasseu der CO2 von normal im Mittel 6,0 auf im Mittel 6,2, in einem anderen Versuch von normal im Mittel 8,4 auf im Mittel 9,3. Dem entsprechen auch die Beobachtungen von Ferrai^), Ewart^) und Deter- mann^), wonach Erstickungsblut eine bedeutend gesteigerte Viskosität zeigt. Daß „Lackfarbigmachen" die Blutviskosität herabsetzt, wird nicht wunder- nehmen, da das „aufgehellte" Blut dann keine Suspension mehr darstellt. Was den Einfluß der Ernährung anbelangt, so fand Burton-Opitz beim Hunde Abnahme der Blutviskosität im Hungerzustande, Zunahme bei reiner Fleischfütterung, während beim Kaninchen ein Minimum der Visko- sität bei Fütterung mit (sehr stark wasserhaltigen) Mohi'rüben gefunden wurde. Ersteren Befund hat er dann später bestätigen können, während sich die Frage, mit welcher Geschwindigkeit die durch Nahrungsentziehung herabgesetzte Viskosität nach Fleischfütterung ansteigt, nicht bestimmt be- antworten ließ. Inzwischen hatte Determann auch für den Menschen an- gegeben, daß das Blut von Vegetariern eine niedrigere Viskosität besitzt, als bei solchen Personen, welche vorwiegend Fleisch genießen. Die physiologisch wie klinisch gleich wichtige Frage, inwieweitÄnde- rungen der Viskosität des Blutes für die Blutbewegung von Be- deutung sind, ist bei der Behandlung der Kreislauflehre im ersten Bande dieses Handbuches (zweite Hälfte, S. 770) bereits besprochen worden. An dieser Stelle sei nur folgendes in Erinnerung gebracht: R. du Bois-Reymond, T. G. Brodie und Fr. Müller^) haben bei ihren Durchströmungsversucheii an ausgeschnittenen oder an in situ be- lassenen, aber entnervten Organen (mit Ausnahme der Lunge, mit ihren besonders dehnbaren Gefäßen) gefunden, daß die Intensität des Blutstromes bei gleichem Druck durchaus proportional mit der Viskositätsvermehrung abnahm und umgekehrt, wenn die Veränderung durch Zusätze zum Blut bewirkt wurde, welche (wie Blutkörperbrei oder Blutserum) die Gefäßwände in keiner Weise alterieren. Danach wäre die „Konsistenzänderung" gegen- über vasomotorischen Einflüssen ganz zu vernachlässigen; anderer Ansieht ist Carl Tigerstedt''), welcher die Schädlichkeit der Transfusion von defi- briniertera Blut beim Kaninchen auf die gegenüber der Kochsalzinfusion nicht herabgesetzte Viskosität, somit durch die Plethora bedingte Mehrbelastung des Herzens, zurückführt. Ist die Viskosität aber in der Tat von Bedeutung, so wird man voraussetzen können , daß sie durch entgegengesetzte Vaso- motorenwirkung ausgeglichen werden kann, nachdem ja bei der Blutbewegung, wie bei allen wichtigen Körperfunktionen, überall kompensatorische Vorgänge im Spiel sind; in der Tat hat Japelli^) zeigen können, daß bei normalen Hunden Injektionen von 10 bis 20 Proz. Gelatine keine Blutdrucksteigerung hervorrufen, obschon die Blutviskosität dadurch nachweisbar stark gesteigert wird; die Blutdruckerhöhung tritt aber prompt ein, wenn vor der Injektion das Rückenmark hoch oben und die Nn. Vagi durchschnitten waren. Ja, nachdem offenbar die Blutströmung in den Capillaren ganz langsam sein muß, sieht Japelli in der vorhandenen hohen Blutviskosität geradezu eine ') Arch. di Fisiol. 1, 305, 1904. — ') Dissert. Liverpool 1904. — ^) Deutsche Zeitschr. f. klin. Medizin 59, 283, 1906. — ") Arch. f. (Anat. u.) Physiol. 1907, Suppl., S. 37. — ^) Skand. Arch. 20, 197, 1902. — ^) Archivio di Fisiol. 4, 101, 1907. Gesamtblutmeuge. — Altere Metboden. 19 Ersparnis in bezug auf die Kraft, welche zur Erzeugung und Unterhaltung des Blutstromes verwandt wird. Die Gesamtblutmenge. Ihre Kenntnis beim Menschen und verscbiedenen Tierarten, welche augenscheinlich für physiologische wie pathologische Probleme von aller- größter Wichtigkeit ist, hat man durch verschiedene Methoden zu erlangen gesucht, von denen die älteren bei Rollett ausführliche Würdigung erfahren haben. Es ist klar, daß Messungen der zur Gefäßinjektion an der Leiche nötigen Flüssigkeitsmengeu ebensowenig brauchbar sein können, wie etwa die bei Eröffnung eines großen Gefäßes oder Enthauptung freiwillig aus- fließende Menge das Gesamtblut darstellt Die klassische Welckersche Methode spült das nicht freiwillig ausgetretene Blut mit Wasser aus den Gefäßen heraus, vereinigt die Spülflüssigkeit mit dem Blute und verdünnt das Ganze solange, bis der Farbenton in der Durchsicht genau mit demjenigen einer bekannten Ver- dünnung übereinstimmt, welche man sich vorher aus demselben Blut hergestellt hat; die Berechnung der vorhanden gewesenen Blut- menge ist dann die denkbar einfachste. Indessen stellten sich bald eine Reihe von Fehlerquellen heraus; zunächst bleibt auch bei sorgfältigster Ausspülung Blut in den Capillaren zurück, weshalb Heidenhain nach der- selben und nach Entfernung der Gallenblase mit ihrem stark färbenden In- halt das ganze Tier zerhackt und gleichfalls ausgezogen hat i). Damit hier nun nicht zuviel Farbe ins Spiel kommt, in Gestalt des den Muskeln eigen- tümlichen Hämoglobins, hat Gscheidlen^) wieder diese vor der Herstellung des Tierbreies möglichst entfernt, ferner auch zur vorläufigen Erhaltung der Blutkörper die Ausspülung der Gefäße mit verdünnter Kochsalzlösung, statt mit Wasser besorgt. Preyer^) hat zur Farbengleichstellung statt der ein- fachen Kolometrie ein spektrophotometrisches Verfahren (s. später), zunächst in einer sehr einfachen Form, empfohlen. Selbstverständlich würde man sich heutzutage bei Anwendung dieser Methode der vollkommensten Kolori- meter und Spektrof)hotometer zu bedienen suchen. Wir geben hier nach Rollett eine Reihe von nach diesem Prinzip gewonnenen Werten älterer Autoren für verschiedene Tierai'ten in Prozenten des Körpergewichtes (s. Tab. 1 a. f. S.). Für den Menschen bestimmten an Hingerichteten Bischoff*) die Blut- menge zu 7,1 bzw. 7,7 Proz., Ed. Weber und Lehmann') gar zu 12,5 Proz. des Körpergewichtes. Sie benutzten statt der Kolorimetrie die vergleichende Bestimmung der festen Bestandteile in Blutprobe und Gesamtspülicht plus Blut (vor Welcker, Prinzip natürlich das gleiche). Die Möglichkeit, am lebenden Tier oder Menschen die Gesamtblut- menge zu bestimmen, liefert ein zuerst von Valentin^) erdachtes Prinzip, welches als darin bestehend ausgedrückt werden kann, daß man dem ') Arch. f. physiol. Heilkunde, N. F., 1, 507, 1857. — *) Unters, aus dem physiol. Labor. Würzb. 2, 143, 1869; Pflügers Arch. 7, 530, 1873. — ^) Ann. dt- Chemie 140, 187, 1866. — ■•) Zeitschr. f. wiss. Zool. 7, 331, 1855; 9, 65, 1857. — ^) Physiol. Chemie, II. Aufl., S. 234, Leipzig 1853. — ^) Eepert. f. Anat. u. Physiol. 3, 281, 1838. 20 Gesamtblutmenge, neuere Methoden. Tabelle 1. Gesamtblutmengen in Pz'ozenten des Körpergewichts (nach Rollett, S. 135). u a> ü Ol a a -a S s 0- Gscheiiilen Ranke ba CA J 0 1 y e t und Laf t'iin t Hund 8,3—5,6 9,1—8,3 6,6 8,9—8,0 8,2—5,5 Katze 6,7 — — — 4,6 9,6—8,4 6,7-5,9 Kaninchen . . . — 6,7—5,0 — 5,9—4,5 4,8 8,1—7,0 5,5 Meerschwem . . — — — 5,9—4,5 5,8 8,3—8,1 5,6 lebenden Blute etwas zusetzt in bekannter Menge und nachdem man annehmen kann, daß vollständige Mischung eingeti-eten ist, eine Probe nimmt und analysiert. Valentin hatte einfach eine be- stimmte Menge Wasser einspritzen und vor- und nachher an einer Blutprobe den Gehalt an Trockensubstanz bestimmen wollen; Malassez^) wollte Serum oder Blutkörperbrei bekannten Gehaltes injizieren und vor- und nachher die Blutkörper zählen. Die Einwände, welche sich beiden Vorschlägen entgegen- stellen, brauchen hier nicht erörtert zu werden; ihre ideale Brauchbar- keit erreichte die Methode, sobald als Zusatz ein Gas von sehr hervor- stechenden Eigenschaften benutzt wurde, welches sich durch Einatmenlassen einführen läßt und schnellstens durch chemische Bindung in der ganzen Blutmenge, ohne deren Volumen zu ändern, gleichmäßig verteilt; es ist dies das Kohlenoxyd, welches dazu zuerst von Grehant und Quinquaud-), welche es ja auch für die Blutgasanalyse eingeführt haben, benutzt worden ist. Diese Autoren erhielten in der Größenordnung den nach Welckers Methode ex'haltenen entsprechende Werte. Anders Haidane und Smith, welche im Jahre 1900 nach demselben Prinzip die „tot'ale" und die „prozen- tische" Sauerstoffkapazität des Blutes am lebenden Menschen maßen •^) und als deren mit 100 zu multiplizierenden Quotienten die Gesamtblutmenge erhielten. Es gibt ja die nach Atmenlassen eines bekannten Volumens CO erhaltene relative Sättigung des Blutfarbstoffs mit diesem Gase gleichzeitig auch die „relative Sauerstoffkapazität" und die Menge CO, welche 100 ccm binden können, die „totale Sauerstoffkapazität", weil ja 1 Mol. CO genau 1 Mol. O2 verdrängt, und wenn erstere au einer Probe nach dem Einatmen bezogen auf die letztere, also prozentisch bestimmt . , o • Totalkapazität X 100 ^ , . wird, so muß sein : — - — — : — =: Gesamtblutmenge. prozentische Kapazität Die relative Kohlenoxydsättigung bestimmten Haidane und Smith, wie schon im ersten Bande dieses Handbuches, erste Hälfte, S. 151 erwähnt worden ist, mittels einer besonderen, von ihnen angegebenen kolorimetrischen Methode, deren Ausführung nur eine sehr kleine Menge Blutes erfordert^). Die prozentische Kapazität schwankte in ihren Versuchen zwischen 16 und 20,9 Proz. und betrug im Mittel 18,5 Proz. ; die Totalkapazität schwankte ^) Arch. de physiol. (2) 1, 797, 1874; 2, 201, 1875. — *) Compt. rend. de l'acad. d. sciences 94, 150, 1882; Journ. de l'anat. et de la physiol. 1882, p. 564. — ^) Journ. of Physiol. 25, 331, 1900. — ") Ebenda 20, 507, 1896. Gesamtblutmenge, richtige "Werte. 21 in Litern ausgedrückt um 0,85 Proz. des in Kilogrammen ausgedrückten Körpergewichtes und zwar zwischen den Extremen 0,57 und 0,95 Proz., sie erwies sich im Verhältnis zum Körpergewicht als konstanter denn die Gesamt- blutmenge, welche im Mittel zu 4,9 Proz. gleich des Körpergewichtes gefunden wurde; die Extreme der Schwankungen bei den untersuchten ins- gesamt 14 Personen waren 3,34 und 6,37 Proz.: also auch das Maximum liegt bedeutend niedriger als die nach den Ergebnissen der älte- ren Bestimmungen gewöhnlich angenommenen Werte zu etwa einem Dreizehntel des Körpergewichtes, die beim Menschen (etwa 65kg, dividiert durch 13) auf den Schulwert von rund 5kg oder Litern gleich 10 Pfund Blut verallgemeinert wurden. Ähnliche kleinere Werte haben aber neuestens auch wieder Zuntz und Plesch^) er- halten, welche das Kohlenoxyd in folgender Weise anwenden: Aus einem Atemapparat wird eine gemessene Menge dieses Gases , und zwar pro Kilo- gramm Körpergewicht 2 1/2 ^is 3 ccm eingeatmet; dann werden mittels einer Spritze etwa 5 ccm Blut entzogen. Aus diesen werden die Blutgase durch Ferridcyankalium vollständig in Freiheit gesetzt und dann in einem genau abgemessenen Bruchteil derselben der Gehalt an CO durch Verbrennung in einer Flasche mittels elektrisch zum Glühen gebrachter Platindrahtspirale be- stimmt; aus der bei Wasserdruckmessung beobachteten Volumabnahme berechnet sich dasselbe einfach durch Multiplikation mit 2 ^ (weil 2 CO -|- O2 =^ 2 COg). Aus dem pro Cubikcentimeter Blut gefundenen Werte berechnet sich durch Division mit der geatmeten Cubikcentimeterzahl die Gesamtblutmenge. Die so erhaltenen Ergebnisse wurden verglichen und in guter Überein- stimmung befunden mit einer im Prinzip dem alten Valentinschen Vor- schlage entsprechenden , der klinischen Praxis jedenfalls viel dienlicheren Methodik; es wird einfach eine bestimmte Menge steriler, isotonischer Kochsalzlösung infundiert und sobald völlige Mischung derselben mit dem zirkulierenden Blute angenommen werden kann, an einer Blutprobe die Verminderung der Färbungsintensität durchPlescha „Chromophotometer 2)" bestimmt; die Färbungsintensitäten (Hämo- globingehalte) verhalten sich natürlich umgekehrt wie x (Gesamtblutmenge) zu X plus der infundierten Kochsalzlösung. Danach beträgt die zirkulierende Blutmenge des gesunden er- wachsenen Menschen 5 Proz. oder ein Zwanzigstel des Körper- gewichtes; annähernd ebenso groß (5 bis 6 Proz.) wurde sie beim Kaninchen gefunden, beim Hunde zu 7 bis 8 Proz., beim Pferde zu 7 bis 10 Proz. Fette Per- sonen haben, was einleuchtet, im Verhältnis zum Körpergewicht eine geringere Blutmenge als magere. Vermehrt ist die Blutmenge bei Chlorotischen und Ne- phritikern, vermindert bei schweren Anaämien, wie natürlich nach größeren Blut- verlusten; näheres Eingehen auf pathologische Details verbietet sich hier. Ob das auffallende Minus speziell beim Menschen, gegenüber den Schulwerten nach Welcker, darauf zu beziehen ist, daß ein Teil des Blutes bzw. Hämoglobins nicht „zirkuliert" bzw. an Organe gebunden ist, muß wohl noch genauer unter- sucht werden. Praktisch sind aber die neuen Werte allein ausschlaggebend. 0 Biochem. Zeitschr. 11, 47, 1908. — ^) Zeitschr. f. klin. Medizin 73, 47, 1907. 22 Formelemente des Blutes. In der Kindei-zeit der Chemie, aber auch noch in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts hinein, wurden vielfach qualitative, wie auch quantitative Analysen der Bestandteile des Gesamtblutes ausgeführt, bezüglich deren heute kavim ausgeführt zu werden braucht, daß ihnen nur wenig physiologische Bedeutung zukommt, nachdem wir die Formelemente und das Plasma getrennt zu untersuchen gelernt haben. Indem wir wegen solcher Analysentabellen auf die älteren zoochemischen Lehrbücher, auf die Zusammen- stellungen bei Rollett, Neumeister, Bottazzi usw. verweisen, gehen wir deshalb jetzt zur Besprechung der Formelemente über. II. Die Formelemente des Blutes. Die Formelemente des menschlichen Blutes sind zu unterscheiden als: 1. Die roten Blutkörper(chen), auch rote Blutzellen oder Erythro- cyten genannt. j, ', 2. Die farblosen, weniger gut „weißen" Blutkörper oder Blutzellen oder Leukocyten. 3. Die Blutplättchen, wegen ihrer zellartigen Natur und Beziehungen zur Blutgerinnung jetzt meist auch Thrombocyten genannt. 4. Formelemente kleinster Art, sogenannte Elementarkörnchen, auch Hämatokonien, Blutstaub genannt. Sie sind zum Teil gefärbte (Pigment- schollen) und ungefärbte Trümmer der anderen Formelemente, zum Teil auch feinste Partikel von fettartigen Körpern (Lipoiden). Die roten Blutkörper, Dimensionen, Zahl, Eigenschaften. Die roten Blutkörper sind beim Menschen ebenso wie bei allen Säuge- tieren, außer beim Kamel, Lama und deren Verwandten, kreisrunde, als diskusartig oder münzenförmig bezeichnete Scheiben mit abgerundetem Rande und beiderseitiger tellerartiger Einziehung. Weiden- reich i), dem neuerlich Lewis 2), Radasch 3) u. a. gefolgt sind, schreibt ihnen im lebenden Blute Glockenform (Ausbuchtung nach einer Seite) zu; die Scheibenform soll erst durch Berührung mit der Luft bzw. hyper- isotonische Lösungen zustande kommen. Sie haben normaliter und voll- entwickelt keinen Kern, im Gegensatz zu den kernhaltigen Erythrocyten der Vögel , Reptilien , Amphibien und Fische. Letztere haben außerdem die Gestalt elliptischer Scheiben (nicht „oval", wie man immer wieder liest; die meisten [Vogel-] Eier — von Ovum leitet sich ja letzteres Wort her — haben ein stumpferes und ein spitzeres Ende). Die genannte Gestalt der menschlichen Erythrocyten bewirkt , daß sie im mikroskopischen Bilde je nach der Einstellung entweder mit dunklerer Mitte , hellerem Rande und wieder dunklerem äußersten Saum oder aber mit hellerer Mitte , dunklerem Rande und wieder hellerem äußersten Saum erscheinen. Dabei erscheinen sie einzeln liegend von gelblicher Farbe mit grünlichem „Dichroismus". Wenn sie dichter geschichtet aufeinanderliegen, erscheinen sie auch im Mikro- skop in der rötlichen Farbe des mehr oder weniger sauerstoffgesättigten Hämoglobins. Letzteres laßt sich aus ihnen beim „Lackfarbigmachen" oder ') Arch. f. mikrosk. Anat. 61, 459, 1902. — *) Journ. of medical research 10, 513, 1904. — •*) Anat. Anz. 28, 600, 1906. Kote Blutkörper. Eigenschaften. 23 „Aufhellen" des Blutes in wässeriger Lösung ausschwemmen, wobei eine als Stroma bezeichnete Grundsubstanz zurückbleibt , von der später noch die Rede sein wird. In welcher Form das Hämoglobin in ihnen ent- halten ist, läßt sich nicht bestimmt sagen. Sicher ist, daß es nicht einfach in wässeriger Lösung sein kann, da das Hämoglobin etwa ein Drittel des Gewichtes der roten Blutkörper ausmacht, die Löslichkeit des kristallisierten Hämoglobins oder Sauerstoffhämoglobins in Wasser aber viel geringer ist. Wahrscheinlich handelt es sich um kompliziertere Verbindungen des Hämoglobins, vielleicht mit Lipoiden , welche beim Aufhellen dissoziiert werden. Näheres später bei der Spezialbesprechung des Hämoglobins. Was die Größenverhältnisse und die Zahl der Erythrocyten betrifft, so ergibt die mikrometrische Messung als Durchmesser der einzelnen Scheibe etwa T'/of*, durchschnittlich 7,1 bis 7,8 jU; Maxima und Minima sind 6 bis 9|U. Die Dicke beträgt am Rande, wo dieser am stärsten ist, 2,5 fi, in der INIitte 1 bis 2 ^. Schon ziemlich weit zurück liegen die Untersuchungen, welche 1872 Manassein^) über die Dimensionen der Erythrocyten und ihre Schwan- kungen unter den verschiedensten physiologischen Bedingungen an Tieren angestellt hat. Er fand Verkleinerung derselben bei mittels Injektion fau- lender Flüssigkeiten erzeugtem Fieber, bei Erhitzung des iimgebenden Mediums über Körpertemperatur, beim Einatmenlassen von Kohlensäure, nach Morphium- injektion, endlich im Hungerzustande; Vergrößerung trat ein bei Atmenlassen von reinem Sauerstoff, in kaltem Medium, durch Chinin, Blausäure und Alkohol, sowie in der Anämie nach größeren Blutverlusten. Neuerdings sind solche KonstatieruDgen nur im Lichte der Frage der Zerstörung und Neubildung dieser Formelemente von Wert, und es erscheint die Neubearbeitung der Frage des Einflusses physiologischer Bedingungen auf diese letzteren Vor- gänge besonders interessant. Als Wachstumsstadien sind seinerzeit von Hayem^) die von ihm so bezeichneten llämatoblasten (Durchmesser 1,8 bis 5,8 (x) angesprochen worden. Im normalen Blut spärlich, bei Anämien konstanter beobachtet man die von demselben Forscher als Mikrocyten angesprochenen, auffällig klein dimensionierten Erythrocyten. Bei beiden scheint es sich zum Teil um das zu handeln, was wir jetzt Blutplättchen (s. später) nennen. Aus den erwähnten, direkt mikrometrisch zugänglichen Dimensionen hat seinerzeit Welcker sich bemüht, Oberfläche und Volumen des ein- zelnen Erythrocyten zu erhalten, und zwar durch plastische Anfertigung eines Modells in großem Maßstabe , welches den im mikroskopischen Bilde wahrnehmbaren Verhältnissen möglichst entspricht und an welchem die Ober- fläche durch direkte Messung und das Volumen durch Wägung zu erhalten sind. Diese Werte wurden dann auf die wirklichen Dimensionen des Erythro- cyten umgerechnet und so 0,128 Tausendstel Quadratmillimeter und 0,0722 Milliontel Cubikmillimeter erhalten. Angesichts der gleich zu besprechenden Tatsache, daß im Cubikmillimeter etwa 5 Millionen Erythro- cyten enthalten sind, würde das Volumen der letzteren also etwa 36 Proz, des Gesamtblutvolumens betragen. Dies stimmt recht gut zu den Er- ') Über die Dimensionen der roten Blutkörper usw., Berlin 1872. — ^) A.a.O., sowie Kecherches sur l'anat. etc. du sang, Paris 1878; Arch. de physiol. (2) 5, 692, 1878. 24 Zählung der roten Blutkörper. gebnissen der modernen Methoden, das relative Volumverhältnis von Körpern und Plasma im Blute durch Zentrif ugieren in gra- duierten Capillarröhren zu bestimmen. Solche „Hämatokrite" sind von Blix und Hedin ^), Gärtner 2), Koppe"), Hamburger^) und anderen angegeben bzw. modifiziert worden. Man hat zur Verhinderung der Ge- lünnung und Konservierung der Körper das Blut mit bekanntem Volumen von Müll er scher Flüssigkeit, von Oxalat-Kochsalzlösung oder anderem ver- mischt, oder die Röhren geölt (s. früher), indessen ist alle diese Vorsicht un- nötig, wenn man die modernen Zentrifugen von sehr hoher Tourenzahl (Thilenius u. a.) benutzen kann; die Säule der Blutkörper erscheint dann durchsichtig, indem sie genau aufeinander und alle Flüssigkeit zwischen ihnen herausgepreßt ist: man hat das „absolute Blutkörpervolum" (Koppe). Die mit der Hämatokritmethode erhaltenen Werte liegen um 40 Proz. Natürlich sinken sie stark bei krankhafter Verminderung der Blutkörperzahl (Oligocythämie). Die Zählung der Formelemente des Blutes ist eine für die physiologische Forschung, wie für klinische Zwecke gleich wichtige Aufgabe und es ist daher kein Wunder , wenn die Hämato- logen seit langem bestrebt gewesen sind, die dazu dienende Methode immer vollkommener zu gestalten. Sie muß natürlich immer darauf hinausgehen, die Zahl in einem genau abgemessenen kleineuRaume zugänglich zu machen, so daß durch Multiplikation diejenige der passenden Raum- einheit gefunden wird. Zum Zwecke des Erreichens der nötigen Genauigkeit wird man von den erstgenannten kleinen Teilräumen eine größere An- zahl herstellen, und aus den in ihnen gefundenen Einzelwerten das Mittel ziehen. Da ferner im unverdünnten Blute die Biutkörper, wie wir gesehen haben, nahezu die Hälfte des Totalvolumens einnehmen, also selbst in der herstellbar dünnsten Schicht zu dicht an- und übereinander liegen würden, so ist man genötigt das Blut in bestimmtem Verhältnis zu ver- dünnen. Nach diesem Prinzip ist von allen bei Rollett erwähnten For- schern seit Vierordt und Welcker verfahren worden; zur Verdünnung dienten die verschiedensten Salzlösungen, welche die Blutkörper erhalten, eventuell weil hypertonisch unter geringer Schrumpfung (Kochsalz und Natriumsulfat), und seit Malassez'') die von Potain eingeführte wohl- bekannte Mischpipette (melangeur). Hayem ersetzte zuerst die vorher benutzten Zählkapillaren durch einen flachen Trog, welcher vermittelst Anl- iegens eines durchbohrten planparallelen Glasplättcheus auf einen Objekt- träger gewonnen und oben durch ein Deckglas abgeschlossen wird. Gowers**) brachte dann die Teilung, statt wie vorher mit dem Okularmikrometer zu arbeiten, am Boden dieses Troges an. Thoma und Zeiss endlich'') gaben durch Einfügung des Grundblockes der „Zählkammer" die jetzt noch meistbenutzte Form mit 0,1 mm Tiefe und Einteilung des Quadratmillimeter» in 20 X 20 = 400 Felder, deren jedes also einem Viertausendstel Cubik- 1) Skandinav. Arch. f. Physiol. 2, 134 u. 360, 1891; Pflügers Arch. 60, 360, 1895. — ^) Berl. klin. Wochenschr. 1892, S. 890. — ^) Arch. f. (Anat. u.) Physiol. 1895, S. 163; Pflügers Arch. 62, 574, 1896; 107, 187, 1905. — *) A.a.O. und Zeit- schr. f. Biol. 1897, S. 252. — '•") De la numeration des globales rouges du sang. Paris 1873. — ^) The Lancet 2, 497, 1877; The Practitioner 20, Nr. 7, 1878. — 0 Siehe Abbe, Sitzungsber. d. Jenaischen Ges. f. Med. 1878, 29. Nov. Physiologische Einflüsse auf die Erythrocytenzahl. 25 millimeter entspricht. Eine genaue Kritik der Fehler der Zähl- kammern hat Bürker gegeben i) und auf Grund derselben und langer eigener Versuche eine Zählkammer konstruiert, weiche jene Fehler, insbeson- dere soweit sie auf ungleichmäßiger Verteilung der Blutkörper und Durch- biegbarkeit des Deckglases beruhen, möglichst vermeidet („Schlitzkammer" besonderer Art). Als Durchschnittswert außerordentlich vieler Zählungen steht nun fest, daß sich beim Manne fünf Millionen rote Blutkörper, beim Weibe weniger, etwa viereinhalb Millionen im Cubikmillimeter finden. Die Gesamtzahl beim erwachsenen Menschen wurde dementsprechend früher, wo man die Gesamtblutmenge zu 1/13 des Körpergewichtes, also rund 5 Litern annahm, zu 25 Billionen gesetzt. Nachdem die neueren Methoden die erstere zu nur 1/20 des Körpergewichtes, also etwa 31/3 Litern festgestellt haben, muß diese Angabe auf etwa 15 Billionen berichtigt werden. Ähn- liches gilt für die Gesamtoberfläche aller Erythrocyten eines erwachsenen Menschen, die nach der oben erwähnten Oberfläche des einzelnen Blutkörpers durch Multiplikation mit 25 Billionen zu nahe 1/3 Hektar gefunden wurde, was sich jetzt auf etwa 1700 Quadratmeter ermäßigt. Legion ist die Zahl der Untersuchungen über die allgemeinen und spezi- ellen physiologischen Bedingungen, welche die Erythrocytenzahl beeinflussen. Vor allem ist es bei der Enge der Capillaren, welche teil- weise den Erythrocyten nur einzeln hintereinander den Durchgang gestatten, und bei den verwickelten mechanischen Einflüssen, welche durch die Zirkula- tionsvei'hältnisse , die Flüssigkeitsabgabe und -aufnähme im Blute, durch Sekretionen, Lymphbildung, Transsudation aus den Capillaren usw. auf die Verteilung zwischen Plasma und Formelementen ausgeübt werden, eigent- lich selbstverständlich, daß die an einer ganz lokalisiert (Finger- beere, Ohrläppchen) entnommenen Blutprobe gefundenen Zahlen noch lange nicht ohne weiteres für den Durchschnitt des Gesamtblutes Gültigkeit haben. So oft auch dieser wichtige Punkt sich in der Lite- ratur betont findet, so ist er doch anderseits nicht immer genügend berück- sichtigt worden. Von den allgemeinen physiologischen Bedingungen stehen Geschlecht und Alter im Vordergrund des Interesses. Es seien hier nur die Namen von Andral und Gavarret2),Becquerel und Kodier 3), Bouchut und Dubrisay^), Cutler und Bradf ord •''), Duperie*'), Grancher^), Leichtenstern "'), Otto^), Sörensen^'') und Stierlin^i) erwähnt. Eine vollständigere Berichterstattung und Literaturzusammenstellung bis zum Jahre 1898 findet sich in der auch an eigenen Ergebnissen reichen Arbeit von Schwinge i2j^ 2u welcher die (ebenfalls Göttinger) Arbeit von Schaper ^^^ ') Pflügers Arch. f. d. ges. Physiol. 105, 480, 1904; hier auch alle nötigen An- gaben über vorherige gleichartige Bestrebungen (Meissen, Brünings u. a.); Ebenda 107, 426, 1905; Münch. med. Wochenschr. 1905, S. 912; Pflügers Arch. 118, 460, 1907. — ^) Untersuchungen über die Veränderungen des Blutes , auch deutsch , Nörd- lingen 1842. — ^) Eecherches sur la composition du sang, Paris 1844. — ■*) Gazette medicale de Paris 1878, p. 168. — '') Journ. of Physiol. 1, 427, 1879. — ^) These de Paris 1878. — ^) Gazette medicale de Paris 1876, p. 321. — ") Untersuchungen über den Hämoglobingehalt. Leipzig 1878. — ") Dissertation Halle 1883. — ") Dis- sertation Kopenhagen 1876. — ") Deutsches Arch. f. klin. Medizin 45, 75, 1889. — ") Pflügers Arch. 73, 299, 1898. — ") Dissertation Göttingen 1890. 26 Phj'siologisclie Einflüsse auf die Erytlirocytenzahl. als Vorläufer augesehen werden kann. Einiges ziffernmäßige Material werden wir zusammen mit sonstigen Daten über die Zusammensetzung des Blutes in verschiedenen Lebensaltern usw. am Schlüsse in Tabellenform geben. Hier soll neben dem schon erwähnten Unterschiede zwischen den beiden Ge- schlechtern nm' daran erinnert werden, daß in frühen Stadien des Fötal- lebens die Erythrocytenzahl nur eine halbe bis eine Million im Cubikmiilimeter beträgt [Cohnstein und Zuntz^)], wogegen bei Neu- geborenen fast alle Untersucher höhere als die Mittelzahlen für Er- wachsene gefunden haben; bis zum dritten Lebenstage soll noch Ansteigen stattfinden, worauf die Zahl abnimmt und nach 14 Tagen noch 5^ 2 Million beträgt (Hayem). Werte bis zu dem letztgenannten kommen übrigens auch bei erwachsenen Männern besonders kräftiger Konstitution vor. Im Kindes- alter ist der Unterschied zwischen beiden Geschlechtern, wie in sonstiger Beziehung, so auch hinsichtlich der Erythrocytenzahl noch nicht ausgesprochen. Beiden Geschlechtern gemeinschaftlich ist ein allmählicher Ab- fall der Zahl, welchen Schwinge beobachtet hat, und der beim Manne bis ins vierte, beim Weibe bis ins fünfte Lebensjahrzehnt dauert, um dann, wenigstens beim Manne, einem Wiederansteigen Platz zu machen. Periodische Vermehrung der Blutkörperzahl will man nach Beendi- gung der Nachtruhe wahrgenommen haben, vielleicht nur als Folge der Blut- drucksteigerung (s. unten); der Hauptmahlzeit folgt eine ebensolche regel- mäßig. Anderseits werden alle flu ssigkeit entziehenden Einwirkungen, wie starkes Schwitzen, Durchfälle, vermehrte Harnabsonderung usw. die Erythrocytenzahl zu vermehren tendieren. Umgekehrt werden den Wassergehalt des Körpers vermehrende Einflüsse, wie reich- liches Trinken usw. die Zahl der Blutkörper vermindern. Von den wichtigen, mit der Geschlechtstätigkeit verknüpften Verände- rungen des weiblichen erwachsenen Organismus gehen hinsichtlich des Ein- flusses der Seh wan gers chaf t auf die Blutzusammensetzung die Ansichten von jeher sehr auseinander. Während die alten Ärzte eine „Schwanger- schaftsplethora" annahmen, glaubte man später an eine „ Schwangerschaf ts- hydi'ämie". Abnahme der Blutkörperzahl haben in neuerer Zeit noch Ingerslev^) und P.Meyer augegeben, wogegen die Mehrzahl der Autoren umgekehrt Zunahme konstatiert hat. Diese macht sich besonders in den letzten Wochen der Schwangerschaft geltend — Fehling-'), Wild*) — wo auch die großen Drüsen zur Hypertrophie neigen. Man hat diese Vorgänge dahin gedeutet, daß der Fötus dem mütterlichen Organismus Material entzieht, wodui-ch sekundär Reizung aller Zellen zur Proliferation, darunter auch des blutbildenden Apparates, stattfindet; siehe auch unten über die Vermehrung der Leukocyten in der Schwangerschaft. Bei der Laktation fand Schwinge (allerdings bei nur einer ge- sunden Stillenden) keine Veränderung der Erythrocytenzahl gegenüber der Norm. Auch der Einfluß der Menstruation scheint gering zu sein. Meist wird Verminderung während derselben, Wiederzunahme nach ihrem Ablauf 1) Pflügers Arcli. 34, 222, 1884; 42, 342, 1887. — ") Zentralbl. f. Gynäkologie 1879, Nr. 26. — ^) Arch. f. Gynäkologie 28, 453, 1886. — ^) Ebenda 53, 363, 1897. Vermehrung der Erythroej'ten im Hochgebirge. 27 angegeben (Hayem u. a.). Daß der Zerfall der Erythrocyten während der Periode gesteigert ist, geht aus der auffälligen Zahl von „Schatten" oder leeren Stromata (s. unten) hervor, die man während derselben bei der Zäh- lung im Gesichtsfelde findet. Allgemeine Blutdrucksteigerung führt, offenbar durcb vermehrte Transsudation aus den Körpercapillaren , zu einer „Eindickung des Blutes", d. h. relativen Plasmaarmut zunächst im venösen Gebiete; man beobachtet also dabei hohe Erythrocytenzahlen am venösen Blute; dieses Verhalten er- streckt sich aber nicht auch auf das arterielle, weil hauptsächlich die Lunge eine Funktion des Ausgleiches erfüllt, indem in ihr bei plasmaarmem Blute Aufnahme von Wasser aus der Lymphe, bei Hydrämie umgekehrt vermehrte Lymphbildung statthat und dadurch für die Aufrechterhaltung einer mitt- leren Blutkonzentration gesorgt wird. Dies kann vor allem durch die Ver- suche von Hess') und Erb jun. 2) als gesichert betrachtet werden. Eine nicht kleine Zahl von Arbeiten behandelt die auffällige Er- scheinung der Vermehrung der roten Blutkörper beim Aufent- halt im Hochgebirge. Dieselben finden sieb, soweit sie bis zum Jahre 1902 gehen, zusammengestellt in einer Veröffentlichung von Voornveld-*), ferner kritisch bespi'ocheu bei Bürker, dem die Unsicherheit der Ergebnisse und die Schwierigkeit, zwischen den einander entgegenstehenden Deutungen zu entscheiden, vor allem Veranlassung gegeben hat, die Methoden zu ver- vollkommnen; von seiner Zählkammer war schon oben die Rede. Es sind die Franzosen P. Bert'*) und F. Viault^), welche die Tatsache genauer beschrieben haben, daß der Bewohner der Tiefebene, wenn er ins Hoch- gebirge geht, alsbald eine bedeutende Steigerung seiner Erythrocytenzahl erfährt, und daß die Hochgebirgsbewohner dauernd hohe Zahlen — bis zu 7 Millionen — im Cubikcentimeter aufweisen. Diese Forscher glaubten, daß der blutbildende Apparat durch den verminderten Luftdruck zu ge- steigerter Tätigkeit angeregt werde, was im höchsten Maße zweck- mäßig erscheine, insofern die respiratorische Funktion des Blutes bzw. des Hämoglobins ja an die mit der Zahl der Blutkörper zunehmende Oberfläche sich knüpft, welche für den Gasaustausch zur Verfügung steht; das Prinzip der Oberflächenvergrößerung zurBegünstigung vitaler Funktionen ist ja mit aufsteigender Reihe der Lebewesen in den verschiedensten Fällen und Formen verwirklicht. Dieser Vorstellung hat sich seinerzeit Mies eher'') vollständig angeschlossen, und er mit seinen Schülern Egger, Kar eher, Suter und Veillon'^) haben die Vermehrung auch beim Aufsuchen mäßiger Erhebungen regelmäßig bestätigt gefunden. Bei der Lektüre der ersten Ver- öffentlichvmg Eggers "*) fühlte sich seinerzeit A. Fick^) zu der Bemerkung veranlaßt, daß ebensogut wie verstärkte Neubildung von Erythrocyten auch längere Lebensdauer der vorhandenen, im übrigen nicht stärker als normal neugebildeten Blutkörper die Ursache der hohen Zahl sein könne. 0 Deutsches Arch. f. klin. Medizin 79, 128, 1904. — ') Ebenda 88, 36, 1907. — ^) Ptlügers Arch. 92, 1, 1902. — ") La pression barometrique, p. 1109, Paris 1873; Compt. rend. 94, 805, 1882. — ^) Ebenda 111, 918, 1890. — '^) Korrespondenzbl. f. Schweizer Ärzte 1893, S. 809. — ') Arch. f. exp. Pathol. u. Pharmakol. 39, 385, 426, 441, 464, 1897. — ") Verh. d, 12. Kongresses f. innere Medizin in Wiesbaden 1893. — ") Pflügers Arch. 60, 589, 1895. 28 Ursachen der Ery tbrocyten Vermehrung im Hochgebirge. indem diese vielleicht gewissermaßen bei dem geringeren Partialdruck des Sauerstoffs weniger schnell „abgenutzt" würden. Diese Alternative der Möglichkeiten der Erklärung einer wirk- lich bestehenden „Hyperglobulie" verliert natürlich jede Be- deutung, wenn es sich als richtig herausstellen sollte, daß die Vermehrung der Erythrocyten im Hochgebirge nur scheinbar bzw. relativ ist. In dieser Hinsicht hat einerseits Grawitz^) angenommen, daß durch ver- mehrte Verdunstung (gesteigerte Atemtätigkeit und vermehrtes Schwitzen) im Hochgebirge ein tatsächlicher Was serverlust , somit Eindickung bzw. Plasmaarmut und damit scheinbarer Reichtum an Formelementen des Blutes Zustandekommen soll, wogegen v. Bunge und Abderhalden 2) eine analoge Wirkung dadurch zustandekommend denken, daß durch Zusammen- ziehung der Blutgefäße ein vermehrter Austritt von Flüssigkeit in die perivaskulären Lymphräume stattfinde. Es ist hier nicht der Ort, zu besprechen, inwieweit solche Vorstellung mit unseren jetzigen Kennt- nissen über die Lymphbildung vereinbar ist. Eine andere Vorstellung haben Schumburg und Zuntz^) geäußert. Welche Bedeutung die Blutverteilung in einzelnen Gefäßprovinzen für die „relative Konzentration des Blutes" in derjenigen, aus der man eine Probe untersucht, haben muß , ist schon oben erwähnt worden ; in der Tat hatten Cohnstein und Zuntz, indem sie bestimmte Gefäßgebiete zum Erschlaffen bzw. Verengen brachten , größere Abweichungen von der mittleren Erythro- cytenzaiil erzeugen können, als der „Hochgebirgswirkung" entsprechen würde; die Verengung wirkte vermehrend, die Erweiterung vermindernd. Schum- burg und Zuntz nehmen deshalb an, daß die Reizwirkungen des Hochgebirges, wie Temperaturwechsel, Sonnen- und andere Strahlungen, welche nach der Ansicht der Zuntz sehen Schule auch für die Stoffwechsel- wirkungen des Höhenklimas, die Bergkrankheit usw. großenteils verantwort- lich sein sollen, die Hautgefäße zur Kontraktion bringen und da- durch die lokale bzw. relative Vermehrung der Erythrocyten bedingen. Angesichts dieser widersprechenden Erklärungen nimmt es nicht wunder, wenn selbst die Erscheinung an sich, als auf einer experimentellen Fehlerquelle beruhend, in Zweifel gezogen werden konnte (Meissen*). Daß eine Veränderung des Inhaltes der Th oma- Z eiss sehen Zählkammer durch den Luftdruck diese Fehlerquelle darstellen sollte, war allerdings schon des- halb unwahrscheinlich , weil die französischen Entdecker des Phänomens sie gar nicht benutzt haben. Durch die sorgfältigen Versuche von Bürker-^) ist diese Möglichkeit indessen als ganz ausgeschlossen nachgewiesen worden, außerdem durch die Verwendung seiner verbesserten Zählkammer ^) erst recht eliminiert. Anderseits sind auch über die Verhältnisse derErythro- cytenzahl usw. bei Tieren in verschiedenen Höhen die Angaben schwankend. Bürker bezieht dies auf Grund sorgfältiger Analysen des Eisengehaltes des Blutes, der Leber und der Milz darauf, daß in verschie- denen Phasen der Blutkörperzerstörung und -neubildung unter- sucht worden sei. Wenn nun auch im allgemeinen zutrifft, daß Blutkörpei'- ') Berl. klin. Wochenschr. 1895, S. 743. — *) Zeitschr. f. Biol. 43, 125 u. 423, 1902. — ^) Pflügers Arch. 63, 461, 1896. — ") Therap. Monatsh. 1899, S. 532. — *) Pflügers Arch. 105, 480, 1905. — ^) Ebenda 107, 426, 1905. Osmotische Eigenschaften der Eiythrocyteu. 29 zaLl und Hämoglobingehalt des Iilutes parallel gehen — die Mehrzahl der Arbeiten, von denen die wichtigsten oben zusammengestellt wurden, behandelt beide Faktoren zusammen — so darf doch daraus nicht gefolgert werden, daß eine Vermehrung oder Verminderung des Hämoglobin- oder auch nur Eisen- gehaltes im Blute und den Organen etwas für die Zerstörung bzw. Regene- rierung seiner Formelemente beweist. Eine solche hatten Schaumann und Rosenquist^) in Selbst versuchen, sowie in solchen an Tieren, die sie unter verminderten Luftdruck brachten , aus mikroskopischen Bildern sicher er- schließen zu können geglaubt ; F o ä ^ ) findet demgegenüber, daß das Knochen- mark erst mehrere Tage später, nachdem die „ Hyperglobulie " längst deutlich konstatierbar ist, Anzeichen vermehrter Tätig- erkennen läßt. Er sieht die hauptsächliche Ursache der Erscheinung deshalb mit Zuntz in der Stase in den Hautgefäßen, während Abder- halden'') die Bunge sehe Erklärung als Eindickung des Blutes durch Ver- lust von Plasma energisch verteidigt. Angesichts dieses Standes der Frage, die auch augenblicklich noch als ungelöst gilt, liegt die Möglichkeit wohl am nächsten, daß mehrere Faktoren bei der, sei es wirklichen, sei es an- scheinenden Vermehrung der Blutkörperzahl im Hochgebirge mitwirken. Die Behauptung Gaules, daß in dem kurzen Verlaufe einer Ballonfahrt bereits alle histologischen Anzeichen der Blutzerstörung und -regeneration zu konstatieren seien*), muß als durch die Befunde von Zuntz und Schrötter^), Jolly*") mit Bensaude und Henri, Abderhalden") u.a. sicher als widerlegt angesehen werden. Zahlreich sind die Untersuchungen über die morphologischen, physi- kalischen und physikochemischen Eigenschaften der Erythro- cyten. Bekannt ist ihre Tendenz, unter Umständen im mikroskopischen Bilde sich geldroUenartig anzuordnen. Obwohl es den Anschein hat, daß dies mit beginnendem Eintrocknen zusammenhängt, so ist es noch völlig unaufgeklärt, was hier mitwirkt, ob besondere „Klebrigkeit" der Oberfläche der Körper, Veränderungen der, Eigenschaften des Plasmas oder was sonst. Die Konsistenz der Erythrocyten muß als fest weich angesehen werden; dabei scheinen sie eine sehr vollkommene Elastizität zu besitzen, indem sie ihre vorherige Form leicht wiedergewinnen , wenn deformierende Kräfte, die auf sie einwirkten, nachlassen ; man sieht dies z. B. beim mikroskopischen Bilde des Blutstromes in den Kapillaren , wenn ein Blutkörper durch die vis a tergo gegen den „Sporn" an einer Teilungsstelle getrieben wird und eine Zeitlang rittlings auf demselben schwebt, bis der Strom in dem einen Gefäß- zweige überwiegt und den Blutkörper mitnimmt. Die heutzutage vom Stand- punkte der modernen physikalischen Chemie genauer studierten osmo- tischen Eigenschaften der Erythrocyten sind sehr lange in dem Sinne bekannt, daß man bei Zusatz konzentrierterer — „hypertonischer" — Salzlösungen dieselben schrumpfen sah. Die ersten Schrumpfungs- stadien, die Stechapfel- und Maulbeerformen, erhält man im Blutpräparat auf dem Objektträger bekanntlich leicht durch beginnendes Eintrocknen bzw. leichtes Erwärmen; auch elektrische Entladungen haben im Beginn diese ') Pflügers Arch. 68, 55, 1897. — *) Arch. itahennes de biol. 41, 93 u. 101, 1904. — 3) A. a. 0. u. Pflügers Arch. \)2, 615, 1902. — ") Ebenda 89, 119, 190Q. — *) Ebenda 92, 472, 1902. — «) Travaux du Lab. de Eanvier 1901. — ') A. a. 0. 30 Stromata der Erythrocyten. Wirkung. Konzentrierte Salzlösungen rufen aber geradezu Faltungen des ganzen Körpers hervor. Im makroskopischen Bilde präsentiert sich diese Schrumpfungswirkung schon dadurch, daß die Farbe einer Blutprobe bei Zu- satz von konzentrierter Salzlösung beträchtlich heller wird, infolge stärkerer diffuser Reflexion des Lichtes von den faltigeren Oberflächen der Erythro- cyten. Umgekehrt erhält man beim Zusatz von Flüssigkeiten, deren osmo- tische Konzentration geringer ist als diejenige des Plasmas — also „hypoto- nischen" Salzlösungen usw. — Quellung der Erythrocyten. Dieselben nehmen Kugel- statt Scheibenform an, wobei anfänglich der Durchmesser sich verringern kann, da die Kugel mit einem kleineren Durchmesser bereits ein viel größeres Volumen hat , als eine flache Scheibe mit einem größeren Durchmesser. Am intensivsten bewirkt natürlich reines Wasser die Aufquellung, an welche sich, ebenso wie auch bei der Ein- wirkung elektrischer Entladungen, die Zerstörung oder Auf- lösung anschließt; wir werden die Agenzien, durch welche die letztere bewirkt werden kann, noch im Zusammenhange besprechen. Eine große Rolle spielen in der älteren Literatur mikroskopische Bilder, wie sie an den kernhaltigen elliptischen Blutkörpern von Fröschen und Tri- tonen von Brücke^) mittels verdünnter Borsäurelösung, von Hünefeldt^) und Hensen'') auch mit Salzlösungen, von Stricker*^) und Rollett'') mit Wasser und Kohlensäure erhalten worden, wobei eine Trennung in zwei geformte Substanzen einzutreten scheint, von denen die eine, glashelle, als Oekoid, die andere, um den Kern sich zusammenziehende, als Zooid bezeichnet wurde. Nach Laptschinsky u. a. ') sollen beide sich Färbe- mitteln gegenüber different verhalten. Wie schon erwähnt, bleibt bei der Auflösung oder Herausschwemmung des Hämoglobins durch Wasser ein sehr zartes , mikroskopisches Gebilde zurück , welches mit der Bezeichnung „Schatten" belegt worden ist. Daß es sich dabei einfach um eine sack- artige Hülle oder Membran handeln soll, aus welcher der Inhalt aus- getreten ist, ist in keiner Weise bewiesen (s. Rolle tt, S. 19), eher handelt es sich um eine feinfaserige, elastische Grundsubstanz, welche man als „Gerüst" oder „Stroma" (Rollett) bezeichnen kann. Da- mit soll anderseits nicht geleugnet werden, daß die schematische Betrachtung der Erythrocyten als semipermeabler Membranen mit Inhalt von bestimmter osmotischer Spannung, wobei von den Bestandteilen des umgebenden Me- diums die einen die Poren der Membran nicht passieren können, während sie für die anderen durchgängig sein kann, methodisch und heuristisch sehr wert- voll sein kann. In einer ihiaen isotonischeu Salzlösung werden die Erythrocyten genau ihr Volumen behalten, während jede Verminderung der osmotischen Konzentration derselben ihr Volumen vermehren, jede Vermehrung es herab- setzen muß; beides läßt sich mit der Hämatokritmethode [Hedin '), Koppe**)] *) Sitzungsber. d. Wien. Akad. 56 [2] 79, 1867. — *) Der Chemismus in der tierischen Organisation, Leipzig 1840. — '•') Zeitschr. f. wiss. Zoologie 9, 264, 1857. — ") Pflügers Arch. 1, 590, 1868. — ^) Unters, aus dem physiol. Institut in Graz 1870, S. 10. — ^) Sitzungsber. d. Wien. Akad.. (38 [3. Abt.], 148, 1873. — 0 A.a.O., siehe außerdem Zeitschr. f. physiol. Chemie 17, 164, 1895; Skand. Arch. f. Physiol. 5, 207, 328, 377, 1895; Pflügers Arch. 60, 360, 1895; 68, 229, 1897; 78, 525, 1898. — ^) Siehe oben und bei Hamburger 1, 183 u. 202. Permeabilität der Erythrocyten. 31 aufs genaueste bestimmen und so die ihnen genau entsprechende osmotische Konzentration finden. Der erste, welcher in analoger Weise die Zusammen- setzung der wirklich „physiologischen" Kochsalzlösung zu be- stimmen versucht hat und die „Blutkörpermethode" als Konkurrentin der pflanzlichen ,,Pla8mo]yse" und der physikalischen Methoden (Siedepunkts- erh()hung und Gefrierpunktserniedrigung) zur Bestimmung der osmo- tischen Spannungen empfohlen hat, war Hamburger ^), von welchem auch die Bezeichnungen „isotonisch", „hypertonisch" und „hypotonisch" her- rühren. Indessen mußte ihm anfangs von Grijns^) der Vorwurf gemacht werden, daß er die „Semipermeabilität" der Erythrocyten zu schematisch als „Impermeabilität" auffaßte. Die Untersuchungen dieses Forschers, ferner von Hedin^), Koppe-*), Overton''), Willerding'''), Oker-Blom^ und Hamburger selbst"^) u. a. haben in bezug auf die „Permeabilität" der roten Blutzellen nun eine ganze Reihe interessanter Resultate gezeitigt, auf welche hier nur ganz kurz hingewiesen werden kann. Es gibt Stoffe, für welche die Erythrocyten vollständig durchlässig sind, wie z. B. Harnstoff. Dieser ist außerdem ungiftig, d. h. zu einer isotonischen Salzlösung, in welcher sich die Blutkörper befinden, hinzugefügt, schädigt er sie nicht im mindesten. Anders wirken andere Stoffe, für welche dieselben gleichfalls permeabel sind, wie z. B. Methyl- oder Äthylalkohol, Ammonium- haloidsalze usw. W^as nun die Elektrolyten betrifft, so war bereits Grijus und Hedin aufgefallen, daß freies Ammoniak äußerst leicht eindringt, wah- rend die Ammoniaksalze sich sehr verschieden verhalten. Die weiteren Unter- suchungen haben dann zu der Annahme einer spezifischen Permeabi- lität für die verschiedenen Ionen geführt, von denen die elektropositiven Kalium- und Natriumionen gar nicht einzudringen vermögen, während die Blutkörper für die Säm-eanionen CO3, Cl', NO3, SOl', POV, permeabel wären. Diese „spezifische lonenpermeabilität" kann aber nach den physikochemischen Grundvorstellungen nur so verstanden werden, daß zu gleicher Zeit mit dem Eindringen von Ionen in die Erythrocyten ein Austritt gleichwertiger Ionen aus ihnen erfolgt. Wenn also kohlensäure- haltige rote Blutkörper in die Lösung eines Alkalisalzes gelangen, so treten COs-Ionen aus ihnen in die letztere über, zugleich aber auch Säureionen aus der Salzlösung in die Erythrocyten hinein. Die Salzlösung bekommt dann durch ihren Karbonatgehalt alkalische Reaktion bei Verwendung nicht säure- empfindlicher Indikatoren, wie Lackmus. Es erscheint selbstverständlich, daß die Permeabilität der Erythro- cyten unter den verschiedenen physiologischen und pathologischen Be- dingungen sich verändern wird. Es ist darüber gestritten worden, inwiefern die von Manca^) genauer studiei-te Herabsetzung der Widerstands- fähigkeit der Erythrocyten gegen ihre Zerstörung — Hämolyse, siehe gleich weiter unten — z. B. durch Alkaloide, Chloroform, Aufenthalt außerhalb der normalen Blutgefäße, mit der Erhaltung ihrer Lebenseigenschaften zusammen- ') Hamburger 1, 183 u. 202. — '■') Pflügers Arch. 63, 86, 1896. — '■') A.a.O. — *) A.a.O. — *) Vievteljahrssehr. d. naturf. Ges. Zürich 1895, S. 159; Zeitschr. f. physikal. Chemie 22, 189, 1895. — '') Dissertation Gießen, 1897. — '') Pflügers Arch. 79, 111, 1900; 81, 167, 1900. — «) A. a. 0. — ') Lo Sperimentale 48 (1895); Arch. ital. di clinica med. 35 (1896). 32 Aufhellung und Hämolyse. hängt. Es muß aber betont werden , daß die Entscheidung , ob ein rotes Blutkörperchen lebendig ist oder nicht, dadurch schwierig oder unmöglich wird, daß der Charakter der Erythrocyten als lebende Zellen über- haupt nicht mit dem der meisten Körperzellen, ja selbst der farb- losen Blutkörper zu vergleichen ist. Speziell beim Menschen und den bzw. Säugetieren weist ja schon das Fehlen des Kernes darauf hin, wieviel die ausgebildeten Erythrocyten von ihren allgemeinen Zelleneigenschaften eingebüßt haben. Hierzu scheint insbesondere die für die Leukocyten wohlbekannte (s. unten) Fähigkeit zur selbständigen amöboiden Be- wegung zu gehören; sie scheint zwar bei den Entwickelungsstadien noch vorhanden zu sein, auch bei den kernhaltigen Erythrocyten junger Hühner hat M. Schnitze sie noch konstatiert; dagegen kann keine Frage sein, daß die an menschlichen Blutkörpern unter der Einwirkung der Erwärmung, elektrischer Schläge usw. auftretenden Formänderungen nichts mit aktiven Kontraktions- und Expansionsvorgäugen zu tun haben. Dagegen hat gerade für die Erythrocyten des Menschen und anderer Säugetiere, aber nicht der Vögel und Amphibien, Cavazzani') angegeben, daß beim Aufenthalt in iso- tonischer oder hypotonischer Kochsalzlösung von 35 bis S^ sie auf Zusatz von etwa 1 Promille Ferrocyankalium oder Rhodankalium feinste wimper- ähnliche Ausläufer entsenden, welche, wenn auch beschränkte, Expansions- und Retraktionsbewegungen vollführen und auf Kokainzusatz völlig ein- gezogen werden. Aufhellung und Hämolyse. Wenn man bei einem Säugetier Blut entnimmt, durch Defibrinieren und Zentrifugieren daraus die Erythrocyten isoliert und sie auf Eis auf- bewahrt, so können sie erhalten bleiben und ihre Funktion weiter übernehmen , wenn man sie auch bis zu vier oder fünf Tagen später wieder demselben Tier oder einem Tier der gleichen Art in die Blutbahn injiziert. Wartet man länger, oder erwärmt man sie zuvor auf 52'', oder handelt es sich endlich um Blutkörper einer anderen Tierart, so gehen dieselben als- bald nach der Injektion zugrunde, d. h. sie lösen sich im Plasma auf. Es handelt sich hierbei um die Einwirkung eigentümlicher Bestandteile des Blutes, welche als Hämolysine bezeichnet werden; ihre allgemeine Stelhing, insbesondere im Sinne der Ehrl ich sehen Seitenkettentheorie, ist bereits im zweiten Bande (zweite Hälfte, zweiter Teil) dieses Handbuches von C. Oppen- heimer behandelt worden. Als Bestandteile des Blutplasmas werden sie weiter unten noch kurz zu erwähnen sein ^j. Gewöhnlich nicht als „Hämo- lyse" bezeichnet wird die Zerstörung der Erythrocyten in vitro durch einfache physikalische oder chemische Agenzien, wobei der Blut- farbstoff sich im Plasma auflöst und aus dem undurchsichtigen, im auf- fallenden Lichte farbigen Blute eine durchsichtige, im durchfallenden Lichte farbig erscheinende Flüssigkeit wird. Man hat das sonst als „Lackfarbig- machen des Blutes" bezeichnet, indem es nunmehr, auf eine Fläche auf- gestrichen, den Grund erkennen läßt, also als „Lackfarbe" wirkt, während es ') Zitiert nach Luciani, Physiologie. — '"') Eine Zusammenstellung über Hämo- lysine hat H. Sachs 1902 in den Ergebnissen der pathologischen Anatomie ver- öffentlicht. Mittel zur Aufhellung. 33 vorher den Untergrund nicht erkennen ließ, also als „Deckfarbe" wirkte. Da immerhin diese Terminologie farbentechnisch nicht ganz zutrifft, dürfte es vorzuziehen sein, statt dessen vom „Aufhellen" des Blutes zu reden. Dasselbe wird, wie wir schon gesehen haben, bewirkt durch Zusatz von hypo- tonischen Salzlösungen, am schnellsien von destilliertem Wasser zum Blute. Ist letzteres in größerer Menge vorhanden, so sind unter dem Mikro- skop die Stromata gar nicht zu erkennen , können aber durch Zusatz von etwas Methylviolett sichtbar gemacht werden. Auf die Wirkung des reinen Wassers wird auch das Aufhellen des Blutes durch Gefrieren- und Wiederauftauenlassen zurückgeführt. Es gefriert natürlich reines Wasser aus , und beim Auftauen äußert dieses seine schon erwähnte osmotische Wirkung. Aufgehellt wird das Blut ferner durch Alkohol, Äther, Chloroform, Aceton, Schwefelkohlenstoff, weshalb diese Stoffe bei der Bereitung des Hämoglobins im kristallisierten Zustande Verwendung finden. Man erklärt ihre Wirkung dahin, daß sie die in den Stromata enthaltenen, bzw. die „Membran" bildenden, mit dem Blutfarbstoff locker verbundenen Lipoide (Lecithin) auflösen. Auch vSäuren und Alkalien wirken auflösend auf die Erythrocyten, wenn die Konzentration die richtige ist und sie lange genug einwirken. Nach Koppe 1) soll es sich eben um reine lonenwirkung handeln; die H-Ionen sollen die Lipoide der Erythrocyten katalytisch spalten, die OH-Ionen ihre Verseifung besorgen. Bei der Einwirkung der Säuren und Basen wird übrigens, worauf bald zurückzukommen sein wird, der Blutfarbstoff selbst zersetzt. Nach Rywosch^) soll bloßes mechanisches Zerreiben mit Seesand zur Zerstörung aller Erythrocyten ausreichen und es soll, wenn der so er- haltene Brei mit isotonischer Salz- oder Zuckerlösung verrieben wird, Auf- lösung des Blutfarbstoffs in derselben stattfinden. Die Schlußfolgerung des Verfassers, daß nur die Intaktheit der „Wand" der Blutkörper unter nor- malen Verhältnissen den Austritt des Hämoglobins verhindere, erscheint aller- dings durch diese bloße Beobachtung nicht gerechtfertigt (siehe oben und weiter unten). Für die Aufhellung des Blutes sowohl durch die lipoidlösenden Stoffe als auch durch Säuren und Alkalien ist nach Koeppe eine bestimmte Temperatur notwendig, unterhalb welcher die Auflösung der Erythrocyten nicht eintritt. Bloßes Erwärmen des Blutes über 65 bis zu 68° bewirkt aber an sich schon Erythrocytenzerstörung und Aufhellung, vielleicht durch Schmelzen der in den Erythrocyten enthaltenen Lipoide: L. Hermann, s. unten. Dem gegenüber weist allerdings Rollett (s. unten) energisch darauf hin, daß der quantitative Gehalt der Erythrocyten an Lipoiden minimal sei. Auf solche, direkt demonstrierbare Erwärmung ist ohne Zweifel auch die Aufhellung des Blutes beim Durchleiten von Induktionsströmen, insbesondere durch dünne Schichten auf dem Objektträger zurückzuführen. ^) Pflügers Arch. 99, 33, 1903; 107, 86, 1905. — ^) Zentralbl. f. Pliysiol. 19, 388, 1905. Nagel, Physiologie des Menschen. Ergänzungsband. o 34 Blutfarbstoff. welche zuerst durch E. Neumann ^) beobachtet und neuerdings von L. Her- mann weiter verfolgt worden ist. Schwieriger zu erklären ist die bereits vorher vonRollett^) als erstem beobachtete und genau beschriebene, neuer- dings wiederholt untersuchte^) Aufhellung durch Kondensatorentla- dungen. Hier ist die konstatierbare Erwärmung sehr gering, ferner verliert auffälligerweise das Blut durch Zusatz von verhältnismäßig niedrig konzen- trierten Salzlösungen die Fähigkeit, durch Kondensatorentladungen auf- gehellt zu werden, während solcher Zusatz auf die Aufhellung durch Er- wärmen auf über 65° ohne Einfluß bleibt. RoUett unterscheidet bei den Kondensatorentladungen eine unmittelbare Wirkung und eine einige Zeit später eintretende Folgewirkung und glaubt, daß die erstere wohl in einer Art mechanischer Schädigung — Durchlöcherung, Zertrümmerung — des als ' Nichtleiter aufzufassenden Stromas erblickt werden könne. Im ersten Falle sollen die Elektrolyte in den geschädigten Blutkörpern bzw. Stromata zu- rückbleiben und nur das Hämoglobin austreten , beim Erwärmen dagegen sollen die Elektrolyte teilweise austreten, wie Rolle tt daraus schließt, daß er bei dem durch Kondensatorentladungen aufgehellten Blute die elektrolytische Leitfähigkeit herabgesetzt, bei dem durch Erwärmen aufgehellten dagegen erhöht fand. Es hat seitdem Gremer ■*) betont, daß die Aufhellung auch durch die Kondensatorentladungen recht wohl vermittelst einer Wärmewirkung er- klärt werden könne, wenn man annehme, daß die Blutkörper von einer dünnen und sehr schlecht leitenden Oberflächenschicht umgeben seien , in welcher dann die Wärmebildung stattfinde, und wobei die entwickelte Gresamtwärme- menge die Temperatur des Blutes als Ganzen gar nicht wesentlich zu erhöhen brauche. Wie man sieht, hängt die Anschauung der einzelnen Autoren über die Erscheinungen beim Aufhellen wesentlich von den Vorstellungen über die Struktur der Erythrocyten ab, über welche eine positive Auf klärung bis jetzt nicht zu erhalten ist. Eine lesenswerte Kritik dieses Gebietes hat RoUett in seiner oben erwähnten Arbeit im 82. Bande von Pflügers Archiv gegeben. Beim Aufhellen des Blutes bzw. der Hämolyse geht der wichtigste chemische Bestandteil der roten Blutkörper in wässerige Lösung, näm- lich der sogenannte Blutfarbstoff. Seine auffälligste und früh bekannt gewordene physikalische Eigenschaft ist die Fähigkeit, in wohlausgebildeten Kristallen auszukristallisieren, welche ihren Entdeckern Hünefeldt, Reichert, KöUiker, Leydig u. a. mehr als zufällige Befunde erschienen, während erst Funke, Kunde und Lehmann lernten, sie methodisch darzustellen. Das Nähere hierüber ist bei Rollett einzusehen; eine das Historische vorwiegend hinsichtlich der spektroskopischen Eigenschaften des Blutfarbstoffes und seiner Derivate gleichfalls gründlich und kritisch, wenn auch nicht immer parteilos berücksichtigende Darstellung hat Gamgee in Schäfers Text-Book gegeben. An letzterer Stelle sind auch ') Arch. f. Anat. u. Physiol. 1865, S. 682. — '^) Sitzungsber. d. Wien. Akad. 46, 2. Abt., S. 92, 1862; 47, 356, 1863. — ^) Pflügers Arcb. 83, 199, 1900. — *) Zeitschr. f. Biol. 46, 101, 1904. Blutfarbstoffkristaile. 35 die Methoden zum Teil dargestellt, welche dazu dienen können, mikro- skopisch, wie auch makroskopisch in größerer Menge die Kristalle des Körpers zu erhalten, welcher zuerst als Ilämatokristallin, dann als Hämatoglobulin, endlich mit dem etwas kürzeren, jetzt allgemein gebräuch- lichen Namen Hämoglobin bezeichnet worden ist. Es sei hier hinzugefügt, daß zur Herstellung der Kristalle auf dem Objektträger Verreibung des be- nutzten Quantums defibrinierten Blutes mit Chloroform sehr zweckmäßig sein kann. Es lassen sich auf diese Weise Sauerstoff -Hämoglobinkristalle von Hund und Katze meist ziemlich leicht, von der Ratte ohne weiteres er- halten: bei letzterem Tiere kann man unter dem Mikroskop geradezu beob- achten, wie sich in den Blutkörpern bzw. aus den Blutkörpern die breiten rhombischen Mädeln (s. unten) bilden. Hatte man zuvor ein Quantum defi- briniertes Rattenblut in einem Schälchen mit etwas Chloroform gemischt, so findet man bald das Ganze zum förmlichen Kristallbrei erstarrt. Es unter- scheidet sich also das Hämoglobin der verschiedenen Tierarten durch die geringere oder größere Leichtigkeit, mit der man Kristalle er- halten kann, die übrigens, wie bald noch zu besprechen sein wird, im um- gekehrten Verhältnis zur Löslichkeit der Kristalle in Wasser zu stehen scheint. Bekannt und sehr früh konstatiert ist die Tatsache, daß die Kristalle des Blutfarbstoffes bei den verschiedenen Tierarten in für jede charakteristischer Weise verschieden aussehen und zum Teil auch verschiedenen Systemen angehören. Jedenfalls sind sie, wie wir seit den exakten Arbeiten von v. Lang^) wissen, kristallographisch wohldefiniert, und zwar sind es beim Menschen und bei der Mehrzahl der Tiere (Katze, Hund, Rind, Schwein usw.) rhombische Prismen. Auch die anscheinend tetra- edrischen Pyramiden , welche man beim Meerschweinchenblut sehr leicht er- hält (z. B. wenn man dasselbe in defibriniertem Zustande auf dem Objekt- träger mit Canadabalsam vermischt und das Ganze mit einem Deckglase be- deckt), und die man vorher dem regulären System zugerechnet hatte, erwiesen sich V. Lang als rhombische hemiedrische Bildungen. Solche sollen nach Halliburton-) auch beim Yogelblut, nach Kunde, Lehmann und Hoj^pe- Seyler^) auch beim Rattenblut vorkommen. Bei letzterem habe ich öfter anscheinende sechsseitige Tafeln beobachtet, welche bei genauerem Zusehen indessen auch nur rhombische Tafeln mit abgestumpften Ecken darstellen. Dagegen gehören nach v. Lang die sechsseitigen Tafeln , in denen der Blut- farbstoff des Eichhörnchens kristallisiert, unzweifelhaft dem hexagonalen System an, da sich im Polarisationsmikroskop konstatieren läßt, daß die Hauptachse senkrecht zu den sechsseitigen Flächen steht. Es soll hier gleich bemerkt werden, daß an den Blutkörperchen niemals Doppelbrechung gesehen wird, die aber alsbald an den Kristalleu erscheint, welche in ihrem inneren (s. oben hinsichtlich des Rattenblutes) oder in blutdurchtränkten Geweben eventuell auftreten. Wie weit die Verschiedenheit der Kristallform mit einer Verschiedenheit in der chemischen Zusammensetzung des Hämoglobins verschiedener Tier- ') Sitzungsber. d. Wien. Akad., math.-nat. KL, 46, 2. Abt., S. 5, 1862. — *) Physiol. Chemistry, p. 270. London 1891. — ^) Med.-chem. Unters. 1868, S. 195. 36 Sauerstoffbinduug und Farbe des Hämoglobins. arten zusammenhängt, wird bald erörtert werden. Bei einem und dem- selben Tier ist indessen die Kristallform die nämliclie, ob nun das Blut mehr oder weniger Sauerstoff enthält, oder ganz oder teil- weise mit Kohlenoxyd gesättigt ist, so daß man also sagen kann, daß die Kristallform für die mehr oder weniger lockeren oder festen Verbindungen des Blutfarbstoffes mit Gasen die gleiche ist wie für das Hämoglobin als solches. Kristalle des letzteren lassen sich leicht erhalten, wenn man z. B. Hundeblut bei Sauerstoffabschluß in Glas- röhren eingeschmolzen sich selbst überläßt [Gscheidlen i) ; daß faules Blut leicht kristallisiert, hatten schon Parkes, Alexander Schmidt, Böttcher und Klebs gesehen, siehe das Zitat bei Rollett, S. 40]. Nach Preyer^j kristallisiert Erstickungsblut besonders leicht, weil die Blutkörper bei der Er- stickung teilweise aufgelöst werden. Die Kristalle bestehen eben auch aus „Sauerstoff freiem Hämoglobin", wie beim gefaulten Blut. Die Farbe der Hämoglobinkristalle richtet sich nach Art und Menge des Gases , welches an das Hämoglobin gebunden ist. Sie entspricht im allgemeinen (und zwar in bei bestimmten Schichtdicken entsprechender, in beiden Fällen proportional zunehmender Sättigung) derjenigen einer wässe- rigen Lösung des Hämoglobins bzw. seiner Verbindung mit dem betreffenden Gase. Die Farbe der Lösung ist charakteristisch für den jeweiligen Zustand bzw. die Verbindung oder das etwaige Spaltungsprodukt des Hämoglobins. Die Farbe eines durchsichtigen Körjjers oder einer ge- färbten , klaren Lösung im durchfallenden Lichte rührt bekanntlich daher, daß von den Strahlen verschiedener Wellenlänge der Schwingungen bzw. ver- schieden starker Bi-echbarkeit ein Teil absorbiert oder verschluckt wird, während der andere Teil durchgelassen wird. Die Farbe, welche der durch- sichtige Körper bzw. die Lösung im durchfallenden Lichte zeigt, entspricht der Mischfarbe aus sämtlichen durchgelassenen Strahlen. Absorption kann aber natürlich auch stattfinden innerhalb der unsichtbaren Teile des Spek- trums, also der ultraroten und der ultravioletten Strahlen. Gerade in der Nähe oder innerhalb der letzteren ist die Absorption nicht ohne Wichtigkeit für die Spektroskopie des Blutes. Genauen Aufschluß über die charakteristische Farbennuance des Blut- farbstoffes und seiner Derivate kann ja eben nur das Spektroskop liefern, welches die Lage der absorbierten Lichtarten im Spektrum aufs genaueste zu lokalisieren, ja vor allem auch die relative Intensität der Lichtabsorption an jeder Stelle innerhalb der „Absorptionsstreifen bzw. -bänder" genau zu bestimmen gestattet. Die Anerkennung der Wichtigkeit der Spektro- skopie und Spektrophotometrie des Blutes ist denn auch in steti- gem Fortschritt begriffen, und mit ihr die praktische Verwertung in der physiologischen und pharmakologischen Forschung, wie in der klinischen, toxikologischen und gerichtsärztlichen Praxis. Seit der Entdeckung des Absorptionsspektrums des Sauerstoffhämoglobins durch Hoppe-Seyler im Jahre 1864 3) ist dies Gebiet besonders durch Preyer'i) bei uns und Sorby, Ray Lankester und Gamgee ') (letzterer bearbeitete ') Pflügers Arch. 16, 421, 1878. — ") Die Blutkristalle. Jena 1871. — =*) Vir- chows Arch. f. pathol. Anat. 33, 446, 1862. — •») A. a. 0. — ^) Siehe dessen Artikel über das Hämoglobin in Schäfers Textbook of Physiol. 1. Spektroskopie des HämoglobinF^. 37 besonders das unsichtbare Spektrum) in England kultiviert worden. Von besonderer Bedeutung war die Einführung der Spektrophotometrie durch K. Vierordt i) und ihre Verbesserung und Anwendung zur exakten Bestim- mung des Sauerstoffbiudungsvermögens des Hämoglobins durch Hüfner^). Auch die Bemühungen des Franzosen Henocque^) und neuestens Bür- kers'*), die Apparatur zur Blutspektroskopie einfach und doch voll- kommen zu gestalten und so der Klinik dienstbar zu machen, dürfen hier nicht unerwähnt bleiben. Für die vielfach mit Unrecht vernachlässigte Unter- suchung der Absorptionsverhältnisse im violetten Ende des sichtbaien Spek- trums, sowie im Gebiete der ultravioletten Strahlen wurde natürlich die Spektralphotographie ein unentbehrliches Rüstzeug, welches, zuerst von Soret""), d'Arsonval'') und Gamgee'^) speziell für diesen Zweck an- gewendet, neuerdings auch für die Untersuchung des gesamten Spektrums große Bedeutung erJaugt hat, vor allem für die genaue Lokalisation der Absorptionsstreifen und die Bestimmung ihrer relativen Intensität, der Lage der Maxima usw. Diese wichtigen Punkte, welche freilich von den älteren Autoren bereits mit größter Exaktheit, zumal bei Zuhilfenahme der Spektrophotometrie berücksichtigt worden sind , erfahren natürlich bei Zuhilfenahme der Photographie eine absolut dokumentarische Festlegung. Es sind vor allem die Fortschritte in der Herstellung farbenempfindlicher Platten, die jetzt eine photometrisch richtige Wiedergabe nahezu des ganzen Spektralbereiches auf einer und derselben Platte ge- statten, die die Ergebnisse von Arbeiten ermöglicht haben , wie es diejenigen von Lew in, Miethe und Stenger ^), ganz besonders aber von Rost, Franz und Heise ^) sind. Die letzteren haben als Blutspektrographen für pharmako-toxikologische und forensische Zwecke einen einfachen , leicht zu handhabenden, jederzeit gebrauchsfertigen, außerdem nicht zu kostspieligen Apparat zusammengestellt, der geradezu ideale Ei'gebnisse liefert. Auf die Details der Einrichtung der Spektroskope und die Technik des Spektroskopierens kann hier nicht näher eingegangen werden ; ebenso wird es bei der Besprechung der spektrophotometrischen Ergebnisse, z. B. unten bei der quantitativen Hämoglobinbestimmung, bei dem bloßen Hinweise bleiben müssen. Indessen muß auf einige Punkte kurz eingegangen werden. Die üblichen Abbildungen , so auch die bisherigen photographierteu Blutspektra, bezogen sich meistens auf das durch Prismen erhaltene Brechungsspektrum, bei welchem entsprechend der fortschreitenden Zunahme der Brechbarkeit der Strahlen vom roten nach dem violetten Ende hin die einem gleichen Unterschiede der Wellenlänge entsprechende Distanz immer größer wird. Dementsprechend nimmt aber auch die absolute Helligkeit und wieder ent- sprechend die anscheinende Intensität der Absorption ceteris paribus von Rot ') Die Anwendung des Spektralapparates zur Photometrie usw., Tübingen 1873; Die quantitative Spektralanalyse usw., Tübingen 1873. — *) Festschr. z. 70. Geburtstage C.Ludwigs, S. 74, Leipzigl887; Arch. f. (Anat. u.) Physiol. 1894, S. 130, sowie die später erwähnten Arbeiten seiner Mitarbeiter. — ^) Siehe dessen „Spectroscopie biologique". Paris 1895. — *) Tagung der Deutschen physiol. Ges. 1909. — ^) Arch. des Sciences physiques et nat. 1873, p. 322 u. 359; 1883, p. 194. — ®) Arch. de physiol. (5) 2, 340, 1890. — ') Proc. Koy. Soc. 59, 276, 1896. — ^) Pflügers Arch. 118, 80, 1907. — ") Zentralbl. f. Physiol. 23, Nr. 6, 1909. Im Druck befindliche Arbeit in den Veröffentl. d. Kais. Gesundheitsamtes. 38 Sauerstoffhämoglobin und sauerstofffreies Hämoglobin. nacli Violett ab. Von zwei Absorptionsstreifen, welche in Wirklichkeit gleich breit und gleich dunkel sind, wird also beim Brechungsspektrum der nach dem Rot zu gelegene schmäler und dunkler, der nach dem Violett zu gelegene breiter und heller erscheinen. Die eigentlich allein brauchbare richtige Darstellung der Verhältnisse liefert direkt und ohne weiteres nur das Beugungsspektrum, wie man es durch Beugungsgitter erhält. Sonst kann sie nur indirekt durch Umzeichnung und, was die Intensität betrifft, durch verwickelte photometrische Methodik erhalten werden. Da man nun heutzutage für die in Hede stehenden Zwecke genügende Beugungsgitter sich leichter und billiger verschaffen kann als früher, so wäre die allgemeine Verwendung von Gitterspektrographen auch in der Blutspektroskopie wenigstens bei wissenschaftlichen Untersuchungen dringend zu wünschen. Sauerstoffhämoglobin und sauerstofffreies Hämoglobin. Die respiratorische Funktion des Hämoglobins und damit die- jenige des Blutes als Transportmittel speziell des Sauerstoffs, für welche die roten Blutkörper bei den Warmblütern so speziell herausdifferenziert sind, daß sie, wie wir sahen, das meiste von ihrer allgemeinen Zellnatur eingebüßt haben, knüpft sich an die Fähigkeit des Hämoglobins, Sauerstoff locker chemisch zu binden und denselben an Orten niederer Par- tiarspannung des Sauerstoffs im umgebenden Medium wieder ab- zugeben. Über die physikalischen Faktoren bei diesem doppelten Vorgänge, die Rolle, welche dabei die Lunge spielt, wie überhaupt über die Gase des Blutes und ihre Beziehung zur Atmung, ist in dem ersten Bande dieses Hand- buches durch Bohr eine so ausführliche Darstellung gegeben worden, daß es hier vollkommen überflüssig sein wird, darauf zurückzu-kommen. Obwohl der Farben unterschied zwischen arteriellem und venösem Blut frühzeitig beachtet und bei-eits von Leonardo da V^inci, Boyle, Mayow und anderen mit der Atmung in Beziehung gebracht worden ist , so war es doch nach dem Irrtume Lavoisiers, welcher die tierischen Oxydationsvor- gänge in die Lunge selbst verlegte, trotz der besseren Anschauungen von Spallanzani und Neueren, eben erst der Einführung und Ausbildung der Blutgasanalyse durch G.Magnus, Lothar Meyer, Pflüger und C. Ludwig vorbehalten, nachzuweisen, daß der Farbenunterschied auf der lockeren Bindung von Sauerstoff beruht, welche bei der „Arterialisation" des Blutes in den Lungen stattfindet, während die Abgabe des Sauerstoffs an die Gewebe zur Unterhaltung der in ihnen stattfindenden Oxydationsprozesse die mit dem „Venös werden" verknüpfte dunklere Färbung des Blutes bedingt. Vielfache pathologische und klinische Erfahrung lehrt, daß mit gestörter Sauerstofferneuerung nicht nur die Dunkelfärbung des venösen Blutes zu- nimmt, sondern auch das arterielle und besonders Capillarblut eine dunklei'e Färbung annimmt: die betreffenden Gewebe und die darüberliegende Haut erhalten dabei die bläuliche Verfärbung, welche in den Bezeichnungen der Cyanose, des Cyanotischen ausgedrückt ist. Wird die bei einem Patienten oder Versuchstier durch ein Anästhetikum erzeugte Narkose so tief, daß darunter die Atemgröße und damit die Arterialisation des Blutes erheblich leidet, so sehen wir dieses allgemeine Dunklerwerden des Blutes eintreten. Anderseits wird es bei guter Lüftung und gleichzeitig starker Herabsetzung Absorptionsspektrum des Sauerstoff hämoglobins. 39 des Stoffwechsels durch Entspannung der Muskulatur in der Narkose nicht wundernehmen, wenn das Blut in den Venen eher hellere, dem arteriellen sich nähernde Färbung zeigt. Erstickungshlut sieht schwarz aus, nur in ihm ist alles Hämoglobin völlig Sauerstoff frei, im übrigen ist das im Blute enthaltene Hämoglobin stets mehr oder weniger mit Sauerstoff gesättigt, in den Venen am wenigsten, in den Arterien am meisten — aber auch hier erreicht unter den normalen Bedin- gungen der Sauerstoff gehalt niemals das volle Sauerstoffbindungs- vermögen des vorhandenen Hämoglobins; dieses Verhalten wird uns natürlich angesichts der sonst durch schon geringe Blutverluste bedingten Lebensgefahr, der Fälle stark erhöhter Ansprüche an den Gaswechsel durch Muskelarbeit usw. in jeder Beziehung zweckmäßig erscheinen. Das soeben besprochene Verhalten der Farbentönung des Blutes findet nun darin seine Begründung, daß dünne Schichten Blutes (z. B. von frischem Cruor, an welchem die ersten Beobachtungen angestellt wurden) oder einer reinen wässerigen Hämoglobinlösung eine prinzipiell verschiedene Farbe im durchfallenden Lichte zeigen, je nachdem sie mit Luft in Berührung bzw. mit Sauerstoff gesättigt sind, oder dieser letztere ihnen durch längeren Luft- abschluß, etwaige Fäulnis oder ein Reduktionsmittel entzogen ist. (Die Wir- kung bloßen Stehens bei Luftabschluß, die sogenannte Sauerstoffzehrung des Blutes, ist von Hoppe-Seyler, Pflüger und Gscheidlen beobachtet worden, siehe bei Rollett, S. 56.) Die Farbe des sauerstoffhaltigen Hämo- globins — ■ als kurze Bezeichnung ist „Sauerstoffhämoglobin" dem „Oxy- hämoglobin" vorzuziehen — ist rein hellrot bzw. „scharlachrot", eben dasjenige, was man im gewöhnlichen Leben blutrot nennt, in größeren Ver- dünnungen „pf irsichfarben" bis schließlich geradezu gelblich. Die Farbe des sauerstofffreien Hämoglobins, das auch wohl als „reduziertes Hämoglobin" bezeichnet wird, ist in dicken Schichten schwarz (Erstickungs- blut s. oben), in dünneren bläulich-bräunlichrot; die meist beliebte Be- zeichnung „kirschrot" trifft meines Erachtens nicht das Richtige und eignet sich besser für das Kohlenoxydhämoglobin. Besonders bei den Kristallen des sauerstofffreien Hämoglobins, wie man sie durch Faulenlassen von Blut im geschlossenen Rohr, auch durch Einschließen von großen Oxyhämoglobin- kristallen der Katze unter dem Deckglase erhalten kann , ist der bläuliche Farbenton sehr ausgesprochen. Daneben erscheint bei Lösung und Kri- stallen besonders im auffallenden Lichte ein grüner Farbenton: „Dichro- ismus des Sauerstoff freien Hämoglobins". Das Absorptionsspektrum des Sauerstoff hämoglobins in wässe- riger Lösung von derartiger Verdünnung und Schichtdicke, daß sie Pfirsich- farbe zeigt, läßt, wie zuerst von Hoppe-Seyler i) entdeckt und bald darauf von Valentin und von Stokes -) bestätigt worden ist, zwei dunkle Streifen „an der Grenze von Gelb und Grün" erkennen, zwischen denen ein durchaus heller absorptionsfreier gelbgrüner Zwischenraum besteht, und deren Lage im allgemeinen dadurch näher bestimmt ist, daß der nach dem roten Ende zu gelegene bei einiger Konzentration der Lösung unmittelbar an die der Natriumlinie entsprechende Fraunhofersche Linie D angrenzt. Breite 1) A. a. 0. — ^) Phil. Mag. (4) 28, 391, 1864. 40 Verändei'ung des Sauerstoffhämoglobinspektrums mit der Konzentration. und Schwärze der Streifen sind von der Konzentration der Lösung abhängig; ist diese gering, so erreicht der „linke" Streifen mit seinem linken Ende die D-Linie nicht, sondern es bleibt zwischen ihm und ihr ein mehr oder weniger heller Zwischenraum; nimmt die Konzentration zu und damit die Breite der Streifen, so erreicht er sie, kann sie weiterhin überdecken und bei stärkerer Konzentration oder Schichtdicke darüber hinaus nach dem Rot zu reichen. Hierbei fangen, wie wir gleich sehen werden, schließlich auch die beiden Streifen zusammenzufließen an, indem der Zwischenraum zwischen ihnen ver- schwindet. Die Maxima der Absorption für die beiden Streifen liegen nach Formaneki) bei A ==- 578,1 bzw. l = 541,7 ^ü/ii. Lewin, Miethe und Stenger finden für reines Pferde-Oxyhämoglobin die Ziffern 579 und 542. Es ist früher oft darauf hingewiesen worden, daß eine Lösung von karmin- saurem Ammoniak (rote Tinte) zwei sehr ähnliche Absorptionsstreifen liefert; dieselben liegen aber nach ^"* ■ zwei Bestimmungen der letzt- genannten Autoren bei k = 560 bzw. 518fiju. Im Brechungsspektrum, z. B. der üblichen gerad- sichtigen Handspektroskope, erscheint der „linke" Streifen schmäler und dunkler als der Ij „rechte"; dieser Unterschied fällt fort, ja kehrt sich um, wean ein Beugungsspektrum benutzt wird, bei welchem die Breite der Abschnitte der Zu- nahme der Wellenlängen pro- portional ist. Zur übersichtlichen Ver- anschaulichung der Ausdeh- nung der Absorptions- gebiete mit zunehmender Konzentration bzw. Schichtdicke bedient man sich zweckmäßig nach Govi^) der Glaströge mit keilförmigem Querschnitt, bei welchen die Schichtdicke nach der Kaute des Keiles zu immer geringer wird; die Kante muß natürlich zum Kollimatorspalt des Spektralapparates senkrecht stehen. Henocque^) benutzt einen solchen Keiltrog mit darauf angebrachter, empirisch gewonnener Teilung zur schätzungs- weisen Hämoglobinbestimmung (s. unten) und bezeichnet ihn als „Hämato- skop", ebenso wie es vorher Hermann*) mit einem Trog aus parallelen Platten getan, deren eine zwecks Veränderung der Schichtdicke verschiebbar ist. Benutzt man den Keiltrog nach Govi, so sieht man bei geeigneter Ver- dünnung die seit langem durch alle Lehrbücher verbreitete obenstehende Fig. 4; beträgt die Dicke des Troges am oberen, offenen Ende 1 cm , so entsprechen die angebrachten Ziffern dem Prozentgehalte der Lösung an Oxyhämoglobin, ') Zeitschr. f. anal. Chem. 40, 517. — '^ Compt. rend. 81, 1046 u. 1100, 1875. — ^) A. a. O. — ") rflügers Arcli. 4, 209, 1871. So retscher Streifen. 41 wobei die untere Keilschneide der Null entspricht. Nach Lewin, Miethe und Stenger sind die beiden bisher behandelten Streifen noch bei 0,007 Proz. sichtbar. Die beiRollett sich findende Angabe, daß bei 0,003 bis 0,01 Proz. nur der „linke", dem Rot nähere Streifen sichtbar ist, dürfte der Verwendung des Brechungsspektrums zur Last fallen. Von 0,4 Proz. an (immer bei 1 cm Schichtdicke) verdeckt der „linke" Streifen die D-Linie. Von 0,65 Proz. an fließen beide Streifen zusammen, und mit 0,85 Proz. tritt Unsichtbar- werden des Grün ein, indem der „rechte" dem Violett nähere Streifen bzw. die beiden längst miteinander verschwommenen Streifen nunmehr auch zu- sammenlaufen mit einer diffusen Absorption des gesamten violetten Spektralteiles, welche anfangs sehr schnell bis zur Mitte zwischen den Fraunhoferschen Linien G und F, nachher langsamer vordringt und bei etwa 0,5 Proz. 1^ erreicht. [Das erste Auftreten von „Grün" beim Verdünnen des Blutes hat seinerzeit Preyer i) zur Grundlage einer spektrokolorimetri- schen Bestimmung des Hämoglobins gemacht, siehe beiRollett, S. 49.] Diese nach dem Rot zu vorschreitende diffuse Absorption halte ich nun, wenn es auch nirgends ausdrücklich ausgesprochen wird, für nichts anderes als für die ins sichtbare Spektrum hinein stattfindende Ausbreitung des erst von Soret2) vermittelst Fluoreszenzokular wahrgenommenen, dann auch photo- graphisch fixierten, später von Gamgee^) weiter untersuchten begrenzten Absorptionsstreifens in der für das Auge kaum mehr sichtbaren, dagegen photographisch sehr wirksamen Gegend des äußersten Violett nahe der Grenze des „Ultraviolett". Derselbe liegt nach den Mes- sungen von Gamgee sowie Lewin, Miethe und Stenger bei X = 413 bis 415 (U^u-, vielleicht mit minimalem Unterschiede bei verschiedenen Tierarten. Kein anderer bekannter Farbstoff, insbesondere auch nicht die vorhin er- wähnte Karmintinte zeigt diesen Streifen zwischen G und H. Dagegen ist er, wie wir gleich sehen werden, in etwas veränderter Form und Lage auch beim sauerstofffreien Hämoglobin, sowie bei allen Gasverbindungen und Deri- vaten des Blutfarbstoffes zu erhalten. Dazu genügt ferner eine geringere Konzentration bzw. Schichtdicke, als zur Wahrnehmung der im sichtbaren Spektrum gelegenen Absorptionsstreifeu: nach Lewin, Miethe und Steuger ist derSoretsche Streifen auf der photographischen (Isokol-Bade) Platte noch gut erkennbar bei 0,0025 Proz. Oxyhämoglobin. Von etwa 0,65 Proz. ab (immer bei 1 cm Schichtdicke) beobachtet man ferner eine Absorption im äußersten Rot an den Fraunhoferschen Linien a bis C. Die neuere Angabe von Ville und Piettre''), daß Oxyhämoglobin vom Pferde noch einen Streifen bei X = 634 //u zeige, wird von Lewin als durchaus falsch bezeichnet und auf Verunreinigung mit Methämoglobin zurückgeführt. Lösungen von sauerstofffreiem Hämoglobin erhält man zwecks Untersuchung ihres Absorptionsspektrums , indem man zu aufgehelltem und mit Wasser verdünntem Blut oder zu reinen Oxyhämoglobinlösungen ein Reduktionsmittel fügt; als solches kann Schwefelammonium dienen, hat aber den Nachteil, daß dabei leicht die angebliche SchwefelwasserstofEverbin- dung des Hämoglobins oder Methämoglobins in genügenden Mengen entstehen *) Ann. d. Chem. 140, 187, 1866. — ^) A. a. O. u. Compt. rend. 97, 642, 1883. — =*) A. a. 0. u. Zeitschr. f. Biol. 34, 505, 1896. — ") Zeitschr. f. angew. Chem. 1906, Nr. 18. 42 Absorptionsspektrum des sauerstofüfreien Hämoglobins. kann, um die für dieses charakteristischen Absorptionserscheinungen mit ins Spiel zu bringen ; ferner wirkt es etwas langsam. Schneller wirken redu- zierende Lösungen von niederen Oxydationsstufeu der Schwermetalle, vor allem die weinsauren Doppelverbindungen des zweiwertigen Eisens oder Zinns (Eisenoxyduls bzw. Zinnoxyduls nach der alten Bezeichnungsweise) mit Ammo- niak, also Ferro-Ammoniumtartrat und Stanno-Aramoniumtartrat. Die Lösung der Eisenverbindung ist die von Stokes bevorzugte und nach ihm benannte. Untersucht man die Blutfarbstofflösung, die vorher das so- eben ausführlich behandelte Absorptionsspektrum des Oxyhämoglobins gegeben hatte, nach dem Zusatz eines dieser Mittel, so findet man (zugleich mit dem oben erwähnten dem unbewaffneten Auge erkennbaren Farbenumschlag) an Stelle der zwei Absorptionsstreifen an der Grenze von Gelb und Grün einen einzigen, viel breiteren und verwascheneren, dessen größte Absorptionsintensität etwa dem hellen Zwischenräume _. , zwischen den beiden Sauer- Fig. 5. Stoffhämoglobin streifen entspricht. In einigermaßen größerer Konzentration oder Schichtdicke reicht dieser Absorptionsstreifen weiter nach Violett zu (näher an die 2^-Linie heran) als der „rechte" Streifen des Sauer- stoffhämoglobins; indessen ver- schmilzt er niemals mit der diffusen Absorption, welche auch hier von dem violetten Ende her mit der Konzentration oder Schichtdicke zunehmend sich nach dem Rot zu ausbreitet, aber langsamer, und nie die i^-Linie erreicht, geschweige denn nach links hin überschreitet. Diese Tatsache, daß das Grün nie ausgelöscht wird, ist eigentlich selbstverständlich angesichts der von uns oben (S. 39) berichteten Erscheinungen des rot-grünen Dichroismus des venösen Blutes, insofern dieser auch bei den stärksten Konzen- trationen (Erstickungsblut) sichtbar ist. Im genaueren erhellt das spektrale Ver- halten des sauerstofffreien Hämoglobins wieder aus dem Bilde, das man ver- mittelst des Go vi sehen Keilti-oges oder des Henocqueschen Hämatoskops erhält : Wie Fig. 5 zeigt, überschreitet auch hier die linke Grenze des einen, breiten Absorptionsstreifens die D-Linie bei genügender Konzentration, bei 1 cm Schichtdicke etwa mit 0,5 Proz. beginnend. Man sieht ferner auch hier eine Absorption zwischen a und C, welche schon bei geringer Konzentration beginnt und mit Wachsen der letzteren nur langsam und wenig nach rechts zunimmt. Als Lage der Grenzen des „Hämoglobinstreifens" hat Vierordt^) bei 100 fach verdünntem Säugetierblut A = 572 und 542 fiu angegeben, 1) A. a. O. Messung der Reduktionsgeschwindigkeit. 43 während für das Maximum der Absorption neuerdings Lewin, Miethe und Stenger A = 559 bis 558 fi^ angeben. Der weniger stark nach dem Rot zu vordringenden diffusen Absorption entsprechend liegt auch der Soretsche Streifen für das sauerstofffreie Hämoglobin mehr nach „rechts", nach Lewin und seinen Mitarbeitern um 14 ^/t, nämlich bei A = 420 fijU. Vierordti) hat gezeigt, daß, wenn man die Grenze zweier dicht aneinander ge- legter Finger vor den Spalt des Spektroskops bringt und die dünne Hautschicht mit direktem Sonnenlicht durchleuchtet, man die beiden Oxyhämoglobinstreif en deutlich wahrnehmen kann. Um- schnürte er die Finger mit Kautschukringen, so konnte er^) die Zeit bestimmen, welche verging, bis an die Stelle der beiden Sauer- stoffhämoglobinstreifen der einzige Streifen des sauerstofffreien Hämoglobins trat, als Zeichen, daß die Gewebe allen in dem abgesperrten Blute enthaltenen Sauerstoff verzehrt hatten. Er fand, wie Kollett berichtet, diese „durch die Zeit gemessene Sauerstoff zehrung der Gewebe am Morgen verlangsamt, dann steigend bis Mittag, wo sie eine Stunde nach dem Essen ihr Maximum erreichte, um dann bis Abend auf die Vormittagswerte zu fallen. Sie ist bei jugendlichen Individuen beschleunigt, durch Körperbewe- gung und Atemanhalten ebenfalls, verzögert durch viele tiefe Atemzüge 3)". Henocque hat gefunden, daß sich vermittelst eines geradsichtigen Spektro- skops beim Menschen auch in dem von der genügend hell beleuchteten Haut, am besten dem Daumennagel reflektierten Lichte der dem roten Ende nähere Streifen erkennen läßt, und daß er nach Abschnüren in dem Augenblicke verschwindet (offenbar weil der dann allein vorhandene Streifen des sauerstofffreien Hämoglobins nicht deutlich genug ist), wo die Reduktion durch die Gewebe vollendet ist. Er hat diese Zeit zusammen mit mehreren Mitarbeitern bei den verschiedensten Krankheiten genauer verfolgt und will klinisch verwertbare Ergebnisse erhalten haben. Auf die Einwände bzw. die UnvoUkommenheiten dieses Verfahrens, welches sein Urheber übrigens durch andere Methoden ergänzt, näher einzugehen ist hier nicht der Ort. Verbindungen und Derivate des Hämoglobins. Ist, wie schon gesagt, die Fähigkeit des Hämoglobins, Sauerstoff locker zu binden und leicht wieder abzugeben, die Grundlage der respirato- rischen Funktion des Blutes, so kann die Fähigkeit desselben, andere Gase, wahrscheinlich auch den Sauerstoff selbst, fester zu binden, zu Störungen dieser Funktion und zur Gefährdung des Lebens führen. Die Besprechung dieser Verbindungen des Hämoglobins gehört also streng ge- nommen mehr in das Gebiet der pathologischen Chemie und Toxi- kologie, kann aber wegen ihrer vielfachen Beziehungen zur Physiologie und bei der Erwünschtheit möglichst vollständiger Charakterisierung des Hämo- globins nicht gut weggelassen werden. Es steht hier in erster Linie die Verbindung des Hämoglobins mit Kohlenoxyd, welche entsteht bei dem Einleiten dieses Gases in Blut oder ') Zeitscbr. f. Biol. 11, 188, 1875. — -) Ebenda 14, 422, 1878. — "") Kälte ver- zögert nach Filehne (Sitzuugsber. d. phys.-med. Ges. in Erlangen, 1879), Fieber beschleunigt nach Denn ig (Deutsch. Arch. f. klin. Med. 65, Heft 5/6) die Re- duktion. 44 Kohlenoxydliämoglobic . Hämoglobinlösung in vitro, sowie bei der Kolilenoxydatmung durch Tiere mit liämoglobinlialtigem Blut — Vergiftung durch Leuchtgas und Kohlendunst — , wie zuerst Claude Bernard 1857 i) nachgewiesen hat. Es wird in letzterem Falle nach Lothar Meyer 2) der Sauerstoff durch das Kohlenoxyd verdrängt, wobei ein viel geringerer Partiardruck des letzteren genügt, um bei viel höherem Sauerstoffpartiardruck allen Sauerstoff auszutreiben. Bei derKohlen- oxydvergiftung tritt indessen der Tod viel eher ein. Nach Haidane 3) ist die Affinität des CO 140mal größer als diejenige des 0.,. Die Verwendung des CO zur Bestimmung der Sauerstoffkapazität des Blutes nach Grehant, Haidane, Zuntz und Plesch, die damit erhaltenen Ergebnisse bezüglich der Vorgänge beim Gasaustausch in den Lungen, der Größe der Gesamtblutmenge usw. wurden bereits im ersten Bande dieses Handbuches sowie im ersten Kapitel dieses Abschnittes behandelt. Hämo- globinfreie Tiere sind der CO-Vergiftudg nicht unterworfen; hämoglobin- haltige Warmblüter können in einer Mischung von 2 Tln. Sauerstoff und 1 Tl. Kohlenoxyd leben, wenn der Gesamtdruck auf drei Atmosphären gebracht ist, weil bei einem Partiardruck von zwei Atmosphären genug Sauerstoff im Blut- plasma absorbiert wird, um die innere Atmung zu fristen; beim Herausnehmen aus dem Medium unter vorsichtiger Dekompression sterben aber die Tiere an C 0-Vergiftung, und man findet in ihrem Blute nur CO-Hämoglobin (Haidane*). Die Verbindung des Kohlenoxyds mit dem Hämoglobin kristallisiert genau in gleicher Form bei jeder Tierart wie das Sauerstoffliämoglobin. Ihre Farbe ist kirschrot bzw. „rosenrot"; da sie sehr haltbar, insbesondere gegen Fäulnis auffällig resistent ist, erklärt sich die auffallend „frische" Farbe und gute Konservierung des Aussehens der Leichen an CO- Vergiftung gestorbener Menschen und Tiere. Spektroskopisch zeigt das Kohl enoxydhämoglobin zwei Ab- sorptionsstreifen, welche denjenigen des Sauerstoffhämoglobins sehr ähn- lich sind, aber eine andere Lage haben, nämlich nach dem violetten Ende zu verschoben und einander näher, mit einem geringeren Zwischenraum. Die Maxima liegen nach den Messungen von Miethe, Lewin und Stenger bei X = blO^fi und A = 54:2^(1. Niemals, auch bei stärkster Konzentration reinen Kohlenoxydhämoglobins erreicht oder überschreitet der „linke" Ab- sorptionsstreifen nach dem Hot zu die D-Linie. Der Soretsche Streifen ist sehr deutlich ausgesprochen und hat nach L e w i n usw. sein Absorptions- maximum bei A = 416 ^ft. Bei Zusatz von Reduktionsmitteln zu reinen CO-Hämoglobinlösungen oder mit CO gesättigtem Blut tritt keinerlei Veränderung des Absorptionsspektrums ein. Reduzieren ist ja Sauerstoff wegnehmen; wo keiner ist, ist auch nichts zu reduzieren. Da nun aber in praxi bei der Kohlenoxydvergiftung stets ein Gemisch von Sauer- stoffhämoglobin und Kohlenoxydhämoglobin vorhanden ist, so wird erstens vor der Reduktion die Lage der Streifen etwas von dem einen , etwas von dem anderen Bestandteil beeinflußt werden, zweitens wird nach Zusatz des Reduktionsmittels eine Verdunkelung des Zwischenraumes zwischen beiden Streifen auftreten, welche durch die Bildung von sauerstofffreiem Hämoglobin ^) LeQons sur les effets des substanoes toxiques et medicamenteuses, p. 171. Paris 1857. — '^) De Sanguine oxydo carb. infecto. Breslau 1853. — ^) Journ. of Physiol. 18, 430, 1895. — ") Ebenda. Stickoxydhämoglobin u. a. m. 45 bedingt ist. Letzteres wird auch die Lage der relativen Absorptionsmaxima beeinflussen können. Trotzdem ist man bei kritischer Anwendung guter Hilfsmittel, wie des neuen Bürk er sehen Vergleichsspektroskops (s. oben) oder des Spektrophotographen von Rost (s. oben), in der Lage, spektroskopisch auch die Anwesenheit geringerer Mengen Kohlenoxyd im Blute mit Sicherheit erkennen zu können. Auf die zahlreichen chemischen Eeaktionen , welche zum Nachweise des CO -Hämoglobins angegeben worden sind [Hoppe- Seyleri), Katayama^), Rubner^), Kunkel und Welzel*)] kann hier ebensowenig eingegangen werden wie auf die Arbeiten über die Ausscheidung des Kohlenoxyds und seine teilweise Oxydation zu Kohlendioxyd im Orga- nismus verschiedener Tiere. Eine noch festere chemische Verbindung als das Kohlenoxydhämoglobin ist das von Hermann ^) entdeckte Stickoxydhämoglobin, welches durch Einwirkung von Stickoxyd auf sauerstofffreies oder Kohlenoxydhämoglobin er- halten werden kann — auf Sauerstoffhämoglobin dann, wenn die durch Oxy- dation des Stickoxyds entstehende salpetrige Säure durch Neutralisation ent- fernt wird. Es sieht noch bläulicher aus als das CO-Hämoglobin und gibt zwei Absorptionsstreifen, über deren genauere Lage ich nirgends etwas habe finden können, vielmehr nur die Angabe Gamgees^), daß sie durchaus den Streifen des Sauerstoffhämoglobins entsprechen, während nach demselben Autor derSoretsche Streifen des Stickoxydhämoglobins die etwas verschobene Lage haben soll, welche er dem CO-Hämoglobin zuschreibt, nämlich größere Aus- dehnung nach dem Ultraviolett bis dicht an die H-J-iinie. Bei allen anderen außerdem angegebenen Verbindungen des Hämoglobins mit Gasen wird Existenz bzw. Art der Zusammensetzung mehr oder weniger in Zweifel gezogen. Bistrow und L iebr eichs ") Acetylenhämoglobin sowie Bohrs Kohlen dioxydhämoglobin sollen nach Gamgee überhaupt nicht existieren. Bei den Verbindungen mit Cyanwasserstoff und Schwefelwasserstoff wurde darüber gestritten, inwie- weit es sich um solche des Hämoglobins oder des Methämoglobins handelt. Die Existenz einer Verbindung des ersteren mit Schwefelwasserstoff, also eines echten Sulfhämoglobins ist von Harnack ^) nachgewiesen und von Kobert^) zugegeben, wobei dieser letztere an der Existenz des Hoppe- Seylerschen Schwefelmethämoglobins nicht mehr festhält (s. unten). Neben der Verbindung eines der beiden Körper mit Cyanwasserstoff gibt es, wie wir sehen werden, jedenfalls auch eine des Hämatins mit diesem Gase. Von großer Wichtigkeit ist jedenfalls der beim Erhitzen von Hämo- globinkristallen und -Lösungen, sowie bei der sogenannten Selbstzersetzung des Blutes in Cysten und Extravasaten (bisweilen z. B, in Pleuraexsudaten), nach Sorbyio) iu Blutflecken und Wundschorfen auftretende Körper, welchen sein Entdecker Hoppe-Seyler ii) Methämoglobin genannt hat. Er kann ^) Vii-chows Arch. 13, 104, 1858; s. auch Salkowski, Zeitschr. f. physiol. Chem. 7, 114, 1882. — ^) Vh-cbows Arch. 114, 53, 1888. — '*) Arch. f. Hyj?. 10, 397, 1890. — ■•) Verb. d. Würzb. med. -pbys. Ges. (N. F.) 23 u. 23, 1888/89. — ^) Arcb. f. Anat. u. Pbysiol. 1865, S. 469. — ") A. a. 0., S. 241. — 0 Ber. d. Deutsch, ehem. Geg. 1868, 8.220. — ^) Zeitschr. f. pbysiol. Chem. 26, 573, 1899. — ^) Pflügers Arcb. 82, 603, 1900. — ") Quart. Journ. of microscop. Science 1870, p. 400 ; Montbly microscop. Journ. 1871, p. 11. — '') Handb. d. pbysiol.-cbem. Analyse, 2. Aufl., 1865, S. 205. 4 6 Methämoglobin . durcli vielerlei Einwirkungen auf das Blut in vitro einhalten werden , welche bei RoUett, S. 61 mit ihren Autoren zusammengestellt sind; außer diesen meist oxydierenden Agenzien, wie geringe Mengen Säure, Jodkalium, Chlorate, Nitrite, Kaliumpermanganat, Ozon , Wasserstoffsuperoxyd gehören auch Re- duktionsmittel, wie naszierender Wasserstoff und Pyrogallol, dazu. Viele dieser Stoffe verwandeln nicht nur gelöstes Hämoglobin , sondern auch das- jenige innerhalb der intakten Ei-ytbrocyten in Methämoglobin, so z. B. Nitrite, chlorsaures Kali, Acetanilid, Pyrogallol, weshalb nach Vergiftung mit diesen Substanzen das Methämoglobin im lebenden Menschen oder Tiere etwa nach der oben beschriebenen Vierordtachen Methode nachweisbar ist (Rost), da es ein gleich zu beschreibendes charakteristisches Absorp- tionsspektrum liefert. Bei hämolytisch wirkenden Giften bzw. Erkran- kungen findet es sich ferner im Harn, indem der im Plasma gelöste Blut- farbstoff zum Teil in Gestalt des Methämoglobins durch die Nieren aus- geschieden wird. Man erhält es leicht in wässeriger Lösung, wenn man zu einer ver- dünnten Blut- oder Oxyhämoglobinlösung einige Tropfen konzentrierter Lösung von Ferricyankalium fügt. Die wässerigen Lösungen des Methämoglobins haben bei neutraler oder schwach saurer Reaktion schokoladenbraune, bei alkalischer tiefrote Farbe. Durch Alkoholzusatz und Kälte kann man aus seiner konzentrierten reinen wässerigen Lösung braune, den Sauerstoff- hämoglobinkristallen isomorphe Kristalle erhalten. Die Untersuchung des Absorptionsspektrums einer neutralen oder schwach sauren Methämoglobinlösung läßt einen sehr charakteristischen Streifen im Rotorange erkennen, näher der C- als der D-Liuie, dessen genauere Lage Miethe, Lew in und Stenger bei A = 626|U^a angeben, zwei schwächere bei k = 575 und 533 ^ji nach denselben Autoren und einen weiteren breiten und kräftigen im Violett bei A ■= 499 ft/Lt. Außerdem zeigt das photographische Spektrum noch den Soretschen Streifen, nach Gamgee nach dem Ultraviolett zu verschoben und verbreitert, nach Lewin usw. bei A = 410 ^ft. Findet sich das Methämoglobin in alkalisch reagierender Lösung, so hat eine Verschiebung und relative Intensitätsänderung der Ab- sorptionsstreifen statt, welche hauptsächlich den sogenannten „Extrastreifen" im Rot beti'ifft, indem dieser viel schwächer erscheint und der J>-Linie und damit dem violetten Ende näher rückt: Lewin, Miethe und Stenger geben seine Lage bei A = 608 fi;u an, die drei anderen bzw. bei A = 579, 540 und 493 jUfA. Der Soretsche Streifen soll nach ihnen für das alkalische Methämo- globin bei A = 415 jW|i liegen. Es ist darüber gestritten worden, ob die beiden mittleren Streifen im Absorptionsspektrum beider Methämoglobine mit den beiden Sauerstoffhämoglobinstreifen identisch sind oder nicht: am weitesten gingen L. Lewin ') und Formanek, welche ihr Aufti-eten geradezu auf das Vorhandensein unveränderter Reste von Sauerstoffhämoglobin zurückführten ; V. Zeynek und Kobert^) dagegen weisen auf den Lageuuterschied und den spektrophotometrisch meßbaren Unterschied der Absorj)tionsiutensität hin, um die eigene Selbständigkeit der Methämoglobinstreifen zu stützen. Fügt man zu ^) Deutsche med. Wochenschr. 1897, S. 217. — ^ A. a. 0. Photomethämoglobiu. Cyauwasserstoffmethämoglobin. 47 einer Blutlösung, deren Farbstoff man durch Ferricyankalium in Methämc- globin übergeführt hatte, Schwefelammonium, so erhält man das Spektrum des reduzierten Hämoglobins, und zwar leichter in alkalischer als in neutraler oder saurer Lösung; schüttelt man darauf mit Luft, so erhält man dasjenige des Sauerstoffhämoglobins. Schon hieraus folgt, daß das Methämo- globin eine Verbindung des Hämoglobins mit Sauerstoff ist, aber anderer Art, als das bei der Atmung sich bildende und wieder disso- ziierende Sauerstoffhämoglobin. Methämoglobin vermag, ebenso wie Sauerstoffhämoglobin unter Abgabe seines Sauerstoffs Stickoxyd zu Stickstoff- dioxyd zu oxydieren; mit dem Wasser des Blutes oder der Lösung entsteht dabei salpetrige (neben Salpeter-) Säure. Dieselbe vermag Harnstoff so zu zersetzen, daß dessen gesamter Stickstoff in Gasform frei wird. Durch Be- stimmung des letzteren in beiden Fällen (Methämoglobiu und Sauerstoff- hämoglobin) gelangte Hüfner^) zu dem Ergebnis, daß im Methämoglobin genau so viel Sauerstoff gebunden ist, wie im Sauerstoffhämoglobin — eben nur in festerer Form, welche den Blutfarbstoff für die respiratorische Funktion unfähig macht: in der Störung derselben läge wenigstens ein Hauptprinzip der Wirkung zahlreicher methämoglobinbildender „Blutgifte". Was die Wirkung speziell der Nitrite anlangt, so hatte Gamgee 2) an- gegeben, daß sich diese direkt mit dem Methämoglobin verbänden, während Lankaster, Preyer und Jäderholm (s. bei Rollett, S. 61) die Existenz solcher Verbindungen geleugnet und die von Gamgee beobachteten Erschei- nungen durch die bloße Entstehung von Methämoglobin erklärt hatten. Später gaben Kobert^) und v. Vorkamp-Laue *) an, daß sich beim Pökeln von Fleisch mit Salpeter eine solche Verbindung mit charakteristischem Spek- trum bilde. Nach Joh. Bock'') und nach Kobert soll ferner das Methämo- globin bei Einwirkung des Sonnenlichtes seine Farbe und spektralen Eigen- schaften ändern , indem ein breiter , demjenigen des sauerstofffreien Hämo- globins ähnlicher Absorptionsstreifen auftritt, der indessen mehr nach dem violetten Ende zu liegt und sein Maximum bei X = 535 u^ hat, Schwefel- ammonium und hydroschwefligsaures Zink sollen diesen als Photomethämo- globin bezeichneten Körper in Hämoglobin umwandeln können. Nach Kobert soll es ferner eine lockere Verbindung von Wasserstoffsuper- oxyd und Methämoglobin geben; derselbe Autor hält ferner an der Exi- stenz des von ihm angegebenen Cyanwasserstoffmethämoglobins fest, welches schon bei Einwirkung minimalster Mengen freier Blausäure auf Met- hämoglobin entstehen und durch intensive Rotfärbung sich anzeigen soll — gegenüber einer Angabe von Szigeti, wonach es ebenso wie Preyers Cyan- wasserstoffsauerstoffhämoglobin mit Hoppe-Seylerschem Cyanhämatin iden- tisch sei. Ob auch ein Rhod anmethämoglobin existiert, hält Kobert selbst für fraglich. Daß dieser Forscher nicht mehr an der Existenz eines beständigen Schwefelmethämoglobins festhält, wurde schon erwähnt; die von Hoppe-Seyler auf einen solchen Körper zurückgeführte Grünfärbuug an in Verwesung begriffenen Leichenteilen usw. wird jetzt meistens auf den Dichroismus des bei der Fäulnis entstehenden sauerstofffreien Hämoglobins, ^) A.a.O. — *) Zit. in Schäfers Text-Book. — ^) Über Cyanmethämoglobin usw. Stuttgart 18i>l. — ") Diss. Dorpat 1892. — ^) Skand. Arch. f. Physiol. G, 299, 1895. 48 Zerfallsstoffe des Blutfarbstoffes. das ihm zugeschriebene Spektralbild auf Methämoglobin oder alkalisches Humatin zurückgeführt. Die Lage des „Extrastreifens", den man bei Ein- wirkung von Schwefelwasserstoff auf Blut im Absorptionsspektrum erhält, und welchen L. Lewin dem „Sulfhämoglobin" zuschreibt, gibt dieser mit Miethe und Stenger bei X = 623 ju^, was derjenigen des neutralen Met- hämoglobinstreifens verdächtig nahe ist; dagegen findet er diejenige des Soretschen Streifens im selben Falle bei k = 423 /uju,. Chemie des Blutfarbstoffs. Seine Zerfallsprodukte. Der Blutfarbstoff wird durch alle Eiweiß koagulierenden bzw. denaturierenden Agenzien, also Hitze, Säuren, Alkalien, viele Schwer- metallsalze, Wasserstoffsuperoxyd und Ozon, Verdauungsenzyme gespalten in eine eiweißartige Komponente und eine Farbstoffkomponente, welche letztere Eisen enthält. Bei der schematischen Klassifizierung der Eiweißstoffe nach ihren mehr oder weniger äußeren Eigenschaften hat man ihn deshalb mit anderen, zum Teil bei niederen Tieren, sowie bei Pflanzen gleichfalls eine wichtige Rolle spielenden ähnlich konstituierten Stoffen — zu- sammengesetzten Eiweißkörpern oder Proteiden nach Hoppe-Seylers Be- zeichnungsweise — zu einer als „Chromoproteide" bezeichneten Kategorie ge- rechnet. Während die eiweißartige Komponente wie alle Eiweißkörper in ihrer Molekularstruktur noch dunkel ist, ja keine Einigkeit darüber herrscht, ob sie bei dem Hämoglobin der verschiedenen Tierarten identisch ist (und damit auch das Hämoglobin selbst), kann dies als erwiesen gelten für die Farbstoff komponente, deren molekulare Konstitution sicher zu erkennen wir auf bestem Wege sind. Da sie vor allem, wie der ganze Blutfarbstoff durch sehr distinkte physikalische Eigenschaften ausgezeichnet ist, so soll mit ihrer Besprechung hier begonnen werden. Wirkt eines der oben genannten zersetzenden Agenzien ein, so kommt es darauf an, ob sauerstofffreies Hämoglobin bei Luftabschluß zer- setzt wird oder ob Luft dazu gelassen wird oder Sauerstoffhämoglobin das Objekt der Zersetzung ist. Nur im erstgenannten Falle erhält man einen Körper, welchen Hoppe-Seyler als die eigentliche Farbstoffkomponente des Blutfarbstoffs angesehen hat — ebenso neuerdings z.B. Abderhalden — , und dem er daher den Namen Hämochromogen — „Blutfarbstoffbildner" — gegeben hat. Wirkt Sauerstoff ein, so entsteht ein Körper, der als Oxy- dationsprodukt dieses Hämochromogens zu betrachten ist und schon vor dessen Entdeckung als Hämatin bekannt war. Durch Einwirkung von Beduktionsmitteln auf Hämatin erhält man wieder Hämochromogen, weshalb man letzteres auch als reduziertes Hämatin (Stokes) bezeichnet hat. Es wäre aber unrichtig anzunehmen, daß, wie das sauerstofffreie Hämoglobin eine Verbindung von Eiweiß und Hämochromogen, so das Sauerstoff hämoglobin eine Verbindung von Eiweiß und Hämatin sei: bei letzterem ist der Sauerstoff so fest gebunden, daß er sich durch Auspumpen der Lösung, d.h. Verminderung seines Partiardruckes in dem darüber stehenden Medium nicht entfernen läßt, während dies bekanntlich bei dem Sauerstoffhämoglobin mög- lich ist; auf dieser lockei'en Bindung beruht ja die respiratorische Funktion der roten Blutkörper. Absorptionsspektrum des Hämochromogens. 49 Die Lösungen des Hämo ehr omogens, welche sich bei Sauerstoff abschluß und alkalischer Reaktion erhalten lassen, sehen kirschrot aus. Sie zeigen ein Absorptionsspektrum, welches so charakteristisch und selbst aus altem und zersetztem Blut (durch Reduktion des ausgelaugten Hämatins mit Schwefel- ammonium) leicht zu erhalten ist, daß seine Darstellung zur Erkennung von Blut (Blut überhaupt, nicht von einem bestimmten Tier natürlich!) empfohlen werden kann: Es fallen zwei Streifen auf, von denen der „linke", dem roten Ende nähere, äußerst dunkel, schmal und scharf, der „rechte", dem violetten Ende nähere, dagegen viel weniger dunkel, breiter und ver- waschener ist. Ihre Lage ist derart, daß diejenige des linken, schärferen ziemlich genau der Mitte des Zwischenraumes zwischen den beiden Sauerstoffhämoglobinstreifen entspricht. L. Lewin mit seinen Mit- arbeitern gibt sie für das Maximum beim aus Sauerstoffhämoglobin herge- stellten Hämochromogen zu A = 556 u^u an, bei aus reinem Hämatin dar- gestellten za k ^= 558 fi(i. Die Angaben für den breiten verwaschenen Streifen sind in den beiden Fällen l ^= 530 bzw. 526 flu. Das Absorptions- maximum liegt für letzteren näher seinem linken als seinem rechten Rande. Er ist übrigens so viel weniger dunkel, daß bei stärkerer Verdünnung nur der „linke", dem Zwischenraum der beiden Sauerstoffhämoglobinstreifen ent- sprechende Streifen auftritt; dieser ist aber noch bei ganz bedeutender Ver- dünnung deutlich erkennbar. Einen ziffermäßigen Grenzwert habe ich nicht angegeben gefunden. Das Hämochromogen zeigt schließlich auch noch den Soretschen Streifen im Violett in Gestalt eines breiten, von etwa X ^= 430 bis 410fij[A reichenden Absorptionsbandes, welches noch bei einer Verdünnung von 1:25 000 Wasser sehr deutlich im Photogramm wahrnehmbar ist (Gamgee i). Die von Tolleus^) beschriebene Spektralersclieinung bei Zusatz von erst Formol (40 proz. Formaldehydlösung) und dann Schwefelammonium zu Blut, wobei drei einander naheliegende Streifen auftreten, deren mittlerer sehr scharf und dunkel ist, ist meiner Überzeugung nach durch die Koexistenz von Hämochromogen und Methämoglobin bedingt, nicht aber von Sauerstoff- und reduziertem Hämoglobin. Die schon früher von dem Entdecker des Hämochromogens Hoppe- Seyler 3) angegebeneu Kristalle von Hämochromogen kann man nach Donogany*) unter dem Mikroskop erhalten, wenn man auf dem Objekt- träger zu einem Tropfen defibrinierten Blutes einen Tropfen Pyridin zusetzt, eventuell auch etwas Schwefelammouium. Es sind sternförmig oder garben- artig angeordnete kleine Kristalle, welche obiges Absorptionsspektrum zeigen. Cevidalli, De Dominicis ■'') und Bürker empfehlen diese Reaktion zum Nachweis von Blut statt der bald zu erwähnenden Häminkristalle. Das Hämochromogen bindet wie das Hämoglobin Kohlenoxyd, und zwar nach Hüfner und Küster ebenso wie dieses ein Molekül pro Atom Eisen. Die Bindung ist aber nach Pregl*») lockerer als beim Kohlenoxyd- hämoglobin. Nach Linossier *") und Gamgee^) gibt es ferner auch noch ein Stick- oxyd-Hämochromogen. 1) A. a. 0. — ') Ber. d. Deutsch, ehem. Ges. 34, 1426, 1901. — ^) Zeitschr. f. physiol. Chem. 13, 477, 1889. — ") Jahresber. f. Tierchem. 23, 126, 1894. — ^) Berl. klin. Wochenschr. 1905, S. 1219. — ^j Zeitschr. f. physiol. Chem. 44, 173, 1905. — '') Compt. rend. de Facad. des scieuces 104, 1296, 1888. — ") A. a. O. Nagel, Physiologie des Menschen. Ergänzungsband. ^ 50 Absorptionsspektrum des Hämatins. Das Hämatin entsteht, wie gesagt, bei der Zersetzung des Blutfarb- stoffes bei Sauerstoffgegenwart und bildet einen gewöhnlich amorphen [MacMunn^), neuerdings Piettra und Vila^) wollen ihn in Nadeln und rhombischen PJättchen kristallisiert erhalten haben] Körper, dessen Flocken im durchscheinenden Lichte braun, im auffallenden schwarzblau aussehen. Sie sind in Wasser ebensowenig löslich wie in Alkohol, Äther usw., lösen sich aber leicht in verdünnten Alkalien oder Säuren, auch in gesäuertem oder ammoniakalischeni Alkohol. Die alkalische bzw. die saure Lösung entstehen bei der Einwirkung von Laugen bzw. Säuren auf Blut, sie erteilen zugleich mit der Wirkungsweise dieser Agenzien auf das Eiweiß des Hämoglobins bzw. des Blutplasmas und der Gewebs den Verätzungen ihr Aussehen, insbesondere ihre Farbe: bei Säureverätzungen haben wir Gerinnung (Koagulationsnekrose), und die Ge- rinnsel sind durch Hämatin braun, bei genügender Konzentration geradezu schwarz gefärbt; bei Laugenverätzungen haben wir Verflüssigung (Kolli- quationsnekrose), und die verflüssigten Massen sind durch das Hämatin rot gefärbt; saure Lösungen von Hämatin erscheinen braun und zeigen ein charakteristisches Absorptionsspektrum, welches vor allem einen Streif en im Rot erkennen läßt, dessen genauere Lage sich allerdings auffällig ver- schieden angegeben findet. In der Tat soll er, wenn man eine dünne Sauer- stoffhämoglobinlösung mit Säure behandelt, nach L. Lewin usw. sein Maximum bei A = 659fi;u, haben, bei dem nach Nencki dargestellten reinen Hämatin in salzsaurer alkoholischer bzw. acetoniger Lösung dagegen bei X = 632 bzw. 630^^. Außer diesem werden noch drei weitere Streifen angegeben, einer unmittelbar rechts von der D- Linie bei 578, einer bei A =r 540 bis 535fi/u-, endlich einer bei A = 502 bis 500 ;uju. Ob die beiden ersten oder der dritte und vierte deutlicher sind, scheint auch wieder von der Art der Entstehung beziehentlich Lösung des Säurehämatins abzuhängen. Alka- lische Hämatinlösungen sehen rot aus, in dünnen Schichten oft grün mit rubinroter Doppelfarbe; ihr Absorptionsspektrum ist sehr ver- schieden angegeben worden. Nach Jäderholm'^) handelt es sich wesentlich um einen im Zwischenraum zwischen der C- und 7) -Linie liegenden, nach rechts zu die letztere erreichenden breiten Streifen, welcher mit zunehmendem Alkaligehalt sich nach dem violetten Ende hin verschiebt. Nach Lewin usw. gilt letzteres in etwas geringerem Maße auch für zwei andere Streifen, die er dem Alkalihämatin zuschreibt, die ich sonst nirgends angegeben finde. Bei photographischer Untersuchung soll nach Gamgee alkalisches Hämatin nur eine diffuse Absorption im äußersten Violett und Ultraviolett zeigen, saures dagegen einen distinkten Streifen an der Grenze von beiden. Lewin und seine Mitarbeiter fanden auch für das saure nur eine diffuse Absorption. Nach Gamgee soll das durch Behandlung von Hämochromogen mit Oxydationsmitteln erhaltene Produkt die Strahlen des violetten Spektralendes selbst in konzentrierteren Lösungen besonders gut durchlassen; hieraus, so- wie aus der von ihm bestätigten Beobachtung Hoppe-Seylers, daß die Reduktion von reinem Hämatin zu Hämochromogen nicht gelingt, aber leicht, sobald eine Verunreinigung zugegen ist, schließt er, daß das Hämatin nicht ') Journ. of Physiol. 6, 22, 1885. — ^) Compt. rend. 141, 1041, 1906. — ^) Die gerichtl.-med. Diagnose der CO-V er giftung. Berlin 1876. Verbindungen des Hämatins. 51 einfach ein Oxydationsprodukt des Hämochromogen s sei. Wir werden ihm wenigstens insofern zustimmen, als wir die Annahme Hoppe- Seylers vorläufig für unbewiesen annehmen, daß das Hämochromogen eine Ferro-, das Hämatin eine Ferriverbindung sei. Der Ausdehnung dieser An- nahme auf saueretofffreies Hämoglobin und Sauerstoffhämoglobin steht ja der schon erwähnte Unterschied jedenfalls entgegen , daß der Sauerstoff des Hä- matins im Gegensatz zu demjenigen des Sauerstoffhämoglobins nicht aus- pumpbar ist. Für eine einfache Säureverbindung des Hämatins — salzsaures Hämatin gleich Hämatin plus HCl — wurde früher das sogenannte Hämin gehalten, welches bei der bekannten Teichmannschen Blutprobe — Aufkochen des getrockneten ßlutes auf dem Objektträger mit einem Tropfen Eisessig und einer Spur Chlornatrium [oder statt dessen Brom- oder, nach Stryszowski i) besonders empfindlich, Jodnatrium] — ■ erhalten wird in Gestalt der Hämin- kristalle, die monoklinische Stäbchen oder Bälkchen darstellen, die sich vielfach überkreuzend oder zu Sternen angeordnet erscheinen und im durch- fallenden Lichte dunkelgelb bis braun, im auffallenden stahlblau sind; bei der Probe ganz klein erhalten, sehen sie oft wie schwarze Nädel- chen aus. Wie noch zu besprechen sein wird, handelt es sich nach Küster nicht um ein einfaches Säureadditionsprodukt, vielmehr ist ein Hydroxyl des Hämatins durch Chlor oder bei den analogen Produkten, die man mittels anderer Säuren erhält, durch deren Radikal ersetzt. Nach den übereinstimmenden Angaben von Gamgee, sowie von Lewin und seinen Mitarbeitern zeigt das Hämin im photographischen Spektrum einen relativ weit nach dem Ultraviolett zu hinausgeschobenen Soretschen Streifen. Was eigentliche Verbindungen des Hämatins anbelangt, so wird Linossiers 2) Stickoxydhämatin von Gamgee, welcher nur das Stickoxyd- hämochromogen anerkennt, verworfen. Als feststehend gilt dagegen die Existenz der Verbindung von Hämatin mit dem Cyanradikal, welche schon von Hoppe-Seyler^) und von Frey er*) beschrieben worden ist. Man benutzt sie wohl nach R. v. Hofmann'') zum gerichtlichen Blut- nachweis, indem man die Flecke mit Cyankalium extrahiert und das Extrakt teils zur Darstellung von Häminkristalleu, teils zur Spektroskopie des Hämo- chromogens verwendet. Um Cyanhämatin handelt es sich offenbar bei der von Preyer angenommenen Verbindung des Sauerstoff hämoglobins mit Cyan- wasserstoff, wogegen Kobert, wie wir sahen, die Selbständigkeit seines Cyan- methämoglobins gegen Szigeti aufrecht erhält. Dies erhärten auch Ziemke und Franz Müller^), welche außerdem noch ein besonderes Cyanhämo- chromogen gefunden haben; letzteres hat nach ihnen zwei Absorptions- streifen, das Cyanhämatin nur einen breiten Streifen zwischen der D- und ^-Linie. P^ür die Ermittelung der Molekularstruktur des Farbstoff anteiles des Blutfarbstoffes und damit für die Anbahnung der Erkenntnis der ^) Chem. Zentralbl. 1, 295, 1897. — ^) A. a. 0. — ^) Med.-chem. Untersuchun- gen 2: 207, 1867; Physiol. Chem. 2, 384, Berlin 1878. — *) Die Blausäure, Bonn 1868, S. 105. — ^) Wien. med. Wochenschr. 1876, Nr. 45/46. — ^) Arch. f. (Anat. u.) Physiol. 1901, Suppl.-Bd., S. 177. 4* 52 Hämatoporphyrin. Formel desselben. chemischen Zusammensetzung dieses letzteren haben sich nun die eisen- freien Körper als wichtig erwiesen, welche aus dem erstgenannten künst- lich erhalten werden können und auch im Organismus zu entstehen scheinen. Durch Einwirkung konzentrierter Schwefelsäure auf Hämatin entsteht eine tiefrote Lösung des schon früh (Scherer, Mulder, siehe bei RoUett) als eisenfreies Hämatin bekannten, von Hoppe-Seyler i) Hämatopor- phyrin genannten Farbstoffes; auch noch auf andere, hier nicht näher zu beschreibende Weise läßt sich dieser Körper sowohl in saurer als auch in alkalischer Reaktion erhalten ; im ersteren Falle gibt er ein recht charakte- ristisches Spektrum, welches einen Absorptionsstreifen im Orange zeigt, dessen Maximum von L. Lewin und Mitarbeitern bei X = 593 a^ gesetzt wird, sowie einen breiteren und kräftigeren im Grün, Maximum zwischen A = 550 und 540 ;u^u. Zwischen diesen beiden erscheint noch ein schwacher Streifen, welcher bei zunehmender Konzentration der Lösung mit demjenigen im Grün verschmilzt; dasselbe geschieht später auch mit dem an erster Stelle genannten, und es treten nach dem Violett zu noch mehrere neue Absorptionsstreifen auf, bezüglich deren auf Lewin und seine Mitarbeiter verwiesen sei. Außer dem Soretschen Streifen bei 403 fanden diese Autoren noch einen im eigentlichen Ultraviolett bei k = 380 (U|i. Alkalische Hämatopor- phyrinlösungen zeigen im Absorjjtionsspektrum fünf Streifen, zwei schmälere mit den Maximis bei X = 614 und 535|UfA, zwei breitere mit den Älaximis bei X = 563 und 501 ujx., endlich einen diffuseren im sichtbaren Violett bei etwa 460 und schließlich den Soi' et sehen bei A = 388ftfA. Das Hämato- porphyrinspektrum sowohl in saurer wie in alkalischer Lösung ist für den gerichtlichen Blutnachweis empfohlen worden [Kratter^), Ziemke^)]; ferner ist es von Wichtigkeit, daß der Körper im Harn erscheinen kann, in größeren Mengen nur bei gewissen Vergiftungen, wie z.B. durch Sulfonal. Hoppe-Seyler hatte auf Grund sorgfältiger Eisenbestimmungen und Elementaranalysen für das Hämatin die empirische Formel angegeben CßsHyoN^FeaOio (entsprechend 2 C34H35N4FeO,=,) und hatte die Bildung des Hämatoporphyrins durch die Formel ausgedrückt: ■ CgeH^oNeFe^Oio + 2H,S04 + 0., = C^^U^^l^^O,^ + 2Ye^0,. Für Nencki, welcher sich mit seinen Mitarbeitern, Frau Sieb er, Rotschy, Zalesky u. a. ■^), auf diesem Gebiete besonders bemüht hat, war die Zusammensetzung des Hämatins C32H32N4Fe04 , die des Hämins Cg2H3iClN4Fe03, und die Hämatoporphyrinbildung etwa durch Bromwasser- stoff verläuft für ihn nach dem Schema: Cs^HgjN^FeO, -f 2^,0 + 2HBr = SCieHigK^Os + FeBr^ + H^. Dagegen stellt Küster''') für das Hämatin wieder eine derjenigen Hoppe-Seylers ähnlichere, nur um ein Wasserstoff atom ärmere Formel auf: C34H34N4FeO,. Durch Reduktion mit jodwasserstoffhaltigem Eisessig und Jodphosphonium erhielten Nencki und Zalesky aus Hämin einen in Wasser unlöslichen Farb- ') Med.-chem. Untersuchungen, S. 521. — -) Vierteljalirsschr. f. gerichtl. Med. 13 (1892). — =*) Ebenda 22, 231, 1901. — ■») Monatsh. f. Chem. 9, 115, 1888; 10, 568, 1889; Zeitschr. f. physiol. Chem. 30, 384, 190U. — ^) Ber. d. deutsch, chem. Ges. 40; Zeitschr. f. physiol. Chem. 55, 505, 1908. Hämopyrrol. Konstitution des Hämatins. 53 Stoff, den sie als Mesoporphyrin bezeichneten; das Absorptionsspektrum des- selben soll nach Lewin, Miethe und Stenger von demjenigen des Hämato- porphyrins verschieden sein und in saurer Lösung vier, in alkalischer sieben Streifen im sichtbaren Teile zeigen, außerdem in beiden Fällen einen Soret- schen Violettstreifen. Dem Mesoporphyrin käme die Zusammensetzung zu: CieHj^NgOa. Durch energischere Reduktion erhielt Nencki aus dem Hämatoporphyrin Hämopyrrol von der Zusammensetzung CsHisN. Dasselbe ist, so wie es Nencki erhielt, nicht der eigentliche Körper, der /3 /^^-Methylpropylpyrrol sein kann, oder j3 /^i -Diäthylpyrrol bz^v. ein mehrfach hydriertes Isoindol. Nach Küster^) läßt sich ein saures und ein alkalisches Hämopyrrol abtrennen, welche beide bei der Oxydation Methyl- Äthylmaleinsäureimid liefern; Methyl -Äthylmaleinsäureanhydrid liefert bei Kohlensäureabspaltung auch die dreibasische Hämatinsäure CgHgOs (bzw. deren Anhydrid), die Küster schon früher zusammen 2) mit der zweibasischen Hämatinsäure /CO— C— CH3 CgHgNO^ = HN< C 0— C— C H,— C H,— C 0 0 H 2 V^-LLg erhalten hatte. Vielmehr wäre nach diesen Angaben das Hämopyrrol a, /3-Dimethyl-/5-äthylpyrrol: C H3 — C C — C2 H5 II II CH3— C C H, H dessen «■ ständige Methylgruppe bei der Oxydation eliminiert wird. Sie figu- riert aber nicht, wie man zunächst annehmen müßte, im Häminmolekül als Carboxyl, vielmehr dürfte derjenige Teil des Hämius, welcher das Hämopyrrol liefert, in der Tat ein dihydriertes Isoindolderivat sein. Es sei daran erinnert, daß Nencki und Zaleski^) sowohl aus dem Hämatoporphyi'in als auch aus demChlorophyllderivatPhylloporphyrin (Seh unk und Marchlewski) Mesoporphyrin erhalten haben. Nach dieser Analogie schien für das Hämatoporphyrin folgende, zu Küsters Ergebnissen gut passende Strukturformel als wahrscheinlich: C Hg C Hg HC C C(OH)-(OH)C C CH II II I I II II HC C CH HC C CH NH CH, 0 CH, NH Bei der mit Hydrolyse verbundeneu Oxydation gäbe das 16 C-Atome enthaltende Hämatoporphyrin also zwei 8 -kohlenstoffige Hälften. Vier der ^) A. a. 0. — "^) Über das Hämatin , Tübingen 1896; Bei-, d. deutsch, ehem. Ges. 27—35; Zeitschr. f. physiol. Chem. 28, 1, 1899; 29, 185, 1902. — '') Bev. d. deutsch, chem. Ge«. 34-, 997, 1901. 54 Zusammensetzung des Hämoglobins. letzteren würden also im Hämatin miteinander verbunden sein ; wir verzichten darauf, die Strukturformel hier wiederzugeben, welche sich dementsprechend, für das Hämatin bzw. Hämin aufstellen ließe , da sie doch noch nicht sicher feststeht. So viel wird indessen jetzt mit Recht als sicher angenommen, daß das Hämin bzw. Hämatin eine einheitliche Substanz ist; gleiches gilt auch für das Hämochromogen. Die Zusammensetzung des Hämoglobins. Dagegen kann dasselbe für das Hämoglobin bis jetzt nicht be- hauptet werden, wenigstens mit Sicherheit nicht für dasjenige verschie- dener Tierarten: denn sein hauptsächlicher Bestandteil ist eiweiß- artig, imd es wäre merkwürdig, wenn dieser nicht artspezifisch sein sollte, wie fast alle Eiweißkörper kraft der ungeheuren Kompliziertheit ihres Moleküls bzw. der durch geringe chemische Unterschiede ihrer gewaltig IDolymerisierten Bausteine gegebenen Variabilität. Die so vielen Tierarten gemeinsame Kristallform beweist dagegen nicht das mindeste. Das Hämo- globin braucht, um zu kristallisieren, absolut nicht rein zu sein. Nachdem Hoppe-Seyler als charakteristischen Bestandteil der Erythrocyten gar nicht die reine Substanz, sondern eine Verbindung des Hämoglobins mit anderen Bestandteilen derselben (Lipoiden, Lecithin) angesj^rochen hatte, und zwar besonderer Art im arteriellen — „Arteriu" gleich Sauer- stoffhämoglobin plus Lecithin — und besonderer im venösen — „Phlebin" gleich sauerstofffreies Hämoglobin plus Lecithin — hat H. U. K o b e r 1 1) angegeben, daß die nach den bekannten Methoden aus Blut im mikroskopi- schen Bilde erhaltenen Kristalle aus solchen Verbindungen des Hämoglobins bestehen, welche nach gleichem, zum Teil aber auch verschiedenem System kristallisieren, rieht aber aus dem reinen Farbstoff. Es kann hier nicht auf die Ausbildung der Methoden zur Reindarstellung des kristallisierten Sauer- stofEhämoglobins eingegangen werden; es sei nur erwähnt, daß mit der Häufigkeit der wiederholten Umkristallisierung die Löslichkeit sich zu ändern scheint und beim Trocknen der Kristalle auch in der Kälte Veränderungen nicht ausgeschlossen erscheinen. Für die verschiedene Zusammensetzung der Sauerstoffhämoglobine der verschiedenen Tierarten spricht zunächst die verschiedene Löslichkeit der Kristalle, zu welcher die Leichtigkeit des Kristallisierens in annähernd umgekehrtem Verhältnis steht. Sehr leicht löslich und äußerst schwer zum Kristallisieren zu bringen ist das Sauerstoffhämoglobiu von Kaninchen, Schaf, Rind, Schwein, Vögeln und Fischen; leicht löslich und schwer kristallisierbar dasjenige vom Menschen und Affen; schwer löslich und leicht zum Kristallisieren zu bringen das- jenige von Hund und Katze, noch schwerer löslich und ganz leicht kristalli- sierend dasjenige von Eichhörnchen, Meerschweinchen und Ratte. Pferde- hämoglobin ist ziemlich leicht löslich und dabei doch unschwer in Kristallen zu erhalten. ') Das Wirbeltierblut in mikrokristallographischer Hinsicht. Stuttgart 1901. Bohrs Hämochrome. Globin. 55 Bohr') vertritt die Annahme, daß nicht einmal das Hämoglobin einer und derselben Tierart einheitlich sei; nachdem er ein verschie- denes Sauerstoffbindungsvermögen verschiedener Kristallfraktionen gefunden hat, nimmt er mindestens drei verschiedene „Hämochrome", wie er sie nennt, an. Hüfner^) hält eine solche Unterscheidung für nicht zutreffend und das Hämoglobin nicht nur bei jedem einzelnen Tier, sondern über- haupt für eine einheitliche Substanz. Der eiweißhaltige Anteil des Hämoglobins, das „Globin", macht quantitativ seine Hauptmasse aus ; nach Fr. N. S c h u 1 z 3) , welcher ihn genauer untersucht bat, lassen sich aus dem Hämoglobin etwa 4 Proz. Hämo- chromogen abspalten, üb die übrigen 96 Proz. einheitlich sind, ist sehr fraglich. Das Globin, das sonst viele Eigenschaften der Proteosen besitzt, ist , da es in Salzsäure gelöst durch Ammoniak daraus ausgefällt werden kann, sowie Hexonbasen, speziell Histidin, liefert, von Fr. N. Schu.lz u.a. zu den Histonen gerechnet worden, was indessen Kossei undPringle bestreiten*). Nach E. Fischer und Abderhalden'^) liefert es bei der Hydrolyse reichlich IMonoaminosäuren, und zwar in einem sonst bei den Eiweißkörpern sehr häufigen Mengenverhältnis: am meisten Leucin, kein Glykokoll , geringere Mengen von Phenylalanin, Alanin, daneben Tyrosin, Asparaginsäure und Glutaminsäure , « - Prolin. Weniger Bedeutung ist den Ergebnissen der Elementaranalyse beizulegen, welche seit Jahren mit Vorliebe an mög- lichst reinem Material von Oxyhämoglobinkristallen versucht worden ist. Wir geben in Tabelle 2 hier eine Zusammenstellung, welche es wahr- scheinlich macht , daß die Unterschiede auf der Artverschiedenheit der Tabelle 2. Elementaranalysen des Sauerstoff hämoglobins. Tierart C H N S 0 Fe P Autor Pferd Hund Katze Meerschwein .... Huhn 54,75 54,57 54,60 54,12 52,47 6,98 7,22 7,25 7,36 7,19 17,35 16,38 16,52 16,78 16,45 0,42 0,57 0,62 0,58 0,86 20,12 20,43 20,66 20,68 22,5 0,38 0,34 0,3 ö 0,48 0,34 0,197*) Abderhalden Jaquet Abderhalden Hoj)pe-Seyler Jaquet *) Veruni'einigung? Eiweißkomponente beruhen. Vollkommene Übereinstimmung findet sich nicht einmal in bezug auf den Eisengehalt , zu dessen Ermittelung wir recht genaue Methoden besitzen. Der von Gamgee gegebene Hinweis auf die sehr nahe Übereinstimmung mehrerer an verschiedenen Tierarten erhaltener Werte erscheint angesichts der neuesten Zahlen von Abderhalden doch nicht recht beweisend. Wenn wir daher auch hoffen dürfen, für den eisen- haltigen Anteil bald sogar die Strukturformel genauer zu kennen, so erscheint 68 auf lange hinaus müßig, für das ganze Hämoglobinmolekül auch nur eine ') Zentralbl. f. Physiol. 4, 249, 1890; Ber. d. Dan. Akad. 1900. — *) Arch. f. (Anat. u.) Physiol., physiol. Abt. 1894, S. 120. — ^) Zeitschr. f. physiol. Chem. 24, 449, 1898. — ") Ebenda 49, 301, 1906. — ^) Ebenda 36, 268, 1902; 37, 484, 1903. 5 6 Hämoglobinmeri ge . empirische Formel aufzustellen, wie das früher oft geschehen ist. Wir wissen nicht einmal, ob in ihm ein oder mehrere Moleküle seiner Komponenten, Eisenatome usw. enthalten sind. HämoglobinmeDge. Die quantitative Bestimmung des Hämoglobins im Blute ist eine Aufgabe von gleicher physiologischer und klinischer Wichtigkeit wie die Zählung der Erythrocyten, mit welcher sie übrigens in engem Zusammen- hange steht, insofern man ja annehmen wird, daß Veränderungen dieser beiden annähernd parallel gehen müssen. A priori gegeben ist dieser Parallelismus nicht, da ja bei Vermehrung der Erythrocyten diese gleich- zeitig kleiner oder ärmer an Hämoglobin werden könnten , umgekehrt bei ihrer Verminderung. Es hat sich in der Tat einerseits gezeigt, daß die Feststellung eines Quotienten: Ery thr ocy ten z ahl zu Hämoglobin- gehalt von Bedeutung ist und dieser Schwankungen zeigen kann; ander- seits aber laufen beide Werte im großen Ganzen in der Tat parallel, wie viele Beobachtungen der Autoren zeigen, welche den Hämo- globingehalt des Blutes und vielfach gleichzeitig die Erythrocytenzahl zum Objekt umfangreicher Untersuchungen gemacht haben. Die Autoruamen sind für beides denn auch größtenteils identisch und die wichtigsten bereits früher auf S. 25 erwähnt; auch hier kann bezüglich ausführlicherer Berichterstat- tung und Literaturzusammenstellung auf die Arbeit von Schwinge ver- wiesen werden. Was die Methoden der Hämoglobinbestimmung betrifft, deren genauere Besprechung hier nicht erfolgen kann, so ist schon von Welcker das kolorimetrische Prinzip versucht worden und in neuerer Zeit in voll- kommener Form von Hoppe-Seyler 1) ausgebildet worden, dahingehend, daß eine reine Hämoglobinlösung von bekanntem Gehalt hergestellt i;nd das zu untersuchende aufgehellte Blut mit dieser verglichen wird. Da Kohlenoxyd- hämoglobin, wie oben erwähnt, sich besser hält, als Sauerstoffhämogiobin , so wird Sättigung beider Lösungen mit C 0 ein guter Behelf sein , wie sie auch bei dem schon früher erwähnten Chromophotometer von Plesch angewendet wird. Da aber immerhin eine reine Hämoglobin-Normallösung nicht immer zu haben ist, so ist schon sehr früh für klinische Zwecke in der einen oder anderen Form eine haltbare, dem Blute möglichst gleich gefärbte Lösung, meist Pikrokarmin, angewendet worden. So sind Rajewski, Quincke, Malassez und vor allem Gowers 2) verfahren, dessen verbreitetes Hämo- globinometer neuerdings von Sahli^) dahin modifiziert worden ist, daß er eine Lösung von salzsaurem Hämatin von bestimmtem Gehalt verwendet und im zu untersuchenden Blute gleichfalls den Blutfarbstoff in Hämatin in salzsaurer Lösung überführt. Die Vergleichslösung in ihrer Eigenschaft als Flüssigkeit entbehrlich zu machen, war Fleischl bei seinem Hämo- meter*) bestrebt, in welchem ein Keil aus Goldpurpurglas neben dem in einer Kammerhälfte befindlichen verdünnten zu untersuchenden Blut so lange verschoben wird, bis beides (bei Gaslicht) gleich gefärbt erscheint. Die den ') Zeitschr. f. phyaiol. Chem. 15, 179, 1891; 16, 505, 1892; 21, 461, 1896. — '^) The Lancet 1878, p. 822. — '■') Lehrb. d. klin. Untorsuchungsmethoden, 4. Aufl. 1905, S. 660 ff. — ■») Wien. med. Jahrb. 1885, S. 425. Hämoglobinbestiminungsmettioden. 57 verschieden dicken Stellen des Keiles entsprechenden Hämoglobiukonzentra- tionen sind enijDirisch ermittelt als Skala aufgetragen. In seiner neueren Modifikation von Miescher^) hat diesei- Apparat den Ruf einer allen kli- nischen Anforderungen entsprechenden Exaktheit erworben. Wo es auf diese weniger ankommt als auf schätzungsweise Bestimmung der richtigen Größenordnung kann Gärtners Hämophotograph 2) oder viel bequemer die Tallquistsche Skala von Farben s), mit welcher der in einem Blatt Fließ- papier aufgesogene Blutstropfen verglichen wird (durch Unterschieben unter ein in jeder der zehn Nuancen angebrachtes Loch), recht gute Dienste leisten. Höhei'en wissenschaftlichen Anforderungen vermag indessen wohl nur die spektr ophotometr ische Hämoglobinbestimmung zu genügen, welche, wie schon früher erwähnt, von Vierordt stammt, dann von Glan*) und von Hüfner'') weiter ausgebildet worden ist. Ohne auf den Bau der heutzutage durch König, Martens u. a. auf eine hohe Stufe der Voll- kommenheit gebrachten Spektralphotometer, die Technik ihrer Anwendung und Bestimmung der „Exstinktionskoeffizienten" (die sich in fast allen größereu physiologisch-chemischen Lehrbüchern usw. findet) hier näher ein- zugehen , seien hier nur die wichtigsten Tatsachen betreffend den Hämo- globingehalt wiedergegeben. Hoppe-Seyler •') fand in feuchten frischen Erythrocyten das Hämoglobin 40 Proz. des Gesamtgewichtes ausmachend; es würden, wenn man den roten Blutkörpern gleiche Dichte zuschreibt wie dem Plasma und findet (vgl. oben S. 24), daß sie 40 Proz. des Blutvolumens ausmachen, also im Blute etwa 16 Proz. Hämoglobin vorhanden sein. Gewöhnlich findet man beim gesunden Erwachsenen 13 bis 14 Gew. -Proz. Setzt man den gefundenen Mittelwert, also den normalen Hämoglobingehalt des mensch- lichen Blutes gleich 100, so kann man gefundene Abweichungen, sei es ein Mehr oder Minder, in Prozenten dieses Normalgehaltes aus- drücken. So sind meistens die Skalen der oben erwähnten klinischen Apparate eingerichtet, und es muß z. B. als ein Mangel des „Tallquist" bezeichnet werden, daß er nicht über 100 geht, auf abnorme Bluteindickung also gar keine Rücksicht genommen ist. Der Hämoglobingehalt des embryonalen Blutes ist nach Cohnstein und Zuntz'^) absolut geringer als derjenige des mütterlichen, aber im Ver- hältnis zu der ja auch kleineren Erythrocytenzahl, also pro rotes Blutkörper- chen größer: er beträgt kurz vor der Geburt 77 Proz. des mütterlichen. Unmittelbar nach der Geburt ist er ebenso wie die Erythrocytenzahl größer, als es je wieder im Leben der Fall ist; setzt man ihn zu dieser Zeit gleich 100, so beträgt er nach Leichtenstern ^^) : Im Alter von Va ^is 5 Jahren 55 Proz r> n » "^ n ' '^ n 58 „ n » n 15 „ 25 „ 64 „ n •) I) 25 „ 45 „ 72 , ,. ^ „ 45 „ 6U „ 63 „ 0 Siehe Veillon, Arch. f. experim. Pathol. u. Pharm. 39, 385, 1897. — '0 Münch. med. Wochenschr. 1901, Nr. 50. — ^) Berl. klin. "Wochenschr. 1904, S. 926. — ■*) Poggend. Ann. 1877, S. 351. — ^) A. a. 0. — ") Med.-chem. Unter- suchungen 1869, S. 551; Zeitschr. f. physiol. Chem. 15, 179, 1895. — ") A. a. 0. — «) A. a. 0. 58 Übrige Bestandteile der Erythrocyten. Dabei sind die absoluten Werte im allgemeinen für das weibliche Geschlecht niedriger als für das männliche [89 Proz. des letzteren nach Haidane ^)], welcher Unterschied aber nach Schwinge erst mit Herannahen der Pubertät auffällig wird. Dieser Autor findet außerdem, daß das zweite Maximum schon mit dem dritten Jahrzehnt erreicht wird, daß danach beim Weibe die Ziffern frühzeitig abfallen , um gegen die Menopause wieder anzusteigen ; er findet überhaupt weitgehenden Parallelismus zwischen Ery- throcytenzahl und Hämoglobingehelt. Im Hungerzustande wird, wie Hermann und Groll 2) gefunden haben, das Hämoglobin weniger auf- gezehrt als die übrigen festen Bestandteile des Blutes, so daß der „ Farbstoff quotient" des Blutes — d. h. das Verhältnis des Blutfarbstoffs zu den anderen Bestandteilen — ansteigt. Angesichts der Lebenswichtigkeit der respiratorischen Funktion des Hämoglobins werden wir darin eine ähn- liche „zweckmäßige" Einrichtung bzw. einen Anpassungsvorgang sehen wie z.B. darin, daß die Bestandteile des Nervensystems im Hungerzustande auf Kosten der anderen Organe am meisten geschont werden. Übrige Bestandteile der Erythrocyten. Was nun die übrigen Bestandteile der Erythrocyten außer dem Hämo- globin anlangt, so besteht deren Hauptmasse natürlich aus Wasser, an dem sie aber verhältnismäßig arm sind (noch nicht 60 Proz.) Die Trockensub- stanz der Stromata soll nach Pascucci^) zu zwei Dritteln aus Eiweiß- körpern bestehen, unter denen phosphorhaltige (Nucleoproteide, früher vielfach als Zellglobulin — Wooldridge — angesprochen) bemerkenswert sind. Der Phosphor, den man in der Asche der roten Blutkörper in Form von phosphorsaurem Kali findet, stammt aber außer aus diesen Proteiden wohl auch aus den phosphorhaltigen Lipoiden des Stromas. Hermann und Hoppe-Seyler hatten seinerzeit in den Erythrocyten das Vorkommen des von Liebreich als Protagon bezeichneten Körpers konstatiert, Hoppe- Seyler daneben auch Cholesterin gefunden. Jetzt wird der Phosphor- gehalt im Ätherextrakt der Erythrocyten meist auf Lecithin verrechnet, von dem sie etwa 3 bis 4 Promille enthalten würden. Von anderen organischen Bestandteilen wurde das Vorhandensein von Kohlenhydraten, insbesondere von Traubenzucker meist geleugnet [v. Mehring^), Otto^)], ist aber neuer- dings von Bona und Michaelis*') sichergestellt worden. Auch Harnstoff ist in ihnen enthalten, indem nach Schöndorff'') der Gehalt des Blutes daran auf Plasma und Körper gleichmäßig verteilt sein soll. Die farblosen Bliitkörper. Die farblosen Blutzellen stellen durchscheinende kugelige Klümpchen von Protoplasma dar, in welchen die Zellkerne erst nach Wasser- oder noch besser Essigsäurezusatz , sowie natürlich durch Behandlung mit Kernfärbe- mitteln hervortreten. Ihr Durchmesser wechselt zwischen etwa 4 und 14 u. ') Journ. of Physiol. 20, .^03, 1901. — "0 Pflügers Arch. 43, 239, 1888. — ^) HofmeisterR Beitr. zur ehem. Physiol. G, 543, 1905. — ") Arch. f. (Aiiat. u.) Physiol. 1877, S. 379. — =■) Pfliigers Arch. 35, 405, 1885. — ^) Biochemische Zeit- schrift 16, 60, 1909. — 0 Pfliigers Arch. 63, 192, 1896. Einteilung der Leukocyteu. 59 Ihre genauere Beschreibung und Klassifizierung, welche insbesondere für viele Fragen der Pathologie von großer Bedeutung geworden ist, bildet eine umfangreiche Aufgabe der speziellen Histologie des Blutes; an dieser Stelle ist es unmöglich, auf alles Detail einzugehen, zumal da die Bezie- hungen zwischen Form und Funktion größtenteils noch durchaus dunkel sind. Im allgemeinen werden nach dem Vorgang von Ehrlich i) die Größe, die Gestalt des Kernes und die tinktoriellen Eigenschaften der im Protoplasma sichtbaren bzw. darstellbaren Granulationen als Tei- lungsprinzip benutzt. Die kleinen Leukocyten, etwa von der Größe der Erythrocyten, be- sitzen einen großen Kern, der sich mit basischen Farbstoffen färbt, sie fast ganz ausfüllt und nur eine dünne und homogene Protoplasma- schicht um sich hat. Diese „kleinen mononucleären Leukocyten" werden auch als „Lymphocyten" bezeichnet, da sie erst vor kurzer Zeit durch die Lymphe von ihren Bildungsstätten , den lymphatischen Organen, in die Blutbahn transportiert sind, bzw. den in der Lymphe befindlichen Zellen durchaus gleichen. Sie bilden also offenbar Jugendstadien (s. übrigens weiter unten) und macheu im Blute etwa ein Viertel aller Leukocyten aus, von deren Zahl bald die Rede sein wird. Die großen mononucleären Leukocyten sind den vorigen analog, nur daß sie doppelte bis dreifache Größe besitzen; ihr Kern ist gleichfalls groß, schwächer färbbar und umgeben von einer gleichfalls homogenen, stärkeren Protoplasmaschicht; er liegt meist schon etwas exzentrisch. Bei manchen ist er c[uersackartig eingeschnürt, so daß es zu Ubergangs- formen nach den vielkernigen zu kommt. Diese Formen bilden nur wenige, etwa 2 bis 4 Proz. sämtlicher Leukocyten. Die Mehrzahl aller Leukocyten sind etwas kleiner als die vorigen und haben einen gebuchteten und gelappten, im Bilde hufeisenartig längs dem Rande liegenden Kern, der oft in mehrere analog liegende Bruchstücke zerfallen ist und. sich mit basischen Farb- stoffen stark färbt: basophiler Kern; das Protoplasma dieser „poly- nucleären Leukocyten" ist nicht homogen, sondern mit Granulationen erfüllt, nach deren Verhalten sie weiterhin klassifiziert werden: bei weitaus der Mehrzahl, etwa 70 Proz. aller Leukocyten überhaupt, sind es ganz feineKörnchen, welche sich nur mit neutralen Farbstoffen färben: neutrophile Granulationen. Etwa 2 bis 4 Proz. aller Leukocyten, sonst an Größe und Gestalt des Kernes den vorigen gleichend, enthalten grobe Granulationen, welche sich mit sauren Farbstoffen, speziell Eosin, färben: acidophile Granulationen, eosinophile Zellen. Außerdem gibt es noch, aber im normalen Blute höchstens zu 5 Proz. aller Leukocyten, solche mit polymorphem, sich nur schwach fär- bendem Kern, die mit intensiv basophilen Granulationen erfüllt sind; diese letzteren färben sich „metachromatisch" — mit Thionin oder polychromem Methylenblau rotviolett statt rein blau. In Wasser quellen die Granula dieser Zellen auf und lösen sich zum Teil, was ihnen ein un- ') Arch. f. (Anat. u.) Physiol. 1879, S. 571. 60 Eigenschaften der Leukocyten. regelmäßiges, von Lücken durchsetztes Aussehen im mikroskopischen Bilde bei der Verwendung wässeriger Farbstofflösuugen verleiht. Man bezeichnet die soeben beschriebenen Leukocyten als „Mastzellen". Sie können unter pathologischen Verhältnissen (gewisse Formen der Leukämie) sehr zahlreich werden, treten auch außerhalb des Blutes in allen entzündlichen Herden, z.B. der Haut, zahlreich auf. Überhaupt treten bei pathologischen Veränderungen des Blutes die verschiedenen Formen der Leukocyten in sehr verändertem Zahlenverhältnis (wie auch Gesamtzahl, s. unten) auf, und es erscheinen auch Formen, welche normalerweise nicht vorkommen. Hierauf kann an dieser Stelle natürlich nicht näher eingegangen werden. Läßt man auf ein frisches Blutpräparat unter dem Mikroskop einen von der Seite her eindringenden Flüssigkeitsstrom einwirken (Drainage), so werden die Erythrocyten leicht fortgespült, während die farblosen Zellen sich zähe an Objektträger und Deckglas anheften. Letzteres erfolgt ver- möge der Fähigkeit zur amöboiden Bewegung, welche allen Leukocyten zukommt, nicht nur, wie man sonst annahm, den polynucleären , sondern nach Schridde ^) und Deetjen ^) auch den mononucleären Lymphocyten. Wesen und Bedingungen der amöboiden Bewegung sind in einem eigenen Abschnitte im vierten Bande dieses Handbuches von 0. Weiss behandelt worden. Induktionsschläge veranlassen, ebenso wie bei Amöben, Einziehung aller Fortsätze und Stillstand in Kugelgestalt; nach einiger Zeit können die Bewegungen wieder einsetzen. Auf der amöboiden Bewegung beruht — wenigstens ist dies ein dabei mitspielender Faktor — auch das Durchwandern der Leukocyten durch die Gefäßwand, die sogenannte Diapedesis bei der Entzündung. Die aus- gewanderten Leukocyten werden dann zu den Formelementen des „Eiters". Auf das pathologische Detail einzugehen , ist hier nicht der Ort. Es sei nur an den wichtigen allgemein -physiologischen Faktor erinnert, welchen die Anziehung bestimmter chemischer Körper auf bewegliche Einzelzellen — amöboide wie Flimmerzellen usw. — darstellt, hier stehen an Wichtig- keit für die Pathologie in erster Linie die Stoffwechselprodukte vieler Mikro- organismen. Beschickt man an einem Ende offene Glascapillaren mit abgetöteten Kul- turen von Eitererregern und näht dieselben einem Versuchstier unter die Eücken- haut oder in die Peritonealhöhle, so findet man nach einiger Zeit, Avenii man sie wieder herausnimmt, einen Pfropf aus zahh-eichen eingewanderten Leukocyten in ihnen. Wegen dieser , chemotaktischen Ersi*-heinungen" usw. muß im übrigen auf die Lehrbücher der allgemeinen Physiologie und Zellenlehre ver- wiesen werden. Eine Beweguugserscheinung aller sich amöboid bewegender Zellen ist auch die Aufnahme von Nahrungsstoff partikel n, Fett, Farb- stoffen, Fremdkörpern in ihr Inneres, ebenso die Ausstoßung derselben oder unverdaulicher Reste, falls sie im Zelleninnern gar nicht oder nur zum Teil aufgelöst worden sind. Die Fähigkeit zu letzterem als einem „intrazellularen Verdauungsvorgang", welche für die Ernährung der ein- ') Münch. med. Wochenschr. 1905, S. 1862. — ^) Arch. f. (Anat. u.) Physiol. 1904, S. 401. Zählung der Leukocyten. 61 zelligen Lebewesen von so grundlegender Bedeutung ist , spielt bei den Leukocyten die Rolle einer für den Gesamtorganismus äußerst wichtigen Funktion. Bei Rückbildungsvorgängeu , z. B. bei der Einschmelzung von Knochen- und Kuorpelsubstanz, wird die aufzulösende Substanz stückweise von Leukocyten aufgenommen, welche hier als Osteoklasten undChondro- klasten bezeichnet werden. Metsohnikoff ^) hat besonders auf ihre Fähigkeit hingewiesen, in den Organismus eingedrungene Mikroorga- nismen in sich aufzunehmen, zu „fressen", weshalb er ihnen die Bezeich- nung Freßzellen oder Phagocyten beigelegt hat. Es sind dies vornehm- lich die polynucleären Zellen. Obwohl sich konstatieren läßt, daß mit der „Phagocytose" als Aufnahme der Mikroorganismen in das Protoplasma der Leukocyten durchaus nicht immer ihre wirkliche Zerstörung verbunden ist, 80 herrscht doch Übereinstimmung, daß der in Rede stehende Vorgang einen der Faktoren im Kamjjfe und Siege des Organismus gegen die Infektions- träger darstellt. Die Zählung der Leukocyten erfolgt mit den nämlichen Hilfsmitteln wie diejenige der Erythrocyten, am besten nachdem man die letzteren vorher zerstört hat, indem man als Verdünnungsflüssigkeit verdünnte Essigsäure wählt, welche die Leukocyten intakt läßt; zur besseren Sichtbarmachung kann man noch etwas geeigneten Farbstoff (Methylviolett oder Ähnliches) hinzufügen. Die Mischpipette muß auf eine weniger starke Verdünnung des Blutes eingerichtet sein, da die Zahl der Leukocyten eine viel geringere ist als diejenige der Erythrocyten: man pflegt sie vielfach in Form einer Proportion dadurch auszudrücken, daß man angibt, auf wieviel rote Blutkörper ein farbloser kommt. Die dahingehenden, von den ver- schiedenen Autoren angegebenen Zahlen bewegen sich in äußerst weiten Grenzen — von einem farblosen auf 300 bis zu einem farblosen auf 1500 rote Blutkörper. Es würde das letztere Verhältnis einer Minimalzahl von etwa 3300, das erstgenannte einer Maximalzahl von etwa 16 500 Leukocyten im Cubikmillimeter entsprechen. Im Mittel kann man beim Erwachsenen wohl 6000 bis 10000 auf den Cubikmillimeter rechnen, was für die Gesamtblutmenge nach den modernen kleineren Werten etwa 19 bis 32 Milliarden gleichkäme. Es ist aber, ebenso wie es bei den roten Blutkörpern betont wurde, zu bemerken, daß die Verteilung in den verschiedenen Gefäßprovinzen nie- mals eine derart gleichmäßigeist, daß man aus einer, au einem einer einzelnen Körperstelle entnommenen Blutstropfen erhaltenen Zahl allzu weitgehende Schlüsse ziehen darf. Goldsc heider und Jakob-) haben festgestellt, daß die Zahl der Leukocyten im Blute der peripheren Gefäßgebiete stets größer ist, als in den zentralen. Wie bei den roten Blutkörpern , so ist auch die Zahl der farblosen besonders groß beim Neugeborenen; wie Hayem festgestellt hat, findet man hier gegen 18 000 pro Cubikmillimeter; mit der auf die Geburt folgeudeu Gewichtsabnahme sinkt die Zahl stark, um dann mit der mit dem Anlegen einsetzenden Gewichtszunahme wieder stark anzu- steigen. Von diesem Moment ab findet nach den Untersuchungen von ') Pathologie comparee de l'inflammation. Paris 1892. — '^) Zeitschr. f. klin. Med. 35, 403, 1898. 62 Chemische Zusammensetzung der Leukocyten. Schwinge 1) bei beiden Geschlechtern ein stetiger allmählicher Abfall statt bis zum vierten oder fünften Jahrzehnt, und im höheren Alter nimmt die Leukocytenzahl wieder zu. Zwischen den beiden Geschlechtern besteht ein ähnlicher Unterschied wie bei den Erythrocyten ; derselbe ist im Kindesalter noch wenig ausgesprochen. Von den wechselnden physiologischen Zuständen ist am auffälligsten und von zahlreichen Autoren untersucht der Einfluß der Nahrungsaufnahme: Die auf dieselbe fol- gende Vermehrung, zuerst von Donders und Moleschott (1848, zitiert nach Schwinge) bemerkt, wurde von Virchow als Verdauungsleuko- cytose bezeichnet; wie besonders die Beobachtungen von Hirt 2) zeigten, tritt sie eben nicht, wie diejenige der Erythrocyten, unmittelbar nach der Mahlzeit auf, sondern zwei bis drei Stunden später, zu einer Zeit, wo die Erythrocytenzahl wieder ein Minimum zeigt. Sie ist nach Schwinge viel ausgesprochener im Kindesalter als beim Erwachsenen. Eiweiß- nahrung macht besonders starke Verdauungsleukocy tose [Goodall, Gulland und Paton^)]. Auch Muskelarbeit [Zuntz und Schumburg ■*)] und Massage [Ekgren'')] steigert die Leukocytenzahl. Auch während der Menstruation besteht, wie schon M oleschott fand und Hayem bestätigte, Leukocytose; gering ist dieselbe in den letzten Tagen der Schwanger- schaft, wird dann sehr bedeutend während der Geburt und geht während des Wochenbettes wieder zurück [Hahl^), Zangemeister und Wagner'')]. Der Foetus soll nach Robin und Anna L. Bayer '^) bedeutend stärkere Leukocytenzahlen zeigen als die Mutter, was aber Hayem nicht findet. Nach Winternitz^) soll lokale Erwärmung in den betreffenden Körper- teilen die Leukocytenzahlen vermindern, Abkühlung sie steigern, indem sie in den durch die Kälte zusammengezogenen Gefäßen zurückgehalten werden. Bekannt ist ja die Wandständigkeit der Leukocyten, die man bei Beobachtung des Blutstromes in den kleineren Gefäßen unter dem Mikroskop wahrnimmt. Sie bewegen sich mit den langsamer (gegenüber dem schnelleren Axialstrom) vorrückenden Wandschichten. Die chemische Zusammensetzung der Leukocyten konnte an farb- losen Körpern aus dem Blute selbst natürlich bislang nicht untersucht werden, da man sie nicht isolieren kann. Man hat sie am Eiter, sowie au den aus den lymphatischen Organen (Lymphdrüsen, Milz) isolierten Lympho- cyten (s. oben und später) studiert. Man hat Albumine, Globuline und als Kernbestandteile Nuclein, Nucleoproteid, sowie Nucleohiston [Halli- burton ^''), Kossei und Lilienfeld ^^)] gefunden, ferner (mikroskopisch in Gestalt lichtbrechender Körnchen wahrnehmbar) Neutralfette — welche in den Erythrocyten zu fehlen scheinen — und Lipoide, wie Cholesterin, Lecithin und das aus ihm und Cerebrosiden bestehende Liebreichsche Protagon. Bemerkenswert ist das aus ihnen isolierte und auch mikro- chemisch (Jodgummireaktion) nachweisbare Glykogen [Salomon ^'^) u. a.)]. 1) A. a. 0. — ^) Diss. Leipzig 1855. — "") Journ. of Physiol. 30, 1, 1905; 33, 20, 1905. — ■*) Physiologie des Mai'sches. Berlin 1901. — ^) Deutsche med. Wochensehr. 1902, S. 519. — ^) Arch. f. Gynäkologie 67, Heft 3, 1902. — 0 Deutsche med. Wochensehr. 1902, S. 549, 633. — ") Diss. Bern 1881. — ^) Arch. f. exp. Pathol. 36, 212, 1895. — '") Journ. of Physiol. 9, 229, 1888; 18, 312, 1895. — ") Zeitschr. f. physiol. Chem. 18, 474, 1894; 20. 164, 1895. — '^) Deutsche med. Wochensehr. 1877,8.92, Blutplättchen. 63 Wahrscheinlich dienen sie für manche der in ihnen als Granula enthaltenen Stoffe als Transportmittel. Anderseits hat man die Granulationen zum Teil auch als Sekretionsprodukte gedeutet, indem man sie mit ähnlichen Erscheinungen an secernierendeu Epithelzellen verglich. Man wurde darin dadurch bestärkt, daß sich in den Leukocyten Enzyme nachweisen ließen; insbesondere ein eiweißverdauendes [Jochmann mit E. Müller und Locke- mann ^)]; seine Wirkung wird durch ein im Plasma enthaltenes „Antifer- ment" gehemmt [Dieselben, Müller und Kolaczek^)]. Im übrigen sind die Anschauungen über die Funktionen der Leuko- cyten sehr streitig, im Zusammenhang mit den verschiedenen Ansichten über ihre Entstehungsweise: Gegenüber der sogenannten unitarischen Lehre von dem gleichen Ursprünge und dem Zusammenhange aller Leuko- cytenarten hält Ehrlich^) an der strengen Scheidung aller vielkernigen Leukocyten von den Lymphocyten fest; er hält die Granula für etwas Spezi- fisches, während Arnold^) die Verwandtschaft zwischen ihnen und den „Plasmosomen" behaui^tet und durch eingebende Studien zu der Überzeugung gelangt, daß ihre verschiedene Färbbarkeit usw. nur der Ausdruck eines mit der Entwickelungsfthase wechselnden physikalischen und chemischen Ver- haltens einer und derselben Art von Gebilden darstellt. Für die strenge Trennung im Sinne Ehrlichs wird unter anderem ins Feld geführt, daß das proteolytische Ferment in den Lymphocyten fehlt. Blutplättchen. Einen dritten geformten Bestandteil des Blutes bilden die sogenannten Blutplättchen. Es sind dies Gebilde, von denen bereits berichtet wurde, daß Hayem'') sie als Hämatoblasten bezeichnete, für durchgängig hämoglobin- haltig hielt und als Entwickelungsstufeu der roten Blutkörper ansah. Eine genauere Beschreibung gegeben, sie als besondere Bestandteile des Blutes gewürdigt und ihre Rolle beim Zustandekommen der Blutgerinnung zuerst ausgesprochen hat in einer klassischen Arbeit Bizzozero^). Es kann hier auf die Methoden zu ihrer Gewinnung nicht näher eingegangen werden und wird dieserhalb auf die ausführliche Untersuchung von Bürker'') ver- wiesen. J. Arnold und seine Schule, besonders E. Schwalbe^), halten die Blutplättchen für Zerfallsprodukte der Leukocyten. Letzterer unterscheidet hämoglobinhaltige und hämoglobiufreie, solche mit und ohne Innenkörper. Ziegler und seine Schule, z. B. Wlassow-'), halten sie wiederum für Zer- fallsj^rodukte von Erythrocyten. Es wird hiergegen wohl mit Recht ein- gewandt, daß man heterogene Dinge zusammengebracht hat. Die wirkliche^ Blutplättchen sind selbständige Gebilde, stets farblos, und zwar gewöhnlich runde, schwach bikonvexe, manchmal bläschenartige Gebilde, an denen sich ein oder mehrere Fortsätze ausbilden können; ^) Müncb. med. Wochenschr. 1906, S. 1393, 1507, 2002; Hofmeisters Beiträge 11, 479, 1907; Deutsches Arch. f. klin. Med. 91, 290, 1907. — ^) Münch. med. "Wochenschr. 1907, S. 354. — ^) Die Anämie. 2. Aufl., mit Lazarus. Wien 1909. — •*) Münch. med. Wochenschr. 1906, S. 358. — ^) Arch. d. physiol. (l) 10, 694, 1878. — ') Virchows Arch. f. pathol. Anat. 90, 261, 1882. — '') Pflügers Arch. 103, 36, 1904. — ^) Untersuchungen zur Blutgerinnung. Braunschweig 1900. — ^) Zieglers Beitr. zur pathol. Anat. 15, 543, 1894. 64 Blutplasma und Blutserum. sie köuneii auch Spiudelform annelimeii, weshalb sie Dekhuyzeu^) geradezu Spiudelzelleu nennt. Nach Walther, welcher sie am Pferdeblut untersucht hat -) , ist dies geradezu ihre einzig echte und natürliche Gestalt. Sie sind die leichtesten Formelemente, haben weit geringere Dichte wie Erythro- und Leukocyten, hierauf beruht unter anderem die von Bürker eingeschlagene Methode ihrer Gewinnung. Sie zeigen amöboide Bewegung; der als Innenkörper bezeichnete Bestandteil hat geradezu die Bedeutung eines Kernes, so daß man sie mit Deetjen^), Dekhuyzen, Kopsch*), Argutinsky^), Bürker u. a. als Zellen ansehen muß. Ihre Funktion scheint sich an die Blutgerinnung zu knüpfen, zu welcher sie durch ihren Zerfall notwendiges Material zu liefern scheinen (s. unten); man hat sie deshalb als „Thrombocyten" bezeichnet. Ein chemischer Hauj^tbestandteil ist Nuclein [L. Lilienf eld")]. Ihre Zahl wird sehr verschieden angegeben, zu 100 000 bis 600 000 pro Cubik- millimeter [Brodie und Russell"), Pratt^), Selber-*)], wahrscheinlich zum Teil, weil man verschiedene Dinge mitgezählt hat. III. Blutplasma, Blutserum und Gerinmmgstheorien. Die Grundflüssigkeit des lebenden Blutes nennt man das Blutplasma; da, wie wir gesehen haben, sie sich nicht in unverändertem flüssigen Zu- stande ohne künstliche Zusätze längere Zeit unverändert erhalten läßt, so sind ihre physikalischen und chemischen Eigenschaften großenteils an dem bei der Gerinnung ausgepreßten Serum studiert worden, von dem wir heute wohl mit mehr Recht als je annehmen dürfen, daß es sich nur durch das Fehlen der als Fibrin ausgeschiedenen Eiweißart und -menge vom Plasma unterscheidet. Beide stellen eine gewöhnlich klar durchsichtige, nur bei Anwesenheit größerer Fettmengen — Chylämie, Lipämie — weißlich -opalisierende, leicht gelblich bis tiefgelb (je nach der Tierart) gefärbte Flüssigkeit dar, deren Dichte zu 1,027 bis 1,030 gefunden wird. Die theoretisch neutrale Reaktion, der praktisch ein Gehalt an „titrierbarem Alkali" gegenübersteht, kommt dem Plasma bzw. Serum ebensogut wie dem Gesamt- blut zu; das „Säurebinduugsvermögen" beruht ja gerade auf dem gleich zu besprechenden Gehalt des Plasmas an Monoalkalikarbonaten und gelösten Eiweißkörpern. Die Viskosität ist natürlich für das Plasma und Serum gegenüber dem Gesamtblut als Suspension niedriger; schon 1897 hatte sie Bottazzi^^) vier- bis fünfmal niedriger als die des Blutes gefunden; Burton- Opitz ^i) fand sie mit der Temperatur sinkend etwa drei- bis viermal kleiner; ähnliche Angaben machen auch A.Mayer ^2), sowie Fano und ') Anatom." Anzeiger 19, 533, 1901. — ~) Pflügers Arch. 123, 233, 1908. — ^) Virchows Arch. f. patliol. Anat. 164, 260, 1901. — ") Anatom. Anzeiger 19, 541, 1901. — ^) Ebenda, S. 552. — «) Zeitsclar. f. physiol. Chemie 20, 89, 1895. — 0 Journ. of Physiol. 21, 300, 1897. — «) Ann. f. exp. Pathol. 49, 299, 1905. — • ^) Deutsches Arch. f. klin. Med. 81, 316, 19o4. — '") L'Orosi 1897; Arch. ital. de biol. 29, 401, 1898. — ") Pflügftrs Arch. 82, 447, 1900. — ''') Compt. rend. Soc. biol., 22mars 1902. Physikalische und chemische Eigenschaften. 65 Kossii). Geradezu auf das Plasma zu beziehen, wenn man vom Blute redet, sind die elektrolytische lioitf ähigkeit und die Gefrierpunkts- erniedrigung, denn die letztere ist ebenso wie der osmotische Gesamt- druck ein Maß der molekularen Konzentration, erstere des Gehaltes an freien Ionen. Da die Blutflüssigkeit eine vei'dünnte Elektrolytlösung darstellt mit sehr weitgehender elektrolytischer Dissoziation , da ferner bei der Molekulargröße der in ihr enthaltenen Kolloide diese sich trotz einer nicht unbedeutenden Gewichtskonzentration am osmotischen Druck und Gefi'ierpunktserniedrigung gar nicht oder kaum beteiligen, so liefern beide in Rede stehende Größen ein Maß des gleich zu besprechenden Mineral- gehaltes von Plasma bzw. Serum. Die elektrolytische Leitfähigkeit des Blutserums normaler menschlicher Individuen schwankte in den Versuchen von Viola 2) zwischen /iT = 106 und 120 X IQ-^ ; Bottazzi^) fand sie bei -f 25« zu 111,8 X 10~s reziproke Ohm. Es entspricht das in der Tat auch genau den Werten, welche für die Gefrierpunktserniedrigung des Serums gefunden, und welche etwa — 0,53 bis —0,540 betragen 4). v. Koranyi^) schlägt — 0,56» als Mittel- wert für das Gesamtblut vor. Fano und Bottazzi'^) fanden sie stets größer in den Lebervenen als in der Pfortader, was der Funktion der Leber entsprechen würde , Aufspaltungsprodukte größerer Moleküle in die Blutbahn zu bringen. Nahrungsentziehung erhöht sie gegen den Exitus zu, durch die gleichzeitige Wasserverarmung infolge aufgehobener Aufnahme. Über den Einfluß der Blutentziehungen lauten die Angaben verschieden. Die angegebenen Werte der elektrolytischen Leitfähigkeit und Gefrier- punktserniedrigung entsprechen etwa einer 0,9 prozentigen Koch- salzlösung. Wir kommen damit zur Besprechung der Chemischen Bestandteile von Plasma und Serum. Das Wasser macht gegen 90 Proz. vom Gewichte der Blutflüssigkeit aus, während man beim Gesamtblut 78 bis 80 Proz. rechnet. In ihm sind von Mineral Stoffen gelöst Kali- und Natronsalze — von letzteren weit- aus mehr — nach Abderhalden'') ist dieses Verhältnis für alle Tier- arten das gleiche , nämlich im Serum sowohl der Pflanzen- wie der Fleisch- fresser 4,3 Promille Natron und 0,26 Promille Kali, wogegen die Blutkörper im allgemeinen natronarm sind und nur bei den Wiederkäuern größere Mengen Natronsalze enthalten. Auf die Frage der physiologischen Bedeutung beider Alkaliverbindungen, ihren Austausch usw. (Bunge, Overton, Loeb u. a.) ist hier nicht der Ort einzugehen. Außer Kali und Natron ent- hält die Blutflüssigkeit beträchtliche (etwa 1 Promille) Mengen Kalk; die Bedeutung der löslichen Kalksalze für die Gerinnung wird bald besprochen werden. Geringer ist der Gehalt an Magnesia. Ammoniak findet sich ') Arch. di Fisiol. 1, 496, 1904. — ^) Eivista Veneta di Scienze mediche 18, Heft 1, 1901. — ^) Chimica fisiologica. Milane 1897. — *) Siehe auch Hamburger 1, 456 ff. — ^) Zeitschr. f. klin. Med. 33, 1, 1897. — «) Arch. ital. de biol. 26, 45, 1896. — '') Zeitschr. f. physiol. Cbem. 25, 65, 1888. Nagel, Physiologie des Meuschen. Ergänzungsband. k 66 EiweiJßkörper des Plasmas und Serums. in einer Menge von etwa 0,4 mg pro 100 ccm Blut, im Pfortaderblut indessen drei- bis fünfmal soviel [Horodinski, Salaskin und Zaleski^), Folin^)]. Die Säuren bzw. Halogene, welche im Blutplasma diese Basen sättigen, sind vor allem Chlor, wenig Phosphorsäure (die in der Asche gefundene stammt auch hier wesentlich aus organischen Phosphorverbindungen), vor allem aber Kohlensäure; für letztere als Produkt der Gewebeatmung wirken ja die Alkalien des Blutes als Transportmittel, wie das Hämoglobin für den Sauerstoff. Von organischen Bestandteilen der Blutflüssigkeit stehen in erster Reihe die Eiweißkörper. Wir können, wenngleich wir ja damit keine chemisch exakte Einteilung vornehmen, in herkömmlicher Weise [Heyn- sius^)] unterscheiden die Albumin- und die Globulinfr aktion. Die erstere umfaßt dasjenige dem Plasma und Serum gemeinschaft- liche Eiweiß, welches nicht durch Sättigen mit Magnesiumsulfat, wohl aber mit Ammonsulfat ausfällt und in reinem Wasser löslich ist. Je nach der Gerinnungstemperatur (-|- 72 bis 83") unterscheidet Halliburton*) drei Fraktionen, ein Serumalbumin «, ß und y. Gürber und Michel'') ist es gelungen, das Serumalbumin kristallisiert zu erhalten. Die Kristalle sind doppeltbrechend. Die Lösungen drehen , wie bei allen Eiweißkörpern, nach links, und zwar ist «x» = — 61". Die Globulinfraktion erhält man aus dem Salz- oder Oxalat- oder Hirudinplasma (s. früher und unten) einerseits, aus dem Serum anderseits durch Sättigen mit Magnesiumsulfat. In ihr ist in allen Fällen enthalten das Serumglobulin (sonst auch Paraglobulin oder Serumkasein genannt, die fibrinoplastische Substanz von Alexander Schmidt, s. unten). Es wird aus dem Serum bzw. seinen wässerigen Lösungen ausgefällt durch Dialyse, sowie durch Verdünnen mit vielem Wasser, endlich durch sehr schwache Säuren , wie einige Tropfen Essigsäure oder Einleiten von Kohlensäure. Der durch letztere erhaltene Niederschlag wird durch Ein- leiten von Sauerstoff oder Wasserstoff oder Auspumpen wieder gelöst. Die Kohlensäurefällung ergibt indessen ein viel geringeres Quantum „Globulin" als die Aussalzung mit Maguesiumsulfat; ein Blick auf die Tabellen von Heynsius einerseits und Halliburton anderseits lehrt den Unterschied des sogenannten „Eiweißquotienten" Globulin zu Albumin (auf dessen Verhalten in pathologischen Zuständen neuerdings mehrere Kliniker Nach- druck legen) bei beiden Methoden deutlich kennen. Es sind darum neuer- dings Versuche weitergehender Unterscheidung von Globulinarten gemacht worden, insbesondere durch „fraktionierte Salzfällung". Mar- kus*^), Fuld und Spiro"^) wollten mindestens zwei Fraktionen untei'- scheiden, das „Euglobulin" und das „Pseudoglobiilin" : Porges und Spiro"*) unterschieden das letztere in ein Pseudoglobulin a und ß; Obermeyer und Pick-'), sowie Freund und J o ach im i") beide in wasserlösliche undwasser- ') Zeitschr. f. physiol. Chem. 35, 246, 1902. — ^) Ebenda 37, 161, 1902. — ^) Pflügers Arch. 2, 1, 1869; 9, 514, 1874. — ") Journ. of Physiol. 5, 152, 1889; 7, 519, 1886. — *) Sitzungsber. d. phys.-med. Ges. Würzburg 1894/95. — *) Zeitschr. f. physiol. Chemie 28, 559, 1899. — ') Ebenda 31, 132, 1900. — ^) Hofmeisters Beitr. 3, 277, 1902. — ») Wien. klin. Wochenschr. 1906, Nr. 12. — '") Zeutralbl. f. Physiol. 16, 247, 1902; Zeitschr. f. physiol. Chem. 36, 407, 1902. Spezifische Plasmabestaudteile. 67 unlösliche Partien; außerdem wirkt nach letztbenannten Autoren bei den Fällungen aus dem Serum noch die Anwesenheit gewisser Plasmabestand- teile mit, welche vom Gerinnungspi'ozeß her zurückbleiben, bzw. in ihm sich gebildet haben. Zu den Globulinen des Plasmas gehört nämlich das Fibrinogen, welches bei der Gerinnung in Fibrin umgewandelt wird ; es läßt sich aus Salz- usw. Plasma durch Sättigen mit Kochsalz ausfällen, welches die übrigen Globuline nicht mitnimmt. Seine Lösung mit wenig Kochsalz koaguliert bei -|- 52 bis 56°, dagegen diejenige der Serumglobuline bei -|- 60 bis 76"; die spezifische Drehung des Fibrinogens ist «d := — 52, 5'^ [Mittelbach i)], die- jenige des Serumglobulins nach Fredericq^) aj> = — 47,8'^. Wie das Fibrinogen aus dem Plasma, so ist aus dem Serum nach statt- gefundener Gerinnung durch Sättigen mit Kochsalz fällbar das bei + 64 bis 66*^ koagulierende Fibrinoglobulin, welches man wohl für ein bei der Fibrinumwandlung erhaltenes Abspaltungsprodukt aus dem Fibrinogen an- gesehen hat, s. unten. Ein im Blutserum in geringen Mengen von Pekelharing aufgefundenes Nucleoproteid ist mit dem Fibrinferment (s. unten) identifiziert worden, wahrscheinlich ist aber auch hier, wie sonst vielfach, der Eiweißkörper nur eine Verunreinigung des Fermentes. Es muß im übrigen immer wieder daran erinnert werden, daß die von uns aus dem Plasma „isolierbaren" Eiweißstoffe nicht einheitliche Körper, sondern mehr in Zuständen analoger Art des Salzgehaltes, bzw. des Vorhandenseins von Ionen („Reaktion der Lösung") befindliche Portionen sind und daß unsere jetzigen chemischen Kenntnisse zur wissenschaftlichen Klassifizierung der Eiweißkörper gar nicht ausi-eichen. Die im Gange befindlichen Aufspaltungs - und Peptidsynthese- ver suche von E. Fischer, Abderhalden und ihren Mitarbeitern 3) weisen hier den Weg, der vielleicht einst zum Ziele führen wird. Im Zusammenhang mit diesen Dingen, insbesondere der auf weit- gehender Polymerisation nebst stex-eochemischer Verschiedenheit beruhenden Artverschiedenheit steht die Lehre von den Zell lösenden — Hämolysine, Bakteriolysine — , den Gift neutralysiereuden Schutzstoffen — Antitoxine — und den Eiweißkörper fällenden bzw. koagulierenden — Präzipitine, Agglu- tinine — Bestandteilen des Blutplasmas. Die Lehre von denselben bzw. eine Übersicht der sie zurzeit beherrschenden Theorien ist im ersten Bande dieses Handbuches von C. Oppenheimer kurz gegeben worden. Bekanntlich ist die Bedeutung aller drei Gruppen für die Pathologie und Therapie sehr groß: Immunitätslehre und Schutzimpfung, Diagnostik von Infektionskrank- heiten. Aber auch die physiologische und allgemein-biologische Be- deutung speziell der Präzipitine darf nicht unterschätzt werden. Bekanntlich liefert z. B. ein mit Menschenblut behandeltes Kaninchen ein Serum, das nur mit Menschenblut Niederschläge gibt, ein mit Rinderblut behandeltes ein Serum, das nur mit Rinderblut Niederschläge gibt usw. Diese *) Zeitschr. f. physiol. Chem. 19, 289, 1894. — ^) Arch. de biol. 1, 17, 1880. — *) Siehe E. Fischer, Untersuchungen über Aminosäuren, Polypeptide und Proteine, Berlin 1906; Organische Synthese und Biologie, Eede, 1907; Abderhalden, Lehr- buch d. physiol. Chemie, 2. Aufl., Wien u. Berlin 1909. 5* g8 Fett und Lipoide des Blutes. „biologisclie Eiweißreaktioii ", welche ihre Entdecker Bordeti) und Uhlenhuth^) zum gerichtlichen Nachweis einer bestimmten Blutart ein- geführt haben, hat es Friedenthal 3) ermöglicht, einen neuen Nachweis der „Blutsverwandtschaft" von Menschen und Affen zu führen*). Fettartige Bestandteile lassen sich, soweit sie nicht wasserlöslich sind, in der Blutflüssigkeit auf Grund ihrer optischen Eigenschaften nachweisen, und zwar sowohl mikroskopisch (Leeuwenhoek), als auch, insbesondere während der Resorption nach den Mahlzeiten, ultramiki-oskopisch [A. Neu- mann^)]. Eine schwierige Sache ist die Angabe quantitativer "Werte für den Gehalt sowohl des Gesamtblutes, als auch der Blutflüssigkeit an „Fett". Es wird nämlich je nach den Methoden, die man anwendet, ins- besondere den Extraktionsmitteln, vorherige Behandlung mit Alkohol, Ver- dauung [Nerking^)], Extraktion mit Äther, Petroleumäther usw. etwas ganz Verschiedenes bestimmt werden: Neutralfett, Lipoide, dieselben Stoffe, inso- fern sie im lebenden Blut an Eiweiß gebunden waren, Lecithoproteide usw. Es kann nicht der Ox't sein, hier auf den Streit um die Methodik, welcher neuestens besonders im Hinblick auf das Interesse der Kliniker an „lipä- mischen" Zuständen sehr lebhaft geworden ist, näher einzugehen. Böninger '') hatte mit Alkoholbehandlung den „Fettgehalt" des Gesamt- blutes beim Menschen zu 0,75 bis 0,85 Proz. angegeben, entsprechend älteren Analysen, welche im allgemeinen normale Werte zwischen 0,5 und 1 Proz. annehmen lassen. Dem ist von Engelkardt '^) widersprochen worden, welcher dem normalen menschliclien Blut nur 0,186 Proz. nach Nerking mit Äther extrahierbares Fett zuschreibt. Offenbar handelt es sich um etwas Verschiedenes; indessen scheinen insbesondere nach den bei Tieren gemachten Erfahrungen auch die normalen „j)hysiologischen Bedingungen" den Fettgehalt speziell des Plasmas außerordent- lich zu beeinflussen: Fettreiche Nahrung kann gewaltige Er- höhung bedingen, so daß das Serum milchweiß aussieht und mehrere Prozent mit Äther extrahiert werden können. Anderseits kann auch im Hungerzustande der Blutfettgehalt erhöht sein [Fr. N. Schulz'')], offen- bar, weil das Blut in erhöhtem Maße Reservefett aus den Depots nach den arbeitenden Organen transportiert. Auch bei Schwangeren pflegt der Fettgehalt erhöht zu sein, desgleichen bei der Laktation. Neben Neutral- fetten wird die Anwesenheit von Seifen (die allerdings sehr giftige Eigen- schaften besitzen) und von Lipoiden, nämlich Lecithin (welches, wie wir sahen, in den roten Blutkörpern überwiegt) und Cholesterin in der Blut- flüssigkeit angegeben. Das Cholesterin bildet einen wichtigen Anteil des im Blutplasma nicht suspendierten, sondern glatt gelösten „Neutralfettes", insofern Hürthle^^) i^ Serum durchschnittlich 0,17 Proz. Fettsäure- 3 ') Ann. de l'Inst. Pasteur 1899. — ") Das biol. Verfahren usw. Jena 1905. — ) Sitz.-Ber. d. Preuß. Akad. 1902, S. 830. — ") Weitere Literatur über Präzipitine u. a. : Dieudonn^, Immunität usw., Leipzig, Barth, 1903 ; Michaelis u. Oppenheimer, Arch. f. (Anat. u.) Physiol. 1902. — ^) Zentralbl. f. Physiol. 21, 102, 1907. — *) Pflügers Arch. 73, 172, 1898. — 0 Zeitschr. f. klin. Med. 42, 65, 1901. — ") Deutsch. Arch. f. klin. Med. 70, 182, 1901. — ">) Pflügers Arch. 65, 299, 1897. — '") Zeitschr. f. physiol. Chem. 21, 331, 1896; Deutsche med. Wochenschr. 1896, S. 507. Blutzucker. 69 Cholesterinester hat nachweisen können. Es sind vor allem die Ester der Ölsäure und der Palmitinsäure. (Bekanntlich ist das Cholesterin ein einatomiger Alkohol und bindet je ein Fettsäureradikal.) Wahrscheinlich bilden diese wasserlöslichen Ester eine Hauptform, unter welcher der Fetttransport im Blute erfolgt (Hürthle). Vielumstritten sind die Angaben über fettzerstörende, „lipolytische" [Cohnstein und Michaelis^)], und fettspaltende, Lipasen [Hanriot 2)], Enzyme im Blute. Fehlerquellen sind bei Prüfung auf solche besonders tückisch. Was die Kohlenhydrate anlangt, so haben bekanntlich Claude Ber- nard ■■) und C. Schmidt-i) ziemlich gleichzeitig das von der Nahrung unab- hängige Vorkommen von Traubenzucker im normalen Blut festgestellt. Bernard 5) gab ferner an, daß das Lebervenenblut einen höheren Zuckergehalt besitze als das Pfortaderblut, was er für die glyko- ffene Funktion der Leber ins Feld führte, sowie daß das arterielle Blut mehr Zucker enthalte als das venöse, was später vielfach bestätigt und auch auf Grund quantitativer Bestimmungen für die Rolle des Zuckers als Quelle der Muskelkraft usw. ins Feld geführt wurde (Seegen, Chauveau und Kaufmann usw.). Es muß wegen dieses ganzen Gebietes auf die phy- siologisch-chemischen Lehr- und Handbücher verwiesen werden. Desgleichen bezüglich der Methodik der Zuckerbestimmung, über welche eine ausgedehnte, großenteils an Polemik reiche Literatur existiert, die aber durch die neuesten Methoden der Enteiweißung von Michaelis und Rona'^) in ein neues Sta- dium getreten zu sein scheint. Was die Normalwerte des Traubenzuckergehaltes im Blute beimMenschen anlangt, so habenLiefmann und Stern^) als Grenzen 0,065 und 0,11 Proz. angegeben; die Schwankungen scheinen also ziemlich groß zu sein, es würde seiner physiologischen Einrichtung nach der Mensch den Pflanzenfressern näher stehen, denn es haben Oppler und Rona'^) gefunden, daß die Schwankungen im Blutzuckergehalt beim Kaninchen gi'oß , beim fleischfressenden Hunde dagegen minimal sind; dies entspräche auch gewissen Erfahrungen über das Muskelglykogen bei den verschiedenen Tierklassen, deren Besprechung aber nicht in diesen Abschnitt gehört. Bei Zuckerinjektionen wird der Zucker durch die Nieren ausgeschieden: Glykosurie. Bei pathologischer Glykosurie, insbesondere der als Diabetes meJlihis bekannten Krankheit findet sich „Hyperglykämie ", d.h. ein abnorm hoher Zuckergehalt, der nach Lief mann und Stern im Comadiabe- ticuni 0,44 bis 1,0 Proz. erreicht. Sehr umstritten ist die Frage, ob aller Traubenzucker im Blute frei gelöst oder an andere organische Verbindungen mehr oder weniger locker gebunden ist. Nach DrechseP) sollte dies der Fall sein in Gestalt einer von ihm als Je kor in bezeichneten Verbindung von Traubenzucker ^) Pflügers Arch. 65, 473, 1897; Ergebn. d. Physiol. .3, 1. Hälfte, S.210, 1904. — ^) Compt. rend. See. de biol. 53, 367, 1901. — ^) Mem. de la soc. de biol. 1, 121, 1849. — ■•) Charakterist. der epid. Cholera, S. 161, 1850. — ^) Lebens sur le diabete etc., Paris 1877. — ^) Biochem. Zeitschr. 2, 219; 5, 365, 1907; 7, 329, 1908. — 0 Ebenda 1, 299, 1906. — ») Ebenda 13, 121, 1908. — ^) Journ. f. prakt. Chem., N.F., 33, 425, 1886; Zeitschr. f. Biol. 33, 85, 1896. 70 Reststickstoff. Serumfarbstoff. und Lecithin. Baldi i) und Bing^) haben es bestätigt, Asher und Rosen- feld^) dagegen glauben die Bindung auf Grund von Diffusionsversuchen leugnen zu können; Mayer 4) gibt an, daß, wenn überhaupt gebunden, der Jekorinzucker nur einen kleinen Teil des gesamten Blutzuckers darstellen kann. Pflüger ^) wiederum bemängelt die Arbeiten von Asher und Rosenfeld. In die spezielle Enzymologie gehört die genauere Besprechung des im Blute vorhandenen diastatischen und Maltose in Traubenzucker spaltenden [Röhmann''), Bial"), Harn bur ger §)], sowie des von Lepine^) angegebenen zuckerzerstörenden, „glykolytischen" Enzyms. Ist doch Hyperglykämie und Diabetes auf Mangel an glykolytischer Kraft des Blutes zurückgefühi-t worden. Wie das Blut Transportmittel für die eingeführten, mehr oder weniger bereits assimilierten Nahrungsstoffe ist, so muß es natürlich auch Transport- mittel für intermediäre Produkte und für die endlichen Schlacken des Stoffwechsels sein. Transportiert es ja doch die Kohlensäure von den Geweben ebensogut, wie den Sauerstoff nach den Geweben. Die im Blute transportierten stickstoffhaltigen Stof f wechsel- produkte lassen sich ermessen an dem Stickstoffgehalt, den man im völlig enteiweißten Blut bzw. Serum findet. Man hat diesen Wert wohl als „Rest- stickstoff" angesprochen, entsprechend dem „Reststrome'" usw. der Phy- siker. Er gehört dem Harnstoff an, der lange bekannt ist, und von dem neuerdings im Menschenblut bei gemischter Nahrung 0,0611 Proz. gefunden wurde, im Hundeblut im Hungerzustande 0,0348 Proz., nach Fleischfütterung 0,1524 Proz. (Schöndorf f ^'^j. Harnsäure, früher beim Menschen von Garrod, bei Tieren von Meissner u. a. (s. bei Rollett) nachgewiesen, ist neuerlich in Fällen von Gicht („harnsaure Diathese") beim Menschen quanti- tativ bestimmt worden [Bloch ^i)]. v. Voit^^) fand Kreatin, andere Forscher (s. bei Rollett) Hippursäure. Aminosäuren sollen normaliter nicht nachweisbar sein [Pferdeserum, Letsche^^)], kommen aber, ebenso wie Purin- basen, pathologisch vor. Siehe Neuberg und Strauss^-*), sowie Ost- walds Chemische Pathologie ^■^). Als Produkte des Kohlenhydratstoffwechsels fanden sich Fleisch- milchaäure [Spiro^''), Gaglio i^)], vermehrt bei Eklampsie [Zweif eP^) u.a.)], Bernsteinsäure, bei schwerem Diabetes auch Acetessigsäure und /3-Oxy- buttersäure. Die schon erwähnte bis tiefgelbe Farbe des Plasmas bzw. Serums rührt von einem Farbstoff her, über den wenig Genaueres bekannt ist. Hoppe- 1) Arch. f. (Anat. u.) Physiol. 1887, Suppl. S.IOO. — ') Zentralbl. f. Physiol. 12, 209, 1898. — ") Ebenda 19, 449, 1905; Biocliem. Zeitschr. 3, 335, 1907. — ■») Ebenda 4, 545, 1907. — *) Pflügers Arch. 117, 217, 1907. — '^) Ber. d. D. ehem. Ges. 27, 325, 1894. — 0 Pflügers Arch. 53 bis 55, 1892/1894. — «) Ebenda 60, 543, 1896. — *) Compt. rend. 110, 742, 1890; Deutsche med. Wochenschr. 1892, S. 57. — ") Pflügers Arch. 74, 307 u. 357, 1899. — ") Zeitschr. f. physiol. Chem. 51, 473, 1907. — '*) Zeitschr. f. Biol. 4, 93, 1868. — '^) Zeitschr. f. physiol. Chem. 53, 110, 1907. — i") Berl. khn. Wochenschr. 1906, Nr. 9. — ") Leipzig 1907, S. 400. — ••*) Zeitschr. f. physiol. Chem. 1, 110, 1877. — '0 Arch. f. (Anat. u.) Physiol. 1886, S. 400. — ") Arch. f. Gynäkol. 76, 561, 1905; Münch. med. Wochenschr. 1906, S. 297. Alte Theorien der Gerinuung. 71 Seylei-i) hielt ihn für Lutein, Mac Mann 2) für ein Derivat des Gallenfarb- stoffs, Alex. Schmidt geradezu des Hämoglobins ^j. Nach Krukenberg*) läßt er sich als „Lipochrom" durch Amylalkohol extrahieren. Weder der so, noch der mit Aceton erhaltene Farbstoff gab Lewin und seinen Mit- arbeitern spektrophotographisch den Violettstreifen (s. S. 41), was dagegen spricht, daß er mit dem I31utfarbstoff iu irgend einem genetischen Zusammen- hange steht. Quantitative Daten über die Zusammensetzung des Blutplasmas bzw. Gesamtblutes, ebenso wie diejenige der Lymphe folgen am Schlüsse dieses Abschnittes. Die Vorgänge bei der Blutgerinnung. Sowohl die Kenntnis der chemischen Zusammensetzung des Blutplasmas als auch diejenige der Bestandteile der Formelemente und der Schicksale der letzteren hat uns die Grundlagen verschafft zu unserem heutigen Verständnis der Vorgänge bei der Blutgerinnung. Es ist daher die Besprechung dieser letzteren am zweckmäßigsten nach Besprechung jener Dinge hier am Schluß nachzutragen , soweit es iu diesem nicht speziell der Biochemie ge- widmeten Werke angebracht ist. Die vollständigste Darstellung des jetzigen Standes unserer Kenntnisse von den Voigängen bei der Blutgerinnung hat Morawitz in den Ergebnissen der Physiologie, 4. Jahrgang 1905 5) gegeben; er behandelt auch deren historische Entwickelung besonders in ihren neueren Phasen aufs gründlichste und hat seiner Darstellung ein Literaturverzeichnis von nicht weniger als 490 Nummern vorangestellt. Es kann also bezüglich aller Details auf dieselbe verwiesen werden. Nachdem die alten Anschauungen, welche die Wirkung der Kälte (Hipp 0- krates, Aristoteles, Schröder van der Kolk u. a.) , das Aufhören der Blutbewegung (welches die festen Bestandteile des Blutes zum Absetzen bringen — Boerhaave und van Swieten — oder die Blutkörper zum Ver- kleben veranlassen sollte), endlich die Berührung mit der Luft einerseits, die chemische Wirkung von Sauerstoff und Kohlensäure anderseits für die Ge- rinnungverantwortlich machten, nachdem alle diese Anschauungen sich als un- haltbar erwiesen, waren es Virchow sowie Buch an an ^j, welche zuerst auf den richtigen Weg wiesen, indem sie annahmen, daß das Fibrin in gerinnungsfähigen Flüssigkeiten, und zwar außer dem Blute vor allem in pathologischen Exsu- daten, in Form ein er flüssigen Vor stufe existieren müsse: Buchanan zeigte, daß Hydroceleflüssigkeit erst gerann, wenn etwas Serum oder Blut- gerinnsel hineingebracht wurde. Daß diese Vorstufe ein besonders gearteter, von dem übrigen Plasmaeiweiß verschiedener Körper sei, wollte nun wiederum Brücke^) nicht zugeben, der dafür wieder das Verdienst hat, gezeigt zu haben, daß das Ausbleiben der Gerinnung sich an den intakten Zu- stand der Gefäßwand knüpft, wie schon früher erwähnt worden ist. Denis 8) endlich gelaug es, die gelöste Vorstufe des Fibrins zu isolieren, in- ^) Physiol. Chem., Teil .3, S. 434. — *) Proc. Eoy. Soc, 31, 231, 1881. — ^) Hämatologische Studien, Dorpat 186.5, S. 73. — ■•) Jenai-sche Zeitschr. f. Naturw. 19, Heft 1. — ^) S. 307. — ^) On the Coagulation of Blood, 1845. — '') Virchows Arch. 12, 100, 1857. — ") Nouvelles ^tudes etc. sur les substance-s albuminoides, Paris 1856; Memoire sur le Sang, Paris 1859. 72 Entdeckung des Fibrinogens und Fibrinfermentes. dem er das durch Vermischen des frisch entleerten Blutes mit Natriumsulfat- lösung und Absetzenlassen der Körper gewonnene „Salzplasma" mit Kochsalz sättigte. Den so, wie wir jetzt sagen, „ausgesalzenen" Eiweißkörper, dessen Lösung nach einiger Zeit gerann uid Fibrin lieferte, nannte er Serofibrin oder Plasmin, gelegentlich geradezu „Fibrinogen", welcher Name ihm geblieben ist: die Befunde von Buchanan, Brücke und Denis lieferten die Grund- lage für die wichtigen Arbeiten Alexander Schmidts, die wir mitMora- witz in drei Pei'ioden einteilen wollen. Zuerst') nahm er an, daß die Ge- rinnung bei Zusatz von Serum usw. zu Transsudaten und dementsprechend auch die Gerinnung des Blutes dadurch zustande kommt, daß zwei Substanzen, die „Fibringeneratoren", sich zu einer neuen vereinigen, welche eben feste Form annimmt, dem Fibrin; die eine sei das im Plasma, dem Trans- sudat usw. vorhandene Fibrinogen, die andere nannte er die „fibrinoplastische Substanz" und nahm an, daß sie aus den Formelementen des Blutes stamme, weil defibriniertes Blut als Zusatz zu fibrinogenhaltiger Flüssigkeit intensiver gerinnungserzeugeud wirkt als zellfreies Serum. Diese Substanz identifizierte er mit dem Serumglobulin (Paraglobulin); dagegen wandte sich vor allem Brücke^). Schmidt überzeugte sich auch bald"*), daß der wirk- same Körper etwas Fermentartiges sei, von dem sehr kleine Mengen große Fibrinausscheidung bewirken können, der am besten bei Körpertemperatur wirkt und bei 100" unwirksam wird. Im Serum verbleibt nach der gewöhnlichen Blutgerinnung ein Überschuß dieses „Fibrinfermentes", welches man durch Koagulieren des Serums mit Alkohol und Extraktion des Koagulums gewinnen kann. Sowohl das Fibrinferment wie die fibrinoplastische Substanz, an deren notwendiger Beteiligung Schmidt zunächst festhielt, sollten aus zugrunde- gehenden Leukocyten entstehen*). Es ward das Verdienst Hammarstens s), trotz aller Einwände A. Schmidts sicher nachzuweisen, daß die fibrinoplastische Substanz für den Gerinnungsprozeß nicht nötig sei. Dagegen bestätigte er die Annahme Schmidts, daß die Entstehung des Fibrins aus dem Fibrinogen auf dem Wege einer Zwischenstufe, des „löslichen Fibrins", erfolge, wenigstens in gewissem Sinne; er fand 'i), daß das ausgeschiedene Fibrin weniger ist als das vorher vorhandene Fibrinogen, und daß ein Körper im Serum nach der Gerinnung in Lösung bleibt, den er „Fibrinoglobulin" nennt. Fredericq'^) wies die Präexistenz des Fibrinogens auch im lebenden Blute in einer doppelt unterbundenen Pferdejugularis nach, Rauschenbach') und andere Schüler Alexander Schmidts fanden, daß Fibrinferment auch aus anderen Zellen als den Leukocyten, und zwar der verschiedensten Gewebe, erhalten werden kann und daß es in ihnen wahrscheinlich in Gestalt einer Vorstufe — Proferment — ent- halten ist, aus welcher erst das Gerinnungsferment entsteht. Diese An- ^) Arch. f. (Anat. u.) Physiol. 1861, S. 54.5 u. 676; 1862, S. 428 u. 533. — *) Sitzungber. d. Akad. zu Wien, math.-nat. Kl., 2. Abt., 15, Heft 5, 1867. — ^) Pflügers Arch. 6, 445, 1872. — ") Ebenda 9, 354, 1874; 11, 291 u. 515, 1875. — ') Upsala Läkareförenings Förhandlingar 11 (1876); 17 (1882); Pflügers Arch. 17, 413, 1878; 18, 35, 1878; 19, 563, 1879; 22, 443, 1880; 30, 437, 1883. — ') Bulletin de l'acad. royale de Belgique (2) 44, Heft 7, 1877; Eecherches sur la constitutiou du plasma sanguin, Gand 1878. — ") Diss. Dorpat 1883. AI. Schmidts ältere Theorie der Gei'innung. 73 schauung hat sich, wie wir gleich sehen werden, in der Folge als richtig und fruchtbar erwiesen. AI. Schmidt konnte sich nur schwer entschließen, die Bedeutung der „fibrinoplastischen Substanz" für die Gerinnung ganz aufzugeben. Er hat in seinen letzten, am Ende des letzten Jahrhunderts erschienenen Arbeiten i) die Ansicht ausgesprochen, daß nicht nur das P^ibrinf ermeut, sondern auch das Fibrinogen aus den zelligen Elementen stamme, die einen globulinartigen Körper, das Cytoglobin (Zeilglobuliu Wool- dridges), lieferten, aus welchem auf dem Wege über Zwischensubstanzen, darunter die fibi'inoplastische Substanz oder das Paraglobulin, das Fibrinogen sich bilde. Da Schmidt endlich auch konstatiert zu haben glaubte, daß die Anwesenheit von Neutralsalzen zur Fibringerinnung unbedingt nötig ist, so können wir dessen letzte Gerinnungstheorie mit Morawitz^) in folgende schematische Form kleiden, wobei für das Ferment und seine Vorstufe bereits die Bezeichnungen Th rem bin bzw. Prothrombin benutzt sind. Zelle Zelle I -^-^ I Cytoglobin Zvmoplastische Substanz -> Prothrombin I ' I Präglobulin < Thrombin Paraglobulin Fibrinogen I Lösl. Fibrin < Neutralsalze I Fibrin Schon in seiner ersten Arbeit 1875 hatte Ilammarsten indessen be- merkt, daß unter den „Neutralsalzen" besonders das Chlorcalcium die Schnelligkeit der Gerinnung, wie auch die Menge des ausge- schiedenen Fibrins begünstige. Ahnliche Befunde erhoben Green, Ringer und Sainsbury (s. bei Morawitz). Brücke hatte gezeigt, daß die Asche des Fibrins Calciumphosphat enthält; Freund, welcher, wie wir sahen, die Bedeutung der Adhäsion durch seine Olversuche stützte, glaubte, daß aus den zugrunde gehenden Formelementen Alkaliphosphate austreten, die Kalksalze des Plasmas fällen und so einen Niederschlag bilden könnten, welcher das Fibrin etwa mechanisch mitreiße ^). Daß die Kalksalze für die Gerinnung wirklich unumgänglich nötig sind, wiesen aber, wie wir schon gesehen haben, erst Arthus und Pages'*) bestimmt nach, indem sie zeigten, daß Zusatz von Oxalat 1 : 1000 und auch andere kalkfällende Substanzen, wie Fluornatrium und Alkaliseifen die Gerinnung des Blutes dauernd verhindern, und daß Zusatz von Kalksalzen in geringem Überschuß zum Oxalatplasma schnell die Gerinnung her- vorbringt. Über die Art und Weise, wie die Kalksalze bei der Gerinnung mitwirken sollten, herrschte indessen zunächst keine Übereinstim- mung der Autoren: Arthus und Pages glaubten konstatieren zu können. 0 Untersuchungen zur Blutlehre. Leipzig 1892. Wiesbaden 1895. — *) A. a. 0., S. 345. — ^) Wien. med. Jahrbücher 1888, S. 259; 1889, S. 554. — *) Arthus These de Paris, Paris 1890; Areh. de physiol. (5) 2, 739, 1890; (5) 8, 47, 1896. 74 Die Frage nach der Bedeutung der Kalksalze. daß das Gewicht des ausgeschiedenen Fibrins in ausgesprochener Weise von der Menge der voi'handenen Kalksalze abhängig sei, und nahmen deshalb an, daß die Kalksalze sich unter der Einwirkung des Fibriuf ermentes mit dem Fibrinogen verbänden; Arthus^) wies besonders auf die Ana- logien hin, welche zwischen der Blutgerinnung und der Milchgerinnung durch Lab bestehen: auch das Fibrin sei ein „Käse", d. h. eine Kalkverbindung des Fibrinogens, wie der Milchkäse eine solche des Parakaseins, das freilich als löslicher Körper aus dem Kasein auch ohne Kalk durch die "Wirkung des Labs entstehen könne. Pekelharing 2) stimmte in dieser Auffassung des Fibrins Arthus und Pages zu, indessen erklärte er die Kalksalze nicht nur für die „zweite Phase" des Gerinnungsvorganges, nämlich die Fibrinbildung für nötig, sondern auch für die „erste", nämlich die Wirkung des Fibrinfermentes. Er fand unter anderem, daß sich aus Oxalat- oder Magnesiumsulfatplasma durch Aussalzen ein Globulinniederschlag erhalten läßt, welcher, zu Fibrinogenlösung zugesetzt, unwirksam ist, aber alsbald Gerinnung erzeugt, wenn er vorher mit Chlorcal- ciumlösung digeriert wurde. Daraus schloß er, daß die unwirksame Vorstufe, das Zy mögen des Fibrinfermentes, die ja, wie wir sahen, schon AI. Schmidt angenommen hatte, sich mit Kalksalzen zu dem wirk- samen Fibrinferment verbindet. Eine eigentümliche Anschauung über die Beteiligung der Kalksalze äuiSerte Lilienfeld ^) in seiner später als unrichtig nachgewiesenen Gerinnungstheorie: Nach ihm sollte die Gerinnung durch das Nucleohiston (s. oben S. 62) der Leuko- cyten bzw. durch dessen sich abspaltenden phosphorbaltigen Bestandteil, den er Leukonuclein nannte , zustande gebracht werden , und zwar in der Weise , daß das Fibrinogen in einen säureunlöslichen Eiweißkörper, das Thrombosin, und eine Pro- teose gespalten werde ; das Thrombosin verbinde sich weiter mit Kalksalzeu zu Fibrin. Alexander Schmidt selbst erklärte die Kalksalze für nicht notwendig zur Blutgerinnung; er schrieb vielmehr den Oxalsäuren Salzen spezifische ge- rinnungshemmende Eigenschaften zu und betonte , daß solche auch den zitronensauren Salzen zukämen, welche keinen Kalk fällen. Klärend wirkten hier wieder die Arbeiten von Hammarsten *); dieser Forscher zeigte, daß bei Vorhandensein wirksamen Fibrinfermentes zur Fibrinbildung (gegenüber Pekelharing) keine Kalksalze nötig sind; er fand, daß aus Oxalatplasma w^ährend des Stehens in der Kälte allmählich ein körniger Niederschlag ausfällt, nach dessen Entfernung das Plasma immer mehr die Fähigkeit einbüßt, auf Zusatz von Kalksalzen zu gerinnen; durch Aussalzen mit kalkfreiem Kochsalz und mehrfaches Auflösen und wieder Aussalzen läßt sich daraus dann eine Fibrinogenlösung lierstellen , welche auf Zusatz von Chlorcalcium nicht gerinnt, wohl aber auf Zusatz von durch Oxalat entkalktem Blutserum. Ferner braucht der Kalkgelialt des Fil)rins nicht höher zu sein als *) Compt. rend. de la soc. de biol. 45, 435, 1893. — *) Festschr. für Virchow, 1891 ; Untersuclnmgen über das Fibrinferment, Amsterdam 1892; Deutsch, med. Wochenschr. 1892, S. 1133; Zeitschr. f. physiol. Chem. 39, 22, 1897 (mit Huis- kamp). — "*) Zeitschr. f. physioh Chem. 22, 89, 1895. — *) Ebenda 22, 333, 1896; 29, 98, 1899. Koaguliue. Zj'moplastische Substanz. 75 der des hitzekoagulierteu Fibrinogens. Aus alledem folgt, daß bei Gegenwart von fertigem wirksamen Fibriuf erment zur Fibriu- bildung Kalk nicht vonnöten ist; die Kalksalze, deren Bindung die Un- gerinnbarkeit des Oxalatplasmas erklärt, wirken nur bei der ersten Phase, der Bildung des Fibrinfermentes, mit. Wie man sich diese Wirkung vorzustellen hat, darüber hat sich Mamma rsten nicht ausgesprochen; es bleibt dies auch zweifelhaft, solange die Ansichten über die Natur des Fibrinfermentes oder „Thrombins" noch auseinandergehen. Halliburton und Friend') sahen das Thrombin als ein Zellglobulin — wirklich globulin artiger Natur — an, Pekelharing als eine Vorstufe für ein Nucleoproteid, indem beide von der vielfach gemachten Erfahrung aus- gingen, daß sich aus den verschiedensten Geweben Stoffe extrahieren lassen, welche die Geiünnung begünstigen oder direkt veranlassen. Die schon früher mitgeteilten Befunde Delezennes, wonach Vogelblut sonst sehr langsam, aber bei Berührung mit den Geweben des Tieres oder Hinzu- bringen von Extrakten derselben sehr schnell gerinnt, sowie manche andere Tatsachen schienen in der Tat dafür zu sprechen, daß aus den Geweben Substanzen entstehen, die wie Fibrinferment wirken. Insbesondere hat auf Grund umfangreicher Untersuchungen Lob-) sich diese Anschauung von den „Koagulinen" zu eigen gemacht. Man kann sagen , daß dieselbe das andere Extrem darstellt gegenüber der seinerzeit allgemein abgelehnten und nach dem frühen Tode ihres Autors ver- gessenen Gerinnungstheorie von Wooldridge ^), welcher annahm, daß zellige Elemente bei der Gerinnung überhaupt unbeteiligt seien , daß vielmehr beide be- teiligte Stoffe dem Plasma entstammten, die er als A- Fibrinogen und als B-Fibrinogeu unterschied; das erster« sollte beim Abkühlen als Niederschlag erhalten werden, der dem entspräche, was sonst als die Blutplättchen bezeichnet werde; ihm analog seien Stoffe, die man aus den Geweben durch Extraktion mit verdünnter Kochsalz- lösung und nachfolgende Fällung mit Essigsäure erhalten könne; das B-Fibrinogen käme außer dem Plasma auch in gerinnungsfähigen Transsudaten u. a. vor, und zwar in verschiedenen Modifikationen. Beide Arten Fibrinogen wirkten in ver- schiedener Weise aufeinander, so daß eine positive Phase (Gerinnung) und eine negative Phase (Gerinnungshemmung) auftreten könne. Mit letzterer habe man es beim zirkulierenden Blute zu tun. Wie schon angedeutet, hatte in seinen letzten Arbeiten Alexander Schmidt, der ja die Mitwirkung der Kalksalze leugnete. Beweise dafür bei- gebracht, daß die Überführung des „Prothrombins" in „Thrombin" durch das Dazwischentreten von den zelligen Elementen des Blutes gelieferter Stoffe zustande komme, die er „zymoplastische Substanzen'" nannte, analog den „fibrinoplastischen". Die Tatsache, daß Gewebeauszüge die normale Blutgerinnung beschleunigen, aber zu Oxalat- oder Fluorid- plasma hinzugesetzt keine Gerinnung machen, auch wenn sie vorher mit Kalk behandelt waren, sowie andere Beobachtungen haben Morawitz'*), sowie Fuld und Spiro 5) veranlaßt zu statuieren, daß die Vorstufe des Thrombins, das „ Thrombogen", durch das Hinzukommen einer ') Journ. of Physiol. 10, 532, 1890. — ^) New York medical News, August 1903; Virchows Arch. f. pathol. Anat. 176, 10, 1904. — ") Außer vielen Einzel- schriften: Festschr. f. Ludwig 1891, S. 221; Die Gerinnung des Blutes, deutsch von M. V. Frey. — ") Hofmeisters Beitr. 4, 331, 1903; 5, 138, 1904; Deutsches Arch. f. klin. Med. 79, 1, 1904. — ^) Hofmeisters Beitr. 5, 171, 1904. 76 • Thrombokinase. Herkunft des Fibrinogens. wirksamen aus den Zellen stammenden Substanz, der „Thrombo- kinase" (Morawitz, Cytozym nach Fuld), und unter Mitwirkung der Kalksalze in Thrombin übergeführt wird. Alexander Schmidt hatte ferner angegeben, und Fuld') sowie Morawitz konnten bestätigen, daß in dem Blutserum eine Modifikation des Fibrinfermentes vorhanden ist, welche nicht durch Kalksalze, aber durch Alkalien und Säuren in wirk- samen Zustand übergeführt wird. Morawitz hielt es erst für eine beson- dere Art der Vorstufe (/3-Prothrombin) und hält es neuerdings für ein unwirksames, vielleicht polymerisiertes Abspaltungsprodukt des Thrombius, das er „Metathrombin " nennt. Er gibt in Anlehnung an Fuld folgendes Schema der Fermententstehung : (Plasma) Zelle I I Thrombogeu Thrombokinase \ Kalksalze Thrombin Thrombin Metathrombin — Alkali oder Säure I Thrombin Besondere Details, welche einige Diskussion hervorgerufen haben, sind die Frage der Spezifizität oder Nichtspezifizität des Fibrinfer- mentes bei verschiedenen Tierarten; bejaht wurde letztere von Bordet und Gengou und Fuld, geleugnet von Duclaux, Lob und Muraschew — s. bei Morawitz in den Ergebnissen, Bd. 4 — ; ferner das Zeitgesetz der Fibrinfermentwirkung [Fuld 2)]. Es kann hier nicht näher darauf ein- gegangen weiden. Ein wichtiges Gebiet bilden die Herkunft sowie die Schicksale des Fibrinogens. Gegenüber den Bestrebungen von Prevost und Dumas •'), Heynsius"^) und M o s s o ^) , es von den Erythrocyten , von Alexander Schmidt, es von den Leukocyten, und neustens von Bürker^), es von den Blutplättchen herzuleiten, verteidigt Morawitz die Lehi-e Johannes Müllers^), wonach es im Plasma präexistiert. Es fragt sich dann, warum letzteres manchmal mehr, manchmal weniger davon enthält. Es fehlt mehr oder weniger vollständig im Blute bei Phosphorvergiftung. Solches Blut vermag Thromben aufzulösen , wahrscheinlich durch ein fibrinolytisches Ferment, das vielleicht schon im normalen Blute vorhanden, aber an der Wirkung gehindert ist [M. Jacoby'^)]. Durch Blutentnahme und Wieder- einspritzen des inzwischen defibrinierten Blutes lassen sich Hunde fibrinfrei machen [Dastre^)]; exstirpiert man den Darm, so bleiben sie es [Mathews^^^j, Nach Dastre^i) ist außer dem Darm auch die Lunge eine Bildungsstätte des Fibrinogens, während in der Leber Fibrinogen zerstört wird. Pf eif f er i^) 1) Zentralbl. f. Physiol. 17, 529, 1903. — *) Hofmeisters Beitr. 5, 171. — ^) Bibliotheque universelle 17 (1821). — ") Pflügers Arch. 2, 1, 1869; 3, 415, 1870. — *) Virchows Arch. 109, 213, 1887. — «) Pflügers Arch. 102, 36, 1904. — 0 Handb. d. Physiol. 1, 95 bis 96, 1835. — *) Zeitschr. f. physiol. Chem. 30, 174, 1900. — ") Arch. de physiol. 25, 169, 1893. — '") Amer. Journ. of Physiol. 3, 53, 1899. — '0 Arch. de physiol. 25, 628, 1894. — ^^) Zeitschr. f. klin. Med. 33, 215, 1897; Zentralbl. f. iim. Med. 19, 1, 1898. Wirkungsweise der gerinnungslierameiiden Substanzen. 77 wies auf vermehrten Fibringebalt des Blutes bei Leukocytose hin , betont aber, daß dies nicht immer der Fall ist; nach P. Th. Müller i) sind das Knochenmark und die lymphatischen Appax'ate eine Bildungsstätte des Fibrinogens. Nach Hammarsten (der aber später diese Annahme aufgegeben hat), Schmiedeberg und W. Heubner-) erklärt sich die Beobachtung, daß nicht das ganze Fibrinogen nach der Gerinnung als Fibrin wiedergefunden wird, durch hydrolytische Abspaltung des „Fibringlobulins", während Hui sk am p'') der Ansicht ist, daß es sich bei letzterem um einen präformierten, vielleicht locker ans Fibrinogen gebundenen Körper handelt. Was die Wirkungsweise der gerinnungshemmenden Substanzen betrifft, so wären sie nach Arthus in zwei Gruppen zu trennen, solche, die an sich nicht gerinnungshemmend sind, sondern erst im Organismus unter Mitwirkung lebender Organe zur Entstehung von Antikörpern Veranlassung geben. Hierher gehört vor allem das früher erwähnte „Pepton" (Proteosegemisch) , welches bewirkt, daß im Blut ein „Anti- thrombin" entsteht, nicht eine „Antikinase", d. h. ein Körper, welcher dem schon fertigen Ferment entgegenwirkt, nicht seine Bildung hindert (Mora- witz, Fuld und Spiro). Als Bildungsstätte dieses „Antiferments" haben Gley*) mit Pachon^), sowie Hedon und Delezenne^) die Leber fest- gestellt, der schon Contejean') einen teilweisen Einfluß in dieser Richtung zuschrieb. Unsicher ist es, ob die Gerinnungshemmung, welche bisweilen bei Injektion von Gewebesäften beobachtet wird (negative Phase von Wool- d r i d g e) auf dieselbe Weise zu erklären ist , oder ob es sich um Körper handelt, die in die zweite Gruppe von Arthus gehören, wie Hirudin, Schlangengift usw., die selbst „Antithrombine" (Hirudin, Antikörper des normalen Blutes) oder „Antikinasen" (Schlangengift, bei Injektion von „Kinase" entstehende Antikörper) darstellen. Näher auf diese Details der modernen speziellen Fermentlehre kann an dieser Stelle nicht eingegangen werden. Man vergleiche die Tabelle bei Morawitz, a. a. 0., S. 410/411. Ebendort auch einiges zur Kritik der gerin nungsbefördernden Sub- stanzen, z.B. der Gelatine. Wir können unsere derzeitige Vorstellung von dem Wesen des Gerin- nungsvorganges zum Schluß kurz dahin zusammenfassen, daß eine im Blutplasma befindliche Vorstufe eines fermentartig wirkenden Körpers bei Gegenwart von Kalksalzen durch a\is zelligen Ele- menten stammende „Katalysatoren" aktiviert wird, bei welchem Vorgang die Beschaffenheit (Benetzungsfähigkeit) der berührenden Unterlage eine Rolle spielt; das entstandene Enzym führt den gerinnungsfähigen Eiweißkörper des Plasmas in die feste Phase über. Betreffend die Beteiligung der Formelemente des Blutes wäre hinzuzufügen, daß das Zugrundegehen der Leukocyten als Vorbedingung der Gerinnung heutzutage problematisch erscheint, während den Blutplättchen ') Hofmeisters Beitr. 6, 454, 1905. — *) Arch. f. experim. Pathol. 49, 229, 1906. — ^) Zeitschr. f. physich Chem. 44, 182, 1905. — ") Compt. rend. de la soc. de biol. 48 (1892); Arch. de physiol. 28, 715, 1896. — ^) Ebenda 37, 711, 1895. — ^) Compt. rend. soc.de biol. 48, 633, 1892; Compt. rend. 121, 383, 1895. — ^ Arch. de physiol. 27, 245, 1895. 78 Die Lymphe. („Thrombocyten") von vielen Seiten ein bestimmender Einfluß zuer- kannt wird; insbesondere legt Bürkeri) darauf Wert, daß der Zerfall derselben der Fibrinbildung genau parallel geht, daß alle Stoffe, welche die Gerinnung beschleunigen, auch den BiutiDlättchenzerfall verstärken, endlich diejenigen Stoffe, welche die Gerinnung aufheben bzw. verzögern, dies auch mit dem Zerfall der Blutplättchen tun. Bürker denkt endlich an die Mög- lichkeit der Entstehung der Fibrinfäden aus den Blutplättchen, worin er allerdings, wie wir gesehen haben, nicht ohne Widerspruch geblieben ist. IT. Die Lymphe. Wie schon eingangs erwähnt , bildet die Lymphe das flüssige Zwischenglied zwischen dem Blute und den zelligen Elementen der Gewebe, welche, soweit sie nicht direkt aneinander grenzen oder dem Lumen des Intestinalkanales , der Atmungs- oder Genitalorgane oder der sekretorischen Innenfläche einer Drüse eine freie Fläche zuwenden, direkt von der Lymphe als „Gewebeflüssigkeit" oder „Drainagef lüssigkeit der Ge- webe" bespült werden. Durch die Anordnung der „perivasculären Lymph- räume" sind im allgemeinen die Gefäßendothelzellen die Vermittler zwischen dem Blut und der Lymphe und damit mehr indirekt der Gewebe. Da also als Lymphe der Inhalt aller „Gewebespalten" schlechtweg bezeichnet wü-d, so gehören hierzu die in den serösen Höhlen — Pleuraspalte, Perikardialhöhle , Peritonealhöhle oder besser gesagt auch - spalte — befindlichen Flüssigkeiten, die Synovia der Gelenke usw. Es kon- tribuieren also zur Lymphe, wie in dem von Ovar ton bearbeiteten Abschnitt über Lymphbildung im zweiten Bande dieses Handbuches ausführlich dar- gestellt ist, einerseits das Blut durch sogenannte „Transsudation" (Conn- stein, Starling) aus den Blutcapillaren, anderseits die Gewebe (Asher) durch Abgabe ihrer Produkte. Zu diesen gehören die Schlacken des Stoffwechsels, aber auch die Assimilationsprodukte, welche die Epithelzellen der Darmschleimhaut und der Leber aus der in den Intestinal- kanal aufgenommenen und „resoibierten" Nahrung hergestellt haben. Um die Sache vollends zu verwickeln, geben gewissermaßen als eine „ge- formte innere Sekretion" die „lymphatischen Organe", deren Reti- culum die Lymphe auf ihrem Wege von den Organen nach der Vermischungs- stelle zwischen Blut und Lymphe im linken Jugulariswinkel zu passieren hat, die in ihnen gebildeten „Lymphzellen" an die Lymphe ab, die, von dieser ins Blut geschwemmt, dort wenigstens einen Teil der Leukocyten aus- machen. Es ist somit ersichtlich, daß man die „Lymphe" nicht als ein Produkt von einheitlicher Zusammensetzung wird beschreiben können , sondern min- destens die Zusammensetzung der Körperlymphe im allgemeinen, bzw. „vor dem Passieren der Lymphdrüsen" zu unterscheiden haben wird von einerseits derjenigen, die sie durch den Hinzutritt der Formelemente erhält, anderseits von derjenigen der „Darmlymphe" oder des „Chylus", welcher mit resorbiertem Nährmaterial, insbesondere Fett beladen ist. ') A. a. 0. Zusammensetzung der Lymphe. 79 Für die Körperlymphe im allgemeinen, bzw. das von Lymphocyten freie „Lymphplasma" kann man wohl sagen, daß es durchschnittlich die Eigen- schaften und Zusammensetzung des Blutplasmas besitzt. DieDichte ist wechselnd mit dem Gehalt an organischem Material 1,022 bis 1,030, die Reaktion theoretisch neutral, praktisch ist titrierbares Alkali um so reich- licher vorhanden, als die Lymphe von Gasen nur, und zwar reichlich Kohlensäure enthält, die an ihre Alkalien zum Teil locker gebunden ist. Die molekulare Konzentration der Lymphe, durch Gefrierpunkt und elektrische Leitfähigkeit bestimmt, stimmt annähernd mit derjenigen des Blutes bzw. Blutplasmas überein [Hamburger i), Leathes^), Fano und Bottazzis), Jappelli und D'Errico-i), H. Strauss ■^)]. Dem entspricht gut, daß z. B. in Hensens und Dähnhardts^) bekanntem Fall, wo aus einer Lymphfistel beim Menschen größere Mengen gewonnen werden konnten, bei 98,63 Proz. Wasser und 1,37 Proz. Trockensubstanz 0,88 Proz. Salze erhalten wurden. Es überwiegt auch hier das Katron gegenüber dem Kali, welches in den Lymphocyten reichlicher ist. Vorwiegend ist es Chlor, welches das Anion zum Natron als Kation bildet. Es wurden ferner bis zu 70 Vol.-Proz. Kohlensäure gefunden, davon 50 auspumpbar. Auch von den organischen Verbindungen enthält die Lymphe bzw. ihr Plasma alle Bestandteile, die oben beim Blutplasma erwähnt wurden, darunter vor allem die Eiweißstoffe: Albumin- und Globulin- fraktion; zu letzterer gehört auch hier wieder das Fibrinogen, dessen Anwesenheit Lymphe (wie auch Chylus, s. unten) gerinnbar macht. Die Gerinnung erfolgt auch nach Entleerung aus den Lymphgefäßen in vitro, aber viel langsamer als beim Blut. Es zieht sich ein sehr spärlicher und weicher Lymphkuchen zurück und preßt dem Blutserum entsprechendes „Lymphserum" aus. Zum Ungerinnbarmachen der Lymphe genügt nach Shore'') die Injektion von sehr wenig „Pepton" in die Blut- bahn. Die dabei sich bildende antikoagulierende , die Bildung von Gerin- nungsenzym (s. oben) hindernde Substanz (Antiferment) soll nach Spiro und Ellinger^^) überhaupt in der Lymphe entstehen und erst von hier ins Blut übertreten und dann auch (bei genügenden Peptonmengen) hier die Gerinnung verhindern. Von einer Gesamtlym phm enge zu sprechen dürfte insofern zwecklos sein, als sie immerfort neu gebildet wird und ins Blut abströmt, so daß es unmög- lich ist zu sagen, wie groß ihre Menge im gegebenen Augenblick ist. G übler und Quevenne^) sammelten aus einer Lymphfistel am Oberschenkel einer Frau in 24 Stunden etwa drei Liter; Noel Paton ^'^) erhielt aus einer Ductus thoracicus-Fistel beim Menschen pro Minute im Mittel einen Cubikcentimeter, was etwa l^/a Liter, also der Hälfte des obigen Wertes entsprechen würde. Aus einer Chylusfistel am Unterschenkel eines jungen Mädchens erhielten Munk und Rosenstein i^) in 12 Stunden nach der Nahrungsaufnahme rund 0 Zeitschr. f. Biol. 30, 143, 1894. — '^ Journ. of Physiol. 19 , 1 , 1895. — ^) A. a. O. — ") Zeitschr. f. Biol. 50, 1, 1908. — ") Deutsche med. Wochenschr. 1902, S. 664, 681. — ^) Virchows Arch. 37, 55 u. 68 , 1866. — 0 Journ. of Physiol. 11, 528 u. 561, 1890. — «) Zeitschr. f. physiol. Chem. 23, 121, 1807. — ^) Gazette m^dicale 1854, No. 24, 27, 30, 34. — '") Journ. of Pliysiol. 11, 109, 1890. — '^ Arch. f. (Anat. u.) Physiol. 1890, S. 376 u. 581; Virchows Arch. 123, 230 u. 484, 1891. 80 Der Chylus. IV^ Liter, im nüchternen Zustande auch um 60 com in der Stunde. Ähn- liche Mengen wurden auch am Pferde erhalten. Die Lymphe „jenseits der Lymphdrüsen" enthält durchschnittlich 3200 Lymphocyten im Cubikmillimeter; ihr Eiweiß-, Trocken- und Fettgehalt wird höher gefunden, als ohne diese. Niemals finden sich Blutplättchen. Der Chylus ist in den Anfängen der Chylusgefäße in den Darmzotten frei von Formelementen , erhält solche aber bald durch Vermischung mit Körperlymphe. Er hat eine Dichte zwischen 1,007 und 1,043; diese großen Schwankungen entsprechen dem Überwiegen von Eiweiß und Salzen einer- seits und Fett anderseits, da ja dieses mit seiner Dichte, die geringer als die des Wassers ist, analog wie bei der Milch die Dichte um so mehr herab- zusetzen tendiert, je mehr davon vorhanden ist. Das Fett ist in geradezu molekularer Verteilung bzw. allerf einsten lichtbrechenden Körnchen (L e e u w e n - hoeck) im Chylus vorhanden, die ihm die milchweiße Farbe geben. Oft gewahrt man an ihnen sogenannte Molekularbewegung. Daß er beim Stehen nicht „aufrahmt", hat M. v. Frey ^) betont. Proben der Zusammensetzung von Lymphe uud Chylus siehe in den Tabellen am Schlüsse. Sehr wechselnd mit dem Gehalt an Formelementen, dem Gehalt an ge- lösten und suspendierten Bestandteilen ist natürlich die Vi skosität von Lymphe und Chylus. Wegen der Cerebrospinalflüssigkeiten, des Kammerwassers und Glaskörpers, der Synovia vergleiche man die die betreffenden Organe behandelnden Kapitel, sowie ebenso für die pathologischen Ex- und Trans- sudate die biochemischen und pathologisch-chemischen Lehr- und Handbücher. Tabelle 3 a. 1000 Gew.-Tle. Gesamtblut enthalten (nach Abderhalden). Rind Schaf Pferd Kaninchen Hund Wasser Feste Stoffe Hämoglo'bin Eiweiß Zucker Cholesterin Lecithin Fett Fettsäuren Phosphorsäure als Nuciemsäure Natron Kali Eisenoxyd Kalk Magnesia Chlor Phosphorsäure in der Gesamt- asche Anorganische Phosphorsäure 808,9 191,1 103,10 69,80 0,7 1,935 2,349 0,567 0,0267 3,635 0,407 0,544 0,069 0,0356 3,075 0,4038 0,1711 821,67 178,33 92,9 70,85 0,732 1,332 2,220 0,937 0,488 0,0285 3,638 0,405 0,492 0,070 0,033 3,080 0,412 0,190 749,02 250,98 166,9 69,7 0,526 0,346 2,913 0,611 0,060 2,691 2,738 0,828 0,051 0,064 2,785 1,120 0,806 816,92 183,08 123,3 25,02 1,026 0,611 2,827 0,734 0,507 0,055 2,785 2,108 0,615 0,072 0,057 2,898 0,986 0,685 810,05 189,95 133,4 39,68 .1,09 1,298 2,052 0,631 0,759 0,054 3,675 0,251 0,641 0,062 0,052 2,935 0,809 0.576 ') Arch. f. (Anat. u.) Physiol. 1881, S. 382. Quantitative Zusammensetzung des Blutes. 81 Tabelle 3 b. 1000 Gew.-Tle. Serum enthalten (nach Abderhalden): Riiu Schaf Pferd ! Kaninchen Hund Wasser Feste Stoffe Eiweiß Zucker Cholesterin Lecithin Fett Fettsäuren ^ • Phosphorsäure als Nucleinsäure Natron Kali Eisenoxyd Kalk Magnesia Chlor Phosphorsäure in der Gesamt- asche Anorganische Phosphorsäure 913,64 86,36 72,5 1,05 1,238 1,675 0,926 0,0133 4,312 0,255 0,1194 0,0446 3,69 0,244 0,0847 917,44 82,56 67,50 1,06 0,879 1,709 1,352 0,710 0,0106 4,303 0,256 0,117 0,041 3,711 0,232 0,073 902,05 97,95 84,24 1,176 0,298 1,720 1,300 0,020 4,434 0,263 0,1113 0,045 3,726 0,240 0,0715 925,60 74,406 53,57 1,65 0,547 1,760 1,193 0,809 0,025 4,442 0,259 0,116 0,046 3,883 0,242 0,064 923,98 76,02 60,14 1,83 0,709 1,699 1,051 1,221 0,016 4,263 0,226 0,113 0,040 4,023 0,242 ■ 0,080 Tabelle 3 c. 1000 Gew.-Tle. Blutkörperchen enthalten (nach Abderhalden): Rind Schaf Pferd Kaninchen Hund Wasser Feste Stoffe Hämoglobin Eiweiß Zucker ^. Cholesterin Lecithin Fett Fettsäuren Phosphorsäure als Nucleinsäure Natron Kali Eisenoxyd Kalk Magnesia Chlor Phosphorsäure in der Gesamt- asche Anorganische Phosphorsäure Nagel, Physiologie des Menschen. 591,858 408,141 316,74 64,20 3,379 3,748 0,0546 2,2322 0,722 1,671 0,0172 1,8129 604,79 395,23 303,29 78,45 2,360 3,379 0,069 2,135 0,744 1,606 0,016 1,651 0,7348 I 0,822 0,3502 ; 0,455 Ergänzungsband. 613,15 386,84 315,08 56,78 0,388 3,973 0,095 4,935 1,563 0,0809 1,949 1,909 1,458 633,53 366,48 331,90 12,22 0,720 4,627 0,107 5,229 1,652 0,077 1,236 2,244 1,733 G 644,26 355,75 327,52 9,918 2,155 2,568 0,088 0,110 2,821 0,289 1,573 0,071 1,352 1,635 1,298 82 Quantitative Zusammensetzung des Blutes. Tabelle 4. Menschenblut. Gesamtblut (v. J a c k s c h) Gesamtblut Körper i Serum (AI. Schmidt u. Arronet) Getrocknetes Blut (Biernacki) (Dichte) . . . . Prozente . . . . Trockensubstanz Wasser . . . . Eiweiß Gesamtstickstoff Chlor Na Gl und KCl . Kali Natron . . . . P.O, K Na Eisen 22,72 77,28 22,60 3,70 0,454 0,646 0,157 0,210 0,0729 0,0542 1,0607 22,577 0,259 0,182 0,185 47,880 35,458 0,307 0,282 1,0283 52,120 9,799 0,353 0,02 0,344 1,90 0,72 0,91 0,319 0,241 Tabelle 5. Im Plasma eines 25jäbrigen Mannes (nacb C. Schmidt). Dichte = 1,0312 (Promille). Wasser 901,51 Trockensubstanz 98,49 Fibrin 8,06 Sonstige organische Stoffe . . 81,92 Mineralstoffe 8,505 Chlor 3,536 Kali 0,314 Natron 3,410 Schwefelsäure 0,129 Phosphorsäure 0,145 Sauerstoff 0,455 Calciumphosphat 0,298 Magnesiumphospat 0,218 Tabelle 6. Pferdeplasma. Nach Hoppe-Seyler Nach Hammarsten Wasser Trockensubstanz Gesamteiweiß Fibrin 90,84 9,16 7,76 1,01 0,12 0,40 0,64 0,17 91,76 8,24 6,95 0,65 3,84 2,46 Globuline Albumine Fett Extraktivstoffe Lösliche Asche Unlösliche Asche 1,29 Quantitative Zusammensetzung des Serums und der Lymphe. 83 TabeUe 7. Im Serum (nach Bottazzi). Mensch Pferd Rind Hund Trockengehalt . . Gesamteiweiß . . Serumglobulin . . Serumalbumin . . Fett, Salze usw. . „ Eiweißquotient " 9,21 7,62 3,10 4,52 1,59 1—1,5 8,6 7,25 4,56 2,67 1,34 -0,591 8,96 7,50 4,17 3,33 1,46 1—0,842 5,82 2,05 3,77 1—1,8 Tabelle 8. Im Serum (nach di Frassineto). Mutter Eiweiß- Gesamteiweiß Globulin Serumalbumin quotient Kaninchen Hund Mensch 4,226 8,405 6,678 1,424 4,071 3,734 2,802 4,334 6,678 1.9 1,0 1,2 Fötus Eiweiß- Gesamteiweiß Globulin Serumalbumin quotient Kaninchen Hund Mensch 2,365 4,686 6,232 0,659 1,683 2,196 1,706 3,003 4,036 2,5 1,7 1,8 TabeUe 9. Menschliche Lymphe (nach Hensen und Dähnhardt). Wasser 986,34 Trockensubstanz 13,66 Fibrin 1,07 Sonstiges Eiweiß 23,00 Extraktivstoffe 1,31 Mineralstoffe 8,78 NaCl 6,14 Natron 6,57 Kali 0,49 Kalk 0,13 Magnesia 0,01 Eisenoxyd 0,006 Phosphor säure 0,018 Magnesiumcarbonat 0,021 TabeUe 10. Menschlicher Chylus (nach Noel Paton). Wasser 943—958 Trockensubstanz 56 — 41 Eiweiß 11—13 Fette und Lipoide 25 — 27 Mineralstoffe 6,25 6* 84 Verhalten des Blutes iu verschiedenen Lebensaltern (Tabelle). Cd H G ® m R IB ü GQ U 4) > CO CG S 03 eä 0) eibl. roz. 1 1 1 >* ^ ^_ GO_ Oi_ 1 a 1 1 1 1 '*" o' cd" in cd" 1 1 1 2 ^ a. ^^ '"' ?— 1 T—4 1—* o bß o a , "C N o_ CO o CD f— 1 CO *— < T— i ö O :rt '- 1 1 1 ) co" 00 Ci 00 00 CO t> 00 s =^ T— < 1— t »— « f-H ■4-a o o o O o 15 . 1 1 . o o o O o 1 . 1 >o t^ (M 00 CD V >-. '5/ CO in bD O 4< T— 1 a a "^ CO 00 CD in CD 00 00 o '■J N s rH t— 1 "^ c c . 0) 'S« ;ibl lion in o CO CO 00 1 1 1 1 in o_ 00_ oo_^ CO 1 1 1 p ^ - -* -*" •*" Td<" ^" ^ S -fj >. ;-< w ^ c aj . O) T3 ^ s^ , t , Q •rl 1) 1^ > H . 5- o Ol 03 c3 a 3 ü - _; CO Oi t- 1-H (. :* 'S «o -X in o o in in o T— * in o ' tr- 1— ( ' K I> CD iC in in t« in "rS c o r-l o_ ',3 o^ *— < 's o 00 o c CD in CD ] 1 1 :n! O o O 1 1 1 B r-< T— < cc 0) 'f- h5 u fl a> 0) -w CA •— « Oj M b u < r =« c« © n K c K c f: r o a;. i- 1- a 0) O o O o O O O 03 03 1-^ (M CO -* in CO t^ 00 Cl> 1 .-4 O o O o o o o |i N Hl T-H CM TO tH in «o c^ ce o 03 03 OQ 03 bD 3 03 a „ «D 0 ^ t-^ o 03 ^ a 03 ■73 1— ( C3i cp; GC »r - 03 ■C 3 03 -< ^ CO f« ^ ^ P 03 Ö K N 03 T3 03 ^ g 0 U 03 :a a S+H 0,' 03 CJ o c« r^ 1) 03 > o ^ ^ JS c 03 s CQ N ,a ^ o 03 03 -2 CM SJ _ H 03 -rt -U n P 3 d 03 03 ■IJ 03 rrt Q 0) P ^ Co 03 ,1*) "ü 'cn 03 ^ rd cö ri N bn o 1 — 1 ^ r« f>-. ^ Entoptische Erscheinungen von Alfred Lolimann. Die Definition dessen, was man unter „entoptischen Erscheinungen" zu verstehen hat, ist häufig eine schwankende. Am weitestgehenden und am meisten dem allgemeinen Sprachgebrauch entsprechend faßt man wohl den Begriff, wenn man unter entoptischen Erscheinungen alle subjektiven Licht- empfindungen versteht, deren Entstehung auf Zustände und Vorgänge im und am Auge selbst zurückzuführen ist, und die nicht den unmittelbaren Wahrnehmungen außerhalb des Auges gelegener Objekte entsprechen. Unter eutoptischen Erscheinungen in engerem Sinne versteht man viel- fach als Schatten wahrgenommene Gebilde des Auges , die durch Belichtung desselben in die Erscheinung treten. Im Gegensatz dazu bezeichnet man als Phosphene solche Gesichtsempfindungen , die durch heterologe Reize , also nicht durch Licht, erzeugt werden. Die Trennung in diese beiden Gruppen läßt sich aber wegen der noch zweifelhaften Deutung vieler Erscheinungen nicht streng durchführen, so daß man am besten einstweilen davon Abstand nimmt. A. Schatten, hervorgerufen durch Gebilde in den vorderen und inneren Teilen des Auges (Hornhaut, Iris, Linse, Glaskörper). Unter gewöhnlichen Verhältnissen nehmen wir die Schatten von Gebilden in den durchsichtigen Medien des Auges nicht wahr, denn die meist gleich- mäßig erleuchtete Pupille bildet für das hintere Auge die beleuchtende Fläche. Eine derartig breite leuchtende Fläche kann aber nur von sehr großen Gegen- ständen oder von solchen , die in unmittelbarer Nähe der den Schatten auf- fangenden Fläche liegen, einen Schatten entwerfen. Um die Gegenstände, die sich in den durchsichtigen Augenmedien befinden, sichtbar zu machen, kann man sich verschiedener Hilfsmittel bedienen. Das Licht einer entfernt stehenden Flamme i) h (Fig. 6, s. f. S.) wird mit Hilfe einer starken Konvexlinse (20 bis 25 D) mit großer Apertur a, auf eine kleine Öffnung eines undurchsichtigen dunklen Schirmes c konzentriert. Durch die Öffnu.ng tritt dann ein breiter Kegel divergierender Strahlen. Ein 0 Nach Helmholtz, Physiol. Optik. 2. Aufl., S. 184, 1896. 86 Entoptische Schatten. Auge 0, das dieser Öffnung stark genähert wird, erblickt durch sie hindurch die gleichmäßig erleuchtete Fläche der Linse, auf der sich entoptisch die wahrzunehmenden Gegenstände abbilden. Liegt der leuchtende Punkt, die Öffnung in dem Schirm c, im vorderen Brennpunkt des Auges (also etwa 13mm vom Hornhautscheitel entfernt), so treten die Strahlen parallel durch den Glaskörper hindurch. Ein hier befindliches Körperchen h (Fig. 7) wiid ^. einen vSchatten ß von der gleichen Fig. 6. . Größe entwerfen. Liegt der leuchtende Punkt a (Fig. 8) zwischen Auge und vorderem Brennpunkt /', so wird das Bild von a vor dem Auge, etwa bei (/. liegen, und die Strahlen treten durch den Glaskörper in Richtungen, die von a aus divergieren. Es entsteht daher von dem Körperchen & ein vergrößertes Bild ß auf der Netz baut. Liegt schließlich der leuchtende Punkt a entfernter als der Brennpunkt /" (Fig. 9), so konvergieren die Strahlen im Glaskörper nach dem hinter dem Auge ge- legenen Bilde von a nach a, es entsteht daher ein verkleinertes Bild ß von h. Fig. 7. Fig. 8. Daher sieht man auch je nach der Entfernung zwischen o und c (Fig. 6) entspi'cchend verschiedene Größen der entoptischen Bilder. Listing 1) zeigte, daß man annähernd die Lage der schattengebenden Objekte in folgender Weise bestimmen kann: hebt oder senkt man während Fig. 9. der entoptischen Beobachtung die punktförmige Lichtquelle, so bewegen sich die Schatten von Körpern, die vor der Pupillaröffnung liegen, scheinbar im gleichen Sinne, wie die Lichtquelle, die Schatten von Körpern, die hinter der Pupillaröffnung liegen, bewegen sich scheinbar in entgegengesetztem Sinne. Dagegen verändern die Schatten ihren relativen Ort im Gesichtsfelde ') J. Listing, Beitr. zur physiol. Optik, Göttingen 184,5; siehe auch Helm- hol tz, 1. c, S. 199. Eutoptische Schatten. 87 nicht, die von Körpern entworfen werden, die im Niveau der Pupillaröffnung Jiegen. Fortin ') empfiehlt zur Beobachtung der eutoptischeii Schatten, in einen schwarzen Karton möglichst nahe nebeneinander feine Löcher einzustechen, diesen möglichst nahe aus Auge zu bringen und durch die Löcher hindurch gegen eine hell erleuchtete Mattscheibe zu blicken. Busch 2) macht darauf aufmerksam, daß man die entoptisch wahrnehm- baren Gebilde sehr gut sieht, wenn man durch ein Mikroskop ohne Objekt hindurchblickt; besonders deutlich erscheinen sie, wenn man dabei die Augen- lider etwas zusammenkneift. Am bequemsten kann man sich die entoptischen Erscheinungen sichtbar machen, wenn mau beim Blick gegen eine helle ein- farbige Fläche die Augen soweit schließt, daß die gesehenen Gegenstände anfangen, undeutlich zu werden. Andere Beobachter geben an , daß das Sehen nach einer gleichmäßig beleuchteten Fläche (z. B. gegen den Himmel) zur Beobachtung der ent- optischen Erscheinungen ausreiche, es treten aber dann, worauf Helmholtz^) aufmerksam macht, nur die Schatten der nahe der Netzhaut gelegenen Oebilde in die Erscheinung. Besonders deutlich und leicht treten bei myopi- schen Augen die entoptischen Bilder auf. Im folgenden mögen die entoptisch wahrnehmbaren Gebilde der durch- sichtigen Medien, topographisch geordnet, aufgezählt werden. L Hornhaut. Die verschiedenen Sekrete, welche die Hornhaut überziehen (Tränen- flüssigkeit, Schleim, Sekret der Meibom sehen Drüsen), geben, zum Teil durch Fiff. 10. Vermengung mit Staub, Veranlassung zur entoptischen Wahrnehmung von Streifen und Tropfen, von wolkighellen und lichteren Sielleu, wie sie in Fig. 10 abgebildet sind. Durch den Lidschlag werden sie verändert oder beseitigt. Reibt oder drückt man das geschlossene Auge eine Zeit lang mit den Fingern, so entstehen danach entoptisch erscheinende Druckfalten, in Form von runzelartigen Schatten (s. Fig. 11). ^) Fortiu, Vision entoptique de certains Clements du corps vitre; Compt. rend. de la societe de Biologie 62, 304. — *) Busch, Über Physiologie und Pathologie der fliegenden Mücken usw., Deutsches Arch. f. klin. Med. 78, 110, 1903. — ^) Helm- holtz, Physiol. Optik, S. 188. Hamburg u, Leipzig 1896. 88 Entoptische Walirnehmung der Linsenstruktur. 2. Iris. Der innere Rand der Iris erscheint als äußere Begrenzungslinie des hellen entoptischen Feldes. Weicht die Form der Pupille durch Einschnitte oder Vorsprünge von der Kreisform ab, so treten auch diese in die Er- scheinung. Löst man durch Belichten und Verdunkeln des nicht beobachtenden Auges den konsensuellen Pupillarreflex aus, so kann man die Verengerung und Erweiterung der Pupille auch entoptisch beobachten. 3. Linse. Nach Listing 1) kann man vier Formen unterscheiden: a) Perlflecken, das sind runde Scheibchen oder rundliche bis ins eckige übergehende Flecken, innen hell, meist mit scharfem dunklen Rande. Die runden gleichen Luftbläschen, die eckigen kleinen durchsichtigen Kristall- stückchen. Die größeren rundlichen haben oft Ähnlichkeit mit Öltropfen. Die Perlflecken werden vielleicht dadurch hervorgerufen, daß sich durch- Fiff. 12. Fi^. 13. sichtige aus der IM orgagni sehen Feuchtigkeit ausgesonderte und konden- sierte Schleimkörperchen an der Vorderfläche der Linse festsetzen. b) Dunkele Flecken, sie unterscheiden sich von den Perlflecken durch den Mangel eines hellen Kernes und durch größere Mannigfaltigkeit in der Gestalt. Ihr Inneres ist hellgrau bis schwarz. Die Form ist rund oder eckig eventuell mit flügelartigen Ansätzen versehen. Es ist möglich, daß die dunklen Flecken durch kataraktähnliche stellenweise gebildete Verdunkelungen der Kapsel oder der Linse hervorgerufen werden. c) Lichte Streifen, sie bilden meist eine Art dendritischer Figur mit einem mehr oder weniger deutlich ausgeprägten Zentrum (Fig. 12). Ihr Verlauf ist meist krummlinig, aderförmig. Die Lichtstreifenfigur ist viel- leicht das Bild eines durchsichtigen nabeiförmigen Gebildes mit naht- oder wulstähnlichen Zweigen in der vorderen Kapselmembran, herrührend von der im Fötalzustande erfolgten Trennung dieses Kapselteiles von der Innenseite der Hornhaut. d) Dunkele Linien, sie sind meist radiär angeordnet und bestehen aus feinen, geraden etwas undeutlichen Linien (Fig. 13). Sie stehen vielleicht mit dem strahligeu Bau der Linse in Zusammenhang. ^) Listing, Beitr. z. physiol. Optik, S. 55. Göttingen 1845. Entoptische Schatten. 89 4. Glaskörper. Besonders zahlreich sind die entoptiech wahrzunehmenden Gebilde in dem Glaskörper. Sie sind dadurch charakterisiert, daß sie sich im Gesichts- feld bewegen. Diese Bewegung beruht teils auf wirklichen Bewegungen im Glaskörper , teils auf scheinbaren i). Auf diese Beweglichkeit deuten auch die verschiedenen Bezeichnungen, die man ihnen beigelegt hat, hin: P'liegeude Mücken, mouches volantes, bewegliche Skotome. Aus der Art der Bewegung der mouches volantes schließt Helmholtz 2), daß sie von frei beweglichen kleinen Körperchen herrühren, die in einem vollkommen flüssigen Medium schwimmen und spezifisch leichter als dieses sind. Diese Körperchen können sich aber auch bei aufwärts gerichtetem Blick nicht weit von der Netzhaut entfernen , das Hindernis muß wohl in (auch entoptisch wahrnehmbaren) Membranen liegen, die der Netzhaut parallel angeordnet zu sein scheinen. Seitlich können sich die Körperchen über das Pupillargebiet hinaus bewegen. Haben sich nach längerer Ruhigstellung des Auges die Körperchen all- mählich zu Boden gesenkt, so genügt ein kräftiges Aufwärtswenden des Blickes, um sie aufzuwirbeln und von neuem wieder erscheinen zu lassen. Helmholtz^) unterscheidet mit Donders und Doncan-') folgende vier Formen : a) Größere isolierte Kreise, bald mit dunkleren, bald mit blasseren Umrissen, in der Mitte heller, meist noch mit einem schmalen Lichtkreis um- geben. Sie haben einen Durchmesser von V2S bis Yigo^"^ ^^^ sind ' '3 bis 4 mm von der Netzhaut entfernt. Ihnen entsprechend fand Doncan bei mikroskopischer Untersuchung der Oberfläche des isolierten Glaskörpers blasse Zellen, die in der Verwand- lung in Schleimstoff begriffen zu sein schienen. b) Perlschnüre, von Y^g bis V/jggmm Breite und 1 bis 4mm Länge, in einem Abstand von ^/^ bis 3 mm von der Netzhaut. Sie sollen mikro- skopisch nachweisbaren Fasern, die mit Körnern besetzt sind, entsprechen. c) Zusammenhängende Gruppen von größeren und kleineren, teils blassen, teils dunklen Kreisen, die mikroskopisch gefundenen Körnerhaufen entsprechen. Sie erscheinen bei der Beobachtung am häufigsten als mouches volantes. d) Falten, die in Gestalt hellerer Bänder erscheinen, sie sind von zwei dunkleren, nicht scharf gezeichneten Linien begrenzt. Man kann kleinere frei bewegliche und größere Häute, bei denen sich nur die Falten zu bewegen scheinen, unterscheiden. Fortin'') beschreibt die Glaskörpertrübungen etwas anders. Er findet, im Gegensatz zu Helmholtz, daß die unter b) beschriebenen Fasern von einem Ende bis zum andern die gleiche Dicke besitzen und meint, daß die von Helmholtz beobachteten Anschwellungen auf Aufwickelung der Fasern be- ruhen. Die unter c) beschriebenen mouches volantes sind nach Fortin Avohl ') Siehe Helmholtz, 1. c, S. 188. — '') 1. c, S. 191. — ') 1. c, S. 189. — *) A. Doncan, Dissert. de corporis vitrei structura. Trajecti ad Ehenum 1854. Onderzoekingen gedaan in het physiologisch Laborat. der Utrechtsche Hoogeschool. Jaar VI, p. 171. — ^) Vision entoptique de certaiiis elements du corps vitre, Compt. rend. de la soc. de Biol. 62, 304, 1907. 90 Entoptische Schatten. immer verschlungene Fasern. Die Achse der Fasern ist häufig durchscheinend, sie enthalten häufig glänzende Scheiben, dadurch bekommen sie das Ansehen der Perlschnüre. Außerdem findet Fortin eine Menge isolierte glänzende Kugeln. Alle Elemente, Fasern, Perlschnüre, glänzende Kugeln haben Durch- messer derselben Größenordnung (im Gegensatz zu den Angaben von Helm- holtz), so daß es wahrscheinlich ist, daß die letzteren durch Zerfall der ersteren entstehen. Eine in manchen Punkten ähnliche Auffassung hat Busch ^) vom Wesen und der Entstehung der Glaskörpertrübungen. Er führt die meisten der entoptisch wahrnehmbaren Gebilde des Glaskörpers auf das von ihm so be- nannte „junge Schleiergewebe" zurück. Es besteht (s. Fig. 14) „aus einer ein- fachen Reihe nebeneinander befestigter Fäden als Aufschlag und winkelrecht zur Richtung der Fäden angeordneten Kugelreihen als Einschlag. Dies Gewebe ist vergleichbar mit einem im Gesichtsfelde ausgebreiteten Schleier". Fig. 14. oooorycoo mm pocoocxo Fig. 16 Fiü. 18 Fig. 17. J}?^jJH''?'!"n"Ir'"H|,.,,jTr^w oooooo lilujl poooco yoodoö h- /!/ Am Morgen nach dem Aufwachen sind immer die heilsten und größten Schleier zu sehen; schon bald beginnen, wohl unter dem Einfluß der Augen- bewegungeu, einige Fasern sich abzutrennen (s. Fig. 14). Allmählich reißt das ganze Gewebe längs und quer auseinander, dabei werden die einzelnen Fasern immer biegsamer und beweglicher. Es entstehen dann Bilder, wie sie in den Fig. 15 bis 18 abgebildet sind. So lassen sich die Perlschnüre auf das zer- rissene Schleiergewebe dadurch zurückführen, daß das ganze Gewebe an den Kugelreihen abreißt; die mouches volantes (Fig. 18) bestehen aus zerfetztem verschlungenem Schleiergewebe. Da die Schleier sich täglich neu bilden, so nimmt Busch an, daß sie mit der Funktion des Glaskörpers in naher Beziehung stehen, daß sie viel- leicht ein dem Drüsengewebe vergleichbares Gebilde darstellen und zur Bildung und Erneuerung des Glaskörpers dienen. Weiterhin hat Busch entoptisch glänzende kleine Kugeln mit dünnen Konturen beobachtet, bisweilen auch größere Kugeln, die einen besonders ') M. Busch, Über Physiol. u. Pathol. der fliegenden Mücken usw., Deutsch. Arch. f. klin. Med. 78, 110, 1903. Blutzirkulation, eutoptisch wahrgenommen. 91 dunklen Ring besitzen und von einer breiten lichten Aureole umgeben sind. Manchmal sind zwei derartige Kuijfeln vorhanden, die durch helle Streifen getrennt sind und sich umeinander drehen können. Schließlich sieht Busch bei guter Beleuchtung manchmal das ganze Gesichtsfeld von trüben, größeren und kleineren Tropfen und Kügelchen erfüllt, die den Eindruck erwecken, daß sie die Glaskörperflüssigkeit bilden. B. Eutoptische Wahrnehmungen, herrührend von Gebilden der Retina, Chorioidea oder auf bisher nicht aufgeklärte Weise zustande kommend. 1. Gefäüschattenfigur (Purkinje). Näheres hierüber siehe in Bd. III, S. 106. 2. Bewegung der Blutkörperchen in den Capillaren. Über entoptische Wahrnehmung der fjlutbewegung liegen schon recht alte Beobachtungen i) vor. Die ersten ausführlichen Untersuchungen stammen von Steinbuch-). Durch Druck mit dem Finger auf das obere Augenlid im äußeren Augenwinkel beim Blick auf eine erleuchtete Wand erscheint ihm ein Capillarnetz, in dem deutlich wahrnehmbare Reihen von Blutkörperchen strömen. Es läßt sich dabei die pulsatorische Abhcängigkeit der Strömung von der Herzaktion beobachten. Vierordt^) starrt zur Beobachtung des Phänomens auf eine hell beleuchtete Milchglasscheibe und bewegt dabei die gespreizten Finger schnell vor dem Auge hin und her. Nach längerer Zeit erscheint dann deutlich das Strömen der Blutkörperchen. Die Bahnen, in denen sie sich bewegen, ent- sprechen nicht der Purkinje sehen Gefäßschattenfigur. Vi er or dt hat die Methode verwandt, um die Geschwindigkeit des Kreislaufes in den Capillaren zu messen. Im Gegensatz dazu gibt 0. Becker*) mit großer Bestimmtheit an, daß er die Blutbewegung genau in denselben Bahnen wahrnimmt, die durch die Purkiujeschen Gefäßschatten charakterisiert sind. Er kann sich Blutbahn und Gefäßschattenfigur allerdings nicht gleichzeitig, sondern nur in raschem Wechsel nacheinander zu Gesicht bringen. Auch Aubert-^) gibt an, daß er bei Druck auf den Bulbus die Zirku- lation in den Netzhautgefäßen gesehen habe. Dagegen wird von anderen Beobachtern [Heinr. Müller*'), Vierordt^) und dessen Schüler Laiblin "*)] betont, daß durch Druck auf das Auge nicht die Purkinjesche Aderfigur, sondern die Gefäße der Chorioidea entoptisch ') Die älteste Schilderung stammt wohl von Franqois Lacroix Boissier de Sauvages, Nova acta phys. med. Acad. Caes. Leopold. Corolin. naturae curiosorum, Tom. I, p. 135, anno 1757. Ferner: Nosol. method., Tom. III, p. 242. Amsterdam 1763. — '^) Steinbuch, Beitr. zur Physiol. d. Auges, Jahrbücher d. deutsch. Med. u. Chir. 3, 270, 1813. Herausg. Ch. F. Harles. — ^) Yierordt, Die Wahrnehmung des Blutumlaufs im eigenen Auge, Arch. f. physiol. Heilk., 2. Heft, S. 255, 1856. — ■*) v. Graefes Arch. f. Ophthalmol. 27, 1. — *) Physiol. d. Netzhaut, S. 341. Breslau 1865. — ^) Verh. d. physik.-med. Ges. in Würzburg 5, 411 bis 447, 1855. — 0 1- c. — ") Die Wahrnehmung der Chorioidealgefäße des eigenen Auges. Inaug. -Dissert. Tübingen 1856. 92 Sichtbarkeit der Opticusfaseni. erscheineu. Daher hält es Zehender^) für wahrscheinlich, daß die wahr- genommene Zii'kulation in der Chorioidea sich abspielt. Um die Wahr- nehmung der Blutkörperchen in dieser hinter der Netzhaut gelegenen Schicht zu erklären, erörtert Zehender^), der auch bei Abschluß jeden Lichtes die Zii'kulation gesehen haben will, die Möglichkeit eigener Lichtentwickelung im Auge. Auch die späteren Beobachter haben keine eindeutigen Resultate ge- wonnen. In neuerer Zeit haben nun Abelsdorff und Nagel 3) versucht, eine genauere Erklärung des Phänomens zu geben. Sie unterscheiden drei verschiedene entoptisch wahrnehmbare Gefäßarten und geben an, daß in der tiefsten, der Zapfensehicht am nächsten liegenden, Gefäßschicht der Retina die Zirkulation sich erkennen lasse. Da man die Erscheinung nur in solchen homogenen Lichtern beobachten kann, die vom Hämoglobin absorbiert werden, so ist dieselbe nach Abelsdorff und Nagel durch die Absorption des Lichtes in den roten Blutkörperchen bedingt. Dementsprechend ist das Phänomen auch am schönsten zu sehen, wenn man eine hell beleuchtete Mattglasscheibe durch ein Kobaltglas oder ein ähnlich wirkendes Lichtfilter betrachtet. Abelsdorff und Nagel lassen es dahingestellt, ob das, was man sich bewegen sieht, von der Lücke zwischen zwei Blutkörperchen herrührt, oder ob es der Schatten der Blutkörperchen ist. Gleichzeitig werden die anderen zur Entstehung des Phänomens ge- gebenen Erklärungsversuche, mechanische Reizung des Opticus durch die Blutkörperchen, ferner Brechung des Lichtes in denselben, widerlegt. Neuerdings verwendet Fortin *) das Licht der Quecksilberbogenlampe, in dessen Strahlengang er blaue Gläser einschaltet, zur entoptischen Wahr- nehmung der Netzhautzirkulation. 3. Opticusfasern. Das zu beschreibende Phänomen ist von verschiedenen Beobachtern un- abhängig voneinander gesehen worden. Schon Purkinje ■'') gibt eine genaue Schilderung der Erscheinung. Wenn mau in einem sonst dunklen Raum eine vertikale schmale Lichtc[uelle (am besten spaltförmig) so betrachtet, daß das Bild im Auge etwas nach innen vom Fixationspunkt fällt, so erscheinen zwei bläuliche elliptische Licht- streifen, gleich einem liegenden Hörnerpaare, die sich mit den äußersten Spitzen nahe an der Eintrittsstelle des Ojiticus beinahe berühren. Gleich- zeitig erscheint jedesmal ein Lichthof, der mit den elli23tischen Lichtstreifen im Zusammenhange steht. Eine bestimmte Erklärung vermag Purkinje nicht zu geben. Ganz ähnlich schildert Zeeman'J) die Erscheinung, er gibt an, daß die Linien den Umriß einer Birne darstellen, deren Achse senkrecht durch die 0 Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 33, 73, 112, 293, ,339. — ^) I. c, S. 339 ff. — ^) Abelsdorff, Sitzungsber. d. Berl. Pliysidl. Ges. v. 5. Dez. 1902; Arch. f. (Anat. u.) Physiol. 1903, S. 36o ; Abelsdorff u. Nagel, Zeitsclir. f. Psychol. u. Physiol. d. Sinnesorgane 84, 291, 1904. — ") Conipt. rend. de la societe de Biol. 62, 355, 1907. ■- — *) Beobachtungen und Versuche zur Phj'siologie der Sinne, zweites Bändchen: Neue Beiträge zur Kenntnis des Sehens in subjektiver Hinsicht, 1825. • — ") Zee- man. Über eine subjektive Erscheinung im Auge, Zeitschr. f. Psychol. u. Ph5'siol. d. Sinnesorgane 6, 233, 1894. Macula lutea und Fovea rentraUs. 93 Mitte des beobachteten Spaltes gehe. Alle Spektralfarbeu erzeugen die vio- letten Linien. E. G. A. ten Siethoff^) sucht für das Zeemansche Phänomen eine Erklärung zu geben, er hält es für ein „entoptisches komplementäres Nach- bild, verursacht durch die Erregung der hinter der Umgebung der Macula lutea gelegenen, perzipiei-enden Elemente". Die violette Farbe ist „dadurch zu erklären , daß in der Umgebung der Makula infolge der elektiven Ab- sorption des gelben Farbstoffs, immer mehr oder weniger gelbes Licht herrscht". Ganz ähnlich beschreiben Charpentier^), Tscherning'^) und H. Gertz'*) die Erscheinung. Letzterer unterscheidet zwei getrennte Phänomene, zu- nächst das „Neuroaktionsphosphen". Es hat die Gestalt eines blauen, nebligen Schweifes, der aus dem betrachteten Lichtstreifen tangential ausläuft und gegen das Papillarskotom hinzieht. Bei bestimmter Stellung des betrachteten („induzierenden") Lichtstreifens erscheinen die symmetrisch ver- laufenden Do23pelstreifen. Je nachdem der Lichtspalt dem Fixationspunkte näher oder entfernter gebracht wird , haben die entoptischen Lichtstreifen mehr langgestreckte oder breitovale Form. Das Phosphen beruht nach Gertz auf der Empfindung des Aktionsstromes des tätigen Opticusbündels. Von dieser Erscheinung sondert Gertz das „Retin aktionsphosphen". Es tritt meist, wie auch schon durch Purkinje beobachtet, gleichzeitig mit dem Neuroaktionsphosphen auf und besteht aus einem lichten, gesättigt blauen Nebel, der innei-halb einer zum Fixationsjjunkt konzentrischen Ära liegt. Es beruht auf einer Erregungswirkung des bei der Belichtung erzeugten Aktions- stromes der Netzhaut selbst. 4. Der gelbe Fleck imd die Fovea centralis. Der gelbe Fleck läßt sich unter den auch zur Beobachtung der Purkinje- schen Gefäßschattenfigur günstigen Bedingungen (s. Bd. III, S. 106) wahrnehmen. Er ist dadurch charakterisiert, daß in seinem Innern Gefäße fehlen''), ferner kann man bei schiefer Beleuchtung den Schatten, den die seitlichen Abhänge der Netzhautgrube werfen, wahrnehmen'^). Bei gleichmäßig blauer Beleuch- tung erscheint die Fovea centralis als ein gut begrenzter, regelmäßiger Kreis. Die Netzhautgrube umgebend erscheint oft ein dunkler Hof, häufig als Max- wellscher Fleck bezeichnet, dessen Größe ungefähr der entoptisch gesehenen, „gefäßlosen" Macula lutea entspricht. Die Grenze ist nicht scharf, manchmal ist sie mehr kreisförmig, manchmal mehr rhombisch. Um diesen dunklen Hof erscheint oft noch ein heller, dessen Durchmesser etwa dreimal so groß ist, wie der des dunklen; er wird nach seinem Entdecker auch als Löwe- scher Ring ') bezeichnet. ') E. G. Ä. teil Siethoff, Die Erklärung des Zeemanschen entoptischen Phänomens, Zeitschr. f. Psycliol. u. Pliysiol. d. Sinnesorgane 14: , 375, 1897. — *) Charpentier, Quelques phenomenes entoptiques, Arch. d'Ophth. 7, 209. — ^) Klin. Monatsbl. f. Augenheilkunde 36, 223, 1898. — *) Über entoptische Wahr- nehmung des Äktionsstromes der Netzhautfasern, Zentralbl. f. Physiol. 19, 229, 1905, und Über entoptische Wahrnehmung der Sehtätigkeit der Netzhaut, Skand. Arch. f. Physiol. 19, 381, 1907. — ^) Siehe dazu unten: Fortin, Dimmer. — *=) Siehe Helmholtz, 1. c, S. 566. — ") I.e., S. 567; ferner Haidinger in Pogg. Ann. 7Ü, 403; 88, 451; Wien. Sitzungsber. 9, 240. 94 Max well scher Fleck. Der Maxwell sehe Fleck verdankt nach Dimmeri) seine Entstehung der Absorption der blauen Strahlen, sowohl durch die gelbe Makulafarbe, als auch durch die doppeltbrechende Zapfenfaserschicht. Charpentier^) gibt über die Wahrnehmung des gelben Fleckes fol- gendes an : Setzt man das Auge intermittierender Beleuchtung (durch einen Schirm, oder Schließen der Lider) aus, so sieht man bei einer Beleuchtungs- frequenz unter 1 bis 2 in der Sekunde, einen gleichmäßig dunklen Fleck. Bei größerer Frequenz (3 bis 4 in der Sekunde) erscheint dafür ein heller Fleck, umgeben von einem dunklen Ring. Steigert man die Frequenz noch mehr, so erscheint um den dunklen Ring noch ein zweiter, der heller ist als das übrige Gesichtsfeld. Die Region, in der sich diese Pliänomene abspielen, entspricht ungefähr der Makula, deren Durchmesser Charpentier zu 2 bis 3 mm angibt. Zur Erzeugung der entoptischen Fooea centralis bedient sich Charpentier eines schwach beleuchteten Spektroskopes bei ganz enger Spaltstellung. Am besten eignet sich das blaue Licht. Die Fovea erscheint dann als kleiner dunkler Fleck (Durchmesser 0,2 bis 0,3 mm), der von einem hellen Ring umgeben ist. Was nun das Aussehen des Grundes der entoptischen Makula betrifft, so erscheint er nicht immer ohne jede Differenzierung. Häufig er- scheint eine Figur, die nach der Ansicht der meisten Beobachter der An- ordnung der Zapfen entspricht. Czermak^) beschreibt sie als regelmäßiges Mosaik runder Scheibchen, Helmholtz^) vergleicht sie mit chagriniertem Leder, Exner '') beschreibt bogenförmige Linien, die denselben Verlauf haben, den Max Schulze für die Anordnung der Zapfen angibt. Boll'') sieht ein hell leuchtendes Zentrum, umgeben von einem Hof mosaikartig angeordneter, schwächer leuchtender Punkte. Auch NueF) schließt aus dem mosaikartigen Aussehen auf die Zapfen der Makula. Zu demselben Resultate kommt Wolf f berg ^^), der eine schätzende Zählung der Elemente des entoptischen Foveamosaiks vorgenommen hat und dabei gute Übereinstimmung mit von der Anatomie her bekannten Zahlen findet. Er vergleicht (ebenso wie Exner) die Anordnung der Elemente mit der chagrinierten Figur, wie sie sich auf der Rückseite vieler goldener Taschen- uhren findet. Daß dies vielfach beobachtete „Zapfenmosaik von Czermak" in den Zapfen seine Ursache habe, wird von Dimmer^) bestritten. Als wahr- scheinliche Erklärung gibt er an, „daß das zarte Netzwerk der Limitans externa, getroffen von den durch die Foveola divergent gemachten Licht- ') D i m m e r , Über die entoptischen Erscheinungen in der Gegend der Macula lutea, Zeutralbl. f. Physiol. 7, 266. — ^) Vision entoptique et sensibilit^ dans la tache jaune, Compt. rend. 126, 1711, 1898. — ^) Czermak, Entoptische Phänomene; Wiener akad. Sitzungsber. , Mitteil, naturw. KL, 43, 1864. — ■*) I.e., S. 193. — ^) Exner, Über einige neue objektive Gesichtserscheinungen, Pflügers Arch. 1, 379. — *) Boll, Zur Anat. u. Physiol. d. Retina, du Bois-Reymonds Arch., physiol. Abt., 1877. — ^) Nuel, De la vision entoptique de la Fovea centralis et de l'unite physiol. de la r^tine, Extrait des Arch. de Biol. publicees par Mm. Ed. van Beneden et Ch. van Bambeke, 4 (1883) und Annales d'Oculistique 91, 95. — ") Wolffberg, Die entoptische Wahrnehmung der Fovea centralis und ihrer Zapfen- mosaik, Arch. f. Augenheilk. 16, 1, 1886. — ") Dimmer, Über entoptische Versuche, Zentralbl. f. Physiol. 8, 159, 1894. Haidingers Polarisationsbüschel. 95 strahlen, derart einen Schatten auf die Außenglieder der Zapfen wirft, daß einzelne Zapfen weniger, andere mehr beleuchtet werden. Mit einer anscheinend sehr brauchbaren Methode untersucht Fortin i) die in Frage stehenden Erscheinungen. Das Licht einer Quecksilberbogeu- lampe, in deren Strahlengang zwei blaue Gläser eingeschaltet werden, wird durch eine stenopäische Öffnung in das Auge gebracht, dabei wird die Öffnung in zitternde Bewegungen versetzt. Es erscheinen dann alle De- tails des Baues der Fovea und der umliegenden Partien so deutlich, als wenn man sie unter dem Mikroskop hätte. Die Fovea erscheint als leicht quer ovaler, dunkler Fleck, an ihrer Peripherie sind die letzten Veräste- lungen der Netzhautcapillaren sichtbar. Sie enthält eine Menge kleiner, glänzender Kreise , die wabenartig angeordnet sind. Sie entsprechen wahr- scheinlich den mosaikartig angeordneten Zapfen. Die feinen Capillaren in der Macula lutea sind auch von Dimmer 2) des genaueren untersucht. Er gibt an, daß sich keine gefäßlose Stelle an seinen Augen finde, sondern nur weitere Capillarmaschen am Grunde der Fovea vorhanden seien; aus der parallaktischen Verschiebung berechnet Dimmer den Abstand der Capillaren von der lichtperzipierenden Schicht zu 0,08 mm, was der Dicke der Netzhaut an dieser Stelle entspricht. 5. Haidiugers Polarisationsbüschel. Läßt man in das Auge polarisiertes Licht fallen, etwa indem man durch ein Nicoisches Prisma gegen eine gleichmäßig weiße Fläche blickt, so erscheinen im Fixationspunkte die Ha idingerschen ^) Polarisationsbündel. Sie bestehen aus zwei helleren, durch zusammengehöz-ige Hypejbeln begrenzten Flecken , die auf weißem Grunde bläulich erscheinen. Ferner aus einem dunkleren, gelben Büschel, das den Raum zwischen den bläulichen Flecken einnimmt. Mit der Drehung des Prismas dreht sich die Polarisationsfigur. Diese nimmt etwa den Raum der „gefäßlosen" Makula ein. Helmholtz erklärt ihr Zustandekommen dadurch, daß die gelb gefärbten Elemente des gelben Fleckes schwach doppeltbrechend sind , und daß der außerordentliche Strahl von blauer F'arbe in ihnen stärker absorbiert wird, als der ordentliche Strahl. Der radiäre Verlauf der doppeltbrechenden Fasern von H. Müller in der Makula bewirkt, daß ein Teil des Lichtes (das parallel den Fasern polarisiert ist) stark absorbiert wird, daß der andere Teil des Lichtes (dessen Polarisationsrichtung senkrecht zur Faserrichtung ist) dagegen schwächer absorbiert wird. Dimmer^) findet nun, daß im Bereiche der Fovea nur die äußere Faser- schicht von Heule (Zapfenfaserschicht) Doppelbrechung zeigt, sie selbst erscheint, ebenso wie die nach außen von ihr gelegenen Schichten, ungefärbt. ') Fortin, Vision entoptique de la fovea et de la structure des capillaires circum-foveaux, Compt. rend. de la Soc. de Biol. 62, 992, 1907. — *) 1. c, S. 160. — ^) W. Haidinger, Über das direkte Erkennen des polarisierten Lichts, Pogg. Ann. 63, 29; Über komplimentäre Farbeneindrücke bei Beobachtung der Licht- polarisationsbüschel, Pogg. Ann. 67, 435; ferner Ebenda 68, 73 u. 305; siehe auch Helmholtz, I.e., S. 570. — ■*) Dimmer, Über die entoptischen Erscheinungen in der Gegend der Macula lutea, Verh. d. physiol. Klubs zu Wien vom 27. Juni 1893; Zentralbl. f. Physiol. 7, 266. 96 Haidingers Polarisationsbüschel. Dimmer erklärt daher folgendermaßen die Polarisationsbüscbel : Von dem ins Auge dringenden weißen Licht wird bereits durch die vorderen, stark gelb gefärbten Schichten der Netzhaut ein Teil der blauen Strahlen absorbiert. Der Rest derselben wird in der Richtung der Polarisationsebene von der doppeltbrecbenden Zapfenfaserschicht (welche uns auf dünnen Schnitten selbst im polarisierten Liebte ungefärbt erscheint) absorbiert. So erscheinen in der Richtung der Polarisationsebene die gelben Büschel, während die nur sehr schwache blaue Farbe in der darauf senkrechten Richtung sich durch Absorption eines Teiles der gelben Strahlen seitens der doppeltbrechenden Zapfenfaserschicht erklärt. Um die Erscheinung der Haidinger sehen Polarisationsbüschel besonders schön zu erzeugen, verwendet Fortin ^) das schon mehrfach erwähnte Queck- silberbogenlicht. 6. Polygonales Maschenwerk im ganzen Gesichtsfelde. In diesem Abschnitt möge eine Reihe von Beobachtungen Platz finden, die in manchen Punkten ähnlich sind und vielleicht zum Teil auf dieselben, bisher noch nicht aufgeklärten Ursachen zurückzuführen sind. Möglicher- weise decken sich manche dieser Beobachtungen mit den Erscheinungen der „chagrinierten Figur" usw., die sich am Grunde der Fovea finden, und die mit einiger Wahrscheinlichkeit auf das Zapfenmosaik zurückzuführen sind. Purkinje 2) sah beim Erwachen hinter den geschlossenen Lidern eine aus lichten rötlichen Linien bestehende Figur, die dem Gewebe einer Kreuz- spinne ähnlich war. Auch die Purkinje sehe 3) Lichtschattenfigur muß wohl in diesem Zu- sammenhange angeführt werden. Sie wird als schachbrettartige Zeichnung im ganzen Gesichtsfelde gesehen, wenn man das Auge in raschem Wechsel erhellt und verdunkelt, z. ß. wenn man durch die Löcher einer rotierenden Scheibe auf eine helle Fläche sieht. Die Vierecke können in Sechsecke und andere polygonale Figuren übergehen. Eine ähnliche Erscheinung läßt sich durch Druck auf das Auge als Phosphen hervorrufen. König'*) hat mehrfach beim Aufwachen, noch vor dem Offnen der Lider, das ganze Gesichtsfeld von einer regelmäßigen Zeichnung ausgefüllt gesehen. Diese bestand aus gleichseitigen Sechsecken, die durch breite, schwarze Linien getrennt waren. Der Grund der Zeichnung war graublau. Die von rechts oben nach links unlen gerichteten Linien hatten einen gelben Saum, Jedes Sechseck enthielt ein schwarzes Pünktchen. Der scheinbare Durch- messer wurde auf 1" geschätzt, die Zellen des Pigmentepithels würden aber nach Helmholtz ■'') nur unter b' Durchmesser erscheinen können. Charpentier ^) bewegt während des Blickes nach einer hellen Wolke die gespreizten Finger der IJand vor dem Auge hin und her. Nach einiger Zeit erscheint ein Mosaik von weiß konturierten Sechsecken in puipurvioletter ') Fortin, Nouveau dispositiv pour Fobservation entoptique des houppes de Haidiuger, Compt. rend. de la soc. de Biol. 63 [2], 103, 1907. — ') Beoh- achtungen u. Versuche 2, 87. — ^) Beobachtungen u. Versuche z. Physiol. d. Sinne 1 (1823). — •*) König, Eine bishernoch nicht gekannte subjektive GFsichtserscheinung, Arch. f. Ophthalmologie 3Ü, 329, 1884. — ^) 1. c. S. 569. — ^) Illumination violette de la retine sous l'influence des oscillations lumineuses, Compt. rend 92, 355, 1881. Eintrittsstelle des Sehnerven. 97 Farbe. Der scheinbare Durchmesser der Sechsecke beträgt 3 mm, entsprechend einem wirklichen von 3 ^ii. Charpentier glaubt daher, das Zapfenmosaik vor sich zu haben. Dieser Annahme widerspricht Wolffbergi) gehr leb- haft, der die Sechsecke von Charpentier auf das Pigmentepithel bezieht. Kupfer 2) gibt an, daß sich bei ihm durch Druck auf das Auge das ganze Gesichtsfeld mit unregelmäßigen, purpurvioletten, kleinen Zickzack- figuren anfülle. Die Zwischenräume zwischen denselben zeigen eine inten- sive Gelbfärbung. Bei Hilberth) traten nach Schneeblendung im ganzen Gesichtsfelde auf grünem Grunde regelmäßig in Reihen angeordnete, rubinrote, zackige Sterne auf, eine Erklärung vermag Hubert nicht zu geben. Einen anderen Fall beschreibt Hilbert-^), bei dem nach Schneeblendung im ganzen Gesichtsfelde gelbe , rhombische Vierecke mit lichtblauen Um- grenzungsliuien erscheinen. Stigler'') sieht morgens nach einem Gang durchs Freie im matt erleuch- teten Zimmer ein Netz von sehr zarten, silberglänzend weißen Linien, dessen Maschen polygonale Form haben. In der Gegend der Makula ist keine Lücke. Die einzelnen Maschen sind so Aveit (Durchmesser etwa ^ 3 bis 1/2 om»), daß gerade die „gefäßlose" Makula in einer Masche Platz hat. Leises Streichen über die Lider ruft das verschwundene Bild zurück. 7. Eintrittsstelle des Sehnerven. Auch die Eintrittsstelle des Sehnerven, der blinde Fleck, läßt sich entop- tisch sichtbar machen. Bei plötzlicher BHckwendung nach der Seite sieht man nach Purkinje 6), Czermak^) und Helmholtz^) im dunklen Gesichtsfelde an der Stelle des blinden Fleckes feurige Ringe oder Halbringe. Purkinje und Czerm ak sehen diese Erscheinung auch bei völliger Dunkelheit. Purkinje nimmt die Erscheinung dauernd wahr, wenn er das Auge stark nach innen wendet. Stellt man die Versuche mit offenen Augen vor einer gleichmäßig beleuchteten Fläche an, so erscheint an der Eintrittsstelle des Sehnerven ein dunkler Fleck. Helmholtz^) nimmt diesen dunklen Fleck, nachdem er sich lange mit den Versuchen beschäftigt hat, schon nach geringfügigen Augenbewegungen oder bei eintretender Akkommodationsspannung wahr. Er nimmt an, daß es sich bei diesen W^ahrnehmungen um mechanische Reizung der gezerrten Sehnerven- fasern handle, die in unmittelbarer Nähe des Sehnerven enden. Der dunkle Fleck deckt sich nicht ganz mit der Eintrittsstelle des Sehnerven ^o). ^) Wolffberg, Die entoptische Wahrnehmung der Fovea centralis und ihrer Zapfenmosaik, Arch. f. Augenheilkunde 16, 1, 1886. — *) Kupfer, Flimmerskotom und entoptische Erscheinungen, Inaug.-Diss. Erlangen 1893, S. 17. — ^) Hubert, Über das Sehen farbiger Flecke als subjektive Gesichtserscheinung, Zeitschr. f. Psychol. u. Physiol. d. Sinnesorgane 14, 381, 1897. — ■*) Derselbe, Versuch eines Sj'stems der physiologischen Farbenempfindungen, nebst einem Beitrag zur Kenntnis derselben, Klin. Monatsbl. f. Augenheilkunde 52 (1904). — ^) Stigler, Eine neue subjektive Gesichtserscheinung, Zeitschr. f. Psychol. u. Physiol. d. Sinnesorgane 39, 332, 1905. — ") Beitr. z. Kenntnis des Sehens, S. 78. — ^) Physiologische Studien, Abt. I, S.42; Abt. n, S.32. — «) I.e., S. 239. — ^) I.e., S. 718. — '■'>) Siehe Helmholtz, I.e., S. 727. Ferner Kapitel: Druckphosphen. Nagel, Physiologie des Menschen. Ergänzungsband. 7 98 Leuchtende Pünktchen. Ähnliche Erscheinungen kann man ja auch durch äußeren Druck auf das Auge hervorrufen (siehe Phosphene). Es würde sich also nach der Auf- fassung von Helmholtz immer bei der entoptischen "Wahrnehmung des blinden Fleckes um eine inadäquate Reizung handeln. Dagegen liegen auch andere Beobachtungen vor, die gegen diese Ansicht sprechen. So konnte Zehender^) den blinden Fleck auf folgende Weise wahr- nehmen: Nachdem die Augen einige Zeit geschlossen waren, blickte er gegen ein weißes Blatt Papier. Es erschien dann die Purkinjesche Gefäßschatten- figur. Zugleich zeigte sich die Eintrittsstelle des Sehnerven als eine etwas weniger dunkle, schwarzgelblich tingierte Kreisscheibe. Zehender faßt die Erscheinung als Kontrastempfindung auf. Charpentier^) führt beim Blick gegen eine schwach erleuchtete weiße Fläche schnelle Lidschläge aus. Es erscheint dann jedesmal der blinde Fleck bei der Schließung der Lider hell, bei der Öffnung dunkel. Charpentier schließt daraus , daß keine Lücke in unserer Raumvorstellung vorhanden ist, sondern daß auch die Gegend des blinden Fleckes Gesichtsempfindungen über- mittelt. 8. Aufleuchtende Pünktchen. Das plötzliche Auftreten und Verschwinden heller, leuchtender Pünktchen wird von den einzelnen Beobachtern etwas verschieden beschrieben, so daß es fraglich ist, ob es sich in den angeführten Fällen um dieselbe Erscheinung handelt. Purkinje^) sieht beim Blick auf eine große weiße Fläche wiederholt in der Mitte des Gesichtsfeldes lichte Punkte aufspringen, die, ohne ihre Stelle geändert zu haben, wieder verschwinden. Peschel^), der durch ein rotes Glas in eine Gasflamme blickt, sieht in der Mitte des Gesichtsfeldes helle, glänzende, weiße Pünktchen auftreten, ver- schwinden und wiederkommen. Allmählich breitet sich die etwa zehn Sekunden dauernde Erscheinung über das ganze Gesichtsfeld aus, während die Pünktchen jetzt schneller, mehr blitzartig auftreten. Peschel erklärt die Erscheinung dadurch, daß das Protoplasma der Pigmentepithelzellen der Chorioidea, ver- anlaßt durch das rote Licht, zwischen das Sehepithel einwandert und dadurch die Mosaikelemente der Netzhaut reizt. Hess^) richtet die vorher einige Zeit geschlossenen Augen eine halbe bis eine Sekunde gegen den grauen Himmel und schließt dann die Augen wieder. Es tritt dann fast unmittelbar nach Schluß des Auges zunächst an der Stelle des direkten Sehens eine Gruppe von äußerst feinen , leuchtend hellen Punkten auf; sie bleiben nur einen Bruchteil einer Sekunde sichtbar, aber während sie schwinden, treten peripherwärts von ihnen neue Pünktchen auf, darauf erscheinen noch weiter nach der Peripherie abermals neue usf. Die Dichte der Pünktchen nimmt nach der Peripherie zu ab. Auch bei An- ') Über einige subjektive Gesichtswahrnehraungen. IL Klin. Monatsbl. f. Augen- heilkunde 33, 117, 1895. — ^) Charpentier, Visibilite de la tache aveugle, Compt. rend. 126, 1634, 1898. — ^) Beitrag zur Kenntnis des Sehens in subjektiver Hinsicht. 1819. — '') Peschel, Über ein neues entoptisches Phänomen an der Macula lutea, Arch. f. d. ges. Physiol. 2\ , 399. — ^) Hess, Über einen eigenartigen En-egungs- vorgang im Sehorgan, Ai-ch. f. Ophthalm. 58, 429, 1904. Akkommodationsphosphen. 99 Wendung farbiger Reizlichter erscheinen sie stets nahezu farblos. Hess hält es für wahrscheinlich, daß diese Vorgänge irgendwie zu einer Zapfenerregung in Beziehung stehen. Eine ähnliche Erscheinung hat W. Lohmann i) beobachtet. Wenn er eine Zeitlang mit dunkel adaptierten Augen den Himmel beobachtet hat, sieht er nach dem Schließen der Augen feine Punlite aufleuchten, die in der Mitte des Gesichtsfeldes am zahlreichsten sind. Die Punkte erscheinen in den Farben blaugrün, gelb, purpurrot. Auch Lohmann ist der Meinung, daß es sich um entoptische Wahrnehmung der Zapfen handele. 9. Wirbelvenen und Zentralarterie. Bei heftigen Expirationsstößen , besonders beim Niesen, bemerkt 'man häufig eine Lichterscheinung. Ch. Bell 2) führt diese auf den Druck zurück, den die gleichzeitig sich schließenden Augenlider auf das Auge ausüben sollen. Die Ansicht wird durch Hess^) widerlegt, der den Nachweis führt, daß die Erscheinung auf die Blutdrucksteigerung in den Wirbelvenen zurück- zuführen ist. Diese Blutdrucksteigeruug, die dui'ch einen Exspirationsstoß, am leichtesten bei herunterhängendem Kopfe, hervorgerufen wird, genügt, um an den Austrittsstellen der Wirbelvenen eine Netzhauterregung hervorzuheben, die meist in der Form von vier hellen Lichtflecken zum Ausdruck kommt. Die Untersuchungen werden von Bietti*) bestätigt. Auch die Arterien der Retina können, besonders nach vorhergegangener Anstrengung infolge gesteigerten Blutdruckes Veranlassung zu leuchtenden Flecken, die meist pulsieren, geben •''). 10. AkkommodationsphospheQ. Purkinje 8) akkommodierte seine Augen im Dunkeln sehr stark für die Nähe, hörte er dann plötzlich mit dem Akkommodieren auf, so erschien in demselben Moment nahe an der Peripherie des Gesichtsfeldes ein ziemlich schmaler feuriger Saum. Nach Czermak^) ist die Erscheinung dadurch zu erklären, daß in dem Moment, in dem der Zug des Ciliarmuskels nachläßt, die erschlaffte Zonula sich wieder spannt, während die Linse noch in radialer Richtung verkürzt ist, und dadurch eine plötzliche Zerrung des äußersten Randes der Netzhaut eintritt, deren Ende mit der Zonula zusammenhängt. Nach Berlin soll ein Zurückgehen der vorderen gespannten Teile der Cho- rioidea und Retina gegen die fester gehefteten hinteren Abschnitte derselben stattfinden und dadurch die mechanische Erregung der Netzhautperipherie erfolgen. Das Akkommodationsphosphen entsteht nach Ovio^) fast aus- schließlich in myopischen Augen. ') "W. Lohmann, Über eine interessante subjektive Gesichtsempfindung, Zeitschr. f. Psychol. u. Physiol. d. Sinnesorg. 41, II, 395. — '^) Ch. Bell, Second part of the paper on the Nerves of the orbit, Proe. Roy. See. 19, Juni 1823. — *) C.Hess, Ent- optische Wahrnehmungen der Wirbelvenen, Arch. f. Ophthalm. 53, 52, 1902. — *) Bietti, Über eine entoptische Erscheinung bei starker Exspiration und ihre Deutung, Klin. Mnnatsbl. f. Augenheilkunde 42, 11, 213. — *) Siehe Purkinje, Beobachtungen u. Versuche 1, 63, 134. Ferner Baslini, Un nouveau phenomene entoptique, Arch. d'ophthalm. 26, 83. — ^) Zur Physiol. d. Sinne 1, 126; 2, 115. — ^) Wien. Sitzungsber. 27, 78. — ") Ovio, Über Phosphene, Klin. Monatsbl. f. Augenheilkunde 45, I, 410. 7* \QQ Druckphosphen. 11. Druckphosphen. Unter Phosphen versteht man eine durch mechanische Reizung hei-vor- gerufene entoptische Erscheinung. Es würden also auch die oben unter Nr. 7, 9 und 10 angeführten Erscheinungen zu den Phosphenen zu rechnen sein, falls die dort angeführten mechanischen Erklärungsversuche zutreffend sind. Nach einem weitergehenden Sprachgebrauch rechnet man zu den Phosphenen alle auf inadäquate Reizungen (also auch z. B. durch elektrischen Strom) zurück- zuführenden entoptische Erscheinungen. Im folgenden sollen die Erschei- nungen besprochen werden, die nach Druck außen auf den Bulbus hervor- gerufen werden können. Daß ein Druck auf das Auge eine Lichterscheinung hervorruft, war schon Aristoteles bekannt. Drückt man am Rande der Augenhöble mit einer stumpfen Spitze auf den Bulbus, so entsteht an derjenigen Stelle des Gesichts- feldes, die der gedrückten Stelle entspricht, eine Lichterscheinung. Es er- scheint also z. B. beim Druck auf den äußeren Augenwinkel das Phosphen auf dem Nasenrücken. Ellioti) vergleicht das Aussehen des Phosphens mit dem Auge einer Pfauenfeder. Purkinje 2), der die Erscheinung als „feurige Ringe" ausführlich beschreibt, hat das Phosphen unter den verschiedensten Bedingungen beobachtet. Meist erscheint es als etwa kreisförmiger Fleck, der nach der Seite des Fixationspunktes mit vielen konzentrischen, abwechselnd hellen und dunklen Linien umgeben ist. Bringt man durch nasale Blick- wendung und temporales Drücken das Phosphenbild der Fovea möglichst nahe, 30 gehen von den konzentrischen Linien zwei weiße Bänder nach dem Fixations- punkte, den sie als lichten Fleck umfassen, hinaus. An der anderen Seite ihrer Vereinigung ist ein bräunlicher, halbmondförmiger Fleck. Durch stärkeren Druck ändert sich die Erscheinung. Aubert^) sieht einen dunklen, mit hellem Rande umgebenen, birn- förmigen Fleck, dessen Spitze nach der Fovea zeigt, hier erscheint ein matt- grauer Fleck; ferner ist in der Gegend des blinden Fleckes ein grauer, un- bestimmter Fleck mit hellem Rande sichtbar. Nach Helmholtz-*) besitzt das Phosphen ein helles Zentrum, das von einem dunklen und weiterhin von einem hellen Ringe umgeben ist. Bringt man es möglichst nahe der Fovea, so erscheint bei hellem Gesichtsfelde ein dunkler, von einem hellen Streifen durchzogener Fleck, von diesem geht ein horizontaler Fortsatz zum Fixationspunkte. In der Gegend des blinden Fleckes ist ein unbestimmter Schatten sichtbar. Im dunklen Gesichtsfelde ist die Erscheinung eine ähnliche, nur daß hell und dunkel vertauscht ist. Auch Fick""), Ranke '^), Fuchs ') und Klein S) sehen einen hellen Fleck mit dunklen Rande; Fick und Klein geben an, daß sich bei offenem Auge hell und dunkel umkehren, wie es auch Helmholtz beschrieben hatte. ') Elliot, Physiologische Beobachtungen über die Sinne, besonders über das Gesicht, das Gehör sowie auch das Brennen und die tierische Wärme. Leipzig 1785. — '■') Purkinje, Beobachtungen und Versuche zur Physiologie der Sinne 1, 123. — ^) Aubert, Physiol. der Netzhaut, V.Kap., S. 330. Breslau 186.5. — ■*) 1. c, S. 236. — ') Hermanns Handb. d. Physiol. 3, I, 228, 1879. — ^) Grundzüge der Physiol. des Menschen. 1872. — ') Arch. f. Ophthalm. 27, 3, 1881. — «) Arch. f. (Anat. u.) Physiol. 1905, S. 149. Druckphosphen. 101 Nagel 1) fiudet bei Hell- und Dunkelaugen keine erheblichen quantitativen Unterschiede; der beobachtete helle Ring ist am Hellauge gelblich und schmal, am Dunkelauge bläulichweiß und breiter. Schwarz-) findet bei geringem Druck einen leuchtenden runden Fleck, bei successiver Drucksteigerung eine dunkle, von hellem Rande umgebene Scheibe , letztere verschwindet bei sehr starkem Druck auch noch. Dem- entsprechend nimmt Schwarz an, daß die hellen Stellen der Ausdruck einer Erregung, die dunklen der Ausdruck einer Lähmung seien. Stigler^) beschreibt eine Figur aus konzentrischen Kreisen mit hellem Zentrum, um dieses befindet sich ein breiter schwarzer Ring, dann ein weißlich- gelber und schließlich noch ein dunkler. Von der Ringfigur zieht ein Fort- satz zum Fixationspunkt und weiter zu einem runden Schatten, der von einem hellen Ringe umgeben ist; dieser letztere geht durch den blinden Fleck. Die Hell- und Dunkelverhältnisse der Erscheinung sind im Hellen und im Dunkeln qualitativ die gleichen. Nach Aufhören des Druckes erscheint unter allen Umständen eine Umkehr der Helligkeitsverhältnisse aller Teile des Phosphens. Die Erklärung der Erscheinung wird je nach den Beobachtungen ver- schieden gegeben. Von den meisten wird eine Zerrung der Netzhaut, die erregend wirken solle, angenommen. Die dunklen Flecke werden durch Anämie erklärt. Stigler nimmt an, daß die dunklen Stellen des Phänomens solchen Stellen der Netzhaut entsprechen , welche sich im Zustande einer Druck- verminderung (Zerrung), die hellen Anteile des Phosphens solchen, die sich im Zustande einer Druckerhöhung (Kompression) befinden. Kompression ruft Helligkeitsempfindung, Zerrung Dunkelheitsempfindung hervor. Plötzliche Änderung der Druckdifferenzen bewii'kt ein Phänomen analog dem negativen Nachbilde. Auch Ovio*) hat beim Nachlassen des Druckes ein Rückschlagphosphen beobachtet , das sich einige Zeit nach Aufhören des Druckes als Nach- phosphen hält. 12. Erregung durch den elektrischen Strom. Die verschiedene Wirkung der Durchleitung elektrischer Ströme siehe Bd. III, S. 264. ^) Zeitschr. f. Psychol. u. Physiol. d. Sinnesorgane 34, 285, 1904. — ^) Zeitschr. f. allgem. Physiol 3, 89, 1903. — ") Pflügers Arch. 115, 248. — *) Kliu. MonatsW. f. Augenheilkunde 45, I, 410. Nachtrag zu Schutzapparate des Auges von Otto Weiss. Über die Mechanik der Tränenableitung hat Schirmer ') neue Versuche angestellt. Zunächst bestimmte er die tagsüber in jedem Auge abgesonderte Tränenmenge gleich 1/2 bis ^/^ g. Die Untersuchungen geschahen an Menschen, denen der Tränensack exstirpiert worden wai-. Die Tränenflüssigkeit wurde bei den Patienten in Intervallen aus dem Tränensee durch Fließpapierstreifen abgesaugt und ihre Menge durch Wägung des Streifens vor und nach dem Absaugen bestimmt. Die durch Verdunstung an der freien Bulbusoberfläche der Beobachtung entgehende Flüssigkeitsmenge setzt Schirm er gleich der, die von einer Wassermasse gleicher Oberfläche bei 17 bis 18" C verdunstet. Da nach Exstirpation des Tränensackes und beider Tränendrüsen keine Tränen mehr über den Lidrand laufen, wie es geschieht, wenn nur der Sack exstirpiert worden ist, so kommt Schirmer zu dem Schluß, daß die Drüsen permanent einen Überschuß von Flüssigkeit absondern , während von den Conjunctival- drüsen nur die eben nötige Menge produziert wird. Die Tränensekretion ist die Folge äußerer Reize; denn sie hört bei geschlossenen Augen, z. B. im Schlafe, vollkommen auf. Das hat Schirm er bei Menschen konstatiert, denen der Tränensack exstirpiert worden war. Die Tränensekretion bei offenen Augen sieht Schirmer deshalb als eine Folge äußerer Reize an. Auch über den Mechanismus der Tränenableitung aus dem Conjunctival- sack in die Nase hat Schirm er neue Versuche angestellt. Auf Grund dieser Versuche widerspricht er der Anschauung Henkes, nach der die Tränen durch die Lidbewegungen nach dem inneren Augenwinkel gelangen. Gegen diese Anschauung führt er die Beobachtung an , daß bei Seitenlage des Körpers Tränen, die im unteren Auge angehäuft sind, durch die Lidbewegungen nicht in den Tränensee befördert werden, sondern im äußeren Augenwinkel nach außen abfließen. Für das Abfließen der Tränen in die Nase spielt bei aufrechter Körper- haltung weder die Schwere, noch die Capillarität, noch Ansaugung durch die Respiration eine Rolle. Das schließt Schirmer aus folgenden Versuchen: Vor das Auge wird eine Flüssigkeitskammer gebracht, die mit einer Emulsion ') Arch. f. Ophthalmol. 56, 197 bis 291; Zeitschr. f. Augenheilk. 2, 97 bis 105. Tränenableitung 103 von Prodigiosuskeimen in physiologischer Kochsalzlösung gefüllt ist. Solange die Augenlider in Ruhe sind, was oft minutenlang dauerte, läßt sich in der Nase kein Prodigiosuskeim nachweisen. Werden nun Bewegungen der Lider ausgeführt, so gelingt dieser Nachweis alsbald. Im einzelnen ist die Mechanik der Tränenableitung folgendermaßen : Die Kontraktion des Hörn ersehen Muskels wirkt dilatierend auf den Tränen- sack. Hierdurch werden die Tränen aus dem Tränensee angesaugt. Die Saugung wird befördert durch Eigenbewegungen der Tränenröhrchen, denen nach Halben 1) eine besondere Muskulatur zukommt. Die notwendige Saugung von Flüssigkeit aus der Nase in den Tränensack, wie sie durch Kontraktion des Hornerschen Muskels erzeugt wird, hemmt ein Ventil an der Öffnung des Tränennasenganges in der Nase. Dieses Ventil wird nach Schirmer durch den Nasenschleim gebildet. Diese Möglichkeit erläutert er an einem Modell. Schirm er läßt auch die Möglichkeit zu, daß bei capillarem Lumen der Tränennasengangsöffnung der Wideretand hier größer sein könne als an der Öffnung der Tränenröhrchen. Kritische Bemerkungen Schirmers 2) gegen 0. Weiss, nach dessen Dar- stellung in diesem Handbuch die Träneuableitung ohne eine ventilartige Vor- richtung in der Nase nicht möglich sei, beruhen auf einem Mißverständnis, worauf 0. Weiss ^) hingewiesen hat. Wir können sie hier also übergehen. Die Entleerung der Tränen aus dem Tränensack in die Nase erfolgt durch die Elastizität der Wand des Sackes. Daß ein Regurgitieren der Tränen in den Conjunctivalsack nicht in größerem Maßstabe erfolgt, hat nach Schirm er seinen Grund darin, daß der Widerstand an dem conjuncti- valen Ende der Tränenröhrchen größer ist als am nasalen Ende des Tränen- nasenganges. 0 Halben, Arch. f. Ophthalmol. 56, 197 bis 291. — *) Ebenda 63, 200 bis 203. — =*) Ebenda 65, 361. Nachtrag zu Zirkulatioiis- und Ernährimgsverhältnisse des Auges von Otto Weiss. In meiner Darstellung der Zirkulationsverhältnisse des Auges in diesem Handbuch bin ich bei der Kritik der Literatur zu dem Resultat gekommen, daß die Annahme einer kontinuierlichen Flüssigkeitsströmung in der vorderen Kammer durch Versuche nicht begründet ist. Diese Kritik hat eine Reihe von Widersprüchen erfahren. Wessely^) betont in einer Zusammenstellung der hierher gehörigen Literatur, daß eine Strömung zwar nicht unmittelbar wahrzunehmen sei, daß man aber bei planmäßiger Änderung der normalen Verhältnisse Erscheinungen beobachte, die eine solche Strömung beweisen. Das wesentliche Argument hierfür bilden die Resultate der Leberschen Ver- suche, nach denen beim lebenden Tier aus einer punktierten vorderen Augen- kammer Flüssigkeit ausströmt, solange der Druck an der Punktionsstelle niedriger ist als der intraoculare, daß hingegen Flüssigkeit in das Auge ein- tritt, wenn der Druck an dieser Stelle höher als der intraoculare ist. Wenn beide Drucke gleich sind, so findet weder ein Einströmen noch ein Ausfließen statt. Aus diesen Beobachtungen kann man unter keinen Umständen den erwähnten Schluß ziehen. Dies wird in einer Untersuchung von 0. Weiss 2) betont und durch folgenden Vergleich illustriert: Zwei Flüssigkeitsbehälter seien durch die Röhre verbunden. Es ist bekannt, daß in beiden Rehältern das Flüssigkeitsniveau sich auf gleiche Höhe einstellt. Gießt man nun in den einen Behälter Flüssigkeit nach , so strömt durch die Röhre so lange Flüssigkeit, bis die beiden Niveaus wieder gleiche Höhe haben. Schöpft man umgekehrt aus dem ersten Behälter Flüssigkeit heraus, so findet Strömung in entgegengesetzter Richtung so lange statt, bis die Niveaus wieder gleich hoch sind. Wollte man analog dem Schluß für die Strömung im Auge folgern, so müßte man annehmen, daß auch bei gleicher Höhe der beiden Flüssigkeitsoberflächen Flüssigkeit in der Röhre ströme. Das Unzu- lässige dieses Schlusses ist ohne weiteres klar und leicht an kommunizierenden Röhren zu erhärten. Aus dieser Betrachtung folgt , daß alle die Versuche , die durch Ände- rungen des Augeninnendruckes Strömungen des Humur aqucus erzeugt haben, ') Ergebn. d. Physiol., 4. Jahrg., S. 588. — '') Pflügers Arch. 115, 602. Bildung und AbfluJi des Humor aqueiis.^ 105 über Strömungen, die hier im normalen Zustande stattfinden, nicht das mindeste aussagen können. Nunmehr sind zuerst die Versuche zu betrachten, die für eine kontinuier- liche Bildung von Humor aqueus sprechen sollen. Zunächst ist zu bemerken, daß über den Ort, an dem die Humorbildung stattfinden soll, verschiedene Meinungen herrschen. Die einen [Leber ') und seine Schüler] nehmen als einzige Quelle die Processus ciliares an. Andere (Ehrlich, Hamburger) daneben die Vorderfläche der Iris. Für die erste Quelle werden positive und negative Gründe angeführt: 1. Nach Entleerung der vorderen Augenkammer ergießt sich durch die Pupille ein Flüssigkeitsstrom, der die vordere Kammer bald erfüllt. Er rührt vom Ciliarkörper her. Aus diesem Befund kann man nicht auf normale Verhältnisse schließen, denn einmal ist die neugebildete Flüssigkeit dem Humor aqueus chemisch nicht identisch. Der markanteste Unterschied vom Humor agueiis besteht darin, daß sie die Fibringeneratoren enthält, eine Eigentümlichkeit, die dieses Wund- sekret mit anderen gemeinsam hat. Ferner zeigt der Ciliarkörper hochgradige anatomische Veränderungen, bestehend in Abhebungen seines Epithels. Es ist klar, daß aus diesen Beobachtungen auf eine Flüssigkeitsbildung durch den Ciliarkörper bei normalem Auge nicht geschlossen werden kann. 2. Bei Verwachsungen des Pupillarrandes der Iris mit der Linsenkapsel wird die Iris nach vorn gewölbt. Man hat zu bedenken , daß dieser Zustand lange Zeit bestehen kann, ohne daß eine Zunahme des intraocularen Druckes erfolgt. Man sollte erwarten, daß der Druck durch die kontinuierliche Absonderung steige, wenn man nicht annehmen will, daß der Humor außer der vorderen Kammer noch ausreichende Abflußstätten im hinteren Augenabschnitt habe. Ferner ist zu berücksichtigen, daß Irisverwachsungen die Folge entzündlicher Prozesse sind. Hierbei kann sehr wohl eine Exsudation in die hintere Augenkammer stattgefunden haben, wodurch die Iris gedehnt woixlen ist. Endlich ist hier zu erwähnen, daß auch totale Verwachsungen des Pupillarrandes der Iris beobachtet worden sind, ohne daß der intraoculare Druck erhöht war, oder daß die Iris sich nach vorn gewölbt hätte 2). Ein einziger solcher Befund beweist natürlich mehr als alle gegenteiligen, sofern man überhaupt patho- logische Fälle als Beweismaterial für physiologische Dinge gelten lassen will; denn er zeigt, daß Vorder- und Hinterkammer voneinander abgeschlossen sein können, ohne daß eine Druckvermehrung im Augeninnern eintritt. 3. Wenn man die hintere Augenkammer durch Vermittelung der Pupillaröffnung mit einem Manometer verbindet , welches auf die Höhe des intraocularen Druckes eingestellt ist, so beginnt dieses Manometer zu steigen. Leber erklärt die Druckzunahme durch Vermehrung der intraocularen Flüssigkeit infolge der Absonderung der Ciliarfortsätze. Auch aus diesem Versuch kann man nicht auf normale Verhältnisse schließen, denn der Pupillarverschluß ist durch die Verwendung eines Instru- *) Ein Teil der Literatur, die im Hauptkapitel (Bd. 3) angeführt ist, ist hier nochmals benutzt worden. — '■^) W. Stock, Klin. Monatsbl. f. Augenheilkunde 1, 86 bis 88, 1905. 106 Bildung und mentes bewirkt worden, das die Iris zwischen zwei Platten einklemmt. Außerdem schreibt Leber, daß bei der Einstellung des Manometers auf die Höhe des intraocularen Druckes eine starke Dehnung der Iris stattfinde. Man kann wohl vermuten, daß infolge solcher Reize Zirkulationsstörungen in der Iris entstehen, und der Flüssigkeitsgehalt der hinteren Augenkammer hier- durch vermehrt wird. Ebensowenig beweist ein Versuch von Leplat, der den Humor durch flüssiges Paraffin ersetzte und dann an einem Augenmanometer Steigen beobachtete. Auch hier kann Reizung des Auges durch das Paraffin erfolgt sein. 4. Die Exstirpation des Ciliarkörpers samt der Iris hat ein völliges Ver- siegen der intraocularen Flüssigkeit zur Folge (Leber, Deutschmann). Dieser Versuch beweist höchstens, daß an den exstirpierten Augenteilen eine Bildung von Humor stattfinden kann. Über eine kontinuierliche Bildung sagt er nichts aus. Wir sehen also , daß Beweise für eine Absonderung von Humor durch das Corpus ciliare unter normalen Verhältnissen nicht vorliegen. Direkt da- gegen spricht ein noch zu erwähnender Versuch von Hamburger. Nach Ehrlich soll die Irisvorderfläche und nicht der Ciliarkörper den Humor absondern. Er schließt dies bekanntlich daraus, daß dem Tier inji- ziertes Fluoi-eszein zuerst von der Vorderfläche der Iris aus das Kammerwasser färbt. Ehrenthal hat dann gezeigt, daß auch noch 24 Stunden nach dem Tode dieser Fluoreszeinaustritt erfolgt, wenn man die Lösung von Fluoreszein in die Carotis injiziert. Hiermit ist nachgewiesen, daß es sich um eine Diffusion des Farbstoffes aus den Irisgefäßen handelt. Über eine Bildung von Humor aqueus können also diese Versuche nichts aussagen. Auch Hamburger glaubt, daß im normalen Zustande nur die Iris- vorderfläche den Humor bilde; nur bei der Entstehung von Humorverlusten soll der Ciliarkörper in Aktion treten. Er schließt dies aus folgendem Ver- such. Nach Injektion von Fluoreszein in die hintere Augenkammer vergeht eine lange Zeit — 15 Minuten und mehr — , bis aus der Pupille Fluoreszein austritt. Hat dieser Austritt erst seinen Anfang genommen , so erfolgt er weiterhin gleichmäßig. Dieser allgemein bestätigte Versuch beweist mit aller Sicherheit, daß von einer kontinuierlichen Strömung durch die Pupille nicht die Rede sein kann. Ernste Einwände sind diesem Hamburgerschen Ver- such auch niemals gemacht worden. Über eine Bildung von Humor an der Iris vorderfläche sagt der Versuch natürlich nichts aus. Gegen eine Humorbildung an dieser Stelle sind folgende Einwände gemacht worden : 1. Bei angeborenem oder durch Verletzungen entstandenem völligen Mangel der Iris sind die Augenkammern wie in der Norm mit Humor gefüllt. 2. Wenn bei Perforationen der Hornhaut der Humor vollkommen ent- leert wird und außerdem die Iris der Hornhaut vollkommen sich anlegt, so bleibt dieser letztere Zustand dauernd bestehen (Beer, Leber). 3. Bei völligem Abschluß der Pupille zeigt die bloßgelegte Iris keine Sekretion (Leber). Dieser Versuch ist am eserinisierten Auge gemacht worden. Nimmt man das Resultat des Hamburgerschen Versuches und diese Argumente zusammen, so sollte man zu dem Resultat kommen, daß der Humor überhaupt kein Sekretionsprodukt ist. Abfluij des Humor aqueus. 107 Dieser Schluß ist aber von niemandem gezogen worden, sondern man nimmt die Existenz einer Strömung, die bewirkt wird durch Bildung von Humor an bestimmten Stellen und Abfluß an anderen, dennoch an, und zwar aus folgendem Grunde. Führt man bei einem lebenden Tier in die vordere Augenkammer eine Kanüle ein , so läßt sich aus dieser kontinuierlich Flüssigkeit in das Auge injizieren, solange der Injektionsdruck höher ist als der intraoculare. Sind Injektionsdruck und Augendruck gleich hoch, so fließt nichts in das Auge ein. Wird das Tier getötet, so fließt danach bei jedem posi- tiven Injektionsdruck Flüssigkeit in das Auge ein. Aus diesen Beobachtungen wird geschlossen, daß auch beim lebenden Tier dauernd Flüssigkeit aus dem Auge abfließe. Auf Grund von Beobachtungen des Weges , auf dem Farb- stoffkörnchen die vordere Kammer verlassen , wird als Ort des Abflusses der Irishornhautwinkel und die Irisvorderfläche angenommen , von wo aus die Farbstoffkörnchen sich bis in den Ciliarkörper verfolgen lassen. Der Abfluß soll durch eine Filtration in die Venen in dieser Gegend erfolgen. Tobler^) hat beobachtet, daß Tuscheemulsion, die in den Glaskörper von Kaninchen- augen injiziert wird, sich in das Corpus ciliare, die Chorioidea, die Iris und das Ligamentum pectinatum iridis verbreitet. Diese Beobachtung zeigt, daß die Tuschekörnchen sowohl von den Augenteilen aufgenommen werden, an denen die Bildung als auch von denjenigen, an denen der Abfluß des Humor aqueus stattfinden soll. Dieser Befund ist also durchaus nicht in Einklang zu bringen mit der Annahme von getrennter Bildung und Abfluß des Humor aqueus. Vor allem aber muß bemerkt werden, daß Versuche, die an ausgeschnittenen Augen angestellt sind, nicht berücksichtigen, daß der intravasculare Druck in Wegfall kommt. Wenn man zu der Annahme geneigt ist, daß der Humor aqueus die vordere Kammer im Kammerwinkel und an der Irisvorderfläche verläßt und von hier in die Venen des Schlemmschen Kanals filtriert, so muß man erwarten, daß nach dem Aufheben des intraocularen Druckes an den genannten Stellen nunmehr eine Filtration in umgekehrter Richtung — aus den Venen der Iris und dem Canalis Schlemmii in die vordere Kammer — stattfindet. Denn unter dieser Bedingung überwiegt der Druck in der Vene über den intra- ocularen, der gleich Null ist. Leber hat an der Irisvorderfläche keine Spur von Flüssigkeitsabsonderung am eröffneten Bulbus beobachten können, aller- dings handelte es sich um eine eserinisierte Iris. Das Verhältnis zwischen dem Druck in den Gefäßen und dem intraocu- laren Druck ist ein Faktor, der in allen bisherigen Versuchen gänzlich un- beachtet gelassen worden ist. Die Möglichkeit einer Flüssigkeitsströmung im Auge muß von diesem Verhältnis abhängen, und zwar sind die Bedin- gungen für einen Abfluß aus dem Auge in die Gefäße gegeben, wenn der Gefäßdruck niedriger als der intraoculare ist, für einen Einfluß in das Auge, wenn der Gefäßdruck höher ist als der inti-aoculare ; die Strömung wird Null bei Gleichheit beider Drucke. In den vorliegenden Leb er sehen Versuchen ist nun angenommen worden, daß der Gefäßdruck Null ist; denn die Abflußmengen sind am ausgeschnittenen, ') Arcli. f. Augenheilkunde 38, 93. 108 Bildung und blutleeren Auge gemessen worden. Jedenfalls müssen aber die Mengen, die abfließen, geringer sein, als die Zahlen aus solchen Versuchen es angeben. Hierzu kommt, daß bei derartigen Versuchen, wie Uribe y Troncoso^) gefunden und Leber mit Pilzecker 2) bestätigt hat, ein Teil der einströmen- den Flüssigkeit im Auge zurückbehalten wird. Allein durch das letzte Moment verringern sich die angegebenen Zahlen im Verhältnis von 2,5/1,6. Wenn man nun bedenkt , daß in dem Circulus venosus ein positiver Druck herrschen muß, so wird die Menge der filtrierenden Flüssigkeit noch geringer werden müssen, und zwar um so geringer, je höher der Druck im Circulus ist. Die ganze vorliegende Frage ließe sich mit einem Schlage lösen, wenn wir imstande wären , den Druck im CircuJus venosus Sddemmii zu messen. Das ist aber mit großen technischen Schwierigkeiten verbunden, mir ist es nicht geglückt. Es ist daher zu diskutieren, wie hoch vermutlich der Druck in dem Schlemmschen Kanal sein wird. V^ir müssen annehmen, daß in dem gesamten Gefäßsystem des Auges, soweit es in der Bulbuskapsel liegt, an allen Stellen der Druck höher ist als der intraoculare Druck; denn sonst müßte eine Kompression des Gefäßteiles, der geringeren Druck hat, eintreten und damit die Zirkulation unterbrochen werden. Diese Superiorität des Gefäßdruckes über den intraocularen Druck scheint allgemein angenommen zu werden; wenigstens finde ich bei Leber 3) für die Netzhautgefäße und die Aderhautgefäße diese Meinung vertreten. Es müßte also nur der Sinus venosus eine Ausnahme bilden. Das ist um so unwahrscheinlicher, als er aus dem Ciliarkörper Gefäße bezieht. Wir sind somit zu der Annahme berechtigt, daß auch im Sinus venosus der Druck höher ist als der intraoculare Druck. Damit fällt die Möglichkeit einer Filtration von intraocularer Flüssigkeit in den Schlemmschen Kanal. Wenn man über den Abfluß der intraocularen Flüssigkeit etwas erfahren will, so muß man zuvörderst dafür sorgen, daß der Gegendruck im Gefäß- system erhalten bleibt. Man kann dies leicht dadurch erreichen , daß man den Bulbus künstlich durchströmt. Die Versuchsanordnung ist folgendermaßen : Die Leber sehe Augenkanüle wird mittels eines Gummischlauches mit einem Manometer verbunden, bei dem jeder Millimeter Flüssigkeitshöhe einer Menge von 4 cmm entspricht. Mit dem Mauometerrohr kommuniziert ein Flüssigkeitsbehälter von 20 ccm Rauminhalt, der nach Belieben mit dem Manometer in offene Verbindung gebracht oder von ihm abgesperrt werden kann. Das ganze System ist mit Ringer scher Lösung gefüllt. Die Vor- richtung wird so eingestellt, daß die Niveaus des Manometers und des Behälters gleich hoch sind , dann wird das Manometer von dem Behälter abgesperrt. Wie ohne weiteres klar ist, kann jeden Augenblick durch Öffnung der Spei*rung des Behälters das Manometerniveau auf den ursprüng- lichen Stand gebracht werden. Die Kanüle wird nun in die vordere Augenkammer eines getöteten Kaninchens eingestochen. Es zeigt sich die bekannte Erscheinung des Ein- fließens von Flüssigkeit in das Auge. Wie aus den Versuchen Lebers bekannt ist, ist die Einflußmenge proportional den Injektionsdrucken. Die 0 Ann. d'oculist 133, 5—31. — *) Arch. f. Ophthalmol. 64, 1 bis 127. — ') Zirku- lations- u. Ernäbrungs Verhältnisse des Auges, S. 129, 130, 189. Abfluß des Humor aqueus. 109 Tatsache zeigte sich, wie zu erwarten war, auch in den Versuchen, die mit der beschriebenen Anordnung ausgeführt wurden. Diese waren außer- dem so eingerichtet, daß gleichzeitig durch die Carotiden aus einem zweiten Behälter Ringersche Lösung durch die Blutgefäße des Tieres fließen konnte. Die Zuleitung zu den Carotiden geschah durch zwei Kanülen, die in die peripheren Enden der Carotiden eingebunden, durch eine T-Kanüle unterein- ander und mit dem Reservoir verbunden waren. Der lujektionsdruck konnte durch Heben und Senken des Reservoirs variiert werden. Der Abfluß der Ring er sehen Lösung erfolgte durch die Venen des Kopfes. Es zeigte sich nun, daß die Durchströmuug der Blutgefäße einen erheblichen Einfluß auf den Flüssigkeitseintritt in das Auge hatte. Betrug der Druck in den Carotiden 1200mm Ringersche Lösung, so stellte sich der intraoculare Druck auf 149 mm ein. Wenn man ihn auf 169 mm erhöhte, so sank er binnen 13 Minuten auf 148 mm herab und blieb dann auf dieser Höhe. Das Manometer wii-d dann durch ein anderes ersetzt, dessen oberes Ende rechtwinklig gegen das untere geknickt ist, also beim Versuch horizontal liesrt. Stellt man so ein, daß der Knick 145mm über dem Niveau der Augenkanüle liegt, so tritt dauernd Flüssigkeit aus dem Auge aus. In diesem und in den folgenden Versuchen konnte in Übereinstimmung mit Erfahriingen anderer Forscher i) festgestellt werden, daß die Mengen, die bei bestimmtem Augendruck ausfließen oder einfließen, zunächst nicht konstant sind. Wenn die Ausflußmenge konstant geworden war, so betrug sie in je 7 bis 9 Min. 40 cmm. Bei einem anderen Kaninchen wird die Höhe des intraocularen Druckes bei wechselndem Gefäßdruck gemessen. Injizierte man in die Carotiden unter einem Druck (? Ringersche Lösung, 80 stellt sich der intraoculare Druck i auf folgende Höhen ein: d i d i 2000 mm 412 mm 400 mm 61 mm 1500 „ 320 „ 100 „ 30 „ 1200 „ 249 „ 700 „ 112 , Diese Versuche lehren erstens, daß man den Druck in den Gefäßen nicht vernachlässigen darf. Vielmehr hat sich gezeigt, daß sich zwischen intra- ocularem und intravascularem Druck ein Gleichgewichtszustand herstellt. Ist der Druck im Auge höhei', als dem Zustande des Gleichgewichts entspricht, so fließt dauernd Flüssigkeit aus dem Auge; ist er geringer, so tritt dauernd Flüssigkeit in das Auge ein. Weiter wurde untersucht, an welchen Stellen die Flüssigkeit in das Auge eintritt. Zu diesem Zweck wurde in die Iris eine Kanüle eingebunden , die analog der von Leber 2) benutzten konstruiert war. Wenn diese Kanüle mit dem Manometer verbunden war, so zeigte sich, daß aus dem hinteren Augenabschnitt Flüssigkeit in das Manometer eintrat. Die Carotiden werden mit Ring er scher Lösung unter einem Druck von 1500 mm gespeist. Es treten in das horizontale Rohr (siehe oben) bei ') Leber u. Pilzecker, I.e. — *) Vortrag b. d. IX. int. Opbthalmol.-Kongreß in Utrecht 1899. 110 Bildung und einem Dx-uck von 100 mm Ring er scher Lösung in der hinteren Augenkammer in je 10 Minuten etwa 15cmm ein. Zugleich wurde nun darauf geachtet , ob aus der vorderen Kammer Flüssigkeit austrat. Auch dies ließ sich feststellen. Messen ließ sich die Menge natürlich bei der verwendeten Versuchsanordnung nicht. Diese Versuche zeigen , daß sowohl in der vorderen Augenkammer als auch im hinteren Augenabschnitt Flüssigkeit austritt, wenn bei auf- gehobenem Augeninnendruck die Blutgefäße mit Ringer scher Lösung durch- strömt werden. Weiter wurde untersucht, ob in jeden von beiden Augenabschnitten Flüssigkeit eintreten kann , wenn in den Blutgefäßen kein Druck herrscht. Zu diesem Zweck wurde zunächst die Anordnung des vorigen Versuches bei- behalten. Es zeigte sich ein kontinuierlicher Eintritt von Flüssigkeit in die hintere Augenkammer. Die Höhe des iutraocularen Druckes war 285 mm Ringersche Lösung. In die hintere Kammer liefen in je 12 bis 15 Minuten 20 cmm ein. Um den Eintritt in die vordere Augenkammer zu messen, wurde der hintere Augenabschnitt entfernt, so daß das Auge etwa durch einen Aqua- torialschnitt halbiert war. Nun wurde die hintere Linsenkapsel eröffnet, die Linse entfernt, die Linsenkapsel auch vorn eröffnet und die Iriskanüle von hinten in die Pupille eingebunden. Der Versuch hatte das Resultat, daß bei 300 mm Druck in je 10 bis 12 Minuten 54 cmm entlief. Aus den Versuchen folgt, daß sowohl in die hinteren Teile des Auges wie in die vordere Kammer Flüssigkeit eintreten kann, wenn der Druck in den Gefäßen aufgehoben ist. Das wesentliche Resultat aller Versuche ist aber: 1. Wenn die Blutgefäße des Auges mit Ringer scher Lösung durch- strömt werden, so tritt aus ihnen bei jedem positiven intravascularem Druck Flüssigkeit in das Auge ein. Umgekehrt tritt aus dem Auge bei jedem positiven Innendruck Flüssigkeit aus , wenn der intravasculare Druck Null ist. Der Eintritt von Flüssigkeit in das Auge erfolgt sowohl in der vorderen wie in der hinteren Kammer, ebenso der Austritt. 2. Für jeden intravascularen Druck gibt es einen bestimmten intra- ocularen Druck. Steigerung des intravascularen Druckes hat Steigerung des intraocularen , Verminderung des intravascularen Sinken des intraocu- laren Druckes zur Folge. Steigert man bei konstantem intravascularen Druck den intraocularen über die Höhe, die dem Gleichgewichtszustand ent- spricht, so sinkt der intraoculare auf die ursprüngliche Höhe ab ; vermindert man den intraocularen Druck, so steigt er wieder zur alten Höhe. Da wir nun am lebenden Auge analoge Erscheinungen haben — Abfluß aus dem Auge bei Erhöhung des intraocularen Druckes , Einfluß ins Auge bei Herabsetzung des intraocularen Druckes — , so ist es erlaubt, hierfür auch dieselben Kräfte anzunehmen wie bei den Versuchen. So wird also Steigerung des intravascularen Druckes Steigerung des intraocularen und Verminderung des intravascularen Druckes Sinken des intraocularen erzeugen müssen, was in der Tat geschieht i). ') Der Blutdruck in den großen Gefäßen kann kein Maßstab sein für den Druck in der Peripherie des Gefäßsystems. Es ist wohl denkhar, daß der Carotis- Abfluß des Humor aqiieus. 111 Wir müssen auf Gri;nd dieser Versuche die alte Lehre fallen lassen, daß die Bildungsstätte des Humor aqueus und seine Abflußwege getrennt seien; denn wir haben gesehen, daß der Flüssigkeitsstrom — aus den Gefäßen ins Augeninnere oder aus dem Augeninnern in die Gefäße — im Sinne des Druckirefälles ceht. Für die Annahme eines solchen Gefälles zwischen den verschiedenen gefäßführenden Teilen des Auges beim lebenden Tier liegt nicht der mindeste Grund vor. Vielmehr hat man nur insoweit eine Strömung im Auge wahrzunehmen, als bei Schwankungen des Druckes in den Augen- gefaßen ein Zu- oder Abfluß von Flüssigkeit zum Auge (vermutlich in allen gefäßführenden Abschnitten) statthat. Für das Vorhandensein eines Druck- gefälles zwischen vorderer und hinterer Kammer oder zwischen Irisvorder- fläche und Kammerwinkel spricht nicht eine einzige Tatsache. Somit ist die Annahme einer kontinuierlichen Strömung im Humor aqueus hinfällig geworden. Gegen die im vorhergehenden geführte Argumentation ist von keiner Seite eine ernste Entgegnung geführt worden und ist auch wohl kaum zu führen. Man hat aber auf Grund von Beobachtungen an pathologischen Augen wiederum nach Beweisen gesucht, daß im Kammerwinkel Flüssigkeit abströme. Ulbricht) hat einen Fall beobachtet, bei dem ein Irisdefekt von einem zarten Häutchen überbrückt war. Dieses Häutchen war bald in die vordere Kammer, bald in die hintere vorgewölbt, ohne daß man für die eine oder andere Lage eine Ursache angeben konnte. Außerdem konnte Ulbrich Vorwölbung in die vordere Kammer an dem Häutchen erzeugen durch Druck auf den hinteren Bulbusteil oder durch Entspannen der Akkommodation; Vorwölben in die hintere Kammer durch Druck auf den vorderen Bulbusabschnitt, z. B. durch den Lidschlag oder durch Anspannen der Akkommodation. Aus der Beobachtung, daß das Häutchen stets nach einiger Zeit sich in die vordere Kammer vorwölbt, wenn es dui-ch dauernde Akkommodation in die hintere eingestülpt war, schließt Ulbrich, daß eine Strömung aus der hinteren Kammer in die vordere stattfinde, und daß durch die Druckerhöhung in der hinteren Kammer das Häutchen nach vorn gedrückt werde. Zu bemerken ist, daß dem nach hinten gewölbten Häutchen doch nur die eine Bewegiing nach vorn möglich ist. Da es nun diese Bewegung auch aus anderen Ursachen machen kann, z. B. durch Nachlassen der Akkommoda- tion, so ist der Schluß nicht zwingend, zumal da objektiv nicht nachgewiesen wurde, ob die Akkommodation auch während der ganzen Dauer der Beob- achtung festgehalten wurde. Auf ebenso schwachen Füßen steht ein Beweis, denWessely^) neuerdings auf der Tagung der deutschen Physiologischen Gesellschaft vorgebracht hat. Bei wachsenden Augen wurde die Linsenkapsel verletzt, wonach die Linse druck z. B. fällt, während im peripheren Gebiet der Carotis der Druck über die früher hier herrschende Höhe steigt. Eine Dilatation der kleinen Gefäße kann diesen Effekt hervorrufen. So erklären sich vielleicht die Beobachtungen , in denen der intraoculare Druck erhöht war bei herabgesetztem Druck in den großen Gefäßen. ^) Verh. d. ophthalmol. Ges. zu Heidelberg 1907, S. 105; Arch. f. Augen- heilkunde 60, 283 bis 311. — ^) Zentralbl. f. Physiol. 23, 296. 112 Bildung und Abfluß des Humor aqueus. quillt. Hierdurch wölbt sich die Iris in die voi'dere Augenkammer vor, und 68 bildet sich ein chronisches Glaukom aus, das zur Vergrößerung des Bulbus führt. Das soll wiederum nur die Folge einer Verlegung des Kammerwinkels sein können. Daß die Deformierung der Iris für ihre Gefäße vielleicht nicht gleichgültig ist, übersieht Wessely. Eine Stauung im Gefäßgebiete der Iris würde natürlich ebensogut wie Stauung in jedem anderen Gefäßgebiet des Auges eine Erhöhung des iutraocularen Druckes zur Folge haben müssen. Endlich ist hier noch eine Untersuchung von Erdmann i) zu erwähnen, der im Humor aqueus Niederschläge von Eisenoxyd erzeugte, um mit dessen fein verteilten Körperchen die Maschen des Kammerwinkels zu verstopfen. 75 Prozent der Versuchstiere erkrankten an chronischem Glaukom. Anatomisch war neben entzündlichen Veränderungen an anderen Teilen des Auges eine proliferierende Entzündung im Kammerwinkel nachzuweisen. Das Glaukom ist nach Erdmann die Folge der Verlegung des Kammerwinkels durch die Rostpartikel. Auch die Beweiskraft dieser Versuche kann ich nicht anerkennen. Wie oft findet man Glaukom an entzündeten Augen mit intaktem Kammerwinkel. Vermutlich entsteht es hier durch die Erhöhung des Blut- druckes in den Gefäßen, die infolge der Entzündung dilatiert sind. Ob die von mir angedeuteten Möglichkeiten in den Ulbrichschen , den Wesselyschen und Erdmannschen Beobachtungen allein wirksam waren, bleibe dahingestellt. Jedenfalls ist ganz sicher, daß durch derartige Beob- achtungen die Existenz einer iutraocularen Flüssigkeitsströmung in normalen Augen nicht bewiesen werden kann. Zu einer ganz klaren Einsicht in die Verhältnisse gehört eine genaue Kenntnis der Druckverhältnisse in den Augengefäßen. Diese zu schaffen, muß die nächste Aufgabe sein. Hier betone ich nochmals, daß wir sicher nur einen Faktor kennen, der auf den intraocularen Druck Einfluß hat, den Blutdruck, mit ihm steigt und sinkt der Augendruck. Liegt es nicht nahe, die Ursache jeder Drucksteige- rung im Auge zunächst in der Erhöhung des Blutdruckes in den Augengefäßen zu suchen ? Es drängt sich die Frage auf, wie man sich denn den Stoffwechsel der Binnenorgane des Bulbus denken soll, wenn man eine Erneuerung der Augen- flüssigkeiten auf hydrodynamischem Wege leugnet. Eine klare Einsicht in die Möglichkeiten, die zu einem Stoffaustausch zwischen Gewebe und um- gebender Flüssigkeit führen könnten, haben wir zurzeit nicht. Es steht aber bei den Zellen des Auges ebenso wie bei anderen Zellen der Möglichkeit nichts im Wege, daß der Stoffaustausch durch molekulare Kräfte erfolge. ') Arch. f. Ophthalmol. 66, 325 bis 435. Nachtrao- zu Physiologie der Druck-, Temperatur- und Schmerzempfindungen von Torsten Thunberg", Luud (Schweden). Zu S. 648. Geschichtliche Übersicht. Das klassische, grundlegende Werk von Ernst Heinrich Weber, Tastsinn und Geineingefühl, ist in Neudruck erschienen ^). Zu S. 649. Die von Head herrührendej neue Auffassung der Innervation der Haut. Head hat an seinem eigenen Arm den Ramus super- ficialis Nervi radialis und Nervus cntaneiis antibrachii lateralis durchschneiden lassen und nachher in Gemeinschaft mit Rivers und Sherren die Ausfalls- und Regenerationserscheinungen genau studiert ^). Durch die Resultate dieser Studien hat Head sich veranlaßt gesehen, die bisherige Auffassung der Innervation der Haut zu verwerfen, und hat eine ganz neue Darstellung der Innervationsverhäitnisse gegeben. Nach ihm werden die durch Haut- reize hervorgerufenen Empfindungen von drei verschiedenen Systemen von sensiblen Nerven vermittelt. 1. Das erste System wird von Nervenfasern repräsentiert , welche in Gesellschaft mit den Nerven für Muskeln , Sehnen und Gelenke verlaufen, und somit aus der Tiefe kommend, die Empfindlichkeit subcutaner Schichten bedingen. Es vermittelt Empfindungen von Druck und Druckschmerz. Die Vibration einer Stimmgabel, die Rauheit eines be- rührenden Gegenstandes werden auch durch ihre Vermittelung perzipiert. 2. Das zweite System wird von einem Teil der Nervenfasern, welche in den Hautnerven verlaufen, repräsentiert. Es vermittelt die in den oberfläch- lichen Hautschichten ausgelösten Schmerzempfindungen, diejenigen Kälte- empfindungen, welche bei Anwendung von Reiztemperaturen unter 26^ C ent- stehen, und ebenso die Wärmeerapfindungen, welche Reiztemperaturen über 38** C hervorrufen. Auch bedingt es die durch Reizung der Haare entstehen- den eigentümlichen diffusen, unangenehmen Empfindungen. Von diesem System werden die Schmerz - , Kälte - und "Wärmepunkte innerviert. Die Sensibilität, welche die Haut durch die Versorgung mit diesen Nervenfasern ') Leipzig, W. Engelmann, 1905, 156 S. 2,40 J6. — *) Brain 28, 99, 1905 • und 31, 323, 1908. Siehe auch Müuch. med. Wochenschr. 1909, S. 1040 und Page Maj-, Ergebu. d. Physiol. 8, 657, 1909. Nagel, Physiologie des Menschen. Ergänzungäband. g 114 Heads Lehre von der Hautinner vation. besitzt, wird die protopathische Sensibilität genannt. 3. Das dritte System wird von einem anderen Teil der in den Hautnerven verlaufenden Nerven- fasern repräsentiert. Es bedingt die Empfindlichkeit für leichte Berührung, für schwächere und mittlere Temperaturreize (Reiztemperaturen zwischen 26 und 38" C), das Vermögen, die Eindrücke genauer zu lokalisieren, beson- ders zwei die Haut berührende Spitzen richtig aufzufassen. Die Temperatur- empfindlichkeit dieses Systems ist nicht an die Kälte- und Wärmepunkte gebunden. — Diese Sensibilität wird epikritisch genannt. Aus Heads Darstellung geht nicht deutlich hervor, ob er alle die Nerven- fasern, welche zu einem bestimmten System gehören, als gleichartig ansieht oder ob er z. B. innerhalb des protopathischen Systems drei verschiedene Nervenarten unterscheidet. Gewisse Aussagen deuten darauf hin, daß er sie als gleichartig ansieht; besonders spricht dafür die Tatsache, daß er nur zwei Arten von Empfindungsdissoziation als möglich betrachtet, 1. Integrität der protopathischen Sensibilität bei verlorener epikritischer und 2. das umgekehrte Verhältnis (wenn wir von der tiefen Druckempfindlichkeit ab- sehen). Wie He ad zu seiner Auffassung der tiefen Sensibilität gekommen ist, wird im Zusammenhang mit den Resultaten anderer Forscher auf demselben Gebiete behandelt werden. Zu seiner Ansicht von der protopathischen und epikritischen Sensibilität wurde er dadurch geleitet, daß die Sensibilitätsdisso- ziation, welche nach Nervenresektionen und während der Nervenregeneration zu beobachten ist, ihm nur mit einer solchen Ansicht zu stimmen schien. Erstens findet sich rings um das nach einer Nervenresektion erhaltene ganz unempfindliche Gebiet eine Zone , welche genau die Form der Sensibilität zeigt, welche oben als protopathisch beschrieben ist. Zweitens geht das un- empfindliche Gebiet bei der Wiederherstellung der Empfindlichkeit durch ein protopathisches Stadium. Im ersteren Falle liegt die Deutung nahe, daß die epikritische Sensibilität in größerer Ausdehnung verloren gegangen ist als die protopathische. Im zweiten Falle kann man sich eine frühe Regeneration der Fasern des epikritischen Systems denken, während die Wiederherstellung des epikritischen Systems längere Zeit in Anspruch nimmt. — Wenn auch diese Form der Sensibilitätsdissoziation in guter Übereinstimmung mit der Auffassung von zwei verschiedenen Systemen von Nerven steht, wäre es, wie Headi) sagt, doch möglich, daß die Ursache nur in Modifikationen der Nervenfasern oder der Endorgane desselben Systems liegt. Zu der An- nahme zweier verschiedener Systeme sieht er sich doch durch die Beobach- tung gezwungen, daß epikritische Sensibilität bei Verlust der protopathischen bestehen kann. Auf seinem Arm beobachtete er nach der Nervenresektion eine kleine Stelle, wo epikritische Sensibilität trotz des Schwundes der proto- pathischen bestand. Trotz einer vollständigen Analgesie blieb die Fläche empfindlich für leichte Berührung; Kälte wurde nicht empfunden, ebenso- wenig Temperaturen über 50" C. Aber Reiztemperaturen zwischen 42" und 49" C schienen eine Wärmeempfindung auszulösen, und die Angabe wurde immer erhalten, daß sie wärmer („hotter") als Reiztemperaturen von 50" und darüber waren 2). ') Brain 28, 107, 1905. — ^) Ebenda 31, 403, 1908. Heads Lehre von der Hautinnervation. 115 Zu der weitereu Charakteristik der protopathischen Sensibilität gehört, daß die zugehörigen Empfindungen nicht nur schlecht, sondern systematisch unrichtig lokalisiert werden. Weiter sind trotz erhöhter Schwelle die Empfin- dungen übermäßig kräftig und gleichzeitig irradiierend. Mit der Regenera- tion des epikritischen Systems nehmen die Irradiation, die mangelhafte Loka- lisatiou und die übermäßige Intensität der Empfindungen ab, und die nor- malen Verhältnisse stellen sich wieder ein. Zu der Head sehen Lehre gehört weiter, daß eine Neugruppierung der afferenten Impulse im Rückenmark stattfindet. Im Rückenmark würden nämlich die Verhältnisse mehr mit der üblichen Auffassung stimmen. „In dem Zentralnervensystem werden die Impulse geordnet und verteilt, etwa wie im Redaktionsbureau die in verschiedener Weise, durch Fernsprecher, durch Telegraph usw., eingehenden Nachrichten über dasselbe Ereignis ge- ordnet lind weitergesandt werden." Diese neue Lehre von der Hautinnervation hat bald Einwände geweckt [Alrutzi), Trotter und Davies^), v. Frey^), Langley*)]. Trotter und Davies haben Autovivisektionen von derselben Art wie Head ausgeführt. Durch Anwendung von Methoden, welche teilweise empfindlicher waren, teil- weise die quantitativen Verhältnisse mehr, als die von Head angewandten, berücksichtigten, sind sie zu abweichenden Resultaten gekommen, welche mit der Head sehen Hypothese kaum vereinbar sind. Sie können nicht bestä- tigen, daß nur die zwei Formen von Empfindungsdissoziation vorkommen, welche als Korollarien aus der Headschen Hypothese hervorgehen. Erstens entsteht nach einer Nervenresektiou rings um das Gebiet herum , welches gegen leichte Berührung unempfindlich ist, eine Zone , welche einen allmäh- lichen Übergang zur normalen Berührungsempfindlichkeit zeigt. Zweitens kann die Empfindlichkeit für stärkere Temperaturreize nicht unverändert bestehen bei verlorener Empfindlichkeit für schwächere Temperaturreize. Wenn die Haut mit Temperaturempfindungen erst bei stärkeren Reizen reagiert, so handelt es sich um eine gewöhnliche Thermohypoästhesie mit schwächerer Reizbarkeit auch für die stärkeren Reize. Was die Möglichkeit betrifft, daß die epikritische Empfindlichkeit für schwächere Temperaturreize bei verlorener Empfindlichkeit für stärkere Reize bestehen kann , so weisen sie, wie vorher v. Frey, darauf hin, daß die Hautstelle, welche Head als mit nur epikritischer Sensibilität ausgerüstet beschrieben hat, keinen Kältesinn gehabt zu haben scheint. Die daselbst beobachteten Wärmeempfindungen sind bei den häufig auftretenden Wärmeempfindungshalluzinationen und bei fehlenden Kontrollversuchen fraglich. Sie haben selbst eine ähnliche Stelle beobachtet, wo Berührungsempfindlichkeit bei Analgesie und Thermoanästhesie bestand. Endlich besteht ein bestimmter Unterschied in den Empfindungsverhältnissen der Übergangszone unmittelbar nach der Resektion und der Mittelzone während der Restitution. Während der Restitution beobachtet man eine Ver- stärkung der Kälteempfindungen , eine verzögerte Restitution der Wärme- empfindlichkeit und eine fehlerhafte Lokalisation der Empfindungen, was ^) Upsala Läkareförenings förh. Neue Folge 13, 281, 1907/08. — '■^) Journ. of Physiol. 38, 134, 1909. — ^) Journ. of Amer. med. Assoc. 1906; Arbeiten aus dem physiol. Labor. Würzburg 4, 1905/06. — ") Journ. of Physiol. 36, 1907/08; Proceedings, p. 45. 8* 116 Heads Lebie von der Hautinnervation. nicht in gleicher Weise in der Übergangszone als unmittelbare Folge der Resektion zu beobachten ist, einen Unterschied, den Head zwar beobachtet zu haben scheint, doch ohne ihn zu verwerten. — Endlich hat Langley^) nach Kokainisierung eines Nerven in der dabei auftretenden intermediären Zone, wo wohl ein Nadelstich, aber nicht eine leichte Berührung empfunden wurde, nicht den diffusen, prickelnden Charakter beobachtet, welcher nach Head dem protopathischen System eigentümlich sein soll. Hier dürfte doch das protopathische System, wenn ein solches existiert, isoliert gereizt worden sein, woraus nach Langley folgt, daß der diffuse Charakter der von Head beob- achteten Empfindungen nicht als dem protopathischen System angehörig be- trachtet werden kann. Wahrscheinlich hängt er nach Langley von sekun- dären Veränderungen in den Nervenzellen des Zentralnervensystems ab. — Auf die Bedeutung der in den Spinalganglien nach Resektion der sensiblen Nerven auftretenden Veränderungen, wie sie vouKoester^) beschrieben sind, hat auch v. Frey hingewiesen. Head ist bei der Aufstellung seiner Lehre von der Ansicht ausgegangen, daß die Sensibilitätsstöruugen nach Durchschneidung der peripheren Nerven nicht mit den bisherigen Anschauungen über die Innervation der Haut stimmen. Wenn wir hier ganz von der Lehre von der tiefen Drucksensibilität absehen , scheint es mit der Wirklichkeit besser übereinzustimmen, wenn man sagt, daß die bisherige Auf- fassung zwar die von Head beschriebenen Verhältnisse als natürliche Folgeerschei- nungen nicht vorauszusagen erlaubt, daß sie indessen (mit einer Ausnahme, s. unten) gar nicht mit ihnen unvereinbar ist ; sie ist so wenig mit ihnen unver- einbar, daß sie mehrere Erklärungsmöglichkeiten einräumt, zwischen welchen natür- lich erst darauf gerichtete Versuche entscheiden können. Der von Head beschrie- bene allgemeine Charakter der protopathischen Sensibilität, welcher erst nach Zutritt des epikritischen Systems verschwinden soll, ist leicht vereinbar mit der bis- herigen Auffassung. Mau braucht nur anzunehmen , daß die Nerven irgendwo durch Einwirkung abnormer Einflüsse ihre Wirkungsweise verändert haben. Wir hätten sozusagen mit sensiblen Entartungsreaktionen oder vielleicht besser Altera- tionsreaktionen zu tun. Langley und v. Frey haben die Ursache in den Nerven- zellen gesucht. Sie könnte aber ebensowohl in den peripheren Endorganen und Nervenenden liegen. Die Haut ist nach der Nervenresektion verändert, und die noch funktionierenden Nervenenden in der Übergangszone ebenso wie die regene- rierenden Nerven sind abnormen Bedingungen unterworfen. Daß die Nervenregene- ration nicht Nerven liefert , welche dieselbe Empfindlichkeit der Endorgane , den- selben Ablauf der Aktionsströme unmittelbar zeigen, ist nur, was man erwarten darf. Goldscheider f) hat auch schon hervorgehoben, daß Mentholapplikation auf der Haut eine Art „protopathische" Sensibilität bewirkt. — Die Annahme eines besonderen Nervensystems, das durch schlechte und systematisch unrichtige Lokali- sation charakterisiert ist , dürfte verfrüht sein. Näher scheint es zu liegen, eine durch die Nervenresektion und besonders durch die Nervenregeneration be- dingte Störung in dem Mechanismus der Lokalisation zu supponieren, wobei ja immer die Irradiation eine wichtige Rolle spielt (v. Frey). Langley hebt hervor, daß mau die Ursache in den während der Regeneration auftretenden abnormen Verknüpfungen zwischen den auswachsenden sensiblen Nervenfasern und den Haut- teilen suchen kann ; bei der Regeneration von motorischen Nervenfasern sind ja solche abnorme Verknüpfungen bekannt ■*). Diese Annahme scheint indessen nur eine unrichtige Lokalisation innerhalb des von dem abgeschnittenen Nerven ver- sorgten Gebietes zu erklären. Die Lokalisation der Empfindungen in rings herum ') Siehe auch Trotter und Davies, Jouin. of Physiol. 38, 208, 1909. — *) Koester, Zur Physiologie der Spinalganglien, Leipzig 1904. — ■*) Münch. med. Wochenschr. 1909, S. 1043. — ■*) Osborne u. Kilvingstone, Journ. of Physiol. 38, 276, 1909. Organe der Hautempfindungen. 117 lieo-enden Hautstellen erweckt die Frage, ob nicht die desensibilisierte Hautstelle auch in anderer Weise als durch Auswachsen der abgeschnittenen Nerven neu innerviert wird. Vielleicht kommt auch, und am frühesten, eine Eegeneration zu- stande durch Einwachsen von Nerven aus der umliegenden Haut, in welchem Falle die unrichtige Lokalisation natürlich wäre, bis eine neue Orientation ge- wonnen ist. Diese und andere Möglichkeiten können natürlich erst durch Ver- suche auf ihre Richtigkeit geprüft werden. Nur eine von Heads Beobachtungen stimmt kaum mit unseren bisherigen Anschauungen überein. Ich denke an die Beobachtung, daß schwächere Temperatur- reize eine Wärmeempfindung hervorrufen könnten, während stärkere unwirksam waren. Die Schwierigkeit, welche diese Beobachtung repräsentiert, dürfte indessen auch in demselben Grade für Heads Anschauung bestehen. Diese Beobachtung würde ja bedeuten, daß das epikritische System zwar für eine gewisse Temperaturfluktuation sehr empfindlich ist ; wenn diese Fluktuation schneller verläuft und eine größere Temperaturänderung der Nervenenden bewirkt, dann übt sie keine Wirkung aus. Diese Beobachtung scheint indessen in den allgemeinen Schwiei-igkeiten und Verwechslungsmöglichkeiten bei der Untersuchung ihre Erklärung zu finden, und nicht in den Erregbarkeitsverhältnissen der Endorgane. — Überhaupt dürfte die Headsche Auffassung mehr Schwierigkeiten mit sich führen, als sie aus der Welt bringt. Sie scheint zu wenig an die schon vorliegenden, wohlbegründeten Forschungs- ergebnisse anzuknüpfen. Dies hindert nicht, daß die Headschen Untersuchungen auf diesem Gebiete als sehr fruchtbar anzusehen sind. Zu S. 654. Die anatomisclien Bildungen, welche den Sinnes- punkten entsprechen. Ramström ^) hat sich gegen die bisher übliche Weise, allen Nervenendkörperchen eine physiologische Funktion zuzuschreiben, ausgesprochen. Sein Ausgangspunkt war eine anatomische und experimen- telle Untersuchung über die lamellösen Nervenendkörperchen im Peritoneum parietale des Menschen. Hier zeigen die Nervenendkörperchen ihrem Bau nach einen außerordentlichen Variationsreichtum, von den einfacheren Typen der Nervenendkolben von Krause bis zu vollentwickelten Vater-Pacinischen Körperchen nebst einer Menge Zwischenformen. Bei Bauchoperationen unter Lokalanästhesie wurde nachher von Kam ström und Lennander an nicht anästhetischen Stellen festgestellt, daß keine Druck- und Temperaturempfin- dungen ausgelöst werden könnten. Hieraus Bchließt Ramström, daß es unmöglich ist, an den alten Vorstellungen von den Nervenendkolben und Vater- Pacinischen Körperchen als Temperatur- und Drucksinnesorganen festzu- halten. Betreffs der die Meissner sehen Körperchen, welche ja als Druckend- organe, die an den nicht behaarten Stellen gewissermaßen die Stelle der Haare vertreten, aufgefaßt werden, macht er darauf aufmerksam, daß ähnliche Körperchen als Hemmungsbildungen bei der Regeneration der Nerven nach Nervenresektionen entstehen, wie aus den Untersuchungen von Cajal-) und Perroncito •') hervorgeht. Auch die Entwickelungsweise und der morpho- logische Charakter, ebenso wie das Vorkommen in Narbengewebe sprechen dafür, daß die Meissner sehen Körperchen Hemmungsbildungen sind. Und die Nervenenden in der Wurzelscheide der Haare , welche ja sicher druck- empfindlich sind, haben in den Nervenenden im Stratum germinativum embryo- logisch homologe Bildungen, nicht aber in den Meissner sehen Köi-perchen. ') Anatom. Hefte, herausgeg. von Merkel u. Bonnet, Heft 109, 1908; Upsala Läkareföreniugs förhandlingar (neue Folge) 11 (1906); 13 (1907); Mitt. Grenzgebiet. Med. u. Chir. 18, 314, 1908. — ^) Trajabos d. Labor, de investig. biolog. d. Univ. d. Madrid. Tome 4, 1905 (zitiert nach Ramström). — ^) Bolletino della soc. med. chir. di Pavia 1905 (zitiert nach Ramström). 118 Druckempfindungen. Dazu kommt, daß nach Leontowitsch i) diese Körperchen bei verschiedenen Menschen große Unterschiede in der Häufigkeit ihres Vorkommens zeigen. Bei einigen kann man nur sehr wenige finden , was gegen ihre physio- logische Bedeutung spricht. — Obgleich Ramström in den bisher vor- liegenden Mitteilungen sich noch nicht positiv über die Bedeutung der anderen lamellösen Nervenendkörperchen ausspricht, scheint er doch auch ihre physiologische Bedeutung zu bezweifeln. Sie scheinen nach seinen Aus- führungen vor allem auf solchen Stellen angehäuft zu sein, wo die freie Aus- breitung der Nerven auf Hindernisse gestoßen ist. Vielleicht kann man in der allerletzten Entwickelungsphase der Anschauungen über die Empfindlich- keit der Eauchorgane sich fragen, ob die Ramströmschen Schlüsse auf die hohe Reizschwelle der Bauchorgane genügend Rücksicht genommen haben; sicher ist indessen , daß sie zu einer allgemeinen Revision unserer An- schauungen auf diesem Gebiete auffordern. Auch Kiesow^) spricht sich, was die Lippen, die Zungenspitze und den harten Gaumen betrifft, gegen die Auffassung der Meissn er sehen Körperchen als Tastkörperchen aus. Die sehr hohe Tastempfindlichkeit dieser Teile und das spärliche Vorkommen dieser Körperchen daselbst sprechen dagegen. Anstatt ihrer nimmt er einige von Sfameni und Fusani be- schriebene intrapapilläre Endplexus in Anspruch für die Tastempfindlichkeit. Zu S. 656. Die Druckempfindungen. Während der letzten Jahre sind Beobachtungen mitgeteilt worden, welche beweisen , daß man die mehr oberflächlich ausgelösten Druckempfindungen von den durch Reizung sub- cutaner Bildungen entstehenden Druckempfindungen unterscheiden muß. An manchen Nervenkranken kann man beobachten , daß bei vollkommen er- haltener Empfindlichkeit für die leisesten Berührungen das Gefühl für einen stärkeren, in der Tiefe wirkenden Druck an denselben Hautstellen voll- kommen fehlen kann, wie v. Strümpell^) beschrieben hat. Umgekehrt kann die Fähigkeit, oberflächliche Berührungen zu empfinden, verloren ge- gangen sein, auch wenn die tiefe Drucksensibilität in voller Stärke andauert, wie aus Beobachtungen von Dejerine und Egger'^), Dejerine^) und be- sonders Head und Sherren*'), Head, Rivers und Sherren'), Rivers und Head*) hervorgeht. Head hat an seinem eigenen Arm (s. oben) den Hamus superficialis nervi radialis und Nervus cutaneus a^dihrachii lateralis durch- schneiden lassen. Über ein ausgedehntes Areal in der radialen Hälfte des Vorderarms und des Handrückens entstand als Folge davon eine vollkommene Unempfindlichkeit für leise Berührungen, z. B. mit etwas Baumwolle. Wenn jedoch derselbe Teil mit der Spitze eines Bleistiftes , dem Kopf einer Nadel oder selbst mit dem Fingerballen berührt wurde, wurde der Reiz sofort bemerkt. Zu ähnlichen Ergebnissen sind auch Trotter und Davies'') ge- kommen, welche nach dem Beispiel von Head sieben eigene Hautnerven haben ') Inter. Monatsschr. f. Anat. u. Pbysiol. 18, 211, zitiert nach Eamström. — '0 Zeitschr. f. Psychol. u. Physiol. d. Sinnesorg. 33, 424, 1903. — *) Deutsche med. Wochenschr. Nr. 39 u. 40, 1904. Strümpells Schrift konnte in meiner früheren Darstellung nicht genügend berücksichtigt werden , da sie zu spät er- schienen war. — ■•) Eevue neurologique 1904, zitiert nach Page Maj^, Ergebnisse der Physiol. 8, 668, 1909. — *) Ebenda 1908, zitiert nach May. — ^) Brain 28, 116, 1905. — '') Ebenda 38, 99, 1905. — ") Ebenda 31, 323, 1908. — «) Journ. of Physiol. 38, 134, 1909. Berührungs- und Drucksinn. 119 durchschneiden lassen. Es geht also aus diesen Autovivisektionen hervor, daß die betreffenden abgeschnittenen Hautnerven gar nicht oder wenigstens nicht allein die tieferen Druckempfindungen vermitteln, und weiter, daß die ober- flächlichen Druckempfinduugen (Berührungsempfindungen) an den anästheti- schen Stellen nur von diesen Hautnerven vermittelt werden. Die Empfindungen, welche hier oberflächliche Druckempfindungen genannt worden sind, nennt Strümpell mit Wiederaufnahme einer älteren Bezeich- nung Berührungsempfindungen. Die hier als tiefere Druckempfindungen bezeichneten Empfindungen sind nach ihm die wirklichen Druckempfin- dungen. Für ein scharfes Auseinanderhalten dieser beiden Empfindungs- arten sprechen nach ihm mehrere Umstände. Zunächst läßt sich durch Prüfung abgehobener Hautfalten feststellen, daß in ihnen nur Berührungs- empfindungen, dagegen nicht quantitativ abgestufte Empfindungen von Druck aussrelöst werden können. Die Druckunterschiede, die wir unter normalen Verhältnissen an unserer Körperoberfläche mit so großer Leichtigkeit wahr- nehmen, können also nicht auf quantitativen Erregungsunterschieden in den- selben oberflächlichen Nervenenden , welche unsere Berührungsempfindungen vermitteln, beruhen, sondern sie kommen in der Weise zustande, daß, je größer der Druck gegen die Haut wird, desto tiefer der Reiz wirkt, wobei neue Eeize in neu gereizten tiefer gelegenen Nervenendigungen hinzutreten. Dafür spricht nach ihm schon die Art unserer subjektiven Empfindung. Wenn man irgend einen Körperteil mit dem Finger leise berührt, und die Be- rührung dann allmählich zu immer stärker werdendem Druck anwächst, so hat man nicht die Empfindung, als ob nur die Haut immer stärker und stärker gereizt werde, sondern man fühlt, wenn auch in dumpfer Weise, wie sich der Druck allmählich immer mehr und mehr den darunter liegenden Weich- teilen, den Muskeln usw. mitteilt. Der Druck, der dabei auf das Periost eines Knochens ausgeübt wird, erregt eine auch qualitativ etwas andere Empfindung, als der Druck auf die anderen Weichteile. Jeder Mensch gibt, auch wenn er nicht hinsieht , sofort richtig an , ob ein Druck irgendwo einen Knochen (Periost) trifft oder nur Weichteile. Es ist nach den Beobachtungen besonders von Head und seinen Mit- arbeitern keine Frage, daß an Nervenkranken die oberflächliche und die tiefe Druckempfindlichkeit jede für sich untersucht werden sollte. (Über die dabei anzuwendenden Methoden : Baumwolle, Haarpinsel, Berührung mit dem eigenen Finger, Reizhaaren siehe Rivers und Head^), Trotter und Davies^) und Strümpell^). Ob diese Beobachtungen zu einer Zweispaltung des Druck- sinnes in zwei Sinne — Berührungssinn und Drucksinn — berechtigen, ist damit nicht entschieden. Bei der Klassifikation unserer Empfindungen in verschiedene Sinne ist ihre Qualität das einzige rationelle Klassifikations- prinzip, und die Frage gipfelt also darin, ob die oberflächlichen und die tiefen Druckempfindungen wirklich qualitativ verschieden sind. Für einen solchen qualitativen Unterschied haben sich Elsie Murray*), Trotter und Davies-') und auch Strümpell ausgesprochen. Es ist jedoch fraglich , ob der leicht beobachtbare Unterschied wirklich von einem Unterschied in der spezi- *) Brain 31, 346, 1908. — *) Jouru. of Physiol. 38, 144, 1909, — '') Deutsche med. Wochenschr. 1904, Nr. 39 u. 40. — ") Amer. Journ. of Psychol. 19 (1905), zitiert nach Trotter u. Davies. — *) Journ. of Physiol. 38, 158, 1909. 120 Vibrationsgefühl. fischen Energie der zugehörigen Nervenzentra abhängt , oder ob der Unter- schied nur darauf beruht, daß die am oberflächlichsten liegenden Nerven- enden durch ihre Lage systematisch in anderer Weise gereizt werden als die tiefer liegenden. Es ist wahrscheinlich, daß in dieser Weise kleinere Unter- schiede in der Empfindungsqualität zustande kommen können. Sicher ist, daß der Qualitätsunterschied zwischen den Empfindungen bei leichter Be- rührung und bei stärkerem Druck nicht von so ausgeprägtem Charakter ist, wie der Unterschied zwischen Kälte- und Wärmeempfindungen. — Die Frage muß also weiter untersucht werden. Auch muß das Vermögen der Druck- punkte, quantitativ abgestufte Empfindungen zu geben, nachgeprüft werden. Zu S. 667. Über das Vibrationsgefühl hat Goldscheider i) kri- tische Studien veröffentlicht. Das Vibrationsgefühl beim Aufsetzen einer Stimmgabel ist nach ihm nicht auf bestimmte Nerven beschränkt, sondern sowohl die Drucknei'ven der Haut, wie die tieferen sensibeln Nerven können es vermitteln. Doch findet sich das Vibrationsgefühl am stärksten und am ausgebreitetsten am Knochen, was im Zusammenhange mit der physikalischen Beschaffenheit .der Knochengewebe steht. Die von Egger angegebene Prüfungs- methode der Knochensensibilität mit Stimmgabeln — man setzt den Fuß der Stimmgabel nach Goldscheider am besten mit starkem Druck auf die Knochen selbst — ist also mit der nötigen Vorsicht sehr zweckmäßig. Steinert^) betrachtet indessen die Stimmgabelmethode als eine Methode, die tiefe Drucksensibilität zu untersuchen. Sie soll nach ihm das feinste Reagens auf Störungen des tiefen Drucksinnes (des Drucksinnes im Strümpell- schen Sinne) sein. Zu S. 677. Schwellenwert der Temperaturempfindlichkeit. Zwaardemaker^) hat die kleinste wahrnehmbare Wärmemenge zu 0,03 bis 0,07 Grammkalorie pro cm^ bestimmt. Zu S. 678. Die paradoxen Temperaturempfindungen. Ponzo^) hat gefunden, daß Stovain nach subkutaner Injektion die Kälteempfindlichkeit ehmiuiert, bei erhaltener Wärmeempfindlichkeit. Innerhalb des Injektions- bezirkes hat er bisweilen Wärmeempfindung bei Applikation eines Kältereizes erhalten. Wenn dies sich bestätigt, scheint hier eine Möglichkeit, der Frage der paradoxen Wärmeempfindungeu unter günstigen Verhältnissen näher zu treten, sich geöffnet zu haben. Zu S. 679. Die Abhängigkeit der Temperaturempfindungen von verschiedenen Faktoren. Auf die Art und Stärke der von einer bestimmten Hautstelle ausgelösten Temperaturempfindung wirken nach ') Bei'lin. klin. Wochenschr. 41, 353, 1904; siehe auch Forli u. Barro- vecchio, Ann. dell' Istit. psichiatr. Roma 3 (1904); Seif f er u. Rudel, Arch. f. Psychiatrie 39 (1903); Marinesco, Compt. rend. See. de Biol. 56, 333; Minor, Neurol. Zeutralbl. 23, 199; Mattirolo, Festschr. f. Bozzolo; Treitel, Arch. f. Psychiatrie 40, 419, 1905; Herzog, Deutsche Zeitschr. f. Nervenheilk. 31, 96. — *) Deutsche med. Wochenschr. 33, 637, 1907; Neurol. Zentralbl. 1904; Zentralbl. f. innere Medizin 1904; Deutsche Zeit.schr. f. Nervenheilk. 28 (1905); Jahrbücher f. Psychiatrie u. Neurol. 25, zitiert nach Steinert, siehe bei ihm und Goldscheider mehrere Literaturnachweise. — ^) Ergebn. d. Physiol. 4, 463, 1905; siehe daselbst seine Ausführungen über die Erregung der Drucknervenenden. — ^) Arch. f. d. ges. Psychol. 14, 385, 1909; siehe auch Alrutz, Skand. Arch. 18, 166, 1906 u. Zeitschr. f. Psychol. 48, 385, 1908. Hautschmerz. 121 Tschermak^) auch die von der umliegenden Haut gleichzeitig ausgelösten Temperaturempfindungen ein. Es liegt also auf diesem Sinnesgebiete Simultan- kontrast vor. Eine vorher als indifferent empfundene Temperatur erscheint deutlich warm, wenn das kontrasterregende Feld simultan mit niedrigen Temperaturen (10 bis 25*^) gereizt wurde, und umgekehrt als kalt bei simul- taner Reizung der Umgegend mit Reizen von 35 bis 40''. Ja selbst solche Temperaturen , welche nicht indifferent empfunden wurden , konnten durch entsprechenden Kontrast in die umgekehrte Empfindung übergeführt werden. Zu S. 680. Die Bedeutung des Ortes der Reizung für die Stärke der Temperaturempf induug. Alrutz^) hat die Bestimmungen Goldscheiders über die Topographie des Wärmesinnes nachgeprüft. Gegen Goldscheider s Versuchsanordnung war nämlich einzuwenden, daß er so hohe Reiztemperaturen (48 bis 49°) verwendete, daß Hitzeempfindungen aus- gelöst wurden, also auch die Empfindlichkeit des Kältesinnes mitwirkte. Die Nachprüfung zeigte bei dem Wärmesinn keine so großen Unterschiede hinsichtlich der Intensität der Empfindungen an verschiedenen Hautstellen, wie es Goldscheider angibt. Nur drei Stufen können mit Sicherheit kon- statiert werden. Zu S. 688. Die Hautschmerzempfindungen. Über Schmerz und Schmerznerven gibt Alrutz^) eine kritische Historik. Eine solche rührt auch von Wert heimer*) her. Zu S. 696. Algesimetr ie. Die bisherigen algesimetrischen Methoden werden von Thunberg'') kritisch zusammengestellt. Auch wird ein neuer Algesimeter von ihm angegeben. Andere solche Apparate rühren von Alrutz^), Trotter und Davies"), Head und Thompsen^) her. Zu S. 699. Die Schmerzempfindlichkeit innerer Teile. Die von Lenn ander vertretene Ansicht, daß die Organe der Bauchhöhle unemjjfind- lich seien, mit Ausnahme des Peritoneum parietale, sind durch neuere Beob- achtungen in Frage gestellt worden. So kamen Meltzer und Kast^) auf Grund von Experimenten an Hunden und Katzen zu dem Resultat, daß nicht nur die Empfindlichkeit für Schmerzeindrücke in normalen Bauchorganen vorhanden, sondern sogar in entzündeten erheblich erhöht ist. Wenn bisher die Bauchorgane bei den Operationen unter Lokalanästhesie schmerzlos gefunden wurden , so liegt das nach ihrer Ansicht in der Verwendung des Kokains, da eine subkutane oder intramuskuläre Injektion einer schon relativ kleinen Dosis Kokain genügt, um die Empfindlichkeit in normalen und entzündeten Eingeweiden völlig aut- zuheben. x\ndere Autoren haben nun wieder die Beobachtungen von Meltzer und Käst in Zweifel gezogen. So beobachtete Beer^'^), daß man bei großen und alten Hernien ohne Schmerzäußerung, im Gegensatz zum parietalen, am ') Pflügers Arch. 122, 98, 1908; siehe auch Urhantschitsch, Pflügers Arch. HO, 437, 1905. — ^) Zeitschv. f. Psychol. 47, 241, 1908. — ^) Skand. Arch. 18, 1, 1906; siehe auch seine anderen Arbeiten ebenda 17, 86 u. 414, 1905 und 21, 237, 1908. — ■*) L'annee psychol. 13, 370, 1907; daselbst mehrere interessante ge- schichtliche Notizen, ebenso eigene Beobachtungen über die Analgesie des Nervus opticus. — ') Deutsche Zeitschr. f. Nervenheilk. 28, 59, 1904. — ^) Ebenda 34, 478. - 0 Journ. of Physich 28, 151, 1909.— ") Brain 29, 546, 1906. — ^) New York Medical Record 1906; Berl. klin. Wochenschr. 1907. — ") New York Medical Record 1907. 122 Schmerzempfindlichkeit innerer Organe. visceralen Peritoneum manipulieren kann, und Heim^) konnte ebenso beim Menschen, wenn er nur einige Tropfen einer Billrotbmischung zur schmerz- losen Durchtrenuung der Bauchdecken und Vorlagerung des Magens und Dünndarms gegeben hatte, das vollkommene Fehlen ii-gend eines Gefühls- sinnes für Magen, Gallenblase, Leberoberfläche bei vollem Bewußtsein des Patienten feststellen. Für Tiere konnte Müller 2) die Resultate von Meltzer und Käst nicht bestätigen. Ritter*) ist indessen später an Hunden und Kaninchen zu ähnlichen Ergebnissen wie Meltzer und Käst gekommen. Wenn man zunächst eine leichte Morphiumnarkose herstellt, darauf schnell die Bauchhöhle öffnet und eine Darmschlinge hervorholt, läßt sich nach ihm die Empfindlichkeit des Dünndarms leicht konstatieren, wenn man nur wartet, bis das Tier sich vom ersten Schmerz erholt hat. Auch wenn ein Ziehen und Zerren am Mesen- terium vollkommen vermieden wird, ist ein Schneiden der Darmwand, ein Stechen mit einer Nadel stets und sofort mit einer besonders lebhaften Schmerzäußerung verknüpft. Auch der Thermokauter ruft stets lebhaften Schmerz hervor, Avenigstens wenn man ihn tiefer in die Muscularis einfühlet. Auch die Heizung des Darmes mit faradischen Strömen ist schmerzhaft. Auch Appendix, Dickdarm und Magen sollen nach ihm die gleiche Empfindlichkeit wie der Dünndarm zeigen. Besonders empfindlich sind die Gefäße, was bei Unterbindungen hervortritt. Wie Ritter hervorhebt, kann man aus diesen Tierexperimenten keine bestimmten, für den Menschen gültigen Schlüsse ziehen. Doch weist er dai- auf hin, daß verschiedene Beobachtungen auch beim Menschen die Empfind- lichkeit der Organe der Bauchhöhle wahrscheinlich machen. So fand Bier das Abbinden des Gekröses schmerzhaft, und Ritter selbst hat in zwei Fällen am nicht narkotisierten Menschen sowohl beim sehr früh geöffneten vor- gelagerten Darm, als auch beim Fassen von Darmschlingen mit der Pinzette deutliches Schmerzgefühl eintreten sehen. Da Lennander indessen gestorben ist, hat sein Mitarbeiter Ny ström'*) auf die Kritik geantwortet. Er hebt hervor, daß die bei Operationen von Lennander beobachtete Anästhesie der Bauchoi'gane nicht durch die an- gewendete Lokalanästhesie zu erklären ist. Bei den Untersuchungen von Meltzer und Käst handelte es sich offenbar um eine allgemeine Kokain- wirkung. Auch d&s Peritoneum parietale Würde, wenn auch später, anästhetisch. Die Cornea wurde unempfindlich, die Pupillen dilatiert. Bei Lennanders Untersuchungen hat das Kokain keine solche allgemeine Wirkungen ausgeübt. Das Peritoneum parietale zeigte sich immer schmerzempfindlich, und ein Zug an dem Mesenterium ruft immer heftige Schmerzen hervor. Neue Unter- suchungen sind also nötig. Würde es sich indessen bestätigen, daß die Bauchviscera (und die anderen Viscera) schmerzempfindlich sind, so ist es doch deutlich, daß ihre Empfind- lichkeit sich anders verhält wie die Empfindlichkeit der Haut. Langley^) hat dafür zwei Erklärungsmöglichkeiten hervorgehoben. Entweder liegt die Reizschwelle für die sensitiven Nervenfasern sehr hoch oder auch ist ilire ') Zentralbl. f. Chirurgie 35, 337, 1908. — ^) Mitt. aus den Grenzgeb. d. Med. u. Chirurgie 1908, S. 600. — ^) Zentralbl. f. Chirurgie 35, Nr. 20, 1908. — ■") Upsala, Läkareförenings förhandlingar 14, (1908/09). — ") Brain 26, 1, 1903. Viscerale Empfindlichkeit. 123 Anzahl relativ sehr niedrig im Verhältnis zu der Größe der Oberfläche, welche sie versorgen. Langley sieht diese letztere Möglichkeit als die wahrschein- lichere an. Auch wäre es nach ihm eine, zwar unwahrscheinliche, Möglich- keit, daß eine additiouelle Nervenzelle in die Nervenbahn eingeschaltet ist, wodurch die Reizschwelle erhöht sein dürfte. Zu diesen von Langley hervor- gehobenen Umständen könnte man vielleicht noch die seltene Inansj)ruch- nahme und den Mangel an Übung der Schmerzbahnen als eine Ursache ihrer Unempfindlichkeit gegen schwächere Reize ins Feld führen. Zu S. 700. Die allgemeine Frage von der Empfindlichkeit der Viscera. Die Frage, ob unsere Viscera schmerzempfindlich sind, ist nur ein Spezialfall der umfassenderen Frage , ob sie Empfindungen überhaupt auslösen können, und in solchem Falle, von welcher Art diese Empfindungen sind. Gegen die Annahme von der Unempfindlichkeit der Viscera führt Meumann^) teils theoretische Gründe an, teils Selbstbeobachtungen auf Grund der täglichen Erfahrung und die Beobachtungen der Pathologen. Aus dem Magendarmtrakt, der Lunge und dem Herzen sollen eine Reihe charak- teristischer Empfindungen ihren Ursprung nehmen. Die Unbestimmtheit der Lokalisation dieser Empfindungen wird dadurch bedingt, daß wir die betreffenden Organe nicht sehen. Die Empfindungen scheinen uns so quali- tativ unbestimmt, weil die gewöhnlichen Mittel ihrer qualitativen Sonderung fehlen — insbesondere die genauere Lokalisation und die Beteiligung des Gesichtssinnes. — Daß diese Empfindungen nicht durch die bei einem opera- tiven Eingriffe angewandten äußeren Reize hervorzurufen sind, hängt damit zusammen, daß die betreffenden, nur für die inneren normalen oder durch Krankheitsprozesse abnorm gesteigerten Erregungen abgestimmt sind. — Auch Müller '-) spricht sich für das Vorhandensein von Visceralempfindungen aus. Sie sollen durch den Sympathicus vermittelt werden. Siehe auch Gold- scheider ■'), Becher*), Meumann^), Schmidt**) und D' Allonnes "). Zu S. 703. Über das Wesen der Juckempfindung hat Török'^) einige Beobachtungen unter Anwendung sogenannten Juckpulvers (Frucht- fäden der in die Gruppe der Leguminosa gehörenden Cucuma pruriens) ge- macht. Die Untersuchungen wurden in Fällen ausgeführt, in welchen eine Dissoziation der Hautempfindungen stattgefunden hatte, und zwar in der Richtung, daß die Tast- und Temperaturempfindung vorhanden, die Schmerz- empfindung hingegen verloren gegangen war. Auf solchen analgetischen Stellen fehlte die Juckempfindung vollkommen, was als ein Beweis dafür augesehen wird , daß dieselben Nerven den Schmerz und das Jucken ver- mitteln. Zu S. 710. Die Apperzeptionszeiten der Hautempfindungen. Alrutz^) hat bei nicht maximaler Reiztemperatur die Reaktionszeiten für die paradoxe Kälteempfindung und für die Hitzeemj)findung unter möglichst ^) Zeitschr. f. d. ges. Psycho!. 9, 26, 1907. — ^) Mitt. aus den Grenzgeb. d. Medizin u. Chirurgie 18, 600. — ^) Deutsche Zeitschr. f. Chirurgie 95, 1. — ^) Zeit- schrift f. Psychol. 49, 341. — =) Arch. f. ges. Psycho!. 14, 279, 1909. — '^) Mitt. aus den Grenzgeb. d. Medizin u. Chirurgie 19, 278. — ") Rev. philos. 1905, p. 593. — ^) Zeitschr. f. Psychol. 46, 23, 1907; siehe auch Alrutz, Skand. Arch. 20, 371, 1908; Buch, Über den Kitzel, Arch. f. (Anat. u.) Physiol. 1909, S. 1, wo ein reich- haltiges Literaturverzeichnis zu finden ist. — ") Zeitschr. f. Psychol. 47, 161, 1908. 124 Empfindungskreise. gleichartigen Verhältnissen gleich groß gefunden (Durchschnittswerte 0,745 bzw. 0,795 Sek.), während die Reaktionszeit für die Wärmeempfindung nur die halbe Größe (0,385 Sek.) erreichte. Er findet hierin noch einen Beweis für die Ansicht, daß die Hitzeempfindung durch eine gleichzeitige Reizung der Kälte- und der Wärmenerven zustande kommt. Kreson^) hat neue Versuche über die einfachen Reaktionszeiten der taktilen Belastungsempfindung veröffentlicht. Der Einfluß individueller Ver- schiedenheiten und der Empfindungsintensität werden hervorgehoben. Zu S. 719. Die Größe der Empfindungskreise. Die Frage, wie groß der Hautbezirk ist , den eine sensible Faser zu versorgen hat , ist von Ingbert 2) behandelt. Er stützt sich dabei vor allem auf seine eigenen Zählungen der vorderen und hinteren Wurzelfasex'n. Er hat bei einem hochgewachsenen Manne die Anzahl der in den hin- teren Nervenfasern verlaufenden Nervenfasern zu 1 307 254 (+ 2 Proz.) gefunden. Um die Anzahl der wirklichen Hautnerven zu bestimmen , ist es notwendig, die Zahl der aus den Muskeln stammenden sensiblen Fasern ab- zuziehen. Von Sherrington 3) wird das Verhältnis der zentrifugalen und zentripetalen Nervenfasern zu den Mukelnerven der Katze als etwa 2 : 3 geschätzt. Aus der Zahl der vorderen Wurzelfasern berechnet nun Ing- bert, daß die Zahl der entsprechenden sensiblen Muskelnervenfasern 274 521 ist. Die restiereuden 1 032 730 Nervenfasern sind also zur Innervation der Hautoberfläche bestimmt (unter Vernachlässigung der allerdings nicht unbedeutenden Zahl der aus den Viscera stammenden Nerven), Da die totale Hautoberfläche zu 2,243,480 mm^ berechnet wurde, von welcher Zahl aber die Oberfläche der von den Gehirnnerven versorgten Teile des Kopfes, 107 146 mm^, abzuziehen war, kommt also auf diese 1032 730 Nervenfasern eine Oberfläche von 2 136 334 mm^. Wenn man auf die Verteilung der Nerven auf verschiedene Körperteile Rücksicht nimmt, findet man , daß der Hautbezirk , den eine Nervenfaser zu versorgen hat, im Durchschnitt 1,08 mm^ am Kopfe und Hals, 1,30mm- am Arm, 2,45 mm^ am Bein, 3,15 mm- am Rumpf und 2,05 mm^ am ganzen Körper beträgt, dies jedoch nur unter der nicht zutreffenden Annahme, daß es nur eine Art Hautnerven gibt. Da es indessen wenigstens vier ver- schiedene Arten Hautnerven gibt, erhöht sich die Größe des von einer Faser versorgten Bezirkes in entsprechender Weise, wobei man sich erinnern muß, daß die Versorgungsbezirke der verschiedenen Nervenarten verschieden groß sein können, da es wohl nicht wahrscheinlich ist, daß die Nervenfasern gleich- mäßig zwischen den verschiedenen Empfindungsqualitäteu verteilt sind. Die Ingbert sehen Bestimmungen dürften ein in vieler Hinsicht für die Physiologie der Hautsinne wichtiges Material geliefert haben. Die Zahl der verschiedenen Empfindungsqualitäten , die Zahl der Sinnespunkte , die Größe der physiologischen Empfindungskreise müssen in Beziehung zu seinen Werten gesetzt werden. ^) Zeitschr. f. Psycho], u. Physiol. d. Sinnesorgane 35, 8, 1904. — ^) Journ. of comp. Neurology 13, 53 u. 209, 1903. — ^) Journ. of Physiol. 17, 211, 1894/95. Nachtrag zu Innere Sekretion von H. Boruttau. Allgem eines. Der Abschnitt über innere Sekretion im zweiten Baude dieses Hand- buches stellt den Staudpunkt der Forschung auf diesem Gebiete vor fünf Jahren dar. In dieser Zeit ist gerade hier eine so außerordentliche Zahl von Arbeiten veröffentlicht worden, und zwar in einem Maße, wie nur irgend sonst in der Biologie, durch Zeitschriften aller Länder und Disziplinen zerstreut. Es kann nicht die Aufgabe dieses Nachtrages sein, sie alle aufzuzählen. Es können hier nicht einmal alle Vermutungen erwähnt werden, die gelegentlich über eine „nach innen sezernierende" Funktion irgend eines Organes geäußert worden sind, noch weniger alle klinischen und pathologisch -anatomischen Beobachtungen an den für uns in Betracht kommenden Organen, welche mit solchien Funktionen in Zusammenhang stehen. Kürzere und längere Essays, Gelegenheitsvorlesungeu über sie usw., sind in großer Zahl in den letzten Jahren erschienen; eine umfangreiche Monographie in Buchform existiert bis- her nicht. In dem Hauptabschnitt im zweiten Bande dieses Handbuches ist auf die Histologie der Organe mit innerer Sekretion nicht näher eingegangen, vielleicht zu wenig in Anbetracht der engen Beziehungen zur Funktion, welche einige histologische Einzelheiten und Abbildungen zu bringen auch in einem nicht der Histologie, sondern der Physiologie gewidmeten Werke notwendig erscheinen lassen. Da nun äußere Umstände und Raumbeschränkung es mir verbieten, diesen Mangel hier zu ergänzen, ist vielleicht der Hinweis nicht unangebracht, daß Metzner neulich bei der Darstellung der inneren Sekretion in einem größeren Lehrbuche der Physiologie i) histologischen Darstellungen mit sehr guten Abbildungen in dankenswerter Weise Platz gegeben hat. Es sei ferner die in fünf fortlaufenden Berichten aus der Feder vonPoll, Beitzke und Ehrmann in der Berliner klinischen Wochenschrift 1909 erschienene Zusammenstellung der „Biologie der Nebennierensysteme" erwähnt. Zu demjenigen, was in dem Hauptartikel in allgemeiner Beziehung von der inneren Sekretion gesagt worden ist, braucht hier wohl nur folgendes hinzugefügt zu werden: Insofern als den wirksamen Bestandteilen innei'er Sekrete offenbar die spezifische Aufgabe zukommt, bestimmte ') Von Zuntz u. Lö wy, Leipzig, Vogel, 1909, S. 607 126 Allgemeines. Hormone. — Schilddrüsenfunktion. Funktionen anderer Organe zu verstärken oder überhaupt in Gang zu setzen oder auch zu hemmen, — und insofern jede derartige Beeinflussung von Lebensvorgängen unter die der heutigen Biologie geläufige allgemeine Funktion des Reizes fällt, hat man jene wirksamen Stoffe als Reizstoffe bezeichnet; Starling^) hat dafür den vom Griechischen OQ^äco ich setze in Bewegung, ich reize, hergeleiteten Ausdruck Hormone geprägt, welcher sich allgemein einzuführen scheint. Man kann aber auch sagen, daß diese Terminologie mit dem engeren Reizbegriff, der auf dem Auslösungs- prinzip fußt, in guter Übereinstimmung steht. Denn nachdem man anfangs geneigt war, die chemische Beeinflussung der Funktion entfernter Organe durch im Blut transportierte Stoffe zu der an gleichen Orten vorher angenommenen nervösen Beeinflussung in einen direkten Gegensatz zu stellen, der an vielen Orten auch durchaus berechtigt ist, hat es sich all- mählich gezeigt, daß mehrfach, so beim Hormon des chromaffinen Systems, das Nervensystem doch eine Rolle spielt, indem das Hormon auf Nervenelemente wirken muß, um seine Aufgabe zu erfüllen. Es ist damit allerdings wieder die Frage nach dem Wesen der nervösen Auslösung aufgerollt, die manche Forscher, wie Langley (s. unten), geneigt scheinen, sich chemisch, d. h. fermentartig vorzustellen. Jedes Ferment als positiver Katalysator oder Reaktionsbeschieuniger wirkt ja im allgemeinen Sinne „aus- lösend". Für die innige Beziehung als Ganzes zwischen Hormon Wirkung und Nervenfunktion hat Ehr mann das Wort „Neurochemismus" angewendet. Wenngleich nun eine scharfe Terminologie den Fortschritten auf einem Forschungsgebiete äußerst dienlich ist, so darf anderseits nicht vergessen werden, daß mit ihr noch nicht eigentliche Forschung geleistet ist. Diese steht auf dem Gebiet der inneren Sekretion trotz der Flut der Arbeiten wohl noch in ihren ersten Anfängen. Ich brauche bloß zu betonen, daß von allen in Betracht kommenden Hormonen nur ein einziges, das Adrenin, bis jetzt chemisch erkannt ist und daran zu erinnern, daß es sich hier, wie in der ganzen Biochemie, im wesentlichen um die Geheimnisse der chemischen Struktur des lebenden Eiweiß und die chemischen Beziehungen der mit ihm reagierenden Stoffe handelt, um der Zustimmmung zu dieser Behauptung gewiß zu sein. 1. Schilddrüse. Unter den zahlreichen experimentellen Untersuchungen zur Schilddrüsen- funktion, welche die letzten fünf Jahre gebracht haben, verdienen diejenigen besondere Aufmerksamkeit, welche die schon im Hauptartikel erwähnte, von Edmunds, Vassale und Generali und Biedl aufrechterhaltene Anschauung weiter zu stützen bestimmt sind, daß nämlich die bei den älteren Exstirpations- versuchen beobachteten Folgeerscheinungen auf den Ausfall zweier verschiedenartiger Organe zu beziehen seien — nämlich die Kachexie auf den Ausfall der Schilddrüse, die Tetanie auf den Ausfall der sogenannten Nebenschilddrüsen, jetzt nach Cohn ganz allgemein Epithelkörper genannt. Es ist hier zunächst die Arbeit von Pineles^) zu ') Croonian Lecture, im Lancet 1905. — ^) Deutsch. Arcli. f. klin. Med. 85, 491, 1906. Epithelkörper und Tetanie. 127 erwähnen, in welcher alle experimentellen und klinischen Argumente ge- sammelt sind, welche dafür sprechen, daß verschiedenste Arten von Erkran- kungen, die das klinische Bild der Tetanie zeigen, durch im Blute kreisende Stoffe verursacht werden, die durch die Epithelkörper, bzw. ein inneres Sekret derselben, unwirksam gemacht werden. Hierher soll die in der Schwanger- schaft auftretende Tetanie gehören (Antagonismus der Keimdrüsen und Epithelkörper); auch Star mit Tetanie kombiniert weist nach diesem Autor i) auf den Ausfall dieser Organe hin. Durch zahlreiche Tierexperimente in geradezu exakter "Weise den Beweis für die Funktionsbesonderheit der Epithelkörper geführt haben Erd- heim 2) und Hagenbach 3). Erdheim hat bei Ratten die Epithelkörper zur möglichsten Vermeidung jeder Blutung und Nebenverletzung mit dem Galvanokauter zerstört, wobei zu beachten war, daß sie bei diesem Tiere nicht nur in ziemlich konstanter Weise in die Schilddrüse, sondern außerdem in verschiedener Zahl in die Thymus eingebettet vorkommen, dagegen gar nicht außerhalb dieser beiden Organe. Durch ausgezeichnete Beobachtung der Tiere mit graphisch -stati- stischer Verzeichnung von Anfallshäufigkeit und Obduktionsbefunden ver- mochte er den Nachweis zu führen, daß vollständiger Verlust der Epithelkörper mit Notwendigkeit einen in kurzer Frist zum Tode führenden Sj^mptomen- komplex erzeugt, dessen Hauptmerkmal die Tetanie bildet, zu dem aber noch andere merkwürdige, hier nicht näher zu beleuchtende Erscheinungen gehören, wie Atonie des Magendarmtraktes, Gastrektasie usw. Gewissermaßen das Gegenstück oder eine Art experimentum crucis hier- zu bilden die Versuche, welche Hagenbach an Katzen angestellt hat. Es wurde die Schilddrüse gänzlich entfernt, mitsamt den ihr anhaftenden inneren Epithelkörperu (nachdem die Einflußlosigkeit der bloßen Zerstörung der letzteren nachgewiesen worden war), die äußeren Epithelkörper wurden intakt gelassen. Es bildete sich eine typische Kachexia stnimipriva aus, welche in Monaten zum allmählichen Verfall führte. Wurden indessen im Verlaufe dieser Zeit die äußeren Epithelkörper nachträglich entfernt, so trat prompt Tetanie mit schnellem Exitus ein. Anatomisches Verhalten und Beziehungen zu tetanoiden Zuständen seitens der Epithelkörper des Menschen wurden vor allem durch McCallum'*) und Forsyth'') klargelegt. Jedenfalls wird seit diesen Arbeiten die genannte Unterscheidung der Ausfallserscheinungen von der überwiegenden Mehrzahl der Physiologen wie Chirurgen (v. Eiseisberg u. a.) rückhaltlos anerkannt, wenngleich immer wieder abweichende Einzelbeobachtungen publiziert werden und den Vertretern abweichender Ansichten Gelegenheit zu deren Bekräftigung geben. Anderseits besteht in Klinikerkreisen , besonders des Auslandes, die Tendenz, alle möglichen tetanoiden Störungen, wie die Krämpfe des Kindesalters [Yanase^)], die Ej^ilepsie [Claude und Schmiergeld'')], auf Störungen des Epithelkörperapparates zurückzuführen. ') Wiener klin. Wochenschr. 1906, Nr. 23. — ^) Mitt. aus den Grenzgebieten d. Med. u. Chirurgie 16, 632, 1906. — '■') Ebenda 18, 329, 1907, — *) British med. Journ. 1906, p. 1282. — ^) Ebenda 1907, p. 372. — ^) Wiener klin. Wochenschr. 57, 1157, 1907. — '') Compt. reud. de Ja soc. de biol. 65, 80, 1908. Siehe auch das Übersichtsreferat von Bing, Med. Klinik 1908, S. 677. 128 SchilddrüsenerkrankuQgen. Es kann hierauf aber nicht näher eingegangen werden und soll nur noch auf die Störungen des Knochenwachstums aufmerksam gemacht werden, die Hagenbach, McCallum und Vögtlin ^) u. a. als Folge des Epithel- körperausfalles beschrieben haben, und die nach den letztgenannten Autoren auf erhöhter Kalkausscheidung beruhen soll: medikamentöse Kalkdar- reichung soll nach ihnen die exjDerimentelle Tetanie günstig beeinflussen, ebenso wie es Löwenthal und Wiebrecht ^) mit Nebenschilddrüsenpräpa- raten bei an Tetanie erkrankten Menschen gesehen haben. Sehr groß ist die Zahl der Arbeiten, welche den Einfluß von Schild- drüsenpräparaten insbesondere nach Thyreoidektomie auf den Stoffwechsel betreffen [s. 0. Schulz^)], vor allem aber auch den Stoff- wechsel bei Erkrankungen der Schilddrüse; die letzteren sind von Magnus-Levy in v. Noordens Handbuch der Pathologie des Stoffwechsels *) in erschöpfender Weise zusammengestellt und kritisiert worden. Es kann auf diese Zusammenstellung insbesondere verwiesen werden in der Frage nach der Auffassung der Basedowschen Krankheit als Überfunktion der Schilddrüse (Hyperthyreoidismus, Kocher). Es haben indessen Kraus und Friedenthal 5) auf Grund hier nicht näher zu besprechender Versuche über die Wirkungsweise von Schilddrüsen- und Nebennierenpräparaten (deren Ergebnisse sie auch zur Anzweiflung der später zu erwähnenden Vorstellung von Eppinger, Falta und Rudinger über das Verhältnis der inneren Sekretionen zueinander führten) mit Recht sich dahin ausgesprochen, daß an dieser Krankheit eine Mehrheit von Faktoren beteiligt sein müsse. Auf Magnus-Levys Zusammenstellung kann auch verwiesen werden hinsichtlich der neueren Angaben über den Jodgehalt der Schilddrüse und der anderen hierher gehörigen Organe in verschiedenen Zuständen. Die schon früher erwähnten Kreislaufs- und Stoffwechselwirkungen der Schilddrüsenextrakte haben insbesondere nach Baumanns Jodentdeckung und Oswalds Arbeiten über die Jodeiweißkörper der Schilddrüse auf die Frage hingeleitet, ob auch künstlich, wie es Hofmeister gelehrt, her- gestellte Jodeiweißkörper ähnliche Wirkungen haben; es ist hier aber außer der in einem Falle von Nikolajew") gefundenen Erhöhung der Pulsfrecjuenz wenig Positives herausgekommen. 2. Hirnanhang. Versuche, die Hypophysis zu exstirpieren, haben auch in den letzten Jahren nicht zu übereinstimmenden Ergebnissen geführt. Während Friedmann und Maas'') junge Katzen die Exstirpation der Hypophyse über- leben sahen, starben in den Versuchen von Paulesco ^), welcher das Organ mittels Resektion des Schläfenbeines bei Hunden und Katzen entfernte, die Tiere bald; gleiche verderbliche Folgen hatte die bloße Entfernung der Rinden- schicht des drüsigen Teiles, welche Paulesco daher als das lebenswichtige ') Medical Eecord 74, 246, 1908. — ') Deutsch. Zeitschr. f. Nervenheilk. 31, 415, 1906. — ^) Biol. Zentralbl. 26, 754, 1906. — ') 2, 311, BerJiu 1907. — ^) Berl. klin.Wochenschr. 1908, S. 1710. — *) Arch. f. exp. Pathol. 53, 447, 1905. -- ') Berl. klin. Wochenschr. 1902, Nr. 19. — **) Compt. rend. de l'aead. des sciences 144, 521; Journ. de Physiol. 9, 441, 1907. Extrakte der einzeliieu Teile des Hirnanhanges. 129 Gewebe des Organs anspricht. Auch Livon ^) sah Hunde nach totaler Hypophy- sektomie binnen 36 Stunden zugrunde gehen, partielle dagegen unbegrenzt überleben; in beiden Fällen trat keine Veränderung des Blutdruckes und der Pulsfx-equenz ein. Ebenso hatte Reizung des Organs nicht die von Cyon angegebenen Folgeerscheinungen. Dagegen gibt wieder Gemelli 2) an, daß bei Vermeidung aller Nebenverletzungen die Hypophysenausrottung niemals tödlich und das Organ nicht lebenswichtig sei. Von Extrakten des hinteren Teiles des Hirnanhanges hatte bereits Ho well '■'■) angegeben, daß ihre intravenöse Injektion eine anhaltendere Elut- drucksteigerung erzeuge als beim Adrenin; nach Zerstörung des Zentralnerven- systems bei Katzen dauerte die durch einmalige Injektion hervorgerufene Blutdrucksteigerung stundenlang. Depressorreizung ist (gegenüber Livon) nach Salvioli und Carraro^) während der Blutdrucksteigerung wirksam. Einigermaßen größere Dosen machen Pulsverlangsamung, und zwar auch nach Vagusdurchschneidung, also durch direkte Herzwirkung. Dieselbe läßt nach meinen experimentellen Erfahrungen die Benutzung von Hypophysisextrakten zu therapeutischen Zwecken wenig aussichtsvoll erscheinen; übrigens sind alle Versuche, das Hj^pophysin oder „Pituitrin" (Handelsname der von Parke und Davis hergestellten Extrakte) zu isolieren und chemisch zu charakteri- sieren, bis jetzt noch ergebnislos geblieben. Daß die Injektion von Extrakten des hinteren Hypophyse n- lappens Vergrößerung des Nierenvolumens und bedeutende Be- schleunigung der Harnabsonderung hervorruft, haben Schäfer und P. T. Herring ^) gezeigt. Der letztere Forscher, welcher die Erkenntnis der Hypophysenfunktion durch ausgezeichnete histologische und embryologische Untersuchungen dieses Organes zu fördern gesucht hat"), verglich ferner an der Katze die Wirksamkeit der Hypophysenextrakte verschiedener Tierarten : bei allen Säugern, beim Vogel (Huhn), bei den Knochenfischen, überall, wo der Hinterlappen (sogenannter nervöser Teil, der aber von nervösem Gewebe fast nur Gliazellen enthält) ausgebildet ist, traten die oben beschriebenen Wirkungen auf '') — dagegen war die Injektion des Extraktes des Saccus vciiciüosus vom Rochen, welcher dem vorderen drüsigen Teil der Hypophyse äquivalent und bei den Elasmobranchien allein vorhanden ist, unwirksam. Der wirksame Extraktbestandteil ist also nicht identisch mit dem „inneren Sekret" des vorderen drüsigen Teiles; und wenn letzterer, wie einige Forscher annehmen, in der Tat ein solches liefert, so muß es von dem Hormon des „nervösen oder infundibulären" Teiles verschieden sein. Der von Bela Haller '^) ausgesprochenen und mehrfach von anderen Autoren auf- genommenen Annahme, daß das Produkt des vorderen Teiles direkt in den Subduralraum ausgeschieden werde, wird von Herring widersprochen. Bei Entfernung oder Entartung der Schilddrüse findet Herring ^) im Gegensatz zu anderen Autoren den vorderen Teil der Hypo- 0 Compt. rend. de la soc. de biol. 64, 177, 872, 1908. — *) Folia neuro-bio- logica 2, 167, 190;^. Hier auch eine Zusammenstellung der zahlreichen voran- gehenden Arbeiten Gemellis über die Hypophyse. — ^) Journ. of Physiol. 25, 87, 1899. — ■*) Arch. delle scienze mediche 31, 242, 1907. — *) Proc. Royal Soc. 77 B, 571, 1906. — "■) Quarterly Journ. of Physiol. 1, 121, 161, 1908. — 0 Ebenda, p. 187, 261. — ") Morpholog. Jahrb. 25, 31, 1896. — ^) A. a. 0., S. 281. Nagel, Physiologie des Menschen. Ergänziingäbund. o 130 Beziehungen der Hypophyse zur Schilddrüse. physis unverändert, dagegen den mittleren vergrößert; am ausgesprochensten ist nach ihm die Vergrößerung und Veränderung des Hinterlappens, welcher mit Kolloidmassen erfüllt ist. Ob es sich hier um ein inneres Sekret in vikariierender Funktion für die fehlende Schilddrüse oder ein bloßes Degenerationsprodukt handelt, läßt er vorläufig noch unentschieden, obwohl er ersterer Ansicht zuneigt. Nicht unerwähnt soll bleiben, daß Hallion und Alquier^) angeben, durch länger fortgesetzte Darreichung von Hypophysenextrakten am Tier Schilddrüsenveränderungen hervorgebracht zu haben. Cerletti^) hat mit Rücksicht auf den behaupteten Zusammenhang zwischen Hypophysenfunktion und Akromegalie gleichfalls jungen Tieren fortgesetzt Hypophysenextrakte einverleibt und als Ergebnis eine Verspätung des Körper Wachstums, besonders aber der Knochen- entwickelung gesehen: Die Tätigkeit der Verbindungsknorpel ist gehemmt, diejenige des Periostes verstärkt; die Verlängerung der Röhrenknochen bleibt daher zurück, während sich deren Diaphyse nach der Dicke und deren Epi- physen überhaupt stärker entwickeln. Wenn nun zwar Petren^) nachgewiesen zu haben glaubt, daß Akro- megalie ohne Vergrößerung und mikroskopische Veränderungen der Hypo- physis vorkommen kann, so neigt doch wohl die Mehrzahl der Physiologen, wie auch der inneren Kliniker und Chirurgen dazu, einen Zusammenhang zwischen Hirnanhangfunktion und dem trophischen Störungskomplex, zu welchem Riesenwuchs, Adipositas, Knochenauf treibungen usw. gehören, an- zunehmen. Es sei hier nur hingewiesen auf Äußerungen von ühthoff ^), Hochenegg^), Kienböck^), Zöllner^), W. Ewald '^) u.a. Bemerkenswert erscheint in bezug auf den Einfluß der Hypophysis auf das Wachstum, daß Joris und Leboucq^) sowie Erdheim und Stumme^") Veränderungen der Hypophyse bei der Schwangerschaft konstatiert haben, welche auf eine verstärkte Funktion zu beziehen wären. Die schon erwähnte blutdrucksteigernde Wirkung des Infun- dibularextraktes ist vielfach mit derjenigen des Adrenins verglichen worden, obwohl, wie schon erwähnt, in chemischer Hinsicht sich noch keine Anhalts- punkte für eine Verwandtschaft geboten habendi). L. Borchardt^^) sah nicht nur wie Gramer ^^) eine mydriatische Wirkung der Hypophysenextrakte aufs Froschauge (s. unten), sondern erhielt auch durch Injektion von solchen (herrührend von Mensch oder Pferd) vorübergehende Glukosurie. Da bei Akromegalie Diabetes, wie derselbe Autor angibt, ein häufiger Befund ist, würde beides auf eine pathologisch gesteigerte Funktion des Hirnanhanges zu beziehen sein. An die gleichartige Wirkung von Nebennieren- und Hypophysenextrakten bei pathologischer Steigerung der ') Compt. rend. de la soc. de biol. 65, 5, 1908. — ^) Eendiconti dell' Accad. d. Lincei 15, 142, 213, 1907; 17, 553, 618, 1908; Arch. ital. de biol. 47, 123, 1907. — ") Arch. f. pathol. Anat. 190, 1, 1907. — ") Arch. f. Augenheilk. 58, 244, 1907. — *) Wien. klin. Wochenschr. 21, 409, 1908. — ") Wien. med. Wochenschr. 57, 2135, 1907. — 0 Neurolog. Zentralhl. 26, 1143, 1908. — ") Münch. med. Wochenschr. 55, 1853, 1908. — ") Bull, de l'acad. med. de Belg. 22, 791, 823, 1908. — '») Wiener klin. Wochenschr. 21, 1316, 1908. — '') Vgl. Aldrich, Amer. Journ. of Physiol. 21, XXIII, 1908. — >*) Zeitschr. f. klin. Med. 66, 332, 1908. — '") Quarterly Journ. of Physiol. 1, 189, 1908. Chromaffiues System. Paraganglien. lol Schilddrüsen- bzw. Ausfall der Epithelkörpeifunktion wird unten bei Besprechung der neuesten Arbeiten über das Zusammenwirken und den Antagonismus der inneren Sekretionen zu erinnern sein. 3. Nebennieren. In bezusr auf die P'unktionen der Nebennieren ist hier vor allem zu erwähnen, daß ihre Marksubstanz zu einer Kette gleichartiger Ge- bilde gerechnet werden muß, welche im Embryonalleben besonders aus- gebildet und längs der ganzen Körperachse entsprechend den Grenzsträngen des Sympathicus verbreitet sind. Von Zuckerkandl i), welcher ihre gene- tische Bedeutung und ihre Schicksale bei der Weiterentwickeluug untersucht hat, sind sie denn auch als Nebenorgane des Sympathicus, von Kohn 2) als Paraganglien bezeichnet worden. Sie zeichnen sich durch das Vor- handensein der zuerst von Henle als chromaffln bezeichneten Substanz aus, die sich mit Chromsäure und chromsauren Salzen in Gestalt von feinen Körnern (Gerinnungsprodukt?) gelbbraun färbt, daher die neuerdings von P oll 3) aus triftigen Gründen bevorzugte Bezeichnung „chrom- braune" oder „phäochrome" Substanz. Sie wird wohl als identisch mit der von Colin und Vulpian entdeckten eisengrünenden Substanz angesehen und würde dann auch wohl das an das Blut abgegebene „innere Sekret" der Paraganglien darstellen, unter diesen der Nebennieren. Denn außer in den Zellen der Markstränge der letzteren wollen Stoerk und v. Haberer'*) auch in den Capillaren der Marksubstanz die Chromsäurereaktion gebende Substanz gefunden haben, und zwar im Gegensatz zu den chromaffinen Körnchen der Zellen homogen aussehend. Beim Menschen und den Säugetieren bildet das chromaffine Gewebe in seiner frühesten Anlage einen unpaaren Körper an der VentraLfläche der Bauchaorta; das meiste wandert später ia die epitheliale Anlage der Neben- nieren ein, wo es bei den meisten Tieren und beim Menschen die distinkte Marksubstanz erfüllt und nur in ihr vorhanden ist, wogegen bei manchen die Distinktion verwischt und Rinden- und Marksubstanz durcheinander- gewachsen erscheint, während bei den Fischen die Marksubstanz als Supra- reoalkörper von der Epithelialbildung (Interrenalkörper) gänzlich getrennt bleibt. Nach Zuckerkaudl sollen die „Paraganglien" außer den Neben- nieren beim Menschen schon im Kindesalter sich stark zurückbilden; daß sie, wenn auch rudimentär, so doch weder anatomisch noch funktionell völlig geschwunden zu sein brauchen, dafür sprechen Sektionsbefunde mit durch Krankheit völlig zerstörten Nebennieren, bei welchen aus den Paraganglien, besonders an der Aorta aM., sich blutdruck- steigernde Substanz extrahieren ließ. Natürlich ist hier an vika- riierende Tätigkeit zu denken, entsprechend der nach Exstirpation der einen Nebenniere mehrfach beobachteten kompensatorischen Hypertrophie der anderen. Bei vielen Tieren (Katzen, Kaninchen, Huhn) wächst das Neben- nierenmark bis zur Geschlechtsreife [Elliott und Tuckett^)], während die *) Anatom. Anz. 19, Ergänzungsheft 1901, S. 95. — ^) Arch. f. mikroskop. Anat. 62, 263, 1903. — *) A.a.O., S. 649. — ") Wiener med. Wochenschr. 58, 462; Wiener klin. Wochensclir. 21, 305, 1908. — =■) Journ. of Physiol. 34, 332, 1906. 9* 132 Cholin der Nebennierenrinde. Rinde noch weiter wächst, aber nur bei den Weibchen lebendgebärender Tiere während der Tr ächtig lieit; trächtige Katzen sollen nach beiderseitiger Neben- nierenexstii'pation besonders schnell sterben. Anderseits geben Stoerk und V. Haber er Wachstum des Mark gewebes während der Menstruation, Schwangerschaft und Laktation an. Im übrigen ist das funktionelle Verhältnis zwischen Rinden- und Mark- substanz der Nebennieren nicht weiter aufgeklärt; die von Biedl auf Grund gesonderter Exstirpationen (s. Bd. 2, S. 37) aufgestellte Arbeitsteilungs- theorie ist hier weder bestätigt noch widerlegt worden. Danach sollte die Marksubstanz die Sekretion des Adrenins zur Aufgabe haben, die Rindensubstanz dagegen durch Entgiftung lebenswichtig sein. Charakteristisch für das Rindengewebe der Nebenniere ist die so- genannte lipoide Substanz, in welcher die als Lecithine, neuerdings Phos- phatide bezeichneten chemischen Verbindungen eine Hauptrolle spielen. Nach- dem schon vor Jahren als offenbares Zersetzungsprodukt derselben Neurin als Bestandteil von Nebennierenextrakten angegeben war (Marino- Zucco u.a.), hatte Lehmann^) aus der Nebennierenrinde Cholin dargestellt und nach den bis dahin vorliegenden, sowie der eigenen Erfahrung, wonach die intravenöse Injektion dieses Stoffes starke Herabsetzung des Blutdruckes be- wirken sollte, das Cholin als den „wirksamen Stoff der Nebennierenrinde" bezeichnet und über den Antagonismus zwischen ihm und dem Adrenin auch quantitative Versuche angestellt 2). Nach v. Fürth, Schwarz und Lederer 3) ist nun, wie schon oben erwähnt, Cholin auch aus der Schild- drüse, der Thymus, der Milz und anderen Organen zu erhalten; auf Grund gleicher Befunde haben französische Forscher, besonders Gautrelet "*), schon vor ihm Livon, Teissier und Thevenot^) geradezu ein System blutdruck- erniedrigender Drüsen mit innerer Sekretion (,,GJandes hypotensives'''') an- genommen gegenüber dem chromaffinen Systeme mit blutdrucksteigerndem Hormon {,^GIanäes ht^pertensives^^, Mulon u.a.), zu denen sie auch die Nieren rechnen, s. unten. Gemäß der von Biedl angenommenen Arbeitsteilung bei den Doppeldrüsen, deren einer Teil sezernierend, deren anderer entgiftend funktionieren sollte, hatte ich die Möglichkeit ausgesprochen, daß etwa in der Nebennierenrinde ein schädliches Stoff Wechselprodukt entgiftet würde, indem aus ihm durch Synthese ein nützliches Hormon entstände, das dann vom Mark ins Blut ausgeschieden würde. Bald näher zu ei'örternde Überlegungen und Versuche ließen es mir wahrscheinlich vorkommen, daß das Adrenin syn- thetisch aus einem aromatischen Komplex mit doppelter Oxydation in Orthostellung und aus einer direkt dem Cholin entstammenden Atom- gruppe aufgebaut werde. Inzwischen bekannt gewordene Befunde auf chemischem Gebiet, von denen gleich die Rede sein wird, lassen aber die Entstehungsweise des Adrenins noch unsicher, bzw. eröffnen sehr ver- schiedene Möglichkeiten, so daß die Annahme der geschilderten Art des Zusammenwirkens von Nebennierenrinde und Mark mehr Wert als den einer vielleicht trügerischen Vermutung nicht beanspruchen darf. ') Pflügers Arch. 118, 215, 1907. — ^) Ebenda 122, 203, 1908. — =*) Ebenda 124, 353 u. 361, 1908. — ") Compt. rend. de la soc. de biol. 65, 173, 176, 448, 1908. — ") Ebenda 04-, 425, 1908. Exstirpation und Transplantation der Nebennieren. 133 Anderseits hat man der Rinden Substanz die Bildung eines Körpers zugeschrieben, welcher blutdrucksteigernd und mydriatisch (Po 11 und Ehr- mann) wirkt, aber keine Grünfärbung mit Ferrisalzeu, noch Braunfärbung mit Chromsalzen oder sonstige dem Adrenin zukommende Eigenschaften zeigt: nach Toujan^) soll die Wirksamkeit von Rindenextrakten im Thermo- staten bei längerem Aufenthalt zunehmen, weshalb man an die Bildung einer Vorstufe des Adrenins (Proadrenalin, Poll) noch in der Rindensubstanz selbst gedacht hat. Auch kann die Annahme eines Systems von Organen, welche Cholin als blutdruckherabsetzendes Hormon produziez'en sollten, nicht mehr fest- gehalten werden, seitdem Modrakowski ^), Impens ^) und ich*) gezeigt haben, daß frisch gereinigtes sowie synthetisches Cholin gar nicht blutdruckherabsetzend, sondern schwach blutdrucksteigernd wirken. Ich*) habe gezeigt, daß auch andere blutdrucksteigernde Stoffe, wie das Piperidin, das Adrenin und seine Homologen bei der Zersetzung blutdruckherabsetzende Produkte liefern können, so daß alle Ergebnisse über die Wirkung von Organextrakten und synthetischen Produkten auf den Blutdruck nur mit Vorsicht für weitergehende Schlüsse verwendet werden dürfen. Dies gilt auch für alle Theorien über die antagonistische oder kompensatorische Funktion verschiedenartiger Drüsen mit innerer Sekretion, deren neueste von Eppinger, Rudinger und Falta, welche bestimmte Beziehungen zwischen Schilddrüse, Pankreas und Neben- nieren aufstellt, noch kurz zu erörten sein wird. Daß nach den Erfahrungen von Hultgren und Andersson Kaninchen, aber nur diese, die beiderseitige Nebennierenexstirpation wochen- und monatelang überleben können, wenn zwischen der Exstir- pation der einen und der zweiten eine längere Frist gelassen wird, wurde bereits im zweiten Band, S. 21, erwähnt. Es muß, seitdem Biedl und Wiesel^) die blutdrucksteigernde Wirkung von Extrakten der Paraganglien nachgewiesen haben und dieselbe von Vassale u. a. mit Recht immer wieder betont wurde (s. auch oben), die Vermutung als sehr wahrscheinlich be- zeichnet werden, daß inzwischen eine vikariierende Hypertrophie etwa chromaffiner Aortenparaganglien in dem Maße Platz greift, daß sie die Funktion der verlorenen Nebennieren bis zu einem gewissen Grade ersetzen und so das Leben fristen kann. Letzteres durch Transplantation von Nebennierensubstanz zu erreichen, muß wohl definitiv als aussichtslos an- gesehen werden, nachdem die schon aus den vortrefflichen histologischen Studien Polls') sich ergebende Tatsache, daß nur die Rindensubstanz, und zwar in bescheidenstem Maße (die lipoide Substanz ist davon ausgeschlossen), regenerationsfähig ist, die Marksubstanz beim transplantierten Organ aber immer zugrunde geht, von A. u. H. Christiani ^) sowie von E. Stilling '') bestätigt worden ist. Nebenbei gesagt widersprechen die dahingehenden bis- herigen Erfahrungen der Annahme Biedls , daß gerade die Rinde das lebens- ') Eecherches experimentales sur l'adrenaline. Toulouse 1905. (Zit. nach Poll). — ^) Pflügers Arch. 124, 601, 1908. — ^) Zentralbl. f. Physiol. 23, 293, 1909. — *) Ebenda. — ^) Pflügers Arch. 91, 434, 1902. — «) Arch. f. mikrosk. Anat. 54, 440, 1899. — 0 Journ. de physiol. 4, 922, 1902. — ^) Zieglers Beitr. z. Pathol. 37, 480, 1905. 134 Chemie des Adrenins. wichtige Organ sein soll. Als besonders geeigneter Boden zur transplantativen Regeneration des Epithels der Nebennierenrinde erwies sich nach Stilling der Hoden, wohl wie PolP) mit Recht bemerkt, wegen der genetischen Ver- wandtschaft derselben zu den Keimdrüsen. Hier nicht näher zu besprechen ist die sehr große Zahl von Arbeiten über die anatomischen Veränderungen der Nebennieren bei Krank- heiten, in denen vielfach auch Hypothesen in funktioneller Hinsicht geäußert worden sind. Die verschiedenen Infektionskrankheiten, besonders Diphtherie 2) und Tuberkulose stehen hier in erster Linie. Die Chemie des wirksamen Bestandteiles des Nebennieren- markes ist durch eine Reihe von Arbeiten der letzten Jahre so gut wie zum Abschluß gekommen. Die von v. Fürth und Pauly aufgestellten Kon- stitutionsformeln haben durch die erfolgreichen Bemühungen von Stolz ^) und Friedmann *), den Körper synthetisch darzustellen, ihre Bestätigung erhalten, in dem Sinne, daß es sich um eine Methylamino-Athylalkoholverbin- dung des Brenzkatechins handelt, oder in einer einheitlichen chemischen Be- zeichnung ein Methylaminoäthanolbrenzkatechin oder ein 1, 2-Dioxy- phenyl- 4 -Äthanolmethylamin : C6H3(OH)., . CH . OH . CHj . NH . CS.^/ Dieser Körper ist eine in Wasser und Alkalien unlösliche Base, welche mit Säuren (Salzsäure, Borsäure, Weinsäure, Oxalsäure) zum Teil gut kristalli- sierende Salze bildet, welche in Wasser und vei-dünntem Alkohol leicht löslich, in absolutem Alkohol, Äther, Chloroform usw. unlöslich sind. Die Lösungen geben mit Eisenoxydsalzen Grünfärbung, mit Chromsalzen dunkle Braun- färbung. Andere Reaktionen, deren viele angegeben wurden, sind zum Teil hinsichtlich ihrer Spezifizität streitig. Die Salze des Körpers, teils in fester Form, teils ihre Lösungen, meist im Verhältnis 1 : 1000 mit und ohne Zusatz von Kochsalz und Konservierungsmitteln, sind unter den ver- schiedensten Namen, die den einzelnen Fabriken geschützt sind, im Handel, wie Adrenalin, Suprarenin, Paranephrin, Hypernephrin, Renoform usw. Schäfer 5) hat vorgeschlagen, als rein wissenschaftlichen Namen, welcher keine bestimmte Provenienz mitbezeichnet, die Form „Adrenin" zu wählen; indessen scheint dieser Vorschlag, dem ich in dieser Darstellung gefolgt bin, bisher unbeachtet zu bleiben. Synthetisch wird das Adrenin erhalten durch Reduktion des ent- sprechenden Ketonkörpers, des Methylamino-Acetobrenzkatechins („Adrenalon"): CeH.COH)^ . CO . CHo . NH . CH3, welches durch Einwirkung von Methylamin auf Chloracetobrenzkatechin erhalten wird. Der so erhaltene Körper zeigt alle physiologischen Wir- kungen des natürlichen Adrenins, nur merklich schwächer, und zwar wie Cushny'') sowie Abderhalden und Franz Müller") gezeigt haben, deshalb, weil das synthetisch erhaltene Produkt inaktiv ist und ein racemisches Gemisch darstellt aus einem Linksadrenin, mit welchem M Zentralbl. f . Physiol. 19, 580, 1905.— ^) Siehe Luck seh, Berl. klin.Wochenschr. 1909, Nr. 44. — '") Ber. d. Deutsch, ehem. Ges. 1904, S.4U9. — ") Hof meisters Beitr. 6, 92, 1904; 8, 95, 1906. — ^) Brit. med. Journ., 30. May and 6. June 1908, Oliver Sharpey-Lec- ture. — ") Journ. of Physiol. 37, 130, 1908. — 0 Zeitsehr. f. physiol. Chem. 58, 185, 1908. Bildung und Zerstörung des Adrenins. 135 das natürliche vollkommen identisch ist, und einem Rechtsadreain, welches in den Versuchen von Abderhalden und Müller 15mal schwächer wirksam war als das rechtsdrehende, wahrscheinlich aber überhaupt wirkungs- los ist. Durch Spaltung des synthetischen Präparates und Isolierung der liukßdrehenden Komponente (mit Hilfe der Darstellung der weinsauren Salze) läßt sich nach Flächer i) eiu dem natürlichen absolut gleichwertiges Produkt erhalten. Schon ein Blick auf die Formel zeigt, daß ein asymetrisches Kohlenstoffatom, nämlich dasjenige der Alkoholgruppe C H . OH vorhanden ist. Nach den Untersuchungen von Löwi und H. Meyer 2), Dakin^), Dale'^) u. a. gibt es eine große Zahl von Verbindungen, deren Konstitu- tion derjenigen des Adrenins mehr oder weniger nahe steht, und welche ähnliche j)hysiologis che Wirkungen ausüben, vielfach quantitativ schwächer; oft fehlen sie bei kleinen Abweichungen im Aufbau des Moleküls. Schon das Methylaminoacetobrenzkatechin und homologe Ketone haben deut- lich blutdrucksteigernde und pupillenverengernde Wirkungen , die durch Reduktion zu der Alkoholverbindung oft gesteigert werden. Besonderes Interesse hat die Tatsache, daß Abelous und Bardier"^) eine dem Adrenin ähnlich blutdrucksteigernde Substanz, die sie „Urohypertensin " nennen, aus dem Harn isoliert haben. Sie neigen dazu, sie mit einer anderen Substanz zu identifizieren, welche Abelous und Ribaut'^) aus faulendem Muskel- fleisch gewonnen haben. Es handelt sich offenbar um dieselben Stoffe, welche Dale und seine Mitarbeiter '') aus Fäulnisgemischen und auch aus dem Mutterkorn isolieren konnten und von denen das Amylamin und das Paraoxyphenyl-Äthylamin sicher identifiziert werden konnten. Nicht ausgeschlossen ist der Übergang von Adrenin aus dem Blute in den Harn. Was nun neuere Beobachtungen über Bildung und Zerstörung des Adrenins im Organismus anbetrifft, so hatten bereits 1905 Abelous, Soulie und Toujan^) gefunden, daß Digestion von Nebennierenmark mit Tryptophan (Skatol-Aminoessigsäure) dessen Gehalt an Adrenin vergrößert; W. L.Halle und S ig m. Frank eP) wollten solches bei Tyrosinzusatz beobachtet haben, was ich nicht bestätigen konnte. Dagegen fand ich i") Anreicherung an Adrenin bei Digestion mit Brenzkatechin. Hieraus und aus den Erfahrungen von V. Hösslinii) über den Abbau des Cholins im Organismus glaubte ich schließen zu dürfen, daß das Material zur Seitenkette des Adrenins ein Cholin- rest bilde. Die Entstehung eines in Parastellung doppelt hydroxylierten Pro- duktes in Gestalt der Homogeutisinsäure (Hydrochinonessigsäure) bei der Alkaptonurie beweist nun allerdings noch nichts gegen die Möglichkeit der zweiten Hydroxylierung am zweiten Kohlenstoffatom, die nötig wäre, um aus Tyrosin einen adreninähnlichen Körper entstehen zu lassen; die Identifizierung des Paraoxyphenyl-Äthylamins in Fäulnisgemischen als eines adreninähnlich ') Zeitschr. f. pbysiol. Cham. 58, 189, 1908. — ^) Arch. f. exper. Pathol. u. Pharm. 53, 213, 1905. — =*) Journ. of Physiol. 32, XXXIV der Proc. pliysiol. See; Proc. Royal See. 76 B, 491, 498. — ") Journ. of Physiol. 39, 25, 1909; Arch. f. exper. Pathol. 61, 113, 1909. — *) Compt. rend. de la soc. de biol. 64/65; Compt. rend. de l'acad. des sciences 146, 147, mehrere Mitteilungen; Journ. de physiol. 10, 627, 1908. — ^) Compt. rend. de la soc. de biol. 64, 907, 1908. — 0 A. a. 0. — **) Compt. rend. de la soc. de biol. 58, 574, 1905. — ") Hofmeisters Beitr. 6, 276, 1906. — '») Zentralbl. f. Physiol. 21, 474, 1906. — '') Hofmeisters Beitr. 8, 27, 1906. 136 Dauernde Adreninwirkung. wirkenden Körpers wird bei der weiteren Bearbeitung dieser Frage berück- sichtigt werden müssen. Die sämtlichen auf die sympathischen Nervenendigungen oder Zwischen- substanzen (Langley, s. unten) zu beziehenden Wirkungen der intra- venösen Adrenininjektion gehen bekanntlich sehr schnell vor- über; insbesondere dauert die Blutdruckateigerung nach den größten nicht sofort tödlichen Dosen höchstens zwei bis fünf Minuten. Die Annahme, daß das Adrenin im Körper so schnell völlig zerstört werde, wurde widerlegt dadurch, daß Embden und v. Fürths) zeigten, daß mit Blut oder über- lebendem Organbrei längere Zeit digerierte Adreninlösung nur langsam an Wirksamkeit abnimmt, daß ferner 0. Weiss und Harris 2) zeigen, daß Blut, dem einen Tier nach Abklingen der blutdrucksteigernden Wirkung entnommen und einem anderen Tiere injiziert, hier starke Blut- drucksteigerung erzeugt. Durch seine gleich zu erwähnende Bestimmungs- methode hat endlich Ehrmann 3) konstatiert, daß nach Abklingen der Blut- drucksteigerung noch bis zu V4 ^^^ mehr des eingespritzten Adrenins vor- handen sein kann. Daß es sich um eine Wirkung handelt, welche von dem Eindringen des Agens in die beeinflußte Substanz abhängig ist, wie es sich Straub vorstellt, schließt Kretschmer*) daraus, daß sich bei wiederholter Injektion immer derselbe Effekt erzielen läßt, daß die Blut- drucksteigerung mit der injizierten Adreninmenge wächst, und daß sich auch durch große Mengen bei diskontinuierlicher Injektion keine dauernde Blut- drucksteigerung erzielen läßt. Eine solche zu erzielen gelang aber Kretschmer, wie schon früher v. Fürth-^), durch gleichmäßiges Ein- fließenlassen einer entsprechend verdünnten Adreninlösung in eine Vene des betreffenden Tieres. Da man den Mechanismus der Adrenalin- zerstörung in einer Alkalieinwirkung im Zellinnern vei mutet, hat ferner Kretschmer*') die Lösung mit Salzsäure schwach angesäuert und nach ein- maliger Injektion langsameres Abklingen der Blutdrucksteigerung beobachtet als bei gleicher Menge und neutraler Reaktion. Durch langsames Einfließenlassen von Adreninlösung gelingt es, auch den durch Kaliwirkung künstlich erniedrigten Blutdruck längere Zeit zu heben; auf die therapeutischen Folgerungen dieser Experimente braucht hier nicht ein- gegangen zu werden. Jedenfalls stellt das langsame Einfließenlassen ein Analogon zu der inneren Sekretion des Adrenins seitens der Nebenniere dar. Daß letztere überhaupt stattfindet, gegenüber den Ableugnungen von Blum und Lewandowsky^), dafür bilden zwei wichtige weitere Beweise (vgl. den zweiten Band, S. 35), erstens diese Analogie und zweitens die quantitative Schätzung des die Nebennierenvenen in der Zeiteinheit passierenden Adrenins, welche, wie schon vorher Battelli auf kolorimetrischem Wege, Ehrmann mit seiner „physiologischen Adreninbestimmungsmethode" unternommen hat (siehe unten). 1) Hofmeisters Beitr. 4, 421, 1904. — «) Pflügers Arch. 103, 510, 1904. — ») Arch. f. exper. Pathol. 53, 97, 1905. — ") Ebenda 57, 423, 1907. — =") Zeitschr. f. physiol. Chem. 26, 24, 1904. — ^) A. a. 0., S. 438. — ') Zeitschr. f. physikal. u. diätet. Therapie 5, Heft 1, 1901. Wirkungsweise des Adreniias. 137 Mit deren Besprechung kommen wir zu den in den letzten Jahren weiter- hin bekannt gewordenen physiologischen Wirkungen des Adrenins und der Deutung seiner Wirkungsweise. In letzterer Beziehung kann nach den bereits früher erwähnten Arbeiten von Langley') und Elliott-) kein Zweifel herrschen, daß seine Wirkung auf die glattmuskeligen Organe im ganzen derjenigen entspricht, die durch künstliche Reizung der zuführenden sympathischen Bahnen am leichtesten erhalten werden kann; wo das betreffende Muskelgewebe durch zwei Arten sympathischer Neuronen in entgegengesetzter Weise beeinflußt werden kann, entsj)richt die Adreninwirkung der Beeinflussung durch die eine oder andere Ai't: Tonuserhöhung oder -Verminderung, Gefäßverengerung oder er- weiterung, Verstärkung oder Hemmung der Peristaltik usw., verschieden Je nach Organ und Tierart. Nach den neuen, zum Teil an Ehrlichs Seiten- kettentheorie sich anschließenden Anschauungen Langleys^), wonach man sich die Einwirkung der Nervenendigungen auf die Erfolgsorgane durch Vermittlung chemischer Substanzen zu denken hätte, würde die Affinität des Adrenins (als fermentartigen Körpers, den E. Fischer mit dem zum Schlosse passenden Schlüssel verglich) zu entgegengesetzt gearteten „receptive substances" der betreffenden „myoneural junctions" diese Unterschiede erklären müssen. Es hat 0. B. Meyer*) gefunden, daß man die Wirkung des Adrenins und anderer peripherisch wirkender Gefäßgifte an Streifen bzw. aufgeschnittenen Ringen aus dem Tiere gelöster Gefäße beobachten kann. Auf Benetzung mit Adreninlösung zeigen solche Streifen aus größeren Arterien prompte Ver- kürzung, welche genau so lange anhält, nachläßt und schließlich einer vor- übergehenden Erschlaffung Platz macht, wie es auch an der Elutdruckkurve nach intravenöser Injektion abzulesen ist. 0. B. Meyer fand aber schon, daß auch Streifen aus der Lungenarterie sich in gleicher Weise zu- sammenziehen; dieser Befund wurde von Langendorff '') bestätigt, welcher aiißerdem die höchst merkwürdige und prinzipiell wichtige Entdeckung machte, daß Streifen aus der Koronaarterie (vom Rind) eine unzweifelhafte, oft beträchtliche Verlängerung zeigen, wenn sie mit Ad renin be- netzt werden. Derselbe Stoff also, welcher den Tonus aller übrigen Gefäße [auf die besonders geartete, neuerdings durch die Arbeiten von Ernst Weber'') klarer gewordene Stellung der Hirngefäße bezüglich ihrer Innervation kann hier nicht näher eingegangen werden] erhöht, setzt denjenigen der Gefäße, welche die Herzwandung versorgen und deren Verzweigungen im Myokard liegen, herab. Es erscheint dies äußerst zweckmäßig, insofern ja die Zu- sammenziehung der Körperarterien Verstärkung der Herztätigkeit verlangt, das Adrenin auch selbst in diesem Sinne wirkt: für die dazu nötige bessere Ernährung bzw. Blutversorgung des Myokards ist aber Erweiterung der eigenen Gefäße notwendig; Verengerung wie bei allen übrigen wäre hier unzweckmäßig. ') Journ. of Physiol. 27, 237, 1901. — ^) Ebenda 32, 401, 1905. — ^) Ebenda 33, 374, 1905 und Croonian Lecture, Proc. Roy. See. 78 B, 170, 1906. — •*) Zeit- schrift f. Biol. 48, 352, 1906; 50, 93, 1907. — ^) Zentralbl. f. Physiol. 21, 561, 1907. — *) Arch. f. Anat. u. Physiol., physiolog. Abteilung, 1906, S. 435; 1908, S. 189; 1909, S. 367; Monatsschr. f. Psych, u. Neurol. 22, 218, 1907. 138 Pupillenreaktion des Adreuins. Es sei gleich zu dem im vorigen Paragraphen Bemerkten hinzugefügt, daß nach De Bonis') die wirksame Substanz des Infundibularteils der Hypophyse auf die Koronargefäße in gleichem Sinne wirken soll wie auf alle anderen Gefäße. Die zur Erzielung merklicher Blutdrucksteigerung bei intravenöser In- jektion nötige Menge reinen Adrenins beträgt wenig über ein milliontel Gramm pro Kilogramm Tier (0,0013 mg). Am ausgeschnittenen Gefäßstreifen machen 0,0006 mg maximale Verkürzung. Obwohl es angesichts der be- deutenden Verzweigung des Gefäßbaumes nicht recht plausibel scheint, hat man darin die Andeutung gefunden, daß das Adrenin auf die ausgeschnittene, des Zusammenhanges mit höheren als den intramuralen sympathischen Neu- ronen beraubte Gefäßmuskulatur schon in geringerer Dosis wirke als auf die in jenem Zusammenhange befindliche. Ein solcher Unterschied liegt vor für die bereits im zweiten Bande erörterte, von Lewandowsky entdeckte mydriatische Wirkung. Dieselbe tritt beim intakten Säugetiere nur bei intravenöser Injektion des Adrenins ein, nicht aber bei direkter Ein- träufelung ins Auge wie bei den Mydriaticis der Atropiugruppe, noch auch bei subkutaner oder intramuskulärer Injektion. Letztere macht ja auch keine Blutdrucksteigerung; dies wird auf Verminderung der Eesorption und ^Yeiterverbreitung des Adrenins durch die von ihm selbst lokal im Injektions- gebiet erzeugte Gefäßverengerung zurückgeführt; die gelegentlich konstatierte subkutane Wirksamkeit homologer Körper (Adreualon) wird auf deren schwächere Wirkung zurückgeführt; auf eine Diskussion dieser nicht ab- geschlossenen Einzelfragen kann hier nicht eingegangen werden. Für das Säugetier zeigten nun aber S. J. Meltzer und Klara Meltzer-Auer 2)^ daß auch die Instillation und subkutane Injektion von Adrenin Pupillenerweiterung erzeugt, wenn 24 bis 48 Stunden zuvor das Ganglion cervicale siiperms exstirpiert wird. Dagegen erhält man, wie die- selben Autoren sahen 3), beim Frosch Mydriasis auch ohne diese vor- gängige Exstirpation. Anderseits hatte aber schon 1902 Wessely*) ge- funden, daß die ausgeschnittene Säugetieriris auf Adreninbenetzung sich erweitert, und 1905 •'') zeigte Ehrmann, daß der enukleierte Frosch- bulbus, bei dem durch vorgängige Belichtung der Iris ein gewisser Tonus erteilt ist, ein ganz enorm emj)f indliches physiologisches Reagens auf Adreningehalt einer Flüssigkeit ist, dessen Anwendung die Prüfung auf Blutdrucksteigerung an Bequemlichkeit und angeblich auch an Empfind- lichkeit bedeutend übertrifft. Freilich kann die mydriatische Wirkung einer organischen Flüssigkeit auf den enukleierten Froschbulbus auch von anderen darin enthaltenen Substanzen herrühren. Durch methodische Anwendung seiner Reaktion für die quantitative Adreninbestimmung fand so Ehrmann^), daß die Konzentration der Substanz im Nebennierenvenenblut des Kaninchens zwischen 1 zu 1 Million und 1 zu 10 Millionen liegt, daß Pilokarpin und Atropin, sowie auf anderem Wege erzeugte Blutdruck- änderungen auf die Sekretion derselben durch die Nebenniere ohne Wirkung sind, und daß bei verschiedenen Tierarten die sezernierte Adreninmenge der Empfindlichkeit gegen injiziertes Adrenin parallel zu laufen scheint. ') Zentralbl. f. Physiol. 23, 169, 1909. — ^) Ebenda 17, 651, 1903. — ^) Ebenda 18, 317, 1904. — *) Verh. d. 74. Naturforschervers. 1902, S. 392. — *) Arch. f . exper. Pathol. u. Pharmakol. 53, 783, 1905. — ^) Arch. f. exper. Pathol., a. a. O. Pathologische Adreninwirkungeu. 139 Eine recht eigenartige Vorstellung von der Art und Weise, bzw. dem Mechanismus, wie das Adrenin zu dem Orte seiner spezifischen "Wirksamkeit, also den „myoneural junctions" nach Langley hingelangt, hat Lichtwitz 1) auf Grund von Versuchen geäußert, bei welchen die Lösung in den Schenkel eines Frosches injiziert wurde, der nur durch den N. ischiadicus mit dem übrigen Körper in Zusammenhang stand: es trat hier binnen zehn Minuten oder mehr Pupillenerweiterung (vgl. oben), sowie die schon von Ehrmann 2) beschriebene Steigerung der Hautdrüsensekretion auf. Licht- witz glaubt, daß das übrigens ja nicht lipoidlösliche Adrenin im Nerven durch eine besondereAffinitätzu seiner Substanz entlang wandere, die chemisch (enzymatisch) mit seiner spezifischen Wirksamkeit an der Über- tragungsstelle auf den Muskel zusammenhänge. Es darf nicht verschwiegen werden, daß Meltzer^) die Angaben von Lichtwitz für unrichtig erklärt hat. Anderseits hat L e p i n e *) wohl mit Recht darauf Nachdruck gelegt, daß die Stätten der Adreninproduktion als „Nebenorgane des Sympathicus" mit den Elementen des letzteren in direktestem, räumlichem Zusammenhange stehen, so daß ein Diffundieren längs der letzteren bis zu den Endstellen an der Muskelsubstanz auch ohne Vermittlung des Blutkreislaufes recht wohl denkbar ist. Daß AdreninlösuDgen, wie ich schon vor mehreren Jahren beobachtet habe (nicht veröffentlicht), Protoplasma- und Flimmerbewegung lähmen, Amöben und Spermatozoen töten können, ist von Douglas^) beobachtet, von anderen Autoren abgeleugnet worden. Bedeutend ist die Rolle, welche das Adrenin und die innere Se- kretion des Nebennierenmarkes in der pathologischen Physiologie des Menschen zu spielen berufen ist. Es kann in dieser Beziehung nur auf die allerhauptsächllchsten in den letzten Jahren gemachten Beobachtungen und nur insoweit eingegangen werden, als sich daraus rein physiologische Gesichtspunkte, insbesondere hinsichtlich der gegenseitigen Beeinflussung der Organe im Sinne der Hormonlehre ergeben ^•). Seit Josue'') gezeigt hat, daß durch wiederholte Adrenininjek- tionen beim Kaninchen Veränderungen der Wände der großen Arterien zustande kommen können, ist die Frage, inwieweit diese mit der menschlichen Arteriosklerose verglichen werden können und inwieweit sie durch die Blutdrucksteigerung bedingt sind, in einer großen Reihe von Ar- beiten behandelt worden; im ganzen besteht jetzt die Neigung, die genannte Analogie und den Zusammenhang mit der Blutdrucksteigerung in Abrede zu stellen. Damit ist eigentlich auch die Theorie, welche Nieren Veränderungen mit vermehrter Adreninsekretion in Zusammenhang bringen will, hinfällig. Als tatsächliche Grundlage hierfür wird gewöhnlich der Befund von Schur und Wiesel'') genannt, wonach bei Exstirpation der einen Niere am Tier, also hämodynamischer und funktioneller Überlastung der andern, der Adrenin- gehalt des Blutes, bestimmt nach der Ehrmannschen Methode, vermehrt sein soll. Dieselben Autoren ^) wollen ein gleiches auch bei gesteigerter 0 Arch. f. exper. Pathol. 58, 221, 1908. — ') Ebenda 53, 137, 1905. — ^) Ebenda 59, 458, 1908. — ^) Compt. rend. de la soc. de biol. 65, 565, 1908. — *) Amer. Journ. of med. Soc. 1905, p. 114. — ®) Siehe Beitzke u. Ehrmaun, a. a. 0. — 0 Compt. rend. de la soc. de biol. 55, 1374, 1903. — ") Wiener klin. Wochenschr. 1907, S. 1202. — **) Ebenda 1908, S. 247. 140 Adrenindiabetes. Muskelarbeit (vgl. die im zweiten Bande besprochenen älteren Versuche von Abelous und Langlois und die sich daraus ergebenden Anschauungen) sowie in der Narkose konstatiert haben, indessen wird dies sowie das von den- selben behauptete Verschwinden der Chromierbarkeit der übrigen Sympathicua- nebenorgane von K. H. Kahn^) auf das bestimmteste in Abrede gestellt. Es muß auch bedacht werden, daß, wenn auch nicht direkt der innere Sekretions- vorgang, so doch der Gehalt der Niere an blutdrucksteigernder Sub- stanz, dessen Beobachtung durch Tigerstedt und Bergmann früher be- richtet wurde, sich zu bestätigen scheint, sowie daß diese, und ihre Ähnlichkeit mit der im Harn nachgewiesenen blutdrucksteigernden Substanz neuerlich von Popielski^) angegeben und als Vasohypertensin bezeichnet ist. Allen diesen Stoffen kommen auch mydriatische Eigenschaften zu, weshalb sie nicht nur beim Blutdruckversuch, sondern auch bei der Ehr mann sehen Reaktion in Frage kommen können. Die interessanteste pathologische Wirkung von Adrenininjektionen ist der von Blum ^) entdeckte, von Herter und AVakemann*) u. a. bestätigte sogenannte Adrenindiabetes. Richtiger gesagt handelt es sich um eine Glukosurie, welche beim Kaninchen schon durch subkutane, beim Hund besser durch intravenöse oder intraperitoneale Injektion nicht zu großer Adrenin- mengen entsteht und bei Fortsetzung der Injektionen leicht verschwindet; allerdings ist es Straub gelungen-''), beim erstgenannten Tier durch kontinuier- liches Einfließenlassen einer Adreninlösung 1 : 1 OüOOOO zu 4 ccm per Minute eine ständige Glukosurie hervorzurufen. Es haben ferner vor allem fran- zösische Forscher gefunden, daß auf Adrenin das Glykogen rasch aus der Leber verschwindet, was sich leicht bestätigen läßt. Auch Hyper- glykämie ist als Adreninwirkung konstatiert worden. Nun behauptete Zülzer^), daß einerseits gleichzeitige Injektion von Pankreasextrakt den Eintritt der Adreninglukosurie verhindere, und daß anderseits der Diabetes nach Pankreasexstirpation ausbleibe, wenn beide Nebennieren exstirpiert oder durch Unterbindung der Nebennierenvenen der Eintritt des Adrenins in den Kreislauf verhindert werde. Auch wollte er gefunden haben, daß überlebend durchblutete Lebern stärkere Zuckerproduktion zeigen, ebensowohl nach vor- gängiger Pankreasexstirpation, wie unter Adreninwirkung. Hieraus schließt er, daß das Nebennierensekret ein Hormon enthält, welches die Glykogenie der Leber in Gang setzt bzw. verstärkt, und daß ein anderes Hormon, welches durch die innere Sekretion des Pankreas geliefert wird, normalerweise dieser „zuckertreibenden" Funktion der Nebennieren entgegenwirke, sie gewissermaßen hemme: der Di- abetes nach Pankreasexstirpation sei gewissermaßen ein „negativer Pankreas- diabetes und ein positiver Nebennierendiabetes". Ganz dementsprechend wollten nun Waterman und Smit^) entdeckt haben, daß während der Wirkungsdauer des Cl. ßernardschen Zuckerstiches das Blut vermehrten Adreningehalt zeige. Es würde dann auch die Piqüre *) Pflügers Arcb. 128, 519, 1909. — ^) Zentralbl. f. Pbysiol. 23, Nr. 137, 1909. — ^) Deutscb. Arch. f. klin. Med. 71, 146, 1901; Pflügers Arch. 90, 617, 1902. — ") Vircbows Arch. f. patli. Anat. 169, 479, 1902. — ^) Müncb. med. Wocbenschr. 1909, Nr. 10. — ^) Zusammenf. mit Dohrn u. Marxer, Deutscb. med. Wocbenscbr. 1908, S. 1380. — 7) pflngei-s Arch. 124, 98, 1908. Beziehungen zwischen Schilddrüse, Pankreas und Nebenniere. 141 durch Nervenwirkung auf die innere Sekretion der Nebennieren die Glukosurie erzeugen. Allein ß. H. Kahn i) hat diese Angabe von Waterman und Smit nicht bestätigen können, wohl aber diejenige von Andre Mayer 2), wonach der Zuckerstich nach Exstirpation beider Nebennieren keine Glukosurie hervorruft, und zwar fand dies Kahn auch dann bestätigt, wenn er durch zweizeitige Exstirpation beim Kaninchen nach dem Vorgang von Hultgren und Anderson eine längere Lebensdauer erzielte. Anderseits'^) gaben Glässner und E. P. Pick an, daß sich durch In- jektion von Pankreassaft das Auftreten von Glukosurie nach Adreniuin jektion verhindern läßt. Noch einen Schritt weiter in bezug auf die gegenseitige Abhängigkeit der Drüsen mit innerer Sekretion führt der Befund von Kraus und Frieden- thal*), wonach bei der jetzt allgemein als „Hyperthyreoidismus" aufgefaßten Basedowschen Krankheit (s. oben) der Adreningehalt des Blutes vermehrt sein soll, was eine positive Beeinflussung der Nebennierensekretion durch die Schilddrüse andeuten würde. In der Tat ist diese dreifache Beziehung durch weitere Versuche von Eppinger, Falta und Rudinger &) beleuchtet worden. Nach diesen Autoren kann einmal auch die Schilddrüsen- exstirpation die durch Adrenininjektion sonst erzeugte Glukosurie verhindern. Anderseits kann der in Aer Kachexki strumiprira bekanntermaßen enorm ver- minderte Eiweißumsatz durch Schilddrüseufütterung sehr gesteigert werden: diese Steigerung wird durch Kohlenhydratzufuhr sofort wieder aufgehoben. Die Schilddrüsenfütterung stellt auch die glukosurische Wirkung der Adrenin- injektionen wieder her. Bei dui'ch Pankreasexstirpation diabetisch gemachten Hunden ruft subkutane oder intraperitoneale Adrenininjektion bedeutende Steigerung der Zucker- und Stickstoffausscheidung hervor, derart, daß das Verhältnis Glukose zuN bis 7 steigen kann. Wird aber Pankreas und Schild- drüse exstirpiert, so ist letzteres Verhältnis auch gesteigert bis zu 4,76, der (Hunger-) Eiweißumsatz aber viel weniger erhöht als nach bloßer Pankreas- exstirpation. Eppinger, Falta vind Rudinger schließen hieraus, daß zwischen Schilddrüse, Pankreas und „chromaffinem System" ein von ihnen auch durch ein Schema in Dreieckform graphisch versinnlichtes Verhältnis bestehe, derart, daß Schilddrüse und Nebennieren sich gegen- seitig unterstützen, während die Wirkung des Pankreas beiden entgegengesetzt ist. Dabei fördert die Thyreoidea den Eiweiß- umsatz, das chromaffine System die „Mobilisierung der Kohlen- hydrate", während das Pankreas die letztere hemmt und gleich- zeitig die Verbrennung der Kohlenhydrate befördert. Dieser Ana- tagonismus der Hormone soll aber völlig verständlich werden erst durch die Beziehungen zu den zum Teil an sich antagonistischen Teilen des Nerven- systems, im Sinne des Ehrmannschen „Neurochemisraus" : das chromaffine System steht in Beziehung zum Sympathicus, das Pankreas zum autonomen Nervensystem; zwischen diesen beiden besteht nach Langley ') Pflügers Arch. 128, 519, 1909. — '^) Compt. rend. de la sog. de biol. 65, 1123, 1906. — ^) Münch. med. ■Wochensch. 55, 932; Berl. klin. Wochen^chr. 45, 982, 1908. — ") Berl. klin. Wochenschr. 1908, S. 1710. — ^) Zeitschr. f. klin. Med. 66, 1, 1909; 67, 380, 1909. 142 Pankreas- und Duodenaldiabetes. ein Antagouismüs sowohl in bezug auf die Erfolgsorgane, als auch in bezug auf die Reaktion auf Pharmaka. 0. Löwi^) hatte angegeben, daß beim Pankreasdiabetes der Säugetiere Adrenalininjektion auch ohne Exstirpation des obereren Cervicalganglions mydriatisch wirkt, was auf einen gesteigerten Erregungszustand des Sympathicus zu beziehen wäre. Nach Eppinger, Falta und Rudinger hebt aber bis zu einem gewissen Grade Pilokarpin die glukosurische Wirkung des Adrenalins bei normalen Tieren auf, Atropin bringt sie dagegen nach Schilddrüsen- exstirpation wieder zum Vorschein. 4. Pankreas. In den soeben erörterten Veröffentlichungen der beiden letzten Jahre, deren Bestätigung und eventuelle Berichtigung in ihren Einzelheiten natürlich abzuwarten bleibt, sind auch neue Anschauungen über die Bestimmung des oder der Hormone des Pankreas unter physiologischen Verhältnissen enthalten; auf den Ausfall dieser Hormone bzw. das Überwiegen sonst durch sie gehemmter anderer „neurochemischer" Wirkungen wird der nach totaler Pankreasexstirpation auftretende Diabetes zurückgeführt. Es darf aber nicht unerwähnt bleiben, daß die Entstehung dieses Diabetes auf dem angegebenen Wege nicht die Zustimmung aller Forscher gefunden hat. Ins- besondere ist es Pflüger, welcher, in eifriger Polemik mit Minkowski be- griffen, die Forderung aufgestellt hat, daß alle sonstigen durch die Panki-eas- exstirpation gesetzten Schädigungen aufs genaueste berücksichtigt werden müsser, ehe ein endgültiges Urteil abgegeben wird ^). Insbesondere fand er, daß beim Frosch Exstirpation des Duodenum Diabetes hervorruft, woraus er die Beteiligung von Nervenläsionen bei der Entstehung des Pankreas- diabetes herleiten zu können glaubte. Die Existenz und Bedeutung eines Duodenaldiabetes spezifischer Art ist indessen, insbesondere für den Warm- blüter, zweifelhaft 3). Anderseits haben die Versuche, experimentellen und menschlichen Diabetes durch Einverleibung von Pankreassubstanz in irgend- welcher Form zu beeinflussen ungeachtet mancher positiven Angaben für das Tierexperiment [Capparelli*), Vahlen ^), ZülzerJ, bisher keine praktischen Ergebnisse zutage gefördert. 5. Milz und Darmschleimhaut. Die aktivierende Einwirkung von Milzinfusen auf das Zymogen des Pankreas, welche Schiff und Herzen behauptet und auch Gley und Pachon zuletzt bestätigt hatten, soll nach den Versuchen von Prym ^) auf Bakterien- wirkung beruhen; auch der mehrfach behauptete Einfluß der Milz auf die Gallensekretion der Leber soll nach Paul es co '^) nicht existieren, indem dieser ') Arch. f. exper. Pathol. 59, 83, 1908. — *) Siehe Pflüger in Pflügers Arch. 106, 181, 1905; 108, 115, 1905; Minkowski, Arch. f. exper. Pathol. 53, 331; Pflüger, Pflügers Arch. 110, 1, 1905. — =*) Siehe Pflüger, Pflügers Arch. 118, 267, 1907; 122, 267, 1908; 123, 323, 1908; 124, 1 u. 529, 1908; Minkowski, Arch. f. exper. Pathol. 58, 271; Ehrmann, PflügersArch. 121, 237, 1908; Eosen- herg. Pflügers Arch. 121, 358, 1908. — ") Biol. Zentralbl. 1892, Nr. 18 u. 19. — =') Zeutralbl. f. Physich 22, 201, 1908. — «) Pflügers Arch. 107, 599, 190''. — 0 Compt. rend. 141, 846, 1905. Sekretin. — Thymusextrakte. 143 Autor keinen Einfluß der Milzexstirpation auf die Zusammensetzung der Galle beim Hunde fand. Dagegen hat die Annahme der Produktion eines die Sekretion der Verdauungssäfte anreizenden Hormones von Seiten der Darmschleimhaut eine Anzahl von Anhängern gewonnen: Bayliss und Starling^) haben zuerst gezeigt, daß durch Extraktion der Dünndarm- schleimhaut in salzsaurer Lösung ein Produkt erhalten wird, dessen intravenöse Injektion das Pankreas zu kräftiger Sekretion anregt; solche Anregung findet auch durch Einbringung von Salzsäure in das Jejunum nach Aufhebung aller nervöser Verbindungen mit dem Duodenum statt, ist also chemischer Natur; der Stoff, den die Autoren Sekretin nennen, wird im Darm aller untersuchter Säugetierarten gebildet und entsteht vermutlich aus einer Vorstufe, dem Prosekretin; seine Wirkung darf nicht mit derjenigen der Enterokinase ver- wechselt werden, die im Darmsaft in das intestinale Lumen ausgeschieden wird. Der unter der Einwirkung des Sekretins ausgeschiedene Pankreassaft ist nämlich in proteolytischer Hinsicht noch inaktiv und wird erst durch die Enterokinase aktiviert. Bayliss und Starling gegenüber hat Popielski^) zu zeigen sich bemüht, daß aus Wittepepton (Proteosengemisch) mittels Salz- säure gewonnenes Pepton, intravenös injiziert ebenso wie Darmextrakt Pankreassekretion hervorrufe; der positive Ausfall des Versuches der genannten Autoren, durch Einbringung von HCl in den entnervten Darm Pankreas- sekretion anzuregen, beruhe auf mechanischer Auspressung von Mageninhalt ins Duodenum, wo er reflektorisch wirke; die Pankreassekretion werde reflek- torisch durch den ins Duodenum eintretenden, die dort befindlichen Nerven- enden chemisch reizenden Mageninhalt, nicht aber durch ein spezifisches Hormon in Gang gesetzt. Die Weiterentwickelung dieser Frage bleibt wohl abzuwarten. 6. Thymus. Nach R. Popper 2) beruht die bei Injektion von Thymusextrakten ins Blut erhaltene Blutdrucksenkung auf intravaskuläre Gerinnung erzeugenden Stoffen (wahrscheinlich Nukleoproteiden) und ist keineswegs spezifisch. Nach Gouin und Andouard-*) ruft die subkutane Injektion größerer Mengen Tliymusextrakt beim Kalb starke Diurese hervor. K. Basch^) fand bei jungen Hunden nach Exstirpation der Thymus außer Störungen des Knochenwachstums eine sich vom zweiten Lebensmonat ab entwickelnde Übererregbarkeit der peripheren Nerven, die beim N.medianus mit einer Tendenz zur sogenannten Umkehr der Zuckungsformel einhergehen soll. Merkwürdigerweise will derselbe Autor eine solche Übererregbarkeit an unversehrten Tieren auch durch .Injektion von Thymusextrakt erhalten haben. Die Versuche bedürfen jedenfalls der Nachprüfung, und es muß sich zeigen, wie weit es sich bei den hier berichteten Resultaten und den so sehr von- einander abweichenden Berichten der Experimentatoren über die Erfolge der Thymusexstirpation, sowie der Kliniker über Befunde bei Thymusatrophie um ') Journ. of Physiol. 28, 325, 1902; 29, 174, 1903; Proc. Royal See. 73 B, 210, 1904. — *) Zentralbl. f. Physiol. 19, 801, 1906; Pflügers Ai-ch. 120, 451, 1907; 121, 239, 1908. — ^) Sitzungsber. d. Wien. Akad. d. Wiss., math.-naturw. Klasse, Abt. 3, 114, Juni 1905. — ") Compt. rend. de la soc. de biol. 60, 342, 1906. — ") Jahrb. f. Kinderheilk. 68, 668, 1908. 144 Ovarium uud Brustdrüsenfunktion. triftige Gründe dafür handelt, daß dieses Organ neben seiner unzweifelhaften hämopoietischen im heranwachsenden Alter auch noch hormonbildende Funk- tionen hat. Wo Epithelkörper in die Thymus eingebettet sind, dort muß bei den Folgen der Thymusexstirpation natürlich auch an diese gedacht werden, 8. oben. 7. Keimdrüsen. Hier wäre zu erwähnen, daß L. Zuntz ^) in einzelnen Fällen einen herab- setzenden Einfluß der Kastration auf den respiratorischen Stoff- wechsel auch beim Menschen fand, während er Einwirkungen der Men- struation auf denselben vermißte ^). Es ist bekannt, daß die Entwickelung der weiblichen Brust- drüsen erst mit der Pubertät, d. h. der einsetzenden Tätigkeit der Keim- drüsen beginnt, daß jede Menstruation eine leichte Vergrößerung dieser Organe mit sich bringt, und daß während der Schwangerschaft bedeutendes Anwachsen mit den histologischen Veränderungen, die die Vorbereitung zur Sekretionstätigkeit bilden, stattfindet. Mit der Geburt, auch bei vorzeitiger Unterbrechung der Schwangerschaft in ihren späteren Stadien, tritt dann die letztgenannte Tätigkeit ein. Es ist lange bekannt, daß Kastration zu jeder Zeit dieses Zyklus die betreffenden Veränderungen der Brustdrüsen inhibieren kann. Daß Transplantation der Ovarien sie wiederherstellt, sahen unter anderen Knauer und Ribbert in ihren bereits im zweiten Bande zitierten Versuchen. In weiterer Verfolgung der Frage, wie sich die innere Se- kretion der Keimdrüsen an diesen Vorgängen beteiligt, fand nun Starling^), daß Kastration weiblicher Kaninchen in der ersten Hälfte der Trächtigkeitsdauer einfach zur Involution der Mammae ohne Milchbildung führte. Erfolgt dagegen die Unterbrechung in der zweiten Hälfte der Ge- station, so hörte auch die Drüsenentwickelung auf, allein binnen zwei Tagen ließ sich Milch aus den Zitzen pressen. Es handelt sich um einen „Reiz- stoff', welcher aus dem befruchteten Ei stammt und mit dem Wachs- tum des Fötus in steigender Menge geliefert wird; derselbe setzt die dem Zellwachstum und der Zeilproliferation in der Drüse dienen- den Vorgänge in Bewegung, hemmt aber die zur Milchsekretion führenden, welche ja von den ersteren gänzlich verschieden sind. Es handelt sich dabei um diffusible und bis zu gewissem Grade hitzebeständige Bestandteile der Fötalextrakte. AVerden solche, wie Starling und Miss Lane-Claypon'*) fanden, wochenlang hindurch virginellen Kaninchenweibchen eingespritzt, so tritt bedeutendes Wachstum von deren Brustdrüsen mit Vorbereitung zur Sekretion auf. Extrakte von Uterus und Plazenta haben diese Wirkung nicht. Anderseits üben auch nach den Versuchen von E. Martin'') Injektionen von Plazentarsubstanz, in der man ja mancherlei Fermente usw. hat nach- weisen können, keine spezifische bzw. toxische Wirkung aus. Das gleiche scheint auch für Uterusextrakte zu gelten. ') Arcb. f. Gynäkol. 78, 106, 1906; Arch. f. Anat. u. Physiol., physiol. Abt., 1906, S. 393. — "0 Deutsch. Zeitschr. f. Chirurgie 95, 250, 1908. — ^) Zentralbl. f. Pbysiol. 21, 487, 1907. — ") Proc. Royal Sog. 77, 505, 1906. — ^) Monatsscbr. f. Geburtsb. u. Gynäkol. 24, 590, 1907. üvarialextrakte. 145 Daß experimeutelle l'^xstirpation des Uterus die Funktion der Ovarien nicht stört, haben schließHch Mandl und Bürger, Keitler so- wie Burkhard ^) gezeigt. Die physiologischen Wii'kungen von Ovarialextrakten hat Lambert ^) untersucht und lähmende Beeinflussung der Herz- und Atmungsbewegungen gefunden. Im übrigen aber harrt die Weiterbearbeitung der Lehre von den Hormonen der Keimdrüsen noch sehr insbesondere ihrer chemischen Bearbeitung. Dasselbe gilt auch für die immer wieder auftauchenden Angaben über Be- ziehungen von Schilddrüse und Nebenniere zu den Geschlechtefunktionen. ') Zeitschr. f. Gynäkol. 58, 63, 1907. Daselbst Literaturangaben. — ^) Compt. rend. de la soc. de biol. 62, 18, 1907. Nagel, Physiologie des Menschen. Ergäuzuugsbaud. jq Nachtrag zu Die Absonderung des Hauttalgs von R. Metzner 0- Nach Abschluß des Druckes der vorstehenden Abteilung erschien eine Abhandlung von A. Buschke und Arth. Fränkel (Berl. klin. Wochenschr. 1905, Nr. 12, S. 318 ff.). „Über die Funktion der Talgdrüsen und deren Beziehungen zum Fettstoffwechsel". Die Autoren vermochten durch wieder- holte, mit Vorsicht ausgeführte Physostigminvergiftung eine relativ sehr reichliche Absonderung der Meibomschen Drüsen bei Kaninchen und nament- lich bei Meerschweinchen hervorzurufen. Hatte die Vergiftung einen solchen Grad erreicht, daß fibrilläre Muskelzuckungen und verstärkte Darmperistaltik auftraten, dann war die verstärkte Sekretion meist gut zu beobachten — unter günstigen Umständen sahen sie das Sekret in feinen weißen Strahlen in die fränenflüssigkeit hineinschießen. Die verstärkte Absonderung ist daher wohl zum größten Teile eine indii-ekte , auf die Tätigkeit der als Expressores sebi wirkenden, früher hier geschilderten Muskeln zurückzuführen. Buschke und Fränkel fanden nun bei ihi'en histologischen Untersuchungen Anhaltspunkte für die Auffassung, daß auch in diesen Drüsen (vgl. oben Bürzeldrüse j eine Sekretion von Fett durch die Zellen stattfinde; granuläre Vorstufen mit nur geringer P^ettreaktion , sowie Übergänge der Körner zu Fetttröpfchen ließen sich beobachten. Erst mit dem Konfluieren dieser Tröpfclien treten die Degene- rationserscheinungen der Zelle und ihres Kernes zutage. Ihre nach dem Vor- gange von Plato und Röhmann ausgeführten Fütterungsversuche mit Sesamöl usw. ließen in 7 von 38 Versuchen eine positive Reaktion des aus- geschiedenen Sekretes erkennen, so daß die Verff. die Möglichkeit einer Aus- scheidung von Nahrungsfett durch die Meibomschen Drüsen nicht von der Hand weisen ; sie glauben aber nicht, daß eine solche für die gewöhnlichen Ernährungsverhältnisse in Betracht komme. Die au der Bürzeldrüse ge- wonnenen Ergebnisse können daher hiernach nicht ohne weiteres auf die Talgdrüsen der Säuger übertragen werden. *) Vorstehender Nachtrag hätte eigentlich am Schlüsse des Kapitels „Hauttalg" angefügt werden sollen, wurde aber nicht mehr rechtzeitig eingeliefert und mußte daher dem Ergänzungsbande beigefügt werden. Es war dem Verfasser leider nicht möglich, die seit dem Erscheinen des Handbuches schon wieder stark angeschwollene Literatur für den „Ergänzungsband" zu bearbeiten. Druckfehlerberiehtig'ung'en. Band II. Abschnitt: Die Absonderung und Herausbeförderung des Harnes, von R. M e t z n e r. S. 252, Zeile 2 v. unten lies: Grijns statt Griyns. S. 307, Figurenerklärung 110 u. 111 lies: Vergr. 1:2,6 statt 1:26. S. 316, Fußnote 1 lies: Arch. f. Anat. (u. Physiol.) 1902 statt Arch. f. Anat. u. Physiol. 1902. S.317, Fußnote 1 lies: Anat. Anzeiger 11, Nr, 22, 1896 statt 2, Nr. 22, 1895. Abschnitt: Histologische Veränderungen der Drüsen, von R. Metzner. S. 902, Fußnote 2: S. 158 statt 150. S. 916, Zeile 10 v. oben: Dr. E. Knoche statt H. Knoche. S. 952, Zeile 2 v. unten: kein statt ebensowenig .... bis „Palatinaldrüsen". S. 994, Figurenerklärung 193b: (metachr.) statt enfachr. S. 1000, Fußnote 2: Journ. of Physiol. 6 statt 5. Band III. Abschnitt: Die Wirkungen des Lichtes auf die Netzhaut, von W.Nagel. S. 102, Zeile 8, muß es heißen: Die elektromotorische Kraft des Ruhestromes beträgt bei den dunkel gehaltenen Froschaugen 0,0056 bis 0,017 Volt (Himstedt u. Nagel). Abschnitt: Gehörssinn, von K. L. Schaefer. S. 531, Fußnote, Zeile 9 v. unten: 1886 statt 1866. S. 569, Zeile 14 15 muß es heißen: .... die Verschlußplatte des ovalen Fensters .... statt runden Fensters. Abschnitt: Geschmackssinn, von W. Nagel. S. 635: Die Tabelle nach Valentin enthält eine sinnentstellende Zeilen- verschiebung, sie muß folgendermaßen lauten: 10* 148 Druckfehlerberichtigungen. Gesamtmenge Absoluter SchmeckstofF Prozent- gehalt der geprüften Flüssigkeit ccm Gehalt der Lösung g Bemerkungen Zucker .... . 1,2 20 0,240 eben erkennbar l 0,47 1,5 0,007 deutlich, aber Kochsalz .... schwach 0,2 12 0,024 äußerst schwach Schwefelsäure (wasserfrei) . . 0,001 — — eben erkennbar Chininsulfat r 0,003 — — deutlich (wasserfrei) ■ i 0,0001 — — höchstens eine Spur SACHREGISTER zu Band I bis IV und zum Ergfänzung^sbande. A. Abdominaler Atemtypus I, 12. Abducens III, 328. Abducenskern IV, 317. Aberration, chromatische III, 69. — , sphärische III, 70. — , astigmatische III, 72. Abklingen der Lichtempfindung III, 227, 231. — positiver Nachbilder III, 228. — der Tonempfindung III, 505. Abrin I, 613, 627. Absolute Muskelkraft IV, 441. Absolutes Gehör oder Tonbewußtsein III, 540. Absonderung, innere II, 1 ff. — , Mechanismus II, 744 ff. Absorption der Gase in Flüssigkeiten I, 57. — farbigen Lichtes im gelben Fleck III, 157. Absorptionskoeffizient I, 59. — , Abhängigkeit von der Temperatur l, 60. — für Blut und Plasma I, 62. Absorptionsspektrum des Hämo- globins E.B., 39. — des Methämoglobin E.B., 46. — des Hämochromogens E.B., 49. — des Hämatins E.B., 50. Absterben des Muskels IV, 462, 497. Abwechselung, Voltasche IV, 950. Acceleration des Herzschlages bei Muskeltätigkeit I, 286. Acceleratoren des Herzens I, 260, 265. Accessorius IV, 322, 716. Accommodation des Auges III, 49, 54. — , Umfang III, 57 ; Zusammenhang mit Konvergenz und Pupille 62, 67; Ein- fluß auf Tiefenwahrnehmung III, 376; Mikropsie bedingend III, 389; Mechanismus, Theorie III, 54; bei Aphakie III, 68; Vergleichendes 111,68. Accommodation der Atemgröße an den Stoffwechsel I, 168. Accommodationsbreite III, 58. — , relative IH, 320. Accommodationsfleck III, 68. Accommodationskraft III, 58, 62. Accommodationsphosphen III, 68; E. B., 99. Acetessigsäure im Harn II, 375, 384, 461. Aceton im Harn II, 375, 461. Achromasie des Auges III, 69. Ach'romaten III, 189. Acidität des Magensaftes II, 546. Acinöse Drüsen II, 913. Adaptation des Auges III, 168. Adaptationserscheinungen beim Temperatursinn III, 670. Addisons Krankheit II, 18. Adenin II, 361. Aderfigur von Purkinje III, 106. Aderhaut, Ernährung III, 451. Adrenalin II, 34; E.B., 132, 134, — , Gefäßeinwirkung I, 309. — , Wirkung auf Coronararterien E. B., 137. Adrenin E.B., 132, 134. — , mydriatische Wirkung E.B., 138. Aquivalenzverhältnis der Nah- rungsmittel I, 357. Aeroplethysmograph I, 16. Asthesodische Substanz des Rücken- marks IV, 364. Atherschwef elsäuren im Harn II, 368. After, Verschluß n, 641. — , Tonus beim Hund ohne Rücken- mark IV, 352. Ageusie III, 638. Agglutinierende Stoffe im Ei 11, 56. Agglutinine I, 655; E.B., 67. Aggressine I, 644. 150 Sachregister. Agraphie, Alexie IV, 119. Aichung eines Spektrums III, 119. Aichwerte III, 119. Akapnie I, 215. Akk . . . s. Acc ... Akromegalie 11, 16; E.B., 130. Aktionsstrom des Muskels IV, 528. — bei Reflexbewegung IV, 224, 536; bei Strychnintetanus IV, 539 ; des Nerven IV, 882 ; ohne Aktion IV, 935 ; beim markhaltigenWarmblüternerven IV, 889; bei physiologischer Reizung IV, 89 1 ; am mavklosen Nerven IV, 893 ; am polarisierten Nerven IV, 959; in der Narkose IV, 944; der Netzhaut in, 102. Akumeter III, 586. Akustik der Stimmlaute IV, 772. Albuminurie in der Schwangerschaft II, 125. Albumosen, Giftigkeit II, 533. — , Resorption II, 621. Aldehydase II, 452. Alexiue I, 648. Algesimetrie lU, 696; E.B., 121. Alkalesceuz des Blutes E.B., 5. Alkalien, Wirkung auf Protoplasma- bewegung IV, 658. — , Flimmerepithel IV, 688. — im Stoffwechsel I, 516. Alkaptonsäuren im Harn II, 378. Alkaptonurie II, 480. Alkohol im Stoffwechsel I, 437. Allantoin II, 361. Alles- oder Nichtsgesetz am Herzen I, 235; am Nerven IV, 947. Alterationsstrom (V erletzungsstrom) IV, 523, 863. Alternative, Voltasche IV, 950. Altstimme IV, 747. Alveolenluft I, 138. Amboceptor I, 650. Ametropie III, 48. Aminosäuren im Magen als Abbau- produkt des Eiweiß II, 549. Ammoniak in der Atmungsluft (?) I, 345; im Harn II, 343; im Blut II, 483; E.B., 65; im Pfortaderblut E.B., 66. Amnesie IV, 115. Amusie IV, 125. Amöben, Ernährung und Verdauung IV, 636. Amöboide Bewegung IV, 633; E.B.,60. der Blutplättchen E.B., 64. — der Nervenzellen (?) IV, 53. Amphiarthrosen IV, 575. Ampullen (Labyrinth) III, 780. Amyloidkörper der Prostata II, 62. Anämie I, 743. Analyse der Klänge, mathematische III, 512. — — — , physikalische III, 514. , physiologische III, 515. Anektasie I, 6. Anelektrotonus; zeitliche Verhält- nisse IV, 963. Anfangstetanus IV, 456. Anfangszuckung IV, 457. Anisotrope Substanz IV, 429. Anklingen der Lichtempfindung III, 227. Tonempfindung III, 504. Anomale trichromatische Systeme III, 125. — Farbenschwäche bei diesen III, 126. — Steigerung der Kontrasterscheinun- gen III, 127. Anorthoskop III, 373. Anosmie III, 593. — durch Ermüdung III, 613. Gymnema III, 610. Wasser III, 602. — , partielle III, 610. Ansatz von Eiweiß I, 480. Fett I, 509. — — Kohlehydi-aten I, 495. Ausatzrohr im Stimmapparat IV, 753. Anteflexio uteri II, 110. Antialbumid II, 555. Antiamboceptoren I, 654. Antienzyme I, 638. Autiferment gegen Pepsin II, 533. Antigene I, 610. Antikörper I, 610. Antikrotin im Magen II, 533. Antipepton II, 578. Antiperistaltik II, 606, 638. Antiseptische Wirkung des Magen- saftes II, 557. Antitoxine, Entstehung I, 620. — im Blutplasma E. B., 67. — , Spezifität I, 621. Antitrypsin II, 596. Anus, Sphinkter II, 640; Tonus IV, 99, 352. Aphakie III, 68. Aphasie IV, 112. Aphouische Laute IV, 769. Aplanasie des Auges III, 70. Apnoe I, 47. — , fötale I, 34. Apperzeptionszeit der Hautempfin- dungen III, 708; E.B., 123. Appetitsaft des Magens II, 534. Arabinose I, 435. Arbeit des Muskels bei Zuckung IV, 442. Sachresister. 151 Arbeitssammler IV, 444. Arginase II, 598. Arginin II, 483. Argon im Blute I, 117. Aristoteles' Versuch III. 7'29. Arterielles, venöses Blut, s. Blut E.B., 6. Arterien I, 729, 776, 797. — , Elastizität I, 729. Arterin I, 93; E.B. 54. Arthrodie IV, 576. Asparagin I, 429. Asphyxie I, 51. Aspiration des Thorax I, 7, 9, 22. Assimilation und Dissimilation im Herzstoffwechsel I, 244. Assimilatorische Wirkung des Lichtes III, 145. Assoziationsbahnen im Gehirn IV, 168. Eückenmark IV, 369. Assoziationsfelder (Binnenfelder) der Hirnrinde IV, 132, 136. Assoziationszentrentheorie (Flechsig) IV, 137. Astasie, Ataxie, Atonie (Kleinhirn) IV, 200. Astigmatismus der Hornhaut III, 72. — bei schiefer lucidenz III, 73. — durch Zentrierungsfehler III, 75. Ataxie bei cerebellai-en Störungen IV, 200. Atelektasie I, 6. Atena siehe auch Atmung. Atembewegungen I, 1. — , begleitende I, 25. Atemgeräusche I, 27. Atemmuskeln I, 7. Atemmuskulatur, absolute Kraft I, 29. — , Innervation I, 29. Atempause I, 15. Atemvolum I, 17. Atemschreiber I, 16. Atmung siehe auch Atem. — , Dannatmung I, 218. — , fötale I, 219. — , Hautatmung I, 217. — , innere I, 181. — , innere, Anteil der Lunge I, 187. Atmungsdruck I, 23. Atmungsfrequenz I, 14. Atmungshemmung durch Gerüche I, 37; III, 618. Atmungsmechanik I, 2. Atmungsref lexe I, 36, 45. Atmungstypen I, 12. Atmungszentrum I, 29, 31; IV, 334. — , Automatie IV, 341. Atmungszentrum, Beteiligung des Kückenmarkes IV, 339. Atrien I, 805. Atrioventrikularklappen 1, 845. Atropin, Wirkung auf Speicheldrüsen II, 681; auf Schweißdrüsen II, 414; auf Magendrüsen 11, 538; auf die Nieren II, 279; auf die Iris und den . Ciliarmuskel III, 88; auf die Nerven glatter Muskeln IV, 547; auf den Hei'zvagus I, 265. Aubertsches Phänomen III, 361. Aufhellen des Blutes E.B., 32. Aufsaugung II, 607. — , Theoretisches II, 877. Augapfel, Drehpunkt III, 292. — , Formen III, 285. Auge, Binnendruck III, 465. — , Drehpunkt III, 292. — , Drehungsgesetze III, 309. — , Ernährung und Zirkulation III, 438. — , Gestalt III, 285. — , Lagerung III, 284. — , Nerveneinfluß III, 446, 452. Augen und Augenmuskelregion |der Hirnrinde IV, 69. Augenbewegungen III, 283, 307. — , Achsen III, 284. — bei Kindern III, 325. — , Hemmungsvorrichtungen III, 290. — , Innervation III, 325. — , ungewöhnliche III, 321. — , Zentra auf der Hirnrinde beim Hund IV, 29; beim Menschen 97. Augenbrauen III, 469. Augenhöhlendrüse II, 938. Augenleuchten III, 89. Augenlid, Drüsen II, 386. Augenlider III, 469. Augenmaß III, 380. — im indirekten Sehen III, 383. — , Täuschungen III, 384. Augenmuskeln III, 287. — , Ansatzpunkte III, 289. — , Drehungsachsen III, 284. — , Nerven III, 325. — , Wirkung III, 296. Augenmuskelkerne III, 326. — , Beziehungen zur Großhirnrinde III, 331. — , — zum Opticus III, 329. Augenspiegel III, 89. Ausatmung I, 10. Ausgaben des Körpers I, 336. Ausnutzung der Nahrung II, 655. Ausscheidungen, Theoretisches II, 877. Ausscheidungsprodukte I, 337. Austreibungsperiode II, 142. 152 Sachregister. Austrittspupille III, 80. Autodigestion der Leber II, 472. Autokinetische Empfindungen III, 374. Autolyse der Leber II, 472. Automatie der Nervenzentren IV, 292. — der Atmung I, 33. — des Herzens I, 223. — , subsidiäre IV, 13. Autonome Nerven (Sympathicus) IV, 394. Autonomes Nervensystem IV, 308. Autophonie III, 561. Autoregulation des Kreislaufes I, 318. Autoskopie des Kehlkopfes IV, 721. Auxotonisches Verfahren IV, 437. Axialstrom IV, 864. Axillartemperatur I, 558. Axon IV, 211. Axoureflex (Langley) IV, 802. B. Bad, Wirkung auf die Temperatur I, 570. Bahnung (Großhirn) IV, 51. — der Beflexe IV, 277, 279. Baktericidie I, 645; II, 660. Bakterien im Darmkanal II, 659. Balken IV, 174. Baßstimme IV, 747. Bathmotrope Nervenwirkung im Herzen I, 260, 270. Bauchpresse I, 10. Bauchreden IV, 752. Bauchspeichel II, 730. — , Fermente II, 731. Bauchspeicheldrüse siehe Pankreas II, 570. Bauchsympathicus IV, 406. Becherzellen II, 916. Becken als Geburtsweg II, 136. Becquerelstrahlen, Sichtbarkeit III, 266. Befruchtung II, 55, 106. — , Ort der II, 107. -, Zeitpunkt der II, 108. Begattung, Einfluß auf Eilösung II, 101. Begattungsreflexe II, 78. Belegzellen (Magen) II, 532. Bellsches Gesetz IV, 309. — Phänomen (Auge) III, 471. Benhamsche Scheibe III, 245. Benzoesäure im Harn II, 366. Bergkrankheit I, 215. Bernsteinsäure iiii Harn II, 375. Beschleunigungsempfindung III, 749. Beugemuskeln,Ritter-Bollet sches Phänomen IV, 519. Bewegungsempfindung III, 748. — , optische III, 365. — , Schwelleuwerte III, 750, 753. — , Theoretisches III, 758. Bewegungslehre, spezielle IV, 564. Bewegungsnachbilder III, 370. Bewegungswahrnehmung, optische III, 365. — im indirekten Sehen III, 366. Bifurkaturluft I, 140. Bilanz des Stoffwechsels I, 354. Bildgröße III, 33. Bildtiefe III, 80. Bilirubin II, 493. — , Derivate II, 495. Binnenfelder (Hirnrinde) IV, 132. Binoculare Farbenmischung III, 433. — Helligkeitsempfindung III, 437. Binocularsehen III, 393. Blählaute IV, 731, 752, 758. Blase s. Harnblase (II, S. 300if.). Blaublindheit III, 166. Bleichungswerte spektraler Lichter III, 186. Blickebene, Blickfeld, Blick linie, Blickpunkt III, 299. Blickfeld, monoculares III, 362. — , binoculares III, 363. Blinddarm II, 631. Blinder Fleck III, 105, 194, 358. Blinzeln III, 470. Blockfasern im Herzen I, 259, 811. Blockierung der Leitung im Herzen I, 258, 271. Blut, Menge I, 741; E.B., 19; Einfluß der Menge auf Harnabsonderung 11, 253; Blutentziehung I, 741; Blut- transfusion I, 741 ; Morphologie und Chemie E.B., 1; Geruch, Geschmack E.B., 3; Dichte E.B., 3; Reaktion und ihre Abhängigkeit von verschie- denen Umständen E.B., 5; Aufhellung E.B., 33; arterielles, venöses E.B., 6; Blutgerinnung E.B., 6; Blutkuchen E.B. , 7; Serum E.B., 7; deflbri- niertes E.B., 7; Formelemente E.B, 22; prozent. Zusammensetzung E. B., 81; in verschiedenen Lebensaltern E.B., 84; Enzyme E.B., 67, 68, 70; Konsistenz I, 768; Viskosität I, 768; E.B., 13. Blutcapillaren I, 760. Blutdruck I, 680, 688, 729, 772: in Arterien I, 776; in den Capillaren I, 778; in den Venen I, 780; Messungs- methoden I, 697 ; Messung beim leben- den Menschen I, 702; Einfluß des Sachregister. 153 Zentraluervensystems I, 313; IV, 343; des Sympathicus IV, 401, 406; Einfluß von Nebennierenpräparaten II, 35 und E.B., 132; von Hypophysen Präparaten II, 17; E.B., 129; in den Penis- arterien bei der Erektion II, 69. Blutegelextrakt E.B., 12. Blutfarbstoff (s. a. H ämoglobin ) E.B., 34. Blutgase, Gewinnung durch Aus- pumpen I, 220; im Arterienblut I, 79; im Venenblut I, 80; und respi- ratorischer Gaswechsel I, 54. Blutgefäßbahn, Gesamtquersohnitt I, 759. — , Widerstände I, 758. Blutgefäße, Elastizität I, 729. — , Tonus I, 733. Blutgerinnung E.B., 6, 71. — , Bedeutung des Kalks E.B., 73. — bei Vögeln E.B., 75. — , Chemisches E.B., 72. — , Theorien E.B., 74, 75. — , Bedeutung der Blutplättchen E.B., 76. — , hemmende Stoffe E. 15., 77. — , Antithrombine, AntikinasenE. B.,77. Blutkörperchen, rote, Erythrozyten E. B., 22; Größe, Zahl E. B. , 23; Zählungsmethode E.B., 24; Einfluß des Höhenklimas auf die Zahl E.B., 27; osmotische Eigenschaften II, 828 E.B., 29; Auflösung E.B., 33 Quellung, Schrumpfung E.B. , 29 Permeabilität 11, 828; E.B., 31 Sichtbarkeit der Strömung in der Netzhaut E.B. , 91; weiße (s. auch Leukocyten) E.B., 58. Blutplättchen E.B., 63. — , amöboide Bewegung E.B., 64. — bei der Blutgerinnung E.B., 64, 76. Blutplasma E.B., 64. — , Zusammensetzung E.B., 64, 82. — , Gefrierpunktserniedrigung E.B., 65. — , Eiweißkörper E.B., 66. Blutserum. — , Zusammensetzung E.B., 64, 81. — , Gefrierpunktserniedrigung E.B., 65. — , Eiweißkörper E.B., 66. — , Präzipitine, Hämolysine E. B., 67. — , Farbstoff E.B., 70. Blutsverwand tsc-haft, Nachweis E.B., 68. Bogengänge III, 780. — , Beziehungen zur Schall-Lokalisation III, 579. — , Wirkung der Eeizung III, 787. — , Ausschaltung III, 786. Brechakt II, 530. Brechungsindices des Auges III, 39. Breitenwinkel III, 396. Brennpunkt III, 32, 47. — , Brennlinien bei Astigmatismus III, 72. Bronchialatmen I, 28. Bronchialmuskeln I, 28. Bronchien, Zusammensetzung der Luft I, 140. Brondgeestscher Versuch IV, 327. Brown-Sequard tsche Lähmung IV, 382. Brunst II, 104. Bruststimme IV, 739. Bürzeldrüse II, 389. Bulbus s. Augapfel. Burdachscher Strang IV, 367. Buttersäuregärung II, 661. c. Ca . . ., Co . . . siehe auch Ka . . ., Ko . . . Caerumen II, 397. Calcium, Stoffwechsel I, 531. — , Wirkung aufs Herz I, 248. — , Bedeutung für Gerinnung von Blut E.B., 73. Camera acustica (Ewald) III, 572. Capillaren I, 760, 778; Änderung des Lumens I, 289. Capillarkreislauf , entoptisch sicht- bar E.B., 91. Oapsiüa interna IV, 173. Carbaminsäure II, 350. Cardiographie I, 717. Cardiopneumatische Bewegung I, 25. Carnin IV, 469. Casein II, 184. Castration II, 41, W2. Ce . . ., Ci . . ., Cy . . . siehe auch Ze . . ., Zi..., Zy... Cellulose, Stoffwechsel I, 434. — - und Kot II, 649. Central . . . siehe Zentral . . . Centrum ano-spinale IV, 352. — genitospinale IV, 353. — vesico-spinale IV, 350. Cerebrin IV, 813, Cerumen 11, 397. Charniergelenke IV, 578. Chemotaxis der Samenfäden II, 54, 55. Chenochol säure II, 472. Cheyne-StokesschesPhänomeu 1,52. Chiasma IV, 79. Chloride im Blut E.B., 66. — — Harn II, 340. — , Material zur Salzsäurebildung II, 896. 1.54 Sachregister. Chlornatrium, Stoffwechsel I, 521. Chloroform, Geruch und Geschmack III, 628. Cholagoga II, 512. Cholalsäure II, 470. Cholate, Bedeutung für die Verdau- ung und Resorption II, 590. Cholesterin II, 469. — im Blut E.B., 58, 68. Cholsäure, Cholat-, Cholei'nsäure II, 470. Cholin (Nebennieren, Blutdruck) E. B., 133. Chondroitin II, 455. Chondro sin II. 455. Chordae fendineae I, 845. Chorda tympani als Dilatator I, 292. (Geschmack) III, 624, 626. (Sekretionsnerven) II, 676. , Reizung in der Paukenhöhle III, 8. — vocalis IV, 701. Chorion II, 117. Chorionkrei.slauf II, 126. Chromaffine Substanz E.B., 131. Chromasie des Auges III, 69. Chromatische Aberration III, 69. Chronotrope Nervenwirkung im Herz I, 260, 262. Chylus E.B., 78, 83. Chymosin (Labferment) II, 553. Chymus II, 601. Ciliarganglion III, 60. Ciliar muskel III, 53. Ciliarnerven III, 60. Cilien (= Wimpern) III, 469. — (= Flimmerhaare) IV, 667. — , Zusammenhang mit Zellkörpern IV, 668. Clarkesche Säulen IV, 368. Clitoris II, 106. Coagulation siehe Gerinnung, Blut- gerinnung E.B., 6. Colitis fossüis, Darmatmuug I, 219. Cocain, "Wirkung auf die Iris III, 88. — , den Geschmack III, 639. Cochlea, Cochlearis III, 562. Coffein als Diureticum II, 250. Colliculus seminali'i II, 77. Colloide (Osmose) II, 763. Colon II, 631. Colostrum II, 180. Com . . ., Con . . . siehe Kom . . ., Kon . . . Conjunktiva siehe Bindehaut. Cornea siehe Hornhaut. Coronararterien I, 695. Corpora cavernosa II, 66. — quadrigemina IV, 186. Corpus callosum IV, 174. — luteum II, 90. Corpus /iifeum Bedeutung für inneren Stoffwechsel II, 40. — geniculatum IV, 186. — striatnm IV, 181. Cortisches Organ III, 546. Costale Atmung I, 3. Cowpersche Drüsen II, 65. Craniotympanale Schalleitung III, 573. Cricothyreoideus IV, 703. Crotin I, 613. Cruor sangiiivis E.B., 7. Cupula terminalis III, 781, 791. Cyanhämatin E.B , 51. Cyanwasser Stoff m etil ämoglobin E.B, 49. Cyanose E. B., 38. Cyansaures Ammopium II, 348. Cyklopenauge III, 360, 398. — (Helmholtz) III, 360. Cystein und Cystin II, 477. Cystin II, 374. Cystoskopie II, 300. Cytoglobin E. B., 73. Cytoplasma II, 804. Cytozym E.B., 76. Daedaleum III, 372. Dämmerungssehen III, 173, 179, 266. — , Fehlen im Netzbautzentrum III, 181. Dämmer ungs werte III, 100, 173. Dämpfung des Trommelfelles III, 556. Dampfspannung (und osmotischer Druck) II, 773. Darm, Resorption II, 607. Darmatmung I, 218. Darmbakterien II, 659. Darmbewegungen II, 603, 637. Darmdrüsen (Histologisches) II, 1020. Darmsaft II, 592. — , Fermente II, 594. — , Eiweißspaltung II, 596. — , Bakterien II, 659. Darm Verdauung II, 591, 631. Dauer kontraktion der Muskeln bei elektrischer Durchströmung IV, 513. Decidua II, 112. Deckfarbiges Blut E.B., 33. Deckpuukte der Netzhäute III, 394. Defäkation II, 640. — , Zentrum im Rückenmark IV, 352. Def ibriniertes Blut E.B., 7. Degeneration, sekundäre, der Nerven IV, 297. — , tertiäre IV, 301. — , aufsteigende, absteigende IV, 301. Sachregister. 155 Degeneration, retrograde IV, 300. — im Sj'mpathicus IV, 42 1. Dehnbarkeit des Muskels IV, 432. — der Arterien I, 729. Dehnuugskurven glatter Muskeln IV, 548. — quergt^streifter Muskeln IV, 432. Dekrement der Negativitätswelle IV, 884, 959. Demarkationsstrom (Verletzungs- strom) IV, 523. Dendriten IV, 211. Depressor I, 282, 318. Deijressoren, periphere I, 304. Depressorische Reflexe I, 318, 325. Detonieren IV, 749. JJetriisor ttrinae II, 308. Deuteranopie III, 152. Dextrin II, 522, 587. Dextrose .siehe Traubenzucker. Diabetes, Nebenniereneinfluß E. B., 140; nach Verletzung des Duodenums E.B., 142. Diabetes insipiihis II, 283. — mellitus II, 464. — , Kohlehydratansatz I, 504. — nach Zuckerstich IV, 355. Diapedesis E. B., 60. Diaphragma (Zwerchfell) I, 7. Diarthrosen IV, 575. Diastase im Speichel 11, 522. — im Pankreassekret II, 587. Diastatisches Ferment in der Leber II, 447. — im Pankreas II, 587. — im Mnndspeichel II, 522. — im Harn II, 384. Diastole, aktive I, 857. Dichroismus des Blutes E. B., 22, 39. Dichromatische Systeme III, 149. — Theorie III, 159, 163. Dickdarm II, 631. — , Fermente und Sekret II, 633. — , Resorption im — II, 634. — , Bewegungen II, 637. Dickenkurven des Muskels IV, 444. Diff erentialrheotom IV, 881. Differenztöne III, 525, 568. — , zwischenliegende III, 528. Diffusion II, 748. — in der Lunge I, 156. — , Koeffizienten II, 753. Dikrotismus des Pulses I, 793. Dilatator pupillae III, 81. , vom Sympathicus innerviert III, 82; IV, 400. Dioptrie III, 32. Dioptrik des Auges III, 30. Diotische Schwebungen III, 576. Diotisclies Hören III, 573. Diplakusis III, 566. Direkte Knochenleituug III, 573. Disparate Netzhautstellen III, 394. Dissimilatorische Wirkung des Lichtes III, 145. Dissonanz III, 537. Dissoziable Gas Verbindungen I, 64, 66. Dissoziation (elektrol>tische) II, 756, 779. — , hydrolytische II, 780. — des Natriumbicarbonats I, 68. Dissoziatioustheorie der Elektro- lyte II, 781. Diurese, Diuretica II, 242. Dondersscher Druck I, 5, 852. Donderssehes Gesetz III, 314. Doppelauge (Hering) III, 360, 393. Doppelbilder III, 394. Doppelbrechung im Muskel IV, 430. Doppelmembrantheorie (elektri- sche Reizung) IV, 876. Doppelsinnige Leitung IV, 801. Doppeltsehen, monokulares und bin- okulares III, 397. Dotterkreislauf II, 126. Dottermembran II, 107. Drehschwindel III, 764, 789. Drehungsempfindung III, 749. — , Schwellenwerte III, 750, 753. — , Theorien III, 790. Drehungsmoment der Schwere IV, 581. — eines Muskels IV, 583. Drehungsreflexe III, 770, 784. Dreif arbeiitheori e, Dreifasertheorie III, 127. Dreikomponententheorie III, 130, 268. Dromometer I, 728. Dromotrope Nervenwirkung im Her- zen I, 260, 271. Druckempf indunoen III, 656. Druckgefälle, maßgebend für Druck- empfindung III, 659. Drucknerven, adäquate Reizung III, 658. Druckphosphen III, 264; E. E., 100. — , Abhängigkeit vom Adaptationszu- stand III, 265. — , Einfluß der Accommodation E. B., 99. Druckpulse I, 713. Druckpunkte III, 653, 655. — , Schwellenwert III, 659. Druckreize, Bedeutung der Fläche III, 661. — , Unterschiedsempfindlichkeit III. 664. 156 Sachregister. Drüsen, histologische Veränderungen bei der Tätigkeit II, «99. — , Allgemeines und Theoretisches über Absonderung II, 744. Drüsen arbeit, spezifischer Charakter II, 672. Driisengifte, Wirkung auf die Niere II, 278. Dualitätstheorie, tektonische IV, 129. Du Bois-Reymonds Erregungsgesetz IV, 831. Ductus choledochiis II, 513. — deferens (vgl. Samenleiter) II, 73. — ejaculatoriu.s II, 76. — thoracicus II, 854. Dünndarm II, 591. — , Sekret II, 592. — , Fermente II, 594. — , Eiweißspaltung II, 596. — , Inhalt II, 601. — , Bewegungen II, 603. — , Nerveneinfluß II, 605. Dunkeladaptation III, 168. — , Wirkung auf die Aktionsströme der Netzhaut III, 104. Dunkelstrom des Froschauges E.B., 147. — der Netzhaut III, 101. Duplizität der Netzhautfunktion III, 185. Duplizitätstheorie III, 185, 267. Duodenum, Diabetes nach seiner Exstirpation E.B., 142. Durchblutung, künstliche, der Niere II, 284. Du rchströmungs Winkel, Bedeu- tung für Erregung IV, 518. Dynamometer IV, 444. Dyspnoe I, 34, 48. E. Ei, Atmung I, 219. — , Beifung II, 87. — , Wachstum II, 91. — , Eintritt in die Tuben II, 107. Eichhörnchen, Blutkristalle E.B., 35. Eieinbettung II, 113. Eierstock II, 87. — , innere Sekretion II, 39, 43. — , Transplantation II, 39. — , Extrakt E.B., 145. Eigelenk IV, 577. Eigenlicht der Netzhaut III, 208. Eileiter II, 106. Einatmung siehe Atmung I, 8. Einfache Lichter III, 112. Einfachsehen, binokulares III, 394. Einfachsehen, Grenzen III, 4u2. Einnahmen des Körpers I, 334. Einsatz der Stimme IV, 744. Einschleichen IV, 832. Eintrittspupille III, 80. Eisen, Schicksal in der Leber II, 496. — , Stoffwechsel I, 537. Eiter E.B., 60. Eiweiß, Besorption im Darm II, 621. — , Verdauungsprodukte I, 421. II, 549, 578, 595. Eiweißansatz I, 480. Eiweißdrüsen, Histologisches II, 961. Eiweißernährung I, 392. Eiweißquotient E.B , 66. Eiweißreaktion, biologische (U h 1 e n - huth) E.B., 68. Eiweißspaltung und ihi'e Produkte in der Leber II, 474. Ejakulation II, 71, 76. — , Nerveneinfluß II, 78. Ejakulation s- und Erektionazentrum IV, 352 Elastizität und Kontraktiiität IV, 447. — der Arterien I, 729. Elektrische Fische, Immunität gegen elektrische Reize IV, 857. Elektrischer Geruch III, 603. — Geschmack III, 630. Elektrokardiogramm I. 253, 821. Elektromagnetisches Feld als Reiz IV, 857. Elektromotorische Wirkungen der Netzhaut III, 101. Elektromotorisches Verhalten des Muskels IV, 522. — — nach Verletzung IV, 523. — — , chemische und osmotische Ein- flüsse IV, 526. — — des Nerven und Muskels, Sitz IV, 861. , Größe IV, 863. — — der Hirnrinde IV, 47. Elektrostatisches Feld als Reiz IV, 857. Elektrotonus IV, 922, 950. Ellipsoidgelenke IV, 577. Embryo, Atmung I, 219. Embryonaler Kreislauf II, 126. Emmetropie III, 47, Empfängnishügel II, 107. Empfindlichkeit III, 20. — , rückläufige IV, 309. Empfindung, Leitungsbahnen im Rückenmark IV, 384. Empfindungen, exzentrische Pro- jektion III, 17. — , Messung III, 23. — , Schwellen III, 18. Sachregister. 157 Empfindungskreise III, 716; E.B., 124. Empirismus III, 361, 396. Endbäumchen IV, 211. Endolymphe III, 542. Endosmose II, 760. Endothel der Capillaren (Lymphbil- dung) II, 853. Endotoxiue I, 612. Endzuckung IV, 457. Energie, spezifische III, 1, 731. — der Reizschwellen beim Gesichtssinn III, 247; Gehörssinn III, 488. Energiebedarf des Menschen I, 542. — bei Arbeit I, 545. Entartung s. Degeneration. Enterokinase II, 583. Entfern ungsschätzung III, 407. Entgasuugspumpe I, 220. Enthirnungsstarre IV, 49, 197. Entoptische Erscheinungen III, 76; E.B., 85. — Schatten E.B., 85. E ntoti seh eErscheinungen III, 498,566. Enzyme I, 638. — im Harn II, 384. — im Blutplasma E. B., 70. Epiglottis IV, 723. — Geschmacksknospen im Epithel III, 623; IV, 724. Epiguanin II, 360. Epikritische Hautsensibilität E.B., 114. Bpinephrektomie II, 20. Epinephrin II, 33. Epilepsie, kortikale IV, 17. — , künstliche 19. Episarkin II, 361. E p i t h e 1 k ö r p e r c h e n (Nebenschild- drüsen) II, 10; E.B., 127. Erbrechen II, 530. Erektion des Penis II, 66. — , Nerveneiiifluß II, 78, 83. Erepsiu II, 595. Ergometer, Ergograph IV, 444. Erigens I, 291. — , Tonus II, 83. — und Ejakulation II, 83. — — Harnblase II, 318. — — Prostata II, 65. Ermüdbarkeit und Ermüdung des Geruchssinnes III, 609, 613. — — — des Gehörssinnes III, 509. — des Gesichtssinnes III, 213. des Muskels IV, 449 ; abhängig von der Temperatur 459; Einfluß der Ermüdung auf Eintritt der Toten- starre IV, 463. der Nerven IV, 899. der Reflexzentren IV, 245. Ernährung des Menschen I, 540. Eröf f uungsperiode der Geburt II, 138. Erregbarkeit der Hirnrinde IV, 16; bei Anämie IV, 20; bei Vergiftungen IV, 21; bei Neugeborenen IV, 24. — des Nerven IV, 817, 854. — durch Temperatur beeinflußt IV, 854. — Verschiedenheit der einzelnen Nerven IV, 856. — und Leitfähigkeit des Nerven IV, 938. — — — , Änderung durch zugeleitete Ströme IV, 950, 968. Erregung IV, 798. — , Erregungsgröße und Muskelarbeit IV, 829. — , Mathematische Formulierung des Erregungsgesetzes IV, 831. — , Theorie von Nernst IV, 850. — im elektrostatischen und elektro- magnetischen Felde IV, 857. — und Erregbarkeitsänderung IV, .Ml. — — — - durch den elektrischen Strom 517. Erregungsleituug im Herzen I, 250. — im Muskel IV, 445. — im Nerven IV, 799. Erstickung, Wirkung auf die Gefäß- zentren I, 313. Erstickungsblut I, 183; E.B., 39. Erworbene Farbenblindheit III, 261. Erythrocyten E.B., 22. Erythrodextriu II, 522. Es er in (Physostigmin) III, 88. Essigsäure, Schweiß II, 414. Euglobulin E.B., 66. Eustachische Röhre (Trompete) III, 560. Evasionskoeffizient I, 58. Exkrete s. Ausscheidungen und die einzelnen Drüsen. Exkretion durch die Galle II, 591. Explosivlaute IV, 729, 770. — , pharyngonasale IV, 771. Exspirationsluft I, 131. Exspirationsmuskeln I, 10. Extraktivstoffe des Fleisches I, 427. Ext rapyramidenbaliu IV, 143. Extrasystole I, 241, 822. Exzentrische Lokalisation derSinnea- eindrücke III, 17. F. Facialis IV, 320. Fäces II, 644. — , Zusammensetzung II, 658; Menge II, 648. 158 Sachregister. Fäulnis im Dann II, 659. — des Muskels und Totenstarre IV, 463. Fallphonometer III, 586. Falsett- (Fistel-) Stimme IV, 739. Farben im Spektrum III, 132. Farben, psychologische Ordnung III, 132. — , Wirkung auf die Netzhaut III, 100. Farbenblindheit III, 149. — als Reduktionsform III, 159. — der Netzhautperipherie III, 197. — durch Santoningenuß III, 263. — , einseitige III, 165 — , Erblichkeit HI, 150. — , erworbene III, 261. — , partielle III, 150. — , Sehen der Farbenblinden III, 164. — , Theorie III, 163. — , totale III, 189. Farbendreieck III, 117, 162. Farbengesichtsfelder III, 197, 199. Farbengleichungen, individuelle Unterschiede III, 123. Farbeninduction III, 232. Farbenkontrast, simultaner III, 233. Farbenkreisel III, 111. Farbenmischung III, 110. — , binoculare III, 434. Farbensinn, Eindenzentrum IV, 105. Farbenstereoskop (Rollmann) III, 426. Farbentafel III, 117, 162. Farbenton III, 134. Farbige Schatten III, 234. Farbloses Intervall III, 183. Faserstoff siehe Fibrin. Fechners paradoxer Versuch III, 436. — psychophysisches Gesetz III, 23. Federrheonom IV, 837. Fehlpunkt der Dichromaten III, 161. Fellinsäure II, 471. Fenster des Labyrinths III, 542. Fermente beim Fötus II, 129. — in der Leber II, 450. — , proteolytische II, 472. Fernpunkt III, 57, 60. Ferratin II, 498. Fett, hemmend für Magensekretion II, 717. Fett im Blut E. B., 68. — aus Eiweiß I, 509. — , Resoi'ption II, 618. — , Wärmewert I, 357. — , Zerlegung im Darm II, 586, 618. Fettansatz I, 509. Fettbildung in der Leber II, 456. Fetternährung I, 412. Fettsäuren, Stoffwechsel I, 432. — im Schweiß II, 406. Fettspaltendes Ferment im Magen II, 555. Fetus, fetal siehe Fötus, fötal. Fibrillen im Nerven IV, 794, — in glatter Muskulatur IV, 546. Fibrillenhypothese IV, 213. Fibrillensäure IV, 796. Fibrin E.B., 7. Fibrinferment E.B., 72. Fibrinfreier Hund E.B., 76. Fibrinogen E.B., 67. Fibrinoplastische Substanz E.B., 72. Fieber I, 576. Filtrationstheorie (Niere) II, 233. Fimbria ovarica II, 107. Fischblase, Gasgehalt I, 163. Fistelstimme IV, 739. Flammenkurven IV, 778. Flammentachographie I, 725. Flechsigs Lehre von der Dualität der Großhirnrinde IV, 129. Fleck, blinder III, 194; gelber in, 124, 156; Max well. scher E.B., 93. Fleisch, Zusammensetzung IV, 465. Fleischbrühe I, 427. Fleisch ex trakt I, 427. Fleischfresserharn II, 338. Fleischl-Effekt (Nerv) IV, 919. Fleischsäure IV, 468. Fliegende Mücken E.B., 89, 90. Flimmerbewegung IV, 666, 671. — , mechanische Leistung 678. — , Bedingungen , Abhängigkeit von Reizen und Ernährung 681, 686. — , Theoretisches IV, 689. Flimmermühle IV, 680. Flimmern des Herzmuskels I, 239, 695. — , optisch III, 230. Flimmerwerte III, 260. Florkontrast III, 235. Flüssigkeitsströmung im Auge E.B., 104. Flüsterstimme IV, 751. — , geflüsterte Vokale IV, 773. Fluoreszenz der Netzhaut III, 96. optischen Medien des Auges durch Ultraviolett III, 265, — durch Radiumstrahlung III, 265. Fluoride, gerinnungshemmend E.B., 10. Förderungsnerven des Herzens I, 260. — , Theorie I, 273. Fötalatmung I, 219. Fötalkreislauf II, 126. Fötus, Stellung in utero II, 130, Follikel im Eierstock II, 87. — , Obliteration oder Atresie II, 95, Sachregister. 159 Formanten der Vokale IV, 779. Formeusinn des Auges III, 383. Fouriersche Analyse III, 514. Fovea centralis, Hemeralopie III, 171. , entoptisch sichtbar E.B., 93. Freßzellen E.B., 61. Frucht walze, Fruchtzyliuder II, 161, 165. Fruchtwasser II, 120. Fühlsphäre IV, 58. Fundusdrüsen II, 532. Fusionsbewegungeu III, 322. Fusionsbreite lU, 62, 322. o. Gähnen I, 27. Galle II, 507; im Magen II, 564; Zu- sammensetzung II, 507; Absonderung II, 511; Gasabsorption I, 130; Kri- stallisierte Galle II, 470, 514; Kreislauf der Galle II, 514; Eückresorption II, 513, 514; Beteiligung an der Verdau- ung II, 589; an der Fettverdauung II, 731. Gallenfarbstoffe II, 492. Galleusäureu, Bedeutung für Ver- dauung und Resorption. Gallenwege II, 507. Galtonpfeife III, 481. Galvanische Geruchsempfindung III, 603. — Geschmacksempfindung III, 630. — Lichtempfiudung III, 264. Galvanischer Schwindel III, 766. Galvanisches Wogen IV, 515. Gang siehe Gehbewegung. Ganglienzellenhypothese IV, 210, 215. Ganglion mesentericum inf. IV, 413. — stellatuni 410. — spinale siehe Spinalganglien. Gasbindungen, Theorie der dissozi- ablen I, 66. Gasförmige Ausscheidungen I, 337, 343. Gassphygmoskop I, 725. Gassekretion in der Lunge I, 142. — — — Froschlunge und Schwimm- blase I, 160. — , Periodizität und Nei-veneinfluß I, 156, 177. — , Unabhängigkeit beider Lungen von- einander I, 166. Gasstoffwechsel I, 338, 343. Gas Wechsel, respiratorischer I, 131. Gaumensegel IV, 724. — beim Schlucken II, 527. Gebärmutter siehe Uterus II, 95. Geburt 11, 131. — , Austreibende Kräfte II, 132. — , Dauer II, 149. — , Mechanik II, 149. — , Perioden II, 138. — , Weg II, 135. Gefäi3e siehe auch Arterien, Venen, Capillaren. Gefäßerweiterung in tätigen Or- ganen I, 329. Gefäßnerven I, 287. — , Beziehungen zum Großhirn I, 315. — der Lunge I, 298. — des Bauches I, 300. — , peripherer Verlauf I, 293. Gefäßreflexe I, 318. Gefäßschattenfigur III, 106. Gefäßtonus I, 733; IV, 343. Gefäßzentren, constrictorische I, 302. — , dilatatorische I, 304. — , kortikale IV, 46. — , periphere I, 305. Gef rierpuuktserniedrigung (und osmotischer Druck) II, 773; E.B., 65. — , Methodisches II, 778. Gegenfarbentheorie III, 144. Gehbewegung IV, 615. Gehirn siehe Großhirn, Hirnrinde, sub- kortikale Ganglien, Kleinhirn. Gehirnnerven IV, 317. Gehör, absolutes III, 541. Gehör, Intervallunterscheidung III, 540. Gehörgang (Eigenton) III, 549. Gehörknöchelchen III, 551. Gehörorgan; Anatomisches III, 542. Gehörschärfe III, 488. Gehörssinn III, 476. — , Theorie III, 562. Geißelbewegung IV, 673. — beim Sperma II, 51. Gelber Fleck in, 124, 156. , entoptisch wahrnehmbar E.B., 93. Gele II, 798. Gelenkempfindungen III, 761. Gelenklehre IV, 572. Gemeinschaf tsbeweguugen IV, 65. Geuitalorgaue, männliche II, 46. Genitalorgane, weibliche II, 86. Genitalzentren IV, 352. — , kortikale IV, 44. Gentisinsäure II, 481. Geometrisch- optische Täuschungen III, 384. Gepaarte Säuren im Harn II, 364. Geräusche III, 579. Gerinnung des Blutes E.B., 6; Zeit- bestimmung E.B., 9; Bedingungen 160 Sachregister. E.B., 9; bei Vögeln E.B., 10; Ge- rinuungshemmeude Stoffe E.B., 10. Geriunungstbeorien E.B., 71, 74, 75. Gerucbsdauer III, 613. Geruchsempfiudung, schlecbte Lo- kalisatiou III, 617. G-eruchsklassen III, 606. Geruchareflexe III, 617. Geruchssinn III, 589. — , Empfindungsqualitäteu III, 606. — , Ermüdbarkeit III, 609. — , Reize III, 600. Gerucbsträume III, 620. Geruchswahrnehmungen III, 617. Gescblecbtsdrüsen, accessorische II, 57. Geschlecbtsorgaue, männliche II, 46. — , weibliche II, 86. Geschmacksdauer III, 644. Geschmacksknospen III, 622. — nach Nervendurchschneidung III, 624. — , Zugrundegehen im Alter III, 622, 624. Geschmacksnerven III, 624. Geschmacksqualitäten III, 639. Geschmacksschärfe III, 634. Geschmackssinn III, 621. — , adäquater Beiz III, 628. — , gasförmige Reizstoffe III, 628. — bei adäquaten Reizen III, 630. — , Kompensationserscheinuugeu III, 643. — , Mischungserscheinungen III, 643. — , Schwellenwerte E. B., 147. Geschmackszentren, kortikale IV, 86, 106. GeschAvindigkeit des Blutes in den Capillaren I, 765. Gesichtsfeld III, 193, 356. — für Farben III, 199. Gesichtsempfiudungeu III, 109. — , ihre psychologische Ordnung III, 132. — Theorien von Helmlioltz III, 127; Hering III, 274; v. Kries III, 266, 279; G.E.Müller III, 276; C.Ladd Franklin III, 277; Ebbinghaus III, 278; König III, 278. Gesichtsschwindel III, 369, 768. Gesichtswahrnehmungen III, 335. Gewebeatmung I, 181, 194. Gewebsspalten (Resorption) II, 869; E.B., 78. Gianuzzische Halbmonde II, 950, 957. Oifte, Ausscheidung durch die Leber II, 499. Giftspektra (Ehrlich) I, 632. Ginglymarthrodie IV, 580. Glandula hidbo-urethralis II, 65. Glanz, stereoskopischer III, 435. Glaskörper III, 464. — , Brechungsindex III, 39. Glaskörpertrübungen, entoptisch siebtbar E.B., 89. Glatte Muskulatur siehe Muskeln IV, 544. Gleichgewicht im Stehen IV, 603. Gleichgewichts sinn III, 778. Glied, männliches II, 66. — , Innervation II, 78. Gliederstellung, Empfindung III, 746. Globin E.B., 55. Glomerulus der Nieren II, 234. Glossopharyngeus III, 624; IV, 321. — beim Schluckakt beteiligt II, 527. — , Atmung hemmend und regulierend I, 39. Glottis I, 25; IV, 697. Glycerin, Stoffwechsel I, 433. — , Wirkung auf Muskeln IV, 514. Glycin siehe Glykokoll. Glykocholsäure II, 475. Glykogen (Leber) II, 427. — , Entstehung II, 433; aus Eiweiß II, 440. — , Spaltung II, 444. — im Muskel IV, 469. — Verbrauch bei Tätigkeit IV, 473. — , Ansatz im Körper I, 495. Glykogeuie der Leber durch Adrenin gesteigert E.B., 140. Glykokoll, Paarungen II, 364, 366. Glykosurie durch Nebenniere beein- flußt E.B., 140. — nach Zuckerstich IV, 356. Glykuron säure, Paarungen II, 368, 374. — , Bildung aus Dextrose II, 451, 454. Gollscher Strang IV, 367. Gowerssches Bündel IV, 367. Granula 11, 213, 900. Grass manns Mischuugsgesetze III, 113. Graue Substanz IV, 208. — — , Blutversorgung IV, 209. , Bedeutung für die Leitung IV, 376. Gravidität II, 105. — , Uterusveränderungen II, llu. Grenzschicht des Plasmas (Pf eff er) II, 801. Grenzstrang IV, 397. Größenschätzung bei Bewegungs- empfindung III, 754. Bacliregister. 161 GröJßentäuschuugeu (opti.sche) 111, 384. — an deu Gestirueu III, 391. Großhiru, Allgeuieine Funktion IV, 1 ; Wirkung totaler Entfernung IV, 2; angeborener Defekt IV, 9; halb- seitige Entfernung IV, 10; Einde, funktionelle Gliedeiung IV, 14, 128, 175; partielle Eindeuexstirpation IV, 55; motorische Zone IV, 58; Haut- sensibilität IV, 61; Sinuessphären IV, 76 ; Eestitution und Kompensation IV, 87; Hemmungs- und Bahuuugs- ■vvirkungen IV, 48; Eeizbarkeit der Einde IV, 16; Erfahrungen über Lo- kalisation in der menschlichen Hirn- rinde IV, 93; höhere Zentren IV, 107; Sprache IV, 111; Intelligenz IV, 126. Grubengas im Darm II, 662; I, 119. Grünblindheit III, 152. Guanin II, 360. Gustatorisches Eiechen III, 611. Gustometrie III, 634; E. B., 147. Gymnemasäure, Wirkung auf den Geruchssinn III, 610. — und Geschmack HI, 638. H. Haare als Tastorgane III, 664. — , Trophischer Einfluß der Nerven IV, 303. Hämatin E.B., 48, 50. — , eisenfreies (= Hämatoporphyrin) E.B., 52. Hämatoblasten E.B., 23. Hämatokrit II, 835; E.B., 24. Hämatoporphyrin E.B., 52. — im Harn II, 383. Hämatoskop E.B., 40, 42. Hämautographie E.B., 6. Hämin E.B., 51. Hämochrom I, 88; E.B., 55. Hämochromogen E.B., 48. Hämodynamik I, 661 ff. Hämoglobin, Menge E.B., 56; Mes- sungsmethoden E. B., 56; Menge heim Embryo E.B., 57; Zusammensetzung E.B., 54; Absorptionsspektrum I, 97 E.B., 36; Kristallformen E.B., 35 Sauerstoffbindung I, 73; E.B., 38 Kohlensäurebindung I, 71; Kohlen- oxydbindung I, 75; E.B., 44; Stick- oxydbinduug E.B., 45; reduziertes Hämoglobin E.B., 41; verschiedene Arten im Blute (Bohr) I, 101; Deri- vate und Verbindungen E.B. , 43; Zersetzung in der Leher II, 492. Hämoglobinometer E.B., 56. Hämolyse, Hämolysine I, 617, 649; II, 829; E.B., 32, 67. Hämometer E.B., 56. Häniophotograph E.B., 57. Hämopyrrol II, 494; E.B., 53. Hämotoxine I, 616. Haidingers Poiarisationsbüschel E. B., 95. Hambergersches Schema I, 12. Halbbilder III, 394. Halbzirkelf örmige Kanäle III, 780. Halssympathicus IV, 400. ' Haploskop III, 63. — (Hering) III, 400. Haptische Lokalisation III, 740. Haptogenmembran II, 182. Haptophoren I, 617. Hauptzellen (Magen) II, 532 Harn, Physikalische Eigenschaften, Farbe, Fluoreszenz, spez. Gewicht II, 336 ; chemische Eigenschaften II, 338 ; Zusammensetzung II, 339; Beziehun- gen zwischen Harnmenge , Harn- beschaffenheit u. Nierendurchblutun- gen II, 242; Absonderung II, 207, 232; Abhängigkeit von Blutdruck und Blutgeschwindigkeit II, 237; von der Harntaeschaffenheit II, 242; bei Plethora II, 253; Sammeln für Stoft- wechselversuche I, 341; Säuren 11 340; Basen II, 343; Gasgehalt II 344 ; organische Bestandteile II, 345 Farbstoffe II, 379; Ausscheidung der- einzelnen Bestandteile II, 257, 274, Herausbeförderung II, 293, 329. Harnblase, Tonus II, 300. — , Kontraktionen II, 301. — , Wirkung der Narkose II. 302. — , Mechanismus der Entleerung II, 305. — , Muskulatur II, 305. — , Zentrum für Entleerung II, 326; IV, 350. — , Verschlußmechanismus II, 308. — , Innervation II, 309. — , Experimentell erzeugte Kontrak- tionen II, 317. — , Nervenzentra II, 326; IV, 350; kor- tikale IV, 44. Harndrang II, 303. Harnleiter II, 293. Harnsäure II, 352, 486. — in den Nierenepithelien II, 216. — und Hai-nstoffausscheidung in den Harnkanälchen II, 274. Harnsekretion, osmotische Verhält- nisse II, 884. Harnstoff, Bildung in der Leber II, 348, 481. — , Eigenschaften und Struktur II, 345. Nagel, Physiologie des Menschen. Ergänzungsband 11 162 Sachregister. Harnstoff im Fleisch bei Scyllium IV, 469. — — Fruchtwasser II, 120. Hautatmung I, 161, 217. Hautempfindungen III, 649; E.B., 113. — , punktförmige Verteilung III, 651. — , zusammengesetzte III, 706. — , Apperzeptionszeiten III, 708. — , Lokalisation III, 711. Ha utepit hellen, osmotisches Ver- halten 11, 846. Hautschmerz III, 688; E.B., 121. Hautsensibilität, Eindenzentren IV, 61, 100. Hautsinne, Hautempfindungen III, 647; B. B., 113. — , Klassifikation UI, 649. Hauttalg, Absonderung II, 385; E.B., 146. — , Chemie II, 392. Hauttemperatur I, 559; III, 672. Helmholtzsche Farbentheorie III, 127. — Eesonanzhypothese III, 563. Hemeralopie III, 170. — , physiologische , der Fovea III, 171. Hemianästhesie bei halbseitiger Rückenmarkdurchschneidung IV, 382. Hemisystole I, 827. Hemmung der ßefiexe (cerebrale) IV, 48, 269, 279. — , zentripetale, sensible IV, 273. — , innere, beim Schielen III, 397. Hemmungsmechanismen im Gehirn IV, 270. Hemmungsnerven des Herzens I, 260. — , Theorie I, 273. Hepatin II, 498. Heringsche optische Täuschung III, 384. Herings Farbentheorie III, 144. — Theorie des Temperatursinnes III, 675. Hertzsche Wellen und Nerv IV, 857. Herz, Allgemeine Physiologie I, 223; überlebendes (Langendorff) I, 247, 691 ; Innervation I, 260; Ganglien I, 261 ; Herzhemmungszt^ntrum I, 276, IV, 346; direkte Reizung I, 277; dyspnoisch gereizt IV, 347 ; Herzstill- stand nach Vagusreizung 1 , 263 ; Reflexe von anderen Teilen des Nervensystems I, 279, 281 ; Ernährung 1, 694; Gifte I, 249, 265; Formände- rung bei der Kontraktion I, 831; Aspirierende Wirkung 1, 857 ; Herz- spitze, isolierte I, 232; Spitzenstoß I, 836; Klappen I, 839; Herztöne 1,848; ihre Registrierung I, 717. Herzmuskel, Morphologisches I, 801; Faserrichtung I, 803 ; Spiralfasern I, 806; Mechanik I, 814; Reizbarkeit I, 232; Erregungsleitung I, 250, 819; Blockierung der Erreguugsleitung I, 258; rhythmische Kontraktion bei Dauerreizung I, 232; bei Momentan- reizung I, 233; innere Herzreize I, 240; Arbeitsleistung I, 865; Herz- indikator I, 869; Herztetanus I, 237. Herznerven, anabole I, 275, katabole 1,275; Giftwirkuugen I, 265; Zentren I, 276. Herzschlag, Frequenz I, 751; Rhyth- mik, abhängig vom Blutdruck I, 244; von der Temperatur I, 231, 247, 259; von anderen Faktoren I, 246; Herz- pause, kompensatorische I, 242 ; Acce- leration bei Muskeltätigkeit I, 286. Herztonus I, 272. Heterochrome Helligkeitsgleichun- gen III, 258. Hintere Wurzeln der Rückenmarks- nerven IV, 308. Hinterstränge IV, 367. Hippursäure II, 364. Hirnanhaug II, 15; E.B., 128. Hirnfieber IV, 81, 86. Hirnnerven IV, 317. Hirnrinde, partielle Exstirpationen IV, 55; motorische Zone IV, 58; Tonus IV, 66 ; Sehstörung bei Läsion des G. sigmoideus IV, 67 ; Sehsphäre IV, 76; Hörsphäre IV, 84; Schmeck- und Riechsphäre IV, 86; Reizbarkeit der Rinde IV, 16, 47; beim Neu- geborenen IV, 24; Reizstellen für Skelettmuskulatur IV, 25; für den Rumpf IV, 28; für Augen und Kopf IV, 29; bei niederen Wirbeltieren IV, 31; beim Affen IV, 34; beim Menschen IV, 42; höhere Zentren IV, 107 Sprache IV, 111; Intelligenz IV, 126 tektonische und histologische Gliede mug, Leitungsbahnen IV, 128, 139 Primordial- und Terminalgebiete IV, 129; Projektions- und Assoziations- felder IV, 132 ; primäre Sinnessphären IV, 135. Hirnrindenreflexe der Pupille III, 87; IV, 65. Hirnscbenkel IV, 174. Hirudin E.B., 12. Hissches Bündel im Herz I, ölO. Hitzeempf indung E.B., 124. Sachregister. 163 Hochfrequenzströme IV, 847. Hoden 11, 46. — , Extrakt II, 44. — , innere Sekretion II, 41. — , Lyniphgefäßsystem II, 47. Höchste Töne III, 479. Höhenluft, Einfluß auf den Gas- wechsel I, 215. Höhenschwindel III, 763. Höhenwinkel III, 396. Hördauer III, 493. Hör grenze, untere und obere III, 476. Hörlahyrinth III, 786. Hörprüfung III, 491. — mit Geräuschen III, 585. Hörschärfe III, 488. Hörsphäre IV, 84, 105, 141. — , Stabkranzbahnen IV, 167. Hörtheorie von Helmholtz III, 568. Wundt III, 569. — — Hermann, Ebbinghaus III, 570. Meyer, ter Kuile, Ewald III, 571. Homogentisinsäure II, 378, 480. Hoorwegs Formel IV, 841. Hormone E. B., 126. Hornerscher Muskel, Bedeutung für Tränenableitung E.B., 103. Hornhaut, Brechungsindex III, 39. — , Ernährung IH, 441. — , Krümmungsradius III, 41. — , Sensibilität III, 470. Horopter IH, 404. Humor aqiteu.i III, 456. , Herkunft III, 458. , Abfluß III, 461. — — , kontinuierliche Sekretion E. B., 105. Hungerkot I, 347. Hungerstoffwechsel I, 375. Hungerzustand I, 376. Husten I, 27. Hydrämie II, 862. Hydraulischer Druck I, 686. Hydrodiffusion II, 749. Hydrodynamischer Druck I, 688. Hydrostatischer Druck I, 680. Hypakusie III, 491. Hyperakusie III, 490. Hyperalgesie III, 701. — nach pai'tieller Kückenmarksdurch- schneidung IV, 381. Hyperglobulie E.B., 28. Hypermetroi^ie III, 48. Hypogastricusund Samenblase II, 59. Prostata II, 64. Erektion II, 83. — — Harnblase II, 318. Hypoglossus IV, 326. Hypophyse II, 15; E.B., 128. Hypophysin E. B., 129. Hypoxanthin II, 359. I. J. Icterus II, 514. Identische Netzhautstellen III, 394. — Sehrichtungen III, ;-!99. Ideomotorische Bewegungen IV, 227. Idiomuskulärer Wulst IV, 445. Jecorin II, 454. Immunität, angeborene u. erworbene I, 609, 659. — gegen Zellen I, 640. Indifferenztemperatur III, 671. Indikan II, 369. Indirekte Knochenleitung III, 573. 1 — Muskelreizung IV, 828. j Indoxylschw ef elsäure II, 369. Induktion (Farbensinn) III, 232. — , Theorie IH, 237. Induzierte Zuckung IV, 879. Inkubation der Toxine I, 614, 623. Innere Sekretion H, 1; E.B., 125. Innervationsgef ühle III, 335, 411, 752, 759. Inosinsäure IV, 469. Inosit IV, 471. Inotrope Nervenwirkung im Herzen I, 260, 268. Inspirationsluft I. 133. Inspirationsmuskeln I, 9. Intelligenz, cerebrale Bedingungen IV, 126. Intentionslähmung IV, 64. Inteut ionszitteru IV, 198. Intercostalmuskeln I, 11. Intermediärgebiete (Hirnrinde) IV, 129. Intermittenztöne III, 532. Intermittierende Tonempfindung III, 505. Intermittierender Lichtreiz III, 230, 252. — — , Abhängigkeit der "Wirkung vom Adaptationszustand III, 254. Intervallsinn III, 540. Intim apolster der Penisarterien II, 68. Intraokularer Druck III, 54, 465; E.B.. 107. Invariable Farben (Hess) III, 198. Invasionskoeffizient I, 57. Invertin II, 573, 587, 599. Jodothyrin I, 250; 11, 13. — , Herzwirkung I, 250, 265; II, 14. Ionen, Bedeutung für chemische Rei- zung IV, 507. 11* 164 Sachregister. Ionisation II, 779. Iris, dioptrische Bedeutung III, 79. — , Innervation III, 82. — , Muskulatur III, 81. Irradiation der Erregung im Zentral- nervensystem IV, 289. — (optisch) III, 388. — bei Hautempfindungen III, 720. Irreziprozität des Keflexes IV, 286. Isometrisches Verfahren IV, 437. Isoskop (Donders) III, 311, 395. Isotonie II, 770. Isotonische Kochsalzlösung E. B., 30. — Lösungen , vgl. B i n g e r sehe und Lockesche Flüssigkeit I, 692. — Muskelverkürzung IV, 436. Isotrope Substanz IV, 429. Juckempfindung III, 703; E.B., 123. Juckpulver E. B., 123. K. Ka, Ko siehe auch Ca, Co. Kachexia strumipriva II, 11; E.B., 126. Kadaver Stellung der Stimmlippen IV, 699, 713. Kälteempf ind ung, räumliche Ver- breitung III, 669. Kältepunkte III, 651. Kältestarre IV, 458. Kaliumgehalt imBlut und in Organen n, 827. — in Blutkörperchen und Plasma E. B., 65. — in der Lymphe E. B., 83. Kalk, Bedeutung für Blutgerinnung E. B., 73. — , Stotfwechsel I, 531. Kaltfrösche IV, 880. Kammerwasser, Bildung E.B., 105. — , Brechungsindex III, 39. Kapillaren siehe Capillaren. Kapsel, innere IV, 173. Kardinalpunkte, optische III, 36,45. Kardiographie I, 717. Kardiotonus I, 238, 272. Kamin, Karnosin II, 361, IV, 469. Kastration II, 38, 42. — und Stoffwechsel E.B., 144. Kataphorese bei Blutkörperchen II, 843. Katelektrotonus IV, 952, 955. Kathodenwirkung, depressive IV, 955. Kauen II, 524. Kauzeutrum IV, 348. Kehldeckel IV, 723. Kehlkopf, Geschmacksknospen III, 622, 623. Kehlkopf, Eindenzentren IV, 73, 112. — , Hebung und Senkung IV, 745. — , Bewegungsmöglichkeiten IV, 695, 745 — , Muskeln 696. — , künstlicher 702, 734. — , Innervation 704. — , Zentralorgane 73, 112, 716. — als Gegenschlagpfeife IV, 735. — , Eeflexe IV, 718. — , Untersuchungen im Leben IV, 720, Kehlkopfspiegel IV, 720. — , stroboskopischer IV, 721. Kehlkopf Zentrum in der Hirnrinde beim Hunde IV, 31. Keimdrüsen, Einfluß auf den Gas- wechsel E.B., 144. — , innere Sekretion II, 38. Keratin IV, 813. Keratitis neuropnralytica IV, 304. Kern, Wechselbeziehungen mit dem Protoplasma IV, 650. Kernfläche und Kernpunkt des Seh- raumes III, 401. Kernleitermodell IV, 904, 927. KernIeitergleichung(BeziehuDgzur Wärmegleichung) IV, 906. Kinästhetische Empfindungen III, 335. Kindslage, Theorie II, 130. Kiuematographik, Kinematoskop III. 370. Kinesodische Substanz IV, 364. Kitzelempfindung III, 703. Klanganalyse, mathematische III, 513. — , physikalische III, 514. — , physiologische III, 515. Klangfarbe III, 516. Klangkurven III, 513. Klangwahrnehmung III, 512. — , Zusammensetzung und Zerlegung III, 513. Kleiner Magen (Pawlow) II, 537. Kleinhirn, IV, 189. — Beziehung zum Labyrinth III, 804. — , Funktion 196, 204. — , Leitungsbahnen IV, 193. — , Reizung IV, 196; Läsion IV, 197. Klei nhirnseitenst rangbahn IV, 196. Kleinste sichtbare Punkte III, 337. Klimakterium II, 197. Klopfversuch (Goltz) I, 284. Knochen leit ung des Schalles III, 573. Knochensensibilität E. B., 120. Knotenlinie im Stimmband IV, 740. Knotenpunkt III, 32, 47. Koaguliue E.B., 75. Sachregister. 165 Kochsalzstoffwechsel I, 521. Koeffizientensatz (v. Kries) III, 211. Königs empfindliche Flammen IV, 778. Körnchenströmung im Plasma IV, 640. Körperfühlsphäre IV, 58, 100. — , Stabkranzbahnen IV, 145. Körpergewicht des Fötus II, 129. Körperwärme I, 559. — , Tagesschwankung I, 562. — des Neugeborenen I, 572. — post mortem I, 576. Kohlehydratansatz I, 495. Kohlehydraternährung I, 414. Kohle noxyd, Absorption im Blut I, 120; Vergiftung E.B., 43. — , spez. Kapazität des Blutes I, 124. Kohlenoxydhämoglobin E.B., 43. Kohlensäure, Absorption im Blut I, 103. — , Spannungskurve I, 105. — im Plasma I, 108. — im Serum I, 109. Kohlensäurevergiftung I, 216. Kombinationstöne III, 525, 568. Kompensation im Gehirn IV, 87. — von Gerüchen III, 614. Kompensatorische RoUunren des Au res III, 771. — Kopf bewegun gen III, 774. Komplement (Ehrlich) I, 650. Komplementahlenkung I, 652. Komplementärfarben III, 117, 120. Komplementärluft I, 16. Komplementbindung I, 656. Komijonentengliederung des Far- bensinnes III, 128. — des Geruchssinnes III, 608. Kondensatorentladungen IV, 841. Konsonanten, phonische IV, 766. — , aphonische IV, 769. Konsonanz III, 537. — , Theorie III, 538. Kontrakturen nach ßindenverletzung IV, 67. Kontrast, simultaner III, 233. — , successiver III, 233. — beim Geruch III, 616. — beim Geschmack III, 642. Kontrastphoto meter III, 250. Konvergenz aus Accommodation III, 62. Konvergenzbreite III, 62. Koordination, spinale und bulbäre IV, 293. Kopfatmung I, 28. Kopfmark, Herzhemmung IV, 346. — , Herzbeschleunigung IV, 347. Kopfmark, Zentren für Saugen, Kauen und Schlucken IV, 348. — , Phonation IV, 349; Speichel IV, 354; Tränen IV, 355. — , Allgemeines siehe bei Rückenmark. — , segmentale Bedeutung IV, 305. — , Krampf Zentrum IV, 332. — , Atmuugszentrum IV, 334. — , vasomotorisches Zentrum IV, 343. Kopf nystagmus III, 775. Kopf schwingen IV, 253, 732. Kopfstimme IV, 739. Korrespondenz der Netzhäute III, 394. KorrespondierendePunkte III, 394. Kost, qualitative Anforderungen I, 541. Kostmaß I, 547. Kot I, 346. — , Sammeln für Stoffwechselversuche I, 341. — , Zusammensetzung II, 658, 644 — , Bakterien II, 659. — Bildung II, 644. — , Entleerung II, 640. Kotabgrenzung I, 342. Kotentleerung, Zentrum IV, 352. Kotmenge I, 346. — bei Hungernden I, 347. Krampf Zentrum IV, 332. Kreatin, Kreatinin IV, 469. Kreatinin im Harn II, 350. Krebsmuskelextrakt, Ij'mphtrei- bend, gerinnungshemmend E. B., 12. Kreislauf I, 661ff. — einzelner Organe I, 739. — , Vergleichendes I, 662. — , Historisches I, 673. — , Einfluß der Schwere I, 680. — der Galle II, 514. Kreislaufzeit I, 728. Kritik der Helmholtzschen und He r in gschen Farbentheorie III, 218. Kritisches Intervall (Aktionsstrom) IV, 887. Kroneckers Herzkanüle I, 693. Kropfexstirpation II, 6. Kropf kachexie II, 7. Krümmungsradien der optischen Medien III, 41. Kryoskopie II, 783. Künstliche Atmung I, 7. Kürzeste Töne III, 500. Kugelgelenke IV, 576. Kurzdauernde Lichtreize III, 220. Kussmaul-Tennerscher Versuch I, 278; IV, 332. Kynurensäure II, 363. Kystoskopie II, 300. 166 Sachregister. L. Labferment II, 553. — im Pankreassaft II, 585. Labyrinth; Anatomisches III, 542, 779. — , mchtaku9tif5che Fmiktionen III, 778. — , Wirkung des Verlustes III, 782. Labyrinthreflexe III, 784. — , Tonus III, 786. Lackfarbiges Blut E.B., 32. Ladungstheorie (Magen) II, 541. Längenkurven (Muskel) IV, 436. Längsschnitt, mittlerer III, 360. Lage der Frucht im Uterus II, 130 Lageempfindung, Theorie III, 795. Lageempfindungen III, 735. — für die einzelnen Körperteile III, 743. — , Theoretisches III, 758. Lagetäuschungen III, 739, 795. Laktase II, 57.3, 587, 600. — im Pankreassaft II, 578. Laktation II, 179. Langerhanssche Inseln im Pankreas II, 571. Laryngeus inf. und sup. IV, 705. — medius IV, 711. — Slip., Schlucknerv I, 26; 11, 527. Laryngometer IV, 721. Laryngoskopie IV, 720. Laryngostroboskop IV, 721. Larynx siehe Kehlkopf IV, 691. Latenzzeit des Muskels IV, 439. Lauttabelle IV, 756. Lebensknoten I, 30; IV, 335. Leber II, 424. — , Abführwege, Lymph- und Blut- bahnen II, 505. — , Fermente II, 450; Fett II, 456. — , Glykogen II, 427; Zucker II, 448. — , Eiweißspaltung II, 472. — , Entgiftung II, 499. — , Exkretionsorgan für Methylenblau, Fluorescem, Salicylsäure, Lithium II, 591. Leberexstirpation bei Vögeln II, 460. — bei verschiedenen Tieren II, 504. Lecithin, Spaltung durch das Pankreas n, 588. — in der Leber II, 459. — im Gehirn II, 459. — als Komplement I, 658. Leim I, 423. Leitfähigkeit des Nerven, Einfluß der Wärme IV, 822. — , Trennung von der Ei-regbarkeit IV, 938. Leitung der Erregung im Nerven IV, 799. — , doppelsinnige IV, 801. — , einseitige der Nervenzellketten IV, 47. — , Geschwindigkeit 804. — im Nerven, Theorie IV, 927. — der Erregung im Muskel IV, 445. Leitungsbahnen im Bückenmark, Untersuchuugsmethoden IV, 362. — , Bedeutung der einzelnen Stränge IV, 371. — , Kreuzungen IV, 378. — , sensible Leitung IV, 384. — , Schmerzleitung IV, 385. — , Tastbahn, Muskelgefühl IV, 386. — , motorische IV, 388; respiratorische IV, 391. — , vasomotorische IV, 392. Leitungsbahnen im Großhirn IV, 142. Leitungsgeschwindigkeit im Her- zen I, 250. Lesefunktion IV, 119. Leuchtende Pünktchen, entoptisch E.B., 98. Leuchtgasvergif tuug E.B., 44. Leucin bei Trypsinwirkung II, 578. Leukocidin I, 618. Leukocyten, chemische Zusammen- setzung E.B., 62. — , Zunahme bei Verdauung E.B., 62. — , — bei der Geburt E.B., 61. — , — beim Fötus E.B., 62. — , Diapedesis E. B., 60. — , Chemotaxis E.B., 60. — , Phagocytose E.B., 61. — , Zahlung E.B., 61. — , Zahl E.B., 61. — , mononucleäre , polynucleäre E.B., 59. — , Mastzellen E.B., 60. — , amöboide Bewegung E.B., 60. Lichtempfindlichkeit III, 168. Lichtempfindung, Ort in der Netz- haut III, 106. — , zeitlicher Verlauf bei kurzer Reiz- dauer III, 220. — bei läugi-rer Reizdauer 111, 227. Lichtinduktion HI, 232. — , Theorie III, 237. Lichtmischungsgesetze III, HO, 113. Lieh tpercipierendeSchichtder Netz- haut III, 106. Lichtschatteuf igur (Purkinje) E.B., 96. Lichtscheu bei totaler Farbenblind- heit III, 191. Sachregister. 167 Lichtsinu 111, 168. — , Schwelleu werte 111, 168. Lidreflex (Keflexzeit) IV, 264. Lid seh lag- 111, 470. Lidschlußreflex IV, 357. Lieberkühnsche Drüsen 11, 591. Lingualis als Geschmacksuerv III, 624. Linieuhoropter III, 405. Linse, Brechungsindex III, 39. — , Krümmungsradien 111, 48. — , Accommodatiou 111, 50. — , Schlottern 111, 52. — , osmotisches Verhalten, Quellung, Trübung III, 445. Linsenkern IV, 182. Linsenspiegelbildchen 111, 50. Linseustereoskop(IIelmholtz) III, 424. Lipase II, 586, 598. Lipasen im Blut E.B., 69. Lipoid lösliche Stoffe, Resorption und Sekretion II, 888. Listingsches Gesetz III, 312. für Gelenke IV, 577. Littensches Phänomen 1, 9. L-Laute IV, 764. Lochien 11, 174 Lockesche Flüssigkeit I, 692; IV, 502. — — zur Herzdurchspülung 1, 247. — Lösung zur Herzernährung I, 249. Loewescher Ring E.B., 93. Loi de balancement I, 314. Lokalisation der Hirnfunktionen beim Menschen IV, 93. — — Hirnrind enzeutra siehe Hirnrinde IV, 14. beim Menschen IV, 93. — — Schallempfindungen III, 577. Schmerzempfiudung III, 728. Temperaturempfinduug III, 727. — im Sehraum III, 401. — mit bewegtem Auj;e III, 364. — — unbewegtem Auge III, 359. Lokalzeichen (Hautempfindung) III, 711. Ludwigs Herzmanometer 1, 692. — Quecksilbermanometer I, 698. Lücke, Grütznersche und Ficksche IV, 985. Luftdruckverhältnisse im Mittel- ohr in, 560. Luftperspektive 111, 376. Luftpumpe zur Bluteutgasung I, 220. Luftströmung im Mund bei Stimm- bildung IV, 750. — in der Nase beim Atmen und Riechen III, 596. Luftstrom beim Riechen III, 596. Lummerscher Würfel III, 250. Lunge, Gassekretion 1, 142. — , Difiusion der Gase I, 156. — , respiratorische Oberfläche I, 135. — , Zusammensetzung der Luft in den Alveolen I, 138. Lungenelastizität I, 2. Lungengaswechsel I, 131. — , wirksame Kräfte I, 142. Luugeukapazität I, 5. Luugenprobe 1, 6. Luteinzellen II, 92. Luxusconsumption I, 542. Lymphagoga II, 860. Lymphbildung bei Speichelsekretion II, 519. Lymphe II, 851; E.B., 78. — , Ashers Anschauungen II, 866. — , Bildung und Resorption II, «51. — , Entstehung II, 855. — , Fortbewegung II, 868. — , Gasgehalt I, 129. — , Heidenhains und Ludwigs Theo- rien II, 857. — , Menge, Geschwindigkeit II, 854. — , Plasma, Salze E. B. , 79; Zellen E.B., 80; CO., -Gehalt E.B., 79; Ge- rinnung E. B., 79; Serum E. B., 79; Menge E. B. , 79; Viskosität E. B., 80. Lymphocyten E.B., 59. Lymphzellen E.B., 58, 78, 80. Lymphzirkulation im Auge III, 456. M. Mach-Breuersche Theorie der Laby- rinthfunktion III, 790. Macula arnstica III, 781. Macula lutea III, 124. — — , entoptisch sichtbar E.B., 93. — — , Einfluß auf Farbengleichungen in, 156. Magen II, 531. — , kleiner II, 701. — , Drüsen II, 532, 1004. — , Sekretbildung II, 534. — als Exkretionsorgan II, 540. — als Resorptionsorgan II, 559. — , Bewegungen H, 560 ; Entleerung U, 562; Hemmung durch Fett II, 565. — , Innervation II, 565. Magendie-Bellsches Gesetz IV, 308. Magendrüsen II, 704, 709. — , Innervation II, 722. — , Histologisches II, 1004. Magenfistel II, 700. Magensaft, Untersuchung II, 703. — als Reiz für Pankreassekretion n, 738. 168 Sachregister. Magensaft II, 542; Salzsäure II, 543; Acidität II, 546; autiseptische Wir- kung II, 547. — , Wirkung auf Bakterien und Toxine II, 557. — , Menge II, 557. Magenverdauung II, 567, 591. — , kortikales Zentrum IV, 45. Magnesium, Stoffweclisel I, 534. Magnesium Sulfat, gerinnungshem- mend E.B., 10. Makrophagen (Metschnikof f ) I, 646. Makropsie III, 389. Malpighische Körperehen in d er Niere II, 234. Maltase II, 522, 587, 600. Maltose II, 522. Manometer für Blutdruckmessung I, 697. — für das Froschherz I, 698. — , elastische von Fick, Hürthle, Gad I, 700. Mariottescher Fleck III, 194. Mark, verlängertes siehe Kopf mark. Markscheidenentwickelun j; IV, 129. Mastdarm, Zentrum IV, 352; korti- kales IV, 44. Mastzellen E.B., 60. Maxwellsche Scheiben III, 111. Maxwellscher Fleck E B., 93. Meconium I, 347. Media IV, 731, 759. Medianlokalisation des Schalles III, 578. Medianstellung der Stimmüppen nach Eecurrensdurchschneidung IV, 712. Medulla oblongata siehe Kopfmark. — spinalis siehe Rückenmark. Meibomsche Drüsen II, 386. Meissner scher Versuch (Tastsinn) III, 663. Membranen für Entstehung der Ruhe- ströme IV, 874. Membranpfeifen IV, 734. Membrum virile siehe Penis. M e n i e re s ' Symptomenkomplex III, 788. Menstruation II, 95. — , Zusammenhang mit Ovulation II, 100. — im Klimakterium II, 198. Meridiane des Auges und der Netz- haut III, 309. Metathrombin E.B., 76. Methämoglobin E.B., 45. — , Verbindungen E.B., 47. Metotische Knochenleitung III, 575. Meyers Florkontrast III, 235. Mikrophagen (Metschnikof f) I, 646. Mikropsie III, 389. Miktion II, 829. Milch, Absonderung II, 185, 187; osmo- tische Verhältnisse dabei 11,881; ver- schiedene Einflüsse II, 192; in Be- ziehung zur Menstruation und Gra- vidität II, 194. — , Zusammensetzung II, 1«2; Menge 185; Gerinnung durch Lab II, 554; Kalk^^ehalt I, 530. "Milchdrüse, Absonderung; II, 187. — , Anreiz zur Entwickelung der — vom befruchteten Ei aus E.B., 144. Milchsäure II, 459; in der Leber II, 459; im Muskel IV, 470, 474; im Magen II, 545, 548. Milz II, 37. — , Beziehungen zum Pankreas E. B., 142. — , Exstirpation II, 37. — , trypsinogene Funktion II, 37. Mineralstoffwechsel I, 516. Miuimalluft I, 21. Miotica III, 88. Misohgerüche III, 614. Mischgeschmäcke III, 643. Mischung von Farb-^n III, 110. Mitbewegung IV, 285, 291. Mitempfindung III, 728; IV, 289. Mithridatismus I, 610. Mittelohr HI, 550. ■ — , Anatomisches III, 542. — , Muskeln III, 556. Mittelregister (voi.r mi.rte) IV, 739. Mittlerer Längsschnitt, mittlerer Querschnitt III, 309, 360. Modalitäten der Empfindung III. 11. Molekularbewegung (Brown) IV, 630. Momentanreize und Zeitreize IV, 838. Momentanreizung der Netzhaut III, 220. Monakowsches Bünfel IV, 370. Monatsfluß siehe Menstruation 11,95. Monochromatisches Sehen III, 189. Monokulares Sehen III, 335. Morgagnische Ventrikel IV, 721. Motorische Region der Hirnrinde IV, 58, 94. — , Extremitätenregion IV, 58, 95. — , Restitutions- und Kompensations- erscheinungen IV, 87. — , glatte Muskeln IV, 99. Mouches vola)ttes E.B., 89, 90. Sachregister. 169 Mucin im Speichel II, 518. — in der Galle II, 509. Müller-Lyersche optische Täuschung III, 385. Mund Verdauung II, 517. Muscariu I, 257, 265; III, 88. Musikalische Fähigkeiten (Zentrale) IV, 125; (TonempfinduDgen) III, 536. Muskel, allgemeine Physiologie der quergestreiften Muskulatur IV, 427; Anatomisches IV, 427; Fibrillen IV, 428; Doppelbrechung IV, 430; im polarisierten Licht IV. 429; mecha- nische Eigenschaften des ruhenden Muskels IV, 432; Dehnbarkeit IV, 4H2; Zugfestigkeit IV, 433; osmoti- sches Verhalten und Lebensdauer ausgeschnittener Muskeln II, 844; IV, 497; isotonische Salzlösungen II, 845; IV, 498; Wirkung der "Wasser- entziehung IV , 508 ; Einfluß von Wärme und Kälte IV, 457; thermi- scher Ausdehnungskoeffizient IV, 457; Chemie des Muskels IV, 464; Muskel- plasma IV, 465; galvanischer Wider- stand IV, 519. — , quergestreifter, Verkürzung IV, 436 ; rote und weiße, langsame und schnelle IV, 519; Ermüdung IV, 449; absolute Kraft IV, 441 ; Arbeit bei Zuckung IV, 442 ; Verdickung IV, 444; Graphik, isotoniaches und isometrisches Ver- fahren IV, 436; Muskelton IV, 534; Theorie der Kontraktion IV, 541. — , Stoffwechsel I, 441; IV, 472; Gas- wechsel IV, 475; hei Arbeit, Marsch IV, 480; Wärmebildung IV, 482; Wirkungsgrad IV, 494; Nutzeffekt der Muskelarbeit I, 451; Quelle der Muskelkraft I, 441 ; Stoffwechsel bei Muskelarbeit I, 441. — , Reizbarkeit, chemische IV, 506; mechanische IV, 510; elektrische IV, 511; Leitung der Erregung IV, 445; Ruhestrom IV, 522; Muskelzylinder IV, 860; Bedeutung der Durchströ- mungsriehtung für Reizung IV, 518. Muskelgefühl in, 335, 411. Muskeln, eingelenkige IV, 593, 59". — , zweigelenkige IV, 595. — , glatte IV, 544. — , Anatomisches IV, 544. — , Anordnung im Magen IV, 545. — , Dehnbarkeit IV, 548. — , Reizbarkeit IV, 550. — , Tonus IV, 562. — , durch Licht reizbare IV, 552. Muskeln, glatte, Kontraktion IV, 555. — , absolute Kraft IV, 558. — , spontane Kontraktion IV, 561. Muskelphysiologie, spezielle IV, 564. Muskelsinn III, 734, 752, 759. — , Rindenzentrum IV, 58, 100. — , Stabkranzfasern IV, 145. — , Schwellenwerte III, 753. I Muskeltonus, vom Rücken- und Kopf - I mark beherrscht IV, 326. — , von zentripetalen Erregungen ab- [ tängig IV, 327. — , autochthone, automatische Ent- stehung V IV, 330. — , Bedeutung des Kleinhirns IV, 205, 331. Muskulus siehe die einzelnen Muskeln unter ihren speziellen Namen. Mutterkuchen siehe Placeuta. Muttermund, Eröffnung II, 111. Mydriatica III, 88. Myelogenetisclie Gliederung der Hirnrinde IV, 129. Myochrom IV, 469. Myogen, Myogenfibrin IV, 466. Myogene Erregungsleitung im Herz I, 255, 810. Myogene Herzautoniatie I, 229. Myogen er Herzschlag I, 255. Myopie HI, 48. Myosin, Myosinfibrin IV, 466. Myxödem II, 9. Myxomyceten IV, 639. N. Nachbilder IH, 205. — , nach kurzdauerndem Lichtreiz III, 221. — , Theorie III, 206. Nachdehnung bei glatten Muskeln IV, 547. Nachempfindungen, akustische III, 50«. Nachgeburtsperiode II, 146. Nachschwankung, positive (Aktions- strom) IV, 902. Nährwert des Leims I, 423; des Aspa- ragins I, 429; des Glycerins I, 433; der Cellulose I, 434; der Pentosen I, 435; des Alkohols I, 437. Nägel, Abnutzung und Verlust 1,343. Näseln IV, 752. Nahepunkt III, 57, 60, 62. Nahrungsmittel I, 331. Narkotica (Muskel) IV, 503. — , Wirkung auf die Niere II, 279. — , Hirnrinde IV, 21. 170 Sacbreffister. Nasale Stimme IV, 751. — , Vokale IV, 765. Nase, Luftströmung beim Riechen III, 596. Nativistische Theorie III, 360, 396. Natriumgehalt im Blut und in Organen II, 827, Nebenhoden II, 71. Nebennieren 11, 18; E.B., 131. — , accessorische II, 20. — , Extrakt II, 24. — , Wirkung aufs Herz I, 249. Nebenschilddrüsenll, 10; E.B., 126. Negativer Druck im Thorax I, 5 Negati vitätswelle am Nerven IV, 879. — , zeitlicher Ablauf IV, 881. — ^ am marklosen Nerven IV, 893. Nernsts Theorie der Nervenerregung IV, 810, 850. Nerven, allgemeine Physiologie IV, 793; Historisches IV, 794; Chemie IV, 812; Degeneration der Fasern IV, 297; Eegeneration IV, 302; Funda- mentale Lebenseigenschaften IV, 797; Erregbarkeit und Leitfähigkeit IV, 938; Erregbarkeit elektrische IV, 828; mechanische IV, 817; thermische IV, 820; chemische IV, 822; Theorie der Erregungen von Nernst IV, 850; Änderung der Erregbarkeit IV, 854; durch elektrotonisierende Ströme IV, 950; Ermüdbarkeit IV, 899; Polari- sierbarkeit IV, 911; Widerstand IV, 916; Narkose IV, 935; Leitfähigkeit IV, 799; doppelsinnige IV, 801; Ge- schwindigkeit IV, 804; Stoffwechsel, Erstickung IV, 809; Wärmeproduk- tion IV, 810. Nervenstroni, ruhender IV, 858; Alterationsstrotn, Demarkationsstrom IV, 858; negative Schwankung IV, 882; Aktionsstrom IV, 882; ohne Aktion IV, 935; beim markhaltigen Warmblüternerven IV, 889; beim marklosen Nerven IV, 893; siehe auch Aktionsstrom. Nervenzellen, feinerer Bau IV, 216. Nervus siehe die einzelnen Nerven unter ihrem speziellen Namen. Netzhaut, Ruhestrom B.B., 147. — , objektive Veränderungen unter der Einwirkung des Lichtes HI, 91. — , Aktionsstrom III, 102. — , Ernährung III, 438, 448. — , Nerveneinfluß III, 446, 452. Netzhauthorizont III, 309, 396. Netzhautperipherie, Sehweise IIT, 193. Netzhautperipherie bei Dichro- maten III, 200. Netzhautstäbchen als Organe des Dämmerungssehens III, 185. Netzhaut zapfen, Kontraktilität III, 94. Neuriten IV, 211. Neuroaktionsphosphen (Gertz) E.B., 93. Neurofibrillen IV, 213. Neurogene Herzautomatie I, 229. Neuronenlehre IV, 211. — , Plastizität der Neurone IV, 218. Neutraler Punkt der Farbenblinden III, 151, 157. Neutralfett im Blut E.B., 68. Newtons Farbenmischungsgesetz, Ab- weichungen von demselben III, 182. Ni(!khautdrüsen II, 922. Nicotinmethode (Sympathiciis) IV, 395. Nied erschlagsmembranen II, 763. Niere, innere Sekretion II, 37; E.B., 140. — , Histologisches II, 207. — , Epithehen II, 208; Blut- und Lymph- gefäße II, 223; Nerven II, 228, 280; Absonderung des Harns II, 232; Ab- hängigkeit vom Zentralnervensystem II, 282. Niere, Durchblutung der überlebenden II, 284. — , Gaswechsel II, 286. — , Arbeitsleistung II, 288. Niesen I, 27. Nikotin, Wirkung auf die Blasen- ganglien II, 320. Noeud vünl IV, 335. Nuclease II, 588, 598. Nucleus caudntus IV, 181. — lent^formis IV, 182. Nullpunkt, phj'siologischer, der Tem- peraturempfindung III, 672. Nutzeffekt der Muskelarbeit I, 451. Nystagmus III, 767, 775, 789. Nystensche Regel (Totenstarre) IV, 463. 0. Ober töne in Beziehung zur Klang- farbe III, 517. — als Ursaclie von Kombinationstönen III, 525. Oculomotorius III, 318, 325. — , Kerne III, 326; IV, 318, 358. Odorimetrie III, 603. Öffnungszuckung uud Offiiungsteta- nus IV, 513, 533, 975. Oekoid E.B., 30. Sachregister. 171 Oesophagus, Drüsen II, 531, 1011. — , Bewegungen II, 525. Ohrenschmalz II, 397. Ohrmuschel III, 547. Ohrspeicheldrüse siehe Parotis II, 521, 669. Ohrtonus III, 786. Ohrtrompete III, 560. Olfactie 111, 604. Olfactometrie III, 603. Olfactorius III, 590. — (H e c h t) zu Nervenreizungsversuchen benutzt IV, 893. Oligodynamische Wirkungen I, 249. Oliven - Kleinhirnbahn IV, 194, 195. Onkographie I, 719. Onkometrie iler Niere II, 239. O n y c h o g r a p h e n zur Pulsregistrierung I, 716. Oophorin 11, 44. Ophthalmographie III, 315. Ophthalmometer III, 41. Ophthalmoskop III, 89. Ophtalmotrop III, 304. Opsonine I, 647. Opticus, Eintrittsstelle entoptisch sicht- bar E.B., 97. Opticusfasern, entoptisch sichtbar E.B., 92. — , doppelbrecheud E. B., 95. Optische Orientierung III, 741. — Täuschungen III, 375, 384, 388. — — über die Größe der Gestirne III, 391. Optogramme III, 99. — . epitheliale III, 93. Orbitaldrüse II, 938. Organextrakte. Wirkung aufs Herz I, 249. — , — auf die Gefäße I, 309. Orientierung gegen die Vertikale III, 736. — bei bewegtem Körper III, 742. — zur Vertikale, Theorie III, 795. — , Prinzip der leichtesten III, 324. Ornithin II, 345. Orthorheonom IV, 837. Orthoskopie des Kehlkopfes IV, 720. Orthostereoskopie III, 422. Ortssinn der Haut III, 711. Osmose II, 760. — an der lebenden Zelle II, 799. Osmote retisches Äquivalent (Aron- sohn) III, 602. Osmotische Eigenschaften der Blut- körperchen II, 828. Muskeln II, 844. — — anderer Zellen II, 846. Osmotische Verhältnisse bei Sekretion der Milch II, 881. Galle II, 882. — — — — des Speichels II, 883. — — des Schweißes und Harns II, 884. Osmotischer Druck II, 760, 783. — — , effektiver II, 777. Osteotympanale Schall - Leitung III, 573. Otolithen lU, 781. — , Theorie ihrer Funktion III, 795. Ovarialextrakt II, 39; E. B., 145. Ovarium II, 87. — , innere Sekretion und Einfluß auf den Gesamtorganismus II, 39, 43, 103. — , Wirkung auf die Milchdrüsen II, 103. — , Transplantation II, 39. Ovulation II, 87. — , Zusammenhang mit Menstruation II, 100. Oxalsäure 11, 375; in der Leber II, 461. Oxalursäure II, 363. Oxydaseu der Leber II, 453, 486. — im Speichel II, 518. Oxyhämoglobin E. B., 39. Oxysäuren, aromatische, im Harn II, 377. P. Pankreas, histologische Verände- rungen bei der Tätigkeit II, 575, 985; Absonderung II, 571; Panki-eassaft II, 576; Anpassung an die Nahruugs- zusammensetzung II, 734; Arbeit des Pankreas (P a w 1 o w) II, 728 ; Pankreas- fistel II, 728; beim Menschen II, 574; Fermente II, 731; Hormone E. B., 142; Bakteriengehalt II, 576; Inner- vation des Pankreas II, 738; Pan- kreasdiabetes n, 37; E.B., 142. Papillen der Zunge III, 623. Papillarmuskeln I, 809. Paradoxe Empfindung IV, 290. — Kälteempfindung E.B., 120. Paraganglien E.B., 131. Parageusie III, 638. Parallaxe III, 379. — , binoculare III, 412. Paralytische Sekretion (Histologi- sches) II, 999. Parenterale Eiweißzufuhr II, 623. Parese-Mikropsie III, 389. Parotis II, 961. Partialdruck 1, 59. Partialtöne III, 514, 517, 525. 172 Sachregister. Patellarreflex IV, 265. Pendeltheorie des Gehens IV, 618. Penis II, 66. Pentosen im Stoffwechsel I, 4-i5. Pepsin 11,548; Funktionsbedingungen II, 551; quantitative Bestimmung nach Mett II, 551; nach Grützner II, 552. Pepsindrüseu (Pawlow) II, 699. Pepsinogen II, 552. Peptone (Proteosen), gerinnungshem- mend E.B., 11. Peptozym II, 538. Periode des "Weibes II, 95. Peripheriewerte III, 178, 199, 259. — der Dichromaten III, 201. Periskopie des Auges III, 74. Peristaltik II, 604. Peritoneum, Schmerzempfindliclikeit III, 700; E.B., 121. Perlflecken der Linse E.B., ><8. Perlschnüre (entoptische) E.B., 89. P e r m e a b i 1 i t ä t der Erythrocyten E. B., 31. — des Protoplasmas II, 809. Persistenz optischer Gleichungen (v. Kries) III, 209. PersiDiration II, 401. Pfeifen IV, 733. — mit den Lippen IV, 752. — , laryngeales IV, 753. Pfeiffersches Phänomen I, 649. Pflanzenfresser, Magenveniauungll, 558. Pflanzenfresserharn II, 336. Pfortader n, 426. Phänakistoskop, Phantasmoskop III, 372. Phagocytenlehre I, 646. Phagocytose E.B., 61. Phakoskop III, 50. Pharynx IV, 726. Phasenverhältuisse III, 514; Be- deutung für Klangfarbe III, 520. Pheuolschwefelsäure im Harn II, 368. Phenylalanin II, 480. Phlebin I, 93; E.B., 54. Phonationszentrum IV, 187, 717. — im Kopfmark IV, 349. Phonautographie IV, 776. Phonetik IV, 691. Phonische Laute IV, 758. Phonische Konsonanten IV, 766. Phonograph IV, 778. 785. Phonometer III, 586. Phonophotograph ie IV, 777. Phloridzin II, 457. — , Wirkung auf die Leber II, 465. Phloridzin, Wirkung auf die Niere II, 278, 292. Phospliene E.B., 99. Phosphor und Eettleber II, 457. — , Stoffwechsel I, 523. Phosphorfleischsäure IV, 468. Phosphor säure, Ausscheidung in den Harnkanälchen II, 275. Photometrie III, 250. Phototrope Reaktion des Pigment- epithels III, 92. Physiologische Kochsalzlösung IV, 498; E.B., 31. — Punkte III, 338. Physostigmin III, 88. Pigmentepith el der Netzhaut, photo- trope Eeaktion III, 92. — , entoptisch sichtbar? E.B. 96, 97. Pilocarpin (Reiz für Pankreas) II, 574. — , Wirkung auf die Niere II, 279. Piperidin, blutdrucksteigernd II, 33. Piqüre II, 283. Pituitrin E.B., 129. Placenta II, 117. — , Nachgeburtsperiode II, 146. — , Placentaextrakt E.B,, 144. Placentarkreislauf II, 119, 126. Plasma des Blutes E.B., 3. — siehe Blutplasma E.B., 65. Plasniahaut, Plasmamembran II, 802. Plasmolyse II, 769, 800. Plastein II, 555, 586. Plastographisehe Bilder III, 426. Platners kristallisierte Galle II, 470, 514. Plethora I, 743. — , hydrämische II, 862. Plethysmographie I, 719. Pleuraspalte I, 4. Plexus coeliacus siehe solaris IV, 412. Pneumograph I, 13. Pneumonie, neuroparaly tische IV, 7 1 1 . Poggendorfs optische Täuschung III, 384. Poiseuillesches Gesetz I, 764; E.B,, 13. Polare Erregung des Nerven IV, 971. — Reizwirkung (Muskel) IV, 514, 516. Polarisation an tierischen Organen IV, 911. — , Theoretisches IV, 915. — des Muskels IV, 520. Polarisationsbüschel, Haidinge rs E.B., 95. Pollutionen II, 79. Polsterpfeife IV, 735. Polygonales Maschenwerk, entoptisch E.B., 96. Porretsches Phänomen (Wogen des Muskels) IV, 515. Sachresrister. 173 Posticuslähmung I, 26; IV, 711. Präexistenzlehre IV, 523, 86H. Präputialdrüse II, 389. — , St^kret II, 398. Präzipitine I, 636. — im Blutplasma E.B., 67. Presbyopie III, 59. Pressorische Reflexe I, 322. Priapismus II, 67. Primär Stellung der Augen III, 308. Primordialgebiete der Hirnrinde IV, 129. Prinzipalbewegungen IV, 65. Priuzipalempf indungen III, 137. Prismenstereoskop(Brewster) III, 424. Probemahlzeit II, 538, 546, 557. Proadrenalin E.B., 133. Progressivbewegung, Empfindung III, 748, 789. Projektion, binokulare III, 397. — , monokulare III, 356. Projektions-(Stabkranz-)felder der Hirnrinde IV, 132. Prostata 11, 61. — , Sekret II, 63. — , Innervation II, 64. Protanopie III, 152. Proteolytisches Ferment in der Leber II, 472. Proteosen, gerinnungshemmend E.B., 12. Prothrombin E.B., 73, 75. Protopathische Hautsensibilität E.B., 114. Protoplasma IV, 629. — , Reizleitung IV, 663. — , elektromotor. Wirkungen IV, 664. — , Totenstarre IV, 664. — , Reizbarkeit, elektrische, polare IV, 652. — , — , mechanische IV, 657. — , — , chemische IV, 658. — , — , thermische IV, 661. — , Lichtreize IV, 662. — , Permeabilität n, 809. Protoplasmabewegung IV, 629. — , Strömung IV, 640. — , Geschwindigkeit der IV, 643. — , Kraft IV, 644; äußere Bedingungen IV, 645. — , Wirkung von Reizen IV, 652 ; von Giften IV, 660. — , Eigenschaften des Protoplasmas IV, 629. — durch Änderung des spezifischen Gewichtes IV, 632. Protoplasmagifte IV, 660. Pseudoglobulin E.B., 66. Pseudopepsin II, 558. Pseudopodien IV, 633. Pseudoskop IH, 427. Psychischer Reiz für den Magen II, 534. Psychophysisches Gesetz III, 23. Ptoma'ine I, 612. Ptyalin II, 522. — im Pankreassaft II, 587. Pudendus II, «2. Puerperium II, 166. Puls, Registrierung I, 713; Frequenz, abhängig vom Blutdruck I, 751; von der Temperatur und von Giften I, 231; Dikrotie I, 793; Fortpflanzung der Welle I, 787; Gestalt der Welle I, 783; Reflexion I, 791; sekundärt- Wellen I, 800. Punkt, physiologischer (Aubert) III, 338. Punkthoropter III, 405. Pupille in, 79. — , entoptische Wahrnehmung E.B., 88. — , normale Größe III, 84. — , Einfluß der Adaptation HI, 84. — , konsensueller Reflex III, 85, 87. — , Reflexbahn IH, 85. Pupillenreflex IV, 358. — , konsensueller IV, 359. PuiJillenzentrum III, 82, 85. — , kortikales IV, 29, 37. Purinkörper H, 351, 486, 487. Purkinje, Herzmuskelfasern I, 812. Purkinje-Sansonsche Bildchen III, 50. Purkinjesche Aderfigur HI, 106. Purkin jesches Phänomen III, 176. — — , Fehleu im Netzhautzentrum III, 181. — Nachbild III, 221. Purpiirfarbe III, 114. Pylorusdrüsen II, 532. Pylorusref lexe II, 562. Pylorussekret II, 558. Pyramidenbahn IV, 152, 171, 367. — , Extrapyramidenbahn IV, 143. Q- Quakversuch IV, 270. Qualitäten der Empfindung III, 11. Quellung II, 785. Quellungsdruck II, 795. — bei lebenden Zellen II, 799. Querdisparation III, 396. Q u e r d u r c h s t r ö m u n g des Nerven IV, 973. Querleitungszeit IV, 266. Querschnitt IV, 866. 174 Sachregister. Quotient, respiratorischer I, 133. — , Ökonomischer der Muskeltätigkeit IV, 494. R. Rachenverschluß IV, 726. Raddrehung des Auges III, 300, 309. — , Kompensatorische, Zusammenhang mit Kopfbewegungen III, 317. Radium, Wirkung auf s Auge III, 265. Randzellen (Speicheldrüsen) II, 951. Raumsinn, Allgemeines III, 17. — des Auges III, 336. — der Haut HI, 711. — , Successiv- und Simultanschwellen ni, 713. — , Übung III, 724. — , Ermüdung III, 725. Receptaculum seTninis II, 57. Receptoren (Ehrlich) I, 615. Rectum, Temperatur I, 558. Recurrens IV, 323, 708. — , Durchschneidungs versuche IV, 709. Recurrent vision III, 222. Reduction trichromatischer Farben- systeme III, 159. Reduziertes Auge III, 47. — Hämoglobin E. B., 41. Reaktionszeit bei Reflexen IV, 262. Referred pain IV, 290. Reflexe IV, 221. — , anatomische Grundlage IV, 282. — , kortikale, subkortikale, spinale IV, 227. — , Vorstellungsreflexe IV, 227. — , Zentren IV, 228. — , Reize, Methodisches IV, 229. — , Irreziprozität IV, 286. — ohne Beteiligung von Ganglienzellen (Bethe) IV, 287. — , Ermüdbarkeit IV, 245. — , Abhängigkeit von Sauerstoffzufuhr IV, 246. — , der Temperatur IV, 248. — , tonische IV, 251; periodische IV, 252; klonische IV, 252. — , alternierende IV, 254. — , Ausbreitung, Pflügers Reflex- gesetze IV, 255. — , gekreuzte IV, 259. — , biologische Bedeutung IV, 260; zeitlicher Ablauf IV, 263; Querlei- tungszeit IV, 266. — , Hemmung und Bahnung IV, 269, 277, 279. — vom Nervenstrom IV, 232. — — spezif. Sinnesorgan aus IV, 233. — vorf der Haut IV, 235, 238; tiefe IV, 236. Reflexe, Sehnenreflexe IV, 236; Re- fraktärzeit IV, 240. — , Summation IV, 241. Reflexempfindung IV, 289. Reflex schmerzen III, 701. Reflextonus IV, 327. Reflexzeit IV, 262. Refraktäre Periode des Froschischia- dicus (Aktionsstrom) IV, 886, 899. — Phase des Hei-zens I, 234. bei Reflexen IV, 240. Refraktion III, 47. Regel siehe Menstruation II, 95. Regeneration der Nerven IV, 302, 421, 797. — , autogene IV, 302. — im Gehirn IV, 92. Register der Stimme IV, 739. Reibelaute IV, 769. Reibung, innere Reibung des Blutes E.B., 13. Reinigung siehe Menstruation II, 95. R ei zart farbiger Lichter III, 112, 118. Reizleituug im Protoplasma IV, 663. Reizung des Muskels siehe Muskel IV, 506. Reizungsdivisor (v. Kries)IV, 838, 856. Relieffernrohr III, 428. Reproduktion von Stimmklängen IV, 785. Reserveluft I, 16. Residualluft I, 18. Resonauten IV, 765. Resonanz der Mundhöhle IV, 772. Resonanzhypothese III, 563. Resonatoren III, 515. — , Erregung durch Kombinationstöne III, 569. Resorption im Magen II, 559. — der Nahrungsstoffe II, 607. — , wirksame Kräfte bei derselben II, 608. — der Kohlehydrate II, 616. — des Fettes II, 618. — der Eiweißkörper II, 621. — von Wasser in den Harnkanälchen II, 262. — — Harnbestandteilen in den Kanäl- chen n, 264. — unter dem Einfluß von Diureticis II, 273. — , Mechanismus (0 verton) II, 744. — von Wasser II, 886. — — lipoid löslichen Stoffen II, 888. — — Salzen II, 891. Respirationsapparate I, 338. Respirationskalorimeter I, 338. Respirationsluft I, 16. Sachregister. 175 Ees pi ratorischei- Gaswechsel, Ab- häDgigkeit vou der ZusainmPiisetzuug der Einatmungsluft I, 205. — Quotient I, l'-Vd. Eespiratoriseber Quotient bei Vagus- reizung I, 180. Kestitution und Kompensation nach Läsion der Kindenzentren IV, 87. Retina siehe Netzhaut. ßetinaaktionsphosphen (Gertz) E. B., 93. Retinomotorische Wirkung des Lichtes III, 93. Eetroperistaltik II, 564. Rheonomversuche IV, 836. Rheotom IV, 880. Rhodannatrium im Speichel II, 521. Rhythmicität der Atembewegungen I, 35. Ricin I, 613, 626. Riechbarkeit, Bedingungen III, 595. Riechen, Mechanik III, 596. Riechkraft III, 604. Riechorgan, Riechnerven III, 589. — , adäquate Reize III, 600. — , flüssige Reizstoffe III, 601. — , inadäquate Reize III, 602. Riechsehärfe III, 604. Riechschleimhaut, mit Schmeck- vermögen versehen? III, 623. Riechsphäre IV, 86, 106, 141. — , Stabkranzbahneu IV, 161. Riechstoffe III, 593. — , Klassifizierung III, 606. Rindenblindheit IV, 77. Rindenepilepsie IV, 17. Rindentonus IV, 65. Rindenzentren, höhere, sekundäre, gnostische,mnestische, tertiäre IV, 107. Rindenzentrum für Kehlkopf bewe- gung IV, 31, 73, 717. — — Atmung IV, 45. Augen, Kopf IV, 29, 37, 39, 43, 97. — — Drüsen IV, 44. Muskeln IV, 44, 469. Ringersche Flüssigkeit I, 692; IV, 502. — Lösung zur Herzdui'chspülung I, 247. Rinnescher Versuch III, 573. Rippenatmung I, 3. Rippenmechaniiv I, 3. Ritter-Rolletsehes Phänomen IV, 519. Röntgenstrahlen, Sichtbarkeit III, 265. — und Sehpurpur III, 101. Rollung des Auges III, 300, 309. — , kompensatorische (Hu eck) III, 317. Rollung des Auges, symmetrische (Nagel) III, 322. Rosenbach-Semonsches Gesetz IV, 713. Rotation im Plasma IV, 642. Rotationsmuskeln IV, 589. Rotblindheit III, 152. Rückenmark IV, 207. — als Leitungsorgan IV, 361. — , Untersuchung der Bahnen IV, 363. — , Bedeutung der Bahnen IV, 371. — , Kreuzung der Bahnen IV, 378. — , sensible Bahnen IV, 384; moto- rische IV, 388. — , Wurzeln IV, 308. — , Atmungsregulierung IV, 334. — , vasomotorische Zentren IV, 343. — , Zentren für Blase, Mastdarm und Genitalien IV, 350. — , Schweißsekretion IV, 354. — als Reflexorgan IV, 207 bis 291. — , segmentale Bedeutung IV, 305, 313. — , Automatie IV, 292. — , Koordination IV, 293. — , trophische Bedeutung IV, 297. Rückläufige Sensibilität IV, 309. Rückresorption des Wassers in den Harnkanälchen II, 235, 262. Ruhestrom des Nei-ven (und Muskels) IV, 858. — der Netzhaut III, 101. 8. Sättigung der Farben III, 134. Säuren, Sekretion II, 896. — des Harns II, 340. Salicylase II, 452. Salze, Resorption und Sekretion II, 891. Salzfällung, fraktionierte, der Glo- buline E.B., 66. Salzplasma E.B., 10. Salzsäure, Theorie ihrer Sekretion II, 896. — (Magen) II, 543. Salzstoffwechsel I, 521. Samen, Beschaffenheit, Menge, che- mische Zusammensetzung II, 48. Samenblasen II, 57. — , Innervation II, 59. — , Funktion II, 59. Samenfäden, Bildung II, 46. — , Lokomotion II, 51. — , Menge II, 51. — , cheinotaktische Reaktion II, 54. — , Widerstandsfähigkeit II, 54. Samenkristalle 11, 49. 176 Sachregister. Samenleiter II, 73. — , Peristaltik? II, 74. — , Erregbarkeit II, 74. Sausonsche Bilder III, 50. Santonin und Sehpurpurbildung III, 101. — , Wirkung auf den Farbensinn III, 263. — , — Geruchssinn III, 616. - und Sehpurpur III, 264. aporimetrie HI, 634; E.B., 147. arkoplasma IV, 428. attelgeleuk IV, 578. au er Stoff, Bindung im Blut I, 83. -, Ausscheidung in die Schwimmblase I, 163. auerstof f hämoglobin E.B., 38. auer Stoffkapazität des Blutes I, 93. auerstoffvergif tung I, 216. auerstof f zehrung des Muskels IV, 476. augzentrum IV, 348. chall-Leitung III, 550, 573. chall-Lokalisation III, 573. challpendel III, 586. challschwingungen, Minimalzahl für Hörbarkeit III, 500. challstärkenm essung III, 488, 586. charniergelenk IV, 578. cheinbare Größe und Entfernung III, 391. cheinbewegungen III, 368. cheiner scher Versuch III, 60. cheinfütterung II, 534, 702, 711, 722. chielen III, 396. childdrüse E.B., 126. — , Bau II, 3. — , Bedeutung für die Zirkulation II, 5. — , Wirkung ihrer Exstirpation II, 6. — , Transplantation II, 10. — , Epithelkörper II, 10. — , Jodgehalt II, 13; E.B., 128. Schlaf IV, 52. Schlagvolumen I, 744. Schleife IV, 159, 172. Schleimdrüsen, Histologisches II, 914, 938. Schleuderkurven IV, 438. Schließungszuckung u. Schließungs- tetanus IV, 512. Schluckakt, Bedeutung fürs Eiechen III, 599. Schlucken II, 525. Schluckreflex II, 526. Schluckzentrum II, 528; IV, 348. Schmeckbecher III, 623. Schmecken, Mechanik III, 629. Schmeck schärfe III, 634; E.B., 147. Schmecksphäre IV, 86, 106, 141. — , Stabkranzbahnen IV, 161. Schmeckstoffe III, 628. — , chemische Konstitution III, 629. Schmerzempfiu düng III, 688 ; räum- liche Verteilung III, 696; Schmerz- punkte III, 690; Qualitäten III, 693; als Summationsphänomen III, 693; bei inneren Organen III, 699; E. B., 121; Hautschmerz E.B., 121; Einden- zentrum IV, 61, 102; Leitung im Rückenmark IV, 385. Schmerznerven III, 689; thermische Reizung III, 697; elektrisch-chemi- sche Reizung III, 698, 699. Schnecke, Hörfunktion III, 562. Schnellseher III, 372. Schraubengelenk IV, 578. Schreiben IV, 119. Schrödersche Treppe III, 375. Schutzapparate des Auges III, 469. Schwangerschaft II, 105. — , Dauer II, 108; Uterusveränderung II, 110. — . Einfluß auf den Organismus II, 122. Schwankung der Tonempfindung III, 499. — , negative IV, 879. — , zeitlicher Ablauf IV, 881. — am markloseu Nerven IV, 893. Schwarz als Empfindung III, 136. Schwebungen III, 522, 567. — , diotische III, 576. Schwefel, neutraler, im Harn II, 372. Schwefelammonium als Reduktions- mittel E.B., 41. Schweiß, Absonderung II, 401, 410. — , Chemie II, 406. — , Bedingungen für seine Absonderung II, 412. Schweißdrüsen II, 402. — , Innervation II, 405, 415. Schwellenwerte, Allgemeines III, 18. — , Unterschiedsschwellen III, 249. — des Lichtsinues III, 169, 246; des Tagessehens III, 179. — der Tonempfinduug III, 488; der Geruchsempfindung III, 603; der Geschmacksempfindung III, 635; E.B., 147; der Berührungsempfinduug III, 659; der Beweguugsempfindung III, 753. Schwellkörper, Mechanismus IT, 67. Schwere, Einfluß auf Körperhaltung IV, 582, 591. Schwereempfindung III, 757. Schwerpunkt des Körpers IV, 565, 604, 609. Sachi'egrister. 177 Schwerpunkt, Bewegung IV, 627. Schwerpunktskoustruktion bei Farbenmischung III, 115. Schwimmblase, Sauerstoff seki'etion I, 163. — , Gassekretionsnerven I, 164. Schwindel UI, 762. — , galvanischer III, 766. — aus optischen Ursachen III, 369. Seelenblindheit IV, 80, 125. Segmentale Bedeutung des Rücken- marks und Kopfmarks IV, 307, 313. Sehgelb III, 98. Sehhügel IV, 183. Sehnenreflexe IV, 236. Sehnerveneintritt entoptisch sicht- bar E.B., 97. — , Kreuzung, Bedeutung IV, 79. Sehpurpur III, 95. — , Fluoreszenz III, 96. — , Absorption III, 97. — , Bleichung III, 99. — , Beziehung zum Dämmerungssehen III, 186. — , Bleichungswerte III, 186. Sehrot UI, 95. Sehrichtung (Hering) lU, 359. Sehschärfe, zentrale III, 339. — , Abhängigkeit von der Beleuchtung m, 342. — , Pupillenweite III, 343. — , Beziehungen zur Zapfendicke III, 345. — , praktische Bestimmung III, 348. — bei Hell- und Dunkeladaptation III, 355. — — Naturvölkern III, 350. — — totaler Farbenblindheit III, 191. — im indirekten Sehen III, 353. Sehsphäre IV, 76, 103. — , Munks Projektion der Netzhaut IV, 80. — , Histologisches IV, 141. — , Stabkranzbahnen IV, 164. Sehsubstanzen III, 145. Sehweiß III, 98. Seifen, gerinnungshemmend E.B., 10. — , "Wü-kung auf Pankreassekretion H, 742. Seiten druck in der Luftröhre I, 24. Seitenkettentheorie I, 617, 618, 619. Sekretin II, 571; E.B., 143. Sekretion, Beteiligung des Kerns II, 990. — , Mechanismus (Overton) II, 744. — , innere II, 1; E.B., 125. — des Harns II, 232. Sekretionsdruck der Galle II, 513. Sekretionsnerven 11, 675, 685, 690. Nagel, Physiologie des Menschen. Krgänzun Sekretcapillaren II, 954. Sekundäre Degeneration der Nerven IV, 297. — Klangerscheiuungen III, 522, 566. — — — ßückenmarksstränge IV, 363. — Zuckung , sekundärer Tetanus IV, 538, 879. Sekundäres Bild III, 221. Sekund är stellun y; der Augen ITT, 309. Selbstregulierung des Herzschlages I, 251. Selbststeuerung der Atmung I, 41. — des Herzens I, 844. Selbstverdauung des Magens II, 533. Semilunarklappen I, 841. Semipermeable Membranen 11, 763. — — und Ruhestrom IV, 875. , „ideale" II, 776. Senile Involution II, 197. Sensibilität der Haut, Rindenzentren IV, 61, 100. — , protopathische und epikritische (Head) E.B., 114. — des Bewegungsapparates IV, 58, 100. Sensomobilität HI, 752; IV, 712. Sensomotorische Zentren IV, 58. Seröse Drüsen, Histologisches II, 961. — Höhlen E.B., 78. (Resorption) II, 871. Serum siehe Blutserum E.B., 65. — des Blutes E. B., 7. — , Reaktion E.B., 4, Serumalbumin, Serumglobulin E.B., 66. Sexuelle Reflexzentren II, 80. Simultankontrast III, 233. Singstimme IV, 746. — , Genauigkeit IV, 748. Sinnesenergien, spezifische III, 1. Sinnespunkte, anatomische Grund- lage III, 654. — , Anatomisches E.B., 117. — der Haut HI, 651. Sinus, Ursprung des Herzschlages I, 228. Sinuskurve HI, 513. Skatoxylschwef elsäure H, 371. Skotome, positive, bewegliche E.B., 89. Smegma II, 398. Sonderbewegungen IV, 65. Soretscher Absorptionsstreifen der Blutfarbstoffe im Ultraviolett E.B., 41, 44, 46, 49, 52. Spannung eines Gases in einer Flüssig- keit I, 61. icsband. 1^ 178 Sachregister. Spannung der Gase im Blut I, 195. — , Abhängigkeit von der Strömungs- geschwindigkeit I, 200. Spannungskurven (Muskel) IV, 437. — der Blutgase I, 64. Spannungsverteilung am Nerven und Muskel IV, 860. Speckhaut E.B., 7. Speichel, Absonderung II, 518; Zu- sammensetzung n, 521; Gase II, 521; Fermente 11, 522; Menge 11, 523. — , Gasgehalt I, 130. Speicheldrüsen n, 518; Innervation II, 518; Sekret II, 521. — , Histologisches II, 904, 942. — und ihr Sekret (Cohnheim) 11, 521. — (Pawlow) II, 669. — , Innervation (zentrifugale Nerven) 11, 675. — , Zentralorgan 11, 696. — , zentripetale Nerven II, 690. Speichelfistel II, 519, 669. Speichelröhren 11, 993. Speichelsekretion, osmotische Ver- hältnisse n, 883. — -, Zentrum II, 696; IV, 354; kortikales Zentrum IV, 44. Spektrophotometrie des BlutesE.B., 36, 57. Spektrum LEI, 112. — , Begi-enzung III, 113. — , Benennung der einzelnen Teile III, 132. Sperma II, 105. Spermaticus II, 82, 297. Spermatozoen II, 46. Spermin II, 45. — in der Prostata II, 63. Spezifische Energie der Hautsinne ni, 731. — Helligkeit der Farben III, 149, 192. — Disposition der Sinnesorgane III, 5. — Sinnesenergien III, 1. Spezifizität der Befruchtung II, 56. Sphärische Aberration des Auges III, 70. Sphäroidgelenke IV, 577. Sphincfer vesicae 11, 309. — pupillae III, 81. — — , durch Licht reizbar III, 81. Sphinkter, Tonus II, 310, 321. Sphygmographie I, 713. Sphygmomanometrie I, 703. S p i e g e 1 h a p 1 o s k o p (Hering) III, 400. Spiegeiste reoskop (Wlieatstoue) III, 423. Spinalganglien, trophische Zentren für hintere "Wurzelfasern IV, 299, 305. — , Heizleitung in ihnen IV, 311. Spirometer I, 15. Spitzenstoß I, 836. Splanchnicus I, 290. Spontane Kontraktion glatter Muskeln IV, 561. Sprachzentrum IV, 111. Sprachzeichner IV, 777. Sprechstimme IV, 746. Stabkranz der Zentralzone IV, 145. Eiech- und Schmecksphäre IV, 161; Sehsphäre IV, 164; Hörsphäre IV, 167. Stabkranzfelder (Hirnrinde) IV, 132. Stäbchenfreier Netzhautbezirk III, 187. Stäbchentheorie (v. Kries) III, 184. Stammganglien IV, 181. Stanniussche Ligaturen I, 224, 225, 250, 255. Stapedius III, 559. Statik des Körpers IV, 607. Statischer Sinn III, 734. Steapsin II, 586. — im Magen 11, 555. Stehen IV, 603. Steigbügel III, 551, 553, 559. Stensonscher Versuch IV, 209. Stereokomparator III, 431. Stereoskopie III, 421. Stereoskopischer Glanz III, 435. Sterkobilin II, 658. Stickoxydhämoglobin E.B., 45. Stickstoff im Blut I, 117. Harn I, 346. Kot I, 347. Schweiß I, 345. — in der Atemluft I, 343. Stickstoffgleichgewicht I, 395. Stickstoff retention I, 396. Stille, Empfindung derselben III, 498. Stimmbänder siehe Stimmlippen IV, 700. Stimmbildung, Zentrum IV, 349. Stimmdruck IV, 749. Stimme, Stimmwerkzeuge IV, 691. Stimmgabeln zur Bestimmung der Hörgrenze III, 477. Stimmlaute, akustische Analyse IV, 772. — , Einteilung IV, 756. — , Entstehung IV, 728, 755. — , gegenseitige Beeinflussung IV, 771. Stimmlippen IV, 700. — , falsche IV, 721. — , Lähmung d urch Nervendurchschnei- dung IV, 709, 711. Sachregister. 179 Stimmritze I, 26; IV, 699. — , Erweiterung IV, 699. Stimmumfang IV, 746. Stimmung des Auges III, 207. — des Sehorgans III, 147. Stimmwechsel IV, 747. Stoffwechsel I, 331. — bei Arbeit I, 441. — — verschiedenen Körpergrößen I, 469. — — verschiedenem Alter I, 469. — , Abhängigkeit von der Außentempe- ratur I, 459. Stoffwechselversuch, Berechnung I, 354. Stokessches Reagens (Ferroammo- niumtartrat) E. B., 42. Strabismus III, 397. Strangzellen IV, 369. Streckmuskeln, Erregbarkeit IV, 5 1 1 . Stroboskopische Täuschungen III, 370. Strohbaßregister IV, 739. Strompulse I, 713, 725. Stromuhr I, 748. Strychnin, reflexerhöhende Wirkung IV, 242. Subcorticale Ganglien IV, 181. Successivschwellen der Tastempfin- dung ra, 713, 721. Sulfate im Harn H, 340. Summation bei glatten Muskeln IV, 559. — der Reize (Reflex) IV, 241. — , zeitliche und räumliche IV, 242. — , Superposition bei Muskelzuckungen IV, 450. Summationstöne III, 526, 529, 568. Suprarenin II, 33. Suspension des Herzens I, 834. Sympathicus, Allgemeines IV, 393. — , Aufbau des Systems IV, 397. — , Halsteil IV, 400. — , Brust-, Bauch- und Beckenteil IV, 406. — , Mittelhirnsystem IV, 416; bulbäres System IV, 416; sakrales System IV, 418; Degeneration und Regeneration IV, 421; Reflexe IV, 424; zentripetale Leitung IV, 426. — , Wirkung aufs Auge IV, 400; auf die Gefäße IV, 401; auf Drüsen IV, 402 ; pilomotorische Wirkung IV, 402 ; Ausfallserscheinungen und trophische Störungen nach Durchschneidung IV, 403; prävertebrale Ganglien IV, 410; vertebrale Ganglien IV, 406. — und Accomniodation III, 61. — — Pupille III, 82. Sympathicus und Speichelsekretion n, 682, 686. — — Pankreas 11, 739. Synapsen IV, 211. Synovia E.B., 78. T. Tachographie I, 725, 726. Tachometer I, 727. Tachypnoe I, 49. Täuschungen des Augenmaßes III, 384. — durch Irradiation III, 388. — der Tiefenwahrnehmung III, 418. Tagesschwankung der Temperatur I, 562. Tagessehen III, 173, 181, 266. Talbots Gesetz III, 230. Talgdrüsen II, 385. — , Sekret II, 392. — , Fettarten E.B., 146. Tallquistsche Farbenskala E.B., 57. Tarsaldrüsen II, 386. Tartini-Sorgesche Töne III, 525,568. Taschenbänder IV, 721. Tastempfindung siehe Druckempfin- dung. Tastempfindungen III, 657. Tastkreise III, 716. Taubstumme, Labyrintherkrankun- gen III, 788. — , schwindelfreie III, 765, 788. Taurin, Taurocholsäure II, 478. Teich manns Blutkristalle E.B., 51. Telemeter III, 429. Telephonsirene III, 521. Telestereoskop III, 428. Temperatur, Einfluß auf den Stoff- wechsel I, 459. — , Einfluß auf Gefäßweite I, 327. — des menschlichen Körpers I, 557. — , Tagesschwankung I, 562. — des Neugeborenen I, 572. — post mortem I, 576. Temperaturempfindungen 111,669; E.B., 113. — bei Blutleere der Haut III, 673. — , paradoxe III, 678; E.B., 120. — , Schwellenwerte E.B., 120. Temperaturmessung I, 558. Temperatursinn, Rindenzentrum IV, 61. — , Schwellenwerte III, 679. — , Einfluß des Reizortes III, 680. — der Fläche III, 683. — , Unterschiedsempfindlichkeit III, 685. — , Webers Theorie III, 673. — , Herings Theorie III, 675. 180 Sachregister. Tenorstimme IV, 747. Tensor iympani III, 556. , reflektorische Erregung III, 557. — — , Accommodationshypothese III, 558. Tennis IV, 731, 759. Terminalgebiete(IIirnrinde) IV, 129. Tertiäres Bild III, 225. Teslaströme IV, 847. Testikel II, 46. Tetanie E.B., 126. — bei Schwangerschaft, bei Star E.B., 127. Tetanomotor IV, 818. Tetanus IV, 451. Tetanustoxin I, 612. Thalamus opticus IV, 183. Thermometrie am Muskel IV, 482. Thorakotomie nach Mikulicz- Savierbruch I, 7. Thrombin E.B., 73. Thrombocyten E.B., 64. Thrombogen E.B., 75. Thrombokinase E.B., 76. Thymus II, 36; E.B., 143. Thi/reoarytaeno'ideiis internus IV, 700. Thyreoglobuliu II, 14. Thyreoidea II, 3. Thyreoidektomie II, 6. Thyreojodin II, 13. Tiefensehschärfe III, 414. T i e f e n w a h r n e h m u n g , Ijinokulare, Einfluß der Konvergenz III, 407. — , Feinheit III, 414. — , Täuschungen III, 418. — , monokulare III, 374. — , Einfluß der Größenschätzung III, 375; der Schatten III, 376; der Luft- perspektive III, 376; der Accommo- dation III, 376; der Bewegung III, 379. Tiefe Sensibilität III, 744; E.B., 114. Tiefste Töne III, 476. Ton, einfacher III, 512. Tonansatz IV, 745. Tonbewußtsein, absolutes III, 541. Tondifferenzen, eben merkliche III, 483. Toneinsatz IV, 744. Tonempfindung, Lokalisation III, 573. — , Anklingen III, 504. — , Abklingen III, 505. — , Ermüdung III, 509. Tonempfindungen III, 476. — , Musikalisches III, 536. Töne, kürzeste III, 500. — , höchste III, 479. — , tiefste III, 476. Tonfarbe III, 485. Tonleiter III, 539. Tonlücken und Toninseln III, 491. Tonstärke, Schwellenwerte u. Messung in, 488; Unterschiedsempfindlichkeit III, 500. Tonus der Skelettmuskulatur IV, 326 ; Zentrales IV, 66. — des Lungenvagus I, 43. — der Gefäße I, 305. — , spontane Schwankungen I, 311. — , Labyrinth III, 786. Ton Verwandtschaft III, 539. Totalindex der Linse III, 40. Totenstarre IV, 462. — der Einzelzellen IV, 664. Toxalbumine I, 612. Toxine I, 612. — , spezifische Bindung I, 615. Toxoide I, 617. Toxone I, 630. Toxophore I, 617. Tränen, Menge E.B., 102. — , Zusammensetzung III, 471. — , Sekretion in, 472. — , Ableitung III, 473. Tränendrüse, III, 472. — , Histologisches 11, 977. Tränenleitung E.B., 102. Traube-Heringsche AVellen I, 316. Traubenzucker im Blut E.B., 69. Traubenzucker bei Diabetes E.B., 69. — , Ausscheidung durch die Niere II, 277. Treibwerk des Herzens I, 808. Treppe bei Reflexreizen IV, 244. — (Bowditchsche Treppe) I, 246. — (Muskel) IV, 450. Trichromatische Farbensysteme III, 118. Trigeminus IV, 319. — und Geruch III, 592. — und Geschmack III, 627. Tritanopie III, 166. Trochlearis III, 328. Trommelfell IH, 550. Trophische Bedeutung des Sympa- thicus IV, 403. — Nerven IV, 304. Trophischer Einfluß der Nervenzen- tren auf periphere Organe IV, 303. Trophoblast, Trophosphäre II, 116. Trübungen in Hornhaut, Linse, Glas- körper, entoptisch sichtbar E.B., 85. Trypsin H, 578. Trypsinogen II, 582. Tuba Eustachii III, 560. Tubentrichter als Ort der Befruch- tung II, 107. Tympaiiophonie III, 561 Tyrosin II, 480. u. Ultrarot III, 113. Ultraviolett, Sichtbarkeit III, 113. Umlaufszeit des Blutes I, 728. Um Stimmung: des Sehorgans III, 209. — durch farblose Lichter III, 212. — durch farbige Lichter III, 213. — , Theorie III, 217. — beim Geruchssinn III, 616. — des Geschmackssinnes III, 642. Unabänderlicher Erfolg IV, 800. Unterbrechungstöne III, 532. Unterm ax im ale Keize, Summierung IV, 450. , Tetanus IV, 451. Unterscheidbarkeit der Bilder in beiden Augen III, 403. Unterschiedsempfindlichkeit III, 19. — beim Geruchssinn III, 612. Lichtsinn III, 249. — für Farbentöne III, 251. — — Sättigungsgrade III, 252. — — Geräuschintensitäten III, 588. — — Tonhöhen III, 483, 516. — — Toniutensitäten III, 500. Unterschneidung der Eindenzentren IV, 55, 64. Urämie II, 279. U r am ido säuren II, 485. Ureter, Peristaltik II, 293. Urin siehe Harn. Urobilin II, 380. ürochrom II, 379. Uroerythrin II, 382. Urohyperteusin E.B., 135. Urorosein II, 383. Uterus, menstruelle Veränderungen II, 95. — , Schwangerschaftsveränderung II, 110. V. Vacuolen II, 802. Vagina II, 90, 121. Vagoaceessorius IV, 322. Vagus IV, 322; Beziehungen zum Respi- rationsapparat IV, 322; zum Atmungs- apparat IV, 323; zum Verdauungs- apparat IV, 323; Vagus und Atem- rhythmus 1,39; Geschmacksfunktiou im Schlund und Kehlkopf III, 624; Vagus und Stimmbildung IV, 706; Aktionsstrom bei der Atmung IV, Sachregister. 181 892; Vagustonus IV, 324; Herzhem- mung I, 260; Beziehung zum Magen II, 565, 722; zum Pankreas II, 571 738; zur Niere II, 280. Vagusdyspnoe I, 42. Vaguspneumonie IV, 304. Valenzkurven III, 128. Valsalvascher Versuch III, 560. Variationstöne III, 532. Vas cleferens siehe Ductus deferens II, 71. Vasokonstriktoren I, 287, 295. Vasodilatatoren I, 288. Vasomotoren I, 287. Vasomotorische Zentren IV, 343. Venae verticosae, entoptisch sichtbar, E.B., 99. Veuenpuls im Auge III, 450. Venensinus I, 810. Ventilations<{uotient I, 21. Ventilmanometer für Blutdruck- messungen I, 698. Ventriculus Morgagni IV, 721. Veratrin, Wirkung auf den Muskel IV, 505. Verbrennungswert der Nahrung I, 357. Verdauung II, 516 ff. — in der Mundhöhle II, 517. Verdauung im Magen II, 531. Dünndarm II, 591. Verdauungsdrüsen (Pawlow) II, 666. Verdauuugsleukocy tose E. B., 62. Verd eckung einer Schallempfindung durch eine andere III, 498. Verdickungskurveu IV, 444. Verdüuuuugssekretion (Magen) II, 539. Verkürzungskurven IV, 436. — , Rückstand IV, 437. Verlängertes Mai-k siehe Kopfmai-k. Verletzungsstrom ( Alteratiousstrom) IV, 523. Verschlußlaute IV, 758. Ve rschlußspreugungim Stimmappa- rat IV, 728. — , periodische IV, 731. Ve r s c h m e 1 z u u g von Tonempfindun- gen in, 478, 516, 539. Versch melzuugsf r equenz für Licht- reize III, 230. — intermittierender Lichter III, 230, 252. Verzweigung der Gefäße I, 758. Vesictda seminalis II, 57. Vesiculäratmen I, 27. Vesiculase II, 58. Vestibularis III, 779. Vibrationsgefühl E. B., 120. 182 Sachregister. Vierf ai-bentheorie (Aubert) III, 138, 271. Vierhügel IV, 186. Vikariieren der Hirnteile IV, 90. Violettbliudheit III, 166. Viscerale Schmerzempfindungen B.B., 121, 123. Viscosimeter E.B., 17. Viscosität der Lymphe E.B., 80. — des Blutes I, 768; E.B., 13. — und Blutkörperchenzahl E.B., 17. — , Abhängigkeit von Ernährung E.B., 17. Vitalkapazität I, 15. Vogelblut, Gerinnung E.B., 10, 75. Vokale IV, 760. — , künstliche Nachahmung, Repro- duktion, Alteration (Synthese) IV, 785. — , Mundstellung IV, 762. — , nasalierte IV, 765. — , Theorien IV, 772. , — , Analyse 779. Vokalkurven IV, 776. Voltasche „Alternative" (Abwechse- lung) IV, 950. Volumpulse I, 713, 719. Volumschreiber I, 720. Vordere Kammer, Zirkulation III, 457, 461. Vorstellungsreflexe IV, 227. w. Wachstum des Fötus II, 129. Wärmeabgabe I, 581. Wärmebildung im Muskel IV, 482. — in den Muskeln I, 579. — , Ort I, 577. Wärmedyspnoe I, 49. Wärmeempfindung, räumliche Ver- breitung III, 669. Wärmekapazität und Temperatur- sinn III, 684. Wärmeleitung und Temperatursinn III, 684. Wärmeökonomie I, 557. — der Kaltblüter I, 606. — des Neugeborenen I, 604. Wärmeproduktion, Ort I, 577. Wärmepunkte III, 651. Wärmeschmerz III, 697. Wärmestarre IV, 460. — und Eiweißgerinnung IV, 467. — des Herzens I, 231. Wäimestillstand des Herzensl, 231. Wärmeverlust des Körpers I, 581. — , Begulieruug I, 594. — , Regulierungszentren I, 598. Wärmezentra, subkortikale IV, 182, 186. Walle rsches Gesetz (Degeneration) IV, 299, 796. Wasser, Stoffwechsel I, 519. Wasserauf nähme durch Magen und Darm II, 886. — durch die Haut II, 888. Wasserstarre IV, 498. Wassertransport bei Resorption und Sekretion II, 879. Weber scher Versuch (am Ohr) III, 574. Webersches Gesetz III, 21; beim Lichtsinn III, 249; Tastsinn III, 665; Geschmackssinn III, 645 ; Geruchssinn III, 612; Temperatursinn III, 673, 686 ; Gehörssinn III , 588 ; beim Aktionsstrom der Netzhaut III, 105. Weber sehe Theorie des Temperatur- siunes III, 673. Wechseljahre II, 197. Wechselstrom als Reiz IV, 846. Wechselzuckungen IV, 447. We llenbewegung der Lebensprozesse II, 99. Wellensirene III, 521. Wettstreit der Gerüche III, 615. — der Geschmäcke III, 643. — der Sehfelder III, 432. Widerstand, galvanischer, der Mus- keln IV, 519. Widerstandsempfindung III, 755. — , paradoxe Ilf, 756. Wiederkauen II, 531. Williams Herzkanüle I, 693. Wimpern III, 469. Wimper schlag siehe Elimmerepithel IV, 671. Wirbelvenen, entoptisch sichtbar E.B., 99. Wirkungsgrad des Muskels IV, 494. Wochenbett H, 166. Wogen des Muskels IV, 515. Worttaubheit IV, 114. Wunderscheibe III, 372. X. Xanthin II, 357, 486. Y. Young-Helmholtzsche Farben- theorie III, 127. — , Kritisches dazu III, 131. z. Zählkammer für Blutkörperchen E.B., 24. Zählzellen im Cor tischen Organ III, 570. Sachregister. 183 Zähne, Äudenmg in der Schwanger- schaft II, 126. Zapfen der Netzhaut, Kontraktilität III, 94. Zapfenmosaik, entoptisch sichtbar, E.B., 94. Zeemausches Phänomen E.B. , 93. „Zeitgesetz" der Diastase II, 523. Zeitreize IV, 838. — , elektrische IV, 514. Zellgranula II, 213, 900. Zellkern und Plasma IV, 650. Zentralnervensystem , Allgemeines IV, 207. — , Trophische Bedeutung IV, 297, 303. Zentren für Wärmeproduktion und -regulienmg I, 598; IV, 182, 186. Zerstreuungskreise III, 77. Zirkelversuch, "Weberscher III, 664. Zirkulationsbewegung im Proto- plasma IV, 642. Zitterlaute IV, 767. Zöllnersche optische Täuschung III, 385. Zonentheorie (v. Kries) III, 269. Zooid E.B., 30. Zootrop III, 372. Zuckerbildung aus Eiweiß I, 506. Zuckerstich IV, 355. Zuckerzentrum IV, 357. Zuckerzersetzung in der Leber II, 448. „Zuckung ohne IMetalle" IV, 879. — des Muskels IV, 433, 434. — , Latenzzeit. IV, 439. — , Hubhöhe iV, 440. Zuckungsgesetz, Historisches IV, 951. — , Pflügers Versuche IV, 952, 975. — beim Menschen IV, 990. Zuckungskurve quergestreifter Mus- keln IV, 434. — glatter Muskeln IV, 555. Zunge IV, 727. — , Verbreitung der Geschmacksnerven III, 621. Zungendrüsen II, 920. Zungenpfeifen IV, 732. Zwangsbewegungen und Zwangs- haltung (Kleinhirn) IV, 199. Zweizipfelversuch IV, 801. Zwerchfell I, 7. Zwerchfellatmung I, 8. Zwischentöne (Stumpf) III, 525, 567. Zyklopenauge III, 360, 398. Zylindergelenk IV, 578. Zy moplastische Substanz E.B., 75. r v -r,.^. ^*j£^r 's*'/ '^ ^- . ■' y , / 'ClJ- ¥1 )r .' V f/v h^--W\ -.>■< "M^^ ^-6 V