Tibrarp of Congress. | | * 2 6) 4 a” a — | kan. wre Ser N 58 UNITED STATES OF AMERICA. | Thierheilkunde alphabetiſcher Ordnung herausgegeben von Dr. A. Herzog. Hermun, Mo. Im Verlage des Verfaſſers. 1857. Vorrede. Bei der Bearbeitung der vorliegenden Schrift, hat ſich der Herausgeber die Aufgabe geſtellt, dem deut— ſchen Landwirthe in Nordamerika eine gedrängte und doch möglichſt vollſtändige Anweiſung an die Hand zu geben, die denſelben in den Stand ſetzt die Krank— heiten ſeiner Hausthiere leicht zu erkennen und nach rationellen Grundſätzen zu behandlen. Der Beſitzer eines kranken Stückes iſt bei der Seltenheit eines tüchtigen Thierarztes häufig genöthigt, ſich auf den wohlgemeinten aber mitunter auch unpaſſenden Rath ſeines Nachbars, verlaſſen zu müſſen, oder am Ende, wenn ihm ſelbſt eine ſolche zweifelhafte Hülfe nicht einmal zu Gebote ſteht, auf gut Glück eines jener „alles curirenden“ Linimente und Arzneimittel zu probiren die vom Kalender oder Zeitungsblatt reco— mandirt werden und welche, mag ihre Zuſammen— 1 * IV ſetzung auch vortrefflich ſein, im unpaſſenden Falle angewandt nichts weniger als vortrefflich ſich erweiſen. Eben darin liegt es, man muß wiſſen, warum man dieſes oder jenes Mittel anwendet, und das lernt man nicht vom Hörenſagen oder vom Kalender und vom Zeitungsblatt ſondern einzig nur dadurch, daß man ſich Kenntniß vom Weſen einer Krankheit zu ver— ſchaffen ſucht. Dieſem letztgenannten Zwecke ſucht die vorliegende Arbeit nachzukommen, obſchon der Verfaſſer ſich mehr auf Andeutung, als auf ausführ— liche Darſtellung einlaſſen durfte, wenn ſein Buch für den Leſerkreis brauchbar ſein ſollte, für den es ge— ſchrieben iſt. Was die alphabetiſche Anordnung des Buches be— trifft, jo wurde ſie gewählt um den Leſer beim Nach— ſuchen nach einer Krankheit zu unterſtützen, wenn gleich ſie auch ihre Mängel beſitzt. Die nah verwandten Krankheiten mußten öfter dieſer Anordnung wegen getrennt werden, und überdieß war es mir nicht mög— lich eine Krankheitsbezeichnung in allen den verſchie— denen Benennungen die in den verſchiedenen deutſchen Ländern gebräuchlich ſind, aufzuführen, außerdem noch ſind die amerikaniſchen Benennungen der Krankheiten den Dentſchen in Amerika meiſt geläufiger und be— kannter als die deutſche Bezeichnung, doch wird der Leſer ſich bald zurecht finden, wenn er öfter in dem Buche blättert, und ſich dieſe und jene Krankheits- bezeichnung einzuprägen ſucht. V Die im Buche angegebenen Gewichte und Maaße ſind die hier allgemein eingeführten, und da in allen deutſchen Settlements deutſche Aerzte und Apotheken zu finden ſind, ſo iſt es nicht ſchwierig, die nöthigen Arzneimittel auch wenn ſie unter deutſchen Namen verlangt werden, zu erhalten. i Ein paarmal iſt in dem Buche die Gewichtsbe— zeichnung durch „Loth“ ausgedrückt, hier hat man ſich zu merken daß ein Loth gleich iſt einer halben Unze. Möge das Buch dem geneigten Leſer ſoviel Nutzen bringen als es dem Herausgeber am Herzen lag, ſich durch die Bearbeitung des Buches ſeinen deutſchen Landsleuten nützlich zu machen. Dr. A. Herzog. > # Abbinden — beſteht darin, daß ein Theil, den man entfernen will, an der Trennungsſtelle des Körpers feſt mit einem Faden oder dgl. gebunden wird, jo daß aller Säfte— zufluß nach dem abgebundenen Theile unterbrochen und die Lebensthätigkeit in demſelben aufgehoben wird, worauf er ab- ſtirbt und abfällt. Man wendet das Abbinden an, um Warzen und andere Aftergebilde, die nicht mit einem breiten Grunde am Körper feſtſitzen, zu entfernen, aber auch als eine Art von Caſtration wird das Abbinden zuweilen angewandt. Abdrehen — iſt eine Art der Caſtration. Die Art und Weiſe wie das Abdrehen vorgenommen wird, iſt fol- gende: Nachdem man das Thier feſtgebunden hat, wird der Hodenſack geſpalten, die Scheidenhäute geöffnet und zurück— geſtreift und der Saamenſtrang, der jetzt zu ſehen iſt, mög- lichſt nah am Leibe des Thiers mit dem Daumennagel und Zeigefinger gefaßt, dann feſt zuſammengedrückt und ſo lange gedreht, bis er abreißt, — die Wunde wird hierauf mit un— geſalzenem Schweinefett überſchmiert, und die Heilung der Natur überlaſſen. Die Caſtration mit dem Meſſer, von der ſpäter die Rede ſein wird, iſt übrigens mehr zu empfehlen. Abfallen der Klauen und Hufe — kommt vor bei der Klauenſeuche der Rinder und Schafe, — in feuchten Gegenden iſt es auch ſchon an Pferden beobachtet 3 worden. Wird die Krankheit vernachläſſigt, ſo geht der ganze Hornſchuh verloren, und die weichen Theile des Hufes ſtellen nun eine entzündete eiterige Fläche dar. Bei gehöriger Be- handlung bildet ſich zwar binnen zwei Monaten ein neuer Huf, dieſer wird aber immer unförmlich. Es lohnt ſich daher eine Behandlung nur dann, wenn es auf einen ſchön geform- ten Huf nicht ankommt. Die Behandlung iſt folgende: man reinigt die kranken Theile mit lauem Waſſer und verbindet ſie mit Baſilienſalbe, täglich erneuert man den Verband und ſorgt für gute Streu und für Ruhe. Sollte ſich faules Fleiſch bilden, fo ſetzt man der Baſilienſalbe noch etwas Aloetinktur bei und nimmt die ſchlechten Auswüchſe mit der Scheere weg. Abgang der Nachgeburt. Die Nachgeburt, die gewöhnlich kurz nach der Geburt abgeht, kann zuweilen durch folgende Umſtände zurückgehalten werden. Die Gebärmutter iſt entweder zu ſchwach um ſie auszutreiben, oder iſt der Muttermund krampfhaft verſchloſſen, oder iſt die Nachgeburt angewachſen. Die Behandlung in dem Fall, der von Schwäche der Gebärmutter herrührt, beſteht darin, daß man erregende Mitlel anwendet. Zuerſt verſuche man die leichten Mittel dieſer Art, z. B. eine gebrannte Suppe mit Kümmel gekocht, hilft dieſes nicht, ſo giebt man Sadebaumblätter ein. Die Gabe der Sadebaumblätter für ein Pferd oder Rind iſt 1 Loth bis 2 Loth, höchſtens 3 Loth — für ein Schaf oder Schwein von einem halben Quintlein bis 2 Ouintlein, für einen gro- ßen Hund + Quintlein, für einen kleineren die Hälfte. Dieſe Gaben der Sadebaumblätter vermiſcht man mit einem glei- chen Theile Weißelmbaſt oder Eibiſchwurzel und brüht es mit ſiedendem Waſſer an, läßt es einmal aufwallen und giebt es dem Thiere kalt ein. Nach 4 bis 6 Stunden darf man dieſe Gabe wiederholen, wenn die erſte Gabe noch nicht ge- u wirkt hat; man kann ſolche Gaben auch ſtatt fie mit heißem Waſſer aufzugießen, zur Latwerge machen, indem man ſo viel Waſſer und Mehl dazu nimmt, daß man eine zähflüſſige Maſſe erhält. Iſt der Muttermund krampfhaft geſchloſſen, ſo gehe man ſachte ein, indem man die Hand ſo ſchmal als mög— lich macht, und ſchmiere den Muttermund mit Bilſenkrautöl oder einer Salbe von gleichen Theilen Opium und Fett. Zu- weilen kommt der Krampf von entzündlicher Aufregung her, dieß erkennt man an dem heißen Hinterleib und dem harten Puls, zugleich iſt der Miſt trocken auch das Maul iſt heiß und trocken und die Augen ſind geröthet. In dieſem Falle iſt ein Aderlaß von größtem Nutzen, innerlich giebt man eine Miſchung von 1 Loth Salpeter und 3 Loth Glauberſalz mit Waſſer und Mehl zur Latwerge gemacht oder in 1 Peint Waſſer aufgelöſt und alle 2 Stunden, in heftigen Fällen ſo— gar alle Stunde wiederholt. Iſt es aber bloßer Krampf und keine Hitze und entzündliche Erſcheinungen dabei, ſo giebt man krampfſtillende und ausleerende Mittel, — folgende Miſchung paßt hieher: Baldrianwurzel 4 Loth, Aloe 1 Quint, Glauberſalz 3 Loth, alles zuſammen mit 1 Quart Waſſer ab- gekocht, dann durchgeſeiht und hierauf dem Pferde oder Rinde eingeſchüttet, — bei einem Schaf giebt man den vierten Theil dieſer Miſchung, bei einem Hunde den ſechsten Theil. Kly— ſtiere von Rauchtabakabkochung, ein halber Vierling auf vier Unzen Waſſer, und bei heftigem Krampf ein Loth asa foetid beigemiſcht, unterſtützen die Wirkung. Iſt die Nachgeburt an⸗ gewachſen, ſo läßt ſich bei Pferden und Kühen weiter nichts thun, als daß man die Nabelſchnur gelinde anzieht; man verſuche einzugehen und die Nachgeburt loszulöſen, was aber ſelten gelingt, weil man mit der Hand nicht bis in den Grund der Gebärmutter greifen kann. Gewichte an die Nabelſchnur zu hängen iſt nutzlos, und wenn ſie zu ſchwer ſind, nur ſchäd— lich. Die Natur hilft aber hier und man muß ſie unterſtützen. Es vereitert nämlich die zurückbleibende Nachgeburt, wobei ein ſtinkender Ausfluß entſteht. Die Behandlung in dieſem Falle beſteht in Einſpritzungen von Camillenthee, die man öf- ters den Tag über wiederholt. Innerlich kann man einen Einſchütt geben von Calmus, Wachholderbeeren und Enzian oder Abſynth. Zur Nachcur reiche man den Thieren leicht⸗ verdauliches Futter, lauwarme Mehltränke und bewahre ſie vor Erkältung und Näſſe. (ſ. Zurückbleiben der Nachgeburt.) Ablaſſen des Harns (ſ. Harnverhaltung.) Abnahme iſt eine wundärztliche Verrichtung, um kranke Theile zu entfernen, oder um dadurch zu einer ver— meintlichen Verſchönerung des Thiers beizutragen. 1) Abnahme der Hörner. Man bedient ſich einer ſcharfen Säge dazu. Muß die Abnahme aber weiter unten vorgenommen werden, ſo daß der Hornfortſatz des Stirnbeins und die denſelben umgebenden Weichtheile ins Spiel kommen, ſo iſt die Operation nicht mehr ſo einfach, indem hierbei Kuochenſplitter und Blutungen ꝛc. zu berückſichtigen find, 2) Abnahme der Ohren. Um eine Wunde zu bekommen, die ſchön heilt, iſt es nöthig, daß man, ehe der Schnitt gemacht wird, die Haut vorher weit nach rückwärts ſtreift, daß, wenn der Schnitt vollzogen tft, die Haut über den Wundrand hervortreten kann. Die Blutung ſtillt man durch aufgeſtreuten Alaun — iſt die Blutung ſehr heftig, ſo wendet man ein weiß geglühtes Eiſen an. 3) Abnahme der Zunge. Kommt manchmal bei Pferden in Anwendung, wenn man keine Hoffnung mehr hat, die durch Gebiß oder andere Gewaltthätigkeiten verletzte Zunge wieder heilen zu können. Der verletzte Zungentbeil wird in dieſem Falle mit einem ſcharfen Meſſer abgeſchnitten e Pipe und die Blutung mit Alaunpulver oder im Nothfall mit dem Glüheiſen geſtillt. 4) Abnahme des Schweifes wird beim Pferde, Rind, Schaf und Hund entweder zur Entfernung krankhafter Theile, oder zur Verſchönerung vorgenommen. Um beim Pferde die Operation vorzunehmen, wird der Schweif in der bezeichneten Länge geſcheitelt, die am Schweif bleibenden Haare werden vorwärts geſtrichen und gebunden, — an dem Stück des Schweifes aber, welches abgenommen wird, werden die Haare glatt gekämmt und nun legt man an der Trennungsſtelle ein Holz unter und durchſchlägt den Schweif mit einem ſcharfen, ſtarken Meſſer, das man mittelſt eines Hammers durch die bezeichnete Stelle treibt. Die Blu— tung, die jetzt aus den Schweifpulsadern erfolgt, ſtillt man dadurch, daß man mit einem ringförmigen Eiſen, oder wo das nicht zur Hand iſt, mit einem gewöhnlichen Eiſen, das bis zum Weißglühen erhitzt iſt, die blutenden Weichtheile be— rührt, und dabei ſich ſorgfältig hütet, das Eiſen nicht zu nah an die Knochen zu bringen, was ſchlimme Folgen haben würde. Die Abnahme des Schweifes bei andern Thieren iſt im We— ſentlichen dieſelbe. Nachbehandlung iſt weiter keine nöthig. 5) Abnahme des Euters wird dann vorge- nommen, wenn daſſelbe durch Krankheiten in Zuſtände ver- ſetzt worden iſt, in welcher es ſeiner Verrichtung nicht mehr dienen kann und für den geſammten Zuſtand gefährlich zu werden droht. Man hat hier darauf zu ſehen, daß man ſorg⸗ fältig ohne Zurücklaſſung einer entarteten Stelle, den an Krebs oder Verhärtung erkrankten Theil des Euters mit einem fchar- fen Meſſer ablöſt: die blutenden Pulsadern werden dann mit einem Häkchen hervorgezogen und mit Fadenſchlingen mäßig feſt zuſammengezogen — will man das aber nicht thun, ſo kann man die Blutung mit einem weißglühenden Eiſen, das wc man auf dem blutſpritzenden Theile tupft, ſtillen. Die Heilung beſorgt man durch ſchleimige Bähungen und Waſchungen von Leinſaamenabkochung. Abmagerung, Abzehrung iſt nur ein Symp⸗ tom anderer Krankheiten und es handelt ſich deshalb bei der Behandlung, um die Ausmittlung der betreffenden Krankheit. Acupunktur. Dieſe Operation beſteht darin, daß man in den leidenden Theil ſtählerne Nadeln einſticht, dieſe etwa eine Viertelſtunde darin läßt und nachher wieder aus- zieht. Man hat dieſe Operation ſchon in Fällen von heftigem Rheumatismus, wie Buglähme u. dgl. mit Erfolg ange- wandt. Die Nadeln derer man ſich hiezu bedient, können ge- wöhnliche Stopfnadeln ſein, wie man ſie im Nähzeug der Hausfrauen findet; an das Oehrende dieſer Nadeln macht man mit Sigellak einen Knopf, damit die Nadel nicht zu weit einſinke, indeß iſt es gut, die Nadel vorher auszuglühen und dann in Oel abzulöſchen, damit ſie ihre Sprödigkeit verliere und nicht abbreche. Ehe man die Nadel einſticht, beſtreicht man fie mit Schweinefett und ſenkt ſie, während man ſie zu— gleich langſam dreht, in den leidenden Theil, worin man ſie eine Viertelſtunde läßt. Soll die Operation von Nutzen ſein, ſo muß ſie oft wiederholt werden, auch müſſen mehrere Nadeln etwa einen Zoll weit von einander entfernt, eingeſtochen wer- den. In heftigen Fällen kann man auch die Elektrizität an- wenden, die man durch die Nadeln ſchlagen läßt. Aderlaß beim Pferde. Man zieht um den Hals des Pferdes, ſo nahe als möglich der Bruſt, eine Schnur von mittlerer Dicke und zieht ſie mäßig feſt an, um die Halsader dadurch auf laufen zu laſſen, die dann wie ein dicker runder Strang an beiden Seiten des Halſes zu fühlen iſt; jetzt ſetzt man 3—1 Fuß vom Kopf entfernt, die Fliete an und ſchlägt . — 8 — ſie mit einem kurzen derben Schlage mittelſt eines hölzernen Schlägels oder dgl. ein, worauf augenblicklich ein dicker Blut— ſtrahl herausſtrömt und zwar fo lange als die Schnur um- gebunden iſt. Hat man die nöthige Menge Blut erhalten, ſo nimmt man die Schnur wieder weg, und ſticht eine Stecknadel durch die Ränder der Wunde, dieſe Nadel wird mit einigen Pferdehaaren umwunden, ſo daß ſie in der Wunde befeſtigt bleibt. Gewöhnlich läßt man der Bequemlichkeit wegen an der linken Halsader zur Ader, die Menge des Blutes, die man abläßt, ſoͤllte nicht unter 6 Pfund und nicht über 16 Pfund Blut ſein. Bei heftigen Hufentzündungen läßt man auch gern an den Feſſeladern Blut, dieß iſt aber ſchwierig und gefährlich, denn die Haut iſt hier ſehr dick und die Nähe von Pulsadern, Nerven und Knochen machen den Aderlaß an dieſer Stelle bedenklich. Aderlaß beim Rind vieh. Man zieht eine Schnur ſo nahe als möglich der Bruſt um den Hals, bis die Halsader aufläuft, doch darf die Schnur nicht allzufeſt ange- zogen werden, weil ſonſt dem Thiere der Athem ausgeht, ſo daß es taumelt und niederſtürzt; nun ſetzt man in der Mitte des Halſes zwiſchen Hinterkiefer und Bruſt die Fliete recht ſtark auf die angeſchwollene Ader und ſchlägt mit einem höl— zernen Schlägel recht ſtark auf die Fliete, — es ſpritzt ſo— gleich das Blut hervor. Hat man genug Blut erhalten, ſo nimmt man die Schnur wieder weg und durchſticht die beiden Wundränder mit einer Stecknadel, welche man mit Zwirn umwickelt. Aderlaß beim Schafe — wird nur ſelten vor- genommen. Man ſcheert die Wolle am Halſe ab, legt eine Schnur um den Hals nahe an der Bruſt, bis die Ader auf— läuft und ſetzt dann eine Fliete auf die angeſchwollene Hals— ader in der Mitte zwiſchen Kopf und Bruſt und verfährt im 1 Uebrigen wie oben ſchon angegeben wurde. Die Menge des Blutes, das man wegnimmt, iſt je nach Umſtänden 1— 4 Obertaſſen voll Blut. Die Manier, unter dem Auge zur Ader zu laſſen, iſt nicht paſſend, denn man erhält hier zu wenig Blut. Aderlaß beim Schweine — wird entweder an den Ohren oder am Schweife vorgenommen. Um am Ohre zur Ader zu laſſen, ſchneidet man dicht am Grunde des Ohrs ringsum die Haut bis auf den Knorpel durch, iſt die Blutung nicht hinreichend, ſo macht man den Schnitt auch am andern Ohre. Will man aber am Schwanze zur Ader laſſen, ſo ſchneidet man dieſen 1 — 2 Zoll vom After entfernt, ab. Dauert die Blutung aus dem Schwanzſtumpfe zu lange, ſo raucht man nur einen Bindfaden recht feſt um den Stumpf zu binden. Aderlaß beim Hunde — iſt wie beim Schweine. Der Aderlaß überhaupt dient entweder als Vorbeugungs⸗ mittel oder als Heilmittel. Der Nutzen des Aderlaſſes beſteht darin, daß die Blutmaſſe ſich freier bewegen kann, daher läßt man zur Ader bei Blutſtockung, bei Blutandrang und bei Entzündung. Schädlich iſt der Aderlaß bei Schwäche, bei Ausſchlagskrankheiten, die gerade im Entſtehen ſind, bei Krankheiten, die ſich durch Ausſchläge entſcheiden u. ſ. w. Je dicker das Blut iſt, je ſchneller es zu einer gleichartigen, fleiſchartigen Maſſe gerinnt, deſto mehr iſt der Aderlaß nöthig, iſt das Blut dagegen dünn und reich an Blutwaſſer, ſo muß man ihn unterlaffen oder darf ihn wenigſtens nicht wieder— holen; zuweilen findet man eine ſpeckige Maſſe auf dem Blut, dieß iſt ein Zeichen von Entzündung, die entweder ſchon weit vorgeſchritten oder bereits verſchwunden iſt; iſt das Blut dunkel und theerartig, fo beweiſt dieß Stockungen im Kreis- lauf; helle rothe Farbe des Blutes und ein raſches Gerinnen 3 deſſelben beweiſt raſchen Kreislauf; blaſſes Blut iſt ein Zeichen, daß dem Blute nährende Beſtandtheile mangeln. Der Aderlaß hat zuweilen nachtheilige Folgen. Nicht ſelten entſteht eine Blutunterlaufung unter der Haut um die Wunde herum. Man macht dagegen kalte Ueberſchläge von Eſſig und Waſſer. Manchmal bildet ſich im Innern der Ader ein Blutpfropf, welcher die Ader weit hinauf verſtopft, dieß iſt zu erkennen an der Härte der Ader. Die Behandlung be- ſteht in Ueberſchlägen von lauem Waſſer worin etwas Pott- aſche aufgelöſt iſt, — iſt das Leiden ſchon weit vorgeſchritten, ſo reibt man täglich zweimal von Folgendem in die harte Stelle ein. Kantharidenſalbe, Lorbeeröl von jedem 1 Unze. Terpentin 4 Unze. Euphorbium 3 Quentlein. Graue Queckſilberſalbe 14 Unze. Hilft dieß nicht, ſo ſchneidet man die Härte mit dem Meſſer aus. Alter des Pferdes und woran man es erkennt. Bei dem einjährigen Pferde giebt das krauſe, wollige Haar, die kurzhaarige gekräuſelte Mähne und der mit eben ſolchen Haaren beſetzte Schweif, welcher kaum bis zum Sprunggelenke herabreicht, eine ziemlich ſichere Beurtheilung des Alters ab. Im zweiten Lebensjahre fängt das Haar an glänzender zu werden, die Mähnen- und Schweifhaare find länger und ſchlichter und letztere reichen ſchon weit über das Sprung— gelenk herab. Erſt vom dritten Jahre an geben die Zähne Aufſchluß über das Alter. Das Füllen kommt ohne Zähne zur Welt; erſt nach 8 — 14 Tage brechen zwei Schneidezähne in der Mitte des Ober- und Unterkiefers aus, welche Zangen genannt werden. 8 Nach drei Wochen kommt zu jeder Seite der vorigen wieder ein Zahn hervor, — dieſe neuen Zähne nennt man Mittel- zähne. Nach 4 — 5 Monaten kommen wieder zwei Zähne neben den vorigen heraus, es find dies die ſogenannten Eck⸗ zähne. Der gemeinſchaftliche Name für alle dieſe Zähne iſt: Milchzähne oder Füllenzähne. Dieſe Zähne, deren ſich 6 im Oberkiefer und 6 im Unterkiefer befinden, unterſcheiden ſich von den ſpäter kommenden ſogenannten Pferdezähnen dadurch, daß ſie kürzer und breiter ſind, ferner durch ihre milchweiße Farbe, ihre gerade Stellung und ihr glattes glänzendes Aus— ſehen. Wenn das Pferd 27 Jahr alt iſt, ſo fallen die beiden Zangen- (die zwei erſten Schneidezähne) im Unterkiefer aus und werden durch zwei neue Zähne (Pferdezähne) erſetzt, welche am Ende des dritten Jahres völlig ausgewachſen ſind. Nach dem 34 Jahre werden auch die beiden Mittelzähne ausgeworfen und durch zwei neue Pferdezähne erſetzt, welche nach vollendetem vierten Jahre in gleicher Höhe mit den noch vorhandenen Milcheckzähnen ſtehen. Im fünften Jahre werden nun auch die Milchzähne durch zwei neue erſetzt, doch ſind ſie nach Beendigung des fünften Jahres noch nicht in Reibung gekommen. Die Haken⸗ zähne dringen jetzt mehr und mehr durchs Zahnfleiſch. Vom fünften Jahre an verſchwinden allmälig die Kun⸗ den —, auch Marken oder Bohnen genannt; (man verſteht darunter die ſchwarzen Vertiefungen, die ſich in der Mitte der Reibefläche der Zähne bilden) — dieſe Vertiefungen wer- den nämlich durch das Kauen abgerieben und deßhalb ver- lieren ſich auch die Vertiefungen in den frühern Zähnen bälder als in den erſt ſpäter herausgekommenen Zähnen. Iſt das Pferd im ſechsten Jahre, ſo ſind die Kunden auf SCH wei Zangenzähnen verſchwunden und find nur noch an den Mittelzähnen und Eckzähnen wahrzunehmen. Im ſiebenten Jahre ſind die Kunden nur noch an den Eckzähnen wahrzunehmen. Im achten Jahre ſind auch die Kunden der Eckzähne faſt ganz verſchwunden. Im neunten Jahre verſchwinden die Kunden in den Zangen des Unterkiefers. Im zehnten Jahre verſchwinden die Kunden in den Mittelzähnen und mit dem eilften Jahre die Kunden in den Eckzähnen. Vom eilften Jahre an iſt das Alter nicht mehr genau zu ermitteln. Uebrigens reiben ſich die Kunden bei Pferden die auf der Weide laufen, früher ab, als bei Pferden, die im Stall gefüttert werden. Das höhere Alter des Pferdes giebt ſich übrigens durch die weißen Augenbraunen und durch weiße Haare am Vorkopf und auf dem Naſenrücken zu erkennen, ferner noch durch die eingefallenen Augengruben und den magern Hals. Um zu betrügen, graben manche Pferdver— käufer künſtliche Kunden in die Eckzähne alter Pferde und wenn dabei noch die Zähne gefeilt werden, ſo könnte mancher Käufer dadurch irre geführt werden. | Erkennung des Alters beim Rindvieh. Die höheren Altersperioden laſſen ſich hier nicht ſicher aus den Zähnen beurtheilen. Das Kalb bringt gewöhnlich die Zangenſchneidezähne mit zur Welt oder erhält ſie doch wenige Tage nachher. An dieſe reihen ſich mit 8 Tagen die erſten Mittelzähne, mit 2 — 3 Wochen die zweiten Mittelzähne und mit 3—4 Wochen die Eckzähne an. Es ſind dies die Milchzähne, die klein und ſchwach nur für das jugendliche Alter beſtimmt ſind. Mit 14 Jahren fallen die Milchzangenzähne aus und nun kommen die beiden größern und bleibenden Zangenzähne 2 2 hervor; jetzt wird das Rind zweiſchaufeſig genannt. Mit 24—3 Jahren geht dieſer Wechſel auch an den innern Mit- telzähnen vor ſich und das Rind heißt jetzt vierſchauftlig. Mit 34 — 4 Jahren wechſeln auch die äußern Mittelzähne und dann heißt das Rind ſechsſchaufelig. Mit 4— 44 Me wechſeln endlich die Eckzähne und das Rind heißt jetzt boll⸗ zahnig oder abgezahnt. Dieſer Wechſel iſt aber nicht ſo regelmäßig wie beim Pferde und die Backzähne können zur Beurtheilung des Alters nicht dienen, da ſie nur mit der größten Schwierigkeit beſich⸗ tigt werden können. Man hat auch aus den Hörnern einen Schluß auf das Alter ziehen wollen, da die Kühe nach jedem Kalben einen Ring am Grunde des Horns erhalten, ſo daß z. B. eine Kuh, in Betracht, daß ſie zwiſchen dem 2. und 3. Jahre das erſte mal gebar, wenn ſich 3 Ringe finden, ungefähr 6 Jahre alt fein mag. Wie unzuverläſſig dies Kennzeichen ſei, geht dar— aus hervor, daß die Kuh möglicherweiſe in der Zwiſchenzeit einmal galt ſtehen kann, wobei dann kein Ring gebildet wird. Erkennung des Alters beim Schafe. Es erhält, wie beim Rinde angegeben wurde, zur Zeit der Ge- burt die Milchzangenzähne, — in den erſten Tagen der Ge⸗ burt die innern Milchzähne, — 2 — 3 Wochen ſpäter die äußern Milchmittelzähne, und nach dem erſten Monat die Milcheckzähne. Um dieſe Zeit beſitzt es auch die drei erſten Milchbackzähne an beiden Reihen der beiden Kiefer und er- hält ein halbes Jahr ſpäter die fünften Backzähne. Mit 1 — 24 Jahr bekommt es die Zangenzähne und wechſelt gleichzeitig auch die erſten Backzähne. Mit 2 — 3 Jahren wechſelt es die innern Mittelzähne und die zweiten Backzähne und erhält jetzt die fünften Bad- zähne. — 19 Mit 3— 4 Jahren wechſelt es die äußern Mittelzähne und die dritten Backzähne. Mit 4 — 44 Jahren wechſelt es die Eckzähne und er- hält die ſechsteu Backzähne und wird ſomit vollzahnig. Beim Schwein zeigt ſich zwar das Alter auch durch die in beſtimmten Zeitabſchnitten erfolgenden Ausbrüche der Zähne, es wird aber der Zahnwechſel hier nicht zur Beftim- mung des Alters gebraucht. Beim Hunde endlich haben die verſchiedenen Racen zu viele Unterſchiede in die Zeitperioden des Zahnwechſels gebracht, als daß ſich hiernach das Alter genau beſtimmen ließe. Anſatz des Kopfes iſt die Verbindung des Kopfes mit dem Halſe beim Pferd und kommt in Beziehung auf Tauglichkeit des Pferdes zu gewiſſen Dienſten in Betracht. Einen guten Anſatz nennt man, wenn die obern Hals— theile in ihrer Verbindung mit dem Kopfe eine freie Beweg— lichkeit des letzteren geſtatten, dieſer aber weder zu breit noch zu ſtark iſt; ein ſchlechter Anſatz hingegen tft es, wenn die obern Halstheile dick und plump ſind und die Beweglichkeit des Kopfes hemmen. Einen hohen Anſatz des Kopfes nennt man, wenn der Kopf höher als der Hals ſteht und daher der Hals die Be— weglichkeit des Kopfes in hohem Grade begünſtigt. Es wird dieſer Anſatz als eine ſehr empfehlenswerthe Eigenſchaft eines Reitpferds betrachtet. Tiefer Anſatz iſt es, wenn der Hals ſich über den Kopf erhebt, ihn in ſeiner Beweglichkeit hindert und ein Geſenkt— halten des Kopfes bedingt, eine Eigenſchaft, die das Pferd nur unvollkommen zum Neitdienfte befähigt. Aufblähen, Trommelſucht, Blähſucht. Das Aufblähen iſt eine ſchnell verlaufende Krankheit des * EUR. ER Rindviehs oder der Schafe, bei welcher fich im Panſen eine außerordentliche Menge Luft auf einmal entwickelt, wodurch dieſer entweder platzt, oder wird das Thier in Erſtickungs— gefahr verſetzt. Die Urſache des Aufblähens liegt meiſtens darin, daß ſolche Thiere nach knapper Stallfütterung ſchnell auf grüne üppige Weiden kommen, oder wenn ſie im Stall nach Dürrfutter auf einmal grün Futter bekommen. Die Zeichen dieſer Krankheit ſind folgende: Die Thiere hören auf zu freſſen, legen ſich nicht, ſondern ſtehen mit geſenktem Kopfe und wiederkauen ihr Futter nicht, dabei ſehen ſie ſich oft ängſtlich nach dem Hinterleibe um. Der Hinterleib dehnt ſich jetzt ſchnell aus, meiſtens an der linken Seite; beim Anfchla- gen an die aufgetriebene Stelle kann man einen dumpfen Ton hören. Nun biegen die Thiere den Rücken und ſtellen die Füße zuſammen, das Maul ſchäumt, der Athem iſt kurz und ſchnell, die Augen treten hervor und ſind geröthet, ſie brüllen ſtöhnend, geifern und hängen die Zunge zum Maul heraus, ſpäter trippeln ſie hin und her, fallen nieder, ſchlagen um ſich, werden endlich ſchlaff und kalt und ſterben. Manchmal kommt der Tod fchon in Zeit von einer halben Stunde, oft dauert es aber auch länger. Oeffnet man das todte Thier, ſo findet man oft den Panſen geplatzt und den Magen voll von Futterſtoffen. Man hat die verſchiedenartigſten Mittel vor- geſchlagen, weil man glaubte, die Luft komme von der Gäh— rung der Futterſtoffe; dieß iſt aber falſch, ſondern die Luft wird von dem ſchwachen Magen ausgeſchieden. Am beſten thut man, wenn man das Wiederkäuen einleitet. Man giebt Rauchtabak 2 Loth mit 3 Gallone Waſſer, läßt es eine halbe Viertelſtunde lang kochen, gegen Ende des Kochens thut man 1 Loth Kümmelſaamen hinein und ſeiht es durch. Hierauf löſt man + Quintlein Brechweinſtein darin * 8 auf. Nun läßt man es etwas kalt werden und gießt dann den dritten Theil von einem Pint Vorlauf oder guten Whisky darunter und ſchüttet es dem Rind ein. Man kann dieß, je nach Umſtänden, jede Stunde wie— derholen. Hat man Salmiakgeiſt bei der Hand, ſo kann man auch ſtatt des eben mitgetheilten Receptes ein Quintlein bis gegen 2 Loth davon geben, es muß dieſe Gabe aber vorher mit 40 Theilen Waſſer gemiſcht werden, auch iſt es gut, etwas Branntwein dazu zu thun. Eine ſolche Portion kann man mehreremale geben, ſo oft das Aufblähen wieder kommt. Hat man durch die Anwendung dieſer Mittel das Thier endlich zum Wiederkauen gebracht und ſtößt es Luft durch das Maul aus, ſo wird es ſich nach und nach erholen. Nützt alles dieſes nichts, ſo macht man den Bauchſtich. Der Bauchſtich wird mit dem Trokar gemacht. Ein Trokar iſt ein dolchförmiges Inſtrument, das in einer Röhre ſteckt, ſo daß am untern Ende der Röhre die Spitze des Trokars wieder herausſieht; an der Röhre befinden ſich mehrere Löcher, damit beim Einſtechen die Luft heraustreten kann. Die Stelle, an welcher der Ein— ſtich gemacht wird, ſoll hier beſchrieben werden. Man denke ſich eine Linie, die vom Hüftknochen der linken Seite anfängt und am hinteren Ende der kurzen Rippen endigt — dieſe Linie verläuft parallel mit dem Rückrath; theilt man nun dieſe Linie in zwei gleiche Theile, ſo iſt der Mittelpunkt dieſer Linie die Stelle an der man einſticht. Man ſtellt ſich auf die linke Seite des Thiers, richtet das Inſtrument etwas nach vorn und unten, und ſtößt es, indem man mit der andern Hand auf den Griff des Inſtruments ſchlägt, dem Thiere in den Panſen. Die Luft wird ziſchend herausfahren, ſobald man das Dolchmeſſer aus der Röhre herauszieht. Die Röhre ſteckt man jetzt vollends bis zu ihrem obern Rand in die Wunde hinein. Sollte ſich die Röhre verftopfen, fo geht man vorſichtig mit einem Fiſchbein oder dgl. in die Röhre ein und drückt das Hinderniß ſachte hinunter. Oft iſt es nöthig, die Röhre einige Zeit ſtecken zu laſſen, dieß geſchehe aber nicht allzulang. In Ermangelung eines Trokars kann man die Operation auch mit einem gewöhnlichen Meſſer vornehmen und ſtatt der Röhre ſchiebt man dann eine gewöhnliche Hollunderröhre ein. Die Wunde heilt leicht. Man beſtreicht die Ränder der Wunde mit Theer, um das Ungeziefer abzuhalten. Oft aber geſchieht es, daß man auch dadurch nicht Herr über das Leiden wird, weil ſich die Luft unaufhörlich erneuert; hier kann man noch dadurch helfen, daß man den Bauch an der linken Seite, drei Finger breit hinter den Rippen auf⸗ ſchneidet (in der Richtung von oben nach unten) hierauf den Panſen öffnet und das Futter mit der Hand aus dem Panſen herausnimmt. Faſt noch ſchlimmer als das Aufblähen von grünem Futter iſt das Aufblähen von dürrem Futter; es kommt vor, wenn verdorbene Nahrungsmittel gereicht wurden, oder die Verdauungskräfte des Thiers durch ſtarke Anſtrengungen oder längere Zeit fortdauernde ſchlechte Nahrung (ſaures Heu, er- frorene Kartoffeln ꝛc.) erſchöpft ſind. In dieſem Falle blähen ſich die Thiere fo häufig auf, daß das trokariren am Ende gar nichts mehr nützt. Die Behandlung in dieſem Falle be- ſteht darin, daß, nachdem man durch eines der oben ange⸗ gebenen Mittel (ſiehe Recept mit der Tabaksabkochung) das Wiederkauen hergeſtellt hat, leicht nährende, verdauungsſtär⸗ kende Mittel anwendet, z. B. geröſtetes Mehl, geröftete Eicheln, Hafer, feines Wieſenheu. Zur Nachbehandlung kann man folgendes Recept geben: Enzianwurzel und Kalmuswurzel von jedem 3 Unzen. Geröſtete Eicheln 14 Unzen. Bitterſalz 1 Unze. Wachholderbeeren 24 Unzen. Nun nimmt man ſo viel Waſſer dazu als nöthig iſt, um alle dieſe Beſtandtheile, die möglichſt klein verhackt oder ge- pulvert ſein müſſen; zu einem ziemlich feſten Teig zu machen. Dieſe Portion läßt man innerhalb 3 Tagen auf brauchen und hält dabei das Thier etwas kurz im Futter. Sollte noch Neigung zum Aufblähen zurückbleiben, ſo macht man dieſelbe Portion noch einmal und ſetzt entweder eine Unze Theer oder 2 Unzen Glanzruß bei. Schafen giebt man daſſelbe Mittel, nur um zwei Drittel weniger. Aufliegen nennt man, wenn durch lang anhalten- den Druck die Weichtheile anfangen brandig zu werden. Es kommt meiſt in Folge von Krankheiten, die es dem Thiere nicht möglich machen aufzuſtehen. Man ſucht es zu verhüten durch weichere Streu und öfteres Umlegen des kranken Thiers auf die andere Seite. Gründliche Heilung iſt erſt möglich, wenn das Thier wieder ſtehen kann. Die Behandlung beſteht dann in Ueberſchlägen von Camillenthee oder Arnikathee, oder freut man Kampfer in die brandige Fläche. Augenentzündung. Die Zeichen ſind folgende: Die Thiere ſind lichtſcheu und ſenken deßhalb den Kopf, um die dunkelſte Stelle im Stalle aufzuſuchen; die Augenlider ſind heiß und geſchwollen, ſo daß es ſchwer hält, das Auge des Thiers zu ſehen, zugleich fließen häufige Thränen heraus, oder tropfen aus der Naſe. Unterſucht man das Auge, indem man die Augenlider etwas umſtülpt, ſo findet man die innere Haut der Augenlider geſchwollen und ſtark geröthet; die durchſichtige Hornhaut (d. i. die Haut, die wie ein Uhrenglas über das Sehloch aufgeſetzt iſt) iſt blau unterlaufen und am Rande gegen das Weiße des Auges hin, von gerötheten Ge— 8 fäßen umgeben. Fieber iſt unbedeutend. Zertheilt ſich die Augenentzündung, fo wird die Hornhaut nach und nach kla— rer, es ſondert ſich Schleim ab, der zuweilen die Augenlider verklebt und das Thier iſt nicht mehr ſo lichtſcheu. Meiſtens aber bleibt eine Trübung der Hornhaut zurück. Im ſchlimmeren Falle geht die Entzündung auf den Augapfel ſelbſt über; es bildet ſich auf der Hornhaut ein weißer Fleck, der endlich vereitert, nun entſteht ein Hornhaut— geſchwür, das bald durchbricht, wobei das Auge ausläuft. Uebrigens kommt dieſer ſchlimmere Verlauf doch nur bei ſolchen Thieren vor, die ſonſt kränklich ſind. Die Urſachen der Augenentzündung überhaupt ſind Verletzungen, Staub, Peitſchenhiebe, Erhitzung und Erkältung u. dgl. Behandlung. Sie beſteht darin, daß man das Auge mit lauem Waſſer auswaſcht um es rein zu erhalten, was man Morgens und Abends thun kann; den Tag über macht man Umſchläge von Goulardiſchem Waſſer, oder iſt das nicht zu haben, kann man auch Bleizucker, eine Unze in einem Quart Waſſer auf löſen und damit jo oft als möglich einen Umſchlag aufs Auge machen. Zugleich gebe man dem Thiere weniger zu freſſen. Zum Saufen kann man des Tages ein paar mal einen Mehltrank machen, unter den man jedesmal eine halbe Unze Cremor tartari miſcht. Ein Abführmittel iſt in heftigeren Augenentzündungen, beſonders wenn Fieber dabei iſt, nicht zu entbehren; man nehme 2 Quintlein Salpeter und 14 Unze Glauberſalz (oder Bitterſalz) und ſetze ſo viel Molaſſes zu, als nöthig iſt, um eine Latwerge daraus zu machen. Unter Latwerge verſteht man eine teigartige Maſſe. Dieſe eben beſchriebene Latwerge giebt man dem Thiere alle 2 — 3 Stunden. Bemerkt man, daß die Augenentzündung rothlaufartiger oder rheumatiſcher Natur iſt, (die nähern Kennzeichen ſind bei der Beſchreibung Pe . dieſer Krankheiten in dem Buche zu finden) fo thun die kalten Waſchungen nicht gut, in ſolchen Fällen wendet man Fol— gendes an. Man macht ein halbes Pint Hollunderthee (auch Holder- oder Fliederthee genannt) und gießt, wenn der Thee etwas abgekühlt iſt, ein halbes Quintlein Opiumtinktur zu. Von dieſer Miſchung ſpritzt man mehrere male des Tages etwas in das Auge. Sondert das Auge ſcharfe Lymphe ab, was man daran erkennt, daß die Augenränder ſtellenweiſe etwas wund werden, ſo ſetzt man der eben beſchriebenen Miſchung von Hollunderthee mit Opiumtinktur noch ein hal- bes Quintlein weißen Vitriol bei und flößt davon 4—6 mal des Tags einen Theelöffel voll ins Auge. Wird die innere Haut der Augenlider dick und wulſtig, ſo nimmt man einen halben Skrupel rothen Präzipitat und miſcht ihn mit einer Unze Schweinefett; davon ſtreicht man dann täglich dreimal eine Bohne groß ins Auge. Will ſich eine Hornhautvereite— rung bilden, ſo macht man eine Auflöſung von einem Gran Sublimat in 2 Unzen Waſſer und flößt davon mehrere male des Tages etwas ins Auge. Bei allen ſolchen länger dauern— den Augenentzündungen darf man nie verſäumen auf den Darmkanal abzuleiten, auch iſt es gut, eine ſcharfe Salbe in der Nähe der Ohren einzureiben. Folgendes Recept wirkt hier gut auf den Darmkanal. Aloe 2 Quintlein, Calomel 10 Gran, Senfmehl 2 Quint- lein und Seife ſo viel als nöthig, um aus dieſen Mitteln eine Pille kneten zu können. Täglich dreimal eine ſolche Pille zu geben. Als Einreibung in der Nähe der Ohren dient folgende ſcharfe Salbe. Nimm graue Salbe (die Queckſilberſalbe) 6 Theile, Schweinefett 6 Theile, Cantharidenpulver (d. i. gepulverte ſpaniſche Fliegen) 4 Theile, Terpentin 1 Theil. 0 68 — 26 —R Miſche es gut zuſammen und reibe davon täglich zwei⸗ mal hinter die Ohren. Innere Augenentzündung iſt oft eine Folge der äußern Augenentzündung. Sie betrifft die Gebilde, die hinter den Augenlidern und der Hornhaut liegen, die innern Theile des Auges überhaupt. Da die Erſcheinungen einer jeden innern Augenentzün— dung, denen der Mondblindheit gleich ſind, fo verweiſen wir auf dieſe. Augenfell iſt eine Verdickung der Schleimhaut des Auges, die, wenn ſie ſich über das Seeloch erſtreckt, das Thier am Sehen hindert. Iſt dieſe Verdickung blos in der oberfläch— lichen Haut, (Bindehaut des Auges) ſo läßt ſie ſich mit dem Finger hin und her ſchieben. In dieſem Falle, d. h. wenn die unterliegenden Theile geſund find, kann man die Der- dickung mit einer feinen Zange (Pinzette) faſſen und mit einer Scheere oder mit einem feinen Meſſer vorſichtig ablöſen. Außerdem wendet man die Mittel an, die bei den Augenflecken angegeben ſind. Augenflecken. Sie entſtehen in Folge von Ent- zündungen der Hornhaut, durch Peitſchenhiebe und dgl. ver- anlaßt. Je weißer und ſchärfer begrenzt fie ausſehen, deſto hartnäckiger ſind ſie, viel leichter ſind ſie zu heilen, wenn ſie verſchwommen und bläulich ausſehen. Die Mittel dagegen find folgende. Nimm Calomel, weißen Zucker, flores Zini (der deutſche Name des letztern Mittels iſt: Zinkblumen) von allen dieſen 3 Mitteln gleiche Theile. Davon bläft man täglich drei mal einen Federkiel voll in das Auge. Auch kann man nachfolgende Salbe anwenden: Zinkblumen, Ochſengalle, von jedem einen gleichen Theil, Schweinefett, Leberthrau (d. i. das Fett aus der Leber eines Fiſches) von dieſen beiden nimmt man 2 Theile, miſcht alles zuſammen und ſtreicht täglich drei⸗ 11 mal eine Haſelnuß groß ins Auge. Noch ein gutes Mittel iſt folgendes: Zinkvitriol fein gepulvert, ebenſo fein gepulverte Aloe, von jedem einen Theil, guten Honig 8 Theile, davon ſtreicht man täglich dreimal eine Haſelnuß groß ins Auge. Augenſeuche kommt zuweilen beim Rinde vor. Die Krankheit äußert ſich durch Schüttelfroſt und darauf folgende Hitze. Die Thiere freſſen nicht, ſind traurig, lichtſcheu und ängſtlich, der Puls iſt ſchnell, der Miſt trocken, der Harn hell und röthlich, — bald ſchwellen die Augenlider und es ſtellen ſich die Erſcheinungen, die ſchon bei der Augenentzündung angegeben ſind, ein. Da dieſe Krankheit rothlaufartiger Natur iſt, ſo muß man ſich vor Anwendung kalter Umſchläge hüten, auch Bleimittel dürfen nicht angewandt werden. Am beſten, man waſcht die Augen mit lauwarmen Hollunderthee oder Camillenthee, in welchen man etwas arabiſchen Gummi gethan hat. Innerlich giebt man 2 Unzen Glauberſalz und ein Quintlein tartar. stibiatus (zu deutſch: Brechweinſtein) auf einen Einſchütt; täglich 2— 3 ſolche Einſchütte. Augenwaſſerſucht iſt ſelten. Der ganze Aug- apfel ſchwillt fo an, daß das Auge geſpannt und glotzig her— vorſteht, während ſcharfe Thränen hervorfließen, die die Um- gebungen des Auges wund machen. Das Thier zeigt Schmerz und Angſt, das Sehen ſchwindet, endlich können die Augen— lider das Auge nicht mehr ſchließen, das Auge entzündet ſich, vereitert und läuft aus. Behandlung iſt meiſt fruchtlos. Am beſten thut man, in der Nähe des Ohrs ein Haarſeil zu zie- hen, das man mit Brechweinſteinſalbe beſtreicht. Auslaufen der Milch kommt vor, wenn das Euter zu voll iſt, oder rührt es her von Erſchlaffung der Euter oder Zitzen, im letzteren Falle waſcht man das Euter mit einer Auflöſung von Alaun in Waſſer, etwa in dem Verhältniß: 2 Quint Alaun in einem Quart Waſſer. Bee, aaa Bad. 1. kalte Bäder. Dieſe werden häufig bei Ent- zündung der Hufe oder Sehnen, bei Rehe, friſchem Sehnen— klapp ꝛc. gebraucht, und zwar jo, daß man das Thier ſtun⸗ denlang im Waſſer ſtehen läßt. 2) warme Bäder, örtliche, denn die Allgemeinen ſind zu koſtſpielig. Man ſtellt das kranke Glied in einen Kübel, in den man eine Kräuterbrühe von Camillen, Malvenabſud, Meliſſenabſud u. dgl. lauwarm gießt und öfter wieder nach— gießt, daß das Bad ſeine gleiche Wärme behält. 3) Dampfbäder ſind bei hartnäckigem Rheumatismus, Kolik und Starrkrampf von großem Nutzen, aber etwas zu umſtändlich um häufiger in Anwendung zu kommen. Balggeſchwulſt iſt ein ſackähnliches Gebilde im Zellgewebe unter der Haut, das in ſeinem Innern verſchiedene Stoffe enthält, bald feſte, bald weiche oder flüſſige. Sie zeigt ſich als ein begrenztes Geſchwulſt, welche nur im Anfang etwas ſchmerzhaft iſt. Sie kommt an verſchiedenen Stellen des Körpers vor. Je nach ihrer Beſchaffenheit unterſcheidet man: Die Honiggeſchwülſte, die in einem dünnen Balge eine zähe eiweißſtoffige Flüſſigkeit enthalten. Die Breigeſchwulſte, die in ihrem dünnen Sacke eine breiartige Flüſſigkeit ein- ſchließen. a Grützbeutel: hier erſcheint der breiartige Inhalt gries- artig. Speckgeſchwulſt oder Fettgeſchwulſt, ſo genannt, weil der Inhalt ſpeckartig oder fettartig iſt. Die Urſache der Balggeſchwülſte iſt meiſt eine länger fortdauernde Quetſchung, wenn das Thier dabei von ſchlaffer Conſtitution iſt. Die Behandlung beſteht in den meiſten Fäl- len in der Operation. Man öffnet den Balg, entleert den In⸗ halt deſſelben und ſpritzt ſcharfe Flüſſigkeiten ein, z. B. Sal⸗ miakgeiſt oder Cantharidentinktur. Iſt es eine Speck- oder — 2 Fettgeſchwulſt, ſo macht man einen Kreuzſchnitt, ſchlägt die 4 Wundlappen zurück und ſchält den Balg heraus; die im Grunde der Wunde zurückgebliebenen Balgreſte werden durch Aezmittel zerſtört oder durch das Glüheiſen. Bärenfüßig oder bärentatzig nennt man ein Pferd, wenn die Feſſeln ſehr lang ſind und in ihrer Verbindung mit dem Schienbein einen faſt rechten Winkel bilden, ſo daß ſie mit den Köthen faſt den Boden berühren. Bazwurm ſ. bei Kolik Bauchentzündung ſ. b. Darmentzün⸗ dung. Bauch wunden. Einfache Bauchwunden vereinigt man durch Zuſammennähen, hüte ſich aber wohl, Eingeweide mit anzunähen, was ſehr leicht geſchehen kann, wenn dieſe ſich nach der Wundöffnung drängen. Man ſorge auch dafür, die Nath nicht ſo feſt zuſammenzuziehen, weil hieraus gefähr— liche Zufälle entſtehen. Beinbruch ſ. bei Knochenbruch. Betrug im Viehhandel. Die Arten des Be- trugs ſind ſo vielfältig, daß wir hier nur der hauptſächlich— ſten erwähnen können. obigen Pferden bläſt man Pfeffer oder Schnupftabak in die Naſe, daß ſie ſich tüchtig auspruſten und die von Eiter angefüllten Naſenhöhlen leeren, ſo daß, nachdem die Nüſtern noch vorher gründlich gereinigt worden ſind, der Ausfluß nicht leicht bemerkt wird; die Geſchwüre werden mit Alaunwaſſer fleißig gewaſchen, damit ſie ſich zu— ſammenziehen oder oberflächlich heilen, die im Kehlgang be— findlichen Drüſen werden mit ſcharfer Salbe eingerieben, da— mit ſie ſchwellen, empfindlich werden und ſomit das Anſehen von gutartiger Druſe erhalten. Wurmigen Pferden werden die Wurmbeulen aufge— Schnitten, der Inhalt ausgedrückt und die Wunden ſchnell ge— [9] — 0 — heilt; dieß iſt aber nur bei gelinderm Grade des Leidens möglich. Der Koller wird dadurch verborgen, daß man den Thie⸗ ren eröffnendes und leicht nährendes Futter giebt, zuweilen giebt man ihnen auch eine Laxirpille und erhält ſie im Stalle recht aufmerkſam, indem man, ſo oft das kollerige Pferd zu ſchlafen beginnt, es mit der Peitſche weckt. Beim Vorführen giebt man ihm dann ein ſcharfes Gebiß, damit es aufmerkſam bleibt, vorher aber bringt man ihm feingeſtoßenen Pfeffer in den After um es durch dieſen Reiz recht unruhig zu machen. Dämpfigen Pferden giebt man weiches ſüßes Futter (gelbe Rüben, Gras, Kleienſchlapp u. dgl.) in kleinen aber häufigen Portionen, ferner noch leicht eröffnende Laxirſalze und Seifenklyſtiere. Beim Vorführen vermeidet man jede heftige Bewegung und verdeckt die ſchlagende Flankengegend mit einer Schabracke. Der ſchwarze Staar, Schönblindheit oder Mondblind⸗ heit wird dadurch verborgen, daß man den Thieren etwas Scharfes in die Augen bringt und wo möglich zu vermeiden ſucht, daß der Käufer die Augen unter der Stallthüre unter- ſucht. Das hohe Heben der Füße beim Gehen, was die Blindheit verräth, wird oft als Zeichen einer edeln Race ge- prieſen. Stätigkeit wird durch die Gewandheit eines ſchlauen Verkäufers oft verdeckt. Ein geſchickter Vorreiter läßt das Pferd nicht zu ſtätiſchem Betragen kommen und kehrt lieber um, wenn es ſtutzt. Durchgänger werden durch Müdefahren und im Reſpekthalten ſo weit gezogen, daß ſie, während ihr Herr ſie führt, nicht durchgehen. Das Koppen wird von Roßtäuſchern oft dadurch ver- borgen, daß ſie dem Thiere die Zunge brennen, wo alsdann das Koppen auf kurze Zeit aufhört, auch ſchlagen ſie zwiſchen ea.) die obern Zangen an der Wurzel des Zahns Stifte ein, wo- durch, ſo oft das Pferd aufſetzen will, ihm Schmerz gemacht wird, daher es das Koppen aufgiebt. An der Geſtalt der bei Koppen abgewetzten Zähne kann man etwas den Betrug merken, bei Krippenſchleifern find aber auch die Zähne ab- gewetzt. Sind die Ohren ſchlappig, ſo hilft man durch hohe Stirnriemen. Pferde mit Augenfehlern werden durch Nadel- ſtiche ſo ſcheu gemacht, daß ſie ſich nicht unterſuchen laſſen, auch bringt man etwas Scharfes in das Auge und ſagt, das Thier ſei geſchlagen worden, wodurch man dann ein tiefer liegendes Uebel zu verbergen ſucht. Abgebrochene Hörner werden fein geleimt, die Ringe am Horn werden geſchaben mit Glas und das ganze Horn wird geglättet, damit man das Alter einer Kuh nicht merken ſoll, aber ſolche Hörner ſehen doch zu ſchön glatt aus. An der Naſe unterſuche man die Farbe der Schleimhaut; iſt die Schleimhaut zu blaß oder zu roth, ſo kaufe man das Thier nicht, ebenſo iſt auch ein Thier mit heißem, ſtinkendem Athem zu verwerfen. Zungenſteckern wird die Zunge mit einem feinen Riem- chen ins Maul geſchnallt. Am Maule unterſuche man, ob die Zungenſpitze nicht fehlt; — ſolche Thiere freſſen langſam und füttern ſich ſchlecht. Die Roßtäuſcher ſind in ſolchen Fällen ſehr zuvorkommend beim Zeigen der Zähne, indem ſie den Zungenfehler mit der Hand verdecken. Verhärtungen am Rande der Kinnlade werden durch eine breite, ſchöne Kinnkette verborgen. Hartnäckige, fleiſchige Laden werden durch Einſtiche oder ſcharfe Mittel wund gemacht, damit das Pferd weichmäulig erſcheine. u Am meiften find die Zähne dem Betrug ausgeſetzt, weil man daran das Alter erkennt. Jungen Pferden reißt man die Fohlenzähne aus, damit die Pferdezähne ſchneller nachwachſen und ſo gewinnt man bald ein volles Jahr, indem das Pferd 5jährig erfcheint, während es nur 4jährig iſt. Man unterſuche den Backzahn und findet man, daß dieſer noch nicht gewechſelt wurde, fo darf man auf Betrug rechnen; auch zeigt die ganze Kopf— form noch das Jugendliche. Aelteren Pferden graben die Roß— täuſcher mit einem Grabſtichel künſtliche Kunden ein, und brennen und ätzen ſie, ſo daß die Thiere jünger ausſehen. Druckſchäden auf dem Widerriſt werden unter den Haa— ren verborgen und für unbedeutende Verletzungen ausgegeben, wenn ſie der Käufer bemerkt; es ſind aber, wenn ſie noch ſo gering erſcheinen, langwierige, bösartige Leiden. Halblähmung in den Lenden und im Kreuz wird durch tüchtiges Pfeffereinſtreuen in den After und durch Peitfchen- hiebe während des Vorführens verdeckt, und etwaige vom Brennen herrührende Narben unter der Schabracke verſteckt. Steife, ſchulterlahme Pferde führt der Roßtäuſcher im engen Kreiſe vor, die ſchwache Schulter nach innen geſtellt, und leitet ſie vorher herum, damit man den ſteifen Gang nicht fo leicht bemerkt. Lahmgehen, komme es von Knochen- krankheiten oder Sehnenkrankheiten, wird dadurch ver— borgen, daß man die Thiere, nachdem ſie etwas Bewegung erhielten, was ihnen den ſteifen Gang benimmt, auf weichem Boden muſtert. Sind Knochenauswüchſe, wie Ueberbeine, Spath, Leiſt ꝛc. ſichtbar, ſo werden ſie dadurch verborgen, daß man dem Thiere z. B. an der Stelle des Spaths eine leichte Hautwunde beibringt und man ſagt dann: das Thier ſei geſchlagen worden und die Wunde ſei nur vorübergehend. Hinken auf einem Fuße verbirgt man durch Vernageln 99 am gefunden Fuße, jo daß das Thier auf beiden Füßen lahm geht, was ungeübten Augen weniger auffällt. Flußgallen bindet man, und vertreibt ſie mit kaltem Waſſer und vermeidet, ſie Abends vorzuführen. Bei allen Fußübeln, namentlich den fehlerhaften Stel- lungen, wodurch Streifen entſteht, nimmt man die Hufe ab, bindet den Schweif ſtark auf den Rücken, bringt Pfeffer in den After, damit ſie weiter gehen und den Fehler nicht ſehen laſſen. Zahnkranken Pferden ſchlägt man Eiſen auf, die man mit Filz füttert, zieht die Nägel nicht ſtark an, reibt ihnen vor dem Verkauf die Füße mit Terpentinöl, pfeffert ſie, hält ihnen beim Vorführen und Reiten den Kopf hoch und ſetzt ſie beim Fahren ſtark auf. Daſſelbe geſchieht beim Vollhuf und beim Platthuf. Hornſpalte werden gut ausgeſchnitten und mit Baum⸗ wachs und Pech verklebt. Ebenſo verklebt man Horn- klüfte und bröckliche Hufe. Geringelte Hufe werden ge— raspelt. Außerdem werden die Haare verändert. Graue Haare um die Augen werden gefärbt, ſtruppige Mähnen be- rupft und ſtarke Köthenhaare abgeſchoren, um dem Thiere das Anſehen einer edleren Race zu geben. Blaſenkatarrh iſt ein entzündlich gereizter Zu— ſtand der Harnblaſe und manchmal auch der Harnröhre. Die Zeichen find: Unruhe, ängſtliches Hin- und Her- treten und Stampfen mit den Hinterfüßen, häufiger Drang zum Waſſerlaſſen, aber das Waſſer geht nur ſparſam ab, da— bei krümmen die Thiere den Rücken wie in der Kolik. Der abgelaſſene Harn iſt trübe, ſchleimig, zuweilen mit Blut ver— miſcht und ungewöhnlich heiß. Dieſer Zuſtand dauert einige Tage und geht dann entweder in Geneſung über oder in ein anderes Leiden, oder im ſchlimmen Falle in Tod. Gewöhn— 3 lich iſt er aber leicht heilbar, doch giebt es Fälle, da bei zu großer Waſſeranſammlung und heftigem Harndrang Zer— reißung oder Lähmung der Blaſe eintrat, oder die Entzündung in Brand überging. Die Urſachen dieſer Krankheit ſind: Er- kältung, naſſes Futter, ſcharfe Pflanzen, manchmal auch Uebergehen des Harnlaſſens. Die Behandlung richtet ſich nach den Urſachen. Eutſteht der Blaſenkatarrh nach Erkältungen, ſo hält man das Thier warm, giebt trocken Futter und Camillenthee mit Leinſaamenabkochung, zugleich giebt man Clyſtiere von Camillenthee mit Oel (Caſtoröl oder gewöhnliches Oel). Kam die Krankheit von ſcharfen Stoffen, ſo giebt man Heu, Kleie, überhaupt wenig reizendes Futter und macht des Tags 4—5 mal einen Einſchütt von Leinſaamenabkochung; in jeden ſolchen Einſchütt miſcht man das Gelbe von einem Ei, das man mit 2 Gran Kampfer abgerieben hat, zugleich giebt man Klyſtiere von Leinſaamenabkochung mit ein paar Löffel Oel. Entſtand die Krankheit von Harnverhaltung (z. B. bei Pferden, die gewöhnt ſind im Stehen zu Harnen und denen man nicht Zeit dazu ließ) — fo ſucht man den krankhaft zu⸗ rückgehaltenen Harn dadurch zu entleeren, daß man die zu— vor mit Schweinefett beſtrichene Hand in den Maſtdarm führt, von dort aus gegen die Blaſe hin drückt; auch giebt man Camillenthee mit Leinſaamenabkochung und Klyſtiere wie oben angegeben. Blaſenkrampf. Seine Urſachen ſind Reizungen der Blaſe durch ſcharfe Dinge, z. B. Kanthariden, Blaſenſteine. Iſt bei dem Krampf zugleich vermehrter Puls, Hitze und Aufregung, ſo giebt man: Leinſaamenabkochung ein Quart, darin löſt man eine Unze Glauberſalz und ein halbes Quintlein Brechweinſtein und ſetzt noch einen Skrupel Bilſenkrautertrakt zu. Einen BEN. | 7, — ſolchen Einſchütt wiederholt man alle Stunden, bis Auslee- rungen kommen. Iſt es nur Krampf ohne Aufregung im Blut, ſo giebt man Tabaksklyſtiere (eine Unze guten Tabak mit 1 Pint Waſſer abgekocht). Innerlich giebt man: Bal- drianabkochung, 2 Unzen Baldrian mit 1 Quart Waſſer ge- kocht; wenn dieſe Flüſſigkeit erkaltet iſt, ſetzt man eine halbe Unze Bilſenkrautextrakt zu. Dieſen Einſchütt kann man nach ein paar Stunden wiederholen, wenn der erſte Einſchütt nicht geholfen hat. Blaſenſtein. Es giebt verſchiedene Arten deſſelben. 1) eine erdige, dicke, breiartige Form, die aber allmälig ſich zu einer feſten Maſſe verdickt; 2) eine ſteinige, aus mehreren Körnern zuſammengeſetzte Maſſe von weißgelber Farbe und rauher Oberfläche; 3) eine graue, oft metalliſch glänzende Maſſe; und 4) eine ſteinige, kernige Maſſe von mehr oder we- niger kalkartiger Zuſammenſetzung. Der Blaſenſtein beſteht aus Harnſtoff und Schleim, zeigt verſchiedene Größen von der eines Stecknadelkopfes bis zu der einer öpfündigen Kanonenkugel und iſt bald rund und eckig, bald glatt, bald rauh und kantig. Er kann oft Sahre- lang vorhanden ſein, ohne ſich deutlich erkennen zu geben, ſo— bald er aber in die Harnröhre dringt, zeigt er ſich unter hef- tigen Schmerzen an. Die erdige Beſchaffenheit erkennt man am Bodenſatz im Harn, die ſteinige aber nur an den Harn- beſchwerden. Der Blaſenſtein kommt häufiger vor beim Rinde und den übrigen Wiederkäuern, als beim Pferde. Die Zeichen dieſer Krankheit find: Harnbeſchwerden, Harnverhaltung oder nur ſpärlicher Abgang eines ſchleimigen manchmal blutigen Harns, die Thiere krümmen gern das Hintertheil abwärts. Bleibt der Stein in der Harnröhre 2 3 * 36 — ſtecken, fo verſucht das Thier durch beftändiges, aber erfolg- loſes Drängen den Harn zu entleeren. Es iſt eine ſchlimme Krankheit, die oft Entzündung der Harnblaſe und Harnröhre, oder Zerreißung und Lähmung dieſer Theile zur Folge haben und ſogar in Brand übergehen kann. Die Behandlung hat ſelten gründliche Heilung zur Folge. Man hat früher mit Waſſer verdünnte Säuren ge— geben, durch die man den Stein aufzulöſen hoffte, was ſich aber nicht bewährt hat und ſomit kann ſich die Behandlung nur auf die Entfernung des Steins beſchränken, wenn er in die Harnröhre gedrungen. Dieſe Operation nimmt man auf folgende Weiſe vor: das Thier, z. B. ein Ochſe, wird fte- hend an eine Wand befeſtigt, dann macht man 4 — 6 Zoll unterm After, gerade in der Mitte zwiſchen den Schenkeln, in der ſogenannten Nath einen 2—3 Zoll langen Einſchnitt in die Haut, jetzt iſt die Harnröhre in der Wunde zu fühlen als ein dicker, runder Strang. Nun drückt man die Harıı- röhre nach ihrem ganzen Verlauf ſehr ſtark, um zu unter- ſuchen, ob nirgend eine Stelle iſt, die angeſchwollen, oder beim Druck ſehr ſchmerzhaft iſt. Hier muß der Stein einge— zwängt ſein, man ſchneidet deßhalb durch dieſe Stelle bis auf den Stein, nimmt ihn heraus, näht die Wunde mit einigen Heften zu und läßt das Thier wieder laufen. — Blaſenſtich kann als letzter Heilverſuch angewandt werden, wenn das Thier kein Waſſer laſſen kann. Bei männlichen Thieren macht man die Operation durchs Mittelfleiſch. Man befeſtigt das Thier ſtehend an die Wand und macht ſeitwärts vom After einen Einſchnitt, daß man die Blaſe fühlen kann, nun ſtößt man in die deutlich zu fühlende geſpannte Blaſe einen Trokar (ein feiner langer, etwas gekrümmter Trokar iſt hier am beſten) zieht das Stilet ne aus der Röhre und der Harn fließt aus, man darf ihn aber nicht zu raſch auf Einmal abfließen laſſen, ſondern man ſtopft zuweilen die Röhre. Man kann die Operation auch durch den Maſtdarm oder bei weiblichen Thieren durch die Scheide machen. Hier muß das Thier geworfen werden, und nun fühlt man mit dem Finger den man in den Maſtdarm oder die Scheide ge⸗ führt hat, ſtark gegen die Blaſengegend hin, bis man ſich überzeugt hat, ob man die Blaſe wirklich fühlt — jetzt führt man den Trokar ein und ſticht ihn durch die Wand der Scheide oder des Maſtdarms in die Blaſe, und verfährt wie ſchon angegeben. Blaue Milch (ſiehe bei Milchfehler) Bleichſucht auch Waſſerſucht, Anbruch, Egelkrankheit genannt, iſt eine Krankheit der Schafe. Das Auge des Schafs iſt bleich und mit Schleim be- deckt, das Thier wird matt, mager, bekommt einen geſchwol— lenen Bauch, hat viel Durſt, wenig Appetit, beleckt gern den Boden, Holz, Kalkwände ꝛc., der Miſt kommt in großen Klumpen, oder auch wohl breiig und dünn; der weitere Ver— lauf iſt wie bei der Fäule (ſiehe dieſelbe). Was aber die Egelkrankheit von der Fäule zunächſt un- terſcheidet, iſt die Beſchaffenheit der Leber, die ſehr mürbe und aufgetrieben, oft doppelt ſo ſchwer als im geſunden Zu— ſtand iſt. Die Leber ſieht bläulich oder bleigrau aus und in ihrem Gewebe findet man Knoten oder Waſſerblaſen. In der Gallenblaſe und in den Gallengängen findet man die Leber— egel in großer Menge; dieß iſt ein ovaler Wurm, einen Zoll lang und 4—5 Linien breit. Es iſt eine langwierige Krank— heit, die ſogar mehrere Jahre dauern kann. Sie kommt meiſt vor in naſſen Jahrgängen und von ſchlechtem Futter. Die Re VRR Egelwürmer erzeugen ſich von felbft im Innern der Leber, fie kommen nicht von Außen herein, wie manche glaubten. Behandlung iſt nur anfangs anzurathen, ſpäter gelingt nichts. Man macht eine Lecke von folgender Zuſammen— ſetzung: Wermuth, Calmus und Wachholderbeeren, von jedem 2 Pfund, Ofenruß 1 Pfund, Terpentinöl 1 Unze werden mit 3 Pfund Salz und 5 Pfund geſchrotetem Hafer zur Lecke au- gemacht, wovon jedes kranke Schaf täglich ein Quentchen erhält. Zum Getränk paßt Kalkwaſſer, oder Waſſer, in dem eine halbe Unze Eiſenvitriol mit 3 Gallonen Waſſer ge— miſcht iſt. a Iſt die Krankheit ſchon weiter gekommen, ſo ſchlachtet man lieber das Thier. Blindheit (ſiehe Staar.) Blutbruch iſt ausgetretenes Blut in den Hoden oder Hodenſack, wodurch eine dem Hodenbruch ähnliche Vergröße— rung entſteht. Das Thier hat heftigen Schmerz, mehr oder weniger Hitze, zuweilen ein Wundfieber. Dieſe Zeichen ſind es, die den Blutbruch von mehreren anderen Anſchwellungen des Hodens, z. B. vom Waſſerbruch unterſcheiden. Urſachen ſind Stöße auf den Hoden, Quetſchungen des Saamenſtranges und dgl. Die Behandlung beſteht in kalten Umſchlägen von Waſſer, Eſſig und Salpeter; am beſten, man macht Lehmen mit der angegebenen Miſchung an und ſtreicht ihn öfter über die Geſchwulſt, wo das nicht zureicht, macht man Ueber⸗ ſchläge von Alaun in Waſſer gelöſt. Bei ſehr beträchtlicher Anfüllung muß man ſogar einen Einſchnitt machen, um das Blut zu entleeren und auf die Wunde werden dann wieder kalte Umſchläge gemacht. Blutharnen. Der Harn iſt roth, oder mit Klümp⸗ 8 chen von geronnenem Blut gemiſcht, das Thier iſt ſonſt munter, manchmal iſt die Milch der Kühe, die an Harnruhr leiden, auch mehr oder weniger roth, manchmal aber nicht. Fieber iſt ſelten dabei. Bei der Bewegung zeigt das Thier etwas Steifes, Schleppendes im Gang. Die Dauer der Krankheit kann ſich von Wochen bis zu Monaten erſtrecken. In der Regel iſt das Blutharnen nicht gefährlich bei paſſender Behandlung, fehlt dieſe jedoch und wirken die ſchäd— lichen Einflüſſe fort, ſo kann ſie tödlich werden. Die Urſachen ſind meiſtens ſchädliche Futterſtoffe, z. B. Fichtenſproſſen, Hahnenfuß (auch Schmalzblume genannt, eine gelbe Blume die an feuchten Orten wächſt), Wolfsmilch u. dgl. Außerdem kann die Krankheit durch heftige Anſtren— gungen entſtehen, und endlich noch durch anhaltenden Regen. Oft verſchwindet die Krankheit ſchon von ſelbſt, wenn die Thiere anderes Futter bekommen, oft aber auch nicht und dann giebt man folgende Mittel, von denen man irgend eines wählen mag und es 5—8 Tage gebraucht, ehe man zu einem andern greift. 1) Eine viertel Unze Steinöl täglich 2 mal auf Brod zu geben. Oder 2) 15 Gran Bleizucker täglich 2 mal mit etwas Milch. Oder 3) eine halbe Unze Kienöl täglich 1 mal mit Milch. Oder 4) ein halbes Quentchen Kampfer und eine viertel Unze Alaun mit einer Unze Weidenrinde im Waſſer zu geben, täglich 2 mal. | Manchmal hilft es auch, die Zunge mit Theer zu be- ſtre ichen. Das Blutharnen beim Pferde kommt ſel— tener vor. 0 Rührt es von Schwäche her, ſo giebt man: Eichen— BR: rinde, Arnikablumen und Kalmuswurzel gepulvert, von jedem 2 Unzen, Kampfer und Hiſchhornſalz von jedem 3 Quent- chen. Mehl und Waſſer ſo viel als erforderlich iſt um einen Teig daraus zu formiren, von welchem man dann täglich 3—4 mal eine Portion von der Größe eines Enteneies auf die Zunge ſtreicht. Dabei giebt man gutes Korn und Mehl- tränke. Kam die Krankheit von Verletzung, ſo iſt es dieſelbe Be— handlung, die bei der Nierenentzündung angegeben iſt, (ſiehe dieſe.) Sind es giftige Pflanzen, die das Leiden veranlaßt ha— ben, z. B. die Knospen von jungen Erlen, Fichten und Pap- peln, ſo giebt man ſtündlich ein Glas Eſſig oder Oel mit Seifenwaſſer. Blutmelken. In der Milch ſind Blutſtreifen zu bemerken, die Urſachen können dieſelben fein wie beim Blut- harnen und die Behandlung iſt dann auch dieſelbe, oder die Krankheit kommt von Verletzung des Euters, dann ſind dieſe Theile ſchmerzhaft und die Adern aufgelaufen. Iſt ein Euter- ſtrich verletzt, ſo gebe man das Melken auf und führe einen Rabenkiel in den Strich ein, um die Milch abzulaſſen, damit aber dieſer Kiel nicht verletzt, muß man ihn an ſeinen beiden Enden nicht abſchneiden, ſondern abbrennen. Innerlich giebt man eine viertel Unze Salpeter in einer halben Gallone Hafer— ſchleim täglich 4 mal. Dabei halte man das Euter warm und trocken. Rothfärbende Pflanzen färben manchmal die Milch auch roth, dann iſt aber die Farbe gleichmäßig, und nicht wie beim Blutmelken ſtreifig. Blutſchlag. Entſteht wenn eine Ader im Gehirn ſpringt, ſo daß das ausgetretene Blut auf die Hirntheile drückt. Oft entſteht Lähmung, oft plötzlicher Tod. Die Krank— heit kann entſtehen von heftiger Sonnenhitze. Die Thiere a u 9 fangen dann an zu fpringen wie raſend, taumeln, zittern an den Gliedern und fallen bewußtlos zu Boden. Manchmal entſteht die Krankheit auch durch zu enge Kinnriemen, die den Rückfluß des Bluts aus dem Kopf hem- men. Zuweilen fallen die vom Schlag getroffenen Thiere plötzlich nieder, zucken ein wenig, treiben die Nüſtern auf, ohne athmen zu können, die Augen treten ſtier und roth her— aus und der Tod erfolgt ſchnell. In andern Fällen zeigen die Thiere Mattſein, Schwin— del, machen einige Zuckungen und fallen erſchöpft zu Boden. Der Puls iſt unordentlich und faſt nicht zu fühlen, der Athem kurz und ſelten, oft gehen Harn und Miſt unwillkührlich ab. Erholen ſich die Thiere, ſo ſind einzelne Theile des Kör— pers meiſt auf einer Seite gelähmt. | Behandlung: raſches Begießen mit kaltem Waſſer und erſt wenn dieß geſchehen iſt, ein Aderlaß, iſt bei Sonnenſtich anzuwenden und beim gewöhnlichen Blutſchlag; bei letzteren kommt es auf die Zeitfolge nicht fo genau an als beim er- ſteren, denn läßt man beim Sonnenſtich vor den kalten Be— gießungen zur Ader, ſo ſtirbt das Thier, während es gerettet werden kann, wenn die kalten Begießungen noch vor dem Aderlaß angewandt werden. Innerlich giebt man ſcharfe und abführende Arzenei— mittel. Aloe 2 Quentlein, Bertramwurzel eine halbe Unze, über- gieße es mit einem Quart Waſſer, löſe darin auf einen Skrupel Brechweinſtein. Einen ſolchen Einſchütt gebe man 4 mal des Tags. Zugleich reibe man die gelähmten Glieder mit einer Miſchung von Weingeiſt, Salmiakgeiſt und Ter- pentin alles zu gleichen Theilen. Auch gebe man Klyftiere von Tabak. Ein halbes Viertelpfund Tabak auf das Klyftier mit einem Quentlein Brechweinſtein. 5 Bei Rindern und werthloſen Pferden thut man beſſer das Thier zu ſchlachten als eine zweifelhafte Cur anzu— fangen. Blutſchwamm iſt eine ſchwammähnliche Geſchwulſt die an den verſchiedenſten Theilen vorkommen kann. Der Blutſchwamm entſteht durch Erweiterung der kleinern Blut— gefäße und Ueberfüllung derſelben mit Blut. Die Sache iſt nicht gefährlich; will man ihn weg haben, ſo trägt man ihn mit dem Meſſer ab und brennt die Wunde. Blutſpat iſt eine aderkropfige Erweiterung der Schenkelhaut von innen und vorn an dem Sprunggelenke des Hinterfußes des Pferdes, an der Stelle wo die Vene über das Sprunggelenk aufwärts ſteigt. Der Blutſpat erſcheint da- ſelbſt als eine Geſchwulſt von verſchiedener Größe, welche ſich weich anfühlt und dem Sprunggelenk ein dickes, mißfälliges Anſehen giebt. Er wird häufig verwechſelt mit der ſoge— nannten Pfanngalle, kann aber leicht von dieſer unterfchie- den werden, wenn man die Schenkelvene unter dem Sprung⸗ gelenke feſt an das Schienbein andrückt und jo den Blut- umlauf in ihr hemmt, alsdann das in der aderkröpfigen Stelle am Sprunggelenke angeſammelte Blut aufwärts ſtreicht, worauf der Blutſpat verſchwindet, während die Pfanngalle dadurch nicht verändert wird. Allein ſobald der Druck wieder aufgehoben wird, ſtrömt das Blut wieder in die aderkröpfige Stelle und bringt den Blutſpat wieder zum Vorſchein. Er entſteht häufig nach Anſtrengungen, z. B. jähes Anhalten ꝛc. Der Blutſpat iſt nicht von Bedeutung, weil er gewöhnlich kein Hinken verurſacht? Wenn man die Mißförmigkeit weg⸗ ſchaffen will, kann man ihn operiren, einen andern Grund zur Operation hat man nicht. Die Operation beſteht darin, daß man die Schenkelvene eben ſowohl über als unter dem Sprunggelenke unterbindet, 99 alsdann die aderkröpfige Stelle aufſchneidet und wenn ſie ent— leert iſt, mit Werg ausfüllt. Iſt die aufgeſchnittene Stelle im Heilen, ſo kann man die Unterbindungsfäden von der Vene wieder wegnehmen, indem ſich jetzt der Blutlauf durch andere Nebenadern wieder hergeſtellt hat. Blutung. Dieſes Kapitel läßt ſich zuſammendrän— gen, indem ſchon da und dort in dieſem Buche von den Blu— tungen einzelner Organe die Rede war. Die Behandlung iſt im allgemeinen die: bei Blutungen aus kleinen Gefäßen wendet man kalt Waſſer an, die Wundränder werden ver— einigt, oder wird die Wunde mit Werg, Charpie ꝛc. aus— geſtopft und feſte Binden darüber gebunden. Wird ein grö— ßeres Gefäß, eine Schlagader verletzt, was man an dem hell— rothen hervorſpritzenden Blut erkennt, ſo faßt man die Ader mit einer kleinen Zange und bindet einen gewächsten Faden um die Ader. Man läßt den Unterbindungsfaden ſo lange daran, bis er ſich nach einigen Tagen von ſelbſt abſtößt, bei tief klaffenden Wunden werden trocknende, zuſammenziehende Mittel eingeſtreut, z. B. Bärlappenmehl, Kohlenpulver, ge- pulverte Eichenrinde oder gepulverter Alaun, auch kann man zum Verband ſcharfe Flüſſigkeiten anwenden, Weingeiſt oder Kreoſot zur Hälfte mit Waſſer verdünnt, ſcharfer Eſſig und dgl. Das weißglühende Eiſen endlich iſt bei einer ausgebrei— teten Wunde, aus der viele Gefaͤße bluten, zu empfehlen. Es müſſen alle verwundeten Gefäße damit berührt werden, bis ſich ein ſtarker Schorf bildet, der das Ausfließen des Blutes verhindert. Bockbeinig oder vorbiegig nennt man ein Pferd, wenn daſſelbe mit den Knieen der Vorderfüße ſoweit vorſteht, daß ſich ein leichter Winkel bildet. Solche Pferde ſtehen im Rufe, daß ſie leicht ſtürzen. Manchmal iſt es angeboren, 3 manchmal aber entſteht es durch zu frühzeitigen, ſtarken Ge- brauch junger Pferde. Brand iſt Abnahme der Lebensthätigkeit in einem Theile des Körpers bis zum völligen Erlöſchen derſelben in Folge zu heftiger Reizung, daher er oft nach allzuheftigen Entzündungen ſich zeigt. Man unterſcheidet heißen und kalten Brand. Der heiße Brand iſt eigentlich der zum höchſten Grad geſteigerte Entzündungszuſtand, wo bei übermäßiger Anfül— lung des Blutes im entzündeten Theile der Rückfluß deſſelben gehemmt, die Säftebewegung unterbrochen wird; die unter— brochene Säftebewegung führt ſodann eine Zerſetzung der Säfte herbei. Der heiße Brand giebt ſich auf folgende Weiſe zu erkennen. Der leidende Theil iſt geſchwollen, feſt geſpannt, dunkel, auf feiner Oberfläche mit Brandblaſen beſetzt, ſehr ſchmerzhaft und ſtechend heiß. Der kalte Brand iſt ſchon die völlig erftorbene Lebensthätigkeit. Der kranke Theil iſt ſehr geſchwollen, weich, kalt, ſchmerzlos, mißfarbig, auf der Oberfläche mit Brand— blaſen bedeckt und in feinem Innern von übelriechender, ätzen— der Brandjauche angefüllt. Der Brand verläuft ſchnell und führt je nach der Le⸗ benswichtigkeit des befallenen Theils den Tod herbei. Die Natur beſtrebt ſich, den Theil, der vom Brand zer- ſtört wurde, zu entfernen, und es bildet ſich an der Grenze zwiſchen dem zerſtörten und dem geſunden Theile eine Eite- rung, die dann das zerſtörte abſtoßt, ſo daß es abgelöſt wird und wegfällt. Der Brand eines Theiles wirkt immer ſchädlich auf den ganzen übrigen Körper zurück, weil das im kranken Theile zerſetzte Blut wie ein Gift auf die ganze Blutmaſſe le übergeht, wodurch die Säfte ſchlecht werden und ein Verfall des ganzen Lebeus erfolgt. Die Behandlung führt nicht immer zum günſtigen Er- folge. Zu weit vorgeſchrittener Brand iſt unheilbar, ſo wie der Brand bei geſchwächten übelſäftigen Thieren. Die Urſachen ſind allzuheftige Entzündung, Quetſchung, Einklemmung, Erfrierung und Einwirkung giftiger Stoffe. Behandlung des heißen Brandes beſteht in Mäßigung und Herabſtimmung der Entzündung durch Aderlaß, Ueber⸗ ſchläge von Leinſaamen mit Camillen und etwas Mehl zum Brei gekocht und lauwarm auf den kranken Theil gelegt. In⸗ nerlich: Glauberſalz eine Unze, Salpeter ein halbes Quent- lein, gewöhnliches Waſſer ein Quart, täglich fünfmal einen ſolchen Einſchütt zu geben. Ferner macht man Einſchnitte in die Geſchwulſt, um die zerſetzten Säfte zu entleeren. Beim kalten Brand hat man zu trachten, das Leben in dem kranken Theil nicht ſinken zu laſſen. Man macht lau- warme Umſchläge von Baldrianthee oder Camillenthee oder Thee von Rosmarin, Lavendel, auch macht man Abkochungen von Eichenrinde oder Weidenrinde und thut etwas ſcharfen Eſſig und Weingeiſt zu. Mit dieſer Flüſſigkeit kann man alle Stunden einen Ueberſchlag machen. Tiefe Einſchnitte in die brandige Stelle zu machen, iſt ſehr zu rathen, um die fioden- den Flüſſigkeiten zu entleeren: auch iſt es gut, in ſolche Ein- ſchnitte Werg, Charpie oder Baumwolle, die mit Kampfer- geiſt befeuchtet iſt, hineinzudrücken; dieß muß öfter wieder— holt werden. Bräune iſt eine Entzündung der Schleimhaut des Rachens, die meiſt beim Pferde vorkommt. Es iſt etwas Fieber dabei. Naſe und Maul ſind ſtark geröthet, zugleich aber voll Schleim, Das kranke Pferd kaut zwar fein Futter, ee läßt es aber zerkaut wieder aus dem Maule fallen, weil das Schlucken zu ſehr ſchmerzt. Das Saufen geht eher, allein nicht ſelten kommt etwas davon zur Naſe heraus. Mit dem Steigen des Fiebers kommt Angſt und Unruhe; außen am Hals fühlen ſich die Theile heiß, geſchwollen und ſchmerzhaft, das Athmen wird beklommen und hörbar. Jetzt droht das Thier zu erſticken, der Puls iſt klein und ſchnell, der Harn iſt hell und bräunlich, der Miſt iſt meiſtens feſtgeballt und mit Schleim überzogen. In 6 Tagen fängt die Geſchwulſt an, ſich zu zertheilen oder es bildet ſich ein Eiterſack; große Hef— tigkeit der Krankheit und unpaſſende Behandlung führt nicht ſelten den Tod herbei und zwar durch Erſtickung. Manchmal bleibt Zeitlebens ein erſchwertes Athemholen und Dämpfigkeit zurück, welche dann Hartſchnaufigkeit oder Kehlkopfpfeifen genannt wird. Urſachen der Krankheit ſind: kaltes Saufen, ſchnelles Laufen gegen den Wind, ſcharfe Dämpfe, im Hals ſtecken ge- bliebene Gegenſtände. In den meiſten Fällen iſt die Krank— heit catarrhaliſcher Natur und nichts als eine Druſe, die ihren Sitz im Hals genommen hat. Behandlung: ein Aderlaß von 6—8 Pfund Blut, den man, wenn die Zufälle ſich nicht mildern, noch einmal machen muß. Um die Kehlgegend wickelt man Schafwolle oder ein Katzenfell, doch ſo, daß kein Druck entſteht. Innerlich giebt man, im Fall das Pferd noch ſchlucken kann, eine Latwerge aus eine Unze Salpeter, zehn Unzen Glauberſalz, Mehl und Honig von jedem ein halbes Pfund, und theilt dieſe Portion in drei Theile, von denen man alle Stunden einen Theil ein- giebt. Zum Geſöff erhält das Pferd lauwarmes Waſſer. Iſt das Schlucken ganz gehindert, fo macht man ſehr oft Ein— ſpritzungen ins Maul aus einem Gemiſch von einer Unze Salzſäure, ſechs Unzen Honig, drei Unzen Mehl und ein 81 Quart Waſſer. Bei Verſtopfung ſetzt man Klyftiere von Salzwaſſer. Das Pferd muß in einem ſehr warmen Stalle gehalten und mit einer Decke überdeckt werden. Droht Er- ſtickung, ſo müßte der Luftröhrenſchnitt gemacht werden. Bruch iſt es, wenn ein Eingeweide durch eine wider— natürliche Oeffnung aus ſeiner Höhle hervortritt. Es iſt hier zunächſt nur die Rede von den Bauchbrüchen, Hodenſack— brüchen und Nabelbrüchen und ſie entſtehen meiſt durch Ver— letzung, Stöße u. dgl., oder fie find angeboren wie die Nabel- brüche. Die Heilung gelingt nicht immer wegen der Schwie— rigkeit, eine Bandage zu befeſtigen. Will man den Bruch zu— rückbringen, ſo bringt man das Thier in eine ſolche Lage, daß der Bruch nach oben zu ſtehen kommt; nun ſchiebt man mit dem Finger die Gedärme zurück. Einige Tage vor und nach der Cur darf man nur ſehr wenig füttern. Daß der Bruch, wenn er eingerichtet iſt, zurückbleibe, legt man eigens dazu gemachte Kluppen an, oder (bei kleinern Brüchen) ſucht man den Bruchſack durch Aetzmittel zuſammen— zuziehen (man betupft die Bruchſtelle einmal vorſichtig mit Schwefelſäure und wiederholt dieß nach 8 Tagen. Bei Nabel- brüchen legt man das Thier auf den Rücken, befeſtigt es gehörig, zieht den Bruchſack in die Höhe und drückt mit den Fingern der andern Hand die Eingeweide in die Bauchhöhle zurück, bringt alsdann, während ein Gehilfe den leeren Bruchſack ſtraff in die Höhe zieht, eine verſchlungene Nath ganz nah am Bauch an, reibt die Bruchſtelle mit Fett ein und hält das Thier, bis Alles geheilt iſt, ſchmal im Futter. Beim Leiſtenbruch ſchnei— det man den Hodenſack auf und ſchiebt die drin liegenden Eingeweide in die Bauchhöhle zurück; iſt blos ein Stück Netz darin, ſo kann man's abſchneiden und die Heilung der Natur uͤberlaſſen; iſt es ein Darmbruch im Leiſtenkanal, fo wird man fruchtlos verſuchen, ihn durch den Leiſtenkanal zurück⸗ zu bringen, weil einem das Drängen des Thiers daran hindert. — 18 — Profeſſor Duttenhofer in Stuttgart hat folgende Operations- methode angegeben. Man legt das Thier ſorgfältig nieder, und zwar ſo, daß die kranke Seite nach oben zu liegen kommt, ſodann ſchneidet man gerade zwiſchen den letzten Rippen und dem äußern Hüftbeinwinkel von oben nach unten ein, der Schnitt muß ſo ſein, daß man bequem mit der Hand hinein kann. Dieſer Schnitt wird am beſten in drei Zeiträumen gemacht, im erſten Zeitraum wird die Haut durchſchnitten, dieſen Schnitt macht man keck und ſchnell, der zweite Zeit- raum iſt für die Durchſchneidung des Fleiſches, hier verfährt man behutſamer, indem man Schichte für Schichte in der Wunde durchſchneidet, bis man auf die bläulich glänzende Haut des Bauchfells gekommen iſt. Bemerkt man dieſe, ſo hebt man dieſe bläuliche Haut mit einer kleinen Zange in die Höhe und ſchneidet ein Loch hinein, denn würde man ſchnei— den, ohne das Bauchfell hier etwas angezogen zu haben, ſo könnte man leicht durch das Bauchfell in einen Darm ſchnei⸗ den. Iſt all dieß geſchehen, ſo bringt man die wohlgeölte Hand in die Wunde und läßt fie in die Bauchhöhle hinunter- ſchlupfen, doch ſo, daß man ſich immer gegen die Bauchwand hält, um die Därme nicht mit der Hand zu drücken, jetzt ſucht man den Leiſtenkanal (der enge Gang durch den der Saamen- ſtrang in den Hoden geht) an ſeiner innern Mündung auf. Dort iſt das Darmſtück eingeklemmt. Unterdeſſen ſucht ein Gehilfe den Bruch vom äußern Leiſtenring her hineinzu— drücken, und erleichtert dadurch der Hand, die in der Bauch⸗ höhle das Darmſtück ſachte faßt und zurückzuziehen ſucht — ihr Geſchäft. Um zu ſehen, ob alles aus dem Leiſtenkanal entfernt iſt, dient die Probe, daß die Hand, die in der Bauch- höhle liegt, den Finger durch den innern Leiſtenring ſteckt, während der Gehilfe feinen Finger durch den äußern Leiſten— ring führt, — begegnen ſich die beiden Fingerſpitzen, ſo iſt der er 19 — Beweis geführt, daß der Darm aus dem Canal zurückge- gangen iſt. Jetzt näht man die Wunde mit der Zapfennaht zu (ſie he Zapfennaht). Die ſo vereinigte Wunde wird mit Oel beſtrichen, und der jetzt ſich einſtellenden Darmenentzün⸗ dung wird auf folgende Weiſe Einhalt gethan. Man macht einige ſtarke Aderläſſe, innerlich giebt man einen Einſchütt von einer Unze Glauberſalz, zwei Quentlein Salpeter, Bilfen- frautertraft ein Skrupel, alles zuſammen aufgelöſt in zwanzig Unzen Waſſer. Dieſer Einſchütt wird alle Stunde einen Tag und eine Nacht gegeben. Die eben beſchriebene Operation wird zwar gewöhnlich nur bei einem eingeklemmten Bruche vorgenommen, kann aber auch als Radikalcur bei nicht eingeklemmten Brüchen an— gewandt werden. Nachträglich wären nun noch die eingeklemmten Brüche nach ihrem Weſen und ihren Erſcheinungen zu beſchreiben. Die in dem Bruchſack liegenden Eingeweide erleiden ge— rade keine Störung in ihrer Thätigkeit, ſo lange die Oeffnung durch die ſie hervortraten, geräumig genug iſt, daß ſie nir— gends gedrückt werden, fallen aber nach und nach immer mehr Eingeweide in den Bruchſack heraus, oder ſammeln ſich Kothmaſſen in den ausgetretenen Darmtheilen an, ſo wird die Beweglichkeit der Theile, die in der Austrittspforte liegen, mehr und mehr aufgehoben, am Ende wird dieſe Pforte da— durch fo ausgefüllt, daß ſich die drinliegenden Theile preſſen, es entſteht Blutandrang, Schmerz und Entzündung. Die Bruchſtelle fühlt ſich jetzt ſchon von außen geſpannt und größer an, iſt ſo empfindlich, daß ſie ſich kaum berühren läßt, dabei ſtellen ſich Kolikſchmerzen, Verſtopfung und Fieber ein, Bruchſchnitt (ſiehe bei Bruch). Bruſtentzündung oder Lungenentzündung. Das Athmen iſt ſchnell, kurz, 60 —70 Athemzüge in der Mi- 4 Ri u nute, Puls ſehr ſchnell, 70—80— 90 Schläge in der Minute, zuweilen iſt er hart, zuweilen unterdrückt, ſo daß man ihn kaum fühlt. Der Herzſchlag iſt kaum fühlbar. Ohren und Füße find kalt, das Maul iſt aber heiß, die Naſe innen hoch- roth und heiß, der Athem iſt ſehr heiß. Der Huſten macht dem Thier viel Schmerzen. Das Thier ſteht, die Vorderfüße geſpreizt und vorwärts gerichtet, als wolle es durch Aufſtäm— men der Beine das Athmen erleichtern, das Thier mag nicht freſſen, hat aber großen Durſt. Der Miſt iſt trocken und klein geballt, der Harn waſſer— hell und röthlich. Gewöhnlich endigt die Lungenentzündung mit dem fünften Tage tödtlich, wenn nichts dagegen geſchieht. Der Puls wird dann immer ſchneller, das Athmen kurz und krampfhaft. Das Thier ſinkt unter kalten Schweißen zu- ſammen und erſtickt. Sonſtige Ausgänge ſind: Verwachſung eines Theils der Lungenzellen, woraus der ſogenannte Dampf entſteht, oder kommt Vereiterung, woraus die Lungenſchwindſucht entſteht. Zuweilen iſt die Lungenentzündung langwierig und dauert einige Wochen. Die Urſachen dieſer Krankheit ſind: raſches Laufen gegen den Wind, kaltes Saufen, endlich noch Stoffe, die in die Luftröhre kommen, was beim Einſchütt leicht geſchehen kann. Behandlung. Vor allen Dingen hat man das Thier genau zu unterſuchen, um die Krankheit nicht mit an— dern zu verwechſeln. Es iſt z. B. ein Pferd bis zur Erfchöp- fung gejagt worden, ſo zeigt es auch jenen kurzen, ſchnellen Athem und unterdrückten Puls, aber die andern Zeichen ſind nicht da. Läßt man hier zur Ader, ſo läuft das Blut nicht, ſondern ſikkert dick wie Theer aus der Wunde; eine Flaſche Wein, oder ein Trinkglas Whisky in einem halben Maaß 3 warm Bier oder Thee wäre in dieſem Falle beſſer, als ein Aderlaß. Eine andere Verwechſelung kommt oft vor: Bei weit vorgeſchrittener Lungenentzündung bemerkt man zuweilen, daß die Augen und das Maul gelb werden, und man meint nun, eine Leberentzündung oder irgend ein Leberleiden vor ſich zu haben, dieſes Mitleiden der Leber iſt aber nur Folge von dem geſtörten Blutumlauf in den Lungen, und abführende Mittel wären hier eben fo ſchädlich als in dem vorerzählten Falle ein Aderlaß. Das Erſte bei der Behandlung der Lungenentzündung und zwar nach Maßgabe der Kräfte des Thiers und der Hef— tigkeit der Krankheit iſt ein Aderlaß von 8— 12 Pfund Blut. Innerlich giebt man folgende Latwerge. Eine Unze Salpeter, zwei Unzen Weinſteinrahm (Cre— mor tartari), 3 Unzen Leinſaamenmehl und ſoviel Molaſſes dazu, daß ein ſteifer Teig daraus wird. Dieſe Latwerge läßt man vertheilt den Tag durch verbrauchen. Iſt den andern Tag noch etwas Entzündliches vorhanden, und war das ge— ronnene Blut feſt und ohne Speckhaut, ſo mache man einen mäßigen Aderlaß von 4—5 Pfund Blut. Wenn das Blut mehr Waſſer ausſcheidet und eine ſpeckige Haut bekommt, ſo iſt dieß ein Zeichen, daß man nicht mehr Blut laſſen darf. Unter dem Gebrauch dieſer Mittel wird ſich am dritten Tag ein Huſten einſtellen, den man mit folgendem Mittel unter— ſtützt. Ein Skrupel Brechweinſtein, Salmiak, Fenchel und gepulverte Eibiſchwurzel von jedem 2 Quentlein. Honig ſo— viel, als nöthig iſt, eine Pille daraus zu machen. Solche Pillen giebt man täglich 4—6. Iſt der Huſten ſehr ſchmerz— haft und der Puls ſchnell, ſo ſetzt man jeder Pille einen hal— ben Skrupel Digitalispulver zu. 4 4 * zen de. Will aber gegen den 4. Tag hin der Huſten nicht recht los werden, fo unterſtützt man den Bruſtauswurf mit fol- gendem Mittel. Nimm eine und eine halbe Unze Salmiak, Spießglanz 1 Quentlein, Fenchelſaamen und gepulvertes Süßholz, von jedem 3 Unzen, Alantwurzel gepulvert eine halbe Unze und Molaſſes ſoviel, um einen zähen Teig dar— aus zu formiren. Dieſes Mittel läßt man in getheilten Gaben den Tag über verbrauchen. Iſt Verſtopfung bei der Krankheit, jo hüte man ſich an- fangs mit Aloe zu purgiren, ſondern gebe lieber Glauberſalz im Getränk und ſetze Klyſtiere mit Zuſatz von Eſſig. Später kann es vorkommen, daß der Auswurf zwar loſe iſt, aber nicht Kraft genug da iſt, ihn auszuſtoßen, hier gebe man zehn Gran Goldſchwefel, ein halbes Quentlein Ter- pentin, ein Quentlein Alant, und Molaſſes ſo viel als nöthig iſt, um eine Pille daraus zu formiren. Täglich gebe man 4—6 ſolcher Pillen. Die Nahrung beſtehe in Gras und Kleienſchlapp, alles Getränke gebe man lau, das Thier bedecke man mit einer Decke und ſtelle es in einen Stall, aber der Stall ſei nicht zu dumpfig. Bruſtfellentzündung unterſcheidet ſich von der Lungenentzündung durch härteren, drahtähnlichen Puls, ſchnelles Einathmen und langſames Ausathmen, Schmerz beim Druck auf die Rippen, veränderliche Temperatur an den Füßen. Für die Behandlung hat die dieſe Unterſchei⸗ dung ſonſt keinen Werth, denn man giebt dieſelben Mittel wie in der Lungenentzündung, nur daß man hier noch mehr für Ableitung durch Blaſenſalbe und Fontanelle ſorgen muß. Fontanelle find indeß auch bei der Bruſtentzündung von gro— 82 ßem Nutzen, während bei der Lungenfellentzündung mehr die ſcharfen Einreibungen auf den Bruſtkaſten anzuwenden ſind. Die Anwendung dieſer Einreibungen geſchieht auf folgende Weiſe. Auf beiden Seiten der Bruſt werden die Haare auf einer Fläche von einem Fuß Durchmeſſer geſchoren und fol- gende Einreibung darauf gemacht. Ein Quentchen Brechweinſtein, Euphorbium und Can— thariden von jedem fünf Quentchen, Schweinefett und Terpentin von jedem drei und eine halbe Unze. Von dieſer Salbe wird fogleich die größere Hälfte ein— gerieben und 6—8 Stunden ſpäter der Reit. Noch wirkſamer, aber etwas umſtändlicher iſt ein Senf— pflaſter. Früh genug applizirt iſt dabei die Heilung der Bruſtfellentzündung faſt gewiß. Man bereitet das Senf— pflaſter aus einem Pfund gepulvertem, grünem Senf (d. h. ſolcher Senf, der noch nicht lange vom Stock genommen iſt) dazu wird ein halb Pfund Roggenmehl genommen und mit kalt Waſſer ein ſehr dünner Brei angemacht. Mit dieſem Senfbrei beftreicht man ein Stück ſtarker, zwei Fuß breiter und drei Fuß langer Leinewand, ſtreut eine halbe Unze Cantharidenpulver darüber aus und beſpritzt es noch mit einer Unze Kienöl. Dieſes Pflaſter wird unter dem Bruſt— kaſten von einer Seite zur andern durchgeführt und mit ftar- kem Bindfaden befeſtigt; damit der Bindfaden nicht zu ſehr auf die Haut des Rückens drückt, wird auf dem Rücken etwas Stroh unterlegt. Man ſorgt nun dafür, daß es überall gleich feſt anliegt. Das Pflaſter beginnt augenblicklich zu ziehen, die Thiere werden unruhig, ſchütteln ſich, kratzen mit den Vorderfüßen, ſehen ſich nach der Bruſt um ꝛc. Wird die Un- ruhe zu arg, ſo führt man das Pferd langſam herum. Nach einer Viertelſtunde hat ſich das Pferd meiſt wieder beruhigt und in 4 — 6 Stunden wird das Pflaſter wieder entfernt. er Die Geſchwulſt, die dieſes Pflaſter macht, iſt meiſt bedeutend, doch bringt ſie keine Gefahr, man braucht auch nichts da⸗ gegen zu thun, denn ſie verliert ſich von ſelbſt. Die Oberhaut mit den Haaren fällt zwar in großen Stücken ab, aber es kommt neues Haar von der alten Farbe, was eben bei an- deren ſcharfen Einreibungen oft nicht der Fall iſt. Bruſtkrampf kommt bei Pferden ſelten für ſich vor, ſondern nur als Folge organiſcher Leiden (ſiehe Dampf). Bei verzärtelten Hunden, die gut gefüttert werden und wenig Be— wegung haben, iſt dieſe Krankheit häufig und bildet oft ſolch heftige Anfälle, daß man meint, ſie hätten einen Knochen im Halſe ſtecken. Wer einen ſolchen Liebling hat, der mit dem Uebel be- haftet iſt, muß ihm Bewegung verſchaffen, ſchmalere Koft reichen und kann ihm folgende Pillen geben. Nimm Schier— lingsertrakt zehn Gran, Digitalispulver ein Skrupel, Honig ſo viel um aus den beiden Mitteln 10 oder S oder 6 Pillen zu machen, je nach der Größe des Hundes. Je größer der Hund, deſto größer auch die Pille. Mor— gens und Abend giebt man eine ſolche Pille. Bruſtſtich wird vorgenommen, wenn ſich krankhafte Flüſſigkeiten in der Bruſthöhle eines Thiers angeſammelt haben, z. B. wenn in Folge einer Lungenfellentzündung ein Erguß ins Lungenfell ſtatt gefunden hat, übrigens darf die Operation erſt dann vorgenommen werden, wenn die Krank— heit, die den Erguß verurſacht hatte, ſchon völlig aufge- hört hat. Das Thier wird ſtehend an eine Wand befeſtigt. Ein paar Zoll vom Bruſtbein entfernt, zwiſchen der ſiebenten und achten Rippe oder zwiſchen der achten und neunten Rippe wird das Haar abgeſchoren, alsdann mit dem Meſſer zwiſchen 1 den Rippen ein zolllanger Schnitt gemacht, bis man die blän— liche Haut des Lungenfells bemerkt, das Lungenfell wird nun mit dem Trokar durchſtochen und nachdem das Stilet aus der Röhre herausgenommen iſt, läßt man die Flüſſigkeit aus der Bruſthöhle ablaufen, doch nicht alles auf einmal, ſondern mit Unterbrechungspauſen, indem man von Zeit zu Zeit die Röhre mit dem Finger ſchließt. Wenn alles entleert iſt, heftet man die äußere Wunde und verſchließt ſie mit Heftpflaſter. Buglähme nennt man ein Hinken, das von einem Leiden der Schulter des Vorderfußes herrührt. Es kommt vor bei Pferden und bei Arbeitsochſen. Der Fuß der kranken Seite kann nur mit Beſchwerde gehoben und vorgeſtreckt werden. Die Krankheit kann in verſchiedenen Theilen der Schultergegend ihren Sitz haben, im Gelenke ſelbſt oder in den Bändern oder im Fleiſche. Wenn ſich am Schenkel nichts Krankhaftes findet, weder Geſchwulſt noch Wunden zu be— merken ſind, ebenſo wenn am Hufe nirgend etwas krankes zu finden iſt, keine Geſchwulſt oder Entzündung in den Gelenken zu entdecken iſt, ſo kann man ſicher ſein, daß das Leiden von der Schulter ausgeht. Wenn das Pferd in der Ruhe ſich auf den geſunden Schenkel ſtützt, wenn das Pferd im Gange den Schenkel ſchleift oder nach außen ſchlenkert und bei jeder klei— nen Erhöhung, über die es ſchreitet, mit dem Hufe anſtößt, wenn es beim Rückwärtstreten den Schenkel nicht gehörig aufhebt, ſondern den Huf auf dem Boden ſchleift, ſo kann man mit Beſtimmtheit annehmen, daß die Lahmheit ihren Sitz in der Schultergegend habe. Manchmal iſt auch Hitze und Schmerz beim Druck in der Schultergegend zu bemerken. Manchmal kommt auch eine Buglähme vor, die ſich nur als eine Lahmheit im Trabe anzeigt, ſonſt kann man nichts weiter Krankhaftes wahrnehmen. Urſachen der Buglähme ſind: 3 Wien Stöße und Quetſchungen, Fehltritte auf glattem Grund oder beim raſchen Aufſpringen, Verſtauchungen, Erkältungen ꝛc. Behandlung. Vor Allem muß das Pferd Ruhe haben. Iſt Hitze und Geſchwulſt vorhanden, ſo macht man kalt Waſſerüberſchläge recht häufig wiederholt. Iſt die Hitze beſeitigt, ſo macht man Einreibungen aus Kampfer und Seifenſpiritus von jedem 3 Unzen, Salmiakgeiſt 1 Unze. Von dieſer Miſchung reibt man täglich 2— 3 mal ein. Sollte es in 1—2 Wochen nicht beſſer werden, fo wählt man ſtärkere Mittel, z. B. Cantharidentinktur eine Unze, Salmiakgeiſt 14 Unzen, Kienöl 2 Unzen, Leinöl 3 Unzen. Dieſes Mittel wird 2—3 mal des Tags eingerieben. Will die Läh— mung auf dieſes Mittel in einigen Wochen nicht vergehen, ſo wendet man Eiterbänder an von 8— 10 Zoll Länge, die min⸗ deſtens 14 Tage liegen bleiben müſſen. Das letzte Mittel wäre noch das Glüheiſen. Caſtration. 1) bei Hengſten. Der Hengſt wird erſt in einem Alter von 12—2 Jahren caftrirt, da früher die Hoden noch nicht gehörig in den Hodenſack herabgeſtiegen ſind und deßhalb noch nicht gefaßt werden können. Einige Tage zuvor muß das Thier durch ſtrenge Diät für die Operation vorbereitet werden. Am Tage der Operation erhält es kein Futter und wird auf eine Strohſtreue oder Wieſe geführt, dort gefeſſelt, mit einer Blende verſehen und mittelſt ſtarken Wurfzeugs durch eine hinlängliche Zahl Gehilfen auf die Seite geworfen; jetzt wird der rechte Hinterfuß vorwärts ge- zogen, gut befeſtigt und an die Lippe eine Bremſe angelegt; an manchen Orten legt man den Hengſt auf den Rücken, was für den Operateur noch bequemer iſt. Der Operateur kniet nun hinter das Pferd, ergreift mit der linken Hand den Hoden- ſack dicht am Leibe, ſpannt ihn ſtark an, greift mit dem Dau⸗ men in der Mitte ein und theilt den rechten und linken Hoden — 57 — ab, alsdann wird der über dem linken Hoden angeſpannte Hodenſack durch einen Längenſchnitt mit einem ſcharfen Meſſer geöffnet, die Scheidenhaut (die Haut, die den Hoden über— kleidet) durchſchnitten und der Hoden aus der klaffenden Wundöffnung hervorgedrückt, dann faßt der Operateur, nach— dem er das Meſſer abgegeben hat, den blos gelegten Hoden — mit der rechten Hand, zieht ihn noch mehr hervor, ſtreift mit der linken Hand den geöffneten Hodenſack ſammt der Schei— denhaut gegen den Leib zurück, dadurch wird der Saamen— ſtrang jetzt blos gelegt, hierauf trennt der Operateur die Haut, die den Hoden mit dem Nebenhoden verbindet. (Nebenhoden iſt nicht der zweite Hoden, ſondern ein drüſiges Organ, das neben dem Hoden liegt.) Nun werden die Kluppen angelegt. Die Kluppen find zwei halbrunde Hölzer, 4—5 Zoll lang, welche an ihren innern geraden Flächen Rinnen haben; in dieſen Rinnen iſt rother Präzipitat geſtreut, eine Kluppe wird jetzt über, die andere unter den Saamenſtrang gelegt, und dann werden die Kluppen an ihren beiden Enden feſt zu- . ſammengebunden, wodurch der dazwiſchen liegende Saamen— ſtrang feſt gepreßt wird. So bald die Kluppen feſt liegen, wird der Hoden ſammt dem Nebenhoden weggeſchnitten, doch nicht allzunah an der Kluppe. Auf dieſelbe Weiſe, wie wir die Operation am linken Hoden gezeigt haben, wird ſie nun auch am rechten Hoden ausgeführt Iſt die Operation beendigt, ſo wird die Wundfläche mit lauem Waſſer gereinigt, das Thier von feinen Stricken los— gebunden, in einen trockenen, reinen Stall geführt und hoch aufgebunden, daß es ſich nicht legen kann. Nach 24 Stunden werden die Kluppen abgenommen. Das Verfahren iſt fol— gendes. Das Pferd wird kurz angebunden, ihm eine Bremſe angelegt, der Vorderfuß an der Seite, wo der Operateur ſteht, aufgehoben; alsdann durchſchneidet der Operateur die Bind— Se: fäden mit denen die Kluppen zuſammengeknüpft find, öffnet die Kluppen weit, löſ't ſie ab und nimmt ſie weg, während er den Saamenſtrang mit der linken Hand feſthält, um ihn, wenn er an die Kluppen angeklebt wäre, nicht zu zerren; jetzt ſchneidet er mit einer Scheere die Theile durch, die unterhalb der Kluppe lagen und deshalb durch den Druck abgetödtet wurden — geht mit dem Zeigefinger der rechten Hand am Saamenſtrang in die Höhe, trennt die Verbindungen, welche durch die Entzündung zwiſchen Saamenſtrang und Scheiden— haut entſtanden ſind, ſpült mit lauem Waſſer die Flüſſigkeiten aus, die ſich ebenfalls in Folge der Entzündung vom Druck der Kluppen dort angeſammelt haben, beſtreicht dieſe Theile mit ungeſalzenem Schweinefett und macht daſſelbe am andern Saamenſtrange. Außer dieſem Verfahren hat man noch verſchiedene Ope— rationsmethoden für die Caſtration, die wir aber hier nur kurz andeuten wollen, weil ſie mit mehr oder wenigen Uebel— ſtänden verknüpft ſind. So z. B. die Caſtration mit dem glühen- den Eiſen. Hier wird der Hodenſack durchſchnitten, der Saamenſtrang hervorgezogen und mit einem meſſerförmigen Weißglüheiſen zu gleicher Zeit durchſchnitten und durchge— brannt. Bei dieſer Methode ſind die Kluppen freilich ent— behrlich, auch iſt die Operation ſchneller abgethan, aber man hat Nachblutungen zu befürchten, wenn der Brandſchorf durch einen Zufall abgeſtoßen würde. Die Caſtration durch Abdrehen, hier wird der blosgelegte Saamenſtrang mit einer Zange gefaßt und feſt gehalten, während man den Hoden und Nebenhoden unter— halb der Zange durch fortwährendes Umdrehen trennt. Die Caſtration durch Klopfen. Hier wird der Hengſt gleichfalls geworfen, der Hodenſack dicht am Leib Be erfaßt, auf einen untergehaltenen Klotz gelegt und mit einem breiten Hammer ſo lange zerklopft und zerſchlagen, bis man alle Lebensthätigkeit für erſtorben halten darf. Die Umſtände, die die Operation manchmal erſchweren oder ſtören, verdienen noch einiger Erwähnung. Manche Hengſte ziehen während der Caſtration die Hoden in die Höhe, ſo daß ſie ſehr ſchwer zu greifen ſind, und die Saamenſtränge ſich nicht bloslegen laſſen. Man muß ſich hüten, gewaltſam zu verfahren, weil Zerrungen des Saamenſtrangs daraus entſtehen können. Dagegen nützt es ſehr, das Thier auf die Naſe und Vorderlippe zu klopfen, es dadurch zu erſchrecken, ſo daß es die Hoden ſinken läßt. Sind die Hoden mit den Scheidehäuten verwachſen, ſo muß man ſie mit dem Finger ablöſen. Zuweilen iſt Waſſer in der Scheidehaut, dieß hat nicht viel zu bedeuten. Bedenklicher aber ſind die Brüche und krankhafte Veränderungen des Saamenſtrangs und Ho- dens. Manchmal kommt ſehr heftiges Wundfieber. Hier vor Allem ein ſtarker Aderlaß, innerlich Salpeter eine halbe Unze, Glauberſalz eine Unze in 16 Unzen Leinſaamenab— kochung, alle Stunde eine ſolche Portion gegeben. Zugleich giebt man Klyſtiere von Camillenthee, dem man einige Löffel Oel zuſetzt. Tritt Wundſtarrkrampf ein, was man an der Steifigkeit des Halſes und Rückens, den auseinandergeſpreiz— ten Beinen und der erſchwerten Bewegung des Hinterkiefers erkennt, jo macht man lauwarme Ueberſchläge von Malven— abkochung, Weißelmabkochungen mit Camillen verſetzt, inner— lich giebt man: eine Unze Salpeter mit einem Quentlein zerriebenen Kamphers, zwei Quentlein fein zerſtoßenen Lein— ſaamens und Honig ſo viel als nöthig um eine zähe Maſſe daraus zu machen. Daraus formirt man 4 Pillen und giebt alle drei Stunden eine Pille. Das Thier muß in einem warmen Stalle ſtehen und in größter Ruhe gelaſſen werden. 2 Ein weiterer Uebelſtand, der oft nach der Operation ſich einſtellt, iſt, wenn einer oder beide Saamenſtränge herab- ſinken, die ſogenannten Zapfen, weil ſie zapfenähnlich aus den Schnittwunden des Hodenſacks hervorſehen. Um ſie wegzunehmen wird das Thier wie bei der Caſtration gelagert, der Hodenſack wieder aufgeſchnitten, der Saamenſtrang blos gelegt und an demſelben einige Stunden lang Kluppen an- gelegt, und dann die unter der Kluppe hervorſtehenden Zapfen abgeſchnitten, oder man unterbindet den Saamenſtrang mit einem ſtarken Faden, ſchneidet ihn eine Linie unterhalb des Fadens mit dem Meſſer ab und brennt dann mit dem weiß— glühenden Eiſen. Noch ein Umſtand kann nach der Caſtration eintreten, wenn man den Hodenſackſchnitt zu klein gemacht hat, die kleine Wunde heilt dann vorher zu, ehe das andere verheilt iſt, die Eiterung hat deßhalb keinen Abfluß mehr und ſamm lt ſich im Hodenſack an, indem ſie dort einen Abſceß bildet. Man ſchneidet den Hodenſack auf und läßt ihn nicht ſobald zuheilen, damit alle Wundabſonderung von innen immer freien Abfluß finden kann. Auch Saamenſtrangverhärtungen bleiben manchmal zu- rück. Man erkennt ſie an der Anſchwellung des Hodenſacks, an der Härte des Saamenſtrangs, die man durch die Haut fühlen kann, und an dem beſtändigen Ausſickern von Eiter durch die Schnittwunde, die in dieſem Falle nie recht heilen will. Man wirft das Pferd wieder wie bei der Caſtration, öffnet den Hodenſack mit einem Schnitt, zieht durch den ent- arteten Saamenſtrang möglichſt hoch oben mit einer Heft- nadel ein Band und zieht den Saamenſtrang mit dieſem Bande hervor, löſ't die ihn umgebenden Theile von ihm ab, und ſchneidet das Entartete weg, worauf man mit dem glü- henden Eiſen nachtupft um die Blutung zu verhüten. up = In manchen Fällen kann man nur einen Hoden caftriren, während der andere im Bauch zurückbleibt und nicht zu faſſen iſt; ſolche Hengſte heißen Spitzhengſte, ſie bleiben begattungs— luſtig und zeugungsfähig. Die Caſtration des männlichen Rindes iſt im Allgemeinen leichter auszuführen als die des Pferdes und weniger gefährlich. Stierkälber legt man auf eine Bank, läßt ſie feſthalten, der Operateur ſchneidet den Hodenſack und die Scheiden— haut auf, ſtreift den Hodenſack und die Scheidenhaut gegen den Leib zurück, während er den Hoden mit der rechten Hand hervordrückt, legt den Saamenſtrang blos, zieht ihn ſtraff an, und ſchabt ihn mit dem Meſſer fo lange bis er ab- reißt, ebenſo macht man es dann mit dem andern Hoden, be— ſchmiert die Wunden mit Fett, drückt den leeren Hodenſack zuſammen und überläßt die Heilung der Natur. Bei ältern Stieren wird die Caſtration durch Abdrehen vorgenommen. — Das Thier wird entweder geworfen oder an der Wand befeſtigt, der Hodenſack durch einen Querſchnitt geöffnet, der Hode hervorgedrückt, mit der rechten Hand ge— faßt und hervorgezogen, Hodenſack und Scheidenhaut gegen den Leib zurückgeſtreift, der Saamenſtrang blosgelegt, nahe am Leib mit Daumen und Zeigefinger feſtgehalten und mit der andern Hand der Hoden mit dem Nebenhoden ſo lange umgedreht, bis er abreißt, ebenſo verfährt man mit dem an- dern Hoden. Die Heilung überläßt man der Natur. Alte Stiere werden auch wie die Hengſte mit Kluppen caſtrirt oder durch Abbrennen mit dem Glüheiſen. In manchen Gegenden werden 14jährige Stiere durch das Klopfen caſtrirt, indem man den Hodenſack mit ſeinem In halt auf einem untergehaltenen Klotze mit einem Hammer klopft und quetſcht, bis er aller Lebensthätigkeit beraubt, ver- 3 trocknet. Stiere, auf dieſe Weiſe caſtrirt, behalten gern das Anſehen ganzer Thiere, ſollen übrigens beim Zugdienſt und bei der Maſtung viel voraus haben. Caſtration des weiblichen Rindes wird entweder in frühſter Zeit oder in vorgerückteren Jahren vor— genommen. Das Thier wird durch ſtrenge Diät zur Ope— ration vorbereitet, alsdann nüchtern nach rechts hin geworfen oder ſtehend an einer Mauer feſtgebunden. In der linken Flankengegend werden nun die Haare abgeſchoren und ein Einſchnitt bis aufs Bauchfell gemacht. Dieſes wird vorſichtig geöffnet und nun geht man mit der rechten Hand in die Bauchhöhle und in die linke Flankengegend ein, wo der linke Eierſtock von der Größe einer welſchen Nuß anzufühlen, mit dem Zeigefinger und Mittelfinger ſo ergriffen wird, daß er in die hohle Hand zu liegen kommt; jetzt ſucht der Operateur den Eierſtock mit dem Daumennagel abzulöſen ohne zu zerren, nur mit einem leichten, ſchwebenden Druck; in der Mitte des Eierſtocks wird es leichter gehen als an den Seiten, — ge— lingt es nicht, ihn auf die eben beſchriebene Weiſe herauszu- bringen, ſo ſucht man an der linken Beckenwand die Bänder welche den Eierſtock feſthalten, auf, zieht ſie ſo weit hervor, daß man ſie mit der linken Hand faſſen kann hilft mit der rechten Hand nach, bis der linke Eierſtock mit dem linken Ge- bärmutterhorn herausgelangt iſt, unterbindet die Gefäße mit einem Fadeu und ſchneidet den Eierſtock ab. Jetzt waſcht der Operateur die Hände in warmem Waſſer und holt auf ähnliche Weiſe auch den rechten Eierſtock. Darauf wird die Wunde mit lau Waſſer gereinigt und zugenäht. Einige Tage giebt man leicht verdauchliches mehr flüſſiges Futter, Mehl- tränke ꝛc. macht kalte Umſchläge und läßt das Thier in einem trockenen Stalle ſtehen. Nachhilfe braucht es weiter keine in 3-4 Woche iſt die Heilung vollendet. Es kann aber wegen * der Verwundung des Bauchfells leicht Bauchfellentzündung oder auch Gebärmutterentzündung ſich einſtellen die dann weitere Behandlung nöthig machen (ſiehe die betreffenden Ab— ſchnitte). 1 Die Caſtration des männlichen Schafes (wird in einem Alter von 4-6 Wochen vorgenommen.) Die Art wie die Schäfer in Süddeutſchland dieſe Operatton ma- chen, iſt ſehr einfach. Der Schäfer drückt das Thier an ſeine Bruſt, indem er ihm die Füße zuſammenhält ſo daß der Bauch und Hodenſack ihm zugewendet wird, dann ſchneidet er den Hodenſack indem er ihn etwas anzieht, unten quer ab, drückt den Hoden heraus, faßt ihn mit den Zähnen und reißt ihn ab, ebenſo wird mit dem andern Hoden verfahren, dann drückt er den Hodenſack etwas zuſammen und läßt das Thier laufen. Aeltere Böcke caſtrirt man durch Abdrehen, indem man den Bock von einem Gehilfen mit dem Rücken gegen deſſen Knie gelegt, feſt halten läßt. Der Operateur ſpaltet den Hodenſack und die Scheidenhaut, drückt den Hoden ber- aus, faßt denſelben mit der rechten Hand, ſtreift mit der lin— ken den Hodenſack und die Scheidenhaut gegen den Leib zurück und legt den Saamenſtraug blos, faßt dieſen nah am Leib mit dem Zeigefinger und Daumen der linkeu Hand, hält ihn recht feſt und dreht mit der rechten Hand den Hoden und Nebenhoden ſo lange, bis er abfällt, — daſſelbe geſchieht mit dem andern Hoden. Jetzt ſchiebt man etwas Fett in den Hodenſack und drückt ihn etwas zuſammen. Das Weitere überläßt man der Natur. Weibliche Schafe werden öfter auch caftrirt. Man legt das Schaf mit zuſammengebundenen Füßen auf den Tiſch, ſcheert in der linken Flankengegend die Wolle, macht einen Längeſchnitt bis aufs Bauchfell, — dieſes wird vorſichtig geöffnet und nun ſucht man mit dem Zeige— x 8 finger die kleinen Eierſtöcke auf, zieht ſie heraus und trennt ſie mit einer recht ſtumpfen Scheere. Hierauf heftet man die Bauchwunde und beſchmiert ſie mit Fett. Die Caſtration männlicher Schweine wird meiſt in früher Jugend, in einem Alter von 6 Wochen bis 4 Monaten vorgenommen. Das Thier wird auf eine Bank gelegt, auf die linke Seite, der rechte Hinterfuß und das Vordertheil wird von einem Gehilfen feſtgehalten, der linke Hinterfuß aber wird von dem Operateur gehalten, welcher auf derſelben Bank ſitzt. Der Operateur ſchneidet jetzt den Hodenſack auf und die Scheidenhaut, drückt den Hoden heraus und ſchabt mit einem ſtumpfen Meſſer den Saamenſtrang, bis der Hoden abgelöſ't iſt. — Iſt der andere Hoden auch auf gleiche Weiſe entfernt, ſo drückt man den Hodenſack zuſammen. Bei alten Ebern kann man mit Kluppen operiren. Die Caſtration weiblicher Schweine wird gleichfalls ſchon mit 4—6 Wochen unternommen, je- doch auch bei ältern Schweinen wird ſie noch ausgeführt. Man läßt die Thiere einige Tage nur ſparſam freſſen und am Abend vor der Operation faſten. Das Thier wird nun auf einer niedern Bank auf die rechte Seite gelegt. Der Operateur ſitzt vor dem Thier und hält den Hals und das Vordertheil mit ſeinem rechten Fuße nieder, während das Hintertheil und die Füße von Gehilfen gehalten werden. In der linken Flankengegend ſcheert man die Borſten, macht einen Einſchnitt bis aufs Bauchfell, dieſes wird vorſichtig ge- öffnet: mit dem Zeigefinger der rechten Hand ſucht der Ope⸗ rateur jetzt den linken Eierſtock, der in der linken Hüftgegend liegt, zieht ihn hervor und hält ihn mit der linken Hand, während die rechte Hand wieder in die Bauchhöhle eingeht und durch gelindes Anziehen der Eierſtockumhüllungen den — ,.. ©; VE rechten Eierſtock gleichfalls herausholt. Die beiden Eier— ſtöcke werden hierauf abgeſchnitten. Was aus der Bauch- wunde heraushängt, wird wieder hineingeſchoben, dann die Wunde zugenäht und mit Fett beſchmiert. Beim Caſtriren der Hunde verfährt man wie beim Schwein. Dampf. (synon: Keuchen, Engbrüſtigkeit, Herzſchlechtigkeit, Schlagebauchen ꝛc.) Die Kranf- heit hat oft ihren Sitz in den Lungen, ſtellenweiſe ſind nämlich die Lungenzellen verwachſen, ſo daß die Lunge nicht mehr ihren vollſtändigen Luftbedarf erhält. Bei ſtarken Anſtren⸗ gungen ſolcher mit dem Dampf behafteten Pferde kann es ge— ſchehen, daß ein paar Lungenzellen reißen, wo dann die Luft ſich in dem Riſſe fängt. Beim Ausathmen wird die Luft, die im Riſſe verweilt, nicht vollſtändig ausgeſtoßen, weßhalb das dämpfige Thier noch durch einen gewaltſamen, krampfartigen Athemſtoß die Luft im Riſſe auszuathmen ſucht. Da nun ſolche Thiere überhaupt kurzathmig find, fo find die Rippen⸗ muskeln und Bauchmuskeln in beſtändiger Spannung, ſo daß ſich an den Seiten des Thiers eine Rinne bildet, welche man die Schnur- oder die Dampfrinnen nennt. Eine andere Art von Dampf kommt noch vor, die nervöſer Art iſt und mehr anfallsweiſe erſcheint. Dieſe Art findet man zuweilen bei Pferden, die zu ſtark angeſtrengt werden und dabei über- mäßiges, allzureizendes Futter erhalten; es iſt zu erklären durch Schwächung der Lungenmagennerven. Bei dieſer Art von Dampf kommt es vor, daß ein Pferd oft plötzlich mitten in der Arbeit ſtehen bleibt und ängſtlich zu keuchen anfängt, nach kurzer Zeit iſt es aber vorüber, und das Pferd geht wieder weiter und arbeitet fort als ob es ganz geſund wäre. Eine weitere Urſache des Dampfes ſind öfter auch die Naſenpolipen oder Verengung des Luftkanals, was mand)- 19) eu mal nach der Bräune zurückbleiben kann oder der Gebrauch von zu feſt anliegenden Koppriemen. Dieſe Art des Dampfes iſt der pfeifende Dampf. In der Ruhe hört man dann nichts, auch nicht bei mäßiger Bewegung, aber bei ſchneller Bewe- gung und namentlich wenn es bergan geht, hier geht es dann faſt an's Erſticken. Zu ſtarkes Aufſetzen beim Fahren ſoll bei jungen Pferden, die enge Ganaſchen haben, auch den Dampf erzeugen. Die Krankheitserſcheinungen, die ſchon im Weſentlichen angegeben wurden, ſind außerdem noch folgende. Solche dämpfige Pferde haben meiſt glanzloſes, ſtruppiges Haar einen klangloſen, kurzen Huſten, und nur ſelten legt ſich ein ſolches Pferd nieder. Beim Saufen ſetzt es oft ab, um zwiſchendurch Luft zu holen. Da die Urſachen oft nicht gehoben werden können, ja oft nicht einmal ausgefunden werden können, ſo gelingt die Cur ſelten. Zuweilen ſind innerliche Mittel nicht ohne Nutzen. Man giebt: Kermes eine halbe Unze, Schwefeleiſen 3 Unzen, Fenchel und Wachholderbeeren von jedem 4 Unzen. Macht es mit Mehl und Waſſer zu einem zähen Teig und giebt davon täglich dreimal eine Por- tion ſo groß wie ein Entenei. Eine ſolche Latwerge muß 2 — 3 Wochen gebraucht werden. In einigen Fällen hat ſich die Krankheit von ſelbſt wieder verloren. Darmgicht (ſiehe Kolik). Darmentzündung iſt von der Kolik kaum zu unterſcheiden. Ein Unterſchied wäre noch der, daß bei der Darmentzündung die Schmerzen heftiger und anhaltender ſind, und daß ein fieberhafter Zuſtand zugegen iſt. Er VOM Wir verweiſen auf den Abſchnitt: Kolik, in welchem das Nöthige angegeben iſt. Darmſtich. Eine Operation, die man bei der Wind- kolik des Pferdes macht. Man bedient ſich zur Operation eines gänſekieldicken Trokars (ſiehe den Abſchnitt: Bauch- ſtich, in welchem die Trokars beſchrieben find). Der Pferde- bauchtrokar hat eine kurze, aber ſcharfe Spitze und an der Röhre find keine Seitenlöcher. Dieſen Trokar ſticht man dem Pferde, ſei es nun liegend oder ſtehend, in der Flankengegend an der Stelle der ſtärkſten Auftreibung langſam in den Bauch, bis man glaubt, einen Darm getroffen zu haben. Iſt der Trokar tief genug eingedrungen, ſo zieht man das Stilet aus der Röhre, die Röhre aber läßt man in der Wunde ſtecken. Iſt die Luft durch die Röhre ausgetreten, ſo zieht man auch die Röhre aus und drückt die Wunde zuſammen. Gewöhnlich trifft man den Grimmdarm, manchmal auch den Blinddarm, was man an dem raſchen Ausſtrömen der Luft, dem Zufam- menſinken des Bauchs und dem Nachlaſſen der Kolik er- kennen kann, aber es kommt manchmal vor, daß man einen dünnen Darm angeſtochen hat und dann ſtrömt nur wenig Luft aus, und das Leiden iſt nicht gehoben. Am beſten thut man, den Einſtich aufs Neue an der andern Flankengegend vorzunehmen. Iſt die Operation ge- lungen, fo zeigt ſich bald eine völlige Geneſung von der Wind- kolik. Das Pferd wird jetzt einige Tage ſchmal gehalten, um vor Entzündung auf der Hut zu ſein, man giebt abgeſottene Kleie u. dgl. Manchmal kommt jedoch eine Bauchfellent— zündung nach (ſiehe den Abſchnitt: Kolik, in welcher von dieſer Entzündung auch die Rede iſt). Zuweilen zeigt ſich auch Eiter an der Wunde. In dieſem Falle muß man durch warme Ueberſchläge die Eiterung begünſtigen und dann durch Einſchnitte für freien Abfluß des Eiters ſorgen. 5 * u 68 Drehkrankheit ift eine Krankheit der Lämmer und tritt nur im erſten Lebensjahre auf. Das Lamm, das an dieſer Krankheit leidet, iſt träg in ſeinen Bewegungen, legt ſich oft nieder, iſt oft ohne Beſinnung, ſein Gang iſt ſchwankend, den Kopf trägt es geſenkt, es frißt langſam. Später fängt es an ſich zu drehen und zwar in immer kleine⸗ ren Kreiſen, rennt mit dem Kopfe überall an, die Betäubung und Bewußtloſigkeit nimmt zu, es iſt ſogar nicht mehr im Stande ſein Futter zu ſuchen, frißt aber, wenn man ihm ins Maul ſteckt. Gegen das Ende der Krankheit hört das Thier zu freſſen auf, liegt die meiſte Zeit wie ſchlafſüchtig ohne Be⸗ wegung und Empfindung, endlich krepirt es unter Krämpfen. An irgend einer Stelle der Hirnſchaale findet man beim Be— fühlen einen weichen, nachgiebigen Punkt; hier liegt die Wurmblaſe, welche die Krankheit verurſacht hat. Das Schaf dreht ſich immer nach der Seite, an welcher die Blaſe ihren Sitz hat. Dieſe Blaſen, die man im Gehirn bei der Section findet, find mit Waſſer gefüllt und von der Größe einer Hafel- nuß bis zu der Größe eines Hühnereis. Die Blaſe beſteht aus einer dünnen Haut, und außen dran ſieht man eine Menge kleine weiße Körper. Es find dieß die Köpfe des Bla⸗ ſenwurmes, welche ſich vom Gehirn nähren. Liegt die Blaſe nah an den Schädelknochen, jo wird die Knochenſtelle jo dünn, daß man ſie eindrücken kann. Als Urſache dieſer Krankheit nimmt man eine ſchleichende Gehirnentzündung an, deßhalb kann große Sonnenhitze daran ſchuld ſein; zu reichliches, nahrhaftes Futter ſcheint die Krankheit zu erzeugen. Beſonders wenn der Uebergang von dürftigem Futter in das üppige Futter zu raſch vor ſich geht. Die Cur gelingt ſelten, man könnte, wenn man an dem weichen Knochenſtück die Blaſe entdeckt hat, dieſelbe anſtechen se A und das Waſſer auslaufen laſſen, aber meiſt ſtirbt das Thier doch, weßhalb man beſſer thut, es zu ſchlachten. Druſe kommt ſehr häufig bei Pferden vor, am häu⸗ figſten im Frühjahr und Herbſt, das Thier iſt matt, hat trübe Augen, öfters Nieſen und Huſten, wenig Appetit. Aus der Naſe fließt anfangs Waſſer, ſpäter Schleim, zugleich iſt im Kehlgang eine heiße Geſchwulſt, welche das Kauen ſchmerz— haft macht. In 6—8 Tagen fängt dieſe Geſchwulſt an zu eitern und es entleert ſich eine Menge Eiter. Kommt der Eiter, ſo kommt auch gleich eine allgemeine Geneſung. Manchmal aber dauert der Naſenausfluß noch fort oder die Ganaſchendrüſen bleiben als höckerige, harte Geſchwulſt zurück, oft auch zeigen ſich kalte Geſchwülſte am Bauch. Dieſen letzten Fall nennt man verſchlagene Druſe. In den meiſten Fällen verläuft die Druſe gutartig und es gehört ſchon zu den großen Seltenheiten, daß die Kehl- gegend ſo anſchwillt, daß das Thier erſticken müßte. Man hält das Thier warm und füttert es zuweilen mit Grünfutter, Kleie u. dgl. Der Sicherheit wegen kann man folgende Lat- werge geben. Eine viertel Unze Brechweinſtein. Salmiak und Schwefelblüthen von jedem 6 Unzen, Mehl und Waſſer ſoviel als nöthig, um einen ſteifen Teig zu machen. Von dieſer Latwerge ſtreicht man alle 2 Stunden ein Entenei groß auf die Zunge. Um die Kehlgegend kann man ein Lämmer— fell binden. Wird die Druſe durch lange Dauer hartuäckig, ſo giebt man Schwefel und Spießglanz von jedem 3 Unzen, Fenchel, Wachholderbeeren und Calmus von jedem 4 Unzen, Terpentinöl 2 Unzen. Alles zuſammen mit Mehl und Waſſer zur Latwerge gemacht. Von dieſer Latwerge giebt man täglich dreimal eine Nuß groß. Will ſich die Drüſengeſchwulſt in der Kehlgegend nicht — —e' zertheilen, ſo macht man eine Einreibung von folgender Salbe: Eine halbe Unze Kanthariden, eine viertel Unze Eu- phorbium, Terpentin und Schweinefett von jedem eine Unze. Davon wird täglich einmal aber 3 Tage hinter einander etwas eingerieben. Erfolgt nach 8 — 12 Wochen keine Heilung, wird der Naſenausfluß dünn und mißfarbig, grünlich, und zeigen ſich Geſchwüre in der Naſe, fo iſt die Druſe in Rotz überge⸗ gangen. a Durchfall beim Pferde. Der Miſt iſt dünn, oft wäſſerig; in den leichteren Graden des Durchfalls beim Pferde gleicht er dem Kuhmiſt, in den heftigern Graden ſpritzt er oft ſtrahlartig hinaus, oder rinnt wie Waſſer über die Hinterſchenkel des Pferdes hinab. Behandlung. Wenn keine ſonſtige Krankheit da- bei iſt, ſo genügt es meiſt, wenn man Hafer und Heu trocken füttert und das Geſöff nur in kleinen Portionen giebt. Das Pferd muß warm gehalten werden und mit einer wollenen Decke bedeckt fein, auch iſt es gut, es zuweilen mit Stroh- wiſchen recht warm zu reiben. Iſt das Uebel heftiger, der Miſt ſehr dünn und Appetitloſigkeit da, ſo giebt man Calmuswurzel, Angelica und Wermuth von jedem 14115. Mit Mehl und Waſſer zur Latwerge gemacht und da— von täglich dreimal ein Entenei groß in die Zunge gerieben. Bei langdauerndem, hartnäckigem Durchfall paßt fol- gendes Mittel: Alaun und Eiſenvitriol von jedem 1 Unze, Eichenrinde Calmus und Hirfchhornöl von jedem 14 Unze, Mehl und Waſſer fo viel als nöthig, um eine Latwerge dar- aus zu machen, von der man dann alle 3 Stunden ein Hühnerei groß in die Zunge ſtreicht. eh = An dem Bauch macht man eine Einreibung von Ter— pentinöl. Ein plötzlich entſtehender Durchfall mit Fieber und Kolikanfällen iſt bedenklich wegen Gefahr einer Darmentzün- dung. Hier find ſtarke Aderläſſe nöthig, Einſchütte von Lein- ſaamenabkochung und ſcharfe Salben (ſiehe bei Kolik). Durchfall beim Rind vieh. Im Frühjahr, wenn das Vieh vom trocknen Futter ſchnell zum grünen zu— gelaſſen wird, kommt er häufig vor und iſt in der Regel nicht bedenklich. Dauert er aber zu lange, ſo daß das Thier herunter kommt, ſo ſtreut man ihm folgendes Pulver ins Futter, das man einige Tage hindurch giebt. Calmus, Wachholderbeeren und Eichenrinde von jedem eine halbe Unze. Dieſe Miſchung wird für einen Tag verbraucht, jeden folgenden Tag bis zum 3. — 4. Tag läßt man das Pulver wiederholen. Bei Saugkälbern kommt der Durchfall auch zır- weilen vor. Hier iſt er bedenklicher, denn das Kalb kann an Erſchöpfung krepiren. Man giebt: eine halbe Unze Kreide, 5 Gran Rhabarber, eine Unze Bohnenmehl mit Molaſſes zu 4 Pillen gemacht, jeden Tag giebt man eine Pille, die man ubrigens in mehrere kleinere Stücke vertheilt und den Tag durchverbrauchen läßt. Durchfall der Schafe. Auch beim Schafe kommt der Durchfall häufig im Frühjahr vor, beim Ueber- gang von Dürrfutter in Grünfutter und iſt meiſt ohne Wich- tigkeit. Manchmal artet aber der Durchfall in Ruhr aus, und dann muß eingeſchritten werden. (ſiehe Ruhr). In leich- tern Fällen genügt Fütterung von dürrem Futter und warmer 8 72 und trockener Aufenthaltsort. Die Mittel ſind dieſelben wie beim Rind, man gibt aber nur den dritten Theil. Durchfall der Schweine. Man macht eine Abkochung von einer Handvoll Eichenrinde mit einer halben Gallone Waſſer und läßt den vierten Theil einkochen. Von dieſer Abkochung giebt man ein Viertelsquart mit 10 Gran Eiſenvitriol oder 3 Gran Bleizucker. Täglich 2—3 mal eine ſolche Portion. Iſt Kolik und blutiger Koth dabei, fo giebt man Tiſchler⸗ leim in Waſſer aufgelöſ't, ſo viel als nöthig um eine dickliche, nicht allzuzähe Flüſſigkeit zu erhalten. Einem Viertelquart dieſer Leimlöſung ſetzt man dann 3 Gran Opium zu. Solche Portionen bekommt das Schwein jeden Tag 3. Hat das Schwein giftige Kräuter gefreſſen, jo giebt man ein Bred)- mittel und hintendrein Eſſig zu ſaufen. Beim Durchfall der Ferkel giebt man Eiweis mit Waſſer und einer Meſſerſpitze von Rhabarber und Kreide. Durchfall der Hunde. Je nach der Größe des Hundes giebt man alle 3—4 Stunden 4— Quentchen Rha⸗ barber, eben ſo viel Magneſia und 5— 10 Gran Cascarill- rindepulver mit 4 Quart Camillenthee, oder 1 — 2 Gran Opium, 1— Quentchen Eichenrinde und eben ſoviel Kreide mit Camillenthee. Eingeweide würmer. Beim Pferde. In den Gedärmen des Pferdes kommt der Spulwurm häufig vor, beſonders eine Art dieſer Würmer die wie ein Zwirnfaden ausfieht, hält ſich in den Gedärmen, in der Bruſthöhle, zu- weilen auch in den Gehirnhäuten auf, ja ſelbſt im Augapfel hat man ſie ſchon gefunden. Außerdem kommt zuweilen der Bandwurm vor, den man im Miſt an den kleinen weißlichen platten Stücken erkennt. Das einzige Zeichen das es zu erkennen giebt, daß das — un MI Pferd an Würmern leidet, iſt der zeitweiſe Abgang von Wür— mern oder Wurmſtücken im Miſt. Die Wurmkolik kommt nicht häufig vor. Die Mittel gegen die Würmer ſind folgende: Nehme: Wurmſaamen, Wermuth und Ofenruß von jedem 14 Unze, Terpentin und Hirſchhornöl von jedem eine halbe Unze. Alles zuſammen wird mit Mehl und Waſſer zur Latwerge gemacht. Dieſe Latwerge läßt man innerhalb 2 Tagen verbrauchen in getheilten Gaben (jo daß man 6 — 8 Portionen daraus macht, und täglich 3—4 mal davon eingiebt. Bei einjährigen und jüngern Pferden giebt man nur die Hälfte dieſer Portion. Ein anderes Mittel, das beſonders bei gut genährten Pferden paßt, iſt folgendes: Nimm: Brechweinſtein 3 Quentchen, Aſant (asa foetida) Baldriau, Wurmſaamen und Hirſchhornöl von jedem 2 Unzen, Terpentinöl eine Unze. Mehl und Waſſer ſoviel als nöthig um einen ſteifen Teig daraus zu machen. Dieſe Portion vertheilt man in mehrere Theile und läßt es in einem Zeitraum von 3 Tagen verbrauchen. Eines der ſtärkſten Mittel gegen die Würmer iſt der weiße Arſenik, den man den Pſerden, wenn man ihn in mä— ßigen Portionen giebt, ohne Nachtheil geben kann. Man giebt ihn immer nur nach dem Futter, damit er den Magen nicht zu ſehr angreift, oder noch beſſer, man ſtreut ein drittels Quentchen unter das kurze Futter und giebt 4—5 Tage lang jeden Tag eine ſolche Portion. Wenn man den Arſenik zu Hauſe aufbewahrt, ſo thut man gut, denſelben mit ein paar Quentchen Wermuthpulver zu miſchen, damit, wenn Kinder daran kommen, der bittere Geſchmack des Wermuths ſie vom Verkoſten abſchreckt. ur Gegen den Bandwurm des Pferdes iſt Terpentinöl in großen Gaben das Wirkſamſte. Z. B. eine Miſchung von 4 Unzen Terpentinöl mit 4 Unzen gewöhnliches Oel (Leinöl oder ſüß Oel u. dgl.) und dann läßt man einen lauen Kleien- trank nachſaufen. Den Tag darauf giebt man folgende Miſchung: 2 Quentchen Aloe, 10 Gran Calomel, 2 Quentchen Seife. Alles zuſammen zur Pille gemacht; die Pille wird mit Druckpapier oder Fließpapier umwickelt. Solche Pillen giebt man 3—4 den Tag durch. 2) beim Rindvieh. Würmer kommen meiſt nur bei ſchlechtgefütterten Kälbern vor. Man giebt ihnen dep- halb recht nahrhaftes, geſundes Futter und folgende Medicin: Wurmſaamen, Wermuth, Rheinfarrn von jedem eine Unze, Hirſchhornöl eine halbe Unze, fein geſchabte gelbe Rüben ein halbes Pfund. Alles zuſammen wird zur Latwerge gemacht. Von dieſer Portion ſtreicht man täglich viermal wie ein Taubenei groß auf die Zunge. Manchmal kommen viel Fadenwürmer in den Luft— röhrenäſten vor. Das Thier huſtet und krächzt, athmet mit Anſtrengung und wirft manchmal beim Huſten fadenförmige Würmer aus. Hornſpäne auf Kohlen verbrannt oder Theer auf Kohlen gegoſſen, daß das Thier die Dämpfe davon täglich ein paar Stunden einathmet, ſoll manchmal geholfen haben, indem die Würmer dadurch getödtet und dann ausgehuſtet werden. 3) beim Schafe. Hier äußert ſich die Wurmkrank⸗ heit meiſt in der Form von beſonderen Krankheiten, z. B. Drehkrankheit, Lungenwürmerſeuche, Egelkrankheit u. dgl., ſiehe deßhalb in den eben genannten Krankheiten nach. 4) beim Schweine kommt ebenfalls die Wurm⸗ — — krankheit unter beſonderen Formen vor, z. B. Finnen, Ohr- würmer u. dgl. Aber auch Würmer im Darmkanal und in den Gallengängen ſind nicht ſelten, die aber, da ſie meiſt nur von ſchlechtem Futter entſtehen, durch beſſeres Futter zu be- ſeitigen ſind. Gegen Bandwurm des Schweines oder Schafes kann man folgendes anwenden. Nimm: Aloe, asa koetida von jedem 1 Quentchen, Gummigut 20 Gran, Pulver von der Farrnkrautwurzel 2 Quentchen, Molaſſes ſoviel als nöthig iſt um eine Pillenmaſſe zu machen, aus welcher man 90 Pillen formt, täglich giebt man 8 Pillen. Einhauen mit dem Hufeiſen, oder Strei- chen mit dem Hufeiſen. So nennt man das An- ſchlagen des Hufes an das Fußgelenk des andern Beines. Die Haare und Haut des verletzten Theiles werden dadurch abgeſchunden, manchmal entſtehen auch tiefere Wunden welche ſtarke Geſchwulſt und böſe Geſchwüre zur Folge haben. In der Regel ſtreicht ſich das Pferd nur an den Hinterfüßen und wenn auch nicht gerade eigentliche Lahmheit dabei ſtatt findet, ſo geht das Pferd doch meiſt die erſten Schritte nach dem Streichen ſehr lahm, oft auf 3 Beinen. Die Urſachen dieſes Fehlers ſind entweder eine zu enge Stellung der Hinterſchenkel, oder große Ermüdung, oder end- lich ein ungeſchickter Hufbeſchlag. Um überhaupt das Ein- hauen weniger gefährlich zu machen muß man deßhalb die zu langen Vordereiſen abkürzen und die zu hohen Stollen ntedri- ger machen. Beim Fahren oder Reiten führe man das Pferd mit dem Kopfe hoch. Was die Behandlung betrifft, ſo läßt ſich der Fehler bei jungen Pferden durch Dreſſur beſeitigen. Um die Verletzun— gen zu heilen, die durch das Einhauen entſtanden, macht man mit angenetzter Lehmerde die über den verletzten Theil ge— 3 ſchmiert wird Ueberſchläge, befeuchtet ſie recht oft mit kaltem Waſſer, 1 bis 2 Tage lang. Läßt ſich die Eiterung nicht verhüten, ſo wendet man warme Breiumſchläge an. Wird die Geſchwulſt dadurch weich und ſchwappend ſo ſchneidet man ſie mit dem Meſſer auf und entleert den Eiter, dann macht man Ueberſchläge von warmem Kamillenthee ſo lang bis die Wunde zu heilen beginnt. Einhauen über den Strik, oder Hängen⸗ bleiben im Halfterſtrang. Dieſer Vorfall ereignet ſich ſehr oft. Das Pferd kann ſich babei an verſchiedenen Stellen verletzen. Man reinigt die verletzten blutigen Stellen mit warmem Seifenwaſſer, dann umwickelt man die beſchä⸗ digten Stellen mit Leinwand, welche ſehr häufig mit folgenden Waſchmittel befeuchtet wird: Kampferſpiritus 2 Quentlein, Bleiextrakt 14 Unze, Waſſer 1 Quart. In leichtern Fällen genügt es das Pferd bis über die verletzte Stelle hinauf ſtundenlang in kaltem Waſſer ſtehen zu laſſen. Iſt die Heilung erfolgt und es bleibt noch Schwäche in dem Beine zurück fo waſche man täglich 4-5 mal mit fol- gendem Mittel: Kampfer eine halbe Unze, Seife eine Unze, Whisky ein halbes Quart. Eitergeſchwulſt (Abscess oder Eiterſack) entſteht durch Entzündung. Iſt die Entzündung lebhaft, ſo bildet ſich die heiße Eitergeſchwulſt, iſt die Entzündung aber träge, ſchleichend, ſo entſteht die kalte Eitergeſchwulſt. Bei der kalten Eitergeſchwulſt iſt der Theil nicht ſo heiß anzufühlen, auch entſteht ſie viel langſamer und will nicht recht zur Reife kommen. Iſt die Haut über der Geſchwulſt dick und hart, ſo kommt es oft vor, daß der Eiter ſich verſenkt und unter der Haut fort in entferntere Theile ſich zieht, wo dann auch wieder eine Geſchwulſt entſteht. Solche Eiterverſenkungen heißt man 8388 Kongeſtionsabsceſſe. Die Behandlung aller dieſer Eiterge- ſchwulſte beſteht in warmen Breiumſchlägen und Aufſchneiden der Geſchwulſt, daß ſich der Eiter entleeren kann. Epilepſie, Fallſucht. 1) Beim Pferde. Dieſe Krankheit kann mit dem Schwindel (ſ. dieſen) verwechſelt werden, iſt aber auch viel ſeltener als dieſer. Manchmal kommen Vorboten vor dem Anfall; dieſe Vorboten melden ſich dadurch, daß das Pferd ängſtlich wird und hin und her trippelt. Beim Anfall ſelbſt ſtürzt das Pferd plötzlich zu Bo- den, liegt ein paar Minuten ohne Regung. Dann treten Zuckungen ein, das Pferd ſchlägt mit den Füßen, verdreht die Augen, das Maul iſt feſt geſchloſſen, die Lippen bewegen ſich krampfhaft, aus dem Munde fließt Schaum, der Athem iſt ſchnell und ſtöhnend, bald bricht ein heftiger Schweiß aus zugleich iſt das Thier völlig empfindungslos, ſo daß man es peitſchen kann, ohne es zum Bewußtſein zu bringen. Der Anfall dauert 5-15 Minuten, dann wird das Thier wieder ruhig und ſcheint zu ſchlafen, bald aber ſpringt es wieder auf, iſt zwar noch matt, erholt ſich aber ſchnell. Die Wie— derkehr der Anfälle iſt an keine beſtimmte Zeit gebunden. Mit der Behandlung ſteht es übel, doch kann man daſſelbe Verfahren wie beim Schwindel einſchlagen. 2) beim Rind vieh. Das Thier fängt an zu tau⸗ meln und ſtürzt bewußtlos nieder und bleibt wie todt liegen, dann fängt es an mit dem Hals und Füßen zu zucken, dabei ſtöhnt es laut, hat Schaum vor dem Maule und verdreht die Augen. Dieſer Anfall kann 4-1 Stunde lang dauern und kommt zu unbeſtimmten Zeiten wieder. Eine Behandlung iſt nicht wohl zu verſuchen, beſſer man ſchlachtet das Thier. 3) beim Schaf iſt der Anfall auch fo ziemlich der- ſelbe und eben auch der Verſuch einer Behandlung abzura- then. 1 u 4) beim Schwein verhält ſichs auf gleiche Weiſe. 5) beim Hunde ſind die Anfälle an beſtimmtere Zeiten gebunden. Tritt der Anfall ein, ſo zeigt der Hund große Angſt, winſelt und heult, fällt zu Boden, verdreht die Augen, knirſcht mit den Zähnen, zappelt mit den Beinen, verdreht den Hals, ſchäumt aus dem Munde. Der ganze Anfall dau⸗ ert etwa 5-10 Minuten, dann ſpringt der Hund auf und zeigt ſich wieder geſund. Manchmal aber ſtürzt er anch ohne Vorboten plötzlich zu Boden und die eben angegebnen Zufälle find auch zu bemerken. Manchmal fällt er gar nicht, fon- dern klemmt den Schwanz ein und rennt bellend und heulend umher. Zuweilen ſind Würmer die Urſache; Man kann deßhalb Wurmmittel geben, ſonſt jedoch könnte man, wenn man etwas auf den Hund verwenden will, folgendes Mittel anwenden: Baldrianthee 3 Unzeu, Hirſchhorngeiſt 1 Quent- chen, Schwefeläther 1 Quentchen. Von dieſer Medicin gebe man 2-3 mal des Tags einen Theelöffel voll. Erweiterung des Muttermundes. Wenn die Geburt nicht vor ſich gehen kann, weil Krämpfe oder Ver- wachſungen die Mutteröffnung verſchließen, ſo ſucht man mit dem Finger durch die verengte Oeffnung zu dringen. Gelingt es, ſo verſucht man es mit 2 Fingern zugleich, und fo nach und nach bringt man die übrigen Finger in die Deff- nung. Indem man jetzt die Finger mehr ausbreitet, gelingt es meiſt, wenn die Verſchließung von Krampf herrührte, die Mutteröffnung ſo weit zu machen, daß die Geburt durchgehen kann. Zu dieſem Zweck beſtreicht man auch den Muttermund mit Belladonnaextrakt. —Iſt der Muttermund aber verwach- ſen, ſo muß man die Erweiterung mit dem Meſſer verſuchen. Man geht dabei folgender Weiſe zu Werk. Zwiſchen Dau⸗ men und Zeigefinger der rechten Hand hält man ein ſchmales PER. Meſſerchen, deſſen Spitze mit etwas Wachs verklebt wird, da- mit man nicht ſtechen kann. Dieſes Meſſerchen wird jetzt durch die Scheide bis an den Muttermund geführt und wäh- rend man mit den Zeigefinger voranfühlt und etwas einzu- dringen ſucht, ſucht man ſich eine kleine Erweiterung des Muttermundes zu machen; nun erft führt man das Meffer- chen in die kleine Erweiterung ein und macht einige Schnitte in die geſpannten Ränder der Oeffnung, doch nicht allzutief, daß der Muttermund nicht ganz durchſchnitten wird. Hat man durch dieſe Schnitte hinreichend genug erweitert, ſo daß man leicht in die Gebärmutterhöhle mit der Hand kommen kann, ſo kann die Geburt vor ſich gehen. Wenn die Geburt ihren Verlauf gemacht hat und die Nachgeburt weggenommen iſt, ſpritzt man Kamillenthee mit etwas Oel in die Mutter- ſcheide um die Heilung des angeſchnittenen Muttermundes zu beſchleunigen. Entſteht Eiterung in den verwundeten Stellen, ſo ſpritzt man täglich einigemale Baldrianthee mit ein paar Löffel Kampferſpiritus ein. 5 Euterkrankheiten. Eine ſehr gewöhnliche Eu— terkrankheit, die kurze Zeit vor oder nach der Geburt zuwei— len vorkommt, iſt die Eutergeſchwulſt oder Euter- congeſtion welche von Blutandrang gegen das Euter entſteht, und zur Bereitung der Milch im Euter dient. Dieſe Geſchwulſt kommt am häuſigſten bei erſtgebärenden Thieren vor. Manchmal iſt etwas Fieber dabei; — immer aber wird eine dickliche klumpige Milch abgeſondert. Nach 2-3 Tagen verliert ſich die Geſchwulſt, iſt dieß aber nicht der Fall, ſo geht ſie in Entzündung über. Die Urſachen dieſer Geſchwulſt find Vollblütigkeit, oder Erkältung, oder Zurück- haltung der Milch in den Eutern, wie dieß öfters geſchieht, wenn man das Junge zu bald abſetzt. Die Behandlung be— ſteht darin, daß man vor Allem die Milch rein ausmelkt, a beſonders wenn das Junge nicht ſaugen will; hierauf ſtellt man ein Gefäß mit heißer Leinſaamenabkochung unter das Euter, damit der Dampf daſſelbe erweicht. Das Thier be- kömmt nur mageres Futter; im Waſſer giebt man zum Ge⸗ tränk ein paar Unzen Weinſtein und läßt etwas Blut ab aus der Halsader, oder wie Einige anrathen, aus der Milchader am Bauche. Häufiger kommen Entzündungen an den Zitzen vor, die ſich durch ſtärkere Anſchwellung, Hitze, dunklere Röthe, Schmerz und gänzlich unterdrückte Milchab⸗ ſonderung erkenen laſſen; dabei iſt ein Theil des Euters ent- zündet. Dieſe Entzündung dauert gewöhnlich einige Tage und geht dann entweder in Zertheilung, oder Eiterung oder Verſchwärung, oder Verhärtung und Brand über. Sie kann zu allen Zeiten vorkommen und iſt bei paſſender Behandlung nicht gefährlich, bei Vernachläſſigung aber wird ſie nicht ſelten bösartig. Die Urſachen dieſer Entzündung ſind entweder äußere Verletzungen durch Schläge, Stöße u. ſ. w. oder ent⸗ ſteht ſie auch, wenn das Thier ſcharfe Pflanzen frißt, oder kommt die Entzündung von einer Krankheit her, die das Thier in ſich trägt. Bei der gewöhnlichen Euterentzündung wendet man kalte Waſchungen auf das Euter an, oder folgende Miſchung: Bleizucker eine halbe Unze, Waſſer ein Quart. Dabei iſt es aber wichtig den entzündeten Euter öfters zu melken, damit die ſtockende Milch entfernt wird; auch für reichliche und reinliche Streu hat man zu ſorgen. Iſt die Entzündung in Eiterung übergegangen, was man daran erkennt, daß in der Mitte der Geſchwulſt eine weiche weißliche Stelle ſich zeigt, in der man, wenn man den Finger darauf drückt, ein Schwappen fühlen kann, fo bricht die Geſchwulſt entweder von ſelbſt auf, oder man öff— net ſie durch einen Meſſerſtich. Will die Eiterbildung nicht # 1 — recht vorangehen ſo bringt man ſie durch Breiumſchläge, in die man Zwiebeln thut, zur Reife. Geht aber die Eiterung in Geſchwür über, was man an dem dünnen mißfärbigen ätzenden Eiter erkennt, ſo reibt man Kampfergeiſt ein. Iſt die Entzündung, ſtatt in Eiterung überzugehen, in Verhärtung übergegangen, was man daran erkennt, daß die Geſchwulſt ihre Hitze verloren hat und feſter und härter geworden iſt, ſo reibt man graue Queckſilberſalbe ein, dabei melkt man täglich einigemale, um die Milchdrüſen zur Thätigkeit anzuſpornen. In der Regel braucht es einige Wo— chen, bis die Verhärtung weggebracht iſt. Will die Entzündung in Brand übergehen, ſo zeigt ſich die Geſchwulſt feſt und hart, dabei ſehr heiß und dun— kelroth. Bald wird jetzt das Euter violett bleigrau und fängt nun an weich teigig zu werden und enthält im Innern eine ſcharfe ätzende Flüſſigkeit, die ſogenannte Brandjauche. Das Thier wird krank und bald erfolgt der Tod. Im günſtigen Fall jedoch bildet ſich zwiſchen dem brandigen Theile und dem gefunden eine Eiternng, durch welche der brandige Theil ab- geſtoßen wird; das Geſchwür heilt wieder und das Thier genest. Die Behandlung des Brandes beſteht darin, die Kräfte zu heben, daß die Natur mächtig genug wird, den brandigen Theil abzuſtoßen. Man macht eine Abkochung von Weiden— rinde, (ungefähr eine Handvoll Weidenrinde mit einer halben Gallone Waſſer abgekocht, bis ein Drittheil eingekocht iſt; zu dieſer Abkochung gießt man wenn ſie ſchon erkaltet iſt, ein Glas Wein und giebt dem Thier 3 mal täglich eine ſolche Portion. Ueber das Euter macht man Ueberſchläge von Ka- millenthee oder Arnikablumenthee, reibt auch täglich 2 mal Kampferſalbe ein, und macht dem Thiere eine reichliche rein- liche Streu. ö 6 BE ER Nimmt der Brand dennoch überhand, ſo macht man tiefe Einſchnitte in das Euter, reibt dieſe Einſchnitte mit einer Miſchung von Terpentinöl und Kampfer ein, macht warme Breiumſchläge in Eſſig getaucht über das Euter. Greift aber der Brand allzuſchnell um ſich, ſo muß man das ganze Euter abſchneiden. Die rheumatiſche Euterentzündung giebt ſich dadurch zu erkennen, daß das Euter ſteinhart, roth und feſt iſt, zugleich iſt Schmerz im Bauch und Schenkeln, und Fieber dabei. Solche Thiere bleiben immer liegen, freſſen nicht und geben durchaus keine Milch mehr, dieſe rheuma- tiſche Euterentzündung geht gern in Verhärtung über. Man giebt folgenden Einſchütt: Salpeter 2 Quentchen, Brech- weinſtein ein halbes Quentchen, Weißelmthee 20 Un- zen. Alle Stunden einen ſolchen Einſchütt zu geben; zugleich läßt man heiße Waſſerdämpfe an das geſchwollene Euter gehen, — in den Bauch und die Schenkel reibt man Folgendes ein: Weingeiſt 4 Theile, Salmiakgeiſt 1 Theil. Für häufige Klyſtiere von lau Waſſer mit etwas Oel muß gleichfalls geſorgt werden. Zeigt ſich noch eine Härte in der Geſchwulſt, wenn die Entzündungserſcheinungen, (Fieber, Hitze und Schmerz) ſchon im Abnehmen ſind, ſo reibt man graue Queckſilberſalbe ein; wird es darauf nicht beſſer, ſo ſetzt man der Salbe Jodkali zu, ein Quentchen Jodkali auf eine Unze graue Queckſilberſalbe, und macht Ueberſchläge von warmem Weißelmthee. Quetſchung des Euters. Die Geſchwulſt, die durch Quetſchung entſteht, geht leicht in Verhärtung über. Die Behandlung iſt wie die, der gewöhnlichen Euterent— zündung. Wunden an den Eutern kommen häufig an den Zitzen vor durch die Zähne des ſaugenden Jungen und PR werden bald geſchwürig, weil das Saugen immer wieder die Wunde aufrfriſcht. Man reinigt den geſchwürigen Grund mit lauem Cei- fenwaſſer, dann ſtreicht man eine Salbe von Schweinefett und Eigelb auf. Iſt wildes Fleiſch in der Wunde, ſo waſcht man dieſelbe mit folgendem Mittel: Kupfervitriol, Salmiak, von jedem 3 Quentlein, Weineſſig 4 Unzen, Weingeiſt 5 Unzen; zugleich ſetzt man dem Eigelb und Schweinfett etwas Kam- pfergeiſt bei und ſtreicht es 4—5 mal über die Wunde, übri- gens muß allemal vorher die Wunde mit lauem Seifenwaſſer reingewaſchen werden. Vor dem Säugen wird immer der Strich mit lau Waſſer reingewaſchen, und dann mit Milchrahm beſchmiert. Verſtopf ung der Striche entſteht gern nach Euterentzündungen, wobei der Milchgang der Zitze verklebt und keine Milch mehr durchläßt. Man macht kalte Ueber- ſchläge über die Zitze, dann führt man einen vorn abgerun— deten Draht in die Zitze und ſucht durch gelindes Stoßen den Gang zu öffnen. Iſt der Gang offen und die Milch wieder ausgemolken, ſo ſteckt man die Röhre eines ſtarken Stroh— halms in die Zitze und ſpritzt eine Abkochung von Leinſamen mit etwas Oel hinein. Milchknoten. Man läßt Waſſerdämpfe an das Euter ſtreichen, melkt das Euter ganz rein aus und reibt graue Queckſilberſalbe ein. Faunden oder Verfangen (ſ. Rheumatismus). Faulfieber (ſ. putrides Fieber.) | Feigwarzen. So nennt man die weichen, fchlam- migen, blutreichen Auswüchſe, die an den Augenliedern, im Maule, am Bauche, an den Geſchlechtstheilen, an den Eu- tern, am After, an den Gliedern u. dgl. vorkommen können. 3 Man ſchält ſie mit einem ſcharfen Meſſer aus, und brennt dann die Wunde mit dem Weißglüheiſen. Der Brandſchorf wird ein paar Stunden nach dem Brennen abgelöſt, und die Wunde mit Terpentinöl verbunden, um fie in Eiterung zu bringen. | Finnen. Meiſt erſt nach dem Tode iſt dieſe Kranf- heit, die bei den Schweinen vorkömmt, zu erkennen; — man findet dann im ganzen Körper zerſtreut viele kleine Knötchen, die beim Eſſen des Fleiſches unter den Zähnen knirſchen. Un⸗ terſucht man die Finne, fo findet man fie als eine dünnhäu- tige, mit Waſſer gefüllte Blaſe. Ueber die Cur dieſer Kranf- heit weiß man eben ſo wenig, als über ihre Urſache. Der Genuß eines finnigen Fleiſches iſt nicht nachtheilig, aber widrig für den Geſchmack. Fiſtel nennt man ein verborgenes Geſchwür mit hoh— len Gängen in den Theilen unter der Haut. Solche Ge- ſchwüre ſondern einen ſchlechten Eiter ab. Man erkennt die Fiſtel leicht daran, daß aus einer kleinen Oeffnung mehr Eiter fließt, als man nach dem geringen Umfang des Loches erwarten könnte. Die Fiſteln entſtehen dann, wenn der Eiter nicht abfließen kann und ſich in einem Theile des Kör- pers anhäuft und verſenkt und endlich ſich einen Ausweg macht. Die Fiſteln dauern lang und heilen ſelten von ſelbſt. Urſachen der Fiſteln ſind Eitergeſchwülſte, die nicht zeitig genug geöffnet wurden, Quetſchwunden, die dem Eiter nicht gehörig Raum laſſen zum Abfließen, — Knochenſtücke oder ſonſtige Stücke, die in einer Wunde ſtecken, u. dgl. Bei der Be- handlung iſt das Erſte, was zu thun iſt, eine Gegenöffnung zu machen, oder, wenn es der Körpertheil, an dem die Fiſtel ſitzt, geſtattet, ſchlizt man den ganzen Fiſtelcanal auf, um auf dieſe Weiſe eine offene freie Wunde zu erhalten. Die in angegebener Weiſe gemachte Wunde wird mit Werg ausge- . ſtopft, welches, wenn die Eiterung ſchlecht iſt, mit Aloetink— tur, oder Myrrentinktur und Kampfergeiſt befeuchtet wird, hilft dies nicht, ſo brennt man die Wunde mit dem Glüh— eiſen. Erlauben aber die benachbarten Körpertheile nicht, daß man die ganze Fiſtel aufſchneide und bloslege, ſo ſpritzt man Terpentinöl oder Kantharidentinktur, oder folgende Miſchung in die Fiſtelöffnung: Kupfervitriol ein Quentlein, Zinkvitriol ein halbes Quentlein, Waſſer 4 Unzen. Dieſe Einſpritzungen werden alle Tage einmal gemacht. Man nimmt dazu eine kleine Spritze und macht jedesmal 2 Einſpritzungen. Statt dieſer Einſpritzungen kann man ein dünnes Eiſenſtäbchen recht glühend machen und in die Fiſtel⸗ öffnung fo tief, als der Fiſtelgang tft, hineinſtoßen. Ein anderer Vorſchlag iſt der, ein Haarſeil durch den ganzen Fiſtelgang zu ziehen; die beiden Enden des Haarſeils werden dann alle Tage feſter zuſammengeknüpft, bis die ganze Fiſtel dadurch geheilt iſt. Flechte — iſt ein Hautausſchlag mit ſchmerzhaftem Jucken. Die Stellen, die von ihm befallen find, find haar- los und entweder mit einem trockenen, blättrigen Schorf be- deckt, oder mit näſſenden Geſchwürchen, daher man eine trockene und naſſe Flechte bezeichnet. Die Flechte greift gerne um ſich, iſt hartnäckig und ſchwer heilbar, aber meiſt nicht anſte⸗ ckend. Die Urſachen dieſes Ausſchlags ſind naſſe Ställe, ſchlechtes Futter, Unreinlichkeit. Die Behandlung beſteht bei der trockenen Flechte in Waſchungen von Seifenwaſſer oder ſchwacher Lauge, dann reibt man grüne Seife, oder ftin- kendes Hirſchhornöl ein, — bei der naſſen Flechte wäſcht man ebenfalls mit ſcharfer Lauge, auch macht man einigemale Ue- berſchläge von folgender Miſchung: Schwefelleber 2 Unzen, Waſſer ein Quart; — hierauf wendet man folgende Einreibung an: graue Queck- ſilberſalbe, Terpentinöl, ſtinkendes Thieröl. Von dieſer Salbe reibt man jedesmal nach dem Waſchen eine Haſelnußgroß ein. Flug (ſ. Milzbrand.) Flußgalle iſt eine weiche runde ſchmerzloſe Ge- ſchwulſt, die in den Gelenken an den Füßen des Pferdes vor— kömmt. Unter Flußgalle verſteht man übrigens zunächſt eine ſolche Geſchwulſt, welche in der Sehnenſcheide über dem Feſſelgelenk vorkommt; — hat die Geſchwulſt aber ihren Sitz in dem Sprunggelenke, ſo nennt man ſie Sprunggelenkgalle, welche durchgehend heißt, wenn ſie zu beiden Seiten des Ge— lenkes vorkommt. Dieſe Geſchwulſt tft eigentlich nichts, als eine über- mäßige Anſammlung einer Feuchtigkeit, welche ſich in den Sehnenſcheiden und Gelenken befindet, um dieſelben ſchlüpf— rig zu erhalten. Die Urſachen der Gallen ſind übermäßige Anſtrengungen des Pferdes. Behandlung der Gallen. Sind die Gallen kurz erſt entſtanden, ſo wendet man Folgendes an: Salmiak eine Unze, Kampferſpiritus eine Unze, Eſſig 4 Quart, Waſſer 1 Quart. Mit dieſer Miſchung macht man täglich 4—6 mal lau⸗ warme Ueberſchläge. Sind die Gallen nach 2—3 Wochen nicht vergangen, ſo reibt man folgende Salbe ein, die aber auch bei Gallen, welche ſchon lange beſtehen, noch anzuwenden iſt: Jodkali ein Quentchen, graue Queckſilberſalbe 14 Unze; davon reibt man täglich 2 mal eine kleine Nuß groß ein. Es muß aber 3—4 Wochen fortgeſetzt werden. Weicht die Galle nicht von dieſer Einreibung, ſo reibt man Kantharidenſalbe ein, oder kann man ſehr heißes Fiſchöl 1 einreiben, was ſchon geholfen haben ſoll. Ein Einſtich mit dem Meſſer, um die Feuchtigkeit zu entleeren, hat oft gefähr— liche Folgen und iſt deßhalb mißlich. Das Brennen mit dem Glüheiſen wäre das letzte Mittel, — es war öfter von gutem Erfolg. Franzoſenkrankheit. Andere Namen, die man dafür hat, find: krättig, zäpfig, perlig, Stierſucht, Meer- linſigkeit, Monatreiterei. Es iſt eine Krankheit, die beim Rindvieh vorkömmt. Es kommen dabei eigenthümliche Aus- wüchſe am Bruſtfell und Bauchfell vor. Das Thier hat übermäßigen Begattungstrieb, die Kühe rindern faſt alle 3— 4 Wochen, werden aber ſelten trächtig, oder verwerfen, oder gebären todte Kälber, dabei nähren ſie ſich doch gut, ſehen wie gemäſtet aus, weßhalb man das Leiden auch fette Franzoſen genannt hat. Nach längerer Zeit erſt kommt ein kurzer, trockener Huſten, Schwerathmigkeit, die Haare werden ſtruppig, die Thiere laſſen einen brummenden, far- renähnlichen Ton vernehmen, die Milch wird vermindert und ſchlecht, der Blick trübe und matt, das Thier magert ab, die Kräfte ſinken; — man nennt dieſen Zeitraum der Krankheit magere Franzoſen. Oeffnet man ein Thier, das an dieſer Krankheit verſtorben iſt, fo findet man an den Wan- dungen der Bruſthöhle und auf den Lungen, am Herzbeutel, Zwerchfell, am Netz, am Magen und Gedärmen, Leber u. ſ. w. Auswüchſe von verſchiedener Größe, welche durch Stiele an den betreffenden Organen angeheftet ſind. Im frühern Zeitraum der Krankheit ſind dieſe Auswüchſe röthlich gelb, in den ſpätern Zeiträumen aber gelblich weiß, bräunlich, ſchwammig, beim Zerſchneiden findet man eine eiterartige oder talgige, oder ſandige Maſſe in den Auswüchſen. Dieſe Krankheit befällt am häufigſten Kühe, doch kommt ſie auch bei Stieren und Ochſen vor. Als eine Abart der— — BR = felben Krankheit findet man zuweilen ein gänzliches Ver— ſchwinden des Begattungstriebes, fo daß Farren bei reichli- chem Futter keine Luft zum Beſpringen äußern, und Kühe ſelbſt durch Reizmittel nicht zum Rindern gebracht werden kön— nen. Als Urſache der Krankheit nimmt man zu viel erfchlaf- fendes Futter an, z. B. Biertreber, Branntweinſpülicht, Del- kuchen, Siede- und Brühfutter u. dgl. Da die Krankheit bis jetzt als unheilbar betrachtet werden muß, und wenn ſie einmal begonnen hat, bälder oder ſpäter mit dem Tode endigt, auch das Fleiſch ſolcher Thiere ekelhaft und bei höhern Gra— den der Krankheit ſogar ungeſund tft, fo iſt es nur bei gerin- gem Grade des Leidens, wenn noch wenig Auswüchſe da ſind, räthlich, davon zu genießen. Cur: Zu Anfang der Krankheit hat Folgendes ſchon genützt: Spießglanz, Schwefel, Ofenruß, von jedem 2 Unzen, Morgens und Abends 2 Löffel voll in Waſ— ſer zu geben. Froſchgeſchwulſt iſt eine Anſchwellung und Auf- treibung des obern Gaumens im Maule, ſo daß derſelbe über die Zähne hervorſteht, und das Freſſen beſchwerlich macht. Dieſe Geſchwulſt kommt zuweilen beim Pferde vor und entſteht entweder aus Vollblütigkeit oder ſtarkem Andrang des Bluts nach dem Gaumen (namentlich bei jungen Pferden, die im Zah- nen ſind) aber auch bei ältern Pferden kann dieſe Geſchwulſt entſtehen, und dann iſt die Urſache eine Erſchlaffung oder Erweiterung der Blutgefäße des Gaumens. Der Verlauf dieſes Uebels ift in der Regel langſam, nur wenn die Ge— ſchwulſt aus einer Entzündung entſtanden iſt, verläuft die Sache ſchnell und verliert ſich wieder durch Zertheilung. Die Behandlung iſt, wie ſich von ſelbſt verſteht, verſchieden, je nach der Urſache. Liegt etwas Entzündliches zu Grunde (3. B. beim Zahnen, oder bei Verletzung des Gaumens durch — 89 — rauhe Futterſtoffe) ſo ſpritzt man das Maul oft aus mit einer Miſchung von Eſſig, Waſſer und Honig, dabei giebt man dünnes, ſtark angenetztes Kleienfutter. Iſt die Geſchwulſt ſtark, ſo macht man leichte Einſchnitte in den Gaumen und läßt recht ausbluten, nur hüte man ſich, die an dem Zahn- kiefer liegende Pulsader zu verletzen, wäre dies geſchehen, ſo müßte man die heftige Blutung mit dem Glüheiſen ſtillen. Kommt das Uebel von Erſchlaffung der Blutgefäße des Gaumens, ſo iſt keine Hitze dabei. In dieſem Falle mache man Einſpritzungen von Alaun in Waſſer aufgelöſt, oder von einer Abkochung der Eichenrinde. Gallenfieber, cf. gaftrifches Fieber.) Gaſtriſches Fieber iſt eine durch einen ſchlei— chend entzündlichen Zuſtand der Darmſchleimhaut verurſachte Krankheit, welche große Neigung hat, nervös zu werden und ſehr häufig mit Störungen der Gallenabſonderung verbunden iſt, in welchem Falle ſie Gallenfieber genannt wird. Die Urſachen des gaſtriſchen Fiebers ſind: verdorbenes Futter, ſtarke Anſtrengungen bei feuchtwarmer Witterung, faules Trinkwaſſer, ſumpfige Weiden. Die Erſcheinungen dieſer Krankheit beim Pferde und beim Rinde ſind folgende: die Thiere freſſen weniger als gewöhnlich, ſind wählig beim Futter, ſie ſaufen zuweilen mehr, zuweilen weniger, als ſonſt, ſind bei der Arbeit träge, legen ſich viel nieder. Der Puls iſt anfangs langſamer als gewöhnlich, die Naſenhöhle und Mundhöhle ſehen blaß, oft gelblich aus, ein zäher, kleb— riger Schleim iſt daran zu bemerken, es kommt ein widerlich ſäuerlicher Geruch aus dieſen Theilen. Der Miſt geht ſel— ten ab und iſt gewöhnlich feſtgeballt, zuweilen aber locker und mit zähem Schleim überzogen. Sind krankhafte Verände— rungen in den Gallengefäßen zugegen, ſo ſieht der Miſt grau— grün aus, iſt aber vermehrte Gallenabſonderung da, ſo ſieht 9 er dunkel gelbbraun aus und tft von höchſt widerlichem Ge— ruch. Zuweilen zeigen ſich Würmer. Nach einigen Tagen ſtellt ſich Fieber ein, der Puls wird ſchneller, zuweilen härt— lich, Morgens und Abends bemerkt man ein Fröſteln, Ohren, Vorderfüße und Hörner ſind abwechſelnd bald warm, bald kalt, die Freßluſt vermindert ſich, der Durſt iſt vermehrt, der Harn iſt hell und etwas röthlich; neigt ſich die Krankheit zum galligen Charakter, ſo bekommt der Harn eine bierbraune Farbe. Der Miſt geht in kleinen, mit Schleim überzogenen Ballen ab, die Thiere ſtehen traurig da und möglichſt fern von dem Futtertrog. Dieſe Zuftände können längere Zeit anhalten, während die ebengenannten Erſcheinungen bald bedenklicher und ſtärker hervortreten, bald, ohne daß ſichs erklären läßt, wieder nachlaſſen. Ebenſo tritt auch die Er— holung ohne auffallende Zeichen ein, der Harn wird in grö— ßerer Menge und nach und nach wieder wie gewöhnlich, trüb, abgelaſſen, auf der Haut bemerkt man einen gelblichen Staub, die Darmausleerungen werden zuweilen breiartig, die Thiere werden wieder aufmerkſamer und munterer, ſie nehmen wie— der Futter und geneſen allmählig, wobei übrigens öfters kleine Rückfälle ſich einſtellen. Nimmt jedoch die Krankheit einen ſchlimmen Ausgang, ſo wird das Fieber heftiger, der Puls iſt dann bald voll, bald klein, es kommen wäſſrige, erſchöpfende Ausleerungen, die Erſchöpfung nimmt zu, zuletzt können die Thiere nicht mehr aufſtehen, die Ausleerungen nehmen einen aashaften Geruch an und der Tod tritt ein. Oeffnet man ein Thier, das an einer ſolchen Krankheit verſtorben iſt, ſo findet man Magen und Darmcanal voll Schleim, an der Magenhaut bemerkt man geröthete, oft ſo— gar brandige Stellen. Wenn das Fieber einen galligten n Charakter hatte, findet man die Leber lehmbraun mit therar- tigem Blut gefüllt, oder ſchmutziggelb und brüchig. Die Behandlung. Von Leuten, die die Sache nicht genauer kennen, wird oft darin ein großer Fehler gemacht, daß ſie durch bittere reizende Mittel, wie Enzian, Ingwer Wein u. dgl. die Freßluſt wieder anreisen wollen, da aber der Mangel an Freßluſt in dieſem Falle nicht in Schwäche der Verdauung begründet iſt, ſondern von einem ſchleichend entzündlichen Zuſtand der Haut, des Magens und Darms herrührt, fo ſchaden ſolche Mittel, weil fie die ſchon vorhan- dene entzündliche Aufreizung noch ſteigern. Der Aderlaß, den manche Laien in ſolchen Fällen verwenden, iſt ſchon eher am Platze, nur darf man nicht viel Blut laſſen, weil die Krankheit gern nervös wird, d. h. gern in einen Schwächen⸗ zuſtand übergeht. 3 Pfund Blut werden meiſtens genügen. Gleich Anfangs gebe man Folgendes: Brechweinſtein ein halbes Quentchen, Salmiak 2 Quentchen, beides löft man in etwas lau Waſſer auf und nimmt ſoviel Leinſaamenmehl hinzu, daß es eine Pille giebt; 3—4 mal täglich giebt man eine ſolche Pille. Iſt zugleich Verſtopfung da, ſo giebt man unter das Saufen 2 Eßlöffel voll Weinſteinrahm und 2 Eßlöffel voll Bitterſalz. Läßt der Durſt nach und die Verſtopfung, ſo giebt man die gelind erregenden Mittel. Siehe folgendes Recept: zerſtoßene Wachholderbeeren, zerſtoßener Fenchel von jedem 3 Unzen, Salmiak eine halbe Unze, Mehlund Waſſer, ſo viel, als nöthig, um eine Latwerge zumachen; dieſe Latwerge läßt man den Tag durch verbrauchen, und den folgenden Tag wiederholen. Da immer Neigung zu Verſchleimung und Schwäche des Darmkanals zurückbleibt, ſo geht man bald zu den bit— tern Mitteln über. Neigt ſich die Krankheit zum Nervöſen oder Fauligen, fo muß man die bittern Mittel mit flüchtig reizenden Mitteln ver- binden. Folgendes Recept iſt hier anzuwenden: Fieberklee, Angelikapulver von jedem eine halbe Unze, Calmus 1 Unze, Kampfer 2 Quentchen, Terpentin 2 Quent⸗ chen, Molaſies, ſoviel als nöthig iſt, um 4 Pillen zu machen, die man den Tag durch verbrauchen läßt. Iſt wäſſriger, übermäßiger Durchfall dabei, ſo ſetzt man der eben angegebenen Pillenmaſſe noch eine halbe Unze pul⸗ veriſirte Eichenrinde zu. Den Unterleib reibe man mit folgender Miſchung ein: Weingeiſt + Pfund, Terpentinöl 1 Unze, Kamphergeiſt 2 Unzen Gaſtriſches Fieber bei Schweinen iſt nicht ſelten, tritt aber dann gewöhnlich als Bräune, oder was ſchlimm iſt, als Milzbrand auf. Gebärmutter vorfall ſiehe bei: Vorfall. Gehirnentzündung beim Pferde. Mand- mal kommt die Krankheit plötzlich ohne alle Vorboten. Die Vorboten ſind Trägheit und Unempfindlichkeit. Die ein- getretene Krankheit ſelbſt zeigt Folgendes: die Augen ſind ſtarr, wild, glänzend und geröthet, Maul und Naſenhaut trocken, ſchneller Athem, heftiges Fieber. Es iſt gefährlich, ſich dem Pferde zu nähern, denn ein Ausbruch von Raſerei droht jeden Augenblick. Kommt dieſer Ausbruch, ſo bäumt ſich das Pferd, ſchlägt und haut mit den Vorderfüßen, ſchnaubt, zerreißt alles, woran es befeſtigt iſt, — mit der Ermattung tritt etwas Ruhe ein. Das Pferd ſteht jetzt mit ausgeſpreizten Beinen da, drückt den Kopf an die Wand oder Krippe und ſchiebt mit der Bruſt vorwärts. In dieſem Zeitpunkt iſt es möglich es zu befeſtigen, damit es ſich und andern nicht ſcha— den kann. Der Tod erfolgt meiſt in 24—48 Stunden, ſelten ir wird es ganz hergeſtellt, oft bleibt Dummkoller zurück und meiſtens kommen Rückfälle. Die Urſachen dieſer Krankheit ſind: Erhitzung, heiße dunſtige Ställe, Stöße auf den Kopf, zu enge Halsriemen, die den Rückfluß des Blutes hemmen. Die Behandlung. Vor Allem ein Aderlaß von 10, 12—15 Pfund, der, wenn es nicht beſſer wird, nach 24 Stunden wiederholt wird, jedoch nicht mehr ſo ſtark gemacht werden darf. Auf die Stirne, dicht unter dem Schopf bindet man einen Beutel auf, der mit Eis gefüllt iſt, oder noch beſſer eine Schweinsblaſe mit Eis gefüllt. Kann man ſich dem Pferde nicht ohne Gefahr nahen, ſo gieße man demſelben einige Gefäße voll Waſſer über den Kopf, wodurch daſſelbe für kurze Zeit zur Ruhe gebracht wird. Wenn das Pferd noch Bewußtſein genug hat, um ſchlucken zu können, ſo giebt man folgende Latwerge auf einmal ein und wiederholt dieſelbe in 12— 24 Stunden, wenn keine Beſſerung eintritt. Brechweinſtein 2 Quentchen, Salpeter 1 Unze, Glau- berſalz 9 Unzen, Mehl und Waſſer ſo viel als nöthig, um eine Latwerge zu machen. Iſt Verſtopfung da, ſo giebt man alle halbe Stunde ein Klyſtier aus Salzwaſſer, doch muß man Vorſicht beobachten, daß man nicht vom Pferde geſchlagen wird. An dem obern Theil des Halſes und zwar an beiden Seiten macht man fol- gende Einreibung etwa im Umfang eines halben Papierbogens. Canthariden eine halbe Unze, Euphorbium 2 Quent- chen, Schweinefett 2 Unzen, Terpentin 2 Unzen, Ter- pentinöl eine halbe Unze. Dieſe Einreibung wird auf einmal verbraucht, der Auf- enthaltsort des kranken Pferdes muß ſchattig und kühl ſein, — zum Saufen giebt man kaltes Waſſer. Iſt noch etwas Appetit da, ſo giebt man Grünfutter oder angefeuchtete Kleie. Tritt Geneſung ein, ſo wird das Pferd, wenn es die Jahres— 1 zeit erlaubt, auf die Weide gegeben, doch ſo, daß es in der Mittagszeit vor der Sonne geſchützt iſt. Nachträglich iſt noch zu bemerken, daß nach dem Ader⸗ laß die Wunde mit Nadel und Heft geſchloſſen werden muß, weil es durch ſein Toben eine leicht verbundene Wunde wieder aufreißen und ſich dadurch verbluten könnte. Die beſte Art, das Pferd zu befeſtigen, iſt die, daß man es mit zwei ſtarken Stricken, welche beiderſeits am Halfter angebracht ſind, fortwährend ſtehend erhält. Beim Rind iſt dieſe Krankheit ſelten. Die Zeichen der Gehirnentzündung ſind hier folgende: Kopf, Ohren und Hörner ſind ſehr warm. Das Thier tobt, reißt ſich los, zuckt an verſchiedenen Theilen des Körpers, es hat einen wilden Blick, brüllt öfters, hat Verſtopfung. Nachdem ein ſolcher Anfall von Tobſucht vorüber iſt, kommt für einige Zeit Ruhe. Meiſt erfolgt der Tod innerhalb 48 Stunden, nur ſelten Ge- neſung. Die Urſachen dieſer Krankheit ſind Brüche der Hörner und plötzliche Erkältung, aber auch Ueberfütterung, heiße Sonnenſtrahlen und heiße Stallluft können die Kranf- heit erzeugen. Der Behandlung muß vor allen Dingen eine hin— reichende Befeſtigung des Thiers vorausgehen, daß man ſich ohne Gefahr nahen kann. Man ſchlingt deßhalb einen ſtarken Strick um die Hörner; der Strick wird durch das Loch in einer feſten Wand gezogen und jenſeits der Wand von eini— gen ſtarken Männern gehalten, ſobald man nun dem Thier Hülfe leiſten will, ziehen die Männer den Strick feſt an. Das Thier die ganze Krankheit durch feſtzubinden, iſt nicht rath- ſam, weil es beim Toben und Niederſtürzen leicht den Hals verdrehen oder ſonſt ſich beſchädigen könnte. Man gießt jetzt dem Thier einige Gefäße voll kalt Waſſer über den Kopf, dann macht man einen Aderlaß von 8 — 12 Pfund Blut, ze auf den Kopf befeftigt man eine Schweinsblaſe mit Eis ge- füllt, oder kalte naſſe Tücher. An den Seiten des Halſes macht man dieſelbe Einreibung wie oben beim Pferde ange- geben wurde. Innerlich giebt man: Brechweinſtein 3 Quentchen, Salpeter 2 Unzen, Glau— berſalz 3 Pfund, Waſſer 1 Quart. Dieſe Miſchung gießt man dem Thier auf zweimal in einer Zeit von 12 Stunden ein. Während der Cur hält man das Thier an einem recht kühlen Ort. Beim Schafe. Auch hier ſind die gerötheten, glotzenden Augen, heiße Stirn, Maul und Ohren zu bemer- ken. Der Gang iſt ſchwankend, taumelnd, wie bei der Dreh— krankheit, das Thier liegt viel, legt den Kopf auf die Erde und ſtirbt unter Zuckungen. Die Urſachen find im Allge- meinen wie bei der Hirnentzündung des Pferdes und Rindes. Die Cur beſteht vor Allem in einem Aderlaß von 12— 14 Unzen, dann giebt man alle 2—3 Stunden 4 Quentchen Salpeter mit einer halben Unze Weinſteinrahm in Waſſer. Man begießt den Kopf recht oft mit kaltem Waſſer oder man macht kalte Umſchläge. Sind die heftigſten Zeichen verſchwun— den ſo ſcheert man den Kopf und reibt Cantharidenſalbe ein. Das Schwein, zeigt bei dieſer Krankheit einen taumelnden Gang, ſenkt den Kopf zur Erde, rennt an alles an, ſtampft mit den Füßen und will an den Wänden hinauf, dann ſtürzt es nieder, zappelt mit den Füßen, knirſcht mit den Zähnen und hat Schaum vor dem Maule. Ohren, Maul und Rüſſel ſind heiß, die Augen geröthet. Was die Cur be— trifft, ſo gilt daſſelbe wie beim Schafe. Beim Hund kommt dieſe Krankheit ſehr ſelten vor. Er iſt traurig, frißt nicht, ſenkt den Kopf tief, Augen und Gaumen und Zunge ſind röther als gewöhnlich; entweder — läuft er ſchwankend umher, oder liegt er unruhig und winſelt und bellt. Der Kopf iſt ſehr warm, Verſtopfung, zuweilen Erbrechen. Nach 2—3 Tagen kommt ein Anfall von Raſerei, der Hund beißt in alles, was ihm nahe liegt und aer unter Krämpfen. Cur: Kalte Ueberſchläge auf den Kopf, Seifenklyſtiere und eine Unze Glauberſalz in einer Taſſe warm Waſſer, welche man des Tags zweimal eingiebt. Gelbſucht kommt entweder davon her, daß die Gal— lenabſonderung in der Leber nicht recht vor ſich geht, oder da- von, daß die Galle durch Gallenſteine verhindert wird, aus der Leber zu treten, worauf ſie aufgeſogen wird und wieder zurück ins Blut geht; dies iſt dann die Urſache der gelben Färbung in der Haut. Bei Rindern ſind es meiſt dieſe Gallen ſteine von denen die Gelbſucht herrührt, beim Pferde aber, weil dieſes keine Gallenblaſe hat, iſt die Urſache der Krank— heit in Krankheiten der Leber ſelbſt zu ſuchen. Die Erſcheinungen ſind folgende: die Augen, die Haut des Maules, Afters, der Scheide ꝛc. ſind gelb gefärbt, ja ſelbſt der abgeſtriegelte Staub der Haare iſt gelb; Harn und Milch ſehen gallig gelb aus, die Zunge iſt mit einem gelben, zähen Schleim bedeckt, der Miſt iſt aſchgrau gefärbt und ſäuerlich riechend. Liegt das Leiden in der Leber, ſo iſt die Lebergegend empfindlich, wenn man darauf drückt. Iſt Fieber dabei, ſo behandle man die Krankheit nicht als Gelbſucht, fondern als Leberentzündung. Sind ſtark vorgeſchrittene organiſche Veränderungen der Leber da, fo ſieht es mißlich aus mit der Cur. In dieſem Falle ſtellt ſich allmälig ein Zehrfieber ein, die Thiere werden matt, endlich waſſerſüchtig und ſterben elend hin. Kommt die Krankheit von Gallenſteinen, ſo erholen ſich die Thiere bei zweckmäßiger Gras- und Rübenfütterung oft von ſelbſt, wobei dann die Gallenſteine abgehen. Di. Eur: In der Gelbjucht von Gallenſteinen giebt man Folgendes: | Aloe 2 Quentchen, Pottaſche 1 Quentchen, Glauber- ſalz 14 Unze mit einem Quart heiß Waſſer angebrüht. Eine ſolche Portion giebt man zweimal des Tags, den Tag darauf giebt man folgende Pille zweimal des Tags: Terpentin 2 Quentchen, Brechweinſtein ein halbes Quentchen, Seife und Senfmehl von jedem 14 Quent- chen, daraus wird eine Pille gemacht und dieſelbe Portion am nämlichen Tage wiederholt. Nach jeder Pille macht man einen Einſchütt von 1 Quart Haferabkochung. Was die Gelbſucht beim Pferde betrifft, fo iſt ſchon er. wähnt worden, daß man es in dieſem Falle nicht mit Gallen- ſteinen, ſondern mit Veränderungen und Entartungen der Leberthätigkeit zu thun hat. Iſt das Leiden der Leber noch nicht ſehr weit vorgerückt, ſo giebt man Folgendes: Aloe 1 Quentchen, Calomel 1 Quentchen, Fichtenharz eine halbe Unze, dieß wird mit Molaſſes zur Pille gemacht. Jeden vierten Tag giebt man eine ſolche Pille; an den Zwiſchentagen aber reicht man: Glauberſalz 3 Quentchen, Pottaſche 2 Quentchen, Spießglanz 1 Quentchen, Nelkenwurz 4 Quentchen. Mit Molaſſes zur Pille gemacht. Das Futter muß friſch ſein, Gras, Rüben und Kleie. Kommt fauliges Fieber zu der Gelbſucht, ſo iſt alle Hülfe umſonſt, weil dann die Leber ſchon völlig entartet iſt. Bei Hunden und Schweinen kommt eigent- liche Gelbſucht nicht vor. Bei Schafen ſiehe Bleich ſucht. | Gelenkentzündung. Wenn eine ſolche Ent- 7 —9 — zündung der Natur zum Heilen überlaſſen wird, ſo endigt ſie meiſtens mit Entartung des Gelenks, Gelenkverwachſung u. dgl.; die Behandlung erfordert deßhalb viel Aufmerkſamkeit. Bei ſehr heftigem Schmerz macht man trockene warme Ueber- ſchläge von Hollunder oder Camillen, und legt dem Thiere reichliche Streu unter. Iſt der Schmerz gering, dagegen die Entzündung bedeutender, ſo macht man Ueberſchläge von kalt Waſſer. Bei langſamem Verlauf reibt man Folgendes ein: Graue Queckſilberſalbe eine Unze, Bilſenkrautöl eine halbe Unze, auf Flanell geſtrichen und um das Gelenk gewickelt. Bleibt Verdickung des Gelenks zurück, nachdem die Ent⸗ zündung ſich ſchon verloren hat, fo reibt man Fett ein, Gänſe⸗ fett oder Schweinefett, will dieß nicht helfen, ſo braucht man folgende Einreibung: Kampherliniment, graue Merkurialſalbe zu gleichen Theilen, täglich zweimal davon einzureiben. Hilft das nicht, ſo ſetzt man ein Haarſeil in der Nähe des Gelenks. Gelenkwunden. Man erkennt gleich, daß die Wunde das Gelenk getroffen hat an dem Ausfließen des Gliedwaſſers; das Gelenk ſchwillt bald heftig an, das Thier ſcheut jede Bewegung mit dem verletzten Gelenk. Bald kommt Entzündung, der Schmerz ſteigert ſich. Gelenkwunden ſind immer bedenklich, da ihre Heilbarkeit ſelbſt bei geringfügigem Anſcheine ſich nicht immer verbürgen läßt. Cur: Das erſte, was zu thun iſt, iſt ſorgfältige Rei⸗ nigung des verwundeten Gelenks mit lau Waſſer, dann über- deckt man es mit einem dicken Leinwandbauſch, den man öfter mit kalt Waſſer anfeuchtet, macht eine Binde drüber her und legt einige Schienen drüber her, um das Gelenk möglichſt un⸗ beweglich zu machen, aber die Schienen dürfen nicht zu feſt — u angezogen werden. Ueber diefen Verband macht man 3—4 Tage lang kalte Umſchläge. Nach dieſer Zeit nimmt man den Verband ab und ſieht nach, ob noch etwas Gliedwaſſer ausfließt, hütet ſich aber, das an der Wunde noch anhängende Gliedwaſſer zu entfernen. Zeigt ſich's, daß noch Gliedwaſſer ausfließt, ſo macht man den Verband wieder, darf ihn aber jetzt ſchon feſter machen. Dieſen Verband läßt man wieder 3—4 Tage liegen, ohne jedoch Ueberſchläge zu machen, dann unterſucht man die Wunde wieder. Hat ſich dieſe jetzt ge- ſchloſſen und fließt nichts mehr aus, ſo ſteht es gut, fließt aber immer noch Gliedwaſſer aus, ſo ſtreut man folgendes Pulver auf die Wunde: Kampherpulver, gepulverten weißen Vitriol, beides zu gleichen Theilen. Den Verband macht man jetzt mit dickem Werg (Hede) und ſtreicht darüber Lehmen, den man mit Bleiwaſſer anmacht und immer wieder kalt befeuchtet. Iſt die Eiterung einge- treten, ſo ſpritzt man täglich ein paar Mal Kamphergeiſt mit Terpentinöl in die Wunde. Genickbeule. Maulwurfsgeſchwulſt iſt eine Ent⸗ zündungsgeſchwulſt, die am Genick des Pferdes vorkommt, meiſtens in Eiterung übergeht und Fiſtelgänge in verfchie- denen Richtungen verurſacht, wodurch die ſogenannte Nacken- fiſtel entſteht. Das Uebel iſt von Bedeutung, denn es endet in manchen Fällen tödlich, weil die Knochen und das dort liegende Rückenmark angegriffen werden können. Cur: Wenn die Geſchwulſt erſt im Entſtehen und noch nicht aufgebrochen iſt, fo gelingt es manchmal, fie da- durch zu heilen, daß man anhaltend kalte Umſchläge von Eſſig und Waſſer darauf macht, dieß muß ſo lang geſchehen, bis alle Hitze in der Geſchwulſt vergangen iſt, dann raſirt man die Haare an der kranken Stelle und macht folgende Einreibung: 7 * — 100 — Kantharidenpulver eine halbe Unze, Euphorbium zwei Quentchen, Terpentin und Schweinefett von jedem eine Unze. Dieſe Salbe wird zu verſchiedenen Zeiten des Tags ein- gerieben, ſo daß 3 Einreibungen davon gemacht werden. Iſt die Geſchwulſt ſchon aufgebrochen, ſo paſſen die kalten Umſchläge nicht mehr, aber die eben angegebene Ein- reibung wird im Umkreiſe der aufgebrochenen Stelle gemacht. Für die aufgebrochene Stelle ſelbſt wendet man folgenden Balſam an: peruvianiſcher Balſam 2 Quentchen, Aloetinktur eine Unze; davon gießt man täglich dreimal etwas in die Wunde. Iſt die Wunde zu klein, ſo erweitert man ſie mit dem Meſſer um der Wundabſonderung gehörig Ausfluß zu ver— ſchaffen, iſt fie zu groß, fo ſtreut man Morgens und Abends etwas von folgendem Pulver auf: rother Präzipität 1 Quentchen, Eichenrinde und Koh- lenpulver von jedem eine Unze; der ſtatt deſſen paßt es auch, die wunde Stelle einigemal des 1 — mit folgendem Mittel zu waſchen: Chlorkalk 14 Unze, Waſſer 1 Quart. Gnubberkrankheit kommt am häufigſten vor bei zweijährigen Schafen. Das Schaf, das von dieſer Krankheit befallen iſt, iſt ſteif am Hinterleibe, der Gang iſt ſchwankend, im höhern Grade ſo, daß die Hintertheile beim Gehen hin— und herfallen als ob ſie losgetrennt wären und nachgeſchleppt würden, zugleich iſt ein eigenthümliches Zittern an dem kranken Thiere zu bemerken. Drückt man das Thier nur leicht auf den Rücken, ſo ſtürzt es nieder; — bald magert es ab und bleibt am Ende liegen, es kommen Durchfälle und bald ſtirbt es an Schwäche. Noch zu bemerken iſt, daß ſolche guubber- — 101 — kranke Schafe fich mit dem Hintertheile gern an irgend etwas reiben, oft auch am Schweife und den Hinterſchenkeln nagen, ſo daß viele Wolle verloren geht. Meiſt endet dieſe Krank— heit mit dem Tod. Von einer Cur kann nicht die Rede ſein, da ſie allzuſelten gelingt, als daß man den Verſuch machen wollte. Hahnentritt nennt man eine unwillkührliche, zuckende Bewegung des Hinterfußes im Sprunggelenke des Pferdes. Einreibungen von Oppodeldoc und Kanthariden- ſalbe zu gleichen Theilen könnte man verſuchen, indeß iſt die Heilung ſehr unſicher. Hämorrhoiden kommen nur bei Hunden vor. Die Erſcheinungen ſind folgende: So oft die Thiere miſten wollen, fangen ſie zu winſeln an, ſetzen ſich auf den Boden und rut— ſchen mit dem Hintertheile herum und verlieren vor und wäh— rend des Stuhlgangs viel Blut. Meiſtens iſt Verſtopfung dabei, und doch Drang zum Miſten, wobei Blut entleert wird. Cur: Bitterſalz 2 Quentchen, Waſſer 4 Unzen, Leinöl 1 Unze, Molaſſes 1 Unze. Dieſes Alles gut zuſammengerieben. Alle Stunden giebt man von dieſer Miſchung einen Löffel voll. Zugleich wendet man als Einreibung in den After Fol— gendes an: Bleizucker 6 Gran, Theer 1 Skrupel, Schweinefett 3 Quentchen, 2— 3 mal täglich etwas davon in den After zu reiben. Als Futter für ſolche Hunde taugt am beſten kühlende Nahrung, ſaure Milch ꝛc.; man gebe kein Fleiſch. Harnblaſenentzündung. Die Zeichen ſind folgende: Die Thiere treten hin und her, ſchauen ſich oft nach dem Bauch um, ſtellen ſich oft zum Waſſerlaſſen und ER bringen dann entweder gar nichts, oder nur wenige Tropfen rothgefärbten Harnes heraus. Unterſucht man mit der Hand durch den After, oder bei weiblichen Thieren durch die Scheide, ſo zeigt ſich die Blaſe, wenn die Harnverhaltung von Krampf herkam, — als eine ſtark geſpannte Halbkugel, iſt es aber wirkliche Entzündung, ſo fühlt man ſie eng zuſammengezogen, heißer als gewöhnlich, und beim leichteſten Druck ſehr em- pfindlich. Kommt nicht bald Hilfe, ſo ſterben die Thiere ſchnell durch Brand oder Zerreißen der Blaſe. Die Zeichen, die alsdann dem tödtlichen Ausgang vorangehen, find fol- gende: ſie ſetzen ſich nieder wie Hunde, wälzen ſich heftig und werden dann auf einmal ruhig, der Puls, der während der Krankheit ſehr ſchnell und klein war, wird jetzt langſam, manchmal greifen ſolche Kranke dann wieder nach Futter, aber bald werden die Füße und Ohren kalt, die Haare firup- pig, es bricht ein kalter Schweiß aus, der Leib treibt ſich auf und der Tod erfolgt unter leichten Zuckungen. Cur: Iſt das Harnen übergangen worden und die Krankheit durch Ueberfüllung der Blaſe entſtanden, ſo gelingt es oft, fie durch einen ſanften Druck mit der Hand zu ent- leeren, gelingt dieß nicht, ſo ſucht man den Harn durch den Catheter zu entleeren. Der Catheter iſt eine lange, dünne Röhre aus Gummielaſtikum, die Spitze dieſer Röhre iſt ge— ſchloſſen, aber zu beiden Seiten unterhalb der Spitze find zwei Löcher. In dieſer Röhre befindet ſich ein Fiſchbein— ſtäbchen, das man durch die Röhre aus- und einführen kann und welches den Zweck hat, der Röhre, während man fie ein- führt, einige Feſtigkeit zu verleihen. Dieſe Röhre oder Ca— theter nun wird ſo eingeführt, daß man die ausgeſchachtete Ruthe in die Hand faßt, dann den Catheter, der mit etwas Fett beſtrichen ſein muß, ſo in die Harnröhre ſchiebt, daß ſeine Spitze mit den beiden Seitenlöchern in die Harnröhre — 103 — geſetzt und fo weit fortgeſchoben wird, bis man an ein Hin- derniß kommt oder wirklich ſchon in der Blaſe angekommen iſt. Im erſten Falle drückt man mit der freien Hand aufs Mittelfleiſch, wo man dann den Catheter durchfühlen und durch gelindes Nachdrücken weiter ſchieben kann, — im letzten Falle aber, wenn man ſchon in der Blaſe angelangt iſt, wird das Fiſchbeinſtäbchen aus der Catheterröhre herausgezogen, worauf gewöhnlich der Harn durch die Röhre abfließt. Manch⸗ mal jedoch verſtopfen ſich die beiden Seitenöffnungen der Röhre und laſſen den Harn nicht in den Catheter kommen, hier hilft dann eine Spritze, die man in das offene Ende der Röhre ſetzt. Iſt der Harn durch die Spritze herausgefaugt worden, fo nimmt man den Catheter wieder heraus und rei- nigt ihn. Beim weiblichen Thiere ſetzt man den Catheter in den untern Winkel der Wurflefzen, ſchiebt ihn am Boden der Scheide weiter hinein und kommt nun durch die kleine, rundliche Harnröhrenmündung in die Harnblaſe; im Uebri- gen verfährt man wie ſchon angegeben iſt. Will es nicht ge- lingen, den Harn mit dem Catheder loszubringen, ſo macht man den Blaſenſtich (ſiehe bei Blaſenſtich), ſind Steine die Urſache der Harnverhaltung, ſo macht man den Steinſchnitt (ſiehe bei Steinſchnitt). Innerlich giebt man alle 2 Stunden Folgendes: Salpeter eine halbe Unze, Leinſaamenabkochung ein Quart. Wenn die Schmerzen ſehr heftig ſind, ſetzt man dieſer Medicin noch Opium 4 Quentchen bei. Zugleich ſetze man Klyſtiere und laſſe tüchtig zur Ader. Dieß wäre die Behand— lung der Blaſenentzündung bei Pferd und Rind; — bei klei— nern Thieren kann man warme Bäder, warme Umſchläge aufs Mittelfleiſch anwenden und ebenfalls häufige Klyſtiere ſetzen. — 104 — Harnfiſtel. Man erkennt fie an einer Oeffnung im Mittelfleiſch, durch welche beim Harnlaſſen ein feiner Strahl abfließt, ſo daß nur wenig oder gar nichts durch die Harnröhre ſelber abgeht. Die Cur iſt ſelten von günſtigem Erfolge. Man ſucht durch den Catheder dem Harn freiern Abgang durch die Harnröhre zu verſchaffen und ätzt dann die Oeffnung im Mit- telfleiſch öfter mit Höllenſtein. | Harnruhr ifteine fieberloſe, langwierige Krankheit. Die Thiere magern ab und werden hinfällig. Dieſe Kranf- heit kommt häufiger beim Pferde als bei andern Thieren vor. Die Pferde haben dann einen kaum zu löſchenden Durſt, laſſen viel Harn, gehen matt, ſteif und ſchwankend; der Harn iſt waͤſſrig blaß und durchſichtig. Nach einigen Mo- naten geht ein ſolches Thier am Zehrfieber zu Grunde. Die Urſachen dieſer Krankheit ſind verdorbenes Futter, ſchlammi— ges, hartes Waſſer, ſcharfe Pflanzen. Cur: Man ſucht die eben angegebenen Urſachen zu entfernen, daher beſſeres Futter u. ſ. w. Da anfangs ein ſchleichend entzündlicher Zuſtand bei dieſem Leiden iſt, ſo giebt man Folgendes: Bleizucker und Bilſenkraut von jedem Quentchen, Leinſaamenmehl und Weizen- oder Roggenmehl von jedem 2 Quentchen, Molaſſes fo viel als nöthig iſt, um eine Pille daraus zu machen. Täglich giebt man eine oder bei höherm Grade der Krankheit 2 ſolcher Pillen. Zeigt ſich aber nichts Entzünd— liches, d. h. iſt keine Empfindlichkeit zu bemerken, wenn man mit der Hand auf die Nierengegend drückt, oder wenn man beim Waſſerlaſſen keine beſondere Unruhe am Pferde erkennt, ſo giebt man: Opium 4 Quentchen, Catechu, Eiſenvitriol und En- * — 105 — zianpulver von jedem 2 Quentchen, Ingwer 1 Quent- chen, Molaſſes ſo viel als nöthig iſt, eine Pille draus zu machen. Jeden Tag, 3—4 Tag hindurch, giebt man eine ſolche Pille. Dann ſetzt man aus und giebt, wenn es nöthig iſt nach einigen Tagen dieſelbe Portion und in derſelben Weiſe. Da— bei hält man das Thier warm, giebt laues Mehlwaſſer zu ſaufen und miſcht geröſtetes Eichelmehl unter das Futter. Harn verhaltung kommt meiſt beim Pferde vor durch Uebergehen des Waſſerlaſſens und Erkältung. Die Er- ſcheinungen ſind wie ſchon bei der Harnblaſenentzündung an— gegeben wurde. Cur: Man bringt das Thier gut zugedeckt auf friſche Streu und ermuntert es durch Pfeifen zum Waſſerlaſſen, geht dieß nicht, ſo geht man zu dem Verfahren über, welches ſchon oben bei der Harnblaſenentzuͤndung angegeben wurde. Alle halbe Stunden macht man einen Einſchütt von folgendem: Brechweinſtein und Bilſenkrauterxtrakt von jedem 4 Quentchen, Camillenthee oder Peterſilienthee 1 Quart. Zugleich reize man das männliche Glied, indem man es mit Pfeffer und Salz reibt. Tabaksklyſtiere (eine Unze Tabak mit 1 Quart Waſſer abgekocht) ſind ebenfalls anzuwenden. Harthäutigkeit (auch Knochenbrüchigkeit, Mark- flüſſigkeit oder Leckſucht genannt). Dieſe Krankheit beſteht in einer tief eingewurzelten Verderbniß der Säfte. Die Urſachen der Krankheit ſind ſaure Gräſer, Schilfgras u. dgl. Dieſes ſchlechte Futter verurſacht Magenſchwäche, in Folge deren ſich Säure im Magen bildet. Die Thiere ſuchen dieſe Säure dadurch zu tilgen, daß ſie an Kalkwänden lecken und darum heißt man auch die Krankheit Leckſucht. Alles, was ſäure— tilgend ſchmeckt, wie z. B. die vom eigenen Harn verunrei— nigte Streu, wird von ſolchen Thieren gefreſſen und dem — 106 — beften Futter vorgezogen. Jetzt wird die Milch bitter, bläulich, oft zähe, die Thiere magern ab, aus dem Flozmaule kommt zäher Schleim, das Haar wird ſtruppig und verliert ſeinen Glanz; es ſtellen ſich rheumatiſche Leiden ein, die Thiere gehen ſteif, die Haut klebt feſt an den Knochen an, und eine Falte, die man in der Haut macht, bleibt ſtehen, weßhalb man der Krankheit den Namen Harthäutigkeit gegeben hat, die Gelenke knacken ſowohl beim Aufſtehen, als auch während des Gehens, auch ſchwellen zuweilen die Gelenke, nun werden die Knochen ſpröde, ſo daß ſie bei der geringſten Bewegung abbrechen, daher der Name Knochenbrüchigkeit. Freßluſt und Abgang des Miſts ſind dabei ſehr wechſelnd. Bei einigen hört die Freßluſt bald auf, bei andern dauert ſie faſt bis zum Ende fort. Bei einigen iſt Verſtopfung, bei andern wechſelt Verſtopfung mit Durchfall. Endlich kommt ein Zehrfieber dazu und e ſterben an Schwäche. Cur: Da man öfter nur nach den einzelnen Erſchei⸗ nungen kurirte und deßhalb das eigentliche Weſen der Krank— heit aus dem Auge ließ, ſo iſt oftmals gefehlt worden. Man muß gleich anfangs ſeine Maßregeln ergreifen und deßhalb ein ſäuretilgendes Abführungsmittel reichen, z. B.: Schwefelleber 1 Quentchen, Glauberſalz 4 Unze, Ea- millenthee 1 Quart; drei ſolche Gaben werden in Zeit von 3 Stunden eingeſchüttet. Iſt nun der Magen und Darm gehörig ausgeleert, ſo giebt man Folgendes: Brechweinſtein + Unze in einer Kaffeetaſſe Waſſer auf⸗ gelöſt und dann zu den hier folgenden Mitteln zuge⸗ goſſen, Schwefelblumen 1 Unze, Enzian und Eberwurz- pulver von jedem 4 Unzen, Glauberſalz 3 Unzen, Ter- pentinöl 2 Quentlein. — 107 — Daraus macht man eine Pillenmaſſe und formirt zwölf Pillen, alle 2 Stunden giebt man eine Pille. Will man dieſes Mittel als Einſchütt geben, ſo nimmt man eine Pille, ſiedet ſie in Waſſer ab, (etwa ein Quart Waſſer) ſeiht das Gekochte ab und ſchüttet es ein, ſo daß man alle 2 Stunden eine der 12 Pillen auf die angegebene Weiſe gekocht und durchgeſeiht, brauchen läßt. War aber gleich im Anfang ein ſchwächender Durchfall da, ſo giebt man Folgendes: f Gereinigte Pottaſche + Quentchen, Rhabarber und Kümmelſaamen von jedem 2 Quentchen, Eiſenfeile und Ingwer von jedem 4 Quentchen, Molaſſes fo viel als nöthig um eine Pille daraus zu machen; täglich giebt man 3 ſolche Pillen. Kommt wieder ein Rückfall der Leckſucht oder bemerkt man wieder einen ſauren Geruch, ſo giebt man wieder das oben angegebene Mittel, nämlich den Einſchütt mit Schwefel— leber und Glauberſalz, und nach dieſem die ſchon angegebe— nen Pillen. Vor allem aber iſt für reinliches, gutes Futter zu ſorgen. Man hält das Thier warm und reibt die Haut, wenn ſie hart zu werden anfängt, mit Whiskey, überhaupt ſtriegelt man fleißig, giebt oft friſche Streu und ſchafft den Unrath oft weg, die ſteifen Gelenke reibt man täglich zweimal mit einer Miſchung von 1 Theil Terpentinöl und 2 Theile Whiskey. Mäßige Bewegung thut dem Thiere gut; ferner. iſt es paſſend, gebrannte Eicheln unters Futter zu miſchen. Die Kraukheit dauert Wochenlang oft Monatlang. Haſenhacke iſt eine kleine rundliche Erhabenheit am hintern Rand des Sprunggelenks beim Pferde und beſteht in einer Knochenauftreibung und Anſchwellung der Weichtheile an der betreffenden Stelle. Anfangs erſcheint das Sprung⸗ gelenk entzündet, heiß und ſchmerzhaft, aber allmälig verliert — 108 — ſich das Entzündliche und es bleibt die kalte, ſchmerzloſe Ge— ſchwulſt zurück, die nur dann zu ſchmerzhaftem Hinken Ver- anlaſſung giebt, wenn das Pferd ſtark auf das Hintertheil ge- ſetzt wird. Die Urſachen dieſes Uebels ſind jähes Anhalten, zu ſtarkes auf das Hintertheil Setzen u. dgl. | Sur: Man hält das Pferd ruhig im Stalle und macht Ueberſchläge von Salmiak 2 Unzen in 1 Quart Waſſer. Sit die Entzündung vergangen, fo reibt man graue Duecfilber- ſalbe ein, nachdem man den Theil zuvor gut mit Kampfer⸗ ſpiritus gerieben hat. Iſt aber ſpäter die Haſenhacke ver⸗ härtet, fo reibt man Kantharidenſalbe ein und verjchont das Pferd die ganze Cur hindurch von jeder Arbeit. Herzſchlechtig ſiehe Dampf. Hinken. Bei der Unterſuchung eines hinkenden Pferdes läßt man daſſelbe vorher in allen Gangarten ſich bewegen, um zu ſehen, bei welcher Bewegung das Hinken am meiſten bemerkbar iſt und welcher Theil am meiſten geſchont wird. Schon jetzt wird man ausfinden, ob das Hinken am Vorder- fuß oder am Hinterfuß ſtattfindet. Iſt es der Vorderfuß, ſo hebt das Thier den leidenden Fuß nicht fo hoch als den ge- ſunden Vorderfuß, wenn das Leiden in der Schulter ſitzt, iſt hingegen das Leiden im Hufe, ſo wird man bemerken, daß es den Fuß nicht vollſtändig auf den Boden ſetzt; in beiden Fällen aber wird es den Körper mehr mit dem geſunden Fuß ſtützen. Steht das Pferd, fo ſetzt es den leidenden Vorder fuß gern etwas vor und auswärts. Iſt das Hinken in einem der Hinterfüße, ſo wird man auch wieder bemerken, daß es den leidenden Hinterfuß nicht genug in die Höhe bringt, wenn das Leiden in den obern Theilen ſeinen Sitz hat, im andern Falle, wenn das Hinken im Hufe liegt, wird es mit dem Hufe nicht voll auftreten. In beiden Fällen aber macht es mit dem leidenden Fuße einen — 109 — yeößern Schritt, um die Körperlaſt mehr auf dem gefunden Fuße ruhen zu laſſen. Iſt man durch dieſe Unterſuchung zu der Erkenntniß gekonmen, ob das Hinken von den obern oder untern Theilen des Seins ausgeht, fo unterſucht man die Gelenke des hinken— den Beins genauer. Man fängt mit der Schulter an. Findet man, daß dort eine Steifheit, ein ſchmerzhaftes Hinderniß der Beweglichkeit vorlanden iſt, fo hat man die Sache in der Weiſe zu behan- deln, wie bei der Buglähmung angegeben wurde. Sofort prüfe man das Kniegelenk, ob nichts Krankhaftes im Gelenk zu bemerken iſt, weiter unterſucht man das Schienbein, ob keine Ueberbeine dort ſeien, die das Hinken verurſachen können oder ob keine Sehnenanſchwellungen zu finden ſeien — ferner betrachtet man das Köthengelenk, ob keine Gallen vorhanden ſeien, dann ſieht man am Feſſel nach, ob nicht Mauke, Leiſt, Verwundungen oder Verſtauchungen im Krongelenke Urſache des Hinkens ſeien — endlich unterſucht man den Huf, ob nicht Steingallen, Vernaglung, verſteckte Kron- und Knorpel— ſiſteln, Krontritte, Hornſpälte und Hornklüfte das Hinken veranlaßten. Bei der Unterſuchung am Hinterfuß fühlt man am Hüft- gelenke nach, ob keine ſchmerzhafte Anſchwellung, keine Ver- renkung oder Verſtauchung zu finden ſei, ob nicht der ſoge— nannte Rampf (ſiehe nach in Rampf) da ſei, — dann unter- ſucht man das Sprunggelenk, ob keine Gallen oder Spat, oder Haſenhacke dort ſeien, — beim Schienbein fühlt man nach, ob keine Ueberbeine aufzufinden ſeien, — an der Köthe unterſucht man, ob keine Gallen, keine Verſtauchung des Ge— lenks, Ueberſtürzigkeit zu bemerken ſei, — am Feſſel ſieht man nach, ob nicht Mauke, Leiſt, beginnender Straubfuß u. dgl. ſich vorfinden und endlich am Huf unterſucht man noch, ob — 110 — nicht Krontritte oder ſonſtige Hufleiden das Hinken ver- anlaßten. / Wenn das Thier in der Ruhe den leidenden Fuß ewas voranſtellt, denſelben beim Gehen nicht vollſtändig gebracht, den Schenkel ſchnell und zuckend hebt, im Sprunggelenke licht gehörig durchbiegt und den ganzen Fuß etwas ſchleppend kor- wärts bewegt, ſo iſt die Urſache des Hinkens immer in den obern Theilen zu ſuchen. Zuweilen hinkt ein Thier nicht blos an einem Fuß, pn⸗ dern an mehreren. Manchmal läßt ſich trotz der ſorgfältigſten Unterſuchung die Urſache des Hinkens doch nicht ausfuden und zuweilen iſt das Hinken Symptom einer allgemeinen Krankheit (Gicht, Rheumatismus u. dgl.). Die Behandlung des Hinkens ſiehe nach bei den einzelnen ee des Fußes. Hinterbrand, ſ. Milzbrand. Hirnbruch. Man bemerkt eine weiche Geſchwulſt am Schädel, und wenn man tiefer drückt, kann man die Ränder der Schädelöffnung fühlen, zuweilen ſind ſchmerzhafte Zuſtände dabei, zuweilen auch gar nichts Auffallendes. Das Uebel iſt an und für ſich nicht tödtlich, wird es aber leicht durch irgend eine zufällige Verletzung. Die Behandlung iſt nie ſicher. Man kann verſuchen, ob der herausgetretene Theil des Gehirns ſich wieder zurückbringen läßt, dann müßte man durch einen Druckverband dem zurückgebrachten Hirn- theil verhindern wieder herauszukommen. Hodenſackbruch. Man erkennt ihn leicht an der Vergrößerung des Hodenſacks. Ein ſolcher Bruch kann ent⸗ weder ein Darmſtück oder das Netz oder beide zugleich enthal- ten und längere Zeit beſtehen, ohne das Thier ſehr zu beläfti- gen, aber wenn ſich in den vorgetretenen Eingeweiden Stoffe anſammeln (z. B. Gas, oder Exkremente), die das Darmſtück — 111 — ausdehnen ſo wird dieſes von dem engen Bruchring, durch welchen es in den Hodenſack drang, gedrückt und gepreßt; 8 zeigen ſich Zeichen von Kolik, die immer mehr zunehmen fo ß das Thier in Blick und Bewegung die größten Schmer- zu verrathet. Wenn nicht zeitig genug geholfen wird, ſtirbt dis Thier am Brand. Die einzige Hülfe beſteht in der Operation. Der Leſer kann das Nähere über die Psalm ir dem Artikel: Bruch leſen. Hornkluft. Iſt eine Querſpalte im Hufe, iſt ſie nur oberflächlich, fo verdient die Sache weiter keine Beach- tum, dringt ſie aber tiefer durch, ſo verurſacht ſie Lahmheit. Die Hornkluft wächſt von oben nach unten und wird endlich durd das raſche Wachſen des Hufes ganz zum Verſchwinden gebraht, oft aber hindert ſie auch das Wachsthum des Hufes. Die Urfachen dieſes Uebels find Entzündung und Geſchwüre der Krone. Die Cur iſt weſentlich dieſelbe wie bei der Horn— ſpalte. Horn ſpalte. Iſt eine Längenſpalte im Hufe, iſt fie gerade in der Mitte des Hufes ſo nennt man ſie Ochſenklaue, auch dieſes Uebel verurſacht Lahmgehen. Dringt die Spalte bis in die Fleiſchtheile des Hufs, fo heißt fie durchgehend, be- ſchränkt ſie ſich nur auf die Hornmaſſe fo heißt fie unvollkom⸗ mener Hornſpalt. Cu r. Man nimmt das Eiſen ab und macht 3-4 Tage lang Umſchläge von Kuhmiſt, den man häufig mit Waſſer be- feuchtet. Iſt auf dieſe Weiſe der Huf gehörig erweicht, ſo ſchneidet man zu beiden Seiten der Hornſpalte das Horn faſt bis auf die Fleiſchtheile fort ungefähr fo dünn wie ein Kar- tenblatt und zwar auf jeder Seite der Spalte, ungefähr 4—$ Zoll, dann reibt man oben über der Krone folgende Salbe ein Kanthariden 3 Quentchen, Euphorbium 1 Quentchen, Terpentin und Schweinefett von jedem 14 Unzen. — 112 — Diefe Salbe wird 3 mal eingerieben täglich 1 mal, alſo 3 Tage hintereinander. Nach der Operation ſtellt 05 das Pferd trocken bis alles geheilt iſt. Hufkrankheiten. Der Platthuf oder Flachhuf. Die Sohle iſt hier zu wenig ausgehöhlt, de Trachten niedrig, die Wände flach, der Huf weit und Aug der Strahl groß und ſchwammig. Bei der geringen Aushh⸗ lung werden die Weichtheile des Hufes nicht genügend je- ſchützt und dadurch manchen Erkrankungen ausgeſetzt. Es müſſen deßhalb beim Beſchlagen die Trachten möglichſt ge- ſchont werden, der Tragrand darf nur an der Zehe ftarf be- ſchnitten werden und der Sohle darf nur fo viel Horn dbge- nommen werden als die Natur ſelbſt ſchon abgeblätter hat. Iſt der Huf auf dieſe Weiſe zubereitet worden, ſo lect man ein breites ſtarkes Eiſen, welches ſich gegen die Sohle wrbünnt und nicht auf derſelben aufliegt, keinen Griff, aler ſtarke Stollen hat und mehr durch die Zehennägel als die hinten an den Wänden befindlichen Hauptnägel feſtge halten wird. Der Vollhuf. Hier iſt die Hornfohle/ ſtatt unten ausgehöhlt zu ſein, nach unten gewölbt, ſo daß ſie über den Tragrand der Wand hervorſteht. Dieſer Huf kommt wie der vorige blos an den Vorderfüßen vor und iſt entweder angebo⸗ ren oder auch Hufkrankheiten entſtanden. Auch er iſt dadurch nachtheilig weil er die unter ihm befindlichen Weichtheile nicht mehr zu ſchützen vermag, weßhalb dieſe vielfachen krankhaften Veränderungen ausgeſetzt ſind. Beim Beſchneiden muß man den Tragrand der Wand fo ſehr als möglich ſchonen um ihn nicht noch niedriger zu machen; man darf deßhalb nur ſo viel davon wegnehmen, als unumgänglich nöthig iſt, um eine ebene Fläche herzuſtellen, eben ſo hüte man ſich auch, die Sohle zu ſehr auszuſchneiden, oder die Eckſtreben zu ſchwächen. Auf den fo hergerichteten Huf wird nun ein breites ſtarkes Ei- — 113 — ſen aufgeſchlagen, das auf ſeiner Sohlenfläche faſt von den Nagellöchern an bis zu ſeinem innern Stande ausgehöhlt und verdünnt iſt, damit es nirgend auf der Sohle, ſondern blos an dem tragfähigen Rande der Hornwand aufliegt. Wegen der Brüchigkeit eines ſolchen Hufes nimmt man nur zarte Huf- nägel zum Beſchlag. Der Zwang huf. Dieſer Huf iſt an den Trachten ſehr zuſammengezogen, der Strahl iſt ſehr klein und mager, ſo daß die Ballen faſt in ein Stück zuſammenfließen, die Trachtenwände ſind ſehr hoch und nach einwärts gezogen, auch die Hufſohle iſt ſehr hohl und eingebogen. Das Pferd hat auf hartem Boden einen blöden Gang. Urſachen des Zwanghufs ſind: große Trockenheit der Hufe, zu ſtarkes Auf⸗ brennen der Hufeiſen beim Beſchlagen, zu ſtarkes Auswirken des Strahls und das Durchſchneiden der Eckſtreben. Das Uebel läßt ſich nur einigermaßen verbeſſern. Zuerſt werden die Hufeiſen abgenommen. Dann macht man Umſchläge von Kuhmiſt oder Fußbäder von dünnem Lehmbrei oder ſchickt das Pferd unbeſchlagen auf eine recht feuchte Weide. Dane— ben muß man das Wachsthum des Hufes begünſtigen und reibt deßhalb Folgendes über der Krone ein: Kantharidenpul- ver 3 Quentchen, Euphorbium 14 Quentchen, Ter- pentin und Schweinefett von jedem 14 Unze, alle 14 Tage etwas davon einzureiben. Die Hufwände wachſen davon raſch und werden dicker als ſie früher waren. Beim Beſchlagen darf vom Strahl gar nichts oder nur ganz wenig weggenommen werden, auch muß das Eiſen ſo leicht als möglich und ohne Stollen ſein. Die Hufnägel müſſen recht fein ſein und nicht nach dem Ballen zu eingeſchlagen werden. Der Bockhuf hat eine abgeſtumpfte Zehe, hohe Trachten und zu wenig ſchiefe Wände, er kommt an Vorder- und Hin- 8 — 114 — terfüßen vor und iſt manchen Racen eigen. Man hat beim Auswirken fo viel wie möglich an der Zehe zu fchonen, an den Trachten aber ſo viel wie möglich niederzuſchneiden. Auf den ſo zubereiteten Huf ſchlägt man nun ein Eiſen auf, das an der Zehe ſtärker, gegen die Trachten zu aber ſchwächer iſt, und entweder keine oder doch nur ganz niedrige Stollen hat. Der ſpröde oder brüchige Huf, hier iſt die Hornwand an ihrem Tragrande auffallend mürbe und brüchig, ſo daß kleinere oder größere Stückchen Horn ausfallen und man faſt keinen Platz findet, die Nägel einzu ſchlagen. Die- ſer Fehler hat das Schlimme, daß man keinen feſten Beſchlag anbringen kann. Man legt ein breites Eiſen auf, das feit- wärts einige Aufzüge beſitzt, welche an den am meiſten ausge⸗ brochenen Stellen des Hufes angeſchlagen werden, und befe— ſtigt das Eiſen mit etwas längern, aber nicht ſtarken Hufnä⸗ geln. Bei ſtärkerm Grade des Uebels, wo der Huf ſo ſtark ausgebrochen iſt, daß man dem Eiſen durch Kappen und Nä⸗ gel nicht die gehörige Haltbarkeit geben kann, iſt ein ſogenann⸗ tes Federeiſen mit Pantoffelſtollen zweckmäßig, wobei das Hufeiſen nicht durch Nägel, ſondern blos durch die Aufzüge auf dem Hufe Befeſtigung erhält. Der Ringhuf. Man bemerkt hier viel dicht an einanderliegende reifenartige Ringe in der Hornwand. Ur- ſache iſt ein ungleiches oft unterbrochenes Wachsthum des Hufhorns der Wand. Die Heilung beſteht blos in Beförde- rung des Wachsthums des Hufhorns durch Feuchthalten des Hufes, Ueberſchläge u. dgl. Der Knollhuf hat eine eingebogene Zehenwand, eingezogene Seitenwände und hohe Trachten, einen kleinen Hornſtrahl und eine dünne, abwärts gewölbte Hornſohle. — Die Hornmaſſe iſt vorn trockener und härter nach hinten zäher, — 115 — fie ift mit Ringen befetst, welche vorn eng zuſammen liegen, nach hinten aber und nach rückwärts auseinanderlaufen. Dieſes Uebel kommt nur an den Vorderfüßen vor. Ein fol- ches Pferd hat einen unſicheren ſchmerzhaften Gang, der es nur zu den leichteſten Dienſten fähig macht. Der Knollhuf iſt ſchwer oder nie heilbar. Man kann, um das Wachsthum des Hufs zu begünſtigen, die beim Zwanghuf angegebene Salbe in die Krone reiben, zugleich hält man den Huf durch Umſchläge feucht. Die vor und aufwärtsſtehende Zehenwand wird vorne abgeſchnitten, dagegen muß die Hornſohle geſchont werden. Das Eiſen, das man alsdann auflegt, ſei breit und gegen die Sohle hin ausgehöhlt, man läßt die Stollen weg, — die Nägel müſſen klein ſein und dürfen nicht zu feſt auf dem Hufe befeſtigt werden. Die hohlen Wände. Hier iſt die Hornwand von der Fleiſchwand losgetrennt, meiſt in Folge von einer heftigen Erſchütterung des Hufes, durch einen Stoß u. dgl. Man erkennt dieſes Uebel daran, daß, wenn man an die Hornwand anklopft, ſich ein hohler Ton vernehmen läßt, das Pferd hinkt ſchmerzhaft. Die Heilung dieſes Uebels geht dadurch vor, daß das Hufhorn wieder allmählig an der Fleiſchwand her— abwächſt. Beim Beſchlag ſolcher Hufe muß man dem Huf— eiſen eine ſolche Richtung geben, daß ſeine Tragfläche nur auf den nicht getrennten Theilen der Hornwand aufliegt, von den getrennten Theilen dagegen einige Linien abſteht und dieſe nicht berühren kann. Damit nicht Unreinigkeiten zwiſchen die Hufwand und Fleiſchwand an der losgetrennten Stelle dringen können, muß man dieſelbe mit Baumwachs und klein geſchnittenem Werge ausfüllen. Hufgrind iſt eine riſſige ſchorfige Beſchaffenheit der Hornwand vom Saume an abwärts. Cur: man reinigt die Krone und Hornwand nachdrücklich, 120 reibt man fol» *. — 116 — gende Salbe ein: Gelbwachs 1 Theil, Unſchlitt 2 Theile, Fiſchthran 3 Theile. Hufvertrocknung kommt gerne vor, wenn man den Huf zu trocken hält oder zu viel beſchneidet und beraſpelt. Cur: man macht Umſchläge von Lehmbrei oder naſſem Werge, und reibt öfters die eben angegebene Hufſalbe ein. Hüftlähme iſt eine Verſtauchung im Hüftgelenk (Nußgelenk) des Hinterſchenkels. Es iſt großer Schmerz, wenn man auf die leidende Stelle drückt, das Thier kann nicht mit dem leidenden Fuße feſt auftreten. Im Gehen hinkt es heftig, tritt mit dem leidenden Fuße nicht auf, ſchleppt ihn nur nach und bewegt ihn, wenn es vorwärts ſchreitet, nach auswärts (mähend). Die Urſachen dieſes Uebels ſind: zu ſchnelles Wenden, zu raſches Anhalten an einer abſchüſſi⸗ gen Stelle. Cur: kalte Begießungen, kalte Ueberſchläge, Lehmüberſtreichen das oft wieder mit kaltem Waſſer angenetzt wird. Hat ſich die Entzündung vollkommen zertheilt, was man daran erkennt, daß die Geſchwulſt und Hitze abgenommen haben, fo reibt man folgendes ein: Terpentinöl 1 Theil, Sal- miakgeiſt + Theil, Whisky 3 Theile. Davon täglich 4 mal einzureiben. Iſt das Uebel hartnäckig, ſo zieht man ein Haarſeil. Wirkliche Verrenkungen find als unheil— bar zu betrachten. Igelfuß — Straubfuß, nennt man beim Pferde jenen Zuſtand einer entarteten Mauke, bei welchem die Feſſel, die Krone und die Köthe geſchwollen iſt, dabei fließt eine ſcharfe freſſende Jauche aus der Geſchwulſt, die Haare auf der lei- denden Stelle fallen aus, während die noch ſtehen gebliebenen Haare borſtig geſträubt wie die Stacheln eines Igels ausfe- hen. Wenn das Uebel länger beſteht, ſo entartet endlich die ganze Haut an der leidenden Stelle, es ſproſſen Feigwarzen hervor und das Thier fängt zu kränkeln an. Cur. Das — 117 — Uebel iſt ſelten gründlich zu heilen. Man reinigt die kranke Stelle mit warmem Seifenwaſſer und giebt alle Stunden fol— gende Pillen: Aloe 2 Quentlein, ein Skrupel Leinöl (oder Caſtoröl) werden mit einander gehörig zerrieben, dann kommt noch dazu Calomel 15 Gran, Leinſaamenmehl 3 Quentlein, Terpentin ein halbes Quentlein. Alles zuſammen wird zu einer Pille gemacht; 8 ſolche Pillen giebt man jede Stunde. Nach dieſem giebt man Folgendes: Terpentin 4 Duent- lein, gepulverte Wachholderbeeren 3 Quentlein, Spieß— glas 1 Quentchen, Calomel 15 Gran, Theer ſo viel als nöthig um eine Pille daraus zu machen. Solche Pillen macht man 16 und giebt jeden Tag 4. Den Igelfuß reibt man mit ſchwarzer Seife alle Tage 2 mal ein, — in den Zwiſchenzeiten macht man Ueberſchläge auf den leidenden Theil von warmem Mehlbrei mit Kamillen; vor jedem Ueberſchlag aber wäſcht man die kranke Stelle mit einer Löſung von 5 Gran Sublimat und 3 Unzen Waſſer. Sehr zu empfehlen iſt es auch, wenn das Uebel langwierig werden will ein Haarſeil an dem Schenkel zu ſetzen. Influenza — iſt ein nervöſes Catarrhfieber, das ſehr anſteckend iſt, leicht in Lähmung übergeht und die Thiere ſchnell dahin rafft. Dieſe Krankheit kommt meiſt nur bei Pferden vor. Die Krankheits-Erſcheinungen find folgende: dem Fie- ber geht ein niedergeſchlagener Zuſtand voraus. Die Pferde ſind träge, ermüden leicht, ſind unempfindlich, freſſen lieber Heu und Grünfutter als Hafer, ſaufen mehr als gewöhnlich, huſten zuweilen, manchmal kommen auch leichte Kolikanfälle, der Miſt iſt klein, feſt geballt und mit Schleim überzogen. Nun tritt das Fieber ein mit Zittern und Frieren, der Puls iſt ſchneller, zuweilen, wenn gleich anfangs Schwäche zugegen — 118 — ift, klein und härtlich unterdrückt. Der Athem ift befehwer- lich, flankenſchlägig und heiß. Die Naſenſchleimhaut ſieht bleifarbig oft gelblich aus, die Zunge iſt heiß und trocken, es kommt ein dumpfer hohler Huſten, während deſſen die Thiere ihre Vorderfüße abwechſelnd vorſtellen. Bald ſind Ohren und Beine kalt, während der Körper heiß iſt, bald iſt es wieder umgekehrt. Der Huſten ſcheint weh zu thun, weßhalb die Thiere ihn zu verhalten ſuchen. Spuren von Auswurf kom- men erſt bei der Geneſung. Die Unempfindlichkeit und Un⸗ aufmerkſamkeit hört meiſt gegen Abend wieder auf, ehe die Fieberſchauer kommen. Das Waſſer iſt im Anfang der Krankheit röthlich, im ſpätern Verlauf aber waſſerhell. Wenn die Lungen ſehr angegriffen find, fo kommen gern gallige Durch- fälle, die aber den Zuſtand nicht beſſern. Geht die Krankheit in Geneſung über, fo läßt der Huſten nach, es kommt Aus- wurf, der Puls wird voller und ruhiger, die Thiere werden munter und freſſen wieder Körnerfutter. Der Harn wird jetzt reichlich und trüb, der Miſt wird locker und ſtark mit Galle gefärbt. Geht die Krankheit in Tod über ſo wird der Athem ſchnell und ängſtlich, der Puls ſehr ſchnell und klein, Mor- gens und Abends kommen heftige Fieberbewegungen, der Hu— ſten wird keuchend, Bauch und Beine fangen an zu ſchwellen. Endlich zeigen ſich rothe Punkte auf der Maul- und Nafen- ſchleimhaut, es kommt fauliges Fieber und der Tod kommt oft ſchon am dritten Tage oder erſt am neunten oder zwölften Tage. Eur. Nur ſelten und blos bei heftiger entzündlicher Aufreizung darf man einen Aderlaß machen, denn die darauf folgende Schwäche macht ihn gefährlich. Man giebt folgende Pillen: Salmiak 4 Unze, Brech⸗ weinſtein 1 Quentchen, gepulverte Althäawurzel zwei — 119 — Quentchen, Honig fo viel als nöthig um eine Pille dar- aus zu machen. Solche Pillen macht man 18 und giebt alle 2-3 Stunden eine Pille. Iſt der Miſt hart und ſchleimig, ſo giebt man ſtatt die⸗ ſer Pillen folgendes: Salmiak 2 Quentchen, Glauberſalz 6 Quentchen, Leinſaamenmehl und Senfmehl von jedem 24 Quentchen, Honig oder Molaſſes fo viel als nöthig iſt um eine Pille draus zu machen. Solche Pillen macht man 12 und giebt alle 2 Stunden eine Pille. Die Nahrung beſtehe aus feinem Heu zuweilen etwas Gras, zum Getränk giebt man Mehlwaſſer unter das man etwa eine Unze Weinſteinrahm (Cremortartari) miſcht. Sinken die Kräfte, wird der Huſten mühſam und keuchend, ſo giebt man Folgendes: roher Spießglanz, Kampfer von jedem 2 Quentchen, pulveriſirte Alantwurzel 1 Unze, Molaſſes + Pfund. Alles wird gehörig unter einander gerührt. Von dieſer Latwerge giebt man alle 2 Stun- den ein Taubenei groß. Bei größerer Schwäche ſetzt man dieſer Latwerge noch 2 Quentchen Hirſchhornſalz zu. Iſt der Herzſchlag ſchwap— pend (was auf Waſſer im Herzbeutel deutet) ſo giebt man: Digitalispulver 4 Skrupel, Terpentinöl 2 Quentchen, Peterſilienſaamen, gepulverte Wachholderbeeren, Lein— ſaamenmehl von jedem 1 Quentchen mit Molaſſes zu einer Pille gemacht. Solche Pillen macht man 18 und giebt täglich 3-4 Pillen. Zwiſchen die Vorderbeine reibt man: Kantharidenſalbe, Leinöl von beiden 1 Unze, Terpentin 4 Unze, Euphor- bium 3 Quentchen, graue Queckſilberſalbe 14 Unze. Des Tags 2 mal einzureiben bis die Stelle wund wird. Kommen ſchwächende Durchfälle, fo giebt man: ge- un, pulverte Angelikawurzel, gepulverte Weidenrinde von jedem 2 Quentchen, Eiſenvitriol 1 Quentchen, mit Molaſſes zur Pille gemacht; ſolcher Pillen macht man 12 und giebt täglich 2—3 mal eine ſolche Pille, bis der Durchfall nachläßt. Kommen die rothen Punkte auf der Maul- und Nafen- ſchleimhaut (ein Zeichen von Blutzerſetzung), ſo ſetzt man den obigen Pillen ein halbes Quentchen Kampfer bei und giebt im Getränke Schwefelſäure, ungefähr eine halbe Unze Schwefelſäure auf 14 Quart Mehlwaſſer. Die Thiere müf- ſen warm gehalten werden, man reibt ſie oft mit trockenen Strohwiſchen ab, und läßt ſie öfters warme Dämpfe von Gerſtenabkochung einathmen, damit ſich der Huſten leichter loͤſt. Zu der Zeit, wenn der Huſten anfängt, los zu werden, füttert man gekochte Gerſte. Kalbefieber. Dieſe Krankheit kommt 2—4 Tage nach dem Kalben und tft gefährlich. Die Zeichen find fol- gende: die Kuh frißt nicht mehr, zittert und tritt mit den Hinterfüßen hin und her, — ſie legt ſich endlich nieder und kann dann meiſt nicht mehr aufſtehen; ſie liegt jetzt auf der Seite, den Kopf am Boden, Ohren, Maul, Hörner und Beine werden kalt, das Thier ſtöhnt, brüllt und knirſcht, verdreht die Augen und ſchlägt öfter mit den Hinterfüßen umher. Die Milch hört auf, die Nachgeburt bleibt meiſt zurück, zuweilen frißt die Kuh etwas und hält den Kopf aufrecht, doch kann fie nicht aufſtehen. Die Krankheit verläuft ſchnell in 3—5 Tagen. Die Urſachen ſind: Erkältung, ſchwere Geburt und zu nahrhaftes Futter vor dem Kalben. Cur: man bringt die Kuh in einen warmen Stall auf hohe trockene Streu und legt eine Decke über ihren Körper. Man muß, da faſt immer Verſtopfung dabei iſt, den Miſt aus dem After holen und häufig Seifenwaſſerklyſtiere geben. In⸗ — 121 — nerlich giebt man alle 4 Stunden ein Pulver von: Kampfer 1 Quentchen, Glauberſalz 3 Unzen, mit 4 Quart ſtarkem Kamillenthee. Miſtet das Thier ſchon vorher, ſo giebt man das Obige nicht, ſondern nachfolgenden Einſchütt, der aber auch dann gegeben wird, wenn das obige Laxir gewirkt hat: Baldrian- wurzel wird mit 24 Ouart kochenden Waſſers über- goſſen; man läßt es nun 14 Stunden ſtehen und kalt werden, dann giebt man alle Stunden 4 Quart davon, zn welchem allemal 1 Unze Aether zugeſetzt wird; in die Kreuzgegend macht man 3—4 mal des Tages folgende Einreibung: Kanthariden 4 Unze, Salmiak 14 Unze, Kienöl und Fiſchöl oder Leinöl von jedem 24 Unze; werden die Beine kalt, ſo reibt man ſie mit Strohwiſchen. Zum Futter giebt man etwas feines Heu, zum Getränke Kleienwaſſer, aber lauwarm, das Euter melkt man ſehr oft aus. Klauenkrankheiten beim Rindvieh und Schaafe. Lostrennung am Saume der Krone nach vorausgegangenen Entzündungen kommt öfter beim Vieh vor, welches lange in ſumpfigen Gegenden weidete. Cur: Man reinigt die leidende Stelle mit warmem Seifenwaſſer, ſchneidet das losgetrennnte Stück Horn weg und verbindet den kranken Theil mit Schweinefett und Un- ſchlitt, welches auf Werg geſchmiert und umgebunden wird. Sind faulige, geſchwürige Stellen da, ſo werden ſie mit Kupfervitriol, der in etwas Waſſer aufgelöſt iſt, getupft, dann verbindet man ſie mit Baſilienſalbe, unter welche man ein paar Löffel ſchwarzes Steinöl miſcht. „Klauengeſchwüre, Klauenfäule, it ein Geſchwür, das in den weichen Theilen unter den Klauen ſeinen Sitz hat. Das Thier hinkt dabei, endlich trennt ſich die Hornwand los zB m von den fleifchigen Theilen. In geringeren Graden ift das Leiden nicht gefährlich, wird es aber zuweilen dadurch, daß die Geſchwürabſonderung nicht abfließen kann, da ſie in die Klauenſchaalen eingeſchloſſen bleibt. Die Urſachen dieſes Uebels ſind: Quetſchungen oder Vertrockung des Moraſtes, der zwiſchen den Klauen ſich an⸗ gehängt hat. Eur: Zuerſt reinigt man die Klauen, dann ſucht man die kranke Stelle dadurch aufzufinden, daß man die Klauen mit einer Zange kneipt, bis man an einer Stelle Schmerz findet; nun wird die Klaue abgenommen und dadurch das Geſchwür, das darunter ſich befindet, blos gelegt. Mit lauem Seifen⸗ waſſer reinigt man hierauf das Geſchwür und verbindet es mit folgender Salbe, die man auf Werg ſtreicht und auf das Geſchwür legt: Terpentin 12 Theile, Honig 4 Theile, Baumöl oder irgend ein ſüßes Oel 3 Theile, Aloe— pulver 1 Theil; alles zuſammen gerieben und zur Salbe gemacht. Klauenwurm kommt bei Schaafen zwiſchen den Klauen vor. Es iſt eine Entzündung des ſogenannten Zwi- ſchenklauenſäckchens. Die Kennzeichen des Leidens ſind: Hinken und Schmerz, wenn man die Klauen hart drückt. Cur: man drückt den Eiter aus dem Säckchen aus, reinigt die leidende Stelle mit lauem Seifenwaſſer und macht dann Ueberſchläge von folgendem Mittel: Kupfervitriol 8 Gran in einer Unze Waſſer aufgelöſt; bei heftigem Schmerz und Geſchwulſt der benachbarten Theile macht man Ueberſchläge von Leinſaamen, die man mit IBaf- ſer zu einem dicken Brei kocht. Wird das Uebel ſchlimmer, ſo ſchlitzt man das Zwiſchenklauenſäckchen auf und reinigt die Wunde mit Seifenwaſſer. Hornfäule iſt ein Geſchwür an der Sohle der — 123 — Klauen; auch hier iſt Hinken und Schmerz zu bemerken. Schneidet man die Klauen an der Sohle etwas aus, ſo ſieht man kleine Oeffnungen, aus denen eine ſtinkende, ſchwärz— liche, wäſſrige Flüſſigkeit ausſickert. Schneidet man tiefer aus, ſo findet man losgetrennte Stellen zwiſchen Fleiſch und Klaue und Anſammlungen von einer ſchwarzen, ſtinkenden Flüſſigkeit. Cur: man ſchneidet die Sohlenfläche mit dem Wirk— meſſer aus und legt Werg auf das Geſchwür, das man mit folgender Salbe beſtrichen hat: Terpentin 1 Unze, Fett eine halbe Unze, ſchwarzes Steinöl 6 Quentchen. Verbällung iſt eine Entzündung der Ballen, die man an der ſchmerzhaften Empfindlichkeit der Ballen erkennt. Cur: man macht kalte Lehmumſchläge über die Füße, in heftigen Fällen macht man auch Einſchnitte in die Ballen und läßt ſie recht ausbluten. Will die Entzündung ſich nicht zertheilen laſſen, fo macht man warmeBreiumſchläge und ſchnei— det ſpäter die weichſte Stelle am Ballen auf, daß der Eiter heraus kann. Ausſchuhen — Abſchuhen. Hier fällt eine oder beide Klauen ab, es zeigt ſich an der Stelle, an welcher die Klauen waxen, eine ſcharfe, widerlich riechende Flüſſigkeit von röthlicher oder grauer Farbe. Der Schmerz, der ſchon da war, ſo lang die Klauen noch anhingen, wird, wenn die Klauen abgefallen ſind, ſo heftig, daß die Thiere nicht mehr ſtehen können, ſondern beſtändig liegen müſſen. Es ſchwitzt nun aber eine ſchleimige, zähe Maſſe an der Stelle aus, welche von der Klaue bedeckt war — dieſe Maſſe verhärtet ſich all- mählig und es bildet ſich daraus eine neue Klaue. In der Regel iſt es kein gefährliches Uebel. Eur: man reinigt den abgeſchuhten Fuß mit Weißelm- thee und verbindet dann den Fuß mit Leinwand, die man 2 — mit Whiskey angenetzt hat, — etwas ſpäter ſtreicht man fol- gende Salbe auf, mit welcher ein Stück Tuch dick beſtrichen und umgebunden wird: Schweinefett 4 Unzen wird mit 4 Zwiebeln gekocht, dann preßt man das Gekochte aus, und ſetzt zu dem Ausgepreßten ſo viel geſchmolzenes Wachs, daß es beim Erkalten eine Salbe giebt, die nicht zu weich ſein darf. Kleienausſchlag kommt bei Pferden vor am Grunde der Mähne und am Schopfe. Die Haut iſt dann an dieſen Stellen heller gefärbt, dick und ſteif, riſſig und trocken und mit kleienartigen Schüppchen bedeckt. Dieſer Ausſchlag juckt das Pferd ſehr und iſt meiſt hartnäckig. Die Urſachen ſind Erkältungen bei naſſer Zeit, Unreinlichkeit und ſchlechtes Futter. Eur: man reinigt den Ausſchlag öfter mit Seifenwaſ— ſer und ſtreicht Bleiſalbe auf. Innerlich giebt man folgendes Mittel: Spießglanz, Schwefelblüthen von beiden eine halbe Unze, gepulverte Enzianwurzel, gepulverte Wachhol- derbeeren von beiden 2 Unzen; von dieſem Pulver giebt man allemal 2 Löffel voll unter das Futter. Kleiengrind darf nicht verwechſelt werden mit dem vorigen Ausſchlag. Er kommt vor an den weißen Abzeichen des Kopfes, wie z. B. am Stern, Bläße und Schnipp. Es zeigt ſich eine dicke Schichte von Schuppen oder Borken, welche feſt auf der Haut liegt, die Haare an dieſer Stelle fallen aus. Dieſer Ausſchlag heilt oft von ſelbſt, iſt ſelten hartnäckig und kommt meiſt im Sommer vor. Wenn dieſer Ausſchlag an- fängt zu heilen, ſo wird er trocken und läßt ſich leicht ablöſen. Die Cur beſteht in fleißigem Waſchen mit Seifen— waſſer, dann kann man noch eine Salbe einreiben von: Süßmandelöl und Schweinefett zu gleichen Theilen. — 125 — Knieſcheibengelenklähme auch Kniegelenk— lähme, Ram, Ramp oder Rampf genannt, kommt zuwei— len bei Pferden und Rindvieh vor. Es iſt eine Verrenkung der Knieſcheibe, die aber meiſt von ſelbſt ohne Kunſthülfe wieder vergeht; dieſe Verrenkung kommt an der Stelle des Oberſchenkelbeins der hintern Gliedmaße vor und tritt außer- ordentlich ſchnell auf, vergeht aber meiſt ebenſo ſchnell wie— der; wenn ſie aber länger andauert, ſo kommt Entzündung dazu. Das Thier, das daran leidet, ſtreckt die verrenkte Gliedmaße ſteif nach hinten aus und ſchleift ſie beim Gehen nach. Dieſe Verrenkung macht gerne Rückfälle. Iſt die Knieſcheibe nach außen zu verrenkt, ſo iſt es beſſer, als wenn ſie nach innen verrenkt iſt, denn die Verrenkung nach innen iſt oft ſehr hartnäckig und ſchwierig zu heilen. Die Einrich— tung macht man auf folgende Weiſe: man bindet um das Feſſelgelenk des kranken Beines einen langen Strick, mit wel- chem man den kranken Schenkel ſo weit als möglich nach vorn zieht, während eine andere Perſon die verrenkte Knie— ſcheibe mit aller Kraft wieder an ihren natürlichen Platz zu— rückdrängt. Während man dieſe Einrichtung vornimmt, läßt man das Thier antreiben, ſo daß es einige Schritte weit mit 3 Beinen weiterhinkt. Meiſtens kurirt man dieſe Ver- renkung durch ein ſolches Verfahren, aber die Gelenkbänder bleiben doch noch erſchlafft, ſo daß leicht wieder eine neue Verrenkung entſteht. Deßhalb hält man das Thier einige Zeit ruhig im Stall und reibt Folgendes in das Kniegelenk ein: Kampferſpiritus und Terpentinöl von jedem 14 Unze, Fiſchöl und Salmiakgeiſt von jedem 1 Unze. Will es gar nicht beſſer werden auf dieſes, kommen im- mer wieder Rückfälle von Verrenkung, ſo brennt man das Gelenk mit leichten Strichen. Knieſchwamm — Gliedſchwamm kommt bei Pfer- — 126 — den und Rindvieh vor. Es iſt eine wenig ſchmerzhafte Ge— ſchwulſt, welche nicht oder nur wenig ſchmerzhaft iſt und den Pferden zwar keinen Nachtheil bringt, aber doch immerhin ein Schönheitsfehler bleibt. Die Urſachen ſind: Fallen auf das Knie, oder Stöße und Schläge ans Knie. s Sur: If der Knieſchwamm friſch entſtanden, fo wäſcht man denſelben täglich 4—6 mal mit einem Gemiſch von: Salmiak und Kampferſpiritus von jedem 1 Unze, Eſſig 1 Quart, Waſſer 1 Quart. Will das Uebel auf dieſe Waſchungen ſich nicht ver— mindern, ſo wendet man Folgendes an: Kantharidenpulver Unze, Euphorbiumpulver 2 Quentlein, Terpentin und Schweinefett von jedem 1 Unze; mit dieſer Salbe wird 3 Tage lang täglich eingerieben. Iſt der Knieſchwamm in 2—3 Wochen nach der Einreibung nicht vergangen, ſo wiederholt man die Einreibung auf dieſelbe Weiſe. Knochen auswuchs kommt beim Pferde am häu⸗ figſten am Hinterkiefer, Schienbein, Feſſelbein, Kronbein, Hufbein vor. In dieſen Fällen hat er weiters keine Beden- tung, kommt er aber an Gelenken vor, ſo ſtört er die Be— wegung und iſt dann von Wichtigkeit. Dieſe Knochenaus- wüchſe ſind oft die Urſachen eines Hinterniſſes der Bewegung, ohne daß man ſo leicht das Uebel ausfindig machen kann, meiſt aber kann man es von Außen ſchon wahrnehmen. Mit der Cur ſieht es nicht gut aus, denn ſelten bringt man das Uebel völlig weg und hat ſich meiſtens nur darauf zu beſchränken, das Umſichgreifen des Uebels zu hemmen. Bei friſch entſtandenen Knochenauswüchſen reibt man Eu— phorbientinktur ein, bei großen und lang andauernden dage⸗ gen wendet man ein Glüheiſen an, das braunroth erhitzt — 127 — wird und in feinen, nah aneinanderliegenden Punkten auf- geſetzt wird. Knochenbrüche an den Beinen ſind bei Pferden nicht ſehr häufig. Die Zeichen des Beinbruchs ſind folgende: das Pferd kann nicht auf den gebrochenen Fuß treten; an der gebrochenen Stelle ſelbſt fühlt man eine Beweglichkeit, auch hört man ein Knarren, wenn man die abgebrochenen Knochen an einander reibt. Man unternimmt die Cur meiſt nur bei ſehr werthvollen Thieren, die zur Nachzucht gebraucht werden. Brüche der Schulter heilen meiſt von ſelbſt, weil das Fleiſch die Knochenenden in ihrer Lage hält. Beim Bruch am Schenkel legt man breite Leinwandſtrei— fen um die Bruchſtücke, über dieſe Streifen legt man 2 aus- gehöhlte Schienen, die Schiene jedoch, die nach hinten liegt, muß noch höher über die Bruchſtelle hinaufragen, als die vordere. Man bindet nun zuerſt die hintere Schiene mit Lei— nen und Werg an den Schenkel; iſt dies geſchehen, ſo be— feſtigt man auf gleiche Weiſe auch die vordere Schiene am Schenkel, und bindet dann wieder um beide Schienen 2 feſte Schlingen. Die vordere Schiene braucht nur 4 Fuß über die Bruchſtelle hinaufzuragen, während die She Schiene 4 Fuß über die Bruchſtelle ragt. Ueber diefen Verband wer- den ein paar Tage lang ſo oft als möglich kalte Umſchläge gemacht, damit die Entzündung nicht zu heftig wird. Nach 8 Tagen erſt nimmt man den Verband ab und ſieht nach, ob der gebrochene Knochen gut vereinigt iſt; hierauf verbindet man aufs Neue und läßt dieſen Verband 5—6 Wochen lie— gen; während der ganzen Cur unterſtützt man das Pferd mit einer Hängegurte. Man bereitet ſich am bequemſten dieſe Hängegurte aus einem großen Getreideſack, den man unter dem Bauch des Pferdes anlegt, während man an die 4 Zipfel ſtarke Stricke anknüpft, die oben an der Decke des — Stalles fo befejtigt werden, daß das Pferd dadurch unterſtützt wird. Die Heilung eines Beinbruchs gelingt faſt nur am Vorderſchenkel. — am Hinterſchenkel aber iſt wenig zu hoffen, weil das Pferd nicht im Stande iſt, die lange Zeit hindurch immer auf einem Hinterfuß zu ſtehen. Knochenweiche, — Rhachitis kommt nur bei jungen Thieren vor, bei Fohlen, Hunden und Lämmern. Die Thiere fangen an zu trauern, ſie fröſteln und lahmen. bald zeigt ſich ein Fußgelenk aufgetrieben und heiß, während der Knochen des Unterſchenkels oder Oberſchenkels ſich er— weicht und durch das Gewicht des Körpers krumm wird. Urſachen ſind; ſchlechte Muttermilch, überhaupt ſchlecht nährendes Futter, ſchlechte Luft. Cur: man bade in fließendem Waſſer, reibe die kran⸗ ken Glieder mit Branntwein. Innerlich giebt man: Kal- mus, Bitterklee, Wachholderbeeren von jedem 4 Unze, Kochſalz 2 Quentchen, Molaſſes, ſoviel als nöthig, um eine Latwerge daraus zu machen; davon ſtreicht man 2 mal des Tags ein Taubenei groß auf die Zunge, bei kleinern Thieren nach Verhältniß weniger. Zum Getränk giebt man Waſſer, in welchem man Eiſen hat roſten laſſen, mitunter auch gebranntes Hafermehl mit Waſſer verrührt. Knorpelfiſtel iſt ein bei Pferden manchmal vor⸗ kommender geſchwüriger Zuſtand des einen oder beider Sei⸗ tenknorpel des Hufbeins mit Fiſtelgängen, welche ſich nach außen an der Krone öffnen (Kronenfiſtel). Man erkennt dieſes Uebel daran, daß die Krone angeſchwollen iſt und über den Huf hervorſteht; an der Krone bemerkt man kleine rund⸗ liche Oeffnungen, aus welchen Eiter fließt, die Krone ſchmerzt heftig, ſowohl wenn man ſie berührt, als auch, wenn das Pferd auftritt. Die Knorpelfiſtel entſteht meiſt aus vernach⸗ — 129 — läßigten Hufkrankheiten (3. B. eiternde Steingallen, zu ſpät erkannte Vernaglung, zu heftiges Verbrennen der Sohle beim Beſchlage ꝛc. ꝛc.). Der Eiter, der in dieſen Fällen im Hufe eingeſchloſſen war, hat ſich alsdann ſeinen Weg gegen die Seitenknorpel gebahnt. Das Uebel heilt nie von ſelbſt und iſt langwierig zu heilen, oft unheilbar. Cur: man macht warme Ueberſchläge von Leinſaamen⸗ brei über die Krone, bis die Geſchwulſt weich wird, dann ſchneidet man ſie mit dem Meſſer auf. In die Fiſtellöcher ſpritzt man Myrrhentinktur ein und badet den Fuß häufig in einem Abſud von Malvenblättern und Kamillen. Will es nicht beſſer werden, ſo ſpritzt man Kalkwaſſer mit einem Gran Sublimat ein. Bleibt die Krone immer noch geſchwollen, ſo reibt man täglich öfters Terpentin ein. Indeß werden dieſe Mittel alle nur ſelten zum Ziele führen und es bleibt dann nichts übrig als die Operation, um das Uebel gründlich zu heilen. Um dieſe vorzunehmen, iſt es nöthig, den Huf zuvor einige Tage lang durch feuchte Lehmüberſchläge zu erweichen, damit man mit dem Meſſer beſſer einſchneiden kann. Bei der Operation ſelbſt wird das Pferd auf eine weiche Streu ge— worfen und gehörig befeſtigt. Jetzt wird der Theil der Horn- wand, der ſchon durch die Eiterung von der Fleiſchwand losgelöſt iſt, mit einer ſcharfen Raspel dünn gefeilt und mit dem Rinnmeſſer abgelöſt, — nun hat man die Fleiſchkrone vor ſich, welche den kranken Knorpel bedeckt, dieſe wird mit dem Meſſer von der Fleiſchwand getrennt und aufwärts ge— ſchoben, daß der kranke Knorpel ſichtbar wird. Alles, was an dem Knorpel krank iſt, wird hierauf ſorgfältig wegge— ſchnitten, ſo daß nichts Krankhaftes mehr zurückbleibt. Man hat ſich aber hier zu hüten, daß man nicht das Kapſelband verletzt, welches gleich hinter dem Knorpel liegt, denn dann wäre die Heilung unmöglich. Die heftige Blutung, welche 9 — 130 — ſich bei der Operation einftellt, ſtillt man einfach durch einen guten Verband. Denn das Glüheiſen darf hier nicht zur Blutſtillung angewendet werden. Ueber den Verband kommt ein kalter Lehmüberſchlag. Jetzt bringt man das Thier auf eine reichliche Streu in den Stall zurück. Man muß ſorgen, daß es dort ruhig liegen bleibt. Nach 24 Stunden wird der Verband abgenommen und der Fuß in ein lauwarmes Bad von Malven- und Kamillenabkochung geſtellt; hängt der Verband noch zu feſt an, fo laſſe man alles Loszerren unter- bleiben und warte noch einmal 24 Stunden. Zeigt ſich dann die Wunde gut, fo verbindet man fie 4—6 Tage lang mit Baſilienſalbe auf Werg geſtrichen. Bei jedem Verband wird der Fuß lauwarm gebadet, und das Hufhorn mit Fett beſtri⸗ chen, damit es weich bleibe, bildet ſich wildes Fleiſch fo ver- bindet man mit Werg, das man in Bleiwaſſer getaucht hat. Bei ſonſt gefunden Pferden erfolgt die Heilung in 4—6 Wochen. Kolik iſt eine der häufigſten Krankheiten beim Pferde. Sie tritt plötzlich ein. Das Pferd hört auf zu freſſen, ſcharrt mit den Vorderfüßen, ſetzt die Füße unter den Bauch zuſammen, ſieht ſich oft nach dem Bauche um und ſchnappt mit dem Maule dahin, wedelt mit dem Schweife, iſt ſehr unruhig, wirft ſich nie- der, ſpringt wieder auf, drängt auf Harn- und Miſtabgang, zu- weilen wird es wieder eine Zeitlang ruhig, dann aber fängt die Unruhe in der angegebenen Weiſe wieder an, die Schmer- zen nehmen zu, es ſchwitzt und ſtöhnt und hat einen ſtieren Blick. Dieſe Zufälle nehmen in Zeit von 4—10 Stunden fo zu, daß das Thier wie raſend wird, Ohren, Naſe und Beine werden kalt, es ſchwitzt kalten Schweiß und zittert, nach 24—48 Stunden tritt, wenn nicht geholfen wird, der Tod ein. Während der Krankheit geht weder Miſt noch Harn ab, oder nur ſehr wenig. Der tödtliche Ausgang der Kolik geſchieht — 151 — dadurch, daß die Sache in Darmentzündung oder Magen- entzündung übergeht oder daß der Magen berſtet, oder das Zwerchfell zerreißt. Geht die Krankheit in Geneſung über, ſo geſchieht dies ſo plötzlich als ſie entſtanden war. Zeichen der eintretenden Geneſung ſind: der reichliche Abgang von Harn und Miſt, Ohren und Beine werden wieder warm und das Thier greift wieder nach Futter. Die Urſachen der Kolik ſind nicht allein Erkältung oder ſchlechtes, verdorbenes Futter, ſondern jedes Futter kann Kolik erzeugen, wenn das Thier gleich nach einer reichlichen Fütterung anhaltend ſtark laufen oder ziehen muß, beſonders in heißen Tagen. Gewiſſe Futterarten übrigens erzeugen die Krankheit leicht, wenn ſie auch mäßig gegeben werden, z. B. fri- ſcher Klee, Roggen, Kartoffeln. Weitere Urſachen der Kolik ſind auch Würmer, Darmſteine, ferner, wenn dem Pferde wäh— rend der Arbeit nicht Zeit gelaſſen wird, das Waſſer zu laſſen. Cur: man bringt das Pferd an einen geräumigen, warmen Platz, daſelbſt reibt man es am Bauch und an den Beinen anhaltend mit Strohwiſchen und legt ihm dann eine wollene Decke über den Rücken. Der Koth im Maſtdarm wird mit der eingeölten Hand herausgeholt, und dann ſetzt man alle + Stunden Klyſtiere von lauem Seifenwaſſer mit etwas Kochſalz, bis der Miſt abgeht. Während dieſem reibt man Folgendes ein: Terpentinöl 3 Unzen, Weingeiſt 4 Un- zen, Salmiakgeiſt 4 Unze. Es bricht nach dieſer Einreibung allgemeiner Schweiß aus, der Harn und häufig auch der Miſt geht ab, — die Schmerzen hören auf und das Thier iſt geneſen. Oft aber auch iſt die Kolik hartnäckiger und man muß innerliche Mit- tel geben. Folgendes giebt man dann alle 1 Stunden: Brechweinſtein 4 Quentchen, Glauberſalz 4 Unzen, 9 5 — 132 — beides zuſammen wird in 1 Quart ſtarken, warmen Kamil⸗ lenthee aufgelöſt und als Einſchütt gegeben. Jede halbe Stunde macht man wieder eine ſolche Portion zurecht und giebt ſie dem Thiere ſo lange fort, bis Miſt kommt. Bei Kolik, die von Ueberfütterung herrührt, paßt Folgendes: Glauberſalz 4 Pfund, Aloe 6 Quentchen, der aße Kümmelſaamen 14 Unzen; dieß zuſammen wird mit Mehl und Waſſer zur Latwerge ge⸗ macht und auf einmal gegeben. Iſt man überzeugt, daß die Kolik von Blähungen oder von Erkältung herkommt, ſo kann man mit gutem Erfolge Branntwein mit Pfeffer geben, aber nur in dem Falle, daß gar nichts Entzündliches bei der Kolik iſt. Hat die Kolik, trotz aller Behandlung nach 4—5 Stun- den noch nicht aufgehört, ſo macht man einen Aderlaß von 10—14 Pfund, der ſogar noch wiederholt werden muß, wenn nach 12—18 Stunden keine Beſſerung eintritt. Bei der Windkolik, wenn die Blähungen nicht abgehen und die Flankengegend ſehr ausgedehnt iſt, läßt man das Pferd öfters 10—15 Minuten lang in leichtem Trabe ſich bewegen, weil dadurch die Blähungen leichter abgehen; das Pferd muß aber dann, wenn das Wetter naß und kalt iſt, mit einer wollenen Decke bedeckt werden. Hat das Pferd eine Wurmkolik, ſo giebt man Folgendes: Arſenik + Quentchen, Hirſchhornöl 14 Unzen, Glau⸗ berſalz 8 Unzen, Mehl und Waſſer ſo viel als nöthig, um eine Latwerge dar⸗ aus zu machen. Man giebt alles auf einmal. Bei Kolik, welche mit Durchfall verbunden iſt, läßt man, wie ſich von ſelbſt verſteht, die Klyſtiere weg; der Aderlaß iſt aber hier beſonders nöthig. Den Bauch reibt man mit Terpentinöl oder mit der ſchon oben angegebenen — 133 — Mischung ein. Innerlich giebt man dabei: Opium 4 Quent⸗ chen, Leinöl 3 Unzen, ſtarken Kamillenthee 1 Quart, ſolche Portionen macht man 10 und giebt jede Stunde eine Portion. Noch eine weitere Urſache der Kolik kann darin liegen, daß viele Oeſtruslarven im Magen vorhanden ſind, man nennt dieſe Larven an manchen Orten den Bazwurm. Dieſe Oeſtruslarven kriechen aus den Eiern, welche die Pfer- debremſe in die Mähne und Füße des Pferdes legt, wo ſie dann von dem Pferde abgeleckt werden und auf dieſe Weiſe in den Magen gelangen. Man hat Milch mit Molaſſes gerathen als ein Mittel, das dieſe Larven abtreibt. Hinter drein giebt man, bis Miſt abgeht, alle Stunden einen Ein⸗ ſchütt von Caſtoröl mit Eiergelb und Waſſer gerüttelt. Kolik beim Rindvieh. Das Thier frißt nicht mehr, ſäuft aber viel, es geht kein Miſt ab, das Thier liegt viel, iſt traurig; Hörner, Ohren und Füße ſind bald kalt, bald warm, an der linken Seite ragt der Panſen ſtark her- vor, — die ſogenannten Hungergruben ſind eingefallen. Geht nach 3—4 Tagen kein Miſt ab, fo fängt das Thier an zu ſtöhnen, krümmt den Rücken, fieht ſich oft nach der Seite um, der Blick iſt trüb, die Augenlieder geſchwollen, die Thiere knirſchen öfter mit den Zähnen und ſterben bald darauf. Urſachen find: ſchlecht verdauliches Futter im Ue- bermaaß gefreſſen, Klee, Mehl, verdorbenes Heu, Rüben Kartoffeln. Obſchon dieſe Krankheit nicht ganz fo gefährlich iſt, wie die Trommelſucht, ſo kann ſie doch oft den Tod herbeiführen, wenn nicht geholfen wird. Eur: Man entleert den Koth, indem man ihn mit der eingeölten Hand aus dem Maſtdarm herausnimmt, alle Stunden giebt man dann ein lauwarmes Klyſtier aus 4 Pfund — 134 — Kochſalz, + Pfund Oel (Leinöl oder dgl.) 4 Pfund ſchwarze Seife in einem halben Quart lauwarm Waſſer gemiſcht. Man giebt es ſo lange, bis Miſt abgeht. Iſt der Miſt von ſehr übelm Geruche, fo giebt man dem Thiere einen Ein- ſchütt von: Ingwer 2 Quentchen, Senfmehl 4 Unze, Waſ—⸗ fer 4 Quart; dieſe Miſchung wird des Tags ein paar Mal gegeben. Kolik beim Schaf. Es ſieht ſich oft nach dem Leibe um, ſteht gekrümmt, wirft ſich nieder, blöckt ängſtlich und frißt nicht. Urſachen find: Verſtopfung, Erkältung, Ueberfreſ— ſen und Würmer. Nach 30 Stunden, wenn nicht geholfen wird, kommt gern Darmentzündung dazu. Cur: Iſt Erkältung die Urſache geweſen, ſo giebt man 2 Quentchen Ingwer mit 4 Pfund warm Bier. Waren Würmer oder Ueberfütterung die Urſache, ſo giebt man alle 3 Stunden Folgendes: Epſomſalz 4 Unze, Oel 3 Unzen mit etwas Seife, warm Waſſer 2 Pfund; man giebt es jo lange, bis Laxiren kommt. Alle Stunden giebt man noch Klyſtiere von Oel, Waſſer und Kochſalz. Kolik beim Schwein. Es läuft unruhig hin und her, krümmt und windet ſich, ſchreit, ſtöhnt und zuckt. Es iſt Verſtopfung da, Ohren und Rüſſel ſind kalt, der Bauch iſt oft aufgetrieben, es kommt zuweilen Erbrechen. Manch⸗ mal kommt Entzündung dazu. Cur: Sind Spulwürmer die Urſache, ſo giebt man Theer, glänzenden Ofenruß und Hirſchhornöl von jedem 1 Unze; davon ſtreicht man dem Schweine täglich 2 Mal eine Wallnuß groß auf die Zunge. In allen Fällen gebe man häufig Klyſtiere. Da eine genaue Unterſcheidung zwiſchen Kolik und — 135 — Darmentzündung kaum möglich ift und dabei doch die Be— handlung weſentlich verſchieden fein muß, jo daß Mittel ge- en die Kolik die Darmentzündung vermehren, ſo wird man beim geringſten Zweifel beſſer thun, die Sache als Darment— zündung und nicht als Kolik zu behandeln. Gewöhnlich un— terſcheidet man Kolik von Darmentzündung dadurch, daß Kolik ſchnell, Darmentzündung langſam befällt; aber ein beſſeres Unterſcheidungsmittel iſt es, mit der eingeölten Hand in den After einzugehen; dadurch kann man erkennen, ob der Maſtdarm trocken und heißer als gewöhnlich iſt, dieß Zeichen läßt auf Entzündung ſchließen. — Auch zur Erkenntniß der Urſachen einer Kolik dient Unterſuchung, denn man kann vom Maſtdarm aus die dünnen Gedärme mit dem Finger fühlen und dadurch erkennen, ob die Gedärme von Luft oder von Futterſtoffen ausgedehnt find, ob es alſo Windkolik oder Ueberfütterungskolik iſt. Cur der Darmentzündung beim Pferd und Rindvieh. Hier iſt vor Allem ein ſtarker Aderlaß nöthig und häufige Klyſt ere von Seifenwaſſer und Oel. Innerlich giebt man: Glauberſalz 1 Unze, Brechweinſtein ein halbes Quent— chen, Kamillenthee 1 Quart; ſolche Portionen macht man 6—8 und giebt alle Stunden, (in heftigen Fällen alle 1 Stunden) eine ſolche Portion. Iſt die Entzündung vergangen, ſo braucht das Thier immer noch längere Zeit vorſichtige Fütterung; man giebt nur die Hälfte des gewohnten Futters und miſcht es mit Kleie. Auch kann man noch magenſtärkende Mittel geben, z. B.: Enzian 2 Quentchen, Leinſaamenmehl und Senf— mehl von jedem 1 Quentchen, Hirſchhornöl + Quent- chen, zur Pille gemacht; täglich giebt man 3 ſolche Pillen. Beim Hunde kommt Darmentzündung häufig von Br . Verſtopfung und Knochenſplittern, welche ſich gewöhnlich am Ende des Maſtdarms einſpiken. Der Hund iſt unruhig, ſchreit viel, ſetzt ſich häufig zum Miſten, der Bauch iſt em⸗ pfindlich. Cur: man unterſucht mit dem Finger, ob keine Kno- chenſplitter da ſeien und nimmt ſie in dieſem Falle heraus. Innerlich giebt man: Calomel 2 Gran, Bitterſalz 1 Quent-⸗ chen, Kamillenthee 1 Taſſe voll, dieſe Portion giebt man alle 4—5 Stunden. Kommt häufiges Erbrechen, ſo giebt man Klyſtiere von lau Waſſer mit Kochſalz und auf jedes Klyſtier 4 Tropfen Crotonöl. Zum Getränk giebt man Milch mit ein wenig Salpeter. Auch warme Bäder ſind von großem Nutzen. Koller oder Dummkoller. Das Pferd ſteht wie verſchlafen da, den Kopf geſenkt, oder auf die Raufe geſtützt. Es iſt unempfindlich, läßt ſich hinter die Ohren greifen, auf die Hufkrone ſtoßen oder die Füße über Kreuz ſetzen, ohne ſich zu ſträuben. Der Gang iſt ſchwerfällig, das Pferd hebt beim Gehen die Hinterfüße tappend in die Höhe, gegen den Zügel iſt es nur wenig empfindlich. Beim Freſſen iſt das Pferd langſam, es kaut oft nicht, obgleich es den Mund voll hat, oft kaut es auch ohne etwas im Munde zu haben; ftun- denlang ragen oft einige Futterhalme aus dem Maule her- vor. Beim Saufen ſteckt es zuweilen den Kopf bis über die Naſe ins Waſſer. In warmer Zeit ſind die Erſcheinungen des Kollers mehr zu bemerken, als in kalter Zeit. Hat man den Verdacht, daß ein Pferd mit dieſem Uebel behaftet iſt, ſo muß es vorher bis zum Schwitzen warm geritten werden und dann unterſucht man es. Zeigt ſich jetzt nichts vom Koller, ſo kann man faſt ſicher ſein, daß es frei von dieſem Uebel iſt. Die Urſachen des Kollers find: heftige Anſtrengungen bei heißem Wetter, heiße dunftig Ställe, Schläge auf den — 137 — Schädel. Häufiger werden plumpe, fette Pferde davon be— fallen als edle, feurige Pferde. Der ſogenannte Mutterkoller befällt zuweilen Stuten, wenn ſie ſehr geil find und nicht zu- gelaſſen werden, ebenſo iſt es beim Saamenkoller der Hengſte. Cur: Die Heilung gelingt faſt nie vollſtändig. Das Futter muß in Grünfutter beſtehen, Heu und Hafer und Korn muß vermieden werden; am beſten thut man, ein fol- ches Pferd mit Kleie, Kartoffeln und Rüben zu füttern. Man darf das Pferd nicht zur Arbeit verwenden, ſondern muß es an einen kühlen, ſchattigen Platz ſtellen. Bei ſehr fetten, vollſaftigen Pferden läßt man zur Ader, ungefähr 10—12 Unzen, nach 2—3 Wochen kann man dieß wiederholen. In⸗ nerlich giebt man: Aloe 1 Unze, Glauberſalz 8 Unzen, Mehl und Waſſer ſo viel als nöthig iſt, um eine Latwerge draus zu machen; dieſe Portion giebt man auf einmal. Kalte Ueberſchläge auf den Schädel ſind oft nützlich, aber man muß fie anhaltend fort 3 —4 Tage, Tag und Nacht machen, oder will man dieß nicht thun, ſo macht man kalte Begießungen auf folgende Weiſe. Man ſchüttet täglich 3 mal 30 Gallonen Waſſer, von einer 6 Fuß hohen Höhe über den Kopf des Pferdes herab. Eiterbänder an den beiden Seiten des Genicks haben ſchon guten Erfolg gehabt. Beim Mutterkoller hilft am beſten, das Pferd zur Be⸗ gattung zu laſſen, ebenſo beim Saamenkoller. Krätze oder Raude. Beim Pferde und Rind. Sie entſteht von großer Unreinlichkeit oder durch Anſteckung und kommt meiſt nur bei alten, abgetriebenen Pferden vor. Sie kommt an den ſtark behaarten Theilen des Körpers vor, (Mähne, Köthe, Schweifrübe) Es zeigen ſich daſelbſt kleine Bläschen, welche — 138 — im höchſten Grade jucken und deßhalb oft von den Thieren aufgekratzt werden, dann bilden ſich Borken, um welche herum ſich wieder neue Bläschen bilden. In dieſen Bläschen ſind kleine Milben, welche den Theil immerfort reizen und da- durch die Krankheit immer wieder aufs Neue erzeugen, ſo daß die Thiere am Ende abzehren und zu Grunde gehen, jedoch geſchieht das Letztere erſt nach langer Zeit und bei fehlerbaf- ter Behandlung. Cur: man reibt in die krätzigen Theile Folgendes ein: Theer, Steinöl und ungereinigten Holzeſſig, alles zu gleichen Theilen. Dieſe Salbe reibt man gründlich in die Haut ein, läßt fie einige Stunden darauf, wobei man das Thier hinaufbin- det, daß es ſich nicht reiben kann, dann wäſcht man Alles mit grüner Seife ſorgfältig ab. Iſt die Krätze ſehr verbreitet, fo wäſcht man die Theile parthienweiſe (alle Tage eine Par- thie) mit Arſenikeſſig. Den Arſenikeſſig bereitet man auf fol- gende Weiſe: man nimmt Arſenik 1 Unze, kocht ihn mit 2 Quart Eſſig und 1 Quart Waſſer, bis der Arſenik aufgelöſt iſt. Bleiben nach der Heilung noch Geſchwüre zurück, ſo ſtreicht man Zinkſalbe darauf. Man reinigt nach der Hei- lung den Stall recht ſorgfältig. Krätze beim Schweine kommt vor hinter den Ohren, am Hals und Rücken; die Milben findet man hier nicht. Behandlung iſt dieſelbe, wie bei der Krätze des Pferdes. Krätze des Hundes oder Hunderaude. Man verſteht darunter mehrere flechten - und krätzartige Hautaus⸗ ſchläge, welche ſehr ſchwer zu heilen und mit demſelben Mit- tel zu behandeln ſind. Dieſe Ausſchläge ſind ſehr anſteckend. Urſachen ſind: Mangel an Bewegung, zu viel Fleiſchkoſt we, je namentlich fettes, geſalzenes Fleiſch. Man unterſcheidet fol- gende Arten von Hunderaude: Schabe. Sie entſteht auf dem Rücken; es zeigen ſich daſelbſt kleine rothe Bläschen, welche bald in einem Schorf zuſammenfließen, der die Haare verklebt, die Haare fallen dann aus und es zeigen ſich Schrunden und Riſſe, aus wel- chem eine ſcharfe Flüſſigkeit ausfließt. Rothe Raude. Sie iſt trocken; die ganze Haut, namentlich die innere Seite der Schenkel wird roth und erregt heftiges Jucken. Das Haar wird mißfarbig und fällt aus, auf der Haut liegt ein kleienartiger Staub. Speckraude kommt nur bei großen Hunden vor, beſonders am Kopf und an den Augenlidern. Die ergriffe- nen Theile ſchwellen an und bekommen ein ſchwammiges, ſpeckartiges Ausſehen; bald entſtehen Riſſe in dieſen Theilen, aus welchen eine ſchleimige, eiterartige Flüſſigkeit ausſickert. Fieber hafte Raude kommt gerne nach dem Ge- bärakte oder nach der Staupe, oder in Folge von Erhitzung. Die Hunde haben Fieber dabei und athmen keuchend, bald darauf ſchwillt der Hals und Kopf, und es zeigen ſich an verſchiedenen Geſichtstheilen rothlaufartige, haſelnußgroße Geſchwülſte, welche endlich aufbrechen und eine ſcharfe, wäſſrige Flüſſigkeit abſondern, worauf die Haare ausfallen. Dieſe Art iſt leichter zu heilen als die andern. Noch kommt beim Hunde eine Hodenfadentzün- dung vor, welche der rothen Raude ähnlich iſt, ferner noch kommt beim Hunde als eine Form der Krätze die bösartige Klauenentzün dung vor. Es zeigt ſich eine entzündliche Anſchwellung an einer Klaue, rings herum entſteht Verſchwärung. Der Hund hinkt und leckt an der Klaue, aber dadurch wird das Uebel ſchlimmer. Ge— wöhnlich ſchreibt man die Sache einer einfachen Wunde zu — 140 — und verwundert ſich, daß das Lecken nicht helfen will. Man behandelt das Uebel wie die Speckraude. Räudige Hunde taugen nicht zur Nachzucht, weil ſich die Raude vererbt. a Cur der Raude: man muß neben den äußerlichen Mitteln auch innerliche Mittel geben, weil eine Säfteverderb⸗ niß dabei iſt. 1., Cur der Schäbe. Die äußerlichen Mittel ſind folgende: Schwefelblumen 4 Unzen, Salmiak und Terpen⸗ tin von jedem 4 Unze, Aloepulver 2 Quentchen, Schwei⸗ nefett 6 Unzen; alles wird gut zuſammengerieben und täglich einmal davon eingerieben. Statt dieſer Salbe kann man auch folgendes Waſchwaſ⸗ ſer anwenden: Tabak und weiße Nießwurz von jedem 3 Unzen wird mit 3 Pint Waſſer ſtark abgekocht, dann löſt man Queckſilberſublimat 5 Gran darin auf, und wäſcht den Hund jeden Tag mit dieſem Mittel. Bei allen dieſen Mitteln muß man aber dem Hund ei⸗ nen Maulkorb anlegen, daß er ſich nicht ablecken kann. Nach⸗ dem man 3—4 Tage auf dieſe Weiſe eingerieben oder ge- waſchen hat, wäſcht man die Haut mit Seifenwaſſer ſauber ab und fängt wieder an mit Waſchen oder Einreiben, bis der Ausſchlag vergeht. 2., Cur der rothen Raude: man reibt folgende Salbe ein: Graue Queckſilberſalbe 1 Unze, Zinkvitriol 1 Quentchen, Tabak und Nießwurz, beides gepulvert, von jedem 4 Unze, Schwefelblumen 4 Unzen, Aloe⸗ pulver 2 Quentchen, grüne Seife 6 Unzen; alles gut zuſammengerieben und täglich einmal davon ein⸗ gerieben. Statt deſſen kann man auch folgende Salbe einreiben: — 141 — Holzkohlenpulver und Kreide von jedem 1 Unze, Blei— zucker 1 Quentchen, weißen Queckſilberpräzipitat 2 Quentchen, Schwefelblumen 2 Unzen, Schweinefett 5 Unzen, wohl gemiſcht und täglich einmal davon eingerieben. 3., Cur der Speckraude: gelbe Queckſilberſalbe 2 Quentchen, Bleizucker 1 Skrupel, Schwefelblumen Unze, Schweinefett 1 Unze; wohl gemiſcht. Man reibt jeden Tag etwas davon in die kranken Theile ein. Wenn kleine Fiſteln in der Speckraude zu bemerken ſind, ſo ſpritzt man Folgendes in die Oeffnungen ein: Sublimat 1 Gran auf Waſſer 1 Unze. 4., Cur der fieberhaften Raude: Waſchun⸗ gen mit lauem Waſſer ſind hier gut; in die wunden Stellen reibt man Bleiſalbe ein. Die innerliche Behandlung iſt bei allen dieſen Arten von Raude ſo ziemlich dieſelbe. Man giebt kein Fleiſch mehr ſondern Pflanzenkoſt, dreimal täglich giebt man einen guten Eßlöffel voll Bitterſalz in einer Obertaſſe voll Camillenthee. Ein Haarſeil in den Nacken. Iſt der Hund durch das Bitterſalz gehörig abgeführt, ſo giebt man folgendes Pulver: Schwarzes Schwefelqueckſilber und präparirten Wein⸗ ſtein (ſogenannter Weinſteinrahm), von beiden eine Unze, Salpeter zwei Quentchen. Theile es nach der Größe des Hundes in 16, 20 — 24 Theile, Morgens und Abends giebt man 1 Pulver mit Molaſſes ange- macht oder in etwas Waſſer aufgelöſt. Hilft dieſes nicht, ſo giebt man Folgendes: Vitriolöl 10 Tropfen, Honig oder Molaſſes 1 Unze, Schwefelblumeu 4 Unze. 3 Daraus werden Pillen geformt je nach der Größe des Hundes 15, 12 — 8 Pillen, fo daß man bei kleinen Hun⸗ den 15 Pillen daraus macht, bei großen Hunden aber nur 8 Pillen. Jeden Tag giebt man nur eine Pille. Raude der Schafe auch unter dem Namen: Hungerraude, fette Rande, naſſe Raude, dürre Raude, Re- genfäule ꝛc. bekannt. Es bilden ſich Geſchwürchen unter der Wolle, in welchen man die Raudemilben (ganz kleine gelb- lichweiße Thierchen) bemerkt, welche ſich gleich vor dem Licht zu verſtecken ſuchen. Das Thier leidet an heftigem Jucken. Dieſe Raude heilt nicht von ſelbſt und iſt ſehr anſteckend. Die Urſachen ſind zunächſt eine lang anhaltende regneriſche Witterung und Anſteckung. Je nach dem Grade der Entwick- lung der an der Raude zu bemerken iſt, hat man ihr die oben angegebenen verſchiedenen Benennungen gegeben. Cur der Schafraude: Man ſcheert das Schaf und badet es in der Walz'ſchen Sauce. Die Walz'ſche Sauce wird auf folgende Weiſe bereitet: friſch gebrannter Kalk 4 Theile wird mit ſoviel Waſſer abgelöſcht, daß ein Brei daraus wird. In dieſen Brei thut man Pottaſche 5 Theile, welche vorher mit Mift- jauche zu einem Brei angerührt worden iſt. Nun t thut man unter die ganze Miſchung noch ftin- kendes Thieröl 6 Theile. Dieß Alles wird jetzt mit 200 Theilen Miſtjauche und 800 Theilen Waſſer verdünnt. Für ein gefchorenes Schaf braucht man 2 Pfund von dieſer Miſchung zum Waſchen. Man muß aber Sorge haben, daß dem Thier nichts davon in die Augen kommt. Man muß das Schaf gründlich waſchen mit dieſer Sauce, wöchentlich dreimal, dann ſetzt man eine Woche aus und waſcht wieder u. ſ. f. bis die Krätze verſchwunden iſt. — 143 — Koppen iſt ein häßlicher Fehler beim Pferde, welcher darin beſteht, daß es Luft in den Magen pumpt, wobei ſich ein rülpſendes Geräuſch hören läßt. Zuerſt lecken ſie am Troge oder an einem ſonſtigen Gegenſtand, alsdann ſetzen ſie die Vorderzähne auf denſelben und koppen dann mittelſt eines leichten Drucks der Zunge. Dieſe Art Koppen nennt man das Krippenſetzen. Anders iſt der Hergang beim ſogenannten Windkoppen; dieſes geſchieht ohne daß das Pferd die Zähne aufſetzt, blos mit einem Wakkeln des Kopfs oder Rumpfes. Ein koppendes Pferd verdaut ſchlecht und verſtreut viel Futter. In der Regel werden die Vorderzähne beim Krippenſetzen ſtark abgeſchliffen, beim Windkoppen tft dieß nicht zu bemer- ken. Iſt ein junges Pferd mit dieſem Fehler behaftet, ſo kann man es dadurch abgewöhnen, daß man es das Futter aus einem Freßbeutel freſſen läßt. Iſt das Pferd ſchon lange ans Koppen gewöhnt, ſo legt man ihm in der Zeit, in der es nicht frißt einen Maulkorb an, der innen mit ſtumpfen Stacheln beſetzt iſt. Gut iſt es auch, die Krippe mit Eifen- blech beſchlagen zu laſſen. Das feſte Anlegen eines Hals— riemens, das manche gegen das Koppen anwenden, iſt zu ta- deln, denn es giebt gern Veranlaſſung zum Dummkoller. Dem koppenden Pferde legt man ein Stück Steinſalz in die Raufe. Krampfhuſten iſt eine Krankheit der Hunde und kommt am häufigſten bei verzärtelten Stubenhunden vor, welche ſehr gut gefüttert werden und wenig Bewegung haben. Will man ihnen etwas geben, ſo kann man folgende Pillen machen laſſen: Meerzwiebelpulver 1 Gran, Ammoniakgummi 5 Gran, Perubalſam 3 Gran, Benzoe 1 Gran, Schwefelbalſam ſo viel als nöthig iſt, um eine Pillenmaſſe daraus zu machen. Täglich giebt man 2 Pillen. — 144 — Krebsgeſch wür, iſt zu erkennen an dem unrei⸗ nen Grund, an der ſcharfen übelriechenden Abſonderung, an den ſchmierigen, käſeartigen, ſchwammigen, warzenartigen Wucherungen und an der umſi een Zerſtörung der nahe liegenden Theile. Die Cur beſteht nur darin, daß man alles Krank⸗ hafte mit dem Meſſer ſorgfältig ausſchält und dann die Wunde mit dem Weißglüheiſen ausbrennt, — hierauf beför⸗ dert man die Eiterung dadurch, daß man Baſilienſalbe auf Werg geſtrichen in die Wunde legt. Kreuzlähme. Das Pferd iſt ſehr ſchwach im Hin⸗ tertheile und liegt deßhalb meiſt ohne aufſtehen zu können. Will es ſich erheben, ſo rudert es mit den Vorderfüßen um⸗ her, hebt ſich wohl auch mit den Vorderfüßen ſo weit in die Höhe, daß es wie ein Hund auf dem Hintern ſitzt, worauf es ſich bald wieder niederfallen läßt. Uebrigens frißt und ſäuft das kranke Pferd noch im Anfang der Kreuzlähme r wie ein geſundes. Oefter aber ſind ſchon heftige allgemeine Zufälle dabei. Das Pferd athmet dann ſchnell, ſieht ſich ſtöhnend nach dem Bauche um, ſchwitzt und quält ſich fortwährend ab, wieder auf die Beine zu kommen, ohne daß es ihm geliugt. Appetit und Durſt ſind auch jetzt noch da. Man hat die Kreuzlähme ſchon mit Kolik verwechſelt. Bei der Kolik kann man aber das Pferd mit Peitſchenhieben zum Aufſtehen bringen, bei der Kreuzlähme nicht. Die Urſachen dieſer Krankheit ſind: Stöße in die Nierengegend oder heftige Erkältungen und andere in⸗ nerliche Störungen. Cur: Sie gelingt nur ſelten und ſelbſt wenn Heilung erfolgt, ſo bleibt große Schwäche im Kreuze zurück. Man legt das Pferd auf hohe trockene Streu, welche auf einen weichen Boden aufgeſtreut iſt und befeſtigt es ſo, daß es nicht von der — Streu herunter kann. Iſt Hitze, Geſchwulſt oder eine Wunde in der Kreuzgegend, ſo macht man kalte Ueberſchläge und Begießungen. Sind dieſe Zufälle nun beſeitigt, oder waren ſie nicht vorhanden, ſo reibt man folgende Miſchung recht tüchtig in die Kreuzgegend ein: Salmiakgeiſt 1 Unze, Kantharidenpulver 4 Unze, Ter- pentinöl 4 Unzen. Von dieſer Miſchung reibt man dreimal täglich ein. Tritt in 3—4 Tagen keine Beſſerung ein, fo zieht man in die Nierengegend 2 Eiterbänder, oder brennt daſelbſt mit dem Glüheiſen. Da meiſt Verſtopfung dabei iſt, ſo giebt man oft Klyſtiere von Salzwaſſer und giebt innerlich folgende Latwerge auf einmal ein: Aloe 6 Quentchen, Glauberſalz 8 Unzen. Mit Mehl und Waſſer zur Latwerge gemacht. Iſt reichliches Miſten erfolgt, ſo giebt man folgende Latwerge: Kampfer 4 Unze, Hirſchhornſalz 1 Unze, Fenchel⸗ ſaamen und gepulverte Baldrianwurzel von jedem 3 Unzen. Dieß wird mit Mehl und Waſſer zur Latwerge gemacht, in 4 Theile getheilt und innerhalb 24 Stunden verbraucht. Meiſt liegt ſich das Pferd ſelbſt bei der weichſten Streu in wenigen Tagen durch, ſo daß an der Hüfte und Schulter u. a. Orten Brandwunden entſtehen, deßhalb muß man ver- ſuchen, das Pferd durch Hängegurten zum Stehen zu bringen. Man giebt gutes, reichliches Futter. Geneſt das Pferd, fo muß es lange noch gefchont werden. Am beſten thut man, es auf die Weide zu ſchicken, wenn es die Jahreszeit erlaubt. Krippenwetzen iſt eine üble Gewohnheit, welche darin beſteht, daß die Pferde ſich die Vorderzähne an der Krippe abſchleifen, indem fie dieſel n immer hin und her 10 — 146 — wetzen. Da die Zähne dadurch ebenſo abgefchliffen ausſehen, wie beim Koppen, ſo kommen die Pferde leicht in den Ver— dacht des Koppens. Kronentritt iſt eine Verletzung an der Hufkrone, die ſich das Pferd meiſt ſelbſt zufügt, indem es mit dem Stol- len des andern Hufes ſich auf die Hufkrone ſchlägt. Die da- bei entſtandene Wunde iſt entzündet, das Horn am Saume der Krone iſt mehr oder weniger losgetrennt. Cur: Man reinigt die verletzte Stelle mit lauem Seifen— waſſer, die Horntheile und Haare die in die Wunde gedrungen ſind, werden ſorgfältig mit einer Scheere weggeſchnitten. Der leidende Theil wird in kaltes Waſſer geſtellt und die Wunde mit einer Miſchung von Branntwein 1 Theil und Eſſig 3 Theilen ausgewaſchen. Sit der Schaden ſchon alt, fo brennt man die Wunde mit dem Glüheifen, Kronen,fiſtel (ſiehe nach bei Steingallen.) Kuhpocken ſ. Pocken. Lämmerlähme oder Lämmerruhr kommt in den erſten 2—8 Wochen ihres Alters vor. Das Lamm wird träge und ſteif, es liegt viel und kann ſich endlich kaum mehr fo weit bewegen, daß es zum Euter des Mutterſchafs gelan- gen kann. An verſchiedenen Stellen bilden ſich mehr oder weniger große Geſchwülſte; manchmal ein raudeartiger Aus— ſchlag, endlich kommt ſtarker Durchfall, an dem das Lamm zu Grunde geht. Cur: Es handelt ſich hier mehr darum, die Krankheit zu verhüten, als ſie zu behandeln, denn es iſt nicht viel mit der ausgebrochenen Krankheit zu machen. Man muß für kräftiges, geſundes Futter und für gute Weide ſorgen, auch laſſe man die Lämmer recht oft zum Euter. Ueberhaupt fon- dert man das kranke Lamm mit ſamt dem Mutterſchafe von der Heerde ab, giebt reichliche warme Streu, und giebt dem — 147 — kranken Lamm einen Camillenthee mit Milch; zugleich giebt man ein Klyſtier von Leinſaamenabkochung und Camillenthee und reibt die Beine mit einer Miſchung von 1 Theil Ter- pentinöl und 4 Theilen Kampherſpiritus täglich zweimal. Innerlich giebt man dreimal täglich einen Theelöffel voll von Folgendem: Brechnußertrakt 1 Quentchen, Waſſer 1 Pint (iſt 1 Pfund). Wohl aufgelöſt. Läuſe. Die wirkſamſten Mittel dagegen ſind Queck— ſilberſalbe, Abkochung von Nießwurz oder Tabaksabſud, aber dieſe Mittel ſind nicht ohne Gefahr anzuwenden, weniger ge— fährlich iſt es, die Thiere mit Peterſilienthee zu waſchen. Leberentzündung kommt gern in ſehr heißen Som- mern vor. Die Schleimhaut der Naſe und des Maules ſind gelblich gefärbt, auch die weiße Haut des Auges hat eine gelb— liche Farbe. In der Regel iſt Verſtopfung dabei, das Thier frißt nicht, der Miſt hat wenig Färbung, der Harn iſt dunkel— farbig. Drückt man an die rechte Bauchſeite, wo die Leber liegt, ſo zeigt ſich Empfindlichkeit, das Thier fängt dann an zu ſtöhnen und biegt den Leib in die Höhe. Das Pferd legt ſich nicht nieder, oder nur höchſt ſelten. Außer dieſem iſt noch Fieber dabei, zuweilen auch Kolikanfälle. Cur: Bei vollſaftigen Thieren macht man einen mä— ßigen Aderlaß. Innerlich giebt man folgende Latwerge: Calomel 2 Quentchen, Glauberſalz 10 Unzen, Wer— muthkraut und gepulverte Angelikawurzel von jedem 14 Unze. Mehl und Waſſer fo viel als zu einer Lat— werge nöthig iſt. Man giebt davon viermal täglich ein Taubenei groß, das man auf die Zunge ſtreicht. In die Lebergegend reibt man Morgens und Abends Folgendes ein: Kampfer 4 Uz., graue Queckſilberſalbe 3 Uz., oder beſſer noch man ſetzt an dieſe Stelle ein Fontanell. 10 * — 143 —- Iſt Verſtopfung dabei, fo giebt man einigemale des Tags ein Klyſtier von lauwarmem Seifenwaſſer. Das Bunt muß Heu oder Grünfutter fein, Rüben u. dgl. Daſſelbe ungefähr iſt beim Rindvieh zu beobachten. Hier giebt man aber fang der Latwerge von Calomel ꝛc. Fol⸗ gendes: Brechweinſtein 2 Quentchen, Salpeter 2 Unzen, Glau⸗ berſalz 1 Pfund, Genzianwurzel gepulvert 3 Unzen. Daraus macht man 4 Pulver, von denen man alle 6—8 Stunden eines mit Waſſer giebt. Wird die Krankheit langwierig, ſo giebt man eine Pille aus: Calomel 1 Quentchen, Aloe und Seife von jedem Unze, 2—3 Tage hinter einander täglich eine Pille zu geben, ſo daß ein ſtarker Durchfall entſteht. Die Einreibung oder das Fontanell werden wie beim Pferde angewandt, ebenſo die Klyſtiere. Leberentzündung beim Hunde. Die Thiere ſind unruhig, verdrießlich, keuchen und ſind durſtig, zuweilen wird ein gelber Schleim ausgebrochen. Maul und Naſe ſind aber nicht kalt wie in der Lungenentzündung. Die Thiere zeigen Schmerz beim Druck auf die rechte Seite. Der Harn wird bald dunkelgelb, ebenſo die Haut und die Augen. Meiſt iſt Verſtopfung dabei. Stellt ſich großes Uebelbefinden und Lähmung in den Gliedern ein, ſo gehen die Thiere zu Grunde. Cur: Warme Bäder, Einreibungen von Kanthariden— tinktur in der Lebergegend. Innerlich giebt man folgendes Pulver: Digitalispulver 8 Gran, rohen Spießglanz 16 Gran, Salpeter 1 Quentchen. Dieſes Pulver wird je nach der Größe des Hundes in PR RE 7,9—12 Theile getheilt, man giebt alle 4 Stunden 1 Pulver. Die Nahrung befteht in Waſſerſuppe oder Milch. Zugleich giebt man Klyſtiere von lauwarmem Waſſer. Schleichende Leberentzündung iſt entweder eine Folge der vorigen Leberentzündung, oder kommt ſie für ſich ſelbſt vor. Die Erſcheinungen ſind folgende: das Thier frißt nicht, die Haut iſt ſtruppig, glanzlos wie feſtgewachſen an den Rippen. Das Thier ſteht traurig da. Der Miſt iſt hart und grau gefärbt. Sur: Man giebt dieſelben Mittel wie in der Leberent- zündung überhaupt, aber die Gaben müſſen ſchwächer ſein, etwa um die Hälfte. Leberverhärtung und Leberentartung iſt oft die Folge von ſchlecht behandelten Leberentzündungen: ſie kommt auch von allzureizendem Futter bei unregelmäßiger Bewegung. Zu erkennen iſt fie ſchwer, doch folgende Er— ſcheinungen können darauf leiten. Die Thiere freſſen nicht wie gewöhnlich, bald verſchmähen ſie das Futter, bald freſſen ſie mit Heißhunger, ſind matt bei der Arbeit, das Haar iſt glanzlos, das Fell iſt ſtarr, der Miſt ſchlecht verdaut, zu- weilen breiartig, im Weißen des Augs und in der Naſenhöhle gewahrt man eine gelbliche Färbung, zuweilen iſt die Leber⸗ gegend empfindlich, wenn man darauf drückt. Cur: Man giebt alle 3 oder 4 Tage Folgendes: Aloe 14 Quentchen, Calomel 1 Quentchen, Terpentin 6 Quentchen, Syrup oder Molaſſes ſo viel als nöthig iſt, eine Pille daraus zu machen. Dabei verſchaffe man dem kranken Thiere regelmäßige Bewegung, gutes nahrhaftes Futter aber nicht viel auf ein- mal, zuweilen etwas Salz, — beſonders hüte man ſich kurz vor der Arbeit das Thier zu füttern. Leiſt nennt man eine bei Pferden vorkommende Knochen- — 150 — geſchwulſt am Feſſel oder der Krone eines Fußes, welche ſich durch ſchmerzhaftes Hinken und eine Aufgetriebenheit an einer Stelle des Fußes zu erkenneu giebt. Je nachdem dieſe Knochen- geſchwulſt als einfache Aufgetriebenheit über dem Krongelenke vorkommt, heißt man ſie Leiſt, wenn eine ganze Seite des Gelenks aufgetrieben iſt, nennt man es Schaale, geht die Aufgetriebenheit um den ganzen Knochen herum, ſo heißt man es Ringbein. Dieſer Fehler entſteht durch ſtarke Anſtrengungen. Oefters leiden Fohlen daran, dann aber ver- urſacht es nur ſelten Lahmheit und vergeht meiſt wieder von ſelbſt. Bei ältern Pferden kommt es oft auch ohne alles Hinken vor. Man giebt Folgendes zum Einreiben: Kantharidenpulver 4 Unze, Euphorbium 2 Quentchen, Sublimat 4 Quentchen, Schweinefett und Terpentin von jedem 1 Unze, täglich einmal einzureiben, 3 Tage lang. l Hilft das nicht, ſo brennt man mit dem Glüheiſen einige kleine Punkte auf die Geſchwulſt. Leiſtenbruch iſt bei männlichen Thieren zu erkennen an einer geſpannten Geſchwulſt zwiſchen dem obern Theile des Hodenſackes und dem Schenkel. Bei kaſtrirten Thieren erkennt man dieſen Bruch an der Ausfüllung des ſonſt leeren vernarbten Hodenſacks, — bei weiblichen Thieren zeigt ſich der Leiſtenbruch als eine weiche Anſchwellung zwiſchen Euter und Schenkel. Meiſt bemerkt man den Bruch erſt, wenn er ſchon eingeklemmt iſt, es kommen dann kolikartige Anfälle, Unruhe, Wälzen, Verſtopfung, Entzündung und endlich Brand. Cur: Man ſuche die ausgetretenen Eingeweide wieder in die Bauchhöhle zurückzuſchieben. Um dieß vorzunehmen, legt man das Thier auf den Rücken und drängt die ausge- tretenen Eingeweide zurück; iſt es gelungen ſie in die Bauch- — 151 — höhle zu ſchieben, fo iſt die Haut, die vorher geſpannt und ausgedehnt an der betreffenden Stelle zu fühlen war, wieder ſchlaff und loſe; man macht nun mit dieſer Haut über dem Leiſtenring eine Falte und näht ſie durch, um auf dieſe Weiſe einen Widerſtand zu bilden gegen die ſich vordrängenden Eingeweide. Gelingt es nicht, die Eingeweide auf dieſe Weiſe zurückzubringen, ſo macht man die Bruchoperation (ſiehe hierüber nach bei Bruch). Lendenweh kommt ſeltener beim Pferde als beim Rinde vor. Es iſt ein Rheumatismus der hintern Theile des Rückenmarks. Urſachen ſind meiſtens Erkältungen. Die Erſcheinungen ſind folgende: plötzlich fängt das Thier an zu hinken und kann nicht aufſtehen. Zuweilen iſt Schmerz in der Kreuzgegend, wenn aber dieſes Zeichen fehlt, ſo iſt die Erkenntniß der Krankheit ſchwieriger. Der erkrankte Theil, zuweilen die beiden Hinterglieder ſind manchmal ſteif und unbiegſam, manchmal aber auch nicht, ſondern blos lahm. Puls iſt ſchneller und härter als gewöhnlich, die Milchabfon- derung geringer. Cur: Man ſorgt für Wärme und Schweiß, indem man den kranken Theil bedeckt und ins Kreuz eine Einreibung macht von Weingeiſt 3 Theile und Terpentinöl 1 Theil. In- nerlich giebt man: Salpeter 2 Quentchen, Glauberſalz 2 Unzen, Holder- thee 1 Quart. Wird das Leiden hartnäckig, ſo reibe man eine ſcharfe Salbe ins Kreuz ein. Luftröhrenentzündung — iſt eine entzünd— liche Reizung der Schleimhaut der Luftwege, welche ſchnell in Bildung von feſten, die Luftröhre verſtopfenden Häuten übergeht. Es giebt eine mildere und eine heftige Form dieſer Krankheit. Die Urſachen ſind: raſches Laufen gegen den * u Wind, fehlerhaftes Eingeben von Einſchütten, die ſtatt in den Schlund in die Luftröhre gelangen. Die Erſcheinungen der heftigen Luftröhrenentzündung ſind folgende: die Thiere ſind matt, haben wenig Appetit, hüſteln und pruſten aus den Nüſtern etwas Schleim, ſo daß es einer einfachen Erkältung gleich ſieht. Plötzlich kommt aber ein gellender Huſten, den das Thier unterdrücken möchte, der Puls wird ſchnell und ſchwach. Die innere Haut der Naſe wird roth, die Nüſtern ſtehen weit offen. Der Schleimaus⸗ wurf aus der Naſe hört auf, der Athem wird ſchnarchend, das Thier frißt nicht mehr, die innere Haut der Naſe wird purpurroth, die Füße kalt, die Halsadern aufgetrieben, das Thier legt ſich nicht, zittert mit den Vorderfüßen, bekommt kalte Schweiße und erſtickt. Gelingt es ihm aber, die Häute, die die Luftröhre verklebt und verſtopft hatten, durch den Huſten wieder auszuwerfen, ſo wird der Athem leichter und die Geneſung erfolgt. Dieſe Krankheit iſt ſchon im dritten Tag entweder zum Tode oder zur Beſſerung entſchieden. Erſcheinungen der milderen Form. Der Auswurf aus der Naſe dauert fortwährend, der Huſten iſt nicht ſo gellend, der Athem zwar beſchwerlich, aber nicht ſo ſchnell, der Puls iſt zwar ſchnell (50—70 Schläge in der Minute) aber nicht ſo klein wie in der heftigen Form, die Füße fi ind nicht kalt und der Appetit iſt nicht ganz verſchwunden. Cur: Ein reichlicher Aderlaß von 6—10 Pfund Blut, der den andern Tag, wenn der Athem beſchwerlich bleibt, wiederholt wird. Man giebt Eſſigklyſtiere und innerlich fol⸗ gende Pillen: Calomel und Digitalispulver von jedem 1 Skrupel, Brechweinſtein 2 Skrupel, Salmiak und pulverifirte Süßholzwurzel von jedem 2 Quentchen. Mach's 155 Pille, täglich 3 ſolche Pillen zu geben. 1 Zugleich macht man warme Dämpfe von Heuſaamen und läßt ſie längere Zeit einathmen. Vorne zwiſchen Bruſt und Hals ſetzt man ein Haarſeil das mit Kantharidenſalbe beſchmiert iſt. — Dieß Verfahren gilt für beide Formen der Luftröhrent— zündung, für die leichte Form ſowohl als für die heftige Form. Iſt Beſſerung eingetreten, ſo giebt man, um den Auswurf noch einige Zeit im Gange zu erhalten, folgende Latwerge: Salmiak 3 Unzen, rohen Spießglanz 2 Quentchen, ge- pulverten Fenchelſaamen und Calmuswurzel gepulvert von jedem 4 Unzen, gepulverte Alantwurzel 2 Unzen, Mehl und Waſſer ſo viel als nöthig iſt, eine Latwerge daraus zu machen; die man in 4 Tagen aufbrauchen läßt. Luftröhrenſchnitt — iſt die Eröffnung der Luft— röhre, um Thieren, welche in Erſtickungsgefahr ſind, wieder die Möglichkeit zu athmen zu verſchaffen. Man bindet das Pferd an eine Wand und bindet es mit dem Kopfe kurz an. Dann ſcheert man ungefähr 3—4 Zoll unter dem Kehlkopf mitten auf der Luftröhre die Haare ab (ungefähr eine Hand breit) zieht die Haut in eine Querfalte und macht mit einem ſcharfen Meſſer einen 3 — 4 Zoll großen Längenſchnitt durch dieſe Falte. Sit dieß gethan, fo zieht man die durchgeſchnit— tenen Hautränder aus einander und durchſchneidet nun die unter der Haut liegenden Fleiſchtheile, ſtreift ſie zu beiden Seiten zurück und hat nun die Luftröhre vor ſich. Man ſticht jetzt ein Meſſer in den Zwiſchenraum zweier Luftröhrenringe ein und ſchneidet ein Quadratzoll großes Knorpelſtück aus den Luftröhrenringen heraus, das man um ſein Hineinfallen in die Luftröhre zu verhindern, mit einem kleinen Haken faßt und vollends herausſchneidet. In dieſe herausgeſchnittene Oeffnung wird der Luftröhrentrichter eingeſteckt, nachdem man BER. ie ihn vorher mit Oel beftrichen hat. Dieſer Luftröhrentrichter iſt eine blecherne, ſtark gekrümmte Röhre, 3 Zoll lang und 1 Zoll weit, welche an einer breiten, mit einer runden Deff- nung verſehenen Blechplatte angelöthet iſt. An der Blech- platte find zwei Schnüre angebracht, daß man das Inſtru- ment, wenn es bis an die Blechplatte in die Luftröhre hinein- geſchoben worden iſt, um den Hals feſtbinden kann. Den Luftröhrentrichter läßt man ſo lange liegen, bis das Hinderniß weggeſchafft iſt, welches den Athem hemmte. So gefährlich dieſe Operation auch ſcheint, ſo iſt ſie es doch nicht ſo ſehr. Iſt das Athmungshinderniß beſeitigt, ſo nimmt man den Trichter wieder heraus und die Wunde heilt bald wieder zu, man hat weiter nichts nöthig, als die Haut wieder darüber herzuziehen und zu heften. Der Luftpöhrenſchnitt wird in folgenden Fällen vorge— nommen: bei Luftſackanfüllungen, Naſenpolypen u. dgl. oder auch in Krankheiten der Athmungsorgane, welche während ihres Verlaufes Erſtickungsgefahr befürchten laſſen; in der Abſicht, das Leben des Thiers ſo lang zu erhalten, bis es ge— lingt, die Hinderniſſe des Athmens gründlich zu beſeitigen. Luftſackſchnitt. Man macht ihn, um krankhafte Flüſſigkeiten in den Luftſäcken zu entleeren. Man erkennt die Anſammlung ſolcher Flüſſigkeiten in den Luftſäcken an den Athmungsbeſchwerden, an dem Ausfluß eiterartiger Flüſſig— keiten aus der Naſe, wenn das Thier den Kopf recht nieder- hält; ferner daran, daß oft Anſtrengungen zum Erbrechen ſich einſtellen, auf welche eine ſchleimigeiterige Maſſe durch Maul und Naſe entleert wird. Manchmal bildet ſich außen am Halſe hinter dem Kopfe eine Anſchwellung; drückt man darauf, ſo entleeren ſich ſolche ſchon beſchriebenen Flüſſigkei— ten durch die Naſe. Manchmal iſt nur ein Luftſack krank, öfter aber ſind es beide zugleich. — 155 — Um nun dieſe Luftſäcke vollſtändig zu entleeren, macht man den Luftſackſchnitt, eine Operation, die auch Hyoverte— brotomie genannt wird. Das Pferd wird zu dieſem Zweck entweder ſtehend an die Wand gebunden oder auf eine reich- liche Streu geworfen und Kopf und Hals auf eine ſtarke Strohunterlage gelegt. Alsdann wird der Kopf etwas vor- wärts geſtreckt und die Haut hinter dem Hinterkiefer und un- ter dem Genicke mittelſt eines Schnitts von 3 Zoll, den man daſelbſt durch die in eine Falte gehobene Haut macht, geöff— net. Nun macht man ſich mit dem Heft des Meſſers und mit dem Zeigfinger einen Weg durch die Muskeln und Mus- kelhäute bis man zum Luftſack gekommen iſt. Der Luftſack ſelbſt wird alsdann mit einem Trokar oder Meſſer angeſtochen und der Inhalt des Sacks entleert, — auch iſt es gut ein Haarſeil durch den Luftſack zu ziehen, täglich zieht man das Haarſeil nach, drückt die ausfließende Materie mehr aus, und entfernt das Haarſeil erſt, wenn nichts mehr ausfließt. Die Heilung überläßt man dann der Natur. Lungenbluten iſt meiſt ein Sympton von Lungen- vereiterung; auch kommt es vor wenn in Folge einer heftigen Lungenentzündung ein Gefäß in der Lunge zerreißt. Das Blut iſt hellroth und ſchaumig, woran man erkennen kann, daß das Blut aus der Lunge kommt. Cur: Kommt das Bluten von Lungenentzündung, ſo macht man einen Aderlaß und läßt das Thier Eſſigdämpfe einathmen, — kommt das Bluten aber von Lungenvereite-⸗ rung, fo giebt man Gerbſtoffblei 1 — 1 Quentchen in einem Einſchütt von lauem Kamillenthee, —auch ſtarkes Salzwaſſer kann man einſchütten. Lungenentzündung ſ. Bruſtentzündung. Lungenſchwind ſucht iſt zu erkennen an einem langwierigen Huſten, bei welchem die Thiere einen eiterigen — 156 — Auswurf haben und nach und nach abmagern. Morgens und Abends zeigt ſich leichtes Fieber, der Athem wird übel- riechend; man hört, wenn man das Ohr auf die Bruſt legt, kein Athmungsgeräuſch mehr, — die Thiere legen ſich nicht, außer wenn ſie ganz kraftlos ſind und dann liegen ſie ſich ei auf. Die Krankheit endet immer tödlich. Lungenfäule iſt die Lungenſchwindſucht beim Schaafe. Man erkennt ſie an den matten Augen, an der Magerkeit und Schwäche des Thieres überhaupt; dabei iſt ein ſchwacher Huſten und angeſtrengtes Athmen. Dieſe Krankheit iſt faſt nie zu heilen. Will mans doch verſuchen, ſo gebe man: Eiſenvitriol, Enzian, Eichenrinde, Wachholderbeeren von jedem 2 Pfund, Kochſalz 8 Pfund. Von dieſer Portion bekommt das Schaf alle Tage 2 Mal 2 Quentchen, und zwar mehrere Wochen hin⸗ durch. Zugleich ſorge man für reichliches geſundes Futter. Lungen ſeuche iſt eine, auf Lungenverhärtung und fleiſchartige Veränderung des Lungengewebes ausgehende an- ſteckende Lungenentzündung. Die Erſcheinungen ſind fol⸗ gende: Morgens und Abends kommt ein trockener bellender Huſten, die Haare ſind geſträubt, die Augen trüb, der Rücken etwas empfindlich, das Thier zeigt ſich wählig beim Futter. So kann es wochenlang fortgehen, bis endlich ein Fieber aus⸗ bricht. Es kommen heftige Froſtſchauer, auf welche eine trockene Hitze folgt, die Thiere athmen ängſtlich und kurz, blaſen die Nüſtern auf, der Puls iſt ſchnell, hart, aber klein, der Huſten kurz klingend aber ohne Nachhall und wegen der Schmerzen halb unterdrückt, das Maul iſt trocken, die innere Naſenhaut roth, der Athem heiß, der Herzſchlag iſt nicht fühl⸗ bar, die Zunge iſt weiß belegt, Ohren und Hörner — 157 — ſind heiß. Zuweilen ſtehen die Thiere unaufmerkſam da mit geſpreizten Füßen und geſenktem Kopfe, zuweilen ſind ſie munterer und greifen auch nach Futter. Der Miſt iſt dun⸗ kel und klein geballt, der Harn iſt ſparſam und bierbraun, die Milch bleibt aus bei Kühen und Stuten. Das Thier legt ſich nicht, oder wenn dieß doch der Fall iſt, ſo legt es ſich nur auf die kranke Seite. Wenn man das Ohr an die kranke Seite legt, ſo hört man die Athmungsgeräuſche kaum und jedenfalls ſchwächer als auf der andern, weniger er— griffenen Seite. Entweder ſterben die Thiere auf der Höhe der Entzündung. Der Puls iſt dann nicht mehr zu zählen, ſo ſchnell und jagend und klein, Ohren und Füße werden kalt, der Athem wird röchelnd, es bricht ein kalter Schweiß aus, — oder die Krankheit geht in einen Schwächezuſtand über, das Thier wird hinfällig, der Miſt wird flüſſig und ſtinkend, Bruſt und Füße ſchwellen auf, die Thiere legen ſich und können ſich nicht mehr erheben, der Tod erfolgt unter Zuckungen. Oeffnet man ein ſolches verendetes Thier, ſo findet man die Lunge fleiſchartig feſt, mit weißen, graulichen und dunkelrothen Streifen und Flecken durchſetzt, — eine ſolche Lunge ſinkt im Waſſer, es geht keine Luft mehr durch. Da die Lungenſeuche durch den Athem anſteckt, ſo muß man frühzeitig die geſunden Thiere von dem kranken Thier entfernen. Cur: So lang der Puls noch Härte zeigt gleich im Anfang macht man einen Aderlaß; ſpäter ſchadet der Aderlaß, denn er 2 nur den übeln Ausgang. Innerlich giebt man: Glauberſalz 3 Unzen, Brechweinſtein 4 Quentchen bis (je nach der Größe des Thiers) 2 Skrupel in einem Thee von Weißelmbaſt aufgelöſt, fo viel als zu ei- nem Einſchütt nöthig iſt. Eine ſolche Portion giebt man 4 Mal des Tages. — 158 — Man läßt Eſſigdämpfe einathmen, giebt Klyſtiere von Seifenwaſſer, Kochſalz und ein paar Löffel Eſſig. Auf die kranke Seite legt man Tücher, welche in warmen Eſſig ge- taucht werden, dann zieht man an beiden Seiten der Bruſt Eiterbänder, welche mit Terpentinöl beſtrichen ſind. Iſt dies geſchehen, ſo wird in den erſten 5 Tagen nichts weiter gethan. Läßt nach dieſer Zeit die Krankheit nicht nach, ſo kann man noch Folgendes verſuchen, von dem aber kein ſicherer Erfolg mehr zu erwarten iſt: Brechweinſtein Unze, Salmiak und Schwefelblüthen von jedem 24 Unzen, gepulverte Alantwurzel und Wach⸗ holderbeeren von jedem 4 Unzen, Mehl und Waſſer ſo viel als nöthig iſt, um eine Latwerge daraus zu formi- ren. Dieſe Portion theilt man fo ein, daß fie in 4 — 5 Tagen verbraucht wird. Kommt nach dem Laxiren wieder Verſtopfung ſo giebt man Klyſtiere von Salzwaſſer. Das kranke Thier hält man in einem warmen aber nicht dumpfigen Stall, den Miſt und Harn ſchafft man immer ſobald als möglich wieder aus dem Stall. Man bürſtet das Thier täglich und legt ihm eine Decke auf. Man giebt gutes Heu, im Sommer Grün- futter. Das Geſöff darf nicht ſehr kalt ſein. Lungenwurmhuſten kommt bei Sauglämmern und Kälbern vor. Die Erſcheinungen ſind folgende: Die Thiere ſind träge, magern etwas ab, es ſind Zeichen von Schnupfen und ein häufiger krächzender Huſten vorhanden, das Thier nießt oft, und reckt den Kopf wie wenn es erbrechen wollte. Das Athmen iſt ſchnell und angeſtrengt. Trotz des guten Appetits wird das Thier immer magerer; endlich erſtickt es. Man findet bei der Oeffnung nach dem Tode viele 14 — 2 Zoll lange, ſehr dünne Würmer, mit Schleim umhüllt. Cur: Sie gelingt nur im Anfang der Krankheit und — 159 beſteht darin, daß die Würmer in den Lungen getödtet und durch Huſten ausgeworfen werden. Man ſperrt die Thiere in einen engen dichten Raum und läßt ſie alle zwei Tage mehrere Stunden lang Dünſte einathmen, welche durch Ver- brennen von Wolle, Leder, Hornſpäne, oder Federn, oder Theer, oder Chlorkalk entſtehen. Man muß aber dabei vor- ſichtig ſein, und ſchnell Luft hereinlaſſen, wenn man bemerkt, daß ein Thier erſticken will. Chlorkalk ſcheint am beſten zu thun. Man giebt außerdem das beſte nahrhafteſte Futter. Bei jungem Geflügel kommt eine ähnliche Krankheit vor; man nimmt zu 2 Quentchen Terpentinöl ſo viel Mehl als nöthig iſt, um eine Pillenmaſſe zu machen; daraus macht man 20 Pillen. Täglich giebt man jedem kranken Huhn eine Pille und ſetzt ſie 2 Mal täglich unter eine Holzkiſte, in die man ſo lange Tabakrauch bläßt, bis die Hühner davon betäubt werden, dann bringt man ſie in die friſche Luft. Au- ßerdem giebt man ihnen gutes Waizenfutter und reines Waſſer. Luftſeuche ſ. veneriſche Krankheit. Magenentzündung ſ. Darmentzündung. Magen verletzungen. Sie können ſowohl von Gegenſtänden, die von außen in den Magen eingedrungen ſind, entſtehen, als auch von innerlichen Urſachen (Kolik, ſtarke Anſtrengungen und dgl.) herrühren. Beim Pferde erkennt man dieſe Verletzungen an dem hef- tigen, manchmal blutigen Erbrechen durch die Naſe nebſt Kolikanfällen und kaltem Schweiße; beim Rindvieh find die Verletzungen der beiden erſten Mägen ſelten von einiger Be- deutung, dagegen iſt eine Verletzung des Pſalters und des Laabmagens ſchon bedenklicher. Die Magenentzündung von Verletzung verläuft in der Regel ſehr ſchnell und endet deß— halb meiſt tödtlich. — 160 — Cur: Die Entzündung verlangt einen Aderlaß, bei Brechzwang giebt man ein paar Unzen Pottaſche im Waſſer gelöſt, und gleich darauf 2 Unzen Weineſſig; ſpäter giebt man öfter Mehlwaſſer zu trinken. Mähnengrind. Man verſteht darunter verſchiedene Ausſchlagskrankheiten am Kammrande des Halſes, am Grunde der Mähne, welche ſich durch Ausfallen der Mäh- nenhaare, unreinen Grund der Mähne, und heftiges Jucken zu erkennen geben. Man bezeichnet mehrere Ausſchläge als Mähnengrind. 1) Der wahre Mähnengrind, oder die bösartige Mähnenflechte. Es ſind hier Schrunden und Riſſe am Grunde der Mähne zu bemerken, aus welchen eine ſcharfe ätzende Flüſſigkeit ausſikert. Dieſe Art iſt ſchwer heilbar. 2) Mähnenräudez; hier find Bläschen und Knöt⸗ chen am Grunde der Mähne zu ſehen, aus denen auch eine ſcharfe ätzende Flüſſigkeit ausſikert, die an der Luft vertrocknet und dicke Kruſten bildet. Meiſt iſt allgemeine Raude zugegen. 3) Der ſchuppige Mähnengrind. Es ſind kleine Schuppen am Mähnengrunde, welche das Pferd zum Reiben reizen, fo daß es ſich die Mähnenhaare abreibt, welche da- durch ein borſtenartiges Ausſehen bekommen. 4) Die kleienartige Mähnenkrätze. Hier iſt der Grund der Mähne wie mit Kleie beſäet. Dieſe Art kommt dann meiſt noch an andern Stellen des Körpers vor; auch hier iſt heftiges Jucken und Abreiben der Mähnenhaare. Eur: Im Anfang waſcht man die ergiffenen Stellen mit Abkochungen von Käſepappelkraut oder Leinſaamen, um die Haut zu erweichen, dann wäſcht man mit ſcharfer Lauge oder Terpentinöl und giebt Kleienfutter mit Glauberſalz ein⸗ geſtreut. Auch kann man folgendes Waſchwaſſer für die grindigen Stellen anwenden: — 161 — 2 Pfund Tabak werden mit 6 Quart Waſſer 7 Stunde gekocht, dann ſeiht man die Abkochung durch und ſetzt folgende Mittel zu: Pottaſche und Kienöl, von jedem 4 Pfund. Mit dieſer Waſchung wird die kranke Stelle täglich be— feuchtet. Maſern, — ſind eine Krankheit der Schafe die aber ſelten vorkommt. Die Thiere haben ein leichtes Fieber, kei— nen Apetit, viel Durſt, ſchnellen Athem, ſchnellen und vollen Puls, öfteres Nießen und Huſten, der kurz und trocken iſt. Maul und Naſe ſind roth, trocken und heiß, der Kopf ſchwillt an, der Harn iſt ſparſam und röthlich, der Miſt klein und feſt. Nach 3 Tagen kommen an der Bruſt, Hinterſchenkeln, Flanken und im Geſicht rothe Flecken zum Vorſchein, in de- ren Mitte ein kleines Knötchen zu bemerken iſt. Der Aus- ſchlag bleibt 5 Tage ſtehen, dann werden die rothen Flecken dunkler und kleiner, und um den 10. Tag ſchuppt ſich die Haut ab. Kommt um dieſe Zeit Durchfall und Kolik ſo ſter⸗ ben die Thiere. Mit dem Ausbruch des Ausſchlags am 3. Tage vermin- dert ſich das Fieber, der Kopf ſchwillt ab, es kommt weicheres Miſten. Huſten und Naſenausfluß bleiben noch einige Zeit. Durch Impfen mit Naſenrotz oder Maſerſchorf läßt ſich die Seuche ſchneller abmachen. Cur: Man vermeide Näſſe und Erkältung und gebe Gras oder Kleienfutter, zum Getränk ſetzt man etwas Eſſig bei. Bei Verſtopfung ſetzt man Klyſtiere, bei Durchfall wen- det man die bei dem Abſchnitt: Durchfall, angegebenen Mittel an. Bei den Schweinen kommen auch Maſern vor. Es zeigen ſich rothe Flecken am Rüſſel, an den Augen, Oh- ren, unter dem Bauche. 11 — 12 — Das Uebel iſt ohne Gefahr, doch muß man das Thier warm halten. Man giebt ihm Molken, oder warme Ge— tränke zu ſaufen. Es bedarf ſonſt weiter nichts. Maſtdarmgeſchwüre. Man erkennt ſie an dem heftigen Drängen und Schmerz, wenn die Thiere den Miſt entleeren wollen, an dem Abgang von Blut und Eiter. Was die Behandlung betrifft, ſo beſteht ſie darin, daß man Lein— ſaamenabkochung, in welcher man Wachs oder Schmeer zer— läßt, in den After ſpritzt, dabei das Thier nur mit flüſſigen Nahrungsmitteln füttert. Sollte ſich darauf keine Beſſerung zeigen, ſo ſpritzt man Aloe- und Myrrhentinktur zu gleichen Theilen des Tags 2 mal eine halbe Taſſe voll ein. Maſtdarmvorfall iſt zu erkennen an dem blafen- artig hervortretenden Maſtdarm, der durch den After heraus- hängt. Es iſt dabei heftiges Drängen zum Miſten und Schmerzen wie in der Kolik. Das Uebel kann gefährlich werden, wenn der vorgefallene Maſtdarm ſich entzündet und wegen der Geſchwulſt nicht mehr durch den Afterring zurück— gebracht werden kann, in welchem Fall das Vorgefallene gern brandig wird. Oft heilt der Maſtdarmvorfall ohne Kunft- hilfe. Hat er aber längere Zeit ſchon beſtanden, ſo müſſen folgende Mittel angewendet werden. Cur: Man ſpitzt Abkochungen von Eichenrinde in den Maſtdarm ein, oder Auflöſungen von Alaun in Waſſer; bei heftigem Drängen ſchmiert man Opiumſalbe ein. Um den Darm, wenn er zurückgebracht worden iſt, vor weiterem Vor- fallen zu ſchützen, legt man folgenden Verband an. Man legt einen Bauchgurt an, an welchem ſich ein Schweiſriemen befindet; an dem Schweifriemen, an der Stelle die unter dem Schweife liegt, iſt ein Schwamm befeſtigt, der durch Schnüre zwiſchen den Hinterſchenkeln durch unten an den Bauchgurte befeſtigt wird; dieſer Schwamm wird zuweilen — 163 auch mit Alaunwaſſer und Laudanum befeuchtet. Man giebt dabei leichtes Futter, und vermeidet jede Futterart, welche reizen oder blähen könnte. Maulgrind iſt ein bei verſchiedenen Thieren vorkom⸗ mender Schorfausſchlag am Maule, der mit kleinen Bläs— chen beginnt, welche platzen, eine Flüſſigkeit entleeren und dann in Schorfe ſich verwandeln. Er kommt gewöhnlich im Som— mer vor, heilt meiſt ohne Kunſthilfe im Herbſte von ſelbſt. Will man ihn bälder entfernen, fo waſcht man ihn mit fau- rer Milch, Salzwaſſer oder Lauge, oder mit Eſſig. — Zu dem Maulgrind iſt auch das Teigmaul der Käl— ber zu zählen; es iſt dieß ein weißer oder weißgrauer, dem Brodteig ähnlicher Schorfausſchlag am Maule, aber auch an andern Stellen des Kopfes, der ſich mehlig abſchuppt und ſehr hartnäckig und langwierig iſt. Er wird für anſteckend gehalten. Gewöhnlich entſteht dieſer Ausſchlag ſchnell und wird meiſtens dem Hängenbleiben der Milch am Maule beim Sau— gen und Verſauren daſelbſt zugeſchrieben. Da man nicht ſelten auf ein ſchnelles Verſchwinden des Teigmauls, hefti- ges Erkranken des Thiers beobachtet hat, ſo iſt anzunehmen, daß eine gewiſſe innerliche, allgemeine Krankheit die Urſache davon ſei, weßhalb man ein gelind abführendes Mittel giebt: Rhabarber 3 Quentchen, Bitterſalz 4 Unze, Mehl und Waſſer ſo viel als nöthig iſt, um eine Latwerge daraus zu machen. Von dieſer Latwerge ſtreicht man dem Kalbe täglich 3 mal ein Tanbenei groß auf die Zunge. Den Ausſchlag reinigt man mit Seifenwaſſer und reibt dann Drygenfalbe auf den Ausſchlag. Der Pockengrind der Lämmer iſt ein ähnlicher Ausſchlag, der an den Lippen, an der Naſe und an den un- 1 — 164 — behaarten Stellen des Kopfes vorkommt. Er befteht in brau- nen Schorfen, die dem Anſchein nach leicht abheilen, aber doch bald wieder kommen. Die Behandlnng beſteht in äu⸗ ßerlichen Mitteln. Man reibt Schwefelſalbe ein, oder Schwefelleber mit Honig zur Salbe gemacht oder auch wenn dieß nicht helfen will, waſcht man die Theile einigemale des Tags mit Seifenwaſſer und reibt Orygenſalbe ein. Maulſchwämmchen der Kälber. Sie zeigen ich dadurch an, daß das Kalb nicht ſaugt und daher abma⸗ yert, daß ſich auf der Zunge kleine Bläschen zeigen, daß das Zahnfleifch wund und geſchwollen iſt und das Maul voll Geifer und Schleim iſt. Meiſt entſteht die Krankheit von übler Beſchaffenheit der Muttermilch. Die Cur iſt leicht. Man nimmt eine Handvoll Salbeiblätter oder Holderblumen, übergießt es mit 3 Quart kochenden Waſſers, ſeiht nach ei- ier Stunde die Brühe durch, ſetzt 2 Unzen Honig und 4 Unze Alaun zu und wäſcht das Maul 4—6 mal täglich aus. Außerdem giebt man dem Kalbe 3 Tage hindurch jeden Mor- zen folgendes Pulver mit etwas Milch: Rhabarber 1 Quentchen, Kreide 2 Quentchen, Sal- miak 4 Quentchen. Wollen die wunden Stellen im Maule in einigen Tagen nicht heilen, ſo pinſelt man das Maul täglich mehrmals mit einer Miſchung von: Borax + Unze, Myrrhentinktur 6 Quentchen, Syrup 2 Unzen. Dieſe letztere Miſchung paßt auch zum Auspinſeln des Mauls bei den Maulſchwämmchen der Lämmer. Maulſeuche des Pferdes kommt ſelten vor und zeigt ſich gewöhnlich nur dann, wenn unter den übrigen Haus⸗ thieren die Maul- und Klauenſeuche ſich zeigt. Die Er- ſcheinungen der Maulſeuche beim Pferde ſind folgende: Das — 165 — Pferd geifert viel, frißt nicht, aber trinkt viel. Oeffnet man das Maul des kranken Pferdes, ſo erſcheint die Haut der Zunge, des Gaumens und des Zahnfleiſches hochroth, ent- zündet und ſehr warm; nach wenigen Tagen bilden ſich im Maule kleine mit heller Flüſſigkeit gefüllte Bläschen, welche aufplatzen, worauf dann die, wie ein Talglappen ausſehende, abgeſtorbene und verdickte Oberhaut ſich ablöſt, ſo daß an dieſen Stellen das rohe Fleiſch ſichtbar wird. Gerade we— gen dieſer Abhäutung frißt das Pferd für einige Zeit wenig oder gar nicht, wegen der Schmerzen im Maule. Bald, nach wenigen Tagen bildet ſich eine neue Oberhaut an den entblößten Stellen und das Pferd frißt dann wieder beſſer. Cur: Man wäſcht das Maul täglich 4 — 6 mal mit Folgendem aus: Alaun 4 Unze, Eſſig und Honig von jedem 6 Unzen, lauwarm Waſſer 2 Quart. Als Futter giebt man weiches Gras, Klee, Kleientränke. Zu dem Saufen thut man etwas Eſſig unters Waſſer. Maul⸗ und Klauenſeuche. Gewöhnlich kom⸗ men beide Krankheiten zugleich vor beim Rindvieh; auch bei Schafen und Schweinen findet man die Seuche. Die Maul- ſeuche zeigt ſich durch Hitze und Röthe im Maule an, wobei in ſchaumiger Schleim an den Lippen hängt. Der Appetit t gering, die Milch vermindert ſich und wird wäſſrig. Am 2. bis 3. Tage der Krankheit kommen auf der Zunge der auf dem Zahnfleiſch viele rothe Punkte zum Vorſchein, delche bald Blaſen bilden die mit klarer Flüſſigkeit gefüllt ind. Das Thier geifert jetzt ſtark, kann vor Schmerz im Naule nicht freſſen, aber ſäuft viel. Die Blaſen platzen bald, ann löſ't ſich die Haut ab; nach einigen Tagen erzeugt ſich ine neue Haut, worauf das Thier wieder zu freſſen anfängt ind wieder geſund iſt. Die Maulſeuche iſt keine bösartige 3 Krankheit, aber ſie iſt anſteckend. Oft dauert die Krankheit nur ein paar Tage, oft 10— 12 Tage. Während der Maulſeuche zeigt ſich öfters auch am Euter der ſogenannte Euterausſchlag; das Euter iſt heiß, gejchwol- len und empfindlich, die Milch nimmt ab, bald entſtehen große Blaſen an den Zitzen, welche platzen u. ſich in Schorfe verwan⸗ deln, die bald abfallen. Zur Zeit der Maulſeuche kommt auch die Klauenſeuche vor. Die Thiere, die von der Klauen⸗ ſeuche befallen werden, haben leichtes Fieber, der Appetit läßt nach, der Miſt wird hart. Das Thier liegt gern, zuckt manchmal mit den Füßen und wenn es geht, tritt es behut- ſam auf. Der Klauenſpalt und die Klauenkrone find ge- ſchwollen und heiß, bald bilden ſich Bläschen an dieſen Stel⸗ len, welche platzen und ein Geſchwür hinterlaſſen. Manch⸗ mal wird die Klaue ſelbſt angegriffen, der Eiter ſenkt ſich in den Hornſchuh, worauf gern das Abfallen einer Klaue und langwierige Lahmheit erfolgt. Leidet ein Thier an der Klauen- ſeuche, fo wird es von der Maulſeuche verſchont, und jo um— gekehrt. Cur: In der Regel bedarf es keiner Mittel, denn die meiſten ſolcher Kranken geneſen von ſelbſt. Man hält die Kranken im Winter im Stall auf weicher Streu, im Sommer auf grasreicher Weide. Iſt das Maul ſehr wund, ſo daß das Thier gar nicht freſſen kann, ſo giebt man Folgendes: Alaun und blauer Vitriol von jedem 4 Unze in Waſſer 2 Quart aufgelöſ't und eine Handvoll Mehl zugeſetzt; mit dieſer Miſchung wird das Maul 2—3 mal täglich ſachte betupft oder ausgeſpritzt. Iſt der ausfließende Geifer ſtinkend, ſo ſpritzt man das Maul täglich zweimal mit einer Auflöſung Chlorkalk 1 Unze in 1 Quart Waſſer gelöſ't, aus. Man giebt Mehl- und Kleientränke ſo lange das Thier nicht freſſen kann. Ent⸗ — 161 — ftehen tiefere Geſchwüre am Euter, fo macht man Ueberſchläge von Bleiwaſſer; überdieß muß das Euter täglich 2 — 3 mal vorſichtig ausgemolken werden. Die Milch iſt bei der Maul- ſeuche für das ſaugende Thier ſehr ſchädlich, auch für Men- ſchen iſt ſie nachtheilig, ſie macht gern Uebelkeit und eine Art Mundſeuche. Auch die Klauenſeuche heilt meiſt von ſelbſt, entſtehen jedoch tiefere Geſchwüre, jo wäſcht man dieſe mit einer Auf— löfung von Folgendem: Chlorkalk 1 Unze in Waſſer 1 Quart gelöſt oder wenn dieß nicht hilft, mit Folgendem: blauer Vitriol 1 Unze, in Waſſer 1 Quart gelöſt. Alles losgewordene Horn wird abgeſchnitten, damit der Euter frei abfließen kann. Man muß das kranke Thier ruhen laſſen, am beſten auf hoher, weicher Streu oder auf grüner Weide. Am beſten wird der Klauenſeuche dadurch vorgebeugt, daß man etwas von der Flüſſigkeit in einer Blaſe eines klauen- kranken Thiers auf die Zunge der geſunden Thiere bringt, wodann die Maulſeuche am dritten Tage ſich einſtellt, wäh- rend die Klauenſeuche eben dadurch verdrängt wird. Maulſperre ſ. Starrkrampf. Mauke iſt eine langwierige Entzündung der Haut im Feſſelgelenke; es ſchwitzt aus der entzündeten Haut eine kleb— rige Flüfftgkeit und die Haut iſt mit Schorfen und Schrun- den bedeckt, die Haare gehen aus und das Feſſelgelenk iſt ſtark geſchwollen. Meiſt werden nur die Hinterfüße von die- ſem Uebel befallen. Iſt die Mauke langwierig und bösartig geworden, und das untere Ende des Beins ſehr geſchwollen, jo nennt man dieß den Igelsfuß (ſ. Igelsfuß). Die Urſachen der Mauke können entweder verſetzte Druſe — 168 — ſein oder langes Stehen oder Gehen auf naſſem, moorigem Grunde. Cur: Vor allem ſorgfältiges Reinigen des ergriffenen Theils mit lauem Seifenwaſſer, dann wäſcht man die kranke Haut täglich zweimal mit: Alaun und blauem Vitriol von jedem 6 Quentchen, Waſſer 1 Quart, oder man miſcht Chlorkalk 14 Unzen, mit Waſſer 1 Quart zum Waſchen. Dieſe Waſchmittel müſſen 8—14 Tage durch gebraucht werden, dabei muß alle 4—5 Tage der kranke Theil wieder mit Seifenwaſſer gereinigt werden. Will es nach ein paar Wochen nicht beſſer werden, jo wäſcht man mit einer Auf- löſung von: Sublimat 1 Quentchen, Kalkwaſſer 1 Quart. Bei ſehr reichlicher, ſtinkender Abſonderung ſtreut man dreimal täglich ein Pulver auf von: Rothem Präzipitat + Quentchen, Eichenrinde und Koh- lenpulver von jedem 2 Quentchen. Das Weitere ſiehe nach bei: Igels fuß. Milchfehler — die weſentlichen ſind folgende: 1) wäſſrige Milch kommt von ſchlechtem, wäſſ⸗ rigem Futter und daraus entſtandener Schwäche des Thiers. Man verbeſſere das Futter und gebe folgendes Pulver: Kochſalz, Kalmus, Wermuthkraut gepulvert von jedem 3 Unzen, Seife 14 Unzen, Brechweinſtein 4 Unze, täglich zweimal ein Eßlöffel voll von dem Pulver mit Waſſer zu geben. Die Kuh muß dabei Ruhe haben. 2) Zähe Milch auch das Langwerden der Milch genannt. Der Fehler iſt oft gleich nach dem Ausmelken zu merken, oder erſt einige Zeit nachher. Nachdem die Milch eine kurze Zeit geſtanden hat, und erkaltet iſt, erſcheint fie | — 169 — beim Ausgießen ſchleimig, dick und fadenziehend und es bleibt viel von der Milch an den Wänden des Topfes hängen. Der Geſchmack iſt fade und eckelhaft, ſie ſetzt wenig Rahm an und giebt nur ſchwer und wenig Butter. Oft iſt die zähe Milch zugleich ſäuerlich: ſie gerinnt dann ſehr ſchnell und giebt nur eine dünne Rahmſchicht, weil die Gerinnung zu ſchnell erfolgt, als daß der Rahm Zeit hätte in die Höhe zu ſteigen. Er wird dann zum Theil im Käſe zurückgehalten. Als Urſache dieſes Fehlers nimmt man ſchlechtes Futter an und dadurch bedingte Verſchleimung und Säure im Magen und in den Gedärmen. Zur Brunſtzeit und bei Kühen, die oft brünſtig ſind, ohne zu tragen, kommt die zähe Milch häufig vor. Cur: Sorge für beſſere Verdauung. Man giebt zuerſt eine Laxanz von Glauberſalz, dann folgendes Pulver: Gepulverte Camillen, Kümmel, Calmuswurzel von jedem 3 Unzen, Kochſalz 2 Unzen. Von dieſem Pulver giebt man täglich dreimal einen ge- häuften Eßlöffel voll mit Waſſer 6—8 Tage lang. Iſt Säure im Magen, ſo ſetzt man obigem Pulver 3 Unzen Kreide zu. Dabei muß für gutes Futter geſorgt werden und große Rein— lichkeit der Milchgeräthe beobachtet werden. 3) Schnelles Sauerwerden der Milch. Friſch gemolken ſcheint die Milch ganz geſund, die Milch buttert ſich ſchwer. Manchmal gerinnt ein Theil der Milch ſchon im Euter; es werden dadurch die Milchgänge verſtopft und beim Melken werden geronnene Milchſtücke als faden- förmiges Gerinnſel mit der übrigen Milch ausgemolken. Urſachen find ſaures ſchlechtes Futter und davon her— rührende Verdauungsſchwäche, Magenſäure, unreine Milch— geſchirre. Bei Stürmen und Gewittern gerinnt die Milch ebenfalls ſchnell; es waltet hier ein elektriſcher Zuſtand. — 170 — Cur: Gutes Futter iſt vor allem anzuſchaffen. Um die Verdauung zu verbeſſern ſtreut man täglich 6 Eßlöffel voll Aſche von hartem Holz unters Futter. 4) Von der bittern Milch. Meiſt liegt die Urſache davon im Futter, wenn die Kühe Bitterklee, Rain⸗ farren u. dgl. freſſen; hier iſt durch Aenderung des Futters leicht abzuhelfen; manchmal aber iſt die Urſache davon eine Störung in der Gallenabſonderung, dann it die Milch zu- gleich gelb und ſonſt noch findet man Zeichen von Gelbſucht an der Kuh. Man giebt in dieſem Fall ein Laranz von 4 Pfund Glauberſalz auf 1 Quart Camillenthee. 5) blaue Milch. Die friſch gemolkene Milch ſieht geſund aus, aber nach etwa 24 — 48 Stunden, wenn die Rahmbildung begonnen hat, entſtehen auf dem Rahme kleine blaue Punkte, welche ſich nach und nach vergrößern, in ein— ander fließen und manchmal die ganze Fläche des Rahms bedecken. Dieſe Flecken ſind ſchön tief blau, am Rand etwas grünlich. In der Wärme wird eine ſolche Milch tiefer blau, als in der Kälte. Nicht nur der Rahm zeigt die blaue Farbe, ſondern nach und nach wird die ganze Milch blau. Eine ſolche Milch buttert ſich ſchwer, doch iſt die Butter meiſt von guter Farbe und gewöhnlichem Geſchmack. Die Buttermilch hat eine grünlich-blaue Farbe, die Molken ſind ſchleimig und fadenziehend, der Käſe weich und ohne verän— derte Farbe. Eine ſolche blaue Milch iſt überhaupt durchaus unſchädlich für Menſch und Thier. Die blaue Farbe wird durch äußerſt kleine, ſogenannte Infuſtonsthierchen hervorgebracht, die man nur durch ein ſtarkes Vergrößerungsglas ſehen kann. Nimmt man etwas blaue Milch und miſcht ſie mit gewöhnlicher geſunder Milch, fo wird dieſe Milch ebenfalls blau. Wodurch dieſe Infuſions⸗ thierchen entſtehen, weiß man nicht, auch verſchwindet der — 171 — Fehler früher oder ſpäter von ſelbſt, und die Kühe bleiben ge- ſund dabei. Behandlung. Man giebt der Kuh ein Laxanz von 4 Pfund Glauberſalz in 1 Quart Waſſer gelöſ't, auf einmal ein. Einige Tage nachher giebt man 8 Tage hindurch täglich eine kleine Handvoll Gyps oder gelöſchten Kalk aufs Futter. Die Milchgefäße müſſen tüchtig mit heißer Lauge ausgerieben werden, um die noch daran haftenden Infuſionsthierchen zu zerſtören. 6) Rothe Milch. Die Milch kann ein röthliches Anſehen erhalten von manchen Futterſtoffeu; in ſolchen Fällen iſt der Farbeſtoff gleichmäßig mit der Milch gemiſcht und trennt ſich ſelbſt nach dem Erkalten derſelben nicht. In manchen Fällen kann die Milch eine blutige Beſchaffenheit bekommen, ſo z. B. nach dem Freſſen von Wolfsmilch, von Hahnenfußarten, Fichtenſproſſen, Erlen, Pappeln ꝛc. Nach ſolchem Futter kommt mit der blutigen Milch zugleich blutiger Harn. Ferner kann blutige Milch durch Stöße und Quetſchun⸗ gen des Euters entſtehen, oder durch Entzündungen des Eu— ters. Oft kommt dann die blutige Milch nur aus einer (der entzündeten) Zitze, während die andern Zitzen geſunde Milch geben. Wenn das Blut erſt im Euter zu der Milch kam, ſo gerinnt es und ſetzt ſich an der Milch als körnige Maſſe nieder. Behandlung: Wurde die Milch blutig durch ſcharfe Kräuter die die Kuh gefreſſen hat, ſo wird die Behandlung helfen, die beim Blutharnen angegeben iſt (ſ. daſelbſt nach). Rührt die rothe Milch von Entzündung des Euters, ſo nützt die Behandlung, die bei der Euterentzündung angegeben iſt, (ſ. nach bei den Euterkrankheiten). 7) Gelbe Milch. Hier iſt es wie bei der blauen Milch — 172 — nur mit dem Unterſchiede, daß die Infuſorien, die Träger einer gelben, ſtatt einer blauen Farbe ſind. Die Farbe iſt in ſolchen Fällen ſafrangelb. Manchmal kommt gelbe und blaue Milch zugleich vor, ſo daß auf dem Rahm gelbe und blaue Flecken zugleich zu ſehen ſind. Sind dann beide Farben mit einander gemiſcht, ſo erſcheint die Milch grün. Von der gel— ben Milch gilt in Bezug auf Behandlung daſſelbe, was ſchor von der blauen Milch geſagt iſt. 8) Vom Verſiegen der Milch. Meiſt iſt die Milchverminderung mit einer großen Wäſſrigkeit der Milch verbunden. Schwächende Krankheiten machen gleichfalls Milchverminderung. Kühe welche lange nicht gekalbt haben, verlieren die Milch, auch ſolche Kühe welche vieles Fett an— ſetzen, oder ſolche welche verworfen haben, verlieren ihre Milch. Weitere Urſachen des Verſiegens ſind noch: Träch— tigkeit, große Magerkeit, oft wiederkehrende Brünſtigkeit, Ver dauungsfehler, Heimweh ꝛc. Cur: Setzt die Kuh zu viel Fett an, ſo mäſte man ſie lieber zum Schlachten, als daß man durch knapperes Futte das Fettwerden zu verhindern ſuche, denn es würde doch nich zur Vermehrung der Mich beitragen und eher ein völligen Verſiegen der Milch herbeiführen. Liegt die Urſache in große Jugend der Kuh fo warte man; nach dem zweiten oder drit: ten Kalbe wird die Milch ſich doch in größerer Menge ein ſtellen. Bei Kühen welche verworfen haben, wartet man das nächſte Kalben ab. Verliert ſich die Milch unerwartet, fü iſt meiſt ein Verdauungsfehler die Urſache; in ſolchen Fäller braucht man die Mittel, welche bei der zähen Milch und bei der wäſſrigen Milch ſchon angegeben wurden (f. daſelbſt nach). Als eigentlich Milchbefö derndes Mittel iſt Folgendes gerühmt: Kümmel, Kalmus von dem 4 Unzen, Kochſalz und ei Schwefelblüthen von jedem 2 Unzen, täglich zweimal, jedesmal zwei gehäufte Eßlöffel voll mit Waſſer oder Warmbier zu geben. Milchgrind ſ. Maulgrind der Kälber. Milzbrand. Er zeigt ſich beim Pferde nicht oft und viel ſeltener als beim Schwein und Rind. Der Milzbrand fänzt an mit einem heftigen Froſtanfall, das Pferd ſenkt den Kopf, ſteht matt, das Haar iſt geſträubt, meiſt iſt die Haut kühl, manchmal aber auch brennend heiß. Bald, oft ſchon in einigen Stunden nach dem Anfall kommen Beulen auf der Haut zum Vorſchein. Die Beulen ſind von der Größe eines Eies bis zur Größe einer Fauſt und oft noch mehr. Kommt die Geſchwulſt am Halſe vor, fo entſteht leicht eine Halsent- zündung, die durch Erſtickung tödtet. Cur: Die ſchnelle Hilfe nur giebt noch einige Hoff— nung zur Rettung. Vor allem ein großer Aderlaß von 10— 14 Pfund Blut, der, wenn er noch nicht erleichtert, nach 24 Stunden wiederholt werden muß. Alle + Stunden giebt man eine halbe Unze Schwefelſäure in einem halben Quart Mehl- waſſer; dann ſtellt man das Pferd bis an den Rücken an⸗ haltend in recht kaltes Waſſer oder man macht anhaltend fort kalte Begießungen fo lange bis die Glieder anfangen zu zit- tern und Miſt und Harn abgehen. Bei hartnäckiger Ver- ſtopfung jest man Klyſtiere von Salzwaſſer, mehrere halb- ſtündlich hintereinander. Die Geſchwülſte brennt man mit dem Glüheiſen und reibt ſie dann mit Terpentinöl. Blut, Miſt und Harn müſſen ſorgfältig vergraben werden, denn es können ſowohl Menſchen als Thiere davon angeſteckt werden. Ueberhaupt muß der Wärter und jeder der mit dem kranken Pferde in Berührung kommt, ſich nach jeder Berührung, z. B. von Blut nach dem Aderlaß, ſorgfältig reinigen, um nicht angeſteckt zu werden. — 174 — Milzbrand beim Rind vie h. Die Kranjheit wird oft in wenigen Minuten, oft in wenigen Stunden ſchon tödtlich, oft dauert fie eine Woche lang. Oft komnt die Krankheit fo plötzlich, daß das Thier wie vom Blitz getioffen zuſammenſinkt und unter Zuckungen in wenigen Minuten kre⸗ pirt. Dauert es länger, ſo taumelt das Thier ſich hin und her wendend, ſetzt die zitternden Füße weit auseinander oft wieder ſteht es betäubt ſtill, oder es geräth in Wuth, bküllt, rennt wild umher und ſtürzt dann nieder, oder es ſtürzt gleich im Anfang nieder, ſchäumt, wobei der Schaum oft mit Blut gemiſcht iſt. Zuweilen ſtellen ſich Zuckungen am Körper, Verdrehen des Halſes ein. Mit dem Eintritt des Todes, oder ſogleich nach demſelben fließt Blut aus Naſe und After, der Bauch treibt ſich auf und die Fäulniß erfolgt raſch. Hat der Milzbrand einen langſamern Verlauf, ſo ſtellen ſich die Erſcheinungen in folgender Weiſe ein. Man bemerkt ein Zittern in den Hinterſchenkeln, Zuckungen in der Haut, Mattigkeit. Bei fetten ſtarken Thieren beginnt die Krankheit mit Brüllen und Toben, Stampfen mit den Füßen, gewalt- ſamem Niederwerfen. Manche Thiere verlieren die Freßluſt, manche aber freſſen bis zum Tode. Die Augen ſind anfangs glänzend und wild, ſpäter werden ſie matt, das Athmen iſt mühſam, im Maul iſt große Hitze zu fühlen. In dieſem Zu⸗ ſtande kann das kranke Thier 18—36 Stunden und oft noch länger bleiben, bis endlich die Beine und der Athem kalt werden und das Thier zuckend zuſammenbricht und zu Grunde geht. In vielen Fällen kommen auch Beulen und Geſchwülſte hervor beſonders an der Kehle, an der Schulter, Bauch und Füßen. Dieſe Geſchwülſte heißen Milzbrandbeulen oder Anthrarfarbunfel, fie werden oft fo groß wie ein Menfchen- kopf. Stirbt das Thier, fo iſt der Bauch ungeheuer aufge- trieben, aus Naſe, Maul, After und Geſchlechtstheilen fließt — 175 — butiger Schleim und Schaum. Der After iſt oft wurftartig heworgetrieben, umgeſtülpt und blauroth. Unter der Haut fin? Flecken von ſchwarzem Blut und wo die Beulen ſitzen, fiwet man brandige Stellen. Wird der Bauch aufgeſchnitten, fo ährt eine ſtinkende Luft heraus. Magen und Gedärme fin von Luft aufgetrieben und ſtellenweiſe oder durchaus mit duikelrothen oder brandigen Stellen überdeckt. Die Milz iſt aufzetrieben und voll von ſchwarzem Blute. Das Blut über- hauzßt iſt faſt ſchwarz, gerinnt nicht, ſondern bleibt flüſſig wie inner Theer. Die Urſachen find noch unbekannt. Sur: Zuerſt ein Aderlaß von 9—12 Pfund Blut, der wenn keine Beſſerung eintritt, nach 18 Stunden wiederholt wird. Innerlich giebt man alle 3 Stunden 6 Quentchen Salpeter mit 4 Unzen Glauberſalz in einem halben Quart Waſſer aufgelöſ't bis Durchfall eintritt. Zum Saufen giebt man kaltes Waſſer, dem man eine Unze Schwefelſäure auf das Bocket Waſſer zuſetzt. Man läßt das kranke Thier ſaufen, ſo viel es mag. Gut iſt es, das Thier 2—3 mal täglich mit kaltem Waſſer zu begießen, ſo lange bis der ganze Körper zittert. Ueberdieß muß das Thier von den geſunden Thieren abgeſondert werden. Man muß das Kranke ſo kühl als mög— lich halten und ihm leichtes ſaftiges Futter geben. Bei Ver— ſtopfung giebt man Klyſtiere mit Salzwaſſer. Sind Beulen da, ſo zieht man ein Eiterband durch dieſelben, oder brennt ſie mit einem glühenden Eiſen und thut dann Terpentinöl auf die Brandwunden um ſie in Eiterung zu bringen. Eines der berühmteſten Mittel gegen Milzbrand iſt folgendes: Kampfer 1 Quentchen, Salmiak und Salpeter 4 Unze, Waſſer 18 Unzen. Dieſe Portion giebt man dem Thiere alle Stunde ein. Wie ſchon erwähnt wurde, iſt die größte Vorſicht nöthig, — 176 — um nicht angeſteckt zu werden; man thut deßhalb gut, vr jeder Hülfeleiſtung, die man dem kranken Thiere bringt, Sie Hände mit Oel einzureiben oder mit Fett, oder Handſchhe dabei anzuziehen. Milzentzündung hat in ihren Erſcheinungen ie größte Aehnlichkeit mit der Leberentzündung, nur daß ſtitt des Schmerzes in der rechten Seite, der Schmerz hier in er linken Seite zu bemerken iſt. N Die Behandlung iſt ganz dieſelbe, wie in der n entzündung (ſ. dieſe). Mondblindheit. Es iſt eine Augenentzünkung, die meiſtens in Blindheit übergeht. Es iſt heftiger Thrinen⸗ fluß und große Lichtſcheu zu bemerken, das Pferd iſt fehr em⸗ pfindlich am kranken Auge, manchmal kommt Fiebet dabei vor, das Thier ſteht da wie im Dummkoller und hat wenig Appetit. Oeffnet man die Augenlider, ſo findet man die Hornhaut (die Haut über dem Sehloch) etwas trüb, in der vordern Augenkammer (d. i. der Raum zwiſchen der Horn— haut und dem Sehloch) bemerkt man eine grüngelbe Flocke, welche in dem Waſſer der vordern Augenkammer ſchwimmt und ganz der Bewegung des Kopfes folgt. Ueber die Urſache dieſer Krankheit iſt man noch nicht im Reinen. Man findet das Uebel häufiger bei groben, ſchlaffen, plumpen Pferden, als bei edlen Racen. Die Krankheit ſcheint ſich von der Stute aus zu vererben. In der Regel wird nur ein Auge befallen, das ſich dann nach einigen Wochen zu beſſern an- fängt und oft ſcheinbar ganz geheilt iſt. Nun fängt das an- dere Auge auch an zu leiden, und ſo wechſelt das Uebel an beiden Augen bis nach einigen Monaten die Entzündung zwar aufgehört hat, dafür aber der graue Staar eingetreten iſt. Sur: Sie iſt zweifelhaft, doch kann man etwas ver- ſuchen. Iſt das Pferd kräftig und gut genährt, ſo macht — ian einen Aderlaß von 9—10 Pfund Blut. Innerlich giebt nan Folgendes: Aloe 1 Unze, gepulverte Jalappenwurzel 4 Unze, Seife 15 Unze. Daraus macht man eine Pille, welche auf einmal eingegeben wird. Nach 2 Tagen zieht man an der Backe des Pferdes ein Eiterband, das man mit Terpentinöl getränkt hat. In das Auge pinſelt man täglich zweimal etwas von folgender Miſchung mit einem feinen Federchen ein: | Calomel 1 Quentchen, Baumöl 3 Quentchen, beides gut zuſammengerieben. Nach drei Wochen nimmt man das Eiterband wieder weg. Das Pferd muß längere Zeit in einem finſtern Stalle ſtehen und darf nur ſchwach gefüttert werden. Uebrigens darf man, wie fchon oben bemerkt wurde, auch wenn die Eur wirklich gelungen ſcheinen ſollte, nicht ganz ſicher vor einer ſpätern Wiederkehr des Uebels ſein. Mondkalb, Speckkalb, Mola genannt, tft eine Miß⸗ geburt von ſpeckiger, haarloſer und formloſer Art, die ſich, wie die natürliche Leibesfrucht in Eihäute gehüllt und mit einer Nabelſchnur verſehen, im Fruchthälter entwickelt. Am häufigſten kommt dieſe Mißgeburt beim Rindvieh vor. Da die Schwere und übermäßige Größe einer ſolchen Mißgeburt häufig die Geburt erſchwert, ſo iſt man oft genöthigt, dieſelbe im Mutterleibe zu zerſchneiden und darauf mit einem Haken die zerſchnittenen Theile herauszuziehen. Nabelbruch — beſteht im Austreten des Netzes oder der Gedärme durch den Nabelring aus der Bauchhöhle her— aus unter die Haut, wo man dann eine ſchmerzloſe, rundliche Geſchwulſt fühlen kann in der Gegend des Nabels. Kleine Nabelbrüche heilen oft von ſelbſt, größere Nabelbrüche aber müſſen durch einen Verband zurückgehalten werden. Man 12 BR legt zu dieſem Zwecke das Thier auf den Rücken und fucht die ausgetretenen Eingeweide in den Bauchring zurückzu⸗ drängen, dann legt man einen dicken Ballen von Werg oder Wolle mit Whisky getränkt auf den Nabel und über dieſen Ballen ein plattes Stück Holz; das Ganze wird uun mit Binden nach Art einer Bauchgurte um den Leib befeſtigt. Iſt der Nabelbruch jedoch ſehr groß, fo wird es nöthig, zu ope- riren, was aber die Sache eines geübten Thierarztes bleiben muß. Siehe das Weitere in dem Abſchnitt: Bruch. Nabelentzündung kommt gleich nach der Geburt vor, wenn der Nabel gezerrt oder zu ſtark gedehnt, oder durch rauhe Streu, oder ſtarkes Belecken des Mutterthiers gereizt wurde. Warme Ueberſchläge von Leinſamen mit Bleiwaſſer ſind hier paſſend; zugleich reibt man in der Umgegend des Nabels warmes Fett ein. Nageltritt iſt eine Verletzung der im Innern des Hufes oder der Klauen eingeſchloſſenen Weichtheile durch Nägel, Splitter, Glas, Dornen u. dgl. Man erkennt dieß gleich daran, daß das Thier mit dem verletzten Hufe nicht auftritt. Iſt der eingedrungene Gegenſtand nicht abgebrochen, ſo iſt es leicht zu helfen, iſt er aber abgebrochen, ſo iſt es oft nicht möglich die verletzte Stelle zu finden. Je nachdem ein ſolcher Dorn oder Splitter mehr oder weniger tief eingedrun— gen iſt, wird die Verletzung bedenklich. Bei der Behandlung kommt es darauf an, den eingedrungenen Gegenſtand baldigſt auszuziehen, man erweitert, wenn man die Wunde gefunden hat, dieſelbe trichterförmig mit dem Hufbohrer, um den Schaden bloszulegen und den Wundflüſſigkeiten freien Abfluß zu verſchaffen. Man verbindet die Wunde mit Terpentin, den man in Weingeiſt aufgelöſ't hat; um den Huf ſelbſt macht man kalte Umſchläge. Bei heftigen Schmerzen ſtellt man den Fuß in ein Gefäß voll von einer lauwarmen Käfe- — 179 — pappelabkochung mit Zuſatz von Bilſenkraut. Iſt der einge— tretene Splitter nicht mehr zu finden, ſo nimmt man das Eiſen ab, ſchneidet die Sohle aus, und erweitert jede be— merkbare oder beſonders ſchmerzhafte Oeffnung, die in der Sohle zu finden iſt, bis man mit der Zange das abgebrochene Stück des Splitters faſſen und ausziehen kann; dann legt man einen Ballen von Werg auf die Wunde und macht kalte Umſchläge drüber. Naſenbluten iſt entweder ein begleitendes Zeichen einer ſonſtigen fieberhaften Krankheit, oder kommt es von Er- hitzung durch Rennen oder Sonnenhitze. Selten iſt es ge- fährlich. Man macht kalte Umſchläge, und will es nicht nach- laſſen, ſo ſpritzt man eine Auflöſung von etwas Alaun oder Eiſenvitriol in Waſſer gelöſ't in die Naſenöffnungen. Nervenfieber. Das Weſentliche davon iſt in dem Artikel: Influenza angegeben. (ſ. daſelbſt.) Da faſt jede Nervenfieberſeuche von der andern wieder abweicht, ſo giebt es auch mannigfaltige Abweichungen in der Behand- lung, die keine allgemeine Vorſchriften möglich machen; indeß ſind die weſentlichen Angaben über Behandlungsweiſe eines nervöſen Fiebers in dem Artikel: Influenza aufgezeichnet. Neſſelfieber kommt meiſtens nur bei jungen Pfer- den vor, gewöhnlich im Frühling und Herbſt. Manche Thiere bekommen die Krankheit alle Jahre. Die Krankheitserſchei— nungen ſind folgende: Die Pferde ſind matt, traurig, haben bald Fröſteln bald Hitze, der Appetit nimmt ab, dann zeigen ſich auf der Haut Beulen von der Größe einer Haſelnuß bis zur Größe einer Wallnuß, zuweilen auch nur bohnengroß. Beſonders in der Gegend der Augen und Geſchlechtstheile werden dieſe Geſchwülſte am größten gefunden. Die Thiere ſind dabei unruhig, ſuchen ſich zu reiben und wälzen ſich, ſpringen aber gleich wieder auf, weil ihnen das Wälzen 12* — 1890 — Schmerz macht. Nach 1—2 Tagen ſinken die Beulen wieder zuſammen und die Haut ſchilfert ſich ab, ſo daß das Thier ausſieht, als ſei es mit Mehl beſtreut. Rach dem Abſchilfern bleiben manchmal kahle Platten zurück. Cur: Nur ſelten wird ein Aderlaß nöthig ſein. Man kann dagegen folgende Pille geben: Brechweinſtein 1 Quentchen in etwas Waſſer auf- gelöſ't, Salpeter 2 Quentchen, Kampfer 1 Skrupel, Mehl 14 Quentchen, Molaſſes ſo viel als nöthig iſt, um eine Pille daraus zu machen. Täglich giebt man 3 ſolche Pillen zwei Tage lang. Zum Futter giebt man Grünfutter und gelbe Rüben, um blutreinigend zu wirken. Schilfert ſich der Ausſchlag ab, ſo giebt man folgende Pille: Terpentin und Seife von jedem 4 Unze, Schwefel 3 Quentchen, gepulverter Kümmelſamen 2 Quentchen, Aus dieſer Maſſe formirt man 2 Pillen und giebt jeden Abend mit dem Futter eine Pille. Netzbruch nennt man das Austreten eines Theils des großen Netzes unter die Haut, die dann zu einem Bruch- ſack ausgedehnt wird. Die Oeffnung, durch welche ein ſolcher Netzbruch herauskommt, iſt entweder eine natürliche oder durch Gewalt erzeugte Oeffnung. Solche Netzbrüche können durch den Nabelring oder durch den Leiſtenring austreten, die erſtern heißt man dann Nabelnetzbrüche, die letzteren Hodenſacknetzbrüche, endlich kön⸗ nen noch durch eine widernatürliche Oeffnung am Bauch Netz- brüche austreten, dieſe heißt man Bauchnetzbrüche. Der aus⸗ getretene Theil des Netzes verwächſt leicht mit den Theilen in denen er liegt, oder wird er eingeklemmt und ſtirbt ab. Netz— brüche ſind weniger gefährlich als Darmbrüche, denn wenn — 181 — fie auch eingeklemmt werden, fo kommt das Leben doch nicht in große Gefahr. Die Behandlung der Netzbrüche iſt einfach. Man ſchneide die blosgelegten Theile des ausgetretenen Netzes mit einer ſcharfen Scheere ab und macht dann einen Verband von Werg darüber bis die Heilung erfolgt iſt. Nierenentzündung entſteht gern durch über— mäßige Anſtrengungen vom Ziehen ſchwer beladener Wagen; auch Stöße oder ſcharfe Gifte (z. B Kanthariden) können Urſache ſein. Das Thier wirft ſich oft nieder und kann nur mit Mühe und unter Stöhnen ſich wieder erheben, manchmal iſt die Nierengegend etwas aufgeſchwollen, drückt man auf dieſelbe, ſo weicht das Thier dem Drucke aus; es iſt heftiges Drängen zum Waſſerlaſſen da und anfangs geht ein dunkel- farbiger Harn noch ab, ſpäter aber kommt entweder gar keiner mehr, oder es gehen nur einzelne faſt blutige Tropfen ab. Die Entzündung der Nieren ergreift öfter auch die nahge— legenen Organe; meiſt iſt Verſtopfung dabei, oder es geht nur mühſam und ſparſam ein harter Koth ab, zugleich iſt heftiges Fieber vorhanden, das Thier frißt nicht, hat großen Durſt. In 3 oder 4 Tagen hat die Krankheit ihren Höhen- punkt erreicht, in leichtern Fällen iſt dieß ſchon früher der Fall. Den Uebergang in Geneſung erkennt man daran, daß der Harn heller wird und in größerer Menge wieder abgeht. Beim ſchlimmen Ausgang hört das Thier ganz auf, ſein Waſſer zu laſſen, es tritt kalter Schweiß ein, das Thier bleibt liegen und kann nicht mehr aufſtehen und der Tod erfolgt. Je heftiger die Krankheit iſt, deſto weniger iſt ein guter Ausgang zu hoffen; hört der Appetit ganz auf, geht kein Harn mehr ab, ſchwellen die Geſchlechtstheile, ſo iſt der Tod ſo ziemlich gewiß. Sur: Aderlaß von 10—15 Pfund Blut, wird es⸗ nicht AB beffer, fo läßt man den andern Tag wieder zur Ader, beim Rinde läßt man weniger Blut als beim Pferde. Innerlich giebt man: Salpeter 2 Unzen, Bitterſalz 4 Pfund, Weinſtein 7 Unzen, Mehl und Waſſer ſo viel als nöthig iſt, eine Latwerge daraus zu machen, die man in 12 Stunden verbrauchen läßt. Daneben giebt man 2—3 mal des Tags einen Einſchütt von Leinöl mit Waſſer. Der Miſt muß mit der Hand aus dem Maſtdarm geholt wer- den, dann ſetzt man alle halbe Stunden ein Klyſtier von Sei— fenwaſſer. Kommt die Krankheit von einer Verletzung in der Nierengegend, fo macht man kalte Ueberſchläge über die Nieren- gegend, iſt dies aber nicht der Fall und kommt die Krankheit von innerlichen Urſachen, ſo reibt man folgende Salbe auf einmal in der Nierengegend ein: Brechweinſtein 1 Quent- chen, Euphorbium 4 Unze, Terpentin und Schweine- fett von jedem 1 Unze; alles gut zuſammengemiſcht. Das Pferd wird gut zugedeckt. Zum Saufen giebt man Waſſer mit Kleie, ſo viel als das Thier davon trinken mag. Ohnmacht kommt felten vor, außer etwa nach hef- tigem Blutverluſt oder nach großen Anſtrengungen. Die Thiere bekommen kalten Schweiß und ſinken zuſammen. Die Behandlung beſteht in Begießungen mit kalt Waſſer, Ein- reiben mit Branntwein an Kopf und Hals; man ſuche auch etwas Branntwein oder Aether ins Maul zu bringen. Kann das Thier wieder ſchlucken, ſo giebt man ihm warmen Wein oder warm Bier mit Eigelb und etwas Gewürz bei- gemiſcht. Ohrwurm oder Ohrenkrebs iſt eine Krankheit der Hunde, beſonders der Racen, welche lange, hängende Ohren haben. Am Rande des Ohres, an irgend einer Stelle bemerkt man eine oder mehrere kleine Anſchwellungen, die, nn wenn man ſie drückt, ſchmerzen, es bildet ſich daſelbſt ein dunkelrother, riſſiger Schorf. Das Thier kratzt häufig an dieſer Stelle und ſchüttelt mit dem Kopfe. Die kranken Stel- len greifen um ſich, es fallen endlich einige Stücke ab, ſo daß der Ohrenrand ein ausgezacktes Anſehen erhält. Cur: man macht dem Hunde eine Art Haube über die Ohren, daß er die Ohren nicht ſchütteln und nicht daran kratzen kann. Die Ohren ſelbſt befeuchtet man mehrmals des Tags mit einer ſtarken Eichenrindeabkochung oder mit einer Auflöſung von 2 Quentchen blauen Vitriol in einem halben Pint Waſſer. Will das nicht helfen, ſo betupft man die kranke Stelle alle 2 Tage mit Höllenſtein, und hat auch das nach einigen Tagen noch keinen günſtigen Erfolg, ſo brennt man die kranke Stelle mit dem Glüheiſen. Als letztes Mittel bleibt aber das Ausſchneiden der kranken Stellen übrig, was eine ganz gefahrloſe Operation iſt, aber wie natürlich das Ohr verſtümmelt und deßhalb bei werthvollen Hunden mißlich iſt. Piephacke iſt eine ſchwammige Geſchwulſt am Hin— terſchenkel auf der Hacke. Das Uebel hat weiter keinen Nach— theil, als daß es der Schönheit des Pferdes Eintrag thut. Die Urſachen find Stöße und Schläge auf die Hacke. Unter- ſucht man die Piephacke, ſo findet man ſie entweder weich, wie mit Flüſſigkeit angefüllt, oder ſpeckartig, manchmal auch fühlt ſie ſich wärmer an, als die Nachbartheile. Die Be— handlung iſt dieſelbe, wie beim Stollſchwamm, ſiehe deßhalb darüber nach in dem Artikel: Stollſchwamm. Pocken. 1., Kuhpocken. Sie kommen gern vor im Früh— ſommer beim raſchen Uebergang von Dürrfutter in Grün- futter; oder nach dem Kalben, oder nach dem Abſetzen des Kalbes. g . oe Eine Kuh, die die Pocken hatte, bekommt ſie nicht wie⸗ der. Perſonen, welche pockenkranke Kühe melken, können leicht angeſteckt werden, wenn ſie nicht vorher geimpft waren. Das Fieber iſt unbedeutend und die Krankheit von ſo wenig Belang, daß keine Behandlung nöthig iſt. Die Milch iſt wäſſerig, bläulich und leichter gerinnbar als ſonſt, das Euter iſt geſchwollen, an einzelnen Zitzen macht das Melken Schmerz. Nach 3—4 Tagen entſtehen am Euter rothe Flecken, die in ihrer Mitte einen flohſtichähnlichen Punkt haben. Um dieſen Punkt ſchwillt nach ein paar Ta- gen die Haut an, ſo daß linſengroße Beulen entſtehen, die in ihrer Mitte eine kleine Vertiefung haben und eine klebrige, milchwaſſerähnliche Flüſſigkeit enthalten. Dieſe kleinen Ben- len oder Puſteln, wie man ſie nennt, ſind von einem ſchwach gerötheten Hof umgeben, den man aber nur an den Eutern von weißer Farbe genauer erkennen kann. Allmählig fängt die Flüſſigkeit in der Puſtel an, ſich zu trüben und vertrock— net bald, wo dann die Reſte der Pocken als blaue Schorfe einige Zeit noch hängen bleiben. Werden die Pocken vor dem natürlichen Eindorren zerriſſen, ſo entſteht eine Eiterung, die aber durch Auswaſchen mit Kalkwaſſer bald wieder geheilt wird. Der Ausbruch der Pocken kommt nicht auf einmal, ſondern dauert oft 1—2 Wochen, fo daß, wenn einige an⸗ fangen zu verſchwinden, ſich wieder andere, neue zeigen. Man hüte ſich, trotz des Sträubens der Kuh, Milch im Euter zurückzulaſſen, wenn man melkt, weil ſonſt leicht Milchkno⸗ ten und Entzündungen nachfolgen. Es giebt noch andere Arten von Pocken, die man die falſchen Pockenausſchläge nennt, hieher gehören: Spitz⸗ und Nachpocken. Die Spitzpocken ſind kleine frieſel⸗ artige Knötchen, die zu Hunderten beiſammen ſtehen und keine - 185 — Delle (Vertiefung in der Mitte) und keinen aufgeworfenen Hof haben. Nachpocken ſind kleine Schörfchen, welche keine Feuchtigkeit enthalten und nach den ächten Pocken manchmal am Euter ausbrechen. Beide verſchwinden bald. Die Steinpocken find harte, unempfindliche lin- ſengroße, oft ſogar haſelnußgroße Warzen mit holzartiger, graubrauner Spitze; ſie enthalten Blut, und bleiben oft Monate lang ſtehen, bis ſie nach und nach wieder ver— ſchwinden. Die Waſſer- oder Windpocken find Blaſen, welche ſchnell aufſchießen und oft ſo groß wie eine Bohne oder eine kleine Kirſche ſind; ſie enthalten bald eine wäſſrige, bald eine dickliche, eiterartige Flüſſigkeit. Die Fllüſſigkeit verſchwindet zuweilen in der Blaſe durch Aufſaugung, dann ſind ſie hohl und werden Pape genannt. Sie vergehen bald wieder. 2., Schafpocken. Dieſe Krankheit, welche das Schaf nur einmal befällt, iſt ſehr verheerend. Die erſten Zeichen der Krankheit ſind folgende: das Schaf geht ſteif und träge, es frißt nicht und iſt traurig. Bald kommt nun Fieber dazu, Schaudern und Zittern und dann Hitze. Das Schaf ſteht die Füße nah zuſammengeſtellt, es ſenkt den Kopf tief herab, hat großen Durſt, frißt aber nicht; darauf fließt ein dünner, waſſerheller Schleim aus der Naſe und an den Stellen, an denen keine Wolle iſt, bemerkt man flohſtichartige Flecken. Schon am folgenden Tage (vom Beginn des Fie- bers an gerechnet) fangen die Flecken an, ſich zu Knötchen zu erheben; die Stellen, an denen ſie ſich zeigen, ſind ge— ſchwollen, am Kopfe zuweilen ſo ſtark, daß Naſe und Augen dadurch verſchloſſen werden. Unter fortwährendem Fieber bilden ſich nach und nach Pocken aus dieſen Knötchen. Dieſe Pocken (wir ſprechen hier zunächſt von der gutartigen Form — 156 — diefer Krankheit) find linſen -bis erbſengroß, weißlich und mit einem rothen Rande umgeben. Die Haut zwiſchen den einzelnen Pocken iſt ebenfalls angeſchwollen. Am vierten Tage, vom Ausbruch der Pocken an gerechnet, läßt das Fie— ber nach, der Eiter in den Pocken wird dick und gelb, die Pocken trocknen ein zu einem ſchwarzbraunen Schorf. Die Abtrocknung bedarf eines Zeitraums von 5—7 Tagen, worauf das Schaf wieder geſund iſt. Die bösartigen Pocken haben keinen regelmäßigen Ver⸗ lauf, der Kopf ſchwillt außerordentlich auf, die Augen ſind von Eiter verklebt, aus der Naſe fließt ein zäher, ſtinkender Schleim, der Athem geht mühſam, weil die Naſenöffnungen verklebt und verſchwollen find, das Schaf athmet mit offe> nem Maule und knirſcht mit den Zähnen. Die Pocken, die ſich jetzt zeigen, ſind bläulichroth, faſt ſchwarz, ſie erheben ſich nicht, ſind flach und fließen mit einander zuſammen. Es bilden ſich bösartige Geſchwüre aus den Pocken, wodurch ganze Hautſtücke zerſtört werden, der Tod kommt am 18. oder 21. Tage der Krankheit. Die Pocken entſtehen durch Anſteckung. Cur: zunächſt muß man die geſunden Thiere von den kranken entfernen. Die mit gutartigen Pocken behafteten Thiere hält man bei warmem Wetter im Freien, bei naſſem und kaltem Wetter im warmem, trockenen Stall. Es iſt gut, ihnen alle 6 Tage eine Salzlecke zu geben, in dem Ver— hältniß, daß einem Pfund Kochſalz eine Unze Schwefel zuge— ſetzt wird. Man ſorge für gutes Futter. Bei den bösartigen Pocken gilt ungefähr dieſelbe Pflege, nur muß das Futter noch nahrhafter ſein. Man giebt gutes Heu oder Grünfutter und dabei Mehl- oder Kleiengetränke. Innerlich giebt man bei den bösartigen Pocken folgende Latwerge: Kampfer 1 Unze, Angelikawurzel, Baldrianwur- — zel, Wachholderbeeren von jedem 3 Unzen, Mehl und Waſſer, fo viel als nöthig iſt, eine Latwerge daraus zu machen, von wel- cher man täglich 2 mal eine Haſelnuß groß auf die Zunge ſtreicht. Uebrigens richtet man ſelten etwas mit aus, denn die meiſten Stücke ſterben. Als Schutz gegen die Pocken wendet man die Im— pfung an. Man unterſcheidet eine Not himpfung, welche man bei den Stücken einer angeſteckten Heerde anwendet, die noch frei von der Krankheit ſind, — und eine Schutzimpfung, welche in einer noch nicht kranken Heerde angewendet wird, um ſie zu ſchützen vor etwa in der Umgegend graſſirenden Pocken. Will man die Nothimpfung vornehmen, ſo trennt man ſorgfältig die kranken von den geſunden Thieren und wählt unter den kranken Stücken eines aus, bei dem nur wenige, aber gute, runde, mit Lympfe gefüllte Pocken zu finden ſind. Iſt kein Schaf zu finden, das Pocken mit Lympfe hat, ſo nimmt man eines, bei dem die Pocken noch nicht reif ſind und noch keinen Schorf haben. Eine ſolche entzündete Pocke wird mit dem Meſſer angerizt, daß Blut fließt; mit dieſem Blute impft man dann das Ohr eines geſunden Schafes. Die beſte Stelle zum Impfen iſt die innere Fläche des Ohrs, 1— 13 Zoll von der Spitze des Ohrs entfernt. Das Impf- meſſerchen wird etwa 2—3 Linien tief unter die Haut des innern Ohrs geſtochen, dann wird die Spitze des Meſſerchens umgedreht, daß der Impfſtoff recht in Berührung mit der kleinen Wunde kommt. Ganz auf dieſelbe Weiſe, wie die Nothimpfung, wird auch die Schutzimpfung gemacht. Für die geimpften Stücke 1 muß Sorge getragen werden. Man hat ſie vor Kälte, Näſſe und Regen zu hüten. Ein einziger Regen kann ſehr ver⸗ derblich werden. Putrides Fieber oder Faulfieber beginnt mit Froſtanfall und darauf folgender vermehrter Wärme. Die Wärme iſt übrigens nur an einzelnen Theilen wahrzu⸗ nehmen, z. B. an Maul, Ohren u. dgl., während die übri- gen Theile und beſonders die Beine andauernd kühl bleiben. Das Pferd (die Krankheit iſt mehr beim Pferd beobachtet worden, als bei andern Thieren) iſt gleich von Anfang an ſchwach und hinfällig, der Gang iſt ſchleppend, ſo daß die Füße kaum vom Boden erhoben werden. Das Pferd iſt ſtumpf, gleichgültig, läßt die Ohren hängen, es bewegt auch nur ſelten die Ohren und den Schweif; der Appetit fehlt, auch der Durſt iſt gering. Der Puls iſt weich und vermehrt, das Herz pocht ſtark und der Herzſchlag iſt an beiden Seiten der Bruſt zu fühlen. Zuweilen zeigt ſich ein loſer Huſten; der Miſt iſt ſehr übelriechend und mit Schleim überzogen, er geht in großen Ballen ab. Die innere Haut des Mauls und der Naſe hat eine gelblich rothe Färbung, die Zunge iſt ſtark belegt. Wird das Faulfteber heftiger, fo wird der Puls ſchnel⸗ ler, ebenſo der Herzſchlag und das Athemholen, welches ei— nen röchelnden Laut hören läßt, weil die Naſenhöhle ver— ſchwollen iſt; manchmal fließt ein ſtinkender Schleim aus der Naſe. Der Miſt wird jetzt dünn, breiartig, übelriechend und mit unverdautem Futter vermiſcht. Der Harn iſt übel- riechend, oft iſt auch geronnenes Blut in demſelbenz Der Körper fühlt ſich kalt an, Beine und Schlauch ſchwellen auf, oft auch der Bauch und das Maul. Das Pferd iſt jetzt ganz ſtumpf; liegt es, ſo kann es nicht mehr aufſtehen, oder nur mit großer Anſtrengung. Die Krankheit kommt meiſt 1 nur bei alten, abgetriebenen Pferden vor und iſt meiſt tödtlich. Cur: man reicht nahrhaftes, leicht verdauliches Fut— ter und ſtärkende Mittel: Bier oder Wein mit Enzian, Kal- mus und Fenchelſamen abgekocht, könnte man dem kranken Thiere zweimal des Tages geben. Sonſt iſt weiter nichts zu thun, denn die ganze Behandlung beruht nur in einem ſtärkenden Verfahren. Polyp. Man unterſcheidet Fleiſchpolypen und Schleimpolypen. Der Fleiſchpolyp iſt eine fleiſchige, dichte Maſſe, die an irgend einer Stelle der Schleimhaut angewach— ſen iſt; — der Schleimpolyp kommt ebenfalls nur auf der Schleim haut vor und iſt entweder mit feiner breiten Fläche oder nur mit einem dünnen Stiel an derſelben angewachſen, er beſteht aus einer lockern, weichen Maſſe. Die Stellen, an welchen die Polypen vorkommen können, ſind entweder die Gaumenhöhle, oder die Naſenhöhle oder die Gebärmutter ꝛc.; am gewöhnlichſten kommen die Naſenpolypen vor, die aber ihren Sitz oft ſo hoch oben in der Naſenhöhle haben, daß ſie ſchwer zu erkennen ſind. Die Cur beſteht darin, daß man den Polypen mit dem Meſſer ausſchneidet, — eine Operation, die leicht aus— zuführen iſt, wenn der Polyp von außen ſichtbar iſt, oder überhaupt nicht zu ſehr verſteckt liegt. Sitzt hingegen der Polyp hoch oben in der Naſenhöhle, ſo muß man vorher mit dem Trepan, (eine Art Bohrer) ein Knochenſtück aus dem Naſenbein ausbohren, daß man ihm beikommen kann. Hat man auf dieſe Weiſe den Polypen blosgelegt, ſo ſticht man eine Nadel, die mit einem ſtarken Faden verſehen iſt, durch denſelben, und zieht ihn an dieſem Faden recht weit hervor, dann ſchneidet man ihn hart an der Stelle ab, an welcher er angewachſen iſt. Hierauf drückt man ein Glüheiſen auf die BE EM Wunde. Um jedoch dieſe Operation vornehmen zu können, macht man vorher den Luftröhrenſchnitt (ſ. dieſen), damit das Thier während der Operation die nöthige Luft erhält. St der Polyp abgeschnitten und die Wunde mit dem Glüh⸗ eiſen gebrannt, ſo macht man einen einfachen Verband von Heftpflaſterſtreifen über die Trepanationswunde, und läßt den Luftröhrenſchnitt wieder zuheilen, wenn man ſich vorher. überzeugt hat, daß das Thier wieder auf dem gewöhnlichen natürlichen Wege Luft ſchöpfen kann, d. h. daß es wieder durch die Naſe athmen kann. Die Polypen in andern Organen, z. B. im Kehlkopf, im Schlundkopf, in der Scheide, in der Gebärmutter oder im Maſtdarm, ſind, weil ſie tief und verborgen und ſonſt überhaupt nicht leicht zu erreichen ſind, ſchwer zu operiren. Pulsadergeſchwulſt. Man verſteht darunter die ſackartige Ausdehnung an einer Stelle einer Pulsader. Die Pulsadergeſchwulſt iſt ſchwierig zu erkennen. Meiſtens kommt ſie an einer der großen Schlagadern in der Nähe des Herzens oder der Eingeweide vor und verurſacht keine Krank— heitserſcheinungen, die deutlich genug wären, daß man ſie daraus erkennen würde. Außer dieſer ſogenannten wahren Pulsadergeſchwulſt kommt noch eine falſche Pulsadergeſchwulſt vor, welche darin beſteht, daß durch einen Stich oder eine ſonſtige Urſache Blut in die Gewebe fließt, welche die Ader umgeben; es entſteht dadurch eine Geſchwulſt an der Pulsader, die aber nicht in der Ader ſelbſt, ſondern nur außerhalb derſelben ſtattfindet. Eine andere Art von Pulsadergeſchwulſt kommt manch- mal auch vor in Folge eines Aderlaſſes. Bei einem foge- nannten unglücklichen Aderlaß nämlich geſchieht es, daß die Spitze der Fliete durch die Droſſelader hindurchdringt und die unter ihr liegende Pulsader ritzt; die äußere Wunde — 191 — der Droſſelader, die unter der Hautwunde liegt, heilt zwar, aber die innere Wunde der Droſſelader, die an der Puls— ader liegt, bleibt offen, und eben durch dieſe Wunde fließt das Blut der angeſtochenen Pulsader in die Droſſelader herein und bildet in derſelben eine Auftreibung (in den Wan- dungen der Doſſelader,) welche ſich wie eine ſchwappende, pulſirende Geſchwulſt fühlen läßt. In der Regel ſind dieſe Pulsadergeſchwülſte nicht ge— fährlich, nur wenn die Geſchwulſt berſtet, erfolgt der Tod durch Verblutung. Cur: Man bindet eine Fadenſchlinge oberhalb und unterhalb der Geſchwulſt. Iſt dies geſchehen, ſo ſchneidet man die Geſchwulſt auf und entleert ihren Inhalt. Steht die Pulsadergeſchwulſt in Verbindung mit einer Blutader, wie eben beim unglücklichen Aderlaß angegeben wurde, ſo macht man ebenſo über und unter dem Blutaderſack eine Schlinge und ſchneidet den Sack auf. Die Schlingen läßt man liegen bis ſie mit der Eiterung abgehen. Quetſchung. Sie zertheilt ſich oft leicht, manch— mal aber geſchieht es auch, daß ſie in Verhärtung oder in Eiterung übergeht, — in den ſchlimmſten Fällen kann ſie den Brand veranlaſſen. Die Urſachen der Quetſchung ſind entweder Druck vom Geſchirr, Kummet, Sattel, Joch u. dgl. oder Stöße, Hufſchläge u. ſ. w. Cur: Man macht im Anfang kalte Umſchläge aus Eſſig, Waſſer und Salz, — ſpäter, wenn die Entzündung im Abnehmen iſt, ſetzt man dieſen Umſchlägen etwas Whisky zu; in hartnäckigen Fällen reibt man Seifengeiſt oder Kam- pfergeiſt ein, — ſtellt ſich auch auf dieſes noch keine Beſſe— rung ein, fo reibt man eine Miſchung von 2 Theilen Laven— delgeiſt mit 1 Theil Salmiakgeiſt ein. Bemerkt man aber Ei— terung, ſo macht man warme Breiumſchläge und wenn man 1 an dem Schwappen des gequetſchten Theiles bemerkt, daf der Eiter reif iſt, ſo ſchneidet man ein, daß der Eiter ab fließen kann. Droht die Quetſchung in Brand überzugehen, was man an der großen Schmerzhaftigkeit und Hitze des kranken Theils bemerkt, ſo macht man tiefe Einſchnitte und reibt Terpentinöl hinein, um dadurch eine gute Eiterung her— vorzubringen. Rähe, ſiehe Harthäutigkeit. Rankkorn. Das Schwein iſt unruhig, zittert, frißt nicht, das Maul iſt heiß, auch kaut das Thier unaufhörlich und fletſcht die Zähne. Bald darauf bilden ſich auf der Zunge, am Gaumen oder am Zahnfleiſch Blaſen von der Größe einer Erbſe bis zur Größe einer Bohne. Dieſe Blaſen werden braun oder ſchwarz und platzen endlich, worauf ſich brandige Geſchwüre daraus bilden, welche große Zerſtörungen in den ergriffenen Theilen anrichten. Auf dieſe brandigen Zerfid- rungen erfolgt raſch der Tod oft ſchon in wenigen Stunden, ſeltener erſt nach 12—24 Stunden. Cur: Man muß die brandigen Blaſen und Geſchwüre im Maule ſo ſchnell als möglich zerſtören. Zu dieſem Zwecke ſteckt man dem Schweine ein Stück Holz durch's Maul, um es dadurch aufgeſperrt zu halteu, dann zieht man die Zunge etwas hervor und ſchabt mit einem ſtumpfen Meſſer oder dgl. die Blaſen und Geſchwüre recht gründlich weg, aber man muß dabei die Vorſicht beobachten, vorher einen Handſchuh anzuziehen, damit die Brandjauche nicht auf die Hand fließt, was gefährliche Folgen für den Menſchen haben kann. Sind im Maule des Schweins ſchon tiefe Geſchwüre entſtanden, ſo brennt man dieſelben mit einem glühenden Eiſen recht tief aus und pinſelt das Maul mit einer Miſchung von 2 Unzen Chlorkalk in 1 Quart Waſſer alle Stunden gründlich aus; hat man gerade keinen Chlorkalk bei der Hand, ſo kann man es — 198 — auch mit Eſſig oder ſtarkem Salzwaſſer auspinſeln. Ueber— haupt iſt das Auspinſeln mit den ebengenannten Mitteln auch gleich anfangs zu empfehlen, weil dadurch das weitere Umſichgreifen der Blaſen und Geſchwüre verhütet wird. Raſpe iſt ein flechtenartiger Ausſchlag mit Riſſen, Schrunden und Schorfen in der Haut, der an der Kniebeuge des Vorderſchenkels oder vorn am Sprunggelenk des Hinter— ſchenkels vorkommt. Dieſer Ausſchlag iſt oft ſo ſchmerzhaft, daß das Pferd hinkt. Die Urſachen dieſes Ausſchlags ſind: anhaltendes Gehen auf ſehr kothigen Wegen oder die Mauke und kranke Säfte. Das Uebel iſt meiſt ſehr hartnäckig. Cur. In leichteren Fällen kann es genügen, die kranke Hautſtelle täglich einigemale mit warmem Seifenwaſſer gründ- lich zu waſchen und Abends etwas Süßöl oder Mandelöl ein— zureiben. Iſt dieß nicht zureichend ſo reibt man folgende Salbe ein: rother Präzipitat 1 Quentchen, Zinkblumen 14 Quentchen, Schweinefett 1 Loth. Mit dieſer Salbe wird die Raſpe täglich 2 mal mäßig dick überſtrichen. Hilft auch dieſes Mittel nicht, ſo wäſcht man die kranke Hautſtelle mit einer Miſchung von + Quart Kalkwaſſer, worin 1 Quentchen Sublimat aufgelöſt iſt. Dieſe Waſchung wird täglich 3 mal vorgenommen. Man muß übrigens, ehe man überhaupt die angegebenen Mittel anwen- det, die Haare an der kranken Stelle kurz abſcheeren. — Rattenſchwanz iſt eine flechtenartige Krankheit des Pferdes in Folge deren die Schweifhaare ausfallen, wäh— rend zugleich die Haut verdickt iſt. Man waſcht die kranken Stellen mit Seifenwaſſer öfter ab und reibt gelbe Queckſilber— ſalbe ein. Sollten die kranken Theile heiß ſein, ſo reibt man 2 mal täglich folgende Salbe ein: Bleiextrakt 1 Unze, Schweinefett 4 Unzen. Raude ſ. Krätze. — 194 — Rehe iſt ein entzündlich rheumatiſches Fieber des Pferdes, in Folge deſſen ſich oft gefährliche Hufentzündung und langwierige Steifigkeit der Glieder erzeugt. Man nennt dieſe Krankheit an manchen Orten auch Faunden oder Gefaundet ſein. Das Weiter über dieſe Krankheit und ihre Behandlung ſiehe nach bei Rheumatismus. Rheumatismus. Dieſe Krankheit kommt meiſt mit Fieber vor und mit Entzündung irgend eines Körpertheils, in manchen Fällen aber iſt ſie fieberlos. Gewöhnlich fängt der Rheumatismus beim Pferde mit einem Froſtſchauer an worauf große Hitze ſich einſtellt. Das Pferd iſt dabei ſo ſteif, daß es ſich nur mit großen Schmerzen fortbewegen kann. Die Hufe find ſehr heiß und gegen alles Kneipen oder Klop- fen mit dem Hammer außerordentlich empfindlich. Das Pferd athmet ſchnell und hat viel Durſt, doch iſt der Appetit mei- ſtens nicht ſonderlich geſtört. Die Urſachen ſind hauptſächlich Erkältung, zuweilen iſt auch anhaltendes Stehen im Stalle bei übermäßiger Fütterung (Füttern von Roggen oder Hül⸗ ſenfrüchten) an der Krankheit ſchuld. Iſt die Krankheit nicht in einem hohen Grade da, ſo kann das Pferd zwar noch ge— hen, aber doch nur ſo, daß es mehr auf den hintern Theil der Hufe, auf die ſogenannten Ballen tritt und die Zehen- theile ſchont. Leiden alle Füße zugleich, fo liegt das Pferd und zieht die Füße an den Leib, dabei ſchwitzt es ſtark; man bemerkt heftiges Flankenſchlagen, auch ſtöhnt es öfter. Iſt eine ſolche rheumatiſche Hufentzündung heftig, ſo kommt es nicht ſelten ſoweit, daß die Hufe abfallen, überhaupt bilden ſich in Folge dieſer Entzündung oft Hufübel aus (z. B. Ringhuſe, Vollhufe u. dgl.) bei denen das Pferd auf Lebens- zeit einen mehr oder weniger ſchmerzhaften Gang behält. Sur. In den leichteren Fällen wenn kein heftiges Fie- — 195 — ber und keine ſtärkere Hufentzündung zu bemerken iſt, ſtellt man das Pferd auf hohe weiche Streu und läßt folgende Lat— werge in einem Zeitraum von 36 Stunden verbrauchen: Kampfer + Unze, Salmiak 2 Unzen, Schwefelleber 1 Unze, Wachholderbeeren und Kalmus von jedem 24 Unze, Mehl und Waſſer ſoviel als nöthig iſt, um eine Latwerge draus zu machen. Man giebt dabei das gewöhnliche Futter, doch etwas weniger als ſonſt. Iſt aber das Fieber und die Hufentzündung heftiger, ſo werden vorerſt die Hufeiſen ſchonend abgenommen, darauf wird das Pferd auf eine hohe weiche Streu geſtellt, dann werden die Hufe mit Kuhmiſt oder Lehmbrei überſchlagen auf die Weiſe daß man entweder den Lehm oder den Kuhmiſt auf einen Lappen ſtreicht und um den kranken Huf bindet und dieſen Lappen fortwährend mit kaltem Waſſer feucht und kühl hält. Bei ſehr heftigen Hufentzündungen werden die Hufſohlen mit dem Würkmeſſer recht dünn geſchnitten und dann an mehrern Stellen derſelben beſonders aber am Zehen— theile ganz durchſchnitten, fo daß eine reichliche Blutung er- folgt, darauf macht man Ueberſchläge von kalt Waſſer ſo kalt als möglich über den Huf. Ein Aderlaß an der Halsader iſt ebenfalls nöthig bei ſtarkem Fieber. Man läßt 10-14 Pfund Blut heraus. Innerlich giebt man folgendes Larir- mittel: Aloe 1 Unze, Glauberſalz 8 Unzen, Mehl und Waf- ſer fo viel als nöthig um eine Latwerge daraus zu ma- chen. Dieſe Portion giebt man auf einmal ein. Klyſtiere von Salzwaſſer, die man 3-4 mal des Tages ſetzt, ſind ſehr nützlich. Zieht ſich die Krankheit in die Länge, ſo reibt man oberhalb des Hufes bis zum Feſſelgelenke folgende Salbe ein: Cantharidenpulver 4 Unze, Euphorbiumpulver 2 Quentchen, Terpentin und Schweinefett von jedem 1 Unze. 13 * — 496 — Mit dieſer Salbe reibt man täglich einmal aber 3 Tage hindurch die ſchon erwähnte Stelle ein. Rheumatismus beim Rindvieh. Das kranke Thier geht ſteif, ſchmerzhaft, es liegt viel und ſteht mit Mühe auf, worauf es dann vor Schmerz zu zittern anfängt. Manch⸗ mal iſt Appetit da, machmal keiner; die Haut am Körper liegt feſt an, ſo daß ſie ſich nicht in Falten aufheben läßt. Der Miſt iſt hart und geht ſelten ab. Ohren und Hörner ſind abwechſelnd warm und kalt. Manchmal werden auch die Klauen heiß und ſchmerzhaft. Die Krankheit kann leicht mit andern Krankheiten verwechſelt werden. Der Rheuma⸗ tismus mit Fieber dauert gewöhnlich eine Woche und etwas darüber, der fieberloſe Rheumatismus aber kann Monate lang dauern. Die Urſachen ſind Erkältung manchmal zu maſtiges Futter. Cu r. Iſt Fieber da, fo macht man einen Aderlaß von 8-10 Pfund Blut und giebt innerlich folgenden Einſchütt: Salmiak und Salpeter von jedem 4 Unze, Glauberſalz 3 Unzen in ein Quart Waſſer aufgelöſt. Einen ſolchen Einſchütt giebt man alle 4 Stunden bis dünnes Miften erfolgt. Iſt Schmerz und Hitze in den Klauen, ſo macht man kalte Umſchläge über die Klauen. Iſt die Krankheit fieberlos, ſo giebt man Folgendes: Wachholderbeeren und Arnikablumen von jedem 3 Un⸗ zen werden mit 2 Quart kochend Waſſer übergoſſen. each einer Stunde ſeiht man es durch und ſetzt noch 3 Quentchen Brechweinſtein und eine Unze Salmiak hinzu. Dieſe Medicin giebt man im Verlauf eines Tages lau⸗ warm ein, ſo daß 4 Portionen daraus gemacht werden. Der ganze Körper des Thieres wird mit Strohwiſchen gerieben ze ME und in dem Rücken und den obern Theileu der Beine wird eine Einreibung gemacht von Kampferſpiritus und Terpentinöl; jeden Tag einmal einzureiben. Stellt ſich nach 8 Tagen noch keine Beſſerung ein, ſo läßt man 3 Quentchen Kampfer in einer Unze Terpentinöl auflöſen und miſcht es mit dem oben angegebenen Thee von Wachholderbeeren und Arnikablumen, jedoch läßt man dann den Brechweinſtein und Salmiak weg und läßt es ebenſo ver— brauchen an einem Tage wie oben angegeben wurde. In den Rücken und die obern Theile der Beine macht man Ein— ſchnitte die man mit Terpentinöl einreibt wenn ſie ausgeblu— tet haben. — Rheumatis beim Hunde. Der Rheumatismus kommt beim Hunde häufig vor. Die Zeichen ſind folgende: der Hund geht ſteif, die Bewegung der Glieder die vom Rheu— matismus befallen ſind, erregt Schmerzen, ſo daß der Hund lautaufſchreit, ebenſo iſt's wenn man den leidenden Theil drückt. Manchmal iſt Fieber dabei. Cur. Man giebt dem Hund ein weiches Lager. In— nerlich erhält er alle 3 Stunden 1-2 Eslöffel voll Del. bis dünnes reichliches Miſten erfolgt. Die ſteifen Theile werden mit Kampfergeiſt gerieben. Tritt nach einigen Tagen keine merkliche Beſſerung ein, fo giebt man von folgendem Pul— ver täglich 3 mal einen halben Theelöffel voll mit Milch ein: Brechweinſtein 4 Gran, Salmiak z Unze, Fenchel und gepulverte Süßholzwurzel von jedem 1 Unze. In langwierigen Fällen zieht man ein Haarſeil an der leidenden Stelle. Rinderpeſt. Dieſe Krankheit befällt ein Rind nur ein einzigesmal, iſt aber ſehr bösartig und anſteckend; fie be- ginnt mit Fieberfroſt, die Thiere ſchütteln und zittern mit dem Kopfe, ſtampfen mit den Füßen und knirſchen auch zuweilen — u — mit den Zähnen, manche Thiere aber ftehen traurig und ge- ben weniger Unruhe kund. Von Zeit zu Zeit kommt ein hohlklingender Huſten. Naſe und Schnauze find anfangs trocken und heiß, die Augen feucht, bald fließt Schleim aus Auge und Naſe. Das Wiederkäuen hört ſogleich ganz auf, obgleich das Thier noch einige Tage lang frißt, das Maul enthält viel Schleim und Speichel. Auf der Zunge, am Zahnfleiſch und Gaumen bilden ſich kleine Bläschen, welche platzen und einen rothen leicht blutenden Grund hinterlaſſen. Die Füße ſind unter dem Bauch zuſammengezogen, der Rücken iſt gekrümmt, der Schwanz iſt in fortwährender Bewegung, es kommen häufig ſpritzende Durchfälle; unter der Haut bil- den ſich Geſchwulſte, (ſogenannte Luftgeſchwulſte). Der Tod erfolgt am ſiebenten oft ſchon am vierten Tage der Krankheit. In den Leichen der erkrankten Thiere findet man den Löſer oder Blättermagen ſehr hart und ausgedehnt, das Futter das zwiſchen ſeinen Blätern liegt, iſt ſo trocken, daß es ſich faſt zu Pulver zerreiben läßt, die Haut des Blättermagens iſt ſchwarz und trocken wie verbrannt, der Labmagen und die Gedärme ſind mit entzündet, die innere Haut dieſer Theile iſt ſtark geröthet, oft auch brandig, die Gallenblaſe enthält ſehr viel Galle. — Das Fleiſch des Thiers iſt mißfarbig. Der Anſteckungsſtoff dieſer Krankheit haftet an allen Theilen und iſt fo flüchtig daß er durch Einathmen mitgetheilt wird; andere Thiere aber und der Menſch werden nicht da— von angeſteckt. Cur. Um auf den Unterleib zu wirken giebt man gleich anfangs: Calomel 2 Quentchen, gebrannte und gepulverte Eicheln von jedem 2 Quentchen, Honig ſo viel als nöthig iſt, um eine Pille draus zu machen. Solche Pillen giebt man täglich 2-8, ! — 199 — An der Bruft zieht man ein Haarfeil, das mit Kantha- ridenfalbe beftrichen wird. Zum Getränk giebt man Mehl- ſaufen. Wird die Krankheit faulig und nervös fo giebt man fol- genden Einſchütt: Baldrianwurzel 2 Unzen werden mit 2 Quart kochend Waſſer übergoſſen. Nach einer Stunde ſeiht man die Flüſſigkeit durch und ſetzt noch eine Unze Kampfergeiſt bei. Dieſe Medicin läßt man in getheil- ten Gaben den Tag hindurch verbrauchen. Bei ſtarkem Durchfall giebt man alle 3-4 Stunden Folgendes: Angelikawurzel 2 Unzen werden mit 1 Quart kochend Waſſer angebrüht, nach einer Stunde durchge— ſeiht, dann ſetzt man noch 7 Gran Brechnußextrakt, 2 Quentchen Weingeiſt und 1 Skrupel ſalzſaures Eiſen bei. Die Ställe müſſen mit Chlor geräuchert und dann noch lange gelüftet werden, ehe anderes Vieh hineinkommt. Ringhuf ſ. bei den Hufkrankheiten. Rothlauf iſt eine oberflächliche Entzündung der Haut, manchmal iſt ein blaſenförmiger Ausſchlag dabei. Die Stellen, an denen er ſich am gernſten zeigt, find: die Augen- lider, die Beine, das Euter und bei den Hunden der Hoden— ſack. Zuerſt nimmt der Rothlauf eine kleine Stelle ein, dann verbreitet er ſich weiter und ſtellt nun eine flache teigartige Geſchwulſt dar, zuweilen entſtehen auf dieſer Geſchwulſt kleine Bläschen, welche eine gelbliche Feuchtigkeit enthalten. Die Urſachen des Rothlaufs ſind verſchieden und je nach den Ur— ſachen iſt auch die Bedeutung des Rothlaufs verfchieden; ent- weder iſt er örtlich blos durch Näſſe und Erkältung entſtan— den ohne daß ein Fieber dabei iſt, — oder es war zuerſt ein galliger Zuſtand vorhanden und eine Erkältung die dazu kam, | brachte den Rothlauf hervor, dann ift der Rothlauf gefähr- — 200 — lich, weil ſich ein Fieber zugeſellt, das auf galliger Grundlage beruht und gern zu brandiger Zerſetzung der Säfte disponirt. Die höchſte Entwickelung eines ſolchen Fiebers iſt der Milz- brand. Die Ausgänge des Rothlaufs ſind Zertheilung und Abſchuppung der Oberhaut, dieß iſt der gewöhnliche Ausgang beim einfachen Rothlauf, oder es bilden ſich Absceſſe unter der Haut, dieß kommt beſonders gern bei Rothlaufentzündun— gen des Euters vor, — oder es bildet ſich Verhärtung und ſpäter langwierige Verſchwärung (dieß iſt der Fall beim Straubfuß) — oder endlich, es entſteht brandige Zerſtörung in Folge von bösartigen Rothlauffiebern oder in Folge von fehlerhafter Behandlung. Sur. Bei keinem Rothlauf von einiger Bedeutung darf man den allgemeinen Zuſtand in dem ſich das Thier be- findet, überſehen. Oertlich mache man trockene warme Kräu- terüberſchläge von Hollunder oder Kamillen. Zeigen ſich kleine Bläschen und iſt die Haut ſehr geſpannt, ſo näht man Kleie, Kamillen und wenn man Schierling haben kann, alles zu gleichen Theilen in ein Kiffen ein und räuchert es über Wach- holderbeeren, ehe man es auflegt. Entſteht Verhärtung un⸗ ter der Haut, ſo reibt man eine Miſchung von 4 Theilen graue Queckſilberſalbe mit 1 Theil Salmiakgeiſt ein. Das Fieber das beim Rothlauf tft, behandelt man wie ein Gallen- fieber (ſiehe nach bei Gallenfieber). Rötheln (ſ. Maſern). Rotz. Aus der Naſe (meiſt nur aus einem Nafen- loche) fließt ein mißfarbiger eiteriger Schleim, der ſich als zähe Kruſte an den Rändern des Naſenloches feſtſetzt und dort vertrocknet; zuweilen iſt dieſer Schleim grünlich blutig und wie der Athem übelriechend. Aus dem Auge der kranken Seite der Naſe fließt eine dicke ſchleimige Flüſſigkeit, die ſich als dicke Tropfen im innern Augenwinkel feſtſetzt; im Kehl— — 201 — gang auf derfelben Seite iſt meiſt auch eine Drüſengeſchwulſt die beim Druck empfindlich iſt und ſich höckerig anfühlt. Wenn man das kranke Naſenloch öffnet ſo findet man die innere Haut der Naſe entweder ſehr blaß, oder was häufiger der Fall iſt, hochroth, bläulich, mit rothen Tupfen beſetzt und beim ausgebildeten Rotze bemerkt man kleine Geſchwüre dar— an; aus dieſen Geſchwüren fließt eine eiterartige blutige Jauche. Der Rotz kann lange Zeit, ſogar mehrere Jahre be- ſtehen, ehe er einen tödtlichen Ausgang nimmt, der dann in Folge von innerlichen größeren Zerſtörungen und unter Zu— tritt von Faulfieber erfolgt; in manchen Fällen aber iſt der Verlauf auch raſcher ſo daß der Tod ſchon nach wenigen Wochen eintritt. Die Urſachen des Rotzes ſind: Anſteckung, oder ſchlechtes Futter und übermäßige Anſtrengungen, häufige Erkältungen ꝛc. oder endlich kommt er noch vor nach einer ungeheilten Druſe. Cur: Die Heilung iſt ſelten, jedoch bei jungen gutge— nährten Pferden gelingt ſie bisweilen. Man giebt dem Pferde 8 Tage hindurch täglich einmal folgende Pille: Aetzender Sublimat à Quentchen, gepulverte Angelika— wurzel und Waſſerfenchel von jedem 3 Quentchen, Honig ſo viel als nöthig iſt, um eine Pille daraus zu machen. Nach 8 Tagen ſetzt man mit der Pille aus und läßt 4 — 6 Tage verſtreichen, worauf man wieder 8 Tage lang jeden Tag dieſelbe Pille giebt. Auf dieſe Weiſe fährt man fort, immer nach 8 Tagen wieder 6 Tage mit der Pille aus- ſetzend, — bis endlich 36 Pillen verbraucht ſind. Eine andere Heilmethode iſt die: man giebt ganz auf dieſelbe Weiſe, wie bei den eben „ Pillen, folgende Pillen: Kuntlurtden 10 Gran, Ingwer, Kümmel und En- — 202 — zianwurzel von jedem 2 Quentchen, Honig fo viel als nöthig iſt, um eine Pille daraus zu machen. Hat man 2 Tage lang jeden Tag eine Pille gegeben, ſo giebt man am dritten Tage jeden Tag 2 Pillen, Morgens eine und Abends eine, und läßt nun jeden Tag 2 Pillen brauchen, im Uebrigen aber verfährt man ganz wie mit den weiter oben angegebenen Pillen. Gegen die Drüſengeſchwulſt in den Ganaſchen reibt man eine Miſchung ein von 1 Quentchen Jodkali mit einer Unze Merkurialſalbe, zu beiden Seiten des Genicks ſetzt man 2 Eiterbänder, die man 4 Wochen lang fort erhält. Sehr anzurathen iſt folgendes Verfahren. Man nimmt 8 Handvoll Gerſte oder Gerſtenmalz und kocht es mit der nöthigen Menge Waſſer eine Stunde lang, dann ſchüttet man die kochend heiße Gerſte in einen Sack und hängt dieſen dem Pferde bis unter die Augen um den Kopf, indem man zugleich 1 Unze Chlorkalk auf die Gerſte ſchüttet. Dieſes Verfahren muß mehrmals wiederholt werden. Bei alten ſchwachen Pferden und bei ſolchen, welche öfters huſten, iſt die Cur erfolglos. Die Rotzmaterie iſt an- ſteckend und es ſind manche Fälle bekannt, daß, wenn etwas davon in die Wunde eines Menſchen kam, der Tod deſſelben erfolgte. Rotz des Rindes. — Schnupfenfieber, bösartiges — iſt eine Krankheit der Rinder und Schafe; ſie hat ihren Sitz in den Stirnhöhlen und geht gern in Brand über. Die Erſcheinungen ſind folgende: die Thiere haben geröthete, entzündete Augen, der Kopf iſt heiß und zu Boden geſenkt, weil den Thieren das Licht weh thut; der Appetit fehlt, oft iſt gleich anfangs Durchfall da. Gegen Abend fangen die kranken Thiere an zu zittern, bald kommt Hitze über den ganzen Körper. Die Augen ergießen Thränen, Fa, . ‚je die Augenlider ſchwellen auf, das Flozmaul iſt heiß, das In- nere des Mauls und der Naſe iſt heiß und ſehr geröthet. Der Puls iſt ſchnell und hart, aber der Herzſchlag iſt nicht fühl- bar, der Athem iſt ſchnell und ſtöhnend, — die Thiere huſten mehr oder weniger, und haben viel Durſt. Bald ſteigern ſich die Krankheitszeichen auf bedenkliche Weiſe; ſchon am zwei- ten oder dritten Tage ſteigt die Hitze in der Stirne und in den Hörnern, die Lichtſcheu nimmt zu. Die Thiere ſind dann ſehr matt, die Haut iſt trocken, die Haare ſtruppig, das Wie- derkauen hört auf, der Naſenausfluß wird dünnſchleimig, mißfarbig, blutig, im Maul entſtehen dunkelrothe Flecken, es tritt Verſtopfung ein, der Harn iſt ſparſam und geht ſchmerz— haft ab, die Glieder knacken beim Bewegen. Trächtige Kühe verwerfen. Endlich wird der Ausfluß aus der Naſe aashaft ſtinkend, die Thiere ſinken zuſammen, bekommen wäſſrigen Durchlauf, die Hörner löſen ſich ab und der Tod tritt ein. Bei der Oeffnung findet man Brand in den Stirnhöhlen, Waſſer im Gehirn und Entzündungsreſte in anderen Or— ganen. Cur: Ein Aderlaß von 10 Pfund Blut iſt dringend nöthig, auch wenn gleich im Anfange ſchon Durchfälle vor- handen ſein ſollten. Eisumſchläge auf den Kopf, oder wenn das nicht zu haben iſt, ein Umſchlag von Lehmbrei mit Sal- miak und Salpeter angemacht, den man öfter mit kalt Waſſer befeuchtet. An der Bruſt ſetzt man ein Haarſeil, das mit einer Miſchung von Terpentin und Brechweinſteinſalbe be- ſtrichen iſt. Iſt ein Durchfall da, ſo giebt man innerlich: Brechweinſtein 4 Quentchen, Kamphergeiſt 1 Skrupel, Thee von Weißelmrinde 1 Quart. Einen ſolchen Einſchütt wiederholt man alle 2 Stunden. Iſt aber Verſtopfung da, ſo giebt man 3 Unzen Bitter- ſalz in 1 Quart Kümmelthee. Schafen giebt man den vierten Theil dieſer Mittel. Zeigen ſich die rothen Flecken im Munde und der ſtin— kende Außfluß aus der Naſe, ſo giebt man Folgendes: 5 Baldrianwurzel 3 Unzen, übergieße kochendes Waſſer 1 Quart, laſſe es eine Stunde lang ſtehen, dann muß es durchgeſeiht werden. Jetzt ſetzt man Kampfergeiſt 1 Quentchen bei. Alle 3 Stunden giebt man dieſe Medicin, ein paar Tage hindurch. Iſt die Schwäche ſehr groß, fo ſetzt man ſtatt des Kam- pfergeiſtes Hofmannstropfen 4 Quentchen bei. Bei anhaltendem, ruhrartigen Durchfall giebt man: Brechnuß 1 Skrupel, Weißelmrinde 1 Quentchen, koche es mit 1 Quart Waſſer. Eine ſolche Portion giebt man täglich zweimal. Geneſt das Thier, ſo unterſtütze man die Kräfte mit leicht verdaulichem guten Futter, man gebe gutes Heu, ge— brannte Eicheln, und unter das Saufen gebranntes Roggen- mehl. Um die Verdauung zu ſtärken giebt man: Ingwer, Enzian, Wermuth und Kümmel von jedem 2 Quentchen, Honig fo viel als nöthig, um eine Pille daraus zu machen. Solche Pillen giebt man täglich zwei. Ruhr if eine Krankheit der dicken Gedärme, welche theils krampf hafter, theils entzündlicher, theils rheumatiſcher Natur iſt und ein mehr oder weniger heftiges Fieber im Ge— folge hat. Sie kommt vor bei Frühlings- und Herbſtnebeln und vom Genuß thauigen Futters. Die ruhrkranken Thiere zeigen ſich niedergeſchlagen, der Puls iſt ſchnell, das Maul heiß und ſchleimig, der Miſt wird mit Zwang abgeſetzt, iſt klein geballt, mit zähem Schleim überzogen, ſtatt des Miſtes kommt bisweilen nur eine fettähnliche, ſchmierige Materie, die mit Zwang abgeht. Die Freßluſt iſt ſehr vermindert, 6 205 — wer der Durſt vermehrt, die Haut ut bald heiß und trocken, bald klebrig ſchwitzend, die Augen ſind trüb. Oft iſt der Drang zum Miſten ſo groß, daß der After herausgetrieben wird; endlich werden die Thiere aufgebläht, beugen den Rücken in die Höhe, magern ſchnell ab und gehen zuletzt an einem Faulfieber zu Grunde. Bei der Oeffnung findet man die Gedärme, namentlich die dicken, brandig, und ihre Wan— dungen verdickt, das Fleiſch welk und das Fett in Sulze ver- wandelt. Cur: Man vermeide jede Erkältung der Thiere, ſorge für gutes, leicht verdauliches Futter und reines Waſſer. Man giebt folgendes Abführungsmittel: Kamillenthee ein volles Pint (oder 1 Pfund), Glau- berſalz 1 Unze, Leinöl 4 Pfund, rüttle dieß mit zwei Eidottern zuſammen und ſchütte es ein. Dieß thut man täglich 2—3 mal. Auf den Rücken macht man einigemale des Tages Ein- reibungen von Terpentinöl, Salmiakgeiſt und Weingeiſt, alles zu gleichen Theilen, auch decke man das Thier wohl zu. Zeigen ſich die ſchleimigen, fettigen Ausleerungen ſehr anhaltend, ſo giebt man zuſammenziehende Mittel: Tormentillwurzel 2 Quentchen, gepulverte Eberwurz und Rosmarin, von jedem 14 Quentchen, ſtinkendes Thieröl 1 Quentchen. Dieß zuſammen wird zur Pille gemacht und täglich werden 3—4 ſolche Pillen gegeben. Zugleich helfe man mit Klyſtieren fleißig nach. Anfangs giebt man Klyſtiere von Camillenthee und Fett oder Oel, — ſpäter, wenn die Abgänge mehr von Schlaff heit und Schwäche herrühren, ſetzt man zu einem Pfund oder Pint Camillenthee arabiſches Gummi 3 Quentchen, — enten 6 Gran, und klyſtiert mit. — 206 — Zeigen ſich krampf hafte Hervortreibungen des Afters, fi giebt man einen Einſchütt von 1 Pfund Camillenthee, ni welchem man Bilſenkrautextrakt 1 Skrupel auflöft. Hat man Roßkaſtanienblätter oder Heidelbeeren bei der Hand, fr füttere man dieſe zur Beihülfe der Medicin. Ruthenentzündung — iſt eine Entzündung und Anſchwellung der Ruthe, bei welcher ſich dieſelbe widernatür— lich aus dem Schlauch hervorſchiebt, ſehr vergrößert, geröthet und ſchmerzhaft iſt, auch kann der Harn kaum oder nur tropfenweiſe abgelaſſen werden. Man nennt dieſes Uebel beim Hengſte den ſpaniſchen Kragen. In leichteren Graden vertheilt ſich die Entzündung bald, in ſehr hohen Graden des Leidens kann die Ruthe brandig werden. Die Urſachen der Ruthenentzündung können ſein, zu enge Wurflefzen der Stu— ten u. dgl., oder unvorſichtiges Einſchieben in den Schlauch von ſcharfen Stoffen, z. B. Pfeffer, Schnupftabak u. dgl., was manchmal geſchieht, um bei Harnverhaltung gewaltſam zum Harnen zu reizen. Sur: Man waſcht die Ruthe oft mit Bleiwaſſer, be- ſtreicht die Ruthe mit Fett und ſucht ſie ſchonend durch An- ziehen an die Schlauchmündung in den Schlauch zurückzu- bringen. Iſt die Ruthe ſehr empfindlich für Kälte, ſo läßt man Waſſerdämpfe an der Ruthe hinaufſteigen, oder bäht die Ruthe mit lauer Milch, in welche man 1 Quentchen Bil- ſenkrautextrakt auf das Glas voll Milch miſcht. Gelingt die Heilung trotz dem nicht, fo macht man läng- liche Einſchnitte in die Ruthe und läßt ſie recht ausbluten. Zur weitern Zertheilung macht man noch Ueberſchläge von Bleiwaſſer und reibt in der Umgegend des Schlauches graue Queckſilberſalbe ein. Saamenſtrangfiſtel iſt ein geſchwüriger Zu- ſtand des Saamenſtrangs bei kaſtrirten Thieren, der ſich — — urch folgende Zeichen zu erkennen giebt: oberhalb des Ho- denſacks iſt eine harte Geſchwulſt zu fühlen, aus einer klei— nen ſchwieligen Oeffnung fließt eine eiterartige Feuchtigkeit cus, auch hat das Thier Beſchwerden beim Gehen. Dieſe Fiſtel heilt nicht, wenn man nicht ſelber hilft, und iſt meiſt eire Folge unvorſichtigen Caſtrirens; ſo z. B. entſteht ſie gert, wenn der Saamenſtrang beim Abdrehen zu tief im Bauche gedreht wurde, oder wenn das Aetzmittel in den Klup— pen abgeſtreift wurde, ferner, wenn der Hodenſackſchnitt zu ſchnell heilt und dadurch der Eiter des Saamenſtrangs nicht mehr herausfließen kann, endlich noch dadurch, daß man die Kluppen zu lange liegen läßt ꝛc. Cur: Man muß dem Eiter Abfluß verſchaffen und dann die Fiſtel heilen. Zu dieſem Zwecke wird das Thier wie bei der Caſtration befeſtigt und geworfen, dann der Hoden- ſack geöffnet und der Saamenſtrang blosgelegt und an der Stelle, wo er noch geſund iſt, und wo das Kranke anfängt, eine Schlinge angelegt, jetzt wird das Kranke weggeſchnitten und mit einem weißglühenden Eiſen gebrannt, bis die Schlinge abfällt. Die Blutung, die nun eutſteht, muß durch Unter- binden der blutenden Gefäße geſtillt werden. Die Wunde des Hoden ſacks darf man ſo lange nicht zuſammenheilen laſſen, bis man überzeugt ſein kann, daß der Saamenſtrang geheilt, was man daran erkennt, daß nichts mehr von Abſonderung oder Eiter am Saamenſtrang zu bemerken iſt. Um die Ho- denſackwunde offen zu halten, ſtopft man ſie öfters mit Werg oder Charpie aus. Satteldruck kann je nach der ſtärkeren Einwirkung von verſchiedenen Folgen ſein. Bei geringem Grade von Druck bildet ſich eine Geſchwulſt welche heiß und ſchmerzhaft iſt, — bei ſtärkerem Grade ſind die Haare abgerieben, die Haut verletzt und ſogar die unter der Haut liegenden Theile Mu BER noch gequetſcht; es iſt hier eine Wunde, welche eitert uni geſchwürig wird, — beim ſtärkſten Grade von Druck wird die gedrückte Stelle abgetödtet, es bildet ſich ein brandigen Flecken, der ſich dann durch Eiterung abſtößt. / Sur: Bei leichtern Graden macht man Ueberſchläge von einer Miſchung Salmiak, Eſſig und Waſſer, oder fchmert man Lehmbrei auf, — kommt es aber zur Eiterung, ſo micht man warme Breiumſchläge und läßt nöthigenfalls durch einen Einſchnitt den Eiter heraus. Iſt es zur Fiſtelbildung ge- kommen, fo öffnet man die Fiſtelgänge durch lange Ein- ſchnitte und verbindet ſie mit Terpentin, den man in Whisky löſ't, oder mit Kampfergeiſt, wenn der Grund der Fiſtel ſehr unrein iſt. Schwielige Ränder muß man ausſchneiden und dann brennen, denn die Schwielen geben gern von Neuem Veranlaſſung zum Satteldruck. Sind die tiefer liegenden Theile angegriffen, ſo verbindet man mit Aloetinktur und macht Ueberſchläge von Eichenrindeabkochung, nachdem man die Wunde vorher mit dem weißglühenden Eiſen gebrannt hat. Zuweilen bildet ſich an der Stelle des Satteldrucks eine Ver— härtung von ſchwammiger Beſchaffenheit, dieſe muß ausge- ſchält werden; man macht zu dieſem Zwecke einen Kreuz— ſchnitt durch die Haut der Geſchwulſt, löſ't die 4 Lappen, die durch den Schnitt gebildet worden ſind, — ſchlägt ſie zurück und ſchält nun den Schwamm heraus, dann brennt man die Wunde mit dem Glüheiſen und verbindet mit trockenem Werg, das man in die Wunde legt. Hat ſich der Brandſchorf ab- gelöſ't, ſo bäht man die Wunde während der Eiterung mit lauwarmem Seifenwaſſer. Iſt durch allzuheftigen Druck brandiges Abſterben des gedrückten Theiles entſtanden, fo be⸗ ſchmiert man den Brandfleck mit Fett, ſchneidet ihn mit dem Meſſer los und zieht ihn mit einer kräftigen Zange ab, brennt die Wunde mit dem Glüheiſen und verbindet ſie mit Werg. — 209 — Schafpocken, ſ. Pocken. Schafrotz, ſ. bei Rotz, bösartiges Schnup— fenfieber. Scheidenkatarrh. Man bemerkt im Anfang eine ſtarke Röthe und Trockenheit der Scheide, das Thier tritt mit dem Hintertheil unruhig hin und her, drängt heftig zum Har- nen; es iſt leichtes Fieber dabei, das aber nach 24 — 36 Stunden wieder verſchwindet, dann kommt viel dünner Schleim aus der Scheide, der allmälig dicker, dem Eiter ähnlich wird, und dann allmälig wieder vergeht. Manchmal aber bleibt ein ſolcher Ausfluß zurück, welcher entweder weiß und eiterähnlich, und dann gutartig iſt, — oder mißfarbig und übelriechend und dann bösartig iſt und mit Verſchwä— rungen in der Scheide zuſammenhängt. Der Scheidenkatarrh wird oft verwechſelt mit weißem Fluß, welcher aus der Ge— bärmutter und nicht aus der Scheide kommt. Dieſes Uebel entſteht bei ſtark brünſtigen Thieren, bei Fehlgeburten nach Erkältungen, geſchlechtlichen Reizungen u. ſ. w. In der Re: gel iſt er unbedeutend, kann aber durch Entartung zur Un— fruchtbarkeit Gelegenheit geben. Cur: Man hält das Thier warm und macht einige— male Einſpritzungen von Hollunderthee mit lauer Milch. Später, wenn der Schleimfluß anhaltend wird, ſpritzt man Abkochungen von Eichenrinde ein. Schlagfluß ſ. Blutſchlag. Schlauchentzündung. Es iſt Hitze und Ge— ſchwulſt am Schlauch zu bemerken, das Harnen iſt ſchmerz— haft. Bei Wallachen kommt dieſe Entzündung häufiger vor als bei Hengſten, ebenſo auch häufiger bei Ochſen als bei Farren. Sie entſteht durch Anſammlung und Schärfe der Schlauchſchmiere. Die Schlauchentzündung beim Ochſen wird auch mit 14 = dem Namen Raumſchlauch bezeichnet, der Schlauch ift hier vom Nabel bis zwiſchen die Hinterfüße geſchwollen. Aus der Mündung des Schlauchs, welche ſehr verengt und entzünd— lich verſchwollen iſt, ſikkert eine ſtinkende Feuchtigkeit aus. Der Harn fließt nur in dünnem Strahl, oder iröpfelnd ab. Es iſt zwar kein gefährliches Uebel, kann aber unter ungün- ſtigen Umſtänden bedenklich werden. Cur: Vor Allem muß der Schlauch ſorgfältig gereinigt werden, indem man lauwarmes Seifenwaſſer einſpritzt, die zähe Materie daſelbſt erweicht und dann mit dem Finger, den man vorber mit Fett beſtreicht die Unreinigkeiten wegſchafft. Hierauf macht man Bähungen von Bleiwaſſer auf den Schlauch und läßt Waſſerdämpfe an ihm aufſteigen und giebt kühlendes Futter, z. B. angefeuchtete Kleie, oder wohl auch ſaure Milch. Geht das Uebel in Verhärtung, Eiterung oder Brand über, ſo tritt die Behandlung ein, die bei dieſen Zuſtänden an den betreffenden Orten angegeben iſt (ſiehe nach bei Brand, Eitergeſchwulſt und Verhärtung). Schlundſchnitt wird meiſt beim Rindvieh, (ſelten hat man ihn beim Pferde nöthig) gemacht, um ſtecken geblie- bene, halbverſchluckte Stoffe herauszunehmen. Man befeſtigt das Thier ſtehend an eine Wand. Zwiſchen der Kehle und der Seitenfläche des Halſes wird die Haut in eine Querfalte gezogen und der Länge nach durchſchnitten. Da man meiſt den ſteckengebliebenen, halbverſchluckten Gegenſtand ſchon an der Stelle fühlen kann, ſo hat man daran den bequemſten Leiter. Man löſt jetzt die Haut von den unter ihr liegenden Theilen ab, ſpaltet das Muskelfleiſch und Zellgewebe vorſichtig mit dem Meſſer und läßt von einem Gehilfen jedes Blut— gefäß, jede Ader, die man im Wege hat, vorſichtig mit einem ſtumpfen Haken auf die Seite ziehen, auch die Nervenfäden hütet man ſich zu durchſchneiden. Die Adern, die durchſchnit⸗ — 211 — ten worden find, umbindet man mit Fäden, am beften mit Seidefäden, und giebt wohl acht, keine Nerven zu umbinden. Hat man nun auf ſolche Weiſe die Schlundröhre ſich vor Augen gebracht, ſo dringt man mit dem Zeigefinger hinter dieſelbe und hebt fie hervor; hierauf macht man einen hin- länglich großen Einſchnitt, der Länge der Schlundröhre nach, gerade an der Stelle, wo man den halbverſchluckten Gegen- ſtand fühlen kann und zieht denſelben entweder mit den Fin— gern oder mit einer kleinen Zange heraus. Iſt dieſes gefche- hen, fo wird der Schnitt in der Schlundröhre zuſammen— genäht, aber nur nicht allzufeſt, hierauf wird auch die äußere Wunde am Hals zuſammengenäht. Man nimmt zu dieſem Nähen einen gut gewichſten Zwirnfaden und eine krumme Nadel, oder in Ermanglung einer ſolchen thut auch eine ge- wöhnliche mittelſtarke Nähnadel den Dienſt. Nach einigen Tagen verſucht man die Schlundhefte her— auszunehmen und füttert das Thier nur mit Mehlwaſſer oder Gerſtenabkochung. Nach 14 Tagen bis 3 Wochen kann man dem Thier ſchon wieder feſtere Koſt geben. Schönblind heit ſ. Staar. Schupppenflechte kommt am häufigſten beim Pferde vor. Als Arten der Schuppenflechte kennt man bis jetzt folgende: 1) Schuppenflechte der Augengegend iſt ein rauher ſchuppiger Ausſchlag in der Augengegend, der bald ſtärker ausbricht, bald wieder periodiſch verſchwindet. Schuppenflechte der Mähne kommt theils am Grunde der Mähne, theils am obern Halsrande vor. Es find rundliche Flecken, welche mit dünnen weißgrauen Schup— pen beſetzt ſind. Das Uebel kommt im Frühjahr und ver— ſchwindet wieder im Herbſt, die Haare fallen öfter aus an dieſen Stellen. 14 * ‚31% 212 — 3) Schuppenflechte der Scha am zeigt ſich als ein länglich runder, rauher riſſiger mit nur wenig Schup- pen bedeckter Fleck in der Mitte der beiden Wurflefzen, der mit heftigem Jucken und Beißen verbunden iſt. Die Urſachen der Schuppenflechte iſt häufig örtliche Un⸗ reinlichkeit. Meiſt iſt es ein hartnäckiges Uebel. Cur: Einreibungen von grauer Queckſilberſalbe haben ſich am wirkſamſten erwieſen. Schwarzer Staar ſ. bei Staar. Schweinspocken ſ. Pocken. Schwiele — iſt eine bei Zugthieren häufig vorkom⸗ mende Verdickung der Haut und ſtellt ſich als eine haarloſe, lederartige längliche oder rundliche Geſchwulſt dar. Anfäng- lich iſt die Stelle, an der die Schwiele entſteht, entzündet und ſchmerzhaft, in dieſem Falle überſtreicht man die ſchmerzende Stelle mit Lehmbrei, und reibt, wenn die Hitze und der Schmerz vergangen iſt, Seifenſpiritus ein. Iſt aber die Schwiele ſchon da und will man ſie (da fie als Schönheits- fehler betrachtet wird) weg haben, ſo macht man über die Schwiele einen großen Hautſchnitt, löſ't die Haut etwas ab und ſchält die verdickte Stelle heraus. Die Wunde bedeckt man mit Werg und verbindet fo, daß die Luft nicht dazukom⸗ men kann. Kommt es zur Eiterung, ſo macht man lauwarme Ueberſchläge von Käſepappelabkochung oder Mehlbrei und hält das Thier bei gutem Futter. Kommt wildes Fleiſch, ſo brennt man es weg. Sorgfältig vermeide man alle reizenden Pflaſter und Salben. Schwindel. Da beim Pferde und Rindvieh der Schwindel in ſeinen Erſcheinungen ſo viel Aehnliches zeigt mit der Fallſucht oder Epilepſie, daß kein unterſcheidendes Merkmal angegeben werden kann, ſo verweiſen wir, was die Krankheitszeichen betrifft, auf den Artikel Epilepſie. Die U Behandlung des Schwindels iſt dieſelbe wie die der Epilepſie. Man macht reichliche Aderläſſe, die man von Zeit zu Zeit wiederholt. Dann und wann giebt man eine Laxir von Aloe, hält das Thier kühl, giebt knappes Futter, am beſten Grün- futter und Kleie. Sodann ſehe man nach, ob am Zaumzeug oder Geſchirr nichts iſt, was den Rückfluß des Bluts vom Kopf nach dem Herzen hemmen könnte. Befällt der Schwindel das Pferd am Wagen, ſo halte man ſtill und mache die Stränge los und warte bis der Anfall vorüber iſt. Schwinden iſt eine Folge von geſtörtem Nervenein— fluß und ſtellt ſich oft nach langwierigen Krankheiten ein. Warme Bäder, reizende Linimente, die man einreibt, werden noch das Beſte thun. Eine ſolche Art von Schwinden iſt auch die Hüft— lähme, ſ. Diele, Schwindflechte kommt vorzugsweiſe beim Pferde vor und iſt eine gutartige Art von Flechten, die nur einen kleinen Raum einnimmt und ſich nicht weit ausbreitet. An- fänglich erſcheint ſie in der Form kleiner flacher Hautknötchen, welche nach kurzer Zeit abfallen und haarloſe, kleine Flecken hinterlaſſen, die ſich ſpäter abſchuppen, worauf die Haare wieder wachſen und Alles geheilt iſt. Die Dauer dieſes Aus— ſchlags erſtreckt ſich auf 4—6 Wochen. Die Schwindflechte iſt eine der am häufigſten vorkommenden Ausſchlagskrankhei— ten. Sie kann alle Körpertheile befallen und kommt in Früh⸗ lingszeit und Herbſt vor, zur Zeit des Abhärens. Man un⸗ terſcheidet 2 Arten von Schwindflechte: Die graue oder gemeine Schwindflechte, bei welcher die Flecken größer und und mehr vereinzelt ſind, eine natürliche Farbe haben aber eine ſpröde, riſſige Beſchaffenheit der Haut erkennen laſſen, dann noch eine weiße bei welcher die Flecken kleiner, aber häufiger ſind und eine weißliche, mattröthliche Farbe der Haut ze Hi == erkennen laſſen. Die Urſachen der Schwindflechte find : häufige Erkältungen bei erhitzter Haut, ſcharfer Staub, dün⸗ ſtige Stallwärme. Die Schwindflechte iſt in der Regel gut- artig und nicht anſteckend. Cur: bei der grauen Schwindflechte reibt man die graue Queckſilberſalbe ein, — bei der weißen wendet man öftere Waſchungen mit lauwarmen Seifenwaſſer an. Schwindſucht, ſ. TLungenſchwindſucht und Unterleibsſchwindſucht. Skorbut oder Scharbock iſt eine Krankheit der Hunde. In Maule fahren weiße Blaſen auf, welche ſich in leicht blutende Geſchwüre verwandeln und beſonders am Zahnfleiſch vorkommen. Der Hund riecht aashaft aus dem Maule. Man giebt dem Hunde gute Nahrung, beſonders aus Pflanzenſtoffen. Das Maul wäſcht man mit folgender Miſchung aus: Löffelkrautſpiritus 4 Unze, Kochſalz 2 Duent- chen, Salbeithee 5 Unzen. Sehnenhüpfer ſ. Hahnentritt oder Hah- nenſpath. Sehnenklapp— nennt man beim Pferde eine ent- zündliche Anſchwellung und endliche Verwachſung der Beu— geſehne und ihrer Scheide; er kommt häufiger an den Vor— derfüßen vor und veranlaßt Lahmgehen und Hinken und hat ſeinen Sitz an der hintern Fläche des Schienbeins, zwiſchen Knie und Fußgelenk. Das Pferd ſteht gewöhnlich mit dem kranken Knie im Fuß gekrümmt, und wenn man ſtark an die Sehne drückt, ſo fühlt man ſie geſchwollen und empfindlich. Im Schritt verbirgt ſich oft das Uebel, aber beim Trabe iſt die Lahmheit auffallend; auch wird der Schenkel im Knie weit weniger gebogen, als dieß beim geſunden Fuße der Fall iſt. Die Urſachen des Sehnenklapps find zuweilen Rheu- matismus, oder Fehltritte, Stöße u. dgl. — 215 — Cur: Iſt der Fehler noch nicht lange da, fo wäſcht man die leidende Stelle täglich 4—6 mal mit folgender Flüf- ſigkeit: Salmiak und Kampferſpiritus von jedem + Unze. Eſſig 1 Quart, Waſſer 2 Quart. Dieſe Flüſſigkeit muß man immer vorher, ehe man ſie anwendet, ſtark ſchütteln und erwärmen. Iſt es nach acht Tagen noch nicht beſſer, ſo reibt man täglich 2 mal folgende Salbe ein: Jodkali 1 Quentchen, Merkurialſalbe 1 Unze. Schweinefett 4 Unze. Diefes Mittel wird öfters einen guten Erfolg haben. Iſt der Sehnenklapp veraltet, ſo wird die kranke Stelle mit dem Glüheiſen in Form von Strichen gebrannt. Sonnenſtich, ſ. Blutſchlag. Spath — iſt eine Entzündung des Knorpels am Sprunggelenkknochen mit darauf folgender Ausſchwitzung von Knochenmaſſe an der innern Fläche des Sprunggelenks. Das Pferd geht ſehr lahm, weil die entzündeten Knochenenden des Gelenks ſehr ſchmerzhaft ſind. Die Erkenntniß des Spaths iſt in der Regel leicht: es zeigt ſich an der innern Fläche des Sprunggelenks etwas nach unten vom Gelenk eine Erhaben- heit, welche am andern Beine nicht zu bemerken iſt. Friſch entſtanden bemerkt man dieſe Erhabenheit nicht, aber die heftigen Schmerzen beim Auftreten laſſen etwas vermuthen. Da die Knochenauftreibung oft nur klein bleibt und die Krank— heit wieder erliſcht, ſo hört zuweilen auch das Hinken auf oder wird doch weniger erkennbar. Dieſer Grad des Spaths wird Unterſatz genannt. Oft aber zeigt ſich gar keine Auftreibung im Sprunggelenke, obgleich das dem Spath ei— genthümliche Hinken in beträchtlichem Grade vorhanden iſt. In dieſem Falle hat das Leiden ſeinen Sitz auf den Gelenk— flächen des Sprunggelenkknochen und beſteht in einer fortwäh— renden Reizung der knorpeligen Oberflächen derſelben, welche — ſich theilweiſe verknöchert, rauh und körnig zeigen und deß— halb fortwährend ſchmerzhafte Reibung bei der Bewegung veranlaſſen. In dieſem Falle hat das Leiden ſeinen Sitz auf den Gelenkflächen des Sprunggelenkknochen und beſteht in einer fortwährenden Reizung der knorpeligen Oberflächen, derſel— ben, welche ſich theilweiſe verknöchert, rauh und körnig zei- gen und deßhalb fortwährend ſchmerzhafte Reibung bei der Bewegung veranlaſſen. In dieſem Falle wird, da man äu— ßerlich durchaus kein Zeichen bemerken kann, und doch das Hinken immer anhält, das Leiden als unſichtbarer Spath bezeichnet. Um den Spath, zunächſt den wahren Spath, der ſich durch die fchon oben erwähnte Auftreibung am Sprung- gelenk zu erkennen giebt, zu unterſuchen, betrachtet man ſorg— fältig die beiden Sprunggelenke und wird dann die Auftreibung durch Vergleichung mit dem geſunden Gelenk ausfinden. Soll das Pferd im Stall herumtreten, ſo lahmt es meiſtens auf dem kranken Schenkel. Beim Gange bemerkt man eine auffallende Lahmheit, die ſich aber mehr verliert, je mehr das Pferd bewegt wird, ſo daß es gar nicht zu lahmen ſcheint, wenn es einmal recht im Gange iſt. Es giebt übrigens Fälle, da das ſpathkranke Pferd auch beim längeren Gehen fortlahmt und in ſeltenern Fällen nimmt dann das Lahmen noch zu. Die erſten Schritte tritt das ſpathlahme Pferd mehr auf die Zehe, ſo daß man verſucht wäre zu glauben, die Urſache der Lahmheit liege im Hufe, wenn aber genauer unterſucht wird, wird man den Irrthum bald erkennen. Beſonders ſtark zeigt ſich die Lahmheit, wenn das Pferd ſtark gebraucht wird, dar— auf kurze Zeit ſteht und dann ſogleich in Trab geſetzt wird. Im Schritt lahmt das Pferd nur ſelten, ſondern gewöhnlich im Trabe. Die Urſachen des Spaths ſind immer in äußern Einwirkungen zu ſuchen, z. B. jähes Anhalten des Pferdes — 217 — bei ſchnellem Laufe, bei kurzen Wendungen, heftige Anſtren— gungen, Steckenbleiben in Löchern, Ausgleiten auf dem Eiſe u. dgl. Cur: Der Spath wird für unheilbar gehalten, wenn er ſchon länger beſtanden hat, wird er aber frühzeitig genug entdeckt, fo iſt er heilbar. Man macht dann gleich Lehm- breiumſchläge ſo dick als möglich, die unaufhörlich befeuchtet werden und wenigſtens 14 Tage lang fortgeſetzt werden müſ— ſen. Nach dieſer Zeit reibt man graue Queckſilberſalbe in das Sprunggelenk, macht aber doch alle Nächte noch Lehm— breiumſchläge auf den Spath und läßt das Pferd noch weitere 10 Tage ganz ruhig im Stall. Wenn nun die heftigen Schmerzen gemindert ſind, das Pferd wieder beſſer auf dem Fuß ſteht, dabei aber, wie es das Leiden mit ſich bringt, eine teigige Geſchwulſt im Sprunggelenke entſteht, macht man Bä— hungen und Waſchungen von Bleiwaſſer, bis alle Geſchwulſt verſchwunden iſt, verſchafft dem Pferde leichte Bewegung auf weichem Boden aber mit Vorſicht und ſorgt dabei, daß es nicht ſpringe, ſteige oder hinausſchlage. Endlich reibt man noch Seifengeiſt oder Kampfergeiſt ein und hält das Pferd noch längere Zeit von jeder ſtärkern oder anſtrengenden Be— wegung zurück. Auch bei ſchon weiter vorgerücktem Spath iſt dieſe Be— handlung noch nützlich, nur muß in dieſem Falle, wenn ſich die Knochenauftreibung im Wachsthum zeigt, die Spathitelle mit dem braunglühenden Eiſen gebrannt werden. Bei dem Brennen des Spaths wird das Pferd an die Wand geſtellt, dort befeſtigt und gebremſt, dann hält ein Gehülfe das geſunde Bein in die Höhe. Mit einem braun— glühenden, meſſerförmigen Eiſen brennt man jetzt Striche über den Spath in der Art, daß nicht nur der Spath, ſon— dern auch die geſunden Stellen in ſeiner Umgebung mit Stri— — 218 — chen bedeckt werden. Die Haut wird bloß zur Hälfte durch- gebrannt, ſo daß die Brandflecken etne hellgelbbraune, nie aber eine weiße Farbe haben. Nach dem Brennen wird das Sprunggelenk mit Waſſer abgewaſchen und das Thier 3—4 Tage ruhig im Stalle gelaſſen; wenn ſich die Brandſchorfe ablöſen, ſo reibt man graue Queckſilberſalbe mit ein wenig Lorbeeröl ein, und verſchafft dem Thier täglich eine leichte Bewegung, worauf ſich nach 14 Tagen bis 3 Wochen das Hinken verlieren wird und das Thier wieder zu jeder Arbeit verwendet werden kann. Eiterung der Brandwunden entſteht nur durch ungeſchicktes Brennen, d. i. wenn man die Haut ganz durchbrennt; es trägt dieß nichts zur Heilung des Spaths bei und hinterläßt nur häßliche Narben; zu leichtes Brennen iſt aber nutzlos. Alle ſcharfe Salben und Haarſeile nützen hier nichts oder helfen nur ſcheinbar. Wiederholt ſich der Spath nach Jahren, ſo wird dieſelbe Behandlung und das Brennen wieder angewendet. Der Blutſpath gehört nicht hieher, es iſt ein ganz anderes Leiden. Speckraude ſ. Krätze. Staar beim Pferde. 1., grauer Staar. Bei dieſem Fehler iſt das Pferd mehr oder weniger blind, je nachdem der Staar vorange- ſchritten iſt. Der graue Staar iſt eine Verdunklung der Cryſtallinſe, und es ſind dreierlei Grade von Verdunklung an derſelben zu bemerken, entweder gänzliche Verdunklung oder theilweiſe Verdunklung, oder endlich ſind graue Wolken daran zu bemerken. Die Urſachen dieſer Verdunklungen ſind innere Augenentzündungen, welche ſich zuweilen als ſoge— nannte Mondblindheit kundgeben, zuweilen aber fo langſam entwickeln, daß ſie nicht recht bemerkt werden. Alle dieſe Formen des grauen Staars erkennt man am beſten dann, wenn man an einem mäßig erhellten Orte das kranke Auge — 219 — von der Seite betrachtet, wobei man ſich dann überzeugen kann, ob die Verdunklung im Hintergrund des Auges ſitzt oder vorn auf der gewölbten Fläche des Auges ſich befindet. Jede Operation iſt vergeblich, wie zahlreiche Verſuche ge— zeigt haben. 2. Der ſchwarze Staar befällt meiſt beide Augen. Dieſer Staar iſt eine nur theilweiſe oder eine vollkommene Lähmung der Sehnerven. Die Pupille iſt meiſtens erweitert, zuweilen aber auch verengert und gegen das Licht völlig un— empfindlich, ſo daß ſie ſich im Dunkeln weder erweitert, noch im Lichte zuſammenzieht; manchmal hängt das obere Augen- lid gelähmt herab. Sehr häufig iſt die Krankheit nur auf einem Auge und dann iſt es ſchwer zu erkennen, ob das Auge blind ſei, denn das Auge ſieht beim ſchwarzen Staar gerade ſo aus wie ein geſundes Auge, auch fehlen die andern Zeichen, welche die Blindheit anzeigen, und von denen noch die Rede ſein wird. Sind beide Augen vom ſchwarzen Staar befallen, ſo wird die Erkenntniß weniger ſchwierig, und das Pferd iſt dann entweder ſtockblind, oder hat nur einen un— deutlichen Schein von den Gegenſtänden. Es ſieht dann, wenn ſich ihm etwas naht, nicht mit den Augen, ſondern dreht den Kopf und die Augen nach der Seite, von der es die Annäherung gehört hat; die Ohren ſind geſpitzt und ſtehen nicht ſelten ſo, daß das eine nach vorn, das andere nach hin— ten gerichtet iſt, was man verkehrte Ohren nennt. Beim Gehen hebt es die Füße hoch, um nicht anzuſtoßen, und läßt man es frei laufen, ſo geht es mit unſichern Schritten gleich— ſam taſtend vorwärts, ſtolpert über jede Kleinigkeit und ſtößt ſich leicht an Gegenſtänden, die ihm im Wege ſtehen. Die Krankheit iſt unheilbar. — 3. Der grün e Staar iſt eine grünliche oder grauliche Verdunklung des Cryſtallkörpers. (er liegt hinter der Cryſtal— — 8 linſe) Dieſer Staar kommt meiſtens mit dem ſchwarzen Staar zugleich vor. — Starrkrampf oder Maulſperre, Hirſchkrankheit, Hundskrampf genannt, beſteht in einem Krampfe aller Mus- keln des Körpers, und kommt manchmal beim Pferde vor. Die Kinnbacken werden dabei ſo feſt verſchloſſen, daß man ſie eher zerbrechen könnte, als daß es gelänge, die Zähne von einander zu bringen. Der Krampf beginnt am beftig- ſten am Kopfe. Im Anfang der Krankheit bemerkt man, daß das Pferd den Mund nicht gut öffnen kann, und um ſich des Krampfes zu erwehren, fortwährend mit dem Maul eine kauende Bewegung macht. Die Ohren ſind ſteif, geſpitzt, die Augen weit geöffnet, der Hals ausgereckt, ſteif. Alle Muskeln des Körpers werden nach und nach ſteif wie Holz. Später iſt das Pferd mit Schweiß bedeckt, der Athem wird ſchnell und röchelnd, der Schweif iſt etwas gehoben. Am 3.—4. Tage der Krankheit tritt erſt die ſtarke Zuſammenzie— hung des Mauls ein, das durch keine Gewalt mehr zu öffnen iſt, die Naſenlöcher ſind weit geöffnet, das Kinn iſt zu einer harten Spitze zuſammengezogen, das Pferd ſetzt die Füße ſteif und weit auseinander. Am 5—7 Tage erfolgt der Tod. Cur: man bringe das Pferd in einen abgelegenen, dunkeln, ſtillen Stall und behandle es liebreich. In Beginn der Krankeit iſt es oft noch möglich, ihm etwas beizubringen. Man mache dann folgende weiche Pillen, die man ihm mit einem Spatel auf die Zungenwurzel ſetzt: Aloepulver 1 Unze werden gelind erwärmt mit fettem Oel 2 Quentlein, und un- ter beſtändigem Umrühren gemiſcht, bis es eine ſalbenartige Maſſe geworden iſt. Dieſer Maſſe ſetze bei: Crotonöl 15 Tropfen, Calomel 2 Quentchen, Leinſamenmehl ſo viel als nöthig, um 3 Pillen zu machen. Dieſe 3 Pillen giebt man hinter einander und bietet dem es Thier laues Waſſer zum Trinken an. Hat man eine Vorrichtung zu Dampfbädern, fo ſtelle man das Thier täg- lich 2 mal hinein, hat man ſie aber nicht, ſo reibt man das Thier am ganzen Körper eindringlich und ſo raſch als mög— lich mit Terpentinöl ein, übergieße es dann mit kalt Waſſer und decke es mit wollenen Decken zu, daß es in warmen Schweiß komme. Längs den Halswirbeln bis zur Kinnlade hinauf macht man an beiden Seiten Einreibungen mit: 4 Theilen Kantharidenſalbe und 1 Theil Euphorbium- pulver, beides gut gemiſcht. Man ſtellt das Thier in eine Hängegurte, damit es nicht umfalle, — denn wenn ein ſolches Thier liegt, ſtirbt es ſchnell. Um die obigen Pillen einzugeben, kann man am beſten den Pillenſtock dazu brauchen. Zur Ernährung giebt man laue Milch, in welche Eier eingerührt werden. Da man bei der Behandlung des Starrkrampfs auf die Urſachen Rückſicht zu nehmen hat, aus denen er entſtanden iſt, ſo müſſen dieſe noch hier angegeben werden. Die Ur— ſachen des Starrkrampfs ſind zweierlei, entweder Erkältung Cbefonders von Durchnäſſung) mit Verwundung, oder ohne Verwundung, zunächſt aber Quetſchung oder Verwundung eines Nerven oder eines ſehr empfindlichen Theils. Iſt der Starrkrampf von Erkältung entſtanden, ſo giebt man außer den ſchon angegebenen Mitteln Folgendes: Kampfer 1 Quent- chen, Salpeter 1 Unze, mit Molaſſes oder Honig zur Latwerge gemacht. Eine ſolche Gabe 4 mal des Tags zu geben alle + Stunden hinter einander. Iſt der Starrkrampf von Verwundung entſtanden, ſo macht man eine Pille von: Opium 2 Quentchen, Aſa födida 2 Quentchen; beides wird bei gelinder Wärme zuſammengeballt, ſolche Ga— — 2 — ben werden alle Stunden dem Thiere beigebracht, bis man 4 verbraucht hat. Klyſtiere von Opium werden auch gerühmt. Man mengt eine halbe Unze Opium mit 6 Unzen heiß Waſſer und miſcht noch 2—3 Unzen Oel zum Klyſtiere. Solche Klyſtiere kann man 4—6 des Tags geben. Angeſchnittene Nerven müſſen vollends durchſchnitten werden. Auf die Wunde macht man folgende warme Brei- umſchläge: Leinſamenmehl oder Kleie und Schierling zu gleichen Theilen werden mit Milch zu einem Brei gekocht. Staupe oder Hundeſeuche. Dieſe Krankheit zeigt ſich im Anfang als ein Schnupfen, dabei iſt Huſten, der Hund fröſtelt und hat wieder Hitze, immer abwechſelnd, er iſt träge und verdroſſen, nieſet oft und hat keinen Appetit. Einige Tage darauf fließt aus der Naſe ein dicker grünlichgel- ber Schleim, der die Naſenlöcher faſt verklebt, der Hund ath- met mühſam und ſchnaufend, kratzt mit den Pfoten an der Naſe oder reibt die Naſe auf dem Boden, um ſich Luft zu machen; auch die Augen ſind mit Schleim verklebt. Der Hund iſt jetzt matt, liegt faſt immer, frißt nicht mehr und magert ab, hat einen ſchwankenden Gang, gewöhnlich iſt Verſtopfung, dabei nur ſelten Durchfall. Wenn die Krank- heit nicht allzuheftig iſt, ſo verſchwinden die Krankheitser— ſcheinungen nach und nach, ſo daß der Hund in einigen Wochen wieder ganz geneſen iſt. In andern Fällen aber ſtellt ſich ein heftiger, ſtinkender Durchfall ein, die Augen gehen in Eite- rung über, der Hund liegt vor Ermattung regungslos da und krepirt endlich, manchmal kommen Krämpfe dazu oder eine Lungenentzündung. Als Nachkrankheiten der Staupe bleiben oft Lähmungen des Hintertheils und Zuckungen an verſchie— denen Theilen des Körpers zurück, welche ſich in manchen — 223 — Fällen zwar mit der Zeit wieder verlieren, in andern Fällen aber für die ganze Lebensdauer bleiben, obſchon der damit behaftete Hund ſonſt geſund ſein kann. Faſt allein nur Hunde im erſten Lebensjahr werden von der Staupe befallen, und oft wird mehr als die Hälfte von dieſer Krankheit hingerafft. Cur: So groß auch die Anzahl der gegen dieſe Krank— heit gebrauchten Mittel iſt, jo giebt es doch kein ſicheres Mit- tel dagegen. Vor allem muß man den Hund in einem trocke— nen zugfreien Raum behalten. Geräuſch und ſtürmiſche Behandlung find zu vermeiden. Ganz im Anfang der Krank- heit leiſtet oft ein Brechmittel gute Dienſte. Man giebt je nach der Größe des Hundes 3—6 Gran weiße Nießwurz— pulver, welches man trocken auf die Zunge ſtreut. Sind Naſenlöcher und Augen mit Schleim überfüllt, ſo giebt man Folgendes: Brechweinſtein 1—2 Gran, Salmiak 2—1 Quentchen, Sülzholzſaft 1—2 Quentchen werden in 3 Taſſen Holunderthee aufgelöſt. Davon giebt man dem Hunde alle 3 Stunden 1—2 Eßlöffel. Augen und Naſe werden täglich mehrmals mit lauer Milch gereinigt. Hat der Hund Zuckungen und einen fchwan- ken Gang, ſo giebt man täglich 3 mal einen Eßlöffel voll von folgender Medicin: Kamillen und Baldrian von jedem 1 Quentchen werden mit kochend Waſſer 5 Unzen übergoſſen. Man läßt dieſen Thee 4 Stunde ſtehen, dann ſeiht man ihn durch und ſetzt zu: Aether 1 Quentchen, Mannaſyrup 1 Unze. Bei Verſtopfung giebt man Klyſtiere von lau Waſſer und etwas Oel. Bei Lähmung des Hintertheils zieht man auf beide Seiten ein Haarſeil. Steckenbleiben von harten Biſſen im Schlunde. Beim Pferde kommt dieß ſelten vor, bäufiger — 224 — beim Rindvieh und andern Thieren. Man führt eine ſtarke Weidenruthe oder irgend einen elaſtiſchen Stock der vorn et— was abgerundet ſein muß und mit Fett beſtrichen wird, in den Schlund ein und ſucht durch leichtes Stoßen und Drücken den ſteckengebliebenen Gegenſtand zu zerkleinern oder von der Stelle zu rücken, dabei gießt man Weißelmthee, oder Leinſamenabkochung oder Gerſtenabkochung lauwarm von Zeit zu Zeit in den Schlund. Hilft alles dies nicht, ſo macht man den Schlundſchnitt (ſ. Schlundſchnitt). Die Steingalle — iſt unter allen Huffranfhet- ten die häufigſte und kann bei Vernachläſſigung bösartige Hufübel zur Folge haben. Das Weſen dieſes Leidens beſteht darin, daß ein Theil der Hornſohle ſo gequetſcht wird, daß dadurch Blut in die Hornmaſſe austritt. Urſachen find: Steinchen u. dgl., die ſich zwiſchen Huf— eiſen und Hufſohle einklemmen, dann auch bei ſehr flachen platten Hufen oder ſehr engen und trockenen Hufen und bei langem Gehen auf hartem Boden ſelbſt mit unbeſchlagenen Hufen. Die Zeichen der Steingalle ſind folgende: Die Pferde mit Steingalle hinken bedeutend mit dem leidenden Fuß. Klopft man mäßig an die Hufſohle, ſo äußert das Pferd heftige Schmerzen. Nimmt man das Hufeiſen ab und ſchneidet einige Spähne von der Sohle ab, ſo iſt die kranke Stelle der Sohle blauroth, ſchneidet man weiter ein in die Sohle, jo fließt Blut aus der Oeffnung, wenn die Stein- galle friſch iſt, — iſt aber die Steingalle veraltet und lahmt das Pferd noch ſehr ſtark, ſo fließt beim Einſchneiden ein dünner, ſtinkender Eiter aus. Würde man die Hufſohle nicht anſchneiden und dieſen Eiter herauslaſſen, ſo würde er ſich einen Weg in die Höhe bahnen und am obern Hufrande an der Krone ausbrechen. Bei ſehr veralteten und verwahr— nn 2 aa Ach EEE loſ'ten Steingalle kann ſich der Eiter nicht nur unterhalb der ganzen Sohle, ſondern auch rings um die Hornwand ergießen, worauf dann der ganze Huf abfallen und das Pferd zu Grunde gehen kann. Cur. Vor allem wird das Hufeiſen abgenommen und hierauf mit einem Meſſer (am beſten mit dem ſogenannten Würkmeſſer) an der kranken Stelle, welches gewöhnlich die innere Seite eines Vorderfußes iſt, die Sohle nach und nach bis aufs Leben durchgeſchnitten, ſo daß eine Oeffnung in der Sohle ungefähr von der Größe eines Fünfcentſtückes entſteht. Zeigt ſich nichts als ausgetretenes Blut im Hufe, und iſt noch Hitze und Entzündung im Hufe, ſo ſtellt man das Pferd bis an die Kniee in kaltes Waſſer, oder man hält den Huf in Kuhmiſt oder Lehm und hält dieſe durch oftmaliges Begießen mit kalt Waſſer feucht und kühl. Geſchieht das Verfahren recht anhaltend und fleißig fo wird in der Regel die Entzün- dung ſo bald bezwungen, daß man in 8 Tagen das Pferd wieder beſchlagen und brauchen kann. Iſt aber die Entzündung ſchon in Eiterung übergegan- gen oder iſt gar ſchon der Eiter durch die Hufkrone durchge- drungen, ſo ſchneidet man gleichfalls eine Oeffnung in die Sohle damit der Eiter nach unten fließen kann; dieſe Oeff— nung füllt man dann mit Werg locker aus, das man vorher mit einer Miſchung von Aloetinktur und Myrrhentinktur (von beiden gleiche Theile) getränkt hat. Dieſen Verband erneuert man täglich zweimal und ſtellt das Pferd während der Cur auf weiche trockene Streu. In leichteren Graden des Uebels erfolgt die Heilung ſo bald, daß man nach 6-8 Tagen ein Hufeiſen wieder aufſchlagen kann; ehe man aber beſchlägt, muß die Oeffnung mit Werg (Hede) ausgefüllt werden, daß keine Unreinigkeit eindringen kann. Iſt der Eiter ſchon oben an der Krone herausgekommen, ſo iſt die Cur ſehr langwie⸗ 15 — 2 — rig. Man wendet das eben beſchriebene Verfahren auch hier wieder an, erfolgt jedoch keine Heilung, ſo iſt die Cur ganz ſo einzurichten wie bei der Kronenfiſtel. Kronenfiſtel. Gewöhnlich an der innern Seite der Hufkrone eines Vorderſchenkels findet ſich eine Oeffnung, woraus häufig eine ſtinkende Materie ausfließt. Mit einer Stricknadel kann man 1-2 Zoll tief in die Oeffnung dringen. Der Ballen der kranken Seite, oft ſelbſt der ganze Huf, iſt aufgetrieben und mißſtaltet, oft auch iſt das Feſſelgelenk ge⸗ ſchwollen. Das Pferd geht auf dem kranken Fuße meiſtens ſehr lahm, tritt mit der Zehe auf und hinkt im Trabe bedeu⸗ tend. Es iſt ein langwieriges Uebel. Cur. Man brennt den Fiſtelgang mit einem ſpitzen Glüheiſen nachdem man ihn vorher mit dem Meſſer erweitert hat. Unterhalb der Fiſtel an der Sohle macht man eine Oeffnung, damit der Eiter nach unten abfließen kann, was jedoch in dieſem Falle ſelten erfolgt. In die Fiſtel ſpritzt man 4-6 Tage nach dem Brennen täglich 2 mal von einer Mi- ſchung aus 4 Quentchen Sublimat in + Quart Waſſer ein, und läßt das Pferd ohne Verband auf trockener weicher Streu ſtehen. Mindern ſich dann die Schmerzen nicht nach 4-5 Wochen, und hört die Eiterung nicht auf, ſo ſteckt man tief in die Fiſtelöffnung mittelſt eines kleinen Hölzchens 5-6 Gran Höllenſtein, was von gutem Erfolg in den meiſten derartigen Fällen war. Die über die Hufkrone hervorragende Wulſt kann man entweder mit dem Meſſer wegnehmen oder mit dem Glüheiſen brennen. Schaale — iſt ein Knochenwuchs, der ſeinen Sitz am Gelenke des Feſſelbeins hat; in der Regel iſt Lahmheit dabei. Er iſt oft erblich, zuweilen aber entſteht er durch übermäßige Anſtrengungen. Die Heilung gelingt öfter als beim Spath und die Behanndlung iſt dieſelbe wie bei dieſem (ſ. Spath). — 227 — Stelzfuß — iſt eine Steifigkeit im Unterfuß der vordern oder hintern Gliedmaße des Pferdes, wobei das Pferd bei ſtark vorgebogener Köthe blos mit der Zehe des Hufes auftritt; im Gehen vermag es nicht mit dem Hufe durchzu- treten und deßhalb hinkt es. Der Stelzfuß kann zweierlei Urſachen haben; er iſt entweder entſtanden durch eine Ver- kürzung der Beugemuskeln und ihrer Sehnen, oder durch Ver- wachſungen und krankhafte Zuſtände in dem Gelenke und den Knochen des Unterfußes. Rührt der Stelzfuß von einer Verkürzung der Beugemus⸗ keln und ihrer Sehnen, fo erſcheint der Fuß vom Vorderfnie- gelenk oder vom Sprunggelenk an, verkürzt, die Beugeſehnen find ſehr geſpannt, ihr fleiſchiger Theil aber mehr oder weni- ger geſchwunden, während dagegen die Gelenke von der Köthe bis zum Hufe frei oder doch nur in Folge der Sehnenverkür⸗ zung geſtört ſind. Rührt der Stelzfuß von krankhaften Veränderungen der Gelenke und Knochen des Unterfußes, ſo ſind nur dieſe ſteif und unbeweglich während die obern Theile des leidenden Fu- ßes ſchlaff und herabhängend ſich zeigen, demnach iſt dieſe zweite Art gerade im umgekehrten Verhältniß mit der erſten Art des Stelzfußes. Was nun die krankhaften Zu ſtände im Gelenke und in den Knochen des Unterfußes betrifft, ſo kön— nen dieſe herrühren von Verwachſung unter einander nach vorangegangenen ſchleichenden Entzündungen, oder davon daß ein oder mehrere Knochen am Gelenke aus ihrer Lage gewichen ſind, oder von einem Bruch des Strahlbeins, oder davon daß die Beugeſehne vom Hufbeine abgeriſſen iſt, u. dgl. Der Stelzfuß, ſei er nun von der erſteren oder von der letzteren Art, entſteht nur langſam, man überſieht meiſt die vorangehenden krankhaften Veränderungen. 15 * — —— Der Stelzfuß kann an der vordern Gliedmaße oder an der hinteru Gliedmaße vorkommen. Beim Stelzfuß an der vordern Gliedmaße erſcheint die Schulter wie herabgezogen, der Vorderſchenkel abgemagert, die Beugeſehnen an der Rückenfläche des Schienbeines hart geſpannt, zuweilen verdickt, verkürzt, die Köthe ſtark vorgebo⸗ gen, die Feſſel und die Krone entweder ſehr gerade geſtellt, oder nebſt dem Hufe nach rückwärts gebogen; der Fuß tritt dann mit der Zehe auf und der Huf wird dadurch verunſtaltet, der Gang iſt dabei ſteif und hinkend. Beim Stelzfuß an der hintern Gliedmaße zeigt ſich die Hüfte herabgeſunken, ſonſt ſind dieſelben Veränderungen zu bemerken wie beim Stelzfuß der vordern Gliedmaße. Urſachen des Stelzfußes ſind äußere Gewaltthätigkeiten, Anſtrengungen im Zuge, jähes Anhalten beim ſtärkſten Lauf, heftige Sprünge, ſchnelle Wendungen ꝛc., oder iſt er eine Folge von langedauernden Hufkrankheiten, 1 Sehnen⸗ ſcheiden⸗ und Beinhautentzündungen. Cur. Hat der Stelzfuß ſeinen Sitz in den Gelenken und Knochen, fo iſt er unheilbar, beſteht er aber in Verfür- zung der Beugeſehnen, ſo kann er öfter mit günſtigem Erfolg geheilt werden, und zwar durch Durchſchneiden der verkürzten ſpannenden Sehne. Dieſe Operation erfordert chirurgiſche Gewandheit und wird nicht leicht von einem Laien unternommen werden, weßhalb wir ſie nur in Kürze angeben wollen. Man kann dieſe Operation entweder in der Art machen, daß man auf der äußern Seite des Schienbeines in der Mitte ihre Länge einen 2 Zoll großen Längenſchnitt macht und unter ſorgfälti⸗ ger Trennung der unter der Haut liegenden ſehnenhäutigen Theile bis zur Beugeſehne des Hufbeines eindringt, nun legt man dieſe los während man vom Gehülfen die Nerven und — 229 — Blutgefäße mit einem ſtumpfen Haken zurückziehen läßt, daß man die Beugeſehnen bequem mit den Fingern faſſen kann, nun geht man mit dem Meſſer hinter die Sehne und ſchneidet ſie von innen nach außen durch. Die Wunde wird dann mit Waſſer gereinigt und geheftet. Die andere Operationsmethode, der ſubkutane Sehnen- ſchnitt genannt, wird folgender Weiſe gemacht. Hier wird an der äußern Seite des Schienbeines in ſeiner Längenmitte ein ſichelförmiges Meſſer durch die Haut eingeſtochen, dann (alles unter der Haut) zwiſchen der Sehne des Schienbein— feſſelmuskels und der Beugeſehne des Hufbeines durchgeführt, bis man die Spitze des Meſſers unter der Haut an der innern Fläche des Schienbeins fühlt, worauf man ohne weiter durch— zuſtechen, die Schneide des Meſſers gegen die Beugeſehnen dreht und dieſe quer durchſchneidet. Die Wunde blutet nur wenig und braucht weiter nichts als ein leichtes Heft. Man macht einige Tage kalte Umſchläge auf den Fuß bis die Eite- rung eintritt, dann werden die Heftfäden herausgenommen und warme Umſchläge gemacht. Vom dritten bis vierten Tage nach der Operation wird das Pferd täglich im Freien herumgeführt, damit es im Auftreten ſicherer wird. — Man beſchlägt das operirte Pferd gewöhnlich erſt ſpäter und dann legt man ein einfaches Eiſen mit verlängertem Zehenſtück auf. Für Pferde mit dem Stelzfuß, der in krankhaften Zuftän- den der Knochen und des Gelenks begründet iſt und daher nicht geheilt werden kann, hat man einen Beſchlag zu richten, deſſen Eiſen an ſeinem Zehenſtücke eine ſchnabelartige Verlän- rung hat und deſſen Stollen recht hoch ſind, um ſo, bei der Unmöglichkeit des Durchtretens mit dem Hufe, beim Auftreten einige Sicherheit zu gewähren. Auf dieſe Weiſe läßt ſich das Thier doch noch zu einigen Dienſten benützen. Stätigkeit (beziehungsweiſe Durchgehen). Man — 230 — verſteht unter Stätigkeit zwei Zuſtände: Stätigkeit im engern Sinne, und Durchgehen. Die Erſcheinungen der Stätigkeit im engern Sinne ſind folgende: Ein ſol— ches Pferd geht einige Zeit vollkommen ſicher, dann bleibt es plötzlich wie eingewurzelt ſtehen und iſt durch nichts zu ver- mögen, weiter zu gehen. Beim Durchgehen beginnt auf einmal das Pferd im ſchnellſten Rennen ohne auf Zügel und Weg zu achten, in gerader Linie zu laufen, und der geſchick— teſte Pferdebändiger vermag es dann nicht zu halten. Ob die Stätigkeit wirkliche Verrücktheit oder nur Unge— zogenheit ſei, iſt ſchwer zu entſcheiden. Manchmal iſt Reiz von Eingeweidenwürmern die Urſache und dann hört das Uebel auf, wenn dieſe weggeſchafft werden. Stickfluß ſ. Blutſchlag. Stierſucht ſ. Franzoſenkrankheit. Sterzwurm ſ. Wolf. Stollbeule — Stollbeutel, Stoll ſchwamm, iſt eine Geſchwulſt hinten am obern Ende des Vorderſchenkels, dieſe Geſchwulſt iſt von der Größe eines Hühnereis, bis zur Größe von 2 Fäuſten beobachtet worden. Sie iſt entweder durch und durch feſt und ſpeckartig, oder fie beſteht aus einem hohlen dickhäutigeu Sacke, welcher in ſeiner Höhle eine dünne wäſſrige Flüſſigkeit enthält. In den meiſten Fällen entſteht die Stollbeule durch den Druck des Hufeiſens während des Biegens oder auch bei unbeſchlagenen Pferden, wenn ſie mit untergeſchlagenen Füßen auf hartem Boden liegen. Es iſt ein Fehler, der mehr häßlich iſt, als gefährlich. Eur: Iſt die Geſchwulſt noch neu, fo gelingt es zu- weilen durch kalt Waſſer fie zu zertheilen. Man macht Lehm- breiumſchläge darüber, die man recht oft mit kalt Waſſer be- feuchtet, gelingt es aber nicht, ſo macht man einen kleinen — 231 — Einſtich in dieſelbe, um die Flüſſigkeit zu entleeren und reibt von folgender Miſchung täglich dreimal auf die Geſchwulſt ein: Kampferſpiritus und Seifenſpiritus von jedem 3 Unzen, Terpentinöl und Salmiakgeiſt von jedem 1 Unze. In der Regel iſt nach 14 Tagen durch dieſe Einreibung die Geſchwulſt vergangen. Sollte dieß aber nicht der Fall ſein, ſo reibt man folgende Salbe ein: Kantharidenpulver 4 Unze, Euphorbiumpulver zwei Quentchen, Terpentin und Schweinefett von jedem 1 Unze. Mit dieſer Salbe wird die Geſchwulſt täglich einmal, und 3 Tage hintereinander eingerieben, wonach ſie in faſt allen Fällen nach 2—3 Wochen vergangen iſt. Hilft jedoch alles nichts, ſo brennt man zahlreiche Striche mit dem Glüheiſen auf die Geſchwulſt. Strahlfäule — iſt eine Abſonderung einer ſtin— kenden grauen, eiterartigen Flüſſigkeit zwiſchen den Ballen, oder zwiſchen dem Strahle und der Hornſohle; der Strahl iſt in dieſem Falle verunſtaltet, es bilden ſich faſerige Aus— wüchſe und oft Feigwarzen am Strahl. Bei leichteren Gra— den des Uebels iſt kein Lahmgehen, wohl aber bei großer Bös— artigkeit der Strahlfäule, wo dann ſtarkes Hinken ſich zeigt. Die Urſachen ſind verſchieden: anhaltende Märſche, langes Gehen in Schlamm und Moraſt, naſſe Ställe, verſetzte Druſe u. dgl. Bei langer Dauer kann das Uebel in Strahlkrebs übergehen und dann iſt es unheilbar. In den gewöhn— lichen Fällen iſt die Krankheit unbedeutend und ohne Nach— theil. Die Strahlfäule kommt ſehr häufig vor. Cur: In leichtern Fällen reicht es ſchon aus, wenn man in die Spalte zwiſchen den Ballen täglich einmal etwas weiches Werg (Hede) eindrückt, das man zuvor mit einer Auf- Ei , WR löſung von 2 Unzen Chlorkalk in 3 Quart Waſſer ſtark be- feuchtet hat. Der üble Geruch verſchwindet darauf, die Ab- ſonderung wird geringer und nach 8—14 Tagen verſchwindet die Strahlfäule. Iſt die Krankheit bedeutender, ſo wird die Sohle und der Strahl recht tief ausgeſchnitten und eine Miſchung von 4 Unzen Chlorkalk in 4 Quart Waſſer täglich zweimal recht dick aufgegoſſen. Statt des Chlorkalks kann man auch folgende Miſchung anwenden: Alaun und blauer Vitriol von jedem 14 Unzen in 1 Quart lau Waſſer aufgelöft und wie das vorige an⸗ zuwenden. Sind faſerige Auswüchſe vorhanden und iſt ſchon wirk— licher Strahlkrebs entſtanden, ſo ſchneidet man die untere Huffläche tief aus und beſtreicht ſie täglich zweimal mit einem Brei von 4 Unzen Chlorkalk mit 6 Unzen kalt Waſſer. Das Pferd muß vor Näſſe und Feuchtigkeit bewahrt werden. Strahlkrebs iſt anfangs wenig verſchieden von der Strahlfäule, ſpäter aber zeigt er ſich dadurch an, daß ſich die zerſtörten hornigen Theile nicht wieder erſetzen, ſon— dern den Fleiſchſtrahl entblößt zeigen. Endlich erſcheint auch der Fleiſchſtrahl entartet mit häßlichen, warzenähnlichen Aus- wüchſen bedeckt, zwiſchen welchen eine ſcheußlich ſtinkende, höchſt zerſtörende Flüſſigkeit ausſikkert, in welchem Falle man den Strahl gar nicht mehr erkennt, und die feigwarzenähn- lichen Auswüchſe über die Ballen bis in den Feſſel empor wuchern. Zeitenweiſe ſtellt ſich eine ſcheinbare Beſſerung ein, zuweilen ſogar ſcheinbare Heilung, bald kommt aber das Uebel wieder und nur noch heftiger. Urſachen ſind: große Unrein- lichkeit im Stalle, Verletzungen des Strahls, fehlerhafte Be- handlung der Strahlfäule. — 233 — Cur: Sie iſt ſchwierig und unſicher und kann nur an- fänglich, wenn man das Uebel im erſten Entſtehen richtig be- handelt, von einigem Erfolg ſein. Man entfernt alles Krank— hafte mit dem Meſſer und brennt die geſchwürigen Stellen mit dem Glüheiſen. Alle die ſcharfen und ätzenden Mittel ſind erfolglos. Streifen — des einen Fußes am andern gegenſei— tigen Fuße beim Gang mit dem Rand des Hufes oder des Hufeiſens verurſacht verſchiedene Verletzungen, Quetſchungen, Verwundungen, dicke Wirlfte, Auftreibung der Knochen u. dgl. Es geſchieht meiſt an den Hinterfüßen, doch kommt es auch an der Vorderfüßen vor. Es kömmt öfters vor bei jungen, rohen Pferden, deren Gang noch nicht geregelt iſt, oder bei ſchwachen älteren Pferden, die bald müde werden und dann in unregelmäßige Gangarten verfallen, ferner können allzır- weit hervorſtehende Hufeiſen oder zu hohe Stollen daran Schuld ſein. — Die Behandlung der durch das Streifen entſtande— nen Verletzungen beſteht zunächſt in kalten Umſchlägen, Ste- henlaſſen in kalt Waſſer u. dgl. Die Vorkehrungen, um das Streifen zu verhüten, beſtehen in einem paſſenden Hufbeſchlag. Iſt das Streifen durch ungleiche Wände entſtanden, ſo müſſen dieſe möglichſt gleich beſchnitten werden; wo aber dieß nicht geſchehen kann, muß man an der niedern Wand durch größere Dicke des Eiſens oder höhere Stollen nachhelfen, um die mangelnde Höhe zu erſetzen. Iſt das Streifen durch einen ſcharf hervorſtehenden Rand des Hufeiſens entſtanden, ſo muß der Rand mit der Feile abgerundet werden, ſo daß eher der Hufrand als der Eiſenrand hervorſteht, oder man ſchlägt das ſogenannte Streifeiſen auf, deſſen innerer Arm keinen Stollen hat und von der Zehe an nach hinten ſich um die Höhe des fehlenden Stollens verdickt, am Bodenrande abge- u rundet ift und außerdem den Huf und das Eifen gar nicht hervorſtehen läßt. Bei großen breiten Hufen und einwärtsgeftellten Unter- füßen, wo das Streifen mit der Zehenwand oder mit der Seitenwand geſchieht, werden die ſtreifenden Huftheile ſo weit es möglich oder nöthig iſt, abgenommen und ein Eiſen auf- geſchlagen das einem derart zubereiteten Hufe anpaßt; ein ſolches Eiſen muß an der Hufſtelle, die man verſchmälert hat, einwärts gerichtet fein, an feinem Bodenrande muß es abge- rundet und daſelbſt ohne Nägel bleiben. Was das Streifen bei jungen rohen Pferden betrifft oder bei älteren kraftloſen, braucht man die ſogenannten Streifleder, es ſind dies dicke, runde, aus Leder verfertigte Wülſte, die mittelſt Schnallen an die Füße befeſtigt werden und genau über die ſtreifende Stelle angelegt werden müſſen. Strengel ſ. Druſe. Taigmaul ſ. Milchgrind. Träberkrankheit ift eine Krankheit der Schafe mit vorherrſchendem Ergriffenſein des Rückenmarks, welche häufig auch mit Gnubberkrankheit verwechſelt wird, ſich aber mehrfach von derſelben unterſcheidet. Das davon befallene Schaf trägt Kopf und Hals geſenkt, läßt die Ohren hängen und geht mit weit geſpreizten Hinterfüßen ſteif, ſein Gang iſt unſicher und ſchwankend, treibt man es an, ſo ſtürzt es nach vorn nieder und kann ſich nur mühſam wieder erheben, es zeigt in Stellung und Bewegung große Mattigkeit. Im wei⸗ tern Verlauf der Krankheit zeigt ſich eine eigenthümliche Em- pfindlichkeit der Haut längs den Lenden und dem Kreuze, jo daß ſich die Thiere gern reiben und kratzen, ſie ſind ſchreck— haft, die Freßluſt nimmt ab, Abmagerung und Lähmung nehmen zu, daß das Thier nicht mehr aufſtehen kann, es ſtellt ſich Fieber ein, ein fäuliger Ausfluß kommt aus Naſe — 235 — und Maul, die Traberkrankheit iſt immer eine langwierige Krankheit, welche 6 — 10 Wochen dauert und nur bei ſehr großer Heftigkeit ſchneller endet. Oeffnet man die daran ver- ſtorbenen Thiere, fo findet man auffallende Bläſſe des Flei- ſches, Auflöſung des Fetts in ſulzige Maſſen, mißfarbige grünliche Flecken längs des Rückens und der Lenden, ver- ſchiedene Wurmgattungen in den Eingeweiden, zähen ſchmutzi⸗ gen Schaum in der Luftröhre, die Lungen ſelber ſind blaß und zu ſammengefallen oder mißfarbig, mürbe und von Flüſſig⸗ keiten durchdrungen. Zwiſchen den Rückenmarkshäuten findet man Erguß von wäſſriger Flüſſigkeit, das Rückenmark iſt blaß und in der Lendengegend namentlich etwas erweicht. Häufig verbindet ſich die Traberkrankheit noch mit andern Krank- heiten, die aber die Kennzeichen der Traberkrankheit doch nicht verwirren, da dieſe immer ſtark hervortreten. Dieſe Krankheit kommt bei Lämmermund bei ältern Scha- fen vor, häufiger aber bei Lämmern, ſie ſcheint erblich zu fein aber nicht anſteckend. Die Urſachen find noch nicht er- forſcht. Cur: Dieſe tft noch unſicher und gewährt nur in ein- zelnen Fällen Hilfe. Gegen das Rückenmarkleiden hat man kalte Waſchungen, Haarſeile, ſogar das Glüheiſen empfohlen. Die Behandlung, namentlich die innerliche, kann nur im An- fang der Krankheit etwas nützen, wenn ſie die Blutbereitung beſſert und Abſonderung auf der äußern und innern Haut hervorbringt, z. B. folgende Lecke: Schwefel, Wermuth, Kalmus, von jedem 3 Unzen, Kochſalz 4 Unzen, geſtoßene Wachholderbeeren 6 Unzen. Von dieſem Gemenge giebt man alle Tage eine Hand- voll zur Lecke. Tripper iſt ein eiterartiger Ausfluß aus der Harn⸗ röhre und kommt meiſtens bei Hunden, ſeltener bei ausge- — 236 — brauchten Hengſten und Zuchtſtieren vor. In leichteren Fäl- len beſchränkt ſich der Ausfluß blos auf die Vorhaut, in ſchwereren Fällen aber bilden ſich wirkliche Geſchwüre an der Vorhaut und dem männlichen Gliede, welche die eiterartige Feuchtigkeit abſondern. In ſeltenen Fällen nur wird er durch Geſchlechtsvermiſchung fortgepflanzt und bringt dann in der Scheide weiblicher Thiere ähnliche Abſonderungen her- vor und wird völlig anſteckend. Als erſte Veranlaſſung iſt Unreinlichkeit anzunehmen. Cur: In den leichteren Fällen genügt es, die Theile nur rein zu halten und bei entzündlicher Reizung die betref— fenden Theile mit lauer Milch oder Fliederthee zu waſchen, — hat man aber Grund, die Sache für bösartig zu halten, ſo mache man folgende Einſpritzung in die Harnröhre: Aetzender Queckſilberſublimat 14 Quentchen, Wein- geiſt 3 Unzen, Waſſer 5 Pfund, täglich 2—6 mal an- zuwenden. Trommelſucht, ſ. Aufblähen. Uebergälle ſ. Rinder peſt. Umwälzung des Fruchthälters — iſt ein regelwidriger Zuſtand des Fruchthälters bei trächtigen Thie- ren, namentlich bei Kühen, bei welchem der Körper des Fruchthälters ein- oder mehreremale um ſich ſelbſt gefchlun- gen und wie ein Strang zuſammengedreht iſt; beim Vorgang der Geburt zeigen ſich in dieſem Falle die Geburtswege jo feſt verſchloſſen, daß die Austreibung der Leibesfrucht ver- hindert wird. Die Erkenntniß dieſes Leidens iſt ohne innere Unterſuchung mit der Hand nicht möglich. So wie man ſich daher bei gebärenden Thieren durch die Erfolgloſigkeit der Geburtsanſtrengungen von einem Hinderniſſe überzeugt hat, ſo nimmt man die Unterſuchung der Geburtswege durch die gut eingeölte Hand vor, die man durch den Wurf und die 2 Scheide einführt, man findet nun hinter dem verſchloſſenen Muttermunde den Fruchthälter nicht geöffnet, ſondern ſtößt auf weitere Hinderniſſe, indem ſich nach den Seiten hin ge- wundene, ſehr enge und mit den unterſuchenden Fingern nicht zu durchbohrende Gänge darftellen, die oft ſo feſt zufammen- gezogen ſind, daß man nur mit Mühe ſie als Gänge erkennen kann. Dieſes Zeichen läßt den ganzen Zuſtand erkennen. Die Behandlung iſt unſicher, ſie beſteht darin, daß man das Thier nach der Seite umwälzt, welche der Umwälzung des Fruchthälters gerade entgegengeſetzt iſt, um hiedurch für den Fruchthälter die natürliche Lage wieder zu gewinnen, wo⸗ bei man auf folgende Weiſe verfährt. Man läßt das Thier auf eine reichliche Streu legen, bindet ihm die Füße zuſam⸗ men, möglichſt dicht am Leibe und wälzt es nach der entgegen- geſetzten Seite, während ein Gehilfe die Hand in der Scheide liegen läßt und das Kalb im Fruchthalter feſthält. Nach der Umwälzung unterſucht man wieder mit der eingeölten Hand den Fruchthälter um ſich zu überzeugen, ob er ſeine natürliche Lage wieder erhalten hat, und, iſt dieß nicht der Fall, ſchreitet man zum Gebärmutterſchnitt durch die Scheide. Man führt zu dieſem Zwecke ein geknöpftes Wundmeſſer in die Scheide, ſetzt das Meſſer, (die Schneide nach oben gerichtet) an den ver- fchloffenen Muttermund an und trennt mittelſt einfacher Schnitte die zuſammengezogenen, hart anzufühlenden Theile des verdrehten Mutter halſes, wendet ſofort das Meſſer und erweitert die Oeffnung nach allen Richtungen, bis das Junge ſammt der Nachgeburt aus dem Fruchthälter hervorgezogen werden kann. e Unterleibsſchwindſucht — kommt beſonders bei Se vor, namentlich Möpſe und Dachshunde werden davdn befallen. Die Gekrösdrüſen im Bauche find verhärtet; als Urſachen nimmt man an: ſchlechte Nahrung, Eu 3 verdorbene Luft, kranke Muttermilch u. dgl. Die Thiere ma⸗ gern ab, werden immer elender, fröſteln und fiebern, der Bauch wird aufgetriebener, Durchfall und Verſtopfung wech⸗ ſeln, der Appetit wechſelt, endlich ftellt ſich gänzlicher Verfall ein und das Thier geht ein. Cur: Man ſorge für beſſere Nahrung, beſſere Milch und gebe je den dritten Tag ſtündlich 4 Gran Calomel bis gelindes Abführen erfolgt, dann treibe man auf Würmer, weil dieſe häufig in großer Zahl vorhanden find (ſ. Einge- weidewürmer) dann gebe man ein paar mal des Tages einen Löffel Wein mit ein wenig Enzianertraft. Nur wenn die Ver- härtung und Entartung der Drüſen nicht große Fortſchritte gemacht hat, wird die Behandlung guten Erfolg haben. St. Veitstanz kommt bei Hunden häufig vor als Nachkrankheit der Staupe, bei Pferden ſehr ſelten. Es ſind krampf hafte Zuſammenziehungen der Muskeln, welche vom Kopfe anfangen und ſich nach und nach den Gliedern mit- theilen, ſo daß das Thier ſich im Kreiſe drehen muß. Bei ſolchen Anfällen winſeln und ſchreien die Thiere ängſtlich und ſterben zuletzt erſchöpft von Anſtrengung. Dieſe Anfälle kommen bei Tag und Nacht im Schlaf und im Wachen vor. Immer iſt die krampfhafte Bewegung nur auf einer Seite des Körpers, zuweilen nur an einem einzelnen Gliede. Cur! Man zieht ein Haarſeil im Nacken, giebt gute kräftige Nahrung, bade ſie zuweilen kalt, ſorge für friſche Luft und gebe folgende Pillen: Höllenſtein 3 Gran in der nöthigen Menge Waſſer aufgelöſ't, Eiſenorydhydrat 2 Quentchen, Enzianpul- ver 3 Quentchen, Süßholzſaft ſo viel als nöthig, um eine Pillenmaſſe daraus zu machen. Aus dieſer Maſſe mache man je nach der Größe des Hundes 6, 9, 12 Pillen, täglich eine Pille zu geben. Ein — 239 — Klyſtier von Aſaföetida in Eſſig aufgelöſ't iſt oft auch nützlich. Bei langwierigem Veitstanz gebe man Strichnin ein Zehntel Gran täglich 2—3 mal mit etwas Zucker gemifcht, Vergiftung. Wenn man Vergiftung vermuthet, ſo unterſuche man bei Thieren, welche erbrechen können, das Ausgebrochene um die Spuren von dem Gifte darin zu finden, bei Thieren, die nicht erbrechen, bleibt die Erkenntniß ſchwierig und man behandelt dann die nächſten Symptome, giebt fchlei- mige Brühe zur Einhüllung, macht kalte Umſchläge, ſetzt Klyſtiere, je nachdem ein oder ein anderes Organ beſonders angegriffen iſt. Man theilt die Gifte ein in Pflanzengifte und Mineraliſche Gifte. Unter die Pflanzengifte gehören 1) die narkotiſchen Gifte. Unter dieſen ſind die wichtigſten: Bilſenkraut, Buchekernölkuchen, Buchweizen, Eibenbaum, Eiſenhut, Fingerhut, Mutterkorn, Nachtſchat- ten, Schierling, Stechapfel, Tabak, Tollkirſche, Taumellolch, Waſſerſchierling. Selten erregen dieſe Gifte bei pflanzen- freſſenden Thieren bedenkliche Zufälle, ſollte aber dieß der Fall ſein, ſo gebe man Säuren, wenn ſich Fieber einſtellt, laffe man zur Ader, reiche den Thieren nachher ein Abfüh- rungsmittel von Bitterſalz in einer Abkochung von Leinſamen, gebe Mehlwaſſer. Bei Hunden und Schweinen gebe man ein Brechmittel von weißem Vitriol oder Brechweinſtein. 2) ſcharfe Gifte. Hierher gehören: Hahnenfuß, Nießwurz, Sumach, Wolfsmilch, Zeitloſe. Hier muß man einhüllende, ſchleimige, ölige Mittel an- wenden. 3) Lähmende Gifte: Blauſäure, Brechnuß. Gegen Blauſäurevergiftung iſt das beſte Gegengift Sal— miakgeiſt, der entweder raſch unter die Naſe gehalten oder verdünnt eingegeben wird. Gegen Brechnuß und die ihr ähn- — 240 — lichen Gifte, wie z. B. die falſche Anguſtura, kann meiſtens nichts gebraucht werden, weil bei dieſer Vergiftung das Schlucken unmöglich iſt. Jodtinktur könnte man verſuchen. Was die mineraliſchen Gifte betrifft, fo ge- hören hieher: die ätzenden Säuren: Vitriol, rauchende Salzſäure, Salpeterſäure u. dgl. Dieſe Säuren wirken meiſtens zu ſchnell, als daß man Hilfe reichen könnte. Seifen- waſſer, Lauge oder verdünntes Kalkwaſſer find die beſten Gr- gengifte, aber man muß ſchnell bei der Hand ſein. Die ätzenden Laugen; das beſte Gegengift iſt Eſſig. Phosphor; Gegengift iſt Eſſig. Arſenik. Gegengift gegen Arſenik iſt: Kalkwaſſer, Zuckerwaſſer, Seifenwaſſer, das beſte aber, jedoch nicht immer ſogleich zu haben, iſt derjenige Eiſenroſt, der zu Boden fällt wenn man zu einer Auflöſung von Eiſenvitriol fo lange Eal- miak gießt, als ſich ein Bodenſatz bildet. Von dieſem Boden- ſatz giebt man ungefähr 10—12 mal fo viel als das Thier Arſenik bekommen hat; dieſes Mittel wirkt nur wenn es friſch bereitet iſt. | Blei. Das Gegengift dafür iſt: Bitterſalz, Doppel⸗ ſalz, Glauberſalz, bei großen Schmerzen ſetzt man dieſen Mit- teln Opium bei; dabei giebt man ſchleimige, ölige Eingüſſe. Kupfer: das Gegengift dagegen iſt: Seifenwaſſer, Oel und Schleim, Milch mit Zucker. Man könnte auch Ei⸗ ſenfeile geben. Sauerkleeſalz iſt ſchon mit einem Laxirſalz ver⸗ wechſelt worden, es iſt ein ſehr ſcharfes Gift; das Gegengift dagegen iſt das Waſſer von frifch abgelöſchtem Kalk. Queckſilberſublimat; Gegengift dagegen iſt: geſchlagenes Eiweiß, oder Abkochnung von Tiſchlerleim. Die Zeichen der Vergiftung durch die verſchiedenen Gat⸗ tungen von Giften ſind im Allgemeinen Folgende: Wi 1) Erſcheinungen von Vergiftung durch narkotiſche Gifte. Die Thiere werden aufgeregt, ſie raſen umher, ihr Blick iſt trotzig, die Augen feurig glänzend und wie aus den Augenhöhlen hervortretend, ſie brüllen dumpf, beißen und ſchlagen, verachten jedes Hinderniß, das ihnen im Weg tft, bald aber ſtürzen ſie zuſammen oder bleiben in dum⸗ pfer Ruhe ſtehen, für ſich hinbrütend, das Athmen iſt ſchnell Hund mühſam, das Schlucken tft gehindert, der Puls bald voll und ſchnell, bald unterdrückt und ſehr langſam. Zuletzt kom- men Zuckungen und der Tod erfolgt. 2) Erſcheinungen von Vergiftung durch ſcharfe Gifte. Die Thiere zeigen ſich zuerſt lebhafter als gewöhnlich, aber ohne jene tollen Geberden, wie ſie die narkotiſchen Gifte hervorbringen. — Sie freſſen mit unge- wöhnlicher Haft und ſaufen ebenſo haſtig, bald ſtellt ſich Pol- tern im Leibe ein, die Thiere ſehen ſich ängſtlich nach dem Bauch, können ſie ſich erbrechen, ſo erfolgt jetzt Erbrechen, Zuckungen von einzelnen Muskeln ohne daß ein ganzes Glied zuckt, ſtellen ſich ein, flüſſiges Miſten, Schaudern, Drehen im Kreiſe, zuletzt heftige Convulſionen; — und der Tod tritt ein. Vergiftung durch lähmende Gifte. Dieſe Gifte wirken plötzlich auf Gehirn und Rücken- mark, die Thiere ſtürzen wie vom Blitz getroffen zuſammen und ſterben an krampf haften Zuckungen unter Stöhnen und Winſeln. Vergiftung durch mineraliſche Gifte. Thiere, welche ſich erbrechen können, brechen dieſe Gifte mei— ſtens aus, ſelten aber können ſie alles Gift durchs Brechen los werden und nie wenn ſie es in häufigen, kleinen Gaben bekamen. Die Erſcheinungen die dieſe Vergiftung hervor bringt, ſind im Allgemeinen Magen- und Darmentzündung. Vernaglung — entſteht, wenn, während das Eiſen 16 — 242 — auf den Huf geſchlagen wird, ein Nagel ſo tief durch die Horn- wand dringt, daß er dadurch der Fleiſchſohle oder ſelbſt der Fleiſchwand zu nahe kommt, und im erſten Falle die Fleifch- wand nur drückt, im zweiten Fall ſie wirklich verletzt. Die Zeichen der Vernaglung ſind folgende: das Pferd hinkt, verräth Schmerzen, hat vermehrte Wärme, in höhern Graden ſelbſt Fieber. Bei der Unterſuchung zeigt ſich der ver- letzende Nagel dadurch an, daß, wenn man auf ihn klopft, das Pferd heftigen Schmerz äußert, zieht man den Nagel aus, ſo iſt er an ſeiner Spitze blutig oder eiterig. Iſt die Verletzung durch den Nagel nur leicht, ſo iſt die Erkenntniß des Uebels um ſo ſchwieriger. Die Thiere zeigen, wenn ſie längere Zeit geſtanden ſind, auch beim Klopfen auf den Nagel keinen erheblichen Schmerz, beginnen aber nach kurzer Arbeit den Fuß zu ſchonen. Man unterſuche daher ſolche Pferde nur, wenn ſie längere Zeit geritten wurden oder gearbeitet haben, dann erkennt man den leichteſten Grad der Vernaglung daran, daß ſie im Gehen zu ſcharren ſuchen. Dieſes Scharren unterſcheidet ſich aber von dem Scharren der Ungeduld dadurch, daß dabei der Boden mit der Zehe kaum berührt wird, weil das Thier dann ſich weh thun würde. Wenn die Reizung des Nagels lange fortgewirkt hat, fo ent- ſtehen beträchtliche Zerſtörungen im Innern des Hufes durch Entzündung und ausgetretenes Blut, in einigen Fällen iſt fo- gar Starrkrampf durch Vernaglung entſtanden. Die Ur- ſachen der Vernaglung ſind verſchieden: Bei Hufen, welche klein, ſchwach, zu ſehr abgelaufen und ſonſt entartet ſind, drücken die Nägel die Weichtheile des Hufes, auch bei aller Vorſicht des Schmieds; ferner Hufſtumpen (abgebrochene Hufnägelreſte) die im Hufe ſtecken, und dem Nagel der wieder eingeſchlagen wird, eine fehlerhafte Richtung nach einwärts geben und ſomit die Weichtheile verletzen, oder wenn ſie zu ſtark — 243 — für den ſchwachen Huf ſind, oder zu ſchwach und biegſam oder unganz und ſplitterig ſind und dadurch eine falſche Richtung erhalten, oder wenn der Schmied die Nägel für die Beſchaf— fenheit des Eiſens und des Hufes unzweckmäßig wählt u. dgl. Die Behandlung der Vernaglung. Das Eiſen wird ſogleich abgenommen, das Nagelloch des verletzenden Nagels mit dem Rinnmeſſer oder Hufbohrer erweitert und dem ergoſſenen Blut oder Eiter dadurch ein Abfluß verſchafft. Alsdann gießt man bei ſehr ſchmerzhafter Vernaglung er— wärmtes reines Oel in die Nagelwunde, — bei weniger ſchmerzhafter Vernaglung erwärmtes Terpentinöl, — bei der eiternden Vernaglung eine Miſchung von Terpentin mit Whisky, — legt dann etwas Werg auf und macht einen Umſchlag von Lehm und Kuhmiſt um den Huf. Dieſen Um⸗ ſchlag wiederholt man täglich und ſtellt das Pferd auf reich- liche Stren. Alle größern Zerſtörungen des Hufes durch Ver naglung werden nach der Art der Huffiſteln behandelt. (ſ. Huffiſteln und Steingalle.) Verrenkung. Verrenkung des Hinter- kiefers kommt meiſt nur bei Hunden vor. Man erkennt dieſe Verrenkung an dem widernatürlich geöffneten Maule, dem Unvermögen daſſelbe zu ſchließen, den vorgedrängten Au⸗ gen, der blau angeſchwollenen weit heraushängenden Zunge, der ängſtlichen Unruhe, dem Schreien u. ſ. f. Cur: Man befeſtigt den Hund gehörig, dann wickelt man um den Hinterkiefer ein Tuch, bringt einen kurzen run— den Stock quer ins Maul, faßt mit der linken Hand den Vor— derkiefer, mit der rechten Hand den Hinterkiefer, läßt den Kopf des Hundes durch Gehülfen feſt halten, zieht den Hinter- kiefer gerade vorwärts und drückt ihn mit einer Hebelbewe— gung gegen den Stock im Maule an, bis er nach hinten in ſeine Gelenkfläche gleitet. Nach der Einrichtung umbindet 16 * 1 man das Maul mit einer in Bleiwaſſer getauchten Binde und bringt darüber einen faſt den ganzen Kopf umgebenden Ber- band an. Während 14 Tage bis 3 Wochen giebt man dem Hunde blos flüſſige Nahrung und verſagt ihm bis zur fünften Woche das Benagen von Knochen. Verrenkungen der Halswirbel ſind kein Gegenſtand der Behandlung, eben ſo wenig Verrenkung der Rücken⸗ und Lendenwirbel. Auch für die Verſchiebung der Knochen des Beckens giebt es keine Behandlung. Verrenkung des Buggelenks kommt nicht rein vor, ſondern faſt in allen derartigen Fällen als Ver⸗ ſtauchung und ſtellt ſich dann als Buglähme dar (ſ. Bug- lähme). Verrenkung des Armbeins mit dem Vor⸗ armbe in kommt ſeltener und dann meiſt mit Brüchen ver- bunden vor und iſt entweder unheilbar oder bedarf wenigſtens große Berückſichtigung der zugleich vorhandenen Brüche. Verrenkung der Kniegelenke iſt gleichfalls mit Zerreißungen der Bänder und übeln Zufällen verbunden und iſt ſchwer zu heilen. Man läßt einen Gehilfen am obern Theil des Knies ziehen, während ein anderer Gehilfe am untern Theile zieht und dann ſucht man das Gelenk durch Drücken wieder in ſeine Lage zu bringen; den Verband macht man mit Schienen, die rings ums Knie angelegt werden und gut gefüttert ſein müſſen, darüber müſſen anhaltend kalte Umſchläge gemacht werden. Verrenkung im Fußgelenke kommt mehr als Verſtauchung vor unter dem Namen Ueberköthen, es iſt heftiges Hinken dabei, zuweilen vorübergehende, zuweilen bleibende Dienſtuntauglichkeit. Man macht auch hier den Zug und Gegenzug und ſucht durch Drücken mit den Händen U _ die aus der Ordnung gekommenen Knochen in ihre Lage zu bringen, dann muß ein feſter Verband angelegt und häufige kalte Ueberſchläge darüber gemacht werden. Daſſelbe Ver— fahren iſt auch anzuwenden bei der Verrrenkung der Fußgelenke. b Ausrenkung des Oberſchenkelbeins aus dem Gelenk des Beckens iſt bei Pferden nur mit gleichzeitiger Zerreißung des runden Bandes (das Band welches den Kopf des Oberſchenkels mit der Gelenkhöhle verbindet) oder mit Brüchen des Oberſchenkelkopfes verbunden, und iſt in dieſem Falle vollkommen unheilbar. Beim Rinde kommt dieſe Art Verrenkung häufig vor unter dem Namen Auskegeln, ohne Zerreißung der Bänder oder Brüche des Knochens; meiſt gleitet in dieſem Falle der ausgerenkte Knochen nach einwärts und ſteht auf den Beckenknochen auf, in welchem Falle der Fuß verlängert erſcheint, oder er gleitet in das eirunde Loch im Becken, dann erſcheint der Fuß verkürzt. Man legt um die Feſſel des ausgerenkten Fußes Schlingſeile und zieht da— ran recht ſtark nach vorwärts bis der Oberſchenkelkopf wieder in ſeine Gelenkhöhle zurückgleitet, alsdann macht man kalte Ueberſchläge über das Gelenk oder Lehmanſtriche 10 — 14 Tage lang und hierauf täglich an derſelben Stelle Einrei- bungen von Kampferwhisky. Verrenkung der Knieſcheibe unter dem Na⸗ men Rampf bekannt (ſ. Knieſcheibengelenklähme). Vorfall. Man verſteht darunter das Hervortreten eines Körpertheiles durch eine natürliche Oeffnung nach außen, er iſt oft mit Umſtülpung verbunden. a Vorfall der Zunge. Die Zeichen ſind folgende: die Zunge hängt wie gelähmt aus dem Maule und kann nicht mehr recht bewegt werden. Die Urſachen ſind Erſchlaffung oder Lähmung der Zungenmuskeln, durch zu gewaltſames — 246 — Hervorziehen beim Eingeben von Medicinen u. dgl., auch eine gelindere Art dieſes Vorfalls kommt aus übler Gewohn- heit, das ſogenannte Zungenſtrecken. Cur: beim Vorfall von zu ſtarken Ziehen an der Zunge, ſteckt man die Zungenſpitze in einen leinenen Trage- beutel, — in der Zeit, wenn das Thier nicht frißt, legt man ihn an und befeſtigt ihn am Halfter. Dieſer Beutel wird ſo lange gebraucht, bis die Lähmung oder Erſchlaffung von Alaunauflöſung oder Eichenrindeabkochung ꝛc. vergangen iſt. Beim Zungenſtrecken aus übler Gewohnheit brennt man die hervorgeſtreckte unge mit dem glühenden Eiſen oder bringt durch Stacheln am Gebiß des Zaums eine Vorrichtung an, die dem Thier das Zungenſtrecken entleidet. Vorfall des Maſtdarms. Das Weſentliche darüber ſiehe bei: Ma ſtdarmvorfall (im Alphabet.) Gebärmuttervorfall und Gebärmutter⸗ umſtülpung. Der Fruchthälter ſtülpt ſich mit feiner in- nern Fläche um und kommt durch die Scheide und den Wurf nach außen zum Vorſchein. Der vorgefallene Theil des Frucht- hälters erſcheint geröthet und beſchmutzt, er hängt gegen die Sprunggelenke hinab, ſchwillt bald beträchtlich an und ver- urſacht dem Thiere heftige Schmerzen und ſtarkes Drängen in den Geburtstheilen. Wird er nicht bald zurückgebracht, fo ſtellt ſich Entzündung und Brand ein und das Thier geht zu Grunde. Urſachen find: Zerreißung der Bänder des Fruchthäl— ters in Folge von ſtarker Geburtsarbeit u. dgl. Cur: man reinigt den vorgefallenen Fruchthälter mit lau Waſſer, dann ſtellt man das Thier ſo, daß es mit den Hinterbeinen etwas höher ſteht und drückt nun mit der Fauſt, die man ſtark angefettet hat, den umgeſtülpten Theil zurück, während ein Gehülfe die Fäuſte aufs Kreuz des Thieres ei — ſtemmt, um das jtarfe Drängen zu verhindern. Zu faufen giebt man jetzt dem Thiere Kamillenthee oder Baldrianthee, und ſpritzt auch Leinſamenabkochung lauwarm in die Scheide ein, wenn der Vorfall zurückgebracht iſt. Um ihn in ſeiner Lage zu erhalten, kann man nachher noch einen Verband machen, der darin beſteht, daß man ein Stück Leder von ziemlicher Breite an den Wurf und After befeſtigt durch Bän⸗ der, von denen eines an eine Gurte geknüpft, welche man um Bauch und Rücken des Thieres legt, während die zwei andern Bänder, die das Lederſtück feſthalten, an den Schen- keln befeſtigt werden, — das Leder ſelbſt hat zwei Einſchnitte, einen länglichen ſchmalen Einſchnitt, der an den Wurf zu liegen kommt und einen runden Einſchnitt, der an den After zu liegen kommt, um den Miſt durchzulaſſen; zwiſchen den Wurf und das Lederſtück legt man einen Schwamm oder ein Stück altes Tuch ein, das in Kamillenthee angenetzt wird. Iſt der Fruchthälter aber bedeutend zerriſſen, ſo iſt keine Heilung mehr, als ihn wegzuſchneiden, ebenſo verfährt man auch, wenn er brandig iſt. Scheidenvorfall (Umſtülpung der Scheide) zeigt ſich als eine runde Blaſe zwiſchen den Wurf— lefzen. Er kommt oft ſchon vor der Geburt vor, hat aber wenig zu bedeuten. Man richtet erſt nach der Geburt ein. Er iſt leicht zurückzubringen; dann macht man Einſpritzungen von lauer Eichenrindeabkochung. Venerie oder Luſtſeuche. Die veneriſche Krank— heit kommt nur bei Zuchtpferden vor, ihre Urfachen find un— bekannt. Die Erſcheinungen ſind folgende. Die Stuten werden einige Zeit, nachdem ſie belegt worden ſind, nieder— geſchlagen und traurig, bald werden ſie wieder roſſig, der Wurf ſchwillt an, die Scheide wird röther und heißer und ſondert einen weißen, zähen Schleim ab, der ſich in Kruſten — ae am Schweif und Schenkel anlegt. Von Zeit zu Zeit wird die⸗ ſer Schleim in größerer Menge abgeſondert, nach und nach verliert ſich die Röthe und Hitze, die Geſchlechtstheile werden ſchlaff und mißfarbig, es bilden ſich kleine Bläschen auf der Schleimhaut der Geſchlechtstheile, dann bilden ſich flache Geſchwüre aus dieſen Bläschen, am ganzen Körper zeigt ſich ein pockenartiger Ausſchlag und hinterläßt, wo er ſich abſchilfert, kahle Stellen; der Gang wird ſteif, das Hintertheil gelähmt, die Thiere werden traurig, freſſen nicht mehr und ſterben vor Erſchöpfung. Nicht ſelten kommt der Rotz oder der Wurm hinzu. Belegt ein Hengſt eine ſolche Stute, fo bekommt er ähnliche Ge⸗ ſchwüre an dem männlichen Glied und darauf folgen dieſelben Krankheitserſcheinungen. Entſteht die Krankheit beim Hengſt von ſelbſt, ſo treten die allgemeinen Krankheitserſcheinungen vorher ein und erſt zuletzt zeigen ſich die Geſchwüre, meiſt iſt ein rotzartiger Naſenausfluß dabei. Wallachen und Fohlen blei⸗ ben von der Krankheit verſchont, aber auch Stuten, die nicht belegt wurden, bekamen ſie ſchon vom bloßen Beifammen- leben; meiſt jedoch wird ſie durchs Belegen fortgepflanzt. Bei der Oeffnung findet man Waſſererguß unter der Haut, die Drüſen des Unterleibs ſind angeſchwollen. In den Ge— ſchlechtstheilen, in den Harnorganen, in der Naſe findet man Geſchwüre und krankhaften Schleim. Cur: Man verſuche das bei Rotz angegebene Ber- fahren, trenne angeſteckte oder verdächtige Thiere von den ge— ſunden und verwende ſie nicht mehr zur Zucht. Die Krankheit iſt ſelten. Waſſerſucht. 1. Beim Pferde. Die Bauchwaſſerſucht kommt in zwei verſchiedenen Formen vor; bei der erſten iſt fie Folge von Schwäche, bei der zweiten Folge von Ent- zündung. — 249 — Die Erſcheinungen der erſten Form find folgende: fie befällt meiſtens alte Pferde, wenn ſie in mageres Futter fom- men, wenig arbeiten müſſen, nebliges Wetter eintritt. Die Thiere werden ſchwach, freſſen ſchlecht, magern am obern Körper ab, während der Bauch bedeutend anſchwillt. Klopft man an die eine Seite der Bauchwandungen, während ein Gehülfe an die andere drückt, ſo bemerkt man ein deutliches Schwappen. Die Maulſchleimhaut iſt blaß und ſchmierig; der Miſt ſchleimig und ſchlecht verdaut, die Haut glanzlos und ſtruppig, die Hinfälligkeit groß, ſo daß die Thiere bald an Erſchöpfung eingehen. Cur: man giebt nahrhaftes Futter, geröſteten Hafer u. dgl. Morgens und Abends giebt man eine ſtarke Nuß groß von folgender Latwerge: Terpentin, Salpeter, Enzianpul⸗ ver von jedem 4 Unze, Kupfervitriol und Ingwer— pulver von jedem 2 Quentchen, Molaſſes, ſo viel als nöthig, um eine Latwerge draus zu machen. Abends giebt man dann noch nach der Latwerge fol- genden Trank: Wermuth 1 Unze; koche es mit 1 Quart braun Bier + Stunde lang, ſeihe es durch und ſchütte es lau ein. n Die zweite Art der Bauchwaſſerſucht, die Entzündliche, befällt vorzugsweiſe Fohlen im 1.—3. Jahre. Das Gau— menfleiſch ſchwillt an, ſie ſind traurig, freſſen nicht, der Puls iſt härtlich, der Miſt klein geballt und trocken, der Harn ſparſam und hell. Cur: man giebt eine Latwerge von 2 Unzen Glau— berſalz, 14 Quentchen Salpeter und Molaſſes, jo viel als nöthig, um eine Latwerge draus zu machen. Bei ſtärkerem Fie- ber iſt auch ein Aderlaß zu machen von 5—7 Pfund. Wird der Miſt feuchter und lockerer geballt, ſo giebt man folgende — 250 — harntreibende Pille täglich 2 mal: Peterſilienſamen 1 Unze, Brechweinſtein 1 Quentchen, Molaſſes, . ſo viel als nöthig iſt, um eine Pille draus zu machen. Waſſerſüchtiges Anſchwellen der Füße kommt ebenfalls entweder von Schwäche oder von einem raſch auftretenden rothlaufartig entzündlichen Leiden. Das Schwellen von Schwäche kommt ſehr häufig bei ältern Pferden von ſchlaffer Conſtitution vor, ſobald ſie einige Zeit ſtehen ſollen. Man forge für kräftiges Futter, Rein lichkeit im Stalle, hüte das Pferd vor Durchnäſſung der Füße, reibe Whisky in die Füße und ſchnüre die Füße mit einer Binde ein, die von der Feſſel bis übers Knie umwickelt wird. Zugleich gebe man folgende Pille, jeden Tag, 4 Tage nach einander: Aloe, Enzian, Kümmelſamenpulver von je- dem 2 Quentchen, Molaſſes, ſoviel als nöthig iſt, um eine Pille daraus zu machen. Man mache 4 ſolche Pillen. Wenn dieſe 4 Pillen ausgebraucht ſind, ſo gebe man alle 2 Tage folgende Pille: Terpentin und Salpeter von je- dem 2 Quentchen, Molaſſes, ſoviel als nöthig iſt, um eine Pille daraus zu machen. Das plötzliche rothlaufige Anſchwellen befällt meiſt nur einen Fuß und hat Lahmgehen zur Folge. Man muß das Pferd ganz ruhig im warmen Stall ſtehen laſſen und darf es zu keiner Arbeit verwenden, weil ſonſt Zellgewebverhärtungen und Eiterbildung entſtehen kann. Man mache einen mäßigen Aderlaß und gebe eine Latwerge von Glauberſalz und Sal— peter: Salpeter 1 Unze, Glauberſalz 10 Unzen, Mehl und Molaſſes, von jedem 6 Unzen. Dieſe Latwerge wird in 3 Theile getheilt, ſo daß das Pferd am erſten Tage 2 Theile, am folgenden Tag den drit- ten Theil davon erhält. — 251 — Zugleich reibt man folgende Salbe in den geſchwollenen Fuß: graue Queckſilberſalbe 1 Unze, ätzenden Salmiakgeiſt 1 Quentchen, täglich 2 mal einzureiben; worauf man den Fuß mit Tüchern einhüllt, die man vorher mit Wachholderbeeren, die man auf glühende Kohlen wirft, durchräuchert. Behandlung der Bauchwaſſerſucht beim Hunde: Digitalis 12 Gran, rohen Spießglanz 15 Gran, Salpeter 1 Quentchen; theile es je nach der Größe des Hundes in 9—12—15 Theile. Morgens und Abends ein Pulver zu geben. Oder wenn man zugleich etwas laxiren will: Digitalis 9 Gran, Meerzwiebel 12 Grn., Weinſteinrahm 2 Quentch.; auf dieſelbe Weiſe zu vertheilen und zu geben, wie das Obige. Weißer Fluß — iſt ein ſchmutzig weißer, oft gelb- lichgrüner eiterähnlicher Ausfluß aus der Scheide übelſäftiger Kühe oder rotziger Stuten. Der Schweif und die innere Schenkelfläche ſind oft damit beſudelt und verlieren die Haare. Manchmal iſt das Uebel geringer und hat dann keinen Ein— fluß auf die Haare. Das Harnlaſſen iſt dabei nicht ſchmerz— haft, Appetit iſt gering, die Haare ſind ſtruppig, die Haut klebt an den Knochen (wenigſtens in den höheren Graden des Uebels). Zuletzt entſteht eine Art Zehrfieber und Durchfall, an dem die Thiere zu Grunde gehen. Cur: wenn das Uebel noch nicht weit vorgeſchritten iſt, hat man Ausſicht auf Erfolg in der Behandlung, — in den höhern Graden des Leidens aber iſt nichts mehr zu hof— fen. Reinlichkeit und gute Fütterung iſt vor allem nöthig. In die Scheide ſpritzt man Kalkwaſſer ein. Innerlich giebt man Folgendes: roher Spießglanz 4 Quentchen, En- zianpulver, gepulverte Baldrianwurzel von jedem 3 Quentchen, Wermuth 4 Unze, Molaſſes, — 252 — ſoviel als nöthig, um eine Latwerge zu machen. Jeden Tag giebt man eine ſolche Latwerge. Widerriſtſchaden iſt eine durch den Druck des Sattels oder des Kummets entſtandene Geſchwulſt am Wider- riſt. Dieſe Geſchwulſt iſt heiß und äußerſt ſchmerzhaft und hat meiſt einen großen Umfang. Sie geht bald in Eiterung über, wobei der Eiter ſich tief verſenkt. Die Cur iſt folgende: iſt die Entzündung noch neu ſo bedeckt man die Geſchwulſt mit einem Lehmbrei, den man recht fleißig mit kalt Waſſer befeuchtet. Sit ſchon Eiterbil- dung entſtanden, oder die Geſchwulſt ſchon aufgebrochen, ſo reibt man folgende Salbe im ganzeu Umfang der Geſchwulſt ein: Cantharidenpulver 4 Unze, Euphorbiumpulver 2 Quent- chen, Terpentin und Schweinefett von jedem 1 Unze, 3 Tage lang jeden Tag davon einzureiben. Kommt nach einer Woche keine Beſſerung und iſt ein offener Schaden zu bemerken, ſo wäſcht man dieſen täglich 2 mal mit einer Auflöſung von: Sublimat 1 Quentchen, Kalkwaſſer 1 Quart. Bei großer Eiterung beſtreut man die offenen Stellen täglich 2 mal recht dick mit folgendem Pulver; rother Präzi⸗ pitat ! Quentchen, Alaun 4 Unze, Eichenrinde und Kohlenpulver von jedem 1 Unze. Sind Fiſtelkanäle da, fo brennt man fie mit einem dün— nen Glüheiſen. Ueber die weitern, ſchlimmen Zufälle ſiehe nach bei Satteldruck. . Wolff — Sterzwurm iſt eine Krankheit des Schweifes beim Rindvieh; nicht immer, aber doch häufig geſellt ſich ein heftiges Fieber dazu, das einen bösartigen, fauligen Cha- rakter annimmt. An der Spitze des Schweifes beginnt das Uebel und zeigt ſich dadurch an, daß die Haare ausgehen worauf eine Feuchtigkeit ausſchwitzt, die Schweifknochen 2 werden weich, es bilden ſich bösartige Geſchwüre und ganze Stücke vom Schweife fallen ab. Oft auch entſtehen keine Geſchwüre, doch die Schweifwirbel werden weich und der ganze Schweif fällt ab. Die Krankheit kann, wenn ſie den dickſten Theil des Schweifes befällt, tödtlich werden. Cur: fo lang noch keine Geſchwüre und Knochener— weichungen da find, find oft ſchon Waſchungen von einer Miſchung Waſſer und Eſſig hinreichend, das Uebel zu be- kämpfen, — ſind aber einmal Geſchwüre und große Ge— ſchwulſt vorhanden, ſo hilft nur das Abhauen des kranken Theils vom Schweife; man legt den Schweif auf ein Brett, ſetzt ein Meſſer auf die Grenze des geſunden und kranken Theils am Schweife und ſchlägt mit einem Hammer auf den Rücken des Meſſers. Wenn auf dieſe Weiſe das kranke Ende des Schweifes abgehauen iſt, ſo ſtillt man die Blutung mit dem Glüheiſen. Wollefreſſen der Lämmer — iſt eine üble Gewohnheit der Lämmer, an der Wolle der Hinterſchenkel und des Bauchs beim Mutterſchafe zu ſchlotzen, ſo daß kahle Stellen entſtehen und nach und nach ein bedeutender Verluſt an Wolle ſich ergiebt. Das beſte Mittel iſt, die angeſchlotz— ten Stellen mit einer Abkochung von Wermuth und Rainfar— renkraut zu waſchen, dann unterlaſſen die Lämmer ihre üble Gewohnheit. Wurm beim Pferde — iſt mit dem Roͤtze ſehr ver- wandt. An verſchiedenen Stellen des Körpers, Kopf, Lip⸗ pen, Hals, Hinterſchenkel entſtehen Geſchwülſte, in deren Mitte kleine Knötchen ſind, welche beim Berühren ſchmerzen. Dieſe Knötchen brechen endlich auf und es fließt ein blutiger ſchlechter Eiter heraus. Das Pferd iſt ſonſt auch krank, es frißt nicht und fiebert. Aus dieſem Fieber entwickelt ſich ſehr oft ein fauliges Fieber und überhaupt tritt gern noch der Rotz hinzu. — 254 — Sur: Die Krankheit wird zwar öfter geheilt als der Rotz, doch immer nur unter ſonſt günſtigen Verhältniſſen, d. h. bei kräftigen, jungen Pferden und bei gelinderen Gra— den des Uebels. Man zieht durch die größeren Geſchülſte Eiterbänder (Haarſeil) brennt die Geſchwüre mit dem Glüheiſen und wäſcht dieſelben dann täglich mehrere Male mit einer Mi- ſchung von 2 Unzen Chlorkalk in 1 Quart kalt Waſſer, oder man reibt Cantharidenſalbe auf alle Wurmbeulen ein. In- nerlich giebt man Folgendes: Queckſilbermohr 2 Quentchen, gepulverten Kalmus 4 Unze, Aſa fötida 2 Quentchen, Mehl und Waſſer, ſoviel als nöthig, um eine Pille daraus zu machen. 2—3 Wochen hintereinander giebt man Morgens und Abends eine ſolche Pille. Man hält das Pferd warm und trocken, und füttert es mit kräftiger Koſt. Der Wurm iſt ebenſo anſteckend wie der Rotz. 5 Würmer ſ. Eingeweidewürmer. Wuth— iſt eine nervöſe Krankheit, welche ſich ur— ſprünglich beim Hundegeſchlechte, ausnahmsweiſe auch beim Katzengeſchlechte entwickelt, und von einer unbezwinglichen Luſt zu beißen begleitet iſt. Dieſe Krankheit erzeugt zugleich einen eigenen Anſteckungsſtoff, der an den Mundſpeichel ge- bunden iſt, ſo daß jede Bißwunde durch den beigemiſchten Speichel in dem gebiſſenen Individuum ebenfalls wieder die Wuth hervorbringt. Man unterſcheidet eine raſende und eine ſtille Wuth. Beim Ausbruche der Wuth iſt der Hund ängſtlich, unruhig, kann nirgends bleiben, leckt gern an kühlen Gegen- ſtänden, iſt ſehr reizbar und mürriſch, ſchnappt in die Luft, wie nach Fliegen, frißt nicht mehr, ſelbſt Flüſſigkeiten, die — 255 — er zu ſich nimmt, verurſachen ihm krampfhaftes Würgen im Halſe und fließen ihm wieder zum Maule heraus, — er zer- nagt und zerreißt alles, was um ihn her iſt und verſchluckt Dinge, die durchaus unverdaulich ſind, Holz, Leder, Haare u. dgl., ja ſelbſt den eigenen Koth und Harn, ſein Bellen iſt ein heißeres Heulen, wobei er den Kopf in die Höhe ſtreckt. Er beißt am liebſten Katzen, Geflügel, ſpäter auch Hunde und andere Thiere und endlich auch den Menſchen. Seine Art zu beißen iſt dann ſehr heimtückiſch, er nähert ſich freundlich we- delnd dem Thiere oder Menſchen und bringt ſchnell ſeinen Biß an; oft entläuft er in größter Eile ſeinem Herrn und entfernt ſich mehrere Meilen weit, wobei er ängſtlich etwas Verlore— nes zu ſuchen ſcheint; ſein Bewußtſein iſt nicht mehr voll- ſtändig, er kennt zwar noch ſeinen Herrn und die Freunde des Hauſes und macht ſeine angelernten Künſte, aber verfällt dann gleich wieder in ein dumpfes Brüten und erfcheint wie taub. — Bei der raſenden Wuth ſind die Anfälle zeitenweiſe in welcher er in große Aufregung und Luſt zum Beißen und zum Entlaufen geräth. Bei der ſtillen Wuth iſt der Hund mehr ſtumpfſinnig und zeigt weniger Luſt zum Beißen, häufig iſt der Hinterkiefer gelähmt und hängt herab, ſo daß der Hund keine Nahrung zu ſich nehmen kann, oder hängt die etwas angeſchwollene Zunge zwiſchen den Zähnen hervor. Nur in den ſeltenſten Fällen von raſender oder ſtiller Wuth iſt Waſſerſcheu da. Die Dauer der Wuth überhaupt iſt 3-8 Tage; ſie bringt immer den Tod, der in vielen Fällen ſehr ruhig erfolgt, in andern Fällen aber von heftigen Krämpfen begleitet iſt. Ei- nige Zeit vor dem Tode ſtellen ſich Lähmungen an verſchiede— nen Theilen des Körpers ein, die in den höhern Graden ver— urſachen, daß der Hund wie todt am Boden liegt und nur — 356. — durch leichte Zuckungen giebt dann der Hund noch hie und da ein Lebenszeichen von ſich. | Um nun aus all dem Vorangegangenen die deutlichſten Erkennungszeichen der Wuth des Hundes ſich zu merken, hat man beſonders auf folgende Zeichen zu achten. Der Hund hat ein mürriſches finſteres Anſehen, ſeine Augen ſind geröthet, der Blick iſt ſcheu und matt, unbeſchreiblich abjchre- ckend. Der Mangel an Appetit, wenn der Hund dabei noch munter in feinem Benehmen iſt, darf als ſehr verdächtig be- trachtet werden. Das Entlaufen eines Hundes wenn er ſonſt feinem Herrn treu war, und der Umſtand, daß er dann frei- willig wieder zurückkehrt, iſt ein ſehr verdächtiges Zeichen. Zu Anfang der Krankheit iſt der Gang eines tollen Hundes ganz wie beim geſunden Hund, ſpäter erſt, wenn all⸗ gemeine Schwäche kommt, läßt er den Schweif hängen. Die meiſten wuthkranken Hunde bekommen rauhe ſtruppige Haare, werden ſehr mager, ſchwanken mit dem Hintertheile und wer- den zuletzt ganz gelähmt auf demſelben. Was das Beißen betrifft, ſo iſt dieß in der Wuth dann mehr zu bemerken bei Hunden welche in geſundem Zuſtande ſchon ſehr beißluſtig ſind, als bei Hunden die geringe Neigung zum Beißen zeigen. Waſſerſcheu iſt kein toller Hund, nur beim wuthkranken Menſchen kommt dieß vor. Eines der wichtigſten Zeichen iſt die Veränderung der Stimme beim Bellen. Auch Verſtopfung iſt immer bei der Wuth. Die Oeffnung eines todten wuth- kranken Hundes zeigt zu mannigfaltig verſchiedene Krankheits- ſpnren als daß etwas Gemeinſames ausgefunden werden könnte, um dieſe Krankheit zu charakteriſiren. Cur. Die ausgebrochene Wuthkrankheit iſt unheilbar und fchon wegen der Gefahr bei Heilverſuchen keine Cur werth, dagegen iſt folgendes Verfahren ſehr wichtig, wodurch ein gebiſſenes Thier vor dem Ausbruch der Wuth bewahrt — 257 — werden kann. So wie man an einem Thiere die Wunde aufgefunden, die ihm ein wuthkranker Hund beigebracht hat, ſo wird ſie, ſo weit es gerade der Theil erlaubt, ausgeſchnit— ten, geht dieſes nicht an, ſo waſcht man ſie aus, und macht im Umkreiſe der Wunde viele Einſchnitte die alle in die Wunde einmünden, dann reibt man die Wunde mit einem Quentchen Cantharidenpulver und 3 Quentchen Terpentinöl ein und verbindet ſie. Iſt aber die Wunde ſchon über 24 Stunden alt, ſo wird ſie mit dem glühenden Eiſen ausgebrannt, und wenn der Brandſchorf abgefallen iſt mit dem ebenangegebenen Pulver wieder in die Wunde eingerieben. Damit das Thier die Wunde und das auf dieſelbe eingeſtreute Pulver nicht belecken kann, muß man einen guten Verband darüber machen. Die Wunde muß 3—4 Wochen offen und in Eiterung erhalten werden. Wuth beim Pferde. Die Wuth tritt beim Pferde nicht als ſelbſtſtändige Krankheit auf, ſondern erfolgt immer nur auf den Biß eines wuthkranken Thieres und ſtellt ſich in der Regel erſt 3-4 Wochen nach dem Biſſe ein. Wenn die Krankheit dann ausbricht, ſo wird das Pferd unruhig, ſchreck— haft, es zittert, das Haar ſträubt ſich, es frißt nicht mehr. Iſt die Wuth recht zum Ausbruch gekommen ſo athmet das Pferd ſchwer, ſchäumt mit dem Maule, hat krampfhafte Zu- ckungen an den Lippen und auch an andern Theilen, es wie— hert durchdringend, beißt um ſich und oft ſich ſelber. Iſt ein ſolcher Anfall vorüber, ſo wird es eine Zeitlang ruhig aber ſehr erſchöpft. Solche Anfälle wiederholen ſich öfter bis nach 4-6 Tagen der Tod eintritt nachdem es zuvor gelähmt und zuckend zu Boden gefallen war. Wuth beim Rind vieh. Auch hier gilt das beim Pferde ſchon Bemerkte, nur erfolgt der Ausbruch der Wuth . & — 258 — in unbeſtimmterer Zeit, oft in 4-6 Wochen, oft in 8-40 Wo⸗ chen. Bricht die Wuth aus, ſo frißt das Thier nicht mehr, ſteht mit geſenktem Kopfe und hängenden Ohren, iſt ſchreck— haft und zittert, ſchüttelt Kopf und Hals und ſchwankt mit dem Hintertheile, das Auge iſt trübe und roth, das Maul mit zähem Geifer erfüllt. Das Thier brüllt ſehr oft mit heiſerem widrigem Tone. In vielen Fällen beleckt es die Bißwunde unaufhörlich, ſo daß ſie blutet, oder es reibt die Wunde an den Wänden n. dgl., es hat beſtändiges Drängen zum Mi- ſten, wobei anfangs ein dunkler fettiger Miſt abgeht, ſpäter kommt nur noch Schleim, ſchnelle Abmagerung tritt ein, fort— während trippelt und ſchwankt das Thier mit dem Hinter— theile und bewegt den Schwanz. Die meiſten Kranken verhalten ſich ruhig und geduldig nur wenige toben und raſen. Wuth beim Schafe. Die Zufälle ſind denen beim Rindvieh ſehr ähnlich. Das Schaf wird matt und traurig, bald darauf unruhig, es ſpringt wie bei der Brunſt auf andere Schafe, der Blick iſt wild und drohend, es kennt keine Furcht und rennt auf Menſchen und Thiere los, es läuft unruhig hin und her, ſtampft mit den Füßen auf den Boden, bohrt mit dem Kopf im Boden, macht hohe Sprünge und beißt in ver- ſchiedene Gegenſtände. Appetit und Durſt fehlen, doch hat es keine Waſſerſcheu, es kommt bald zur Lähmung und der Tod erfolgt am 4.6. Tage der Krankheit. Der Ausbruch der Wuth beim Schafe kommt zuweilen ſchon nach 8 Tagen, zu⸗ weilen erſt nach Monaten. Wuth beim Schweine. Der Ausbruch der Wuth nach dem Biſſe eines tollen Hundes iſt 8 Tage bis 10 Wo- chen. Das Schwein läuft wild umher, wühlt mit dem Rüſſel im Boden, fletſcht die Zähne und geifert ſtark, bald fängt es auch — 259 — an zu beißen in alles was ihm in den Weg kommt, es grunzt heiſer und oft, die Augen ſind roth, der Blick iſt wild. In kurzer Zeit beginnt die Lähmung, es beißt aber noch, wenn es auch nicht mehr vom Boden aufkommt, noch in alles was ihm nah liegt. Die Abmagerung geht außerordentlich ſchnell vor ſich und in 4-6 Tagen vom Ausbruch der Wuth an erfolgt der Tod. — Zungenkrebs beim Rindvieh iſt eine Art Milzbrand und zeigt ſich durch Geifern aus dem Maule, Un— ruhe, große Zungengeſchwulſt an. So lang die Krankheit noch im Entſtehen iſt, frißt das Thier mit großer Begierde. Auf dem Grunde der Zunge oder auf dem Zungenrücken ſind runde Blattern, oft ſo groß wie eine Haſelnuß, dieſe Blattern ſind anfangs weißgelb, ſpäter ſchwärz— lichbraun. Es iſt eine dünne ſcharfe Flüſſigkeit in dieſen Blat— tern, welche die benachbarten Theile anfrißt, fällt die Blatter zuſammen, ſo bleibt eine braune Kruſte, unter welcher die ätzende Flüſſigkeit immer tiefer in die Zunge frißt, der Athem iſt dann ſtinkend, das ganze Maul, ſowie Schlund und Magen können dann brandig werden in kurzer Zeit, worauf Zittern, Auftrei- ben des Bauchs, große Angſt und der Tod erfolgt. Die Krankheit gleicht dem Rankkorn (ſ. d.). Cur: Nur frühe Hilfe kann hier noch etwas nützen. Man zieht die Zunge (die Hand muß dabei mit einem Hand— ſchuh bekleidet ſein, denn die Flüſſigkeit der Blaſen macht böſe Geſchwüre und kann tödtlich werden) ſo weit als möglich hervor, ſchneidet die Blattern mit dem Meſſer auf und waſcht die Wunde mit Eſſig und Waſſer aus. Iſt ſchon ein krebs— artiges Geſchwür unter der Blatter, fo wird daſſelbe vorſich⸗ tig mit Salzſäure benetzt, oder mit einem glühenden Eiſen gebrannt und dann mit ſtarkem Eſſig gewaſchen. Ein einfa— cheres Verfahren iſt folgendes: man ſchabt und kratzt mit einem * Ma ſcharfrandigen blechernen Löffel die Blattern und Geſchwüre bis auf den geſunden Grund weg und befeuchtet dann die Stelle mit Eſſig und Salzwaſſer oder noch beſſer man betupft die abgegkratzte Stelle mit folgendem Mittel: Salmiak und Grünſpan von jedem 1 Unze, Eſſig 6 Unzen, Honig 3 Unzen. Ganz zu Anfang thun Ausſpritzungen von 1 Unze Chlor⸗ kalk in 1 Quart Waſſer, das kalt ſein muß — gute Dienſte. Zungenentzündung. Die Zunge zeigt ſich heiß und geſchwollen. Iſt die Geſchwulſt ſehr heftig, ſo macht man Einſchnitte auf den Rücken der Zunge und läßt fie gut aus⸗ bluten. Man gebe Mehltränke mit etwas Salpeter darun⸗ ter, und waſche die Zunge mit einer Miſchung von Waſſer, Eſſig und Salz. | Zungenwunden. Tief eingeriſſene Wunden näht man zuſammen; bei anhaltenden Blutungen die nicht durch kalt Waſſer oder Eſſig ſich ſtillen laſſen, muß man das blu⸗ tende Gefäß mit einem kleinen Haken, oder einer feinen Zange hervorziehen und die Röhre mit einem Faden zuſamenbinden. St etwas brandiges ſchon da, fo muß dieß weggeſchnitten werden. Man ſorge bei allen dieſen Verletzungen für Reini⸗ gung des Mauls durch laues Ausſpülen. Zurückbleiben der Nachgeburt iſt immer ein bedenklicher Umſtand, weil durch Fäulniß der zurückge⸗ bliebenen Häute u. dgl. leicht Fieber von heftiger Art, Kräm⸗ pfe u. dgl. ſich einſtellen. Die Urſachen des Zurückbleibens ſind: entweder allzufeſte Verbindung der Eihäute mit dem Fruchthälter, wobei ſich der Muttermund ſchließt und den Abgang der Nachgeburt hindert; oder Erſchöpfung des Mut⸗ terthiers durch allzuſehr e e Geburtsarbeit u. dgl. wobei die Kräfte zur Austreibung der Nachgeburt fehlen, — 261 — oder krampfhaftes Zuſammenſchnüren des Fruchthälters, oder endlich noch, daß die Nachgeburt durch einen Riß des Fruchthälters in die Bauchhöhle fällt. Cur. Die Behandlung richtet ſich nach den eben ange— führten Urſachen. Sind die Eihäute zu feſt an den Frucht hälter gewachſen, ſo führt man die Hand, die man vorher mit Fett beſtrichen hat, durch den Wurf und die Scheide in den Fruchthälter ein, ergreift daſelbſt die an einem Stück ſchon etwas losgetrennten Eihäute, zieht ſie etwas an, löſt ſie aus ihrer Verbindung mit dem Fruchthälter und nimmt ſie heraus. Iſt dabei die ganze Nachgeburt oder ein Stück der- ſelben ſchon in Fäulniß übergegangen und iſt häufiges wehenar- tiges Drängen und Abgang von ſtinkendem Waſſer damit ver- bunden, ſo ſpritzt man ſo lange lauwarmes Waſſer in die Schei— de, bis daſſelbe ganz klar und geruchlos wieder abfließt, macht täglich 3—4 Einſpritzungen von Kamillenthee und Bilſen— krautthee zu gleichen Theilen mit etwas Oel und giebt dem Thiere einige Tage lang Leinſamenabkochung unter dem Futter. Kommt die Nachgeburt nicht, weil das Thier nicht mehr die Kraft zum Austreiben hat, ſo giebt man Fenchelſamen, Kalmus und Wachholderbeeren von jedem 2 Löffel voll mit 1 Quart Wein oder Bier abgekocht als Einſchütt, in 2—3 Portionen vertheilt, ein, oder man giebt Hallers Sauer 4 Quentchen auf ein Quart Pfeffermünzthee und ſucht dann die Nachgeburt ſchonend herauszuholen. Wenn Krämpfe den Abgang der Nachgeburt verzögern, ſo giebt man Baldri— anthee oder auch Kamillenthee mit etwas Opiumtinktur (14 Quentchen Opiumtinktur auf 1 Quart Kamillenthee.) Iſt die Nachgeburt durch einen Riß der Gebärmutter in die Bauchhöhle gefallen, ſo geht man mit der Hand in die Ge— bärmutter ein und ſucht die Nachgeburt in dem Riſſe auf — 262 — und holt fie heraus; hierauf ſpritzt man eine Abkochung von Weißelmthee oder Malvenabſud ein. Bei ganz kräftigen, ſonſt geſunden Mutterthieren kann man, wenn die Nachgeburt nicht abgehen will, 10— 12 Tage warten und giebt während dieſer Zeit öfters einen Einſchütt von Leinſamenabkochung mit Wer— muth, Kalmus oder Enzian. Bei reizbaren ſchwächlichen Thieren aber muß man bälder für den Abgang der Nachgeburt ſorgen. — de e 2 . AO N —— ! — e Ne 37 * SR. 7 TERN Ir EINER SER ah 0 1287 en, IR, N 1