Ar 5/7 / ER vr H ER Hu; NER A DES ERLEKLE REDE 17.7 GR DHL FH ER GE. 77 BY ER? GRFGIIG Yıy > ‘ Dyg 7, y HL 2 4 Zr, 2 ’ ZZ ART: / 0 Ä ww; LG, LED 7; % W PP My VH : G F, L „INA % 9 ES „ / \ RENTE y 3 7 7 ö Y ‚ 4 9 4 7 er HA? Wh ENGEL WELLE. x IL. 0.5 2 A 6 WS IE N FE et I aa Digitized by the Internet Archive in 2010 with funding from University of Illinois Urbana-Champaign http://www.archive.org/details/handbuchfrdenl00breh det w Er ng a a kn Handbuch der Naturgeschichte aller Vögel Deutschlands, nach den sorgfältigsten Untersuchungen und den ge- nauesten Beobachtungen mehr als 900 einheimische Vögel- Gattungen zur Begründung einer ganz neuen Ansicht und Behandlung ihrer Naturgeschichte voll- ständig beschrieben sind. Von Chriftian Tudpmig Greim, Pfarrer zu Renthendorf: der Kaiserlich- Leopoldinisch- Ka- rolinischen Akademie der Naturforscher, der Königlich Preus- sischen Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften, der W etterauischen Gesellschaft für die gesammte Naturkunde, der naturforschenden Gesellschaft des Osterlandes und zu Görlitz, der Senkenbergischen naturforschenden Gesellschaft, der So- cietät für die Forst- und Jagdkunde zu Dreifsigacker, der phy- siographischen Gesellschaft zu Lund, der Nürnbergischen na- turhistorischen Gesellschaft, so wie des Predigervereins für den Neustädter Kreis Mit- oder Ehrenmitgliede. Mit 47 ganz treu und sorgfältig nach der Natur gezeichneten illuminirten Kupfertafeln. Ilmenau, 1831. Druck und Verlag von Bernh. Friedr. Voigt. ” #3 Ki wi r ’ EUR ETE uoN ui 37 ee} JB LEiE y. sei BR AT vie hi r Ne x ih Ach Nash > 12 re BumA a, aan! De en Sa Nenn Dura’ N haha ve a w xt Sem wbaat 3% u MR dr De) Sr. Majestät dem allerdurchlauchtigsten und grofsmächtigsten Herrscher Friedrich Wilhelm Könige von Preufsen etc. etc. dem ausgezeichnetsten Kenner, huldreichsten Be- förderer und grofsmüthigsten Beschützer der Künste und Wissenschaften und der Naturkunde insbesondere in allertiefster Ehrfurcht und Uhnterthänigkeit gewidmet von dem } "erfasser. Daher ing, welche auch die Stelle eines Vorworts vertreten kann, Das vorliegende Buch verdankt zunächst sein Dasein einer Aufforderung des Herrn Verlegers an den Verfasser, ein Handbuch der Naturgeschichte der Vögel unseres Vaterlandes auszuarbeiten. Dies hätte sich der Verfasser sehr leicht machen können; er hätte nur nöthig gehabt, einen Auszug aus sei- nem Lehrbuche der Naturgeschichte aller europäi- schen Vögel zu fertigen, und einige neuere Beobach- tungen hinzuzufügen; hätte er in demselben einige von Andern geleugnete Vögelarten, z. B. Certhia brachydactyla, Anthus littoralis u. dgl. weggelas- sen und erklärt, die Gründe der Gegner hätten ıhn überzeugt, so würde das Buch Gnade gefunden ha- ben vor den Augen Vieler, die Recensenten hätten ihre Ansichten darin wieder erkannt, folglich nicht viel daran ausgesetzt, und so wäre die Sache herr- lich gegangen. Allein ein solches Verfahren hätte der Verfasser mit der tiefen Verehrung gegen die VI hohe Person, der das Buch gewidmet ist, für unver- einbar, der Achtung, welche jeder Schriftsteller für das Publicum hegen soll, entgegen und mit seiner eignen Ehre für unverträglich gehalten. Er hätte dann etwas Altes in einem neuen Buche aufgetischt, und seiner durch viele neue Beobachtungen begrün- deten Ueberzeugung zuwider gehandelt. Dies war ihm unmöglich, ob er gleich voraussieht, dals das Buch in seiner jetzigen Gestalt vielen Anfechtungen entgegengeht. Da es nach einem ganz neuen Plane bearbeitet ist, so dürfte es nicht unnöthig sein, über diesen Einiges zu bemerken. Schreiber dieser Zeilen ist der festen Ueber- zeugung, dafs die nach Linne gewöhnlich gewordene Eintheilung der Vögel in Land-, Sumpf- und Wasservögel durchaus nicht beizubehalten ist. So viel diese für sich zu haben scheint, so unrichtig ist sie. Man sagt Landvögel sind diejenigen, welche weder Schwimmbäute noch nackte Stellen über der Ferse haben; die Sumpfvögel zeigen die letztern, die Wasservögel die erstern; allein die Waldschne- pfen können von den Sumpfschnepfen nicht getrennt, müssen also zu den Sumpfvögeln gerech- net werden, und doch haben sie keine nackte Stelle über der lerse, diese findet sich bei den Straufsen, Casuaren und 'Irappen, und dennoch wird es Niemand einfallen, die letztern zu den Sumpfvögeln zu rechnen. Ebenso haben die Flammings und Säbelschnäbler ziemlich grofse Schwimmhäute und beide Sippen können doch unmöglich zu den VII Te Schwimm- oder Wasservögeln gezählt werden. Will man nach dem Aufenthaltsorte und der Lebensart die Vögel in diese drei Hauptabtheilungen bringen, so befindet man sich in derselben Verlegenheit. Die Bachstelzen und Sumpfpieper gehören offenbar ihrem Aeufsern nach zu den Landvögeln; allein ihrer Lebensart nach sind die erstern Strand-, die andern Sumpfläufer. Ja der Wasserpie- per und die Waldbachstelze sind im Sommer Land-, auf der Wanderung Sumpfvögel. Die Wasserschwätzer haben die Gestalt der Staau- re, aber die Befiederung der ächten Schwimmvö- gel und schwimmen und tauchen vortrefllich. Die Flammings ähneln, wie die Säbelschnäbler, den Schwimmvögeln in den Schwimmhäuten, den Sumpfvögeln in der Gestalt des Körpers und der Fülse. Die Teichhühner, Stagnicola, Br. (Gallinula chloropus, Lath.), haben ganz das Ansehen der Sumpfvögel, allein sie schwimmen ohne Schwimmhäute nicht nur geschickt auf der Oberfläche des Wassers, sondern auch mit Rilfe der Flügel unter derselben. Die Seeschwalben haben zum Theil vollständige Schwimmbhäute, ruhen aber nur auf dem Wasser aus und schwimmen nicht herum. Alle diese Wahrnehmungen bestimmten den Verfasser, sich schon im Lehrbuche von den Fes- seln, welche jene Abtheilungsart der Vögel in Land-, Sumpf- und Wasservögel auflegt, {rei zu machen, um so mehr, da diese Eintheilung —___ _— in der Natur nicht begründet ist. Aber auch die Linneische Behandlungsart der Naturgeschichte ge- nügt nach Bojes und Brehms Meinung nicht mehr. Der unsterbliche Linne, dessen unschätzbare Ver- dienste nur der ganz Unwissende oder Ueberkluge verkennen kann, theilt die Vögel nach Schnabel und Nüfsen in folgende Ordnungen. J. Accipitres, II. picae, III. anseres, IV. grallae, V. gallinae, VI.passeres. Man braucht nur sein System durch- zugehen, um wahrzunehmen, dafs die verschieden- artigsten Geschöpfe in einer Ordnung zusammen- gestellt sind. Schreiber dieses hat deswegen beson- ders nach Leach versucht, die Vögel der Natur mehr gemäls in vielen Ordnungen aufzuführen. Das wird man ihm hoffentlich hingehen lassen; aber mehr Anfechtung wird er finden bei seinen Sippen (genus), Arten (species) und Gattungen (subspecies). Man wird sagen, er habe zu viele Sippen aufge- stellt; dafs man das Wort Gattung für genus nach und nach aufser Gebrauch setzen wird, hoflt er mit Zuversicht aus den weiter unten anzugebenden Gründen. Allein 1) wird man zugesteben, dafs er nicht der Erste sei, welcher dies gethan, und 2) wird man ihm erlauben, zu bemerken, dafs er die wenigen Sippen, Genera, Linnes jetzt für ganz unzureichend hält. Boje, einer der scharf- sinnigsten Naturforscher unserer Zeit, hat dies schon in der Isis gezeigt, und deswegen braucht nur We- niges darüber gesagt zu werden. Durch die unge- heure Menge von Arten, welche man seit Linne IX entdeckt hat, ist die ganze Gestalt der Naturge- schichte wesentlich verändert worden. Zu den Zeiten jenes grolsen Mannes glich sie einem Laub tragenden Baume im Winter, welcher blätterlos dasteht. Man konnte damals alle einzelnen Aeste und Zweige leicht übersehen. Jetzt aber ähnelt sie ei- nem solchen Baume in seiner Sommerfülle. Eine unendliche Menge von Blättern bedecken die Zweige, und wollen wir diese gehörig kennen lernen; so müssen wir Zweig für Zweig besonders vornehmen, und dürfen uns nicht einfallen lassen, grofse Aeste mit ihren Nebenästen, Zweigen und Blättern auf einmal überschauen und erkennen zu wollen. Zu Linnes Zeiten kannte man nur wenige Papageien und Sänger; jetzt kenut man von den erstern über 200, von den letztern über 400 Arten; wer will diese in einer Sippe übersehen? Ist ihre Kenntnifs nicht viel leichter, wenn sie in Nach- iigallen, Rothschwänze, Blaukehlchen, Schilf- und Laubsänger u. dergl. abgetheilt werden? Hat man einmal den Namen der Sippe im Gedächtnisse behalten, so merkt sich der Name der Art oder Gattung sehr leicht. Ueberdies ist diese Eintheilung weit natürlicher. Es hat gewils etwas Widerstrebendes, eine Elster, einen He- her, Nuflsknacker u.dgl.als Corvus, einen Erd- specht (Coloptes aurat.) als Picus, einen Mauer- läufer als Certhia, einen Schwan als unas, einen Sturmtaucher, Pu/finus, als Procellaria aufzuführen, und nur die lange Gewohnheit war X Ursache, dals man das Ungeschickte dieser Behand- lungsart nicht fühlte. Ein Kind muls einsehen, dals eine Elster ein ganz anderes 'Thier, als eine Krähe, ein Stieglitz ein ganz anderes Geschöpf, als ein Sperling, ein Segler, Cypselus, ein ganz anderer Vogel, als eine Rauchschwalbe sei u. dgl. Diese unleugbaren Wahrheiten nöthigen den Naturforscher, weit mehr Sippen aufzustellen, als Linne gegeben hatte, und bei ihnen nicht nur auf den Schnabel und die Fülse der Vögel, sondern auf ihre ganze Gestalt und ihr Wesen (Habitus) und auf besondere Eigenthümlichkeiten, z. B. die herrschende Farbe, den Nestbau und dergl. Rück- sicht zu nehmen. Auch in Hinsicht dieser Behand- lung der Näturgeschichte hat Cuvier durch sein Regne animal sich sehr grolse Verdienste erwor- ben. Hätte Boje sein System der Vögel früher aufgestellt; so würde Verfasser dieses dasselbe schon in seinem Lehrbuche angenommen haben ; denn er hat sich völlig überzeugt, dals diese Behandlungs- art der Naturgeschichte bei weitem die vorzügli- chere ist, — Noch mehr Widerspruch wird dieses vorlie- gende Werk wegen der Behandlung der Arten finden. Man hat schon längst gefühlt, dafs Linnes Behandlung der Arten nicht mehr ausreicht, Zum Beweise führe ich nur den Sprosser, den südlichen Würger, den italienischen und spanischen Sperling u. dgl. an. Selbst Linne hat eine Alauda arborea et nemorosa, womit XI offenbar 2 sehr verwandte Gattungen der Heide- lerchen bezeichnet werden. Naumann führt eine Sylvia cariceli et aquatica, Bechstein früher eine Sylvia arundinacea et palustris, nordische Na- turforscher eine Uria troile et Brünnichü auf, lauter Arten, von denen Linne nur eine gekannt hat. Aber Folgerichtigkeit haben die Naturforscher bei dieser Behandlungsart der Naturgeschichte nicht gezeigt. Naumann verwirft die von dem Verfasser aufgestellte Certhia brachydactyla, einen Vogel, welcher sich durch Gestalt, Zeichnung, Stimme und Lebensart von C. familiaris unterscheidet, und nimmt jene Sylvia cariveti an, welche in manchen Exemplaren seiner 5. aguatica läuschend ähnlich ist. Dieses Verfahren taugt auch im Ganzen nichts und zwar aus folgenden Gründen: 1) Hat es keine Folgerichtigkeit; bei einigen Vögeln stellt man mehrere Arten nach geringen Unterscheidungs- zeichen auf, bei andern sagt man, diese Verschie- denheiten seien Folge des Himmelsstriches und zu- fälliger Ursachen. 2) Fafst man nur die Eudpunkte auf, und lälst die dazwischen liegenden unbeachtet liegen. Man spricht von einer Sylvia (jetzt Cala- moherpe) arundinacea et palustris, aber die zwi- schen ihnen liegende Art bleibt unberücksichtigt. Was soll aus dieser werden? Wer die in des Verfassers Sammlung stehenden Schilfsänger sieht, wird bei mehrern in Ungewilsheit sein, ob er sie zu Cal. arundinacea oder palustris rechnen soll; denn in Wahrkeit steht eine Gattung Calamo- X1I herpe salicari@ gerade in der Mitte zwischen Cal. arundinacea et palustris. Boje hat deswegen sehr Recht, wenn er sagt, der Gesang sei kein richti- ges Unterscheidungszeichen für Cal. palustris, es gäbe unter diesen Vögel, welche im Gesange mit Cal. arundinacea grolse Aehulichkeit hätten. Dies sind eben die, welche zu Cal. salicaria gehören. Ebenso spricht Naumann von einem der Cal. pa- lustris ähnlichen kurzschnäbligen Schilfsänger, den er in der ersten Ausgabe seines Werkes abbil- dete, und, weil er ihn hatte fliegen lassen, für die zweite Ausgabe nicht wieder auftreiben konnte. Dies ist des Verfassers Cal. musica, wovon er 5 Stück nach und nach erhielt. Boje stellt eine Cal. arbustorum auf, welche der S. arundinacea sehr ähnlich ist, aber im Gesange der Cal. tundoides gleicht. Auch diese wurde vom Schreiber dieser Zeilen aufgefunden, wie noch andere verwandte Schilfsänger. Ebenso steht zwischen Uria troile et Brünnichii ene Lumme mitten inne, welche Uria Norwegica heilsen kann, und neben Uria Brünnichi noch eine Uria polarıs. Wenn man also Uria Brünnichü aufstellt, was soll man mit Uria Norwegica et polaris anfangen? Soll jene gelten, so dürfen diese nicht verworfen werden. Dasselbe findet bei der zwischen Calam. arundi- nacea et palustris stehenden Gattung statt, — Diese Erscheinungen veranlalsten den Verfas- ser, über die verwandten 'Thiere, besonders über die XIlI — unseres Vaterlandes die genauesten Untersuchungen anzustellen, welche durch sehr merkwürdige Er- gebnisse belohnt wurden. Er sah in allen Abthei- lungen der Wirbel- und wirbellosen Thiere dieselbe Erscheinung, nämlich die, dafs es Geschöpfe gibt, welche einander täuschend ähnlich sind, und doch nicht zusammen gehören. Bei den Löwen fand er 3 verschiedene subspecies, nämlich Leo Asiaticus, Barbaricus et Africanus, welche sich durch Gröfse, Farbe und Schädelbildung, höchst wahrscheinlich auch durch die Gestalt der Zähne unterscheiden, Die verwandten Fleder- und Spitzmäuse bieten ebenfalls in der Gestalt der Zähne auffallende und standhafte Verschiedenheiten dar; viele Säugethiere weichen auch in Hinsicht der Schwanzwirbel von einander ab. Was bei den Säugethieren die Zähne sind, ist bei den Vögeln der Schnabel, und mit der Zahl der Schwanzwirbel der erstern kann man die Zahl der Steuerfedern der letztern in einige Bezie- hung setzen. So fanden sich bei den verwandten Vögeln standhafte Verschiedenheiten im Bau des Schnabels und Kopfes, in der Gestalt des Schwan- zes und Fufses, und in der Zeichnung, lauter Dinge, welche grolser Aufmerksamkeit werth geachtet wur- den. Ueber die Amphibien konnte der Verfasser wenige Untersuchungen anstellen, aber bei den Fi- schen fand er dieselben Erscheinungen wieder. Er führt nur die verwandten Karpfen und Forellen an, von welchen 2 Arten der hiesigen Gegend ein- ander so sehr gleichen, dals sie äulserlich kaum XIV von einander zu unterscheiden sind *). Nicht anders ist es bei den Insekten. Schreiber dieses kennt jetzt 9 Arten Hummeln in Deutschland, von denen mehrere einander in Gestalt und Zeichnung sehr ähnlich, aber doch standhaft verschieden sind, weil nur die gleichgestalteten und gleichgezeichneten in ein und demselben Neste gefunden werden. Bei den ‚Schmetterlingen zeigt sich dasselbe. Bei dem Herrn Amtscommissär Haberland in Eisenberg, ei- nem mit vielseitigen Kenntnissen ausgestatteten und auch als Schriftsteller bekannten Manne, sah der Verfasser in der herrlich angelegten Schmetterlings- sammlung desselben eine Art Spinx Enuphorbiae, welche der gewöhnlichen ganz ähnlich, aber nur halb so grofs und noch unbeschrieben ist. Eben- daselbst befand sich eine Reihe von ‚Papilio Jo, welche auch nur die halbe Gröfse der gewöhnlichen, aber ihre Gestalt und Zeichnung hat, und noch unbekannt ist. Der Besitzer fand vor mehrern Jahren in einiger Entfernung von einander zwei Lagen Eier von Papilio Jo. Es fiel ihm aut, dafs sie von einander abgesondert waren, und deswegen sammelte er die zusammen befindlichen mit Sorg- falt und vereinigte jede Partie in einer Schachtel, so dafs sie nicht unter einander gebracht wurden. Die Raupen krochen aus und hatten gleiche Grölse und Gestalt, ebenso die Puppen, nicht so die *) Da die eine noch unbeschrieben ist, wird ihre Naturge- schichte nächstens in der Isis mitgetheilt werden, XV Schmetterlinge. Es kamen aus jeder Schachtel einige 60 Stück; die aus der einen hatten alle die gewöhnliche Grölse, die aus der andern waren alle nur halb so grofs. Zeigt dies nicht unwidersprech- lich, dafs es 2 Arten Schmetterlinge waren, von denen die Eier abstammten ? Auch in der Pflanzenkunde zeigen sich ähnli- che Erscheinungen. Nach der Versicherung des Herrn Amtscommissär Haberland gibt es 12 Arten Eichen in Deutschland, welche einander sehr ähnlich, aber doch so verschieden sind, dafs die Raupen, welche von den Blättern der einen Art leben, oft lieber verhungern, ehe sie die der andern fressen. — Alle diese unleugbaren 'Thatsachen zeigen deut- lich, dafs eine ungemein grofse Verwandtschaft der Geschöpfe in der ganzen Natur sichtbar ist, und sich bei den meisten Wirbelthieren schon im Ge- rippe kund gibt. Dies veranlafste den Verfasser, die einander sehr ähnlichen Vögel mit gröfster Ge- nauigkeit zu beobachten, um wo möglich auszu- mitteln, ob diese kleinen Verschiedenheiten stand- haft seien, oder nicht. Eine Sammlung von ge- paarten Vögeln, welche schon vor Jahren angefan- gen wurde, und mit Eifer fortgesetzt wird, ist bei diesen Untersuchungen von grolser Wichtigkeit; denn auf die Paarung kommt Alles an. Einige merkwürdige Beispiele werden nicht überflüssig sein. Im Julius 1826 schofs der Verfasser auf ei- XVvI nem kleinen, am Ufer mit Rohr und Erlengebüsch bewachsenen Teiche, 1} Stunde von hier, ein ge- paartes Paar von Calamoherpe alnorum und 2 seiner ausgellogenen Jungen; 2 der letztern liefs er am Leben, weil der Teich nur von einem Paare bewohnt war. Im Frühjahre 1827 fand sich wieder ein Paar Schilfsänger auf dem Teiche ein und baute ein Nest. Da aber dieses durch eine ungewöhnliche Ueberschwemmung zu Grunde gerichtet wurde; blieb das Paar zwar da, aber brütete nicht, Zu Ende des Junius 1828 begab sich Schreiber dieses abermals an jenen Teich, in der Hoffnung, das Nest und die Eier zu finden, allein ein Slügges Junge, welches er mit der Hand im Rohre fing, zeigte ihm, dafs die Jungen schon ausgeschlüpft waren. Das Männchen sang sehr eifrig, und dies bewog ihn, nach 16 Tagen den Teich abermals zu besu- chen. Jetzt fand er das Nest mit 5 Eiern, schols das dazu gehörige Paar und noch 3 ausgeflogene Junge. Diese alle und die Alten und Jungen vom Sommer 1826, welche in der Sammlung stehen, stimmen auf das Genaueste in allen Stücken über- ein, wie die Alten und Jungen, welche mehrere Jahre hinter einander von Calamoherpe arundinacea erlegt wurden. — Die deutschen Caprimulgi zeigten ähnliche Er- gebnisse. Als der Verfasser Hauslehrer im Orlthale war, schofs er zwei Tage hinter einander ein ge- paartes Paar von Caprimulgus maculatus (Br.) (Cap. Europaeus Linn.). Hier erlegte er vor meh- XVII rern Jahren in einem Abende in 5 Minuten eh gepaartes Paar von demselben Vogel. An einer andern Stelle schofs er ein Männchen von Cap, punitatus, Wolf et Br.; das nächstfolgende Jahr wurde ein Weibchen von dem letztern Vogel an demselben Orte auf dem Jungen getödel. Das nächste Jahr blieb das Paar ungestört. Zu Ende Mais 1828 feuerte Schreiber dieses ein schnurren- des Männchen von einer Fichte herab. 14 Tage später war das Paar wieder vollständig und wurde an einem Abend erlegt. So besitzt Brehm nun von dem letztern Ziegenmelker 5 Stück von 4 ver- schiedenen Paarungen, und alle zeigen dieselben bei den beiden deutschen Ziegenmelkern im Buche angegebenen Unterscheidungszeichen. — Nun ist es zwar gewils, dafs nicht alle in dem vorliegen- den Werke aufgeführten Vögel auf diese Weise beobachtet werden konnten; allein von den Zug- vögeln wurden die, welche sich zusammenhielten, oft auf einen Schuls erlegt, und zeigten z. B. bei den Wachholderdrosseln, den Leinzeisi- sen und andern, dals die zusammen gehörigen Vö- sel auch zusammen wandern, vorausgesetzt, dafs aicht wie bei den Finken die Männchen von den Weibchen getrennt ziehen. — Alle diese mit unendlicher Mühe gemachten Beobachtungen haben die feste Ueberzeugung be- gründet, dafs die Vögel mit verschiedener Schädelbildung oder andern standhaften * x XVII Verschiedenbheiten sich in der Regel nicht zusammen paaren, und deswegen schlägt der Verfasser vor, die einander gleichen Vögel eine Gattung, — weil sie sich zusammen begalten — zu nennen; im Lateinischen kann man den Aus- druck subspecies dafür gebrauchen; die einander ähnlichen können dann unter dem Begriffe Art, species, zusammengestellt werden. Bei mehrern würde Sippe und Art zusammenfallen, z. B. bei den Mauerläufern, Sanderlingen und an- dern. So hätten wir denn in der Vögelkunde Ord- nungen, eine Menge von Vögeln, welche gewisse Haüptkennzeichen mit einander gemein haben, z.B. die mövenartigen Vögel; in diesen Orduun- gen Sippen, eine kleinere Anzahl einander in vieler Hinsicht ähnlicher Vögel, z. B. Sierna, nach der im Handbuche gegebenen Bestimmung, und diese Sippe hätte dann 2 deutsche Arten, nämlich Sterna Dougalli und Sterna hirundo, Linn. — Eine Art enthält nach dieser Bestimmung Vögel, welche in den meisten Stücken grofse Aehnlichkeit haben, einander gleich gearlet sind, aber sich nicht mit einander regelmälsig begatten. Diese Art Sierna hirundo zerfällt dann nach dem Handbuche in mehrere Gattungen, von denen Sierna arctica auch eine ist. So werden dann Pyrgita cisalpina et Iispanica, Calamoherpe palustris, Luscinia ma- jor, Briss., und vieie andere nichts Anderes als Gattungen in dem oben angegebenen Sinne, und XIX hören auf, Arten zu sein. Der Sprosser ist in der That Nichts als eine Gattung. Dies zeigt sein Aeulseres und sein Gesang; bei Greifswald leben Sprosser, welche den hiesigen Nachtigallen sehr ähnlich singen. Diese Gattungen unterschei- den sich nach den Ländern, in denen sie leben, oder nach den Orten, an denen sie sich aufhalten. Oft findet man 2 Gattungen ganz nahe bei einander. So sind die Baumrothscehwänze, welche ım Nadelholze leben, ganz andere, als die in Gärten wohnenden; sie haben eine andere Schnabel- und Kopfbildung, eine andere Nahrung, einen etwas andern Gesang und ein ganz anderes Betragen. Diese Waldrothschwänze sind so scheu, dals man mit leichterer Mühe 10 Gartenrothschwänze, als 1 Waldrothschwanz erlegen wird. Von den Goldammern wohnt eine Art in dem Nadel- walde — sie brütet darin, und sucht ihn wieder auf, sobald der Schnee darin geschmolzen ist, — die zweite auf Feldern und in Gärten, die dritte im Norden. Von den Feldlerchen lebt eine Art auf den Feldern des mittlern Deutschlands, eine zweite auf den hochliegenden Bergwiesen und Schlägen mitten im Nadelwalde, eine dritte im Norden, eine vierte wahrscheinlich im Osten. — Man wird sich überzeugen, dals diese genaue Erforschung unglaublich viele Mühe gekostet hat, und nur durch eine Sammlung von mehr als 4000 deutschen Vögeln, mit welcher sich in Hinsicht der ”“x* 2) XX vaterländischen Vögel auch nicht eine vergleichen kann, möglich geworden ist. Und wenn auch diese Behandlungsart der Naturgeschichte Wider- spruch findet und finden wird; so ist sie doch al- lein folgerichtig, und wird auch von Vielen als solche anerkannt. Hr. Boje nennt sie einen Fort- schritt der Wissenschaft. Diejenigen aber, welche diese, nach standhaften und mit unendlicher Mühe erforschten Kennzeichen gesonderter Gattungen nicht anerkennen wollen, — entweder weil sie die Unter- schiede nicht sehen, oder sie für zufällig halten — müssen alle die nahe verwandten Vögel als eine Aquila imperialis, Luscinia major, Gallinula Baillonil (pygmaea), Uria Mandtic u. dgl. fallen lassen, wenn sie folgerichtig verfahren wollen. Diese daseienden Unterschiede wegläugnen zu wollen, kann nur einem Constantin Glager einfallen. Um jedoch auch für ihn und seines Gleichen das Buch brauchbar zu machen, und denen, welche an einem tiefen Eingehen in die Wissenschaft Geschmack finden, die Uebersicht der 900 aufgeführten deut- schen Gattungen — die mit ( ) eingeschlossenen sind nicht deutsch und stehen nur der Vollstän- digkeit wegen da — zu erleichtern, sind bei jeder Art die Galtungen (subspecies — in verbis simus Jaciles —) mit 1, 2, 3, u. s. w. bezeichnet. Wer nun Lust hat, das Ganze nach alten, freilich unhalt- baren Ansichten zu betrachten, der lasse die Un- tersuchung der Gatlungen weg und halte sich an XXI die Arten. Der früher aufgestellte Begriff von Art ist aus keinem Grunde zurückgenommen, als dem, um nicht über Worte zu streiten, da Alles an der Sache gelegen ist. Jeder, welcher in dieser Änge- legenheit streiten will, wird höflich gebeten, erst recht genau zu untersuchen, ehe er auftritt. Be- merkt mufs bei dieser Gelegenheit noch werden, mit welcher Freude Naumanns Kupfer durchge- gangen wurden. Dieser hat so treu gezeichnet, dals zuweilen, z. B. bei den schwarzkehli- gen Steinschmätzern und den Wasser- schmätzern, auf jeder Tafel zwei verschiedene Gattungen zu erkennen sind, und die neue Aus- gabe zeigt deutlich, dafs er bei dem Stich der Platten für dieselbe oft, z. B. bei den grofsen Schilfsängern andere Gattungen, als bei der alten vor Augen gehabt, und nach diesen die Ge- stalt des Kopfes abgeändert hat, deswegen ist auch anf Naumanns Werk mit dem Zeichen N. W. vorzugsweise hingewiesen, damit Jeder die Ver- schiedenheiten bemerken kann. Freilich gehört, um solche feine Unterschiede an gemalten und natürlichen Vögeln zu erkennen, ein sehr scharfer und geübter Blick; aber wer sich viel und eifrig mit diesen Untersuchungen beschäftigt, wird sich diesen Blick bald zu eigen machen. Dem Anfänger dürfte zu rathen sein, die verschiedenen Wald- schnepfen, Kolkraben und Seeadler zu stu- diren; an ihnen wird er die Unterschiede am leich- XXIlI testen auffinden. Dals die Verschiedenheit der Schädelgestalt nicht zufällig sei, läfst sich schon daraus schlielsen, dals die Eierschale und bei den meisten später das Nest den Schädel so schützt, dafs er sich ganz nalurgemäls entwickela kann. Kleinere Verschiedenheiten kommen auch bei Vö- geln ein und derselben Gattung vor; allein sie sind so unbedeutend, dals sie gegen die charakte- ristischen der verschiedenen Gattungen verschwin- den. — | Aus dem Gesagten geht hoffentlich zur Genüge hervor, es sei nolhwendig, die Vögel so genau, als in diesem Werke geschehen ist, zu sondern; wie nützlich und wichtig dies Verfahren sei, werden wenige Worte zeigen. Nur durch diese Behand- lungsart der Vögelkunde kommen wir endlich da- hin, über den. Zug der Vögel etwas Entscheidendes sagen zu können. Unter den 4 Gattungen Staaren, welche sich in der hiesigen Gegend finden, ist eine, welche sich nur in den letzten Tagen des Februar und in den ersten des März, selten im October unter den hiesigen einzeln zeigt; ihr Sommer- aufenthalt ist Färöe, wie ein von dorther vom Hrn. von Graba mitgebrachtes Weibchen deutlich zeigt. In der hiesigen Gegend kommen zuweilen junge Schmarotzerraubmöven vor; diese sind aber von den norwegischen, isländischen und grön- ländischen wesentlich verschieden. Die eine von ihnen wurde alt ebenfalls vom Herrn von Graba XXIII aus Färöe hierher gesandt. Die auf dem Rheine er- scheinenden Eistaucher sind nicht die lapplän- dischen, oder isiändischen, sondern die grönländi- schen. Die hier überwinternden Goldhähnchen, Tannnenmeisen, W.asserschmätzer u. dgl. sind fast lauter nordische.. Nur einmal wurde ein hier brütendes Goldhähnchen im Januar hier erlegt. Jeder Naturforscher muls zugeben, dafs dies Dinge von Wichtigkeit sind, welche tiefe Blicke in die ver- borgene Werkstatt der Natur thun lassen. Hat man erst die Vögel recht kennen gelernt; so wird man genau die Stralsen angeben können, welche sie auf der Wanderung einschlagen. — Diese genaue Sonderung der Gattungen ist gar nichts Neues, die Laien sind uns Naturforschern darin längst vorausgegangen. Es gibt wenig Jäger, welche nicht von verschiedenen Arten Waldschne- pfen und Feldlerchen sprechen und sie nicht wirklich zu unterscheiden wissen. Die Vogelsteller kennen längst einen grolsen und kleinen Gimpel, einen grolsen und kleinen Stieglitz, einen Er- len- und Birkenzeisig, eine Ficbten- und Stockamsel und dergl. Genaue Untersuchungen haben gezeigt, dals diese Menschen näher an das Ziel getroffen haben, als überkluge, sie in, ver- meintlicher Weisheit verachtende Naturforscher ahnen mögen. — Schliefslich verdient noch bemerkt zu werden, wie die Bewunderung der unendlichen Grölse und XXIV Herrlichkeit Gottes durch diese Behandlungsart der Naturgeschichte vermehrt wird. Kommen wir end- lich dahin, sagen zu können, warum die eine Gät- tung einen kürzern Schnabel und höhern Kopf, als die andere hat; so werden wir die Allmacht und Weisheit des Höchsten erst in ihrem ganzen Umfange einsehen lernen. Mögen sich Viele ver- einigen, dafs diese erhebende Erkenntnils bald möglich werde! Renthendorf, im Juli 1831. Der Verfasser. Erste Ordnung. Raubvögel. Accipitres, Linn, (Raptatores, Illig., Raptores, Vigors.) Der Schnabel hat eine Wachshaut, und einehakenförmig über die untere gekrümm- te Oberkinnlade, ist stark und fast bei allen Ar- ten kurz. Die vierzehigen Fülse haben scharfe, ge- krümmte Nägel. Die grofsen Flügel sind Schwebe- oder Stofsflügel, oder Beides zugleich. Der Schwanz besteht aus 12 Steuerfedern. Die Raubvögel sind fast alle auf Thiere mit rothem Blute angewiesen; nur wenige Arten nähren sich ausschliefslich von Insekten, und wenige fres- sen fast lauter Aas. Sie können lange hungern, weil®sie oft vergeblich Speise aufsuchen, fressen aber, wenn sie eine Beute erhascht oder aufgefun- den haben, viel auf einmal, Dazu ist bei ihnen alles vortreiflich eingerichtet. Ihre grofsen Flügel setzen sie in den Stand, ihre Beute in einem ziem- lich oder sehr weiten Umkreise aufzusuchen und wenn sie aus lebenden Wesen besteht, mit Glück zu verfolgen; und ihre scharfen Nägel machen es ihnen möglich, die lebendigen Geschöpfe oder den todten Frals fest zu halten, wenn sie ihn mit dem Schnabel zerreifsen, wobei der Haken sehr gute Dienste leistet, Kleine 'Thiere würgen viele Arten ganz hivab. Der Speisebehälter ist grofs, bei den 1 2 Tagraubvögeln vor dem Eintritte in das Gabelbein zu einem sackartigen Kropfe erweitert, welcher stets gröfser ist als der häutige, einem Sacke ähn- liche Magen, der ohne Verengerung auf den drü- sigen Vormagen folgt; bei deu Nachtraubvögeln ist die Speiseröhre bis zum Magen fast gleich weit, ohne Kropf, der Magen aber nach Verhältnifs viel grölser als bei den Tagraubvögeln; der lange enge Darm hat gewöhnlich zwei kleine Blinddärme. Das Unverdauliche speien sie in Gewöllen, welche den Magen auch zu reinigen bestimmt scheinen, aus, Alle Arten trinken selten. — Um ihren lan- gen Flug zu unterstützen, sind alle Brustknochen, besonders das Brust- und Gabelbein, die Schulter- und Armknochen und alle Sehnen und Muskeln sehr ausgebildet. Dasselbe gilt von den Kopfkno- chen und den Sehwerkzeugen, welche noch durch einen besondern Knochen geschützt sind, Sie leben in Einweibigkeit, brüten unverstört jährlich nur einmal, horsten auf oder in Felsen und Bäumen, nur wenige auf der Erde, und legen 9 bis 7 Eier; das Weibchen brütet allein, hat zur Brutzeit einen Brutfleck längs der Mitte, oft Auch noch auf jeder Seite des Unterkörpers, uud wird vom Männchen während dieser Zeit ernährt. — Die zarten Jungen sind mit weilslichem oder grauweilsem Pflaum bedeckt und mehrere Tage blind, werden anfangs mit im Kropfe der Eltern erweichten Speisen, später mit rohen gefüttert, und nach und nach zum Selbstfangen der Thiere oder Aufsuchen des Aases angeführt. —. Die Weibchen sind grölser und stärker als die Männchen. Da das Aufsuchen, Ergreifen und Verzehren der Nahrung grofse Kraftanstrengung er- fordert: so ruhen alle Raubvögel nach der Mahl- 3 zeit und warten die Verdauung ab; die meisten von ihnen haben einen so scharfen Magensaft, dals er auch Knochen auflöst. Alle mausern sich jährlich nur einmal, und die grolsen wechseln in einer Mauser nicht alle Federn. — Sie zerfallen nach der Richtung ihrer Augen, der Befiederung ihres Schnabels und dem Dasein oder Mangel eines Kropfes in zwei Hauptabtheilun- gen, nämlich in Tag- und Nachtraubvögel, Erste Abtheilung. Tagraubvögel. Aves rapaces diurnae. Die Augen sind mehr auf die Seite als vorwärts gerichtet; der ganze Schnabel, selbst die Wachshaut ist von Federn frei, der Kropf deutlich. Bei einigen sind der Schna- bel und die Geruchswerkzeuge, bei andern die Fänge, besonders die Nägel mehr ausgebildet, und darnach iheilt man sie in unächte und ächte Raubvögel. ERSTE FAMILIE. Unächte Tagraubvögel, Geierartige Vögel. Aves rapaces haud proprie sic dictae diurnae. (Yulturtfdae, Visors.) Der Schnabelunddie Geruchswerkzeuge sind, weil sie sich fast lediglich von Aas nähren, sehr, die Fülse als Fänge besonders an den Nägeln wenig ausgebildet; die Augen klein, die Flügel und Schwebeflügel grofs, der grofse wenig oder nicht befiederte Kropf, in welchem sie den Jungen die Nahrung zutragen, tritt sackartig hervor. Sie tödten die wenigen lebendigen 'Thiere, welche sie fangen, mit dem Schnabel. 1 * Erste Sippe. Aasgeier. Cathartes, 1llig. , Der Schnabel ist lang, schwach, kaum bogenförmig, an der Spitze gekrümmt; der Kopf, die Kehle und der Kropf im Alter nackt, die Zehen schwach, die miltlern lang und mit den äufsern durch eine Spannhaut verbunden; die Nä- gel schwach gekrümmt und stumpf. Die Aasgeier nehmen unter den unächten Raubvögeln die erste Stelle ein, denn sie verdienen kaum noch den Namen der Raubvögel. Da sie zum Verzehren des Aases und Durchsuchen des Unraths bestimmt sind: so tritt bei ihnen wie bei den Krähen, mit denen sich die Raubvögel verbin- den, der Schnabel mehr als bei irgend einer Sippe der Raubvögel hervor, und die Fülse sind nicht zum Fangen und ergreifen lebendiger 'Thiere, son- dern zum Gehen und Festhalten des Aases einge- richtet. Für ihre Lebensart ist alles vortrefllich berechnet. Der lange, über die Hälfte mit einer Wachshaut bedeckte, sanit gebogene, an den Schnei- den wenig eingezogene, aber ziemlich scharfe, vorn hakenförmige Schnabel ist Tastwerkzeug und Zange zugleich, also ebenso geschickt, das Genielsbare in dem Unrathe aufzufinden, als das Fleisch der gefallenen 'Thiere, auf denen sich der Vogel mit den langen Zehen und starken Nägeln der hintern und mittlern Zehe festhalten kann, abzureifsen; die grolsen in der Mitte der Wachshaut liegenden Naseulöcher machen einen scharfen Geruch mög- lich, die langen Schwebeflügel, an denen die Ste Schwungfeder wenig über die 2te und 4te vorsteht, sind für einen langen Flug berechnet, und die nack- ö ten etwas hohen Fulswurzeln, wie der nakte Kopf und obere Theil des Vorderhalses, leisten beim Auf- suchen der Nahrung ebenfalls gute Dienste, Einige ausländische Arten haben einen Fleischklumpen an den Nasenlöchern. Alle leben paarweise oder in klei- nen Gesellschaften in warmen Ländern, für deren Bewohner sie, so häßslich sie auch aussehen, we- gen des Aufzehrens des Aäses eine wahre Wohl- that sind. Lebendige 'Thiere fangen sie nur selten und gelegentlich wie die Krähen, ihr Fleisch, selbst ihre getrocknete Haut riecht noch schlechter als bei diesen, Der schmuzige Aasgeier, Aas- Erd- egyp- tischer Geier. Aasvogel. Üathartes per- enopterus, Temm. (Yultur perenopterus, L., V. Aegyptius, Bri/s., V. sacer degyptius, Aldr. N We Eh... Tal. 8.1, 2.) KopfundKehle im Alter nackt und gelb- lich, in der Jugend mitgrauem Pflaum, der Schwanz sehr zugerundet, die Schwingen- spitzenschwarz. Er übertrifft an Grölse den Fluß: adler, denn seine Länge beträgt 27'' — 29'' und'seine Breite 60" — 63”, weil seine Schwingen sehr lang sind. Im ausgefärbten Kleide sind der nackte Kopf, Vorderhals und Kropf fahlgelb, die hintere Hälfte des Schnabels mit der Wachshaut orangen- gelb, der Vorderschnabel hornschwarz, der Augen- stern hellgelb, die Fufshaut fahlgelb; das ganze Gefieder, die schwarzen Schwungfedern ausgenom- men, weils oder gelblichweils, oft sehr beschmuzt. Im Jugendkleide ist dies Nackte am Kopfe der Kehle und dem Kropfe mit grauem Plaum be- deckt, die hintere Schnabelhälfte und die Fufshaut grau, der Augenstern und das ganze Gefieder, die 6 schwarzen Schwingenspitzen ausgenommen, braun, heller oder dunkler. Im mittlern Alter sind die Füfse und der Hinterschnabel weifslich, die Augensterne braun, die nackten Stellen fahlgelb, und das Gefieder ein Gemisch aus dem Jugend- und ausgefärbten Kleide; der Unterkörper wird zuerst weils, und das Braun hält sich am längsten an den Oberflügeldeck- den Rücken- und langen spitzigen Hinterhalsfedern. Er bewohnt wahrscheinlich in mehrern Arten alle südlichen Länder der alten Welt, bis in die südliche Schweiz herauf, am häufigsten Egyp- ten, hält sich in unzugänglichen Felsen auf, kommt aber auf die Stralsen, sogar in die Städte und folgt den Reisegesellschaften, frilst Aas, jeden Abgang und alles Geniefsbare im Unrathe, ist da, wo er gehegt wird, gar nicht, an andern Orten ziem- lich scheu, und horstet am liebsten in unzugäng- lichen Felsenklüften. Ein Paar brütet in manchen Jahren bei Genf, Seine 3 bis 4 Eier kennt man noch nicht genau. Von den alten Egyptern wurde er verehrt, steht noch jetzt bei den Muselmännern in grofsem Ansehn, und wird zuweilen in ihren Vermächtnissen bedacht. Zweite Sippe Geier. /ultur, Linn. Der Schnabel ist stark, gerade, an der Spitze sehr gekrümmt, höher als breit. Die Nasenlöcher grols, schief, nahe vor dem Ende der Wachshaut; die starken Füfse, wie bei den Aas- geiern; in den grofsen Schwebeflügeln ist die 4te Schwungfeder die längste, die Schwanzfedern sind vorn abgeschliffen, Auch bei den Geiern tritt der Schnabel, doch 7 weniger als bei den Aasgeiern mit seinen sehr aus- gebildeten Geruchswerkzeugen hervor. Er ist kür- zer aber stärker als bei der vorhergehenden Sippe, mehr zum Zerreilsen grolser Thiere, als zum Durch- suchen des Unraths bestimmt. Der Kopf, in des- sen Mitte Jie kleinen, wenig vorwärts gerichteten Augen liegen, platt, kahl, oder mit kurzem Pflaum bedeckt; der Hals oft ziemlich lang, der Leib stark, die Flügel breit, lang und stumpf, mit langen Arm- knochen; die Schwanzfedern schleifen sich durch das Aufstämmen derselben beim Fressen ab. Aus den Nasenlöchern flielst eine übelriechende Feuch- tigkeit. Die Geier sind unedle und häfsliche, aber da sie die Erde vom Aase reinigen, sehr wohlthätige Vögel. Ihr grolser Schnabel, ihre ausgebildeten Geruchswerkzeuge und ihre langen Schwebeflügel setzen sie in den Stand, ihre Bestimmung vollstän- dig zu erreichen. Sie steigen schraubenförmig zu einer unermefslichen Höhe hinauf, durchschweben weite Räume und scheinen das Aas nicht nur durch ihren Geruch ausfindig zu machen, sondern auch die Stelle desselben an der Versammlung der Krähen und an dem Herabsteigen ihres Gleichen zu er- kennen, so dafs, indem ein Geier dem andern nachzieht, bei einem unbedeckten Aase alle Geier der ganzen Gegend zusammenkommen. Sie sind träge, lassen oft die Federn und Flügel nachlässig herabhängen, lieben Jie Gesellschaft ihres Gleichen und sind da, wo sie geschont werden, so wenig scheu, dafs sie neben dem Menschen fressen, und zuweilen sogar einen mit dem Tode ringenden Men- schen anfallen. Sie horsten auf Felsen und Bäu- men, Die Weibchen sind wenig größser als die Mäun- 8 chen, und diesen gleich gefärbt. Die Jungen un- terscheiden sich in der Zeichnung oft von den Al- ten und haben gewöhnlich an den bei diesen nack- ien Stellen einen dünnen Pflaum.’ Die gröfsten Raubvögel sind unter ihnen: 1) Der graue Geier. J/ultur cinereus, Linn. EN. Vy..1. 70, Tas. 12 Der kahle oder mit dünnem Pflaum be- setzteNackenbläulich- grauweils, dieFülse fleischgelb, die Krause, der Kragen und der Federbuschan den Schultern grols, die Hauptfarben braun, der Schnabel wenig aufgetrieben. Ein sehr grofser Vogel, von 33’ — 4! Länge, 94‘ bis 104‘ Breite und 18 — 22 Pfd. Gewicht, der Schnabel ist hornfarben, die Wachshaut fleischgelb, der Augenstern braun, der halbbefiederte Fuls fleisch- gelb, der mit haarartigen, wolligen, kurzen Federn bedeckte Kopf braun, die Krause unter dem kah- len Nacken und der Kragen neben dem wollig be- fiederten Kropfe, wie die Federbüsche an den Schul- tern bestehen aus langen, flatternden zerschlissenen Federn, das ganze Gefieder braun, heller oder dunkler; der abgerundete Schwanz, wenn er stark abgeschliffen ist, vorn wie gerade abgeschnitten. Bei den Jungen sind die kahlen Stellen der Alten mit dünnem Pflaum bedeckt, und der Rük- ken ist mit hellen Federkanten besetzt, Das Weib- chen ist gewöhnlich dunkler als das Männchen. Er bewohnt Asien und Afrika — der in China lebende scheint eine besondere Art zu seyn — einzeln auch das südliche und südöstliche Europa, verirrt sich selten nach Deutschland, aber doch bis an die nordwestliche Küste desselben, ist träge, 9 hält den Leib und Schwanz wagerecht, frilst Ass, und durchsucht im Nothfall auch den Dünger. 2) Der schwarze Geier... Zultur niger, Bri/s. Der Schnabel sehr stark aufgeblasen, der Hals, bei den Alten auch der Kopf nackt, dieFülse bleifarben, die Hauptfarbe braun. Er hat mit dem vorhergehenden gleiche Gröfse und ist deswegen und. wegen seiner braunen Hauptfarbe mit ihm für eine Art gehalten worden; er unterscheidet sich aber von ihm vorzüglich durch den stark aufgetriebenen Schnabel, Jie grolsen ei- förmigen Nasenlöcher und die bleifarbigen Füfse. Ausgefärbt hat er einen kahlen Hals, und Kopf mit befiedertem Scheitel, eine braune Haupt- farbe mit schwarzem Flügel und Schwanze. In der Jugend ist der Kopf mit weilsem Pflaum bedeckt. In jedem Kleide sind die Fulswurzeln halb befiedert, alle längern Körperfedern zugespitzt, die an der Brust schmal und sichelförmig, und die Steuerfedern abgestumpft. Er lebt ziemlich häufig in Egypten und Nu- bien, kommt aber auch in Südeuropa vor, verirrt sich höchst selten nach Deutschland und hat in dem Betragen und in der Nahrung mit dem vor- hergehenden die gröfste Aehnlichkeit. 3) Der röthliche Geier. Zultur fulvus, Linn. (N. W. I. Th. Taf. 2.) Länge über 5’ 6"; der Pflaum am Kopf und Halse ist weils, bei den Jungen grau gefleckt; die Fülse blaugrau, die Haupt- farbe röthlich oder gelblich, Dieser Geier ist wenigstens 3’ 6" lang und 9! breit und zeichnet sich durch seine röthliche oder 10 gelbliche Farbe aus. Bei den Alten ist an dem fahlgelben Schnabel die Wachshaut Sleischfarben, der Augenstern nufsbraun, unter der weilsen Wolle des Kopfes und Halses steht eine schöne, aus flat- iernden gelblichweifsen Federn gebildete Krause; die Stelle an und unter der Brusthöhle ist mit weis- sem Pflaum bedeckt, die Schwung- und Schwanz- federn sind schwarzbraun, das übrige an der Brust lange und schmale Gefieder rostbraun, roströthlich, falb, milchkaffee- oder isabellenfarben. Die Jun- gen haben einen braungefleckten Pflaum am Kopfe und Halse, und einen lichtfalben, grauweils- oder weilsgemischten oder gefleckten Körper. Er bewohnt häufig Südspanien, nicht selten die Türkei, einzeln Sardinien und verfliegt sich zuweilen nach Deutschland, nährt sich von Aas, ist, wo er nicht geschont wird, ziemlich scheu, töd- tet die lebendigen 'Thiere mit dem Schnabel, ist träg und feig, horstet auf Felsen oder Bäumen und legt 1 oder 2 weilse, etwas ins Grünliche ziehende, mit deutlichen Poren und Furchen besetzte Eier. Unter dem Namen 7. fulvus werden mehrere 3b Geier aufgeführt, Ich sah kürzlich zwei aus- ändische, welche kleiner als ein Steinadler waren und offenbar eine eigene Art ausmachten, ZWEITE FAMILIE. Aechte Tagraubvögel, Falkenartige Vögel. Aves rapaces proprie sic diclae diurnae. (Falconidae, Leach.) Der Schnabel weniger, die Füfse als Fänge besonders an den Nägeln mehr aus- gebildet als bei den Geiern; die Augen bei den meisten Arten grofs, die Flügel grofs, 11 meist Schwebe- und Stofsflügel, bei den wenigsten Artenächte Stolsflügelallein; der ziemlich grolse, stark befiederte Kropftritt nichtsackartig, sondern höckerartig hervor. Sie nähren sich von lebendigen 'Thieren, welche sie mit den Fängen tödten, einige nie, mehrere nur im Nothfalle von Aas, und tragen alle den Jungen die Nahrung in den Fängen zu. Erste Sıppe Geieradler. Gypaetos, Storr. Der Schnabel ist grofs, an der Ober- kinnlade vor der Spitze aufgeschwungen, deswegen höher als in der Mitte, die Wachs- haut und die eirunden, schiefen Nasenlöcher mit steifen Haaren bedeckt, der Kopf dünn, die kurzen Fulswurzeln ganz befiedert, die 3 Vorder- zehen, unter denen die mittlere lang ist, hinten mit einer Spannhaut verbunden; die Nägel kurz, stark, etwas stumpf; in den langen spitzigen Schwebe- stolsflügeln stehen die 2te und $te Schwungfeder über die andern vor; der lange Schwanz ist sehr stufenförmig. Die Vögel dieser Sippe, welche nur zwei Arten zählt, stehen an der Grenze der ächten Raubvögel und verbinden diese mit den unächten. Sie nähern sich den Geiern durch den grofsen Schnabel, die dünne Befiederung des Kopfes, und das Aufsuchen des Aases; aber sie sind dennoch ächte Raubvögel, muthig und stark, verschlagen und dreist, und des- wegen furchtbare Räuber, welche ihre Beute mit den Fängen, wenn sie nicht zu grols ist, forltragen. Sie leben paarweise auf den höchsten Gebirgen der alten Welt, dulden ihres Gleichen nicht in ihrer Nähe; stürzen sich auf ihre Beute und werfen sie 12 gern in die Tiefe hinab. Sie horsten auf unzugäng- lichen Felsen. Die Jungen weichen von den Alten in der Zeichnung sehr ab, und werden erst nach mehrern Jahren ausgefärbt. Der Bartgeieradler. (Bart- Joch- Lämmer- geier). Gypaetos barbatus, Cuv. (Fultur bar- butus, Bri/s., Falco barbatus, . Linn. N. W. 1. Th. Taf. 4, 5.) Am Kinne steht einBüschel langer, stei- fer Haare. Er ist 4' bis 4' 6" lang; 9' — 10' breit, 9 — 11 Pfd. schwer, und nach dem Alter sehr verschieden. Ausgefärbt hat er einen hornschwarzen Schnabel schwarze Barthaare, orangenfarbige Augensterne und bläuliche Zehen. Ein schwarzer Streit läuft an jeder Seite des Kopfes herab, der pflaumartig befiederte Vorderkopf ist weils, der Hinterkopf und Hinterhals blalsgelb, der übrige Oberkörper, die schwärzlichen Schwingenspitzen ausgenommen, gän- seaschgrau, auf dem Mantel mit weilslichem Schaft und gelben Spitzenflecken; der Unterkörper orange, an den Fufsfedern blafsgelb, an den Brustseiten in einem Querstreife braungefleckt, Im mittlern Kleide ist er braun- und weils- gefleckt, auf dem Vorderkopfe halb befiedert, halb pflaumig. Im Jugendkleide sind die dünnern Bartbor- sten dunkelbraun, der befiederte Kopf und Hals, die Schwung- und Schwanzfedern schwarzbraun, der übrige Körper braun oder braungrau, oft weils gemischt. Er lebt sehr einzeln auf den Schweizer - und Tyroler-Alpen, ist jedoch fast oder ganz aus- gerottet, sehr scheu und muthig, greift in seinem grolsen Bezirke Gemsen, Steinböcke, Ziegen, Schafe, 13 Füchse, Murmelthiere, Kinder, beim Horste selbst «erwachsene Menschen mit Glück an, frilst Aas, Blut und Knochen, horstet auf Felsen und legt 2 s@uch- schalige weifse Eier. Die andere Art Geieradler, welche in Nubien lebt, hat keinen Bart. Zweite Sippe. Seeadler. Aaliaetos, Savigny. Der grofse Schnabel ist auf der Wachs- haut kaum merklich aufgeschwungen, vor ihr nach der stark gekrümmten Spitze abwärts gebo- gen; die Wachshaut vor den ziemlich grolsen, schie- fen Nasenlöchern ausgebogen, der Kopf und Nacken mit zugespitzten, ziemlich langen Federn bedeckt; die starken Fulswurzeln halb befiedert, un- ten gelb, die Zehen stark, ganz getrennt, mittellang, die Nägel grofs, sehr gekrümmt, spiz- zig; in den grolsen Schwebestofsflugeln steht die Ste Schwungfeder allein oder mit der 4ten und 5tlen über die andern vor; der etwas kurze oder mittel- lange Schwanz stark zugerundet. „Die Seeadler bilden durch ihre Gestalt, Zeich- nung und Lebensart eine eigne Sippe, welche im Norden die Stelle der Geier und Adler zugleich vertritt, aber wegen der Gewandheit, Künheit und Kraft eben sowohl, als wegen der Bildung und Be- fiederung der zu ihm gehörenden Vögel unter die Sippen der wahren Raubvögel gestellt werden mufs, Die Seeadler leben paarweise an den Seeküsten und grolsen Gewässern des Norden beider Welten, nähren sich von Säugethieren, Vögeln und Fischen, nicht selten auch von Aas, horsten auf Felsen und Bäumen und legen 2 weilse Eier. Die Jungen brauchen bis 8 Jahre, ehe sie das 14 ausgefärbte Kleid, den wachsgelben Schnabel und weilsen Schwanz bekommen. Das gröfsere Weib# chen@ist dem kleinern Männchen gleichgefärbt. 1) Der deutsche Seeadler. Aaliaetos albieilla, Brehm. (Aquila albicilla Brifs., Falco albieilla L., Ag. ossifraga Brifs., F. ossifragus, L. N. W. ]. Th, Taf. 13, 14.) Der Schnabel etwas kurz und hoch, der platte Kopf mit zwei niedrigen Buckeln, die Fulswurzel 4" — 4" 3'" hoch, der Schwanz 12" — 13" lang. Er zeichnet sich von den nahen Verwandten durch den platten Kopf und kurzen Schwanz aus, ist 2' 11" — 3' 1'' lang, 7' 9" — 8' breit, und 9 — 11 Pfd. schwer. Ausgefärbt. Der Schnabel, die Wachs- a Fufshaut gelb, der Augenstern erbsgelb; das ganze Gefieder im Winter fahlbraun, am Kopfe und Halse graubraun, an den Schwingenspitzen schwärzlich, am Schwanze weils. Im Sommer wird der Kopf und Hals weifslich mit dunklern Schäften, der Ober- körper fällt ins Weilsschimmlichte und die Brust und der Bauch sind fahlbraun und grauweils ge- mischt. Im mittlern Alter ist der Schnabel schwärz- lich, das Gefieder braun, auf dem Körper vom Mälse an und am Schwanz mit Fahlbraun und Weifs gemischt und gefleckt. ö In der Jugend sind der Mantel, die Brust und der Bauch rostfarben und braungefleckt, das Uebrige wie im mittlern Kleide. Er bewohnt die Ufer der Ostsee, streicht im Winter durch Deutschland, ist wild, stark und mu- thig, frilst Hasen, Gänse, Enten, Sektaitäller; Mö- 15 ven, Feld- und Waldhühner, Fische und Aas, hor- stet auf Felsen und Bäumen, und legt 2 rauch- schalige kleine weilse Eier, 2) Der östliche Seeadler. Haliaetos orientalis, Br. (Alle Namen des vorhergehenden passen auf diesen und die drei folgenden. N. W. I. Th, Tab 12.) Der Schnabel grofs, der platte Kopf hat weit hinten auf dem Scheitel zwei flache Höcker, die Fulswurzel 3” 9" — 4“ hoch, der Schwanz 134” — 144" lang, Er ist etwas grölser als der vorhergehende, 3° 1'' bis 3“ Jang und 8° — 8' 3“ breit, und ihm in der Zeichnung vollkommen ähnlich, doch ist er im mittlern Alter am Vorderkörper oft etwas weis- ser, Er bewohnt wahrscheinlich das nordöstliche Europa, kommt in Ungarn wenigstens im Winter häufig, in Deutschland selten vor, und ähnelt in dem Betragen und der Nahrung dem vorherge- henden. 3) Der nordische Seeadler. Huliaötos borealis, Brehm. (Aquila borealis, Brehm.) Der Schnabel grofs, der auf der Hinter- stirn vertiefte Schädel hat auf dem Schei- tel zwei hohe Höcker; die Fufswurzel ist gu 11!" bis 4" 3"! hoch, der Schwanz 14” — 15" lang. #' _ Ein grofser Adler von 3' 3” Länge und 7' 8 — 8' 3" Breite und 9 — 13 Pfd. Gewicht, in der Zeichnung den vorhergehenden ganz gleich. Er lebt auf der skandinavischen Halbinsel an den See- küsten und Seen, streicht im Winter durch Deutsch- land, ist sehr muthig und dreist, frifst Seevögel, 16 vorzüglich Lummen, Alke, Eidergänse, Fische und Aas, im Winter, was der Deutsche verzehrt, hor- stet auf Felsen und Bäumen und legt 2 Peine Jige weilse Eier. 4) Der isländische Seeadler. Aaliaetos 1slan- dieus, Brehm. (Aquila Islandica, Brehm.) Der Schnabel ist hoch, der platte Kopf hat auf dem gefurchten Scheitelzweikleine Höcker, die Fuflswurzel ist 3" 11% — 4" zu hoch, der Schwanz 15” — 16" 6" lang.*) Dieser Seeadler übertrifft den vorhergehenden an Gröfse um 1” — 3" in der Länge und Breite, und unterscheidet sich von ihm untrüglich durch den kürzern Schwanz und platten Schädel, ähnelt ihm aber in der Farbe sehr. Er bewohnt Island und die benachbarten Inseln, streicht nach Däne- mark bis an die deutsche Küste, ist ziemlich scheu, frifst Blaufüchse, Seetaucher, Lummen, Sturmyvö- gel, Möven, Fische und Aas, und legt in seinem Horst auf Felsen 2 rauchschalige weilse Eier, -5) Der grönländische Seeadler. Aaliaetos Groenlandicus Br. (Aquila Groenlandica Br.) Der Schnabel ist lang, der platte, fast ungefurchte Schädel ohne Buckel, die Fuls- wurzel 3" 8" — 8% 41'! hoch, der Schwanz 162" — 18" lang. Ein ungeheurer Vogel, der gröfste unter allen Adlern, von 3’ 3" — 7" Länge und 8 1" — 6" Breite und ungewöhnlicher Stärke. Er unterschei- det sich durch seine bedeutende Gröfse, seinen lan- gen Schwanz und platten Kopf von allen vorher- *) Die kleinern Mafse gehören den Männchen an, 17 gehenden, denen er in der Zeichnung ganz ähnlich ist, auf den ersten Blick; bewohnt Grönland, und wandert zuweilen selbst nach den norddeutschen Inseln, frifst grönländische Füchse, Lummen, Alke, Larventaucher, Seetaucher, Möven, Sturmvögel, Fische und Aas, und legt in einen grofsen Horst auf Felsen 2 rauchschalige weilse Eier. 6) Der nordamerikanische Seeadler. Aa- liaetos leucocephalus, Br. (Aquila leucocepha- los, Brifs. Falco leucocephalus, Linn.). Der Schnabel ist lang, der Schädel auf dem erhöhten Scheitel mit 2 kleinen Hök- kern besetzt, die Fufswurzel mifst 3" 11" — 4 2m, der Schwanz 13" — 14 6'", der Körper ist kleiner, als bei allen vorherge- henden. Er ist eben so lang und fast so breit als der deutsche Seeadler, aber am Körper kleiner als alle verwandten Arten, und in jedem Alter durch seine lichte Kehle und hellen Hals ausgezeichnet. Ausgefärbt hat er an dem Schnabel, der Wachs- und Fufshaut eine blalsgelbe Farbe, einen gelblichweilsen Augenstern, weilsen Kopf, Oberhals und Schwanz, chokoladebraunen Körper undschwarz- braune Schwingenspitzen. Im mittlern und Jugendkleide ähnelt er den vorhergehenden, hat aber stets einen lichtern Hals. Er bewohnt Nordamerika, verirrt sich sel- ten nach Europa, äulserst selten nach Deutschland, und hat in dem Betragen und in der Nahrung mit den vorhergehenden vieles gemein. 2 18 Dritte Sipp« Adler. Aquila, Brifs. Der ziemlich grofe Schnabel ist schon auf der Wachshaut, etwas vor ihr stark gekrümmt, die Wachshaut vor den grofsen schie- fen Nasenlöchern ausgebogen, der Kopf und Nak- ken mitzugespitzten langen Federn besetzt, die starken Fulswurzeln ganz befiedert, von den langen, gelben, mit grofsen spitzigen stark ge- krümmten Nägeln besetzten Zehen ist die äufsere und mittlere durch eine Spannhaut verbun- den; in den langen Schwebestofsflügeln steht die 4te, oder die 4te und öte, oder die äte, 4te, und 5te Schwungfeder über die übrigen hervor. Der mittellange Schwanz ist abgerundet, oder gerade abgeschnitten. Die ächten Adler unterscheiden sich durch ihren kleinern, und stärker gekrümmten Schnabel, ihre ganz befiederten Fulswurzeln und die Spann- haut zwischen den Zehen von den Seeadlern, durch die befiederten Fulswurzein von den Fisch- und Schlangenadlern und durch den immer noch gros- sen auf der Wachshaut wenig gekrümmten Schna- bel, die langen Zehen und die langen zugespitzten Kopf- und Nackenfedern von den rauchfülsigen Bussarden. Sie sind in Gestalt und Haltung die edelsten unter den Adlern, leben paarweise auf den Gebirgen und mit grofsen Wäldern besetzten Ebe- nen, nähren sich von Säugethieren und Vögeln, nur bei grolsem Hunger von Aas, die kleinern Ar- ten auch von Insekten; horsten auf Felsen nnd Bäumen, und legen 2 bis 3 weifsliche, röthlich- gelleckte, selten reinweilse Eier. 19 Die Jungen erhalten nach 3 bis 8 Jahren das Kleid der Alten. Die meisten Arten haben eine braune Hauptfarbe. Sie zerfallen in zwei Familien: Ss ERSEE TAMTLIE Edeladler. Aquilae nobiles. Ihr Körper ist stark, ihr Schnabel sehr ausgebildet, ihre Nägelungewöhnlich grofs, ihre Haltung edel. 1) Der plattköpfige Steinadler. Aquila fulva, Br. (Falco fulvus, melanaetos et chrysaetos, Par *).N; W. I. Th: ‚Taf.-9). Der Rachen ist amSchnabelwinkel 1" go breit, bis vor die Mitte des Auges gespal- ten; der Schnabel sehr stark, der Scheitel kaum höher als die platte Hinterstirn, der Schwanz abgerundet. Er ist 2! 9” — 3' lang, 6' 8" — 7' breit und 7 — 9 Ptd. schwer. Ausgefärbt. Der Schnabel hornbläulich, vorn schwarz, die gelbe Wachshaut um das Nasenloch hornblau, der Augenstern gelbbraun, die Zehen blalsgelb, die Hauptfarbe glänzend dunkelbraun, um den Kropf oft lichter, am Kopfe und Hinter- halse rostbraungelb, an den Schwingenspitzenschwarz, an den Fufswurzeln braun, am Schwanze weißslich mit breiter schwärzlicher Spitzenbinde und braun- schwarzen, nie bis zur Wurzel reichenden Bändern, oder Flecken. In der Jugend ist der Augenstern braun, die Hauptfarbe heller, am Unterkörper oft durch helle *) Diese 3 Namen Linne’s bezeichnen die verwandten Ad- lerarten so schlecht, dafs sie nicht heraus zu finden sind, sie passen auf alle drei folgenden Adler, 2% 20 Federkanten gehoben, der rein weilse Schwanz mit braunschwarzer, breiter Spitzenbinde, die Fulswur- zeln beim Männchen weils, beim Weibchen oft gelblichweils. Er bewohnt wahrscheinlich die nordeuropäi- schen grolsen Wälder, streicht im Winter in Deutsch- land herum, ist wild und scheu, wird sehr zahm, hat in seinem Geschrei mit einem jungen bellenden Jagdhunde Aehnlichkeit, frifst Hasen, Füchse, 'Trap- pen, wilde Gänse u. dgl., und legt in einen gros- sen Horst auf Felsen oder Bäumen 2 weifsliche, oder grauweilse, rothbraun gefleckte Eier. 2) Der hochköpfige Steinadler. Agnila me- lanaötos, Br.*) (N. W. I. Th. Taf. 8). Der Rachen ist am Schnabelwinkel 2" breit, bis an die Mitte des Auges gespalten, der Schnabel ziemlich stark, der Kopf auf der Hinterstirn sehr gewölbt, der Schwanz abgerundet. Er ist etwas grölser, als der vorhergehende 2' 10" — 3° 1" lang, 6' 10” — 7’ 2" breit und 74 — 10 Pfd. schwer, ihm aber in der Zeichnung sehr ähnlich; doch unterscheidet er sich untrüglich von ihm durch den längern, vor den Nasenlöchern bau- chigen, an dem Schnabelwinkel breitern mehr ge- spaltenen Schnabel und den sehr gewölbten Kopf, welcher auf der Vorderstirn schon etwas, auf der Hinterstirn aber bedeutend erhöht ist. Er scheint vorzugsweise die Gebirge auch Deutsch- lands zu bewohnen, kommt im Winter auf dem Thüringerwalde und Harze, seltner in niedrigen *) In Linne’s Syst, Nat, edit, XIII, S, 254 heilst es sehr unrichtig von diesem Vogel, „pedibus semilanatis,“ 21 Wäldern vor, ist sehr scheu, in der Gefangenschaft bald und später sehr zahm, hat ein gickerndes Ge- schrei, und ähnelt in seiner Nahrung und Fort- pflanzung dem vorhergehenden. Er hat solchen Muth, dafs er sogar kleine Kinder angreift. 3) Der nordische Goldadler. Aquila chrysae- tos, Br. (Falco chrysaetos Linn.). Der Rachen ist bis hinter die Mitte des Auges gespalten, derSchnabel schlank, der Kopf ziemlich platt, die langen Flügel rei- chen bis an oder 1” vor die Spitze des an den zehn mittelsten Steuerfedern abge- schnittenen Schwanzes. Er ist eben so grols, oder etwas kleiner, als der plaitköpfige Steinadler, aber von ihm in jedem Alter wesentlich verschieden durch den schlankern Schnabel, weiter nach hinten gespaltenen Rachen, die ganz andere Schädelbildung, die längern Flügel, den von der 2ten Steuerfeder an gerade abgeschnit- tenen Schwanz, und das andere Geschrei. Im Jugendkleide ähnelt er den beiden vor- hergehenden etwas, aber seine Farbe ist lichter, am Unterkörper mit vielen rostgelben und rostfarbi- gen, braunen in die Länge gestreiften Federn be- setzt, und dadurch sehr hell und gefleckt, und an . der hintern weilsen, oder grauweilsen Schwanz- hälfte gewöhnlich schwärzlich gebändert, oder gefleckt. Im mittlern Alter gehen die dunkeln Schwanz- binden und Flecken wenigstens an der äulsern Fahne der Steuerfedern auf aschfarbigem Grunde bis an die Wurzel, der Hinterkopf und Nacken ist schön rostfarben, oder roströthlich, mit dunklern Schäften, der Oberkörper braun und erdgrau, auf 22 den Oberflügeln, besonders am hintern Armgelenk weilslich gefleckt, auf dem Unterkörper von dem schwarzbraunen Vorderoberhalse an mit braunen und rostgelben oder roströthlichen, braun in die Länge gelleckten Federn bedeckt, an den Hosen oben rostfarben, unten braun, an den Fulswurzeln oben rost- unten isabellfarben. Ausgefärbt. Der hornschwarze Schnabel an den Seiten hornblau, wie die Nasenlöcher und ihre Umgegend; die Wachshaut, der Schnabelwinkel und die Zehen blafsgelb; der Augenstern braungelb; der Oberkopf schwarzbraun, auf den Seiten und im Nacken gelblich rostbraun mit schwarzen Schäf- ten, der ganze Oberkörper glänzend schwarzbraun, fast schwarz, der aschgraue Schwanz bis zur Wur- zel schwarz gebändert und gefleckt, der Unterkör- per braunschwarz, unter dem Kropfe mit hellrost- gelbbraunen, an der Oberbrust mit gelbbraunen, braun in die Länge gefleckten, an den Fulswurzeln mit braunen Federn. Er erscheint im Winter seiten. in Deutschland, zuweilen auf dem Thüringerwalde, ist wild und muthig, in der Gefangenschaft ofi sehr zahm; hat ein piependes Geschrei, und ähnelt in der Nahrung den vorhergehenden, horstet auf Felsen und Bäu- men, und legt weifsliche, rothgefleckte, zuweilen ganz weilse Eier. Zur Paarungszeit schreit das Männchen gau, gau, fast wie ein kollernder Trut- hahn, 4) Der südliche Goldadler. Aquila imperialis, Dr. (A. chrysaetos, Leisl., Falco imperialis Temm. N. W. 1. Th. Taf. 6, 7). Der Rachen bis an den hintern Augen- liedrand gespalten, der Schnabel wenig ge- 25 streckt und stark, die Schultern mit etwas Weifs, dielangen Flügel reichen bis an oder etwas über den fast gerade abgeschnittenen Schwanz. Er ist etwas kleiner als der vorhergehende, 2° 9" — 3' lang und 6’ 10" — 7' 2 breit, und von ihm 1).durch den kürzern Schnabel, 2) den weiter gespaltenen Rachen, die längern Flügel, den weis- sen Schulterfleck und die anders gebildete Luftröhre hinlänglich verschieden. Ausgefärbt. Der bläulich hornfarbige Schna- bel ist an der Spitze schwarz, der Augenstern gelb- lichgrau, die Wachs-' und Fufshaut Blaksgalb, der Kopf und Hinterhals rostgelb mit dunkeln Schäf- ten, die Stirn und der Scheitel sehr dunkelbraun, der ganze Körper glänzendschwarzbraun, auf den Schultern mit weilsen Flecken; der Schwanz tief- aschgrau mit unregelmälsigen schwärzlichen Quer- flecken und Querbinden, die Fulswurzeln braun, In der Jugend ist der Oberkörper hellrost- farben, bräunlich gefleckt, die weilsen Schulter- flecken sind nur angedeutet, der Kopf, Hals und ganze Unterkörper sammetgelb, oder isabellfar- ben mit dunkeln Längestreifen besetzt, die Fuls- wurzel gelblich, und der Schwanz aschgraubräun- lich oder bräunlich, dunkler gefleckt. Aus diesem Jugendkleide geht er nach und nach durch eine aus beiden gemischte Farbe in das Ausgefärbte über, Er bewohnt das östliche und südöstliche Eu- ropa, auch die Küste von Nordafrika, und kommt selten nach Deutschland, ist in seinem Betragen den verwandten Arten ähnlich, unterscheidet sich aber von ihnen durch die gedrückte Stellung und das wie krah, kralı, kliogende Geschrei. Er ist stark 24 und kühn, jagt junge Rehe, Hirschkälber ‚Hasen, junge Ziegen, Lämmer, Trappen, Gänse, Wald- hühner, Jasane, horstet auf Felsen und Bäumen, und legt 2 — 5 weilsliche Eier. ZWEITE FAMILIE. Unedle Adler. Aquilae ignobiles. Der Körper ist schlank, der Schnabel wenig ausgebildet, die Nägel mittelgrols, die Haltung wenig edel. 1) Der braune Adler. Aquila fusca, Br. Der schwache Schnabel ist auf der Wachshaut niedrig und wenig bogenför- mig, am Kinne wenig ausgeschweift, die Nasenlöcher rundlich, die sehr gekrümm- ten Nägel grofs; Länge 30" und darüber; der Scheitel merklich höher, als die ge- wölbteStirn, dieHauptfarbe glänzend dun- kelbraun, Dieser seltene Adler ist 2' 6” lang und 6’ 3 breit, und durch seine braune Hauptfarbe sehr aus- gezeichnet, dem Schreiadler, dem zweibindigen und pommerschen jedoch nahe verwandt. Von beiden unterscheidet er sich 1) durch die Gröfse, 2) die runden Nasenlöcher — diese sind bei den folgen- den ohrförmig — 3) den langen niedrigen Schna- bel, 4) die grofsen Nägel, 5) die breite Spannhaut, Ausgefärbt. Der schwarze Schnabel ist um die schmuziggelbe, an den Nasenlöchern bläuliche Wachshaut hornblau, der Augenstern hellbraun, die Zehen gelb, das ganze Gefieder glänzendbraun, die Flügelspitzen schwarzbraun,, die tiefbraunen Schwungfedern auf der innern Fahne lichter, mit dunkeln Binden; der braune Schwanz mit schwarz- 25 braunen Querbinden und weilsgrauer Spitze, die Ober- und Unterschwanzdeckfedern weils. Jugendkleid. Der Schnabel am Winkel, neben dem Kinne und an der Wachshaut schmu- ziggelb, der Augenstern hellbraun, die Zehenhaut schmuzig ockergelb, das ganze Gefieder braun, auf dem Kopfe und Hinterhalse mit kaum Jichtern Fe- derspitzen, der Oberflügel, der Unterrücken und die Schultern mit rostgelben Spitzenschaftflecken, welche auf dem Oberflügel 2 unterbrochene Binden bilden; der Schwanz braun, mit rostgelber Spitze und wenig bemerkbaren dunkeln Binden; die Ober- und Unterschwanzdeck federn rostgelblich, der braune Unterkörper mit hellbraunen Schaftstreifen, an den Hosenfedern mit gelben Flecken. Er lebt wahrscheinlich nordöstlich von Deutsch- land, kommt aber im Winter sehr selten in un- serm Vaterlande vor, fliegt leicht und schön, oft schwebend, ist scheu und vorsichtig, frifst kleine Säugethiere und Vögel, und horstet wahrscheinlich wie der Schreiadler, 2) Der zweibindige Adler. Agquila bifasciata, | (Hornschuch?) Die Nasenlöcher halbrund oder ohr- förmig, der Augenstern gelb, auf dem Flü- gel zwei Reihen gelber oder weifer Flek- ken; Länge 25" 6” — 27" 2"; die Hauptfarbe glänzend dunkelbraun. Dieser Adler ist kleiner als der vorhergehende, nur 5’ 1" 4 — 5' 6'' 4'% breit und nicht nur da- durch, sondern auch durch die andere Gestalt der Nasenlöcher und die Farbe von ihm verschieden. Er scheint die Flügelbinden nie zu verlieren. We- nigstens besitzt der Herr Notar Bruch zu Mainz 26 einen alten Vogel, welcher schön glänzend dunkel- kastanienbraun, auf dem UÜhnterleibe heller, ins Rostrothe ziehend, und auf den Flügeln weilsbe- wopft ist. Im Jugendkleide hat das Männchen einen schwarzen, vor der Wachshaut bleifarbigen Schna- bel und dunkelbraunes Gefieder. Dieses ist auf dem Scheitel am dunkelsten, am Nacken mit rostfarbi- gen Spitzen, auf dem Burzel mit länglichen, hell- rostgelben, weiter unten weilsen Flecken, der Schwanz glänzend dunkelbraun mit aschgrauer Spitze, die Schwingenspitzen schwarz mit gelblich- weilsen Spitzen, der braune Unterkörper auf der Brust mit rostbraunen Federkanten, an dem Bauche und den dunkelbraunen Hosen mit rostgelben Stri- chen. Das Weibchen ist gröfser als das Männchen, und durchaus heller gefärbt, am Nacken mit rost- farbigen Spitzen, auf dem übrigen Oberkörper mit rostgelben-tropfenartigen Flecken, die Kehle braun, die Brust und der Bauch rostfarbig, die längsten Hosenfedern unten ‚ganz rostgelb, die, Fulswurzeln braun und weils gemischt. Zuweilen ist der Bauch fast ganz schwarz, und die Flügelbinden sind rost- gelblichweils. Vielleicht ist dieser Adler Falco Bonelli, Temm. Er lebt in der Schweiz, und frifst Amphibien Fische und Aas. Ich kenne ihn nicht aus eigener Ansicht und habe ihn deswegen mit dem Fragzei- chen aufgestellt, 3) Der Schreiadler. Aquila naevia, Brifs. (Falco naevius, L. der alte, Falco maculatus, .L. der junge Vogel. N, W. I. Th. Taf. 11, 1. 2.) Der Schnabel ist stark, hoch, auf der Wachshaut sehr bogenförmig, am Kinne 27 wenig ausgeschweift; die Nasenlöcher ohr- förmig, die wenig gekrümmten Nägelklein, die Länge 24" — 26" ‚der Scheitel nicht hö- her als ie gewölbte Stirn, dieHllauptfarbe glänzend dunkelbraun. Er ist etwas kleiner als der vorhergehende, aber eben so breit, und durch die Zeichnung hinlänglich von ihm verschieden. Ausgefärbt hat er eine gelbe Wachs- und Zehenhaut, schwärzlichen Schnabel "und schwarze Nägel, einen braunen Augenstern, ein dunkelbrau- nes, mit Purpurglanz überzogenes Gefieder, einen braunen, zuweilen dunkler gebänderten Schwanz, und weifsliche Ober- und Unterschwanzdeckfedern. Im mittlern Alter hat der braune Körper wenige, der Oberflügel aber viele, an den Schwung- federn, die grolsen ausgenommen, rostgelbe Spiz- zenschaftflecken. Im Jugendkleide ist das braune Gefieder am Kopfe und Halse mit hellen Federspitzen, übrigens mit rostgelben Spitzenschaftflecken besetzt. Er lebt im nordöstlichen Europa, kommt sel- ten nach Mittel- und Süddeutschland, fliegt lang- sam und schwebend, ist ziemlich träge, schreit stark, frifst kleine Säugethiere und Vögel, horstet auf Bäumen, und legt 2 — 3 weilsliche, rothge- gefleckte Eier. 4) Der pommersche Schreiadler. Aquila Po- marina, Br. (Falco naevius, auct, N.W. I. Th. Taf. 10.) Der Schnabel ist schwach, niedrig, auf der Wachshaut fast gerade, am Kinne un- merklich ausgeschweift, die Nasenlöcher ohrförmig, die starkgekrümmten Nägel 285 mittelgrofs; Länge 23" — 25" der Scheitel viel höher als die platte Stirn, dieHaupt- farbe erdbraun. Er ist kaum kleiner "als Nr. 3, und von Nr. 1 und 2 durch seine geringe Gröfse und den Man- gel der Flügelbinden im Jugendkleide; von allen Verwandten durch den kleinen Schnabel und die lichte Körperfarbe verschieden. Bei allen vorher- gehenden ist der Schnabel stark, bei Nr. 3 sehr stark — Linne sagt von Fi! maculatus: Rostrum magnum, woraus man deutlich sieht, dafs dieser Vogel zu Nr. 3 gehört — bei unserm Vogel aber schwach, niedrig, auf der Wachshaut wenig bo- genförmig, unten kaum merklich ausgeschweilt;z überdies haben alle nahen Verwandten ein glän- zendes Dunkelbraun, unser Vogel hingegen in je- dem Alter ein fahles Erdbraun, welches in der Jugend wenige kleine Flecken zeigt, zur Haupt- farbe; und unterscheidet sich durch sie auf den ersten Blick. Er lebt in den grofsen pommerschen Wäldern, streicht im Winter, ist nicht sehr scheu, frilst kleine Säugethiere und Amphibien, und legt 2 — 3 weilse- röthlichgefleckte Eier. 6) Der gestiefelte Adler. Aquila pennata, Br. (Falco pennatus, Linn.) Der Schnabel dick, fast gerade, nur an der Spitze gekrümmt, die Flügel, an deren Einlenkung weise Federn stehen, reichen nieht bis zur Schwanzspitze; der Unter- körper weifs- oder hellrostroth mit dun- keln Streifen. Er ist 194% — 201" lang, und von dem fol- genden nicht nur durch die Zeichnung, sondern auch durch den starken, wenig gekrümmten Schna- 29 bel, und den über die Flügel vorragenden. Schwanz sehr verschieden, Bei den ausgefärbten ist der Schnabel horn- schwarz, die Wachs- und Zehenhaut, wie die Au- gensterne gelb; die Stirn weilslich, der Vorderkopf und die Kopfseiten sehr tiefbraun, der Hinterkopf und Hinterhals rostgelb, mit braunen Längeflecken, der dunkelbraune Mantel oft mit hellbraunen Feder- kanten; die Schwung- und Steuerfedern schwarz- braun, die letztern mit einigen schmalen, kaum bemerkbaren, dunkeln Querbinden; der weilse Un- terkörper mit dunkelbraunen Schaftstrichen, an den Hosen mit undeutlichen, roströthlichen Querbin- den, Im Jugendkleide fällt das Rostfarbige am Hinterkopfe und Nacken ins Rostrothbraune, der Schwanz hat deutlichere dunkle Binden, und der Unterkörper ist hellrostroth, mit sehr deutlichen schwarzen Schaftstreifen. Er bewohnt das südliche Europa, besonders Ungarn, streicht selten nach Oestreich und Mähren, hat in seinem Wesen, ob er gleich ein ächter Adler ist, mit den Steinadlern gar keine Aehnlichkeit, nährt sich von kleinen Säugethieren, Vögeln und vorzugsweise. von Insekten, und horstet. an den Karpathen. 7) Der Zwergadler. Aquila minuta, Br. Der Schnabel klein, von der Wurzel an stark gekrümmt, an Gestalt und Gröfse dem eines männlichen Taubenhabichtsähnlich, die Flügel, an deren Einlenkung weilse Fe- dern stehen, reichen bis zur Schwanz- spitze; der Unterkörper ist kaffeebraun mit dunklern Schaftstreifen. 80 Er hat mit dem vorhergehenden fast gleiche Gröfse, und wird von Manchen für eine Art mit ihm gehalten, aber mit Unrecht; denn er unter- scheidet sich von ihm 1) durch den Schnabel, Bei unserm Vogel hat dieser mit den eines männlichen 'Taubenhabichts viele Aehnlichkeit; doch ist seine Wachshaut etwas, er selbst aber kaum länger, und unmerklich weniger gekrümmt, als bei diesem ; beim gestiefelten Adler aber ist er dick, gerade, fast. recht- winklig in einen kurzen Haken übergehend. 2) Durch die Länge des Schwanzes. Bei dem Zwerg- adler ragt dieser nicht, beim gestiefelten 2" über die zusammengelegten Flügel hinaus. 3) durch das ganze Wesen. Der Zwergadler hat in seinem gan- zen Ansehn viele, der gestiefelte gar keine Aehn- lichkeit mit dem Steinadler. 4) durch die Zeich- nung des Jugendkleides des Zwergadlers. Ein Männ- chen in diesem ist 20 2"' lang, und 50’ 3"! breit, und abgemagert 1 Pf. 2 Loth schwer. Der Augen- stern braun, die Wachs- und Zehenhaut blafszi- tronengelb, der Anfang der Stirn weilslich, ıhr übriger Theil schwarzbraun, mit rostgelben Feder- zändern. Der Hinterkopf und Nacken rostgelb, mit braunen Längeflecken. Die Wangen schwarz- braun, das übrige Gefieder kaffeebraun, auf dem Rücken sehr dunkel, auf den Oberflügel- und Ober- schulterfedern am hellsten, an den längsten Schul- terfedern und an den Schwingenspitzen schwarz- braun. Der Schwanz dunkelbraun mit weilsgrauer Spitze und 4 — 6 kaum bemerkbaren schwarzen Querbinden; fast alle Federn des Vorderkörpers haben jede einen schwarzbraunen Schafilleck. Dieses Männchen wurde am 7, Oct. 1810 an der Orla geschossen, und ist das einzige Stück, welches man kennt. Es hatte einen schönen lang- 31 samen Flag, war wenig scheu, und zeigte durch sein ganzes Betragen, dals es aus einer von Men- schen wenig bewohnten Gegend kam, Vierte Sippe Fischadler. Pandion, Savigny. Der auf der Wachshaut etwas vor ıhr stark gekrümmte Schnabel mit einem sehr grofsen Haken; die bleiblaue Wachshaut vor den schiefen Nasenlöchern stark aus- gebogen, der Kopf und Nacken mit zuge- spitzten, langen Federn besetzt, die star- ken netzartig geschuppten graublauen Fufswurzeln nur vorn 4 befiedert, die Schienbeine ohne Hosen, von den grofsen, starken unten stachlichten durch keine Spannhaut verbundenen Zehen, ist die äulsere eine Wendezehe, und greift beim Festhalten der Beute hinten ein; die halb- kreisförmig gekrümmten, grofsen, nadel- spitzigen Nägel sind unten rund, nicht eckig; in den langen über den Schwanz hinausreichenden schmalen Schwebe- und Stofsflügeln stehen die zweite und dritte Schwungfeder über die andern vor. Der mittellange Schwanz etwas abgerundet, das Gefieder des mit Fett überzogenen Körpersänfserst knapp anliegend und im Leben wasserdicht. Die Fischadler unterscheiden sich von allen Tagraubvögeln durch die hinten eingreifende Wen- dezehe, die ihnen zum Festhalten ihrer Nahrung, welche nur aus Fischen und zwar grölstentheils 52 aus denen des sülsen Wassers besteht, höchst noth- wendig ist, und von allen sowohl Tag- als Nacht- raubvögeln durch den Mangel der Hosen und die unten runden Nägel, welche ihnen beim Eingreifen in die Fische sehr gute Dienste leisten, Sie bilden also eine sehr genau bestimmte Sippe, sind in Gestalt und Haltung edle Raubvögel, welche in den nahe an grolsen Gewässern liegenden Wäldern wohnen und schlafen, aber täglich die Seen, Teiche oder Flüsse besuchen, höher und niedriger über ihnen herumschweben, sich, wenn sie einen hochgehen- den Fisch erblicken, durch Schlagen der Flügel (Ritteln) auf einer Stelle erhalten, dann mit ange- legten Flügeln und vorgestreckten Füngen fast senk- recht herabstürzen, den Fisch unter dem Wasser ergreifen, und wenn er nicht zu grols ist, dem Walde zutragen. Beim Aufsteigen aus dem Wasser schütteln sie das noch auf den Federn sitzende Was- ser — auf die Haut kann es wegen der wie bei den Wasservögeln angefetteten Federn nicht ein- dringen — durch eine besondere Bewegung ab, Zuweilen ergreifen sie so grofse Fische, dafs sie mit ihnen nicht aus dem Wasser kommen können, sondern von ihnen in die Tiefe gezogen werden. Sie leben paarweise, auf dem Zuge zuweilen in kleinen Gesellschaften, sind muthig, stark und scheu, horsten auf hohen Bäumen und legen 2 — 3 weifsliche, dunkelgefleckte Eier. Die Männchen sind etwas kleiner als die Weibchen, die Jungen auf dem Mantel weilsgerändert, sonst den Alten gleich gefärbt und alle Arten einander so ähnlich, dafs man sie für eine und dieselbe bis jetzt gehal- ten hat. 35 1) Der hochköpfige Fischadler. Pandion ual- ticeps, Br. (Aquila haliaetos auct., Falco ha- liaetos, Linn.) Der Bauch ist reinweifls, die dunkeln Federn des Kropfs bilden einen braunen Schild, der ganze Oberkopf sehr erhöht. Seine Länge beträgt 24" — 25'' 6", seine Breite 5' 9 — 6' 1" und sein Gewicht 34 — 41 Pfd. Ausgefärbt. Der Schnabel ist glänzend schie- ferschwarz, die Wachshaut bleiblau, der Fufs grau- blau, der Augenstern gelb, der Kopf und Nacken gelblichweils, braungefleckt, der übrige Oberkör- per braun, die Schwingenspitzen braunschwarz, der Schwanz braun- und schwarzgebändert, der rein- weilse Unterkörper mit einem breiten schwarzen Streifen hinter dem Auge und braunen Federn auf dem Kropfe, welche einen zusammenhängenden braunen Schild bilden, und über ihm- noch einzelne Flecken zeigen. Bei den Jungen haben alle Fe- dern des Oberkörpers vom Unterhalse an weilse Federkanten. Er lebt in Deutschland bis Rügen hinauf und noch nördlicher, wandert im Herbste, frifst Kar- pfen, Hechte, Forellen, Aale u. dgl., ist äufserst scheu und vorsichlig, sehr gewandt im Fischfangen, horstet gewöhnlich auf Eichen, und legt 2 — 3 weilse, mit rothen Flecken besetzte Eier. 2) Der plattköpfige Fischadler (Flufsadler, Weilsbauch) Pandion planiceps Br. (Aquila haeliuetos auct., Falco haliaetos, Linn. N. W, 1. Ih, Taf 16.) Der Bauch reinweifs, die dunkeln Fe- dern des Kropfs bilden nur braune Flek- ken, der Oberkopf platt. 3 34 Er hat mit dem vorhergehenden die Gröfse und Farbe gemein, unterscheidet sich aber von ihm we- sentlich durch den viel plattern Kopf, und die we- niger dunkle Kropfzeichnung, denn die Flecken des Kropfs bilden nie einen zusammenhängenden Schild. Bei den hochköpfigen erhebt sich das Stirnbein stark bogenförmig, und der mit zwei ho- hen Buckeln besetzte Scheitel ist höher als der auf- geworfene Augenknochenrand, bei dem platt- köpfigen hingegen ist das Stirnbein fast ganz platt, am Augenknochenrande wenig aufgeworfen, und der mit zwei kleinen Buckeln besetzte Schei- tel niedriger als der Augenknochenrand, Er lebt wahrscheinlich nördlich, oder nord- östlich von Deutschland — die auf Seeland nicht selten brütenden gehören wahrscheinlich hierher — zieht durch Deutschland, fängt mit grofser Ge- schicklichkeit Fische von verschiedener Art, z. B. Aale, ist sehr scheu, horstet auf grolsen Bäumen, vorzüglich auf Eichen, und legt 2 — 3 etwas rund- liche Eier, deren weifslicher Grund fast ganz mit braunrothen Flecken bedeckt ist. Fünfte Sippe Schlangenadler. Circaetos, Vieillot. Der starkgekrümmte Schnabel adler- bussardartig und ohne Zahn; die Wachs- haut mit ihren schiefeu Nasenlöchern er- höht; der Kopf und Nacken mit langen, zugespitzten Federn besetzt, die Kinnfe- dern laufen in lange, steife Haare aus; die Augenlieder mit Wimpern, die langen, rauchschuppigen, nur am Fersengelenk 35 etwas befiederten Fulswurzeln mit kur- zen Zehen, von denen dieäufsere und mitt- lere durch eine Spannhaut verbunden sind. Die Nägel kurz und sehr spitzig; die Soh- len rauch, die Schienbeine mit Hosen; in den langen und breiten Schwebeflügeln, welche bis an die Spitze des mittellangen, vorn fast gerade abgeschnittenen Schwan- zes reichen, steht die äte allein oder mit der 4ten über die übrigen Schwungfedern vor. Die Körperfedern sind wie bei den Bussarden lang, und liegen locker an, Die Schlangenadler bilden den Uebergang von den Adlern zu den Bussarden. Sie haben von den erstern die langen zugespitzten Federn auf dem Kopfe und Nacken, von den letztern die Haltung, den Schnabel, die kurzen Zehen und Nägel, die langen locker anliegenden Körperfedern, und das Betragen. Sie zeichnen sich aber von den Bussar- den nicht nur durch die oben erwähnten langen, zugespitzten Kopf- und Nackenfedern, sondern auch durch die rauchschuppigen Fulswurzeln und rauchen Sohlen aus. Diese Einrichtung der Fülse ist zum Ergreifen ihrer Nahrung, welche in Schlan- gen besteht, vortrefflich berechnet, ihre grofsen Schwebetlügel setzen sie in den Stand, ihre Nah- rung in einem weiten Umkreise aufzusuchen, und ihr kurzer, aber starker Schnabel macht es ihnen möglich, mit den Zerstückeln der Schlangen bald fertig zu werden, das Unverdauliche speien sie in Gewöllen aus. Sie wohnen sehr einzeln in den Wäldern der alten und neuen Welt; — eine Art lebt in Afrika, zwei in Amerika, — horsten auf hohen Bäumen, legen 2 — 3 Eier, und sind scheu und vorsichtig. Die Männchen sind kleiner als die 3 * 36 Weibchen, und die Jungen bei mehrern anders ge- färbt als die Alten. 1) Der hochköpfige Schlangenadler. (Adler mit dem weilsen Augenkreise. Nalterad- ler) Circaetos leucopsis, Br. (Aquila brachy- dactylo, Wolf, A. leucomphomma, Borkh., Falco leucopsis, Pechst., F. Gallicus L., F\. lon- gipes? Nuss.) Die Kinnfedern laufen in lange, steife Haare aus, die Bartborsten ragen weit über den Rücken des adlerartigen, hohen Schna- bels hinaus, der Augenknochenrand steht viel höher als die Wachshaut. Dieser merkwürdige Vogel mifst 2! — 2! 4" in der Länge, und 6' — 6'4" in der Breite, und ist nach dem Alter verschieden gezeichnet. Alt. Der an der Spitze hornschwarze Schnabel ist wie die Wachs- und Fufshaut graublau, der Augenstern gelb, das Augenlid mit weilsem Pflaum bedeckt, der braune Oberkörper an den Schwingenspitzen schwarzbraun, der Schwanz auf der äufsern Fahne der Steuerfedern braun, auf der innern weils mit 3 breiten schwarzen Binden, der Vorderhals und Kropf braun, an der Kehle am lichtesten, mit dun- keln Schäften, der übrige Unterkörper weils, beim Männchen wenig, beim Weibchen stark braun, in die Quere gefleckt. Jung. Der Augenstern bleichgelb, die Wachs- haut lichtblau, der Fuls weifsgrau, der Oberkör- per dunkelbraun mit undeutlichen Schwanzbinden, der hellrostfarbene, oder rostrothbraune Unterkör- per wenig weilsgefleckt, an den kurzen Hosen mit einzelnen rostfarbigen Bändern durchzogen. Er bewohnt einzeln die grolsen 'Tannenwälder 37 Deutschlands, kommt in vielen Gegenden nicht: ein- mal auf dem Zuge vor, fliegt schön, leicht, oft schwebend, nährt sich von Schlangen, vorzüglich von Naitern, horstet auf grofsen Bäumen, z. B, bei Schleswig, und legt 2 — 3 weilse, oft roth- gefleckte Eier. 2) Der plattköpfige Schlangenadler. Circae- tos anguium, Brelim.*) (N. W.]. Th. Taf. 15.) Die Kinnfedern laufen in steife Haare aus; die Barthaare ragen wenig über den Rücken des bussardartigen niedrigen Schna- bels hinaus. Der Augenknochenrand steht kaum höher als die Wachshaut. Dieser Schlangenadler hat mit dem vorherge- henden gleiche Grölse und fast gleiche Zeichnung. In der letztern zeigt er folgende Abweichungen. Er ist lichter; der Kopf und Nacken hat auch im Alter unter‘den braunen hellgesäumte Federn, wel- che alt und abgeschossen sind, das Kinn und die Kehle sind weils, mit dunklern Schäften und Schaft- flecken; der Kropf ist braun- und weilsgelleckt, der übrige Unterkörper weils, mit braunen und hellbraunen Querflecken. Das Jugendkleid kenne ich nicht. Er unterscheidet sich wesentlich von dem vor- hergehenden: 1) durch den Schnabel. Bei die- sem hat der Schnabel mit einem Adlerschnabel viele Aehnlichkeit; er ist grolfs, stark, hoch, und auf der Wurzel der Wachshaut fast gerade; beim platiköpfigen hingegen ist der Schnabel ganz bussardartig, klein, niedrig, auch auf der Wurzel der Wachshaut bo- *) Alle bei dem vorhergehenden angeführten Namen passen auch auf diesen. 38 genförmig. Daher rechneten Einige die Schlangen- adler zu den Adlern, Andere zu den Bussarden, und zwar, da bei beiden Arten die Schnäbel so ver- schieden sind, mit gleichem Rechte. 2) Durch die Barthaare. Bei Nr. 1 sind sie durchaus dunkelschwarz und stark, stehen äus- serst dicht und ragen weit über den Schnabelrük- ken hinaus, Bei Nr. 2 sind sie etwas, an der Wur- zel viel lichter und schwächer, stehen weniger dicht, und ragen nicht so weit über den Schnabelrücken hinaus. 3) Durch den Schädel. Bei Nr. 1 ist die- ser am Stirnanfange sehr niedrig, in der Mitte ge- furcht, auf den Seiten aber wegen der ungewöhn- lich vortretenden Augenknochenränder, welche viel höher als die Wachshaut stehen, auffallend erhöht, so dafs der Kopf dadurch sehr gewölbt erscheint. Bei Nr. 2 hingegen ist der ganze Schädel platt, auf der Stirn wenig vertieft, flach gefurcht, an dem Augenknochenrande wenig erhöht. Er kommt in Deutschland auf dem Zuge vor, brütet in den ber- gigen Wäldern des Rhein, nicht weit von Neuwied, und hat in seinem Betragen mit dem vorhergehen- den grolse Aehnlichkeit. Sechste Sıppe Rauchfuflsbussard. Archibuteo, Br. Der kleine, schmale Schnabel ist schon auf der gelben Wachshaut stark gekrümmt, und endigt sich in einen langen Haken, hat aber keinen, oder nur einen schwachen Zahn; die Nasenlöcher sind länglichrund, die mittellangen Füfse bis auf die kurzen, dicken, mit kurzen, starken Nägeln bewall- 39 — — neten Zehen befiedert, von diesen ist die äufsere mit der mittlern hinten durch eine Spannhautverbunden; dieSohlensind rauch, mit kleinen Ballen; der Kopf und Nacken mit mittellangen, vornzugerundeten Federn besetzt, die Barthaare kurz; in den grofsen, bis an die Spitze des etwas langen, abge- rundeten Schwanzes reichenden Schwebe- flügeln steht die Ste oder 4te Schwungfe- der, oder beide über die andern hinaus. Die langen weichen Körperfedern liegen locker an. Die Hauptfarben sind Weifs und Schwarzbraun, und die Zeichnung ist nicht nur nach dem Alter und Geschlecht verschieden, sondern ändert auch wie bei allen Bussarden zufällig ab. Die Weib- chen sind etwas grölser als die Männchen, Die Rauchfufsbussarde sind die grösten und edelsten aller Bussarde — daher ihr Name archibuteo — und schlielsen sich durch ihre ganz befiederten Fufswurzeln an die Schreiadler, mit denen sie auch manches im Betragen gemein ha- ben; ihre befiederten Fülse unterscheiden sie auf den ersten Blick von den andern Bussarden. Sie bewohnen den Norden und einen 'Theil des Sü- den der alten Welt, halten sich in Wäldern, welche an Felder und Wiesen grenzen, auf, haben einen leichten, oft schwebenden und in Schnecken- linien aufwärts gehenden Flug, rittelo oft über ih- rer Beute, oder lauern ihr sitzend auf; diese be- steht aus kleinen Säugethieren, brütenden, jungen, ermatleten, oder kranken Vögeln, Amphibien und Insekten — fliegende Vögel können sie nicht fan- gen. — Sie nehmen den Wanderfalken gern ihren Raub ab, sitzen nur selten, und in grolser Ruhe 40 aufrecht und schlank, gewöhnlich geduckt und mit locker anliegendem Gefieder, oft auf dünnen Baum- gipfeln, sind listig und scheu, haben einen blinden Hals gegen den Uhu, horsten auf Bäumen, und legen 2 — 5 weilsgraue, lehmfarbig gestrichelte und gefleckte Eier. Im Betragen unterscheiden sie sich von den wahren Bussarden auch dadurch, dafs sie ungesellig sind. Aufser den beiden deutschen kenne ich noch den durch blässere Farben ausge- zeichneten afrikanischen, Buse gantee, levaillant, Archibuteo Africanus, Br, 1) Derplattköptige Rauchfufsbussard. Ar- chibuteo planiceps, Br. (Falco lagopus, Linn. MV. I. ‚Eh, Tat. 34, 1.) DieSchwanzwurzel ist weils, derplatte Schädel hat einen kurzen Hinterkopf und kaum vorstehende Augenknochenränder. Er mifst 24" — 26" in der Länge und 58" — 62'' in der Breite. Ausgefärbt. Der Schnabel ist hornschwarz, der Augenstern braun, die Wachs- und Zehenhaut dunkel zitronengelb, die Stirn weifßslich, der Ober- körper hat ein Gemisch von Weifs, Gelblichweils, Rostfarben, Grauschwarz und Braun, schiefer- schwarze Schwingenspitzen, einen weilsen, vor der grauweilsen Spitze schwarzgebänderten Schwanz, der Unterkörper ist gelblichweils, beim Männchen gewöhnlich auf der Brust, beim Weibchen am Bauche mit Schwarzbraun gefleckt, oder überzogen, an den Fülsen rostgelb oder weilsgrau, braunge- Nleckt. Im ersten Jahre ist bei beiden Geschlech- tern die Unterbrust und der Bauch schwarzbraun, der übrige Unterkörper weifs- und schwarzbraun- geflekt, der Schwanz an der hintern Hälfte weils, 41 an der vordern braun. Er bewohnt das nordöst- liche Europa, horstet nur höchst selten in Deutsch- land, überwintert aber häufig in dessen Ebenen, frifst Mäuse, Hamster, Maulwürfe, junge, im Win- ter ermatltete oder kranke Hasen, angeschossene oder verhungerte Feldhühner, Frösche und Käfer, und horstet auf hohen Bäumen, besonders auf Bu- chen. Seine Eier sind wie sie oben beschrieben wurden, 2) Derhochköpfige Rauchfuflsbussard. Ar- chibuteo alticeps, Br. (F. lagopus, Linn., F. sublagopus, Br. N. W. I, Th. Taf. 34, 2.) Die Schwanzwurzel ist weils, der ge- wölbte Schädel hat einen etwas langen, mit zwei Buckeln besetzten Hinterkopf, und kaum vorstehende Augenknochenränder. Er ist gewöhnlich etwas kleiner als Nr. 1, näm- lich 1" kürzer und oft 2° schmäler, ihm ähnlich gezeichnet, aber von ihm durch den Schädel ver- schieden; dieser ist tief gefurcht, hat stark vortre- tende Augenknochenränder, und deutliche Buckel auf dem etwas langen, steil begrenzten Hinter- kopfe. Er kommt im November. häufig auf die deutschen Ebenen, und ähnelt dem vorhergehen- den ın dem Betragen, der Nahrung und wahrschein- lich auch in der Fortpflanzung. Siebente Sippe, Bussard. Buteo, Ge/sner. Der kleine, schmale Schnabelschon auf der gelben Wachshaut stark gekrümmt, die Fulswurzeln gelb, nur } unter der Ferse befiedert. Alles Uebrige ist wie bei den 42 Rauehfufsbussarden; allein ihr Schwanz ist etwas kürzer und ihr Gefieder weniger locker; auch ändert ihre Zeichnung noch mehr ab. Die Bussarde haben mit den Rauchfufsbussar- den in dem Betragen, der Nahrung und Fortpflan- zung grofse Aehnlichkeit; allein sie sind feiger und gesellschaftlicher als diese, leben auf einem grofsen Theile der Erde, wandern in Flügen von 5 bis 100 Stücken, fressen aulser dem, was die Rauchfufs- bussarde verzehren, auch Rohrhühner, Raupen und Regenwürmer, sind nach dem Geschlechte gar nicht, nach dem Alter wenig verschieden gezeichnet, hor- sten auf Bäumen, und legen 2 — 3, selten 1 Ei, dessen weilsliche Grundfarbe mehr oder weniger rothbraune Flecken hat. 1) Der nordische Bussard. Duteo septentrio- nalis, Br. (F. buteo, L., F. albidus, Linn. N, W,.L.’Th. Taf. 83,2.) Der Schwanz hat 10 — 14 dunkle Quer- binden; der Schädel ist obenplatt, der Hin- terkopf lang. Er ist 21" 6 — 23” lang, und 50" — 54" breit und in der Farbe sehr verschieden. Ge- wöhnliche Zeichnung. Der Schnabel ist horn- schwarz, die Wachs- und Fufshaut zitronengelb, der Augenstern dunkelgelb, der Oberkörper braun, der Schwanz vor der gelblichen Spitzenkante braun- und rostgelbgebändert, der weilse Unterkörper an dem Kropfe und der Oberbrust, oft auch an den Hosen braungefleckt. Bei den Jungen ist der Oberkörper mit hellen Federrändern besetzt. Sel- ten findet man die Vögel dieser Art dunkler, näm- lich mit Braun au dem Kropfe, der Cberbrust und 43 den Schienbeinen, und weils- und braungebänder- ter Unterbrust und solchem Bauche. Oft ist die Zeichnung heller. So lange das Braun auf dem Oberkörper, dem Kropfe und den Schenkeln noch vorherrscht, ist der Augenstern gelb, was ein we- sentliches Kennzeichen dieser Art ist. Sehr oft artet er in Weils aus; dann ist der Augenstern grau, die Wachs- und Fufshaut schwefelgelb und das Gefieder weils, oft ganz rein am Unterkörper, gewöhnlich mit mehr oder weniger Graubraun auf dem Oberkörper. Er bewohnt das nördliche Eu- ropa, namentlich Schweden und Dänemark, geht bis nach Mitteldeutschland herab, wandert im Herbste und Winter oft in grofsen Gesellschaften, ist scheu und schlau, frifst Mäuse, Maulwürfe, Hasen, er- mattete Feldhühner und Frösche, und legt in einen grolsen, auf Bäumen stehenden Horst 2 — 4 weils- liche, rothbraungelfleckte Eier. 2) Der Mittelbussard. Buteo medius, Br.(Falco buteo, L., F. albidus, L.N. W.1.'Th. Taf. 33, 1.) Der Schwanz hat 10 — 14 dunkle Quer- binden, der wenig gewölbte Schädel auf dem langen Hinterkopfe zwei niedrige Buckel. Er ist gewöhnlich etwas grölser als der vor- hergehende, der grölste unter den glattfülsigen Bus- sarden, 22" — 24" lang, 52” — 57” breit und in der Zeichnung dem vorhergehenden ähnlich, doch gewöhnlich dunkler, und, wenn er nicht in Weils ausgeartet ist, stets mit einem braunen, graubrau- nen, oder braungrauen, nie mit einem gelben Au- genstern, wodurch er sich sehr von Nr. 1 unter- scheidet. Er artet seltner als dieser in Weils aus, und hat dann die Zeichnung mit ihm gemein. Am 44 untrüglichsten ist das Kennzeichen des Schädels, welcher auf der Stirn etwas gewölbt ist, wenig vorstehende Augenknochenränder und auf dem lan- gen Hinterkopf zwei kleine Buckel hat. Er lebt in unserm Vaterlande, horstet in Mitteldeutschland häufig — verlie[s uns auch im Februar 1827 nicht — frilst Mäuse, Maulwürfe, Wiesel, junge, im. Fe- bruar 1827 selbst alte Hasen, Feld- und Rohr- hühner, im Sommer auch Insekten, horstet auf ho- hen Waldbäumen, und legt 1— 4 rundliche, weils- liche rothbraungefleckie Eier. $)Der hochköfige Bussard (Mäusebussard) Buteo murum, Br. (F. buteo L., F. albidus, Zinn... N. W.-1. Th, Taf. .32:.4.8) Der Schwanz hat 10 — 14 dunkle Quer- binden, der stark gewölbte Schädel auf dem kurzen erhöhten Hinterkopfe zwei hohe Buckel. Er ist wenig kleiner als der vorhergehende, und in der Zeichnung fast immer dunkler als die- ser, zuweilen ganz glänzenddunkelbraun mit brau- nem Augenstern und dunkelzitronengelber Wachs- und Fufshaut, gewöhnlich braun mit weils- und braungebänderter oder gefleckter Unterbrust und solchem Bauche. In Weils artet er selten aus, und einen gelben Augenstern hat er nie. Im mittlern Deutschland ist er der häufigste Bussard im Som- mer und Winter — er verliels uns selbst im Fe- bruar 1827 nicht, obgleich einzelne verhungerten — frilst die oben angegebenen 'Thiere — im Ja- nuar und Februar 1827 nährte er sich in hiesiger Gegend nur von Feld- und Rohrhühnern und Hasen — ist scheu und listig, nimmt gern andern Raub- vögeln die Beute ab, horstet auf hohen Waldbäu- 45 men und legt 1 — 4rundliche, weilse, rothbraun- gelleckte Eier. Achte Sippe Wespenbussard. JPernis, Cuvier. Die Stelle zwischen dem Schnabel und Augen ist dicht mit kurzen steifen Federn bedeckt. Der Schnabel ist etwas länger als bei den Bussarden, aber schwach, nie- drig, stark gekrümmt; die hohe Wachs- haut mit schiefen, fast ritzartigen Nasen- löchern ist in der Jugend gelb, im Alter schwarz; die Barthaare fehlen; die kurzen, geschuppten Fulswurzeln sind nur halbbe- fiedert; von den mittellangen, mit langen, schwachen, wenig gekrümmten Nägeln be- setzten Zehen ist die äulsere und mittlere durch eiue Spannhaut verbunden; die Soh- len sind rauch; in den langen, bis 1' oder 2" vor die Spitze des langen, abgerunde- ten Schwanzes reichenden Schwebeflügeln steht die öte Schwungfeder allein, oder mit der 4ten über die anderu vor. Diehar- ten Körperfedern liegen locker an. Die Zeichnung ändert zufällig ab. Die Wespenbussarde zeichnen sich vor an- dern Raubvögeln, selbst vor den Bussarden, mit denen sie viele Aehnlichkeit haben, durch den Man- gel der Barthaare, und die an ihrer Stelle stehen- den Federn, wie durch den niedrigen, gestreckten Schnabel, die kurzen Fülse, den langen Schwanz und die barschen Federn aus. Auch weichen sie in der Lebensart sehr ab. Sie sind feig, aber scheu und vorsichtig, fliegen leicht und schwebend, näh- 46 ren sich grofsen Theils von stechenden Insekten, deren Nester sie selbst aus der Erde herausschar- ren, aber auch von Frröschen, Mäusen und Käfern, selbst von Obst und grünem Getreide. Die Männ- chen sind kleiner als die Weibchen, und die Jun- gen oft anders gefärbt als die Alten, was selbst vom Augenstern und der Wachshaut gilt; die übri- gen grolsen Verschiedenheiten in der Zeichnung hängen weder vom Alter, noch vom Geschlecht ab, sondern sind rein zufällig. Sie nisten niedrig auf Bäumen, und legen 2 — 4 rothgelbe, mit braunen Flecken fast bedeckte Eier. Die ausländischen Ar- ten sind den beiden deutschen sehr ähnlich. 1) Der plattköpfige Wespenbussard. Pernis apium, Br. (Falco apivorus, Linn. N. W.1. Th, Taf.,85,,2:.00d:86,4:.9) Derlange Schwanz hat gewöhnlich drei dunkle breite Binden; der Scheitel ist nicht höher als der Augenknochenrand. Ein schlanker Vogel von 23" — 25’ Länge und 52" — 55" Breite, und sehr verschiedener Zeichnung. Ausgefärbt. Der Schnabel und die Wachshaut schwarz, der Augenstern goldgelb, die Fufshaut zitronengelb, die Nägel dunkel hornfar- big, die Farbe der Federn zuweilen ganz einfach braun, mit drei grofsen und mehrern kleinen brau- nen Schwanzbinden, beim Männchen am Kopfe grau- blau, wovon die ganz alten Weibchen nur einen Auflug zeigen, oft ist der Oberkörper braun, der Unterkörper mehr oder weniger weilsgefleckt, oft weils mit braunen Querflecken und Schäften, oft fast ganz weils, am Kopfe aber beim alten Männ- chen stets graublau. Im ersten Jahre sind der Hinterschnabel, die Wachs- und Fufshaut gelb, die 47 Augensterne braun, die Hauptfarbe beim Männchen gewöhnlich braun, beim Weibchen gelbbraun mit dunklern Schäften und hellern Nackenflecken, oft am Unterkörper weilsgefleckt, aber nie mit asch- graublauem Kopfe. Er liebt die Gebirgswälder des östlichen Deutschlands, ist selten im mittlern, be- sonders in den wenig gebirgigen Nadelwäldern, wan- dert einzeln im August und April, hat wenig Hafs gegen den Uhu, wird in der Gefangenschaft bald zahm, beilst den gefangenen Wespen- und Hornis- sen den Stachel mit der Wurzel weg, trägt den Jungen ganze Wespennester zu, und legt gewöhn- lich 3 grofse, rothgelbe, braun überstrichene Eier. 2) Der hochköpfige Wespenbussard. Pernis vesparum, Br. (F. apivorus, L. N. W. I. Th. Taf..38,.1:) Der lange Schwanz hat gewöhnlich drei dunkle breite Binden, der Scheitel ist viel höher als der Augenknochenrand. Er hat mit dem vorhergehenden die Gröfse ge- mein, und ändert wahrscheinlich eben so wie die- ser in der Farbe ab. Ein altes Männchen meiner Sammlung hat einen schwarzen Schnabel mit schwar- zer Wachshaut, goldgelbe Augensterne, zitronen- gelbe Fülse, dunkel hornfarbige Nägel, einen brau- nen Oberkörper, mit aschgraublauem Kopfe, und weilsem, etwas braun in die Länge und Quere ge- flecktem Unterkörper; der fahlbraune Schwanz hat aulser den drei Hauptbinden noch mehrere kleine. Bei einem jungen Weibchen sind der Hinterschna- bel, die Wachs- und Fufshaut gelb, der Augen- stern braun, das ganze Gefieder gelbbraun, auf dem Rücken braun, an der Kehle ins Weifsliche, fast überall mit dunkelbraunen Schaftflecken, der 48 Schwanz wie beim alten Männchen, Er streicht im + August durch Deutschland, horstet auch ganz ein- zeln auf dem 'Thüringerwalde, hat in seinen Sitten und in seiner Nahrung — ein am 10. August 1822 von mir geschossener hatte nur Wespen im Kropfe und Magen — die gröfste Achnlichkeit mit dem vorhergehenden, und legt 2 — 3 grofse, rundliche, rothgelbe, braun überstrichene Eier. Neunte Sippe Gabelweih. / ®ilvus, Brifs. Der lange Schwanz bildet eine Gabel. Der Schnabel ist etwas gestreckt, weniger gebogenals bei den beiden vorhergehenden Sippen, mit schwachem oder ohne Zahn, die Wachshaut gelb, mit schief stehenden, länglichrunden Nasenlöchern, die Kopf- und Nackenfedern sind lang, die Fülse sehr kurz, an den kurzen, geschilderten Fufs- wurzeln 4 befiedert, mit etwas kurzen Ze- hen, von denen die äufsere und mittlere durch eine Spannhaut verbunden sind, sehr gekrümmten, spitzigen, doch etwas schwa- chen Nägeln, und rauchen Sohlen. In dem langen, bis an oder vor die Spitze des lan- gen Gabelschwanzes reichenden Schwebe- flügel steht die äte Schwungfeder allein oder mit der 4ten über die andern vor, und die 6te ist auffallend kürzer als die dte; die langen, weichen Körperfedern liegen locker an. Die Gabelweihen zeichnen sich durch ihren Gabelschwanz vor allen europäischen Raubvögeln aus, und unterscheiden sich von den meisten un- 49 ter ihnen im Fluge dadurch, dafs sie wie die Wei- hen die Schwingenspitzen höher als den Rücken tragen. Sie schwimmen gleichsam durch die Luft, schweben grolse Strecken ohne Flügelschlag oft tief über dem Boden leicht und langsam hin, und suchen so die ganze Gegend ab, um Säugethiere, Vögel, Amphibien und Fische zu erhaschen, und von der Erde oder aus dem Wasser wegzunehmen; denn sie sind schlau, scheu und listig, greifen aber ihrer Feigheit ungeachtet ziemlich grofse 'Thiere an, und tragen sie fort. Sie leben in waldreichen Ebenen; wandern in grofsen und kleinen Gesell- schaften, horsten auf hohen Bäumen und legen 2 — 5 weilse, braunrothgefleckte Eier. Die Männ- chen siod wenig kleiner und nicht anders gefärbt als die Weibchen, und die Jungen weichen in der Zeichnung wenig von den Alten ab, 1) Der Königsgabelweih. (Rother Milar. Milvus regalis, Brifs., Falco milvus, Linn. N. VL, Th Tab Si, 15) Die Schwanzgabel ist 3" — 4' 4"! Jang; die 10 mittlern Steuer- und ihre obern Decktedern haben deutliche blafsgelbe Spitzen. Ein schöner Vogel von 27" — 31’ Länge, 63" — 67' Breite und angenehmer Zeichnung. Das alte Männchen. Der Schnabel ist ziemlich stark gekrümmt, horngelb, an der Spitze dunkler, mit oder ohne Zahn, die Wachs- und Fufshaut ocker- gelb, der Augenstern hellgelb, der Kopf und Hals weils, das übrige Gefieder, die schwarzen Schwin- genspitzen ausgenommen, rostroth, der untere Theil des Mantels grofsen Theils bräunlich asch- grau mit hellgrauen Federrändern, alle Federn A 50 _— mit tiefbraunen Schaftllecken. Der blafsrostrothe Schwanz auf den äuflsern Federn schwarz gebändert und an den Seiten dunkel eingefaflst. - Das etwas gröfsere Weibchen ist dunkler. Die Jungen sind viel heller als die Alten, auf dem Kopfe rost- roth, braun- und weilsgefleckt, auf dem Nacken roströthlichweils, dunkelgestreift, am Vorderhalse weils, mit braunen Schäften, am übrigen Unter- körper und auf dem Oberflügel hellrostroth, weils- gefleckt und braungestreift, auf dem mattrostrothen Schwanze bis auf die Mitte dunkelgebändert. Er lebt in einem grofsen "Theile von Europa, auf den mit Feldhölzern besetzten Ebenen unsers Vaterlan- des nicht selten, heilst deswegen Königsweih, weil er sonst geschont und mit Falken gebaizt wurde, nimmt niedrig über den Boden hingleitend kleine Säugethiere, brütende und junge Vögel auch Am- phibien weg, ist scheu, schlau und so dreist, dafs er oft das junge Hausgeflügel vom Hofe und die jungen Gänse von der Weide wegstiehlt, wandert weg, überwintert aber auch einzeln in Deutschland, horstet auf hohen Waldbäumen, und legt 2 — 3 weilse, braunrothgefleckte Eier. 2) Der rothe Gabelweih. Milvus ruber, Br. (Falco milvus, L.) Die Schwanzgabel ist 21" — 31" Jang; die Steuer- und ihre obern Deckfedern ha- ben keine deutlichen blafsgelben Spitzen. Dieser Gabelweih ist dem vorhergehenden sehr ähnlich, nur unbedeutend kleiner und etwas anders gezeichnet. Ein altes Männchen meiner Samm- lung sieht so aus: der Schnabel ist wenig gekrümmt, durchaus horngelb mit unbedeutendem Zahn, die Wachs- und Fufshaut ockergelb, der Augenstern 51 hellgelb, das Gefieder wie bei dem vorhergehenden, aber durchaus schöner, höher und röther, und be- sonders aut dem Oberkörper anders; denn der ganze Mantel hat viel Rostroth, weil alle Federn damit eingefalst sind; auch ist der Schwanz hoch rost- roth, an den Spitzen der Federn kaum lichter, und nicht gelb. Er unterscheidet sich von dem Kö- nigsweih 1) durch den Schnabel. Dieser ist we- niger gebogen und gelber, als bei diesem; 2) durch den Oberkörper. Bei Nr.1 sind auch die frisch gewachsenen Federn auf dem ganzen Oberrücken zugespitzt, bei Nr. 2 aber vorn zugerundet; ferner haben bei Nr. 1 die bräunlich aschgrauen Federn des untern Theils des Mantels graugelbliche, bei Nr, 2 aber rostrothe Federränder, so dafs der ganze Oberkörper viel Rostroth zeigt. 3) Durch den Schwanz. Er ist höher rostroth ohne deutliche gelbe Federspitzen — sie laufen bei Nr. 2 unmerk- lich lichter aus, da sie bei Nr. 1 eine deutliche gelbe Spitzenkante haben — dasselbe gilt von den Ober- schwanzdeckfedern. Auch sind die äufsern Federn bei Nr. 1 mehr schwarzgrau angeflogen, aber we- niger gebändert; denn Nr. 1 hat auf der äufsern Feder 10 — 11, Nr. 2 aber 14 dunkle Bänder. 4) Nr. 1 hat einen höhern Scheitel als Nr. 2. Die Jungen ähneln wahrscheinlich denen von Nr. 1. Das Betragen, die Nahrung und Fortpflan- zung hat er mit dem vorhergehenden gemein. 83) Der schwarzbraune Gabelweih. Milvus ater, Br., Milvus niger, Brifs. (Falco ater, Linn., F. fusco-ater, Wolf.) Die Schwanzgabel ist 11” lang, der Scheitel sehr hoch, die Fufswurzeln und Zehen stark geschildert. 4 * LIBRARY UNIVERSITY OF sLLMONS 52 Er ist viel kleiner als die vorhergehenden, 23" — 26" lang und 58 — 62" breit, und von ihnen durch die geringere Grölse, die kurze Schwanz- gabel und die dunkle Farbe ausgezeichnet, Ausgefärbt, Der Schnabel ist schwarz ohne Zahn, die Wachshaut und der Schnabelwinkel po- meranzengelb, der Augenstern .schwärzlichgrau, die Fufshaut pomeranzenroth, der Kopf und Hals weils- lich mit breiten schwarzgrauen Schaftstreifen, der Oberkörper erdbraun, die Schwingenspitzen braun- schwarz, der Schwanz hat 9 — 11 graubraune und weilsgraue, braungepunktete Querbinden; der Kropf und die Oberbrust hell erdbraun, der übrige Un- terkörper rostbraun mit braunschwarzen Schaft- streifen. Jung. Die Wachs- und Fufshaut lichter, als bei den Alten, der Augenstern dunkler, der Kopf und Nacken braun, mit gelblichen Federspitzen und dunklern Schäften, der übrige Oberkörper dunkel- braun mit schwärzlichen Schäften und graugelben Spitzenkanten, welche auf dem Oberflügel eine sehr gefleckte Zeichnung bewirken; der Schwanz fast wie bei den Alten, der Vorderhals und die Unter- schwanzdeckfedern lichtgrau, ins Rostgelbbraune mit dunklern Schäften, der übrigens braune Un- terkörper hat graugelbe Längestreifen mit dunkeln -Schäften. Er bewohnt das südliche Europa und. nördliche Afrika, auch das südliche Deutschland, fliegt rasch und schön, ist sehr scheu und listig, frilst vorzugsweise Fische, und legt in einen grofsen, auf hohen Bäumen stehenden Horst 2 — 3 weilse, sparsam rothbraungefleckte Eier. 53 4) Der braune Gabelweih. Milvus fuscus, Br. (F. ater, Linn. N. W. I, Th. Taf. 31, 2?) DieSchwanzgabel ist 14“”lang, der Schei- tel wenig erhöht, die Fulswurzeln und Ze- hen wenig geschildert. Dieser Gabelweih ein im mittlern Deutsch- land seltner Vogel, ist dem vorhergenden sehr ähn- lich, aber er unterscheidet sich von ihm: 1) durch den Schnabel. Dieser ist gröfser als bei Nr. 1, und hat einen sehr deutlichen, stark vortretenden Zahn. 2) Durch den Augenstern, welcher bei Nr, 1 schwärzlichgrau, bei Nr, 2 dunkelzitronen- gelb ist. 3) Durch die Füfse, welche bei Nr. 1 pomeranzenroth, bei Nr. 2 aber dunkelzitronengelb sind. 4) Durch den Scheitel, welcher bei Nr. 1 viel höher, als bei Nr. 2 ist. 5)Durch dieFülse, deren Schilder, die bei Nr. 2 weniger deutlich, als bei Nr. 1 sind. 6) Durch den Schwanz. Bei Nr, 1 ist er braun und weils, bei Nr. 2 aber dun- kel- und lichtbraun ohne alles Weils gebändert; aber die Binden gehen bei Nr. 2 über viele Federn hinweg, und sind bei Nr. 1 fast nur auf der innern Fahne. Er wohnt nördlicher als der vorhergehende, streicht im Herbst durch Mitteldeutschland — ein altes Männchen wurde am 29. Oct, 1826 bei Kam- burg an der Saale geschossen — ähnelt in seinen Sitten dem vorhergehenden, frifst Fische, Frösche, junge Vögel und Aas, horstet auf hohen Waldbäu- men und legt 2 — 3 weilse, rothbraungefleckte Eier. Zehnte Sippe Edelfalke, Zierofalco, Cuvier. Dergrofse, dicke Schnabel ist schon auf der Wachshaut gekrümmt, und hat einen 54 srofsen, scharfen*) Zahn, hinter welchem der Schnabelrand oft ausgebogen ist, und so einen doppelten Zahn bildet, im Unter- kiefer einenEinschnitt; diegrofsen, rundli- chen Nasenlöcher haben ein Zäpfchen; die Augenlieder sind dünn, mitDunen besetzt; die Augen und der rundliche Kopf grols; die kurzen Fülse stark, an den Fulswurzeln 3 befiedert, am nackten Theile netzartig geschuppt. Die langen starken Zehen mit deutlichen Ballen, und grolsen gekrümm- ten spitzigen Nägeln, aber ohne Spannhaut. In den langen schmalen Segelstofsflügeln steht die 2te allein oder mit der 3ten über alle harten und starken Schwungfedern hervor; die 1ste ist eben so lang, oder länger als die 4te; der lange Schwanz ist etwas abgerundet, und ragt über die Flü- gelspitzen weit hinaus. Die etwas kurzen Federn liegen knapp an. Die Edelfalken sind die schönsten und kräf- tigsten von allen Raubvögeln, schnell und gewandt, in ihrem Fluge und beim Stofsen so rasch, dafs sie die schnellsten Vögel im Fluge ergreifen. Doch nehmen sie Vögel und Säugethiere auch von der Erde weg. Sie haben eine schöne Gestalt und Hal- tung, ein grofses Auge mit braunem Stern, und so viel Gelchrigkeit, dafs sie sonst häufig gefangen, mit grolser Kunst abgerichtet, und als Baizfalken hoch geschätzt und theuer bezahlt wurden. Sie bewohnen den Norden der alten und neuen Welt, halten sich gern an felsigen Seeküsten auf, nähren sich von nordischen Säugethieren und nordischen *) Cuvier gibt sehr mit Unrecht seiner Sippe Zierofalco einen stumpfen Zahn, 55 Vögeln, streichen im Herbste, horsten auf Felsen, und legen 3 — 4 weilßsliche oder rothgelbliche, mit braunrothen Flecken fast überdeckte Eier. Die Männ- chen sind bedeutend kleiner als die Weibchen, die Jungen anders gefärbt als die Alten und erst im vierlen Jahre diesen gleich gefärbt und zeugungsfähig, der Oberkörper der Juügen ist düsterbraun mit hellern Federrändern, der der Alten aschgraubräun- lich mit weilsen Querflecken. Doch arten die Edel- falken oft in Weifs aus und haben dann mehr oder weniger braune Flecken. Es gibt nur zwei Arten. 1) Der isländische Edelfalke. (Jagdfalke, isländischer Falke) Zierofalco Islandicus, Br. (Falco Islandicus albus, maculatus candi- cans, Linn., der alte; F\ fuscus, gyrfalco L., der junge Vogel. N. W. I, Th. Taf. 21, 1. und Taf. 22, 1.) Der grofse Schnabel ist hinten sehr breit, der Hinterkopf lang, der Scheitel hö- her als die Hinterstirn, Der gröfste von allen Falken, 25’ — 28'' lang und 50” — 54 breit, und im ausgefärbten Kleide recht hübsch gezeichnet. Der Schnabel ist bleiblau, an der Spitze schwärzlich, die Wachs- die mit weilsen Dunen besetzte Augen- und die Fufshaut gelb, der Augenstern braun, der Ober- körper aschgraubräunlich, auf dem Kopfe mit brei- ten weilslichen Seitenkanten, auf den Seiten des Nackens weils mit braunen Schaftflecken, übrigens mit gelblichweilsen oder weilslichen Querbinden, wovon der Schwanz 13 — 14_.hat; der weilse Un- terkörper hat braune Längeflecken, welche oben schnral sind, weiter herunter rundlich, an den Sei- ten herzförmig werden. Das Weibchen hat auf 56 dem Oberkörper eine düstere Grundfarbe, weniger deutliche Querbinden, und am Unterkörper grölsere Flecken. Das mittlere Kleid, welches der im zweiten Jahre stehende, einmal vermäuserte Vo- gel trägt, unterscheidet sich wesentlich von dem ausgefärbten dadurch, dals die gelben Fülsenoch ins Bleifarbige ziehen, auf dem Oberkörper die Querbinden nur durch Querflecken angedeutet und die Flecken auf dem weifslichen Unterkörper viel gröfser sind, was sich am deutlichsten an dem Kropfe zeigt, wo sie breite Längeflecken, beim al- ten Vogel aber nur schmale Schaftstreifen sind. Das Jugendkleid. Der hornschwärzliche, an der Spitze dunklere Schnabel zieht etwas ins Bleifarbige, die Wachs- und Augenhaut ist gelb, der Fufs bleifarben ins Bleiblaue ziehend, der Au- genstern braun, der Kopf und Nacken weils mit braunen Längeflecken, der übrige Oberkörper dü- ster graubraun mit hell- oder weilsgrauen Feder- rändern und rostgelblichweilsen und rostgelblichen Querflecken an den Schulter- Schwung- Bürzel- und Steuerfedern, wodurch auf dem Schwanze 11 — 14 Querbinden entstehen, der weifsliche Unter- körper hat von der Gurgel an breite braune Län- gellecken. Das grölsere Weibchen ist auf dem Oberkörper viel dunkler als das Männchen, denn die dunkeln Längestreifen auf dem Kopfe sind brei- ter, die lichten Federränder schmäler, und die Querflecken auf den Schultern kaum, und an den Schwung- und Steuerfedern weniger bemerkbar. Ins Weilse ausgeartete Vögel kommen wahrschein- lich, wie bei den Bussarden, von jedem Alter vor, doch habe ich bis jetzt nur alte weilse Falken die- ser Art gesehen, und zwar von folgender Zeich- nung: der Schnabel horngelb, die Wachs- Augen- 57 und Fufshaut gelb, der ganze Vogel weils, auf dem Kopfe und Nacken mit schwärzlichen Schaftstri- chen, auf dem ganzen Mantel mit schwärzlichen grolsen Längeflecken, welche das Weils nur als Federkanten erscheinen lassen; die mattschwarzen Schwingenspitzen mit weilsen Federrändern; der weilse Schwanz an den mittlern Federn mit grau- schwarzen Querflecken, an den übrigen schwarz- grau bespritzt, oder ganz weils, am weilsen Un- terkörper mit kleinen schwarzbraunen Längeflecken, Dieses Weils und Schwarz ändert in seiner Ver- theilung sehr ab. Er bewohnt Island und andere hochnordische europäische Länder und Inseln ziemlich häufig, und bleibt gewöhnlich das ganze Jahr in seinem Vater- lande. Die Jungen streichen und verirren sich durch Sturm verschlagen höchst selten an die deutsche Küste, Er liebt die Meeresufer, kommt im Win- ter in die Nähe der Häuser, setzt sich auf die Stan- gen worauf die Flaggen befestigt werden, ist dreist, aber scheu, greift Raben, oft aus Muthwillen selbst Adler an, nährt sich von Schneehühnern, Tauben und Seevögeln, horstet auf unzugänglichen Felsen, und legt 2 — 4 weifse, oder braungelbe, dicht braunrothgefleckte, denen des 'Thurmfalken ähn- liche Eier. -2) Der grönländische Edelfalke. Zierofalco Groenlandicus, Br. (Falco Groenlandicus, Br. Isis 1826. Heft X S. 990. F. Islandiceus, ma- eulatus, candicans, albus L., alter, F\. fuscus, gyrfalco, sacer, junger Vogel. N. W. I. Th. Taf. .21,.2% und 22, 2.) Der mittelgrofse Schnabel ist nicht auffallend breit, der Hinterkopf ziemlich 58 kurz, der Scheitel niedriger als die Hin- terstirn. Er ist dem vorhergehenden ähnlich, und des- wegen immer mit ihm für eine Art gehalten wor- den; aber er unterscheidet sich wesentlich von ihm: 1) durch die Gröfse, Er ist stets 1 — 2" kür- zer und 1’ — 8” schmäler als dieser. 2) Durch den Schnabel. Bei Zlerof. Isl. ist der Schnabel sehr grofs, gestreckt, und an der Wurzel wegen der stark vortretenden Schnabelseiten sehr breit, wird aber vor den Nasenlöchern plötzlich schmal, Bei Zierof. Groenl. ist der Schnabel viel kleiner, nur mittelgrols, an der Wurzel nur ziemlich breit und nach der Spitze hin allmälig schmäler. 3) Durch den Schädel. Bei Nr. 1 ist der Scheitel höher, 'bei Nr. 2 niedriger als die Hinterstirn. ($. Brehms Ornis Heft III, S. 4, 5.) Die Farbe ist fast ganz wie bei Nr, 1, doch besitze ich ein junges Männchen, welches auf dem düsterbraunen Oberkörper kaum merklich lichtere Federränder, nur im Nacken einige weilse Flecken, am Schwanze sehr undeutliche, nur an der Spitze deutliche Querbinden, und auf.dem weiflslichen Un- terkörper so dunkle und so grofse Längeflecken hat, dals der Unterkörper sehr dunkel erscheint; es ähnelt sehr Naumanns Abbildung Taf. 22, 2. Die weilsliche Ausartung dieses Falken ist noch häufiger als die des vorhergehenden, und ähnelt entweder der bei Nr. 1 beschriebenen, oder ist auf dem Unterkörper fast reinweils, auf dem Kopfe und Nacken schwarz gestrichelt, auf dem übrigen Oberkörper schwarz in die Quere gefleckt. Auch gibt es weilse Falken dieser Art mit schwärzlichen Schwingenspitzen, zuweilen auch reinweilse, ohne alle dunklen Flecken. Er bewohnt die felsigen Kü- 59 sten Grönlands, wandert besonders in der Jugend nach Island, selten südlicher, und kommt nur durch Sturm oder seltene Verirrung an die deutsche Kü- ste, ähnelt in seinem Betragen dem vorhergehen- den, frilst wie er vorzüglich Schneehühuer und Seevögel, horstet aufFelsen, und legt 2—4 weils- liche, mit Braunroth fast überdeckte Eier. Elfte Sippe Falke. Falco, Linn., Cwier et Boje. Die Falken sind in ihrer Gestalt und Bildung den Edelfalken ähnlich; aber sie unterscheiden sich von ihnen: 1) durch den Schnabel, welcher auch nach Verhältnifs zur Gröfse des Körpers klei- ner, als bei den Edelfalken, und gewöhnlich noch stärker gekrümmt ist. 2) Durch die Fülse. Bei den Edelfalken ist die Fufswurzel 3, bei den Fal- ken 4 befiedert; bei den erstern sind die Zehen stark, aber nur mittellang, mit deutlichen, doch nicht grofsen Ballen und kleiner deutlichen Spann- haut zwischen der äufsern und mittlern; bei den letztern sind dieZehen sehr lang und dünn, haben grofse Ballen und eine deutliche Spannhaut zwischen der äufsern und mitt- lern, 3) Durch den Schwanz. Bei den Edel- falken ist der Schwanz lang, und ragt deswegen ‘weit über die Flügel hinaus; bei den Falken ist der Schwanz nur mittellang, und ragt des- wegen nicht oder nur wenig über die Flü- gel hinaus. Die Falken sind aber so gewandt, schnell und kühn als die Edelfalken, ihr Flug ist so rasch und sicher, dafs sie die schnellsten Vögel im Fluge fangen, und, auf diese Fangart vorzugsweise ange- 60 wiesen sind; doch stofsen sie auch auf sitzende Vögel, und nehmen diese sogar von der Erde weg, Wegen ihrer Schnelligkeit, Kühnheit und Geleh- rigkeit, sind auch sie zur Baize sehr brauchbar, und wurden im Mittelalter häufig abgerichtet und sehr weit gebracht. Sie bewohnen die Wälder, mehrere Arten nur solche, welche Felsen haben, andere felsige Gegenden des Norden, wandern und streichen, nähren sich von Vögeln, nur einige zu- weilen mit von Insekten, horsten auf Felsen, ver- lassenen Burgen, oder auf Bäumen, und legen 3— 5 weilsliche, oder braungelbe, mit rothbraunen Flecken fast überdeckte Eier. Die Männchen sind viel kleiner als die Weibchen, die Jungen anders gefärbt als die Alten, und erst im dritten Lebens- jahre ausgefärbt und zeugungsfähig. Die Alten ha- ben einen mehr oder weniger ins Schwarzblaue, oder Aschgraublaue fallenden Oberkörper, die Jun- gen tiefbraune Längeflecken am Unterkörper, und alle schwarze Backenstreifen. Sie arten nie in Weils aus, und unterscheiden sich auch dadurch sehr von den Edelfalken. ERSTE FAMILIE. Felsenfalken. Falcones rupestres. Siehabeneineansehnliche Grölse,starke, die Schwanzspitze nicht, oder kaum errei- chende Flügel, und am Vorderkorper im Alter andere Flecken als in der Jugend, lie- ben Gebirgswälder, und horsten auf Felsen. 1) Der Schlachtfalke. (Würgfalke) Falco lanarius, J., alter (F\. stellaris L., junger Vo- gel. N. W.L Th. Taf. 24, 1. 2.) Schnabel und Füfse bläulich, die letz- 61 tern im Alter schmuziggelb, die Flügel be- decken $ oder $ des Schwanzes. Er ist der gröfste dieser Sippe, 20" — 23" lang, und 44" — 48" breit, und in jedem Alter durch seine vorn abgestutzte Fahne der zweiten Schwungfeder hinlänglich ausgezeichnet. Ausgefärbt. Der Schnabel bläulich, der Fufs schmuziggelb, die Wachs- und kahle Augenhaut gelblich, der Augenstern braun, der Oberkörper braun, mit rostgelblichen Federrändern, über den Augen ein weilslicher, braungefleckter Streif, der braune Schwanz hat eirunde, gelblichweifse Flecken; der rostgelbe Unterkörper schmale dunkle Backen- streifen, und von der Gurgel an kleine, am Bauche grölsere lanzen- und herzförmige Flecken. Die Jungen unterscheiden sich von den jungen, ihnen sehr ähnlichen Wanderfalken 1) durch die bläu- lichen Füflse, 2) die kürzere Mittelzehe, 3) den auf der obern Seite ungefleckten Schwanz, 4) durch die weniger weit auf denSchwanzherabreichenden Flügel, 5)den stärker gefleckten Unterkörper. Er wohnt in Ungarn, Polen, Rufsland, und streicht von da nach Öestreich, zuweilen auch nach Deutschland, ähnelt in seinem Betragen, seiner Gelehrigkeit, Nahrung und Fortpflanzung dem folgenden. Es gibt einen Schlachtfalken ım Norden, namentlich auf Is- land, welcher wahrscheinlich von dem östlichen verschieden ist. Da ich aber keine Vergleichung zwischen beiden anstellen kann: muls ich die Sache für jetzt auf sich beruhen lassen, bitte aber andere Naturforscher hierauf aufmerksam zu seyn. 62 2) Der Krähenfalke. Falco cornieum, Br. (F, peregrinus, L., F. abietinus, Bechst. N. W. Th: Daf:: 24, 1: und: 2552) Die Fufshaut gelb oder gelblich, die Flügelendigensich vorder Schwanzspitze; der Saheitel viel höher als dieHinterstirn, der Hinterkopf lang; Länge 18" — 21". Ein schöner Falke von 41" — 47" 3 Breite und sehr krältigem Körper. Ausgefärbt. Der Schnabel ist hornblau, die Wachs- Augen- und Fufshaut blals zitronengelb, der schieferschwarzblaue Oberkörper hat dunkle Querbinden, der mit rostgelber Spitlzenkante ge- zierte Schwanz hell- und dunkelschieferfarbige Bän- der, die Kehle, der Vorderhals und Kropf sind blafsgelb, der übrige Unterkörper lehmröthlichgelb, mit braunen, herzlörmigen und Querflecken, Quer- binden und grolsen schwarzen Backenstreifen. Die Männchen sind schöner als die Weibchen, und ha- ben zuweilen auf dem gelblichen Unterkörper einen schieferfarbigen Anflug, Jung. Der eben ausgeflogene hat einen an der Spitze hornfarbigen, übrigens hornblauen Schna- bel, eine solche Wachs- und Augenhaut; der Aug- apfel ist schwarzblau, der Augenstern braun, die Fufshaut perlfarben, ins Gelbliche ziehend, der mait- oder schieferschwarze Oberkörper bläulich (das Blau eines gebläuten Fisches) überlaufen, mit rostrothen Kanten und solchen Flecken an den Schwung- und Steuerfedern, der rostgelbe Unter- körper hat schwarze, schwarzblau überlaufene Län- geflecken. Diese schöne Farbe verschielst bald; der Oberkörper wird braun, später erdbraun, die Kan- ten rostgelb, später hellgrau, der Unterkörper grau- 63 gelblich, zuletzt weils, und seine Flecken braun, endlich erdbraun. Im dritten Jahre ist er ausge- färbt. Er bewohnt die mit Felsen oder verfallenen 'Thürmen besetzten Gebirgswälder unseres Vater- landes, z. B. den T'hüriugerwald, streicht im Win- ter auf den Ebenen herum, und hält sich zuweilen auf hohen Gebäuden mitten in den Städten auf, ist scheu, kühn und dreist, jagt Wald- und Feld- hübrer, Tauben, Enten, vorzüglich aber Krähen, selbst wilde Gänse, horstet auf unzugänglichen Fel- sen oder alten 'Thürmen, und legt 2 — 4 rostgelb- liche, mit rothbraunen Flecken fast bedeckte Eier. 3) Der Wanderfalke. (Tannenfalke) Falco peregrinus, Linn. (Falco abietinus, Bechst. N. Var Dh FarM24 2, und 95,1.) Die Fufshaut gelb, oder gelblich, die Flügel endigen sich vorderSchwanzspitze, der Scheitel kaum höher als die Hinter- stirn, der Hinterkopf kurz, Länge 17" — 19", Er ist dem vorhergehenden so ähnlich, dafs er bis jetzt immer für eine Art mit ihm gehalten wurde.*) Er unterscheidet sich aber von ihm: 1) durch die Gröflse, Er ist stets kleiner; das Männchen ist nur 17 — 17'' 6" lang, und 39" — 40 breit; die Länge des Weibchens beträgt 18" — 19 und seine Breite 43" — 44", Dieser Gröfsen- “unterschied ist standhaft. 2)Durch den Schna- bel. Dieser ist auch nach Verhältnifs kürzer, fast immer viel schmäler und etwas weniger gekrümmt. 3) Durch denstets etwas kürzern Schwanz. *) Bechstein’s Tannenfalke ist ein Männchen oder zwei- jähriges Weibchen, dieses und das vorhergehende keineswegs mein Falco peregrinus. 64 4) Durch den anders gebildeten Schädel. Bei Falco cornicum ist der Schädel schon auf der Stirn erhöht, auf dem Scheitel aber sehr hoch mit langem Hinterkopfe. Bei f\ peregr. ist die Stirn wenig erhöht, der Scheitel kaum höher als die Hinterstirn, der Hinterkopf kurz. (Siehe Ornis Heft III, S. 6, 7.) Er bewohnt die mit steilen Felsen besetzten Gebirgswälder des nördlichen Europa, vorzüglich Schwedens und Norwegens — es gibt dort Felsen, in denen er seit Menschengedenken horstet — wan- dert im Herbste nach Deutschland, hält sich hier auf dem Ebenen auf, raubt Feldhühner, Enten, Tauben und Krähen, im Sommer auch Wald- und Schneehühner, ist scheu und kühn, war wie der vorhergehende als Baizfalke sehr geschätzt, horstet auf Felsen, und legt 3 — 4 rölhliche, braungelleckte Eier. ZNSSELTEE EBAMITTLE, Baumfalken, Falcones arborei, Kleine Falken mit langen, sichelförmi- gen, bis an, oder über die Schwanzspitze reichenden Flügeln, und in jedem Alter braunen Längeflecken am Unterkörper, Sie bewohnen die Feldhölzer und horsten auf Bäu- men. 1) Der nordische Baumfalke. Falco subbuteo, Linn. DieFlügel reichen bis an oder über die Schwanzspitze;s der Schnabel ist an der Wurzel sehr breit; der Kopflangundplatt; Länge 14" — 15”, 65 Ein schöner sehr gewandter Falke, von 32" — 36" Breite. — Ausgefärbt. Der Schnabel ist bläulichschwarz, die Wachs- Augen- und Fuls- haut blalsgelb, der Oberkörper düster blauschwarz, auf jeder Seite des Nackens mit einem weifslichen : Fleck, auf der innern Seite der Schwanzfedern mit roströthlichen Querflecken, der weilse Vorderkör- per mit grolsen schwarzen Backenstreifen, vom Kropfe an mit schwarzen Längeflecken, an den Hosen, dem After und den Unterschwanzdeckfe- dern mit einem hohen Rostroth, Beim Weibchen ist die Farbe weniger schön als bei dem Männ- chen. — Jugendkleid, Die Wachs- und Augen- haut ist bläulich, der schwärzliche Oberkörper hat rostgelbe Spitzenränder, und der durchaus rostgelbe Unterkörper schwarzbraune Längenflecken. Er be- wohnt das nördliche Europa, Dänemark, Schweden und Norwegen, lebt in freiliegenden Hölzern, kommt auf dem Zuge nach Rügen, doch nicht ins mittlere Deutschland, fängt mit ungemeiner Schnelligkeit Lerchen, Finken, Ammerp, Drosseln und andere kleine Vögel, gewöhnlich im Fluge, ist scheu und dreist, horstet auf Bäumen, vielleicht auch auf Fel- sen, und legt 3 — 4 weilsliche rothbraun- oder braunrothgefleckte Eier, 2) Der deutsche Baumfalke. Falco hirundi- num, Br. (Falco subbuteo, Linn. N, W.]. Th, Var: 26, 1. 2) Die Flügel reichen bis an oderüber die Schwanzspitze; der mittellange Schnabel ist an der Wurzel nur mittelbreit, der kurze Kopf ist erhöht, auf dem Scheitel mithohenBuckeln besetzt; Länge 13" — 14". 5 Er ist 51" — 534" breit, also etwas kleiner als der vorhergehende, ihm aber täuschend ähnlich. Im März und April mausern sich die Jungen, und bekommen die Zeichnung des ausgefärbten Kleides, die Schwung- und Schwanzfedern aber behalten sie vom Jugendkleide bis zur nächsten Mauser. Er unterscheidet sich von dem vorhergehenden: 1) durch die Gröfse, die stets geringer, als bei Nr, 1 ist. 2) Durch den Schnabel, welcher länger und schmäler, als bei Nr. 1 ist. 3) Durch den Schädel, welcher viel kürzer, höher, und auf dem Scheitel mit viel gröfsern Buckeln, als bei Nr. 1 besetzt ist. (Siehe Ornis Heft III, S. 7, 8.) Er bewohnt die freiliegenden Wälder unsers Vaterlandes, wandert, ist scheu und dreist, und so rasch und gewandt, dafs er die schnellen Rauch- schwalben im Fluge, besonders Abends bei den Tei- chen fängt, frifst aufser diesen Lerchen und andere kleine Vögel, auch Insekten, wurde als Baumfalke sehr weit gebracht, horstet auf hohen Bäumen, und legt 3 — 4 weilsliche, rothbraun- oder braun- rothgewässerte oder gefleckte Eier. DRITTE FAMILIE Steinfalken. Falcones, lithofalcones. Kleine Falken, bei denen die Flügel nur 2 der Schwanzlänge erreichen; die Männchen sind viel schöner als die Weib- chen, die Flecken des Vorderkörpers im Alter anders als in der Jugend. Sie bewoh- nen den Norden, nähren sich von kleinen Vögeln, und horsten in Felsen oder im Haidekraute. 67 1) Der plattköpfige Zwergfalke. Falco li- thofalco, Gm. Linn. (Falco aesalon Linn., F\ caesius, Wolf, F. subaesalon, Br. N. W.]. Th. Taf. 27, 1. 2.) Die zusammengelegten Flügel, in denen die 7 vordersten Schwungfedern über die der zweiten Ordnung vorstehen, bedecken 3 des etwas langen Schwanzes; der Schna- bel ist hinten sehr breit; der lange Kopf auf dem Scheitel kaum erhöht. Länge 12. — 130 zu, Ein kleiner mutlhiger Falke, von 26" — 29 Breite, nach Alter und Geschlecht verschieden. Ausgefärbt, das Männchen. Der Schnabel schwarzbläulich, die Wachs- Augen- und Fufshaut gelb, der graublaue Oberkörper hat schwarze Schaft- flecken, der Schwanz 5 schwarze Querbinden, und ein solches breites, weilsbegrenztes Spitzenband, der von der weilsen Kehle an rostrothgelbe Unter- körper zarte braune Längeflecken. Das Weib- chen ist gröfser, oben aschgraubraun, mit dunkeln Schäften und rostfarbigen Querbinden, und undeut- lichen Spitzenkanten, auf dem Nacken mit einem rostgelben braungefleckten Halbringe, der Schwanz mit 6.— 7 rostgelben Querbinden und solchem Spitzenbande, der rostgelbliche Unterkörper von der Kehle an mit braunen Längeflecken. Die Jungen ähneln dem alten Weibchen, un- terscheiden sich aber am sichersten von ihnen durch die unvollkommne sSchwanzspitze, und die viel gröfsern Längenflecken auf dem Unterkörper. Oft haben sie auf dem Oberkörper fast gar keine rost- farbigen Querflecken. Er bewohnt die nördlich eu- ropäischen Inseln, namentlich Island, die Färöer Er 68 und andere, kommt besonders in gelinden Wintern nach Deutschland — doch sieht man selten alte Männchen bei uns — ist scheu, aber aus Raub- gierde dreist, fängt Finken, Ammern, Sporner, Grünlinge, Sperlinge und andere kleine Vögel, hor- stet in Felsen oder Haidekraut, und legt 3 — 4 rundliche hellrostfarbige, dunkelrostfarbengefleckte Eier. 2) Der hochköpfige Zwergfalke. Falco ae- salon, Linn. (F. lithofalco, Linn., F, caesius, Wolf. N. W.]I. Th. Taf. 27, 3.) Die zusammengelegten Flügel, in denen die 8 vordersten Schwungfedern über die der 2ten Ordnung vorstehen, bedecken } des etwas langen Schwanzes; der Schnabel ist hinten nicht breit, der kurze Kopf auf demScheitelsehr hoch; Länge 11 — 12” 4". Er ist noch kleiner als der vorhergehende, 25" — 28" breit, und ihm täuschend ähnlich; doclı unterscheidet er sich von ihm aufser der geringern Gröfse: 1) gewöhnlich durch die reinere Zeichnung. Im Jugendkleide beider Geschlech- ter und im ausgefärbten des weiblichen Vogels hat er gewöhnlich ganz verdeckte und undeutliche rostfarbene Querbinden, da diese bei Nr. 1 deul- lich sind; 2) stets durch die längern Schwin- genspitzen, obgleich sein Flügel kürzer ist als bei Nr. 1. Bei diesem stehen 7, bei unserm Vogel aber, wegen der längern Flügelspitzen 8 Schwung- federn über die der 2ten Ordnung vor. 3)Durch den Schnabel, welcher bei Nr. 1 an der Wur- zel sehr, bei Nr. 2 aber wenig breit ist. 4) Durch den Schädel. Bei Nr. 1 ist dieser wenig gewölbt, und der Scheitel bei langem Hinterkopfe wenig er- 69 höht; bei Nr. 2 aber ist der Schädel sehr gewölbt, und der Scheitel bei kurzem Hinterkopte sehr er- höht. Er bewohnt wahrscheinlich Skandinavien, kommt im Winter nach Deutschland, namentlich in die Nähe von Ahlsdorf und ähnelt in allem Ue- brigen dem vorhergehenden. Zwölfte Sippe Röthelfalke, Cerchneis, .Boje*). Gestalt, Schnabel, Flügel, Schwanz, Augen und Fülse fast wie bei den beiden vorhergehenden Sippen; aber die Röthel- falken unterscheiden sich von den wahren Falken: 1) durch die Fülse. Diese sind stär-, ker, und haben dickere Zehen, breitere Sohlen jedoch kleinere Ballen, und nur den Anfang einer Spannhaut zwischen der äulsern und der mittlern Zehe. 2) Durch die Flügel, welche weniger harte Schwungfedern haben als bei beiden vorher- gehenden Sippen. 3) Durchden Schwanz, wel- cher bei allen Arten lang und stark zugerundet ist. 4) Durch das Gefieder, welches viel länger und lockerer, als das kurze und knappe der Edel- und wahren Falken ist. 5) Durch die Farbe; alle Arten haben auf dem Oberkörper zur Hauptfarbe Röthelroth, das bei den Männchen höher und schö- ner als bei den Weibchen ist. 6) Durch die verschiedene Zeichnung beider Geschlech- ter; bei den wahren Falken zeigen nur die beiden letzten Arten im Alter eine verschiedene Zeichnung, bei den Röthelfalken aber alle Arten. Aus den *) Kepxvyis von Kspxveo, eine raule Stimme; von sich geben, 70 Verschiedenheiten Nr. 1, 2, 3 und 4 geht auch eine ganz verschiedene Lebensart hervor. — Die Rö- thelfalken fliegen zwar vortrefllich, leicht, schön, hoch, oft schwebend, aber die Schnelligkeit im Stolsen, welche die Edel- und wahren Falken in gröfster Vollkommenbheit besitzen, fehlt ihnen; des- wegen können sie keine Vögel im Fluge fangen, sondern nehmen diese, kleine Säugethiere und In- sekten, nachdem sie über ihnen gerittelt, d. h. sich durch Flattern auf einer Stelle gehalten haben, von der Erde weg; die Kerbthiere fangen sie auch im Fluge, und manche Arten nähren sich fast aus- schliefslich von ihnen. Auch ihre Fänge sind zum Ergreifen der fliegenden Vögel nicht geeignet; denn ihre Zehen sind viel zu kurz, als dafs sie beim Fangen im Fluge gute Dienste leisten könnten. Im Nestbau ähneln sie den vorhergehenden; eine Art nistet zuweilen auch in hohlen Bäumen. Ihre Eier ähneln in der Gestalt und Zeichnung den beiden vorhergehenden Sippen. Die Weibchen haben drei Brutflecken, einen auf der Mitte des Bauches, und je einen auf jeder Seite der Unterbrust. Eine Merkwürdigkeit ist es, dals die Jungen der Edelfaken eine blaue Wachs- und Fufshaut, die der wahren Falken eine blaue Wachs- aber gelbliche Fufshaut, die der Röthelfalken eine gelbe Wachs- und Fulshaut haben. Die ausländi- schen Arten ähneln im Betragen den einheimischen, 1) Der hochköpfige Thurmfalke. Cerchneis murum, Br. (Falco architinnunculus, Br., F. tinnunculus, Linn.) Die Nägel sind schwarz, die Flügel be- decken etwas über 3 des Schwanzes; der Kopf ist sehr erhöht, tiefgefurcht, der mit 71 hohen Buckeln besetzte Scheitel ebenso hoch als der stark aufgworfene bogenför- mige Augenknochenrand, der Schnabel an der Wurzel schmal; Länge 14" — 16". Ein schöner Vogel von 30" — 53" Breite. Das ausgefärbte Männchen. Der Schnabel horn- blau, die Wachs- Augen- und Fufsbaut dunkel- gelb, der Kopf, Nacken, Bürzel und Schwanz schön aschgrau, der letztere vor der weilslichen Spitze mit einem breiten schwarzen Bande und gewöhn- lich noch mit verdeckten schwarzen Querflecken geziert, der Mantel schön röthelroth mit schwärz- lichen dreieckigen Querflecken, der röthlichgelbe Unterkörper hat kleine aschgraue Backenstreifen, und kleine dunkelbraune Längeflecken. Das alte Weibchen ist auf dem ganzen Oberkörper röthel- roth mit schwärzlichen Längeflecken bis zum Ober- rücken, von da an mit Querflecken, welche auf dem Schwanze Binden bilden besetzt; der Bürzel hat etwas Aschgrau. Der Unierkörper ist blässer und matter als beim Mänuchen. Die Jungen ähnela der Mutter, und vermausern ihre kleinen Federn im April, so dafs die Männchen im zweiten Sommer ihres Lebens halb den alten Männchen, halb den Weibchen gleichen. Ganz alte Weibchen nähern sich am Schwanze und Kopfe der Zeichnung ‚der Männchen, und einjährige Männchen durch ei- nen röthlichen Ueberzug auf dem Scheitel, der der Weibchen. Er bewohnt vorzugsweise die Feldhölzer ge- birgiger Gegenden, namentlich die vor dem 'Thü- ringerwalde, zieht weg, bleibt aber einzeln den Winter über bei uns, ist scheu und vorsichtig, aber auch stark und kühn, geht, wie alle Falken stark auf den Uhu, frifst Mäuse und Insekten, horstet 712 auf und in Eichen, und legt 3— 7 rothgelbe, rost- rothe, selten weilsliche, rostbraungelleckte Eier. 2)Der mittlere Thurmfalke. Cerchneis media, Br. (F. tinnunculus, Linn. N. W. 1. 'Th. Taf. 30, 1. 2.) DieNägel sind schwarz; die Flügel be- decken etwas über 3 des Schwanzes, der platte Kopf ist tief gefurcht, auf dem mit niedrigen Buckeln besetzten Scheitel nie- driger als an dem aufgeworfenen Augen- knochenrande; der Schnabel an der Wur- zel sehr breit; Länge 14" — 16". Er ähnelt dem vorhergehenden in der Gröfse und Farbe aufserordentlich; unterscheidet sich aber von ihm: 1) durch die Zeichnung. Diese ist zwar dieselbe wie bei Nr. 1, aber sie ist weniger schön; was sich besonders an dem Schwanze zeigt, welcher beim Männchen nicht rein, und beim Weib- chen weniger deutlich gefleckt ist. 2) Durch den Schnabel. Dieser ist an der Wurzel breit, dann plötzlich schmal, am Zahne aber ziemlich breit; bei Nr. 1 ist er an der Wurzel ziemlich schmal und nimmt nach der Seite hin allmälig in der Breite ab. 3) Durch den Kopf. Bei Nr. 1 erhebt sich der Kopf auf der Stirn schon so stark, dals diese höher, als die Wachshaut ist, und dennoch hat der buckelartige Scheitel gleiche Höhe mit dem aufgeworfenen Augenknochenrande; bei Nr, 2 ist die platte Stirn niedriger als die Wachshaut, mit aufgeworfenem, aber nicht bogenförmigem Augen- knochenrande, dessen Höhe die kleinen Buckel des Scheitels nicht erreichen. Die Furchen sind bei beiden Arten tiefe Wenn man die Köpfe beider lalken von vorn ansieht, bemerkt man diese Un- 73 terschiede auch an ausgestopften Vögeln. Ein altes Männchen meiner Sammlung nähert sich in der Zeichnung des Schwanzes dem Weibchen, Er bewohnt die Schwarz- besonders die Kie- fernwälder hügeliger Gegenden, z. B. das Rodathal, wandert weg, überwintert selten bei uns, ähnelt in seinem Betragen dem vorhergehenden, ist aber be- sonders beim Horste, auf hohen Kiefern oder Fich- ten, weit weniger scheu als dieser, frifst Mäuse, kleine Vögel, Käfer und Raupen, und legt 3 — 5 rostfarbige, dunklergefleckte Eier. 3) Der plattköpfige Thurmfalke. Cerchneis tinnuncula, Boje. (Falco tinnunculus, Linn., auch F. brunneus, Bechst.) Die Nägel sind schwarz; die Flügel be- decken etwas über 2 des Schwanzes; der platte Kopf ist flach gefturcht, auf dem kaum erhöhten Scheitel eben so hoch als auf dem kaum erhöhten, nicht aufgewor- fenen Augenknochenrande; der Schnabel mittelbreit; Länge 14" — 16". Er unterscheidet sich von den beiden vorher- gehenden, ihm ähnlichen: 1) durch den Schna- bel, welcher in seiner Gestalt zwischen dem der beiden vorhergehenden die Mitte hält. 2) Durch den Schädel. Dieser hat weit flachere Furchen als bei Nr. 1 und Nr. 2, und stets einen wenig aut- geworfenen Augenknochenrand und unmerklich er- höhten Scheitel, was man auch an dem ausgestopf- ten von Aufsen wahrnimmt. Von dem zunächst vorhergehenden, welcher im weiblichen Geschlechte den röthesten Schwanz unter allen hat, unterschei- det er sich durch den blässern Schwanz des Weib- chens. 74 Er bewohnt die in Thälern liegenden Burgen und Hölzer, ist häufig im Saalthale, einzeln im Rodathale, auf dem Zuge hier der gewöhnlichste, ziemlich scheu, in seinem Betragen und in seiner Nahrung den vorhergehenden ganz ähnlich, horstet auf Burgen und hohen Bäumen, und legt 3 — 5 rostfarbige, dunklergefleckte Eier. 4) Der kleine Thurmfalke. Cerchneis cenchris, Br. (Falco tinnunculvides? Temm., F, cenchris, Erische Dias de A, -hat., 29. 4.853 Die Nägel sind gelblich oder weifslich; die Flügel reichen bis vor die Schwanz- spitze; der Schnabel an der Wurzel sehr breit;der Schädelsehr platt; Länge 12" — 13". Ein schöner kleiner lalke von 27" — 28 Breite. Das alte Männchen. Der Hinterschnabel, die Wachs - Augen- und Fufshaut dunkelgelb, der Kopf, Nacken, Bürzel mit schwarzer Binde, der vor der weilsen Spitze gezierte Schwanz und ein Theil des Mantels schön und reinaschgrau, der übrige Theil des Mantels reinziegelroth, die langen Schwingen- spitzen schwarz; der röthlichgelbe Unterkörper in den Seiten mit kleinen braunen, herzförmigen Fleck- chen. Das Weibchen und die Jungensind fast ganz wie bei den vorhergehenden gezeichnet; nur sind die Querflecken des Mantels schmäler und oft wellenartig. Er unterscheidet sich von dem süd- europäischen kleinen Thurmfalken, meinen Cerch- neis subtinnuncula, 1) durch den Schnabel; dieser ist viel breiter als bei dem nahen Verwand- ten, und hat gewöhnlich einen weniger deutlichen doppelten Zahn. 2) Durch den Kopf. Bei un- serm Vogel ist der Schädel wegen der kaum vor- stehenden Augenknochenränder und des nicht er- 75 höhten Scheitels platt, bei dem südlichen aber, weil bei ihm Stirn und Scheitel erhöht sind, auffallend hoch.*) 3) Durch die Flügel, welche bei un- serm Falken bedeutend kürzer als beim südlichen sind. 4) Durch die Farbe der Männchen. C. cenchris hat, da die hintersten Schwungfedern fast reinaschgrau sind, viel Aschgrau auf dem Mantel, wovon (. sublinnuncula, weil die hintern Schwung- federn fast ganz röthelroth sind, sehr wenig zeigt. Er bewohnt wahrscheinlich den Osten der alten Welt, kommt höchst selten nach Deutschland, z.B. in die Gegend von Berlin und Halle, fliegt äulserst leicht und schön, fängt im Fluge Insekten, seine Hauptnahrung, und horstet auf Felsen. Dreizehnte Sippe Rothfufsfalke. Erythropus, Brehm. Die Rothfufsfalken ähneln in der Gestalt den Röthelfalken, und stehen den kleinern un- ter diesen sehr nahe; aber sie müssen dennoch als eine eigene Sippe aufgeführt werden; denn sie un- terscheiden sich von ihnen: 1) durch den Schna- bel; dieser ist äufserst kurz und stark, viel kür- zer und dicker als bei den Röthelfalken. 2) Durch die Füfse, bei denen die Spannhaut zwi- schen der äufsern und mittlern Zehe breit und die Ballen an den Zehen grols sind. 3) Durch die Flügel. Bei den Röthelfalken ist die erste Schwungfeder kürzer, oder eben so lang, bei den Rothfuflsfalken bedeutend länger als die dritte. 4) Durch den Schwanz, weicher bei den Rö- *) Siehe über diesen und zwei der vorhergehenden Brehm’s Ornis Heft 1U, S, 10 — 13. 76 theifalken lang und stark zugerundet, bei den Roth- fulsfalken nur mittellang und schwach abgerundet ist. 5) Durch die Farbe. Bei den Röthelfalken ist Röthelroth, bei den Rothfufsfalken Schieferfar- ben die herrschende Farbe des Oberkörpers. Die Männchen sind schöner und kleiner als die Weib- chen, die Jungen ähneln dem Weibchen nicht, sondern haben ein besonderes Kleid, unterscheiden sich auch dadurch von den der Röthelfalken, und sind im dritten Lebensjahre ausgefärbt; ob sie gleich im ersten April ihres Lebens die kleinern Federn vermausern. Die Rothfulsfalken sind die ächten Insek- tenfresser unter den Tagraubvögeln unseres Welt- theils, fangen Käfer und Heuschrecken, meist im Fluge, sind scheu und vorsichtig, äufserst schnell und gewandt, wandern, und haben in ihrem Nest- bau wahrscheinlich Aehnlichkeit mit den Röthel- falken. Ich kenne in Europa nur eine Art. Der blaugraue Rothfufsfalke. (der rotlı- fülsige Falke) Erythropus vespertinus, Dr. (F. vespertinus, L., F. rufipes, Beseke. N. W. 1... Ih. mau 3 DieFlügel reichen bis an oder über die Spitze des Schwanzes; die Wachs- und Fufshaut ist roth oder rothgelb; Länge 12" — 13". Er ist 26 — 27" breit und nach dem Alter und Geschlechte sehr verschieden. Dasalte Männ- chen. Die Wachs- Augen- und Fufshaut ziegel- roth, der Schnabel hinten gelb, vorn hornbläulich mit doppeltem Zahne, das blaugraue Gefieder ist unten lichter als oben, die Hosen, Afler- und Un- terschwanzdeckfedern brennend rostreth. Nach dem 77 ersten Wechsel der kleinen Federn im April ist der Schwanz gebändert, wie im Jugendkleide, das übrige Gefieder weniger schön, als beim alten Männ- chen, auf dem Unterkörper mit schwarzen Schaft- strichen. Beidem alten Weibchen ist dieWachs- Augen- und Fufshaut orangenroth, der Oberkopf und Nacken hellrostfarben, der übrige Oberkörper blaugrau, auf dem Mantel und Schwanze dunkel- gebändert, der Vorderhals und die Halsseiten weifs mit kleinen braunen Backenstreifen, der übrige Un- terkörper rostgelb, mit wenigen braunen Schaft- streifen. Im Jugendkleide ist die Wachs- Au- gen- und Fufshaut rothgelb, der Oberkörper dun- kelbraun mit rostgelblichen Federrändern, der rost- gelbe Schwanz mit 11 — 12 schwarzen Querbinden besetzt, der rostgelbe, später rostgelblich weilse Unterkörper mit kleinen dunkeln Backenstreifen, und länglichen, an den Hosen breiten braunen Flek- ken. Nach der ersten Mauser im April ist das Weibchen dem alten ähnlich, doch weniger schön, und hat noch die Schwung- und Schwanzfedern vom Jugendkleide. Er bewohnt das östliche und nordöstliche Europa, besucht Deutschland zuweilen auf dem Herbst-, selten auf dem Frühlingszuge, ist scheu und schnell, gern an Teichen, und nährt sich von Käfern und Heuschrecken. , Vierzehnte Sippe Schwimmer. KElanus, Savigny. Falkengestalt mit Weihenschnabel und mittellangen, etwas ausgeschnittenem Schwanze. Der Schnabel nähert sich dem der Weihen, ist kurz und stark gekrümmt, mit gelber Wachshaut, Der mittelange, 78 etwas starke Fufs hat eine fast ganz befie- derte, hinten nackte Fufswurzel, und mit- tellange Zehen und Nägel. Der Flügel ist mittellang, etwas schmal, spitzig mit ziem- lich starken Schwungfedern; der mittel- lange Schwanz ausgeschnitten; die Befie- derung durch viele Dunen ausgezeichnet; das Uebrige wie bei den vorhergehenden Sippen. Die Schwimmer gehören den warmen Län- dern der alten Welt an, verirren sich aber zuwei- len weit, fliegen schön, oft hoch und kreisend, zei- gen Hafs gegen den Uhu, und ähneln in dem Ue- brigen den Vögeln der vorhergehenden Sippen. Beitrag zur Naturgeschichte des schwarzflüge- ligen Falken. Elanus melanopterus, Sav. LeBlac, Le Vaillant Histoire natur, des oiseaux d’ Afrique, Tom, I, pag. 147. Falco melanopterus, Daudin Traite elementaire et complet d’Ornithologie, Tom, II, pag. 152. Wenn ein befiederter Fremdling, als regelmäs- siger Wanderer nach sehr entfernt liegenden Welt- gegenden von seiner erkannten Heimath bis jetzt nicht bekannt, aus einem Theil des heilsen Afrika gezogen plötzlich zwischen der nördlichen und süd- lichen Grenze Deutschlands erscheint, und hier ent- deckt und auch glücklich erbeutet wird, so kann eine solche Erscheinung dem Verehrer und For- scher der Natur gewifs nur interessant seyn, wäh- rend sie zugleich einen abermaligeu Beweis, unter nicht wenigen frühern, gegen den irrigen Glauben mancher Naturforscher liefert, dafs gewisse 'Thiere eine gewisse Grenze auf unserm Erdenrunde nicht überschritten. — 79 Der in der Ueberschrift genannte Raubvogel bewohnt, nach jenen eitirten Schriften von Le/ail- lant und Daudin, mehrere zu Afrika gehörige Länderstrische. Dals er auch in andern Welttheilen, namentlich in Europa, im Freien entdeckt worden sei, hierüber ist, wenigstens meines Wissens, nichts öffentlich bis jetzt bekannt geworden und so glaube ich, dessen höchst merkwürdige Erscheinung in Deutschland zuerst zur öffentlichen Kenntnils hier- mit zu bringen. Man gebe indessen ja nicht dem Gedanken Raum, dafs dieser Fremdling etwa einer wandern- den Menagerie, oder überhaupt der Gefangenschaft entkommen seyn könnte; indem sein Benehmen beim Fluge und seine nicht im mindesten verletzte Befiederung, nebst Krallen, eine solche Vermuthung auch nicht entfernt zulassen. Der wahrscheinlichsten unter den wahrscheinlichen Ursachen seiner weiten Verirrung dagegen aber nachzugrübeln, überlasse ich willig Jedem, der sich gern in Hypothesen herumtreibt. — — Es war am 24. Nov. 1828, früh Morgens, als der bemerkte Vogel einer, zwei gute Stunden von hier entfernt liegenden sogenannten Krähenhütte sich näherte, und sehr hoch in den Lüften krei- send, von dem eben in die Hütte sich begeben wol- lenden Hofjäger Eberhard zu Pfungstadt entdeckt wurde. Dieser, nachdem er lange im Verborgenen geharrt hatte, ohne den Vogel auf den Fallbaum niederstreichen zu sehen, war eben im Begriffe die Hütte zu verlassen, als er durch einen nochmals auf dem Fallbaum geworfenen Blick, jenen ihm völlig Un- bekannten, daher um so mehr Willkommenen plötz- lich dort gewahrte, ihn nun glücklich herabdonnerte, und in ganz frischem Zustande, zum Behufe des 80 hiesigen grofsherzoglichen zoologischen Museums mir überbrachte. Bereits im Besitze eines Exem- plars derselben Art, welches aus Nubien stammend, der bekannte verdienstvolle Reisende Herr Eduard Rüppel unter vielen andern exotischen Natur- schätzen nach Frankfurt a. M. geschickt hatte, und vom genannten Museum acquirirt worden war, er- kannte ich den Fremdling sogleich, und war über eine solche völlig unerwartete Erscheinung in hie- siger Gegend eben so erstaunt, als erfreut, — — Was — jedoch, und wie sich schon von selbst verstehen mu[s, mit Umgehung einer eigentlichen naturgeschichtlichen Beschreibung — entweder ab- weichend oder ergänzend rücksichtlich dessen, was Le Vaillant und Daudin aufgezeichnet haben, bei näherer Untersuchung dieser höchst interessanten Acquisition sich mir darbot, theile ich im Folgen- den mit: Die vorgenommene Seclion zeigte männli- ches Geschlecht, und die beinahe völlig knöcher- nen Sehnen an Beinen und Flügeln deuteten auf ein sehr hohes Alter dieses Vogels. Die Angabe jener Schriftsteller, nach welcher er etwas stärker als der weibliche Falco tinnunculus sei, fand ich beim ersten Anblicke richtig. Seine eigentliche Länge von der Schnabelspitze bis zum Schwanz- ende beträgt im Pariser Malse 1° und die Breite bei ausgestreckten Flügeln, von der einen bis zur andern Flügelspitze 2' 3" Der Torsus ist vorn und auf beiden Seiten bis beinahe an die Zehen- stelle — podarthrum — befiedert, hinten aber fe- derlos,. Ein sehr sanftes Aschfarben — heller auf dem Kopfe, Nacken und Halse, nebst den bei- den mittlern Schwungfedern, dunkler auf dem Rücken und beinahe allen Flügelfedern, auf deren 81 Oberseite — mit Ausnahme jedoch der schwarzen Flügeldeck- und Schulterfedern, was auf dem an- geschlossenen Flügel ein breites Längeband bildet — beherrscht den ganzen Obertheil des Vogels, während eine schmale Einfassung der Stirn und der ganze Untertheil (die befiederten Stellen der Beine, der Schwanz und dessen Deckfedern mit eingeschlossen) reinweils und blos auf den Sei- ten der Brust matt aschgrau überflogen sind. Dieses so bezeichnete Gefieder, verbunden mit zwei tiefschwarzen Stellen vor und hinter jedem Auge, gewährt einen schönen Anblick, welcher durch orangefarbige, mit schwarzen Krallen ver- sehene Fänge, orangefarbige Iris und dergleichen die Wurzel:des schwarzen Schnabels umgebende Wachshaut noch mehr erhöht wird. Ueberdies sträuben sich die Federn unterm Kinne vor- und abwärts zu einer Art von Bart, Der ganze Habitus, keinen Schwächling anzei- gend, würde mehr auf den eines eigentlichen Fal- ken hindeuten, wären anders nicht dıe Formen des Schnabels und des Schwanzes dagegen. : Der Schna- belbau nähert sich nämlich weit mehr dem der Fa- milie Circus als Milvus — zu welch letzterer man den fraglichen Vogel gesellt hat — und überdies ist auch der Schwanz für einen Milvus viel zu kurz und kaum gabellörmig anzusprechen, Dieses hat früher schon Le Vaillant am angeführten Orte, nur mit andern Worten, bemerkt; doch schadet es keinem künstlichen Systeme, wenn der Vogel bei Milvus stehen bleibt. Uebrigens sind die schwarzen Abbildungen (Taf. 36, 37) in der vor mir liegenden Quart- Ausgabe von Le Faillant Histoire natur. etc. nichts weniger als völlig naturgetreu zu nennen; die beiden Zeich- 6 82 nungen scheinen überhaupt nach schlecht aufge- stellten Exemplaren gemacht worden zu seyn und wohl Niemand wird am dortigen alten Vogel ei- nen weilsen Unterleib, auch ohne Colorit entdek- ken, was bei richtiger Bearbeitung der Zeichnung und des Stichs gleichwohl der Fall seyn mülste, Schliefslich glaube ich noch auführen zu müs- sen, dafs der nunmehr das grofsherzogl. Museum zierende Vogel eine sehr lichtgestellte Deckbefie- derung — keine Folge einer Mauser — bei zahl- reichen Pflaumfedern hat, dafs sich nicht die min- deste Spur von Nahrungsmitteln weder im Kropfe noch im Magen befand, obgleich er wohl genährt war, und dafs ich keinen Bisamgeruch weder da- mals noch. jetzt wahrnehmen konnte, dessen Le Vaillant in seiner Beschreibung gedenkt. Darmstadt, am 19. April: 1829. Dr. Bekker, _ grolsherzogl, Oberforstrath, Funfzehnte Sippe, Habicht. Astur, Bri/s. Die etwas kurzen Flügel erreichen un- gefähr die Hälfte des langen, wenig abge- rundeten Schwanzes; die Füflse sind mit- iellang. Der Schnabel ist schmal, aber hoch, mehr oder weniger gestreckt, stark übergekrümmt, mit stumpfem Zahne. Die Fulswurzeln mittellang, sehr stark, 4 be- fiedert, mit starken langen Zehen, vou de- nen die äulsere und mittlere durch eine grofse Spannhaut verbunden sind, und un- gewöhnlich grofsen, gekrümmten, schar- fen Nägeln; in den etwas kurzen, vorn zu- 83 gerundeten Flügeln steht die 4te Schwung- feder über die andern vor; die Körperfe- dern liegen ziemlich knapp an. Das um } gröfsere Weibchen ist dem Männchen gleich gefärbt; die Jungen sind anders gezeich- net als die Alten, und im dritten Lebens- jahre ausgefärbt, aber zuweilen schon im zweiten, also noch im Jugendkleide zeu- gungsfähig:*) ' Die Habichte sind starke, gewandte, scheue, schlaue und dreiste Raubvögel, welche schnell fliegen, sehr rasch auf sitzende, laufende und flie- gende ‚Thiere stofsen, mit Muth und Kraft ziem- lich. grofse 'Thiere, denen sie oft erst im Hinter- halte auflauern, angreifen, ungern Aas fressen, im Sommer; in Nadel- und Laubwäldern, im Winter auf dem; freien Felde leben, die Dörfer der Tauben und Hühner wegen oft besuchen, gezähmt und abge- richtet eine ziemliche Brauchbarkeit zur Baize er- reichen, gegen den Uhu einen grofsen Hals haben, einen platten, ‘oben mit grünen Zweigen belegten Horst. auf’ grofsen Bäumen bauen, 1—5 grünlich- weilse Eien'legen, und ihre Brut sehr lieben, 1), Der. deutsche Habicht. (Tauben -Hüh- nerhabicht) Astur gallinarum, Br. (Falco gallinarum, Br., F. palumbarius, L. der alte, F. gallinarius, Linn. der junge Vogel. N. W. 1.'Th, Tat. 18.) Ueber den Augen ein lichter Streif, die Steuer-undSchwungfedern gebändert, der *) Unter den Habichten, welche wir beim Horste beobach-' teten und erlegten, fanden wir nur zwei, ein Weibchen und ein Männchen, im Jugendkleide brütend, 0: 84 Scheitel des platten Schädels ohne deüt- liche Buckel; Länge 21" — 26". Ein schädlicher Raubvogel' von 34 61 — 4 ‚gu Breite, ‘und nach dem Alter’ sehr verschiedener Zeichnung. Ausgefärbt. Der 'hornschwarze Schna- bel ist am Zahne lichter,' die Wachs- und Fußs- haut blalsgelb, der Augenstern hochgelb, der Ober- körper schwärzlich graubraun, mehr oder weniger aschblau überflogen, der weilse Unterkörper mit braunschwarzen Schäften und 'Wellenlinien. : Im Jugendkleide ist der Schnabel, das Auge,‘ die Wachs- und Fufshaut blässer, der braune- Ober- körper mit rostgelben Kanten und: Flecken und der roströthliche, später: roströthlichweifse er körper mit braunen Längeflecken besetzt. Er bewohnt im Sommer die Salswrarageller Deutschlands, wandert weg, und bleibt nur einzeln im Winter auf den freien Ebenen, ist klug, schnell, scheu, kühn und so dreist, dafs er die’ Tauben und Hühner von den Höfen! wegholt, frilst!aufßser diesen Feld- und Waldhühner,'Eichelheher, Dros- seln, andere Vögel, Eichhörnchen und Hasen, und belegt seinen grolsen flachen,’ auf‘ hohen Bäumen stehenden 1 — 4 grünlichweilse Eier enthalten- den Horst mit grünen Tannen- Fichten-' ‚oder Kieferzweigen. hg 2) Der nordische Habicht. (Taubenhabicht, Hühnerhabicht.) ‚Astur palumbarius, Br..(F. palumbarius, Linn. N. W. 1. Th. 'Taf. 17.) Ueber dem Auge ein lichter Streif, die Steuer-und Schwungfedern gebändert, der Scheitel hat zwei deutliche Buckel; Länge 21 — 206”. Er ist dem vorhergehenden in der Gröfse, Ge- 85 stalt und Farbe ganz ähnlich, unterscheidet sich aber untrüglich von ihm durch die Schädel- bildung. Bei Nr, 1 ist der Kopf lang, platt, flach gefurcht, auf dem Scheitel nur ‚mit niedrigen Buk- keln besetzt. Bei Nr. 2 hingegen ist der Kopf kurz, erhöht, tief gefurcht, und hat auf dem Scheitel 2 hohe Buckel. Dieses Kennzeichen ist ganz un- trüglich und auch an den ausgestopften Vögeln zu bemerken. Gewölinlich hat der nordische Ha- bicht auch einen schönern aschblauen Anflug als der deutsche, aber fast immer weniger deutliche Binden an den Schwung - und Schwanzfedern. Er bewohnt die Wälder des Norden, geht aber bis ins mittlere Deutschland herab, und hor- stet zuweilen bei uns, bringt den Winter in Deutsch- land auf den Ebenen zu, tängt Tauben, Feldhüh- ner, Hasen, im Sommer auch Waldhühner und andere Vögel, ist scheu und schlau, horstet wie der vorhergehende auf Bäumen und legt 3 bis 4 grünlichweifse Eier. Sechzehnte Sippe, Sperber. Nisus, Cuv. (Sperverius Falco- nariorum.) Gestalt, Bildung der Glieder, Beschaf- fenheit des Schnabels, der Flügel und des Schwanzes fast ganz wie bei den Habich- ten; die Sperber unterscheiden sich aber von diesen 1) durch den Schnabel; denn dieser ist auch nach dem Verhältnils zur Gröfse kürzer als bei den Habichten. 2) Durch die Füfse, Die Fufswurzeln sind viel länger, nur } befiedert, und auch nach Verhältnils schwächer. 3) Durch den Schwanz, welcher .bei den Habichten abgerundet, bei den Sperbern gewöhnlich fast gerade abgeschnit- 86 ten ist. 4) Durch den Körper; der Rumpf der Sperber ist viel gestreckter, als der der Habichte, 5) Durch Nest und Eier. Bei den Habich- ten ist der Horst mit grünen Nadelzweigen belegt, und die Farbe der Eier einfach grünlichweifs. Bei den Sperbern besteht der Horst ganz aus dür- ren Zweigen, und die weilslichen Eier sind mit rothbraunen Flecken besetzt. 6)Durch die Zeichnung nach dem Alter; bei den Sperbern sind auch die Jungen gesperbert, d.h. in die Quere gestreift, und den Alten nicht sehr unähnlich, bei den Habichten sind die Jungen in die Länge gestreift und den Alten ganz unähn- lich gezeichnet. Bei den Sperbern ist das Weibchen fast noch einmal so grofs, und weniger schön als das Männchen; in der Schlauheit, Hinterlist und Keck- heit, wie in der Art und Weise, sitzende und flie- gende Geschöpfe zu fangen, ähneln diese Raubvö- gel den Habichten. Sie halten sich gern verbor- gen, streichen tief über den Boden weg, steigen aber, wceon andere Vögel sie verfolgen, hoch in die Luft, und sind so dreist, dafs sie die Sperlinge bis in die Häuser verfolgen. Ihre Brut lieben sie aufserordentlich. Bei den einheimischen Arten sind die Wachs- und Fufshaut stets blafsgelb, der Au- genstern im Alter feuer- in der Jugend blafsgelb. 1) Der schöne Sperber. (Hochköpfige Sper- ber.) Nisus elegans, Br. (Falco nisus, Linn. N. W, 1. Th. Taf. 19, 1 und Taf. 20, 1.) Der Kopf auf dem Augenknochenrande und Scheitel sehr erhöht, der Schnabel sehr klein; der Schwanz mit 5—7 schwar- zen Querbinden. 87 Ein schöner Raubvogel von 14" — 16" 6" Länge und 26" 8" — 32" 6'" Breite. Das alte Männ- chen. Der Schnabel bleihornschwarz, der ganze Oberkörper schwärzlich aschgraublau, der Unter- körper roströthlichweils, oder weils mit schönen rostrothen Wellenlinien und Schäften. Beim al- ten, dem Männchen fast ganz gleich ge- färbten Weibchen sind die Wellenlinien und Schäfte rostbraunroth. Zuweilen ist bei recht al- ten Männchen am Vorderkörper das Roth die herrschende Farbe. Im mittlern Alter sind beim Männchen die Wellenlinien rostbraunroth, beim Weibchen braun, etwas rosibraun angeflogen. Im Jugendkleide ist der Oberkörper graubraun, anı Nacken weilsgefleckt, übrigens mit rostfarbigen Federrändern, der weifse, oder gelblichweilse Un- terkörper auf dem Oberkropfe mit braunen oder nufsbraunen herzförmigen Flecken, übrigens mit solchen Wellenlinien besetzt. Er ist unter allen deutschen Sperbern der schönste, lebt im Sommer selten in unserm Vaterlande, besucht es aber auf der Wanderung im Herbste, ist scheu und dreist, frifst Drosseln, Staare, Finken, Ammern, Sper- linge, selten Mäuse, und horstet nur in manchen Jahren, z. B. im Sommer 1816, in den Fichtenwäl- dern unsers Vaterlandes. Seine 3 bis 5 weifsli- chen, rothbraungefleckten Eier liegen in ei- nem nicht hoch, aber verborgen stehenden Horste, 2) Der Finkensperber. (Deutsche Sperber.) Nisus fringillarum, Br. (Falco fringillarum, Briy, #.wsos, Lisny N. W2% Th: Var 19,2 und 20, 2.) Der Kopf auf dem Augenknochenrande und Scheitel wenig erhöht, der Schnabel 88 grols, der Schwanz mit 5 bis 7 schwarzen Querbinden. Er ist gewöhnlich etwas kleiner als der vor- hergehende, 13" 6" — 16" lang und 26" 4 — 314 6 breit, und weniger schön gezeichnet. Dies zeigt sich besonders bei den Weibchen; denn diese haben am Unterkörper nie rostbraunrothe oder so angeflogene, sondern stets rein- braune Wellenlinien, auf dem Oberkörper aber noch ein schwärzliches Aschgraublau. Die Ju- gendkleider beider Arten sind einander völlig gleich. Dieser Sperber unterscheidet sich aufser der minder schönen Farbe und geringern Gröfse 1) durch den Schnabel, welcher bei Nr. 1 we- nig, bei Nr. 2 aber so stark vortlritt, dafs er bei die- sem als Sperberschnabel grofs erscheint. 2) Durch den Schädel. Bei Nr. 1 ist dieser an dem Au- genknochenrande stark aufgeworfen, aber auf dem Scheitel doch noch höher, bei Nr. 2 hingegen ist das flach gefurchte Stirnbein an seinen Seiten etwas erhöht, aber nicht aufgeworfen und auf dem Schei- tel dennoch niedriger, obgleich dieser 2 kleine Er- höhungen hat. (Siehe Ornis Heft 3, S.3 u. 4.) Er bewohnt die Fichtenwälder Deutschlands und bleibt auch in gelinden Wintern bei uns, ist scheu, aber so muthig, dals er zuweilen "Tauben und Feldhühner stölst, fängt gewöhnlich Finken, Lerchen, Pieper, Ammern, Sperlinge und Drosseln, horstet niedrig im Stangenholze und legt 3 bis 5 kalkweilse, rothbraungefleckte Eier, 3) Der Wandersperber. Nisus peregrinus, Br. (F. nisus, Linn.) Der platte Kopftief gefurcht, das Stirn- bein auf den Seiten leistenartig erhöht, der 89 Schnabel etwas gestreckt, der Schwanz mit 5 bis 7 schwarzen Querbinden. Er ist der gröfste unter seinen deutschen Gat- tungsverwandten; 14" — 17" 6" lang, und 27" 3" bis 35" 3% breit, von Farbe aber am unansehn- lichsten unter allen. Das alte Männchen ist nicht schöner als ein Männchen im mittlern Alter von Nr. 1, und das ausgefärbte Weibchen ist auf dem Oberkörper nicht mehr schwärzlich asch- graublau, sondern dunkelgraubraun, am Vor- derkörper weils mit erdbraunen Wellenlinien und Schäften. Das Jugendkleid ähnelt dem der beiden vorhergehenden Arten. Dieser Sperber unterscheidet sich von den andern deutschen aufser der geringern Schönheit und bedeutendern Gröfse 1) durch den Schnabel, welcher gestreckter und niedriger ist als bei diesen; 2) durch den Kopf. Dieser ist platt, auf dem breiten Stirnbeine, weil seine Seiten leistenartig hervortreten, tief ge- furcht und höher als auf dem gefurchten, mit 2 ganz flachen Buckeln besetzten Scheitel. Er ge- hört wahrscheinlich dem Norden an, kommt alt sehr selten, jung öfterer nach Deutschland, ähnelt in seinem Betragen, höchst wahrscheinlich auch in der Art zu nisten und in der Farbe der Eier den vorhergehenden, und fängt Gold- und Grauammern, Finken, Zeisige und Sperlinge. Siebzehnte Sippe Weihe. Circus, Bechst. Eine Art von Schleier umgibt das Ge- sicht, wodurch sie sich den Eulen nähern. DerSchnabel ist mittellang, etwas schwach, sehr gekrümmt, mit langem Haken und 90 stumpfem Zahne. DielangenFfülseschlank, geschildert, die Zehen nur ziemlich lang, mit einer Spannhaut zwischen der äulsern und mittlern und langen, stark gekrümm- ten, etwas schwachen Nägeln. Die Flügel sind lang und schmal; die 3te und 4te Schwungfedern stehen über die übrigen hervor, oft ragt die 3te allein über die an- dern hinaus. Der Schwanz ist mittel- oder ziemlich lang, stets abgerundet; der Körper sehr schlank mit locker anliegen- den Federn. Die Geschlechter sind in der Farbe etwas oder sehr verschieden, die Jungen der Mutter mehr oder weniger ähnlich. Die Weibchen schliefsen sich durch die lan- gen Füfse an die Sperber, durch den Schleier an die Eulen an und bilden durch den letztern den Uebergang von Tag- zu den Nachtraub- vögeln. : Sie haben im Fluge mit den Gabel- weihen darin grofse Aehnlichkeit, dafs sie die Schwingenspitzen weit höher tragen als den Rük- ken, und wie diese niedrig über die Felder, Wie- sen und Gewässer hinstreichen, um die ihnen zur Nahrung angewiesenen Säugethiere, Vögel und Am- phibien von der Erde oder dem Wasser wegzu- nehmen, wobei ihnen ihre langen Fülse gute Dien- ste leisten. Sie sind dreist, kühn und schlau, ziem- lich gewandt, doch nicht geschickt, einen Vogel im Fluge zu fangen, wandern alle, bauen ihren Horst auf dem Boden und legen 2—5 eirunde, weilse. inwendig grüne Eier. 91 1)DieRohrweihe. Circus arundinaceus, Brehm. (F. rufus, Linn., F. arundinaceus, Bechst. N, 'W. 1. Th. Taf. 87,1.) Die Hosen rostroth, der Scheitel sehr erhöht. Eine grofse und schöne Weihe von 22" — 24" Länge und 4' 6" — 9'% Breite. Das alte Männ- chen. Der Schnabel ist hornschwarz, der Augen- stern dunkel- die Wachs- und Fufshaut zitronen- gelb, der mit einem sehr deutlichen Schleier um- gebene Kopf ist auf der Stirn, dem Scheitel und Nacken braun mit gelben Federrändern, welche sich auf dem Hinterhalse verlieren, der übrige Ober- körper kaflfeebraun, die meisten Schwungfedern 2ter Ordnung und alle Steuerfedern sind aschgrau, die Backen und die Kehle blafsgelb mit dunklern Schäf- ten, der Vorderhals, Kropf und die Ober- brust gelb mit braunen Längeflecken, der übrige Unterkörper rostroih mit hellern Federspiz- zen. Diesen Vogel hat Naumann in seinem alten Werke Taf. 22 des 4, 'Theiles Fig. 35 und im neuen 1.'Th. Taf. 37, 1 recht treu abgebildet. Das Weibchen ist gröfßser als das Männchen, aber weniger schön. Der Oberkopf und die Mitte des Nackens ist gelbbraun gestreift, der übrige Ober- körper kafleerostbraun, auf dem Armknochen und an dem obern Theile der Schultern gelb mit brau- nen Längeflecken, der Schwanz etwas ins Graue ziehend, die Kehle gelb, mit braunen Schäften, die Wangen und der übrige Vorderkörper rostbraun, nach unten lichter, an der Oberbrust etwas gelb- gefleckt, der Unterschwanz grau. In der Jugend ist die Hauptfarbe bei beiden Geschlechtern dunk- ler, das Gelb auf dem Kopfe und an der Brust ungefleckt; doch hat der gelbe Oberkopf oben ei- 92 nen grolsen braunen Fleck. Dieser Vogel ist die seltene Rohrweihe in Deutschland, kommt auf dem Frühlingszuge durch Mitteldeutschland, nistet aber auch einzeln in unserm Vaterlande auf schilfreichen Seen und grolsen 'TTeichen im Rohre oder Gebü- sche, legt 2— 4 weilse Eier, ist listig und ‚scheu, und frifst Mäuse, junge und alte Wasser- und Sumpfvögel, ihre Eier, die im Schilfe übernach- tenden Staare, Frösche, Schlangen u. dgl., welche sie tief über dem Wasser hinstreichend fängt. 2) Die Rostweihe. Circus rufus, Briss. (F. ru- fus, L., F. arundinaceus, Bechst. N. W. 1.Th, Tal. 37, 2 0..38%.1.) Die Hosen siud rostbraun, oder rost- roth, der Scheitel platt. Sie ist kaum oder nicht kleiner, als die vor- hergehende und ihr sehr ähnlich gefärbt. Das alte Männchen ähnelt in der Zeichnung dem vorhergehenden, aber es unterscheidet sich in fol- genden Stücken: 1) ist die Hauptfarbe dunkler und die Zeichnung anders. Der Oberkopf und Nacken gelb mit braunen Längestreifen, viel lichter als beim vorhergehenden, der übrige Unterkörper dun- kelrostbraun, an den Armknochen und Oberschul- tern etwas gelb, der Schwanz schmuziggrau, die Wangen braun, nicht gelb, wie bei Nr. 1, die Kehle gelb, der ganze Unterkörper rost- braun, an der Brust mit einer Art von gel- bem, braungestreiftem Schilde, keineswegs wie bei Nr. 1 von der Kehle an bis auf die Un- terbrust gelb, braungestreift. Bei manchen alten Männchen ist die Hauptfarbe lichter, auf dem Un- terkörper fast rostroth, auf dem Kopfe stärker braungefleckt. Die alten Weibchen ähneln 95 diesen Männchen ganz, haben aber’ an der Brust weniger und auf den Schultern mehr Gelb als diese. Die Jungen sind fast ganz wie die Alten gezeich- net, unterscheiden sich aber untrüglich von ihnen durch den fleckenlosen, anfangs dunkelrostgel- ben Oberkopf. Diese Weihe ist von der vorher- gehenden unterschieden 1) durch die eben be- schriebene Zeichnung, 2) durch den klei- nern besonders schwächern Schnabel und 5) den viel plattern Scheitel. "Sie bewohnt die schilfrohr- ‘und buschreichen Ufer der Seen und grofsen Teiche des mittlern Europa, ist im nördlichen Deutschland in den was- serreichen Gegenden nicht selten, besonders da, wo wilde Gänse brüten, einheimisch, schlau, dreist und scheu, frist kleine Säugethiere, junge und brü- tende Sumpf- und Waäasservögel, 'säuft ihre Eier aus, horstet'im Rohre oder Schilfe,.'oft auf einer Binsenkufe und legt 2 —4 weilse Eier. 5) Die nn Circus ‚eyaneus, Br. (F, :seyaneus, L., Fu pygargus, lu: N. W. 1. Th. „ah al.539,51,) Die Flügel bedecken $ des Schwanzes; die dunkle Rückenfarbe zieht sich in der Mitte der weilsen Oberschwanzdeckfedern weit herab; der Scheitel ist platt. Eine schöne Weihe von 20” — 22” Länge und 45" — 48’ Breite,'nach dem Geschlechte sehr ver- schieden. Das alte Männchen, ' Der Schnabel ist hornschwarz, der Augenstern, die Wachs- und Fufshaut zitronengelb, der mit einem deutlichen Schleier umgebene Kopf, der ganze Oberkörper, der Vorderhals und Kropf bleigrau, die Schwingen- spitzen schwarz, der aschgraue Schwanz auf den 94 Seiten weils mit einigen wenigen dunkeln Quer- flecken, die Unterbrust weilslich mit dunkeln Schäf- ten und Flecken, der übrige Unterkörper reinweils. Das alte Weibchen ist aut dem Oberkörper braun oder tahlbraun, mit weifslichen Streifen über den Augen und rostgelblichen Federrändern auf dem Hinterkopfe, Hinterhalse und Oberflügel, der Schwanz mit braunen und rostgelben breiten Quer- binden, der rostgelbliche Unterkörper mit, bräun- lichen Längeflecken. Die Jungen ähneln dem alten Weibchen, zeigen auf dem Oberkörper mehr Rostfarben. und bekommen. im, männlichen ‚Ge- schlechte erst in’der zweiten Mauser das ausge- färbte Kleid. Sie lebt auf den grolsen mit Getreide bedeckten Ebenen Europas, welche Feldhölzer in sich schlielsen, doch nicht bis Norwegen hinauf, überwintert auch zuweilen in Deutschland, ist scheu und vorsichtig, sucht niedrig über den: Boden hin- streichend Maulwürfe, Mäuse, Feldhühner, brütende und junge Vögel, kleine Amphibien und Regen- würmer von der Erde wegzunehmen, und legt in ein schlechtes, im Getreide, hohem Grase oder Ge- büsche stehendes Nest 3—4 blaulichweilse-Bier. 4) Die graue Weihe. Circus einereus, Br. (F. cyaneus, F. pygargus, L. N. W, 1. Th. Taf. 38, 2.) Die I 3 des Schwanzes, die dunkle Rückeufarbe zieht sich;wenig in den weifsen Bürzel hinein, der Scheitel sehr hoch, Sie ist etwas kleiner als die vorhergehende, 19" — 21" lang und 36” — 40" breit, und ihr in Gestalt und Zeichnung sehr, ‚ähnlich; doch unter- scheidet sie sich von ihr 1) durch den kleinern 95 Schnabel; 2) den buckelartig erhöhten viel kleinern Hinterkopf; 8) die schwächern und kürzern Schwingen und den kürzern Schwanz; 4) die etwas andere Zeichnung. Bei beiden Geschlechtern ist der weilse Bürzelfleck viel grölser als bei dem vorhergehenden und der Schwanz hat bei den Männchen an den 5 äufsern Federn regelmälsige schwarzgraue Querbinden, wo- durch sie sich, wie durch die Gröfse den beiden folgenden nähert. Sie kommt auf dem Herbst- und Frühlingszuge hier und in 'Thüringen einzeln vor — ob sie in unserm Vaterlande horstet, weils ich noch nicht, ich vermuthe es aber — hält sich auf grolsen ebenen, mit Rieden und Feeldhölzern abwechselnden Getreidefeldern auf, ist sehr scheu, fliegt schön und leicht, niedrig über dem Boden hin, um kleine Säugethiere, brütende und junge Vögel, auch Amphibien zu überraschen und von der Erde wegzunehmen, und horstet: wahrschein- lich auf der Erde im Roggen, hohem Grase oder Gebüsche. 5) Die Wiesenweihe. Circus pratorum, Br. (F\ cineraceus auct. N. W,1.'Th. Taf. 40, 2 u. 3.) ‚Die Ste Schwungfeder reicht über alle hinaus: bis an oder vor die Spitze des Jan- gen Schwanzesz; die 1ste ist so lang als die 6te; der Scheitel sehr hoch. Sie wird gewöhnlich als F. cineraceus Mon- tagu beschrieben; dies scheint mir aber die fol- gende zu seyn, und deswegen habe ich sie hier unter einem andern Namen aufgeführt. Sie ist 19" — 21" lang, aber wegen ihrer langen Flügel 46 — 49" breit, und nach dem Alter und Geschlechte sehr verschieden. Das ausgefärbte Männchen, 96 Der Schnabel ist schwarz, der Augenstern, die Wachs - und Fufshaut schön gelb, der dunkelblei- graue Oberflügel schwarzgrau gewässert, der aus- gespannte Plügel mit 2 breiten schwarzen Binden und grofser schwarzer Spitze, der aschgraue, nach aufsen weilse Schwanz mit weilsen und rostfarbi- gen Bändern geziert. Der Vorderkörper bis zur Unterbrust rein bleigrau, von da an weils mit schma- len hochrostrothen Schaftflecken. Das alte Weib- chen ähnelt dem der Kornweihe, hat aber über und unter dem Auge Weifs und auf dem Uhnter- körper lebhaft rostrothe Flecken. Ihm gleicht fast ganz das einmal vermauserte Männchen. Die unvermauserten Jungen haben einen brau- nen Augenstern, über und unter dem Auge einen weilsen Fleck, einen schwarzen Strief durch das Auge und vor den Ohren, einen rosiroth einge- fafsten Schleier, einen dunkelbraunen mit hellrost- farbenen Federrändern besetzten Oberkörper, braun und hellrostfarben gebänderten Schwanz, und hoch- rostrothen, ungefleckten Unterkörper. Sie bewohnt die mit Wiesen, Rieden, Sümpfen und Getreide- feldern bedeckten Ebenen des östlichen und südli- chen Europa, ist in Deutschland ziemlich selten, im östlichen noch am häufigsten, scheu und listig, hat einen ungemein leichten, schönen und schwe- benden Flug, frifst kleine Säugethiere und Amphi- bien, auf der Erde brütende oder sitzende Vögel, ihre Jungen und Eier, horstet in Binsen oder Ried- gras und legt 3—5 weifse Eier. 6) Die aschgraue Weihe. Circus cineraceus, Br. (F. cineraceus, Montagu. N. W. 1. Th. Taf. 40, 1.) Die Ste Schwungfeder reicht weit über 97 die andern hinaus, bis an oder über die Spitze des langen Schwanzes; die 1ste ist fast so lang als die 5öte. Der Scheitel platt. Sie ist der vorhergehenden sehr ähnlich, un- terscheidet sich aber von ihr 1) durch die län- gern Flügel; sie ist bei einer Länge von 20" — 22. etwas breiter, nämlich 47" — 50" breit; denn ihre Schwingenspitzen sind länger. Bei C. prat. ragt die 7ie Schwungfeder kaum. bei C. cineraceus weit über die Schwungfedern 2ter Ordnung hinaus. 2) Dureh den Kopf. Nr. 1 hat einen sehr erhöh- ten, Nr. 2 einen platten Scheitel, : 3) Durch die Zeichnung. Bei Nr. 1 ist die Farbe des Ober- körpers viel lichter als bei Nr. 2; auch hat diese deutlichere dunkle Binden auf dem Flügel, und mehr Rostroth. Dies zeigt sich in den grofsen- theils rostfarbigen Schwanzbinden, den sehr vor- stechenden rostrothen Längeflecken auf dem Unter- flügel und darin, dafs die rostrothen Schaftflecken des Unterkörpers bei Nr. 1 auf der Unterbrust, bei Nr, 2 aber auf der Oberbrust anfangen. Sie bewohnt das mittlere Europa, kommt, obgleich sehr selten im westlichen Deutschlande, namentlich in Westphalen vor und ähnelt in dem Betragen, der Nahrung und Fortpflanzung der vorhergehenden. Zweite Abtheilung. Nachtraubvögel. Aves rapaces nocturnae. (Strigidae, Leach.) Der Schnabel steckt fast, die Wachs- haut ganz in den vorwärts gerichteten Fe- dern des Schleiers, welcher die vorwärts gerichteten Augen, die von vorn ohne Ver- 7 98 kürzung gesehen werden können, als Fe- derkreis umgibt; das ganze Gefieder ist äus- serst weich, Der sehr gekrümmte Schna- bel hat keinen Zahn, aber einen Einschnitt in der unternKinnlade und eine ihm gleich gefärbte Wachshaut, vor deren Rande die rundlichen Nasenlöcher liegen; der Kopf ist grofs, hinler den Augen sehr breit; durch diese Breite und den hinten hohen Kuo- chenring bekommen die Augen ihre vor- wärts gerichtete Lage; sie haben eineNick- hant. Der sie umgebende Schleier besteht ams harten, mit einzeln stehenden Fahnen- fasern besetzten, wie Radespeichen von der Axe wegwärts gerichteten Federn. Die ganz bei den meisten Arten auch an den Zehen befiederten starken Füfse haben in der äufsern Zehe eine Wendezehe Die muldenförmigen, grofsen Schwebestofs- flügel haben weiche, am Rande gezähnelte, aufder obern Seite sammetartige Schwung- federn, von denen die erste kurz, die 2te selten, oft die 3te allein oder mit der 4ten, oder die 4te und Öte die längsten sind. Der ab- oder zugerundete längere oder kürzere Schwanz hat weiche Federn. Der Schnabelund die Fülse sind gleich, die Gesichts- und Gehörwerkzeuge aulser- ordentlich ausgebildet. Die grofsen, vorwärts gerichteten, sehr gewölbten Augen sind fähig die schwachen Lichtstrahlen der Dämmerung und nicht ganz dunkler Nächte zu sammeln und so zu ver- einigen, dafs das Sehen möglich wird. Die Ohren sind grols, treten mit ihrem hintern Knochenrande bei den meisten Arten wie eine Gehörmuschel vor, 99 und sind äufserlich durch eine bewegliche, mit stei- fen Federn besetzte Haut, welche sich nach Will- kühr wie eine Klappe aufheben und niederlegen läfst, also das Ohr mehr oder weniger öffnet, be- deckt. Ihre weichen gezähnelten Federn setzen sie in den Stand, ohne Geräusch äufserst leicht zu fliegen und die Thiere, welche sie durch Gesicht und Gehör wahrgenommen haben, in der Dimme- rung oder in nicht ganz finstern Nächten zu über- raschen und zu ergreifen. Alle können bei 'Tage sehen, und ihren Feinden, deren Ankunft ihnen gewöhnlich ihr leises Gehör verräth, durch die Flucht entgehen. Mehrere jagen auch bei Tage und fast alle nehmen ihre Nahrung, welche gröfs- tentheils in kleinen Säugethieren besteht, von der Erde weg; viele von ihnen fangen auch Inseckten im Fluge. Alle haben einen grofsen Rachen, eine weite Speiseröhre, ohne Kropf, einen häutigen sackartigen Magen und an dem langen Darm 2 grofse Blinddärme, fressen viel auf einmal in grolsen Stük- ken, verdauen schnell und werfen das Unverdauli- che in Ballen aus. Sie ergreifen und erdrosseln ihre Beute mit den Fängen. Die Weibchen sind etwas grölser, als die Männchen, diesen aber ähn- lich gefärbt, die anfangs mit weilsem Pflaum dicht bedeckten Jungen sind nach der ersten Mauser im ersten Herbste ihres Lebens den Alten gleich ge- färbt und im zweiten Jahre zeugungsfähig. Sie wandern oder streichen, und sind zur Zugzeit oft in kleinen Gesellschaften. Alle haben dies Eigene, dals sie im Zorne mit dem Schnabel knacken; sie trinken wenig oder nicht, und baden sich selten, An Geistesfähigkeiten stehen sie den ächten Tag- raubvögeln nach. Sie mausern sich jährlich nur einmal, horsten in hohlen Bäumen oder Felsenlö- . nr 100 chern, einige Arten auf Biumen, wenige auf der Erde. Das Weibchen, welches längs der Mitte des Unterkörpers einen grolsen Brutfleck hat, brü- tet allein, wird aber vom Männchen während der Brutzeit gefüttert; es legt 2—6 weilse, eirun- de Eier. Man theilt sie neuerlich mit Recht in mehrere Sippen. Erste Sippe. Habichtseule. Surnia, Dumeril. Der Schleier ist über dem Auge sehr un- deutlich; der lange Schwanz stufenförmig. Der Schnabel ist stark, sehr gekrümmt, etwas bauchig mit mittellangem Haken. Der Kopf wenig gewölbt, hinten sehr breit und falkenartig, denn der Schleier fehlt über den Augen fast ganz, die Fülse sind sehr kurz, bis auf die Nägel äufserst dicht befiedert. In den mittellangen, ziemlich spitzigen Flügeln ist die Ste Schwungfeder die längste; der etwas lange Schwanz ist stufenförmig. Der innere Bau wie oben. Die Habichtseulen schliefsen sich an die Falken an. Sie haben im Fluge Aehnlichkeit mit den Sperbern, erwarten aber ihre Beute gewöhn- lich sitzend, indem sie auf einem erhöhten Gegen- stande schon in den Nachmittagsstunden ihrer Nah- rung, die vorzugsweise in Mäusen besteht, auf- lauern und sie durch schnelles Herabstürzen, wie die Würger, doch nicht mit dem Schnabel, son- dern mit den Fängen ergreifen. Sind sie in ihrer Jagd unglücklich, dann setzen sie dieselbe in der Dämmerung noch fort. Sie kennen, da sie im höchsten Norden, in menschenleeren Wäldern le- 101 ben, oft gar keine Gefahr, und kommen im Win- ter einzeln in das mittlere Europa. Noch ist es ungewils, ob die grönländische mit einer der nord- europäischen eine Art ausmacht, oder nicht. Die plattköpfige Habichtseule. Surnia fu- nerea, Br.) (Str. funerea, Linn. N, W.1. Th. Taf. 42, 2.) Der Unterkörper schön weils und braun gesperbert. Der Oberkopf sehr wenig ge- wölbt, die te, Schwungfeder länger als die 4te. Eine schöne Eule von 15” — 164” Länge, und 29" — 31" Breite. Der Schnabel und Augenstern blafs wachsgelb, das weilsgraue Gesicht an und hinter den Ohren mit einem schwarzen Streif, der Oberkopf, Nacken und die Schultern weils, braun- gefleckt, der übrige mäufsegraue Oberkörper ist weilsgefleckt, an den Schwung- und Schwanzfe- drrn weis gebändert, der weils und Braun gesper- berte Unterkörper hat auf der Oberbrust ein brei- tes weiles, sparsam braun besprengtes Querband. Im Jugendkleide hat der braune Oberkörper auf dem Kopfe hin und wieder lichte Federspitzen und Schaftflecken ohne schwarzen Fleck an und hinter den Ohren, auf den Schultern, Flügeln und dem Bürzel weifsliche Querflecken, einen braunen weils gebänderten Schwanz und der weilsliche Un- terkörper graubraune, wenig scharf begrenzte Quer- binden. Sie lebt in den Wäldern des Norden der alten und neuen Welt, komwt nur zuweilen ım Winter nach Deutschland in die Schwarzwälder, ist gar nicht scheu, hält sich auf Bäumen in dieh- ten Zweigen verborgen, lauert auf niedrigen Baunı- spitzen u. dgl. den Waldmäusen auf, die sie auch 102 im Grase fängt und auf Bäumen verzehrt, und legt in hohle Bäume 2 weilse Eier. 2) Die hochköpfige Habichtseule. Surnia nisoria, Br. (Str. funerea, Linn. Str. nisoria, Mey.) (Meyer und Wolfs Naturgesch, der Vög. Deutschl. Heft 25.) Der Unterkörper ist schön weils und braun gesperbert; der Oberkopf stark ge- wölbt, die Ste Schwungfeder so lang als die 4te. Sie unterscheidet sich von der vorhergehenden: 1) durch den gewölbten Kopf, welcher schon auf der Stirn, noch mehr aber auf dem Scheitel erhöht ist. 2) Durch den Flügel, in welchem bei Nr. 1 die Ste Schwungfeder länger, bei Nr. 2 eben so lang, als die 4te ist. 3) Durch den Schwanz, welcher bei Nr. 2 weniger stufenförmig, als bei Nr. 1 ist. Sie lebt im Norden, namentlich in Skandinafien, erscheint sehr selten im mittlern Deutschland, ist wenig scheu, verbirgt sich sehr geschickt und jagt am "lage Mäuse und Käfer. Zweite Sippe. Schneekauz. Noctua, Cuv. Der Kopf ist klein und schmal, der Schleier über dem Auge unvollkommen, die Ohrmuschel und Ohröffnung klein. Der starke, etwas bauchige Schnabel hat einen kurzen Haken; der Kopf ist klein, etwas weihenartig, mit wenigausgebildetem, über dem Auge undeutlichemSchleier; die kur- zen Fülse sind so dicht befiedert, dafs ein Theil der gekrümmten spitzigen Nägel in 103 den Federn der Zehen steckt, In dem mit- tellangen Flügel ist die Ste Schwungfeder die längste; der mittellange Schwanz ist ab- oder zugerundet. Die Habichtseulen schliefsen sich an die Falken, die Schneekauze an die Weihen, besonders durch die Gestalt des Kopfes an. Sie wohnen in dem Norden beider Welten, leben in Wäldern, verirren sich 'nur zuweilen in das mitt- lere Europa, rauben auch bei Tage, werden in der Gefangenschaft bald zahm und leben von klei- nen Säugethieren und von Vögeln. Der nordische Schneekauz. Nockua nyctea, Cup. (Str. nyctea, Linn. N. W. 1.'Th. Taf. 41.) Das Gesicht, die Füfse und der After sind reinweils. Eine schöne grofse Eule von 25" — 28" Länge und 63" — 71’ Breite, hornfarbigem Schnabel, horn- schwärzlichen Nägeln, orangenfarbigen ‚Augenster- nen und zuweilen bei recht alten Männchen rein katzenweilsem Gefieder. Bei den meisten Männchen und allen Weibchen ist der Ober- und Unterkörper, die Flügel und der Schwanz mehr oder weniger mit braunen Quer- auf dem Kopfe mit solchen Längeflecken besetzt; je jünger der Vogel, desto häufiger sind die Flecken, so dafs sie bei einmal vermauserten und noch mit Dunen besetzen Vögeln Querbinden, Querflecken und Wellenlinien bilden. Sie lebt vorzugsweise im Norden von Amerika, ıst in Rufsland und Skandi- navien selten, nur als verirrter Vogel, also äulserst selten an den deutschen Nordküsten und fast nie im mittlern Deutschland zu finden; ziemlich scheu, fängt bei Tage und in der Dämmerung Hasen, Rat- 104 ten, Mäuse und Schneehühner und legt in Felsen- ritzen 2 weilse Eier. Noch ist es ungewils, ob die amerikanische und nordeuropäische zu einer Art gehören. Dritte Sippe Schleierkauz. Strix, Linne et Savıgny. Der Nagel der Mittelzehe ist gezähnelt, der Schnabel ziemlieh lang, nur an der ‚Spitze gekrümmt, der Schleier sehr deut- lich, die Fülse lang, wenig befiedert, an den Zehen mit Haaren besetzt, das Gefie- der äufserst fein. Die Schleierkäuze hilden eine von den an- dern Eulen genau geschiedene Sippe, deren Arten einander in Gröfse, Gestalt und Zeichnung sehr ähnlich, aber doch verschieden oder vielmehr noch zu unterscheiden sind; denn bis jetzt hat man ganz fälschlich alle, fast über die ganze Erde verbreite- ten Schleierkäuze für eine Art gehalten, ob sie gleich sehr von einander abweichen. So hat z. B. die von der Insel Cuba ganz lange Fülse, und bil- det eine sehr leicht zu erkennende Art, welche man Sirix Cubae nennen könnte. Alle zeichnen sich durch ihre Bildung sehr aus. Der Schnabel ist lang, etwas schwach, auf der Wachshaut kaum merklich, vor ihr wenig, an der weitüberhängenden Spitze stark gekrümmt; der Kopf ist auf dem Scheitel ganz ungewöhnlich erhöht, der Schleier von äufserst zarten, haarartigen Federn gebildet, und so gestaltet, dafs bei gewöhnlicher Stellung das Gesicht lang gezogen, fast eiförmig erscheint; die Au- 105 gen sind sehr hoch, aber als Eulenaugen klein, und zeichnen sich durch ihre weni- ger ausgebildete Hornhaut und den viel kleinern Umfang, den sie auf ihrer Grund- fläche haben, vor andern Eulenaugen sehr aus. Das Ohr selbst, die Ghrmuschel und Ohröffnung ist wenig ausgebildet; die Füs- se sind hoch, die Zehen lang und die Ni- gel sehr grofs; ihre Befiederung geht am untern Theile der Fu[lswurzeln in haarar- tige Federn über, und zeigt sich an den Zehen nur noch in einzelnen Haaren. In den langen, über den kurzen Schwanz hin- ausreichenden Flügeln ist die2teSchwung- feder die längste unter allen; das ganze Gefieder ist äulserst weich. Die Schleierkäuze gehören zu den schön- sten Enlen, leben in Städten und Dörfern auf 'Thür- men oder Burgen und den Bodenräumen grofser Gebäude, auch in hohlen Bäumen auf freiem Felde und in Laubhölzern, sind menschenscheu, listig und gewandt, rauben in der Dämmerung und in mondhellen Nächten, sehr selten bei Tage, fres- sen Mäuse, 'Tauben, andere Säugethiere und Vö- ‚gel, welche sie über den Boden hinstreichend fan- gen, oder auch in den Gebäuden verfolgen, knak- ken im Zorn nicht nur mit dem Schnabel, sondern blasen auch, wie ein Blasebalg, geben oft klägliche Töne von sich, werden in der Gefangenschaft un- gewöhnlich zahm, und legen in Mauerlöcher und unter Dächer 3— 4 weilse Eier. Das Weib- chen ist kaum gröfser als das Männchen, und diesem gleich gefärbt. 106 1) Der deutsche Schleierkauz. Strix flam- mea, Linn. N. W. 1.'’Th. Taf. 47, 2.) Die Fülse und der Scheitelmittelhoch, das Gesicht grolsentheils rostfarben, der Bauch rostgelb. Die schönste deutsche Eule von 14" — 15" 9 Länge und 39" — 40" 6“ Breite. Ausgefärbt. Der Schnabel ist hornweils, der Augenstern braun, die Farbe der Nägel hörnschwarz, der Schleier gros- sentheils rostbraun, nach unten hin weilslich, rost- braungelb eingefalst, der Oberkörper schön asch- grau mit durchschimmerndem rostgelblichem Grunde und weilsen und schwarzen in Schnüren stehenden Fleckchen, der Unterkörper fuchs- und rostgelb mit zarten braunen Fleckchen oder Punkten be- streut; die Zehen horngrau. Das Dunenkleid ist, bis die Federn des ausgefärbten hervorbrechen, weifslich. Sie lebt und brütet in den ebenen oder hügeligen getreidereichen Gegenden Deutschlands auf alten Burgen, Thürmen, Kirchen und andern grolsen Gebäuden, jagt auf den Feldern nach Ham- stern, Ratten, Mäusen, brütenden und auf der Erde schlafenden Vögeln, beunruhigt die Tauben in den Schlägen, verfolgt bei grofsem Hunger die sitzen- den Sperlinge zuweilen bei 'Tage, und legt in Mauer- löcher oder unter Dächer 3—4 weilse Eier. 2) Der Perlschleierkauz. Sirix guttata, Br. (Str. flammea, L.) Die Füfse mittelhoch, der Scheitel sehr hoch, das Gesicht gröfstentheils und der Bauch fast oder ganz weils. Sie ist der vorhergehenden an Grölse und Farbe sehr ähnlich, aber dennoch von ihr als Art unler- schieden, und zwar durch folgende Merkmale: 107 1) Ist die Farbe auf dem Unterkörper durchaus lichter; dies zeigt sich besonders an dem Gesichte und dem Bauche. Das erstere ist weils mit einem rostfarbigen Fleck vor dem Auge, welcher sich mehr oder weniger auch hinter demselben zeigt. Der letztere ist weils oder weils- lich, was aus dem blassen Rostgelb des übrigen Unterkörpers allmälig hervorkommt. 2) Ist der Schädel anders gebildet. Er ist schmäler und so hoch, dafs er auf dem Schei- tel die Höhe von 16’" erreicht, und hinten sehr steil begrenzt ist. Die dunkeln Flecken auf dem Unterkörper sind oft grölser als bei dem vorher- gehenden. Er bewohnt wahrscheinlich den Nordosten, brü- tet vielleicht schon auf Rügen, kommt im Winter nach Deutschland oft mitten in die Städte, nährt sich von kleinen Säugethieren und Vögeln, und ähnelt in der Fortpflanzung der vorhergehenden. Vierte. Sippe Zwergkauz. Glaucidium, Boje. Der Schnabel ist gezähnelt, und an den Schneiden der obern Kinnlade mit Ein- schnitten versehen; das Auge klein. Der Schnabel ist stark, sehr gekrümmt, gezäh- nelt und an den Schneiden der obern Kinn- lade mit Einschnitten versehen; das Auge klein, der Schleier an dem etwas vorge- zogenen, weihenartigen Gesichte, beson- ders über dem Auge undeutlich, die Fülse kurz und stark befiedert, in den kurzen Flügeln ragen die Ste und 4te Schwungfe- der über die andern vor; der Schwanz ist 108 mittellang, das Gefieder weniger weich als bei den andern Eulen. Die Eulen dieser Sippe gehören zu den klein- sten ünd zeichnen sich durch die eben angegebenen Merkmale wie durch ihre Lebensart sehr aus. Sie fliegen und rauben auch am Tage, nähren sich von Mäusen, kleinen Vögeln und Insekten, sind wild und raubgierig, aber in der Gefangenschalt bald zahm, nisten gewöhnlich in hohlen Bäumen und legen weilse Eier. Man kennt 5 Arten, von denen 3 der neuen Welt angehören. Der europäische Zwergkauz. Glaucidium passerinum, Boje. (Str. passerina, Linn., Str. pygmaea, Bechst. N. W. 1. Th. Taf. 43, 1,2.) Der Schwanz hat 4, der Flügel mehr weilse Binden. Unser kleinstes Käuzchen, nur 6" 6" — 7 lang und 15" — 16" 6' breit, ist ein sehr niedli- cher Vogel. Der Schnabel ist horngelb, der Au- genstern hochgelb, das weilsgraue Gesicht dunkler getuscht, beim dunklern Weibchen oft mit 2 dun- keln Bogenlinien unter den Augen besetzt, der mäusegraue Oberkörper weils gefleckt, der weilse Unterkörper mit braunen Längeflecken besetzt. Bei den Jungen herrscht die braune Farbe vor. Er bewohnt den Norden von Europa und die deut- schen Gebirgswälder, hält sich in dichten Nadel- wäldern auf, ist muthig und kühn, raubt auch am Tage Mäuse, kleine Vögel,und Insekten, wird im Käfig sehr zahm, klettert darin wie ein Papagei auch mit Hilfe des Schnabels herum, und legt in hohle Bäume 3—4 weilse Eier. Noch scheint es mir ungewils, ob der nordische und deutsche 109 eine Art sind, was um so schwerer zu entscheiden ist, da diese Vögel sehr selten sind, Fünfte Sippe Steinkauz. Athene, .Boje. Das Gesicht bei unvollkommnen Schleier noch etwas weihenartig, der starke Schna- bel ungezähnelt, der mäusegraue Ober- körper weilsgefleckt, der etwas lange Fufs dünn befiedert, an den Zehen mit Haaren besetzt. Die Steinkäuze haben fast gleiche Zeich- nung mit den Zwergkäuzen, unterscheiden sich aber sehr von ihnen, denn ihr Schnabel ist un- gezähnelt, stark, sehr gekrümmt, etwas vortretend, das Gesicht, da der Schleier besonders über dem Auge unvollkommen ist, noch etwas, doch weniger als bei den Zwergkäuzen weihenartig, das Ohr und seine Oeffnung klein, die Füfse denen der Schleierkäuze ähnlich, etwas hoch, dünn befiedert, auf den Zehen mit haarartigen Federn sparsam besetzt, die Flügel, in de- nen die Ste und 4te Schwungfeder über die übrigen vorstehen, mittellang, der Schwanz kurz, das Gefieder nicht sehr weich. Die Steinkäuze bilden durch ihre Gestalt und besondere Bildung der angegebenen Theile eine genau bestimmte Sippe, zeichnen sich durch ihr sehr drolliges, gewandtes Wesen aus, welches sie auch am Tage zeigen, sind weit weniger lichtscheu als Nachtkäuze, deswegen auch nicht selten am Tage sichtbar, leben im Sommer gern in einzeln 110 stehenden hohlen Feldbäumen oder alten Burgen, im Winter auch in den Gebäuden, nähren sich von Mäusen und Käfern, und legen in hohle Bäume oder Mauerlöcher 4 — 6 weilse Eier. Sie wa- ren bei den Griechen der Minerya gewidmet, und haben daher ihren lateinischen Namen erhalten. Es gehören mehrere ausländische Eulen zu ihnen. 1) Der Sperlingssteinkauz. „Athene passerina, Brehm. (Str. passerina auctor., Sir, nociua, Reiz.’ N. W. 1. Th. Taf, 48, 1.) Der sehrschmale Kopf hat einen hohen Scheitel und sehr undeutlichen Schleier, der Schwanz 5 Reihen heller Querflecken. Ein keckes und munteres Käuzchen von 9" 6" — 10" Länge und 23 — 24'%,Breite. Der Schna- bel ist horngelb, die Wachshaut grünlichbraur, der Augenstern dunkelschwefelgelb, das Gesicht grauweils, tiefgrau gemischt und gefleckt, der ganze Oberkörper tiefmäusegraubraun, unordentlich weils, die Schwung- und Schwanzfedern rostgelblichweils in die Quere, der weilsliche Unterkörper bis auf den Ubterbauch braun in die Länge gefleckt. Das Jugendkleid hat eine braune Grundfarbe, Er lebt in den mit Weiden, Feldbäumen und Feldhölzern besetzten ebenen und hügeligen Gegenden Deutsch- lands, hält sich auch in alten Mauern auf, kommt auf die Kirchen und Thürme, gilt, weil er nach dem Lichte fliegt, für einen Vorboten des Todes, wird sehr zahm, jagt Mäuse, kleine Vögel und Insekten, und legt in hohle Bäume und Mauerlö- cher 4—6 rundliche, grofse weilse Eier. 2) Der nordische Steinkauz. „Athene psilo- dactyla, Br. (Str. psilodactyla, Nilfs.) Der mittelbreite Kopf hat einen nie- 111 drigen Scheitel und ziemlich deutlichen Schleier; der Schwanz 5 Reihen heller, deutlicher Querflecken. Er ist dem vorhergehenden in Gröfse, Gestalt und Zeichnung sehr ähnlich, unterscheidet sich aber von.ihm: 1) durch den viel deutlichern Schleier; 2) durch die Kopfbildung. Der Scheitel ist nicht viel höher als die Hinterstirn, und der Hinterkopf, weil das Schläfebein sehr ‚vorsteht, breit, also viel breiter und auch etwas länger als bei dem vorhergehenden. Er kommt im Winter in unserer Gegend einzeln vor, und zwar auf Thür- men und in hohlen Feldbäumen, gehört aber ohne Zweifel nördlichern Gegenden an, brütet in Schwe- den, vielleicht schon einzeln in Norddeutschland, und ähnelt in seinem Betragen, seiner Nahrung und Fortpflanzung dem vorhergehenden. Sechste Sippe Nachtkauz. Nyctale *), Br. Die kurzen Füfse sehr stark befiedert, das sehr grolse Ohr muschelartig vorste- hend, der Kopf grofs, die Spitze des Ga- belbeine von Sehnen gebildet. Die Nachtkäuze haben mit den Steinkäu- zen in der Zeichnung grolse Aehnlichkeit, aber sie unterscheiden sich wesentlich von ihnen: 1) durch den vollkommnen und sehr deutli- chen Schleier; 2) den viel gröfsern, beson- ders breitern Kopf, der gar nichts Wei- hen- oder Falkenartiges mehr hat; 3) das ganz anders gebildete Ohr, welches sehr *) Von vuxralos, ein Freund der Nacht, 112 grofs und am hintern Rande (am Schläfe- beine) so vortritt, dafs es wie eine Gehör- muschel aussieht; 4) die kurzen, so stark befiederten Füfse, dafs ein Theil der Ni- gel in den Federn steckt; 5) den längern Schwanz und 6) das ganz feine und weiche Gefieder, welches an Zartheit das der Schleierkäuze völlig erreicht, die merk- würdige Beschaflenheit des Gabelbeins nicht zu erwähnen. Die Nachtkäuze halten. sich bei Tage in den dichtesten gebirgigen Nadelwäldern verborgen, und verlassen sie auch des Nachts nicht, sind sehr lichtscheu, deswegen am Tage nie sichtbar, scheu und vorsichtig, in der Gefangenschaft bald zahm und drollig, nähren sich von Waldmäusen und In- sekten, und legen in hohle Waldbäume 2 bis 4 weilse Eier, Das Jugendkleid ist grolsentheils braun, 1) Der Fichtennachtkauz. Nyctale pinetorum, Dr. (Strix dasypus, Bechst ) Der Schwanz hat 4 bis 6 Reihen weis- ser Querflecken, der Scheitel bildet von der Seite angesehen einen flachen Bogen; auf den Schultern stehen weilse Flecken. Er ist 10% — 11" lang und 24" —25'' 6" breit. Der Augenstern schwefelgelb, der weilsgraue Schleier hat vor dem Auge einen schwärzlichen Fleck und eine braune, weilsgraugefleckte Einfassung, der Oberkörper ist mäusebraungrau, weilsgefleckt, an den Flügeln und Schwanz weils gebändert, der weils- liche Unterkörper graubraungefleckt. Die Jun- gen sind grolsentheils braun. Er bewohnt die deut- schen gebirgigen Fichtenwälder, ist überall selten, 113 hält sich am Tage in hohlen oder auf dichtbe- laubten Bäumen auf, nährt sich von Waldmäusen und Käferno, und legt in hohle Waldbäunie 2 — 4 sro[se weilse Eier, 2) Der Tannennachtkauz. Nyciale abietum, Brehm. (Str. dasypus Bechst. N. W. 1. Th, Talr48, 1;'%) Der Schwanz hat 5 Reihen weifser Quer- flecken, der Scheitel ist sehr erhöht, auf den Schultern stehen weilse Flecken. Er hat mit dem vorhergehenden gleiche Gröfse und Zeichnung, unterscheidet sich aber untrüglich von ihm: 1) durch den hohen Scheitel, wel- cher viel höher als die Hinterstirn ist, und 2) durch das niedrigere und breite Ohr. Er lebt ganz einzeln in den deutschen gebirgigen Nadel- besonders Tannenwäldern, ähnelt in seinem Betragen dem vorhergehenden, frilst vorzugsweise Mäuse, und nistet in hohlen Buchen oder "Tannen oft schon im März. Seine Eier sind weils und etwas kleiner als bei dem vorhergehenden, Im Herbste ist er nicht so selten als im Sommer um meinen Wohnort. 3) Der plattköpfige Nachtkauz. Nyctale pla- niceps, Br. (Str. dasypus, Bechst.) Der Schwanz hat 5 — 6 Reihen weilser Querflecken, der Scheitel ist niedriger als die Hinterstirn, auf den Schultern stehen weilse Flecken. Er ist den beiden vorhergehenden in der Gröfse und Zeichnung ähnlich, aber von ihnen leicht zu unterscheiden: 1) durch den sehr niedrigen Scheitel und 2) das niedrige, aber breite 8 114 Ohr; bei Nr. 1 ist dieses 7" hoch und 2“ breit, bei Nr. 2 hat es eine Höhe von 6", aber eine Breite von 24", und bei Nr. 3 ist es 53" hoch und 3“ breit. Er bewohnt die Nadelwälder des nordöst- lichen Europa, vielleicht schon des nordöstlichen Deutschland, kommt im Winter selten nach Mit- teldeutschland, frifst Mäuse und legt in hohle Bäu- me 3 bis 4 weilse Eier. Siebente Sippe, Baumkauz. Syrnium, Savigny. Der ungeöhrte Kopfist auffallend grofs, der Schleier, das Auge und das Ohr sehr ausgebildet, der muldenförmige Flügel et- was kurz und stumpf, der mittellange Schwanz zugerundet und bogenförmig. Die Baumkäuze haben mit den vorherge- henden Nachtkäuzen den grolsen Kopf gemein; aber sie unterscheiden sich merklich von ihnen; ihre Augen sind sehr grofs, aufserordent- lich ausgebildet, ihre Flügel, in denen die Ste oder die 3te und 4te, oder die 4te und ö5te Schwungfeder über die übrigen vor- steht, sind sehr muldenförmig, ihrSchwanz zugerundet, die etwas kurzen Fülse ziem- lich stark befiedert, das Gefieder weich. Die Baumkäuze sind sehr lichtscheu, sitzen, wenn man sie dem Tageslichte blosstellt, mit halb- geschlossenen Augen, verbergen sich in hohlen Bäu- men und Dickichten, im Winter auch in den Ge- bäuden, jagen Abends und Nachts, niedrig über die Erde hinstreichend, in Wäldern und auf Feldern nach kleinen Säugethieren und Vögeln, bleiben in der Gefangenschaft ziemlich lange wild, horsten in 115 hohle Bäume oder Stöcke, und legen 2—4 weilse Eier. Die Augensterne sind braun, 1) Der uralische Baumkauz. Syrnium Ura- lense, Boje. (Str. Uralensis, Pall., Str. littu- rata, Retz., Str. macroura, Natt. N. W,1.Th. Taf, 42, 1.) Der 11" lange Schwanz hat 7 helle und dunkle Querbinden, Der gröfste europäische Baumkauz von 23" bis 25" Länge, und in der Zeichnung dem Nacht- baumkauz ähnlich, von allen Verwandten durch den langen stufenförmigen Schwanz verschieden. Der Schnabel und die Zehen gelblich, das grau- weilse Gesicht hat schwärzliche Haare und ist mit einem weils- und schwarzgefleckten Halbkreise ein- gefalst, der oben hellgraue, unten weißsliche Kör- per hat braune Länge- an den Schwung- und Schwanzfedern weilse und braune Querflecken. In der Jugend zeigt der hellgraubraune Grund grau- braune Flecken, zu denen oben noch hellrostfar- bige und weilse kommen, auf den Schwung- und Schwanzfedern graue Binden, Er lebt im nordöst- lichen Europa, jedoch überall einzeln, kommt sehr selten nach Deutschland, jagt auch bei "Tage junge Hasen, Hamster, Mäuse und Vögel, ist scheu, kämpft mit den Raubvögeln und legt 2—4 weilse Eier. 2) Der groflsköpfige Baumkauz. Syrnium macrocephalon, Boje. (Str. macrocephala, Meisner.) Der Kopf sehr grofs und platt, die Ste und 4te Schwungfeder, oder die 4te und 5te die längste und die dte kaum kürzer als sie, die Grundfarbe des Oberkörpers 8 * 116 mit schwärzlichen Mittelstreifen; der Schwanz 7" 3" bis 9% lang. Er hat die Gröfse des folgenden, und ähnelt ihm auch in der Zeichnung, unterscheidet sich aber von ihm: 1) durch den gröfsern Schnabel, 2) den anders gebauten Flügel, 5) den kür- zern Schwanz, und 4) den äufserst platten Oberkopf, auf welchem der Scheitel nie- driger ist als die Stirn. Der Schnabel ist weils- lich-horufarben, die Zehen weifslich, der Schleier hellgrau, aschgraubraun gewellt, der Oberkörper schwarzbraun, jede Feder mit weilsen und rostgel- ben Seitenzacken, an den dunkelgraubraunen Flü- geln mit breiten weifslichen Querbinden, am Vor- derkörper auf hellem Grunde mit tiefbraunen Län- geflecken und rostgelben Seitenzacken. Er lebt in der Nähe von Bern und Solothurn, wahrscheinlich auch in andern Gegenden Deutschlands, und ähnelt in seinem Betragen dem folgenden. 5) Der Nachtbaumkauz. Syrnium aluco, Boje. (Str. aluco, Linn, M. W. 1. Th, Taf. 46.) Auf den Schultern grol[se weifse Flek- ken, die 4te oder 4te und 5te Schwungfe- der stehen über die andern bedeutend vor, der Scheitel istso hochals die Hinterstirn, der Oberkopf gewölbt, der Schwanz 8" 2 bis 9” lang. Die Hauptfarbe Graubraun. Er ıst 16" — 17" lang, und 38" — 39" breit. Der Schnabel horngelb, der graue Schleier grau- . braun geweilt, selten rostfarben überflogen, der Kopf und Hinterhals blalsrostgelblich mit braunen Länge- und Seitenflecken, der übrige Oberkörper braun oder graubraun mit braunen Länge- und Zickzackflecken, die Schwung- und Schwanzfedern 117 mit hellern Querflecken, der Vorderkörper auf weis- sem Grunde mit braunen Länpge- und Zickzack- lecken. Die Jungen haben nach Abwerfung des weilsen Dunenkleides hell- und dunkelgraue Wel- lenlinien, und zuweilen einen rostrothen Anflug auf dem Oberkörper. Er lebt in den Laub- und Na- delwäldern unseres Vaterlandes, jagt Abends auf den Schlägen nach Mäusen, jungen Hasen und Vö- geln, kommt im Winter zuweilen in die Dörfer, auf die Thürme, Heuböden, in die Schornsteine und unter die Dächer; und legt ın hohle Bäume oder Stöcke 2 bis 3 grolse weilse Eier. 4) Der Branudbaumkauz. Syrnium stridulum, Br. (Str. stridula, Linn. N.W.1. Th. Taf. 47, 1.) Auf den Schultern weilse grolse Flek- ken; derScheitel sehr hoch, die herrschen- de Farbe ist Rostroth. Er hat in der Gröfse und Zeichnung Aehnlich- keit mit dem vorhergehenden; aber das Gesicht ist stark mit Rostroth überflogen, oft überdeckt, der ganze Oberkörper hat eine rostrothe oder rostfar- bige Grundfarbe, auf ihr braune Länge- und Zick- zackflecken, der weilse Unterkörper ist mehr oder weniger rostgelb überflogen und hat aufser den braunen Länge- noch rostfarbige Ziekzackflecken. Bei den Jungen herrscht die Rostfarbe vor. Man hat diese Eule in neuerer Zeit für eine Art mit der vorhergehenden gehalten, aber mit Unrecht. Sie unterscheidet sich: 1) durch die Zeichnung, 2) den hohen Scheitel, 3) die andere Stim- me und 4) das Forterben der Farbe auf die Jungen bei beiden Arten, Er ist häufiger in unsern Nadelwäldern als der vorhergehende, lebt auch in Laubhölzern, kommt 118 auch zu den menschlichen Wohnungen, frifst vor- züglich Mäuse, raubt aber auch Sperlinge und an- dere kleine Vögel und legt in hohle Bäume 2 — 4 grolfse, weilse Eier. Achte Sippe Uhu. 2ubo, Cuv. Der Schleier ist über dem Auge unvoll- kommen, der Kopf mit 2 Federbüschen, wie mit Hörnern besetzt, die Ohrmuschel klein, die Schwungfedern 1ster Ordnung ragen im zusammengelegteu Flügel kaum über die der zweiten hinaus, und erreichen die Schwanzspitze nicht. Die Uhu’s zeichnen sich vor den übrigen Eu- len nicht nur durch ihre Gröfse, sondern auch durch die Gestalt ihres Kopfes, Flügels und Schwanzes aus. Der Schnabel ist stark, bauchig, mit- telmäfsig gekrümmt, der Kopfals Eulen- kopf nur mittelgrofs, mit grofsen Augen, kleiner Gehörmuschel, wenig ausgebilde- tem Schleier und2emporgerichtetenFeder- büschen, die mittelhohen, ziemlich dicht befiederten Füfsehaben grofse gekrümmte Nägel, die muldenförmigen Fiügel sind etwas kurz und so stumpf, dafs die vor- dersten Schwungfedern nur wenig über die der 2ten Ordnung hinausragen und gewöhn- lich 3 des breiten, abgerundeten, etwas kurzen Schwanzes bedecken, das Gefieder ist mittelweich, das Männchen bedeuteüd kleiner als das Weibchen. Es gibt mehrere Arten von dieser Sippe, denn die Uhu’s sind über 119 einen grofsen Theil der Erde verbreitet, jedoch nirgends häufig. Sie bewohnen die waldigen und felsigen Gebirgsgegenden, halten sich bei "Tage in Felsenritzen und zwischen den dicht stehenden Zwei- gen der Bäume, zuweilen auch auf alten Burgen verborgen, fliegen und sehen aber auch bei Son- nenschein gut, schreien des Abends und Nachts fürchterlich, und fangen dann Säugethiere und Vö- gel, sind auf der Krähenhütte zum Herbeilocken der sie hassenden Tagraubvögel, Krähen und Wür- ger sehr brauchbar, horsten gewöhnlich in Felsen- ritzen, selten auf Bäumen, und legen 2, sehr sel- ten 3 weilse Eier. Die Augensterne feuergelb. 1) Der deutsche Uhu. Bubo Germanicus, Brehm. (Str. bubo, Linn. N. W. 1. Th. Taf. 44.) Die langen, schwarzen Federohren sind auf der innern Seite gelb eingefalst; Län- ge über 2%, der Scheitel höher als die sanft aufsteigende Stirn. Er ist 26 — 29" Jang und 5' — 6' breit. Der Schnabel schwarz, der Schleier vorn weils- hin- ten gelbgrau, schwarz gefleckt und gestreilt, der Oberkörper gelb und schwarz gelleckt, auf dem Kopfe fast oder ganz schwarz, die Schwung- und Schwanzfedern mit gelblichen, dunkler gewässerten und braunen Querbinden, die Kehle weils, der übrige Vorderkörper gelb mit schwarzen Länge- flecken und braunen Querbinden. Bei den Jun- gen ist die Wolle nach Abwerfung der weilsen Dunen gelbgrau mit braungrauen Wellenlinien. Er bewohnt die Felsenritzen unseres Vaterlandes, ver- läfst uns im Winter, ist scheu und wild, wird aber jung aufgezogen oft sehr zahm, ist kräftig und muthig, den meisten Vögeln ein Greuel, Tängt Ha- 120 sen, Kaninchen, Hamster, Ratten und Mäuse, auch junge Rehe und Vögel, legt 2, sehr selten 8 grolse, weilse Eier. 2) Der nordische Uhu. Bubo septentrionalis, Brehm. (Str. bubo, L.) Die Federohren auf der innern Seite gelb eingefalst, der Scheitel nicht höher als die vorn plötzlich aufsteigende Stirn; Länge über 26”, Er ist kaum gröfser als der vorhergehende, 27" — 30" 8" Jang, und 5' 3" — 6' 4" breit, und ihm in der Zeichnung ganz ähnlich, aber an fol- genden Merkmalen zu erkennen. 1) Das Zwischenkieferbein ist vorn 3%, hinten 2“ breit, beim vorhergehenden durchaus 5" breit. 2) Der Kopf ist auf der Vorderstirn aulserordentlich erhöht, dann auf dem Oberkopfe fast eine wagerechte Fläche, beim vorhergehenden aber auf der Stirn sanft und bis auf den Scheitel erhöht, was man selbst an ausgestopften Vögeln wahrnehmen kann. Er lebt nördlich von Deutschland, besucht aber dessen Wälder und Felsen im Winter, so dals man zuweilen mehrere in einem kleinen Umfange antrifft, schreit des Nachts stark, ist bei Tage nur ziemlich scheu, frifst Hasen, Kaninchen, Hamster, Mäuse und Krähen, und legt in die Felsen des Norden 2 weilse Eier. : Neunte Sippe Ohreule. Otus, Cuv. Sie haben 2Federohren, eine sehr gros- se, duirch eine häutige Klappe verschliels- 121 bare Ohrmuschel, und über den Schwanz hinaus reichende Flügel. Die Ohreulen haben mit den Uhu’s die Fe- derohren gemein, aber sie weichen in vielen Stük- ken von ihnen ab; denn 1) ist ihr Schleier deut- licher; 2) ihre Ohrmuschel viel ausgebil- deter und durch eineKlappe, in deren Oeff- nungman das Augeliegen sieht, verschliels- bar; 3) ihr Körper ist schlanker und 4) ihre Flügel, in denen die2teSchwungfeder über die andern vorsteht, sind viel länger, denn sie reichen über den Schwanz hinaus, Die kur- zen Fülse sind dicht. Die befiederten Ohreulen bewohnen die Wälder und Felder, wandern und führen zum Theil ein zigeunerartiges Leben, fliegen, ob sie gleich am Tage gut sehen und sicher fliegen können, des Abends und Nachts äufserst leicht und schön, tie- fer oder höher über den Boden hin, rauben vor- zugsweise Mäuse, seltner Vögel, verbergen sich am Tage auf Bäumen oder auf dem Boden, und legen ihre 3— 4 weilsen Eier in alte Krähennester oder auf den Boden ins Getreide oder Gras, selt- ner in ein auf Bäumen selbst gebautes Nest. Die Männchen sind etwas kleiner als die Weibchen, und gewöhnlich blässer. ERSTE FAMILIE. ;‚Waldohreulen. O& sylvatici. Sie haben lange Ohrbüschel, leben in Wäldern und horsten auf Bäumen. 4) Die Waldohreule. (Mittlere Ohreule.) Otus sylvestris, Brehm. (Str. otus, L. N. W. 4..Th. Tat. 452 1,) Die Ohrbüschel lang, die Zehen mittel- 422 lang, die 6 ersten Schwungfedern stehen über die der 2ten Ordnung vor, der Schei- tel niedriger als die Hinterstirn, Länge 15" bis'16”. Sie ist 38" — 40” breit, und nicht übel gezeich- net. Der Schnabel ist hornschwarz, der Augen- stern feuergelb, der Schleier vorn weils- hinten gelbgrau, vor dem Auge schwarz, die Ohrbüschel schwarz, auf beiden Seiten gelb eingefalst, der Oberkörper rostgelb, dunkelbraun und braungrau gefleckt, die Schwung- "und Schwanzfedern braun und gelblich gebändert, der rostgelbe Vorderkör- per mit dunkelbraunen Länge- und Querflecken besetzt. Sobald die Jungen den weilsen Pflaum abgeworfen haben, sind sie gelbgraulich, dunkel- grau gebändert. Sie bewohnt die deutschen Nadel- wälder, sitzt am Tage äufserst schlankgestreckt dicht an den Stamm der Bäume gedrückt verbor- gen, hat ein starkes, wie Hundegebell klingendes Geschrei, jagt Mäuse, Hamster und kleine Vögel, und legt in Krähennester 3 bis 5 weifse Eier. 2) Die Baumohreule. Otus arboreus, Brehm. (Str. otus, L.) Die Ohrbüschel lang, die Zehen kurz, die 6 ersten Schwungfedern stehen über die der 2ten Ordnung vor, der Scheitel so hoch als die Hinterstirn, Länge 15" — 16". Sie ist der vorhergehenden ganz ähnlich, un- terscheidet sich aber von ihr: 1) durch die be- deutend kürzern Zehen. Bei Nr. 1 milst die Mittelzehe 15" bei Nr. 2 aber nur 11". 2) Durch den Schädel, welcher dadurch, dafs die Hinter- stirn bei Nr. 1 höher, bei Nr. 2 aber eben so hoch als der Scheitel ist, bei Nr. 2 ein ganz anderes 123 Ansehn als bei Nr. 1 bekommt. 8) Durch die Zeichnung, welche auf dem Oberkörper stets lichter ist, und am Uhnterkörper weniger Querbin- den hat. Sie kommt im Winter in der hiesigen Gegend vor, und ähnelt in ihrem ganzen Wesen und in ihrer Nahrung der vorhergehenden. 3) Dieschlanke Ohreule. Otus gracilis, Brehm. (Str. otus, Linn.) Die Ohrbüschel lang, die Zehen mittel- lang, die 7 ersten Schwungfedern ragen über die der 2ten Ordnung hinaus; der Scheitel viel niedriger als die Hinterstirn; Länge 16" bis 17". Sie ist wegen ihres gestreckten Körpers und ihrer sehr langen Flügel — ihre Breite beträgt 40" bis 42" — die schlankste unter den Ohreulen, den vorhergehenden sehr ähnlich, aber 1) länger und breiter, 2)durchdenetwaslängern Schwanz und die bedeutend längernp und wenig ge- krümmten Schwingen, 5) deu auf der Stirn äufserst hohen, auf dem Scheitel niedrigen Kopf und 4) die lichtere Zeichnung — der Oberkörper hat einen sehr blaisrostgelben, der Un- terkörper einen gelblichweilsen Grund — sehr aus- gezeichnet. Sie erscheint sehr selten im Winter in Deutsch- land, nährt sich von Mäusen, welche sie bei ihrem sehr leichten Fluge mit geringer Mühe erbascht, hält sich in Nadelwäldern auf, und ist ziemlich scheu. ZWEITE FAMILIE. Erdohreulen. Ok terrestres. Sie haben kurze Ohrbüschel, und leben und horsten aut dem Boden im Getreide und in Binsen oder audern Kräutern. 124 1) Die Sumpfohreule. Oius palustris, Brehm. (Str. brachyotos, Lath. N. W.1,.Th, Taf.45, 2.) Die Ohrbüschel sehr kurz, die Zehen lang, der Scheitel sehr hoch, das Ohr lang und ziemlich schmal; Länge 15" bis 16", Sie ist 427 — 44" breit, also so grofs wie die vorhergehenden. Der Schnabel ist hornschwarz, der Augenstern schwefelgelb, der Schleier weils- oder gelbgrau, um das Auge schwarz, der Ober- körper blafsrostgeib mit schwarzen Länge- an den Schwung- und Schwanzfedern mit Querflecken, der blafsrost- oder weilsgelbe Unterkörper mit brau- nen Längeflecken. Die Jungen sind dunkler als die Alten. Sie lebt, wie die Weihen in gras- reichen Sümpfen und auf Getreidefeldern der nörd- lichen Gegenden bis Norddeutschland herab, im Herbste auf Kohläckern, zigeunerartig, stets da, wo es viele Mäuse gibt, die sie Abends im Fluge als ihre Hauptnahrung fängt, uud legt ins Getreide oder Gras 3 bis 4 weilse Eier. 2) Die Ackerohreule. Otus agrarius, Brehm. (Str. brachyotos, Lath.) Die Ohren sehr kurz, die Zehen mittel- lang, der Scheitel niedrig; Länge 15"— 16". Sie gleicht der vorhergehenden in der Gröfse und Farbe, ist aber dennoch eine eigene Art, denn 1) sind ihre Zehen kürzer; bei Nr. 1 ist die Mittelzehe 141"' bis 15", bei Nr. 2 aber nur 13‘ bis 131"; 2) ist ihr Schädel anders. Bei Nr.1 ist der Scheitel hoch und oben schmal, das Ohr lang, oben breit, bei Nr. 2 ist der Scheitel niedrig und breit, das Ohr kurz und unten weit; 3) sind die Luftröhren verschieden. Bei Nr, 1 ist der Haupistamm 3" Jang getheilt, und am Einde 125 breiter als seine Arme, bei Nr, 2 ist der Haupt- stamm nur 11 Jang getheilt und am Ende schmä- ler als seine Arme. Sie lebt auf den Roggenfel- dern Dänemarks und anderer nordischer Länder, kommt im Herbste nach Deutschland, ähnelt in ihrem Betragen der vorhergehenden und legt ge- wöhnlich in den Roggen 3 bis 4 weilse Eier. Zehnte Sippe Zwergohreule. Scops, Savigny. Der Schleier undeullich, die Federoh- ren dick und kurz, die Ohröffnung klein, die Zehen nackt. Diese Zwerge unter den Ohreulen haben ei- nen starken, ziemlich gekrümmten Schna- bel, hohe dünnbefiederte Füflse, nackte Zehen, sehr gekrümmte Nägel, ziemlich lange Flügel, in denen die 2te, 3te und 4te Schwungfeder über die übrigen hinausra- gen, und die erste wenig gezähnelt ist, ei- nen ziemlich kurzen, schwach abgerunde- ten Schwanz, eine kleine Ohrölfnung und so undeutlichen Schleier, dafs die Federn über dem Auge gar keinen bilden, Ihr Ge- fieder ist ziemlich weich. Es gibt wahrscheinlich mehrere Arten dieser niedlichen Eulen, aber ihre Naturgeschichte ist noch nicht gehörig erforscht, wenigstens sind die Arten noch nicht richtig unterschieden. Sie be- wohnen die Gebirge gemälsigter und warmer Län- der, halten sich bei Tage in Felsenritzen oder hoh- len Bäumen verborgen, gehen des Abends ziemlich bald auf die Jagd nach Mäusen und Insekten, sind zärtlich und drollig, in der Gefangenschaft bald 126 zahm, und legen in Felsenritzen oder hohle Bäume 2 bis 4 fast ganz runde, weifse Eier, In Deutschland gibt es höchst wahrscheinlich nur Die krainische Zwergohreule. Scops (ur- niolica, Br. (Str. scops, Linn. N. W. 1. Th. Taf. 45, 3.) Die Flügel, in denen die Schwungfe- dern 2ter Ordnung mit der 6ten vou vorn gleiche Länge haben, erreichen fast die Schwanzspitze; der Kopf ist wenig ge- wölbt. Sie ıst 8’ 9 Jang und 20” — 21" breit und sehr schön gezeichnet. Der Schnabel ist horn- schwärzlich, der Augenstern hochgelb, der Schleier bräunlichgrau, schön braun eingefalst, der Ober- körper rothbräunlich, etwas mit Aschgrau gedämpft, schwarzbraun gewässert und mit schwarzen Schaft- streifen, an den Schwung- und Schwanzfedern mit rostfarbigen, an den vordern Schwungfedern auch mit weilslichen Querflecken, der Unterkörper roth- grau, aschgrau und braun gewässert mit schwärz- lichen Schaftstrichen und gelblichweilsen Querflek- ken. Sie lebt auf den Alpen der Schweiz, Tyrols und Krains, hält sich am "Tage sorgfältig verbor- gen, fängt des Abends Mäuse und Käfer, und legt in Felsenritzen und hohle Bäume 2 bis 4 grolse, weilse, beinahe runde Eier. FDEeLTEOTÄANUNE Schwalbenartige Vögel, Chelidones, Meyer et Wolf. Der sehr kleine, breite, vorn überge- krümmte Schnabel bildet einen weiten Rachen; die Flügel sind sehr lang, beson- ders an den ersten Schwungfedern, die Armknochen und die vierzehigen Füfse sehr kurz, die Hinterzehe bei vielen Arten eine Wendezehe; der Schwanz zehn- oder zwölffederig. Bei den Vögeln dieser Ordnung sind die Flügel und der Rachen vorzüglich ausgebildet; die hier- her gehörigen Vögel sind bestimmt, ihre Nahrung, welche nur in Insekten besteht, in der Luft durch schnellen Flug zu erhaschen, und sie mit dem Schnabel zu ergreifen. Deswegen sind ihre Flügel lang, ihre Schwungfedern stark, ihre Brustmuskeln grols, und ihre Armknochen kurz, damit der Flug die gehörige Schnelligkeit, Sicherheit und Dauer erhalte. Denn sie fliegen mehrere Stunden lang, ehe sie ausruhen, wobei ihre kurzen Fülse ihnen den Stützpunkt bieten; denn zum Gehen sind diese sehr wenig geschickt. Der Rachen ist eben so merkwürdig gebildet als die Flügel. Die Kinnla- dengelenke sind weit hinten angebracht, sehr aus- gebildet, und geben dem weit gespaltenen, unten mit einer Haut bedeckten Rachen beim Oeffuen 128 und Schliefsen die nöthige Sicherheit und Schnel- ligkeit; denn alle Vögel dieser Ordnung verschluk- ken die ihnen zur Nahrung bestimmten Insekten ganz oder beilsen ihnen nur die Flügel ab, und sisd durch ihren schnellen Flug und grofsen Rachen in den Stand gesetzt, ihre Nahrung mit Leichtig- keit zu erlangen. Die Schwalbenvögel sind, den höchsten Norden und Süden ausgenommen, über die ganze Erde verbreitet, aber in den war- men Ländern am häufigsten. Beide Geschlechter sind in der Gröfse und Farbe wenig oder nicht ver- schieden, die Mauser ist einfach oder doppelt, alle leben in Einweibigkeit; die Weibchen, welche einen grofsen Brutfleck in der Mitte des Unterkörpers haben, brüten allein, werden aber von den Männchen während der Brutzeit gefüttert, und beim Aufziehen der Jungen, welche in der Zeichnung wenig von den Alten abweichen, unterstützt. In Deutschland wandern alle Arten. Sie schlielsen sich durch die grolse Ausbildung der Flugwerkzeuge an die Raub- vögel an, entfernen sich aber durch die geringe Ausbildung ihrer Füfse, und dadurch, dafs sie ihre Nahrung mit dem Schnabel aufnehmen, von den ächten Raubvögeln, ERSTE FAMILIE Nachtschwalben. Caprimulgidae, Figors. Ihr Rachen ist ungeheuer grols, durch steife Bartborsten eingefalst, die Hinter- zehe eine Wendezehe. Sie fangen ihre Nahrung, welche in Nacht- schmetterlingen und Käfern besteht, des Abends und Nachts, und halten sich bei Tage in Dickichten oder Höhlen verborgen. Sie schlielsen sich durch 129 Lebensart und Zeichnung an die Eulen an, und leben vorzugsweise in Amerika, wo alle 3 hierher gehörigen Sippen vorkommen, yon denen in Europa nur eine gefunden wird. Einzige deutsche Sippe. Ziegenmelker. Caprimulgus, Linn. Der Schnabel ist klein, in dem weiten, bis hinter die Augen gespaltenen Rachen sieht man die grofsen Augen liegen, Die Ziegenmelker zeichnen sich vor den übrigen Nachtschwalben, zu denen man die beiden Sippen Todargus, Cuv. und Steatornis, Humb, rechnen kann, durch ihren kleinen ungezähn- ten Schnabel hinlänglich aus, von Steatornis unterscheidet sich Caprimulgus auch noch durch die röhrenförmigen Nasenlöcher und die befieder- ten Fülse. Der kurze, biegsame, breite, vor den Nasenlöchern gebogene Schnabel hat zwi- schen den Schenkeln des Unterkiefers eine dehnbare Haut, auf welcher die kurze, spitzige Zunge angewachsen ist; die röh- renförmigen Nasenlöcher liegen hinten auf dem Schnabel, nahe an einander, die sehr kurzen, weit herab befiederten Füfse haben 3 durch eine Haut hinten verbun- dene Vorderzehen und eine auf der innern Seite stehende, auch vorwärts zurichtende Hinterzehe, Der Nagel der Mittelzehe ist bei den Alten auf der innern Seite aufge- worfen und gezähnelt. Der Flügel hat 22 oben sammetartige, harte Schwungfedern, von denen die 2te die längste ist. Der 9 130 Schwanz ist ziemlich lang und abgerundet, das Gefieder sehr weich, der Rumpf und die Brust kurz und stark, der Kopf auf der Stirn ganz platt, das Auge grofs, die Speiseröhre und der Magen häutig, sehr weit und dehnbar, der kurze Darm mit 2 grolsen Blinddärmen. Die Ziegenmelker bewohnen die Wälder, halten sich bei Tage in Dickichten verborgen, wo sie gewöhnlich auf dem Boden sitzen, fliegen, in- dem sie wie die Weihen die Flügelspitzen höher tragen als den Leib, des Abends und in mondhel- len Nächten nach ihrer Nahrung aus, die sie in geräuschlosem Fluge auf Schlägen, freien Plätzen, Wegen, Wiesen und Teichen fangen, ruhen von Zeit zu Zeit auf dürren oder freien Aesten aus, sind neugierig, scheu und vorsichtig. Zur Paarungs- zeit schnurren die Männchen im Sitzen und klat- schen im Fluge wie die Tauben. Die Weib- chen legen ohne ein Nest zu bauen, gewöhnlich 2, selten 1Ei, geradezu auf den Boden, und wärmen die mit dichtem, grauem Pflaum, bald mit Federn bedeckten Jungen, bis diese fliegen können. 1) Der getüpfelte Ziegenmelker. Caprimul- gus punctatus, Wolf. (C. Europaeus, L. N.W., 1. Ausg. 1. Th. Taf. 44, 101.) Die beiden mittlern Schwanzfedern sind aschgrau, schwarz gebändert, der Hinterhals schwarz gestreift; der breite Scheitel steht wenig über den Augenkno- chenrand vor. Länge 11” 6". Seine Breite beträgt 23" 6‘. Frühlingskleid. Der Augenstern braun, der Schnabel schwärzlich, der aschgraue Oberkörper braun, schwarz und rost- 151 gelb gestreift, gefleckt, getüpfelt und gewässert, an den 3 ersten Schwungfedern beim Männchen mit einem weilsen, beim Weibchen mit einem gelben Flecken, der lichtgraue Unterkörper ist schwarz und dunkelbraun gestrichelt und gefleckt, der Schwanz des Männchens hat auf jeder Seite einen weisen Spitzenfleck. Im Herbst- und Jugendkleide fehlt der weilse Spitzenfleck am Schwanze des Männchens, und das Weibchen hat mehr Rost- gelb als das Männchen, und als es im Frühjahre zeigte. Der lange Pflaum der Jungen ist grau- schwärzlich gefleckt. Er bewohnt die deutschen Nadelwälder, be- sonders solche, welche Teiche und Wiesen in sich oder in der Nähe haben, fliegt leicht, oft schwe- bend, schreit im Fluge häit, das Männchen zur Paarungszeit im Sitzen rrrr, örrrr, frifst Käfer und Nachtschmetterlinge, und legt 2, seltner 1 schmuzigweilses, aschbläulich, erdfarben und erdbraun geflecktes Ei. 2) Der gefleckte Ziegenmelker. Caprimulgus maculatus, Brehm. (C. Europaeus, Linn.) Die beiden mittlern Schwanzfedern sind aschgrau, schwarz gebändert, der Hinterhals istschwarz gestreift, der schma- le Scheitel steht weit über den Augenkno- chenrand vor. Länge 12", Er ist elwas gröfser als der vorhergehende, 24" 3" breit, und ihm in der Zeichnung und Ge- stalt täuschend ähnlich; doch unterscheidet er sich von ihm: 1) durch den breitern Schnabel, dies sieht man besonders an seinem Ursprunge, wo er in Federn steckt; 2) den viel höhern und schmälern Scheitel, Bei Nr, 1 steht dieser we- g* 152 niger, bei Nr. 2 weit über den obern Augenkno- chenrand vor, so dafs er bei Nr. 2 einen schmalen Höcker bildet, und weit hinten seine gröfste Höhe erreicht; 3) durch den wenigstens um 4" längern Schwanz; 4) durch die Zeichnung, welche bei Nr. 2 am Vorderkörper gewöhnlich dunkler ist, stets einen kleinern weilsen Fleck an den Seiten der Kehle und an den 5 vordern Schwung- federn des Weibchens einen deutlichern gelben hat. Er lebt in unsern Fichten- und Kiefernwäldern. ähnelt in seinem Betragen dem vorhergehenden, allein das Männchen stölst zur Paarungszeit beim Wesgfliegen von einem Baume ganz eigene Töne aus, frifst wie er Käfer und Schmetterlinge und legt ähnlich gefärbte Eier. Der rothhälsige Ziegen- melker, Caprimulgus ruficollis unterscheidet sich hinlänglich von Nr. 1 und Nr. 2 durch den rost- rothen Halsring. ZWEITE FAMILIE Tagschwalben. (Hirundinida, Vigors.) Der Rachen ist ziemlich grofs, ohne steife Barthaare. Ihr Rachen ist kleiner als bei den Nacht- schwalben, ihre Flügel aber sind länger und sä- belförmiger, ihr Gefieder härter und knapper an- liegend, ihre Augen kleiner, ihr Leib gestreckter, ihre Speiseröhre und ihr Magen enger; und ihr Darm mit 2 kleinen oder ohne Blinddärme, Sie fangen ihre Nahrung am Tage, halten sich an den verschiedensten Orten auf und zerfallen in mehrere Sippen. 153 Erste Sıppe Segler. Cypselus, Illiger. (Apus, Cuv. Micro- pus, Meyer.) Die äulserst kurzen, starken Füfse ha- ben 4 vorwärts gerichtete Zehen und starke, gekrümmte Nägel. Die Segler zeichnen sich vor den Ziegen- melkern und andern Nachtschwalben, wie vor den folgenden Schwalben, durch ihre starken Zehen, welche so vorwärts gerichtet sind, dafs die innerste als eine Wendezehe auch auf dieSeite geschlagen werden kann, sehr gekrümmten, starken, spitzigen Nägel, die ungewöhnlich langen säbelförmigen Flü- gel und dieäufserlich muschelförmige Ver- tiefung, in welcher die Augen liegen, aus. Ihr kleiner dreieckiger Schnabel ist etwas gekrümmt, bis unter die Mitte der Augen gespalten, wodurch ein grofser Rachen ent- steht. Die Nasenlöcher sind mit einer Haut umgebene Ritzen an der Stirn neben dem Schnabelrücken; die Flügel der Segler ha- ben vor dem Handgelenke nach den flin- gern hin eine ganz eigene Beschaffenheit, und 19äulserst starke Schwungfedern, von denen die 2te die längste ist; der Gabel- schwanz besteht aus 10 starken Steuerfe- dern; der Darm ist lang ohne Blinddärme. Die Fülse fast bis auf die Zehen befiedert. Die Segler sind die schnellsten Flieger, und den ganzen 'lag, die Zeit des Brütens ausgenom- men, in der Luft, durch welche sie gleichsam hin- schielsen, in ihr schwebend sich wiegen, und beı schnellem Flügelschlage alle mögliche Schwenkun- 154 gen machen können. Sie haben zur Unterstützung dieses aufserordentlichen Fluges verhältnilsmäfßsig die stärksten Brustmuskeln und Armknochen unter allen Vögeln. Auf der Erde kriechen sie herum — gehen können sie nicht — heben sich aber von ihr durch Flügelschlag empor. Mit grofser Sicher- heit hängen sie sich an Mauern und Wände an. Ihre Nester überziehen sie mit ihrem klebrigen Speichel, und verbinden sie dadurch zu einer festen Masse. Am deutlichsten sieht man dies an dem elsbaren Neste des Cypselus esculentus (Hirundo esculenta, L.), welches aus Conferven besteht, und durch den Speigel des Vogels zu einer gallertarti- gen Masse wird. Die Segler legen 2 bis 4 weilse Eier. Ihre Mauser ist einfach. 1) Der hochköpfige Alpensegler. Cypselus alpinus, Temm. (Hirundo melba, Linn.) Der weifse Unterkörper hat ein brau- nes Brustband; der Kopf ist sehr gewölbt, der Schnabel breit. Seine Länge beträgt 10” und seine Breite 23‘ 6". Der Schnabel und die Nägel sind schwarz, der Oberkörper mäusegraubraun, der Unterkörper weils, an den Seiten und ein Gürtel auf der Oberbrust braun, Augenstern und Zehen hellbraun. Nach der Mauser haben die Alten wie die Jungen helle Federränder an dem Braun. Er bewohnt die deut- schen Alpen, fliegt mit unglaublicher Schnelligkeit, ist sehr scheu, frifst hochfliegende Insekten, und legt in Felsenritzen oder auf Thürme 2— 4 rein- weilse Eier. 2) Der plattköpfige Alpensegler. Cypselus melba, Brehm. (Hir. melba, L.) Der weilse Unterkörper hat einen brau- 135 nen Brustgürtel, der Kopf ist wenıg ge- wölbt, der Schnabel schmal. Er ist dem vorhergehenden täuschend ähnlich, aber 1) etwas kleiner, nur 9" 6 lang und 21“ bis 22” breit, 2) viel plattköpfiger; der Schä- del von Nr. 1 erhebt sich wegen der vorstehenden Augenknochenränder schon auf der Stirn ziemlich, auf dem Scheitel sehr stark, da er bei Nr. 2 auf der Stirn ganz sanft aufsteigt, und auf dem Schei- tel kaum merklich erhöht ist, 3) am Schnabel viel schmäler. Bei Nr. 1 ist der Schnabel am hintern Rande der Nasenlöcher 5'", bei Nr. 2 nur 4" breit. Auch er lebt auf den Alpen der Schweiz, und ähnelt in seinem Betragen, seiner Nahrung und Fortpflanzung dem vorhergehenden. 3) Der hochköpfige Mauersegler. Cypselus murarius, Temm. (Hirundo apus, Linn. N. Wr 1. Auso, 1.'Th., Tal. 42, 95.) Das Gefieder rulsschwarz, der Kopf ge- wölbt, der Schnabel schmal, Länge 8". Er ist 18" breit, am Schnabel schwarz, am Augenstern braun, am ganzen Gefieder, die weils- liche Kehle ausgenommen, rulsschwarz mit schwa- chem Glanze, bei den Jungen mit deutlichen, bei den Alten nach der Mauser mit undeutlichen lichtern Federrändern. Er lebt in vielen Städten und Dörfern unseres Vaterlandes, welche hohe Ge- bäude haben, fliegt mit starkem, wie sisisih, sisi kliogendem Geschrei über den Gebäuden, Wiesen, Feldern, Gärten und Teichen herum, baut in Mauer- löcher oder unter die Dächer hoher Gebäude ein Nest von Stroh, das durch den darüber gegossenen 156 Speichel zu einer festen Masse wird, und legt 2 bis 4 längliche, weilse Eier. 4) Der platiköpfige Mauersegler. Cypselus apus, Brehm, (Hirundo apus, Linn.) Das Gefieder rufsschwarz, der Kopf wenig gewölbt, der Schnabel breit, Länge zo bis gu Er hat mit dem vorhergehenden die Gestalt, Gröfse, Farbe, Lebensart und Nahrung gemein, un- terscheidet sich aber von ihm: 1) durch den platten Kopf; bei Nr. 1 ist der Augenknochen- rand und durch ihn die Stirn hoch, und der Schei- tel buckelartig erhöht, bei Nr. 2 hingegen erhebt sich Stirn und Scheitel kaum merklich. - 2) Durch den breitern Schnabel. Bei Nr. 1 ist der Schna- bel am Winkel 9", bei Nr. 2 nur 8'" breit, Dieser Segler lebt nur zuweilen — im Juni 1812 nistete ein Paar in Drackendorf bei Jena — im mittlern Deutschland, baut ein Nest wie der vorhergehende unter die Dachbreter, und legt 3—4 weilse, längliche Eier. Zweite Sippe Rauchschwalbe. Cecropis, Boje. Die Füfse sind als Schwalbenfüfse ziem- lich lang mit ganz getrennten Zehen; der Schwanz lang; das lockere Gefieder oben metallglänzend, unten weils und rostfar- ben. Die Ruderfedern haben in der Mitte etwas Weifs. s Der vortretende, breite, kaum merk- lich gekrümmte Schnabel bis an den vor- dern Augenrand gespalten, der Rachen grols, die ziemlich grolsen Augen liegen 137 —_—— in einer flachen Vertiefung der Federn; die nackten Füfse mittelhoch, bei den mei- sten Arten mit etwas langen Zehen; der lange Flügel, welcher die Spitze des ga- bel-, bei den meisten spie[lsförmigen, zwölf- federigen Schwanzes nicht erreicht, hat 18 Schwungfedern, von denen die 1ste die längste ist. Der Rumpf ist sehr gestreckt, die Brustmuskeln ziemlich stark, die Spei- seröhre und der etwas muskelartige, gros- sentheils häutige Magen weit, der lange Darm mit 2 kleinen Blinddärmen, Die Rauchsehwalben fliegen weit langsa- mer als die Segler, am langsamsten unter allen Schwalben, und zeichnen sich durch das Zap- delnde ihres Fluges aus, Sie setzen sich gern auf die Dächer, vorragende Stangen und dürre Zweige gewöhnlich in wagerechter Stellung, nehmen ihre Nahrung, meist kleine Käfer, vorzugsweise von den Wiesen weg, bauen ein offenes, mit weichen Stoffen ausgelültertes Nest, und legen weilse, rostfarben gefleckte Eier. 1) Die Stallrauchschwalbe. Cecropis rustica, Boje. (Hirundo rustica, Linn. N. W. 1. Ausg. 1. Ih. Taf. 42, 96, 97.) Der Oberkörper blauschwarz, die äus- serste spielsartige Schwanzfeder mit ei- nem keilförmigen, weilsen Fleck; derSchei- tel buckelartig und stark erhöht. Sie ist 7’ 6" — 8 6"' Jang und 13" — 14' breit. Der Oberkörper glänzend blauschwarz, an den 5 äufsersten Sieuerfedern mit einem weifsen Fleck, die Stirn und Kehle hochkastanienbraun, auf dem Kropfe ein breiter, schwarzer Gürtel, der übrige 138 Unterkörper rostfarbenweils. Beim Weibchen sind die Farben blässer als bei dem Männchen, und bei den Jungen ganz matl. Sie bewohnt die Dörfer und Städte Deutschlands, ist im milt- lern die gewöhnlichste Schwalbe, ganz furchtlos bei den Menschen, singt zwitschernd und angenehm, verfolgt die Raubvögel und Katzen, baut in Stäl- len, Hausfluren oder Schlafkammern ein oben offe- nes Nest von Erde, das durch Stroh- und Gras- halmen zusammengehalten wird, füttert es mit Hal- men und Federn aus, und legt 4 bis 6 längliche, weilse, rostbraun und aschgrau gefleckte Eier. 2) Die Dorfrauchschwalbe. Cecropis pago- rum, Brehm. (Hirundo rustica, Linn.) Der Oberkörper blauschwarz, die äus- serste spielsartige Schwanzfeder mit ei- nem keilförmigen, weilsen Fleck; der Schei- tel sanft bogenförmig erhöht. Sie ist der vorhergehenden ganz ähnlich, aber durch ihren platten Kopf, welcher gegen den buckelartigen Scheitel der vorhergehenden Art sehr absticht, leicht und sicher zu unterscheiden. Auch sind ihre Zehen länger als bei jener. Sie lebt wahrscheinlich nördlich vom mitllern Deutsch- land, aber doch in wenigen Paaren in der hiesigen Gegend, wandert hier durch, und ähnelt im Betra- gen, Gesange, in der Nahrung und Fortpflanzung der vorhergehenden. Dritte Sippe Mehlschwalbe. Chelidon, Boje. Die äufsere und mittlere Zehe der kur- zen, etwas starken Fülse bis zum ersten Ge 139 lenke verbunden; die Steuerfedern einfar- big, der Oberkörper mit Metallglanz, der Unterkörper zur Brutzeit glänzend weils. Die Mehlschwalben ähneln den Rauchschwal- ben sehr; aber ihr Schnabel ist kürzer, und deswegen breiter, auch etwas mehr gebo- gen, ihreFlügel sind mit starken Schwung- federn versehen, ihr Gabelschwanz ist kür- zer und einfarbig, ihr Unterkörper zur Brutzeit reinweifs, ihr Fu[s kürzer, und bei manchen Arten befiedert. Sie fliegen schneller und sicherer als die Rauchschwalben, oft hoch in der Luft, in den Strafsen, auf Wiesen, Aeckern, Teichen, Graben und Wegen, setzen sich ungern und selten auf die Bäume, haben einen unbedeutenden Gesang, und legen weilse Eier. Mehrere Arten bauen ihre Nester so, dals nur ein Eingangsloch bleibt. 1) Die Hausmehlschwalbe. Chelidon urbica, Boje. (Hirundo urbica, Linn.) Der Bürzel weils, der Rücken blau- schwarz, dieFüfse dünn befiedert, die Stirn sehr, der Scheitel ziemlich niedrig. Sie ist 6 lang und 12" breit. Der Schnabel ist schwarz, der Augenstern braun, der Oberkör- per glänzend blauschwarz, der Bürzel, Unter- körper und die Fülse weils. Die Jungen haben ein mattes Blauschwarz, und an der Kehle ein un- reines Weils. Sie lebt häufig in den meisten Städ- ten und Dörfern des mittlern Deutschlands, ziem- lich hoch auf den Gebirgen hinauf, fliegt rasch und schön, frifst Insekten, besonders Käferchen, singt gewöhnlich im Fluge zwitschernd und schlecht, baut ein Nest von Erde äufserlich an die Simse 140 und unter die Dächer der Gebäude, das durch den klebrigen Speichel, womit jedes Klümpchen Erde, wie bei den andern Erdnestern der Schwalben be- netzt wird, Halt bekommt, füttert es mit Federn aus und legt 4 bis 6 weilse Eier. 2) Die Fenstermehlschwalbe. Chelidon fene- strarum, Br. (Hir.urbica, Linn. N,W, 1, Ausg. Taf. 45, 98, 99.) Der Bürzel weifs oder grau, der Rücken blauschwarz, die Füfse dicht befiedert, die Stirn ziemlich, der Scheitel sehr hoch. Sie ist gewöhnlich 6" 8"' lang und 13" breit, also etwas gröfser als die vorhergehende, und von ihr durch den hohen Scheitel hinlänglich ver- schieden. Auch in der Zeichnung weicht sie etwas von der vorhergehenden ab; denn an der Kehle ist sie im Sommer grau angeflogen, auf dem Bür- zel graugefleckt, und im Herbste nach der Mauser ist der Unterkörper grauweils, der Bürzel grau, Die Jungen haben blässeres Schwarz als die Alten. Sie lebt einzeln im mittlern Deutschland in Städten und Dörfern, wandert im Herbste häufig bei uns durch, und ähnelt in allem Uebrigen der vorhergehenden. 3) Die Felsenmehlschwalbe. Chelidorn rupe- stris, Br. (Hir. urbica, Linn.) Der Oberkörperglänzendrabenschwarz, der Bürzel weils. Sie hat mit den beiden vorhergehenden die Gröfse und Gestalt, beinahe auch die Zeichnung gemein, doch ist sie da, wo diese blauschwarz sind, rabenschwarz, und unterscheidet sich noch über- 141 dies von beiden vorhergehenden durch die hohe Vorderstirn und den niedrigen Scheitel, welcher nicht höher als die Hinterstirn ist. Sie lebt auf den Felsen der deutschen Alpen, doch nur an manchen Orten, namentlich bei Hei- ligen-Blut in Kärnthen, wo. an einer steilen Felsen- wand Hunderte nisten, fliegt rasch und schön, zwit- schert fast wie die vorhergehenden, baut ein Nest wie diese an die Felsen, und legt 4 bis 6 weilse Eier. Fierte Sıppe& Uferschwalbe. Cotyle, Boje. Die Fulswurzel ist unbefiedert oder nur mit einigen Federchen besetzt, der Oberkörper mäusegraubraun, der Schwanz schwach gabelförmig, kürzer, oder kaum so lang als die zusammengelegten Flügel. Die Uferschwalben sind den Mehlschwal- ben in der Gestalt sehr ähnlich, aber ihre Fülse sind unbefiedert, bei mehrern Arten mit etwas langen, spitzigen Nägeln besetzt, ihr Schwanz ist wenig gabelförmig, das Gefieder liegt ziemlich knapp an. Der Bau des Körpers und die ganze innere Ein- richtung ist wie bei den beiden vorherge- henden Sippen, Die Uferschwalben leben in der alten und neuen Welt an den Küsten des Meeres und den Ufern der Gewässer, auch an den Stadtmauern und ähnlichen Orten, fliegen fast noch rascher als die Mehlschwalben, aber ihnen ähnlich, fangen je- doch ihre meiste Nahrung über dem Wasser, in- 142 dem sie die darüber herumschwärmenden Käferchen und andere Insekten wegschnappen. Sie nisten in Mauer- Felsen oder Erdlöchern, graben die letz- tern selbst, und legen auf eine warme Ausfütterung der Hohlung 4 bis 6 weilse, selten dunkel- gefleckte Eier. Die Jungen sind etwas von den Alten, die Geschlechter nicht verschieden. ERSTE FAMILIE. Wahre Uferschwalben. Coiylae ripariae. Sie bewohnen die hohen Ufer aller grölsern Ge- wässer, haben einen ungeflecktenSchwanz, und legen reinweilse Eier. 1) Die Flulsuferschwalbe. Cotyle fluviatilis, brehm. (Hirundo riparia, Linn.) Der Schwanz ungefleckt, der braune Brustgürtel auf weilslichem Unterkörper schmal, der Scheitel etwas erhöht. Sie ist 5" 9“ Jang und 12" breit. Der Augen- stern und der mit einigen,Federchen besetzte Fuls braun, der Oberkörper und ein Gürtel auf der Oberbrust mäusegraubraun, der übrige Unterkör- per weilslich, Bei den Jungen hat das Mäuse- graubraun rostfarbige Federränder und die Kehle einen gelblichen Ueberflug. Sie bewohnt die Fluls- ufer des mittlern Deutschlands, namentlich die der Saale, hat einen girrenden Lockton und schlechten Gesang, gräbt sich über 1 Fuls lange, hinten er- weiterte Löcher, baut in ihnen ein Nest von Gras- halmen und Federn, legt 4 bis 6 weilse Eier und frifst Wasser- und andere Insekten. 143 2) Die hochköpfige Uferschwalbe. Cotyle riparia, Brehm. (Hir. riparia, Linn. N. W, 1. Ausg. 1. Th. Taf. 43, 100.) Der Schwanz ungefleckt, der braune Brustgürtel auf weilslichem Unterkörper breit, der Scheitel hoch. Sie ist der vorhergehenden sehr ähnlich, unter- scheidet sich aber von ihr: 1) durch den auf- fallend hohen Scheitel, welcher buckelartig vorsteht; 2) diesehr dunkelmäusegraubraune Farbe des Oberkörpers, welche in allen Klei- dern viel dunkler ist als bei der vorhergehenden; 3) durch den breiten Brustgürtel, welcher einen Theil des Kropfes und der Oberbrust ein- nimmt. Sie besucht das mittlere Deutschland auf dem Frühjahrs- und Herbstzuge, ähnelt in ihrem Be- tragen der vorhergehenden und nistet wahrschein- lich an den deutschen Östseeküsten, wo sie in die steilen Ufer Löcher gräbt und 5 bis 6 weilse Eier legt. 3) Die kleinschnäblige Uferschwalbe. Che- lidon microrhynchos, Brehm. (H.riparia, L.) Sie unterscheidet sich von den beiden vorher- gehenden: 1) durch den kleinen Schnabel, 2) die etwas geringere Grölse; sie ist 3" kürzer und 6 weniger breit, und von Nr. 1 noch durch die dunkle Rückenfarbe und den brei- ten Brustgürtel, was sie mit Nr. 2 gemein hat, von dieser aber durch den vielniedrigern Schei- tel, welcher einen wenig gewölbten Schädel bildet, unterscheideu. Sie wohnt wahrscheinlich nördlich von Deutschland, besucht die Gewässer unserer 144 Gegenden nur selten auf dem Zuge, und ähnelt in dem Betragen und in der Nahrung den beiden vorhergehenden. ZWEITE FAMILIE. Felsenuferschwalben. Cotiylae rupestres. Sie haben einen weilsgefleckten Schwanz, bewohnen die südeuropäischen Seeküsten, und Ile- gen weilse, braungefleckte Eier. Die Felsenuferschwalbe. Cotyle rupestris, Boje. (Hl. rupestris, Linn.) 8 bis 10 Steuerfedern haben auf der innern Fahne einen weilsen Fleck, Der Kopf ist etwas gewölbt. Sie ist 5" 9". 6" Jang und 13” — 13" 6’ breit, auf dem Oberkörper mäusegraubraun, auf dem Un- terkörper schmuzigweils, an den Seiten und dem After rostfarben angelaufen, am Augenstern dun- kelgelb, am Unterschwanze braun. Im Winter ist der Unterkörper roströthlichgrau, und bei den Jungen die Kehle noch braun besprengt, und der Oberkörper an den Federspitzen rostfarben gerän- dert. Sie bewohnt die steilen Felsenwände des Mit- telmeeres, selten die der südlichen Schweiz, fliegt ungemein leicht, frifst gröfstentheils Käferchen, verirrt sich äufserst selten nach Deutsehland, und legt in Felsenritzen 4 bis 6 weilse, zart braun- gefleckte Eier *), *) Bei Neapel gibt es noch eine ähnliche Schwalbe, welche etwas gröfser, plattköpfig und grofsschnäblig ist, Ich nenne sie die breitschnäblige Felsenuferschwalbe, Cotyle platyrhynchos, Sie kommt schwerlich in Deutschland vor, Dritte Ordnung. Sitzfülsler. Brachypodes, Brehm. Der Schnabel ist grofs, gerade oder etwas gebogen. Die Füfse vierzehig und so kurz, dals sie weder zum Gehen, noch zum geschickten Hüpfen, noch zum Klet- tern, noch zum Anklammern, sondern nur zum Festhalten beim Sitzen gechickt sind. Die Flügel sind mittelmälsig lang. Die Vögel dieser Ordnung bilden eine grofse Gruppe, und haben das mit einander gemein, dafs sie sich gern auf erhöhte Gegenstände setzeu, und von ihnen aus auf ihre Beute losstürzen. Manche nehmen ihre Nahrung auch von den Zweigen weg, Sie fliegen schön, leben in Einweibigkeit, und ni- sten unverstört nur einmal im Jahre. Sie haben einen häutigen, mit Muskeln versehenen Magen und 2 oder keine Blinddärme, Erste Sippe. Bienenfresser. Merops, Linn. Der etwas lange Schnabel ist bogen- förmig mit vorstehender Spitze der Ober- kinnlade. An dem sehr kurzen Fuls ist die äulsere Zehe mit der mittlern bis zum zweiten, diese mit der innern bis zum eı- sten Gelenke verwachsen. Am Schnabel 10 146 m stehen die Schneiden und der Rücken, an der Stirn die eifömigen, vou den Stirnhaa- ren halb bedeckten Nasenlöcher etwas vor. Der Flügel ist schwalbenartig, mit kurzen Armknochen und 24 starken Schwungfe- dern, der Schwanz zwölffederig. Das Ge- fieder liegt am schlanken Körper knapp an. Ihre Speiseröhre und ihr Magen wer- den von den Stacheln der stechenden In- sekten nicht verletzt. Die Bienenfresser bewohnen die warmen Länder der alten Welt und kommen nur ausnahms- weise in Deutschland vor. Die Geschlechter sind wenig verschieden und die Jungen weichen nicht sehr von den Alten ab; alle sind schön gezeichnet, nähren sich von Insekten, vorzüglich von stechen- den, und legen iu selbst gegrabene Löcher weilse Eier, worin sie den Eisvögeln gleichen. 1) Der ungarische Bienenfresser. Merops Hungariae, Brehm. (Merops apiaster, Linn. N. W. 5. Th. Taf. 143.) Die gelbe Kehle ist unten mit einem Jdunkeln Gürtel begrenzt; die 2te Schwung- feder die längste. Er ist 10 9 — 11” 6" Jang und 17" — 18" breit, der Schnabel ist schwarz, der Augenstern roth, die Stirn weils, dann grün, der Scheitel, Nacken und Hinterhals kastanienbraun, der Rücken grünlichstrohgelb, der grüne Flügel auf dem Ober- flügel zimmetbraun, der an .den beiden mittlern Federn spielsartige Schwanz grasgrün, die Kopf- seiten schwarz, die Kehle blafsgoldgelb, beim Männchen mit einenı schwarzen, beim Weib- chen mit einem dunkelgrünen Gürtel eingefaßst, 147 der übrige Unterkörper blaugrün. Die Jungen haben keine Schwanzspielse. Er bewohnt Ungarn und kommt von da sehr selten nach Deutschland, fliegt äufserst rasch, fängt stechende und andere Insekten, nistet in den Lehmwänden der Garten- zäune, Sandhügeln oder steilen Ufern, in selbst gegrabenen Löchern und legt 5 bis 7 rundliche, weilse Eier. Sehr selten brütet er in Deutschland. 2) Der südliche Bienenfresser. Merops apiaster, Linn. Die gelbe Kehle ist unten mit einem dunkeln Gürtel eingefalst; die2teSchwung- feder bedeutend kürzer als die Ste. Er ist dem vorhergehenden ganz ähnlich, hat aber 1) einen längern, schwächern Schna- bel; 2) einen höhern Hinterkopf und 3) ei- nen ganz anders gestalteten Flügel; denn die 2te Schwungfeder, welche bei Nr. 1 länger als - die Ste ist, steht bei Nr. 2 der äten an Länge be- deutend nach. Er bewohnt däs südliche Europa; verirrt sich äufserst selten nach Deutschland und ähnelt in seinem Betragen, in seiner Nahrung und Fortpflanzung dem vorhergehenden. Zweite Sippe. Eisvogel. Alcedo, Linn. Der lange, vierseitige, gerade Schna- bel an der Spitze fast keilförmig; die kur- zen Fülse weich, die Zehen wie bei den Bie- nenfressern. Der sehr grofse Schnabel an den scharfen Schneiden etwas eingezogen; die ritzförmigen, an der Stirn und schief liegenden Nasenlöcher oben durch eine 401° 148 Haut verschliefsbar; die weichen Füfse an und etwas über der Ferse nackt; der mittel- langeoder etwaskurzeFlügel hat 23Schwung- federn. Der zwölffederige Schwanz sehr oder ziemlich kurz, das Gefieder knapp; die Speiseröhre und der häutige Magen sehr weit, der Darm ohne Blinddärme, Den Eisvögeln sind kleine Fische und grofse Wasserinsekten zur Nahrung angewiesen; deswegen ist ihr Schnabel grols, eine wahre Zange, ihr Flug rasch und ihr Gefieder wie bei den Wasservögeln dicht und so aus der Felldrüse mit fettiger Feuch- tigkeit überzogen, dafs das Wasser nicht eindrin- gen kann. Ihr Schlund ist so weit,- dafs sie die Fische ganz hinunterwürgen können; die Gräten speien sie in Ballen wieder aus. Sie leben an süs- sen Wassern, lauern ihrer Beute sitzend auf, oder stürzen sich im Vorüberfliegen, was pfeilschnell geschieht, auf sie herab, sind scheu und graben sich wie die Bienenfresser in steile Ufer röh- renartige, hinten erweiterte Löcher, in denen ihre weilsen Bier liegen. Die Geschlechter und die Jungen und Alten weichen wenig in der Zeichnung von einander ab. 1) Der grofse blaurückigeEisvogel. Alcedo zspida, Linn. N. W. 5. Th. Taf. 144. Der Rücken lasurblau, der sehr kurze Schwanz dunkelblau, Brust und Bauch hochrostroth, der ganze Oberkopf gewölbt; Länge 8" 6". Einer unserer schönsten Vögel von 8'' 6" Länge und 12" 3' Breite, Der schwarzbraune Schnabel an der Wurzel grauroth, der Fuls mennigroth, der Augenstern braun, der grüne Kopf lasurblau ge- 149 bändert, hinter dem Auge ein rostfarbiger und weilser Fleck, der Rücken und Bürzel lasurblau, der Oberflügel und ein Streif neben der Kehle dun- kelgrün, lasurblau gefleckt, der Schwanz dunkel- blau, der Unterkörper von der gelblichweilsen Kehle an hochrostroth. Das Weibchen ist gewöhnlich weniger schön als das Männchen, und die Jun- gen haben bei schmuzigern Farben anfangs einen schwärzlichen Schnabel und Fuls. Er lebt an den Bächen und Flüssen des mittlern Deutschlands, lauert auf Zweigen, Pfählen, Steinen und Bretern den Schmerlen, Ellritzen und der Karpfenbrut, den Wasserjungfern und grofsen Käfern an Teichen auf, ist sehr scheu, und legt in den oben beschriebenen selbst gegrabenen röhrenförmigen Löchern 5 bis 11 herrlich glänzende, reinweilse Eier auf Fischgräten, 2) Der kleine blaurückige Eisvogel. Alcedo subispida, Brehm. (Alc. ispida, Linn.) Der Rücken lasurblau, der sehr kurze Schwanz dunkelblau, Brust und Bauch hochrostroth, der ganze Oberkopf platt; Länge 8". Er ist etwas kleiner als der vorhergehende, und 1) an dem schwächern Schnabel, und 2) viel plattern Kopf leicht von ihm zu unter- scheiden. Bei Nr. 1 ist der Schädel auf Stirn und Scheitel erhöht, bei Nr. 2 platt, fast 3" niedriger. Er lebt in Deutschland, brütet in WVestphalen, kommt bei Wien, Berlin, in Thüringen und hier auf dem Zuge vor, und ähnelt in seinem Betragen, seiner Nahrung und Fortpflanzung, wie in der Be- schaffenheit seiner Eier dem vorhergehenden. 150 3) Der fremde blaurückigeEisvogel. Alcedo advena, Brehm. (Alec. ispida, Linn.) Der Rücken lasurblau, der sehr kurze Schwanz dunkelblau, Brust und Bauch hoch- rostroth, die Stirn platt, der Scheitel hoch. Länge 8" bis 8" 3", Er ist gewöhnlich so grofs als Nr,2, und ihm ganz ähnlich, unterscheidet sich aber von ihm durch den ganz anders gebildeten Schädel. Bei ihm steht das Zwischenkieferbein merklich über die platte Stirn empor, der Scheitel aber ist be- deutend höher als die Hinterstirn, und dadurch zeichnet sich dieser Vogel sehr aus. Er trifft nur zuweilen im Winter unser Vaterland — im Januar 1814 wurden einer hier und im Januar 1826 meh- rere bei Greifswald geschossen — und gleicht in seinem Betragen und seiner Nahrung den beiden vorhergehenden. Dritte Sippe Kuckuck. Cuculus, Linn. Der mittellange Schnabel etwas bogen- föormig; die kurzen Fülse unter der Ferse befiedert, mit gepaarten Zehen; der lange Schwanzzehnfederig. DerSchnabel ist zu- sammengedrückt, scharfschneidigmit klei- nen Haken; die nackten Nasenlöcher sind, voneiner vorstehenden Haut umgeben, nahe an der Stirn. Die beiden Vorderzehen fast ganz getrennt, die hintern etwas auf die Seite gerichtet; die äulsere eine Wende- zehe. Der mittellange Flügel schmal, spiz- zig, mit 19 bis 20 Schwungfedern, von de- nen die Ste die längste ist. Der Schwanz 151 zugerundet oder stufenförmig; die Speise- röhre weit, der Magen sehr gro[s; derkurze Darm mit 2 grolsen Blinddärmen. Die Kuckucke sind sehr rasche, stürmische und scheue Vögel, welche leicht und schön fliegen, und sehr unruhig sind. Dafs Merkwürdigste bei ihnen ist, dals sie, ob sie gleich in Einweibigkeit leben, nicht selbst brüten, sondern ihre Eier, wel- che wahrscheinlich wegen des sehr grofsen Magens klein sind und in Zwischenräumen von einigen Ta- gen gelegt werden, in die Nester anderer Vögel einschieben. Die Vögel, in deren Nest der Kuckuck ein Ei gelegt hat, brüten es aus und fültern den jungen Kukuk, welcher sehr bald seine Nahrung selbst suchen lernt, mit Anstrengung auf, obgleich sie gewöhnlich um die eigene Brut kommen. Die Weibchen weigen mehr oder weniger von den Männchen und die Jungen siets von den Alteu ab. Die meisten Arten wandern und viele weit. { ERSTE FAMILIE Graue Kuckucke. (uculi einere:. Ihre Hauptfarbe ist im Alter aschgrau, ihr Kopf glatt; es gibt unter ihnen auch rothbraune. Sie schreien Kuckuck. 1) Der aschgraue Kuckuck. Cuculus canorus, Linn. (Cuc. rufus et hepaticus, L. N. W. 5. Th. Taf. 127, 128, 129.) Die Füfse sind gelb; am Schafte der Schwanzfedern weilse Flecken; der Schna- bel ziemlich bogenförmig, der Scheitel buckelartig. Seine Länge beträgt 13" 6" — 15" und seine 152 Breite 24" — 26". Das alte Männchen. Der Oberkörper, Vorderhals und Kropf aschgrau, der übrige Unterkörper weils mit schwarzbraunen Wel- lenlinien, die Senwingenspitze und der Schwanz schwarz, der Augenstern feuergelb, der Schnabel hornschwarz. Manche Weibchen ähneln den Mänochen sehr, andere tragen das rothbraune Kleid; dann ist der Oberkörper braunroth, auf dem Oberflügel und Schwanze braun gebändert, der weilse, braungebänderte Unterkörper am Vor- derhalse mehr oder weniger roströthlich überflogen. Die Jungen haben gewöhnlich einen grauschwar- zen mit rostrothen Flecken und weifsen Federrän- dern besetzten Oberkörper und einen weilslichen braungewellten Unterkörper. Diejungen Weib- chen tragen oft, die jungen Männchen sehr selten das rostrothe Kleid, und haben dann noch weilse Federränder auf dem Oberkörper und nie einen rostrothen Anflug am Vorderhalse, Er lebt in den deutschen Laub- und Nadel- hölzern und Gärten, streicht beständig in seinem Bezirke herum, ist sehr hitzig und frifst Raupen, Käfer und andere Insekten. Das Männchen läfst seinen bekannten Ruf, das Weibchen ein gickern- des Geschrei hören, und das letztere legt seine kleinen, verschieden gefärbten Eier in die Nester der Bachstelzen, Braunellen, Sänger, Zaunkönige, Pieper und Lerchen. 2)Der graue Kuckuck. Cueculus cinereus, Brehm. (C. canorus, L., C. rufus, Linn. N. W.1. Ausg. 1. Th. 45, 102.) Die Fülse sind gelb, am Schatte der Steuertfedern weifse Flecken, der Schnabel kaum bogenförmig, der Scheitel platt. el en 153 Er ist dem vorhergehenden ganz ähnlich, oft etwas grölser und 1) an dem etwas längern und wenig bogentörmigen Schnabel wie 2) an dem platten Oberkopfe zu erkennen. Bei Nr. 1 hebt sich die Stirn bedeutend, und der Schei- tel steht buckelartig über sie hervor; bei Nr. 2 aber ist die Stirn und der Scheitel kaum merklich er- höht, und der ganze Kopf länger als bei Nr. 1. Er scheint nördlichen Gegenden anzugehören, lebt nur in einzelnen Paaren im mittlera Deutsch- land, vielleicht nur in manchen Jahren, und ähnelt in dem Betragen, der Nahrung und Fortpflanzung dem vorhergehenden. ZWEITE FAMILIE, Straufskuckuck e. Cuculi cristatı. Sie haben einen liegenden Federbusch und einen sehr langen, stufenförmigen Schwanz, bewohnen die warmen Länder der al- ten Welt, und sind nach dem Alter verschieden gezeichnet. Der langschwänzige Kuckuck. Cuculus ma- crourus, Brehm. (ÜC. glandarius? L. Brehm’s Beitr, z. Vögelk. 1. Th. Taf. 5.) Auf dem Kopte ein liegender Feder- busch; der Unterkörper milchweifs, der lange Schwanz stufenförmig. Der Scheitel niedriger als die hohe Hinterstirn, Höhe der Fulswurzel 15". Er ist 16” —17'' lang und 24" — 25" breit und nach dem Alter sehr verschieden. Der alte Vo- gel. Der Schnabel und Fufs hornschwärzlich, der 154 aschgraue Kopf hat einen zopfartigen Flederbusch, der Oberkörper ist tiefgraubraun, auf dem Ober- flügel mit weilsen Flecken, die Schwingenspitzen und der Schwanz, dessen Spitze weils ist, schwärz- lich, der Unterkörper milchweifs. Im Jugend- kleide ist der |Kopf schwarz, der grölste Theil der Schwungtedern 1ster Ordnung rostroth, und an dem milchweifsen Unterkörper der Hals gelb- lich. Er lebt in Asien, kommt von da in das öst- liche Europa, äufserst selten nach Deutschland — nur 1 Stück wurde in unserm Vaterlande an der Spree geschossen — ist scheu, schreit slark und frifst Insekten. In Afrika gibt es zwei sehr ähn- liche Arten, von denen die eine schon auf Cypern lebt, nämlich: 1) Den Straufskuckuck. Cuculus glandarius, Pin." NW, Ti PAAR er Er ist 18" — 19" lang und 26” — 27" breit, dem langschwänzigen täuschend ähnlich, aber von ihm unterschieden: 1) durch die bedeutende Gröfse, 2) den anders abgestuften Schwanz (die Zwischenräume zwischen den Federn sind viel gröfser), 38) die höhern Fulswurzeln, 4) den viel plattern Kopf und 5) den stumpfern, kürzern, weniger bogenförmigen Schnabel, 6) die weniger reiche Befiederung und 7) die etwas andere Zeichnung. 2) Den schlanken Kuckuck. Cuculus gracıls, Brehm. (Cuculus glandarius, Linn.) Er ist dem Straulskuckuck ganz ähnlich, aber der Schwanz ist noch stufeuförmiger, der Schnabel länger und bogenförmiger und der Scheitel buckelartig erhöht. 155 Wer diese beiden Arten mit dem langsch wän- zigen vergleicht, wird die grofse Verschiedenheit derselben leicht erkennen. Vierte Sippe. Pirol. Oriolus, Linn. DerSchnabel kaum merklich bogenför- mig, hochrückig mit etwas überhängender Spitze; die offenen Nasenlöcher in einer Haut nahe an der Stirn; die äuflsere und mittlere Zehe bis zum ersten Gelenke ver- wachsen. ‚ Die Pirole haben einen vorn et- was gezähnelten, an der Wurzel breiten Schnabel, kurze Fülse, mittellange, aus 20 Schwungfedern besteheude Flügel, in denen die Ste Schwungfeder die längste ist; der Schwanz zwölffederig, das Gefie- derderalten Männchen, welches sie im drit- ten Jahre bekommen, grofsentheils gelb. Die wahren Pirole leben in der alten Welt ın Laubwäldern, Gärten und an andern baumrei- chen Orten, sind flüchtig und scheu, fressen Rau- pen, Käfer, Kirschen und Beeren, bauen ein künst- liches Nest zwischen schlanke Baumzweige, und legen 3bis5 Eier. Das Weibchen brütet allein, wird aber vom Männchen ernährt und beim Auf- ziehen der Jungen, welche der Mutter ähnlich ge- färbt sind, unterstützt. 1) Der gelbe Pirol. Oriolus galbula, Linn. Die 5 äulsersten schwarzen Schwanz- federn sind an der Spitze, die Ober- und Unterschwanzfedern ganz gelb; der Schei- tel kaum höherals die hohe Stirn. 156 Ein sehr schöner Vogel von 10" 6'" Länge und 18" Breite. Das dreijährige Männchen. Der Schnabel braunroth, der Augenstern roth, der Flü- gel schwarz, das ganze kleine Gefieder prächtig goldgelb. Das zweijährige Männchen hat ein matles, gewöhnlich mit dunkeln Flecken besetztes Gelb. Das einjährige und junge ähnelt dem Weibchen. Bei diesem ist der Oberkörper hell- grüngelb, die Schwung- und Steuerfedern sind malt- schwarz, und auf weifslichem, an der Kehle asch- graulichem Unterkörper stehen grauschwarze Län- geflecken. Er wandert im Frühjahre und Herbste durch Mitteldeutschland, hält sich nur kurze Zeit - auf Laub tragenden Bäumen auf, ist sehr scheu, singt fast wie der folgende, frifst Raupen, Käfer und Kirschen, und ähnelt ihm auch in der Fort- pflanzunrg. In 'Thüringen brütet er. 2) Der Goldpirol. Oriolus aureus, Br. (O.gal- bula, L. N. W. 2. Th. Taf. 61.) Die 5 äufsern schwarzen Schwanzfe- dern an der Spitze, die Ober- und Unter- schwanzdeckfedern ganz gelb, Stirn und Scheitel erhöht. Er ähnelt dem vorhergehenden, das ausge- färbte Männchen ist eben so schön gelb, sein Schnabel aber breiter, und seine Stirn und sein Scheitel sehr hoch. Er bewohnt die Laub- hölzer Norddeutschlands, hält sich auch in Gärten und an baumreichen Orten auf, ist. sehr flüchtig, hat einen vollen aus einigen flötenartigen Pfiffen bestehenden Gesang, frifst Raupen, andere Insekten und Kirschen, und baut sein 3 bis 5 weifse, braungefleckte Eier enthaltendes Nest auf Bir- ken, Eichen und andere Laubbäume. 157 3) Der geschwätzige Pirol, Oriolus garrulus, Br. (O. galbula, L.) Die 5 äufsersten schwarzen Schwanz- federn sind an der Spitze, die Ober- und Unterschwanzdeckfedern ganz gelb; der hohe Scheitel viel höher als die etwas er- höhte Stirn, Er unterscheidet sich von den beiden vorher- gehenden: 1) durch den grofsen, an der Wur- zel sehr breiten Schnabel, 2) den hoch über die Hinterstirn vortretenden Schei- tel, welcher wie aufgesetzt aussieht, und 3) die oft etwas längern Schwingenspitzen und nicht selten blässere Farbe deralten Männ- chen. Er lebt im mittlern Deutschland, beson- ders da, wo Nadelbäume unter Laub tragenden ste- hen, ist scheu und flüchtig, hat aufser den lauten Pfiffen einen schwatzenden und schnalzenden Ge- sang — das Weibchen singt oft nur wenig schöner als das Männchen — frifst Raupen und Kirschen, baut auf Laub- und Nadelbäume, und legt 3 bis 5 weifse, braungefleckte Eier. Fünfte Sippe. Racke. Coracias, Linn. Der starke, hinten breiteSchnabel vorn sehr übergebogen; die breiten, ritzförmi- gen Nasenlöcher stehen an der Stirn und schief; alle Zehen sind getrennt. Die Rak- ken oder Mandelkrähen zeichnen sich durch ihren starken, hinten breiten, nach vorn zusammengedrückten, an beiden Kinnla- den an der Spitze übergebogenen Schna- bel, ihre schiefen, breitritzartigen, von 158 der Stirnhaut begrenzten Nasenlöcher, ihre kurzen geschilderten, mit getrennten Ze- hen und grofsen Nägeln versehenen Fülse, ihre breiten, mittellangen, spitzigen, aus 23 Schwungfedern bestehenden Flügel, in dem die 2te und Ste Schwungfeder über die übrigen vorragen, und den bei den Al- ten auf jeder Seite etwas spielsartigen, zwölffederigen Schwanz aus. Das Gefieder liegt knapp an. | Die Racken sind schöne, scheue und schlaue, flüchtige und schlanke Vögel, welche stark schreien, nach Alter und Geschlecht in der Zeichnung wenig abweichen, die an Felder grenzenden Laubhölzer bewohnen, grofse Insekten, besonders Käfer fres- sen, und weilse Eier in hohle Bäume legen. 1) Die deutsche Racke. (BlaueRacke. Man- delkrähe, Coracias Germanicus, Brehm. (C, garrulas, Linn. N. W. 2. Th. Taf. 60, 1.) Der Rücken braun, die kleinen Federn am Mittelarmeindigblau; der Schnabel ge- streckt, die Stirn platt, der Scheitel ein kleiner Buckel. Sie ist 13” 9'" Jang und 27" 6" breit. Früh- . Jingskleid. Der Schnabel schwarz, der kahle Augenfleck und der Fuls gelb, der Augenstern nufs- braun, der Rücken, die Schultern und hintern Schwungfedern hell zimmetbraun, der ausgebreitete Flügel oben halb blaugrün, halb blauschwarz, un- ten halb hellgrün, halb glänzend berlinerblau mit grünem Schiller, der Kopf, Hinterhals und ganze Vorderkörper von der weilslichen Kehle an blau- grün mit hellern Schäften, der an den beiden äus- 159 sern Federn spielsartige Schwanz hinten grünlich indigblau, vorn lichtblau. Im Herbstkleide ist der Rücken braun, und das Blaugrün mit Oliven- gelbgrün bedeckt. Bei den Jungen ist der Schna- bel hornschwarz, das Gefieder fast wie im Herbst- kleide der Alten, und die erste Schwanzfeder nicht spielsarlig. Sie bewohnt die Eichenwälder Nord- deutschlands, ist sehr scheu, schreit racker, rak- ker, kräh und lauerf auf erhöhten Orten im Au- gust gern auf Getreidemandeln den Grillen, Heu-. schrecken, Käfern und Würmern auf, uud legt in hohle Bäume, besonders in hohle Eichen 3 bis 5 slänzendweilse Eier. 2) Die plattköpfige Racke. Coracias plani- ceps, Br. (Cor. garrulus, Linn.) Der Rücken braun, oder graugrünlich- braun, die kleinen Federn am Mittelarme indigblau, der Schnabel grofs, der sehr platte Oberkopf auf Stirn und Scheitel tief gefurcht. Sie hat die Gröfse, Gestalt und Zeichnung mit Nr. 1 gemein; allein ihr Schnabel ist viel srölser — sie hat unter allen deutschen Racken den gröfsten Schnabel, ihre Schwanzspielse sind kürzer, und ihr Schädel ist ganz an- ders. Bei Nr. 1 ist er auf dem Scheitel buckel- arlig erhöht, bei Nr. 2 aber platt, und wie die platte Stirn sehr tief gefurcht. Sie lebt wahrschein- lich nordöstlich von Deutschland, nistet aber zu- weilen, wie im Jahre 1818 ganz einzeln im Bran- denburgischen und hat in den Sitten, der Nahrung und Fortpflanzung mit Nr. 1 sehr grolse Aehn- lichkeit. PR. 5) Die blaue Racke. Coracias garrulus, Linn. N. W. 2. Th. Taf. 60, 2% Der Rücken braun, die kleinen Federn am Mittelarme indigblau, der Schnabel kurz, die Stirn gewölbt, der Scheitel platt. Sie unterscheidet sich von Nr. 1 und Nr. 2 1) durch den Schnabel, der stets kürzer und weniger zusammengedrückt ist, 2) durch den Kopf. Bei Nr.1 ist die Stirn platt und der Schei- tel etwas buckelartig, bei Nr. 2 die Stirn und der Scheitel platt, aber tief gefurcht; bei Nr. 3 hinge- gen die Stirn erhöht und der Scheitel platt; 3) durch die Schwanzspiefse, welche fast immer kürzer und breiter als bei Nr, 1 und 2 sind und 4) oft auch durch die Farbe, denn der Unter- flügel hat bei N. 1 und 2 gewöhnlich einen grünen Schiller auf dem Berlinerblau, bei Nr. 2 das reinste Berlinerblau. Sie lebt nördlicher als die vorhergehenden, wahrscheinlich in Schweden, wandert durch Mittel- und Norddeutschland, z. B. durch das Saalthal, die Gegend von Herzberg und durch Rügen, und äh- nelt in allem Uebrigen den nahen Verwandten. Vierte Ordnung. Krähenartige Vögel, Coraces, Der Schnabel ist grols, stark, gerade, vorn etwas gekrümmt, an der scharfen Schneide gezähnelt, an den Nasenlöchern mit Borstenhaaren bedeckt; dieFüfse wur- zelstark, kaum länger als die Mittelzehe, der Flügel mittellang, ausgebreitet, vorn mit von einander abstehenden Schwungfe- dern; der Schwanz zwölffederig. Die krä- henartigen Vögel zeichnen sich durch ih- ren grolsen, hinten mit Barthaaren bedeck- ten Schnabel, ihre rauhe Stimme, ihren häutig muskelartigen Magen und ihr etwas plumpes Ansehn aus. Aber sie sind scheu und listig, fliegen gut, näh- ren sich aus dem 'Thier- und Pflanzenreiche zu- gleich, leben in Einweibigkeit — doch brütet nur das Weibchen, welches einen grofsen Brulfleck längs der Mitte des Unterkörpers hat, und zur Brutzeit vom Männchen aus dem Schlunde ge- füttert, auch beim Aufziehen der Jungen unterstützt wird — legen unverstört jährlich nur einmal 3— 8 meist grünliche, dunkelgefleckte Eier, und sind nach dem Alter und Geschlechte zur darin verschie- den, dals die Weibchen etwas kleiner sind als die Männchen und die Jungen unreinere Far- ben zeigen als die Alten. Sie haben 2 kleine Blinddärme. 11 162 Erste Sippe Krähe. Corvus, Linn. Der Schnabel sehr grofs, stetsschwarz, dieFlügelendigen sich an oder in der Nähe der Spitze des mittellangen Schwanzes; Hauptfarbe schwarz. Der gro[se Schnabel ist sehr ausgebildet, wie seine runden, fast immer mit steifen Borstenhaaren bedeck- ten Nasenlöcher; der starke Fuls geschil- dert, an der äuflsern und mittlern Zehe et- was zusammengewachsen, mit spilzigen gekrümmten Nägeln; der ziemlich lange Flügel hat 20 biegsame, im Fluge vorn von einander abstehende Schwungfedern, von denen die Ste allein oder mit der 4ten die längste ist; der Schwanz ab- oder zuge- rundet, das Gefieder mehr oder weniger knapp. Ihr Körper, selbst ihr getrockne- ter Balg hat einen unangenehmen Geruch, Die Krähen sind listige, scheue und trotz ihrem plumpen Ansehn gewandte Vögel, welche leicht und schön, oft hoch, doch nicht sehr schnell fliegen, wackelnd gehen, nur, wenn sie ihren Gang beschleunigen wollen, hüpfen, einen sehr scharfen Geruch und so eingerichteten Magen haben, dals sie alles Genielsbare verzehren und verdauen. Ihre Hauptwafle ist der Schnabel; sie ergreifen und töd- ten mit ihm die Thiere, zermalmen mit ihm diese und die Früchte, welche sie fressen, und bohren damit in die Erde. Ihre Geistesfähigkeiten sind grofßs, und ihre Zungen - und Luftröhrenbildung selzk sie in den Stand, die menschliche Stimme nachzuahmen und Worte deutlich nachsprechen zu lernen. Die meisten haben eine Liebe zur Gesell- 165 schaft, alle vertragen gern glänzende Dinge, haben einen grolsen Hals gegen die Raubvögel, bauen ein halbkugelförmiges, inwendig ausgefüttertes, oben offenes Nest, und legen 3 bis 6 grünliche, dun- kelgefleckte, etwas kleine Eier. Sie lieben ihre Brut sehr, sind fast über die ganze Erde ver- breitet, und haben den Ton kräh in ihrem rauhen Geschrei, daher ihr Name. Man kann sie in drei Familien aufführen. ERSTE FAMILIE. Raben. (Kolkraben.) Corvı proprie sic dicti. Ihr Schnabel ist äufserst grofs, ihr Schwanz zugerundet, ihr Gefieder sehr knapp. Die Raben zeichnen sich vor den Krähen 1) durch ihre Gröfse, 2) ihren ungeheuern Schnabel, 3) ihren zugerundeten Schwanz und 4) ihr knappes Gefieder, wie 5) durch ihre Stimme und 6) eisenschwarze Farbe hinlänglich aus. Sie sind sehr klug und räuberisch, horsten frühzeitig im Jahre und gehen stark auf das Aas. 4) Der Waldrabe. (Rabe, Kolkrabe.) Cor- vus sylwestris, Brehm. (C. vorax, L. N. W. Ss Tirt Taf.“53; 1.) Länge 25" 6 bis 27"; der Schnabel sehr breit, der Scheitel buckelartig und sehr erhöht. Seine Breite beträgt 51” 6'" bis 53" 6''. Der Augenstern ist braun, alles Uebrige dunkelschwarz mit grünem und Purpurschiller; bei den Jungen ist das Schwarz matt und der Schiller gering. Er bewohut die Wälder, Ebenen oder die Vorhölzer 11° 164 gebirgiger Gegenden Deutschlands, ist äufserst scheu, wandert nicht, lebt paarweise, nie in Gesellschaft, lernt vortrefflich sprechen, frifst Aas, Hasen und viele kleine Säugethiere, Vögel, Amphibien, Fische, Insekten, Würmer, Getreide und Früchte, horstet auf hohen Bäumen und legt schon im März 3 — 4, höchst selten 6 blau- meer- oder blalsgrü- ne, dunkelgefleckte Eier, 2) Der Küstenrabe, (Kolkrabe. Rabe.) Cor- vus littoralis, Brehm. (C. corax, Linn.) Länge 25" bis 27"; der Schnabel mittel- breit, der Scheitel platt. Er unterscheidet sich von dem vorhergehenden 4) durch den schmälern Schnabel, was be- sonders vor den Nasenlöchern bemerkbar ist; 2) durch den sehr platten Scheitel; 5) durch die längern Schwingenspitzen. Bei Nr, 1 ragen diese beim alten Männchen 6”, bei Nr. 2 aber 6" 6'' über die Schwungfedern 2ter Ordnung vor; 4) durch den wenig zugerundeten Schwanz. Bei einem alten Männchen von Nr. 1 steht die mittelste Schwanzfeder 3", bei Nr.2 kaum 2" über die äufserste vor. Er bewohnt die nörd- lichen Seeküsten unseres Vaterlandes, zeigt sich nicht im mittlern Deutschland, ist gesellschaftlich, weniger scheu, und lange nicht so klug als Nr. 1, nährt sich gröfsentheils von dem, was das Meer auswirft, und horstet auf Felsen, unter hohe steile Ufer und auf Bäume, Seine 3 bis 4 Eier ähneln denen der vorhergehenden Art. 3) Der Wanderrabe. Corvus peregrinus, Br. (C. corax, L.) Länge 26" bis 27; der Schnabel vorn schmal, der Scheitel unmerklich erhöht, 165 6‘ Er ist den beiden vorhergehenden ähnlich, aber 1)ist seinSchnabel gestreckter und schmü- ler, weil er vor den Nasenlöchern stark zusam- mengedrückt ist; 2) ist sein Scheitel viel nie- driger als bei Nr. 1, aber doch höher als bei Nr. 2, die Stirn jedoch noch niedriger als bei diesem; 3) sind seine Schwingenspitzen so lang als bei Nr. 2, also länger als bei Nr. 1; 4) zeigt seir Schwanz einen Unter- schied. Die 1ste Steierfeder ist beim alten Männ- chen 2" 6“ kürzer als die mittlere, und deswegen steht die Abrundung des Schwanzes in der Mitte zwischen der von Nr. 1 und Nr. 2. Er gehört unserm Vaterlande nicht an, sondern verirrt sich nur im Winter zuweilen und auf un- regelmälsigen Zügen in dasselbe. Bei Ahlsdorf er- schien er einigemale im Frübjahre bei der Krähen- hütte, wo er so dreist ist, dafs von einem Zuge 5, von einem andern 4 Stück erlegt wurden. Er liebt die Gesellschaft sehr, und ist im Vergleich mit den vorhergehenden wenig scheu, ähnelt ihnen aber in der Nahrung. 4) Der Bergrabe. Cörvus montanus, Br. (C. coran, L.) Länge 25" —26"”; der Schnabel gestreckt, niedrig und schmal; der Sccheitel ziem- lich erhöht. Er unterscheidet sich von Nr, 1 durch den gestreckten niedrigen und schmalen Schna- bel, und den nur ziemlich erhöhten Schei- tel, von Nr. 2 und 3 durch den etwas er- höhten Scheitel, schmalen Kopf und nie- drigen und schmalen Schnabel, Er bewohnt die deutschen Alpen, z. B, die tyroler, hält sich 166 hoch über dem Holzwuchse auf Felsen in Gesell- schaften auf, wo er auch horstet, ist nicht sehr scheu, schreit wie die vorhergehenden und nährt sieh von Allem, was ihm das Gebirge Genielsbares darbietet, besonders von Käfern, ZWEITE FAMILIE. Wahre Krähen. Cornices. Ihr Schnabel ist kleiner als beiden Ra ben, ihr Schwanz nur abgerundet, ihr Ge- fieder locker, Die Krähen sind kleiner als die Raben, ha- ben ein locker anliegendes Gefieder und einen ab- gerundeten Schwanz, schreien kräh mit versehie- dener Veränderung, sind gesellig und viel weniger menschenscheu als die Raben, horsten später, dul- den die Dohlen und Elstern, auch die Staare unter sich, und fressen gern Aas, 1)Die Gartenrabenkrähe. Corvus corone, Linn. Die Schäfte der Näckenfedern stets sichtbar; Länge 19" bis 21"; der Schnabel gestreckt, die Stirn niedrig, der Scheitel hoch; das Gefieder sahwarz. Sie ist 38 — 42" breit, schwarz, mit veilchen- und purpurfarbigem Schiller und braunem Augen- stern. Die Jungen haben einen grauen Augen- stern und ein maltschwarzes Gefieder, Sie bewohnt die deutschen Laubhölzer, welche an Felder, Wie- sen und Gärten grenzen, die leldbäume und Gär- ten selbst, ist Stand- und Strichvogel, scheu und klug, frifst kleine Säugethiere, Vögel, Amphibien, Fische, Insekten, Würmer, Weichthiere, Körner, Obst u. dgl., nistet auf Feldbäumen, aber auch 167 auf solchen, die in Wäldern und Gärten stehen. und legt 3 bis 5 blalsgrüne, dunkelgefleck- te Eier. 2) Die Waldrabenkrähe. Corvus subcorone, Brehm. (C.corone, L. N.W.2.Tbh. Taf. 53, 2.) Die Schäfte der Nackenfedern stets sichtbar; Länge 19" bis 20", der Schnabel stark, die Stirn ziemlich, der Scheitel sehr hoch, das Gefieder schwarz. Sie ist gewöhnlich etwas kleiner als die vor- hergehende, und steis von ihr 1) durch den stär- kern, kürzern Schnabel und 2) den viel hö- hern Scheitel und die etwas höhere Stirn verschieden. Sie lebt in den an Felder grenzenden Schwarzhölzern des mittlern Deutschlands — ob auch in Laubhölzern weils ich noch nicht — ähnelt in ihrem Betragen und in ihrer Nahrung der vor- hergehenden, nistet auf Kiefern und Fichten, und legt 3 bis 5 blals- oder blaugrüne, dunkel- gefleckte Eier. 3) Die Winterkrähe. Corvus hiemalis, Brehm. (C. corone, Linn.) Die Schäfte der Nackenfedern stets sichtbar; Länge 19" bis 20"; der Schnabel gestreckt, Stirn und Scheitel platt, das Gefieder schwarz. Sie unterscheidet sich von Nr. 2 durch den gestreckten Schnabel und von ihr, wie von Nr. 1, durch den sehr niedrigen Scheitel, was man deutlich bemerkt, wenn man ihren Kopf von vorn und von der Seite ansieht. Sie kommt nur zuweilen in strengen Wintern nach Mitteldeutsch- land, ist ziemlich scheu, {rifst Körner, Beeren, 168 Mäuse, ermattete Vögel, Aas u. dgl., und verläfst uns beim Weggange des Schnees. Aehnliche Bildungen wie die Rabenkrähen zeigen die Nebelkrähen; allein ihr Gefieder ist auf dem Rücken und Bauche aschgrau, übrigens schwarz. 1) Die plattköpfige Nebelkrähe. Corvus cor- nix, Linn. N. W. 2. 'Th. Taf. 54, 1.) Der Scheitel platt, der Schnabel stark, der Rücken hellaschgrau. Sie ist so grols als die Rabenkrähe und ihr sehr ähnlich gestaltet. Der Kopf, Vorderhals, Flügel und Schwanz schwarz, das Uebrige hellasch- grau; der Augenstern braun. Die Jungen haben ein schmuziges Aschgrau. Sie bewohnt Norddeutsch- land bis Ahlsdorf bei Herzberg herab, lebt gern in der Nähe des Wassers, wandert im Winter west- lich, kommt dann auch in die Städte und Dörfer, ist ziemlich scheu, ähnelt in der Nahrung der Ra- benkrähe, nistet wie sie auf Bäumen, aber auch auf Häusern, unter Brücken u. dgl., und legt 3—6 blaugrüne, dunkelgefleckte Eier. 2) Die Mittelnebelkrähe. Corvus subcornix, Br. (C,cornix, Linn. N. W.2.Th, Taf. 54, 2.) Der Scheitel mittelhoch, der Schnabel gestreckt, der Rücken hellgrau. Sie unterscheidet sich von der vorhergehenden aulser der etwas geringern Grölse, 1) durch den schwächern Schnabel und 2) den hö- hern Scheitel, welcher sich weit über die Stirn erhebt. Sie wohnt und brütet im nordöstlichen Deutschland, namentlich in der Nähe von Ahls- dort, und begattet sich auch zuweilen mit Corvus “n 169 corone, woraus fruchtbare Bastarde, welche der Raben- oder Nebelkrähe nabe kommen, oder eine Mittelzeichnung haben, entstehen. In dem Be- tragen, der Nahrung und Fortpflanzung ähnelt sie der vorhergehen. 5) Die hochköpfige Nebelkrähe. Corvus ci- nereus, Brehm. (Ü. cornix, L.) Der Scheitel sehr hoch, der Schnabel mehr oder weniger gestreckt, der Rücken hellgrau. Sie ist so grols als Nr. 2, aber an ihrem sehr hohen Scheitel von den beiden vorherge- henden leicht zu unterscheiden, und in dieser Schä- delbildung dem Corvus subcorone täuschend ähn- lich. Bis jetzt fand ich diese Krähe nur im Win- ter in Mitteldeutschland auch mit Bastardzeichnung, wo sie sich an denselben Orten, wie die vorherge- henden aufhält, und in dem Betragen, wie in der Nahrung die gröfste Aehnlichkeit mit ihnen zeigt. DRITTE FAMILIE, Saatkrähen. Corvi frugilegi. Bei den alten Vögeln sind die Bartbor- sten des Schnabels und die Kinnfedern verschwunden. Die Saatkrähen zeichnen sich vor den wah- ren Krähen nicht nur durch das angegebene Kenn- zeichen, sondern auch durch den schlankern Körper, das knappere, herrlich glänzende Gefieder, den schnellern Flug, das gesell- schaftliche Brüten und das Bohren in die Erde. aus. Sie fressen mehr Körner, Würmer und Insekten, aber weniger Säugethiere, Amphibien 170 und Fische .als die der beiden vorhergehenden Fa- milien, und lieben die Gesellschaft ihres Gleichen so sehr, dafs oft viele Nester auf einem Baume stehen. Diese Nester sind lockerer gebaut und we- niger warm ausgefültert als bei den beiden vorher- gehenden Familien. 1) Die hochköpfige Saatkrähe. Corvus fru- gülegus, Linn. N. W. 2. Th. Taf. 55. Die Schäfte der Nackenfedern nicht sichtbar, Stirn und Scheitel stark erhöht, das Gefieder purpurblauschwarz; Länge 19" bis 20" 6"; die Ste Schwungfeder höch- stens 6" kürzer als die 4te. Ihre Breite beträgt 39" — 41”, Der Augenstern ist braun, die Schnabelwurzel und das Kinn bei den Alten von Federn entblöst, bei den Jungen, welche ein mattschwarzes Gefieder haben, mit Fe- dern und Barthaaren besetzt. Diese verlieren sie früher oder später durch das Bohren in die Erde, gewils aber vor der zweiten Mauser. Sie bewohnt die gelreidereichen, mit Feldhölzern besetzten Ebe- nen Nord- und Mitteldeutschlands in grolser An- zahl, schreit tief krah, krah, frifst vorzüglich Getreide, Engerlinge, Käfer, Schnecken, Mäuse u. dgl., nistet in Gesellschaft und legt 5 bis 6 blau- grüne, dunkelgefleckte Eier. 2) Die Mittelsaatkrähe. Corvus agrorum, Br, (C. frugilegus, L.) Die Schäfte der Nackenfedern nicht sichtbar; die Stirn platt, der Scheitel wenig erhöht, das Gefieder purpurblau- schwarz; Länge 18" 6" bis 19" 6". Die 5te Schwungfeder 2 bis 4" kürzer als die 4te. 171 Sie ist von der vorhergehenden zu unterschei- den: 1) durch den geraden, niedrigen Schna- bel, j her bei Nr. 1 an der Schneide etwas bo- genförmig ist; 2) durch die niedrige Stirn und den wenig erhöhten Scheitel, wie 3) durch die etwas geringere Gröfse. Sie lebt und brütet in Nord- und Mitteldeutschland stets in Gesellschaft, legt Eier wie die vorhergehende, hat gleiche Nahrung mit ihr, ist nicht sehr scheu, und ähnelt ihr in ihrem übrigen Betragen. 3) Die plattköpfige Saatkrähe. Corvus gra- norum, Br. (C. frugilegus, L.) Die Schäfte der Nackenfedern nicht sichtbar; Stirn und Scheitel sehr platt; das Gefieder purpurblauschwarz; Länge 18" 6" bis 19" 6"; die 5te Schwungfeder 2" bis 4" kürzer als die 4te. Sie ähnelt in Hinsicht der Schnabelbildung ganz Nr. 1, unterscheidet sich aber von ihr und von Nr. 2 durch den auffallend platten Scheitel, berührt Mitteldeutschland nur selten auf dem Zuge, besonders auf dem Herbstzuge, geht stark auf den Uhu, frifst vorzüglich Getreide und ähnelt im übri- gen Betragen den vorhergehend£n. 4) Die fremde Saatkrähe. Corvus advena, Br. (C. frugilegus, L.) Die Schäfte der Nackenfedern nicht sichtbar; das Gefieder purpurblauschwarz, Länge 18"; die Ste Schwungfeder 14" kür- zer als die 4te. Sie ist die kleinste unter den deutschen Saat- krähen, und leicht zu erkennen: 1) an ihrem kurzen, starken Schnabel; 2) ihrem sanft gewölbten Oberkopfe und 3) an ihren lan- 172 gen Schwingenspitzen. Bei ihr ist die 6te Schwungfeder 2" 9" kürzer als die 4te, bei den 3 vorhergehenden beträgt der Zwischenraum chen der 6ten und 4ten Schwungfeder höchstens 1" 8", Deswegen ist der Flügel dieser Krähe äufserst lang, spitzig und schmal. Sie gehört zu den grölsten Seltenheiten in unserm Vaterlande — nur 1 Stück wurde im Februar 1827 vom Herrn Apotheker Do- nauer in Koburg unfern dieser Stadt auf der Stralse geschossen und mir güligst zugesandt — durch- sucht den Dünger, frilst Körner u. dgl., und ähnelt im Uebrigen den vorhergehenden. Zweite Sıpp« Dohle. Monedula, Brehm. Gestalt, Fülse, Flügelund Schwanz wie bei den Krähen, der Schnabelaber ist kurz, stark, an der Oberkinnlade wenig gebogen. Die Dohlen haben in ihren Sitten die gröfste Aehnlichkeit mit den Krähen; aber ihr Flug ist leichter und rascher, und ihr Lockton ganz anders. Sie schreien Jjäck, jäck, krah, krah, halten sich mitten in Städten auf 'Thürmen und grofsen Ge- bäuden auf, leben.stets in Gesellschaft, haben mit den Krähen gleiche Nahrung, nisten aber in Mauer- löchern, auf Balken der Gebäude und in hohlen Bäumen. Ihre Eier sind blaugrün, dunkler gefleckt. Die Weibchen sind kleiner als die Männchen. Ihr Augenstern ist weißslich, 1) Die Thurmdohle. Monedula turrium, Br. (Corvus monedula, Linn. N.W.2.Th. Taf. 56, 1.) Der Hinterkopf und Nacken aschgrau, der Schnabel sehr kurz, der Scheitel viel höher als die Hinterstirn. 175 Sie ist 14" 8" — 15'' 6" lang und 29" — 30" breit. Der Augenstern weilslich, die Stiro und der Scheitel dunkelschwarz, der Hinterkopf und Nacken aschgrau, der übrige Oberkörper blauschwarz, der Ünterkörper schiefer- oder grauschwarz. Die Jun- gen haben einen grauen Augenstern und schmuzige Farben. Sie lebt auf den '[hürmen und andern hohen Gebäuden der getreidereichen Gegenden un- seres Vaterlandes, in kleinen Gesellschaften auch in hohlen Bäumen der Vorhölzer, ist dreist und scheu, und legt auf ein schlechtes Nest 2 bis 7 blaugrüne, dunkelgefleckte Eier. 2) Die Baumdohle. Monedula arborea, Br. (C. monedula, L.) Der Hinterkopf und Nacken aschgrau, der Schnabel mittellang, vor den Nasen- löchern zusammengedrückt, der Scheitel kaum höher als die Hinterstirn. Sie unterscheidet sich von der vorhergehenden: 41) durch den längern, vorn mehr zusammen- gedsückten Schnabel und 2) den längern, mehr bogenförmig als steil aufsteigenden Oberkopf, woher es kommt, dafs der Scheitei nur wenig höher als die Hinterstirn ist. Sie be- wohnt die hiesigen Wälder, welche nahe an Fel- dern liegen, in kleinen Gesellschaften, ist scheu und gewandt, wandert in strengen Wintern, und legt auf eine schlechte Unterlage in hohlen Bäumen 2 bis 7 blaugrüne, dunkelgefleckte Eier, 3) Die nordische Dohle. Monedula septentrio- nalis, Br. (C. monedula;, L.) Der Hinterkopf und Nacken grau, der Schnabel ziemlich kurz, der Scheitel nie- driger als die Hinterstirn. 174 Sie ist etwas kleiner als die vorhergehenden, und an ihrem kleinen Schnabel und sehr nie- drigen Scheitel leicht zu erkennen, Sie bewohnt das nördliche Europa, kommt namentlich bei Hel- singöer vor, nur zuweilen in das nordwestliche Deutschland, und ähnelt in ihrem Betragen, ar Nahrung und Fortpflanzung Nr. 1. Dritte Sippe. Dohlendrossel. Pyrrhocorax, Cuv. - Der etwas bogenförmige, ziemlich schlanke Schnabel über den Nasenlöchern mit Borstenhaaren besetzt; die Fülse wie bei den Krähen, die Flügel ebenfalls, nur noch etwas länger als bei diesen und mit kürzern Armknochen. Die Dohlendrosseln haben mit den Krä- hen viele Aehnlichkeit; aber ihr Schnabel ist schlanker und bogenförmiger, die Arm- knochen ihrer langen, 19 bis 20 Schwung- federn enthaltenden Flügel sind käfzer und das Gefieder ist zarter und sanfter, In ihrem Betragen, selbst in ihrer Stimme ähneln sie den Dohlen. Sie bewohnen die höchsten Al- pen, ziehen sich im Winter in die 'Thäler und süd- lich, sind flüchtig und scheu, haben eine ähnliche Nahrung wie die Krähen und nisten in unzugäng- liche Felsen. Ihr Augenstern ist brann. 1) Die Steindohlendrossel. Pyrrhocorax gra- culus, Temm. (Corvus graculus, Linn. N. W. 2, DB. Tal, 57. 2.) Der rothe Schnabel sehr bogenförmig, länger als der sanft gewolbte, auf dem 175 Scheitelniedrige Kopf; der ganz schwarze Flügel hat 20 Schwungfedern. Sie ist 17“ lang und 34" breit, am Schnabel und Fufs korallenroth, am ganzen Gefieder präch- tig blauschwarz. Die Jungen unterscheiden sich von den Alten durch das mattschwarze Gefieder, Sie lebt in einzelnen Paaren auf den höchsten Al- pen der Schweiz, ist sehr scheu, wandert an die Südseite, frifst Insekten, Würmer, Beeren und Körner, und nistet in unzugänglichen Felsen. 2) Die Felsendohlendrossel. Pyrrhocorax rupestris, Br. (P. graculus, Temm., C. gra- culus, L.) Der rothe Schnabel ziemlich bogenför- mig, länger als der kurze, auf dem Schei- tel hohe Kopf; der ganz schwarze Flügel hat 20 Schwungfedern. Sie ist viel kleiner als die vorhergehende, nur 15" lang und 31” breit, und aufserdem: 1) durch den kleinern, wenigerbogenförmigen Schna- bel, 2) die kürzere Schwingenspitze und 3) den stark gewölbten, auf dem Scheitel ziemlich hohen Kopf hinlänglich von ihr ver- schieden. Sie lebt ebenfalls auf den höchsten deut- schen Alpen, und ähnelt in ihrem ganzen Wesen der vorhergehenden. 3) Die Alpendohlendrossel. Pyrrhocorax al- pinus, Cuv. (C. Pyrrhocorax, L.) Der gelbe Schnabel so lang als der sanft gewölbte, auf dem Scheitel niedrige Kopf; der ganz schwarze Flügel hat 19 Schwung- federn. Sıe ist 16” lang und 31" breit, also so grofs 176 als Pyrrhocorax rupestris, am Schnabel gelb, am Fufse zinnoberroih, am ganzen Gefieder sammet- schwarz. Die Jungen haben ein mattes Schwarz, einen schwarzbraunen Fuls, und schwärzlichen, vor der ersten Mauser schon ins Gelbe übergehenden Schnabel, Sie lebt sehr gesellig auf den Alpen der Schweiz, nähert sich im Betrugen und Geschrei den Dohlen, fliegt sehr leicht, frifst Insekten, Würmer, Beeren, Früchte und Aas, und’ nistet in unzugänglichen Felsenritzen, 2) Die Bergdohlendrossel. Pyrrhocorax mon- tanus, Br. (P. alpınus, Temm., C. pyrrho- coras, L: N. W, 2; Th Tb Er Der gelbe Schnabel kürzer als der auf dem Scheitelhohe Kopf; der ganz sch warze Flügel hat 19 Schwungfedern. Sie ist etwas kleiner als die vorhergehende, 14" — 15" lang und 29” — 30 breit, und von ihr 1) durch den kürzern Schnabel, und 2) den kürzern und anf dem Scheitel viel höhern Kopf leicht zu unterscheiden. Sie lebt auf den Alpen der Schweiz und 'Tyrols, wandert im Wia- ter wie die Verwandten südlich und in die Thäler, nährt sich von Insekten, Würmern und Beeren, und nistet in unzugänglichen Felsenwänden, Vierte Sippe. Elster.» Prea, Cuv. Der Schnabel wie bei den Krähen, doch ist die Oberkinnlade etwas bogenförmiger als bei diesen, die Fülse sind etwas höher, der Schwanz ist lang und stufenförmig, der Flügel ziemlich kurz. .) 177 Die Elstern sind munterer und beweglicher als die Krähen, und zeichnen sich durch ihren langen Schwanz, ihr weiches Gefieder, ıhre kürzern Flügel und ihren durch starken Flügelschlag bewirkten Flug sehr aus, Sie schweben nicht, stürzen sich aber oft in fast senk- rechter Richtung herab. Sie gehen und hüpfen, iressen dasselbe, was die Krähen verzehren, ni- sten gewöhnlich auf Bäumen, und bauen bei uns ein oben mit einer Haube bedecktes Nest, Ihre Eier ähneln denen der Krähen. Die Weibchen sind kleiner als die Männchen. Sie lernen Worte nachsprechen. 1) Die deutsche Elster. Pica Germanica. Br. (C. pica, L.) Die Schulterfedern sind reinweils; der Schnabel ist gestreckt, der Scheitel kaum höher als die Mittelstirn. Sie ist 17’ 6" —20'' 8" lang und 24" — 26! breit. Der Schnabel, Fufs, Kopf, Hals, Kropf und Rücken dunkelschwarz, der Flügel glänzend blau- schwarz und weils, der Schwanz grünschwarz mit blauem und Purpurschiller, die Unterbrust, der Bauch und die Schultern weils. Bei den Jungen sind die Farben weniger schön. Sie lebt und brü- tet in vielen Gegenden Mitteldeutschiands in Gärten und an baumreichen Orten in der Nähe der mensch- lichen Wohnungen, ist listig und scheu, frifst kleine Säugelhiere, junge Vögel, Vogeleier, Iusekten, Wür- mer, Früchte, Getreide u. dgl., nistet auf Baum- spitzen, selten in Büschen und legt 5 bis 8 blau- grüne, dunkelgefleckte Eier. 12 178 2) Die nordische Elster. Pica septentrionalis, Br. (C. pica, L.) Die Schulterfedern reinweifs; der Schnabel ziemlich stark, der Scheitel nicht höher als die Hinterstirn, der Kopf breit. Sie ist so grols als die vorhergehende, und von ihr 1) durch den etwas kürzern und stärkern Schnabel, 2) durch den viel plat- tern Kopf hinlänglich verschieden, gehört ohne Zweifel dem Norden an, kommt im November in kleinen Gesellschaften in unser Vaterland, und ver- läfst es im Februar, schreit etwas anders als die hiesige, ähnelt ihr aber in allem Uebrigen. 3) Die Winterelster. Pica hiemalis, Br. (C. pica, Linn. N: W..2. Th. Taf 56, 25 Die Schulterfedern reinweils, derSchna- bel stark, der Scheitel tritt buckelartig über die Hinterstirn empor, Sie unterscheidet sich von den beiden vorher- gehenden durch den buckelartig über die bo- genförmig erhöhte Hinterstirn vorstehen- den Scheitel, und von Nr, 1 auch noch durch den stärkern Schnabel, kommt nur im Win- ter in Mitteldeutschland vor, und hat die Sitten und die Nahrung mit den vorhergehenden gemein, In Grönland gibt es eine den vorhergehenden ganz ähnliche, aber etwas grölsere Elster, welche man Pica Groenlandica nennen könnte, Fünfte Siıppe, Eichelheher, Glandarius, Brehm. Die Spitzen des ganz geraden Schna- bels vorn nach einander zu gewölbt, der 179 ® Schwanz viel länger als die Flügel, das sei- denartige, etwas weitstrahlige Gefieder sehr locker, auf dem Öberkopfe verlän- gert; der Augenstern und Fuls weifslich. Die Eichelheher haben nicht ganz das lok- kere, weitstrahlige Gefieder der andern Heher; ihrem Schnabel tehlt der Zahn, ihre Farbe ist anders, besonders durch die herrliche Zeichnung des Afterflügels und der vor- dern Oberflügeldeckfedern ausgezeichnet, ihr Flügel mittellang und stumpf — die 4te und öte, oder die 5te Schwungfeder steht über die übrigen vor — ihr mittellanger Schwanz ab- gerundet, an ihrem starken Fulse ist die äufsere und mittlere Zehe fast bis zum er- sten Gelenke zusammengewachsen. Ihr in- nerer-Bau dem der Krähen ähnlich; ihre Nägel sind gekrümmt und spitzig, die Schnabelschneiden scharf, doch ungezäh- nelt. Sie bewohnen die Wälder, besuchen von ibnen aus die Felder, buschreichen und mit Bäumen be- setzten Wiesen und die Gärten, wandern oder strei- chen, fliegen mit starkem Flügelschlage ziemlich gut, doch nicht schnell, hüpfen auf dem Boden und den Bäumen, sind ziemlich scheu, feindselig gegen die Raubvögel, fressen ermatlete, brütende und junge Vögel, Vogeleier, Insekten, Würmer und Früchte, Nüsse, vorzüglich Eicheln, bauen auf Bäumen ein ziemlich festes, oben offenes Nest und legen 5 bis 8 grau- oder olivengrüne, dun- kel gefleckte Eier. Wegen ihres starken und widrigen Geschreies heifsen sie auch Holzschreier. 12-8 180 1) Der deutsche Eichelheher. Glandarius Germanicus, Br. (Corvus glandarius, L.) Der Afterflügel ist hell- berliner- und schwarzblau gebändert, der Schnabel mit- tellang., der Scheitel des schmalen Kopfes höher als die Hinterstirn. Er ist 15” 3"— 16" lang und 23" — 24! breit. Der Schnabel hornschwarz, der Fufs hellhorofar- ben, der Flügel schwarz und weils, die Oberflügel- deckfedern 1ster Ordnung wie der Alterflügel, der Schwanz schwarz, der Bürzel und After weils, die mit schwarzen breiten Backenstreifen eingefafste Kehle weifslich, der Vorderkopf weils und schwarz gestreift, das übrige Gefieder rothgrau, Das Weeib- chen kaum weniger schön als das Männchen, die Jungen mit unreinern Farben als die Alten. Er bewohnt die deutschen Nadel- und Laubhölzer, streicht im Herbste und Winter, wandert bei tie- fem Schnee, ist oft in Gesellschaft seines Gleichen, frifst aulser dem oben Genannten auch Beeren, Kör- ner und Sämereien, baut gern niedrig auf Bäumen und legt 5bis7 grau- oder oölivengrüne, dun- kelgewässerte Eier. 2) Der nordische Eichelheher. Glandarius septentrionalis, Br. (Corvus glandarius, L. N. W. 2. Th. Tat,58, 4) Der Afterflügel hell- berliner- und schwarzblau gebändert, derSchnabel kurz, der Scheitel des breiten Kopfes nicht höher als die Hinterstirn. Er unterscheidet sich von dem vorhergehenden, mit dem er Betragen, Nahrung und Fortpflanzung gemein hat, 1) durch den starken, kurzen Schnabel, 2)den breitern, niedrigern Kopf, 181 3) das anders gestaltete Brustbein und 4) die weitere, von breitern Ringen gebildete Luftröhre. Er kommt im Herbste in Deutsch- land an, geht auf die Eichen, bleibt den Winter über bei uns, und verliert sich im Februar und März unyermerkt. Sechste Sippe Nulsknacker. Nucifraga, Briss. Der schwach bogen- und kegelförmige Schnabel bildet vorn einen wagerecht lie- genden Keil, und hat inwendig vor dem Kinne erne scharf schneidende Erhöhung. Der Schnabel der Nufsknacker ist länger als bei den Eichelhehern, etwas gebogen, die Füfse denen dieser Vögel ähnlich, aber zum Anhängen geschickt; der Flügel und Schwanz, das Gefieder und der innere Bau wie bei den Eichelhehern. Die Nufsknacker bewohnen die Gebirge, wandern oder streichen, sind gar nicht scheu, knak- ken Nüsse auf, und pochen an die Rinde, wie die Meisen, fressen auch Insekten, besonders Käfer, und nisten in hohlen Bäumen, 1)Derkurzschnäblige Nuflsknacker. Nucifra- ga brachyrhynchos, Br. (C. caryocatactes, L.) Der kurze, starke Schnabel ist an der Spitzehoch, derScheitel desbreiten Kopfes nicht höher als die Hinterstirn. Er ist 14" — 14 6“ lang und 22. 6" — 23" breit. Schnabel und Fuls schwarz, die Schwung- und die mit einer weilsen Spitzenbinde gezierten Steuer- federn glänzendschwarz, der braune Körper hat, 182 den reinen Oberkopf ausgenommen, weilse Länge- lecken, welche bei dem Weibchen gröfßser als bei dem Männchen sind, und bei den Jungen auf hellerm Braun als bei den Alten stehen. Er bewohnt die deutschen Gebirge, namentlich die ty- roler Alpen, besonders die Stellen, wo Zirbelbäu- me stehen, hat einen knarrenden Ton, frifst Zir- belnüsse, die er geschickt aufknackt, Haselnüsse und Insekten, und kommt nur in manchen Jahren im September und October in die Ebenen, wo man ihn bis Greifswald nördlich findet. Er nistet in hohlen Bäumen. 2) Der langschnäblige Nulsknacker. Nuci- Jraga macrorhynchos, Br. (Corvus caryoca- täctes, L, N. W.:2, Th, Taf, 58, 23 Der lange dünne Schnabel an der Spitze sehr niedrig, der Scheitel des schmalen Kopfes höher als die Hinterstirn, Er unterscheidet sich von dem vorhergehenden: 4) durch den längern dünnern, vorn niedri- gern Schnabel, dessen Oberkinnlade gewöhnlich weit über die untere vorsteht, bei dem vorberge- henden aber fast immer gleiche Länge mit ihm hat, 2) durch den viel schmälern Kopf und hö- hern Scheitel, anderer Unterscheidungszeichen nicht zu gedenken, kommt zuweilen im September und October in unser Vaterland, wahrscheinlich aus nördlichen Gegenden — ich erhielt ein Stück aus Helsingör —. und frifst vorzüglich Käfer und andere Insekten. Er ist wenig scheu und im Zim- mer sogleich zahm, ähnelt aber im Uebrigen dem vorhergehenden. Fünfte Ordnung. Spechtartige Vögel, Picidae, Figors. Der Schnabel länger oder kürzer, ge- rade oder bogenförmig, vorn keilförmig; die kurzen Füfse haben 4, bei wenigen 3 Zehen und stark gekrümmite Nägel. Die meisten Vögel dieser Ordnung klettern, fressen Insekten und Sämereien, und uisten in Lö- chern. Alle leben in Einweibigkeit, und die Weib- chen haben zur Brutzeit einen grofsen Brutfleck längs der Mitte des Unterkörpers. Erste Sippe Baumhacker. Dendrocopus, Boje. Der etwas gestreckte, starke, keilför- mige Schnabel hat scharfe Kanten, der star- ke, kurze Fufs gepaarte Zehen und grofse gekrümmte Nägel, der ziemlich kurze Flü- gel 21 mittelstarke Schwung- und der Schwanz 10 harte, steife zurückschnellen- de Steuerfedern. Das Gefieder ist sehr weich; die Zunge wurmartlig, doch nicht ausgzeichnet lang. Die Baumhacker zeigen die Spechtsgestalt in grölster Vollkommenheit, denn Schnabel, Fülse und Schwanz sind auf das vollständigste ausgebil- det. Der Schnabel ist eine vierseilige, vora 184 in einen scharfen Keil auslaufende Pyra- mide, mit scharfer Kante oben an der Fur- che, in welcher die eirunden, mit Borsten- haaren bedeckten Nasenlöcher nahe an der Stirn liegen; die Zunge ist wurmartig, ver- schnellbar, vorn mit Widerhäkchen. Die Vorderzehen bis zum ersten Gelenke ver- wachsen; der Flügel stumpf, weil die äte, 4te und öte Schwungfedern die längsten sind; der keilförmige Schwanz hat 10 star- ke, zurückschnellende Steuer- und 2 Sei- tenfederchen; die Speiseröhre mittelweit, der sackartige häutige Magen mit schwa- chen Muskeln; der lange Darm ohne Blind- darm. Aufihrem weichen Gefieder herrscht die schwarze, weifse und rothe Farbe in Massen vertheilt vor, und ıhr Schnabel und Augenstern ist weilslich oder gelb. Die Baumhacker nähren sich nur von In- sekten, ihren Larven und Eiern, und um zu die- sen zu gelangen, klettern sie an den Bäumen und Stöcken hinauf, und zerhacken vermöge ihrer oben beschriebenen Einrichtung die Rinde und das morsche Holz, wovon sie grolse Späne abmeiseln, und in welches sie tiefe Löcher hineinarbeiten kön- nen. Sie fliegen mit starkem Schwingenschlage we- nig wellenlörmig, sind sehr scheu, schreien laut und hacken sich in hohlen oder morschen Bäumen Löcher, in denen ihre weifsen Eier auf Holz- spänen liegen. Beide Geschlechter brüten, und ha- ben den Brutfleck längs der Mitte des Unterkör- pers, und die Männchen bringen zur Paarungszeit durch schnelles Pochen auf einem dürren Aste oder Stamme ein weithin schallendes Schuurren hervor. Die meisten hierher gehörenden Arten leben in Ame- 185 rıka, 1 in Asien und 2 in Deutschland. Die Weib- chen weichen wenig von den Männchen und die Jungen durch schmuzige Farben von den Alten ab, Alle haben Schleimdrüsen an den Kopfseiten zum Anfeuchten der Zunge. 1) Der Fichtenbaumhacker. (Schwarzspecht.) Dendrocopus pinetorum, Br. (Picus martius, Re N. WW, 5, Th. Tal. 151.) Das ganze Gefieder schwarz, der Hin- terkopf roth, der breite Schnabel vorn plötzlich schmal, mittellang, der Scheitel kaum höherals die Hinterstirn. Ein kräftiger Vogel von. 19" — 20" 6'' Länge und 30" — 32” Breite mit perlfarbigem Schnabel, schwefelgelbem Augenstern, bleigrauem Fufse, .matt- schwarzem Gefieder und einer rothen Kappe, wel- che beim Männchen den ganzen Oberkopf, beim Weibchen nur den Hinterkopf bedeckt, und bei den Jungen den blauschwarzen Grund zeigt. Er lebt in gebirgigen Schwarzwäldern, welche alte Bäu- me haben, behauptet einen grolsen Bezirk, schreit klieh, kirr, glück, kliäh, frifst die Larven der Riesenwespen, der Rols- und rothen Holzamei- sen, Käfer u. dgl., und legt 3 bis 5 kleine glän- zendweilse Eier. 2) Der nordische Baumhacker. (Schwarz- specht.) Dendrocopus martius, Boje. (Picus martius, L.) Das ganze Gefieder schwarz, der Hin- terkopf roth, der etwas schlanke, lange Schnabel allmälig schmal, der Scheitel viel höher als die Hinterstirn. Er unterscheidet sich von dem vorhergehenden: 186 1) durch den Schnabel. Dieser mifst bei Nr. 2 vom Winkel an beim Männchen 2“ 10", beim Weibchen 2%" 8", bei Nr. 1 aber bei beiden Ge- schlechtern nur 2 6'' bis 8% und ist bei Nr. 2, weil seine Seiten wenig vortreten, weit schmäler als bei Nr. 1 und 2) den viel höhern Scheitel. Er erscheint nur im Winter und zwar selten in den Fichtenwäldern des mittlern Deutschlands, wan- dert oft über freie, ziemlich grofse Strecken hin- weg und ähnelt in dem Betragen, der Nahrung und wahrscheinlich auch in der Fortpflanzung dem vor- hergehenden. Zweite Sippe, Buntspecht. Picus, Linne *) et Brehm, Der Schnabel fast ganz wie bei den Baum- hackern gerade, vierseitig, mit deutlichen schiefen Flächen auf dem Oberkiefer, Zun- ge und Flügel mittellang; die weilse und schwarze Farbe ist in Streifen und Flecken über den Körper vertheilt; der Fuls hat 4 gepaarte Zehen. Die Buntspechte sind den Baumhackern ähnlich; aber ihr Schnabel ist weniger aus- gebildet, seine Seiten treten weniger deut- lich vor undaufdemOberkiefer sieht man neben dem scharfen Rücken deutlich eine schiefliegende Fläche auf jeder Seite. Ihre Flügel, in denen die Ste Schwungfeder die längste ist, sind länger, ihr Körper ist ge- streckter und ihr Magen muskelartiger als bei den Baumhackern; alles Uebrige wie bei diesen. *) Von ihrem Geschrei pick, pick, 187 Sie bewohnen die Nadel- und Laubhölzer, klet- tern sehr geschickt an den Bäumen hinauf, lassen sich durch nachgemachtes Klopfen herbeilocken, sind zänkisch, wenig.scheu, aber ziemlich klug, fressen fast alle aulser den Insekten auch Frucht- kerne und ölige Sämereien, welche sie mit grofser Geschicklichkeit aufhacken, und legen ihre weilsen Eier in selbst gehackte Löcher in hohlen Bäumen, Beide Geschlechter haben einen grofsen Brulfleck längs der Mitte des Unterkörpers, brüten und zie- hen ihre Jungen gemeinschaftlich auf. Die Männ- chen aller europäischen Arten haben Roth auf dem Kopfe, schnurren zur Begattungszeit und selzen sich gern auf die Baumspitzen. Beide Geschlechter schreien pick, pick, dieJungen haben schmu- zigere Farben als die Alten und gewöhnlich auf dem Kopfe eine andere Zeichnung. Alle fressen vorzugsweise die Insekten, welche unter der Rinde leben, und haben einen sehr bogenförmigen Flug. ERSTE FAMILIE. Grofse Buntspechte. JPici majores. Sie haben am After Roth, und fressen Insekten und Kerne, oder die Samenkörner der Waldbäume. 1) Der Fichtenbuntspecht. Picus pinetorum, Brehm. (Picus major, Linn.) Der Rücken und. Bürzel schwarz, die Mitte desUnterbauchs und der After hoch- karminroth, der Unterkörper schmuzig- gelbgrau; der Schnabel stark und mittel- lang, vor den Nasenlöchern etwas zusam- mengedrückt, derScheitel mittelhoch, we- nig höher als die gewölbte Stirn, 188 Seine Länge beträgt 9" 4" — 10" 6 und seine Breite 17" 6" — 18". Der Schnabel und Fufs blei- grau, der schwarze Oberkörper hat auf der Stirn ein gelbliches, beim Männchen auf dem Hinter- kopfe ein rolhes Querband, weilse Wangen, Hals- streifen, Schultern und Querbänder auf den Flü- geln, und gelblichweilse, schwarzgebänderte Schwanz- seiten, und der schmuziggelbgraue Unterkörper schwarze Streifen an den Halsseiten. Bei den Jun- gen ist der Mittelkopf karminroth. Er bewohnt die Nadelwälder Deutschlands, wandert oder streicht an den baumreichen Orten und in die Gärten, frifst Kiefern- und Fichtensamen, Nufskerne, Käfer- chen, Raupen und Insektenlarven, und legt 4 bis 5 weilse Eier in Fichten, Kiefern, Tannen und Buchen. 2) Der Kiefernbuntspecht. Picus pityopicus, Br. (P. major, L. N. W. 5. Th. Taf. 134.) Der Rücken und Bürzel schwarz, die Mitte des Unterbauchs und der After hoch- roth, der Unterkörper schmuziggrau, der Schnabel stark und kurz; der Scheitel sehr hoch. Er weicht von dem vorhergehenden darin ab, dafs 1) sein Schnabel kurz, stark und ziem- lich stumpf, die Nasenfurche grofs, 2) der Scheitel weit vorn erhöht — der Scheitel des vorhergehenden ist weit hinten hoch — und die Stirn niedrig ist. Er kommt in unsern Kie- fernwäldern, doch seltuer als der vorhergehende vor, hackt die Kiefernzapfen auf, und frifst aufser ihrem Samen Käfer und Larven, und ähnelt in allem Uebrigen dem vorhergehenden. 189 3) Der Laubholzbuntspecht. Picus fron- dium, Br. (Picus major, L.) Der Rücken und Bürzel schwarz, die Mitte des Unterbauchs und der Afler hoch- roth, der Unterkörper weilslich gelbgrau; der Schnabel stark und mittellang. Er wiederholt die Bildung und Zeichnung der vorhergehenden, ist aber grölser und schöner, und unterscheidet sich: 1) durch den Schädel. Die- ser ist grölser, höher und breiter als bei dem vor- hergehenden; 2) durch die Zeichnung. Alle seine Farben sind schöner, dies zeigt sich besonders an den lichten Farben. Das Weils an den Kopf- seiten ist blendend und der Unterkörper hat keine schmuzige, sondern eine weilslich gelbgraue Farbe. Bei den Jungen ist schon die helle Farbe viel rei- ner als bei den vorhergehenden. Er liebt die Laub tragenden Bäume, besucht die Nadelwälder nur zu- fällig, frilst Raupen, Käferchen, Insektenlarven u. dgl., welche er oft aus dem Holze hervorhackt, auch Haselnüsse, und ähnelt in dem Uebrigen den verwandten. 4) Der Bergbuntspecht. Picus montanus, Br. (P. major, L.) Der Rücken und Bürzel schwarz, die Mitte des Unterbauchs und der After hoch- karminroth, der Schnabel gestreckt, 15“ lang und schmal. Er unterscheidet sich von den drei vorherge- henden, mit denen er die Zeichnung gemein hat — in ihr ähnelt er besonders Nr. 1 — 1) durch die etwas bedeutendere Gröfse — er ist der gröfste unter allen, 11" lang und 18" 9% breit — und 2) durch den Kopf, an welchem der Scheitel 190 wenig höher als die Hinterstirn, der Oberkopf also wenig gewölbt ist — wie 5) durch den Schna- bel. Dieser ist schlank, sehr gestreckt, von der Stirn an 15° lang und länger als der Kopf. Er bewohnt den Fuls der hohen süddeutschen Gebirge, lebt bei Gastein und an mehrern Orten im Salz- burgischen und in Tyrol, frifst vorzugsweise Kä- fer und Insektenlarven, und hat das Betragen und Geschrei mit den vorhergehenden gemein. Der weifsrückige Buntspecht. Piecus leuco- notos, Bechst. (N. W. 5. 'Th, Taf. 135.) Der Unterrücken und Bürzel weils, der Bauch und After rosenroth. Er hat die Gestalt und Gröfse des zunächst vorhergehenden, allein sein Schnabel ist noch etwas länger und seine Zeichnung anders. Beim Männ- chen ist der Oberkopf von der gelblichweilsen Stirn an karminroih, beim Weibchen schwarz, bei beiden der Nacken, Oberrücken und der obere Theil der Schulterfedern schwarz, der schwarze Flügel weit herauf breit, weils gebändert, der Un- terrücken, der untere Theil der Schulterfedern und der Bürzel weils, der schwarze Schwanz auf deu Seiten gelblichweifs, schwarzgebändert, die Kopf- und Halsseiten weils mit einem schwarzen Quer- streifen, der weise, vom Bauche an rosenrolhe Unterkörper hat an den Halsseiten einen schwarzen Längestreif, von diesem an schwarze Schaftstreifen. Bei einjährigen Vögeln ist der Vorderkörper bis zum Bauche gelblichweils. Er lebt in Lief- und Kurland, und verirrt sich nur sehr selten in die deutschen Laubhölzer und Gärten, frifst Ameisen, Käfer, Puppen und Bienen, uud legt 4 bis 5 rein- weilse Eier. 191 1) Der Mittelbuntspecht. Picus medius, Linn. (N. W. 5. Th. Taf. 136, 1, 2.) Der grofsentheils rothe Unterkörper ist an den Seiten schwarzgefleckt, der Rücken und Bürzel schwarz. Der Schna- bel mifst von der Stirn beim Männchen 13", beim Weibchen 11‘, der Scheitel ist äus- serst hoch. Seine Länge beträgt 9" 3" — 10" 4" und seine Breite 15" 3" — 17". Der schwarze Oberkörper hat nach der hellgrauen Stirn eine glänzend hell- karminrothe Kopfplatte, welche beim Weibchen kleiner und blässer als bei dem Männchen ist, übri- gens die Zeichnung wie bei Picus frondium, aber gröfsere weilse Flecken, und an dem gelblichweis- sen, von der Unterbrust an rosenroth überlaufenen, unten blafskarminrothen Unterkörper neben der Kehle einen grauen. an den Seiten des Halses einen grolsen schwarzen Fleck, an den des Körpers schwarze Schaftstreifen. Bei den Jungen sind die Farben schmuzig, und der rothe Kopflleck ist klein. Er bewohnt die deutschen Laubhölzer, kommt aus ihnen in die Gärten, hackt weniger als die vorher- gehenden, frifst Insekten und ihre Larven, Eicheln und Nüsse, und legt 3 bis 5 weifse Eier. 2) Der Eichenbuntspecht. Picus quercuum, Dr. (P. medius, Linn.) Der grofsentheils rothe Unterkörper an den Seiten schwarzgefleckt; der Rük- kenundBürzelschwarz, der Schnabel miflst von der Stirn beim Männchen 11"', beim Weibchen 10", der Scheitel ist mittelhoch. Er weicht von dem vorhergehenden in folgen- den Stücken ab: 192 1) Ist er etwas kleiner, 8" gm _ gu gi lang und 15 — 16” breit, 2) ist sein Schnabel anders, er ist kürzer, kegelförniger und spitziger als bei den vorhergehenden, und nähert sich etwas dem Schnabel der folgenden; 3) ist sein Schei- tel niedriger und deswegen sein Oberkopf we- niger gewölbt, Er bewohnt die Eichenwälder West- phalens, streicht von ihnen aus in die Gärten ünd an andere mit Laubbäumen besetzte Stellen, ist wenig scheu, frilst Insekten, Eicheln und Hasel- nüsse, und ähnelt im Uebrigen den vorhergehenden. Kleine Buntspechte. Jici minores. Sie haben kein Roth am After, einen kleinen pyramidenkeilförmigen Schnabel, und fressen Nichts als Insekten. 1) Der Gartenbuntspecht. FPicus hortorum, Br. (Picus minor, L.) Der Unterkörper hat kein Roth, der Unterrücken ist schwarz und weils gebän- dert, derSchnabel beim Männchen 8}, beim Weibchen 73", der Scheitel mittelhoch. Der Schnabel dieses Spechts ist eine ächte Pyramide mit 4 Seiten und scharfer Spitze, und sehr ausgezeichnet. Seine Länge beträgt 6" 6" — 8" und seine Breite 12” 1"'— 6". Die Stirn gelbgrau, der Oberkopf beim Männchen karminroth, beim Weibchen schwarz, der Nacken, Oberrücken und weilsgebänderte Flügel schwarz, der Unterrücken weils und schwarzgebändert, der Schwauz in der Mitte schwarz, auf den Seiten weilslich, schwarz- gebändert, die Wangen weils, an den Halsseiten ein schwarzer Streif, der graue Unterkörper an den Seiten mit schwarzen Schaftflecken, _lir hält 195 sich gern in den in Gebirgsgegenden nahe an Wäl- dern liegenden Gärten auf, streicht im Winter, ähnelt in seinem Betragen den vorhergehenden, frifst Insekten, ıhre Larven und Eier, und legt vor- zugsweise in morsche Obstbäume 4 bis 5 weilse Eier. 2) Der Grasbuntspecht. (Kleiner Bunt- specht.) Picus minor, Linn. (N. W.5. Th. Taf. 136, 3, 4.) Der. Unterkörper hat kein Roth, der Unterrücken ist weils und schwarz gebän- dert, der Schnabel beim Männchen 74 beim Weibchen 63“, der Scheitel sehr hoch. Er ist der kleinste europäische Specht nur 6" 6" lang und 11” 8 breit. und dem vorhergehenden an Gestalt und Zeichnung ganz ähnlich, aber von ihm verschieden: 1) durch den kürzern Schna- bel, welcher sehr stark kegelförmig zuläuft und 2) den viel höhern Scheitel, welcher einen auffallend gewölbten Oberkopf bildet, wie 82) durch die schon bemerkte geringere Grölse. Er lebt an ähnlichen Orten wie Nr. 1, aber hier nur im Herbste, Winter und F'rühjahre, und ähnelt in allem Uebrigen dem vorhergehenden. Dritte Sippe Dreizehiger Specht. Picoides, Lacepede. Die eine Hinterzehe fehlt *) Die dreizehigen Spechteähneln den Bunt- spechten in der Bildung und Zeichnung, doch *) Für die beiden ausländischen Spechte mit kurzer innerer Hinterzehe könnte man vielleicht eine besondere Sippe bilden, 13 194 sind sie etwas gestreckter, ohne Roth, beim Männ- chen aut dem Kopfe gelb. Sie bewohnen die ho- hen Gebirge beider Welten, und ähneln in der Lebensart, Nahrung und Fortpflanzung den Bunt- spechten. Diese Sippe enthält wahrscheinlich nur 4 Arten. 1) Der dreizehige Alpenspecht. FPicoides al- pinus, Br. (Picus tridactylus, L.) An dem hinten starken, 16“ bis 17'% lan- gen Schnabel treten die Seiten sehr her- vor; Länge 10", der Scheitel niedrig, die Seiten des Unterkörpers stark gefleckt. Seine Breite beträgt 17" 6". Das Männchen. Die Stirnbinde ist schwarz mit weifsen Flecken, der Mitteloberkopf blafsgoldgelb, der übrigens schwarze Oberkörper mit einer weilsen Linie oben und unten an den Wangen, weilsem Mittelstreif am Rücken, und weilsen Flecken an den Schwung- und äulsern Steuerfedern, der schmuzigweilse Unterkörper an den Halsseiten mit einem, an den Körperseiten mit vielen schwarzen Länge- und einigen Quer- flecken. Bei dem Weibchen ist der schwarze Oberkopf weilsgefleckt. Er bewohnt die Gebirge der Schweiz, besonders die Tannenwälder, nährt sich von Insekten und Sämereien, und legt 4 bis 5 weilse Bier. 2) Der dreizehige Bergspecht. Picoides mon- tanus, Br. (Picus tridactylus, L. N. W.5. Th. Taf. 137.) An dem schwachen, 13'' bis 14" langen Schnabel treten die Seiten wenig hervor; Länge 9" 6"; der Scheitel hoch, Die Seiten des Unterkörpers stark gelleckt. 195 u Er hat Gestalt und Zeichnung von dem vor- hergehenden, ist aber etwas kleiner, nur 9" 6" Jang und 16“ 6" — 17" breit, und hat 1) einen höhern Scheitel — er tritt buckelartig über die Hinter- stirn hervor — und 2) einen schwachen und schmalen Schnabel, an welchem auch hinten die Seiten wenig vortreten. Bei den Jungen die- ser und der vorhergehenden Art sind die Farben matter als bei den Alten, die jungen Männchen haben schon den gelben Scheitel, und beide Ge- schlechter an den Seiten unordentlich Schwarz und Weifs durch einander gefleckt. Er lebt auf den tyroler Alpen, aber einzeln, da, wo in den Fichten- und Lerchenbaumwäldern Zirbelbäume stehen, ist wenig scheu, frifst die Larven der Riesenwespen, Käfer und andere Insekten, auch die Kerne der Zirbelnüsse, legt 3 bis 5 weilse Eier in Fichten und andere Bäume, und hat bei den Jungen gar keine Furcht vor den Menschen. Aufser den beiden Arten gibt es noch eine Art in Norwegen, welche von diesen verschieden ist und von mir Picoides septentrionalis genannt wird, und eine grölsere ohne Zweifel verschiedene in Amerika, welche /Picoides Americana heilsen kann. Picoides septentrionalis hat einen reiner weis- sen, weniger gefleckten Unterkörper, weniger keil- förmigen Schwanz, und ähnelt in der Schnabelge- stalt Nr. 1, in der Gröfse Nr. 2. Es ist möglich, dafs die beiden im nördlichen Deutschlande geschos- senen dreizehigen Spechte, von denen ich Nachricht erhalten habe, zu dieser Art gehören, welche die schönste unter allen ist. 13,7 196 Vierte Sippe Erdhacker.. Gecinus *), Boje. Der schwach keilförmige schmale, un- deutlich vierseitige Schnabel sanft oder kaum merklich bogenförmig. Die Zunge äufserst lang. Die Erdhacker unterscheiden sich von den vorhergehenden Sippen durch den schwächern, mehr oder weniger bogenförmigen Schna- bel und die sehr lange Zunge; in den Flü- geln stehen die 4te und dte Schwungfeder vor; alles Uebrige ist wie bei den vorher- gehenden Sippen; ihr Magen grols und fast ganz häutig, ihre Speiseröhre erweitert sich. Die wahren Erdspechte, Colaptes, Swainson, zu denen die Erdhacker den Uebergang bilden, haben einen bogenförmigen Schnabel ohne Leisten, gehören Afrika und Amerika an, und zeichnen sich dadurch sehr aus, dafs sie gar nicht mehr an den Bäumen hinauf klettern, sondern ihr Wesen auf der Erde treiben. Unsere Erdhacker nähern sich ihnen, und suchen ihre liebste Nahrung, Ameisen und ihre Larven, grofsentheils auf dem Boden. Auch hacken sie selten Löcher in die Bäume, klet- tern aber an ihnen oft hinauf, spalten die Schale ab, um die unter ihr verborgenen Insekten zu er- haschen, hüpfen geschickt auf der Erde herum, und durchsuchen alle Ritzen und Löcher mit ihrer Zunge. Sie schreien stark, sind ziemlich scheu, kommen zum Theil im Winter an die Häuser, um die in den Ritzen schlafenden Fliegen zu erhaschen, *) T’yzıvos, einer der die Erde bewegt, 197 fressen im Frühjahre viele Engerlinge, nisten, wie die vorhergehenden, in selbst gehackten Löchern, und ziehen ihre gefleckten Jungen mit den Larven der Ameisen auf. Von den Buntspechten un- terscheiden sie sich sehr dadurch, dafs sie keine Sämereien fressen.. Von den Ausländern gehört hierher: Picus campestris, melanochlorus, oliva- ceus elc. 1) Der Fichtenerdhacker. (Grünspecht.) Gecinus pinetorum, Br. (Picus viridis, L.) Der ganze Oberkopf istaufaschgrauem Grunde karminroth, der Rücken grün, der Schuabel sanft bogenförmig; der Scheitel kaumhöherals die sanft autsteigende Stirn, Er ist 14" 6% Jang und 22” breit. Der Au- genstern weilslich, das Gesicht schwarz, der Ober- kopf und Nacken auf aschblauem Grunde karmin- roth, der Oberkörper hochgrün, der Bürzel hell- gelb, die Schwung- und Schwanzfedern schwärz- lich gebändert, der Unterkörper lichtgraugrün, ein Streif unter den Wangen beim Männchen roth, beim Weichen schwarz. Bei den Jungen ist der graugrüne Oberkörper weifslich, und der weils- graue Unterkörper schwärzlich gefleckt. Er be- wohnt die deutschen Fichtenwälder, streicht im Win- ter, ist ziemlich scheu, schreit glück, glück, frifst vorzugsweilse die rothen Holzameisen und ihre Eier, und legt in Buchen, 'Tannen und Fich- ten 5 bis 8 weilse Eier. 2) Der Lauberdhacker. Gecinus frondium, Br. (Grünspecht. P. viridis, L.) Der ganze Öberkopf iistauf aschblauem Grunde karminroth, der Rücken grün, der 198 Schnabel, so weit er blof[s ist, gerade, der Scheitel bedeutend höher als die allmälig erhöhte Stirn. z Er unterscheidet sich von Nr. 1: 1) durch den etwas schwächern, geradern Schnabel, 2) den höhern Scheitel und 3) den nie von Harz beschmuzten Unterschwanz; bei dem vorhergehenden findet man stets Harz an der Schwanz- spitze. Er bewohnt die Laubhölzer, mit Laubbäu- nıen besetzten Thäler uud die Gärten, kommt oft an die Gebäude, frifst gelbe Ameisen und ihre Lar- ven, Engerlinge, Puppen und die in den Wänden schlafenden Fliegen, und legt in Eichen, Aspen, Erlen und Obstbäume 5 bis 8 weifse Eier. In allem Uebrigen ähnelt er dem vorhergehenden. 3) Der grüne Erdhacker. (Grünspecht.) Gecinus viridis, Boje. (Picus viridis, L. N.W. 5. Th. Taf. 132.) Der ganze Oberkopf ist aufaschblauem Grunde karminroth, der Rücken grün, der Schnabel am Oberkiefer kaum bogenför- mıg, der Scheitel äulserst hoch. Er ist etwas gröfser als die beiden vorherge- henden, 15" lang und 23“ breit, und unterscheidet sich von ihnen: 1) durch den Schnabel, wel- cher, so weit er vorsteht, am Unterkiefer gerade, am obern sanft gebogen ist, 2) den äulserst hohen Scheitel bei niedriger Stirn und 3) dıe dunkelgrünen Querflecken, welche der Unterkörper von der Brust an hat. Er lebt in Norddeutschland, besucht im Herbste und Winter die baumreichen Flufsufer und Gärten, geht nicht in die Nadelhölzer, aber häufig auf die Erde, frilst im Winter Ameisen, Insektenlarven, Fliegen u. dgl., 199 beträgt sich wie die vorhergehenden, und nistet höchst selten in der hiesigen Gegend. Seine 5bis 6 Eier sind weils. 4) Der grünliche Erdhacker. (Grünspecht.) Gecinus virescens, Br. (P. viridıs, L.) Der ganze Oberkopf ist auf aschblauem Grunde karminroth, der Rücken grün, der Schnabel, so weit er blol[s ist, gerade und etwas hoch; der Scheitel kaum höher als die plötzlich erhöhte Stirn. Er weicht von allen 3 vorhergehenden durch die Bildung 1) desSchnabels und 2) des Schä- dels ab. Der erstere ıst stark, so weit er vor- steht, gerade, vorn hoch, und der letztere ist durch seine ungewöhnlich hohe Stirn sehr ausgezeichnet. Er kommt nur im Winter zuweilen in die deut- schen Fichtenwälder und Gärten, bei tiefem Schnee auch an die Häuser, hackt die Lehmwände entzwei, frifst Ameisen, Käferchen und schlafende Fliegen, und hat das Uebrige mit den vorhergehenden gemein. 1) Der grüngraue Erdhacker. (Grauspecht.) Gecinus viridicanus, Br. (P. canus, L.) Der grüngraueHinterkopf ist schwärz- lich gestrichelt, der Rücken olivengrün, an dem kaum merklich bogenförmigen Schnabel tritt die Seite des Oberkiefers stark über den untern vor, der Scheitel ist auffallend höher als die niedrige Stirn. Er ist 13" — 13" 6% Jang und 19" 6" — 20" 6 breit. Der Augenstern rosenroth, der Oberkopf grüngrau, schwärzlich gestrichelt, der Vorderkopf des Männchens karminroth, der Oberkörper oliven- grün, der Bürzel gelb, der Schwanz grüngrau, seine 200 2 mittlern Steuer- und die Schwungfedern dunkel gebändert, der Unterkörper grüngrau oder grau- grün, mit einem schwarzen Striche vor dem Auge und neben der Kehle. Bei den Jungen ist der Unterkörper grauschwarz gefleckt. Er bewohnt die Vorhölzer der Nadelwälder gebirgiger Gegenden in unserm Vaterlande, ist nicht sehr scheu, schnurrt und pfeift zur Paarungszeit, frilst vorzugsweise ro- the Holzameisen, ihre Larven, Käfer und andere Insekten, und legt in Fichten und Buchen 5 bis 8 weilse Eier. 2) Der graue Erdhacker. Gecinus canus, Boje. (.2 canus, 2., N. W, 5. Ih. Falrsss) Der grüngraue Hinterkopf ist schwärz- lich gestrichelt, der Rücken olivengrün, an dem kaum merklich bogenförmigen Schna- bel treten die Seiten des Oberkiefers wenig vor, der Scheitel ist kaum höher als die niedrige Stirn. Er unterscheidet sich von dem vorhergehenden: 1) durch den schmälern Schnabel, an wel- chem die Seiten des Oberkiefers wenig vortreten, 2) den platten Kopf, an welchem Stirn und Scheitel niedrig sind, und 3) den nie mit Harz beschmuzien Schwauz — die Spitze der. Steuerfedern des vorhergehenden zeigt stets Harz. Er hält sich in den Laubhölzern und den mit Laubbäumen besetzten 'Thälern Mitteldeutsch- lands, namentlich im Saal- und Rodathale auf, wandert im Winter, kommt fast nie in die Fich- tenwälder, pfeift wie der vorhergehende zur Paa- rungszeit, frifst gelbe Ameisen, ihre Larven, Käfer, Engerlinge und Würmer, und legt in Linden, Er- len und Aspen 5 bis 7 weilse Eier. 201 3) Der grauköpfige Erdhacker. Gecinus ca- niceps, Br. (P. canus, L.) Der grüngraue Hinterkopf ist schwärz- lich gestrichelt, der Rücken olivengrün, an dem fast ganz geraden Schnabel treten die Seiten des Oberkiefers wenig vor, der Scheitel weit vorn viel höher als die stark erhöhte Stirn. Er unterscheidet sich von Nr. 1 durch die wenig vortretenden Schnabelseiten, die hohe Stirn und den weit vorn erhöhten Scheitel — bei Nr. 1 ist er hinten hoch — und von Nr. 2 durch den sehr gewölbten Kopf, den hohen Scheitel und den mit Harz be- schmuzten Schwanz — bei Nr. 2 ist dieser ganz harzlos — kommt nur im Herbste und Win- ter in unsere 'Thäler, frifst Ameisen, Käfer, Enger- linge u. dgl., und ähnelt in seinem Betragen dem vorhergehenden. Fünfte Sippe Wendehals. Jynx, Linn. Der Schnabel ist ein etwas zusammen- gedrückter Kegel; dieFüfse haben gepaarte Zehen; der Schwanz ist nicht als Stütze beim Klettern brauchbar, die Zunge wurm- artig obne Widerhäkchen. Der Schnabel ist mehr oder weniger kurz, mit hohem Rücken, neben welchem hinten an der Stirn die ritzförmigen Nasenlöcher in einer Haut liegen, an den Seiten zusammengedrückt, kegelförmig, spitzig, nicht zum Hacken geschickt; die Fülse stark, kurz mit ge- paarten, etwas langen Zehen. In dem kur- 202 zen, stumpfen Flügel ist die Ste Schwung- feder die längste; der mittellange Schwanz hat 10 schwache, abgerundete lange Steuer- und 2 kurze Seitenfedern, die Zunge, die Schleimdrüsen an den Kopfseiten und der ganze innere Bau wie bei den Spechten; allein die Zunge ist ohne Widerhäkchen. Die Wendehälse klettern nur an schräg stehenden Baumstämmen und Zweigen hinauf, hän- gen sich an senkrechte an und hüpfen an ihnen eine kleine Strecke hinauf, sehr oft aber auf der Erde herum, hacken nicht in die Rinde, haben in der Nahrung, welche vorzugsweise in Ameisen besteht, und mit der vorgestreckten, mit Schleim überdeckten Zunge gefangen wird, mit den Erd- spechten grolse Aehnlichkeit, und zeichnen sich durch die Gewandlheit, mit welcher sie den Kopf drehen, aus, Sie sind nach dem Geschlechte nicht, nach dem Alter kaum verschieden, bewohnen die mit Laubbäumen besetzten Orte, wandern, mausern sich jährlich zweimal, und legen viele weilse Eier in die vorgefundenen Höhlungen der Bäume. 1) Der plattköpfige Wendehals. Jynx tor- quilla, Linn. Der Schwanz mit 5 zickzackförmigen schwarzen Querbinden, der gestreckte Schnabel, die Stirn und der Scheitel sehr niedrig. Seine Länge beträgt 8"— 8’ 4" und seine Breite 12" — 12" 6". Der Schnabel und Fufs hornfarben, der Augenstern gelbbraun, der rostfarben aschgraue Oberkörper vom Scheitel bis zum Ubterrücken mit einem schwärzlichen Längestreif, übrigens mit schwärzlichen, rost- und hellbraunen Fleckchen, 203 der gelbliche Vorderhals mit braunen Wellenlinien, Brust und Bauch weifslich mit dreieckigen braunen Fleckchen. Die Jungen haben unreinere Farben als die Alten. Er bewobnt die mit Laubbäumen besetzten Thäler Deutschlands, namentlich das Saal- thal, ist wenig scheu, schreit gäh, gäh, gäh, frıfst schwarze Ameisen und andere Insekten, und legt in natürliche Baumlötcher 7 bis 11 weilse Eier auf ein Nest von Moos. 2) Der Baumwendehals. Jynx arborea, Br. (J. torquilla, L. N. W. 6. Th. Taf. 138.) Der Schwanz hat 5 schwarze, deutliche Querbinden, der gestreckte Schnabel ist ziemlich hoch, der Scheitel kaum höher als die sanft erhöhte Stirn. Er unterscheidet sich von dem vorhergehenden: 1) durch den höhern Schnabel, was man be- sonders bemerkt, wenn man die Hinterschnäbel bei- der Arten vergleicht; 2) den höhern Kopf, an welchem die Hinuterstirn und der Scheitel viel höher stehen als bei dem vorhergehenden. Er lebt und nistet zuweilen einzeln in unsern Thälern, besucht sie fast alle Jahre auf dem Zuge und ähnelt in allem Uebrigen dem vorhergehenden. 3) Der getüpfelte Wendehals. Jynx punctata, Br. (J. torgqulla, L. N. W. 1. Ausg. 1. Th. Taf. 28, 56.) Der Schwanz hat 6 schwarze Querbin- den; der Schnabel ist kurz, der Scheitel sehr hoch, Er ist von den beiden vorhergehenden zu un- terscheiden: 1) durch die 6te Schwanzbinde, 2) den kurzen, vor den Nasenlöchern wenig 204 zusammengedrückten Schnabel, und 3) den sehr gewölbten, hohen Scheitel, wandert im April und Mai durch Mitteldeutschland, frifst schwarze Ameisen, schreit wie die vorhergehender, beträgt sich auch wie sie, nistet aber nicht in der hiesigen Gegend, Sechste Sippe. Kleiber. Sitia, Linn. Der keilkegelförmige Schnabel ist ge- rade oder sanftaufwärts gebogen, der star- ke Fuls mit langen, ungepaarten Zehen, derschwache Schwanz keinKletterschwanz. Der harte, keilkegelförmige Schnabel ist mittellang und spitzig, zum Hacken ge- schickt, die rundlichen Nasenlöcher zum Theil mit Barthaaren bedeckt; an den et- was kurzen Fülsen sind die 3 langen Vor- derzehen hinten zusammengewachsen und wie die hintere mit langen Nägeln verse- hen. In dem mittellangen und breiten Flü- gel steht dieäte der 19 schwachen Schwung- federn allein oder mit der 4ten und dten über die andern vor; der etwas kurze schwacheSchwanzzwölffederig. DieZunge gewöhnlich, der häutige Magen mit Mus- keln, der Darm mit 2 kleinen Blinddärmen. Die Kleiber haben ihren Namen von der eigenen Gewohnheit, den Eingang zu den natürli- chen Baumlöchern ihrer Nester, in denen viele rothgeflecke Eier auf zerbissenen Blättern oder Rindepplättchen liegen, mit Lehm so zu verklei- ben, dals nur eine kleine Oeffuung übrig bleibt. Sie stehen in ihrem Betrageu in der Mitte zwischen 205 den Spechten und Meisen, und heifsen deswe- gen Spechtmeisen. Sie hüpfen auf den Zwei- gen und dem Boden herum, klettern aber auch mit grolser Gewandtheit an den Baumstämmen auf- und abwärts, ohne sich auf ihren schwachen Schwanz zu stützen, hacken, oft herabwärts hängend, die Buchen - Hasel- und Lindennüsse auf, welche sie in kleine, in der Schale der Stämme angebrachte Vertiefungen legen und in Zeiten des Üeberflusses sammeln, fressen aufser ihren Kernen Insekten, die sie aus der Schale, nicht aus dem Holze hervor- ziehen, halten sich in den Nadel- und Laubwäl- dern beider Welten auf, streichen oder wandern im Herbste, sind sehr gewandt und wenig scheu, nach dem Geschlechte und Alter kaum merklich verschieden. Das vom Männchen mit Nahrung versorgte Weibchen brütet die Eier allein aus, und zieht in Gemeinschaft mit ihm die Jungen auf. 1) Der Kiefernkleib er. .Sitta pinetorum, Br. (Sitta Europaea, Linn. N. W,5. Th. Taf. 139.) Brust und Bauch sind rostgelb, der Schnabel ist gestreckt, der Scheitel kaum höher als die Hinterstirn; die starken Nä- gelsehr gekrümmt. Er ist 6 3% — 6" Jang und 11" 7" — 10 breit. Der blauliche Oberkörper hat einen grolsen schwarzen Streif durch die Augen, bläulich, schwarz und weilsgefleckten Schwanz, und auf dem rots- gelben Unterkörper eine weilsliche Kehle und beim Männchen kastanienbraune, beim. Weibchen rostbraungelbe Tragtedern. Die Jungen haben undeutlichere Farben als die Alten. Er bewohnt die deutschen Kiefernwälder, streicht in ihnen mit den Meisen herum, kommt an die Häuser, spal- 206 tet die Kieferschalenstückchen ab, und frifst die darunter sitzenden Insekten, aulser ihnen den Sa- men der Nadelbäume und Buchepnüsse, und legt in hohle Bäume 7 bis9 weilse, röthlichgefleckte Eier. 2) Der Laubholzkleiber. sSitta foliorum, Br. (5. Europaea, L. N. W.1. Ausg. 1,Th. Taf. 28,57.) Brust und Bauch sind rostgelb, der Schnabel ist wenig gestreckt, der Scheitel viel höher als die Hinterstirn; die schwa- chen Nägel wenig gekrümmt. Er unterscheidet sich von dem vorhergehenden: 1) durch den kürzern Schnabel; bei Nr. 1 mifst er von der Stirn 10” — 10}, bei Nr. 2 84 bis 9", 2) den hohen Scheitel und 3) die schwachen, wenig gekrümmten und deswe- gen langen Nägel, Er lebt in den deutsehen Laubhölzern, kommt von ihnen in die Gärten, frifst, aufser Linden- Buchen- und Haselnüssen, verschiedene Insekten, und legt in hohle Eichen und andere Bäume 6bis 9 weilse, röthlichgefleckte Eier. 3) Der nordische Kleiber. sSitia septentrio- nalis, Br. (S. Europaea, Linn.) Brust und Bauch rostgelb, der Schna- bel sanft aufwärts gebogen, die Zehen et- was kurz, Er mufs von den beiden vorhergehenden ge- trennt werden, denn 1) ist sein Schnabel sanft gebogen, 2) seine Stirn sehr niedrig, 3) der Fufs durch seine kurzen Zehen, die er mit dem nordamerikanischen gemein hat, sehr aus- gezeichnet. Er bewohnt den Norden, kommt im 207 Winter bei Kiel vor, und ähnelt im Uebrigen den vorhergehenden. 4) Der fremde Kleiber, Sitta advena, br. Der Unterkörper rostgelblichweifls. Er hat die Gröfse und Zeichnung des vorher- gehenden, aber sein Unterkörper ist viel heller, von der weilsen Kehle an rostgelblichweils; sein Schnabel ist so kurz als bei Nr. 2, aber viel höher, sein Scheitel sehr hoch. Er zeigt sich nur zuwei- leh in den Wäldern des mittlern Deutschlands, und ähnelt in seinem Betragen und in seiner Nahrung den vorhergehenden. Der amerikanische Kleiber, Sitia Caro- linensis, unterscheidet sich von den vorhergehen- den durch den schwarzen Kopf und langen Schnabel. Im Berliner Museum steht ein Klei- ber aus dem Morgenlande, Sitta Syriaca, Ehren- berg; er hat grolse Aehnlichkeit mit Sitta orientalis, Natt., welcher 7" 9'" Par. Mals lang, auf dem gan- zen Oberkörper reinaschgrau, auf den Schwungfe- dern und der innern Fahne der ungefleckten Steuer- federn schwärzlich, die letztern mit einem gelh- lichweifsen Endbande, der weilse Unterkörper mit einem schwarzen Streif an den Kopf- und Hals- seiten, an dem Bauche und den Seiten bleichrost- gelb ist. Er lebt im südlichen Dalmatien, Siebente Sippe, Baumläufer. Certhia, Linn, Der dreiseitige, bogenförmige Schna- bel mehr oder weniger lang; die kurzen Füfse mit 4 ungepaarten Zehen; der Klet- terschwanz zwolffederig, Der bogeuför- 208 mige Schnabel ist zusammengedrückt und sehr spitzig; die ritzartigen Nasenlöcher sind oben durch cine gewölbte Haut ver- schlielsbar; die 3 Vorderzehen sind bis zum ersten Gelenke zusammengewachsen, und haben krumme Nägel; der Nagel der Hinterzehe ist grofs; in den stumpfen, mit- tellangen Flatterflügeln ist die 4te und 5teSchwungfeder die längste; derSchwanz als Kletterschwanz etwas schwach; die Eingeweide fast wie bei den Kleibern. Die Baumläufer kleltern mit grolser Ge- wandtheit an den Bäumen hinauf, auch wagerecht an der obern und untern Seite der Aeste herum, hüpfen im Winter oft auf der Erde, und ziehen Insekten und ihre Eier, besonders Käferchen, ohne zu hacken aus den Ritzen und Spalten der Rinde, auch aus dem Moose hervor, fressen aber auch kleine Sämereien. Sie bewohnen die baumreichen Orte, streichen und wandern allein oder mit den Meisen, Kleibern und Goldhähnchen, mausern sich jährlich einmal, nisten aber gewöhnlich zweimal in vorgefundenen Löchern. Das Weibchen legt in ein warmes Nest 8 bis 9 weilse, rothgefleckte Eier, brütet sie allein aus, wird aber vom Männ- chen mit Nahrung versorgt, und beim Aufziehen der Jungen unterstützt, Es ist diesem gleich ge- färbt, aber kleiner; die Jungen weichen in der Zeichnung etwas von den Alten ab. 1) Der langzehige Baumläufer. Certhia mu- crodactyla, Br. (C. familiaris, L.) Der Oberkörper zieht insGraulichloh- farbige; der Schnabel milst von der Stirn 7 bis'81'"; der Nagel der Hinterzehe ist 209 sehr wenig gekrümmt; der Seheitel kaum höher als die Hinterstirn. . Er ist 6" 3" — 6" lang und 8" 4" — 7" breit. Der graulichlohfarbige Oberkörper hat weifsliche Tupfen, einen weilsen Streif über den Augen, eine gelbliche Binde über dem Flügel, und der Unter- körper ist glänzend milchweils. Die Jungen ha- ben einen kurzen Schnabel und rostgelblich gefleck- ten Oberkörper. Er bewohnt die Nadelwälder, ist im Sommer selten im mittlern Deutschland, häu- figer im Herbste und Winter, schreit zieh, singt einförmig, frifst Insekten, seltner kleine Sämereien, und legt in Baumlöcher und Holzstößse 5 bis 9 weilse, rothgefleckte Eier. 2) Der lohrückige Baumläufer. Certhia fa- miliaris, Linn. (N. W.5.'Th. Taf. 140, 1, 2.) DerOberkörperistlohfarbig, derSchna- bel milst 6“ bis 74, der Nagel der Hinter- zehe ist ziemlich gekrümmt, der Scheitel viel höher als die Hinterstirnm. Er unterscheidet sich aulser den schon ange- gebenen Merkmalen: 1) durch die Gestalt des Schnabels; dieser ist bei Nr. 1 hinten breit, bei Nr, 2 sehr schmal, 2) durch den weit mehr ins Lohfarbige fallenden Oberkörper, 3) die mehr gekrümmten Nägel aller Zehen und 4) den mehr stufenförmigen Schwanz. Bei Nr. 1 ist die äulserste Steuerfeder um 6'"—7'", bei Nr. 2 um 8"'—10"' kürzer als die mittlern. Dies ist der gewöhnliche Baumläufer unse- rer Gegend, häufig im Sommer in den Nadel-, im Winter auch in den Laubwäldern und Gärten, in dem Betragen, der Nahrung und Fortpflanzung dem vorhergehenden ähnlich, A 14 210 3) Der nordische Baumläufer. (Certhia sep- tentrionalis, Br. (C. familiaeris, L. N. W, 1. Ausg. -1. Th. Taf. 28, 58.) Der lohfarbige Oberkörper etwas mit Grau gedämpft, der Schnabel mifst von der Stirn 5 bis 61", der Nagel der Hinter- zehe ist ziemlich gekrümmt, der Scheitel bedeutend höher als die Hinterstirn, Er ist von den beiden vorhergehenden zu er- kennen: 1) an seinem kurzen Schnabel, 2) an seinen kürzern Zehen, 3) fast immer kürzern Steuerfedern. Er bewohnt die von Deutschland nördlich lie- genden Wälder, kommt im Winter bis Kiel, sel- ten ins mittlere Deutschland herab, und ähnelt in seinem ganzen Wesen den beiden vorhergehenden. 1) Der kurzzehige Baumläufer. Certhia bra- chydactyla, Br. (N. W.5.'Th. Taf. 140, 3, 4. *)) Der schwarzgraue Oberkörper zieht wenig ins Lohfarbige; der Schnabel mifst von der Stirn 7" bis 10", der Schwanz 2" 7" bis 9", Er ist 5" — 6" zu lang und 7° Br —_ gu gu breit. Der schwarzgraue Oberkörper ist etwas loh- farbig angeflogen mit schmuzigweilsen Längeflecken, über dem Auge steht ein weilser, auf dem ausge- breiteten Flügel ein blaflsgelber Streif, der Unter- körper ist grauweils. Die Jungen sind auf dem Oberkörper wenig lohfarbig angeflogen, auf dem *) Dafs Naumann diesen Vogel, welchen die Herren von Seyffertitz bei Ahlsdorf und Schilling bei Greifswald aufgefun- den und am Locktone erkannt haben, für eine Art mit C, fa- miliaris hält, beweist, dafs er die deutschen Baumläufer nicht genau genug beobachtet hat. ) 211 schmuzigweifsen Unterkörper schwärzlich bespritzt. Er bewohnt die mit Laubbäumen besetzten 'Thäler Deutschlands bis nach Greifswald hin ‚besonders das Saalthal, streicht im Herbste und Winter, und kommt dann auch in manche Nadelhölzer, lebt in den Gärten und läuft an den Häusern herum, schreit, wie der Hausrothschwanz, titt titt titt, frilst In- sekten, ihre Larven und Eier, und legt 8 bis 8 weise, mit dunkelrothen, grofsen Flecken besetzte Eier. 2) Der grofsschnäblige Baumläufer, Cer- thia megarhynchos, Br. DerOberkörperistlohfarbig, derSchna- bel mifst von der Stirn 7 bis 10", der Schwanz au 10. bis’ 3". Er ähnelt in der Gestalt dem kurzzehigen, in der Zeichnung aber dem lohrückigen, hat auf dem lohfarbigen Oberkörper gelhlichweifse Längeflecken, über dem Auge einen breiten weilsen Streit, auf dem ausgebreiteten Flügel eine schön- gelbe Querbinde, auf dem weifslichen Unterkörper lohfarbig angeflogene Seiten. Er unterscheidet sich von dem zunächst vorhergehenden: 1) durch das auf dem Oberkörper herrschende Lohfar- ben, 2) den um 3“ längern Schwanz, 3) den höhern und deswegen gröfsern Schnabel, bewohnt das westliche Deutschland, namentlich West- phalen, ist mir in der hiesigen Gegend nur einmal vorgekommen, und ähnelt in seinem Betragen und seiner Nahrung, wahrscheinlich auch in seiner Fort- pflanzung dem kurzzehigen. 14 * 212 — Achte Sippe. Mauerläufer. Tichodroma, Illiger. Der lange, dünne, bogenförmige Schna- bel ist an der obern Kinnlade dreikantig, an der untern rundlich, der Schwanz kein Kletterschwanz, der mittellange Fuls mit sehr langen Zehen und Nägeln versehen. Der Schnabel ist niedrig und spitzig, und hat seine ritzartigen, oben mit einer Haut bedeckten Nasenlöcher nahe an der Stirn; die äufsere und mittlere Zehe ist bis zum ersten Gelenke zusammengewachsen; der Nagel der Hinterzehe äufserst grols; der stumpfe, sehr breite Flatterflügel hat 19 weiche Schwungfedern, von denen die 4te und ö5te die längsten sind, der zwölffede- rige Schwanz wie bei den Kleibern; die spechtartige Zunge hat an den hintern Seiten Widerhäkchen. Die Mauerläufer laufen an den hohen Fel- sen und Mauern hinauf, indem sie sich mit den langen Zehen und Nägeln festhalten, und ihr Hin- aufhüpfen durch beständiges Flattern erleichtern oder vielmehr möglich machen. Sie suchen die in den Felsenritzen und Mauerspalten verborgenen In- sekten, besonders mehrere Arten Fliegen auf, und ziehen sie mit dem Schnabel und der Zunge her- vor. Im Sommer leben sie nur an den Felsenwänden der Gebirge der südeuropäischen Länder, nament- lich der Alpen der Schweiz und Tyrols, kommen aber im Winter auch an die Kirchthürme und in die Thäler, sind wenig scheu, mausern sich jähr- lich zweimal und verändern dadurch die Farbe des Vorderhalses, sind aber übrigens nach dem Ge- 213 schlechte und Alter wenig verschieden. Sie legen weilse Eier in Felsenrilzen. 1) Der kurzschnäblige Mauerläufer. Ticho- droma brachyrhynchos, Br. (T. phoenicoptera, Temm., Certhia muraria, Linn. N. W.5. Th. Taf. 141, 2.) Der Schnabel milst von der Stirn 12" bis 15; der Scheitel ist platt. Ein sehr schöner Vogel von 6" 6"! — 7'' Länge und 12" — 12" 6'" Breite. Der Oberkörper hell- aschgrau, der Flügel halb schwarz, halb karmin- roth, die ersten Schwung- und Steuerfedern haben weilse, die mitllern beim Weibchen gelbe Flecken, der Vorderhals ist im Sommer schwarz, im Winter weifs, der übrige Unterkörper schie- feraschgrau. Die Jungen ähneln den Alten ım Herbstkleide. Er bewohnt vorzugsweise die Alpen Tyrols und Kärnthens, kommt im Winter bis ın die Nähe von Wien, hüpft unter beständiger Flü- gelbewegung an den Felsenwänden und Mauern hin- auf, schreit zieh, frifst Fliegen und kleine Käfer, und legt in Felsenritzen 5 bis 6 rundliche weilse Eier. 2) Der langschnäblige Mauerläufer. Ticho- droma macrorhynchos, Br. (T. phoenicoptera, Temm., Certhia muraria, L. N. W. 5. Th. Taf. 141, 2.) Der Schnabel milst von der Stirn 18” bıs 24“, der Scheitel ist etwas erhöht. Er ähnelt dem vorhergehenden in der Zeich- nung ganz, ist aber 1) etwas grülser, nament- lich länger, oft 7" 9" lang, 2) langschnäb- liger — der Unterschied in der Schnabellänge be- 214 trägt 6" — 9", 3) hochköpfiger, der Scheitel ist bei Nr. 1 platt, bei Nr. 2 erhöht, lebt auf den hohen Alpen der Schweiz und Salzburgs, wahr- scheinlich nicht in Tyrol, und ähnelt in seinem ganzen Wesen dem vorhergehenden. Neunte Sippe Wiedehopf. Upupa, Linn. Der Schnabel dünn, lang, schwach bo- genförmig, hochrückig, spitzig; auf dem Kopfe ein aus 2 Reihen langer Federn ge- bildeter Federbusch. Die eirunden Nasen- löcher ganz nahe an der Stirn; die Fülse kurz, stark, mit kurzen Zehen, von denen die äulsere und mittlere bis zum ersten Gelenke zusammengewachsen sind, und we- nig bogenförmigen Nägeln; der breite und stumpfe Flügel hat 20 Schwungfedern, von denen die 4te und 5öte über die andern vor- stehen; der zehnftederige Schwanz ist et- was lang, vorn fast gerade abgeschnitten, oder schwach abgerundet; die Zunge äus- serst kurz, der Magen häutig, der Darm ohne Blinddärme. Die Wiedehopfe sind Erdläufer und ge- hören nur uneigentlich unter die spechtartigen Vögel; ich setze sie jedoch hieher, weil ihr Schna- bel und Flügel mit dem der Mauerläufer grolse Aechnlichkeit hat, weil die wahren Erdspechte auch fast immer auf der Erde sitzen, und weil die Wiedehopfe in hohlen Bäumen nisten. Sie laufen geschwind, fliegen langsam mit starkem Flü- gelschlage, sind sehr unruhig und scheu, und, ob sie sich gleich jährlich zweimal mausern, weder 215 nach der Jahreszeit, noch nach dem Alter und Ge- schlechte sehr verschieden, fressen Insekten und ihre Larven, und legen in Baumlöcher jährlich nur einmal 3 bis 4 graugelbliche Eier. Ich kenne 3 einander sehr ähnliche Arten, von denen die afri- kanische kleiner als die einheimischen ist. 1) Der einbindige Wiedehopf. Upupu epops, PEPLDEVN. 5.7 EHRR Taf. 142.) Länge 12" bis 12” 6'; der Schwanz mit einer weilsen Querbinde. . Seine Breite beträgt 18" 6” — 19" 6, und seine Zeichnung ist schön. Der 2 6" lange Feder- busch ist dunkelrostlehmgelb mit schwarzen Feder- spitzen, der lehmfarbige Oberkörper auf dem Mit- telrücken, den Schultern und den Flügeln schwarz und gelblichweifs in die Quere gestreift, der schwarze Schwanz mit eiuer breiten weilsen, halbmondför- migen Querbinde, der hochlehmfarbige Unterkör- per an den Seiten des weilsen Bauches mit schwar- zen Längeflecken. Das Weibchen hat schmuzi- gere Farben als das Männchen, und die Jungen zeigen einen kurzen Schnabel und Federbusch. Er bewohnt jetzt nur noch manche Gegenden Deutsch- lands den Sommer über, namentlich einen grolsen 'Theil des Elbthales und der Lausitz, wandert durch viele andere, schreit hup, hup, frifst glatte Rau- pen, Käfer und Würmer, und legt auf ein Nest von Erde, Kuhmist und Würzelchen 3 bis 4 grau- gelbliche Eier. 2) Der zweibindige Wiedehopf. Upupa bi- jasciata, Br. (U. epops, L.) Länge 12" 6" bis 13"; der Schwanz hat an den äulsern Federn eine doppelte weilse Binde, 216 Er ist 19" 6" — 20" 4'" breit, also etwas grös- ser als der vorhergehende, und unterscheidet sich noch von ihm: 1) durch den wenig erhöhten Scheitel, welcher bei Nr. 1 äufserst hoch ist, 2) den um 4" Jängern Schwanz, und 3) durch eine doppelte weilse Schwanzbinde; die eine von diesen geht beim alten Männchen nahe an der Wurzel über den ganzen Schwanz, beim Weibchen aber nur über we- nige, und bei den Juugen oft nur über eine Feder weg. Er scheint nördlich von Deutschland zu wohnen — der im Brandenburgischen brütende ist der gewöhnliche — kommt in hiesiger Gegend nur selten auf dem Herbst- und Frühlingszuge vor, und ähnelt in dem Betragen und der Nahrung dem vorhergehenden. Sechste Ordnung. Fliegenfänger. Muscicapidae, Vigors. Ihr Schnabel ist kurz, gerade, aut den Kinnladen etwas gewölbt, die Fülse sind ziemlich kurz mit 4 ungepaarten Zehen; die Flügel lang, der Schwanz mittellang und zwölffederig. Die Vögel dieser Ordnung fressen Insekten, welche sie aus der Luft oder von der Erde weg- fangen, manche auch Beeren, wohnen an baumrei- chen Orten, wandern, leben in Einweibigkeit, und legen 3 bis 6 Eier, welche das mit Nahrung vom Männchen versorgte Weibchen allein ausbrütet. Dieses hat einen Brutfleck längs der Mitte des Un- terkörpers, und wird beim Aufziehen der Jungen von dem Männchen unterstützt. Der Darm hat 2 kleine Blinddärme. Erste Sippe. Seidenschwanz. Bombycilla, Briss. (Bombyci- phora, Temm.) Die Schäfte mehrerer Schwungfedern 2ter Ordnung endigen sich bei alten Vö- geln in hornartige, scharlachrothe Fort- sätze. Der hinten breite, kurze, gewölbte Schnabel hat einen kleinen Haken und Aus- schnitt vor der Spitze beider Kinnladen; 218 die länglichrunden, an der Stirn liegenden Nasenlöcher sind von Borstenhaaren be- deckt; an den kurzen Fülsen sind die äus- sere und mittlere Zehe hinten verwachsen; der lange, spitzige Flügel hat 19 Schwung- federn, von denen die Ste allein oder mit der 2ten über die andern vorsteht; das weiche Gefieder bildet auf dem Kopfe ei- nen nach hinten gerichteten Federbusch, und ist schön gezeichnet; die Speiseröhre erweitert sich zu einer Art von Kropf, der häutige Magen ist sehr klein, der Darm ungewöhnlich weit. Die Seidensehwänze, von denen es nur weuige sehr nahe verwandte Arten gibt, ähneln nicht nur in ihrer Gestalt, sondern auch darin den Fliegeufängern, dals sie Insekten aus der Luft weg- schnappen, was ihnen durch ihren schnellen Flug möglich wird; im Winter fressen sie auch Beeren. Sie bewohnen die Wälder und baumreichen Orte des Norden beider Welten, wandern unregelmäfsig, sind sehr wenig scheu, mausern sich jährlich nur einmal, nisten auf Bäume, und legen bläulich- weilse Eier, Der hochköpfige Seidenschwanz, Bomby- eilla garrula, Briss. (Bombyciphora garrula, re > Auiplking Sarr rg Linn. N.W.2. Th, Tat, 59, 1.) Die Unterschwanzdeck federn mahago- nibraun, der Schnabel am Kinne schmal, der Scheitel weit hinten äufserst hoch, Er ist 8" 9" — 9 3". Jang und 14" 6 — 15" breit. Die Kehle, ein schmaler Streit um die Schna- belwurzel und ein breiter durch das Auge schwarz, 219 das Gefieder röthlichgrau, auf dem Unterkörper aschgraulich, die meisten Schwung- und Schwanz- federn schwarz, die letztern mit goldgelber, die ersten mit weilser Spitze, und einem gelben Fleck auf der äufsern Fahne der meisten Schwungfedern 1ster Ordnung, an der 2ten Ordnung 3—9 mit rothen Federfortsätzen, welche sich bei sehr alten Vögeln auch an den Steuerfedern zeigen. Je jün- ger die Vögel, desto kleiner sind die rothen Feder- fortsätze und desto matter die Farben. Er wohnt in Lappland, frifst dort im Sommer Wasserkäfer und andere Insekten, kommt ım Winter zuweilen nach Deutschland, wo er Beeren in grofser Menge verzehrt und wenig scheu ist. Der plattköpfige Seidenschwanz. Bomby- cilla Bohemica, Briss. (Amp. garrulus, Linn. NV, Th: Taf. 59, 2.) Die Unterschwanzdeckfedern mahago- nibraun, der Schnabel.am Kinne breit, der Scheitel weit vorn etwas hoch. Er unterscheidet sich von dem vorhergehenden: 1) durch den Schnabel. Dieser ist bei ihm an der Wurzel breit, bei Nr. 1 hingegen viel schmä- ler, und deswegen erscheint er bei Nr. 2 an der Kehle breit; 2) durch den Schädel. Bei Nr. i steht der Scheitel über die sehr aufgeworfenen Au- genknochenränder buckelartig und hoch, bei Nr. 2 aber über die nicht aufgeworfenen Knochenränder nur wenig vor; 3) durch die Farbe, welche bei Nr. 2 mehr ins Aschgraue zieht als bei Nr.1. Er bewohnt das nordöstliche Europa, kommt zuweilen wie im Winter 18??/,, häufig nach Deutchland und ähnelt im Uebrigen dem vorhergehenden. Der nordamerikanische Seidenschwanz, 220 Bombyciphora cedrorum, ist nur halb so grofs als die unsrigen, aber der japanische ähnelt ihnen sehr. Zweite Sippe, Fliegenschnäpper. Butalis, Boje. Der an der Wurzel sehr breite Schna- bel ist etwas gestreckt, niedrig mit schar- fer Rückenkante, der Fuls kurz und dünn, der lange Flügel hat 19 Schwungfedern, von denen die äte die längste ist, der Schwanz mittellang, schwach ausgeschnitten, ohne Weifs; das Gefieder hat Grau zur herr- schenden Farbe. Der Schnabel ist vorn etwas übergebogen; die eirunden Nasen- löcher liegen auf ıhm nahe an der Stirn; die äulsere und mittlere Zehe hinten etwas zusammengewachsen; derRachen weit, der Magen häutig, der Darm kurz, das Gefie- der etwas locker. Die Fliegenschnäpper bewohnen die Wäl- der und Gärten, und fangen die vorüberfliegenden Insekten, besonders Käferchen, seltener Fliegen aus der Luft weg. Sie wandern, leben in Einwei- bigkeit, mausern sich zweimal, und sehen im Ju- gendkleide gefleckt aus. Die Geschlechter sind kaum, die Alten nach der Jahreszeit nicht ver- schieden, die Weibchen brüten allein, werden von den Männchen zur Brutzeit gefüttert, und von ihnen beim Aufziehen der Jungen unterstützt. Man kennt 5 Arten, unter ihnen 2 ausländische, 1) Der Bergfliegenschnäpper. Butalis mon- dana, Brehm. (Muscicapa grisola, Linn.) Der schwarzgraue Flügel hat 2 wenig 221 bemerkbare lichte Binden, der Schnabel ist gestreckt, der Scheitel platt. Länge 6'' 6 bis g, Der tiefgraue Oberkörper ist auf dem Vorder- kopfe weifslich und schwarz gestreift, der weilsli- che Unterkörper hat auf der Brust tiefgraue Schaft- flecken. Im Jugendkleide hat der graue Ober- körper weilse und rostgelbliche Tupfen, und der weilse Unterkörper auf der Brust schwärzliche Fe- derränder. Er bewohnt die deutschen gebirgigen Wälder, z. B. den thüringer Wald ziemlich hoch hinauf, kommt auf dem Zuge aueh in die ebenen Nadelwälder, an baumreiche Flufsufer und in die Gärten, sitzt gern auf den Gipfeln, ist ziemlich scheu und flüchtig, frifst Fliegen und Käfer, nistet auf starke Baumäste und legt 4 bis 5 bläulich- weilse, lehmrothgeflekte Eier. 2) Der Fichtenfliegenschnäpper. Butalis pinetorum, Br. (M. grisöla, L.) Der schwarzgraue Flügel hat 2 wenig bemerkbare lichte Binden, der breite Schna- bel ist wenig gestreckt, der Scheitel merk- lich höher als die Stirn. Länge 6" 6" bis 9". Er unterscheidet sich von dem vorhergehenden: 1) durch den kürzern, breitern Schnabel, welcher einen sehr grofsen Rachen bildet und 2) den schon auf der Stirn gewölbten Schä- del, welcher höher als die stark erhöhte Stirn, bei Nr. 1 aber wenig höher als die sanft aufstei- gende Stirn ist. Er bewohnt die Schwarzwälder Deutschlands, besonders solche, in denen hohe Fich- ten und Kiefern vermischt stehen, sitzt gern hoch, schnappt die vorüberfliegenden Insekten weg, singt zwitschernd, baut auf starke Aeste oder zwischen 222 Zwillingsbäume, und legt 2 bis 5 bläulichweis- se, lehmrothgefleckte Eier. 5) Der gefleckteFliegenfänger. Butalis gri- sola, Boje. (Musc. grisola, Linn. N. W.2.'Th. Taf. 64, 1.) a Der schwarzgraue Flügel hat 2 kaum bemerkbare lichte Binden, der breite Schna- bel ist wenig gestreckt, der Scheitel äus- serst hoch. Länge 6” 6" bis 9". Er ist von Nr. 1 und 2 durch den äufserst hohen Scheitel, von Nr.1 auch noch durch den kürzern Schnabel verschieden, bewohnt die deutschen Laubhölzer und Gärten, besonders solche, welche Wasser iu der Nähe haben, sitzt gern tief auf den untern Zweigen oder in der Mitte der Bäume, frifst Fliegen, Käferchen und andere Insekten, baut auf starke Baumäste, und legt 4 bis 5 Eier, welche denen von Nr. 1 Rus 2 ähn- lich sind, DTrittEeiSır De Fliegenfänger. Muscicapa, Linne et Boje. Der kurze Schnabel bildet ein Dreieck, der kurze Fufs ist etwas schwach; in dem langen Flügel steben die 3te und 4te der 19 Schwungfedern über dieandern vor; der mittellange Schwanz ist schwach ausge- schnitten, und hat etwas Weifs. Der Schna- bel ist fast wie bei der vorhergehenden Sippe, aber kürzer und höher, der Fufs etwas höher und stärker, aberimmer noch kurz und schwach; der Flügel wie bei den Fliegenschnäppern, aber der Schwanz et- 223 was kürzer. Die Eingeweide wie bei die- seu, denen die Fliegenfänger in ihrem gan- zen Wesen ähneln. Sie fangen jedoch die Insekten, besonders Kä- ferchen nicht nur aus der Luft, sondern auch von dem Boden weg, leben nur in Laubholzern, in Gärten und an mit Laubbäumen besetzten Stellen, besuchen aber auf dem Zuge auch die Nadelwälder, eine Art ausgenommen, welche auch in Nadelwäl- dern nistet. 1) Der weilsstirnige Fliegenfänger. Musci- capa albifrons, Br. (M. collaris, Bechst., M. albicollis, Temm. N. W. 2. Th. Taf. 65, 2.) Der Schnabel grofs und breit, auf dem Flügel ein grofser weilser Fleck, der Schei- tel sehr platt. Seine Länge ist 6“, seine Breite 10“ 6"'. Früh- lingskleid. Das alte Männchen. Der Ober- körper ist schwarz, ein grolser Fleck auf dem Vor- derkopfe, der Hinterhals, Unterrücken, ein grofser Fleck auf dem Hinterflügel, ein Saum an den Schwanz- seiten und der gauze Unterkörper weils. Bei den einjährigen Männchen fehlt der weilse Hals- ring, der Stirnfleck ist klein und der Oberkörper grau und schwarz gemischt. Bei dem Weibchen hat der ganze tiefgraue Oberkörper eine gelblich- weilse Stirn, einen grofsen weilsen Flügelfleck und an den 2 oder $ äufsersten Schwungledern einen weilsen Saum, und der weilse Unterkörper einen grauen Anflug. Diesen ähnlich sind die Herbst- vögel, aber die alten Männchen haben schon einen weilsen Stirnfleck. Im Jugendkleide hat der graue Oberkörper schmuzigweilse Flecken und der weilsliche Unterkörper schwarzgraue Federrän- 224 BZ der. Er bewohnt die Laubhölzer Thüringens, na- mentlich die in der Nähe von Querfurt, ist scheu und flüchtig, frifst vorzugsweilse kleine Käfer, singt angenehm und legt in hohle Bäume 4 bis 6 bleichblaue, kaum merklich röthlichge- tleckte Eier. 2) Der weilshälsige Fliegenfänger. Musci- capa albicollis, Temm. (M. collaris, Bechst. N. WW. 2. TR.’ Taf, 68, 2.) Der Schnabel ist klein, auf dem Flügel ein grolser weilser Fleck, die Stirn und der Scheitel sehr hoch. Er hat mit dem vorhergehenden die Farbe ge- mein, aber 1) gewöhnlich einen etwas klei- nern Körper, 2) einen kürzern Schnabel und 3) stets einen sehr gewölbten Kopf. Das Männchen zeigt zuweilen einen ganz schwar- zen Schwanz. Er lebt in den Laubhölzern Thü- ringens und Tyrols, namentlich bei Gotha und Salzburg, und ähnelt in seinem ganzen Wesen den vorhergehenden. 1) Der schwarzrückige Fliegenfänger. Mus- cicapa atricapilla, Linn. (N. W.2. Th. Taf. 64, 2, 4.) DerSchnabel klein, auf dem Flügel ein grolser weilser Fleck, auf dem kleinen Kopfe ist die Stirn wenig, der Scheitel et- was erhöht. Seine Länge beträgt 5" 6", seine Breite 10”. Frühlingskleid. Das alte Männchen. Auf dem kohlschwarzen Oberkörper ist ein kleiner Stirn-, ein grolser Flügellleck und ein Saum an einer oder zwei der äulsersten Steuerfedern so weils, wie der 225 ganze Unterkörper. Das Weibchen, Die Herbst- und jungen Vögel ähneln denen der Musc. al- bifrons, doch haben auch die alten Männchen im Herbste keinen weilsen Stirnfleck., Er wan- dert im Herbste und Frühjahre durch Deutschland, ist ziemlich scheu, singt angenehm, und frilst vor- zugsweise Käüferchen. 2) Der hochköpfige Fliegenfänger. Musci- capa alticeps, Br. (M, atricapilla, L.) Der Schnabel ist mittelgro[s, auf dem Flügel ein gro[ser weilser Fleck, der Schei- tel des schmalen Kopfes ungewöhnlich hoch. Er ist etwas stärker als der vorhergehende, und unterscheidet sich von ıhm: 1) durch den grölsern und breitern Schnabel, und 2) den ganz ungewöhnlich erhöhten Scheitel, lebt einzein in den deutschen Laubhölzern bis nach Westphalen, namentlich bei Gotha, Leipzig und Dortmund, singt sehr angenehm zwitschernd und flötend, wird, ob er gleich scheu ist, sehr zahm, fängt Käferchen aus der Luft und von der Erde weg, und legt in hohle Bäume 4 bis 6 bleich- blaugrüne Eier. 3) Der Trauerfliegenfänger. Muscicap« luctuosa, Temm. (M. atricapilla, 4.) Der Schnabel am grölsten unter allen deutschen Arten, auf dem Flügel ein gros- ser weilser Fleck, der breiteKopf auf dem Scheitel wenig erhöht. Er ist etwas gröfser als alle vorhergehenden, und unterscheidet sich von ihnen: 1) durch den grolsen breiten Schnabel, und 2) den brei- 15 226 ten, auf dem Scheitel sanft buckelartig er- höhten Kopf. Von den beiden vorhergehenden, mit denen er die Zeichnung gemein hat, ist er noch an dem grofsen weilsen Stirnfleck zu erkennen. Er ist nur zuweilen auf dem Zuge im mittlern Deutschland wahrzunehmen, z. B. im Mai 1826, und ähnelt im Uebrigen seinen nahen Verwandten. 1) Der graurückige Fliegenfänger, Musci- capa muscipeta, Bechst. Der Oberkörper ist stets tiefgrau, auf dem Flügel ein grofser weifser Fleck, der Schnabel ziemlich grols, der Scheitel des mittelbreiten Kopfes bedeutend erhöht. Er hat die Grölse mit dem hochköpfigen gemein, weicht aber von allen vorhergehenden in der Zeichnung sehr ab. Frühlingskleid. Das alte Männchen hat auf dem tiefgrauen Oberkör- per einen weilsen kleinen Stirn- und grolsen Flü- gelfleck, weilsen Saum an den 2 oder 3 äufsern Schwanzfedern und einen reinweilsen Unterkörper. Das einjährige Männchen, das Weibchen und alle Herbstvögel haben keinen weilsen Stirn- fleck. Die Jungen sind auf dem Oberkörper gelblichweils getupft, auf dem weilslichen Unter- körper schwärzlich bespritzt. Er lebt in vielen Laubhölzern Deutschlands, z.B. bei Zeiz und Leip- zig, singt ziemlich angenehm, frifst Käferchen, ni- stet auf starke Baumäste oder in Erdlöcher, und legt 4 bis 6 bläulichweilse, lehmrothge- fleckte Eier. 2) Der braunköpfige Fliegenfänger. Musci- capa fuscicapilla, Br. (M. muscipeta, Linn.) Der Kopf graubräunlich, auf dem Flü- 227 gelein grolser weilser Fleck, der Schna- bel klein, der Scheitel merklich höher als die etwas erhöhte Stirn. Er ähnelt den zunächst vorhergehenden sehr, aber 1) hat er keinen weilsen Stirnfleck und einen graubraunenKopf, 2) einen klei- nern Schnabel, 3) einen kürzern Kopf und weiter vorn erhöhten Scheitel. Man sieht ihn im Mai und August im mittlern Deutschland, an Teichen und den Kanten der Nadelwälder, wo er Käferchen fängt. Er ist scheu und flüchtig, und hält sich bei uns-nicht lange auf. 3) Der schwarzgraue Fliegenfänger. Musci- capa atrogrisea, Br. (M. muscipeta, Linn. me 2. Th: Tat. 64, 8.) Der Scheitel ist sehr niedrig, auf dem Flügel ein grofser weilserFleck, derSchna- bel mittelgrols. In der Gröfse und Farbe steht er den beiden letztern sehr nahe, doch hat das alte Männchen im Sommer einen ziemlich gro[sen weilsen Stirnfleek und schwarzgrauen Oberkör- per, auf dem Kopfe im hohen Alter schwarze Flecken, und der platte Kopf dieses Vogels deutet auf seine Verwandtschaft mit Muse. albifrons hin. Im Herbst- und Jugendkleide ähnelt er den vorhergehenden. Er lebt in den Laubhölzern West- phalens, kommt im mittlern Deutschlande sehr sel- ten vor, singt angenehm, ist flüchtig und ziemlich scheu, frilst Käferchen und nistet in hohlen Bäumen. 1) Der kleine Fliegenfänger. Muscicapa par- va, Bechst. Der Flügel hat kein, der Schwanz an den 4 äulsersten Steuerfedern Weifs, der 15* 228 Scheitel ist kaum höher als die Hinter- stirn, der Schnabel mittelgrofs. Seine Länge beträgt 5 6", seine Breite 9" 6". Das alte Männchen. Der Oberkopf aschgrau- lich, der übrige Oberkörper grau, ins Rothgraue ziehend, die Schwung- und Steuerfedern schwärz- lich, der Unterkörper röthlichgelb, in der Mitte der Unterbrust und am Bauche weils, diese Zeich- nung behält es das ganze Jahr. Das Weibchen und die Männchen im ersten Herbste sind auf dem Oberkörper braungrau, ins Rolhgraue zie- hend, auf dem Unterkörper rostgraugelblich, in der Mitte der Brust und am Banche weils, Im Jugendkleide ist er wie die vorhergehenden Ar- ten gefleckt. Er lebt in den Wäldern Osteuropa’s, sehr selten in den deutschen, am wenigsten selten in der Nähe von Wien, sonst auf dem thüringer Walde, ist sehr scheu, in der Gefangenschaft bald sehr zahm, frifst Käferchen und nistet zwischen Baumstämme oder Baumäsle. < 2) Der rothkehlige Fliegenfänger. Mauscı- capa rufogularis, Br. (M. parva, Bechst, N. W. 2. Th. Taf. 65, 3.) Der Flügel hat kein, der Schwanz an den 4 äufsersten Steuerfedern Weils, der Scheitel viel höher als die Hinterstirn, der Schnabel klein, Ein sehr niedliches Vögelchen von 5" 3" Länge und 9" 3'" Breite. Das alte, wenigstens zwei- jährige Männchen. Der Oberkörper tiefbraun- grau mit röthlichem Schimmer, die Stirn und die Kopfseiten bläulichschiefergrau, die Schwung- und Steuerfedern schwärzlich, der ganze Vorderhals gelbroih, wie bei einem alten Rothkehlchen, 229 der übrige Unterkörper gelblichweils, an den Sei- ten röthlichgelb. Das Weibchen und das Männ- chen im ersten Herbstkleide ähnelt dem der vorhergehenden Art, hat aber einen etwas dunk- lern Vorderhals. Die Jungen sind eben so ge- fleckt, wie bei den verwandten Arten, ihr Ober- körper ist tiefgrau mit röthlichem Schimmer, hel- ler getüpfelt, der Unterkörper schmuzigröthlich- gelb, etwas rostgraugelb getüpfelt. Das Herbst- kleid der alten Vögel ist so schön, wie das Früh- lingskleid. Er bewohnt einzeln die Laubhölzer Oestreichs, ist anderwärts in Deutschland äufserst selten, lockt zererzehe, bat auch einen starken Pfiff, in Gesange mit dem Rothkehlchen und Gartenrothschwanze Aehnlichkeit, wird in der Gefangenschaft sehr zahm *), frifst Käferchen und nistet wahrscheinlich auf starke Baumäste, Er un- terscheidet sich von dem vorhergehenden stets 1) durch den viel höhern Scheitel, 2) die et- was geringere Gröfse, den kleinern Schna- bel und 3) die schönere Farbe. *) Diese Nachrichten und die herrlichen Vögel verdanke ich der ausgezeichneten Gewogenheit des Herrn Grafen von Gourcy, Siebente Ordnung. — Würgerartige Vögel, Laniadae, Vigors, Der gerade Schnabel ist raubvogelar- tig, d. h. etwas kurz, gerade, vorn mit ei- nem scharfen Haken und Zahne. Die Fülse nur ziemlich ausgebildet, nicht als Fänge brauchbar; die Flügel etwas kurz oder mit- tellang, Einzige deutsche Sippe. Würger. ZLanius, Linn. Der Schnabel wie oben, die äufsere und mittlere Zehe hinten etwas verwachsen, der lange Schwanz stufenförmig. Der Schna- bel ist an den Seiten sehr zusammenge- drückt; die Nasenlöcher nahe an der Stirn, oben mit einer Haut und steifen Bartbor- sten; die Mittelzehe kürzer als die Fulfs- wurzel, der mittellange Flügel hat 19 Schwungfedern, von denen die Steallein oder mit der 4ten die längste ist. Das Ge- fieder weich, die Speiseröhre weit ohne Kropf, der dickhäutige Magen mit schwa- chen Muskeln, der Darm mit 2 kleinen Blimddärmen. Die Würger sind, wie schon ihr Name zeigt, räuberischer Natur, und greifen dieser gemäls 231 zum 'Theil Vögel und kleine Säugelhiere an, fres- sen aber auch, und zwar manche ausschliefslich, grolse Insekten, besonders Käfer. Sie leben an baum- und buschreichen, eine freie Aussicht ge- stattenden Orten, lauern auf erhöhten Gegenstän- den, besonders auf dürren Zweigen ihrer Beute auf, stürzen sich mit Schnelligkeit und Wuth auf sie herab, ergreifen sie mit dem Schnabel, fassen sie mit den Zehen oder spielsen sie an Dornen und verzehren sie so. Sie fliegen schnell, bogenförmig, aber ungern über weite Strecken; auf der Erde hüpfen sie. Die Männchen haben fast alle einen erborgten, zum Theil sehr angenehmen Gesang. Sie wandern oder streichen, nisten auf Bäumen oder Büschen, und legen 5 bis 7 gefleckte Eier, welche das vom Männchen mit Nahrung versorgte Weib- chen, das einen grofsen Brutfleck längs der Mitte des Unterkörpers hat, allein ausbrütet. Beide EI- tern lieben ihre Jungen sehr und bringen ihnen reichliche Nahrung. Die meisten Arten mausern sich, ohne ihre Zeichnung zu verändern, jährlich zweimal; die Weibchen sind den Männchen ganz oder wenig ähnlich, und die Jungen sind auch von der Mutter etwas in der Zeichnung verschieden. Man theilt sie nach ihrer mehr oder weniger räu- berischen Natur in 2 Familien. f ERSTE FAMILIE Raubwürger. Lani rapaces. Ihr Schnabel ist etwas gestreckt mit grolsem Haken. Sie fressen nicht nur Insekten, sondern greifen ouch kleine Säugelhiere und Vögel mit Erfolg an. 252 1) Der grolse Würger. Lanius major, Br. (L. excubitor, L. N. W. ll. Th. Taf. 49, 2.) Der Oberkörper ist von der Stirn bis zum Bürzel hellaschgrau, keine, oder die beiden mittlern Steuerfedern sind ganz schwarz, die äufserste weilse hat einen schwarzen Querfleck. Er ist 11" lang und 15” 6’ breit. Der Ober- körper ist hellaschgrau, an den Kopfseiten ein brei- ter schwarzer Streif, der schwarze Flügel hat einen weilsen Fleck, der schwarze Schwanz eine weilse Einfassung, der Unterkörper ist reinweils. Viele Weibchen und mehrere einjährige Männchen haben auf dem Ünterkörper tiefgraue Wellenlinien, wel- che bei den schmuziggefärbten Jungen sehr deut- lich sind. Er bewohnt die Vorhölzer der deutschen Fichtenwälder, streicht im Winter, schreit stark, ist sehr scheu, frifst Mäuse, kleine Vögel, Käfer und Heuschrecken, baut ein grofses Nest auf Fich- ten oder Tannen, und legt 4 bis 5 grünlichgraue, ölgraugefleckte Eier. 2) Der graue Würger. Lanius excubitor, Linn. (NEHWV: 315 Ts, Taf. 49.) Der Oberkörper ist von der Stirn bis zum Bürzel hellaschgrau, keine, oder die beiden mittlern Steuerfedern sind ganz schwarz, die äulserste ganz weilse hat ei- nen schwärzlıchen Schaft; aber keinen Querstreif. | Er ist kaum kleiner als der vorhergehende, hat aber 1) eine viel niedrigere Stirn, beson- ders einen wenig aufgeworfenen Augenknochenrand, so dafs der Scheitel hoch über ıhn vorsteht, 2) eine andere Schwanzzeichnung, denn die beiden 233 äufsersten weilsen Schwanzfedern haben nur in ei- nem Länge- oder kleinen Querflecken Schwarz, da bei Nr, 1 die erste in einem Querstreifen, die zweile aber fast zur Hälfte schwarz ist. Er lebt in den deutschen Laubhölzern, wandert im Winter, ähnelt in seinem Wesen und seiner Nahrung dem vorhergehenden, nistet auf hohe Laub- bäume, und legt 4 bis 5 graugrünliche, öl- und olivepgraugefleckte Eier. 4) Der dorndrehende Würger. Lanius spi- nitorquus, Bechst. Der zusammengelegte Flügel hat kei- nen odereinenunmerklichen weilsen Fleck, der Schnabel ist schwach und gestreckt, der Scheitel kaum höher als die Hinter- stirn, Seine Länge beträgt 8" — 8" 6'' und seine Breite 12" 3” — 6". Das Männchen. Der Oberkopf und Nacken hellaschgrau, auf der Stirn und an den Kopfseiten ein schwarzer Streif, der Mantel rostbraunrolh, der Schwanz hinten weils, vorn schwarz, der Unterkörper roströthlichweils, Das Weibchen ist oben grau, auf dem Mantel rost- bräunlich, an den Schwung- und Schwanzfedern braun, am weilsen Unterkörper schwärzlich gewellt. Das Jugendkleid ähnelt dem des Weibchens, hat aber auf dem rostbraunen Oberkörper schwärz- liche Querbinden, Er bewohnt die mit Büschen und Bäumen besetzten Orte Deutschlands, wandert weit weg, ist wenig scheu, singt sehr angenehm, frifst kleine Vögel und Insekten, nistet im Gebü- sche, und legt 5 bis 7 gelblichaschgrau oder roth- gelb gefleckte Eier. 234 2) Der rothrückige Würger. Lanius rollu- rio, Briss. (N. W. II. Th, Taf. 52, 1.) Der zusammengelegte Flügel zeigt kei- nen weilsen Fleck; der Schnabel ist kurz und stark, der Scheitel viel höherals die Hinterstirn, Er ist etwas kleiner als der vorhergehende; 7 10 — 8" lang und 11" 9'"— 12" breit und un- terscheidet sich von ihm; 1) durch den kurzen und starken Schnabel — bei Nr. 1 ist er ge- streckt und etwas schwach — und 2) des buckel- ‚artig erhöhten Scheitel. Er lebt an ähnlichen Orten, wie der vorhergehende, auch in Süddeutsch- land, ist hier häufiger als er, und ähnelt ıhm in allem Uebrigen völlig. 5) Der Buschwürger, ZDLanius dumetorum, Br. (L. spinitorquus, Bechst. N.W.1l. Th. Taf. 52,2.) Der zusammengelegte Flügel zeigt kei- nen oder einen kleinen weilsen Fleck, der Schnabel ist ziemlich kurz und stark, der Scheitel etwas höher als die ziemlich er- höhte Stirn, Er ist so grofs als Nr. 2, und steht zwischen den beiden vorhergehenden in der Gestalt des Schna- bels und Scheitels mitten inne. Bei Nr. 1 erhebt sich die Stirn sanft und der Scheitel ist kaum hö- her als sie; bei Nr. 2 steigt sie mit ganz aufgewor- fenem Rande plötzlich auf und der Scheitel steht buckelartig vor; bei Nr, 3 ist die Stirn bei aufge- worfenem Rande ziemlich erhöht, und der Scheitel merklich höher als sie. Er lebt an den buschreichen Orten unseres Vaterlandes und hat in allem Uebri- gen mit den vorhergehenden grolse Aehnlichkeit. Die Gruudfarbe seiner Eier zieht ins Olivengelbe. 255 ZWEITE FAMILIE. Insektenfressende Würger. Lanü in- seckivori. Der wenig gestreckte Schnabel hat ei- nen kleinen Haken. — Sie fressen Insekten und greifen nie, oder höchst selten kleine Vögel an. 1) Derrosenbrüstige Würger. Lanius minor, Linn. (Lan. lItalicus, Laith. N. W. ll. Th. Taf. 50.) Der Oberkörper hellaschgrau, die vier mittlern Schwanzfedern ganz schwarz, oder vorn weilsgesäumt; der Schnabel kurz, der Scheitel niedriger als die Hinterstirn, Er ist 9" lang und 15” breit. Alt. Die Stirn, die Kopfseiten, der Flügel und weilseingefalste Schwanz schwarz, der weilse Unterkörper an der Brust und den Seiten rosenroth, Beim Weib- chen sind die Farben matter als beim Männ- chen. Die schmuziggefärbten Jungen haben kein Schwarz auf der Stirn, auf dem Oberkörper schwärzliche Wellenlinien und einen gelblichweis- sen Unterkörper. Dem ersten Herbstkleide fehlen die Wellenlinien des Jugendkleides und bei den einjährigen Vögeln ist die schwarze Stirn und das Rosenroth des Unterkörpers nur angedeutet. Er mausert sich wahrscheinlich nur einmal jährlich. Sein Wohnort sind die frucht- baren, mit Laubhölzern oder andern baumreichen Stellen zum "Theil bedeckten Gegenden Nord- deutschlands, wo er sein 5 bis 6 blafsgrüne, olivengraugefleckte Eier enthaltendes Nest auf Bäumen anbringt. Sein Gesang ist stark und angenehm, und seine Nahrung sind vorzugsweise Drugkäfer. 236 2) Der schwarzstirnige Würger. Lanius nigrifrons, Br. (L. minor, L.) Der Oberkörper hellaschgrau, die vier mittlern Schwanzfedern ganz schwarz, oder vorn weils gesäumt, der Schnabel et- was gestreckt, der Scheitel buckelartig, die Stirn bogenartig erhöht. Er hat mit dem vorhergehenden die Zeichnung gemein, aber 1) ist er etwas gröfser, 2) ist sein Schnabel länger als Würgerschnabel die- ser Abiheilung gestreckt, und 3) sein ganzer Oberkopf sehr stark gewölbt. Er bewohnt die Laubhölzer und baumreichen Flufsufer Thü- ringens, geht nicht bis Norddeutschland hinauf, ähnelt aber in seinem ganzen Wesen, auch in der Nahrung, dem Nestbau und der Farbe der Eier dem vorhergehenden. 3) Der mittlere Würger, .Lanius medius, Br. (L. minor, L.) Der Oberkörper hellaschgrau, die 4. mittlerno Schwanzfedern ganz schwarz, oder weils gesäumt, der Schnabel wenig gestreckt, der Scheitel etwas höher als die sanft aufsteigende Stirn. Er hat mit Nr. 1 die Gröfse, mit Nr. 1 und 2 die Zeichnung gemein und steht in der Schädel- bildung mitten inne zwischen beiden. Von Nr, 1 unterscheidet er sich leicht durch den viel hö- hern Scheitel, und von Nr.2 durch den kür- zern Schnabel, die niedrigere Stirn und den kleinern Kopf. Er lebt in Norddeutsch- land und hat in dem Aufenthalte, dem Betragen, der Nahrung und Fortpflanzung grofse Aehnlich- keit mit den beiden vorhergehenden, 237 1) Der rothköpfige Würger. Lanius rufus, Brifs. (L. collurio rufus, L.) Der Bürzel ist weifslich, rein oder mit braunschwarzen Wellenlinien, der Schna- bel sehr gestreckt und schmal, der Schei- tel so hoch als die am Rande aufgewor- fene Stirn. Seine Länge beträgt 8" 6'" und seine Breite 13" 6". Frühlingskleid. Die Mittelstirn, der Vorderkopf, die Kopfseiten, der Rücken, die Flü- gel und der weilsgesäumte Schwanz schwarz, der Hinterkopf und Nacken hochrostroth, die Schul- tern, ein Spiegel auf dem Flügel und der Bürzel weils, der ganze Unterkörper gelblichweils. Bei dem Weibchen ist der Unterkörper oft an den Seiten schwarzgraugewellt, das Schwarz malter, und im Herbstkleide ist alles Weils rostgelb- lich. Im Jugendkleide ist der Oberkörper auf grauem Grunde rostgelblich und schwarz, und der weilse Unterkörper schwärzlichgewell. Im er- sten Herbstkleide tritt das Rostroth des Nak- kens und das Schwarz des Oberrückens deutlich vor. Er wandert im Frühjahre und im August durch Mitteldeutschland, ist ziemlich scheu und frifst grolse Insekten. 2) Der mittlere rothköpfige Würger. La- nius ruficeps, Br. (L. collurio rufus, L. N. W.IL Th: Tat. 51.) Der Bürzel ist weil[slich, rein oder mit braunschwarzen Wellenlinien, der Schna- bel etwas gestreckt, der Scheitel merklich höher als die bogenförmige Stirn. Er ist kaum kleiner als der vorhergehende, und hat die Gestalt und Zeichnung mit ihm ge- 238 mein, aber 1) ist sein Schnabel und Schwanz merklich kürzer als bei diesem, und 2) sein Scheitel merklich höher als die bogen- förmige, am Rande wenig aufgeworfene Stirn. Er brütet in hügeligen Gegenden, welche Feld und Wiesen und an ihnen mit Bäumen be- setzte Stellen haben, ist ziemlich flüchtig, singt zuweilen sehr angenehm, frifst Käfer, Heuschrek- ken und vorzüglich Grillen, nistet auf Bäumen und ‚legt 5 bis 6 blalsgrünliche, öl- und asch- graugefleckte Eier. 3) Der schwarzrückige rothköpfige Wür- ger. Lanius melanotos, Br. (Lanius collurio rufus, L.) Der Bürzel ist weifslichrein, oder mit braunschwarzen Wellenlinien, der Schna- belkurz und stark, derbuckelartige Schei- tel höber als die sehr gewölbte Stirn. Er unterscheidet sich von den beiden vorher- gehenden: 1) durch den kurzen, starken Schnabel, welcher bei Nr® 1 sehr, bei Nr. 2 et- was, und bei Nr. 3 gar nicht zusammengedrückt ist; 2) durch den ungewöhnlich gewölbten Kopf. Bei Nr. 1 ist die Stirn ziemlich hoch, der Scheitel nicht höher als sie, bei Nr. 2 ist die Stirn vorn sehr niedrig, der Scheitel merklich höher als sie, bei Nr. 3 ist die Stirn äufserlich gewölbt und der Scheitel doch noch höher als sie. Er lebt in den deutschen Ebenen an baumreichen, von freien Plätzen umgebenen Orten, und ähnelt im Be- tragen, der Nahrung und Fortpflanzung dem vor- hergehenden. Re OPETETE: Dickschnäbler. Passeres, Linn. Der Schnabel ist kurz, stark, hinten stets gerade, vorn spitzig; mit kleinen rundlichen, an der Stirn liegenden Na- senlöchern; der Fuls hat 4 ungepaarte Ze- hen; der Flügel 18 bis 19 Schwung-, der Schwanz 12 Steuerfedern, die Speiseröhre bildet einen Kropf, der kleine Magen ist voll von starken Muskeln, der Darm hat 2 kleine Blinddärme. Sie nähren sich gröstentheils von Sämereien, welche im Kropfe erweicht und von dem Magen, wie von zwei Mühlsteinen, mit Hilfe verschluckter Kieskörner zerrieben werden, und leben in Ein- weibigkeit. Das Weibchen hat zur Brutzeit, wäh- rend welcher es vom Männchen mit Nahrung ver- sorgt wird, längs der Mitte des Unterkörpers ei- nen langen Brutfleck, und brütet seine 3 bis 6 ge- fleckten Eier allein aus, es ist bei den meisten Ar- ten weniger schön als das Männchen. Die Jungen ähneln ihm dann gewöhnlich in der Zeichnung. Fast alle sind gesellschaftlich. Erste Abtheilung. Kernbeilservögel. Loxiadae, Vigors. Ihr Schnabel ist sehr stark; ihr Fufs und Schwanz etwas kurz, ihre Zunge schmal, hoch, vorn löffelartig, 210 Sie füttern ihre Jungen fast alle aus dem Kropfe. Die Weibchen sind weniger schön als die Männ- chen gefärbt; alle mausern sich jährlich nur ein- mal. ’ Erste Sippe. Kreuzschnabel. Crucirostra, Meyer. (Cervi- rostra, Br. Loxia, Brij/s.) Die beiden Kinnladen kreuzen sich an den Spitzen. Der bogenförmige Schnabel hat neben einander hingebogene Kinnla- denspitzen, vondenen die oberebaldrechts bald links über die untere hinschlägt; die kleinen Nasenlöcher sind durch Haare ver- deckt, die kurzen starken Fü[lse haben ganz getrennte Zehen und krumme grolse Nägel. In dem spitzigen, schmalen, mit- tellangen Flügel steht die 2te der 18 Schwungfedern allein oder mit der öten über die andern vor; der Schwanz ist aus- geschnitten, der grofse Kropf liegt gefüllt auf der rechten Seite des Halses und auf dem Hinterhalse, Die Kreuzschnäbel vertreten bei uns die Stelle der Papageien, klettern eben so geschickt wie diese an den Zweigen herum, und nähren sich fast ausschliefslich von dem Samen der Nadel- bäume, welchen sie, indem sie mit ihrem hierzu vortrefllich eingerichteten Kreuzschnabel die Dek- kelchen der Zapfen aufbrechen, mit Hilfe der et- was langen löflelartigen Zunge aus denselben her- vorziehen. Sie hängen sich an die Zapfen fest, oder halten sie mit den Fülsen, und verlegen aus dem Norden, ihrem wahren Vaterlande, nur dann 241 ihren Aufenthalt in unsere Gegend, wenn ihnen dort der Same fehlt, und er hier reichlich ge- rathen ist, so dafs sie ein zigeunerartiges Leben führen. Sie sind wenig scheu, selten auf der Erde, fast immer auf den Bäumen und nisten das ganze Jahr hindurch, d. h. so, dafs man in jedem Monate, aber nur ın manchen Jahren, Eier findet. Die herr- schende Farbe der alten Männchen ist Roth oder Gelbroth, was in der Gefangenschaft Grüngelb wird, die der alten Weibchen graugrünlichgelb, dieJungen sind grau mit schwarzen Längestreifen, 1) Der grolse Kiefernkreuzschnabel. Cru- cirostra pityopsittacus, Br. (Loxia pityopsit- tacus, Bechst. L. curvirostra major, L.) Am papageiartig gestalteten dicken und hohen Schnabel läuft jede Kinnlade in einen kurzen Haken aus, der Scheitel ist höher, als der Augenknochenrand; Länge g" zu bis 6, Er ist der gröfste aller Kreuzschnäbel , 13. 61" — 11 breit. Das alte Männchen. Die Haupt- tarbe hellmennig-, zinnober-, röthel-, ziegel-, oder dunkeljohannisbeerroth am Unterbauche weils- lich, an den Schwung- und Schwanzfedern grau- schwarz. Das einjährige Männchen hat ein matteres Roth, und sehr selten Grüngelb zur Haupt- farbe. Bei dem Weibchen herrscht auf dem Oberkörper Grüngrau, aut dem Unterkörper Grau- grün, Gelbgrün oder Grüngelb. Die Jungen ha- ben auf dem tiefgrauen Oberkörper grüne oder gelbgrüne Federkanten, auf dem weilsgrauen Un- terkörper schwarzgraue' Längeflecken. Er lebt in den Kiefern- usd Fichtenwäldern Deutschlands, lockt göp, göp, zock, zock, hat einen starken 16 242 Gesang mit einem schnurrenden Tone, frifst Kie- fern-, Fichten- und Lerchenbaumsamen, und legt in ein gut gebautes Nest 4 bläulichweilse, rothge- fleckte Eier, 2) Der kleine Kiefernkreuzschnabel. CUrx- ceirostra subpityopsittacus, Br. (N. W. IV. Th. Taf. 109.) Am papageiartig gestalteten, kurzen, dicken und hohen Schnabel läuft jede Kinnlade in einen kurzen und hoben Ha- ken aus; derScheitel ist niedriger als der Augenknochenrand; Länge 7" 9" his 8" 3, Er ist eiwas kleiner, als der vorhergehende, 12” 94 bis 13" 4/% breit, und ihm ähnlich gefärbt, doch ist sein Roth oft etwas heller, und das gelb- liche Kleid der einjährigen Vögel kommt öfter vor als bei jenem, Er unterscheidet sich noch von ihm: 1) durch den kleinern Schnabel, wel- cher gewöhnlich auch kürzer ist, und 2) den nie- drigen Scheitel, durch welchen der Kopf auf ihm merklich niedriger als die Stirn ist. Er hat in dem Aufenthalte und Betragen, der Nahrung und Fortpflanzung grofse Aehnlichkeit mit dem vorhergehenden. 1) Der mittlere Kreuzschnabel. Crucirostra media, Br. (Loxia curvirostra, Linn. N. W. I. Ausg. I. Th. Taf. 9, 21 und 23, Taf. 10, 24.) Der Schnabel etwas gestreckt, stark, ziemlich hoch, an den sich kreuzenden Spitzen mitteldünn und ziemlich niedrig, der Scheitel so hoch als die Leisten der Stirn; Länge zu gm bis gu, Er ist merklich kleiner als der vorhergehende, 243 12" 4" bis 13" 24 breit, so schön, als Ü. pityo- psittacus gefärbt, und von ihm durch die gerin- gere Grölse und den kleinern Schnabel hinlänglich verschieden, lebt in den Nadelwäldern Deutsch- lands zigeunerartig, lockt gip, gip, zock, zock, hat auch einen schnurrenden Ton in seinem an- genehmen Gesang, frilst Kiefern- und Fichtensa- men, und legt 3 bläulichweilse, rothgefleckte Eier, 2) Der Gebirgskreuzschnabel. Crucirostra montana, Br, (Loxia curvirostra, L.) Der Schnabel etwas gestreckt, stark, ziemlich hoch, an den sich kreuzenden Spitzen mitteldünn und etwas hoch; der Scheitel des stark gewölbten Kopfs nie- driger als die Stirnleisten. Länge 7" 3 bis 9", Er hatmit dem zunächst vorhergehenden Gröfse und Farbe gemein, aber 1) ist sein Schnabel gewöhnlich kürzer, oft ganz papageiartig, zu- weilen dem der Crucir. subpityopsittacus ziem- lich ähnlich.*) 2) Ist auf dem sehr gewölb- ten Kopfe der Scheitel stets niedriger als die Stirn. Er bewohnt die deutschen Gebirge, nament- lich die tyroler Alpen, aber auch die niedrigern gebirgigen deutschen Nadelwälder zigeunerartig, frifst Kiefern- und Fichtensamen, auch den der Gebirgszwergkiefern und ähnelt in allem Uebrigen dem vorhergehenden. *) In der Isis Bd, XX, Heft 8 und 9, Spalte 710 u, s. w. ist die Art von mir noch mit der vorhergehenden innig ver- einigt, 18:7 244 3) Der Fichtenkreuzschnabel. Crneirostra pinetorum, Br. (Loxia curvirostra, 1. N.W. IV. Th. Taf. 110, 1, 2%, 3.) Der Schnabel ist gestreckt, etwas lang, ziemlich schwach, sanft gekrümmt, an den sich kreuzenden Spitzen lang, dünn und niedrig, der Scheitel kaum so hoch als die Stirnleisten. Länge 7” bis 7" 6". Er ist gewöhnlich etwas kleiner als alle vor- hergehenden, und durch 1) seinen schwachen, sanft gekrümmten, niedrigen Schnabel, und 2) seinen flachen, auf Stirn und Schei- tel nieht erhöhten Kopf, hinlänglich ver- schieden. Bei Nr. 1 sind die Stirnleisten und der Scheitel viel höher und bei Nr. 2 ist der Scheitel niedriger. Er lebt in den deutschen Fichtenwäl- dern, aber nur in manchen Jahren, hat einen et- was andern Gesang als die vorhergehenden und ei- nen höhern Lockton, frifst Fichtensamen, und legt in ein warmes Nest 3 bläulichweilse, rothgefleckte Eier. 1) Der zweibindige Kreuzschnabel. Cru- cirostra bifasciata, Br. (N. W. IV. Th. Taf. 110, 4.) Auf dem Flügel zwei breite weilse Bin- “den, der ganz platte Scheitel eben so hoch oder niedriger als die Stirnleisten, die Fuflswurzel7"lang. Seinschwacher Schna- bel kreuzt sich wenig. Er ist kleiner als der Fichtenkreuzschnabel, 6" gu — 7" 3" lang und 10" 3" — 11" 2" breit. Das alte Männchen. Die herrschende Farbe ist prachtvolles Scharlach - oder Johannisbeerrolh, auf 245 dem Nacken ein schwarzgraues Querband, die Schultern braunschwarz, die Schwung- und Steu- erfedern schwarz, ein Streif läugs der Mitte der Brust uud der Bauch grau. Das einjährige hat wahrscheinlich ein gelbliches Kleid. Das Weibchen. Der Oberkörper ist schwarzgrau mit gelblichen oder grüngelben. Federrändern, der Bür- zel blafsgelb, der Unterkörper hat auf graulich grüngelbem oder gelbgrünem Grunde schwarzgraue Schaltstreifen. Das Jugendkleid ähnelt dem der vorhergehenden Arten, hat aber schon die weis- sen Flügelbinden. Nach der, Mauser haben alle alten Vögel an den 3 letzten . Schwungfedern grofse weilse Spitzenflecken. Er erscheint nur zuweilen in Deutschland, wie im Juli und August 1826 auf dem thüriuger Walde, einzeln oder in kleinen Gesellschaften, schreitkrit, tüt, Lül, singt angenehm, ist höchst unvorsichtig, in der ‚Gefangenschaft bald und ganz zahm, und frifst den Samen der Nadelbäume. Sein wahres Vaterland ist unbekannt. 2) Der weifsbindige Kreuzschnabel. Cru- cirostra laenioptera, Br. (Loxia taenioptera, Gloger.) Auf dem Flügel zwei breite weilseBin- den, der gewölbte Scheitel höher als die Stirnleisten; die Fulswurzel milst 81"; der Schnabel ist mittelstark, Er hat mit dem vorhergehenden gleiche Gröfse und ın der Farbe und Gestalt die gröfste Aehnlich- keit; allein 1) ist der Schnabel höher und ge- krümmter, 2) der Fufls etwas länger alsbei diesem, 5) der gewölbte Scheitel höher als die Stirnleisten, und 4) das ausgefärbte 240 Kleid des Männchens gelbroth. Das ganze Gefieder ist gelbroth, was auf dem Rücken nur in einem schmalen Streifen sichtbar ist, der Nacken dunkelgefleckt; die Schultern und Seiten des Rük- kens braun, der Bürzel hoch gelbroth, die Schwung- und Steuerfedern ächt schwarz, die weilsen Bin- den und Flecken an den Flügeln röthlich übertlo- sen; der Bauch und After grauweils. Er berührt Deutschlands Gebirge nur zuweilen, wie im Herbste 1826, wo er bei Wien und Breslau erschien, trägt sich sehr schlank und schön, singt angenelm, loekt etwas anders als der vorhergehende, klettert wenig und frifst den Samen der Nadelbäume. Zweite Sippe. Hakengimpel. Corythus, Cuv. Der Schnabel ist ringsum gewölbt, ge- krümmt, mit hakenförmiger Spitze; der Fufs kurz, der Schwanz ziemlich lang und ausgeschnitten. Der kurze starke, etwas zusammengedrückte Schnabel hat einen hohen Rücken, die Nasenlöcher sind mit Borstenhaaren bedeckt, an dem mittel- starken Fufse sind die äufsere und mill- lereZehe hinten zusammengewachsen, die Nägel bogenförmig und ziemlich lang; in dem mittellangen, ziemlich spitzigen Flü- gel sind die Ste und 4te der 19 Schwung- federn die längsten; das Gefieder ziemlich reich; bei den alten Männchen roth, bei den einjährigen oft und bei den Weibchen stets gelb. Die Hakenkernbeifser, von denen ich nur zwei Arten und zwar europäische kenne — Loxia psittacea Lath. rechne ich nicht hierher — be- 9247 wohnen den Norden beider Welten, halten sich in Schwarzwäldern auf, und kommen nur höchst selten, durch noch unbekannte Ursachen dazu ver- anlafst, in die gemäfsigten Himmelstriche, sind sehr unvorsichlig, und mit den ihnen von den Menschen drohenden Gefahren gänzlich unbekannt, werden leicht zahm und fressen die Kerne von Bee- ren und andern Sämereien und nisten auf Bäumen. 1) Der breitschnäblige Hakengimpel. Co- rythus enucleator, Cuv. (Pyrrhula enucleator, Temm., Loxia enucleator, Linn. N. W. IV, Th» .Laf.,112,) Der Schnabel breit, der Scheitel hö- her als die Stirnleisten. Ein schöner Vogel von 10” Länge und 15" Breite. Das alte Männchen. Das kleine Ge- fieder johannisbeerroth mit durchschimmerndem, am After und Bauche herrschendem Aschgrau, die Schwung- und Steuerfedern sind schwarzbraun, auf dem Flügel zwei weilsliche Binden. Das ein- jährige hat entweder das Kleid des Alten oder ein gelbrothes, oder das des Weibchens, das anstatt des Roth, Ockergelb zeigt. Er bewohnt die nordeuropäischen Nadelwälder, kommt nur zu- weilen, wie im December 1821, nach Pommern, frifst Tannen- und Fichtensamen, die Kerne der Vogelbeeren und die Sämereien der Berggewächse, singt, ohne den Schnabel zu öffnen, angenehm, und soll 4 weilse, rothgefleckle Eier legen. 2) Der schmalschnäblige Hakengimpel. Co- rythus angustirostris, Br,(Loxia enucleator, L.) Der Schnabel und Kopf schmal, der Scheitel niedriger als die Stirnleisten. 248 Er hat mit dem vorhergehenden Gröfse und Farbe gemein, aber 1) ist sein Schnabel viel schmäler, was man besonders am Kinne be- merkt, undetwaslänger; 2)sein Kopf schmä- ler, und dadurch ausgezeichnet, dafs der Schei- tel merklich niedriger als die Stirnleisten ist. Auch er bewohnt die Nadelwälder des nörd- lichen Europa, und erscheint zuweilen mit dem vorhergehenden, welchem er in dem Betragen und der Nahrung ähnlich ist, im nördlichen Deutsch- land. Dritte Sippe. Karmingimpel. Erythrothorax, Br. Der Schnabel sperlingsgimpelartig, mit kaum merklichen Haken; die Fülse mittellang und ziemlich stark, der mittel- lange Schwanz ausgeschnitten,; Haupt- farbe der alten Männchen karminroth, der jüngern und der Weibchen graubräunlich, oder bräunlichgrau. Der kurze, dicke Schnabel ist sanft bogenförmig, gewölbt, auf dem Rücken unmerklich erhöht mit kaum vorstehender Spitze. Die Fülse wie bei den Sperlingen, an der äufsern und mittlern Zehe hinten etwas verwachsen; der Flügel mittellang mit 18 Schwungfe- dern, von denen die 3 vordersten über alle hinausragen. Das Gefieder liegt knapp an. Die Karmingimpel zeichnen sich durch ihre herrliche rothe Farbe aus, und stehen in ih- rer Lebensart zwischen den wahren Gimpeln und Grünlingen mitten inne; denn sie hüpfen viel auf der Erde herum. Sie leben in Wäldern und 249 Gärten, sind ziemlich scheu, werden aber in der Gefangenschaft bald zahm, fressen ölige Sämereien und nisten auf Bäumen. In Deutschland gibt es zwei Arten. Die amerikanische Pyrrhula (Frin- gila) purpurea gehört auch hierher. Der rothstirnige Karmingimpel. Erythro- thorax rubri[rons, Br. (Loxia erythrina, Pal- /as.. N.„W. IV. Th, Taf, 113, 12.) Die Federn rings um die Schnabelwur- zel sind roth, oder bräunlichgrau. Seine Länge beträgt 6" und seine Breite 10". Das alte Männchen. Der Kopf und Bürzel kar- minroth, der braungraue Rücken mil rothen Fe- derkanten, die Schwung- und Schwanzfedern tief braungrau, der Vorderhals hoch karminroth, der übrigens weilse Unterkörper auf der Brust kar- minroth angeflogen. Das einjährige Männ- chen und das Weibchen ähneln dem Hänflings- weibchen, sind aber auf dem Bürzel gelbgrün und ziehen überall ins Grünliche. Er kommt selten aus dem Nordosten nach dem nordöstlichen Deutsch- lande bis nach Thüringen, lockt trio, singt ein- fach, nistet im Gesträuch, und legt 5 bis 6 grün- liche, rothgepunktete Eier. Der weiflsstirnige Karmingimpel. (Rosen- gimpel) Erythrothorax roseus, Br. (Pyrrhula rosea, Temm., Fring. rosea, Pal. N. W. TV. Eh, VaE.:119; 3.) DieStirn und der Vorderhalssind glän- zendweils; der Schwanz ziemlich gabel- förmig. Er ist etwas gröfser als der vorhergehende, 7“ lang, und 10" 6 breit, und unterscheidet sich 250 auch von ihm durch den anders gestalteten Schna- bel, welcher neben dem Rücken zwei Leisten hat. Das alte Männchen. Die Stirn glänzendweils, der übrige Oberkörper lebhaft karminroth, auf dem schwarzen Rücken mit karminrothen Kanten, auf dem Flügel zwei weilse oder blafskarminrothe Binden, der Vorderhals glänzendweils, der übrige Unterkörper hochkarminroth. Das junge Männ- chen hat ein röthlichbraungraues Gefieder, das fast überall mit dunklern Längestreifen bedeckt ist, auf dem Flügel zwei deutliche rothgelbe Binden und einen gemslarbigen (chamois) Bürzel. Nach der ersten Mauser verlieren sich die dunkeln Län- gestreilen grofsentheils, und das Gefieder wird schöner.*) Das Weibchen ähnelt wahrschein- lich dem jungen Männchen, und hat entfernte Aehnlichkeit mit dem Grünlingsweibchen. In der Gefangenschaft bekommt auch das Männchen eine diesem ähnliche Zeichnung, hat aber an dem jFlü- gel und Schwanze kein Gelb, wohl aber einen schön gelben Vorderhals, gelblich angeflogenen Kopf, und grauweilsen, gelblich überflogenen Un- terkörper. Er bewohnt Asien und kommt selten nach Ungarn, höchst selten, wie zu Anfang Septem- bers 1825, in die Nähe von Wien, wird in der Ge- fangenschaft ganz zahm, {rilst Insekten und Säme- reien, schreit tii fı oder fi fii ıi, fast wie der Ka- narienvogel, singt laut, einfach und wenig angenehm, und ahmt zahm andere Gesänge nach. *) Diese Beschreibung verdauke ich dem Eifer des Herrn Grafen ven Gourcy - Droitaumont in Wien, 251 Vierte Sippe, Gimpel. Pyrrhula, Brifs. Der bombenförmrgeSchnabel hat vorn einen kleinen Haken, am Kinne nach hin- ten einen kleinen Vorsprung; die Füfse sind etwas kurz und mittelstark, der mit- tellange Schwanz ab- oder wenig ausge- schnitten;' das Gefieder lang und locker, der Vorderkörper des Männchens roth, der Weibchen, denendieJungenähneln, grau. Der Schnabel erhält dadurch, dals er ringsum gewölbt ist, seinebombenförmige Gestalt; an dem Fulse sind die äuflsere und mittlere Zehe hinten zusammenge- wachsen. Die Flügel fast wie beidemKar- mingimpeln, abermitschwächern Schwung- federn, von denen die 2te, äte und 4te über die andern vorstehen. Die Gimpel unterscheiden sich von den Vö- geln der beiden vorhergehenden Sippen durch den hombenförmigen Schnabel, wie durch das weiche Gefieder, und von denen der zunächst vorherge- henden durch die kurzen und etwas schwachen Füfse. Sie leben in Nadel- und Buchenwäldern, wandern und kommen dann in die niedern Laub- hölzer und in die Gärten, sind wenig scheu, et- was träge und Jängsam, auf den Bäumen ziemlich gewandt, auf der Erde wenig geschickt, haben ei- nen einfachen Gesang, lernen aber andere Gesänge und Lieder vortrefllich vortragen, fressen Säme- reien und die Kerne verschiedener Beeren, nisten auf Bäumen und legen 4 bis 6 bleichbläuliche, roth- braungefleckte Eier. 252 1) Der grofse Gimpel. Pyrrhula major, Br. (P. vulsaris, Brifs., Loxia pyrrhula, Linn.) Der Bürzel und Unterbauch reinweils, der Schnabel breit, der Scheitel niedriger als die Stirnleistenz;’ Länge 7" 6 bis 10", Er ist der gröfste unserer ächten Gimpel 12" bis 12” 6" breit. Das vermauserte Männ- chen. Der Kopf, die Stelle rings um den Schna- bel, der mit breiter aschgrauer Binde gezierte Flü- gel und der Schwanz glänzend dunkelschwarz, der Rücken aschgrau, der Unterkörper hellroth. Beim Weibchen ist der Unterkörper röthlichgrau, und die Jungen haben wahrscheinlich kein Schwarz am Kopfe. Er kommt nur zuweilen im Winter nach Deutschland, frifst die Kerne der Vogelbeeren, Erlen-, Birken- und Grassamen; ist wenig scheu und ähnelt im Uebrigen dem folgenden. 2) Der deutsche Gimpel. Pyrrhula germa- nica, Br. (P. vulgaris, Bri/s., L. pyrrhula, Lien, „N... W. IV. Th, Taf. .111.) Der Bürzel und Unterbauch reinweifs, der Schnabel ziemlich schmal, der Schei- tel höher als die niedrigen Stirnleisten; Länge 7". Er ist etwas kleiner als der vorhergehende, 11° 3“ bis 6 breit, ihm in der Farbe ähnlich, im Jugendkleide ohne Schwarz am Kopfe und mit elwas rostfarben überflogenerh Rothgrau. Er unterscheidet sich untrüglich von dem vorherge- henden: 1) durch den vielkleinern Schnabel und 2) den höhern Scheitel, welcher über die niedrige Stirn recht deutlich hervortritt. Er bewohnt die deutschen gebirgigen Nadel - und Buchenwälder, wandert im Herbste und Win- 253 ter auf die Birken, Erlen und Vogelbeerbäume, ist gar nicht scheu, hat in der Freiheit keinen son- derlichen Gesang, lernt aber gezähmt Lieder vor- trefllich vortragen, frifst Grassämereien, Fichten-, Birken- und Erlensamen, die Kerne der Vogelbee- ren u. dgl. und legt 4 bis 5 weißsbläuliche, roth - und dunkelbraungefleckte Eier. 3) Der Wandergimpel. Pyrrhula peregrina, Br. (P. vulgaris, Brifs., L. pyrrhula, Linn.) Der Bürzel und Unterbauch reinweils, der Schnabel klein, der Scheitel auffal- lend höherals die Stirnleisten; Länge 6“ SIE 77, Er ist der kleinste deutsche Gimpel, nur 11" bis 11" 6 breit, und dem vorhergehenden gleich gefärbt, das Jugendkleid ausgenommen. In ihm ist nämlich der Rücken sehr dunkelgrau, und der Oberkopf grauschwarz. Aufserdem unterscheidet sich dieser Gimpel von den beiden vorhergehenden: 1) durch den kleinen Schnabel, und 2) den sehr hohen Scheitel, fast immer auch durch den kürzern Schwanz. Er scheint dem Norden anzugehören — in die hiesige Gegend kommt er gewöhnlich erst im Octo- ber und brütet nur höchst selten in unsern Wäl- dern — bringt den Winter in Deutschland oder südlich von uns zu, und ähnelt in seinem Betra- gen, seiner Nahrung und Fortpflanzung dem vor- hergehenden, Fünfte Sippe Girlitz. Serinus, Brifs. Der Schnabelgimpelhänflingsartig, sehr kurz, die Fülse mittellang und stark, die 254 mittellangen Flügel spitzig, übrigens wie bei den Karmingimpeln, der Schwanz mit- tellang und etwas ausgeschnitten, das Ge- fieder ziemlich locker; Hauptfarbe gelb. Der ziemlich gewölbte, starke Schnabel hat einen vorstehenden Rücken, eingezo- gene, bogenförmige Schneiden, und ge- wöhnlich einen kleinen Haken; die äufsere und mittlere Zehe sind hinten zusammen- gewachsen, in den Flügeln sind die 3 vor- dersten der 13 Schwungfedern die läng- sten; der Kropf ist grols; die Männchen sind schöner als die Weibchen und diese gelber als die Jungen. Die Girlitze, von denen es nur wenige Ar- ten gibt, halten sich meist auf Bäumen, weniger auf der Erde auf und stehen auch hierin in der Mitte zwischen den Gimpeln und Hänflingen, leben vorzugsweise in den Baumgärten der 'Thäler und an andern mit Laubbäumen besetzten Orten, haben einen eigenthümlichen Gesang und Lockton, fressen Grassämereien, und legen in ein Nest auf Obstbäume weilse, rothbraungefleckte Eier. 1) Der östliche Girlitz. sSerinus orientalıs, Br. (Fringilla serinus, Linn., Loxia serinus, Scop.) Der Flügel hat 2 gelbliche Binden, der Oberkörper dunkle Streifen, der Schnabel ist sehr kurz, der Scheitel niedriger als die Stirnleisten; Länge 5", Seine Breite beträgt nur 9". Das alte Männ- chen. Der Hinterkopf, Rücken und die Schul- tern grüngelb mit schwärzlichen Längeflecken, die Schwung- und Schwanzfedern grauschwarz, die 255 Stirn, ein Streif über den Augen, ein Ring um den Nacken, der Bürzel und Unterkörper blalsgoldgelb, die Seiten des letztern mit schwärzlichen Länge- lecken. Beim Weibchen ist die Hauptfarbe grün- lichgelb und fast das ganze Gefieder mit schwärz- lichen Längellecken bedeckt. Die Jungen haben die Zeichnung des Weibchens auf schr blassem Grunde. Er lebt im südöstlichen Europa bis nach Wien hin in Obstgärten und an baumreichen Flufs- ulern, ist wenig scheu, hat einen eigenthümlichen Gesang, frifst Grassämereien, und legt 4— 6 weilse, braunrothgelleckte Eier. 2) Der südliche Girlitz. Serinus meridionalıs, Bas 1er. serinus, I.,.1. serınus, Sc.‘ N. W. V. Th: Tal. 123.) Der Flügel hat 2 gelbe Binden, der Rücken dunkle Längestreifen; der Schna- bel ist ziemlich kurz, der Scheitel höher als die Stirnleisten. Länge 4" 8, Er ist kleiner als der vorhergehende, nur 8" 94 breit und 1) durch den etwas längern Schna- bel, 2) den höhern Scheitel und 3) kürzern Schwanz hinlänglich von ihm verschieden, lebt in Tyrol und der Schweiz in baumreichen Thälern. lockt im Fluge girr, girr, singt sonderbar, hält sich viel auf Bäumen auf, und hat die Nahrung und Fortpflanzung mit dem vorhergehenden gemein. Der von Faber entdeckte und beschriebene isländische Girlitz, mein Serinus Islandicus, seine Fringilla Islandica, ist noch nicht in Deutsch- land gesehen worden. Er weicht merklich von.den beiden aufgeführten ab, ist auch etwas gröfser als diese. 256 Sechste Sippe, Kernbeifser, Coccothraustes, Cuv. Der grofse Kopf ist an den Seiten platt, der sehr grofse, stark kegelförmige Schna- bel hat vor dem Gaumen eine Querleiste, im Unterkiefer 2 grofse Ballen. Der Schna- bel ist an dem eingezogenen, schneiden- den Rande der Oberkinnlade etwas ausge- schweift und hat einen kleinen Haken, Die -Muskeln zur Bewegung der Kinnladen be- decken fast den ganzen Oberkopf; die schiefliegenden, eirunden Nasenlöcher sind zum zum Theil mit Barthaaren bedeckt; die Füfse wie bei den Karmingimpeln; in dem mittellangen Flügel steht die 2te der 18Schwungfedern allein oder mit der Sten über die andern vor; der Schwanz ist kurz, der Kropf klein, das Gefieder ziemlich knapp. Die Männchen sind schöner als die Weibchen, und die Jungen weichen von den letztern gewöhnlich auch ab. Der grofse Kopf und Schnabel der Kern- beifser dient ihnen zum Aufbeilsen oder Auf- knacken sehr harter Kerne, deren Inneres ihre Nah- rung ausmacht; dazu hilft ihnen die Querleiste des Ober- und der doppelte Ballen des Unterkiefers, wie die scharfe Schneide beider. Sie leben einzeln oder in Gesellschaft, sind rasch, gewandt und scheu, obgleich von plumpen Ansehn, fressen ölige Sä- mereien, füttern aber ihre Jungen mit Insekten, und nisten auf Bäumen, 1) Der Buchenkernbeifser. Coceothraustes fagorum, Br. (Loxia coccothraustes, Linn. Die mittlern Schwungfedern sind an 257 der breiten Spitze ausgezackt; der Schei- tel istniedriger als der hoch aufgeworfene Augenknochenrand; der Oberkopf flach gewölbt. Er ist 8" lang und 14" breit. Das Männchen. Die Kehle, ein Band um den Schnabel, ein Theil des Flügels und die Seiten des Hinterschwanzes schwarz, der Kopf gelbbraun, der Nacken aschgrau, der Mantel- braun, auf dem Flügel ein weifsliches Band, der Unterkörper kastanienbraungrau, Beim Weibchen ist der Oberkopf gelblichgrau, der Oberflügel grofsentheils silberfarbig, und der Un- terkörper grau. Im Winter ist der Schnabel horn- gelblichweils, im Sommer dunkelperlblau, der Au- genstern stets rölhlich. Die jungen Männchen haben eine gelbe Kehle, gelbgrauen Kopf und einen weilslichen, graubraungefleckten Unterkörper; bei den jungen Weibchen ist der Kopf, Nacken und die Mitte des Rückens stark schwarzgrau ge- fleckt, und der Flügel zum Theil silbergrau. Er lebt besonders iu solchen Laubhölzern, welche Steinbuchen in sich schliefsen, schreit its, zieh, singt schlecht, frifst die Kerne der Weils- und Rothbuchen, der Kirschen, Hambutten, Kohlsäme- reien, im Frühjahre auch Käfer, mit denen er seine Jungen füttert, und legt 3 bis 5 aschgraue, braun- gefleckte Eier. 2) Der Kirschkernbeifser, Coccothraustes ce- rasorum, Br. (Loxia coccothraustes, Linn.) Die‘ mittlern Schwungfedern sind an der breiten Spitze ausgezackt, der Schei- tel ist höher als der stark aufgeworfene ee der Oberkopf hoch gewölbt. AT 258 Er unterscheidet sich von dem vorhergehenden durch die Schädelbildung. Bei Nr. 2 ist der Schädel auf dem Scheitel auffallend höher, bei Nr. 1 niedriger als der stark aufgeworfene Augenknochen- rand, wodurch der ganze Kopf beider Vögel einen grolsen Unterschied in der Höhe zeigt. Er lebt in solchen Laubhölzern, denen Kirschbäume nahe ste- hen, oft auch in Gärten, und hat in allem Uebri- gen, auch darin, dals er in Deutschland nistet, die gröfste Achnlichkeit mit dem vorhergehenden. 3) Der plattköpf:ge Kernbei (ser. Coceo- thraustes planiceps, Br. (Loxia coccothraustes, Linn. N. W. IV. Th. Taf. 113.) DiemittlernSchwungfedernanderbrei- ten Spitze ausgezackt, der Scheitel so hoch als der wenig aufgeworfene Augenknochen- rand, der Oberkopf platt, der Schnabel gestreckt. Er hat die Farbe, das Betragen und die Nah- rung mit den beiden vorhergehenden gemein, aber sein Schnabel ist länger, und, da sein Au- genknochenrand und Scheitel wenigerhöht ist, sein Oberkopf viel platter. Er erscheint gewöhnlich im Winter in unserer Gegend und brü- tet selten in Deutschland. Siebente Sippe. Grünling. Chloris, Briss.. Der Schnabel ist kurz, schwächer als bei den Kernbeifsern, aber stärker als bei den Finken, kegelfürmig, an den Schnei- den scharf und eingezogen mit kleinen Bal- len im Unterkiefer; am Mundwinkel ste- 259 hen Bartfedern. Die Hauptfarbe grünlich. Der Schnabel ist noch ein Dickschnabel und zum Aufbeilsen und Aushülsen ziem- lich starker Kerne geschickt; der Fufs et- was stärker und länger als bei den Kern- beifsern, mit einer kleinen Verbinduug zwischen der äufsern und mittlern Zehe; der Flügel mittellang mit 18 Schwungfe- dern, von denen die 3 vordersten über die andern vorstehen; dermittellange Schwanz etwas ausgeschnitten; das Gefieder ziem- lich knapp, der Kropf mittelgrofs; die Männchen sind schöner als die Weibchen, die Jungen gefleckt. Die Grünlinge bilden den Uebergang von den Kernbeifsern zu den Finken, und sind deswegen bald zu diesen, bald zu jenen gerechnet worden. Sie gehören aber mehr zu den erstern; denn ihr Schnabel ist fähig, die Kerne der Stein- buchen aufzubeilsen, was kein Finkenschnabel ver- mag. Sie leben eben so viel auf den Bäumen als auf der Erde, lieben die Gesellschaft ihres Gleichen und mehrerer Finkenarten, sind nicht sehr scheu, und ziemlich gewandt auf den Bäumen und dem Boden, singen nicht sonderlich, nisten auf Bäumen und Büschen gewöhnlich zwei bis dreimal im Jahre, legen 4 bis 6 weilsliche, braunrotngefleckte Eier, und fressen ölige Sämereien, mit denen sie auch ihre Jungen aus dem Kropfe füttern. 1) Der Fichtengrünling, CAloris pinetorum. Br. (Loxia chloris, Linn.) Die 9 vordersten Schwung- und 5 äus- sersten Steuerfedern haben ein schönes Gelb, der Schnabel ist etwas gestreckt, der 17,* 2650 Scheitel höher als der Augenknochenrand, die Stirn platt. Seine Länge beträgt 6" 4"' und seine Breite 11" 5"— 6". Das Männchen im Frühjahre. Der Schnabel horofleischfarben, der Oberkörper olivenzeisiggrün, der aschgraue Flügel zum Theil schön gelb, der Schwanz halb schwarz, halb gelb, der Unterkörper grüngelb. Im Winter ıst der Schnabel hellhorngrau, und die schöne Farbe gros- sentheils mit grauen Spitzenkanten bedeckt. Beim Weibchen ist Grau und Grüngrau die herrschende Farbe. Im Jugeudkleide hat der olivengraue Ober- und hellgelbe Unterkörper dunkle Länge- streifen. Er lebt in Nadelwäldern, welche an Fel- der und Wiesen grenzen, häufig in Mitteldeutsch- land, streicht im Winter, wird eingesperrt sehr zahm, frifst aulser öligen Sämereien, die Kerne der Wachholder- und Vogelbeeren, die Nüsse der Weifsbuchen u. dgl., und legt 4 bis 6 bläulichweilse, braun- und rothgefleckte Eier. 2) Der Gartengrünling. Chloris hortensis, Bre. (Losxia chloris, Linn.) Die 9 vordersten Schwung- und die 5 äufsersten Steuerfedern haben ein schönes Gelb, der Schnabel ist kurz, der Scheitel höher als der Augenknochenrand, die Stirn erhoht. Er unterscheidet sich von Nr. 1 durch den kürzern und stärkern Schnabel, den etwas kürzern Schwanz, die hohe Stirn, welche bei Nr. 1 plait ist, und den auch im Sommer beim Männchen horn-, nie fleischfarbigen Schnabel, lebt in den deutschen Gärten und an 261 den mit Laubbäumen bewachsenen Orten und ähnelt Nr, 1 in allem Uebrigen. 3) Der vordische Grünling. Chloris septen- trionalis, Br. (Loxia chloris, Linn. N. W. V. Th. Taf. 120.) Die 9 ersten Schwung- und 5 äufsersten Steuerfedern haben ein schönes Gelb; der Schnabel ist kurz, der Scheitel niedriger als der Augenknochenrand. “Er ist gewöhnlich etwas gröfser, wenigstens stärker als Nr, 1 und 2, ihnen übrigens in der Ge- stalt und Farbe ähnlich, aber von Nr. 1 durch den starken, kurzen Schnabel und von Nr. 1 und 2 1)durch den niedrigen, breiten Schei- tel und 2) die längern Schwingenspitzen hinlänglich verschieden. Er bewohnt schon Nord- deutschland, z. B. die Gegend bei Kiel, geht aber wahrscheinlich viel höher nördlich hinauf, lebt vom November bis zum April in Mitteldeutschland, und ähnelt im Uebrigen den vorhergehenden. Zweite Abtheilung. Finkenartige Vögel. Fringillidae, Vigors. Der Schnabel schwächer als bei den Kernbeifsern, kegelförmig, spitzigmitklei- nen Bartborsten über den Nasenlöchern; die Zunge ist weniger löffelartig als beı den Kernbeilsern. Sie leben mehr auf der Erde als die Kern- beilser, nähren sich von öligen und mehligen Sä- mereien, auch von Insekten, und füttern grölsten- theils mıt den letztern ihre Jungen aus dem Schna- bel, nur wenige mit Süämereien aus dem Kropfe. 262 — Erste Sippe. Sperling. Pyrgita, Cur. Der kurze, ziemlich starke Schnabel ist kegelförmig, an beiden Kinnladen auf eine eigenthümliche Artgewölbt; am Mund- winkel Borstenhaare oder Borstenfedern; der Schwanz vorn ab- oder schwach aus- geschnitten. Die Sperlinge bilden durch Schnabel, Körpergestalt, Farbe und Lebensart eine besondere Sippe; ihre Füfse sind mittel- hoch, und haben hinten an den 3 Vorder- zehen, besonders zwischen deräulsern und mittlern, eine kleine Verbindung; in dem mittelangen Flügel sind die 3 ersten der 18 Schwungfedern die längsten. Das Ge- fieder ist ziemlich knapp, der Kropf mit- telgrols. Die Weibchen der meisten Arten sind weniger schön als die Männchen und haben dann auf dem Oberkörper eine aus Grau und Schwarz gemischte Farbe, wel- che man Sperlingsgrau nennen kann, Die Jungen diesen ähnlich, oder kaum anders gezeichnet. Sie sind über einen grolsen Theil der Erde verbreitet. Die Sperlinge sind listige Vögel, welche gröfstentheils in der Nähe der Menschen leben, und sich der ihnen von diesen drohenden Gefahren durch grofse Klugheit zu entziehen suchen. Sie haben, die der ersten Abtheilung ausgenommen, keinen eigentlichen Gesang, aber ein starkes Ge- schrei, mit welchem die Männchen zur Begattungs- zeit auf einander unter heftigem Beifsen losstürzen 263 und sich zanken, wobei gewöhnlich ein Weibchen gegenwärtig ist. Sie sind Stand- oder Strich-, keine Zugvögel, fressen ölige und mehlige Säme- reien, füttern aber ihre Jungen gröfstentheils mit Insekten grofs, Sie nisten in Löchern und legen weilsliche oder grauweilse, dunkelgrau gefleckte Eier. ERSTE FAMILIE. Steinsperlinge. Pyrgitae petroniae. Siesind sperlingsgrau mit gelbem Gur- gelfleck, beide Geschlechter gleich ge- tärbt, leben auf den Bergen und Felsen warmer Tbäler, scheuen die Menschen, und haben einen schlechten Gesang. 1) Der Steinsperling. Pyrgita petronia, Br. (Fringilla petronia, Linn. N. W. IV. Th Taf. 116, 3, 4.) Der Schnabel dem der Grünlinge ähn- lich, jede’Steuerfeder vorn mit einem weis- sen Fleck, der Scheitel kaum höher als die Stirnleisten. Er ist 7" 4'% Jang und 13” breit, der Oberkör- per sperlingsgrau, über den Augen ein grauweilser, oben und unten mit Braun begrenzter Streif; der grauweilse, dunkelschattirte Unterkörper hat einen schwefelgelben Gurgelfleck. Beide Geschlechter sind gleich gelärbt, und die Jungen haben anstatt des gelben Gurgelflecks einen weilsen, Sein wahres Vaterland ist das südliche Europa; in Deutschland lebt er im Saal- und Rheinthale auf den alten Bur- gen und Felsen, ist sehr scheu, wird aber in der Gefangenschaft ganz zahm, hat im Locktone mit den Grünlingen, Stieglitzen, Feldsperlin- 264 gen und Bergfinken Aechnlichkeit, einen gemei- nen, aber eigentlichen Gesang, frilst Insekten Kir- schen, ölige und mehlige Sämereien, nistet in Stein- und Baumhöhlen, und legt 3 bis 5 Eier, welche denen des Haussperlings ähnlich, aber gröfser sind. 2) Der Felsensperling. Pyrgita rupestris, Br. (Fr. petronia, Linn.) Der Schnabel dem der Grünlinge ähn- lich, jede Steuerfeder vorn mit einem weis- sen Fleck, der Scheitel viel höher als die Stirnleisten. Er ist dem vorhergehenden in Gröfse, Zeich- nung, Betragen, Nahrung und Fortpflanzung ganz ähnlich, aber sein Scheitel ist viel höher als die Stirnleisten, und bildet einen hoch ge- wölbten Kopf, da dieser bei dem vorher- gehenden nur flach bogenförmig ist. Er lebt nur in manchen Jahren im Saalthale und brü- tet selten daselbst. “ ZWEITE FAMILIE. Haussperlinge. Pyrgitae domesticae. Die Männchen haben mehr oder weni- ger Kastanienbraun auf dem Kopfe und Schwarz am Vorderhalse, die Weibchen sind rein sperlingsgrau, eben so die Jun- gen. Sie leben in der Nähe der Menschen, nisten gern in den Gebäuden, und haben keinen eigent- lichen Gesang. 1) Der hochköpfige Haussperling. Pyrgi- ta domestica, Cuv. (Fr. domestica, Linn. N. W. IV. Th. "Taf. 115, 1 und 1. Ausg. I. Th. Taf. 1, 1,4) Die Mitte des stark erhöhten Scheitels 265 istbläulich- oder düstergrau, derSchwanz ohne Weifs, vorn gerade abgeschnitten. - Seine Länge beträgt 7’ und seine Breite 9'' 6". Das Männchen im Sommer. Der Schnabel schwarz, der bläulichgraue Scheitel auf den Seiten koch kastanienbraun, der Mantel rostfarben mit schwarzen Längestreifen, auf dem Flügel eine breite weilse und eine schmale rostgelbe Binde, die Wan- gen grauweils, der Vorderhals schwarz, der Un- terkörper hellgrau. Im Winter ist der Schnabel hornfarben und das Gefieder mit grauen Spitzen bedeckt. Das oben sperlingsgraue, unten graue Weibehen, dem die Jungen ähneln, hat eine helle Binde über den Augen und 2 solche auf den Flügeln. Er lebt im mitllern Deutschland und dem ganzen miltlern Europa in der Nähe der Dörfer und Städte, und in diesen als halber Hausvogel, ist äufserst klug, nascht gern, frifst eine Menge mehliger und öliger Sämereien, auch Beeren und Insekten, und nistet jährlich zwei bis dreimal in Löchern. Seine 3 bis 6 Eier sind weilslich, grau- weils.oder hellgrau, braun und dunkelgrau gefleckt. 2) Der mittlere Haussperling. Pyrgita pa- gorum, Br. (Fr. domestica, Linn. N. W. DV. SCh, Taf. 115, 2.) DieMittedesschwach gewölbten Schei- tels bläulich- oder düstergrau, der Schwanz ohne Weils, vorn gerade abgeschnitten. Er unterscheidet sich von Nr. 1 durch den etwaskürzern Schwanz, den dunkelnSchna- bel der Männchen ım Winter und den schwach gewölbten Schädel, auf welchem die Stirn gleiche Höhe mit dem Scheitel hat, und dieser wenig über sie vorsteht. Er ist im mittlern 266 Deutschland etwas seltener als der vorhergehende, ähnelt ihm aber in dem Betragen, der Nahrung und Fortpflanzung. 3) Der plattköpfige Haussperling. Pyrgita rustica, Bre. (Fr. domestica, Linn.) Die Mitte des platten Scheitels bläu- lich- oder düstergrau, der Schwanz ohne Weifs, vorn schwach ausgeschnitten. Er ähnelt Nr. 1 und 2, hat aber einen et- was kürzern und stärkern Schnabel, wel- cher über die Stirn emporsteht, einen ganz platten Scheitel, etwas kürzern Fu[ls und schwach ausgeschnittenen Schwanz. Er bewohnt den Norden, ist bei Greifswald der ge- wöhnliche Haussperling, hier noch nicht vorgekom- men, und den nahen Verwandten in dem Betragen, der Nahrung und Fortpflanzung ähnlich. Anmerkung. Aufser diesen beschriebenen Sper- lingen gibt es noch: 1) Pyrg. cısalpina, des- sen Männchen einen ganz braunen Oberkopf — höchst selten kommt diese Zeichnung bei Nr. 1 vor — hat; 2) P. hispanica, die Männchen mit ganz kastanienbraunem Oberkopfe und schwarz- gefleckten Seiten, beide Geschlechter mit sehr grofsem Schnabel und hohem Scheitel — 3) P. aegyptiaca, N. 2 ähnlich, aber mit platltem Schei- tel und kürzerm Schnabel; 4) P. orientulis, ge- zeichnet wie Nr. 2 und 3 mit kleinem Schnabel und hohem Scheitel; 5) P. arcuata, gezeichnet wie Nr. 2, 3 und 4 mit mehr Weils au den Kopf- seiten, die Weibchen aller dieser sind denen un- serer Haussperlinge gleich gefärbt: Nr. 1 lebt in Italien, Nr.2 von Spanien bis Sardinien, Nr. 3 267 in Aegypten, Nr. 4 von Aegypten bis Persien, N.5 am Cap. Aufser diesen gibt es noch in Afrika Pyrgita simplex lutea et otoleuca, in Asien P. cruciger; diese sind aber anders gefärbt. DRITTE FAMILIE, Feldsperlinge. Pyrgitae campestres. Beide Geschlechter und die Jungen ha- ben einen rothbraunen Kopf und eine schwarze Kehle; sie leben auf den Feldern und in den Gärten, und nisten gern in hohlen Bäumen. 1) Der Feldsperling. Pyrgita campestris, Br. (Fr. montana, Linn. N.W. 1. Ausg. 'Taf. 1, 3.) Aufden weifsen Kopfseiten einschwar- zer Fleck, der Oberkopf und Nacken roth- braun, der Schnabel etwas gestreckt, der Scheitel sehr erhöht; der Schwanz milst 2" 3w, die Fulswurzel 9", Er ist 6” 6° lang und 9" 9" breit. Der Ober- kopf und der auf den Seiten mit einem weilsen Querstreif gezierte Nacken rothbraun, der Mantel schwarz und rostgelb gefleckt, auf den Flügeln mit 2 weilslichen Binden, die Kehle schwarz, der Un- terkörper weilsgrau. Bei den Jungen sind die Farben etwas schmuziger als bei den einander gleich- gefärbten Alten, Er lebt auf den Feldern und in den Gärten des mittlern Deutschlands, aufser der Brutzeit stets in Gesellschaft, im Winter auch in den Dörfern, ähnelt dem Haussperling in dem Geschrei und der Nahrung, nistet in hohlen Bäu- men, und legt 5 bis 6 Eier, welche denen des Haus- sperlings ähnlich, aber viel kleiner sind. 268 1) Der Bergsperling. Pyrgita montana, Cuv. (Fr. montana, Linn. N. W. IV. Tb. Taf. 116, 12%) Aufden weilsen Kopfseiten ein schwar- zer-Fleck, derOÖberkopf und Nacken roth- braun, der Schnabel nicht gestreckt, der Scheitel platt; der Schwanz milst 2" 6, die Fulswurzel 9", Er hat mit dem vorhergehenden Farbe, Betra- gen, Nahrung und Fortpflanzung gemein, aber 1) ist er etwas grölser, 2) sein Schnabel stär- ker und gröfser, 3) der Schwanz etwas länger und 4) sein Scheitel ziemlich platt. Er brütet seltener als der vorgehende im mittlern Deutschland, ist aber im Winter ziemlich häufig bei uns und hat das Betragen, die Nahrung und Fortpflanzung mit ihm gemein. 5) Der nordische Sperling. Pyrgita septen- trionalis, Br. (Fr. montana, Linn.) Aufden weilsen Kopfseiten ein schwar- zer Fleck, der Oberkopf und Nacken roth- braun, der Schnabel sehr kurz, der Schei- tel platt, der- Schwanz mifst 2" 6", die Fulswurzel 8, - Er unterscheidet sich von den beiden vorher- gehenden: 1) durch den ganz kurzen Schna- bel, 2) den kürzern Fu[s, und von Nr. 1 durch den längern Schwanz. Er bewohnt den Nor- den, namentlich Dänemark bis Kiel ‘herab, und und ähnelt in allem Uebrigen den beiden vorher- gehenden. 269 Zweite Sippe. Bergfink. Montifringilla, Brelm. Der Schnabel kegelförmig, dünner als bei den Sperlingen, an den Schneiden ein- gezogen; die Hinterzehe mit einem ge- krümmten Sporn. Der Schnabel ist mit- telstark, elwas schwach kegelförmig, ei- nem Finkenschnabel ähnlich, am Winkel mit Bartfedern, die äufsere und mittlere Zehe hinten zusammengewachsen; die Flü- gellang und spitzig mit 18 Schwungfedern, von denen die 1ste und 2te die längsten sind; der mittellange Schwanz etwas aus- oder gerade abgeschnitten; das Gefieder ziemlich knapp; dieGeschlechtersindnicht, die Jungen wenig von denAltenverschieden. Die Bergfinken sind unter den Finken, was die Sporner unter den Ammern sind; allein sie leben auf den höchsten Bergen über dem Holz- wuchse, neben, unter und über dem ewigen Eise auf Felsen und auf dem Boden, fast immer in Ge- sellschaft, geheu im Winter in die 'Thäler herab, sind sehr flüchtig, wenig scheu, fliegen beinahe wie die Staare, locken den Sperlingen ähnlich, nähren sich von Insekten und Sämereien, und ni- sten in Felsen, und mausern sich jährlich nur ein- mal, Es gibt melrere noch zu unterscheidende Arten, von denen ich 2 deutsche kenne. 1) Der Schneebergfink. Montifringilla niva- lis,«Br.. (Fr. nivalis, Linn: N, W. V. Th. Taf. 117, 1, 2) Der Schwanz ist grofsentheils weils; der Scheitel niedriger als der Augenkno- chenrand. 270 Er ist 8” 5% lang und 14° breit. Die Alten, Der Kopf und Nacken aschblaugrau, der Mantel braun, auf dem Flügel halb schwarz, halb weils, der Unterkörper weilslich, an der Kehle schwärz- lich. Im Sommer ist der Schnabel und die Kehle schwarz, im Winter der erstere gelb, die letztere durch breite Spitzenkanten gröfstentheils weilslich. Bei dem Weibchen ist die Kehle weniger schwarz als bei dem Männchen. Bei den Jungen sind die Farben schmuzig, das Weifs des Flügels und Schwanzes ist durch schwarze Schäfte und Schaft- streifen unterbrochen, und die dunkle Kehle nur angedeutet. Er lebt auf den Alpen der Schweiz ziemlich häufig, hat einen sehr unbedeutenden Ge- sang, frilst Insekten und die Sämereien der Alpen- pflanzen, und legt nach Angabe der Naturforscher in Felsenritzen hellgrüne, grau und dunkelgrün gefleckte Eier. 2) Der Eisbergfink. Montifringilla glacialıs, Br. (Fr. nivalis, Linn.) Der Schwanz ist grofsentheils weils; der Scheitel höher als der Augenknochen- rand. Er ist 7" 3'" Jang und 13' breit, und unter- scheidet sich von den vorhergehenden merklich: 1) durch die geringere Grölse, 2) den etwas kürzern Sporn, 3) den viel höhern Scheitel und 4) die viel längern Schwingenspitzen. Er bewohnt die Alpen Tyrols, ist stets da, wo kein Schnee liegt, bald da, bald dort, lockt im Fluge fium, fium, wenn man sich den sitzenden Vö- gelo nähert, prrr prrr, steigt mit einem wie trrr trrr trrr klingenden sehr einfachen Gesange wie die Pieper in die Höhe, frilst im Sommer vorzüg- 271 lich Käferchen, im Winter Sämereien und Beeren, und nistet in den Ritzen steiler Felsen. Dritte Sippe. Fink. Fringilla, Linne ei Brehm. (Struthus, Boje.) Der Schnabel kegelförmig, mittelstark, an dem etwas kurzen Fulse ist die äulsere und mittlere Zehe hinten zusammengewach- sen, der mittellange Flügel spitzig und mit hellen Binden geziert, der etwas lange Schwanz ausgeschnitten. Der Schnabel ist gestreckter als bei den Bergfinken, aber ähnlich gestaltet, am Winkel mit Barthaa- ren, der Fufs dünner und ohne Sporn, der Flügel kürzer mit 18 Schwungfedern, von denen die 2te und äte die längsten sind; der Schwanz länger und ausgeschnitten, das Gefieder nicht sehr knapp. Die Weib- chen sind weniger grofs und schön als die Männchen, und die Jungen ähneln den letz- tern. Im Frühjahre istdie Zeichnung schö- ner als im Herbste und Winter. Die wahren Finken bewohnen die mit Bäu- men besetzten Stellen, fallen aber auch auf die Fel- der und in die Gärten, wandern und streichen in grolsen Gesellschaften, sind nur zur Brutzeit paar- weise, ziemlich flüchtig, aber wenig scheu, haben einen eigenthümlichen Lockton und Gesang, näh- ren sich von Sämereien und Insekten — mit den letztern füttern sie ihre Jungen grofs — bauen sehı schöne Nester auf die Bäume, und legen 4 bis 6 blafsbläuliche, braungefleckte Eier. ro | 185) ERSTE FAMILIE Edelfinken. Fringillae nobiles. Sie bewohnen die Wälder, Gärten und andere baumreiche Orte, locken fink, haben einen grü- nen Bürzel und schönen Schlag. z 1) Der nordische Edelfink, Fringilla coe- lebs, Linn. Der Bürzel ist grün, der Oberkopf he platt. Er ıst 7“ lang und 11 3'" breit. Sommer- kleid. Das Männchen. Der Schnabel, Kopf und Nacken aschgraublau, der Rücken braun, Flü- gel und Schwanz schwarz, auf dem erstern 2 breite weilse Binden, an den 2 äufsern Federn des letz- tern einen weilsen Fleck, der Unterkörper rostig- weinrolh, am Unterbauche weils. Beim Weib- chen, dem die Jungen ähneln, ist der Kopf und Nacken grünlichgrau, der Rücken olivengraubraun, der Unterkörper hellgrau. Im Winter sind die lebhaften Farben von hell- und rostgrauen Feder- rändern grofsentheils verdeckt. Er lebt im nörd- lichen Europa, einzeln schon in Norddeutschland, kommt im Winter gewöhnlich dahin, zuweilen auch in unsere Gegend, und ähnelt in seinem We- sen, seiner Nahrung und Fortpflanzung dem fol- genden. 2) Der Gartenedelfink. Fringilla hortensis, Br, (Fr. coelebs, Auctor. N. W. V.Th. Taf.118, 2.) Der Bürzel ist grün, die Stirn etwas, der Scheitel sehr erhöht. Er hat mit dem vorhergehenden Gröfse und Zeichnung gemein, aber sein Kopf ist ganz an- 273 ders, Die Stirn ist wenig gewölbt und sanft er- höht, und der Scheitel merklich und weit hinten höher als sie, der Hinterkopf allmälig und sanft bogenförmig begrenzt. Er lebt in den Gärten und an den mit Laubbäumen besetzten Orten des mitt- lern Deutschlands, wandert und streicht im Win- ter, hat einen verschiedenen, aber ziemlich guten Schlag, frifst ölige Sämereien und Insekten, nistet auf Obst- und andere Laubbäume, und legt 4—5 blafs- oder weifsbläuliche, braungefleckte Eier. 3) Der Waldedelfink. Fringilla sylvestris, Br. (Fr. coelebs, Linn. N. W.V.Th. Taf. 118, 1.) Der Bürzel grün, die Stirn am Augen- knochenrande bogenförmig und hoch, der Scheitel weit vorn und sanft bogenförmig erhöht. Er ist den beiden vorhergehenden ähnlich, aber 1) kleiner — 3" bis 6“ kürzer und schmäler — 2) hat er einen kürzern Schnabel und 3) an- ders gebildeten Schädel. Die Stirn ist bei Nr. 2 etwas, bei Nr, 3 ziemlich erhöht, und der Scheitel wenig und sanft bogenförmig höher als die Stirn, der Hinterkopf ziemlich steil begrenzt. Er bewohnt die Fichtenwälder unseres Vaterlandes, kommt im Winter in die Höfe, und wandert weg — die Weibchen verlassen uus fast alle — hat ei- nen verschiedenen Schlag, frifst Fichtensamen, an- dere ölige Sämereien und Insekten, nistet auf Na- delbäumen und legt 4 bis 5 weils- und blafsbläu- liche, braungefleckte Eier. 4) Der wahre Edelfink. Fringilla nobilis, Br. (Fr. coelebs, Linn.) Die Stirn platt, der Scheitel weit hin- ten etwas erhöht. 18 274 Er hat mit allen vorhergehenden die Zeichnung und mit Nr. $ auch die Grölse und Schnabelge- stalt gemein, aber 1) die Stirn ist ganz platt und 2) der Scheitel weit hinten und ziem- lich erhöht. Er bewohnt die deutschen mit Fich- ten und Tannen bewachsenen Gebirge, besonders das Erzgebirge, und hat unter allen Finken den herrlichsten Schlag — die ächten Reitzugfinken der hiesigen Gegend kommen vom Erzgebirge — frifst Fichten- und andern öligen Samen. und äh- nelt in der Fortpflanzung dem vorhergehenden, ZWEITE FAMILIE. Buchfinken. Fringillae septentrionales. Sie locken quäk, haben einen schlechten Ge- sang, bewohnen den Norden, und sind auf dem Bürzel weils, 4) Der nordische Bucehfink. Fringilla sep- tentrionalis, Br. (Fr. montifringilla, Linn,)' Der Bürzel ist weils, der Scheitelkaum höher als der bogenförmige Augenkno- chenrand. Er ist 7" lang und 11” — 12" breit. Das alte Männchen im Sommer. Der Kopf, Nacken, Rücken, der mit rostgelben Kanten und 2 weilsli- chen Binden gezierte Flügel und der ausgeschnit- tene Schwanz schwarz, der Vorderhals, die Ober- brust und die Schultern orangenrostfarben, der übrige Unterkörper reinweißs. Im Winter und bei den einjährigen Männchen sind die schö- nen Farben durch graue Federkanten zum Theil verdeckt. Beiden Weibchen und Jungen sind die Farben des Männchens nur angedeutet. Er 275 bewohnt dss nördliche Europa, besonders das nörd- liche Norwegen, durchwandert Deutschland in gros- sen Schaaren, und ähnelt in dem Betragen, der Nahrung, in dem Nestbau und der Farbe der Eier den Edelfinken. 2) Der hochköpfige Buchfink. Fringilla mon- tifringilla, Linn. N.W.V.Th. Taf, 119 scheint hierher zu gehören. Der Bürzel ist weils, der Scheitel viel höher als der stark erhöhte Augenrand. Er hat mit dem vorhergehenden Gröfse und Farbe, Wanderung, Nahrung und Fortpflanzung gemein, wohnt aber wahrscheinlich in andern Läun- dern als dieser, und unterscheidet sich von ihm in Folgendem: 1) ist sein Scheitel buckelar- tig erhöht, und viel höher als die Stirn- leisten, und 2) seinNagelan derHinterzehe länger und gekrümmter als bei diesem. Vierte Sippe Hänfling. Cannabina, Brehm. Der kurze Schnabel ist stark, kegel- förmig, an den Schneiden eingezogen; die etwas kurzen Fülse haben ziemlich lange, spitzige Nägel; der mitlellange Schwanz ausgeschnitten, auf beiden Fahnen seiner schmalen Steuerfedern hell gesäumt; Haupt- farbe des Oberkörpers braun. Der Schna- bel ist viel kürzer und stärkerals bei den Fiuken, etwas zusammengedrückt, die Füfse haben eine Verbindung zwischen der äulsern und mittlern Zehe; die mittel- langen, spitzigen llügel 18 Schwungfe- 18* 276 dern, von denen die 2 oder 3 vordersten über die andern hinausragen; die Befiede- rung ist ziemlich knapp, der Kropf grofs, sefüllt auf der rechteu Seite und dem Rük- em des Halses. Die Jungen ähneln den Weibchen, und diese sind weniger schön als die Männchen. Die Hänflinge bewohnen. bergige, hügelige und ebene Gegenden, wandern oder streichen, sind flüchtig und scheu, sehr gesellschaftlich, gern auf dem Boden und auf freien Zweigen, haben einen angenehmen Gesang, fressen nur ölige und Gras- sämereien, womit sie auch ihre Jungen aus dem Kropfe füttern, nisten im Gebüsch und legen 4—6 weilsbläuliche, roth- und braungefleckte Eier. ERSTE FAMILIE. Bluthänflinge. Cunnaubinae pectore rubro. Die Männchen haben im Sommer eine blutrothe Oberbrust, und singen sehr schön; die Weibchen sind graubrüstig, eben so die Jun- gen. Sie wohnen im miltlero Europa in niedri- gem Nadelholze, in Feldbüschen und buschreichen Gärten. 1) Der Fichtenbluthänfling. Cannabina pi- netorum, Br. (Fringilla cannabina, Linn. N.W. Y.’Th. "Taf. 121,21,733 4.) Der Schnabel ist hornfarben, die äus- sere Fahne der meisten Steuerfedern fast ganz weils, der Scheitel kaum höher als die Hinterstirn, Er ist 6° lang und 9" 4" breit. Das alte Männchen im Sommer. Der Vorderkopf hell- blutroth, das Uebrige des Kopfs, die Halsseiten 277 —— ı. und der Hinterhals grau, der Mantel rostbraun, die Schwung- und Steuerfedern schwarz, der weils- liche Unterkörper an der Oberbrust brennend blut- roth; die einjährigen Männchen sind weniger schön als die alten, und im Winter ist das Roth sehr matt und verdeckt. Das Weibchen hat kein Roth, sondern eine braungestreilte Brust. Ihm ähneln die Jungen und zuweilen, im Zimmer stets die alten Männchen, von denen es auch gelbbrüstige gibt. Er lebt in den deutschen Fichtenvorhölzero, streicht auf die Felder und Wie- sen, hat einen schönen schlagartigen Gesang, frifst Gras-, Mohn-, Rübsen- und andern Samen; nistet in Fichtengebüsch, und legt 4 bis 6 blalsbläuliche, roth- und braungefleckte Eier. 2) Der Buschbluthänfling. Cannabina ar- bustorum, Br. (Fr. cannabina, Linn. N. W, Wenn. Bir. 121, 25° 1. Aueg. ‚Tat, 10.) Der Schnabel ist hornfarben, die äus- sere Fahne der meisten Steuerfedern fast ganz weils; der buckeiartige Scheitel viel höher als die Hinterstirn. Er unterscheidet sich von dem vorhergehen- den: 1) durch die etwas bedeutendere Län- ge, 2) den längern Schwanz, und 3) den buckelartig erhöhteu Scheitel, lebt vorzugs- weise auf den Feldern, in den mit Laubbüschen be- setzten Orten, in denen er auch nistet; selbst in den buschreichen Gärten, wie in den Weinbergen und hat alles Uebrige mit dem nahen Verwandten gemein. ZWEITE FAMILIE Berghänflinge. Cunnabinae montanae. Der Bürzel der Männchen ist roth, die Brust beider Geschlechter rostgelbgrau- 278 braun gestreift; sie bewohnen den Norden, le- ben in Gebirgswäldern, kommen selten nach Deutsch- land und sivgen angenehm, 1) DerBerghänfling. Cannabina montium, Br. (Fr. flavirostris, Linn.) DieSchwungfedern erster Ordnung ha- ben an der äufsern Fahne breite weilse Kanten; der Schnabel ist grofs und fast ganz wachsgelb, die Stirn ziemlich platt, der Scheitel sehr erhöht. Seine Länge beträgt 5" 6" und seine Breite 9" 6". Der Oberkörper ist schwarzbraun mit rost- farbigen Federrändern, der Flügel und Schwanz schwarz mit weilsen und rostgelben Kanten, der Vorderhals und die Oberbrust rostgelbgrau; braun- gestreift, übrigens weils. Beim Männchen ist der Bürzel roth, beim Weibchen hellbräunlich. Er lebt im nördlichen Europa, namentlich in Nor- wegen, wandert nach Deutschland und Holland, ist sehr flüchtig und scheu, hat einen angenehmen Gesang und in dem Betragen und der Nahrung mit dem Bluthänflingen Aehnlichkeit. 2) Der gelbschnäblige Hänfling. Cannabina flavirostris, Br. (Fr. flavirostris, Linn. N.W. V. Th. Taf. 122.) Die Schwungfedern erster Ordnung ha- ben an der äufsern Fahne breite weilse Kanten; der Schnabel ist sehr klein, und fast ganz wachsgelb, die Stirn gewölbt, der Scheitel platt. Er ist eben so grofs als der vorhergehende, aber schmäler und schwächer und durch seine gewölbte Stirn, seinen niedrigen Scheitel und sei- 279 nen sehr kleinen Schnabel so ausgezeichnet, dafs er nicht mit ihm verwechselt werden kann. Er kommt im Winter zuweilen, wie im November 1826, nach Pommern, wahrscheinlich auch in an- dere Gegenden Deutschlands, und hat das Betragen und die Nahrung mit dem vorhergehenden gemein. 83) Der mittlere Berghänfling. Cannabına media, Br. (Fr. flavirostris, Linn.) DieSchwungfedern erster Ordnung ha- ben an der äufsern Fahne breite weilse Kanten; der Schnabel ist etwas gestreckt, schwach und schmuzig wachsgelb, die Stirn sehrplatt, der Scheitel kaum erhöht. Er steht in der Grölse des Schnabels gerade in der Mitte zwischen den beiden vorhergehenden; aber sein Schnabel ist schwächer, gestreckter und weniger gelb als bei Nr. 1 und 2, sein Scheitel höher als bei Nr. 2 und viel niedriger als bei Nr, 1 und seine Stirn ganz platt. Auch er erscheint nur selten, wie im Winter 1826 ın Norddeuisch- land, und ähnelt in Allem den vorhergehenden, Fünfte Sippe Leinfink. Linaria, Brifs. Der Schnabel ist gestreckter als bei allen vorhergehenden Sippen, ein auf den Seiten zusammengedrückter Kegel; der Fufs kurz mit Jangen Nägeln, der Vor- derkopf in der Freiheit bei beiden Ge- schlechtern roth. Der Schnabel ist ge- streckt, an der dünuen Spitze schwach, derstarkeFufs geschildert, seine äulsere und mittlere Zehe hinten verwachsen, die grolsen Nägel sind bogenförmig, in dem 2850 mittellangen, spitzigen Flügel ragen die, 5 vordersten der 18 Schwungfedern über die andern hinaus; der Schwanz mittel- lang und ausgeschnitten, der Kropf wie bei den Hänflingen; bei den meisten Arten haben die Männchen Roth an dem Kropfe und der Oberbrust, bei allen beiden Ge- schlechtern Braun zur Grundfarbe auf dem Öberköper; in der Gefangenschaft wird das Roth gelb. Das Gefieder ist et- was locker; das Weibchen weniger schön als das Männchen, das Junge dem erstern ähnlich. Die Leinfinken bewohnen die Birken- und Erlenwälder des Norden, und kommen gewöhn- lich nur im Winter und nicht jedes Jahr regel- mälsig in unser Vaterland, haben einen eigenthum- lichen Lockton und Gesang, hängen sich gern un- ten an die Baumzweige an, fressen Erlen-, Bir- ken-, Lein- und andern öligen Samen, welchen sie auf den Bäumen und dem Boden aufsuchen, sind sehr gesellschaftlich, flüchtig, aber wenig scheu und nisten, den Hänflingen ähnlich. Man hielt sonst alle für eine Art. 1) Holböll’s Leinfink. Linaria Holboelli ,*) br.(Fring.linaria, auct. N.W.V.Th. Taf. 126,1.) Der Schnabel sehr grols und gestreckt 6!" Jang, der ganze Oberkopf sehr platt; Gröfse die der Bluthänflinge. Ein schöner Vogel von 6“ 3'" Länge und 9" 6”' Breite. Das alte Männchen: der Vorder- *) Man wird diese geringe, dem berühmten grönländischen Reisenden gezollte Huldigung gerecht finden, 281 kopf dunkelkarminroth, der übrige Oberkörper bis zum blafsrothen Bürzel braun, mit hellern Feder- kanten, die schwärzlichen Schwung- und Steuer- federn graugesäumt, auf dem Flügel zwei helle Binden, der weilse Unterkörper hat eine schwarze Kehle, und an dem Vorderhals, der Oberbrust und den Seiten ein blasses Karminroth, welches dem Weibchen fehlt, oder nur angedeutet ist. Die einmal vermauserten Männchen gleichen ge- wöhnlich dem Weibchen, sind aber so grofs als die alten. Er kommt nur selten, wie im Novem- ber 1822 und 1825, in das miltlere Deutschland, hat in seinem Gesauge ein Schnarren, frilst vor- zugsweise Erlensamen — Birken- und Leinsamen verachtet er ganz — und geht ungern auf den Boden. 2) Der Erlenleinfink. Linaria alnorum, Br. (ER Erama, lb. N. W. V.Th. ‚Taf. 126,2.) Der Schnabel mittelgrofs, ziemlich ge- streckt, 54"'lang, der Scheitel stark erhöht, 6“ lang. Er unterscheidet sich von dem vorhergehen- den 1) durch die geringere Grölse — Breite 9" — 2) den viel kleinern Schnabel und 3) den stark erhöhten Scheitel, welcher viel höher als die Stirn ist. Er hat mit Nr. 1 Wan- derung, Betragen und Nahrung gemein; denn auch er frilst keinen Birken- und Leinsamen. 3) Der Ackerleinfink. Zinaria agrorum, Br. (Fr. linaria, L.). Der Schnabel ziemlich kurz, 41"' lang, der Scheitel kaum merklich erhöht; Länge 5 gN, 282 Er ist wenig kleiner als Nr. 2, aber sein viel kleinerer Schnabel, sein kaum merklich über die Hinterstirn vortretender Schei- tel und seine kleinern Nägel machen ihn kenntlich genug. Er erscheint oft im Herbste in Deutschland, zieht durch, und kommt im März oder April zuweilen zurück, singt anders als die vorherge- henden, frifst Birken- und andern öligen Samen, fällt oft auf die Felder, um hier seine Nahrung zu suchen, und mischt sich unter andere Vögel. 4) Der Birkenleinfink, .Zinaria betularum, Br..(Fr. linarıa, Linn... N.,W. VIThr 2 126, 3.) Der Schnabel ziemlich kurz 4!" lang, der Scheitel sehr erhöht; Länge 5" 9", Er unterscheidet sich von dem vorhergehen- den untrüglich durch den ungewöhnlich ho- hen Scheitel,. welcher dem Kopfe eine eigene, hochgewölbte Gestalt gibt, und von den beiden ersten durch den kurzenSchnabel. Er kommt oft im Herbste nach Deutschland, verläfst uns ge- wöhnlich im December und kehrt sehr selten im März durch unsere Gegend zurück, frifst vorzugs- weise Birkensamen, weniger gern Lein- und an- dere ölige Sämereien und nistet wahrscheinlich in Norwegen. 5) Der gelbschnäblige Leinfink, Linaria ‚flavirostris, Br. (Fr. flavirostris, Linn. N. WV. .V.ıTh: Taf.126,'43 Der Vorderkopf ganz dunkelkarmin- roth, die Stelle um den schwarzen Kinn- fleck rostbraungelb oder rostgelblich- weils; Länge 5" 3" bis 6". 285 Der kleinste Leinfink von 8® 6" bis 9" Breite, den vorhergehenden ähnlich, aber auf dem ganzen Oberkörper rostfarbiger, neben dem Kinnfleck mit wenigen weilsen Federn, an dem Vorderhalse und der Oberbrust rostbraungelb, oder so angeflogen, ohne Roth oder mit einem rolhen Anfluge am Kropfe. Das Weibchen ist blässer als das Männ- chen, und hat einen rostgelblichweilsen Vorderhals und eine solche Oberbrust. Er erscheint nur zu- weilen in Deutschlaud, wie im November 1822 und im Winter 1825 bis 1826, ist unter den beiden letzten vorhergehenden Arten, oder in kleinen Ge- sellschaften für sich, ähnelt den Verwandten im Be- tragen, frilst Birken- und Erlensamen, und ver- läfst uns bald wieder. Alle diese beschriebenen Arten, unter denen es auch einige mit hellrothem Kropfe und solcher Oberbrust gibt, waren hier im Spätherbste und Vorwinter 1825 oft in grofsen Flügen, in denen sich die zu einer Art gehörigen, slets zusammen- hielten; früher hatte ich mehrere dieser Arten, na- mentlich die grölsern nur einzeln gesehen, Wenn Herr Naumann sagt, Nr. 5 sei der junge Vogel von Nr. 1, irrt er sich sehr; ich besitze junge graue Männchen von Nr. 1, welche am Körper und Schnabel so grols als die Alten, und Alte von Nr, 5, welche so klein als die Jungen sind, Sechste Sippe. Zeisig. Spinus, Cuv, Der Schnabel fast wie bei den Leivfin- ken, vorn mit etwas bogenförmigem Rük- ken und sehr feiner Spitze, an den kur- zen Füfsen sind die äufsere und mittlere 284 Zehe etwas zuUsammengewachsen und die Nägel ziemlich kurz. DieHauptfarbe grün- lich, oder grünlichgelb. Der Schnabelhat eine längere und dünnere Spitze als bei den Leinfinken, der Fufs kürzere Nägel; der Flügel, in welchem die 2 oder 3ersten der 18Schwungfedern über dieandern hin- ausragen, eine längere Spitze; der mittel- lange Schwanz ist ausgeschnilten; das Ge- tiederetwaslocker, die Weibchen weniger schön als die Männchen, die Jungen der Mutter ähnlich. Die Zeisige leben in den Wäldern, mehrere Arten im Sommer nur in den Nadelwäldern, wan- dern regelmäfsig, und kommen dann in viele Ge- genden, in denen sie nicht brüten, haben in ihrem Betragen mit den Leinfinken viele Aehnlichkeit, nähren sich von Fichten-, Birken-, Erlen- und verschiedenen öligen Samen, zuweilen auch von In- sekten, mit denen sie ihre Jungen fültern, nisten auf den Zweigen hoher Bäume, und legen 5 bis 6 bläulichweilse, oder weilsbläuliche, rothbraunge- fleckte Eier. ERSTE FAMILIE. Schwarzköpfige Zeisige. sSpini atricapillı. Der Kopf und die Kehle der Männchen ist schwarz; die Weibchen und Jungen sind stark gefleckt. Sie bewohnen die Nadelwälder, und besuchen in grolsen Schaaren die Erlen oder Birken. 1) Der Erlenzeisig. Spinus alnorum. (Frin- gula spinus, Linn. N.W.V. Th. Taf. 125, 1, 3.) Die 5 äulsersten Schwanzfedern sind 285 an der Wurzel gelb, der Scheitel merk- lich höher als die etwas erhöhte Stirn, der lange Schnabel milst 51 bis 6"; Länge 5 6%, Seine Breite beträgt 9" 6". Das Männchen. Der Oberkopf ist schwarz, der gelbgrüne Rücken schwarzgrau gestrichelt, der schwärzliche Flügel hat zwei breite gelbe Binden, und der hochgelbe, unten in Weils übergehende Unterkörper, einen schwarzen Kehlfleck. Beim Weibchen ist der Oberkörper graeugrün, schwärzlich gestrichelt, und der weilse oder gelblichweilse Unterkörper mit schwärzlichen Längellecken besetzt. Die Jungen sind gelber und bunter als die Weibchen. Er be- wohnt die deutschen Fichtenwälder, wandert in grolsen Schaaren, singt sehr fleilsig, frilst Fich- ten-, Kiefern-, Mohn- und Erlensamen, auch In- sekten, nistet auf dichtblätterigen Nadelzweigen und legt 5 bis 6 weilsbläuliche, röthlichgefleckte Eier. 2) Der mittlere Zeisig. Spinus medius, Br. (Fring. spinus, Linn.) Die 5 äufsersten Schwanztedern sind an der Wurzel gelb; der Scheitel viel hö- her als die Hinterstirn, der kurze Schna- bel milst 44", der ganze Vogel 5" 3", Er ist wenig kleiner als der vorhergehende, aber 1) durch seinen kürzern Schwanz und Schnabel, wie2) durch seinen höhern Schei- tel leicht von ihm zu unterscheiden. Auch er lebt zuweilen in unsern Nadelwäldern, weicht im Ge- sang etwas von dem vorhergehenden ab, hat aber alles Uebrige mit ihm gemein. 286 3) Der Birkenzeisig. Spinus betularum, Br. (Fr. spinus, Linn. N. W.V. Th. Taf. 125, 2.) Die 5 äulsersten Schwanzfedern sind an der Wurzel gelb; der Scheitel etwas höher als die platteStirn, der lange Schna- bel mifst 5" bis 54"; Länge 5" 3, Er hat mit Nr. 1 Aehnlichkeit in der Gestalt des Schnabels und Kopfs, aber seine Stirn ist niedriger, sein Körper kleiner, und sein Schwanz kürzer als bei diesem; von Nr. 2 un- terscheidet er sich durch den längern, schmä- lern Schnabel und den viel plaftern Kopf. Er bewohnt die Nadelwälder, ist im Sommer nur selten bei uns, im Winter aber desto häufiger; frilst im Winter vorzugsweise Birkensamen, und ähnelt in allem Uebrigen den vorhergehenden. Es ist merkwürdig, dafs diese aufgeführten Arten auf der Wanderung gewöhnlich zusammen- halten, ZWEITE FAMILIE Zitronenzeisige. Spini citrinell. Die grüngelben Männchen haben kei- nen dunkeln Kopf, die Weibchen sindoben gestrichelt. Sie bewohnen einzeln die südeuro- päischen Gebirge. Der Zitronenzeisig. Spinus citrinellus, Cuv. (Fr. eitrinella, Linn. N.W.V. 'Th. Taf. 124,3, 4.) Er ist 6" lang und 9'' 9"! breit. Das Männ- chen. Der Vorderkopf und der gröfste Theil des Unterkörpers grüngelb, der Nacken und die Hals- seiten aschgrau, die Schwung- und Schwanzfedern schwärzlich, mit zwei lichten Binden auf dem Ober- 287 flügel; das Weibchen hat schmuzigere Farben, weniger Grüngelb, und einen mehr ins Graue zie- henden mit dunklen Streifen besetzten Oberkörper. Er bewohnt die südeuropäischen Gebirge, nament- lich die südliche Schweiz, kommt sehr selten im eigentlichen Deutschland vor, nährt sich von dem Samen der Bäume und Alpengewächse, nistet auf Tannen, und legt 4 bis 5 weißsliche, röthlichge- fleckte Eier. Siebente Sıppe Stieglitz. Carduelis, Cuv. Der Schnabel an der dünnen Spitze verlängert und etwas gebogen, wenig zu- sammengedrückt, kegelförmig, die kur- zen, starken Fülse mit fast ganz freien Ze- hen; das Gefieder sehr bunt; der Schnabel ist viel länger und weniger zusammenge- drückt als bei den Zeisigen und Leinfin- ken, der Fuls stärker, der Flügel, ın wel- chem die 3 oder 2 ersten der 18 Schwung- federn über die andern hinausragen, fast ebenso, der mittellange Schwanz schwach ausgeschnitten. Das Gefieder ziemlich locker. Beide Geschlechter sind gleich gefärbt, aber die Jungen weichen sehr von den Alten ab. Der Kropf ist viel kleiner als bei den Zeisigen. Die Stieglitze müssen von den Zeisigen ge- trennt werden, weil sie eine ganz andere Gestalt, besonders einen ganz andern Schnabel, einen an- dern Lockton und ein anderes Betragen haben. Auch der Umstand ist nicht zu übersehen, dafs beide Geschlechter kaum zu unterscheiden sind, 288 die Jungen aber ein von dem der Muller ganz abweichendes Kleid tragen. Sie bewohnen die Laub- hölzer und Gärten ebener und hügeliger Gegen- den, streichen oder wandern im Winter, fressen Distel- und andern, gröfstentheils öligen Samen, singen schön, lieben die Gesellschaft, doch weni- ger als die Zeisige, nisten auf Bäumen und legen 4 bis 6 bläulich- grauweilse, röthlichgefleckte Eier. Der nordische Stieglitz. Carduelis septen- trionalis, Br. (Fringilla carduelis, Linn.) Fast alle Schwungfedern sind halb hochgelb, halb schwarz, der geradeaus ge- richtete, sehr gestreckte Schnabel mifst 6" bis 7“, der Scheitel kaum, oder nicht höher, als die platte Hinterstirn, Seine Länge beträgt 5" 9" bis 6” und seine Breite 11” 5“ bis 9", Alt. Um den Schnabel ein schmaler schwarzer, hinter ihm ein breiter kar- minrother Kreis, der Hinterkopf schwarz, was sich um einen "Theil der weilsen Wangen herumzieht; der Schwanz und Flügel schwarz mit weilsen Spie- geln, der letztere zur Hälfte goldgelb, der Rücken braun, der weilse Unterkörper an den Seiten der Oberbrust mit einem grolsen braunen Fleck. Das Männchen zeigt ein schöneres Roth, Schwarz und Weils am Kopfe. Die Jungen haben kein Roth und Schwarz am Kopfe, sondern auf dem Ober- körper eine bräunliche, dunkelgefleckte Zeichnung, und auf dem weisen Unterkörper braune Fleck- chen. Er bewohnt das nördliche Europa, kommt im Winter nach Deutschland, ist wenig scheu, lockt und singt sehr angenehm, frilst vorzugsweise Distelsamen und legt in ein schönes Nest auf Bäu- men 4 bis 6 grünlichweifse, röthlichgefleckte Rier. 289 2) Der deutsche Stieglitz. Carduelis Germa- nica, Br. (Fr. carduelis, Linn. N.W.V. Th. Tat. 124, 1, 2.) Fast alle Schwungfedern sind halb schwarz, halb goldgelb, der nach unten. gerichtete, ziemlich gestreckte Schnabel milst 5" bis 6"; der Scheitel ist höher als die gewölbte Hinterstirn. Er ist gewöhnlich etwas kleiner als der vor- hergehende, 5" 9" lang, und 10’ 2 bis 11" breit, ihm in der Zeichnung ganz ähnlich, aber an sei- nem weniger gestreckten, nach unten ge- richteten, auf dem Rücken gewöhnlich bogenförmigenSchnabel, seiner gewölbten Stirn und seinem noch höhern Scheitel, wodurch der ganze Oberkopf gewölbt er- scheint, kenntlich genug. Er lebt und brütet in Deutschland in Obstgärten und auf baumreichen Wiesen, singt etwas anders, aber ebenso angenehm als Nr. 1, nistet gern auf Obstbäumen, legt 4 bis 6 bläulich- grauweilse röthlichgefleckte Eier, und frifst Distel-, Kornblumen-, Kleiten- und ähnli» chen Samen. % Dritte Abtheilung, Ammerartige Vögel. Emberizidae, Vigors. Die Oberkinnlade bildet hinten an der Schneide einen Winkel, in welchen eine vorstehende Ecke der Unterkinnlade pafst. Vor dem Gaumen steht ein harter Höcker. Der kurze Schnabel ist ein sehr stark zu- sammengedrückter Kegel mit scharfem Rücken an beiden Kinnladen; die Fülse 19 290 wie bei den Finken; der mittellange Flü- gel mit 18 Schwungfedern; der Schwanz etwas oder mittellang, das Gefieder ziem- lich locker; die Zunge fast wie bei den Kreuzschnäbeln, der Kropf klein, der Ma- sen klein und sehr muskelartig. Die ammerartigen Vögel leben gröfsten- iheils einige ganz aul der Erde, sind weniger ge- sellschaftlich als die finkenartigen, singen zum Theil angenehm, fressen Insekten und mehlige Sä- mereien — die letztern hülsen sie mit Hilfe des Höckers vor dem Gaumen und der scharfen Schna- belschneiden ab — nisten auf’ dem Boden oder nie- drig im Gebüsche, und legen 4 bis 6 Eier. Die Jungen werden fast ganz mit Insekten aufgefüt- tert, und sind der Mutter, welche gewöhnlich weniger schön als der Vater gezeichnet ist, ähn- lich, Erste Sippe. Grauammer. Miliaria, Br. Der kurze Schnabel ıst an der Wurzel breit, andenSchneiden ungewöhnlich ein- gezogen und hat einen sehr vorstehenden scharfen Höcker; der Fufs ist mittelhoch und ziemlich stark; die Hauptfarbe ler- chengrau. Der Schuabel zeichnet sich vor allen Ammerschnäbeln durch seine Brei- te an der Wurzel, seinen äulserst einge- zogenen Rand und grolsen Höcker atıs; auch ist der Fufs viel stärker und höher als bei den folgenden, hat mittellange, gekrümmte starke Nägel und eine geringe Verbindung zwischen der äuflsern und milt- 291 lern Zehe, in dem kurzen und stumpfen Flügel sind die 2te und Ste Schwungfeder die längsten; der mittellange Schwanz nicht oder kaum merklich ausgeschnitten. Beide Geschlechter sind gieich gefärbt; beiden Jungen ist, wiebeiden Lerchen und Piepern, der Oberkörper mit hellen Spiz- zenrändern besetzt. Die Grauammern bewohnen die Felder und Wiesen ebener Gegenden, wandern oder streichen, kommen im Winter vor die Scheuern, sind wenig scheu, haben einen eigenthümlichen Lockton und schlechten schnurrenden Gesang, fressen fast nur Getreide, nisten auf der Erde, und legen 4 bis 5 grauröthliche, braungeaderte Eier. 1) Der nordische Grauammer. Miliaria sep- tentrionalis, Br. (Emberiza miliaria, Linn.) Der Oberkörper ist lerchenfarben; beim wagerecht stehenden Kopfe ist der Schnabelrücken höher als der Scheitel. Seine Länge beträgt 8" 8”' und seine Breite 14". Der Oberkörper ist lerchenfarben, der weifsliche, oder gelblichweifse Unterkörper bis zum Brustende und an den Seiten mit schwarzbraunen Längeflecken besetzt. Bei den Jungen zieht die Grundfarbe etwas mehr ins Gelbliche und die Federränder des Oberkörpers sind rostgelb. Er bewohnt Schweden und Rügen, lebt auf den Feldern und Wiesen, silzt gern auf Pfählen, Grenzsteinen und einzelnen Bäu- men, singt schwirrend, frifst Körner und Insekten und legt 4 bis 6 stumpfe, rothgraue, braungeaderte Eier, 19? 292 2) Der deutsche Grauammer. Miliaria Ger- manica, Br. (E. miliaria, Linn, N. W, IV. 'Th. Taf. 101, 1.) Der Öberkörperistlerchenfarben;beim wagerecht stehenden Kopfe ist der Schei- tel, doch nicht die Stirn höher als der Schnabelrücken. Er unterscheidet sich von dem vorhergehen- den durch den viel höhern Scheitel, und den durch ihn gewölbtern Oberkopf auf den er- sten Blick, wohnt häufig in den Ebenen Nord- deutschlands, geht aber nicht bis Rügen hinauf und hat Zeichnung, Lebensart, Nahrung und Fort- pflanzung mit ihm gemein. 3) Der fremde Grauammer. Miliaria pere- grina, Br. (Emb. miliarıa, Linn.) Der Oberkörper lerchenfarben; die Stirn schon höher als der kurze Schnabel. Er hat mit den beiden vorhergehenden Gröfse und Zeichnung gemein; aber sein Schnabel ist kleiner, besonders kürzer, und oft wie der sehr gewölbte Kopf schmäler als bei diesen. Er besucht unsere Gegenden selten und nur im Winter, ähnelt in dem Betragen und der Nahrung den Verwandten, und nistet wahrschein- lich nicht in Deutschland. Zweite Sippe Ammer. Emberiza, Linne. (Boje et Brehm.) DerSchnabel etwas gestreckt, mit ein- gezogener Schneide und ziemlich vorste- hendem Höcker, der Fufls kaum mittel- hoch; die Hauptfarbe gelb oder röthlich, 293 der Leib schlank, der Schnabel ist schmä- ler und gestreckter als bei den Grauam- mern, derFuls kürzer und schwächer, der Flügel und Schwanz länger, der Leib schlanker, übrigens ebenso. Das Männ- chen ist schöner als das Weibchen, und die Jungen ähneln dem letztern. Die mei- sten Arten mausern sich jährlich nur ein- mal. Die Ammer leben in dem an die Felder und Wiesen oder Schläge stofsenden Gebüsch, setzen sich gern aufBäume, und unterscheiden sich schon dadurch, aber auch durch die Verschiedenheit in der Gestalt des Schnabels, der Füfse, des Körpers und Schwanzes, der Farbe und Lebensart, wie da- durch, dafs die Weibchen anders als dieMänn- chen, und die Jungen diesen ähnlich gezeichnet sind, hinlänglich von den Grauammern. Sie wandern oder streichen, sind fast alle wenig scheu, haben einen angenehmen Gesang, nisten auf der Erde oder im Gebüsch, und legen meist 4 bis 6 rothgraue, braungelleckte und geaderte Eier. Der schwarzköpfige Ammer. Emberiza me- lanocephala, Scop. (N. W, IV. Th. 'Taf. 101, 2.) Keine Steuerfeder hat Weifs;z die Un- terschwanzdeckfedern sind reingelb oder gelblich, Er ist 8" Jang und 13" breit. Das Männ- chen. Der ganze Kopf dunkelschwarz, der Ober- körper hell zimmetbraun, die Schwung- und Steu- erfedern tiefgrau, der Unterkörper prächtig gold- gelb. Beim Weibchen ist der Oberkörper roth- grau, die Kehle weils, der übrige Unterkörper bis auf die gelblichen Unterschwanzdecktedern gelb- 294 lich röthlichweils. Er verirrt sich aus dem süd- östlichen Europa sehr selten in das östliche Deutsch- land, z. B. in die Nähe von Wien, sitzt auf Pfäh- len und Baumspitzen, singt angenehm, frifst den Samen des Christdorns und andern, nistet in das Gebüsch und legt 4 bis 5 weilse, hellgraugefleckte Eier. 1) Der Feldgoldammer. Emberiza citrinella, Linn. (N. W. IV. Th. 'Taf. 102, 1, 2.) Die Kehle, die Stelle um das Auge und der Bauch gelb oder gelblich; der Schna- bel gestreckt, die Stirn niedriger als sein Rücken, der Scheitel sehr erhöht. Ein bekannter Vogel von 7’ 8"' Länge und 12" Breite. Das Männchen, Der Kopf und Un- terkörper hoch zitronengelb, die Brustseiten rost- roth oder so gefleckt, der Mautel ammertarbig d. h. aufrostgelbgrauem Grunde schwarzbraungelleckt, die schwärzlichen Schwung- und Steuerfedern gelb- lich, und rostfarben gesäumt. Die Weibchen haben schmuzigere Farben und mehr Flecken als die Männchen; die Jungen ähneln der Mutter. Er lebt auf den Feldern in Laubbüschen und auf Laubbäumen, auch auf Wiesen und in Laubwäl- dern, hat einen einfachen Gesang, frilst Körner, Grassämereien und Insekten, und legt 4 bis 5rolh- oder aschgraue, braungefleckte und geaderte Eier. Sein Nest steht im Gebüsch oder auf dem Boden. 2) Der Waldgoldammer. Eimberiza sylvestris, Dr. (E. eitrinella, Linn.) Die Kehle, die Stelle um das Auge und der Bauch gelb oder gelblich, der Schna- 295 bel gestreckt, die Stirn höher als seinRük- ken, der Scheitel weit hinten erhöht. Er unterscheidet sich von dem vorhergehenden wesentlich durch den schmälern Schnabel, die höhere Stirn und den weiter hinten er- höhten Scheitel, lebt nur in Nadelwäldern, be- sonders ın Vorhölzern, kommt im Winter in die Dörfer, nistet in Wachholder- und Fichtengebüsch, oder unter dasselbe, legt £ bis 5 roth- oder asch- graue, braungefleckte und geaderte Eier, singt ein- fach und frifst mehlige Sämereien und Insekten. 3) Der nordische Goldammer. ‚Fimberiza sep- tentrionalis, Br. (E. citrinella, Linn.) Die Kehle, die Stelle um das Auge und der Bauch gelb, der Schnabel kurz. Er ist etwas kleiner als die vorhergehenden — 7" 3% lang und 11” 4" breit — und gewöhnlich weniger schön gezeichnet, aber am sichersten durch den kleinen Schnabel von ihnen zu unterschei- den. Er bewohnt den Norden, geht bis Kiel herab, verirrt sich zuweilen im Winter nach Mitteldeutsch- land, und ähnelt in allem Uebrigen den beiden vorhergehenden. 1) Der deutsche Feltammer. (Ortolan.) Emberiza pinguescens, Br. (E.hortulana, Linn. NSW. AV. Th. Taf. 103,.2,) Der Schnabel und Fufs tleischfarben, die Brust rosttarben, der Schnabel etwas gestreckt, der Scheitel kaum höher als die Hinterstirn, Seine Länge beträgt 6" 6" — 7“ und seine Breite 11". Das Männchen im Frühling. Der Kopf, Hinterhals, der Kropf und ein Streif, welcher das 296 Strohgelb der Kehle auf jeder Seite unterbricht, olivengrün, der übrige Oberkörper ammerfarbig, Brust und Bauch hellrostfarben. Im Herbste ist, weil sich dieser Vogel jährlich zweimal mausert, der Kopf und Vorderhals dunkel gestreift. Dem Männchen im Herbstkleide ähnelt das Weib- chen. Im Sommer hat es eine reingelbe, mit einem von braunen Flecken gebildeten Streif ein- gefalste Kehle. Das Jugendkleid hat unschein- barere Farben als das Herbstkleid, Er lebt und brütet einzeln in ebenen, wasserreichen Ge» genden Deutschlands, z. B. in der Nähe von Ber- lin, ist wenig scheu, wandert weit, singt sehr an- genehm, wird auf Ortolanheerden gefangen, und gemästet ungemein fett und theuer bezahlt, frifst mehlige Sämereien und Insekten, nistet im Gebüsch, und legt 4 bis 6 den dem Goldammer ähnliche, aber kleinere Eier. 2) Der fremde Fettammer. KEmberiza hortu- lana, Linn. (N. W. IV. Th. Taf. 103, 3 und 1. Ausg. Nachtr, Taf. 40, 113, 114.) Schnabel und Fufs fleischfarben, die Brust rostfarben, der Schnabel sehr ge- streckt, der Scheitel viel höher als die Hinterstirn. Er ist etwas gröfser als der vorhergehende, aber von ihm sehr leicht durch den langen Schna- bel, langen Kopf und weit hinten stark er- höhten Scheitel zu unterscheiden. Er scheint nordöstlich von Deutschland zu leben, kommt auf dem Zuge durch Schlesien und die Lausitz, selten durch Mitteldeutschland, und hat in allem Uebri- gen mit dem vorhergehenden grofse Aehnlichkeit. Der italienische Fettammer, meine Em- 297 beriza antiquorum (N. W. IV. Th. Taf. 105, 1), zeichnet sich durch seinen breiten Schnabel und platten Kopf hinlänglich aus, und bildet eine dritte, in Deutschland wohl nicht vorkommende Art. 1) Der kleine Zaunammer. Emberiza elea- thorax, Bechst. Durch die Augen ein dunkler, über und unter ihnen ein gelber Streif; der Schnar bel sehr schmal, die Stirn niedrig, Seine Länge beträgt 7" 3 — 6" und seine Breite 11” 6'. Das Männchen. Der Kopf und Nacken olivenfarben, schwärzlich gestrichelt, der Mantel rostbraun mit schwarzbraunen Längeflecken, die Kehle und der Streif durch das Auge schwarz, die Gurgel hochgelb, der Kropf olivenfarbig, der übrige Unterkörper goldgelb, an den Brustseiten rostfarben. Das Weibchen ähnelt dem des Gold- ammers, hat aber einen dunkeln Streif durch, und einen gelben über und unter dem Auge. Die Jun- gen haben fast gleiche Zeichnung mit der Mutter. Er lebt einzeln in der Schweiz und in Süddeutsch- land, ähnelt den Fettammern im Betragen, nistet niedrig im Gebüsche, und legt 4 bis 5 aschgraue, braun- und schwarzgestreifte und gefleckte Eier, 2) Der grofse Zaunammer. ZEmberiza cirlus, Linn. (N. W. IV. Th. Taf. 102, 3, 4.) Durch die Augen ein dunkler, über und unter ihnen ein gelber Streif; der Schna- bel stark; die Stirn ziemlich hoch. Er ist etwas grölser als der vorhergehende und ihm sehr ähnlich, aber 1) ist sein Schnabel viel stärker, 2) seine Stirn höher und 3) 4 seine Schwingenspitze viel kürzer. Sein 298 wahres Vaterland ist Italien, und er kommt nur als ein verirrter Vogel in Deutschland vor. Die Sitten, die Nahrung und Fortpflanzung hat er mit dem vorhergehenden gemein, 1) Der Zipammer. ‚Emberiza cia, Linn. (N.W. V. Th, Taf. 104,1, 2.) Die Kehle ist aschgrau, von einem schwarzen, unter den Ohren hinlaufenden Streif eingefalst, der Schnabel klein, der Scheitel niedrig. Er ist 7” 4'' lang und 11” breit. Das Männ- chen. Kopf, Kehle und Kropf aschgrau, durch das Auge und über ihm ein schwarzer, zwischen diesen beiden ein weilser Streif, der Oberkörper rostfarben mit schwarzbraunen Längeflecken, Brust und Bauch rostfarben. Im Winter sind diese Farben durch graue Federränder und dunkle Flek- ken zum Theil, besonders am Kopfe bedeckt; das Weibchen zeigt sie nur angedeutet, und hat einen schwarzgestreiften Kopf. Er bewohnt das südliche Europa, kommt selten am Rhein, noch seltner an- derwärts in Deutschland vor, schreit zip, zip, frifst Insekten und Sämereien, nistet im Gebüsch, und legt 4 bis 5 weilsliche, schwärzlich geaderte Eier. 2) Der Gerstenammer. KEmberiza hordei, Br, (E. cia, Linn.) Die Kehle ist aschgrau, von einem schwarzen, unter den Ohren hinlaufenden Streif eingefalst. Der Schnabel ist lang, der Scheitel etwas hoch. Er ist dem vorhergehenden täuschend ähnlich, aber 1) merklich kleiner, nur 7" lang und 10" 6% breit, 2) durch seinen langen, dün- 299 nen, spitzigen Schnabel, 5) hohen Schei- tel und 4) kurzen Flügel hinlänglich verschie- den. Seine Farbe ist gewöhnlich schöner als bei diesem. Er bewohnt das südöstliche Europa, ver- irrt sich zuweilen in die Gegend von Wien, und hat das Belragen, die Nahrung und Fortpflanzung mit dem vorhergehenden gemein, Der rothbärtige Ammer. ‚Emberiza rufibarba, Hemprıch et Ehrenberg. Der Schnabel und Fuls schwach roth; die Kehle rostroth. Ein schöner schlanker Ammer von der Grölse und Gestalt unsers Fettammers und ihm auch in der Zeichnung ähnlich, nur mit dem Unterschiede, dals bei ihm Rostroth ist, wo jener Gelb zeigt. Der Kopf ist bläulichgrau mit feinen schwarzbrau- nen Schaftstrichen, die Stirn rostroth, der übrige Oberkörper ammerfarbig, wie bei unserm Fett- ammer, die Kehle rostroth, bei einem Weibchen mit 2 neben einander hiulaufenden schwarzbraunen Streifen besetzt, der Kropf bläulichgrau, der übrige Unterkörper hoch roströthlich. Das Jugendkleid hat mit dem unserer Goldammer viele Aehnlich- keit. Er bewohnt Syrien, wurde aber im April 1827 in der Nähe von Wien gefangen, und dem Herrn Grafen von Gourcy- Droitaumont, dessen unermüdlichem und erfolgreichem Eifer er sein » europäisches Bürgerrecht verdankt, überbracht und von ihm beobachtet. Er lockt wie der Feitanımer, frifst Hirsen und trägt sich sehr schlank und schön. Der weiflsscheitelige Ammer. ‚Emberiza pi- iyornus, Pallas. AufderMitte des schwarzen Oberkopfs ein weilser oder weilslicher Fleck. 300 Er hat gleiche Gröfse mit unserm Fettam- mer, auf der Mitte des schwarzen an der Ohrge- gegend weilsen Kopfes einen eirunden weilsen Fleck beim Männchen, und einen weifslichen beim Weibchen, übrigens einen schwarzbraunen mit hoch rostrothen Kanten versehenen Oberkörper, und einen weilsen Unterkörper, welcher beim Männ- chen eine hochrostrothe Kehle zeigt. Er lebt in Sibirien und der Türkei, soll nach Ungarn, Böh- men und Oestreich zuweilen kommen und die Sä- mereien der Bergpflanzen fressen, Dritte Sippe Rohrammer. Cynchramus *), Boje. DeretwasammerartigeSchnabel an seı- nen Schneiden wenigeingezogen, mit klei- nem Höcker vor dem Gaumen; der Fuflsmit- tellang mitgebogenen mitellangen Nägeln; das Gefieder istsperlingsfarben. DerSchna- bel ist gewöhnlich kleiner und stets weni- ger eingezogen und mit kleinerem Höcker versehen als bei den Ammern; der Fuls hat eine starke Verbindung zwischen der äufsern und mittlern Zehe; in dem ziem- lich kurzen Flügel stehen die 2te, Ste und 4teSchwungfeder über die andern vor; der _ mittellange Schwanz ist wenig ausgeschnit- ten; das Männchen schöner als das Weib- chen, und die Jungen ähneln dem letztern; die meisten haben im Sommer einen schwar- zen Schnabel und vielleicht alle eine ein- fache Mauser. +) Aristot, hist, lib, 8, cap, 12. 3501 Die Rohrammer leben an wasserreichen Or- ten der alten und neuen Welt, wandern gröfsten- theils, haben einen eigenthümlichen, zum Theil einen schönen Gesang, sind einzeln oder in kleinen Gesellschaften, stürzen sich beim Niedersetzen oft plötzlich aus der Luft herab, fressen Insekten und Rohr- oder Grassämereien, nisten auf der Erde oder in niedrigem Gebüsch, und legen grauweilse, braungepunktete und gestrichelte Eier. 1)Der Teichrohrammer. Cynchramus stagna- tilis, Br. (Emberiza schoeniclus, Linn.) N. W. 1. Ausg. 1. Th. Taf. 12, 28, 29.) Vom Winkel des gestreckten, schma- len Schnabels geht ein weilslicher Streif neben der Kehle und unter den Wangen weg; der Bauch ist weils; der lange Kopf platt. Er ist 7" 2'" Jang und 11'' breit. Das Männ- chen im Sommer. Der Schnabel, Kopf und Vorderhals schwarz, am Nacken ein weilses Hals- band, der übrige Oberkörper fast wie beim Männ- chen des Haussperlings, der weifsliche Unter- körper auf den Seiten braun gestrichelt, den schwarze Schwanz auf den Seiten mit weilsen Keilflecken. Beim kleinern Weibchen ist der Kopf braun, dunkler gestrichelt, das Halsband nur angedeutet, die braune Kehle schwarz eingefalst, und der Un- terkörper mehr gestrichelt. Ihm ähnelt das Junge. Im Herbste ist das Schwarz und Braun von grauen Federspitzen verdeckt. Er lebt bei uns an den Tei- chen im Schilfe, Rohre oder Roggen von Wien bis Kiel hinauf, wandert, singt einförmig und scharf, lockt zieh, frilst Gras-, Rohr- und Schilfsamen, auch Insekten, nistet auf die Erde und legt 4 bis 5 302 weils- oder tiefgraue, braungefleckte und gestri- chelte Eier. 2) Der Schilfrohrammer. Cynchramus schoe- niclus, Boje. (Emb. schoeniclus, Linn. N.W. IV. Th. 'Taf. 105.) Vom Winkel des wenig gestreckten, breiten Schnabels zieht sich ein weilser Streif unter den Wangen weg; der Bauch ist weifs, der mittellange Kopf auf dem Scheitel erhöht. Er ist etwas kleiner als der vorhergehende, an dem breitern, kürzern Schnabel und hö- hern Scheitel zu erkennen, lebt in Deutschland au den schilf- und rohrreichen Teichen, z. B. am Friefsnitzer See, hat einen scharfen, einfachen Ge- sang, und im Uebrigen mit dem vorhergehenden grolse Aehnlichkeit, $) Der nordische Rohrammer, Cynchramus septentrionalis, Br. (Emb. schoeniclus, Linn. N.:W, 41. Ausg. 1. Th. ‘Taf. 13,) Vom Winkel des sehr kleinen Schna- bels zieht sich ein weilser Streif neben der Kehleundunter den Wangen hin; derBauch ist weils, der Scheitel des kurzen Kopfs etwas erhöht. Er ist bedeutend kleiner als der vorhergehende, nur 6" 3'% — 6‘ lang und 10” breit, und durch seinen äufserst kleinen Schnabel, kurzen kleinen Kopf und die deutlichen dunkeln Streifen, welche beide Geschlechter an der Oberbrust haben, hinlänglich bezeichnet. Er bewohnt das nördliche Europa, kommt in beiden Geschlechtern regelmäfsig nach Dänemark, im männ- 305 lichen höchst selten nach: Mitteldeutschland, und hat Betragen, Nahrung und Fortpflanzung mit den vorhergehenden gemein, Vierte Sıppe Sporner. Plectrophanes, Meyer. Der Schnabel ist ammerartig, die Hin- Lerzehe hat einen Sporn. Der ammerartige Schnabel ist an der Schneide nur etwas eingezogen, und hat einen wenig vortre- tenden Höcker vor dem Gaumen; an den starken, etwas kurzen Fülsen sind die äus- sere und mittlere Zehe hinten zusammen- gewachsen; in den ziemlich langen Flügeln stehen die beiden vordersten Schwungfe- dern über die andern vor; der mittellange Schwanz ist schwach ausgeschnitten; das Gefieder reich und locker. Die Sporner bewohnen den Norden beider Welten, halten sich auf der Erde auf, haben viel Aehnlichkeit mit den Lerchen, laufen wie sie, und hüpfen nicht wie die vorhergehenden Sippen, setzen sich sehr selten auf Bäume, wandern in srolsen Gesellschaften, nähren sich von Insekten und Sämereien der Bergpflanzen und Grasarten, singen nicht unangenehm, und nisten in Felsenritzen. Obgleich ihre Mauser einfach ist, zeigen sie den- noch eine grofse Verschiedenheit nach der Jahres- zeit; die Weibchen sind weniger schön als die Männchen, und die Jungen ähneln den erstern. 1) Der Schneesporner. Plectrophanes nivalis, Meyer. (Emberiza nivalis, Linn. N. W, IV. Th. Taf. 107, 2.) Der Schnabel ist gestreckt, der Kopf 304 sanft gewölbt, bei den alten Männchen im Sommer weils; der Sporn sehr stark; Länge zn 9 bis gl, Seine Breite beträgt 12", Das Männchen im Sommer. Der Schnabel, Fufs, Rücken, ein Theil des Flügels und die Mitte des Schwanzes schwarz, der Kopf, Hals, Bürzel, die Mitte des Flügels, die Seite des Schwanzes und der Unterkörper reinweils. Im Winter ist der Schnabel gelb, das Weifs und Schwarz des Oberkörpers mit rostgrauen Feder- rändern bedeckt, und der Kropf mit einem rost- farbigen Gürtel geziert. Beim Weibchen ist das Schwarz und Weils weniger rein, und die Mitte des Kopfes stets braun. Ihm ähneln die Jungen, die noch überdies wenig Weils im Flügel und viel Rostfarben am Unterkörper haben. Er kommt in kalten Wintern nach Deutschland, besonders an die Nordküste, fällt auf die Felder, frifst Grassä- mereien, ist sehr gesellschaftlich, ziemlich scheu und singt einfach. 2) Der Wintersporner. Plectrophanes hiema- lis, Br. (Emberiza nivalıs, Linn. N. W, IV. Th. Taf. 106, 1, 3, 4 und 1. Ausg. Nachtr. '"Taf.1, 2.) Der Schnabel kurz, der Kopt sehr ge- wölbt, bei den alten Männchen im Sommer weils; der Sporn etwas schwach, aber lang; Länge 7" 6". Er ist kleiner als der vorhergehende und am sichersten: 1) durch seinen kurzen Schnabel, und 2)stark gewölbten, schon auf der Stirn auffallend erhöhten Kopf von ihm zu unier- scheiden, erscheint nur zuweilen in sehr schnee- reichen und kalten Wintern in Mitteldeutschland 305 und ähnelt dem vorhergehenden in der Nahrung und im Belragen. 3) Der nordische Sporner. Plectrophanes bo- realis, Br. (Emb, nivalis, Linn. N,W, IV. Th. Taf. 107, 1 ein altes Weibchen.) Der Schnabel schmal und etwas ge- streckt, der Kopf sanft gewölbt, bei den alten Männchen im Sommer weils, der Sporn kurz; Länge 7". Er ist kleiner als die beiden vorhergehenden, hat einen schwächern und kleinern Schna- bel und einen viel kürzern Sporn, bewohnt Grönland, wahrscheinlich auch Island — wenigstens ist er im Herbste dort — und geht im Winter süd- licher, vielleicht bis Holland und Norddeutschland, weswegen ich ihn als ungewisse Art aufnehme. Seine Nahrung sind Grassämereien und Insckten, und sein Nest mit 4 bläulichweilsen, roth- und braungefleckten Eiern steht in Felsenritzen. 4) Der Bergsporner. Plectrophanes montanus, Br. (Emb. montana, Linn.) Die Vorderstirn ist niedriger als der Schnabelrücken, der Kopf ganz piatt und im Sommer beim Männchen schwarzbraun, im Flügel viel Weifs. Er ist 7" 6" lang und 11“ 3" breit. Im Som- mer ist beim Männchen der Schnabel, Rücken, ein Theil des Flügels und Schwanzes schwarz, der Oberkopf schwarzbraun, über dem Auge ein weils- licher Streif, der Hinterhals grau, schwärzlich ge- strichelt, der Unterkörper weils, Das Weibchen hat weniger Weils im Flügel und weniger schöne Farben als das Männchen, Im Winter ähneln 20 306 beide den Schneespornern. Er erscheint in kal- ten, schneereichen Wintern in Dänemark und Nord- deutschland, fällt auf die Felder und auf die Wege, frifst Grassämereien, und ist sehr scheu. 5) Der schwarzköpfige Sporner, Pleetro- plranes mustelinus, Br. (‚Emb. mustelina, Linn. N. W. IV. Th. Taf. 106, 2.) Die Vorderstirn so hochals der Schna- belrücken, der Kopf sanft gewölbt, im Sommer beim Männchen schwarzbraun, im Flügel viel Weils. Er unterscheidet sich von dem zunächst vor- hergehenden: 1) durch die höhere Stirn, den sanft gewölbten Kopf, und 2) den längern Sporn, und ähnelt ihm in der Nahrung und dem Betragen. In schneereichen Wintern findet man ihn auf den Feldern und Wegen Norddeutschlands. 6) Der lerchengraue Sporner. Plectrophanes calearatus, Meyer. (Emb. calcarata, Temm., Fringilla Lapponica, Linn. N. W. IV. Th. Taf. 108.) Der Schnabel kurz und stark, der Kopf sewölbt, am Kropfe mehr oder weniger Schwarz, der Sporn sehr lang. Er hat die Grölse der vorhergehenden, aber einen viel stärkern Schnabel, längern Sporn und eine andere Zeichnung. Das Männchen im Som- mer. Der gelbe Schnabel an der Spitze schwarz, der Kopf und Vorderhals kohlschwarz, hinter den Augen ein weifslicher Streif, der Nacken rostrolh, Mantel schwarzbraun mit rostfarbigen Federrändern, der Flügel und Schwanz rein schwärzlich mit hel- lern Kanten, der vom Kropfe an weifßse Unterkör- 307 per auf den Seiten schwarzgefleckt. Das Weib- chen hat da, wo das Männchen Schwarz zeigt, schwarzbraune Längeflecken. Im Winter sind die dunkeln Farben von lichten Federränderu be- deckt. Die Jungen haben auf dem rostgraugel- ben Oberkörper schwärzliche Längeflecken, und einen rostweilslichen Unterkörper. Er kommt im Herbste aus dem nordöstlichen Europa nach Deutsch- land, frifst Grassämereien, wandert mit den Feld- lerchen, und legt 4 bis 6 grüngraugelbliche, dun- kelgepunktete Eier, 7) Der grönländische Lerchensporner, Ple- cirophanes Groenlandicus, Br. Der Schnabel gestreckt und schwach, der Kopf platt, am Kropfe mehr oder we- niger Schwarz, der Sporn mittellang. Er ist etwas kleiner als der vorhergehende, und von ihm am sichersten: 1) durch den sehr gestreckten Schnabel, 2) den platten Kopf und 3) den kurzen Sporn zu unterscheiden, bewohnt im Sommer Grönland, frifst Grassäme- reien, nistet auf der Erde und in Felsenritzen und legt 4 gelblich- grüngrauliche, dunkelgemaserte und gepunktete Eier. Noch weils ich nicht, ob er im Winter in Deutschland vorkommt, ich setze ihn nur der Vollständigkeit wegen mit hierher, Anmerkung. Herr Naumann irrt in der Meinung, dals die einjährigen männlichen Schnee- sporner im Sommer dunkle Köpfe hätten; im 12ten Monat ihres Lebens erscheint ihr Kopf weils und ihr Nacken grauschwarz be- spritzt. 20 * Neunte Ordnung. Lerchenartige Vögel, Alaudidae, Boje. Der Schnabel ist kurz oder mittellang, stärker oder schwächer mit rundlichen, unfern der Stirn liegenden, bedeckten Na- senlöchern; der Fufs hat 4 ungepaarte Zehen, an der hintern einen Sporn; der Schwanz ist mittellang und zwölffederig, der mittellange Flügel hat 19 Schwungfe- dern, von denen die 17te viel länger als die 16te ist. Die Speiseröhre ohne Kropf, der Magen mit mehr oder weniger deutlichen Muskeln, der Darm mit 2 kleinen Blind- därmen. | Die lerchenartigen Vögel leben und nisten auf der Erde, und nähren sich von Insekten, man- che auch mit von Sämereien. Die Weibchen sind gewöhnlich etwas kleiner als die Männchen, aber diesen fast immer gleich gefärbt; sie legen 3 bis 6 graue oder rolhgraue, dunkel gewässerte Eier, und brüten sie mit einem grolsen Brutfleck längs der Mitte des Unterkörpers, während sie von den Männchen mit Nahrung versorgt werden, allein aus, Die Jungen weichen in der Farbe etwas von den Alten ab, und verlassen das Nest, sobald sie flattern können, Nast alle Arten sind gesellschaftlich. 309 Erste Abtheilung. Lerchen. .Alaudae, Linn. Ihr Schnabel ist noch stark, ihr Sporn wenig gekrümmt, ihr Fufs stark, .ıhr Ma- gen klein und muskelvoll, Sie fressen aufser den Insekten Sämereien, und mausern sich jährlich nur einmal. Erste Sippe Ammerlerche. Melanocorypha, Boje *). Der Schnabel fast ammerartig, stark, auf dem Ober- und Unterkiefer gewölbt; die 17te Schwungfeder reicht lange nicht bis zur Flügelspitze, die 2te und Ste ragen allein oder mit der 4ten über die andern hinaus. Der Schwanz ausgeschnitten. Die Ammerlerchen ähneln den Spornern sehr in der Gestalt des Schnabels und scheinen im Süden die Stelle derselben zu vertreten. Sie leben meist an unfruchtbaren Orten, wandern und ver- irren sich nur zuweilen nach Deutschland. ERSTE FAMILIE. Kalanderammerlerchen. Melanoc. calandrae. Sie haben einen sehr hohen Schnabel und mittellangen Sporn, sind von ansehn- licher Gröfse, und singen sehr schön. 1) Die grolse Kalanderammerlerche. (Ka- landerlerche.) Melanocorypha calandra, Boje. (Alauda calundra, Linn. N.W,IV. Th. Taf. 98,1.) An den Seiten des Kropfs ein schwar- zer Fleck, der Schnabel ist gestreckt, der Scheitel kaum höherals die Hinterslirn, +) melavoropu Pos, Aristot, 310 Sie ist 8" 3'% lang und 16‘ breit. Der Ober- körper lerchenfarbig, die äulserste Steuerfeder fast ganz weils, der weilsliche Unterkörper hat an den Seiten des Oberkropfs einen schwarzen Querlleck, an dem Kropfe schwarzbraune Längeflecken. Im Jugendkleide zieht der Oberkörper stark ins Rostgelbe und hat blafsrostgelbe Spitzenkanten, ei- nen hellen Hinterhals, rundliche Flecken am Kropfe und einen blafsschwarzen Querfleck. Sie bewohnt das südliche Europa, namentlich Sardinien, verirrt sich vielleicht nie nach Süddeutschland, frifst Sä- mereien und Insekten, singt sehr angenehm und legt 4 bis 5 graue, dunkler gewässerte Eier, 2) Die kleine Kalanderammerlerche. (Me- lanocorypha subcalandra, Brehm. (Alauda ca- landra, Linn.) An den Seiten des Kropfs ein schwar- zer Fleck, der Schnabel sehr kurz und hoch, der Scheitel viel höherals die Hin- terstirn. Sie ist kleiner als die vorhergehende, nur 7 6 lang und 15‘ breit, und von ihr: 1) durch den kürzern Schnabel, Fufs und Schwanz wie durch den viel höhern Kopf verschieden, lebt im südöstlichen Europa und in Asien, kommt äulserst selten nach Deutschland, und ähnelt in der Nahrung, dem Betragen und der Fortpflanzung der vorhergehenden. ZWEITE FAMILIE, Kurzzehige Ammerlerchen. Melanoc. bra- chydactylae. Sie sind kaum halb so grofs als die vor- hergehenden, und haben einen sehr kur- zen Spornm 311 Sie bewohnen Asien und Südeuropa, und sind die Kalanderlerchen im Kleinen, deswegen heilsen sie bei den Italienern Calandrella; aber ıhr Schnabel ist elwas schwächer, 1) Die italienische Ammerlerche. Melano- corypha Itala, Brehm. (Alauda brachydactyla auctorum. N. W. IV. Th. Taf. 98, 2.) Der Sporn kurz, der Scheitel lehmfar- big;. Länge 6" 6”. Eine kleine Lerche von 12” Breite mit lerchen- farbigem, ins Rostgelbgraue ziehendem Ober- und weilslichem, ins Graugelbe ziehendem Unterkörper, an dessen Kropfe einige dunkle Striche stehen. Im Jugendkleide hat sie mit einer jungen Feld- lerche viele Aehnlichkeit, aber schon einen ins lehmfarbige ziehenden Scheitel. Sie bewohnt Ita- lien, besonders Sardinien, und ist die Kalander- lerche im Kleinen, lockt gli, frifst Insekten und Sämereien, und legt 4 bis 5 rostgelbliche Eier. Sie verirrt sich vielleicht nie nach Deutschland. 2) Die kurzzehige Ammerlerche. Melano- corypha brachydactyla, Br. (Alauda brachy- dactyla, Leisl.) Der Sporn kurz, der Scheitel lerchen- farbig; Länge 6". Sie ist der vorhergehenden täuschend ähnlich, aber kleiner, nur 11” breit und von ihr durch den kürzern und stärkern Schnabel, den um 4" kürzern Schwanz und denächtlerchen- grauen Oberkörper, welcher auch aul dem Kopfe nichts Lehmfarbiges zeigt, hiuläng- lich verschieden. Sie kommt aus Asien und dem südöstlichen Europa höchst selten nach Deutsch- 312 land, und ähnelt in allem Uebrigen der vorherge- henden, DRITTE FAMILIE, Steppenammerlerchen. Melanoe. desertorum. Sie sind schwarz oder schwarzbraun, haben einen grolsen Sporn, und bewohnen die asiatischen Steppen. Die Steppenammerlerche. Melanocorypha Ta- tarica, Boje, (Alauda Tatarica, Pall.) Die Hauptfarbe istSchwarz oder Schwarz- braun. Sie ist 8" lang und 14" bis 15’ breit. Das schwarze Gefieder des Männchens hat im Herbste an dem Kropfe, den Seiten und dem Bürzel weils- liche Ränder, das braunschwarze des Weibchens bis zur Brust graue Kanten, und das braunschwarze der Jungen gelbgraue Einfassungen. Der dicke Schnabel ist blafsgelb. Sie lebt in den Steppen Asiens und Südrulslands, erscheint höchst selten in Deutschland, frifst Sämereien und Insekten, und singt schlecht. Zweite Sippe Wüstenlerche. Phileremos, Brehm. (Eremo- phila, Boje *). Der Schnabel gestreckt, gerade oder etwas bogenförmig, ziemlich schwach, die Füfse stark mit wenig bogenförmigem *) Eremophila habe ich in Phileremos umgeändert, weil jener Name schon an eine Pflanzensippe vergeben ist, 315 Sporn; die 17te Schwungfeder kaum län- ‘ger als die 16te, der Kopf ohne Holle, aber gewöhnlich mit 2 kleinen Federhörnern an den Seiten desHinterkopfs. DerSchna- bel ist viel dünner und gestreckter als bei den vorhergehenden, der Schwanz oft gar nicht ausgeschnitten, im Flügel sind die 2te, Ste und 4te Schwungfeder fast gleich lang, Mehrere Arten haben ein schwarzes Querband am Kropfe, die Weibchen sind weniger schön als die Männchen, Sie halten sich in wüsten Gegenden auf, und besuchen die angebauten nur zufällig auf der Wan- derung. Die Alpenwüstenlerche, PAileremos alpe- stris, Brehm. (Alauda alpestris, Linn, N. W. IV: In. Tat. 99, 2, 3.) Am blafsgelben Vorderhalse steht ein schwarzes Querband, Der Oberkörper ist roströthlichgrau, an den Schwung- und Schwanzfedern schwarz, auf dem Kopfe ein schwarzes Querband, und ein oben schwar- zes, unten gelbes Horn hinter jedem Auge, der blafsgelbe Unterkörper hat ein schwarzes Länge- band an den Kopfseiten und ein solches Kropfquer- band, röthlichgraue Brustseiten und einen weilsen Unterbauch. Beim Weibchen ist das Kropfband schmäler und das Horn kürzer als beim Männ- chen. Sie bewohnt den Nordosten der alten Welt — die im Norden der neuen Welt ist wahrschein- lich eine besondere Art — verirrt sich nur selten nach Deutschland, frifst Sämereien und Insekten und hat einen ganz eignen Lockton und unbedeu- tenden Gesang. 314 Dritte Sippe Haubenlerche. Galerida, Boje et Brehm. Der Körper istgedrungen, derSchwanz ziemlich kurz, gerade abgeschnitten. Der breite Flügel stumpf, auf dem Kopfe eine Holle. Der Schnabel ist etwas gestreckt, gerade oder sanft bogenförmig, der Fufs stark oder mittelstark mit fast geradem Sporn, der grofse Flügel, in welchem die in der Länge fast gleiche 2te, 3te, 4te und öte Schwungfeder über die andern vorste- hen, läfst zusammengelegt die Spitze und ausgebreitet den Schwanz nur wenig vor- stehen. Das Gelieder ist locker. Die Haubenlerchen bewohnen die freien Plätze auf Feldern, Bergen und in Wäldern, fallen gern auf die Wege, drücken sich bei Annäherung einer Gefahr nieder, und fliegen dann plötzlich auf, laufen hurtig, fliegen aber langsam und flatternd, jedoch anhaltend, und stürzen sich oft plötzlich herab. Im Fluge haben sie mit einer Fledermaus entfernte Aehnlichkeit. Sie sitzen gern auf erhöh- ten Gegenständen, singen sitzend und in der Luft herumfliegend, fressen Grassämereien und Insekten, sind gesellschaftlich, doch nicht in grofsen Flügen, und legen jährlich zweimal 4 bis 6 graue, dunk- ler gewässerte Eier ins Gras, Getreide oder unter Büsche. Die Weibchen sind kleiner als die Männchen, aber ihnen gleich gefärbt. ERSTE FAMILIE, Feldhaubenlerchen. Galeridae camnpestres. Ihr Schnabel ist stark und deutlich ge- bogen; ihre Haube grols, ihr Fuls stark. 315 —_— Sie leben auf den Feldwegen, gern in der Nähe der Dörfer, und singen ludelnd und nicht sonder- lich. Die Weibchen sind viel kleiner als die Männchen. 1) Die östliche Haubenlerche. Galerida cri- stata, Boje. (Alauda cristata, Linn. N. W. IV..Ih, .Ta6r 98, 1.) Die spitzigeHaube deutlich, der Ober- körper bellerdgrau, ohne Rostfarbe, der Scheitel viel höher als die erhöhte Stirn. Der schwach bogenförmige Schnabel ist ziem- lich stark, die Länge 7" 6" — 8” 4'", die Breite 13" 6 — 15". Der hellerdgraue Oberkörper zeigt dunklere Fiecken, der Schwanz ist grofsentheils schwarz, der schmuzig- oder gelblichweifse Un- terkörper hat an dem Kropfe und der Oberbrust schwarzbraune Längellecken. Bei den Jungen zeigt der Oberkörper weilse Federspitzen und vor ihnen dunkle Flecken. Sie bewohnt das nordöst- liche und mittlere Deutschland, rückt jährlich wei- ter nach Westen, lebt in getreidereichen Gegenden an Strafsen und in der Nähe der Dörfer, setzt sich gern auf die Strohdächer, singt ludelnd, frilst Ge- treide, Grassämereien und Insekten, und legt 4 bis 6 hellgraue oder grauweilse, dunkelgepunktete Eier in das Getreide oder Gras. 2) Die westliche Haubenlerche. Galerida viarum, Br. (Al. cristata, Linn.) Die spitzige Haube deutlich, der Ober- körper hellerdgrau, ohne Rostfarbe, der Scheitel kaum höher als die niedrige Stirn. Sie hat einen viel niedrigern Schädel als die vorhergehende und unterscheidet sich gewöhn- 316 lich auch dadurch von derselben, dafs bei ihr nur der Rand der äufsern Steuerfeder, bei jener aber ein grofser Theil von dieser rostgelb ist. . Am leich- testen erkennt man sie an ihrem platten Kopfe. Sie lebt im nordwestlichen Deutschland, nament- lich in Westphalen, kommt im Winter auch bei Saalfeld vor und ähnelt in allem Uebrigen der vor- hergehenden. 3) Die rostgraue Haubenlerche, Galerida undata, Boje. (Al. undata, Linn.) Die spitzige Haube deutlich, der Schna- bel sehr gestreckt, der hellerdgraue Ober- körper zieht besonders auf dem Kopfe stark ins Rostfarbige. Sie ist den beiden vorhergehenden ähnlich, aber an ihrem längern und hellern Schnabel, lich- tern Füfsen und dem ins Rostfarbige zie- henden Oberkörper leicht zu erkennen. Sie bewohnt Frankreich, kommt auch nach der Schweiz, und hat das Betragen, die Nahrung und Fortpflan- zung mit den nahen Verwandten gemein, ZWEITE FAMILIE. Waldhaubenlerchen. Galeridae sylvesires. Der Schnabel dünn und gerade, die Holle wenig bemerkbar, der Fufs mittel- stark; sie bewohnen die Schläge der Nadelwälder, und singen herrlich,. zum Theil auch des Nachts. 1) Die Waldhaubenlerche. Galerida nemo- rosa, Bre. (Al. nemorosa, Linn, N. W.IV.Th. Taf. 100, 2.) Die abgerundete Haube ist wenig be- merklich, die Spitze der 4 äulsern Steuer- 317 federn weils oder gelblich, der Scheitel viel höher als die Hinterstirn. Ihre Länge beträgt 6" 6“ — 7" und ihre Breite 135" — 13" 4“, Der lerchenfarbige Oberkörper zieht im Herbste stark ins Rostfarbige, und hat einen weilsen, den Hinterkopf einfassenden Streif über dem Auge, der weilsliche Unterkörper bis zur Brust schwärzliche Streifen, die beim Weibchen schmä- ler als beim Männchen, und bei den oben mit rostgelben Federrändern besetzten Jungen rund- lich sind. Sie bewohnt die Schläge und kahlen Plätze in und an den Nadelhölzern Deutschlands, kommt auch bei Wien vor, wandert weg, singt vortrefflich auf den Baumspitzen und in der Luft, frifst Insekten und Grassämereien, und legt 4 bis 5 weilsliche, grau- und hellbraungepunktete Eier. 2) Die Baumhaubenlerche. Galerida arborea, Br. (Al. arborea, Linn.) Die abgerundete Haube wenig bemerk- lich, die Spitze der 4 äufsersten Steuerfe- dern weils oder gelblich, der Scheitelnicht höherals die Hinterstirn,. Sie ist etwas kleiner als die vorhergehende, und hat einen ganz platten Kopf, kürzern Schwanz und eine kurze Schwingenspitze. Sie lebt einzeln in den hiesigen Wäldern, und äh- nelt in ihren Sitten der vorhergehenden ganz, allein sie singt auch des Nachts. Vierte 'SEppe Lerche. Alauda, Linne et Boje. Der schwach kegelförmige Schnabel ziemlich kurz, der Körper gestreckt, der 318 mittellange Schwanz ausgeschnitten, in dem mittellangen, ziemlich spitzigen Flü- gel steht die $teSchwungfeder allein oder mit der 2ten über die andern vor, die 4te ist wenig kürzer als sie. Die eigentlichen Lerchen unterscheiden sich von den Haubenlerchen: 1) durch den Schna- bel, welcher stets gerade und bei mehrern Arten viel kürzer ist, 2) durch den viel gestrecktern Leib, 3) den längern schmä- lern, ausgeschnittenen Schwanz und 4) den spitzigern Flügel. Sie bewohnen die Felder, eine Art auch die hochliegenden grasreichen Schläge der Schwarz- wälder, kommen von ihnen aus auf die Wiesen, zuweilen auch auf die Wege, setzen sich sehr sel- ten auf Zweige, nie auf Bäume, steigen bei ihrem schönen Gesang fast senkreckt in die Höhe, und lassen sich, nachdem sie eine Zeit lang herumge- schwebt haben, eben so wieder herab. Sie fressen Sämereien und Insekten, und wandern in grolsen Flügen bei Tage. Ihr Nest mit 3 bis 6 grauen, dunkler gepunkteten Eiern steht im Getreide oder Grase. Die Männchen sind gröfßser als die Weib- chen, aber ihnen gleich gefärbt. Sie werden häu- fig in Netzen gefangen. 1) Die Saatlerche. (Feldlerche.) Alauda se- getum, Br. (Al. arvensis, Linn. N. W. IV. Th, Taf. 100, 4.) Durch die Augen und unter den Wangen ein weilslicher Streif; die äulsere Steuer- feder fast ganz, die 2te auf der äufsern Fahne weifs; der Scheitel kaum höher als der aufgeworfene Augenknochenrand; der 319 etwas starke, gestreckte Schnabel vor den Nasenlöchern zusammengedrückt; die Stirn tief gefurcht. Sie ist die gröfste europäische Lerche, 7" 6' bis 8" lang und 14” bis 15 2" breit. Der Ober- körper lerchenfarben, die Schwung- und Steuer- federn schwärzlich, grau gesäumt, der. weifsliche Unterkörper bis zur Brust mit graubraunen Länge- flecken. Im Herbste hat der Oberkörper gelb- graue Spitzenränder, welche auf dem ins Rothgelbe ziehenden Oberkörper der Jungen sehr grofs sind, Sie bewohnt die Felder ebener und hügeliger Ge- genden unsers Vaterlandes, fällt im Frühjahre so- gleich auf die Saatfelder, singt ziemlich gut, frilst kleine Grassämereien, Käferchen und Larven, und legt ins Getreide oder Gras 3 bis 6 längliche, graue, dunkler gepunktete Eier, 2) Die Berglerche. Alauda montana, Br. (Al. arvensis, Linn.) DurchdieAugen und unter den Wangen ein weilslicher Streif, die äufsere Steuer- feder fast ganz, die 2te auf der äufsern Fahne weils; der Scheitel nicht höher als der sanft bogenförmige Augenknochen- rand, der dünne, gestreckte Schnabel vor den Nasenlöchern zusammengedrückt; die Stirn flach gefurcht. Sie ist etwas kleiner als die vorhergehende, 7'— 7" 6'' lang und 13” 9" — 14° 6"' breit, hat einen kürzern Schwanz, längern und schwä- chern Schnabel, eine flach gefurchte, aber bogenförmig gewölbte Stirn und keinen stark vortretenden Augenknochenrand, lebt auf den hoch in waldigen Gebirgen liegenden Schlä- 320 gen und Wiesen, z. B. auf den höchsten Bergen des thüringer Waldes, nistet im Grase, legt 4 bis 5 graue, dunkler gepunktete Eier, frifst Insekten und Grassämereien, und singt schön. Nur im März und October findet man sie einzeln auf den Fel- dern hügeliger Gegenden. 3) Die Feldlerche. Alauda arvensis, Linn. Durch dieAugenund unter den Wangen ein weilslicher Streif; die äulsere Steuer- feder fast ganz, die 2te auf der äufsern Fahne weils, der Scheitel nicht höher als die sanft bogeuförmige, flach gewölbte Stirn; der Schnabel kurz, stumpf, vor den Nasenlöchern kaum zusammengedrückt. Sie unterscheidet sich von der gleich grolsen zunächst vorhergehenden: 1) durch den niedri- gern Scheitel und den viel kürzern Schna- bel, wie durch die etwas hellere Farbe des Oberkörpers und die sehr geringe Grölse des Weibchens. Sie bewohnt das nördliche Eu- ropa, überwintert olt in Deutschland, besonders im westlichen, sogar in Dänemark, singt schöner als die vorhergehenden und ähnelt in ihrem Be- tragen Nr. 1. Bei uns liegt sie fast nur auf den Stoppelfeldern. 4) Die Ackerlerche. Alauda agrestis, Br. (Früher Al. campestris, Br., Al. arvensis, Linn.) Durch dieAugen und unter den Wangen ein weilslicher Streifz; die äu[lsere Steuer- feder fast ganz, die 2te an der äufsern Fahne weils; der Scheitel viel höher als die stark erhöhte, tief gefurchte Stirn, der Schnabel sehr kurz, stark, nicht zusam- mengedrückt. 321 Sie hat die Grölse von Nr. 3, aber einen kürzern Schnabel und höhern Kopf als alle vorhergehenden, und ist dadurch leicht von ihnen zu unterscheiden, Sie scheint nordöstlich vom mitt- lern Deutschland zu wohnen, erscheint bei uns. im März und October — im März auch bei Wien — liegt sehr gern auf den umgepflügten Brachfeldern, hat einen vollen und schönen Gesang, und ähnelt im Uebrigen def vorhergehenden. Diese Lerchen wurden von manchen Vogel- stellern schon als Feld-, Mohr- und Mehllerchen unterschieden, Zweite Abtheilung. Pieper. Anthi. Ihr Schnabel ist schwächer als bei den Lerchen; ihr Fufs bei den meisten Arten dünn, mit gebogenem Sporn. Siesipgen beim Hinauf-, vorzüglich beim Her- abfliegen schlagartig, und fressen Insekten, aber keine Sämereien. Erste Sippe, Stelzenpieper. Corydalla, FVigors. Der Schnabel ist ziemlich stark, fast lerchenartig, die Fülse und der wenig ge- krümmte Sporn lang. Der Schnabel ist als Pieperschnabel stark und durch ihn sehlielsen sich die Stelzenpieper an die Lerchen an, ihre ziemlich hohen Fuüulse aber, welche die des Brachpiepers an Länge übertreffen, entfernen sie von ihnen, wie 21 322 auch ihre Piepergestalt. Flügel, Schwanz und Getieder wie bei den Piepern. Die Stelzenpieper bewohnen den Süden, halten sich auf der Erde auf, nähren sich von In- sekten, und haben im Uebrigen mit den wahren Piepern grofse Aehnlichkeit. Der Richardsche Stelzenpieper. Corydalla Richardi, Figors. (Anthus Richardi, Vieillot.) Die äufserste Schwanzfeder ist weils, die Seiten roströthlich, die Brust mit ei- nem Gürtel brauner Lanzenflecken, Er ıst etwas grölser als der Brachpieper, auf dem Oberkörper dunkelbraun, mit hellbrau- nen Federkanten, an den schwärzlichen Schwung - und Steuerfedern — von den letztern hat auch die 2te einen weilsen Keilfleck — gelblichweils gerän- dert, über den Augen mit einem weilsen Streif, an den Seiten des weilsen Unterkörpers roströth- lich, auf der schwach rostrothen Oberbrust mit einem Gürtel brauner Lanzenflecken. Er lebt in Spanien und Südfrankreich, wurde auch bei Wien erlegt, und frilst Insekten. Zweite Sıppe Pieper. Anthus, Bechst. Der Schnabel ist schwächer als bei den Lerchen, pfriemenförmig, vor der Spitze der Oberkinnlade schwach gezähnelt, der Nagel der Hinterzehe ein bogenförmiger Sporn, die 17te Schwungfeder so lang als die 2te, Ste und 4te. Der schwache Schna- belistan der Spitze der Oberkinnlade et- was bogenförmig, an der Schneide einge- 323 zogen, die an der Stirn liegenden Nasen- löcher mit einer gewölbten Haut bedeckt, die Fülse schlank mit einer geringen Ver- bindung zwischen der äufsern und mitt- lern Zehe; der ausgeschnittene Flügel mit 19Schwungfedern; der mittellangeSchwanz kaum merklich ausgeschnitten. Der Ma- gen häutig mit schwachen Muskeln. Das Gefieder mehr oder weniger locker. Die Pieper stehen zwischen den Lerchen und Bachstelzen milten inne; sie haben weit mehr von den Lerchen, namentlich die Farbe und zum Theil auch den Aufenthalt; aber ihre Stirn ist gestreckter, ihr Schnabel dünner, ihr Magen häutiger und ihre Lebensart anders. Sie laufen in Absätzen, gern an freien Orten, im Grase, Getreide und in Furchen, wippen mit dem Schwanze, schreien beim Aufflie- gen piep, piep, fliegen bogenförmig, fressen In- sekten und Würmer, mausern sich jährlich ein - oder zweimal, sind nach dem Alter und Geschlechte wenig verschieden, nisten auf der Erde, und le- gen dunkelgemaserte Eier. ERSTE FAMILIE. Brachpieper. Anthi agrestes. Der Schnabel etwas, die Füfse ziem- lich stark, derSporn wenig gekrümmt und mittellang, der Oberkörper erdfarben, oder erdgelblichgrau. Sie leben auf sandigen Höhen und Feldern gern in der Nähe der Nadelhölzer, im Herbste auf den Stoppeläckern, Klee- und Brachfeldern, und sipgen schlecht im Sitzen oder Vorüberfliegen. iz 324 1) Der langschnäblige Brachpieper. Anthus campestris, Bechst. (Al. campestris, Linn. N. w. II. Th. Taf. 84, 1.) Die 2te Steuerfeder hat einenschwarz- braunen von weifslicher Fahne eingefals- ten Schaft, der Schnabel ist lang und ge- rade, der Scheitel merklich höher, als die sanft aufsteigende Stirn. Er ist 7" bis 7" 10' lang und 11” 6 bis 12” 2" breit, der gelblicherdgraue, wenig dunkler ge- fleckte Oberkörper hat über dem Auge einen, auf dem Flügel zwei gelbliche Streifen, und der gelb- liche Unterkörper am Kropfe einige dunkle Schaft- streifchen, Nach der Mauser sind die Farben gelb- licher. Die Jungen haben auf schwarzbraunem Oberkörper gelbliche Federränder, und auf gelb- lichweilsem, oder weilslichem Unterkörper viele länglichrunde Kropfllecken. Er bewohnt die san- digen, mit Nadelhölzern und Aeckern bedeckten Gegenden Deutschlands, wandert schon im August, schreit tirrli, tlüi, ist ziemlich scheu, sehr un- ruhig, frifst Käferchen und Würmer, nistet ins Ge- treide und Gras oder unter Nadelholzbüsche und legt 4 bis 5 Eier, welche den der Feldlerchen ähn- lich sind. 2) Der kurzschnäblige Brachpieper. Anthus agrorum, Br. (Anth. campestris, Bechst.) Die 2te Steuerfeder hat einen schwarz- braunen, von weilslicher Fahne eingefals- ten Schaft, der Schnabel ist mittellang und gerade, der Scheitel buckelartig über die stark aufsteigende Stirn erhöht. Er ist wenig kleiner als der vorhergehende, und durch semen kürzern Schnabel und hö- 325 hern Scheitel leicht von ihm zu unterscheiden; lebt in manchen Jahren auf den sandigen mit Aeck- kern und Waldstrecken bedeckten Bergen der hie- sigen Gegend, und ähnelt in seinen Sitten Nr, 1. 5) Der bogenschnäblige Brachpieper. An- thus subarquatus, Br. (Anthus campestris, Bechst.) Die 2teSteuerfeder hat einen schwarz- braunen, von weifslicher Fahne einge- falsten Schaft, der Schnabel ist mittel- lang und sanft bogenförmig, der Scheitel kaum höherals die stark gewölbte Stirn. Er ist an seinem etwas bogenförmigen Schnabel und niedrigem Scheitel leicht zu erkennen; lebt im östlichen Deutschland — ich er- hielt ihn von Wien — erscheint hier nur zuweilen auf dem Zuge, und ähnelt in seinem Betragen, wie in seiner Nahrung den nahen Verwandten. 4) Der nubische Brachpieper, Anthus fla- vescens, Dr. Zeichnet sich vor allen vorhergehenden durch den lichten Schnabel, den stark ins Rostgelbe zie- henden Oberkörper und um 4“ längern Schwanz aus, ZWEITE FAMILIE, Baumpieper. Anthi arboreı. Ihr Schnabel ziemlich dick. Ihre Füfse weilslich, mittelhoch aber stark, ihr Sporn bogenförmig und kürzer als die Hin- terzche; der Oberkörper lerchenfarben mit Olivengrün, 326 Sie leben auf freien Schlägen in Wäldern, welche Gras oder Binsen haben, im Herbste auf den Klee-, Kartoffel- und Krautfeldern, und sin- gen, indem sie sich aus der Luft herablassen, sehr schön. 1) Der Laubholzbaumpieper. Anthus folio- rum, Br. (Anth. arboreus, Bechst., Alauda trivialis, Linn. N. W. III, Th. Taf. 84, 2.) Der Schnabel sehr gestreckt, der Schei- tel viel höher als der sanft bogenförmige Augenknochenrand, der Sporn sehr kurz. Der gröfste deutsche Baumpieper, von 7’ 6" Länge und 12" 4' Breite. Der Oberkörper oli- vengrünlich lerchenfarbig mit einem gelblichen Streif über dem Auge und zwei solchen auf den Flügeln, der gelbliche, nach dem Bauche hin weilse Unterkörper, auf dem Kropfe, der Oberbrust und an den Seiten mit schwarzen Längeflecken. Im Herbste ist die Farbe gelber als im Frühjahre, und bei den Jungen ist der Vorderkörper weilser und mit mehr Längeflecken besetzt, Er bewohnt die mit hohem Grase bewachse- nen Schläge der Laubhölzer, kommt nie in Nadel- wäldern vor, sitzt gern hoch auf den dürren Zwei- gen der Bäume, singt schlagartig und sehr schön, frifst Käferchen und Insektenlarven, und legt in hohes Gras 4 bis 5 röthliche, dunkler gemaserte Eier. 2) Der Binsenbaumpieper. Anthus juncorum, Br. (Anth. arboreus, Bechst.) Der Schnabel mittellang, der Scheitel kaum höher als der stark bogenförmige Augenknochenrand, der Sporn mittellang, 327 Er ist kaum kleiner als der vorhergehende, und von ihm: 1) durch den niedrigern Schei- tel, 2) die viel mehr gewölbte Stirn und 3) den fast immer längern Sporn verschie: den. Er lebt auf den mit Binsen und Gras _be- wachsenen freien Schlägen der Nadelwälder, geht auf dem thüringer Wald bis auf den Rücken des Gebirges, in Tyrol bis auf die Mittelgebirge hiu- auf, sitzt gern auf den Baumspitzen und dürren Aesten, singt sehr schön, frilst vorzugsweise Kä- ferchen, nistet ins Gras oder unter Gebüsch, und legt 4 bis 5rothgraue, dunkler gestrichelte und ge- fleckte Eier. 3) Der Grasbaumpieper. Anthus herbarum, Br. (Anth. arboreus Bechst.) Der Schnabel sehr kurz und stark, der Scheitel merklich höher als der nicht ge- wölbte Augenknochenrand, der Sporn et- was kurz. Er ist 1) durch seinen kurzen und star- ken Schnabel, 2) stark über die niedrige Stirn vortretenden Scheitel und die um 2" niedrigere Fulswurzel leicht von den vorher- gehenden zu unterscheiden, lebt auf freien, mit Gras bewachsenen trockenen Schlägen der Nadel- wälder, nicht sehr hoch hinauf, ähnelt im Betra- gen wie in der Nahrung den nahen Verwandten, und legt ins Gras oder unter Gebüsch 4 bis 5 roth- graue, braungefleckie und getuschle Eier. > DRITTE FAMILIE, Wasserpieper. Anthi aquaticı. Ihr Schnabel lang und dünn, ıhrellülse mittelhoch, schlank, dunkelgefärbt, der 328 Sporn bogenförmig, länger oder kürzer, dieFarbe nach der Jahreszeit verschieden, im Sommer an der Brust fast ungefleckt. Sie bewohnen die hohen Gebirge oder die Mee- resküsten, gehen im Winter an die offenen Ge- wässer, die am Meere nie in das feste Land, sin- gen aus der Luft herabsteigend ziemlich ange- nehm, und fressen Käferchen, Larven und kleine Schnecken. 1) Der Bergwasserpieper. Anthus aquaticus, Bechst. (N. W. Ill. Th. Taf. 85, 2, 3, 4.) Der Schnabel lang und dünn, der sanft gekrümmte Sporn länger oder so langals die Hinterzehe, die 2te Steuerfeder mit einem keilförmigen weilsen Fleck; der Scheitel steht buckelartig und hoch über die Siirn empor. Seine Länge beträgt 7'' 2" bis 9'" und seine Breite 11” 3" bis 12" 2", Sommerkleid. Der Oberkörper ist bräunlich aschgrau, kaum merklich dunkler gefleckt, an den Schwung- und Schwanz- federn schwärzlich, über dem Auge mit einem röthlichen Streif, der Unterkörper röthlichgrau mit wenigen oder kleinen dunklen Flecken an dem Kropfe und den Seiten, Winterkleid. Der Ober- körper dunkel olivengrau, kaum merklich dunkler gefleckt, der Streif über dem Auge weilslich, der schmuzigweilse Unterkörper an der Oberbrust und den Seiten mit olivenbraunen Längeflecken. Die Jungen haben anfangs fleischfarbige, dann schwarze, und die Weibchen stets lichtere Fülse als die Männchen. Er bewohnt häufig die hohen Gebirge Mitteldeutschlands, lebt an trockenen und moorigen Stellen, aber nie fern vom Wasser, im Winter an 329 offnen Quellen, frifst lüsekten, Conferven und Schnecken, steigt angenehm singend in die Luft wie der Baumpieper, und legt in das Gras oder unter einen Erdhügel 4 bis 5 graue, schwarzgrau ge- wässerte Eier, 2) Der Winterwasserpieper. Anthus hiema- lıs.,; Ares Der Schnabel sehr lang und dünn, der Nagel der Hinterzehe länger oder so lang als diese, die 2te Steuerfeder mit einem keilförmigen weilsen Fleck; der Scheitel etwas höher, als die platte Stirn, Er unterscheidet sich von Nr. 1 durch den längern Schnabel und den viel niedrigern Scheitel; dieser steht bei Nr. 1 buckelartig und hoch, bei Nr. 2 nur etwas über die Stirn empor. Er lebt nördlicher als Nr. 1, kommt im Winter an den ofinen Brüchen bei Greifswald, an den Quel- len bei Witten in Westphalen vor, geht aber auch bis Südfrankreich, besucht die hiesige Gegend und Thüripgen nicht, und hat das Betragen und die Nahrung mit Nr, 1 gemein, 5) Der Alpenwasserpieper. Anthus alpinus, Bre. (Anth. aquaticus, ‚Bechst.) Der Schnabel lang, schmal und hoch, der Nagel der Hinterzehe länger, oder eben so lang als diese, die 2te Steuerfeder mit einem keilförmigen weilsen Fleck, der Scheitelkaum höherals die etwas gewölbte Stirn. Er hat Gröfse, Gestalt und Zeichnung mit Nr. 1 und 2 gemein, allein sein Schnabel ist viel stärker, besonders über den Nasenlöchern 8330 höher, und etwas kürzer als bei beiden, und der Oberkopf ist, da der Scheitel kaum über die etwas gewölbte Stirn vor- steht, der platleste unter allen dreien. Er bewohnt die Alpen 'Tyrols und Kärnthens, kommt im Winter höchst selten in Mitteideutschland an den Quellen vor, lebt im Sommer über dem Holz- wuchse, an den Quellen und Bächen, welche vom ewigen Schnee abiliefsen, steigt singend in die Luft, frifst Käferchen und Schneckchen, ist im Sommer wenig, im Winter sehr scheu; und legt 4 bis 5 graue, schwarzgrau gewässerte Eier. 4) Der Felsenwasserpieper. Anthus rupe- stris, ‘Nilsson. (Alauda peirosa, Prars. of the Linn., Anthus littoralis, Br.) Der Schnabel lang und äufserst dünn, der sanft gekrümmte Sporn kürzer als die Hinterzehe, die 2teSteuerfeder mit einem wei[sen oder olivenfarbigen Seitenrande, Er unterscheidet sich von den drei vorherge- henden: 1) durch den kürzern Nagel der Hinterzehe, 2) den um3 kürzern Schwanz und die um 2” niedrigere Fulswurzel, 5) die etwas andere Schwanzzeichnung und 4) das ganz andere Sommerkleid. Auf dem Oberkörper gleicht dieses dem des Wasserpie- pers ganz, auf dem Unterkörper aber ist es schmu- zigweils, an der Gurgel, dem Kropfe und der Ober- brust schwach röthlich überflogen, überall mit oli- venfarbigen dunkeln Längeflecken, von denen die Kehle stets, die Mitte der Brust und der Bauch nur zuweilen frei ist. Das Weibchen hat weniger Röthliches am Vorderkörper, einen lichtern Schna- bel und hellera Fuls. Er lebt im südwestlichen » 331 Schweden auf den Felsen der Seeküste, kommt im Winter auch an den Strand der deutschen Ost- und Nordsee, singt in die Luft steigend fast wie der Wiesenpieper, frifst Käferchen und Larven, und legt zwischen die Felsen und Steine der Küste oder des Meeres 4 bis 5 graue, braungesprenkelte Eier. 5) Der Küstenwasserpieper. Anthus littora- ls; DE, DerSchnabelmittellang undsehr dünn, der sanft gekrümmte Sporn kürzer als die Hinterzehe, die 2te Steuerfeder mit einem hellern Rande, Er ıst dem zunächst vorhergehenden täuschend ähnlich, jedoch kleiner, 7” lang und 11’ breit, und durch seinenbedeutend kürzern Schna- bel und Kopf leicht von den nahen Verwandten zu unterscheiden. Im Sommer hat er an der Brust einen röthlichen Anflug, wovon auch die Kehle des Männchens eine Spur zeigt, und welcher oft noch stärker als bei Anth. rupestris ist; aber die Flecken des Unterkörpers sind undeutlicher als bei diesem. Er lebt an den hohen Sandklintufern einiger dä- nischen Inselo, ist am Brutorte wenig scheu, schreit kläglich bei den Jungen, frifst Käferchen und Lar- ven, und kommt selten an den deutschen Küsten der Nordsee vor. VIERTE FAMILIE Aechte Pieper. Anthi proprie sie dieti (der Wiesenpieper, der Schriftsteller; Anthus pratensis, Auct.) Der Schnabel lang und dünn, die Fülse mittelhoch, sehr schlank, verschieden ge- 332 färbt, der bogenförmige Sporn lang und schwach, der Oberkörper lerchenfarbig mit mehr oder weniger Olivengrün ge- dämpft. Sie halten sich an sehr verschiedenen Orten auf, lieben jedoch fast alle sumpfigen oder feuch- ten Boden, steigen beim Singen in die Höhe, und haben eine solche Aehnlichkeit mit einander, dafs man sie alle für ein und dieselbe Art gehalten hat, so verschieden auch ihr Aufenthaltsort und Gesang ist. Alle haben einen grofsen keilförmigen weilsen Fleck auf der ersten, und einen kleinen auf der zweiten Steuerfeder, und auf dem Flügel zwei lichte Binden, 1) Der Morastpieper. Anthus stagnatılis, Br. Der ziemlich gestreckte, an der Wur- zel breite Schnabel über den Nasenlöchern hoch, der Oberkopf ziemlich gewölbit, die Kehle gelblichweils oder weils, die dun- keln Flecken unter ihr häufig deutlich und gewöhnlich grofs; Länge 6" 8" bis 7" 21", Ein grofser Wiesenpieper von 11’ bis 11” 4'! Breite, der lerchengraue Oberkörper zieht we- nig ins Olivengrüne, der weilsliche Unterkörper hat auf der Oberbrust grolse, an den Seiten kleine schwarze Längeflecken, Im Jugendkleide ist der Oberkörper gelber, und der weniger reine Un- terkörper hat nicht so scharf begrenzte Flecken. Er mausert sich jährlich nur einmal, bewohnt die Moräste, Sumpfwiesen und stehenden Gewässer Norddeutschlands, namentlich die in der Nähe bei Ahlsdorf im ehemaligen Churkreise, kommt im Frühjahr an die offenen Gewässer und Quellen der hiesigen Gegend, im Herbste besonders auf die 333 Brach- und Kartoffeläcker, singt nicht sonderlich, frifst vorzugsweise Käferchen, baut auf und unter Graskufen ein dichtes Nest, und legt 4 bis 5 Eier, welche manchen etwas licht gefärbten des Haus- sperlings sehr ähnlich, aber kleiner sind. — Aue: das Männchen vertheidigt das Nest. 2) Der dänische Pieper. Anthus Danicus, Br. Der gestreckte Schnabel an der Wur- zel schmal, über den Nasenlöchern mittel- hoch, der Oberkopf sanft gewölbt, die Kehle blafsgelb, oder gelblichweils, die Flecken unter ihr undeutlich, nichtscharf begrenzt, die ganze Länge 7" 1" bis 4", die des Schwanzes 3”, Er unterscheidet sich von dem vorhergehenden: 1) durch seine Grölse; er ist oft 11" 10 breit, 2) durch den um 3“ längern Schwanz, 3) den dünnern Schnabel, 4) die längern Ze- hen, 5) die mehr ins Gelbliche ziehende Hauptfarbeund6)dienichtscharf begrenz- ten Flecken des Unterkörpers. Er lebt auf den sumpfigen Wiesen Dänemarks und anderer nor- dischen Länder, kommt im Herbste besonders an moorige Stellen Deutschlands, singt nicht schön, trifst Käferchen und Larven, und ähnelt in der Fortpflanzung dem vorhergehenden. 3) Der Wiesenpieper. Anthus pratorum, Br. (N. W. 11. Th. Taf. 85, 3) Der gestreckte Schnabel an der Wur- zel schmal, über den Nasenlöchern etwas hoch, der Oberkopf stark, schon auf der Stirn gewölbt, die Kehle im Frühjahre schön rostgelb, ım Herbste blässer, die 334 Flecken unter ihr klein und wenig scharf begrenzt; Länge 6 6“ bis 10", der Schwanz on gl, Er ist etwas kleiner als der dänische Pieper, nur 11” breit, hat einen nur 3‘ kürzern Schwanz, viel stärker gewölbten Oberkopf, und im Frühjahre wegen der doppelten Mauser eine viel gelbere Zeichnung. Er bewohnt die sumpfigen Wiesen des nördlichen Deutschlands, namentlich die des ehe- maligen Churkreises und Westphalens, besucht auf dem Herbstzuge die Saat-, Klee-, Kohl- und Rübsenäcker, im Frühjahre die feuchten Wiesen und die Ufer der Moräste, Teiche und Gräben, singt mittelmälsig, frifst Käferchen und Larven, nistet in Grasbüschen und auf Schillkufen und legt 4 bis 6 dunkelgraue, braungefleckte oft fast ganz braune Eier. 4) Der Sumpfpieper. Anthus palustris, Meisner. Der Schnabel sehr gestreckt, an der Wurzel breit, über den Nasenlöchern nie- drig, der stark gewölbte Kopf auf dem Scheitel hoch, die Kehle blafsgelb, oder gelblichweifs, die Flecken unter ihr häufig, an dem Kropfe oft einen kleinen Schild bildend, dochnichtscharf begrenzt; Länge 6" 1" bis 7'%, der Schwanz milst 2" 6" bis 7", Er ist kleiner als alle vorhergehenden, nur 9" 5" bis 10 2 breit, und von allen Piepern durch seinen langen, dünnen, hinten brei- ten und niedergedrückten, oft sanft auf- wärts gebogenen Schnabel und kurzen Schwanz ausgezeichnet. Von dem ihm ähnlichen Wiesenpieper unterscheidet er sich trotz seiner doppelten Mauser schon durch den hellern Unter- 335 körper. Er bewohnt die schweizer und deutschen Sümpfe und Moräste, und ähnelt in allem Uebri- gen dem Wiesenpieper. 5) Der hochköptige Pieper. .Anthus alti- ceps,.Br; Der Schnabel wenig gestreckt, an der Wurzelmittelbreit,über den Nasenlöchern ziemlich hoch, der sehr gewölbte Kopf auf dem Scheitel äulserst hoch, die Kehle rostgelb oder gelb, die deutiichen Flecken unter ihr bilden einen kleinen zusammen- hängenden Schild; Länge 6" 4" bis 9"; der Schwanz milst 2 6"' bis 8", Er steht in der Gröfse zwischen dem Wiesen - und Sumpfpieper in der Mitte, und hat mit dem erstern, da er sich auch zweimal jährlich mausert, die Farbe an der Kehle, mit dem letztern die Be- schaffenheit der Flecken gemein, unterscheidet sich aber von beiden durch den kürzern, oft wie bei den Sumpfpiepern etwas aufwärts ge- bogenen Schnabel, und von allen durch den ungewöhnlich hohen Scheitel. Er scheint den Norden zu bewohnen, lebt vielleicht auf Island und in Norwegen, kommt im März und April, sel- ten im October, durch Mitteldeutschland, besucht dann sumpfige und morastige Orte, ist sehr scheu, sehr gewandt im Laufen, schreit höher und feiner als die Verwandten, und frifst Käferchen und Larven. 6) Der dünnschnäblige Pieper. Anthus ienuirostris, Br. Der Schnabel sehr gestreckt, an der Wurzel schmal, über den Nasenlöchern niittelhoch, der Kopf platt, die Kehle 356 gelblich, oder weilslich, die sehr häufi- gen, selten scharf begrenzten Flecken un- ter ihr bilden oft einen kleinen Schild; Länge des ganzen Vogels 6" 8“ bis 7", des Schwanzes 6’ 8" bis 10". Er ist etwas gröfser als der Wiesenpieper, und in der Zeichnung dem Morastpieper ähnlich, aber fast immer mit kleinern Flecken an der Oberbrust besetzt, und von ihm, wie von allen Piepern durch den sehr dünnen, langen, stets ge- vaden, an der Wurzel schmalen Schnabel, wie durch den sehr wenig gewölbten Kopf ausgezeichnet. Er wechselt die Federn jährlich ein- selten zweimal. Er besucht im Frühjahre und Win- ter die offenen Quellen, Sümpfe und Teichufer, im Herbste die Felder, wandert einzeln oder in kleinen Gesellschaften, ist sehr scheu, und frifst Käferchen und Larven. 7) Der Singpieper. Anthus musicus, Br. Der Schnabel sehr gestreckt, an der Wurzel schmal, über den Nasenlöchern mitielhoch, der gewölbte Scheitel höher als die sanft erhöhte Stirn, die Kehle gelb oder weifslich, die kleinen Flecken unter ihr bilden oft einen kleinen Schild; Länge des ganzen Vogels 6" 6'" bis 10”, desSchwan- 263.6", 7/7 ‚bis; 9% Er hat die Gestalt, die Mauser, auch beinahe die Gröise — er ist etwas kleiner — und die Farbe mit dem zunächst vorhergehenden gemein, jedoch oft einen gelbern Unterkörper, und unterscheidet sich untrüglich von ihm durch den höhern Kopf und die oft aufwärts gehende Richtung, von den andern Piepern durch die Länge und 337 Schwäche des Schnabels. Er wandert durch Mitteldeutschland, besucht im Frühjahre ähnliche Orte, wie der zunächst vorhergehende, im Herbste die hochliegenden und die ebenen Felder, beson- ders auch die Stoppeläcker, ist scheu, frilst Käfer- chen und Larven und hat einen herrlichen Gesang. Er trägt nämlich die Strophe der Baumpieper 3 bis 4mal nach einander und so voll und schön vor, dals man einen Baum- und keinen Wiesen- pieper zu hören glaubt. 8) Der grünlichePieper. Anthus virescens, Br. Der sehr gestreckteSchnabel dünn, an der Wurzel schmal, an den Nasenlöchern mittelhoch, der Oberkopf sehr gewölbt, die weifsliche Kehle oft blafsgelb über- flogen, der Oberkörper stark ins Grünli- che ziehend, die Flecken an der Brust nicht scharf begrenzt; ganze Länge 6” 6, bis 10, die des Schwanzes 6" 7"! bis 9", Er hat gleiche Gröfse mit dem Wiesenpie- per, unterscheidet sich aber von ihm und allen Piepern, den hochköpfigen ausgenommen, durch den sehr gewölbten Oberkopi, den starkinsGrünlicheziehenden Oberkörper, von mehrern auch durch den gestreckten dünnen Schnabel, und die sehr lichte Kehle. Er mausert sich jährlich nur einmal, besucht im Frühjahre die feuchten Plätze und die Ufer der stehenden Gewässer, in Herbste die Kohl-, Rüb- sen- und Saatäcker Mitteldeutschlands, und ähnelt in seinem Betragen und in seiner Nahrung den vorhergehenden. 22 338 9) Lichtensteins Pieper. Anthus Lichten- steinii, Br. Der Schnabel ziemlich gestreckt, an der Wurzel mittelbreit, über den Nasen- löchern etwas hoch, der Kopf stark und schon auf der Stirn gewölbt, die Kehle blafsgelb oder weifs, die Flecken unter ihr klein und ziemlich häufig, auf dem Kropfe oft einen kleinen Schild bildend; ganze Länge 64 bis 8", die des Schwan- Bes: 27 7% Ein etwas kleiner Pieper von 10” 4" bis 8" Breite. Er zeichnet sich im Herbstkleide durch den stark ins Gelbliche ziehenden Ober- und den sehr gelblichen Unterkörper, wovon man, da er sich nur einmal mausert, auch im Frübjahre noch die Spuren sieht, aus, im Sommer wird das Gefieder weilslich auf dem Unter-, und lerchenfarben auf dem Oberkörper. Aufserdem unterscheidet er sich von den andern durch seinen etwas kurzen Schwanz, ziemlich gewölbten Kopf und mittellangen Schnabel. DieJungen ähneln den Alten im Herbstkleide. Er bewohnt flache, tiefliegende, mit Wachholderbüschen bewachsene und sumpfige Stellen enthaltende wüste Plätze West- phalens, singt zwar schlechter als der Baumpieper, aber schöner als der Wiesenpieper, frilst Käferchen, baut in eine Vertiefung und legt 3 bis 5 graue, dunkler gefleckte Eier. 10)Der Haidenpieper. Anthus desertorum, Br. Der gestreckte Schnabel ist an der Wurzel breit, über den Nasenlöchernhoch, der Kopf sanft gewölbt, die Kehle gelb- 339 lich oder weifs, die Flecken unten mittel- grols, auf dem Kropfe oft einen Schild bildend; ganze Länge 6" 7 bis 10", die des Schwanzes 2" 9" bis 10". Er ist dem vorhergehenden täuschend ähnlich, aber etwas grölser, 5" länger und 6" bis 8" brei- ter, und unterscheidet sich aufserdem noch von ihm: 1) durch den längern, an der Wurzel breitern Schnabel; 2) deu plattern Kopf, und 3) den viel stärkern Fuls, und 4) um 5'" Jängern Schwanz. Er lebt auf den grofsen mit morastigen Plätzen hin und wieder bedeckten Haiden des nordwestlichen Deutschlands, von Flens- burg bis nach Dortmund, und ist Lichtensteins Pieper im Grolsen, ähnelt ihm auch in der ein- fachen Mauser, dem Betragen, Gesang, der Nah- rung und Fortpflanzung, 11) Der Bergpieper. Anthus montanellus, Br. Der Schnabel etwas gestreckt, an der Wurzelmittelbreit,über den Nasenlöchern ziemlich hoch, der Oberkopfaufdem Schei- tel sanft erhöht, die Kehle gelblich oder weils, die Flecken unter ihr gewöhnlich klein, auf dem Kropfe oft einen kleinen Schild bildend; ganze Länge 6” 6" bis 10, die des Schwanzes 2" 9" bis 10'%, Er hat mit den beiden vorhergehenden grofse Aechnlichkeit, ist etwas kleiner als der Haidenpie- per, und unterscheidet sich von diesem: 1) durch den kürzern und schwächern Schnabel und Fufs, 2) die schmälern Schwung- und Steuerfedern, 3) das reinere Weifs an der äuflsersten Schwanzfeder, und 4) den hö- mt 340 her gewölbten Scheitel; vonLichtensteins Pieper ist er verschieden wegen des Kennzeichens Nr. 3, 2) den längern Schwanz und 3) die viel niedrigere Stirn. Mit den andern ist er nicht leicht zu verwechseln. Er bewohnt einige Plätze auf dem Rücken des thüringer Waldes, wo Moorboden ist, Arrica montana, Vaccinium uli- ginosum und einzelne Stengel von Wollgras (Erio- pliorum) stehen und die Fichten schou zwergartig wachsen. Hier lebt er auf Schlägen und freien Plätzen, auf denen wenige oder keine kleinen Fich- ten stehen, oft mit Alauda montana und Anthus juncorum zusammen. Im Herbste und Frühjahre besucht er ähnliche Orte wie der Wiesenpieper. Er steigt bei seinem einfachen, schwirrenden und triliernden Gesange hoch in die Luft; frifst Käfer- chen und Larven, und legt in tiefes Gras 4 bis 5 graue, braungewölkte Eier. Die Jungen ziehen stark ins Gelbe. 12) Der rothkchlige Pieper. Anthus rufo- gularis, Br. (N. W. ll. Th. Taf, 85, 1.) Der Vorderhals und Augenstreif sind schön hellrostfarben, Er ist gröfser als der Wiesenpieper, 7" 1 bis 5" lang und 11" 2%" bis 6" breit, auf dem Oberkörper fast rein lerchenfarbig, wenig ins Oli- venfarbene ziehend, der rosigelbe, am Vorderhalse blafsvostfarbige Unterkörper hat am Kropfe und an den Seiten wenig bemerkbare schwarzbraune Flecken. Im Herbste ist das Rostfarben malter, und der Oberkörper zieht ins Olivengrünliche; das Weibchen ist weniger schön als das Männchen. Er bewohnt den Süden, besonders Nubien, kommt 341 aber auch zuweilen in Deutschland vor, und ähnelt in seinem Betragen, seinem Gesange, seiner Nah- rung und Fortpflanzung dem Wiesenpieper. So schwer auch die vorstehenden Pieper zu unterscheiden sind: so sind sie doch um deswillen reine Arten, weil die zusammengehörenden zusam- men, im Frühjahre oft gepaart wandern, und dıe als verschiedene Arten aufgestellten sich nicht zu- sammen paaren. Zehnte Ordnung. Sänger. (Singvögel.) Sylviadae, Vigors. Ihr Schnabel ist pfriemen-, kegelpfrie- men- oder pfriemenmesserförmig, der Fuls mit 4 ungepaarten Zehen, der zwölffedri- ge, äulserst selten zehnfedrige Schwanz niegabelförmig; derFlügelmittellang oder ziemlich kurz mit 19, bei wenigen mit 20 Schwungfedern; die Luftröhre sehr ausge- bildet, vor ihrer Spaltung erweitert und mit einer Fleischwulst überzogen. Die Speiseröhre ohne Kropf, der häutige Ma- gen mit schwachen Muskeln, der mittel- lange Darm mit 2 kleinen Blinddärmen,. Der rechte Leberlappen lang. Die Sänger zeichnen sich vor andern Vögeln durch ihren dünnen, pfriemen- oder pfriemenmes- serförmigen Schnabel. und ihren schönen Gesang aus. Sie leben an sehr verschiedenen Orten alle in Einweibigkeit, wandern, fressen Insekten, Wür- mer, Beeren, wenige auch Sämereien, nisten jähr- lich ein oder zweimal und legen 4 bis 8 Eier, wel- che die Weibchen, die eben so grofs oder we- nig kleiner als die Männchen sind, gröfstentheils allein ausbrüten. 345 Erste Sippe Schafstelze. Budytes, Cuv. Die Hinterzehe hateinen ächtenSporn. Der Schnabel ist an der Schneide wenig eingezogen, dünn, vorn spitzig, die Nasen- löcher sind eirund, oben mit einer Haut, nahe an der Stirn, der Fu[s etwas lang und stark, der Sporn beinahe wie bei den Pie- pern; die äulsere und mittiere Zehe hin- ten verbunden; der Schwanz lang und ab- gerundet. Der Flügel ausgeschnitten wie bei den Piepern; die 17te Schwungfeder ist fast oder ganz so lang als die 2te, Ste und 4te, die längsten von allen; das Gefieder etwas knapp; der Magen dickhäutig; die Hauptfarbe des Unterkörpers gelb. Sie leben in ebenen Gegenden an den Ufern der Bäche und Flüsse, oder auf etwas feuchten Wiesen und Rieden, folgen den Viehheerden, wan- dern bei Tage, fallen im Herbste auch auf die Aecker, mausern sich, ohne die Zeichnung sehr zu verän- dern, jährlich zweimal, haben einen bogenförmigen leichten Flug, laufen wie die Pieper, fressen nur Insekten, ihre Larven und Würmer, und nisten auf der Erde. Die Weibchen sind gewöhnlich weniger schön als die Männchen, und die Jun- gen ähneln den erstern. ; 4) Dienordische Schafstelze. Budytes boaru- lus, Br. (Motacilla boarula, Linn.) Die Seiten des Unterkörpers gelb oder gelbgrau, der Kopf wenig bogenförmig, der Schwanz 3’ 5" bis 6" lang. Sie ist 7" 6“ bis 11" lang und 11" 1" bis 4 344 breit. Das Männchen im Frühjahre. Der Kopf und Hinterhals aschblaugrau, der Rücken oli- vengrün, die Schwung- und Schwanzfedern schwärz- lich, heller gerändert, der Unterkörper hochgelb. Das Weibchen ist nur im hohen Alter dem Männchen ähnlich, gewöhnlich viel grauer. Im Herbste ist auch der Kopf des Männchens oli- vengelbgrau, der Oberkörper des Weibchens olivengrau. Die Jungen haben einen olivengrauen Oberkörper, über dem gelblichweifsen Augenstrich einen schwarzen Streif, einen graugelblichen Unter- körper und neben der Kehle wie auf dem Kropfe schwarze Flecken. Sie bewohnt die feuchten ebe- nen Wiesen und Bachufer des nördlichen Europa bis Rügen herab, wandert in Gesellschaften, folgt den Viehheerden, hat einen einfachen Gesang, ni- stet ins Gras und legt 4 bis 6 blafsgrünliche mit tleischrothen Flecken besetzte Eier, 2) Die deutsche Schafstelze. Budytes flavus, Br. (Motacılla flava, Linn., Mot. chrysogaster, Bechst. N, W. Ill. Th. Taf. 88.)' Die Seiten des Unterkörpers gelb oder gelbgrau, der Scheitel sehr hoch, der Schwanz 2 9 bis 3", Sie ähnelt der vorhergehenden ganz, ist aber kleiner, nur 6" 10" bis 7" 3" lang, und 9" 10" bis 11" breit, also, weil ihr Schwanz um 3" bis 6"' weniger lang ist, besonders kürzer als sie, und hat einen sehr gewölbten Kopf. Ihre Zeichnung ist dieselbe, doch ist das Gelb des Unterkörpers oft noch schöner als bei der nor- dischen. Sie lebt auf feuchten Wiesen, an den Bach-, Fluls-, See- und Teichufern der Ebenen des mittlern und nördlichen Deutschlands, und hat 345 das Beiragen, die Nahrung und Fortpflanzung mit der nahen Verwandten gemein, Zweite Sıppe Bachstelze. Motacilla, Linn. Der Schwanz sehr lang, der Schnabel dünn, die Hinterzehe ohne Sporn. Der Schnabel und Flügel wie bei den Schafstel- zen, der Fufls aber kürzer, der Nagel der Hinterzehe bogenförmig und mittellang; der Schwanz länger und vorn fast gerade abgeschnitten. Das-Uebrige wie bei den Schafstelzen. Sie ähneln den Schafstelzen in vielen Stük- ken, aber ihr Schwanz ist länger, ihr Fufs kürzer und ohne Sporn, und ihre Lebensart anders. Sie halten sich nämlich gern an Bächen und andern Gewässern auf — nur eiue deutsche Art lebt fern von ihnen in Nadelwäldern — besuchen von ihnen aus zum Theil die Viehheerden, gepflügten Felder, Wiesen und Dächer, sind sehr zutraulich, wandern des Nachts, nisten zum Theil in den Häusern, fres- sen Insekten und ihre Larven, und legen 4 bis 8 Eier, welche beide Geschlechter ausbrüten. Sie haben wegen ihrer doppelten Mauser ein von dem Hochzeitkleide verschiedenes Herbstkleid; auch weichen die Jungen von den Alten, diese aber wenig ab, 1)’ Die Gebirgsbachstelze. Motaciılla mon- tium, Br. (Mot. sulphurea, Bechst. N. W. ill. Th. Taf. 87.) Die 3 äufsersten Schwanzfedern sind grofsentheils weils, der Scheitel buckelar- tig erhöht, der Schwanz milst 4" 5" bis 8", 346 Sie ist 8” 3" lang, 11" — 11" 8% breit, und durch ihren sehr langen Schwanz ausgezeichnet. Das Mänchen im Frühjahre. Der Oberkörper ist aschgrau, die Schwung- und Steuerfedern schwarz mit helleru Kanten, der Unterkörper von der schwar- zen Kehle an schön schwefelgelb. Das Weib- chen hat selten eine schwarze, sondern gewöhn- lich eine schwarzgrau- und weilsgefleckte, oder eine weilse Kehle. Das Letztere ist sie stets bei den alten und jungen Herbstvögeln beider- lei Geschlechts; auch zieht bei ihnen das Gelb der Brust ins Röthliche. Beim Weibchen ist das Gelb blässer; noch matter ist dies bei den Jun- gen, deren Kehle gewöhnlich mit schwarzgrauen Fleckchen eingefafst ist. Sie bewohnt die Flüsse und Bäche der deutschen Gebirge hoch hinauf, lebt einzeln an den Gewässern waldiger, bergiger Ge- genden, im Winter hier und da an offenen Quellen und Teichen, singt selten, aber angenehm, frifst Wasserinsekten und ihre Larven, nistet in Erdlö- chern, Felsenritzen und Mauern, und legt jährlich zweimal 4 bis 6 weilsliche oder graugelbe, grau- und aschgrau gewässerte und gepunktete Eier. 2) Die schwefelgelbe Bachstelze. Motacilla sulphurea, Bechst. Die 3 äulsersten Steuerfedern grofsen- theils weils, der Scheitel kaum höher als der sanft bogenförmige Augenknochenrand, der Schwanz miflst 4° 1" bis 4", ° Sie unterscheidet sich von der vorhergehenden: 4) durch den viel plattern Kopf, und 2) den etwas kürzern Schwanz, den gewöhnlich längern Schnabel und die im Herbstkleide blässere Farbe des Unterkörpers. Sie be- 347 wohnt die Bäche und 'Teichufer der Dörfer waldi- ger, hügeliger Gegenden des mittlern Deutschlands, überwintert weit seltner als die vorhergehende bei uns, ähnelt ihr aber in allem Uebrigen. - 1) Die weifse Bachstelze. Motacilla alba, Linn. (N. W. III. Th. Taf. 86, 1, 3.) Nur die 2 äuflsersten Steuerfedern sind groflsentheils weils, der Rücken ist asch- grau, der Schnabel etwas gestreckt, der Scheitel merklich höher als die stark bo- gentörmig erhöhte Stirn. Ihre Länge beträgt 8” und ihre Breite 11" 2 bis 8". Frühlingskleid. Der Vorderhals, Hin- terkopf und Nacken, dıe weilsgekanteten Schwung- und 8 mittelsten Steuerfedern schwarz, die Stirn, die Kopf- und Halsseiten wie der Unterkörper weils. Im Herbste haben alle unter der weilsen Kehle einen schwarzen, hufeisenförmigen Fleck, und die Jungen keinen schwarzen, sondern einen schmu- zigaschgrauen Kopf. Bei den unvermauserten Jungen ist der ganze Oberkörper schmuzigasch- grau, der Unterkörper schmuzigweifs und der huf- eisenförmige Fleck schwarzgrau. Sie lebt in Deutsch- land auf den nahe am Wasser liegenden Triften, Wiesen, Aeckern und Höfen, folgt dem Piluge und den Viehheerden, singt angenehm, frilst Insekten und ihre Larven, nistet jährlich zweimal in Löchern, und legt 4 bis 8 weilse, grau gefleckte und gepunk- tete Eier.. 2) Die nordische Bachstelze. Motacilla sep- tentrionalis, Br. (Mot. alba, Linn. N. W.Ill. Th. Taf. 86, 2, und 1. Ausg. I, Th. Taf. 39, 86.) Nur die 2 äulsersten Steuerfedern sind grofsentheils weils, der Rücken ist asch- 348 grau, der Schnabel sehr gestreckt, der Scheitel kaum höher als die sanft aufstei- gende Stirn, Sie ist der vorhergehenden gleich gefärbt, aber grölser, 8" 6 lang und 12" 1" bis 3" breit, und an ihrem langen Schnabel und platten, brei- ten und langen Kopfe leicht zu erkennen, Sie lebt vom nördlichen Deutschland bis Island hinauf, besucht unser Vaterland auch auf dem- Zuge und hat die Aufenthaltsorte und die Sitten mit Nr. 1 gemein, 5) Die Waldbachstelze. Motacilla sylvestris, Br. (Mot. alba, Linn.) Nur die2äufsersten Steuerfedern sind weils, der Rücken ist aschgran, der Schna- bel sehr gestreckt, der Scheitel buckelar- tig über die stark gewölbte Stirn erhöht. Sie hat mit Nr. 1 und 2 die Gestalt und Zeich- nung, mit Nr, 2 den Schnabel und die Grölse ge- mein, unterscheidet sich aber von ihr durch den sehr gewölbten Kopf und von Nr. 1 nicht nur durch diesen und die Gröfse, sondern auch durch den langen Schnabel. Sie bewohnt die Schläge und freien Plätze in den Nadelwäldern, besonders solche, welche Klafternholz enthalten, selbst wenn sie ganz trocknen Boden haben, geht auf den Ge- birgen hoch hinauf, singt den vorhergehenden ähn- lich, frifst Insekten und ihre Larven, nistet in Erd- und Baumlöcher, und, wenn sie es haben kann, vorzüglich gern in Klafternholz. Ihre 4 bis 7 Eier ähneln denen von Nr. 1. 4) Die kurzschnäblige Bachstelze. Motacilla brachyrhynchos, Br. (Mot. alba, Linn.) Nur die 2 äufsersten Steuerfedern sind 349 grolsentheils weils, der Rücken ist asch- grau, der Schnabel sehr kurz, der Ober- kopf äufserst gewölbt. Sie ist so grols als Nr. 1, hat aber einen so kurzen Schnabel und so sehr gewölbten Kopf, dafs sie ungeachtet ihrer grofsen Aehnlich- keit mit den vorhergehenden nicht zu verwechseln ist. Sie scheint östlich von Deutschland zu woh- nen, kommt bei Wien vor, und erscheint hier sehr selten auf der Wanderung, besonders im Herbste. In ihrem Betragen, ihrer Nahrung und ihrem Ge- sange ähnelt sie den nahen Verwandten, Dritte Sippe. Blaukehlchen. Cyanecula, Briss. Der Fufs hoch und dünn, der pfriemen- förmige Schnabel hochrückig, die 5äufser- sten Steuerfedern hinten rostroth, vorn schwarz; dieKehle der Männchen im Früh- jahre schön blau. Das Auge grofs. Der Schnabel gestreckt, vor den Nasenlöchern etwas zusammengedrückt, pfriemenspitzig; die Nasenlöcher an der Stirn, länglich, oben mit einer Haut bedeckt. An dem lan- gen Fufse sind die äufsere und mittlere Zehe hinten zusammengewachsen und die Nägel spitzig und mittellang. Der Flügel etwas kurz, und weil die Ste und 4ie Schwungfeder über alle vorstehen, ziem- lich stumpf. Am mittellangen Schwanze sind die beiden mittlern Federn schwarz- braun. Die Stirn ıst gestreckt, der Leib schlank, die Befiederunglocker. DieMänu- chen sind schöner als die Weibchen, beide 350 Geschlechter am schönsten im Frühjahre, dieJungen ohne Blau mit geflecktem Ober- körper und Vorderhalse, Sie leben am Wasser im Gebüsche, seltner im Schilfe, sind Schlammläufer, laufen schnell auf der Erde weg, verbergen sich im Gesträuche oder in Kräutern, steigen beim Singen in die Luft, sind wenig scheu, wippen mit dem Schwanze, mausern sich jährlich nur einmal, die Jungen aber an der Kehle gegen das 2te Frühjahr ihres Lebens, fres- sen Wasserinsekten und ihre Larven, auch andere Iusektenarten, nisten auf den Boden, und legen jährlich nur einmal 4 bis 6 Eier, deren Grundfarbe bläulichgrün ist. Sie ziehen des Nachts. 1) Das schwedische Blaukehlchen. Cyane- cula Suecica, Br. (Sylvia Suecica, Lath., Mot. Suecica, Linn.) Der Schnabel sehr gestreckt, das Stirn- bein ziemlich stark, der Scheitel wenig über dasselbe erhöht, das Männchen hat im Frühjahre einen deutlichen rostrothen und verdeckten weifsen Stern an der blauen Kehle, das Weibchen eine weifsliche, von schwarzen Flecken eingefalste Kehle. Seine Länge beträgt 6" 8'% bis 7” und seine Breite 10'' 4" bis 8". Das Männchen im Früh- jahre. Der Oberkörper tieferdbraun, über den Augen einen gelblichweilsen Streif, der weilse Un- terkörper hat unter dem Blau der Kehle einen schwarzen, unter diesem einen rostrothen Gürtel. Im Herbste ist der Oberkörper dunkler, die blau eingefalste Kehle blafsrostgelb, der grofse Stern dun- kelrostgelb, das Blau zum Theil und die schwarze Brustbinde oft ganz von weilsen Spitzenkanten be- 351 deckt. Die Jungen haben nach der Mauser eine rostgelbe Kehle und an den hintern Schwung- und Oberflügeldeckfedern gelbe Spitzen. Das Weib- chen hat unter der schwärzlichen Einfassung der Kehle noch graue Flecken an dem weilslichen Un- terkörper. Die unvermauserten Jungen zei- gen auf dem Oberkörper und an der schwärzlichen Kehle gelbe Schaftstreifen; das Männchen unter- scheidet sich von dem Weibchen durch einen rostgelben Kehlfleck. Es bewohnt die skandinavi- sche Halbinsel, hält sich an mit Büschen bewach- senen Gewässern auf, singt sehr mannichfaltig, frifst Käterchen und Insektenlarven, nistet im Gebüsch oder Getreide, und legt 4 bis 6 blaugrüne, lehm- rolhgepunktete Eier. Die Weibchen dieser Art ziehen oft, die alten Männchen höchst selten durch Deutschland; der Zug der letztern geht durch Dänemark. 2) Das östliche Blaukehlchen. Cyanecula orientalis, Br. (Sylvia coerulecula, Pall.) Der Schnabel sehr gestreckt, die Stirn und der Scheitel wenig erhöht; das Männ- chen hat im Frühjahre einen zimmetfarbi- gen Stern an der schön blauen Kehle, das Weibchen um die weifsliche oder gelbli- che Kehle eine Einfassuug von schwärzli- chen Flecken. ‘ Es ist etwas kleiner als das vorhergehende, nur 6' 2" bis 6 lang und 10 breit, und ihm ganz ähnlich gefärbt, aber das Männchen hat im, Frühjahre einen zimmetfarbigen, keinen rostroihen Stern, wie das schwedische; das Weibchen ist dem der vorhergehenden gleich ge- zeichnet. Die Jungen kennt man nicht. Es be- 352 wohnt Asien, kommt auch in Egypten vor, wan- dert durch Italien, und verdankt ihr deutsches Bür- gerrecht dem unermüdlichen Eifer des Herru Grafen von Gourcy- Droitaumont, welcher es bei Wien erhielt, und es in seinem Betragen und Locktone den folgenden ähnlich fand. 3) Das Wolfische Blaukehlchen. Cyunecula Wolfi, Br. (S. Wolfü, Br. N. W. 2. Th. Taf. 755:8,) Der Schnabel sehr gestreckt und dünn; die Stirn bogenförmig und der Scheitel buckelartig erhöht; das alte Männchen im Frühjahre ohne Stern an der prächtäg ul- tramarinblauen Kehle, das alte Weibchen mit schönem Blau an der Kehle. Es ist das kleinste Blaukehlchen, nur 6’ 2 bis 4" lang und 9" 5 bis 7 breit, und zugleich das schönste, denn im hohen Alter hat das Männ- chen eine prächtig ultramarinblaue Kehle, das Weibchen eine rostgelbe, oft mit Blau gemischte Kehle, unter ihr einen schöuen blauen Gürtel und neben ihr blaue Streifen. Im Herbste zeigt das alte Männchen die blaue Kehle wegen der hell- grauen SR nicht deutlich, aber keinen weis- sen Stern, welchen nur die einjährigen Männ- chen und zwar klein haben. Im ersten Herbst- und im Jugendkleide ähnelt es Nr. 1. Es be- wohnt die mit Rohr und Gebüsch bewachsenen Teichufer und die Brüche des nördlichen und mitt- lern Deutschlands, besucht auf dem Zuge auch die Kartoffeläcker und Gemüsegärlen, singt sehr schön, indem es einen Schlag hat und sanfte Töne hören läfst, frifst Käferchen und Larven, nistet ins Ge- 353 büsch, und legt 5 bis 6 bläulichmeergrüne, roth- graugewässerle Eier. 4) Das dunkle Blaukehlchen. Cyanecula ob- scura, Br. (S. cyanecula, Br., 8. suecica, Linn.) Die Stirn wenig erhöht, der Scheitel kaum höher als sie, der Schnabel wenig gestreckt, die prächtig dunkelblaue Kehle des Männchens hat im Frühjahre fast im- mer einen weilsen Stern, das Weibchen etwas, oft viel Blau an der Kehle. Es ist etwas gröfser als Nr. $, doch kleiner als Nr. 1 und unterscheidet sich von den vorher- gehenden durch den stärkern Schnabel und die dunkle Kehle, von Nr. 3 vorzüglich durch den viel plattern Scheitel, die stär- kern, oft längern Füfse und die kürzern Schwingenspitzen. Die jungen Herbstvö- gel.haben gewöhnlich eine blässere Kehle. Er lebt an ähnlichen Orten, wie das zunächst vorhergehen- de, besonders am Rhein und an der Elbe, singt weit weniger schön als das Wolf’sche, frifst Kä- fer und Larven, baut unter Wurzeln oder in dich- tes Gebüsch, und legt 4 bis 6 blaugrüne Eier, 5) Das weifssternige Blaukehlchen. Cyane- cula leuco- cyana, Br. (S. suecica, Lath., Mot. suecica, Linn. N. W. 2. Th. Taf. 75, S, 4 und 1. Ausg. 1. Th, Taf. 36, 78, 79.) Der Schnabel gestreckt und dünn, der Scheitel viel höher als die schief aufstei- gende Stirn; das alte Männchen hat einen grolsen blendendweilsen Stern an der oft blafsblauen Kehle, das Weibchen schwärz- liche Flecken neben und unter derselben, 25 354 Es. hat in der Schnabel- und Schädelbildung Aehnlichkeit mit dem Wolf’schen; allein seine Stirn steigt mehr schief auf und sein Kopf ist kür- zer. Im Alter unterscheidet es der weilse Stern hinlänglich. Bei den beiden vorhergehenden wird dieser Stern mit zunehmendem Alter kleiner oder verschwindet, bei diesem aber wird das Weils in dem Blau immer gröfser. Es lebt an ähnlichen Orten, wie die andern, brütet- vielleicht nicht in Deutschland, wandert aber nicht selten durch, hat einen unbedeulenden Gesang, und frilst Käfer und Larven, Vierte Sıppe Nachtigall. Luscinia, Briss. Der Schnabel stark pfriemenförmig, hinten ziemlich breit, die Nasenlöcher ei- rund, aber mit einer Haut, nahe an der Stirn, das Auge grols, die Fülse hoch und stark, die Flügel mittellang; der abgerun- dete Schwanz mittellang und rostroth oder rostbraunroth; der Oberkörper rostroth- grau, der Unterkörper hellgrau; das Ju- gendkleid gefleckt. Der Schnabel ist stär- ker als bei den Blaukehlchen, an der Ober- kinnlade etwas bogenförmig, vorn ziem- lich spitzig; die Füfse ungeschildert mit einer Verbindung zwischen der äulsern und mittlern Zehe; die Nägel mittellang, der Flügel länger als bei den Blaukehlchen, und nachdem die Ste Schwungfeder allein oder mit der 4ten über die andern vorsteht, mehr oder weniger stumpf; das Gefieder etwas knapp; die Stirn wenig, der Leib ziemlich gestreckt, beide Geschlechter 355 gleich gefärbt; die Jungen oben mit rost- gelben, unten mit grauen Flecken besetzt; dieLuftröhre aufserordentlich ausgebildet. Die Nachtigallen bewohnen die mit Laub- büschen bewachsenen Orte und die Gärten, beson- ders solche, welche frischen Boden haben, und in der Nähe von Flüssen oder Bächen liegen, wandern einzeln des Nachts, fressen Käfer und Insektenlar- ven, laufen, um sie aufzusuchen, gern auf der Erde herum, zeichnen sich aber besonders durch ihren herrlichen, schon im Alterthım berühmten Gesang, welchen man Schlag nennt, vor allen Vögeln aus. Von den Nachtschlägern unter ihnen haben sie den Namen erhalten. Sie nisten jährlich nur einmal auf den Boden oder in niedri- gem Gebüsch, und legen 4 bis 5 olivengraugrüne, dunkler gewölkte Eier, Das Weibchen brület wahrscheinlich allein. 1) Die grofse Sprossernachtigall. Luscinia major, Briss. (Sylvia philomela, Bechst. N.W. 2: TRY TAN 72, 1;) Die SteSchwungfeder bedeutend länger, die 2te kürzer als die 4te, die Brust auch der Alten mit dunklern Muschelflecken; der Schnabel mittellang, der Scheitel et- was höher als die niedrige Stirn. Ihre Länge beträgt 7" 3"' bis 6" und ihre Breite 11 bis 11" 4“, Der Oberkörper ist rostgraubraun, der Schwanz rostbraunroth, der graue, am Bauche weifsliche Unterkörper an der Brust mit dunklern Muschelflecken besetzt. Das Weibchen ist stär- ker und plumper als das Männchen. Die Jun- gen haben auf dem Oberkörper rostgelbe Flecken, auf dem Unterkörper graue Federränder. Sie be- 25” 356 wohnt Ungarn, Polen und Schlesien, hält sich gern an Flüssen im Weidengebüsch auf, frifst Käferchen, Insektenlarven und Würmchen, hat einen starken, schmetternden Gesang, und legt 4 bis 5 olivengrau- grüne, dunkler gewölkte Eier. Die Nachtschlaä- ger unter den Sprossern bilden wahrscheinlich eine besondere Art. 2) Die kleine Sprossernachäigall. ZLuscinia pliilomela, Bre. (Sylvia philomela, Bechst.) Die 3teSchwungfeder bedeutend, die 2te kaum länger als die 4te; die Brust auch der Alten mit dunkeln Muschelflecken; der Schnabel kurz, der Scheitel nicht höher als die gewölbte Stirn. Sie ist etwas kleiner als Nr. 1, und durch den kürzern Schnabel und den niedrigen Scheitel, welcher bei Nr. 1 merklich, bei Nr. 2 nicht höher als die Stira ist, wie durch die eiwas längere 2te Schwungfeder unterschieden. Sie be- wohnt die Brüche Norddeutschlands, namentlich Pommerns, ist anderwärts auch auf dem Zuge sel- ten, wenig scheu, hat einen weniger ausgezeichne- ten, oft dem der folgenden ähnlichen Gesang, und mit der vorhergehenden die Nahrung und Fort- pflanzung gemein. 3) Die grofsschnäblige Nachtigall. Zuscinia megarhynchos, Br. (Sylvia luscinia, Lath., Mot. luscinia, Linn. N.W. 1. Ausg. 1. Th. Taf. 36, 77.) Der Schnabel lang und stark; die Stirn sanft gewölbt, der Scheitel etwas höher als sie; die2teSchwungfeder wenig länger als die Ste und d+e Ste länger als die 4te. Sie ist eben so grofs als Nr. 1, auf dem Ober- und Unterkörper kaum lichter gefärbt, eben so 357 nn mn Jugendkleide, aber nur zuweilen mit we- nig bemerkbaren Muschelflecken auf der Brust besetzt. Sie unterscheidet sich untrüglich von den Sprossern durch den viel gröfsern Schnabel und etwas höhern Scheitel. Sie lebt in den deutschen Gärten und Laubhölzern an buschreichen Orten und vorzugsweise an Flulsufern, hat einen vollen, starken, sehr schönen, doch nicht so schmetternden Gesang wie Nr. 1, ist Tagschlä- gerin und ähnelt ihr in dem Betragen, der Nah- rung und Fortpflanzung. 4) Die mittlere Nachtigall. Zuscinia media, Br. (S.luscinia, Lath., Mot. luscinia, Linn.) Der Schnabel mittellang und ziemlich schwach, der Scheitel kaum höher als die stark gewölbte Stirn, die 2te Schwungfe- der so lang als die 5öte, und die te so lang als die 4te. Sie hat gleiche Gröfse mit Nr. 1 und 3, aber ihr Schnabel ist so grols als bei Nr. 1, also merklich kleiner als bei Nr. 3, ihr Ober- körper heller, eigentlich grauer, und ihr Scheitel weit gewölbter. Sie lebt und brültel im mittlern und nördlichen Deutschland, an ähn- lichen Orten wie Nr. 3 und ähnelt ihr in allem Uebrigen. Noch bin ich ungewils, ob sie die wahre Nachtschlägerin unter den ächten Nachtigallen ist oder nicht. Dafs die Nachtschlägerin eine be- sondere Art ausmacht, lälst sich nicht leugnen. 5) Okens Nachtigall. ZLuscinia Okeni, Br. (S. luscinia, Lath., Mot. luscinia, Linn. N.W. 2. T5., Taf. 74,2, | Der Schnabel ist kurz, der buckelar- tige Scheitel viel höher als die schief, aber 358 steil aufsteigende Stirn, die 2teSchwung- feder so lang, etwas länger oder kürzer als die Ste, die äte so lang als die 4te. Sie ist kleiner als die vorhergehenden, 7" lang und 10 6'' breit, heller, oder eben so gefärbt als Nr. 4, aber von allen durch den kleinen Schna- bel und sehr hohen Scheitel leicht zu unter- scheiden. Auch sie bewohnt das mittlere und nörd- liche Deutschland, liebt ähnliche Plätze, wie die nahen Verwandten, ist Tagschlägerin, singt aber schwächer als Nr. 3, frifst Käfer und Larven, und legt ähnliche, oft etwas mehr ins Grünliche zie- hende Eier. 6) Die fremde Nachtigall. Luscinia peregrina, Br. (S.luscinia, Lath., Mot. luscinia, Linn.) Die Fufswurzel nur 12" hoch, die 2te Schwungfeder so lang als die 6te. Sie ist so grol[s als Nr. 1, 3 und 4, hat den Schnabel wie Nr, 4, unterscheidet sich aber von 3, 4 und 5 durch den sehr platten Kopf, und von allen: 1) durch die um 2“ kürzern Fülse und eigne Gestalt des Flügels. Sie scheint unserm Vaterlande nicht anzugehören, wandert aber im Frühjahre und Herbste selten durch dasselbe, hat einen sehr starken Schlag, und ähnelt im Uebri- gen den vorhergehenden. Fünfte Sippe, Rothkehlchen. Aubecula, Briss. (Dandalus, Boje.) Der Schnabel drosselartig, die Fülse dünn und hoch, die Augen sehr grofs, das Gefieder weitstrahlig und locker, der Vor- derhals der vermauserten Vögel gelbroth. 359 Der Schnabel ist ganz wie bei den Dros- seln pfriemenmesserförmig, an der obern Kinnlade etwas gebogen mit einem klei- nen Einschnitte vor dem kurzen Haken derselben; die ritzartigen, nahe an der Stirn liegenden Nasenlöcher oben mit ei- ner Haut bedeckt; die Zunge inFasern zeı- rissen; die äu[lsere und mittlere Zehe hin- ten verwachsen; in dem etwas kurzen, stum- pfen Flügel sind die 4te und 5te Schwung- feder die längsten; der mittellange Schwanz vorn etwas ausgeschnitten; die Schwung- und Steuerfedern schwach. Beide Ge- schlechter sind gieich gefärbt, die Jungen haben keine gelbrothe Kehle, sondern ein geflecktes, von dem der Alten sehr abweichendes, dem der jungen Nachtigal- len ähnliches Kleid. Die Rothkehlchen, Rothschwänze und Steinschmätzer zeigen ganz deutlich, dals die Drosseln keine besondere Abtheilung bilden dür- fen. Auch die Drosseln sind Sänger; dies be- weist ihr Schnabel, ihre Luftröhre, ihr Verdauungs- kanal, ihr langer rechter Leberlappen und ihre Lebensart. Die Rothkehlchen hüpfen wie die Walddrosseln in grofsen Sprüngen auf der Erde weg, sitzen, wie sie, beim Singen gern auf den Baumspitzen, stürzen sich, wenn sie verscheucht werden, fast senkrecht in das Gebüsch und retten sich in dasselbe bei Verfolgungen, ja sie fressen zuweilen, wie die Walddrosseln Wachholder- beeren, sind nach dem Geschlechte wenig verschie- den und tragen in der Jugend ein geflecktes Kleid. Sie wandern einzeln des Nachts, halten sich an buschreichen Orten auf, tragen die Flügel neben 360 dem Schwanze, bücken sich oft nieder, mausern sich jährlich nur einmal, sind sehr streitsüchtig, fressen Käfer, Larven, Würmer und Beeren, nisten in Deutschland jährlich zweimal auf den Boden und legen 4 bis 7 gelblichweilse, röthlichgefleckte Eier. Die Weibchen brüten wahrscheinlich allein. Herr Boje rechnet zu seiner Sippe Dandalus noch Turdus ruficaudus, Gm. 1) Das Fichtenrothkehlchen. Aubecula pine- torum, Br. (S. rubecula, Lath., Mot. rube- cula, Linn.) Der Schnabel sehr gestreckt, der Schei- tel niedrig, die Schwung- und Schwanzfe- dern tiefgrau. Seine Länge beträgt 6” 4"' bis 7" und seine Breite 9" 8" bis 10”. Alt. Der Oberkörper dun- kelolivengrau, die Stirn, die Stelle vor dem Auge, der Vorderhals und die Oberbrust schön gelbroth, der übrigens weilse Unterkörper an den Seiten grau. Das Weibchen ist blässer als das Männchen, Im Jugendkleide hat der olivengraue Oberkör- per rostgelbe Schaftflecken, und der mattrostgelbe Unterkörper graue Fleckchen und Ränder. Es be- wohnt unsere Fichtenwälder, hat einen flötenden, trillernden, schönen Gesang, ist wenig scheu, frilst Käfer, Larven und Hollunderbeeren, und baut in das Moos oder unter Rasenstücke. Seine Eier wie oben. 2) Das Buschrothkehlchen. Aubecula folio- rum, Br. (S. rubecula, Lath., Mot. rubecula, Linn. N. W.2.Th. Taf.75, 1, 2, noch besser in der 1. Ausg. 1.'Th. Taf. 35, 73 u. 74.) DerSchnabel etwas gestreckt, hochrük- kig, der Scheitel sehr hoch, die Schwung- und Schwanzfedern tiefgrau. 361 Es hat mit dem vorhergehenden die Gröfse und Zeichnung gemein, unterscheidet sich aber von ihm: 1) durch den kürzern Schnabel und 2) den auffallend hohen Scheitel. Es bewohnt die deutschen Laubhölzer, mit Büschen bewachsenen Fluls- und Bachufer, wie die buschreichen Gärten, und ähnelt in allem Uebrigen dem vorhergehenden. 5) Das nordische Rothkehichen. ARubecula septentrionalis, Br. (S. rubecula, Lath., Mot. rubecula, Linn.) Der Schnabel kurz, der Scheitel mit- telhoch, die Schwung- und Schwanzfedern tiefgrau. Es hat einen sehr kurzen Schnabel und mittelhohen Scheitel, dieser ist niedriger als bei Nr. 2, aber höher als bei Nr. 1, ähnelt aber übrigens den nahen Verwandten ganz. Es lebt nörd- licher als die vorhergehenden, kommt auf dem Zuge hier vor und überwintert einzeln bei uns, fin- det sich auch bei Kiel, und frifst zuweilen, nicht nur im Winter, sondern auch an kalten Frühlings- tagen Wachholderbeeren. Sein Gesang ist sehr schön und sein Betragen wie das der vorhergehenden. Sechste Sippe Rothschwanz. Auticilla, Briss. Der Schnabel pfriemenförmig, der Schwanz und Bürzel roth, die beiden mitt- lern Steuerfedern braun; die schlanken Fülse ziemlich lang. Der Schnabel mehr oder weniger pfriemenförmig, an der Spitze mit einem kleinen Haken, jedoch ohneEin- schnitt; die nahe an der Stirn liegenden, 362 oben mit einer Haut bedeckten Nasenlö- cher eirund; das Auge grols; die Zunge vorn in Fasern zerrissen; die Fülse wie bei den Rothkehlchen, aber kürzer; die Flü- gel etwas länger, und weil die Ste, 4te und 5te Schwungfeder über die andern vorste- hen, weniger stumpf; der Schwanz vorn fast gerade abgeschnitten, mittellang; das Gefieder etwas locker; die Weibchen we- niger schön als die Männchen; die Jungen gefleckt. Die Rothschwänze zeichnen sich vor den andern Sängern gar sehr dadurch aus, dafs sie mit dem Schwanze zittern; auch bücken sie sich oft nieder, wie die Rothkehlchen. Sie leben an freien Orten, sind sehr lebhaft und un- ruhig, früh munter, hüpfen in grofsen Sprüngen auf dem Boden oder den Dächern hin, stürzen sich auf die Insekten los und fangen sie oft im Fluge, fressen auch Beeren, wandern des Nachts, nisten in Löchern oder auf Balken, und legen jährlich zweimal, seltner einmal 4 bis 8 einfarbige Eier. Ihre Mauser ist einfach. Sie haben viele Aehnlich- keit mit den Steindrosseln in der Lebensart und zum Theil selbst in der Farbe. ERSTE FAMILIE Baumrothschwänze. Auticillae urboreue. Sie leben an baumreichen Orten, singen ziem- lich gut, und legen blaugrüne Eier. Die Männchen sind am Unterkörper rölh- lich, an der Kehle schwarz, Sie ähneln den roth- schwänzigen Steindrosseln so sehr in der Zeichnung, dals man, um völlige Uebereinstimmung 363 zu finden, sich die schwarze Kehle dieser Vögel nur blaugrau zu denken braucht. Auch die Farbe der Eier ist gleich. 1) Der Waldrothschwanz. Auticilla sylvestris, Br. (Sylvia phoenicurus, Lath., Mot. phoeni- curus, Linn.) Die 2te Schwungfeder so lang als die 6te; der Schnabel sehr gestreckt, auf dem langen Kopfe ist der Scheitel kaum höher als die sanft bogenförmige Stirn. Seine Länge beträgt 6" 4"' und seine Breite 9" 84 bis 10” 4", Das Männchen im Früh- jahre. Der Schnabel, die Stirn, die Kopfseiten und die Kehle schwarz, der Vorderkopf und die Mitte des Unterbauches weils, der Oberkörper asch- grau, die Brust, die Seiten und der Schwanz hoch rostroth. Im Herbste ist die schöne Zeichnung unter grauen und grauweilsen Federrändern zum Theil versteckt. Das Weibchen ist oben tief- grau, unten grau, nur selten mit Andeutung der dunkeln Kehle und der rothen Brust des Männ- chens. Bei den Jungen ist der Oberkörper grau, rostgelb und braun gefleckt, und der graue Unter- körper mit rostgelben Federrändern besetzt. Er bewohnt die Fichtenwälder Deutschlands, hält sich gern hoch auf den Bäumen auf, ist sehr flüchtig und scheu, singt ziemlich angenehm, frifst Fliegen, Käfer und Larven, nistet in Baum- und Erdlöcher, und legt 5 bis 8 blaugrüne Eier. 2) Der Baumrothschwanz. Auticılla arborea, Br. (5. phoenicurus, Lath., Mot. phoenicurus, Lann. N. W.JIM. Ih. ‚Taf.i79,)4,; 2%) Die 2te Schwungfeder so lang als die 6te, der Schnabel mittellang, der Schei- 364 tel merklich höher als die ziemlich stark erhöhte Stirn. Er ist eben so grols, oder etwas gröfser als der Waldrothschwanz, und unterscheidet sich von ihm: 1) durch den kleinern, besonders kür- zern Schnabel und Kopf, wie 2) durch die mehr gewölbte Stirn und den höhern Schei- tel. Er lebt vorzüglich an den mit Bäumen be- setzten Flufs- und Bachufern, auch in Gärten, und scheint eigentlich nördlich von uns zu wohnen — wenigstens kommt er bei Kiel vor — doch brütet er auch hier in hohlen Bäumen, legt 5 bis 8 blau- grüne Eier, frifst Insekten und ihre Larven, und singt angenehm. Er ist weit weniger scheu als der vorhergehende. Das Weibchen deutet zuwei- len auch durch einen weilsen Slirnfleck die Zeich- nung des Männchens an. 3) Der Gartenrothschwanz. Auticilla hor- tensis, Dr. Die 2te Schwungfeder so lang als die 6te; der Schnabel kurz und stark, der Scheitel auffallend hoch. Er ist eben so grols, oder etwas kleiner als Nr. 1und 2, und zeichnet sich vor ihnen 1) durch seinen kurzen starken Schnabel und 2) den buckelartig vorstehenden Scheitel aus. Er hält sich vorzüglich gern in Baumgärten auf, nistet in hohlen Bäumen, in Erdlöchern, Holz- stöfsen und unter den Dächern, und ähnelt im Ue- brigen den nahen Verwandten. ZWEITE FAMILIE. Hausrothschwänze. .Auticillae domesticae. Sie halten sich in der Nähe der Häuser, an steinichten Orten und auf Gebirgen auf, haben einen 365 krächzenden Gesang, sitzen fast immer ganz frei, nisten in Höhlungen oder auf Balken, und legen 4 bis 6 weilse Eier. 1) Der schwarze Hausrothschwanz. Auti- cılla atra, Br. (Sylvia titys, Lath. N.W. II Th.:Tal.;279, 8,.4;) Die Ste, 4te und 5teSchwungfeder fast gleich lang, die 2te so lang als die fTte; der Scheitel des bogenförmigen Kopfs et- was höher als die Stirn. Seine Länge heträgt 6'' 5”' bis 9" und seine Breite 10 6 bis 11”. Das alte Männchen im Frühjahre. Das Gefieder ist schwarz, auf dem Flügel mit einem weilsen Fleck, auf dem Kopfe, dem Rücken und der Unterbrust mit mehr oder weniger Aschgrau, am Bauche weilslich, der Schwanz dunkler als bei den Baumrothschwänzen. Im Herbste hat das Schwarz aschgraue Federränder. Bei den Weibchen und einjährigen Männ- chen ist der ganze Körper tiefgrau, auf welchem die Jungen noch schwärzliche Wellenlinien zei- gen. Er bewohnt die Dörfer und Städte des mitt- lern Deutschlands, lebt auch an steinichten Orten, ist sehr lebhaft, frifst Fliegen, Käfer, Larven, Würmer, Schnecken und Hollunderbeeren, baut auf Balken, in Mauer- und Erdlöcher und legt 4 bis 6 weilse Eier. 2)Der hochköpfige Hausrothschwanz. Au- ticilla titys, Br. (Sylvia titys, Lath.) DieSte, 4teund 5teSchwungfeder gleich lang, die 2te so lang als die Tte, der Schei- tel des stark gewölbten Kopfs viel höher als die Stirn. 366 Er ist vonallen Hausrothschwänzen durch seinen äulserst hohen, schon auf der Stirn gewölbten, auf dem Scheitel buckelartig vorstehenden Kopf leicht zu unterscheiden, hat auch gewöhnlich kleinere Fülse und Nägel als Nr. 1, lebt und brütet aber ım mittlern Deutschland an ähnlichen Orten, und ähnelt ihm in der Lebensart sehr. 5) Derschwärzliche Hausrothschwanz. Ru- ticilla atrata, Br. (S. titys, Lath., Motacilla atrata, Linn.) Die Ste,4teund 5teSchwungfeder gleich lang, die 2te wenig kürzer als die Tte; der Scheitel des platten Kopfes nicht höher, als die kaum bogenförmige Stirn. Er hat die Zeichnung und auch die Grölse mit den vorhergehenden gemein, aber sein Schei- tel ist nicht höher als die kaum merklich aufsteigende Stirn, und deswegen ist der Oberkopf sehr platt. Er scheint nördlicher als die vorhergehenden zu wohnen, ist deswegen viel seltner im mittlern Deutschlande, besonders zur Brutzeit, hat aber fast dasselbe Betragen, eine ähnliche Nahrung, und ebenfalls weilse Eier. 4) Der südlicheHausrothschwanz. Auticilla Gibraltariensis, Briss. (Mot. Gibraltariensis, Linn.) Die Ste, 4te, 5te und 6teSchwungfeder fast gleich lang; der Oberkopf platt. Er ist einige Linien kürzer und schmäler als die nahen Verwandten, hat kleinere Fülse und Nü- gel, unterscheidet sich aber vorzüglich von ihnen 367 dnrch den sehr stumpfen Flügel, in welchem die Ste und 6te Schwungfeder gleich lang sind. Er lebt im Süden, kommt auch bei Wien vor, und ähnelt im Uebrigen den vorhergehenden. Siebente Sippe Steindrosseln. Petrocossyphus*) Boje. Der Schnabel pfriemenmesserförmig, der Fufs mittelhoch, der Flügel lang, die Farbe des Gefieders pflaumenblau, oder ein Gemisch von Rostroth, Braun und Schieferblau; der Schnabel ist drosselar- tig, etwas gestreckt, die kleinen eirunden Naseulöcher nahe an der Stirn, oben mit einer Haut bedeckt, die Zunge ın Fasern zerrissen, das Auge grols; der Flügel lang, und weil die Ste Schwungfeder allein oder mit der4tenüber die andern vorsteht, spiz- zig, 8 oder 9 Schwungfedern 1ster Ord- nung ragen über alle der 2ten hinaus; der elwas kurze Schwanz vorn fast gerade ab- geschnitten. Das Gefieder knapp, der in- nere Bau wie bei den Drosseln. Die Weib- chen sind weniger schön als die Männchen, und dieJungen tragen ein geflecktes Kleid. Die Steindrosseln gehören dem Süden an, leben einsam und einzeln auf Felsen oder alten Burgen, und haben in ihren Sitten mit den Roth- schwänzen und Steinschmätzern Aehnlich- keit. Sie sind sehr unruhig und scheu, werden aber ganz zahm, singen vortrefllich, und bis spät in die Nacht, lernen andere Vögelgesänge sehr gut *) Von TETOOS, Fels und X000UMos, Drossel. 368 nachahmen, fressen Insekten, wandern wahrschein- lich des Nachts, mausern sich jährlich ein- oder zweimal, nisten in Steinlöchern und legen 4 bis 6 blaugrüne Eier. ERSTE FAMILIE. Blaue Steindrosseln. Petrocossyphi cyani. Das ganze Gefieder mehr oder weniger pflaumenblau, das der Weibchen gefleckt, die Mauser einfach, und deswegen das Frühlings- und Herbstkleid wenig ver- schieden. Sie haben einen sehr starken Gesang, ahmen aber andere Vögelgesänge wenig nach. 1) Die blaue Steindrossel. JPetrocossyphus cyanus, Boje. (Turdus cyanus, Gmel., Tlurdus solitarius, Linn. N. W.1l. Th. Taf. 72.) Der Rücken und die Halisseiten sind pflaumenblau, oder so angeflogen. Sie ist 10” lang und 17” breit. Das Männ- chen ist pflaumenblau, im Winter mit grauen Federrändern, im Sommer mit veilchenblauem An- fluge. Das Weibchen hat ein unreineres Pflau- menblau auf dem Oberkörper, und am Unterkör- per rostrothe und blaue, graue und braune Flecken und Streifen. Die Jungen zeigen auf braun- grauem Gefieder weilse Fleckchen, und auf dem Rücken und Halse einen solchen Anflug, und wer- den erst im dritten Lebensjahre ganz schön. Sie mausert sich jährlich nur einmal, lebt auf den Ge- birgsfelsen des südlichen Europa, selten in Süd- tyrol und der südlichen Schweiz, ist scheu, flüch- ig und wild, singt sehr stark und schön, frilst Käfer und andere Insekten, nistet in Mauer- und Felsenlöchern, und legt 4 bis 6 blaugrüne Eier. 369 ZWEITE FAMILIE. Bunte Steindrosseln. Petrocossyphi discolores. Siehaben ein buntes, rostroth-, schie- ferblau- und braungezeichnetes Gefieder, mausern sich jährlich zweimal, verändern dadurch ihre Zeichnung, singen schön und ahmen andere Vögelgesänge nach. 1) Die grofse bunte Steindrossel. Petrocos- syphus saxatilis, Boje. (Turdus saxatilis, Lath. N. W. II. Th. Taf. 73.) Der Schwanz und die Grundfarbe des Bauches rostroth; der Schnabel lang und etwas bogenförmig, der Scheitel viel hö- her als die gewölbte Stirn. Ein prachtvoller Vogel von 9 6'" Länge und 16'' 9" bis 17" Breite. Das Männchen im Som- mer. Der auf dem Unterrücken weilse Oberkör- per und der Vorderhals schön graublau, der übrige Unterkörper und der Schwanz prächtig hoch rost- roth. Im Winter hat der Oberkörper rostgraue, und der Unterkörper graue und schwärzliche Fe- derränder. Das Weibchen zeigt auf mattbrau- nem Oberkörper weilse, braunbegrenzte Flecken, einen weilsen Vorderhals, und auf blafsrostrothem Unterkörper dunkle Federkanten. Bei den Jun- gen hat der braungraue Oberkörper weilsliche und braune Flecken, und der blalsrostrothe Unterkör- per eine weilsliche Kehle, und schwärzliche und weifsliche Spitzenränder. Sie bewohnt die Gebirgs- felsen des südlichen Europa, besonders Ungarns, kommt selten in Deutschland, jedoch auf den böh- mischen Felsen, sogar in der Nähe von Zittau vor, singt höchst angenehm, lerat die Gesänge vieler 24 370 — Vögel, wird schr zahm, frifst Käfer, Heuschrek - ken und andere Insekten, und legt in Felsen- oder Mauerlöcher 4 bis 5 blaugrüne Eier. 2)GoureysSteindrossel. Petrocossyphus Gour- cyi, brehm.*) (Tuurdus saxatilis, Lath.) Der Schwanz und die Grundfarbe des Bauches rostroth; der Schnabel gerade und mittellang; der Scheitel nicht höher als die gewölbte Stirn. Sie ist nur 8” 6" lang und 16“ breit und von der vorhergehenden: 1) durch den kürzern Schnabel, 2) niedrigern kleinen Kopf, und 3) den kleinern Körper hinläuglich verschie- den. Sie bat im Alter ein dunkleres Rostroth als Nr. 1, und ein herrliches Graublau am Kopfe, in der Jugend aber ein blässeres, auf dem Un- terkörper weniger geflecktes Kleid, singt äulserst schön, lebt in Italien und Oestreich, und ähnelt im Betragen und der Nahrung den nahen Verwandten. 3) Die Spottsteindrossel. Petrocossyphus po- lyglottus, br. (T. saxatilis, Linn.) Der Schwanz und der Bauch rostroth, der Schnabel mittellang und dünn; der Scheitel kaum höher als die sanft bogen- förmige Stirn. Sie steht in der Gröfse und Schädelbildung zwischen Nr. 1 und 2 mitten inne — ihr Schei- tel ist niedriger als bei Nr. 1, aber höher als bei Nr. 2 — hat einen ziemlich langen, geraden Schna- *) Der Herr Graf von Gourcy-Droitaumont in Wien hat so viel Verdienste um die Naturgeschichte der Steindros- seln (s. Ormis H. 2 u. 3), dafs ich mich gedrungeu fühle, ihm diese gerioge Huldigung zu erweisen. 371 bel und eine etwas weniger schöne Farbe als Nr. 1 und 2; denn das Graublau der Kehle ist lichter, und das Rostroth weniger schön. Sie lebt an der Südseite der Alpen, wahrscheinlich bei Triest, trägt andere Vögelgesänge vortrefflich vor; und hat die Sitten mit den nahen Verwandten gemein. Achte Sippe Amsel. Merula, Briss. ‘Der Schnabel pfriemenmesserförmig, der Fu[s mittelhoch, stark, mit etwas lan- gen Nägeln, der Flügel mittellang, der Schwanz ziemlich lang, die Farben sind in grofsen Massen vertheilt; bei den eu- ropäischen herrscht Schwarz vor. Der Schnabel wie bei den Steindrosseln, doch etwas stärker, die Nasenlöcher, die Zunge und das Auge ebenso; der Fuls stärker, mit einer Verbindung zwischen der äulsern und mittlern Zehe; in dem mittellangen, bei vielen stumpfen Flügel, stehen die gleich langen Schwungfedern, nämlich die Steund4teallein oder mitder ten über die andern vor, derSchwanz vorn abgerundet, oder fast gerade abgeschnitten, das Gelfie- der mittelknapp; der innere Bau wie bei den Drosseln; die Weibchen sind weniger schön als die Männchen, und die Jungen tragen ein geflecktes, dem der Mutter mehr oder weniger ähnliches Kleid. Die Amseln bewohnen die Wälder, und baum- und buschreichen Orte der alten und neuen Welt, sind unruhig und rasch in ihren Bewegungen, flie- gen mit schnellem Flügelschlage fast geradeaus, 24 * 372 aber ungern weit in einem Zuge, hüpfen in gros- sen Sprüngen, suchen an feuchten Stellen nach Insekten, indem sie Laub und Moos wegräumen, fressen aber auch Beeren, wandern grolsen Theils, sind scheu und vorsichtig, tragen den Schwanz oft wagerecht und bewegen ihn, verbergen sich gern in dichtem Gebüsch, locken tack, tack, singen angenehm, bauen jährlich zweimal feste, inwendig mit dürrem Gras ausgelegte Nester, und legen 4 bis 7 grünliche, röthlich-, rothbraun - und grauge- fleckte Eier, welche das Weibchen allein ausbrütet. Die Mauser ist einfach. ERSTEN TANTLTIE,. Schwarzamseln. Merulae nigrae. Die Ste, 4teund öteSchwungfeder sind gleich lang, die alten Männchen ganz schwarz. Sie leben an baumreichen Orten, doch nicht auf hohen Gebirgen. 1) Die Fichtenamsel. Merula pinetorum, Br. (Turdus merula, Linn.) Der gestreckte Schnabel vom vordern Nasenlochrand bis zur Spitze 9 lang, der Scheitel merklich höher als die bogen- förmige Stirn, die Nägel mittellang? Sie ist 11" bis 11” 9" lang, und. 16 6” bis 17'' 2'" breit. Das alte Männchen. Das ganze Gefieder ist schwarz, der Schnabel und Augenlied- rand gelb. Bei demeinjährigen ist das Schwarz weniger tief. Das alte Weibchen hat einen mattschwarzen Oberkörper, und einen schwarz- grauen, bis zur Oberbrust weils- und rostfarben- gefleckten Unterkörper. Beiden jüngern Weib- 375 chen ist die Grundfarbe lichter. Die Jungen ha- ben auf dem schwarzbraunen Oberkörper rostgelbe Schäfte, auf dem rostfarbigen Unterkörper bräun- liche Querflecken. Sie lebt in den Nadelwäldern des mittlern Deutschlands, streicht und wandert im Winter, kommt dann auf die Vogelbeerbäume, an die Zäune und Quellen, geht — wie im Februar 1829 — bei tiefem Schnee und strenger Kälte zu Grunde, singt flötenartig und schön, frifst Insekten, Larven, Würmer, Wachholder- und Vogelbeeren, baut in Fichtengebüsch, und legt 3 bis 5 grünliche, röth- lich- und dunkelgewässerte Eier. 2) Die Stockamsel. Merula truncorum, Br. (Turdus merula, Linn.) . Der gestreckte Schnabel'vom vordern Nasenlochrand bis zur Spitze 9" lang, der Scheitel kaum höher als die sanft erhöhte Stirn; die Nägel lang. Sie unterscheidet sivh von der vorhergehenden: 1) durch den viel plattern Kopf, und 2) die längern Nägel, lebt vorzugsweise in den Laubhölzern Deutschlands, baut gern auf alte Baum- strüunke (Stöcke, daher der Name) oder in Reis- holz, legt 3 bis 5 blafsgrüne, röthlich- und grau- gewässerte Eier, und ähnelt im Uebrigen Nr. 1. 3) Die hochköpfige Amsel. Merula alticeps, Br. (T. merula, Linn. N. W. 1. Th. Taf. 71.) Der wenig gestreckte Schnabel milst vom vordern Nasenlochrand biszur Spitze 8", der Scheitel ist viel höherals diesteile Stirn; die Nägel ziemlich kurz. Sie weicht von Nr. 1 und2ab 1) durch den kürzern Schnabel, 2)den höhern, kleinern 374 und kürzern Kopf und 8) die kürzern Nä- gel, erscheint nur im Winter in unsern Wäldern und an unsern Quellen, und ähnelt in dem Betra- gen und der Nahrung den vorhergehenden, 4) Die krainishe Amsel. Merula Carniolica, Br. (T, merula, Linn.) Der wenig gestreckte Schnabel mifst vom vordern Nasenlochrand bis zur Spitze höchstens 8" der Scheitel ist kaum höher als die bogenförmige Stirn; die Nägel sind kurz. Sie ist 1” kürzer und schmäler als die vor- hergehenden, und unterscheidet sich von allen; durch die kurzen, wenig bogenförmigen Nägel, von Nr, 1 und 2 durch den kürzern Schnabel, und von Nr. 1 und 3 durch den niedrigen Scheitel, welcher wenig höher als bei Nr. 2 ist. Sie bewohnt den Fuls der tyroler-, kärnthner- und krainischen Alpen, singt flöten- artig und sehr angenehm, frifst Insekten, Larven und Beeren, und ähnelt in der Fortpflanzung Nr. 1. ZWEITE FAMILIE Ringamseln. Merulae torquatae. Die Ste und 4teSchwungfeder sind die längsten, auf dem Kropfe der alten Vögel steht ein weilslicher Gürtel. Sie bewohnen die hohen Gebirge so weit der Holzwuchs ihnen noch einen Aufenthalt gewähren kann. 1) Die nordische Ringamsel. Merula tor- quata,' Gefsn. (Turdus torquatus, Linn. N. W. Dh. Laf. 70,2.) Der Schnabel aller Vögel im Herbste dunkel, der Oberflügel mit weiflsgrauen RR. oder grauen Federkanten; der Scheitel kaum höher als die Stirn, der Schwanz 4" 6"! bis 9" lang. Ihre Länge beträgt 11” und ihre Breite 17". Das alte Männchen im Sommer. Der Schna- bel ist gelb, das braunschwarze Gefieder hat am Kropfe ein grauweilses Halsband, und schmale weilse Federränder am Unterkörper. Das alte Weib- chen ist schwarzbraun, hat einen weilsgrauen, braun- gewölkten Gürtel und deutliche Federränder am Unterkörper. Im Herbste ist der Schnabel der alten Männchen nur:an der Wurzel der UÜnter- kinnlade gelblich, übrigens wie bei allen andern Vögeln dieser Art dunkel, und das schwärzliche Gefieder hat überall helle Federränder, welche bei den einjährigen Vögeln auch im Sommer deut- lieher sind, als bei den alten. Das Jugend- kleid ähnelt wahrscheinlich dem der folgenden Art. Sie lebt auf den mit Nadelhölzern bewach- senen Gebirgen des nördlichen Europa, besonders Skandinaviens, wandert vorzugsweise auf den Ge- birgsrücken durch Deutschland, ist scheu, singt angenehm, nistet niedrig, oft an den Fuls eines Felseus, und legt 4 bis 5 blafsgrüne, röthlich- und rothbraungelleckte Eier. 2) Die Bergringamsel, Merula montana, Br. (7. torquatus, Linn. N. W.1l. Th. Taf. 70, 1.) Der Schnabel aller Vögel im Herbste dunkel, bei den alten gelblich überflogen, der Öberflügelmitweilsgrauen, odergrauen Federrändern, der Scheitel viel höher als die Stirv, der Schwanz 4" 94 bis 5" lang. Sie ist so grofs als Nr. 1, und ihr ähnlich ge- zeichnet, jedoch ist der Ring der alten Männchen 376 weilser, und bei manchen ein weilser Streif an den Unterschwanzdeckfedern zu sehen, aber der Haupt- unterschied ist derbuckelartigüber dieStirn vortretende Scheitel. Bei den einjährigen Weibchen hat der Vorderh:ls breite weilsliche Federkanten, und das Halsband oft eine sehr dunkle Farbe. Die Jungen ähneln den jungen Mistel- drosseln, sind aber viel dunkler; das Männ- chen ist auf dem Oberkörper schwärzlich, das “Veibchen schwärzlichgrün. Sie bewohnt die hohen deutschen Gebirge, doch nicht die Alpen 'Tyrols, wandert im Herbste, frilst Käfer, Larven und Beeren, singt angenehm, nistet in Fichten- und Kiefergebüsch, und legt 3 bis 5 blafsgrünlich- blaue, oder bläulichweilse, röthlich- oder rothbraun- gefleckte Eier, 3) Die gelbschnäblige Ringamsel. Merula collaris, Br. (T. torquatus, Linn.) DerSchnabelaller Männchen imHerbste gelblich, ihr braunschwarzer Oberkörper hat kaum bemerkbare, der Oberflügelbei allen Vögeln dieser Art deutliche graue Federränder, der Scheitel ist merklich höher als die Stirn, der Schwanz 4 9 lang. Sie ist etwas kleiner als Nr. 1 und 2, und zeichnet sich vor allen nahen Verwandten: 1) durch den auch im Herbste gelben Schnabel und den fast ganz einfarbigen Oberkörper aus. Bei den alten Männchen ist der Kopf, Hals, Rücken und Bürzel schon im Herbste einfarbig braunschwarz, nur auf dem Oberrücken mit einer geringen Andeutung von Federrändern, welche auf dem Oberflügel zwar deutlich, aber weit weniger 377 auffallend als bei den andern sind. Bei den ein- mal vermauserten Männchen sind diese Fe- derkanten noch nicht so bemerkbar, als bei den alten Männchen der verwandten Arten. Auch ist der Ring aller Männchen schon im Herbste weils, und das Braunschwarz des Gefieders lichter als bei den Verwandten. Das Weibchen ähnelt dem der andern, und hat breite Federränder. Das Jugend- kleid ist mir unbekannt, ebenso ihr Sommer- aufenthalt. Sie erscheint zuweilen im Herbste — wie im October 1808 und 1826 — in Mitteldeutschland, fängt sich in Dohnen und auf den Vogelheerden, frifst Insekten und Beeren, und singt angenehm. 4) Die Alpenringamsel. Merula alpestris, Br. (T. torquatus, Linn.) Der Schnabel ist im Herbste dunkel, bei den alten Männchen mit Gelb überflo- gen; der Oberflügel hat weilsgraue Feder- ränder, der Scheitel ist merklich höher als die hohen Stirnleisten, der Schwanz milst 4" 3" bis 5", Sie ist etwas kleiner als alle vorhergehenden, und im männlichen Geschlechte diesen ähn- lich, im weiblichen aber ganz anders gezeich- net. Der Oberkörper der Weibchen ist wie bei den nahen Verwandten, der Unterkörper bis unter den hellen Halsring ebenfalls; die Brust und der Bauch aber zeigt eine geschuppte Zeichnung. Jede Feder hat nämlich aufser dem hellen Federrande noch einen grolsen weilsen, durch schwärzlichen Schaftfleck unterbrochenen Mittelstreif, welcher das Schwarz neben den weilsen Rand hindrängt, Das Jugendkleid ähnelt dem bei Nr. 2 beschriebe- nen, Sie lebt auf den Alpen Tyrols, an der Grenze 378 des Holzwuchses unter dem ewigen Schnee, kommt selten im October nach Mitteldeutschland, ist im Sommer wenig, im Herbste sehr scheu, frifst In- sekten und Beeren, nistet auf einzelne Büsche, und legt 4 bis 5 blaugrünliche, röthlichgefleckte Eier, Sie singt sehr laut. Neunte Sippe r Drossel. Turdus, Linne. Boje et Brehm. Der Schnabel pfriemenmesserförmig, der mittelhohe, schlanke Fu[ls mit ge- krümmten, mittellangen Nägeln; der spiz- zige Flügel und der vorn fast gerade ab- geschnittene Schwanz mittellang; die Far- ben auf dem Unterkörper nicht in grolsen Massen vertheilt, bei vielen Arten inFlek- ken. Die Drosseln ähnein in ihrem Körper- bau den Amseln ganz, aber ıhre Fülse sind dünner, ihre Flügel, in denen die Ste und 4te Schwungfeder über die andern vor- stehen, gewöhnlich spitziger und länger, ihr Schwanz fast immer kürzer, und ihre Zeichnung dadurch von der der Amseln verschieden, dafs ihre Farben besonders auf dem Unterkörper nicht in so grolsen Massen vertheilt sind. Ihre Speiseröhreist weit, ihr schlauchartiger Vormagen sehr drüsig, und ihr eigentlicher Magen dick- häutig, inwendiglederartig mitschwachen Muskeln. Beide Geschlechter sind wenig verschieden, dieJungen tragen ein geflek- tes Kleid. In allem Uebrigen ähneln sie den Am- seln; doch sind die meisten Arten gesellschaftlicher als diese und im Fluge geschickter. 379 ERSTE FAMILIE Misteldrosseln. TJurdi viscivor:i, Der Schwanz ist etwas lang, der Unter- körper schwarz betropft, der Fu[s weifs- lich, der Schnabel vorn stets dunkel ge- färbt. Sie leben und nisten auf Bäumen, schreien rrrr tatt tatt tatt (daher ihr Name Schnerr, Schnarre), sind sehr scheu, fressen gern Misteln und andere Beeren, suchen aber die Insekten auf der Erde auf, wandern wenig, und lieben die Na- delwälder. 1) Die hochköpfige Misteldrossel. Turdus major, Briss. (T, viscivorus, Linn. N, W. 1], Ih, Tal. 66, 1.) Die beiden äufsern Steuerfedern haben an der Spitze der innern Fahne etwas Weifs; der Unterkörper ist schwarz be- tropft; der Scheitel viel höher als die nie- drigen Stirnleisten; der Schwanz milst 5"; die 6te Schwungfeder ragt 5" über die Tte hinaus. Sie ist 11" 6'" bis 12” 9'" Jang, und 19" bis 19" 9'4 breit. Der Oberkörper ist tiefgrau, an den hellgesäumten Schwung- und Steuerfedern schwarz- grau,+der weilsliche Unterkörper mit schwarzen rundlichen Flecken besetzt. Die Weibchen sind etwas kleiner als die Männchen. Die Jungen haben auf dem Oberkörper gelbe Längen- und schwärzliche Spitzenflecken, auf dem Oberflügel noch gelbe Kanten. Sie bewohnt die Schwarzwäl- der hügeliger und ebener Gegenden Deutschlands, geht im Winter nach den Wachholdern, Vogel- beerbäumen, Misteln und Quellen, fällt auf die 380 -— Aecker, singt schön; oft auch im Winter auf Baum- spitzen, ist sehr scheu, frifst Insekten und Beeren, nistet auf Bäumen und legt 3 bis 5 blafs- oder bläulichgrüne, braun- und rostfarbengelleckte Eier, 2) Die plattköpfige Misteldrossel. TZurdus viscivorus, Linn. Die beiden äufsern Steuerfedern haben an der Spitze der innern Fahne etwas Weils; der Unterkörper ist schwarz betropft; der ganze Oberkopf sehr platt. Sie unterscheidet sich von der vorhergehenden durch den viel niedrigern Oberkopf, wel-% cher bei Nr, 1 weit hinten, bei Nr, 2 weit vorn seine grölste Höhe hat, lebt und brütet in bergi- gen deutschen Nadelhölzern, kommt im Winter an dieselben Orte, wie die vorhergehende, und äh- nelt ihr in dem Betragen, Gesang, der Nahrung und Fortpflanzung. Sie ist im Sommer selten in hiesiger Gegend, liebt hochliegende Orte und hat ihre wahre Heimath wahrscheinlich im Gebirge. 3) Die Baummisteldrossel. Turdus arbo- reus, Br. Die beiden äufsern Steuerfedern ha- ben an der Spitze der innern Fahne etwas Weifs; der Unterkörper ist schwarz be- tropft;z der Scheitel kaum höher als die hohen Stirnleisten, der Schwanz milst 5" 4"; die 6te Schwungfeder ragt 6} über die Tte hinaus, Sie hat mit den vorhergehenden Gröfse und Zeichnung gemein; aber ihr Schwanz ist län- ger; ihr Unterkörper zieht mehr ins Gelb- liche, ihre Schwungfedern haben ein an- 381 deres Verhältnifs zu einander, und ıhr Schädel zeichnet sich vor dem von Nr. 1 durch die hohen Stirnleisten und den nie- drigern Scheitel, vor dem von Nr. 2 durch seine Wölbung und die erhöhten Stirnlei- sten aus. Sie scheint dem Norden anzugehören, kommt hier sehr selten vor — ich erlegle ein Paar am 1. November 1815 — und ähnelt im Betragen und in der Nahrung den nahen Verwandten; sie ist jedoch weniger scheu als diese. ZWEITE FAMILIE, Singdrosseln. TZurd musici. Der Schwanz ist etwas kurz, der Unter- körper schwarz betropft, der Fufs weifs- lich, der Schnabel vorn stets dunkel ge- färbt. Sie leben und nisten im Gebüsch der Nadel- und Laubhölzer, locken zip, zip (daher ihr Name Z:pdrossel, Zippe), singen sehr schön und man- nichfaltig, verbergen sich gern in dichten Zweigen, fressen Beeren und Insekten, wandern und kleiben ihre Nester inwendig mit feuchter Erde oder an- dern feuchten Stolfen aus, so dafs sie während der Brut feucht bleiben. 1) Die hochköpfige Singdrossel. Turdus musicus, Linn. (N. W. 2. Th. Taf. 66, 2.) Die Unterflügeldeckfedern sind rost- gelb; der Unterkörper ist schwarz betropft; der Scheitel viel höher als die stark und bogenförmig erhöhte Stirn. Sie ist 9" 4'%* bis 10" lang und 15‘ breit; der Oberkörper olivenbraungrau, der weilse, an den 382 Halsseiten und dem Kropfe etwas gelbliche Unter- körper mit dreieckigen schwarzbraunen Flecken besetzt. Die Jungen haben auf dem Oberkörper gelbliche Länge- und braune Spitzenflecken. Sie bewohnt die hiesigen Fichtenwälder häufig, singt sehr schön auf den Baumspitzen, frifst Insekten, Würmer und Beeren, baut auf kleine Fichten, sel- ten auf die Erde und legt 4 bis 6 blaugrüne, braun- und schwarzgepunktete Eier. 2) Die mittlere Singdrossel. Turdus minor, Briss. (T. musieus, Linn.) Die Unterflügeldeckfedern sind rost- gelb, der Unterkörper istschwarz betropft, der Scheitel merklich höher als die sanft bogenförmige Stirn. Sie hat mit der vorhergehenden die Gröfse und Zeichnung gemein; aber ihr Oberkopf ist we- gen der sanft erhöhten Stirn und des nie- drigen Scheitels viel platter als bei Nr. 1. Sie scheint die Laubhölzer Deutschlands besonders zu lieben, und ähnelt in allem Uebrigen der vor- hergehenden sehr. 3) Die plattiköpfige Singdrossel. Turdus pfulomelos, Br. (T. musicus, Linn.) Die Unterflügeldeckfedern sind rost- ‚gelb, der Unterkörper istschwarz betropft, der Oberkopf platt. Sie unterscheidet sich von den beiden vorher- gehenden: 1) durch den viel plattern Ober- kopf, auf welchem die Stirn sehr sanft aufsteigt, und der Scheitel kaum merklich über sie vorsteht, 2) den etwas grölsern Schwanz und 5) den merklich längern Schnabel, gehört, wahr- 385 scheinlich dem Norden an, wandert im April und October durch Mitteldeutschland und hat die Sit- ten mit den nahen Verwandten gemein. DRITTE FAMILIE Wachholderdrosseln. Turdi juniperorum. Der Schwanzistmittellang, die Schwung- und Steuerfedern schwarz oder schwärz- lich, die Füfse dunkel, der Schnabel im Sommer gelb. Sie leben, wandern und nisten in Gesellschaft, schreien tschack, tschack, quieck, quieck, singen weniger schön als die vorhergehenden, sind auf dem Zuge sehr scheu, fressen Insekten, ihre Larven, Würmer, Beeren, füttern ihr Nest mit Grashalmen aus, und lieben gemischte und Birken- wälder. 1) Die grofse Wachholderdrossel. Turdus pilaris, Linn. Der Grund des Hinterhalses und der Bürzel aschgrau, der des Oberrückens und der Schultern braun. Der Schädel ge- streckt, weit vorn auf dem Scheitel am höchsten. Ihre Länge beträgt 11" 4" bis 12” 3“ und ihre Breite 18” 4" bis 19". Der Kopf, Hinterhals und Unterrücken aschgrau, der Oberrücken und die Schultern braun, die Schwung- und Schwanz- federn schwarz, der Vorderhals dunkelrostgelb mit schwarzen Längeflecken, die Seiten braun mit weils- lichen Rändern, der übrige Unterkörper weils. Das Weibchen ist blässer als das Männchen. Der Sommervogel und das Junge ähnelt wahrschein- lich dem der folgenden Art, Sie bewohnt den Nor- 384 den, besonders Skandinavien, lebt dort in mit Tan- nen gemischten und reinen Birkenwäldern, kommt im Herbste nach Deutschland, frifst Insekten, Lar- ven, Vogel- und Wachholderbeeren, nistet in Ge- sellschaft und legt 4 bis 6 blaugrünliche, röthlich- gewässerte Eier. 2) Die mittlere Wachholderdrossel. Tur- dus subpilaris, Br. (T. pilaris, Linn.) Der Grund des Hinterhalses und der Bürzel aschgrau, der des Oberrückens und der Schultern braun; der Scheitel wenig gestreckt und niedrig. Sie ist etwas kleiner als die vorhergehende, und unterscheidet sich von ihr durch den kür- zern Kopf, welcher seine grölste Erhöhung in der Mitte des Scheitels und einen stei- len Hinterkopf hat. Bei der vorhergehenden ist der Schädel viel länger, und seine Erhöhung steht weiter vorn. Die Zeichnung ist wie bei Nr.1; im Sommer ist der Oberkörper weniger schön und der Unterkörper hat fast reinbraune Seiten. Das Jugendkleid ähnelt dem der Singdrosseln, aber der bräunliche Grund des Rückens, der asch- graue Nacken, Ubterrücken und Bürzel wie das Schwarz der Schwung- und Steuerfedern unter- scheiden diese Art schon in der Jugend. Sie lebt hin und wieder in Deutschland, namentlich bei Ahlsdorf unweit Herzberg im ehemaligen Chur- kreise, hält sich in Erlengebüsch und gemischten Hölzern auf, wandert, ähnelt in dem Betragen und der Nahrung der vorhergehenden, nistet auf Erlen, Eichen und Birken, und legt 5 bis 6 denen der Schwarzamseln oder Misteldrosseln ähnliche Eier. 385 3) Die hochköpfige Wachholderdrossel. Turdus juniperorum, Br. (T. piaris, Linn. N NY 2, Th=.Tal: 67, 2.) Der Grund des Oberhalses und der Bür- zel aschgrau, der desÖberrückens und der Schultern braun, der Schädel kurz mit äuflserst hohem Scheitel. Sie unterscheidet sich von den beiden vorher- gehenden durch den ungewöhnlich hohen Scheitel des kurzen Kopfs untrüglich, nicht so sicher durch die wenig abweichende Zeichnung, hält sich vorzüglich in kleinen Laubhölzern, auch in der Nähe von Ahlsdorf auf, und ähnelt den na- hen Verwandten in dem Betragen, dem Gesange, der Nahrung und Fortpflanzung. VIERTE FAMILIE Weindrossseln. Turdi vinetorum. Die Seiten und die Unterflügeldeckfe- dern der Alten sind hochrostroth, die der Jungen rostgelb, die Fülse hellhornfar- ben, die Schnabelspitze hornschwärzlich, Sie leben in den Birkenwäldern des Norden, singen ziemlich schön, schreien zieh, sieh, besu- chen auf ihrer Wanderung die Weinberge, nisten einzeln auf dem Boden oder niedrig im Gebüsche, und legen bläulichgrüne, röthlichgefleckte Eier, 1) Die hochköpfige Weindrossel. (Roth- drossel.) Turdus iliacus, Linn, Die Tragfedern sind hochrostroth, bei den Jungen gelblich, der Scheitel ist sehr hoch. 25 386 Sie Ist 9" 4" bis 10" lang und 14" 8 his 15" g’" breit. Der Oberkörper olivengrünbraun, der weils- liche, an den Seiten hochrostrothe, am Halse gelb- lich überflogene Unterkörper mit braunen dreiecki- gen und rundlichen Längeflecken. Das Weib- chen ist blässer als das Männchen. Bei den Jungen ist der grünlichbraune Oberkörper gelb- gefleckt, die Seiten sind gelblich, die Unterflügel- deckfedern rostgelb. Sie bewohnt die Birkenwäl- der des Norden, wandert im April und October durch Deutschland, singt zwitschernd, ist sehr scheu, frifst Insekten, ihre Larven, Würmer und Beeren, nistet niedrig im Birkengebüsch, und legt 5 bis 6 bläulichgrüne, röthlich- oder braungefleckte Eier. 2) Die mittlere Weindrossel. (Rothdros- sel.) Turdus betularum, Br. (T. :liacus, Linn. N.-W. ER Falle 1) Die Tragfedern sind hochrostroth, bei den Jungen gelblich, der Scheitel merk- lich höher als die bogenförmig erhöhte Stirn. Sie hat mit der vorhergehenden Gröfse und Zeichnung gemein; aber ihr Schädel ist, weil der Scheitel weit weniger buckelartig über die Stirn vorsteht, viel niedriger als bei dieser. In ihren Sitten ähnelt sie ihr ganz, sie ist aber ziemlich selten in Deutschland. 3) Die plattköpfige Weindrosssel. (Roth- drossel.) Turdus vinetorum, Br. (T. iliacus, Linn.) Die Tragfedern sind hochrostroth, bei den Jungen gelblich, der Oberkopf ist sehr platt. 387 Sie unterscheidet sich von Nr. 1 und 2 untrüg- lich durch den platten Schädel, auf welchem der Scheitel über die sanft bogenförmige Stirn kaum vorsteht. Sie ist häufiger in Deutsch- land als Nr. 2, aber viel seltner als Nr. 1, kommt ebenfalls aus dem Norden zu uns, und hat das Betragen und die Nahrung mit den nahen Verwand- ten gemein. FÜNFTE FAMILIE Fremde Drosseln. Turdi peregrini. Ich rechne hierher einige Drosseln, welche fast alle als verirrte Vögel in Deutschland vorkommen; nur eine Art mag höchst selten in unserm Vater- lande nisten; zwei von ihnen sind amerikanische Arten, welche aber wohl noch anderswo als in der neuen Welt zu Hause seyn mögen, da es nicht zu begreifen ist, wie sie aus Amerika zu uns ge- kommen sind. Seyffertitzes Drossel. TZurdus Seyffertitzii, Brehm. Die OberbrustunddieSeiten ockergelb. Sie ist 9’ 10“ lang und 15 4'" breit und bis jetzt nach 2 Stücken bekannt. Der Oberkörper olivengrünbraun, über dem Auge und auf dem Flü- gel mit einem gelblichen Streif, die Kehle und ein Fleck unter den Wangen gelblichweils, die erstere auf den Seiten mit einem olivengrünbraunen Streif, der Kropf ist etwas olivenfarbig, die Oberbrust und die Seiten ockergelb, der übrige Unterkörper weils. Sie wurde von dem Herrn Freiherrn von Seyffertitz auf Ahlsdorf bei Herzberg in Sachsen im September 1823 unter den Singdrosseln gefangen. zur 388 Diese Drossel unterscheidet sich von Zur- dus pallidus des Pallas: 1) durch den Ober- körper; dieser ist bei 7. pallidus gelbgrau, bei T. Seyffertitzii olivengrünbraun, 2) den Unter- körper. Bei 7\. pall. istder Unterhals bis zur Brust- höhle (Collum inferius usque ad jugulum), die Sei- ten unter den Flügeln und die Unterflügel ocker- gelb, das Uebrige weils; bei 7. Seyffertitzii hin- gegen fängt das Ockergelb erst an der Brusthöhle an und nimmt die Seiten so ein, dafs nur die Mitte der Unterbrust und des Bauches reinweils bleiben, verbreitet sich aber nicht in gleicher Stärke über den Unterflügel; denn dieser hat nur einen grau- gelben Anflug und solche Unterflügeideckfedern; so dafs man nicht sagen kann von unserer Drossel: Collum inferius usque ad jugulum, latera corpo- ris sub alis et alae subtus pallidissime lutescen- tis vel ochrei coloris. Die von Naumann im 2len Theil der neuen Ausgabe S. 279 Z. 27—35 be- schriebene gehört zu 7. Seyffertitzii. Die Wanderdrossel. Turdus migratorius, Linn. Die äufserste schwärzliche Steuerfeder hat eine weifse Spitze, der Unterkörper ist grolsentheils gelbroth. Sie ist etwas grölser als die Singdrosseln, auf dem Oberkörper von dem braunen Kopfe an olivenbraungrau, an den Schwung- und Steuerfe- dern am dunkelsten, an den Augenliedern mit einem Kreise weilser Federn, die weifsliche Kehle mit schwärzlichen Längestreifen, der übrige Unterkör- per gelbroth, in der Mitte herab weils. Sie be- wohnt Nordamerika, geht im Sonimer bis zur Hud- sonsbai hinauf, wurde aber im Herbste auch bei Wien bemerkt, ist nicht scheu, frilst Insekten, 389 Würmer und Beeren, nistet auf Bäume, und legt 4 lichtblaue Eier. Die schwarzkehlige Drossel. Zurdus atro- gularis, Temm. (T. Bechsteinü. Naum. N.W. 2. Th. Taf. 69, 1). Der Vorderhals ist tiefschwarz, oder weilslich mit schwarzer Einfassung, die Tragfedern sind grau mit winkligen oder länglichen braunen Flecken. Sie hat die Gröfse der Wachholderdros- seln. Das alte Männchen. Der Oberkörper hellolivengrau, am Flügel und Schwanze graubraun, der Vorderhals und Kropf schwarz, der übrige Un- terkörper weils, an den Seiten rostgelb angeflogen mit einzelnen dreieckigen, spitzigen, braunen Flek- ken. Das alte Weibchen meiner Sammlung ist auf dem Oberkörper einfarbig olivengrau, an den Schwuug- und Steuerfedern dunkler, der Vorder- hals ist rostgelblichweils mit schwarzbraunen Län- geflecken, auf dem Kropfe mit einem hufeisenför- migen, schwärzlichen, durch Grau gedämpften Fleck, der übrige Unterkörper grauweils, an den Seiten mit tiefgrauen Schaftflecken, die Unterschwanzdeck- federn weilslich, mit braungelbem Anfluge. Die- sem Weibchen ähnlich sind die jüngern Männ- chen; doch sind die Flecken an den Seiten spitzig, und stehen auf gelblichem Anfluge. Das dieser Drossel von Naumann beigelegte Jugendkleid ge- hört nicht ihr, sondern zu Turdus auroreus. Eben so wenig ist das vom Hrn. Bruch in Brehms Lehr- buch S. 971 u. 972 beschriebene alte Weibchen hierher zu ziehen. Es sieht so aus: der Oberkör- per Jdunkelolivengrau, auf dem Kopfe am dunkel- 390 sten, neben dem weilsen Augenstreife fast schwarz, an dem Flügel eine Binde von weilsen Punkten; der Unterkörper ist weils, am Kinne, in der Mitte der Kehle und des Bauches rein, an den Tragfe- dern grau mit Purpuranflug, fast wie beim Sei- denschwanze; auf der Brust mit einem tiefgrauen Bande und übrigens schwarzgefleckt, was auf dem Kropfe und der Brust, vorzüglich aber an den Sei- ten die weilse Grundfarbe fast verdeckt. Die weilse Binde auf den Flügeln und die grofsen schwarzen Flecken an den Seiten entfernen diese Drossel, welche wahrscheinlich eine besondere Art ist, von Turd. atrogularis. Diese soll den Nordosten be- wohnen, in Deutschland ist sie sehr selten; sie kommt selten in Ungarn, noch seltner in Schlesien und 'Thürivgen vor, frifst Insekten, ihre Larven und Beeren, und ähnelt in den Sitten den andern Drosseln. Die zweideutige Drossel. Turdus dubius, Bechst. Sie steht in der Mitte zwischen den Roth- und Wachholderdrosseln, und sieht nach der ersten Mauser so aus:- der Oberkörper ist schön olivenbraun mit lichterem Bürzel, rostfarbenen Fe- derrändern auf dem Flügel und wenig bemerkbarem rostgelbem Augenstreif, der Vorderkörper bis zur Oberbrust lohgelb, in der Mitte der Gurgel unge- fleckt, mit schwarzbraunen Strichen an den Seiten, die an der Oberbrust von stumpf dreieckigen Flek- ken und grauen Kanten fast verdeckt werden; der übrige Unterkörper schmuzigweils, die Seiten mit dreieckigen dunkelbraunen Flecken. Das Jugend- kleid ähnelt dem der Schwarzamseln, hat aber einen deutlichen gelben Streif über den Augen. 391 Sie wurde auf dem thüringer Walde gefangen, und hat die Sitten mit den andern Drosseln gemein. Temminck, Naumann und auch ich, ehe ich Turdus atrogularis aus eigner Ansicht kannte, zo- gen Bechsteins zweideutige Drossel zu der schwarzkehligen; dahin gehört sie aber durch- aus nicht. Hr. Gloger vereinigt sie (Isis XXI, H. 10) mit 7. Naumanni; allein auch dahin scheint sie mir nicht zu gehören, besonders auch deswegen, weil sie keinen deutlichen Augenstreif und keinen so rostfarbigen Flügelfleck hat. Ich halte sie für eine besondere Art. Naumanns Drossel. Turdus Naumanni, Temm. (N. W. 2. Th. Taf. 68.) Der Scheitel und die Ohrgegend dun- kelbraun, der Unterschwanz rostroth. Sie ist 10° lang und 15" breit. Das alte Männchen. Der Fufs, Schnabel, Scheitel und die Ohrgegend dunkelbraun, der übrige Oberkör- per olivengrau, in das Rostrothbraune fallend, die Schwung- und mittlern Steuerfedern dunkelbraun, der in der Mitte des Bauches weilse Unterkörper hat auf der Brust, dem Unterbauche und den Sei- ten rostrothe, weils eingetalste Flecken. Das Weib- ehen ist blässer und die einmal vermauserten Jungen sind auf dem Oberkörper graubräunlich, ins Rostfarbige fallend, an dem Unterkörper bis zur Brust und an den Seiten gelblich, an diesen und dem Kropfe mit dreieckigen braunen, weils eingefalsten Flecken besetzt, übrigens weils. Sie bewohnt das östliche und südöstliche Europa, kommt nach Ungarn und Italien, sehr selten nach Deutsch- land, und frifst Insekten und Beeren. Hr. Gloger zieht T. Naumaunni zu T. ruficol- 392 lis, Pallas; allein dies scheint mir unrichtig. Pal- las sagt von dieser: »Gula et collum totum usque ad jugulum rufo-ferruginea, in sexu altero exo- letius, tractuque duplici punctorum fuscorum, Reliqua subtus albus immaculatus etc.« Pallas Vogel zeichnet sich also durch einen rostrothen Hals aus, was schon dureh den Namen angedeutet wird, und mufs, da es ausdrücklich heilst: reliqua subtus albus immaculatus, von der Brusthöhle an ungefleckt seyn. Würde ein so geschickter Schrift- und grofser Naturforscher, wie Pallas, eine solche Beschreibung haben entwerfen können, wenn er unsern Vogel vor sich gehabt hätte? Dieser ist gerade am Unterkörper recht stark gefleckt, und zeichnet sich in keinem Alter durch einen rostro- then Hals aus, Die gelbliche Drossel. Zurdus auroreus, Pallas. Die beiden äufsersten Steuerfedern sind bräunlich mit wei[sem Spitzenfleck; die grolsen Unterflügeldeckfedern braun mit weilsen und ockergelben Spitzen. Sie ist 8" 6'" bis 9" 3 lang und 15” breit, Alt. Der Schnabel ist an der Wurzel gelb, der kleine Augenstreif gelb oder weils, der Oberkörper olivenfarbig oder graubraun, auf dem Unterrücken ins Bräunliche ziehend. Der rostgelbe, am Bauche weilsliche Unterkörper mit 2 dunkeln Streifen ne- ben der Kehle und braunen Randflecken, welche an dem Kropfe anfangen, an der Brust dreieckig und an den Seiten mondförmig sind; der Unter- flügel braun mit weilsen und gelben Spitzen an sei- nen Deckfedern. Das Weibchen ist blässer als das Männchen. Der junge Vogel ist wahr- 393 scheinlich auf dem ganzen Oberkörper hellgefleckt. Im ersten Herbstkleide (hierher gehört Nau- manns 7. Bechsteinü juv. 2. Th. S. 315, 'Taf. 69, 2) ist der Oberkörper olivenbraun, der braune Ober- flügel mit rostgelben Federrändern und 2 rostgel- ben Querbinden; der rostgelbe Unterkörper an der Kehle, der Mitte der Brust und dem Bauche weils- lich, mit dreieckigen und verkehrt nierenförmigen Flecken, welche an den Seiten fast halbmondför- mig sind. Sie lebt nach Pallas auf der Insel Ka- diak, nahe bei Amerika, überwintert daselbst, kam aber, wenn die in Deutschland erschienenen wirk- lich die des Pallas sind, bei Braunschweig im Sep- tember 1820 und bei Breslau im Oclober 1826 vor, frifst Insekten und Beeren, nistet auf den Boden zwischen Kräuter, und legt 4 bis 5 Eier. Die kleine Drossel, Turdus minor, Linn. Gröfse der Feldlerche, Gestalt und Zeichnung fast wie bei den Singdrossln. Ihre Länge beträgt 7" und ihre Breite 11”, ihr Gewicht nur 2 Loth. Sie ähnelt den Singdros- seln, hat aber ein dunkleres Olivenbraun auf dem Oberkörper, einen rostbraunen Schwanz, an den Seiten der Brust vom Kropfe an und an den Un- terschwanzdeckfedern keine.dunkeln Flecken. Ihr Schnabel und Fufs ist verhältnifsmälsig länger, und ihr Schwanz kürzer als bei den Singdrosseln, Man hat sie bis jetzt in Nordamerika, namentlich in Kanada, auch in Jamaika angetroffen, wo sie sich in den dichten Wäldern aufhält. Ein Männ- chen wurde jedoch am 22. December 1825 bei Klein- zerbst im Herzogthume Köthen unweit Aken an der Elbe in den Dohnen gefangen, und von Nau- _ 394 mann bekannt gemacht. Sie frifst Käfer, Larven und Beeren, und hat einen schlechten Gesang. Zehnte Sippe Wasserschwätzer. Cinclus, Bechst. Der Körper so dicht wie bei den Was- servögeln befiedert, Der Schnabel zusam- mengedrückt pfriemenförmig, oft etwas aufwärts gebogen, mit ritzartigen, ver- schlie[lsbaren Nasenlöchern. Die mittel- hohen, starken Füfse mit einer Verbin- dung zwischen der äufsern und mittlern Zehe, und kurzen, starken Nägeln. In dem kurzen, stumpfen Flügel sind die 2te, 3te und 4teSchwungfeder fast gleich lang und die längsten. Der kurze Schwanz zehn- oder zwölffederig, vorn abgeschnitten. Die Befiederung äufserst reich und dicht. Der innere Bau fast wie bei den Drosseln. Die Wasserschwätzer verbinden die Sän- ger mit den Wasservögeln; denn nicht nur ihre Befiederung ähnelt der der letztern, sondern auch in ihrer Lebensart nähern sie sich diesen. Sie hal- ten sich nicht nur am Wasser auf, wie die ächten Bachstelzen, sondern sie laufen auch darin her- um, schwimmen zuweilen, tauchen vortrefflich, und gehen eine kurze Strecke auf dem Boden der Gewässer weg, nehmen auch ihre Nahrung nur aus dem Wasser. Ihr wahrer Aufenthaltsort sind die hellen und reifsenden Waldbäche. Sie fressen In- sekten, Larven, kleine Fische und Fischlaich, wan- dern, mausern sich jährlich nur einmal, haben Braun zur herrschenden Farbe, und sind nach dem Geschlechte in der Farbe kaum, in der Grölse we- 395 nig, nach dem Alter bedeutend verschieden. Sie nisten jährlich ein oder zweimal in die Ufer der Waldbäche, und legen 4 bis 6 weilse Eier, welche das Weibchen allein ausbrütet. 1) Der hochköpfige Wasserschwätzer. Cin- clus aquaticus, Bechst.' (Sturnus cinclus, Linn., Turdus cinclus, Lath. N,W.1ll. Th. Taf. 91,1, 3.) Der Schwanz ist zwölffederig, der Vor- derhals weils, rein oder dunkelbespritzt, der Scheitel sehr. hoch. Seine Länge beträgt 8" bis 8 8" und seine Breite 11" 9" bis 12" 2. Der Kopf und Hinter- hals ist fahlbraun, der übrige Oberkörper schwärz- lich, auf dem Rücken und Bürzel mit dunkeln Fe- derrändern, der Augenliedrand, Vorderhals und die Oberbrust weils, der übrige Unterkörper braun, an der Brust am hellsten. Das Weibchen ist etwas kleiner als das Männchen. Die Jungen haben auf dem schieferfarbigen Oberkörper schwarze und auf dem weilsen Unterkörper schwärzliche Fe- derränder. Er bewohnt die Waldbäche der schwei- zer Alpen, die des thüringer Waldes und der hie- sigen Gegend, ist sehr scheu, singt angenehm gras- mückenartig, frifst Insekten, Larven, kleine Fisch- chen und Fischbrut, nistet in die Stein- oder Erd- löcher der Ufer, und legt 4 bis 6 weilse Eier. 2) Der mittlere Wasserschwälzer. inclus medius, Brehm. (C.aquaticus, Bechst., Sturn. einclus, Linn, N. W. Il. Th. Taf. 91, 2.) Der Schwanz ist zwölffederig, der Vor- derhals weils, rein oder dunkelbespritzt, der Scheitel wenig höher als die Stirn. Er ist kaum kleiner als der vorhergehende, 396 und unterscheidet sich von ihm: 1) durch den niedrigern Scheitel, welcher nur wenig höher als die Stirn ist, und 2) den etwas kürzern Schwanz; zuweilen auch durch die dunklere Farbe, Er lebt und brütet an den Bächen des thüringer Waldes, kommt auf dem Zuge auch an andere Bäche, findet sich nicht weit von Wien, und äh- nelt in dem Betragen, dem Gesang, der Nahrung und Fortpflanzung dem vorhergehenden. Sein wah- res Vaterland liegt wahrscheinlich nördlicher als das von Nr, 1, 3) Dernordische Wasserschwälzer. Cinclus septentrionalis, Br. (Sturnus einclus, Linn.) Der zwölffederige Schwanz ist etwas lang, der Vorderhals weils, rein oder dun- kelbespritzt, der Scheitel nicht höher als die Stirn, Er ist so grofs als die vorhergehenden, hat aber 1) einen etwas schlankern Schnabel, 2) längern Schwanz, 3) dunklere Farbe, worin er dem folgenden ähnelt, und 4) einen auf- fallend niedrigen Scheitel. Er bewohnt die hellen Waldbäche Norwegens, kommt im Winter an die deutschen oflenen Gebirgsbäche, ist ziemlich scheu, frifst Insekten und ihre Larven, wahrschein- lich auch Fischbrut und kleine Fischchen, und legt 4 bis 5 weilse Eier, 4) Der schwarzbäuchige Wasserschwätzer, Cinclus melanogaster, Br. Der Schwanz hat 10 Steuerfedern. Er ist etwas kleiner als alle vorhergehenden, nur 7" 6" lang und 10" 8 breit, und noch dunk- ler als Nr. 3. Der Kopf und Hinterhals sehr dun- 397 kelbraun, der Mantel schieferfarben mit schwarzen Kanten, die Schwung- und Steuerfedern schwärz- lich, der Vorderhals und die Oberbrust schmuzig milchweils, dunkelbespritzt, der übrige Unterkör- per schwärzlich mit grauen Federrändern. Er scheint den Nordosten der alten Welt zu bewohnen, kommt in kalten Wintern an die Küsten der deutschen Ostsee, namentlich an die von Rügen, ist wenig scheu, und frifst Insekten, ihre Larven und Schal- thierchen, Elfee Sippe Staar. Sturnus, Linn. s Der Schnabel ist breitkegelförmig, nie- dergedrückt, derSchnabelwickel nach un- ten gerichtet, fast wiebeidenAmmern, die Spitze breit und scharf. Die eiförmigen Nasenlöcher haben oben eine gewölbte Haut, die starken mitteihohen Fülse haben hinten eine Verbindung zwischen der äus- sern und mittlern Zehe und grofse Nägel, Der mittellange Flügel besteht aus 20 har- ten Schwungfedern, von denen die 2te al- lein oder mit der öten über die andern vorsteht. Der Schwanz ist kurz und breit. Die Federn sind hart und spitzig. Der in- nere Bau fast wie bei den Drosseln. Die Staaren lieben die Gesellschaft, strei- chen und wandern in grofsen Flügen, sind trotz ihres plumpen Ansehns gewandt und rasch, fliegen mit Geräusch und schnell; haben einen abwech- selnden, aber wenig angenehmen Gesang, fressen vorzugsweise Käfer, welche sie auf der Erde auf- lesen; nisten gewöhnlich jährlich zweimal, und legen 398 4 bis 6 blafsblaue Eier, welche das Weibchen allein ausbrütet. Sie mausern sich jährlich nur einmal, und sind nach dem Geschlechte wenig, nach dem Alter sehr verschieden. Sie lieben baumreiche Orte, doch nicht tiefe Wälder. 1)Der Hausstaar. Siurnus domesticus, Br. (St. vulgaris, Linn. N. W. Il. Th. Taf. 62.) Die schwarzgrauen Steuerfedern sind auf beiden Fahnen hellgrau gesäumt; die Federn vor dem After haben stets etwas Weifs; der Schnabel ist mittellang, seiu Winkel ziemlich weit nach unten gerich- tet, der Scheitel merklich und weit vorn höher als die gewölbte Stirn. Seine Länge beträgt 9" 4" bis 10 und seine Breite 16 2" bis 17" 3". Das ganze Gefieder ist schwärzlich mit. grünem und Purpurschiller, an fast allen kleinen Federn mit weilsen Spitzenflecken, welche bei alten Männchen und den Sommer- vögeln wenig bemerkbar sind. Der Schnabel ist im Frühjahre gelb, im Herbste schwarz. Das grau- schwarze Gefieder der Jungen ist an der Kehle weils und am übrigen Unterkörper weilsgemischt. Er bewohnt die Gärten des mittlern Deutschlands, schreit tscher und tschu, frifst Käfer, Raupen, Engerlinge, Kirschen und Beeren, nistet in hohle Bäume, in Staarenkasten und in die Häuser, und legt 4 bis 6 blafsblaue Eier. 2) Der Waldstaar. Siurnus sylvestris, Br. (St. vulgaris, Linn.) Die schwarzgrauen Steuerfedern sind auf beiden Fahnen hellgrau gesäumt, die Federn vor dem After haben stets Weils; 399 der Schnabel ist etwas kurz; sein Winkel wenig nach unten gerichtet; der Scheitel viel und weit hinten höher als die gewölbte Stirn. Er unterscheidet sich von Nr. 1 durch den etwas kürzern Schnabel, den weniger weit nach unten gerichteten Schnabelwinkel, unddenviel höhern Scheitel, welcher bei Nr. 1 wenig und weit vorn, bei Nr. 2 aber buckelartig und weit hinten über die Stirn vorsteht. Sein Lieb- lingsaufenthalt sind die Fichtenwälder des mittlern Deutschlands, wenn sie nahe an Felder grenzen, und mit Wiesen abwechseln, sein Betragen und seine Nahrung ist fast wie bei Nr. 1 und sein war- mes Nest mit 4 bis 6 blafsblauen Eiern findet man in hohlen Bäumen, zu denen sie die Neststofle oft sehr weit tragen. 3) Der glänzende Staar. Siurnus nitens, Br. (St. vulgaris, Linn.) Die schwarzgrauen Steuerfedern sind auf beiden Fahnen hellgrau gesäumt, die Federn vor dem After haben stets etwas Weifs; der Schnabel ist ziemlich kurz, sein Winkel weit nach unten gerichtet, der Scheitel kaum höher aals die Stirn. Er ist wenig kleiner als Nr. 1 und 2, und ih- nen sehr ähnlich, hat aber 1) einen stärkern Glanz, besonders einen deutlichern Pur- purschiller, 2) einen kürzern, weniger weit in die Stirn hineingehenden Schnabel, 3) einen weit mehr nach unten gerichteten Schnabelwinkel, 4) einen viel niedrigern Scheitel, und 5) kürzere Kropf- und Brust- 400 federn. Er kommt hier im Februar, März und October auf dem Zuge vor, und ähnelt den beiden vorhergehenden in dem Beiragen, dem Gesange, der Nahrung und wahrscheinlich aueh in der Fort- pflanzung. 4) Der nordische Staar. Sturnus septentrio- nalis, Br. (St. vulgarıs, Linn.) Die schwarzgrauen Steuerfedern sind auf beiden Fahnen hellgrau gesäumt, die Federn vor dem After haben stets etwas Weifs. Der Schnabel ist mittellang, sein Winkel kaum nach unten gerichtet, der Scheitel des sehr platten Kopfs nicht hö- her als die Stirn. Er unterscheidet sich von Nr. 1 u. 2: 1) durch den niedrigen Kopf, und 2) die kürzern Kropf- und Brustfedern, von Nr. 8 nicht nur 1) durch den plattern Oberkopf, son- dern 2) vorzüglich durch den wenig nach unten gerichteten Schnabelwinkel. Er be- wohnt die Färöer -Inseln und andere nördliche Länder, besucht das mittlere Deutschland im Fe- bruar, März und October, ähnelt den vorhergehen- den in den Sitten, nistet auf Färöe und legt 4 bis 6 blaflsblaue Eier. 5) Der einfarbige Staar. sSturnus unicolor, Marmora. Unterscheidet sich aulser der ganz, oder fast ganz ungelleckten Zeichnung durch den geringen Glanz und die sehr langen Hals- und Brustfedern. 401 Zwölfte Sippe. Staaramsel. Boscis, Br. (Pastor,*) Temm.) DerSchnabelkegelmesserförmig, scharf- schneidig; vor der niedergebogenen Spitze ausgeschnitten, miteirunden Nasenlöchern, welche hinten mit einer mit Federchen be- setzten Haut bedeckt sind. Die Fülse fast wie bei den Staaren. In demetwas langen und spitzigen Flügel sind die 2te und Ste Schwungfeder die längsten; der Schwanz ist mittellang; der Körper wie. bei den Staaren. Die Staaramseln ähneln den Staaren in der Lebensart, lieben wie diese die Gesellschaft, wandern in Flügen, folgen den Viehheerden, und fressen die den 'Thieren lästigen Insekten, welche sie oft von den Rücken derselben ablesen. Sie be- wohnen die warmen Länder, mausern sich jährlich nur einmal, sind nach dem Alter, und bei den meisten Arten auch nach dem Geschlechte ver- schieden, und haben im Alter einen besondern Kopf- oder Kehlschmuck. In Deutschland nur eine Art als verirrter Vogel. Die rosenfarbige Staaramsel. Doscis rosea, Br. (Pastor roseus, Temm., Merula rosea, Aldrov., Turdus roseus, Linn., T. seleucis, Linn., Sturnus roseus, Scop. N. W. II. Th, Taf. 63.) Der Rücken ist rosenroth oder isabell- braun, derFlügel und Schwanz braun oder schwarz. *) Diese Benennung hat so viel gegen sich, dafs sie nicht beibehalten werden kann. 26 402 "Sie ist 9" lang, also so grofs als unsere Staa- ren. Das alte Männchen. Der mit einem lan- gen gekrümmten Federbusche gezierte Kopf, der ganze Hals und die Oberbrust glänzend blauschwarz mit Purpurschiller, der übrige Körper rosenroth, der Flügel und Schwanz braunschwarz, mit blau- schwarzem Glanze. Das jüngere Männchen hat ein blässeres, und das Weibchen ein schmu- ziges, oft mit Braun vermischtes Rosenroth und einen kurzen Federbusch. Den Jungen fehlt die- ser ganz, und der Oberkörper ist isabellbraun, der Unterkörper graubraun, an der Kehle und dem Bauche weils. Er bewohnt Afrika und Südasien, und kommt auf dem Zuge nach dem südöstlichen und südlichen Europa, selten nach Deutschland, frifst Bremsen, und andere dem Vieh lästige In- sekten, auch Heuschrecken, und nistet in Löchern. Dreizehnte Sippe. Weifsschwanz. /itiflora, Brisson et Boje. Die 5 äufsersten Steuerfedern sind an der hintern Hälfte weifs, an der vordern schwarz; alle obern Schwanzdeckfedern ganz weils, Derpfriemenförmige, vor den Nasenlöchern schmale Schnabel ist an der Wurzel breiter als hoch. Sein Rücken geht etwas in die Stirn hinein; am Win- kel desselben stehen Barthaare. Die ei- runden Nasenlöcher haben oben eine nackte Haut; an den hohen Fülsen ist die äulsere und mittlere Zehe hinten zusam- mengewachsen; das Auge ist grols, der breite,etwasstumpfe Flügelhat 19Schwung- federn, von denen die Ste allein oder mit 403 der 4ten die längste ist; der Schwanz ist breit undetwas kurz, die Speiseröhre weit, der grofse häutige Magen mit schwachen Muskeln. Die Weiflsschwänze oder Steinschmäz- zer nähern sich in ihrem Betragen den Stein- drosseln, leben wie sie an steinigen, öden und unfruchtbaren Orten, sind äulserst unruhig, vasch und scheu, laufen und hüpfen in grofsen Sprüngen, breiten den Schwanz oft aus, lauern den Insekten und ihren Larven auf erhöhten Gegenständen auf, fangen sie auch im Laufen und im Fluge, fliegen tief auf dem Boden weg, singen nicht unangenehm, nisten in Löchern und Steinritzen, legen 4 bis 6 blafsblaue, oft röthlich bespritzte Eier, welche das Weibchen allein ausbrütet; sind nach dem Ge- schlechte und Alter, auch nach der Jahreszeit we- gen ihrer doppelten Mauser verschieden gefärbt, und über einen grolsen 'Theil der Erde verbreitet. 1) Der nordische Weiflsschwanz. (Der nor- dische Steinschmätzer.) Yitiflora septen- trionalis, Br. (Saxicola oenanthe, Bechst., Syl- via oenanthe, Lath., Mot. oenanthe, Linn.) Die Kehle ist gelblich oder rostgelb- lichweifls, die beiden mittlern Steuerfe- dernander Wurzelweils,übrigensschwarz, die Hauptfarbe des Rückens asch-, oder rost-, oder rostgelbgrau, oderrostfarben, die Spitzen weils, oder rostgelblichweifs, der Oberkopf sehr platt. Er ist 6" 8% Jang und 12" bis 13“ breit. Das Männchen im Frühjahre. Die Kopfseiten, die Flügel und die Schwanzspitze schwarz, der Ober- körper hellaschgrau, die Stirn und der bis zur 26 * 404 Brust rostgelbliche Unterkörper weils. Im Herbste zieht der Oberkörper der alten Männchen stark ins Rostfarbige und der Übterkörper ins Rostgelbe. Die jungen Herbstvögel haben kein Schwarz am Kopfe, einen rostfarbigen Ober- und rostgelb- grauen Unterkörper. Ihnen ähneln die Weib- chen zu jeder Zeit, werden jedoch im hohen Al- ter etwas hahnfederig. Die Jungen haben auf dem rostgelbgrauen Oberkörper braune Spitzeu- ränder und helle Fleckchen, und sind auf dem rost- gelblichen Unterkörper grau bespritzt. Er bewohnt die nördlichen Länder, ist häufig auf den Sand- dünnen, lockt hittack tack tack, wandert durch Mitteldeutschland im April und September, frifst Käfer, Raupen und andere Insekten, brütet im Norden, selten in Mitteldeutschland, und legt 4 bis 5 bleichblaue Eier. 2) Der deutsche Weiflsschwanz. Fitiflora oenanthe, Boje. (Saxic. oenanthe, Bechst., Sylv. oenanthe, Lath., Mot. oenanthe, Linn. N.-W. 2. Ausg. III. Th. Taf. 89, 1; 1. Ausg. I. Th. Taf. 48, 111, 112.) Die Kehle ist gelblich- oder rostgeib- lichweifs, die beiden mittlern Steuerfe- dern ander Wurzelweifs, übrigensschwarz, die Hauptfarbe des Rückens asch- oder rost-, oder rostgelbgrau- oder rostfar- ben, die Seiten weils- oder rostgelblich- weils, der Scheitel viel höher als die nie- drige Stirn. Er unterscheidet sich von Nr. 1 vorzugsweise durch den Schädel, welcher bei Nr. 1 sehr platt, bei Nr. 2 aber durch den weit über die Stirn vorstehenden Scheitel ausgezeichnet ist. Er 405 lebt und brütet an steinigen, trockenen Orten des mittlern Deutschlands, und hat mit dem vorherge- henden das Betragen, die Nahrung und Fortpflaun- zung gemein. 3) Der hochstirnige Weiflsschwanz,. Viti- flora grisea, Briss. (Sax. oenanthe, Bechst., Sylv, oenanthe, Latih,, Mot. oenunthe, Linn. NW. ‚2. Anso.. Taf, 89,2.) Die Kehle ist gelblich oder rostgelb- lichweifs, die beiden mittlern Steuerfe- dernan der Wurzel weils, übrigensschwarz, die Hauptfarbe des Rückens asch-, oder rost- oder rostgelbgrau, oder rostfarben, die Seiten weils oder rostgelblichweifs, der ganze Oberkopf stark gewölbt. Er ist etwas gröfser als die beiden vorherge- henden, und zeichnet sich vor ihnen durch den ungewöhnlich stark gewölbten Oberkopf aus. Dieser ist schon auf der Stirn sehr gewölbt, und tritt auf dem Scheitel buckelartig vor. Er lebt und brütet seltner im mittlern Deutschland als Nr. 2, aber an ähnlichen Orten, wandert häufig durch, hat die Sitten mit Nr, 1 und 2 gemein, und legt in Löcher 4 bis 5 bläulichweilse, am stum- pfen Ende etwas braungelfleckte Eier. 4) Der graue Weilsschwanz. Vitiflora cine- reu, Dr. Welcher im Herbste — vielleicht auch im Som- mer — auf Sardinien lebt, hat einen schmalern spitzigern Schnabel, schlankere Fülse, kürzere Nägel, eine andere Kopfbildung und die Gröfse von Nr. 3. 406 Derrostgelbe Weilsschwanz. Witiflora rufa, Briss. (Sax. stapazina, Temm., Sylvia stapa- zina, Lath., Mot. stapazina, Linn. N. W. II], Th. Tat. 90, 1, 2.) Die Kehle schwarz oderschwarzbraun, die Stirn weils oder weilslich, Er ist so grols, als die vorhergehenden; das Männchen im Frühjahre. Die Kopfseiten und der Vorderhals sind sammetschwarz, der Flügel und die Schwanzspitze schwarz, der Oberkörper weifslich, auf dem Hinterhalse und Rücken rost- farben überflogen, und der Unterkörper weils. Im Herbste ist der Oberkörper röthlichgrau, der Unterkörper von dem schwarzen Vorderhalse an roströthlich, Bei dem Weibchen und jungen Herbstmännchen ist der Vorderhals schwarz- braun, das übrige Gefieder matter. Er lebt an den Küsten des Mittelmeers, auch zuweilen bei Triest, und ähnelt in seinen Sitten den vorhergehenden. Vierzehnte Sippe Steinschmätzer. Saxicola, Bechstein et Boje. Der Schnabel etwas kurz, kegelpfrie- menförmig, an der Wurzel kaum breiter als hoch, mit scharfem Rücken und nie- dergebogener Spitze; die Nasenlöcher, Füfse, das Auge und der innere Bau, wie bei den Weifsschwänzen; der Flügel ist etwas kürzer, oft kurz, mit 19 Schwung- federn, von denen die 3te uud 4te oder 4te und 5te über dieandern vorstehen; der Schwanz ist kurz und mittelbreit. Die wahren Steinschmätzer ähneln den Weifsschwänzen im Betragen, aber sie leben 407 nicht an steinigen Orten, sondern auf Wiesen, an Bachufern und mit Büschen besetzten Rainen, sind weniger scheu als die Weilsschwänze, sitzen gern auf den Spitzen der Büsche und Bäume, und be- wegen den Schwanz nicht blols auf und nieder, sondern auch seitwärts, fangen die Insekten von der Erde, den Gewächsen und aus der Luft weg, singen einfach und in kurzen Gängen, nisten in das Gras oder Gebüsch, und legen 4 bis 6 grün- blaue, gewöhnlich röthlich bespritzte Eier, welche das Weibchen allein ausbrütet. Sie mausern sich jährlich ein- oder zweimal, sind nach dem Alter, Geschlechte und der Jahreszeit verschieden, und wandern einzeln oder in kleinen Gesellschaften. ERSTE FAMILIE - Wiesensteinschmätzer. Saxicolae pratorum. Sie bewohnen grasreiche Plätze, haben mit- tellange Flügel, in denen die Ste und 4te Schwungfeder über die andern vorstehen, Weifs an der hintern Hälfte der 5 äulsern Steuerfedern, mausern sich jährlich zwei- mal, und singen recht angenehm. 1) Der Wiesensteinschmätzer. Saxicola pra- torum, Br. (Sylv. rubetra, Lath., Mot. rubetra, Linn., Saxicola rubetra, Auct. N. W. 11. Th. Taf. 89, 3, 4.) Die 5 äulsersten Steuerfedern sind an der hintern Hälfte weils mit braunen Schäf- ten, der Schnabel ist kurz, der Scheitel buckelartig erhöht. Seine Länge beträgt 5" 10" und seine Breite 9" 8" bis 10. Das Männchen im Frübjahre. 408 Der schwarzbraune, mit rostgrauen Federrändern gezierte Oberkörper hat einen grolsen weilsen Streif über den Augen, und einen weilsen Fleck auf dem Flügel, der rostgelblichweilse Unterkörper ist am Kiune und neben dem Vorderhalse weils, an die- sem, dem Kropfe und den Brustseiten braungelb- roth. Im Herbste hat der Oberkörper noch weilse Spitzenränder, und der zum Theil rost- bräunliche oder rostgelbliche Unterkörper braune Schaftstreifen. Bei den Weibcben in beiden Kleidern ist der weilse Flügelfleck wenig bemerk- bar, und die Zeichnung weniger schön als bei dem Männchen im Herbste. Die Jungen sind auf dem rostfarben und grauschwarz gemischten Ober- körper mit rostgelblichen Längeflecken, auf dem blafsrostgelben Unterkörper mit rostgelben Flecken und grauschwarzen Spitzenrändern besetzt. Er be- wohnt die grasreichen Thäler, Bergabhänge und die Wiesen des mittlern Deutschlands, setzt sich stets auf hohe Gegenstände, singt angenehm, be- sucht im Herbste die Kohläcker, frilst Käfer und Raupen, nistet in tiefem Grase oder dichtem Ge- büsche, und legt 4 bis 6 blaugrüne, zuweilen roth- besprengte Eier, 2) Der nordische Steinschmätzer. Saxicola septentrionalis, Br. (Saxic. rubetra, Bechst., Sylvia rubetra, Lath., Mot. rubetra, Linn.) Die 5 äufsersten Steuerfedern sind an der hintern Hälfte weils mit braunen Schäf- ten. Der Schnabel ist lang, der Oberkopf platt. Er unterscheidet sich von Nr. 1 und den fol- genden durch den langen Schnabel, von Nr. 1 und 4 durch den platten Kopf, lebt nördlich, F 409. kommt im April bei Kiel, hier äufserst selten vor — man sieht hier nur Weibchen — und hat die Sitten mit Nr. 1 gemein. 3) Der Kohlsteinschmätzer. Saxicola cram- pes, Brehm. (Saxic. rubetra, Bechst., S. ru- betra, Lath., Mot. rubetra, Linn.) Die 5 äulsersten Steuerfedern sind an derhinternHälfte weils, mit braunen Schäf- ten, der Schnabel ist sehr kurz, der Ober- kopf platt. Er weicht von Nr. 1 ab: 1) durch seinen sehr kurzen Schnabel und 2) seinen plat- ten Kopf, auf welchem der Scheitel kaum hö- her als die niedrige Stirn ist. Er wandert im April und September durch Mitteldeutschland, sitzt im Herbste auf den Kohl- und Krautstauden, frifst Raupen und Käfer, und hat die Sitten mit Nr. 1 gemein. 4) Der braunkehlige Steinschmälzer. Saxi- cola rubetra, Bechst. (S. rubetra, Lath., Mot. rubeira, Linn.) Die 5 äufsersten Steuerfedern sind an derhintern Hälfte weils, mitbraunen Schäf- ten, derSchnabelmittellang, der Oberkopf auf Stirn und Scheitel sanft gewölbt. Er unterscheidet sich von den drei vorherge- henden: 1) durch den grölsern Schnabel, 2) den bogenförmigen Oberkopf, und 5) den etwas gröfsern Körper und den län- gern Schwanz. Auch er besucht die hiesige Ge- gend auf dem Zuge, brütet aber wahrscheinlich nicht weit von hier, ähnelt den nahen Verwandten 410 in dem Betragen, der Nahrung und wahrschein- lich auch in der Fortpflanzung. ZWEITE FAMILIE. Strauchsteinschmätzer. Saxicolae fruticeti. Sie bewohnen die in der Sonne liegenden stei- nigen, mit Gebüsch bewachsenen Abhänge der Hü- gel oder ebenen Stellen, haben sehr kurze Flü- gel, in denen die Ste, 4te und 5teSchwung- feder über die andern vorstehen, und ei- nen ganz schwärzlichen Schwanz, mau- sern sich jährlich nur einmal, und singen einfach und unkünstlich, 1) Der plattköpfige Strauchsteinschmätzer. Saxicola rubicola, Bechst. (Sylv.rubicola, Lath., Mot. rubicola, Linn. N. W. Ill. Th. Taf. 90, 4.) Der ganze Schwanz schwärzlich, der Schnabel grofs, der ganze Oberkopf sehr platt. Er ist 5" 9% Jang und 8" 8% bis 10" breit. Das Männchen im Frübjahre. Der Schnabel, Fufs, der ganze Oberkörper und die Kehle schwarz, viele Federn mit grauen Rändern, der Unterkörper grofsen Theils rostroth, ein Flügel- und Halssei- tenfleck, der Bürzel und Unterbauch reinweils. Das Weibchen ist auf dem Oberkörper grau- schwarz mit grauen Rändern, an der Kehle grau- schwarz, an dem Unterkörper grolsen 'Theils rost- gelb. Er zieht im April und October durch Mit- teldeutschland, ist unruhig und scheu, singt sehr einfach und schwirrend, frifst Käferchen und Lar- ven, und wohnt wahrscheinlich nördlich von uns. 411 2)Derhochköpfige Strauchsteinschmätzer. Saxicola fruticeti, Br. (Sax. rubicola, Bechst., S. rubicola, Lath., Mot. rubicola, Linn.) Der ganze Schwanz schwärzlich, der Schnabel mittelgrofs, der ganze Oberkopf sehr gewölbt. Er ist etwas gröfser als der vorhergehende, und hat 1) einen kleinern Schnabel, und 2) einen auffallend gewölbten Kopf. Die- ser erhebt sich auf der Stirn ganz ungewöhnlich, und bildet einen ziemlich gewölbten Bogen. Er scheint östlich zu wohnen, kommt bei Wien vor, wandert im April durch Mitteldeutschland, und ähnelt in seinen Sitten dem von Nr. 1. 3) Der mittlere Strauchsteinschmätzer. Saxtcola media, Br. (Sax. rubicola, Bechst., Sylv. rubicola, Lath., Mot. rubicola, Linn. DNHVV. HL. Th; Tal, 90, 3, .5:) Der ganze Schwanz schwärzlich, der Schnabel mittelgrofs, der Scheitel viel höher als die bogenförmig erhöhte Stirn. Er ist merklich kleiner als Nr. 2, und unter- scheidet sich von ihm: 1) durch den etwas kleinern Schnabel, 2) kürzern Flügel, Schwanz und Fufls, und3)den ganz anders gebildeten Kopf. Bei Nr. 2 ist dieser auf der Stirn ungewöhnlich gewölbt, und auf dem Scheitel nicht auffallend erhöht; bei Nr. 3 aber steigt die Stirn nur bogenförmig auf, und der Scheitel ragt hoch über sie empor. Sein Jugendkleid ist auf dem Oberkörper grauschwarz mit gelblichen Flecken, an der Kehle schwarzgrau, auf dem übri- gen Unterkörper rostgraugelb, zum "Theil schwarz- grau in die Länge gefleckt. Er hat die Sitten mit 412 den nahen Verwandten gemein, lebt und brület im mittlero Deutschland, singt nicht sonderlich, frifst Käferchen und Larven, und legt 5 bis 6 blau- grünliche, röthlich bespritzte Eier. 4) Der Hügelstrauchsteinschmätzer. Saxi- cola tytis, Br. (Sax. rubicola, Bechst., Sylvia rubicola, Lath,, Mot, rubicola, Linn.) Der ganze Schwanz schwärzlich, der Schnabel kurz, der Scheitel kaum höher als die platte Stirn. Er hat die Gröfse mit Nr. 3 gemein, und in der Schädelbildung mit Nr. 1 einige Aehnlichkeit; allein sein Schnabel ist viel kleiner, und sein Scheitel viel höher, als bei diesem. Von Nr. 2 und 3 unterscheidet er sich durch den viel plattern Schädel. Er brütet selten in Mit- teldeutschland, wandert im April durch, und ähnelt in allem Uebrigen Nr. 3. Seinen Namen hat er von dem Locktone tit tit tit erhalten, Funfzehnte Sippe, Grasmücke, Curruca, Brisson et Brehm. Der Schnabel kegelpfriemenförmig, an der Wurzel so hoch als breit, mit etwas übergebogener Spitze und einem kleinen Einschnitte vor ihr, und breit ritzenför- migen, oben mit einer Haut bedeckten Na- senlöchern; das Auge ist mittelgrols; die Füfse sind stark, mittelhoch und geschil- dert, mit einer Verbindung zwischen der äufsern und mittlern Zehe; der Flügel ist mittellang mit 19 Schwungfedern, von de- nen die Ste allein, oder mit der 2ten über 415 die andern vorsteht; der zwölffederige Schwanz mittel- oder ziemlich lang; die Befiederung etwas locker; der innere Bau wie bei den vorhergehenden Sippen. Die Grasmücken bewohnen die Büsche und Bäume der Laub- und Nadelhölzer, Gärten und anderer ähnlicher Orte, zeichnen sich durch ihren schönen Gesang aus, kommen zum Theil selten auf die Erde, sondern hüpfen mit grofsen Sprün- gen und gesenkter Brust durch das Gebüsch, lesen ihre Nahrung, Insekten, ihre Larven und Eier von den Blättern ab, fangen sie auch zuweilen aus der Luft weg, und fressen im Spätsommer Faul- und Hollunderbeeren, manche auch Johannisbeeren und Kirschen; bauen unkünstliche Nester in das Ge- büsch, und legen 4 bis 6 verschieden gezeichnete Eier. Sie sind nach dem Geschlechte und Alter gar nicht, oder ziemlich verschieden. ERSTE FAMILIE. Sperbergrasmücken. Üurrucae nisoriae. Die 2teSchwungfeder kaum oder nicht kürzer als die 3te; der Schwanz ziemlich lang, der Unterkörper der alten Männchen gesperbert, ihr Augenkreis hellgelb. Sie singen sehr schön, mausern sich jährlich zweimal, und sind nach dem Alter, der Jahreszeit und dem Geschlechte verschieden. Sie locken terrerrer, tet, tet, tet; und steigen beim Singen in die Höhe. 1) Die Sperbergrasmücke,. Curruca nisoria, Br. (Sylvia nisoria, Bechst.) Die äufserste Feder des 3“ 3'' langen Schwanzes ist auf beiden Seiten weilsge- 414 säumt, der Schnabel gestreckt, der ganze Oberkopf stark gewölbt. Ihre Länge beträgt 7" 9'* und ihre Breite 11 13'", Das MännchenimF'rrühjahre. Der Ober- körper ist tiefgrau, ins Dunkelaschgraue ziehend, der weifsliche Unterkörper mit tiefgrauen Wel- lenlinien, den Bauch ausgenommen, besetzt. Im Herbste ist bei dem alten Männchen der Ober- körper’tiefgrau mit lichtgrauen Federrändern, der Unterkörper grauweils, wenig gesperbert. Bei den jungen Männchen im Herbste ist kaum eine Spur der Wellenlinien zu sehen. Das Weibchen hat in allen Kleidern unreinere Farben als das Männchen. Die Jungen sind auf dem Ober- körper und an den Seiten grau, auf dem übrigen Unterkörper weilsgrau, ganz ungesperbert. Sie bewohnt die an wasserreichen Stellen stehenden Gebüsche von Ostdeutschland, brütet bei Wien, wandert selten durch die hiesige Gegend, frifst In- sekten und Faulbeeren, und legt 4 bis 5 graugefleckte Eier. 2) Die gewellte Grasmücke. Curruca undata, Br. (Sylvia nisoria, Bechst. N. W. 1. Ausg. I. Th. 'Taf. 33, 67.) Die äufserste Feder des 3" 3'" bis 4 langen Schwanzes ist auf beiden Seiten weilsgesäumt, der Schnabel kurz, der Oberkopf flachgewölbt. Sie unterscheidet sich von der vorhergehen- den: 1) durch den kürzern, vor den Nasen- löchern weniger zusammengedrückten Schnabel, 2) den viel plattern Kopf, 5) die weniger gesperberte Zeichnung, und 4) die etwas höhereFuflswurzel. Sie lebt im nörd- 415 lichen Deutschland in dichtem Gebüsch, frifst vor- züglich Rüssel- und Blattkäfer, im August Faul- beeren, und legt 4 bis 5 weilse, grau oder röth- lichgrau gefleckte Eier. 3) Die kleine Sperbergrasmücke. Curruca undulata, Br. (Sylvia nisoria, Bechst. N. W. Ds Thkab 76,1,,2.) Die äufserste Feder des 3’ langen Schwanzes ist auf beiden Seiten weilsge- säumt, der Schnabel gestreckt und schmal, der Scheitel buckelartig erhöht. Sie ist durchaus kleiner als die vorhergehen- den, hat einen kürzern Schwanz, schlan- kern Schnabel und sehr hohen Scheitel. In der Zeichnung ähnelt sie Nr. 2. Sie kommt nur selten im nördlichen Deutschland, nament- lich bei Ahlsdorf vor, und ähnelt in ihren Sitten den vorhergehenden. ZWEITE FAMILIE Graue Grasmücken. (urrucae griseae. Der Schnabel und Schwanz ist etwas kurz,die Hauptfarbegrau;dieäte Schwung- feder dielängste. Sie singen sitzend sehr schön, locken tack, tack, tack, mausern sich jährlich zweimal, und sind nach dem Alter und Geschlechte kaum verschieden; doch sind die Weibchen et- was kleiner als die Männchen. Sie halten sich vorzugsweise auf Bäumen auf. 1) Die graue Gartengrasmücke. Curruca hortensis, Br. (Sylvia hortensis, Lath., Mot. hortensis, Linn. N: W. Il. Th. Taf. 78, 5.) Der Oberkörper oliventiefgrau, der 416 ziemlich kurze Schnabel und Fufs bleifar- ben, der Scheitel hoch. Sie ist 6” 4"' Jang und 10" breit. Der tief- graue Oberkörper ist olivenfarben überflogen, der Schwanz und Flügel sehr dunkel, der hellgraue Unterkörper an der Kehle und dem Bauche weils- lich. Die Jungen haben schmuzigere Farben. Sie bewohnt die Gärten und mit Laubbäumen und Gebüsch bewachsenen Orte, singt sehr abwechselnd und schön, frilst Käferchen, Räupchen, Hollun- der- und Faulbeeren, und legt 4 bis 5 gelblich- grauweilse, gelb- und ölgraugefleckte Eier. 2) Die graue kurzschnäblige Grasmücke. Curruca brachyrhynchos, Br. (S. hortensis, Lath., Mot. hortensis, Linn.) Der Oberkörper oliventiefgrau, deräus- serst kurze Schnabel und der Fufs blei- farben, der Scheitel kaum höher als die Stirn. Sie hat Gröfse und Zeichnung mit Nr. 1 ge- mein, aber ihr Schnabel ist viel kürzer und stärker, und ihr Scheitel viel niedriger als bei dieser. Sie lebt einzeln in unsern Fich- tenwäldern, und ähnelt in ihren Sitten und in der Fortpflanzung der vorhergehenden. 3) Die graue langschnäblige Grasmücke. Curruca grisea, Br. (S. hortensis, Lath., Mot. hortensis, Linn.) Der Oberkörper oliventiefgrau, deret- was gestreckteSchnabel und der Fulsblei- farben, der Scheitel sehr hoch. Sie unterscheidet sich von Nr. 1 und2 durch den gestreckten, am Kinne schmalen Schna- 417 bel; und den hohen Scheitel, hat auch fast ganz reinweilse Unterschwanzdeckfedern, berührt Mitteldeutschland nur zuweilen auf der Wanderung, und hat das Betragen und die Nahrung mit Nr. 1 gemein. DRITTE FAMILIE Schwarzköpfige Grasmücken. Currucae atricapillae. Der Schnabel! ist mittel-, der Schwanz ziemlich lang, die äte und 4te Schwungfe- dersind dielängsten; der OÖberkopfschwarz oder rostfarben. Sie bewohnen die Nadel- und Laubwälder, Gärten und buschreichen Orte, locken tack, tack, singen sehr abwechselnd, sind nach dem Geschlechte verschieden — die Jungen ähneln der Mutter — fressen Insekten und Hollunderbee- ren, und bauen ein kleines Nest ins Gebüsch. Ihre Mauser ist einfach. 1) Die schwarzscheitelige Tichtengras- mücke. Curruca nigricapilla, Br. (Sylvia atricapilla, Lath., Mot. atricapilla, Linn.) Das Augenlied ist befiedert, der Ober- kopfschwarz oder rostfarben, der Schna- bel gestreckt, der Scheitel merklich hö- her als die Stirn. Sie ist 6 2" bis 8 lang und 9" 2% his gl breit. Das Männchen. Die Kopfplatte schwarz, der tiefgraue Oberkörper auf dem Rücken oliven- grau, der hellaschgraue Unterkörper ist am Bauche weilslich. Das plumpere Weibchen hat eine rostfarbige Kopfplatte; ihm ähneln die schmuzig- gefärbten Jungen, unter denen das Männchen eine rostbraune Kopfplatte hat, Sie bewohnt unsere 27 418 — Fichtenwälder, singt vortrefllich, frifst Insekten, im Herbste Hollunderbeeren, und legt 4 bis 5 fleisch- farbige, dunkelfleischrothgefleckte Eier. 2) Dieschwarzscheitelige Gartengrasmücke, Curruca atricapilla, Briss. (Sylvia atricapil- la, Lath. Mot. atricapilla, Linn. N. W. 11. Th. Tat. 773 2,8,)5 Das Augenlied ist befiedert, der Ober- kopf schwarz oder rostfarben, der Schna- bel kurz, der Scheitel sehr hoch. Sie unterscheidet sich von Nr. 1 durch den kürzern stärkern Schnabel und den buk- kelartig vorstehenden Scheitel, lebt in den Gärten und in Laubhölzern, singt weniger schön als die vorhergehende, hat aber die Sitten, die Nah- rung und Fortpflanzung mit ihr gemein; jedoch sind die Eier etwas mehr braungefleckt, 3) Die schwarzscheitelige nordische Gras- mücke. Curruca pileata, Br. (Sylvia atrica- pilla, Lath., Mot. atricapilla, Linn.) Das Augenlied ist befiedert, der Ober- kopf schwarz oder rostfarben, der Schna- bel etwas gestreckt, der Scheitel kaum höher als die Stirn. Sie hat mit den vorhergehenden Gröfse und Zeichnung gemein; aber ihr Scheitel ist viel niedriger, und ihr Schnabel steht in der Mitte zwischen dem von Nr. 1 und 2. Sie scheint den Norden zu bewohnen, besucht im September die ‚Hollunderbüsche des mittlern Deutschlands, und ähnelt in dem Betragen, dem Gesange und der Nahrung den vorhergehenden. 419 VIERTE FAMILIE. Heckengrasmücken. Currucae fruticeti, DerSchnabelistetwaskurz, derSchwanz lang; auf dem Flügel, in welchem die 2te oder 3te, oder beide Schwungfedern über die andern vorstehen, herrscht Grau mit Rostfarbe. Sie bewohnen die Gebüsche, steigen bei ihrem unbedeutenden Gesange oft in die Höhe, locken gät, gät, scheh, scheh, kriechen tief im Grase, auch im Getreide herum, mausern sich jährlich zweimal, und bauen sehr tiefe Nester, Ihre Eier ändern ab, 1) Die fahle Heckengrasmücke. Curruca ci- nerea, Br. (Sylvia cinerea, Lath., Mot. cine- rea, Linn. N. W. 11. Th, Taf. 78, 2; 1. Ausg. I. Th. Taf.-33, 69.) Die erste Steuerieder ist grolsentheils weils, die hintern Schwungfedern sind rostfarben eingefafst; der Schnabel ist mit- telgrofs, der Scheitel bogenförmig, Ihre Länge beträgt 6° 3" bis 8 und ihre Breite 9" 34 bis 9", Das Männchen im Frühjahre, Der Oberkörper fahl aschgrau, rostgrau überflogen, der weilse Unterkörper an der Oberbrust rosen- rothgrau. Das Weibchen ist auf dem Oberkör- per rostgrau, auf dem Unterkörper schmuzigweifs, Ihm ähnlich sind die Jungen und die Herbst- vögel, allein sie haben breite rostfarbige Ränder an den Flügeln. Sie bewohnt die Hecken und Laubhölzer Deutschlands, ist sehr unruhig, frifst Insekten, Johannis- und Faulbeeren, und legt 4 bis 5 Eier, deren Grund vom Weils bis zum Grüngrau abändert, und deren Flecken grau, braun oder schwärzlich sind, 27 * 420 2) Die grauliche Heckengrasmücke, Cur- ruca cineracea, Br. (Sylvia cinerea, Lath., Mot. cinerea, Linn. N. W. Il. ’Th. Taf. 78, 1.) Die erste Steuerfeder ist grolsentheils weils, die hiuntern Schwungfedern sind rostfarben eingefalst; der Schnabel ist klein, der Scheitel äufserst hoch. Sie hat mit Nr. 1 die Gröfse und Zeichnung gemein, aber der Oberkörper des Frühlings- männchens ist oft mehr rostgrau überflo- gen, die Oberbrust zieht weniger ins Ro- senrothgraue, der Schnabel ist viel kür- zer und der Scheitel auffallend hoch. Sie lebt und brütet in hiesiger Gegend, ähnelt in dem Betragen, der Nahrung und Fortpflanzung der vor- hergehenden, hält sich aber in Schwarzhölzern, wo Fichten und Kiefern gemischt stehen, auf, und nistet in ihnen. 3) Die rostgraue Heckengrasmücke. Cur- ruca fruticeti, Br. (Sylvia fruticeti, Bechst. *)) Die erste Steuerfeder ist grofsentheils weils, die hintern Schwungfedern sind rost- farben eingefalst, der Schnabel ist grofs, der Scheitel kaum höher als die Stirn. Sie unterscheidet sich von Nr. 1 und 2 durch den längern und viel stärkern Schnabel, den viel plattern Oberkopf, den kürzern, stärkern Fufs, und die nicht rosenroth- grau, sondern graugelblich angeflogene Oberbrust. Sie wohnt nördlicher als die vor- *) Ob ich gleich früher gezeigt habe, dafs Bechstein un- ter diesem Namen die Herbstvögelder Heckengrasmücken aufführt: behalte ich ihn doch hei, um keinen neuen Namen ohne Noth zu gebrauchen, 421 hergehende, kommt bei Kiel vor, zieht im Sep- tember, selten im April einzeln durch die hiesige Gegend, und hat die Sitten mit Nr. 1 gemein. 4) Die grauküpfige Heckengrasmücke. Cur- ruca caniceps, Br. (S. cinerea, Lath., Mot. cinerea, Linn.) Die erste Steuerfeder grofsentheils weils, die hintern Schwungfedern rostfar- ben eingefalst, der Schnabel klein, der Scheitel kaum höherals die Stirn. Sie ist allen 3 vorhergehenden ähnlich, aber schöner gezeichnet, Das [rüjahrsmännchen hat einen ächt aschgrauen Kopf und ein schönes mattes Rosenroth an der Brust. Von Nr.1 und 2 unterscheidet sie sich durch den platten Kopf und von Nr. 3 durch den kleinen Schnabel. Sie kommt einzeln im April in der hiesigen Ge- gend vor, lockt und singt fast wie die vorherge- henden, und ähnelt ihnen im ganzen Wesen. FÜNFTE FAMILIE. Kl äppersrasm ücken. Currucae garrulae. -» Ihr Schnabel ist ziemlich klein, beson- ders dünn, der Schwanz mittellang, die Ste Schwungfeder die längste, der ganze Unterkörper weils, Sie halten sich in dichtem Gebüsch der Nadel- wälder, Laubhölzer und Gärten auf, locken tack tack und lassen ihren zwitschernden und klap- pernden Gesang von Zweig zu Zweig hüpfend und sitzend hören, mausern sich jahrlich zweimal, und bauen kleine, flache, dünne Nester. Ihre 4 bis 7 Eier sind weils, ölfarben- und braungelleckt, 422 4) DieFichtenklappergrasmücke. (Müller- chen.) Curruca garrula, Briss. ($. curruca, Lath., S. garrula, Bechst., Mot. curruca, Linn.) Der Oberkopf aschgrau, die Kopflsei- ten dunkler, die äufserste Steuerfeder weilslich mit einem dunkeln Schafte; der Schnabel gestreckt, der Scheitel kaum hö- her als die Stirn, Sie milst 6‘ bis 6" 2" in der Länge und 8" 6 bis 8" in der Breite. Der Kopf ist aschgrau, der übrige Oberkörper tiefgrau, der Flügel und Schwanz grauschwarz, der Unterkörper weils. Bei den Jungen sind die Farben unrein. Sie bewohnt die dichten Fichtenbüsche Deutschlands, geht aus ihnen auch auf die Bäume, ist sehr munter, frifst Käfer- chen und Hollunderbeeren, und nistet in Fichten dickichte; ihre Eier wie oben. 2) DieDornklappergrasmücke. Curruca du- metorum, Br. (Sylvia dumetorum, Lath., Mot. dumetorum, Linn. N, W. 1]. Th. Taf. 77, 3.) Der Oberkopf aschgrau, die Kopfsei- ten dunkler, die äufserste Steuerfeder weilslich mit dunkelm Schafte, der Schna- bel kurz, der Scheitel ziemlich hoeh. Sie ist kaum kleiner als die vorhergehende, hat aber einen weit kürzern Schnabel und viel höhern Scheitel. Sie lebt in den Büschen, besonders in den Dorn- und Stachelbeerbüschen der Gärten, seltner in den Laubhölzern, und hat in dem Betragen, der Nahrung und Fortpflanzung grofse Achnlichkeit mit Nr. 1. 5) Die kleinschnäblige Klappergrasmücke, Curruca molaria, Bre. (S. garrula, Bechst., S, curruca, Lath., Mot. curruca, Linn. Die äulserste Steuerfeder weifslich mit 423 dunkelm Schafte, der Oberkopf und die Kopfseiteu aschgrau, der Schnabel sehr klein, der Scheitel ungewöhnlich hoch. Sie ist merklich kleiner als Nr. 1 und 2, hat einen viel kleinern, dünnen Schnabel, sehr hohen Scheitel und um 4“ kürzern Schwanz, und zieht im April und September durch Mittel- deutschland, brütet wohl nicht bei uns, und hat das Betragen und die Nahrung mit Nr. 1 und 2 gemein. Naumann führt bei den Grasmücken Cur- . ruca orphea (Sylvia orphea) als deutschen Vogel auf; aber sie hat noch kein deutsches Bürgerrecht erlangt, und ist deswegen von mir hier weggelas- sen worden, Sechzehnte Sıppe Laubvogel. ZPhyllopneuste, Meyer *). Der Schnabel schwach, an der Wurzel etwas breit, dann pfriemenförmig, voru zusammengedrückt. Die breit ritzartigen Nasenlöcher oben mit einer Haut; das Auge mittelgrofs, die Fülse mittellang, schwach mit einer Verbindung zwischen deräulsern und mittlern Zehe, an den Sohlen gelb- lich; der Flügel, in welchem die äöte der 19 Schwungfedern allein, oder die 3te und 4te, oder die Ste, 4te und 5te über die an- dern vorstehen, mittel- oder ziemlich lang; der mittellange Schwanz schwach aus- geschnitten. Der Körper gestreckt und *) Von Meyer als Familie der Sänger aufgeführt, Siehe dessen und Wolfs Taschenb. d, deutsch. Vögelk, III. Th. S. 9. 424 schlank; der innere Bau wie bei den an- ‘dern Sängern; die Befiederung locker; die Hauptfarbe oben grünlich, oder graulich- oder bräunlichgrün, unten gelblichweils oder weils, und durch die Augen mit ei- nem tiefgrauen Streifen. Sie leben auf Bäumen und in Büschen der Laub- und Nadelwälder, Gärten und aller baum- reichen Orte hoch nördlich hinauf — auch in Grön- land hat man eine Art entdeckt — und weit süd- lich herab, sind sehr unruhig, tragen beim Hüpfen den Leib wagerecht, und bewegen den Schwanz oft langsam niederwärts, haben einen einfachen, kurzen Gesang, mausern sich jährlich zweimal, fressen vorzüglich Käferchen, welche sie von den Blättern und aus den Blüthen ablesen, oft auch wie die Fliegenfänger aus der Luft wegfangen, und bauen auf oder niedrig über dem Boden schöne, meist backofenförmige Nester, in denen 5 bis 8 weilse, röthlich- oder braunrothgefleckte Eier lie- gen, die das dem Männchen gieich gefärbte, bei mehrern Arten kleinere Weibchen allein ausbrü- tet.. Die Jungen sind den Alten ziemlich ähnlich gezeichnet, ERSTE FAMILIE Schwirrende Laubvög el. Phyllopneustae si- billatrices. Der Schnabel breit und niedrig, die Flügel, in denen die Ste Schwungfeder die längste ist, lang und breit, der Schwanz breit; der Oberkörper schön grünlich. Sie haben einen schwirrenden Gesang, welchen sie von einem Baume zum andern flatternd anfın- 425 en, und sitzend vollenden, sind fast immer auf Rn. kommen nicht in das Rohr und sind nach den Geschlechtern in der Grölse kaum verschieden, Sie leben nur in Wäldern, nisten auf die Erde, und füttern das backofenförmige Nest mit Gras- halmen aus, 1) Derschwirrende Fichtenlaubvogel, (Grü- neLaubvogel.) PAyllopneuste sibillatrix, Boje. (Sylvia sibillatrix, Bechst. N. W. 1. Ausg. 1. Th. Taf. 35, 75.) Der kleine Schnabel wird vor den Na- senlöchern zuschmal, als dals er ein Dreieck bilden könnte; der ganze Oberkopf ist stark gewölbt. | Er milst 5" 2" bis 7"' in der Länge und 9" bis 9" 6'' in der Breite. Der Oberkörper ist dun- kelzeisiggrün mit einem gelben Strich über dem Auge, schwarzgrauen, grüngesäumten Schwung- und Steuerfedern, der weilsgelbe Unterkörper auf dem Bauche weils. Bei den Jungen ist der Ober- körper olivengrüngrau, der Unterkörper fast ganz weils. Er bewohnt die Nadelwälder, besonders solche Stellen, wo einzelne Buchen stehen, flattert bei seinem wie ssss rrrrrrr hoid, hoid, hoid klingenden Gesange von einem Baum zum andern, frifst Käferchen und Räupchen, und legt 5 bis 6 weilse, rothbraungepunktete Eier. 2) Der grofsschnäblige schwirrende Laub- vogel. (Grüne Laubvogel.) PAyllopneuste megarhynchos, Brehm. N. W.Ill. Th, Taf. 80, 2.) Der gestreckte Schnabel bildet von oben angesehen ein Dreieck; der Scheitel ist sehr hoch. 426 Er ist etwas kleiner als Nr, 1 und unterschei- det sich von ihm: 1) durch den grofsen, vor den Nasenlöchern nicht zusammengedrück- ien und deswegen ein ächtes Dreieck bil- denden Schnabel, und 2) den sehr hohen Scheitel, lebt in Laubhölzern, besonders in den deutschen Eichenwäldern, und hat die Sitten, die Nahrung und Fortpflanzung mit Nr, 1 gemein, 3) Der nordische schwirrende Laubvogel. (Grüne Laubvogel.) PAyllopneuste sylvicola, Br. (S. sylvicola, Lath.) Der etwas kurze, aber breite Schnabel bildet von oben angesehen ein Dreieck; der Oberkopf ist sanft gewölbt, Er hat mit Nr, 1 den kleinen und mit Nr.2 den dreieckigen Schnabel gemein; aber eben dieser Schnabel ist viel breiter als bei Nr. 1 und viel kürzer als bei Nr. 2, und von beiden unterscheidet er sich noch dureh den sanft gewölbten Kopf. Er wandert durch die hiesige Gegend, scheint schon auf Rügen zu brüten, und hat in dem Betragen, Gesange und der Nahrung grolse Aechnlichkeit mit den vorhergehenden. ZWEITE FAMILIE. Flötenlaubsänger. Pyllopneustae musicae, Der kleine Schnabel ist vor den Nasen- löchern sehr zusammengedrückt, die Flü- gel, in denen die äte und 4te Schwungfeder die längsten sind, etwas lang, der Schwanz ist mittellang, der Oberkörper olivengrau- grün, olivengrüngrau oder olivengrau. Sie haben einen kurzen, aber tlötenden, schö- 427 nen Gesang, halten sich auf Bäumen und in Bü» schen der Laub- und Nadelhölzer, Gärten und baumreichen Orte auf, besuchen das Rohr nur zu- weilen, hüpfen aber nicht selten auf dem Boden im Grase herum, und bauen ihr backofenförmiges, mit Federn ausgefüttertes Nest auf die Erde, Das Weibchen ist merklich kleiner als das Männchen. 1) Der Baumlaubsänger. PAyllopneuste arbo- rea, Br, (S. arborea, Br., S. filis, Bechst.) Der Schnabel sehr gestreckt, an der Wurzel breit, vor den Nasenlöchern plötz- lich schmal, der Oberkörper olivengrau- grün oder olivengrüngrau, der Scheitel wenig höher als die Stirn, Er ist 5% 7'" bis 9 lang und 8" 6" bis 9% breit. Der Oberkörper ist olivengraugrün, abge- schossen olivengrüngrau, endlich olivengrau, über dem Auge ein gelblicher Streif, der Unterkörper weils, bis zur Brust gelblich überflogen. Im Herb- ste ist der Oberkörper ‘grüner und der Unterkör- per gelber als im Frühjahre. Die Jungen sind oben olivengrüngrau, unten graugelblich überflogen, Er bewohnt die deutschen Nadelhölzer, besonders solche, wo Kiefern und Fichten unter einander stehen, liebt mittelhohe Bäume, besucht auf dem Zuge auch Laubbäume, singt sehr stark und ange- nehm, frifst Käferchen und andere Insekten, baut in das Moos, und legt 5 bis 7 milchweilse, röth- lichgefleckte Eier. 2) Der Gartenlaubsänger. (Fitis- oder Wei- denlaubsänger.) PAyllopneuste fitis, Br. (Syl- via fitis, Bechst. N. W. II. Th. Taf. 80, 53.) Der Schnabel wenig gestreckt, schmal, der Oberkörper olivengrangrün oder oli- 428 vengrüngrau. Der Scheitel merklich hö- her als die Stirn. Er ist etwas kleiner als Nr, 1, und zeichnet sich vor ihm durch den kleinen, schmalen Schnabel und den höhern Scheitel aus. Er bewohnt die Gärten und mit Laubbäumen besetz- ten Orte, liebt besonders Birkenwälder, und ähnelt in dem Gesange, Betragen, der Nahrung und Fort- pflanzung dem vorhergehenden. 3) Der graurückige Laubsänger. (Birken- laubsänger.) PAyllopneuste acredula, Br, (Motacilla acredula, Linn.) Der Schnabel sehr dünn und gestreckt, der Oberkörper olivengrau, der Scheitel wenig höheraals die Stirn. Er hat mit den vorhergehenden Gröfse und Gestalt gemein, weicht aber in der Zeichnung sehr ab. Frühjahrskleid. Der Oberkörper ist oli- vengrau, fast graubraun, ohne allen grünen Ueberflug, an den tiefgrauen Schwung - und Schwanzfedern mit grauen Federrändern, über den Augen mit einem weilsen Streif, der Unterkörper weils, bis zur Brust etwas grau überflogen, ohne alle Spur von Gelb. Im Herbste zieht der Oberkörper etwas ins Olivengraugrüne, und der Unterkörper hat einen ganz blafsgelben Ueberflug. Dieser Vogel steht in der Zeichnung der PAyllo- pneuste Nattereri viel näher als der Ph. fitis. Er scheint nördlich zu wohnen, wandert, obgleich ziemlich selten, im April und September durch die hiesige Gegend, und hat die Sitten und die Nah- rung der vorhergehenden. 429 4) Der hochköpfige Laubsänger. (Fitislaub- sänger.) Phyllopneuste trochilus, Br. (Sylvia trochilus, Br., Mot. trochilus, Linn.) Der Schnabel kurz, hinten etwas breit, der Oberkörper olivengraugrün, der Schei- tel ungewöhnlich hoch. Er hat Jie Grölse und Zeichnung von Nr. 2, unterscheidet sich aber von allen vorhergehenden durch den sehr hohen Scheitel, welcher buckelartig über die Stirn vorragt. Er be- wohnt das östliche Deutschland, lebt bei Wien, und erscheint hier nur im April und September auf dem Zuge, ähnelt aber in seinem ganzen We- sen den nahen Verwandten. DRITTE FAMILIE Berglaubvögel. Phyllopneustae montanae. Die Gestalt des Schnabels, Flügels und Schwanzes wie bei der zunächst vorherge- henden Familie, der Unterkörper aber ist blendendweifs. Sie bewohnen die Gebirge oder bergigen Gegenden, haben einen unmelodischen Ge- sang, und sind nach dem Alter, der Jahreszeit und dem Geschlechte wenig verschieden. Sie bauen ihre oben offenen, inwendig mit Grashalmen ausgefüt- terten Nester auf die Erde, und wohnen südlich von uns. Der deutsche Berglaubvogel. PAyllopneuste montana, Brehm. (Sylvia Nattereri, Horn- schuch.) Der Unterrücken und Bürzel zeisig- grün, der Unterkörper reinweils. 450 Seine Länge beträgt 5" 3" und seine Breite 8"; er ist also etwas kleiner als die Gartenlaubsän- ger. Das Frühlingskleid. Der hornfarbige Schnabel ist an der Unterkinnlade horuweifßslich, der Fuls hellbräunlich, der olivengraue Oberkörper hat einen weilsen Strich über den Augen, einen zeisiggrünen UÜnterrücken und Bürzel, und solche Kanten an den grauschwarzen Schwung- und Steuer- federn; der Unterkörper ist blendendweils, Das Weibchen ist kaum kleiner als das Männchen, Bei den Jungen ist der Schnabel an beiden Kinn- laden dunkelgefürbt, der Fufs bleifarben, und die grüne Einfassung der Schwung - und Steuerfedern breit. Der Leser verdankt diese Beschreibung den erfolgreichen Bemühungen des Herrn Professors Dr. Hornschuch, welcher diesen Laubvogel auf sei- ner Reise nach Tyrol auffand und beobachtete, Er hält ihn für die ächte Sylvia Nattereri und aller- dings hat er mit ihr mehr Aehnlichkeit als mit irgend einem andern Laubvogel, allein er ist etwas gröfser, und sieht auf dem Oberkörper nicht graubraun, sondern olivengrau aus. Auch ist es nicht wahrscheinlich, dafs ein und dieselbe Art Laubsänger bei Algesiras in Spanien und in Tyrol leben sollte. Er bewohnt den Fufs der Al- pen, lebt da auf Erlen, Lerchenbäumen und in Haselgebüsch, ist vorsichtig und nach bemerkten Nachstellungen schr scheu, lockt hoid, singt ei- genthümlich und nur entfernt ähnlich den grauen Laubvögeln, frilst Käferchen, Räupchen und an- dere Insekten, und baut sein niedliches, oben offe- nes, 4 bis 6 Eier enthaltendes Nest wie die Hai- delerchen in tiefes Gras. 451 VIERTE FAMILIE Graue Laubvögel. Phyllopneustae griseae, Der Schnabel ist dünn und schwach; in dem mittellangen Flügel sind die Ste, 4te und döte Schwungfeder gleich lang; die Hauptfarbe ist grau. Sie bewohnen die Nadel- und Laubhölzer, be- suchen aber auf dem Zuge die Gärten, andere baum- und buschreiche Orte, und die Rohrteiche, haben einen unmelodischen Gesang, bleiben am längsten bei uns, sind sehr unruhig, ziemlich scheu, nach dem Geschlechte in der Gröfse merklich, nach dem Alter und der Jahreszeit etwas verschieden; fressen Insekten, ihre Larven und Eier, und bauen ein mit Federn ausgefüttertes, backofenförmiges Nest etwas über dem Boden in dichtes Gebüsch oder auf denselben. Ihr Gesang klingt fast wie tilltell tilltell tilltelltelltelltell rrr, mit geringer Ab- änderung nach den Arten. 1) Der graue Waldlaubvogel. Phyllopneuste sylvestris, Br. (S. sylvestris, Meisner, Mot. rufa? Linn.) Der Schnabel ist sehr gestreckt, hin- ten weit, vorn breit, der Scheitelkaum hö- her als die niedrige Stirn. Seine Länge beträgt 5" 3'" bis 6" und seine Breite 8" 2'" bis 8". Im Frühbjahre ist der Ober- körper olivengrüngrau, an dem Flügel und Schwanze schwarzgrau, über dem Auge mit einem gelblichen Streif, der Unterkörper weilslich gelblichgrau mit gelben Streifchen. Im Herbste ist der Oberkör- per olivengrün, gelblich überflogen, der Unterkör- per weilsgelb, grau überflogen und mit gelben Streif- 452 chen besetzt. Die Jungen haben einen oliven- grauen Ober- und gelblichgrauen, am Bauche weils- lieben Unterkörper. Er bewohnt die deutschen Fichtenwälder, besonders solche, in denen einzelne Tannen stehen, kommt hier und in der Schweiz vor — der selige Meisner entdeckte ihn bei Bern und übersandte mir ihn — ist scheu, frifst Käfer- chen, Fliegen, Räupchen, Insektenlarven und ihre Eier und baut sein schönes, 4 bis 6 weilse, braun- rothgepunktete Eier enthaltendes Nest in niedriges Fichtendickicht 1 bis 2" über dem Boden. 2) Der einsame graue Laubvogel. Phyllo- pneuste solitaria, Br. (Sylvia et Motacilla rufa auct. N. W. ll. Th. Taf. 80, 4.) Der Schnabel ist sehr gestreckt, der Oberkopf ungewöhnlich gewölbt. Er ist eben so grols, oder etwas gröfser als Nr. 1, und zeichnet sich vor ıhm und den beiden folgenden vorzüglich durch den schon auf der Stirn gewölbten, auf dem Scheitel sehr ho- hen Kopf aus; von diesen unterscheidet er sich auch noch durch den gröfsern Schnabel und Körper. Er bewohnt die Laubhölzer, kommt häufig bei Wien, in meinen Umgebungen nur auf dem Zuge vor, hat die Sitten und die Nahrung mit Nr. 1 gemein, nistet aber auf dem Boden im Geniste oder Gestrüppe, und legt 4 bis 6 weilse, braunrothgepunktete Eier. 3) Der graue Fichtenlaubvogel, PAyllopneu- sie pinetorum, Br. (Sylvia rufa, Lath., Mot. rufa, Linn.) Der Schnabel ist gestreckt, schmal, der Scheitel merklich höher als die sanft auf- steigende Stirn. 435 Er ist kleiner als die vorhergehenden, nur 5" bis 5" 3'" lang und 7" 4 bis 11 breit — sein Männchen ist kaum oder nicht gröfser als das Weib- chen von Nr. 2 — und von ihm und von Nr. 1 durch den schmälern und kürzern Schna- bel und durch den zwischen beiden mitten inne stehenden Schädel verschieden. Sein Aufenthalt sind die Fichtenwälder unseres Vater- landes, die er nur auf der Wanderung oder bei schlechter Frühlingswitterung verläfst. Er ist sehr scheu, frilst Insekten, ihre Larven und Eier, baut in niedriges Fichtendickicht stets über dem Boden, und legt 5 bis 6 weilse, rothbraungepunk- tete Eier. 4) Der kurzschnäblige graue Laubvogel. Phyllopneuste rufa, Br. (S. rufa, Lath., Mot. rufa, Linn.) Der Schnabel ist kurz, der Scheitel viel höher als die stark aufsteigende Stirn, Er ist noch etwas kleiner als der zunächst vor- hergehende — nur 4" 11'" bis 5" 2 lang, und 7" 2% bis 9" breit — also der kleinste deutsche Laub- vogel und zeichnet sich vor allen durch den kurzen Schnabel, Kopf und Schwanz und den kleinen Körper aus. Besonders merk wür- dig ist die geringe Gröfse des Weibchens. Er wohnt wahrscheiulich nördlich von hier, erscheint nur zuweilen bei uns auf dem Zuge im April. und September, und hat die Sitten und die Nahrung mit den vorhergehenden gemein, 28 434 Siebzehnte Ban Bastardnachtigall. Zippolais, Brehm. Der Schnabel grofs, sehr stark und breit, von oben angesehen ein Dreieck bildend, an denSchneiden scharf, doch kaum merk- lich eingezogen; die kleinen eirunden Na- senlöcher oben mit einer Haut bedeckt; das Auge mittelgrofs, an dem mittellangen, etwas starken, geschilderten Fufse sind die äufsere und mittlere Zehe hinten zu- sammengewachsen; von den 19 Schwung- federn des langen und breiten Flügels ragt die 3te über alle andern vor; der mittel- lange Schwanz ist etwas ausgeschnitten; der Körper verhältnifsmälsig, der Rachen und die Speiseröhre weit, die Luftröhre sehr ausgebildet, der übrige innere Bau wie bei den andern Sängern, die Belfiede- rung etwas locker, der Oberkörper oliven- farbig, der Unterkörper gelblich. Die Bastardnachtigallen sind bisher unter den Laubvögeln fast allgemein aufgeführt wor- den; aber mit Unrecht. Sie haben von diesen nichts als die Farbe; denn ihr Schnabel ist viel gröfßser und stärker, dem mancher Rohrsänger nicht unähnlich, ihr Körper gedrungener, und ihr Fuls dicker, ihre Lebensart mehr grasmückenartig, ihr Gesang unendlich mannichfallig, ganz anders als der einfache der Laubvögel, und ihr Nest nicht backofenförmig und niedrig, wie bei den meisten Arten von diesen, sondern sehr künstlich, oben offen, so schön als bei den Schilfsängern und ziemlich hoch, auch ihre Eier sind ganz auders 435 als die der Laubvögel gezeichnet. Alle diese Verschiedenheiten nöthigen den Naturforscher, die Bastardnachtigallen als eine eigne Sippe auf- zuführen. Sie sind ächte Sommervögel, welche spät ankommen und bald wegziehen, die Laubhöl-, zer, Gärten und andere busch- und baumreiche Orte, doch nicht die Nadelwälder bewohnen, sich jährlich zweimal mausern, im Frübjahre schöner als im Herbste, aber nach dem Alter und Geschlechte wenig in der Zeichnung verschieden sind, einen vortrefflichen, sehr abwechselnden Gesang haben — daher ihr Name — Käferchen und Insekten fres- sen, und ihr kunstvolles weilsliches, 4 bis 5 rosen- rotbgrau-schwärzlichgepunktete Eier enthaltendes Nest in das Gebüsch bauen. In der Gefangenschaft sind sie sehr zärtlich, und leben in ihr am läng- sten in Gesellschaft ihres Gleichen. Das Weib- chen ist wenig kleiner als das Männchen. 1) DiehochköpfigeBastardnachtigall. Aip- polais alticeps, Br. .($. hippolais, Lath., Mot. hippolais, Linn. N. W. II: Th. Taf. 80, 1.) Der Schnabel gestreckt, der Scheitel sehr hoch. ‚Sie milst 6" 2" bis 6" in der Länge und 9" 44 bis 10% 8% jn der Breite. Frühlingskleid. Der Oberkörper: ist olivengrüngrau, die grauschwarzen Schwung- und Steuerfedern gelbgrün gekantet, der Augenliedrand, die Stelle vor ihm und der Unter- körper hochschwefelgelb. Im Herbste ist der Oberkörper olivengrau, und der Unterkörper schwe- felgelb. Bei den Jungen sind diese Farben sehr blafs. Sie bewohnt die Laubhölzer, Gärten und laubtrageuden Gebüsche Deutschlands, singt vor- trefflich, ist gern hoch auf Bäumen, scheu und 25 * 436 flüchtig, und frifst vorzüglich Käferchen. Ihr Nest und ihre Eier sınd wie oben. 2) Die mittlere Bastardnachtigall. Zippo- lais media, br. (S. hippolais, Mot. hippolais, Linn. N. W. 1. Ausg. I. Th. Taf: 41, 91.) Der Schnabel ist kurz, der Scheitel merklich höher als die Stirn, Sie unterscheidet sich von den nahen Verwand- ten: 1) durch den bedeutend kürzern Schna- bel, und 2) den etwas gewölbten Kopf, des- sen Scheitel niedriger als bei Nr. 1, aber höher als bei Nr. 3 ist. Sie wandert durch Mitteldeutsch- land, kommt bei Kiel vor, und scheint nördlicher als Deutschland zu wohnen. In Sitten und Nah- rung ähnelt sie der vorhergehenden. 3) Die plattköpfige Bastardnachtigall. Zip- polais pluniceps, Br. (S. hippolais, Lath., Mot. hippolais, Linn.) Der grofse Schnabel schwach bogen- formig, der Oberkopf sehr platt. Sie unterscheidet sich von Nr. 1 und 2 durch den sanft bogenförmigen Schnabel und den platten Oberkopf, auf welchem der Scheitel kaum höher als die Stirn ist. Von Nr. 2 weicht sie schon durch ihren grofsen Schna- bel sehr ab. Sie erscheint in der letztern Hälfte des Mai und im August im mittlern Deutschland, brütet wahrscheinlich nicht in unserer Gegend, singt fast noch schöner als die vorhergehenden. und’ hat das Betragen und’ die Nahrung mit ihnen gemein. 457 Achtzehnte Sippe. Schilfsänger. ' Calamoherpe, Boje *). DieStirn ist gestreckt und niedrig, die starken, mittellangen Füfse haben grofse gekrümmte Nägel, in dem kurzen, abge- rundeten Flügel sind die vordern der 19 Schwungfedern säbelförmig, und die 2te oder die Ste, oder beide stehen über die an- dern vor; der mittellange Schwanz ist ab- oder zugerundet, oder stufenförmig; der Leib sehr schlank, der Schnabel verschie- den gestaltet, drosselartig, oder stark pfrie- menförmig. Das mittelgrofse Auge bei vie- len mit erzfarbigem Stern; der innere Bau wie bei den Laubvögeln, der Rachen gelb; die äulsere und mittlere Zehe hinten zu- sammengewachsen. Die Schilfsänger verbinden sich durch die Sumpfschilfsänger mit den Bastardnachti- gallen, was sich sogar im Gesange zeigt, und durch dieHeuschreckenschilfsänger mit den Grasmücken, was nicht nur aus der Gestalt, son- dern auch aus der Aehnlichkeit der Eier und Ne- ster von Curruca cinerea und Calamoherpe locu- stella hervorgeht. Durch die gelblich gezeichne- ten, d. h. durch die der letzten Familie schliefsen sie sich an die Pieper an. Sie bewohnen die rohr-, schilf-, riedgras- und buschreichen Gewäs- ser, und die auf feuchtem Boden stehenden Laub- hölzer, wandern alle, bleiben nur kurze Zeit in Deutschland, sind weit verbreitet, fehlen aber der neuen Welt, und haben viel Eigenthümliches in ihrem Wesen. Sie klettern mit grolser Geschick- +) Von Kalayos, Rohr und row, kriechen, 438 lichkeit an den Zweigen und Schilf- oder Rohr- stengeln hinauf und herab, verbergen sich bei dro- hender Gefahr sehr sorgfältig, sind scheu und sehr unruhig, singen eigenthümlich, einige des Nachts, viele mannichfaltig, manche ahmen auch andere Vögelstimmen nach, sind ungeachtet ihrer doppel- ten Mauser nach der Jahreszeit wenig, nach dem Geschlechte nicht und nach dem Alter unbedeutend verschieden, nähren sich nur von Insekten und ih- ren Larven, welche sie von den Blättern wegfan- gen, auch zuweilen aus der Luft wegschnappen, bauen fast alle künstliche und tiefe Nester, und brüten zum Theil gemeinschaftlich. Es gibt viele Arten, von denen mehrere einander äulserst ähn- lich sind; denn die Zeichnung der verschiedenen Abtheilungen hat etwas Eigenthümliches, ERSTE FAMILIE, Grasmückenartige Schilfsänger. Calamo- herpae currucis similes, Die Fülse sind etwas schwach, die Nä- geldünn und wenig gekrümmt, der Augen- stern braun, die 2te oder Ste Schwungfe- der ist die längste, der Schwanz stufen- törmig, der Kropf gefleckt. Sie bewohnen die Gebüsche, haben einen heuschreckenartigen Ge- sang, und bauen tiefe Nester, welche denen der Curruca cinerea ähnlich sind. Sie verbinden die Rohrsänger mit den Grasmücken. Der Flufsschiltsänger. Calumoherpe fluvia- tilis, Boje. (S. fluviatilis, Wolf. N. W. 11. Th. Lat. 83,1 Die weifsliche Kehle stark grauge- tleckt, die ülfarbigen Unterschwanzdeck- federn haben weilse Spitzen. 439 Er milst 6” 6'" in der Länge und 9'' 9." bis 10" 6" in der Breite. Der ganze Oberkörper ist olivengrüngrau, der weilsliche Unterkörper auf der Oberbrust und den Seiten grau, an der Kehle und dem ganzen Vorderhalse olivenfarben gefleckt. Im Herbste ist der Oberkörper grüner als im Früh- jahre. Er bewobnt die Ufer der Donau bis Wien und noch weiter herauf, ist im miltlern Deutsch- land sehr selten, singt stark, wie die grüne Heu- schrecke, ist sehr scheu, frilst Fliegen, Käfer und dergl., und legt wahrscheinlich 4 bis 5 grauröth- lichweifse, röthlichaschgrau- und ölbraungelleckte Eier. 1) Der Heuschreckenschilfsänger. Calamo- herpe locustella, Boje. (Sylvia locustella, Lath. DM VW Hl. Ih. Tal.85, 2, 3.) Der Schwanz ist einfarbig, die weils- liche Kehle ungefleckt, der gerade Schna- bel mittellang und mittelstark. Die Un- terschwanzdeckfedern mit schwarzbrau- nen Schaftstreifen. Er ist 5" 9 bis 6° Jang und 8" 2" bis 5" breit. Der Oberkörper ist ölgrau oder olivengrau mit schwarzbraunen Längeflecken, über dem Auge mit einem weilslichen Streif, der weilsliche Unter- körper auf dem Kropfe und an den Seiten grau- lich mit dunkeln Längestreifchen. Im Herbste zieht der Unterkörper etwas ins Gelbliche und bei den jungen Herbstvögeln fehlen die Streifehen am Unterkörper. Er bewohnt die an Dornbüschen reichen, feuchten Laubhölzer, die mit Gebüsch be- wachsenen Teichufer Norddeutschlands, verbirgt sich geschickt, singt schwirrend wie die grüne Heu- schrecke, zur Brutzeit bei Nacht, frifst Mücken, 440 Fliegen und Käferchen, nistet in dichtem Dornge- büsch, und legt 4 bis 5 grünlichweilsgraue, oliven- grüne, ölfarben- und schwärzlichgefleckte Eier. 2) Der dünnschnäblige Schilfsänger. Ca- lamoherpe tenuirostris, Br. (Sylvia locustella? auct.) Der Schwanz ist einfarbig, die weils- liche Kehle graugefleckt, der Schnabel sehr lang und dünn, die Unterschwanz- deckfedern mit braunen Schafttstreifen. Er ist wenig kleiner als der vorhergehende, 5" 8" bis 6" lang und 7" 10" bis 8" breit, ähnelt ihm in der Zeichnung, weicht aber in Folgendem ab: 1)treten die dunkeln FleckendesOber- körpers weniger deutlich hervor und der lichte Streif über dem Auge ist kaum an- gedeutet; 2)ist der Unterkörper weit mehr grau überflogen, so dafs selbst die Kehle durch dunkle Spitzenflecken graugetupft erscheint; 3) ist der Scheitel weit höher als bei Nr. 1 — er steht buckelartig über die Stirn vor — und 4) ist der Schnabel ganz an- ders. Bei Nr. 1 ist er ein gewöhnlicher etwas gestreckter Sängerschnabel, bei Nr. 2 aber ist er äufserst Jang und dünn, schwach bogenförmig, nähert sich enem Baumläuferschnabel, und zeichnet den Vogel vor allen deutschen Sängern aus. Er lebt nördlich oder nordöstlich von Mittel- deutschland, und wandert höchst selten durch die hiesige Gegend, — ein Männchen wurde im Septem- ber 1826 bei Kahla an der Saale gefangen — ist sehr lebhaft, und ähnelt in den Sitten den nahen Verwandten. 441 ZWEITE FAMILIE Aechte Schilfsänger. Calamoherpae proprie sic dictue, Die Fülse sind stark, die Nägel grofs und sehr gekrümmt; der Augenstern ist erzfarbig, die 3te Schwungfeder allein oder mit der 2ten die längste vonallen; der Schwanz ab- oder zugerundet, das ganze Gefieder ungefleckt, auf dem Ober- körper öl- oder olivengrüngrau, auf dem Unterkörperrost- oder graugelblichweifs. Sie leben fast alle im Rohre, oder an mit Rohr und Gebüsch 'bewachsenen Stellen, kommen alle im August ins Rohr, sind sehr unruhig, haben ei- nen sehr mannichfaltigen Gesang, den sie oft des Nachts hören lassen, locken rrrr, und bauen tiefe, äulserst künstliche, zwischen Rohr- oder andere Stengel oder Zweige angebrachte Nester, 1) Der drosselartige Schilfsänger. Cala- moherpe turdoides, Boje. (Sylvia turdoides, Meyer. Turdus arundinaceus, Linn. N. W., 22 Th, Tal. ‚81, 1.) Der drosselartige Schnabel sehr ge- streckt, mittelhoch, sanft bogenförmig, die Stirn ganz niedrig, der Scheitel sehr hoch; Länge 9" bis 9" 6". Er milst 12” 5" 'bis 8" in der Breite. Der Oberkörper ist ölgrau, an den Schwung- und Steuerfedern tiefgrau, der Unterkörper rostgelb- lichweifs. Die Jungen und Herbstvögel sind auf dem Oberkörper ölfarbiger, und auf dem un- tern rostgelber als die Frühlingsvögel. Er be- wohnt die grofsen mit hohem Rohre bewachsenen Teiche und Seen, 2. B. den Eisleber See, ist selır 442 scheu, singt stark und mannichfaltig, besucht auf dem Zuge auch die Laubbüsche, frifst Käferchen und andere Insekten, und legt 4 bis 5 bläulich- weilse oder grüngraue, braunaschgrau- und grün- gefleckte Eier. 2) Der Seeschilfsänger. (Calamoherpe lacu- stris, Br. (S. turdoides, auct., Turdus arundi- naceus, Linn. N. W. 1, Ausg. I. Th. Taf. 46, 103.) Der drosselartige Schnabel ist kurz, die Stirn und der ganze Oberkopf stark- gewölbt; Länge 8" 9" bis 9". Er ist etwas kleiner als der vorhergehende, und ihm ähnlich gezeichnet, allein sein Schna- bel und Kopf ist ganz anders. Der erstere ist kurz, hoch und fast ganz gerade, der zweile nicht blos auf dem Scheitel, sondern schon auf der Stirn erhöht, wodurch der ganze Oberkopf sehr gewölbt erscheint. Er liebt Teiche und Seen, deren Ufer mit hohem Rohr und Erlengebüsch be- wachsen sind, wohnt bei Oberlödla unweit Alten- burg, singt sehr stark, ist ungewöhnlich scheu, und ähnelt in der Nahrung und Fortpflanzung dem vorhergehenden. 3) Der grofse Teichschilfsänger. Calamo- herpe stagnatilis, Br. (S. turdoides, auct., Tur- dus Pe Linn.) Der Schnabel etwas gestreckt, dros- selartig, ziemlich bogenförmig und hoch, derganzeOberkopfplatt; Länge 9" bis 9" 6. Er ist so grofs als Nr, 1, und ihm ähnlich, aber sein Oberkörper ist im Frübjahre mehr grau, weniger ölfarben überflogen als beibeiden vorhergehenden, sein Schna- 445 bel steht in Hinsicht seiner Länge in der Mitte zwischen dem von Nr, 1 und 2, und sein Oberkopf ist viel platter als bei bei- den. Er scheint nicht in Mitteldeutschland zu brüten, besucht unsere Thäler im Mai und August nur zuweilen auf dem Zuge, singt stark und man- nichfaltig, nicht unangenehm, und frilst vorzugs- weise Käfer. 1) Der Erlenschilfsänger. Calamoherpe al- norum, Br. (S. arundinacea, Lath., Mot. arun- dinacea, Linn.) Der drosselartige Schnabel ist sehr ge- streckt und hoch, der Scheitel wenig hö- her als die Stirn; Länge 6" 2" bis 4". Er ist 8" 5" breit und den vorhergehenden in der Gestalt und Farbe ähnlich, aber nur halb so grofs, auch ist sein Schnabel nach Verhält- nifs länger. Er bewohnt die mit Rohr und Er- lengebüsch bewachsenen 'Teichufer, ähnelt in seinem Betragen, Gesange und seiner Nahrung den vor- hergehenden, baut sein tiefes Nest entweder ins Rohr oder in das mit Rohr durchwachsene Erlen- gebüsch, und legt 4 bis 5 weilsliche oder grau- weilse, braun-, grau- und grün-, oft kranzarlig- gefleckte Eier. 2) Der Strauchschilfsänger. Calamoherpe arbustorum, Boje et Brehm. ($. arundinacea, Lath., Mot. arundinacea, Linn.) Der Schnabel äufserst gestreckt, ge- rade und niedrig, die Stirn ganz platt, der Scheitel sehr hoch; Länge 6" 2" bis 4". Er unterscheidet sich von dem vorhergehenden: 1) durch den längern Schnabel, welcher noch überdies ganz niedrig ist, 2) durch 444 die platte Stirn und 3) den sehr hohen Scheitel. Er bewohnt die mit Rohr und Wei- dengebüsch bewachsenen Ufer der Gewässer, ist häufig an der Saale bei Jena, nur an einem Teiche der hiesigen Thäler, singt dem drosselartigen Schilfsänger ähnlich, ist sehr unruhig, *frifst Käterchen, nistet gewöhnlich im Gebüsch, seltner im Robre, und legt 4 bis 5 Eier, welche dem von Nr. 1 ähnlich, aber lichter, und mit einem Kranze dunkler Flecken besetzt sind. 83) Der Rohrschilfsänger. Calamoherpe arun- dinacea, Boje. (S. arundinacea, Lath., Mot. arundinacea, Linn. N. W. II. Th. Taf. 81, 2.) Der niedrige Schnabel sanft bogenför- mig, sehr gestreckt, der Scheitel merk- lich höher als die platteStirn; Länge 6" 3", Er hat mit den beiden vorhergehenden die Gröfse und Farbe gemein, ist kaum kleiner als sie, zeichnet sich aber durch einen niedrigern und etwas bogenförmigen Schnabel, und viel platternScheitel alsNr.2 hat, aus, bewohnt die ächten Rohrteiche, und braucht gar kein Ge- büsch, wie die beiden vorhergehenden, ist sehr unruhig, singt unaufhörlich und wunderbar man- nichfaltig, frifst Käferchen, baut sein Nest in das Rohr, fast immer über das Wasser, und legt 3 bis 5 grünlich- oder grauweilse, ölgrau-, aschgrau- und olivenbraungelleckte Eier. 4) Der Weidenschilfsänger. (Calamoherpe salicaria, Br. (Mot. salicaria, Linn., S. arun- dinacea, auct., S. palustris, auct.) Der Schnabel ziemlich gestreckt, ge- rade, vor den Nasenlöchern hoch, der Ra- 445 chen der Alten hoch orangenfarben, der Oberkörper ölgrau; Länge 6" bis 6" 3", Er hat mit dem Rohrschilfsänger die Grölse und Farbe gemein, unterscheidet sich aber wesentlich 1) durch den Schnabel, welcher kürzer und höher, als bei allen3 zunächst vorhergehenden ist; 2) durch den Rachen. Dieser ist bei allen vorhergehenden, auch bei den alten Vögeln blafsgelb, und auf der Zunge der Jun- gen stehen bis zu ihrem Wegzuge hinten zwei dunkle Fleckchen, bei Cal. sulicaria hingegen ist der Rachen der Alten hoch orangenfarben, und der etwas lichtere der Jungen hat keine dunkeln Fleckchen auf der Zunge. In Hin- sicht des Schnabels steht dieser Vogel gerade in der Mitte zwischen Cal. arundinacea und palustris. Er brütet wahrscheinlich nicht in der hiesigen Ge- gend, besucht sie aber im Mai und August auf dem Zuge, silzt im Frühjahr gern auf Weiden, und singt schöner, als alle vorhergehenden, ist flüchti- ger als Nr. 1, 2 und 3, fängt die Insekten, beson- ders Käferchen oft im Fluge, selbst im Rohre, und geht im August auch in den Hanf. 5) Der Sumpfschilfsänger. (Cal. palustris, Boje. (Sylvia palustris, Bechst. N. W.1l. Th. Tat. 81, 3.) ’ Der Schnabel wenig gestreckt, breit und hoch, der Oberkörper olivengrüngrau, der gelbliche Streif über den Augen kaum bemerkbar; Länge 6' 1" bis 4, Er hat die Gröfse der vorhergehenden, aber sein Schnabel ist kürzer, breiter und hö- her, sein Oberkörper nicht ölgrau, son- dern zieht stets ins Grünliche, und sein 446 Bürzel, welcher bei allen vorhergehenden ins Oel- graue oder Oelfarbige fällt, ist olivenfarben, oder olivengraugrün. Im Herbst- und Ju- gendkleide zieht der Oberkörper etwas ins Hell- olivenfarbige. Er lebt in solchem Gebüsch, wel- ches auf feuchtem Boden steht, und in Hapfäckern, kommt im August auch in das Rohr, singt vor- trefflich, schöner als alle vorhergehenden, zuwei- len auch im August, ist sehr scheu, frifst Käfer- chen, baut zwischen Gras- oder Weidenstengel, und legt 4 bis 6 grauweilse, aschgrau- und ölbraun- gelleckte Eier. 6) Der schön singende Schilfsänger. Cala- moherpe musica, Brehm. (Naumanns Abbildung 1. Ausg. 1. Th. 'Taf. 46, 105.) Der Schnabel gar nicht gestreckt, hoch undbreit, der Oberkörper olivengrüngrau, der gelbliche Streif über dem Auge deul- lich; Länge 6" bis 6" 3", Seine Breite beträgt 8" 6" bis 9" 3%, Seine Farbe ist fat ganz wie bei Cal. palustris, nur et- was grüner, aber sein Schnabel ist viel klei- ner, seinScheitel viel höher, seine Schwin- genspitze merklich kürzer, und derlichte Streif über dem Auge deutlicher. Dies ist der Vogel, welchen Naumann für die erste Aus- gabe seines Vögelwerks abgebildet hatte, dann flie- gen liefs, und für die zweite nicht wieder erlan- gen konnte, Die gute Abbildung hat folgende Feh- ler: 1) ist der gelbe Augenstreif wie bei der unter ihr stehenden Cal. arundinacea zu deutlich, 2) der Rücken zu grün, und die Seite wie der Oberllügel zu rostgelb gehalten; aber dennoch erkennt man den Vogel sogleich. Er scheint nordöstlich von 447 hıer zu wohnen, besucht selten im Anfang des Juni die dichten Haselbüsche der hiesigen Gegend, singt ganz aulserordentlich schön, den Bastardnachtigal- len nicht unähnlich, ist äufserst vorsichtig und scheu, im August zuweilen im Schilfe, wo er sich geschickt zu verbergen weils, und liest die Käfer- chen und andere Insekten von den Blättern ab. 7) Der kleine Teichschilfsänger. (Calamo- herpe piscinarum, Br. (S. arundinacea? auct.) Der Schnabel etwas bogenförmig, we- niggestreckt, der Oberkopfziemlichplatt, derÖberkörperölgrau, Länge 5’ 7" bis 10. Ein seltoer und kleiner Schilfsänger von 8" 14 bis 2" Breite, ıst ın der Farbe und der etwas bogenförmigen Gestalt des Schnabels der Cal. arun- dinacea, in der Kürze des Schnabels der Cal. pa- lustris, ın der Gestalt des Schädels der Cal. al- norum ähnlich, ın der Gröfse aber hinter allen bisher beschriebenen zurück, Unter allen von mir erlegten und untersuchten Schilfsängern kam er mir nur zweimal vor, nämlich am 20. September 1828, wo ein Paar junge Herbstvögel in einem klei- nen, abgelaufenen, . mit Rohr dicht bewachsenen Teiche unserer 'Thäler herumhüpfte, rrrr lockte, sehr scheu war, sich in dichtem Rohre tief über dem Boden hielt, und Insekten fing. Im Magen fand ich zerriebene Käferchen, Insektenlarven und grüne Räupchen; das anderemal schols ich einen im August 1826, im fast reinen Jugendkleide, wor- aus ich schlie[se, dals er nicht weit von hier nistet. 8)Brehms Schilfsänger. Calamoherpe Brehmii, Müller. (Bechsteins Naturgesch. Deutschl. 3 'Th. 5.750, "Taf. 25.) Gestalt und Zeichnung desRohrschilf- A448 sängers; der Schwanz mit einer röthlich- gelben Querbinde. Er hat die Gröfse, Gestalt und Farbe der Cal. arundinacea, zeichnet sich aber von ihr durch eine röthlichgelbe Binde, welche quer über den Schwanz läuft. auf den ersten Blick aus. Er wurde von Bechstein als eine Ausartung der Lathamschen Sylvia arundinacea beschrieben und abgebildet, und von Andern dafür gehalten. Da aber der Herr Canzelist Müller in Brünn im Jun. 1826 in einem Vorwalde auf dem Tränk- heerde einen ganz ähnlichen alten‘ Vogel fing, und ich einen jungen Herbstvogel schols; so trage ich kein Bedenken ihn unter dem von dem Entdecker, welcher bald eine genaue Beschreibung und Abbil- dung mittheilen wird, gegebenen, für mich zu eh- renvollen Namen hier aufzunehmen. DRITTE FAMILIE. Gelbe Schilfsänger. Calamoherpae flave- scentes. Die Füflse und die gekrümmten Nägel sind stark, der Augenstern ist braun oder erzfarben, die 3te Schwungfeder allein oder mit der 2ten die längste; der Schwanz zugerundet oder stufenförmig, der Ober- körper hellölgrauoder gelblichmit braun- schwarzen Längeflecken und einem brei- ten gelben Streif über den Augen, der Un- terkörper blalsrostgelb. Sie leben im Schilfe, in Binsen, Riedgrase, Getreide und in Wasserkräu- tern, wenn sie mit Gebüsch durchwachsen: sind, locken aufser einem Schnarren, welches sie hören lassen, auch tack, tack, sinvgen mannichfaltig, und nisten wie die der 2ien Abtheilung. 449 4) Der Weizenschilfsänger. : Calamoherpe tritici, Br. (Sylvia phragmilis, auct.) Der Schnabel ist sehr dünn und lang, der Oberkopf ziemlich gewölbt und ohne hellen Mittelstreif, der Bürzel rein rost- grau. Er mifst 5" 10'" bis 6" 2% in der Länge und 8" 6" bis 9" in der Breite. Das Frühlingskleid. Der ölgraue Oberkörper hat braunschwarze Län- geflecken, der Unterkörper ist rostgelblichweils. Im Herbste und bei den Jungen ist der Grund des Oberkörpers rostgelbgrau, und der Unterkör- per rostgelb, bei den letztern auf dem Kropfe ge- wöhnlich mit braungrauen und tiefbraunen Fleck- chen. Er lebt unweit von Greifswald im Weizen, auf trockenem Boden weit vom Wasser, ım Jahre 1828 bei Ahlsdorf auf Rübsenäckern, welche von Sumpf und Gebüsch umgeben waren, kommt aber auch in manchen Jahren am Friefsnitzer See im Schilfe familienweise vor, singt angenehm, oft in- dem er flatternd in die Höhe steigt, ist ziemlich scheu, frifst Käferehen und andere Insekten, baut zwischen Weizenstengel, und legt 4 bis 5 licht» graue, ölgraugewässerle Eier. 2)DerUferschiltsänger. Calamoherpe phrag- mitis, Boje. (Sylvia phragmatis, Bechst, N, W. II. Th. Tat. 82, 1.) Der Schnabel ist ziemlich dünn und lang, der Scheitel sehr hoch und ohne hellen Mittelstreif, der Bürzel rein rost- grau. Er ist kaum kleiner als der vorhergehende, unterscheidet sich aber untrüglich: 1) durch den etwas kürzern Schnabel, und 2) den auf- 29 450 fallend hohen Scheitel, welcher viel höher als bei Nr. 1 über die Stirn vorsteht. Er lebt und brütet im,mittlern und östlichen Deutschland, an schilf-, binsen- und buschreichen Teichen und Sümpleu, namentlich bei Ahlsdorf und Wien, wan- dert hier durch, singt schnarrend, wenig angenehm und ganz anders als Nr, 1, ohne dabei in die Luft zu steigen, ist scheu, frilst Räupchen und Käfer- chen, und legt sein Nest, welches 4 bis 5 weils- graue, gelbgraugewässerte Eier enthält, gern weit vom Uler an. 3) Der nordische Schilfsänger. Calamoherpe schoenibanus, Br. (S. schoenibanus, Nilfs., Mot. schoenibanus, Linn. N. W. 1. Ausg. 1. 'Th. Taf. 47, 107.) Der Schnabel sehr dünn, ziemlich ge- streckt,der Oberkopf flach gewölbt; Länge 5 6 bis gu, Er ist kleiner als die beiden vorhergehenden und hat mit ihnen die Zeichnung gemein, aber sein Schnabel ist kleiner, sein Oberkopf viel platter, und sein Schwanz gewöhnlich et- was kürzer. Er lebt nördlicher als Deutschland, kommt aber schon bei Kiel vor, hält sich an ähn- lichen Orten wie Nr. 2 auf, frifst Käfer und an- dere Insekten, und legt 5 schmuzigweilse, oder rostbräunlichgraue, braungewässerte Eier. 1) Der Riedgrasschilfsänger. Calamoherpe cariceti, Br. (Sylvia cariceti, Naum., Mot. aquatica, Linn. N. W. 11. Th, Taf. 82, 2, 3.) Auf der Mitte des Oberkopfs steht ein rostgelber oder weilsgrauer Streif. Der Schnabel ist sehr gestreckt, dünn, an der 451 Wurzel breit, derScheitel merklich höher als die Stirn. Er ist 5" 8% bis 6° und 7 10 bis 8" 2% breit. Frühlinogskleid. In der Mitte des Oberkopfs und über jedem Auge steht ein weifslicher oder gelblicher Streif — zuweilen ist der mittlere auch weilsgrau — welche durch einen schwarzbraunen von einander getrennt sind; der übrige Oberkörper lichtgrau mit braunschwarzen Längeflecken, die Steuerfedern oft zugespitzt, der weißsliche Unter- körper an der Oberbrust und den Seiten mit schma- len braunen Schaftstrichen. Herbstkleid. Der rostgelbe Oberkörper hat braunschwarze Streifen, und der blafsgelbe Unterkörper kaum bemerkbare dunkle Striche am Kropfe. Bei den Jungen sind die Farben des Herbstkleides blässer, aber die dunkeln Streifen an dem Kropfe oder der Ober- brust deutlicher‘ zu sehen. Er bewohnt die mit hohem Riedgras bewachsenen Sümpfe des nördli- chen und mittlern Deutschlands, schreit schack, schack, smgt angenehm, läuft gern auf dem Bo- den weg, kommt im Frübjahre in die Wiesengra- ben, im Herbste in das Schilf und Rohr, frifst In- sekten und ihre'Larven, baut ein niedliches Nest zwischen Pflanzenstengel, und legt 4 bis 5 gelblich- weilsgraue, zart olivengraugefleckte Eier, 2) Der Morastschilfsänger. Calamoherpe h- micola, Br. (Mot. aquatica, Linn.) Auf der Mitte des OÖberkopfs steht ein rostgelberoderrostgelbgrauer Längestreif, der Schnabel ist etwas gestreckt, dick, der Scheitel viel höher als die Stirn. Er unterscheidet sich von Nr. 1: 1) durch den stärkern und kürzern’Schnabel, 2) die rn 452 kürzere Stirn, 5) den sehr erhöhten Schei- tel, und 4) dadurch, dafs die dunklenStreif- chen auf dem Unterkörperbei den meisten Herbstvögeln fehlen, und bei den Früh- lingsvögeln wenig, und fast immer nur an den Seiten bemerkbar sind; auch sind die Vögel dieser Art gewöhnlich kleiner. Er besucht die hiesige Gegend nur auf dem Zuge im April und September, seltner zu Ende des August, und hat die Sitten und Nalırung mit Nr. 1 gemein. 3) Der Wasserschilfsänger. Calamoherpe aquatica, Boje. (S. aquatica, Lath., Mot. aqua- tica, Linn. N. W. ll. Th. Taf. 82, 45.) Auf der Mitte des Oberkopfs steht ein rostgelber, oder rostgelbgrauer Länge- streif; der Schnabel ist wenig gestreckt, der Scheitel kaum höher als die Stirn. Sein Schnabel ist kürzer als bei Nr. 1 und 2, sein Scheitel viel niedriger; und sein Unterkörper mit wenig merklichen Streifchen be- setzt; die Gestalt und Zeichnung wie bei den vor- hergehenden. Er lebt an ähnlichen Orten wie die vorhergehenden, und ähnelt ihnen in dem Betra- gen und der Nahrung. 4) Der gestreifte Schilfsänger. Calamoherpe striata, Br. (8. striata, Br., S. aquatica, Lath., Mot. agquatica, Linn. Brehm’s Beitrag zur Vö- gelkunde II. Th. Taf. 2.) Auf dem Oberkopfe steht ein rostgel- ber, oder hellgrauer Längestreif, der Schna- bel ist sehr klein, der Scheitel ungewöhn- lich hoch. Er ist noch etwas kleiner als alle vorherge- 455 henden, und zeichnet sich vor ihnen durch den ganz kleinen Schnabel aus; von Nr. 1 und 2 unterscheidet er sich noch überdies durch den ho- hen Scheitel, und im Frühlingskleide des männlichen Geschlechts durch die sehr deut- lichen Schafistreifen auf der Oberbrust. Er besucht die hiesige Gegend nur auf dem Zuge, erscheint schon in der ersten Hälfte des April, und wandert zuweilen noch zu Anfang des Octobers durch, ist scheu und vorsichtig, und schlielst sich in Hinsicht der Sitten und der Nahrung den vorhergehenden an. Neunzehnte Sippe. Zaunkönig. Troglodytes, Cuvier. (Regulus, Brisson.) Die Flügel sind sehr kurz, der Körper ist äulserst dicht befiedert, der Schnabel dünn, oder ziemlich dünn, pfriemenför- mig, feinspitzig, zusammengedrückt, sanft bogenförmig, die Nasenlöcher bilden ei- nen Keil, und haben oben eine Haut; an den starken mittelhohen Fülsen sind die Vorderzehen hinten zusammengewachsen; von den 19 Schwungfedern des kurzen, stumpfen, muldenförmigenFlügelssind die Ste, 4te und dte fast gleich lang; der kurze oder mittellangeabgerundeteSchwanzwird fast immer aufgerichtet getragen. Der Körper ist wenig gestreckt, der häutige Magen nicht ohne Muskeln, der übrige in- nere Bau wie bei den andern Sängern; die braune Hauptfarbe hat helle und dunkle Fleckchen. Die Zaunkönige haben alle in der Gestalt 454 und Zeichnung die gröfste Aehnlichkeit, nähern sich durch den Schnabel den Baumläufern und zeigen in Gestalt und Lebensart viel Eigenthümli- ches. Sie durchkriechen mit gröfster Gewandtheit das Gebüsch, die Zäune, Holzstöfse und dergl., bücken sich oft nieder, hüpfen und fliegen schnell, ermüden aber bald im Fluge, singen angenehm, Iressen Insekten, ihre Larven, Eier und Grassäme- reien, bauen ein weiches, ballförmiges Nest, und legen viele weilse, röthlichgepunktete Eier, welche das Weibchen allein ausbrütet. Sie sind nach dem Alter und Geschlechte wenig verschieden. Die ame- rikanischen sind gröfser als die europäischen. 1) Der Hauszaunkönig. Troglodytes dome- sticus, Br. (Trogl. punctatus, auct., Sylvia troglodytes, Lath., Mot. troglodytes, Linn.N. W. 1. Ausg. 1. Th. Taf. 47, 108.) Die mittlern Schwungfedern auf der äufsern Fahne rostbraun und schwärzlich gebändert, aufderinnernreingrauschwarz, derlangeSchnabel kaum bogenförmig, der Scheitel hoch; Länge 4" 6 bis 8. Seine Breite beträgt 6" 6”' bis 9", Der rost- braune Oberkörper hat vom Oberrücken an schwärz- liche Querbinden, über dem Auge einen hellen Streif, und der rostgraue Unterkörper an den Sei- ten und vom Bauche an schwärzliche und einige weilsliche Quertupfen. Das Weibchen ist bläs- ser als das Männchen. Die Jungen sind auf dem Oberkörper weniger, auf dem untern mehr, aber schwächer als die Alten gefleckt. Er lebt in der Nähe der menschlichen Wohnungen, durch- kriecht nicht nur die Zäune und Holzstöfse, son- dern auch die Schoppen und Zwischenräume der 455 —— Gebäude, singt hoch sitzend sehr angenehm, und einen grolsen Theil des Jahres lockt errrrr, frilst schlafende Insekten, ihre Larven, Puppen, Eier und Grassämereien, baut jährlich zweimal an sehr verschiedene Orte, gewöhnlich in eine Höhlung, und legt 6 bis 11 weilse, röthlichgepunktete, oder bespritzte Eier. 2) Der Waldzaunkönig. Troglodytes sylve- stris, Dr. (Trogl. punctatus, auct., S. troglo- dytes, Lath., Mot. troglodytes, Linn. N. W. 111. Th. Taf. 83,4.) Die mittlern Schwungfedern sind auf der äulsern Fahne rostbraun und schwärz- lich gebändert, auf der innern rein grau- schwarz, der mittellangeSchnabel schwach bogenförmig, der Scheitel platt; Länge 4" 7" bis 10". Er ist kaum gröfser als Nr. 1, hat einen kürzern etwas bogenförmigen Schnabel, und einen viel plattern Kopf, bewohnt vor- züglich die Schwarzwälder, kommt bei tiefem Schnee an die Quellen, ähnelt in seinem Gesange, Betra- gen und Futter dem vorhergehenden, und baut in Büsche oder unter überhängenden Rasen ein grolses Nest von Moos. Seine Eier wie bei Nr. 1. Zwanzigste Sippe Flüevogel.*) Accentor, Bechst. Der Schnabel ist kegelpfriemenförmisg, gerade, miltellang, anderscharfenSchnei- de stark eingezogen. Die ritzartigen Na- *) Vom Geschrei ist diese Beuennung entlehnt. 456 senlöcher sind oben von einer Haut be- deckt; an den starken mittelhohen Fülsen sind die äulsere und mittlere Zehe hinten zusammengewachsen, der Nagelder Hinter- zeheistbogenförmig. Vonden19Schwung- federn desmittellangen Flügels stehen ge- wöhnlich die 3te und 4te über die andern vor; dermittellangezwölffederige Schwanz schwach ausgeschnitten; der kleine mus- kelvolle Magen ähnelt dem der Ammer weit mehr als dem der Sänger, auch er- weitert sich die Speiseröhre zu einer Art von kleinem Kropfe. Die Befiederung ist ziemlich locker, die Hauptfarbe des Ober- körpers braun, daher ihr Name Braunellen. Sie wurden sonst ganz mit Unrecht zu der Sippe Sylvia gerechnet; denn sie sind Samenfres- ser, welche sich grolsen 'Theils von Insekten näh- ren, und deswegen ganz an der Grenze der Sänger stehen. Sie sitzen beim Singen gern frei, verber- gen sich aber bei drohender Gefahr im ‚Gebüsch, bewohnen hohe Gebirge, und bergige Wälder, wan- dern oder streichen, mausern sich jährlich nur ein- mal, sind nach dem Geschlechte kaum, nach dem Alter sehr verschieden, und legen blaugrüne Eier, welche das Weibchen allein ausbrütet, Der Alpenflüevogel. Accentor alpinus, Bechst. (Met. alpina, Linn. N. W. Ill. Th. Taf. 92, 1.) Der Unterschnabel ist gröfstentheils gelb; Länge 7" 9" bis 8". Seine Breite beträgt 14". Der aschgraue Ober- körper hat auf dem Mantel grofse braune Flecken, die Schwung- und Steuerfedern sind schwarzbraun, die letztern mit weilsen Spitzenilecken; auf dem 457 Flügel stehen zwei weifse Binden; die weilse Kehle hat braune Muschelflecken, der aschgraue Unter- körper hat an den Seiten rothbraune Flecken. Die Jungen ähneln denen der folgenden Art, sind auf dem grauen Oberkörper rostgelb und schwärzlich gefleckt, an den braunschwarzen Schwungfedern rostfarben gekantet, auf dem Flügel mit zwei rost- gelben Binden, und an den braunschwarzen Steu- erfedern mit rostgelblicher Spitze geziert. Der Un- terkörper ist rostgelb, grau und grauschwarz un- tereinander gefleckt und gemischt. Er bewohnt die hohen Alpen Deutschlands, lebt über dem Holz- wuchse, gern auf Felsen, ist gesellschaftlich, un- ruhig und etwas scheu, lockt prrr, prrr, singt fast wie die Feldlerchen, frifst im Sommer vor- züglich Käfer, im Winter Beeren und Sämereien, nistet in Felsenritzen, und legt 4 bis 6 blaugrün- liche Eier. 1) Der plattköpfige Fichtenflüevogel. Ac- centor pinetorum, Br. (Sylvia modularis, Lath., Mot. modularis, Lian. N. W. Il. Th. Taf. 92, 2.) Der Oberrücken ist auf rostfarbigem oder rostgelbem Grunde dunkel oder schwarzbraun gefleckt, der Oberkopf sehr platt; Länge 6" 4" bis 10, Seine Breite beträgt 9” 1" bis 8", Früh- lingskleid. Der Kopf und ganze Hals schiefer- grau, der Mantel rostfarben mit schwarzbraunen Längeflecken, auf der Brust geht das Schiefergrau des Halses in Weilsgrau über, und die Seiten sind rostfarben überflogen. Beim Weibchen sind die Farben lichter, und Scheitel und Nacken dunkler gefleckt. Die Jungen haben einen rostgelben, schwarzbraun gefleckten Mantel, und der rostgelb- 458 liche, in der Mitte weilsliche Unterkörper ist mit dreieckigen und länglichen grauschwarzen Flecken besetzt. Er liebt die gebirgigen Schwarzwälder des nördlichen Europa, kommt aber einzeln brütend auch in der hiesigen Gegend, zur Zugzeit auch bei Wien vor, hat einen einfachen, aber angenehmen Gesang, ist wenig scheu, überwintert schon in West- phalen, frifst Insekten, ihre Larven, Mohn, Gras-, Erlen- und andern Samen, baut ein Nest von Moos in dichtes Gebüsch, und legt 4 bis 5 blaugrüne, oder grünblaue Eier. 2) Der hochköpfige Heckenflüevogel. Ac- centor modularis, Koch. (Mot. modularis, Linn., Sylvia modularis, Lath. N. W. Ill. Th. Taf. 92, 3.) Der Oberrücken ist auf rostfarbi- gem oder rostgelbem Grunde dunkel oder schwarzbraun gefleckt, der Oberkopf sehr stark gewölbt; Länge 6" 2"! bis 8", Er ist kaum kleiner als Nr. 1, und von ihm vorzüglich durch den auffallend gewölbten Kopf unterschieden, den schon die jungen Vö- gel zeigen, lebt südlicher als der vorhergehende, zuweilen auch im Laubholz, ist in den Fichten- wäldern der hiesigen Gegend der gewöhnliche, und hat in der Lebensart, dem Gesange, der Nahrung und Fortpflanzung die grölste Aehnlichkeit mit Nr. 1. x Elfte Ordnung. Meisenartige Vögel. Paridae, Brehm. Der Schnabel ist gerade, kegel- oder pfriemenförmig, und steckt an der Wur- zel in Haarfedern; die kleinen rundlichen Nasenlöcher liegen an der Stirn und sind von vorwärts gerichteten Haarfedern be- deckt; an den mittelhohen Fülsen sind die äufsere und mittlere Zehe hinten zusam- mengewachsen; die Flügel sind mittellang, stumpf, und haben 19 schwache Schwung- federn; der zwölffederige Schwanz ist mit- tel- oder sehr lang, das Gefieder weit- strahlig, lang und locker anliegend, die Speiseröhre ohne Kropf, der Magen häu- tigfleischig mit Muskeln, die Gedärme mit 2 kleinen, warzenartigen Blinddärmen, die Leber rechts mit einem langen Lappen. Die Weibchen sind bei den meisten Arten weniger schön als die Männchen; die Jun- gen ähneln den Alten mehr oder weniger, oft sehr. Die meisenartigen Vögel leben fast alle in den Wäldern und Gärten, wenige Arten im Rohre, sind muntere und sehr unruhige Vögel, welche sich 460 unten an die Zweige anhängen und mit ihrem Schna- bel picken oder hacken können, haben keinen aus- gezeichneten Gesang, sind gesellschaftlich, und ge- wöhnlich, die Brutzeit ausgenommen, in kleinen oder grölsern Flügen, fressen Insekten, ihre Lar- ven und Eier, wie auch mancherlei Sämereien, le- ben in Einweibigkeit, und füttern die Jungen ge- meinschaftlich auf. Die Weibchen legen in warme Nester 6 bis 15 Eier, und brüten sie allein aus. Ihre Mauser ist einfach, Erste Sippe. Meise, Parus, Linne, Cuvier et Brehm. Der Schnabel ist kegelförmig, zusam- mengedrückt, vorn scharf, doch nicht na- delspitzig, die geschilderten Fülse stark mit grolsen gekrümmten, spitzigen Nägeln, in dem breiten Flügel sind die äte und 4te Schwungfeder die längsten, und die 2te und dte gleich lang, der mittel- oder etwas lange Schwanz schwach abgerundet oder ab-, beiwenigenetwasausgeschnitten. Das Gefieder ziemlich weitstrahlig. Die Weib- chen sind vondenMännchen wenig verschie- den, und die Jungen ähneln der Mutter. Die wahren Meisen leben an baumreichen Orten, hüpfen und klettern an den Zweigen herum, klammern sich an die Stämme an, und hacken in die Rinde, oft mit herabhängendem Kopfe, öffnen die gröfsern Sämereien durch Hacken, indem sie dieselben mit den Fülsen festhalten, fressen aber aulser ihnen auch Insekten, ihre Larven und Eier, und visten unverstört jährlich nur einmal in hohle Bäume oder Löcher, 461 ERSTE FAMILIE Finkenmeisen. JPari majores. Sie haben einen schwarzen, langen Mit- telstreif auf dem Unterkörper, welcher beim Weibchen kleiner als beim Männchen ist, locken fink fink, tscher, und sind die größs- ten der Sippe. 1) Die plattköpfige Finkenmeise. Parus major, Linn. (N. W. 1. Ausg. 1. Th. Taf. 25, 42.) Der Scheitel des platten Oberkopfskaum höher als die Stirn; Länge 6" 4" bis 8", Ihre Breite beträgt 10" bis 10” 6. Der Ober- kopf, die Kehle, der Mittelstreif und ein Bogen um die weilsen Kopfseiten glänzend dunkelschwarz, der Rücken olivengrün, die Schwung- und Steuer- federn blaugrau, auf dem Flügel eine weilse Binde, der blafsgelbe Unterkörper mit einem schwarzen Längestreif, welcher bei den mattgefärbten Jun- gen kurz ist. Sie bewohnt die Laubhölzer, Gär- ten und andere mit Laubbäumen besetzte Orte, singt und lockt stark, frifst Raupen, andere Insek- ten, ihre Larven, Eier und verschiedene Kerne, ist in der Stube sehr streitsüchtig, und legt in natür- liche Baumhöhlen 7 bis 13 weilse, rothgefleckte oder gepunktete Eier. 2) Die hochköpfige Finkenmeise. Parus ro- bustus, Br. (P. major, Linn. N. W. IV. Th. Taf. 94, 1.) Der Scheitel desstark gewölbten Kopfs viel höher als die Stirn; Länge 6" 4"' bis 8", Sie unterscheidet sich von der vorhergehenden vorzüglich durch den sehr gewölbten Kopf, 462 liebt die Nadelhölzer, streicht im Herbste haufen- weise in ihnen und an andern baumreichen Orten herum, und hat die Sitten, die Nahrung und Fort- pllanzung mit ihr gemein. ZWEITE FAMILIE. Blaumeisen. FPari coerulei. Ihr Schnabel ist stark und kurz, ihr Oberkörper hat mehr oder weniger Blau, das beim Männchen schöner als beim Weib- chen,bei den Jungen aber unscheinbar ist. Sie locken ssss tirrtirr, haben einen unbedeu- tenden Gesang, und fressen gern Erlen- und Bir- kensamen. 1) Die Blaumeise. Parus coeruleus, Linn. N. TV, ch, 191,98, 1000} Der Unterkörper ist grolsentheils gelb, der Schnabel klein, der Kopf sanft gewölbt, das Halsband bei beiden Geschlechtern deutlich. Sie mifst. 5" bis 5" 2”' in der Länge und 8’ 4" bis 9" in der Breite. Die Stirn, ein Streif über den Augen und die Kopfseiten weils, der Scheitel schön hellblau, was hinten, durch ein weilses Quer- band von dem dunkelblauen Halsbande getrennt ist, auf dem Hinterhalse ein weilser Fleck, der Rücken graublau, der mit einer weilsen Binde ge- zierte Flügel und: der Schwanz schön blau, der gelbliche Unterkörper hat einen dunkelblauen Kehl- und Brustfleck. ‚Bei den'Jungen sind die Flügel und der Schwanz blau, ‚der Oberkopf graublau, das Weils am Kopfe gelblich, und der Kehlfleck ist nicht vorhanden. Sie bewohnt den Norden, na- 463 mentlich Dänemark bis nach Mitteldeutschland her- ab, brütet auch in der hiesigen Gegend in Gärten und Laubhölzern, wie an baumreichen Flufsufern, ist in manchen Jahren im Winter.hier sehr häufig, frifst Insekten, ihre Larven und Eier, im Winter vorzüglich Erlen- und Birkensamen, ist wenig scheu, und legt in Eichen, Obst- und andere Bäume 5 bis 11 weilse, zart rotbgepuuktete Eier. 2) Die bläuliche Meise. Parus ii, Br. (P.. coeruleus? Linn.) Der Unterkörper ist grofsentheilsgelb, der Schnabel stark, der Scheitel buckel- artig erhöht, das Halsband nur bei dem Männchen deutlich. Sie ist gröfser als. die vorhergehende, oe bis 7" lang und 9" bis 9” 4'" breit, und unter- scheidet sieh von Nr,«1 nicht: nur. !durch die Gröfse, sondern aueh: 1) durch.den längern und stärkern Schnabel, 2).den viel höhern Scheitel, und 38) durch das dem Weibcheu fehlende Halsband, welches. nur zuweilen an- gedeutet ist. Sie, bewohnt Mitteldeutschland, hält sich an ähnlichen Orten auf, wie die vorhergehende, verlälst uns im Herbste, und ähnelt io allem Uebri- gen Nr. 1. Ihr. warmes Nest steht oft in Weiden und ihre 6 bis 10 Eier sind weils, rothgepunktet. Die Lasurmeise, Parus ceyanus, Pall. Der weifse Unterkörper hat auf der Brust einen blauen Fleck; der Schnabel ist sehr stark. Sie ist elwas größser als die zunächst vorher- gehende, 6” lang und 9” 6'" breit, am Oberkopfe, einem Fleck auf dem Hlinterhalse, an den hintern 464 Schwungfedern, einem breiten weifsen Querbande auf dem Flügel, ’den Schwanzseiten und‘ dem auf der Brust mit einem dunkelblauen Längeflecke ge- zierten Unterkörper weils, auf einem breiten Bande an dem Nacken, auf den Flügeln und den mittlern Steuerfedern schön’ lasurblau, auf dem Rücken blaßs- graublau, mit einem‘dunkeln Bande durch die Au- gen. Sie bewohnt das vordöstliche Asien und Eu- ropa, verirrt sich selten nach Polen und Nord- deutschland, noch viel seltner nach Mitteldeutsch- land und in die Nähe von Wien, wandert zuwei- len paarweise, ähnelt: den vorhergehenden im Be- tragen, und frilst Insekten ‚und Sämereien. DRITTE FAMILIE Sumpfmeisen.. Pari palustres. Ihr Schnabel ist ziemlich stark, die Hauptfarbe mäusegrau oder graubraun, die Kopfplatie schwarz oder schwarzbraun. Sie leben an den baumreichen Ufern der Gewässer und in Baumgärten, ‘kommen nur zuweilen in die Nadelwälder, hacken stark, fressen sehr gern aus- ser den Insekten ölige Sämereien, und legen ihre Nester gewöhnlich in selbst gehackte Löcher an. Sie sind nach dem Geschlechte nicht, nach dem Alter kaum verschieden. 1) Die Sumpfmeise, Parus palustris, Linn. Die dunkelschwarze Kopfplatte be- deckt den Nacken; der schwarzeKehlfleck und der Schnabel ist klein, der Scheitel des platten Oberkopfs Kaum höher als die Stirn. Ihre Länge ist 5” 3“ und ihreBreite 8" bis 8" 3", 465 Die Kopfplatte und der Kehlfleck schwarz, die Kopf- und Halsseilen weils, der übrige Oberkör- per mäuse-, der Unterkörper weils-, an den Sei- ten hellgrau. Sie scheint dem Norden anzugehö- ren, erscheint im- Winter an den mit Erlen und andern Bäumen besetzten Ufern und in den Obst- gärten Mitteldeutschlands, ist sehr unruhig, singt stark, und frifst auiser den Insekten Hanfkörner, Nuls-, Kürbis- und Sonnenblumenkerne, 2) Die Weidenmeise. Parus salicarius, Br. (P. palustris, Linn. N. W. IV. Th. Taf. 94, 4.) Diedunkelschwarze Kopfplatte bedeckt den Nacken, der Kehltleck ist klein, der Schnabel mittelgrofs, der Scheitel viel hö- her als die Stirn. Sie ist etwas grölser als die vorhergehende, und hat noch überdies einen viel gröfsern, be- sonders längern Schnabel und einen weit höhern Scheitel, lebt in unsern Thälern, be- sonders an den mit Weiden besetzten Bach-, Flufs- und Teichufern, verläfst uns im Herbste, ist sehr keck und unruhig, kommt zuweilen in die Häuser, hat die Nahrung mit der vorhergehenden gemein, und legt gewöhnlich in selbst gehackte, selten in natürliche Baumlöcher 5 bis 10 reinweilse, dunkel- rothgefleckte Eier. VIERTE FAMILIE, Tannenmeisen. FPari abietum, Kleine Meisen mit schwarzem Kopfe und Vorderhalse, aschblaugrauem Rücken und etwas ausgeschnittenem Schwanze. Sie bewohnen die Schwarz-, besonders die 30 466 Tannenwälder Europa’s, wandern unter ihres Glei- chen, den Gattungsverwandten und andern Vögeln, sind nach dem Geschlechte nur etwas in der Gröfse, nach dem Alter wenig in der Farbe verschieden, fressen aufser den Insekten auch’ Tannen-, Fichten- und Kiefernsamen, und nisten in natuplichen Baum-, Felsen- oder Erdlöchern. 1) Die grofse Tannenmeise. Parus abietum, Br. (Prater, ante. 38. vv. IV. Im Tal. 94,2.) Der schwarze Gurgelfleck ist grofs, die Kopfseiten und ein Streif im Nacken weils oder gelblichweifs, der Schnabel ziemlich grols, der Scheitel sehr hoch. Ihre Länge beträgt 5" bis 5” 3”' und ihre Breite ' g" Qu bis 3". Der Oberkopf, der mit weilsem Mittelstreif gezierte Nacken und der Vorderhals glänzend dunkelschwarz, der Rücken aschblaugrau, der dunkelaschgraue Flügel mit 2 weilsen Binden, die Brust und der Bauch grauweils. Bei den Jun- gen ist das Schwarz malt, das Weifs gelblich über- flogen, der Rücken dunkler und der Vorderkörper gelber als bei den Alten. Sie bewohnt die gebir- gigen deutschen Schwarzwälder, zieht im Herbste weg, kommt oft auf die Erde, um den ausgefalle- nen Tannensamen aufzulesen, frifst auch noch In- sekten, ihre Larven und Eier, und legt in ein sehr warmes Nest 6 bis 11 kleine weilse, fein blafsroth- gelleckte Eier. | 2) Diekleine Tannenmeise. Parus ater, Linn. N. W. 1. Ausg. I. Th. Taf. 34, 46.) Der schwarze Gurgelfleck ist grofs, die Kopfseiten und ein Streit im Nacken weifs, der Schnabel ziemlich klein, der Scheitel mittelhoch, 467 Sie ist 2!" bis 4"' kürzer als die vorhergehende, und von ihr dadurch, wie durch den kleinern, kürzern Schnabel und den niedrigernSchei- tel zu unterscheiden, lebt nördlich vom mittlern Deutschland, brütet aber zuweilen in unsern Schwarz- wäldern, besucht sie häufig im Winter, füllt dann die Stelle der weggezogenen nahen Verwandten aus, und ähnelt ihr in den Sitten, der Nahrung und Fortpflanzung. FÜNFTE FAMILIE. Haubenmeisen. Pari cristati. Siehaben eine graue Hauptfarbe, schwar- ze Kehle und eine spitzige Haube, welche ‚aus schwarzen, graugesäumten Federn be- steht, und beim Weibchen kleinerals beim Männchen ist. Die Jungen ähneln den Alten ganz. Sie bewohnen die Schwarz-, besonders die Kiefernwälder, und nähern sich im Betragen den Tannenmeisen. 1) Die deutsche Haubenmeise. Parus mitra- zus, Br. (P. cristatus, Linn. N. W. 1. Ausg. I. Th. Taf. 34, 45.) Der Schnabelstark, dieschwarzen Quer- streifen an den Seiten des Kopfes und Hal- ses undeutlich, der ganze Oberkopf stark gewölbt. Ihre Länge beträgt 5" 3" bis 6“ und ihre Breite 8" 3% bis 7''. Der Augenstern ist hellbraun, der Oberkopf schwarz, mit breiten weilsgrauen Fe- derrändern, die weilslichen Kopf- und Halsseiten haben einen undeutlichen schwarzen Querstreif unter den Ohren, der übrige Oberkörper ist mäusegrau, der Unterkörper von der unten gerade abgeschnit- 30 * 468 tenen, schwarzen Kehle an weilsgrau. Sie bewohnt die deutschen Schwarzwälder, besonders die, in welchen Kiefern stehen, verläfst sie nur -auf dem Zuge — sie wandert im Herbste von uns — ist gern mit den Tannen- und Kohlmeisen, auch mit den Goldhähnchen in Gesellschaft, führt oft den ganzen Zug an, ist sehr munter, lockt törr terrli, frifst Insekten, ihre Larven, Eier und die Sämereien der Nadelbäume, baut in selbst gehackte oder natürliche Baumlöcher, auch in Eich- hornnester, und legt 4 bis 9 weilse, mit grofsen blutrothen Flecken besetzte Eier. 2) Die nordische Haubenmeise. Purus cri- status, Linn. N. W.1V.Th. Taf. 94, 3.) Der Schnabel mittelstark, die schwar- zen Querstreifen an den Seiten des Kopfes und Halses deutlich, der Oberkopf sanft gewölbt. Sie ist gewöhnlich etwas kleiner als Nr. 1 und hateinen schwächern Schnabel, deutlichere Querstreifen unter den Ohren und Hals- seiten, und einen viel plattern Oberkopf, welcher auf der Stirn nur sanft gewölbt und auf dem Scheitel wenig erhöht ist. Sie kommt im October und November in unsern Nadelwäldern an, bleibt den ganzen Winter in Gesellschaft der nor- dischen kleinen Tannenmeisen, Goldhähn- chen u. dergl., und ähnelt in allem Uebrigen der zunächst vorhergehenden. zweite Sın,pe. Schwanzmeise. Paroides, Brehm. Der sehr stufenförmige, bei manchen in der Mitte ausgeschnittene Schwanz ist 469 viel länger als der Vogel, der kurze, an bei- den Kinnladen stark gewölbte Schnabel hat vor dem Gaumen eine über die Schna- belschneiden vortretende weiche Erhöhung. Der Schnabel ist kürzer und gewölbter als bei den wahren Meisen, vorn spitzig, nicht zum Hacken in die Rinde eingerichtet; die Fülse wie bei diesen, aber schwächer und mit kleinern Nägeln besetzt; in den mit- tellangen Flügeln stehen die 4te und öle der weichen Schwungfedern über dıe an- dern hinaus; der sehr lange Schwanz hat 12 so abgestufte Federn, dals die 1ste lange nicht ‘halb so lang als die 11te ist. Das Ge- fieder sehr.lang, locker und weitstrahlig; der innere Bau fast wie bei den Meisen, nur ist ihr Magen weniger muskelvoll als bei diesen. Die Weibchen sind den Männchen ähnlich, haben aber einen wenig kürzern Schwanz; die Jungen weichen etwas von den Alten ab; das obere Augenlied ist bei diesen pfirsichroth, bei jenen gelb. Die Schwanzmeisen unterscheiden sich in so wesentlichen Stücken von den wahren Meisen, dafs sie durchaus nicht mit ihnen vereinigt bleiben können. Ihr Schnabel ist ganz anders ge- bildet; er taugt nicht zum Hacken, sondern nur zum Ablesen der Insekten, noch weniger zum Oelff- nen der öligen Sämereien; deswegen, und weil ihr Magen weniger Muskeln hät, fressen dieSchwanz- meisen gar keine Sämereien, sondern nur’ Insek- ten, ihre Larven und Eier, welche sie von den Knospen, der Rinde und aus den Ritzen wegneh- men, ohne sie hinter der Rinde oder aus den Knos- pen herauszuhacken. Auch ihr langer Schwanz und 470 ihr sehr flüchtiges Wesen unterscheidet sie hinläng- lich von den wahren Meisen, noch mehr aber die Art, Nachtruhe zu halten, und ihr Nest zu bauen. Die wahren Meisen schlafen in Löchern, die Schwanzmeisen auf Zweigen; eben so ist es beim Nisten, jene bauen in Löcher, diese auf Bäume ein oben bedecktes, langes, auswendig mit Moos be- kleidetes Nest, welches 8 bis 17 kleine weilse roth- gepunktete Eier enthält. 1) Die grolsschnäblige Schwanzmeise. Pa- roides longicaudus, Brehm. (Parus longicau- dus, Briss.) Der Schnabel ist stark und steht am Kinne ziemlich weit vor; der schwarze Schwanz ist auf den Seiten weils. Sie ist 6" 4" bis 8" lang und 7" 8 bis 84 breit. Der alte Vogel. Der Kopf und der an den Seiten und dem Bauche röthliche Unterkörper weifs, der Rücken schwarz, an den Seiten rölhlich, der schwarze Flügel hat an den hintern Schwung- federn breite weilse Ränder. Die einjährigen Vögel haben unreinere Farben als die alten, und oft, besonders die Weibchen auf den Kopfsei- ten schwarze Streifen. Die Jungen sind an den Kopfseiten, dem Rücken und Flügel mattschwarz, die Kopfplatte und der Unterkörper weißslich. Sie lebt in Laubhölzern, Gärten und an andern mit Laubbäumen besetzten Orten ziemlich einzeln im mittlern Deutschland, streicht in einem kleinen Umkreise familienweise, im Frühjahre paarweise herum, lockt si sı si tirr tirr, frifst Insekten, und legt 8 bis 17 weilse, zart rothgepunktete Eier. 47 Hlde 2) Die kleinschnäblige Schwanzmeise, Pa- roides caudatus, Br. (P. caudatus, Linn. N.W, 1V. Th. Tat. 95, 4,5, 6.) Der Schnabel ist klein und steht am Kinne wenig vor; der schwarze Schwanz ist an den Seiten weils. Sie ist kaum kleiner als Nr. 1, und von ihr vorzüglich durch den kleinern Schnabel, der besonders von unten angesehen, wo der von Nr, 1 bedeutend vorsteht, klein erscheint, verschieden, brütet zuweilen in Mitteldeutschland, scheint aber mehr nördlich zu leben als die vorhergehende, und ähnelt ihr in dem Betragen, der Nahrung und Fort- pflanzung ganz, Dritte Sippe Bartmeise. Mysiacınus,. Cuv. DerSchnabel ist mittellang oder kurz, ander Oberkinnlade bogenförmig und über die untere hin gebogen, der lange Schwanz so stufenförmig, dals die 1ste Steuerfeder etwa halb so lang als die mittlern ist. Die Füfse wiebei denSchwanzmeisen; die Männ- chen haben einen schwarzen Knebelbart. In dem mitellangen Flügel ist die 1ste der 19 Schwungfedern äulserst kurz, die 4te und öte, oder die Ste, 4te und 5te die läng- sten. Das Gefieder weniger locker und weitstrahlig als bei den Schwanzmeisen: der innere Bau wie bei den wahren Meisen. Die Bartmeisen unterscheiden sich von allen meisenartigen Vögeln durch den gebogenen, vorn oft hakenförmigen Schnabel, das weniger weit- strahlige Gefieder und die ganz andere Lebensart. 472 Sie bewohnen nämlich nicht die Wälder, Gärten oder andere baumreiche Stellen, sondern die dich- testen Rohrplätze, wo sie in den undurchdringli- chen Rohrwäldern wie die Schilfsänger fast im- mer verborgen leben. Im Sommer bekommt man sie fast gar nicht zu sehen, im Herbste und Win- ter aber zeigen sie sich zumal auf der Wanderung, dann besuchen sie zuweilen auch Weidengebüsch, aber nie die Wälder. Sie klettern wie die Schilf- sänger mit aufserordentlicher Gewandtheit an den Rohrstengeln herum, suchen die dort lebenden In- sekten und die Sämereien der Wassergewächse auf, sind gern paarweise oder in kleinen Gesellschaften, wenigscheu, gezähmt äulserst zutraulich, locken mei- senarlig, haben einen unbedeutenden Gesang, bauen sehr künstliche ballfürmige, mit 2 Oeffnungen ver- sehene Nester, und legen 5 bis 7 rundliche, weilse, zart roth- und rotlhbraungepunktete Eier *). Die Weibchen weichen in der Zeichnung sehr von den Männchen ab; auch haben sie nur eine Andeu- tung des Knebelbarts, und zwar in weilsen Federn; die Jangen tragen ein anderes Kleid als die Mut- ter. Es gibt wenige einander sehr ähnliche Arten. 1) Die russische Bartmeise, Mystacinus Rus- sicus, Br. (Par. biarmicus, Linn., P. Russi- cus, Gm.) Der Schnabel stark und gestreckt, der Oberkopf sanft gewölbt, der Schwanz beim Männchen 4", beim Weibchen 3" 7", Sie milst 7" bis 7" 6“ in der Länge und 8" *) Die Eier sind hier zum erstenmal richtig beschrieben. Dals sie diese Zeichnung haben, beweisen einige. bei Herrn Bädecker in der Gefangenschaft gelegte, von denen eins meine Sammlung ziert. 473 bis 8 6" in der Breite, und ist die gröfste der ganzen Sippe. Das alte Männchen. Der Schna- bel und Augenstern gelb, der Oberkopf und seine Seiten sanft aschblaugrau, der Rücken und der auf den Seiten weifsliche Schwanz hellzimmetbraun, der zusammengelegte Flügel oben und unten weils eingefalst, neben dem weilsen Schulterstreif mit schwarzen Längestreifen, unter den Zügeln steht ein 9" langer sammetschwarzer Knebelbart, der Unterkörper ist blafsrosenroth, an der Kehle weils- lich, an den Seiten hellzimmetfarbig; die Unter- schwanzdeckfedern sammelschwarz. Das Weib- chen hat keinen schwarzen, sondern einen kür- zern weilsen Knebelbart, einen aschgrauen mit Zim- melfarbe überflogenen Kopf und übrigens blässere Farben als das Männchen, auch blafsrostgelbe Unterschwanzdeckfedern. Es zeigt keine Spur von dunkeln Längeflecken auf dem Rük- ken. Sie lebt in Rufsland, kommt im Herbst und Winter nach Ungarn und in die Nähe von Wien, und hat das Betragen, die Nahrung und Fortpflan- zung wie oben angegeben wurde. 2) Die östliche Bartmeise. Mystacinus biar- micus, Cuv. (P. biarmicus, Linn, P. barba- tus, Briss.) Der Schnabel klein, der Scheitel äus- serst hoch, der Schwanz beim Männchen 3" 8" bis 4", beim Weibchen 3" 4" bis 6%, Sie ist etwas kleiner als die vorhergehende, um 6”' schmäler und 3'" bis 6" kürzer, hat ei- nen viel kleinern Schnabel, auffallend gewölbten Kopf, weniger stufenförmigen Schwanz — bei Nr. 1 ist die 1ste Steuerfeder um 21’ bis 24", bei Nr. 2 um 18" bis 21'" kür- 474 zer als die mittleren — und im weiblichen Ge- schlechte gewöhnlich eine Andeutung von 2 oder 3 duukeln Flecken auf dem Rücken. Sie lebt in, Ungarn, kommt im März bei’ Wien vor, und ähnelt in ihrem ganzen Wesen-der vor- hergehenden. 3) Dienördliche Bartmeise. Mystacinus arun- dinaceus, Dr. (P. biarmicus, Linn., P. barba- tus, Briss. Naum. W. IV. Th. Taf. 96, 1, 2, 3.) Der Schnabel dünn und gestreckt, der Oberkopf sanft gewölbt, der Schwanz beim Männchen 3" 6", beim Weibchen 3" a, Sie ist bedeutend kleiner als Nr. 1 und etwas kleiner als Nr. 2, und zeichnet sich vor beiden durch den kürzern Schwanz und den ge- streckten Schnabel, und vor Nr. 2 durch den sehr sanft gewölbten Kopf aus. Auch hat das Weibchen eine andere Zeichnung; denn sein Rücken, oft auch sein Kopf ist mit schwarzen Längeflecken besetzt. Die Jun- gen haben ein hellroströthliches Gefieder und auf dem Rücken einen grolsen schwarzen Fleck und über den Augen einen schwarzen Streif. Sie be- wohnt den Nordosten der alten Welt, wandert aber im Herbste und kommt dann an die Küste der deutschen Ostsee, häufig nach Holland, sogar, je- doch selten an den Eisleber und an andere grofse Seen unseres Vaterlandes, hat ein sehr angenehmes Betragen, frilst Wasserinsekten, Rohr- und Schilf- samen und nistet wie oben gesagt wurde. 4) Die zahnschnäblige Bartmeise. Mystaci- nus dentatus, Br. (P. biarmicus, L.) Der Schnabelhateinen deutlichen Zahn, der Oberkopf ist fast nicht gewölbt, der 475 Schwanz beim Männchen 3‘ 10, beim Weib- chen 34. 5W, Sie ähnelt in Gröfse und Zeichnung Nr. 3, ist aber von ihr und allen vorhergehenden durch den deutlichen Zahn, welcher vor der Spitze des Oberkiefers wie bei den Falken und Wür- gern steht, hinläuglich verschieden. Ihr Schnabel ist bedeutend kürzer als bei der zunächst vorher- gehenden. Sie lebt in Holland, scheint nur das nordwestliche Deutschland zu berühren, kommt im mittlern und östlichen nicht vor, ist eben so ange- nehm als die vorhergehenden, und ähnelt ihnen in dem Betragen, der Nahrung und Fortpflanzung. Vierte Sippe Beutelmeise. Pendulinus, Cuv. Der Schnabel ist ächt pfriemenförmig, an der Spitze der beiden Kinnladen kaum merklich abwärts gebogen; dierundlichen Nasenlöcher sind seitlich und sehr klein; die Fülse wie bei den wahren Meisen; der Flügel ist kurz und stumpf; denn dieSte, 4te und 5Ste Schwungfeder stehen über die übrigen 16 vor; derSchwanz ist mittellang, schwach ausgeschnitten; das Gefieder sehr weitstrahlig und locker. Die Beutelmeisen stehen in Hinsicht ihrer Gestalt zwischen den eigentlichen Meisen und den Goldhähnchen mitten inne, und verbinden jene mit diesen, ähneln aber in der Lebensart den Bartmeisen; denn sie bewobnen die dichten Rohr- wälder der Gewässer, halten sich den Sommer über in diesen und in dichtem, am Wasser stehendem Gebüsche auf, kommen aber im Herbste, Winter 476 und Frühbjahre zum Vorschein, wandern oder strei- chen, locken fast wie die Meisen und Goldhähn- chen sit, sit, haben einen unbedeutenden Gesang, sind sehr unruhig, mehr oder weniger scheu, hRebr sen Insekten, ihre Larven und Eier, auch Rohr- samen, und bauen ein ungemein künstliches, beu- telförmiges, von verschiedenen Pflanzenstoffen zu- sammengefilztes, mit einem engen, oft röhrenför- migen Eingangsloche versehenes, oben an Rohr- stengel oder einen Zweig angehängtes Nest, wel- ches 5 bis 7 reitweilse Eier enthält. Die Männ- chen sind gröfser und schöner als die Weib- chen, nur die sehr alten der letztern ähneln den Männchen, und die Jungen weichen von bei- “den Eltern ab. Wahrscheinlich gibt es mehr als die 3 deutschen Arten. 1) Die polvische Beutelmeise; Pendulinus Polonicus, Br. (Parus pendulinus, Linn., P. Polonicus, Briss. N. W. IV. Th. Taf. 97.) Die hintern Schwung- und alle Steuer- federn sind schwärzlich, auf jeder Seite weilslich oder grauweils gekäntet, der Kopf ist sehr stark gewölbt, der Schwanz 1" 9" bis 11" lang, der Schnabel ziemlich grofs. Ein niedliches Vögelchen von 4" 6 bis 10" Länge und 7" bis 7” 4" Breite. Das Männchen. Der Kopf und Nacken ist aschgrau, die Stirn und die Kopfseiten schwarz, der Mantel graulich rost- farben, die Schwung- und Schwanzfedern ‘schwärz- lich, die letztern alle von den erstern, nur die hin- tern auf beiden Fahnen weifslich gekantet; der Un- terkörper weilslich, auf der Brust rosenroth über- flogen. Das Weibchen hat gewöhnlich schmu- 477 zigere Farben, und stets weniger Schwarz an der Stirn und den Kopfseiten. Die Jungen haben kein Schwarz am Kopfe, einen rostgrauen Ober- und rostgelbgrauen Unterkörper. Sie lebt in den Rohrwäldern Polens, selten an den rohrreichen See- und Flufsufern. Deutschlands, wandert und streicht im Winter, und hat das Betragen, die Nahrung und Fortpflanzung wie oben angegeben wurde. 2) Die mittlere Beutelmeise. Pendulinus me- dius, Br. (Par. pendulinus, Linn.) Die hintern Schwung- und alle Steuer- federn sind schwärzlich, auf jeder Seite weilslich oder grauweils gekantet; der KopfaufderStirnsehr erhöht, derSchwanz mifst 2” 2"; der Schnabel ist klein. Sie ist vom Körper etwas kleiner als Nr. 1, hat auch einen kleinern Schnabel und Fuls als diese; aber ihr Schwanz’ ist wenigstens nur 3 Jän- ger, ihre Schwingenspitze ragt weiterüber die Schwungfedern 2ter Ordnung vor, und ihr Kopf ist vorzüglich auf der Stirn er- höht. Sie kommt bei Wien vor, und ähnelt in der Zeichnung, dem Betragen und der Nahrung Na4, 3) Die langschwänzige Bartmeise. Penduli- nus maerourus, Br. (P. pendulinus, Linn.) Die hintern Schwung- und alle Steuer- federn sind schwärzlich, auf jeder Seite weilslich oder grauweils gekantet; der Kopf platt, der Schwanz milst 2" 4", Sie unterscheidet sich von Nr. 1 und 2 durch den platten Kopf und den langen Schwanz; wegen des lelztern ist sie gar nicht mit Nr. 1. und 478 wegen des erstern nicht mit Nr. 2 zu verwechseln. Sie lebt an der Donau, zeigt sich auf der Wande- rung in der Nähe von Wien, und hat die Sitten und die Nahrung mit den Verwandten gemein, Fünfite Sippe Goldhähnchen. Aegulus, Aldrovand. Ueber jedem Nasenloche liegt ein an beiden Fahnen kammartiges Federchen. Der Schnabel ist mittellang, sehr dünn, hinten etwas breit, vor der abwärts gebo- genen Spitze der obern Kinnlade mit ei- nemEinschnitte;z die eirunden Nasenlöcher liegen oben auf dem Schnabel, nahe an der Stirn; die Fülse sind mittelhoch, schlank, mit gebogenen Nägeln und einer Verbin- dung zwischen der äufsern und mittlern Zehe; die Flügel mittellang,. stumpf mit 19 schwachen Schwungfedern, von denen die Ste und 4te die längsten sind; der milt- tellange Schwanz ist etwas ausgeschnit- ten; das Gefieder lang, locker, weitstrah- lig, auf dem Kopfe verlängert, und bildet hier, wenn es gesträubt wird, eine präch- tige gelbe oder rothe Haube; die Weibchen sind weniger schön als die Männchen und den Jungen fehlt die prächtige Kopfzeich- nung. Die Goldhähnuchen sind die kleinsten euro- päischen Vögel und zeichnen sich durch die Ge- stalt und das Gefieder, besonders durch die präch- tige Scheitelzeichnung sehr aus. Aulser den euro- päischen rechne ich hierher: 1) Regulus Satrapa, Lichtenstein, 2) Reg. Calendula, Licht., 3) Reg. 479 omnicolor, Fieillot; die andern hierher gezogenen weichen zu sehr ab, als dals ich sie in die engen, den Sippen hier gesteckten Grenzen einreihen könnte. Die Goldhähnchen sind gewöhnlich unter die Sänger gestellt worden, aber mit Unrecht. Sie stehen den Meisen, besonders den Beutelmei- sen sehr nahe. Ihr Gefieder, ihr Lockton, ihr Betragen, der Nestbau, die grofse Zahl der Eier, das Anhängen an die Zweige, die grofse Unruhe, das ganze Betragen ist meisenartig. Sie sind meist eben so gesellig, wie diese, und folgen zum Theil den Zügen der wahren Meisen mit grolser An- hänglichkeit an dieselben. Sie bewohnen die Na- delwälder, wandern alle, einige bei Tage, andere bei Nacht, kommen dann auch auf Laub tragende Bäume, folgen gern den baumreichen Strecken, fliegen aber auch über freie Plätze, sogar über das Meer und werden dann zuweilen auf ganz baum- losen Inseln im Grase angetroflen. Sie haben einen einfachen, nicht sehr lauten, zum "Theil angeneh- men Gesang, sind sehr zutraulich, fressen kleine Insekten, ıbre Larven-und Eier, einige im Winter auch Sämereien, bauen jährlich zweimal warme, ballförmige, oben oflene Nester, und legen 6 bis 11 Eier, welche das Weibchen allein ausbrütet. 1) Das nordische Goldhähnchen. FHiegulus sepientrionalis, Dr. (Mot. regulus, Linn. N. „Ju. Th. Tal. 93, .2.) Der Schnabel sehr gestreckt und. dünn, der Scheitel kaum höherals die Stirn, die Stelle rings um das Auge weilsgrau, auf dem Flügel ein schwarzer Fleck. Es ist das gröfste europäische Goldhähn- chen, 4" 2" bis 4"' lang und 6" 10" bis 7" breit. 480 Der Scheitel ist in der Mitte saflran-, auf den Sei- ten goldgelb, neben diesem mit einem schwarzen Streif eingefalst, der Oberkörper zeisiggrün, der tiefgraue Flügel mit einem schwarzen Fleck und 2 weilsen Binden geziert, der Unterkörper Jicht-, an der Kehle und dem Bauche weilsgrau. Bei dem Weibchen ist der Scheitel goldgelb. Die Jun- gen ähneln wahrscheinlich denen der folgenden Art. Ks bewohnt die nordeuropäischen Wälder, namentlich Skandinavien, wandert im October aus und zieht über die Ostsee — Herr Boje in Kiel überschickte mir eins, das mitten auf dem finni- schen Meerbusen gefangen wurde — bleibt den Win- ter über in unsern deutschen Nadelwäldern und zieht im März wieder zurück. Es lockt si sı si und hat einen mannichfalligen, recht angenehmen Ge- sang, der an einen.Gang des Stieglitzes und den Gesang des graubunten Baumläufers er- innert, frifst Insekten, ihre Larven und Eier, im Winter auch Fichtensamen, baut an Fichtenzweige und legt nach Nilsson 8.bis 11 rosenfarbige, roth- gewässerte Eier. 2) Das saffranköpfige Goldhähnchen. Ae- gulus crococephalus, Br. (Sylvia regulus, auct. N. W,. IN. Th. Taf. 93,1, 3.) Der Schnabel ziemlich gestreckt, der Scheitel hoch und schmal, wie aufgesetzt, die Stelle rings um.das Auge weilsgrau, auf dem Flügel ein schwarzer Fleck. Es ist um 3 kürzer und weniger breit als Nr. 1 und ihr ganz ähnlich, aber sein Schnabel ist kürzer und sein Schädel ganz anders. Bei Nr. 1 ist er platt und erreicht weit hinten seine gröfste Höhe, bei Nr. 2 ist er sehr gewölbt, und 481 weit vorn am höchsten, und hat einen schmalen Scheitel, der wie aufgesetzt aussieht. Es bewohnt die Nadelwälder Mittel- und Süddeutschlands, lebt hier, auf dem thüringer Walde, bei Wien und auf den tyroler Alpen, verläfst uns ım October und kommt im März zurück — nur im Januar 1828 wa- ren einzelne hier — überwintert in Westphalen bei Dortmund, hat einen einfachen, aus zweı Tönen bestehenden, von dem des vorhergehenden ganz abweichenden Gesang, frilst nur Insekten, ihre Lar- ven und Eier, baut sein schönes Nest unten an die Fichten- oder 'Tannenzweige, und legt 6 bis 10 weilslichgelbgraue, fleischfarbig gewässerte Eier, 3) Das goldköpfige Goldhähnchen, Aegu- lus chrysocephalus, Br. (Sylvia regulus, auct.) Der Schnabel wenig gestreckt, der Schei- telschmal und wie die Stirn stark erhöhl, der ganze Schädel aber niedriger als bei Nr. 2, die Stelle rings um das Auge weils- grau, auf dem Flügel ein schwarzer Fleck. Es ist gewöhnlich etwas kleiner als Nr. 2 und unterscheidet sich von ihm durch den kürzern Schnabel und die andere Schädelbildung. Bei Nr. 2 ist die Stirn wenig, der Scheitel aber auffallend erhöht, bei Nr. 3 hingegen steigt die Stirn stark, auf und der Scheitel steht nicht so hoch über ıhz, Mit Nr. 1 ist es bei genauer Be- trachtung des kurzen Schnabels und der gewölbten Stira nicht zu verwechseln. Es wandert im Octo- tober durch Mitteldeutchland, bleibt sehr selten, wie im Winter 18?7,,, hier, geht im März und April zurück, hat im Gesange mit den beiden vor- hergehenden Achnlichkeit — es scheint die Gesänge 31 482 beider zu vereinigen — und die Nahrung mit Nr. 2, das Betragen aber mit Nr. 1 und 2 gemein. 1) Das Nilssonsche Goldhähnchen. Aegulus Nilsonü, Br. (Brehms Beitr. z. Vögelk. Il, Th. Takı4,-1) Der Schnabel ist grofs, an der Wurzel breit, der Schädel stark gewölbt, weit vorn auf dem Scheitel am höchsten, über dem Auge ein weilslicher, durch dasselbe ein dunkler Streif. Es milst 4° 2" bis 4" in der Länge und 6’ 8" bis 7" in der Breite, und hat eine prächtige Zeich- nung. Das Männchen. Der Scheitel ist hoch- feuerfarben, auf den Seiten und auf der Stirn mit einem schwarzen Streif, über dem Auge steht ein solcher weilser und durch dasselbe geht ein schwar- zer Strich, der übrige Oberkörper ist zeisiggrün- gelb, auf dem Flügel ein schwarzer Fleck und zwei weilsliche Binden, der Unterkörper ist hellgrau. Bei dem Weibchen ist das Gelb auf dem Schei- tel blässer. Die Jungen sind auf dem Oberkör- per graugrün, auf dem grauen Unterkörper grün- grau überflogen, über dem Auge mit einen® weils- lichen Streif, neben welchem ein schwärzer nur angedeutet ist; der Scheitel ohne Gelb. Es scheint nordöstlich von hier zu wohnen, zieht im April, September und October bei uns durch, brütet je- doch sehr selten in unsern Nadelwäldern — ich weils nur zwei Beispiele davon — singt mannich- falig, der Haubenmeise ähnlich, frifst Räup- chen, Küferchen, Larven und Insekteneier, baut ein sehr schönes Nest unten an die Fichtenzweige, und legt 6 bis 10 fleischfarbige, am dieken Ende stark röthlichgefleckte Eier. 483 2) Das feuerköpfige Goldhähnchen. Regu- lus pyrocephalus, Br. (Sylvia Ewepille, Br. N. W. U. Tb. Taf. 93, 4, 5, 6.) DerSchnabel sehr gestsreckt und dünn, hinten schmal, der Schädel sanft gewölbt, weit hinten auf dem Scheitel am höchsten, über dem Auge ein weilser, durch dasselbe eın dunkler Streif. Es ist merklich kleiner als das vorhergehende, nur 3° 10" bis 4 1" lang und 6’ 4" bis 8 breit, und unterscheidet sich von ihm: 1) durch den ander Wurzel schmälern, vor ihr viel dün- nern Schnabel, und 2) den kleinern, sanf- ter gewölbten, weit hinten am meisten er- höhten Kopf, bewohnt die hiesigen Nadelwälder, die des Voigtlandes und thüringer Waldes, kommt im März und April an und geht im September und October weg, ist ziemlich scheu, singt in ei- anders als Nr. „ Frifst DEREN ihre Larven und Eier, baut Se: an die Fichtenzweige, und legt 6 bis 10 blafßstleischfarbige, röthlichgewässerte Eier. 3) Das kurzschnäblige Goldhähnchen. Ae- gulus brachyrhynchos, Br. Der Schnabel ist sehr kurz, vorn etwas stumpf, die Stirn niedrig, der hinten er- höhte Scheitel viel höher als sie, über dem Auge ein weilser, durch dasselbe ein dunk- ler Streif. Es hat die Gröfse des zunächst vorhergehen- den, und unterscheidet sich von ihm und von al- len europäischen und den ächten ausländischen 31% 484 Goldhähnchen durch den kurzen Schna- bel, von den beiden vorhergehenden auch durch den kurzen, auf dem Hinterscheitel stark erhöhten Kopf, zieht im April und September durch die hiesige Gegend, hat einen unbedeuten- den, jedoch eigenthümlichen Gesang, lockt si sı, zit, zit, ist wenig scheu, und frifst Räupchen, Käferchen, Larven und Insekteneier. Es ist das seltenste Goldhähnchen in unserer Gegend. 14 Zwölfte Ordnung. Taubenartige Vögel. Columbidae, Leach. Die ritzartigen Nasenlöcher liegen un- ter einer weichen wulstigen, die Schnabel- wurzel bedeckenden Haut; der gewölbte, gerade Schnabel ist nur an der Spitze der Oberkinnlade gekrümmt. Der Schnabel ist klein, dünn, vor der Nasenhaut nieder- gedrückt, vor der Spitze etwas erhöht; die Fülse haben drei Vorder- und eine mit ihnen gleich hoch stehende Hinterzehe; die mittel-, oft ziemlich langen Flügel 21 bis 24 harte und starke Schwungfedern, von denen die 2teallein, oder mit der 1sten oder äöten die längste ist; der zwölffedrige harte Schwanz istab-, oder zugerundet, oder keilförmig; derKopfklein, der Hals dünn, der Rumpf stark, an der muskel- vollen grofsen Brust hoch; der grofse in zwei Hälften getheilte Kropf erweicht die Sämereien, welche die befiederten Jungen aus ihm erhalten, und sondern für sie, wenn sie noch zart sind, einen käsearti- gen Stoff ab. Der kleine Magen ist ganz muskelartig, die langen Gedärme ‚haben zwei kleine Blinddärme; der: Körper ist mit harten, barschen zum Theil schillern- den Federn bedeckt, 486 Die Tauben, von denen die gröfste einer Truthenne, die kleinste einem Sperlinge an Gröfse nahe kommt, zerfallen nach neuern Bestimmungen in mehrere Sippen und in viele Arten, von denen nur zwei Sippen in Deutschland wohnen. Die Hühnertauben gehen in die Hühner über, Die wahren Tauben haben ziemlich lange Flügel, und fliegen deswegen schnell, mit Geräusch und geschickt, gehen aber wegen ihrer kurzen Füfse, mit denen sie nicht scharren, nur langsam, um ihre Nahrung, allerlei Samenkörner, welche sie mit dem Schnabel aufnehmen, aufzusuchen. Sie leben in Einweibigkeit, und legen 2 weilse Eier, welche beide Gatten ohne Brutflecken ausbrüten. Sie machen jährlich mehr als eine Brut. Die Jungen verlassen das Nest völlig flügg, haben in demselben einen breiten Schnabel, und sehen den einander gleichgefärbten Eltern mehr oder weniger unähn- lich. Die Alten mausern sich jährlich nur einmal, sind in der Freiheit sehr scheu, lassen sich aber grolsen Theils leicht zähmen. Erste Sippe. Taube. Columba, Linne, Boje et Brehm. Die Nasenhaut ziemlich grofs, die kur- zen rothen Füfse mit freien Zehen, der Schwanz abgerundet, die Hauptfarbe grau- blau mit grünem und Purpurschiller am Halse; der Schnabel wie oben, die Nasen- Jöcherverschliefsbar, die Fulswurzel } be- fiedert, die Flügel ziemlich lang, der Schwanzmittellang; derOberkörper grau- blau, die Jungen wenig von den Alten ver- schieden. 487 Sie bewohnen die Wälder, Gebirge, Felsen, Thürme und 'Taubenschläge, und wandern des Nachts. Die Männchen rucksen zur Paarungszeit, klatschen in der Luft mit den Flügeln, und helfen die Jungen nicht nur ausbrüten und aufziehen, son- dern führen sie auch mit, wenn sie ausgeflogen sind. Sie bauen schlechte Nester auf oder in Bäume, auf oder in Felsen, oder auf Balken und Breter. ERSTE FAMILIE. Ringeltauben. Columbae torquatae. Sie haben einen weilsen Querfleck an den Seiten des Halses, welcher den Jun- gen fehlt, und an den eben hervorwach- senden Federn grau ist; auf dem Flügel steht bei Alten und Jungen ein weifser Fleck. Der Augenstern ist schwefelgelb, der Schwanz etwas lang. Sie sind die gröfsten inländischen Tauben, be- wohnen die Wälder und Gebirge, sind sehr wild, deswegen schwer zu zähmen, und nisten auf Bäu- men und Felsen; die Männchen rucksen rucku, rucku, rucku. 1) Die hochköpfige Ringeltaube. Columba palumbus, Linn. (N. W. 1. Ausg. I. 'Th. Tat. XIV, 33.) Auf dem Flügel ein weilser Fleck, die Stirn äulserst hoch. Sie ist 18” bis 18" 6"' lang, und 31” bis 32 9'"'!, Der Schnabel hinten roth, vorn blafsgelb, der mohnblaue, am Halse taubenhalsige Oberkörper auf dem Mantel dunkelgraublau, die Schwingen- spitzen und der Schwanz schieferfarben, die erstern mit weılsen Federrändern, der letztere mit einer 488 breiten lichten Querbinde, die Kehle mohnblau, der Vorderhals und die Oberbrust weinröthlich, was unten allmälig in Weifs übergeht. Die Weib- chen sind gewöhnlich weniger schön als die Männchen, und die Jungen haben einen dun- keln Schnabel, Augenstern und Fuls, graue Feder- ränder auf den Flügeln, und schmuzige Farben. Sie bewohnt vorzugsweise die Nadelhölzer, ist nicht sehr häufig in unserer Gegend, sitzt gern hoch, ist sehr scheu, frifst Fichtensamen, Getreide, Hül- senfrüchte, Grassämereien und Beeren, selten Re- genwürmer, baut auf Bäume, und legt 2 weile, gewöhnlich längliche Eier, 2) Die mittlere Ringeltaube. Columba pine- torum Br. (Col. palumbus, Linn.) Auf den Flügeln ein weilser Fleck, die Stirn mittelhoch. Sie hat mit der vorhergehenden Gröfse, Ge- stalt und Farbe gemein, allein ihr ganzer Ober- kopf ist weit weniger gewölbt, und hat deswegen eine viel niedrigere, aber doch noch mittelhohe Stirn. Sie ist die gemeinste Taube unserer Wälder, etwas weniger scheu als Nr. 1, im Herbste oft in grofsen Flügen, in dem Betragen, der Nahrung und Fortpflanzung der vor- hergehenden sehr ähnlich. 3) Die plattköpfige Ringeltaube. Columba torquata, Br. (Col. palumbus, Linn.) Auf dem Flügel ein weifser Fleck, die Stirn ganz niedrig. Sie unterscheidet sich von Nr. 1 und2 durch den sehr platten Kopf, dessen Stirn wenig höher als dieSchnabelhaut ist, Jiebt gebir- 489 gige Felsengegenden, z. B. die Alpen Kärnthens, wo sie auch auf den Felsen nistet, kommt hier fast nur auf dem. Zuge, zuweilen schon im Februar vor — nur einmal schofs ich ein rucksendes Männ- chen, und erhielt ein Weibchen im Mai — und ähnelt in dem Betragen wie in der Nahrung den beiden vorhergehenden sehr. ZWEITE FAMILIE. Feldtauben. Columbae campestres. Der Bürzel ist bei Alten und Jungen weils, der Augenstern feuerfarben, der Schwanz mittellang. Sie sind kleiner als die Ringeltauben, ha- ben einen viel kürzern Schwanz, sind sehr scheu, .aber leieht zu zähmen; leben in Fel- senklüften und Höhlen, zahm in Taubenschlägen, verwildern auf Thürmen, und nisten auf Felsen- stücken, in Mauerlöchern oder auf Balken und Bretern. Die Männchen rucksen rucku, rucku, ruckwu 1) Die zahmeFeldtaube. Columba domestıca, Linn. ‚Auf dem zusammengelegten mohn- blauen Flügel zwei breite schwarze Bin- den, der Unterrücken weils, die Stirn äu- serst hoch; 25. Schwungfedern. Sie ist 14" bis 15” 3'" lang und 27" bis 29 breit. Der Schnabel schwarz, auf der Nasenhaut weilslich, der Kopf graublau, der ganze Hals stark taubenhalsig, der Mantel mohnblau, oft noch mit einer dritten dunkeln Binde, der graublaue Schwanz vorn.schwarz, auf den Seiten schmal weils einge- falst, der Unterkörper graublau. Die gewöhnlich 490 kleinern Weibchen haben stels einen dünneru Schnabel als die Männchen, Bei den Jungen sind die Farben schmuzig, auf dem Kropfe und Halse rostgraue Federränder, und die Halsfedern fast ohne Schiller. Sie artet in hellere oder dunk- lere Farben aus, und ist durch den Eigensinn der Menschen zu merkwürdiger Zeichnung gebracht worden. Sie stammt wahrscheinlich aus Asien und Egypten, lebt in Deutschland nur in 'Taubenschlä- gen, und verwildert auf 'Thürmen, Schlössern und alten Burgen, frifst vorzugsweise Getreide und Hül- senfrüchte, auch Gras- und Fichtensamen, ist in engen Wohnungen beifsig gegen ihres Gleichen, in grolsen verträglich, nistet jährlich 3 bis 4mal und legt 2 eirunde, weilse Eier. 2) Die südliche Feldtauhe, Columba livia, ‚briss. AufdemzusammengelegtenFlügelzwei breite schwarze Binden, der Unterrücken ‘ weils, die Stirn ziemlich niedrig; vier und zwanzig Schwungfedern. Sie ist ebenso lang und breit, aber schlanker als die Haustaube, und unterscheidet sich von ihr 1) durch den schwächern Schnabel, 2) die niedrigere Stirn, und 3) die langen, an oder vor der Schwanzspitze sich endigen- genden Schwingen. Da man auch unter den Haustauben manche mit niedriger Stirn antrifft: so vermuthe ich, dafs auch sie ihren, wenn auch geringen Antheil an den Haustauben habe. Sie be- wohnt die Felsen des südlichen Europa, besonders die an den Küsten des Mittelmeers, lebt in der Höhle von St. Canzian unweit "Triest, ist unge- mein vorsichtig und scheu, stellt Wachen aus, 491 frifst vorzüglich Getreide und Hülsenfrüchte, und legt auf ein schlechtes Nest in Felsenhöhlen und Ritzen 2 weilse Eier. 3) Amalia’s Taube. Columba Amaliae, Br.*) Auf dem mohnblauen Flügel zwei bis drei schwarze Flecken, wie bei den Hohl- tauben, welche keine durchgehenden Bin- den bilden; der Unterrücken weils. Sie ist kaum kleiner als Nr. 2, hat aber 1) einen grölsern Schnabel, 2) einen viel nie- drigern Scheitel, und 3) eine andere Flü- gelzeichnung. In dieser steht sie der Columba oenas sehr nahe, unterscheidet sich aber von die- ser durch die graublaue Brust und den weilsen Unterrücken. Sie bewohnt mehrere mit felsigen Küsten eingefalste Inseln des hohen Norden, z, B. die Färöer und Hebriden, von wo aus sie sich nur zufällig ins mittlere Europa und nach Deutsch- land verirrt. Sie ıst ziemlich scheu, liebt die Ge- sellschaft sehr, nistet in Felsenritzen, und legt 2 weilse Eier, DELTVTE N EAMTLIE Hohltauben. Columbae cavorum. Der Unterrücken und Öberflügel sınd mohnblau, auf dem letztern nur der An- fang von schwärzlichen Binden; der Au- gensternpistbraun, derSchwanzmittellang,. Sie leben in Wäldern, sind ziemlich scheu, nicht ganz leicht zu zähmen, und nisten in hoh- len Bäumen. Die Männchen rucksen hu hu, hu. *) Siehe Isis B. XXI, Heft 2, S. 139, 140 u. 141. 492 t) Die Hohltaube. Columba venas, Linn. (N. W. 1. Ausg. 1. Th. Taf. XV, 34.) Auf dem mohnblauen Flügel bemerkt man nur den Anfang von schwärzlichen Binden, der Unterrücken ist mohnblau; die Stirn sehr hoch. Ihre Länge beträgt 13” 9" bis 14" 8% und ihre Breite 27 6"' bis 28 6"', der Schnabel ist. gelb, auf der röthlichen Nasenhaut weilsbestäubt, der Oberkörper mohnblau, auf dem untern Hin- terhalse und an dessen Seiten taubenhalsig, auf dem Oberrücken und den Schultern tiefgraublau, der schieferblaue, auf den Seiten weilslich gekan- tete Schwanz hat vor der schieferschwarzen Spitze eine helle Querbinde, der mohnblaue Unterkörper ist an dem Kropfe weinroth. Die Weibchen sind weniger schön als die Männchen, und den Jungen, deren Schnabel und Fufs dunkel gefärbt, und deren Mohnblau unrein ist, fehlt der Schiller am Halse fast ganz, Sie hewohnt die deutschen Laub- uöd Nadelhölzer, besonders die Buchenwäl- der, wird aber in unserer Gegend, weil die hohlen Bäume jährlich abnehmen, immer seltener, ist ziem- lich scheu, frilst vorzüglich Getreide und Hülsen- früchte, und legt in hohle Bäume 2 eirundliche weilse Eier. 2) Die Lochtaube. Columba cavorum, Br.(C. oenas, Linn.) Auf dem mohnblauen Flügel bemerkt man nur den Anfang von schwärzlichen Binden, der Unterrücken ist mohnblau; die Stirn niedrig. Sie ist der vorhergehenden täuschend ähnlich; allein ihre Stirn ist viel niedriger, deswegen 493 ihr ganzer Kopf weit weniger gewölbt, was man bei der Vergleichung beider sehr leicht bemerkt. Sie hält sich an ähnlichen Orten wie Nr. 1 in Deutschland auf, und hat das Beträgen, die Nahrung und Fortpflanzung mit ihr gemein. Zweite Sippe Turteltaube. Peristera, Boje. Der Schnabel ist dünn und gestreckt, die Nasenhaut mittelgrofs, die kurzen ro- then Füflse mit freien Zehen, der Schwanz zugerundet, die Hauptfarbe nichtgraublau, meist gefleckt, ohne Schiller am Halse. Sie ähneln in ihrer ganzen Bildung den äch- ten Tauben; allein ihre Gestalt ıst schlan- ker, ihr Schnabel dünner, ihr Schwanz abgerundet und bei den meisten Arten län- ger, und ihr Flügel, weil die 1ste und 2te Schwungfeder oder die letzte allein die längste ist, anders gebildet. Die Jungen weichen sehr oder wenig von denAlten ab. Sie bewohnen die Laub- und Nadelwälder, die baumreichen Flufsufer und die grolsen englischen Gärten, und wandern des Nachts. Die Männchen girren zur Paarungszeit, klatschen in der Luft mit den Flügeln, und sind wegen ihrer Zärtlichkeit gegen ihre Weibchen berühmt geworden, Beide Galten brüten, füttern und führen ihre Jungen. Sie nisten auf Bäume, und legen 2 eirunde weilse Bier. 1) Die hochköpfige Turteltaube. Peristera zurtur, Boje. (Col. turtur, Linn. N. W. 1. Th. Taf..XVI, 35.) Die 4 bis 5 äulsern Steuerfedern haben 494 eine weilse Spitze, der Flügel ist stark ge- fleckt, die ganze Länge 12” 3" bis 9"; die Stirn sehr hoch. Der Schnabel dieses schönen 21" bis 22" brei- ten Täubchens ist schwärzlich, der Augenstern feuer- farben, der Oberkopf und Hinterhals graulich him- melblau, an deu Halsseiten stehen 4 schwarze, sil- berfarben eingefalste Querstreifen, der Rücken ist rostbraungrau, der Oberflügel. hochrostfarben mit schwarzen Flecken, die Schwingenspitzen schwärz- lich, der Schwanz an den beiden mittelsten Federn bräunlich, übrigens schieferfarben mit weilser Spitze, der Unterkörper bis zur Brust matt weinfarben, ven da an allmälig weils. Das Weibchen hat blässere Farben als das Männchen. Bei denJun- gen ist nur der Schwanz wie bei den Alten, der Schnabel schwarzgrau, der Augenstern braungrau, der Fuls hornbraun, die Hauptfarbe grau mit hel- lern Federrändern, an dem Mantel rostgrau, mit lichten Federkanten, am Bauche weils. Sie be- wohnt die Vor- und Feldhölzer, auch baumreichen Flufsufer, ist ziemlich scheu, in der Gefangenschaft bald und sehr zahm, zärtlich und liebenswürdig, frifst Getreide, Hülsenfrüchte und Holzsamen, nistet niedrig auf Bäumen, und legt 2 eirunde weilse Eier. 2) Die plattköpfige Turteltaube. Peristera tenera, Br. (Col. turiur, Linn.) Die 4 bis 5äulsersten Steuerfedern ha- ben eine weilseSpitze; derFlügel ist stark gefleckt, die ganze Länge 12" 9" bis 13" 3"; die Stirn niedrig. Sie ist gewöhnlich etwas grölser als Nr. 1 und ihr ganz ähnlich; allein ihr Kopf ist wegen seiner niedrigen Stirn weit weniger ge- 495 wölbt, als bei dieser. Sie lebt ziemlich häufig in unsern Nadelwäldern, sitzt gern frei auf den Spitzen der Bäume, girrt sehr angenehm, wie Nr. 1 turtur, turtur, turtur, frilst Getreide, Hül- senfrüchte und Holzsamen, baut ein schlechtes Nest auf niedriges Stängelholz, und legt 2 eirunde weilse Eier. — Die 'Tauben mit Spielsschwänzen führe ich als eine besondere Sippe unter dem Namen Trygon auf. Dahin gehört unter andern Trygon migratoria, (Col. migratoria) und andere. Sie sind alle ausländisch; allein Zrygon migratoria wurde einmal in Schottland, jedoch noch nicht in Deutschland angetroffen. Dreizehnte Ordnung. Hühnerartige Vögel. Gallinae. Der Schnabel ist gewölbt, gekrümmt und kurz, die Nasenlöcher stecken unter einer nackten oder befiederten gewölbten Haut; die Fülse sind kurz, oder mittel- lang, bei den meisten Sippen mit 3, hin- ten durch eine $Spannhaut verbundenen kurzen Hinterzehe; der flügel muldenför- mig, kurz, bei wenigen mittellang, mit harten Schwungfedern, derSchwanzhöchst verschieden; der kleine Kopf bei vielen mit nackten Stellen oder Zierrathen; der Körper durch seine lange, hohefleischige Brust, und seine dicken Schenkel und Schienbeine ausgezeichnet; der Kropf gro[s und rundlich, der Magen äufserst muskelartig, etwas schmal, zwei auf ein- ander reibende, wo sie zusammenstolsen, harte Körper bildend; die weiten Gedärme mit zwei langen, oben weiten Blinddärmen. Da die meisten Hühner vorzüglich zum Lau- fen bestimmt sind: so findet man bei ihnen die Fülse sehr, die Flügel aber wenig ausgebildet, wo- durch sie zum anhaltenden Laufen, aber nicht zum weiten Fliegen geschickt werden; nur die Flug- hühner vereinigen Fertigkeit im Fliegen mit der im Laufen. Sie halten sich gern auf der Erde auf, 497 wo sie auch nisten, laufen über grofse Strecken weg, fliegen mit Geräusch gerade aus, und suchen ihren Feinden durch Fliegen oder sich Verstecken, besonders durch Niederkauern zu entgehen, Meh- rere Sippen halten ihre Nachtruhe auf Bäumen. Alle scharren, patteln sich im Staube oder Sande, fressen Körner, andere Sämereien und Insekten — von diesen nähren sich die zarten Jungen — Wür- mer, Knospeu, zarte Blätter und Beeren; und ma- chen unverstört jährlich nur eine Brut. Die Jun- gen verlassen das Nest bald nach dem Auskrie- chen, werden von der Mutter zum Aufsuchen der Nahrung angelührt, oft unter die Federn genom- men und erwärmt, und bilden mit ihr auf längere oder kürzere Zeit, oft bis zur nächsten Paarung eine Familie. Im zweiten Sommer ihres Lebens sind sie zeugungsfähig. Unter den Hühnern, je- doch nur unter den männlichen findet man die schönsten, uns bekannten grölsern Vögel, Erste Stippe. Flughuhn. Pierocles, Temm, Die langen spitzigen Flügel bedecken den grölsten Theil des keilförmig zulau- fenden Schwanzes. Der Schnabel ist zu- sammengedrückt, mehr oder weniger schlank, an der obern Kinnlade nur vorn gekrümmt, ohne, oder mit einem kleinen Haken; die nach unten offenen Nasenlöcher sind oben von einer befiederten Haut be- deckt. Diekurze vorn befiederteFulswur- zel hat drei kurze, bis zumerstenGelenke verbundene Vorder- und eine hochstehen- de ganz kleine Hinterzehe, Die schmalen 32 498 und langen Flügel haben sehr spitzige und harte Schwungfedern, von denen die erste über alle vorsteht. Der keilförmige SchwanzzeiglbeieinigenArten zwei lange spielsförmige Federn in der Mitie. Die ganze Gestalt steht zwischen der der Hüh- ner und Tauben mitten inne. Die Flughühner verbinden durch ihre Kör- pergestalt und die Länge ihrer Flügel dieHühner mit den Tauben, und sind bestimmt, ihre Nah- rung Insekten und Sämereien in einem grolsen Um- fange auf dürren, sandigen Ebenen zusammen zu suchen. Sie durchfliegen ungeheure Steppen, und verirren sich dann zuweilen von ihren wahren Auf- enthaltsorten, den Sandstrecken heiflser Länder so weit, dafs eine Art von ihnen in Deutschland an- getroffen wurde. In ihrer Heimath leben sie fami- lienweise, oder in grofsen Gesellschaften. Die Männchen unterscheiden sich vorzüglich durch schwarze oder weilse Gürtel von den Weibchen, und die Jungen weichen von den Alten ab. Sie nisten im Gebüsche, und da die bisher bekannten Arten Vögel umfassen, welche in Gröfse und Farbe merklich verschieden sind: so vermuthe ich, dafs es mehrere Arten gibt, als selbst der um ihre Naturgeschichte sehr verdiente Herr Professor Lich- tenstein geglaubt hat. DasSandflughuhn, Pterocles arenarius, Temm. (Tetrao arenarius, Pall., Tet. subtridactylus, Hasselan., Perdix Aragonica, Lath. N. W. 1. Ausg. Nachtr. Taf. VII, Fig. 15.) An der Kehle steht einschwarzer oder grauer Fleck, auf der Brust ein schwarzer Gürtel, 499. Es ist 14" bis 16 laug und 30” bis 32" breit. Das Männchen. Der Kopf und Hinterhals fleisch- röthlichgrau, der übrige Oberkörper, die schiefer- farbigen Schwingenspitzen ausgenommen, blafs- oder graugelb, dunkelgelb und schieferfarben durch einander, an dem schwarzen, vorn weilsen Schwanze rost- und blafsgelbgefleckt; das Kinn hochrostfar- ben, an der Kehle eın dreieckiger schwarzer Fleck, der Vorderhals und die mit einem schwarzen Gür- tel besetzte Brust tleischröthlichgrau. Der übrige Unterkörper schwarz, mit weilsen Spitzen an den Unterschwanzdeckfedern. Beim Weibchen ist der Oberkörper hellockergelb mit vielen schwar- zen Flecken und Zickzackbinden, der Vorderhals und die Brust gelblich, mit schwarzen Flecken, der Kehlfleck grofsen Theils grau, und der Brustgür- tel schmal. Es lebt in den Steppen Afrika’s und Südasiens, selten auf den dürren Strecken Spaniens und Sieiliens, und verirrt sich zuweilen an die öden Orte unseres Vaterlandes, ist wenig scheu, länft und fliegt geschwind, schreit kuck, kuck, kuck, frifst Insekten, Sämereien, und legt 4 bis 5 nach Pallas weilse, nach der Fauna Aragonica braun» gefleckte Eier. Zweite Sıppe Waldhuhn. Teirao, Linnei et aliorum, Der Schnabel ist kurz, stark, sehr ge- wölbt; die Augenlieder sind nackt und ha- ben oben einemit Plättchen besetzteHaut; die kurzen Fuflswurzeln sind ganz befie- dert, die nacktenZehen haben auf den Sei- ten bis in den Sommer vorstehende Stift- chen. Hauptfarbe der Männchen schwarz, 2 * 500 Der zusammengedrückteSchnabelbil- det vorn einen Haken; die rundlichen Na- senlöcherstecken ganzin den Stirnfedern; die drei Vorderzehen sind hinten bis zum ersten Gelenke durch eine Spannhaut ver- bunden; die kurze Hinterzehe steht hoch; die Flügel sind kurz, abgerundet, mulden- förmig, mit sehr harten, im Fluge vorn von einander abstehenden Schwungfedern, von denen die $te und 4te, zuweilen auch die Ste die längsten sind. Der Schwanz hat 18 ziemlich harte Steuerfedern, ihr Augenstern ist braun. Die Männchen sind viel gröfser und ganz anders gezeichnet als die Weibchen, die Jungen der Mutter ähnlich. Sie bewohnen die Wälder, vorzüglich die ge- birgigen, halten sich auf Bäumen und auf der Erde, des Nachts stets auf den erstern auf, sind Stand - oder Strichvögel, sehr scheu, haben einen schwer- fälligen rauschenden Flug, leben einzeln, in Viel- weiberei, mausern sieh jährlich nur einmal, ver- lieren ‘aber die Federn zweimal‘ che sie ausgefärbt werden, was im ersten halben Jahre ihres Lebens geschieht. Das Männchen balzt zur Begattungszeit, und macht dabei oft merkwürdige Stellungen; das Weibchen legt 6 bis14 gelbliche, dunkler gefleckte Bier, und führt die Jungen dahin, wo es viele In- sekten- gibt. ERSTE FAMILIE Waldhühner mit zugerundetem Schwanze, (Auerhühner), Teiraones cauda rotundata.) Ihr Schwanz ist zugerundetz ihr Schna- bel sehr stark und hell.gefärbt, ihre Flü- 501 gel haben keine weise Binden. Die Männ- chen sind noch einmal so grols als die Weibchen. Sie bewohnen die grofsen dunkeln Nadelwäl- der, vorzüglich die gebirgigen, und fressen oft fast nichts als die weichen Nadeln der 'Tannen, Fich- ten und Kiefern. Die Männchen balzen gewöhn- lich auf Bäumen. 1) Das plattiköpfige Auerhuhn. Teirao uro- gallus, Linn. DieersteFeder deszugerundeten Schwan- zes ıst beim Männchen 9 6", beim Weib- chen 7" 6" lang; die Augenknochenränder sind kaum höher als der Scheitel. Der Schnabel dünn und gestreckt. Die Läuge des Männchens beträgt 3° bis 3 3" und seine Breite 4' 1" bis 3"; die Länge des Weib- chens 2’ 2" bis 3 und seine Breite 3' 5" bis 5", Beim Männchen ist der Schnabel hornweils, der Oberkörper ist schwärzlich, auf dem Rücken bräun- lich, fein aschgrau überpudert; auf dem Hinter- halse aschgrau, schwarz gewässert, der Oberflü- gel schwarzbraun, stark rostbraun gewässert, der schwarze, in der Mitte oft rostbraun überflogene Schwanz mit wenigen weilsen Flecken; die langen Kehltedern schwärzlich, der Vorderhals aschgrau und schwarz gewässert, der Kropf stahlgrün, der übrige Unterkörper schwarz, wenig weilsgefleckt, an den Seiten aschgrau überpudert, die Fulswur- zeln schwarzgrau, lichtgrau gewässert. Das Weib- chen. Der Schnabel horngraulich, der Oberkör- per ein Gemisch von Schwarz, Schwarzbraun, Rost- gelb, Rostgraugelb und Weilslichaschgrau, der Schwanz schön rostroth mil rostbraunen und schwar- 502 zen Querflecken, vor der gelblichweifsen Spitzen- kante mit 2 unregelmälsigen schwarzen Querbän- dern; der Unterkörper rostgelbroth, an der Kehle und auf dem Kropfe rein, übrigens mit schwärz- lichen und weilsen unterbrochenen Wellenlinien. Die Fulswurzeln weilsgrau, braun und rostgelb ge- fleckt, Das Dunenkleid ist gelblich mit Rost- roth, Braun und Schwarz gefleckt; das erste Fe- derkleid auf dem Oberkörper schwärzlich mit rostgelben Schaftstreifen und Queıflecken und rost- braunen Flecken, auf dem Unterkörper rostgelb und rostroth mit hellern Schäften und schwarz- braunen Flecken. Das zweite Federkleid. Der Kopf und Hinterhals rostgraugelb mit braunen und schwärzlichen Quer- und Zickzacklinien, der Unterkörper weils, rostgelblichweils und rostgelb- braun und schwarz gefleckt; die Fulswurzel grau. In der dritten Befiederung ist der Oberkör- per schwarz- und aschgrau, hellaschgrau gewäs- sert und mit schwärzlichen Zickzacklinien, auch auf dem rostbraunen Mantel, der weilsliche. Vor- derhals schwärzlich und aschgrau gefleckt und ge- wässert, der übrige Unterkörper schwärzlich, rost- braun, rostfarben und weils durch einander gelleckt, Es hat sein eigentliches Vaterland wahrschein- lich nördlich vom mittlern Deutschland — hier kommt es nur ausnahmsweise vor, ob es gleich zuweilen in unsern Nadelwäldern brütet — ist ein Standvogel, fliegt kurze Strecken mit grolsem Ge- väusche, und stellt sich gern auf Bäume. DerHaha ist viel scheuer als die Henne, balzt im April und Mai mit schnalzenden und zischenden Tönen, hän- genden Flügeln, ausgebreitetem Schwanze und ge- sträubten Federn bis zum Aufgange der Sonne, Die Jungen balzen oft im September. Es frilst 505 die Nadeln der Nadelbäume, Baumknospen, Beeren, zarte Blätter, Holzsamen und Insekten. In ein aus- gescharrtes Loch auf Schlägen legt das Weibchen 7 bis 10 kleine, oft rundliche, gelbliche, braungelb oder hellbraun gefleckte Eier. 2) Das grofse Auerhuhn. Tetrao major, Br, (T. urogallus, auct, N. W, 1. Ausg. I. Th. Taf. 17, 36.) Die erste Feder des zugerundeten Schwanzes beim Männchen 11" bis 12", beim Weibchen 8” bis 8" 9"; die Augenknochen- ränder sind wulstartig und viel höher als der Scheitel; der Schnabel ziemlich stark, wenig gestreckt. Es ist bedeutend gröfser als das vorhergehende, im männlichen Geschlechte 3’ 4" bis 5“ lang und 4' 5" bis 7" breit, im weiblichen 2! 4" 6 bis 6" lang und 3' 7" bis 8" 6’ breit; und unter- scheidet sich aulser der bedeutenden Grölse: 1) durch den viel stärkern Schnabel, 2) den auffallend erhöhten Augenknochenrand, 3) die viel stärkern Fulswurzeln und brei- tern Zehen, 4) die schönere Zeichnung. Beim Männchen ist die Zeichnung reiner und weit weniger aschgrau überpudert, auf dem Rücken dunk- ler, und auf dem Hivterhalse viel reiner und tiefer aschgrau. Beim Weibchen sind die Farben dunk- ler, und der Schwanz hat auf hochrostrothem Grun- de regelmälsige schwarze Querbinden.. Dies ist der Auerhahn des mittlern Deutschlands, ein schöner starker und kräftiger Vogel, nicht selten in unsern Nadelwäldern, und in dem Betragen, der Nahrung und Fortpflanzung dem vorhergehenden ähnlich, 504 3) Das dickschnäblige Auerhuhn, Zeirao crassirostris, Br. (Tetrao urogallus, auct.) Die erste Feder des zugerundeten Schwanzes ist beim Männchen 12" lang; dieAugenknochenränder sind etwas wulst- artigund höherals der Scheitel; der Schna- bel ist stark und kurz, Es ist fast so grols als Nr, 2 und von diesem und von Nr, 1 durch den Schnabel, Kopt und Schwanz hiulänglich verschieden, der erstere ist sehr kurz und stark, fast noch einmal so dick als bei Nr. 1, und merklich stärker und kürzer als bei Nr. 2; der Kopf ist mehr erhöht als bei Nr. 1, aber weit weniger gewölbt als bei Nr. 2, und kürzer als bei diesen beiden. Der Schwanz aber ist so lang als bei den gröfsten Vö- geln von Nr, 2, also nach Verhältnils länger als bei den beiden nahen Verwandten. In der Zeich- nung ähnelt es Nr. 2, allein sein Oberflügel hat ein viel helleres und schöneres Braun als bei die- sem. Es lebt in Kärnthen, wahrscheinlich auch in Tyrol und in der Schweiz, und hat die Sitten und die Nahrung mit Nr. 1 und 2 gemein. 4) Das gefleckte Auerhuhn, Teirao macula- tus, Br, Die erste Feder des zugerundeten Schwanzes ist beim Männchen 8" 8" lang; die Augenknochenränder sind wulstartig und stark erhöht, aber niedriger als der Scheitel; der Sehnabel ist ziemlich dünn und gestreckt, Von diesem, bis jetzt noch von keinem andern Naturforscher gesehenen Vogel kenne ich nur das Männchen, Es ist vom Körper kaum grölser 505 als das des mittlern Waldhuhns, oder als das Weibchen von Nr. 1; denn seine Länge beträgt 2' 5" und seine Breile 3° 7"; sein Gewicht 4 #$ 16 Loth ist gerade die Hälfte des Gewichtes von Nr. 2. Der Schnabel ist hornweifslich, der Au- genstern dunkelkastanienbraun, die Zehen perlfar- big, an den Rändern dunkelhornfarben, der rothe Fleck über dem Auge klein; der ganze Oberkörper wie bei den vorhergehenden, auf dem Oberflügel mit so hochbrauner Grundfarbe, wie bei Nr. 3; der Unterkörper ähnelt am Vorderhalse ebenfalls dem der verwandten Arten; allein von dem Kropfe an weicht er ab. An diesem ist das Grün weniger schön als bei allen drei vorhergehenden, und von ihm an ist der ganze Unterkörper sehr stark weilsgefleckt. Auf der Mitte der Brust und des Oberbauches, wie an den grolsen 'Tragfedern ist Weifs die herrschende Farbe, nach den Seiten hin sind die schwärzlichen Federn weilsgefleckt und mit weilsen Schaftstreifen besetzt, die Seiten sind aschgrau mit schwarzen Zickzacklinien durchzogen — bei ailen vorhergehenden schwarz, aschgrau überpudert — der Unterbauch ist weils, die Un- terschwanzdeckfedern schwarz mit weilsen Spitzen, Die Zeichnung des Unterkörpers ist also ganz an- ders als bei allen Verwandten. Er unterscheidet sich auch dadurch von den vorhergehendeu, dafs sein Scheitel höher ist als die Augenkno- ehenränder, und seine Luftröhre, welche bei diesen, wenigstens bei Nr. 1 und 2 einen Bo- gen bildet, am Halse gerade herabgeht. Der beschriebene Vogel wurde am 12, Mai 1829 in einem Zaune 3 Stunden von hier lebendig ergriffen und mir von dem Hrn. Landjägermeister von Kessel in Klosterlaufsnitz gültig zugeschickt. Er war wohl- 506 beleibt, halte einige Kieferknospen und viele Kies- körner im Magen, angeschwollene Hoden, und war uns vielleicht durch den kalten Winter zugeführt worden, ZWEITE FAMILIE, Gabelschwänzige Waldhühner. Teiraones cauda bifuroa. Ihr Schwanz ist mehr oder weniger ga- belförmig; ihr Schnabel mittelstark und dunkel gefärbt, jeder ihrer Flügel hat eine weilse Binde, Die Männchen sind bedeu- tend gröfser als die Weibchen. Sie bewohnen die grolsen ebenen und gebirgi- gen Wälder, welche Blölsen, Haide- und Wach- holderplätze in sich schlielsen, und fressen Wach- holderbeeren und die Spitzen ihrer Zweige, auch zarte Blätter, Baumknospen, Preisel-, Heidelbee- ren und Insekten. Die Männchen balzen viel auf der Erde, Dasmittlere Waldhuhn, Teirao medius, Leis- ser. (Tetrao hybridus, Sparrm., Mus. Carls. Urogallus minor punctatus, Briss., Teir. tetrix var. y, Linn.) Der Schwanz kaum gabelförmig, nur etwas ausgeschnitten; Höhe der Fulswur- zel 2" beim Weibchen, 2” 4" beim Männ- chen. Dieser lange räthselhafte Vogel ist nach einem Männchen meiner Sammlung aus Skandinavien 2' 3" lang und 3' 4 breit, kommt also einer Auer- henne von Nr. 1 an Grölse nahe. Der Schnabel ist hornfarbig, auf der Oberkinnlade schwarz; der ganze Oberkörper schwarz, überall, auf dem Kopfe 307 am wenigsten mit grauen Punkten und feinen Zick- zacklinien besetzt, der Oberflügel schwärzlich, braun und grau durch einander gewässert, an den Schwung- federn 2ter Ordnung mit einer breiten, aber nicht reinen, weilsen Binde und solcher Spitzenkante; der 15’ weit ausgeschnittene Schwanz schwarz, an den 4 mittelsten Federn mit schmaler weilsen Spiz- zenkante; der Unterkörper schwarz, an dem Vor- derhalse mit schwachem, an dem Kropfe mit star- kem Purpurschiller, an den Seiten grau überpudert mit einigen weilsen Flecken, von denen man auch längs dem Brustbeine etwas bemerkt; der After und die Schienbeine weils, die Fuflswurzeln schwarz- grau, die Zehen lang und breit, die kurzen Un- terschwanzdeckfedern weils, die langen schwarz mit weilser Spitze. Das ganz alte Männchen hat eine reinere Zeichnung. Das Weibchen ist nach meinem Vogel, dem mehrere, die man später aufgefunden hat, ähneln, nur 21” lang und 34" breit, rostgelb mit Nänzendschwarzen Querbinden, an der Kehle am Jlichtesten, auf dem Mantel 'am dunkelsten, auf dem Flügel mit 2 weilsen Quer- binden, auf dem Rücken und Bürzel schön blau- schwarz mit rostgelben, der schwarze Schwanz mit dunkelrostgelben, am Schafte im Winkel stehenden . Querbinden, auf dem Unterbauche weils mit brau- nen Querbinden, an den dicht befiederten Fulswur- zeln grauweils. Es unterscheidet sich von allen 3 folgenden Arten: 1) durch die Grölse, 2) die hohen Fufswurzeln, 5) die Flügelbinden, von denen die breite nicht ganz schwarz abgeschnit- ten ist. Es lebt in den Wäldern des Norden, kommt aber im Winter auch in Tyrol, der Schweiz und in andern Gegenden unseres Vaterlandes vor — ob das nördliche mit dem tyroler eine Art ist, 508 weils ich noch nicht gewils — liebt öde, mit Hai» dekraut besetzte Gegenden, im Winter die mit Wachholdern hewachsenen Berge, ist weniger scheu als die folgenden, frilst Beeren und die Spitzen der Zweige und Kräuter, und legt nach Gmelin, Linne hellgelbe, braungefleckte Eier, Der Annahme, dafs es ein Bastard der Auer- henne und des Birkhahns sei, widerspricht 1) die stets gleiche Zeiehnung des Vogels, 2) die Auffindung des Weibchens, 3) die Gestalt und Farbe des Vogels; denn woher soll das Männchen die hohen Fufswurzeln, die langen Ze- hen und den Purpurschiller am Kropfe haben. Bei der grofsen Art Auerhenne, welche wahrscheinlich nicht im Norden wohnt, mifst die Fulswurzel und Mittelzehe 2" in der Länge, bei Nr, 1 aber, welche wahrscheinlich im Vaterlande des mittlern Wald- huhns lebt, ist die Fulswurzel nur 1” 10 und die Mittelzehe 2" 2" lang, bei der gröfsten Art Birkhahn hingegen hat die Pufswurzel eine Höhe von 1” 9" und die Mittelzehe’eine Länge von 2" 21; folglich müfste der Hahn des mittlern Wald- huhns, wenn er Bastard wäre, eine Fulswurzel von etwa 1” 10'' und eine Mittelzehe von 2" 2 Länge haben; seine Fufswurzel ist aber nach mei- nem Vogel 2" 4" hoch und seine Mittelzehe 2 43" lang. Eben so ist es mit dem Purpurglanze des Kropfes, wovon weder der Auer-, noch der Birk- hahn eine Spur zeigt. Wollte Jemand sagen, das von mir aufgefundene Weibchen sei eine Birk- henne: so bemerke ich, dafs es merklich gröfser ist, eine nur 5"' höhere Fulswurzel, einen gröfsern Schnabel, einen Bart am Kinne, einen kaum aus- geschnittenen Schwanz und besondere Flügelbin- den hat. 509 Ueberdies zeigt die kleine, von mir aufgefun= dene Art Auerhahn, mein Teiraa maculatus, welcher das mittlere Waldhuhn an Größe kaum übertrifft, dafs es Vögel gibt, welche den vollständigen Uebergang von einer Art zur andern bilden, ohne deswegen Bastarde zu seyn. Man kann sagen, das mittlere Waldhuhn sei ein grolses Birkhuhn, das gefleckte Auerhuhn eine kleine Art Auerhuhn; aber die Arten ste- hen fest. 1) Das Wachholderwaldhuhn. Tetrao juni- perorum, Br. (Tetrao tetrix, Linn.) DerSchwanz beim Männchen sehr, beim Weibchen wenig gabelförmig; Höhe der Fuflswurzel beim Weibchen 1” 8", beim Männchen 1" 10; der Schnabel stark, aber gestreckt, der Scheitel buckelartig über die erhöhte Stirn vorstehend. Die Länge des Männchens beträgt 25" bis 254 6" und seine Breite 36” bis 87" 6". "Das Weibchen ist. kleiner, nur 19" bis 20” lang und 33" bis 34" breit. Das alte Männchen. Der Schnabel schwarz, die nackte Haut über dem Auge kammarlig vorstehend, das ganze Gefieder schwarz, auf dem Kopfe, Halse, Rücken, Bürzel und Kropfe mit schönem stahlblauen Schiller, auf dem Flügel mit 2 weilsen Binden, am After und über ‚den Knien mit Weils, an den Unterschwanzdeckfedern reinweils; die äulsern Steuerfedern bogenförmig nach aufsen gekrümmt. Das einjährige Männ- chen ist auf den Flügeln schwarz- und rosibraun gemischt, und hat eine kleinere Schwanzgabel. Das Weibchen ähnelt dem des mittlern Wald- huhns sehr, ist aber kleiner, hat einen schwächern 510 Schnabel und Kopf, einen um 1" 5% kürzern Schwanz, eine um 4"! niedrigere Fulswurzel und andere Flügelbinden. Die Breite ist nämlich viel deutlicher und reiner, und die schmale undeutli- cher als bei diesem. Die Jungen ähneln anfangs sehr den jungen Auerhühnern, in dem Kleide, welches dem schwarzen vorausgeht, sind die Hals- federn des Männchens sehr dunkel, rostbraun, schwärzlich bespritzt und gefleckt. Es bewohnt den thüringer Wald, lebt gern auf freien, mit Wach- holdergebüsch bewachsenen Stellen, streicht im Win- ter und besucht dann die an Wachholderbüschen reichen Wälder unserer Gegend, ist ziemlich scheu, auf der Wanderung einzeln, balzt mit merkwür- digen Stellungen auf der Erde, frifst die Beeren und die zarten Schöfslinge des Wachholders, wei- che Blätter und Insekten, und legt in ein ausge- scharrtes Loch 7 bis 10 blafsgelbe, braun und rost- braun gefleckte Eier. 2) Das dünnschnäblige Birkwaldhuhn. Te- trao teirix, Linn. Der Schwanz beim Männchensehr, beim Weibchen wenig gabelförmig, Höhe der Fufswurzel beim Weibchen 1" 7", beim Männchen 1" 84", der Schnabel gestreckt und schwach, der Scheitel eben so hoch als die sanft erhöhte Stirn. Es ist etwas kleiner als Nr. 1 und unterschei- det sich im männlichen Geschlechte nur: 1) durch den schwächern Schnabel und viel viedri- gern Kopf, 2) die kürzere Fufswurzel und 3) dieschmälern Zehen von ihm; im weib- lichen aber aufser diesen Kennzeichen durch die viel mehr ins Graugelbe ziehende, weniger schöne 511 Grundfarbe und nicht so schön gebänderte Zeich- nung, vorzüglich aber dadurch, dafs auf dem zusammengelegten Flügel von der breiten weilsen Flügelbinde gar nichts zu sehen ist. Auch inden Jugendkleidern ist die Zeich- nung lichter; dies sieht man am deutlichsten bei dem Kleide des Hahns, welches dem schwarzen vorhergeht; denn dieses ist am Halse graulichrost- gelb mit tiefbraunen Querbinden und Wellenlinien. Es bewohnt die hochliegenden, mit Blöfsen, auf denen Wachholderbüsche stehen, abwechselnden Wälder, namentlich die auf der linken Seite des obern Orlthales, ist äulserst scheu, gern in klei- nern Gesellschaften, balzt auf der Erde und auf Bäumen, frifst Wachholder-, Preisel- und andere Beeren, auch. die Blätter dieser und anderer Ge- wächse, und. nistet wie Nr. 1. 3) Das Haidenwaldhuhn. Teirao ericaeus, Br. (Letrao teirix,. Linn. | N. W. 1. Auss. 1. Th. Tar 48. 37. u. ,191. 19, 38.) Der Schwanz bei beiden Geschlechtern sehr gabelförmig, die Höhe der Fulswur- zelbeim Weibchen 1' 7, beim Männchen 1" 81'"%; der Scheitel niedriger als die er- höhte Leiste der flachen Stirn. Es hat mit dem zunächst vorhergehenden Gröfse und Gestalt gemein, unterscheidet sich aber von Nr. 1 und von ihm: 1) durch den sehr star- ken, gewölbten und kurzen Schnabel; 2) den niedrigen Oberkopf, an welchem die Stirnleisten merklich vorstehen; 3) die vielschmälern Zehen; 4) die mehr ausge- bogenen äufsersten Steuerfedern, welche selbst beim Weibchen bemerkbar sind und eine 512 bedeutende Gabel bilden. Die Farbe des Weibchens steht zwischen der von Nr, 1 und 2 mitten . inne, und sein zusammengelegter Flügel‘ zeigt die breite weilse Binde nicht. Es liebt solche Wälder, wel- che viel Haidekraut und Wiesen haben, auch wenn sie eben sind, ıst an den beiden Ufern der Roda nicht selten, aber äufserst scheu und vorsichtig, balzt gewöhnlich auf der Erde, selten aut Bäumen, frifst verschiedene Beeren, den Samen des Haide- krauts, Klee- und andere Blätter, auch Insekten, und nistet wie die vorhergehenden. | Drıiie Sıype Haselhuhn. Bonusia, Briss. Schnabel, Augenhaut, Zehen und Flü= gel wie bei den Waldhühnern; dieFufswur- zel aber ist nur befiedert, und die Haupt- farbe der Männchen nicht schwarz, son- dern beide Geschlechter sind rostfarben, braun, grau und weils durch einander ge- fleckt. Die ganze Gestalt ist wie bei den Wald- hühnern; und ihr abgerundeter Schwanz besteht aus 16 Steuerfledern. Beide Ge- schlechter weichen ziemlich, doch nicht so sehr als die Waldhühner in der Zeichnung ab. Sie bewohnen die Wälder, vorzüglich die, wel- che gebirgig sind, gemischtes Holz haben, und Fel- sen in sich schliefsen, sind sehr flüchtig und scheu, verbergen sich im Winter geschickt, und leben aulser der Paarungs- und Brutzeit familienweise, streichen aber auch zuweilen einzeln herum, .fres- sen Beeren, Baumknospen, Blätter und Insekten, leben in Einweibigkeit und legen viele, denen der 513 Waldhühner ähnliche Eier. Der Hahn macht beim Balzen, welches bei uns früh und Abends, in Nor- wegen die ganze Nacht geschieht, merkwürdige Bewegungen. Die Jungen ähneln der Mutter; und die Alten haben einen kleinen rothen Fleck über den Augen. 1) Das Felsenhaselhuhn. Bonasia rupestris, Br. (Tetrao bonasia, Linn.) Die Kopffedern sind etwas verlängert, die 6 bis 7 äulsern Steuerfedern haben vor deraschgrauen Spitze einschwarzes Band; auf dem Rücken herrscht Grau und Rost- farben; der Kopf iist stark gewölbt. Ein schöner Vogel, von welchem der Hahn 17" bis 18" lang und 23” 6“ bis 24" 3" breit, die Henne aber 1” bis 2" kürzer und weniger breit ist. Der Hahn. Der Schnabel ist schwarz, der Augenstern braun, das Nackte der Füfse hornbraun, der Oberkörper rostroth und grau mit schwarzen Wellenlinien, der Oberflügel rostgrau und rostfar- ben mit weilsen Längestreifen und schwärzlicheu Flecken; die schwärzlichen Steuerfedern aschgrau getuscht, die mittlern mit viel Rostfarben; die schwarze Kehle ist auf den Seiten weils eingefalst; der Kropf und die Seiten rostroth mit weilsen Fe- derspitzen, der übrige Unterkörper weils mit brau- nen Flecken. Die Henne hat auf dem Oberkör- per mehr Grau und Schwarz, aber weniger Rost- roth als der Hahn, eine rostgelbe Kehle, rostrothe, schwarzbraun gefleckte und mit weilsen Spitzen besetzte Seitenfedern und übrigens einen weisen schwarzbraun gefleckten Unterkörper. Die Fülse beider Geschlechter sind grau befiedert. Es bewohnt die felsjgen mit gemischtem Holze bewachsenen Ge- 33 514 genden unseres Vaterlandes, namentlich‘ die Ufer der Elbe nicht weit vom Königstein, ist:sehr vor- sichtig, balzt .im April, #rifst Heidel-, Preisel-,; Brom- und 'andere Beeren, Steinkleeblätter und die Spitzen zarter Gewächse, auch wiele Insekten und ihre Larven, und legt 7 bis 12.blafsgelbe, rost- braungelleckte Eier. 2) Das Waldhaselhuhn. Bonasia, sylvestris, ‚ Br. (Teirao bonasia, Linn, ‚N. W. 1.,Ausg. I. Th.: Taf. 20, 39,) .r Die Kopffedern sind etwas verlängert; die 6 oder 7 äulsersten Steuerfedern ha- ben vor deraschgrauen Spitze ein schwar- zes Band; auf dem Rücken ’herrseht Rost- farben allein vor; der Kopt ist: platt. | ° Es hat mit «dem : vorhergehenden » Größe «und Gestalt gemein,-und viel Aehnlichkeit.in der/Farbe, unterscheidet sich ‚aber von ıhm: 1) dureh:den längern und schmälern Schnabel,,2) dien viel plattern Kopf und 3) die.herrschen de Rostfarbe. Bei Nr. 1: hat «der Oberkörper wiel Grau), davon ist bei Nr. 2 nichts zu sehen; anstatt seiner ‘herrscht beim Männchen Rostrothgrau, beim : Weibchen Rostbraunroth ;'-auch ı der» Unter- körper: zeigt weit mehr: Rostbraunroth als bei Nr. 1: Es scheint weiter »als dieses verbreitet; denn 'ies.be- wohnt 'Westphalen, 'die Lausitz und wahrscheinlich auch'den thüringer Wald, streicht; zuweilen‘ herum, und hat in dem’ Betragen, der; Nahrung; und: Fort- pflanzung 'großse Aehnlichkeit mit ihm. u nr» 0°. Wahrscheinlich ist das; narsbokiiee huhn 'eime dritte Art; es: könnte dann«'Bonasıa septentrionalis heiflsen. ©, In» olılonlılaan« 1% Jımt 119 515 EEE SEN TR Schneehuhn. Lagopus, Briss. Die meisten Schwungfedern der ver- mauserten Vögel sind weils, an den Schäf- ten schwärzlich; die Füfse bis in den Som- mer mit weilsen, bis zu den Nägeln rei- chenden Federn besetzt. Der Schnabel, die Nasenlöcher, die kahle Augenhaut, der Flügel und die Körpergestalt wie bei den beiden vorhergehenden Sippen; selbst das Sommerkleid hat in seiner Zeichnung Aehnlichkeit mit dem der weiblichen ga- belsehwänzigen Waldhühner; allein die Schneehühner weichen in folgenden Stük- ken gar sehr von den Wald- und Haselhüh- nern ab. 1) Haben sie bis auf die Nägel be- fiederte Fülse, welche nur nach der Brut- zeit unten mehr oder weniger nackt er- scheinen, 2) Tragen sie im Winter ein weilses Kleid, und behalten stets viele weilseSchwungfedern. 3) Mausern sie sich 2 bis 3mal jährlich. 4) Fliegen sie nicht auf Bäume auf, sondern leben stets auf dem Boden und auf Felsen. 5) Machen sie beim Balzen nicht so auffallende Bewe- gungen, wie die Waldhühner. Mit (diesen haben sie die. Zahl der Steuerfedern und mit.den Haselhühnern den Aufenthalt auf Felsen und das Leben in Einweibigkeit gemein. Sie bewohnen den Norden beider Welten und die Alpen des mitt- lern Europa. : Ihr dunkles Sommer- und ihr weis- ses Winterkleid dienen ihnen dazu, sich den Blik- ken ihrer Feinde zu entzieben; denn im Sommer wissen sie ihre noch übrigen: weilsen Federn im 35 * 516 Sitzen so gut unter den dunkeln zu verbergen, dafs man nicht das Geringste davon bemerkt. Die Jun- gen tragen ein geflecktes Kleid und bis sie erwach- sen sind, gefleckte, keine weilsen Schwungfedern. Ihre Mauser ist so stark, dafs in der Herbstmau- ser, welches der Hauptfederwechsel ist, selbst die Nägel erneuert werden. Daher die langen Nägel im Winter und die kurzen im Sommer. Die reiche Befiederung der Zehe schützt sie nicht blols gegen die Kälte, sondern erleichtert ihnen auch in Ver- bindung mit den langen Nägeln das Gehen auf dem Schnee, weil sie das tiefe Eintreten in denselben verhindern. Das Nest ist ein ausgescharrtes Loch mit 5 bis 10 gelben, braungefleckten Eiern, welche zuweilen verschneit werden. 1) Das Bergschneehuhn. Lagopus montanus, Brehm. (Tetrao montanus, Br., Tetraolagopus, auct. N. W. 1. Ausg. Nachtr. 'Taf. 61, 115, 116.) Der schwache Schnabel hat vorn einen Haken; die Ste Schwungfeder ist die läng- ste; die Fulswurzel 17' hoch. Seine Länge beträgt 16" bis 17" und seine Breite 27" bis 28° Winterkleid. Das ganze Gefieder blendendweifs, der Schnabel, die 6 äufsersten Steuer- federn und beim Männchen auch die Zügel schwarz. Sommerkleid. Das Männchen. Der Oberkör- per, die weilsen Schwungfedern, von denen nur die hintern die Farbe des Rückens haben, ausge- nommen, und der Unterkörper bis auf den weilsen Bauch braun, schwärzlich und grau gewellt, die Füfse zum Theil nackt. Das Weibchen hat ein rostgelbliches, schwarzgewelltes Gefieder. Die Jun- gen ähneln ihm, haben aber keine weilsen Schwung- federn. Späterhin ähneln die jungen Männchen 517 dem Vater, und diejungen Weibchen der Mut- ter. Es unterscheidet sich von dem ihm ähnlichen norwegischen Felsenschneehuhn, Lagopus al- pinus, Brehm. (Tetrao alpinus Nilss.): 1) durch die bedeutende Grölse, 2)die höhere Fuls- wurzel, 3) den längern Schwanz, 4) den niedrigen Schnabel, und 5) das ganz an- dere Betragen. Das Felsenschneehuhn hat eine unbeschreibliche 'Trägheit und Dummheit, das Bergschneehuhn hingegen ist sehr lebhaft, und auch am Brutorte immer noch scheu. Sein Hahn sitzt nicht wie versteinert auf den Felsen, soudern macht zur Brutzeit eigne Bewegungen, ındem er unter einem kvarrenden Geschrei die Flügel hän- gen läfst und den Schwanz emporhebt, ja zuwei- len schneckenförmig in die Luft steigt und sich wieder niederläfst. Es bewohnt die schweizer und tyroler Alpen, lebt im Sommer über dem Holz- wuchse, unter und über den Eisfeldern, kommt im Winter tiefer herab, frifst die Blätter, Knos- pen und Beeren der Alpengewächse, im Sommer auch Insekten, und legt 5 bis 10 blafsgelbe, braun - und schwarzgefleckte Eier. 2) Das Morastschneehuhn. Lagopus subal- pinus, Br. (Tetrao subalpinus, Nilss., Tietrao albus, Gmel. Linn., T. saliceti, Temm.) Der Schnabel ist sehr stark, die 4te oder die Ste und 4te Schwungfeder die längste, die Fulswurzel 18 hoch. Es ist das stärkste unter den Familienverwand- ten, 16 bis 17" lang und 25° bis 26” breit, und von allen: durch den starken Schnabel und die hohe Fulswurzel auf den ersten Blick zu unterscheiden. Das Winterkleid beider Ge- 518 schlechter ist dem der vorhergehenden Art ähn» lich, aber auch das Männchen hat in ihm einen weilsen Zügel. Frühlingskleid. Das ganze Gefieder des Männchens, das Weils am Flügel und Bauche ausgenommen, ist rostrothbraun, schwarz gewellt, gewässert und gefleckt, Das Weibchen hat auf rostrothgelber Grundfarbe schwarze. Flek- ken und Bänder, Sommerkleid, dieses die Folge einer dritten, aber gewöhnlich nur unvollkomme- nen Mauser, kommt selten zu Stande; nur alte Männchen tragen es zu Ende Juni bis in den Au- gust, und sehen dann fast ganz schwarzbraun aus. Oft hat auch das Frühlingskleid viele Federn vom Winterkleide und das Sommerkleid der Männchen ist gewöhnlich nur angedeutet. Die flüggen Jungen ähneln der Mutter, haben aber braune und schwärzlich gewässerte Schwungfedern, Es bewohnt häufig den Norden der alten Welt, besonders Skandinavien, hält sich an moorigen, mit Birken- und Weidengebüsch bewachsenen, nicht allzu hoch und der Küste naheliegenden Plätzen auf, streicht im Winter, und verirrt sich dann zuweilen nach Pommern. Es frifst die Knospen der Bir- ken, Weiden, der Haide, die Spitzen, Blüthen und Beeren des Heidelbeerkrautes u. dergl., und legt 9 bis 10 hell- oder dunkelgelbe, leberbraungefleckte Eier. Die drei übrigen bis jetzt bekaunten Arten der Schneehühner, nämlich: Lagopus (Tetrao) alpınus, Islandicus et Reinhardi findet man in Brehm’s Lehrbuche S. 440 bis 452 und 986. Fünfte Sippe Fasan. Phasianus, Linn. Der Schnabel etwas gestreckt, niedrig, gewölbt, mit einem Haken, die Fülsestark, 519 mittelhoch, an den Fufswurzeln nackt, bei dem Männchen miteinemSpeorn. Derlange keilförmige Schwanz hat 18 Steuerfedern, dieseitlichen ritzartigen Nasenlöcher sind oben mit einer Haut bedeckt. Die 3 Vor- derzehen fast bis zum ersten Gelenk durch eine Spannhaut verbunden; die et- was kurze Hinterzehe steht höher als sie; der kurze Flügel ist muldenförmig, stumpf mit ‘23 bis 27 Schwungfedern, von denen die 4te allein oder mit der öten die längste ist. Der keilförmige Schwanz hatan den beiden mittlern Federn die Gestalt einer Dachfirste; der Kropf ist sackartig und grols, die Blinddärme sind ungewöhnlich grols. Die Fasane, von denen nur eine Art verwil- dert in Deutschland lebt, bewohnen die warmen Länder, sind Standvögel, leben im Gebüsch, und gehen von ihm aus auf die Felder, halten sich ge- wöohnlich auf dem Boden auf, wo sie auch ihre Nahrung, Körner, Sämereien und zarte Kräuter, Zwiebeln u. dergl. aufsuchen, schlafen aber auf Bäumen. Sie laufen geschwind, fliegen nur kurze Strecken, sind wenig scheu, und lassen sich leicht zähmen, und zur Fortpflanzung bringen. Alle mau- sern sich jährlich nur einmal, und dıe meisten wer- den gewöhnlich schon im ersten Lebensjahre aus- gefärbt. Die Männchen sind prächtig gefärbt, auf dem Kopfe mit einem Federbusche oder an- dern Zierrathen geschmückt, grölser und mit län- germ Schwanze, als die vielfarbigen, aber unschein- bar gezeichneten Weibchen versehen. Alle Fasane leben in Vielweiberei. 920 Der gebänderte Fasan. Phasianus Colchieus, Linn. (Ph. marginatus, Wolf. N. W.1. Ausg. I. Th. Taf. XXI, 40. und Taf. XXII, 41.) Die Kopffedern etwas verlängert, der Schwanz ist schwarz gebändert, an den beiden mittlern Steuerfedern wenig dach- förmig, Der Hahn ist 32" bis 36” lang und 33" bis 84" breit; die Länge der Henne beträgt nur 25" 6’ bis 27" 6 und ihre Breite 28" 6" bis 29” 6". Das Männchen. Der Schnabel und Fuls hora- farben, die nackten und zinnoberrothen Kopfseiten mit Plättchen besetzt; der Kopf und Hals glänzend blaugrün, der übrige Oberkörper kupferfarbig, mit braunen, gelb eingefalsten Flecken, aut dem Bür- zel mit schönem Purpurschiller; der Schwanz grün- lich graubrayun, mit schwarzen Querbinden und kupferfarbigen Seitenkanten. Der Unterkörper schön glänzend kupferfarbig, mit breiten schwarz- blauen Spitzenkanten, auf der Mitte der Unter- brust bräunlich blauschwarz. Die Henne ist auf dem Oberkörper braun und schwarzbraun, mit gelbgrauen Federrändern, der rostbraune, schwarz gewässerte Schwanz mit schwarzen und graugelben Quertflecken; die Kehle graugelb, der übrige Un- terkörper rostgelblichgrau, mit schwarzbraunen und rostgelben Flecken, von denen der Bauch und die Mitte der Brust frei sind. Die befiederten Jun- gen ähneln der Mutter, die kaum ausgekro- chenen aber sind gelb, rostfarben und schwärz- lich gefleckt, unten blafsgelb. Sein Vaterland ist Asien; er wurde aber von den Griechen von Kol- chis nach Griechenland und von da allmälig wei- ter verpflanzt, so dafs er jeizt in Deutschland in Fasanerien, in Böhmen und auf den Donauinseln 521 auch wild lebt. Er ist wenig scheu, sehr dumm, lockt kock, kock, und balzt im April, frifst Ge- treide, ölige Sämereien, Zwiebelchen, allerhand Grünes und Insekten, und legt 10 bis 20 oliven- graue Eier. Sechste Sippe Feldhuhn. Perdix, Lath. Der Schnabel ist kurz, gewölbt, vorn hakenförmig, mit einer Wachshaut zwi- schen den Nasenlöchern; die Fülse wiebei den Fasanen, aber kürzer, der kurze hän- gende Schwanz hat 14 bis 18 Steuerfedern. Die Nasenlöcher sind oben mit einer ge- wölbten Haut bedeckt, die kurzen mulden- förmigen Flügel zählen 25 harteSchwung- federn, von denen die äte und 4te, oder die 4te und dte die längsten sind. Der in- nere Bau fast wie bei den Fasanen. Die Feldhühner bewohnen die südlichen und gemälsigten Länder, halten sich auf den Feldern und auf Grasplätzen auf, suchen im Gebüsche Schutz gegen rauhe Witterung und Feinde. Die ächten Feldhühner fliegen nicht auf Bäume. Sie sind nach dem Geschlechte wenig, nach dem Alter sehr verschieden, mausern sich jährlich nur ein- mal, wandern oder streichen, fressen Körner, Hül- senfrüchte und andere Sämereien, grüne Saat, zarte Kräuter, Insekten und Würmer, leben in Einwei- bigkeit, führen die Jungen gemeinschaftlich, und bilden mit ihnen bis zur nächsten Paarung Gesell- schaften, sogenannte Völker, Die Eier, 6 bis 22 an der Zahl, haben eine graugelbliche Grundfarbe, und liegen auf der Erde, 522 ERSTE FAMILIE, 2 RothschnäbligeFeldhühner., (Steinhühner) ‚Perdices erythrorhynchoi. Ihr Schnabel ist roth, die Hauptfarbe blaugrau, Sie bewohnen vorzüglich die hochliegenden steinigen Gegenden des Süden, wandern ‚oder strei- chen, und haben in der Jugend ein geflecktes, im Alter ein viel einfarbigeres Kleid. Die Weibchen sind kleiner als die Männchen, aber ihnen ähnlich gezeichnet. 1) Das Felsenhuhn. .‚Perdix rupestris, Br. (Per- dix graeca, Briss,, P. saxatilis, Mey.) Die Wangen, die Kehle und Obergur- gel sind weils, von einem scharf begrenz- ten schwarzen Bande eingefalst; 16 Steu- erfedern; der Scheitel niedriger als die sehr stark gewölbte Stirn. Das alte Männchen ist bis 18” lang und 25" breit; das Weibchen um 2" kürzer und schmä- ler. Der Schnabel, das Nackte des Augenliedes, und die Fülse sind roth, der Oberkörper ist blau- grau und die Spitze der vordern Schwungfedern gelb gekantet; die 6 äufsersten Steuerfedern sind rostroth, der Kropf und die Oberbrust blaugrau, der übrigens rostgelbe Unterkörper auf den Seiten mit schönen gelben, rostpraunen und schwarzen Querbinden besetzt. Die Jungen haben eine ge- fleckte Zeichnung, und sind den jungen Perlhüh- nern nicht ganz unähnlich. Es lebt auf den Mit- telgebirgen Tyrols, und hält sich da im Sommer oft hoch auf felsigen Orten auf, kommt im Win- ter tiefer herab, und streicht auch, ist aber selten 923 und scheu, verbirgt sich geschickt, frilst Grassä» mereien, Beeren, Knospen, zarte Kräuter und In- sekten, .nistet unter Felsen oder Sträuchern, und legt 8 bis 15 reingelbgraue Eier, 2) Das Steinhuhn. Perdix saxatilis, Mey, (P. graeca, Briss.) Die Wangen, die Kehle und Obergur- gelsind weils, von einem scharf begrenz- ten schwarzen Bande eingefalst, 14 Steuer- federn; der Scheitel höher als die sehr sanft gewölbte Stirn. Es unterscheidet sich von dem ihm ähnlichen vorhergehenden: 1) durch diegeringere Gröfse — es ist wenigstens 2" kürzer und schmäler als dieses — 2) die plattere Stirn — bei Nr. 1 ist die Stirn höher, bei Nr. 2 niedriger, als der Schei- tel — 8) den längern Schnabel, und 4) durch die um 2 geringere Zahl der Steuerfedern. Es lebt in der Schweiz, und kommt auch in Tyrol vor, streicht, und hat in dem Betragen,.der Nah- rung und Fortpflanzung mit seinem nahen Ver- wandten die gröfste Aehnlichkeit. Die genaue Kenntnifs dieser beiden Arten verdanke ich der grolsmüthigen Freundschaft des Herrn Grafen von Gourcy - Droitaumont. Das Rothhuhn. Perdix rubra, Briss. Die Wangen, die Kehle und Obergur- gelsind weils, voneinemschwarzenBande, hinter und unter welchem schwarze Flek- ken stehen, eingefalst. Es ist 2" kürzer und schmäler als das zunächst vorhergehende, und unterscheidet sich von ihm: 4)durch dasnichtscharfbegrenzteschwarze 524 Band, welches an den Halsseiten und auf dem Kropfe viele schwarze Flecken zeigt, 2) Durch den röthlich blaugrauen Oberkörper, wel- cher auf dem Hinterhalse grauröthlich ist. Die Jungen sind gefleckt. Es bewohnt die Ebenen des mittlern und südlichen Frankreichs, Italiens und Asiens, selten die südöstliche und südliche Schweiz, ähnelt in seinem Betragen den grauen Feldhühnern, ist unverstört wenig scheu, frilst Getreide, andere Sämereien, zarte Kräuter und Insekten, und legt auf die Felder oder in das Gebüsch 10 bis 18 blafs- gelbe, rostfarben gefleckte Eier. Auch diese Vögel zerfallen wahrscheinlich wenigstens in zwei Arten. Das Klippenhuhn. Perdix petrosa, Welches noch südlicher, und nicht in Deutsch- land lebt, unterscheidet sich von allen vorherge- henden vorzüglich durch das herrliche, kasta- nienbraune, weilsgetupfte Halsband, ZWEITE FAMILIE, Graue Feldhühner. Perdices cinereae. Die Hauptfarbe des Unterkörpers der Alten ist aschgrau, desSchnabels undFus- ses hornfarben. Sie leben auf den Feldern, sind nach dem Ge- schlechte etwas verschieden, streichen zuweilen im Winter, und haben ein fast einfarbiges, graues Ju- gendkleid. 1) Das graue Feldhuhn. Perdix cinerea, Lath. (Tetrao perdix, Linn. N. W. 1. Ausg. Il. Th. Aldr, Taf. 3, 3.) Die 7äufsersten Steuerfedern sind rost- roth, die Unterschwanzdeckfedern grau; 525 auf dem langen Kopfe ist der rg kaum höherals die Stirn. Seine Länge beträgt 13" bis 14" und die Breite 21" bis 22”. Das Männchen. Die Stirn ein brei- ter Streif über und hinter dem Auge, die Kopf- seiten und die Kehle hellrostroth, der bräunliche Kopf gelblich gestrichelt, der übrige Oberkörper grau mit rostrothen Querbinden und schwarzen Zickzacklinien, auf dem Oberflügel mit kastanien- braunen Flecken und gelben Schaftstreifen, der schön aschgraue Unterkörper hat an den Seiten rostrothe Querflecken, auf der Brust einen grolsen kastanienbraunen hufeisenförmigen Fleck, und ei- nen weilsen Bauch. Die sehr alten Weibchen unterscheiden sich nur durch die braunen und rost- braunen Flecken auf dem Oberflügel von dem Männ- chen; die gewöhnlichen Weibchen haben keinen hufeisenförmigen Fleck, die befiederten Jungen sind grau mit gelblichen Schaftstreifen, Die im Dunenkleide gelblich, auf dem Ober- körper braungefleckt. Es bewohnt getreidereiche Gegenden, hält sich auf den Feldern auf, und sucht nurimGebüsche, besonders im Laubgebüsche Schutz, schreit girr, girrick, geht seiner Nahrung, welche in Getreide, Hülsenfrüchten, andern Sämereien, zarten grünen Pflanzen und Insekten besteht, be- sonders früh und Abends nach, gräbt sich in den Schnee, und legt im Klee, Getreide, Grase oder Laubgebüsch 12 bis 22 olivengraue Eier, 2) Das grauliche Feldhuhn. Perdix cineracea, Br. (P. cinerea, Lath.) Die7 äufsersten Steuerfedernsindrost- roth, die Unterschwanzdeckfedern grau, 526 auf dem kurzen Kopfe ist der Scheitel merklich höher als die Stirn. » Es hat mit Nr. 1 Gröfse, Gestalt und Zeich- nung gemein, allein: 1) ist sein Schnabel be- deutend kleiner, 2) sein Scheitel bei kur- zem Kopfe viel höher, und 3)sein Aufent- halt anders. Es lebt hier, in den Vorhölzern der Nadelwälder, oft in-ihnen, wenn sie etwas Feld in sich schliefsen, geht von den Dickichten aus auf die Felder, entfernt sich aber von diesen nie weit, äh- nelt im Geschrei, dem Betragen und auch der Nahrung dem vorhergehenden, nistet nur in den Wäldern, in Dickichten, unter einzelne Nadelbüsche oder Reifsholz, und legt 10 bis 20 olivengraue Eier, Siebende Sippe. Wachtel. Coturnix, Briss. Der Schnabel und Fuls wie bei den Feld. hühnern; der Flügel aber, weil die 1ste Schwungfeder allein, oder mit der 2ten und 3ten, über,die andern vorsteht, spiz- zig, der ganz kurze gewölbte, Schwanz unter den Bürzelfedern versteckt. Der Schnabelhatmitdemder Feldhühner grolse Aehnlichkeit; er ist jedoch auch nach Ver- hältnıfls schwächer, mit höherm Rücken; die Füfse denen der Feldhühner gleich, ge- staltet; der Flügel ist länger, aber schmä- ler und hat viel schwächere Schwungfe- dern; der gewölbte Schwanz der einheimi- En zählt 12 wenig bemerkbare Steuer- federn. Der Körper ist schmäler und ge- streckter, die Luftröhre mehr ausgebildet, derinnere Bau aber fast pie wie bei den Feldhühnern. Yaar 527 Die Wachteln unterscheiden sich von den Feldhühnern: 4): durch den schmälern,Schna- bel, 2); den spitzigern Flügel, 5) den kaum bemerkbaren Schwanz, 4) den gestreckten Körper, S)idie,Lebensart. ‚Sie bewohnen die Getreidefelder, und zwar am liebsten die der ebe- nen Gegenden, und: kommen nie, oder nur zufällig in. das ’Gebüsch, 'wandern: zum Theil über ‚das Meer in grofsen Schaaren, und des: Nachts, fressen Ge- treide, ölige Sämereien| und: Insekten, leben in Viel- weiberei, woher es kommt, dafs die Männchen äus- serst 'hitzig sind, nisten‘ in das Getreide oder Gras, und: legen viele Eier“=:Die Weibchen sind weniger schön als die-Männchen, und: die Jungen, welche der Mutter ‚ähneln, wachsen über alle Vorstellung schnell \grofs, \'bekommen-aber'ihre bleibende Zeich- nung erst im WVinter,»zu: welcher Jahreszeit auch die Altem sich ‚mausern. Die europäischen zeich- nen sichisdurchisden Schlag; welchen die Männchen vom. Mai bis zum Aug ve hören‘lassen, gar sehr aus. 1) Die grofse europäische Wachtel. Cotur- nix. major, Briss. (Perdis. coturnix, Lath.) Die Mitte des Bürzels ist braun, wit kleinenrostgelbem@Querlinien, auf den'Sei- ten mit: breiten rostgelbem Längestreifen eingefalst; der Schwabel gestreckt, auf dem’langen Kopfe istıder Scheitel merk- lich !höher.'als die rigen Sika Fingt re g" ZN, bis gu, Eine grofse Wachtel, von:15'' 2" Bil br Breite. Das Männchen. Der 'schwarzbraune Kopf hat einen gelben Augen-> und Mittelstreif, der Ober- körper ist braun, mit: rostgelben Quer- und gelben 528 Längestreifchen; die Kehle rostbraun; braun oder schwarz, auf den Seiten: weifslich mit zwei rost- braunen, durch einen weifslichen getheilten Halb- kreisen; die Untergurgel und der Kropf rostgelb, mit hellern Schäften, die Seiten des übrigens weils- lichen Unterkörpers rostfarben, mit breiten weilsen Schaftstreifen. Das Weibchen hat blässere Far- ben, eine weilse Kehle, einen blalsgelber, braun- gefleckten Vorderhals und Kropf, und solche Sei- ten. Das gelbe Dunenkleid ist auf dem Ober- körper rostfarben und ‚braungefleckt. ‘Sie wohnt östlich oder nordöstlich vom: mittlern Deutschland, und brütet deswegen nur ausnahmsweise in unsern Gegenden; dies geschah z.B. ım Jahre 1810, in welchem ich ein altes Weibchen‘ mit Eiern erhielt. Es ist wahrscheinlich dieselbe, welche Buffon als grande caille de Pologne:aufführt. Sie zieht ge- wöhnlich bei uns im Mai. und September: durch, hat einen starken, aber nicht ausgezeichneten’ Schlag; und ähnelt in der Nahrung uud Fortpflanzung, wie in dem Betragen der folgenden. 2) Die mittlere Wachtel. ' Coiurnix media, Brehm. (Perdix coturnix, Lath. N. W.1. Ausg. ll. Th. Taf. 4, 4.) Die Mitte des Bürzels ist braun, mit kleinen rostgelben Querlinien, auf den Seiten mit breiten rostgelben Längestrei- fen eingefalst; der Schnabel mittellang, der Scheitel des mittellangen Kopfs kaum höheralsdie Hinterstirn; Länge 8" 2" bis 4". Sie ist einige Linien kürzer und schmäler als Nr. 1, und unterscheidet sich von ihr aufser der geringern Gröfse: 1)durch den merklich kür- zern Schnabel, 2) den kürzern Kopf, 3) den 929 niedrigern Scheitel, und 4) die weit klei- nern Fülse. Sie ist die gewöhnliche Wachtel des mittlern Deutschlands, in manchen Jahren häu- fig auf den Getreidefeldern, schlägt ziemlich gut, bei Mondenschein zuweilen die ganze Nacht, frifst Weizen, andere Sämereien und Insekten, nistet in das Getreide oder Gras, und legt zuweilen noch zu Ende August 8 bis 16 gelbliche, braun- oder schwarzgefleckte Eier, welche sehr abändern, 3) Die kleine Wachtel. Coturnix minor, Br, (P. coturnix, Lath.) Die Mitte des Bürzels ist braun, mit kleinen rostgelben Querlinien; auf den Seiten mit breiten rostgelben Längestrei- feneingefalst;der Schnabelkurz,derkleine Kopf sehr gewölbt; Länge 8". Sie ist nur 14” breit, und auch vom Körper merklich kleiner als Nr. 1 und 2, unterscheidet sich aber auch aufserdem noch von ihnen: 1) durch den sehr kleinen Schnabel, 2) den kurzen hohen Kopf; und 3ö)die auffallend kleinen Füfse. Wenn man die kleine und grolse euro- päische Wachtel neben einander stellt, so se- hen sie wie Krähe und Kolkrabe neben einan- der aus. Sie scheint nur durch Mitteldeutschland im Mai und September zu wandern — wenigstens ist mir noch keine zur Brutzeit bei uns vorgekom- men — ist überhaupt selten in unserer Gegend, hat einen vortrefflichen Schlag, und ähnelt in dem Betragen und der Nahrung den nahen Verwandten, u 34 Vierzehnte ‚Ordnung. Laufvö sel. Cursores. Der Schnabel ist kurz oder mittellang, die Füfse sind mittellang oder lang, stark, über der Ferse nackt, mit 2 bis 3 vorwärts gerichteten, kurzen, breiten Zehen, dicken Fersen und sehr starken Muskeln. | Sie zerfallen in zwei Familien: 1) in die der nicht fliegenden, 2) in die der fliegenden Laufvögel. Jene sind die Riesen unter den Vö- geln, haben ein sehr merk würdiges Gerippe, einen auffallenden Bau des Kopfs, und gehören den heis- sen Ländern, besonders den Wüsten an. Diese haben sehr ausgebildete dreizehige Fülse, lau- fen schnell, fliegen aber ungern, langsam und schwerfällig, halten sich auf. Feldern..oder öden Plätzen auf, streichen, fressen Pflanzenstoffe und Insekten, leben ın Vielweiberei, und legen wenige Eier. Einzige deutsche Sippe, Trappe. Otis, Linne. Der Schnabel ist kürzer, oder eben so lang als der Kopf, fast kegelförmig, zu- sammen- oderniedergedrückt, an der Spiz- ze der Oberkinnlade gewölbt; die Fülse genarbt, die Vorderzehen hinten durch eine Haut verbunden; 20 Steuerfedern. Die nahe.an einander liegenden Nasenlöcher sind eiförmig und haben oben eine Haut; die Flügel mittellang mit vielen Schwung- 531 federn, von denen die Ste, 4te und 5te die längsten sind. Der Körper sehr fleischig, der innere Bau fast wie bei den Hühnern. Die 'Trappen.laufen sehr schnell, fliegen aber langsam und schwerfällig, und verbinden die Hüh- ner mit den Regenpfeifern. Sie leben auf den Feldern oder an öden Orten in Gesellschaften, sind äulserst scheu, fressen zarte Pflanzenblätter, Sä- mereien und Insekten, mausern sich wahrschein- lich alle jährlich nur einmal, und legen ihre we- nigen Eier in ein ausgescharrtes Loch. DieMänn- chen sind grölser und schöner, oft anders ge- zeichnet als die Weibchen, und erst im dritten Jahre zur Begattung, vor welcher sie wie die Hüh- ner merkwürdige Bewegungen machen, tauglich. Sie haben gewöhnlich einen besondern Kopf- oder Halsschmuck. Man theilt sie in zwei Familien. ERSTE FAMILIE Trappen mitzusammengedrücktem Schna- bel. Otides rosiro compresso. Der grofse Trappe. ÖOtis major, Brehm. (Otis tarda, Linn.) Länge 3’ 6" bis 4; Höhe der Fufswur- zel 5"; der Augenknochenrand VPBAN Sy" lich aufgeworfen. Ein sehr grofser Vogel von 7’ bis 8' m Breite und 15 bis 30 Pfd. Gewicht. Das Männchen. Der Schnabel hell-, der Fuls dunkelhornfarben, der Augenstern braun, der Kopf, die Oberbrust und ein Theil des Oberflügels hellaschgrau, der Oberhals weils, der Unterhals auf der obern und untern Seite schön rostrothgelb, der Oberkörper hellrostfarben und rostgelb, schwarz 34 * 532 in die Quere gestreift und gefleckt, vor der Schwanz- spitze mit einer schwarzen Binde, der Unterkörper von der ÖOberbrust an weils, die Seiten des Kinns mit langen, weitstrahligen, flatternden Federn. Das Weibchen ist viel kleiner als das Männchen, hat keinen Bart, und einen aschgrauen, rostgelb- gefleckten Vorderhals und blässern Rücken. Im Dunenkleide ist der Oberkörper rostgelb, rost- roth und schwärzlich, darunter schmuzigweils. Die ersten Federkleider ähneln dem des Weibchens. Er bewohnt die getreidereichen Gegenden des öst- lichen Europa, namentlich die von Ungarn, kommt zuweilen im Winter in Gesellschaften nach Deutsch- land, ist äufserst scheu, und ähnelt in seiner Fort- pflanzung dem folgenden. 2) Der deutsche Trappe. Olis tarda, Linn. N. W..4 Auss. I..Ch. Vak r Länge $' bis 5’ 6", Höhe der Fulswurzel 5" 8", Der Augenknochenrand allmälig erhöht. Er ist merklich kleiner als der vorhergehende, und bei ähnlicher Zeichnung durch Folgendes un- terschieden: 1) durch den viel kleinern Schna- bel; 2) die sanft aufsteigende Stirn, wel- che bei Nr. 1 plötzlich erhöht ist; 5) durch die schwächere, um 8" kürzere Fulswur- zel und die schmälern Zehen; 4) durch den etwas anders gestalteten Bärt. Bei Nr. 1 sind die Bartfedern sehr Jang und gerade, bei Nr. 2 um 1’ kürzer und etwas umgebogen; 5) durch die andere Zeichnung. Bei Nr. 1 ist der Un- terhals hellrostroth oder rostroihgelb, was sich schon im Jugendkleide in einem Anfluge und in Flecken zeigt, bei Nr. 2 reinaschgrau, oft kaum 933 merklich rostroth gemischt. Er bewohnt die ge- treidereichen Ebenen Deutschlands, hält sich aufser der Brutzeit in grolsen und kleinen Gesellschaften gern auf geringen Erhöhungen auf, ist ganz außer- ordentlich scheu, läuft ungewöhnlich schnell, frifst Körner, andere Sämereien, zarte Blätter und In- sekten, und legt in ein ausgescharrtes Loch 2 oli- vengrünliche, olivenbräunlich gefleckte Eier. Der kleine Trappe. Otis teirax, Linn. Der Oberkopf ist hellgelblich, braun- gefleckt. Seine Länge beträgt nur 19' bis 21” und seine Breite 36‘ bis 39". Das Männchen. Der Schna- bel und Fufs gelblichgrau, der Augenstern feuer- farben, der hellröthlichgelbe Oberkörper mit grös- sern und kleinern schwarzen Wellenlinien, Flecken und Strichen, der Hals hat ein breites dunkles, oben und unten weils eiugefalstes Halsband, unter wel- chem ein schwarzer Gürtel steht, die Kopfseiten und die Kehle dunkelgrau, der übrige Unterkörper, der Flügelrand, die obern und untern Schwanz- deckfedern weils. Das kleinere Weibchen ist auf dem Oberkörper stärker gefleckt, an der Kehle weilsröthlich, an den Kopfseiten gelblich, an dem Vorderhalse und der Brust hellgelblich, schwarz gestreift, an dem übrigen Unterkörper weils. Bei den jüngern Vögeln ist die Kehle weils, und die Zeichnung weniger schön. Er kommt zuwei- len aus den dürren und freien Gegenden Ungarns und der Türkei nach Deutschland, einzeln oder ın kleinen Gesellschaften, fliegt ohne Anlauf auf, setzt sich aber oft bald wieder nieder, ist wenig scheu, frifst Sämereien, zarte Blätter, Insekten und Wur- mer, und legt 5 glänzendgrüne Eier. 534 ZWEITE FAMILIE, Trappen mit etwas längerm, hinten nie- dergedrücktem Schnabel. Otides rostro longiori, in radice depresso. Der Kragentrappe. Otis houbara, Linn. N. W. 1. Ausg. Nachtr. Taf. 21, 43. Auf dem Kopfe ein Federbusch, an den Halsseiten ein Kragen. Dieser schöne Vogel ist 26" bis 27” lang und 52" bis 53" breit. Das Männchen. Der Schna- bel ist schwarzbraun, der Fufs grünlich, die Stirn und die Kopfseiten rostrothgrau, braun überpudert, auf dem Scheitel ein langer weilser Federbusch, der weifsliche Hinterkopf braun und grau gestreift, der übrige Oberkörper ocker- oder rostgelb mit schwarzen Streifchen, die weilsen Schwungfedern vor der Spitze und in einem Bande schwarz, der rostgelbrothe Schwanz mit 3 schwarzgrauen Quer- binden; der weilse Unterkörper an den Wangen und dem Oberhalse braun und grau gestreift, an den Halsseiten mit einer Reihe zerschlissener, zum Theil 4" 6"! Janger, oben schwarzer, unten weilser Fe- dern. Die jüngern Männchen haben einen kür- zern Federbusch und Kragen, auf dem isabellfarbi- gen Oberkörper braune Wellenlinien und schwarze Mittelflecken, einen roströthlichen, mit braunen Querflecken besetzten Vorderhals, und von da an einen grauweilsen Unterkörper. Das Weibchen kennt man nicht. Er bewohnt die sandigen Ge- genden der Barbarei und Arabiens, zeigt sich nur höchst selten als verirrter Vogel in Deutschland, Irifst Pflanzenblätter, Sämereien und Iusekten, und soll 4 bis 5 Eier legen. Funfzehnte Ordnung. Regenpfeiferartige Vögel. Charadriae- dae, Leach. Der Kopf und die Augen grofs und ge- wölbt, der Schnabel hart, mittellang oder lang, die mittel- oder ziemlich hohen Fülse drei- oder vierzehig, über der Ferse nackt, der zwölf- bis vierzehnfederige Schwanz mittellang, die Flügel grofs. Die Speise- röhre mittelweit, der Magen dickhäutig mit Muskeln, die Gedärme mittellang mit ziemlich grofsen Blinddärmen. Der Hals mittellang, der Rumpf etwas zusammen- gedrückt; beide Geschlechter haben zur Brutzeit auf jeder Seite des Unterkörpers einen langen Brutfleck. Die Vögel dieser Ordnung leben an sandigen und öden, mit Lachen bedeckten Orten, oder auf Gebirgen und Lehden, welche hin und wieder feuchte Stellen enthalten, oder auf feuchten Wiesen, oder an den Meeresküsten, fressen fast nur Insekten, ihre Larven und Würmer, sind gröfstentheils sehr scheu, lieben die Gesellschaft, wandern des Nachts in Flügen oder kleinen Gesellschaften, schreien stark, bauen ein schlechtes Nest, und legen 2 bis 4 graue oder graugrünliche, dunkelgefleckte Eier, welche beide Galten ausbrüten. Die mit dichtem Flaum 536 besetzten Jungen verlassen das Nest sogleich nach dem Auskriechen und verkriechen sich bei Gefahr. Die Geschlechter sind wenig, die Jungen von den Alten etwas verschieden, Erste Sippe Läufer. Cursorius, Lath. Der bogenförmige Schnabel ist kürzer als derKopf, niedrig, an der scharfen Spitze gewölbt; die Mundöffnung weit, die ziem- lich langen, schlanken, bei den Jungen un- ter der Ferse dicken Füfse haben 3 fast ganz getheilte, kurze Zehen. Die eiför- migen Nasenlöcher am obern Rande eine kleine Erhöhung; in dem mittellangen, spitzigen Flügel ist die 2te Schwungfeder die längste; der zwölffederige Schwanz ist ziemlich kurz, Die Läufer leben an den öden, sandigen Or- ten Asiens und Afrika’s, laufen äufserst schnell und fliegen gut, nähren sich von Insekten, und verir- ren sich zuweilen weit von ihren Wohnorten. Die Jungen weichen von den Alten ab. Man kennt 3 Arten. Der isabellfarbige Läufer, Cursorius isabel- linus, Mey. (Cursorius Europaeus, Lath., Cha- radrius Gallieus, Linn. Mey. u, Wolfs Tasch. die Abb. zu S. 327.) Isabelltarbig; hinter den Augen ein doppelter schwarzer oder brauner Streif. Er ist 10" lang, rostisabellfarben, an der Kehle und dem Bauche weifslich, an den Schwung- und mit weilsem Spitzenfleck gezierten Steuerfedern 537 schwarz, hat 2 schwarze Streifen hinter den Augen, einen liefgrauen, hinten gelblichen Schnabel und . gelbgrauen Fufs. Die Jungen sind heller, haben 2 braune Streifen hinter den Augen, auf den Flü- geln bräunliche zackige Wellenlinien, und auf der innern Seite der äufsern Steuerfedern einen brau- nen Fleck. Er lebt häufig in Abyssinien und an- dern Ländern Afrika’s, frifst Insekten, und verirrt sich so selten in unser Vaterland, dafs bis jetzt nur 1 Stück im eigentlichen Deutschland und 1 in der Schweiz geschossen wurde. Zweite Sippe Dickfuls. Oedicnemus, Bell., Aldr., Temm, Der fast vierseitige, gerade, inderMitte eingedrückte Schnabel ist kürzer als der Kopf mit scharfen Kanten; die durchsich- tigen, ritzartigen Nasenlöcher liegen in der grofsen Nasenhaut, dieschlanken Füfse sind an der Ferse dick und haben 3 kurze, unten breite, hinten durch eine Spannhaut verbundene Zehen; die sichelförmig aus- geschnittenen Flügel zählen bei unsern Arten 30 Schwungfedern, von denen die 2te die längste und die hintern lang sind; der mittellange Schwanz hat 12 bis 14 stu- fenförmige Steuerfedern; der innere Bau ist fast wie bei den Regenpfeifern. DieDickfüfse leben paarweise auf öden, san- digen und trocknen Lehden, verbinden die Trap- pen mit den Regenpfeifern, sind ziemlich scheu, schreien stark, wandern, fressen Mäuse, Amphi- bien, Insekten, ihre Larven und Würmer, mausern sich jährlich nur einmal, und sind nach dem Ge- 558 schleehte etwas ın der Gröfßse: — die "Weibchen siod kleiner — nach dem Alter ‚oft ziemlich ver- schieden; sie legen ihre 2 bis 3 aa Eier ın eine Vertiefung im Sande. 1) Der schreiende Dickfuls. Oedienemus ere- pitans, Temm. (Char. oedicnemus, Fk Otis oedienemus, Lath.) Die 2 vordersten Schwungfedern sind schwarz mit Weifs; aufdem Flügel 2 lichte Binden; der Scheitel weit niedriger als der äulserstaufgeworfene Augenknochenrand; 12 Steuerfedern. Seine Länge beträgt 17'' bis 18" und seine Breite 51” bis 32”. Alt. Der Schnabel hinten hellgelb, vorn schwarz, der Augenstern und Fufs gelb; der Oberkörper lerchenfarben, die Schwungfedern 1ster Ordnung schwarz, der Schwanz auf den Seiten weils, vorn schwarz, der weilsliche, an den Unterschwanz- deckfedern rostgelbliche Unterkörper an dem Un- terhalse, dem Kropfe und der Oberbrust mit brau- nen Schaftstreifen, auf der Stirn, über und unter dem Auge ein weilser Streif. Die Jungen haben einen oft stark ins Rostfarbige ziehenden Oberkör- per und unförmlich dicke Fufswurzeln. Im Du- nenkleide ist der Oberkörper grau und schwarz gestreift, der Unterkörper hellgrau. Er bewohnt die trocknen Lehden Norddeutschlands, namentlich die bei Ahlsdorf im Churkreise; ist äulserst scheu, läuft schnell und fliegt gut, schreit stark, im Sitzen anders als im Fluge, frifst Mäuse, Frösche, Heu- schrecken, Käfer und Würmer, und legt 2 grau- gelbe, braun und aschgrau gefleckte Eier. 539 2) Der Haidendickfuls. Oedienemus deserto- rum, Br. (Oedien. erepitans, Temm. N. W. 1. Ausg. 1I. Th. Taf. 9, 13.) Die beiden vordersten Schwungfedern sind schwarz mit Weils, auf dem Flügel 2 lichte Binden; der buckelartige Scheitel kaum niedriger als der ziemlich aufgewor- fene Augenknochenrand; 12 Steuerfedern. Er ist um 1” bis 2 läuger und breiter als Nr. 1 und unterscheidet sich von ihm aufser der bedeutendern Grölse: 1) durch die längern Ze- hen und 2) den ganz anders gebildeten Schä- del. Bei Nr. 1 ist der Kopf durch den äufserst hohen Augenknochenrand und den niedrigen Schei- tel, bei Nr. 2 aber durch den buckelartigen Schei- tel, welcher kaum niedriger als der ziemlich auf- geworfene Augenknochenrand ist, ausgezeichnet, Er lebt an ähnlichen Orten, wie der vorhergehende und hat das Betragen, die Nahrung und Fortptlan- zung mit ihm gemein, 3) Der Sanddickfufs. Oedicnemus arenarius, Bre. (Oedien. crepitans, Temm.) Die beiden äufsersten Schwungfedern sindschwarzmit Weifs; derOberkopf sehr niedrig; 14 Steuerfedern. Er ist so grofs als Nr. 1, unterscheidet sich aber von ihm und von Nr. 2: 1) durch den sehr gestreckten Schnabel, 2) die ganz kurzen Zehen, 3) den niedrigen Kopf, auf welchem der Scheitel viel niedriger als der wenig erhöhte Augenknochenrand ist, und 4) den vierzehnfe- derigen Schwanz, da dieser bei Nr. 1 und 2 nur 12 Steuerfedern hat. Er bewohnt Südeuropa, 540 hat die Sitten mit den beiden nahen Verwandten ge» mein und kommt vielleicht nie in Deutschland vor. Dritte Sippe, Goldregenpfeifer. Charadrius, Linne, Tem- minck et Boje. Der Schnabel ist kürzer als der Kopf, dünn, gerade, hochrückig, oben auf der Mitte seiner Länge eingedrückt, mit bis über die Hälfte weit vorgehender Nasen- furche; der Kopf und die Augen grols und stark gewölbt; der Oberkörper hat auf schwarzem Grunde gelbe Fleckchen und im Winter einen weifslichen, im Sommer einen schwarzen Unterkörper; 3 Zehen. Die ritzartigen Nasenlöchrr liegen in ei- ner grofsen Nasenhaut; die etwas mehr als mittelhohen, weichhäutigen, an der Ferse dicken Fülse haben 3 kurze, unten breite Zehen mit einer Spannhaut zwischen der mittlern und äufsern. Der ziemlich lange, spitzige, ausgeschnitteneFlügelzählt 26 Schwungfedern, von denen die 1ste die längste ist; der ab- oder zugerundete Schwanz ist zwölffederig; der Leib fast walzenförmig, der Hals mittellang. Die Goldregenpfeifer sind sehr unruhig und ziemlich scheu, laufen und fliegen schnell, schreien stark, mausern sich zweimal, und sind nach dem Alter und der Jahreszeit, nicht pach dem Geschlechte verschieden, fressen Insekten, ihre Larven und Würmer, auch Beeren, und legen 4 grofse, birnförmige, graue oder grüngraue, braun- gefleckte Eier. Ihre Fülse sind dunkel gefärbt, und 541 die Zeichnung ihres Unterkörpers verändert sıch nach der Jahreszeit sehr. Sie bewohnen den Norden beider Welten, le- ben auf grofsen Mooren, Wiesen und mit feuchten Plätzen bedeckten Bergebenen, auf dem Zuge auch auf Aeckern, Lehden, Wiesen und 'Teiehufern, und tragen vom April bis zum September, zuweilen bis zum October das Sommer-, in der übrigen Zeit das Winterkleid, in der Jugend ein von dem letztern wenig abweichendes Gewand. Beide Ge- schlechter sind gleich grols. 1) Der hochköpfige Goldregenpfeifer. Cha- radrius apricarius, Linne et Brehm. Derschwärzliche Oberkörper hat gelb- liche kleine Flecken. Der Scheitel ist et- was niedriger als der aufgeworfene Augen- knochenrand. Seine Länge beträgt 11” 10'' bis 12" 8" und seine Breite 25° bis 26. Frühlingskleid. Der Schnabel ist schwärziich, der Augenstern tiefbraun, der Fuls schwarzgrau, der Oberkörper hat auf einem dunkeln Schwarz goldgelbe Flecken, der schwärzlicheSchwanz weilse Querbinden, der schwar- ze Unterkörper eine weilse Einfassung, welche auf der Stirn anfängt, an der Oberbrust sehr breit und beim Männchen reiner und deutlicher als beim Weibchen ist. Im Winterkleide ist der Un- terkörper grolsentheils weils, am Kropfe grau, am Vorderhalse gelbgefleckt. Im Jugendkleide hat der weilsliche Unterkörper bis zum Bauche tief- graue, dreieckige Flecken. Er lebt auf den Wie- sen und niedrigen Bergebenen Islands, ist zur Be- gattungszeit immer mit einem Alpenstrandlau- fer zusammen, so dafs er sein Diener genannt 542 wird, kommt auf. dem Zuge an: die Küsten der Ost- und Nordsee, auch in das nördliche und mitt- lere Deutschland, 'hat einen pfeifenden und knar- renden 'Ton, ist am Brutorte wenig, ‚auf, der Wan- derung ziemlich scheu, fvifst Insekten,‘ Larven, Würmer, auf Island auch die Beeren von Empe- irum und /accinium, und legt 4 grofse. birnför- mige, denen des gehäubten Kiebitzes ähnliche, aber grölsere Eier. 2) Der mittlere Goldregenpfeifer. Chara- drius auratus, Suckow. (Ch. pluvialis et apri- carius, Linn. N. W. 1. Ausg. Il. 'Th. Taf. 10, 14,) > Der sehwärzliche Oberkörper hat gelb- liche Fleckchen; der buckelartige Scheitel ist fast so hoch als der stark aufgeworfene Augenknochenrand. Er unterscheidet sich von Nr. 1 ziemlich deut- lich: 1) durch die etwas geringere Gröfse — er ist oft 1" kürzer und schmäler als Nr. 1 — 2) die etwas niedrigere Fulswurzel, 3) die kürzern Zehen, vorzüglich aber 4) durch die Kopfbildung. Bei Nr. 1 ist der Augenknochen- rand so hoch aufgeworfen, dafs der Scheitel ziem- lich gegen ihn zurücktritt; bei Nr. 2 aber erreicht der buckelartige Scheitel fast die Höhe des ziem- lich aufgeworfenen Augenknochenrandes. Er be- sucht auf dem Zuge die Küsten der Ostsee und die Wiesen und Brachen des mittlern Deutschlands, und hat das Betragen und die Nahrung mit dem vor- hergehenden gemein. 3) Der hochstirnige Goldregenpfeifer. Cha- radrius altifrons, Br. (Charadrius pluvialis et auratus, Linn. N. W.1. Ausg. ll. 'Th. Taf. 11, 15.) Der schwärzliche Oberkörper hat gelb- 543 liche Fieckchen; der gar nicht vorstehen- de Scheitel ist viel niedriger als der un- gewöhnlich aufgeworfene Augenknochen- rand. Er ist kaum kleiner a Ni. % Kr sein Kopf ist ganz anders gebildet. Bei Nr. 1 ist der Au- genknochenrand auch ‚aufgeworlen, ie der Schei- tel steht doch wenig gegen ihn. zurück; allein bei Nr. S-ist der. Scheitel so viel niedriger als der Augenknochenr: and, dafs, ‚dieser ganz gegen ihn zurücktritt. Er bewohnt Färöe und andere nordwestliche Inseln , wahrscheinlich auch Grönland, "kommt , im Spätsommer nach Rügen, im HR und Frübjahre auch in. die Mitte von Deutschland, ist. ziemlich scheu, frilst Insekten und nistet, wie Nr. 1. # 4) Der plattköpfige Eoldregenpterken Cha- radrius ‚pluvialis, Linn. Der schwärzliche Oberkörper hat gelb- liche Fleckchen;'der: wenig" vorstehende Scheitel ist bedeutend miedrigier'als der wenig aufgeworfene Augemknochenrand. Er ist Nr. 1 sehr ähnlich in der Gröfse, der Höhe der Fufswurzeln und Länge der Zehen, aber sein Kopf ist viel ‚platter, der Augenknochen- rand wenig aufgeworfen, ‘und der Scheitel doch noch weit niedriger als dieser, kommt auf dem Zuge im Frühjahre zuweilen au der Ostsee, selten im mittlern Deutschland vor, ist in kleinen Gesell-- schaften ziemlich scheu, und frifst Insekten, ihre Larven und Würmer. 544 Vierte Sippe Mornellregenpfeifer. Eudromias. Boje. Der Schnabel ist dünn, gerade, hoch- rückig, oben, in,der Mitte seiner. Länge eingedrückt, mit 3 weit vorreichender Na- senfurche viel Ko als der, grofse Kopf; der Oberkörper im Frühlinge erdgrau, im Jugend- und Winterkleide schwärzlich oder schwarzgrau mit gelblichen Feder- rändern; der Unterkörper grauweils, im Hochzeitkleide rostfarben ‚mit, Schwarz; 53 Zehen. Die Mornellregenpfeifer ähneln in ihrem ganzen Baue und in allem Uebri- gen den Goldregenpfeifern; allein ihre Farbe ist ganz anders und mehrern in- und ausländischen Arten gemein; auch sind ihre hintern Schwungfedern viel länger; denn sie erreichen beinahe die Spitze der vor- dersten. Ihre Farbenveränderung nach der Jah- reszeit ist nicht ös6,bedeutend als bei den Gold- regenpfeifern, aber immer: noch grofs genug; die Jungen. weichen ziemlich‘; von den Alten ab. Die Weibichen’sind bedeutend: gröfser als die Männchen... Sie bewohnen die Gebirgsrücken der nördli- chen und nordöstlichen und ‚anderer Länder, brü- ten einzeln auch: in Deutschland , z. B. auf dem Riesengebirge, gern da, wo im Sommer noch Schnee- haufen stehen, sehr selten und als Ausnahme von der Regel nistet ein Pärchen auf Brachfeldern; sie besuchen jedoch diese auf der. Wanderung häufig, drücken sich bei annähernder Gefahr nieder, um den Augen ihrer Feinde zu entgehen, sind wenig vorsichtig, deswegen, wenn man sie gewahr wird 545 — sie sind, da sie sich platt auf den Boden’ drük- ken, schwer zu sehen — leicht zu schiefsen, fres- sen Insekten, besonders Käferchen, und legen 4 lange, birnförmige, denen der Goldregenpfeifer ähn- liche, nach Verhältnifs sehr grofse Eier. 1) Der hochstirnige Mornellregenpfeifer. Eudromias morixella, Boje. (Charadrius mo- rinellus, Linn. N. W.1.Ausg. 11. Th. Taf. 12, 16.) Von den schwarzgrauen Schwungfe- dern 1ster Ordnung hat die vorderste ei- nen weilsen Schaft; der schieferschwarze Schwanz ist vor der hellen Spitze am dun- kelsten; der Scheitel niedriger als die sehr hohe Stirn. Er ist 9" bis 10" lang und 20" bis 21" breit. Hochzeitkleid. Der Schnabel ist schwarz, der Augenstern braun, der Fuls tiefgrau, der Oberkör- per schwärzlich mit roströthlichen Federrändern, über dem Auge ein breiter weilser, am Nacken zu- sammenlaufender Streif, die Schwanzspitze weils, die Kehle weils, unter dem grauen Kropfe ein schma- ler schwarzer und ein breiter weilser Gürtel, un- ter der rostrothen Brust steht ein grolser schwar- zer Fleck; der Unterbauch, After und die Un- terschwanzdeckfedern weils. Die Zeichnung des Männchens ist schöner und reiner als die des Weibehens. Herbstkleid. Der Oberkörper tiefaschgrau, auf dem Oberkopfe schwärzlich mit rostgelben und rostrothen Federrändern; der Streif über dem Auge blafsrostgelb; der Vorderhals weils- lich, die Oberbrust grau mit Rostgelb, der übrige Unterkörper weils. Jugendkleid. Der schwärz- liche Oberkörper hat blafsgelbe Federseitenränder und einen rostgelben Augenstreif, und der Unter- 39 546 körper ist rostgraulichgelb, an den Seiten des Kropfs schwarzgraugefleckt. Er lebt wahrscheinlich im Norden, namentlich in Norwegen auf den hohen, auch im Sommer mit Schneehaufen besetzten Ge- birgen, kommt besonders auf dem Herbstzuge durch Deutschland, ist wenig scheu, drückt sich aber bei Annäherung einer Gefahr so geschickt auf den Bo- den nieder, dafs er schwer zu bemerken ist, frifst Heuschrecken, andere Insekten; ihre Larven und Würmer, und legt 4 Eier, welche denen des ge- häubten Kiebitzes ähnlich, aber schlanker sind, 2) Der Bergmornellregenpfeifer. Eudromias montana, Br. (Char, morinellus, Linn). Vonden schwarzgrauen Schwungfedern 4ster Ordnung hat die vorderste einen weis- sen Schaft; der schieferschwarze Schwanz ist vor der hellen Spitze am dunkelsten; der Scheitel viel höher als die sehr nie- drige Stirn. Er ist etwas kleiner als der vorhergehende, gewöhnlich 1” kürzer, hat einen kleinern Schnabel, um 6” kürzern Schwanz und kaum niedrigern Fufs, und zeichnet sich von ihm ganz besonders durch den Kopt aus, auf wel- chem bei Nr. 1 die plötzlich erhöhte Stirn höher als der Scheitel, bei Nr. 2 aber dieser viel höher als die niedrige Stirn ist. Auch er bewohnt die Gebirge — ich vermuthe, dals der auf dem Rie- sengebirge einzeln lebende hierher gehört — kommt auf dem Zuge, zuweilen auch im Sommer bei Ahls- dorf vor, und ähnelt in seinen Sitten, seiner Nah- rung und Fortpflanzung dem nahen Verwandten. 547 3) Der dumme Mornellregenpfeifer. Eu- dromias stolida, Br. (Charadrius morinellus, Linn. N. W. 1. Ausg. II. Th. Taf. 13, 17.) Von den schwarzgrauen Schwungfe- dern 1ster Ordnung hat die vorderste ei- nen weilsen Schaft; der schieferschwarze Schwanz ist vor der hellen Spitze am dun- kelsten; der Scheitel so hoch als die mit- telhohe Stirn. Er ist fast gröfser als Nr. 1, und unterscheidet sich von diesem und von Nr. 2 durch den nie- drigen, oben platten Schädel, auf welchem der Scheitel so hochaals die Stirn ist. Er kommt auf dem Zuge selten nach Rügen und Nord- deutschland, ist gar nicht scheu, und frilst Insekten, Fünfte Sıppe Uferpfeifer. Aegialıtis, Boje. Schnabel, Fülse, Flügel und Schwanz, Kopf, Augen und Leib wie bei den Regen- pfeifern; der Schnabel ist aber vor den Nasenlöchern noch mehr eingedrückt und die Farbe oben erdgrau, unten weils, am Kopfe und Halse mit Schwarz in scharf abgeschnittener Zeichnung. Die Uferpfeifer unterscheiden sich von den Gold- und Mornellregenpfeifern: 1) durch die geringere Grölse, 2) den auf der Mitte mehr eingedrückten Schnabel, und 3) die oben genau angegebene Zeichnung, welche alle bekannten Arten mit geringer Veränderung tra- gen. Sie bewohnen die alte und neue Welt, leben an den Küsten, deu sandigen See-, Teich- und Flufsufern, zuweilen sogar auf den Gebirgen, wan- 55 * 548 dern, sind wenig scheu, haben eine pfeifende Stimme, sind einzeln, paarweise oder in kleinen Gesellschaf- ten, nach dem Geschlechte wenig, nach dem Alter besonders in der schwarzen Abzeichnung verschie- den, und legen 4 birnförmige, gelbgraue, braun- gefleckte Eier in eine gescharrte Vertiefung. 1) Der nordische Uferpfeifer. Aegialitis sep- tentrionalis, Br. (Charadrius hiaticula, Linn.) Der Schnabel ist hinten gelblich, vorn schwärzlich; der buckelartige Scheitel so hoch als die sehr aufgeworfenen Stirn- seiten. Er ist 8" 3" bis 9" Jang und 17” 5" bis 91" breit. Alt. Der Fufs und die hintere Schnabel- hälfte orangengelb, die Schnabelspitze schwarz, auf der Stirn ein schmales schwarzes, dann ein weis- ses, nach diesem ein breites schwarzes Band, die Zügel, Backen und ein ringsum gehendes Halsband schwarz, der erdgraue Oberkörper hat einen weis- sen Ring an dem Nacken, einen erdgrauen, an den Seiten weilsen Schwanz, und der Unterkörper ist weifs. Im Herbste hat der Oberkörper graue Federränder; diese zeigen sich auch im Jugend- und ersten Herbstkleide; in beiden ist das Schwarz der Alten durch Schwarz- oder Tiefgrau angedeu- tet. Das Dunenkleid ist oben schwarz- und lichtgraugefleckt, unten weils mit einem schwarz- oder gelbgrauen Halsbande. Er lebt von Island bis nach Kiel herab an den Seeküsten und den Ufern der Binnengewässer, läuft mit eingezogenem Halse und etwas in der Ferse gebogenen Fülsen, hat einen pfeifenden Lockton, schwimmt zuweilen, frıfst Käüferchen, Larven und Würmer, und legt 4 gelbgraue, braun- und schwarzgefleckte Eier. 549 2) Der buntschnäblige Uferpfeifer. Jegia- litis hiatieula, Boje. (Char. hiatieula, Linn.) Der Schnabel ist hinten gelblich, vorn schwärzlich; der Scheitel viel niedriger als die wenig erhöhten Stirnseiten. Er ist um einige Linien kürzer und schmäler als Nr, 1, unterscheidet sich aber von ihm: 1) durch den gestrecktern Schnabel, 2) den etwas längern Flügel, und 38) vorzüglich durch den viel niedrigern Kopf, welcher von dem stark gewölbten des vorhergehenden sehr abweicht. Er bewohnt die Küsten der Ostsee, besonders den Seestrand und die Ufer der Binnenwasser von Rü- gen, und ähnelt in dem Betragen, der Nahrung und Fortpflanzung Nr. 1. 1) Der Fluflsuferpfeifer. Jegialitis fluviati- lis, Br. (Char. minor, auct. N. W. 1..Ausg. I. Te Tar. 15; 19.) Der Schnabel schwarz, der Fufs gelb- lich, um den Nacken ein weiflses Band; der buckelartige Scheitel so hoch als die sehr aufgeworfenen Stirnseiten. Seine Länge beträgt 7" 6"' bis 9" und seine Breite 15“ bis 16. Das alte Männchen. Der Augenliedrand hoch-, der Fufs horngelb, auf der Stirn steht erst ein schmales grauschwarzes, dann ein breites weilses, und nach diesem ein breites schwarzes Querband, die Zügel schwärzlich, die Wangen und der mit einem weilsen und schwärz- lichen Halsbande gezierte Oberkörper erdgrau, die weilsen Schwanzseiten schwarzgefleckt, der weilse Unterkörper hat ein an den Seiten sehr breites schwarzes Kropfband. Bei dem Weibchen ist das Schwarz in den Binden blässer, und die schwarze 550 Kopfbinde schmäler. Im Herbste zeigt der dunkle Oberkörper rostgraue Federränder. Im Jugend- kleide hat der Kopf kein schwarzes Stirnband, der Oberkörper schwärzliche und graue Federrän- der und der weilse Unterkörper ein tieigraues, in der Mitte wenig bemerkbares Halsband. Das Du- nenkleid ähnelt dem des nordischen, Er lebt an den sandigen und kiesigen Ufern der deutschen Flüsse, ist wenig scheu, bei Tage und bei Nacht unruhig, schreit pfeifend, tlüi, frifst Insekten, be- sonders Käferchen, und legt 4 graugelbe, braun- und aschblaugepunktete Eier, 2) Der kleine Uferpfeifer. JAegialitis minor, Boje. (Chur. minor, auct.) Der Schnabel schwarz, der Fufs gelb- lich, um den Nacken ein weifses Band; der platte Scheitel viel niedriger als die wenig erhöhten Stirnseiten, Er unterscheidet sich von Nr, 1 auf den ersten Blick; 1) durch die schlankere Gestalt, 2) durch den wenig gewölbten Kopf, auf wel- chem der niedrige Scheitel sehr auffällt, und 3) durch die weit vollkommnere Zeichnung. Bei Nr, 1 ist das erste dunkle Stirnband kaum be- merkbar, bei Nr. 2 deutlich und schwarz; beiNr. 1 sind die Kopfseiten der Mänuchen tief-, die der Weibchen erdgrau, bei Nr. 2 haben die Männchen schwärzliche, die Weibchen tiefgraue Kopfseiten. Auch der schwarze Ring, welcher unter dem weis- sen Nackenbande steht, ist bei Nr. 2 viel deutlicher als bei Nr. 1. Er wandert durch Mitteldeutschland, brütet aber einzeln schon in Norddeutschland, und hat das Betragen, die Nahrung und Fortpflanzung mit Nr. 1 gemein, 551 1) Der weifsliche Uferpfeifer. Jegralitis can- tiana, Boje. (Char. cantianus, Lath.) Der Schnabel und Fufs ist dunkelge- färbt, die ganze Stirn weils oder weils- lich. Der Scheitel viel niedriger als die wenig aufgeworfenen Kopfseilen. Er ist 7" 9'" Jang und 15‘ bis 16" breit, und hält die Mitte in der Grölse zwischen dem bunt- schnäbligen und Flufsuferpfeifer, unter- scheidet sich aber von allen durch die reinweilse Sturo und Kropfmitte. Alt. Hinter der weilsen Stirn steht ein schwarzer Querfleck, an deu Zügeln ein schwarzer Streif, an den Kropfseiten und den Wangen ein schwärzlicher Fleck; der übrigens erd-, auf dem Kopfe oft rostgraue Oberkörper hat ein weilses Nackenband und weifse Schwanzseilen, der Unterkörper ist reinweils. Bei dem einjähri- gen Weibchen und im Jugendkleide ist die schwarze Zeichnung kaum angedeutet; die Herbst- kleider haben rostgelbe Federränder. Er bewohnt die Küsten der Ostsee, lebt auf trocknen sandigen Inseln, kommt selten tief in unser Vaterland, ıst scheu, frilst Käferchen und andere Insekten, und legt 4 gelbbraune, aschgrau- und schwarzbraunge- fleckte Eier. 2) Der weilsstirnige Uferpfeifer. Aegüalitis albifrons, Br. (Char. albifrons, M.et W. Meyer u. Wolfs Taschenb. d. deutsch. Vögelk. Abbild. zu S. 316.) Der Schnabel und Fufs ist dunkelge- färbt, die Stirn weils oder weifslich; der buckelartige Scheitel so hoch als die sehr aufgeworfenen Stirnseiten. 952 Er ist um 6° kürzer und schmäler als Nr. 1, dem Flufsuferpfeifer an Länge, aber nicht an Breite gleich, jedoch mit gröfserm Schnabel und Fülsen, und von Nr. 1 verschieden: 1) durch die kleinern Füfse und Flügel, 2) durch den ganz andern auffallend gewölbten Kopf, Bei Nr. 1 ist der ganze Oberkopf ziemlich platt und. der Scheitel viel niedriger als der wenig auf- geworfene Augenknochenrand; bei Nr. 2 aber ist der Oberkopf äufserst gewölbt, und der buckelar- tige Scheitel so hoch als die stark erhöhlen Stlirn- seiten. Er, der vorhergehende und folgende haben eine einfache, die übrigen eine doppelte Mauser. Sein Wohnort ist Ungarn, besonders hält er sich an den Ufern des Neusiedler Sees auf und kommt von da zuweilen nach Deutschland. In dem Be- tragen, der Nahrung und Fortpflanzung ähnelt er NER 3) Der weiflskehlige Uferpfeifer.. „Jegialitis albigularis, Br. (Char. cantianus, auct.) Der Schnabel und Fufs ist dunkelge- färbt, die Stirn weils oder weifslich, der etwas buckelartige Scheitel wenig niedri- geralsdiestark aufgeworfenen Stirnseiten. Er hat Gröfse, Gestalt und Zeichnung mit Nr, 1 gemein, allein seine dunkeln Backenflecken sind größer, und sein Kopf ist ganz anders. Er steht in der Mitte zwischen dem von Nr. 1u. 2; seine Stirn ist höher als bei Nr. 1 und niedriger als bei Nr. 2, sehr stark aufgeworfen an ihren Sei- ten, und sein Scheitel viel: höher als bei Nr. 1, aber niedriger als bei Nr. 2. Die Weibchen ha- ben oft keine Spur:von Schwarz:auf der Stirn. Er lebt bei Kiel, vielleicht: auch imHolland, 553 und hat das Betragen, die Nahrung und Fortpflan- zung mit Nr, 1 gemein. Sechste Sippe Kiebitzregenpfeifer. Squatarola, Cuv. Schnabel, Fu[s, Körper, Flügel, Schwanz undZeichnung fast ganz wie bei den Gold- regenpfeifern;alleinder Schnabel ist stär- ker, und vor der ziemlich langen Nasen- rinne etwas aufgeblasen, und der Fufs hat eine sehr kurze Hinterzehe, Sie mausern sich zweimal, und haben in den beiden inländischen Arten mit: den Goldregen- pfeipfern grofse Aehnlichkeit in der Zeichnung. Sie bewohnen die Meeresufer und dürren Plätze, wandern gern längs den Küsten, sind sehr scheu, schreien stark , fressen Insekten, Larven und Wür- mer, und legen 4 olivenfarbige, braungefleckte, birnförmige Eier. 1) Der gefleckteKiebitzregenpfeifer. Squa- tarola varia, Br. (Tringa varia, Linn., Va- nellus varius, auct.) Die Unterflügeldeckfedern sind bisan das Händgelenk schwarz, der Scheitel ist vielniedriger als die wenig erhöhten Stirn- seiten. Er ist’ kaum gröfser als die Goldregenpfei- fer, 13 bis 14'' lang und 26" bis 27" breit. Früh- lingskleid. Die Stirn, ein Streif über den Au- gen und 'an''den Halsseiten herab, die Seiten der Oberbrust, der Bauch und Unterschwanz ist weils, das Uebrige schwarz, auf dem Oberkörper, beson- ders auf den Oberflügeln mit weilsen Flecken, der Schwanz weils- und schwarzgebändert. Herbst- kleid. Der schwärzliche Oberkörper hat gelbliche 554 und gelblichweifse Flecken, der weifsliche Unter- körper an den Hals- und Brustseiten, der Unuter- gurgel dem Kropfe und der Oberbrust tief- oder schwarzgraue Schaftfleckchen, welche bei blässerer Grundfarbe im Jugendkleide undeutlicher und breiter sind. Er kommt aus dem Nordosten der alten Welt, seinem eigentlichen Wohnorteim Herbste, an die Küsten und auf die Inseln der deutschen OÖst- und Nordsee, selten tief in das Land hinein, warnt durch sein knarrendes Geschrei andere Strand- vögel, die er anführt, ist sehr scheu, frifst Insek- ten, Larven und Würmer, und legt 4 helloliven- farbige, braun- und schwarzbraungefleckte Eier. 2) Der schweizer Kiebitzregenpfeifer. Squa- tarola Helvetica, Br. (Tringa Helvetica, Linn., Vanellus varıus, auct, N. W, 1. Ausg. Nachtr. Taf. 8, 16.) Die Unterflügeldeckfedern sind bis an das Handgelenk schwarz; der Scheitel ist kaum niedrigeralsdie stark erhöhten Stirn- seiten, Er unterscheidet sich von Nr. 1 vorzüglich: durch den sehr gewölbten Kopf, an wel- chem die Stirnseiten wegen des stark auf- geworfenenAugenknochenrandeshochvor- stehen, und auch der Scheitel nicht nie- drig ist. Er erscheint im Herbste' an den Küsten der deutschen Ostsee, bei Triest und in der Schweiz, und hat die Sitten mit dem vorhergehenden gemein. Siebente Sippe, Kiebitz. Zanellus, -Briss. Der Schnabel ist kürzer als der Kopf, gerade, dünn, hart, vor den ritzartigen 555 durchsichtigen, in einer langen, 3 der der Schnabellänge einnehmenden Furche lie- genden Nasenlöchern niedergedrückt, vor der Spitze an der Oberkinnlade etwas auf- getrieben; die Fülse haben vier, unten et- was breite Zehen, von denen die hintere deutlich ist. Die Kiebitze unterscheiden sich von den Kiepvitzregenpfeifern durch den schwächern Schnabel, die längere Na- senhaut und die deutlicheHinterzehe. Auch sie haben eine Spannhaut zwischen der äulsern und mittlern Zehe, gro/se breite Flügel, einen etwas kurzen Schwanz, zu- sammengedrückten Leib, eine enge Spei- seröhre, diekhäutigen, muskelartigen Ma- gen, engen Darm, und zwei grofse Blind- därme. Die Kiebitze leben an den Seeküsten, den Ufern der sülsen Gewässer, in Sümpfen, auf feuch- ten Wiesen, Feldern und Lehden, wandern, lieben die Gesellschaft, sind sehr unruhig und scheu, oft die ganze Nacht munter, im Laufen und Fliegen gleich gewandt, auf Insekten, Larven, Würmer und Weichthiere angeweisen, einer doppelten Mau- ser unterworfen, und ihrer Brut mit grofser Liebe zugelhan. Die Geschlechter sind wenig, die Jun- gen von den Alten etwas verschieden. Die birn- förmigen, sehr schmackhaften Eier, welche auf oli- vengraugelber Grundfarbe schwarz- und braunge- lleckt sind, liegen auf einer schlechten Unterlage von Grashalmen oder Wurzelfasern, 1) Der gehäubte Kiebitz. JYanellus cristatus, M. et W. (Tringa vanellus, Linn.) Der Hinterkopf ist mit einem langen, 556 aus schmalen Federn bestehenden doppel- ten Zopfe geziert, der Scheitel stehtkaum höher als die fast wagerecht fortlaufende Stirnfurche. Seine Länge beträgt 14" bis 14" 6"' und seine Breite 31" bis 32". FTrühlingskleid. DasMänn- chen. ‚Der Schnabel ist schwarz, der Augenstern braun, der Fufs dunkel fleischroth, der Oberkopf, Vorderhals, die Oberbrust und die vordere Schwanz- hälfte glänzend dunkelschwarz, der Oberkörper dunkelgrün mit blauem und Purpurschiller, die Halsseiten, die Unterbrust, der Bauch und die hintere Schwanzhälfte weils, einige Ober- und die Unter- schwanzdeckfedern dunkel rostgelb. Im Herbst- kleide zeigt der Vorderhals weilse Flecken, und der Oberkörper rostgelbe Federränder. Das Weibchen hat einen kurzen Federbusch, und stets einen weils - und schwarzgefleckten Vorderhals, Im ersten Herbstkleide ist der Vorderhals fast ganz weils, und der Federbusch sehr kurz. Das ihm ähnliche Jugendkleid hat schmuzigere Farben, und breite rostgelbe Tederränder auf dem Oberkörper. Das Dunenkleid ist oben schwarz, hell- und rost- gelbgraugefleckt, am Hinterhalse, und dem mit ei- nem. schwarzen Kropfflecke besetzten Unterkörper weils. Er bewohnt die Lehden, Triften, Brachen und feuchten Aecker des mittlern Deutschlands, ist sehr klug, schreit durchdringend kiebitz, macht viele Schwenkungen im Fluge, greift einen schwa- chen Feind mit vereinten Kräften an, frifst Käfer, Larven, Schnecken und Würmer, und legt 3 bis 4 grolse, olivenfarbige, schwarz- und braungefleckte Eier. 857 2) Der doppelhörnige Kiebitz.. Zanellus bicornis, Br. (Vanellus eristatus, auct.,,Tr. vanellus, Linn.: N. W. 1. Ausg.: 11. Th. ‚Taf. 14, 18.) Der Hinterkopf ist mit einem langen, aus schmalen Federn bestehenden, dop- pelten Zopfe geziert. Der Scheitel vielhö- her als die stark aufsteigende Stirnfurche. Er ist 1” kürzer und schmäler als Nr. 1, un- terscheidet sich aber vorzüglich von ihm: durch den äufserst gewölbten Kopf. Bei Nr. 1 läuft die Stirnfurche fast wagerecht fort, der Schei- tel steht kaum höher sie, und der Augenknochen- rand ist wenig aufgeworfen, bei Nr. 2 hingegen steigt die Stirnfurche bogenförmig auf, der Schei- tel ist merklich höher als sie, und der Augenkno- chenrand äufserst aufgeworfen. Er-bewohnt die sumpfigen Wiesen und Teichufer, auch die Sümpfe des mittlern Deutschlands, namentlich die am Friefs- nitzer See, und hat in dem Betragen, der Nahrung und Fortpflanzung mit Nr.1 die gröfste Aehnlichkeit. Achte Sippe Steinwälzer. Sirepsilas, Illıig. Der Schnabel ist hart, kürzer als der Kopf, an der vordern Hälfte etwas auf- wärts gebogen, an der Spitze niedrig, breit und scharf. Die ritzartigen Nasenlöcher liegen nahe an der Stirn; ihre Furche geht bis zur Hälfte des Schnabels vor; die et- was kurzen Füfse haben mittellange, fast ganz getrennte Vorder-, eine kurze ein- gliederige, hochstehende Hinterzehe, und ziemlich lange Nägel; die mittellangen, 558 spitzigen, ausgeschnittenen Flügel, 35 Schwungfedern, von denen die 1ste die längste ist; der mittellange zwölffederige Schwanz ist ab- oder zugerundet; die Ge- stalt des Körpers und der innere Bau wie bei den Kiebitzen. Die Steinwälzer bewohnen die Meeresküsten, und trockne mit Wachholderbüschen bewachsene Inseln, sind scheu, fliegen und laufen geschwind, leben treu vereint ın Paaren, nähren sich von In- sekten und Larven, welche sie zum Theil durch Umwenden der Steine fangen, — daher ihr Name — sind nach dem Alter und Geschlechte ziemlich, nach der Jahreszeit wenig verschieden, ob sie sich gleich jährlich zweimal mausern, und legen ge- wöhnlich 4 etwas birnförmige Eier in Kräuter oder unter Büsche. 1) Der Halsbandsteinwälzer. Sirepsilas col- laris, Tllig. (Tr. interpres et morinella, Linn., Arenaria cinerea, .Briss.) Die Kehle, der Unterrücken und die Schwanzwurzel ist weils; der buckelar- tige Scheitel viel höher, als die allmälig erhöhte Stirn. Er ist 10% bis 10” 6"' lang und 19 6"' bis 20“ breit. Das alteMännchen im Frühjahre. Der Schnabel ist schwarz, der Augenstern braun, der Fufs orangenroth; die weilse Stirn hat ein schwarzes Band, der schwarze Scheitel weilse Fe- derränder, der grofsen 'Theils weilse Hals, ein hin- ten unterbrocheues schwarzes Halsband, der Mantel ist schwarz und rostroth, in wenigen grolsen Strei- fen neben einander, die Schwingenspitze und vor- dere Schwanzhälfte schwarz, der weilse Unterkör- 559 per hat einen schwarzen Kropf und solche Seiten der Oberbrust. Die jüngern Männchen haben im Frühjahre eine weit weniger schöne Zeichnung auf dem Oberkörper; eine noch unscheinbarere die Weibchen, welche auch ein mattes Schwarz am Vorderkörper, und nie Rostroth auf dem Ober- flügel zeigen. Die alten Herbstvögel haben helle Federränder an dem Schwanz. An den Jun- gen, denen auch die im ersten Herbstkleide ähneln, sieht man ockergelbe Füfse, am Kopfe und au der Kehle keine Binden, einen schwärz- lichen, braun-, rost- und ockergelb, auch grauge- fleckten Oberkörper, und am Vorderkörper grau- schwarz. Im Dunenkleide ähnelt er ganz dem gehaubten Kiebitz. Er bewohnt zigeunerarlig ei- nige trockene, sandige, mit Haidekraut bewachsene Inseln der Ostsee, auch Färöe, läuft schnell und ruckweise, schreit gitt, gitt, wandert längs der Küste, und geht selten in das Land hinein, frilst besonders Käfer, und legt 4 grüngraue, oder grau- grüne, braun- und aschgraugefleckte Eier, 2) Der nordische Steinwälzer, Sirepsilas borealis, Br. (Str. collaris, auct., Tr. inter- pres, Linn. N. W. 1. Ausg. Nachtr. "Taf. 8, 18.) Die Kehle, der Unterrücken und die Schwanzwurzel ist weils; der Scheitel nicht höher als die plötzlich erhöhteStirn, Er hat die Gröfse, Gestalt und Zeichnung mit Nr. 1 geniein, — nur zuweilen ist er merklich klei- ner — aber sein Kopf ist auf derStirn stark, auf dem Scheitel wenig erhöht, und deswe- gen ganz anders gebildet. Auch er lebte im Som- mer 1819 auf einigen Inseln der Ostsee unweit Rü- 560 gen, und ähnelte in den Sitten, der Nahrung und Fortpflanzung dem vorhergehenden, 5) Der Ufersteinwälzer. Strepsilas littoralis, Br. (Str. collaris, auct., Tr. inierpres, Linn.) Die Kehle, der Unterrücken und die Schwanzwurzel ist weils; der Scheitel we- nig höher als die sehr niedrige Stirn. Er unterscheidet sich von Nr. 1 und Nr. 2: durch den sehr wenig gewölbten Schädel. Bei Nr. 1 ist die Stirn eine schief aufsteigende Fläche, über welche der Scheitel merklich vorsteht; bei Nr. 2 ist der Scheitel nicht höher als die an- fangs erhöhte, dann wagerecht liegende Stirn; bei Nr. 3 hingegen ist die platte Stirn kaum merklich erhöht, und der Scheitel tritt wenig: über sie vor. Auch er bewohnte im Sommer 1819 einige sandige, mit Haidekraut und Wachholderbüschen bewach- sene Inseln der Ostsee, an der pommerschen Küste, und hatte das Betragen, die Nahrung und Fortpflan- zung mit Nr. 1 und 2 gemein. Derafrikanische Steinwälzer bildet wahr- scheinlich eine vierte Art, wenn es nicht eine von der vorhergehenden auf der Wanderung begriflene ist. Neunte Sippe Austerfischer. ZAlaemotopus, Linn. Der Schnabel ist viel länger als der Kopf, gerade, sehr zusammengedrückt, vorn fast keilförmig, hart, zum Bohren geschickt, mit beinahe bis zur Hälfte vor- reichender Nasenturche, in welcher die ritzartigen, durchsichtigen Nasenlöcher 561 weit von der Stirne liegen; die starken, mittelhohen Fülse haben 3 kurze, unten sehr breite Zehen, und eine grolse Spann- haut zwischen der äuflsern und mittlern, In den mittellangen spitzigen Flügeln ist die 1ste Schwungfeder die längste; der et- was kurze, vorn gerade abgeschnittene Schwanz hat 12 Steuerfedern; der Kopf ist grols, der Hals kurz, der Leib gedrun- gen, wenig zusammengedrückt; der Magen häutig, muskelartig, der Darm mit einem Blinddarme Die Austernfischer bewohnen die Seeküsten, wandern in Flügen oft regelmäfsig geordnet, längs denselben, und entfernen sich nur zufällig von ih- nen; sie leben paarweise oder in kleinen Gesell- schaften, laufen und fliegen schnell, mausern sich jährlich zweimal, sind nach dem Alter und Ge- schlechte wenig verschieden, fressen Insekten, Lar- ven, Würmer und Pflanzenstoffe, und legen 3 bis 4 eigestaltige, gelbgraue, braungefleckte Eier. Man kennt nur wenige einander sehr ähnliche Arten, 1) Der Nordseeausternfischer. P/aematopus ostralegus, Linn. (Mey. u. Wolfs Tasch. Il. Th, die Abb. zu S. 312.) DieSchwanzwurzel, eineBinde auf den Flügeln, dieBrustund derBauch sind weils, der Scheitel ist nicht höher als die bogen- förmigen Stirnleisten; dieZehen kurz und sehr breit; 80 Schwungfedern. Er ist 19" lang und 35‘ breit, Alt. Der Schnabel und Augenliedrand hoch-, der Augen- stern karmin-, der Fuls dunkelziegelroth, der Oberkörper des sitzenden Vogels, die vordere 36 562 Schwanzhälfte, der Vorderhals und Kropf schwarz, mit mattem grünlichem Schiller, der Unterrücken, Bürzel, die hintere Schwanzhälfte, ein Fleckchen unter dem Auge, die Brust und der Bauch weifs. Beim Männchen geht das Schwarz vorn weiter herab als beim Weibchen. Im ersten Herbst- kleide steht unter dem Kinne ein weilser Halb- sing. Im Jugendkleide ist das Schwarz malter als im Alter, hin und wieder mit rostfarbenen Kan- ten besetzt, der Schnabel hinten orangen-, vorn horngelb, der Augenstern braun, und der dicke Fuls röthlich hornugrau. Das Dunenkleid ist oben und am Vorderhalse schwärzlich, grau ge- mischt, an der Brust und dem Bauche weils. Er bewohnt die Küsten der Nordsee, namentlich die holländischen und die von Färöe, ist sehr vorsich- tig, schwimmt zuweilen, und taucht in der Jugend bei Gefahr, schreit zip, frifst Insekten, Larven, Seeschneckchen und zarte Wurzelfasern, und legt 3 bis 4 gelbgraue, oder graugelbe, aschgrau- und tiefbraungefleckte Eier. 2) Der Ostseeausternfischer. Zaematopus Balthieus, Br. (Haem. ostralegus, Linn.) Die Schwanzwurzel, eine Binde auf den Flügeln, die Brust und der Bauch sind weils, der Scheitel ist kaum höherals die wagerecht liegenden Stirnleisten; die Ze- hen sind mittellang undnur ziemlich breit; 29 Schwungfedern. Er ist etwas kleiner als Nr. 1, hat eine viel plattere Stirn, längere und schmälereZe- hen und eine Schwungfeder weniger als dieser, lebt ziemlich häufig an den Küsten der Ostsee, besonders auf einigen Inseln, auf Viehwei- 665 den und Grasplätzen, und hat das Betragen, die Nahrung und Fortpflanzung mit Nr. 1 gemein, 8) Der östliche Austernfischer. Aaematopus orientalis, br. (Aaem. osiralegus, Linn.) Die Schwanzwurzel, eine Binde auf dem Flügel, die Brust und der Bauch sind weils; der buckelartige Scheitel viel hö- heralsdieetwas bogenförmigeStirn; dieZe- henmittellang und sehr breit; 29Schwung- federn. Er ist so grols als Nr. 2, unterscheidet sich aber von ihm und von Nr. 1 vorzüglich: durch den buckelartigen, weit über die Stirn vorstehenden Scheitel; mit Nr. 1 hat er die breiten Zehen, und mit Nr. 2 die Zahl der Schwung- federn gemein. Auch unterscheiden sich die drei Arten durch die Schwungfedern; bei Nr, 1 ist die YAste weils mit einem braunen Fleck, bei Nr. 2 ist die 23ste ganz weils, bei Nr. 3 hat die weilse 23ste einen braunen Fleck. Er scheint östlich zu wohnen, brütet aber einzeln schon an der pom- merschen Küste, überwintert zuweilen in Holland, und hat die Sitten mit den nahen Verwandten ge» mein. Sechzehnte Ordnung. Sandhühner, Glareolidae, Br, Sie haben einen hühnerartigen Schna- bel, lange Schwalbenflügel und Sumpfvö- gelfüfse, leben auf Morästen und an den Ufern der Seen, fressen Insekten, und fliegen äulserst geschwind. Einzige europäische Sippe, Sandhuhn. Glareola, Briss. Der Hühnerschnabel ist kurz, bogen- förmig, an der scharfen Schneide unge- zähnelt, die Nasenlöcher ritzartig, oder eiförmig; dieFüfse schlank, über der Ferse nackt, mit 4 mittellangen, schmalen Ze- hen, einer Spannhaut zwischen der äufsern und mittlern Zehe, und schlanken, spitzi- sen, fast geraden Nägeln; in den Schwal- benflügeln ist die 1ste Schwungfeder die längste. Der Schwanz hat 12 Steuerfedern. Die Sandhühner nähern sich durch ihren Schnabel den Hühnern, durch ihre Flügel den Seeschwalben und durch ihre Fülse den andern Sumpfvögeln, sind im Laufen und Fliegen gleich gewandt, nehmen ihre Nahrung zum Theil flie- gend von den Sumpfpflanzen weg, leben gesell- schaftlich in warmen Ländern, fressen Wasserin- 565 sekten und ihre Larven, und nisten in das Gebüsch. Sie mausern sich zweimal, und sind nach. der Jah- reszeit und dem Geschlechte wenig, nach dem Al- ter ziemlich verschieden. 1) Das östreichische Sandhuhn. Glareola Austriaca, Linn. (N. W. 1. Ausg, Nachtr, Taf. 29, 58. 59.) Der Schwanz ist äufserst gabelförmig; der Schnabel ziemlich gestreckt, derbuk- kelartigeScheitel viel höherals die Stirn; die Fulswurzel 15" hoch. Seine Länge beträgt 11” und seine Breite 24". Alt. Der schwarze Schnabel ist am Winkel roth, der Augenstern rothbraun, der Augenliedrand hoch- roth, der Fufs röthlich braungrau, der Oberkörper ' graubraun, oder braungrau, an der Flügel- und Schwanzspitze schwarz, der Bürzel, die Schwanz- wurzel, der Bauch und die Unterbrust weils, die rostgelbe Kehle mit einem braunen Ringe einge- falst, der Kropf braungrau, was allmälig in Weiß übergeht, und auf der Brust oft rostgelb überflo- gen ist. Im Herbstkleide fehlt der schwache Schiller auf dem Oberkörper, welchen das Hoch- zeitkleid hat. In der zweiten Befiederung ist der Halsring nur durch dunkle Flecken ange- deutet. Dasselbe ist im Jugendkleide der Fall, welches auf dem graubraunen Oberkörper auch an den Schwung- und Steuerfedern rostgelblichweilse V'ederränder, eine kürzere Schwanzgabel, und. einen grauen, mit schwärzlichen Querflecken besetzten Kropf hat. Es bewohnt den Neusiedler und andere Seen Ungarns, und verirrt sich nur zuweilen nach Deutschland, ist sehr gesellschaftlich, nimmt in schnellem Fluge die Fliegen und andere Insekten 566 von den Wasserpflanzen, verfolgt sie aber auch laufend, und legt 4 bis 6 eiförmige graue Eier. 2) Das Halsbandsandhuhn, Glareola ior- quata, Briss. Der Schwanz ist äulserst gabelförmig, der Schnabel kurz, der Scheitel höherals die gewölbte Stirn; die Fulswurzel mifst 14, Es ist um 1" kürzer und schmäler als Nr. 1, hat einen kürzern Schnabel, niedri- gern Scheitel, kürzere und schlankere Fufswurzeln, viel dünnere Zehen, und eine andere Farbe. Der Oberkörper des ausge- färbten Kleides zieht nämlich stark ins Roth- graue, die Kehle ist hochrostgelb, der Kropf und die Oberbrust rothgraugelb, was sich auf der Un- terbrust in das Weils des übrigen Unterkörpers verliert. Im Jugendkleide ist der dunkle Kehl- ring. oft fast gar nicht angedeutet, der Kropf und die Seiten der Oberbrust sind schwarzgrau, mit grauen Federrändern, und die Mitte der Oberbrust zieht. stark. .ins Rostgelbe. Es bewohnt den Süd- osten der alten Welt, kommt in der Türkei, auch auf. Sardinien vor, verirrt sich nur höchst selten nach dem. südlichen Deutschlande, und hat die Sitten mit dem vorhergehenden gemein, 8) Das südliche Sandhuhn. Glareola Sene- galensis,, Linn. (Mey. u. Wolfs 'Tasch, Abb. zu S. 403,) ir Der Schwanz ist äulserst gabelförmig, der Schnabel gestreckt, der Scheitel so hoch als die Stirnleisten, die Fulswurzel milst 153", 567 Es hat ganz die Zeichnung wie Nr. 2, unter- scheidet sich aber von diesem und von Nr. 1 durch den niedrigen, über die Stirnleisten nicht vorragenden Scheitel. — Bei Nr. 1 und 2 steht dieser deutlich über die Stirnleisten empor — und die längern Fulswurzeln, und vonNr. 1 noch durch die stark ins Rothgraue zie- hende Zeichnung. Es bewohnt Illyrien und die ihm nahe liegenden Länder, kommt nur als ver- irrter Vogel in Deutschland vor, wandert nach Afrika, und hat in dem Betragen und der Nah- xung viele Aehnlichkeit mit den vorhergehenden, Siebzehnte Ordnung. Reiherartige Vögel. Ardeidae, Leach. Der Schnabel sehr ausgebildet; die breit ritzartigen Nasenlöcherliegen in ei- ner grofsen Nasenfturche; die vierzehigen Fülse sind laug, über der Ferse nackt,mit 3 hinten, bei einigen bis vor, durch eine Spannhautverbundenen Vorder- undeiner bei den meisten hochsitzenden Hinter- zehe; die Flügel sind lang, schmal und stumpf, der kurze Schwanz hat 10 bis 16 Steuerfedern, der Hals ist lang, der Leib zusammengedrückt; die Speiseröhre weit, derMagen häutig, bei mehrern Sippenmit Muskeln, der lange Darm mit 1 oder 2 Blinddärmen. Sie leben in Einweibigkeit an den Ufern der Flüsse, Seen, Teiche und Meere, auch in grolsen Sümpfen, nähren sich von Amphibien, Fischen, In- sekten, Würmern, zum Theil auch von kleinen Säugethieren und Vögeln, einige mit von Aas, an- dere mit von Pflanzenstoffen, nisten auf Bäumen, Häusern, Felsen, im Schilfe, Gebüsche oder Morast, und legen 2 bis 6 eigestaltige Eier. Die mit Du- nen bekleideten Jungen bleiben im Neste, bis sie fliegen können, und werden von den Alten gröls- tentheils aus dem Kropfe gefüttert. 569 Sie haben nur eine Hauplmauser, und sind nach dem Geschlechte wenig, nach dem Alter oft sehr verschieden, die Weibchen sind kleiner als die Männchen. Erste Sippe. Kranich.. Grus, Pallas. Der Schnabel ist so lang, oder länger . als der Kopf, gerade, zusammengedrückt, stumpf- undhochrückig mit bis zur Hälfte weit vorgehender Nasenfurche, inwelcher die durchsichtigen Nasenlöcher liegen, und etwas stumpfer Spitze. Die Fülsesind sehrlang, weitüber derdickenFerse nackt, mit mittellangen breiten Zehen, und einer Spannhaut zwischen der äufsern undmitt- lern. In dem mittellangen Flügel ist die SteSchwungfeder dielängste; der Schwanz hat 12 Steuerfedern; der Kopf ist gewöhn- lich zum Theil nackt, der langeHals nicht vorschnellbar, der Leib wenig zusammen- gedrückt; die Luftröhre merkwürdig ge- bildet, der diekhäutigeMagen mit starken Muskeln, der: Darm mit 2 gro[sen Blind- därmen. Die Kraniche leben in Sümpfen, Brüchen, Morästen und an Seeufern, wandern in grofsen Heer- den, fliegen leicht und schön, sind äufserst scheu, stellen Wachen aus, gehen tief in das Wasser und mit vielem Anstande, fressen Pflanzenstoffe, Am- phibien, Fische, kleine Säugethiere, Insekten und Würmer, sind oft nach dem Geschlechte, stets nach dem Alter verschieden, brüten gemeinschaft- lich — beide Geschlechter haben einen runden Brut- 570 fleck auf jeder Seite des Bonahpg — und ‚füttern ihre Jungen, mit. grolser Anhänglichkeit selbst unter Gefahren grofs, £u ib ‚uns 1) Der graue Kranich. Grus cinerea, Bechst. (Ardea grus, Linn. Mey. u. Wolfs Taschenb. U, Th. die Abb.'zu $. 349.) | Der Leib ist‘aschgrau, die Stelle an und unterodem: Wangen 'weilsgrau, öder grau; der:Scheitel merklich höher als die sanft aufsteigenden Stirnleisten. | ‚ Er ist: 4' bis 4.4" lang und 7’ 4" bis 8" breit: Alt. Der Schnabel schwarzgrün, hinten röthlich, der -Augenstern braunroth, der Fuls schwärzlich, der ganze Oberkopf mit steifen schwarzen Haaren besetzt, welche auf dem Hinterkopfe eine rothe und oft warzige Stelle’ dünn bedecken; der grau- schwarze Oberhals an den 'Seiten weilsgrau,‘ das übrige Gefieder schön aschgrau, die meisten Schwung- iedern schwarz, die hintersten buschig und gekräu- selt. Die einjährigen Vögel haben einen blals- gelben, hinten dunklern Schnabel, nur eine An- deutung der rothen Kopfstelle, und weniger ge- kräuselte Schwungfedern. Im Jugendkleide ist der Schnabel braungelb, der Nacken mit grauen Federn besetzt, der Hals hellgran, das übrige Ge- fieder lichter aschgrau, die hintern Schwungfedern wenig gekräuselt. Er bewohnt die grolsen Sümpfe und Brüche Norddeutschlands, wandert in Schaa- ren unter knarrendem Geschrei, überwintert selten in unserm Vaterlande, ist sehr, scheu und klug, und wird in der Gefangenschaft zuweilen einem Menschen an Verstande ähnlich, frißst Sumpfgräser, ihre Wurzeln, Getreide, Insekten, Würmer und Amphibien, und legt auf einer ‘(gewöhnlich unzu- 571 gänglichen Erhöhung in einem Sumpfe oder Bruche 2 grünlichgraue, braun- und: ölgraugefleckte Eier, 2) Der grauliche Kranich. Grus cineracea. Br. (Grus cinerea, Bechst., Ardea grus, Linn, NW, 1. Ausb, II, "Ch. Par, 2,°2.) Der Leib ist aschgrau, die Stelle an und unter den Wangen weiflsgrau odergrau; der Scheitel nicht höher als die plötzlich erhöhten Stirnleisten. Er unterscheidet sich von Nr. 1 deutlich: 1) durch den kürzern und stärkern, vorn stumpfern Schnabel, 2), die merklich län- gern Zehen, und 3) den, ganz. andern Kopf, Bei Nr, 1 erhebt sich die Stirn an ihren, Leisten allmälig und so, dafs der Scheitel merklich ‚höher ist als sie, bei Nr, 2 aber plötzlich und so hoch, dafs der Scheitel kaum ihre Höhe erreicht. Er wan- dert durch Deutschland, und ähnelt in seinem Betra- gen und seiner Nahrung dem vorhergehenden. Zweite Sippe Storch. Ciconia,: Briss. Der Schnabel ist gerade oder schwach auflwärtsgebogen, lang, schwach keilkegel- förmig, spitzig mit scharfer eingezogener Schneide; der kleine Kehlsack, gewöhn- lich auch die Stelle um die Augen nackt; die langen, weit über der dicken Ferse nackten Füfse haben kurze, breite, hinten durch eine Spannhaut verbundene Vorder- zehen, eine hochstehende Hinterzehe und auf ihnen liegende glattrandige Nägel. Die Störche unterscheiden sich von den 572 Kranichen: 1) durch den viel längern und schärfern Schnabel, 2) die viel kleinere Nasenhaut, in welcher die ritzarligen Na- senlöcher weit hinten liegen, 3) die kür- zern Zehen, und die kleine Spannhaut zwi- schen der mittlern und innern, und 4) die nackte Kehlhaut. Der mittellange Flügel hat 33 Schwungfedern, von denen die Ste und 4te, zuweilen auch noch die le die längsten sind. Der kurze Schwanz 12 Steu- erfedern. Der Hals ist lang, der Körper etwas zusammengedrückt, die Speiseröhre weit, die Luftröhre nicht ausgezeichnet, der fleischige Magen mit deutlichen Mus- keln, der lange enge Darm mit 2 kleinen Blinddärmen. Die Störche leben an den Ufern der Flüsse, Seen und Teiche, in Sümpfen, Morästen und auf “ feuchten Wiesen, manche auch in Wäldern, sind klug, gehen mit Anstand, fliegen leicht und schön mit langem Halse und ausgestreckten Fülsen, klap- pern mit dem Schnabel, werden oft halbe Haus- thiere, fressen Amphibien, Insekten, Würmer, Fi- sche, selten kleine Säugethiere und Vögel, sind nach dem Geschlechte nur etwas in der Grölse, nach dem Alter"oft auch in der Farbe verschieden, wie dieKraniche erst im dritten Jahre zeugungs- fähig, mausern sich jährlich nur einmal, bauen ein grofses Nest auf Bäume, Gebäude, Mauern und Felsen, und legen weilse Eier, welche das vom Männchen mit Nahrung versorgte Weibchen, mit einem Brutfleck auf der Mitte und je einem auf jeder Seite des Bauches, allein ausbrütet. Die Jungen werden von beiden Eltern aus dem Schlunde gefüttert. 573 ERSTE FAMILIE. Weiflse Störche, Ciconiae albae, Sie haben einen weilsen Körper und einen halb weilsen, halb schwarzen Flü- gel, sind über einen grolsen Theil der Erde ver- breitet, fressen vielleicht nie Fische und leben gern in der Nähe der Menschen. 1) Der weifse Storch. Ciconia alba, Briss. (Ardea ciconia, Linn... N. W. 1. Ausg. II. 'Th. EFat.'25, 36.) Das Nackte des Kehlsacks klein, der Körper und Schwanz schmuzigweils, der Schnabel stark, der Oberkopf wenig ge- wölbt. Er.ist 3' 6° bis 9"' lang und 7' 5" bis 6" breit. Alt. Der Schnabel, Fufs und hintere Theil des Kehlsacks zinnoberblutroth, der vordere Theil des letztern und das Nackte um das Auge schwärzlich, das ganze Gefieder, die schwarzen Schwung-, gros- sen Schwungdeek- und Schulterfedern ausgenom- men, unreinweils. Bei den Jungen zieht der Schnabel stark ins Hornschwärzliche und die. Fülse sind rothgelb und grauschwarz durch einander ge- mischt. Er bewohnt die ebenen, sumpf- und was- serreichen Gegenden Norddeutschlands, schläft auf Bäumen und Häusern, wandert in Flügen, hält treu zu seinem Gatten, frifst Frösche, Eidechsen, Molche, Kröten, Schlangen, Käfer, Blutegel, zuweilen auch Mäuse und junge Vögel, baut auf Dächer, Mauern und abgeköpfte Bäume, und legt 3 bis 5 schmu- zigweilse Bier. 574 2) Der weilsliche Storch. Ciconia albescens, Dr. (C. alba, auct.) Das Nackte des Kehlsacks grofs, der Körper und Schwanz sehr unreinweifs, der Schnabel stark, der Oberkopf äulserst ge- wölbt. Er ist kaum kleiner als der vorhergehende, aber von ihm wesentlich verschieden: 1) durch den weit gröfsern nackten Fleck des Kehl- sacks, 2) die sehr schmuzigweilse Haupt- farbe, 5) die merklich schmälern Zehen, 4) den äufserst gewölbten Kopf. Bei Nr. 1 erheben sich die Stiruseiten in sanft gewölbten Bo- gen und der platte Scheitel ragt nicht über die Stirn hervor; bei Nr. 2 aber sind die Stirnseiten’ äulserst gewölbt, und der buckelartige Scheitel steht weit über die Stirn hervor. Er brütet in Mitteldeutsch- land, namentfich in Thüringen, und hat das Be- tragen, die Nahrung und Fortpflanzung mit Nr. 1 gemein. 3) Der reinweifse Storch. Ciconia nivea, Br. (Ardea_ciconia, Linn.) Das Nackte des Kehlsacks ist ziemlich srols, der Körper und Schwanz reinweils, der Scheitel niedriger als die sanft gewölb- ten Stirnseiten. Er ist merklich kleiner als die beiden vorher- gehenden, nur 8' 2" lang und 7' 2" breit, hat ei- nen kürzern, schmälern und niedrigern Schnabel, einen sehr niedrigen Scheitel, reinweilsen Körper und eben so lange Fülse, lebt im Morgenlande, z. B. in Egypten, verirrt sich vielleicht nie nach Deutschland, und hat die Sitten von Nr. 1 und Nr. 2, 575 4) Der kleine weilse Storch. DR can= dida, Br. Der Körper weils; Höhe der Fulswur- zel nur”6' 3", Ein sehr kleiner Storch von 33" Länge und 6' Breite, dem zunächst vorhergehenden in der weilsen Farbe des kleinen Gefieders ähnlich, aber viel kleiner und mit viel Silbergrau auf den schwar- zen Schwingen. Ich hielt ihn früher für einen klei- nen Vogel von Ciconia alba; aber genauere Beob- achtungen haben mich überzeugt, dafs er eine eigne Art ausmacht. Er erscheint nur als verirrter Vogel — wie im September 1817 in unserm Vaterlande — und hat in den Sitten Aehnlichkeit mit den nahen Verwandten. 5) Der amerikanische Storch. Ciconia Ame- ricana, Briss. (Ciconia Maguarıi, Temm, Ar- des Maguari, Linn.) Ist um 8" bis 10” länger als Cic. alba, hat einen warzigen, von federn entblöfst‘ 1" hohen Fleck vor dem Auge und auf jeder Seite 4 schwarze Steuerfedern. ZWEITE» BA M IR.TB, Schwarze Störche. Ciconiae nıgrae, Nur die Brust und der Bauch ist weils, das Uebrige matischwarz mit grünem und Purpurschiller. Sie bewohnen die Wälder, nähern sich den Fischreihern dadurch, dafs sie Fische fangen, sind sehr menschenscheu, und nisten auf Bäumen oder Felsen, 576 1) Der schwarzbraune Storch, Ciconia fusca, Br. (Ardea nigra, Linn. N. W. 1. Ausg. Ill. Th. Taf. '23,,525 Nur die Brust und der Bauch ist weils, der platte Scheitel niedriger als die Stirn- leisten; der Schnabel merklich aufwärts gebogen, und sehr schmal. . Er ist 3° 6“ bis 9 lang und 6‘ 9" bis 7' breit, Alt. Der Schnabel, die nackte Augen- und Kehl- haut wie die Fülse roth, der Augenstern braun, die Brust und der Bauch weils, das Uebrige schwarz- braun mit grünem Kupfer- und Purpurschiller, Jung. Der Schnabel und Fuls ist grüngrau, die Kehlhaut weifslich fleischfarben, die Augenhaut schwarzgrau, der Augenstern graubraun, die Brust und der Bauch weils, der Kopf und Hals grau- schwarz mit grauen Kanten, der übrige Oberkör- per schwarzbraun mit wenig Glanz. Er bewohnt die grofsen, an Sümpfen, Lachen, Teichen und Wiesenreichen Wälder Norddeutschlands, ist äufserst scheu, wird aber sehr zahm, frilst Frösche, Schlan- gen, Käfer, Heuschrecken, Würmer und Fische, und legt 3 bis 5 weilse, inwendig blalsgrüne Eier. 2) Derschwarze Storch. Ciconia nigra, Bechst. (Ardea nigra. Linn. Mey. u. Wolfs Taschb. Abb. zu S. 345. N. W. 1. Ausg. Ill. Th. Taf. 23, 32.) Nur die Brust und der Bauch ist weils, der gewölbte Scheitel merklich höher als die Stirnleisten; der Schnabel gerade und wenig schmal. Er ist kaum kleiner als Nr. 1, aber von ihm merklich verschieden: 1) durch die Kopfbil- dung. Bei Nr. 1 ist der platte Scheitel merklich niedriger als die bogenförmigen Stirnleisten, bei 877 Nr. 2 hingegen steht der buckelartige Scheitel weit über die Stirnleisten vor; 2) durch den Schna- bel; dieser ist bei Nr. 1 merklich aufwärts gebo- gen und äufserst schmal, wassich besonders vor den Nasenlöchern zeigt; bei Nr.2 aber gerade und weit weniger zusammengedrückt; 3) durch die Farbe, welche bei Nr. 2 in allen Kleidern viel dunkler ist, und einen weit stärkern Schiller hat als bei Nr.1. Er wandert durch die hiesige Gegend, brü- tete sonst einzeln auf dem thüringer Walde, und hat das Betragen, die Nahrung und Fortpflanzung mit Nr. 1 gemein. Dritte Sippe. Reiher. Ardea, Linne, Cuvier et Boje. Der Leib hat 4 mit seidenartigem, kur- zem, dichtem Flaum besetzte Stellen; der Schnabel ist viel länger als der Kopf, ge- rade oder sanft bogenförmig, spitzig, zu- sammengedrückt mit schmalen, abschüs- sigem Rücken, kleiner Nasenhaut, ritzar- tigen Nasenlöchern und weitvorgehender Nasenfurche; der Hals läfst sich ganz zu- sammenlegen und vorschnellen; der Fufs ist weit über der Ferse nackt, mit langen, gleich hohen Zehen, einer Spaunhaut zwi- schen der äulsern und mittlern Zehe und langen Nägeln, von denen der der mitt- lern Zehe kammartig ist. Der Zügel ist kahl, der Hals mit kurzen Federn besetzt, der mittellange schmale Flügel mit vielen Schwungfedern, von denen 10 auf die 1ste Ordnung kommen, und die Ste und 4le die längsten sind; der kurze, abgerundete 37 578 Schwanz hat 12 Steuerfedern; der Kopf ist hinten auf den Seiten stark eingedrückt und mit einem Federbusche besetzt; der Leib sehr zusammengedrückt, der Rücken der Alten in seiner Grundfarbe grau und mit bänderartigen langen Federn besetzt, die Speiseröhre äulserst weit, der grolse häutige Magen mit schwachen Muskeln; der lange Darm mit einem kleinen Blind- darme. Die wahren Reiher bewohnen die Ufer der Flüsse, Seen, grolsen Teiche und die Seeküsten, setzen sich zum "Theil auf Bäume, leben gern in Gesellschaft, fischen am "Tage, sind sehr scheu und vorsichtig, fressen vorzugsweise Fische und: Insek- ten, seltner Frösche und Mäuse, welche sie durch Vorschnellen des Halses fangen, und nisten auf Bäumen und im Schilfe. Beide Geschlechter sind wenig verschieden, die Männchen jedoch grölser und gewöhnlich schöner als die Weibchen, und werden erst im dritten Jahre ausgefärbt und schön, Die Zierfedern des Kropfs wachsen erst gegen das Frühjahr hervor. Sie legen spangrüne Eier. ERSTE FAMILIE. Graue Reiher. Ardeae cinereae. Der Schnabel ist stark, der Oberkör- per aschgrau, der Unterkörper grölsten- theils weils. Sie sind sehr gesellschaftlich, selbst zur Brutzeit, und bauen grofse Nester auf hohe Bäume. 1) Der grofse Reiher. Ardea major, Linn. N. W. 1. Ausg. Ill. Th. Taf. 25, 34. Der Oberkörper ist aschgrau, der Un- 579 terkörper grofsentheils weils, die Stirn leisten anfangs niedrig, am Augenknochen- rande so merklich aufgeworfen, dafs der etwas buckelartige Scheitel kaum über ihn vorsteht. Seine Länge beträgt 3' 6" bis 8" und seine Breite 6' 1’ bis 6”. Alt. Der Schnabel, Zügel, das Nackte um das Auge und der Augenstern gold- gelb, der Fufs horugraugelb, die Stira und die Mitte des Scheitels weils, die Seiten desselben, der Hinterkopf, der oft 5" lange dreifederige Busch und die Seiten des vom Kropfe an weilsen Unter- körpers sammetschwarz, der grauweilse Hals vorn mit 3 Reihen schwarzer Längeflecken, der Rücken und Oberflügel aschgrau mit langen, bänderartigen silberweilsen Federn geziert, die meisten Schwung- federn schwarz, der Schwanz aschgrau, der Kropf mit langen, bänderartigen weilsen Federn. Jung. Der Fuls und Schnabel ist dunkelhornfarben, die nackte Kopfstelle grünlichstrohgelb, der Augenstern schwefelgelb, der Oberkörper, den kurzen schwar- zen Federbusch ausgenommen, aschgrau, der weilse, an den Seiten aschgraue Unterkörper mit schwar- zen, am Vorderhalse 2 bis 3 Reihen bildenden Län- geflecken. Aus diesem Kleide geht er allmälig in 2 Jahren in das ausgefärbte über, Er bewohnt die wasserreichen mit Wäldern besetzten Gegenden Schwedens, Dänemarks, Norddeutschlands u, dergl,, wandert durch die meisten Gegenden unsers Vater- landes, ist sehr scheu, frifst Fische, Fischbrut, Frö- sche, Mäuse und Insekten, nistet gern in Gesell- schaft auf hohen Bäumen, und legt $ bis 4 blafs- grünspanfarbige Eier, 580 2) Der graue Reiher. Ardea cinerea. Lath. (Ardea major et cinerea, Linn. N. W, 1. Ausg. III. Th. Taf. 24, 33.) Der Oberkörper ist aschgrau, der Un- terkörper grofsentheils weils, die Stiru- leisten am Anfange hoch, an dem Augen- knochenrande so wenig erhöht, dals der Scheitel merklich vorsteht. Er ist eben so grofs als Nr. 1 und unterschei- det sich von ihm vorzüglich durch den Kopf. Die Stirn erhebt sich bei Nr. 1 anfangs sehr we- nig, auf dem Augenknochenrande ungewöhnlich stark, und deswegen steht der buckelartige Schei- tel kaum höher als dieser; bei Nr.2 hingegen slei- gen die Stirnleisten allmälig und am Augenknochen- rande so wenig auffallend auf, dafs der wenig buk- kelartige Scheitel viel höher als dieser steht. Ge- wöhnlich ist sein Schnabel etwas kürzer und stär- ker, und die Zeichnung im Alter schöner, am Halse weilser und am Kropfe mit längern und schönern Federn geziert als bei Nr. 1. Dies ist unser ge- wöhnlichster Reiher in Deutschland, welcher am häufigsten ın unserm Vaterlande brütet, und in dem Betragen, der Nahrung und Fortpflanzung dem vor- hergehenden ähnelt. 5) Der grauliche Reiher. _Ä4rdea cineracea, | Br. (Ardea cinerea, auct.) Der Oberkörper ist aschgrau, der Un- terkörper grofsentheils weils, die Stirn anfangs sehr tief gefurcht, an ihren Lei- sten sehr erhöht, aber immer viel niedriger als der sehr hohe, buckelartige Scheitel. Er ist merklich kleiner als die beiden vorher- gehenden, nur 3' 3% bis 7” lang und 5 8“ 6" bis 581 11” breit, und an allen Gliedern viel schwächer als diese, übrigens ihnen gleich gefärbt, doch im Alter oft weniger schön, und stets von ihnen durch die geringere Grölse, die vorn tiefe Stirn- furche und den sehr hohen Scheitel hin- länglich unterschieden. Er ist der seltenste Rei- her dieser Familie in unserer Gegend, erscheint fast nur in harten Wintern, z. B. im Januar 1827 an unsern stets oflenen Gewässern, ist sehr scheu, und frifst Fische und Insekten, sehr gern Forellen, zuweilen von 16 Loth Gewicht, wodurch er gros- sen Schaden thut. ZWEITE FAMILIE Purpurreiher. _Ardeae purpureae. Der Unterkörper zieht stark ins Pur- purfarbige; derSchnabel ıstetwasschwach. Sie bewohnen die schilfreichen Gewässer warmer und gemälsigter Gegenden, sind wenig gesellschaft- lich und nisten im Schilfe. 1) Der kaspische Purpurreiher. Ardea Caspia, Gmel. Der Mantelist dunkelaschgrau mit Hell- rostroth; der Schnabel milst von der Stirn 5" 8% bis 6"; der Kopf ist gewölbt. Er ist fast so grols als Ardea cineracea, $' 3" bis 5° lang und 5° 3 bis 5" breit. Alt. Der Schnabel und die nackte Kopfstelle hochgelb, der Augenstern orangengelb, der Fuls grünlichhorn- braun, der Oberkopf, Nacken, ein Streif auf der Mitte des Oberhalses und an den Seiten des Halses und der aus 2 Federn gebildete Federbusch schwarz, der übrige Oberkörper dunkelaschgrau, mit grün- 582 lichem Schiller und langen, bänderartigen hoch- rostrothen Federn, die Kehle gelblichweifs, der Oberhals und die Halsseiten hellrostroth, der Un- terhals und Kropf gelblichweils, der ganze Vor- derhals mit schwarzen, 2 bis 3 Reihen bildenden Längeflecken, der übrige Unterkörper purpurfar- ben, beim Weibchen matt und mit weißen und schwärzlichen Längeflecken besetzt. Jung. Der Oberschnabel ist grofsentheils hornschwärzlich, die untere, die nackte Kopfstelle und der Augenstern blafsgelb, die Stirn schwarz, der Hinterkopf, Nak- ken und die Kopfseiten hellrostroth, der übrige Oberkörper dunkelaschgrau mit hellrostrothen Fe- derrändern, der gelblichweilse, am Bauche weils- liche Unterkörper mit schwarzen Längeflecken. Er bewohnt das Morgenland und kommt nur als ver- irrter Vogel in Deutschland, namentlich bei Zittau vor, weils sich gut im Schilfe zu verbergen, ist sehr scheu, frifst Fische, Frösche, Mäuse, Insek- ten und Würmer, und legt 3 bis 5 schön grün» spanfarbige Eier, 2) Der mittlere Purpurreiher. Ardea pur- purea, Linn. (N.W. 1. Ausg. Nachtr. Taf. 45, 89.) Der Oberkörper ist dunkelaschgrau mit Hellrostroth; der Schnabel milst von der Stirn 5" 1" bis 5“; der Oberkopf ist wenig gewölbt, Er ist etwas kleiner als Nr. 1, nur 5’ lang, und 5’ 1’ bis 3" breit, und leicht zu erkennen: 1) an seinem kürzern, aber höhern Schna- bel, 2) seinem viel plattern Kopf und 3) an seiner viel schönern Zeichnung. Der Un- terkörper hat ein prächliges, in das Schwarze fal- lende Purpurfarben und am Kropfe oft 7"' lange 585 bänderartige Federn, am Vorderhalse ein schönes Blalsgelb, an seinen Seiten ein herrliches Rostroth, Er bewohnt die schilf- und rohrreichen Gewässer Hollands, verbirgt sich sehr sorgfältig und kommt nur zuweilen nach Deutschland. In seinem Betra- gen, seiner Nahrung und Fortpflanzung ähnelt er dem vorhergehenden, 3) Der kleine Purpurreiher. Ardea purpu- rascens, Briss. (Ardea purpurea, auct. N. W. 1. Ausg. Nachtr. Taf. 45, 90.) Der Oberkörper ist dunkelaschgrau mit Hellrostroth; der Schnabel milst vou der Stirn 4" 5" bis 10"; der Oberkopf fast platt. Ein kleiner Reiher von 2' 8” bis 11” Länge und 4' 10" bis 5’ Breite, und von den beiden vor- herhenden nicht nur durch die geringe Grölse, sondern auch den kürzern Schnabel und die schlanken Füflse, von Nr, 1 auch durch die schönere Zeichnung, die er mit Nr. 2 gemein hat, unterschieden. Er bewohnt Ungarn und Süddeulsch- land, hält. sich au ähnlichen Orten, wie die vor- hergehenden auf, frilst wie diese vorzugsweise Fi- sche und grofse Wasserinsekten, und legt ebenfalls 3 bis 5 spangrüne Eier. Fiarte, Sippe Schmuckreiher. Herodias, Boje. Gestalt, Schnabel und Fülse beinahe wie bei den Reihern; allein der Schnabel und Kopf ist schwächer, der Fuls höher und weit mehr über der Ferse nackt als beidiesen. Die Farbe reinweifs oder weils und schwarz. 584 DieSchmuckreiher zeichnen sich durch ihre schönen, langen, weitstrahligen Fe- dern des Rückens aus, welche die alten Vögel im Frübjahre und Sommer tragen, haben lange Federn am Kropfe, und eine sehr einfache Zeichnung; aber ein herrli- ches Gefieder. Auch sie sind nach dem Geschlechte in der Gröfse, nach dem Alter in der Pracht des Gefie- ders — die Jungen haben gewöhnlich gestaltete Federn — verschieden, bewohnen die schilf- und rohrreichen grofsen Gewässer der warmen Länder beider Welten, verbergen sich in dichtem Schilfe oder Rohre, sind vorsichtig und scheu, fressen Fi- sche, Fröfche und Insekten, nisten in das Schilf, und legen grünliche Eier. 1) Der grofse Federbuschreiher. Zerodias candida, Br. (Ardea candida, Briss. «N. W. 1. Ausg. Nachtr. Taf. 46, 91.) Das ganze Gefieder weils; Länge 3! 6” bis 10"; der Schnabel mittelstark, der Schei- tel nicht höher als die erhabenen Leisten der tiefgefurchten Stirn; Höhe der Fuls- wurzel 79 1" bis 3”; das Schienbein 4" 5 weit nackt. Ein grofser und schöner Vogel von 6’ bis 6' 3" Breite. Alt. Der Schnabel und Fufs schwarz, über der Ferse grüngelb, der Augenstern schwefelgelb, das Nackte am Auge gelb mit Schwarz vermischt; das ganze Gefieder schneeweils, die zwei weilsen langen Federn des Nackens 4", die des Rückens 20" lang. Jung. Der Schnabel gröfstentheils gelb, der Augenstern bleichgelb, die nackte Haut vor und um das Auge grün, die Fülse hornschwärzlich; 585 das Gefieder ohne Schmuck, aber schneeweils. Er lebt einzeln in Ungarn, häufiger in der Türkei, kommt selten nach Deutschland und der Schweiz, ist sehr scheu, frifst Fische und soll im Rohre ni- sten, und grünliche Eier legen. 2) Der Federbuschreiher. Zerodias egretta, Boje. (Ardea egretta, Linn.) Das ganze Gefieder weils, Länge 3’ 1" bis 6; der Schnabel schwach, der buckel- artige Scheitel viel höher als die niedrigen Leisten der wenig gefurchten Stirn; Höhe der Fufswurzel 7" 9" bis 8"; das Schien- bein 5" 7% weit nackt. Er ist kleiner als der vorhergehende, und un- terscheidet sich sehr deutlich von ihm: 1) durch die geringere Grölse — er ist um einige Zoll kürzer und schmäler als Nr. 1 — 2) durch den schwächern Schnabel, welcher noch überdies im Alter nicht schwarz, sondern gelb und nur an der Spitze hornschwärzlich ist; 3) durch den viel höhern Scheitel und die wenig gefurchte Stirn; 4) die viel höhern Fülse, an de- nen das Nackte von den Zehen bis an des Schienbeins Befiederung 13” 6", bei dem vorhergehenden aber 11’ 3 bis 6" lang ist; und 5) den kürzern lederbusch. Auch er lebt in Ungarn, häufiger in der Türkei und in Asien, kommt sehr selten nach Deutschland, und hat die Sitten mit Nr. 1 gemein. 3) Der amerikanische Silberreiher, Zero- dias leuce, Boje. Unterscheidet sich von den beiden vorherge- henden durch die etwas geringere Grölse und die nur 6‘ langen Fulswurzeln. 586 4) Der kleine Silberreiher. Zerodias gar- zelta, Boje. (Ardea garzetta, Linne. N. W. 1. Ausg, Nachtr, "Taf. 47, 92.) Das ganze Gefieder weils; Höhe der Fufswurzel 4", Er ist kaum 2' lang und 3’ 4" breit. Alt. Der Schnabel ist schwarz, die nackte Kopfstelle grün- lich, der Augenstern hochgelb, der grünlichsehwarze Fufs an den Zehen grünlichgelb, das reinweilse Ge- fieder an dem Rücken 8" bis 10", an dem aus 2 oder 3 Federn bestehenden Zopfe 5" 6"" lang. Jung. Das Gefieder mattweils, das Nackte am Kopfe und der Fuls schwarz. Er lebt in der Türkei und dem südlichen Europa, verirrt sich sehr selten nach Deutschland, schreit besonders des Nachts, frilst kleine Fische, ihren Laich und Insekten, und soll weilse Eier legen, 2) Der bemähnte Silberreiher. Zerodias ju- bata, Brehm et Michahelles. (Ardea garzetta? auct.) Das ganze Gefieder weils, der niedrige Schnabel etwas bogenförmig; Höhe der Fufswurzel 3" 5. Er ist viel kleiner als Nr. 1, höchstens 21" lang und 3’ breit. Alt. Der schwarze Schnabel ist an der Wurzel wie der nackte Zügel gelb, der grünlichschwarze Fuls an den Zehen grüngelb, das weilse Gefieder zieht auf der Mitte des ganzen Ober- körpers ins Gelbliche. Der Federbusch besteht aus vielen, über 3“ langen, eine Mähne bildenden Fe- dern und die sehr zarten reichen Rückenfedern sind 7" 3" lang. Im Jugendkleide fehlen diese, oder sind vielmehr gewöhnlich gestaltet. Er zeichnet sich sehr durch seinen mähnenartigen l'eder- 587 busch und seinen schwach bogenförmigen, niedrigen Schnabel aus. In der Gröfse steht er zwischen Nr. 1 und 3 mitten inne. Er lebt in Italien, verbirgt sich geschickt, und frifst kleine Fische, ihren Laich und Insekten. 3) Der Schneereiher. Herodias nivea, Boje, (Ardea nivea, Lath.) Welcher in Südamerika lebt, ist kaum halb so grols als Nr. 1 und durch seinen schwachen Schnabel und kurzen buschigen Zopf von Nr, 1 und 2 leicht zu unterscheiden. Merkwürdig ist bei ihm der sehr kurze buschige Federbusch, das schnee- weilse Gefieder und der nach Verhältnils hohe Fußs, dessen Fulswurzel 3" 7'" mifst, obgleich der Kör- per von Nr. 3 viel kleiner als der von Nr. 2 und sein gerader Schnabel viel schwächer ist. Fünfte Sippe Rallenreiher. Buphus, Boje. Der Schnabel und Körper beinahe wie bei den Reihern und Schmuckreihern; die Füfse sind aber kürzer, über der Ferse we- nig weit nackt, der Hals ist etwas kürzer, reich befiedert, mit hängenden, aber brei- ten Kropffedern; der Rücken der Alten ist mit langen weitstrahligen, langfaserigen, der Hinterkopf mit einigen langen Federn besetzt. Die Spannhaut zwischen der äus- sern und mittlern Zeheklein; dieSchwung- und Steuerfedern fast alle weils; der Rük- ken bei den einheimischen bräunlich oder gelblich. Sie bewohnen die schilf- und rohrreichen Ge- 588 wässer der warmen und gemäfsigten Länder, kom- men nur selten in Deutschland vor, klettern an den Rohrstengeln herum, sind wenig scheu, fres- sen kleine Fische, Wasserinsekten und Würmer, und nisten wahrscheinlich im Schilfe. Sie sind erst im dritten Jahre, wie die beiden vorhergehenden Sippen ausgefärbt, nach dem Geschlechte wenig, nach dem Alter sehr verschieden. 1) Der grofse Rallenreiher. Buplus coma- tus, Br. (Ardea comata, Linn.? N. W. 1. Ausg, Nachtr. Taf. 22, 45.) Der Ünterrücken, Bürzel, dieSchwung- und Steuerfedern sind weils, die Fulswur- zel milst 3" 8"; der Schnabel von derStirn 2" 8, der Scheitel ist kaum höher als die niedrigen Stirnleisten. Er ist 19" lang, 28" breit, un! alt sehr schön. Der Schnabel ist hinten blau-, vorn horn- schwarz, das Nackte vor dem Auge graugrün, der Augenstern gelb, die Fülse grünlichgelb, der Ober- kopf mit langen, gelblichen, schwarz eingefalsten Federn besetzt, am Nacken lange, schmale Federn, die langen Rücken- und Schulterfedern schön hoch- kastanienbraun, der Oberflügel gelblichweils, der Vorderhals und Kropf rostgelb, der übrige Unter- körper rostgelblichweils. Das Weibchen ist we- niger schön als das Männchen. Jung. Der Ober- kiefer ist braun und grünlich, der untere gelbgrün, der Zügel grün, der Augenstern weilsgelb, übrigens hat er einen rothbraunen, mit dunklern Längeflek- ken besetzten Kopf, Hals und Oberflügel, braune Rücken- und Schulterfedern, und einen vom Kropfe an gelblichen Unterkörper. Die einjährigen Vö- gel ähneln den alten, haben aber kürzere Nacken- 589 und Rückenfedern, und mit braunen Längellecken besetzte Halsseiten. Er kommt in Holland in schilf- und rohrreichen Gewässern vor, verirrt sich selten nach Deutschland, verbirgt sich geschickt, und pährt sich von Fischen, ihrem Laich, Insekten und Würmern. 2) Der mittlere Rallenreiher. Buphus casta- neus, Br. (Ardea castanea, Linn.? N. W. 1. Ausg. Nachtr. Taf. 22, 45.) Der Unterrücken, Bürzel, dieSchwung- und Steuerfedern sind weils; die Fulswur- zel mifst 3" 3%, der Schnabel von der Stirn 2" 8": der Scheitel ist merklich höher als die Stirnleisten. Er ist eben so grofs als Nr. 1, hat aber einen etwas kleinern Schnabel, kürzern Fufls, einen et- was fahlbraunen Rücken, einen vom Kropfe an weilsen Unterkörper und einen merklich. 'höhern Scheitel. Auch im Jugendkleide sind Brust und Bauch weils. Er lebt im südlichen Europa, zeigt sich auf der Wanderung in der Schweiz, sehr sel- ten in unserm Vaterlande, und hat das Betragen und die Nahrung mit Nr. 1 gemein. 3) Der kleine Rallenreiher. Buphus ralloi- des, Boje. (Ardea ralloides, Scop., Ardea Squa- Jotta, Linn. alt, Ardea erythropus, Marsilgi et pumila, Linn. jung.) Der Unterrücken, Bürzel, dieSchwung- und Steuerfedern sind weils, die Fulswur- zel mifst 2” 2'", der Schnabel von der Stirn 2" 4'%; der Scheitel ist merklich höher als die Stirnleisten. Er ist 1" bis 2" kürzer und schmäler als die 590 beiden vorhergehenden, und unterscheidet sich aus- ser der geringern Gröfse: 1) durch den merk- lich kürzern Schnabel, 2) den viel schlan- kern Fufls von beiden, durch den kürzern Fufs, den blafsrostgelben Kropf, und den von ihm an weilsen Ünterkörper von Nr. 1, von Nr. 2 aber durch die viel schönere Zeichnung des Rückens. Er bewohnt Ungarn und andere rohr- und schilfreiche Gewässer in sich fassende südliche und südöstliche Länder, zeigt sich selten in Deutschland und in der Schweiz, und ähnelt in seinen Sitten den nahen Verwandten, 4) Derillyrische Rallenreiher. Buphus Illy- ricus, Dr. (ÄArdea ralloides, auct.) Der Unterrücken, Bürzel, dieSchwung- und Steuerfedern sind weils, die Fulswur- zel milst 2" 4", der Schnabel 2 51", der Scheitel ist kaum höher als die kaum er- höhten Stirnleisten. Er ist kaum gröfser als Nr. 3 — er steht recht eigentlich in der Mitte zwischen Nr. 2 bis 3 in Hin- sicht der Gröfse und der Schnabelgestalt — unter- scheidet sich aber von Nr. 1 und 2 durch den kleinern, von Nr. 3 durch den gröfsern Schna- bel, von Nr. 2 und 5 durch die platte Stirn und von allen durch die Zeichnung. Bei Nr. 1 ist der Rücken kastanienrothbraun, bei Nr. 2 dunkel-, bei Nr. 3 schön kastanienbraun, bei Nr. 4 blafsgelblich, schwach grau- und braungemischt. Er bewohnt Illyrien, kommt nur höchst selten als verirrter Vogel nach Deutschland, und ähnelt in den Sitten und der Nahrung den vorhergehenden. 591 Sechste Sippe Nachtreiher. Nycticorax, Cuv. Der Schnabel ist kaum länger als der Kopf, sanft bogenförmig, hinten sehr breit mit vorstehendem Rücken und vortreten- den Seiten, mittelgrolser Nasenfurche, ritz- artigen Nasenlöchern und scharfer Spitze; die Füfse sind stark, mittelhoch, über der Ferse wenig nackt, mit kleiner Spannhaut zwischen der äufsern und mittlern Zehe. Der Flügel mittellang, breit, gewöhnlich mit 27 Schwungfedern, von denen die Ste allein, oder mit der 2ten über die andern vorsteht. Der Schwanz ist zwölffederig; der Körper etwas stärker als bei den vor- hergehenden Sippen, der Hals aber kürzer und sehr reich befiedert; auf dem Hinter- kopfe entspringt ein Zopf von wenigen langen Federn; die Federn des Rückens sind etwas zerschlissen, aber nicht verlän- gert. Der innere Bau wie bei den Reihern, Sie bewohnen die mit Schilf und Rohr bewach- senen Gewässer des südlichen und südöstlichen Eu- ropa, nisten jedoch auf Bäumen, sind besonders des Nachts in Bewegung, schreien stark, verber- gen sich geschickt, fressen Fische, Frösche Insek- ten und Würmer, und legen weilse Eier. Die Weibchen sind den Männchen gleich gefärbt, aber etwas kleiner; die Alten, welche erst im drit- ten Jahre ausgefärbt und zeugungsfähig sind, sehen ganz anders aus als die Jungen. 592 1) Der östliche Nachtreiher. Nycticorax orientalis, Br. (Ardea nycticorax, Linn., 4. grisea ei Badia, L. Vogel im Uebergange. A. maculata et Gardeni, L., jung. N. W. 1. Ausg. III. Th. Taf. 26, 35 u. Nachtr. Taf.48, 94.) Der Oberflügel ist reinaschgrau, oder braungrau mit gelblichweifsen Flecken; der Kopf an den Stirnleisten äulserst er- höht, auf demScheitel sehr platt; die Höhe der Fulswurzel 3" 3", Seine Länge beträgt 23" bis 24" und seine Breite 42" bis 43”- Der Schnabel ist schwarz, hinten gelb- lich, die nackte Kopfstelle schwarzgrün, der Au- genstern roth, der Fufs grünlichgelb, der Ober- kopf, Nacken, Oberrücken und die Schultern grün- lichschwarz, der übrige Oberkörper und die Hals- seiten aschgrau. der Unterkörper blafsstrohgelb; auf dem Hinterkopfe stehen 3 schmale, dachför- mige, 6" bis 8 lange Federn. Jung. Der Schna- bel ist gelbgrün, der Augenstern braun, der Fuls olivenbraun, grüngelb überlaufen, der braune Ober- körper hat längliche rostgelbe und gelblichweilse Flecken, der gelbliche Hals und übrigens weilse Unterkörper braune Flecken. Der Zopf fehlt. Er bewohnt die schilf- und rohrreichen Flußs-, See- und Teichufer, Brüche und Sümpfe des südöstli- chen Europa, kommt selten nach Deutschland, frifst des Abends und Morgens Fische, Amphibien, In- sekten und Würmer, und legt auf hohe Bäume 3 bis 4 weilse Eier. 2) Der hochköpfige Nachtreiher. Nyeico- rax Badius, Br. (Ardea nycticorax, Linn. N. W. 1. Ausg. Nachtr. Taf. 48, 93.) Der Oberflügel ist rein aschgrau oder 593 braungrau, mit gelblichweilsen Flecken; der Scheitel ist höher als die wenig aufge- worfenen Leisten der erhöhten Stirn. Die Höhe der Fulswurzel 2" g"', Er ist eben so grofs als Nr. 1, unterscheidet sich aber von ihm: 1) durch den ganz andern Kopf; denn die Stirn bei Nr. 1’ ist nur an den Leisten erhöht, in der Mitte sehr tief, und der Scheitel platt; bei Nr. 2 aber erhebt sich die Stirn hogenförmig, ist aber an ihren Leisten wenig auf- geworfen, und niedriger als der Scheitel; 2) durch die um 6” niedrigere Fuflswurzel. Er wohnt an den Ufern der Donau, kommt auch in der Schweiz vor, und ähnelt in allem Uebrigen dem vorhergehenden. 3) Der südliche Nachtreiher. Nycticorax me- ridionalis, Br. (Ardea nycticorax, Linn.) Der Oberflügel ist rein aschgrau oder braungrau, mit gelblichweilsen Flecken; der Scheitel ist niedriger als die etwas aufgeworfenen Stirnleisten; die Höhe der Fulswurzel 3% 1'" bis 2". Er ist so grols als die beiden vorhergehenden, und unterscheidet sich von Nr. 1'vorzüglich durch die viel niedrigern Stirnleisten und den höhern Scheitel, von Nr. 2 durch die längern Füfse und den wenig gewölbten Kopf, der dem von Nr. 1 ähnlich ist, aber nie- drigere Stirnleisten und einen etwas höhern Schei- tel hat. Er lebt und brütet in Illyrien, ist in Deutschland als verirrter Vogel sehr selten, und hat mit den beiden vorhergehenden das Betragen, die Nahrung und Fortpflanzung gemein. 35 594 Siebente Sippe Rohrdommel. Botaurus, Brisson et Boje. Der Schnabel, Fufls, der Körper und dicht befiederte Hals beinahe wie beiden Nachtreihern;allein ihr Schnabelistschmä- ler, ihr Hals mit langen Federn bedeckt, ihr Fufs fast bis auf die Ferse befiedert, und ihr Hinterkopf ohne langen Zopf, auch besteht ihr Schwanz nur aus 10 Steuerfe- dern. Ihr innerer Bau ist wie bei denRei- hern, auch haben sie wie dieder 4vorher- gehenden Sippen 4 mit dichtem Flaum be- setzte blofse Stellen; und an der mittlern Zehe einen auf der innern Seite kammar- tigeingeschnittenen Nagel; allein sie wei- chen auch darin vonallenReihernab, dafs sieimzweiten Lebensjahreausgefärbtsind, Die Weibchen sind kleiner als die Männ- chen, oft aber diesen ganz gleich gefärbt. Sie bewohnen die schilf- und rohrreichen Ge- wässer eines grofsen 'Theiles der Erde, nisten im Schilfe oder Rohre, verbergen sich am Tage und sind vorzüglich des Nachts in Bewegung, stellen sich bei Gefahr oft so, dafs der Schnabel senk- recht empor gerichtet ist, sind auf Fische, Amphi- bien, kleine Säugethiere und Insekten angewiesen, und fangen diese wie alle Reiher, durch Vor- schnellen des Halses. ERSTE. FAMILIE. Grofse Rohrdommeln. .Botauri majores. Sie haben ein sehr geflecktes Gefieder, bekommen schon in der ersten Mauser ihr ausgefärbtes Kleid, und sind nicht ganz 595 bis auf die Ferse der starken Fülse befie- dert. Die hierher gehörenden Arten sind einander sehr ähnlich, beifsig, sträuben in der Wuth die Federn, schreien stark, und fürchterlich, und legen graugrüne, oder grüngraue Eier. 1) Die nördliche Rohrdommel. Botaurus stellaris, Boje. (Ardea stellaris, Linn.) Die Schwungfedern sind schwärzlich und hellrostfarben gebändert; der Schna- bel des Männchens ist 5" 2" bis 4 Jang; der platteScheitel so niedrigwie diekaum bemerkbaren Stirnleisten. Sie ist die gröfste unter den deutschen ya dommeln, 2' 7" bis 9" lang und 4' 6" bis 8" breit. Alt. Der Schnabel ist hornfarben, am Win- kel und vor dem Auge grünlich, der Augenstern blafsgelb, der Fuls gelbgrün, der Oberkopf schwarz, der Hinterhals grauschwarz und gelb gemischt, der übrige Oberkörper rostgelb mit schwarzen, brau- nen und rostbraunen Länge- und Querflecken, der rostgelbe Vorderhals mit drei rostfarbenen Län- gestreifen und braunen Querflecken, welche oft noch zwei Längestreifen bilden, der übrige Unter- körper blafsrostgelb mit schwarzen und braunen Längeflecken. Bei den Jungen sind die Farben viel blässer, das Gelb ist fast überall ein lichtes Strohgelb. Im Dunenkleide ist der Hals grau- gelb, der Oberkörper tief- und schwarzgrau mit gelben Querflecken, der Unterkörper auf tiefgrauem Grunde gelblich. Sie bewohnt wahrscheinlich Schwe- den und die nordöstlichen Länder, kommt wenig- stens auf dem Zuge bei Greifswald vor, verbirgt sich in dichtem Schilfe und Rohre, setzt sich sel- 38 * 996 ten auf Bäume, schreit ui, pump, prump, frifst Fische, Frösche, Wasserinsekten, Blutegel, Mäuse und dergl. und legt 3 bis 5 grüngraue Eier, 2) Die Seerohrdommel. Botaurus lacustris, Br. (A. stellaris, Linn. N. W. 1. Ausg. I. Th. Taf. 27, 36.) Die Schwungfedern sind schwärzlich und hellrostfarben gebändert; der Schna- bel des Männchens ist 2” 9 bis 3"; der Scheitel merklich höher als die wenig er- höhten Stirnleisten. Sie ist etwas kleiner als die zunächst vorher- gehende, hat einen um 4” bis 5 kürzern Schnabel, und einen vielgewölbtern Kopf, auf welchem die Stirnleisten wenig, die beiden Buckel des Scheitels stark erhöht sind, lebt und brütet in Deutschland, namentlich am Eisleber See, und ähnelt in der Nahrung, dem Betragen und der Fortpflanzung Nr. 1. 3) Die hochstirnigeRohrdommel. Dotaurus arundinaceus, Dr. (A. stellaris, Linn.) Die Schwungfedern sind schwärzlich und hellrostfarben gebändert; der Schna- bel des Männchens 2” 10" bis 5"; derSchei- tel so hoch als die stark erhöhten, am Au- genknochenrande I Kr ertiee Stirn- leisten. Sie hat die Gröfse und Schnabellänge von Nr. 2, unterscheidet sich aber von ihr und von Nr. 1 durch die sehr stark aufgeworfenen Au- genknochenränder, welche eben so höch als der buckelartige Scheitel sind. Sie ist in Mitteldeutschland auf dem Herbstzuge nicht selten, und hat die Sitten und die Nahrung, wahr- 597 scheinlich auch die Fortpflanzung mit ihren nahen Verwandten gemein. Eine unsern Rohrdommeln ähnliche lebt in Nordamerika, und eine andere ihnen fast gleich gezeichnete in Neuholland. ZWEITE FAMILIE Kleine Rohrdommeln. .Botauri minuti. Siehaben imAlterein ungeflecktes Ge- lieder, bekommen erst inderzweiten Mau- ser ihr ausgefärbtes Kleid, und sind bis auf die Ferse der mittelstarken Fülse be- fiedert; die Geschlechter sind verschieden gezeichnet. Sie leben in dichten Rohrwäldern, an deren Stengein sie wie die Rohrsänger herumklettern, schreien nicht stark, fressen kleine Fische, und vor- züglich Wasserinsekten, gehören den warmen und gemälsigten Ländern an, und legen viele weilse Eier. 1) Die kleine Rohrdommel. .Botaurus minu- tus, Boje, (Ardea minuta, Zinn. N. W. 1. Ausg, Taf. 28, 37.) Die Schwung- und Steuerfedern sind schwärzlich, der platte Scheitel ist nicht höheralsdieniedrigen Stirnleisten; Länge 18 3, bis 164, Sie ist 23 bis 24° breit. Das alte Männ- chen. Der Augenstern, Zügel und Schnabel gelb, der letztere zum Theil braun, der Fuls grüngelb, der Oberkopf, Nacken, Rücken, die Schultern, die hintern Schwung- und die Steuerfedern schön schwarz, mit grünem Schiller, der Oberflügel und ganze Unterkörper rostgelb, an den Seiten der Brust schwarzgefleckt.e. Das Weib.nen ist da, wo das Männchen schwarz ist, braunschwarz, und vorn blässer gelb. Einjährig. Das Schwarze des 598 Oberkörpers ist beim Männchen schwarzbraun, beim Weibchen rostbraun mit rostgelben Feder- rändern, und der Unterkörper hat noch braune Flecken. Jung. Der Oberkopf und Nacken ist dunkelbraun, der übrige Oberkörper rost- oder rostrothbraun, mit braunen Längeflecken, der Un- terkörper längs seiner Mitte weils, übrigens rost- gelb mit braunen Längeflecken. Sie bewohnt die schilf-, rohr- und binsenreichen Gewässer des ge- mälsigten Europa, ist in Deutschland selten, scheu und gewandt, frifst Fische, ihre Eier und Wasser- insekten, und legt 5 bis 6 weilse, inwendig grüneEier. 2) Die Zwergrohrdommel. Botaurus pusillus, Br. (Ardea minuta, Linn. N. W. 1. Ausg. Nächtr., Taf. 42, 25.:26) Die Schwung- und Steuerfedern sind schwärzlich, der erhöhteScheitel viel hö- her als die erhabenen Stirnleisten; Länge 14" bis 14" 9, Sie ist nur 22” breit und in der Zeichnung der vorhergehenden ganz ähnlich; allein ihr Schna- bel ist schwächer, niedriger und länger, und ihr Scheitel so auffallend höher als die Stirn, dals er gegen den platten von Nr. 1 sehr absticht. Sie bewohnt die grofsen mit Schilf und Rohr bewachsenen Gewässer Deutsch- lands, kommt selten zum Vorschein, schreit beim Neste gät, gät, gät, und hat die Nahrung und Fortpflanzung mit Nr. 1 gemein. Achte Sippe Löffler. Platalea, Linn, Der einem Spaten ähnliche Schnabel ist in der Mitte seiner Länge kaum halb so breit, als vor der Spitze. Er ist lang, 599 stark, niedrig, abgeplattet, in der Mitte schmal, vorn mit einem Nagel, neben den Seiten gefurcht. Die länglichen Nasenlö- cher. liegen auf dem Schnabel, nahe anein- ander, unfern der Stirn Das Gesicht, Kinn und die Kehle, zuweilen der ganze Kopf nackt; die starken, etwas langen, weit über der Ferse nackten Fülse haben eine ziemlich gro[se Spannhaut zwischen den Vorderzehen, mit denen die hintere fast gleich hochsteht. In demmittellangen sehrbreitenFlügelragtdiezweiteSchwung- feder über die andern vor; der kurze Schwanz hat 12 Steuerfedern. Der Kör- per ist fast wie bei denStörchen, die Luft- röhre der Männchen merkwürdig gebildet, der diekhäutige Magen ohne starke Mus- keln, der Darm mit zwei kleinen Blind- därmen. Die Löffler leben in Gesellschaft an den Mün- dungen der Flüsse, und in den rohr-, schilf- und binsenreichen Gewässern der gemälsigten und war- men Länder beider Welten, wandern, sind scheu, fressen Insekten, Würmer, kleine Schalthiere, Fische, ihren Laich und kleine Amphibien, welche sie mit ıhrem breiten, fühlenden und tastenden Schnabel aus dem schlammigen Wasser hervorzie- hen, nisten auf Bäumen oder in das Gebüsch, und legen 2 weilse, braungefleckte Eier. Sie mausern sich jährlich nur einmal, sind im weiblichen Ge- schlechte kleiner und weniger schön, als im männlichen; in der Jugend mit fast glattem, im Alter mit quergefurchtem Schnabel versehen, gewöhnlich auch nach dem verschiedenen Alter et- was verschieden gelärbt. 600 1) Der ungarische Löffler. Platalea leuco- rodia, Linn, (N. W. 1. Ausg. 'Taf. 44, 87.7) Das Gesicht und die Kehle ist nackt, das Gefieder weils, oder gröfstentheils weils, der Schnabel des Männchens milst 9" 6, der des Weibchens 8" 3", Das Männchen ist 3' 1” lang und 5’ breit; das Weibchen milst nur 2’ 10" in der Länge und 4'9' in der Breite. Alt. Der mit vielen Querfurchen und Erhabenheiten besetzte Schnabel ist schwarz, in den Furchen bläulich, an der Spitze ockergelb, das Nackte um die Augen und am Kehlsacke blals- gelb, der Augenstern roth, der Fuls schwarz, das ganze Gefieder, einen gelblichen Gürtel um den Kropf ausgenommen, reinweils; auf dem Hinter- kopfe mit einem 6" langen Federbusche wie mit einer Mähne geziert. Jung. Der Schnabel ist ohne Quer- furchen gelblichgrau, das Nackte gelblichweils, der unter der Ferse äulserst dicke Fuls schwärzlich- grau ins Gelbliche; das reinweilse Gefieder hat an den Schwungfedern schwarze Schäfte und schwarze Schaftflecken. Er bewohnt Ungarn, hält sich an den binsen-, schilf- und rohrreichen Gewässern auf, kommt nur selten an der deutschen Donau vor, ist äufserst scheu, frilst kleine Amphibien, Fischehen, Fischlaich, Insekten und Würmer, und legt 2 bis 3 weilse, rostbraungelleckte, selten rein- weilse Eier. 2) Der holländische Löffler. Platalea nivea, Cuv. (Pl. leucorodia, Linn. N. W. 1. Ausg. Nachtr. Taf. 44, 88.?) Das Gesicht und die Kehle ist nackt, das Gefieder weils oder grolsen Theils 601 weils, der Schnabel des Männchens 8" 8“, der des Weibchens 7" 5", Er ist um 2" bis 3” kürzer und schmäler als Nr. 1, und unterscheidet sich von ihm: 1) durch den merklich kleinern Schnabel, 2) den etwas höhern Fufs, und 3) den viel höhern Scheitel, welcher bei Nr. 1 niedriger, bei Nr. 2 aber höher als die Stirnleisten ist. Er lebt in Hol- land, kommt zuweilen an dem Rheine vor, und ähnelt in dem Betragen, der Nahrung und Fort- pflanzung dem vorhergehenden. Neunte Sippe Flamming. Phoenicopterus, Linn. Der Schnabel ist gekrümmt, am Rande beider Kinnladen kammartig eingeschnilt- ten, dick, höher als breit, an der Ober- kinnlade hinten hoch, fast gerade, mit schmalem Rücken und breiter Nasenfurche, an deren untern Fläche die ritzartigen durchsichtigen Nasenlöcher fern von der Stirn liegen; an der vordern Hälfte wird der Oberkiefer, »welcher sich plötzlich krümmt, ganz platt, hat Kanten und Fur- chen neben seinem Rande, eine Menge Ner- ven auf der Oberfläche, und vorn einen etwas gekrümmten Nagel; der Unterkie- fer ist hinten niedrig, um die Mitte der Länge äufserst hoch, durchaus rinnenför- mig, an der vordern Hälfte von der Ober- kinnlade wie mit einem Deckel bedeckt; der Zügel und das Augenlied ist kahl; die Zunge sehr dick und fleischig; die Fülse sind sehrlang, schlank, weitüber derFerse 602 nackt, mit kurzer, hochstehender Hinter- zehe, und ganzen, aber etwas ausgeschnit- tenen Schwimmhäuten; die mittellangen Flügel haben bis 40 kurze Schwungfedern, von denen die beiden ersten über alle vor- stehen; der kurze Schwanz zählt auf 16 Steuerfedern; der Hals ist äufserst lang, und der Leib fast wie bei den Störchen, das Gefieder so diehtwie beidenSchwimm- vögeln, bei den Alten roth, bei den Jungen grau, im mittlern Alter weils, erst im vierten Jahre ausgefärbt. Die Flammings verbinden durch ihr dichtes Gefieder und ihre Schwimmfüßse die reiherarti- gen Vögel mit den Schwimmvögeln, leben an den Meeresküsten der warmen Länder beider Welten, in Gesellschaft, oft in grofsen Flügen, ge- hen tief in das Wasser, schwimmen, wenn sie den Boden nicht mehr erreichen können, laufen ge- schwind, und fliegen leicht, auf dem Zuge in ei- nem Winkel, sind äufserst scheu, fressen Schal- thierchen, Insekten, ihre Larven, Fischbrut und Würmer, welche sie mit der platten mit Gefühl versehenen Oberfläche des Oberkiefers aufspüren, und wie die Enten wegfangen. Die Weibchen sind kleiner und etwas blässer als die Männ- chen, bauen ein saltelartiges Nest von Schlamm im Wasser auf, und legen 2 bis 3 weilse Eier, welche sie auf dem Neste, wie auf einem Sattel sitzend, ausbrüten. Es gibt nur wenige Arten. Der Flamming der Alten. PAoenicopterus an- tiquorum, Temm. et Br. (Phoenic. ruber, Linn.) Länge wenigstens 3' 3“ Man findet eine so aulserordentliche Verschiedenheit unter den Flam- 603 mings in der Gröfse — die grofsen sind oft 4! 9" lang und 6’ 6" breit, die kleinen hingegen messen nur 3' 3’ in der Länge, und 5’ 6 in der Breite — dafs sie unmöglich zu einer Art gehören können, Ich nenne den grolsen Ph. major, und «den klei- nen Ph. antiguorum; da ich aber die Grenzen der Arten aus Mangel einer hinlänglichen Anzahl die- ser Vögel nicht genau angeben kann und nicht weils, welche Art sich zuweilen nach Deutschland verirrt, so führe ich sie hier noch nicht getrennt auf. Alt. Die Schnabelwurzel und das Nackte an dem Kopfe gelblichweils, die Mitte des Schnabels hochroth, die Spitze schwarz, der Augenstern braun- roth, die Fülse und das ganze’ Gefieder, die schwar- zen Schwungfedern ausgenommen, herrlich dun- kelrosenroth, auf dem Ober - und Unterflügel präch- tig rosenkarminroth. Der dreijährige ist blals- rosenroth mit Weifs untermischt. Der zweijäh- rige weilslich, auf den Flügeln schwach rosenroth; der einjährige schmuzigweils, auf den rosen- röthlichweilsen Flügeln mit schwarzen Schäften und schwarzbraunen Spitzenflecken; der weilse Schwanz mit braunen Spitzenflecken. Jung. Der Schnabel, Fufs und das ganze Gefieder dunkelgran, mit schwärz- lichen Schäften und Flecken auf den Flügeln und dem Schwanze. Er bewohnt die Küsten des Mit- telmeers, und verirrt sich von ihnen nur zuweilen an den Rhein und nach Süddeutschland, ist so scheu, dafs er Wachen ausstellt, frifst kleine Schal- thiere, Wasserinsekten, ihre Larven, kleine Fische und Fischlaich, baut ein 1’ 3" bis 6" hohes, sattel- ähnliches Nest von Schlamm und Wasserkräutern, und legt 2 bis 3 länglichweilse Eier, Achtzehnte Ordnung. Schnepfenartige Vögel. Scolopacidae, Lach. Der Schnabel ist lang, dünn, an seinen Schneiden stumpf und ungezähnelt, die ritzartigen Nasenlöcher nahe an der Stirn in einer deutlichen Nasenfurche; der Fuls mit einer Spannhaut zwischen der äufsern und mittlern Zehe, welche bei zwei Sippen bogenartig ausgeschnitten zwischen den drei Vorderzehen ist, und bei einer an- dern Sippe diese Zehen fast ganz verbin- det; die Flügel sind mittellang, spitzig und ausgeschnitten, der kurze Schwanz hat 12 bis 22 Steuerfedern; der Kopf ist stark gewölbt, der Hals mittellang, der Rumpf walzenförmig, zusammengedrückt, der Rachen und die Speiseröhre eng, der Magen diekhäutig mit wenig bemerkbaren Muskeln; der dünne Darm mit 2 kleinen Blinddärmen. Sie bewohnen feuchte und sumpfige Orte, die Ufer der Gewässer und die Seeküsten, leben paar- weise oder in Gesellschaft, fast alle in Einweibig- keit, fressen Insekten, ihre Larven, Schalthier- chen, Würmer, nur wenige zum Theil Sämereien, sind nach dem Geschlechte wenig, nach dem Alter 605 und der Jahreszeit oft sehr verschieden, und legen 2 bis 4 meist birnförmige, graugrünliche, gelb- graue, oder gelbliche, dunkelgetleckte Eier, welche beide Eltern ausbrüten, von denen auch die flau- migen Jungen, die das Nest-sehr bald verlassen, zum Aufsuchen der Nahrung angeführt werden. Beide Geschlechter haben je einen langen Brutfleck auf der Seite des Unterkörpers und einen in der Mitte desselben. Brstehisz ppm, Ibis. Ibis, Lacepede. Der Schnabel ist lang, bogenförmig, dünn, an der Wurzel breit, vorn niedrig und abgerundet, an der ganzen Oberkinn- lade gefurcht; das Gesicht, oft ein Theil des Kopfs nackt; die Nasenlöcher liegen in der grofsen Furche auf dem Öberkiefer und in einer kleinen Nasenhaut; die mit- tel- oder langen Fülse sind weit über der Ferse nackt, und haben gleich hohe, lange Zehen, eine deutliche Spannhaut zwischen den drei vordern, und lange, fast gerade Nägel; in dem mittellangeu und breiten Flügel stehen die 2 oder 3 vordersten Schwungfedern über die andern vor. Der kurze Schwanz hat 12 Steuerfedern. Die Ibisse bewohnen die Ufer der Flüsse und Seen warmer Länder, sind paarweise oder in kleinen Gesellschaften, wandern regelmäfsig, und verirren sich oft weit von ihrem eigentlichen Wohn- orte, sind ziemlich scheu, fressen Wasserinsekten, ihre Larven und Würmer, auch Pflanzenstoffe, mausern sich jährlich nur einmal, und sind nach 606 dem Geschlechte nur in der Gröfse, nach dem Al- ter auch in der Farbe verschieden, und im dritten Jahre ausgefärbt. 1) Der plattköpfige braune Ibis. Ibis fal- cinellus, Temm. (Tantalus falcinellus, Linn., Numenius viridis, Briss. N. W.1. Ausg. Nachtr. Taf. '28,;57,) Der Unterrücken istschwarzgrün oder braungrau mit grünlichem Schiller; der Scheitel niedriger als die fast platten Stirnleisten; die Mittelzehe ohne Nagel au gu lang. Er mifst 25" bis 26 in der Länge und 41" bis 42“ in der Breite. Alt. Der Schnabel ist schwarzgrün, das Nackte am Gesicht grün, mit einer grauen Linie eingelalst, der Fuls bräunlich- grün, der Augenstern braun; der Flügel, Schwanz und Unterrücken dunkel stahlgrün mit Purpur- und Kupferschiller, das Uebrige kastanienbraun, auf dem Oberkörper am dunkelsten, auf dem Kopfe - in das Schwärzliche fallend. Jung. Der Kopf und Oberhals dunkelbraun mit weilsen Federkanten, der Oberrücken und die Schultern braungrau, der Unterkörper ist vom Kropfe an schwarzgrau. Er lebt in Asien, besucht auf seiner Wanderung zu- weilen auch Deutschland, geht tief in das Wasser, fliegt leicht, und frifst Wasserinsekten, ihre Lar- ven, Würmer und zarte Wasserpflanzen. 2) Der hochköpfige braune Ibis. /bis ca- staneus, Br. (Tantalus falcinellus, Linn., Nu- menius castaneus, Briss. Mey. u. Wolfs Ta- schenb. II. 'Th. die Abbild. zu $. 352.) Dex Unterrücken istschwarzgrün, oder 607 braungrau mit grünemSchiller; der Schei- tel eben so hoch als die stark erhöhten Stirnseiten; dieMittelzehe ist ohne Nagel 24 Hr" lang. Er ist merklich kleiner als Nr. 1, nur 23" lang und 39" breit, und von ihm verschieden: 1) durch den kürzern und stärker gekrümm- ten Schnabel, 2)den viel gewölbtern Kopf und 3) die merklich kürzern Zehen bei verhältnilsmälsig höhern Fülsen; denn die Fulswurzel beider Vögel ist gleich lang. Auch er lebt in Asien, und verirrt sich zuweilen so weit von seinem Wohnorte, dafs im Mai 1824 auf Is- land 3 Stück erlegt wurden. Nach Deutschland kommt er so selten als der vorhergehende, mit welchem er die Sitten und die Nahrung gemein hat. Zweite Sıpype. Brachvogel. Numenius, Briss. Der lange, bogenförmige, dünne, zu- sammengedrückte Schnabel ist weit vor gefurcht, an der Oberkinnlade länger als an der untern, und an der stumpfen Spitze hart; das Gesicht und Kinn befiedert; die Nasenlöcher liegen in einer langen schma- len Nasenhaut; die mittelhohen schlanken Füfse sind weit über der Ferse nackt, mit kurzen Zehen, von denen die 3 'vordern unten breit und hinten durch eine Spann- haut verbunden sind, und die hintere hoch steht; der spitzige Flügel hat28bis 30 harte Schwungfedern, von denen die 1ste die längste ist; derabgerundete Schwanz zählt 12 Steuerledern. ZurBrutzeit haben beide einander gleich gefärbte Geschlechter auf jeder Seite des Unterkörpers einen gros- sen, längs der Mitte desselben einen klei- nen Brutfleck. Die Weibchen sind klei- ner als die Männchen, und die Jungen we- nig von den Alten verschieden. Die Brachvögel unterscheiden sich von den Ibissen 1) durch das befiederte Gesicht, 2) die kurzen Zehen und Nägel, 3) den ho- hen Stand der Hinterzehe, und 4) die Le- bensart. Sie bewohnen die trocknen, ‘mit Hai- dekraut besetzten Stellen, oder die feuchten Wie- sen, vorzüglich in der Nähe des Meeres, wandern oft in Gesellschaft, sind sehr scheu und unruhig, fliegen und laufen schnell, fressen Wasserinsekten, Würmer und Schalthierchen, leben in Einweibig- keit, nisten auf erhabenen Stellen, und legen 4 grolse birnförmige Eier, welche beide Gatten aus- brüten. Sie mausern sich spät uud nur einmal im Jahre. 1) Der grofse Brachvogel. Numenius arqua- tus, Bechst. (Scolopax arquata, Linn.) Der Scheitel hat keinen lichten Mit- telstreif; der Schnabel milst 5" 3" bis 7", die Fulswurzel:.3" 3 bis 6“; der Scheitel ist niedriger als der hohe Augenknochen- rand. Er ist 26 bis 28° lang und 45" bis 47" breit. Alt. Der Schnabel ist dunkelbraun, an der hintern Hälfte der untern Kinnlade Sleischfarben, der Au- genstern braun, der dunkelgraue Fuls ins Blau- graue ziehend, der Oberkörper braun, mit licht- und rostgelbgrauen Federrändern, welche auf dem Hinterhalse sehr breit sind, der Unterrücken weils, 609 mit braunen Längelleckchen; der weilsliehe Schwanz mit schwärzlichen Querbinden, der rostgelblich- weifse Unterkörper mit braunen Schaft- und Län- geflecken. Jung. Der Schnabel ist viel kürzer als bei den Alten, der Fufs unter der Ferse dick, und der Unterkörper, hat schmale, vorn büschelartige Fleckchen. Er bewohnt die sumpfigen Haiden, Moore und Wiesen Norddeutschlands und anderer nördlichen Länder, besucht auf seiner Wanderung die Brachen, Lehden, gepflügten Aecker und sum- pfigen Orte, vorzüglich die Ufer der Gewässer, schreit pfeifend, ist des Nachts oft munter, sehr scheu, frifst Insekten, Schalthierchen, Würmer und Heidelbeeren, und legt 4 olivengrüne, grün- grau- und braungefleckte Eier. 2) Der mittlere Brachvogel. Numenius me- dius, Br. (N. arquatus, auct. N. W. 1. Ausg. II. Th. Taf. 5, 5.) Der Scheitel hat keinen lichten Mittel- streif, der Schnabel mifst 4” bis 5” die Fufswurzel 5" bis 3' 2", der Scheitel ist höher als derniedrigeAugenknochenrand. Seine Länge beträgt 23’ bis 24’ und seine Breite 45" bis 44"; er ist also merklich kleiner als Nr. 1, und unterscheidet sich noch überdies von ihm: 1) durch den viel kürzern Schnabel, durch welchen er dem isländischen sich nähert; 2) den etwas kürzern Fuf[s und 3) den auf der Stirn niedrigen, auf dem Scheitel hohen Kopf. Sein wahres Vaterland ist mir unbekannt; in Deutschland erscheint er auf dem Zuge, vor- züglich an der Seeküste, seltener mitten im Lande, und hat das Betragen und die Nahrung mit dem vorhergehenden gemein. 59 610 3) Der morgenländische Brachvogel, XNu- menius orientalis, Br. Welcher ın Östindien lebt, ist noch gröfser als Nr. 1, und hat einen ungeheuer langen Schnabel. 1) Der isländische Brachvogel. Numenius Islandicus, Br. (N. phoeopus, auct. N. W, 1. Ausg. III. Th. 'Taf. 10, 10.) Der braune Kopf hat einen hellen Mit- telstreil; der Schnabel ist mittellang, stark, sehr bogenförmig, vor den Nasenlöchern allmälig schmäler; der Scheitel niedriger als der RN Augenknochenrand. Er ist merklich kleiner. als die vorhergehen- den, 20" bis 21" lang, und 32‘ bis 33‘ breit. Alt. Der Schnabel ist schwarzbraun, an der Wurzel der Unterkinnlade röthlich, der Augensteru braun, die Füfse bleifarben, der braune Oberkopf hat einen hellgrauen Streif längs der Mitte und über jedem Auge; der Hinterhals und Mantel ist braun, mit lichtgrauen Federrändern, der. Unterrücken und Bürzel weils, der graue Schwanz mit braunen Quer- binden, der schmuzig-, oder grauweilse Unterkör- per am Halse, Kropfe und den Seiten mit dicht- stehenden braunen Schaltstreifen. Die Jungen haben eine hellere Zeichnung, und einen kürzern Schnabel als die Alten. Auch die Weibchen zeichnen sich durch inren kleinern Schnabel aus. Er bewohnt Islands Wiesen und niedrige Bergebe- nen, erscheint sehr selten an der pommerschen Küste, ist ungemein vorsichtig, hat im Frübjahre eine trillerarlige, bei den Jungen eine gackernde Stimme, verltheidigt diese selbst gegen die Falken, frilst Insekten und Würmer, vorzüglich Nerita 611 littoralis, und legt 4 birnförmige, olivengrünliche, hellbraun- und braungefleckte Eier. 2) Der Regenbrachvogel. Numenius phaeo- pus, Bechst. (Scolopax borealis, Gmel., Phaeo- pus borealis, Ouv.) Der braune Kopf hat einen hellen Mit- telstreif; der Schnabel ist lang, schwach, sehr bogenförmig, vor den Nasenlöchern plötzlich schmäler; der Scheitel höher als der bogenförmige, aber wenig erhöhte Augenknochenrand. Er ist merklich kleiner als der vorhergehende, 18' bis 19" lang und 29" bis 30” breit, und hat: 1) einen viel dünnern und nach Verhält- nils Jängern Schnabel, 2) schwächere Füfse und Zehen, 3) einen schmächtigern Körper und 4) einen gewölbteren Kopf, auf welchem der Scheitel viel höher und die Stirnfurche flacher als bei Nr. 1 ist. Er lebt nordöstlich von Deutsch- land, erscheint im Juli, oft schon im Juni auf und bei Rügen, und hat das Betragen und die Nahrung mit Nr. 1 gemein. Dritte Sıpype. Waldschneppe. Scolopax, Linne, Cuvier, Boje et Brehm. Diesehr grofsen Augen liegen am obern Rande desHinterkopfs; der ziemlich kurze Fufs ist bis auf die Ferse befiedert, und hat mittellange, ganz getrennte Zehen, von denen die hintere hoch steht; der Schna- bel ist lang, hoch, gerade, dünn, weich, ' biegsam, mit weit vorgehender Nasenfur- 39 * 612 che, in welcher die Sehnen liegen, und vorstehender Oberkinnlade; der Schnabel ist mit Gefühl versehen und hat viele Ner- ven; die Zunge ist lang und dünn; der Flü- gel mittellang, etwas spitzig, wenig ausge- schnitten; der abgerundetekurzeSchwanz zählt 12 Steuerfedern; der Kopf ist auf den Seiten zusammengedrückt, der Hals mittellang, der Körper wenig zusammen- gedrückt, sehr fleischig; die Speiseröhre eng, der kleine Magen häutig, der lange Darm mit 2 kleinen, weit vom After ent- fernten Blinddärmen. Sie bewohnen die Wälder der nördlichen und gemäfsigten Länder, sind mehr Nacht- als Tagvö- gel, streichen des Abends und ziehen auch, beson- ders des Abends und Morgens, ihre Nahrung, In- sekten, Larven und Würmer mit ihrem tastenden und fühlenden Schnabel unter dem Moose, Grase und Dünger hervor, drücken sich bei Tage platt auf den Boden, und suchen sich dadurch und durch schnelle Wendungen im Fluge den Verfol- gungen ihrer vielen Feinde zu entziehen. Sie le- gen ihre 4 gelblichweilsen, braungefleckten, etwas birnförmigen Eier geradezu auf den Boden. Sie mausern sich jährlich zweimal, sind aber weder nach der Jahreszeit, noch nach dem Alter, noch aach dem Geschlecht merklich verschieden. 1) Die plattköpfige Waldschnepfe. sScolo- pax rusticola, Linn. Die Schwanzspitze ist oben grau, un- ten silberweifs; die Länge 15" 2 bis 6"; die Stirn und der Scheitel wenig gewölbt. Sie ist 27" 6" bis 28 breit. Der Schnabel 615 und Fufs ist horngrau, der Augenstern braun, an den Zügeln ein brauner Streif, der Vorderkopf grau, der Ober- oder Hinterkopf und Nacken mit 4 brau- nen und.rostgelben Querstreifen, der übrige Ober- körper schnepfenfarbig, d. h. rostfarben, rostgrau, rostgelb, grau, graubraun und schwarz gefleckt; die braunen Schwung- und schwarzen Steuerfedern mit rostlarbigen Flecken, die Kehle ist weißslich, der übrige Unterkörper graugelblich, braun gewellt. Die Jungen unterscheiden sich durch die unter der Ferse dieken Fulswurzeln. Im Dunenkleide ähnelt sie der folgenden Art. Sie lebt wahrschein- lich nördlich oder nordöstlich von uns, besucht uns zuweilen auf dem Zuge, besonders auf dem Herbstzuge, streicht an warmen Frühlingsabenden, ist ziemlich scheu, frifst Insekten und Würmer, und ähnelt in der Fortpflanzung der folgenden. Im Jahre 1829 brütete ein Paar in unsern Wäldern, von denen ich schon am 6. Mai 4 halb beiiederte Junge erhielt. 2) Die Fichtenwaldschnepfe. Scolopax pine- torum, Br. (Sc. rusticola, Linn. N. W. 1. Ausg. 21. Th. Taf..1, 1.) Die Schwanzspitze ist oben grau, un- ten silberweils; die Länge 15" 3'"; die Stirn weit vorn stark gewölbt, in der Mitte des Auges am höchsten. Sie unterscheidet sich von Nr. 1: 1) durch die etwas geringereGröfse, 2) die um 2“ bis 3" niedrigern Fulswurzeln, und 3) den ganz andern Kopf; dieser ist bei Nr. 1 wenig gewölbt und sehr breit, bei Nr.2 aber in der Mitte des Au- ges stark erhöht, an seinem Augenknochenrande sehr aufgeworfen, und merklich schmäler als bei Nr. 1. 614 Das gelbliche Dunenkleid ist auf dem Oberkör- per mit rostfarbigen Länge-, auf dem Kopfe mit solchen Querstreifen besetzt. Sie bewohnt die hiesigen Fichtenwälder, streicht oft bis zu Johan- nis, schreit dann wis, pits, wack, back., frilst Insekten und Würmer, und legt 4 graugelbe, öl- braun-, öl- und aschgraugefleckte Eier, 5) Die schmalköpfige Waldschnepfe. Sco- lopax sylvestris, Br. (Se. rusticola, Linn.) Die Schwanzspitze ist oben grau, un- ten silberweils, Länge 15”; der schmale Kopf über dem hintern Rande des Augen- liedes am höchsten und äulserst gewölbt. Dies ist die sogenannte kleine Waldschnepfe; sie ist besonders schlanker als die andern, von ıh- nen aber vorzüglich durch den Kopf verschieden. Dieser ist nämlich sehr schmal und äulserst, aber auf der Hinterstirn am meisten ge- wölbt, Sie zieht im Frühjahre und Herbste durch die hiesige Gegend, und ähnelt in den Sitten und der Nahrung den vorhergehenden, Die beiden ausländischen Schnepfen, Sec. mi- nor und saturata, stehen den unsrigen sehr nahe, y VPierte Sippe. 'Sumpfschnepfe. Telmatias, Boje. Der Schnabel und die Augen wie bei den Waldschnepfen; jedoch ist der erstere etwasschwächer und nach Verhältnils län- ger; die Füfse sind mittellang, über der Ferse nackt mit ganz getrennten, etwas langen und dünnen Zehen. Der Flügel sehr stark ausgeschnitten; der kurze Schwanz 615 hat 14 bis 22 Steuerfedern; der Kopf, Hals Körper und innere Bau fast wie bei den Waldschnepfen. Die Sumpfschnepten bewohnen die Sümpfe und Moräste, die sumpfigen Uler der Gewässer, die _ feuchten und grasreichen Wiesen, drücken sich bei drohender Gefahr platt nieder, oder suchen ihr durch schnellen, manche durch zickzackförmigen Flug zu entgehen, fliegen zur Paarungszeit unter einem sonderbaren Geschrei hoch in der Luft, und selzen sich dann auch zuweilen auf erhabene Ge- genstände, sind mehr Tag- als Nachtyögel, fres- sen Insekten, ihre Larven und Würmer, ‘welche sie mit ihrem fühlenden Schnabel tief aus dem Schlamme hersorziehen, mausern sich jährlich zwei- mal, sind im Sommer schöner als im Winter, und legen 4 birnförmige, olivenfarbige, dunkelgefleckte Eier, welche von beiden Geschlechtern ausgebrütet werden. Der Augenstern aller ist braun, ERSTE FAMILIE. Grofse Sumpfschnepfen. Telmat. majores. Der Schnabel ist lang, der Körper sehr gedrungen; der aus 16 Steuerfedern beste- hende Schwanz hat viel Weifs. Sie fliegen gewöhnlich ohne Geschrei auf und etwas langsamer als die der folgenden Familie, und sind wenig gesellschaftlich. 1) Die grofse Sumpfschnepfe. Telmatias major, Boje. (Scolopax major, Linn. Mey. und Wolfs Taschb. Il. Th. die Abb, zu S. 361. N. W. 1. Ausg. 111. Th.. Taf, 2, 2.) Der an den Seiten grofsentheils weilse Schwanz hat 16 Steuerfedern; der weilse x 616 Bauch ist ungesperbert, der Kopf aufser- ordentlich gewölbt. Ihre Länge beträgt 12” 3" bis 9" und ihre Breite 21". Der Schnabel ist bräunlich, hinten grauroth, der Fufs graubräunlichgrün, der braune Oberkopf hat einen rostgraugelben Streif längs der Mitte und über jedem Auge, der übrige Oberkör- per ist braunschwarz mit rostgelblichen und rost- röthlichen, auf den Flügeln auch mit weilsen Flek- ken, zu denen auf dem Rücken noch gelbe Län- gestreifen kommen, der rostroth- und schwarzge- fleckte Schwanz an den Spilzen der Seiten weils, der Unterkörper an dem Vorderhalse und Kropfe rostgraugelblich, mit braunen Länge- und Quer- lecken, der übrige Unterkörper weils, an den Sei- ten und an der Brust mit braunen Querflecken, welche bei den Jungen grölstentheils bogenför- mig und weniger deutlich sind. Sie bewohnt die Sümpfe und: moorigen Wiesen Deutschlands, ist in hiesiger Gegend im April und August ziemlich selten, zuweilen auch an den Bachufern und auf den Kleeäckern, frilst vorzugsweise Insekten und ihre Larven, und legt 4 olivengraue, braun- und graubraungefleckte Eier. 2) Die gesperberte Sumpfschnepfe. Telma- tias nisoria, Br. (Scol. major, L.) Der an den Seiten grofsentheils weise Schwanz hat 10 Steuerfedern; auch der Bauch ist gesperbert, der Kopf wenig ge- wölbt. Sie ist etwas kleiner als Nr. 1, wenigstens 1‘ schmäler, und unterscheidet sich noch überdies von ihr: 1) durch den gesperberten Bauch und 2) den wenig gewölbten Kopf, bei Nr. 1 ist 617 die Stirn nnd der Augenknochenrand sehr erhöht, bei Nr. 2 aber nur sanft bogenförmig. Sie bewohut die von hier nordöstlich gelegenen Gegenden, kommt auf Rügen vor, und hat die Sitten und die Nah- rung mit Nr. 1 gemein. ZWEITE FAMILIE. Heersumpfschnepfen. Telmat. gregariue. Der Schnabel ist sehr lang und dünn, der Körper etwas gedrungen, der durch- aus gebänderte Schwanz hat wenig Weils, und 14 bis 22 Steuerfedern. Sie fliegen fast immer mit Geschrei auf, sehr schnell und lieben die Gesellschaft. 1) Die Färöische Sumpfschnepfe. Telmatias Faeroeensis, Br. (Scolop. gallinago, auct.) Der Schwanz hat 14 Steuerfedern; der Schnabel ist kaum merklich aufwärts ge- bogen, der starke, an der Fulswurzel 14" hohe Fufs hat dicke, mittellange Zehen; der ganze Oberkopf ist sehr platt. Sie ist viel kleiner als die der vorhergehenden Familie, aber merklich grölser als die folgenden nahen Verwandten, auf dem Oberkörper und Vor- derhalse ganz wie Telm. major, auf der Brust, dem Bauche und den Seiten wie Telm. gallinago gezeichnet, an dem Schwanze durchaus rost- farben, schwarz gebändert und gefleckt, in der Gestalt des Körpers, der Füfse und Flügel den gros- sen Sumpfschnepfen, durch den langen Schna- bel den folgenden ähnlich, aber von ihnen schon durch den platten Kopf verschieden. Sie verbindet die grolsen Sumpfschnepfen mit 618 denen dieser Familie, lebt und brütet auf Färöe, ist sehr selten auf dem Zuge in Deutschland, fliegt tasch, und ähnelt in der Nahrung und Fortpflan- zung Nr. 3. 2) Brehms Sumpfschnepfe. Telmatias Breh- mü, Boje. (Sc. Brehmiü, Kaup.) Der Schwanz hat 16 Steuerfedern und wie der Flügel einen weisen Rand. Sie ist 11" 8 bis 12" 3" lang und 17" 10" bis 18" 4% breit. Der bräunliche Schnabel an der Wurzel grünlich, der Fufs graugrünlich, ins Fleisch- farbige ziehend; der braune Scheitel hat einen rost- gelben Streif längs der Mitte und über jedem Auge, der Oberkörper ist braunschwarz mit rostgelben, breite Längestreifen bildenden und rostrothen Flek- ken, zu denen auf den Flügeln noch grauweilse kommen; der Vorderhals grau, braungelleckt, die Kehle, die Brust und der Bauch reinweils, die Sci- ten mit braunen Seitenflecken. Die Weibchen haben einen mehr in das Rostfarbene ziehenden Kropf als die Männchen, und die Jungen oft weniger deutliche rostgelbe Rückenstreifen als die Alten. Sie scheint nordöstlich von Deutsch- land zu wohnen, kommt auf dem Zuge ziemlich häufig nach dem Holsteinischen, ziemlich selten in das mittlere Deutschland, liegt etwas fest, fliegt oft stumm, selten mit Geschrei auf, und nährt sich von Insekten, ihren Larven und Würmern. 3) Die Teichsumpfschnepfe. Telmatias sta- gnatilis, Br. (Telm. gallinago, Boje., Scol. gallinago, auct.) Der Schwanz hat 14 Steuerfedern; die Fulswurzel mifst 144 bis 15%; die Stirn 619 erhebt sich allmälig, und der flach gewölb- teAugenknochenrand erreicht in der Mitte des Auges seine grölste Höhe. Ihre Länge beträgt 11’ 8 bis 12" 4'" und ihre Breite 18“ bis 18“ 9'"; sie hat also mit der zunächst vorhergehenden fast gleiche Gröfse, und unterscheidet sich vor ihr: 1) durch den aus 14 Steuerfedern bestehenden Schwanz — bei Nr. 1 und 2 hat er deren 16 — und 2) den hö- hern Scheitel. Sie brütet in Mitteldeutschland, namentlich am Friefsnitzer See, ist ziemlich scheu, und weil sie stets mit dem Zickzack auf- fliegt, schwer zu schielsen, hält sich gern in Ge- sellschaften zusammen, schreit, wenn sie aufge- schreckt wird, kätsch, kätsch, reck, reck, fliegt Abends zur Paarungszeit mit einem mäckern- den Geschrei hoch in der Luft herum — daher ihr Name Himmelsziege — frifst Insekten und Würmer, und legt 4 olivengraugrüne, braun- und graugefleckte Eier. 4) Die nordische Sumpfschnepfe. Telmatias septentrionalis, Dr. (Scol. gallinago, auct.) Der Schwanz hat 14 Steuerfedern; die Fufswurzel mifst 15; der anfangs plötz- lich erhöhte Augenknochenrand erreicht vor derMitte des Auges seine grölste Höhe. Sie.hat mit der zunächst vorhergehenden glei- che Gröfse, Gestalt und Zeichnung; allein ihr Kopf ist ganz anders gebildet. Bei Nr. 3 ist die Stirn vorn niedrig, erhebt sich all- mälig und gıbt dem Kopfe dureh die sanfte Wölbung des Augenknochenrandes seine gröfste Höhe; bei Nr. 4 hingegen steigt die Stirn so plötzlich in die Höhe, dafs der 620 Kopf an dem, hinten eine etwas gesenkte Linie bildenden Augenknochenrande vor der Mitte des Auges seine höchste Höhe erreicht. Sie bewohnt den Norden, brütet wahr- scheinlich auf Island, kommt im October und No- vember nach Deutschland, überwintert in unsern 'Thälern an den offenen Quellen und abgelassenen Quellteichen, fliegt stets ohne Zickzack auf, und unterscheidet sich dadurch sehr von der vor- hergehenden, ist wenig scheu, schreit, wenn sie aufgestöbert wird, gewöhnlich kre, kre, frilst Insekten, ihre Larven und Würmer, und legt, wenn die auf Island brütende die unsrige ist, 4 birn- törmige, gelbgraugrünliche, dunkelgefleckte Eier. 5) Die Heersumpfschnepfe. Telmatias gal- linago, Boje. (Scol. gallinago, auct.) N. W. 4. Ausg. Ill. Th. Taf. 3, 3.?) Der Schwanz hat 14 Steuerfedern, die Fufswurzel milst 15" bis 164"; der stark, doch nicht plötzlich erhöhte, sehr ge- wölbte Augenknochenrand erreicht nach der Mitte des Auges seine grölste Höhe. Sie ist eiwas größser als die 3 vorhergehenden, erreicht jedoch den Umfang von Nr. £ noch nicht, ob sie gleich oft länger ist als diese. In der Zeich- nung ähnelt sie Nr. 3; allein ihr Frühlingskleid ist schöner, auf dem Oberkörper mit hochrostgel- ben breiten Längestreifen auf glänzend braunschwar- zem Grunde, auf dem Kropfe rostfarben mit brau- nen Längeflecken. Im Winter- und Jugend- kleide ähnelt sie den nahen Verwandten, hat aber mehr Flecken an den Seiten als diese. Den Haupt- und bleibenden Unterschied bildet der Schädel. Er ist nämlich an seinem Augenknochenrande 621 am meisten und sö gewölbt, dafs er an- fangs stark, aber doch allmälig und zwar so aufsteigt, dals er hinter der Mitte des Auges seine grölsteHöhe erreicht. Sie brü- tet und überwintert nicht in der hiesigen Gegend, wandert aber im Frühjahre und Sommer — sie kommt selbst im Jugendkleide schon zu Ausgang des Julius an den Friefsnitzer See — auch noch im Herbste bei uns durch, ist mittelmäfsig scheu, fliegt mit Geschrei oder stumm, aber stets ohne Zickzack auf, und nährt sich von Insek- ten und Würmern, 6) Die fremde Sumpfschnepfe. Telmatias peregrina, Daedecker et Brehm. Der Schwanz hat 14 Steuerfedern; die Fufswurzel milst 12", Sie ist viel kleiner als die vorhergehenden, nur 10" 6" lang und 17 breit, und unterscheidet sich von ihnen noch: 1) durch die um 3" niedri- gern Fulswurzeln, 2) den nur 2" 7" langen Schnabel — bei den vorhergehenden mifst dieser 3" — und 5) die etwas andere Zeichnung, welche weniger regelmälsige Rückenstreifen zeigt. Ihr wahres Vaterland ist mir unbekannt; es ist viel- leicht Grönland. In Deutschland ist sie äufserst sel- ten. Herr Bädecker, Apotheker zu Witten in West- phalen, schofs am 2. Februar 1828 ein Weibchen, und fand es in seinen Sitten den andern Sumpf- schnepfen ähnlich. Er erkannte schon beim ersten Blick eine neue Art darin, und der gütigst über- sandte Vogel hat mich von der Richtigkeit der Sache überzeugt. In Westindien lebt eine Sumpf- schnepfe, welche unserer Heersumpfschnepfe sehr ähnlich ist, aber 22 Steuerfedern hat. 622 ” Fünfte Sıppe Moorschnepfe. PAlolimnos, Brehm. Die ganze Gestalt wie bei der zunächst vorhergehenden Sippe; allein der Schna- bel ist schmalrückig, kürzer — er milst nicht die doppelte Länge des Kopfs — durchaus merklich höher, und vor der Spitze fast noch einmal so breit als in der Mitte; der Schwanz ist stufenförmig, an den beiden mittlern Federn zugespitzt, und zwölffederig; auf dem Rücken und den Schultern strahlt ein herrlicher Metall- glanz. Der innere Bau fast wie bei den Sumpfschnepfen; allein der Magenist durch seine starken Muskeln zum Verdauen har- ter Nahrungsmittel geschickt. Die Blind- därme sind ziemlich grols, aber von un- gleicher Länge. Die Moorschnepfen haben in ihrem Betra- gen sehr viele Aehnlichkeit mit den Sumpf- schnepfen; aber sie weichen darin wesentlich von ihnen ab, Jafs sie nicht nur Insekten und Wür- mer, sondern auch Grassämereien fressen, wodurch sie sich den Rohrhüänern nähern. Sie sind unter den schnepfenartigen Vögeln, .was die Flüevögel unter den Sängern sind. Dieser Umstand macht auch ihren muskelartigen Magen erklärlich, und bestimmt mich vorzüglich, sie als eine eigne Sippe aufzuführen. Sie halten sich an moorigen, mit Riedgras und andern Sumpf- pflanzen bewachsenen Orten auf, liegen sehr fest, fliegen ohne Zickzack und gewöhnlich stumm aul, und legen 4 birnförmige Eier. . 623 1) Die hochköpfige Moorschnepfe. Pilo- limnos gallinula, Br. (Scol. gallinula, Linn.) Die beiden mittlern spitzigen Steuer- federn ragen weit über die übrigen hinaus; der äufserst gewölbte Augenknochenrand erreicht hinter der Mitte des Auges seine grölste Höhe. Sie ist 9" lang und 15” 3" bis 5'" breit. Der grüngraue Schnabel ist an der Wurzel dunkler, der Fufs lichtgrüngrau; der Zügel und ein Streif unter den Wangen, wie der Kopf braun, ein brei- ter Streif über und unter dem Auge rostgelblich, der untere gewöhnlich weils, der Oberkörper schne- pfenfarbig, der Rücken und die Schultern schwarz- blau mit grünem und Purpurschiller und 4 rost- gelben Hauptstreifen, die Schwung- und Steuerfe- dern mattschwarz, die letztern rostfarben eingefalst, der weifslhche Unterkörper an der Gurgel, dem Kropfe und den Seiten graubräunlich gewölkt und gefleckt. Das Männchen ist kaum schöner als das Weibchen, und das Frühlingskleid auf dem Flügel rostfarbiger als das Herbstkleid; das Jugendkleid ist nicht so strahlend als das ausgefärbte. Sie bewohnt die nördlichen Sümpfe und Moräste, kommt besonders auf dem Herbst- zuge nach Deutschland an die mit Riedgras bewach- senen feuchten Orte, überwintert einzeln in Deutsch- land, frifst Insekten, ihre Larven, Würmer und Grassämereien, und legt 4 olivengelbgraue, dunkel- gefleckte Eier. 2) Die Teichmoorschnepfe. PAulolimnos sta- gnatilis, Br. (Scol. gallinula, Linn.) N. W. 1. Ausg. Ill. Th. Taf. 3, 4.) \ Die beiden mittlern Steuerfedern ragen 624 weit über die andern hinaus, der fast gar nichtgewölbte Augenknochenrand erreicht vor der Mitte des Auges seine gröfste Höhe. Sie ist gewöhnlich einige Linien länger und breiter als Nr. 1, hat einen um 4" längern Schwanz und einen ganz anders gestalte- ten Schädel. Bei Nr. 2 bildet der Augenkno- chenrand eine fast: gerade Linie, welche vor der Mitte des Auges ihre gröfste Höhe erreicht, bei Nr. 1 hingegen einen sehr stark gewölbten Bogen, welcher .hinter der Mitte des Auges seine gröfste Höhe hat. Sie erscheist im Herbste und Frühjahre häufiger als Nr. 1 im mittlern Deutschland, und ähnelt ıhr in den Sitten und in der Nahrung. 8) Die kleine Moorschnepfe. Philolimnos minor, Dr. (Scol. gallinula, Linn.) Die beiden mittlern Steuerfedern ra- gen weit über die andern hinaus, der stark gewölbte Augenknochenrand erreicht in der Mitte des Auges seine grölste Höhe. Sie ist merklich kleiner als die vorhergehen- den, nur 8" 8" bis 10'' lang und 13 8% bis 14" breit, und unterscheidet sich aufser der geringern Gröfse noch durch den etwas kürzernSchwanz und die andere Schädelbildung. Bei Nr. 3 ist der Augenknochenrand mehr gewölbt als bei Nr. 2 und weniger als bei Nr. 1, und erreicht in der Mitte des Auges seine gröfste Höhe. Sie be- sucht unsere Gegend nur selten im October, ist zuweilen sogar an den mit Wasser gefüllten Fur- chen, gar nicht scheu, und hat das Betragen und die Nahrung mit Nr. 1 und 2 gemeın. Die amerikanische und asiatische Moor- schnepfe bilden wahrscheinlich besondere Arten. 625 — Sechste Sippe. Sumpfläufer. Limosa, Briss. Der Schnabel ist sehr lang, bei den meisten sanft aufwärts gekrümmt, weich, mit bis zu der etwas löffelartigen Spitze reichenden Seitesfurchen, biegsam, und mit Gefühl versehen, er ähnelt dem der Waldschnepfen; dieFülsesind lang, schlank, zusammengedrückt, weit über der Ferse nackt, mit einer Spannhaut zwischen der äulsern und mittlern Zehe; der kurze Schwanz hat 12 Steuerfedern; die mittel- grofsen Augen liegen in derMitie des nicht sehr grolsen Kopfs. Der Hals ist mittel- lang, der Leib gestreckt, zusammenge- drückt, der innere Bau fast wie bei den Sumpfschnepfen, Die Sumpfläufer sind die gröfsten weich- schnäbligen schnepfenartigen Vögel, welche in der Nähe der Seeküsten auf moorigen, sumpfigen Bo- den leben, und mit ihrem tastenden Schrabel wie die Schnepfen, Insekten, ihre Larven und Wür- mer aus der Tiefe des Schlammes hervorziehen, Sie entfernen sich auch auf dem Zuge nur zufällig von den Seeküsten, sind sehr scheu und flüchtig, und führen auf der Wanderung oft andere Strand- vögel an. Die Männchen sind kleiner und schö- ner als die Weibchen, und beide Geschlechter bekommen durch die doppelte Mauser ein sehr verschiedenes Kleid. Ihre 4 Eier sind birnförmig; ihr Augenstern ist braun. 40 626 1) Der isländische Sumpfläufer. ZLimosa Islandica, Br. (Limosa melanura, Leisl., Scol. limosa et aegocephala, Linn.) Der Schwanz ist hinten und am Spiz- zenrande weils, übrigens ‚schwarz, der Schnabel sanft aufwärts gekrümmt; der Scheitel niedriger als der wenig erhöhte Augenknochenrand. Seine Länge beträgt 17'' bis 18” und seine Breite 31" bis 32". Frühlingskleid. Der Schnabel ist an der hintern Hälfte hoch orangenfarben, an der vordern schwarz, der Fuls schwarz, alle kleinen Federn sind rostroth, auf dem Kopfe braungelleckt, auf dem Rücken sehr stark, auf dem Unterkörper vom Unterhalse an etwas schwarz ‚in die Quere gefleckt. Der Oberflügel zum Theil grau, die Schwungfedern schwarz mit viel Weils, Bei dem Weibchen kommt dieses Hochzeitkleid un- vollkommen zum Vorsehein, und ist oft mehr als zur Hälfte mit dem noch übrigen Herbstkleide vermischt, In diesem ist der Oberkörper, Vorder- hals und Kropf graa mit schwarzgrauen Schäften, die Brust und der Bauch weils. Jugendkleid. Der Schnabel und Fuls heller als bei den Alten, der braune Oberkopf mit blafsrostrothen Federrändern, der Hinterhals hellroströthlichgrau, der Rücken und die Schultern mit breiten roströthlichen, die srauen Oberflügel mit breiten roströthlichweilsen Federkanten, (der Hals und Kropf roströthlichgrau; der übrige Unterkörper weils. ‘ Er bewohnt die feuchten, nahe an Sümpfen und Teichen liegenden Wiesen Islands, kommt selten nach Deutschland, ist sehr scheu, nur beim Neste zahm, läfst beson- ders bei Nacht starke, pfeifende Töne hören, frilst 627 Insekten, ihre Larven, Würmer, Frosch- und Fisch- laich. und zarte Wasserpflanzen, und legt 4 dun- kelolivengrüne , olivenbraungelleckte Eier, 2) Der schwarzschwänzige Sumpfläufer. Limosa melanura, Leisl. (Scol. limosa et acgo- cephala, Linn. N. W. 1. Ausg. III. Th. Taf. 11, 11 und Nachtr. Taf. 37, 73.) Der Schwanz ist hinten und am Spiz- zenrande weils, übrigens schwarz, der Schnabel sanft: aufwärts gekrümmt, der buckelartige Scheitel viel höher als der aufgeworfene Augenknochenrand. Er ist merklich kleiner als Nr. 1, und sein Schnabel etwas kürzer und schmäler als sein Flügel, um 1" kürzer, und sein Kopf ganz anders als bei diesem, Bei Nr. 1 ist die- ser sanft gewölbt, und auf dem platten Schei- tel niedriger als auf dem wenig erhöhten Augen- knochenrande; bei Nr. 2 hingegen ist er, weil der Scheitel buckelartig über den sehr erhöhten Au- genknochenrand vorsteht, sehr gewölbt. Er wan- dert zuweilen durch Deutschland, brütet wahrschein- lich in Jütland und in Holland, und ähnelt in sei- nen Sitten und in seiner Nahrung dem. vorherge- henden. 1) Der Meyersche Sumpfläufer. Limosa Meyeri, Leisl. (Lim. rufa, Briss., Scol. Lap- ponica, Linn. N, W. 1. Ausg. Ill. Tb, Taf. 6, 6.) Der Schwanz ist weils- und schwarz- gebändert, der schwach aufwärts gebogene Schnabel mifst beim Männchen 36”, beim Weibchen 42" bis49", dieFulswurzel beim Männchen 25, beim Weibchen 27"; der 40 * 628 Scheitel ist kaum höher als der aufgewor- fene, sanft aufsteigende Augenknochenrand. Er ist 14" bis 17" lang und 29 bis 31 breit. Das Männchen im Sommer. Der Schnabel ist hinten fleischroth, vorn wie der Fuls schwarz, der Oberkopf und Hinterhals rostroth mit braunen Län- gestreifen, der Oberrücken und die Schultern schwarz mit rostrothen Seitenflecken, der Oberflügel grau, an der Spitze schwarz, der Ubterrücken und Bür- zel weils, schwarzgefleckt, der schön rostrothe Vorderkörper an den Seiten des Kropfs mit schwar- zen Längestreifen. Das viel gröfsere Weib- chen hat Rostgelb, zuweilen Gelb, wo das Männ- chen ein schönes Rostroth zeig. Im Herbst- kleide ist der Oberkörper grau- und schwarz- gefleckt, der graue Unterkörper geht am Bauche in Weifs über, und hat an dem Halse, Kropfe und an den Seiten schwarzgraue Schaflstreifen. Im Ju- sendkleide ist die Zeichnung etwas undeutlicher, der Schnabel kürzer, und der Fufs unter der Ferse viel dicker als im Herbstkleide. Der Sommer- aufenthalt dieses Vogels ist noch unbekannt; im September und October besucht er die Küsten der ÖOst- und Nordsee, ist sehr scheu, führt oft einen ganzen Flug Straudvögel an, schwimmt und taucht, wenn er sich durch Fliegen nicht retten kann, und frifst Insekten, ihre Larven, Würmer und kleine Schalthierchen. 2) Der rostrothe Sumpfläufer. Limosa rufa, Briss. (Scol. Lupponica, Linn. Mey. u. Wolls Tasch, Abb. zu S. 565.) Der Schwanz ist weils- und schwarz- gebändert, der schwach aufwärts gebogene Schnabel mifst beim Männchen 36, beim 629 Weibchen 37 bis 42", die Fufswurzel beim Männchen 221", beim Weibchen 25“; der Scheitel ist merklich höher als der nicht aufgeworfene, etwas aufsteigende Augen- knochenrand. Er unterscheidet sich von Nr. 1 durch die etwas geringere Grölse — er ist nur 13° bis 16 lang und 27' bis 29" breit — 2) die um 2“ niedrigern Fulswurzeln, und 3) die andere Kopfbildung — bei Nr. 1 erhebt sich die Stirn- leiste besonders an dem Augenknochenrande so stark, dafs die Stirn tief gelurcht erscheint, und der Scheitel kaum höher ist als sie; bei Nr.2 hin- gegen sind diese so flach, dals die etwas erhöhte Stirn fast gar keine Furche bildet und der Scheitel merklich über sie vorsteht; gewöhnlich ist auch die Zeichnung der Weibchen im Sommer röther als bei dem vorhergehenden. Auch er erscheint ım Herbste an den Küsten der deutschen Ost- und Nordsee, und ähnelt seinem nahen Verwandten in dem Betragen und der Nahrung. Siebente Sippe Wasserläufer. Glottis, Gefsn. Der schmale, hohe Schnabel ist auf- wärts gebogen, durchaus hart, viel länger als der Kopf, mit bis zur Hälfte vorragen- der Nasenfurche; die Fülse sind lang, weit über der Ferse nackt mit einer Spannhaut zwischen der äulsern und mittlern Zehe; der Flügel ist lang, spitzig, stark ausge- schnitten mit harten Schwungfedern, von denen die 1ste die längste ist; der etwas kurze Schwanz hat 12 Steuerfedern; der 630 Hals ist mittellang, der schlanke Leib stark zusammengedrückt; die Speiseröhre etwas eng, der häutige Magen mit schwachen Muskeln, die langen Gedärme mit 2 engen, mittellangen, weit vom After entfernten Blinddärmen. Die Wasserläufer bewohnen die Ufer der Gewässer beider Welten, besonders solche, welche mit Gras und Binsen bewachsen sind, gehen tief in das Wasser, schwimmen zuweilen darin herum, sind sehr scheu, laufen und fliegen schnell, halten sich selten in kleinen Gesellschaften zusammen, sondern wandern einzeln, schreien stark, und fres- sen kleine Fische und Frösche, auch deren Laich und Insekten, 1) Der langfülsige Wasserläufer. Glottis chloropus, Nilss. (Totanus longipes, Br., Tot. glottis, Bechsi., Sc. glottis, Linn.) Der weilse Schwanz ist schwarz gebän- dert; die Fufswurzel milst 33; der Ober- kopfist sanft gewölbt. Er ist der gröfste unter den nahen Verwand- ten, wenigstens 16" lang und 28” breit. Früh- lingskleid. Der Schnabel ist hornschwärzlich, der Fuls olivengrün, der Oberkörper schwarz mit weilsen Federrändern, der Unterrücken und Bür- zel reinweils, der reinweilse Unterkörper bis auf die Brust mit schwarzen, länglichen Flecken und Streifen, der Schwanz in der Mitte grau, auf den Seiten weils, schwärzlich gefleckt. Herbstkleid. Der Kopf, Hinterhals und die Halsseiten grauschwarz und weifsgestreift, der Mantel tiefaschfarben mit schwarzen Schäften, Seitenflecken und weilslichen Kanten, der Unterrücken, Bürzel und Unterkör- 651 per reinweils, an den Seiten des Unterhalses und Kropfs mit schwarzen Schaftstrichen und Streif- chen. Jugendkleid. Der schwärzliche Schnabel zieht ins Grünliche, der Fuls ist graugrün, der Kopf und Mantel mattbraun, schwärzlich mit weils- grauen Federrändern, der Hals und die Kropfsei- ten weils- und braungestreift, das Uebrige wie im Herbsikleide. Er bewohnt die Seeküsten der nord- europäischen Länder, besucht auf dem Zuge die Küste Pommerns, selten die Gewässer fern vom Meere, ist sehr vorsichtig und flüchtig, und frilst Fischehen, Fröschehen, Fisch- und Froschlaich, Wasserinsekten und kleine zweischalige Muscheln. 2) Der graue Wasserläufer. Glottis grisea, Dr. (Totanus glotlis et griseus, Bechst., Sc. glottis, Linn. N. W. 1. Ausg. Ill. Th. 'Taf. 7, 7.) Der weilseSchwanz ist schwarz gebän- dert, die Fulswurzel milst 281" bis 29"; der Scheitel ist merklich höher als die stark aufsteigende Stirn. Er ist eben so grols, nur selten kleiner, und fast ebenso gezeichnet wie Nr. 1, hat aber eine um 4 niedrigere Fulswurzel, und eine ganz andere Kopfbildung, indem der hohe Scheitel über die stark gewölbte Stirn vorsteht. Er erscheint besonders im August an den Ufern der Seen, Teiche und Flüsse Mitteldeutschlands, schreit pfeifend und sehr stark, und ähnelt in der Nahrung dem vorhergehenden. 3) Der pfeifende Wasserläufer. Glottis fistu- lans Br, (Totanus glottis, auct., Scol, glottis, Linn.) Der weilseSchwanz ist schwarz gebän- 632 dert; dieFulswurzel milst 264, der Schei» tel ist nicht höher als der sanft gewölbte Augenknochenrand. Er ist kleiuer als die beiden vorhergehenden, nur 14" 6 bis 15" lang und 25" 4" bis 26“ breit, und unterscheidet sich von beiden: 1) durch den vielkürzern Fufs, welcher 2‘ weniger als bei Nr, 2 und 64" weniger als bei Nr. 1 mifst, und 2) durch den Kopf, welcher sich von dem des zunächst vorhergehenden durch den flachen Schei- tel und die sanft gewölbten Stirnleisten unterschei- det. Er besucht auf dem Zuge ähnliche Orte, wie Nr.2, und hat mit ihm das Betragen und die Nah- rung gemein. In Amerika und Asien leben Wasserläufer, welche den vorhergehenden ähnlich, aber wahr- scheinlich von ihnen verschieden sind. Achte Sippe Uferläufer. Totanus, Bechst. Der Schnabel ist gerade oder kaum merklich aufwärts gebogen, mittellang, oder lang, an der Spitze schmal und ander obern Kinnlade nach der untern hingebo- gen, hinten weich, vorn hart; die Nasen- furche reicht bei den meisten bis zur Hälfte des Schnabels vor; die Fülse wie bei den Wasserläufern, bei mehrern Arten kür- zer; der Flügel, Schwanz, Körper und in- nere Bau, wie bei der zunächst vorherge- henden Sippe. Die Uferläufer unterscheiden sich von den Wasserläufern vorzüglich durch den gera- den Schnabel, welcher nur bei manchen Arten 633 eine kaum merkliche Biegung nach oben zeigt, die der starken Biegung nach oben, an dem Schna- bel der Wasserläufer sehr unähnlich ist. In der Lebensart ähneln sie diesen sehr, aber sie fressen keine Fischehen wie diese, gehen jedoch tief in das Wasser, und sind zum Theil so dicht befie- dert, dafs sie etwas schwimmen können. Beide Geschlechter sind in der Gröfse und der Farbe kaum, oder nicht verschieden, weichen aber nach dem Alter und der Jahreszeit wie die Sumpf- und Wasserläufer in der Zeichnung ab, ERSTE FAMILIE Schwimmfähige Uferläufer. Totani natantes, Sie sind dicht befiedert und haben lan- ge Fülse und einen langen, an der Spitze merklich niederwärts gebogenen Schna- bel, in welchem die Nasenfurche bis zur Hälfte reicht. Sie gehen tief in das Wasser, schwimmen zu- weilen darin herum, und nähren sich vorzüglich von kleinen Flufsmuscheln. 1) Der schwarzbraune Uferläufer. Totanus fuscus, Leisl. (Tot. natans et maculatus, Bechst., Tringa longipes, Leisl., Tr. atra, Linn. N. W.1. Ausg. Ill. Th. Taf. 8, 8.) Der Unterkiefer ist hinten roth, vorn schwarz, vom Winkel 31“ bis 33", die rothe Fulswurzel 29" lang, der Scheitel sohoch als die sanft gewölbten Stirnleisten. Seine Länge beträgt 14” und seine Breite 23" 6. Frühblingskleid. Der schwärzliche Schna- bel ist an der Wurzel der Unterkinnlade roth, der 634 Fufs braunroth, der Oberkörper schwärzlich mit weilsen sägenzackenartigen Flecken, der schiefer- schwarzgraue Unterkörper nach der Mauser mit weilslichen Spitzenrändchen. Das Herbstkleid. Der Fuls hochroth, der tiefgraue Oberkörper hat schwärzliche Schäfte, der weilse Unterkörper ist an der Untergurgel und an den Hals- und Kropf- seiten tiefgrau gemischt. Jugendkleid.Derschwarz- braune Oberkörper besonders auf dem Flügel mit weilsen Randfleckchen, der weilsliche Unterkörper an dem Vorderhalse stark, an der Brust und dem Bauche schwach schwarzgrau gefleckt. Er besucht auf dem Herbst-, selten auf dem Frühlingszuge die Meeresküsten und Ufer der Gewässer, hat ein starkes Geschrei, ist sehr scheu, frist Wasserin- sekten, vorzüglich kleine Flulsmuscheln und nistet wahrscheinlich im nordöstlichen Europa. 2) Der schwarze Uferläufer. Totanus ater, Br. (Tot. fuscus, Leisl., T'ootan. natans et ma- eulatus, Bechst., Tr. longipes, Leisl., Tr. atra, Linn. N.W. 1. Ausg. Nachtr. Taf. 37, 74.) Der Unterkiefer ist hinten roth, vorn schwarz, vom Winkel 28 bis 30", die rothe Fuflswurzel 25 lang, der Scheitel merklich höher als die stark aufsteigen- den Stirnleisten. Er unterscheidet sich von Nr. 1 auf den ersten Blick 1) durch seine um 4" niedrigere Fuls- wurzeln, 2) seinen buckelartigen Scheitel und die stark aufsteigende Stirn, — jener ist bei Nr. 1 platt und diese sanft gewölbt — 3) die andere Zeichnung im Jugendkleide; denn in ihm ist nicht nur der Vorderhals, sondern auch die Brust, der Bauch und After sehr stark 635 grauschwarz gelleckt, wovon man an diesen Thei- len bei Nr. 1 nur wenig bemerkt. Auch ist der Unterkörper im ausgefärbten Kleide oft dunkler, als bei dem vorhergehenden. Er besucht beson- ders im Herbste, und am häufigsten im Jugend- kleide die Ufer der deutschen Gewässer, und äh- nelt im Betragen und in der Nahrung Nr. 1. 3) Der schwimmende Uferläufer. Totanus natans, Bechst. (Tot. fuscus, Leisl., Tr. atra, Linn.) Der Unterkiefer ist hinten roth, vorn schwärzlich, vom Winkel 28“ bis 30, die rothe Fulswurzel 25" lang, der ganze Ober- kopfkaum merklich gewölbt. Er hat mit den beiden vorhergehenden die Grölse gemein, und steht in der Zeichnung Nr. 2 viel näher als Nr. 1; allein sein Kopf ist viel platter als bei beiden, auffallend platter als bei Nr. 2, und seine Fulswurzel um 4" kürzer als bei Nr. 1. In dem Betragen und der Nahrung gleicht er den beiden nahen Verwandten, Die nordamerikanische und ostasialische Art ist wahrscheinlich von den hier beschriebenen ver- schieden. ZWEITE FAMILIE. Meeruferläufer. Totani maritimi. Sie sind weniger dicht befiedert, die Füfse und die hintereHälfte des mittellan- gen, geraden oder unmerklich aufwärts gebogenen Schnabels ist roth, oder oran- gentarben; dieNasenfurche reicht bis zur Hälfte des Schnabels vor. 636 Sie leben gern in der Nähe des Meeres, oft auf feuchten Wiesen, fressen Insekten, ihre Lar- ven und Würmer, und legen 4 birnförmige, gelb- lich-, dunkelgefleckte Eier, Sie weichen nach der Jahreszeit weniger in der Zeichnung ab als die vorhergehenden, 1) Der deutsche Meeruferläufer, Totanus littoralis, Br. (Tot. calidris, auctor., Scol. ca- lidris, Linn., Tot. nuevius, Bris,s N. W, 1, Ausg. Hl. Th. Taf, 9, 9.) Die hintere Hälfte beider Kinnladen ist roth, die vordere schwarz, die rothe oder orangenfarbige Fulswurzel milst 23 bis 24"; der Scheitel ist kaum höher als die wenig erhöhte Stirn; Länge 11" bis 12. Seine Breite beträgt 19" bis 20. Frühlings- kleid. Die hintere Hälftie des Schuabels und der Fufs ist hoch mennigroth, der Kopf, Hinterhals, Rücken und dieSchultern siud schwarz odersch warz- braun mit rostgelben Flecken, der graue Oberflügel schwarz bespritzt, mit einem grolsen weilsen Spie- gel, der Unterrücken reinweils, «der Bürzel und Schwanz weils, schwarz gebändert, der weilse, an den Kropfseiten gelbliche Unterkörper bis auf die Mitte des Bauches mit schwarzen Flecken besetzt, Herbstkleid. In ihm ist der Schnabel und Fuls lichter als im Frühlingskleide, der Oberkörper tief- grau, und wie der weilse, an den Kropfseiteu graue Unterkörper mit schwarzgrauen Schäften geziert. Jugendkleid. Die hintere Schnabelhälfte und der Fuls orangenfarben, der Oberkörper braun, grolsen Theils mit blafs rostgelben Seitenflecken, der weilse, an den Seiten des Kropfes und der Brust graue Unterkörper wenig schwarzgrau gelleckt. Im Du- 637 nenkleide ist der Oberkörper grau und rostgelb« grau mit schwarzen Flecken und Streifen, der weilse Unterkörper bis zur Brust grauweils. Er hewohnt die feuchten Wiesen, Sümpfe und Mo- räste an der‘Östsee, ist sehr scheu, schreit beim Neste tlu, tlu, frifst Insekten und Würmer, und legt 4 gelbgraue, braun= und aschgraugefleckte Eier. 2) Der nordische Meeruferläufer, Totanus calidris, ‚Bechst: (Scol. calidris, Linn., Tr. striata et gambetta, Linn.) Die hintere, Hälfte beider Kinnladen‘ ist roth, die rothe oder orangenfarbene Fufswurzel® mist PEIZE der buckelartige Scheitel ist weit höhbr als die stark ner steigende Stirn; Länge 13", "#" Er ist etwas gröfser .als Nr. 1, hat um 1" Dis’ gr" höhere Fufswurzeln, und da der Scheitel buckelartig, bei Nr. 1 aber nur kaum merklich über die Stirn vorsteht, einen äufserst gewölbten Kopf. Er lebt an den Küsten der nordeuropäischen Länder, bis Is- land hinauf, wandert durch Deutschland, und äh- nelt in seinen Sitten, seiner Nahrung und Fort- pflanzung dem vorhergehenden. 3) Der gestreifte Meeruferläufer. Totanus striatus, Briss. (Tr. striata et gambetta, Linn.) Die hintere Hälfte beider Kinnladen ist roth, die rothe oder orangenfarbene Fulswurzel mifst 24", der Oberkopf ist sehr platt; Länge 10". Ich kenne diesen Vogel nur im Jugendkleide. In ihm ähnelt er auf dem Vorderkörper Nr. 1 völ- lig, aber auf dem Oberkörper keineswegs, sondern 638 dem Jungen von T'otanus fuscus, nur ist er etwas lichter, auf dem ganzen Oberkörper grauschwarz, mit weilsen Seitenrändern, welche auf deu Flügeln und Schultern Flecken bilden. Er ist viel schlan- ker und nach Verhältnifs hochbeiniger- als die.bei- den vorhergehenden, kommt zuweilen 'an der pom- merschen Küste vor, und ähnelt in seinem: Betra- gen und seiner Nahrung den nahen Verwandten. In Nordamerika lebt eine nahe verwandte Art, welche aber noch kleiner als Nr. 3 ist.‘ DRITTE FAMILIE Walduferläufer.» Totani &ylvestres, Der Schnabel ist gerade, die Nasenfur- chen reichen bis über die Hälfte vor; die beiden mittlern Steuerfedern sind bis zur Wurzel herauf gebändert; die NT zel, milst 17'".bis 19". Sie leben an Sümpfen und Mooren, er an solchen, welche auf Haiden oder im Walde lie- gen, verbergen sich gern im Grase, und legen 4 gelblichgrüne, braungefleckte, birnförmige Eier. 1) Der grolse Walduferläufer. Totanus syl- vestris, Br. (Tot. glareola, Temm., Tringa glareola, Linn.) Die beiden mittlern Steuerfedern sind bis zur Wurzel herauf schwarz und weils gebändert, der Schnabel milst von: der Stirn 15" bis 16, die Fulswurzel 18 bis 19", die Mittelzehe 13" bis 14"; 10Schwung- federn 1ster Ordnung. Der Scheitel kaunı höher als die sanft erhöhte Stirn. Er ist der gröfste dieser Abtheilung, gu gl bis 639 10” lang und 17" 8 bis 18% breit. Frühlings- kleid. Der schwärzliche Schnabel an der Wurzel bleigrünlich, der Fufls grünlichgelb, der Oberkör- per schwarzbraun, mit weilslichen Federrändern, welche auf dem Mantel Flecken werden, und mit grauen Flecken untermischt sind, der Oberschwanz weils, mit schwärzlichen Querflecken, der weilse Unterkörper an dem Kropfe und an den Halssei- len mit braunen Längeflecken, welche an den Kör- perseiten Querflecken werden. Herbstkleid. Der Oberkörper ist braun, mit rostgelblichweilsen Fleck- chen, der weise Unterkörper an dem Unterhalse, Kropfe und den Seiten schmuzigweils, bräunlich gestreift und gewellt. Er erscheint selten auf dem Frühlings- und Herbstzuge im mitllern Deutsch- land, bei Ahlsdorf und am Friefsnitzer See‘, ist ziemlich scheu, sucht sich, wenn er angeschossen ist, durch Schwimmen zu retten, und frilst Was- serinsekten, ihre Larven und Würmer. 2) Der Sumpfwalduferläufer. Totanus pa- lustris,.Br. (Tot. glareola, auct., Tr. glareola, Linn.) RL“ Die beiden mittlern Steuerfedern sind bis zur Wurzel herauf schwarz und weifs gebändert, der Schnabel mifst von ‘der Stirn 13 bıs 14", die Fulswurzel 17" bis 173“, dieMittelzehe 12" bis 15; 10Schwung- federn 1ster Ordnung; der buckelartige Scheitel ragt weit über die stark erhöhte Stirn empor. Er ist etwas kleiner als der ehe hat einen kürzern Schnabel und Fuls, und ganz andern Kopf, Bei Ni, 1 ist der Scheitel kaum über die sanft gewölbte Stirn erhaben, bei / 640 Nr. 2 aber steht der buckelartige Scheitel hocli über die stark aufsteigende Stirn empor. Er be- sucht auf der Wanderung die Gewässer von Nord-, selten die von Mitteldeutschland, kommt öfters bei Ahlsdorf vor, und ähnelt in seinem Betragen und seiner Nahrung Nr. 1. 3) Der getüpfelte Walduferläufer. Totanus glareola, Temm. (Tr. glareola, Linn. N. W. 1. Ausg. Ill. Th. Taf. 19, 25.) Die beiden mittlern Steuerfedern sind bıs zur Wurzel herauf weils und schwarz gebändert, der Schnabel mifst von der Stirn 13 bis 14'", die Fulswurzel 161" bis 17", dieMittelzehe 11"' bis 12", 10Schwung- federn 1ster Ordnung; der Scheitel ist eben so hoch als die sehr sanft gewölbte Stirn. Er unterscheidet sich von Nr. 1: durch die weitgeringereGrölse, dieniedrigereFufs- wurzel und den kürzern Schnabel, von Nr. 2 aber vorzüglich durch den niedri- gern Scheitel, welcher bei Nr, 2 auffallend er- höht ist. Die Zeichnung dieser drei Arten weicht auch etwas ab, besonders im Jugendkleide; denn in diesem sind bei Nr. 1 und 2 die Flecken an dem Kropfe und den Seiten desselben verwa- schen und undeutlich, bei Nr. 3 aber scharf be- grenzt und deutlich. Er lebt und brütet in Nord- deutschland, wandert in der Nähe von. Ahlsdorf nicht selten vorbei, ist nicht sehr scheu, schreit stark , frifst Insekten, ihre Larven und Würmer, und legt 4 gelbgrünliche, braungefleckte Eier. 641 4)Kuhls Walduferläufer. Totanus Kuhlii, Br. Die beiden mittlern Steuerfedern sind bis zur Wurzel herauf schwarz und weils gebändert; 11 Schwungfedern 1ster Ord- nung. Er ist auf dem Oberkörper stärker, auf dem Unterkörper aber usdeutlicher als die nahen Ver- wandten gefleckt, und unterscheidet sich von ihnen vorzüglich dadurch, dafs er in jedem Flügel zwei Schwungfedern mehr hat. Er lebt auf Java. VIERTE FAMILIE. Bachuferläufer. Totani rivales. Der Schwanz ist an den Seiten weit herauf reinweifs; die Nasenfurche reicht über die Hälfte des Schnabels vor, wel- cher gerade, an der Spitze aber etwas nie- derwärts gebogen ist. Sie bewohnen die Ufer der Gewässer, besuchen auf der Wanderung gern die schattigen Bäche, und fressen Insekten und ihre Larven, sehr gern kleine Käferchen. 1) Der hochköpfige Bachuferläufer. T'ota- nus oochropus, Temm. (Tr. ochropus, Linn, N. W. 1. Ausg. III. Tb. 'Taf. 19, 24.) Der weifse Schwanz ist in der Mitte weit herauf schwarz gebändert; der Schei- tel merklich, und weit hinten, höher als die stark erhöhte Stirn. Seine Länge beträgt 10" 1" bis 6 und seine Breite 18" 4" bis 19". Frühlingskleid. Der Schnabel ist grünlich- schieferhornfarben, an der 4 642 Spitze dunkler, der Fufs bleigrünlich, der dunkel- braune, ins Olivenfarbige schillernde Oberkörper mit weilsen Seitenflecken, der Flügel grofsen Theils schwarz, der reinweilse Unterkörper an den Kopf-, Hals- und Kropfseiten, an der Untergurgel und dem Kropfe mit kleinen dunkelbraunen Längellek- ken. Im Herbstkleide sind diese kleiner, die Kropfseiten sehr dunkel, und die kleinen weilsen Fleckchen auf dem Oberkörper kaum bemerkbar, Jugendkleid. Der lichterbraune Oberkörper hat auf dem Mantel kleine rostgelbe Fleckchen, der Unterkörper welcher dem des Frühlingskleides ähnelt, dunkle Halsseiten. Er besucht im Früh- jahre, Sommer und Herbste, zuweilen auch im Winter die Ufer der sülsen Gewässer, besonders der schattigen Bäche unsers Vaterlandes, läuft gern im Wasser herum, fliegt schnell, ist sehr scheu, frifst kleine Käfer, andere Insekten und ihre Lar- ven, und soll 4 grünlichgraue, ölolivenbraun- und braungraugefleckte Eier legen. 2) Der mittlere Bachuferläufer. Totanus ri- valıs, Br. (Tot. ochropus, Temm., Tr. ochro- pus, Linn.) Der weise Schwanz ist in der Mitte höchstens bis zur Hälfte herauf schwarz sebändert; der Scheitel weit vorn etwas höher als die sanft gewölbte Stirn. Er unterscheidet sich von Nr. 1: durch den weniger weit heraufgebänderten Schwanz, und den plattern Kopf; denn die Stirn ist bei Nr. 1 stark, und der Scheitel weit hinten erhöht; bei Nr. 2 aber steigt die Stlira sanft auf, und der Scheitel ist weit vorn und sanft erhöht. Er be- sucht auf dem Frühlings- und Herbstzuge die Ufer 643 der sülsen Gewässer, besonders die schattigen Bäche, und hat die Sitten und die Nahrung mit Nr. 1 gemein. 5) Der plattköpfige Bachuferläufer. Tota- nus leucourus, Br. (Tot. ochropus, Temm., Tringa ochropus, Linn.) Der weilse Schwanz ist an der 1sten oft auch an der 2ten Steuerfeder unge- fleckt, in der Mitte kaum bis zur Hälfte herauf gebändert; der platte Scheitel nicht höher als die vorn stark erhöhten, dann fast nicht bogenförmigen Stirnlei- sten. Sein Schwanz hat mehr Weifs, als bei beiden vorhergehenden, und sein Schädel ist viel platter; denn er steigt nur anfangs an den Stirnleisten stark auf, läuft dann fast gerade fort, und erhebt sich auf dem Scheitel nicht. Er kommt auf dem Zuge an die Gewässer Frankens und West- phalens, und ähnelt in dem Betragen und der Nah- rung den nahen Verwandten. Worin der asiatische und amerikanische Totanus ochropus von dem beschriebenen abwei- chen, kann ich nicht angeben. FÜNFTE FAMILIE. Teichuferläufer. TZotani stagnatıles. Der Schnabelistgerade, zuweilenkaum merklich aufwärts gebogen, lang und äus- serst dünn, und hat eine kurze, nicht bis zur Hälfte vorreichende Nasenfurche; die Fülse sind sehr lang und schlank, Sie gehen tief in das Wasser, kommen nie 41 * 644 an die Meeresküste, sind scheu, und fressen ganz kleine Insekten. Der deutsche Teichuferläufer. Totanus stagnatılis, Bechst. N. W. 1. Ausg. III. Th. Taf. 18, 28.) Die Fuflswurzel mifst 26, der Schna- bel 20"; die zwei äulsern weılsen Steuer- federn haben auf der äulsern Fahne einen grauen Rand. Er ist 10" 6" bis 9" Jang und 19" breit. Früh- lingskleid. Der Schnabel ist schwarz, der Fufs grünlich, der Oberkörper grau mit schwarzen Län- ge-, auf den Schultern und Flügeln auch Quer- flecken, der Unterrücken und Bürzel weils, die 8 mittlern Steuerfedern weils, mit schwarzen Quer- flecken, der weilse Unterkörper an dem ganzen Vorderhalse, dem Kropfe und den Seiten mit klei- nen schwarzen Längeflecken. Herbstkleid. Der Schnabel schwarzgrau, der Fufs olivengrün, der hellgraue Oberkörper mit weilsen Federrändern, der weilse Unterkörper an deu Hals- und Brust- seiten mit kleinen braunen Fleckchen. Jugend- kleid. Der Schnabel ist schwarzgrau, der Fuls grüngrau, der schwarzbraune Oberkörper mit gelb- lichen Federrändern, wozu an den Schulter- und hintern Schwungfedern schiefe, schwarze Querflek- ken kommen, der weilse Unterkörper an der Un- tergurgel, den Hals- und Brustseiten mit schwärz- lichen Längefleckchen. Er bewohnt das nordöst- liche Europa, und kommt auf dem Zuge äulserst selten nach Deutschland, an die See- und Teich- ufer, ist sehr scheu, hat ein ganz eigenthümliches Geschrei, und frifst ganz kleine Insekten und ihre Larven. 645 Ob der in Ungarn vorkommende mit unserm deutschen einerlei ist, weifs ich nicht; der nord- amerikanische ist aber von dem eben beschriebe- nen gewils verschieden, SECHSTE FAMILIE, Kurzfülsige Uferläufer. Totuni brachypodes. Der Schnabel und Fufs ist ziemlich kurz, die Nasenfurche reicht fast oder bis zur Hälfte des Schnabels. vor. Hierher ge- hören zwei nordamerikanische Arten, welche sich äufserst selten in unser Vaterland verirren. Der langschwänzige Uferläufer. Totanus Bartramius, Wilson. (Tringa longicaudata, Bechst. N. W.1. Ausg. Nachtr. 'Taf. 38, 75.) Der Schnabel mifst 15“ bis 18; der stufenförmige Schwanz ragt 12“ über die Flügelspitzen hinaus, Seine Länge beträgt 10” 6" bis 11". Herbst- kleid. Der Schnabel ist gelb, der Augenstern hell- bräunlich, der Fufs fleischfarben, der Oberkörper schwarzbraun mit'isabellfarbenen Federrändern, der Schwanz in der Mitte braun, an den ’'Seiten isabell- farben mit schwärzlichen Querbinden, der weilse bis zur Brust isabellfarbige Unterkörper am Vor- derhalse und Kropfe mit feinen schwarzen Länge-, an den Seiten mit solchen Querstreifen. Jugend- kleid. Der Schnabel ist bräunlichgelb, der Augen- stern graubraun, der Fuls gelblich fleischfarben, der Oberkörper dunkelbraun, mit graurothen und weils- lichen Federkanten, an den hintern Schwung-, und an den Schulterfedern mit schwarzen, schief- 646 stehenden Querbinden, der in der Mitte gelbrothe, an den Seiten weilsliche Schwanz mit schwarzen schiefen Querbinden, der bis zur Brust graugelb- liche, dann weilse Unterkörper am Halse und Kropfe mit dunkelbraunen Länge-, an den Seiten Quer- lecken. Er verirrt sich von den Ufern der nord- amerikanischen Gewässer höchst selten nach Europa — ein Stück wurde an der Werra geschossen — und frifst Insekten, ihre Larven und Würmer. Der gefleckte Uferläufer. Totanus macula- rius, Temm. (Tr. macularia, Linn.) N. W. 1. Ausg. Nachtr. Taf. 38, 76.) Der weilse Unterkörper ist wie bei den Singdrosseln mit schwarzen Flecken be- setzt. Er hat so ziemlich die Gröfßse einer Sing- drossel, und ist etwas über 9" lang. Das Früh- lingkleid. Der an der Spitze braune Schnabel und Fufs fleischfarben, der Oberkörper graubraun, ins Olivenfarbige ziehend mit schwarzen Länge-, auf dem Mantel Quer- und Zickzackflecken, die 4 mittlern Steuerfedern braun mit schwarzen, die 4 äufsern weils mit braunen Querflecken, der weilse Unterkörper überall mit mehr oder weniger run- den schwarzen Flecken. Er lebt in Nordamerika und verirrt sich selten an die Küsten der nord- europäischen Länder, äufserst selten an den Strand der deutschen Ostsee, und frifst Insekten und Würmer. Die beiden letzten Uferläufer weichen sehr von den andern ab, und könnten eine besondere Sippe bilden. 647 Neunte Sıppe. Strandpfeifer. Actitis, .Boje. Der Schnabel ist gerade, biegsam, nur an der Spitze hart, übrigens weich, vorn schmal mit bis vor die Spitze reichenden Nasenfurchen; der Fufs, die ganze Gestalt, der stark ausgeschnittene Flügel und der innere Bau wie bei den Uferläufern; der abgestufte, mittellange Schwanzragt merk- lich über die Flügel hinaus, und hat 12 Steuerfedern. Die Weibchen sind etwas kleiner als die Männchen, und am Kropfe zarter gezeichnet, die Farbe ist nach dem Alter und der Jahreszeit wenig verschie- den. Der Augenstern braun. Die Strandpfeifer wurden bald zu Tringa, bald zu Tiotanus gerechnet. Ich zeigte schon im Lehrbuche, dals sie den übrigen T'otanis, beson- ders im Bau des Schnabels, welcher zwischen dem des Totanus und der Tringa in der Mitte steht, sehr unähnlich sind. Da nun alle, die sonst zu Tringa hypoleucos, Linn. gerechneten Vögel, wel- che verschiedene Arten bilden, einander ın Gröfse, Gestalt und Farbe äufserst ähnlich sınd: so stimme ich Herrn Boje völlig bei, und führe sie hier als besondere Sippe unter dem Namen Strandpfeifer von ihrem pfeifenden Geschrei auf. Diese Vögel leben au den Ufern süfser Gewässer, besuchen aber ‚auch dıe Seeküsten, haben zur Paarungszeit einen trillernden Gesang, setzen sich nicht nur an die Ufer, sondern auch gern auf Steine, Pfähle, sogar Zweige, fliegen und laufen schnell, können im Nothfalle schwimmen und untertauchen, fressen 648 Insekten und ihre Larven, mausern sich jährlich zweimal, und legen 4 gelbliche, dunkelgefleckte Eier. 1) Derhochscheitelige Strandpfeifer.. Aeti- tis cinclus, Br. (Tot. hypoleucos, Temm., Tr, /ıypoleucos, Linn.) Der Bürzel bräunlich, dunkler gefleckt, Brust und Bauch auch aufden Seiten weils, der Scheitel weit hinten buckelartig er- höht, und viel höher als die stark aufstei- gende Stirn; derSchwanz milst 2”8" bis 10. Er ist 8" 10" bis 9" lang und 14" 6% breit. DasFrühlingskleid. Der Schnabel dunkelhorn- farben, der Fufs grüngrau, der Oberkörper bräun- lich mit olivenfarbigem Anfluge, grünlichem und Purpurschiller und schwarzen Schaft- und Quer- flecken, die weilsen Schwanzseiten schwarzgebän- dert, der Unterkörper ‚weils, an den Kropfseiten bräunlich, an diesen und an dem Vorderhäalse mit braunen Schaft- und Längefleckchen. ‚Im Herbste zeigen die Alten auch auf dem Kopfe und. Ober- rücken hellgraue Federränder. Jugendkleid, Der braune Oberkörper: hat keine schwarzen Flecken, wohl aber: hellgraue Spitzenränder, vor:denen auf dem Mantel noch schwarze (Juesstreifen : stehen, und an den: braunen Kropfseiten des weilsen Un- terkörpers sieht man dunklere Schäfte.., Er besucht auf dem Zuge die See-, Teich-, Fluls- und Bach- ufer; Mitteldeutschlands,' ist einzeln wenig, in. Ge- sellschaft sehr: scheu,: schreit sisisisi, frißst. In- sekten und ihre Larven, und legtschon .in Nord- deutschland 4 gelbliche, braun - naaae aschlarbenge- tleckte Eier. nes 649 2) Der plattköpfige Strandpfeifer. Aetitis "Aaypoleucos, Boje. (Tot. hypoleucos, Temm., Tr. hypoleucos, Linn. N. W. 1. Ausg. Ill. mi Taf. 20, 26.) Der Bürzelbräunlich, dunkler getleckt, Brust und Bauch auch auf'den Seiten rein- weils, der platte Scheitel'’kaum höher als die sanft gewölbteStirn;,derSchwanz milst ou gu bis gm, Er ist von dem vorhergehenden vorzüglich durch die Schädelbildung verschieden. Bei Nr. 1 erhebt sich der Scheitel weit hinten, aber so stark, dafs er buckelartig über die stark auf- steigende Stirn vorsteht; bei Nr. 2 hingegen hat der platte Scheitel gleiche Höhe mit der sanft ge- wölbten Stirn. Gewöhnlich ist er auch etwas grös- ser als der vorhergehende, mit welchem er das Belragen, die Nahrung und Fortpflanzung ne hat. Er brütet in Deutschland. 3), Der Teichstrandpfeifer. Letitis, stagna- tilis, Br. (Tot. hypoleucos, Temm., Tr. hy- poleucos, Linn.) Der Bürzel ist bräuplich, Brust und Bauch auch auf den Seiten reinweifs, der gewölbte Scheitel weit'vorn etwas höher alsı.die, sehr. stark, gewölbte »Stirn; '-der Schwanz mifst' 2’ 6" bis 9, Er hat unter den deutschen Verwandten chi am meisten gewölbten Oberkopf; allein die- ser erreicht seine gröfste Höhe nicht hinten auf dem Scheitel, wie bei Nr. 1, sondern weit vorn, und steht über die stark gewölbte Stirn’nur wenig, nicht buckelartig vor. VonNr. 2 unterscheidet ihn sein stark gewölbter Kopf hinlänglich... Er besucht 650 Mitteldeutschland auf dem Zuge, ist zuweilen so- gar im December noch an den .oflenen Bächen, und ähnelt den nahen Verwandten in dem Beigapei: und der Nahrung. Zehnte Sippe Küstenläufer. Tringa, Linne, Cüvier, Boje, Brehm ete. (Tringa murilima, L.) Der Schnabel ist eben. so AN ri: te kaum länger als der Kopf, sanft bogen- förmig, hoch und schmal, auch an der Spitze mit,bis zu dieser reichenden Na- senfurchen; der Fufs kurz und stämmig, über der Ferse sehr wenig nackt, mit ganz getrennten, unten etwas breiten und ziem- lich langen Zehen; der Flügel wie bei den 4 vorhergehenden Sippen; der Schwanz mittellang und etwas stufenförmig, mit 12 Steuerfedern; der Hals kaum mittel- lang, der Leib gedrungen, der innere Bau wie bei den Strandpfeifern. Die Küstenläufer unterscheiden sich von allen ihnen ähnlichen Vögeln vorzüglich durch die kurzen, stämmigen Fülse, welche über der Ferse sehr wenig nackt sind, und die äus- serst reiche Befiederung, welche durch lange, dicht stehende Federn bewirkt wird und sie schwimm- fähig macht. Sie bewohnen zur Brutzeit die hohen Bergebenen des Norden und Südosten, kommen nach derselben an die Küsten Hollands und Nord- deutschlands herab und bleiben an ihnen besonders auf Scheeren und steinigen Orten, welche bei der Fluth mit Wasser bedeckt sind, den ganzen Win- ter hindurch. Sie sind sehr gesellschaftlich, schwim- 651 men gut, fressen Schalthierchen, welche sie mit großser Geschicklichkeit, ohne sich von den Wel- len erreichen zu lassen, am Strande auflesen, mau- sern sich jährlich zweimal, sind im Winter auf dem Oberkörper grau und schwärzlich, im Som- mer- uud Jugendkleide mit rostfarbenen Federrän- dern geziert, und legen 4 birnförmige, graugelbe; braungefleckte Eier. 1) Der plattköpfige Küstenläufer, Tringa marıtima, Brünnich. Der Oberflügel ist grauschwarz mit weilslichen Federrändern, der Bürzel und die Mitte des Schwanzes schwarz, die Sei- ten des letztern grau; der Schnabel ist merklich bogenförmig; der ganze Ober- kopfäufserst platt. Er ist der gröfste dieser Sippe, 10 lang und 18" breit. Frühlingskleid. Der Schnabel ist hinten röthlich, vorn schwärzlich, der Fufs ocker- gelb, der Kopf, Rücken und die Schultern schwarz mit blauem und Purpurschiller, und rostgelben und weilslichen Spitzenrändern; der Hinterhals und Oberflügel grauschwarz mit hellern Federrändern, der weilse Unterkörper auf dem Kropfe grau, fast überall schwärzlich gefleckt. Herbstikleid. Der Kopf und Hinterhals ist schwarzgrau, der Rücken und die Schultern schwärzlich mit lichtern Kanten und blauem und Purpurschiller, der Hals an der Kehle weißslich, übrigens reipgrau, am Kropfe wie an den Seiten des weilsen Unterkörpers weils- und graugelleckt. Jugendkleid. Die Schnabelwurzel und der Fufls blalsgelb, der mattschwarze Ober- körper mit rostgeiben, auf dem Flügel weilsen Fe- derrändern, der Unterkörper weils, am tiefgrauen 652 Halse mit hellgrauen Federrändern, auf den Seiten mit grauschwarzen Flecken. Er bewohnt Grön- land, lebt dort zur Brutzeit auf grasreichen Stellen, aufser derselben am Strande, wo er zur Ebbezeit vom Meereswasser frei ist, schwimmt zuweilen ziem- lich weit in das Meer hinaus, ist sehr wenig scheu, kommt selten an die Küste Hollands, fast nie an die unsers Vaterlandes, frifst Schalthierchen, und legt. 4 graugelbe, braungefleckte Eier, 2) Der mittlere Küstenläufer, Tringa nigri- cans, Montagu. (Tr. maritima, auct.) Der Oberflügel ‚ist grauschwarz mit weilslichen Federrändern, der Bürzel und die Mitte des Schwanzes schwarz, die Sei- ten: des .letztern grau, der Schnabel fast ganz gerade, der Kopf an dem Anfange des Augenknochenrandes,, plötzlich erhöht, dannıfast nicht gewölbt. Er ist merklich kleiner als Nr. 1, nur 9" lang und. 17" breit, und: unterscheidet sich noch über- dies, von ihm; 1). durch seinen fast gar nicht bogenförmigen, dünnen Schnabel und 2) seinen an der Stirn weit höhern Kopf, Er bewohnt Grönland, kommt selten in das mittlere ‚Europa, äufserst, selten ‚an die deutsche Küste, und hat. die Sitten mit Nr, 1 gemein. 3) Der hochköpfige Küstenläufer. Tringa » „littoralis, Br. (Tr. maritima, auct.) Der Oberflügel ist grauschwarz mit weifslichen Federrändern, der Bürzel und die Mitte des Schwanzes schwarz, die Sei- ten des letztern grau, der Schnabel etwas bogenförmig, der Kopfran dem Augenkno- chenrande sehr gewölbt. 653 Er hat die Gröfse von Nr. 2 und die Schna- belgestalt von Nr, 1, unterscheidet sich aber von beiden durch den stark gewölbten Ober- kopf und den fast gänzlichen Mangel des Glanzes auf dem schwärzlichen Oberkör- per des Herbstkleides. Er bewohnt Island und andere nördliche Länder, ‚nistet auf den ho- hen Bergebenen im Grase, ist aulser der Brutzeit auf den bei der Fluth überschwemmten, bei der Ebbe trocknen Scheeren, Klippen und Steinen, kommt, seitdem man Steindämme an der hollän- dischen Küste erbaut hat, jährlich im Winter da- hin, selten an die deutsche Küste, geht in Norden auch bei Mondschein seiner Nahrung nach, welche in Schalthierchen und Mollusken, als Nerita, Pa- zella u. dgl. besteht, und legt 4 gelbliche, braun- gefleckte Eier. In Ostindien gibt es eine Art Küstenläufer, welche den eben beschriebenen nahe verwandt und noch nicht von ihnen unterschieden ist. Eifte Sinp& Strandläufer. Canutus, Briss. (Tringa Islan- dica, Linn.) Der Schnabel ist so lang als der Kopf, gerade, an der Spitze merklich breiter als vorihr, mit tiefen, bis vor dieselbe rei- chenden Nasenfurchen, weich, mit Gefühl versehen; der Fufs mittellang, ziemlich stark, über der Ferse etwas nackt mit kur- zen, unten breiten, ganz getrennten Zehen, der lange Flügel ist ausgeschnitten und reicht etwas über die Spitze des fast gerade abgeschnittenen zwölffederigen 654 Schwanzes; der Körper ist gedrungen, et- was zusammengedrückt, der Hals miittel- lang, der innere Bau wie bei den vorher- gehenden Sippen. Die Farbe des Unter- körpers im Sommer hochrostroth, im Win- ter weils, imJugendkleideweilslich. Beide Geschlechter von gleicher Grölse und Farbe. Die ächten Strandläufer bewohnen den Norden der alten Welt, halten sich im Sommer wahrscheinlich auf hochliegenden sumpfigen Or- ten, auf der Wanderung vorzüglich an solchen schlammigen Stellen der Meeresküsten auf, welche bei der Ebbe vom Wasser verlassen werden, kom- men selten auf dem Zuge tief in das Land, sind sehr scheu und vorsichtig, gern in Gesellschaft, locken toi toi, und fressen Wasserinsekten, be- sonders kleine Schalthierchen. Sie weichen in ih- rem Betragen so sehr von der vorhergehenden und folgenden Sippe ab, dafs sie nicht mit einer von ihnen vereinigt bleiben können. 1) Der isländische Strandläufer. Canutus Islandicus, Brehm. (Tringa Islandica et Ca- nutis, Linn. N. W. 1. Ausg. Nachtr. Taf. 9, 19, 20.) Alle Steuerfedern sind grau mit weis- sen Schäften und Rändchen; der Scheitel eben so hoch als die sanft gewölbten Stirn- leisten. Seine Länge beträgt 10" 6" bis 11" 6 und seine Breite 21“ bis 22". Frühlingskleid. Der Schnabel und Fufs ist schwarz, der Oberkörper ebenfalls, auf dem Oberkopf und Mantel mit hoch- rostrothen Federrändern und Seitenflecken, der Un- 655 terrücken und Bürzel weils mit etwas Rostroth, stark schwarzgefleckt; der Unterkörper hochrost- roth. Im Herbstkleide ist der Schnabel und Fuls schwarzgrün, der Oberkörper aschgrau mit schmalen hellen Federrändern und dunklern Schäf- ten, auf dem weilsen Unterkörper bis zur Ober- brust mit bräunlichen Länge- und Querflecken. Im Jugendkleide stehen auf dem aschgrauen Oberkörper vor den hellgrauen Federrändern schwarze Halbkreise und auf dem an dem Vorderhalse und an den Brusiseiten grau überflogenen Unterkörper bräunliche und schwarzgraue Fleckchen. Er be- wohnt Island, brütet wahrscheinlich auf den hohen Bergebenen, ist im Frühjahre und Herbste an dem Strande gern mit Sitrepsilas collarıs, kommt im August an die Küsten Deutschlands, besonders an die der Nordsee, sellen an die Gewässer tief im Lande, ist sehr scheu, und frilst Wasserinsekten, kleine Muscheln und Schnecken. 2) Der hochköpfige Strandläufer. Canutus cinereus, Br. (Tringa Islandica et Canutus, Linn.) Alle Steuerfedern sind grau mit weis- sen Schäften und Rändchen; der buckelar- tige Scheitel viel höher als die stark auf- steigende Stirn. Er unterscheidet sich von dem verhergehenden untrüglich durch den merklich über die sehr erhöhte Stirn vorstehenden buckelartigen Scheitel, welcher bei Nr. 1 platt und nicht hö- her als die sanft gewölbte Stirn ist, und hat oft auch einen etwas längern Schnabel. Er besucht im August und September, besonders im Jugend- kleide, die Küsten der Ostsee, kommt höchst sel- 656 ten auch am Friefsnitzer See vor, und hat das Be- tragen und die Nahrung mit Nr. 1 gemein. Zwölfte Sippe. Schlammläufer. Pelidna, Cuvier. Der Schnabel ist so lang oder länger als der Kopf, gerade oder 'bogenförmig, an der Spitze kaum merklich breiter als vor ihr, mit weit vorgehenden Nasenfur- chen, durchaus weich; der Fufs schlank, weit über der Ferse nackt, mit 4 mittel- langen, fast oder ganz getrennten Zehen; der mittellange Flügel spitzig, stark aus- geschnitten mit 10 Schwungfedern 1ster Ordnung, von denen die 1ste die längste ist. Der Schwanz an den beiden mittlern der 12 Steuerfedern etwas verlängert, bei vielen doppelt ausgeschnitten, mittellang; der Rumpf zusammengedrückt, der Hals mittellang, der innere Bau wiebei den vor- hergehenden Sippen. Die doppelte Mau- ser bewirkt eine verschiedene Zeichnung; auch weicht das Jugendkleid ab. Die Ge- schlechter sind etwas oder nicht verschie- den. Das Herbstkleid ist oben grau. Der Augenstern braun. Die Schlammläufer unterscheiden sich von den Strand- und Küstenläufern vorzüglich durch die viel höhern Fülse und den schlaukern Körper. Sie haben eine nicht so reiche Befiede- rung als die Küstenläufer, und einen an der Spitze weniger breiten Schnabel als die wahren Strandläufer (Canutus), und zeichnen sich im Frühlingskleide durch die schöne Zeichnung 657 des Oberkörpers, welche rostroth- und schwarz- gemischt und unter einander gefleckt zeigt, aus. Das Herbstkleid ist oben grau. Diese Sippe enthält die kleinsten Vögel dieser Ordnung; alle hierher gehörenden leben in der Nähe des Meeres, gehen aber auf ihrer Wanderung, besonders in der Jugendzeit, tief in das Land hinein, sind sehr ge- sellschaftlich, oft mehrere Arten unter einander, fast alle wenig scheu, fressen Insekten, ihre Lar- ven und Würmer, und brüten im Norden. Ihre 4 Eier sind birnförmig, gelblich, dunkelgefleckt. ERSTE FAMILIE, Bogenschnäblige Schlammläufer. Pelidnae arqualae. Der Schnabel ist schmal, viel länger als der Kopf, ächt bogenförmig; der Fufs hat an den Zehen breite Sohlen; der Schwanz ist schwach, doppelt ausgeschnit- ten; der Unterkörper im Sommer hoch- rostroth. Die etwas gröfsern Weibchen haben einen längern Schnabel als die Männchen. Sie leben nur ziemlich hoch im Norden, und besuchen auf dem Zuge unser Vaterland. 1) Der bogenschnäblige Schlammläufer. Pelidna subarquata, Cuv. (Tr. subarguata, Temm., Numenius subarquata, Bechst., Num. ferrugineus, Mey., Scol. subarquata, Linn, N. W. 1. Ausg. Ill. Th. Taf. 20, 27.) Der Schnabel ist merklich bogentör- mig, die Fulswurzel 14" bis 15“ hoch, der buckelartige Scheitel viel höher als die stark gewölbten Stirnleisten, 42 658 Seine Länge beträgt 8" 9"' bis 9" und seine Breite 16 bis 16” 8%. Frühlingskleid. Der Schnabel ist schwarz, ‘der Fuls schwarzbraun, der Oberkörper schwarz mit rostrothen Federrändern, auf dem Mantel mit solchen und: weilsen Spitzen- kanten und Seitenflecken; der Oberflügel tiefgrau, der weilse Bürzel braungefleckt, der Uuterkörper sröfstentheils hochrostroth, der Schwanz ' grau. Herbstkleid. Der Oberkörper ist tiefgrau, mit schwärzlichen Schaftstreifen und hellern Federrän- dern, der weilse Unterkörper mit grauen Längeflecken an den Hals- und Brustseiten. Das Jugendkleid. Der graubraune Oberkopf mit hell- oder rostgrauen, der Mantel schwärzlich mit rostfarbenen und rost- gelben Federrändern, der Bürzel reinweils, der weilse Unterkörper an dem Unterhalse und den Seiten rostgrau mit tiefgrauen Schäften. Er be- wohnt das nördliche, doch nicht das hochnördliche Europa, lebt in der Nähe der Meeresufer und kommt nur auf der Wanderung tief ın das Land -hinein, ist wenig scheu, ‘gern ‘in Gesellschaft seines Glei- chen und der nahen Verwandten, hat eine pfeifende Lockstimme, frifst Wasserinsekten, ihre Larven und Würmer, und legt in der Nähe der Küste 4 gelbliche, dunkelbraun - und tielaschgraugefleckte Eier. 2) Der langschnäblige Schlammläufer. Pe- lidna macrorhynchos, Br. (Tringa macrorhyn- chos, Br. N. W. 1. Ausg. Ill. 'Tb. Taf. 28.) Der gerade Schnabel nur an der Spitze etwas bogenförmig;z die Fulswurzel 15" bis 15%" lang; der platte Scheitel eben so hoch als die sanft gewölbten Stirnleisten. Er hat ınit dem vorhergehenden fast die Grölse 659 — er ist etwa 6”' länger und breiter — und in allen Kleidern die Zeichnung gemein; allein sein Schnabel ist etwas länger und gerade, nur an der Spitze kaum merklich bogenför- mig, was gegen die deutliche Krümmung des von Nr. 1 sehr absticht; sein Fufs ist etwas hö- her und sein Scheitel, welcher bei dem vor- hergehenden buckelartig über die stark gewölbten Stiroleisten vortritt, ist nicht höher als der sanft gewölbte Augenknochenraud. Er besucht auf dem Zuge die Küsten der Ostsee, geht sehr. selten tief in das Land hinein, ist gern unter andern Strand- vögeln, und ähnelt dem vorhergehenden in den Sitten und in der Nahrung. ZWEITE FAMILIE. Breitschnäblige Schlammläufer.. JPelidnae latırostres. Der Schnabel ist länger als der Kopf, breit, an der Spitze. bogenförmig; der Fufs mitschmalen Zehen und dem Ansatze ei- ner Spannhaut zwischen der äufsern und mittlern; der Schwanz in der Mitte ver- längert, Auf dem Unterkörper ist Weifs stets die herrschende Farbe. Sie halten sich gern an morastigen Ufern der siülsen Gewässer auf, und leben, wie die vorher- gehenden, in beiden Welten, 1) Der breitschnäbligeSchlammläufer. Pe- lidna platyrhynchos, Br. (Tringa platyrhyn- cha, Temm., Numen. pygmaeus, Lath., Num. pusillus, Bechst., Falcinellus pygmaeus, Cuv. N. W. 1. Ausg. Nachtr. Taf. 10, 22.) Er ist nur 7" 6" Jang und 14" breit. Früh- 42 * 660 lingskleid. Der schwärzliche Schnabel ist hin- ten rölhlichgrau, der Fufs dunkelgrünlichgrau, vor dem Auge ein brauner, über ihm ein weilser Streif, der schwarzbraune Oberkopf mit 2 rost- gelben Längestreifen, der Oberrücken, die Schul- tern und hintern Schwungfedern schwarz mit rost- gelben Federrändern, der Oberflügel und der in der Mitte schwarze Schwanz aschgrau, der Unter- körper weils, an dem Unterhalse, dem Kropfe und den Brustseiten rostgelbgrau überflogen mit brau- nen Flecken und weilsen Spitzenkanten. Im Herbst- kleide ist der Oberkörper tiefaschgrau mit dunk- lern Schäften und hellern Kanten. Jugendkleid. Der Schnabel und Fufs wie oben; der schwarz- braune Kopf hat einen braunen Streif vor und ei- nen breiten weifslichen über dem Auge, über dem letztern noch einen schmalen weilsen, der Mantel und Unterrücken ist schwarz mit rostfarbenen, rost- gelben und weilsen Federkanten, der in der Mitte schwarze, auf den Seiten tiefgraue Schwanz mit hellen Federkanten, der weilse Unterkörper an der Gurgel und den Seiten des Halses und Kropfes mit vielen braunen Schaftstreifen. Er besucht auf dem Zuge selten die schlammigen Ufer der Seen und Teiche unseres Vaterlandes; ist wenig scheu, fliegt geschwind und schön, frilst Insekten und ihre Larven, und brütet wahrscheinlich im nord- östlichen Europa. Noch weils ich nicht, ob alle in Europa vor- kommenden breitschnäbligen Schlammläu- fer zu einer Art gehören oder nicht. Der nord- amerikanische aber ist gewils von dem unsern verschieden. 661 DRITTE FAMILIE. Veränderliche Schlammläufer. FPelidnae variabiles. Der Schnabel ist länger als der Kopf, gerade oder kaum merklich bogenförmig; der mittelhohe Fufls hat ganz getrennte, schmale, mittellanuge Zehen; der Schwanz ist doppelt ausgeschnitten; die Farbe des Unterkörpers ändert etwas ab; alte ganz ausgefärbte Männchen haben im Frühlings- kleide einen schwarzen Brustschild; die Männchen sind schöner als die Weibchen. Sie bewohnen die schlammigen Stellen der Kü- sten der Nord- und Ostsee, kommen auf dem Herbstzuge an viele See- und Teichufer unsers Vaterlandes, und sind äufserst gesellschaftlich. 1) Der Alpenschlammläufer. Pelidna alpına, Boje. (Tringa alpina, Linn. N. W. 1. Ausg. Ill. Th. Taf. 21, 29 und Nachtr. Taf. 10, 21.) Der gerade Schnabel ist an der Spitze etwas gesenkt; die Fulswurzel 12" bis 13 lang, der buckelartige Scheitel viel höher als die niedrigen Stirnleisten. Er ist 9" bis 9" 6 lang und 15" 6" bis 16" 6" breit. Frühlingskleid. Der Schnabel und Fuls schwarz, der Oberkörper schön rostfarben mit schwarzen Flecken, auf dem tiefgrauen Flügel mit schwärzlichen Schaftstreifen, der graue Schwanz in der Mitte schwarz, die Kehle, der Bauch und seine Seiten weils, der grauweilse Vorderhals schwarz gestrichelt, auf der Brust beim Männchen ein. grolser schwarzer Schild, welcher beim Weibchen 662 nur in zwei unzusammenhäpgenden Seitenflecken sichtbar ist. Herbstkleid. Der tiefaschgraue Oberkörper hat dunklere Schaftstreifen, der weilse Unterkörper ist auf dem Vorderhalse grauweils, schwärzlich gestrichel. Jugendkleid. Der schwarze Oberkörper zeigt rostfarbene und rost- gelbe Federränder, die Grundfarbe des Flügels ist grofsentheils grau, der weilse Unterkörper an dem Vorderhalse roströthlichgrau mit braunen Länge- streifen, an den Seiten, der Brust mit schwarzen, einen unzusammenhängenden Fleck bildenden Tu- pfen. Er bewohnt wahrscheinlich Lappland, hält sich auf hochliegenden Sümpfen und Morästen, be- sonders an den Meeresufern auf, streicht durch Deutschland, ist sehr wenig scheu, frifst kleine Insekten, ihre Larven und Würmer, und ähnelt in der Fortpflanzung wahrscheinlich dem folgenden, 2)Derpommersche Schlammläufer. Pelidna variabılis, Br. (Tr. alpina, calidris et rufi- collis, Linn., Tr. variabıilis, Mey.) Der gerade Schnabel ist an der Spitze etwas gesenkt, die Fulswurzel 12’ bis 13" lang, der platte Scheitel nicht höher als die niedrigen Stirnleisten. Er ist so grols oder etwas kleiner als Nr. 1, hat aber gewöhnlich eine um 1" kürzere Mit- telzehe, einen viel plattern Scheitel, wel- cher bei Nr. 1 buckelarlig, bei Nr. 2 aber nicht über die Stirnleisten vorsteht, und ein schöne- res Frühlingskleid; denn in ihm ist bei dem Männchen oft die ganze Brust kohlschwarz und der Rücken mit weifslichen Spitzenkanten geziert, welche gegen das Schwarz und Rostroth sehr schön abstechen. Im Dunenkleide ist der Oberkörper 663 rostfarben, rostgelb- und schwarzgefleckt, der weils- liche Unterkörper am Vorderhalse rostgrau,. Er bewohnt die schlammigen Stellen an den Küsten der deutschen Ostsee, kommt auf dem Herbstzuge auch an die stehenden Gewässer im Lande, ist fast immer in Gesellschaft, sehr wenig scheu, schreit girrv, frifst Insekten und Würmer, und legt 4 blals- gelbe, braun- und rothbraungefleckte Eier. 3) DerSehinzische Schlammläufer. Peldna Schinzü, Br. (Tr. Schinziü, Br.) Der Schnabel ist wenig länger als der Kopf, gerade, an der Spitze etwas gesenkt, die Fulswurzel 10' bis 11"' lang, der Schei- tel etwas höher als die niedrigen, sanft aufsteigenden Stirnleisten, Er ist merklich kleiner als die beiden vorher- gehenden, nur 7" bis 7" 6'" lang und 14° bis 14 6" breit, und unterscheidet sich von ihnen: 1) durch den kürzern und schwächern Schnabel und Fufs, 2) durch den etwas kleinern schwar- zen Schild, 3) die wenig verschiedene Zeichnung beider Geschlechter und die breitern dunklern Streifen am Vorder- halse. Von Nr, 2 und 4 unterscheidet er sich noch deutlich durch den etwas erhöhten Scheitel. Er lebt an den schlammigen Ufern der Gewässer an den Küsten der Ostsee, kommt selten tief in das Land hinein, ähnelt in den Sitten und der Nahrung den vorhergehenden, und legt 4 gelbgraue, öl- und kastanienbraungefleckte Eier. 4) Der südliche Schlammläufer. Pelidna calidris, Pr. (Tringa alpina, Linn.) Der Schnabel ist etwas länger als der Kopf, durchaus gerade, die Fufswurzel 664 12'4; der Scheitel kaum höher als die nie- drigen Stirnleisten. Er hat die Gröfse von Nr. 2 und ähnelt den vorhergehenden wahrscheinlich im Frühlings- und Jugendkleide; im Herbstkleide aber ist der Oberkörper viel lichter grau und weni- ger dunkelgestreift, auch der Unterkörper ist am Halse viel heller. Er unterscheidet sich auch von allen nahen Verwandten durch den ganz gera- den Schnabel, ähnelt ihnen in dem Betragen und der Nahrung, und kommt im Winter bei Neapel vor. Ob er sich nach Deutschland verirrt, ist noch ungewils. VIERTE FAMILIE Zwergschlammläufer. .Pelidnae pygmaeae. Der Schnabel ist so lang, oder kürzer als der Kopf, gerade, oder an der Spitze kaum merklich bogenförmig; die mittel- langen, schlanken Fülse sind weit über der Ferse nackt mit fast ganz getrennten, schmalen Zehen. Auf dem Unterkörper herrscht in allen Kleidern Weils vor. Beide Geschlechter haben fast gleiche Grölse und Farbe. DieZwergschlammläufer sind diekleinsten aller schnepfenartigen, ja aller Sumpfvögel, meist sehr wenig scheu, im Nordosten einheimisch, auf der Wanderung ir Deutschland an den schlamm- reichen Ufern der stehenden Gewässer, und auf ganz kleine Insekten und ihre Larven angewiesen. 665 1) Der kleine Schlammläufer. : Pelidna mi- nuta, Boje. (Tringa minuta, Leisl., Colidris minuta, Cuv.) r Der Schnabel ist gerade, kürzer als der Kopf, der Schwanz doppelt ausge- schnitten, an den Seiten aschgrau, dieFuls- wurzel 10” 6 lang, der Scheitel steht buk- kelartig über die stark gewölbte Stirn empor. Seine Länge beträgt 6'' 6" und seine Breite 13" Frühlingskleid. Der Schnabel und Fufs schwarz, der Oberkörper schwarz mit breiten rost- rothen, hin und wieder weilslichen Federrändern, der weilse Unterkörper am Kropfe und den Brust- seiten hellrostfarben mit braunen Längefleckchen. Die Weibchen sind auf dem Oberkörper grauer als die Männchen. Herbstkleid. Der tief- aschgraue Oberkörper hat braunschwarze Schaft- streifen und der weifsliche Unterkörper an dem Unterhalse und den Brustseiten Hell- oder Rostgrau. Im Jugendkleide ist der Hinterhals grau, dunk- ler gestreift, der übrige Oberkörper schwarz mit rostfarbenen, rostgelben und weilsen Federkanten, der weilse Unterkörper am Kropfe graulich, an den Seiten, der Oberbrust braungestreift. Er be- wohnt das nordöstliche Europa, in manchen Jah- ren einzeln die östlichen Inseln der deutschen Ost- see, ist auf dem Zuge häufig an den Morästen Hol- lands und den schweizer Seen, selten an den Ufern der deutschen Gewässer, gern in Gesellschaft sei- nes Gleichen und der verwandten Arten, liest vor- züglich kleine Wasserkäfer vom Schlamme auf, und legt 4 mattgelbe, aschfarben- und braunge- fleckte Eier. 666 2) Der Zwergsehlammläufer. Pelidna pu- silla, Br. «Tringa minuta, Leisl. N. W. 1. Ausg. Ill. 'Th. Taf. 21, 30.) Der Schnabel ist so lang; oder. etwas kürzer als der Kopf, gerade, oder an der Spitzekaum merklich gesenkt, derSchwanz doppeltausgeschnitten, an den Seitenasch- grau, die Fulswurzel 9% bis) 94% lang, der platte Scheitel nicht höher als die anfangs plötzlich, dann nicht erhöhte Stirn. Er istieben so grols, oder kaum kleiner 'als Nr. 1, hat oft einen etwas längern Schnabel und kürzern Fufs als. dieser, unterscheidet. sich aber untrüglich von ihm dureh den platten Ober- kopf; bei Nr. 1.ist der Kopf, wegen des buckel- artigen Scheitels sehr,.gewölbt, bei Nr. 2 aber erhebt er sich nur am Anfange der Stirn und ' läuft fast in ganz gerader. Linie fort, indem er sich äufserst wenig wölbt.. Er ‘kommt im Frühjahre einzeln an der deutschen Ostsee vor, besucht die Ufer der Gewässer im Lande nur selten, und ähnelt in dem Betragen und der Nahrung dem vorhergehenden. 3) Der Temmincksche Schlammläufer. Pe- lidna TDemminckü, Boje (Ir. Temmincku, Leisl., Calidris Temminckü, Cuv.) Der Schnabel ist viel kürzer als der Kopf, gerade,san der Spitze etwas gesenkt, der stufenförmige Schwanz an den Seiten weifs, die Fulswurzel 81" lang, der Schei- tel niedriger als die sehr erhöhte Stirn; die Flügel reichen nicht über dieSchwanz- spitze hinaus. Seine Länge beträgt 6” 8" bis 11’ und seine Breite 13" bis 18” 6% Das Frühlingskleid. 667 ähnelt dem von Nr. 1, aber seine Schwanzseiten sind weils, und sein Schnabel und Fufs dunkel- braun. Auch dasHerbstkleid hat dieselbe Zeich- nung wie bei Nr. 1, allein der Oberkörper ist dunk- ler, fast schwärzlich aschgrau mit dunklern Schaft- strichen, der Schwanz an den Seiten weils, der Schnabel und Fufs viel heller. Das Jugendkleid aber weicht sehr ab. Der Schnabel ist braun, der Fufs grünlichbraun, der Oberkörper grauschwarz, mit gelblichen Federrändern, der weilse Unterkör- per an dem Kropfe weilsgrau. Er bewohnt das nordöstliche Europa, kommt im August und Septem- ber an die Ufer der Seen und grofsen Teiche, ist sehr wenig scheu, und frilst kleine Insekten. 4) DerkleinsteSchlammläufer. Pelidna pyg- maea, Seyffertitz et Brehm. Der Schnabel merklich kürzer als der Kopf, gerade, an der Spitze etwas gesenkt, der stufenförmige Schwanz an den Seiten weils, die Fulswurzel 74" bis 8" Jang; der Scheitel eben so hoch als die gewölbte Stirn, dieFlügelreichen einige Linien über die Schwanzspitze hinaus. Es ist der kleinste aller Sumpfvögel, nur 6" bis 6" 3" Jang, und 12 breit, und dem zunächst vorhergehenden ähnlich, aber: 1) viel kleiner und schlanker, besonders zarter gebaut, an allenGliedern, am Schnabelund Fulsschwä- cher, an letzierm niedriger, und am Flügel und Kopfe ganz anders gestaltet. Bei Nr. 3 ist der Flügel mittellang, nicht länger als dieSchwanz- spitze, und so ausgeschnitten, dals die te Schwung- feder von hinten die Spitze der Sten von vorn kaum oder nicht erreicht, bei Nr. 4 hingegen ist der Flü- 668 gel länger als die Schwanzspitze, und so ausge- schnitten, dafs die Ste Schwungfeder von hinten die Spitze der 4ten von vorn erreicht, oder über sie hinausgeht. Auch sind die Zehen viel schmäler als bei Nr. 5. Er besucht auf dem Zuge die Ufer der deutschen Ostsee, selten die tief im Lande lie- geuden Gewässer, ist nach des Herrn Freiherrn von Seyffertitz und des Herrn Conservators Schilling Beobachtungen sehr scheu, zuweilen in Gesellschaft der nahen Verwandten, von diesen allen aber auch durch ein besonderes Geschrei ausgezeichnet, und im Aufsuchen der kleinen Wasserinsekten und ih- rer Larven sehr geschickt. Dreizehnte Sippe Kampfstrandläufer. Machetes, Cuvier. Der Schnabel ist so lang, oder kaum länger als der Kopf, gerade, an der Spitze kaum merklichgesenkt, und nicht breiter als vor ihr, mit weit vorgehender Nasen- furche, durchaus weich; der etwas lange und schlanke Fufs ist weit über der Ferse nackt, und hat 4 Zehen, von denen diehin- tere kurz ist und hoch steht, die mittlere und äufsere durch eine Spannhaut verbun- den, und die alle mit etwas langen spitzi- gen Nägeln besetzt sind; derzwölffederige Schwanz ist abgerundet, der ausgeschnit- tene Flügel mit starken Schwungfedern, von denen 10 auf die erste Ordnung kom- men, und die vorderste dielängsteist. Der Hals, Rumpf und innere Bau wie bei den vorhergehenden Sippen; die Männchen sind noch einmal so grofs als die Weib- 669 chen, und haben im Hochzeitkleide eine ins Unendliche abändernde, aber jedes Frübjahr wiederkehrende, und auch im Winter nicht ganz verschwindende Zeich- nung, einen prächtigengrolsen Halskragen und viele Warzen im Gesichte, welche in der Herbstmauser mit dem Kragen ver- schwinden. Beiden Weibchen ist die Früh- lingsmauser unvollständig; das Jugend- kleid hat auf dem braunschwarzen Mantel rostgraugelbe Federränder; der Augenstern ist braun, der Fufs im Alter gelblich, in der Jugend grünlich; die Zeichnung der Weibchen ändert auch etwas ab. Die Kampfstrandläufer unterscheiden sich von allen schnepfenartigen Vögeln durch die auffallende Gröflse und Kampflust der Männchen, und durch ihr Leben in Viel- weiberei. Sie bewohnen die Sümpfe und feuch- ten Wiesen, besonders solche, die der Küste nahe liegen, gehen nicht hoch nördlich hinauf, und nicht weit südlich herab, und kommen auf dem Zuge durch einen grolsen Theil von Europa, sind scheu und flüchtig, fressen Insekten, ihre Larven, Wür- mer und Weichthiere, und legen 4 grünliche, dun- kelgefleckte, birnförmige Eier, welche das Weib- chen sehr liebt. Die Männchen haben zur Paa- rungszeit gewisse Kampfplätze, auf denen jeder seinen bestimmten Standort behauptet, von wel- chem aus jeder seinen Geguer angreift, auf ihn losrennt, mit der Krause wie mit einem Schilde seine Stölse auffängt, und ihn zu verletzen sucht. Zuweilen fassen sie einander bei dem Schnabel, wo- durch dieser oft Auswüchse bekommt. Im Mai bringen sie den grölsten Theil des Tages auf den 670 Kampfplätzen zu, verlassen diese aber bei Annähe- rung einer Gefahr sogleich. Man kennt nur die folgenden Arten. 1) Der hochköpfige Kampfstrandläufer. Machetes alticeps, Br. (Machetes pugnax, Cuv., Tringa pugnax, Linn., Tr. variegata, Brunn., Tr. littorea, Linn., Tot. cinereus, Briss. N. V.4,zAusgs. IL. Ih, Ta&,:13, 15. 14, Dar 2 15. 16. Taf» 15, 17. 18. Taf. .16,.49. 20). Die Fulswurzel mist 24" bis 254" beim Männchen, und 20” bis21“ beim Weibchen; der Scheitel ist höher als die stark auf- steigende Stirn, Das Männchen ist 12” 6 bis 13" 6 lang und 25 bis 26" breit; das Weibchen milfst 10" 6" bis 11" 3% in der Länge und 21” bis 22" in der Breite. Frühlingskleid. Der Schnabel ist grünlich oder grünlichgelb, der Oberflügel dunkel- braungrau, der schwarzgraue Schwanz an den 6 mittlern Federn schwarzgefleckt, der Bauch weißs; alles Uebrige höchst verschieden, besonders die Krause. Diese besteht aus harten, festen, oft über 3" Jangen Federn, und umgibt den gröfsten "Theil des Halses. Sie ist schwarz, blauschwarz, schwarz- grün, dunkelrostbraun, rothbraun, dunkelrostfar- ben; blafsrostgelb oder weils, heller oder dunkler gefleckt, gebändert oder getuscht, ofl sehr schön; die Brust hat entweder die Zeichnung der Krause, oder eine andere Farbe, und dieser entspricht oft die Zeichnung des Rückens und der Schultern. Im Herbste zeigen sich noch Spuren des Hochzeit- kleides, aber nur in der Zeichnung; denn der Kra- gen fehlt ihm stets. Beim Weibchen ist die Hauplfarbe des Gefieders im Frühjahre — die 671 meisten Federn sind noch vom Herbstkleide her — grau, oben dunkler als unten, auf dem Oberkör- per an den neuen reinschwarz, oder rostbraun, schwarzgefleckt, der Unterkörper bis zum weilsen Bauche rostbraun oder rostfarben, oder. rostroth, schwarzgefleckt. Zuweilen tragen die Weibchen im Frühjahre das reine Herbstkleid. Dieses ist bei alten Vögeln graubraun, schwarzgefleckt, am Unterkörper bis zum weilslichen Bauche grau, mit rostgrauen federrändern. Das Jugendkleid. Der Hinterhals ist rostgrau, dunkler gewölkt, ‘der übrige Oberkörper braunschwarz, mit ros!graugelben Fe- derrändern, der Vorderhals rostgraugelb, rostgelb- grau oder rostgrau, was auf der Brust allmälig in das Weifs des Bauches übergeht. Im Dunen- kleide ist der Oberkörper blafsrostgelb. oder licht- grau, mit schwarzen Streifer, der Unterkörper weifsgrau, an der Kehle und. dem Bauche fast rein- weils. Er lebt wahrscheinlich häufig im nordöst- lichen Europa, nicht selten schon auf einigen pom- merschen Inseln und sumpfigen Wiesen der pom- merschen Küste und Norddeutschlands, zieht durch Mitteldeutschland, ist im Herbste den andern Strand- vögeln im Betragen ähnlich, im Frühjahre durch seine Streitsucht ausgezeichnet, frilst Insekten, ihre Larven, Würmer und Schnecken, und legt 4 grau- grüne oder gelbgraue, braun- und ölfarbengefleckte Eier, de 2) Der plattköpfige Kampfstrandläufer. Machetes planiceps, Br. (Mach. pugnax, Cuv., Tr. pugnax et littorea, Linn., Tot. cinereus, briss., Tr. varıegata, Brunn. N. W. 1. Ausg. Taf. 17, 21. 22.) | Die Fuflswurzel milst beim Männchen 672 25% bis 231", beim Weibchen 19% bis 20"; derScheitel ist eben so hoch als dieplatte Stirn. Er unterscheidet sich von Nr. 1: durch die etwas kürzern Füfse und den sehr platten Oberkopf, auf welchem Stirn und’ Scheitel, die bei Nr. 1 sehr gewölbt, niedrig sind, lebt häufig auf den pommerschen Inseln, kommt seltuer als Nr. 1 auf dem Zuge in Mitteldeutschland vor, und ähnelt diesem in dem Betragen, der Nahrung und Fortpflanzung. 3) Der westliche Kampfstrandläufer. Ma- chetes pugnax, Cuv. (Tr. pugnax. littorea et Grenovicensis, Linn., Tr. variegata, Brunn., Tot. cinereus, Briss.) Die Fulswurzel mifst 23" bis 231" beim Männchen, und 20" beim Weibchen, der Scheitel ist niedriger als die sehr stark aufgeworfenen Stirnleisten. Er zeichnet sich von Nr. 1 und 2 sehr durch seine Schädelbildung aus. Bei diesem sind Stirn und Scheitel platt, bei jenem erhöht, aber ohne aufgeworfene Augenknochenränder; bei Nr. 3 hingegen. treten diese ‚leistenartig über Stirn und Scheitel weit vor, und bilden eine Rinne zwischen sich. Er bewohnt die Ufer der Nordsee, ist im nordwestlichen Deutschland nicht selten, und in Holland äufserst häufig, kommt östlich nicht vor, und hat das Betragen, die Nahrung und Fortpflan- zung mit den nahen Verwandten gemein. Vierzehnte Sippe. Sanderling. Calidris, Hlig. Der Schnabel ist gerade, so lang als der Kopf, an der Spitze etwas löffelför- 673 mig, und breiter als vor ihr, mit weit vor- gehender Nasenfurche, in seiner ganzen Länge biegsam; die ritzartigen Nasenlö- cher sind äufserst schmal, die mittelho- henFüfse haben 3 fast ganz getrennte, un- ten breite Zehen, und eine kleine nackte Stelle über der Ferse; der spitzige, mittel- lange Flügel ist stark, einfach, der zwölf- federige etwas kurze Schwanz schwach, doppelt ausgeschnitten; die Gestalt und der innere Bau wie bei den Strand- und Schlammläufern. Die Sanderlinge sind Strandläufer mit 5 Zehen, und ähneln diesen in Hinsicht des Auf- enthalts, der Lebensart, der Nahrung und Fort- pflanzung aufserordentlich. Auch sie halten sich an den Seeküsten des Norden beider Welten auf, verlassen diese nur zufällig, indem sie längs den Meeresufern wandern, gern in grolsen Gesellschaf- ten leben, Insekten und Würmer fressen, nach dem Alter und der Jahreszeit, aber nicht nach dem Ge- schlechte verschieden gezeichnet sind, und sich oft unter andere Strandvögel mischen, 1) Der hochköpfige Sanderling. Calidris arenaria, INllig. (Tringa calıdris, Linn.) Die Schwung- und Steuerfedern haben weifse Schäfte; der buckelartige Scheitel steht merklich über die Stirn empor, Er ist 8° 3 bis 6" lang und 15" 6% bis 94 breit. Das Frühlingskleid. Der Schnabel und Fuls schwärzlich, der Augenstern tiefbraun, der Oberkörper rost- oder braunroth, sehwarz- und weifsgefleckt, der Oberllügel schwarzbraun, mit rostrothen Zickzackflecken und einem weilsen Streif, 43 674 die 5 äufsern Steuerfedern hinten weils, vorn weils- grau, der weilse Vorderkörper bis zur Brust rost- rothgrau, mit schwarzen Schaftflecken und weilsen Spitzenrändern. Winterkleid. Der Oberkörper ist lichtaschgrau mit weilslichen Spitzen und schwärz- lichen Schaftllecken, der Unterkörper reinweils. Jugendkleid. Der Mantel ist schwarz mit weils- lichen Federrändern, der Oberflügel aschgrau mit dunklern Schäften, die Stirn, ein Streif über den Augen, das Gesicht und der Unterkörper reinweils. Er bewohnt die Seeküsten des hohen Norden, er- scheint im Herbste häufig, im Frühjahre selten an den Küsten der deutschen Ost- und Nordsee, nur zuweilen an den Ufern der Gewässer im Lande, sucht im Sommer den Strandläufern die Nahrung wegzunehmen, ist wenig scheu, schreit pitt, pilt, frifst kleine Wasserinsekten, ihre Larven und Wür- mer, und nistet im hohen Norden. 2) Der plattköpfige Sanderling. Calidris gri- sea, br. (Calidris arenaria, lllig., Tr. cali- dris, Linn. N. W.1. Ausg. Nachtr. Taf. 11, 20.) Die Schwung- und Steuerfedern haben weilseSchäfte, der platte Scheitel isteben so hoch als die Stirn. Er ist etwas kleiner als der vorhergehende, und unterscheidet sich von ihm vorzüglich dureh den platten Kopf, der durch den niedrigen Scheitel gegen den von Nr. 1, bei welchem derselbe buckel- artig vorsteht, sehr absticht, weniger deutlich durch den kürzern Schnabel. Er scheint mehr nord- östlich als Nr. 1 zu wohnen, kommt auch im Herbste selten an der pommerschen, häufig an der holländischen Küste vor, uud hat die Sitten, wie die Nahrung mit dem vorhergehenden gemein. 675 3) Der amerikanische Sanderling. Calidris americana, Br. Die Schäfte der Schwung- und Steuer- federn sind weils, der platte Scheitel ist niedrigeralsdiestark aufgeworfenenStirn- leisten. Er ist merklich gröfser als die beiden vorher- gehenden, 9'' lang und 16” breit, hat einen län- gern Schnabel und Kopf, und zeichnet sich besonders durch diesehr aufgeworfenen Stirn- leisten, und den niedrigen Scheitel, im Herbstkleide auch durch die Zeichnung aus. Bei Nr. 1 und 2 sind die schwärzlichen Schaltstreifen auf dem Oberkörper sehr deutlich, bei Nr, 3 aber die Schäftie kaum dunkler als die Grundfarbe, Er bewohnt das nördliche Amerika, geht im Winter bis Brasilien herab, und ähnelt in seinem Wesen und in seiner Nahrung den beiden vorhergehenden, Funfzehnte Sippe. Lappenfufs. Lobipes, Cuv. (Phaluropus, Linn.) Der Schnabel ist gerade, äufserst schwach, niedergedrückt, etwas länger als der kleine Kopf, vorn an beiden Kinn- laden nach einander hin gebogen, mit weit vorgehender Nasenfurche; die Nasenlö- cher sind breit, ritzartig; die stark zu- sammengedrückten mittellangen Füfse et- wasüberderfFersenackt, mitkurzerhoch- stehender Hinterzehe und 3 Vorderzehen, welche hinten durch eine Schwimmhaut, die vorn 2 bis 3 Bogen bildet, verbunden sind, der ziemlich langeFlügel stark aus- geschnitten, der mittellange Schwanz zu- 45 * 676 gerundet; die Gestalt wie bei den Strand- läufern, dieBefiederungsoreichunddicht, wie bei den ächten Schwimmvögeln. Zur Brutzeit haben nur die Männchen, welche mit den Weibchen gemeinschaftlich brü- ten, einen Brutfleck über die Mitie des Bauches. Die Weibchen sind 4 grölser als die Männchen. Die Lappenfülse sind Strandläufer mit Lappenfüfsen und Schwimmvögelbefiede- rung, und stehen in der Lebensart in der Mitte zwischen den Strandläufern und Schwimm- vögeln. Sie laufen oft wie die erstern an den Ufern der Gewässer herum, und suchen ihre Nah- rung an denselbon nach Art der Strandläufer auf; aber sie schwimmen auch oft vach Insekten herum, und entfernen sich Meilenweit von der Küste, be- galten sich im Wasser, tauchen aber nie. Sie flie- gen schnell, sind wenig scheu, nisten im Grase an süfsen Gewässern, legen 4 kleine birnförmige, gelbe, braungefleckte Eier, welche beide Geschlechter ausbrüten. ‘Die Weibchen sind im Sommer schö- ner als die Männchen, die Jungen anders als die Alten, und die Sommervögel, da die Mauser doppelt ist, schöner und anders als die Wintervögel gezeichnet. Der graue Lappenfufs. Lobipes hyperboreus, Cuv. (Phalaropus cinereus, Briss., Ph. hyper- boreus et fuscus, Lath., Tr. hyperborea et fu- sca, Linn., Tr. lobata, Brünn. N. W, 1. Ausg. Nachtr. Taf. 11, 24.) Die Kehle und ein Streif auf dem Flü- gelist weils. 677 Das Männchen ist 7“ 6“ lang und 15" breit; das Weibchen hingegen ist wenigstens 1” länger und 1'' 3' breiter. Frühlingskleid. Das Männ- chen, Der Schnabel ist schwarz, der Augenstern braun, der Fufs grüngrau, der Oberkörper schwarz- grau, auf dem Oberrücken und den Schultern schwärzlich mit rostgelblichen Seitenrändern, die Seiten des Hinterhalses rostroth, die des Schwan- zes aschgrau, der weilse Unterkörper an dem Kropfe und den Seiten grau, Das Weibchen ist auf dem Oberkörper sammetartig grauschwarz mit hoch- rostrolhen Halsseiten und dunkelrostgelben Seiten- kanten; auch hat der weilse Unterkörper an der Untergurgel ein hohes Rostroth, an dem Kropfe und den Seiten aber ein schönes Schwarzgrau. Das Herbstkleid kenne ich nicht. Das Jugendkleid. Der graugrünliche Fufs ist auf der innern Seite gelblich; der Hinterkopf und Hinterhals schwarz- braun, der schwärzliche Mantel auf dem Rücken und den Schultern mit hellrostfarbenen oder rost- gelben Federrändern, der weilse Unterkörper an den Seiten hellaschgrau überflogen. Er lebt in Is- und Grönland — da ich nur grönländische Vögel dieser Art besitze, und sie jetzt nicht mit isländi- schen vergleichen kann: so weils ich nicht, in wel- chen Stücken diese Vögel beider Länder abweichen — verirrt sich selten an die Küsten der deutschen Nord- und Ostsee, sehr sellen an die Ufer der schweizer Seen, kommt spät an und geht bald weg, hält sich an den Teichen, oft hoch auf den Bergen auf, schwimmt auf den warmen Quellen herum, frifst Wasserinsekten, und legt im Junius 4 kleine, gelbliche, braungelleckte Eier, 678 Sechzehnte Sippe Wassertreter. PAalaropus, Briss. Der Schnabel ist so lang als der Kopf, breit, platt an der Spitze der objern Kinn- lade übergebogen, mit sehr breiter, bis vor reichender Nasenfurche; die Nasenlö- cher ritzförmig eirund; die Füfse wie bei Lobipes; der Flügel und die ganze Gestalt eben so, allein diese ist etwasplumper, die Befiederung lockerer und reicher, und der Schwanz etwas länger. Die Wassertreter ähneln den Lappen- ‚füfsen außerordentlich; allein ihr Schnabel ist so breit, dafs sie nicht in einer Sippe mit ihnen ste- hen können. Auch sie verbinden die Strandläu- fer mit den Schwimmvögeln und suchen ihre Nahrung, Insekten und Würmer, theils laufend, theils schwimmend, sind wenig scheu, im weibli- chen Geschlechte schöner und gröfser als im männ- lichen, in der Jugend anders gezeichnet als im Al- ter, auch nach der Jahreszeit verschieden, und der vorhergehenden Sippe in der Fortpflanzung und der Beschaffenheit der Eier ähnlich. 1) Der rothe Wassertreter. Phalaropus ru- fus, Bechst. (Ph. platyrhynchos, Temm., Tr. lobata et hyperborea, Linn., Tr. fulicaria, Brünn.) Auf dem tiefaschgrauen Flügel eine weifse Binde, derSchnabel ziemlich breit, der etwas gewölbte Scheitel kaum höher als die sehr gewölbte Stirn. Das Männchen milst 9" 9" in der Länge und 16“ 6“ in der Breite, das Weibchen ist 679 über 1" länger, und oft 1” 6" breiter. Frühlings- kleid. Das Männchen. Der Schnabel ist röth- lichgelb, an der Spitze horubraun, der Augenstern rothgelb, der Fufs grünlich horngrau, die Stelle rings um den Schnabel rufsfarben, der Oberkopf, Rücken und die Schultern schwarz, mit rostgel- ben Federrändern; der Hinterhals und Bürzel rost- roth, der Unterrücken, ein Theil des Oberflügels und die Seiten des Schwanzes aschgrau, der ganze Unterkörper schön rostroth. Beim Weibchen ist der Oberkopf und Nacken malt sammelschwarz, und der Unterkörper schöner roth; der Rücken aber mehr schwarz. Herbstkleid. Der Oberkopf und Nacken aschgrau, mit zwei grauschwarzen Streifen an den Seiten des Hinterkopfs, der Rücken und die Schultern blaugrau, mit dunkeln Schäften, der weilse Unterkörper an den Brustseiten blau- grau. Jugendkleid. Der Schnabel graubraun, der Fuls gelbgrün, auf dem Hinterkopfe ein schwärz- licher hufeisenförmiger Fleck, der graubraune Ober- körper mit gelblichen Federrändern, die Stirn und der übrige Unterkörper weils. Er bewohnt den Norden beider Welten, lebt auf der südwestlichen Seite Islands nur in wenigen Paaren, kommt selten an die deutschen Seeküsten und in die Schweiz, schreit ihm, ihm, ist wenig scheu, liest vom Ufer und von dem Wasserspiegel Insekten und Würmer auf, und legt in das Gras der Teichufer 4 kleine birnförmige, schwarzbraungelleckte Eier. 2) Der breitschnäblige Wassertreter. Pha- laropus platyrhynchos, Temm. (Ph. lobatus, Lath., Tr. lobata et hyperborea, Linn., Tr. [ulicaria, Brünn.) Auf dem tielaschgrauen Flügel eine 680 weifse Binde, der Schnabel sehr breit, der buckelartige Scheitel steht hoch über die stark aufsteigende Stirn empor. Er ist wenigstens 6" länger und oft 1” breiter als Nr. 1, unterscheidet sich noch überdies von ihm durch den sehr hohen Scheitel, welcher bei Nr. 1 kaum über die Stirn emporragt, und die etwas andere Zeichnung des Sommer- kleides. Das Männchen hat nämlich in diesem ein viel matteres Rostroth, das Weibchen hin- gegen Blut- oder Ziegelroth am Unterkörper. Auch er lebt wenigstens in manchen Jahren ganz einzeln auf der südwestlichen Seite von Island, wahrschein- lich häufiger in Grönland, und ähnelt dem vor- hergehenden in dem Betragen, der Nahrung und Fortpflanzung. Nach Deutschland verirrt er sich eben so selten als der vorhergehende, Siebzehnte Sippe. Strandreuter. Zlimantopus, Briss. Die Füfse sind äufserst lang, sehr schlank, weich, im Leben biegsam, das Schienbein 3 oder $ seiner Länge nackt; die 3 Vorderzehen — die Hinterzehe fehlt — sind mittellang, mit einer deutlichen Spannhaut zwischen der äufsern und mitt- lern; der Schnabel ist 1lmal so lang als der Kopf, sehr dünn und spitzig, rund- lich,kaum merklich aufwärts gebogen, mit bis zur Hälfte vorgehender Nasenfurche, und ritzartigen, etwas von der Stirn ent- fernten Nasenlöchern; die Flügelsind sehr lang, äulserst spitzig, etwas ausgeschnit- ton, mit weit über die andern vorragender 681 erster Schwungfeder; der etwas kurze Schwanz hat 12 Steuertedern; die Befie- derung ist reich und fähig das Wasser ab- zuhalten; der innere Bau wie bei den vor- hergehenden Sippen. Die Männchen sind 4 sröfser und etwas schöner als die Weib- chen; die Jungen anders gefärbt als die Alten. Die doppelte Mauser bewirkt eine geringe Veränderung in der Zeichnung. Die Strandreuter bewohnen die Moräste, schlammigen Ufer und Küsten der warmen und gemälsigten Länder beider Welten, gehen sehr tief in das Wasser, schwimmen zuweilen darin herum, streichen weit, sind sehr scheu und vorsichtig, ge- hen wackelig, fliegen aber schnell und sehr schön, leben paarweise, nähren sich von kleinen Insekten, ihren Larven und von Würmern, mausern sich jährlich zweimal,‘ und legen biraförmige, grünlich- gelbgraue, braungefleckte Eier, welche beide Gat- ten, deren Brutfleck auf jeder Seite des Bauches sich über die Mitte desselben hinzieht, gemein- schaftlich ausbrüten. Ich kenne jetzt vier Arten, von denen zwei in Deutschland vorkommen. 1) Der rothfülsige Strandreuter. Zliman- topus rufipes, Bechst. (Charadrius himantopus, Linn.) Der Fufs des Männchens ist 8" 6", der des Weibchens 8' weit nackt, die Mittel- zehe mist 19" beim Männchen, 17!" beim Weibchen; der platte Scheitel ist niedri- ger als die stark aufgeworfenen Stirnlei- sten; der Hinterhals grofsentheils weils. Das Männchen ist 17" lang und 32" breit; das Weibchen milst nur 15" in der Länge und 682 29" in der Breite Das Männchen im Früh- jahre. Der Schnabel ist schwarz, der Augenstern karmin-, der Fuls mennigroth, der Hinterkopf und ein schmaler Streif auf dem Hinterhalse schwarz, mit Weifs gemischt, der ganze Mantel grünlich- schwarz mit schwachem Glanze, der doppelt aus- geschnittene Schwanz aschgrau, das ganze übrige Gefieder weils, auf dem Vorderkörper mit schwa- chem rosenrothem Anfluge. Das Weibchen hat auf dem Hinterkopfe nur einzelne schwarze Fe- dern, auf dem Rücken und den Schultern Schwarz- braun, und einen kaum bemerkbaren rosenrothen Schimmer am Unterkörper, Im Herbstkleide ist der Hinterkopf beider Geschiechter weils. Bei den Jungen sind die orangenfarbenen Fülse unter der Ferse unförmlich diek, die Augensterne gelb- braun, und die schwarzgrauen Federn des Hinter- kopfs haben wie die braunen des Mantels, weilse Federkanten. Er bewohnt die Seeküsten und Ufer der grofsen Gewässer des südöstlichen und südli- chen Europa, namentlich den Neusiedler See in Ungarn, und erscheint nur zuweilen in Deutsch- land auf dem Zuge, hat in seinem Betragen mit den Säbelschnäblern viele Aehnlichkeit, streckt wie dieser im Fluge die Füfse hinten hinaus, frilst Wasserinsekten und ihre Larven, nistet am Neu- siedler See, und legt 4 grünlichgelbgraue, braun- gefleckte Eier. 2) Der schwarzflügelige Strandreuter. 74- mantopus melanopterus, Mey. (Charadrius hi- mantopus, Linn. N. W. 1. Ausg. Il. Th. Taf. 12, 12.) Der Fufs des Männchens ist 9”, der des Weibchens 8" weit nackt; die Mittelzehe 685 milst beim Männchen 19", beim Weibchen 17"; der gewölbte Scheitel ist höher als die wenig aufgeworfenen Stirnleisten, der Hinterhals stets weils. Er unterscheidet sich von Nr. 1: durch die etwas hellern Füfse, welche stark ins Oran- genfarbige ziehen, 2) den schmälern Schna- bel; 3) den stets reinweilsen Hinterhals, welcher nur bei den Weibchen von Nr. 1 die in der Frühlingsmauser wenig Federn gewechselt haben, nie bei den Männchen im Sommer rein- weils ist; 4) den hohen Scheitel. Bei Nr. 1 stehen die sehr aufgeworfenen Stirnleisten höher als der Scheitei, bei Nr. 2 hingegen ragt dieser über die wenig aufgeworfenen Stirnleisten empor. Er lebt an ähnlichen Orten wie der vorhergehende, kommt auch in Ungarn am Neusiedler See, selten in Deutschland vor, und hat die Sitten und die Nahrung mit seinem nahen Verwandten gemein. 3) Der langfülsige Strandreuter. Z/imanto- pus longipes, Brehm. Der Fufs des Männchens ist 10" 2", der des Weibchens 9" weit nackt; die Mittel- zehemilst beim Männchen 19" beim Weib- chen 18"; der Scheitel ist viel niedriger, als die plötzlich erhöhten und stark auf- geworfenen Stirnleisten; der Hinterhals hat viel Weifs unter Schwarz. Er ist bedeutend gröfser, aber schmäler als Nr. 1 und 2, und mit ihnen wegen seiner sehr langen Fuülse nicht zu verwechseln, von Nr. 2 auch durch das Schwarz auf dem Hinterhalse verschie- den, lebt in Egypten, scheint Südeuropa nur zu- 684 fällig zu besuchen, und ähnelt in dem Betragen und der Nahrung den vorhergehenden. 4) Der brasilianische Strandreuter, Ziman- topus Brasiliensis, Brehm, Der Hinterkopf, Hinterhals, der Ober- rücken und Mantelsindschwarz oder braun, zwischen den Schultern steht ein weifsli- ches Querband. Die Zeichnung unterscheidet diesen Strand- reulter, der übrigens die Farbe und Sitten mit den vorhergehenden gemein hat, hinlänglich von diesem und läfst keinen Zweilel übrig, dals er eine besondere Art ist. Ich bezweifle, dafs der in Nordamerika woh- nende Strandreuter, welcher von Wilson Taf, 58, Fig. 2 abgebildet ist, eine Art mit dem unsrigen ausmacht, eben so, dafs die in Südasien lebende mit ganz schwarzem Hinterkopfe und Nacken zu Nr. 1, 2 oder 3 gehört. Da mir aber eine genaue Vergleichung aller dieser Vögel jetzt nicht möglich ist, muls ich die Entscheidung in dieser Sache noch versparen, Achtzehnte Sippe Säbelschnäbler. ARecurvirostra, Linn. Der lange, breite, harte, niederge- drückte Schnabel krümmt sich vorn säbel- förmig in die Höhe, hat ritzartige, sehr schmale auf ihm liegende Nasenlöcher und Nasenfurchen, welche kaum ! der Schna- bellänge einnehmen; die langen, weit über der Ferse nackten, stark zusammenge- drückten Fülse haben eine ganz kurze, sehr hoch stehende Hinterzehe, und mittellan- 685 ge, durch eine ganze, aber ausgeschnittene Schwimmhaut verbundene Vorderzehen. Der Flügel ist ziemlich lang, breit, spitzig, ausgeschnitten mit starken Schwungfe- dern, von denen die 1iste allein oder mit der 2ten über die andern vorsteht; der kurze Schwanz hat 12 Steuerfedern; das Gefieder ist so. dicht als bei den Schwimm- vögeln; die Weibchen sind etwas kleiner als die Männchen, aber diesem ähnlich ge- zeichnet; auch die Jungen weichen am deutlichsten durch ihre um den Knöchel dicken Füfse von den Alten ab. Die Säbelschnäbler bewohnen die Seekü- sten der alten und neuen Welt, und die ihnen nahe liegenden Wiesen und Weideplätze in kleinen Ge- sellschaften, gehen geschwind, tief in das Wasser, schwimmen, wenn sie den Grund nicht mehr er- reichen können, geschickt, um die kleinen Was- serinsekten mit ihrem inwendig gefurchten und mit scharfen Kanten besetzten Schnabel aufzulesen, und von der Oberfläche des Wassers wegzunehmen, sind sehr scheu und vorsichtig, entfernen sich fast nie von den Küsten, und legen 2 bis 3 gelbgraue, braungefleckte, mehr oder weniger biroförmige Eier, welche beide Geschlechter mit einem grolsen, auf jeder Seite des Unterkörpers stehenden, oft über den Bauch zusammenlaufenden Brutfleck ausbrüten, Die Jungen verbergen sich geschickt im Grase. Die Mauser ist einfach und die Zahl der Arten gering. 1) Der schwimmfülsige Säbelschnäbler. Recurvirostra avocelta, Linn. Der Oberkopf istschwarz oder schwarz- 686 braun; die Fulswurzel miflst beim Männ- chen 3" 5", beim Weibchen 35", der Schna- bel des erstern in gerader Linie von der Stirn bis zur Spitze 3" 7"', der des letz- tern 3" 3"; das vorderste Gelenk der Mit- telzehe von der Schwimmhaut umgeben; der buckelartige Scheitel weit höher als die stark erhöhten und sehr Pe nen Stirnleisten. Er ist 20” his 21" lang und 31" bis 32“ breit. Alt. Der Schnabel ist schwarz, der Augenstern braun, der Fufs blafsbläulich, der Oberkopf, Nak- ken und Oberhinterhals wie die Schultern schwarz, der Obertlügel hat 2 weilse und 3 schwarze Quer- felder, alles Uebrige ist weils. Das Schwarz ist beim Männchen schöner als bei dem Weibchen, bei den Jungen, welche über und unter dem Knöchel unförmlich dicke graue Fülse haben, bräun- lich, und hat auf dem Flügel rostgraue Federkan- ten. Im Dunenkleide ist der Oberkörper grau- und schwarzgefleckt, und der Unterkörper weils. Er bewohnt die norddeutschen Seeküsten, nament- lich die von Pommern, läuft auf den Weideplätzen gern um das Vieh herum, ist äufserst scheu und klug, schwimmt oft mit ausgestreckten Flügeln, liest die Wasserinsekten nicht nur von dem Schlam- me, sondern auch von dem Wasser auf, indem er sie sich vom Winde zutreiben läfst, und legt 2 bis 3 graugelbe, braun- und aschgraugeileckte Eier. 2) Der spaltfüfsige Säbelschnäbler. Ae- curvirosira fissipes, Dr. (Rec. avocetta, auct. Mey. und Wolfs Tasch. die Abb. zu $. 415.) Der Oberkopf ist schwarz oder schwarz- braun; die Fufswurzel milst beim Männ- 687 chen 3" 8”, beim Weibchen 3" 3", der Schnabel des erstern in gerader Livie von der Stirn bis zur Spitze beim Männchen 3" 4, beim Weibchen 3" 2"; das vorder- ste Gelenk der Mittelzehe ist frei von der Schwimmhaut; der Scheitel kaum höher als die sanft erhöhten, fast gar nicht auf- geworfenen Stirnleisten. Er hat mit Nr. 1 Gröfse, Gestalt und Zeichnung gemein; allein sein Schnabel ist um 3" kürzer, seine Fulswurzel um so viel länger und sein Schädel ganz anders. Bei Nr. 1 ist die- ser auf der stark aufsteigenden, wegen der unge- wöhnlich aufgeworfenen Leisten tief gefurchten Stirn stark , auf dem Scheitel ungewöhnlich erhöht, bei Nr. 2 hingegen steigt die flach gewölbte, mit nie- drigen Leisten besetzte Stirn sanft auf, und der Scheitel ist kaum höher als die Hinterstirn. Der deutlichste Unterschied zeigtsich beider Schwimm- haut; diese ist bei Nr. 1 so wenig ausgeschnitten, dals die ganze Mittelzehe in ihr steckt, tritt aber bei Nr. 2 so sehr zurück, dals nur die beiden hintersten Gelenke der Mittelzehe durch sie ver- bunden sind. Auch er lebt an den Küsten der Ostsee, namentlich an den pommerschen, und äh- nelt dem vorhergehenden in dem Betragen, der Nahrung und der Fortpflanzung. Neunzehnte Ordnung. Rallenartige Vögel, RARallidae, Leach, Der Schnabel ist mittel- oder ziemlich lang, an seinen Schneiden scharf; die ritz- artigen Nasenlöcher liegen in einer weit verbreiteten Nasenhaut; die Füfse sind sehr ausgebildet, über der Ferse nackt, mit 4 mehr oder weniger langen Zehen, welche nur bei einer Sippe mit Bogen von Haut. besetzt, bei den andern frei sind. Die Flügel sind kurz, stumpf, breit mit schwachen Knochen, Sehnen und Schwung- federn, und deswegen zu einem schnellen und weiten Fluge untauglich; der sehr kurze, fast ganz in den Deckfedern ver- steckte Schwanz hat 12 bis 16 Steuerfe- dern. Der Kopf ist klein, der Hals mittel- lang, der Rumpf äufserst zusammenge- drückt, die Speiseröhre erweitert, ohne jedoch einen Kropf zu bilden, der Magen voll von starken Muskeln, der grolse Darm mit 2 bedeutenden Blinddärmen. Sie bewohnen die schilf-, rohr- und grasrei- chen Ufer der Gewässer, Sümpfe und feuchte Wie- sen der alten und neuen Welt, leben paarweise in Einweibigkeit, fliegen ungern und ungeschickt, lau- fen aber sehr gut, und suchen ihren Feinden da- durch, dafs sie sich verkriechen oder untertauchen, 689 zu entgehen, fressen Sämereien, Insekten, ihre Larven, Schalthiere und Würmer, sind nach dem Geschlechte in der Zeichnung nicht oder wenig, in. der Gröfse oft etwas verschieden, und legen wenigstens 6, höchstens 16 eiförmige Eier, welche beide Eltern ausbrüten. Diese führen auch die mit schwarzem Flaum besetzten Jungen, die sogleich nach dem Auskriechen das Nest verlassen, zum Aufsuchen ihrer Nahrung an. Erste Sippe, Malle. Hallus, Linn, Der Schnabel ist länger als der Kopf, gerade oder sanftbogenförmig, zusammen- gedrückt mit 2 der Schnabellänge errei- chenden Nasenfurchen und schmalen Na- senlöchern, die Füfse haben lange, fast ganz getrennte Zehen. In dem muldenför- migen Flügel stehen die 2te und 3te, oder die 3te und 4te Schwungfeder über die an- dern vor. Der zwölftfederige Schwanz, hängt und ist fast ganz unter den Deckfe- dern verborgen; das Gefieder ist dicht, fähig das Wasser abzuhalten, bei beiden Geschlechtern gleich, bei den Jungen an- ders gefärbt als bei den Alten, nur einer Mauser jährlich unterworfen; die Männ- chen sind merklich grölser als die Weib- chen; der Körper ist äulserst zusammen- gedrückt, der innere Bau wie oben. Die Wasserrallen bewohnen die mit Schilf, Riedgras und Gebüsch bewachsenen Ufer der sülsen Gewässer, die mit hohem Riedgrase bedeckten Süm- pfe und feuchten Wiesen, machen sich Gänge in 44 690 dem Grase, verbergen sich geschickt, und 'schwim- men nur im Nothfalle, können sich aber auch auf Zweige setzen. Im Winter laufen sie zuweilen auf dem Eise herum. Sie fliegen höchst ungern und flatternd, fressen Grassämereien, Insekten, Schal- thierchen und Würmer, und legen 6 bis 12 gelb- liche, rothbraungefleckte Eier. Es gibt viele Ar- ten, in Deutschland aber nur zwei. 1) Die deutsche Wasserralle. Rallus Ger- manicus, Br. (R. aquaticus, auct. Mey. und Wolfs Taschb. die Abb. zu S. 406.) Die Seiten des Bauches sind schwarz mit weifsen Querbinden; der Scheitel steht buckelartig über die niedrige Stirn empor. Das Männchen ist 12" 3" bis 13" 8'" lang und 17" bis 18° breit; das Weibchen mifst nur 10° 9" bis 11" 8% in der Länge und 15" 6" bis 16“ 4! in der Breite. Alt. Der zinunoberrothe Schnabel ist auf dem Rücken dunkelhornfarben, an der Spitze horngrau, der Augenstern hochroth, der Fuls röthlichhorngrau, der Oberkörper schwarz mit ölbraunen Federrändern, der aschblaugraue Un- terkörper am Bauche und Alter rostgraugelb, an den Unterschwanzdeckfedern weils, an den Seiten des Bauches und Aflers schwarz mit weilsen Quer- binden. Jung. Der Oberkörper und Schnabel we- niger lebhaft. als bei den Alten, der rostgelblich- graue Unterkörper mit schwarzgrauen und schwarz- braunen Spitzenflecken. Das Dunenkleid ist schwarz. Sie bewohnt die schilf- und grasreichen sumpfigen Orte Deutschlands, kommt auf der Wan- derung in die Häuser, lälst sich zuweilen mit den Händen ergreifen, hat ein Geschrei, das dem der jungen Habichte ähnlich ist, frifst Schalthierchen, 691 Insekten, Würmer und Grassämereien, und legt 6 bis 12 blalsgelbliche, rothbraune und aschfarbene, denen der Wiesenknarrer ähnliche Eier. 2) Die nordische Wasserralle. Rallus aqua= ticus, Linn. (N. W. 1. Ausg. Ill. Th. Taf. 30, 41.) Die Seiten des Bauches sind schwarz mit weilsen Querbinden; der Seheitel ist eben so hoch als die ziemlich gewölbte Stirn Sie unterscheidet sich untrüglich von Nr. 1 durch den Schädel und die Zeichnung des ersten Herbstkleides. Bei Nr. 1 steigt die Stirn fast ohne Leisten allmälig, doch nicht bogenförmig auf, so dafs der Scheitel buckelartig über sie vorsteht, bei Nr. 2 hingegen erhebt sich die Stirn mit deutlichen Leisten bo- genförmig und so, dafs der Scheitel nicht über die Hinterstirn emporragt. Bei Nr. 1 ist das erste Herbstkleid auf dem Unterkörper fast reinaschgraublau, bei Nr. 2 hingegen ist diese Grund- farbe so unter graue Federränder versteckt, dafs sie nur durchschimmert. Das Jugendkleid äh- nelt dem der vorhergehenden Art, eben so die Farbe der Eier. Die Lebensart und Nahrung ist eben so wie bei der verwandten Art; sie kommt aus dem Norden, ihrem wahren Vaterlande im Herbste und Winter an die Ufer der deutschen Gewässer. Zweite Sippe, Wiıesenknarrer. Crex, Bechst. Der Schnabel ist kürzer als der Kopf, stark, ein auf den Seiten zusammenge- 44 * 692 drückter Kegel, mit seinem hohen Rücken in die Stirn hineingehend, mit sehr gros- ser Nasenfurche und breit ritzartigen, fast eiförmigen Nasenlöchern; die mittellan- sen, fast bis auf die Ferse befiederten Fülse haben mittellange, etwas stärke, fast ganz getrennte Zehen; in dem muldenför-. migen Flügel steht die 2te Schwungfeder allein oder mit der äten über dieandern vor; der Schwanz wie bei den Wasserral- len; die Befiederung aber weit weniger dicht und unfähig das Wasser abzuhalten; der Kopf ist gröfser als bei deu Rallen, der Leib weniger zusammengedrückt, der innere Bau aber fast eben so. Das Weib- chen ist wenig kleiner als das Männchen, aber diesem gleich gefärbt; auch die dop- pelte Mauser Söwirkt nur eine geringe Ver- änderung iin der Zeichnung. Die Wiesenknarrer sind ächte Landvögel; denn sie halten sich oft an ganz trocknen Stellen auf, wenn sie nur mit hohem Grase oder Klee bedeckt sind. Man trifft sie auch an feuchten Or- ten, aber nur um deswillen, weil sie gewöhnlich mehr Gras als die trocknen haben. Nach der Heu- ernte findet man sie auf den Getreide- und Klee- feldern, und nach der Getreideernte in den Büschen und Wäldern. Sie machen sich Gänge im Grase, laufen in diesem und in Graben sicher und unbe- merkt hin und her, und fliegen nicht eher auf, als bis ein Hund sie verfolgt, oder ein Mensch ihnen ganz nahe auf den Leib kommt. So schnell ihr Laufen ist, so schlecht ist ihr Flug; denn er geht nur kurze Strecken und flatternd in Einem fort. Zur Zeit der Herbstmauser fehlen ihnen oft alle 693 Schwungfedern, so dals sie zum Fluge gänzlich unfähig sind. Sie wandern wahrscheinlich grofsen- theils laufend. Des Nachts sind sie sehr munter. Sie fressen GrassäMereien, Insekten, ihre Larven und Würmer, und legen 5 bis 9 gelbliche oder gelblichweißse, braunroth- und aschblaugefleckte Eier. 1) Der deutsche Wiesenknarrer. Ürex pra- iensis, Bechst. (Rallus crex, Linn., Gallinula crex, Lath.) Die Grundfarbe des Oberflügels ist braunroth; der platte Scheitel so hoch als die niedrige Stirn. Seine Länge beträgt 11" bis 11” 6 und seine Breite 17" 6" bis 18”. Alt. Das Männchen im Frühjahre. Der Schnabel ist röthlichbraun- grau, am Unterkiefer grau, der Augenstern hell- braun, der Fufs horngrau, der Oberkörper schwarz- braun mit einem aschgrauen Augenstreifen und hell- und ölgrauen Federkanten, auf dem braunrothen Flügel mit kleinen gelblichweilsen Flecken, der weilse Unterkörper an dem Vorderhalse und Kropfe aschgrau, an den Seiten mit braunrothen Quer- flecken. Im Herbstkleide ist das Aschgrau an dem Augenstreifen und Vorderhalse wenig bemerk- bar. Dasselbe ist beim Weibchen stets der Fall; im Jugendkleide fehlt dieses Aschgrau ganz und der Vorderhals ist beim Weibchen stark rost- gelblich gewölkt und die Kehle unreinweils. Das Dunenkleid ist schwarz. Er lebt und brütet auf den mit hohem Grase bewachsenen Wiesen unsers Vaterlandes nicht alle Jahre an denselben Orten, hält sich auch in Kleeäckern auf, ist sehr vorsichtig, wird in der Gefangenschaft ganz zalm, 694 macht sonderbare Bewegungen, fliegt Slatternd, frıfst Grassämereien, Insekten, Larven, Würmer und Schnecken, und legt 5 bis 9 gelbliche oder gelb- lichweifse, braunroth- und asthblaugefleckte Eier. 2) Der Graswiesenknarrer. Crex herbarum. Br. (Crex pratensis, Bechst. KRallus crex, Linn., Gall. crex, Lath. Mey.u. Wolfs Taschb. die Abb. zu S. 407.) Die Grundfarbe des Oberflügels braun- roth, der Scheitel niedriger als die stark gewölbte Stirn, Er ist merklich gröfser als der vorhergehende, 1" länger und breiter, und dadurch noch mehr von ihm verschieden, dals sein Kopf, welcher bei Nr, 1 platt ist und auf der Hinterstirn und dem Scheitel fast gleiche Höhe hat, auf der Stirn stark gewölbt, und auf dem Scheitel nie- driger als auf ihr ist. Er kommt auf dem Zuge in unserm Vaterlande vor — ob er bei uns nistet, weils ich nicht — und hat mit Nr. 1 die Gestalt und Zeichnung, das Betragen, wie die Nah- rung gemein, 8) Der hochköpfige Wiesenknarrer. Crex alticeps, Br. (Cr. pratensis, auct., Rallus crex, Linn. N. W. 1. Ausg. 11. Th. Taf. 5, 5.) Die Grundfarbe des Oberflügels ist braunroth; der Scheitel steht buckelartig über die stark aufsteigende Stirn empor. Er hat die Gröfse von Nr. 2, aber einen ganz andern Schädel, wodurch er sich auch von Nr, 1 gar sehr unterscheidet. Bei diesem hat der Scheitel gleiche Höhe mit der Stirn, bei Nr. 2 ist er niedriger als diese, und bei Nr. 3 steht er 695 buckelartig über sie empor. Er kommt wahrschein- lich aus dem nordöstlichen Europa im Herbste in unser Vaterland, brütet vielleicht nie bei uns, und ähnelt in seinen Sitten, wie in seiner Nahrung den vorhergehenden. Dritte Sıppe Rohrhuhn. Gallinula, Lath. Der Schnabel ist kürzer als der Kopf, ein auf den Seiten äufserst stark zusam- mengedrückter Kegel mit grofser Nasen- furche und breit ritzartigen Nasenlöchern; er ist schwächer und nach Verhältnils län- gerals bei den Wiesenknarrern; die Fü/lse sind sehr grofs, ziemlich weit über der Ferse nackt, mit langen, fast ganz getrenn- ten Zehen, von denen die hintere etwas hoch steht. Der Flügel und Schwanz wie bei den Wiesenknarrern; der Leib noch mehr zusammengedrückt, aber übrigens, so wie der innere Bau, dem der Wiesen- koarrer ähnlich. Die Männchen sind etwas gröfser als die Weibchen, und diesen ähn- lich oder von ihnen verschieden gezeich- net; die Jungen ähneln oft derMutter. Die doppelte Mauser bringt keine grolse Ver- schiedenheit in der Zeichnung hervor, Das Gefieder ist viel dichter als bei den Wie- senknarrern, und fähig, das Wasser ab- zuhalten. Die Rohrhühner unterscheiden sich von den Wiesenknarrern: 1) durch den viel schwächern Schnabel, 2) die grölsern, über der Ferse weiter hinauf nackten Fülse und 696 die viel längern und schwächern Zehen, 3) die dichtere Befiederung und endlich 4) die Lebensart. Sie leben an suinpfigen mit hohem Riedgrase oder Schilfe bewachsenen Ufern der Teiche, Seen, Flüsse und Moräste, können zum Theil schwimmen, suchen aber ihre Nahrung, Insekten, Würmer, Schalthierchen und Grassäme- reien, mehr laufend, gehen gern über die auf dem Wasser liegenden Schilf- oder Rohrstengel weg, und verbergen sich bei drohender Gefahr geschickt. Auf der Wanderung kommen sie, wie die Was- serrallen, zuweilen in die Häuser, sind Abends und des Nachts vorzüglich in Bewegung, schreien stark und abgebrochen, und legen in ein schlech- tes, auf dem Trocknen stehendes Nest 6 bis 16 graugelbe, grünlichgraue, oder braun- oder roth- braungefleckte Eier, welche beide Geschlechter mit je einem Brutflecke auf jeder Seite und einem in der Mitte des Unterkörpers ausbrüten, In Deutsch- land gibt es zwei Familien. ERSTE FAMILIE Gefleckte Rohrhühner. Gallinulae macula- tae. (Gall. porzana, auct.) Das ganze Gefieder ist gefleckt, aber nicht sehr dicht; die doppelte Mauser ver- ändert besonders die Zeichnung der Kehle und der Augenstreifen; die Männchen sind den Weibchen gleich gefärbt. Sie schwim- men ungern. 1) Das bunte Rohrhuhn. Gallinula porzana, Lath. (Rallus porzana, Linn.) Die Gurgel ist auf dunkelm Grunde mit weilsen Tupfen besetzt; der Schnabel 697 mifst von der Stirn 11", die Mittelzehe ohne Nagel 173", die Hinterzehe fast 5"; der auf der Stirn platte Kopf erreicht weit hinten auf dem Scheitel seine grölste Höhe. Seine Länge beträgt 10" bis 10" 6'' und seine Breite 16 bis 16.6“. Frühlingskleid. Der Schnabel ist hinten orangenroth, vorn graugrün, der Fufs grasgrün; vor und über dem Auge ein weils und aschfarben gepunkteter Streif, welcher oben und unten von einem rulsaschfarbigen einge- falst ist; die Mitte des Oberkopfs und Nackens schwarz mit ölgrauen Federrändern, der übrige Oberkörper schwarz mit ölbraunen {und weifsen Federrändern, weilsen Punkten und Querstreifen, der Vorderhals und die Oberbrust aschfarben, auf dem Kropfe olivenbraun, überali mit weilsen Tupfen, der übrige Unterkörper weils, an den Unterschwanz- deckfedern rostgelblich, an den Seiten olivenbraun und weilsgebändert.e Im Herbstkleide ist das Aschfarben in Olivenbraun übergegangen und das Weils weniger schön. Das Jugendkleid hat noch mehr Weils als das Herbstkleid und gelb- grüne Fülse. Das Dunenkleid ist schwarz. Es lebt einzeln an den gras- und schilfreichen Ufern der süfsen Gewässer unsers Vaterlandes, läuft ge- schwind und unter Kopfnicken, fliegt ungern und nur kurze Strecken, ist wenig scheu, in der Ge- fangenschaft bald zahm, frifst Käfer, Schnecken, Würmer, Insekten, Larven, Samen des Riedgrases und legt 6 bis 16 gelbgraue, rothbraun- und braun- gelleckte Eier, 698 2) Das gefleckte Rohrhuhn. Gallinula ma- culata, Br. (Gall, porzana, auet.) Die Gurgel ist auf dunkelm Grunde mit weilen Tupfen besetzt; der Schnabel von der Stirn 10“, die Mittelzehe ohne Na- gel 164", die Hinterzehe 41"' Jang, der auf der Stirn gefurchte und bogenförmige Kopf erreicht weit vorn auf dem Scheitel seine gröfste Höhe. FaraN ' Es ist etwas, gewöhnlich 6" kürzer und schmä- ler als Nr. 4 und unterscheidet sich noch aufser- dem von ihm: 1) durch den kürzern Schna- bel und die kürzern Zehen, 2) die im Som- mer graugrünen Füfse, 5) den anders ge- bildeten Schädel, welcher auf der Stirn wegen seiner Leisten gefurcht und bogenförmig, bei Nr. 1 aber platt ist, und bei unserm Vogel weit vorn, bei dem vorhergehenden aber weit hinten auf dem Scheitel seine gröfste Höhe erreicht; 4) die Zeich- nung des Frühlingskleides, welches über den Augen keinen hellen, sondern einen rulsaschfarbi- gen Streif und von dem hellen vor dem Auge höch- stens eine Andeutung hat, weswegen das Gesicht dieser Art weit dunkler als das der vorhergehen- Jen ist, dagegen der Unterkörper bei unserm Vo- gel weit mehr ins Olivenbraune fällt als bei Nr. 1, die Kehle ausgenommen, welche oft fast reinasch- farben ist. Das Herbst- und Jugendkleid gleicht dem von Nr. 1 völlig. Es kommt gewöhn- lich auf dem Herbst- und Frühlingszuge durch Mitteldeutschland, ist dann gewöhnlicher als das vorhergehende, und brütet auch zuweilen bei uns. Die Sitten, die Nahrung und auch die Fortpflan- zung hat es mit Nr. 1 gemein. 699 3) Das gepunkteteRohrhuhn. Gallinula pun- ctata, Br. (Gall. porzana, auct. N. W. 1; Ausg. Ill. Th. Taf. 31, 42.) Die Gurgel ist auf dunkelm Grunde mit weilsen Tupfen besetzt; der Schnabel von der Stirn 9, die Mittelzehe ohne Na- gel 17, die Hinterzehe 44" lang; der buk- kelartige Scheitel steht über die stark ge- wölbte Stirn sehr empor. Es ıst das kleinste dieser Familie, nur 9" bis 9" 3" Jang und 15 6" bis 16” breit, steht in der Zeichnung des Frühlingskleides zwischen den beiden vorhergehenden mitten inne; denn es hat die Zeichnung des Gesichts von Nr. 1, des Unter- körpers aber von Nr. 2, und unterscheidet sich von beiden durch den kurzen Schnabel und den äulserst gewölbten Oberkopf auf den ersten Blick. Es wohnt wahrscheinlich nordöstlich von Deutschland, zieht aber im Herbste und Frühjahre bei uns durch, und ähnelt in seinem Betragen und seiner Nahrung den nahen Verwandten. ZWEITE FAMILIE Kleine Rohrhühner. Gallinulae pusillae. Der Unterkörper ist fast ganz unge- fleckt; das Gefieder sehr dicht, die dop- pelte Mauser verändert wahrcheinlich die Zeichnung wenig; dieMännchen mehrerer Arten weichen sehr von den Weibchen in der Zeichnung ab. Sie schwimmen oft. 1) Das Zwergrohrhuhn. Gallinula pusilla, Bechst. (Rallus pusillus? Pall. N.W.1. Ausg. 1. Th. Taf. 21,43.) DerSchnabel und Fuls schön hellgrün; 700 der Flügel reicht bis an die Schwanzspitze; längs derMitte desRückens stehen einzelne weilse Punkte; Höhe der Fulswurzel 14"'; Länge des Schwanzes 28". Der Oberkopf gewölbt. Seine Länge beträgt 7’ 6"! bis 9'" und seine Breite 12" bis 18%. Frühlingskleid. Das Männchen. Der hellgrüne Schnabel: fällt hinten ins Rothe, vorn ins Gelbliche, der Augenstern ist roth, der Fufs hellgrün; der Oberkörper oliven- grau mit schwarzen Längeflecken; auf der Mitte des Rückens stehen einzelne weilse Flecken, der Unterkörper, die Kopf- und Halsseiten sind asch- graublau, an den Bauch-, After- und Unterschwanz- deckfedern weils und braun in die Quere gestreift. Beim Weibchen ist der Oberkörper grofsentheils olivenbraungrau, die Mitte des Rückens schwarz mit einigen weilsen Flecken, welche auch auf den Schultern stehen, der Hals grauweils, die Brust und der Oberbauch rostgelblichgrau, das Uebrige weils- und braungebändert. Die Jungen sind auf dem Oberkörper hellbraun, mit wenigen weis- sen Flecken auf dem Mittelrücken, an dem Vor- derhalse weils, an den braunen Bauchseiten mit weilsen Querflecken. Es bewohnt einzeln die schilf-, rohr- und grasreichen Ufer der deutschen Teiche, Seen und Moräste, ist häufig im östlichen und süd- lichen Europa, läuft über die umgeknickten Was- serpflanzen, auch auf die Felder, ist wenig scheu, schwimmt zuweilen, frifst Insekten, ihre Larven, Würmer, Schnecken, Gras- und Schilfsamen, und legt 7 bis 9 gelbe, oder graugelb-, rothbraun- und braungefleckte Eier. 701 r Das kleine Rohrhuhn. Gallinula minuta, Dr. (Rallus pusilus? Pall,) Der Schnabel gelbgrün, der Fuls hell- grün, der Flügel reicht bis an das Ende des Schwanzes, Höhe der Fulswurzel 16", Länge des Schwanzes 31", der Oberkopf platt. Es ist gröfser als das vorhergehende, 9" lang und 13" bis 14" breit, und ihm wahrscheinlich in den verschiedenen Kleidern ähnlich, mir jedoch nur im Jugendkleide bekannt. Der Schnabel ist gelb-, der Fufs hellgrün, der Oberkopf oliven- braun, der Hinterhals olivengrau, der übrige Ober- körper olivengraubraun, der ganze Rücken schwarz mit vielen reinweilsen Flecken, wovon auch eine Reihe auf den Schultern und mehrere auf den Flü- geln stehen, der weilse Unterkörper am Halse und längs der Mitte der Brust rein, übrigens schwarz- grau besprengt, an den Seiten, dem Unterbauche, Alter und den Unterschwanzdeckfedern weils und olivenbraun gebändert. Es unterscheidet sich aufser der Zeichnung von Nr. 1 durch die etwas hö- here Fufswurzel, den längern Schwanz und Flügel und den platten Kopf. Es bewohnt . Ungarn und das südöstliche Deutschland, kommt vielfeiöht nicht im mittlern vor, und hat das Be- tragen mit dem vorhergehenden gemein. 5) Das kleinste Rohrhuhn. Gallinula pyg- maea, Naumann. (Gall. Baillonü, Viell.) Der Fufs ist gelblichgraugrün, der ganze Mantel weilsgefleckt, der ‚Flügel reicht bis zur Schwanzmitte. Es ist fast so grols als Nr, 1 und unterschei- detsich von ihm dadurch, dafs 1) der Fu[s gelb- 702 licehgraugrün, 2) der Oberkörper oliven- rostbraun, auf dem ganzen Mäntel mit weilsen, schwarz eingefafsten Flecken be- selzt, das Weibchen dem Männchen gleich gefärbt ist, und der Schwanz nur bis zur Mitte von den Flügeln bedeckt wird. Im Jugendkleide ähnelt der Oberkörper dem der Alten, aber der Unterkörper ist am Vorderhalse und der Mitte der Brust und des Bauches weils mit grauen und olivenfarbenen Zickzackstreifen, die Seiten auf olivenfarbigem Grunde weilsgefleckt. Es lebt an ähnlichen Orten, wie Nr. 1, häufig im südlichen und östlichen Europa, selten in Deutsch- land, äbnelt den nahen Verwandten in seinem Be- tragen und in seiner Nahrung, geht aber nicht auf dasFeld, und legt 7 bis 8 graugelbliche, olivenbraun- gefleckte Eier. Vıeartie’isiep pie Teichhuhn. Siagnicola, Br. Der zusammengedrückte kegelförmige Schnabel läuft hinten in eine nackte Stirn- platte aus, hat scharfe, etwas gezähnelte Schneiden und in der sehr grofsen Nasen- furche breit ritzförmige Nasenlöcher: die mittelhohen, starken, etwas über derFerse nackten Fülse haben fast ganz getrennte, lange, an der Sohle breite, aber unbelappte Zehen und grofse Nägel. In dem stumpften, breiten Flügel steht die Ste Schwungfeder allein oder mit der 2ten über die andern vor; der kurze Schwanz hat bei den ein- heimischen 12 Steuerfedern; das Gefieder ist so dicht als bei den Schwimmvögeln; der Kopf und zusammengedrückte Leib 703 sehmäl, der Hals mittellang, die Speise- röhre etwas erweitert, der Magen sehr müskelartig, der lange Darm hat 2 kleine Blinddärme. Die Mauser ist einfach, der Unterschied zwischen den Geschlechtern nür an der etwas geringern Grölse der Weibehen bemerkbar, zwischen den Alten und Jungen aberin der Zeichnung und der Beschaffenheit der Stirnplatte auffallend. Die Teichhühner müssen wegen ihrer Le- bensart durchaus von den Rohrhühnern getrennt werden. Diese sind 'mehr Sumpf=, die Teich- hühner’aber mehr Schwimmvögel, welche nicht nur anhaltend auf der Oberfläche schwimmen, sondern auch vortrefflich tauchen, sich, wenn sie angeschossen’ sind, mit den Fülsen auf dem Grunde des Wassers festhalten, und zwischen diesem und der Oberfläche sich dadurch schnell ‚fortbewegen, dafs sie mit den Fülsen und Flügeln, welche sie etwas ausbreiten und zusammenziehen, zugleich rudern. Sie ähneln hierin den Lummen und Alken, aber nicht den Steisfülsen, von denen man fälschlich behauptet hat, dafs sie auf diese Weise unter dem Wasser schwämmen. Sie laufen auch auf dem Ufer, selbst auf dem Rise herum, klettern an den Wasserpflanzen und Zweigen der Gesträuche in die Höhe, und begatten sich auf dem Lande. Den Verflolgungen ihrer Feinde suchen sie sich durch Verstecken und Verkriechen, durch Un- tertauchen, seltner durch Fliegen zu entziehen. Das Letztere benutzen sie gewöhnlich, um schnell in das Schilf, Rohr oder Riedgras zu kommen; denn sie leben nur auf solchen Gewässern, die mit vielen, einen dichten Wald bildenden Wasserkräu- tern bewachsen oder eingefalst sind, fressen ihre 704 Sämereien, die sogenannten Wasserlinsen und die Spitzen zarter Wasserpflanzen, ‚Insekten, Würmer und Weichthiere, sind zur Paarungszeit sehr. streit- süchtig — die Männchen kämpfen nicht nur, mit dem Schnabel gegen einander, soudern suchen auch mit den Füfsen einander zu ‚verletzen,. bauen. ein oft schwimmendes Nest von: Wasserkräutern,; ; und legen 5 bis 12 gelblichgraue, röthlich- und braun- gefleckte Eier, welche von beiden Gatten, diei einen Brutfleck längs ‚der Mitte, und je einen auf jeder Seite des Unterkörpers haben, ausgebrütet werden, Die mit schwarzen Dunen bedeckten Jungen schwim- men bald nach dem Auskriechen mit. den Alten herum, und. werden: von ihnen mehr, zum Aufsu- chen ihrer Nahrung angeführt als gefüttert. Viele von ihnen haben ein in das Schwärzliche und Braune tallendes Gefieder. 1) Das nordische Teichhuhn. Stagnicola sep- tentrionalis, Br. (Gallinula chloropus, auct., Fulica chloropus, fusca, flavipes et fistulans, Linn. N. W. Sf. Ausg, II. Th, Tat. 29,39. Die Seitenunterschwanzdeckfedern sind weils, die mittlern schwarz, die Unterflü- geldeckfedern schieferfarben, der Kopf und Schwmabel milst beim Männchen 32, beim Weibchen 31". Der Scheitel ist, so hoch als die Hinterstirn. Das Männchen ist 14" 6’ bis 15 lang und 23" 6 bis 24" breite. Das Weibchen ist ge- wöhnlich 1' kürzer und schmäler. Frühlings- kleid. Der Schnabel ist vorn gelb, hinten wie die Stirnplatte blutsiegellackroth, das Auge hat um den Seher einen gelben, dann einen schwarzgrauen und aulserhalb des letztern einen rothen Ring, der 705 gelbgrüne Fufs ein rothgelbes Band über der Ferse; der Mantel und Unterrücken ist dunkelolivenbraun, das übrige Gefieder schieferrufsfarben, am Bauche weils mit einem weilsen Längenbande an den Trag- federn. Im Herbste ist der Schnabel vorn gelb- grün, hinten wie der Stirufleck rothbraun oder braunroth, Im ersien Herbstkleide ist der Schnabel vorn olivengrüngrau, hinten wie der kleine Stirnfleck bräunlichgrüngrau, der blafsgrüne Fuls hat ein gelbes Fersenband, der Oberkörper Oliven- graubraun, der Unterkörper von der weilsen Kehle an Olivenbraungrau mit einem gelblichen Seiten- längenbande und weilsen Federspitzen, oft mit durehschimmernden Schieferaschgrau. (Dies ist Gal- linula furca. Sehr merkwürdig ist es, dals dieses Herbstkleid ohne Mauser durch eine Verwandlung der Farbe der Federn im Januar und Februar in das Frühliogskleid übergeht.) Im Jugendkleide ist der Schnabel olivengrüngrau, der sehr kleine Stirnfleck dunkler, der Fuls schmuziggelbgrün, der olivengraubraune Oberkörper auf dem Mantel gros- sentheils olivenbraun, der Unterkörper fast ganz weils. (Gall. flavipes et fistulans.) Das Dunen-- kleid ist schwarz mit rothgelbem Schnabel und grolsem solchen Stirnfleck. Es wohnt nördlich, geht jedoch bis zum mittlern Deutschland herab, ist oft sehr wenig scheu, schreit keck, reck, gör, kick — zur Paarungszeit stölst das Mäon- chen sonderbare, sehr weit hörbare furchtbar klin- gende Töne aus — frifst kleine Schnecken, Insek- ten, Würmer, Meerlinsen, im Winter, den sie oft auf den hiesigen Quellteichen zubringt, nur die Spitzen der Wasserpflanzen, baut ein schönes Nest und legt 5 bis 11 gelbgraue, braunroth- und braun- gefleckte Eier. 45 706 2)Das grünfüfsige Teichhuhn. Stagniecola chlo- ropus, Br. (Gall. chloropus, auct., Pul. chlo- ropus, Linn. N. W. 1. Ausg. 1ll. Th. Taf. 29, 38.) Die Seitenunterschwanzdeckfedernsind weils, die mittlern schwarz, die Unter- tlügeldeckfedern schieferfarben, der Kopf und Schnabel mifst beim Männchen 30", beim Weibchen 29'', der Scheitel ist merk- lich höher als die Hinterstirn. Es ist etwas kleiner als das vorhergehende, und ihm ganz ähnlich gestaltet und gezeichnet; allein sein Schnabel ist kürzer und ver- hältnilsmäfsig stärker, sein Fufs schwä- cher und ein wenig kürzer, sein Kopf hö- her — bei Nr. 1 ist der Scheitel eben so hoch, bei Nr. 2 aber merklich höher als die Hinterstirn — und dernackteStirnfleck gewöhnlich grös- ser, Es brütet auf vielen 'Teichen der hiesigen Gegend, ist aber im Winter seltner als das vor- hergehende, und hat das Betragen, die Nahrung und Fortpflanzung mit ihm gemein. Sein Nest ist olt schön korbarlig geflochten. 5) Das kleine Teichhuhn. Siagnicola minor, Br. (Gallinula minor, Briss.) Die Seitenunterschwanzdeckfedernsind weils, die mittlern schwarz, die UÜnter- flügeldeckfedern schieferfarben, derKopf .und Schnabel mifst beim Männchen 28", beim -Weibchen 27, der Scheitel ist merk- lich niedriger als die Hinterstirn. Es ist wenigstens 1' kürzer und schmäler als Nr. 2, hat einen auch nach Verhältnifs viel kleinern Kopf, eine kleine Stirnplatte, eine um 2%" niedrigere Fuflswurzel, und 707 — einen ganz anders gebildeten Schädel. Bei Nr. 1 ist der Scheitel so hoch, bei Nr. 2 merk- Jich höher und bei Nr. 3 bedeutend niedriger als die Hinterstirn. Es erscheint nur als ein verirrter Vogel höchst selten in der hiesigen Gegend, und ähnelt in: dem Betragen und der Nahrung den na- hen Verwandten. Es ist gewils, dafs die unsern Teichbühnern ähnlichen ausländischen noch nicht gehörig unter- schieden sind; es gibt z.B. eins in Südafrika, wel- ches einen rostfarbigen Flügelrand und solche Un- terflügeldeckfedern hat; ich nannte es früher Gal- linula, jelzt Stagnicola meridionalıs. Fünfte Sippe Wasserhuhn. /ulica, Linne, Latham, Brehm. Auf der Stirn steht eine grolse, nackte, erhabene Platte; der Schnabel ist kürzer als der Kopf, ein zusammengedrückter Kegel mit schärfer, etwas gezähnelter Schneide, sehr grofser Nasenfurche und breit ritzartigen Nasenlöchern; die Fülse sind grols, ziemlich hoch, stark, zusam- mengedrückt mit langen belappten Zehen und Nägeln; diese Lappen bilden an der innernZehe zwei, an der mittlern undäus- sern auf jeder Seite drei Bogen; der mit- tellangeFlügel zählt vieleSchwungfedern, von denen die2te mit der öten, oder allein über die andern vorsteht; der kurze, un- ter den Deckfedern versteckte Schwanz hat mehr als 12 Steuerfedern; die Befiede- rung ist äulserst dicht; der Kopf ziemlich grols, der Hals mittellang, der Leib we- 45 * 708 niger zusammengedrückt als bei den vor- hergehenden Sippen; die Speiseröhre mit- telweit, der Magen sehr muskelartig, der enge lange Darm hat zwei grofse Blind- därme, die Platte des Brustbeins auf jeder Seite einen Vorsprung. Die Weibchensind etwas kleiner, oft auch blässer als die Männchen, die Jungen anders gezeichnet als die Alten, die Mauser ist einfach. Die Wasserhühner sind ächteSchwimm- vögel, welche den grölsten 'Theil ihres Lebens schwimmend zubringen, und mit angeschlossenen Flügeln und einem kleinen Sprunge sehr gut tau- chen, zuweilen aber auch an dem Ufer herumlau- fen, ja sogar sich auf Zweige und niedrige Bäume setzen. Sie suchen den ihnen drohenden Gefahren durch Fliegen, Untertauchen und schnelles Schwim- men nach dem Schilfe oder Rohre zu entgehen. Ihr Wohnort sind die mit Rohr, Schilf oder ho- hem Grase bewachsenen oder umgebenen stehen- den Gewässer und Buchten der gemäfsigten und warmen Länder. Ihr Auffliegen suchen sie dadurch, dafs sie mit grolsem Geräusch mit den Fülsen gegen das Wasser treten, zu erleichtern; ihr Flug ist, wenn er eine gewisse Höhe erreicht hat, ungleich besser als bei einer der vorhergehenden Sippen die- ser Ordnung. Ihre Nahrung besteht in Insekten, ihren Larven, Würmern, Schalthierchen, Wasser- pflanzen und ihren Samen, und sie nehmen diese nicht nur von den Ufern und der Oberfläche, son- dern auch von dem Grunde der Gewässer auf. Sie bauen ein schwimmendes Nest, wie die Teichhüh- ner zwischen Wasserpflanzen, und legen viele grau- gelbe, braun- und rothbraungefleckte Eier, welche beide Eltern mit einem grofsen, längs der Mitte 709 des Unterkörpers stehenden Brutfleck, und je ei- nen auf jeder Seite befindlichen ausbrüten. Die Jungen werden von beiden Eltern lange geführt, aber nur anfangs etwas gefüttert. 1) Das schwarze Wasserhuhn. Fulica atra, Linn. (N. W. 1. Ausg. Ill. Th. Taf. 30, 40.) Die Stirnplatie weils, der Mantel und die Unterschwanzdeckfedern schwärzlich, der Schnabel äufserst zusammengedrückt, die Bogen der Schwimmhäute grofs, ihre Zwischenräume klein, der vorderste Bo- gen der Mittelzehe 11" breit; der Unter- körper der Alten schieferfarben, der Schwanz mit 14 Steuerfedern. Seine Länge beträgt 17° bis 19" und seine Breite 29" bis 31" 6'%. Der Schnabel und die Stirnplalte blendendweils, der Augenstern hellroth, der blei- farbige Fuls mit einem rothgelblichgrünen Fersen- bande; der Kopf und Hals dunkel-, der übrige Oberkörper schieferschwarz, Brust und Bauch schie- ferfarben. Im Herbste hat der Unterkörper der Alten weifsliche Federränder, welche bei den jun- gen Herbstvögeln breit sind. Im Jugend- kleide ist der Schnabel grauweils, die Stirnplatte weils, der Mantel mit einem olivenfarbigen Anfluge, und der Unterkörper mit Weifs fast bedeckt. Im Dunenkleide ist der Schnabel röthlichgelb, vor der schwarzen Spitze weils, die Stirnplatte röth- lich, und der schwarze Flaum an seinen Spitzen weils. Er bewohnt die schilf-, rohr- und bin- senreichen Gewässer des mittlern Deutschlauds, ist unverstört wenig scheu, hat ein unangenehmes Ge- schrei, liebt die Gesellschaft, frifst Insekten, Wür- 710 mer und Wasserpflanzen, und legt 7 bis 13 grau- gelbe, aschgrau-, schwärzlich-, braun- und rolh- braungelleckte Eier. 2) Das kohlschwarze Wasserhuhn. Fulica aterrima, Linn. Die Stirnplatte weils, der Mantel und die Unterschwanzdeckfedern schwärzlich, der Schnabel etwas zusammengedrückt, die Bogen der Schwimmhäute klein, ihre Zwischenräume grofs, der vorderste Bo- gen der Mittelzehe 10' breit; der Unter- körper der Alten schieferschwarz, der Schwanz mit 14 Steuerfedern. Es ist gewöhnlich etwas gröfser, besonders brei- ter als Nr. 1, — ein altes Männchen ist 18" 3" Jang und 33 breit — und unterscheidet sich untrüglich von dem vorhergehenden: 1) durch den viel stärkern Schnabel, 2) dievielklei- nern Bogen an den Schwimmhäuten, welche bei Nr. 1 sehr kleine, bei Nr. 2 aber grolse Zwi- schenräume zwischen sich lassen; 3) die merk- lich dunklere Farbe, welche auf dem Unter- körper reines Schieferschwarz ist. Auch das Ju- gendkleid hat weit weniger Weils am Unterkör- per als bei Nr. 1. Es lebt nordöstlich von hier, brütet schon in der Lausitz bei Görlitz — viel- leicht gehört das sibirische hierher — besucht un- sere Gegenden nur selten auf dem Zuge, fällt dann zuweilen so ermaltet auf dem Felde nieder, dals es von einem Hunde gefangen werden kann, und hat im Uebrigen Achnlichkeit mit den nahen Ver- wandten, 711 5) Das breitschwänzige Wasserhuhn. Fuli- ca platyuros, Br. (Fulica atra, auct.) Die Stirnplatte ist weils, der Rücken und die Unterschwanzdeckfedernschwärz- lich; der Schwanz hat 16 Steuerfedern. Es ist kaum kleiner als Nr. 1 — einaltes Weibchen milst 15" 9 in der Länge und 29" 9" in der Breite — und unterscheidet sich von Nr. 1 und 2 dadurch, dafs sein Scheitel niedriger als die Stirn ist — bei Nr. 1 und 2 ist er höher als sse — und sein Schwanz 16 Steuerfedern hat. Die Bildung seiner Schwimmhäute hält die Mitte zwischen der von Nr. 1 und 2. Es ist eine sehr grofse Seltenheit in unserer Gegend — ein Weibchen wurde am 24. März 1829 eine Viertel- stunde von hier geschossen — sehr wenig scheu, und hat das Betragen und die Nahrung mit Nr. 1 und 2 gemein. In Südamerika gibt es zwei Arten, die eine ist grölser als die unsrige — ich möchte sie Fulica maxima nennen — die andere kleiner — diese könnte Fulica minor heilsen. — In Nord- amerika lebt eine Art, welche sich von den unsri- gen durch weilse Unterschwanzdeckfedern, und wenn ein getrockneter Balg nicht trügt, durch einen rothen Stirnfleck unterscheidet, welcher ge- gen den weilsen Schnabel schön absticht. Dieses ist Fulica Wilsonü, Boje. Zwanzigste Ordnung. Mövenartige Vögel. Laridae, Leach. Die langen spitzigen Flügel reichenbis an oder über die Spitze des zwölf- oder vierzehnfederigen Schwanzes;nur die Vor- derzehen sind durch eive ganze oder aus- geschnitteneSchwimmhaut verbunden; die Hinterzehe steht freiund hoch, oder fehlt; derSchnabel ist gerade oder bogenförmig, vorn spitzig oder hakenförmig, an den Schneiden scharf und ungezähnelt; der Rachen und die Speiseröhre weit, derhäu- tige, wenig muskelartige Magen grofs, der lange Darm mit 2 Blinddärmen. Bei denmövenartigen Vögelnsind Schna- bel und Flügel vorzüglich ausgebildet. Die Brust ist grofs, fleischig, mit starken Muskeln, die Armiknochen und ihre Sehnen sind stark, und die vordern Schwungfedern lang. Deswegen kön- nen diese Vögel das Fliegen lange aushalten, sich aus der Luft auf ihre Beute herabstürzen, und diese nicht nur von der Oberfläche des Wassers, sondern auch etwas unter derselben ergreifen. Viele von ihnen nehmen ihre Nahrung grofsentheils auch im Gehen, wenige im Fluge von der Erde auf. Sie fressen Fische, Insekten, Würmer, mehrere auch Conferven, einige unter ihnen, als wahre Räuber, 7183 fressen andern Seevögeln die Eier und Jungen weg, andere jagen ihnen die gemachte Beute ab, nicht wenige unter ihnen gehen auch das Aas an. Sie lieben die Gesellschaft ihres Gleichen, leben gröls- tentheils am Meere, sammeln sich um verwundete Gefährten, und greifen ihre Feinde gemeinschaft- lich an. Mehrere rır:hen nur auf dem Wasser aus, ohne herum zu schwimmen, die meisten schwim- men ziemlich gut, nur wenige tauchen sitzend un- ter. Die Geschlechter sind ın der Farbe nicht, in der Grölse aber gewöhnlich etwas verschieden, die Jungen weichen von den Alten ab; sie haben eine doppelte Mauser, und verändern durch diese ihre Zeichnung gröfßstentheils. Sie legen 1 bis 4 Eier; welche beide Geschlechter, die auch gemein- schaftlich für die Jungen sorgen, ausbrüten. Die mit dichtem Flaum besetzten Jungen werden lange von den Alten gefüttert. Sie sind über einen gros- sen Theil der Erde verbreitet. Erste Sippe Raubmöven. ZLestris, Ill. (Stercorarius, Briss., Cataracta, Brünn.) Der Schnabel hat eine Wachs-, der Fufs eine nach aufsen hin, bei den meisten ArtenausgebogeneSchwimmhaut. Der ge- rade, zusammengedrückte starke Schna- bel ist vorn hakenförmig übergekrümmt mit einer über die Hälfte vorragenden Wachshaut, unter deren vorderen Ende die vorn breit-, hinten schmal ritzartigen Nasenlöcher liegen; die mittellangen Fü[se sind etwas über der Ferse nackt, hinten rauch, mit hochstehender Hinterzehe und 714 stark gekrümmten Nägeln. Der lange, spiz- zige Flügel hat starke Schwungfedern, von denen die erste über die andern vor- steht; in dem zugerundeten Schwanze ra- gen die beiden mittlern Steuerfedernüber die andern vor. Der Körper ist auf den Seiten etwas zusammengedrückt, möven- artig gestaltet, der Rachen und die Spei- seröhre weit, dergrofse Magen hatschwa- che Muskeln, der Darm zwei lange, weit vom AfterentfernteBlinddärme. Die Weib- chen sind wenig kleiner als die Männchen, aber ihnen gleich gefärbt, die anders ge- zeichneten Jungen werden im zweiten Jahre zeugungsfähig. Die Raubmöven bewohnen den Norden bei- der Welten, halten sich an den Seeküsten, oft auf dem Meere auf, brüten aber auf dem Lande an sülsem Wasser, nie auf Strandfelsen, und kommen auch auf der Wanderung über das feste Land, le- ben in beständigen Kriegen mit den Seeschwalben und Möven, welche sie nöthigen, die eben gefan- genen, oder schon verschluckten Fische von sich zu werfen. Sie schnappen die herabfallenden Fische noch ehe sie das Wasser erreichen weg, sind aber als schlechte Stolstaucher wenig geschickt, sie aus dem Meere hervorzuziehen. Sie nehmen auch an- dern Strandvögeln die Jungen und Eier weg. Beim Verfolgen der eben genannten Vögel zeigen sie eine srofse Kühnheit, einen unermüdlichen Eifer und ungewöhnliche Geschicklichkeit in Schwenkungen bei ihrem bogenförmigen, oft hüpfenden Fluge. Sie legen ohne Nest 2 sehr abändernde Eier, ha- ben auf jeder Seite der Unterbrust in beiden Ge- schlechtern einen Brutfleck, brüten gemeinschaft- 715 lich, gern in Gesellschaft, und vertheidigen ihre Nester mit wahrer, oft blinder Wuth, indem sie selbst Menschen, welche sich ihren Brutplätzen nähern, nach den Köpfen stofsen. Die flaumi- gen Jungen suchen sich zu verbergen, werden von den Alten, die ihnen in der Speiseröhre das Futter zutragen, lange gefüttert, und haben wie die flüggen eine an der Wurzel weilse Schwimm- haut, ERSTE!';EAMILIE Raubmöven ohne Schwanzspie[se. Lestri- des rectricibus fere aequalibus. Sie haben auch im Alter wenig vorste- hende mittlere Steuerfedern und eine ge- fleckte Zeichnung, sind wahre Räuber, welche nicht nur den grolsen Möven und den Töl- peln ihre Nahrung abnehmen, sondern auch den Seevögeln, besonders den Lummen und Eis- sturmvögeln die Jungen wegtragen. 1) Die Riesenraubmöve. .Lestris cataractes, Illiger et Brehm. (Uataracta skua, Brünn., Larus cataractes, Linn.) Die vordern Schwungfedern sind an der hintern Hälfte weils, der Schnabel mifst von der Wurzel bis zur Spitze in ge- rader Linie 27 bis 28”, die Fufswurzel 34"; dieSchwimmhaut istausgebogen; der Scheitel kaum höher als die Leisten der flach gefurchten Stirn. Sie ist die gröfste der ganzen Sippe mit den nur 5" über die nächsten vorragenden mittlern Steuerfedern 28” bis 29” lang, und 4! 9" bis 11” breit. Der starke, gestreckte Schnabel ist schwärz- 716 lich, auf der Wachshaut lichter, der Augenstern braun, der Fufls schwarz, der dunkelbraune Ober- körper mit hellgelben Schaftstreifen, welche auf dem Kopfe kaum bemerkbar, am Halse aber sehr deutlich sind, auf dem Rücken nach der Spitze der Federn hin breit und büschelartig werden, und auf dem ÖOberflügel fast ganz fehlen, die Schwung- federn und der an der Wurzel weilse Schwanz braunschwarz. Der Unterkörper ist braun, gelb- lich und rostgrau durch einander gewölkt, nur an der Gurgel mit deutlichen blalsgelben Schaftstreifen. Der junge Vogel hat an der Wurzel weilse Schwimmhäute, auf dem Oberkörper rostrothe Fe- derränder, und auf dem Unterkörper mehr Rost- roth als die Alten. Das Dunenkleid hat einen langen tiefgrauen Flaum. Sie lebt wenigstens zu- weilen auf der Südseite von Island, kommt aber, jedoch nicht brütend, auch an der Nordseite jener Insel auf dem Meere vor, brütet auf den Hebriden und Färöern, nistet auf den Saudebenen, und trägt ihre Beute oft meilenweit ihren Jungen zu, kommt äufserst selten in unserm Vaterlande vor, vimmt selbst den Tölpeln und grolsen Möven ihre Beute ab, frifst aber vorzüglich junge Seevögel, Aas und den Abgang bei den Fischerboten, und was sie von lebendigen Fischen erhaschen kann, und legt 2 olivenbraune, oliven- oder blalsgrüne, gewöhnlich braungelfleckte Eier. 2) Die grofse Raubmöve. Lestris Skua, Br. (Lestr. cataractes, Ill., Cataracta Skua, Brünn., Jar. cataractes, Linn.) Die vordern Schwungfedern sind an der hintern Hälfte weils, der Schnabel mifst von der Wurzel bis zur Spitze in 717 gerader Linie 26, die Fulswurzel 31", die Schwimmhaut ist nicht ausgebogen, der Scheitel steht buckelartigüberdieLeisten der tief gefurchten Stirn vor. Sie ist etwas kleiner als Nr. 1, 2" kürzer und 3" schmäler, und unterscheidet sich von ihr: 1) durch den kürzern, nach Verhältnils stär- kern Schnabel, 2) den kürzern, stärkern, an der hintern Seite weniger rauchenFuls, 3) den viel höhern Scheitel. — Bei Nr. 1 ist der Scheitel kaum höher als die Leisten der flach- gewölbten Stirn, bei Nr. 2 aber steht jener weit über die hohen Leisten der tiefgefurchten Stirn empor. — 4) Die Schwimmbhaut. Bei Nr. 1 ist diese ausgebogen, bei Nr. 2 gerade abgeschnitten, 5) durch die Zeichnung. Das ganze Gefieder ist viel lichter, auf dem Oberkörper viel heller braun und so stark rostfarben, rost- und hellgelb- gefleckt, dafs der Oberhals mehr Gelb, als Braun, und der Rücken Braun, Gelb und Rostfarben un- ter einander gewölkt und gefleckt zeigt, die Schwung- und Steuerfedern heller braun, und der Unterkörper viel lichter, rostbraun, rostgrau, grau und rostgelbgrau unter einander gemischt erscheint. Sie lebt auf Islands südlicher Seite, und hat die Sitten, die Nahrung und Fortpflanzung mit der vorhergehenden gemein. Wahrscheinlich weicht die in Nordamerika wohnende Art von den beiden vorhergehenden ab. ZWEITE FAMILIE. Kugelschwänzige Raubmöven. Lestrides rectricibus mediis retorsis. Die beiden mittlern Steuerfedern der alten Vögel sind vor der Spitze halb und 718 so herumgedreht, dafs dieFahnen an die- ser Stelle senkrecht, an der Wurzel und Spitze wagerecht liegen. Sıe sind eben so kühn als die grofsen. Raub- möven, aber weniger raubsüchtig; denn: sie zwin- gen den andern Strandvögeln zwar die Fische ab, nehmen ihnen aber seltner die Jungen weg. Die kugelschwänzige Raubmöve. Lestris sphaeriuros, Brehm. (Lestris Pomarina, Temm.)_ Die vordern Schwungfedern sind nur an der-Wurzel weils; der Schnabel milst von der Stirn bis zur Spitze in geraderLi- nie 194", die Fulswurzel 26; der Scheitel steht hoch über die niedrigen Stirnleisten empor. Sie ist 22" 9"! bis 26’ 3" Jang und 50” bis 52" breit. Alt. Der Schnabel hinten bläulich, vor der Wachshaut röthlich hornfarben, der Augen- stern dunkelbraun, das ganze Gefieder entweder dunkelbraun, unten heller als oben, an den Seiten des Oberhalses gelbbraun oder dunkel olivenbraun, auf dem Nacken weils, schwarzbraun gebändert, am Hinterhalse und den Halsseiten gelblichweils, der weifse Unterkörper an dem Vorderhalse, der Oberbrust und den Seiten schwarzbraun gebändert. Die kugelförmigen Steuerfedern ragen 2" bis 3" 9'4 über die audern vor. Mir scheint das braune Kleid das des mittlern Alters zu seyn. Jung. Der Schnabel an der Wachshaut blei-, vor ihr horn- blau, an der Spitze hornschwarz, der bleiblaue Fufs an den Schildrändern weils, die schwarzgrauen Zehen und Schwimmhäute hinten weils, die braun- schwarzen Schwung- und Schwanzfedern an der Wurzel weils, der braune Oberkörper mit rost- 719 farbenen, Federrändern, der, Unterkörper rostfar- ben, tief- und schwarzgrau in die Quere gelleckt und gewölkt. Sie bewohnt in kleinen Gesellschaf- ten Norwegen, ganz einzeln Island, kommt sehr selten nach Deutschland, jagt nicht nur den ‚See- schwalben und kleinen Möven, sondern sogar den Silber- und Heringsmöven ihre Beute ab, säuft den Seevögeln die Eier aus, frilst aber auch zuweilen ° Kräuter, läfst sich durch den nachgemachten Angst- ruf der Möven anlocken, und legt auf Wiesen 2 olivengrüne, oder gelblichbraungraue, braunge- fleckte Eier. Es gibt unter diesen Vögeln auffallend kleine, deren Fulswurzel 4"' kürzer als bei den andern ist; ich halte sie für eine eigne Art und nenne sie mit Temminck Lestris Pomarina, kann aber aus Man- gel an Exemplaren keine gehörige Beschreibung davon geben. DRITTE FAMILIE Schmarotzerraubmöven. Lestrides para- silicae. Ihre beiden mittlern Steuerfedern ra- gen spielsartig über die andern hinaus. Sie jagen andern Seevögeln die Fische ab, sau- fen ihnen die Eier aus, fressen aber auch Insekten und Würmer, die sie von dem Boden auflesen. 1)Boje’s Raubmöve. Lestris Boji, Brehm. (La- rus parasilicus, Linn.) Der an der Wurzel starke Schnabel miflst von der Stirn bis zur Spitze 16, wo- von auf die Wachshaut 8" kommen; die schwache Fufswurzel milst 20" bis 21"; 720 die Schwingenspitze ragt 2" 9 über die Schwungfedern 2ter Ordnung vor. Sie ist ohne die im Alter 2" 9/" Jangen Schwanz- spielse 18“ bis 19 jang und 42" bis 44" breit. Im hohen Alter gleicht sie in der Zeichnung wahr- scheinlich der folgenden. Im mittlern trägt sie das braune Kleid, hat dann einen hornbräunlich schwarzen, auf der Wachshaut bleiblauen Schna- bel, tiefbraunen Augenstern, -schwärzlichen Fuls und ein reinbraunes Gefieder, welches an den Sei- ten und dem hintern Theile des Halses gelblich angeflogen, an den Steuer- und vordern Schwung- federn schwärzlich ist, und an den letztern weilse Schäfte hat. Jugendkleid. Der Schnabel hinten graublau, vorn schwarz, der Fufs lichtgraublau, die Zehen und Schwimmhäute schwarzgrau, hinten weifslich, der Oberkörper schwarzgraubraun, mit gelbbraunen Federrändern, auf dem Hinterhalse gelblichweils; der Schwanz, dessen Spielse 9"' weit vorstehen, und die Schwingenspitzen schwarz, der weifsliche Unterkörper hat an dem Kinne und den Wangen dunkle Längeflecken, am Halse und Kropfe Graubraun, mit verwachsenen dunklern Flecken an den Seiten, an den Unterschwanzdeckfedern und dem Bauche breite schwarze Querbinden. Sie lebt und brütet wahrscheinlich in Norwegen, und er- scheint zuweilen in Deutschland, ähnelt in ihrem Betragen, gewils auch in ihrer Fortpflanzung den nahen Verwandten, und sucht auf dem trocknen Boden nicht selten wie unsere Krähen Käfer auf. 2) Schleep’s Raubmöve. Lestris Schleepit, Brehm. (Lestr. Buffonü. Boje., Lar. parasiti- cus, Linn.) Der sehr starke, breite Schnabel mifst 721 von der Stirn bis zur Spitze in gerader Linie 15", wovon auf die Wachshaut 7 kommen, die starke Fulswurzel 20 bis 21'"; die Schwingenspitze ragt 8" 1'" bis 5" über die Schwungfedern 2ter Ordnung vor. Sie ist am Körper etwas kleiner als Nr. 1, aber wegen der im Alter oft 3" 6'' langen Schwanz- spielse eben so lang oder etwas länger, und wegen der sehr langen Flügel oft 1" breiter als sie, un- terscheidet sich aber untrüglich von ihr: 1) durch den Schnabel, welcher bei Nr. 1 nur an der Wur- zel und am Kinne breit, übrigens schmal und ge- streckt ist, un® einen grolsen Haken, aber keinen Nagel hat, bei Nr. 2 hingegen ungewöhnlich stark, sehr breit, am Kinne schmal, gedrungen ist, und einen kurzen Haken, aber grofsen Nagel hat; 2) den Fufs, welcher bei Nr. 2 stärker und hinten raucher als bei Nr. 1 ist, und 3) die längern Schwingenspitzen. Das mittlere Jugend- kleid ist dunkler als bei Nr. 1, und das ausge- färbte hat einen hornschwarzen, auf der Wachs- haut bleiblauen Schnabel, tiefbraunen Augenstern, schwarzen Fuls, graulich rufsfarbigen, am Hinter- halse gelblichweilsen Oberkörper, und weilsen, mit einem grauen Halsbande gezierten Unterkörper, Sie lebt in Grönland, kommt selten in die nordwest- europäischen Länder, äufserst selten nach Deutsch=- land, und ähnelt der folgenden in dem Betragen, der Nahrung und Fortpflanzung. 8) Die langschwingige Raubmöve, Lestris macropteros, Brehm. (Lestr. parasitica, Fab., Larus parasiticus, Linn., Stercorarius longi- caudatus, Briss., Cataracta parasitica, Brünn.) Der durchaus schmale Schnabel mifst 46 122 —- von der Stirn bis zur Spitze in gerader Linie 15", wovon auf die Wachshaut 8" kommen, der schlanke Ful's 21'" bis 22%, der vordere Armknochen 5’ 2", die Schwin- genspitze ragt über die Schwungfedern 2ter Ordnung 3” 6" hinaus. Sie ist so lang als die vorhergehende, aber wegen ihrer sehr langen Fiügel 2" breiter als Nr. 2, und unterscheidet sich von ihr und von Nr. 1 durch den durchaus schmalen Schnabel, welcher wie bei Nr. 2 einen kurzen Haken und grofsen Nagel hat, vonNr. 1 durch die langen Schwin- genspitzen und Flügel, und den kurzen Haken und grofsen Nagel. Die zarten Jun- gen haben blaue Fülse und sehr weiche, lange graubraune Dunen. Sie bewohnt Island, lebt in Gesellschaft, brütet aber in einzelnen Paaren auf Wiesen oder Mooren, und legt 2 oliven- oder gelb- graue, braungefleckte Eier. Sie verfolgt kleine Möven, Seeschwalben und Enten, um sie zum Ausspeien oder Wegwerfen der Fische zu nö- ihigen, sucht aber auch Regenwürmer und Kä- fer auf dem Trocknen herumlaufend auf, verthei- digt ihre Brut mit gröfster Kühnheit, säuft andern Vögeln die Eier aus, und kommt selten nach Deutschland. 4) Die Schmarotzerraubmöve. Lesiris pa- rasitica, Boje. (Larus parasiticus, Linn., Ster- cor. longicaudatus, Briss.) Der auf dem Rücken und am Kinne schmale, an den Seiten aber breite Schna- bel mifst von der Stirn bis zur Spitze in gerader Linie 141", wovon auf die Wachs- haut 73" kommen, die schlanke Fulswur- 723 zel 18'W% bis 19"; der vordere Armknochen 4" 6"; die Schwingenspitze ragt über die Schwungfedern 2ter Ordnung 3” 1'" hinaus. Sie ist 2" kürzer und 5‘ schmäler als Nr. 5, hat im Schnabelbau mit Nr. 2 die gröfste Aehn- lichkeit, aber dennoch zeichnet sich ihr Schnabel vor dem der vorhergehenden durch den schmalen Rücken und die viel schmälere Schnabelwurzel aus, unterscheidet sich aber durch ihren immer noch starken Schnabel und die kürzern Fülse von Nr. 3 und allen nahen Verwandten, von den zunächst vorhergehenden vorzüglich auch durch die viel kür- zern Schwingen und den auffallend erhöhten Schei- tel, welcher bei Ni. 3 wenig über die Stirnleisten vorsteht. Auch sie lebt und’brütet auf Island, ver- irrt sich zuweilen, besonders im Jugendkleide nach unserm Vaterlande, und hat das Betragen, die Nah- rung und Fortpflanzung mit Nr. 3 gemein. 5) Benicke’s Raubmöye. Lestris Benicki, Br. (Lestr. Buffonü? Boje. N. W. 1. Ausg. UI. Th. Taf. 34, 49.) Der dicke Schnabel, dessen Seiten über die ganze 7" lange Wachshaut vorstehen, mifst von der Stirn bis zur Spitze in gera- der Linie 14", die Fuflswurzel 19 bis 20, Der vordere Armknochen 4" 2" bis 4"; die Schwingenspitze ragt über die Schwung- tedern 2ter Ordnung 3’ 4"' bis 8" weit vor. Ihre Länge beträgt ohne die Schwanzspielse 16 bis 17" und ihre Breite 40'' bis 42", Sie ist in Hinsicht ihrer Grölse und Gestalt Lestris Schlee- pi im verjüngten Malsstabe ähnlich, Alt ähnelt sie in der Zeichnung dieser ganz; allein ihre Schwanz- spielse sind wegen ihres kleinern Körpers nur 2” 46 * 724 9/4 bis 3" lang. Im ersten Herbstkieide. Das Männchen. Der Schnabel ist hinten bleifarben, vorn hornschwarz, der Augenstern braun, der blei- blaue Fuls an den Schildrändern und über der Ferse ins Weifsliche ziehend, die Zehen und Schwimm- häute hinten fleischfarbenrgelb, vorn schwärzlich, der grauschwarze Oberkörper fällt auf dem Hin- terhalse ins Weilsgelblichgraue, und hat auf dem ganzen Mantel grauweilse Federränder, der weilse Unpterkörper ist auf dem Vorderhalse und Kropfe stark mit Grau gedämpft, an der Brust grau be- spritzt, an den Seiten und den Unterschwanzdeck- federn mit schwärzlichen Querbinden besetzt. Das Weibchen ist viel dunkler, auf dem Oberkörper fast rulsschwarz, auf dem Hinterhalse rein schwarz- grau, auf dem tief dämmerungsgrauen Vorderkör- per nur an der Brust und dem Bauche weilsge- mischt, an den Bauchseiten und den Unterschwanz- deckfedern weils und schwärzlich gebändert. Sie hat in der Schnabelbildung mit Leszris Schleepii Aehnlichkeit, ist aber um 4 kleiner, und hat noch mehr vortretende Schnabelseiten, so dafs sie we- gen der Schnabelgestalt mit keiner nah verwandten zu verwechseln ist. Sie lebt und brütet nach des Hrn. von Graba Beobachtungen auf Färöe und den benachbarten Inseln, hat in ihrem Betragen und in ihrer Fortpflanzung viele Aehnlichkeit mit den na- hen Verwandten, erscheint zuweilen, als im Sep- tember 1822, in Deutschland, ist wenig scheu, sucht auf dem Felde herumlaufend Würmer und Käfer, und fliegt gut. 6) Die Felsenraubmöve. Lestris crepidata, Br. (Cataracta cephus, Brünn., Stercorarius stria- tus, Briss.) Der hinten sehr schmale, über die 61" 723 lange Wachshaut kaum vortretende Schna- bel mifst von der Stirn bis zur Spitze iu gerader Linie 14", die Fulswurzel 19", der Vorderarmknochen 4” 2"; die Schwingen- spitze ragt über die Schwungfedern 2ter Ordnung 3" 4" hinaus. Sie hat mit der zunächst vorhergehenden Gröfse und Zeichnung gemein; allein ihr Schnabel ist ganz anders; er ist so schmal, dafs seine Seiten weder über die Wachshaut, noch über die Unter- kinnlade vorstehen, und das Kinn ganz schmal ist, da bei Nr. 5 die Schnabelseiten leistenartig über die Wachshaut und Unterkinnlade vortreten und den Schnabel sehr breit machen; der Schnabel un- sers Vogels hat mit dem von Lestr. macropteros viele Aehnlichkeit, ist aber bedeutend kleiner. Ihr Scheitel tritt, da ihre Stirn weit mehr als bei Nr. 5 gewölbt ist, weniger über diese vor, und bei den jungen Vögeln ist der Nagel der Hinter- zehe weils, da er bei Nr. 5 schwarz ist; auch ist das Gefieder der jungen Herbstvögel am Vor- derkörper viel dunkler, am Vorderhalse rulsfarben und auf dem Oberkörper rostgelbgrau gerändert, Sie erscheint nur zuweilen im Herbste in unserm Vaterlande, fällt dann auf die Aecker und Wiesen, um Insekten und Würmer zu suchen, fliegt über den 'Teichen und Seen herum, und ist bei uns wenig scheu. 7) Die kleinschnäblige Raubmöve. .esiris microrhynchos, Brehm. Der kleine, schmale, über die 6“' lange Wachshaut kaum vortretende Schnabel milst von der Stirn bis zur Spitze in gera- der Linie 12}; die Fuflswurzel 19"; der 726 Vorderarmknochen 4 2"; die Schwingen- spitze ragt über die Schwungfedern 2ter Ordnung 4" 5" weit vor. Sie hat die Grölse und Zeichnung mit den beiden vorhergehenden gemein, unterscheidet sich aber von allen vorhergehenden Raubmöven durch den sehr kleinen Schnabel, welcher kürzer und schmäler als bei irgend einer von ihnen ist, und den sehr niedrigen Scheitel, welcher weit tiefer als die erhöhte Stirn, bei den verwandten Arten aber höher steht. Sie erscheint zuweilen im ersten Herbste ihres Lebens in Deutschland, und ähnelt den beiden zunächst vorhergehenden in dem Betragen und der Nahrung, Zweite Sippe Möve. Larus, Linne, Boje et Brehm. Der gerade, gegen die Spitze bogenför- mige, grolse Schnabel hat vorn einen Ha- ken, unten einen winkligen Vorsprung, ist zusammengedrückt, an der scharfen, kaum merklich gezähnelten Schneide eingezo- gen; in seiner Mitte liegen die ritzartigen, vorn weiten, hinten engen Nasenlöcher; die mittelhohen, etwas über der Ferse nackten Füfse haben eine kurze hochstehende Hin- terzehe, und 3 durch eine ganze Schwimm- haut verbundene Vorderzehen, auf denen die Nägel liegen. Die langen Flügel rei- chen bis an oder etwas über die Spitze des mittellangen, wenig abgerundeten, im Alter stets weilsen, in der Jugend gefleck- ten Schwanzes, und haben einige 30, zum Theil säbelförmige, starke Schwungfedern, 127 von denen dieiste und 2te über die andern vorstehen. Das Gefieder ist so reich und locker, dafs sie zwar wie die Raubmöven schwimmen, aber nicht tauchen können. Im Sommer ist bei ausgefärbten Vögeln der Kopf, Hivnterhals und ganze Unter- körper reinweils, im Winter sind Kopf und Hals graugefleckt. Der Kopf ist grols, neben dem Augenknochenrande gefurcht und mit Fleischkifschen belegt, der Hals mittellang, der Leib etwas zusammenge- drückt, die Brust lang und hoch, der Ra- chen und die Speiseröhre sehr weit; die Blinddärme sind klein. Ihre Mauser ist doppelt. Die Männchen sind grölser als die Weibchen, aber ihnen gleich gefärbt; die Jungen stark gefleckt, und erst im vierten oder fünften Lebensjahre ausge- färbt und zeugungsfähig. Die Möven vertreten an den Seeküsten die Stelle unserer Krähen. Sie suchen ihre Nahrung mehr an der Küste als auf dem Meere, sind ächte Räuber, und nehmen andern Seevögeln die Eier und Jungen weg, fressen aber auch Aas und solche Fische, welche bei der Ebbe in seichtes WVasser geratlhen, oder auf dem "Trocknen liegen bleiben; denn als schlechte Stolstaucher können sie die Fi- sche nicht so geschickt, wie die der, folgenden Sippe aus dem Wasser hervorziehen. Bei grolsem Hun- ger verzehren sie auch Meergras und Conferven. Sie bewohnen den Norden beider Welten, leben einzeln, paarweise oder in kleinen Gesellschaften, kommen zum Theil auf der Wanderung an die Küsten des mittlern Europa, und legen in ein grolses, an dem Meere stehendes Nest 2 bis 4 braungefleckte 128 L) Eier, welche von beiden Geschlechtern mit einem grolsen Brutflecke am Bauche ausgebrütet werden. ERSTE FAMILIE Schwarzrückige Möven. Lari dorso nigro. (Larus marinus, Linn.) Sie haben alt einen schwarzen Mantel und sind sehr grols, äufserst gefrälsig, im Win- ter an den deutschen Küsten gemein, und sehr weit verbreitet. 1) Die Riesenmöve. Larus maximus, Brehm, (Lar. marinus, auct.) Der grol[se, starke, gestreckte, an den Seiten aufgeworfene Schnabel milst von der Stirn bis zur Spitze in gerader Linie beim Männchen 32" bis 34", beim Weib- chen 30 bis 31"; die Fufswurzel beim Männchen 37" bis 38", beim Weibchen 35 bis 36"; der Augenknochenrand ist stark aufgeworfen, und steht hinten ne- ben dem sanft erhöhten Scheitel weit vor; 36 Schwungfedern. Sie ist mit der folgenden die gröfste aller be- kannten Möven, 2 7" bis 10° lang und 5’ 11" bis 6' 3’ breit. Ausgefärbtes Frühlingskleid. Der gelbe Schnabel am Nagel hell-, der Augen- liedrand orangenroth, der Augenstern gelb, der Fuls blafsfleischfarben, der Mantel schieferschwarz, alle Schwungfedern mit weilsen Spitzen, alles Uebrige reinweils. Im Winter ist der Oberkopf und Hin- terhals mit grauen Längeflecken besetzt. Jugend- kleid. Der Schnabel ist schwarz, der Augenlied- yand schwarzgrau, der Augenstern braun, der Fuls 729 hornfleischfarben, der Kopf, Hals und gröfste Theil des Unterkörpers mit grauschwarzen Flecken, der dunkelbraune Mantel mit weifslichen und rostgelb- lichweilsen Spitzen- und Seitenkanten, die schwar- zen Spitzen der Flügel mit weilsen Spitzenkanten, der Schwanz hinten weils mit schwärzlichen, vorn schwarz mit hellern Flecken. Im zweiten Jahre verändert sie sich wenig in der Zeichnung, im dritten bekommt sie auf dem Mantel schiefer- schwarze Federn, im vierten zeigt sie oft am Schnabel noch einen dunklenFleck und am Schwanze dunkle Punkte, welche im Herbste verschwinden, so dals sie im fünften ihr reines Kleid stets trägt. Sie bewohnt das nördliche Norwegen, hält sich gern auf Scheeren auf, kommt jung das ganze Jahr, ausgelärbt nur im Herbste und Winter an die Kü- sten des mittlern Europa, auch an die deutschen, fliegt mit grolser Geschicklichkeit zwischen den Wagen hin, ist sehr scheu, frilst junge und kranke Vögel, Vogeleier, Aas, Seehasen, andere todte Fische und Seegras, und legt 2 bis 4 gelbgraue, braun-, öl- und aschfarbengelleckte Eier, 2) Die Müllersche Möve. Larus Mülleri, Br. (Larus marinus, Linn.) Der starke, gestreckte, an den Seiten aufgeworfeneSchnabel milst von der Stirn bis zur Spitze beim Männchen in gerader Linie 32" bis 54", beim Weibchen 29“ bis 31", die Fulswurzel beim Männchen 36, beim Weibchen 34"; der Augenknochen- rand ist wenig aufgeworfen und steht hin- ten neben dem merklich erhöhten Scheitel unbedeutend vor; 35 Schwungfedern. Sıe unterscheidet sich von Nr. 1 durch die 730 etwas niedrigern Füfse und die andere Schädelbildung. Bei Nr. 1 treten die Leisten der Stirn, besonders auf dem Augenknochenraude so stark vor, dafs der sanft erhöhte Scheitel kaum so hoch als diese, und durch eine breite und tiefe Furche. von ihnen getrennt ist; bei Nr. 2 hingegen sind die Stirnleisten niedrig und der breite, aber ziemlich erhöhte Scheitel ist durch kleine Furchen von dem wenig vortretenden Augenknochenrande getrennt. Auch hat sie eine Schwungfeder weniger als Nr. 1. Sie bewohnt Island, lebt im Winter auf dem oflenen Meere, kommt dann auch an die deutsche und holländische Küste, brütet auf Scheeren, selten auf den Inselehen der süfsen Tei- che, frifst todte und kranke Vögel, die Eier der Lummen und Alke, sucht der Bürgermei- stermöve die Beute abzunehmen, fischt Seeha- sen und Schalthiere, verzehrt auch Seegras, und legt 2 bis 4 grofse, gelbgraue, braun- und grau- gelleckte Eier. 5) DieFabricius-Möve. Larus Fabrici, Brehm. (Larus marınus, auct.) Dergrofse, starke, ziemlich gestreckte, an den Seiten etwas aufgeworfene Schna- bel mi[st von der Stirn bis zur Spitze in gerader Linie beim Männchen 313", beim Weibchen 30; die Fulswurzel beim Männ- chen 35", beim Weibchen 33 bis 34"; die Augenknochenränder sind besonders hin- ten sehr aufgeworfen und dennoch steht der Scheitel buckelartig über den Augen- knochenrand vor; 385 Schwungfedern. Sie unterscheidet sich von den beiden vorher- gehenden vorzüglich durch den Scheitel und 731 Augenknochenrand. Der letztere steht beson- ders hinten ungewöhnlich weit vor, und dennoch ragt der Scheitel bedeutend über denselben empor, was bei keiner der vorhergehenden der Fall ist. Ueberdies hat sie 1 Schwungfeder weniger als Nr. 1 und 2. In dem Betragen, der Nahrung und Fortpflanzung ähnelt sie den beiden vorherge- henden. Sie lebt und brütet in Grönland, und kommt im Winter zuweilen an den Küsten des mittlern Europa vor, 4) Die Mantelmöve. Larus marinus, Linne et Brehm. Der grofse, sehr gestreckte, schmale, an den Seiten wenig aufgeworfene Schna- bel mifst von der Stirn bis zur Spitze in gerader Linie beim Männchen 29" bis 30", beim Weibchen 271", die Fulswurzel beim Männchen 33", beim Weibchen 311; die Augenknochenränder stehen ziemlich weit vor, allein der gewölbte Scheitel ist nicht höher als sie; 35 Schwungfedern. Sie ist etwas kleiner als alle vorhergehenden — die Männchen von Nr. 4 sind kaum so grofs als die Weibchen von Nr. 1, 2 und 5 — und un- terscheidet sich von allen durch den sehr schlan- ken Schnabel, welcher an seinen Seiten wenig aufgeworfen ist, von Nr. 1 und 2 durch den ho- hen Augenknochenrand und Scheitel, von Nr. 8 aber durch den etwas niedrigern Scheitel und den hinten weniger weit herabgehenden und weniger vorstehenden Augenknochenrand. Er steht in der Schädelbildung in der Mitte zwischen Nr. 1 und Nr. 3. Ihr Vaterland ist wahrscheinlich der Nord- osten der alten Welt, von wo sie im Herbste und 732 Winter nach Schweden und an die Küsten der Ost- see, aber viel seltener als die nahen Verwandten, denen sie in dem Betragen und der Nahrung sehr ähnelt, wandert oder streicht. Am Vorgebirge der guten Hoffnung und in Neuholland soll es auch schwarzrückige, unsern ähnliche Möven geben. Ist dies gegründet; dann bilden sie gewils verschiedene Arten, ZWEITE FAMILIE, Weifsschwingige Möven. Lari leucoptert. (Larus glaucus, Brünn.) Die Schwingenspitzen sind weils, der Mantel ist silbergrau oder weils. Sie sind etwas kleiner als die Mantelmöven, ihnen im Betragen ähnlich, aber nur auf Is- und Grönland als ihren Sommeraufenthalt beschränkt, Sie brü- ten in Gesellschaften, 1) Die Eismöve. Larus glacialis, Benicke. Der grol[se, an den Seiten stark vortre- tende Schnabel mist von der Stirn bis zur Spitze in gerader Linie beim Männchen so bis 31%, "beim: Weibchen 2510 18278 die Fufswurzel beim Männchen 35", beim Weibchen 31"; die Schwingenspitzen sind weils oder weifslich; auf dem Mantel herrscht Weifls vor; dieFurchen am Augen- knochenrande ziehen sich um den obern Theil des hintern Augenknochenrandes herum. Das Männchen milst 27" in der Länge und 5' 5" in der Breite; das Weibchen ist 2” kürzer und oft 3” schmäler, Ausgefärbtes Frühlings- 733 kleid. Der gelbe Schnabel hat am Nagel einen karminrothen Fleck; der Augenliedrand ist gelb- lich, der Fuls gelblichweils, das ganze Gefieder reinweils, auf dem Mantel mit einem kaum be- merkbaren bläulichen Schimmer. Im Winter zei- gen sie wahrscheinlich graue Flecken auf dem Kopfe und Hinterhalse. Jugendkleid. Der gelbliche Schnabel hat eine hornschwarze Spitze, der Fuls zieht ins Horngelbliche, das ganze Gefieder ist ein Gemisch von Weils und Grau, bei welchem jedoch das Weils so vorherrscht, dafs die vordern Schwung- federn fast ganz weils sind, aber einen grauen An- flug und Fleck vor der Spitze haben. Bei dem einjährigen Vogel herrscht bei ähnlicher Zeichnung das Weils noch mehr vor, die vordern Schwungfedern sind noch weilser und ohne Flek- ken vor der Spitze, aber auf der innern Fahne graugewässert. Gegen das Ende des zweiten Jahres kommen auf dem Mantel schon ganz weilse Federn zum Vorschein. Im dritten Jahre sind die vordern Schwungfedern reinweils, der weilse Unterkörper ist wenig graugefleckt, der Schwanz schwach graugewässert und der Mantel hat unter weilsgrauen, dunkelgewässerten viele reinweilse Fe- dern. Im vierten Jahre ist sie ausgefärbt. Sie bewohnt das nördliche Grönland, kommt alt nie, jung höchst selten an die Küsten des mittlern Eu- ropa, ähnelt in ihrem Betragen der folgenden, frifst todte Vögel, Fische und Aas, und greift kranke Vögel und Fische im seichten Wasser an, verzehrt aber auch Seegras und CGonferven. 2) Die grofse weilsschwingige Möve. Larus glaucus, Linn. (L. giganteus, Benicke.) Der grolse, an den Seiten etwas vor- 734 tretende Schnäbel mifst von der Stirn bis zur Spitze in gerader Linie 31Wbis 32, beim Weibchen 29" bis 30, die Fulswur- zelbeim Männchen 341" bis 35, beim Weib- chen 31"' bis 32”; dieSchwingenspitzen sind weils oder grau, auf dem Mantel herrscht in der Jugend Brauügrau, im Alter Silber- grau; die Furchen am Augenknochenrande ziehen sich nicht um den obern Theil des hintern Augenknochenrandes herum. Sie ist bedeutend gröfser als Nr. 1, im männ- lichen Geschlechte oft 30" lang und 5" 8 breit; im weiblichen 27" lang und 5" 5'" breit. Ausgefärbtes Frühlingskleid. Der am Na- gel karminrothe Schnabel ist zitronen-, der Augenliedrand saffrangelb, der Mantel schön silberblaugrau, alles Uebrige auf den Schwin- genspitzen weils. Im Winter stehen auf dem Kopfe und Halse verloschene graue Flecken. Das Jugendkleid ähnelt dem der vorhergehenden Art, ist aber viel dunkler, auf dem Oberkörper mit vor- herrschendemBraungrau und grauen, vorn weifs- gekanteten Schwungfedern. Auch nach der ersten Mauser hat das Gefieder weit mehr Braun- grau als bei Nr. 1. Im dritten Jahre kommt der silberblaugraue Mantel bei noch geflecktem Ge- fieder zum Vorschein, und im vierten ist sie aus- gefärbt. Sie bewohnt Grönland, frifst die Jungen und Eier der Seevögel, todte Fische, Aas, Seeha- sen, kranke Vögel, Schalthiere, Seetang und Cor- ferva rupestris, kommt selten in das mittlere Eu- ropa, höchst selten an die deutschen Nordküsten, ist ziemlich scheu, und legt 2 bis 3 thonfarbige, braun- und graugefleckte Eier auf Scheeren oder Strandfelsen. 735 3) Die Bürgermeistermöve. Larus consul, Boje. (Larus glaucus, Brünn. N. W. 1. Ausg. III. Th. Taf. 35, 50.) Der grofse, schmale, an den Seiten kaum vortretende Schnabel milst von der Stirn bis zur Spitze in gerader Linie beim Männchen 311", beim Weibchen 28" bis 29", die Fulswurzel beim Männchen 514", beim Weibchen 304"; dieSchwingenspitzen sind weilsodertiefgrau,aufdemMantelherrscht in der Jugend Graubraun, im Alter Silber- blaugrau, (die Furchen am Augenknochen- rande, welcher über den Scheitel vorsteht, sind sehr tief. Sie hat die Gröfse des Larus glacialis und in allen Kleidern, im Ganzen genommen, die Zeich- nung des Zar. glaucus; allein die Farben sind dunkler; dies sieht man am deutlichsten am Ju- gend- und ausgefärbten Winterkleide. Bei dem erstern herrscht am ganzen Gefieder Grau- braun vor, und die vordern Schwungfedern haben vor dem weilsen Spitzensaume einen schwarzgrauen Fleck. Im Winterkleide sind die graubraunen Flecken am Kopfe und Halse viel dunkler, häufi- ger und deutlicher als bei Nr. 2. Ueberdies un- terscheidet sich diese Möve von Nr. 2: 1) durch den schmalen Schnabel, 2) den etwas kür- zern Fufs, 3) den kleinern Körper, 4) die tiefernFurchen auf dem Kopfe und die hö- hern Augenknochenränder. Sie bewohnt Is- land, besonders die südliche Seite der Insel, kommt nur höchst selten an die deutschen Küsten, ist sehr gefräfsig, in der Nahrung der vorhergehenden ähn- lich, und brütet auf Scheeren und in den Wänden steilerStrandfelsen. IhreBEier ähneln denen von Nr.2. 736 £) DiekleineMöve. (Mittlere weilsschwin- gige Möve.) Larus minor, Br. (Larus me- dius, Br.) *) Dergestreckte, mittelstarke, an seinen Seiten vortretende Schnabel mifst von der Stirn bis zur Spitze in gerader Linie beim Männchen 28", beim Weibchen 27; die Fufswurzel beim Männchen 31, beim Weib- chen 30; die Schwingenspitzen sind weils oder tiefgrau; auf dem Mantel herrscht in cler Jugend Graubraun, im Alter Silber- blaugrau; der Augenknochenrand ist nie- drig, die Furche neben ihm flach. Sie unterscheidet sich von allen vorhergehen- den Möven durch die geringereGröfse; die Männ- chen von Larus minor sind merklich kleiner als die Weibchen von Zar. consul; denn das Männ- chen von Larus minor milst nur 24" in der Länge und 5’ in der Breite; das Weibchen 1” bis 2" we- niger. Sie ähnelt in allen Kleidern der vorherge- henden, hat aber in dem ausgefärbten und dem ihm vorhergehenden Winterkleide ge- wöhnlich noch mehr dunkle Flecken als Larus con- sul, von der sie sich auch: 1) durch den kür- zern und viel niedrigern Schnabel, 2) den viel schlankern Fuls, 3) den kleinern Kör- per, und 4) die flachere Furche und den niedrigern Augenknochenrand mnterscheidet, Sie bewohnt den höchsten Norden, doch nicht Grön- land, bringt den Winter auf Island zu, erscheint äufserst selten im mittlern Europa und an den deut- schen Nordküsten, und ähnelt in dem Betragen und der Nahrung den vorhergehenden. *) Der letztere Name mufs, da ich aus den nachfolgenden Möven eine besondere Sippe mache, wegfallen, 737 Dritte Sippe. Stolsmöve. Laroides, Brehm. (Larus Linne.) Der Schnabel, Fuf[s, die ganze Gestalt wie bei den Möven; allein ihr Schnabel ist auch nach Verhältnifs kleiner, ihr Fufs schlanker, bei einer Abtheilung dreizehig und dieFlügel sind bei allen Arten so lang, dals sie weit über den Schwanz hinaus ra- gen. Den innern Bau, den geringen Grös- senunterschied beider Geschlechter, die nach dem Alter und der Jahreszeit ver- schiedene Zeichnung haben sie mit den Möven gemein; die Silber- und Herings- möven sind im vierten, die Sturm- und dreizehigen Möven im dritten Jahre zeu- gungsfähig. Die Stofsmöven haben in ihrem ganzen Wesen grofse Aehnlichkeit mit den eigentlichen Möven. Sie ähneln ihnen in ihrer Liebe zur Ge- sellschaft, ın Hinsicht ihres Aufenthaltes an den Seeküsten, in ihrer Art zu brüten, und in der Zahl, Gestalt und Farbe der £ier, in den langen Flaum der Jungen und darin, dals sie gern Fische und Fleisch fressen; allein sie weichen in der Art, ihre Nahrung zu suchen, sehr ab. Die ächten Mö- ven sind Räuber, welche andern Seevögeln die Eier und Jungen wegtragen, Aas verzehren und vorzüglich den Seehasen, wenn sich dieser in seichtem Wasser befindet, durch Herabstürzen aus der Luft fangen, aber zum Erhaschen anderer Fi- sche wenig geschickt sind; die Stolsmöven hin- gegen sind zum 'Theil vortreflliche Stofstaucher, stürzen sich, indem sie niedrig über dem Wasser 47 738 des Meeres hinschweben, unaufhörlich in dasselbe herab, um die hochgehenden Fische wegzufangen, worin sie eine aulserordentliche Geschicklichkeit besitzen. Dieses ganz verschiedene Betragen nöthigt den Naturforscher, sie von den vorhergehenden zu trennen, indem ihre langen Flügel, welche ihr schnelles, sicheres und geschicktes Herabstürzen möglich machen, das Hauptunterscheidungszeichen abgeben. Sie sind über beide Welten verbreitet, und gehören nicht nur dem Norden, sondern auch dem gemälsigten Himmelsstriche und dem Süden an. ERSTE FAMILIE Silbermöven. Laroidae argentati. (Larus ar- gentatus, Brünn.) Sie haben eine ansehnliche Gröfse, alt einen silbergrauen Mantel, ziemlich weit über den Schwanz hinausragende Flügel, deren Spitzen stets schwarz, im Alter mit weilsen Endflecken geziert sind, auf jeder Seite der Unterbrust einen Brutfleck , welcher sich oft mit einem in der Mitte des Oberbauches ste- henden verbindet, gehen nicht sehr hoch nördlich hinauf, und werden im vierten Jahre zeugungs- fähig. Sie sind nicht sehr geschickte Stolstau- cher, und fressen deswegen, wenn sie keine Fische bekommen können, Seegras. 1) Die grolse Silbermöve. .Laroides major, Brehm. (Larus argentatus, Brünn.) Der gestreckte, hohe, an den Seiten ziemlich stark vortretende Schnabel mist von der Stirn bis zur Spitze in gerader Linie beim Männchen 50 bis 31", beim 739 Weibchen 281" bis 29", die Fulswurzel bei beiden 33 bis 34"; die beiden vordern der 35 Schwungfedern sind fast ganz, die 9te und 10te wenig schwarz; die niedrige Stirn über den Augen aufserordentlich vertieft, der Scheitel eben so hoch oder niedriger als die stark aufgeworfenen Au- genknochenränder. Sie ist die gröfste unter allen Stolsmöven, 26" bis 271" lang und 5’ 5" bis 7" breit, so dals sie die letzte der vorhergehenden Sippe an Umfang merklich übertrifft. Ausgefärbtes Frühlings- kleid. Der wachsgelbe Schnabel ist am Nagel wie der Augenliedrand orangenroth, der Fuls fleisch- farben, der silberblaugraue Mantel an den schwar- zen Schwingenspitzen mit weilsen Spitzenflecken, alles Uebrige blendendweils. Im Winter ist der Kopf und Hals mit graubraunen Längeflecken be- setzt. Jugendkleid. Der Schnabel hornschwarz, der Augenstern graubraun, der Fuls hornbräunlich- gelb, die Schwingenspitzen fast rein schwärzlich, das ganze übrige Gefieder ein Gemisch von Schwärz- lich, Schwarzgrau und Weilsgrau. Nach der ersten Mauser wird das Gefieder, besouders auf dem Mantel lichter und deutlicher gefleckt; im dritten Jahre kommt bei gefleckter Zeichnung der silberblaugraue Mantel zum Vorschein, und im vierten das ausgefärbte Kleid. Sie lebt nord- östlich von Deutschland, kommt an der pommer- schen, dänischen und holsteinischen Küste nur auf dem Zuge vor, ist scheu, einzeln oder in kleinen Gesellschaften, frilst vorzugsweise lebendige Fische, und legt 2 bis $ oliveufarbige, aschgrau- und braun- gefleckte Eier. 47 * 740 2) Die ächte Silbermöve. Laroides argenta- zus, Brehm. (Lar. urgentatus, Brünn.) Der gestreckte, niedrige, an den Sei- ten wenig vortretende Schnabel mifstvon der Stirn bis zur Spitze in gerader Linie beim Männchen 50 bis 51'", beim Weib- chen 28° bis 29"; dieFuflswurzel 52" bis 33'"; die beiden vordern der 35 Schwungfedern sind gröfstentheils, die I9te und 10te wenig oder nicht schwarz oder schwärzlich, die etwas hobe Stirn hat über den Augen fla- che Furchen; der Scheitel steht merklich über die mittelhohen Augenknochenränder empor. Sie ist kaum kleiner, aber merklich schlanker als die vorhergehende, und durch den kleinern, besonders den schwächern, niedrigen, an den Seiten wenig vortretenden Schnabel, welcher bei Nr. 1 viel breiter und höher ist, die nach Verhältnils etwas längern Flügel und den ganz anders gebildeten Schädel ver- schieden. Bei Nr. 1 ist die Stirn an ihrem Ur- sprunge wenig erhöht, in den Furchen über den Augen aber so vertieft, dafs die Augenknochen- ränder hoch emporstehen, der Scheitel aber nicht über sie hervorragt. Bei Nr. 2 hingegen steigt die Stirn am Ursprunge stärker auf, und hat flache Furchen, aber einen weit über die mittelhohen Au- genknochenränder vortretenden Scheitel. Sie lebt etwas nördlicher und weniger östlich als die vor- hergehende, kommt selten bei Rügen, öfter an der dänischen und holsteinischen Küste vor und ähnelt in den Sitten und der Nahrung den nahen Ver- wandten. 741 3) Die silbergraue Möve. Lariodes argenteus, Br. (Lar. argenteus, Dr., Lar. argentatus, Temm.) Der wenig gestreckte, vor den Nasen- löchern aufgeschwungene, an den Seiten sehr stark hervortretende Schnabel mifst beim Männchen in gerader 30", beim Weib- chen 27", die Fulswurzel 3%"; die beiden vordern der 35 Schwungfedern sind gröfs- tentheils, die 9te und 10te wenig oder nicht schwarz oder schwärzlich; die Stirn bald nach ihrem Ursprunge sehr erhöht, die Furchen über den Augen tief, der Scheitel steht sehr weit hinten etwas über die Au- genknochenränder empor. Sie ist etwas stärker als Nr. 2, und wegen ih- rer kürzern Flügel schmäler als Nr. 1 und 2, ih- nen jedoch in der Zeichnung ganz ähnlich. Sie unterscheidet sich aber von ihnen aulser den kürzern Flügeln durch den Schnabel und Kopf. Der erstere ist breiter und vor den Na- senlöchern höher, als bei den beiden vorhergehen- den; der letztere hat mit Nr. 2 die hohe Stirn, mit Nr, 1 die tiefen Furchen über den Augen ge- mein; allein diese stehen in ihrer Gestalt in der Mitte zwischen der Bildung dieser 'Theile der bei- den vorhergehenden, und der Scheitel erhebt sich sehr weit hinten etwas über die Augenknochenrän- der. Sie lebt und brütet an der holländischen, viel- leicht auch an der französischen Küste, oft in un- geheuren Schaaren, kommt sehr selten an die deutsche, und hat in dem Betragen, der Nahrung und Fortpflanzung mit Nr. 1 grofse Aehnlichkeit. 742 4) Die silberblaugraue Möve. ZLaroides ar- gentatoides, Brehm. (Lar. argentatoides, Br., Lar. argentatus, auct.) Der kleine, etwas gestreckte, niedrige, an den Seiten wenig vorstehende Schna- bel milst von der Stirn bis zur Spitzein gerader Linie beim Männchen 26" bis 27", beim Weibchen 25} bis 26; dieFufswur- zel 304" bis 314"; die beiden vordern der 34 Schwungfedern sind gröfstentheils, die 9te und 10te wenig odernicht schwarzoder schwärzlich; der buckelartige Scheitel ragt hinten weit über die sehr stark auf- geworfenen Augenknochenränder empor. Sie ist etwas kleiner als Nr. 3, und vor allen vorhergehenden on ihrem kleinen Schnabel und äufserst hohen Scheitel zu erkennen, Bei Nr. 1, 2 und 3 steht der Scheitel wenig oder nicht über die niedrigen, bei Nr. 4 aber weit über die sehr vorstehenden Augenknochenränder empor. Sie ist die nördlichste unter allen Silbermöven, brütet an der schwedischen, norwegischen und dä- nischen Küste, z. B. bei Helsingöer, kommt im Winter an die pommersche und holsteinische Küste, frifst vorzüglich Heringe, welche sie oft mit gros- ser Dreistigkeit aus den Netzen stiehlt, und legt in ein grolses Nest 2 bis 5 thonfarbige, gelbbraune, grüngraue, braungelleckte Eier. 5) Die kleine Silbermöve. Laroides argen- taceus, Br.. (Larus argentatoides, Br., Lar. argentatus, auct.) Der starke, hohe, an den Seiten sehr vortretende, wenig gestreckte Schnabel, 743 milst von der Stirn bis zur Spitze in ge- rader Linie beim Männchen 26" bis 274, beim Weibchen 24! bis 26"; dieFufswur- zel beim Männchen 51" bis 324", beim Weibchen 284" bis 30"; die beiden vordern der 34 Schwungfedern sind grölstentheils, die 9te und 10te wenig oder nicht schwarz oderschwärzlich; der buckelartige Schei- tel steht weit vorn merklich über die stark erhöhten Augenknochenränder em- por. Sie ist noch etwas kleiner als Nr. 4, und von ihr vorzüglich durch den starken Schnabel, und die andere Kopfbildung verschieden. Der Schnabel ist nach Verhältnifs der stärkste un- ter allen dieser Abtheilung, und der Kopf zeichnet sich durch den weit vorn erhöhten Scheitel sehr aus. Bei Nr. 4 steht der Scheitel und Augenkno- chenrand weit hinten ganz ungewöhnlich, bei Nr. 5 aber weit vorn viel weniger vor. Von allen andern vorhergehenden unterscheidet sie der kurze Kopf und Schnabel, und die geringe Grölse. Sie be- wohnt die deutsche Küste der Nordsee, geht bis Färöe hinauf, und bis Holland herab, kommt wahr- scheinlich an der pommerschen Küste nie vor, ni- stet auf mehrern Inseln der Nordsee, häufig auf den Färöern, und hat das Betragen, die Nahrung und Fortpflanzung mit den vorhergehenden gemein. 6) Dienordamerikanische Silbermöve. La- roides Americanus. Unterscheidet sich von Nr. 4 durch den etwas kleinern Schnabel und den noch weiter hinten er- höhten Scheitel. 744 ZWEITE FAMILIE Weifsschwingige Stolsmöven. Laroidae leu- copteri. (Larus leucopterus, Fab.) Ihr Schnabel ist mittelgrofs, dieSpiz- zen ihrer langen Flügel sind weils oder weilslich. Sie nähern sich den Silbermöven in der Gröfse, wohnen im höchsten Norden, verirren sich nur sehr selten in das mittlere Europa, und ähneln im Uebrigen den Silbermöven, in der Zeichnung den grofsen weilsschwingigen Möven. Sie sind ganz vortreflliche Stofstaucher, fressen nur Fische, welche sie durch Herabstürzen mit grofser Geschicklich- keit fangen, und verzehren kein Meergras. 1) Die grofse weilsschwingige Stolsmöve. Laroides glaucoides, Brehm. (Larus leucopte- rus, Faber, L. glaucoides, Temm.) Die Schwingenspitzen sind weils oder weilslich; der gestreckte, schmale Schna- bel miflst von der Stirn bis zur Spitzein gerader Linie beim Männchen 241”, beim Weibchen 23"; die Fulswurzelbeim Männ- chen 271"!, beim Weibchen 26}; der wenig gewölbte Scheitel steht etwas zwischen den wenig erhöhten Augenknochenrän- dern vor. Sie ist fast so grols als die kleine Silber- möve, aber schlanker — Länge 23", Breite 55” — und ähnelt in der Zeichnung dem Larus glau- cus gar sehr. Ausgefärbtes Sommerkleid. Der gelbe, ins Grünliche ziehende Schnabel ist am Nagel roth, der Augenliedrand fleichfarben, der Fuls blafsgelblich, der Mantel blals silberblaugrau, 745 die Schwingenspitzen und das ganze übrige Gefie- der blendendweils. Die Zeichnung des ausge- färbten Winter-, Jugend- und mittlern Kleides ist gerade wie bei Larus glaucus. Sie bewohnt Grönland, namentlich die Strandfelsen bei Godhaab, überwintert an den isländischen Küsten, und kommt in der Jugend höchst selten in das mittlere Europa und an die deutschen Nordküsten, fängt mit grofser Geschicklichkeit die von den See- hunden und grolsen Seefischen auf die Oberfläche getriebenen Sprotten, Heringe und Lächse, frifst die von den Fischern weggeworfenen Eingeweide, ist sehr kühn und dreist, und nistet häufig in den steilen Strandfelsen bei Godhaab. 2) Diemittlere weilsschwingige Stolsmöve., Laroides leucopterus, Brehm. (L. leucopterus, Fab., L. glaucoides, Temm.) Die Schwingenspitzen sind weils oder weilslich; der kurze, gewöhnlich etwas starke Schnabel mifst von der Stirn bis zur Spitze in gerader Linie beim Männ- chen 214", beim Weibchen 204", die Fuls- wurzel beim Männchen 25", beim Weib- chen 241"; der wenig gewölbte Scheitel steht nicht oder kaum über die etwas er- höhten Augenknochenränder vor. Sie ist 2’ kürzer und schmäler als Nr. 1, und am leichtesten zu erkennen an dem etwas kür- zern Fufse und viel kürzern Schnabel. Sie lebt in Grönland, kommt im Winter häufig bei Godhaab und an der isländischen Küste, höchst selten im mittlern Europa und an der deutschen Nordküste vor, und ähnelt in dem Betragen und der Nahrung der vorhergehenden. 746 5) Die hochköpfige weilsschwingige Stofs- möve. Laroides subleucopterus, Brehm, (La- rus leucopterus, Fab.) Die Schwingenspitzen sind weils oder weilslich; der kurze starke Schnabel milst von der Stirn bis zur Spitze in gerader Linie beim Männchen 23", beim Weibchen 21" bis 22"; die Fufswurzel beim Männ- chen 261", beim Weibchen 252"; der stark gewölbte Scheitel steht buckelartig, und weit hinten über die kurzen Augenkno- chenränder vor. Sie hält die Mitte zwischen den beiden vorher- gehenden in der Gröfse, und unterscheidet sich un- trüglich von ihnen durch den buckelartigen, ungewöhnlich vorstehenden Scheitel, Bei Nr. 1 und 2 sind die weit nach hinten sich er- streckenden Furchen der Augenknochenränder breit, aber flach, bei Nr. 5 tief, aber kurz, und der Scheitel steht beı Nr, 3 weit hinten und hoch, bei Nr. 1 und 2 aber kaum oder nicht über die Au- genknochenränder vor. Auch sie bewohnt Grön- land, ist die nördlichste von allen Stolsmöven, ver- irrt sich fast nie an die deutsche Küste, und hat die Sitten und die Nahrung mit den beiden nahen Verwandten gemein, $ DRITTE FAMILIE, Heringsmöven. .Laroidae harengorum. (Larus Juscus, Linn.) Sie haben sehr lange, grofsentheils schwarze Flügel, einen schlanken niedri- gen Schnabel, und in allen Kleidern einen sehr dunkeln Mantel. 747 Sie sind den Silbermöven in der Gröfse, und den weilsschwingigen in dem Betragen ähnlich, bewohnen den Norden und Nordosten der alten Welt, verirren sich zuweilen bis in die Mitte von Deutschland, sind sehr geschickt, die Heringe zu fangen, bei den Netzen derselben äufserst dreist und kühn, und nähren sich nur von Fischen, nicht von Seegras. 1) Die grolse Heringsmöve. Laroides mela- notos, Brehm. (Larus fuscus? auct.) Die 10 Schwungfedern erster Ordnung sind stets schwarz, die Schwingenspitze reicht 4" über die Schwanzspitze hinaus, der grofse Schnabel ist am Ursprungeder Nasenlöcher 9" hoch, von der Stirn 26 bis 27", die Fufswurzel beim Männchen 33’! beim Weibchen 31‘ lang, der Scheitel eben so hoch als die Stirnleisten. Sie ist die gröfste unter allen Heringsmö- ven, bis 26" lang und oft 5' 4" breit, also wenig kleiner als Larus marinus, Br. und viel gröfser als die beiden folgenden. Ausgefärbtes Früh- lingskleid. Der gelbe Schnabel ist vor der Spitze wie der Augenliedrand hochroth, der Augenstern blafs-, der Fuls schön gelb, der Mantel schiefer- schwarz mit weilsen Spitzen an allen Schwung- und Achselfedern, das ganze übrige Gefieder blen- dendweils. Im Winter ist wie bei den Man- telmöven der Kopf und Hinterhals mit graubrau- nen Längeflecken besetzt. Das Jugend- und mittlere Kleid ähnelt dem der folgenden, und zeichnet sich vor dem aller vorhergehenden durch die sehr dunkle Farbe des Mantels, vor dem der Silbermöven durch das Schwarz an den Schwung- 748 federn erster Ordnung, welches auch die 9te und 10te zeigt, aus. Sie lebt den Sommer über an den Küsten der Färöer und anderer nordwestlichen Inseln, kommt im Winter besonders jung, zuwei- len an die deutschen Küsten der Nordsee, fängt mit grolser Geschicklichkeit Heringe und andere Fische, uad ähnelt in der Art zu nisten und zu brüten, wie in der Zeichnung ihrer Eier den Sil- bermöven. 2) Die kleinschnäblige Heringsmöve. La- roides harengorum, Brehm. (Larus fuscus, Linn.) Die 10 Schwungfedern erster Ordnung sind stets schwarz, die Schwingenspitze reicht 3 6” bis 4" über die Schwanzspitze hinaus, der kleine Schnabel ist am Ur- sprunge der Nasenlöcher nur 7" bis 74, von der Stirn. 22" bis 23 Jang; die Fufs- wurzel beim Männchen 294", beim Weib- chen 274" hoch; der buckelartige Scheitel steht viel höheraals die Stirnleislen. Sie ist 22° 6'' bis 24" lang und 4° 10' bis 5’ 1" breit. AusgefärbtesFrühlingskleid. Der gelbe Schnabel ist am Nagel wie der Augenliedrand hochroth, der Augenstern blals-, der Fuls schön gelb, der Mantel und die Schwingenspitzen, an de- nen die vordersten Schwungfedern weilse Spitzen haben , dunkel schieferschwarz, das übrige Gefie- der reinweils. Im Winter ist der Kopf und Hin- terhals mit graubraunen Längeflecken besetzt. Das Jugendkleid ähnelt dem der Silbermöven, un- terscheidet sich aber untrüglich durch den viel dunk- lern, stark schwarzgefleckten Mantel, und beson- ders durch die I9te und 10te Schwungfeder,, welche 749 bei den Silbermöven wenig oder nicht, bei den Heringsmöven aber ganz schwarz sind. Sie geht wie die Mantelmöven nach und nach in das ausgefärbte Kleid, welches sie im vierten Jahre bekommt, über. Sie bewohnt im Sommer die nord- östlichen Küsten der alten Welt, besucht auf dem Zuge den Strand der deutschen Ost- und Nordsee, zuweilen sogar die Gewässer mitten in Deutschland, fliegt sehr geschickt zwischen den Wellen durch, fängt am häufigsten die Fische, welche die grolsen Raubfische auf die Oberfläche jagen, vorzüglich Heringe, die sie auch mit grofser Kühnheit aus den Netzen stiehlt, und legt 2 bis 3 gelbgrauliche, gelblich thonfarbige oder braungraue, braungefleckte Eier. 3) Die diekschnäblige Heringsmöve. La- roides fuscus, Br. (L. fuscus, Linn. N. W. 1. Ausg. II. Th. Taf. 36, 51. Mey. und Wolfs Taschenb. das Titelkupfer zum I]. Th.) Die 10 Schwungfedern erster Ordnung sind stets schwarz, die Schwingenspitze reicht 374'" bis 4" über die Schwanzspitze hinaus, der starke Schnabel ist am Ur- sprunge der Nasenlöcher 8‘ bis 84” hoch, von der Stirn 24", die Fulswurzei30' oder 29" Jang, der platte Scheitel kaum so hoch als die Stirnleisten. Sie ist in der Gröfse, Gestalt, Tarbe, Nahrung und Fortpflanzung, wie in dem Betragen der vor- hergehenden ähnlich, allein ihr Schnabel ist viel stärker, höher und hinter dem Nagel weniger ausgeschweift, und ihr platter Scheitel, welcher bei Nr. 2 buckelartig und hoch über den Augenknochenrand vorsteht, hat bei ihr 750 mit diesem gleiche Höhe. Von Nr, 1 unter- scheidet sie die viel geringere Grölse, und der weit kürzere, aber nach Verhältnils stärkere Schnabel, die höher emporstehenden Stirnleisten und die kür- zern Fufswurzeln. Sie bewohnt wahrscheinlich Norwegen, besucht die deutschen Küsten ziemlich selten, und frifst die Heringe aus den eben auf- gezogenen Netzen mit solcher Gier und Dreistig- keit, dals sie häufig von den Fischern erschlagen wird. VIERTE. FANITTLER Sturmmöven. Laroidae procellosi. (Larus ca- nus, Linn.) Sie haben sehr lange Flügel, an denen nur die Spitze in allen Kleidern schwarz, oder schwärzlich ist, einen schlanken Schnabel, etwas hohe Fufswurzeln, und im Alter einen blaugrauen, in der Jugend einen tief braungrauen mit weilslichen Federrändern besetzten Mantel. Sie sind viel kleiner als dieHeringsmöven, und stehen in der Geschicklichkeit, mit welcher sie fliegen und ihre Beute fangen, weit hinter ih- nen zurück, sind mehr nach Süden herab verbrei- tet, werden im vierten Lebensjahre ausgefärbt, be- kommen aber schon im ersten Herbste den blau- grauen Mantel grolsentheils. Sie fressen aufser den Fischen auch Seegras. 1) Die pommersche Sturmmöve. .Laroides procellosus, Brehm. (Larus canus, Linn. N.W. 1. Ausg. Nachtr. Taf. 36, 71.) Die Schäfte der beiden vordernSchwung- federn sind schwarz, der Schnabel milst 751 von der Stirn in gerader Linie beim Männ- chen 20", beim Weibchen 18!'", die Fuls- wurzel beim Männchen 25!" bis 27", beim Weibchen 244" bis 251"; der buckelartige Scheitel steht etwas über die stark aufge- worfenen Augenknochenränder vor. Sie ist 18° 6'% bis 20' lang, und 48" bis 50" breit. Ausgefärbtes Frühlingskleid. Der Schnabel ist wachsgelb, der Augenliedrand zinnober- roth, der Augenstern braun, der gelbe Fuls bläu- lich gefleckt, der Mantel blaugrau, die schwarze Schwingenspitze mit weilsen Spitzenflecken, das übrige Gefieder reinweils, an der Brust im Leben mit orangenfarbigem Schimmer. Im ausgefärb- ten Winterkleide ist der Schnabel bis zur Spitze wie der Fufls graublau, der Augenliedrand rolh- braun, der Kopf und Hals grauschwarzgefleckt. Dunenkleid. Der Schnabel ist dunkel horngrau, an der Spitze horngelb, der Fuls dunkel horngrau, der lange, weiche, hellgraue Flaum auf dem Ober- körper schwärzlich gefleckt. Jugendkleid. Der schwärzliche Schnabel ist an der Wurzel lichter, der Augenliedrand graubraun, der Fufs horngelb- lich, der Oberkörper dunkelbraungrau, die Schwin- genspitze und die vordere Schwanzhälfte rein braun- schwarz, der weilse Unterkörper an dem Kropfe und den Seiten mit grolsen graubraunen Flecken besetzt. Im ersten Herbste schon kommt der blaugraue Mantel auf dem Rücken und den Schul- tern zum Vorscheine, im zweiten Sommer ist der Unterkörper reinweils, der Oberkörper blässer und weniger gefleckt als im ersten Herbste; im zweiten Herbste zeigt sich ein Kleid, welches sich von dem ausgefärbten durch den vorn schwärzlichen Schnabel, die schwärzlichen Flecken 792 auf dem Schwanze, welche nicht selten fehlen, und die fast reinschwarzen Schwingenspitzen unterschei- det. Diese Zeichen des mittlern Alters bleiben bis in den dritten Herbst, in welchem das aus- gefärbte Kleid vollständig hervortritt. Sie lebt zur Brutzeit häufig an der pommerschen Küste, im Winter an dem Strande der Nordsee, kommt in der Jugend häufig an die im Lande liegenden Gewässer, setzt sich bei Sturm zuweilen auf die Wipfel der Bäume, ist sehr scheu, schreit stark, frifst Fische und Insekten, nistet in Gesellschaft an flachen Küsten, und legt 2 bis 3 gelbbräunliche oder thontarbige, braun - und aschgraugelleckte Eier. 2) Die nordische Sturmmöve. Laroides ca- nus, Dr. (L. canus, Linn.) Die Schäfte der beiden vordersten Schwungfedern sind schwarz, der Schna- bel mifst von der Stirn bis zur Spitzein gerader Linie beim Männchen 26", beim Weibchen 241'", die Fufswurzel beim Männ- chen 263 bis 273", beim Weibchen 25”' bis 26", der platte Scheitel ist niedriger als der aufgeworfene Augenknochenrand. Sie unterscheidet sich von Nr. 1 vorzüglich: durch den platten Oberkopf, auf welchem der Scheitel niedriger steht als der stark aufgeworfene Augenknochenrand, da er bei Nr. 1 bedeutend über denselben vortritt. Sie brütet in Norwegen, vorzüglich auf Scheeren, ist so zahm, dafs sie das vorgeworfene Fleisch weg- nimmt, frifst aufser den Fischen auclı Insekten, Mäuse und Seegras, und kommt auf dem Zuge selten an die deutsche Nordsee, äulserst selten nach Rügen und Pommern. ® 753 3) Die hochköpfige Sturmmöve. Laroides canescens, Brehm. (L. canus, Linn. N. W.1. - Ausg. III. Th. Taf. 33, 48.) Die Schäfte der beiden vordersten Schwungfedern sind schwarz, der Schna- bel milst von der Stirn bis zur Spitze in gerader Linie beim Männchen 18" bis 19", beim Weibchen 16!" bis 17!'", die Fufs- wurzel beim Männchen 25!'" beim Weib- chen 214"; der buckelartige Scheitel steht hoch über den aufgeworfenen Augenkno- chenrand empor. Sie ist etwas kleiner als die beiden vorherge- henden, 171” bis 191" lang und 47'' bis 49" breit, ‚und nicht nur durch die geringere Gröfse, sondern auch durch den kürzern Schnabel und Fufs, und vorzüglich durch den unge- wöhnlich hohen Scheitel unterschieden. Die- ser ragt bei Nr. 1 kaum, bei Nr. 2 gar nicht, bei Nr. 3 aber weit über die Augenknochenränder em- por. Sie lebt und brütet ganz einzeln an der pom- merschen Küste, häufiger nordöstlich, kommt schon im Herbste einzeln, im Winter häufig an die deutsche Küste der Nordsee, und ähnelt in dem Betragen, der Nahrung und Fortpflanzung Nr. 1. FÜNFTE FAMILIE. Dreizehige Möven. Laroidae tridactylı. Die fehlende Hinterzehe ist durch eine kegelförmige Hervorragung angedeutet, Sie.haben kurze Fülse, grolse Schwimmhäute, in der Zeichnung des ausgefärbten' Sommerkleides Aehnlichkeit mit den Sturmmöven, bewohnen den hohen Norden, und nisten in ungeheuern Schaa» 48 754 ren. Sie sind vortreilliche Stofstaucher, und fres- sen nichts als Fische. 1) Die grofse dreizehige Möve. Laroides tri- dactylus. (L. tridactylus, Linn.) Die Hinterzehe ist nur angedeutet, der Schnabel mifst von der Stirn bis zur Spitze ip gerader Linie 184" bis 194”, die Fufs- wurzel15'”; derbuckelartige Scheitelsteht merklich über die an den Augen niedrigen Stirnleisten empor. | Sie ist 18" 6'" bis 19" 6” lang und 42" 6" bis 43" 3" breit. Ausgefärbtes Frühlings- kleid. Der Schnabel ist schwefelgelb, inwendig wie der Augenliedrand orangenrolh, der Augenstern braun, der bräunliche Fufs zieht etwas ins Grün- liche, der Mantel blaugrau, die schwarzen Schwin- genspitzen mit kleinen weilsen Spitzenflecken, das übrige Gefieder blendendweils. Im Winter ist der Hinterhals blaugrau überflogen, und der Hin- terkopf mit einem blaugrauen Bande besetzt. Im Jugendkleide ist der Schnabel und Augenlied- rand schwarz, der Fufs horngrau, der Kopf und Hinterhals weils, hinter den Ohren mit einem grau- blauen Flecke, an dem Unterhalse mit einem hbalb- mondförmigen Bande, der dunkelblaugraue mit schwarzen Spitzenrändern gezierte Mantel, längs dem Vorderarmknochen, an der Flügelkante und Spitze schwarz, der weilse Schwanz mit einer schwarzen Spitzenbinde, der Unterkörper weils. Im ersten Winter wird der Mantel, die Flügel ausgenommen, welche noch wie im Jugendkleide aussehen, blaugrau, und der Unterkörper weils. Im zweiten Herbste ist der Schnabel noch schwarz, der Hinterkopf und Unterhiuterhals mit einem dun- 7133 keln Halbkreise, und der blaugraue Mantel mit Schwarz neben dem Vorderarmknochen hin besetzt. Im dritten Frühjahre verschwindet das dunkle Kopf- und Halsband, und im dritten Herbste wird das ausgefärbte Kleid vollendet, so dals diese Möve erst im vierten Lebensjahre zeugungsfähig ist. Sie brütet haufenweise in den am Meere lie- genden Felsenwänden des hohen Norden von Eu- ropa, wandert im Winter durch Deutschland, und geht nicht selten durch die Kälte im Frühjahre zu Grunde. Beim Neste schreit sie fürchterlich, und ist sehr zahm, auf dem Zuge ziemlich scheu; sie frifst Fische, und legt 2 bis 4 gelbbraune, gelb- graue, thontarbige, braun- und aschgraugefleckte, zuweilen reinblalsgrüne Eier. 2) Diegrönländische dreizehigeMöve. Lu- roides rissa, Br. (L. tridactylus, auct. N. W, 1. Ausg. 1II. Th. Taf. 33.) Die Hinterzehe ist nur angedeutet; der Schnabelmifstvon derStirn bis zur Spitze in gerader Linie 17} bis 183", die Fuls- wurzel 15“; der sanft buckelartige Schei- telsteht kaum über die an den Augen ho- hen Stirnleisten empor. Sie ist wenigstens 1" kürzer und schmäler als Nr.1, hat einen kürzern und nach Verhält- nils stärkern Schnabel, und eine ganz an- dere Schädeibildung. Bei Nr. 1 steht der Scheitel merklich über die an den Augen niedrigen Stirnleisten empor, bei Nr. 2 aber ragt er wenig über die erhöhten Stirnleisten hinaus. Sie lebt in durch Zufall verschlagen an die deutsche Küste 48 * 756 der Nordsee, und hat die Sitten, die Nahrung und Fortpflanzung mit der vorhergehenden gemein. 3) Die kleine dreizehige Möve. Laroides minor, Br. (L. rissa, Linn.) Die Hinterzehe ist nur angedeutet, der Schnabel mifst von derStirn bis zur Spitze in gerader Linie 15“ bis 16, dieFulswur- zel 134"; der buckelartige Scheitel’steht hoch über die niedrige Stirn empor. Sie ıst merklich kleiner als die beiden vor- hergehenden, oft nur 17” 6"' ‚lang und 40" 6 breit, und von ihnen aufser der geringern Grölse noch dureh den kurzen Schnabel und Fufs, und den äulserst hohen, weit über die Stirn emporstehenden Scheitel, welcher bei Nr. 1 und 2 weit weniger über (die Stirnleisten her- vorragt, unterschieden. Im ausgefärbten Win- terkleide ist der Hinterkopf und Hinterhals rein- blaugrau. Auch sie brütet im hohen Norden von Europa, an ähnlichen Orten wie die vorhergehen- den, kommt im Winter seltener als Nr. 1 nach Deutschland, und ähnelt den nahen Verwandten in dem Betragen, der Nahrung und Fortpflanzung. Dritte Sippe Schwalbenmöye. Xema,*) Leach. et Boje. Mövengestalt mit kleinem zusammen- gedrücktem Mövenschnabel, etwas hohen, ım Alter rothen Füfsen, deren Schwimm- häute ganz sind, kleiner Hinterzehe, lan- *) Anmerk, Da ich das Wort Xema in keinem Wörter- buche gefunden; habe ich es nach der Aehnlichkeit mit 0%: ei Tw)& u, dergl,, als Neutrum gebraucht, "/ 787 gen Flügeln und dunkler Kehl- und Kopf- zeicehnungim ausgefärbten Sommerkleide. Sie ähneln den Stolsmöven in der Gestalt, Zeichnung und Lebensart; allein ihr Schnabel ist vielschmäler, ihreSchwimmhäute sind bei den meisten Arten kleiner, und ihre Zeichnung ist im Winter weilser als im Sommer, was bei den vorhergehenden Möven der umgekehrte Fall ist. Die Brutflecken, die nach dem Alter und der Jahreszeit verschiedene Zeich- nung, die Liebe zur Gesellschaft, haben sie mit den Stolsmöven gemein; allein sie sind schon im dritten Jahre zeugungsfähig und ausgefärbt, haben alle im ersten und zweiten Jahre ein dunkles Band vor der Schwanzspitze, leben nicht sowohl am Meere, als an sülsen, stehenden grofsen Gewässern, und besuchen das Meer nicht selten von diesem aus. Deswegen sind auch ihre Schwimmhäute klei- ner. Auch sind sie weit schlechtere Stofstaucher als die Laroidae; sie nehmen ihre Nahrung, meist Insekten, ihre Larven und Würmer — sie fressen selten Fische — fast nur von der Oberfläche des Wassers, oftauch wie die Krähen, auf den Aeckern und Wiesen herumlaufend, von diesen weg, sind nur am Brutorte wenig, anderwärts sehr scheu, und ähneln in dem Nestbau, der Farbe ihrer Eier und der Beschaffenheit ihrer Jungen den andern Möven. DieschwarzköpfigeSchwalbenmöve. Xema melanocephalon, Boje. (Larus melanocephalus, Natt.) Der ziemlich kurze Schnabel ist stark, die Fulswurzel 24" bis 25“ hoch, dieSpitze der Schwungfedern weils. 758 Sie ist etwas grölser als die Lachmöve, bis 419" lang und 43" breit. Ausgefärbtes Früh- lingskleid. Der Schnabel ist hochkarminroth, der Augenstern und Augenliedrand braun, der Fuls zionoberroth, der Kopf und die Kehle dunkel- schwarz, der Mantel hellblaugrau, das übrige Ge- fieder und die Flügelspitze weils, am Unterkörper schön rosenroth überflogen. Im Winter ist Alles, den blaugrauen Mantel ausgenommen, reiuweils. Bei den Jungen sind Schnabel und Füfse dunkel, die Schwungfedern auf der äufsern Fahne schwarz, an der Spitze weils, der Schwanz mit einer dun- keln Binde besetzt, und das übrige weilse Gefieder braungelleckt. Sie bewohnt die Moräste an den Küsten des adrialischen Meeres, besonders die von Dalmätien, kommt bei starkem Winde an die Küste von Triest, ist schon auf dem Rheine geschossen worden, und frifst grofse Insekten. Diebleigrauköpfige Schwalbenmöve. Xema caniceps, Brehm. (Larus plumbiceps? Temm.) DieSchäfte der beiden vordernSchwung- federn sind ganz schwarz; am hohen, von der Stirn bis zur Spitze in gerader Linie 17"' langen Schnabel tritt der Nagel stark vor; die Fufswurzel milst 23". Sie hat die Gröfse der Lachmöve, unter- scheidet sich aber in allen Kleidern untrüglich durch die schwarzen Schäfte der beiden vordern Schwungfedern, welche bei den 3 folgenden stets weils sind. Von Larus plumbiceps, Temm. ist sie ebenfalls verschieden, wie sich bald zeigen wird. Ausgefärbtes Frühlingskleid. Der Kopt und die Kehle ist bleifarben, der Mantel hellblaugrau, die vordern Schwungfedern grolsen- 759 theils schwarz, das übrige Gefieder weils. Im Win- ter ist der Kopf und die Kehle weils, der weilse Hinterhals mit schwärzlichen Längeflecken besetzt. Jugendkleid. Der schwärzliche Schnabel ist an der Wurzel lichter, der Fufs braun, der weilsliche Kopf und Hals dunkler überflogen, der dunkel- braune Mantel mit hellern Federrändern, an den weilsen Schwungfedern hellblaugrau — dieSchwung- federn 2ter Ordnung sind hinten hellblaugrau, vör der weilsen Spitze schwärzlich, die hintern dun- kelbraun, die Schwingenspitzen schwarz, doch ist keine Schwungfeder ganz schwarz, der weifsliche Schwanz vor der schwarzen Spitzenbinde silbergrau überflogen, das übrige Gefieder weils. Im ersten Herbstkleide ist der Schnabel noch fast ganz schwarz, an dem dunkelbraunen Fufs schimmert Dunkelroth durch, der weilse Kopf hat einen dun- keln Fleck vor den Augen und an den Ohren, der weifsliche Hals einzelne grauschwarze Längefleck- chen, der helle blaugraue Mantel auf dem Flügel noch viele braune liedern des Jugendkleides, woher auch noch alle Schwung - und Steuerfedern rühren, der Unterkörper ist reinweils. Im zwei- ten Herbste bekommt diese Möve ihr ausge- färbtes Winter- und im dritten Frühjahre ihr ausgefärbtes Frühlingskleid. Sie lebt auf den Morästen und Seen an den Küsten des adriatischen Meeres, verirrt sich höchst selten nach 'Triest, und ähnelt den folgenden in den Sitten und in der Nahrung. Sie unterscheidet sich von Tem- mincks Larus plumbiceps: 1) durch den hel- lern Mantel, welcher bei Xema caniceps hell- blaugrau, bei L. plumbiceps aber duukelblau- grau ist, 2) durch die Schwungfedern 2ter Ordnung, welche im Alter bei jener weils, beı 760 dieser blaugrau, und die Schwungfedern 1steı Ordnung, welche nach’Temminck beijenenschwarz, bei diesen aber nur zum Theil und nicht ganz schwarz sind. 1) Die Lachschwalbenmöve. Xema ridibun- dum, ‚Boje. (Lar. ridibundus, auct. N. W, 1. Ausg, Ill.'Th. Taf.32, 44, u. Nachtr. 'Taf, 36, 70.) Die Schäfte der beiden vordersten Schwungfedern sind, die schwarze Spitze ausgenommen, weils; der gestreckte, nie- drigeSchnabel mifst von der Stirn bis zur Spitze in gerader Linie beim Männchen 19", beim Weibchen 17", die Fulswurzel beim Männchen 23", beim Weibchen 21'; der Scheitel steht kaum höher als die Stirnleisten. Ihre Länge beträgt 17' 6" bis 18" 6" und ihre Breite 41° 9" bis 43" 6. Ausgefärbtes Frühlingskleid. Der Schnabel und Fufs dun- kelroth, der Augenstern und Augenliedrand roth- braun, der Kopf und die Kehle braun, der Mantel silberblaugrau, die Schwingenspitzen schwarz, das übrige Gefieder blendendweils, an der Brust ro- senroth überflogen. Im Winter sind Schnabel und Fufs mennigroth und die Kehle und der Kopf weils, der letztere mit einem kleinen schwarzen Fleck vor den Augen und einem grolsen an den Ohren. Jugendkleid. Der Schnabel ist hinten horngelblich, vorn hornschwärzlich, der Fuls fahl- grau, der Oberkopf grofsentheils matt fahlbraun, der Hinterhals weils, der hellbraune, mit rostgelb- lichen und rostgrauen Federrändern besetzte Man- tel hat auf dem Oberflügel viel Blaugrau, die Schwin- genspitzen und eine Binde an der Schwanzspitze 761. schwarz, das Uebrige ist weils. Im ersten Herbst- kleide ist der Flügel und Schwanz noch vom Jugendkleide her, der Rücken und die Schultern blaugrau, der weilse Kopf mit einem schwärzlichen Fleck vor den Augen und an den Ohren, einem dunkeln Bande um den Hinterkopf und reinweilsen Unterkörper. Im zweiten Frühjahre sind Flü- gel und Schwanz immer noch vom Jugendkleide, der braune Kopf kommt aber zum Vorschein, und im zweiten Herbste und ım dritten Früh- jahre ist das ausgefärbte Kleid vollständig. Sie bewohnt schaarenweise die deutschen Seen und Mo- räste, besonders solche, die mit Schilf und Gras eingefalst sind, greift die Feinde ihrer Brut mit vereinigten Kräften an, ist fern vom Brutorte sehr seheu, frifst Käfer, Larven, Würmer und Fische, und legt 2 bis 4 olivengelb- oder graugrünliche, braun- und schwarzbraungelleckte Eier. 2) Die Hutschwalbenmöve. Xema pileatum, Brehm. (Lar. ridibundus, auct. N. W. 1. Ausg. Ill. 'Th. Taf. 32, 45.) Die Schäfte der beiden vordersten Schwungfedern sind, die schwarze Spitze ausgenommen, weils; der schmale, etwas hohe Schnabel mifst von der Stirn bis zur Spitze in gerader Linie beim Männchen 174" bis’ 184%, beim. Weibchen 15%”, die Fulswurzel 214" bis 221" beim Männchen, 21" beim Weibchen; der Scheitel steht hoch und buckelartig über die niedrige Stirn empor. Sie hat mit der vorhergehenden in der Gröfse und Farbe viele Aehnlichkeit; ihre Länge beträgt 17" bis 18" und ihre Breite 40" bis 42", und zeigt 762 im ausgefärbten Sommer- und im Jugend- kleide ein dunkleres Braun an dem Kopfe und an der Kehle, überhaupt im Jugendkleide eine gauz andere Zeichnung; denn fast der ganze Ober- kopf, der Hinterhals, die Schultero und die hin- tern Schwungfedern sind braun mit kaum merk- lich lichtern Federrändern, viel dunkler und ein- farbiger als bei Nr. 15 dasselbe gıll auch von dem Unterkörper; die Kehle, die Brust und der Bauch sind weils, der Vorderhals und Kropf rein lehm- bräunlich, die Seiten so gefleckt. In den übrigen Kleidern ähnelt sie der Lachmöve, unterscheidet sıch aber von ihr noch aufserdem: 1) durch den kürzern Schnabel und Fufs und 2) den auf- fallend hohen Scheitel, welcher bei Nr. 1 we- nig, bei Nr. 2 hoch über die Stirn vorsteht. Sie lebt und brütet auf mehrern dänischen Inseln des Kaltegats, heifst dort Hutmöve, läuft auf den Aeckern nach Insekten und Würmern herum, sucht diese auch auf dem Wasser auf, streicht auf dem Zuge durch Deutschland, und legt ähnliche Eier wie die Lachmöve, 5) Die Kapuzinermöve. Xema capistratum, Boje. (Lar. capistratus, Temm., L. erythro- pus, Linn. N. W. 1. Ausg. Ill. Th. Taf. 33, 46.) Die Schäfte der beiden vordersten Schwungfedern sind, die schwarze Spitze ausgenommen, weils; der Schnabel milst von der Stirn bis zur Spitze in gerader Linie beim Männchen 17}", beim Weibchen 16", die Fulswurzel bei jenem 21, bei die- sem 20"; die mittlern Schwanzfedern sind kürzer als die andern; der Scheitel steht ziemlich hoch über die Stirnleisten empor. 763 Sie ist kaum kleiner als die vorhergehende, gewöhnlich 1” kürzer und 1" 6 schmäler, unter- scheidet sich aber von ihr dureh den niedri- gern, von der Lachmöve durch den höhern Scheitel, und von beiden durch die Zeichnung im ausgefärbten Sommer- und im Jugend- kleide. Im erstern ist nämlich das Braun auf dem Kopfe viel lichter als bei den beiden vorher- gehenden, fahlbraun, bis zum Mittelscheitel mit hellen Federrändern, unten dunkler eiugefalst. Auch im Jugendkleide ist die dunkle Kappe merklich heller als bei den beiden vorhergehenden. Gewöhnlich sind Schnabel und Fülse röther als bei der Lachmöve. Sie brütet im nordöstlichen Eu- ropa, namentlich in mehrern Morästen hinter Ko- nigsberg, zuweilen, wie im Sommer 1818, auf Rü- gen, wandert durch Mitteldeutschland, und ähnelt in ihrem Wesen, ihrer Nahrung und Fortpflanzung, auch in der Farbe ihrer Eier der Lachmöye, Die Zwergschwalbenmüve. Xema minutum, Boje. (L. minutus, Pall. N.W. 1. Ausg. Nachtr. 1af:56:72.) Die Schäfte der vordersten Schwung- federn sind braun, der Schnabel milst von der Stirn bis zur Spitze in gerader Linie 12'", die Fufswurzel 123"; der Nagel der sehr kleinen Hinterzehe ist kaum be- merkbar. Sie ist die kleinste Möve, 13 bis 14" lang und 29" bis 30 breit. Ausgefärbtes Früh- lingskleid. Der Schnabel ist dunkelsiegellack- roth, der Augenstern dunkelbraun, der Fufs kar- minroth, der Kopf und die Kehle schwarz, der Schnabel silberblaugrau, die Schwungfedern 1ster 764 Ordnung grau mit braunen Schäften und weilsen Spitzen; das übrige Gefieder blendendweils, am Vorderkörper schön morgenrothgelb angellogen. Im Winter fehlt dieser Anflug, der Schnabel ist schwarzbraun, der Fufs hoch mennigroth, der Hin- terkopf, Nacken und einFleck an den Ohren schwärz- lich, der Mantel und Flügel wie im Frühjahre, das Uebrige blendendweils. Jugendkleid. Der Schna- bel schwarzbraun, der Fufs hornfleischfarben, der Hinterkopf und Nacken schwarzgrau, der Hinter- hals und Mantel graubraun, auf dem Oberflügel in einem mit dem Mittelarme. gleichlaufenden Streif schwarzgrau mit hellbraunen Federrändern, dıe 4 vordern Schwungfedern schwärzlich, das übrige Gefieder weils, am Schwanze vorn mit einer schwar- zen Binde. Das zweite Herbstkleid ähnelt dem ausgefärbten, allein die vordern Schwungfe- dern sind grofsentheils schwärzlich, der Schwanz oft noch mit einer Spur der schwarzen Binde, auf dem Flügel eine dem Mittelarmknochen gleichlau- fende schwarze Binde. Im dritten Jahre ist sie ausgefärbt. Sie bewohnt den Nordosten der alten Welt, von Sibirien an bis in die Nähe von Königs- berg, brütet an Seen und Morästen, legt 2 bis 4, denen der Lachmöve sehr ähnliche, aber viel kleinere Eier, erscheint sehr selten im mitltlern Deutschland, oft häufig an der deutschen Küste der Nordsee, ist scheu, und frilst Insekten. Pünfte Sippe Elfenbeinmöve. Gavia, Brisson et Boje, Mövengestalt und Mövenschnabel mit kurzen, stämmigen Füflsen, etwas ausge- schnittenen Schwimmhäuten und starken 765 gekrummten Nägeln. Der Schnabel, Flü- gel, Schwanz und Körper ähnelt dem der kleinern Stofsmöven; allein der Fufs ist ganz anders; er ist sehr stämmig, kurz, deutlich geschildert, mit starken Zehen und Nägeln, und dicken, etwas ansgeschnit- tenen, mit kleisen ‚Wärzchen besetzten Schwimmhäuten. Das ganze Gefieder im Alter weils, in der Jugend schwärzlich ge- fleckt. Der innere Bau wahrscheinlich wie bei den vorhergehenden Sippen; auf je- der Seite des Oberbauches steht bei bei- den Geschlechtern ein Brutfleck. Die Elfenbeinmöven machen durch die Gestalt ihrer Fülse den Uebergang von den Möven zu den Raubseeschwalben, bewohnen den höchsten Norden, wenigstens so weit Strömungen in den ungeheuern Eismassen sind, häufig die Strek- ken um den 76° nördl. Br., verirren sich nur höchst selten und zufällig in das mittlere Europa, noch weit seltner nach Deutschland, sind wenig scheu, gern in Gesellschaft, und geschickt beim Fangen lebendiger Fische und beim Loshacken des Flei- sches der Wallfischäser.. Ihre Mauser ist doppelt, verändert, ‚aber ihre Zeichnung nicht. Im dritten Jahre sind sie zeugupgsfähig, im zweiten Herbste ausgefärbt. 1) Die grolse Elfenbeinmöve. Gavia ebur- nea, Boje. (Larus eburneus, Linn.) Der starke, an den Seiten neben den Nasenlöchern sehr vortretende Schnabel milst von der Stirn bis zur Spitze in gera- der Linie beim Männchen 19" bis 20%, beim Weibchen 17" bis 18"; die Fulswurzelbeim 766 Männchen 19", beim Weibchen 18%; der platte Scheitel ist merklich niedriger als der Augenknochenrand. Sie ist 19' bis 20” lang und 50" bis 52 breit. Alt. Der Schnabel ist hinten bleifarben, vorn gelb, an der Spitze röthlich, der Augenstern braun, der Fuls dunkelbraun, das ganze Gefieder reinweils. Jung. Der Schnabel ist schwarz, der Fuls schwärz- lich, der Oberkopf und die Kehle schwärzlich blei- grau, mit Weils gemischt, das übrige Gefieder weils, auf dem Mantel und an dem Vorderhalse mit schwärzlichen Flecken, an vielen Schwungfe- dern mit schwarzen Spitzenflecken und schwarzer, vorn weils eingefalster Schwanzbinde. Nach der ersten Mauser der kleinern Federn haben nur die Schwung- und Steuerfedern, wie die des Ge- sichts noch schwarze Spitzenflecken, das Uebrige ist schon reinweils; und am Schnabel kommt die gelbe Spitze zum Vorschein. Diese Zeichnung geht im zweiten Herbste in das reine Weils des ausgefärbten Kleides über. Sie bewohnt den höchsten Norden, häufig die Baffinsbai, kommt selten südlich, äufserst selten in das mittlere Eu- ropa, ist ächter Meervogel, wenig scheu und frilst Fische und Aas, besonders das der erlegten Wall- fische, 2) Die kleine Elfenbeinmöve. Gavia nivea, Brehm. (Larus niveus, Martens, L. eburneus, auct.) Der schmale, an den Seiten der Nasen- löcher wenig vortreiende Sghnabel milst von der Stirn bis zur Spitze in gerader Linie beim Männchen 174", beim Weibchen 17", die Fulswurzel beim Männchen 17, 767 beim Weibchen 16}"; der Scheitel steht merklich über den Augenknochenrand empor. Sie ist 1’ bis 2" kürzer und 2" bis 3" schmä- ler als Nr. 1 und unterscheidet sich noch aufser- dem von ihr durch den Schnabel, den Schä- delund dieim Jugendkleide mehr gefleckte Zeichnung. Der Schnabel ist nicht nur kürzer, sondern auch viel schmäler, und zeichnet sich da- durch, dals seine Seiten wenig vorlreten, von dem der vorhergehenden, bei welcher sie stark vortre- ten, gar sehr aus. Noch mehr unterscheidet der Scheitel beide Arten; bei Nr. 1 ist er niedriger, bei Nr. 2 höher als der Augenknochenrand. Im Jugendkleide ist der Kopf und Mantel dunkler, was von den häufiger stehenden Flecken herrührt; auch im mittlern Kleide ist der grölste "Theil des Oberflügels, der bei Nr. 1 weils ist, schwärz- lich gefleckt. Sie hat gleiches Vaterland und Be- tragen mit Nr. 1, und ähnelt ihr auch in der Nahrung. Sechste Sippe. Raubseeschwalbe. Sylochelidon, Brehm. Der sehr gro[se, starke, rothe Schna- bel ist von der Stirn bis zur Spitze länger als der Kopf; der Fufs etwas klein, mit wenig ausgeschnittenen Schwimmhäuten; die säbelförmigen Flügel äufserst lang, der Schwanz etwas gabelförmig. Der Schna- bel ist ungewöhnlich grols, sanft bogen- förmig, hochrückig, spitzig, mit sehr scharfen Schneiden und wenig vortreten- tendem Nagel; die kleinen, über der Ferse wenig nackten Füfse haben auch hinten 768 ziemlich lange Nägel und etwas ausge- schnittene warzige Schwimmhäute; die äufserst langen, säbelförmigen, schmalen Flügel haben sehr starke Schwungfedern, von denen die 1ste weit über die andern vorsteht; sie ragen weit über die mittel- lange Gabel des etwas kurzen Schwanzes hinaus. DieBefiederung istäufserst knapp, der Rachen und die Speiseröhre sehr weit; der übrige innere Bau wie oben bemerkt wurde. Die Geschlechter sind in der Grölse kaum, in der Farbe nicht verschieden, beide haben je einen Brutfleck auf jeder Seite der Unterbrust und einen in der Mitte des Bauches. Die doppelte Mauser bewirkt nur auf dem Kopfe eine verschie- dene Zeichnung; die Jungen sind anders gefärbt als dieAlten, und werden im zwei- ten Lebensjahre zeugungsfähig. Die Raubseeschwalben sind ächte Meer- vögel, welche nur zur Brutzeit regelmäfsig, aulser ihr nur zufällig auf das Land kommen. Sie be- wohnen die Sandriffe der Inseln in kleinen und grolsen Gesellschaften, seltner in einzelnen Paaren, fliegen sehr schön und schnell, sind scheu: und raubsüchtig. — sie fressen nicht nur Fische, son- dern auch die Eier und Jungen der andern Seevö- gel — schwimmen nicht herum, sondern ruhen nur auf dem Wasser oder Lande von ihrem fast ununterbrochenen: Fliegen aus, und legen 2 grolse eiförmige Eier, welche in der, Farbe aufserordent- lich abändern, und am Tage wenig, des Nachts aber anhaltend und zwar von. beiden Eltern, welche kein Nest bauen, bebrütet werden. ' Die Jungen sind mit dichtem Flaum: bedeckt. 769 Die wenigen Arten dieser Sippe sind einander sehr ähnlich. 1) Die balthische Raubseeschwalbe. Sylo- chelidon Balthica, Brehm. (Sterna Caspia, auct.) Der Schnabel ist am Ursprunge der Stirnfedern 10 bis 104." breit, die Fuls- wurzel 22 bis 23“ hoch; der Scheitel weit hinten noch eben so hoch als die Hinter- stirn. Sie ist die gröfste Seeschwalbe, 23" bis 24" lang und 4' 8” bis 9" breit. Frühlingskleid. Der Schnabel ist lichtblutroth, der Augenstern braun, der Fufs schwarz, der Oberkopf und Nacken atlas- schwarz, der Mantel hellsilbergrau, die Schwingen- spitze schieferaschgrau, das übrige Gefieder grau- weils, beim Weibchen weilsgrau. Im Winter ist die Stirn weils, mit schwarzen, der übrige Ober- kopf schwarz, mit weilsen Längeflecken geziert. Im Jugendkleide ist der Schnabel hornfarben- roth, der Vorderkopf weilslich, der Hinterkopf schwarz und weils, der silbergraue Mantel schwärz- lich- und graubraungelleckt, die Schwingenspitze braunschwarz, die Schwanzspitze schwärzlich,. Sie bewohnt die Ostsee, hält sich nur in manchen Jah- ren an der pommerschen Küste in einzelnen Paa- ren auf, fliegt sehr schnell, stürzt sich auf die hochgehenden Fische, welche sie ganz verschlin- gen kann, herab, frifst aber auch die Eier und Jungen der Strandvögel, schreit beinahe wie ein Kolkrabe, und legt 2 blafs- oder dunkelgelb- graue, öl- und aschfarben-, auch braungefleckte Eier, 49 770 2) Die Schilling’sche Raubseeschwalbe. Sy- lochelidon Schillingü, Br. (Sterna Schillingii, Br. (St. Caspia, auct. Mey. u. Wolfs Taschb. die Abb. zu S. 456.) Der Schnabel ist am Ursprunge der Stirnfedern 8" bis 8!'" breit, die Fulswur- zel 1834 bis 194% hoch,‘ der 'Scheitel 1st hinten weit niedriger als die Hinterstirn. Sie unterscheidet sich von Nr. 1 durch die geringere Grölse — Länge 21" bis 22", Breite 4'5'' bis 6° — den viel kleinern und schmä- lern Schnabel — bei Nr. 1 mifst er von der Stirn bis zur Spitze 36'" bis 37'', bei Nr. 2 hin- gegen 32 bis 33"' und am Stirnanfange bei Nr. 1 in der Breite 10 bis 104”, bei Nr. 2 hingegen nur 8 bis 84" — die um 3" niedrigere Fuls- wurzel und den ganz andern Kopf. BeiNr.1 ist der ganze Oberkopf platt, der Hinterscheitel eben so hoch als die Hinterstirn, bei Nr. 2 hin- gegen senkt sich der Scheitel so, dafs der Hinter- scheitel viel niedriger als die Hinterstirn ist. Sie lebt auf manchen Inseln der Nordsee, nur auf we- nigen der Ostsee, auf manchen in ungeheurer Menge, ist sehr scheu, brütet in Gesellschaft, legt 2 in der Gestalt und Farbe sehr abändernde Eier, und frilst Fische, Vögel und die Eier der Strandvögel. 3) Die kaspische Raubseeschwalbe. Sylo- chelidon Caspia, Br. (St. Caspia, Pall.) Der Schnabel ist am Anfange der Stirn- federn 9 breit, die Fulswurzel 204 hoch, der Scheitel viel höher als die Hinterstirn. Sie ist kaum kleiner als Nr. 1, etwas grölser als Nr. 2, hat aber einen schlankern Schnabel als Nr. 1, und unterscheidet sich auch in der Zeich- Eu nung; denn der Mantel und die Schwingenspitzen sind sehr blafssilbergrau, das übrige Gefieder wie bei den beiden vorhergehenden, den Hinterhals und Unterkörper ausgenommen, welcher schön atlasweils ist. Sie unterscheidet sich also hin- länglich in der Zeichnung von Nr. 1 und 2. Sie bewohnt das kaspische Meer und andere süd- östliche Gewässer, kommt auch in Egypten vor, vielleicht nie nach Deutschland, und hat die Sitten, die Nahrung und Fortpflanzung mit den nahen Verwandten gemein. : Siebente Sippe Lachseeschwalbe. Gelochelidon, Brehm. Der zusammengedrückte, kaum merk- lich bogenförmige Schnabel ist kürzer als der Kopf, der kleine Fu[ls schlank und mit- telhoch mit ziemlich stark ausgeschnitte- nen Schwimmhäuten und langen, wenig bogenförmigen Nägeln an allen 4 Zehen; die säbelförmigen, sehr langen Flügel rei- chen weit über die mittellange Schwanz- gabel hinaus. Die ganze Gestalt ist fast wie bei den Raubseeschwalben; allein der Schnabel ist viel kleiner, kürzer als der Kopf, schwarz mit deutlichem Nagel, der Fufs schlanker, an der Schwimmhaut et- was mehr ausgeschnitten, mit längern Nä- geln, der Ünterkörper stets weils, der Ra- chen und die Speiseröhre weniger weit, der innere Bau, die Brutflecken, die glei- che Zeichnung und fast gleiche Gröfse bei- der Geschlechter, wie bei der vorherge- henden Sippe. Sie werden im zweiten Le- 49 * 1772 bensjahre, wie alle Seeschwalben, zeu- gungsfähig und ausgefärbt. Die Lachseeschwalben bewohnen die See- küsten oder die Ufer der stehenden Gewässer, le- ben zigeunerartig in kleinen Gesellschaften, fliegen sehr schön, leicht und schnell, sind scheu und vorsichtig, fressen Fische, die Eier und Jungen der Strandvögel, zum 'Theil auch grofse Insekten, und legen 2 bis 3 verschiedenfarbige Eier, welche beide Geschlechter ausbrüten. Sie haben ihren Namen von einem wie hä, hä, hä, dem Lachen eines Menschen ähnlichen Geschrei, welches wenigstens die eine deutsche Art hören lälst. 1) Die balthische Lachseeschwalbe. Gelo- chelidon Balthica, Br. (Sterna risoria, Br., St. Anglica? Montagu.) Der starke Schnabel milst von der Stirn bis zur Spitze in gerader Linie beim Männ- chen 19'" bis 20°", beim Weibchen 18" bis 19%, die Fulswurzelw17'" "bis, 174%; die Schwimmbhäute sind ziemlich ausgeschnilt- ten, die Nägel etwas lang, der Scheitel ist kaum höher als der vorn stark erhöhte Augenknochenrand. Sie ist 16" bis 17" 6 lang und 42. 6" bis 43" 6" breit. Frühlingskleid. Der schwarze Schnabel ist in einem Fleck orangenfarben, der Augenstern braun, der Fuls schwarz, der Ober- kopf und Nacken sammetschwarz, der übrige Ober- körper hellsilber-, an den Schwingenspitzen asch- grau, der Unterkörper weils. Im Winter ist der Kopf und Nacken weifs mit dunklern Schäften und einem schwarzen Fleck vor und hinter dem Auge. Jugendkleid. Der Schnabel ist hinten gelblich, 775 vorn schwärzlichbraun, der Fufs braun; der weilse Oberkopf schwärzlich in die Länge gefleckt, der Oberkörper silbergrau, braun und gelb durch ein- ander gefleckt, der wenig gabelförmige Schwanz an der Spitze weils, die Schwingenspitzen dunkler als beiden Alten, der Unterkörper weils. Flaum- kleid. Der kurze Schuabel ist gelb, der Fuls lichthornfarben, der Oberkörper hellgrau mit grau- schwarzen kurzen Streifen, der weilse Unterkörper unter der Kehle mit einem tiefgrauen, halbmond- Jörmigen Ring. Sie bewohnte im Sommer 1819 in 3 Paaren die Insel Lips bei Rügen, wird aber nicht alle Jahre dort bemerkt, ist scheu, schreit hä, hä, hä, einem Gelächter ähnlich, frifst die Eier und Jungen der Strandvögel, auch Fische, ni- stet gern in Gesellschaft, und legt 2 bis 3 Eier, deren Grundfarbe und dunkle Flecken sehr ver- schieden sind, 2) Die Ackerlachseeschwalbe. Gelochelidon agraria, Br. (Sterna Anglica? Temm.) Der zusammengedrückte Schnabel milst von der Stirn bis zur Spitze in gerader Li- nie 21'", die Fulswurzel 15, dieSchwimm- häute sind sehr stark ausgeschnitten, die Nägel nur mitteliang, der Scheitel steht merklich über die wenig erhöhten Stirn- leisten empor. Sie ist elwas grölser, aber eben so gezeichnet wie Nr. 1; allein ihr Schnabel ist länger, schmäler und höher, ihr Kopf auf der Stirn niedriger und auf dem Scheitel hö- her, ihr Fufs um 2” bis 2}” kürzer, und an den Schwimmhäuten weit mehr ausge- schnitten. Sie lebt in Illyrien, verirrt sich sehr 774 selten in die Gegend von Triest, frilst vorzugsweise Insekten', und liest diese nicht nur von dem Was- ser, sondern nach Hro. Michahelles Beobachtungen, oft hinter dem Pfluge auf — daher ihr Name — bewohnt die mit Wasserpflanzen bewachsenen Seen und nistel auf ihnen. 5) Die südliche Lachseeschwalbe. Geloche- lidon meridionalis, Brehm. (Sterna Anglica? Temm.) Der sehr zusammengedrückte Schnabel milst von der Stirn bis zur Spitze iin ge- rader Linie 22”, die Fulswurzel 153, die Schwimmhäute sind sehr stark ausge- schnitten, die Nägel sehr lang, der Schei- tel steht buckelartig über den vorn wenig erhöhten Augenknochenrand empor, Sie ist so grols als Nr, 2, 1" länger und brei- ter als Nr, 1, und ihr in der Zeichnung ähnlich, aber 1) durch den Schnabel, Fufs undKopf, wie durch den Aufenthaltsort und die Nahrung hin- länglich verschieden. Der Schnabel ist bei Nr. 1 stark, kaum bogenförmig, an den Schneiden sehr eingezogen, hei Nr. 3 schmal, ziemlich bogenför- mig, an den Schneiden wenig eingezogen; der Fuls ist bei Nr. 3 fast um 2'' kürzer, und hat. viel län- gere Nägel und mehr ausgeschnittene Schwimm- häute als bei Nr, 1; auch steht der Scheitel bei Nr, 3 mebr vor als bei Nr, 1. Von Nr. 2 unter- scheidet sie sich; 1) durch den längern, weit mehr zusammengedrückten Schnabel, die höhere Stirn und die viel längern Nägel. Sie. lebt an den mit Binsen bewachsenen Ufern der Seen und Moräste des südlichen Europa, kommt auch in Egypten vor und frilst großse Wasser- 775 insekten, besonders Wasserjungfern. Ob sie in Deutschland zuweilen erscheint, ist: noch ungewils. Die amerikanische Lachseeschwalbe. Ge- lochelidon aranea, Br. (St. aranea, Wils.) Welche vielleicht bis Südamerika herabkommt, ist der zunächst vorhergehenden sehr ähnlich. Achte Sıppe Meerschwalbe. T%alasseus, Boje. (Sterna can- tiaca, Linn.) Derschlanke, sehrzusammengedrückte merklich bogenformige Schnabel ist län- ger oder eben so lang als der Kopf; die kleinen Fülse haben ziemlich stark ausge- schnittene Schwimmbhäute und gebogene Nägel; diesehr langen, säbelartigen, schma- len Flügel reichen gewöhnlich etwas über die lange Schwanzgabel hinaus; das Gefie- der hat am Unterkörper einen starken, sei- denartigen Glanz. Die Meerschwalben äh- neln den beiden vorhergehenden Sippen in der Gestalt sehr; allein ihr Schnabel ist viel schwächer als bei allen Arten der Raub- und Lachseeschwalben, viel länger als bei allen der letztern, und merklich bogenförmig, und ihr sehr knappanliegen- des Gefieder hat einen schönen seidenar- tigen Glanz. Alles Uebrige ähnelt dem der beiden vorhergehenden Sippen. Die Meerschwalben führen ihren Namen mit Recht; denn sie sind ächte Meervögel, welche auf manchen Inseln in ungeheuerer Menge nisten, 2 bis 3 in der Farbe abändernde Eier legen, fast immer 776 in Gesellschaft leben, sich nur zufällig von den Seeküsten entfernen, mit grofser Geschicklichkeit als ächte Stofstaucherinnen kleine hochgehende Fische, ihre einzige Nahrung, fangen, und, die Brulzeit ausgenommen, sehr scheu sind. _Sie leben in der altes und neuen Welt in verschiedenen, ein- ander sehr ähnlichen Arten, 1) Die weilsgraue Meerschwalbe. T’halasseus canescens, Brelhim. (Sterna conescens, Mey. Der schwarze, an der Spitze gelbliche Schnabel ist von der Stirn bis zur Spitze länger als der Kopf, die Fulswurzel milst 15"; der Scheitel ist eben so hoch als der Augenknochenrand. Sie ist 18° bis 19“ lang und 39" bis 40' breit. Frühlingskleid. Der schwarze Schnabel ist an der Spitze, der schwarze Fufs an der Sohle ocker- gelb, der Oberkopf und Nacken atlasschwarz, der Mantel hellsilber-, die Schwingenspitze. tiefasch- grau, das übrige Gefieder schön atlasweils, auf der Brust mit blafsrosenrothem Schimmer. Im Win- ter fehlt dieser Schimmer und der Oberkopf ist weils, schwarz gestrichelt. Jugendkleid. Der maltschwarze Schnabel an der äulsersten ‚Spitze gelblich, der ganze Oberkopf rostgelblichweifs mit schwärzlichen Schaftflecken, der Nacken fast ganz schwarz, der Mantel rostgelblichweils, auf dem Ober- flügel silbergrau mit schwarzbraunen Halbkreisen, die dunkelaschgrauen Schwingenspitzen weilsge- kantet, der Schwanz hinten aschgrau, vorn schwärzr lich mit weifser 'Spitzenkante, der Unterkörper veinweifs.. Im ersten Herbstkleide sind die Schwung- und Steuerfedern noch vom Jugendkleide her, das Übrige ähnelt dem ausgefärbten Herbst- srz kleide. Sie bewohnt die Inseln Nordhollands in ungeheuerer Menge, kommt an der pommerschen Küste nicht vor, wohl aber an dem deutschen Strande der Nordsee, ist scheu, frifst kleine Fische und nistet auf einigen holländischen Inseln in solcher Menge, dals ein Nest das andere berührt. Ihre 2 bis 3 Eier sind thonweils oder weils, braun- und schwarzgefleckt, ändern aber in der Zeichnung sehr ab, 2) Die weilslicheMeerschwalhbe. T’halasseus candicans, Brehm. (Sterna cantiaca, Linn.) Der Schnabel ist so lang als der Kopf, die Fufswurzel 12" hoch; der Scheitel ragt merklich über die Augenknochenränder £mpor. Sie ist etwas kleiner als Nr. 1, und unterschei- det sich von ihr dureh den kürzern Schnabel und. den viel höhern Scheitel; der letztere steht bei Nr. 1 gar nicht, bei Nr. 2 merk- lich über die Augenknochenränder empor, Sie lebt auf mehrern Inseln im Kattegat, kommt im Herbste. bei Helsingör und an der deutschen Küste der Nordsee vor, und hat das Betragen, die Nahrung und Fortpflanzung mit Nr, 1 gemein, Sterna cantiaca, Linn. und Sterna striata et Africana, Linn., bilden wahrscheinlich besondere Arten, Neunte Sippe, Seeschwalbe. Sterna, Linne, Boje et Brehm. Der dünne, etwas bogenförmige Schna- bel kürzer als der Kopf, der rothe oder gelbliche Fuls hat eine sehr niedrige Fuls- wurzel und ist an den Schwimmhäuten, 178 besonders an der äuflsern kaum merklich ausgeschnitten; der sehr lange säbelför- mige Flügel endigt sich in der Nähe des Endes des äufserst gabelförmigen Schwan- zes. Die Hauptifarbe der Alten ist silber- grau, Die Seeschwalben haben in der ganzen Gestalt grofse Aehnlichkeit mit den Meer- schwalben; allein ihr Fufs ist viel kürzer, stets hell, bei den meisten Arten roth ge- färbt und ihre Schwimmhäute sind weit weniger ausgeschnitten; auch haben die meisten Arten Silbergrau am Vordcerkör- per, Im Uebrigen ähneln sie den Meeı- schwalben sehr, Sie leben an den Seeküsten und an den Ufern der süfsen Gewässer, sind sehr gesellschaftlich, oft in grofsen Flügen, nur ziemlich scheu, und im Tluge dadurch ausgezeichnet, dafs sich ihr Körper bei jedem Schwingenschlage merklich in die Höhe hebt, wodurch die gerade Richtung’ des Fluges in lauter Bogen abgeändert wird, Sıe fressen kleine Fische und Insekten, welche sie durch Herabstür- zen mit grolser Geschicklichkeit fangen, sind nach dem Geschlechte kaum merklich, nach dem Alter und der Jahreszeit ziemlich verschieden gezeichnet, wie alle mövenartigen Vögel einer doppelten Mauser unterworfen, den Verfolgungen der Raub- möven, welche sie zum Ausspeien der gefangenen Fische nöthigen, sehr ausgesetzt, und bei der Fort- pflanzung dadurch ausgezeichnet, dafs sie, wie meh- rere jetzige Sippen der ehemaligen Sippe sZerna, Linn., in Gesellschaft, ein Paar unfern von dem andern, ihre in der Farbe sehr abänderüden Eier ausbrüten. 779 Die Dougall’sche Seeschwalbe. Sterna Dougalli, Montagu. Der lange Schnabel ist schwarz, der Fufs orangenfarben; die 93" hohe Fufs- wurzel länger als die Mittelzehe mit dem Nagel; die sehr langen Schwanzspielse ra- gen weit über die Flügel hinaus, Sie ist 16" bis 26” 6 lang und 31” bis 52" breit. Frühlingskleid, Der Schnabel und die Nägel schwarz, der Augenstern braun, der Fufs orangenfarben, der Oberkopf und Nacken tiefatlas- schwarz, der Mantel silber-, die Schwingenspitze aschgrau, alles Uebrige reinweils, auf der Brust mit blafsrosenfarbenem Schimmer, Im Winter hat wahrscheinlich der Vorderkopf viel Weifs. Jugendkleid. Der schwarze Schuabel ist hinten heller, der Fufs gelblich, die Stirn rostgraugelb- lich, der Hinterkopf und Nacken schwarz mit rost- graugelben Federrändern, der silbergraue Mantel mit rostgraugelben Spitzenkanten und bräunlicheu Querflecken, der Unterkörper reinweils. Sie un- terscheidet sich stets von den folgenden: 1) durch den schwarzen Schnabel, 2) die etwas hö- here Fufswurzel, 3) die längern Schwanz- 'spiel[se, Sie brütet an der schottischen und eng- lischen, einzeln auch an der französischen Küste, verirrt sich höchst selten nach Deutschland und hat mit Sterna hirundo das Betragen, die Nah- rung und Fortpflanzung, selbst die Farbe der Eier gemein, 1) Die Flufsseeschwalbe. Sterna fluviatilis, Naumann et Brehm. (St. hirundo, auct. N. W, 1. Ausg. Ill. Th, Tafıi37,,,53%) Die Schnabelwurzel und der Fufs ist 780 _—- — roth oder orangenfarben;z die Fufswurzel 9" hoch; derbogenförmige, vorn schwärz- liche Schnabel vou der Stirn bis zur Spitze bis 19" lang; die innere Schwimmhaut so stark ausgeschnitten, dafs tast das voır- derste Gelenk von ihr entblöfst ist; der Scheitel steht buckelartig und hoch über die Stirnseiten empor. Sie ist 17" bis 18" lang und 33" bis 34" breit, Frühlingskleid. Der Schnabel ist hinten matt- scharlachroth, vorn hornschwärzlich, der Augen- stern braunroth, der Fuls ziegelroth, der Oberkopf tiefschwarz, das übrige Gefieder silbergrau, die Schwingenspitzen und die Schwanzseiten aschgrau, die Mitte des Schwanzes und der Bauch weils, Im Winter ist das Schwarz auf dem Kopfe lich- ter und das Silbergrau des Unterkörpers weilser als im Sommer. Jugendkleid. Der Fufs und die Schnabelwurzel orangenfarben, der Vorderkopf rostgelblich, der Hinterkopf schwarz mit rostgelb- lichen Federrändern, welche auf dem silbergrauen Mantel rostfarben oder rosigrau sind, der wenig gabelförmige Schwanz an den Seiten schieferfarben, vorn rostgrau, der Unterkörper reinweils. Im Dunenkleide ist der Schnabel und Fuls blafs- gelb, der graue Oberkörper mit schwärzlichen und grauschwarzen Flecken besetzt, der weilse Unter- körper am Vorderhalse grau. Sie bewohnt die Flüsse Deutschlands, am häufigsten die Elbe, lebt in kleinen Gesellschaften an seichten sandigen Stel- len, schreit kreck, kreck,, krack, frifst Fische und Insekten, und legt auf’ Sandbänke oder san- dige Inseln 2 bis 3 sehr verschieden gefärbte, ge- wöhnlich dunkelgefleckte Eier. 781 2) Die pommersche Seeschwalbe Sterna Pomarina, Brehm. (St. hirundo, auct.) Der schwärzliche Schnabel nur hinten an der Unterkinnlade und an den Seiten der Oberkinnlade, wie der Fufs, roth oder orangenfarben, die Fulswurzel 9" hoch, die innere Schwimmhaut fast so sehr, als bei Nr. 1 ausgeschnitten; der buckelartige Scheitel steht merklich über die Stirn- seiten empor. Sie hat mit der vorhergehenden die Gröfse, Gestalt und Zeichnung gemein; allein der Schna- bel ist hinten auf dem Rücken schwärz- lich, fast garnicht bogenförmig, derSchei- tel steht weniger hoch über die Stirn, der Nagel weniger über den Hinterschnabel vor, die Zehen sind etwas kürzer, und die Schwanzgabel ist gewöhnlich um 6 län- ger; auch ist ihr Jugendkleid dadurch aus- gezeichnet, dafs der schwarze Schnabel nur hinten an den Seiten der Unterkinn- lade orangenfarben, und der Hinterkopf und Nacken ganz schwarz ist. Sie lebt in kleinen Gesellschaften an der pommerschen Küste, besonders auf manchen Inseln, fliegt, fischt und nistet je ein Paar in geringer Entfernung von dem andern, schreit fast wie Nr. 1, frilst Fische und Insekten, und legt 2 bis 3 ebenso verschieden ge- färbte Eier, als diese. 3) Die rothfüfsige Seeschwalbe. Sterna hi- rundo,-Linne et aliorum. Die Schnabelwurzel und der Fufs ist roth oder orangenfarben, die Fulswurzel 91 hoch, die innere Schwimmhaut wenig 782 ausgeschnitten, der platte Scheitel steht kaum über die niedrige Stirn empor. Mit Nr. 1 hat sie die Zeichnung des Schna- bels, mit Nr. 2 die Gestalt desselben gemein; von beiden unterscheidet sie sich aber: 1) durch die etwas höhere Fulswurzel, den niedrigern Scheitel,und den grölsern, an denSchwimm- häuten, besonders an der innern wenig ausgeschnittenenFuls, von Nr. 2nochüber- dies durch den weniger gabelförmigen Schwanz, den hinten rothen Schnabel und das andere Jugendkleid. In diesem nämlich ist der Schnabel weit vor orangenfarben, der Ober- kopf gröfstentheils rostgrau, nur hinter den Augen und am Nacken schwärzlich mit rostgrauen Feder- rändern, und der Rücken und die Schultern auf silbergrauem Grunde vor den rostgrauen Spitzen- rändern mit schwärzlichen Querbinden geziert. Auch sie bewohnt die sandigen Inseln der Ostsee, na- mentlich Rügen, und mehrere ihm nahe liegende Inseln, wandert längs dem Strande, und hat das Betragen, die Nahrung und Fortpflanzung mit der vorhergehenden gemein. 4) Die silbergraue Seeschwalbe. Sierna ar- gentata, Brehm. (Sterna hirundo, auct.) Der Schnabel und Fufs ist blut- oder orangenroth, der Fufs karminroth oder orangenfarben; die Fufswurzel 7“ hoch, die Schwimmhäute sind so stark ausge- schnitten, dafs das ınnere Gelenk derMit- telzehe von ihr fast ganz frei ist; der schmale Scheitel steht hoch über die Stirn empor. Sie ist so lang und so breit als die vorherge- 783 henden, aber etwas kleiner vom Körper, und sil- bergrauer, an dem Schwanze und den Schwung- federn weniger schwarzgrau und silbergrau, und untrüglich verschieden: 1) durch den röthern Schnabel, welcher zuweilen eine dunkle Spitze hat, 2) die um 2" niedrigere Fuls- wurzel, und 3) den schmälern dunkeln Streif auf der vordersten Schwungfeder, welcher an gleichen Stellen 1" weniger bremals.bei Nr. 1, 2 wnd“S3 ists Sie lebt schaarenweise auf manchen trocknen Inseln der Ostsee, nicht weit von Rügen, ist sehr gesellschaft- lich, wenig scheu, hat ein knarrendes Geschrei, frifst lauter Fische, z. B. Sprotten, und legt 2 bis 3 Eier, welche kleiner, aber eben so verschieden, wie die der vorhergehenden sind. 5) Die silberfarbene Seeschwalbe. Stern«a argentacea, Brehm. (St. argentata, Br., St. Jhirundo, auct.) ‚Der. Schnabel ist blut- oder orangen- roth, der Fufls karminroth oder orangen- farben, die Fulswurzel 6!'"Y hoch, die Schwimmbhäute sind so wenigausgeschnit- ten, dafs die Mittelzehe fast ganz von ih- nen umgeben ist; der breite Scheitel steht kaum über die Stirn empor. Sie unterscheidet sich von Nr. 4, mit welcher sie Grölse, Gestalt und Zeichnung gemein hat, 1) durch den um }"' breiten und etwas dunk- lern Streif auf der ersten Schwungfeder, 2) den viel niedrigern und breitern, kaum über die Stirn vortretenden Scheitel, und 5) untrüglich durch die weil weniger aus- geschnittenen Schwimmhäute, welche bei 784 Nr. 1 einen groflsen Theil, bei Nr, 2 aber sehr wenig von der Mittelzehe frei lassen. Sie wohnt und brütet auf einigen Inseln der Ostsee, an der pommerschen Küste, in Gesellschaft seltner, als die zunächst vorhergehende, und ähnelt ihr in den Sitten, der Nahrung und Fortpflanzung, wie in der sehr verschiedenen Farbe der Eier. 1 6) Die langschwänzige Seeschwalbe. Stierna macroura, Naum, (St. hirundo, auct.) Der Schnabel blut- oder orangenroth, der Fufs karminroth oder orangenfarben, die Fulswurzel 64" bis. 7% hoch; ‚die Schwimmhäute so wenig ausgeschnitten, dafs die Mittelzehe ganz in ihnen steckt; der schmale Scheitel steht hoch über die Stirn empor. Sie hat die Gröfse, Gestalt und Zeichnung von Nr. 4 und 5; allein ihr Schnabel ist merk- lich kleiner, was besonders beiden Weibchen auffallend ist — bei diesen milst er von der Stirn an bei Nr. 5 wenigstens 15’, bei Nr. 6 aber 121" — und ihr Scheitel und Fuls unter- scheidet sie hinlänglich. Mit Nr. 4 hat sie in der Schädelbildung grolse Aehnlichkeit; allein ihr Fuls macht sie kenntlich genug; denn dieser hat bei Nr. 4 so stark, und bei Nr. 6 so wenig ausgeschnittene Schwimmhäute, dafs die Mittelzehe bei jener fast bis zum zweiten Gelenke, bei dieser gar nicht von ihnen frei ist. Diese Schwimmhäute sind noch gröfser als bei Nr. 5, von der sie sich nicht nur durch diese, sondern auch, und ganz vorzüglich durch den höhern Scheitel unterscheidet. Sıe lebt auf den Inseln der Nordsee, namentlich auf Föhr, geht wahrscheinlich hoch nördlich, doch 785 — nicht bis Grönland hinauf, hält sich am Meere auf, stöfst nach dem, welcher sich dem Neste nähert, frifst Fische, und legt 2 bis 4 sehr verschieden ge- färbte Eier. 7)DienordischeSeeschwalbe. Sterna arctica, Temm. (St. hirundo, Linn.) Der Schnabel ist blut- oder orangen- roth, derFulskarminroth oder orangenfar- ben; dieFulswurzel 7" hoch; dieSchwimm- häute sind so stark ausgeschnitteu, dals die Mittelzehe auf der innern Seite bis zum zweiten Gelenk ganz frei von ihr'ist; der schmale Scheitel ragt kaum über die Stirn empor. Sie ist 1° kürzer und schmäler als alle vor- hergehenden, und hat in Hinsicht des Fufses mit Nr. 4, in Hinsicht des Kopfes mit Nr. 5, in Hin- sicht des Schnabels mit Nr, 6 die meiste Aehnlich- keit; allein sie hat unter allen nahen Verwandten die am meisten ausgeschnittenen Schwimmhäute, weswegen die innere Seite der Mittelzehe bis zum zweiten Gelenk ganz von ihnen entblöfst ist. We- gen dieser Beschaffenheit der Schwimmhäute ist sie mit Nr. 5 und 6 nicht zu verwechseln, und von Nr. 4 unterscheidet sie sich hinlänglich durch deu kleinernSchnabelundniedrigern Scheitel. Noch weils ich nicht, wie weit südöstlich die hier beschriebene, aus Grönland stammende, verbreitet ist; jedoch wäre es wohl möglich, dafs sie auf der Wanderung das nordwestliche Deutschland besucht. Sıe lebt in Grönland, namentlich bei Godhab, geht bis in die Eisfelder hinauf, sitzt nicht selten auf den Eisbergen, ist in grofsen Schaaren wenig scheu, frifst kleine Fische, und nistet in Gesellschaft auf 50 / 786 Scheeren und Inseln. Ihre Eier ähneln ganz denen der vorhergehenden Arten. — Von den vorherge- henden Arten verschieden ist noch: 8) Sterna Nitzschü, Kaup. Deren Vaterland unbekannt ist. Sie unterschei- det sich vorzüglich: durch den Fufls, dessen Ze- hen um 1“' bis 2”' länger, und viel stärker als bei allen vorhergehenden sind, und dessen Mittelzehe auf der innern Seite bis zum zweiten Gelenk von der Schwimmhaut frei ist. Auch ist es möglich, dafs die rothfülsige Seeschwalbe des Welt- meeres, deren Fulswurzel nach 'Temminck 10"' par. M. lang ist, eine eigene Art bildet; diese könnte, wenn sich meine Vermuthung bestätigt, Stern« Oceani heilsen. Mein Freund, der Herr Advocat von Graba zu Kiel, hat im Sommer 1828 auf Färöe eine Seeschwalbe entdeckt, deren Beschrei- bung ich der Vollständigkeit wegen, mit seinen eig- nen Worten folgen lasse: Beschreibung einer merkwürdigen Seeschwalbe. Am 1. Juli 1828 ging ich des Nachmittags in einem feuchten Grunde, unweit der Seeküste bei Thorshavn auf den Färöe-Inseln, als ich das Ge- schrei einer Seeschwalbe hörte, das mir von dem der Sterna arctica, die auf Färöe gemein ist, ver- schieden zu seyn schien. Statt dafs nämlich letztere bebereii, bebereii, bebebiä, kriäh kriäh rief, hatte erstere folgende Stimme: beberä, bebä, bebih, krih, kıh. Es war die einzige See- schwalbe, welche in der Nähe zu sehen war; mein Schuls streckte sie nieder. Zuerst glaubte ich eine junge arctica erlegt zu haben, als ich aber be- dachte, dafs diese Sierna hier noch keine flügge 787 Junge haben könne, wiederum die vorjährigen das Jugendkleid längst abgelegt hätten, untersuchte ich sie genauer, und erklärte sie sofort für eine neue species, der ich den Namen Sierna brachytarsa gab. Unterscheidende Kennzeichen: der Zarsusist 64" lang, der Schnabel schwarz, der Fufs dunpkelbraunroth, die Flügelspitzen ragen weit über das Schwanzende; Stirn weils. Diese Seeschwalbe ist bedeutend kleiner als Sterna arctica, und nach den angegebenen Kenn- zeichen gar nicht mit ihr zu verwechseln. Der Oberschnabel ist schwarz, der Unterkiefer hat et- was durchschimmerndes Dunkelkarminroth, der Schnabel ist verhältuilsmäfsig stärker als bei arczzca, die Nasenlöcher sind weiter, und bilden einen vorn und hinten gleichbreiten Ritz; der Rachen hell- zinnoberroth, Stirn, Vorderscheitel und Schnabel- gegend reinweils; der Hinterkopf und die Nacken- iedern mattschwarz, mit etwas durchschimmern- dem Weifs; Mantel und Flügeldeckfedern silber- grau, heller als bei arctica, nach dem Nacken zu ins Weiflsliche fallend, die kleinen Flügeldeckfedern dunkelgrau; der Bürzel weils, die beiden mittlern Schwanzfedern hell silbergrau, die folgenden mit grauer äufserer Fahne, welches Grau nach den äus- sersten Schwanzfedern hin dunkler wird; der Ein- schnitt der Gabel von der Spitze der äulsersten, bis zur Spitze der kleinsten Schwanzfeder beträgt nur 1" 11", bei arctica hingegen 3" 5" par. M. Die äufserste Schwanzfeder ist nur 5"' länger als die nächste, bei arctica 24". Die Flügelspitzen reichen bei bruchytarsa 1" 2%" über die Schwanz- federn hinaus, dagegen bei arctica die letztern noch 6" über die erstern hervorragen. Die Schwingen gleichen denen der urciica, nur mit dem Unter- 50 * 788 schiede, dafs die Spitzen dunkler, und die Schälte nicht so weils sind als bei jener; untere Seite der Flügel reinweils, bei arctica mit einem Anflug von Silbergrau; Kehle, Unterhals, Unterkörper und Schwanzdeckfedern reinweils, nur auf der Brust ein leiser Anflug von Silbergrau; Fufswurzel, Ze- hen und Schwimmhäute dunkelbraunroth, Nägel schwarz; der Nagel der Mittelzehe merkwürdig gekrümmt, beinahe wie die äulsere Zehe von Mor- mon fratercula; vor den Augen steht ein kleiner schwarzer Fleck; Iris schwarz. Der ganze Kopf viel kleiner und schmäler als bei arctica. Der Unterschied der Ausmessungen zwischen brachytarsa und arctlica ist dieser: # von der Spitze des Schna- in. F. |Z bels bis zum Schwanzende , 114 1| 1% Breite von einer un zur andern K x FAulWe- 2 | 3% Länge des Flügels vom Oberarm- knochen bis, zur Spitze: ...; 1 3 1075| Länge des Schwanzes vom After Bis zer Bpitze, us hr tes | 6 | 5 Länge des Kopfes vom ersten | Halswirbel bis zur Stirn . , 17; 1 | 6% Länge desSchnabels v. der Spitze bis zur Stirn in gerader Linie 17 1 | 219 Länge des zarsus . . » . 6; | 8 Länge der tiba ... | 175 1 12% Läuse der Mittelzehe ohne Nagel 7 | 827% Länge ihres Nagels . . . 3 ala Länge der äufsern Zehe ohne Nagel 6 8 Länge ihres Nagels , . » 1:23 95 Länge der Hinterzehe ohneNa gel Ars 6,5 Länge ihtes-Nagels.tH a Sur; 1+1 132 Anmerk, von Brehm. Die St. brachytarsa ist ohne Zweifel eine neue Art; dafs Herr vor Graba die Länge der Fulswurzel auf 8% bei st. arctica setzt, rührt wahrscheinlich daher, dal's er bis auf die Sohle, ich aber immer nur bis zum Ursprünge der äulserno Zehe gemessen, 789 Zehnte Sıppe Zwergseeschwalbe. Siernula, Boje. Die ganze Gestalt wie bei Sterna; al- leinder Schnabelist nach Verhältnifs grös- ser, kürzer oder eben so langalsderKopf, sehr zusammengedrückt und hoch; der kleine Fufs etwas höher, mit stark ausge- schnittenen Schwimmhäuten, ım Alter gelb; der Flügel wie bei Szerna, die Gabel des wei[lsen Schwanzes kürzer, aber im- mer noch lang; der Unterkörper weils. Die Zwergseeschwalben sind dieklein- sten unter allen Seeschwalben, mit sehr ausgebildetem, an den Schneiden schar- fen, am Nagel vortretendem, gelblichem, an der Spitze bei mehrern Arten horn- schwärzlichemSchnabel, sehrkleinen Füs- sen, stark ausgeschnittenen Schwimmhäu- ten und langen Nägeln, sehr langen Flü- geln und ziemlich grofser Schwanzgabel, deren Spiefse aber auch nach Verhältnifs viel kürzer als bei Sierna und T'Lalas- seus sind. Bei den Alten ist der Unterkör- per, die Stirn und der Schwanz blendend atlasweils; der Mantel hellsilbergrau, der Hinterkopf und Nacken dunkelschwarz, die vordern Schwungfedern schwärzlich, auf der innern Fahne weils eingefalst. Die Jungen sind auf dem Oberkörper stark gefleckt. Alles Uebrige haben sie mit den vorhergehenden Sippen gemein. Sie bewohnen die Seeküsten und die Ufer der Flüsse, halten sich in kleinen Gesellschaften, oder Paaren vertheilt, gera an kiesigen oder sandigen 790 Stellen auf, fischen in reinem, nicht sehr tiefem Wasser, haben einen sehr bogenförmigen Flug, fressen kleine Fische und Insekten, und legen auf erhöhten Stellen 8, selten 4 in der Farbe abän- dernde Eier. Die hierher gehörenden Arten leben in beiden Welten, und sind einander sehr ähnlich gestaltet und gezeichnet. 1) Diespaltfülsige Zwergseeschwalbe. Sier- nula fissipes, Brehm. (Sterna minuta, Linn.) Die zwei vordersten Schwungfedern sind schieferfarben, auf der innern Fahne breit weifsgekantet; die Mittelzehe ist vorn an beiden Seiten von der Schwimm- haut frei; die Fulswurzel 74 hoch; der Scheitel steht hoch über die Stirn empor. Sie ist nur 9" 3" bis 6 lang und 20" 3% bis 6'' breit. Alt. Der an der Spitze gewöhnlich dun- kelhornfarbige Schnabel ist wie der Fufs orangen- gelb, der Hinterkopf, Nacken und ein Streif vor dem Auge tiefschwarz, der Mantel silbergrau, an den beiden vordern Schwungfedern schieferfarben, alles Uebrige atlasweils. Jugendkleid. Der Schna- bel und Fufs fleischfarben, die Stirn gelblichweifs, vor und hinter dem Auge ein schwärzlicher Fleck, der übrige Oberkörper bräunlichgelb, auf dem Kopfe und Nacken gelbbräunlich, der weilse Schwanz an der Spitze gelblichweils, oft graugesäumt, der ganze Unterkörper reinweils. Sie lebt in Deutschland an der Elbe und Mulde, und an der pommerschen Küste, ist scheu und vorsichtig, frifst kleine Fische und Wasserinsekten, und legt auf den Sand oder Kies in eine Vertiefung 3, selten 4 Eier, welche vom Grau- bis zum Weilsgelb abändern, und braun- und aschgraugelleckt sind. 791 2)Diepommersche Zwergseeschwalbe. Ster- nula Pomarina, Br. (Sterna minuta, auci. N. W. 1. Ausg. III. Th. Taf. 38, 55. 56.) Die drei vordersten Schwungfedern sind schieferfarben, auf der innern Fahne breit weifsgekantet; die Mittelzehe ist nur auf der innern Seite bis zum vorder- sten Gelenk von der Schwimmhaut frei, die Fufswurzel 71" hoch; der Scheitel steht wenig über die Stirn empor. Sie ist etliche Linien kürzer und schmäler als Nr.1; alleinihr FulshatgröfsereSchwimm- häute; denn an der äulsern reicht diese bis an den Nagel der Mittelzehe; ihr Flügel zeigt 5, bei Nr. 1 und 2 hingegen nur 2 schiefer- schwarze, weils gekantete Schwungfedern, ihr Scheitel, welcher bei Nr. 1 hoch über die Stirn emporsteht, erhebt sich nur wenigmerk- lich über dieselbe. Sie lebt auf Sandufern, be- sonders auf Landzungen und einsamen Inseln der pommerschen Küste gesellschaftlich, vertheilt sich beim Fischen in einzelne Paare, ist ziemlich scheu, frifst Fischchen und Wasserinsekten, und legt 3 bis 4, den der vorhergehenden Art ähnliche Eier. 3) Die dänische Zwergseeschwalbe. Ster- nula Danica, Brehm. (St. minuta, Linn.) Die 2 vordersten Schwungfedern sind schieferfarben, auf der innern Fahne breit weilsgekantet; die Mittelzehe ist auf der äufsern Seite gar nicht, auf der innern nicht bis zum vordersten Gelenk von der Schwimmhaut frei, die Fuflswurzel 74" hoch; der Scheitel steht wenig über die Stirn empor, 792 Sie unterscheidet sich von Nr, 1 sehr deutlich: 1) durch die gröfsern Schwimmhäute — bei Nr. 1 ist die Mittelzehe vorn ganz, auf der innern Seite bis zum ersten Gelenk frei von der Schwimm- haut, bei Nr, 3 hingegen reicht diese auf der äus- sern Seite der Mittelzehe bis an den Nagel, auf der innern bis über das vorderste Gelenk — und 2) durch den niedrigen Scheitel. Durch diesen bekommt sie grofse Aehnlichkeit mit Nr, 2; allein ihre gröfsere Schwimmhaut und der Umstand, dafs beiihr nur 2, bei jener aber 5 Schwungfe- dern schieferfarben sind, macht sie kennt- lich genug. Sie lebt auf mehrern dänischen Inseln des Kattegats, kommt auf dem Zuge nach dem nordwestlichen Deutschlande, und ähnelt in dem Betragen, der Nahrung, Fortpflanzung und Farbe der Eier besonders Nr, 2. Ich bin überzeugt, dafs es noch mehrere von Linne zu Sterna minuta gerechnete Arten Zwerg- seeschwalben gibt. In Brasilien lebt eine mit ganz gelbem, starkem Schnabel, welche der Prinz Maximilian von Wied sSierna argeniea genannt hat, i Bifte' Sinpe Wasserschwalbe. /ydrochelidon, Boje. Die Gestalt wie bei den zunächst vor- hergehenden Sippen; allein der Schnabel ist viel kleiner, und an den Schneiden et- was stumpfer, die Zehen sind länger und die Schwimmhäute sehr tief ausgeschnit- ten, die Schwanzgabel hingegen ist so klein, dafs bei manchen Arten der Schwanz nurausgeschnittenerscheint. Die Wasser- 793 schwalben unterscheiden sich sehr leicht von allen verwandten Sippen durch den kleinen Schnabel, die tief ausgeschnitte- nenSchwimmhäuteunddiekleineSchwanz- gabel. Sie haben wahrscheinlich alleeine nach der Jahreszeit verschiedene Zeich- nung, zum Theil im Sommer eine dunkle Körperfarbe, und ein abweichendes Ju- gendkleid; dieWeibchensindebensogrofs, oft gröfser, bei manchen Arten aber bläs- ser als die Männchen. Im Uebrigen äh- neln die Wasserschwalben den Sceschwal- bensippen. Sie bewohnen die stehenden Gewässer, beson- ders die Moräste, sind sehr gesellschaftlich, neh- men die Insekten und ihre Larven, fast ihre ein- zige Nahrung — manche fressen auch WVasser- pflanzen — nicht nur von den Wasserspiegel, son- dern auch von den Wasser- und Landpflanzen, zuweilen sogar von dem Boden weg, und bauen Nester von Wasserpflanzen, oft an unzugängliche Orte, zuweilen auch auf das Schilf. Sie legen 3 bis 4 verschieden gefärbte Eier. 4) Die schwarze Wasserschwalbe. Zydro- chelidon nigra, Boje. (Sterna nigra, Linn, N. W. 1. Ausg. Ill. Th. Taf. 38, 54.) Alle Schwung- und Steuerfedern sind reinaschgrau, weit vor mit weilsen Schäf- ten;derSchnabelistschwarz, dieSchwimm- hautzwischenderinnern und mittlern Zehe nicht bis zum zweiten Gelenke der letz- tern ausgeschnitten; der Scheitel steht buckelartig und hoch über die niedrige Stirn empor; die Fulswurzel milst 7, 794 Sie ist 10" 6" bis 11% 6 lang und 24" 61 bis 27” breit. Das Männchen im Frühling. Der Schnabel ist schwarz, der Augenstern dunkel- braun, der Fufs kirschrothbraun, der Kopf matt- schwarz, der übrige Oberkörper aschgrau, der Übterkörper bis zum weilsen After rulsschwarz, Das Weibchan ist am Unterkörper schieferfar- ben, an der Kehle weifslich. Im Winter ist die Stirn und der Unterkörper weils. Jugendkleid, Der schwarze Schnabel hinten braun, der Fufs hell- graubraun, die Stirn, der Hinterhals und Unter- körper weils, der Hinterkopf und Nacken schwarz, der übrige Oberkörper und ein Fleck an jeder Seite des Kropfes mit hell- und rostgrauen Spitzenrän- dern. Sie wohnt nordöstlich von Deutschland, kommt auf dem Frühlingszuge und jung auf die deutschen Seen, 'Teiche und Moräste, schreit kriäh, ist wenig scheu, frilst Wasser- und andere Insek- ten, und ähnelt in der Fortpflanzung wahrschein- lich der folgenden. 2) Die schwärzliche Wasserschwalbe. Hy- drochelidon nigricans, Br. (Sterna nigra Linn. N. W. 1. Ausg. Ill. Th. Taf. 37, 53.) Alle Schwung- und Steuerfedern sind aschgrau, weit vor mit weilsen Schäften, der Schnabel ist schwarz, die Schwimm- haut zwischen der innern und mittlern Zehe nicht bis zum zweiten Gelenk der letztern ausgeschnitten; der Scheitel steht nur merklich über die vorn erhöhte Stirn vor, die Fulswurzel miflst 74, Sie unterscheidet sich von Nr. 1 vorzüglich, aber auch untrüglich durch den nur etwas über die vorn erhöhte Stirn emporstchen- 795 den Scheitel. Bei Nr. 1 ist die Stirn über den Augen sehr niedrig, und deswegen steht der schmale buckelartige Scheitel hoch über dieselbe empor; bei Nr. 2 hingegen ist die Stirn über den Augen schon so hoch, dafs der ohnedies niedrigere Schei- tel nur etwas über dieselbe vorragt. Sie brület auf den Morästen Rügens, wandert längs der Küste, aber auch durch Deutschland, kommt auf dem Zuge bei Schleswig und am Friefsnitzer See vor, baut in Gesellschaft ihre Nester von Wasserpflan- zen auf zusammengetriebenes Genist oder umge- knicktes Schilf, legt 3 bis 4 graugelbe, gelb- oder olivengraue, dunkler gefleckte Eier, frifst Insekten und zarte Wasserpflanzen, und ist wenig scheu. 3) Die dunkle Wasserschwalbe. ZAydroche- lidon obscura, Br. (Sterna obscura et nigra, Linn.) Alle Schwung- und Steuerfedern sind aschgrau, weit vor mit weilsen Schäften; der Schnabel ist schwarz, die Schwimm- haut zwischen der innern und mittlern Zehe nicht bis zum zweiten Gelenk der letztern ausgeschnittien, der Scheitel steht kaum über die platte Stirn empor; die Fulswurzel milst 71. Sie ist an ihrem platten Oberkopfe sehr kenntlich; dieser, welcher durch den sehr nie- drigen Scheitel auf den ersten Blick von dem buk- kelartigen der beiden vorhergehenden, ihr gleich- gefärbten Arten ausgezeichnet ist, unterscheidet sie hinlänglich. Im Dunenkleide ist sie gelbbraun, unten lichter als oben. Sie lebt und brütet auf den Seen, Teichen, Morästen und Brüchen Nord- deutschlands, namentlich in der Nähe von Ahls- 796 dorf, kommt auch auf den Friefsnitzer See, und ähnelt den beiden vorhergehenden Arten in dem Betragen, der Nahrung, Fortpflanzung und Farbe der Eier. Die weilsschwingige Wasserschwalbe. /y- drochelidon leucoptera, Boje. (Sterna leucopte- ra, l’emm.) Der Schwanz ist wenig, die Schwimm- haut zwischen der innern und mittlern Zehe bis zum zweiten Gelenk der letztern ausgeschnitten, die Fulswurzel 9" hoch, der Rücken dunkler als der Oberflügel. Sie ist etwas kleiner als die vorhergehenden, 10° lang und 24” bis 26 breit — und an ihrem schwärzern Körper, kürzern Schnabel und hellern Flügel kenntlich. — Frühlingskleid. Der Schna- bel braun, der Fufs korallenroth, der Augenstern dunkelbraun, der ganze Kopf, Hals und Körper dunkelschwarz, der Schwanz und ein grofser Theil des Oberflügels weils, die Schwungfedern weils- lich silber-, die vordern schiefergrau, Im Herbst- kleide ist der Unterkörper viel lichter. Im Ju- gendkleide ist der Schnabel vorn schwärzlich, die Stirn hellaschgrau, der Oberflügel grofsentheils aschgrau, der Oberkörper mit grauweilsen Feder- rändern besetzt, der Unterkörper weils. Sie be- wohnt die Seen und Buchten der südeuropäischen Länder, kommt aber auch im Morgenlande, nicht sehr selten auf den schweizer Seen, sogar bei Ahls- dorf zuweilen, an letzterm Orte aber nur unter den schwarzen Wasserschwalben vor, hat eine mehr knarrende und kreischende Stimme, sticht auf Menschen und Hunde, frifst Insekten, und hat wohl die Fortpflanzung mit der schwarzen gemein, 797 Wahrscheinlich gibt es von der weilsschwin- gigen Wasserschwalbe mehrere Arten; bis jetzt kenne und besitze ich aber nur eine. Die schnurrbärtige Wasserschwalbe. Zy- drochelidon leucopareja, Boje. (Sterna leuco- pareja, Natterer.) Die Schwung- und Steuerfedern silber- asch-, oder schwarzgrau, die Schwimm- haut zwischen der innern und mittlern Zehe bis zum zweiten Gelenk der letztern ausgeschnitten, der Rücken von gleicher Farbe mit dem Öberflügel, die Fulswurzel 91 bis 104. Sie ist elwas gröfser als die schwarze Was- serschwalbe, 12" lang und 27' bis 28" breit. Frühlingskleid. Der Schnabel und Fufs hoch- roth, der Augenstern dunkelbraun, der Oberkopf und Nacken tiefschwarz, das Kinn und ein Streif an den Kopfseiten reinweils, alles Uebrige silber- aschgrau, der Bauch und die Seiten schieferfarben. Im Herbstkleide ist der Kopf und Unterkörper reinweils, hinter den Augen mit einem schwarzen Fleck, der übrige Oberkörper silberaschgrau. Das Jugendkleid. Der braune Schnabel ist an der Wurzel röthlich, der Fufs fleischfarben, der Schei- tel rostfarbig, braungemischt, der Hinterkopf und seine Seiten schwarzgrau, der Mantel braun mit isabellfarbigen Federkanten, die Schwingenspitze und der Schwanz schwarzgrau, der letztere an der Spitze weils. Sie brütet im südlichen Europa, auch in Ungarn in unzugänglichen Morästen, kommt selten bei 'Triest vor, ist sehr gesellschaftlich, frilst Insekten und ähnelt den vorhergehenden im Be- tragen. 798 zwölfte Sippe Sturmvogel. Procellaria, Linne, Brisson et Boje. Der Schnabel ist viel kürzer als der Kopt, vor der Spilze wegen des stark vor- stehenden Nagels viel höher als vor den Nasenlöchern, mit tiefen Seitenfurchen, und röhrenartigen, durch eine gemein- schaftliche Decke verbundenen und eine von vorn, aber nicht von oben sichtbare Scheidewand getrennten, wie Röhren auf demSchnabel liegenden Nasenlöchern. Die mittellangen Fülse haben lange Vorderze- hen, sehr grofse ganze Schwimmhäute, und anstatt der Hinterzehe einen Nagel. Der Schnabel ist äulserst merk würdig ge- bildet, breit, hart, mit so tiefen Seiten- furchen, dafs die vorn an beiden Kinnla- den unterwärts gekrümmte, oben und un- ten aufgeschwungene Spitze wie aufge- setzt aussieht; eben so stehen die Nasen- löcher mit ihren Röhren wie eine Wulst auf dem Schnabel, dessen Schneiden sehr scharf sind; die durch ihre langen Zehen und sehr grofsen Schwimmhäute ausge- zeichneten Fülse haben am Kniegelenke eine kleine Verlängerung des Schienbeins; Der sehr lange, schmale, spitzige Flügel, zählt viele Schwungfedern, von denen 10 bis 12 auf die erste Ordnung geben, und die vorderste die längste ist; der abge- rundete Schwanz hat bei mehrern Arten 14 Steuerfedern. Der Körper undinnere Bau beinahe wie bei den Möven. Die Sturmvögel sind ächte Meerbewohner, 799 welche sich weiter als alle andern Vögel vom Lande entfernen, und die Scheeren und Felsenwände nur besuchen, um in ihnen zu brüten und sich in ih- ren Löchern zu verbergen. Weil sie bei Stürmen ihre Zuflucht zuweilen auch auf den Schiffen su- chen, heilsen sie Sturmvögel. Sie fliegen un- gewöhnlich schnell und sehr leicht, oft schwebend tief über dem Meere zwischen den Wellen hin, welchen sie mit grolser Geschicklichkeit auswei- chen, stürzen sich nicht senkrecht auf das Wasser, wie die vorhergehenden Sippen, sondern nähern sich ihnen als schlechte Stolstaucher in Bogen, um ihre Nahrung, Fische und Schleimthiere aufzuneh- men. Das Aas und Löffelkraut verzehren sie sitzend. Sie gehen schlecht, schwimmen geschickt, aber, weil sie das Fliegen Tage lang aushalten können, selten, tauchen gut,*) baden sich in den reilsend- sten Strömungen, und nisten auf Felsenabsätze oder oben auf die Scheeren. Das Weibchen legt nur ein grolses weilses Ei, welches von beiden Gatten mit einem Brutfleck am Bauche ausgebrütet wird. Das mit langem Flaum bekleidete Junge wird von beiden Eltern aus der Speiseröhre gefültert, und spritzt schon, wenn es halb erwachsen. ist, den sich ihm nähernden Feinden, wie seine Eltern, Thran aus den Nasenlöchern entgegen. Beide Ge- schlechter sind gleichgefärbt, und nach der Jah- reszeit wenig verschieden; auch die Jungen wei- chen nicht auffallend von den Alten ab. Ihre Mau- ser ist wahrscheinlich doppelt. 1) Der Eissturmvogel. Procellaria glacialis, Linn. Vor dem Auge ein schwärzlicherFleck, Nach Holböll’s Beobachtungen. 800 der Fuls gelb oder gelbgrau; der Schnabel mifst von der Stirn bis zur Spitze im Bo- gen 25 bis 26, von dem Ursprunge der Kinnfedern bis an die Spitze der Unter- kinnlade 13. Seine Länge beträgt 19" bis 20” und seine Breite 46. Alt. Der Schnabel ist hochgelb, auf den Nasenlöchern ins Orangenfarbige ziehend, der Augenstern und Fuls gelb, der Unterkörper, Kopf und Hinterhals weils, der übrige Oberkörper sil- beraschgrau, an den Schwingenspitzen dunkler. Im mittlern Alter ist der Oberkopf und Hinterhals nicht reinweils. Jugendkleid. Der Schnabel ist grau, vorn gelblich, der Fufs gelblichgrau, das ganze Gefieder aschgrau, an Brust und Bauch hell- grau, dunkler gewölkt, an den Schwung- und Steuerfedern graubräunlich, auf dem Mantel grau- und braungewölkt. Er bewohnt die nordeuro- päischen Meere jenseits der schottländischen Inseln, bis über Grimsöe hinaus, verirrt sich sehr selten an die englische und holländische Küste, und wird nur durch aufserordentliche Stürme — wie am 2, Februar 1825 — an die deutsche Küste der Nordsee geworfen, ist fast immer auf der hohen See, kommt im März zu den Brutplätzen auf und bei Island in so ungeheurer Menge, dafs die Isländer wenigstens 20000 Junge zu ihrem Wintervorrathe einsalzen, rifst Fische, Schleimthiere, das Aas der Wallßsche und Löffelkraut, und brütet das weilse grolfse Ei, welches je ein Weibchen legt, mit vielem Eifer aus. — Die fetten Jungen riechen sehr unangenehm. 2) Der Wintersturmvogel. JProcellaria hie- malis, Br. (Procellaria glacialis, Linn.) Vor dem Auge einschwärzlicher Fleck, 801 der Fufs gelb oder gelbgrau; der Schna- bel mifst von der Stirn bis zur Spitze im Bogen 21” bis 22”, vom Ursprunge der Kinnfedern bis an die Spitze der Unter- kinnlade 9" bis 10%, Er ist 1“ bis 2” kürzer und schmäler als Nr. 1, ihm gleich gefärbt, aber durch den Schnabel, Fufs und Flügel hinlänglich verschieden. Bei Nr. 1 ist der Schnabel ziemlich gestreckt, bildet vor den Nasenlöchern einen grofsen, sehr aufge- schwungenen Bogen, tritt aber am Nagel der Un- terkinnlade wenig vor; bei Nr. 2 hingegen ist der Schnabel gedrungen, merklich kürzer als bei Nr. 1 und auch dadurch von ihm ausgezeichnet, dafs der Bogen, welchen er vor den Nasenlöchern bildet, kleiner und weit weniger aufgeschwungen, der Na- gel der Unterkinnlade aber weit mehr erhöht ist, Das Kniegelenk beider Vögel unterscheidet sich dadurch, dafs der Vorsprung der Röhre am Knie- gelenke bei Nr. 2 merklich länger als bei Nr, 1 ist. Auch zeichnet sich der Flügel von Nr. 2 da- durch von dem von Nr. 1 auıs, dafs er weit schmä- lere Schwungfedern als bei diesem hat. — Man findet die Wintersturmvögel überall auf den nördlichen Meeren, in der Nähe von Grönland, be- sonders da, wo die Wallfischfänger fischen, weil sie dort an den Aesern der erlegten Wallfische reich- liche Nahrung haben. Aufser diesen fressen sie Schleimthiere und Insekten. In dem Betragen und der Fortpflanzung ähnelt unser Vogel dem vorher- gehenden ganz. An die deutsche Küste der Nord- see kommt er lebendig oder todt nur dann, wenn er durch sehr heftige Stürme dahin verschlagen wird. Auf dem festen Lande sieht man ihn nic- mals. 51 802 Dreizehnte Sippe Petersvogel *). /ydrobates, Boje. Schnabel, Kopf, Fufs, Flügel, Schwanz und Körpergestalt beinahe wie bei den Sturmvögeln; allein der Schnabel ist vorn an beiden Kinnladen mehr abwärts gebo- gen, hat nur wenig bemerkbare Längen-, keine Querfurchen wie bei den Sturmvö- geln auf den Seiten, eine bis an den Aus- gang reichende Scheidewand in den Nasen- löchern, und weder einen Aufschwung vor der Spitze der Ober-, noch einen Nagel an der Ünterkinnlade. Auch unterschei- den sich die Fülse von denen der Sturm- vögel dadurch sehr, dafs sie an den Fufswurzeln länger, an den Zehen und Schwimmbhäuten aber kürzer sind. In den langen, schmalen Flügeln, welche bis an oder über das Schwanzende reichen, ist die 2te der Schwungfedern, von denen 10 auf die erste Ordnung gehen, allein oder mit der Sten die längste vonallen; dieiste hat fast gleiche Länge mit der 4ten. Der abgerundete, gerade abgeschnitiene oder gabelförmige Schwanz zählt 12 Steuerfe- dern. Die Petersvögel müssen von den Sturm- vögeln getrennt werden wegen der Verschie- denheit des Schnabels, Fufses, Flügels und Schwanzes, und bilden wegen der grolsen nn, SHE *) Dieser Name rührt daher, dafs man glaubte, Petrus sei, als Jesus seinen Jüngern nach seiner Auferstehung am See bei Tiberias erschien, auf dem Wasser gegangen, 803 Aehnlichkeit, welche die Arten derselben in der Gröfse, Gestalt und Zeichnung haben, eine sehr natürliche Sippe. Sie bewohnen die Klüfte und Löcher der Felsenwände an den Küsten und Schee- ren, fliegen am Tage und in der Dämmerung schwal- benartig mit grofser Geschwindigkeit tief auf dem Wasser hin, so daßs sie es mit den Fülsen berüh- ren und darauf zu laufen scheinen, folgen gern den Schiffen, um die in den Furchen, welche diese im Wasser ziehen, sichtbaren Insekten und Larven zu fangen, versammeln sich vor und bei den Stür- men oft um die Schiffe, sind wenig scheu, fast immer auf dem offenen Meere, werden aber zu- weilen vom-Sturme tief in das Land verschlagen, fressen Insekten und ihre Larven, und nisten in Löcher, wo beide Galten ein weilses Ei ausbrü- ten. Ihre doppelte Mauser bringt keine merkliche Veränderung in dem Gefieder hervor, und die Ge- schlechter sind gleich, die Jungen aber etwas anders als die Alten gefärbt, 1) Der färöische Petersvogel. Jlydrobates J'aeroeensis, Gruba et Brehm, (Procellaria pe- lagica, Linn.) Die Flügel, auf denen keine weilse Binde sichtbar ist, reichen über den vorn gerade abgeschnittenen, 2" 6“ bis 8" langen Schwanz hinaus, die Fulswurzel mifst 11, Er ist 6" 6 bis 7" lang und 14" bis 14" 6" breit. Alt. Schnabel und Fuls schwarz, das Ge- fieder braun, auf dem Oberkörper braunschwarz, auf dem Bürzel, an den Seiten des Unterbauches und der Schwanzwurzel weils. Bei den Jungen hat das Gefieder ein helleres Braun und rostbraune Federränder. Er bewohnt die Färöerinseln, hält 51 * 804 sich in den Löchern der Klippen und Felsenwände auf, bringt den gröfsten 'Theil des Tages bis spät Abends auf dem Meere fliegend zu, kommt zuwei- len an die dänische Küste, selbst an den Ausfluls der Elbe, wird höchst selten vom Sturme nach Mittel- und Süddeutschland verschlagen, fliegt fast wie die Mauersegler, frilst Insekten und See- gewürme, und legt in Löcher 1 rundliches weis- ses Eu 2) Der Meerpetersvogel. Aydrobates pelagi- cus, Boje. (Procellaria pelagica, Linn.) Die Flügel, auf denen eine weilse Binde sichtbar ist, reichen über die Spitze des abgerundeten 2 10" bis 5" langen Schwan- zes, die Fulswurzel milst 11" bis 114, Er hat die Gröfse, Gestalt und Zeichnung mit Nr. 1 gemein; allein sein Oberkörper ist, die schwärzlichen Schwung- und Steuerfedern ausge- nommen, rufsfarben, sein Oberflügel hat eine weilse Binde — diese wird durch weilse Spitzen an den längsten Oberflügeldeckfedern ge- bildet — und sein Schwanz ist länger und vorn nicht gerade abgeschnitten, sondern abgerundet. Er bewohnt die Orkaden, Hebriden und St. Kilda, und hat das Betragen, die Nahrung und Fortpflanzung mit dem vorhergehenden gemein. Auf den südlichen Meeren lebt eine sehr ähn- liche Art, Hydrobates oceaneus, und auf St. Kilda wohnt der Leachische Petersvogel, //ydroba- tes Leachii, welcher sich durch seinen Gabelschwanz auszeichnet. 805 Vierzehnte Sippe. Sturmtaucher. Puffinus, Brisson. Die Nasenlöcher liegen als 2 deutlich getrennte, etwas erhöhte Röhren hinten auf dem Schnabel, welcher gestreckt, zu- sammengedrückt, oben an der Spitze auf- geschwungen, unten mit einem Nagel, an den Seiten oder oben mit einer Längentur- che versehen, und vorn an beiden Kinnla- den so gekrümmt ist, dafs sich diese in ei- ner Spitze endigen; die Fülse sind ziem- lich, an den Schienbeinen sehr lang, an der Fulswurzel stark zusammengedrückt, mit Jangen, durch ganze Schwimmbhäute verbundenen Vorderzehen und äufserst kurzer, fast nur aus dem Nagel bestehen- der Hinterzehe. Das Schienbein bildet am Kniegelenke einen weit über dasselbe hin- ausragenden Vorsprung, wie bei den Steis- fülsen und Tauchero. Der lange, schmale Flügel hat lange Armknochen und mittel- lange Schwungfedern, von denen gewöhn- lich die erste über alle vorsteht. Der mit- tellange Schwanz ist abgerundet oderkeil- förmig; der Hinterkopf hat eine starke Verengerung der Hirnschale, wie bei den Tauchern, und auch in der schiffförmi- gen Gestalt des Körpers mit diesen Aehn- lichkeit. Die Sturmtaucher verbinden die Sturm- und Petersvögel mit den Scharben und Tau- chern sowohl durch ihre Gestalt als durch ihre 806 Lebensart; denn die Füfse und Flügel sind bei ihnen gleich ausgebildet, deswegen ver- einigen sie auch die Flug- und 'Tauchfertig- keit in seltenem Grade mit einander. Sie bewoh- nen das hohe Meer, halten sich auf den höchsten Felseninseln auf, und kommen selten an die Kü- sten; fangen ihre Nahrung, Fische, theils fliegend, theils sitzend, indem sie sich in das Wasser. stür- zen. Den Gefahren suchen sie theils durch Flie- gen, theils durch Untertauchen zu entgehen. Sie graben ellenlange Löcher unter der Oberfläche der Dammerde auf den Felseninseln, und brüten 1 weis- ses Ei gemeinschaftlich aus. Das mit langem Flaum bekleidete Junge wird wie das der Sturmvögel aufgefüttert, spritzt aber so wenig als seine Eltern den nahen Feinden T'hran enigegen, 14) Der nordische Sturmtaucher, Puffinus arcticus, Faber. (Puffinus Anglorum? Cuv, Procellaria Anglorum? Temm.) Der schlanke, an der Oberkinnlade merklich aufwärts gebogene Schnabel ist von der Stirn in geraderLinie 18" bis 19"; die Fufswurzel 21" lang; die Flügel rei- chen etwas über den abgerundeten Schwanz hinaus; der ganze Oberkopf iist ungewöhn- lich gewölbt, I Er ist 15" bis 16" Jang und 32 breit, Alt. Der Schnabel. ist schwarzbraun, der. horngelbe Fuls hinten und an der äulsern Zehe braun, der ganze Oberkörper schwarz, der weilse Unterkörper an den Halsseiten grauschwarz gewölkt und bespritzt, an den Schienbeinen mit grofsen schwarzen Spiz- venflecken, Das Jugendkleid ähnelt wahrschein- 807 lich dem ausgefärbten. Er bewohnt die West- manöern bei Island, zeigt sich nicht häufig an der westlichen Küste jener Insel, bleibt den Win- ter über auf dem offenen Meere, und kommt nur, wenn er vom Sturme verschlagen wird, also höchst selten au die deutsche Küste der Nordsee, liebt überhaupt die hohe See aufserordentlich, fliegt, schwimmt und taucht bei Tage, ist aber in der Dämmerung am lebendigsten, und lälst dann seine starke Stimme, welche mit der der dreizehigen Möve viele Aehnlichkeit hat, hören. Er fängt die Fische, unter denen er die Sprotten vorzüglich liebt, nicht nur dadurch, dals er sich wie die Möven auf sie aus der Luft herabstürzt, sondern auch dadurch, dals er schwimmend nach ihnen unterlaucht. Auf dem kurzen, dicken und weilsen Ei sitzt er, ob er gleich sonst ziemlich scheu ist, so fest, dals man ıhn mit der Hand ergreifen kann, 2) Der englische Sturmtaucher. Puffinus Anglorum, Cuvier et Brehm. (Procellaria An- glorum, Temm.) Der schlanke, an der Oberkinnlade kaum merklich aufwärts gebogene Schna- bel mifst von der Stirn in gerader Linie 17" bis 18", die Fufswurzel 21"; die Flü- gel reichen etwas über den abgerundeten Schwanz hinaus; der ganze Oberkopf ist wenig gewölbt. Er ist kaum kleiner als Nr. 1, und ihm sehr ähnlich gestaltet und gezeichnet, aber dadurch von ihm verschieden, dals seine Seiten weniger dunkelgefleckt, sein Schnabel an der Öber- kinnlade fast ganz gerade und vor der 808 Spitze wenig aufgeschwungen und sein Oberkopf so wenig gewölbt ist, dafs bei ihm der Scheitel wenig, bei Nr. 1 aber hoch und buk- kelarug über die Stirn vorsteht. Er bewohnt die Küsten der Färöer- und anderer nordwestlicher Inseln, verirrt sich äufserst selten an die deutsche Küste der Nordsee, und ähnelt dem vorhergehen- den in dem Betragen, der Nahrung und Fortpflan- zung. Ein und zwanzigste Ordnung. Pelekanartige Vögel, Pelecanidae, Leach, Der Schnabel ist mittel- oder sehr lang, an der Spitze gebogen, mit ritzartigen, fast unsichtbaren Nasenlöchern und scharfer Schneide, andemKinne mit nackter, dehn- barer Haut; an dem kurzen, dicken Fufse sind alle 4 Zehen durch eine Schwimm- haut verbunden. Der Flügel ist mittel- oder sehr lang, der Schwanz kurz oder mittellang, das Gefieder sehr knapp, der Hals mittellang, der Leib sehr gestreckt, die Speiseröhre weit und sehr dehnbar, der sackartige Magen häutig. Die Vögel dieser Ordnung sind gröfstentheils Meerbewohner, einige von ihnen leben zur Brut- zeit auf sülsem Wasser, alle fressen lebendige Fi- sche, die sie» unter dem Wasser durch Tauchen oder Herabstürzen hervorziehen, nisten auf Bäu- men und Felsen, und legen weilse Eier. : Ihre Mau- ser ist nur theilweise doppelt, die: Geschlechter sind gleichgefärbt, die Jungen aber, welche aus der Speiseröhre gefüttert werden, anders gezeich- net als die Alten, 810 ” Er TiSetien.S)e m pse- Tölpel. Sula, briss. Die langen Flügelspitzen erreiehen fast das Ende des keilförmigen Schwanzes; der Schnabel trennt sich an der Oberkinnlade hinten in eine obere und untere Lage, so dafs er wie zerbrochen aussieht. Der Schnabel ist ein etwas zusammengedrück- ter, vorn wenig unterwärts gebogener Ke- gel, hat am Oberkiefer eine grolse Längen- furche, in welcher die unbemerkbaren, ritzartigen Nasenlöcher liegen, einen Zahn vor der Spitze, und sehr scharfe, etwas gezähnelte Schneiden. Das Kinnladenge- lenk sitzt ganz hinten am Kopfe und bil- det, da die Haut, welche die Kinnladen vereinigt, dehnbar, und das hinterste Sei- tenstück der Oberkinnlade nur durch Haut mit den Kopfknochen und dem übrigen Oberschnabelverbunden ist, und sich eben- falls ausdehnen lälst, einen ungeheuern Rachen. DieStelle vor und hinter den Au- gen, der Schnabelwinkel und die Mitte der Kehle ist nackt; die Füflse sind sehr kurz und stark, an den Schienbeinen fast ganz von: der Bauchhaut umschlossen, bis zur Ferse befiedert, mit nicht verlängertem Schienbeine am Kniegelenke und mittel- langen, durch'eine starke 'Schwimmhaut verbundene Zehen, von denen die hintere nach innen gerichtet ist. -Der Nagel der Mittelzehe ist auf der innern Seite sägen- förmig eingeschnitten; die sehr langen, 811 sehmalen Flügel haben lange Armknochen und viele starke Schwungfedern, von de- nen die vordersten sehr lang und so ge- staltet sind, dafs die beiden ersten über alle vorstehen; der keilförmige mittellan- geSchwanz hat 10 bis 12 Steuerfedern; das knappe Gefieder besteht aus wenig bogen- förmigen harten Federn. Die Tölpel bilden eive Sippe zwischen den mövenarligen Vögeln, den Kropfgänsen und Scharben. Sie. haben von den beiden zu- letzt genannten Sıppen die Fülse und die nackte Kehlhaut; allein in der Lebensart ähneln sie den- selben wenig, denn sie können, ob sie gleich gut schwimmen, gar nicht untertauchen, sondern sind ächte Stofstaucher, wie die Stofsmöven, Sie schweben ziemlich hoch über dem Meere her- um, stürzen sich, wenn sie einen Fisch erblicken, pfeilschnell herab, und ergreifen ihn oft ziemlich tief unter dem Wasserspiegel mit dem Schnabel, Sie sind solche Meervögel, dafs sie sich, wenn sie, durch Sturm verschlagen, das Meer aus dem Ge- sichte verloren haben, oft mit der Hand ergreifen lassen, Sie sitzen mit eingezogenem Halse und nachlässig gelegten, stark gekreuzten Flügeln, gehen auf den Sohlen, aber schlecht und brauchen den Schwanz dabei als Stütze. Jedes Weibchen legt nur 1 kleines weifses Ei in ein grofses Nest von Wasserpflanzen, von denen viele oft in geringer Entfernung von einander stehen. Die Alten lassen sich bei den Nestern mit der Hand ergreifen. Sie schlafen auf dem Meere schwimmend sehr fest, Die Weibchen sind wenig kleiner als dieMänn- chen, alle im Sommer kaum heller als im Win- ter, die Jungen, welche erst im vierten Jahre 812 ausgefärbt werden, viel dunkler als die Alten. Der Bruifleck fehlt beiden Geschlechtern. 1) Der grofse Tölpel. Sula major, Briss, (Pe- lecanus Bassanus, Linn. Mey. u, Wolts Taschb. die Abb, zu S. 582.) Die Schäfte der 10 vordersten braun- schwarzen Schwungfedern sind auf der untern Seite weils; der Schwanz milst 11" 6" bis 9" und hat 12 Steuerfedern; der Oberkopf ist sehr platt. Er ist 3' 1" bis 3" lang und 6' 1" bis 3’ breit, Alt. Der Schnabel ist blafsbleibläulich, an den Fur- chen, wie die nackte Haut des Gesichts und Kin- nes, bleibläulichschwarz, die schwarzbraunen Fülse mit einer dreifachen grünen Linie auf der Fulswur- zel und den Zehen, der Augenstern gelblich, das ganze Gefieder weils, am: Oberkopfe und Hinter- halse gelblich übertlogen, an. den Schwungfedern ister Ordnung braunschwarz, Das ganz kleine Junge ist nackt, bleifarbig, an den Streifen auf den Zehen, den Nägeln und der Schnabelspitze weils. Später ist der ganze Vogel mit weilsem Flaum bedeckt, das Nackte am Gesichte und der vorn weilse Schnabel braun, der Fufs olivenfarben mit weilsen Streifen. Flügg. Der Schnabel ist braun, das Nackte des Gesichts und des Kinnes schwärzlich, der Augenstern weils, der bräunliche Fu[s mit weilsen Streifen, der Ober- körper schwarzbraun mit kleinen weilsen Flecken, die vordersten Schwungfedern an der Wurzel weils, der schwärzliche Unterkörper ist verwaschen weils- gelleckt. Einjährig. Der Schnabel ist bleifarbig, der Augenstern weils, das Nackte, der Kopt, Hals und Unterkörper wie bei den Alten, der Rücken, 815 Oberflügel und Schwanz schwarzbraun; die kurzen Oberflügel und die Oberschwanzdeckfedern braun, weilsgelleckt. Zweijährig. Der Oberflügel ist schwarz- und weilsgefleckt, die Schwungfedern braun, die Steuerfedern theils schwarzbraun, theils weils. Am läugsten zeigt sich das Braun des jun- gen Vogels an den Schwungfedern. Im vierten Jahre ist er ausgefärbt. Er bewohnt die Schee- ren bei Island bis Grimsöe hinauf, besonders die auf der westlichen Seite der Insel, verirrt sich zu- weilen an den Ausfluls der Elbe und Weser, ja bei grolsen Stürmen bis mitten nach Deutschland; ist wenig scheu, füngt die Fische tief und flach unter der Oberfläche des Meeres, indem er sich senkrecht oder schräg in das Wasser stürzt, frifst vorzüglich Heringe und Sepien, welche er wegen der ihm ganz eigenthümlichen Fähigkeit, seinen Rachen zu erweitern, selbst wenn sie verkehrt und zusammengebogen liegen, verschlucken kann, und legt ein kleines, mit einer Kalkkruste überzogenes weilses Ei. 2) Der bassanische Tölpel. Sula Bassana, Briss. (Pelecanus Bassanus, Linn.) Die Schäfte der 10 vordersten braun- schwarzen Schwungfedern sind auf der un- tern Seite weils; der Schwanz milst 9" 6 bis 10“, und hat nur 10 Steuerfedern; der Oberkopf ist stark gewölbt. ° Er ist merklich kleiner als Nr. 1, wenigstens 2" bis 3” kürzer, aber nur wenig schmäler, und unterscheidet sich untrüglich von ihm: 1) durch den wenigstens um 1" 6" kürzern Schwanz, welcher noch überdies 2 Steuerfedern we- niger hat als Nr. 1; und 2) den stark ge- 814 wölbten Oberkopf, welcher bei Nr. 1 sehr wenig gewölbt, fast platt ist. Er bewohnt die Färöer-Inseln, die Orkaden, Hebriden, vorzüglich die Insel Bals, kommt auch bei Grönland vor, und verirrt sich an die deutsche Nordwestküste, lebt also südwestlicher als Nr. 1, hat aber mit ihm das Betragen, die Nahrung und Fortpflanzung gemein. Am Vorgebirge der guten Hoffnung wohnt eine nahe verwandte Art. 3) Sula Capensis. (Dysporus Capensis, Lich- tenstein.) Welche sich durch die etwas geringere Gröfse unterscheidet. Auch bei den Tölpeln ist, wie bei den Seeadlern, die nördlichste Art die grölste, Zweite Sippe Scharbe. Carbo, Ge/sner. Der mittellange Schnabel ist auf dem Rücken rundlich, zusammengedrückt, mit einer Längenfurche an der Seite der Ober- kinnlade, in welcher die ritzartigen, un- sichtbaren Nasenlöcher liegen, gerade, an der Spitze beider Kinnladen, welche wie angesetzt aussieht, abwärts gebogen mit weit überhängendem Haken; an dem gros- sentheils nackten Kinne mit einem klei- nen Kehlsacke; das Gesicht ist nackt, der Fufs fast wie bei den Tölpeln, aber stark zusammengedrückt, mit dicken Zehen, von denen die äufsere viel länger als die mitt- lere, und die innere merkwürdig nach der hintern gekrümmt ist. Am Kniegelenke ist der Knopf und die Pfanne sehr grofs, 815 der Vorsprung des Schienbeins kurz, Die mittellangen Flügel haben lange Armkno- chen und einige 30 harte Schwungfedern, von denen 10 auf die 1ste Ordnung kom- men, und die 2te allein oder mit der Sten über die andern vorsteht; der abgerundete Schwanz hat 12 bis 14 starke, zurückschnel- lende Steuerfedern; der Hinterkopf einen hervorstehenden Knochen, der Hals ist mittellang, der Leib sehr gestreckt, die Speiseröhre ungewöhnlich weit, die Betie- derung äulserst knapp. Die Scharben nähern sich in ihrer Gestalt etwas den Sturmtauchern, und weichen von den Tölpeln gar sehr darın ab, dafs sie keine Stofs-, sondern Fufs- oder ächte Taucher sind, welche sich mit einem Sprunge und mit an- geschlossenen Flügeln unter die Oberfläche des Was- sers stürzen, hier die Fische, ihre einzige Nahrung fangen; und diese über dem Wasser und zwar stets so verschlucken, dafs der Kopf zuerst in den Schlund kommt. Sie schwimmen mit tief einge- senktem Körper, aber so, dals der Rücken über dem Wasser vorsteht. Ihr Hauptaufenthaltsort ist das Meer; allein einige leben zuweilen zur Brut- zeit auch auf sülsem Wasser. Sie stehen und ge- hen aufrecht und stützen sich dabei auf den Schwanz, ihr Gang ist wackelnd, ihr Schwimmen, Tauchen und Fliegen aber sehr schnell; sie stehen oft auf den Scheeren mit fächelnden Flügeln, und nisten am liebsten in den Felsenwänden der Scheeren, zu- weilen auch auf Bäumen in verlassenen Reiherne- stern. Das Weibchen legt bis 6 grünliche oder bläuliche, mit einem weilsen Kalküberzug bedeckte Eier. Beide Gatten brüten sie gemeinschaftlich aus, 816 = und füttern ihre’ anfangs nackten, dann mit dich- tem Flaum bedeckten Jungen, welche in der Zeich- nung von den Alten abweichen und im dritten Jahre ausgelärbt sind, bis’ sie fliegen können. Die Weib- chen sind etwas kleiner als die Männchen, aber diesen gleich gefärbt, die doppelte Mauser bringt im Winter das schönste Kleid hervor. Alle Arten sind einander sehr ähnlich. 1) Die Kormoranscharbe. Carbo cöormoranus, Meyer. (Pelecanus carbo, Linn.) Der Schnabel miflst von der Stirn bis zur Spitze in gerader Linie beim Männ- chen 38" bis 40, beim Weibchen 36 bis 38'"%; der vierzehnfederige Schwanz bei dem erstern 8" 9" bıs 9", bei dem letztern 7" 10” bis 8"; der Oberkopf ist sehr platt. Sie ist 2’ 10' bis 3° 2" lang und 4' 9" bis 5’ 1" breit. Winterkleid der Alten. Der Schnabel ist bleifarben, der Schnabelwinkel und ein Fleck unter den Augen gelb, der nackte Kehlfleck blei- farben mit gelben Warzen, der Augenstern grün, der Fufs schwarz, das Gefieder glänzend blauschwarz, unter dem Kinne mit einem breiten weilsen Bande, von einem Auge bis zum andern; auf dem Nacken steht eine Mähne, auf dem Kopfe und Oberhalse zeigen sich einzelne eingestreute, dunenarlige, weilse Federchen, an den Seiten über den Schenkeln ein Büschel schöner weifser Federn, der Mantel ist erz- farben, mit breiten, glänzenden, blauschwarzen Fe- derkanten. Zur Brutzeit fallen die weilsen Fe- derchen am Kopfe und Halse und über den Schen- keln aus, und das weilse Kinnband ist grauge- mischt. Das kaum ausgekrochene Junge ist nackt und bleifarben, am Schnabel braun, an der 817 kaum merklich gekrümmten Spitze desselben weils. In der vierten Woche ist es mit dichten brau- “ nen, kurzen Dunen bedeckt, am Gesichte blafs- gelb, an den Fülsen grünlichbraun. Jugendkleid. Der Schnabel ist bleischwarz, am Rande und an der Wurzel der Unterkinnlade weifslich; der Ober- körper schwarzbraus, auf dem Mantel ins Erzfar- bige mit schwarzen Federrändern, das Kinnband und die Mitte des Unterkörpers von dem grau- weilsen, braun in die Länge gefleckten Halse an schmuzigweils, die Seiten der Brust und des Bau- ches schwärzlich, nach der weifsen Mitte hin braun in die Länge gefleckt, über den Schenkeln mit weilsen dunenartigen eingestreuten Federchen. Wäh- rend des Winters wird das Gefieder blässer, ganz allmälig bis in den nächsten Sommer wieder ver- mausert und dem Jugendkleide ähnlich, aber dunkler und schöner, bis es im dritten Jahre ausgefärbt erscheint. Sie bewohnt Island und Norwegen, kommt in der Jugend zuweilen an die deutschen Küsten der Ost- und Nordsee, höchst selten auf die Landseen, ist alt und fern von dem Brutplatze sehr, beim Neste und jung wenig scheu, nistet auf Scheeren und Felsenwänden, legt 3 bis 4 bläulichweilse Eier, und frifst vorzüglich Heringe und Cottus scorpius. \ 2) Die Eisscharbe. Curbo glacialis, Brehm. (Pelecanus et carbo cormoranus, auct.) Der Schnabel milst von der Stirn bis zur Spitze in gerader Linie beim Männchen 85" bis 38", beim Weibchen 33" bis 35", der vierzehnfederige Schwanz bei dem er- stern 7" 6" bis 10", bei dem letztern 7" 4 bis 8"; der Oberkopf ist stark gewölbt. 52 818 Sie ist der vorhergehenden sehr ähnlich, aber kleiner, 2’ 8" bis 11’ lang und 4' 6" bis 9" breit, und unterscheidet sich im ausgefärbten Kleide durch die weniger deutlichen Federräuder auf dem Mantel und das mehr ins Blau- schwarze ziehende Schwarz am Halse und Unterkörper, im Jugend- und mittlern Kleide durch das hellere Gefieder; denn in dem erstern ist die Mitte der Brust und des Bau- ches oft ungefleckt schmuzigweifs, in jedem Al- ter: 1) durch das weichere Gefieder, 2) den etwas kürzern Schnabel, 3) viel kürzern Schwanz und 4) den gewölbten Oberkopf, auf welchem bei Nr. 1 der Scheitel kaum merk- lich über die platte Stirn vorsteht, bei Nr. 2 aber bedeutend über die gewölbte Stirn erhöht ist. Sie lebt nordwestlich von Grönland an bis auf Färöe, kommt im Winter nach Island, und jung von Färöe aus auch an die deutsche Küste der Nordsee, und hat mit der vorhergehenden das Betragen, die Nah- rung und Fortpflanzung gemein. 3) Die Baumscharbe. Carbo arboreus, Br. (Pelecanus et carbo cormoranus, auct. N. W. 1. Ausg. Nachtr. Taf. 64, 120 u. 121.) Der Schnabel milst von der Stirn bis zur Spitze in gerader Linie beim Männ- chen 35" bis 38", beim Weibchen 33 bis 35"; der vierzehnfederige Schwanz beim erstern 8” 9'' bis 9", beim letztern 8” 3 bis 6"; der Scheitel steht merklich über die etwas gewölbte Stirn empor. Sie hat die Gröfse der Eisscharbe, aber den langen Schwanz des Kormorans, und unterschei- det sich von dieser durch den gewölbten Kopf 819 und kürzern Schnabel, von jener durch den längern Schwanz, von beiden durch die Zeichnung des Jugend- und mittiern Klei- des. In jenem ist der Schnabel bräunlich, am Unterkiefer blaugrau, das Nackte am Kopfe gelb, der Oberkörper ähnelt dem der vorhergehenden, der Unterkörper aber ist viel dunkler, längs seiner ganzen Mitte mit scharf begrenzten braunen Län- genflecken besetzt. Im mittlern Kleide hat der Unterkörper braunschwarze und schwarzbraune Län- genflecken. Sie ist seit einigen 30 Jahren in Däne- mark eingewandert, führt, da sie überall verfolgt und vertrieben wird, ein zigeunerarliges Leben, drängt sich in die Reihercolonien ein, legt ihre 4 bis 6 bläulichweilse Eier in die verlassenen Ne- ster der Reiher in den Gehölzen an dem Strande oder an den Ufern der Landseen, kommt an die deutschen Küsten der Ost- und Nordsee, schläft gern auf Bäumen und frifst die Fische des Meeres und der Landseen. Sie wohnte, ehe sie vertrieben wurde, an manchen Orten zu Tausenden. 4) Die kleineKormoranscharbe. Carbo sub- cormoranus, Brehm. (Carbo cormoranus, Meyer et Temminck. Mey. u. Wolfs Taschb. die Abb. zu S. 576.) Der Schnabel mifst von der Stirn bis zur Spitze in gerader Linie beim Männ- chen 30” bis 32", beim Weibchen 29" bis 31", der vierzehnfederige Schwanz beim erstern 7" 8" bis 8", beim letztern 7% 4" bis 8"; der Scheitel ist kaum höher als die stark gewölbte Stirn. Diese Scharbe verhält sich zur grolsen Kor- moranscharbe ungefähr wie eine Rabenkrähe 52 * 820 zum Kolkraben, Sie ist 6“ kürzer und schmä-' ler, also nur halb so grofs als Nr. 1, unterschei- det sich aber noch überdies von allen vorherge- henden durch den kürzern Schnabel und den kleinen Haken an seiner Spitze, von Nr. 8 besonders auch durch den kürzern Schwanz. Im Prachtkleide schillert das Schwarz weit weniger in das Blauschwarze als bei Nr. 1 und 2, sondern fällt stark ins Blaugrüne, und die weilsen Federchen an dem Kopfe und Halse sind sehr lang. Sie lebt und brütet in Holland, hält sich auf dem Meere oder auf den nahe am Strande liegenden Landseen auf, ruht gern auf Pfählen und Steinen aus, frifst Fische, vorzüglich Aale, nistet auf Weidenköpfen oder im Schilfe und ın Binsen, selten auf hohen Bäumen, und legt 3 bis 4 grün- liche, mit einer weilsen Kalkkruste überzogene Eier. Diese Eier sind wie bei allen Scharben sehr länglich und nach Verhältnifs klein, werden aber bald von den nassen Wasserpflanzen des Ne- sites, wie die der Steisfülse beschmuzt; oft wird eins faul gebrütel. Die Jungen ähneln denen des Kormorans. 1) Die Krähenscharbe. Carbo graculus, Mey. (Pelecanus graculus et cristatus, Linn.) Der Schnabel mifst von der Stirn bis zur Spitze in gerader Linie beim Männ- chen 81", beim Weibchen 29"; der zwölf- federige Schwanz beim Männchen 8" 3", beim Weibchen $". Sie ist viel kleiner als alle vorhergehenden, 2’ 3" bis 4" 6" lang und 3° 6° bis 8” breit. Aus- gefärbtes Winterkleid. Der Schnabel ist schwarzbraun, die nackte Kehlhaut auf schwärz- | 821 lichblauem Grunde gelbgetupft, der Augenstern grün, die nackte Stelle um das Avge bräunlich, der Fuls schwarzbraun, das ganze Gefieder präch- tig schwarzgrün mit Gold- und Purpurschiller, aut dem Mantel etwas ins Erzfarbige ziehend, mit dun- kelschwarzen Federkanten, zwischen den Augen mit 1" 6° bis 5" langen, einen aufgerichteten schönen Federbusch bildenden Federn, welche im October entstehen, im April ausfallen, und also dem weni- ger schönen und mattern Sommerkleide fehlen. In diesem KRleide ist sie Carbo sraculus, im Win- terkleide Carbo ceristatus. Im Jugendkleide ist das Nackte des Kinnes blafs, mit wenigen geiben Punkten, der Schnabel schwarzgrünlich, der Au- genstern braun, der Oberkörper schwarzbraun, an den Steuerfedern mit braunen Rändern, der Unter- körper schmuzigbraun, das ganze Gefieder obne Glanz. Das mittlere Kleid ist etwas dunkler und nähert sich dem ausgefärbten. In der ersten Woche ihres Lebens ist ihr nackter Körper blei- farben. der braune, kurze Schnabel an der Spitze weils. In der zweiten mit kurzem braunem Flaum bedeckt, an den Fülsen grünlichbraun. In der vierten dicht mit Federchen bekleidet, aus denen die Kiele der Schwung- und Steuerfedern hervor- ragen. Sie bewohnt Island, die Färöer-Inseln, die Orkaden und Hebriden, hält sich stets in und am Meere auf, und verirrt sich nur zufällig an die Küsten des mittlern Europa; doch wurde ein Stück bei Brunsbüttel im Februar geschossen. Sie schwimmt und taucht wie die vorhergehenden, stürzt sich, wenn man auf den Felsen nach ihr schielst, wie ein Stein in das Wasser, frilst vor- züglich Cotius scorpius, auch Schollen, holt diese ‚oft 20 bis 30 Klaltern tief herauf, und legt ge- 822 wöhnlich 4, selten 3 blafsgrünbläuliche, mit weis- sem Kalküberzuge bedeckte Eier. 2) Die kurzschwänzige Scharbe. Carbo bra- chyuros, Brehm. (Carbo graculus et cristatus, Linn.) Der Schnabel mifst von der Stirn bis zur Spitze in geraderLinie beim Männchen 527, beim Weibchen 350"; der Schwanz bei beiden 6" bis 6" 4", Sie hat mit der vorhergehenden fast gleiche Gröfse und Zeichnung, unterscheidet sich aber un- trüglich von ihr durch den um 18" bis 22 kürzern Schwanz, welcher auf den ersten Blick so in die Augen fällt, dals nur der ganz Unkun- dige beide Arten verwechseln kann, Sie ähnelt übrigens der vorhergehenden in allen Kleidern, be- wohnt Norwegen unter dem 66° nördl. Br., auch Lappland, hält sich in den steilen Felsenwänden der Küsten und Scheeren in Gesellschaft auf, ist am Brutorte wenig, fern von ihm sehr scheu, ver- irrt sich nur höchst selten an die deutschen Nord- küsten, und hat das Betragen, die Nahrung und Fortpflanzung mit der zunächst vorhergehenden gemein. Drittie’Srppe. Kropfgans. FPelecanus, Linn. Die Unterkinnlade besteht aus 2 bieg- samen, hinten weit über die Oberkinnlade vorstehenden, vorn vereinigten Armen, zwischen welche eine weit an der Kehle herabgehende dehnbare, sackartige Haut 825 gespannt ist. Der lange, fast oder ganz gerade, platte, oben auf den Seiten mit ei- nerLängenfurche besetzte, an den Schnei- den scharfe Schnabel hat vorn einen ha- kenförmigen Nagel. Das Gesicht ist nackt; die Fülse wie bei den vorhergehenden; der Nagel der Mitte!zehe ist jedoch nicht ein- geschnitten. Die mittellangen Flügel ha- benlangeArmknochen undkurze Schwung- federn, von denen die 2te die längste ist. Der etwas kurze Schwanz hat viele, ziem- lich steife Steuerfedern. Der Leib ist ge- drungen, der Hals mittellang, die Speise- röhre äufserst weit, der Magen grols. Die Befiederung sieha..kurz, dicht und knapp. Ale Die Kropfgänse haben in ihrem Betragen Manches mit den Scharben gemein; sie schwim- men, wie diese, mit tief eingesenktem Körper, tau- chen vortrefllich, gehen aber wenig geschickt mit weit von einander stehenden Fülsen, ziemlich auf- gerichtetem Körper und frei liegenden Flügeln, flie- gen gut und können sich auf Bäume setzen. Sie fangen viel gröfsere Fische als die Scharben und haben eine unglaubliche Fertigkeit sie zu verschlin- gen. Ist der Magen und die Speiseröhre angefüllt: dann werden die Fische in dem grolsen Kehlsacke aufbewahrt. Sie sınd nach dem Geschlechte. in der Zeichnung nicht, nach dem Alter sehr verschieden, und werden erst nach mehrern Jahren ausgefärbt, bewohnen die grofsen Seen und Flüsse der warmen Länder, mausern sich jährlich nur einmal, und le- gen in eine mit Gras ausgefütterte, nahe am Was- ser befindliche Vertielung 2 bis 4 weilse Eier. b 824 Die europäische Kropfgans. Pelecanus ono- crotalus, Linn. (Mey. und Wolfs Taschb, die Abb. zu S. 573.) Länge 5' 5" bis 6'; der Schwanz hat 20 Steuerfedern. Ein sehr grofser Vogel von 8' bis 8' 6" Breite, welcher den Schwan an Körperumfang übertrifft. Ausgefärbt. Der bläuliche Oberkiefer ist in der Mitte gelblich, am Rande röthlich, am Nagel rotlı, der Unterschnabel auf den Seiten bläulich, übri- gens wie der Kehlsack hellgelb mit rothen Adern. Der Augenstern hochroth, das Gesicht gelblichweils, der Fufs schmuzigfleischfarben, auf dem Nacken stehen lange Federn, wie eine Mühne, das ganze Gefieder blalsrosenroth oder gelblich, im Sommer weilslich, die vordern Schwungfedern schwarz. Jung. Der Schnabel, Kehlsack und das Gesicht schmuziggelb, der Augenstern braun, das Gefieder weilsgrau, auf dem Mantel sehr dunkelgrau, an den vordern Schwungfedern schwärzlich. Im mitt- lern Alter ist der Mantel braun- und aschgrau- gemischt, und der Unterkörper weils; später kom- men auf diesem gelbliche Federn zum Vorschein. Er bewohnt den Osten, die Türkei, Ungarn, Süd- rulsland, besonders die untere Donau, kommt von da höchst selten nach Deutschland, schwimmt paar- und familienweise, fischt in Gesellschaft und ver- 'schlingt Fische von 14 75 Gewicht mit grofser Schnelligkeit, füttert die Jungen aus dem Kropfe, ist sehr scheu, und legt am liebsten auf einsamen Inseln 2 bis 4 weilse Eier, welche etwas kleiner als die des Schwaus und mit einem kalkartigen Ueberguge bedeckt sind. 825 Die Kropfgänse der verschiedenen Länder sind in Gestalt und Zeichnung einander sehr ähn- lich, aber noch nicht gehörig bestimmt. Ich sah einen in einer Menagerie, welcher unsern europäi- schen an Gröfse weit übertraf, 2 andere, welche nur halb so grofs waren als dieser, und einen 4ten, welcher die Grölse einer Hausgans nicht erreichte. Der letztere sollte vom Vorgebirge der guten Hofl- nung seyn. Zwei und zwanzigste Ordnung. Entenartige Vögel. Anatidae, Leach. Derharte, mit einer weichen Hautüber- zogene Schnabel hat an der innern Seite der Ober- und an der äufsern der Unter- kinnlade Einschnitte, zwischen denen kammartige Zacken vorstehen, ist oben abgerundet, nach der mit einem Nagel be- setzten Spitze niedrig; die länglichrun- den, hinten mit der Nasenhaut bedeckten Nasenlöcher liegen in einer grolsen Nu- senfurche, fern von der Stirn; die niedri- gen oder mittelhohen, fast bis zur Ferse befiederten Fülse, sind mit einer weichen netzartigen Haut überzogen, und haben 4 Zehen, von denen die 3 vordern durch ganze Schwimmhäute so verbunden sind, dals auf der innern Seite der innern Zehe ein schmaler Streif vorsteht; der Flügel ist mittellang und spitzig, und hat kurze starkeSchwungfedern; der Schwanz mehr als 12 Steuerfedern; der Kopf ist schmal, der Hals mittel- oder sehr lang, der Leib kegelwalzenförmig, die Befiederungreich, die Luftröhre sehr ausgebildet, die Spei- seröhre fast gleichweit; der Vormagen dickhäutig, sackartig, der Magen grofs, 827 tleischig, bei vielen Sippen sehr muskel- artig, der lange Darm mit 2 Blinddärmen. Die Vögel dieser Ordnung wohnen zur Brut- zeit fast alle auf süßem Wasser, im Herbste und Winter grofsentheils an den Seeküsten, fressen Sä- mereien, Pfilanzenwurzeln und Pflanzenblätter, In- sekten, ihre Larven, Schalthiere und Fische; leben in Einweibigkeit, zur Zugzeit oft in grolsen Flü- gen, wandern, sind aulser bei dem Neste, sehr scheu, und haben ein gutes Fleisch und die befsten Federn unter allen. Das Weibchen legt viele einfarbige Eier in ein gebautes Nest, und brütet sie mit einem grofsen, auf der Mitte des Enter- körpers stehenden Brutflecken allein aus, führt auch die Jungen, bei mehrern Arten mit Hilfe des Männchens, ohne sie zu füttern zum Aufsuchen der Nahrung an. Diese sind sogleich nach dem Aus- kriechen mit dichtem Flaum bedeckt, zum Schwim- men, fast alle auch zum Tauchen geschickt, wer- den bis sie fliegen können, von der Mutter ge- warnt, und sind ım zweiten oder dritten Lebens- jahre ausgefärbt und zeugungsfähig, Bei allen sind dieMännchen gröfser, bei den meisten viel schö- ner als die Weibchen. Erste Sippe Schwan. Cygnus, Brisson. Die Stelle zwischen dem Schnabel und Augen nackt, der Schnahel vorn so breit alshinten, diedurchsichtigen Nasenlöcher liegen vor oder in der Mitte desselben; die Füfse sind sehr kurz, stark, ziemlich weit hinten; die Flügel haben sehr lange Armknochen und S0bis31 Schwungfedern, '828 von denen die2te über dieandern vorsteht. Der Schwanz ist stufenförmig und kurz, der Hals dünn, viel länger als der unge- wöhnlich gestreckte, fast kegelförmige Rumpf; die Befiederung äulserst weich, und so reich, dafs die Schwäne durchaus nicht mitdem ganzen Körper untertauchen können. Die Luftröhre hat unten keine Kapsel, der Magen ist ganz muskelartig, die Weibchen sind dem Männchen gleich, die Jungen anders gefärbt als die Alten, und im dritten Jahre zeugungsfähig, im zweiten Winter aber, den Schnabel aus- genommen, schon ausgefärbt. Die Schwäne zeichnen sich durch ihren lan- gen Hals, ihre reiche Befiederung, ihren ungewöhn- lich gestreckten, ächt schiflförmigen Rumpf, ihre langen Armknochen, und durch ihre Gröfse aus. Sie bewohnen zur Brutzeit die süfsen stehenden Gewässer, leben an den Brutörtern paarweise, schwim- men oft mit aufgehobenen Flügeln, legen, wenn sie ruhig sind, zuweilen einen Fufs auf den Rücken, stellen sich auf den Kopf, um ihre Nahrung, Was- serflanzen und Insekten, vom Grunde mit ihrem mit Gefühl versehenen Schnabel heraufzuholen; fliegen schwer und nur gegen den Wind auf, wenn sie aber die Höhe gewonnen haben, gut, doch langsam, gehen schlecht, aber mit wagerecht ste- hendem, oder wenig aufgerichtetem Körper; und bauen grolse Nester von Wasserpflanzen, auf de- nen das Männchen oft neben dem Weibchen sitzt, um es zu beschützen. Sieschlagen ihre Feinde mit den Flügeln. Ihre Begattung geschieht, indem sich beide Geschlechter im Wasser in die Höhe heben, und mit dem Unterkörper an einander drücken. 829 ERSTE: FAMILIE. Höckerschwäne. Cygni gibbi. Sie haben einen Höcker auf der Stirn, keine Biegungen an der Luftröhre, keine starke Stimme, leben in gemälsigten und war- men Ländern, und wandern familienweise, oder ın kleinen Gesellschaften. 1) Der weilsköpfigeHöckerschwan. Cygnus gibbus, Bechst. (Cygnus olor, Illiıger., Aras olor, Linn. N. W. 1. Ausg. Ill. Th. Taf. 39, 57.) Die Stelle vor dem Auge ist schwarz oderschwarzgrau; der Oberschnabel, wel- cher den untern bis zu den Nasenlöchern ganz in sich aufnimmt, vor diesen stark niedergedrückt. Alt. Das Männchen ist 5'4" bis 7" RZ lang, und 8° 2” bis 6" breit, und 20 bis 25 Pfd. schwer; das Weibchen ist 4" kürzer, und zuweilen auch so viel schmäler als dieses. Der orangenrothe Schna- bel ist am Höcker, Rande, Nagel und um die Na- senlöcher schwarz, der Fufs schwarz mit röthli- chem Schimmer, das ganze Gefieder weils, auf dem Kopfe nur zuweilen mit schwachem gelbli- chem Schimmer. Im Dunenkleide ist der Schna- bel und Fufs bleischwarz, und der lange Flaum grau. Jugendkleid. Der Schnabel ist schwärz- lich, der Oberkörper graubraun, an den meisten Schwungfedern silberweilsgrau, der Unterkörper aschgrau. Im Herbste wird das ganze Gefieder lichter, und ım Winter kommen viele weilse Fe- dern hervor, so dafs er im zweiten Frübjahre eine sehr geschmückte Zeichnung zeigt, aber im zwei- ten Winter reinweils wird. Er bewohnt die Seen 830 und grofsen Teiche Mitteldeutschlands, sonst den Schwanensee bei Erfurt, jetzt die Hasselbacher Teiche bei Altenburg, wird häufig zahm gehalten, schwimmt langsam und sehr schön, gewöhnlich paarweise, ist feindselig gegen fremde Paare, hat einen tiefen schnurrenden Ton, zur Begattungszeit eine zischende Stimme, frilst Wasserpflanzen, Sä- mereien und Insekten, und legt 5 bis 7 große graugrünliche, oder grünlich grauweißse Eier. 2) Der gelbköpfige Höckerschwan. Cygnus olor, Illig. (Anas olor, Linn.) Die Stelle vor dem Auge ist schwarz, oder schwarzgrau, der Oberschnabel, über welchen der untere auch vor den Nasen- löchern vorsteht, istvor diessenkaum merk- lich niedergedrückt. Er ist fast noch gröfser als Nr. 1 und unter- scheidet sich von ihm in jedem Alter durch den anders gebildeten Schnabel, und dendunk- lern Oberkopf. Bei Nr. 1 ist der Schnabel- rücken über den Nasenlüchern sehr, bei Nr. 2 aber wenig hoch, und deswegen erscheint er vor die- sen bei Nr. 1 stark, bei Nr. 2 wenig niederge- drückt. Auch geht der Unterschnabel bei Nr. 1 viel tiefer in den obern hinein als bei Nr.2. Ueber- dies hat Nr.1 stets einen vielhellern Ober- kopf; im Alter ist er weils, nur zuweilen mit einem schwachen gelblichen Schimmer, bei Nr. 2 aber auch im Alter mit einem so starken hellrost- gelben Anfluge überzogen, dafs er braungelb aus- sieht. Auch in der Jugend ist der Oberkopf bei Nr. 2 viel dunkler braun als bei Nr. 1. Er be- wohnt das nordöstliche Deutschland, kommt bei Rügen und wahrscheinlich auch in Pommern und 831 Schlesien vor, und ähnelt dem vorhergehenden in dem Betragen, der Nahrung und Fortpflanzung; allein seine Eier fallen gewöhnlich mehr ins Grün- liche als bei diesem. ZWEITE FAMILIE. Singschwäne. Üygni musici, Sie haben keinen Höcker aufder Stirn, aber eine starkeBiegungan der Luftröhre, welche sich in der, eine Hohlung bilden- denden Leiste des Brustbeins befindet, und eine starke, melodische Stimme, nisten in kalten Ländern, und wandern oft in grofsen Flügen. 1) Der nordöstliche Singschwan. Cygnus musicus, Bechst. (Cygnus ferus, Briss., Anas eygnus, Linn. N. W. 1. Ausg. Nachtr. Taf. 13, 27. Mey. und Wolfs Taschenb. die Abb. zu S. 497.) Die Stelle vor dem Auge ist gelb oder matt fleischfarben, der Schnabelrücken über und vor den Naseulöchern sehr nie- drig. Er ist fast oder ganz so grols als die beiden vorhergehenden, und bis 27 Pfd. schwer. Aus- gefärbt. Die Stelle vor den Augen und die hin- tere Schnabelhälfte ist gelb, die vordere, der Schna- belrand und Fuls schwarz, das ganze Gefieder weıls, nur zuweilen am Kopfe gelblich überflogen. Das Jugendkleid ist heller als bei den vorhergehen- den, der Hinterschnabel matt-, im ersten Früh- jahre brandgelb, der Vorderschnabel mattschwarz, und der Fufs röthlichgrau. Er geht ebenso wie die Höckerschwäne in das ausgefärbte Kleid 852 über. Er bewohnt das nordöstliche Europa, wahr- scheinlich auch Nordasien, lebt dort auf süfsen stehenden Wässern, kommt im Herbste schaaren- weise auf die deutsche Ostsee, im Winter zuwei- len auf die offenen Flüsse tief in unserm Vater- lande, geht bis zur französischen Küste herab, ist sehr scheu, hat einen aus zwei Molltönen beste- henden Gesang, welcher, wenn er von vielen aus- gestolsen wird, wie fernes Glockengeläute klingt, und zu dem Mährchen von dem Schwanengesange, vielleicht auch zu der russischen Musik Veranlas- sung gegeben hat, frifst Wasserpflanzen und kleine Wasserinsekten, welche er am Strande in selbst- gemachten Vertiefungen fischt, baut ein grofes Nest, und legt 5 bis 7 gelbbraune, oder bräunlichgelbe Eier. 2) Der isländische Singschwan. Cygnus Is- landiceus, Brehm. (Uygnus musicus, Bechst., C. ferus, Briss., Anas cygnus, Linn.) Die Stelle vor dem Auge ist gelb oder fleischfarben gelblieh, der Schnabelrük- ken über und vor den Nasenlöchern hoch. Er ist merklich kleiner, oft 6“ kürzer und schmäler als Nr. 1, im Sommer am ausgefärb- ten Kleide mit gelbem Anjluge, im Jugend- kleide mit dunkelbräunlichem Oberkopfe und stets mit schlanker Körpergestalt. Sein Hauptunter- scheidungskennzeichen ist jedoch der Schnabel. Dieser hat bei Nr. 1 einen niedrigen Rücken, über und vor den Nasenlöchern, erhebt sich aber hin- ter diesen bedeutend, und nach der Stira zu so stark, dafs seine Fläche vor dieser auffallend über den übrigen Theil vorsteht; bei Nr. 2 hingegen ist der Schnabelrücken über und vor den Nasenlöchern 835 hoch, erhebt sich hinter diesen allmälig und nach der Stirn zu so wenig, dals seine Fläche vor der- selben nur wenig über den übrigen Theil vorragt. Er bewohnt Island und andere nördliche Länder, hält sich im Sommer auf den hoch liegenden Tei- chen, im Winter auf den warmen Gewässern und in den Buchten Islands auf, kommt aber bei stren- ger Kälte auf die deutsche Ost- und Nordsee, selbst bis in das südliche Deutschland, ist. sehr gesell- schaftlich, hat eine melodische. Stimme, frifst Wasserpflanzen und Wasserinsekten, baut ein gros- ses Nest, oft mitten in die 'Teiche, und legt 5 bis 7 braungelbe Eier. Zweite Sippe, Gans. Anser, Brisson et Boje. Der ganz oder grofsentheils hellge- färbte Schnabel ist walzenkegelförmig, hinten viel höher als breit, mit hohem Rücken, breitem scharfem Nagel, und ke- gelförmigen Zähnen an den Randschnei- den; die mittellangen Fülse sind gelblich; die Hauptfarbe des Gefieders ist gänse- grau. Diedurchsichtigen Nasenlöcherlie- gen ziemlich in der Mitte. des Schnabels; die Lüfse stehen fast in der Mitte des Körpers, haben mittellange Zehen und Schwimmhäute; die etwas langen, schma- len und spitzigen Flügel starke Schwung- federn, von denen die 2te, welche allein oder mit der ersten die längste ist, weit über die andern hinausragt. Der kurze zugerundeteSchwanz hat 16 bis 20Steuer- federn. Der Hals ist kürzer als Jer wal- 53 834 zenförmige, gedrungene Rumpf; die Luft- röhre gewöhnlich gestaltet; das Gefieder weniger reich als bei den Schwänen, und gänsegrau. Die Gänse bilden eine genau und scharf be- grenzte Sippe, was sich sowohl im Gehen, als im Schwimmen und in der Lebensart zeigt. Sie un- terscheiden sich von den Schwänen durch den kürzern Hals und Rumpf, die höhern Fülse, und den weit bessern Gang; von den Meergänsen (Bernicla) durch den längern Hals, das gänse- graue Gefieder, den stark gezähnelten, hellgefärbten Schnabel, und gelblichen Fuls; von den eigent- lichen Enten (Anas), den Löffel- und Kriek- enten, durch den walzenförmigen, mit starken Zähnen besetzten Schnabel, von den tauchenden Entensippen durch den Mangel des Lappens an der Hinterzehe. Die Gänse gehen ziemlich gut und viel auf dem Trocknen, tragen dabei den Leib fast wagerecht, oder an der Brust nur wenig höher, als am Bauche, schwimmen mit tief eingesenkter Brust und einem wie ein 5 gebogenem Halse, fres- sen Wasserpflanzen, welche sie vom Grunde des Wassers, indem sie sich auf den Kopf stellen, heraufholen, ‘oder am Ufer der Gewässer abwei- den. Sie verzehren Wasserinsekten und Schal- thierchen, aber auch Gras, Saat und Sämereien u, dergl., welche sie auf dem Trocknen aufsuchen. Sie tauchen nur, wenn sie sich jagen, oder des Vermögens zu fliegen beraubt, oder noch jung sind. Beide Geschlechter sind einander gleichge- färbt; die Männchen gröfser und langhälsiger als die Weibehen, die Jungen wenig anders als die Alten. Sie bewohnen den Norden, halten sich in grasreichen stehenden Gewässern auf, wan- 835 dern durch einen grolsen Theil von Europa, oft in ungeheuern Schaaren vereinigt, sind ungemein vorsichtig und scheu, und legen auf Inseln oder an den Ufern der Gewässer 5 bis 9 schmuzigweilse Eier, welche das Weibchen mit einem grolfsen Brutfleck in der Mitte des Unterkörpers allein aus- brütet. Das Männchen ist in der Nähe des Nestes, und hilft die Jungen, welche im 2ten Lebens- jahre ausgefärbt und zeugungsfähig sind, führen, ERSTE FAMILIE Graugänse. Änseres cinerei, Der Schnabel ist ziemlich stark, und wie der Fufs reingelblich; die Flügel er- reichen die Spitze des Schwanzes nicht oder kaum. Die Stirn ist ohne weilsen Fleck. Sie leben nur in kleinen Gesellschaften, bleiben den Winter über nicht in Deutschland, und fressen sehr gern Körner, 1) Die deutsche Graugans, Anser cinereus, Mey. (Anas anser, Linn., Anser ferus, Ge/sn., ‚Anser sylvestris, Briss. Isis XXI, H. 7, Taf. 9,4. N. W. 1. Ausg. III. Th. Taf. 41.) Der orangenfarbige Schnabel ist vor der Stirn und am Nagel sehr hoch; Länge a GR SU Ihre Breite beträgt 5' 2" bis 6”. Alt. Der Schnabel und: Augenliedrand orangenfarben, der Augenstern braun, der Fufs gelblich fleischfarben, der Oberflügel und: der Bürzel aschgrau, der Spie- gel schwarz, das hellgänsegraue Gefieder ist auf dem Rücken und an den Seiten dunkelgänsegrau, der Bauch, After und Unterschwanz weils, an. der Brust und dem Bauche oft mit‘ unregelmälsigen 65 * 836 schwarzen Flecken. Im Jugendkleide ist der Schnabel und Fufs schmuziger und blässer als bei den Alten, und das düstergraue Gefieder mit schmälern Federrändern besetzt. Im Dunenkleide ist die Hauptfarbe gelblich, oben dunkelolivengrau. Sie bewohnt die grofsen schilf- und grasreichen stehenden Gewässer Norddeutschlands und Polens, kommt auch an der pommerschen Küste vor, ist sehr scheu, wandert gewöhnlich familienweise im September oder October, frilst Wasserpflanzen, Gras, Körner und andere Sämereien, und legt auf Inseln oder auf ein Nest im Schilfe 5 bis 8 schmu- zigweilse Eier. s 2) Die nordische Graugans. .Anser sylvestris, Briss. (Anas anser, Linn., Anser ferus, Ge/sn.) Der orangenfarbige Schnabel ist vor der Stirn und auf dem Nagel wenig hoch; Länge 2' 8" bis 10". Sie ist merklich kleiner als Nr. 1, unterschei- det sich von ihr durch den viel niedrigern Schnabel, den höhern auf dem Scheitel, wo er bei Nr. 1 platt ist, gewölbten Oberkopf und die lichtern Nägel, bewohnt die Küsten und die ihr nahe liegenden "Teiche Norwegens, streicht selten durch Deutschland und hat das Be- tragen, die Nahrung und Fortpflanzung mit Nr. 1 gemein. Die zahmen Gänse scheinen von beiden Arten und auch wohl noch von einer dritten, einer kurzschnäbligen abzustammen, denn man fin- det auffallend kurzschnäblige unter ihnen. Un- trüglich unterscheiden sie sich ‘von dem wilden 1) durch die stärkern Füfse, 2) die kürzern Schwingenspitzen, 3) den stärkern Kopf, 837 Hals und Leib und 4) die unedle Haltung, gewöhnlich auch durch die kürzern Zehen und Nägel, ZWEITE FAMILIE. Saatgänse. Anseres segetum. Der Schnabel ist ziemlichschwach und gestreckt, hinten und vorn schwarz, in der Mitte orangengelb, dieFüfse sind gelb, die Flügel reichen bis an oder über die Schwanzspitze. Sie bewohnen den hohen Norden, leben oft in ungeheuern Gesellschaften, und überwintern zum Theil in Deutschland, 1) Die breitschwänzige Saatgans. .Anser platyuros, Brehm. (Anser segetum, auct., Anas segetum, Linn.) Der schwarze Schnabel ist in derMitte orangengelb; der Schwanz hat 20 Steuer- federn; der Scheitel ist nicht höher als die Hinterstirn. Sie ist schlanker als die Graugänse, 34" bis 36 lang und 5' 6' bis 9" breit. Alt. Der Augen- liedrand schwärzlich, der Augenstern braun, der Fuls olivenfarbig, die Stelle rings um den Schna- bel schwarzbraun, mit oder ohne einzelne weilse Federchen, der Oberkopf und Hinterhals rostgrau- braun, der ganze übrige Oberkörper sehr dunkel- gänsegrau, die Schwingenspitzen schwärzlich, alle Steuerfedern tiefgrauschwarz, vorn und auf den Seiten weilsgekantet, der Vorderhals rosthraungrau, der übrige Unterkörper gänsegrau. Im Jugend- kleide sind Schnabel und Fülse lichter, und die schmälern Federn sind einfarbiger grau, und haben 838 schmälere Federränder. Sie bewohnt den hohen Norden, kommt im Herbste und Winter zuweilen an die pommersche Küste, höchst selten in das mittlere Deutschland , ist aufserordentlich scheu, frifst Wasserkräuter, im Winter vorzüglich Saat, und nistet im hohen Norden, 2) Die wahre Saatgans. Anser segetum, Mey. (Anas segetum, Gmel., Linn. N. W. 1II. Th. Taf. 41. Isis XXI, Heft 2. Taf. 9, 4.) Der schwarze, in der Mitte orangen- farbigeSchnabel sehr gestreckt, über den Nasenlöchern ziemlich, hinter ihnen we- nig hoch; Stirn und Scheitel wenig ge- wölbt; 10 Rippen, 18 Steuerfedern. Sie hat mit der vorhergehenden Gröfse, Ge- stalt und Zeichnung gemein, allein ihr Schwanz zählt 18, bei Nr, 1 aber 20 Steuerfedern. ' Sie wohnt hoch im Norden, in gras- und binsen- reichen Seen und Morästen, wandert in ungeheuern Flügen im December, Februar und März durch Deutschland, ist äufserst scheu, ahnet die Wilte- rung vorher, schreit stark, bildet im Fluge ‚ein la- teinisches V, frifst Wasser- und andere Kräuter, und legt 5 bis 8 schmuzigweilse Eier, 3) Die rostgelbgraue Gans. ‚Anser rufescens, Br. (Anser segetum, Mey., Anser segetum, auct., Anas segetum, Gmel,, Linn.) Der schwarze, in derMitteundauf den ganzen Seiten orangenfarbige Schnabel ist vordenNasenlöchernniedrig,hinterihnen aufserordentlich hoch, Stirn und Scheitel sehr gewölbt; 9 Rippen, 18 Steuerfedern. Sie unterscheidet sich von Nr, 2 durch den 839 ungewöhnlich gewölbten Oberkopf, und den hinter den Nasenlöchern sehr hohen, auf den ganzen Seiten gelben Schnabel, wie durch die geringere Anzahl der Rip- pen,vonNr.1 untrüglich durchdie 18 Steu- erfedern, da bei Nr. 1 die Zahl derselben 20 beträgt, lebt ebenfalls im hohen Norden, höchst wahrscheinlich auf Island, kommt im Herbst und Winter durch Deutschland, und ähnelt in dem Be- tragen, der Nahrung und Fortpflanzung den vor- hergehenden. 4) Die Feldsaatgans. .Anser arvensis, Br. (Anser segetum, auct., Anas segetum, Gm., Linn. Isis XXI, Heft 7. Taf. 9, 5.) Der schwarze Schnabel hat viel Gelb, der Schwanz 16 Steuerfedern; Länge 2' 9" bis 3. Sie unterscheidet sich von allen vorhergehen- den Gänsen dadurch: dafs ihr Schwanz nur 16 Steuerfedern, also 2 weniger als Nr. 2 und 3, und 4 weniger als Nr. 1 hat. Von der fol- genden unterscheidet sie sich vorzüglich durch den grofsentheils hellgefärbten Schnabel. Auch sie ist ein sehr nördlicher Vogel, welcher im Herbste hau- fenweise nach Deutschland kommt, im Fluge und Betragen grofse Aebnlichkeit mit Nr. 2 hat, durch ihre aufserordentliche Klugheit den meisten ihr drohenden Gefahren entgeht, verschiedene Kräuter, und im Winter Saat verzehrt, und in sehr nörd- lichen Gegenden nistet. 5) Die dunkle Saatgans. Anser obscurus, Br. Der schwarze Schnabel hat hinter dem Nagelein 4" breitesgelbes, beiden Jungen 840 nur angedeutetes Querband; der Schwanz 16 Steuerfedern; Länge 2’ 6" bis 8", Sie ist merklich kleiner als die vorhergehende, hat viel kleinere Füfse, einen auffallend dicken und plumpen Schnabel, sehr ge- wölbten Kopf, und ein so dunkles Gänse- grau, dafs der Oberkopf schwarzbraun, und dieSeitenmattschwarz, mithellgrauen Federrändern besetzt sind, Auch der ganze Mantel ist sehr dunkel, mit deutlichen breiten grauen Federrändern; der Unterkörper ist weils- grau mit wenig bemerkbaren dunkeln Flecken. Diese Gans, welche ich der Gnade Sr. Durch- laucht, Herrn Georgs, Prinzen von Sachsen- Altenburg verdanke, ist ein altes Weibchen, und wurde in der Nähe von Eisenberg im Herbste geschossen. Ein junges Männchen hat auf dem schwarzen Schnabel nur ein durchschimmerndes fleischfarbenes Band, und ein sehr dunkelgänse- graues Gefieder, am Bauche keine dunkeln Flecken. Die letztere besitzt der Herr Notar Bruch in Mainz, welcher sie am 19. October 1827 erhielt — sie war am 18. October in der Nähe von Mainz geschos- sen — und in der Isis XXI, Heft 7, S. 731 und 732 beschrieben, ohne sie jedoch zu benennen. Dals sie eine besondere Art ausmacht, ist keinem Zweifel unterworfen; denn wer sie neben den vor- hergehenden, welchen sie in dem Betragen und der Nahrung ähnelt, stehen sieht, wird sie sogleich an dem dicken Schnabel erkennen; auch unterscheidet sie sich von allen, Nr. 4 ausgenommen, durch die 16 Steuerledern. 841 6) Bruch’s Saatgans. .Anser Bruchü, Br. (An- ser medius, Bruch. Isis XXI, Heft 7, Taf. 9, 1.) Der Schnabel gelbroth, an dem Nagel und den Rändern schwarz; Länge 1’ 11" 6 par. Mafs. Eine etwas kleine Gans von 3’ 6" 6' par. M. Breite und 34 Pfd. schwerem Gewicht, deren Fuls- wurzel 2” 9“ par. M. beträgt; der Fufs bräunlich- blafsgelb, das ganze Gefieder gänsegrau, hell und ins Rostgelbe übergehend, an der Brust und dem Bauche hellgrau, sehr regelmälsig schwarzgefleckt. Diese Flecken sind nach aulsen grols, werden ge- gen die Mitte der beiden Brustmuskeln kleiner, so dafs sich hier eine lichte Stelle bildet, welche je- doch durch eine längs des Brustbeins laufende Reihe dichter schwarzer Flecke durchzogen ist; eine ähnliche Reihe von Flecken erstreckt sich von einem Fulse zum andern; die Flügel ragen etwas über den Schwanz hinaus. — Herr Bruch bekam diese Gans am 9. October 1827 aus der Rheinge- gend, beschrieb sie in der Isis XXI, Heft 7, S. 731. und bildete ihren Kopf Isis XXI, Heft 7, Taf. 9, 1. ab. Er war schon damals nicht abgeneigt, sie für einerlei mit Anser medius, Temm., zu halten, und schrieb mir am 5. August 1828: „‚die kleine Gans, von welcher ich ihnen schrieb, ist ein sehr voll- kommenes Exemplar von Anser medius. 'Temminck widerruft nun die Art, und sagt es sei der junge Vogel von Ans. albifrons, was nach der Bildung und Färbung des Schnabels kaum möglich scheint.‘ Hierin hat mein geehrter Freund Recht und Un- recht zugleich. Sehr richtig hat er erkannt, dals seine kleine Gans kein Anser albifrons seyn kann, dem widerspricht vor Allem der Schnabel und der Mangel des Stirnflecks; allein es ist auch nicht BB... ‚Anser medius: denn dieser hat’ einen ganz gel- ben Schnabel, der nie einen schwarzen Nagel und Rand bekommt, : Bei allen buntschnäbli- gen Gänsen, die ich sah, war diese Schnabel- zeichnung im Jugendkleide schon vorhanden. Es ist sehr möglich, dafs Temmincks neue Gans, An- ser medins, als junger Vogel zu der kleinen weilsstirnigen Anser brevirostris, Heckel, ge- hört, Ich werde sie, da sie Temminck zu den Blässengänsen zieht, dort beschreiben. Der Junge Vogel zu Anser Bruchii sieht nach einem Stücke meiner Sammlung, welches ich hierher rechne, so aus; der Schnabel des getrockneten Vo- gels ist röthlich gelbbraun, dunkler als bei irgend einer nahen verwandten, auf dem Rücken über den Nasenlöchern schwarzbraun, an den Rändern bei- der Kinnladen und am Nagel schwarz, mit einer solchen Erhöhung über den Nasenlöchern, wie sie auf Bruchs Abbildung angegeben ist; der Augen- liedrand schwärzlich, der Fuls schmuzig bräunlich- gelb; das ganze Gefieder gänsegrau, auf dem Kopfe stark ins Rostfarbige, auf dem Halse ins Rostgraue ziehend, auf dem Kropfe mit Rostgelb überflogen, auf dem Unterkörper reinhellgrau, vom Bauche an weils, die 18 Steuerfedern, über deren weilse Spiz- zen die langen Schwingen etwas hinausragen, auf den Seiten wenig weilsgrau gerändert; über dem schwarzen Spiegel eine weilse Binde, — Diese Gans von unbestimmtem Geschlechte steht in der Grölse einer Saatgans im ersten Lebensjahre weit nach, hat einen um 4"' kürzern Schnabel und um 3" kürzern Fufs, und ungefähr die Gröfse von Anser albifrons, Bechst. Sie zeigt zwar noch keine dun- keln Flecken am Unterkörper; allein weder Anser albifrons noch cinereus, noch brevirostris haben 843 diese im Jugendkleide, und übrigens ist die Ueber- einstimmung beider Gänse sehr grols; dies zeigt sich besonders in der Gestalt und Farbe des Schna- bels und Kopfes. Sie wurde vor einigen Jahren im November am Siebleber Teich bei. Gotha mit einer ähnlichen geschossen, und betrug sich wie die andern Saatgänse. Das Mals und Gewicht, dessen sich Herr Bruch bedient, muls etwas grofs seyn; dies sehe ich auch an der geringen Grölsen- angabe von Anser arvensis, der Gans mit 16 Steuer- federn, welche er als mein Anser rufescens, Isis XXI, 7. H. S. 734, beschreibt, DRITTE FAMILIE Blässengänse, Anseres fronte albo. Sie haben einen kurzen Schovabel, alt eine weilse Stirn, schwarze unregelmälsi- ge Flecken am Unterkörper, stets gelbe Schnabel- und Fufshaut, und hornfarbige Nägel. Sie sind in kleinen und grofsen Gesell- schaften, zuweilen unter den Saatgänsen, und leben wie diese im hohen Norden, 1) Die grofse Blässengans. Anser albifrons, Bechst. (Anas albifrons, Linn, N. W. 1. Ausg, III. Th. Taf. 43.) Schnabel und Fufs orangengelb; die Brust grofsentheils grauweils; der Schna- bel milst von der Stirn bis vorin gerader Linie 24, die Fufswurzel 30", Sie ist merklich kleiner und schmächtiger als die gewöhnlichen Saatgänse, nur 2! 6 bis 8" lang und 4' 10" bis 5' 2" breit. Alt. Der Schna- bel, der Augenliedrand und Fuls orangengelb, die 844 — Stelle rings um die Wurzel der Oberkinnlade und ein Fleckchen am Kinne weils, der übrige Ober- körper und der ganze Hals dunkelgänsegrau, über dem grofsen schwarzen Spiegel eine weilse Binde, die Brust und der Oberbauch grauweils mit unre- gelmäfsigen, grofsen und kleinen schwarzen Quer- flecken, der Unterbauch und Alter reinweils. Im Jugendkleide fehlen der weilse Stlirnfleck und die schwarzen Flecken am Unterkörper. Sie be- wohnt den hohen Norden, auf Island nur Aree- und Rangaavalle-Syssel des Südlandes, brütet auf feuchten Wiesen gern an Flüssen, läfst, wenn sie aufgeschreckt wird, eine leise klappernde Stimme hören, kommt im Herbste an die Küsten der Ost- see, häufig nach Holland, selten nach Mitteldeutsch- land, frilst Wasserkräuter, Sämereien, Wasserin- sekten und Schalthierchen, und legt4 bis 6 gelb- lichweifse Eier. 2) Die kleine Blässengans. .Anser brevirostris, Deckel. (Anas albifrons, Linn., Anser medius, Temm. Der junge Vogel.) Schnabel und Fufls orangengelb, die Brust grofsentheils weilsgrau, der Schna- bel mi[lst von der Stirn bis zur Spitze in gerader Linie 18", die Fulswurzel 28". Sie ist viel kleiner als Nr. 1, nur 2' lang und 4’ 4" breit. Ausgelärbt ähnelt sie der vorher- gehenden sehr, allein sie ist auf dem Unterkörper oft etwas dunkler, und vorzüglich durch den um 6" kürzern Schnabel und die viel gröfsere Blässe verschieden; bei Nr. 1 ist diese so schmal, dals sie nur 9 in ihrer gröfsten Breite hält, und lange nicht so weit in die Stirn hereingeht, als auf der Scite der vordere Augenliedrand anfängt; 845 bei Nr, 2 hingegen ist die Blässe so breit, dafs sie in ihrer grölsten Breite 17° mifst und sich fast dem hintern Augenliedrande gleich in die Stirn hiveinzieht, Im Jugendkleide, in welchem sie Anser medius, Temm., ist, hat sie einen gelbeu Schnabel, mattorangengelben Fufs, und ein dun- kelgänsegraues Gefieder, eine breite weile Binde über dem Spiegel, hellgraubraune Seiten, einen weilsen Unterbauch und After, und auf rostgelb- lichweilsem Grunde in der Mitte des Bauches schwärz- lichgraue Flecken. Sie lebt sehr nördlich, doch läfst sich ihr Sommeraufenthalt nicht mit Sicher- heit ausmitteln, kommt im Winter sehr selten nach Deutschland, bis nach Wien, wo sie Herr Heckel im Jahre 1828 von ihrer nahen Verwandten unter- schied, und nähert sich in dem Betragen und in der Nahrung der vorhergehenden, VIERTE FAMILIE Zwerggänse,. ‚Anseres pygmaei. Ihr Schnabel, Fafs und Augenliedrand ist gelb, das Gefieder einfarbig gänsegrau, der Flügel lang, der Schnabel klein. Sie sind von Körper kaum grölser als die Stockenten und gehören zu den seltensten Er- scheinungen in Deutschland. Die grauliche Zwerggans. Anser cinera- ceus, Dr. Der Schnabel mifst von der Stirn his zur Spitze in gerader Linie 15“, die Fuls- wurzel 24". Sie ist die kleinste europäische Gans, nur 21” 8" Jang und 4’ breit, und nur nach einem ‚Stücke im Jugendkleide bekannt; | Der Schnabel ist 846 gelb, am Nagel etwas ins Bräunliche, der Fufs und Augenliedrand blafsorangengelb, das ganze Gefieder gänsegrau, auf dem Kopfe und hinter den Schna- belseiten schwarzbraun, der Uhnterrücken grau- schwarz, die vordern Schwungfedern bis zur schwärz- lichen Spitze aschgrau, über dem mattschwarzen Spiegel ein weilser Streif, der grauschwarze Schwanz an der Spitze und auf den Seiten weils eingefalst, die längsten Oberschwanzdeckfedern weils, der Un- terkörper hellgänsegrau, vom Bauche an weils. Dals Temmincks Anser medius nicht hierher ge- hört, zeigt die Gröfse und die Höhe der Fulswur- zel. Sie mufs sehr nördlich oder nordöstlich von uns wohnen, da sie unser Vaterland so höchst sel- ten trifft. Das Stück meiner Sammlung wurde vor einigen 30 Jahren auf dem Schwanensee bei Erfurt geschossen. ' Dals diese Gans nicht zu der zunächst vorhergehenden gehört, zeigt sich bei An- sicht beider Vögel auf den ersten Blick. Anser cineraceus zeichnet sich vor Anser brevirostris besonders durch ihren viel kleinern Körper, Schna- bel und Fuls aus, Dritte Sippe Meergans, Bernicla, Boje. Die Gestalt des Schnabels, Fulses, Kör- pers, Flügels und Schwanzes wie bei An- ser; allein der Schnabel und Fufs ist dun- kel, bei den meisten Arten schwarzgefärbt, und das Gänsegrau ist nicht über den gan- zen Körper verbreitet, sondern macht zum Theil oder fast ganz andern Farben, z. B. der schwarzen Platz; die‘ Luftröhre ist bei mehrern Arten sehr merkwürdig ge- 847 bildet. Der innere Bau wie bei den Gän- sen; beide Geschlechter weichen nur et- was in der Gröfse, die Jungen auch in der Farbe von den Alten ab, und sind im zwei- ten Jahre ausgefärbt und zeugungsfähig. Die Meergänse bewohnen den höchsten Nor- den, leben im Sommer an ähnlichen Orten, wie die wahren Gänse, wandern längs den Seekü- sten, und verlassen diese nur selten, sind weniger scheu als die eigentlichen Gänse, fressen aber wie diese Wasserkräuter, 'mancherlei Sämereien, vorzüglich Wasserinsekten, Schal- und Weich- ihierchen, und nisten im höchsten Norden der al- ten und neuen Welt. Sie unterscheiden sich beim Schwimmen sehr von den’ wahren Gänsen; sie sinken nämlich weniger tief in das Wasser mit der Brust ein, und tragen den Hals' gerade, so dafs sie beim Schwimmen den wahren Enten sehr ähn- lich sind. ERSTE FAMILIE, Kleinschnäblige Meergänse. : Berniclae mi- ererhynchoi. Sie haben einen sehr kleinen Schnabel, ziemlich hohen Fuls und fast kein Gänse- grau, aber wei[se Kopfseiten. ° Die weilswangige Meergans. Berniela leu- copsis, Bechst. (Anser leucopsis, Bechst., Anas leucopsis, Temm.,.Anas erythropus, Linn. ‚N, W.:1. Ausg, Nachtr, ‘Taf. 39, 77 Mey. u.,Wolts 'Taschb. die Abb. zu S. 550.) Die Stirn, die Kehle und die Benei- ten sind weils oder weifslichz’der Schwanz mit 14 Steuerfedern, 848 Sie ist 29" bis 31” lang und 59" bis 61" breit. Der kleine Schnabel und etwas hoheFufs ist schwarz, der Kopf (der Scheitel, Nacken und ein Streif vor dem Auge ausgenommen, welche schwarz. sind) weils, der ganze Hals, die Mitte des Rückens, der Bürzel, die Steuerfedern und die Schwingenspitzen dunkelschwarz, der aschgraue Oberflügel stark schwarzgefleckt und mit grauen Spitzenrändern, der Unterkörper vom: Kropfe an weils, an. den Seiten aschgrau mit weilsen breiten ‚Spitzenkanten, Bei den Jungen ist der Fuls schwarzbraun, der Oberkörper rostgrau gerändert; der Unterköper an den Seiten grauer als bei den Alten. Sie lebt sehr nördlich, fällt in der Mitte des April und im September schaarenweise auf die tief liegenden Fel- der und Wiesen Islands, kommt im Herbste und Winter an die deutschen Küsten der Ost- und Nordsee, ist etwas scheu, frifst: Wasserpflanzen, Insekten und Weichthiere, und nistet entweder auf den wenig besuchten Bergen Islands oder noch nörd- licher. Es gibt‘ wenigstens noch eine Art weils- wangige Meergans, welche kleiner als ‚die eben beschriebene ist, mir aher jetzt zur Vergleichung fehlt. Man könnte sie Bernicla erythropus nennen. ZWEITE FAMILIE, Ringelmeergänse. Berniclae torquatae. Der Schnabel’ ist mittelgrols, der Hals der Alten ist schwarz mit’ einem weilsen Seitenfleck, beinahe wie bei den Ringel- tauben. | Sie sind sehr wenig scheu‘ und im. höchsten Norden beider Welten zu Hause. a 849 1) Die graubäuchige Ringelmeergans, Ber- nicla glancogaster, Br. (Anser torquatus, auct., ‚Anas bernicla, Linn. N. W. 1. Ausg. Nachtr, Taf. 39, 78.) Der Kopf und Hals ist schwarz oder grauschwarz, die Brust und der Bauch tief- gänseaschgrau; der Fufs ziemlich grofls, an der Mittelzehe beim Männchen aa beim Weibchen 23" lang; 16 Steuerfedern. Sie ist 24" 6'" bis 27"' lang und 49" bis 53" breit. Alt. Der Schnabel und Fufs ist schwarz, der letztere mit röthlichgrauem Schimmer; der Kopf, Hals, dieSchwung- und Steuerfedern schwarz, der Mantel und Unterrücken, die Brust und der Oberbauch tiefgänseaschgrau mit kaum bemerkba- ren hellern, an den 'T'ragfedern mit ziemlich brei- ten grauweilsen Federrändern, die Bauchseiten, der After und die Unterschwanzdeckfedern weils, An den Seiten. des Halses stehen, wie bei den Rin- geltauben, weilse Querflecken. Jung. Der Kopf und Hals ist grauschwarz, ohne weilse Halsseiten- flecken, der Mantel mit deutlichern weilsen Feder- rändern, der Schwanz oft mit weilsen Spitzenflek- ken, der Unterkörper düsterer grau als bei den Alten. Sie kommt aus dem hohen Norden im Herbste an die Küsten der deutschen Ostsee, sucht, ihre Nahrung, Wasserpflanzen, Wasserinsekten, Schal- und Weichthiere, grofsentheils im Meere, ist weniger scheu als alle vorhergehenden, und geht selten lief in das Land, 2) Die kleinfüfsige Ringelmeergans. Ber- nicla micropus, Br. (Änser torqualtus, auct,, ‚Anas bernicla, Linn.) Der Kopf und Hals ist schwarz oder 54 850 — grauschwarz, dieBrust und der Bauch tief- gänseaschgrau, der Fufs klein, an der Mit- telzehe beim Männchen 221", beim Weib- chen 20}; 16 Steuerfedern. Sie ist etwas kleiner als Nr. 1, unterscheidet sich aber deutlich: 1) durch die merklich klei- nern Fülse, den viel plattern Kopf, auf welchem besonders der Scheitel niedrig ist, und den anders gestalteten Schnabel. Bei Nr.1 ist der Schnabel stark, hinter dem Nagel kaum niedergedrückt, in einer schiefen Linie nach der Stirn aufsteigend; bei Nr. 2 ist der Schnabel etwas schwach, hinter dem Nagel stark niederge- drückt, über den Nasenlöchern einen Bogen bil- dend. Sie kommt im Herbste aus dem hohen Nor- den an die deutschen Küsten der Ost- und Nord- see, und hat das Betragen und die Nahrung mit den vorhergehenden gemein. 5) Die breitschwänzige Ringelmeergans. Bernicla platyuros, Br. (Anser torquatus, auct., Anas bernicla, Linn.) Der Kopf und Hals ist schwarz oder grauschwarz; der Schwanz hat 18 Steuer- federn. Sie ıst so grols als Nr. 1 und unterscheidet sich von allen Ringelmeergänsen durch den breiten, aus 18 Steuerfedern bestehenden Schwanz, von den beiden vorhergehenden noch überdies durch die ächt gänsegraue Farbe der Brust und des Bauches, welche nichts Aschgraues und an den 'Tragfedern breite weilse Federkanten hat. Sie erscheint sehr selten an der pommerschen Küste, und ähnelt in dem Betragen und der Nahrung den nahen Verwandten. 851 4) Die kurzschnäblige Ringelmeergans, Bernicla torquata, Boje, (JAnser torquatus, Frisch. Anas bernicla, Linn.) Der Kopf und Hals ist schwarz oder grauschwarz, die Brustundder Bauch gän- segrau mithellern Federkanten; derkurze, starke, hinter dem Nagel kaum niederge- drückte Schnabel milst beim Männchen 16', beim Weibchen 15’; 16 Steuerfedern, Sie ist gewöhnlich etwas gröfser, als alle vor- hergehenden, und von Nr.1 und 2 vorzüglich durch den gänsegrauen, mit deutlichen, grauweis- sen Federkanten, an den Seiten oft fast weilsen Unterkörper und von Nr. 3 durch denschmälern, 2Steuerfedern weniger ent- haltenden Schwanz verschieden, kommt im Herbste und Frühjahre an der pommerschen Küste vor, und hat die Sitten und die Nahrung mit den nahen Verwandten gemein. 5) Die langschnäbliche Ringelmeergans, Bernicla collaris, Br. (Anser torqualus auct, „Anas bernicla, Linn.) “ Der Kopf und Hals ist schwarz oder grauschwarz; dieBrusthellgänsegrau, der Bauch weils, der etwas gestreckte, hinter dem Nagel stark eingedrückte Schnabel mifst beim Männchen 18", beim Weibchen 174"; 16 Steuerfedern. Sie unterscheidet sich von allen vorhergehen- den Ringelgänsen durch den gestreckten, hinter dem Nagel stark niedergedrückten Schnabel und den lichten, an der Brust hellgänsegrauen, am Bauche weilsen Un- terkörper, welcher besonders gegen den dunkeln 54 * 852 von Nr. 1 und 2 sehr abstieht, kommt im Herbste und Frühjahre an die pommerschen Küsten, und hat mit den nahen Verwandten in den Sitten und der Nahrung 'Aehnlichkeit, DRITTE FAMILIE. Rothhalsmeergänse. .Berniclae collo rufo. Der kleine Schnabel ist kegelförmig und braun, der Hals und die Brust braun- roth. Sie bewohnen das nordöstliche Asien und erscheinen äulserst selten an den Küsten unseres Vaterlandes. Die Rothhalsmeergans. Bernicla ruficollis, Boje. (Anser ruficollis, Pall., Anas ruftcollis, Linn.) Vor dem Auge und an den Halsseiten ein weilser Fleck, Sie ist 2'' bis 3" kürzer als die Ringelmeergänse, und schön gezeichnet. Der braune Schnabel ist am Nagel schwarz, der Augenstern gelbbraun, der Fuls schwarz, der Ober- körper schwarz, an den grolsen Oberflügeldeck fe- dern mit weilsen Federrändern, an den Oberschwanz- deckfedern weils, vor dem Auge und hinter ihm steht ein weilser Fleck; der letztere zıeht sich an den Halsseiten herab und läuft unten spitzig zu; die Kehle ist schwarz, der Vorderhals und die Brust braunroth, auf der Unterbrust mit einem breiten weilsen Querbande, der Bauch ist schwarz, der After und die Unterschwanzdeckfedern reinweils. Sie wohnt und brütet in dem nördlichsten Asien, wandert regelmäfsig durch Rufsland, verirrt sich höchst selten nach Deutschland — eine wurde auf der Insel Koos bei Greifswald geschossen — und frifst Wasserpflanzen, Insekten und Schalthiere. 853 Vierte Sippe. Gansente. TZudorna, Boje. Der Schnabel steht zwischen einem Gänse- und Entenschnabel mitten inne, eben so der etwas hohe Fufs; der Hals, Rumpf und die Befiederung wie bei den wahren Enten, Die Gansenten stehen zwischen den Gän- sen und Enten mitten inne; ihr Schnabel ist beı einigen Arten mehr Gänse-, bei andern mehr En- tenschnabel, eben so neigt sich ihre Gestalt bei einigen mehr zu der der Gänse, bei andern mehr zu der der Enten hin. Der Hals aller ist lang, eben so der Flügel, die Zeichnung der meisten schön, bei den Alten schöner, und oft anders als bei den Jungen, bei bei- den Geschlechtern nur etwas verschieden; die Mauser ist einfach, und das ausgefärbte Kleid im zweiten oder dritten Jahre voll- endet. Sie leben im Norden und in den warmen Ländern beider Welten, sind scheu und vorsichtig, in gröfsern und kleinern Gesellschaften, fressen Wasserpflanzen, Sämereien und Insekten, und le- gen viele schmuzigweilse Eier, die von dem Weib- chen allein ausgebrütet werden. Für die flaumi- gen Jungen sorgt dieses auch allein oder mit Hilfe seines Männchens. ERSTE FAMILIE Schneegansenten. TZüudornae niveae. Die Stirn ist sehr erhöht, der Schna- bel mehr Gänse- als Entenschnabel, das Gefieder im Alter fast ganz weils. Sie be- 854 wohnen den höchsten Norden beider Welten, wan- dern oft in grolsen Gesellschaften, wie die Gänse, und fressen vorzugsweise Wasserpflanzen. Die nordische Schneegansente, Tiadorna nivea, Br. (Anser niveus, Briss., Anser hy- perboreus, Pall., Anas hyperborea et coeru- lescens, Gm., Linn. N. W. 1. Ausg. Nachtr, Taf. 23, 46.) Die Stirn ist sehr erhöht, der Schna- bel mit Seitenlängenfurchen und deutli- chen Zähnen. Sie ist 2’ 9'' Jang und 5' breit. Alt. Der rothe Schnabel hat vor der Stirn einen Höcker; ist an der untern Kinnlade weilslich, arı Nagel blau, der Augenstern graubraun, der Augenliedrand schön, der Fufs dunkelroth, die Stirn gelblich, die vor- dere Hälfte der Schwungfedern 1ster Ordnung schwarz, das ganze übrige Gefieder schneeweils. Jugendkleid. Der Nagel und Schnabelrand ist schwarz, der Fufs braun, das Gefieder graubraun und bläulich, Dieses geht zuerst am Kopfe und Halse, dann an dem Uebrigen allmälig in Weils über, Sie bewohnt den höchsten Norden von Ame- rika und Asien, kommt auf ihrer Wanderung in das östliche Europa, sehr selten nach Preulsen — z. B. im Herbste 1821 und im Frühjahre 1822 in die Nähe von Greifswald — ist nur etwas scheu, frifst Wasserkräuter, Sämereien und Insekten, und nistet in Sibirien. ZWEITE FAMILIE Bunte Gansenten,. TWudornae variae. Sie haben im männlichen Geschlechte auf der Wurzel ihres Schnabels, welcher 855 zwischen dem der Gänse und Enten gerade in der Mitte steht, eine kleine Erhöhung und ein sehr schön graugewässertes Gefie- der, bewohnen die warmen Länder, lassen sich leicht zähmen, und nisten unter Gesträuche; beide Eltern führen die Jungen. Die egyptische Gansente (?). Tudorna Aegyp- tiaca, Boje. (Anser Aegyptiacus, Br., Anser varius, Mey., Anas degyptiaca, Linn., Anas varia, Bechst. N. W.1. Ausg. 11. Th. Taf, 53,78.) Die Oberflügeldeckfedern sind weils oder heligrau mit einem schwarzen Quer- streif. Sie ist 2! 6 bis 8" lang und 4' 4" bis 7” breit. Altes Männchen. Der rothe Schnabel ist am Nagel schwarz, der Augenstern hellgelb, der Fuls rolh, die Seiten des Kopfs sind in einem grolsen Flecken rostbraunroth, die Hinterstirn ist weils, der Scheitel und Hinterhals hellkastanienbraun, der Oberrücken und die Schultern braun- und roth- braungrau gewässert, der weilse Oberflügel hat einen schwarzen Querstreif und purpurgoldgrünen Spie- gel, hinter diesem zimmetbraune Federn, der Un- terrücken, Bürzel, der ganze Schwanz und die Schwingenspitzen glänzendschwarz, die Kehle und Obergurgel weils, unter dieser mit einem rostfar- bigen Halsbande, der Kropf und die Seiten grau, hin und wieder graugelb, zart schwärzlich gewäs- sert, was auf der Brust, wo ein kastanienbrauner Fleck steht, allmälig ia Weils übergeht; die Un- terschwanzdeckfedern hochrostgelb. Das Weib- chen ist kleiner, hat mattere Farben, einen klei- nen Brutlleck und grolsentheils dunkelgeränderte Obertlügeldeckfedern, Den Jungen fehlt der dunkle 856 Brutfleck gänzlich. Im Dunenkleide ist der braune Oberkörper mit weilsen Längenflecken be- setzt. Sie bewohnt die afrikanischen, besonders die egyptischen Gewässer, und ist schon einigemal in Deutschland geschossen worden. Da sie aber in Deutschland hier und da zahm gehalten wird: so ist nicht auszumitteln, ob die in unserm Vater- lande erlegten zahme oder wilde gewesen sind, und deswegen habe ich ein Fragzeichen beigesetzt. Sie frifst Körner, Wasserpflanzen, Insekten und Wür- mer, und legt 6 bis 8 grünlichweilse Eier. DRITTE FAMILIE Brandgansenten. Tudornae maritimae. Die Männchen haben auf der Wurzel des aufwärts gebogenen Entenschnabels einen Höcker, wovon die Weibchen und Jungen nur eine Andeutung zeigen; alles Uebrige ist wie bei den Enten. Sie bewoh- nen die Küsten des Meeres, und legen in röhren- artige Löcher oder hohle Bäume 10 bis 16 Eier. 1) Die Höckerbrandgansente. Tadorna gib- bera, Br. (Anas tadorna, Linn.) Die hintere Schwanzhälfte ist weils, der purpurgrüne Spiegel hinten mit einem rothbraunen Streif begrenzt. Der sanft aufwärts gekrümmte Schnabel ist am hin- tern Ente der Nasenlöcher nicht auffal- lend, der Höcker des Männchens sehr hoch; die Stirn ziemlich gewölbt, der Scheitel platt. Sie ist 25° bis 27" lang und 44" bis 47" breit, Das alte Männchen. Der Schnabel ist hellkar- 857 minroth, der Augenstern braun, der Fufs roth, der Kopf und Oberhals glänzenddunkelgrün, der untere Theil des Halses, der Rücken, Bürzel, Ober- flügel, der mit einer schwarzen Binde gezierte Schwanz und der Unterkörper weils, auf der Ober- brust steht ein breiter, auch um den Oberrücken herumlaufender schön rostrother Gürtel, ein brei- ter Streif auf den Schultern, die Flügelspitze und ein oben schmaler, unten breiter Streif von der Brusthöhle bis zum After ist schwarz. Die Weib- chen haben keinen Höcker, einen weilslichen Stirn- fleck, schmälern Brustgürtel und weniger lebhafte Farben. Im Dunenkleide ist der Schnabel und Fufs dunkel, der braungraue Oberkörper auf dem Rücken weils in die Länge gestreift, der Unterkör- per weils. Jugendkleid. Der Schnabel ist roth- braup, der Fufs bläulichroth, der ganze Unterkör- per weils, an den Seiten grau überflogen, der Ober- körper auf dem Kopfe, Hinterhalse, dem Ober- rücken und den Schultern grauschwarz mit heliern Federrändern, auf dem Rücken und Oberflügel weils, an den Schwingenspitzen mit weilsen Spitzenkan- ten. Sie bewohnt die Küsten Pommerns und Rü- gens, entfernt sich sellen weit vom Strande, ist sehr scheu, fliegt zur Paarungszeit über dem Brut- orte mit schnarreudem 'Tone herum, frilst Wasser- kräuter, ihre Sämereien, Insekten und kleine Fische, und legt in Kaninchen- oder Fuchslöcher, selten in hohle Bäume 10 bis 16 schmuzigweilse Eier. 2) Die Küstenbrandgansente. Tudorna liito- ralis, Dr. (Anas tadorna, Linn, Mey. und Wolfs 'Taschb. Abb. zu S. 502.) Die hintere Schwanzhälfte ist weils, der purpurgrüne Spiegel hinten mit einem 858 rothbraunen Streif begrenzt, der stark auf- wärts gekrümmte Schnabel am hintern Ende der Nasenlöcher ungewöhnlich, der Höcker des Männchens nicht sehr hoch, die Stirn und der Scheitel gewölbt. Sie ist 1" bis 2” kürzer und schmäler als Nr. 1, und unterscheidet sich von ihr: 1) durch den Scheitel, welcher bei Nr. 1 viel niedriger ist als bei Nr. 2; 2) durch den Schnabel. Dieser ist bei Nr. 2 etwas kürzer, stärker aufwärts gekrümmt, am hintern Rande der Nasenlöcher viel höher, hat auch weiter nach den Nasenlöchern vorragende Schnabelarme, aber einen kleineru Höcker als bei Nr. 1. Sie lebt und brütet auch an den Küsten der deutschen Ostsee, verirrt sich jung zuweilen tief in das Land — am 4. October 1820 wurde eine 2 Stunden von hier unter zahmen Enten ge- schossen — und ähnelt in dem Betragen, der Nah- xuog und Fortpflanzung der nahen Verwandten, 35) Die Meerbrandgansente. TZuadorna mari- tima, Br. (Anas tadorna, Linn.) Die hintere Schwanzhälfte ist weils, der purpurgrüne Spiegel hinten mit einem rothbraunen Streif begrenzt, der kaum merklich aufwärts gekrümmte Schnabel vor der Stirn sehr hoch, der ganze Ober- kopf platt. Sie hat die Gröfse von Nr. 2 und unterschei- det sich von den beiden vorhergehenden: 1) durch den sehr platten Oberkopf, welcher bei Nr. 1 auf der Stirn, bei Nr. 2 auf dieser und dem Schei- tel erhöht ist; 2) durch den Schnabel, welcher weniger aufwärts gebogen ist, und viel kürzere Schnabelarme hat als bei Nr. 1 und 2. Sie be- 859 wohnt die Küsten Dänemarks, kommt auf dem Zuge auch an die deutsche, wird auf Sylt wie halbes Hausthier gehalten, indem man sie in künst- liche‘Höhlen gewöhnt und ihr die Eier abnimmt, und hat die Sitten, die Nahrung und Fortpflanzung mit Nr. 1 und 2 gemein, VIERTE FAMILIE Rothe Gansenten, TZuadornae rubrae. Sie haben einen halbmondförmigen En- tenschnabel und eine rothe Hauptfarbe, leben auf den Flüssen und Gewässern, die steile Ufer haben, und nisten in den Löchern der steilen Wände derselben. Die rothe Gansente. Tadorna rutila, Br. (Anas rutila, Pall., Anas casarca, Gmel., Linn. N, W, 1. Ausg. Nachtr. Taf. 23, 49.) Der Leib ist hoch- oder mattrostroth. Sie hat die Grölse unserer Stockente, also eine Länge von 2”. Das alte Männchen. Der Schnabel ist schwarz, der Augenstern gelb-, der Fuls schwarzbraun, der Kopf und Oberhals mäu- segrau, unten mit einem schmalen, schwarzbrau- nen Halsbande begrenzt, das übrige Gefieder hoch- rostroth, auf dem Flügel weils, an den Schwung- federn 1ster Ordnung schwarz, an dem Unterrük- ken, Bürzel, dem Spiegel und Schwanze schwarz- grün. Beim Weibchen ist das Rostroth matt, die Stirn rostbraun, der Vorderkopf weils oder weifslich, und das Halsband nicht vorhanden. Sie bewohnt die Flüsse Asiens und Afrika’s, deren Ufer steil sind, kommt auf dem Zuge nach Ungarn und Oestreich, zuweilen sogar nach Schlesien, geht 860 gut und fliegt leicht, ist wild, frifst Wasserpflan- zen, ihre Sämereien, Insekten, Würmer und kleine Fische, und legt in die Locher der hohen steilen Ufer oder in hohle Bäume 7 bis 9 schmuzigweilse Eier. Wahrscheinlich zerfallen die hierher gehören- den Arten in zwei oder drei, Fünfte Sınpe, Ente. Anas, Linne, Brisson, Leach, Boje, Brehm. Der Schnabel ist breit, flach gewölbt, mit kurzem, stark umgekrümmten Nagel, zarten Zähnen und eirunden, nahe an der Stirn liegenden Nasenlöchern; die Fülse stehen fast in der Mitte des Körpers und ähneln denen der Gansenten; eben so die Flügel, der Schwanz und das Gefieder; die Zeichnung der Männchen ist im Früh- jahre, wenigstens an den Schulter- und Tragfedern schön und zart graugewässert, die Weibchen, denen die Männchen vom Julius bis zum September mehr oder we- niger ähneln, sind entengrau. Die Männ- chen haben an dem untern Luftröhren- knopfe eine kleine Knochenblase; der Hals ist etwas kürzer als bei den Gansenten; der Rumpf und innere Bau eben so. Die Jungen ähneln der Mutter und sind im zwei ten Jahre zur Fortpflanzung tüchtig. Die Enten unterscheiden sich von den Gans- enten durch den kürzern Hals, den ächt enten- artigen, stets geraden Schnabel, den grofsen Un- terschied der beiden Geschlechter und des Hoch- zeit- und Sommerkleides der Männchen, 861 Sie bewohnen die stehenden Gewässer mit süfsem Wasser, besonders solche, welche wenig Tiefe und viel Gras, Rohr oder Schilft haben; sind wenig scheu, wandern, und nähren sich von Insekten, Würmern, Fischen, Wasserpflanzen, ihren Sä- mereien und von Körnern, sind sehr scheu und bauen an den Ufern der Gewässer ein tiefes Nest, das viele einfarbige Eier enthält und oben mit ei- nem Kravze von Dunen belegt ist. Das Weibchen brütet allein, hat einen grolsen Brutfleck mitten an der Unterbrust und bedeckt die Eier, wenn es freiwillig von ihnen geht, mit den Neststoffen. Die flaumigen Jungen verlassen das Nest bald nach dem Auskriechen und werden von der Mutter zum Aufsuchen der Nahrung angeführt. Sie schwim- men vortrefflich, machen aber, wenn sie befiedert sind, von ihrer Tauchfähigkeit nur dann Gebrauch, wenn sie sich begattet haben, oder der Kraft zu fliegen beraubt sind. Bei den Männchen ist die Mauser doppelt und vollständig — sie erfolgt im Juni bis in den Juli und im September und October — die Weibchen haben nur einen Federwechsel, ERSTE. FAMILIE. Stockenten. .„Anates rectricibus recurvis. (Anas | boschas, Linn.) Die Männchen haben in der Mitte des Schwanzes 4 aufwärts gekrümmte Steuer- federn, beide Geschlechter einen grün- blauen Spiegel. Sie leben in gemälsigten und hochnordischen Ländern, und sind die gröfsten deutschen Enten. Die Männchen lassen zur Paa- rungszeit einen pfeifenden Ton hören, bekümmern sich aber weder um die brütenden Weibchen, noch um die Jungen. 862 1) Die grofse Stockente. Anas archiboschas. Br. (Anas boschas, Linn.) Der grünblaue Spiegel ist nach dem Rücken hin schwarz, vorn und hinten mit einer schwarzen und weilsen Linie einge- falst; der Schnabel ist lang und breit, seine Arme treten hinten hoch über den Anfang der Stirnfedern empor; 20 Steuerfedern. Sie ist die gröfste der Sippe, so dals das Männ- chen 23' 6"' bis 26" lang und 39" bis 41" breit ist. Sein Schnabel ist grünlichgelb, der Augenstern hellbraun, der Fufs orangenfarben, der.Kopf und Hals glänzenddunkelgrün, unten mit einem weilsen Halsbande begrenzt, der Oberrücken .hoch- oder graubraun, dunkler gemischt, die Sehultern grau- weils und schön ‚braun, sehr zart schwärzlich ge- wässert, der Oberflügel grau, der Unterrücken, Bürzel, die Oberschwanzdeck - und die 4 mittlern Steuerfedern schwarzgrün, die andern weilsen Steuer- federn um den Schalt schwarzgrau, die Untergur- gel, der Kropf und die Brusthöhle dunkelkasta- nienbraun, der übrige Unterkörper auf grauweilsem Grunde sehr zart schwärzlich gewässert, die Unter- schwanzdeckfedern sammetschwarz. Dieses Kleid dauert vom October bis zum Mai; das Som- merkleid sieht so aus: der Schnabel ist oben schwarz, unten gelblich, der Oberkopf und ein Längenstreif auf dem Hinterhalse schwärzlich, die Kopfseiten und der übrige Hals auf rostgelbgrauem Grunde schwärzlich in die Länge gefleckt, der Ober- rücken und die Schultern schwarzbraun und braun, grau und rostgelbgrau bespritzt, mit hellern Spitzen und rostgelblichen (uerflecken, die Untergurgel, der Kropf und die Brusthöhle auf bellkastanien- braunem Grunde mit schwarzen Halbkreisen, der 865 übrige Unterkörper auf rostgraugelbem Grunde braungefleckt. Dieses Kleid steht zwischen dem Hochzeitkleide des Männchens und dem des kleinern Weibchens mitten inne Bei diesem, welches 21” bis 23" Länge und 36” bis 38" Breite hat, ist der Schnabel gelber,‘ das ganze Gefieder ententarbig ins Rostgelbe ziehend, und keine Steuerfeder aufwärts gekrümmt. Die Jungen ähneln der Mutter, haben schmälere Län- genflecken, an der Spitze unvollkommene Steuer- federn, und werden im August und September aus- gefürbt. Im Dunenkleide ist der Schnabel und Fufs dunkelhornfarben, der Oberkörper tiefoliven- grau, dunkler gestreift, der Unterkörper blafsgelb, Sie bewohnt die mit Schilf, Gras, Binsen ’ oder Gebüsch bewachsenen sülsen Gewässer der Färöer- Inseln und anderer nördlichen Länder, brütet aber auch zuweilen, wie im Jahr 1810, in Mitteldeutsch- land, wandert im Winter und kommt dann auf die offenen Teiche und Bäche unseres Vaterlandes — sie ist im Winter die gewöhnliche Ente in un- sern Thälern — frilst Wasserpflanzen, ihre Samen, Körner, Würmer, Insekten, Fischlaich und kleine Fische, ist sehr scheu, und legt 7 bis 12 grüngelb- lich-grauweilse Eier, 2) Die wahre Stockente. Anas boschas, Linn. N. W, 1. Ausg. III. 'Th. Taf. 45, 63. 64. Der grünblaue Spiegel ist nach dem Rücken hin schwarz, vorn und hinten mit einerschwarzen und weilsen Linie einge- fafst, der Schnabel ist nur ziemlich lang, aber breit, seine Arme treten hinten kaum über den Anlang der Stirufedern empor; 20 Steuerfedern. 864 Sie ist wenig kleiner, nur 1” bis 2" kürzer und schmäler als Nr. 1, hat einen kleinern kürzern Schnabel, und ist vorzüglich'durch die Schnabelarme verschieden. Bei Nr. 1 sind diese so hoch, dals sie neben der Stirn und über. den Nasenlöchern eine tiefe Furche einschlies- sen; bei Nr. 2 hingegen stehen sie'so wenig vor, dals man nur eine sehr flache Furche zwischen ih- nen bemerkt. Auch ist die Zeichnung ‘des Mäünn- chens bei Nr. 2 gewöhnlich zarter als.bei Nr. 1; Sie brütet häufig in Mitteldeutschland, an ähnlichen Orten wie Nr. 1, ist im Sommer bei uns sehr ge- wöhnlich, bringt aber den Winter in wärmern Ge- genden zu, ist sehr scheu, ähnelt in der Nahrung der vorhergehenden, und nistet nicht nur an den Ufern der Gewässer, sondern oft fern von densel- ben, zuweilen sogar in Krähennestern. Ihre 7 bis 14 Eier sind grünlichweilsgrau. 3) Die isländische Stockente. Anas subbo- schas, Br. (Anus boschas, Linn.) Der grünblaue Spiegel ist nach dem Rücken hin schwarz, vorn und hinten mit einer schwarzen und weifsen Linie einge- falst; derSchnabel lang undschmal, seine Arme treten nur hinten wulstartig über den Anfangder Stirnfedernempor; 20 Steu- erfedern. Sie ist etwas kleiner, besonders schlanker als Nr, 2 und unterscheidet sich von ihr und von Nr 1 vorzüglich: durch den Schnabel, welcher schmäler als bei beiden vorhergehenden und durch die nur etwas erhöhten Schnabelarme aus- gezeichnet ist. - Diese sind deutlicher als bei Nr. 2, aber weniger bemerkbar als bei Nr. 1 und daher 865 kommt es, dafs die Furche zwischen ihnen flacher als bei Nr. 1, aber tiefer als bei Nr. 2 ist. Der Unterkörper des Männchens ist gewöhnlich stark rostgelb überflogen, und’ auch das Weibchen zieht sehr ins Rostgelbe. Sie bewohnt die Wiesen an den Teichen in den 'Thälern und auf den nie- drigen Bergebener Islands, kommt im October an die Küste, überwintert grofsentheils auf Island, wandert aber auch nach Deutschland, wo man sie ganz einzeln von der Mitte des October bis in den Februar auf den offenen Teichen und Flüssen an- trifft. Sie ist scheu, frifst kleine Schalthiere, In- sekten, Wasserpflanzen und ihren Samen, und legt 10 bis 14 Eier, welche denen von Nr. 1 und 2 ähnlich, aber kleiner sind. 4) Die grönländische Stockente. Anas con- boschas, Br. (Anas boschas, Linn.) Der grünblaue Spiegel ist nach dem Rücken hin schwarz, vorn und hinten mit einer schwarzen und weilsen Linie einge- falst;; derSchnabel etwas kurzundschmal, seineArme treten nichtüber den Ursprung der Stirnfedern empor; 18 Steuerfedern. Sie hat die Gröfse von Nr. 3, und unterschei- det sich von allen vorhergehenden: 1) durch den Schnabel, ‘welcher kürzer und an seinen Armen’ niedriger als bei allen Verwandten ist; 2) durch den schmälern Schwanz, welcher bei Nr, 1, 2 und 3 ım vollkommenen Zustande 20, beitNr, 4 aber nur 18 Steuerfedern hat; und 3) durehrdie Farbe, welche bei dem Weibchen viel weniger ins Rostgelbe zieht als bei allen vorhergehenden. Sie bewohnt Grönland, ähnelt in der Nahrung und Fortpilanzung den vorhergehenden, und hat im Be- 55 866 tragen das Eigene, dals sie sehr gut taucht. Noch ist sie mir in Deutschland nicht vorgekommen. Die zahme Ente. Anas domestica. Stammt von den vorhergehenden ab, ist aber so sehr ausgeartet, dafs nicht nur ihre Zeichnung aulserordentlich abändert, ihr Schnabel kürzer und breiter, ihr Fufs dicker, und ihr Körper plumper, sondern auch ihr Flügel so auffallend kürzer ist, dafs er zum Fliegen untauglich geworden. Auch das Sommerkleid des Männchens ist unvollständig, und ein Entrich nimmt mehrere Weibchen an. ZWEITE FAMILIE Spiefsenten. Anates cauda cuneata. (Anas acuta, Linn.) Der Schnabelist sehr lang und schmal, derkeilförmige Schwanz hat bei den Männ- chen in der Mitte 2 lange Steuerfedern. In der Lebensart ähneln sie den Stockenten, allein beide Eltern bekümmern sich um die Eier und Jungen. 1) Die schmalschnäblige Spielsente. .Anas acuta, Linn. Der keilförmige Schwanz ist wenig- stens 4" lang, die Schwimmhaut schwarz- grau; der lange, an der Stirn sehr schmale Schnabel vor den Nasenlöchern noch hoch, und mit so niedrigen Schnabelarmen, dafs sienicht über den Stirnanfang emporste- hen. Das alte Männchen milst 27" in der Länge — die Schwanzspielse stehen 25" über die näch- sten auch verlängerten, und 3" 7" über die er- 867 sten Steuerfedern vor — und 39" in der Breite, Frühlingskleid desselben. Der hellschiefer- blaue Schnabel ist über dem Winkel, auf dem Rücken und am Nagel schwarz; der Kopf, die Kehle, die Seiten des Kopfes und Oberhalses braun, heller gemischt, hinter den Ohren mit einem pur- purfarbigen Streif; auf dem Hinterhalse steht ein schwarzgrauer, auf jeder Seite und oben von einem schmalen weilsen, eingefalster Streif, der übrige Oberkörper ist schwärzlich mit zarten weilsen Zick- zack- und Wellenlinien, der aschgraue Oberflügel hat einen purpurgrünen, vorn roslfarben, hinten weils eingefalsten Spiegel, und lange, aber ziemlich breite, bänderartige Schulterfedern, welche wie die hintern Schwungfedern schwarz, auf den Seiten asch- grau sind; die Schwanzspielse sind schwarz, die übri- gen Steuerfedern aschgrau, der weilsliche Unterkör- per ist auf den Seiten mit schön zarten schwar- zen Wellenlinien besetzt, an den Unterschwanzdeck- federn schwarz. Sommerkleid. Der Oberkopf ist dunkelbraun mit rostgrauen Federrändern, die Kopfseiten und der Hals weilsgrau, bräunlich ge- sprenkelt, der Rücken und die Schultern braun- schwarz, mit breiten weifslichen Wellenlinien, der gelblichweifse Unterkörper braungelleckt, an den Seiten braun- und weilsgebändert. Das viel klei- nere entenfarbige Weibchen hat keine Schwanzspiefse, einen schwärzlichen Schnabel, und einen stark ins Bräunliche ziehenden, vorn weils oder gelblich, hinten stets weils eingefafsten Spie- gel. Das junge Männchen ähnelt dem alten im Sommerkleide, hat aber keine Schwanz- spielse, und unvollkommene Steuerfedern; es wird erst im zweiten Frühjahre seines Lebens völlig aus- gefärbt, Das junge Weibchen hat einen grau- 55 * 868 braunen, vorn und hinten weils eingefalsten Spiegel, vorn unvollkommene Steuerfedern, röthlichschwarze Fülse, und blässere Tarben als das alte, Sie be- wohnt die mit Schilf, Gras oder Binsen bewach- senen stehenden sülsen Gewässer Norddeutschlands, z. B. Pommerns, wandert durch Mitteldeutschland, ist sehr scheu und flüchtig, frilst Wasserkräuter, ihre Sämereien, und legt 6 bis 9 maltgrüngraue Eier. 2) Die breitschnäblige Spielsente. Anas longicauda, Brifs. (A. acuta, Linn. N. W.1. Ausg. Ill. 'Th. Taf. 51, 71. 72.) Der keilförmige Schwanz ist wenig- stens 4" lang, die Schwimmbhaut schwarz- grau, der mittellange, an der Stirn nur ziemlich schmale Schnabel ist vordenNa- senlöchern niedrig und hat so hohe Schna- belarme, dafs diese merklich über den Stirnanfang emporstehen. Das alte Männchen ist 28” lang — die Schwanzspielse stehen 27'' über die nächsten sehr verlängerten, und 4” 7 über die ersten Steuerfe- dern vor — und 37” breit, also läuger, aber schmäler als Nr. 1, und dieser ganz ähnlich gezeichnet und gestaltet, allein der dunkle,Streif auf dem Hin- terhalse des Männchens ist schwarz, und die übri- gen Unterschiede sind bedeutend: 1) ist ihr Schna-. bel kürzer, an der Stirn merklich breiten und an den Schnabelarmen höher; 2) sind die Schwanzspielse schmäler, aber länger; bei Nr. 1 stehen sie 3” 7"' bei Nr. 2 aber 4" 7 über die ersten Steuerfedern vor; 3) sind die langen Schulterfedern viel schmäler, die Schwinpgenspitzen aber längerals bei Nr. 1. 869 Sie lebt an ähnlichen Orten, wie die vorhergehende, kommt in Pommern und Mitteldeutschland vor, und hat die Sitten und Nahrung mit Nr. 1 gemein. 8) Die amerikanische Spie[lsente, Anas cau- data, Br. (A. acuta, Linn.) Der keilförmige Schwanz ist wenig- stens 4” lang, die Schwimmhaut schwarz- grau, der etwas kurze, an der Stirn nur ziemlich schmale Schnabel vor den Nasen- löchern niedrig, mit etwas hohen, über die Stirn deutlich vorstehenden Schnabel- armen. Sie ist gröfser und schöner als die beiden na- hen Verwandten, und unterscheidet sich von ıhnen durch die weniger weit in die Stirn hinein- gehenden Schnabelarme, und besonders im männlichen Geschlechte durch den dunklern Kopf, den deutlichern Purpurstreif, die breiten und langen Schulterfedern, und den langen Schwanz. Bei Nr. 1 messen die längsten Schulterfedern 5" 9", bei Nr. 2 hingegen 6" und bei Nr, 3 sogar 6 3", die Schwanzspielse aber sind bei Nr, 1 nur 7" 2", bei Nr, 2 schon g“ 944 und bei ‚Nr. 3 endlich 9" 3 lang. Alle Steuerfedern zeichnen sich durch ihre ungewöhn- liche Breite aus. Sie lebt in Nordamerika, und hat die Sitten und die Nahrung mit den vorher- gehenden gemein. DRITTE FAMILIE. Schnatterenten. Anates streperae. (Anas stre- pera, Linn.) Die Zähne sindziemlich lang, der oran- genfarbige Fuls hat tiefgraue Schwimm- 870 häute; der Spiegel istgröfstentheils weifs; der Schwanz an den mittlern Steuerfedern nicht verlängert. Sie ähneln in ihrem Betra- gen den Spie[lsenten. 1) Diegrofsschnäblige Schnatterente. Anas sirepera, Linn. Der weilse Spiegel ist oben und unten aschgrau eingefalst, der lange Schnabel auf den Nasenlöchern hoch, der Kopftplatt. Das Männchen ist 22" bis 23 lang, 41 bis 42" breit, und hat im Frühlingskleide eine recht zarte Zeichnung. Der Schnabel ist schwarz, der Augenstern braun, die Schwimmhaut schwarz- grau, der Kopf und Hals auf grauem, grofsentheils rostfarbigem Grunde schwarzbraun gepunktet, der untere Hinterhals, Oberrücken, ein Theil der Schul- tern und die Seiten mit zarten schwarzen und weilsen Zickzack- und Wellenlinien durchzogen; ein grofser Theil des Oberflügels schmuzigasch- grau, die Stelle über dem Spiegel, der Bürzel und die Unter- und Oberschwanzdeckfedern sammet- schwarz, die äulsersten der grauen Steuerfedern schwärzlich gesäumt, die Untergurgel, der Kropf und die Oberbrust sind mit schwarzen und weilsen Halbkreisen besetzt, der ührigens weilse Unterkör- per schwach schwärzlich gewellt. Im Sommer- kleide sind die Schultern und der Oberrücken dunkelgraubraun, mit hellern Kanten, der Unter- rücken und Bürzel sehr dunkelbraungrau, der Kropf und die Oberbrust schwarz, mit weilslichen Quer- streifen und Spitzenkanten; die Seiten braun mit rostgrauen Spitzenrändern und lichtern Querflecken, die Unterschwanzdeckfedern auf weilslichem Grunde schwärzlich gefleckt. Das Weibchen ist kleiner, 871 auf dem Flügel matter, auf dem Rücken und den Schultern schwarzbraun, mit roströthlichen Spiz- zenrändern und Flecken; auf dem Bürzel und den Schwanzdeckfedern grau, dem Kropfe, der Ober- brust und den Seiten röthlichbraun mit halbmond- formigen schwarzen Flecken; es ist also entenfar- ben, fällt stark ins Roströthliche und hat einen grauweilsen Spiegel. Die ihm ähnlichen Jun- gen sind an ihren an der Spitze unvollkommenen Steuerfedern leicht zu unterscheiden. Sie bewohnt die mit Schilf, Gras, Rohr und Binsen bewach- senen Gewässer des nördlichen Europa, einzeln die unsers Vaterlandes, ist scheu und flüchtig, schreit stark, frifst Fische, Fischlaich, Schalthierchen, In- sekten, Würmer und Wasserpflanzen, und legt 7 bis 9 grüngraue Eier. 2)Diekleinschnäblige Schnatterente. Anas cinerea, Gmel. (Anas strepera, Linn. N. W. 1. Ausg. Taf. 45, 65. und 46.) Der weifse Spiegel ist oben und unten grau, unten oft auch schwärzlich einge- falst; der mittellange Schnabel auf den Nasenlöchern niedrig, der Kopf gewölbt. Sie ist 1° bis 2’ kürzer und schmäler als Nr. 1, hat einen um 3“ kürzern Schnabel, einen gewölbten Kopf, und eine schönere Zeich- nung im männlichen Geschlechte; denn die kurzen Oberflügeldeck federn sind grofsentheils schön braun, und der Unterhals und Kropf viel zarter gezeichnet, weil jede Feder wenigstens einen schwar- zen und weilsen Bogen mehr hat als bei Nr. i. Sie hält sich an ähnlichen Orten wie Nr. 1 auf, kommt selten in Mitteldeuischland vor, brütet aber 872 in Norddeutschland, und ähnelt der vorhergehen- den in den Sitten, der Nahrung und Fortpflanzung, VIERTE FAMILIE. Pfeifenten. .Anates fistulantes. (Anas penelope, Linn.) Ihr Schnabel ist klein, und wie der Fufs dunkelgefärbt, die beiden mittlern Steuerfedern etwas verlängert, dienächste Schwungfeder hinter dem Spiegel ist auf der äufsern Fahne weifs, auf der innern schwarz. Sie zeichnen sich durch einen starken pfeifenden Ton sehr aus, und gehören dem Nor- den an. 1) Die grofsschnäblige Pfeifente. Anas Ka- golka,*) Gmel. (A. penelope, Linn.) Die Schwungfeder hinter dem Spiegel ist auf der äulsern Fahne weils oder weils- lich, auf der innernschwarz oderschwärz- lich, der gestreckte, mittelbreite Schna- bel mifst beim Männchen 19, beim alten Weibchen und den jungen Vögeln 18, und hat auf dem hinter den Nasenlöchern et- was breiten Rücken deutlich aufgewor- fene Schnabelarme. Das Männchen ist 21” bis 22" lang, und 37" bis 38” breit, und im Frühlingskleide recht artig gezeichnet. Der blaue Schnabel ist ander Spitze und unten schwärzlich, der Augenstern braun, der bleiblaue Fufs an den Schwimmhäuten schwärz- *) Gmelin hat diesen Namen zwar nur dem Weibchen ge- geben ; ich behalte ihn aber bei, um keinen neuen einzuführen, 873 lich, der Kopf längs seiner Mitte gelblichweils, auf den Seiten, wie der vorn schwarzbraun besprengte Hals, fuchsroth; der Oberkörper grofsentheils wie die Seiten mit schwarzen und weilsen zarten Wel- lenlinien besetzt; der Oberflügel grolsentheils weißs, der grüne Spiegel’ vorn und hinten schwarz ein- gefalst, die hintern Schwungfedern auf der äufsern Fahne sammetschwarz, weilsgesäumt, auf der in- nern aschgrau, der Schwanz aschgrau, der Kropf weinröthlichgrau, der übrigens weilse Unterkör- per an den Unter- und den Seitenoberschwanz- deckfedern schwarz. Das einjährige Männ- chen hat viel Grau auf dem Oberllügel, wenig Grün auf dem schwarzen Spiegel, und keine ge- wellte Zeiehnung auf dem Unterrücken. Im Som- merkleide ist der Kopf und Hals rostroth, schwarzgrün und schwarzgesprenkelt, der roth- graue Kropf braun, in die Quere gefleckt, der Rücken, die Schultern und die Seiten stark rost- farben gemischt, oben auch schwarzgefleckt, die braunen Schwanzdeckfedern rostfarben und weils- gefleckt. Das etwas kleinere Weibchen ist auf dem Oberkörper entengrau, am Spiegel schwärz- lich, im Sommer tief silberschwarzgrau; an der Kehle, der Brust und dem Bauche reinweils, an dem Kropfe und den Seiten hellbräunlichgrau. Die Jungen ähneln dem Weibchen, ziehen aber mehr ins Rostgraubraun, besonders die Männ- chen — die Weibchen sind fast so grau als die Alten — und haben auf dem Rücken Spuren von gewellter Zeichnung. Sie lebt und brütet im nord- östlichen Europa, wahrscheinlich schon im nord- östlichen Deutschland — beı Greifswald kommt sie im Juli vor — besucht die Teiche des mittlern Deutschlands zuweilen, frifst Wasserpflanzen, Wür- 874 mer und Insekten, und legt 6 bis 9 gelblichweilse Eier, 2) Die schmalschnäblige Pfeifente. Anas fistularis, Ge/sn. (Anas penelope, Linn.) Die Schwungfeder hinter dem Spiegel ist auf der äulsern Fahne weils oder weils- lich, auf der innern schwarz oderschwärz- lich; der etwas gestreckte, sehr schmale Schnabel mifst 174“ bis 19", und hat auf dem hinter den Nasenlöchern schmalen Rücken kaum merklich erhöhte Schna- belarme. Sie ist nur etwas kleiner als Nr. 1, unterschei- det sich aber untrüglich von ihr: 1) durch den Schnabel. Dieser ist schmäler, hat einen schma- len Rücken an und hinter den Nasenlöchern, welche vorn einander sich nähern, und kaum merklich er- höhte Schnabelarme, 2) durch die Zeichnung des Männchens im 1sten und 2ten Lebens- jahre. Bei Nr. 1 ist der Rücken des jungen Männchens mit rostgelben Querbinden durch- zogen, bei Nr. 2 reingrau; bei Nr. 1 ist der Spie- gel beim Männchen schon im Jugendkleide mit dem schönsten Grün geziert, bei Nr. 2 bis zur zweiten Herbstmauser schwarz. Sie bewohnt den Norden, brütet wahrscheinlich auf Island, kommt auf dem Zuge bei Schleswig, Greifswald und im mittlern Deutschland vor, und ähnelt Nr. 1 in dem Betragen, der Nahrung und Fortpflanzung. 3) Die kurzschnäblige Pfeifente. Anas pe- nelope, Linn. (N. W. 1. Ausg. ll. Th. Taf. 50, 12..75.) Die Schwungfeder hinter dem Spiegel 875 ist auf deräufsern Fahne weifs oder weils- lich, auf der innern schwarzoder schwärz- lich, der kurze Schnabel milst 15} bis 17", und hat auf dem vornan den Nasen- löchern schmalen, hinter ihnen breiten Rücken etwas aufgeworfene Schnabel- arme. Sie hat Gröfse und Zeichnung mit Nr. 1 und 2 gemein; allein ihr Schnabel unterschei- det sie hinlänglich von beiden. Er ist ge- wöhnlich um 3‘ kürzer als bei Nr. 1, und von Nr. 2 durch den hinten breiten Rücken und die weiter von einander entfernten Nasenlöcher hin- länglich verschieden. Sie bewohnt wahrscheinlich den Osten der alten Welt, wandert durch Mittel- deutschland, ist eben so scheu als die nahen Ver- wandten, und hat mit ıhnen die Sitten und die Nahrung gemein, Sechste Sippe. Löffelente. Clypeata, Boje. (Souchets, Cuv.) Der Schnabel ist lang, vor der Spitze löffelartig, und noch einmal so breit als an der Wurzel, lederartig, mit Nerven und langen borstenartigen Zähnen; die Nasen- löcher sind grofs, die Zunge istsehrbreit; alles Uebrige wie bei Anus, nur ist der Hals kürzer. Die Löffelenten unterscheiden sich sehr von allen Zahnschnäblern durch den langen, ächt löf- felartigen Schnabel, und die langen Nägel in dem- selben; der Fuls, Flügel und Schwanz, die ganze Körpergestalt, der innere Bau, die Kapsel an der Luftröhre der Männchen, ist wie bei den ächten 876 Enten, allein ihr Hals ist kürzer. ‘In: der Lebens- art und der Zeichnung ähneln «sie den ächten Enten. Sie bewohnen die stehenden Gewässer beider Welten, sehr gern die in der Nähe der See- küsten, durchschnattern den Schlamm’ und die Was- serpflanzen, um Insekten, Würmer, zarte Wasser- pflanzen und die Sämereien der Wasserkräuter mit ihrem fühlenden Schnabel zu ergreifen, — oder sie fischen diese von der Oberfläche des Wassers weg. Die Männchen haben im Junius und Octo- ber eine vollständige doppelte Mauser, und sehen im Sommer den entengrauen Weibchen, denen auch die Jungen ähnlich sind, fast ganz gleich. Die übrige Lebensart haben sie mit den wahren Enten gemein: Aufser den europäischen Arten gehören hier- her Anas: platalea, Az. und andere. 4) Die langschnäblige Löffelente. Clypeata macrorhynchos, Br. (Anas clypeata, Linn.) Die‘ Oberflügeldeckfedern sind licht- oder aschgraublau oder aschgrau, über dem grünen oder silberaschgrauen Spiegel miteinem weilsen Bande besetzt; derSchna- belistsehrlang, hinten schmal, vorn’ stark zugerundet, der des Männchens milst 34 bis 35 in der Länge, und 15" in der Breite; der des Weibchens ist 31 lang und 14 breit. | Sie ist 22 bis 23" lang und 34" bis 36" breit. Das MännchenimHochzeitkleide. Der Schna- bel ist schwarz, der Augenstern gelb, der Fuls orangengelb, der Kopf und obere Theil des Hal- ses glänzend dunkelgrün; der untere Hinterhals, der Oberrücken und die kurzen Schulterfedern 877 dunkelbraun mit hellgrauen Federkanten; der Un- terhals, Kropf und die weilsen Schulterfedern rein- weils, der Oberflügel grofsentheils lichtblau, der weise Streif über dem Spiegel breit, die langen Schulterfedern mit weilsen Schaftstreifen, der Un- terrücken und Bürzel schwarzgrün, der Schwanz in der Mitte braun, mit weilsen Kanten, auf den Seiten weils, tiefgraugemischt; die Brust und der Bauch kastanienrostroth, die Unterschwanzdeck- federn schwarz. Sommerkleid. Dieses unter- scheidet sich von dem entenfarbigen des Weib- chens durch das schönere Lichtblau des Ober- flügels, das schönere Grün des. Spiegels, welcher im Sommer bei manchen Weibchen silberaschgrau ist, den breitern weilsen Streif über dem Spiegel, das reine Schwarzgrün hinter demselben, und das herrschende Weifs an den Schwanzseiten. Die Jungen ähneln der Mutter, haben aber an der Spitze unvollkommene Steuerfedern, und im männ- lichen Geschlechte einen luftblauen, im weib- lichen einen aschblaugrauen Oberflügel. * Im er- sten Herbstkleide ist die Brust und der Bauch rostbraunroth, grofsentheils mit braunen Querflek- ken. Sie bewohnt das mittlere Europa, besucht die Teiche und Seen des mittlern Deutschlands auf dem Frühlings- und Herbstzuge, ist scheu, gern in kleinen Gesellschaften, frifst Insekten, Lar- ven, Würmer, Sämereien und zarte WVasserpflan- zen, und ähnelt in der Fortpflanzung wahrschein- lich Nr. 3. 2) Die breitschnäblige Löffelente. Clypeata platyrhynchos, Br. (A. clypeata, Linn.) Die Oberflügeldeckfedern sind licht- oder aschgraublau, über dem grünen Spie- 878 gel mit einem weilsen Bande besetzt; der Schnabel ist lang, durchgehends breiter als bei Nr. 1, vorn abgerundet, der des Männchens milst 35" in derLänge, und 16" ın der Breite, der des Weibchens ist 32 lang und 15" breit. Sie hat mit Nr. 1 die Gröfse, Gestalt, und im Wesentlichen auch die Zeichnung gemein; allein ihr Schnabel ist durchgehends um 1" brei- ter, vorn weit weniger spitzig zulaufend — bei Nr. 1 ist er stark zu-, bei Nr. 2 nur ab- gerundet, — und vorzüglich am Unter-' kiefer verschieden. Bei Nr. 1 tritt an ihm der Nagel weit, bei Nr. 2 wenig vor, und bei Nr. 1 mifst er beim Männchen 104 bei Nr. 2 hingegen 12'" in der gröfsten Breite. Das alte Weibchen unterscheidet sich von dem der vorhergehenden Art dadurch, dafs der Oberkopf und Unterrücken fast reinbraunschwarz, und der Spiegel ächt grün ist. Sie besucht im April und September selten die hiesige Gegend, und ähnelt in den Sitten und der Nahrung Nr. 1. 3) Die pommersche Löffelente. Clypeata Pomarina, Br. (4. clypeata, Linn.) Die Oberflügeldeckfedern sind licht- oder aschgraublau, oder aschgrau, über «dem grünen oder silberaschgrauen Spie- gel mit einem weifsen Bande besetzt; der Schnabel ist an der Wurzel schmal, vorn sehr breit und abgerundet, der des Männ- chens mifst 33“ in der Länge, und 15" ın derBreite, der des Weibchens ist 30 lang und 14" breit. Sie ist 1 bis 2" kürzer und schmäler als Nr. 1 879 und 2, und unterscheidet sich von Nr. 1 und 2 durch den etwas kürzern Schnabel, von ‚Nr. 1noch überdies durch die Abrundung und Breite, welche er vorn hat — bei Nr. 1 ist er vorn zugerundet und nach Verhältnifs schmä- ler — und von Nr. 2 durch dieschmale Wur- zel, welche bei Nr, 2 breit ist. Sie lebt und brü- tet in Pommern, und auf den ihm nabe liegenden Inseln der Ostsee, besucht Mitteldeutschland selten auf dem Zuge, hat das Betragen und die Nahrung mit den vorhergehenden gemein, und legt im Schilfe oder auf sumpfigen, mit Graben durchschnittenen Wiesen, 7 bis 14 kleine schmuzig gelblichweifse Eier. 4) Die kurzschnäblige Löffelente. Clypeata brachyrhynchos, Br. (A. clypeata, Linn, N. W. 1. Ausg. 11. 'Th. Taf. 49, 70. 72.) Die Oberflügeldeckfedern sind licht- oder aschgraublau, oder aschgrau, über dem grünen Spiegel mit einer weilsen Li- nie besetzt; der Schnabel etwas kurz, an der Wurzel ziemlich schmal, vorn sehr breit und abgerundet, beim Männchen 31" bis 32", beim Weibchen 29" lang, bei je- nem 144" bis 15", bei diesem 14" breit. Sie unterscheidet sich von allen vorhergehen- den durch die Kürze des Schüabels, welcher in der Gestalt mit dem von Nr. 3 grofse Aehn- lichkeit hat, aber merklich kürzer ist, was man be- sonders an der Unterkinnlade bemerkt, welche um 8" kürzer ist als bei Nr. 3. Sie lebt und brütet ganz einzeln im mittlern Deutschland, namentlich in der Gegend von Altenburg, und ähnelt in den Sitten, der Nahrung und Fortpflanzung, den vor- hergehenden. 880 Siebente Sippe Kriekente. Querquedula, Boje. Der Schnabel, Fufs, Körper, Flügel und Schwanz wie bei Znas; allein ihrHals ist kürzer und dicker, und ihr Körperviel kleiner. Alles Uebrige, nämlich der innere Bau, die kleine Knochenblase an dem untern Luftröhrenknopfe, und das doppelte, im Sommer unseheinbare Kleid der Männ- chen, wie das entenfarbige der Weibchen, und das ihm ähnliche Jugendkleid ist wie bei Anas. Auch ähneln die Kriekenten den wahren Enten in den Aufenthaltsorten und in der Nahrungz allein sie haben das Eigenthümliche, dafs sie gern an sumpfigen, grasreichen Teichufern leben, wo sie sich unter den Wasserkräutern ver- bergen, und in ihnen herumkriechen — daher ihr Name Kriekenten — und in das Gras der den Teichen nahe liegenden Wiesen nisten., Die Ge- schlechter trennen sich nach der Begattung nicht, sondern sorgen gemeinschaftlich für die Jungen, welche wie dieächten jungen Enten im Flaum- kleide vortrefflich tauchen, was die Alten nur thun, wenn sie der Fähigkeit zu fliegen beraubt‘ sind. Mit den Löffelenten haben sie in der Gestalt des Körpers, Halses, Schwanzes und der: Flügel, wie im innern Baue grofse ‚ Aehnlichkeit. Die Weibchen sind kleiner, und weniger schön ge- zeichnet als die Männchen. ERSTE FAMILIE Knäckkriekenten. (uerquedulae proprie sic dictae. Die Männchen haben lange, bänderar- tige Schulterfedern, der matl- oder grau- 881 grüne Spiegelistvorn und hinten weils ein- gefalst. Die Jungen werden erst gegen das Früh- jahr ausgefärbt. 1) Die grofse Knäckkriekente. Querguedula circia, Br. (Anas querquedula, Linn., A. cir= cia *), Linn.?) Hinter den Augen steht ein weifser, oben und unten von dunkeln Federn be- grenzter Streif; der Spiegel ist matt- oder graugrün, oder dunkelgrau, der Schnabel milst beim Männchen 21”, beim Weibchen 20"; der Kopf ist auf der Stirn wenig, auf dem Scheitel stark erhöht. Sie ist 17" bis 17" 6" lang und 27" 6% bis og" 6’ breit. Frühlingskleid des Männchens, Der schwärzliche Schnabel ıst an der Unterkinnlade rothbräunlich, der Augenstern hellbraun, der matt- bleifarbige Fuls an den Schwimmhäuten und Nä- geln schwärzlich, der Oberkopf und Hinterhals schwarzbraun, von den Augen an mit einem weis- sen Streif begrenzt; die Stirn und der Hals roth- braun mit weifslichen Schaftstreifen, der Rücken schwärzlich mit grauen Federrändern, der Ober- flügel blaugrau, der Spiegel mattgrün, vorn und hinten mit breiten weilsen Streifen eingefafst; die langen Schulterfedern schwärzlich und aschgrau mit weilsen Schaftstreifen, die Flügelspitze und der Schwanz graubraun, die Kehle schwarz, die Un- tergurgel, der Kropf und die Oberbrust rostgrau- gelb mit braunen Halbkreisen und Querbinden, der übrige Unterkörper gelblichweils, an den Seiten *) Es ist nicht mit Gewilsheit zu sagen, welche Ente Linne unter Z, ceirci@ beschrieben hat, wahrscheinlich die Jun- gen von dieser, 56 882 sehr zart, am Bauche stärker schwärzlich gewellt. Sommerkleid. In diesem trägt das Männchen das Kleid des Weibchens, hat aber schmale helle Federränder auf dem Rücken und an den Sei- ten, einen blalsgrauen Oberflügel und schön grü- nen, durch breite weilse Binden eingefalsten Spie- gel. Das entengraue Weibchen ist an der Kehle und der Brust schmuzigweils, und hat einen weilsen, braungesprenkelten Streif über dem Auge, einen tiefaschgrauen Oberflügel und einen grün- grauen Spiegel. Ihm ähnelt das junge Weib- chen. Das junge Männchen unterscheidet sich von dem alten im Sommerkleide durch den an der Untergurgel, dem Kropfe und den Seiten braun- und strohbgelbgefleckten Vorderkörper, und hat wie das junge Weibchen einen vorn abge- stutzten Schwanz. Sie erscheint im Frühjahre und Herbste im mittlern Deutschland, hält sich in gras- und binsenreichen flachen Teichen auf, ist wenig scheu, frilst Grassämereien, zarte Wasserpflanzen, Insekten und Würmer, und ähnelt wahrscheinlich den folgenden in der Fortpflanzung. 2) Die blauflügeligeKnäckkriekente. Qxer- quedula glaucopteros, Br. (Anas querquedula, Linn. N. W. 1. Ausg. ll. Th. Taf. 47, 66. 67.) Hinter den Augen steht ein weilser, oben und unten von dunkeln Federn ein- gefalster Streif, der Spiegel ist matt- oder graugrün, oder dunkelgrau, der Schnabel mifst beim Männchen 19 bis 20%, beim Weibchen 18; der Kopf ist schon auf der Stirn sehr stark erhöht. Das Männchen ist 17’ lang und 27 breit, und von Nr. 1 verschieden: 1) durch den Schnabel; 883 dieser ist merklich schmäler und kürzer als bei Nr. 15 2) durch den Kopf, welcher schon auf der Stirn merklich erhöht, und überhaupt stark gewölbt ist. Sie lebt und brütet im mittlern Deutsch- land, hält sich an den mit Schilf, Gras, Binsen und Gebüsch bewachsenen Ufern der sülsen Ge- wässer auf, ist wenig scheu, frilst Grassämereien, zarte Wasserpflanzen, Insekten und Würmer, und legt an die Uter oder auf feuchte Wiesen in das Gras 7 bis 12 längliche, gelblichweilse Eier. 5) Die kleine Knäckkriekente. Querquedula scapularis, Br. (Anas querquedula, Linn.) Hinter den Augen steht ein weilser, oben und unten von dunkeln Fledern ein- gefalster Streif, der Spiegel ist matt- oder graugrün, oder dunkelgrau; der Schnabel beim Männchen 19", beim Weibchen 18"; der Kopfist sehr platt. Sie ist um 1” kürzer und schmäler als Nr. 2, also kleiner als die beiden vorhergehenden, und unterscheidet sich von ihnen: 1) durch den merk- lich kleinern Schnabel — er ist um 2" kür- zer als bei Nr. 1, und beim Männchen gewöhn- lich um 1“ kürzer als bei Nr. 2; — 2) den plat- ten Kopf, welcher bei Nr. 1 wenigstens auf dem Scheitel, bei Nr. 2 auch auf der Stirn stark ge- wölbt ist; 3) durch das Gefieder des Männ- chens; bei ihm ist der Oberflügel lange nicht so schön blafsblau als bei den beiden vorhergehenden, aber die Schulterfedern sind, obgleich der Vogel kleiner ist als die nahen Verwandten, merklich länger als bei ihnen, und deswegen habe ich sie Quergqu. scapularis genannt. Sie bewohnt Pom- mern, brütet an ähnlichen Orten wie Nr. 2, und 56 * 884 hat das Betragen, die Nahrung und Fortpflanzung mit ihr gemein. In der hiesigen Gegend kam sie mir noch nicht vor. ZWEITE FAMILIE Aechte Kriekenten. Querquedulae creccae,' Der Schnabel ist sehr schmal, der präch- tig grüne Spiegel unten und oben schwarz eingefalst. Die Männchen sind prachtvoll gezeichnet, im Sommerkleide wie die Weibchen ächt entengrau. Sie bewohnen die alte und neue Welt, und halten sich an flachen gras- und binsenreichen Gewässern auf. Erste Unterabtheilung. Europäische Kriekenten. Querquedulae crec- cae Europaeae. Die Männchen haben im Hochzeitkleide aut den Schultern einen breiten weilsen und schwarzen Längenstreif. 1) Die schmalschnäblige Kriekente. Quer- quedula crecca, Boje. (Anas crecca, Linn. N. W. 1. Ausg. 1II. Th. Taf. 48, 68. 69.) Der grüne Spiegel ist oben und unten schwarz eingefalst; der schmale Schnabel ist 18" bis 19" lang, und vor der Stirn tief gefurcht und sehr schmal. Ihre Länge beträgt 15" 6” bis 16” 4" und ihre Breite 24” 3" bis 25” 6”. Das Männchen im Hochzeitkleide. Der Schnabel ist schwarz, der Augenstern braun, der Fuls bleigrau, der Kopf und Hals hat einen Kamm von verlängerten Federn, ist kastanienbraunroth, an den Seiten des Hinter- kopfs dunkelgrün, unter diesem und an den Zü- 885 geln mit einem weilsen Streif, der Kamm des Hin- terhalses dunkelblau, der Hinterhals, Oberrücken, die Schultern und die Seiten sehr zart schwarz- und weilsgewelltl; der Oberflügel ist tiefgrau, vor dem Spiegel mit einem rostgelben Bande; dieSchwin- genspitlzen und der Schwanz sehr dunkelgrau, der Unterkörper von der Untergurgel an rostgelb, bis zur Oberbrust mit rundlichen schwarzbraunen Flek- ken, am Unterschwanze mit einem schwarzen Län- gen- und Querstreif. Im Sommer unterscheidet es sich nur durch die Gröfse und den rost- farbigen Streif vor dem schönern Spiegel und den von der Brust an ungefleckten Unterkörper von dem Weibchen. Dieses ist sehr dunkel entenfarbig, hat einen vorn und hin- ten weilslich eingefalsten Spiegel und einen vom Kropfe an grauschwarzgefleckten Unterkörper. Die jungen Männchen unterscheiden sich von den alten im Sommer und die jungen Weibchen von den alten vorzüglich durch die vorn abge- stutzten Steuerfedern. Das erste Herbstkleid ist vor dem Jugendkleide an deutlichen rost- gelbgrauen Querstreifen des Rückens zu erkennen. Sie lebt und brütet in Pommern, wandert durch das mittlere Deutschland — ob sie daselbst brütet, weils ich nicht gewils — hält sich auf gras- und binsenreichen sülsen Gewässern und in Sümpfen auf, ist wenig scheu, frilst vorzugsweise den Sa- men der Wasserkräuter, Insekten und Würmer, und ähnelt in der Fortpflanzung der folgenden. 2) Die mittlere Kriekente. Querquedula sub- crecca, Br. (Anas crecca, Linn.) Der grüne Spiegel ist oben und unten schwarz eingefalst, der mittelbreite Schna- 886 bel 17" bis 19" lang, vor der Stirn flach gefurcht und breit. Sie ist kaum merklich kleiner als Nr. 1 und ihr sehr ähnlich, hat aber einen breitern und deswegen kürzer aussehenden Schnabel, welcher vor der Stirn viel breiter und fla- cher gefurcht ist als bei Nr. 1, einen stär- ker gewölbten Kopf und stets eine kaum merklich oder gar nicht gefleckte Brust. Sie lebt und brütet im mittlern Deutschland an denselben Orten wie Nr. 1, ähnelt ihr in dem Betragen und der Nahrung, und legt an die Ufer der Teiche, zuweilen auch in dem den Gewässern nahen Fichtenwald, oft auf Wiesen 7 bis 12 gelb- lichweilse Eier. 3) Die kurzschnäblige Kriekente. Querque- dula creccoides, Br. (Anas crecca, Linn.) Der grüne Spiegel ist oben und unten schwarz eingefalst; der etwaskurze Schna- bel ist 17" bis 18“ lang, vor der Stirn tief gefurcht und breit mit kurzen Schnabel- armen. Sie steht in der Gröfse Nr. 2 wenig oder nicht nach, und unterscheidet sich von ihr und von Nr. 1: 1) durch den kürzern Schnabel, welcher vor der Stirn so tief gefurcht als bei Nr. 1, und so breit als bei Nr. 2 ıst. Von Nr. 2 unterscheidet sie sich auch noch dadurch, dafs bei ihr (das Hochzeitkleid des Männchens ausgenommen) der ganze Unterkörper schwarzbraungefleckt ist. Sie wohnt nördlich von unserm Vaterlande, besucht es aber auf dem Frühlings- und Herbstzuge, über- wintert zuweilen in Deutschland, brütet im Nor- den bis Island hinauf, und hat das Betragen, die Nahrung und Fortpflanzung mit Nr. 2 gemein. 887 Zweite Unterabtheilung. Amerikanische Kriekenten. Querquedulae creccae Americanae*). Die Männchen haben im Hochzeitkleide an den Seiten der Oberbrust einen weilsen Quer-, aber keinen solchen Längenstreif auf den Schultern. 1) Die nordamerikanische Kriekente. Quer- quedula Americana, Br. Der grüne Spiegel ist oben und unten schwarz, vorn rostgelb, hinten breit weils eingefalst; der schmale Schnabel ist auf der Stirn tiel gefurcht. Sie ist so grols als Quxergu. crecca, und un- terscheidet sich von allen europäischen Krieken- ten in jedem Alter durch die breite weilse Binde, welche an der Spitze der Schwungfedern 2ter Ordnung steht. Im Hochzeitkleide des Männchens ist sie an dem weilsen Querstreif, an den Seiten der Brust, den undeutlichen Kopf- streifen und der sehr zarten Zeichnung des Rückens und der Seiten, wie an dem Mangel des weilsen Schulterstreifs leicht zu erkennen. Sie lebt in der Nähe von Newyork, und hat die Sitten mit den vorhergehenden gemein. 2) Die grönländische Kriekente. Querque- dula Groenlandica, Br. Der grüne Spiegel ist oben und unten schwarz, hinten rostgelb, vorn ziemlich *) Diese Entea kommen zwar nicht in Deutschland vor, sind aber noch unbeschrieben, und verdienen der Vollständig- keit wegen hier aufgeführt zu werden, 888 breit weils eingefalst, der schmale Schna- bel vor der Stirn ungefurcht, Sie ist merklich kleiner als die zunächst vor- hergehende, und ihr ganz ähnlich gezeichnet; al- lein die weilse Binde hinter dem Spiegel ist viel schmäler als bei dieser, jedoch noch breiter als bei den europäischen. Sie bewohnt Grönland, und ähnelt den vorhergehenden in dem Betragen, der Nahrung und Fortpflanzung, Achte Sippe Eiderente. Somateria, Leach. Der Schnabel ist schmal und hoch, und zieht sich in zwei Armen tief in die Stirn hinein; dielangen Vorderzehen sind durch grolse Schwimmhäute verbunden, die Hin- terzehe ist mit einer flügelförmigen Haut besetzt; die hintern Schwungfedern der alten Männchen sind über die vordern her- abgekrümmt, Die Eiderenten unterscheiden sich von allen Zahnschnäblern durch die weitin die Stirn hineinreichenden nackten Schnabelarme, und verbinden durch ihren hohen und schma- len Schnabel die Tauchenten mit den Gän- sen, weswegen sie auch gewöhnlich Eidergänse heifsen. Sie sind wegen der kostbaren Dunen, wel- che unter ihrem harten und knapp anliegenden Ge- fieder stehen, sehr geschätzt, und werden ihres srolsen Nutzens wegen an den meisten Brutorten gehegt und sorgfältig geschont. Sie haben mit al- len Tauchenten, welche ich früher unter der Sippe Platypus aufführte, und mit den Sägern den etwas kurzen gedrungenen Körper, den mit- 889 tellangen Hals und Flügel, den kurzen Schwanz, das knappe Gefieder, die flügelförmige Haut an der Hinterzehe und die sehr grolsen Schwimmhäute gemein, wodurch sie, wie durch ihr knappes Ge- fieder und ihre innere Einrichtung in den Stand gesetzt werden, nicht nur auf dem bewegten Meere, ihrem wahren Aufenthaltsorte, zu schwimmen, son- dern selbst in den stärksten Brandungen sich auf der Oberfläche mit Sicherheit zu bewegen, selbst Klaftern tief zu tauchen, und ihre Nahrung, kleine Seekrebse, Krabben, Muscheln, Schwimmschnek- ken, kleine Fische und Fischlaich vom Grunde des Meeres herauf zu holen. Auf die sülsen weit vom Meere entfernten Gewässer verirren sich nur zu- weilen die Jungen. Sie bewohnen den ganzen Norden, brüten aber nicht südlicher als zwischen dem 55° und 54° nördl, Breite, und besuchen un- ser Vaterland nicht regelmäfsig auf der Wande- rung, sondern nur als verirrte junge Vögel. Die Männchen haben eine doppelte Mauser, tragen aber das Sommerkleid nur 2 Monate und sehen, wenn sie in ihrem zweiten Lebensjahre das aus- gefärbte Kleid angelegt haben, auf der Brust und dem Bauche schwarz aus; ihre Knochenblase ist grols. Die Weibchen sind auf rostfarbigem Grunde schwarz- und braungefleckt; die Jungen von der Mutter stets etwas, bei mehrern Arten sehr verschieden. Die Männchen halten sich in der Nähe ihrer brütenden, sehr fest auf ihren 4 bis 5 grünlichgrauen Eiern, um welche und unter wel- chen die kostbaren Eiderdunen liegen, sitzenden Weibchen auf, verlassen sie aber, sobald die Jungen ausgekrochen sind und von der Mutter auf das Meer geführt werden. Alle Eiderenten sind gesellschaftlich oft in schr grolsen Flügen zusam- 890 men und, die Brutzeit ausgenommen, sehr scheu und wild. Die Eiderdunen werden am zweckmäs- sigsten nach der Brut weggenommen; an vielen Or- ten ilst man die Eier, welche zuerst gelegt werden; die Eiderenten müssen dann zu einer zweiten Brut Anstalt machen. Sehr viele Nachstellungen bringen sie dahin, den Brutort ganz zu verlassen. ERSTE FAMILIE Wahre Eiderenten. Somateriae proprie sic dictae. (Anas mollissima, Linn.) Sie haben keinen Höcker auf dem Stirn- anfange, und einen gestreckten Schnabel; und brüten vom 74° bis zum 55° nördl. Br. 1) Die dänische Eiderente. Somateria Da- nica, Br. (Anas mollissima, Linn. N. W. 1. Ausg. Ill. Th. Taf. 53, 79.) Der lange Schnabel ist hinten allmälig erhöht, vom Ende seiner langen Arme bis zur Spitze in gerader Linie beim Männ- chen 42"', beim Weibchen 39" lang mit ei- nem grolsen Haken; die Stirn ist niedrig; 14 Steuerfedern. Sie ist die grölste aller bekannten Eideren- ten, 26" bis 29" lang und 42” bis 46" breit. Das Männchen im Hochzeitkleide. Der Schnabel ist grünlich, der Augenstern braun, der Fuls grau- grün, der Oberkopf glänzendblauschwarz, ein Streif in der Mitte des Hinterkopfs weils, die Seiten des Oberhalses haben lange, borstenartige, blalsgrüne, durch einen weilsen Streif getheilte Federn; der übrige Oberkörper ist weils, an den Schwungfedern 1ster Ordnung, dem Spiegel, Bürzel und Schwanze 891 schwarz, die Kehle und Obergurgel ist weils, die Untergurgel und der Kropf morgenrothgelb, der übrige Unterkörper schwarz. Sommerkleid. Der Kopf und Hals ist schwarzgrau, dunkler gewölkt; über den Augen mit einem weilsen, braungespren- kelten Streif, das übrige Gefieder wie im Hoch- zeitkleide, nur mit dem Unterschiede, dafs die Schultern grauschwarz, etwas heller gemischt sind, der gelblichweilse Kropf schwärzliche und rost- braune Federkanten hat, und das Schwarz der Brust und des Bauches matter ist. Im Jugendkleide hat das Männchen einen grauschwarzen, hier und da schwärzlichen mit rostgelben Spitzenkanten und schwarzen Halbkreisen besetzten Oberkörper, an den Kopfseiten und einem grolsen Theile des Halses Schwarz, was mit Braun gemischt ist, einen hellen Streif über dem Auge, eine graubraune Kehle, und von der Untergurgel an einen schwarzgrau- braunen, zart rostgelb- und an vielen Stellen auch schwarzgewellten Unterkörper; die Mauser beginnt im December und bringt dem Vogel in 10 Monaten sein ausgefärbtes Kleid. Das alte Weib- chen ist rostfarben, am Kopfe und Halse mit braunen Längen-, übrigens mit schwarzen Quer- lecken, einem braunen, weils eingefalsten Spiegel, an der Brust und dem Bauche tiefbraun, was unmerklich schwärzlich gewellt ist. Das junge Weibchen hat am Kopfe und Halse die Zeich- nung des alten und steht in der übrigen gerade in der Mitte zwischen dem alten Weibchen und dem jungen Männchen. Sie bewohnt die dä- nischen Inseln, z. B. die Insel Sylt und mehrere im Kattegat, kommt im Herbste und Winter häufig an die Küsten Dänemarks, einzeln an die norddeut- schen und holländischen, in der Jugend sogar auf 892 die schweizer Seen, ist sehr scheu, taucht unauf- hörlich nach Muscheln, ihrer Hauptnahrung, unter, {rifst aufser ihnen Fische, Schwimmschnecken und Meerinsekten, baut in der Nähe des Meeres, und legt 3 bis 4 grünlichgraue Eier, 2) Die norwegische Eiderente. Somateria Norwegica, Br. (Platypus mollissimus, Br., ‚Anas mollissima, Linn. N, W. 1. Ausg, 1. Th. Taf. 40, 59 und 53, 80.) Der ziemlich lange Schnabel ist hinten stark erhöht, vom Ende seiner langen Arme bis zur Spitze beim Männchen 39", beim Weibchen 36"' lang, mit einem mitlelgros- sen Haken; die Stirn ist hoch; 14 Steuer- federn. Sie ist etwas kleiner als die vorhergehende, 94 kürzer und 3“ schmäler, hat merklich kleinere Füfse, einen kürzern Schnabel, und unterscheidet sich vorzugsweise durch den an der Wurzel viel höhern Schnabel und die viel höhere Stirn, welche bei Nr. 1 niedrig ist und bis hinter das Auge reichende Leisten hat, die bei Nr. 2 sich kaum bis an die Mitte des Auges erstrecken. Sie bewohnt die Küste Norwegens und ist dort, weil sie ihres grofsen Nutzens wegen fast überall ge- schont wird, so zahm, dafs sie zuweilen in den Schuppen nistet; kommt im Winter nach Helsingör, selten an die norddeutsche Küste, und ähnelt in der Nahrung Nr. 1, legt auch wie sie 3 bis 4 grün- graue Eier, 3) Die breitschwänzige Eiderente, Soma- ieria platyuros, Br. (Anas mollissima, Linn.) Der ziemlich lange Schnabel ist an der Stirn sehr erhöht, vom Ende seiner lan- 893 gen Arme bis zur Spitze beim Männehen 40", beim Weibchen 35 lang, mit mittel- langem Haken, die Stirn ist mittelhoch; 16 Steuerfedern. Sie ist kaum kleiner als die zunächst verher- gehende, hat aber einen viel grölsern Schwanz — er ist länger und breiter als bei Nr. 1 und 2 — und unterscheidet sich untrüglich von allen vor- hergehenden Eiderenten durch die 16 Steuer- federn — die vorhergehenden haben nur 14 der- gleichen. — Sie kommt im Winter bei Helsingör vor, nähert sich selten der deutschen Küste, ähnelt in dem Betragen und der Nahrung den vorherge- henden, und bewohnt wahrscheinlich das nordöst- liche Europa. 4) Die färöische Eiderente, Somateria Fae- roeensis, Br. (Platypus borealis, Br., Anas mollissima, Linn.) Der Schnabel ist lang und schmal, an seinen Armen merklich erhöht, vom An- fange derselben bis zur Spitze beim Männ- chen 37", beim Weibchen 36" lang, mit einem grolsen Haken; der Scheitel ist viel niedriger als die erhöhten Stirnseiten; 14 Steuerfedern. Sie ist merklich kleiner — 1” bis 2" kürzer und schmäler als die zunächst vorhergehenden — und von Nr. 1, 2 und 3 durch ihren schmalen Schnabel, die längern Schwingenspitzen und den sehr niedrigen Scheitel, welcher viel tiefer als die bis an die Mitte des Auges reichenden Stirnleisten steht, wie durch die Zeichnung des jungen Weib- chens verschieden. Dieses hat nichts von Rost- 894 farbe, wie bei den vorhergehenden Arten, sondern ein ganz dunkles Kleid, welches sich von dem sehr dunkelgefärbten Männchen nur dadurch un- terscheidet, dafs die Seiten des Kopfs nicht schwärzlich, sondern tiefgrau sind. Auch das junge Männchen weicht darin von dem der vorhergehenden ab, dals sich die schwärzliche Farbe der Kopfseiten nicht über den Hals herab erstreckt. Sie bewohnt die Färöer-Inseln, verirrt sich zuweilen nach Helsingör, sehr selten an die deut- schen Nordküsten, und hat mit den vorhergehen- den die Sitten, die Nahrung und Fortpflanzung gemein. 5) Die grofsschwänzige Eiderente. Soma- teria megauros, Br. (Platypus borealis, Br., Anas mollissima, Linn.) Der Schnabel ist lang, niedrig und schmal, mit hohen Armen und grofsen Ha- ken, beim Männchen 37" lang; der Schei- tel merklich tiefer als die bis an den vor- dern Augenrand reichenden Stirnleisten; 16 Steuerfedern. Sie hat in der Gröfse und Kopfbildung mit Nr. 4 viele Aehnlichkeit; allein ihr Schnabel ist niedriger, an seinen Armen breiter und ihr Schwanz hat, wie bei Nr. 3, nicht nur eine bedeutende Länge — er ist 6‘ länger als bei dieser — sondern auch 16 Steuerfedern. Wegen der Zahl der letztern könnte sie mit Nr. 3 verwechselt werden, wenn sie nicht ihr sehr schm.a- ler niedriger Schnabel und Kopf und ihre viel geringere Gröfse kenntlich machten. Sie bewohnt die Inseln des sehr hohen Norden, kommt vielleicht nie an den deutschen Küsten vor, 895 und ähnelt in dem Betragen und in der Nahrung den vorhergehenden. Im Sommmerkleide ist das alte Männchen auf dem Oberrücken und den Schultern schwärzlich, an der Untergurgel und dem Kropfe tiefrostgrau mit schwärzlichen Querbinden ohne Weils. 6) Die isländische Eiderente. Somateria 1s- landica, Br. (Platypus borealis, Br., Anas mollissima, Linn.) Der etwas lange Schnabel ist schmal, mittelhoch mit ziemlich hohen Armen und grolsem Haken, beim Männchen 36" bis 37" lang, der Scheitel kaum niedriger als die erhöhten, den vordern Augenliedrand nicht erreichenden Stirnleisten;z 14 Steuerfedern. Sie hat die Gröfse und Zeichnung von Nr. 5 und auch in der Gestalt des Schnabels mit ihr Aehnlichkeit, allein 2 Steuerfedern weniger, und auch einen höhern Schnabel und Scheitel. Am ähn- lichsten ist sie Nr. 4, aber ihr höherer Schei- tel, ihr über und vor den Nasenlöchern niedriger Schnabel und die etwas gerin- gere Gröfse unterscheiden sie hinlänglich. We- gen ihres schmalen Schnabels und kleinen Umfangs ist sie auch mit Nr. 1 und 2 nicht zu verwechseln. In ihrem Jugendkleide unterscheidet sie sich von der zunächst vorhergehenden durch die rost- farbige Stirn und die rostfarben- und schwarzge- sprenkelten Halsseiten. Sie bewohnt die Küsten Islands, brütet auf den Scheeren, den Ufern der Inseln und den Iuselchen, der nahe am Meere lie- genden Teiche, kommt wahrscheinlich höchst sel- ten oder nie an die deutschen Küsten, läfst sich beim Brüten von den 5 grüngrauen Eiern abheben 896 und wieder darauf setzen, und frifst Cancer pulex et araneus, Nerita, Mytilus, Venus u. dgl., sehr gern auch die Eier des Seehasen, 7) Die nordische Eiderente. Somateria bo- realis, Br. (Platypus borealis, Br., Anas mol- lissima, Linn.) Der etwas kurze Schnabel ist hoch mit hohen Armen und kurzem Haken, beim Männchen 33’ bis 34" lang, die Stirnlei- sten sind sehr erhöht, der Scheitel aber noch höherals sie; 14 Steuerfedern. Sie ist 1” kürzer und schmäler als Nr, 6, und die kleinste unter den Eiderenten dieser Abthei- lung, und durch ihren nur etwas langen, stumpfen, am Nagel beider Kinnladen heo- hen Schnabel, ihre hohen Stirnleisten und ihren buckelartigen, noch über die hohen Stirnleisten vortretenden Scheitel hinläng- lich ausgezeichnet. Im Sommerkleide hat das Männchen einen weilslichen Rücken und schwärz- liche Schultern. Die Zeichnung des Prachtklei- des des Männchens ist ganz ungewöhnlich schön, die stark übergekrümmten hintern Schwungfedern in ihm sind weils, oder an den Spitzen schwarz. Sie wohnt im höchsten Nerden — ıch erhielt sie im Spätsommer aus Grönland und im Winter aus Island, nähert sich wahrscheinlich nicht den deut- schen Küsten, und ähnelt den Verwandten in dem Betragen und der Nahrung. 8) Leisler’s Eiderente. Somateria Leisleri, Br. (Platypus Leisleri, Br., Anas mollissima, Linn.) Der etwas kurze, an der Stirn sehr hohe Schnabel ist am Nagel niedrig mit wenig 897 vortretenden Armen und sehr kurzen Ha- ken, beim Männchen 344"! bis 351", beim Weibchen 33 lang; die Stirn sehr stark, anihren Leisten aber nicht auffallend er- höht, der Scheitel sehr hoch. Sie unterscheidet sich von der vorhergehenden ihr sehr ähnlichen: i) durch die Grölse — sie ist so grols als Nr. 3 — 2) durch den an der Wurzel ungewöhnlich hohen, am Nagel niedrigen Schnabel und den stark gewölb- ten längern Kopf, an welchem aber die Stirn- leisten weniger vorstehen. Bei Nr. 8 mifst der Kopf und Schnabel des Männchens in gerader Linie 5" 1"! bis 2'”, bei Nr. 7 hingegen nur 4" gm, Das Jugendkleid hat wie bei den Prachtei- derenten einen grolsentheils rostfarbigen Ober- kopf, einen schwarzbraunen mit rostfarbigen Spiz- zenrändern gezierten Oberkörper, eine weilsli- che, dunkelgraugelleckte, auf jeder Seite mit einem schmalen schwarzgrauen Län- genstreif eingefalste Kehle, einen weilslichen, schwarzgraugemischlen Vorderhals, schwärzlichen mit weilsen Querflecken und rostfarbigen Spitzen- rändern beselzten Kopf, und übrigens einen tief- graubraunen, mit rostgelblichen Federrändern ge- zierten Unterkörper. Sie wohnt und brütet in Grönland bis zum 74° nördl. Br., scheint Europa nur zufällig zu berüh- ren, kommt nie an die deutschen Küsten, und in den Sitten, der Nahrung und Fortpflanzung den Verwandten sehr nahe. 9) Die plattstirnige Eiderente, Somateria planıfrons, Br. (Anas mollissima, Linn.) Der plumpe Schnabel ist stark, über 67 898 und hinter den Nasenlöchern hoch, an den wenig vorstehenden Armen niedrig, beim Männchen 36, beim Weibchen 33“ lang, die Stirn kaum höher als der Schnabel am Ursprunge der Schnabelarme; 14 Steuer- federn. Sie steht in der Gröfse zwischen Nr. 7 und 8 mitten inne, und zeichnet sich vor allen Eider- enten durch ihren plumpen, am Nagel, über und hinter den Nasenlöchern hohen, an den Armen aber niedrigen Schnabel und die platte Stirn, welche kaum höher als der Schnabel am Ursprunge seiner Arme steht, hinläng- lich au. Das Männchen hat viel Schwarz auf dem Flügel und an den übergekrümmten Schwung- federn, und das Weibchen ein hohes Rostroth- braun zur Grundfarbe, so dals es in der Zeich- nung den weiblichen Prachteiderenten sehr ähnlich ist. Sie bewohnt ebenfalls Grönland, ist seltner als Nr. 8, verirrt sich höchst selten an die nordwesteuropäischen Inseln, und hat in Allem mit der vorhergehenden grolse Aehnlichkeit. Um die grofse Verschiedenheit der Eideren- ten deutlich zu erkennen, braucht man nur Nr. 1 und Nr. 7 mit einander zu vergleichen, nicht zu ge- denken, dafs sich mehrere durch die verschiedene Zahl der Steuerfedern unterscheiden. Von der zwei- ten Abtheilung der Eiderenten, welche einen Höcker auf dem Schnabel haben, den sogenannten Prachteiderenten (Somateriae spectabiles, Anas spectabilis, Linn.), wovon es wenigstens 3 Haupt- bildungen gibt, kommt keine in Deutschland vor. 899 Neunte Sippe Trauerente. Melanitta, Boje. Der Schuabel ist an der Wurzel auf- getrieben, vorn platt, mehr oder weniger breit; dieZehen sind sehr lang, dieSchwimm- häute ungewöhnlich grofs, der keilförmige Schwanz hat viele steife Steuerfedern; die Hauptfarbe ist bei den altenMännchen tiefschwarz, bei den Weibchen schwarz- braun. Die Trauerenten unterscheiden sich von allen Tauchenten — auch sie haben wie diese alle eine flügelförmige Haut an der Hinter- zehe — durch den hinten aufgetriebenen Schnabel, welcher bei denalten Männchen einen Höcker bildet, durch die sehr lan- gen, mit ungewöhnlich grofsen Schwimm- häuten versehenen Zehen, den keilförmi- gen, aus vielen steifen Ruderfedern beste- henden Schwanz und die sehr dunkle Hauptfarbe, welche bei den alten Männ- chen schwarz ist, und bei mehrern Arten einen weilsen Spiegel zeigt. Ihr Körper ist diek, ihr Hals mittellang, ihr Gefieder kurz und sehr knapp, ihre Luftröhre bei den Männchen mit einer grolsenKnochen- blase versehen; ihr innerer Bau wie bei denEiderenten. Sie tragen kein vom Win- terkleide verschiedenes Sommerkleid. Die Trauerenten bewohnen den Norden beider Welten, gehen aber nicht so hoch wie die Eiderenten hinauf, und unterscheiden sich auch dadurch von ihnen, dals sie auf sülsem Wasser, oft weit vom Meere brüten, und die Seeküsten nur Dr 900 auf der Wanderung besuchen. Sie sind weniger gesellschaftlich und scheu als die Eiderenten, kommen jung nicht sehr selten auf die unter ge- mälsigtem Himmelstrich liegenden Gewässer, wan- dern alt gewöhnlich längs den Seeküsten, werden im zweiten Lebensjahre ausgefärbt und im dritten zeugungsfähig, fressen vorzüglich Muscheln und Wasserschnecken, welche sie durch unauthörliches Untertauchen vom Grunde der Gewässer herauf- holen, verzehren aber auch Insekten, Wasserpflan- zen und ihre Säwmereien, schlagen sich, ob sie gleich im Sommer in einzelnen Paaren, nicht in Gesellschaften, wie die Eiderenten brüten, im Herbste auf dem Zuge in Schaaren zusammen, ha- ben einen nach den Geschlechtern verschiedenen Lockton, und legen 8 bis 10 gelblich grauweilse Eier. Die Jungen, welche im ersten Federkleide der Mutter mehr oder weniger ähneln, werden auf süfsem Wasser grofsgezogen, und dann auf das Meer geführt. Die Trauerenten zeichnen sich, wie alle Tauchenten mit flügelformiger Haut an der Hinterzehe, vor allen vorhergehenden Zahn- schnäblern, die Eiderenten ausgenommen, durch ihren Gang aus. Die Glieder der sieben er- sten Sippen dieser Vögel halten beim Gehen den Leib wagerecht, die Fülse in der Ferse wenig ge- bogen und nicht weit von einander. Die Tauch- enten aber gehen ruckweise und zwar mit aufge- richtetem Körper, und in der Ferse stark geboge- nen, weit von einander abstehenden Fülsen. ERSTE FAMILIE Aechte Trauerenten. Melanittae nigrae. Der Schwanz ist keilförmig, der Spie- gel dunkel, der Höcker auf dem Schnabel 901 der Männchen grofs, ihr Gefieder rein- schwarz. 1) Die schwarzfüflsige Trauerente. Mela- nitta nıgripes, Br. (Anas nigra, Linn. N.W. 1. Ausg. Nachtr. 'Taf. 14, 28. 29.) DerSpiegelist dunkel,derFufsschwarz, oder braun, der dunkle Schnabel mit ei- nem hellen Fleck, beim alten Männchen vom Winkel bis zur Spitze 51; 16 Steuer- federn. Ihre Länge beträgt 20 bis 21" 6" und ihre Breite 31” bis 33". Das alte Männchen. Der schwarze Schnabel ist auf, zwischen, vor und hiun- ter den Nasenlöchern in der tiefen Furche des ziem- lich kleinen Höckers bis zur Stirn orangengelb, der Augenliedrand gelb, der Augenstern braun, der Fufs schwarz, das ganze Gefieder dunkelsammet- schwarz. Das alte Weibchen hat einen schwärz- lichen, hinten nur aufgetriebenen Schnabel, mit einem gelblichen Fleck an den Nasenlöchern, einen graubraunen Augenliedrand, schwärzlichen Ober- kopf und Hinterhals, schwarzbraunen Oberkörper, graubraunen Oberflügel, graue Kopf- und Hals- seiten, und solchen Vorderhals, und einen übri- gens graubraunen, an den Seiten braunen Unter- körper. Die Jungen sind durchaus lichter als das alte Weibchen, an der Brust weilsgrau, dunkler gefleckt, an dem Fufse bräunlich, an den Schwimmhäuten schwärzlich. Sie kommt aus dem Norden, ihrer wahren Heimath, im Herbste an die deutschen Küsten der Nordsee, seltner an die der Ostsee, und schr selten auf die sülsen Gewässer Deutschlands, ist schr scheu, frilst Schalthierchen, 902 kleine zweischalige Muscheln, Würmer und In- sekten, und legt 8 bis 10 gelblich grauweilse Eier. 2) Die grolsschwänzige Trauerente. Mela- nıtta megauros, Br. (Anas nigra, Linn.) Der Spiegel ist dunkel, der Fuls braun oderschmuzig gelbgrün, derdunkleSchna- bel mit einem hellen Fleck, beim alten Männchen vom Winkel bis vor 28} lang; 16 Steuerfedern, Sie ist 1’ bis 2” kürzer und schmäler als die vorhergehende, und unterscheidet sich von ihr: 1) durch den gröfsern Schwanz; dieser ist zwar nicht länger als bei Nr, 1, aber da seine Steuer- federn viel breiter sind, merklich breiter als bei dieser; 2) durch den Kopf, welcher bei Nr. 1 stark gewölbt, bei Nr. 2 sehr platt ist; 3) durch den Schnabel, Dieser ist kürzer und schmäler als bei Nr, 1, und hat einen andern Höcker und eine andere Zeichnung, Bei Nr, 1 ist der Höcker klein, oben schmal und tief gefurcht, bei Nr. 2 hingegen grofs, oben breit und flach gefurcht. Bei Nr. 1 geht das Orangengelb vorn nicht bis zum Nagel, hinten aber in einem Streif bis an die Stirn; bei Nr. 2 hingegen bedeckt es den vordern Rand des Höckers, und geht bis auf die Spitze des Na- gel. Auch sie kommt aus dem Norden an die deutschen Nordküsten, und ähnelt der vorherge- henden in dem Betragen, der Nahrung und wahr- scheinlich auch in der Fortpflanzung, 3) Die breithöckerige Trauerente. Mela- nitta gibbera, Br. (Anas nigra, Linn.) Der Spiegel ist dunkel, der Fufs gelb- braun, der dunkle Schnabelmit einem hel- 903 len Fleck, beim alten Männchen vom Win- kel bis vor 28 lang; 16 Steuerfedern. Sie ist so grols als Nr. 1, und von ihr und Nr. 2 verschieden durch den Schwanz, Fuls, Kopf und Schnabel. Ihr Schwanz ist um 4 bis 6“ kürzer als bei Nr. 1 und 2, ihr Fuls viel heller, selbst an deu Schwimmhäuten, ihr Kopf steht zwischen dem von Nr. 1 und 2 in der Mitte, und ihr Schnabel zeichnet sich nicht nur durch den äufserst platten, vora kaum überragenden Na- gel, sondern auch durch den Höcker und hellen Fleck aus. Ihr Höcker ist viel breiter und weni- ger gefurcht als bei den beiden vorhergehenden, und der helle Schnabelfleck nimmt nur die Stelle zwischen dem Höcker und Nagel ein, ist also we- niger ausgebreitet als bei Nr. 1 und 2. Sie kommt auf ihrer Wanderung aus dem Norden, ihrem Va- terlande, nicht nur an die deutschen Nordküsten, sondern in recht strengen Wintern zuweilen auf die Gewässer des mittlern Deutschlands, und hat die Sitten und die Nahrung mit den nahen Ver- wandten gemein. 4) Die schmalschwänzige Trauerente. Me- lanitta nigra, Boje. (Anas nigra, Linn., Anas cinerascens, Bechst.*) N. W. 1. Ausg. Ill. 'Th. Taf: 60, 91. 92.) Der Spiegel ist dunkel, der Fuls dun- kelbraun, der dunkle Schnabel mit einem hellen Fleck; 14 Steuerfedern. Sie unterscheidet sich am deutlichsten von al- *) Da im Syst, Nat, I, pag. 506 die Länge von Anas ci- nerea auf 32! gesetzt wird; so ist es deutlich, dals sie zu keiner Trauerente gehört. 904 len vorhergehenden durch den vierzehnfederi- gen Schwanz, da dieser beidenandern Trau- erenten 16 Steuerfedern hat, aufserdem durch den kürzern und nach Verhältnifs breitern Schna- bel, und den auf der Stirn niedrigen, auf dem Scheitel erhöhten Kopf. Das alte Weibchen hat dunkelweilsgraue, tiefgraugewölkte Kopf- und Halsseiten, die Jungen sind an diesen Stellen grauweils, und dann die sogenannten Weils- backenenten. Auch sie kommt im Winter an die Nordküsten, und zuweilen auch auf die süfsen Gewässer unseres Vaterlandes, und stimmt in den Sitten und in der Nahrung mit den vorhergehen- den überein, ZWEITE FAMILIE Sammettrauerenten. Melanittae fuscae, Br. (Anas fusca, Linn.) Der Schwanz ist ziemlich keilförmig, der Spiegel weils, bei wenigen schwarz, am Kopfe ist etwas Weifses, der Schna- bel hinter den Nasenlöchern aufgetrieben, an den Seiten aufgeschwollen. Sie bewohnen den Norden beider Welten, und kommen auf der Wanderung in gemäfsigte Him- melsstriche. 1) Hornschuch’s Sammettrauerente. Mela- nitta Hornschuchü, Br. (Anas fusca, Linn.) Der Spiegel ist weils, der Schnabelan denSeiten stark aufgetrieben, vor den Na- senlöchern merklich breiter als an ihnen, vor der Stirn gefurcht, von ihr an beim alten Männchen 24%, beim alten Weibchen 25", die äufsere Zche bei beiden 33" lang, 905 Ihre Länge beträgt 20" bis 21 9" und ihre Breite 38" 4'" bis 40%. Das alte Männchen, Der Schnabel steht an den Seiten in zwei Buckeln über den Rand vor, ist gelbroth, an dem hinten ge- furchten Höcker und an dem Rande schwarz, der Augenstern, die Fulswurzel und Zehen roth, die Schwimmhäute schwarz, das ganze Gefieder sam- metschwarz, ein Halbkreis unter dem Auge, und der Spiegel weils. Das alte Weibchen hat ei- nen auf den Seiten etwas aufgetriebenen, grau- schwarzen Schnabel ohne Höcker, braunen Augen- stern, schmuzigrothe Fufswurzeln und Zehen, und ein schwarzbraunes an dem Kropfe, der Mitte der Brust und des Bauches weilslich gewölktes Gefieder. Die Jungen sind heller gefärbt als die Mutter, am Unterkörper stärker weilsgefleckt, und haben vor dem Auge und an dem Ohre einen weilslichen Fleck, gelbbraune Fulswurzeln und Zehen, und einen abgestutzten Schwanz. Sie kommt aus dem Nor- den, im Herbste und Winter an die norwegischen, schwedischen, dänischen und deutschen Küsten, seltener auf die deutschen süfsen Gewässer, frifst vorzüglich kleine zweischalige Muscheln, und ist alt ziemlich scheu. 2) Die ächte Sammettrauerente,. Melanitia Jusca, Boje. (Anas fusca, Linn. N. W.1. Ausg, Nachtr. 'Taf. 16, 30.) Der Spiegel ist weils, der Schnabel an den Seiten wenig aufgetrieben, vor den Nasenlöchern kaum breiter, als an ihnen, durchaus etwas schmal, vor der Stirn nichtgefurcht,vonihranbeimalten Männ- chen 23", beim alten Weibchen 22", die äufsere Zehe bei beiden 35" bis 36" lang. 906 Sie ist kaum kleiner als Nr. 1, und von ihr durch den Fufs und Schnabel verschieden. Der erstere ist, da seine Zehen um 2" bis 3'" Jän- ger sind als bei Nr, 1, merklich gröfser als bei dieser; der zweite hingegen ist viel schmäler, vor den Nasenlöchern weniger erweitert, hinten an den Seiten weit weniger aufgetrieben, über den Nasen- löchern niedriger, also im Ganzen yiel kleiner als bei Nr. 1. Das alte Weibchen hat vor dem Auge und an dem Ohre einen deutlichen weilsen Fleck. Die Jungen ähneln denen der vorherge- henden Art. Auch sie bewohnt den Nordosten der alten Welt, kommt im Herbste und Winter an die deutschen Küsten der Ost- und Nordsee, jung auch auf die in Lande liegenden sülsen Gewässer, ist ziemlich scheu, frifst zweischalige Muscheln, Was- serinsekten, Wasserpfefler und andere Sämereien, Wurzeln und Keime der Wasserpflanzen, und legt 8 bis 10 gelblichweifse Eier, 3) Die grofsfüfsige Sammettrauerente. Me- lanitta megapus, Br. (Anas fusca, Linn. N. W. 1. Ausg. III. Th, Taf. 16, 31.) Der Spiegel ist weils, der Schnabel an den Seiten wenig aufgetrieben, vor den Nasenlöchern kaum breiter als an ihnen, durchaus breit, vor der Stirn ungefurcht, vonihr an beim alten Männchen 26“, beim jungen Weibchen 23, die äufsere Zehe bei dem erstern 40" bei dem letztern 37" lang. Sie ist 22" bis 24" lang und 39" 3'% bis 42" breit, also gröfser als Nr. 1 und 2, und ganz wie Nr. 2 gezeichnet; allein ihr Schnabel ist län- ger als beiNr. 1 und 2, viel breiter alsbei 907 Nr. 2 und an den Seiten so wenig aufge- trieben als bei Nr. 2, über den Nasenlöchern so hoch als bei Nr. 1, hinten aber breiter als bei beiden vorhergehenden. Auch zeigt sich zwischen Nr. 1 und 3 ein grofser Unterschied an den Kinn- federn. Bei Nr. 1 milst der Schnabel des alten Männchens vom Kinne bis vor 23', bei Nr. 3 hingegen nur 204, Ueberdies sind die Zehen bei Nr. 3 viel länger und also die Schwimmhäute grös- ser als bei Nr. 1 und 2, Mit Nr. 2 ist diese Ente schon wegen des sehr breiten Schnabels nicht zu verwechseln. In der Zeichnung ähnelt sie Nr. 2, doch haben die Jungen an dem Schwarzbraun wenig bemerkbare helle Federränder, Auch sie kommt aus dem Nordosten der alten Welt an die deutschen Küsten der Ostsee, jung auch auf die Landseen unseres Vaterlandes, ist ziemlich scheu, und frifst vorzugsweise Muscheln, oft von 1” im Durchmesser und Wasserschnecken. 4) Die breitschnäblige Sammettrauerente, Melanitta platyrhynchos, Br, (Anas fusca, Linn.) Der Spiegel ist weifs, der Schnabel an den Seiten wenig aufgetrieben, vor den Nasenlöchern nicht breiter als an ihnen, aber durchaus sehr breit, vor der Stirn ungefurcht, von ihr an beim alten Männ- chen 23", die äulsere Zehe bei diesem 37$"' lang. Diese Sammettrauerente hat die Gröfse von Nr. 1 und die Zeichnung der vorhergehenden, fällt aber im ausgefärbten Kleide des Männchens auf dem Unterkörper etwas in das Braunschwarze, und zeichnet sich vor allen Verwandten durch den sehr breiten, und deswegen kurz aus- 908 sehenden Schnabelaus. Bei dem alten Männ- chen von Nr. 1 und 3 milst dieser an den Na- senlöchern 134”, bei Nr. 2 hingegen nur 12}, bei Nr. 4 aber 141", Von Nr. 1 unterscheidet sich der Schnabel noch überdies durch seine gleiche Breite, die grölsere Breite zwischen den Nasenlö- chern und den ungefurchten Höcker, von Nr. 2 durch seine viel gröfsere Breite, und von Nr. 3 durch seine geringere Länge. Mit Nr. 1 ist diese Ente auch wegen ihrer grofsen Schwimmhäute nicht zu verwechseln. Sie erscheint im Herbste an den pommerschen Küsten, und ähnelt in ihren Sitten und in ihrer Nahrung den vorhergehenden. Zehnte Sıppe Moorente. Aytlıya, Boje. Der Schnabel ist mehr oder weniger breit, mit stark übergekrümmten Nagel, der Fu[s kurz, mit ziemlich langen Zehen und flügelförmiger Haut an der Hinter- zehe; der vielfederige Schwanz bei den meisten Arten kurz, der Schnabel und die Zehen aller blau, der Rücken zart weils und schwarz oder schwarz- und grauge- punktet. Der Schnabel ist hinten nicht aufgeblasen, vorn weniger platt, mit viel kleinerm aber übergekrümmten Nagelals bei der zunächst vorhergehenden Sippe. Die Zehen sind mehr oder weniger lang, und eben deswegen die Schwimmhäute sröfser oder kleiner als bei den Trauer- enten. Der Schwanz und die Flügel fast bei allen Arten kurz, der Leib gedrungen, der Hals ziemlich kurz, der innere Bau 909 wie beiderzunächstvorhergehendenSippe, Die Männchen haben eine groflse Knochen- blase. Die Moorenten tauchen sehr gut, doch nicht so oft unter als die Eider- und Traueren- ten, leben im Sommer alle auf sülsem Wasser, einige im Winter auch auf dem Meere, fressen In- sekten, Würmer, Schalthierchen und zarte Wasser- pflanzen; wandern alle, fliegen schwerfällig, aber schnell, gehen aufgerichtet, mit gespreizten Fülsen, und legen gelblichgraue oder grünlichgraue grolse Eier, welche die Mutter, die auch allein für die Jungen sorgt, ohne Beihilfe des Vaters ausbrü- tet. Die Männchen sind gröfser und schöner als die Weibchen, beide Geschlechter im zweiten Jahre ausgefärbt. Die meisten Arten verändern, wenn sie ausgelärbt sind, ihre Zeichnung nicht. ERSTE FAMILIE. Rudermoorenten. ‚Ayihyae remigantes. Sıe haben einen an der Wurzel hohen sinnenförmigen Schnabel, und etwas lan- gen, aus 18 bis 20 schmalen, gefurchten, zurückschnellenden Steuerfedern beste- henden Schwanz, und kurzen Flügel. Sie tauchen vortrefflich, fressen Muscheln, andere Schalthierchen und Fische. 1) Die weifsköpfige Moorente. Aythya leu- cocephala, Boje. (Anus leucocephala, Lath., Anas mersa, Pallas, Platypus leucocephalus, Br. N. W. 1. Ausg. Nachtr. Taf. 40, 79. 80.) Der Schwanz hat 20 Steuerfedern. Eine kleine Ente von 16” bis 17" Länge und 23" bis 34" Breite. Sie zeichnet sich durch ihren 910 Schnabel und kurzen Flügel aus. Jener ist vor der Stirn sehr hoch, doch nicht aufgetrieben, mit erhöhten Schnabelarmen, zwischen denen eine tiefe Rinne sichtbar ist, und der Flügel so kurz, dafs die Schulter- und hintern Schwungfedern die Flü- gelspitze erreichen. Das alte Männchen. Der Schnabel ist lebhaft blau, der Augenstern goldgelb, der Fuls graubraun, der weilse Kopf auf dem Schei- tel dunkelschwarz, der Hinterhals schwarz, der Mantel schön dunkelrothbraun mit zarten schwar- zen Wellen- und Zickzacklinien, der Schwanz schwarz, die Kehle weils, die Üntergurgel schwarz, der Kropf und die Seiten schön dunkelrothbraun, und wie der übrigens rostgelblichweilse Unterkör- per mit zarten dunkelbraunen Wellenlinien besetzt. Das kleinere Weibchen hat einen rothbräun- lichen Fufs und blafsgelben Augenstern, dunkel- braunen Oberkopf und Nacken, übrigens einen rothgraubraunen, mit braunen Wellenlinien besetz- ten Oberkörper, weilse, mit einem breiten braunen Querstreif besetzte Kopfseiten, eine weilse Kehle, kein Schwarz an der Untergurgel, und am übri- gen Unterkörper mattere Farben als das Männ- chen. Bei den jungen Vögeln ist der Ober- kopf und Nacken dunkelbraun, der übrige Ober- körper schwarzbraun und rostbraun gewässert, die Schwung- und Steuerfedern schwarzgrau, die Kehle, und die mit einem breiten braunen Querstreif be- setzten Kopfseiten weils, der übrige Unterkörper tiefgrau, mit rostgelben Federkanten und schwarz- grauen Querstreifen, an den Seilen rostbraun, schwarzbraun gewässert. Sie lebt auf den nord- östlichen salzigen Seen, besonders den sibirischen, wandert nach Ungarn und Oestreich, selten in das 911 östliche Deutschland, frifst Schalthierchen und Fische, und legt 6 bis 8 grünlichweilse Eier. ZWEITE FAMILIE Bergmoorenten. .Aythyae montanae, (Anas marila, Linn.) Sie haben einen breiten mittellangen Schnabel, breite Fülse, ım Alter einen schwarzenoderschwarzbraunen Kopf, und einen weilsgewässerten Rücken. Sie be- wohnen im Sommer die sülsen Gewässer des Nor- den beider Welten, bringen einen 'Theil des Jah- ‘ res auf dem Meere zu, und zeigen im männlichen Geschlechte wegen ihrer doppelten Mauser ein ver- schiedenes Kleid. 1) Die isländische Bergmoorente. Aytihya Islandica, Br. (Anas marila, Linn., Platypus marilus, Dr.) Der Spiegel ist weils, der breite, vor der Stirn fast ungefurchte, vorn platte Schnabel ist von ihr an beim Männchen 21", beim Weibchen 20" lang, bei beiden 135'" breit. Sie ist 19" bis 20” 6'' lang und 33” bis 34" breit. Das Männchen im Hochzeitkleide. Der Schnabel ist blafsbleiblau, an und neben dem Nagel schwärzlich, der Augenstern hochgelb, der Fufs dunkelbleifarben, an den Sohlen schwärzlich, der Kopf und Oberhals grünschwarz, der Unter- hals, Oberrücken, Kropf und der Anfang der Brust wie der Unterrücken dunkelschwarz, der Mantel mit weilsen und schwarzen Zickzack- und Wellen- linien, so dals auf dem Rücken Schwarz, auf den Schultern Weils vorherrscht, die Schwung-, Steuer-, 912 Unterschwanzdeckfedern und der After schwärzlich, die Brust und der schwarzgewässerte Bauch weils. Im Spätsommer legt sie folgendes Herbstkleid an: der Kopf, Hals, Oberrücken und Kropf schwarz- braun, auf dem Kropfe und Oberrücken mit rost- grauen Federrändern und Punkten, der Mantel ist viel dunkler als im F'rrühjahre, die weilsen Seiten mit schwärzlichen und grauschwarzen Zickzack- linien besetzt. Das alte Weibchen. Rings um den Schnabel steht ein breites weilses Band, der Kopf und Oberhals ist braunschwarz, der Unter- hals und Kropf braun, der Mantel schwarzbraun, grauweils überpudert, die Seiten und der After braun, grau überpudert, die Brust und der Bauch weils. Im Jugendkleide steht um den Schna- bel ein weilses Band, der Oberkörper, der Hals, Kropf und die Seiten sind fahlbraun, auf dem Rücken wenig oder nicht weilsbespritzt, die Brust und der Bauch weils. Das Männchen ist grös- ser und dunkler als das Weibchen. Sie bewohnt die Seen Islands, besonders den bei Myrate, kommt auf dem Zuge nicht nur an die deutschen Küsten der Ost- und Nordsee, sondern auch auf die deut- schen Landseen, taucht oft nach Schnecken und Muscheln unter, frifst aber auch Wasserkräuter und ihre Sämereien, und legt 12 bis 14 grünlich- graue Eier, 2) Die krummschnäblige Bergmoorente. Aythya marila, Boje. (Platypus marilus, Br. Anas marila, Linn. N. W, 1. Ausg. Ill. Th. Taf. 59, 90.) Der Spiegel ist weils, der breite, vor der Stirn gefurchte, vorn etwas aufwärts gebogene Schnabel von ihr an beim Männ- 913 chen 22" bis 23%, beim Weibchen 204 bis 212" Jang, bei beiden 13 breit. Sie hat Gröfse, Gestalt und Zeichnung mit Nr. 1 gemein; allein ihr Kopf ist viel gewölb- ter, und ihr Schnabel anders. Bei Nr. 1 steht der Scheitel merklich niedriger, bei Nr. 2 höher als die Stirnleisten; bei Nr. 1 ist der Schnabel vor der Stirn mittelhoch und ungefurcht, zwischen den Nasenlöchern breit, vorn platt und nicht aufwärts gebogen, bei Nr. 2 hingegen ist er vor der Stirn hoch und gefurcht, zwischen den Nasenlöchern schmal, vorn etwas aufwärts gebogen. Sie be- wohnt den Nordosten, kommt au die deutschen Küsteo der Ost- und Nordsee, auch auf die deut- schen Landseen, und hat in dem Betragen, der Nahrung und Fortpflanzung grofse Aehnlichkeit mit Nr. 1: 3) Die weilsrückige Bergmoorente, Aythya leuconotos, Br. (Platypus marilus, Br., Anas marila, Linn.) Der Spiegel ist weils, der breite, vor der Stirn kaum merklich gefurchte, vorn platte Schnabel von ihr an beimMännchen 220 bis'23", beim Weibchen 20%' bis 214 lang; bei beiden 12 breit. Sie ist 1” kürzer und schmäler als Nr. 1 und 2, und unterscheidet sich von ihnen vorzüglich durch die Zeichnung und den Schnabel. Dieser ist viel kleiner, besonders schmäler als bei Nr. 1 und 2, mehr gefurcht als bei Nr. 1, aber weniger als bei Nr. 2, an der Stirn viel niedriger als bei dieser, und vorn so wenig aufgeworfen als bei Nr. 1. Das Weibchen hat weniger Weils hinter dem Schnabel als die beiden vorhergehen- 58 den, und das alte Männchen einen weilsen, mit schwärzlichen Ziekzacklinien durchzogenen Rücken, und auch viel weifsere Schultern als bei Nr. 1 und 9%, Sie bewohnt den Nordosten, kommt auf der Ostsee an der pommerschen Küste, selten oder nie bei Helsiogör, nicht häufig auf den deutschen J.andseen vor, und hat das Betragen und die Nah- rung mit den Verwandten gemein. DRITTE FAMILIE. Reihermoorenten. Aythyae cristatae. (Anas fuligula, Linn.) Der Spiegel ist weifs, am Hinterkopfe steht ein hängender Federbusch. Sie leben im Sommer auf den sülsen Gewäs- sern des Nordostens, und verändern wahrscheinlich ihre Zeichnung nicht. 1) Die breitschnäblige Reihermoorente. Aythya fuligula. (Platypus fuligulus, Br., Anas fuligula, Linn. *) N. W. 1. Ausg. Ill Th, Taf. 56, 83 und Taf. 57, 85.) Am Hinterkopfe steht ein hängender Federbusch, der breite, von der Stirn 19% lange Schnabel ist vor der Spitze kaum breiter als an der Wurzel. Sie ist 17° bis 18" 6“ lang und 30" 6% bis 32" breit. Das alte Männchen. Der Schnabel ist schieferblau, an der Spitze schwarz, der Augenstern hochgelb, die bleigrauen Fülse an den Schwimm- *) Da Linne Syst. Nat, 8, 520 von Anas scandiaca sagt: „boschadis magnitudine“, so gehört diese nicht zu Aythya /uligula, 915 häuten schwärzlich; der 2" 9" Jange Federbusch besteht aus gekrümmten flalternden Federn, und ist wie der Kopf und Hals schwarz mit grünem und Purpurschiller, der Kropf und die Oberbrust schwarz, der ganze übrige Oberkörper braunschwarz, mit schwachem grünem Schiller, aut dem Mantel grau überpudert, der schmale weilse Spiegel schwarz eingefalst, der von der Oberbrust an weilse Unter- körper am After schwarz. Das alte Weibchen. Der Schnabel und Fufs ist dunkler, der Augen- stern blässer und der Zopf viel kürzer als beim Männchen, der Kopf, Hals, Oberrücken und Kropf schwarz- und dunkelbraungemischt, der übrige Oberkörper matt schwarzbraun, grau bepu- dert, die Brust und der Bauch weils, die Seiten rostbraun, der Unterbauch graubraun- und weils- gemischt. Im Jugendkleide ist bei dem Männ- chen der Federbusch ganz kurz, der Augenstern braungelb, der ganze Oberkörper, den fahlbraunen Unterbinterhals ausgenommen, schwarzbraun, kaum merklich grau überpudert, hinter jeder Schnabel- seite ein weilslicher, dunkelbespritzter Fleck; der Vorderhals und Kropf dunkelbraun, der letztere rostfarben, unten auch weilsgefleckt, die Seiten schmuzigbraun, die Brust und der Bauch weils. Das Weibchen ist viel heller als das Männchen, und auf dem Oberkörper nicht grau überpudert, Sie bewohnt den Nordosten der alten Welt, kommt auf dem Zuge an die deutschen Seeküsten und auf die Teiche, oft in Gesellschaft anderer Arten, z.B. der Aythya Nyroca und Clangula glaucion, ist ziemlich scheu, frifst Fische, Schalthierchen, In- sekten und Wasserkräuter, und legt an den Ufern der lappländischen Seen 6 bis 8 graugrünliche Eier, - 58 * 916 2) Die schmalschnäblige Reihermoorente, Aythya eristata, Br. (Anas fuligula, Linn. N. W. 1: Ausg. III Th. Taf. 56, 84.) Am Hinterkopfe steht ein hängender Federbusch, der schmale, von der Stirn 21'" lange Schnabel ist vor der Spitze viel breiter als an der Wurzel, Sie ist kaum kleiner als Nr. 1, und ihr sehr ähnlich, hat aber einen längern Federbusch — bei einem alten Männchen von Nr. 1 milst er 2” 9", bei einem solchen von Nr; 2 hingegen 3" 9:4 — und einen ganz andern Schnabel. Bei Nr. 1 ist er 19" lang, breit, vor der Spitze kaum breiter als unter den Nasenlöchern, an diesen hoch; bei Nr. 2 hingegen ist er 21” lang, schmal, vor der Spitze viel breiter als unter den Nasenlöchern, an ihnen niedrig, Sie scheint mehr östlich als nord- östlich von uns zu wohnen, kommt auf dem Zuge auf die Seen und "Teiche Mitteldeutschlands, brület wahrscheinlich einzeln im nordöstlichen Deutsch- land, und ähnelt in den Sitten und der Nahrung der vorhergehenden. VIERTE FAMILIE Weifsäugige Moorenten. Aythyae ırıdibus albıs. (Anas nyroca, Gmel.) Der Augenstern ist weils oder grau; Rostbraunroth oder Rostbraun ist die herr- schende Farbe. Sie leben im Norden und Nord- osten, und schwimmen unter beständiger Bewegung des Halses und Kopfs. Sie werden schon in ihrem ersten Lebensjahre ausgefärbt. 917 1) Die östliche weifsäugige Moorente. 4y- thya leucophthalmos, Br. (ÄAnasnyroca, Gmel., A. leucophthalmos, Borkh. N. W. 1. Ausg. III. Th. 'Taf, 59, 89.) Der Augenstern ist weils oder grau, der Spiegel in einem Querstreifen weils, iu dem audern schwarz, am Kinne ein weilses Fleckehen, der Kopf kupterfarbig oder rostrothbraun, der gestreckte, vor der Stirn schmalrückige Schnabel milst von ihr an beim alten Männchen 21, Sie ist 17" bis 18" lang und 28" bis 29" breit. Das alte Männchen. Der schieferblaue Schnabel ist am Nagel, der bleifarbige Fuls an den Schwimm- häuten schwarz, der Kopf, der mit einem dunkel- braunen Bande gezierte Hals, der Kropf und der Anfang der Brust kupferfarbig, der übrige Ober- körper glänzend dunkelbraun, rostfarben bepudert, die Seiten hochrostbraun, die Brust und der Bauch weils. Bei dem Weibchen fehlt das Halsband, der Kopf, Hals und Kropf sind rostrothbraun mit dunklerm Grunde und der dunkelbraune Rücken hat helle Federränder. Im Jugendkleide ist der Augenstern grau, der Fufs bleifarben, der Kopf rostrothbraun, der übrige Oberkörper dunkelbraun mit grauen und rostgelben Federrändern, der Vor- derhals rostfarben mit durchschiinmerndem Weils, die Seiten rostbraun und rostgelb gemischt, der übrige Unterkörper weifslich mit durchschimmern- dem tiefgrauem Grunde. Sie bewohnt die mit Was- serkräutern bewachsenen Gewässer des Osten bis nach Schlesien, zuweilen bis nach Mitteldeutsch- land — im Sommer 1818 war ein Paar auf dem Friefsnitzer See — kommt nur selten auf dem Zuge 918 bei uns vor, ist nicht sehr scheu und wenig klug, frifst Schalthierchen, Insekten, Larven und Was- serkräuter, und legt in einen röhrenartigen Gang im Ufer oder in Weidengebüsch 7 bis 9 grüngraue Eier. 2) Die nordische weilsäugige Moorente, Aythyanyroca, Boje. (Anas nyroca, Gmel. *) Der Augenstern ist weils oder grau, der Spiegel in einem Querstreifen weils, in dem andern schwarz, am Kinne ein weilses Fleckchen; der Kopf rostbraunroth oder rostrothbraun, der wenig gestreckte, vor der Stirn breitrückige Schnabel mifst von ihr an beim alten Männchen 20, Sie unterscheidet sich von Nr. 1 vorzüglich durch den Schnabel und die Farbe. Bei Nr. 1 ist der Schnabel gestreckt, vor der Stirn schmalrückig, an ihr niedrig, an den Nasenlöchern und vor ihnen hoch; bei Nr. 2 hingegen ist er we- nig gestreckt, vor der Stirn breit, an ihr hoch, an den Nasenlöchern und vor ihnen niedrig. Die Zeichnung des alten Männchens ist weit weni- ger schön. Bei Nr. 1 ist der Kopf und Kropf ächt kupferfarben, bei Nr. 2 hingegen nur rostbraun- roth. Sie lebt im Norden, in wenigen Paaren auf den Brüchen und Sümpfen Islands, ist sehr scheu und wild, erscheint nur selten auf dem Zuge in Mitteldeutschland, frifst Schalthierchen, Insekten und Wasserpflanzen, und legt 5 bis 9 grüngraue Eier in Gebüsch. *) Anas Arabica gehört wahrscheinlich nicht hierher, 919 FÜNFTE FAMILIE. Tafelmoorenten. Aytihyae sapidissimae. (Anus ferina, Linn.) Sie haben einen in kurzen Leisten in die Stirn hineingehenden, etwas gestreck- ten Schnabel und einen aschgrauen Spie- gel, im männlichen Geschlechte auch ein besonderes Sommerkleid, leben auf sülsen Gewässern, und fressen vorzugsweise Insekten und Wasserpflanzen, wodurch ihr Fleisch sehr schmack- haft wird, 4) Die rothköpfige Tafelmoorente. Aythya erythrocephala, Br. (Platypus ferinus, .br., Anas eryihrycephala, Gmel., Anas ferina, Linn. N. W. 1. Ausg. Ill. Th. Taf. 58, 88.) Der Spiegel ist aschgrau, die Schna- belleisten stehen selbst an ihrer Wurzel über die Stirnfedern empor. Sie ist 18" bis 20” lang und 80" bis 33" 8" breite. Das Männchen im Hochzeitkleide. Der Schnabel ist hinten schieferfarben, in der Mitte bleiblau, vorn schwarz, der Augenstern orangen- farben, der bleiblaue Fuls an den Schwimmbhäuten schwärzlich, der Kopf und Hals prächtig und hoch- fuchsroth, der Oberrücken, Kropf, Brustanfang, Bürzel und die Unterschwanzdeckfedern schwarz, die vordersten Schwung- und alle Steuerfedern tiefbraungrau, das übrige Gefieder silberweils mit sehr zarten schwarzgrauen Zickzack- und Wellen- linien durchzogen. Sommerkleid. Der Kopf rositbraunroth, der Hals grofsentheils grauroth, der Kropf braunschwarz mit rostgelbgrauen Federrän- dern und Punkten, der Oberrücken graubraun, an 920 vielen Federn schwärzlich, rostfarben bespritzt: Das übrige Gefieder wie bei dem Weibchen. Dieses hat einen dunklern Schnabel, braungelben Augenstern, rostbraunen Kopf und Hals, schwarz- und silberfarbig gewellten Mantel, rostbraunen Kropf und silbergrauen, an den Seiten schwarzgewellten Ünterkörper. Die Jungen ähneln ihm, zeigen aber wenig Silbergrau auf dem Mantel, gar keins an den braunen Seiten, und einen abgestutzten Schwanz. Die Männchen haben mehr Silber- grau auf dem Mantel als die Weibchen. Sie bewohnt die nordöstlichen Länder Europa’s bis Mit- teldeutschland herab — hier ist sie viel seltener als die folgende — wandert regelmäfsig bei uns durch, ist scheu, nährt sich von Insekten, ihren Larven, Würmern und Wasserpflanzen, und legt 9 bis 13 gelblichgraue Eier. 2) Die rothbraunköpfige Tafelente. Aythya ferina, Boje. (Platypus ferinus, Br., Anas ‚ferina, Ling. N. W, 4. Auso. 111, Ih fans 86 und Taf. 58, 87.) Der Spiegel ist aschgrau, dieSchnabel- leisten stehen hinten nicht über die Stirn- federn empor, Sie hat die Grölse und Gestalt mit Nr. 1 ge- mein; allen ihr Schnabel ist länger und schmäler, ihre Farbe und Zeichnung we- niger schön — das Roth des Kopfes und Halses ist braunfuchsroth, oft rothbraun und das Silber- grau dunkler, zuweilen mit Rostgelb überflogen — und die Schnabelarme sind ganz anders. Bei Nr. 1 stehen sie hoch, bei Nr. 2 wenig, hinten gar nicht über die Stirnfedern empor. Sie ist die gewöhnliche Tafelente auf den Seen und Teis 921 chen des miltlern Deutschlands, und hat in den Sitten, der Nahrung und Fortpflanzung mit Nr. 1 grolse Aehnlichkeit, Elfte Sippe Kolbenente,. Callichen *), Br, Der Schnabel wird nach der Spitze hin merklich schmäler, an der Wurzel viel breiter als die Stirn, vorn sehr niedrig, mittellang; der Hals, Rumpf, Flügel und Schwanz wie bei den Moorenten, die Fülse fast eben so, aber mit kürzern Zehen und kleinern Schwimmhäuten. Die Kolbenenten, zu denen wahrscheinlich mehrere ausländische Arten gehören, zeichnen sich durch ihren Schnabel und ihren Kopf- und Halsschmuck vorzüglich aus. Der Schnabel ist viel länger als bei den Moor- und Trauerenten, und bekommt durch seine etwas starken Zähne und seine nach der Spitze hin abnehmende Breite eine ent- fernte Aehnlichkeit mit einem Gänse- schnabel, welche aber durch seine Abplat- tung vor der Spitze wieder aufgehoben wird. Sehr ausgezeichnet iistsein Ursprung auf den Seiten. Hier tritt er wegen seiner plötzlichen Breite über die Kopfseiten hervor, nicht wie bei den 'Trauersammet- enten, bei denen die Stirnseiten mit auf- geblasen sind, sondern auf die ganz eigen- thümliche Weise, dafs gleich am Ursprun- ge der ganze Oberkiefer plötzlich breiter *) Von xaÄos, schön und X4VY» Gans, Ente, 922 als die Stirnseiten erscheint. Bei den ein- heimischen ist der Schnabel hochroth. Der Kopf und ganze Hinterhals hat verlän- gerte, weitstrahlige, ungemein weiche Fe- dern, welche gesträubt auf dem Kopfe eine Holle, auf dem Halse eine Mähne bil- den, bei den Männchen besonders lang sind und diese Enten sehr auszeichnen. Den mittellangen Hals, den kurzen Schwanz, gedrungenen Körper und innern Bau ha- ben sie mit den Moorenten gemein; allein ihre Fü[lse, ob sie gleich fast wie bei die- sen gestaltet sind, haben doch kürzere Ze- hen undkleinereSchwimmhäute. Die Männ- chen sind viel schöner und ganz anders gezeichnet als die Weibchen, und bekom- men ein besonderes Herbstkleid, welches dem der Weibchen ähnlich ist und im Au- gust angelegt wird, im Frühjahre aber wie- der verschwunden ist. Die Jungen ähneln dem Weibchen. Sie haben in ihrer Lebensart Vieles mit den Moorenten gemein, bewohnen wie diese die mit Wasserkräutern bewachsenen Seen, wandern und kommen dann auch an die Seeküsten, tauchen un- aufhörlich nach Schalthierchen unter, fressen aber auch Wasserpflanzen, sind ziemlich scheu, und ähneln in der Fortpflanzung den Moorenten. 1) Die rothköpfige Kolbenente. Üallichen ruficeps, Br. (Platypus rufinus, Br., Anas rufina, Pall. N. W. 1. Ausg. Taf. 32, 63. 64.) Der Spiegel ist weifslich, der breit- rückige Schnabel ist durchaus niedrig und tritt hinten stark über die Stirnseiten vor; . 923 16 Steuerfedern; die äufsere Zehe des Männchens miflst 304, Sie ist 23" bis 25 lang und 35" bis 38" breit. Das alte Männchen. Der Schnabel und Augen- liedrand ist roth, der erstere am Nagel weils, der Augenstern braunroth, der rothbraune Fufs an den Schwimmhäuten schwärzlich, der Oberkopf an sei- ner grolsen Holle fuchsgelbroth, die Seiten des Kopfs und Oberhalses, die Kehle und Obergurgel gedämpft fuchsroth; der Hinterhals schwarz, der Oberrücken und die Schultern, an deren Anfang ein grolser, weilser, rosenfarben überflogener Fleck steht, hellgraubräunlich, der Oberflügel tiefgrau, am Spiegel und in einem Fleck hinter ihm grau- röthlichweifs, die Schwingenspitzen und die Steuer- federn tiefaschgraulich, der Bürzel und die Ober- schwanzdeckfedern grünlichschwarz, der braun- schwarze Unterkörper auf den Seiten in einem gros- sen, an der Unterbrust sehr weit nach der Mitte ausgebreiteten, oben mit einem braunen Streif begrenzten Fleck röthlichweils,. Herbst- kleid. Von diesem ist mir so viel bekannt, dafs es dem des Weibchens ähnlich wird; wenigstens bekommt der Vorderkörper eine bräunlichgraue Farbe, die weilsen grolsen Stellen an den Seiten werden hellfahlbräunlich, und der fuchsrothe Hals wird wie bei dem Weibchen hellaschgrau. Das Weibchen. Der Schnabel und Fuls röthlichbraun, die Holle klein, der ganze Oberkörper bräunlich, der Spiegel grauweils, dieSchwingenspitzen schwarz- braun, die Kehle weils, der Kropf und die Seiten hellbraun, der übrige Unterkörper weilslichgrau. Die Jungen ähneln der Mutter, haben aber an dem Kropfe und den Seiten eine viel hellere Farbe und abgestutzte Steuerfedern, Sie bewohnt die 924 östlichen Seen der alten Welt, wandert westlich und kommt dann auf die schweizer Seen, selten nach Deutschland, ist ziemlich scheu, und frifst Schalthierchen, Insekten und Wasserpflanzen, 2) Die gelbköpfige Kolbenente. Callichen rufinus, Br. (Platypus rufinus, Br., Anas ru- fina, Pall.) Der Spiegel ist weifslich, der schmal- rückiıge Schnabel durchaus hoch und hin- ten wenig über die Stirnseiten vortretend; 16 Steuerfedern; die äulsere Zehe des Männchens milst 31", Sie hat Gröfse, Gestalt und Zeichnung mit Nr. 1 gemein; allein 1) ist dieHolle des Männ- chens viel lichter; bei Nr, 1 ist sie fuchsgelb- roth, bei Nr, 2 fuchsrothgelb; 2) ist ihr weilser Seitenfleck kleiner; er zieht sich bei Nr. 2 lange nicht so weit nach der Mitte hin als bei Nr. 1, und daher kommt es, dals der Unterkörper bei Nr. 2 weit mehr Braunschwarz hat als bei Nr. 1; 3) ist ihr Schnabel ganz anders, Bei Nr. 1 ist er breitrückig, durchaus niedrig, vor den Na- senlöchern auffallend platt, hinten stark über die Stirnseiten vortretend; bei Nr. 2 hivgegen schmal- rückig, durchaus hoch, hinten wenig über die Stirn- seiten vortretend, Sie lebt im östlichen Europa, kommt zur Brutzeit in Ungarn, ja schon in Mäh- ren vor, nistet auf ähnliche Art wie die Moor- enten, und frifst Schalthierchen, Insekten und Wasserpflanzen, 3) Dieschmalschwänzige Kolbenente. Cal- lichen subrufinus, Br. (Anas rufina? Pall.) Der Spiegel ist weilslich, der schmal- rückige Schnabel hinten viel breiter als 925 vorn, und tritt weit über die Stirnseiten vor; 14 Steuerfedern; die äulsere Zehe des Männchens milst 294", Sie ist merklich kleiner als Nr. 1 und 2, und unterscheidet sich vorzugsweise von ihnen durch den Schnabel und Schwanz. Der erstere tritt besonders am Schnabelwinkel mehr als bei den bei- den nahen Verwandten vor, und der Schwanz hat nur 14 Steuerfedern, also 2 weniger als Nr. 1 und 2, ein Kennzeichen, durch welches sie auf den ersten Blick von den nahen Verwandten zu unterscheiden ist. In der Farbe des Kopfs und der geringen Grölse der weilsen Seitenflecken äh- nelt sie Nr. 2. Auch sie bewohnt die ungarischen Seen, kommt mitten im Sommer bei Wien, ım Herbste und Winter auch aufden schweizer Seen vor, und hat das Betragen und die Nahrung mit den vorhergehenden gemein. 4) Die kleinfüfsige Kolbenente. Üallichen micropus, Br. (Anas rufina? Pallas.) Der Spiegel ist weils, der etwas kurze und breite Schnabel ist hinten hoch und tritt weitüber die Stirnseiten vor; 16 Steuer- federn; die äufsere Zehe des Männchens mist 28", Sie ist noch etwas kleiner als Nr. 4, hat die Zeichnung mit ihr gemein, aber noch kleinere wei[se Flecken an den Seiten, 2 Steuerfedern mehr als sie, kleinere Füfse und einen merk- lieh kürzern Schnabel. Bei Nr. 1 ist dieser 25", bei Nr. 2 hingegen 254", bei Nr. 5 so- gar 26" und bei Nr. 4 nur 24". Mit Nr. 1, 2 und 3 ist sie wegen ihres kleinen Körpers und Fulses nicht zu verwechseln. Sie besucht sehr sel- 926 ten das mittlere Deutschland auf dem Zuge — ein Männchen wurde im August auf dem Hainspitzer See bei Eisenberg geschossen — und ähnelt den nahen Verwandten in dem Betragen und der Nah- rung: Zwöllfte Sippe. Schellente. Clangula, Boje. DerSchnabelistsehrklein, kurz, schmal, hochrückig, vorn viel schmäler als hinten, und hat einen kurzen Haken; die Fülse, welche denen der Moorenten ähneln, ha- ben eine sehr grofse flügelförmige Haut an der Hinterzehe. Die Gestalt ist wie bei den Moorenten, jedoch mit längerm Flü- gel und Schwanze. Die Schellenten sind auf den ersten Blick .an ihrem sehr kleinen Schnabel kenntlich, Dieser ist stets viel kürzer als der Kopf, ungewöhnlich hoch und schmal, an der Unterkinnlade vor dem Nagel stark ausge- schweift; au[ser diesem unterscheiden sie sich noch durch den ziemlich langen, stu- fenförmigen Schwanz, in welchem bei man- chen die mittlern Steuerfedern spielsar- tig vorragen; ihre Füfse stehen, wie bei allen Tauchenten, weithinten an dem plum- pen Körper, welchen die mittellangen, star- ken Flügel mit einem beinahe klingelnden Geräusche—daherihr Name—schnelldurch die Luft tragen. Ihre grofsen Schwimm- häute und sehr ausgebildeten Steuerfedern setzen sie in den Stand, sehr schnell zu tauchen. Der Magen, die Gedärme und die übrigen innern Theile sind beinahe 927 wie bei den vorhergehenden Sippen ge- staltet; die Knochenblase ist ungewöhn- lich ausgebildet, bei einigen auch die Luft- röhre vor ihr sehr merkwürdig gestaltet. Die Männchen weichen in der Zeichnung sehr von den Weibchen ab, die Jungen äh- neln der Mutter mehr oder weniger, und werden erst im dritten Lebensjahre aus- gefärbt und zeugungsfähig. Die Schellenten bewohnen die sülsen Ge- wässer des Norden beider Welten, kommen aber im Herbste und Winter auch auf das Meer und auf die Seen, Teiche und Flüsse Deutschlands, sind gröfstentheils scheu, manche beim Neste zahm, fres- sen vorzugsweise Insekten, ihre Larven, Schalthier- chen und zarte Wasserpflanzen, selten Fische, und legen 5‘bis 14 Eier, welche das Weibchen ohne Hilfe des Männchens ausbrütet; es sorgt auch allein für die Jungen. ERSTE FAMILIE Aechte Schellenten. Clangulae verae. Sie haben sehr lange Zehen und grofse Schwimmhäute, einen breiten, zugerun- deten Schwanz, und im männlichen Ge schlechte eine starke Erweiterung der Luftröhre vor der Knochenblase. Sie legen viele Eier und sind auch während des Zuges sehr oft auf den sülsen Gewässern. 1) Die weils- und schwarzbunte Schellente. Clangula leucomelas, Br. (Anas clangula et glaucion, Linn.) Der Spiegel ist weils, die Untiergurgel 928 weils oder weilsgrau, der Schnabel, in welchen sich die Stirnfedern wenig weit hineinziehen, ist auf dem hohen Rücken plattmitkleiner Furche, beim alten Männ- chen vom Winkel bis vor 25" lang, und ziemlich breit: Sie ist 18% 6% bis 20” 6% Jang und 31" 6% bis 34" breit. Das alte Männchen. Der Schnabel ist schwarz, der Augenstern bernstein-; der Fuls blafsockergelb,;, an den Schwimmhäuten schwarz- grau; hinter den Schnabelseiten steht ein grolser, rundlicher, weifser Fleck, der Kopf und Oberhals ist dunkelgrün, mit Purpürschiller; der Rücken, Bürzel, die vordern und hintern Schwüngfedern und Streifen an den Schulterfedern dunkelschwarz, die Steuerfedern schwarzgrau, alles Uebrige blen- dendweils. Das alte Weibehen; Der Schnabel ist oben und unten vor dem Nagel gelb, der Kopf und Oberhals braun, was unten mit einem weilsen Halsbande begrenzt ist, der übrige Oberkörper asch- grauschwärzlich mit zwei schwarzen und zwei weis- sen Binden vor dem weilsen Spiegel, der Kropf und die Seiten dunkelaschgrau, der übrige Unter- körper blendendweilss Die Jungen ähneln der Mutter, haben aber steis nur eine weilse, gewöhn- lich durch eine schwarze getrennte Binde vor dem weisen Spiegel. Sie bewohnt wahrscheinlich den Nordosten der alten Welt, kommt ım Herbste und Winter an die Küsten der deutschen Ost- und Nordsee, in sehr strengen Wintern auch auf die offenen Gewässer mitten in Deutschland, ist dann wenig scheu, oft paarweise und frifst vorzugsweise Wasserinsekten, besonders kleine Krabben. 929 2) Die Wanderschellente. Clangula peregri=- na, Br. (Platypus glaucion, Br., Anas clan- gula et glaucion, Linn., Anas peregrina, Gmel.) Der Spiegel ist weils, die Untergurgel weils oder weilsgrau, der Schnabel, in welchen sich die Stirnfedern weit hinein- ziehen, ist auf dem hohen Rücken sehr schmal, kaum merklich gefurcht, beim alten Männchen vom Winkel bis vor 25 lang und schmal. Sie ist etwas kleiner als Nr. 1, unterscheidet sich aber vorzüglich von ihr durch den Schna- bel. Dieser ist eben so lang als bei Nr, 1, aber vielschmäler, selbst auf dem Rücken und auf diesem über und vor den Nasenlöchern viel nie- driger. Auch sind die Zehen oft länger und die Schwimmhäute gröfser als bei Nr. 1. Sie lebt wahr- scheinlich nordöstlich von Deutschland, erscheint aber auf unsern Gewässern auf dem Zuge, zuwei- len mitten im Winter, ist nicht sehr scheu, frifst kleine Wasserinsekten, oft rothe Krabben, und hält sich zuweilen zu den Reiher- und andern Moorenten. 3) Diekurzschnäblige Schellente. Clangula glaueion, Boje. (Platypus glaucion, Br., Anas clangula et glaucion, Linn. N. W. 1. Ausg. 111. Th. Taf. 55, 81. 82.) Der Spiegel ist weils, die Untergurgel weils oder weifsgrau, der Schnabel, in wel- chen sich die Stirnfedern weit hineinzie- hen, auf dem hohen Rücken schmal und gewölbt, beim alten Männchen vom Win- kel bis vor 23" lang und mittelbreit. Sie ist so grols als Nr. 2, allein durch ih- 59 950 ren kurzen Schnabel sehr kenntlich. Dieser ist um 2” kürzer als bei Nr. 1 und 2, weniger hochrückig als bei Nr. 1, und auf dem schmalen gewölbten Rücken nicht gefurcht. Von Nr. 1 un- terscheidet er sich auch noch wie der von Nr. 2 durch die weit in dieselben hineinreichenden Stlirn- federn. Sie lebt wahrscheinlich nördlich von Deutsch- land, ist auf dem Zuge die gewöhnlichste Schell- ente in unserer Gegend, und ähnelt den nahen Verwandten in dem Betragen und in der Nahrung. 4) Die schmalschnäblige Schellente. Clan- gula angustirostris, br. (Mergus anatorius, ‚Eimbeck.) Der oben und unten schwarz eingefalste Spiegel ist weils, die UÜntergurgel weils, der Schnabel ungewöhnlich schmal, beim Weibchen 16"' lang. Sie ist eben so grols als Jdie vorhergehenden, und ihnen in vieler Hinsicht ähnlich; allein sie weicht vorzüglich durch die Gestalt des Schnabels und ım männlichen Geschlechte auch durch die Zeichnung ab. Der Schnabel ist viel schmä- ler als bei allen vorhergehenden, und hat durch seine schmale Gestalt und durch das hinten deut- liche Vortreten der Zähne, wie durch den schar- fen Nagel etwas Sägerartiges, so dals Manche den Vogel für einen Bastard von Clangula glaucion und Mergus albellus halten. Das alte Männ- chen. Der Schnabel ist dunkelröthlich, bräunlich überlaufen mit hornfarbigem Nagel, das Gefieder weils, an den verlängerten Federn des Oberkopfs und Nackens dunkelgrün, vor dem Auge ein weis- ser, nicht bis an den Schnabel reichender, mit dem weilsen Halse verbundener Streif, der Rücken, der 931 aus 16 Steuerfedern bestehende Schwanz und die Schwungfedern 1ster Ordnung schwarz, die letz- tern ins Braune fallend, die weilsen Schulterfedern durch einen schwarzen Länugenstreif vom Flügel getrennt, der Oberllügel grolsentheils weils, am Rande schwarz, der Spiegel schwarz, an den F'e- derspitzen weils, die hintern Schwungfedern, 4 an der Zahl, an der innern Fahne braungrau, auf der äufsern reinweils, an der Spitze perlfarben; an den Seiten des Kropfs einige Federn mit schwärzlichen Spitzen, welche mehrere kurze Querstreifen bilden, die Seitenfedern graugewässert; die Fülse dunkel- rölhlich, an den Schwimmhäuten schwärzlich. Sie unterscheidet sich von dem Männchen der vor- hergehenden: 1) durch den vorn weilsen Hals, den anders gezeichneten Flügel, die grau- gesprenkelten Tragfedern und den schma- len Schnabel. Ein Weibchen meiner Samm- lung, welches hierher zu gehören scheint, ähnelt dem der vorhergehenden, den Schnabel ausgenom- men, ganz. Herr Eimbeck, Inspector am herzogl. Museum zu Braunschweig, machte das Männchen dieses Vogels, welches im Frühjahre 1825 auf dem Ockerstrome bei Braunschweig geschossen wurde, in einer besondern Abhandlung bekannt, und liels das- selbe abbilden. Er ist geneigt, ihn für einen Säger zu halten; allein die von ihm gegebene Darstellung des Schnabels von oben neben der der Schell- enten und des weilsen Sägers, so wie die Gröfse, Gestalt und Zeichnung des Vogels machen ihn unverkennbar zu einer Schellente und nicht zu einem Säger. Ich führe ıhn deswegen hier auf und bitte Jeden, die schöne Abhandlung (Braun- schweig 1829) selbst zu leseu; ich hoffe, dals Alle sie mit Vergnügen aus der Hand legen, sich aber 59 * 952 durch die Ansicht des in der Mitte breiten Schna- bels — bei den Sägern fällt dieser kegelförmig ab — überzeugen werden, dafs ich den merkwürdigen Vogel mit Recht zu den Schellenten gezogen habe. Das Weibchen, welches ich wegen seiner Schna- belbildung hierher rechne, wurde am 8. Februar 1829 auf einem hiesigen Teiche geschossen, und hatte Insekten im Magen. 5) Die grolse Schellente. Clangula scapula- ris, Brehm et Mehlis *). (Anas clangula et glaucion, Linn.) Der weilse Oberflügelfleck ist stets durch1i schwarze Querbinde unterbrochen; Länge des Männchens 23", des Weibchens 20" 6", Die Schellente zeichnet sich auf den ersten Blick vor ihren nahen Verwandten durch ihre be- deutende Gröfse aus; denn sie ist um 2 bis 3" läuger und breiter als Nr. 1; allein auch ihre Zeich- nung zeigt wesentliche Unterschiede. Beim Männ- chen im Prachtkleide ist der weilse Fleck hin- ter den Schnabelseiten nicht rundlich, wie bei Nr. 1, 2 und 3, sondern er bildet fast ein Dreieck und zieht sich weit nach der Stirn herauf und an den Seiten der Kehle herab; der weilse Flügelfleck ist über dem Spiegel durch einen schwarzen Querstreif unterbrochen, und die Schulterfedern sind äufserst merkwürdig. Bei den vorhergehenden sind diese lang und bänderartig, bei Nr. 5 sind sie auch weils- und schwarzgestreift, aber so eigen gestaltet, dafs das Schwarz bei allen, bei einigen *) Der Hr. Doctor Mehlis in Clausthal am Harze hat an der Entdeckung dieser Ente schr vielen Antheil, was dank- bar anerkannt werden muls, 953 sogar auf 2 Seiten über das Weils, welches wie abgeschnitten aussieht, vorsteht. Das Weibchen unterscheidet sich aulser der Gröfse durch das hel- lere Braun des Kopfs und die andere Flügelzeich- nung. Sie lebt und brütet auf Island, besonders auf dem See Myvatn, ist dort ganz zahm, kommt höchst selten an die deutschen Küsten, frifst Was- serinsekten und Würmer, und legt 12 bis 14 hell- graugrüne, grolse Eier, ZWEITE FAMILIE Eisschellenten. Clangulae glaciales. Sie haben mittellange Zehen, ziemlich grolseSchwimmhäute, einen braunen Spie- gel, einen keilförmigen, im männlichen Geschlechte durch lange Mittelspie[lse aus- gezeichneten Schwanz, und ein nach der Jahreszeit sehr verschiedenes Kleid. Sie bewohnen den höchsten Norden, brüten auf süfsem Wasser, leben aber einen groisen Theil des Jahres auf dem Meere. 1) Die isländische Eisschellente. Clangula hiemalis, Br. (Platypus glacialis, Br., Anas hiemalis et glacialis, Linn. N. W. 1. Ausg. 1l..Th. Taf. 52, 76.) Die Stelle um das Auge ist weils oder hellgrau, der Spiegel braun, der mittel- lange und etwas schmale Schnabel beim Männchen von der Stirn 13" bis 131", vom Winkel 21" lang; dieSchwanzspielse mes- sen bis 9" 8"; der Schwanz hat 14 Steuer- federn. Das alte Männchen ist mit den Schwanz- 954 spiefsen oft 24" lang und 31" bis 52” breit. Früh- lingskleid. Der schwarze Schnabel hat ein gel- bes, rosenroth überflogenes Band, der Augenstern ist braungelb, der röthlich bleifarbige Fuls an den Schwimmbhäuten schwärzlich; der ganze Oberkör- per dunkelbraun, auf dem Oberrücken und an den langen Schulterfedern mit breiten rostgelben Feder- kanten, die Kopfseiten vor den Augen hellgrau, hinter ihnen weils, die Schwanzseiten weils, der Vorderhals, Kropf und die Oberbrust sehr dun- kelbraun, der übrige Uuterkörper weils, an den Seiten silbergrau. Winterkleid. Die Schnabel- binde orangenfarben, die ganzen Kopfseiten hell- grau, der Oberkopf, Hals, Oberrücken und die Schulterfedern weils, die letztern mit schwachem silberfarbigeim Anfluge, der übrige Oberkörper, ein grofser 'Theil der Halsseiten, der Kropf und die Oberbrust tiefbraun, der übrige Unterkörper weils, an den Seiten silbergrau. Das alte Weibchen im Frühjahre ist nur 16" bis 17'' lang, 29" bis 30 breit und hat keine Schwanzspiefse. Der schwärz- liche Schnabel ist hinten an den Seiten bleifarben, der Kopf hellgrau mit Braun und Weis gemischt, der ganze Oberkörper braun mit hellern Federrän- dern, die Schwanzseiten weilslich, an den Halssei- ten oben ein grofser schwarzbrauner Fleck, der Vorderhals grau- und weilsgemischt, der Kropf tiefsilbergrau, der übrige Unterkörper weils. Win- terkleid. Die Kopfseiten und der Hals sind weils, am Kinne und an den Seiten des Oberhalses steht ein grauschwarzer Fleck, der Oberkopf und Nak- ken schwarz, der übrige braune Oberkörper hat auf dem ganzen Mantel so viel Rostfarben, dafs dieses herrschende Farbe wird, der Kropf ist rost- farben- und graugemischt, der übrige Unterkörper 933 weils. Jugendkleid. Der schieferhornfarbige Schnabel ist an den Seiten bleifarben, der Augen- stern hellbraun, der Oberkopf, ein Fleck au den Halsseiten und am Kiune schwärzlich graubraun, der Hals und die Kopfseiten weils, der übrige Oberkörper schwarzbraun, auf Jen Schultern öl- grau, der Kropf braungrau, was sich allmälig in das Weils des übrigen Unterkörpers verliert. Die Männchen sind merklich gröfser als die Weib- chen. Sie bewohnt im Sommer die Seen und Teiche Islands, besonders den bei Myvatn, komnit im Spätherbste häufig an die deutschen Küsten der Ost- und Nordsee, selten auf die tief im Lande liegenden Gewässer, z. B. auf den F'riefsnitzer See, ist sehr gesellschaftlich, schwimmt und taucht vor- trefflich, kämpft oft mit ihres Gleichen, und frifst kleine Fische, Schalthierchen, Insekten und Was- serpflanzen. Das Männchen läfst einige sehr angenehme Töne akkordmälsig hören, und das Weibehen legt in das Gras oder hinter Schirm- pflanzen 5 bis 7 grünlichgraue Bier. 2) Faber’sEisschellente. Clangula Faberi, Br. (Platypus Faberi, Br., Anas glacialis et hie- malis, Linn.) Die Stelle um das Auge ist weils oder hellgrau, der Spiegel braun, der gestreckte schmale Schnabel beim Männchen von der Stirn 142", vom Winkel 234" lang; die Schwanzspielse messen bis 11" 4"; der Schwanz hat 14 Steuerfedern. Sie ist wenig kleiner als Nr. 1, aber von ihr wesentlich: 1) durch den viel länugern und schmälern Schnabel — bei Nr, 1 milst er vom Winkel bis vor 21’, bei Nr. 2 hingegen 254" — 956 2) die um 18" längern mittlern Steuerfe- dern — bei Nr. 1 messen sie höchstens 9" 8", bei Nr. 2 aber 11" 4" — 3) die längern und schmälern Schulterfedern, und4) das lich- tere Winterkleid des Weibchens im ersten Lebensjahre, welches an den Schultern weilse Federränder und oft einen fast ganz weilsen Un- terkörper hat. Sie bewohnt einen Theil von Grön- land, geht dort nicht sehr hoch nördlich hinauf, zeigt sich im Winter an den Küsten Islands, sehr selten an dem Strande Pommerns, und ähnelt in dem Betragen, der Nahrung und Fortpflanzung der vorhergehenden. $)DiegrofsschwänzigeEisschellente. Clan- gula megauros, Dr. (Anas glacialis et hiema- lis, Linn.) Die Stelle um das Auge ist weils oder hellgrau, der Spiegel braun, der etwas kurze und sehr schmale Schnabel beim Männchen von der Stirn 13", vom Winkel bis vor 204"; der Schwanz hat 16 Steuer- federn. Sie ist fast so grofs als Nr. 1, und ihr im männlichen Geschlechte — das Weibchen kenne ich nicht — wenigstens im Winterkleide ähnlich; allein ihr kleiner Schnabel und die unge- heuern Schwanzspie[se, wie die 16 Steuer- federn unterscheiden diesen Vogel hinlänglich, Er erscheint nur höchst selten in strengen Wintern an der pommerschen Küste — bis jetzt erhielten wir dort nur Männchen — und ähnelt in dem Be- tragen und in der Nahrung den vorhergehenden, 937 4) Diekurzschwänzige Eisschellente, Clan- gula musica, Br. (Anas glacialis et hiemalis, Liun.) Die Stelle um das Auge ist weifs oder hellgrau, der Spiegel braun, der ziemlich kurze, breite Schnabel beim Männchen vonder Stirn 14", vom Winkel bis vor 214"; die Schwanzspiefse messen nur 8" 8"; der Schwanz hat 16 Steuerfedern. Sie ist wegen ihres aus 16 Steuerfedern be- stehenden Schwanzes von Nr. 1 und 2 leicht zu unterscheiden; sie hat aber auch einen ganzan- dern Schnabel und Schwanz als Nr. 3; denn ihr Schnabel ist nicht nur 1“ länger, sondern auch viel breiter als bei Nr. 3, und ıhr Schwanz viel kürzer; bei Nr. 3 mifst die 7te Steuerfeder, wel- che schon ganz spielsartig ist, 6" 6% bis 7" 6, bei Nr. 4 hingegen nur 4 10’ bis 5”. Des gros- sen Unterschieds der Schwanzspielse nicht zu ge- denken. Auch sie kenne ich nur im männlichen Geschlechte; sie erschien im December 1819 bei Rügen sehr einzeln, und hatte das Betragen und die Nahrung mit den vorhergehenden gemein. 5) DiebreitschnäbligeEisschellente. Clan- gula glacialis, Boje. (Anas glacialis et hiema- lis, Linn.) Die Stelle um das Auge ist weils oder hellgrau, der Spiegel braun, der kurze, sehr breite Schnabel beim Männchen von der Stirn 13", vom Winkel bis vor 20“ lang; die Schwanzspielse messen 9" 9" bis 10" 6°; der Schwanz hat 14 Steuerfedern, Sie ist so grols als Nr. 1, und hat mit Nr, 1 und 2 die Zahl der Steuerfederu gemein — mit 938 Nr. 3 und 4 ist sie wegen des vierzehnfederigen Schwanzes nicht zu verwechseln — aber sie un- terscheidet sich von Nr. 1 durch den durchaus, besonders am Kinne sehr breiten Schna- bel, welchen keiae der nahen Verwandten mit ihr gemein hat. Sie ähnelt in Allem den vorherge- henden; allen das Weibchen im Winterkleide hat auf dem Mantel weniger Rostfarben, an den Halsseiten mehr Schwarzbraun, und am Vorder- halse einen schwarzgrauen Längenstreif. Das Männ- chen ım Sommerkleide hat sehr schön rost- farben eingefalste Rücken- uud Schulterfedern. Sie wohnt wahrscheinlich nordöstlich von Deulsch- land, ist häufig im Winter an der pommerschen Küste, die gewöhnliche Eisente bei Helsingör, sehr selten auf den deutschen Gewässern, immer in Gesellschaft, ist sehr scheu, und ähnelt in der Nahrung den vorhergehenden. 6) Die kurzschnäblige Eisschellente. Clan- gula brachyrhynchos, Br. (Anas glacialis et hiemalis, Linn.) Die Stelle um das Auge ist weils oder hellgrau, der Spiegel braun, der sehr kurze, breite Schnabel beim Männchen von der Stirn 12", vom Winkel 20 lang; die Schwanzspie[se messen 10” 9"; der Schwanz hat 14 Steuerfedern. Sie ist etwas kleiner als die zunächst vorher- gehenden, so grols als Nr. 2, und unterscheidet sich untrüglich durch den kurzen Schnabel, welcher im Verhältnifs zu seiner Länge ziemlich breit ist. Sie lebt im nördlichen Grönland, über- wintert im südlichen, ähnelt im Betragen den na- 959 hen Verwandten, und kommt wahrscheinlich nie an den deutschen Küsten vor. Die dritte Abtheilung der Schellenten, näm- lich die Kragenschellenten, Anas histrianica, Linn., lasse ich hier weg, weil noch keine dersel- ben an den deutschen Küsten erschienen ist, ob man gleich das Gegentheil behauptet hat. Dreizehnte Sippe, Säger. Mergus, Linn. Der vorn dünne Schnabel hat einen. übergebogenen Nagel, und am Rande bei- der Kinnladen eine Reihe spitziger, rück- wärts gerichteter Zähne, und ist fast ke- gelförmig; die durchsichtigen Jlänglichen Nasenlöcher liegen beinahe in der Mitte des Schnabels; die Fülse ähneln denen der zunächst vorhergehenden Sıppen, eben so die Flügel — diese sind nur etwas länger, und die Befiederung noch knapper; der Schwanz wie bei den ächten Schellenten; der Leib sehr gestreckt, denen der Tau- cher ähnlich, ebenso der Hals, der hinten auf beiden Seiten eingedrückte Kopf und die sehr ausdehnbare Speiseröhre Die Luftröhre hat bei den Männchen vor der Knochenblase noch andere Erweiterungen; der Magen ist bei den verschiedenen Ab= theilungen verschieden gestaltet, aber stets mit weniger starken Muskeln als bei den vorhergehenden Zahnschnäblern; auch die Blinddärme sind viel kürzer als bei diesen. 940 Die Säger verbinden die Zahnschnäbler mit den Tauchern und Scharben. Mit den erstern hat ihr Körper, und mit den letztern ihr Schna- bel, wenn man sich die Zähne wegdenkt, grolse Aehnlichkeit. Auch nähren sie sich wie diese bei- den Sippen gröfstentheils von Fischen, und nähern sich ihnen selbst im Schwimmen; im Gehen aber ähneln sie den vorhergehenden Sippen mit flügel- lörmiger Hinterzehe. Zu den Zahnschnäblern müs- sen sie auch wegen der Zahl, Gestalt und Farbe der Eier, des Nestbaues und Brütens gerechnet werden. Sie schwimmen mit tief einge- senktem, oit nur mit dem Kopfe, Halse und Rücken hervorragendem Körper, tauchen nach einem klei- nen Sprunge mit angeschlossenen Flügeln, und fan- gen ihre Nahrung, Fische und Insekten, nicht nur auf dem Grunde, sondern auch durch schnelles Nachschwimmen, zwischen diesem und der Ober- fläche; ja sie ziehen die grofsen WVasseriusekten selbst aus ihren Winterhöhlen heraus. Sie bewoh- nen die sülsen Gewässer und Seeküsten des Nor- den, selten die des gemäfsigten Himmelstriches, wandern in Flügen oder kleinen Gesellschaften, und legen viele, denen der Enten ähnliche Eier, welche das mit einem grolfsen Brutflecke längs der Mitte des Unterkörpers versehene Weibchen allein ausbrütet; dieses führt auch die Jungen sogleich nach dem Auskriechen zum Aufsuchen der Nah- rung an. Diese sind im ersten Lebensjahre der Mutter ähnlich, und erst im dritten ausgefärbt und zeugungsfähig. DieMännchen mausern sich jähr- lich zwei, die viel kleinern und weniger schön ge- zeichneten Weibchen nur einmal. Das Sommer- kleid der erstern nähert sich der Zeichnung der Weibchen. 941 ERSTE FAMILIE. Weifse Säger. Mergi albelli. (Mergus albellus, Linn.) Die Männchen haben Weils zur herr- schenden Farbe; beide Geschlechter eine mittelweite Speiseröhre und einen dick- häutigen muskelvollen Magen. Sie fressen aulser den Fischen viele Wasserin- sekten. 1) Der grofse weilse Säger, Mergus albellus, Linn. Der schwarze Spiegel hat in der Mitte und hinten einen weilsen Querstreif; der an der Wurzel sehr hohe, auf den Nasen- löchern plötzlich niedrige Schnabel milst beim Männchen von der Stirn 16”, vom Winkel 22", Das Männchen ist 19'' lang und 30" breit, und alt recht schön. Der Schnabel und Fufs blei- farben, die Schwimmbhäute schwärzlich; der Au- genstern braun, der Kopf oben mit langen Federn geziert; das reinweilse Gefieder hat hinter den Schnabelseiten einen grolsen rundlichen, und an den Kopfseiten einen länglichen schwarzgrünen Fleck ; einen schwarzen Rücken, grofsentheilsschwar- zen Flügel, ein schwarzes schmales Querband an den Seiten des Kropfes und der Brust, ein solches Längenband am Rande der Schulterfedern, aschgrauen Schwanz, und mit schönen schwärzlichen Wellen- linien durchzogene Seiten. Das Sommerkleid kenne ich nicht. Das Weibchen ist viel kleiner, hat eine kleinere Holle, einen schwärzlichen Fleck hinter den Schnabelseiten, schön rostbraunrothen Oberkopf und Nacken, einen sehr dunkelaschgrauen 942 Oberkörper, einen grofsen weilsen Fleck vor dem Spiegel, und auf dem weilsen Unterkörper einen aschgrauen Kropf und tiefaschgraue Seiten. Ihr ähneln die Jungen; sie haben aber kein reines Weils auf dem Flügel, und kein reines Schwarz hinter den Schnabelseiten. Er bewohnt das nord- östliche Europa, erscheint auf dem Zuge in man- chen Wintern an den Küsten und auf den offenen Gewässern unseres Vaterlandes, ist scheu und vor- sichtig, frifst Fische, Frösche, Flulskrebse und an- dere Wasserinsekten, und legt 8 bis 12 grauweilse Eier. 2) Der kleine weilse Säger. Mergus minutus, Linne et Brehm. (Mergus albellus, auct. N. W..1. Ausg. Il! Th. "Taf. 63,'972°98,) Der schwarze Spiegel hat in der Mitte und hinten einen weilsen Querstreif, der an der Wurzel mittelhohe, allmälig nie- drige Schnabel milst beim Männchen von der 'stirn,15', vom. Winkel 205. Er ıst 1° kürzer und schmäler als Nr. 1, hat kleinere Fülse, unterscheidet sich aber vorzüglich durch den Schnabel; dieser ist kürzer, an der Stirn niedriger, über den Nasenlöchern nach Ver- hältniıls höher, und auch im Vergleich zum Kör- per kleiner. Das alte Männchen hat oft einen weilsen Nagel. Auch er lebt nordöstlich von Deutsch- land, besucht es wie Nr. 1 zuweilen auf dem Zuge, und ähnelt ihm in dem Betragen und der Nahrung. ZWEITE FAMILIE. Gänsesäger. Mergi merganseres. (Mergus mer- ganser, Linn.) Die ausgefärbten Männchen haben eı- nen prächtig orangenrothgelben Unter- 945 körper, eine Holle, aber keinen Feder- busch, welchen die Weibchenzeigen, beide eine sehr weite Speiseröhre und einen we- nig muskelartigen, fast ganz häutigen Ma- gen. Sie fressen Fische, zur Brutzeit auch Was- serpflanzen, und nähern sich den Tauchern. 1)Der ısländische Gänsesäger. Mergus mer- ganser, Linn. (Mergus castor et rubricapillus, Linn. Weibch. u. Jung. N. W. 1. Ausg. II. Th. Ta£L-61,493;) Das Weifls des Spiegels ist durch kei- nen dunkeln Querstreif unterbrochen; der Schnabel des Männchens von der sehr er- höhten Stirn 294 bis 304", Er ist der grölste der ganzen Sippe, 28" bis 30" lang und 39" bıs 42” 6'" breite. Das Männ- chen im Hochzeitkleide. Der rothe Schnabel ist an dem Nagel und der Unterkinnlade schwarz, der Augenstern braunroih, der Fufs hochroth, der Kopf und obere 'Theil des Hinter- und Vorder- halses glänzend schwarzgrün, der Oberrücken, die Schultern, der Flügelrand und die vordern Schwung- federn schwarz, der Unterrücken, Bürzel und Schwanz dunkelaschgrau, der Unterhals, der Kropf, die Brust, der Bauch, die Seiten, und die mit schwarzen Längenstreifen gezierten Oberflügel mor- genrothgelb». Sommerkleid.*) Der Kopf und obere Theil des Halses, die weilsliche Kehle aus- genommen, hochrostbraun, der übrige Oberkör- *) Früher (siehe Brehm’s Lehrbuch d. Naturg. aller europ. Vögel S. 853) glaubte ich nicht, dafs dieser Säger ein Som- merkleid bekäme; spätere Beobachtungen haben mich eines Andern belehrt, 944 per dunkelaschgrau, der Flügel und ganze Unter- körper wie im Hochzeitkleide, nur sind die Seiten dunkelaschgrau. Dieses Kleid wird vom August bis in den October getragen. Das Weib- chen und die Jungen ähneln dieser Zeichnung; allein der Oberflügel ist, den weilsen Spiegel aus- genommen, dunkelaschgrau. Er bewohnt im Som- mer die sülsen, nahe am Meere liegenden Gewäs- ser der nördlichen Länder, namentlich die islän- dischen, besucht im Herbste scharenweise die deutschen Nordküsten, geht den Rhein und die Elbe herauf, kommt ım Winter auch auf andere Flüsse, zuweilen auch auf Teiche, ist sehr scheu und flüchtig, hält im Fluge, wenn mehrere zusam- men sipd, eine gerade Linie oder einen Winkel, frifst Fische, zur Brutzeit auch Wasserpflanzen, und legt an die Ufer der Flüsse 8 bis 12 schmuzig- grüngraue Eier. 2) Der nordöstliche Gänsesäger. Mergus castor, Linne et Brehm. (M. merganser, ca- stor et rubricollis, Linn. N. W. 1. Ausg. III. Th. Taf. 62, 95.) Das Weifls des Spiegels ist durch kei- nen dunkeln Streif unterbrochen, der Schnabel des Männchens milst von der wenig erhöhten Stirn 27" bis 28, Er ist gewöhnlich etwas kleiner als der vor- hergehende, unterscheidet sich aber durch den um 2 kürzern Schnabel, welcher noch über- dies an den Nasenlöchern höher und breiter ist, und die platte Stirn, über welche der Schei- tel wenig vorsteht. Bei Nr. 1 ist die Stirn sehr gewölbt. Er wohnt nordöstlich, kommt im Herbste haufenweise an die Küsten Pommerns und 945 Holsteins, selten auf die im Lande liegenden Ge- wässer, und ähnelt in allem Uebrigen dem vor- hergehenden. DRLZETE FAMILIE Langschnäblige Säger. Mergi longırostres; (Mergus serrator, Linn.) Der Schnabel ist sehr gestreckt, dünn, oftaufwärtsgebogen, der Leib sehrschlank; alles Uebrige wie bei den Gänsesägern. Der Zopf des Männchens ist viel gröfser als der des Weibchens, oft über 3" Jang. Sie fressen nichts als Fische. 1) Der hochköpfige langschnäblige Säger. Mergus serrator, Linn. (Mergus serratus, Linn., der junge Vogel. N. W. 1. Ausg. III. Th. Taf. 62, 96°) Das Weifs des Spiegels ist durch 1 oder 2 schwärzliche Querbinden unter- brochen; der Scheitel ist viel höher als die stark gewölbte Stirn. Seine Länge beträgt 22' bis 26 und seine Breite 30" bis 34", Das alte Männchen im Winter- kleide. Der Schnabel und Augenstern ist zinno- ber-, der Fuls orangenroth, der Kopf und Ober- hals grünschwarz, unter diesem steht ein breites, hinten durch einen schwarzen Streif getheiltes Hals- band; der Oberrücken, der Flügelrand, die vordern Schwung-, und die längsten Schulterfedern dun- kelschwarz, die Federn, welche sich über das Haud- gelenk herlegen, mit grolsen weilsen Flecken, der zum Theil gelblichweilse Oberflügel hat 2 schwarze 60 946 Quer - und mehrere solche Längestreifen; der übrige Oberkörper ist schwärzlich aschfarben, weils über- pudert; der blafsmorgenrothgelbe oder gelblich- weilse Unterkörper am Unterhalse und Kropfe rost- bräunlich, mit schwarzen Längenflecken, an den Seiten schwarz- und weifsgewellt. Zu Ende Mai’s oder Junius bekommt er folgendes Soemmerkleid: Der Federbusch ist kurz, der Oberkopf rostbraun, seine Seiten und der Hals roströthlich, der Ober- körper und die Seiten sind dunkelaschgrau, die Untergurgel und der Kropf weils, graugewölkt; alles Uebrige wie im Winterkleide. Das alte Weibchen. Der Schnabel und Fufs blässer als bei dem Männchen, der Federbusch kurz, das ganze Gefieder beinahe wie bei dem Männchen ım Sommerkleide, nur mit dem Unterschiede, dafs der Kopf und Hals viel dunkler, auf dem schwarz- oder tiefaschgrauen Flügel nur der Spie- gel weils, und durch eine schwärzliche Linie un- terbrochen, und der Unterhals und Kropf tiefgrau und weilsgewölkt ist. Die Jungen ähneln der Mutter; die männlichen unterscheiden sich von den weiblichen durch die Gröfse und den hel- lero Kopf und Hals. Nach der ersten Mauser bekommt das Männchen einen schön rothbrau- nen Kopf und Oberhals, und an den Seiten der Brust schön rostbraungemischte Federn Er be- wohnt Island, wahrscheinlich auch Norwegen, und in wenigen Paaren die pommersche Küste, kommt sehr selten im Winter auf die sülsen Gewässer, schwimmt und taucht vortrefllich, ist scheu und vorsichtig, frifst nur Fische, und legt auf Island häufig an den Ufern des See’s Myvatn 8 bis 13 gelblichgraue Eier. 947 2) Der plattköpfige langschnäblige Säger. Mergus leucomelas, Linne et Brehm. (Mergus serrator, auct. N. W. 1. Ausg. Ill. 'Th. Taf. 61, 947) Das Weifs des Spiegels ist durch 1 oder 2 schwärzliche Querbinden unter- brochen; der Scheitel kaum oder nicht höher als die sanft gewölbte Stirn. Er hat mit Nr. 1 sehr grofse Aehnlichkeit; allein sein Schnabel, welcher bei Nr. 1 gewöhn- lich eine schwache Biegung aufwärts zeigt, ist ge- rade, und sein Kopf weit weniger gewölbt. Bei Nr. 1 ist die Stirn sehr gewölbt, und dennoch steht der Scheitel buckelarlig über sie empor; bei Nr. 2 hingegen ist die Slirn sanft erhöht, und den- noch ragt der Scheitel kaum oder nicht über sie empor. Er lebt an der pommerschen Küste, kommt jedoch sehr einzeln auf Island vor, hält sich gern aut dem Meere und salzigen Biunenwassern auf, liebkost sein Weibchen mit mancherlei Kopfbewe- gungen, ist scheu, frifst Fische, und legt auf san- digen Inseln unter dichten, mit Gras durchwach- senen Feldrosenbüschen 8 bis 12 gelblichgraue Eier. 60 * Drei und zwanzigste Ordnung. Taucher, Colymbidae, Leach. Der Schuabel ist hart, mit ritzartigen, bei den meisten verschlie[sbaren Nasen- löchern; die Fülse stehen ganz hinten am Körper, sind kurz, sehr zusammenge- drückt, fast bis zur Ferse von der Bauch- haut umschlossen, mit grolsen Schwimm- häuten, einer langen Hervorragung des Schienbeins und solcher Einrichtung des Kniegelenks, dafs sie zu einer starken Seitenbewegung, und dadurch zum Ru- dern vorzüglich geschickt werden. Die Befiederung des gestreckten Körpers ist sehr knapp; der innere Bau sehr verschie- den; die Luftröhre nicht ausgezeichnet; der Kopf hinten an den Seiten stark zu- sammengedrückt. Alle Vögel dieser Ordnung schwimmen und tauchen vortrefllich, haben die Augen unter dem Wasser offen, ohne die Nickhaut darüber zu zie- hen, gehen aber schlecht, und fliegen ungern, zum Theil gar nicht, mausern sich jährlich zweimal, sind nach dem Geschlechte nur etwas in der Grölse, nach dem Alter und der Jahreszeit gewöhnlich auch in der Farbe verschieden, fressen Fische, Krabben, Krebse und andere Wasserinsekten, nur wenige Wasserpflanzen, legen fast alle wenige Eier, brüten 949 gemeinschaftlich, und füttern ihre Jungen im Neste grofs, oder führen sie zum Aufsuchen ihrer Nah- rung an. Mehrere von ihnen wohnen nur auf dem Meere, andere auf dem sülsen Wasser, noch an- dere auf beiden. Erste Abtheıilung. Fuflstaucher. Colymbidae non nisi pedum ope mergentes., Sie haben 4 Zehen, einen ungemein ge- streckten Rumpf, ganzzusammengedrückte Füfse, und eine weit über das Kniegelenk vorragende Knochenspitze an der grolsen Röhre. Sie gehen schlecht, klettern gar nicht an den Scheeren, schwimmen gut, und tauchen sehr schnell, ohne die Flügel dabei zu brauchen, nur mit Hilfe der Fülse. Sie leben zur Bruizeit alle auf dem sülsen Wasser, Erste Sippe. Steilsfufs. Podiceps, Lath. Der Schwanz fehlt. Der Schnabel ıst ein verlängerter, auf den Seiten zusam- mengedrückter Kegel, mitscharferSchnei- de, und vorn nach einander hingebogenen Kinnladen; die länglichen, durchsichti- gen Nasenlöcher liegen nahe an der Stirn, der Zügel ist nackt; die grolsenFülse sind äufserst zusammengedrückt, mit ziemlich langen Zehen, von welchen die 3 vordern biszum ersten Gelenk durch eine Schwimm- haut verbunden, und vorn so von ihren Lappen eingehüllt sind, dafs die platten Nägel, deren mittelster vorn eingeschnit- 950 ten ist, fast ganz in ihr stecken, AmKonie- gelenke steht die Hauptröhre weit über dieNebenröhre vor, und hat eine so einge- richtete Gelenkkapsel, dafssich die Haupt- kraftdesFufsesin Seitenbewegungen äus- sert; die kurzen und schmalen Flügel ha- ben langeArmknochen und viele schwache Schwungfedern, von denen 11 auf die 1ste Ordnung kommen, und die 2teallein oder mit der 1sten und Sten über die andern vorsteht. Der Kopf ist klein, der Hals lang, der gestreckte Körper ganz schiff- förmig, dieBefiederung haarartig,am Kopfe verlängert, überall glänzend und seiden- artig. Die Speiseröhre mittelweit, der Magen diekhäutig, wenig muskelartig, die laugen Gedärme mit mittellangen Blind- därmen. Da die Steifsfüfse ihrer Bestimmung nach ihre Nahrung, Fische, Iusekten und Wasserpflan- zen, nur aus dem Wasser und vom Grunde des- selben nehmen müssen, so ist auch Alles bei ihnen zum schnellen Schwimmen und Tauchen vortrefl- lich eingerichtet. Sıe schwimmen mit langem ge- strecktem Körper, knapp anliegendem Gefieder un- ter dem Wasser, auf demselben mit lockerer ge- haltenem Gefieder, stürzen sich mit einem Sprunge in dasselbe, und rudern nur mit den Fülsen, nicht mit den Flügeln, wie man behauptet hat. Sie sind also ächte Fulstaucher. Sie schwimmen so schnell unter dem Wasser als ein Mensch neben demsel- ben laufen kann, gehen aber schlecht, ruckweise, oft mit etwas von einander stehenden Fülsen, auf- gerichtetem Körper, und eingezogenem Halse, und tallen. auf den ganzen Vorderkörper nieder, fliegen Y95i ungern, aber, wenn sie einmal die Höhe gewonnen haben, rasch und anhaltend. Den ihnen drohen- den Gefahren suchen sie gewöhnlich durch Unter- tauchen zu entgehen. Sie leben und nisten auf süfsem Wasser, und kommen nur zufällig oder auf der Wanderung an die Seeküsten. Zur Be- förderung der Verdauung verschlucken sie ihre eigenen Federn, Sie bauen schwimmende grofse Nester auf das Wasser in Wasserkräuter, und le- gen 3 bis 6 weilse, mit einem kalkartigen Ueber- zuge versehene, inwendig grüne Eier, welche bald von den Neststoffen beschmuzt und gelblich wer- den. Beide Geschlechter haben einen Brutfleck längs der Mitte des Unterkörpers, füttern Anfangs die artig gestreiften Jungen, und führen sie bald zum Aufsuchen der Nahrung an. Bei grofser Ge- fahr nehmen sie die zarten Jungen unter die Flügel und tauchen mit ihnen unter. Sie sind im zwei- ten Lebensjahre ausgefärbt und zeugungsfähig. Die Alten haben ein von den Hochzeitkleide verschiedenes Winterkleid. Die Trühlings- mauser fällt in den Februar und März, und dauert oft bis in den April; die Herbstmauser fängt zu Ende des August an und wird oft im Anfang des October erst vollendet. ERSTE FAMILIE. Haubensteilsfüfse. Podicipes cristati. Siehaben einen sehr gestreckten Schna- bel, Hals und Rumpf, auf dem Kopfe ei- nen doppelten Federbusch, um ihn eine grofse Krause. Ihre Hauptnahrung besteht in Fischen; sie verschlucken viele Federn. 952 1) Der grofse Haubensteilsfufs. Podiceps eristatus, Lath. (Colymbus cristatus, L., alter, Col. urinator, Linn., junger Vogel. N. W, 1. Ausg. Ill. Th. Taf. 69, 106.) Die Gurgel ist weils, der gerade Schna- bel des alten Männchens von der Stirn 25" bis 274", der des alten Weibchens 213“ bis 24" Jang; vom Winkel milst jener 33 bis 36", dieser 80"' bis 52"; Stirn und Scheitel sind sanft erhöht. Von diesem gröfsten aller Steilsfülse milst das Männchen 24" bis 25" 6'* in de@Länge und 36“ bis 37" in der Breite; das Weibchen hingegen ist nur 23" bis 24" lang und 34" bis 35" 6'" breit. Hochzeitkleid. Der Schnabel ist matt-, der Au- genstern karminroth, der Zügel roth, der Fuls auswendig dunkelhornfarben, inwendig horngelb- lichweils; auf dem Kopf steht ein getheilter 18 langer Federbusch, unter ıhm und an der Kehle ein prächtiger aus zerschlissenen, zum Theil 21 langen Federn zusammengesetzter Kragen. Der ganze Oberkörper ist glänzend schwarzbraun; mit weilsem Spiegel auf dem ausgebreiteten Flügel, die Kehle und die Kopfseiten weils; der rostrothe Kra- gen am Rande schwarzbraun; der übrige Unter- körper prächtig und glänzend atlasweils, an den Seiten rostfarben und schwarzgraugefleckt. Win- terkleid. Der Schnabel rosengrau, der Federbusch und Kragen sehr kurz; der ganze Oberkörper schwarzbraun, stark mil Tiefgrau gedämpft; der Kragen weils mit wenig Rostroth und schmaler schwärzlicher Einfassung, die Seiten mit wenig Rostfarben.*) Jugendkleid. Der Schnabel ist *) In Brehm’s Lehrb. ist dieses Winterkleidder Alten falschlich als erstes Herbstkleid beschrieben. 953 perlhorufarben, der Augenstern gelb, der Fufs in wendig und auf den Zehen horugelb mit horn- schwärzlichen Streifen, der ganze Oberkörper braun- schwärzlich, etwas mit Tiefgrau gedämpft, der Fe- derbusch und die Haube kurz, vor und hinter dem Auge ein weilser Streif, der weilse Kragen mit we- nig Rostfarben am Rande und 2 bis 3 Längenstrei- fen auf der Seite, der ganze Unterkörper weniger schönweils als bei den Alten, an den Seiten mit wenig Rostfarbeu. Dieses Kleid, dem das Dunen- kleid in den Hauptfarben und den Streifen ähn- lich ist, wird den Winter über getragen, und im März mit dem ausgefärbten vertauscht. Er be- wohnt die mit Schilf und Rohr zum Theil be- wachsenen Seen und grofsen Teiche Mitteldeutsch- lands, ist sehr scheu und vorsichtig, geht grofse Strecken unter dem Wasser, zuweilen unter dem Kahne seiner Verfolger weg, frifst aufser den Fi- schen, seiner Lieblingsnahrung, grofse Insekten, schreit zur Paarungszeit beinahe wie ein blökendes Kalb, und legt 3 bis 4 weiße Eier. 2)Der hochköpfige Haubensteifsfufs. Nafre diceps mitratus, Br. (Colymbus cristatus et urinator, Linn.) Die Gurgel ist weils, der gerade Schna- bel des alten Männchens von der Stirn a5 bis 27", der des alten Weibchens a9 bis 23"' lang; vom Winkel milst jener 32 his 34, dieser 29% bis 31% Die Stirn und der Scheitel sind sehr stark erhöht. Er ist etwas kleiner als Nr. 1, nämlich 1" bis 2" kürzer und schmäler, und hat ein weit we- niger schönes Gefieder. Denn der Kragen ist in allen Kleidern weniger schön und kürzer. Bei 954 Nr. 1 ist das Rostroth desselben sehr hoch, und das Schwarz dunkel, bei Nr. 2 hingegen ist jenes matt und dieses fahl. Bei Nr. 1 messen die läng- sten Federn desselben beim Männchen 21'", bei Nr.2 hingegen nur 18“; auch sind diese bei Nr. 1 zum Theil rostroth, bei Nr. 2 hingegen reinschwarz. Noch deutlicher zeigt sich der Unterschied in der Gröfse und Schönheit des Kragens bei dem Weib- chen, ja schon deutlich genug im Jugendkleide; denn in diesem hat der sehr kurze Kragen von Nr. 2 nichts Rostrothes aufzuweisen; dieses ist auch im Winterkleide der Alten wenig ausgebreitet. Die Seiten haben bei Nr. 1 in allen Kleidern mehr Rostfarben als bei Nr. 2. Auch sind die Zehen bei Nr. 2 länger, aber die Schwimmhäute schmäler als bei Nr. 1. Einen Hauptunterschied zeigt der Kopf. Dieser ist bei Nr. 1 auf Stirn und Scheitel wenig, bei Nr. 2 hingegen stark, eigent- lich buckelartig erhöht. Er bewohnt vorzüglich Norddeutschland, brütet selten in Mitteldeutschland, besucht es aber auf dem Zuge, und hat die Sitten, die Nahrung und Fortpflanzung mit Nr. 1 gemein. 3) Der plattköpfige Haubensteilsfuls. Po- diceps patagiatus, Br. (Colymbus cristatus et urinator, Linn.) Die Gurgel ist weifs, der an der Unter- kinnlade sanft aufwärts gekrümmte Schna- bel des Männchens von der Stirn 25' bis 27", der des alten Weibchens 24" bis 25" lang; vom Winkel mist jener 32" bis 34", dieser 29" bis 31"; die Stirn und der Schei- tel sind sehr platt. Die Länge des Männchens beträgt 25" bis 24" 6" und seine Breite 34" bis 35" 6". Das Weib- 055 ehen ist etwas kleiner. Dieser Steilsfufs ist der schönste unter allen Haubensteifsfüfsen; denn sein Kragen ist beim Männchen wahrhaft pracht- voll — die längsten Federn desselben messen bei Nr.2 nur 18", bei Nr. 1 schon 21"' und bei Nr. 3 sogar 24" — auch beim Weibchen noch sehr schön, und die Seiten sind gröfstentheils, beim Männchen fast ganz rostfarben. Eben so unter- scheidet sich dieser Stteilsfu[ls von den beiden vorhergehenden noch durch den sehr platten Oberkopf — bei Nr. 1 ist dieser ziemlich, bei Nr. 2 stark gewölbt — und den an der Unter- kinnladesanftaufwärtsgekrümmten Schna- bel, welcher bei Nr. 1 und 2 stets ganz gerade ist. Auch sind die Zehen merklich länger als bei Nr. 1 und 2. Er bewohnt Holland und andere Kü- stenländer, wandert gern längs dem Strande, kommt aber besonders im Jugendkleide tief in das Land — am 2. Februar 1827 wurde einer auf dem Markte zu Roda ergriffen — und ähnelt in dem Betragen, der Nahrung und Fortpflanzung den nahen Ver- wandten, ZWEITE FAMILIE. Graukehlige Steilsfülse. Podicipes suberistati. Der Federbusch und die Haube ist kurz, wie abgestutzt, der Hals roth oder röth- lich, die Kehle im Hochzeitkleide mäu- segrau. Sie gehen nicht sehr hoch, doch höher als die vorhergehenden, nördlich hinauf, halten sich gern auf bivusenreichen Gewässern auf, und fressen Was- serpflanzen, Fische und grofse Wasserinsekten, 956 1) Der dänische graukehlige Steifsfuls. Po- diceps rubricollis, Lath, (Colymbus rubricol- lis, Linn.) Die Gurgel ist rostroth, der vornan der Unterkinnlade plötzlich niedrige Schna- bel mifst beim alten Männchen von der Stirn 211", beim alten Weibchen 191“, Seine Länge beträgt 20° bis 21” und seine Breite 31" bis 32", Das Hochzeitkleid. Der Schna- bel ist hinten hochgelb, vorn schwarz, der Augen- stern gelbröthlich, der Fuls auswendig hornschwarz, inwendig graugelb, der Oberkopf und ein Streif auf deın Hinterhaise dunkelschwarz, der übrige Oberkörper braunschwarz, der Spiegel weils, dıe Kehle und der Kragen hellmäusegrau, der Vor- derhals und Kropf hochrostroth, beim Männchen sehr schön, der übrige Unterkörper weils, tief- . graugefleckt, an den Seiten schwarzgrau. Im Win- terkleide ist wahrscheinlich der Federbusch und Kragen äulserst kurz und die Kehle weils. Das Jugendkleid. Der Schnabel ist hornschwarz, am Rande der Oberkinnlade und an der untern lehm- gelb,. der ganze Oberkörper braunschwarz, fast schwarz, der kaum angedeutete Kragen mit 2 brei- ten schwarzen Längenstreifen an den Kopfseiten, 3 solchen kleinen am Kinne und 2 solchen kurzen unten an der Kehle; der übrige Unterkörper wie bei dem alten Weibchen. Er bewohnt die dänischen binsenreichen Seen der Inseln und des Festlandes, kommt auch bei Greifswald, wenigstens jung auf der Wanderung mitten in Deutschland vor, ist scheu, verbirgt sich gern in den Binsen, frifst vorzugs- weise Wasserpflanzen, seltner Fische und Insekten, und legt 5 bis 4 weilse Eier. 957 2) Der kurzschnäblige graukehlige Steifs- fuls. Podiceps suberistatus, Bechst. (Colym- bus suberistatus, Linn. N. W. 1. Ausg. Ill. Th. Taf. 70, 107.) Die Gurgel ist rostroth, der kurze, vorn an der Unterkinnlade allmälig niedrige Schnabel mifst beim alten Männchen von der Stirn 181", beim Weibchen 18", Er ist 1“ kürzer und schmäler als Nr. 1 und fast noch schöner gezeichnet. Das Rostroth zieht sich hiuten am Nacken so weit herum, dafs das Schwarz nur noch an den Federspitzen sichtbar ist; auch haben die Seiten mehr Rostfarben als bei Nr. 1, der weilse Unterkörper ist aber weniger tiefgraugelleckt als bei diesem. Das Jugendkleid weicht ebenfalls ab; denn die Streifen an der weilslichen, hinten rostgelblich überflogenen Haube sind bei Nr. 1 lang und sehr dunkel, bei Nr. 2 aber kurz, tiefgrau, zuweilen nur angedeutet, so dals die weilslichen Federn in Streifen rostgrau 'be- spritzt aussehen. Die Zehen haben breitere Schwimm- häute als bei Nr. 1. Den Hauptunterschied bildet aber der Schnabel. Dieser ist beim Männchen um 3" kürzer, und nicht nur schmä- ler, sondern auch viel niedriger als bei Nr. 1; denn bei diesem wird er besonders an der Unter- kinnlade vorn plötzlich, bei Nr. 2 aber nur allmä- lig niedriger. Er lebt auf den binsenreichen Seen und grolsen ’"Teichen des nordöstlichen Deutsch- lands, kommt bei Greifswald, auf der Wanderung auch in Mitteldeutschland vor, und ähnelt in sei- nem Betragen, seiner Nahrung und Fortpflanzung Nr. 1. 958 3)Derschmalschnäblige graukehligeSteils- fuls. JPodiceps canogularıs, Br. (Colymbus suberistatus, Linn.) Die Gurgel ist roströthlich oder grau- lichrostfarben; der gestreckte, an der Un- terkinnlade allmälig niedrige Schnabel mifst beim alten Männchen von der Stirn 212", beim Weibchen 194", Er hat die Gröfse von Nr. 2, allein die Farbe und Gestalt seines Schnabels ist anders Bei Nr. 1 ist der Unterkiefer auch der Alten fast auf der ganzen Unterseite, bei Nr. 2 nur bis zur Hälfte, bei Nr. 3 nur 4 seiner Länge weit vor gelb; auch die Furche auf dem Unterkiefer ist verschie- den, bei Nr. 1 lang und tief, bei Nr. 2 kurz und breit, bei Nr. 3 mittellang, schmal und flach. In der Gestalt zeigen die Schnäbel folgende Unter- schiede. Der von Nr. 1 ist sehr stark und hoch, der von Nr. 2 kurz und nach vorn niedrig, hinten sehr stark, der von Nr. 5 hingegen durchaus schlank, überhaupt lang und nach vorn hin ganz allmälig niedrig und weit hin schmal, die Fülse von Nr. 3 ähneln denen von Nr. 2. Im Jugendkleide ist der ganze Oberkörper grauschwarz, die weilse Kehle nur an den Seiten mit einem grauschwarzen langen und kurzen Streif besetzt, der blalsrostfarbige Vor- derhals mit Grau gedämpft, der Kropf grauweifs, der übrigens weilse Unterkörper an den Seiten grau, und schwarzgraugefleckt. Er lebt nordöstlich von uns, schon bei Greifswald, besucht das mittlere Deutschlaud zuweilen auf dem Zuge, und hat die Sitten, die Nahrung und Fortpflanzung mit den nahen Verwandten gemein. Auf dem Zuge frifst er Fische. 959 DRITTE FAMILIE Nordische Steilsfülse. Podicipes septentrio- nales. Ihr Schnabel ist mittellang und gerade; die Alten haben oben hinter dem Auge lan- ge rostgelbe Federn. Sie bewohnen die sülsen Gewässer des Nor- den und fressen Wasserpflanzen. 1) Der grofse gehörnte Steifsfufs. Podiceps cornutus, Latham et Faber. (Colymbus Caspi- eus, Linn.? *) Colymbus obscurus, Linn, Mey: und Wolfs Taschb. die Abb. zu S. 426.) Der gerade Schnabel des Männchens miflst von der Stirn bis vor 13” bis 14"; der nackte Zügelstreif ist roth oder gelb- söthlich; die Stirn und der Scheitel sind sehr erhöht. Das alte Männchen dieses prachtvollen Vo- gels ist 14" 6" bis 15" 6 lang und 26” breitz das Weibchen ist um 1’ kürzer und schmäler. Hochzeitkleid. Der Schnabel ist hornschwarz, der Winkel und nackte Zügel pfirsichroth; um den blauschwarzen Augenstern steht ein silberweilser Kreis, um diesen der blafsjohannisrothe Augenstern; der Fufs auswendig schwarz, inwendig gelblich perlfarben, auf dem schwarzen Kopfe steht ein in 2 Büscheln auslaufender, oben hinter den Augen anfangender, oft 24"! langer Federbusch, unter ihm ein fast eben so langer schwarzer Kragen; der übrige Oberkörper ist schwärzlich mit grauen Federrän- dern auf dem Mantel; der Spiegel weils; der Vor- derhals und die Halsseiten schön rostroth; der übri- *) Colymbus Caspicus, Gmel., gehört schwerlich hierher, 960 &ens glänzend atlasweilse Unterkörper an den Sei- ten schwarzgrau und rostrotlh gemischt. Das Herbstkleid. Der aschblaue Schnabel auf dem Rücken dunkelgrau, der Federbusch und Kragen sehr kurz, oben hinter dem Auge ein undeut- licher rostfarbiger Streif; der übrige Ober- körper schwarzbraun, der ganze Vorderkörper glänzend silberweils, am Halse grau überfllogen, die Seiten schwarzgrau gewölkt; das Auge und der Schnabelwinkel wie im Hochzeitkleide. Im ersten Herbstkleide ist der Schnabel grünlichaschgrau, auf dem Rücken dunkelgrau; der Schnabelwinkel und nackte Zügel gelbröthlich; um den schwarzen Sehpunkt ein silberweilser Kreis, um diesen der feuerfarbige Augenstero; der Fufs auf der äufsern Seite dunkelhornfarben, auf der innern bleifarben, das ganze Gefieder fast wie im zweiten Herbst- kleide, aber ohne rostfarbigen Streif oben hinter den Augen. Dieser und der röthliche Augenstern sind ein untrügliches Kennzeichen des alten Vogels. Er bewohnt die nahe an der Kü- ste liegenden, mit Wasserkräutern zum Theil be- deckten Teiche Islands, kommt auf dem Zuge nach England, sehr selten vach Deutschland, am öfter- sten noch auf den Rhein, ist, wenig scheu, zärtlich gegen den Gatten, frilst auf dem Meere Conferva rupestris, auf dem, sülsen Wasser verschiedene Wasserkräuter, und legt 4 bis 6 weilse Eier. 2) Der kleine gehörnte Steilsfuls. Podiceps bicornis, Br. (Podiceps cornutus, auct., Co- Iymbus cornutus? et obscurus, Linn. N. W. 1. Ausg. Nachtr. "Taf. 54, 101. 102?) Der gerade Schnabel des Männchens milst von der Stirn bis vor 11“ bis 111"; 961 der nackte Zügelstreif ist roth oder.gelb- röthlichz; ‚die Stiro und der Scheitel sind kaum merklich erhöht. ss Er ist um 1” bis 2 kürzer und schmäler als Nr. 1, und hat. 1) einen viel schwächern und etwas kürzern Schnabel und 2) einen weit plattern Kopf; bei Nr. 1 ist die Stirn und .der Scheitel sehr, bei Nr..2 nur wenig gewölbt. Ueber- dies zeichnet ihn sein wenigstens um 3" kürzerer Federbusch, wie, das Grau am .Vorderhbalse, das viele Weils am Genick in den Winterkleidern hinlänglich aus. Sein eigentlicher, Sommeraufent- halt ist-mir unbekannt; im .Herbste und Frübjahre kommt er zuweilen, jedoch selten ‚auf den deut- schen Flüssen und Seen vor, und ähnelt dem vor- hergehenden. in der Nahrung, wie in .den ‚Sitten. Ein am 1. März 1829 auf. der Saale geschossenes Männchen hatte nichts als Fische im Magen. DerisländischenordischeSteilsfuls. Podi- ceps arclicus, Boje et Faber. (Colymbus auri- zus; Linn. ‚N. W. 1. Ausg, III. Th. Taf. 71, 109.) Der an der Spitze plötzlich niedrige Schnabel mifst von der Stirn 12’ bis 18"; dersnackte Zügel ist schmuziggelb; ‚die Stirn etwas, der Scheitel ziemlich stark gewölbt. Er hat die Gröfse des zunächst vorhergehen- den und in den Herbstkleidern täuschende Aehnlichkeit mit ihm, so dafs er in diesen nur an der oben bemerkten Schnabel- und Schädelgestalt zu unterscheiden ist. Mit Podi- ceps cornutus hat er in der Schnabelbildung einige Aehnlichkeit; aber die niedrige Stirn macht ihu kenntlich genug. Hochzeitkleid. Der schwarz- 6 962 braune Schnabel ist an der Spitze gelblich, an der Wurzel der Unterkinnlade wie der nackte Zügel- streif schmuziggelb; um den schwarzen Sehpunkt ein silberweilser Kreis, um diesen der rubinrothe Augenstern; der Fuls auswendig schwarz, inwen- dig gelblich perlfarbig; der Federbusch und Kragen kurz; der ganze Oberkörper schwarzbraun, der Spiegel weils, oben hinter den Augen ein Streif etwas verlängerter rostgelber Federn; der Kragen schwarzgrau, der Vorderhals, Kropf und die Sei- ten rostroth, der übrige Uuterkörper glänzendatlas- weils. Er bewohnt die sülsen Gewässer, selbst die hochliegenden auf Island, besonders den See My- vatn, ähnelt in seinem Betragen den gehörnten, liebt seine Brut aufserordentlich, frilst Wasser- pflanzen, und legt 3 bis 6 weifse Eier. Es ist mir sehr wahrscheinlich, dafs der von Boje in Norwegen entdeckte Steilsfuls eine be- sondere Nebenart bildet; die Verschiedenheit, wel- che man unter den nordischen Steilsfülsen antrifll, gibt dieser Vermuthung grolses Gewicht. Da nun überdies dieser Vogel bis Jütland herab- geht: so ist mit Gewilsheit anzunehmen, dafs sich standhafle Verschiedenheiten unter ihnen finden, allein weil es mir an einer hiulänglichen Anzahl dieser Steilsfülse fehlt: so kann ich nichts dar- über entscheiden. VIERTE FAMILIE OÖhrensteiflsfülse. Podicipes auriti. Sie haben einen sanft aufwärts gebo- genen Schnabel, eine kurze Haube und im Hochzeitkleide hinter den Augen lange zerschlissene, rostgelbe oder rostrothe Fe- 963 dern, fressen vorzugsweise Insekten, und gehen nicht hoch nördlich hinauf, 1)Der schwarzhälsige Ohrensteifsfufs. Po- diceps nigricollis, Br. (Podiceps auritus, aucto- rum. N. W. 1. Ausg. IIl. Th. 'Taf. 70, 108.) Der deutlich aufwärts gebogene Schna- bel mifst von der Stirn beim Männchen 113" bis 121", der Hals der Alten im Hoch- zeitkleide ist schwarz. Seine Länge beträgt 13” bis 14" 6'" und seine Breite 23" bis 24". Hochzeitkleid. Der Au- genstern ist brennend karminroth, der Fuls auf der äufsern Seite hornbleifarben, auf der innern bleigrau, der Schnabel, Kopf, ganze Oberkörper, Vorderhals und Kropf dunkelschwarz, der übrige Unterkörper und der Spiegel weils, die rostrolben Seiten schwarzgrau gewölkt; hinter den. Augen ste- hen 18” lange, strahlige, hell- und dunkelrost- gelbe Federn. Das Herbstkleid ähnelt wahr- scheinlich dem der zunächst vorhergehenden Arten. Bei den Jungen ist der Schnabel hornbleifarben, der Augenstern gelblich, der Fuls beinahe wie bei den Alten, die Haube kaum bemerkbar, der ganze Oberkörper matischwarz, der kurze Kragen weils, der Vorderhals schwärzlichgrau, der übrige Unter- körper weils, an den Seiten grau. Er bewohnt die mit Wasserkräutern bewachsenen Seen und Tei- che des östlichen, selten die des mittlern Deutsch- Jands, ist scheu und vorsichtig, schreit pfeifend, frilst vorzugsweise Insekten und ihre Larven, und legt 3 bis 5 weilse Eier. 2) Der rothhälsige Ohrensteilsfuls. JPodi- ceps aurilus, auclorum. Der sanft aufwärts gebogene Schnabel Bi * 964 milst von der Stirn beim Männchen 10” bis 11"; der Hals der Alten ist im Hoch- zeitkleide vorn rothbraun. Er ist eben so grols oder etwas kleiner als der zunächst vorhergehende, und ihm ganz ähnlich ge- zeichnet; allein im Hochzeitkleide, sind die langen strahligen Federn hinter den Augen dunkler, oft dunkelrostroth, und der Vor- derhals ist rothbraun. Im Jugendkleide ist das Grau des Vorderhalses lichter und die kurze Haube rostfarben eingefalst. Er kommt selten in der Gegend von Mainz und in 'Thüringen vor, und hat die Sitten und dre Nahrung mit dem vorher- gehenden gemein. FÜNFTE FAMILIE Zwergsteilsfülse. Podicipes minuti. Der Schnabel ist kurz und nach Ver- hältnifs stark, die Federn des Kopfs sind nur etwas verlängert, so dafs sie weder einen Federbusch, noch einen Kragen bil- den. Die hierher gehörenden Vögel sind die klein- sten Steilsfülse, und nähren sich nur von Insek- ten und ihren Larven. 1) Der hebridische Zwergsteilsfuls. Podi- ceps Hebricidus, Lath. (Colymbus Hebricidus, Linn.) KeineSchwungfeder ist ganz weils, der gestreckte Schnabel mist von der Stirn bis zur Spitze 9" bis 94”; die Stirn und der Scheitel sind sanft gewölbt; dieSchwimm- häute mittelbreit. 965 Er ist 10” 6'% bis 11" 3 lang und 17" 6'" bis 18" 6° breit, und der gröfste unter den Zwerg- steilsfülsen. Hochzeitkleid. Der schwarze Schnabel ist am Winkel wie der nackte Zügel gelb- grün, der Fuls auf der äufsern Seite schwärzlich, auf der innern hellhornfarben, der Augenstern röth- lichbraun, der Oberkörper glänzendschwarz, auf dem Mantel mit Braun gemischt; die Kehle und die Stelle vor den Augen schwärzlich, die Seiten des Kopfes und Halses wie die Gurgel kastanien- braunroth, der Kropf und die Seiten grauschwarz, der übrige Unterkörper glänzend grauweils, grau- schwarz gewölkt. Herbstkleid. Der graugelbe Schnabel ist auf dem Rücken graubraun, der Fuls lichter als im Frühjahre, der ganze Oberkörper braungrau, der glänzend atlasweilse Unterkörper an den Kopf- und Halsseiten, an der Untergurgel und an den Tragfedern hellgrau. Dieses Kleid wird im Februar und März, oft noch im April mit dem Hochzeitkleide vertauscht. Das Jugendkleid unterscheidet sich von diesem Herbstikleide un- trüglich durch die schwarzbraunen Streifen an der Kehle und an den Halsseiten; die Fülse sind blei- grüngrau, auf der innern Seite lichter; auch ist der Hals rostgrau. Im Flaumkleide ist der Schna- bel Sleischfarben, der Oberkörper, Vorderhals und die Seiten sind schwärzlich mit grofsen weils- und rostgrauen Streifen, der übrige Unterkörper ist weils; auf dem Kopfe ein grolser rostfarbiger Fleck. Er lebt nach Linn& auf der Insel Tiree, geht aber auch bis Mitteldeutschland herab, hält sich auf binsen-, schilf-, rohr- oder grasreichen Teichen auf, überwintert einzeln in Deutschland, ist unver- stört wenig scheu, hat zur Paarungszeit'ein gickern- des Geschrei, [rilst Wasseriusekten und ihre Lär- 966 ven, im Winter auch kleine Fische, und legt 8 bis 5 weilse Eier, 2) Der mittlere Zwergsteilsfuls. Podiceps minor, Lath. (Colymbus minor, Linn. N.W. 1. Aus2. Ill. Th, Lat. 74, 110, 177. 77327 Keine Schwungfeder ganz weils; der wenig gestreckte Schnabel mifst von der Stirn 83'" bis 9"; die Stirn und der Schei- tel sind stark gewölbt; dieSchwimmbhäule sehr breit. Er ist etwas kleiner als Nr. 1, und unterschei- det sich von diesem: 1) durch den weniger ge- streckten Schnabel, 2) die stark gewölbte Stirn und den buckelartigen Scheitel — bei Nr. 1 sind Stiro und Scheitel nur sanft gewölbt — 3) die Zeichnung. Diese ist schöner als bei Nr. 1. Im Hochzeitkleide ist der Oberkörper rein und glänzend maltschwarz, der Kropf uud die Seiten sind kaum heller, und die Brust und der Bauch schwärzlich mit Grauweils gemischt. Im Dunen- kleide sind die Streifen des Oberkörpers und Hal- ses viel schöner und deutlicher, grolsentheils rost- gelb. 4) Zeichnet sich dieser Steilsfuls noch durch seine breiten Schwimmhäute aus, von denen die der Mittelzehe 9'", bei Nr. 1 hin- gegen nur 8"' breit ist. Er lebt auf den mit Wasserkräutern bewachsenen 'Teichen des mittlern Deutschlands, überwintert selten in unserm Vater- lande, und hat das Betragen, die Nahrung und Fortpflanzung mit Nr. 1 gemein. 3) Der kleinste Zwergsteiflsfuls. Podiceps pygmaeus, Br. (Podiceps minor, auct., Colym- bus minor, Linn.) Keine Schwungfeder ist ganz weils; 967 der kegelartige Schnabel mifst von der Stirn 74 bis 84"; Stirn und Scheitel sind ziemlich stark gewölbt; die Zehen kurz, die Schwimmhäute breit. Es ist der kleinste unter allen Steilsfüfsen, 9" bis 10° lang und 16” bis 17" breit, und den beiden vorhergehenden ähnlich; allein sein Schna- bel ist merklich kleiner, seine Zehen sind viel kürzer und sein Schädel steht ın der Bildung zwischen Nr. 1 und 2 mitten inne. Seine Schwimmhäute sind nach Verhältnifs ebeu so breit als bei Nr. 2; seine Stirn aber ist viel niedri- ger, seit Schnabel und Fufs viel kleiner. Er scheint nordöstlich von uns zu wohnen, besucht die hiesi- gen Teiche nur zuweilen im Anfange des October, und ähnelt den nahen Verwandten in den Sitlen uod in der Nahrung. Zweite Sippe Taucher. Colymbus, Lath. Der äufserst zusammengedrückle, mit $ langen Vorder-, kurzer Hinterzehe und grofsen ganzenSchwimmhäuten versehene Fufs steht gauz hinten an dem sehr schlan- ken Körper, und bat ein ähnliches Knie- gelenk wie bei den Steifsfülsen; allein die grolse Röhre ragt noch mehrals bei die- sen über das Kniegelenk hinaus. Die Nä- gel sınd platt, aber höher und schmäler als bei den Steifsfüfsen; der Schnabel ist mittellang, stark, hoch, spitzig mit schar- fer Schneide; der Zügel befiedert; die Na- senlöcher nahe an der Stirn, oben mit ei- ner Haut; der Flügel schmal, kurz, spitzig 968 mıt vielen harten, starken, tief im Fleische steckenden Schwungfedern und langen Armknochen. DeräulserstkurzeSchwanz*) hat 16 bis 20 Steuerfedern; die ganze Be- fiederung, welche aus kurzen und harten Tedern besteht, ist ungemein dieht und knapp. DerKopf ist etwas gröfser und der Hals kürzer als bei den Steifsfüfsen; der Rumpf beinahe eben so gestaltet, ‘aber mit dem Unterschiede, dafs bei den Steilsfüs- sen das Brustbein kurz, bei den Tauchern sehr lang ist. Der innere Bau äbnelt dem der Steilsfüfse; nur ist die Luftröhre wei- ter; die Blinddärme sind lang und der Darm zeigt aufser ihnen zuweilen noch ein Anhängsel. Die Taucher sind Fufstaucher, wie die Steilsfüfse — sie tauchen also mit angeschlosse- nen Flügeln — und ähneln ihnen in vielen Stücken; allein sie tauchen ohne Sprung, hüpfen beim Gehen beinahe wie ein Frosch vorwärts, leben nur im Sommer auf sülsen Gewässern, im Winter gröfstentheils auf dem Meere, werden erst im dritten Jahre ausgefärbt, bauen auf Inselchen ein Nest von trockenen Wasserkräutern, oder gar keins, verschlucken keine Federn, haben keine Brutflecken, und legen 2 dunkel- graubraune, schwarzgefleckte, kleineEier. Die Weibchen sind etwas kleiner als die Männchen; beide brüten die Eier auf dem *) Nur die Steilsfüfse, welche auf schlammigen Grund tauchen, können den Schwanz entbehren, die Meervögel nicht, weil der Grund des Meeres an den Küsten oft Felsen ist. 969 Neste liegend mit wagerecht vorgelegtem Halse aus. Sie bewohnen vorzugsweise den Norden, flie- gen zur Brutzeit, wenig auf der Wanderung, mau- sern sich in der Regel zweimal, und verändern dadurch ihre Zeichnung wesentlich *), tra- gen aber ihr Winterkleid nur kurze Zeit, vom Ja- nuar bis in den März, ändern aber übrigens in der Zeichnung nach dem Geschlechte nicht ab. Das Winterkleid ähnelt dem Jugendkleide. Die zar- ten Jungen werden sogleich auf das Wasser und zum Aufsuchen ihrer Nahrung angeführt. Die Al- ten fressen am liebsten Fische; doch fand ich auch Pflanzenstoffe in ihrem Magen. ERSTE FAMILIE Eistaucher. Colymbi glaciales. (Colymbus gla- cialıs, Linn.) Sie haben einen gro[lsen hohen Schna- bel, im Hochzeitkleide einen schwarzen Kopf und auf dem ganzen Mantel und Un- terrücken weilse, fensterartige Flecken, ım Winterkleide einen schwärzlichen, mit silberaschgrauen Spitzenflecken besetzten Mantel, und im Winter- und Jugendkleide ein schwärzliches Querband über den After. Sie leben nur im hohen Norden, besonders auf Is- und Grönland, kommen aber auch bis nach Deutschland herab, *) Im Lehrb, steht, dafs die doppelte Mauser ihre Zeich- nung nicht verändere; dies ist unrichtig, wie mich spätere Beobachtungen gelehrt haben, 970 1) Der isländische Eistaucher. Colymbus glacialis, Linn. (alt. Colymbus immerg. Linn. Winter- und junger Vogel. N. W. 1. Ausg. III. Th. Taf. 66, 103.) Der sehr hohe Schnabel mifst von der Stirn 34" bis 40"; der Schwanz hat 20 Steuerfedern; die Stirnseiten sind sehr und plötzlich erhöht. Er ist 32" bis 36° lang und 4' 6” bis 10” breit. Hochzeitkleid. Der schwarze Schnabel ist an der Spitze hornfarben, der Augenstern röthlich, inwendig mit einem weilsen, auswendig mit einem schwarzen Kreis; der schwärzlichbraune Fufs in- wendig bleichfleischfarben, die Schwinimhäute gelb- lich mit länglichen schwärzlichen Flecken, der Kopf und Hals grünlichschwarz; in der Mitte des Halses steht ein vorn und hinten unterbrochenes, aus schwarzen und weilsen Längenstreifen zusammen- gesetztes Halsband; vorn über diesem ein so ge- färbter Querstreif; der übrige Oberkörper und die Seiten des untern sind dunkelschwarz mit weis- sen, fensterartigen Flecken; der übrige Un- terkörper weils, an den Seiten des Kropfes und der Oberbrust mit schwarzen Längenstreifen. Win- terkleid. Der Schnabel ist hornbleifarbig, der ganze Oberkörper und die Seiten schwärzlich, auf dem Mantel mit silberaschgrauen Spitzenflecken; der weifse Unterkörper am Vorderhalse schwärz- lich bespritzt, an den Seiten des Kropfes und der Oberbrust mit breiten schwarzen Längenflecken *). *) Dals dieser Vogel wirklich ein so gefärbtes Winter- kleid bekommt, zeigt ein altes Weibchen meiner Samm- lung, bei dem der volle Uebergang in das Winterkleid an den zum Theil noch kielenden Federn: des letztern zu sehen ist, 971 Das Jugendkleid. Der Schnabel vorn stumpf und hornweifslich, der hornschwarze Fufs auf der innern Seite und an den Schwimmhäuten gelblich- weils; das Gefieder wie im Winterkleide, nur mit dem Unterschiede, dafs der Oberkörper heller und der Vorderhals ganz weils, oder kaum merklich grau bespritzt ist. Im zweiten Jahre ähnelt die Zeichnung der im ersten. Die eben ausgekro- chenen Jungen sind mit graubraunem Flaum be- deckt. Er bewohnt die Seen und Teiche Islands bis hoch zwischen den Bergen hinauf, und kommt im Winter auf das Meer, schr selten an die deut- schen Küsten, hat eine furchtbar heulende, durch- dringende Stimme, ist sehr scheu, schwer todt zu schielsen, frifst Forellen und andere Fische, und legt gern auf Iuselchen 2 gelblich graubraune, dun- kelbraun- und tiefaschgraugefleckte Eier, 2) Der Riesentaucher. Colymbus maximus, Br. (Colymbus glacialis et immerg.) Der sehr hohe Schnabel milst von der Stirn 36 bis 43; der Schwanz hat 2% Steuerfedern; die Stirnseiten sind fast gar nicht erhöht. Er ist der gröfste aller Taucher, gewöhnlich 2" länger und breiter als Nr. 1, und von ihm vorzüglich durch Kopf und Fuls verschie- den. Bei Nr. 1 steigen die Stirnseiten plötzlich und stark, bei Nr. 2 aber nur allmälig und wenig über die Schnabelwurzel auf; auch mifst die äufsere Zehe des männlichen Fufses mit dem Nagel bei Nr. 1 höchstens 5" 2", bei Nr. 2 hingegen 5 7", Er lebt auf den Seen des nordöstlichen Europa, kommt ım Winter an der norwegischen, sehr sel- ten an der isländischen Küste vor, verirrt sich nur 972 zuweilen an die deutsche Nordküste, und hat das Betragen, die Nahrung und wahrscheinlich auch die Fortpflanzung mit Nr. 1 gemein. 3) Der Wintertaucher. Colymbus. hiemalis, Br. (Col. glacialiıs et immerg., Linn.) Der ziemlich hohe Schnabel milst von der Stirn 33" bis 40"; der Schwanz hat 18 Steuerfedern; die Stirnseiten sind etwas erhöht. f Er ist merklich kleiner als Nr. 2, und von ihm und Nr. 1 untrüglich durch die um 2 ge- xingere Zahl der Steuerfedern verschie- den. Von Nr. 1, mit dem er ziemlich. gleiche Grölse hat, unterscheidet er sich auch noch durch die langen Zehen und grofsen Schwimm- häute, welche er mit Nr. 2 gemein hat, und durch die sanft erhöhten Stirnleisten, welche bei Nr. 1 plötzlich aufsteigen. Herr Bruch in Mainz vermuthet, dafs die Zahl der Steuerfedern mit dem Alter wachse; allein 2 junge Vögel meiner Samm- lung haben schon 20 Steuerfedern, deren Zahl überhaupt bei keinem Vogel mit dem Alter regel- mälsig zunimmt. Er bewohnt Grönland, und geht wahrscheinlich bis Färöe herab, überwintert bei Island, ja er kommt jährlich im Herbste auf den Rhein herauf bis auf die schweizer Seen — alle grofsen Taucher, welche Hr. Bruch vom Rheine bekam, gehörten zu dieser Art. — ist aber ander- wärts .in Deutschland äufserst selten, brütet in Grönland und den ihm nahe liegenden nordischen Inseln, frilst Fische, und ähnelt Nr. 1 in der Fort- pflanzung, 975 ZWETTE FAMILIE Polartaucher. Colymbi arctici. (C olymbus. arclicus, Linn.) Der Kopf ist wie der Hinterhals tief- grau oder tiefaschgrau, die weilsen fen- sterartigen Flecken des Hochzeitkleides stehen nur aufden Seiten des Oberrückens, auf den Schultern und den Oberflügelm, Das Winterkleid ähnelt dem der Eistau- eher; in allen Kleidern geht ein schwärz- liches Querband über den After. Sie bewohnen : den Nordosten der alten Welt, fressen Fische, im Frühjahre auch Wasserpflanzen. 1) Der grofse Polartaucher. Colymbus ar- cticus, Linn. (N. W. 1. Ausg. Nachtr. Taf. 50, 60. und III. Th. Taf. 68, 105.) | Der starke, wenig gestreckte, kaum merklich bogenförmige Schnabel milstvon der Stirn 27" bis 82“, und ist hinten 9 bis 10 hoch; die Stirn wenig schmäler, als die Schnabelseiten; der Schwanz hat 18 Steuerfedern. Seine Länge beträgt 29" bis 82. und: seine Breite 49" bis 52". Hochzeitkleid. Der Schna- bel ist schwarz, der Augenstern hochrothbraun, der Fufs auswendig schwärzlich, inwendig silber- grau, an den Schwimmhäuten in einem Streif fleisch- farben; der ganze Oberkopf und Hinterhals |tief- aschgrau, der übrige Oberkörper und die Seiten dunkelschwarz, auf den Flügeln mit kleinen, auf den Schultern und den Seiten des Öberrückens mit grolsen, weilsen, fensterartigen Flecken; die Kehle und der Vorderhals veilcheuschwarz, mit einem 974 durch weilse Längenstreifen angedeuteten, vorn un- terbrochenen Querbande unter der Kehle; der übri- gens weilse Unterkörper hat an den Seiten des Halses und Kropfes schwarze und weilse Längen- streifen. :Winterkleid.*) Der Kopf und Hinter- hals tiefgrau, der übrige Oberkörper schwärzlich, mit hellern Federrändern, der ganze Unterkörper weils, an den Kropfseiten schwärzlich und weils- gestreift. Dieses Kleid trägt er vom Januar bis zum April. Jugendkleid. Der hornschwärzliche Schnabel ist an der Spitze hornweilslich, der Au- genstern braun, der Oberkopf und Hinterhals sehr dunkelgrau, der übrige Oberkörper und die Seiten schwärzlich mit silberaschgrauen Federspilzen, der weilse Unterkörper am Vorderhalse graubespritzt, an den Kropfseiten grau, mit hellern Federrändern. Er bewohnt das nordöstliche Europa, kommt auf der Wanderung in das mittlere Europa — ein alter Vogel wurde im Februar 1827 bei Leipzig, und ein frisch vermausertes altes prächtiges Männchen am 26. Mai 1825, 3 Stunden von hier geschossen — verirrt sich höchst selten nach Islaud,**) ist sehr scheu, nährt sich von Fischen, nur ım Nothfall von Wasserpflanzen, und legt 2 braune, einzeln schwarzgefleckte Eier. 2) Der langschnäblige Taucher. Colymbus macrorhynchos, Br. (Col. arcticus, Linn. N. W. 1. Ausg. Nachtr. Taf. 31, 61.) Der schwache, sehr gestreckte, merk- *) Alle von mir früher untersuchte im Uebergange begrif- fene Polartaucher waren junge Vögel, erst bei der herrli- chen Samml[ung des Hrn. Plofs zu Leipzig sah ich einen alten im Winterkleide. **) Ein junger Vogel meiner Sammlung ist von daher. 975 lich bogenförmige Schnabel mifst von der Stirn 31 bis 36"; der Schwanz hat 16 Steuerfedern. Er ist 2“ bis 3” kürzer und schmäler als Nr. 1, hat einen viel kleinern Körper, und unterscheidet sich untrüglich von allen 'Tauchern durch den nach Verhältnils sehr langen bogenförmigen Schnabel, und den nur aus 16 Steuerfedern bestehenden Schwanz. Sein Körper ist sehr klein, seine Breite aber oft 48". Er hat mit dem vorhergehenden die Zeichnung gemein, lebt wahr- scheinlich nordöstlich von Deutschland, kommt im Herbste bei Greifswald, Schleswig und auf dem Rheine, jedoch selten vor, ist scheu, sehr gewandt im Tauchen und im Fangen der Fische, welche fast seine einzige Nahrung ausmachen, und wird zuweilen todt an die Küste getrieben. 3) Der Ostseetaucher. Colymbus Balthicus, Hornschuch et Schilling. (Col. arctieus, Linn. Mey. und Wolfs Taschenb. die Abb. zu S. 448.) Derschwache, gestreckte, gerade Schna- bel milst von der Stirn 25" bis 29" und ist hinten nur 6” bis 7'" hoch; die Stirn viel schmäler als die Schnabelseiten; der Schwanz hat 18 Steuerfedern. Er hat mit _Nr, 2 die Gröfse gemein, unter- scheidet sich jedoch von ihm: durch den kür- zerngeradenSchnabel, und die um 2 grös- sere Zahl der Steuerfedern, von Nr, 1 aber durch die geringere Grölse — jener wiegt oft 6 Pfd., dieser höchstens 4 Pld. — den auch auf der Schneide der Unterkinnlade ge- raden, viel niedrigern Schnabel — bei Nr. 1 ist dieser 9” bis 10" bei Nr, 5 nur 6 bis 7" 976 hoch — und die Bildung der Stirnz bei Nr. 1 ist diese wenig, 'bei Nr. 2 viel schmäler: als die Schnabelseiten. Die verschiedenen Kleider hat er mit Nr. 1 gemein; ‚allein selten sieht man ihn im reinen Winterkleide. Er lebt auf den Seen des südöstlichen Rufslands, namentlich auf denen des Ural, erscheint im Herbste auf‘ der Ostsee, taucht und schwimmt mit-grofser ‚Schnelligkeit, frifst Fi- sche, und legt an’ den ‚oben ‚genannten Orten: 2 braune, schwarzgefleckte Eier, : DRITTE FAMILIE Rothkehlige Taucher. Colymbi rufignlares. (Col. septentrionalis, striatus et: borealis, Linn.) Sie haben einen etwas aufwärts gebo- genen, mittelgrofsen Schnabel, 20 Steuer- federn, im’ Hochzeitkleide einen rothen Gurgelfleck, und. fast ganz ungefleckten schwärzlichen Rücken, im Winterkleide einen durchaus. weilsgefleckten Mantel, und weifsen Vorderhals; das schwärzliche Querband über den After ist im Hochzeit- kleide deutlich, im Winterkleide nur an- gedeutet. Sie bewohnen häufig die Teiche des hohen Norden von Grönland bis nach Sibirien, wandern regelmälsig, und fressen vorzugsweise Fische, jung aber stets, und flugfähig im Nothfalle. Wasser- pflanzen. ' 1) Der nördliche rothhälsige Taucher. Co- Iymbus septentrionalis, Linn. (Col. stellatus et striatus, jung und im Winterkleide. N. W. 1. Ausg. Nachtr.: Taf. 31, 62.) Der Schwanz hat 20 Steuerfedern; der 977 merklich aufwärts gebogene Schnabel mifst von der Stirn bei den Alten 27" bis 28, bei den Jungen 25" bis 27", vom Win- kel bei den Alten 40 bis 43' bei den Jun- gen 38 bis 41"; auf dem gestreckten, 38 langen*) Kopfe steht der Scheitel merk- lich über die stark erhöhte Stirn empor. Seine Länge beträgt 27' bis 29 und seine Breite 44" bis 47". Hochzeitkleid. Der Schna- bel ist schwarzbraun, der Augenstern röthlichbraun, der Fuls auswendig braunschwarz, inwendig und längs der Mitte der Schwimmhäute hornweifslich; der Kopf und Hals aschgraulich, wie graues Hand- schuhleder anzusehen und anzufühlen; der Ober- kopf schwärzlichgefleckt, der Hinterhals mit grün- schwarzen und weilsen Längenstreifen; der Anfang des Rückens schwarz- und weilsgestreift, der übrige Oberkörper und die Seiten glänzend braunschwarz, auf den Flügeln weifsbespritzt, die ganze Gurgel glänzend kastanienbraunroth, der übrige Unterkör- per weils, an den’Seiten des Kropfes und der Brust mit schwarzen Längenflecken. Winterkleid. Der Schnabel ist grofsentheils bleihornfarben, der Ober- kopf und Hinterhals glänzend dunkelaschgrau, mit weilsen Federrändern, der ganze übrige Oberkör- per mattschwarz, mit kleinen weilsen Spitzenseiten- flecken, der blendendweilse Unterkörper an den ganzen Seiten mit schwarzen Längenflecken. Ju- gendkleid. Der Schnabel perlfarbig, über den Nasenlöchern dunkler, das Gefieder beinahe wie im Winterkleide, nur mit dem Unterschiede, dafs die weilsen Flecken des Oberkörpers nur weils- *) Die Messung geschieht in gerader Linie von der Stirn bis zum Hinterkopfe, 62 978 liche, schiefe Querstriche haben, und oft sehr wenig bemerkbar sind, der Unterkörper hingegen weniger schönweils, am Vorderhalse mit Tief- oder Schwarz- grau bespritzt ist. Im Flaumkleide ist der Ober- körper schmuzigbraun, der Unterkörper braun- grau, der Schnabel bleifarbig braun, der Augen- stern thonfarbig*). Er bewohnt die Teiche Nor- wegens und Islands, auch wenn sie hoch liegen, fliegt oft von einem Teiche zum andern, hat zur Brutzeit einen harten und einen heulenden Ton, ist weniger scheu als die vorhergehenden, frifst Forellen, Sprotten und Heringe, nistet am liebsten auf einer Insel, und legt 2 graubraune oder oliven- farbige, tiefbraun- und schwärzlichgelleckte Eier. 2) Der nordöstliche rothhälsige Taucher. Colymbus Lumme, Brünnich et. Brehm. (Col. septentr., striatus ei stellatus, Linn.) Der Schwanz hat 20 Steuerfedern; der deutlich aufwärtsgebogene Schnabelmifst von der Stirn bei den Alten 25' bis 261", bei den Jungen 22” bis 24", vom Winkel bei den Alten 33 bis 36", bei den Jungen 324 bis 35"; auf dem wenig gestreckten, 351% Jangen Kopfe sind Stirn und Schei- tel aufserordentlich erhöht. Er ist kaum kleiner als Nr. 1, und am sicher- sten von ihm: 1)‘durch den kürzern Schna- bel — dafs dieser viel kürzer als bei Nr. 1 ist, sieht man besonders, wenn man die Schnäbel bei- *) Dafs ich das Winterkleid dieses und der vorhergehen- den Taucher leugnete, rührt von der kurzen Dauer dessel- ben her; im November, oft im December . wird es an-, und im März schon wieder abgelegt. 979 der Vögel vom Winkel an mifst — und 2) den kürzern, aber nach Verhältnifs breitern und merklich höhern Kopf — bei Nr. 2 tritt der Scheitel ungewöhnlich, bei Nr. 1 nicht auffal- lend über die stark gewölbte Stirn vor — zu un- terscheiden. Sein Vaterland ist das nordöstliche Europa — ich erhielt ihn aus der hiesigen Gegend und von Greifswald, aber weder aus Norwegen, noch aus Is- oder Grönland, noch aus Holland — von wo er im Herbste an die Küsten der deutschen Ostsee, und jung auf die mitten im Lande liegen- den Gewässer kommt. In seinem Betragen und seiner Nahrung ähnelt er dem vorhergehenden. 5) Der nordwestlicherothhälsige Taucher. Colymbus borealis, Brünnich et Brehm. (Col. septentr., striatus et stellatus, Linn. N. W, 1. Ausg. III. Th. Tat. 67, 104.) Der Schwanz hat 20 Steuerfedern; der kaum merklich aufwärts gebogene Schnabel mifst von der Stirn bei den Al- ten 23. bis 263%, hei, den Jungen 22" Dis 2411, vom Winkel bei den Alten 37 bis 59", bei den Jungen 32" bis 36; auf dem etwas gestreckten, 354 langen Kopfe ist der Scheitel kaum höher als die sanft er- höhte Stirn. Er ist etwas kleiner als Nr. 1 und 2; und ih- nen sehr ähnlich; allein sein Schnabel ist sehr gestreckt, und fast gar nicht aufwärts ge- bogen, und sein Kopf auffallend platt; denn die Stirn ist wenig, und der Scheitel fast gar nicht erhöht; durch diese Schädelbildung unter- scheidet er sich untrüglich von Nr. 1 und 2. Er bewohnt Grönland, Färöe und andere nordwestliche 62 * 980 Inseln, kommt im Herbste an die Küsten der Ost- und Nordsee, häufig nach Holland, einzeln bei Greifswald und Schleswig vor, ist nicht sehr scheu, frifst vorzugsweise Fische, und legt 2 thonfarbige oder braungraue, braun- und schwärzlichgefleckte Eier. Sein Jugendkleid zeichnet sich gewöhn- lich durch den mit Rufsschwarz fast bedeckten Vorderhals vor dem der nahen Verwandten aus. Zweite Abtheilung. Fufsflügeltaucher. Colymbidae non solum pe- dum, sed etiam alarum ope mergentes. Sie haben 5 Zehen, ziemlich gestreck- ten Rumpf, mittelmälsig zusammenge- drückte Fülse, ganze Schwimmhäute, und keine über das Kniegelenk vorragende Knochenspitze an der grolsen Röhre. Sie gehen schlecht, klettern aber gut an den Scheeren, schwimmen geschickt, und tauchen mit Hilfe der Fülse und Flügel, indem sie mit den letztern wie die Teichhühner unter dem Was- ser rudern, wobei sie diese halb ausbreiten. Sie leben stets auf dem Meere, und kommen nur zu- fällıg auf das sülse Wasser. Erste Sippe. Lumme. ÜUria, Briss. Beide Kinnladen sind an der Spitze un- terwärts gebogen, überall, die Wurzel ausgenommen, ungefurcht, zusammenge- drückt, an der Schneide scharf; die ritz- artigen Nasenlöcher sind von den Stirn- federn bedeckt; die mittellangen Hülse 981 haben mittellange Zehen, und grofse ge- krümmte, spitzige Nägel; die spitzigen schmalen Flügel 10 Schwungfedern 1ster Ordnung, von denen die vorderste die längste ist; der sehr kurze Schwanz hat 12 Steuerfedern; die Weibchen sind etwas kleiner als die Männchen, haben aber wie diese im Sommer einen braunen, im Win- ter einen weilsen Vorderhals; die Jungen ähneln den alten Wintervögeln. Die Lummen bewohnen zur Brutzeit die Fel- sen und Scheeren des Meeres, nähern sich aber aulser derselben dem Lande nur, wenn sie von Stürmen angetrieben werden, sind also wahre Meer- bewohner, welche dem hohen Norden beider Wel- ten angehören. Sie wandern jedoch unregelmälsig, sind sehr gesellschaftlich, selbst zur Brutzeit oft in ungeheuern Schaaren. Sie tauchen mit Hilfe der Flügel auf den Grund des Meeres, fressen Fische, welche sie den Jungen im Schnabel zutra- gen, und legen in die Ritzen steiler Felsen ihre grolsen Eier geradezu auf den Stein, von denen jedes Paar nur eins hat, welches von beiden Gatten mit einem grolsen, in der Mitte des Bauches ste- henden Brutfilecke ausgebrütet wird. Gehen die Eltern eines Eies zu Grunde, so nehmen sich fremde Lummen des verlassenen Eies an. Die Jungen ge- hen halb erwachsen, aber schon befiedert aus dem Neste, indem sie sich in das Meer stürzen, 4) Die dumme Lumme. DUria troile, Lath. (Colymbus troile et minor, Linn.) Der sehr gestreckte, unter den Nasen- löchern schmale Schnabel, mifst von der Stirn beim Männchen 23 bis 25”, beim 982 Weibchen 21" bis 23", vom Kinne bei je- nem 19" bis 21", bei diesem 18"' bis 19; die Stelle rings um das Auge ist braun, der Scheitel höher als dieAugenknochen- ränder. Seine Länge beträgt 19" bis 20”, und seine Breite 28” bis 29". Hochzeitkleid. Der Schna- bel ist hornschwarz, der Augenstern braun, der schwarzbraune Fufs auf der Fulswurzel und den Zehen gelbbraun, der ganze Oberkörper und Vor- derhals sammetbraun, auf dem Flügel mit einer weilsen Binde; der vom Halse an weifse AUnter- körper an den Seiten mit braunschwarzen und weis- sen Längenstreifen. Im Winter ist der ganze Unterkörper und die Seiten des Halses weils, hin- ter dem Auge mit einem langen schwärzlichen Streif. Die Jungen ähneln den Alten im Winter- kleide, haben aber einen hellern Schnabel, Fufs und Oberkörper. Sie bewohnt Island und Färöe, kommt im Winter an die dänischen, selten an die deutschen Küsten, hat eine schnarrende Stimme, ist gar nicht scheu, frifst Fische, und nistet in un- seheuren Schaaren, in Felsenwänden und auf Schee- ren. Das grolse Ei ändert sehr ab; ist aber ge- wöhnlich grün, braungefleckt. 2) Die weilsgeringelte Lumme. (?) Uria leucopsis, Dr. (Uria ringvia, Brünn.) Der sehr gestreckte, unter den Nasen- löchern schmale Schnabel milst von der Stirn beim Männchen 23!" bis 251"', beim Weibchen 22 bis 24", vom Kinne bei je- nem 181" bis 191, bei diesem 16 bis 173"'; rings um das Auge ein weilser Ring. Sie ist gewöhnlich etwas grölser als Nr. 1, 985 und ihr sehr ähnlich, hat aber im Hochzeit- und Winter-, nicht im Jugendkleide einen weilsen Ring um das Auge, welcher in einem oft 15'" langen Striche hinter demselben sichtbar ist. Sie hat ganz das Betragen und Geschrei der vorhergehenden, brütet auch unter ihren Schaaren auf Island und Färöe, kommt sehr selten an die deutsche Nordküste, und legt ein jener sehr ähn- liches Ei. Da nicht nur Hr. Faber auf Island, sondern auch der Herr von Graba sie auf Färöe im Frühjahre 1828 unter Uria troile fand: so ist es noch ungewils, ob sie eine eigne Art ausmacht oder nicht. 5) Die norwegische Lumme. Uria Norwe- gica, Br. (Uria troıle, auct., Col. troıle, Linn. N. W. 1. Ausg. III. Th. Taf. 64, 99.) Der unter den Nasenlöchern breite, wenig gestreckte Schnabel mifst von der Stirn beim Männchen 201 bis 22", beim Weibchen 18} bis 20, vom Kinne bei je- nem 16 bis 18, bei diesem 141" bis 16"; die Stelle um das Auge ist braun, der Scheitel niedriger als die Augenknochen- ränder. Sie ist kaum kleiner als Nr. 1, und ihr ganz ähnlich gezeichnet; allein ihrSchnabelist kür- zer, und unter den Nasenlöchern wie ihre Stirn breiter — der lange Schnabel von Nr. 1 und 2 ist nicht so breit als der kurze von Nr. 3 — und ihr Kopf ganz anders. BeiNr. 1 steht der Scheitel merklich höher, bei Nr. 8 tiefer als die Augenknochenränder. Sie lebt in ungeheuern Schaaren an den Felsenküsten und den Scheereu Norwegens, kommt selten südlicher, äufserst sel- 984 ten an die deutsche Nordseeküste, und "ähnelt in dem Betragen, der Nahrung und Fortptlanzung den vorhergehenden. 4) Die Brünnich’sche Lumme. ÜUria Brün- nichü, Sabine. (Uria Francsü, Leach., Col. troile, Linn.) Der kurze, hinter den Nasenlöchern schmale mittelhohe Schnabel mifst von der Stirn 16 bis 18“, vom Kinne 114“ bis 13", vom Winkel 31" bis 32", am Nagel in der Höhe 6" bis 64"; der Scheitel ragt über die wenig aufgeworfenen Augenkno- chenränder empor. Sie ist so grol[s als Nr. 2, und von allen vor- hergehenden durch den kurzen Schnabel, die weniger braungefleckten Seiten des Kör- pers, und den weilsen Streif anden Schna- belseiten hinlänglich verschieden. Sie bildet mit Nr. 3 den vollkommenen Uebergang zu Uria po- laris, lebt in Grönland, auf Grimsöe und Nordis- land, wahrscheinlich auch auf Spitzbergen, hat mit den vorhergehenden die Sitten, die Nahrung und Fortpflanzung gemein, und wird nur durch so aulserordentliche Ereignisse, wie der Sturm am 2. Februar 1825 war, an die deutsche Nordseeküste geworfen. 5) Die Polarlumme. Uria polaris, Br. (Uria Brünnichii, auct., Alca pica, Fabricius.) Der kurze, hinter den Nasenlöchern breite sehr hohe Schnabel mifst von der Stirn 16 bis 18", vom Kinne 12" bis 14", vom Winkel 27“ bis 30", am Nagel in der der Höhe 7 bis 74", 985 Sie ist wegen ihres kurzen Schnabels nur mit Nr. 4 zu verwechseln; allein ihr Schnabel ist viel höher und breiter, und durch seinen vortretenden Nagel sehr ausgezeichnet. Er ähnelt dem eines halbjährigen Tordalks, so dafs man begreift, wie Zabriczus diese Lumme, welche den Uebergang zu den Alken bildet, Alca pica nennen konnte. Ueberdies unterscheiden diesen Vogel die breite Stirn, der breite Rachen und die so vortretenden Augenknochen- ränder, dafs sie oft hoch über den Schei- tel vorstehen. Sie hat an den Seiten fast gar kein Braun, lebt häufig in Grönland, ähnelt den vorhergehenden im Wesen, in der Nahrung und Fortpflanzung, und wird nur durch aufserordent- liche Stürme höchst selten an die deutschen Kü- sten der Nordsee verschlagen. Noch gibt es eine Lumme im höchsten Nor- den, welche mein geehrter Freund, Hr. Benicke in Schleswig, meines Wissens allein besitzt. Sie ist am ganzen Körper braun, und wurde von ihrem Besitzer Uria unicolor genannt. Zweite Sippe Grylilumme. Cephus, Cuv. Der Schnabel ist bis zu einem kleinen Ausschnitt an der untern Kinnlade und dernach unten gebogenen Spitze der obern gerade, etwas zusammengedrückt, scharf an den Schneiden, und mittellang; das ganze Gefieder, einen weilsen grolsen Flügelfleck ausgenommen, im Hochzeit- kleide schwarz. Alles Uebrige ist wie bei der vorhergehenden Sippe, mit folgenden Unterschieden: 1) sind die Fülse deralten 986 GrylIllummen stets schönroth, dieder wah- ren Lummen dunkelgefärbt; 2) ist der hin- tere Rand des Brustbeins viel länger als bei den andern Lummen, 3) sind diese im zweiten, die Grylllummen aber erst im vierten Lebensjahre ausgefärbt und zeu- gungsfähig; 4) haben diese 2 Brutflecken, und legen oft 2 Eier, die wahren Lummen aber jedes Paar stets nur 1Ei, was beiden Grylllummen nur zuweilen derFall ist; 5) weichen die Jungen der Grylllummen, welche bei den wahren Lummen nur wenig von den Alten im Winterkleide verschie- den sind, von den Alten sehr ab; 6) bringt die Herbstmauser bei den Grylllummen eine weit grölsere Veränderung hervor als bei den wahren Lummen. Im Uebrigen ähneln die Vögel beider Sippen einander sehr. Auch die Grylilummen bewoh- nen den Norden beider Welten, halten sich nur zur Brutzeit in den Felsen und Scheeren, aufser ihr stets auf dem Meere auf, schwimmen und tau- chen wie die wahren Lummen, fliegen und ge- hen aber besser, obgleich das Letztere auf den Fufswurzeln, und fressen aufser den Fischen Schal- thiere. In Hinsicht der Farbenveränderung dieser Vögel verdient noch bemerkt zu werden, dafs meh- rere das Hochzeitkleid gar nicht ablegen, eine Er- scheinung, welche auch bei den Tauchern, Co- Iymbus, zuweilen vorkommt, und die Erkennung des Winterkleides dieser Vögel erschwert. Die Grylilummen sind zutrauliche und zärtliche Vö- gel, welche nahe an die Boote und Schifle heran- schwimmen, und ihres angenehmen Wesens wegen grönländische Tauben heilsen. Die Männ- 987 chen haben zur Brutzeit eine angenehme flötende Stimme. Die grolsen Eier zeigen auf weilslicher Grundfarbe dunkle Flecken. 1) Die nordeuropäische Grylilumme, Ce- phus grylle, Cuv. (Uria grylle, Lath., Col. grylie, Linn. N. W. 1. Ausg. Ill. Th. Taf. 64, 100.) Ein grofser Theil des Oberflügels ist reinweils, oder weils mitschwarzen Quer- binden; der starke Schnabel wenig zusam- mengedrückt; der Scheitel steht buckel- artig über die Stirnleisten vor; die vor- dersten breitenSchwungfedern bilden eine breite Flügelspitze, keine 2ter Ordnung hat eine weifse Spitzenkante. Ihre Länge beträgt 13’ bis 14", und ihre Breite 22" bis 23”. Hochzeitkleid. Der Schnabel ist braunschwarz, der Winkel, Rachen und Fufs, sehr schön hochzinnoberroth; der Augenstern braun, das ganze Gefieder, ein grolser reinweilser Schild auf dem Flügel ausgenommen, sammetschwarz mit srünem Schiller. Winterkleid. Der Schnabel- winkel und Fufs hellmennigroth, der Flügelfleck wie im Sommer, der übrige Oberkörper schwarz, mit weilsen, auf dem Hinterhalse besonders breiten Spitzenkanten; der ganze Unterkörper weils. Das Flaumkleid. Der Schnabel ist braun, der Fuls bleifarbig, der ganze Körper mit grauen Dunen bedeckt. Jugendkleid. Der Schnabel ist schwärz- lich, sein Winkel und der Fufs hellmennigroth, der Oberkörper schwärzlich, auf dem Flügel 5 weilse und 5 schwarze unterbrochene Querbinden, der weilse Unterkörper an dem Vorderhalse und den Seiten stark, übrigens wenig mit Schwarzgrau 988 gefleckt. Im ersten Winter ist der Oberkör- per dunkelschwarz, auf dem Halse und Bürzel mit weilsen Federrändern; der Flügel mit 4 bis 5 weis- sen und schwarzen Querbinden, der weilse Unter- körper von der Brust an mit schwärzlichen Spiz- zenflecken, an den Seiten mit solchen Längenstrei- fen. Im August des 2ten Sommers ist das Gefieder kohlschwarz, mit grünem Schiller, der Oberflügel mit 4 bis 5 weilsen und schwarzen Querbinden bezeichnet, Im zweiten Winter ähnelt das Kleid dem der Alten, zeigt aber noch mehr als 2 weilse und schwarze Flügelbinden. Im dritten Sommer bekommt der Vogel schon im Junius sein schwarzes Kleid, und 2, oft nur 1 schwarze Binde auf dem Flügel, und im dritten Winter und vierten Sommer ist er ausgefärbt. Diese Grylllumme bewohnt die felsigen Küsten Islands und Norwegens, bis zur Insel Weiröe bei Samsöe im Kattegatt herab, bleibt grofsentheils im Winter an den Küsten des Brutortes, geht aber zum Theil auch südlich — ich vermuthe, dafs die am nordöstlichen wohnenden Unterarten die Plätze der südlicher lebenden im Winter einnehmen, was bei vielen Vögeln, z. B. den Schwätzern und Gold- hähnchen der Fall ist — und kommt dann zuwei- len auch an die Nordküsten unseres Vaterlandes, nimmt zur Brutzeit gewöhnlich die unterste Stelle in den Felsen ein, frilst Fische und Schalthiere, und legt 1 bis 2 weilsliche, braun- und dunkel- aschgraugefleckte Eier. 2) Die langschnäblige Grylilumme. Cephus arcticus, Br. (Uria arctica, Br. (Uria grylie, auct., Col. grylle, Linn.) Ein grofser Theil des Flügels ist rein- 989 weils, oder weils mit schwarzen Quer- binden; der schwache Schnabel lang, äus- serstzusammengedrückt; der ganze Ober- kopf ungewöhnlich platt; die breiten vor- dersten Schwungfedern bilden eine breite Flügelspitze, und keine 2ter Ordnung hat eine weilse Spitzenkante. Sie hat Gröfse, Gestalt und Zeichnung von Nr. 1, allein ihr Schnabel und ihr Kopf sind ganz anders als bei dieser. Der erstere ist bei Nr. 1 stark, wenig gestreckt, an der Stirn und am Winkel breit, weswegen er einen breiten Rachen bildet; bei Nr. 2 hingegen ist er schmal, lang ge- streckt, an der Stiro und am Winkel sehr schmal, weswegen er einen engen Rachen bildet. Bei Nr. 1 steht der Scheitel hoch und buckelartig über die erhöhten Stirnseiten empor, bei Nr. 2 hingegen ragt er kaum über die platte Stirn empor. Auch haben die alten Vögel bei Nr. 1 kein, bei Nr. 2 aber stets etwas Weils auf der innern Fahne der vordern Schwungfedern *). Sie bewohnt das nörd- liche Grönland, wandert im Winter südlicher, ist aber im mittlern Europa und an der norddeutschen Küste eine fast nie gesehene Erscheinung, und hat die Sitten, die Nahrung und Fortpflanzung mit Nr. 1 gemein. 3) Meisner’s Grylllumme. Cephus Meisneri, Br. (Uria Meisneri, Br., Uria Grylle, auct., Colymbus grylle, Linn., Columba Groenlan- dica, Albin. Meyer und Wolts 'Taschenb, die Abbild. zu S. 444.) Ein grofser Theil des Oberflügels ist *) Dals Faber dieses Weils auch den isländischen Gryll- lummen beilegt, rührt wohl daher, dals die grönländischen nach Island wandern. 990 reinweils, oder weifs mitsch warzen Quer- binden, der starke, etwas kurze Schnabel, istauf den Seiten kaum zusammengedrückt der Scheitel steht nicht oder kaum über die Stirnleisten empor; die vordersten breiten Schwungfedern bilden eine breite Flügelspitze; keine 2ter Ordnung hat eine weilse Spitzenkante. Sie ist eben so grofs oder kaum kleiner als Nr. 1 und 2, und unterscheidet sich von Nr. 1 durch den kürzernSchnabel, und viel nie- drigern Scheitel — bei Nr. 1 steht er hoch, bei Nr. 2 nicht, oder wenig über die Stirnleisten empor — den längern weilsen Schild auf dem Flügel, und das Weils auf der innern Fahne der vordern Schwungfedern, welche auch die alten Vögel zeigen. Mit Nr. 2 ist sie we- gen ihres kürzern, viel stärkern, an der Stirn und dem Kinne breitern Schnabels nicht zu verwechseln. Auch hat sie einen höhern Scheitel als Nr.2. Sie ist die gewöhnliche Gryli- lumme in Grönland, wandert im Winter südlich, und kommt dann sehr selten nach Holland und den Nordküsten von Deutschland, und ähnelt den vor- hergehenden in den Sitten, der Nahrung und Fort- pflanzung. Ihre Eier sind zuweilen rothgefleckt. 4) Die färöische Grylllumme. Cephus Fae- roeensis, Br. (Uria grylle, auct., Col. grylie, Linn.) Ein grofser Theil des Oberflügels ist reinweils, oder weils mitschwarzen Quer- binden, der mittelstarke Schnabel istziem- lich zusammengedrückt; der Scheitel steht nicht oder etwas über die hohen Stirn- 991 leisten empor; die vordersten schmalen Schwungfedern bilden eine schmale Flü- gelspitze; keine Schwungfeder 2ter Ord- nung hat eine weifse Spitzenkante. Sie ist merklich kleiner als alle vorhergehen- den Grylllummen, wenigstens 1" kürzer und 1” bis 2” schmäler, und nicht nur dadurch, sondern auch durch ihren platten Kopf, auf welchem der Scheitel kaum über die erhöhten Stirnseiten vor- steht, von Nr. 1 und Nr. 3, und durch ihren kur- zen Schnabei von Nr. 2, sondern auch durch ihre schmalen Schwingenspitzen von allen ver- schieden. Sie lebt an den felsigen Küsten Färöes und der nahe liegenden Inseln, kommt an die deut- schen Küsten der Nordsee, und hat das Betragen, die Nahrung und Fortpflanzung mit den nahen Ver- wandten gemein. 5) Die Eisgrylilumme. Cephus glacialis, Br. (Uria glacialis, Br., Uria Mondtü, Lichten- stein,, Uria grylle, auct., Col. grylle, Linn.) Ein grofser Theil des Oberflügels ist reinweils, oder weils mit schwarzen Quer- binden; mehrere Schwungfedern 2ter Ord- nung haben eine weilse Spitzenkante, Sie ist kaum gröfser als Nr, 4, und hat die Gestalt und Zeichnung von den vorhergehenden; allein ihr Flügel zeigt an allen Schwung- federn viel Weils, und an den meisten 2ter Ordnung eine weilse Spitzenkante in je- dem Alter. Sie ist wohl die nördlichste unter allen Lummen, lebt an den Küsten Spitzbergens, ist den vorhergehenden ähnlich in de:n Betragen, der Nahrung und Fortpflanzung, kommt fast nie an die deutschen Nordküsten, wurde zu gleicher 992 Zeit von dem Herrn Professor Lichtenstein und mir entdeckt. Dritte'Srippe Krabbentaucher. Mergulus, , Ray. Der sehr kurze, oben gewölbte Schna- bel ist fast so breit als hoch, an der schar- fen Schneide eingezogen, vor der scharfen Spitze an beiden Kinnladen mit einem Ein- schnitte, bei alten Vögeln mit wenig be- merkbaren Furchen vor den eirunden Na- senlöchern; der Flügel wie bei den Gryll- lummen, ebenso der kleine, aus 12 Steuer- federn zusammengesetzte Schwanz. Die Füfse stehen nicht ganz so weit hinten als bei diesen, und sind am Schienbeine nicht so weitnach der Ferse herab mit der Bauch- haut verwachsen; die Befiederung äulserst dicht und knapp. Das Gerippe beinahe wie bei den Grylilummen; allein das Brust- bein ist auch nach Verhältnifs kürzer, schmäler und hat eine höhere Leiste. DieKrabbentaucher bilden eine eigene Sippe nicht nur nach der Bildung des Schnabels, sondern auch nach der der Fülse, welche weiter vorn und freier von der Bauchhaut stehen. Deswegen gehen sie auch geschickter als die Lummen und Gryll- lummen, und zwar nicht wiedie dieser bei- den Sippen auf der ganzen Fulswurzel, sondern auf den Sohlen. Auch ihre reinbläu- lichweilsen Eier, von denen jedes Paar nur 1 hat, und mit einem Brutfleck an jeder Seite des Unter- körpers ausbrütet, unterscheiden sich sehr von de- nen der Lummen und Grylilummen. Eben so 995 haben sie in ihrer Lebensart manches von der der genannten Sippen Abweichende, und nähern sich in einiger Hinsicht den Larventauchern und Alken. Besonders schlielsen sie sich an 'Tem- mincks Sippe Phalaris, welche ihre Stelle in den nordöstlichen Meeren zu vertreten scheint, an. Sie leben im Sommer zwischen dem Eise des Nordpols vom 70° bis 80° nördl. Br. und zwar im Nordwe- sten, weswegen Grimsöe ihr östlichster Brütplatz ist, Im Winter wandern sie gröfstentheils fliegend südlicher, kommen dann bis Dänemark, ja zuwei- len bis an die deutschen Nordküsten herab. Ihre Hauptnahrung sind Krabben, welche sie vom Grunde des Meeres heraufholen. Das Ei legt das Weib- chen tief unter Steine ohne Unterlage; mehrere Paare sind in geringer Entfernung von einander, und zur Zugzeit sind sie oft in ungeheuern Schaa- ren. Im Sommer und bei den Jungen ist der Vorderhals schwarz, im Winter bei allen weils, mit grauem Grunde; die Weibchen haben einen kleinern Schnabel als die Männchen. 1) Der plattscheitelige Krabbentaucher. Mergulus alle, Ray. (Alc« alle, Linn., Uria minor, Briss.) Der schwarze Flügel hat an mehrern Schwungfedern 2ter Ordnung weilse Spiz- zen und an mehrern Schulterfedern weilse Kanten; der Scheitel ist niedriger als der Augenknochenrand. Er ist 9" bis 10" lang und 16” bis 17" breit. Hochzeitkleid. Der schwarze Schnabel hat vor den Nasenlöchern eine Furche; der Augenstern ist braun, der bleifarbige Fuls an den Schwimmbhäuten schwärzlich; der ganze Oberkörper glänzend dunkel- 63 994 schwarz, der Flügel hat wie oben über dem Auge ein. kleines weilses Fleckchen; der Vorderhals schwarz, der übrigens weilse Unterkörper an den Seiten mit schwarzen Längenstreifen. Winterkleid. Der Oberkörper wie im Hochzeitkleide hinter den Au- gen weilslich, schwärzlich bespritzt; der weilse Un- terkörper an dem Kinne grau, an dem Vorderhalse mit mehr oder weniger durchschimmerndem tiet- srauem Grunde. Das diesem Winterkleide ähnliche Jugendkleid hat einen maltschwarzen Vorderhals. Er bewohnt Grimsöe und andere jen- seits des Polarkreises liegende Länder, die letztern in ungeheuerer Anzahl, ist wenig scheu, schwimmt und taucht — das Letztere mit Hilfe der Flügel — sehr gut, kommt im Winter nicht nur bis an die dänische, sondern auch bis an die deutsche Küste der Nordsee herab — ein Stück wurde sogar in der Schweiz geschossen — hält sich fast immer auf dem oflenen Meere auf, schwimmt mit grofser Geschicklichkeit auf den tobenden Wogen, frilst Schalthiere und Insekten, besonders kleine Krebse und Krabben, zur Brutzeit vielleicht auch Wasser- pflanzen, und legt unter Steinen in Höhlen ohne Nest ein grolses grünlichweilses Ei. 2) Der hochscheitelige Krabbentaucher. Mergulus arcticus, Br. (Alca alle, Linn., Uria minor, Briss. N. W. 1. Ausg. III. Th. Taf. 65, 102.) Der schwarze Flügel hat an mehrern Schwungfedern 2ter Ordnung weilse Spiz- zen, an mehrern Schulterfedern weilseKan- ten; der Scheitel ist merklich höher als der Augenknochenrand. Sie hat Gröfse, Gestalt und Zeichnung mit Nr. 1 gemein; allein ihr Schnabel und Kopf 995 ist anders. Der erstere ist bei Nr. 2, weil der Nagel weniger vorsteht, gewöhnlich niedriger als bei Nr. 1, aber stets durch die Beschaffenheit der Furchen verschieden. Bei Nr. 1 ist bei alten Vögeln, wie auch Faber versichert, nur 1 Furche vor den Nasenlöchern deutlich, bei Nr. 2 hingegen bemerkt man vor diesen 2 ganz deutliche Furchen, zuweilen sogar noch die Andeutung einer dritten. Einen eben so deutlichen Unterschied bie- tet der Kopf dar. Bei Nr. 1 ist der Scheitel niedri- ger, bei Nr. 2 höher als der Augenknochenrand. Er lebt in unglaublicher Menge im nördlichen Grönland im August, besonders um den 76° nördl. Br. und 64° bis 67° westl. L., zur Brutzeit noch nördlicher, wandert östlich und kommt dann zu- weilen in das mittlere Europa, wohl auch an die deutschen Nordküsten herab, ist ganz zahm, frifst Krabben, die seinen Koth roth färben, und ähnelt in der Fortpflanzung wahrscheinlich Nr, 1. Vierte Sıppe Larventaucher. Mormon, Illiger. Der Schnabel ist an seinem Ursprunge höher als Stirn und Kinn, bei den Alten buntgefärbt und mit Querfurchen besetzt, sehr schmal uud hoch, auf dem Rückeu beider Kinnladen sehr bogenförmig, auf der bogenförmigen Schneide vorn gezäh- nelt mit grolser Nasenhaut, unter welcher mit der Schneide gleichlaufend die ritz- artigen Nasenlöcher liegen. DieFülse bei- nahe wie bei den Krabbentauchern, aber stärker mit grolsen, spitzigen, schr ge- krümmten Nägeln, von denen der der in= 63 * 996 nern Zehe auf die Seite gerichtet ist; die Flügel kürzer als bei den Lummen, aber ebenso; der aus 16 Steuerfedern bestehen- de Schwanz ist sehr kurz, die Befiederung äufserst dicht und ziemlich knapp, der Schnabelwinkel hat eine faltige Haut, das Augenlied oben und unten eine Wulst. Das Gerippe weicht darin von dem der Lummen ab, dafs sich das schmale Stirn- bein nicht über die Augen verbreitet, der Hinterkopf weniger zusammengedrückt, das Brustbein kürzer und schmäler ist, und 1 Rücken- und Schwanzwirbel, !wie auch 1 Rippe weniger als bei den Lnmmen gefunden wird. Der Magen ist sehr merk- würdig gebildet. Die Weibchen sind klei- ner als die Männchen, die Jungen vorzüg- lich an dem Schnabel anders gebildet als die Alten, fast ohne Furchen;z die Alten nach der Jahreszeit trotz ihrer doppelten Mauser nicht verschieden gezeichnet. Die Larventaucher unterscheiden sich sehr von den Lummen und auch von den Alken nicht pur durch die Gestalt und Farbe des Schnabels, wie durch die Zeichnung, sondern auch durch das Betragen und die Lebensart. Sie gehen gewandter und zwar auf den Sohlen, wie die Krabbentau- cher, klettern aber ungeschickter als die Lum- men und Alken, und graben sich Netslöcher. Sie tauchen schnell mit Hilfe der Flügel, und stür- zen sich aus der Luft kopflings in das Wasser, leben fast beständig auf dem Meere und in grolsen Gesellschaften. Sie haben an jeder Seite einen Brut- lleck, und legen ein grofses kalkweilses, kaum merklich dunkelgeflecktes Ei. Das Junge ist nicht 997 wie das der Lummen, Grylllummen und Krab- bentaucher mit kurzem, sondern mit langem Flaum bedeckt, bleibt, bis es fliegen kann, im Ne- ste, wird aber bald von den Eltern verlassen. Sie sind höchstwahrscheinlich im zweiten Lebensjahre ausgefärbt und zeugungsfähig. 1) Der nordische Larventaucher. Mormon fratercula, Temm. (Fratercula arctica, Briss., Alca arctica, Linn.) Vor der Nasenhaut sieht man bei alten Vögeln wenigstens 3 Furchen; der Schna- bel steht an der Stirn, wo er sehr schmal ist, hoch über ihr, aber niedriger als die hintere Leiste. Er »t>44 bis 15 lang und 24” bis 25" breit. Alt. Der rothe Schnabel hat hinten am Oberkie- fer eine warzige gelbe Leiste, vor dieser eine blei- farbige Nasenhaut, der in der Farbe der gegenüber- liegende Theil des Unterkiefers entspricht, und vor welcher wenigstens 3 rothe Leisten und 4 braune Furchen stehen. Der Augenstern ist grau, der Wulst am rothen Augenliedrande bläulich, die Fülse roth, der ganze Oberkörper dunkelschwarz, am Hinterkopfe mit einer grauen Querbinde, die Kopf- seiten und die Kehle hellgrau, unter ihr ein schwar- zes Halsband, der übrigens weilse Unterkörper an den Seiten schwärzlich. Es ist sehr wahrscheinlich, dals der zweijährige Vogel schon ausgefärbt ist. Im ersten Winter hat der viel kleinere schwärzlichbleifarbene Schnabel nur eine Furche vor den Nasenlöchern, der blafsbleifarbige Fuls braune Zehen und Schwimmhäute; der ganze Ober- körper ist braunschwarz, die Kopfseiten und die Kehle grau, das Halsband braun, der übrige Un- 998 terkörper weils. Das Dunenkleid ähnelt dem der jungen Eulen, hat einen kleinen, nur mit einer undeutlichen Furche besetzten braunen Schnabel, bleifarbigen Fuls mit dunkler Schwimmhaut, brau- nen Augenstern, einen schwarzbraunen Flaum mit schwarzem Gesichte und einer weilsen vierseitigen Stelle an der Brust und dem Bauche. Er bewohnt in sehr grofser Menge Norwegen und Island, ist wenig scheu, deswegen, zumal beim Neste, leicht zu schiefsen, drollig in seinen Bewegungen, im Fangen der Schalthiere und Fische sehr geschickt, und den Bewohnern des Norden, welche Tausende von Jungen zum Wintervorrathe aus den Nestern ziehen, sehr nützlich. Im Winter kommt er an die deutschen Küsten der Nordsee. Sein, kalkarti- ges, grolses, schmuzigweilses Ei hat überall verlo- schene, bald verschwindende Flecken, »- 2) Der Eislarventaucher, Mormon glacialis, Leach. (Alca arctica, Linn.) Der Schnabel hat vor der Nasenhaut eine Leiste und 2 Furchen, und steht an der Stirn, wo er schmal ist, hoch über dieselbe und etwas über die hintere Leiste empor, Er ist gröfser als Nr. 1 und ihm ganz ähnlich gezeichnet; allein sein Schnabel ist ganz an- ders, Bei Nr. 1 steht er an der Stirn wenig über das Stirnbein und nicht über die hintere Leiste em- por, auch reicht die Nasenhaut nicht bis auf den Rücken des Schnabels und vor den Nasenlöchern stehen wenigstens 3 Leisten und 4 Furchen; bei Nr. 2 aber ragt der Schnabelrücken hoch über die Stirn und selbst über die hintere Schnabelleiste em- por, welche bei Nr, 1 durch eine schmale, bei 999 Nr. 2 durch eine breite Furche von den Stirnfedern getrennt ist, die Nasenhaut reicht bis auf den Schua- belrücken, und vor ihr steht 1 Leiste mit 2 Fur- chen. Auch ist der Schnabelrücken bei Nr. 2 schmä- ler als bei Nr. 1. Er bewohnt das nördliche Grön- land, verirrt sich höchst selten auf die deutsche Nordsee, und ähnelt dem vorhergehenden in denı Betragen, der Nahrung und Fortpflanzung. 3) Der Polarlarventaucher. Mormon polaris, Br. (Alca arctica, Linn.) Der Schnabel hat vor der Nasenhaut 2 Leisten und 3 Furchen, und steht an der Stirn, wo er breit ist, wenig über dieselbe und nicht über die hintere Schnabelleiste empor. | Er ist viel kleiner als Nr. 1, hat am Schnabel eine Furche und Leiste weniger als Nr. 1, aber eine mehr als Nr. 2, und unterscheidet sich von allen Larventauchern durch den an der Stirn sehr breiten, aber niedrigen Schnabel, wel- cher von oben angesehen an der Stirn ini Vergleich mit dem der andern Arten auffallend breit erscheint; auch erstreckt sich die Nasenfurche weit weniger weit nach dem Schnabelrücken hin als bei Nr. 1 und 2, und die Fulswurzel ist um mehr als 1'' kürzer als bei diesen. Er lebt ebenfalls in Grön- land, wird nur durch ungewöhnliche Stürme an die deutschen Küsten der Nordsce verschlagen, und hat mit den nahen Verwandten Sitten, Nahrung und Fortpflanzung gemein. 4) Graba’s Larventaucher. Mormon Grabae, Br. (Alca arctica, Linn. N. W, 1. Ausg. Ill. Th. "Pat. 09,, 101.) Der Schnabel hat vor der Nasenhaul 1000 3 Leisten und 4 Furchen, und steht an der Stirn, woer schmal ist, ziemlich hoch über das Stirnbein, aber nicht über die hinter- ste Leiste empor. Er ist noch kleiner als Nr. 3, also der kleinste unter allen Verwandten, und in der Bildung des Schnabels Nr. 1 ähnlich. Er unterscheidet sich also von Nr. 2 und 3 durch die Menge der Furchen und Leisten auf dem Schnabel — er hat 2 Furchen und Leisten mehr als Nr.2, und 1 mehr als Nr. 5, ist aber mit dem letztern schon wegen des an der Stirn schmalen Schnabels und der weit nach dessen Rücken heraufgehender Nasenfurche nicht zu ver- wechseln — und ist um so viel kleiner als Nr. 1, dafs nur der ganz Unkundige beide Vögel für ei- nerlei halten kann *). Er lebt unter allen Lar- ventauchern am südlichsten, denn er bewohnt die Färöer und andere ihnen nahe liegenden Inseln, kommt im Winter häufig an die holländischen, selt- ner an die deutschen nordwestlichen Küsten — er ist unter den Larventauchern der gewöhnlichste im mittlern Europa — frifst Krebse und kleine Fische, ist wenig scheu, und nistet wie die vor- hergehenden. Fünfte Sippe Alk. (Papageitaucher.) Alca, Linne, Cuvier, Temminck, Ray. Der Schnabel ist aufgeschwungen, hoch, kurz und schmal, gerade, an der Oberkinn- lade und auf der Schneide der untern sehr *) Wenn der selige Faber Nr, 1, 2 und 5 für einerlei erklärt: so hat er wenigstens Nr. 2 nicht vor Augen gehabt und Nr. 3 nicht gehörig verglichen; sonst würde er die Breite des Schnabels von Nr, 3 wohl bemerkt haben. 1001 bogenförmig, mit einem Haken an der Ober- und einem vorstehenden Nagel an der Unterkinnlade, im Alter auf beiden Kinnladen in die Quere gefturcht; die ritz- artigen, gleich über der Schneide liegen- den Nasenlöcher sind mit den Stirnfedern bedeckt; dieFüfse wie bei den wahren Lum- men; die Flügel der einen Abtheilung eben so, die der zweiten zu kurz, als dals sie den Vogel in dieLuft tragen könnten. Der Schwanz kurz, keilförmig, zwölffederig; die Befiederung sehr knapp. Der innere Bau beinahe wie bei den Lummen. Die Alke oder Papageitaucher haben in ihrer Lebensart sehr viele Aehnlichkeit mit den eigentlichen Lummen, bewohnen wie diese den Norden beider Welten, wandern wenig südlich und entfernen sich fast nie vom Meere, ihrem wah- ren Aufenthaltsorte. Sie gehen und sitzen auf den Fulswurzeln, fliegen nur zur Brutzeit, die kurz- flügeligen auch dann nicht, schwimmen und tau- chen mit Hilfe der Flügel vortrefflich, fressen Fi- sche, Seekrebse und Krabben, haben 2 Brutflecken, legen jedoch jedes Weibchen nur 1 grofses Ei, wel- ches auf weilsem Grunde braun- und aschgrauge- fleckt ist, und von beiden einander ähnlich gezeich- neten Galten ausgebrütet wird. In der Verände- rung der Farbe nach der Jahreszeit ähneln sie den Lummen, eben so in der Art zu nisten und zu brüten. Das mit kurzem Flaum bedeckte Junge verläfst das Nest halb erwachsen. Es ist wahr- scheinlich im zweiten Lebensjahre ausgefärbt *). BE lau sonst, dafs dies erst im dritten Jahre der Fall sei; allein in der Zahl der Furchen herrscht eine Ver- schiedenheit, welche auf die Brut keinen Einfluls hat, 1002 1) Der östliche Alk. Alca Balthica, Brünnich et Brehm. (Alca torda, Linn. alt, Alca pica, Linn. Jung.) Der Schnabel ist ziemlich stark aufge- schwungen, vor und unter den Nasenlö- chern kaum merklich aufgeworfen; die 2te Furche ist weils; der ganze Oberkopf sehr platt, im Winterkleide keine weifse Linie vomSchnabel zum Auge, der Schwanz sehr keilförmig. Seine Länge beträgt 17” 'bis 19" und seine Breite 28°" bis 29" 6". Das Hochzeitkleid. Der schmale, schwarze Schnabel hat 5 bis 5 Fur- chen, von denen die zweite weils ist; das Auge um den Augapfel einen weilsen Ring, um diesen einen braunen Stern; der Fuls ist schwarzbraun, der ganze Oberkörper tiefschwarz mit einem weilsen Streifen vom Schnabel bis zum Auge und einer solchen Kante an den Schwungfedern 2ter Ordnung; der Vorderhals braun, der übrige Unterkörper weils. Winterkleid. Der tiefschwarze Oberkörper ohne weilsen Streif zwischen dem Schnabel und Auge; hinter dem letztern ein weilslicher, schwärz- lich besprengter Streif; der ganze Unterkörper weils. Auch im ersten Winterkleide ist der weilse Streit nach dem Auge nicht oder nur hinter dem Schnabel in einer schwachen Andeutung zu sehen, der Schnabel im December noch selır klein, unge- wöhnlich schmal, nur mit einer Furche vor den Nasenlöchern. Im März bekommt er wahrschein- lich seine vollkommene Ausbildung. Jugendkleid. Der Schnabel noch kleiner als im ersten Win- terkleide, der ganze Oberkörper schwarzbraun, der Vorderhals graubraun, der übrige Unterkörper weils. Vlaumkleid, Der ganze Vogel ist mit 1003 weilsen, kurzen Dunen bedeckt, der Rücken und Bürzel aber schwarz, rostbraungefleckt. Sein Va- terland ist das nördliche Norwegen, besonders die Inseln Loffaden, wo er auf manchen Inseln und Scheeren zu Tausenden lebt, und von wo er in strengen Wintern, wie im December 1822 auf die deutsche Ostsee kommt. Er ist wenig scheu, frifst Krabben, Seekrebse und Fische, auf der Ostsee besonders den Seestichling, und nistet in gros- sen Schaaren in den steilen, besonders gegen Süden liegenden Felsenwänden sehr gern in Spalten oder Höhlen. Das Ei ist weils oder kalkweils, braun- und aschgraugelfleckt *). 2) Der Tordalk. Alca torda, Linn. (Alca pica, Linn. jung.) Der Schnabel ist sehr stark aufge- schwungen, vor und unter den Nasenlö- chern kaum merklich aufgeworfen, die 2te Furche ist weils, die Stirnleisten und der Scheitel sehr erhöht, auch im Winter läuft eine weilslicheLinie vomSchnabel zu dem Auge, der Schwanz ziemlich keilförmig. Er hat gleiche Grölse und Farbe mit Nr, 1; allein sein Schnabel ist wegen der sehr stark aufgeschwungenen Ober- und der am Na- gel sehr vorspringenden Unterkinnlade viel höher, seine Stirnleisten und sein Scheitel sind weit mehr gewölbt, sein Schwanz ist kürzer und weniger keilför- mig, und im Winterkleide der Alten und *) Dafs dieser Vogel wirklich Brünnichs 4lca Balthica ist, zeigt dessen Ornith. borealis, wo es $. 25 heilst; „Zinea a rostro ad oculos nulla“, eine sehr richtige Bezeichnung dieses Alks, 1004 Jungen läuft eine weilse, dunkelbesprengte Linie *) von dem Schnabel zu den Augen. Sein wahres Vaterland ist mir unbekannt; im Win- ter erscheint er an den deutschen Küsten der Nord- und Ostsee, und hat in dem Betragen und in der Nahrung mit Nr. 1 viele Aehnlichkeit. 8) Der Eisalk. Alca glacialis, Br. (Alca tor- da, Linn. alt, Alca pica, Linn. jung. Mey. und Wolfs 'Taschb. die Abb. zu S. 439.) Der Schnabel ist wenig aufgeschwun- gen, vor und unter den Nasenlöchern sehr stark aufgeworfen, die te Furche ist weils, auf dem platten Oberkopfe ist der Schei- tel eben so hoch als der aufgeworfene Au- genknochenrand; stets eine weilse, oftaber kaum erkennbare Linie vom Schnabel zum Auge; der Schwanz wenig keilförmig. Er ist kaum kleiner als die beiden vorherge- henden, und ähnelt in der Zeichnung, selbst in dem weilsen Strich vom Schnabel bis zum Auge, welcher auch bei ıhm im Winterkleide sichtbar ist, Nr. 2; allein sein Schnabel weicht von dem der beiden vorhergehenden bedeutend und wesentlich ab. Er ist kürzer, niedri- ger, breiter und anders gefurcht. Bei Nr.1 und 2 ist der Schnabel hoch und schmal, bei Nr. 3 aber mittelhoch und breit; auch ist bei Nr. 1 und 2 die hinterste Furche die flachste, hinten mit einer kaum bemerkbaren Leiste begreuzt, und die weilse Furche die 2te; bei Nr. 3 hingegen ist die hinter- *) Da diese Linie bei Nr. 2, 3 und 4 stets vorhanden ist, bei Nr. 1 aber im Winterkleide fehlt; so lassen sich die ver- schiedenen Angaben darüber leicht erklären, 1005 ste Furche die tiefste, hinten von einer sehr hohen, über den Schnabelrücken weglaufenden Leiste ein- gefalst, und die weilse Furche die $te; überdies steht bei Nr, 1 und 2 die Seite des Oberkiefers an der Schneide wenig, bei Nr. 3 aber wulstartig her- vor. Daran und an dem besonders vom Kinne an kürzern Schnabel und dem kurzen Schwanze er- kennt man die jungen Vögel. Bei den Jungen im ersten Winter ist die weilse Linie vom Schna- bel zum Auge wenig, oft kaum bemerkbar. Er bewohnt Grönland und Färöe, verirrt sich im Win- ter an die deutschen Küsten der Nord-, selten an die der Ostsee, ist wenig scheu, frilst Fische, Krebse und Krabben, und legt 1 grolses, weilses, braun- und aschgraugellecktes Ei. 4) Der isländische Alk. Alca Islandica. Br. (Alca torda, Linn. alt, Alca pica, Linn. jung.) Der Schnabel ist ziemlich stark auf- geschwungen, vor und unter den Nasen- löchern sehr aufgeworfen, die Ste Furche ist weils, auf dem gewölbten Oberkopfe ist die Stirn vorn sehr niedrig, der Schei- tel aber weit höher als die Stirnleisten, stets eine deutliche weiflse Linie vom Schnabel zum Auge, der Schwanz sehr keilförmig. Er ist wenig gröfser als Nr. 3 und ihm in der Beschaffenheit der Furchen und des am Rande stark vortretenden, hinten mit einer hohen Leiste besetz- ten Schnabels ganz ähnlich; allein sein Schna- bel ist auf der Oberkinnlade mehr aufge- schwungen und am Nagel der untern hö- her als bei Nr. 1, sein Scheitel, welcher bei Nr. 3 nicht höher als die Stirnleisten 1006 ist, ragt bei Nr. 4 merklich über diese em- por, und der Schwanz ist etwas länger und keilförmiger als bei Nr. 3. Mit Nr. 1 und 2 ist er wegen der bei Nr. 3 bemerkten Verschieden- heiten nicht zu verwechseln. Er bewohnt die islän- dischen Küsten, besonders die südlichen, lebt gern in der Gesellschaft der eigentlichen Lummen, liebt die höhern Stellen der Felsenwände, nistet in ihren Höhlen, kommt selten an die deutschen Kü- sten der Ost-, häufiger an die der Nordsee, frifst kleine Fische, Seekrebse und Krabben, und legt 1 grolses, schmuzigweilses, braungeflecktes Ei. Von den kurzflügeligen Alken der zwei- ten Familie kommt kein Vogel an den deut- schen Küsten vor. Nach W re Die kleine Zwergohreule. Scops minuta, Br. (Sirix scops, auct.?) Die Grundfarbe istaschgrau, Länge 7" *). Schon oben S. 125 äulserte ich die Vermuthung, dafs es mehrere Arten derSippe Scops geben möchte; diese Vermuthung hat sich vollkommen bestätigt. Ich besitze jetzt eine Art, welche von der S. 126 beschriebenen leicht zu unterscheiden ist. Sie ist nur 7" lang, 17" breit und 2 so grofs als jene. Auch weicht ihre Zeichnung sehr ab. Der Schna- bel dunkelhornfarben, der Augenstern hochgelb, die Zehen und Nägel hornbläulich, der aschgraue, *) S. 126 muls beim Artkennzeichen noch hinzugesetzt wer- den: „Die Grundfarbe ist rostbräunlich und roth- grau; Länge 8 Gl his 9", 1007 schwarz- und weifsgewässerte Schleier mit einer weilsen und braunen Binde eingefalst, der asch- graue, nur hier und da in das Rothgraue ziehende Ober- und Unterkörper schwärzlich und grauweils gewässert mit schwärzlichen Schaftstreifen, die Schwung- und Steuerfedern mit schwärzlichen, zum Theil auch mit weilslichen Querstreifen, die graue Fulswurzel braunbespritzt. Die ganze Zeichnung ist viel zarter und schöner als bei der nahen Ver- wandten. Sie lebt ganz einzeln in Krain und äh- nelt der nahen Verwandten in der Lebensart und der Nahrung. 1) Der südliche Grauammer. Miliaria meri- dionalis, Br, (Emberiza miliaria, Linn.) Der Oberkörper ist lerchenfarben, beim wagerechtstehenden Kopfe ist der Rücken des schmalen Schnabels höher als die Hin- terstirn. Er hat mit dem nordischen Grauammer (S. 291) grofse Aehnlichkeit; allein er unterscheidet sich von ihm dureh den merklich schmälern Schnabel und höhern Scheitel, mit Nr. 2u.3 (S. 292) ist er wegen seiner sehr niedrigen Stirn nicht leicht zu verwechseln. Sein Wohnort ist Dal- matien — ob er auch zuweilen bis in das südliche Deutschland heraufgeht, weils ich noch nicht — und seine Lebensart, Nahrung und Fortpflanzung der seiner nahen Verwandten ähnlich, 2) Michahelles Steindrossel. Petrocossyphus Michahellis*), Br, (Turdus cyanus, auct.) Der Rücken und die Halsseiten sind *) Man wird mir erlauben, meinem theuern Freunde, dem Herrn Doctor Michahelles in Erlangen, welcher für die Natur- 1008 pflaumenblau, oder so angeflogen; der Schnabel ist etwas gestreckt, der Scheitel steht buckelartig über die Stirn empor *). Sie unterscheidet sich von Nr.1 S. 868 1) durch die geringere Grölse — sie ist wenigstens 6" kürzer — 2) durch den weniger gestreckten Schnabel — dieser ist wenigstens 2" kürzer als bei Nr. 1 — und 3) den hohen Scheitel, wel- cher bei Nr. 1 kaum, bei Nr. 2 buckelartig über die Stirn emporsteht, lebt in Dalmatien, Kommt zuweilen bei 'Triest vor, und hat die Sitten, die Nahrung und Fortpflanzung mit ihrer nahen Ver- wandten gemein. ' Bei dem Alpenflüevogel S. 456 ist noch hinzuzusetzen: 1) Der gro[lse Flüevogel. Accentor major, Br. Accentor alpinus, Bechst. (Mot. alpina, Linn.) Der Schnabel ist gestreckt, über den Nasenlöchern mittelbreit, am Unterkiefer grofsentheils gelb; der Scheitel wenig er- höht; Länge 8" 6. bis 9" **), Er ist merklich grölser als sein naher Ver- wandter, hat einen längern Schwanz — dieser milst gewöhnlich 4 mehr als bei jenem — und einen viel gestrecktern, schmälern Schna- geschichte lebt, und ihr alle seine Kräfte widmet, diese geringe Huldigung darzubringen, *) Bei Nr, 1 S. 368 mufs zum Artkennzeichen noch hin- zukommen: Der Schnabel sehr gestreckt, der Schei- telkaum höherals die Stirn, *) Bei dem Alpenflüevogel S,456 muls zum Artkenn- zeichen noch hinzukommen: Der Schnabel wenig ge- streckt, über den Nasenlöchern sehr breit, der Scheitel etwas erhöht, 1009 bel, lebt auf der Nordseite der deutschen Alpen, und ähnelt dem Alpenflüevogel in allem Uebrigen. 3) Der dalmatische Alpenflüevogel. Accen- tor subalpinus, Br. (Accentor alpinus auct.) Der Schnabel ist gestreckt, über den Nasenlöchern mittelbreit, am Unterkiefer grofsentheils gelb; der Scheitel buckel- artig, die Stirn sehr erhöht; Länge 7°" bis y zn, Er unterscheidet sich von den beiden nahen Verwandten: 1) durch die geringere Grölse, 9) den sehr gewölbten Oberkopf, und 3) die weniger schöne Zeichnung. Bei Nr. 1 bedeckt das Rothbraun die ganzen Seiten, bei Nr. 2 zeigt es viel Grau, bei Nr.'’3 steht es nur in Flecken. auf grauem Grunde. Er bewohnt Dalmatien, kommt vielleicht nicht in Süddeutschland vor, und hat das Betragen und die Nahrung mit den Verwandten gemein. Nach Peristera tenera S. 495 ist zu setzen: Die zweifelhafte Turteltaube. Peristera du- bia, Brehm et Seyfjertitz. Die Schwungfedern sind röthlichasch- grau, der ganze Schwanz fastreinaschgrau. Diese Taube, welche ich nur im Jugendkleide kenne, und deren Beschreibung ich in 'Temmincks Naturgeschichte der Tauben und Hühner nicht ge- funden, steht in der Gröfse zwischen unsern Hohl- und Turteltauben gerade in der Mitte. Sie ist 13" lang, wovon auf den Schwanz 5’ 3" kommen, und 24" breit, wovon der Flügel vom Buge an 8“ 6" mifst. Der Schnabel des getrockneten Vogels ist "hinten horngrau, vorn hornschwärzlich, um 64 1010 das Auge ein kleiner nackter Kreis, die Füßse horn- bräunlich, auf der innern Seite der Fulswurzel m#t graublauen Federchen besetzt; die Nägel hornbräun- lich, vorn dunkler; die Hauptfarbe des ganzen Ge- fieders ist ein düsteres Rothgrau, welches auf dem Kopfe am hellsten, auf dem Hinterhalse und Ober- rücken dunkel, auf dem Oberflügel ins Aschgraue übergeht, und sich da in roströthlichen Federrän- dern zeigt. Die Schwungfedern, von denen die 1ste so lang als die 4te, und die 2te und äte die läng- sten von allen sind, haben eine aschgraue Grund- farbe und einen röthlichen Ueberflug, welcher an den hintern herrschende Farbe wird, der Unter- rücken, Bürzel und Schwanz aschgrau, auf dem Unterrücken und an der Wurzel der Steuerfedern ins Weifsliche, der Vorderhals und Kropf düster röthlichgrau, der übrige Unterkörper bläulichdäm- merungsgrau, der Unterflügel mattblaugrau, die Seiten unter den Flügeln graublau. Diese Taube von unbestimmtem Geschlechte hat mit keiner eu- ropäischen Aehnlichkeit, wurde im September 1828 nicht weit von Herzberg im ehemaligen Churkreise Abends in einem Kiefernwalde unter andern wilden Tauben geschossen, und als getrockneter Balg an den Herrn Freiherrn von Seyffertitz auf Ahlsdorf gesandt, welcher sogleich eine neue Art in ihr ver- muthete, und die Güte hatte, sie mir zu überlas- sen. In dem Betragen und der Nahrung ähnelt sie den andern "Tauben. Der weifshalsige Geier. /ultur albicollis, Br. (Y. leucocephalus? Linn. Der weilse Geier. Cettis. Goldfuls, Atlas Taf. 106.) Länge über 3'4"; der Flaum am Kopfe und Halse weils, die Krause besteht aus 1011 kurzen, wolligen, weifsen Federn *), die Füfse blaugrau, die Hauptfarbe fahl röth- liehbraun. m Ein Stück meiner Sammlung ist 3° 7" lang und 8° 11“ breit. Der Schnabel ist hornfarben, auf dem Rücken sehr hell, die Wachshaut dunkel- schwarz, die Fufshaut blaugrau, der Kopf und ganze Hals ist mit weilsem, haarartigem Flaum bedeckt, welcher unten auf dem Hinterhalse mit einem Kragen von weilsen, wolligen, nur 2" bis 3 langen — bei /. fulvus messen sie 5" bis 6" — Federn begrenzt ist. Der ganze übrige Körper ist mit fahl röthlichbraunen, am Schafte weifslich ge- streiften Federn bedeckt, den Kropf ausgenommen, welcher mit fahlröthlich- grauen, kurzen, knappen Federchen bewachsen, die meisten Schwungfedern sind aschgraubraun, die vordern und die Steuer- federn schwarzbraun. Der Hauptunterschied zwi- schen Yultur fulvus und albicollis ist der Kragen, welcher bei jenem aus langen, flattermden, dunkel- gefärbten, bei diesem aus kurzen, wolligen und weilsen Federn besteht. Er lebt in Südeuropa, na- mentlich in Italien, verirrt sich höchst selten nach Deutschland und ähnelt den nahen Verwandten in dem Betragen und in der Nahrung. Bei Scops ist noch zu bemerken, dafs es wahrscheinlich 3 Arten dieser Vögel in Europa und eine in Amerika gibt; die eine europäische zeichnet sich vor der bei Pisa durch den langen Schwanz aus und kann Scops macrouros heilsen. DiesüdamerikanischeSchleiereule, wel- che wahrscheinlich in mehrere Gattungen (subspe- *) Bei 7. fulvus mufs hinzu kommen: „Die Krause besteht aus langen, flatternden gelblichen oder bräunlichen oder falben Federn“, 64 * 1012 cies) zerfällt, hat Lichtenstein Strix perlata ge- nannt. Bei den eulenartigen Vögeln muls be- merkt werden, dafs die Fufswurzel nicht immer ganz befiedert ist; eine aus Java hat eine ganz nackte Fulswurzel. Bei den Sperlingen ist noch der triester Haussperling zu beschreiben. Er kann der mitt- lere, Pyrgita media, Michahelles et Brehm hei- fsen, denn er hat den starken Schnabel des nord- deutschen und die Zeichnung des italienischen, nur mit dem Unterschiede, dafs sich auf der Stirn des Männchens noch ein graues Fleckchen findet. Sein Betragen ist das der nahen Verwandten. Auch der Feldsperling bei 'Triest weicht von den unsern durch die Schnabelbildung ab. Der Steinsper- ling in Kärnthen hat einen langen Schnabel und kann Pyrgita saxatılis heilsen. Bei den Rohrammern mußs der triester, welcher sich durch seine Gröfse, er ist um 6'” län- ger und breiter als der Teichrohrammer, Cyn- chramus stagnatilis, Br. und hat einen etwas stär- kern Schnabel als dieser; allein die Dicke des Schnabels, welche Cynchramus aquaticus et pa- lustris (Emberiza aquatica et palustris Pavi) zeigt, erreicht er noch lange nicht. Er lebt auf ähnliche Art wie unsere Rohrammer und kann Cynchramus arundinaceus, Michahelles et Brehm heilsen. | Die italienische Ammerlerche, Melano- corypha Itala, kommt auch bei Triest vor und gehört also unter die deutschen Vögel. Die Brachpieperkann man mit den Stel- zenpiepern, Corydalla Vigors, in eine Sippe bringen. Der Brachpieper bei Triest gibt dem xichardischen Pieper an Gröfse wenig nach, 1815. ° denn er ist 8 länger und breiter, als alle andern. Er kann Anthus oder Corydalla arvensis genannt werden. In Italien gibt es einen Laubsänger, der Phyllopneuste (Sylvia rufa) ähnlich, aber gröfser als alle die sonst zu Sylvia rufa gezogenen; Pavi hat ihr den Namen Sylvia sylvicola gegeben und deswegen kann sie PAyllopneuste sylvicola heilsen. Die Ackerlachseeschwalbe, Gelocheli- don agrarıa, Br., ist ein ächt deutscher Vogel; denn sie kommt eben nicht sehr selten bei Mün- chen, wo auch Sterna fluviatalis häufig ist, Vor, Der kapische Tölpel, Sula Capensis, un- terscheidet sich von den europäischen nicht nur durch die geringe Gröfse, sondern auch dadurch, dals er 14 Steuerfedern hat. Bei den Ohrensteisfüfsen ist noch zu be- merken, dafs ihr Winterkleid dem der nor- dischen ganz ähnlich ist, vorn eine ganz weilse Kehle, tiefgrauen Vorderhals und kaum eine Spur der schönen Öhrzeichnung hat. Bei Triest ehr Herbste eine Gattung dieser Vögel, welche viel gröfser als die deutsche ist und wegen ihres sehr aufwärts gebogenen Schnabels Podiceps recur- birostris genannt werden kann. Sie ist eben so grols als Podiceps bicornis. Noch theile ich etwas Wichtiges mit, was mir der Herr Pfarrer von Peteny zu Czinkota in Un- garn schrieb: „Der rothfülsigeTalke (Erythrfopus ves- pertinus) nistet gewöhnlich in Elsternestern, deren Besitzer er mit vereinten Kräften in Gesellschaft vertreibt. Das erste von mir aufgefundene Nest stand in einer hohlen Eiche. Die Eier, wovon ich 1014 Ihnen die des ersten Nestes mitsende, ähneln auch in ihrer Abänderung den des 'Thurmfalken u. s. w.“ „Das österreichische Sanpdhuhn (Gla- reola Austriaca, Linn.) nistet in Binusen oder auf nassen Brachfeldern, oder in die Sommerfrucht in der Nähe der Gewässer, und legt 4 bis 7 ‘grünlich blaue, grünbraun gepunktete Eier, welche an Gröfse und Gestalt denen des Wiedehopfs ähnlich sind.“ Da der August und September 1830 mehrere Schiltsängerarten hierher brachte, und auch Herr Tobias in Görlitz mir einige einsandte: so biu ich im Stande, die ehemalige Sylvia phragmitis hier genauer zu bestimmen, als oben Seite 449 und 450 geschehen konnte. Sie ist jetzt: 1) Der Weizenschilfsänuger. Calamoherpe iritrici, Br. Der Schnabel sehr dünn und lang, der Oberkopf ziemlich gewölbt und ohne hel- len Mittelstreif, der Bürzel rein rostgrau. Länge 5" 10" bis 6" 2'. (Siehe oben.) 2) Der Uferschilfsänger. Calamichergeie mitis, Boje et Brehm. Der Schnabel ziemlich dünn und ge- streckt, der Oberkopf auf dem Scheitel äufserst gewölbt und ohne hellen Mittel- streif, der Bürzel rein rostgrau. Länge 5" 8'" bis 6". (Siehe oben.) 3) Der kleine Uferschilfsänger. Calamo- herpe subphragmitis, Br. Der Schnabel mittellang und mittel- stark, der Oberkopf auf der Stirn schr, auf dem Scheitel nur ziemlich gewölbt 1015 und ohne hellen Mittelstreif. Länge 5" 7 bis 10“. Er hat im ganzen Aeulsern die grölste Aehnlichkeit mit Cal. phragmitis; allein sein Schnabel ist gewöhnlich etwas kürzer und sein Schädel stets niedriger, Bei Cal. phrag- mitis steht der Scheitel weit hinten, buckelartig und so hoch vor, dafs er wie aufgesetzt Bnaicbt. Bei Cal. subphragmitis hingegen steigt der Kopf zwar auf der Stirn stark, auf dem Scheitel aber weit weniger auf, so dafs dieser unbedeutend über die Stirn vorsteht; dieser Schilfsänger scheint nicht in hiesiger Gegend zu brüten, allein er er- scheint, obgleich viel seltener, als die beiden vor- hergehenden, auf dem Herbst-, zuweilen auch auf dem Frühlingszuge in den hiesigen Rohrleichen und bei Görlitz, frilst Käferchen und andere Wasser- insekten, sucht diese oft tief im Rohre fortkrie- chend auf und ähnelt wahrscheinlich auch in der Fortpflanzung den nahen Verwandten. 4) Der nordische Schilfsänger. Calamoher- pe schoenibanus, br. Der gerade Schnabel sehr dünn, ziem- lich gestreckt, der Oberkopf flach ge- wölbt und ohne hellen Mittelstreif. Läuge 5" 6 bis 9", (Siehe oben.) 5) Der Binsenschilfsänger. Calamoherpe jun- corum, Br. Der Schnabel sanft gebogen, mittel- lang und ziemlich stark, der Oberkopf sehr flach gewölbt und ohne hellen Mit- telstreif. Länge 5" 6 bis 9, Dieser Schilfsänger hat mit dem zunächst vorhergehenden gleiche Grölse; allein er unter- 1016 scheidet sich wesentlich von ihm 1) durch den niedrigern, äulserst flach gewölbtenKopf — der kaum bogenförmige Scheitel steht wenig über die niedrige Stirn empor, — 2) den star- ken, sanft gewölbten Schnabel, welcher die- sen Vogel vor allen gelblichen Schilfsängern auszeichnet. Den kurzen Schwanz hat er mit dem vorhergehenden gemein, eben so die Zeichnung auch im Jugendkleide. Es war mir unmöglich, diesen Vogel früher, als jetzt zu beschreiben; denn er erschien zum ersten Mal in hiesieger Gegend im August 1830. Ich erlegte am 12. August ein al- tes Männchen und am 24. August ein junges Weibchen. Ein junges am 1. September 1830 bei Görlitz geschossenes Weibchen erhielt ich ebenfalls. Er besucht auf denı Zuge die Rohrteiche, hält "sich gewöhnlich tief über dem Wasser auf und kommt nur selten zum Vorschein, klettert sehr geschickt an den Rohrstengeln herum, lockt rrrr, tack, tack, ist-sehr scheu und frilst vor- zugsweise kleine Käferchen und andere Rohrin- sekten. (6) Der schwarzstreifige Schilfsänger. Calamoherpe melanopogon, Br., ähnelt den vor- hergehenden, hat aber ein mehr seidenartiges Ge- fieder, viel kürzere Flügel, einen ölfarbigen, schwarz- gestreiften Oberkörper, und einen weilslichen, wenig gelb überflogenen Unterkörper. Er bewohnt Italien. Der holländische Staar. Siturnus flollandiae, Br. (Sturnus vulgaris, Linn.) Die schwarzgrauen Steuerfedern sind auf beiden Fahnen hellgrau gesäumt; die Federn vor dem After haben stets etwas Weifs; der Schnabel ist kurz, sein Win- 1017 kel ziemlich weit nach unten gerichtet, der ganze Oberkopf stark gewölbt. Dieser Staar ist kleiner als alle europäischen, nur 9" lang und 15” 9" breit, und unterscheidet sish untrüglich von allen 1) durch den kurzen Schnabel — dieser ist 14" kürzer als beim Wald- staar, — 2) durch den stark gewölbten Oberkopf, welcher auf dem Vorderscheitel höher, als bei irgend einem andern ist. Er lebt und brü- tet in Holland, kommt selten im westlichen Deutsch- lande vor und ähnelt seinen nahen Verwandten in dem Betragen, der Nahrung und Fortpflanzung. Der rostkehlige Ammer. ‚Emberiza rufigu- laris, Br. (Emb. rufibarba, Hemp. et Ehrenb.) Der Schnabel und Fufls schwach roth; die Kehle rostroth; Stirn und Scheitel ge- wölbt*) Er unterscheidet sich von dem rothbärti- gen vorzüglich durch den gewölbtep Kopf, welcher bei diesem platt ist, gewöhnlich auch noch durch den etwas kürzern Schnabel. Ein Männchen meiner Sammlung gleicht in der Zeich- nung dem roihbärtigen ganz; ein Weibchen aber weicht etwas ab. Der Kopf ist aschgraulich mit graubräunlichen Längestreifen, der Oberkörper ächt ammerfarbig, die Kehle und der Vorderhals schmuzig rostgelb, an der Kehle und dem Kropfe, der kein Grau zeigt, mit braunen Schaftstreifchen, der übrige Unterkörper gelblich rostfarben. Er bewohnt Syrien, verirrt sich höchst selten in das *) Bei Ember. rufibarba, Seite 299 Z, 11, muls hinzu kom- men: „Stirn und Scheitel platt“, 1018 östliche Europa, fast nie nach Deutschland, und ähnelt im Uebrigen dem rothbärtigen Ammer ganz. Der kupferfarbige Ibis. Jbis cuprea, Br. (/bis saleinella, auct., Tantalus salecinellus, Linn.) Der Unterrücken ist schwarzgrün, oder braungrau mit grünlichem Schiller; der Oberkopf sehr sanft gewölbt, die Mit- telzehe ohne Nagel 2" 11" lang; dieSchna- bellänge 6". Er hat ganz die Gestalt und Zeichnung des braunen Ibisses, allein seine Zehen sind nach Verhältnifs kürzer, und er ist viel gröfser, um 3" bis 4' länger und breiter, als die nahen Verwandten, hat eine um 6" bis 8“ höhere Fufs- wurzel und einen um 6°" längern Schnabel. Er verhält sich zu den andern wie ein Kolkrabe zu einer Rabenkrähe, kommt nach Dalmatien, höchst selten in das südliche Deutschland und hat das Betragen und die Nahrung mit den nahen Ver+ wandten gemein, Die kurzflügelige Sumpfschnepfe. Tel- matias brachyoptera, Br. Der an den Seiten grolsen Theils weilse Schwanz hat 14 Steuerfedern. Der Kopf ist wenig gewölbt, die ganze Länge 13". Diese Schnepfe übertrifft an Gröfse die grofse Sumpfschnepfe, Scol. major, Linn. — ihre Breite aber beträgt wegen ihrer kurzen Flügel nur 20. Sie steht dieser Sumpfschnepfe sehr nahe; allein sie ıst grölser, stärker, hat ei- nen stärkern Schnabel, kürzern und dik- 1019 kern Fuls, einen viel kürzern Flügel — bei Telm. major, reicht er bis 8" bei T'elm. bra- chyrhynchos bis 18'" vor das Schwanzende — und 2 Steuerfedern weniger, als diese. Die Zeichnung ist bei beiden Vögeln fast dieselbe; al- lein die Halbkreise au dem Unterkörper sind dunk- ler, deutlicher und schöner. Sie unterscheidet sich so sehr von den nahen Verwandten, dafs nur ein ganz Unkundiger sie mit diesen verwechseln kann. Sie gehört zu den grölsten Seltenheiten in unserm Vaterlande — ein altes Männchen wurde am 25. August zu Wetzdorf, zwei Stunden von hier ge- schossen, und mir von dem Herrn Landrath und Kammerherrn Freihern von Taube gütigst zuge- sandt — und ähnelt in dem Betragen und der Nah- rung der Mittelschnepfe. Ueber die Flammings bemerke ich noch, dafs der grofse, Phoenicopterus major, Br., sich standhaft von dem kleinen, PAoenicopterus an- tiquorum, durch einen ungeheuern Gröfsenunter- schied — er ist noch ein Mal so grols als dieser — unterscheidet, so dafs diese beiden Gattungen sehr leicht zu erkennen sind. Dasselbe gilt von den Kropfgänsen, Pe- lecanus. Auch in Europa, vielleicht sogar in Deutsch- land, wenigstens im südöstlichen, gibt es zwei Gat- tungen, von denen die eine fast noch ein Mal so grols ist, als die andere. Man könnte die eine Pelecanus major, die andere Pelecanus onocrotu- lus nennen. 1) Die Seeschwalbe des Weltmeers. Sterna Oceani, Br. (Sterna hirundo, Linn.) Derrotheoder orangenfarbige Schna- belan der Spitze schwarz, der Fuls roth 1020 , oder orangenfarben, die Fufswurzel 9" hoch, die innere Schwimmhaut so stark ausgeschnitten, dals fast das ganze vor- derste Gelenk vonihr entblöfst ist; der Scheitel steht buckelartig und ziemlich hoch über die Stirnleisten empor. Diese Seeschwalbe steht in Hinsicht der Schädelbildung und der Gestalt der Schwimmhaut in der Mitte zwischen Stierna fluviatilis und Po- marina; sie hat den Fuls von der letztern und ei- nen Scheitel, welcher höher als bei dieser, aber niedriger als bei jener ist, allein immer noch buk- kelartig über die Stirnleisten vorsteht. Sie bewohnt die Inseln des Weltmeers, namentlich die Küsten Hollands, ist sehr gesellschaftlich, frifst Fische und Insekten, und ähnelt in dem Betragen, der Fort- pflanzung und der veränderlichen Farbe der Eier, den nahen Verwandten. sSierna hirundo et arctica kommen einzeln, wenigstens auf dem Zuge auch an der holländischen Küste vor. 2) Die Landseeschwalbe. sSierna lacustris, Br. (Sterna hirundo, Linn.) ‘ Der rotheoder orangenfarbigeSchna- belan der Spitze schwarz, der Fufs roth oder orangenfarben, die Fufswurzel 9 hoch, die innere Schwimmhaut so wenig ausgeschnitten, dafs die ganze Zehe von ihr umgebeniist. Der Scheitel steht buk- kelartigundäufsersthochüber die Stirn- leisten empor. Sie hat in Hinsicht der Schwimmhaut Aehn- lichkeit mit Sterna Pomarina, in Hinsicht der Le- bensart und der Schädeibildung steht sie Siern« fluviatilis am nächsten; allein ihr Scheitel ist 1021 viel höher, als bei allen ihren nächsten Verwandten und zeichnet sie auf den ersten Blick aus. Sie bewohnt die Seen und Flüsse des südli- chen Deutschlands, kommt oft bei München vor, und ähnelt in dem Betragen, der Nahrung und Fortpflanzung der Sterna fluviatilis. Sie ist unter allen ächten Seeschwalben, Sierna, am wei- testen von dem Meere entfernt. Es wird nicht überflüssig seyn, hier zum Schlusse noch eine kurze Uebersicht der nah verwandten Seeschwal- ben von der Sippe Sierna zu geben. 1) Sterna Dougalli, zeichnet sich vor allen aus durch ihren schwarzen Schnabel, Fufs- wurzel 93", 2) Sterna fluviatilis, der Schnabel halb schwarz, halb roth oder gelb, dieSchwimm- haut sehr ausgeschnitten, der Scheitel hoch, Fuflswurzel 9". 3) Sterna lacustris, der Schnabel roth oder orangenfarben, vorn schwarz, die Schwimmhaut wenig ausgeschnitten, der Scheiteläufsersthoch,dief wurzelg", 4) Sterna Pomarina, der Schnabel nur hinten roth oder orangenfarben, übrigens schwarz, die Schwimmhaut sehr ausge- schnitten, der Scheitel etwas hoch, die Fuflswurzel 9", 5) Sterna hirundo, die Schnabelwurzel und der Fu[s roth oder orangenfarben, die Schwimmhaut wenig ausgeschnitten, der Scheitel nredrig, die Fufswurzel 91", 6) Sterna Nitzschü, die Zehen um 1" bis 2!" Jänger alsbeidenandern, dieSchwimm- haut ungewöhnlich ausgeschnitten. 1022 7) Sterna argentata, der Schnabel und Fufsrothoderorangenfarben,dieSchwimm- haut sehr ausgeschnitten, der Scheitel schmal und hoch, die Fulswurzel 7". 8) Sterna argentacea, derSchnabelundFufs roth oder orangenfarben, die Schwimm- haut wenig ausgeschnitten, der Scheitel breit und niedrig, die Fulswurzel 64, 9) Sternamacroura, der Schnabelund Fufls roth oder orangenfarben, die Schwimm- haut wenig ausgeschnitten, der Scheitel schmal undhoch, die Fulswurzel 64'"bis 7". 10) Sterna arctica, derSchnabel und Fufs roth oder orangenfarben, die Schwimm- haut stark ausgeschnitten, der Scheitel schmalund wenig hoch, die Fulswurzel 7", 11) Sterna brachytarsa, der Schnabel schwarz, der Fufs dunkelbraunroth die Stirn weils, Fufswurzel 6. * Erklärung der Kupfertafeln. Des Verfassers Plan war, von jeder Sippe ein Stück abbilden zu lassen, um die Uebersicht zu erleichtern. Dies ist bis auf drei fehlende möglıch geworden. Nur auf Taf. XVII. und XVIII. sind von mehrern Sippen zwei Stück aufgenommen, um die Verwandtschaft der Gattungen, welche sonst zu einer Art gehörten, zu zeigen. Dals diese Abbil- dungen alle nach der Natur gemacht sind, wird der Kenner auf den ersten Blick wahrnehmen, und wir hoffen, sie sollen vor seinen Augen Gnade fin- den. — Das Titelkupfer. Der kleine Flamming der Alten. PAoenicopte- rus anliquorum, Temm. Altes Weibchen. Taf. I. 1) Der schmuzige Aasgeier. Cathartes per- enopterus, Temm. Männchen im mittlern Kleide. 2) Der Bartgeieradler. Gypaetos barbatus, Cuv. Altes Weibchen im Februar. Fer m 1) Der graue Geier. Zultur cinereus, Linn. Altes Weibchen im Sommer. 1024 2) Der Zwergadler. Aquila minuta, Br. Männ- chen im ersten Herbste. 3) Der hochköpfige Fischadler. Pandion alti- ceps, Br. Altes Weibchen im Sommer. Tata. 1) Der deutsche Seeadler, ‚Aquila albicilla, Br. Altes Weibchen im Frühjahre. 2) Der hochköpfige Schlangenadler. Circaetos leucopsis, Br. Altes Weibchen im Frühjahre. 3) Der Mittelbussard. Buteo' medius, Br. Al- tes Weibchen im Winter, in weilslicher Ausartung. Taf. IV 1) Der braune Gabelweih. Milvus fuscus, Br. Altes Männchen im Herbste. 2) Der hochköpfige Rauchfufsbussard. Archi- buteo alticeps, Br. Altes Männchen im Winter. 3) Der hochköpfige Wespenbussard. Pernis vesparum, Br. Altes Männchen im Sommer. TULRV. 1) Der grönländische Edelfalke. Hierofalco Groenlandicus, Br. Altes Weibchen im Winter. 2) Der Krähenfalke. Falco cornicum, Br. Al- tes Weibchen im Winter. 3) Der kleine Thurmfalke. Cerchneis cenchris, Br. Altes Männchen im Sommer. 4) Der Rothfufsfalke. Erythropus vespertinus, Br. Einpjähriges Männchen im Frühjahre. TakAVk 1) Der nordische Habicht. Astur palumbarius, Br. Altes Männchen im Winter, 2) Der schöne Sperber. Nisus elegans, Br. Altes Männchen im Herbste. 3) Die aschgraue Weihe. Circus cineraceus, Br. Altes Männchen im Sommer. 1025 Taf. VI. 1) Die hochköpfige Habichtseule. Surnia ni- soria, Br. Altes Weibchen im Herbste. 2) Der nordische Schneekauz. Noctua nyciea, Cuv. Einjähriges Weibchen im Frühjahre, 3) Der nordische Schleierkauz. Strix guttata, Br. Altes Männchen im Winter. II. N I 1) Der Zwergkauz. Glaucidium passerinum, Boje. Altes Männchen, 2) Der nordische Steinkauz. Athene psilo- dactyla, Br. Altes Männchen im Winter, 3) Der Tannennachtkauz. Nyezale abieium, Br. Altes Weibchen im Winter. 4) Der grofsköpfige Baumkauz. Syrnium ma- crocephalon, Boje. Taf. MR. 1) Der nordische Uhu. Bubo septentrionals, Br. Altes Männchen im Winter. 2) Die schlanke Ohreule. Oius gracilis, Br. Altes Männchen im Herbste. 3) Die krainische Zwergohreule. Scops carnio- lica, Boje. Weibchen im Frühjahre. Taf. X. e 1) Der gefleckte Ziegenmelker. Caprimulgus maculatus, Br. Altes Männchen im Frübjahre, 2) Der hochköpfige Alpensegler. Cypselus al- pinus, Temm. Männchen im Frühjahre. 3) Die Stallrauchschwalbe. Cecropis rustica, Boje. Altes Männchen im Frühjahre. 4) Die Hausmehlschwalbe. Chelidon urbica, Boje. Weibchen im Frühjahre. 5) Die Flufsuferschwalbe. Cotyle fluviatilis, Br. Männchen im Frühjahre. 65 1026 TafsxL 1) Der ungarische Bienenfresser. Merops Aun- gariae, Br. Weibchen im Frühjahre. 2) Der fremde blaurückige Eisvogel. Aliedo advena, Br. Männchen im Winter, 3) Der langschwanzige Kuckuck. Cuculus ma- crourus, Br. Weibchen im Sommer. 4) Der Goldpirol, Oriolus aureus, Br. Altes Männchen im Frühjahre. 5) Die blaue Racke. Coracias garrulus, Linn. Männchen im Frühjahre. Taf. X. 1) Die fremde Saatkrähe. Corvus advena, Br. Männchen im ersten Winter. 2) Die Baumdohle. Monedula arborea, Br. Männchen im Frühjahre. 5) Die Steindohlendrossel. Pyrrhocorax gra- culus, Temm. Altes Männchen im Frühjahre. 4) Die Winterelster. Pica hiemalis, Dr. Männ- chen im Winter. * Taf. XII. 4) Der nordische Eichelheher. Glandarius septentrionalis, Br. Weibchen im Winter. 2) Der kurzschnäblige Nulsknacker,. Nucifraga brachyrhynchos, Br. Altes Männchen im Herbste, $) Der Fichtenbaumhacker. Dendrocopus pi- netorum, Br. Männchen im Frühjahre. 4) Der Laubholzbuntspecht. Picus frondium, Br. Altes Männchen im Herbste. Taf. XIV. 1) Der dreizehige Bergspecht. .Picoides mon- tanus, Br. Männchen im Frühjahre. 2) Der grüngraue Erdhacker. Gecinus viridi- canus, Dr. Männchen im Frübjahre. 1027 3) Der Baumwendehals. Jynx arborea, Br. Männchen im Frühjahre. 4) Der Kiefernkleiber. Sittia pinetorum, Br. Weibchen im Winter. 5) Der nordische Baumläufer. Certhia septen- irionalis, Br. Männchen im Herbste. 32.xYV- 1) Der kurzschnäblige Mauerläufer. Ticho- droma brachyrhynchos, Br. Altes Männchen im Winterkleide. 2) Der zweibindige Wiedehof. Upupa bi- Jasciata, Br. Männchen im Frühjahre, 3) Der hochköpfige Seidenschwanz. Bombycılla garrula, Briss. Sehr altes Männchen im Winter. 4) Der Bergfliegenschnäpper. Buialis montana, Dr. Männchen im Frühjahre. 5) Der rothkehlige Fliegenfänger. Muscicapa rufogularıs, Br. Altes Männchen im Herbste. 6) Der graue Würger. Lanius excubitor, Linn. Männchen im Frübjahre. Taf. XVl. 1) Der weilsbindige Kreuzschnabel. Crucrro- stra taenioptera. Br. Altes Männchen im Herbst. 2) Der schmalschnäblige Hakengimpel. Cory- thus angustirostris, Br. Altes Männchen im Herbst, 3) Der rothstirnige Karmingimpel. Erythro- thorax rubifrons, Br. Altes Männchen im Sommer. 4) Der deutsche Gimpel. Pyrrhula Germa- nica, Br. Männchen im Winter. 5) Der südliche Girlitz. Serinus meridionalıis, Br. Männchen im Herbste. 6) Der Kirschkernbeilser. Coccothranstes ce- rasorum, Dr. Männchen im Frübjahre. 65 * 1028 Taf. XVII. 1) Der Fichtengrünling. Chloris pinetorum, Dr. Altes Weibchen im Frühjahre. 2) Der plattköpfige Haussperling. Pyrgita rustica, Br. Männchen im Frühjahre. 3) Der hochköpfige Buchfink. Fringilla mon- tifringilla, Linn. Altes Männchen im Frübhjahre, eine Ausartung mit schwarzem Halse. 4) Der Berghänfling. Cannabina montium, Br. Altes Weibchen im Winter. 5) Der gelbschnäblige Leinfink. Linaria flavi- rostris, Br. Männchen im Herbste. 6) Der Zitronenzeisig. Spinus citrinellus, Cup. Männchen im Frühjahre, Taf. XVII. 1) Der Gartengrünling. C’hloris hortensis, Br. Männchen im Frühjahre. 2) Der hochköpfige Haussperling. Pyrgita do- mestiıca, Cuv. Altes Männchen im Sommer. 3) Der Gartenedelfink. Fringilla hortensis, Br. Männchen im Frühjahre. 4) Der gelbschnäblige Hänfling. Cannabina flavirostris, Br. Altes Männchen im Herbste, 5) Der Ackerleinfink. Linaria agrorum, Br, Altes Männchen im Winter. 6) Der Birkenzeisig. Spinus betularum, Br. Männchen im Frübjahre. 7) Der deutsche Stieglitz. Carduelis germa- nica, Br. Männchen im Frühjahre. Taf. XIX. 1) Der fremde Grauammer. Miliaria peregrina, Br. Mäunchen im Winter. ' 2) Der rothbärtige Ammer. Zmberiza rufi- barba, I]. et E, Männchen im Frübjahre. 1029 3) Der nordische Rohrammer. Cynchramus septentrionalis, Br. Männchen im Frühjanre, 4) Der Wintersporner. Plectrophanes hiema- lis, Br. Altes Männchen im Frühjahre. 5) Die Steppenammerlerche. Melanocorypha Tatarica, Boje. Altes Männchen im Frühjahre. 6) Die Alpenwüstenlerche. Phileremos alpe- stris, Br. Männchen im Winter. 7) Die westliche Haubenlerche. Galerida via- rum, Br. Männchen im Frühjahre. Taf. XX. 1) Die Berglerche. Alauda montana, Br. Männ- chen im Frühjahre. 2) Richard’s Stelzenpieper. Corydalla Richar- di, Fig. Männchen im Frrühjahre. 3) Der Felsenwasserpieper. Anthus rupestris, Nilss. Männchen im Hochzeitkleide. 4) Die deutsche Schafstelze. Budytes flavus, Br. Männchen im Hochzeitkleide. 5) Die Waldbachstelze. Motacılla sylvestris, Br. Männchen im Hochzeitkleide. Taf. XXI. u 1) Das schwedische Blaukehlchen. Cyanecula Suecica, Br. Männchen im Frühjahre. 2) Die fremde Nachtigall. Luscinia peregrina, Br. Männchen im Herbste. 3) Das nordische Rothkehlchen. Aubecula septentrionalis, Br. Männchen im Herbste. 4) Der Waldrothschwanz, Auticilla sylvestris, Br. Männchen im Frühjahre. 5) Die grofse bunte Steindrossel. Petrocassy- phus saxatilis, Boje. Männchen im Hochzeitkleide. 6) Die Alpenringamsel. Merula alpestris, Br. Weibchen im Sommer. 1030 Taf. XXI. 1) Seyflertitzes Drossel. Turdus Seyfertitzu:, Br., Männchen im Herbste. 2) Der mittlere Wasserschwätzer. Cinclus me- dius, Br. Männchen im Frübhjahre. 3) Der Waldstaar. Siurnus sylvestris, Br. Ein äufserst altes Männchen im Sommer. 4) Die rosenfarbige Staaramsel. Boscis rosea, Br. Männchen im Frühjahre. 5) Der deutsche Weilsschwanz. Yitiflora oenan- the, Boje. Männchen im Hochzeitkleide. Taf. XxM. 1) Der mittlere Strauchsteinschmätzer. Saxı- cola media, Br. Altes Männchen im Frühjahre. 2) Die graue langschnäblige Grasmücke. Cur- ruca grisea, Br. Männchen im Frühjahre. 3) Der Berglaubvogel. PAyllopneuste montana, Br. Männchen im Frühjahre. 4) Die hochköpfige Bastardnachtigall. Zippo- lais alticeps, Br. Männchen im Frühjahre. 5) Der Morastschilfsänger. Calamoherpe limi- cola, Br. Männchen im Frühjahre. 6) Der Waldzaunkönig. Traglodytes sylve- stris, Br. Männchen im Winter. Taf. XXIV. 1) Der plattköpfige Flüevogel. Accentor pine- iorum, Br. Männchen im Frühjahre. 2) Die plattköpfige Finkmeise. Parus major, Linn. Männchen im Winter. 5) Die kleinschnäblige Schwanzmeise. Puroi- des caudatus, Br. Weibchen im Winter. 4) Die zahuschnäblige Bartmeise. Mystacinus dentatus, Br. Männchen im Winter. 5) Die polnische Beutelmeise. Pendulinus Po- lonicus, Br. Männchen im Frühjahre, 1031 Taf. XXV. 1) Das mittlere Waldhuhn. Tetrao medius, Leisler. Das Weibchen im ersten Winter: 2) Das Waldhasenhuhn. Bonasia sylvestris, Br. Männchen im Frühjahre. 3) Das Bergschueehuhn. Lagopus montanus, Br. Männchen im Winterkleide. MakıX KM; 1) Die zweifelhafte Taube. Peristera dubia, Br. Männchen? im ersten Herbste, 2) Der gebänderte Fasan. Phasianus Colchi- eus, Linn. Männchen im Winter. 3) Das Steinhubn. Perdix saxatilis, Meyer. Männchen im Winter. 4) Die grofse europäische Wachtel. Coturnix major, Driss. Altes Männchen im Sommer. Taf. XXVIM. 1) Der grofse 'Trappe. Otis major, Br. Altes Männchen im Winter. 2) Der schreiende Dickfuls. Oedienemus cre- pitans, Temm. Männchen im Herbste. 3) Der hochköpfige Goldregenpfeiter. Chara- drius apricarıus, Linn. Männchen im Hochzeit- kleide. 4) Der schweizer Kiebitzregenpfeifer. Syua- tarola varia, Linn. Männchen im Hochzeitkleide. Taf. XXVM. 1) Der hochstirnige Mornellregenpfeifer. Zu- dromias morinella, Boje. Männchen im Sommer- kleide. 2) Der weilsstirnige Uferpfeifer. Aegralitis al- bifrons, Br. Männchen im Frühjalıre. 3) Der gehäubte Kiebitz. Fanellus eristatus, M, et FY. Männchen im Hochzeitkleide. 1052 4) Der nordische Steinwälzer. Strepsilas bo- realis, Br. Männchen im Hochzeitkleide. Taf. XXIX. 1) Der Nordseeausternfischer. P/aemotopus ostralegus, Linn. Männchen im Hochzeitkleide. 2) Das Halsbandsandhuhn. Glareola torquata, Briss. Männchen im Hochzeitkleide, 3) Der hochköpfige braune Ibis. Ibis castanea, Br. Männchen im Frühjahre. Taf. XXX. 1) Der schwarze Storch. Ciconia nigra, Bechst. Altes Weibchen im Frühjahre. 2) Der graue Kranich. Grus cinerea, Bechst. Altes Männchen im Frühjahre. 3) Der mittlere Purpurreiher. Ardea purpu- rea, Linn. Männchen im Frübjahre. 4) Der Federbuschreiher. erodias egretta, Boje. Altes Weibchen im Frühjahre. Taf. XXXI. 1) Der illyrische Rallenreiher. Buphus Illyri- cus, Br. Männchen im Hochzeitkleide. 2) Der östliche Nachtreiher. Nycticörax orien- talis, Br. Männchen im Frühjahre. 3) Die kleine Rohrdommel. Botaurus minu- zus, Boje. Altes Männchen im Hochzeitkleide. 4) Der holländische Löfller. Platalea nivea, Cuv. Altes Männchen im Frübjahre. Taf. XXXIL 1) Der isländische Brachvogel. Numenius Is- landicus, Br. Weibchen im Frühjahre. 2) Die Fichtenwaldschnepfe. Scolopax pineto- rum, Br. Weibchen im Herbstkleide. 5) Die fremde Sumpfschnepfe. Telmatias pe- regrina, Baed, et Br. Weibchen im Winter. 1033 4) Die kleine Moorschnepfe. Philolimnos mi- nor, Br. Männchen im Herbstkleide. Taf. XXX. 1) Der isländische Sumpfläufer. Zimosa Is- landica, Br. Männchen im Hochzeitkleide. 2) Der pfeifende Wasserläufer. Glottis fistu- lans, Br. Männchen im Hochzeitkleide. 3) Der deutsche Teichuferläufer. TZotanus stagnatilis, Bechst. Männchen im Hochzeitkleide. 4) Der plattköpfige Strandpfeifer. Aetitis hy- poleucos, Boje. Männchen im Hochzeitkleide. Taf. XXXIV. 1) Der platiköpfige Küstenläufer. Tringa ma- ritima, Brünn. Mäunchen ım Hoshzeitkleide. 2) Der isländische Strandläufer. Canutus Is- landieus, Br. Männchen im Hochzeitkleide. 3) Der Schinzische Schlammlänfer. Pelidna Schinzü, Br. Männchen im Hochzeitkleide. .4) Der hochköpfige Kampfstrandläufer. Mache- ies alticeps, Br. Männchen im Hochzeitkleide. 5) Der plattköpfige Sanderling. Calidris grisea, Br. Männchen im Winterkleide. Taf. XXXV. ® 1) Der rothfüfsige Strandreuter. Aimantopns rufipes, Bechst. Männchen im Hochzeitkleide. 2) Der spaltfüfsige Säbelschnäbler. Aeeurviro- sira fissipes, Br. Männchen im Frübjahre, 5) Der rothe Wassertreter. Phalarapus rufus, Bechst. Männchen im Hochzeitkleide. 4) Der graue Lappenfuls. Lobipes hyperbo- reus, Cuv. Weibchen im Hochzeitkleide, Taf. XXXVl. 1) Die deutsche Wasserralle. Rallus Germa- nicus, Br. Männchen im Frübjahre. 66 1034 2) Der hochköpfige Wiesenknarrer. Crex al- ticeps, Br. Männchen im Hochzeitkleide. 3) Das gepunktete Rohrhuhn. Gallinula pun- ctata, Br. Männchen im Hochzeitkleide. 4) Das grünfülsige Teichhuhn. Stagnicola chloropus, Br. Männchen im Trühjahre. 5) Das kohlschwarze Wasserhuhn. Fulica ater- rima, Linn. Männchen im Frühjahre, Taf. XXxVIl 1) Benickes Raubmöve. Lestris Benickü, Br. Weibchen im Hochzeitkleide. 2) Die kleine Möve. Larus minor, Br. Weib- chen im Hochzeitkleide, 3) Die grönländische dreizehige Möve. Laroi- des rissa, Br. Männchen im Hochzeitkleide. 4) Die Hutschwalbenmöve. Xema pileatum, Br. Männchen im Hochzeitkleide. Taf. XXXvM. 1) Die kleine Elfenbeinmöve. Garia nivea, Br. Männchen im Hochzeitkleide. 2) Die balthische Raubseeschwalbe. Syloche- lidon Balthica, Br. Weibchen im Hochzeitkleide. „ 3) Die balthische Lachseeschwalbe. Gelocheli- don Balthica, Br. Männchen im Hochzeitkleide. 4) Die weilsliche Meerschwalbe. Z’halasseus candicans, Br. Männchen im Hochzeitkleide. 5) Die silbergraue Seeschwalbe. Sierna argen- tata, Br. Männchen im Hochzeitkleide. Taf. XXXR. 1) Die schnurrbärtige Wasserschwalbe. //ydro- chelidon leucopareja, Boje. Männchen im Hoch- zeitkleide. 2) Der Wintersturmvogel. Porcellaria hiema- ls, Br. Männchen im Frühjahre. 1035 5) Der färöische Petersvogel. Z/ydrobates Fae- roeensis, Br. Männchen im Frühjahre. 4) Der nordische Sturmtaucher. Puffinus arcli- cus, Faber. Männchen im Frühjahre. Taf.- XL. 1) Der grofse Tölpel. Sula major, Briss. Männchen im Frühjahre. 2) Die Krähenscharbe. Carbo graculus, Mey. Altes Weibchen im Winter. 3) Die europäische Kropfgans. Pelecanus ono- crotalus, Linn. Männchen im Hochzeitkleide. Taf. XLl. 1) Der isländische Siegschwan. Cygnus ]slan- dicus, Br. Altes Weibchen im Winter. 2) Die breitschwänzige Saatgans. Anser pla- iyuros, Br. Altes Weibchen im Winter. 3) Die breitschwänzige Ringelmeergans. Ber- niola platyuros, Br. Altes Männchen im Winter, Taf. XL. 1) Die Höckerbrandgansente. Padorna gibbera, Br. Männchen im Hochzeitkleide. 2) Die grofse Stockente. Anas archiboschas, Br. Männchen im Hochzeitkleide. 3) Die pommersche Löflelente. C/ypeata Po- marına, Br. Männchen ım Hochzeitkleide. 4) Die mittlere Krieckente. Querquedula sub- crecca, Br. Männchen im Hochzeitkleide. Taf. XL. 1) Die norwegische Eiderente. Somateria Nor- wegica, Br. Altes Männchen im Herbstkleide, 2) Die breitschnäblige Sammeltrauerente. Me- lanıtta platyrhynchös, Br. Altes Männchen im Winter. 66 * 1036 3) Die rothbraunköpfige Tafelente. Aythya fe- rina, Boje. Männchen im Hochzeitkleide. 4) Die gelbköpfige Kolbenente. Callichen ru- /inus, Br. Männchen im Hochzeitkleide, Tas XLIVG, 1) Die breitschnäblige Eisschellente. Clangula glacialis, Boje. Männchen im Hochzeitkleide. 2) Der isländische Gänsesäger. Mergus mer- ganser, Linn. Männchen im Prachtkleide. 3) Der kleine gehörnte Steilsfuls. Podiceps bicornis, Br. Weibehen im Höchzeitkleide. 4) Der Wintertaucher. Colymbus hiemalis, Br. Männchen im Hochzeitkleide. Taf. XLV. 1) Die Polarlumme. Uria polaris, Br. Männ- chen ım Hochzeitkleide. 2 2) Die nordeuropäische Grylilumme. Cephus grylle, Cuv. Männchen im Hochzeitkleide. 3) Der hochscheitelige Krabbentaucher. Mer- gulus arcticus, Br. Männchen im Hochzeitkleide. Taf. XLVI. 1) Grabas Larventaucher. Mormon Grabae, Br. Weibchen im Frühjahre. 2) Der isländische Alk. Alca Islandica, Br. Männchen im Hochzeitkleide. 3) Als Nachtrag. Der schwarzflügelige Schwim- mer. Elanus melanopterus, Sav. Altes Männchen im Herbste. Vollständige Uebersicht. Erste Ordnung. Raubvögel. Aceipitres, Linn, . EN Erste Abtheilung. Tagraubvögel. Av. rapaces diurnae OR ERSTE FAMILIE, Unächte Tagraubvögel. 4v. rap. haud proprie sic dictae diurnae, (Vulturidae, Fig.) . . . ERSTE SIPPE. Aasgeier. Cathartes, Dlliger. . . . . Der schmuzige Aasgeier, Cath. percnopterus, Temm, + ZWEITE SIPPE. . * Geier. Pultur, Linn. . . . . B . 1) Der graue Geier. Y, ceinereus, Linn. x A x 2) — schwarze Geier, V, niger, Briss. . r R 3) — röthliche Geier. F, fulvus, Linn. .» ZWEITE FAMILIE Aechte Tagraubvögel, Av. rap. proprie sic dictae diurnae, (Falconidae, Leach.) ERSTE SIPPE. . + K + [7 Geieradler, Gypaetos, Storr. . REES“ Der Bartgeieradler, G. barbatus, Cuv. \ & N ZWEITE SIPPE Seeadler, Halaetos, Savigny » . ee 1) Der deutsche decadien, Hal, albicılla, Yrabah r A 2) — östliche Seeadler, Hal. orientalis, Br. R > 3) — nordische Seeadler, Hal. borealis, Br. . 4) — isländische Seeadler, Hal. Islandicus, Br. + Seite 1038 5) Der grönländische Seeadler, Hal. Groenlandicus, Br. 6) — nordamerikanische Seeadler, Hal. leucocephalus, Br. DRITTE SIPPE. Adler. Aqua, Brisson '. . . . . . ERSTE FAMILIE. Edeladler, Aquilae nobiles 2 N N H 1) Der plattköpfige Steinadler, 4g. fulva, Br. . k 2) — hochköpfige Steinadler, Ag. melanaetos, Br. . 8) — nordische Goldadler, Ag. chrysaetos, Br, x 4) — südliche Goldadler, 4g. imperialis, Br. . : ZWBITE FAMILIE. Unedle Adler. A4quilae ignobiles , 5 r = 1) Der braune Adler. 4g. fusca, Br. . . . ; 2) -— zweibindige Adler, 4g. bifasciata, Hornschuh . 8) — Schreiadler, 4g. naevia, Br. . . S = 4) — pommersche Schreiadler, 49. Pommarina, Br. » 5) — gestiefelte Adler, Ag. pennata, Br. , h ” 6) — Zwergadler, 4g. minuta, Br. . 2 $ R VIERTE SIPPE. Fischadler. Pandion, Savigny N 5 R y 1) Der hochköpfige Fischadler, P. alticeps, Br. , j 2) — plattköpfige Fischadler. P. planiceps, Br, , R FÜNFTE SIPPE, Schlangenadler. Circaätos, Vieillot r PRERT? 1) Der hochköpfige Schlangenadler, Circ. Zeucopsis, Br. 2) — plattköpfige Schlangenadler, Circ, anguium, Br, SECHSTE SIPPE. Rauchfufsbussard, Archibuteo, Br, r R < 1) Der plattköpfige Rauchfufsbussard, Archib, planiceps, Bre, 2) — hochköpfige Rauchfulsbussard, Archib. alticeps, Bre. SIEBENTE SIPPE. Bussard. Buteo, Gefsner . . . s ‚ A 1) Der nordische Bussard, B. septentrionalis, Bre, . 2) — Mittelbussard, B. medius, Bre. , & } A 3) — hochköpfige Bussard, .B. murum, Bre. A e: ACHTE SIPPE. Wespenbussard. Pernis, Cuier , R R A 1) Der plattköpfige Wespenbussard, P. apium, Bre, . 2) — hochköpfige Wespenbussard, P. vesparum, Bre. NEUNTE SIPPE. Gabelweilh, Milvus, Brisseon . . . . . Seite 16 17 18 1039 1) Der Königsgabelweih, M. regalis, Brisson . . 2) — rothe Gabelweih, M. ruber, Brehm . " : 3) — schwarze Gabelweih. M. ater, Bre, . . 4) — braune Gabelweih, M. fuscus, Bre. » k . ZEHNTE SIPPE. Edelfalke, Hierofalco, Cuv. e ® a . . 1) Der isländische Edelfalke, Hierof. Islandicus, Bre. 2) — grönländische Edelfalke, Mierof. Groenlandicus, Bre, ELFTE SIPPE. Falke, Falco, Linne, Boje et Cuvier E . . ERSTE FAMILIE. Felsenfalken, Falcones rupestres , & j ; 1) Der Schlachtfalke, 7. Zanarıus, Linn, , z R 2) — Krähenfalke, F. cornicum, Bre, & Bi 4 3) — Wanderfalke, F. peregrinus, Bre, , 5 A ZWEITE FAMILIE. DHumtalken. Falcones arborei N 2 ä 1) Der nordische Baumfalke, 7. subbuteo, Linn. R . 9) — deutsche Baumfalke, F, hirundinum, Bre, , R DRITTE FAMILIE. Steinfalken. Falcones, lithofalcones 2 3 x 1) Der plattköpfige Zwergfalke, F. Zithofalco, Linn, , 2) — hochköpfige Zwergfalke, F, aesalon, Linn, R ZWÖLFTE SIPPE, Röthelfalke, Cerchneis, Boje , 2 2 R A 1) Der hochköpfige Thurmfalke, C. murum, Bre, E 2) — mittlere Thurmfalke, C. media, Bre. , £ h 8) — plattköpfige Thurmfalke, C., tinnuncula, Boje , 4) — kleine Thurmfalke, C. cenchris, Bre, R ü DREIZEHNTE SIPPE. Rothfulsfalke, Erythropus, Bre, , ; r R Der blaugraue Rothfufsfalke, Erythr. vespertinus, Bre, VIERZEHNTE SIPPE, Schwimmer. Elanus, Savigny R % 3 % Der schwarzflügelige Schwimmer, E,. melanopterus, Sav, FUNFZEHNTE SIPPE. Habicht, szur, Briss, . . + . N E 1) Der deutsche Habicht. Ast. gallinarum, Bre, . 2) — nordische Habicht, Ast. palumbarius, Linn, , SECHZEHNTE SIPPE, Sperber, Nisus, Cuv. . ee tem Seite 1040 1) Der hochköpfige Sperber, Nisus elegans, Bre, 2) — Finkensperber, N, fringillarum, Bre, y 8) — Wandersperber, N. peregrinus, Bre, " SIEBZEHNTE SIPPE, Weihe. Circus, Bechstein e S % he 1) Die Rohrweihe, Circ. arundinaceus, Bre. F 2) — Rostweihe, Circ. rufus, Briss. , A x 3) — Kornweihe, Circ. cyuneus, Bre. A x 4) — graue Weihe, Cire, cinereus, Bre. , r. 5) — Wiesenweihe, Circ. pratorum, Bre. % 6) — aschgraue Weihe. Circ. cineraceus, Bre, . Zweite Abtheilung. Nachtraubvögel, Aves rapaces nocturnae, (Strigi- dae, Leach.) x a = e : a ERSTE SIPPE, Habichtseule, Surnia, Dumer:l 2 1) Die plattköpfige Habichtseule, Surn. nisoria, Bre, + . * 2) — hochköpfige Habichtseule. Surn, funera, Linn, ZWEITE SIPPE Schneekauz. Noctua, Cuv, R a ” I Der nordische Schneekauz, N. nyctea, Cuv, 5 DRITTE SIPPE. Schleierkauz. Strix, Linne et Savigny . = 1) Der deutsche Schleierkauz, Sir, flammea, Linn, 2) — Peılschleierkauz, Sir. guttata, Bre, 2 VIERTE 'SIPPE Zwergkauz. Glaucidium, Boje " z R\ Der europäische Zwergkauz. G/. passerinum , Boje FÜNFTE SIPPE Steinkauz. Athene, Buje y - A a 1) Der Sperlingssteinkauz, 4Ath. passerina, Bre. 2) — nordische Steinkauz, Ath. psilodactyle, Bre. SECHSTE SIPPE, Nachtkauz. Nyctale, Bre. + . . N 1) Der Fichtennachtkauz. N. pinetorum , Bre. 2 2) — Tannennachtkauz. N. abietum, Bre, ” 8) — plattköpfige Nachtkauz, N. planiceps, Bre. SIEBENTE SIPPE. Baumkauz. Syrnium, Savigny * . . 1) Der uralische Baumkauz, $. uralense, Boje . Seite or 1041 Lz „ Der grolsköpfige Baumkauz, S. macrocephalon, Boje 115 8) — Nachtbaumkauz, SS. aluco, Boje > . « 116 4) — Brandbaumnkauz, 8, stridulum, Bre. N RE; [7/ E* ACHTE SIPPE. Uhu, Bubo, Cuv. . . . . $ . +« 118 1) Der deutsche Uhu. B. Germanicus, Bre. ; < „119 2) — nordische Uhu, B, septentrionalis, Bre. , + 1% NEUNTE SIPPE. Ohreule, O:us, Cuv. . . e . S B —_ ERSTE FAMILIE. Waldohreulen, Oz sylvatici 5 R ‘ 121 1) Die Waldohreule. Oz. sylvestris, Bre. , inf rs 2) — Baumohreule. Or. arboreus, Bre, : e Ss 3) — schlanke Ohreule, - O£. gracıilis, Bre. . 118 ZWEITE FAMILIE, Erdohreulen. Oi terresires , x i R £ _. 1) Die Sumpfohreule, Ozus palustris, Br. . . 214 2) — Ackerohreule, O£. agrarius, Br. . . . = ZEHNTE SIPPE, Zwergohreule, Scops, Savigny . ’ . .=.4125 Die krainische Zwergohreule, Sc. carniolica, Bre. #1#195 Zweite Ordnung. Schwalbenartige Vögel, Chelidones, Mey. et Wolf 127 ERSTE FAMILIE. Nachtschwalben. Caprimulgidae, Vigors R 74198 EINZIGE DEUTSCHE SIPPE. Ziegenmelker, Caprimulgus, Linn. . . = 18 1) Der getüpfelte Ziegenmelker, Capr. punctatus, Br, 130 2) — gefleckte Ziegenmelker. Capr. maculatus, Br. 131 ZWEITE FAMILIE. Tagschwalben. Hirundinae, FVigors a . : ERSTE SIPPE. Segler, VOypäeliez;"Miger » 2 sv er ER 1) Der hochköpfige Alpensegler, C. alpinus, Temm. . 134 2) — plattköpfige Alpensegler, C. melba, Bre. . . —_ 3) — hochköpfige Mauersegler, C. murarius, Temm. 135 4) — plattköpfige Mauersegler. C. apus, Bre, , 436 ZWEITE SIPPE, Rauchschwalbe, Cecropis, Boje r F R N de 1) Die Stallrauchschwalbe, Cecr. rustica, Boje , 127 2) — Dorfrauchschwalbe, Over, pagorum, Bre, .« 138 67 1042 DRITTE SIPPE. Mehlschwalbe, Chelidon, Boje 3 n 2 1) Die Hausmehlschwalbe, Ch. urbica, Boje % R 2) — Fenstermehlschwalbe. Ch. fenestrarum, Bre. . 3) — Felsenmehlschwalbe, Ch, rupestris, Bre, » N VIERTE SIPPE, Uferschwalbe, Cotyle, Boje , . a R R ERSTE FAMILIE. Wahre Uferschwalben, Cotylae ripariae ,% f 1) Die Flufsuferschwalbe. C, fluviatilis, Bre. . ; 2) — hochköpfige Uferschwalbe, C. riparia, Bre,. . 3) — kleinschnäblige Uferschwalbe. C. microrhynchos, Bre. ZWEITE FAMILIE. Felsenuferschwalben. Cotylae rupestres . 1) Die Felsenuferschwalbe, C. rupestris, Boje , x (2) — breitschnäblige Uferschwalbe, C. platyrhynchos, Bre.) — Dritte Ordnung. Sitzfüfsler, Brachypodes, Bre. - : x F ERSTE SIPPE. Bienenfresser. Merops, Linn. ® fe ® ö 1) Der ungarische Bienenfresser, M, ungariae, Bre, 2) — südliche Bienenfresser, NM. apiaster, Linn, “ ZWEITE SIPPE Eisvogel. Alcedo, Linn, 5 E P: R 3 1) Der grofse blaurückige Eisvogel, 4. ispida, Linn, 2) — kleine blaurückige Eisvogel. 4. subispida, Linn. 3) — fremde Eisvogel, 4: advena, Br. = f 2 DRITTE SIPPE. Kuckuck. Cuculus, Linn, . + F . 2 ERSTE FAMILIE. Graue Kuckucke. Cuculi cinerei . R 2 k 1) Der aschgraue Kuckuck, Cuc. canorus, Linn, A 2) — graue Kuckuck. (ur. cinereus, Bre, - } ZWEITE FAMILIE. Straufskuckucke, Cuculi ceristati x ? Der langschwänzige Kuckuck, C. macrourus, Bre. 1) Der Straufskuckuck, C. glandarius, Linn. . R 2) — schlanke Kuckuck. C. gracıilis, Bre, . R 5 VIERTE SIPPE, Pirol, Oriolus, Linn, : - r « ; R 1045 1) Der gelbe Pirol, Or. galbula, Linn. R s 2) — Goldpirol, Or. aureus, Brehm , . R 3) — geschwätzige Pirol, Or. garrulus, Bre. » FÜNETE SIPPE. Racke, Coracias, Linn. n . . . + 1) Die deutsche Racke. C. germanicus, Bre, y 2) — plattköpfige Racke. C. planiceps, Br. . 3) — blaue Racke, C, garrulus, Linn, ; + Vierte Ordnung. Krähenartige Vögel, Coraces a ERSTE SIPPE, Krähe, Corvus, Linn, ‘ * ie ® R ERSTE FAMILIE. Kolkrabe. Corvi proprie sie diet . k R 1) Der Waldrabe, C. sylvestris, Bre. . . N 2) — Küstenrabe, C. littoralis, Bre, R R 3) — Wanderrabe, C. peregrinus, Bre. . : 4) — Bergrabe, C. montanus, Bre. , . . ZWEITE FAMILIE. Wahre Krähen, Cornices i - 1) Die Gartenrabenkrähe, C. eorone, Linn. . h 2) — Waldrabenkrähe. C, subcorone, Linn. \ 3) — Winterkrähe, C., hiemalis, Linn. L A 1) — plattköpfige Nebelkrähe. C. cornix, Linn, 2) — Mittelnebelkrähe, C, subcornix, Bre. R 3) — hochköpfige Nebelkrähe, C. einereus, Bre, DRITTE FAMILIE. Saatkrähen, Corvi fruglegi . . + . 1) Die hochköpfige Saatkrähe, C. frugilegus, Linn. 9) -— Mittelsaatkrähe, C. agrorum, Brehm 4 3) — plattköpfige Saatkrähe, C. granorum, Bre, 4) — fremde Saatkrähe, C. advena, Brehm A ZWEITE SIPPE Dohle, Monedula, Brehm , s re A 1) Die Thurmdohle, M. zurrium, Bre, x ; 92) — Baumdohle, M. arborea, Bre. , . . 3) — nordische Dohle, M. septentrionalis, Bre, DRITTE SIPPE. Dohlendrossel, Pyrrhocorax, Cuv, “ x 1) Die Steindohlendrossel, P, graculus, Temm. , 67 * 1044 9) Die Felsendohlendrossel, P. rupestris, Bre. . Hinia 5) — Alpendohlendrossel. P, alpinus, Cuv, . 3 4) — Bergdohlendrossel, P. montanus, Bre. . . VIERTE SIPPE, Elster, Pica, Cuwv. . . . n . . . 1) Die deutsche Elster. P. germanica, Bre. y ; 2) — nordische Elster, P. septentrionalis, Bre, ’ 3) — Winterelster. P, hiemalis, Bre, F ’ + FÜNFTE SIPPE. Eichelheher, Glandarius, Brehm . . . . 1) Der deutsche Eichelheher, G/. Germanicus, Bre. . 2) — nordische Eichelheher. G/. septentrionalis, Bre, SECHSTE SIPPE, Nufsknacker, 'ueifraga, Briss, ‘ . ® 1) Der kurzschnäblige Nulsknacker, N. brachyrhyn- chos, Bre. , N R . . + . + . 2) Derlangschnäblige Nulsknacker, N, macrorhynchos, Bre, Fünfte Ordnung. Spechtartige Vögel, Picidae, Vigors . . ERSTE SIPPE Baumhacker, Dendrocopus, Boje » r b . 1) Der Fichtenbaumhacker, D. pinetorum, Bre. . 2) — nordische Baumhacker, D,. martius, Bre, , 3 ZWEITE SIPPE. Buntspecht, Picus, Linne et Brehm . . s 1) Der Fichtenbuntspecht. P, pinetorum, Brehm , A 2) — Kiefernbuntspecht, P. pityopieus, Bre. » . 3) — Laubholzbuntspecht, P. frondium, Bre. «» . 4) — Bergbuntspecht. P. montanum, Bre. . . Der weilsrückige Buntspecht. P, leuconotos, Bechst, » 1) Der Mittelbuntspecht, P. medius, Lirn, + . 2). — Eichenbuntspecht, P. quercuum, Bre, R . Kleine Buntspechte. Pici minores . 2 . 1) Der Gartenbuntspecht, P. hortorum, Bre. . 2) — Grasbuntspecht, P. minor, Linn. 2 e . DRITTE SIPPE Dreizehiger Specht. Picoides, Lacepede „ » 1) Der dreizehige Alpenspecht. P. alpinus, Bre. . . 2) — dreizehige Bergspecht. P. montarus, Bre. . (3) — nordische dreizehige Specht, P. septentrionalis, Bre. 1045 VIERTE SIPPE Erdhacker, Gecinus, Boje ; . . . . 1) Der Fichtenerdspecht. @. pinetorum, Brehm . . 2) — Lauberdspecht. G. frondium, Bre, , . o 3) — grüne Erdspecht, G., viridis, Bre. , . - 4) — grünliche Erdspecht. @. virescens, Bre. . . 1) — grüngraue Erdspecht, @. viridicanus, Bre, h 2) — graue Erdspecht, G, canus, Boje . . . 8) — grauköpfige Erdspecht. G. caniceps, Bre, , F FÜNFTE SIPPE. Wendehals, Iynx, Linn. . R . . + . 1) Der plattköpfige Wendehals, I. torguilla, Linn, . 2) — Baumwendehals, I. arborea, Brehm , fi h 8) — getüpfelte Wendehals, J. punctata, Bre, . SECHSTE SIPPE, Kleiber, Sitta, Linn, j & R a 3 5 1) Der Kiefernkleiber, S. pinetorum, Bre. . 3 Ä 2) — a Wan: S, foliorum, Bre. . » r 8) — nordische Kleiber. $. septentrionalis, Bre. . 4) — fremde Kleiber. S. advena, Bre. ‘ . » SIEBENTE SIPPE. Baumläufer, Certhia, Linn. . . . ° . 1) Der langzehige Baumläufer, C. macrodactyla, Bre. 2) — lohrückige Baumläufer, C, familiaris, Bre. R 3) — nordische Baumläufer. C, septentrionalis, Bre, 1) — kurzzehige Baumläufer, C, brachydactyla, Bre, 2) — grolsschnäblige Baumläufer, C. megarhynchos, Bre, ACHTE. SIPPE. Mauerläufer, Tichodroma, llliger . . : 1) Der kurzschnäblige Mauerläufer, Tichodr. Beagle hynchos, Bre, . . . . . . 2) Der langschnäblige Mauerläufer, 7, macrorhynchos Bre, NEUNTE SIPPE. Wiedehopf, Upupa, Linn, ER . . . 1) Der einbindige Wiedehopf. U, epops, Linn. » 5 2) — zweibindige Wiedehopf, U, bifasciata, Bre, ni Sechste Ordnung. Fliegenfänger. Muscicapidae, Vigors » . ERSTE SIPPE, Seidenschwanz. Bombycıilla, Briss. R ji . 1046 1) Der hochköpfige Seidenschwanz, B, garrula, Briss. „ 218 9) — plattköpfige Seidenschwanz, B, Bohemica, Bre. „ 219 ZWEITE SIPPE Fliegenschnäpper. Butalis, Boje . . . 220 1) Der Berglliegenschnäpper, B, montana, Bre, . . 7 2) — Fichtenfliegenschnäpper, B, pinetorum, Bre, . 22 5) — gefleckte Fliegenschnäpper, B, grisola, Bje , 222 DRITTE SIPPE. Fliegenfänger. Muscicapa, Linne et Boje . PER 1) Der weilsstirnige Fliegenfänger. M. albifrons, Bre, 223 2) — weilshälsige Fliegenfänger. M, ulbicollis, Temm. _ 224 1) — schwarzrückige Fliegenfänger, M, atricapılla, Lipn. —_ 9) — hochköpfige Fliegenfänger, M. alticeps, Brehm. 2% 3) — Trauerfliegenfänger, M. Juctuosa, Bre. e " — 1) — graurückige Fliegenfänger. M. muscipeta, Bechst. 226 2) — braunköpfige Fliegenfänger. M. fuscieapilla, Bre, — 3) — schwarzgraue Fliegenfänger, M. atrogrisea, Bre. 227 1) — kleine Fliegenfänger. M. parva, Bechst. . R _ 2) — rothkehlige Fliegenfänger, M. rufogularig, Bre, 228 Siebente Ordnune, Würgerartige Vögel, Laniadae, Pigors . 230 EINZIGE DEUTSCHE SIPPE. Würger, ZLanius, Linn. . 3 F A & L u ERSTE FAMILIE. Raubwürger, Lani rapaces . r A Ä 95 1) Der grolse Würger, L. major, Brehm F N 232 2) — graue Würger, L. excubitor, Linn. , . 3 — 1) — dorndrehende Würger, Z. spinitorquus, Bechst. 233 2) — rothrückige Würger, Z. collurio, Briss, . . 234 5) — Buschwürger, L. dumetorum, Brehm R R au ZWEITE FAMILIE. Insektenfressende Würger, Laniü insectivori , 235 1) Der rosenbrüstige Würger, _L. minor, Linn. , R wr 2) — schwarzstimige Würger, Z. nigrifrons, Bre. an 3) — mittlere Würger, .L. medius, Brehm N A “a 1) — rothköpfige Würger, ZL. rufus, Briss. h A; ; 2) — mittlere rothköpfige Würger. L. ruficeps, Br, — 3) -— schwarzrückige Würger, L. melanotos, Bre, . 238 Achte Ordnung. Dicksehnäbler, Passeres, Linn. » & . 239 1047 ERSTR FAMILIE Kernbeifservögel. Loxiadae, Figors . ERSTE SIPPE, Kreuzschnäbel. Crucirostra, Meyer s - . 1) Der grolse Kiefernkreuzschnabel. Crueirostra pityo- psittacus, Bechst. . s & x 5 R R 2) Der kleine Kiefernkrenzschnabel. Crueirostra subpi- tyopsittacus, Bre. > R s . . . s 1) Der mittlere Kreuzschnabel. Cr, media, Brehm 2) — Gebirgskreuzschnabei. Cr. montana, Brehm 3) — Fichtenkreuzschnabel. Cr. pinetorum, Bre, ; 1) — zweibindige Kreuzschnabel. Cr. bifasciata, Bre. 2) — weilsbindige Kreuzschnabel. Cr, taenioptera, Bre. ZWEITE SIPPE, Hakengimpel. Corythus, Cuv. . - s 3 1) Der breitschnäblige Hakengimpel. C. enucleator, Cwr. 2) — schmalschnäblige Hakengimpel, C. angustirostris,Bre. DRITTE SIıPPr, Karmingimpel. Erythrothorax, Brehm . B 1) Der rothstirnige Karmingimpel. E. zubifrons, Bre. 8) — weilsstirnige Karmingimpel. E, albifrons, Bre. . VIERTE SIPPE, Gimpel. Pyrrhula, Briss. un. 3 - R 1) Der grofse Gimpel. P. major, Brehm x » E 2) — deutsche Gimpel. P. Germanica, Bre. i & 8) — Wandergimpel. P. peregrina, Bre. . FÜNFTE SIPPE Girlitz. sSerinus, Briss. . B R - 4 = 1) Der östliche Girlitz. 8. orientalis, Brehm R 4 2) — südliche Girlitz. S. meridionalis, Bre. SECHSTE SIPPE. Kernbeifser. Coccothraustes, Cuv. . - - q 1) Der Buchenkernbeilser. C. fragorum, Brehm 9) — Kirschkernbeilser. C. cerasorum, Bre. 5 8) — plattköpfige Kernbeilser. C. planiceps, Bre. SIEBENTE SIPPE, Grünling. Chloris, Briss. . ‘ ; F A 1) Der Fichtengrünling. Chl. pinetorum, Bre. h F 2) — Gartengrünling. Chl. hortensis, Bre. h 8) — nordische Grünling. Chl. septentrionalis, Bre. 1048 ZWEITE FAMILIE. Finkenartige Vögel. Fringillidae, Figors ERSTE SIPPE Sperling. Pyrgita, Cw. . - k ERSTE FAMILIE. Steinsperlinge. Pyrgitae petroniae 1) Der Steinsperling. FP. petronia, Bre. 2) — Felsensperling. P. rupestris, Bre. ZWEITE FAMILIE. Haussperling. Pyrgitae domesticae 1) Der hochköpfige Haussperling. P. domestica, ER 2) — mittlere Haussperling. P. pagorum, Bre. 8) — plattköpfige Haussperling. P. rustica, Bre. DRITTE FAMILIE. Feldsperlinge. Pyrgitae campestres 1) Der Feldsperling. P. campestris, Brehm 2) — Bergsperling. P. montana, Cuv. s 3) — nordische Sperling. P. septentrionalis, Bre. ZWEITE SIPPE. Bergfink. Montifringilla, Brehm « 1) Der Schneebergfink. M. nivalis, Brehm 9) — Eisbergfink. MH. glacialis, Bre. £ ‚DRITTE SIPPE. Fink. Fringilla, Linne et Brehm. (Struthus, .Boje) ERSTE FAMILIE. Edelfinken. Fringillae nobiles 1) Der nordische Edelfink. Fr. coelebs, Gen. 2) — Gartenedelfink. Fr. hortensis, Bre. 3) -- Waldedelfink. Fr. sylvestris, Bre. . ? 4) — wahre Edelfink. Fr. nobilis, Bre. . . ZWEITE FAMILIE. Buchfinken. Fringillae septentrionales . 1) Der nordische Buchfink. Fr. septentrionalis, Bre. 2) — hochköpfige Buchfink. Fr. montifringilla, Pe 275 VIERTE SIPPE. Hänfling. Cannabina, Brehm . - ERSTE FAMILIE. Bluthänflinge. Cannabinae pectore rubro 1) Der Fichtenhänfling. C. pinetorum, Bre. 2) — Buschbluthänfling. C. arbustorum, Bre. 1049 ZWEITE FAMILIE. Berghänflinge. Cannabinae montanae 1) Der Berghäufling. C. montana, Bre. r 2) — gelbschnäblige Hänfling. C. flavirostris, Bre. 3) — mittlere Hänfling. C. media, Bre. FÜNFTE SIPPE Leinfink. Zinaria, Briss. . A P s ö 1) Holböll’s Leinfink. Holbölli, Bra, i 2 & - 2) Der Erlenleinfigk. L. alnorum, Bre. 5) — Ackerleinfink. L. agrorum, Bre. 4) — Birkenleinfiuk. ZL. beitularum, Brehm 5) — gelbschnäblige Leinfink. 1. flavirostris, Bre. SECHSTE SIPPE. Zeisig. Spinus, Cuv. f ERSTE FAMILIE. Schwarzköpfige Zeisige. Spini atricapılli 1) Der Erlenzeisig. Sp. alnorum, Brehm 2) — mittlere Zeisig. Sp. medius, Bre. B = 3) — Birkenzeisig. Sp. betularum, Bre. ZWEITE FAMILIE. Zitronenzeisige. Spini citrinelli . R Der Zitronenzeisig. Sp. citrinellus, Cuv. SIEBENTE SIPPE. Stieglitz. Carduelis, Cuv. R : R 1) Der nordische Stieglitz. C. septentrionalis, Bre. 2) — deutsche Stieglitz. C. Germanica, Bre. Dritte Abtheilung. Ammerartige Vögel. Emberizidae, Boje N ERSTE SIPPE, Grauammer. Miliaria, Brehm ö 5 f 1) Der nordische Grauammer. M. nes asalıs, Bre; 2) — deutsche Grauammer. M. Germanica, Bre. 3) — fremde Grauammer. M. peregrina, Bre. ZWEITE SIPPE Ammer. Emberiza, Linne, Boje et Brehm Der schwarzköpfige Ammer. E. melanocephala, Scop. 1) Der Feldgoldammer. E. citrinella, Linn. 2) — Waldgoldammer. E. sylvestris, Bre. . 3) — nordische Goldammer. E. septentrionalis, Bre. 1) — deutsche Fettammer. E. pinguescens, Bre. 3 2) — fremde Fettammer. Z. hortulana, Linn. 68 (3 Der italienische Fettammer. E. antiquorum, Bre.) 1) — kleine Zaunammer. E. eleathorax, Bechst. 2) — grolse Zaunammer. E. cirlus, Linn. 1) — Zipammer. E. cia, Linn. 2) — Gerstenammer, E. hordei, Brehm Der rothbärtige Ammer. Ember. rufibarba, Hemprich « et Ehrenberg . - . Der Fichtenammer. E. no Pall. DRITTE SIPPE. f Rohrammer. Cynchramus, Boje ; 1) Der Teichrohrammer. C. stagnatilis, Bre. 2) — Schilfrohrammer. C. schoeniclus, Boje 3) — nordische Rohrammer. C. septentrionalis, Bre. VIERTE SIPPE Sporner. -Plectrophanes, Meyer ? 1) Der Schneesporner. P. nivalis, Meyer . 2) —- Wintersporrer. P. hiemalis, Bre. 3) — nordische Sporner. P. borealis, Bre. 4) — Bergsporner. P. montanus, Bre. . 5) — schwarzköpfige Sporner. P. mustelinus, Bre. 41) — lerchengraue Sporner. P. calcaratus, Meyer (2 — grönländische Lerchensporner. Plectroph. Groen- landicus, Bre. Neunte Ordnung. Lerchenartige Vögel. Alaudidae, Boje et Brehm Erste Abtheilung. Lerchen. Alaudae, Linn. . 3 i ERSTE SIPPE Ammerlerche. Melanocorypha, Boje ERSTE FAMILIE. Kalanderammerlerchen. Melanocorypha calandrae (1 Die grofse Kalanderlerche. M. calandra, Boje) 2) — kleine Kalanderlerche. M. subcalandra, Bre. ZWEITE FAMILIE. Kurzzehige Ammerlerchen. Melanoc. brachy- tdactylae . . 4 : ’ . (1 Die italienische ME lerehe; Mel. Itala, ‘Bre.) 2) — kurzzehige Ammerlerche. Mel.brachydactyla, Bre. DRITTE FAMILIE. Steppenammerlerchen. Mel. desertorum Die asratische Steppenammerlerche. Mel. Tatarica, Boje 1051 ZWEITE SIPPE, Wüstenlerche. PAileremos, Brehm ; e FERReR (U) Die Alpenwüstenlerche. Phil. alpestris, Boje s Be. : DRITTE SIPPE Haubenlerche. Galerida, Boje et Brehm . » 814 ERSTE FAMILIE. Feldhaubenlerchen. Galeridae campestres . , = 1) Die östliche Haubenlerche. Gal. cristata, Boje ... 1815 2) — westliche Iaubenlerche. Gal. viarum, Bre. E n— 3) — rostgraue Haubenlerche. Gal/. undata, Bje . 316 ZWEITE FAMILIE. Waldhanbenlerchen. Galeridae sylvestres , . —_ 1) Die Waldhaubenlerche. Ga/. zemorosa, Brehm , — 2) — Baumhaubenlerche. Gal, arborea, Bre, & 3817 VIERTE SIPPE, Lerche. Alauda, Linne et Boje : x - \ _ 1) Die Saatlerche. Al. segetum, Brehm . 5 318 2) — Berglerche. Al. montana, Bre . . F «819 5) — Feldlerche. 4. arvensis, Linn. g . 320 4) — Ackerlerche. Al. agrestis, Bre i R i _ Zweite Abtheilung, Pieper. Anti -. . . ; ; . . Ba | ERSTE SIPPE. Stelzenpieper. Corydalla, Figors . ‚ . h —_ Richards Stelzenpieper. Cor. Richardi, Vigors . Be: - ZWEITE SIPPE Pieper. Anthus, Bechst. . 3 - - i . 2 ERSTE FAMILIE. Brachpieper. Anthi agrestes . ...8233 1) Der langschnäblige Brachpieper. A. FEINEN Bechst. 324 2) — kurzschnäblige Brachpieper. 4. agrorum, Bre . — 8) — bogenschnäblige Brachpieper. A. subarguatus, Brehm 325 (4 — nubische Brachpieper. 4. flavescens, Bre) . _ ZWEITE FAMILIE, Baumpieper. Anthi arborei . . . _ 1) Der Laubholzbaumpieper, 4, PETREER Bre ; «!. 826 2) — Binsenbaumpieper. A. juncorum, Bre . . = 3) — Grasbaumpieper. A. herbarum, Bre , ‘ = RT DRITTE FAMILIE Wasserpieper. Anthi aquatici f ; ‘ . —_ 1) Der Bergwasserpieper. A, aquaticus, Bechst. „ . 328 68 * 1052 9) Der Winterwasserpieper. A. hiemalis, Bre 3) 4) 5) — Alpenwasserpieper. 4A. alpinus, Bre — Felsenwasserpieper. 4. rupestris, Nils. — Küstenwasserpieper. 4. Zittoralis, Bre VIERTE FAMILIE. Wiesenpieper. Anthi pratenses, auct. 1) Der Morastpieper. 4A. stagnatilis Brehm . 2) 3) 4) 5) 6) 7) 8) 9) 10) 11) 12) — dänische Pieper. 4. Danicus, Bre . % ° — Wiesenpieper. A. pratorum, Bre - . . — Sumpfpieper. 4. palustris, Bre . . . — hochköpfige Pieper. 4. alticeps, Bre — dünnschnäblige Pieper. 4. zenuirostris, Bre — Singpieper. A. musicus, Be . e . * — grünliche Pieper. 4. virescens, Bre — Lichtenstein Pieper. 4, Lichtenstein, Bre — Haidenpieper. 4. desertorum, Bre — Bergpieper. 4A. montanellus, Bre — rotlıkehlige Pieper. 4. rufogularıs, Bre Zehnte Ordnung. Sänger. Sylviadae, Vigors ERSTE SIPPE Schafstelze. Budytes, Cw. . . . ü - 1) Die nordische Schafstelze. B. boarulus, Bre . ’ 2) — deutsche Schafstelze. B. flavus, Bre ZWEITE SIPPE, Bachstelze. Motacilla, Linne et aliorum 2 2) 1) 2) 3) 4) Die Gebirgsbachstelze. Mot. montium, Bre . — schwefelgelbe Bachstelze. M. sulphurea, Bechst. — weilse Bachstelze. M. alba, Linne h — nordische Bachstelze. M. septentrionalis, Bre — Woaldbachstelze. M. sylvestris, Brehm . i — kurzschnäblige Bachstelze. M. brachyrhynchos, Bre DRITTE SIPPE Blaukehlehen. Cyanecula, Briss. . . nr 1) Das schwedische Blaukehlchen. C. Suecica, Bre . 2) 5) 4) 5) — östliche Blaukehlchen. C. orientalis, Bre ° — Wolfische Blaukehlchen. €. Wolfü, Bre — dunkle Blaukehlchen. C. obscura, Bre d . — weilssternige Blaukehlchen. - C. Zeuco-eyana, Bre 1053 VIERTE SIPPE, Nächtigall. Zusemia, ‚Briss. a was ‚% e 1) Die grofse Sprossernachtigall. Z. major, Briss. 2) — kleine Sprossernachtigall. Z. philomela, Bre 3) — grofsschnäblige Nachtigall. Z. megarhynchos, Bre 4) — mittlere Nachtigall. Z. media, Bre . r a 5) Okens Nachtigall. L. Okenü, Bre . . h . 6) Die fremde Nachtigall. L. peregrina, Bre FÜNFTE SIPPE. Rothkehlchen. Rubecula, Briss. . Ä & ? 1) Das Fichtenrothkehlchen. R. pinetorum, Bre . 2) — Buschrothkehlchen. R. foliorum, Bre 2 3) — nordische Rothkehlchen. R. septentrionalis, Bre SECHSTE SIPPE. Rothschwanz. ARuticılla, Briss. i R : ERSTE FAMILIE. Baumrothschwänze. ARuticillae arboreae { r 1) Der. Waldrothschwanz. R. sylvestris, Bre . 92) — Baumrothschwanz. R. arborea, Bre 3) — Gartenrothschwanz. R. hortensis, Bre k £ ZWEITE FAMILIE. Hausrothschwänze. ARuticıllae domesticae . s 1) Der schwarze Hausrothschwanz. R. atra, Bre 2) — hochköpfige Hausrothschwanz. R. zitys, Bre 3) — schwärzliche Hausrothschwanz. R. atrata, Bre 4) — südliche Hausrothschwanz. R. Gibraltariensis, Bre SIEBENTE SIPPE, Steindrossel. Petroco/syphus, Boje 1) Die blaue Steindrossel.e Per. cyanus, Boje 2) — kleine blaue Steindrossel. P. coeruleus, Br. ; 1) — grofse bunte Steindrossel. Peir. saxatzlis, Boje 2) Gourcys Steindrossel. Petr. Gourcyi, Br. 5 3) Die Spottsteindrossel. Petr. polyglottus, Br. ACHTE SIPPE. Amsel. Merula, Briss. . s k . E R ERSTE FAMILIE. Schwarzamseln. Merulae nigrae . s f ö 1) Die Fichtenschwarzamsel. M. pinetornm, Bre . 2) — Stockamsel. M. truncorum, Bre e 5) — hochköpfige Amsel. M. alticeps, Be . 4) — krainische Amsel. M.:Carniolica, Bre . 1054 ZWEITE FAMILIE. Ringamsel. Merulae torquatae > - . . 1) Die nordische Ringamsel. M. torquata, Gefsn. 2) — Bergringamsel. M. montana, Bre 3) — gelbschnäblige Ringamsel. M. collaris, Bre 4) — Alpenringamsel. M. alpestris, Be . NEUNTE SIPPE Drossel. Turdus, Linnd, Boje et Brehm . . ERSTE FAMILIE, Misteldrosseln. Turdi viscivori \ : } 1) Die hochköpfige Misteldrossel. 7. major, Briss. 2) — plattköpfige Misteldrossel. 7. viservorus, Linn. 3) — Baummisteldrossel. 7. arboreus, Bre - . ZWEITE FAMILIE. Singdrosseln. Turdi musiei ß . 1) Die hochköpfige Singdrossel. T. musicus, Linn. 2) — mittlere Singdrossel. 7’. minor, Briss. 8) — plattköpfige Singdrossel. 7. phzlomelos, Bre DRITTE FAMILIE. ‚:Wachholderdrosseln. Turdi juniperorum . 1) Die grofse Wachholderdrossel. 7. pzlarıs, Linn. 2) — mittlere Wachholderdrossel. 7. subpilarıs, Bre 8) — hochköpfige Wachholderdrossel. 7.juniperorum, Bre VIERTE FAMILIE. Weindrosseln. Turdi vinetorum . . . . 1) Die hochköpfige Weindrossel. 7. ıkacus, Linne . 2) — mittlere Weindrossel. 7. betularum, Bre 3) — plattköpfige Weindrossel. T. vinetorum, Bre FÜNFTE FAMILIE. Fremde Drosseln. Turdi peregrini : 2 F Seyffertitzes Drossel. T. Seyffertitzü, Bre . ‘ Die Wanderdrossel. 7. migratorius, Linn. . ß \ — schwarzkehlige Drossel. T. atrogularıs, Temm. — zweideutige Drossel. 7. dubius, Bechst. Naumanns Drossel. 7. Naumanni, Temm. . & 2 Die gelbliche Drossel. 7. auroreus, Pall. — kleine Drossel. 7. minor, Linn. . i £ s ZEHNTE SIPPE. Wasserschwätzern Cinclus, Bechst. ä 1) Der hochköpfige Wasserschwätzer. C. aquatieus, Bechst. 2) — mittlere Wasserschwätzer. C. medius, Bre . 1055 $) Der nordische Wasserschwätzer. C.septentrionalis, Bre 4) — schwarzbäuchige Wasserschwätzer. Cinclus mela- nogaster, Bre > e n = a > : R ELFTE SIPPE. Staar. Siurnus, Linn. HE - & - 2 1) Der Hausstaar. St. dormesticus, Bre P B A 2) — Waldstaar. St. sylvestis, Bre . ä b R 3) — glänzende Staar. St. nitens, Bre b e E 4) — nordische Staar. St. septentrionalis, Bre . A 5) — einfarbige Staar. Sr. unicolor, Marmora . = ZWÖLFTE SIPPE, Staaramsel. Boscis, Bre. (Merula, Aldr.) $ : Die rosenfarbige Staaramsel. B. rosea, Brehm . E DREIZEHNTE SIPPE. Weilsschwanz. TVitiflora, Brisson et Boje . 2 1) Der nordische Weilsschwanz. 7’. septentrionalis, Bre 9) — deutsche Weilsschwanz. F. Germanica, Brehm 8) — graue Weilsschwanz. TV. cinerea, Brehm A 4) — rostgelbe Weilsschwanz. V. rufa, Briss. . : VIERZEHNTE SIPPE. Steinschmätzer. Saxicola, Bechst. et Boje . : ERSTE FAMILIE. Wiesensteinschmätzer. sSaxicolae pratenses - 1) Der Wiesensteinschmätzer. S. pratorum, Bre 9) — nordische Steinschmätzer. . septentrionalis, Bre 8) — Kohlsteinsthmätzer. S. crampes, Bre - . 4) — bräunliche Steinschmätzer. $. zubetra, Bechst. ZWEITE FAMILIE. Strauchsteinschmätzer. Saxicolae fruticeti z 1) Der plattköpfige Strauchsteinschmätzer. S. rubicola,Bechst. — 9) — hochköpfige Strauchsteinschmätzer. S. fruticeti. Bre 3) — mittlere Strauchsteinschmätzer. S. media, Bre 4) — Hügelstrauchsteinschmätzer. S. titys, Bre i FUNFZEHNTE SIPPR. Grasmücke. Curruca, Brisson et Brehm . r ERSTE FAMILIE. Sperbergrasmücken. Currucae nisoriae 3 ‘ 1) Die Sperbergrasmücke. C. nisoria, Bre . { 9) — gewellte Grasmücke. (. undata, Bre B e 3) — kleine Sperbergrasmücke. C. undwlata, Bre . 1056 ZWEITE FAMILIE. Graue Grasmücken. (Currucae griseae 1) Die graue Gartengrasmücke. C. hortensis, Bre 2) — graue RUE ER Grasmücke. C. brachyrhyn- chos, Bre - 2 2 - 5 5 3) Die graue Tan chnsptı ige Grasmücke. C. grisea, Bre DRITTE EAMILIE. Schwarzköpfige Grasmücken. Currucae atricapillae 1) Die schwarzscheitelige Fichtengrasmücke. Curruca ni- gricapilla, Bre ß A 2) Die schwarzscheitelige Gartengrasmücke. Curruca atri- capilla, Briss. i 3) Die nordische harueeheitetige ae Curruca pileata, Bre VIERTE FAMILIE. Heckengrasmücken. Currucae fruticeti 1) Die fahle Heckengrasmücke. C. cinerea, Bre 2) — grauliche Heckengrasmücke. C. cineracea, Bre 3) — rostgraue Heckengrasmücke. C. fruticeti, Bre 4) — grauköpfige Heckengrasmücke. C. caniceps, Bre FÜNFTE FAMILIE. Klappergrasm ücken. Currucae garrulae 1) Die Fichtenklappergrasmücke. C. garrula, Briss. 2) — Dornklappergrasmücke. C. dumetorum, Bre 3) — kleinschnäblige Klappergrasmücke. C. molaria, Br. SECHZEHNTE SIPPE. Laubvögel. Phyllopneustae, Meyer „eilaaj ERSTE FAMILIE Schwirrende Laubvögel. Phyllopneustae sibillatrices 1) Der schwirrende Fichtenlaubvogel. PA. sibillatrix, Boje 2) — grolsschnäblige schwirrende Laubvogel. Ph. me- garhynchos „uBreys.s . h 3) Der nordische schwirrende age Ph. ee ze ZWEITE FAMILIE. Flötenlaubsänger. FPhyllopneustae musicae . 5 1) Der Baumlaubsänger. Ph. arborea, Bre . 2) — Gartenlaubsänger. Ph. fitis, Bre R 4 2 3) — graurückige Laubsänger. Ph. acredula, Bre . 4) — hochköpfige Laubsänger. Ph. trochilus, Bre « DRITTE FAMILIE. Berglaubvögel. Phyllopneustae montanae . . Der deutsche Berglaubvogel. Ph. montana, Bre . 1057 VIERTE FAMILIE. Graue Laubvögel. Phyllopneustae griseae 1) Der graue Waldlaubvogel. PA. sylvestris, Brehm . 2) — einsame graue Laubvogel. Ph. solitaria, Bre 3) — graue Fichtenlaubvogel. Ph. pinetorum, Bre 4) — kurzschnäblige graue Laubvogel. Ph. rufa, Brehm SIEBZEHNTE SIPPE, Bastardnachtigall. Hippolais, Brehm 1) Die hochköpfige Bastardnachtigall. H. alticeps, Brebin 2) — mittlere Bastardnachtigall. H. media, Bre . 3) — plattköpfige Bastardnachtigall. H. planiceps, Bre ACHTZEHNTE SIPPE. Schilfsänger. Calamoherpe, Boje ERSTE FAMILIE, Grasmückenartige Schilfsänger. Cal. currucis SzrrUlesa =. are R Der Flufsschilfsänger. C. emissrlin, Boje 1) Der Heuschreckenschilfsänger. C. Zocustella, Boje 9) — dünnschnäblige Schilfsänger. C. tenuirostris, Bre ZWEITE FAMILIE. Aechte Schilfsänger. Calamoherpae verae ; 1) Der drosselartige Schilfsänger. Cal. zurdoides, Boje 2) — Seeschilfsänger. Cal, lacustris, Brehm 3) — grolse Teichschilfsänger. Cal. stagnatilis, Bre 1) — Erlenschilfsänger. Cal. alnorum, Bre 2) — Strauchschilfsänger. C. arbustorum, Boje et Dieb 8). — Rohrschilfsänger. Cal. arundinacea, Boje 4) — Weidenschilfsänger. Cal. salicaria, Bre 5) — Sumpfschilfsänger. Cal. palustris, Boje 6) — schönsingende Schilfsänger. Cal. musica, Bre 7) — kleine Teichschilfsänger. Cal. piscinarum, Bre 8) Brehm’s Schilfsänger. Cal. Brehmii, Müller DRITTE FAMILIE. Gelbe Schilfsänger. Calamoherpae flavescentes 1) Der Waizenschilfsänger. C. tritici, Brehm 9) — Uferschilfsänger. C. phragmitis, Bechst. . . 8) — nordische Schilfsänger. Cal. choenibanus, Br, « 1) — Riedgrasschilfsänger. Cal. cariceti, Bre 2) — Morastschilfsänger. Cal. limicola, Bre 5) — Wasserschilfsänger. Cal. aquatica, Bre . . 4) — gestreifte Schilfsänger. Cal. striata, Bre . 69 1058 NEUNZEHNTE SIPPE. Zaunkönig. Troglodytes, Cu. . . . j . 1) Der Hauszaunkönig. T’r. domestieus, Bre 2) — Waldzaunkönig. Tr. sylvestris, Bre . & ZWANZIGSTE SIPPE. Flüevogel. Accentor, Bechst. . R 3 ; £ Der Alpenflüevogel. #ccentor alpınus, Bechst. , : 1) Der plattköpfige Fichtenflüevogel. .fce. pinetorum, Bre 2) — hochköpfige Heckenflüevogel. Acc. modularis, Koch Elfte Ordnung. Meisenartige Vögel. Paridae, Brehm Ka ERSTE SIPPE, Meise. Parus, Linne, Cuvier et Brehm . ERSTE FAMILIE. Finkenmeisen. Pari majores . . f a x 1) Die plattköpfige Finkenmeise. P. major, Linn. 2) — hochköpfige Finkenmeise. P. robustus, Linn. ZWEITE FAMILIE. Blaumeise. Parı coerulei . .. 2 ; e z 1) Die Blaumeise. P. coeruleus, Linn. . 3 - 2) — bläuliche Meise. P. coerulescens, Brehm Die Lasurmeise. P. cyanus, Pall. DRITTE FAMILIE. Sumpfmeisen. Pari palustres . 1) Die Sumpfmeise, P. palustris, Linn. 2) — Weidenmeise.. P. salicarıus, Linn. FIERTE FAMILIE. Tannenmeisen. Par: abietum . € 1) Die grofse Tannenmeise. P. abietum, Brehm 2) — kleine Tannenmeise. P, ater, Linn. . E FÜNFTE FAMILIE. Haubenmeisen. Pari cristati 1) Die deutsche Haubenmeise. P. mitratus, Bre 2). — nordische Haubenmeise. P. eristatus, Linn. ZWEITE SIPPE Schwanzmeise. ‚Pauroides, Brehm . h . F 1) Die grofsschnäblige Schwanzmeise. P. longicaudus, Bre 2) — kleinschnäblige Schwanzmeise. P. caudatus, Bre DRITTE SIPPE. Bartmeise. Mystacinus, Cu. . & 1059 1) Die russische Bartmeise. M. Russicus, Bre 2) — östliche Bartmeise. M. biarmicus, Cuv. 3) — nördliche Bartmeise. M. arundinaceus, Bre 4) — zahnschnäblige Bartmeise. M. dendatus, Bre VIERTE SIPPE. Beutelmeise. Pendulinzs, Cuv. ; 1) Die polnische Beutelmeise. P. polonicus, Bre 2) — mittlere Beutelmeise. P. medius, Bre 3) — langschwänzige Beutelmeise. P. macrourus, Bre FÜNFTE SIPPE. Goldhähnchen. Regulus, Aldrovand 1) Das nordische Goldhähnchen. R. septentrionalis, Bre 2) — saffranköpfige Goldhähnchen. R. crococephalus, Bre 8) — goldköpfige Goldhähnchen. R. chrysocephalus, Bre 1) — nilssonische Goldhähnchen. R. Nulssonii, Brehm 2) — feuerköpfige Goldhähnchen. R. Pyrocephalus, Bre 5) — kurzschnäblige Goldhähnchen. R.brachyrhynchos Bre Zwölfte Ordnung. Taubenartige Vögel. Columbidae, Leach. ERSTE SIPPE. Taube. Columba, Linne, Boje ct Brehm ERSTE FAMILIE. Ringeltauben. Columbae torguatae ; i 1) Die hochköpfige Ringeltaube. C. palumbus, Linn. 2) — mittlere Ringeltaube. (. pinetorum, Br. 3) — plattköpfige Ringeltaube. C. zorguata, Bre ZWEITE FAMILIE. Feldtauben. Columbae campestres x 1) Die zahıme Feldtaube. C. domestica, Linn. i 2) — südliche Feldtaube. C. livia, Briss. . ’ N 5) Amalias Feldtaube. C. Amaliae, Bre DRITTE FAMILIE. Hohltauben. Columbae cavorum 1) Die Hohltaube. C. oenas, Linn. 2) — Lochtaube. C. cavorum, Bre ZWEITE SIPPE. Twrteltaube. Peristera, Boje . P R 1) Die hochköpfige Turteltaube. P. turtur, Boje 2) — plattköpfige Turteltaube. P. tenera, Br. . 69, * en Seite 472 473 474 475 476 477 478 479 480 481 432 483 — 485 1060 Dreizehnte Ordnung. lühnerartige Vögel. Gallinae, Br. . : . ERSTE SIPPE. Flughuhn. Pierocles, Temm. . RE > . Das Sandflughuhn. Pr. arenarius, Temm. . an ZWEITE SIPPE. Waldhuhn. Tetrao, Linnei et aliorum . i s ERSTE FAMILIE. Waldhühner mitzugerundetemSchwanze, Te- traones cauda rotundata .« . 2 B 3 . 1) Das plattköpfige Auerhuhn. T. aurogallus, Linn. . 2) — grofse Auerhuhn. 7\ major, Br. . g E 3) — dickschnäblige Auerhuhn. T. cerassirostris, Br, 4) — gefleckte Auerhuahn. 7. maculatus, Br. ZWEITE FAMILIE. Gabelschwänzige Waldhühner, Tesraones cauda bifurca s . s - : . R Das mittlere Waldhuhn. Tetrao medius, Leisl. 1) Das Wachholderwaldhuhn. 7. juniperorum, Br. . 2) — dünnschnäblige Birkwaldhuhn. 7". tetrix, Linn, 3) — Haidenwaldhuhn. T. ericaeus, Br. . DRITTE SIPPE. Haselhulın. Bonasia, Briss, SA 1) Das Felsenhaselhuhn. Bonasia rupestris, Br. . Ei 2) — Waldhaselhuhn. B. sylvestris, Br. . a 5 VIERTE SIPPE, Schneehuhn. Zagopus, Briss. x 1) Das Bergschneehuhn. Lag. montanus, Br. 2) — Morastschneehuhn. ZL. subalpinus, Br. FÜNFTE SIPPE. Fasan. Phasianus, Linn, . e : x Der gebänderte Fasan. Ph. Colchicus, Linn. SECHSTE SIPPE, Feldhuhn; Derdataan:- ; SWITA N. MTZ ERSTE FAMILIE. | Rothschnäblige Feldhühner. Perdices erythro- rhynchoi . 2 . P - R . 3 . 1) Das Felsenhuhn. P; zupestris, Br. . s #20 2) — Steinhuhn. P. saxatilis, Mey. . ARE ; Das Rothhuhn. P. rubra, Briss. . — Klippenhuhn. P. petrosa 1061 ZWEITE FAMILIE. Graue Feldhühner. Perdices cinereae . ü 1) Das graue Feldhuhn. P. cinerea, Lath. . . e 2) — grauliche Feldhuhn. P. cinereacea, Br. . - j SIEBENTE SIPPE Wachtel. Coturnix, Brıss. - { 2 1) Die grofse europäische Wachtel. C. major, Briss. . 2) — mittlere Wachtel. .C. media, Br. - s 3) — kleine Wachtel. C. minor, Br. , .» v : Vierzehnte Ordnung. Laufvögel. Cursores . s . 5 . . . EINZIGE DEUTSCHE SIPPE. Trappe. Okts, Linn. . . . . . B . ERSTE FAMILIE. Trappenmit zusammengedrücktemSchnabel. Otides rostro compresso s . . . 8 1) Der grolse Trappe. Otzs major, Br. ; 5 : 2) — deutsche Trappe. Oi. tarda, Linn. .» a . Der kleine Trappe. Or. tetrax, Linn. . , . k ZWEITE FAMILIE. Trappen mit etwas längerm, hinten niederge- drücktem Schnabel. Otides rostro longiori, in radice depresso & 2 2 2 Der Kragentrappe. Ot. houbara, Linn. 2 , = Funfzehnte Ordnung. Regenpfeiferartige Vögel. Charadriadae, Leach. ERSTE SIPPE,. Läufer. Cursorius, Lath. . g e : 5 Der isabellfarbige Läufer. C. isabellinus, Mey. . ZWEITE SIPPE. Dickfufls. Oedienemus, Bell., Aldr., Temm. . h 1) Der schreiende Dickfuls. Oed. crepitans, Temm. 9) — Haidendickfuls. Oed. desertorum, Br. - a (3) — Sanddickfuls. Oed. arenarius, Br. . s DRITTE SIPPE. Goldregenpfeifer. Charadrius, Linn., Temm., Boje 1) Der hochköpfige Goldregenpfeifer. Ch. apricarius, Linn. 2) — mittlere Goldregenpfeifer. Ch. auratus, Suck. . 8) — hochstirnige Goldregenpfeifer. Oh. altifrons, Br. 4) — plattköpfige Goldregenpfeifer. Oh. fluvialis, Linn, 1062 VIERTE SIPPE. Mornellregenpfeifer. Eudronuas, Boje . 24544 1) Der hochstirnige Mornellregenpfeifer. Eudromias mo- rinella, Boje 5 r A h e = Ale 2) Der Bergmormellregenpiägen Eudr. montana, Br. 546 3) — dumme Mornellregenpfeifer. Eudr. stolida, Br. 547 FÜNFTE SIPPE. Uferpfeifer. 4egiatılis, Boje . INTER ..— 1) Der nordische Uferpfeifer. 4Jeg. septentrionalis, Br. 548 2) — buntschnäblige Uferpfeifer. 4Seg. niaticula, Boje 549 1) — Flufsuferpfeifer. 4eg. fluviatilis, Br. : R — 2) — kleine Uferpfeifer. feg. minor, Boje - 580 1) — weilsliche Uferpfeifer. 4Jeg. cantiana, Boje . 551 9) — weilsstirnige Uferpfeifer. _4eg. albifrons, Br. . — 3) — weilskehlige Uferpfeifer. 4eg. albigularis, Br. 552 SECHSTE SIPPE. Kiebitzregenpfeifer. Squatorala, Cwier . 3.4553 1) Der gefleckte Kiebitzregenpfeifer. Sg. varia, Br. . —_ 9) — schweizer Kiebitzregenpfeifer. Sg. Helvetica, Br. 554 SIEBENTE SIPPE. Kiebitz. Vanellus, Briss. . : . 3 ee 1) Der gehäubte Kiebitz. Van. cristatus, M. ee W. . 555 9) — doppelhörmige Kiebitz. 7. bicornis, Br. . + 59% ACHTE SIPPR. Steinwälzer. Sirepsllas, Ll. . h ä B ge 1) Der Halsbandsteinwälzer. Str. collaris, Tilig, 2 ...558 9) — nordische Steinwälzer. Szr. borealis, Br. . ...569 $) — Ufersteinwälzer. Sir. littoralis, Br. . 5 .. 560 NEUNTE. SIPPE. Austernfischer. Haematopus, Linn. R . 2 ur 1) Der Nordseeausternfischer. Haem. ostralegus, Linn. 561 9) — Ostseeausternfischer. Haem. Balthicus, Br. . 562 3) — östliche Austernfischer. Haem. orientalis, Br. 563 Sechzehnte Ordn ung. Sandhühner. Glareoldae, Br. a R i ... 564 EINZIGE EUROPÄISCHE SIPPR. Sandhuhn. Glareola, Briss. a £ fe h 2 n- 1) Das österreichische Sandhuhn. G/. Austriaca, Linn. 565 2) — Halsbandsandhuhn. G/. torquata, Briss. . . 566 3) — südliche Sandhuhn. Gl. Senegalensis, Linn. - _ 1063 Seite Siebzehnte Ordnung. Reiherartige Vögel. Ardeidae, Leach. i „7 568 ERSTE SIPPE Kranich. Grus, Pall. 5 ! az ea 569 1) Der graue Kranich. Gr. cinerea, Bechst. ; . VERD 2) — grauliche Kranich. Gr. cineracea,‘ Br. ; us ZWEITE SIPPE. Storch. Ciconia, Brisson ... : ; ; i — ERSTE FAMILIE. Weifse Störche., Ciconiae albae } A R 5 1) Der weilse Storch. C. alba, Briss. . : - R — 2) — weilsliche Storch. C. albescens, Br . : ... O7 3) — reinweilse Storch. C. nivea, Br. A 2 & —_ 4) — kleine weilse Storch. C. candida, Br. x „575 5) — amerikanische Storch. C. Americana, Briss. . _ ZWEITE FAMILIE. Schwarze Störche. (iconiae nigrae : } & —_ 1) Der schwarzbraune Storch. C. fusca, Briss. . Ib 2) — schwarze Storch. C. nigra, Bechst. . u —_ DRITTE‘ SIPPE. Reiher. Ardea, Linne, Cuvier et Boje . x a ERSTE FAMILIE. Graue Reiher. Ardeae cinereae ä A 4 .NSrE 1) Der grolse Reiher. _Ardea major, Linn. . 5 R _ 9) — graue Reiher. 4. cınerea, Lath. e % . .58Q 3) — grauliche Reiher. 4. eineracea, Br. . ö > — & ZWEITE FAMILIE. Purpurreiher. Ardeae purpureae . ; - 581 1) Der kaspische Purpurreiher. .4. Caspica, Gmel. . —_ 9) — mittlere Purpurreiher. 4. purpurea, Linn. 129853 3) — kleine Purpurreiher. 4. purpurascens, Briss. . 583 VIERTE SIPPE, Schmuckreiher. Heroidas, Boje : a : h _ 1) Der grofse Federbuschreiher. Her. candıda, Br. . 584 9) — Federbuschreiher. Her. egreita, Boje £ u 3) — amerikanische Silberreiher. Her. Zeuce, Boje . — 1) — kleine Silberreiher. Her. garzetta, Boje 2) — beinähnte Silberreiher. Her. jubata, Br. . H —_ 5) — Schneesilberreiher. Her. nivea, Boje 5 “592 FÜNFTE SIPPRE. 5 Rallenreiher. Buphus, Boje -.. . : k E —_ 1064 1) Der grofse Rallenreiher. Buphus comatus, Br. 5 9) — mittlere Rallenreiher. B. castaneus, Br. . - 8) — kleine Rallenreiher. B. ralloides, Boje . . 4) — illyrische Rallenreiher. B. Illyricus, Br. . . SECHSTE SIPPE, Nachtreiher. Nycticorax, CTwier . > . 1) Der östliche Nachtreiher. N. orientalis, = E - 2) — hochköpfige Nachtreiher. N. Badius, Br. - . 3) — südliche Nachtreiher. N. meridionalis, Br. s SIEBENTE SIPPE. E Rohrdommel. Botaurus, Brisson et Boje s R ERSTE FAMILIE. Grofse Rohrdommeln. Botauri majores 1) Die nördliche Rohrdommel. B. stellaris, Boje 9) — Seerohrdommel. B. lacustris, Br. 3) — hochstirmige Rohrdommel. B. arundinaceus, Br. ZWEITE FAMILIE. Kleine Rohrdommeln. Botauri 'minuti . . 1) Die kleine Rohrdommel. Botaurus minutus, Boje . 2) — Zwergrohrdommel. Bot. pusillus, Br. ö R ACHTE SIPPE, Löffler. Platalea, Linn. . . x 1) Der ungarische Löffler. Platalea NEN om 2) — holländische Löffler. Pl. nivea, Cuv. 5 - NEUNTE SIPPE. Flamming. Phoenicopterus, Linn. . 2 ; = Der Flamming der Alten. PA, antiquorum, Temm. Achtzehnte Ordnung. Schnepfenartige Vögel. Scolopacidae, Leach . ERSTE SIPPE. Ibis. Ibis, Lacepede . . y 1) Der plattköpfige braune Ibis. Tbis Falsesti ee 9) — hochköpfige braune Ibis. Ibis castaneus, Br. . ZWEITE SIPPE, Brachvogel. Numenius, Briss. A , Ä - 1) Der grofse Brachvogel. Numenius arquatus, Bechst. 2) — mittlere Brachvogel. N. medius, Br. e 8) — morgenländische Brachvogel. N. orientalis, Br. 1) — isländische Brachvogel. N. Islandicus, Br. r 2) — Regenbrachvogel. N. phoeopus, Bechst . . 1065 DRITTE SIPPE. Waldschnepfe. Scolopax, Linne, Cuv.; Boje; Briss. 1) Die plattköpfige Waldschnepfe. Se. rusticola, Linn. 2) — Fichtenwaldschnepfe. Sc. pinetorum, Br. 3) — schmalköpfige Waldschnepfe. Sc. sylvestris; Br. VIERTE SIPPE. | Sumpfschnepfe: JTelmatias, Boje . . ; ERSTE FAMILIE: Grofse Sumpfschnepfen. Te/m. majores 1) Die grolse Sumpfschnepfe. 7. major, Boje 2) — gesperberte Sumpfschnepfe. 7. nisoria, Br. ZWEITE. FAMILTE. Heersumpfschnepfen. Telm. gregariae 1) Die färöische Sumpfschnepfe. 7‘; Färöensis, Br. 2) — Brehm’s Sumpfschnepfe. 7. Brehmü, Boje 3) — Teichsumpfschnepfe. 7. stagnatilis, Br. 4) — nordische Sumpfschnepfe. 7‘ septentrionalis, Br. 5) — Heersumpfschnepfe. 7. gallinago, Boje ; 6) — fremde enpene T; peregrina, Bädecker et Brehm ‘ F ; ; R ; a FÜNFTE SIPPE Moorschnepfe. Philolimnos, Br. 1) Die hochköpfige Moorschnepfe: PA. Gullintelen, Bei 2) — Teichmoorschnepfe. Ph. stagnatılis, Br. 3) — kleine Moorschnepfe. Ph. minor, Br. SECHSTE SIPPE Sumpfläufer. ZLimosa, Briss. R ; : 1) Der isländische Sumpfläufer. 2. Islandica, Br. 2) — schwarzschwänzige Sumpfläufer. Z. melanura, Leisl. 1) — Meyerische Sumpfläufer. L. Meyeri, Leisl: 2) — rostrothe Sumpfläufer. Z. rufa, Briss. SIEBENTE SIPPE. Wasserläufer. Glottis, Ge/sner 1) Der langfülsige Wasserläufer. G/. uhleranis Nilss. 2) — graue Wasserläufer. G/. grisea, Br. ; 3) — pfeifende Wasserläufer. G/. fistulans, Br. ACHTE SIPPE Uferläufer. Totanus, Bechst. . f R % k ERSTE FAMILIE. Schwimmfähige Uferläufer. Tosanus natantes 1) Der schwarzbraune Uferläufer: 7. fuscus, Leisl. 70 633 1066 2) Der schwarze Uferläufer. T. ater, Briss. ; 3) — schwimmende Uferläufer. 7. natans, Bechst. . ZWEITE FAMILIE. Meeruferläufer. Totani maritimi . e i - 1) Der deutsche Meeruferläufer. 7". littoralis, Br. 2) — nordische Meeruferläufer. 7. calidris, Bechst. . 3) —-gestreifte Meeruferläufer. 7. striatus, Briss. DRITTE FAMILIE. Walduferläufer. Totani sylvestres d f 1) Der grofse Walduferläufer. 7. sylvestris, Br. E 2) — Sumpfwaiduferläufer. 7. palustris, Br. . . 3) — getüpfelte Walduferläufer. 7. glareola, Temm. 4) Kuhl’s Walduferläufer. 7. Kuhlii, Br. FIERTE FAMILIE. Bachuferläufer. Totani rivales f 4 1) Der hochköpfige Bachuferläufer. Tor. ochropus, PER 2) —- mittlere Bachuferläufer. T'or. rivalis, Br. k 3) — plattköpfige Bachuferläufer. T'or. leucouros, Br. FÜNFTE FAMILIE. Teichuferläufer. Tozanı stagnatiıles P B Der deutsche Teichuferläufer. Tot. stagnatilis, Bechst. SECHSTE. FAMILIE. Kurzfüfsige Uferläufer. Totani brachypodes Der langschwänzige Uferläufer. Toz. Bartamius, Wils. — gefleckte Uferläufer. Tor. macularius, Temm. NEUNTE SIPPE. Strandpfeifer. detitis, Boje . : » tl) 1) Der hochscheitelige Strandpfeifer. 4er. cinclus, Br. 2) — plattköpfige Strandpfeifer. der. hypoleucos, Boje 3) — Teichstrandpfeifer, Act. stagnatilis, Br. . ZEHNTE SIPPE, Küstenläufer. Tringa, Linne, Cuvier, Boje, Brehm 1) Der plattköpfige Küstenläufer. 77. maritima, Brünn. 2) — mittlere Küstenläufer. 77. nigricans, Montagu 3) — hochköpfige Küstenläufer. Tr. Zittoralis, Br. . ELFTE SIPPE, Strandläufer. Canutus, Brisson F ie 5 } 1) Der isländische Strandläufer. Can. Islandicus, Br. . 2) — hochköpfige Strandläufer. Can. cinereus, Br. ZWÖLFTE SIPPE Schlammläufer. Pelidna, Cwier 1067 ERSTE FAMILIE. Bogenschnäblige Schlammläufer. Pel. arquatae 1) Der bogenschnäblige Schlammlänfer. Pel. subarquata, Cuv. 2) — langschnäblige Schlammläufer. Pel. macrorhynchos, Br. ZWEITE FAMILIE. Breitschnäblige Schlammläufer. Pel. latirostres 1) Der breitschnäblige Schlammläufer. Pel.platyrhynchos, Br. DRITTE FAMILIE. Veränderliche Schlammläufer. Pel. variabıles 1) Der Alpenschlammläufer. Pel. alpına, Boje 2) — pommersche Schlammläufer. Pel. variabılıs, Br. 3) — Schinzische Schlammläufer. Pel. Schinzii, Br. 4) — südliche Schlammläufer. Pel. calidris, Br. FIERTE FAMILIE. Zwergschlammläufer. Pel. pygmaeae 1) Der kleine Schlammläufer. Pel. minuta, Boje 2) — Zwergschlammläufer. Pel. pusilla, Br. 3) — Temminckische Schlammläufer. Pel. Temmincki . 4) — kleinste Schlammläufer. Pel. pygmaea, Seyffertitz et Brehm h - A DREIZEHNTE SIPPE. Kampfstrandläufer Machetes, Cw. . R 1) Derhochköpfige Kampfstrandläufer, Mach. eine Br. 2) — plattköpfige Kampfstrandläufer. Mach. planiceps, Br. 3) — westliche Kampfstrandläufer. Mach. pugnax, Cuv. VIERZEHNTE SIPPE, Sanderling. Calidris, Illiger . 3 1) Der hochköpfige Sanderling. Cal. arenaria, Tokio 2) — plattköpfige Sanderling. Cal. grisea, Br. . > 3) — amerikanische Sänderlin g. Cal. dmericana, Br. FUNFZEHNTE SIPPE Lappenfufs. Lobipes, Cuv. 2 ? . Der graue Lappenfuls. Lob. RIESEN SAREAT Cu. SECHZEHNTE SIPPE. Wassertreter. Phalaropus, Briss. . » \ 1) Der rothe Wassertreter. Phal. rufus, Bechst. 2) — breitschnäblige Wassertreter. Phal. platyrhyn- chos, Temm. « a : } ” 2 2 ? SIEBZEHNTE SIPPE, Strandreuter. Himantopus, Brisson h 1) Der rothfülsige Straudreuter. Him. rufipes, EAFRN 10° 680 681 1068 9) Der schwarzflügelige Strandreuter. H.melanopterus Mey. $) — langfülsige Strandreuter. Him. longipes, Br. , 4 4) — brasilianische Strandreuter. H. Brasiliensis, Br. , ACHTZEHNTE SIPPE. Säbelschnäbler. Recurvirostra, Linne 1) Der schwimmfüfsige Säbelschnäbler. Rec. avocetta, Linn. 2) — spaltfülsige Säbelschnäbler. Rec. fissipes, Br. Neunzehnte Ordnung. Rallenartige Vögel. Rallidae, Leach. Mr ERSTE SIPPr. Ralle. Rallus, Linne H . > s R R 1) Die deutsche Wasserralle.. R. Germanicus, Br. - 2) — nerdische Wasserralle. R. aquaticus, Linn. ZWEITE SIPPE. Wiesenknarrer. COrex, Bechstein « - H 1) Der deutsche Wiesenknarrer. Cr. pratensis, Bechst. 2) —- Graswiesenknarrer. Cr. herbarum, Br. 8) — hochköpfige Wiesenknarrer. Cr. altıceps, Br. DRITTE SIPPE. Rohrhuhn. Gallinula, Lath. : & - : ERSTE FAMILIE. Gefleckte Rohrhühner. Gall. maculatae 1) Das bunte Rohrhuhn. Gall. porzana, Lath. 2) — gefleckte Rohrhuhn. Gall. maculata, Br. 3) — gepunktete Rohrhuhn. Gall. punctata, Br. ZWEITE .FAMILIE, Kleine Rohrhühner. Gallinulae pusillae : 1) Das Zwergrohrhuhn. Gall. pusilla, Bechst. , 2) — kleine Rohrhuhn. Gall. minuta, Br. 5) — kleinste Rohrhuhn. Gall. pygmaea. Naum. VIERTE SIPPE. Teichhuhn. Stagnicola L B 5 2 1) Das nordische Teichhuhn. St. septentrionalis, Br. 2) — grünfülsige Teichhuhn. Sr. choloropus, Br. 3) — kleine Teichhuhn. St. minor, Br. FÜNFTE SIPPE, Wasserhuhn. Fulica, Linne, Latham, Brehm . 1) Das schwarze Wasserhuhn. Ful. atra, Linn. . 2) — kohlschwarze Wasserhuhn. Ful. aterrima, Linn. 3) — breitschwänzige Wasserhuhn. Ful. platyuros, Br. (4 Ful, maxima. 5) Ful. minor. 6) Ful. Wilsonii.) Seite 682 683 634 1069 Zwanzigste Ordnung. Mövenartige Vögel. Laridae, Leach. . ERSTE SIPPE Raubmöve. Destri®:; Illig. A ERSTE FAMILIE. Ranbmöven ohne Schwunzspielse. Lestrides rectrieibus fere aequalibus . k > 1) Die Riesenraubmöve. ZL. cataractes, am. et Br. 2) — grofse Raubmöve. L. skua, Br. ZWEITE FAMILIE. Kugelschwänzige Raubmöven. Lestrides rectriei- bus medis retorsis . 2 e : : r Die kugelschwänzige Racbpröwe! L. sphaeriuros, Br. DRITTE FAMILIE. Schmarotzerraubmöven. Lestrides parasiticae 1) Bojes Raubmöve. L. Boji, Br. 2) Schleeps Raubmöve. Z. Schleepü, Br. 3) Die langflügelige Raubmöre. L. macropteros, Br. 4) — Schmarotzerraubmöve. EL. parasitica, Boje 5) Benickes Raubmöve. L. Benicku, Br. 6) Die Felsenraubmöve. L. crepidata, Br. N 7) — kleinschnäblige Raubmöve. L. microrhynchos, Br. ZWEITE SIPPE Möve. Larus, Linne, Boje et Brehm ERSTE FAMILIE. Schwarzrückige Möven. Lari dorso nigro 1) Die Riesenmöve. L. maximus, Br. . R $ 2) — Müllersche Möve. L. Mülleri, Br. . i 8) Des Fabricius Möve. ZL. Fabrici, Br. . 4) Die Mantelmöve, E. marınus, Linne et Br. ZWEITE FAMILIE. Weifsschwingige Möven.. Lari leucopteri , 1) Die Eismöve. L. glacialis, Benicke 2 2) — grolse weilsschwingige Möve. L. glaucus, Brün. 3) — Bürgermeistermöve. L. consul, Boje 4) — kleine Möve. EZ. minor, Br. DRITTE SIPPE Stolsmöven. Laraides, Brehm z ERSTE FAMILIE. Silbermöven. Lari argentati & } 1) Die grolse Silbermöve, 4. major, Br, M 1070 2) Die ächte Silbermöve. L. argentatus, Br. 3) — silbergraue Möve. L. argenteus, Br. 4) — silberblaugraue Möve. L. argentatoides, Br. 5) — kleine ‚Silbermöve, L. argentaceus, Br. . 6) — nordamerikanische Silbermöye. .L. dmericana, Br. ZWEITE FAMILIE. Weilsschwingige Stolsmöven, Zaroidae leucopteri 1) Die grolse weilsschwingige Stofsmöve. L. glaucoides, Br. 2) — mittlere weilsschwingige Stolsmöve, Z. Zeucopterus, Br. 3) — hochköpfige weilsschwingige Stolsmövre. 2. sub- leucopterus, Br. . ı » i ® er 3 DRITTE FAMILIE, Heringsmöven. „Laroidae harengorum 1) Die grolse Heringsmöve. ZL. melanotos, Br. 2) — kleinschnäblige Heringsmöye. L, harengorum, Br. 3) — dickschnäblige Heringsmöve. L. fuscus, Br. VIERTE FAMILIE. Sturmmöven. ÄLuroidae procellosi . R L 1) Die pommersche Sturmmöve. ZL. procellosus, Br. . 2) — nordische Sturmmöve. ZL. canus, Br. 3) — hochköpfige Sturmmöve. .L, canescens, Br. FÜNFTE FAMILIE. Dreizehige Möven, Laroidae tridactyli r 1) Die grofse dreizehige Möve. L. tridactylus, Br. . 2) — grönländische dreizehige Möve. L. rissa, Br. 35) — kleine dreizehige Möve, Z. minor, Br. . VIERTE SIPPE. Schwalbenmöve. Xema, Leach et Boje y z Die schwarzköpfige Schwalbenmöve. X, melanocephalon, Boje — bleigrauköpfige Schwalbenmöve. X. caniceps, Br. 1) Die Lachschwa!benmöve. X. rıdibundum, Boje 2) — Hutschwalbenmöve. X. pileatum, Br, Ä 3) — Kapuzinerschwalbenmöve. X. capistratum, Boje Die Zwergschwalbenmöve. X. minutum, Boje FÜNFTE SIPPE. Elfenbeinmöve. Gavia, Brisson et Boje A 1) Die grofse Elfenbeinmöve. G. eburnea, Boje 2) — kleine Elfenbeinmöve. G. niveau, Br. y # SECHSTE SIPPE, Raubseeschwalbe. Sylochelidon, Br. R 1) Die baltische Raubseeschwalbe. $. Baltica, Br. 1071 2) Die Schilling’sche Raubseeschwalbe. S. Schillingii, Br. 8) -— kaspische Raubseeschwalbe. S. Caspia, Br. SIEBENTE SIPPE Lachseeschwalbe. Gelochelidon, Br. . 5 Ä 1) Die baltische Lachseeschwalbe. Geloch. Baltica, Br. 2) — Ackerlachseeschwalbe. G. agraria, Br. . 3) — südliche Lachseeschwalbe. G. meridionalis, Br. ACHTE SIPPE, Meerschwalbe. Thalasseus, Boje . ‘ Er 1) Die weilsgraue Meerschwalbe. T'h. canescens, Br. 2) — weilsliche Meerschwalbe. 7’. candicans, Br, NEUNTE SIPPE. Seeschwalbe Sierna, Linne, Boje, Brehm Die Dougall’sche Seeschwalbe. Sr. Dougalli, Mont. 1) Die Flulsseeschwalbe. St. fluviatilis, Naum. et Br. 2) — pommersche Seeschwalbe. St. Pomarina, Br. 8) — rothfülsige Seeschwalbe. St. hirundo, Linn. 4) — silbergraue Seeschwalbe. Si. argentata, Br. 5) — silberfarbige Seeschwalbe. St. argentacea, Br. 6) — langschwänzige Seeschwalbe. St. macroura, Naum. 7) — nordische Seeschwalbe. 87. arctica, Tremm. s 8) — Nitzschische Seeschwalbe. Si. Nizzschü, Kaup. Die kurzfülsige Seeschwalbe. $2. brachytarsa, Graba ZEHNTE SIPPE. Zwergseeschwalbe. Siernula, Boje . f e 1) Die spaltfülsige Zwergseeschwalbe. St. fissipes, Br. 2) — pommersche Zwergseeschwalbe. $i. Pomarina, Br. 8) — dänische Zwergseeschwalbe. St. Danica, Br, . ELFTE SIPPE, Wasserschwalbe. Hydrochelidon, Boje 5 1) Die schwarze Wasserschwalbe. H. nigra, Boje N 9) — schwärzliche Wasserschwalbe. H. nigricans, Br. 3) — dunkle Wasserschwalbe, H. obscura, Br. Die weilsschwingige Wasserschwalbe. H. leucoptera, Boje — schnurrbärtige Wasserschwalbe. MH. leucopareja, Boje ZWÖLFTE SIPPE. Sturmvogel. Procellaria, Linne, Brisson, Boje z 1) Der Eissturmvogel. Pr. glacialis, Linn. 2) — Wintersturmvogel. Pr. hiemalis, Br, DREIZEHNTE SIPPE, Petersvogel. Hydrobates. Boje BEE 1072 Seite 1) Der färöische Petersvogel. H. Faäröoensis, Graba et Br. 803 9) — Meerpetersvogel. H. pelagicus , Boje ’ 2:80A VIERZEHNTE SIPPE. Sturmtaucher. Puffinus, Brisson, =» ..'. «805 1) Der nordische Sturmtaucher. Puff. arcticus, Fab. .. 806 2) — englische Sturmtaucher. Puff. Anglorum, Cuv.et Br. _807 Ein und zwanzigste Ordnung. Pelekanartige Vögel. Pelecanidae, Leach . . 809 ERSTE SIPPE FR Tölpel. Sula, Brisson . ö P . f .-— 810 1) Der grolse Tölpel. $. major, Briss. - a „812 9) — bassanische Tölpel. S. Bassana, Briss . . 813 3) — cap’sche Tölpel. $. Capensis, Licht. s ..: 814 ZWEITE SIPPE Scharbe. Carbo, Ge/fsner . 3 A £ I R _ 1) Die Kormoranscharbe. C. cormoranus, Mey. . 810 9) — Eisscharbe. €. glacialis, Br. . k a 3) — Baumscharbe. C. arboreus, Br. . s / ea 4) — kleine Kormoranscharbe. C. subcormoranus, Br. 819 1) — Krähenscharbe. C. graculus, Mey. . k «77890 9) — kurzschwänzige Scharbe. C. brachyuros, Br. . 822 DRITTE SIPPE. Kropfgans. Pelecanus, Linne . : I F 2 m Die europäische Kropfgans. P. onocrotalus, Linn. ” 894 Zwei und zwanzigste Ordnung, Euntenartige Vögel. Anatidae, Lach -. . . 8% ERSTE SIPPE. Schwan. Cygnus, Brisson . F z 3 . ı. 827 ERSTE FAMILIE. Höckerschwäne. Cygni gibbi f E Ä 1) Der weilsköpfige Höckerschwan. C. gzbbus, Bechst: a 2) — gelbköpfige Höckerschwan. C. olor, Illig. ı 830 ZWEITE FAMILIE. Singschwäne. Cygnimusa . = ; ee Ti 1) Der nordöstliche Singschwan. C. musicus, Bechst. i nen 92) — isländische Singschwan. C. Islandicus, Br: «. 832 ZWEITE SIPPE, Gans. Anser, Brisson et Boje : a ; . ı..88% 1073 ERSTE FAMILIE. Graugänse. Anseres cinereivn 2 Wing 1) Die deutsche Graugans. 4. cinereus, Mey. . ‘ 2) — nordische Graugans. 4. sylvestris, Briss. . ZWEITE FAMILIE. Saatgänse. Anserestsegaum ee. 1) Die breitschwänzige Saatgans. 4A. platyuros, Br, . 2) — wahre Saatgans. 4. segetum, Mey. . ‘ R 3) — rostgelbgraue Saatgans. 4A. rufescens, Br. ’ 4) — Feldsaatgans. 4. arvensis, Br. . a N A 5) — dunkle Saatgans. 4. obscurus, Br. . 6) Bruch’s Saatgans., 4. Bruchii, Br. DRITTE FAMILIE. Blässengänse. .Anseres fronte albo . EEE, 1) Die grofse Blässengans. 4. albifrons, Bechst. . ; 2) — kleine Blässengans. 4A. brevirostris, Heckel i VIERTE FAMILIE. Zwerggänse. Anseres pygmaei . Die grauliche Zwerggans. 4. cineraceus, Br. DRITTE SIıPPF, Meergans. Bernicla, Boje ERSTE FAMILIE. Kleinschnäblige Meergänse. Berniclae micro- rhynchoi . ; ’ . - . s i 4 Die weilswangige Meergans. B.leucopsis, Bechst. ZWEITE FAMILIE. Ringelmeergänse. Berniclae torquatae 1) Die graubäuchige Ringelmeergans, B. glaucogaster, Br. 2) — kleinfülsige Ringelmeergans, .B. mieropus, Br. . 8) — breitschwänzige Ringelmeergans, B. platyuros, Br. 4) — kurzschnäblige Ringelmeergans. B, torquata, Boje 5) — langschnäblige Ringelmeergans. B. collaris, Br. . DRITTE FAMILIE. Rothhalsmeergänse, Berniclae collo rufo . Die Rothhalsmeergans,. B. ruficollis, Bje , » .» VIERTE SIPPE, Gansente, Tadorna, Boje » . . a, ERSTE FAMILIE. Schneegansenten. Tadornae mwveae . . s Die nordische Schneegansente. T. nivea, Br. } ’ 71 1074 ZWEITE FAMILIE, Bunte Gansenten. Tadornae variae n E Die ägyptische Gansente. 7. Adegyptiacay Boje . - DRITTE. FAMILIE. Brandgansente. Tiadornae maritimae . . h 1) Die Höckerbrandgansente. 7. gibbera, Br. . . 2) — Küstenbrandgansente. 7. littoralis, Br. . E 3) — Meerbrandgansente. 7. maritima, Br. . VIERTE FAMILIE. Rothe Gansenten. Tadornae rubrae } Die rothe Gansente. 7. rubra, Br. e - ne FÜNFTE SIPPE. Ente. Anas, Linne, Brisson, Leach, Boje, Brehm ERSTE FAMILIE. Stockenten. Anates rectricibus recurvis . 1) Die grofse Stockente. An. archiboschas, Br. 2) — wahre Stockente. An. boschas, Linn. 3) — isländische Stockente. An. subboschas, Br. - 4) — grönländische Stockente. An. conboschas, Br. . ZWEITE FAMILIE. Spielsenten. Anates cauda cuneata 5 . 1) Die schmalschnäblige Spielsente. 4. acuta, Linn. . 2) — breitschnäblige Spielsente. A. Zongicauda, Briss. 3) — amerikanische Spielsente. 4. caudata, Br. 3 DRITTE FAMILIE "Schnatterenten. Anates streperae . 1) Die grofsschnäblige Schnatterente. 4. szrepera, Linn. 2) — kleinschnäblige Schnatterente. 4. cinerea, Gmel. VIERTE FAMILIE. Pfeifenten. Anates fistulantes . . a & N 1) Die grofsschnäblige Pfeifente. 4. Kagolka, Gmel. . 2) — schmalschnäblige Pfeifente. 4. fistularis, Gefsn. 3) — kurzschnäbiige Pfeifente. A. penelope, Linn. SECHSTE SIPPE. Löffelente. C/ypeata, Boje xy $ " 1) Die langschnäblige Löffelente. C2. RR: Br. 2) — breitschnäblige Löffelente. C2. platyrhynchos, Br. 3) — pommersche Löffelente. C/. Pomarina, Br. F 4) — kurzschnäblige Löflfelente. Cl. brachyrhynchos, Br. SIEBENTE SIPPE. Kriekente. Querquedula, Boje 1075 ERSTE FAMILIE. Knäckkriekente. Oxerquedulae proprie sic dietae 1) Die grolse Knäckkriekente. Querg. circia, Br. 5 2) —.blauflügelige Knäckkriekente. Querg. glaucopteros,Br. 3) —- kleine Knäckkriekente. Querg. scapularis, Br. , ZWE’TE FAMILIE. Aechte Kriekenten. Querquedulae creccae . - Erste Unterabtheilung. Europäische Kriekenten. Querquedulae creccae Europaeae . 5 3 e & 5 a 1) Die schmalschnäblige RE Querg. crecca, Boje 9) — mittlere Kriekente. _Querg. suberecca, Br. 8) — kurzschnäblige Kriekente. Querg. creccoides, Br. Zweite Unterabtheilung. Amerikanische Kriekenten. Querquedulae creccae Ämericanae . . 2 £ < 3 5 . 1) Die nordamerikanische Kriekente. Querg. Americana, Br. 2) — grönländische Kriekente. Querg. Groenlandica, Br. ACHTE SIPPE. Eiderente. Somateria, Leach . A P s a ERSTE FAMILIE. Wahre Eiderenten. Somateriae proprie sic dictae. (Anas mollissima, Linn.) . c & 2 ‘ . 1) Die dänische Eiderente. $. Danica, Br. 2) — norwegische Eiderente, S. Norwegica, Br. 5) — breitschwänzige Eiderente. S. platyuros, Br. . 4) — färöische Eiderente, $. FPäroensis, Br. . 6) — grofsschwänzige Eiderente. S. megauros, Br. 6) — isländische Eiderente. $. Islandica, Br. . 7) — nordische Eiderente, $. borealis, Br. 8) Leisler’s Eiderente. $. Leisleri, Br. 9) Die plattstirnige Eiderente. 8. plans = NEUNTE SIPPE. Trauerente. Melanitta, Boje . e 5 ; b ERSTE FAMILIE. Aechte Trauerenten. Melanittae nigrae 1) Die schwarzfülsige Trauerente. Mel. nigripes, Br. . 2) — grolsschwänzige Trauerente. Mel, megauros, Br. 3) — breithöckerige Trauerente. Mel. gibbera, Br. . 4) — schmalschwänzige Trauerente. Mel. nigra, Br. 717 * 1076 ZWEITE FAMILIE. Sammettrauerenten. Melanittae fuscae k 4 1) Hornschuch’s Sammettrauerente. Mel. Hornschuchii, Br, 9) Die ächte Sammettrauerente, Mel. fusca, Bje . 8) — grolsfülsige Sammettrauerente, Mel, megapus, Br. 4) — breitschnäblige Sammettrauerente, Mel. platy- rhynchos, Br. . . . . . hate . ZEHNTE SIPPE. Moorente,. Aytıya, Boja „u 0. ar Jam a reg ERSTE FAMILIE. Rudermoorenten. Aythyae remigantes N Die weilsköpfige Moorente. 4. leucocephala, Boje » ZWEITE FAMILIE. Bergmoorenten. Aythyae montanae . . . 1) Die isländische Bergmoorente. Aythya Islandica, Br. 2) — krumimschnäblige Bergmoorente, 4. marıla, Linn, 8) — weifsrückige Bergmoorente. 4, leuconotos, Br, DRITTE FAMILIE, Reihermoorenten, Aythyae ceristatae . . . 1) Die breitschnäblige Reihermoorente,. 4. fuligula, Boje 2) — schmalschnäblige Reihermoorente, 4. ceristata, Br. VIERTE FAMILIE. Weifsäugige Moorenten. Aythyae iridibus albis. (Anas nyroca, Grmel,) . . . . 1) Die östliche weilsäugige Moorente. i Vespa Br. 2) — nordische weilänsigb Moorente. A.nyroca, Boje FÜNFTE FAMILIE. Tafelmoorenten. Aythyae ee (Anas fe- rina, Linn.) . . . . . 1) Die rothköpfige ee e Epos Br. 2) — rothbraunköpfige Tafelmoorente. 4. ferina, Boje . ELFTE SIPPE, Kolbenente, Callichen, Br. ; 2 e 4 ; 1) Die rothköpfige Kolbenente,. Call, ruficeps, Br. . 2) — gelbköpfige Kolbenente, Call. rufinus, Br. . 8) — schmalschwänzige Kolbenente. C. subrufinus, Br. 4) — kleinfülsige Kolbenente, C. micropus, Br. . » ZWÖLFTE SIPPE. Schrellente,. »Clangula,‘ Bojenusı) wait ERSTE FAMILIE. Acchte Schellenteu. Clangulae verae 1077 1) Die isländische Schellente. Clangula leucomelas, Br. 2) — Woanderschellente. (2. peregrina, Br. . ’ 3) — kurzschnäblige Schellente. C/. glaucion, Boje . 4) — schmalschnäblige Schellente. Cl. angustirostris, Br. 5) — grolse Schellente. CZ. scapularis, Br. et Mehl. ZWEITE FAMILIE. Eisschellenten, Clangulae glaciales .» « . 1) Die isländische Eisschellente, C/, hiemalis, Br. c 2) Faber’s Eisschellente, Cl, Faberi, Br. . . 3 5) Die grolsschwänzige Eisschellente, C/. megauros, Br. 4) — kurzschwänzige Eisschellente, (2. musica, Br. . 5) — breitschnäblige Eisschellente, C/. glacialis, Boje 6) — kurzschnäblige Eisschellente, C, brachyrhynchos, Br. DREIZEHNTE SIPPE, Säger. Mergus, Linne ee er ERSTE FAMILIE. Weifse Säger. Mergi albelli. (Mergus albellus, Linn.) 1) Der grolse weilse Säger. M. albellus, Linn. . . 2) — kleine weilse Säger. M. minutus, Linnd et Brehm ZWEITE FAMILIE. Gänsesäger. Mergi merganseres. (Mergus mergan- ser, Linn) .» . . . B . R . . 1) Der isländische Gänsesäger. M. merganser, Linn. . 2) — nordöstliche Gänsesäger. M. castor, Linn. et Brehm DRITTE FAMILIE. Langschnäblige Säger. FREE longirostres. GR gus serrator, Linn.) .» . 1) Der hochköpfige langschnäblige Säger. M. en en 2) — plattköpfige langschnäblige Säger. M.Zeucomelas, Linn. Drei und zwanzigste Ordnung. Taucher. Columbidae, Leach . . r - ; Erste Abtheilung. Flufstaucher. Oolumbidaenonnisi pedum ope mergentes ERSTE SIPPE. Steilsfuls. Podiceps, Lath. b N r P ERSTE FAMILIE. Haubensteilsfülse. Podicipes cristati. (Colymbus cristatus, Linn.) > E x b 2 5 e 1) Der grofse Haubensteilsfuls. P. .cristatus, Lath. 1078 2) Der hochköpfige Haubensteifsfufs. P. mitratus, Br. . 3) — plattköpfige Haubensteilsfuls. P. patagiatus, Br. ZWEITE FAMILIE, Graukehlige Steilsfülse. Podicipes suberistati 1) Der dänische graukehlige Steilsfuls. P. rubricollis, Lath. 2) — kurzschnäblige Steilsfuls. P. suberistatus, Bechst. 3) — schmalschnäblige Steilsfuls. P. canigularıs, Br. DRITTE FAMILIE. Nordische Steilsfüfse. Podicipes septentrionales 1) Der grofse gehörnte Steilsfuls. P. cornutus, Lath. et Faber 2) — kleine gehörnte Steilsfuls. P. bicornis, Br. n Der isländische nordische Seifsfuls. P.arcticus, Boje et Fab. VIERTE FAMILIE. Ohrensteiflsfülse, Podicipes auriti 1) Der schwarzhälsige Ohrensteifsfuls. P. EN Br. 2) — rothhälsige Ohrensteifsfuls. P. auritus, auct. FÜNFTE FAMILIE, Zwergsteifsfülse. Podicipes minuti 1) Der hebridische Zwergsteilsfuls. P. Hebridicus, Ton. 9) — mittlere Zwergsteilsfuls. P. minor, Lath. . 3) — kleinste Zwergsteilsfuls. P. pygmaeus, Br. ZWEITE SIPPE Taucher. Colymbus, Lath. 4 a a ERSTE FAMILIE. Eistaucher. Oolymbi glaciales. (Col. glacialis, Linn.) 1) Der isländische Eistaucher. C. glacialis, Linn. 9) — Riesentaucher. C. maximus, Br. 5 5) — Wintertaucher. C. hiemalis, Br. e 3 - ZWEITE FAMILIE. Polartaucher. Colymbi arctici. (Col. arcticus, Linn.) 1) Der grofse Polartaucher. C. arcticus, Linn. 9) — langschnäblige Polartaucher. C. macrorhynchos, Br. $) — Ostseetaucher. C. Balticus, Hornschuch et Schilling DRITTE FAMILIE. Rothkehlige Taucher. Colymbi rufigulares. (Col. septentrionalis ‚ striatus et borealis, Linn.) £ 1) Der nördliche rothhälsige Taucher. C. sepzentrionalis, Linn. 2) — nordöstliche rothhälsige Taucher. Col. Lumme, Brünnich et Brehm lin h 3) Der nordywestliche vothhälsige aan C. borealis, Brünnich « D ‘ . » . » 1079 Zweite Abtheilung. Flufsflügeltaucher. Colymbidae non solum pedum, sed etiam alarum ope mergentes ' e x = ERSTE SIPPE. Lumme. Urzia, Brisson 3 . 1) Die dumme Lumme. Dria RR Task. o 2) — weilsgeringelte Lumme.(?) U. Zeucopsis, Br. 3) — norwegische Lumme. U. Norwegica, Br. 4) — Brünnich’sche Lumme. U. Brünnichi, Sabine 5) — Polarlumme. DU. polaris, Br. Die einfarbige Lumme. U. unicolor, Ben. ZWEITE SIPPE. Grylllumme. Cephus, Cuv. . k : 2 1) Die nordeuropäische Grylilumme. Ceph. grylle, Cu. 2) — langschnäblige Grylilumme. C. arcticus, Br. . 3) Meisner’s Grylilumme. C. Meisneri, Br. 4) Die färöische Grylilunme. C. Färoensis, Br. 5) — Eisgrylilumme. C. glacialis, Br. N . DRITTE SIPPE Krabbentaucher. Mergulus, Ray. e . - 1) Der plattscheitelige Krabbentaucher. M. alle, Ray. 2) — hochscheitelige Krabbentaucher. M. arcticus, Br. VIERTE SIPPE Larventaucher. Mormon, Illig. . & 1) Der nordische Larventaucher. M. fratercula, Teak 2) — Eislarventaucher. M. glacialis, Leach 3) — Polarlarventaucher. M. polaris, Br. . n 4) Graba’s Larventaucher. M. Grabae, Br. . A FÜNFTE SIPPE. Alk (Papageitaucher). Alca, Linne, Cuvier, Tem- minck, Ray. . 1) Der östliche Alk. len Balken, Brüniich et Frechen 2) — Tordalk. 4. zorda, ns 3) — Eisalk. 4. glacialis, H = N S 4) — isländische Alk. 4. oh Br. . . Nachträge. Die kleine Zwergohreule. Scops minuta, Br. . 1) Der südliche Grauammer. Miliaria meridionalis, Br. 9) Michahelles Steindrossel. Petrocossyphus Michahellis, Br. 1) Der grolse Flüevogel. Accentor major, Br, . Seite 1080 $) Der dalmatische Alpenflüevogel. Accentor subalpinus, Br. Die zweifelhafte Turteltaube. FPeristera dubia, Brehm et Seyffertitz . . . . . . . . Der weilshalsige Geier. Yultur albicollis, Br. . . Die südamerikanische Schleiereule. Strix perlata, Lichst. 1) Der Weizenschilfsänger. Calamoherpe tritrici, Br. . 2) — Uferschilfsänger. Calamoh. phragmitis, Boje et Brehm . . . e : . s ® 3) Der kleine Uferschilfsänger. Cal. subphragmitis, Br. 4) — nordische Schilfsänger. Cal. schoenibus, Br. . 5) — Binsenschilfsänger. Cal. juncorum, Br. . . (6) — schwarzstreifige Schilfsäanger. Cal. melanopogon, Br. Der holländische Staar. Szurnus Hollandiae, Br. > — rostkehlige Ammer. Zmberiza rufigularis, Br. - — kupferfarbige Ibis. Ibis cuprea, Br. . . . Die kurzflügelige Sumpfschnepfe. Telmatias bra- chyoptera, Br a8 3 > j 5 R . 1) Die Seeschwalbe des Weltiuners, Sterna Oceani « 2) — Landseeschwalbe. St. lacustris, Br. . = P Uebersicht der Sippen. Seite Cathartes (Vultur, Z.) . . ; : ; N 4-6 Vultur a ; . » : ‘ 2 6— 10 Gypaetos (Anktar, L.) £ e - P 5 . 11— 12 Haliaetos (Falco, Z.) N . . ’ ; ...135— 17 Aquila (Falco, L.) . : f R a R »: 13— 30 Pandion (Falco, L.) R 5 R . N ..81— 34 Circaötos (Falco, L) . . R . ; » 84— 38 Archibuteo (Falco, L.) . B B e . » .38— 4 Buteo (Falco, ZL.) . R . . s - » 41— 44 Pernis (Falco, L) . R s r R . .. 45— 47 Milvus (Falco, L.) . 2 = . s . . 48— 58 Hierofalco (Falco, L) . - , . s sımädr—ı 5 Falco ‘ : ; 5 > . .. 59— 68 Gerchneis (Falco, L). & . . . . :». 69— 74 Erythropus (Falco, L.) . g “ 1 . Fa ir Elanus (Falco, L.) . . . . . . .» Mm— 83 Astur (Falco, L) . 5 z = . : s. 89285 Nisus (Falco, ZL.) . 2 R P P R . . 85— 89 Circus (Falco, L.) . A & A o R .!' 89 07 Surnia (Strix, L.) - A ; ; . . - 100—102 Noctua (Strix, L.) - . . . . } « :102— 103 Strix } na Aa Glaucidium (Strix, L) . r . . h « 107 —108 Athene (Strix, L.) . . . . . . » 109—111 Nyctale (Strix, Z.) . . . . . . + 111—113 Syrnium (Strix, Z.) . . i Klic . 114—117 Bubo (Strix, Z.) b - . , k > ., 118 —120 Bens. (Stux, Zu), =. ® 2.00 Te ER #194 Scops (Strix, Z) : . e . } f 125 — 126 und Nachträge . . R i . 1006 — 1007 Caprimulgus . . . ee Cypselus (Hirundo, 1) . re a er 1.1.75 1. :) 72 1082 Cecropis (Hirundo, Z.) Chelidon (Hirundo, L.) . Cotyle (Hirundo, Z.) Merops . Alcedo Cuculus Oriolu -. R / Coracias Corvus Monedula (aoiyuei Kinn Pyrrhocorax (Corvus, Z.) Pica (Corvus, Z.) Glandarius (Corvus, Z.) Nucifraga (Corvus, L) . Dendrocopus Sa e Picus Picoides (Bieus, 2) Gecinus (Picus, Jynx Sitta £ = 2 x Certhia . Tichodroma (Certhia, ; 1) Upupa Bombycilla (Anipelis,, u) Butalis (Muscicapa, Z.) Muscicapa Lanius - Crucirostra (Loxia, Briss,) Corythus (Loxia, L.) Erythrothorax (Pyrrhula, Temm,) Pyrrhula (Loxia, L.) Serinus (Loxia, Scop.) . Coccothraustes (Loxia, 2.) Chloris (Loxia, Linn.) Pyrgita (Fringilla, Z.) Montifringilla (Fringilla, Z.) Fringilla Cannabina (Fringilla, L) Linaria (Fringilla, Z.) Spinus (Fringilla, 2.) Carduelis (Fringilla 7.) Miliaria (Emberiza, ZL.) Seite 136 — 133 138 — 141 141 —144 145 — 147 147 — 150 150 — 154 155 — 157 157 — 160 162— 171 172— 173 174 — 176 176 — 178 178 — 180 181—182 185 — 186 136 — 193 193 — 195 196 — 201 201 — 203 204 — 207 207 —211 212 — 213 214 — 216 217 — 219 220 — 222 222 — 229 230 — 238 240 — 246 246 — 248 248 — 250 251— 255 253 — 255 256 — 253 258 — 261 262 — 268 269 — 270 271— 275 275 — 279 279 — 283 233 — 287 237 -- 289 290 — 292 1083 Seite Emberiza . R ; 5 - } 5 « 292 — 300 Cynchramus (Emberise), ZWAR ® z : . : 300 — 302 Plectrophanes (Emberiza, 1.) 5 n . . 305 — 807 Melänocorypha (Alauda, L.) . a ? : . 509 — 312 Phileremos (Alauda, Z.) 312 — 313 Galerida (Alauda, Z.) 514 —517 Alauda 317 —321 Corydalla Manda, L.) 321 — 322 Anthus (Alauda, Z.) . 322 — 341 Budytes (Motacilla, Z.) 343 — 344 Motacilla 345 — 349 Cyaneeula (Sylvia, Lach) 3549 — 353 Luscinia (Sylvia, Lath.) 354 — 358 Rubecula (Sylvia, Zach.) 358 — 361 Ruticilla (Sylvia, Zach.) i i : E . 861— 366 Petrocossyphus (Turdus, 4.) . : : a 567 — 370 und Nachträge s E . 1007 — 1008 Merula (Turdus, 7.) h 5 : : ; .. 871— 377 Turdus . 8 ß 5 : . . , 378 —393 Cinclus are. L.) : : : . . 894 — 397 Sturmnus . > L : > ; . 397 --400 Boscis (Pastor, Bar ‚ Turdus, Linn.) “= .401—402 Vitiflora (Saxicola, Bechst) . . De .. 402 —406 Saxicola . ; 5 e s 2 ß » 406—412 Curruca (Sylvia, 2) ar f ; . .. 412— 423 Phyllopneuste (Sylvia, Lath.) - : : . 4235 — 435 Hippolais (Sylvia, Zath.) ö i ? : .. 434 — 436 Calamoherpe (Sylvia, Lath.) . . c 3 . 457 — 455 Troglodytes (Motacilla, Zinn.) £ . i . 453 —455 Accentor (Motacilla, Linn.) . { ! s . 455 — 458 Parus ? 460 — 468 Paroides (Parus, Z.) 468 — 471 Mystacinus (Parus, 7.) 471—475 Pendulinus (Parus, L.) 475 —477 Reguius (Motacilla, 1.) 478 — 484 Columba 486 — 492 Peristera (Columba, L, 493 — 495 Pterocles (Tetrao, L.) 497 — 499 Tetrao } 499 — 512 Bonasia (Tetrao, L) 512 — 514 Lagopus (Tetrao. Z.) 515 — 518 Phasianus a“ 518 — 520 12° 1084 Perdix (Tetrao, Z.) Coturnix (Perdix, L.) Otis s Cursorius (Charsdhiunh L.) Oedicnemus (Charadrius, L.) » Charadrius : . Eudromias (Oharadisus, 1) Aegialitis (Charadrius, Z.) Squatarola (Tringa, ZL.) Vanellus (Tringa, ZL.) . v Strepsilas (Tringa, L) . . Haematopus Glareola Grus (Ardea, L.) Ciconia (Ardea, Z.) . Ardea Herodias raea; 1) Buphus (Ardea, Z.) 5 ; Nycticorax (Ardea, L.) . . Botaurus (Ardea, ZL.) Platalea Phoenicopterus Ibis i Numenius (Scolsgiz, en Scolopax Telmatias Beolohas, Ei Philolimnos (Scolopax, L.) Limosa (Scolopax, Z.) Glottis (Scolopax, Z.) Potanus (Tringa, Z.) Actitis (Tringa, ZL.) Tringa R P . . Canutus (Tringa, 2.) > Pelidna (Tringa, L.) Machetes (Tringa, L.) Calidris (Tringa, L.) . j Lobipes (Phalaropus, Briss.) » Phalaropus, Briss. . ; Himantopus (Charadrius, 2) Recurvirostra Rallus . Crex (Rallus, L) Seite 520 — 526 526 — 529 531 —534 536 — 537 537 — 539 540 — 543 544 — 547 547 — 552 552 — 554 554 — 557 557 — 560 . 561 —563 564 — 567 569 — 571 571 — 577 577 — 583 583 — 537 587 — 590 591 — 593 594 — 598 598 — 601 601 — 603 605 — 607 607 — 611 611 — 614 614 — 621 622 — 624 625 — 629 629 — 632 632 — 646 647 — 649 650 — 6553 653 — 655 656 — 668 668 — 672 672 — 675 675 — 677 678 — 630 680 — 684 684 — 687 689 — 691 691 — 694 1085 Gallinula (Rallus, Z.) Stagnicola (Fulica, L.) . Fulica - Lestris (Larus, L) Larus s . Laroides L) . . Xema (Larus, Z.) x . Gavia (Larus, ZL.) . . Sylochelidon (Sterna, Z.) . Gelochelidon (Sterna, L.) . . Thalasseus (Sterna, Z.) ‘ . Sterna . . . . . Sternula (Sterna, L) 2 . . Hydrochelidon en L.) . Procellaria Hydrobates alt. aria, L) . Puffinus (Procellaria, Z) « . Sula (Pelecanus, Z.) . ir Carbo (Pelecanus, Z.) . Pelecanus . a . Cygnus (Anas, L) . . Anser (Anas, L.) . . . Bernicla (Anas, Z.) r - . Tadorna (Anas, L.) Anas Clypeata Kaas; L) . . Querquedula (Anas, ZL.) Somateria (Anas, L.) : Melanitta (Anas, ZL.) . Aythya (Anas, ZL.) . Callichen (Anas, L) . . Clangula (Anas, L) . . Mergus » a x Podiceps (Col, L) Colymbus . . . . Uria (Colymbus, L) . . . Cephus (Colymbus, Z.) Mergulus (Alca, 2) . Mormon (Alca, ZL.) . . Alca . . ; b a Seite 695 — 702 702— 707 707 — 711 713— 726 726— 736 737 — 756 756 — 764 764— 767 767 — 771 7711— 775 775— 777 777 — 788 789 — 792 792 — 797 795 — 801 802 — 804 805 — 808 810— 814 814— 822 822 — 8235 827 — 833 833 — 846 846 — 852 853 — 860 860 — 875 875— 879 830 — 888 883 — 898 899 — 908 908 — 921 921— 926 926 — 939 939— 947 949— 967 967 — 980 980— 985 935 — 992 992— 995 995 — 1000 1000 — 1006 27) g, er © Bee Il Aal ee es le eelzle Sinn entstellende Druckfehler. Zeile 14 lies sie statt sich. Erle. als Il Fr Beer) 28 3 fällt weg. 96 lies ihr statt ihm. 14 lies längern statt kürzern. 6 , fehlt nach etwas. 23 an fehlt nach haben. 10 l. Le Vaillant statt Zevaillant. 30 lies eben statt aber. 27 lies Schlechtfalken statt Schlachtfalken. 52 , fällt weg nach Weibchen, 32 lies des vorhergehenden statt das vor- hergehende. 9 lies zinnunculoides statt tinnunculvides. 18 lies der mitschwarzer Binde statt mit schwarzer Binde der. 29 lies T’arsus statt Torsus. 21 lies der statt auf dem. 16 l. Weihen st. Weibchen. 19 den fehlt nach von. 7 9" statt 9, 11]. schilf -, rohr statt schilfrohr. 20 lies 1 statt 9. 94 1. 2 statt 4. 921, 3 statt 5. 311. & statt 6. 13 „befiedert“ fehlt nach dicht. 14 befiederten fällt weg nach die. 1 1! wenig st. weniger. 17 lies 1 statt 93. 93 lies Cotyle statt chelidon, 32 unterscheiden fällt weg. 6 lies denen statt dem. 6 lies Fulswurzel statt Füfsewurzef. 8 , fällt weg nach ausgebreitet. 94 lies corax statt vorax. 4 lies weilsröthlich statt ‚weilslich. 14 * muls stehen nach Pieus. 24 lies dmericanus statt .Americana. 1 lies Bombycilla statt Bombieiphora. 15 , fehlt nach weilslich, 5 lies Curvirostra statt Cervirostra. 81 lies irrig statt innig. 33 lies Schnabel statt Scheitel. 44 lies der Scheitel statt dieser. 18 lies 1 statt 6. Seite 807 Zeile 12 lies 2 statt 7. Keller alle er Seelze Mlelak] 330 334 353 354 364 587 392 409 410 414 420 421 431 452 453 469 476 AEBRARSENFR ER eg Kernel ll joleln) ll Il 14 lies Transact. ofthe Linn. soc. statt Prars. of the Linn. 5 lies um statt nur. 4 lies M statt S. 18 lies Es statt Er. 17 lies oben statt aber. 19 (Sylv. phoenic. Mot. phoen.) fehlt nach Br. 14 lies drei statt zwei. 10 lies Schriftsteller statt Schrift. 11 lies Nr. 2 statt Nr. 1. 12 lies von Nr. 1 durch statt Nr. 2. 10 nach ganz fehlt „oder fast ganz‘“. 4 lies 31% statt 15", 16 lies Hecken statt Schwarzhölzern. 17l.mehrereHolzarten st.Fichten u.Kiefern. 17 lies Gebüschen statt Gegend. 18 „brütet in Nadelwäldern‘“ fehlt nach vor. 24 1. breit, vornschmal st. weit, vorn breit. 11 lies 1° bis 2° statt 1 bis 2". 2 lies 3 statt 2. 14 lies Ste statt 11te. 31 Die Worte „nach erstern“ müssen nach „alle“ stehen. 18 lies um statt nur. 26 lies macrourus statt maerourus. 7 nach Flügeln fehlt „keinen weilsen Halsring“, 6 lies Stangenholz statt Stangelholz. 30 lies Hasselgu. statt Hasselan. 6 lies 15" statt 15". 26 lies längere statt kürzere, 12 „der Vogel“ fehlt nach „und“. 3 „kleinern“ fehlt nach ‚‚und“. 13 „als“ fehlt nach ‚,‚sie“. 8 lies Schwarz statt Schwanz. 26 kl. fehlt nach 1. 14lies, 97500 statt 37 80%. Slies Leach. statt Lach. 5 lies fuleinella statt falcinellus. 30 lies castanea statt castaneus. 12 lies der Spitze und den Seiten statt den Spitzen der Seiten. 23 lies 16 statt 10. 32 lies Ostindien statt Westindien. 14 , statt als. 15 , fälit weg nach Flügel. 4 lies gelbliche statt gelblich. 14 Nach gewellt fehlt „Im Jugendkleide ist der Unterhals und Kropf grau, weils gewölkt“, 7 lies Brünn. statt L. 1 lies Rostroth und Schwarz statt rost- rotlı=- und schwarz. Seite 665 Zeile 2 lies Calidris statt colidris. — 673 — 8, fallt weg nach stark. — — — 9, fällt weg nach schwach. — 705 — 15lies fusca statt furca. — — — 31lies es statt sie. — 709 — 30 lies es statt er. — 745 — 11 lies Spratten statt Sprotten. — 748 —. 17 nach 74 fehlt „hoch“. — 752 — 19 lies 21° statt 96°. — — — 220llies 191° statt 242", — 753 — 10'les ‚243 statt, 911%. — 765 — 34 lies Mantel statt Schnabe!. — 780 — 31lies kraik statt krack. — 781 — 31 lies Linnaei statt Linne. — 7852 — 30 lies vorderste statt innere. — — — öl inwendig fehlt nach Mittelzehe. — 783 — 14 lies Spratten statt Sprotten, — 791 — 15 lies 3 nach und statt 2. — 800. — 26 jährlich fehlt nach Isländer. — 807 — 12 lies Spratten statt Sprotten. — 811 — 6 lies 14 statt 12. — 818 — 34 lies diesem statt dieser. — 8235 — 4 Pelekan fehlt nach einen. — 829 — 9lies Znas statt Aras. — — — 32lies geschäckte statt geschmückte. — 849 — 10 lies 27° statt 27°, — 856 — L1lies Brustfleck statt Brutfleck. — 861 — 24 mediis fehlt nach rectricibus. — 875 -— 50 lies Zähne statt Nägel. — 912 — 21 lies Myvatn statt Myrate. — 914 — 18 Nach Fuligula fehlt Boje. — 922 — 31 Nachtr. fehlt nach 1, Ausg. — 95 — %6 lies 3 statt 4, — — — 30 lies milst statt ist. — 935 — 32 verschieden fehlt nach wesentlich. — 959 — 24 1. johannisbeerrothe st. johannisrothe. — 968 — 13 lies Speiseröhre statt Luftröhre. — 070 — 2 und S. 972 2. 5 lies zmmer statt immerg. -—- 990 — 16 lies welches statt welche. — 991 — 11 lies wie statt sondern. — 998 — 2lies Enten statt Eulen. — 71005 — 4lies Laffoden statt Loffaden. Wi Goli del‘. UM iÜller 2227, I in Weimar ’ 7 / UMuller veulo ın 77 umar 906 del. WMuller seulp. en Weimar . A ” . 5 y ei BE nd > fi « Pal 6, ddeker del. Yallıcllr sculo un Weimar W ur “ . . Li .“ i \ N . D 8 * rk a 4 Le Milk. Akiller Pe a 7 e. ideker del Milk Miller 26. [2 1724 er (A. Macilt W: . 3 Eh Km rl 1A Y 07 » > x AS, a j l. ? € Badeker 74 deker del. MWilh.Mıdller SO: Ph / 9.447477, ars 1CUlD, j3 (7 Rn ri nn ‚ =; , ndeker del. Schwan; veudlp. ca D2 h Muller S0 Wei % ar “rn “ ’, ’ Wilh Miller Sc Weker del. u TE re ar , EU A er ner N Wüh Miller se $ S N Ri a > er TE f 5 ° 2 . ah ee wo di “a ni ron u a. u ” F 1. m. {7} zn = 1 ’ ‚Goeli del WARMEN zig. rar a a} ker del. | WMülter se. Fan TI Baceker del. W?Meller 20. 3 ..h Au Lan ie H2 Muller 7274 5 Ye en nu 7 7 Wilh. Miller sc Badeker ALL % EL v r A - e s L er 6 * hs: N 3 . S Nar ” ® wen ff ar In ou ar En EN Ic Ko Br N UN } r \ VE TR E sn Rn. . » a ie 2 x 9 ö y See) LM: PER, "7 wir: a 2 ar Wilh. Muller 21 Weker del. Br 2 au: 4m ITRE U N Badeker del Wilk. Muller . IE. 27. Mall 2 T 7 Irt leker del. Badeker del. Wilh. Muller sc tädeker del. t 4 ker del Wilh, Müller sr. 2 are „N. > ee ” Wılh.Müller sc. Tas ’ ul AB Wil, Müller sc. Bädeker del. Becher dl. : Wilh Miller sc Wilh.Müller SC, ddcker del = 6 dn.COr. Wiälh ‚Muller ze. # 4 5 » \ “ ui a Gr j . [2 > Lie‘: , J z - >r u + Pa u Ar Baer! u £\ Pe AN wen: Prix x de hat y ge RG acht Be. 2. En be Wilh. Aller sc. ‚ . . e a _ s r - u e- hi i 7° ) % In ie %\ IAr re RE ae Zion Airaz 2 —... > R u ® a \ ” . . 2 4 , We x . “> A » ar} “ gm. 4 Me . > k . ie 'h NR: IL ir . 2 I ' ei y Pi R u Cr a a . > cr a r ae ZT .t ” D y „ r Io +) * he e “ 2 U ' r 4 ee, ” x 2 » wre et TR u I Ze . . ladeker del. Wüh Muller sc. Y > 4N [3 e 2 3 ; 2 Pe 5 Sir . Er E * ’ ’ #5 g « > Pr: ke Ks x 7, > WR a | ae ie, neh . er [n \ TEN OEL el nr ra RENT FRaN EINEN 4 F DBadeker del. G d. IL. Or. MWih. Muller AL; - Mo“ “ 7 - - 7 A A re ” ” + ” # + - ’ . - . n - _ e “ei. m “..: F % r . i eo” ee Bun DEE, ä { y Pe + rg u, ee u ER. | x W Muller [2% in Weimar. Bar eher del. BL! W uller se. ın Weimar. 7 a’ Fi Br, " ) NH j IN dr, a 72U07 wi 2 ud Da 2 ’ . » Yıyı ’VPP { Tab Ina ‚ ” ‚ “ ın% NR N “ a u # s Be. . z - > i » - + J Hr - N \ ie ‘ EN p' mus h Sc, k 1 3 fi W. Muller se ın Weimar . W. Müller we. in Weimar . olz del. Welh. Aliller 8. x - B ’ ‘ - } ut . =. ö Drza Du u, i I L) ! + { ’ « . ‘ r Li ir - y » PR | ex L f v fi } . f sus i “ * . u. # A u‘ RE uhr . 1 ‚ 7 1 « [ 4 “ ir fir 1 > t Par“ f i WW ‘ . > W < s p u r % N P v ie ao. ‘ D v # Y v } x h W r | . \ k { “x . 172 “ Ro Fri N # Fr ” nd ”. - » E R AHP > - D e » A WET, i r ı AL g% sr E E i “ Pe ee ee Te er ip Uhr nie Dadeker del. Gd.n:.C / Wer Pr. Goetz del. Wilh. Aller re x DR DER) 4 leker del. Kd.n. Or. Wilh Mader 20 . ; Br PT Er Er weripr=t Ir * u Badeker del. Wih. Müller pe 7%. G L, G 72, PP / MH X TE, WM n PR ” 4 ern. 2 PL Z 53 A Z FR . 4 2 “7 IRB, LT, Win 7 DB, z Pak WIR r. Wr » 7 PEPREE,. VERAHIIIE SS > £ Y 0 ZA; 7 G 7% u Y% Y f KIA, % wh, ir 64 TE? / 2 3: DABEEDI TA, BR Ka TER EZ . G Wh DR Yo) 2 un F DER 2 Er 4 4 / u, ; ll ee 2 EEE ap 9: ZZ En pl 22 , WENNS DR EN; IRB FA, %r